En Das" ZT - EEE BE AN RIACTT FREE n An u BounD IFYD WHITNEY LIBRARY, HARVARD UNIVERSITY. THE GIFT OF dB WELTENENY, Sturgis Hooper Professor IN THE MUSEUM OF GOMPARATIVE ZOÖLOGY v2, 838 {RANSFERRED TO GEOLOGICAL SCIENCES LIBRARY IM KR Ahhandiuisen der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt, | Neue Folge, Heft 17. Di Lamellibranchiat ten des, rheinischen Deron. | mit Ausschluss der Aviculiden bearbeitet von Dr. L, Beushausen. Hierzu ein KiISE mit 38 Tafeln. ‚Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. BERL IN. =: Im Vertrieb, bei der‘ Sub Schropp’ ’schen Hof- Vesdkerieohändiine. (J. H. Neumann,) & ER ee, Be a RE Veröfentlichungen. der Königl. Bikitsshen geologischen ER Landesanstalt, B; Die mit f bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Pa al te alle übrigen bei’der Simon Schropp’schen N EN LIE 2 2% NAD hier erschienen. ur OR l. Geologische Spocialkarte von Preussen u. den Thdeingichen Stanten, "Im Maassstabe von 1: 25000, - ( für das einzelne Blatt nebst. i Heft Erläuterungen PREN Mark. Preis » » Doppelblatt der mit obigem f bez. ‚Bieferdngen I SE DR ; 3:9 » » übrigen Lieferungen . . . ea RÄSRE, . Lieferung 1. Blatt: Zorgel), Beuneekenstein?), HasselfeldeN), Eitrichd, Nord- na ah a .. .hausen!), Stolberg. . . .19-.' » 2% ..». . Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, "Apolda, Magdala, Jona y 12— EP N PR, Worbis, Bleicherode, Hayn, Ndr.-Orschla, Kane, RT EN TE ‚Immenrode ER A RB re # » 4 » . Sömmerda, Cölleda, Stotternheim, Neumark, ‚Erfurt, AR Weimar. er :..% Te ee BE BI ».. 5...» . Gröbzig, Zörbig, Petersberg Rn ee » 6. .» Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, "Dudweilen, Tanters REN bach, Emmersweiler, Hanweiler (darunter 3 * Doppel- ; ß blätter) FARBE Rn R » ° 7%.» .Gr.-Hemmersdorf, *Saarlouis, *Heusweiler, *Friedrichs- et . 2 .; 'thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . ERLTR a Waldkappel, Eschwege, Sontra, ‚Noten, Hönebach, BER ö 2. eGerstungen >>. u RER RE ENG ‚Kelbra (nebst Blatt mit 2 Proflen: ‚durch ‚das ERS . Kyffhäusergebirge sowie einem geogn.. ‚Kärtchen im ‚Anhange), Sangerhausen, Sondershausen, Franken- F 000.0... hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt 2 a 1 a Wincheringen, Saarburg, Beuren, Freudenburg, Perl KR ar ar ERET re Lioum, Cremmen, Nauen, Weitz, Merkau, ohihae » 1%.» Naumburg, Stössen, Camburg, ‚Osterfeld, Büren) ER el a He IRORDETENE ee N sr ». 13.. » Langenberg, Grossenstein, ‚Gera, Ronneburg . al » 14. » 7 Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow . iS #19, 08; Langenschwalbach, Platte, Köpigspeun, Eltville, Wies- en baden, Hochhemm 3..::%.. nr, LOARENS Harzgerode, Pansfelde, Leimbach, Schwenda, Wippra, EEK ETF ManBlolda wink 2A ER 1 RR ‚Roda, Gangloff, Neustadt, EWR Pörmitz, Zeulenroda » 18. © » Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin .. . . » 19...» . Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Que BE NIER - fürt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg. RR In) ZUR » + Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, REN ey ZIOBBON (darunter 2 * "mit. Bohrkarte und ‚Bohr- Br register) .. . » 21... » Rödelheim, Frankfurt. a =. Fi Schwanheim, "Sachsen Be ae HRS hauen; ‘8 ».2,92, 8: + Ketzin, Fahrland WerRer, Poledai) Beelitz, Wildenbraeh. ‚12 ».23..» ‚ Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, PART at N BR " Pennstedt, "Gebesee, Gräfen- Tonna, Andisleben R! kn ae RR. 1 ARE © Mühlhausen, Körner, Ebeleben . a ».:.26. » + Cöpenick; Rüdersdorf, Königs- -Wusterhausen, AlHärt : BR mannsdorf, Mittenwalde, 'Friedersdorf '. . LS)» Pr 3 . ‚Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Goran ENT Br E Pre: ES Abhandlungen der Königlich Preussischen seologischen Landesanstalt. Neue Folge. Heft 17. wu BERLIN. Im Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. Die Lamellihranehiaten des rheinischen Devon mit Ausschluss der Aviculiden bearbeitet Dr. L. Beushausen. Hierzu ein Atlas von 38 Tafeln. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. ANAANNANANANNNAAAAINNAIITITNIIAANATIINNnnnnnnNNN BERLIN. Im Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1895. "= a BE YueRn et a RT TERR NE N er Se h .% s r er Tr TIEF, wu int: ar com j WALL u HEREIN ‚IH y |: Yriser) Bihf b* 4 | BANK he | lt _ > e. u i Alalasınabiie) safnzälen will zer nd ) ; { : BR r m N N | ra Kuh ‚ Aue PCR PEN. var en | | DEF TEL # DI. AM De u dual 6 Inhaltsverzeichniss. Einleitung . Sen 5 IR a eeechet Theil. : ß Systematische Beschreibung der Cattunden u Boden Allgemeine Systematik der beschriebenen Fauna II. Geologischer Theil . P NE Die geologische Verbreitung der rresteaheller im enden Deren und ihre Bedeutung für die Stratigraphie hie i Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten in Ar Horizonten des rheinischen Devon . : Near Die Beziehungen der Zweischalerfauna zur ee Enbmiaklunz des rheinischen Devon Nachträge und Berichtigungen . : : 5 Alphabetisches Register zum en Theil. Einleitung. Die Entstehung der vorliegenden Arbeit ist auf den Umstand zurückzuführen, dass sich mir bei der Bearbeitung der Fauna des Oberharzer Spiriferensandsteins in den Jahren 1883 und 1884 1) die Wahrnehmung aufgedrängt hatte, dass die Zweischalerfauna unseres Devon bislang nur mangelhaft bekannt und viel reicher ist, als man aus den in der Litteratur vorliegenden Angaben schliessen kann. Da in der Zeit seit dem Erscheinen des grossen . Werkes der Brüder SANDBERGER die Kenntniss der palaeozoischen Lamellibranchiaten anderer Gebiete grosse Fortschritte gemacht hatte, so erschien es zeitgemäss, auch die Zweischaler des rheini- schen Devon mit Ausschluss der von FRECH bearbeiteten Avicu- liden einer umfassenden Neubearbeitung zu unterziehen. Zuerst wollte ich die Arbeit auf das Unterdevon beschränken, allein ein solches Vorgehen erwies sich sehr bald als unpraktisch, und so habe ich die Fauna des ganzen rheinischen Devon in den Kreis meiner Untersuchungen gezogen. Ueber die Grenzen des rheinischen Devon hinauszugehen, verbot sich aus zwei Gründen: zunächst dem Umstande, dass die betreffenden Faunen zum Theil bisher zu wenig ausgebeutet sind, wie das z. B. für den Harzer Clymenienkalk gilt, in dem ich im Jahre 1894 eine nicht unbe- trächtliche Zahl von Lamellibranchiaten entdeckt habe, und zwei- tens, weil die stratigraphische Stellung mancher Zweischaler liefern- 1) Abhandl. zur geol. Special-Karte von Preussen, Bd. VI, Heft 1. 1884. Neue Folge. Heft 17, 1 2 Einleitung. den Versteinerungsfundpunkte noch nicht völlig geklärt ist. Nur in einzelnen Fällen habe ich daher auch nichtrheinisches Material berücksichtigt. Zu besonderem Danke verpflichtet bin ich den Directoren der Königlichen geologischen Landesanstalt, den Herren Geh.- Rath HAUCHECORNE und Geh.-Rath BEYRICH, für das Interesse und die Förderung, welche sie meiner Arbeit angedeihen liessen. Dank schulde ich ferner den Herren, welche mich durch leihweises Ueberlassen von Material aus den ihnen unterstellten Museen bezw. ihren Privatsammlungen unterstützten, den Herren Professor BErrKAU (Bonn), Dr. FOLLMANN (Coblenz), Prof. FRECH (Breslau), Prof. von Frrrsch (Halle), Prof. HoLZAPFEL (Aachen), Prof. Kayser (Marburg), Prof. von KOoENEN (Göttingen), Rentier Fr. MAURER ( Darmstadt), Oberpostdirector SCHWERD (Coblenz). Bei der Beschreibung der Arten bin ich von dem Grundsatze ausgegangen, Alles zu trennen, was constante Unterschiede zeigt. Der Artbegriff ist daher ziemlich eng gefasst und manche Form- änderung, welche von Anderen vielleicht als Varietät oder Muta- tion angesprochen worden wäre, als besondere Art aufgezählt worden. Was den letzteren Namen betrifft, den ich ganz ver- mieden habe, so scheint es mir ziemlich gleichgültig, ob man eine Form als Mutation einer anderen oder als besondere Art be- zeichnet; unter den Verhältnissen, mit denen die Palaeontologie bezüglich des zur Verfügung stehenden Materials meist zu rechnen hat, decken sich in praxi beide theoretischen Begriffe. Hierzu ist folgendes zu erwägen: Finde ich zwischen zwei zeitlich getrennten ähnlichen Arten Zwischenformen, so ist es schon mit Rücksicht auf das Dilemma, ob man diese als jüngere Mutation der einen oder als ältere Mutation der anderen Art bezeichnen soll, zweifellos empfehlenswerther, sie kurzweg als Art aufzuführen. In Conse- quenz dieses Standpunktes werde ich aber, wenn mir das eine End- glied der Reihe fehlt, die Abänderung der anderen Art gleichfalls als Art bezeichnen müssen. Zudem ist bekanntlich die Fassung des Artbegriffes durchaus abhängig von der individuellen Anschauung der Autoren über die Valenz der unterscheidenden Merkmale. Und endlich scheint es mir, ganz abgesehen von der noch viel zu Einleitung. B) grossen Lückenhaftigkeit unserer Kenntnisse, als ob man mit dem Schluss auf wirkliche Verwandtschaft von Formen auf Grund äusserer Merkmale oft allzu schnell bei der Hand sei. Manche Beobachtungen, die ich bei der Bearbeitung der vorliegenden Fauna gemacht habe, mahnen sehr zur Vorsicht in dieser Bezie- hung, und ich habe es daher auch grundsätzlich-vermieden, Ent- wicklungsreihen aufzustellen, die, wenn sie auch vom Autor noch so verklausulirt hingestellt wurden, nachher als Axiome in die Litteratur übergehen. Wer das Bedürfniss nach derartigen gra- phischen Darstellungen des augenblicklichen Standes der Mei- nungen fühlt, wird sich auf Grund des hier niedergelegten Materials unschwer selbst solche construiren können. Als Varie- täten habe ich besonders Abänderungen solcher Arten bezeichnet, bei denen eine gewissermaassen diffuse Variabilität auftritt. Da- gegen habe ich mich nicht überzeugen können, dass die Arten allgemein zu Formschwankungen neigen, im Gegentheil habe ich gerade bei sehr häufigen Arten meist die Beobachtung gemacht, dass sie in ihren Charakteren einen hohen Grad von Constanz bewahren. Diese Beobachtungen, verbunden mit der weiteren, dass eine Formänderung meist mit dem Auftreten in einem anderen geologischen Horizont verknüpft ist, in Verbindung ferner mit der Thatsache, dass eine grosse Reihe von Formen auf ganz bestimmte Horizonte beschränkt ist und daher vortreffliche Leitfossilien ab- giebt, geben mir die Berechtigung, eine so strenge Scheidung der einzelnen Arten durchzuführen. Dazu tritt endlich die Erwägung, dass selbst eine hier und da zu sehr in’s Einzelne gehende Tren- nung weit weniger vom Uebel ist als ein unbegründetes Zusammen- werfen in Wahrheit verschiedener Formen unter einem Namen, wofür u. A. Conocardium aliforme und Cardioläa retrostriata geradezu abschreckende Beispiele sind. Wenn man eine derart scharfe Unterscheidung der einzelnen Arten durchführen will, so muss man sich allerdings sorgfältig vor einer sehr gefährlichen Klippe hüten, das ist die Verdrückung und Verzerrung besonders der unterdevonischen Versteinerungen. Der Anfänger, sowie derjenige, welchem nur ein spärliches Material zu Gebote steht, verfällt fast regelmässig in den Fehler, dass er 1* 4 Einleitung. die Folgen der Verdrückung, wo sie nicht geradezu in die Augen ‚springen, für Artunterschiede hält, und ich nehme keinen An- stand, einzugestehen, dass es auch mir bei meiner oben erwähnten Erstlingsarbeit in einigen Fällen so ergangen ist; ebenso leidet die von FR. MAURER !) im Jahre 1886 veröffentlichte Beschreibung neuer Arten des rheinischen Unterdevon unter diesem Uebel- stande, der bei den Zweischalern weit schwieriger zu vermeiden ist als z. B. bei den symmetrisch gebauten Schalen der Brachio- poden. Nur durch, jahrelange Beschäftigung mit verdrückten Ver- steinerungen und durch die Verfügung über ein umfangreiches Material erlangt man allmählich die Fähigkeit, nicht nur die That- sache der Verdrückung zu erkennen, sondern auch das Maass derselben zu beurtheilen, was für die Vergleichung verschieden- artig verdrückter Exemplare unter einander von grosser Wichtig- keit ist. Was die Vergleichung von anderen Autoren beschriebener Arten und die Synonymik betrifft, so bin ich darin etwas zurück- haltend gewesen. In der Synonymik habe ich mich fast durchweg auf diejenigen Angaben beschränkt, bei denen es sich ganz zweifellos um eine idente Form handelte; nur wo es von beson- derem Interesse ist, dass die etwaige Identität einer anderweit be- schriebenen Form festgestellt wird, habe ich durch die mit Frage- zeichen erfolgte Aufnahme in die Synonymenliste darauf auf- merksam gemacht. Bei der Vergleichung anderer Arten mit solchen unserer Fauna habe ich nur diejenigen berücksichtigt, bei denen eventuell eine Verwechselung möglich war; eine grosse Reihe in irgend einer Hinsicht ähnlicher, oft aber ganz hetero- gener Formen aufzuzählen und ihre Unterschiede eingehend zu erörtern, wie das z. B. WHIDBORNE thut, kann ich nicht als nach- ahmenswerth betrachten. Die Fundortsangaben beziehen sich, falls nicht ein besonderer Vermerk gemacht ist, ausschliesslich auf Localitäten, von denen mir Material vorgelegen hat. !) Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon. Einleitung. B) Die Arbeit zerfällt in zwei Theile. Der erste bringt zunächst die eingehende Besprechung der Gattungen und Arten, sodann eine nach Familien geordnete systematische Uebersicht der Fauna mit Rücksicht auf ihre Verwandtschafts- und Abstammungsver- hältnisse; der zweite befasst sich mit der geologischen Verbrei- tung und der stratigraphischen Wichtigkeit der Zweischaler des rheinischen Devon und enthält ferner einige kurze Ausführungen über die Beziehungen der Zweischalerfauna zur Facies- Entwick- lung desselben. Zum Schlusse fühle ich mich verpflichtet, den Herren OHMANN und PÜrz für die bei Herstellung der schönen Tafeln während zweier Jahre aufgewandte Zeit, Mühe und Sorgfalt auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. a A Verde KHHIHEHE IE Palaeontolosischer Iheil. ) + r 5 7 = ® en. sh. T WR: & r .’ C. er ra r { ee ICh en ö ie pr wei TSREIMESBICHE BE > 2 r* m © e a = re Ni } “ 2 { RN N, - 7 y \ % 5 ö = « e l i f fr - i L PIE f n Fi u. ee ws £ D u. © i “ e r u | Ba . Zn, r j Systematische Beschreibung der Gattungen und Arten. Mytiliden. Gattung: Modiola LAMmARcKk. Taf E Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass die beiden nach- stehend beschriebenen Arten in der That zu Modiola gestellt wer- den müssen. Abgesehen davon, dass sie durchaus die typische Gestalt besitzen, beweist die Lage des kleinen vorderen Adductors dicht unter den Wirbeln, der gebogene schmale, nicht platten- förmig verdickte, zahnlose Schlossrand, die lineare feine Band- furche (Fig. 5A) ihre Zugehörigkeit zu dieser Gattung, welche aus dem Kohlenkalk in einer Reihe von Arten bereits sicher be- kannt ist. Modiolopsis kann wegen des breiten abgeplatteten Schlossrandes und des tief eingesenkten vorderen Adductors nicht in Frage kommen. Ob die von Haut (Palaeontology of New-York, V.1, S. 267 f., Taf. 33 u. 87) beschriebenen, als Untergattung Mytilops zu Modiola gestellten beiden Arten wirklich daher gehören, scheint mir hin- gegen nicht zweifellos, obwohl z. B. M. praecedens äusserlich sehr an Brachydontes erinnert. 10 Palaeontologischer Theil. Modiola antiqua GoLDFuss. Taf. I, Fig. 3—6. Mytilus antiquus GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 173, Taf. 130, Fig. 5. 18354 — 40. Modiola Kahlebergensis A. Rormer, Beitr. zur geol. Kenntniss d. nordwestl. Harz- gebirges, III, S. 123, Taf. 18, Fig.6. 1855. > » » bei Beusuausen, Beitr. zur Kenntn. d. Ober- harzer Spiriferensandsteins, S. 61, Taf. 2, Fig. 15. 1884. Schale mässig gewölbt, stark ungleichseitig, querverlängert, nach hinten verbreitert. Wirbel ganz am vorderen Ende gelegen, klein, niedergedrückt. Schlossrand schmal, zahnlos, glatt, nach hinten verlängert, fast geradlinig, nur ganz schwach gebogen, ohne deutliche Ecke stumpfwinklig in den schräg nach hinten abwärts gebogenen Hinterrand übergehend; Vorderrand kurz ab- gerundet, Unterrand vor der Mitte etwas eingezogen und in kurzem Bogen zum Hinterrande aufsteigend. Vom Wirbel zieht zum Unterrande eine flache, mehr oder minder stark ausgeprägte, aber stets deutlich erkennbare Furche. Die Sculptur besteht aus feinen, mit gröberen abwechselnden, zonenförmig angeordneten Anwachsstreifen. Das Ligament war äusserlich längs des Schlossrandes in einer feinen linearen Furche angeheftet. Der kleine vordere rundliche, scharf begrenzte und ein wenig eingesenkte Muskeleindruck liegt dicht unter dem Wirbel, der hintere ist ähnlich gestaltet, aber grösser und flacher, undeutlich begrenzt, und liegt unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Ich bin lange zweifelhaft gewesen, ob ich die mir vorliegenden Exemplare zu .M. antigua stellen sollte, weil diese Art nach der Abbildung bei GoLpruss hinten nicht verbreitert und die diago- nale Furche weiter nach hinten gelegen scheint. Die Untersuchung des Original-Exemplars im Bonner Universitätsmuseum ergab je- doch, dass dieses nicht vollständig ist, indem der Hinterrand und die hintere Hälfte des Unterrandes fehlen. Ergänzt man diese sinngemäss, so ergiebt sich genau dieselbe Form wie unsere Exem- Palaeontologischer Theil, 11 plare sie aufweisen. Auch der vordere Muskeleindruck liegt genau an derselben Stelle. Infolge dieser Beobachtung ergiebt sich auch, dass die von mir früher betonte Verschiedenheit von M. antigua und M. Kahle- bergensis A. ROEMER in Wirklichkeit nicht besteht. Die Unter- schiede der beiden Arten — die Harzer Form ist durchschnittlich ein wenig niedriger — sind so geringfügig, dass man die letztere nur als Varietät von M. antiqua auffassen kann. “Vorkommen: ? Neunkirchen, Siegener Grauwacke; St. Jo- hann a. Kyll, Oberstadtfeld und Gemünd b. Daun, Nellenköpfchen, untere Coblenzschichten; Mühlthal bei Rhens, Coblenzquarzit; Daleiden, Rossbach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Aachener, Breslauer , Göttinger, Hallenser, Marburger Museum. Sammlungen der Herren FoLL-. MANN und MAURER. Modiola lodanensis n. sp. Dat 1, Ric 109. Es unterscheidet sich diese Art von M. antiqua durch nie- drigere, mehr querverlängerte Gestalt und den stärker gebogenen, unmerklich in sanfter Curve in den Hinterrand übergehenden Schlossrand. Die Diagonalfurche tritt verhältnissmässig weiter nach vorne an den Unterrand heran. Die übrigen Eigenschaften stimmen mit M. antiqua überein. Vorkommen: Oberlahnstein, Coblenzquarzit; Rossbach, obere Coblenzschichten. Aachener und Göttinger Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Modiolopsiden. Gattung: Modiomorpha HaArr 1869. Taf. I—IIl. Harr’s im Uebrigen sonst durchaus zutreffende Charakteristik von Modiomorpha bedarf in Bezug auf das Schloss einiger Er- gänzungen. Nach HaLr besteht dasselbe aus einem starken keil- 12 Palaeontologischer Theil. förmigen Zahn in der linken Klappe und einer entsprechenden Grube in der rechten. Bei der Durchsicht unserer Abbildungen wird man aber finden, dass diese Angabe nur bei dem kleineren Theile der Arten zutrifft, und auch dann liegt über oder unter dem Zahn noch eine Zahngrube für einen Zahn der rechten Klappe. In den anderen Fällen, wo das Schloss zu beobachten war, liegt dagegen der Zahn in der rechten Klappe, in der linken die ent- sprechende Grube. Der Schlossbau variirt also erheblich und zwar auch bei äusserlich sehr ähnlichen Arten, wie M. lamellosa und dilsteinensis, und man kann ihn etwa durch die Formel: ERIOER ra ausdrücken. Ein zweiter Punkt, welcher der Erörterung bedarf, ist die Lage des Ligaments. Nach HALL ist dasselbe äusserlich, an den verdickten Schalrand angeheftet, der zu diesem Zwecke oft längs- gefurcht ist. Nach der Untersuchung des mir vorliegenden Materials kann die Lage des Ligaments als äusserlich allgemein nicht betrachtet werden. Vielmehr dient der abgeplattete Schloss- rand entweder in seiner ganzen Breite oder nur seinem oberen Theile als Ligamentfläche und ist zur Anheftung desselben bald fein längsgestreift, bald gröber gefurcht, manchmal so scharf und tief, dass man, wie bei M. Follmanni, ohne Kenntniss der Gegen- klappe an Seitenzähne denken würde. Von Harr’s Abbildungen zeigt Fig. 17 auf Taf. 35 eine feinere, Fig. 18 eine gröbere Strei- fung. Eine feine Anwachsstreifung auf dem Schlossrande unter und vor den Wirbeln beobachtet man öfters. Sie rührt wie bei Myoconcha und Hippopodium davon her, dass der Schlossrand sich mit zunehmendem Alter nach innen mehr und mehr verbreitert. Bei alten Exemplaren von Hippopodium greifen nur die Innen- ränder des Schlossrandes noch ineinander, die Schlossplatte bildet zwischen Wirbel und wirklichem Schalrande eine Art Area. Die Diagnose von Modiomorpha gestaltet sich demnach wie folgt: Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, nach hinten ver- breitert. Wirbel klein, nahe am vorderen Ende gelegen, welches Palaeontologischer Theil. 13 oft lappenförmig mehr oder weniger vorspringt. Vom Wirbel zum Unterrande verläuft meist eine deutliche Furche, welche eine Einziehung des letzteren zur Folge hat. Die Schalenoberfläche ist mit feineren oder gröberen unregel- mässigen Anwachsstreifen bedeckt. Schloss in jeder Klappe mit 0—1 meist längsgestreiften Schlosszähnen, deren Lage bei den einzelnen Arten wechselt. Keine Seitenzähne. Ligament auf dem als Ligamentfläche dienenden, längsge- streiften oder mehr oder minder grob längsgefurchten Schloss- rande belegen, zuweilen nur in randlicher Furche, zuweilen die ganze Breite des Schlossrandes einnehmend. Vorderer Muskel- eindruck meist tief eingesenkt bezw. durch eine Schwiele gestützt, nahe am Vorderrande gelegen, mit kleinem Fussmuskeleindruck; hinterer Muskeleindruck grösser, flach, unter dem hinteren Ende des Schlossrandes gelegen, aber selten erhalten. Mantellinie ganz- randig. Zu der so begrenzten Gattung gehören auch die neben zwei Arten von Modiomorpha von mir 1884 (Beitr. zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensandsteins S. 65, Taf. 2, Fig. 16, 18, 19) als - Myoconcha-Arten beschriebenen drei Arten. Was die nahe verwandte Gattung Modiolopsis betrifft, so finden sich über diese in der Litteratur merkwürdig widersprechende Angaben. HALL äussert sich bei ihrer Aufstellung (Palaeontology of New-York I, S. 157) nicht über den Schlossbau; M’Coy giebt bei einzelnen Arten eine. lange Ligamentfurche oder Seitenzahn am Schlossrande an, erwähnt aber ın der Gattungsdiagnose keine Schlosszähne (Brit. Palaeozoie Fossils II, S. 265 ff.), ebenso wenig Murcnison (Siluria, 3. Aufl., S. 195), SALTER (Quart. Journ. XX, S. 297), EDGELL (Quart. Journ. XXX, 8.46), Bıcor (Bull. de la Soc. geol. de France, 3. serie, Bd. 17, S. 791 f.), BARROIS (Faune du gr&s armoricain, S. 206) u. A., vielmehr heben sie, so- weit das Schloss überhaupt erwähnt wird, hervor, dass es zahnlos sei. Da BıGorT z. B. wohlerhaltene Steinkerne abbildet, so unter- liegt es keinem Zweifel, dass Schlosszähne hier in der That nicht vorhanden sind. Auch Zırrer (Handbuch d. Palaeontologie I, 2, 14 Palaeontologischer Theil. S. 44) nennt Modiolopsis zahnlos. Auffallenderweise sagt nun aber Hart auf S. 25 und 27 der »Preliminary Notice of the La- mellibranchiate Shells«, 1869, das Schloss von Modiolopsis sei ähn- lich dem von Üypricardites (= Cyrtodonta) und bestehe aus zwei bis vier schiefen Schlosszähnen und ein bis zwei starken hinteren Seitenzähnen; auch bei M. modiolaris CONRAD, dem Typus der Gattung, sei ein solches Schloss, wenn auch nicht deutlich, zu beobachten. Nach dieser Angabe hat dann wohl auch FIscHER, Manuel de Conchyliologie, S. 990, seine Schlossbeschreibung ver- fasst. Es ist schwer, in diese widerspruchsvollen Angaben Klarheit zu bringen. Wenn man nicht annehmen will, dass HALr’s An- gaben auf Irrthum beruhen bezw. auf Verwechselung von Exem- plaren der Gattungen Cyrtodonta oder vielleicht ('yrtodontopsis FREcH, welch’ letztere äusserlich überaus ähnlich ist, mit Modio- lopsis, so bleibt Angesichts der bestimmten Angaben von BIGoT und BARROIS nichts übrig, als die Annahme, dass unter dem Namen Modiolopsis zwei verschiedene Gattungen zusammengefasst worden sind, deren eine zahnlos ist, während die andere Schloss- zähne und Seitenzähne, sowie äusseres Ligament hat. Die letztere würde dann aber von den Modiolopsiden zu trennen sein. Die älteste sicher bekannte Art von Modiomorpha dürfte M. (Modiolopsis) Dollfussi DE TROMELIN aus dem untersilurischen Sandstein von May sein (B1GoT, ]. c. S. 796, Taf. 22, Fig. 5), die nach ihrem Schlossbau — ein starker Zahn in jeder Klappe, ausserdem angeblich ein zweiter kleinerer in der linken, keine Seitenzähne — zweifellos hierher zu rechnen ist. Im Devon ist die Gattung ziemlich artenreich und geht in Amerika bis in das untere Carbon hinauf, während sie in Europa anscheinend schon im Oberdevon nicht mehr vorkommt; in jüngeren Schichten wird sie durch die Gattung Myoconcha ersetzt (siehe unten). Was von den durch BARRANDE (Systeme silurien Bd. 6, Taf. 258—264) zu Modiolopsis gestellten Formen, die übrigens zum Theil ganz anderen Gattungen angehören dürften, etwa zu Modio- morpha zu stellen sein möchte, ist bei dem Mangel deutlicher Schlösser nicht zu entscheiden. Palaeontologischer Theil. 15 In sehr nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Modio- morpha steht die Gattung Myoconcha, wie im allgemeinen Theile näher zu erörtern sein wird. Eine weitere sehr nahe Verwandte ist Guerangeria ÖEHLERT, die äusseres Ligament besitzt. Doch gehört nur @. Davousti hierher, @. Gahardiana ist ein Carydium. @. Davousti hat, entgegen der Gattungsdiagnose, wie ich an Exem- plaren des Herrn OEHLERT gesehen habe, keinen hinteren Zahn. Modiomorpha simplex n. sp. Ita 16 ey do Schale flach gewölbt, quer-eiförmig, sehr ungleichseitig, nach hinten etwas verbreitert, mit sehr kleinen über dem steilen Vorder- rande gelegenen, kaum vorragenden Wirbeln. Schlossrand lang, gebogen, abgeplattet. Auf ıhm unter dem Wirbel in der linken Klappe eine kurze schräge, dem hinteren Schlossrande parallele Grube, der ein ebensolcher Zahn in der rechten Klappe entspricht. Darüber ist der Schlossrand einfach oder mehrfach längsgefurcht oder längsgestreift zur Anheftung des Ligaments. Die Sculptur besteht aus zahlreichen feinen, etwas unregelmässigen concen- trischen Streifen, welche in seltenen Fällen auf der dem Unter- rande zugekehrten Seite eine sehr schwache Einbiegung zeigen. Der vordere Muskeleindruck ist stark vertieft, sodass er auf den Steinkernen als flach kegelförmiger Buckel erscheint und liegt dicht unter dem Schloss. Der hintere ist sehr flach, meist gar nicht sichtbar und liegt unter dem Hinterende des Schlossrandes. Dicht über dem vorderen Adductor liegt noch ein kleiner Fuss- muskeleindruck. M. simplex ist der eine Endpunkt der langen Formenreihe der rheinischen Arten dieser Gattung. Am nächsten steht ihr M. eircularis, diese unterscheidet sich aber sofort durch nicht schräg nach vorn unten, sondern bei gleicher Schalenstellung ge- rade nıch vorne gerichteten deutlich dreieckigen Zahn bezw. Grube. Die Gestalt ist sonst ähnlich, nur weniger nach vorne verschmälert. Vorkommen: Singhofen, Nellenköpfehen, Erbesbach bei Bertrich, Landsteiner Mühle im Weilthal, Conderthal, untere 16 Palaeontologischer Theil. Coblenzschichten; Bienhornthal, Coblenzquarzit; Oberlahnstein, Hohenrheiner Hütte, Laubach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger und Hallenser Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANnN und des Herrn FR. MAURER. Modiomorpha eircularis MAURER. Taf. I, Fig. 12. Modiomorpha eircularis Maurer, Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, S. 14. 1886. Schale flachgewölbt, quer eiförmig, sehr ungleichseitig, mit weit vorn gelegenem, kaum vorragendem kleinem Wirbel. Schloss- rand gebogen, plattenförmig verdickt; Vorderrand steil abfallend, in den mässig gebogenen Unterrand übergehend; Hinterrand in flachem senkrechtem Bogen Schloss- und Unterrand verbindend. Eine schwache kurze innere Transversalfalte erscheint kaum an- gedeutet. Eine schräge zum Unterrande ziehende Depression fehlt. Das Schloss besteht in der linken Klappe aus einer nach vorn gerichteten dreieckigen Zahngrube und schwachem lamellen- förmigem Zahn darüber. In der rechten Klappe entsprechend umgekehrt. Der Schlossrand trägt ein oder zwei lineare Längs- furchen für das Ligament. Der vordere Muskeleindruck ist von eiförmiger Gestalt, tief eingesenkt und hat eine narbige Oberfläche. Oben stützt ihn eine kurze Schwiele. Der kleine Hülfsmuskeleindruck ist nicht er- halten. Hinterer Muskeleindruck undeutlich, sehr flach. Mantel- linie ganzrandig. Sculptur nicht erhalten. Die vorliegende Form steht der M. simplex durch ihre kurze, am Unterrande nicht eingebogene Gestalt recht nahe, unterscheidet sich jedoch durch grössere Höhe der Schale und vor Allem im Schlossbau. Während gemäss der tieferen Lage des Wirbels bei M. simplex die Richtung des lamellenartigen Zahns bezw. der Zahngrube schräg nach vorn unten geht, ist bei gleicher Schalen- stellung bei M. eircularis die Richtung des dreieckigen Zahns gerade nach vorne, sodass der Habitus ein ganz anderer wird. Ausserdem fehlt M. simplex der schwache Zahn der linken Klappe. Palaeontologischer Theil. 17 Vorkommen: Michelbach, obere Coblenzschichten. Nur das Originalexemplar in der Sammlung des Herrn Fr. MAURER. Modiomorpha intermedia n. sp. Taf. I, Fig. 13. Schale flachgewölbt, quer-eiförmig, nach vorn etwas ver- schmälert, mit weit vorne gelegenen, kleinen, sehr wenig vorragen- den Wirbeln, unter denen der Schalrand ganz leise eingezogen erscheint. Schlossrand gebogen, Vorderrand kurz abgerundet, vorspringend, Unterrand fast gradlinig, mit kaum angedeuteter ‚Einziehung dicht vor der Mitte. Hinterrand bogig, steil abfallend, in Schloss- und Unterrand unmerklich übergehend. Vom Wirbel aus zieht sich eine schwache innere Falte transversal bis etwa zur Schalenmitte. — Sculptur nicht erhalten. Das Schloss besteht in der linken Klappe aus einer dicht unter dem Wirbel gelegenen, nach vorn gerichteten Zahngrube, mit schwachem Zahn unmittelbar darüber, in der rechten Klappe entsprechend aus Zahngrube und darunter gelesgenem Zahn. Der Schlossrand ist randlich längsgestreift für die Anheftung des Li- gaments. Der vordere Muskeleindruck liegt nahe dem Vorder- rande unter dem Schloss, ist von rundlich-eiförmiger Gestalt und wenig eingesenkt. Eine schwache Schwiele stützt ihn. Ueber ihm liest ein sehr kleiner tiefer Fussmuskeleindruck. Der hintere Muskeleindruck, von gleicher Gestalt, aber ganz oberflächlich, liegt nahe dem hinteren Rande. Mantellinie einfach. Die vorliegende Art bildet in der Gestalt den Uebergang von der Gruppe der M. simplex zu den sich um M. lamellosa grup- pirenden Arten. Vorkommen: Oppershofen, untere Coblenzschichten. Samm- lung des Herrn FR. MAURER. Anmerkung. Herr Dr. Forımann besitzt von der Laubach den Steinkern einer rechten Klappe von einer Modiomorpha, die durchaus an M. intermedia erinnert, sich aber dadurch unterscheidet, dass der Vorderrand gleichmässig abgerundet ist und keine Spur einer Einziehung zeigt. Sie steht in dieser Bezie- hung also M. modiola gleich, der sie sonst nicht ähnlich ist. Leider ist das einzige vorliegende Stück für eine Beschreibung zu ungünstig erhalten, doch mag hier- mit auf diese Form aufmerksam gemacht sein. Neue Folge. Heft 17, 2 18 Palaeontologischer Theil. Modiomorpha lamellosa SANDBERGER sp. Taf. I, Fig. 19— 21. Pleurophorus lamellosus SAnptErGEr, Rheinisches Schichtensystem, S. 267, Taf. 28, Fig. 4, 4a. 1850 — 56. ? Modiomorpha cf. lamellosa Beusnausen, Oberharzer Spiriferensandstein, diese Abh. Bd. VI, Heft 1, S. 64, Taf. 2, Fig. 14. 1884. Modiomorpha gracilis und ovalis Maurer, Fauna d. rechtsrheinischen Unterdevon, S. 14. 1886. Schale sehr ungleichseitig, querverlängert, flach gewölbt, mit terminal gelegenen kleinen, etwas vorragenden Wirbeln. Schlossrand gebogen, Vorderrand steil abfallend, Unterrand flach eingezogen, Hinterrand schrägbogig, ın ihn übergehend. Von den Wirbeln zieht zur Hinterecke eine flachbucklige Wulst, vor der eine breite flache Furche zum eingezogenen Unterrande verläuft. Ausserdem verläuft längs der Wulst noch eine innere Falte, die aber gewöhn- lich nicht bis zum Schalrande heransetzt. Unter dem Wirbel liest in der linken Klappe ein nach vorn gerichteter Zahn, darunter eine tiefe Zahngrube. In der rechten Klappe liest zu oberst die Grube für den Zahn der linken Klappe und darunter der in die Grube dieser Klappe fallende Zahn. Das Ligament liest längs des Schlossrandes, der zu diesem Zwecke längsgefurcht erscheint. Die Sculptur besteht aus bündelförmig gruppirten feinen und sröberen Anwachsstreifen. Der vordere eiförmig-rundliche Adductor ist tief eingesenkt und hat wie der hintere einen rissigen Grund für die bessere Anheftung des Muskels. Ueber ihm liegt ein kleiner vertiefter Fussmuskeleindruck. Der hintere Adductor ist flach, die Mantel- linie ganzrandig. In Bezug auf das Verhältniss der Schalenlänge zur Höhe ist die Art geringen Schwankungen unterworfen. Ob die im Jahre 1884 mit Zweifel von mir auf M. lamellosa bezogene Form des Oberharzer Unterdevons wirklich dazu gehört, ist nach wie vor fraglich; das Stück ist zu unvollständig erhalten, um ein sicheres Urtheil zu erlauben. Dagegen gehören die von MAURER |. c. als M. gracilis und Palaeontologischer Theil. 19 M. ovalis beschriebenen Exemplare wohl sicher zu unserer Art. M. graeilis — aus den oberen Coblenzschichten von Niederlahnstein — ist ein unvollständiger, infolge Verdrückung etwas mehr quer- verlängert erscheinender Steinkern der linken Klappe. Die beiden als M. ovalis bezeichneten Steinkerne der rechten und linken Klappe — vom Michelbach — unterscheiden sich nur durch ein wenig kürzere Gestalt von den Durchschnittsexemplaren von M. lamellosa. Da, wie erwähnt, Formschwankungen bei M. lamellosa vorkommen, so könnte man die kürzeren und höheren Exemplare als var. ovalis bezeichnen. Vorkommen: Allerheilisenberg und Michelbach bei Nieder- lahnstein, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn FR. MAURER. Modiomorpha bilsteinensis n. sp. Taf. I, Fig. 14— 18. Modiomorpha cf. lamellosa Beushausen, Jahrbuch d. Königl. Preuss. geol. Landes- anstalt Bd. XI, S. 10. 1891. Modiomorpha n. sp. verwandt mit M. Zamellosa Sanpe. sp. Frecn, Devonische Avieuliden, S. 151. 1891. Die vorliegende, recht dickschalige Form steht, was die Ge- stalt anlangt, der M. lamellosa der oberen Ooblenzschichten recht nahe, und beschalte Exemplare dürften nur schwer von ein- ander zu unterscheiden sein. Auch das Innere der beiden Arten zeigt viele Aehnlichkeiten, so in Bezug auf die transversale Falte, Lage und Beschaffenheit des vorderen Muskeleindrucks und des kleinen Fussmuskeleindrucks u. A. m. Erhebliche Unterschiede be- stehen jedoch in der Lage des Ligaments und im Schlossbau. Wäh- rend bei M. lamellosa die obere Hälfte des Schlossrandes über dem Schlosszahn der linken bezw. der Grube der rechten Klappe längs- sefurcht ist, tritt bei M. bilsteinensis in jeder Klappe gleichliegend eine lange tiefe innere Ligamentfurche auf, und ausserdem noch mehrere kurze Furchen hinter den Wirbeln. Auf den Steinkernen machen die Abdrücke derselben vollkommen den Eindruck langer leistenförmiger Seitenzähne. 9* 90 Palaeontologischer Theil. Sehr charakteristisch ist das Schloss. Der Zahn der linken Klappe von M. lamellosa, dem eine Zahngrube der rechten ent- Modiomorpha bilsteinensıs n. sp. Ansichten eines zweiklappigen Seulpturstein- kerns und zweier Steinkerne der rechten und linken Klappe. Letztere zeigen’ die an den Taf. I abgebildeten Stücken nicht erhaltene Ausfüllung der tiefen Ligamentfurche. Bilstein. Marburger Museum. spricht, ist bei M. bilsteinensis nur ganz schwach entwickelt oder ganz obsolet. In der linken Klappe liest die typische Zahngrube für den nach vorn gerichteten Zahn der rechten Klappe, unter ihr liegt jedoch noch ein wohlentwickelter kurzer Leistenzahn, dem eine Zahngrube in der rechten Klappe entspricht. Wir haben hier also eine in entgegengesetzter Richtung wie bei M. lamellosa sich bewegende Weiterentwicklung des einfachen typischen Modiomorpha-Schlosses, und in dieser Beziehung ist die Art von besonderem Interesse. F. RoEMER kannte unsere Art von Bilstein; es ist zweifellos, dass er mit den zwei unbekannten, mit Myalina bilsteinensis zu- sammen vorkommenden Zweischalern, welche er auf S. 45 u. 78 des »Rtheinischen Uebergangsgebirges« erwähnt, unsere Art sowie die unten beschriebene M. praecedens gemeint hat, da die Exemplare in der Sammlung der geologischen Landesanstalt zum Theil durch ihn ım Jahre 1843 gesammelt sind. Palaeontologischer Theil. 23] Vorkommen: Bilstein bei Olpe, Eschbachthal zwischen Burg und Wermelskirchen, Siegener Grauwacke 1). Geologische Landesanstalt. Modiomorpha carinata MAURER sp. Taf. II, Fig, 6, 7. Modiolopsis carinata Maurer, die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, $. 13. 1886. Schale mässig gewölbt, querverlängert, ausserordentlich un- gleichseitig, mit sehr kleinen, nicht über den Schlossrand vorragen- den Wirbeln. Schlossrand lang, gebogen, Vorderrand elegant bogig zum Unterrande überleitend, welcher hinter der Mitte eine schwache Einbiegung zeigt. Hinterrand schräg bogig, Schloss- und Unterrand verbindend.. Vom Wirbel zieht zum Hinter- rande eine wulstige erhabene Kante, vor welcher die Schale ab- seplattet bezw. leise eingedrückt erscheint. Das Schloss besteht aus einem kurzen, dicken, knollisen Zahn in der rechten und der entsprechenden, mit aufseworfenen Rändern versehenen Zahngrube in der linken Klappe. Der Grund der Grube und die Oberfläche des Zahnes sind gerunzelt. Der vordere Muskeleindruck hat nierenförmige Gestalt, ist tief eingesenkt und wird von einer Schwiele gestützt. Ueber ihm liegt ein kleiner Fussmuskelein- druck. Der hintere Adductor ist gross, flach, von rundlicher Gestalt und liegt etwa unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie deutlich. Von Seulpturen ist an den allein vorliegenden Steinkernen nichts zu sehen, doch werden dieselben wohl ebenso aus unregelmässigen Anwachsstreifen bestanden haben wie bei den übrigen Arten. Modiomorpha carinata ist eine wohl charakterisirte, an der eigenthümlichen Schlossbildung sofort zu erkennende Art. 1) Einer dem Verfasser während des Druckes zugegangenen freundlichen Mittheilung des Herrn Prof. Kayser zufolge gehören die Schichten von Bilstein, welche bislang zum unteren Mitteldevon gerechnet wurden, der Siegener Grau- wacke an. Das Gleiche dürfte dann auch für die Schichten des Eschbachthales mit Modiomorpha bilsteinensis, Ctenodonta obsoleta, Carydium sp, etc. gelten, 22 Palaeontologischer Theil. Vorkommen: Unkel, Seifen, Siegener Grauwacke. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn Fr. MAURER. Modiomorpha modiola n. sp. Taf. I, Fig. 1—5. Schale sehr ungleichseitig, querverlängert, flach gewölbt, vom Habitus einer grossen Modiola. Wirbel terminal gelegen, etwas vorragend, leicht über den Schlossrand eingebogen. Schlossrand elegant geschwungen, Unterrand sehr flach, in der Mitte leicht eingezogen, Vorderrand gleichmässig gerundet, Hinterrand in schrägem Bogen Schloss- und Unterrand verbindend. Vom Wirbel zum Unterrande verläuft eine sehr flache Depression, hinter der die Schale am stärksten gewölbt ist. Die Sculptur besteht aus feineren und gröberen, etwas bündel- förmig gruppirten Anwachsstreifen. Das Schloss besteht aus einer schrägen Zahngrube mit schräg gerunzeltem Grunde und aufgeworfenen Rändern in der linken und einem in dieselbe passenden ebenfalls schräg längsgerunzelten Zahn in der rechten Klappe. Das Ligament lag längs des Schloss- randes, welcher behufs Anheftung desselben in seinem oberen Theile längsgestreift ist. Der vordere ei-nierenförmige Muskeleindruck, mit narbig-gru- bigem Grunde, liest unter der Zahngrube bezw. dem Schlosszahne und ist nach oben tief eingesenkt und von einer flachen Schwiele begrenzt. Ueber ihm liest ein sehr kleiner, oft gar nicht zu beobachtender Fussmuskeleindruck. Der hintere Muskeleindruck ist gross, flach, von rundlicher Gestalt und liest am Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Unsere Art steht am nächsten der M. carinata. Sie unterscheidet sich von dieser durch die bedeutend flachere und langgestreckte Schale, den längeren, nicht rundlich-knolligen, sondern mehr walzen- förmigen Zahn und die entsprechend gestaltete Zahngrube. Dagegen weicht sie von der geologisch ziemlich gleichalterigen M. lamellosa, mit der sie grosse äussere Aehnlichkeit hat, nur dass das Vorder- Palaeontologischer Theil. 23 ende etwas mehr verschmälert und der Vorderrand einfach bogig gestaltet ist, durch ihren inneren Bau stark ab. Es fehlt ihr voll- ständig der obere Zahn der linken Klappe nebst der entsprechenden Zahngrube in der rechten; die Zahngrube der linken Klappe hat die charakteristischen aufgeworfenen Ränder und der Zahn der rechten Klappe demgemäss vertiefte Umrandung, endlich hat der vordere Muskeleindruck nicht wie bei M. lamellosa rundliche, son- dern ei-nierenförmige Gestalt. Nahe verwandt ist dagegen Modio- morpha elegans BEUSH. (Myoconcha olim) vom Rammelsberge bei Goslar, eine Form, die sich nur durch etwas höhere Gestalt, breiteren Schlossrand, etwas schräger gestellten Zahn und kleineren ‘vorderen Muskeleindruck unterscheidet. Vorkommen: Öberstadtfeld, untere Üoblenzschichten (nur ein nicht ganz unzweifelhaftes kleines Exemplar); Oberlahnstein, Bienhornthal bei Coblenz, Coblenzquarzit; Niederlahnstein, Mielen, Sıechhausthal bei Coblenz, obere Coblenzschichten. Marburger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, des Herrn FOLLMANN, des Herrn FR. MAURER und des Herrn Oberpostdirectors SCHWERD. Modiomorpha elevata KrANTz sp. Taf. II, Fig. 9— 11. Venus elevata Kranız, Petrefactenlager bei Menzenberg, Verh. d. naturhist. Ver- eins f. Rheinland u. Westfalen, Bd. 14, S. 162, Taf. 10, Fie. 4. 1857. Modiomorpha rotundata Brusmausen, Ueber einige Lamellibranchiaten d. rhein. Unterdevon, Jahrbuch d. Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 212, Taf. 4, Fig. 1, 1a, 2. 1889. Schale quereiförmig, nach vorn stark verschmälert, flach ge- wölbt. Wirbel klein, kaum oder nicht vorspringend, weit nach vorn gelegen. Vorderrand abgerundet, unter dem Wirbel ganz wenig eingezogen, Unterrand flachbogig, mit schwacher Einbiegung in der Mitte, Hinterrand in steilem Bogen Schlossrand und Unter- rand verbindend. Schlossrand gebogen, abgeplattet, nach hinten sich verschmälernd.. Unter dem Wirbel der linken Klappe ein schwacher schräger Zahn, mit flacher Zahngrube darunter, in der 24 Palaeontologischer Theil. rechten Klappe eine schwache Grube für den Zahn der linken Klappe und darunter ein undeutlicher flacher Zahn. Schlossrand zur Anheftung des Ligaments undeutlich grob gestreift. Vorderer Muskeleindruck nahe am Vorderrande gelegen, ei- nierenförmig, scharf begrenzt, tief eingesenkt und durch eine breite Schwiele gestützt. Ueber ihm ein sehr kleiner Fussmuskeleindruck. Hinterer Muskeleindruck gross, undeutlich, unter dem Hinterende des Schlossrandes gelegen. Mantellinie einfach. Die Sculptur besteht aus sehr zahlreichen feinen concentrischen Streifen, welche in unregelmässige Bündel gruppirt erscheinen. Die stärkste Wölbung der Schale wird durch eine vom Wirbel zum Hinterende der Schale ziehende gebogene flache Erhebung markirt. In der Nähe des Wirbels wird sie von einer flachen kurzen inneren Falte begleitet. Durch Untersuchung des Krantz’schen Originalexemplars, welches mit den übrigen Belegstücken zu der Arbeit über Menzen- berg in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn aufbewahrt wird, konnte ich feststellen, dass Venus elevata KRANTZ — was man weder nach der Abbildung noch nach der Beschrei- bung hätte vermuthen können — dieselbe Modiomorpha darstellt, welche ich a. a. OÖ. als rotundata beschrieben habe. Der von mir gegebene Name muss daher zu Gunsten des älteren eingezogen werden. Vorkommen: Menzenberg, Unkel, Siegener Grauwacke; St. Johann a. Kyll, Oberstadtfeld, Conderthal, Bodenrod, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn WuLr in Grerolstein. Modiomorpha siegenensis n. sp. Taf, II, Fig. 8. Die vorliegende Form stimmt in der Gestalt vollkommen mit M. elevata überein, sie unterscheidet sich von ihr einerseits durch die weit schärfer ausgeprägte Transversalfalte, vor welcher die Schale Palaeontologischer Theil. ; DD 5 eingedrückt ist, und dann sehr wesentlich durch die Beschaffenheit des vorderen Muskeleindrucks. Dieser ist nicht ei-nierenförmig mit schräger, dem Schalrande paralleler Längsaxe, sondern rund- lich-dreieckig, ist ferner gleichmässig eingesenkt, nicht nach. oben vertieft, wie bei jener Art, ausserdem fehlt ihm die breite stützende Schwiele. Der kleine Fussmuskeleindruck ist grösser und tiefer eingesenkt. Das Schloss besteht anscheinend aus Grube in der linken und Zahn in der rechten Klappe. g, die Form von M. elevata zu irennen, da die Lage und Beschaffenheit der Adductoren bei jeder Art constant ist. Diese Unterschiede erscheinen mir wesentlich genu Vorkommen: Siegener Grauwacke. Fundort unbekannt !). Marburger Museum. Vielleicht gehört zu M. siegenensis auch ein schlechter Stein- kern aus der Siegener Grauwacke von Saxler bei Gillenfeld, den Herr FOLLMANN sammelte. Modiomorpha praecedens n. sp. Taf. II, Fig. 12— 15; Taf. III, Fig. 4. Modiolopsis n. sp. Frec#, Devonische Avieuliden, 5. 151. 1891. Schale sehr ungleichseitig, querverlängert, nach vorn ver- oO) schmälert, flachgewölbt, mit weit vorn gelegenen kleinen Wirbeln, unter denen der Schalrand deutlich eingezogen ist. Schlossrand schwach gebogen, gradlinig nach hinten ansteigend, Vorderrand unter der Einziehung beilförmig vorspringend. Unterrand in der Mitte beträchtlich eingezogen, Hinterrand im breiten Bogen in den Unterrand übergehend, mit dem Schlossrande eine abgerundete stumpfwinklige Ecke bildend. Vom Wirbel verläuft zum Unterrande eine mehr oder minder scharf ausgeprägte innere Falte, vor welcher die Schale im Zu- 1) Auf dem Etikett ist Burbach als Fundort angegeben, doch liegt bei einigen Exemplaren von M. praecedens, welche nach dem Etikett sämmtlich gleichfalls von Burbach stammen sollen, von der Hand des Herrn Prof. Kayser ein neues Etikett mit dem Vermerk: »Unbekannter Fundort im Siegen’schen, keinenfalls Burbach“, 26 Palaeontologischer Theil. sammenhange mit der Einziehung des Unterrandes eine deutliche transversale Depression zeigt. Von Sculpturen sind auf den vorliegenden Steinkernen nur Spuren einzelner stärkerer Anwachsstreifen wahrzunehmen. Das Schloss besteht aus einem unmittelbar unter dem Wirbel gelegenen, nach vorn gerichteten, spitz-dreieckigen Zahn in der rechten und einer entsprechenden Zahngrube in der linken Klappe. Eine lange lineare Furche auf dem Schlossrande diente zur An- heftung des Ligaments. Der etwas grubig-narbige vordere Muskeleindruck liegt unter dem Schlosse auf dem beilförmig vorspringenden vorderen Schal- rande, er ist rundlich-eiförmig von Gestalt, am oberen Ende etwas zugespitzt, ziemlich gleichförmig und nicht eben tief eingesenkt. Am Hinterrande stützt ihn eine schmale senkrechte Schwiele. Ueber ihm liegt der kleine stark vertiefte Fussmuskeleindruck. Der hintere Muskeleindruck ist gross, rundlich-eiförmig und ganz flach. Mantellinie ganzrandig. Die vorliegende Art unterscheidet sich besonders durch den stark vorspringenden Vorderrand von sämmtlichen unterdevonischen Arten auf das Schärfste und ist mit keiner zu verwechseln. Vorkommen: Siegener Grauwacke. »Unbekannter Fundort im Siegenschen«, E. KAyYseEr !), Bilstein bei Olpe, Eschbachthal zwischen Burg und Wermelskirchen. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum. Modiomorpha westfalica n. sp. Taf aRe5: Schale ungleichseitig, querverlängert, nach hinten verbreitert, mit schräg abfallendem, etwas vorspringendem Vorderrande, schräg abgerundetem Hinterende und deutlicher umbono-ventraler De- pression, hinter welcher die Schale kielartig etwas aufgewölbt ist. Unterrand dementsprechend eingezogen. I) Siehe die Fussnote bei M. siegenensis. Palaeontologischer Theil. 27 Die Seulptur besteht aus Bündeln feiner Anwachsstreifen, welche sich vor der Mitte durch Theilung und Einschiebung ver- mehren und auf der Hinterseite wieder zusammenfliessen. Inneres unbekannt. Modiomorpha westfalica n. sp. Linke Klappe. Neue Haardt bei Elberfeld. ; Sammlung des Herrn Pastor Hrısersporrr. Von M. epigona des Stringocephalenkalks unterscheidet sich unsere Art durch kürzere und relativ höhere Schale, den nicht gleichmässig abgerundeten, sondern schräg abfallenden Vorderrand und den nicht unmerklich in den Schlossrand übergehenden, son- dern mit ihm eine deutliche Ecke bildenden Hinterrand. - Vorkommen: M. westfalica scheint im Gebiete der »Lenne- schiefer« verbreitet zu sein; sie liegt mir vor von Olpe, »links am Wege nach Drolshagen«, nördlich von Lössel (südwestlich Iser- lohn) und von der neuen Haardt bei Elberfeld. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn Pastor HEINERSDORFF in Elberfeld. Modiomorpha epigona n. sp. Taf. II, Fig. 16. Aus dem Stringocephalenkalk bei Finnentrop liegen mir einige zweiklappige Exemplare einer Muschel vor, welche ich trotz der Unmöglichkeit, das Schloss zu beobachten, doch glaube, wegen der durchaus übereinstimmenden äusseren Beschaffenheit sicher zu Modiomorpha stellen zu können. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, querverlängert, nach hinten stark verbreitert. Wirbel klein, weit vorne gelegen, Vorder- rand vorspringend, abgerundet, Unterrand flach, etwas vor der Mitte schwach eingezogen, Hinterrand breit abgerundet. Vom 28 Palaeontologischer Theil. Wirbel verläuft eine schwach bucklige Wölbung nach hinten und unten, vor ihr eine schwache Depression. Am hinteren Schloss- rande ist die Schale flügelartig zusammengedrückt. Die Sculptur besteht aus Bündeln feiner, hier und da etwas schuppiger Anwachsstreifen. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Vielleicht gehört auch ein Exemplar aus den » Lenneschiefern« nördlich Lössel (südwestlich Iserlohn) in der Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn hierher, welches sich von den dabei befindlichen Exemplaren der M. westfalica durch stärker quer- verlängerte Gestalt mit gleichmässig abgerundetem Vorder- und Hiuterende unterscheidet. Modiomorpha Follmanni n. sp. Taf. IT, Fie. 1, 2: Schale quereiförmig, sehr ungleichseitig, nach vorn verschmälert. Wirbel weit vorn gelegen, etwas über den Schlossrand vorragend. Schlossrand gebogen, Vorderrand steil abfallend, breit abgerundet in den vor der Mitte stark eingezogenen Unterrand übergehend. Der Hinterrand ist flachbogig geschwungen und geht breit ab- serundet in den Unterrand, etwas kürzer abgestutzt in den Schlossrand über. Vom Wirbel zum eingebogenen Unterrande verläuft eine deutliche breite Furche. Das Schloss war nur an einem Steinkern der linken Klappe zu beobachten und besteht hier aus einer schrägen Grube mit einer Zahnleiste darüber. Auf dem hinteren Schlossrande liegen 2—3 lange, ein wenig diver- girende scharfe Furchen zum Ligamentansatz. Ohne Kenntniss der zwischen schwacher Streifung und grober Furchung variiren- den Beschaffenheit der Ligamentfläche bei Modiomorpha würde man bei unserer Art an hintere Seitenzähne denken. Die Sculptur besteht aus gedrängten, oft etwas unregelmässigen concentrischen Streifen. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht erhalten. Durch ihre extrem kurze und hohe Gestalt bei gleichzeitiger starker Einbiegung des Unterrandes nimmt M. Follmanni eine Sonderstellung unter den Modiomorpha - Arten des rheinischen Palaeontologischer Theil. 239 Devon ein; von ausserdeutschen Formen kommt ihr M. alta CoNnRAD des amerikanischen Mitteldevon nahe, ohne jedoch mit ihr im Eimzelnen übereinzustimmen. Vorkommen: Öberstadtfeld, untere Coblenzschichten; Mühl- thal bei Rhens, Ooblenzquarzit; Siechhausthal bei Coblenz, obere Coblenzschichten. Sammlung des Herrn FOLLMANN. Modiomorpha ? cf. ferruginea OÖEHLERT sp. Taf. III, Fig. 3. 'Modiolopsis ferruginea Oruverr, Documents pour servir ä& l’etude des faunes devoniennes dans l’ouest de Ja France. Me- moires de la Societe geologique de France, | 3. serie, tome 2, S. 29, Taf. 4, figg. 7, 7a. 1881. Aus den Cultrijugatus-Schichten der Eifel von Elberath bei Prüm liest in der Sammlung der geologischen Landesanstalt ein unvollständiges zweiklappiges, theilweise beschaltes Exemplar einer Muschel, welche ich mit der oben genannten Form aus den unter- devonischen Kalken von Nehou vergleichen möchte. Unter den rheinischen Arten findet sich nichts Vergleichbares. Die Schale ist mässig gewölbt mit gebogenem Schlossrande, gerundetem Hinter- rande und breit eingezogenem Unterrande. Die Sculptur besteht aus feinen und gröberen gedrängten Anwachsstreifen. Das Vorder- ende der Schale fehlt. Der Knick im Schlossrande hängt ver- muthlich mit einem die Schale hier durchsetzenden Kalkspathtrüm- chen zusammen. Im übrigen wird die Vergleichung mit OEHLERT’s Abbildung die Aehnlichkeit ohne lange Beschreibung darthun. Die Zugehörigkeit zu Modiomorpha kann natürlich bei dem Fehlen des Schlosses nicht als sicher hingestellt werden. Gattung: Nyassa Hart 1869. Taf. III. Preliminary Notice of the Lamellibranchiate Shells S.27 f. (Auf S. 27 steht der Name Modioconcha, auf $. 23 Nyassa.) Gleichklappig, sehr ungleichseitig, mit kleinen, nahe dem Vorderrande gelegenen, niedergedrückten Wirbeln. Schlossrand 30 Palaeontologischer Theil. lang, gebogen. Vom Wirbel zum Hinterende zieht eine stumpfe, oft von einer inneren Falte begleitete Kante. Sculptur aus An- wachsstreifen und — nach HALL — zuweilen aus undeutlichen Radialstreifen bestehend. Vorderer Muskeleindruck tief eingesenkt, hinterer grösser und flach. Mantellinie einfach. Das Schloss, welches bei unserer Art nicht beobachtet werden konnte, besteht nach HALL aus einer Anzahl unregelmässiger Zähnchen am Vorderende des Schlossrandes, welche mit zunehmen- dem Alter sich verdicken. Auf dem hinteren Schlossrande sollen 1 bis 4 lange Seitenzähne liegen. Ich muss jedoch gestehen, dass ich die Zahnnatur dieser Gebilde nicht anzuerkennen vermag. Zunächst ist man bei Schlosselementen eine derartige Variabilität der Ausbildung nicht gewöhnt, wie sie innerhalb der einen Art N. arguta nach den von Haut gegebenen Abbildungen hervor- tritt. Fig. 7 bezw. 8 und 10 zeigen deutlich nur eine Leiste bezw. Furche, Fig. 15 bezw. 16 zeigen deren zwei, Fig. 18 und 19 end- lich 4 oder gar 5; ausserdem erscheint auf den letzten Figuren der hintere Schlossrand durch eine Falte oder Furche deutlich gegen die die kleinen Zähne tragende vordere Schlosspartie unter den Wirbeln abgesetzt. Ich möchte daher glauben, dass die »hin- teren Seitenzähne« gar keine Zähne sind, sondern dass wir es hier mit einer längsgestreiften oder gefurchten Ligamentplatte zu thun haben, wie bei Modiomorpha, mit der Nyassa auch im ganzen Habitus und der Beschaffenheit der Muskeleindrücke zweifellos grosse Aehnlichkeit hat. Nach Harn soll zwar das Ligament äusserlich sein, doch ist dies wohl nur aus dem Umstande ge- schlossen, dass im Innern für dasselbe kein Platz ıst, wenn man die Streifen als Zähne auffasst. Jedenfalls sind die in Rede stehen- den Gebilde schon rein äusserlich betrachtet Seitenzähnen viel weniger ähnlich als den Bildern, die Hau (z. B. Fig. 17 auf Taf. 36) und die vorliegende Arbeit von der Beschaffenheit der Ligamentfläche von Modiomorpha geben. Ich fasse daher Nyassa auf als eine zu den Modiolopsiden gehörige Gattung, welche eine lange gestreifte bezw. gefurchte Ligamentfläche und ein aus einer Anzahl kleiner Zähnchen unter dem Wirbel bestehendes Schloss besitzt. Palaeontologischer Theil. 31 Die Gattung tritt im Mitteldevon der Eifel und in der gleich- alterigen Hamilton Group Nordamerikas mit im Ganzen drei Arten auf, wenn man Nyassa dorsata und N. arguta als ident ansieht. Eine Art liegt in dem jung-unterdevonischen Corniferous limestone. Aelter und jünger ist die Gattung nicht bekannt. Nyassa dorsata GOLDFUSS sp. Taf. III, Fig. 7—9. Sanguinolaria dorsata GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 280, Taf. 159, Fig. 17. 1854 — 40. Nyassa arguta Haut, Preliminary Notice, 2, S. 28, 1869. Palaeontology of New- MorksVzele, pt22, 92.394, Kalos hosen bis 20. 1885. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, querverlängert, ziemlich flach gewölbt, mit weit vorn gelegenen kleinen Wirbeln. Schlossrand lang, gebogen, Vorderrand vor den Wirbeln etwas eingezogen, dann kurz beilförmig vorspringend und mit starkem Schwunge in den flachen, hinter der Mitte unmerklich eingezogenen Unterrand übergehend. Hinterrand schrägbogig abgestutzt, mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke bildend. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft eine die stärkste Schalwölbung andeutende stumpfe Kante, von der die Schale steiler nach oben, sanfter nach vorn und unten abfällt. Längs der Kante verläuft unmittelbar unter ihr eine schmale lineare Furche bis oberhalb der Schalen- mitte und eine breitere sehr schwache Depression darunter bis zum Unterrande. Unterhalb dieser Depression, hinter dem vorderen Muskeleindruck, schwillt die Schale nochmals etwas an. Vorderer Muskeleindruck sehr nahe dem vorderen Rande gelegen, schwach nierenförmig, vertieft, hinterer rundlich-eiförmig, nahe am Hinterrande. Mantellinie ganzrandig. Die Steinkerne sind glatt bis auf einzelne starke Anwachsstreifen und tragen einzelne Reste der dieken Schale, welche feine unregelmässige bündelartige Anwachsstreifen erkennen lässt. Auf dem hinteren Schlossrande war an einem Stück ein kleiner Rest der feinen Streifen zu beobachten. Nyassa arguta HALL aus der Hamilton Group unterscheidet 32 Palaeontologischer Theil. sich nur durch einzelne sehr geringfügige Merkmale, die höchstens eine Varietät rechtfertigen könnten. DE VERNEUIL hat die ameri- kanische Form schon mit Sanguwinolaria dorsata identificirt. Vorkommen: Gerolstein, ? obere Calceola-Schichten und Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt. Anmerkung: Goworuss giebt ].c. auch das Vorkommen »im Thonschiefer zu Altenahr« an, allein es handelt sich dabei wohl um eine Verwechslung mit verdrückten Exemplaren von Modiomorpha carinata Maurer. ? Aviculiden. Gattung: Ptychodesma HALL und WHrTFIELD. Zu dieser durch kurze schiefe Gestalt mit fast endständigen Wirbeln, lange, mit geknickten oder gebogenen Streifen bedeckte Ligamentarea und ein aus zwei oder mehr Zähnen bestehendes Schloss charakterisirten Gattung, die im Uebrigen nahe mit (yrto- donta verwandt sein dürfte, gehört vielleicht der auf Taf. 3, Fig. 10 abgebildete schlecht erhaltene Steinkern aus den oberen Coblenz- schichten nordöstlich Failzer Hof bei Wittlich. Ein anderer Stein- kern befindet sich in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn; der Fundort ist an der Strasse zwischen Seiwerath und Wetteldorf, im »unmittelbaren Liegenden des Kalkes«. Zu Cyr- todontopsis quarzitica FRECH (Devonische Aviculiden S. 127) ge- hören sie wegen der mehr querverlängerten, weniger hohen und schiefen Schale nicht. Gattung: Dolabra M’Coy 1844. Taf. VII. Synopsis of the Characters of the Carboniferous Fossils of Ireland, S. 64. British Palaeozoie Fossils II, S. 269. 1852. Ungleichklappig, linke Schale stärker gewölbt als die rechte, Vorderseite meist kurz abgerundet, Hinterseite flach, mehr oder minder schief abgestutzt, Wirbel dem Vorderende genähert, kräftig, Palaeontologischer Theil. 33 vorragend.. Eine stumpfe Kante zieht von den Wirbeln zur Hinterecke. Sculptur aus unregelmässigen Anwachsstreifen be- stehend. Muskeleindrücke flach, Mantellinie ganzrandie. Schlossrand gerade, mit deutlich begrenzter Ligamentarea. Das Schloss besteht nach M’Coy aus einem langen, nach hinten schwach divergirenden Seitenzahn, der in der linken Klappe öfters gespalten erscheint, und bei manchen Arten angeblich aus un- deutlichen Kerben auf dem Schlossrande, welche an @ervillia er- innern sollen. Die in der »Synopsis« erwähnten zwei divergirenden vorderen Schlosszähne der linken Klappe werden später in der Diagnose nicht mehr erwähnt. Das mir zu Gebote stehende Material lässt vom Schlosse nichts erkennen, nur die Ligamentarea war deutlich zu beob- achten. Es ist daher unmöglich, nur auf Grund der zum Theil unbestimmten, zum Theil sich widersprechenden Angaben von SOWERBY, PHILLIPS und M’Coy — die Diagnose in der »Synopsis« deckt sich keineswegs mit derjenigen in den »Palaeozoic Fossils« — sich ein Bild von dem wirklichen Bau des Schlosses zu machen und über die richtige Stellung der Gattung in’s Klare zu kommen. Selbst die Natur der angegebenen Seitenzähne scheint nicht ganz einwandsfrei, da M’CoyY mehrfach den Ausdruck »lateral tooth or cardinal ridge« gebraucht, viel weniger noch die angebliche Ker- bung des Schlossrandes, da an einer Stelle angeführt wird, sie möge eine Folge der »roughness of the matrix« sein. Wie es mit solchen schlecht definirten Gattungen zu gehen pflegt, wird Dolabra bei sehr verschiedenartigen Familien unter- gebracht. PrirLirs vergleicht sie mit Zyrodesma und Actinodonta, SroLiczka stellt sie zu den Solenomyiden, zu denen er über- haupt recht heterogene Dinge rechnet, ZıirteEL führt sie mit einem Fragezeichen bei den Trigoniiden auf, wogegen sich FISCHER mit Recht unter Hinweis auf die Ungleichklappigkeit wendet, ohne ihr jedoch einen anderweiten Platz anzuweisen. WAAGEN endlich, der zwei Arten aus der Salt Range beschreibt, ist geneigt, sie wegen der Ligamentarea und der sonstigen Charaktere zu den Arciden zu rechnen. Meiner Meinung nach können auch nur die Arciden, bei Neue Folge. Heft 17. B} 234 Palaeontologischer Theil. denen ja vereinzelt Ungleichklappigkeit auftritt, oder aber, und das scheint mir das Wahrscheinlichste, Cyrtodonta und Verwandte, also Heteromyarier, in Frage kommen, immer vorausgesetzt, dass die Schlossbeobachtungen, soweit sie von M’Coy zuletzt aufrecht- erhalten wurden, thatsächlich richtig sind. Wenn die von den verschiedeuen Autoren zu Dolabra ge- stellten Arten thatsächlich dieser Gattung angehören, so reicht sie vom Öbersilur bis in das Perm hinauf. Im rhemischen Ober- devon haben sich zwei Arten gefunden. Dolabra unilateralis SOwERBY sp. var. nov. Gondrusorum. Taf. VII, Fig. 25 — 28. Cucullaea unilateralis Sowerex, Transactions of the geol. Society, 2. series, vol. V, pt. 3, Taf. 53, Fig. 23. 1840. Priıruırs, Palaeozoie Fossils, S. 41, Taf. 18, Fig. 66. 1841. Dolabra unilateralis M’Cov, British Palaeozoic Fossils, IT, pt. 2, 8. 395. 1852. Cucullaea Dolabra Cuecullaea trapezium Eruerıper, Fossils of the British Islands, I, S. 160. 1888. Hardingi aut. non Sowergr. Schale ungleichklappig, sehr ungleichseitig, schief-eiförmig. Linke Klappe stark gewölbt, mit nahe am Vorderende gelegenem aufgeblähten, über den geraden Schlossrand eingebogenen und niedergedrückten Wirbel. Unter dem Wirbel eine niedrige, bogig begrenzte Area längs des Schlossrandes. Vorderrand und Unter- rand bilden einen einzigen, stark geschwungenen schiefen Bogen, der Hinterrand ist flachbogig, steigt schräg abwärts und bildet mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke. Die rechte Klappe ist bedeutend flacher als die linke, der sie im Umriss etwa gleicht, ferner liegt der Wirbel bei ihr dem Vorderrande weniger nahe. Der hintere Theil der Schale fällt in beiden Klappen von einer vom Wirbel zur Hinterecke gezogenen Linie steil zum Hinter- rande ab. Auf diesem steilen Felde verläuft diagonal eine flache, nur auf der linken Klappe deutlich erkennbare Furche. Die Sculptur besteht aus feineren und gröberen, oft etwas schuppigen, unregelmässigen Anwachsstreifen, welche im Alter, den Wachs- thumsstadien entsprechend, oft zonenartig gruppirt sind. Palaeontologischer Theil. 35 Vom Schloss und von den Muskeleindrücken ist an den mir vorliegenden Exemplaren nichts zu sehen. Dolabra Hardingi, mit der die vorliegende Form bisher von den deutschen Autoren zusammengeworfen wurde, unterscheidet sich auf den ersten Blick durch ihre weit weniger schief-ungleich- seitige Schale (Trans. geol. Soc., 2. ser., Bd. 5, Theil 3, Taf. 53, Fig. 26). Viel näher steht dagegen unserer Form D. undlateralis SOWERBY Sp., mit der ich sie glaube direkt vereinigen zu können. Diese Art hat zwar nach den Abbildungen einen etwas mehr nach der Mitte zu gerückten Wirbel und demgemäss vor dem- selben etwas weiter heraustretenden Schlossrand, der ausserdem bei gleicher Aufstellung der Exemplare nach hinten zu ein wenig stärker ansteigt als bei unseren Exemplaren, doch sind das ver- hältnissmässig geringfügige Formschwankungen, die nur die Ab- trennung unserer Form als var. Condrusorum gestatten dürften, vorausgesetzt, dass die englischen Stücke unverdrückt und in der Zeichnung genau wiedergegeben sind. Vorkommen: Unsere Art ist ein Leitfossil des oberde- vonischen Verneuili -Sandsteins der Gegend von Aachen, sowie der gleichalterigen pflanzenführenden Psammites du Condroz in Belgien und »Baggy and Marwood beds« in England. Fundorte bei Aachen sind z. B. Stolberg, Nüttheim, Vichtbachthal, Weg von Cornelimünster nach Venwegen. Fig. 26—28 stammen aus den Psammites du Condroz und gehören dem städtischen Museum in Aachen. Geologische Landesanstalt, Technische Hochschule zu Aachen. Dolabra sp. cf. angusta SOWERBY sp. | Taf. VIIL, Fig. 29. Cucullaea angusta Sowersey, Trans. geol. Soc., 2. series, vol. V, pt. 3, Taf. 53, Fig. 25. 1840. » » Pamurırs, Palaeozoie Fossils, S. 41, Taf. 19, Fig. 68. 1841. Dolabra angusta M’Coy, British Palaeozoic Fossils II, pt. 2, 8. 393. 1853. Von Vicht besitzt das städtische Museum zu Aachen eine isolirte linke Klappe, welche wegen ihrer kurzen rundlichen, nicht schiefen und verhältnissmässig wenig ungleichseitigen Gestalt an 2% J 36 Palaeontologischer Theil. die D. angusta erinnert; indessen ist der Hinterrand nicht, wie das für diese Art charakteristisch ist, geradlinig und senkrecht abgestutzt, sondern er bildet einen flachen Bogen. Arciden. Gattung: Macrodus LyceErr 1845. Mat, ıV. Parallelodon Merz und Worraen. 1866. DE Koninck hat dem Namen Parallelodon den Vorzug vor Macrodon gegeben, weil J. MÜLLER im Jahre 1842 diesen für eine Fisch-Gattung angewandt habe. Es scheint jedoch, dass dieser Name später der Synonymik anheimgefallen ist, ich habe wenigstens in den Handbüchern vergeblich danach gesucht, und der Umstand, dass TROSCHEL später den Namen Macrodon von Neuem zur Bezeichnung von Fischen eingeführt hat, spricht ent- schieden dafür. Ich glaube daher, unbedenklich den älteren Namen beibehalten zu dürfen. Als Unterschied zwischen Macrodon und Parallelodon wird von FISCHER die bei ersterer Gattung schräge, bei letzterer fast horizontale Stellung der vorderen Schlosszähne angeführt, doch ist das ein Merkmal, welches nicht durchgreift und keinenfalls zur Unterscheidung zweier Gattungen hinreicht. MEEK und WORTHEN haben ihren Namen auch nur wegen der angeblichen Priorität der MÜLLEr’schen Gattung aufgestellt, einen Unterschied gegenüber Macrodon damit nicht constatiren wollen. Auch die grössere oder geringere Zahl der vorderen Schlosszähne ist wohl kaum als Gattungsunterschied in’s Feld zu führen. Die im Folgenden beschriebenen vier Arten schliessen sich jn der Gestalt durchaus an Macrodus an, mit dem sie besonders die nach vorne gerückten Wirbel gemeinsam haben. Dagegen besitzen sie die lange, fast der Länge des Schlossrandes gleichkommende Ligamentarea der typischen Art M. hürso- nensis nicht, diese ist vielmehr bei allen Arten kurz und niedrig. Doch scheinen die paläozoischen Arten überhaupt in dieser Palaeontologischer Theil. 37 Beziehung zu variiren, obwohl z. B. die Mehrzahl der von DE KonInck beschriebenen Arten sich durch eine recht lange Area auszeichnet. Immerhin wäre die Kleinheit der Ligamentarea das einzige Moment, welches für eine Trennung der hier beschriebenen Arten von Macrodus angeführt werden könnte, obwohl ich nicht geneigt bin, daraufhin eine neue Gattung zu begründen. Bei den echten Arca-Arten variüirt die Area in Bezug auf Höhe und Länge gleichfalls erheblich, und es ist wohl selbstverständlich, dass eine im Uebrigen so wohlcharakterisirte natürliche Gruppe, wie diese alten Arciden, im Laufe der Entwicklung mannigfache Differen- zirungen erleidet, deren übermässige Betonung durch die Auf- stellung besonderer Gattungen in solchen Fällen eher geeignet ist, die Abstammungsverhältnisse zu verdunkeln als sie aufzuhellen. Das Schloss, welches nur bei einer Art beobachtet werden konnte, besteht bei dieser aus nur drei schrägen vorderen Schloss- zähnen und einem langen hinteren Seitenzahn in der linken Klappe. Die älteste und gleichzeitig einzige mir bekannte silurische Art, welche auf Macrodus bezogen werden kann, ist der allerdings etwas fremdartig aussehende M. antiguus BARROIS aus dem gres armoricain; die von M’Coy aus dem englischen Silur beschriebenen »Arca«-Arten haben keine langen hinteren Seitenzähne, ebenso wenig die von BARRANDE auf Taf. 265 abgebildeten böhmischen »Arca«-Arten, für welche NEUMAYR wegen ‘des Fehlens einer Ligamentarea die Gattung Praearca aufgestellt hat, die aber wohl zu Ctenodonta gehören dürften. Im Devon dagegen ist die Gattung durch eine Reihe von Arten vertreten und erreicht im Carbon, was Artenzahl anbelangt, bereits den Höhepunkt der Entwick- lung (DE Koninck beschreibt z. B. aus dem belgischen Kohlen- kalk nicht weniger als 43 Arten!). Macrodus Michelini D’ARCHIAC und DE VERNEUIL sp. Taf. IV, Fig. 1. Arca Michelini v’Arcu. Verx., Transactions of the geologieal Society of London. Second ser., vol. VI, pt. II, S. 373, Taf. 36, Fig. 6. 1842. 38 Palaeontologischer Theil. Arca inermis Saspgercer z. Th., Rhein. Schichtensystem in Nassau, $. 274. 1850—56. Arca Michelini Tscnersvschew, Materialien z. Kenntniss d. devonischen Ablage- rungen in Russland, S. 8, Taf. 1, Fig. 16. 1884. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, mässig gewölbt, mit weit vorn gelegenen, nach vorn gerichteten Wirbeln. Schlossrand lang, gerade, ihm ziemlich genau parallel der Unterrand, welcher sich hinten zum Hinterrande aufschwingst. Vorderrand schräg- spitzwinklig zum Schlossrande aufgebogen, Hinterrand ungefähr senkrecht zum Schlossrande verlaufend, mit dem Unterrande eine stumpfe Ecke bildend. Zu dieser zieht sich vom Wirbel ab ein stumpfer, schwacher Wulst, welcher den vorderen, bauchigen Theil der Schale von dem hinteren, längs des Schlossrandes zu- sammengedrückten trennt. Vom Wirbel verläuft ausserdem schräg zum Unterrande eine nur ganz leise angedeutete Depression. Die Sculptur besteht aus etwas blättrigen, unregelmässigen Anwachsstreifen. Unter den Wirbeln liegt eine niedrige, horizontal gestreifte Ligamentarea. Von den inneren Schlosscharakteren konnte nur an dem Wiesbadener Exemplar ein langer, leistenförmiger, un- deutlicher hinterer Seitenzahn beobachtet werden. Die Abbildungen der Gebrüder SANDBERGER beziehen sich auf die folgende Art. Diejenige von D’ARCHIAC und DE VERNEUIL ist ziemlich gut, obwohl sie das Vorderende nicht correct wieder- giebt. Vorkommen: Paffrath (D’ArcH. VERN.), Villmar, Soetenich, Stringocephalenkalk. Je ein Exemplar in der Sammlung der Königl. geol. Landesanstalt und des Vereins für Naturkunde in Wies- baden. Macrodus villmarensis n. sp. Taf. IV, Fig. 2. Arca inermis SAnDgERGErR z. Th., Rhein. Schichtensystem in Nassau, $. 274, Taf. 38, Fig. 11, 11a, 11b. 1850-56. Diese von den Gebrüdern SANDBERGER als kürzere Varietät von M. Michelini erwähnte und |. ce. abgebildete Art unterscheidet Palaeontologischer Theil. 39 sich von derselben auf den ersten Blick durch die zugleich kürzere und höhere Gestalt der Schale, die viel stärkere bauchige Wölbung beider Klappen, sowie durch den nicht annähernd senkrechten, sondern bogig rückwärts zum Schlossrande aufgekrümmten Hinter- rand. Der hintere Schaltheil ist weniger zusammengedrückt. Auf der Ligamentarea ist anscheinend gleichfalls eine hori- zontale Streifung vorhanden. Das Schloss ist nicht sichtbar. Die Sculptur ist ähnlich wie bei M. Michelini, stellenweise etwas gröber blättrig werdend. Vorkommen: Villmar, Finnentrop, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Vereins für Natur- kunde in Wiesbaden. Macrodus venustus STEININGER sp. Taf. IV, Fig. 3, 4. Pholadomya venusta. StEinınger, Geogn. Beschr. d. Eifel, 5.49, Taf. 2, Fig. 7. 1853. Pterinea Brilonensis Kayser, die Fauna des Rotheisensteins von Brilon. Zeitschr, d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 24, S. 675, Taf. 27, Fig. 2. 1872. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, ziemlich stark ge- wölbt, von abgerundet-trapezoidischem Umriss, nach hinten stark verbreitert. Wirbel nahe dem kurzen Vorderende gelegen, nach vorn gerichtet. Unter ihnen eine vorn und hinten deutlich ab- gegrenzte Ligamentarea mit Spuren horizontaler Streifung. Schloss- rand gerade, lang, etwa °/4 der Gesammtlänge der Schalen ein- nehmend. Vorderrand kurz beilförmig abgerundet, in den steil nach hinten abwärts ziehenden Unterrand übergehend, Hinterrand in starkem Bogen zum Schlossrande aufgeschwungen und stumpf- winklig an diesen sich anschliessend. Von den Wirbeln zur breit abgerundeten Hinterecke verläuft ein breiter, nach beiden Seiten sich verflachender Wulst, hinter welchem die Schale zu- sammengedrückt ist. Vor dem Wulst verläuft vom Wirbel zum Unterrande eine breite seichte Depression, welche eine schwache Einziehung des letzteren zur Folge hat. 40 Palaeontologischer Theil. Die Sculptur besteht aus feinen, ein wenig lamellösen, ziemlich gleichmässigen Anwachsstreifen, welche unter der Lupe selbst noch wieder concentrisch gestreift erscheinen und durch einzelne ein wenig stärkere in Bündel zusammengefasst werden. Aus ihrem Verlauf in der Nähe der Wirbel geht hervor, dass die Ver- breiterung der Schale nach hinten mit dem Wachsthum des Thieres bedeutend zunimmt. Von den Schlosscharakteren erwähnt KAYSER »einige schwache lange, unter dem Wirbel entspringende und schräg nach hinten laufende, leistenförmige Zähne«; ich habe an den mir vorliegenden Stücken völlig deutliche Schlösser leider nicht beobachten können. Vorderer Muskeleindruck klein, rundlich, dicht unter dem Schlossrande gelegen, hinterer Muskeleindruck grösser und etwas entfernter vom Schlossrande gelegen, beide nur flach ein- gesenkt. Mantellinie nur vorne deutlich. Die Zusammengehörigkeit von Pterinea Brilonensis und Phola- domya venusta unterliegt keinem Zweifel; ein mir vorliegendes schönes zweiklappiges Exemplar von Büdesheim stimmt mit STEININGER’s, gleichfalls ein Exemplar von Büdesheim darstellender Abbildung auf’s Allerbeste überein und ist andererseits von den Exemplaren der Pterinea Brilonensis nicht zu unterscheiden. Dass die vorliegende Art nicht bei Modiolopsis oder ver- wandten Gattungen, wie KAYSER seiner Zeit als möglich annahm und FRECH neuerdings!) ausgesprochen hat, sondern bei Macrodus ihre richtige Stellung findet, wird auch ohne die genauere Kennt- niss des Schlosses, dessen lange von KAysER erwähnte hintere Leistenzähne aber auf’s Beste zu Macrodus stimmen würden, nicht zu bezweifeln sein. Es sprechen dafür der lange gerade Schloss- rand, die beiderseits begrenzte, kurze Ligamentarea, sowie die ganze Gestalt der Schale, welche besonders in der Jugend einen ausgesprochenen Arciden-Typus besitzt. Diemehr oder minder starke Verbreiterung der Schale nach hinten ist eine bei vielen, auch palaeozoischen Arciden vorkommende Eigenthümlichkeit. Sehr nahe verwandt mit der vorliegenden Art sind Macrodon !) Die devonischen Aviculiden Deutschlands, $. 101. Palaeontologischer Theil. 41 Chemungensis HarL (Palaeontology of New-York, V, 1, S. 350, Taf. 51, Fig. 11, 12, 14, 15, 16; Fig. 13 gehört wohl nicht dazu, erinnert mehr an Michelini ähnliche Formen) und die in Fig. 10 der gleichen Tafel abgebildete Form, welche wohl zweifellos. nicht zu Macrodon Hamiltoniae gehört, und zu der vielleicht auch Fig. 5 zu rechnen ist. Vorkommen: Rotheisensteine des Stringocephalenkalks der Briloner Gegend und unteres Oberdevon von Büdesheim. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Maerodus delitescens n. sp. Taf. IV, Fig. 5. Schale vermuthlich gleichklappig, sehr ungleichseitig, quer ver- längert. Wirbel fast am Vorderende gelegen, bucklig, nach vorn gerichtet. Schlossrand gerade, Vorderrand abgerundet, mit dem Schlossrande eine stumpfwinklige Ecke bildend, Unterrand in der Mitte eingezogen, Hinterrand in schrägem Bogen zum Schloss- rande sich aufschwingend, mit ihm gleichfalls eine stumpfwinklige Ecke bildend. Die Schale ist bauchig, nur die hintere Schloss- randgegend zusammengedrückt, aber viel allmählicher in die ge- wölbte Partie übergehend, als z. B. bei M. Michelini. Vom Wirbel nach der Mitte des Unterrandes verläuft eine deutliche breite Furche, welche die oben erwähnte Einziehung bedingt. Die Sculptur besteht aus zahlreichen, dachziegelig geordneten, ziemlich scharfen, concentrischen, engstehenden Lamellen. Das Schloss weist unter der niedrigen Area in der linken Klappe drei vordere schräge Schlosszähne und einen langen hin- teren, dem Schlossrande parallelen, beiderseits von einer Furche begleiteten Seitenzahn auf. Das Schloss der rechten Klappe wird demnach aus 3 Schlosszähnen und ein oder zwei hinteren Seiten- zähnen zusammengesetzt sein. Mantellinie und Muskeleindrücke waren nicht zu beobachten. Die vorliegende Art ist von den vorbeschriebenen durchaus wohl unterscheidbar. Von M. Mechelini und villmarensis entfernt 42 Palaeontologischer Theil. sie sich deutlich durch das nicht, wie bei jenen, spitzwinklige, sondern stumpfwinklige Vorderende, von ersterer auch durch das abweichend gestaltete Hinterende, und die stark ausgeprägte dia- gonale Furche, sowie das Fehlen des den zusammengedrückten hinteren Schaltheil scharf begrenzenden Absatzes; von dem näher verwandten M. venustus unterscheidet sie die nach hinten nur sehr wenig verbreiterte Schale und die infolgedessen schräg nach hinten verlaufende Furche, während die allgemeine Richtung derselben bei M. venustus etwa senkrecht zum Schlossrande steht. Vorkommen: Soetenich, Stringocephalenkalk. Ein Exemplar im Berliner Museum. Nuculiden. Gattung: Nucula LAMARcK. Taf. IV. Die nachstehend als Nucula beschriebenen Arten zeichnen sich sämmtlich durch opisthogyre Wirbel und, soweit eine Schloss- beobachtung überhaupt möglich war, durch den Besitz eines aus zwei durch eine dreieckige innere Ligamentgrube getrennten Zahn- reihen bestehenden Schlosses aus und gehören demnach zweifellos zur Gattung Nucula, wie auch die von mir früher (Beiträge z. Kenntniss d. Oberharzer Spiriferensandsteins, S. 84 ff., Taf. 4) be- schriebenen Arten. Was die Gestalt unserer Arten anbetriftt, so herrscht der Typus vor, bei welchem die Hinterseite die längere ist, und den man als eine verkürzte Nuculana ohne Mantelbucht charakterisiren kann, der Typus mit stark verkürzter Hinterseite und ausgedehnter Vorderseite (z. B. N. nucleus L.) ist unter unseren Arten nur zweimal vertreten. Die ältesten Arten, bei welchen die Ligamentgrube beobachtet wurde, scheinen nach M’Cor N. anglica D’/ORBIGNY aus den Ludlow-Schichten und N. levata HALL zu sein 1). Aus dem Unter- !) M’Cor, British palaeozoic fossils, S. 285. Murcnison, Siluria, 3. Aufl., S. 230, Taf. 23, Fig. 10 führt N. anglica allerdings als Ctenodonta auf, allein es scheint mir, als ob die englischen Palaeontologen alle altpalaeozoischen Nuculae Palaeontologischer Theil. 43 sılur bildet BAarroıs !) als Ctenodonta Ribeiro eine zwar äusserlich Nucula-ähnliche Schale ab, aber nach der Beschaffenheit der Muskeleindrücke sind bei dieser die Wirbel prosogyr, und das Schloss zeigt eine ununterbrochene Zahnreihe, es liegt also that- sächlich eine Ütenodonta vor. Von den durch BARRANDE ab- gebildeten »Nuculax- Arten erinnert N. dispar (Taf. 273) aus der Etage D äusserlich an Nucula, ebenso ein Theil der als Leda bohemica abgebildeten Formen (Taf. 269). Die Mehrzahl der auf den Tafeln 271—74 abgebildeten, mit wenigen Ausnahmen aus dem Untersilur stammenden Formen rechnet NEUMAYR zu seiner Gattung Mwyoplusia (siehe unten. Im Devon ist die Gattung bereits ziemlich artenreich, HALL beschreibt 13 Arten, und im rheinischen Devon konnte ich 15 unterscheiden. Unter den von DE KonInck aus dem belgischen Kohlenkalk beschriebenen Nucula-Arten ist Nucula Pireti, bei der DE KoxInck das typische Nucula-Schloss allein deutlich beobachtet zu haben meinte, keine Nucula, sondern eine Ctenodonta 2). Es geht dies nicht nur aus der deutlich erkennbaren, auch vom Autor erwähnten für Ctenodonta charakteristischen Einziehung des hinteren Unter- randes, sondern auch aus dem Bau des Schlosses hervor. Die hintere Zahnreihe greift nämlich deutlich über den Wirbel nach vorne hinaus, die Spitze der Ligamentgrube käme also nicht unter, sondern vor die Wirbel zu liegen, ein für Nucula durchaus ungewöhnliches Verhalten. Thatsächlich ist die vermeintliche Li- gamentgrube nur ein Theil der Schlossplatte, und das ganze Schloss ist ein echtes Ctenodonta-Schloss, durchaus analog z. B. den von Hart auf Taf. 49, Fig. 21, 22; Taf. 50, Fig. 36 abgebil- deten Schlössern. Auch bei diesen könnte man bei oberflächlicher Betrachtung die schiefe glatte Fläche zwischen den beiden Zahn- reihen für eine Ligamentgrube halten. Als Nucula? erratica ist unten eine Form beschrieben, welche ohne weiteres zu Ctenodonta zu stellen geneist sind. Vergl. z. B. die Listen in dem 1888 erschienenen Katalog von Ernerıper, wo ganz typische Nucula-Arten als Cienodonta aufgezählt werden. ) Faune du gres armoricain, S. 188, Taf. 1, Fig. 7. 2) Faune du ealcaire carbonifere, V, 8. 133, Taf. 25, Fig. 45—48. 44 Palaeontologischer Theil. NEUMAYR vermuthlich zu seiner Gattung Myoplusia gerechnet haben würde. Sie zeichnet sich durch mehrere accessorische Muskelein- drücke aus, welche in der Nähe der Wirbel dicht am Schlossrande liegen. Genau stimmt sie also mit Myoplusia nicht überein, da bei den zu dieser Gattung gestellten Formen die accessorischen Muskel- eindrücke nicht zwischen Wirbel und Schlossrand, sondern meist zwischen Wirbel und Unterrand liegen, doch handelt es sich augenscheinlich um dieselben Muskeln. Wenn ich nun trotz dieser auffallenden Eigenthümlichkeit die in Rede stehende Art bei Nucula belassen habe, so bewegt mich dazu einerseits die Beobachtung der inneren Ligamentgrube und andererseits die Wahrnehmung, dass Mwyoplusia keinenfalls ein natürliches Ganze darstellen kann. Die zu ihr auf Grund der accessorischen Muskeleindrücke zu stellenden Arten gehören ver- schiedenen Gattungen an. Schon die von NEUMAYR (Sitzungsber. d. Wiener Akademie, Bd. 88, Abth. 1, S. 416, 1883) aufgeführten Arten des böhmischen Untersilur !) zeigen recht verschiedene Ge- stalt, indem z. B. W. bilunata, contrastans, obtusa und incisa durch- aus Ctenodonta-Steinkernen gleichen; M. (Leda BARR.) decurtata erinnert thatsächlich sehr an Leda; M. compar (nicht von NEUMAYR angeführt, aber mit deutlichen Muskeleindrücken) würde man, wenn nicht eine ununterbrochene Zahnreihe gezeichnet wäre, nach der Gestalt zu Nucula stellen u.s. w. Doch lege ich auf die böhmischen Formen weniger Gewicht. Entscheidend für mich ist aber, dass ich bei Hart (Palaeontology of New-York, vol. V, Theil 1) | 1) auf Tafel 45, Fig. 25 und 27 zwei Steinkerne von Nucula lirata und N. Randalli mit deutlicher Li- gamentgrube; 2) auf Tafel 46, Fig. 36 einen solchen von Nucula cor- buliformis ebenfalls mit deutlicher Ligamentgrube; 3) auf Tafel 47, Fig. 9, 11 und 12 zwei Steinkerne von Uueullella (Nuculites) oblongata mit deutlicher innerer Leiste; !) Systeme silurien, VI, Taf. 270—273, Palaeontologischer Theil. 45 4) auf Tafel 48, Fig. 14 ein zweiklappiges Exemplar von Utenodonta (Palaeoneilo) constricta ; 5) auf Tafel 49, Fig. 19, 20 nnd 24 drei Fxemplare von Otenodonta (Palaeoneilo) fecunda, Fig. 11 ein solches von 'Üt. tenuistriata abgebildet sehe, welche sämmtlich durch den_Besitz der als Gattungsmerkmal für Myoplusia angegebenen Muskeleindrücke ausgezeichnet sind. Asserdem konnte ich selbst an einem Bruch- stück von Nucula subcornuta n.sp. aus den Büdesheimer Schiefern deutlich Eindrücke von Wirbelmuskeln beobachten, welche sehr an diejenigen von Z. bilunata erinnern. Endlich bildet auch UrrıcH (Neues Jahrbuch Beil. Bd. 8, S. 47, Taf. 2, Fig. 17) von Cucullella (Nuculites) Beneckei aus bolivianischem Devon deutliche Eindrücke von Wirbelmuskeln ab. Hiernach liegt also die Sache zweifellos so, dass die accesso- rischen Muskeleindrücke eine Eigenthümlichkeit sind, welche den palaeozoischen Nuculiden und Ötenodontiden ge- meinsam ist. Ihre Erhaltung oder Nicht - Erhaltung wird vielleicht zum Theil von der Dicke der Schale, zum Theil aber auch von zufälligen äusseren Umständen abhängen, jedenfalls ist es nach den mitgetheilten Thatsachen nicht angängig, die mit diesen Muskeleindrücken versehenen Formen den übrigen Nucu- liden als besondere Gattung gegenüberzustellen, und die Gattung Myoplusia muss daher eingezogen werden. — Von den Arten des rheinischen Devon besitzt ausser der eben erwähnten Nucula sub- cornuta noch Ctenodonta obsoleta nach der Abbildung bei GorLp- russ (Petref. Germ. II, Taf. 124, Fig. 6) die accessorischen Muskeleindrücke. Nueula grandaeva GoLDrFuss? Taf. IV, Fig. 17, 18. Nucula grandaeva GoLvruss, Petrefacta Germaniae II, S. 150, Taf. 124, Fig. 3. 1834 — 40. Unter den zahlreichen Exemplaren unterdevonischer Nucula- Arten, welche mir vorgelegen haben, befindet sich kein ein- ziges, welches zu der Gotpruss’schen Abbildung passte, deren Originalexemplar ich im Bonner Universitätsmuseum nicht zu 46 Palaeontologischer Theil. Gesicht bekommen habe. Die breit eiförmige, wenig ungleich- seitire Gestalt, der rechtwinklig geknickte Schlossrand und die nach oben gerichteten Wirbel machen eine etwaige Verwechslung einer der übrigen hier beschriebenen Arten mit ihr unmöglich. Es liegen mir nun einige Exemplare einer Nucula-Form vor, welche einen besonderen Typus darstellen und sich durch ihre eiförmige kurze Gestalt, besonders den stark geschwungenen Unter- rand, sowie die übereinstimmende Beschaffenheit des vorne 7, hinten 8 kräftige Zähne tragenden Schlossrandes sehr wohl an Gorpruss’ Abbildung und Beschreibung anschliessen; sie haben aber nicht den dort abgebildeten symmetrisch gebauten Wirbel, sondern derselbe ist deutlich schief, nach rückwärts gerichtet und fällt nach hinten steiler ab als nach vorne. Trotzdem möchte ich die Identität der vorliegenden Stücke mit N. grandaeva annehmen und meinen, dass die GoLpruss’sche Abbildung in der Darstellung des Wirbels nicht ganz correct ist. Sobald man sich bei meinen Stücken den Wirbel symmetrisch denkt, bekommt man genau das Bild der GoLpruss’schen Figur. Ich glaube auch kaum, dass die GoLpruss’sche Art unter dem reichen, in den verschiedenen Samm- lungen enthaltenen Material aus den oberen Üoblenzschichten der Gegend von Coblenz, welches ich durchgesehen habe, nirgends vorhanden sein sollte. Ist meine Annahme richtig, dass die hier beschriebene Form den GoLpFUuss’schen Namen zu tragen hat — dafür spricht auch das Vorhandensein eines ziemlich grossen, etwas eingesenkten, hinteren Adductors nebst tiefem Fussmuskeleindruck, während der vordere Adductor auch ziemlich gross, aber flach ist —, so kommt diese in den oberen Coblenzschichten von Ober- lahnstein, der Laubach und von Kemmenau vor. Berliner Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und Fr. MAURER. Nueula eurvata MAURER. Taf.IV, #ie.:22, 28. Nucula curvata Maurer, die Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 15. 1886. Eine durch ihre extrem schiefe Gestalt leicht kenntliche Form. Die spitzen, stark vorragenden Wirbel sind ganz an das vordere Palaeontologischer Theil. 47 Ende gerückt, welches infolgedessen senkrecht erscheint, die Schale fällt schräg nach hinten ab, Unterrand und Vorderrand bilden einen schiefen, stark geschwungenen Bogen, das hintere Ende ist breit abgerundet. Der unter spitzem Winkel geknickte Schlossrand trägt vorne 4—5, hinten 7—8 verhältnissmässig kräf- tige Zähne. Die Muskeleindrücke sind schwach eingesenkt und von rund- licher Form. Die ganz an das Vorderende gerückten Wirbel im Verein mit der nach hinten schief abfallenden Schale lassen die kleine Art stets leicht erkennen. Vorkommen: Öberlahnstein, Allerheiligenberg bei Nieder- lahnstein, Michelbach, Laubach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlungen der Herren FOLLMANN und Fr. MAURER. Nucula Krachtae A. RoEMER. Taf. IV, Fig. 20. Nucula Krachtae A. Rormer, Versteinerungen des Harzgebirges, 8.23, Taf. 6, Fig. 10. 1843. non! Nucula Krachtae Bzusnausen, Beiträge zur Kenntniss etc. $. 85, Taf. 4, Fig. 7, 12. 1884. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die von mir a. a. O. als Nucula Krachtae aufgeführten Stücke zu dieser Art nicht gehören. Das Fehlen des Originalexemplars macht zwar eine directe Vergleichung unmöglich, indess glaube ich die kleine in Figur 20 dargestellte Form mit Bestimmtheit auf die RoEMER’sche Art beziehen zu können. Der Vergleich mit RoEMmERr’s Abbildung ergiebt völlige Uebereinstimmung beider: kurze nach hinten schnell verschmälerte Schale mit gerade in die Höhe gerichteten, hohen, sehr kräftigen, vor der Mitte gelegenen Wirbeln, kurz abgerundetes Vorderende und Hinterende. Ein Hohldruck zeigt, dass die Schale sehr dick war, besonders an den Wirbeln, welche fast monströs aufgebläht waren, und von denen die Schale gradlinig zum Hinterende abfiel. Die Schale 48 Palaeontologischer Theil. muss in ihrem äusseren Anblick daher an manche Corbula-Arten erinnert haben. Von ähnlichen Formen, wie N. lodanensis, ist N. Krachtae durch die sehr kurze hohe Gestalt und die nicht schiefen, rück- wärts gewendeten, sondern gerade aufstrebenden, symmetrisch begrenzten Ausfüllungen der Wirbelhöhlungen auf den Steinkernen leicht zu unterscheiden. | Das Schloss besteht vorne aus 4—5, hinten aus 7—-8 Zähnen. Die rundlichen, wenig eingesenkten Muskeleindrücke und der kleine Fussmuskeleindruck sind deutlich zu beobachten. Die oben erwähnten Harzer Stücke stellen eine besondere Art dar, welche durch ihre niedrige, schiefe Gestalt mit weit nach vorne gerückten Wirbeln ausgezeichnet ist, und für die ich jetzt den Namen N. hereynica vorschlage. Vorkommen: Rhens, Ooblenzquarzit; Laubach, Ems, obere Coblenzschichten. Berliner Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und Fr. MAURER. Nueula lodanensis n. sp. Tara Raser Schale mässig gewölbt, von hoch dreieckiger, wenig nach hinten verlängerter Gestalt, mit wenig vor der Mitte gelegenen spitzen, vorragenden, rückwärts gewendeten Wirbeln. Schlossrand beinahe rechtwinklig geknickt, vorne und hinten mit je 5—6 verhältniss- mässig grossen Zähnen. Vorderrand kurz abgerundet, Unterrand flachbogig geschwungen, Hinterende spitzbogig abgerundet. Die Sculptur besteht aus zonenweise geordneten feinen An- wachsstreifen. Muskeleindrücke rundlich, wenig eingesenkt, hinterer am Ende des Schlossrandes auf einer Abplattung belegen, daher von der Seite nur wenig sichtbar. Ueber ihm der kleine, recht tiefe Fussmuskeleindruck. Die Steinkerne der vorliegenden Art sind leicht kenntlich an ihrer scheinbar niedrigen, querverlängerten Gestalt, mit stark Palaeontologischer Theil. 49 vorragenden, spitzen, der Mitte sehr genäherten Wirbeln. Zu verwechseln ist mit der vorliegenden Art eigentlich nur N. Krachtae, die sich aber auch in Steinkernen durch ihre kürzere und höhere Gestalt und das breiter abgerundete Hinterende, bei beschalten Exemplaren bezw. Abdrücken durch die dicken Wirbel und den nicht eingedrückten, sondern geradlinig zur Hinterecke verlaufenden hinteren Schlossrand leicht unterscheidet. N. tumida A. ROEMER zeichnet sich durch weniger hohe, hinten breitere, am Unterrande stärker geschwungene Schalen und eine grössere Zahl von Zähnen auf dem Schlossrande aus. Vorkommen: Öberlahnstein, Ems, Daleiden, obere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Berliner Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Nueula confluentina n. sp. Taf. IV, Fie. 8. Nucula cornuta autorum. Aus Schichten des Unterdevon findet man oft eine Nucula als N. cornuta aufgeführt, welche in der That mit dieser Art grosse Aehnlichkeit besitzt. Eine genauere Untersuchung lehrt jedoch, dass völlige Uebereinstimmung nicht besteht. Die niedrige, schon an Nuculana erinnernde Schale ist beiden gemeinsam; bei der unterdevonischen Form ist aber zunächst der Wirbel spitzer, dann das Vorderende kürzer abgerundet, die Schale nach hinten gleichmässiger verschmälert und das Hinterende mehr zugespitzt als bei N. cornuta.. Zudem ist die Schale von N. confluentina ganz wesentlich flacher als bei der bauchig ge- wölbten N. cornuta. Weitere Unterschiede bestehen darin, dass die Muskeleindrücke schwächer sind als bei dieser Art und der hintere Muskeleindruck, ähnlich wie bei der jüngeren N. subcornuta, auf einer Abplattung am Schlossrande liegt und daher im Gegen- satz zu N. cornuta von der Seite nicht sichtbar ist. Die Zähne sind grösser und geringer an Zahl, als bei N. cornuta; ihre Zahl beträgt vor dem Wirbel etwa 5, hinter demselben 6— 8. Neue Folge. Heft 17. 4 50 Palaeontologischer Theil. Die angeführten Unterschiede dürften die Abtrennung der vorliegenden Form, welche in den Schichten des oberen Unter- devon nicht eben selten zu sein scheint, zur Genüge rechtfertigen. Ich selbst kenne sie sicher allerdings nur von der Laubach und aus dem Coblenzquarzit von Oberlahnstein. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn Fr. MAURER. Nueula cornuta SANDBERGER. Taf. IV, Fig. 11, 12. Nucula cornuta SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems in Nassau, S. 278, Taf. 29, Fig. 9 excl. syn. 1850 — 56. Schale gewölbt, verhältnissmässig niedrig und querverlängert, mit ziemlich stumpfen, gegen einander eingekrümmten W irbeln. Schlossrand sehr stumpfwinklig geknickt, Vorder- und Hinterende senkrecht abgerundet, Unterrand sehr flachbogig, fast geradlinig. Schlossfeld auf den allein vorliegenden Kieskernen flach, ohne Randkanten, Schloss vorne mit etwa 8, hinten mit 12 oder mehr Zähnen. Vorderer Muskeleindruck dreieckig-eiförmig, hinterer rundlich. Ueber letzterem der sehr schwach entwickelte Fuss- muskeleindruck. Sculptur anscheinend aus zonenweise angeord- neten, von stärkeren Furchen unterbrochenen concentrischen Streifen bestehend. Nucula cornuta ist eine der am leichtesten kenntlichen Arten der Gattung, deren Vereinigung mit A. RoEMER’s N. Krachtae durch die Brüder SANDBERGER nicht leicht verständlich ist. Sie zeichnet sich durch ihre niedrige dreieckige Gestalt und besonders den auffallend schwach gebogenen Unterrand aus. Ich kenne N. cornuta nur aus den Wissenbacher Schiefern, sowohl von Wissenbach, wie aus dem Ruppachthale; was aus dem Unterdevon als N. cornuta angeführt wird, gehört zu N. confluentina, deren Unterschiede a. a. OÖ. hervorgehoben sind. Ferner kommt sie in den Tentaculitenschiefern der Gegend von Wildungen, sowie in den Wissenbacher Schiefern im Klosterholze bei IIsenburg und am Oberharzer Grünsteinzuge vor. BARROIS führt sie aus den gleichaltrigen Schiefern von Porsguen an. Palaeontologischer Theil. 51 Nuecula subeornuta n. sp. Mary. Bicsoık In den Goniatitenschiefern von Büdesheim kommen zwei- klappige Steinkerne einer kleinen Nucula vor, welche in der Ge- stalt, besonders auch durch den fast geraden Unterrand, sehr an N. cornuta erinnern. Sie unterscheiden sich von dieser jedoch durch geringere Zahl der Schlosszähne, spitzere Wirbel, steiler abfallendes Vorderende und kürzeres Hinterende, welches zudem nicht senkrecht abgerundet ist wie bei N. cornuta, sondern etwas Fig. 3. a Wirbelmuskel-Eindrücke von Nucula subcornuta n. sp. ! Ligamentgrube, ap vorderer Fussmuskeleindruck, aa Eindrücke der Wirbel- muskel. Büdesheim. Göttinger Museum. mehr zugespitzt erscheint. Auch ist das Schlossfeld der Steinkerne durch eine Kante begrenzt und deutlich eingesenkt, während es bei den Steinkernen von N. cornuta flach und kantenlos ist. Endlich ist der hintere Muskeleindruck von dreieckig- eiförmiger Gestalt und liest auf einer Abplattung am Schlossrande, sodass er von der Seite kaum sichtbar wird, während er bei N. cornuta rundlich ist und, da hier eine ähnliche Abplattung nicht vorhanden ist, von der Seite voll sichtbar ist. Die Steinkerne von N. fornicata, die etwa noch in Frage kommen könnte, sind weniger ungleichseitig, haben einen stärker geschwungenen Unterrand und einen wie bei N. cornuta gelegenen hinteren Adductor. Das Schloss bestand bei N. subcornuta aus 4—5 Zähnen vor und 5—6 Zähnen hinter dem Wirbel. 4*r 52 Palaeontologischer Theil. Der vordere Muskeleindruck war anscheinend sehr flach, über dem hinteren liegt der sehr kleine punktförmige Fussmuskelein- druck. In der Wirbelhöhlung treten ausserdem an einem Exem- plar des Göttinger Museums die oben abgebildeten charak- teristischen Eindrücke von Wirbelmuskeln auf. Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Nueula Murchisoni GoLDrFuss. Nucula Murchisoni GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 284, Taf. 160, Fig. 12. Diese Art unterscheidet sich von N. fornicata durch stärker gewölbte, verhältnissmässig kürzere und höhere, nach hinten weniger schiefe, sondern mehr zugespitzte Schalen und das nicht eingesenkte, sondern flache hintere Schlossfeld, welches zudem Fig. 4. ° Nucula Murchisoni Goupruss. Zweiklappiges Exemplar. Natürliche Grösse. Paffrath. Breslauer Museum. Sculptur am Schlossrande hinter den Wirbeln, vergrössert. fast glatt erscheint. Das Vorderende wird in jeder Klappe durch eine breite, sehr flache Furche vom Haupttheil der Schale gesondert. Die Seulptur besteht aus feinen, zuweilen sehr feinen, regel- mässigen gedrängten erhabenen Linien, welche jedoch in der Nähe Palaeontologischer Theil. 53 des Schlossfeldes durch Verschmelzung bezw. Theilung unregel- mässig werden und gleichzeitig etwas wellig gebogen erscheinen oder sich in einzelne Stücke auflösen, sodass eine feine Runzel- sculptur entsteht. Schloss nicht beobachtet. Vorkommen: Das abgebildete, für eine Nucula wahrhaft riesige Stück des Breslauer Museums stammt aus dem Stringo- cephalenkalke von Paffrath. GoLpruss beschrieb die Art aus der Eifel, von wo auch im Göttinger Museum mehrere Exemplare liegen. Nueula fornieata GoLDFuss. Taf. IV, Rig. 9, 15. Nucula fornicata Gowpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 151, Taf. 124, Fig. 5a, 5b; 5e? 1834—40. Nucula daleidensis StEinınger, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 54, Taf. 2, Fig. 1a, 1b. 1853. Schale gewölbt, ungleichseitig, nach hinten verlängert und wenig verschmälert, mit vor der Mitte gelegenen, über den Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Schlossrand sehr stumpfwinklig geknickt, Vorderrand steil abgerundet, eine stumpfe Ecke bildend, Unterrand schief geschwungen, Hinterende breit abgerundet. Schlossfeld flach eingesenkt, beiderseits mit deutlicher Rand- kante. Die Sculptur besteht aus feinen regelmässigen erhabenen, zonenweise geordneten concentrischen Linien, die auch auf das Schlossfeld übertreten und im Alter etwas schuppig werden können. Im Gegensatz zu N. Murchisoni behalten sie auch am Schlossfelde ihren regelmässigen Verlauf. In Bezug auf die Wölbung der Schale variirt die Art etwas, das abgebildete Stück ist verhältnissmässig stark gewölbt. Ob die Figur 5c bei GoLpruss in der That unsere Art darstellt, scheint mir zweifelhaft, da mir vorliegende zwei- klappige Steinkerne aus dem Eifeler Mitteldevon, die sicher zu N. fornicata gehören, einen sehr fein crenelirten Schlossrand be- sitzen und das Schloss demnach nicht aus »grossen nnd wenigen« 54 Palaeontologischer Theil. Zähnen bestehen kann, wie GOLDFUSS, wohl auf Grund des Stein- kerns von Olpe, angiebt. Der vordere Muskeleindruck ist flach, von länglicher Gestalt, der hintere rundlich, nach oben etwas eingesenkt; über ihm ein kleiner Fussmuskeleindruck. Mantellinie einfach. Gorpruss’ Angabe, dass der hintere Muskeleindruck sich durch seine Tiefe und Grösse auszeichne, gilt gleichfalls wohl für das abgebildete Stück von Olpe, weniger für unsere Art. — Die N. daleidensis STEIN. begreift nach den mir vorliegenden Originalen Steinkerne von N. fornicata. Vorkommen: Daleiden, Gerolstein (Crinoiden-Schichten), Mitteldevon. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Nucula pelmensis n. sp. Taf. IV, Fig. 16. Aus dem Hallenser Museum liegen mir von Pelm mehrere Exemplare einer Nucula vor, welche sich durch ihre noch schiefere, kurze und hohe, stärker gewölbte Schale deutlich von N. fornicata unterscheiden. Noch weniger können sie aber wegen der sehr schiefen und hinten nicht zugespitzten Schale mit N. Murchisoni vereinigt werden; es bleibt daher nichts übrig, als sie unter be- sonderem Namen zu beschreiben. Schale stark gewölbt, sehr ungleichseitig und schief, mit kräftigen eingekrümmten Wirbeln, sehr kurz abgerundetem, eine stumpfe Ecke bildenden Vorderrande, geschwungenem Unterrande und breit abgerundetem Hinterende. Schlossfeld flach eingesenkt nicht durch deutliche Kante begrenzt. Die Sceulptur besteht aus scharfen, regelmässigen, zonenweise angeordneten erhabenen concentrischen Streifen, welche gröber sind als diejenigen von N. Murchisoni und N. fornicata. Schloss unbekannt, Palaeontologischer Theil. 55 Nucula Sandbergeri n. sp. Taf. IV, Fig. 13. Lueina rectangularis SaspBerser z. Th. Rheinisches Schichtensystem in Nassau, S. 255, Taf. 27, Fig. 5, 5a; non 5b, 5e. 1850—56. Wie auch unten bei Besprechung der SANDBERGER’schen Art ausgeführt wird, ist das junge, von SANDBERGER erwähnte und abgebildete Exemplar keine ZLucina, sondern eine Nucula. Die ganze Gestalt, vor Allem das sehr schön entwickelte charakteri- stische flache Feldchen hinter den Wirbeln, lassen darüber keinen Zweifel. Bestimmend für die Zutheilung zu ZLucina war wohl die schwache Furche, welche das Vorderende heraushebt und für die »Lucinenfalte« gehalten wurde. Sie ist aber mit dieser nicht zu vergleichen. Erstlich ist bei der wahren Paracyclas rectangularis, wie SANDBERGER’s Abbildung zeigt, die Falte schon in der Jugend scharf, während sie bei unserem kleinen Stück sehr flach, beinahe undeutlich ist, sodann endigt sie bei diesem da, wo Schlossrand und Vorderrand in stumpfer Ecke zusammenstossen, während sie bei P. rectangularıs weiter vom Schalrande absteht und sich weiter am Hinterrande herabzieht. Die Furche an unserem kleinen Stück entpricht genau derjenigen, die in gleicher Lage am Vorder- ende von N. Murchisoni auftritt, der die kleine Art in der Gestalt recht nahe steht, während sie sich allerdings durch ihre grobe Sculptur von ihr entfernt. Schale gewölbt, ungleichseitig, aber kaum schief zu nennen, nach hinten etwas verschmälert, mit vor der Mitte gelegenen ein- gekrümmten Wirbeln, sehr stumpfwinklig geknicktem Schlossrande, kurz abgerundetem Vorderrande, geschwungenem Unterrande und abgerundetem Hinterende. Schlossfeld flach, nicht eingesenkt und ohne Randkanten. Vorderende beiderseits durch eine schwache Furche herausgehoben. | Die Sculptur besteht aus verhältnissmässig groben, auf dem Schlossfelde verschwindenden, im Alter unregelmässig werdenden concentrischen erhabenen Streifen. Schloss unbekannt, 96 Palaeontologischer Theil. Vorkommen: Villmar, Stringocephalenkalk. Nur das eine Exemplar im Museum des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden. Nueula sp. aff. tumida A. RoEMER. Taf. IV, Fig. 10. Vom Hauskopf bei Rodenhausen (Messtischblatt Gladenbach) liegt in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn eine kleine Nucula, die ich bei keiner Art unterzubringen vermag. Am ersten würde sie zu N. tumida passen (Verst. d. Harzgebirges, S. 24, Taf. 12, Fig. 30), aber der Wirbel ist dick und ragt mit seiner Ausfüllung über den Schlossrand hervor, was bei jener Art nicht der Fall ist. Der zum Theil erhaltene Ab- druck zeigt eine feine, ziemlich regelmässige concentrische Strei- fung. Obere Coblenzschichten. Nueula n. sp. aff. aquisgranensis? Taf. IV, Fig. 19. Herr FRIEDRICH MAURER besitzt von der Laubach eine extrem kurze Nucula mit ganz nach hinten überhängendem Wirbel, senkrecht abfallendem Hinterrande und flachem Unterrande, die wohl kaum als sehr verdrückte N. lodanensis zu deuten ist. Sie mag ihrer auffälligen Gestalt wegen der Beachtung besonders empfohlen sein, da sie diese nur mit N. aquisgranensis theilt. Eine Benennung erscheint mir bei dem ungünstigen Erhaltungs- zustande des einzigen Exemplars vorderhand unthunlich. Nueula aquisgranensis n. sp. Taf. IV, Fig. 25. Schale gewölbt, gerundet-dreieckig, mit kleinen, hinter der Mitte gelegenen, nach hinten eingekrümmten Wirbeln. Vor den Wirbeln ein deutliches, durch schwache Kanten begrenztes Palaeontologischer Theil. 57 Schildchen, ein ebensolches, undeutlich begrenzt, hinter den Wirbeln. Die Sculptur besteht aus feinen und gröberen unregelmässigen gedrängten Anwachsstreifen. Inneres unbekannt. Obwohl bei dem Mangel einer Schlossbeobachtung die Gat- tungsbestimmung natürlich nicht bewiesen ist, glaube ich die Art doch unbedenklich zu Nucula stellen zu sollen, da mir in der eben angeführten Form von der Laubach eine ganz gleichartig gestaltete Form vorliegt. Diese beiden würden dann im Gegensatz zu unseren sonstigen, mit ihrem langen Hintertheil als verkürzte Nuculana-Arten gewissermaassen zu betrachtenden Arten den in jüngeren Formationen mehr verbreiteten Typus repräsentiren, bei denen die vor den Wirbeln gelegene Schalpartie an Ausdehnung die hintere bei weitem übertrifft. Vorkommen: Breiniger Berg bei Aachen, Stringocephalen- kalk. Aachener, Göttinger Museum. Nucula? erratica n. sp. Taf. IV, Fig- 24. Schale gleichklappig, ungleichseitig, flach gewölbt, von schief eiförmigem Umriss, mit hinter der Mitte gelegenen, vorragenden, nach hinten gebogenen kleinen Wirbeln. Die Sculptur besteht Fig. 5. Accessorische Muskeleindrücke von Nucula? erratica n. sp. 1 Ligamentgrube, ap vorderer und hinterer Fussmuskeleindruck, aa accessorische Muskeleindrücke. Daleiden. Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. aus feinen und gröberen Anwachsstreifen, welche unregelmässige Zonen bilden. Auf dem flachbogigen Schlossrande stehen zwei Reihen kleiner Zähne, welche in der Mitte von einer grossen, 58 Palaeontologischer Theil. schiefen Ligamentgrube unterbrochen werden. Vorderer und hinterer Muskeleindruck an den Enden des Schlossrandes gelegen, eiförmig, flach, ein jeder mit länglichem kleineren Fussmuskel- eindruck. Ausserdem aber beobachtet man dicht am Schloss- rande unter bezw. vor den Wirbeln und an der inneren Wand der Ligamentgrube im Innern der Schale noch einen grösseren und zwei kleinere -gestreifte Muskeleindrücke, während in der Wirbelhöhlung selbst keine Spur accessorischer Muskeleindrücke zu entdecken ist. — Ausserordentlich ähnlich in der Gestalt ist N.? potens BARR. aus dem böhmischen Obersilur (Syst. sil. VI, Tafel] 274, V, Fig. 13—15). Vorkommen: Daleiden, obere Coblenzschichten ? Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Gattung: Nuculana Link. 18071). Taf. IV. Leda SchumAacHer 1817. Bei den im Folgenden als Nuculana- Arten beschriebenen Formen wurde in allen Fällen, wo eine Beobachtung möglich war, nicht nur die innere Ligamentgrube, sondern auch der kleine Ausschnitt der Mantellinie nachgewiesen, sodass die Zugehörigkeit zu Nuculana über alle Zweifel erhaben ist. Die älteste sicher als Nuculana anzusprechende Art dürfte Nuculana Lebescontei BARROIS aus dem gres armoricain sein; zwar ist der Ausschnitt der Mantellinie nicht beobachtet, wohl aber die innere Ligamentgrube. Auch Leda bohemica BARRANDE aus der Etage D wird wahrscheinlich eine echte Nuculana sein, ob- wohl BARRANDE weder Ligamentgrube noch Ausschnitt beob- achtet hat. Im rheinischen Devon haben sich 8 Arten gefunden. ') Der Name Nuculana muss nach den Gesetzen der Priorität und wegen des schon von Srorıczka und WaAAcen hervorgehobenen Umstandes, dass als Leda schon vorher ein Arachniden-Genus bezeichnet war, an Stelle von Leda treten, Palaeontologischer Theil. 59 Nuculana securiformis GOLDFUSS sp. Taf. IV, Fig. 2628. Nucula securiformis Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 151, Taf. 124, Fig. 8. 1834—40. » » SANDBERGER, Versteinerungen d. rhein. Schichtensystems in Nassau, S. 278, Taf. 29, Fig. 5. 1850—56. Leda securiformis Beusuausen, Beiträge zur Kenntniss d. Oberharzer Spiriferen- sandsteins, S. 87, Taf. 4, Fig. 5. 1884. Schale stark querverlängert, niedergedrückt dreieckig von Um- riss, geschnäbelt. Wirbel etwa in der Mitte gelegen, klein, nach hinten über den Schlossrand eingekrümmt. Schlossrand sehr stumpfwinklig geknickt, vorderer in der Jugend schräg abfallend, hinterer flachbogig concav, nach hinten verlängert, Unterrand in der Jugend ziemlich stark geschwungen, bogig zum Schlossrande aufsteigend. Mit zunehmendem Alter steigert sich die Wachs- thumsintensität am Vorderende, daher sind alte Exemplare vorne breiter als junge, und die ganze Schale nähert sich in der Gestalt mehr einem Rhomboid als einem Dreieck. Fig. 6. Nuculana securiformis GoLpr. Schlossansicht eines zweiklappigen Steinkerns von Daleiden mit der zapfenförmigen Ausfüllung der Ligamentgrube. Breslauer Museum. 2. Vom Wirbel läuft zum Hinterende eine den Schlossrand be- gleitende stumpfe Kante, welche jedoch nur: bei Sculpturstein- kernen bezw. beschalten Exemplaren erhalten ist. Die Sculptur besteht aus bündelförmig angeordneten feineren und gröberen Anwachsstreifen. Das Schloss besteht aus zwei Zahnreihen, welche durch die 60 Palaeontologischer Theil. dreieckige Ligamentgrube getrennt werden, an deren Spitze beide zusammentreffen. An einem kleinen Exemplar zählte ich vorne 13, hinten 7 Zähne. Beide Muskeleindrücke sind elliptisch, etwas eingesenkt und liegen dicht unter dem Schlossrande. Die Mantellinie zeigt den typischen kleinen Sinus. Vorkommen: Nellenköpfehen, untere Coblenzschichten; Kloppberg bei Ems, Ehrenbreitstein, Coblenzquarzit; Mürlen- bach, Daleiden, Laubach, Hohenrheiner Hütte, obere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Berliner Museum, Sammlungen der Herren FOLLMAnN und FR. MAURER. Nueulana sp. aff. securiformis GoLDFUss. Taf. IV, Fig. 29. Von Elberfeld liegt mir aus den Grauwackenschiefern unter dem dortigen Stringocephalenkalk ein Exemplar einer Nuculana vor, welches sich bei ähnlicher Gestalt von gleichgrossen Exem- plaren der N. securiformis durch mehr zurückliegenden Wirbel, breiteres Vorderende und weniger lang ausgezogenes Hinterende unterscheidet; auch scheint die Kante längs des Schlossrandes zu fehlen. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen. Schloss, Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. Obschon eine specifische Trennung von N. securiformis wohl berechtigt erscheint, möchte ich doch für das eine nicht ganz voll- ständig erhaltene Exemplar vorläufig keinen neuen Namen an- wenden. Geologische Landesanstalt. Nuculana lodanensis n. sp. Taf. IV, Fig. 30. Die vorliegende Art lässt sich am besten als eine vorne und hinten verkürzte N. securiformis bezeichnen, mit etwas breiterem Hinterende. Das Schloss ist bei dem einzigen vorliegenden Exem- Palaeontologischer Theil. 61 plar, einem zweiklappigen Steinkern, nicht erhalten, allein der deutliche Ausschnitt der Mantellinie im Verein mit der Schalen- gestalt lassen über die Zugehörigkeit keinen Zweifel. Von Sculp- turen sieht man auf dem zugehörigen Abdruck Reste feinerer und gröberer Anwachsstreifung. Die Lage und Beschaffenheit der Muskeleindrücke ist die gewöhnliche. Die Unterschiede gegenüber N. securiformis wurden bereits hervorgehoben; N. brevicultrata SANDB. hat eine mehr verlängerte Gestalt und nach vorne gerückte Wirbel; was endlich die mir nicht bekannte N. tumida SANDB. betrifft, so ıst dieselbe nach der Zeichnung allerdings ähnlich, aber gleichmässig nach hinten ver- schmälert bezw. zugespitzt, während das Hinterende unserer Art gleich breit bleibt und dann kurz abgerundet ist. Wenn nicht etwa eine Verzeichnung vorliegt, was aber bei den sorgfältigen Abbildungen des SANDBERGER’schen Werkes kaum anzunehmen ist, kann N. tumida mit unserer Art nicht ident sein, obwohl der Fundort derselbe ist. Vorkommen: Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Nueulana brevieultrata SANDBERGER sp. Taf. IV, Fig. 31. Nucula brevieultrata Sanpsereer, Verstein. d. rhein. Schichtensystems, Taf. 29, Fig. 7, Ta. 1850-56. Cucullella cultrata Sanpeercer z. Th., a. a. 0. S. 276. Schale sehr ungleichseitig, stark querverlängert, flach gewölbt, mit weit nach vorn gelegenen kleinen spitzen, ein wenig nach rückwärts gewendeten Wirbeln. Schlossrand sehr stumpfwinklig geknickt, nach hinten sehr verlängert. Vorderrand kurz abge- rundet, Unterrand flachbogig, Hinterende abgerundet. Schloss wie gewöhnlich, Seulptur nicht beobachtet. Vorderer Muskelein- druck dreieckig-eiförmig, hinterer länglich, beide dicht am Schloss- rande gelegen, mit kleinem Fussmuskeleindruck darüber. Der vordere Muskeleindruck wird durch eine senkrechte Schwiele ge- stützt. Mantellinie anscheinend mit kleinem Ausschnitt. 62 Palaeontologischer Theil. Wenn die Gebrüder SANDBERGER ihre Nucula brevieultrata späterhin mit Öucullella solenoides (= cultrata) vereinigten, so hat ihnen dabei wohl nur die ähnliche äussere Form als Grund ge- dient. Sie haben aber übersehen oder doch kein Gewicht darauf gelegt, dass die vorliegende Form gar keine Cueullella-Leiste be- sitzt, dass die schwache Muskelschwiele, welche entfernt vom Wirbel liegt, unmöglich der dicht am bezw. unter dem Wirbel liegenden Leiste bei Ü. solenoides entsprechen kann, kurz, dass wir zwei generisch verschiedene Formen vor uns haben. Es muss daher die ursprüngliche Benennung wieder zu ihrem Rechte kommen. Vorkommen: Wissenbach, unteres Mitteldevon. Anmerkung: Alle Angaben über das Vorkommen von Oucullella solenoides in den Wissenbacher Schiefern beziehen sich wohl auf N. drevieultrata. Ich habe nie ein Exemplar jener Art aus diesem Horizont gesehen; selbst in der ausserordentlich reichen Suite Wissenbacher Versteinerungen in der Koc#- schen Sammlung ist nichts derartiges vorhanden. Nueulana tumida SANDBERGER? Leda tumida SANDBERGER, Verstein. d. rhein. Schichtensystems, S. 279, Taf. 29, Fig. 8, 8a. 1850—56. Ein Exemplar dieser von den Autoren selbst nicht näher charakterisirten’Art habe ich nicht gesehen. Sie gleicht nach der Abbildung etwa der N. lodanensis mit dem Unterschiede, dass das Hinterende gleichmässig verschmälert ist, statt, wie bei jener Art, breit abgerundet. Sehr ähnlich ist dagegeu COtenodonta minuta MAURER, und wenn nicht einerseits nach Angabe der Brüder SANDBERGER bei N. tumida ein »geschlitzter« Manteleindruck vorhanden und nicht bei C. minuta andererseits das Fehlen der Ligamentgrube sicher beobachtet wäre, möchte man beide Arten vereinigen, zumal die Schlossabbildung 1. c. Fig. 7a eine Unter- brechung der beiden Zahnreihen durch die Ligamentgrube nicht erkennen lässt. Das Original-Exemplar war in den oberen Coblenzschichten bei Niederlahnstein gefunden, ist im Wiesbadener Museum aber nicht vorhanden. Auch in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn konnte ich es nicht entdecken. nn aan u Palaeontologischer Theil. 63 Nuculana Frechi n. sp. Taf. IV, Fig. 34, 35. Schale mässig gewölbt, von kurz dreieckiger, vorne abge- rundeter Gestalt mit kurzem Hinterende. Wirbel in der Mitte gelegen, über den Schlossrand eingebogen. Die Sculptur besteht aus zonenförmig geordneten feinen An- wachsstreifen. Das Schloss war nicht genau zu untersuchen, besonders konnte die Ligamentgruben-Ausfüllung, ohne das kleine Object zu beschädigen, nicht sichtbar gemacht werden. Doch ist ihr Vorhandensein wohl nicht zu bezweifeln. untere Coblenzschichten. Sammlung des Herrn Schwero. Beide Muskeleindrücke sind von elliptischer Gestalt und dicht unter dem Schlossrande gelegen. Die Mantellinie ist nur zum Theil beobachtet worden. | Bei oberflächlicher Betrachtung sind N. Mäülleri und N. Ahrendi leicht mit unserer Art zu verwechseln. Die erstere unterscheidet sich jedoch durch den verhältnissmässig kurzen Vordertheil der Schale und die nach dem Hinterende ver- laufende Furche; N. Ahrendi hat zwar gleichfalls einen längeren Vordertheil, aber vorderer Schlossrand und Unterrand con- vergiren weniger, sodass die Schale vorne breiter bleibt, weniger dreieckig zugespitzt erscheint. Ausserdem ist das ge- schnäbelte Hinterende bei N. Ahrendi mehr aufgebogen, was einer- seits durch den einen stärkeren concaven Bogen beschreibenden hinteren Schlossrand dieser Art, der bei N. Frechi weniger ge- bogen ist, andererseits durch den stärker geschwungenen Unter- rand bedingt wird. Der Umstand, dass die sämmtlichen vorliegenden Exemplare in gleicher Weise die hervorgehobenen Eigenthümlichkeiten zeigen 64 Palaeontologischer Theil. und dass die Fundstellen demselben geologischen Horizont ange- hören, dürfte die Aufstellung einer besonderen Art genügend be- gründen. Vorkommen: Oberstadtfeld, Nellenköpfchen, untere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung der Herren FOLLMANN und SCHWERD. Nueulana Mülleri n. sp. Taf. IV, Fig. 32, 33. Die vorliegende Art zeichnet sich durch kurze und zugleich stark gebogene Schale aus. Der Wirbel liegt etwa in der Mitte und ist etwas nach hinten über den Schlossrand eingekrümmt. Der Schlossrand ist unter sehr stumpfem Winkel geknickt, und das Hinterende erscheint durch den stark geschwungenen Unter- rand aufgebogen. Neben der kurzen Vorderseite ist das Haupt- merkmal eine breite, aber deutliche Furche, die vom Wirbel zum Hinterende verläuft, aber unterhalb desselben an den Schal- rand tritt. Sculpturen sind nicht erhalten. Das Schloss besteht bei einem Exemplar-aus einer Reihe von etwa 12 Zähnen vor und einer solchen von etwa 7 Zähnen hinter der Ligamentgrube. Die beiden eiförmigen, etwas eingesenkten Muskeleindrücke liegen dicht unter dem Schlossrande, der hintere so, dass der obere Rand der Diagonalfurche unmittelbar unter ihm liegt. Die Mantellinie hat einen kleinen Ausschnitt. Vorkommen: Kleinbornsbach bei Coblenz, Coblenzquarzit; Ems, obere Coblenzschichten. Berliner Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Nuculana Ahrendi A. RoEMER. Taf. IV, Fig. 37—39. Nucula Ahrendi A. Rormer, Verst. d. Harzgebirges, S. 23, Taf. 6, Fig. 14. 1843. Leda Ahrendi A. Rormer, Beitr. z. geol. Kenntniss ete. V, S. 21. 1866. » » Beusnausen, Beiträge z. Kenntniss d. Oberharzer Spiriferensand- steins, $. 88, Taf. 4, Fig. 2—4. 1884. Palaeontologischer Theil. 65 Schale sehr ungleichseitig, gewölbt, von gerundet rhomboidi- schem Umriss. Wirbel klein, hinter der Mitte gelegen, nach hinten über den Schlossrand eingebogen;; vorderer Schlossrand sehr schwach gebogen, fast horizontal, hinterer Schlossrand einen schräg abfallen- den concaven Bogen beschreibend. Vorderrand breit abgerundet, Unterrand geschwungen. Hinterende ausgezogen, abgerundet. Die Sculptur ist nirgends erhalten, dürfte aber nach Analogie der verwandten Arten aus unregelmässigen Anwachsstreifen be- standen haben. Das Schloss besteht aus einer vorderen Zahnreihe mit etwa 15—20 und einer hinteren mit 5—8 Zähnen; zwischen beiden Reihen liegt die schräge dreieckige Ligamentgrube. Beide Muskeleindrücke liegen dicht unter dem Schlossrande und zwar am vorderen bezw. hinteren Ende desselben, sie sind flach und von rundlicher Form, der hintere wird nach vorue durch eine Schwiele gestützt. Die Mantellinie ist deutlich ausgeschnitten. Von den übrigen ähnlichen Arten des rheinischen Devon unterscheidet sich N. Ahrendi leicht durch ihre weit zurück- liegenden, zurückgekrümmten Wirbel und den langen, breit abge- rundeten Vordertheil der Schale. Vorkommen: »Coblenz«, Ems, obere Coblenzschichten. — Unterdevon des Oberharzes. Berliner Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Anmerkung. Bezüglich des in Fig. 36 abgebildeten Steinkerns aus dem Coblenzquarzit des Mühlthals bei Rhens wage ich nicht zu entscheiden, ob er zu N. Ahrendi gehört. Die Form stimmt allerdings im Grossen und Ganzen, es ist aber eine Andeutung einer Furche wie bei N. Mülleri vorhanden, während für diese Art der Vordertheil zu breit und die ganze Schale zu wenig gebogen erscheint. Es liegt nur der eine Steinkern vor. Gtenodontiden. Gattung: Ctenodonta SALTER. 1851. Taf. V-VII. Tellinomya Harn 1847. — Palaeaneilo Harn 1869. Palaeoneilo 1885. Cadomia ve Tromeruın 1876. — Koenenia Brusuausen 1884. Im Jahre 1847 beschrieb Harz (Palaeontology of New-York, vol. I, S. 151 ff. Taf. 34, Fig. 3—7) aus dem untersilurischen Neue Folge. Heft 17, H) 66 Palaeontologischer Theil. Trenton-Kalke mehrere Zweischaler, welche er unter dem Namen Tellinomya zu einer Gattung zusammenfasste. Die Gattungsbeschreibung von HALL ist sehr allgemein ge- halten, erwähnt wird besonders, dass keine Andeutung von Schlosszähnen vorhanden sei. Als erste Art wird T. nasuta be- schrieben. Im Jahre 1851 stellte dann SALTER (British Associa- tion Reports, Trans. Sect., S. 63) für eine Gruppe palaeozoischer Nuculae die Gattung (tenodonta auf und beschrieb als Typus derselben unter dem Namen ©. Logami die eben erwähnte Harr’sche Art. Im Jahre 1859 gab SALTER dann eine ausführ- lichere Beschreibung der Gattung Ctenodonta in den »Figures and Descriptions of Canadian Organic Remains«, Decade 1, S. 34, und beschrieb ausser der typischen Art C. nasuta HALL sp. mehrere weitere. Die Gattungsbeschreibung SALTER’s lautet hier in etwas freier Uebersetzung wie folgt: »Schale fast gleichseitig, im Allgemeinen quergestreckt, die vordere Seite am grössten; Wirbel genähert, nicht vorragend, Schloss mit einer doppelten Reihe gebogener Zähne, welche durch kleinere unter dem Wirbel verbunden werden; Ligament hinter den Wirbeln, äusserlich, auf einer Ligamentstütze, keine gestreifte Area oder Ligamentgrube; Muskeleindrücke kräftig, mit accesso- rischen Eindrücken, nicht durch Schwielen gestützt; Mantellinie einfach«. Ein Moment, welches in der Gattungsbeschreibung nicht er- wähnt ist, aber sowohl bei der typischen Art C. nasuta, wie bei den übrigen abgebildeten Arten fast ausnahmslos deutlich hervor- tritt, ist eine breite flache Furche, welche vom Wirbel zur hinteren Hälfte des Unterrandes verläuft und eine Einziehung desselben zur Folge hat. Im Jahre 1869 veröffentlichte J. HALL in seiner »Preliminary Notice of the Lamellibranchiate Shells of the Upper Helderberg, Hamilton and Chemung Groups« ohne Abbildungen eine Anzahl Arten von devonischen Nuculiden unter dem Gattungsnamen Palaeaneilo (Nuculites CONRAD, pars) welche sich nach der Gattungs- beschreibung durch quereiförmige oder fast elliptische Schalen mit ausgezogenem, oft fast geschnäbeltem Hinterende und mehr oder Palaeontologischer Theil. 67 minder deutlicher Furche vom Wirbel zum hinteren Theile des Unterrandes auszeichnen; die Oberfläche ist concentrisch gestreift oder gerippt, der gebogene Schlossrand ist in seiner ganzen Länge ununterbrochen gezähnelt, das Ligament äusserlich, die Muskeleindrücke schwach, in der Wirbelhöhlung mehrere acces- sorische Eindrücke, Mantellinie' einfach oder hinten schief ab- gestutzt. Geht schon aus dieser Beschreibung die Uebereinstimmung mit der Diagnose von Ütenodonta in allen wesentlichen Merkmalen hervor, so lehrt das Studium der zahlreichen Abbildungen in Bd. V, Th. 1 der Palaeontology of New-York, Taf. 48—50, dass in der That beide Genera zweifellos als ident betrachtet werden müssen. Nicht nur tragen eine heihe Arten entgegen der Gattungsdiagnose HALr’s, aber in Uebereinstimmung mit SALTER’s Angabe für Cienodonta, recht kräftige Muskeleindrücke, sondern eine ganze Anzahl von Formen steht in ihrer Gestalt den silurischen Ctenodonta-Arten ganz auffällig nahe. So weicht z. B. P. attenuata (Taf. 50, Fig. 34—39) aus dem unteren Carbon Ohio’s von der typischen Art ©. nasuta nur durch weiter nach vorne gerückte Wirbel ab; P. mawima (Taf. 48, Fig. 29 — 38) erinnert sehr lebhaft an C. contracta SALTER und C. Iphigenia Biruıngs (Palaeozoic fossils I, S. 152) u. s. w. Abweichungen zeigen sich nur in der Lage und Ausbildung der Furche, welche oft von radialen Kanten begleitet ist, und in der Beschaffenheit des Schlosses, insofern als dies bei den jüngeren Formen meist deutlich in zwei, unter dem Wirbel übereinandergreifende oder durch einige schräge Zähne verbundene Zahnreihen getrennt ist. Doch fehlen auch hier die Uebergänge nicht. HaALt selbst bemerkt bei der auf S. XXVII f. mit geringen Aenderungen gegen früher in Bezug auf die eben erwähnten Variationen im Schlossbau wiedergegebenen Gattungsbeschreibung, dass Palaeoneilo in der allgemeinen Gestalt und den inneren ‘Charakteren Tellinomya (= Ctenodonta) sehr nahestehe, und dass weitere Untersuchungen wahrscheinlich die Identität beider Gattungen ergeben würden. 68 Palaeontologischer Theil. In der That ist kein einziges Moment von einiger Bedeutung zu finden, in dem die beiden Gattungen nicht übereinstimmen. ÖEHLERT (Bull. soc. geol. de France, 3. ser., Bd. 16, S. 653) will zwar Ütenodonta durch die geschnäbelte Gestalt, die vorragen- den und fast in der Mitte gelegenen Wirbel von Palaeoneilo unterscheiden, welche sich durch nach vorn gerückte Wirbel, die weniger breit abgerundete Vorderseite und die transversale Furche auf der Hinterseite auszeichnen soll; allein Angesichts der zahlreichen Uebergänge in der Form und der gerade bei der typischen (. nasuta bereits deutlich vorhandenen Furche dürfte Herr OEHLERT selbst kaum geneigt sein, diese Unterschiede jetzt noch aufrecht zu erhalten. Dass übrigens Palaeoneilo nicht etwa als jüngerer Seitenzweig von (tenodonta s. str. aufzufassen ist, geht aus dem Auftreten einer typischen Palaeoneslo-Art, P. flectens BARR., im böhmischen Untersilur hervor. Unter Berücksichtieung des Umstandes, dass bereits eine zu den Eryciniden gehörige Tellimya BROown 1827 existirt, dass ferner Hart seine Gattung Tellinomya unter irrigen Voraussetzungen aufstellte, dass dieser Name eine Verwandtschaft mit Tellina andeutet, welche nicht vorhanden ist, dass dagegen SALTER der- jenige war, welcher zuerst die hierher gehörigen Formen in ihrem Schlossbau aufklärte und ihnen dadurch ihre richtige Stellung gab, scheint mir im Anschluss an ÖEHLERT die SALTER’sche Gattungs- bezeichnung vorzuziehen, was auch in den Lehrbüchern meist geschehen ist. Schwer verständlich ist es übrigens, wenn Tryon (Structural and systematical Conchology) Palaeoneilo (8. 250) zu den Nucu- liden, Ütenodonta dagegen (S. 260) zu den Arcaceen stellt. Ausser Palaeoneilo fällt, wie Bıcor’s Abbildungen (Bull. soc. geol. de France, 3. ser., Bd. 17, Taf. 23, Fig. 3, 4) zeigen, auch die Gattung Cadomia DE TROMELIN (Bull. soc. Linn. Norm., 3. ser., Bd. 1, S. 48) aus dem französischen Untersilur unter die Synonyme von Ütenodonta, nicht von Cucullella, wie ich 1889 auf Grund der Beschreibung angenommen hatte. Die angebliche innere Leiste ist eine einfache Muskelschwiele, und das aus zwei, bei der typischen Art unter dem Wirbel ohne Zwischenraum zu- Palaeontologischer Theil. 69 sammentreffenden Zahnreihen bestehende Schloss weicht in nichts von dem Schlossbau der Ctenodonta-Arten ab. Eine deutliche Transversalfurche ist zwar nicht vorhanden, aber diese ver- schwindet auch bei manchen Ctenodonta-Arten fast völlig. Endlich kann auch die von mir im Jahre 1884 ( Beitr. zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensandsteins, S. 72) für A. RoEMER's Cucullaea Lasü aufgestellte Gattung Koenenia als selbständige Gattung nicht aufrecht erhalten werden, da das Schloss, wie ich mich neuerdings überzeugt habe, durchaus den Bau des typischen Ctenodonta-Schlosses besitzt, in Gestalt zweier, unter den Wirbeln übereinandergreifender Zahnreihen. Doch zeichnet sie sich durch einige auffallende Merkmale gegenüber den sonstigen Ütenodonta-Formen so aus, dass sie als eine wohl- charakterisirte Untergattung aufrecht erhalten werden muss. Die Diagnose der in vorstehendem Umfange angenommenen Gattung COtenodonta lässt sich wie folgt geben: Schale gleichklappig, mehr oder minder ungleichseitig, flach oder mässig gewölbt, selten aufgebläht, mit meist deutlicher, selten ganz verschwindender, vom Wirbel schräg nach hinten zum Unterrande ziehender, hier eine Einbiegung verursachender Furche. Schlossrand gebogen, mit zwei aus zahlreichen Zähnen bestehen- den Zahnreihen, welche unter den Wirbeln direct zusammenstossen oder übereinander greifen, und zwar die hintere über die vordere. In manchen Fällen werden sie durch einige schräge Zähne unter den Wirbeln verbunden. Seulptur concentrisch, aus Anwachsstreifen oder Rippen be- stehend. | Ligament äusserlich, in einer Furche hinter den Wirbeln gelegen. Muskeleindrücke mehr oder weniger kräftig, an beiden Enden des Schlossrandes gelegen, öfters durch Schwielen gestützt. In der Wirbelhöhlung zuweilen accessorische Muskeleindrücke erhalten. Mantellinie ganzrandig. In dieser Begrenzung reicht die Gattung vom tiefsten Unter- 'silur bis zur Trias, da Bittner !) kürzlich eine Reihe von Formen !) Verhandl. d. K. K. geol. Reichsanstalt, 1894, S. 186 ff. 70 Palaeontologischer Theil. von St. Cassian zu Palaeoneilo gestellt hat. Unter diesen befinden sich die altbekannten Nucula elliptica und lineata GOLDFUSS (Petref. Germ. II, S. 153, Taf. 124, Fig. 16, 17). Von N. elliptica hat übrigens SALTER a. a. OÖ. schon hervorgehoben, dass sie viel- leicht zu Ctenodonta gehöre. Die Menge von Formen, welche zu Gtenodonta gestellt werden muss, zerfällt wiederum in einige deutlich unterscheidbare Haupt- gruppen oder Untergattungen, welche untereinander durch Ueber- gänge verknüpft werden: 1% Ctenodonta s. str. Sinus breit, flach, nicht scharf abge- setzt, oft fast völlig verschwindend, nach dem Unterrande gerichtet. Vorwiegend feine concentrische Seulptur. Typus: ©. nasuta HALL sp. Palaeoneilo emend. Sinus mehr nach dem Hinterrande gerichtet — der dadurch schräg abgestutzt oder einge- buchtet erscheint —, stärker ausgeprägt als bei voriger Gruppe, was sich mindestens in plötzlicher Richtungs- änderung der Anwachsstreifen ausdrückt. Sculptur viel- fach neben feinen Anwachsstreifen aus concentrischen Rippen bestehend. Typus: C. fecunda HALL sp. und ©. Maureri n. sp. Koenenia. Der scharf ausgeprägte vertiefte Sinus wird durch eine oder zwei Radialrippen oder -Kiele begrenzt. Typus: ©. Lasü A. RoEMER sp. Tancrediopsis nov. subg. 1). Vorderer _Schalentheil den hinteren an Ausdehnung übertreffend. Schale vom Wirbel nach hinten kurz und steil abfallend. Typus: C. contracta SALTER und C. sulcata HISINGER sp. Prosoleptus nov. subg. Schale stark ungleichseitig, vorne kurz verschmälert, nach hinten stark verbreitert. Typus: ©. lineata GOLDF. (St. Cassian), aber in unserer Fauna schon durch ©. ledoides und Ü©. mosellana vertreten. ') Der Name Donacopsis wäre zur Bezeichnung der Schalenform passender gewesen, doch ist er schon von SAxDBERGER für eine Sippe fossiler Cyrenen ver- wandt worden, Palaeontologischer Theil. Al Ötenodonta ist die artenreichste Gattung unter den Zwei- schalern des rheinischen Devon; es werden im Nachstehenden einschliesslich der nicht benannten und zweifelhaften Formen nicht weniger als 36 Arten unterschieden, ohne dass der Formen- reichthum damit erschöpft wäre. I. Ctenodonta s. str. Ctenodonta prisca GOLDFUSS sp. Taf. VI, Fig. 8. Nucula prisca Goupruss, Petref. Germ. II, S. 151, Taf. 124, Fig. 7. 1834—40. Cueullella tenwarata SanDsErcer z. Th. Schale schief dreieckig, gewölbt, mit vor der Mitte gelegenem, über den Schlossrand eingekrümmtem Wirbel, langem gebogenem Schlossrande, kurz und steil abgerundetem Vorderrande, fast geradlinigem Unterrande und sehr schrägem, etwas eingebuchtetem, mit dem Schlossrande eine spitzwinklige, abgerundete Ecke bil- dendem Hinterrande. Von Sculpturen ist auf dem allein vor- liegenden Steinkern nichts erhalten; die Schale war ziemlich dick). Das Schloss besteht aus einer kurzen vorderen, höchstens 10 Zähne zählenden und einer langen, mindestens 30 Zähne zählenden hinteren Reihe. Unter dem Wirbel sind die Zähnchen jedoch so klein, dass eine genaue Beobachtung des gegenseitigen Verhaltens der beiden Zahnreihen nicht möglich ist. Ligament äusserlich, in linearer Furche hinter dem Wirbel. Beide Muskel- eindrücke sind gross, eirund, eingesenkt und werden hinten bezw. vorn durch Schwielen gestützt. Diejenige des vorderen Muskel- eindrucks ist die kräftigere. Ueber ihr liegt nach dem Wirbel zu noch eine kürzere und schwächere Schwiele.. Mantellinie einfach. !) Gonpruss erwähnt a. a. O. Schalseulptur auf einem bei Bensberg ge- fundenen Exemplar, das aber wohl kaum in Wirklichkeit zu ©, prisca gehören dürfte. 72 Palaeontologischer Theil. Die nächstverwandte Art ist ©. Krotonis, die Unterschiede werden bei dieser hervorgehoben werden. Vorkommen: Kemmenau bei Ems, obere Coblenzschichten. Berliner Museum. Ctenodonta Krotonis A. ROEMER sp. Taf. V, Fig. 24, 25. Nuecula Krotonis A. Rosmer, Beiträgel, S. 13, Taf. 3, Fig.5. 1850. Cueullella tenuiarata SAsDBERGER 2. Th., Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 276, Taf. 29, Fig. 4. 1850—56. Schale mässig gewölbt, sehr ungleichseitig, querverlängert, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorn eingebogenen, vor- springenden Wirbeln. Schlossrand lang, gebogen, Vorderrand kurz bogig vorspringend, Unterrand geschwungen, Schale am Hinterrande kurz abgerundet. Die Sculptur besteht aus zahlreichen, feinen, regelmässigen, erhabenen, concentrischen Streifen, welche vor dem Hinterende eine ganz schwache Einbiegung zeigen. Das Schloss besteht aus zahlreichen, in zwei ungleiche Reihen geordneten Zähnchen, doch liess die Erhaltung der vorliegenden Exemplare eine genaue Untersuchung nicht zu. Das Ligament lag äusserlich hinter den Wirbeln in linearer randlicher Furche. Der vordere, durch eine Schwiele gestützte Muskeleindruck ist von eirunder, der hintere von länglich-eiförmiger Gestalt. Mantel- linie einfach. Ütenodonta prisca GOLDFUSS sp., welche von den Gebrüdern SANDBERGER mit unserer Art vereinigt wurde, unterscheidet sich durch ausgesprochen dreieckigere Gestalt, mit spitzerem Wirbel, flacherem Unterrande und spitzerem Hinterende, ferner durch das Auftreten einer deutlichen Schwiele auch vor dem hinteren Muskel- eindruck, welche unserer Art fehlt. Anscheinend haben die Grebrüder SANDBERGER auch C. pri- maeva zu unserer Art gezogen, wenigstens deutet die Angabe »Daleiden in der Eifel« darauf hin. Diese Art hat zwar ober- flächlich betrachtet grosse Aehnlichkeit, allein das schräg ab- Palaeontologischer ‚Theil. 73 gestutzte Hinterende, dessen Abstutzung der am Unterrande ge- legenen schwachen Einbuchtung bei ©. Krotonis und C..prisca ent- spricht, genügt, um beide Arten weit von einander zu trennen. Vorkommen: Wissenbach, Grube Langscheid im Ruppach- thal, Wissenbacher Schiefer. Ziegenberger Teich und Hutthaler Widerwaage im Oberharz im selben Niveau. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden und des Hrn. Fr. MAURER. Ctenodonta tumida SANDBERGER sp. Taf. VI, Fig. 7. Cueullella tumida SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 277, Taf. 29, Fig. 6. 1850-56. Schale gewölbt, ungleichseitig, stark querverlängert, mit vor der Mitte gelegenem, nach vorne gerichtetem, über den Schloss- rand eingebogenem kleinem Wirbel. Schlossrand flachbogig, Vorderrand kurz abgerundet, Unterrand fast geradlinig, Hinterende anscheinend abgerundet. Sculptur nicht erhalten. Das Schloss besteht aus zahlreichen Zähnchen, doch konnte das Verhalten der beiden Zahnreihen unter dem Wirbel nicht festgestellt werden. Vorderer Muskeleindruck eirund, hinten von einer gebogenen Schwiele gestützt, über der nach dem Wirbel zu noch eine schwächere und kürzere auftritt, hinterer Muskeleindruck flach und undeutlich. Mantellinie nicht erhalten. Obwohl die charak- teristische Abstutzung bezw. Einbuchtung der Schale nicht zu beobachten ist — vermuthlich war eine schwache Einbuchtung vorhanden, die nur am Verlauf der Sculptur zu erkennen, auf den allein vorliegenden Steinkernen dagegen nicht zu sehen ist — kann über die Zugehörigkeit der Art zu Ctenodonta keinerlei Zweifel herrschen; zu Cucullela kann sie wegen des Fehlens eines Septums keinenfalls gestellt werden. Sie ist von allen übrigen rheinischen Arten durch ihre niedrige, gewölbte, quer- verlängerte Schale leicht zu unterscheiden. Sehr nahe steht ihr jedoch die von mir 1884 in meinen Beiträgen (S. 76, Taf. 3, Fig. 12) beschriebene Gtenodonta hercynica. Immerhin unterscheidet sich diese 74 Palaeontologischer Theil. durch die nicht nach vorne gerichteten Wirbel, das etwas länger ausgezogene Vorderende, den stärker geschwungenen Unterrand und das Fehlen der zweiten, schwächeren Schwiele zwischen vor- derem Adductor und Wirbel. Vorkommen: Kemmenau bei Ems, obere Coblenzschichten. Berliner Museum. Gtenodonta minuta MAURER. Dar VII aHTe.: Ötenodonta minuta Maurer, Fauna d. rechtsrhein. Unterdevon, S. 14. 1886. Umriss der kleinen flachgewölbten Schale Nuculana-artig, vorne breit und abgerundet, hinten verschmälert und geschnäbelt, der kleine kaum vorragende Wirbel vor der Mitte gelegen. Sceulptur nicht erhalten. Schloss mit zwei unter dem Wirbel zu- sammenstossenden ungleichen Reihen von Zähnen. Die Zähne der hinteren Reihe setzen an denen der vorderen ab, die vordere zählt etwa 9, die hintere etwa 15 Zähnchen. Eine innere Ligament- srube ist sicher nicht vorhanden. Muskeleindrücke undeutlich, der hintere anscheinend durch eine breite Schwiele gestützt. Bezüglich der Aehnlichkeit mit Nuculana tumida SANDB. siehe diese Art. Vorkommen: Laubach, obere Coblenzschichten. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Ctenodonta sp. af. Roemeri BEusn. Taf. VIII, Fig. 2. Ein einzelner Steinkern einer rechten Klappe hat eine grosse Aehnlichkeit mit der Art, welche ich (Beiträge z. Kenntniss d.. Spirif.-Sandst., S. 82, Taf. 4, Fig. 15) als Palaeoneilo Roemeri be- schrieben habe, weicht von dieser aber durch spitzere Wirbel und mehr zugespitztes Hinterende ab, sodass eine neue Art vor- zuliegen scheint, deren Benennung mir ohne weiteres Material jedoch nicht rathsam erscheint. Vorkommen: Öberlahnstein, Coblenzquarzit. Sammlung des Herrn FOLLMANnN. Palaeontologischer Theil. 75 Ctenodonta millestria n. sp. Taf. VII, Fig. 10. Schale flachgewölbt, ungleichseitig, querverlängert, nach hinten verschmälert, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Vorderrand vorspringend, abgerundet, Schlossrand gebogen, Unterrand ge- schwungen, mit leiser Einziehung vor dem abgerundeten Hinterende. Die Sculptur besteht aus sehr feinen, nur mit der Lupe er- kennbaren regelmässigen concentrischen Streifen. Schloss mit zahlreichen Zähnchen, schlecht erhalten. Inneres unbekannt. Die ausserordentlich feine Sculptur, welche unsere Art mit ©. gemündensis theilt, lässt sie von allen übrigen Arten leicht unterscheiden, von (. gemündensis trennt sie die querverlängerte Gestalt und die an Ü. Krotonis gemahnende Beschaftenheit und Lage der Einbuchtung des Unterrandes. & R Vorkommen: Gemünden, Hunsrückschiefer. Geologische Landesanstalt. Ctenodonta insignis BEUSH. Taf. VI, Fig. 9. Ütenodonta insignis Beusuausen, Beiträge z. Kenntniss des Oberharzer Spiriferen- sandsteins, S. 74, Taf. 4, Fig. 26. 1884. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenem, vorspringendem Wirbel, gebogenem Schloss- rande, vorspringendem und abgerundetem Vorderrande, geschwunge- nem Unterrande und aufsteigendem, abgerundet in den Schlossrand übergehendem Hinterrande. Seulptur nicht erhalten. Schloss mit sehr zahlreichen Zähnchen, nicht sehr scharf er- halten. Die Muskeleindrücke waren jedenfalls sehr flach, da man von ihnen wie auch von der Mantellinie auf dem wohl erhaltenen Stein- kerne nichts zu entdecken vermag. | Das vorliegende Exemplar stimmt auf das Genaueste mit der Harzer Art überein, die sich durch die elegant und gleichmässig 76 Palaeontologischer Theil. geschwungenen Ränder der eiförmigen Schale leicht erkennen lässt. Vorkommen: Hahnkopf b. Katzenellenbogen, Coblenzquarzit. Marburger Museum. Ctenodonta postera n. sp. Von Elberfeld besitzt das Breslauer Universitätsmuseum aus Schichten unter dem dortigen Stringocephalenkalk Steinkern und Abdruck der rechten Klappe einer Ctenodonta, welche in der Gestalt der ©. subelliptica D’ORB.!) (BEUSHAUSEN, Beiträge S. 73, Taf. 4, Fig. 24) am nächsten kommt, von allen sonstigen Arten des rheinischen Devon abweicht. Sie unterscheidet Otenodonta postera n. sp. Unvollständige rechte Klappe. Elberfeld, oberes Mitteldevon. Breslauer Museum. 3. sich aber sofort durch den nicht über den sehr sanft ge- bogenen Schlossrand hervorragenden sehr kleinen Wirbel. Der Vorderrand springt parabolisch vor, der Unterrand ist flachbogig; nach hinten zu convergiren Schlossrand und Unterrand gleich- mässig, und das fehlende Hinterende war vermuthlich kurz abge- rundet. Die Sculptur bestand, wie einzelne Reste darthun, aus wenig scharfen, ziemlich feinen concentrischen Streifen, die Ein- ziehung des Unterrandes scheint kaum angedeutet gewesen zu sein. ') Für Nucula elliptica A. Romsr (Harzgebirge S. 23, Taf. 6, Fig. 12. 1843) hatte D’Orsıcny in seinem »Prodrome« wegen der Priorität von Nucula elliptiea Gorpruss den Namen subelliptica angewandt. Als ich 1884 die Rormer’sche Art bei (tenodonta unterbrachte, stellte ich den Rormer’schen Namen wieder her. Da nun aber inzwischen auch N. elliptica Goupruss sich als zu Otenodonta gehörig herausgestellt hat, muss der Rormır’sche Name zum zweiten Male dem p’Orsıcnv- schen weichen, a Palaeontologischer Theil. 21 Die vordere Zahnreihe besteht aus 1O—12 nach vorne grösser werdenden Zähnen, die hintere aus 35—40 durchgängig sehr kleinen Zähnchen. Von den Muskeleindrücken ist nur der hintere etwas deut- lieher erhalten, er liegt dicht unter dem Hinterende des Schlosses und ist von rundlich-dreieckiger Gestalt, wenig eingesenkt. Man- tellinie nicht erhalten. Ctenodonta subelliptica D’ORB. sp.? In der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn be- findet sich aus den oberen Coblenzschichten vermuthlich der Lau- bach ein vollständiger Steinkern, welcher möglicherweise zu der Harzer Art (Brusmausen, Beiträge S. 73, Taf. 4, Fig. 24) gezogen werden kann. Er theilt mit jener Art die stark quer- verlängerte Gestalt, leider fehlt aber das Hinterende, sodass die Bestimmung fraglich bleibt. II. Palaeoneilo Hırı emend. Ctenodonta erassa n. sp. Taf. VI, Fig. A, 5. Schale dick, aufgebläht, dreieckig-eiförmig, mit aufgetriebe- nem, vor der Mitte gelegenem Wirbel. Schlossrand lang, ge- bogen, Vorderrand kurz und steil abgerundet, Unterrand flach- bogig, Hinterende schräg abgestutzt und etwas eingebuchtet. Vom Wirbel zieht dahin eine deutliche flache Furche. Die nur undeutlich erhaltene Sculptur besteht aus unregel- mässigen, zonenweise angeordneten feineren und gröberen An- wachsstreifen. Das leider gerade unter dem Wirbel nicht wohl- erhaltene Schloss besteht aus zwei ungleichen Reihen von Zähn- chen, deren vordere aus mehr leistenförmigen, an Arca-Zähne er- innernden besteht, während die Zähne der hinteren Reihe den dreieckigen Zahntypus der Nuculiden darstellen. Der vordere 78 Palaeontologischer Theil. Muskeleindruck ist oval, sehr tief eingesenkt und wird hinten von einer Schwiele gestützt, der hintere ist infolge einer Verletzung des Steinkerns nur zum Theil erhalten, bedeutend flacher und gleichfalls vorn durch eine Schwiele begrenzt. Mantellinie einfach. Die dicke und aufgeblähte Schale lässt unsere Art leicht er- kennen. Vorkommen: Rhens, Kleinbornsbach bei Coblenz, Coblenz- quarzit. Sammlung des Herrn FOLLMANN. Ctenodonta callifera n. sp. Taf. VIIL, Fig. 3. Schale flach gewölbt, rundlich-dreieckig, wenig ungleichseitig, mit in der Mitte gelegenem, nach oben gerichtetem vorragendem Wirbel. Der Schlossrand ist ziemlich stark gebogen, Vorderrand vorspringend und abgerundet, Unterrand geschwungen, hinten schräg abgestutzt, ganz leise eingezogen. Die Sculptur besteht aus wenigen starken dachziegeligen Rippen, welche an der die eingezogene Partie der Schale nach vorn begrenzenden Linie auf- hören. Ausserdem vermuthlich noch Anwachsstreifen. Schloss nicht erhalten. Vorderer Muskeleindruck oval, durch starke Schwiele gestützt, hinterer Muskeleindruck und Mantellinie undeutlich. Die ausgeprägt dreieckige, hohe, wenig ungleichseitige Gestalt ist für unsere Art bezeichnend. Vorkommen: Singhofen, Nellenköpfchen, untere Coblenz- schichten. Göttinger Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Ctenodonta sp. ind. Taf. V, Fig. 28. Von Sechshelden bei Dillenburg, vielleicht aus dem Niveau der Uebergangsschichten vom Obercoblenz zu den Wissenbacher Schiefern, liegt mir ein unvollständiges Exemplar einer Ctenodonta vor, welche sich durch mehr gleichseitige, breitere Schale und Palaeontologischer Theil. 79 kaum vorragenden Wirbel deutlich von €. Krotonis unterscheidet. Die Sculptur besteht aus feinen, gleichmässigen, erhabenen con- centrischen Streifen, welche im hinteren Theile des geschwungenen Unterrandes leicht eingezogen erscheinen. Das Hinterende der Schale scheint abgerundet gewesen zu sein. Eine sehr ähnliche, vielleicht ıdente Form kommt in den ÖOberharzer Wissenbacher Schiefern vor, deren Fauna der Gegen- stand einer späteren Monographie sein wird. Geologische Landesanstalt. . Ctenodonta primaeva STEININGER sp. Taf. V, Fig. 23—30; Taf. VII, Fig. 13. Nucula primaeva Sırinisger, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 54, Taf. 3, Fig. 9. 1853. Palaeoneilo n. sp. Brusnausen, Jahrb. d. Kgl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 218, Taf. 4, Fig.5. 1889. Schale gewölbt, sehr ungleichseitig, eiförmig, querverlängert, nach hinten verschmälert. Wirbel ziemlich dick, vorspringend, nach vorne über den gebogenen Schlossrand eingekrümmt, Vor- derrand bogig vorspringend, Unterrand sanft geschwungen, Hinter- ende kurz und schräg abgestutzt, bei den Daleidener Exemplaren aber kaum je vollständig erhalten, weshalb diese hinten abgerundet erscheinen. Die Sculptur ist nirgends deutlich erhalten, hier und da sieht man Reste concentrischer Streifung. Auf dem Schlossrande stehen in zwei Reihen angeordnet sehr zahlreiche Zähnchen, von denen an einem Exemplar die hintere Reihe etwa 40, die vordere 12 zählte. Diese beiden Zahnreihen treffen unter dem Wirbel in der Weise zusammen, dass die hintere Zahnreihe über die vordere übergreift, wie dies auf Taf. VIII, Fig. 13 dargestellt ist. Beide Reihen werden an dieser Stelle durch eine äusserst schmale, schrägliegende glatte Fläche getrennt, welche aber mit einer Ligamentgrube durchaus nichts zu thun hat. Das Ligament lag vielmehr, wie deutlich zu beobachten ist, ‘äusserlich in einer linearen randlichen Furche hinter den Wirbeln angeheftet. Die beiden flachen Muskeleindrücke sind von eirunder Ge- stalt, der vordere wird durch eine schwache Schwiele gestützt. 80 Palaeontolögischer Theil. Fortgesetzte Beobachtungen haben mich überzeugt, dass die l. e. als Palaeoneilo n. sp. von mir aufgeführte Form, welche ich damals nicht mit ©. primaeva vergleichen zu sollen glaubte, doch mit dieser in allen wesentlichen Eigenschaften übereinstimmt und nicht specifisch zu trennen ist. Vorkommen: Daleiden, »Coblenz«, wahrscheinlich Laubach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt. Ctenodonta gemündensis n. sp. Taf. V, Fig. 26, 27. Schale flach gewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit etwas vorragenden, vor der Mitte gelegenen Wirbeln, gebogenem Schloss- rande, vorspringendem, abgerundetem Vorderrande, geschwungenem Unterrande und ähnlich wie bei ©. primaeva schräg abgestutztem Hinterende. Die Sculptur besteht wie bei C. millestria aus ausserordentlich feinen, nur mit der Lupe sichtbaren, regelmässigen concentrischen Streifen, aus deren Verlauf die Abstutzung des Hinterendes deut- lich zu ersehen ist. Am. Schloss sieht man zahlreiche kleine Zähne. Inneres unbekannt. Während sämmtliche übrigen Arten wegen der ausserordent- lich feinen Sculptur unserer Art nicht mit ihr verwechselt werden können, unterscheidet sich die ebenso sculpturirte ©. maillestria durch mehr querverlängerte Gestalt und das Fehlen der Abstutzung des Hinterendes; statt deren ist der Unterrand hinten leicht ein- gezogen. Vorkommen: Gemünden, Hunsrückschiefer. Geologische Landesanstalt. Ctenodonta Bertkaui n. sp. Tanıy Rio; Taf y, Ries. Schale flach gewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenen, kaum vorragenden Wirbeln. Schlossrand Palaeontologischer Theil. 81 gebogen, durch den breitbogig vorspringenden Vorderrand in den geschwungenen Unterrand übergehend, Hinterrand in sehr flachem, schrägem Bogen abwärts ziehend, mit Schloss- und Unterrand je eine abgerundete Ecke bildend, vor der letzteren ganz unmerklich abgestutzt. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen feineren und gröbe- ren, dicht stehenden Anwachsstreifen, deren Verlauf nur bei ge- nauer Betrachtung die Lage der schmalen abgestutzten Stelle verräth. Schloss aus sehr zahlreichen Zähnchen bestehend, schlecht und nur zum Theil erhalten. Inneres unbekannt. Am nächsten steht unserer Art in Bezug auf Sculptur, Lage der Abstutzung u. s. w. die im selben Horizont vorkommende C. elegans MAURER, diese unterscheidet sich jedoch von ihr durch ihre fast gleichseitige Schale mit beinahe in der Mitte gelegenen Wirbeln, während diese bei ©. Bertkawi dem Vorderrande stark genähert sind. Vorkommen: Nellenköpfchen, untere Coblenzschichten. Aachener Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Ctenodonta elegans MAURER. Taf. VII, Fig. 6, 7. Ctenodonta elegans Maurer, Fauna d. rechtsrh. Unterdevon, S. 14. 1886. Schale. fast gleichseitig, flachgewölbt, quer-eiförmig, mit fast genau in der Mitte gelegenem Wirbel, gebogenem Schlossrande, weit vorspringendem, in elegantem Bogen in den geschwungenen Unterrand übergehendem Vorderrande und schrägem, flachbogigem Hinterrande, der mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke bildet, vor der die Schale auf eine kurze Strecke geradlinig abgestutzt ist. Diese abgestutzte Partie ist gleichzeitig etwas abgeflacht, und - es strahlen dahin — bezw. begrenzen dieselbe — vom Wirbel zwei sehr zarte, nur bei wechselnder Belichtung sichtbar werdende Radiallinien aus. Neue Folge. Heft 17. 6 892 Palaeontologischer Theil. Die Sculptur besteht aus sehr feinen und gröberen, immer aber nur schwachen concentrischen Streifen. Schloss mit sehr zahlreichen Zähnchen, schlecht erhalten. Inneres unbekannt. Von der nahestehenden €. Bertkaui unterscheidet sich C. elegans durch ihre fast völlige Gleichseitigkeit. Vorkommen: Nellenköpfchen, untere Ooblenzschichten. Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn FR. MAURER. Ctenodonta Kayseri n. sp. Taf. VI, Big. 18, 19;-Taf. VII, Riga, 74: Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, schief dreieckig-eiförmig, mit nahe am Vorderrande gelegenen, vorspringenden, über den gebogenen Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Vorderrand bogig vorspringend, Unterrand flachbogig, Hinterrand bogig vom Schloss- rande herablaufend, dann plötzlich schräg abgestutzt und ganz leicht eingebuchtet. Hier ist die Schale zugleich etwas abgeplattet. Die Sculptur besteht aus etwas bündelförmig gruppirten feineren und seltener gröberen Anwachsstreifen. Schloss mit zahlreichen, verhältnissmässig sehr kleinen Zähn- chen, unvollständig erhalten. Vorderer Muskeleindruck und Mantellinie auf den vorliegen- den Sculptursteinkernen nicht erhalten, hinterer Muskeleindruck klein, oval, flach eingesenkt, nahe am Schlossrande gelegen. Die vorliegende Art ist durch die Lage der Abstutzung, ihre kurze hohe Gestalt mit verhältnissmässig stark vorragendem Wirbel und ihre schwachen Sculpturen leicht zu erkennen. Nahe steht ihr nur die mehr querverlängerte C. Oehlert:. Vorkommen: St. Johann a. Kyll, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum. Ctenodonta Oehlerti n. sp. Dar VI eRro=122, Die vorliegende Art steht in Bezug auf Sculptur, Lage und Beschaffenheit der abgestutzten Schalpartie der C. Kayseri ausser- Palaeontologischer Theil. 83 ordentlich nahe; sie unterscheidet sich jedoch durch die niedrigere, mehr querverlängerte Gestalt. Vorkommen: Öberstadtfeld, Nellenköpfchen, untere Coblenz- schichten. Sammlungen der Herren FOLLMANN und SCHWERD. Ctenodonta gibbosa GoLDruss sp. Taf. VI, Fig, 16. Sanguinolaria gibbosa Gowvruss, Petref. Germaniae II, S. 278, Taf. 159, Fig. 10. 1854—40. non! Sanguinolaria gibbosa SowErgr. Schale flachgewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenen, etwas vorragenden Wirbeln. Schlossrand ge- bogen, Vorderrand breit abgerundet, Unterrand geschwungen, hinter der Mitte sanft und breit eingezogen, Hinterrand schräg abfallend. Die Sculptur besteht aus feinen und scharfen, in der Jugend entfernt stehenden, mit zunehmendem Alter immer enger sich stellenden concentrischen Rippen. Schloss und Inneres unbekannt. Die Untersuchung der Originalexemplare von GOLDFUss ergab, dass die in seiner Abbildung nicht dargestellte charakteristische Einbiegung thatsächlich vorhanden ist. Im übrigen giebt die Gorpruss’sche Abbildung wegen der Verquetschung der in Thon- schiefer erhaltenen Originalexemplare die allgemeine Gestalt nicht richtig an. Die Beobachtung der Einbiegung des Unterrandes dürfte, trotzdem das Schloss nicht zu sehen ist, die Richtigkeit der Gattungsbestimmung zur Genüge darthun, zumal in ©. uni- oniformis SANDBERGER eine sehr nahe verwandte Art vorliegt. Vorkommen: Saxler bei Gillenfeld, Becher’s Bruch im Sotter- bachthal bei Siegen, Zeppenfeld bei Siegen, Altenahr, Siegener _ Grauwacke. Geologische Landesanstalt, Berliner Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn und des Herrn FOLLMAnN. 6* 84 Palaeontologischer Theil. Ctenodonta unioniformis SANDBERGER Sp. Taf. VI, Fig. 10—15. Nucula unioniformis SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, $. 277, Taf. 29, Fig. 1. 1850—56. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenen, wenig vorragenden Wirbeln. Schlossrand gebogen, Vorderrand vorspringend und abgerundet, Unterrand eschwungen, vor dem Hinterende deutlich eingezogen, Hinterrand 3 09 chräg bogig abfallend, in abgerundeter Ecke zum Unterrande un übergehend. Die Sculptur besteht aus feinen, scharfen, meist unregel- mässigen concentrischen Rippchen. Auf dem Schlossrande stehen zahlreiche kräftige Zähne, deren Verhalten unter dem Wirbel nicht zu beobachten war. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht erhalten. Obwohl ich das Originalexemplar von Nucula unioniformis weder in Wiesbaden noch in Bonn aufzufinden vermochte, zweifle ich doch nicht, dass es derselben Art angehört, wie die mir vor- liegenden Exemplare. Die Beschreibung a. a. OÖ. ist zwar sehr knapp gehalten, allein die Abbildung zeigt neben der übereinstimmenden allgemeinen Form und den kräftigen Zähnen auch, zwar nicht sehr deutlich, aber immerhin erkennbar, die Einbiegung der concentrischen Sculptur an derselben Stelle, wie bei unseren Exemplaren. Eine Ütenodonta liegt also sicher vor, und es kann von allen mir be- kannten Arten der Gattung nur unsere Art in Frage kommen. Von ©. gibbosa unterscheidet sich C. unioniformis durch ihre ein wenig niedrigere und längere Schale, den stärker gebogenen, nach hinten mehr abfallenden Schlossrand, die energischere und gleichzeitig nicht so breite Einbiegung der concentrischen Rippchen bezw. des Unterrandes und die unregelmässigere Sculptur. Bei einzelnen Exemplaren, z. B. dem in Fig. 13 dargestellten, ist sie zwar fast so regelmässig wie bei Ü. gibbosa, aber einerseits sind das Ausnahmen, und ausserdem sind die übrigen trennenden Merkmale auch bei diesen vorhanden. Eine sehr nahe Verwandt- schaft beider Arten ist jedoch zweifellos. Palaeontologischer Theil. 85 ‚Vorkommen: St. Johann a. Kyll, Gemünd bei Daun, Nellen- köpfchen, untere Coblenzschichten. Das Originalexemplar der Gebrüder SANDBERGER stammte von Singhofen. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlungen des naturhist. Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Ctenodonta daleidensis n. sp. Taf. VI, Fig. 6. Schale flachgewölbt, quer-eiförmig, mit kleinen, nieder- gedrückten, vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Schlossrand ge- bogen, Vorderrand vorspringend und abgerundet, Unterrand flach geschwungen, vor der abgerundeten Hinterecke flach, aber deutlich eingezogen. Hinterrand kurz und schräg abgerundet. Die Sculptur besteht aus ziemlich unregelmässigen, ge- drängter und weiter stehenden feinen und scharfen concentrischen Rippchen. C. daleidensis unterscheidet sich von (©. unioniformis durch den fast gar nicht vorragenden Wirbel und den flachbogigen Schloss- rand, sodass die Verschmälerung der Schale nach hinten mehr durch die Aufbiegung des Unterrandes als das Herabsteigen des Schlossrandes bewirkt wird, wie das auch für ©. gebbosa gegen- über C.unioniformis gilt; ausserdem aber entwickelt sich die Sculptur, entgegen der bei ©. gebbosa und C. unioniformis herrschenden Tendenz, so, dass die Abstände der Rippchen mit dem Alter zunehmen. Vorkommen: Daleiden, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt. Cienodonta Maureri n. sp- Taf. VII, Fig. 11—28, 30. Nucula scalaris (Scusur) aut. Die häufigste Ctenodonta-Art in den unteren Ooblenzschichten, welche sich im Allgemeinen durch quer-eiförmige, mehr oder weniger querverlängerte Gestalt mit schräger, flacher Einbiegung 86 Palaeontologischer Theil. der Schale und eine aus stärkeren und schwächeren concentrischen Rippen bestehende Sculptur auszeichnet. Doch variiren sowohl die Gestalt wie ganz besonders die Sculptur, und wenn mir nur einige wenige Exemplare vorgelegen hätten, würde ich ohne Be- denken mehrere Arten darauf begründet haben. Jedoch über- zeugte ich mich bei der Durchsicht des besonders reich in der Sammlung des Herrn FOLLMAnNn vorhandenen Materials vom Nellenköpfehen sehr bald, dass in Wahrheit nur eine einzige, allerdings in lebhafter divergirender Entwicklung befindliche Art vorliegt. Kaum ein Exemplar gleicht völlig dem andern, immerhin gelingt es aber, die Haupttypen der nebeneinander auftretenden Abänderungen einigermaassen zu fixiren. Bezüglich des Schlosses ist zu bemerken, dass es zahlreiche Zähnchen trägt, deren Verhalten unter dem Wirbel aber nicht zu beobachten war. Die eiförmig-rundlichen, selten erhaltenen Muskeleindrücke sind ziemlich flach, der vordere wird durch eine kurze Schwiele gestützt. Mantellinie einfach. 1. var. typus. Taf. VII, Fig. 12, 18, 24. Gestalt querverlängert, ziemlich niedrig; Sculptur aus ziemlich scharfen, etwas unregelmässigen, aber nicht wulstigen concentri- schen Rippen bestehend, welche bis an den Vorderrand des ein- gezogenen Schalentheils heransetzen, hier aber verschwinden oder doch nur vereinzelt und stark abgeschwächt auftreten. Das ganze hintere Schalenfeld erscheint daher, oberflächlich betrachtet, fast oder ganz’ glatt; bei genauerem Zusehen bemerkt man die auch auf dem Haupttheil der Schale vorhandenen Anwachsstreifen. 2. var. obsoleta. Fig. 11. Gestalt ähnlich der vorigen, aber die ganze Schale bedeckt mit flachen, breiten, ziemlich regelmässigen und engstehenden, auch auf dem hinteren Felde vorhandenen Rippen. 3. var. varicosa. Fig. 21, 28. Gestalt ähnlich den vorigen, aber ausser schwachen Anwachs- streifen mit etwa 6 scharfen, dachziegeligen, in regelmässigen Abständen stehenden, am Vorderrande des eingezogenen Feldes Palaeontologischer Theil. 87 abgeschwächten, gegen die Mitte desselben völlig verschwindenden Rippen. 4. var. contrastans. Fig. 17, 20, 22. Schale kaum merklich verkürzt, in der Jugend mit etwa 4 an varicosa erinnernden Rippen; mit zunehmendem Alter treten an deren Stelle flache Anwachsstreifen, sodass die Sculptur des oberen und unteren Schalentheils eine verschiedene ist. 5. var. dunensis. Fig. 19, 25, 26, 27. Durchschnittlich grösser, in der Gestalt aber var. Zypus noch nahe stehend, mit flachen Anwachsstreifen und daneben mit etwa sechs bis acht unregelmässig gestellten scharfen, dachziegeligen, auf den Steinkernen gewöhnlich obsoleten, daher den Eindruck breiter Anwachswülste machenden, am Vorderrande des einge- zogenen hinteren Schalentheils verschwindenden Rippen. 6. var. eifeliensis. Fig. 15, 16. Schale kürzer als bei den vorhergehenden, mit etwas steiler gestellter Einbiegung. Sculptur aus zahlreichen, in der Jugend mehr unregelmässigen, vereinzelt mehr wulstigen, im Alter gleich- mässiger werdenden Anwachsrippchen bestehend, welche abge- schwächt, mehr Anwachsstreifen-artig, auch auf das hintere Schalen- feld übertreten. 7. var. regularıs. Fig. 23. Gestalt ähnlich der vorhergehenden, aber mit wulstig-dach- ziegeligen, regelmässig gestellten und durch Zwischenräume ge- trennten, auf das hintere Schalenfeld nicht übersetzenden, mit zunehmendem Alter abgeschwächten und zuletzt verschwindenden Rippen. 8. var. brevis. Fig. 30. Schale mindestens ebenso kurz wie bei var. eifeliensis, mit steiler gestellter Einbiegung und neben den Anwachsstreifen mit unregelmässig auftretenden wulstig-dachziegeligen Rippen. 9. var. ovata. Fig. 13, 14. Sculptur sehr ähnlich derjenigen von var. regularis, Rippen aber nicht ganz verschwindend und Schale kürzer und höher, 88 Palaeontologischer Theil. Die aufgeführten Varietäten stellen, wie oben bereits be- merkt, nur die Haupttypen des unruhigen Formenheeres dar, welches unter der Bezeichnung C. Maureri zusammengefasst worden ist. Ihre Zahl könnte noch sehr vergrössert werden, wenn man jeder geringfügigen Sculpturänderung nachgehen wollte. Vorkommen: ÖOberstadtfeld, Nellenköpfchen, untere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger, Hallenser, Marburger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Ctenodonta megaptera n. sp. Taf. VII, Fig. 29. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, querverlängert, mit vor der Mitte gelegenen, etwas vorragenden, nach vorne gerichteten Wirbeln. Schlossrand gebogen, nach hinten verlängert, Vorder- rand breit abgerundet vorspringend, Unterrand flachbogig, dann breit und flach eingezogen zur abgerundeten Hinterecke empor- steigend. Die Sculptur besteht aus scharfen, etwas dachziegeligen, ziemlich regelmässigen concentrischen Rippen, welche hinten bis an den Schlossrand herantreten. Schloss und Inneres nicht beobachtet. Durch ihre breite Einbiegung, welche im Verein mit dem wenig abfallenden hinteren Schlossrande den Anschein eines hinteren Flügels hervorruft, und durch die nicht nur bis an den vorderen Rand der Einbiegung, sondern bis zum Schlossrande fort- setzende Berippung wird die Art leicht kenntlich, besonders gegenüber den Formen der C. Maureri. Vorkommen: Öppershofen, untere Coblenzschichten. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Ctenodonta Halfari n. sp. Taf. VIII, Fig. 1. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, kurz, von dreieckig- eiförmiger Gestalt, mit vorragendem, vor der Mitte gelegenem en A re Palaeontologischer Theil. 89 Wirbel, vorspringendem, eine stumpfe abgerundete Ecke bildendem Vorderrande, flachbogigem Unterrande und sehr steil gestellter breiter Einziehung der Schale. Die Sculptur besteht neben An- wachsstreifen aus wenigen wulstig-dachziegeligen, nach vorne und hinten verschwindenden Rippen. Schloss und Inneres unbekannt. Die kurze schiefe Gestalt, der nicht breit abgerundete, sondern eine vorspringende Ecke bildende Vorderrand und die abweichende Sculptur lassen ©. Halfari leicht von den ähnlichen Arten unter- scheiden. “ Vorkommen: Nellenköpfchen, untere Ooblenzschichten. Göttinger Museum. Ctenodonta lamellosa n. sp. Taf. VII, Fig. 34, 35. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, quer-eiförmig, mit vor- springenden, vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Schlossrand schwach gebogen, Vorderrand breit abgerundet, Unterrand flach- bogig, Hinterende schräg abgestutzt. Die Sculptur besteht aus regelmässigen, nach dem Rande zu allmählich etwas enger stehenden, scharfen concentrischen Rippen, welche infolge der Abstutzung der Schale hinten geknickt er- scheinen, ohne dass jedoch eine radiale Kante oder Rippe vor- handen ist. Schloss mit sehr zahlreichen kleinen Zähnen. Inneres unbekannt. Die vorliegende Art unterscheidet sich durch ihre regelmässige Seulptur leicht von dem Formenkreise der ©. Maureri, näher steht ihr die mehr querverlängerte €. sp. Taf. VII, Fig. 32, 33. Aehn- liche Harzer Arten, wie ©. curta BEUSH. und occulia BEUSH., Beitr. S. 78, 79, Taf. 4, Fig. 25 und Taf. 3, Fig. 13 besitzen eine ‚unserer Art fehlende scharfe diagonale Kante, an der die Rippen umgeknickt sind. Vorkommen: Steinfels bei Eisenbach, Quarzit der unteren Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt. 90 Palaeontologischer Theil. Gtenodonta sp. aff. negleeta BEuSsH. Taf. VII, Fig. 32, 33. Aus den oberen Coblenzschichten der Laubach bei Coblenz liegt mir ein schlecht erhaltener Steinkern nebst unvollständigem Abdruck vor, welcher der C. neglecta des Oberharzer Spiriferen- sandsteins (Beitr. S. 77, Taf. 4, Fig. 22) nahe steht, sich aber durch grössere Ungleichseitigkeit — weiter nach vorn gerückten Wirbel — unterscheidet. Der unvollständige Abdruck trägt 10—12 scharfe, regelmässige concentrische Rippen. Leider fehlt der hintere Theil des Abdrucks, sodass das Vorhandensein einer diagonalen Kante, wie bei der Harzer Art und verwandten Formen, zweifel- haft ist. Das Schloss ist schlecht erhalten, man sieht jedoch zahlreiche Zähnchen. Muskeleindrücke und Mantellinie undeutlich. Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Ctenodonta cf. curta BEUSH. Taf. VIL, Fig. 31. Herr FOLLMANN besitzt aus den oberen Öoblenzschichten des Allerheiligenberges bei Niederlahnstein einen Steinkern der linken Klappe einer Ütenodonta, welche in allen erkennbaren Merkmalen der von mir (Beitr. S. 79, Taf. 3, Fig. 13) als Palaeoneilo brevis beschriebenen und wegen der Priorität einer von HALL so ge- nannten Art 1889 (Jahrb. d. G.. L. A. für 1888, S. 219) als P. curta bezeichneten Art des ÖOberharzer Spiriferensandsteins gleicht. Da aber der Abdruck nicht vorhanden und demgemäss Sicherheit über die Sculptur — welche bei (©. curta aus scharfen, regelmässigen, an einer diagonalen Kante umgeknickten concen- trischen Rippen besteht — nicht zu erlangen ist, so muss bis auf Weiteres die Frage der Zugehörigkeit zu jener Art offen bleiben. Ctenodonta demigrans n. sp. Taf. VI, Fig. 1, 2. Schale mässig gewölbt, quer-eiförmig, mit vor der Mitte ge- legenem, nach vorn oben gerichtetem, ein wenig vorragendem gm Palaeontologischer Theil. 91 Wirbel. Vorderrand spitzbogig vorspringend, Schlossrand stark gebogen, Unterrand stark geschwungen, schräg zum Schlossrande in die Höhe steigend, hier deutlich eingezogen und kurz abgerundet in den Schlossrand übergehend. Eine flache breite Depression zieht sich vom Wirbel zu der eingezogenen Partie des Unter- randes. Die Sculptur besteht aus feinen, ziemlich regelmässigen con- centrischen Streifen. Schloss nicht deutlich erhalten. Inneres unbekannt. Unsere Art, an deren Zugehörigkeit zu Otenodonta wegen der charakteristischen Gestalt kein Zweifel möglich ist, hat unter unseren übrigen Arten keine besonders nahen Verwandten, dagegen steht ihr Otenodonta constricta ConRAD (Taf.48, Fig. 1—16, Taf. 51, Fig. 17 bei HALL) aus dem oberen Mitteldevon Nordamerikas ausserordentlich nahe. Mir vorliegende Exemplare unterscheiden sich besonders durch breiteres, kürzeres Hinterende. Vorkommen: Nellenköpfehen, untere Coblenzschichten ; Hohenrheiner Hütte, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Ctenodonta planiformis n. sp. af VS Bio. 3; at VI, Rio. Schale mässig gewölbt, stark querverlängert, mit etwas vor der Mitte gelegenem kleinem, nach vorn oben gerichtetem Wirbel. Schlossrand gebogen, Vorderrand stark parabolisch vorspringend, Unterrand geschwungen, in seiner hinteren Hälfte schwach ein- gebuchtet, Hinterende abgerundet. Die Sculptur besteht aus zonenweise geordneten feineren und zuweilen etwas gröberen Anwachsstreifen. Schloss mit zahlreichen Zähnchen, schlecht erhalten. Muskeleindrücke und Mantellinie undeutlich. Unsere Art unterscheidet sich leicht von den übrigen rheini- schen Arten der Gattung, nahe stehen ihr aber mir vorliegende Exemplare von Ctenodonta plana HALL des amerikanischen oberen Mitteldevon und unteren Oberdevon (Taf. 48, Fig. 21—28), welche sich nur durch höhere Schale bei etwas kürzerem Vorderende 92 Palaeontologischer Theil, auszeichnen, und denen das auf Taf. VII, Fig. 5 dargestellte Exemplar ausserordentlich ähnlich sieht. Vorkommen: Arrenrath, St. Johann a. Kyll, ?Nellenköpfchen, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn FOLLMAnN. III. Koenenia Brusn. Ctenodonta migrans n. sp. Taf. VI, Fig. 4—7. Schale gewölbt, ungleichseitig, querverlängert, mit ziemlich dicken, vor der Mitte gelegenen, nach vorne über den langen ge- bogenen Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Vorderrand vor- springend, abgerundet, Unterrand sehr flachbogig, fast geradlinig. Von Wirbel ziehen nach hinten diagonal über die Schale zwei Kiele, welche in zwei Spitzen auslaufen und zwischen sich eine vertiefte Furche haben, welcher ein bogenförmiger Ausschnitt im Schalrande entspricht. Die Sculptur besteht aus zonenweise angeordneten, im Alter stärker hervortretenden feineren und gröberen Anwachsstreifen. Auf dem Schlossrande stehen zahlreiche kleine, sehr weit nach hinten sich erstreckende Zähne, deren Anordnung unter dem Wirbel jedoch nicht deutlich beobachtet werden konnte; vorn und hinten ist ihre Richtung fast parallel zur längeren Axe der Schale, während sie nach der Mitte zu sich mehr normal zum Schloss- rande stellen. Muskeleindrücke und Mantellinie sind an keinem Exemplar deutlich erhalten. Die einzige verwandte Art im rheinischen Devon ist C. obsoleta GOLDF. sp., welche sich besonders durch weit ungleichseitigere Gestalt und bedeutendere Grösse auszeichnet; näher steht unserer Art aber ©. (Koenenia) Lasü A. RoEM. sp. aus dem Unterdevon des ÖOberharzes (BEUSHAUSEN, Beiträge, S. 73, Taf. 3, Fig. 6, 7. 1884) welche, obwohl auch ein wenig ungleichseitiger als C. migrans, Palaeontologischer Theil. 95 doch weniger schief erscheimt als (©. obsoleta und sich im wesent- lichen, abgesehen von der bedeutenden Grösse gegenüber unserer nur in kleinen Exemplaren vorliegenden Art, durch die gerundeten, demgemäss nicht scharf über den Rand herausspringenden Kiele und das weit kräftigere Schloss unterscheidet. Vorkommen: Unbekannter Fundort im Taunusquarzit; Saxler bei Gillenfeld, Becherscher Bruch im Sotterbachthal bei Herdorf, Steinbruch rechts der Kreuzthaler Bahn bei Siegen, Siegener Grauwacke; Nellenköpfchen, Tuff des Weinfelder Maars, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlungen des naturhist. Vereins zu Bonn und der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Ctenodonta obsoleta GoLDFuss sp. Taf. VIII, Fig. 8-10. Nucula obsoleta Gouoruss, Petref. Germaniae II, $. 151, Taf. 124, Fig. 6. 1834—40. Schale dick, gewölbt, sehr schief-ungleichseitig, querverlängert, mit weit nach vorne gerückten, etwas buckligen, über den Schloss- rand eingekrümmten Wirbeln. Schlossrand stark gebogen, nach hinten verlängert, Vorderrand kurz und steil abgerundet, Unter- rand sehr flachbogig, fast geradlinig. Vom Wirbel strahlen dia- gonal nach hinten zwei scharfe Kiele aus, zwischen denen eine Furche mit entsprechendem Schalenausschnitt liegt, und hinter denen die Schale steil zum Schlossrande abfällt. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen feineren und gröberen, z. Th. wulstigen Anwachsstreifen. Das Schloss setzt sich aus zwei sehr ungleichen Reihen leisten- förmiger Zähne zusammen, welche unter dem Wirbel zusammen- treffen und zwar anscheinend so, dass die hintere über die vordere übergreift. Doch ist die Beobachtung durch ein kleines fort- gebrochenes Stück unter dem Wirbel beeinträchtigt. Die Zähne liegen vorne und hinten horizontal, nach der Mitte zu stellen sie sich normal zum :Schlossrande. Die vordere Reihe zählt höchstens zehn, die hintere 28—30 Zähne. 94 Palaeontologischer Theil. Infolge von Verletzungen sind an dem mir vorliegenden Steinkern die Muskeleindrücke gar nicht, von der Mantellinie nur der mittlere Theil erhalten; auf GoLpruss’ Abbildung sind da- gegen zwei deutliche, etwas eingesenkte Muskeleindrücke angegeben, deren vorderer anscheinend durch eine Schwiele gestützt wird. Ausserdem trägt die Wirbelregion des Steinkerns nach GOLDFUSS »5 Warzen, welche Vertiefungen der inneren Schalenfläche an- deutene. Diese »Warzen« sind wohl ungezwungen als Aus- füllungen accessorischer Muskeleindrücke zu deuten, wie sie viel- fach bei palaeozoischen Nuculiden und Ctenodontiden beobachtet worden sind. Obwohl ich das Originalexemplar der Nucula obsoleta nicht gesehen habe, zweifle ich doch wegen der Uebereinstimmung des mir vorliegenden Steinkerns mit der Abbildung bei GoLDFUSSs und wegen der Fundortsangabe »Grauwacke von Solingen« nicht daran, dass GoOLDFUSS in der That ein Exemplar der mir vor- liegenden Art vor Augen gehabt hat. Der Anblick der Schale von aussen ist allerdings so verschieden, dass ohne den mir vor- liegenden Steinkern eine Identification nicht glaublich erscheinen würde. Durch die sehr ungleichseitige, stärker gewölbte Schale unterscheidet sich unsere Art leicht von C. migrans. Vorkommen: Eschbachthal, an der Schmalspurbahn Thal- sperre-Burg bei Remscheid, vermuthlich Siegener Grauwacke. Geologische Landesanstalt. IV. Tancrediopsis nov. subg. Gtenodonta subcontracta n. sp. Taf. VII, Fig. 14—16.. Schale flachgewölbt, ungleichseitig, querverlängert, mit hinter der Mitte gelegenen spitzen, dicht über den geknickten Schloss- rand eingebogenen Wirbeln. Schale vor den Wirbeln etwa gleich- hoch bleibend, mit parallelem vorderen Schlossrande und Unter- Palaeontologischer Theil. 95 rande, abgerundetem Vorderrande, hinter den Wirbeln kurz und schnell verschmälert, Hinterende senkrecht abgestutzt. Eine stumpfe Kante verläuft vom Wirbel zum Hinterende. Die Sculptur besteht aus fast ganz regelmässigen, ziemlich feinen erhabenen concentrischen Rippchen. Der Schlossrand trägt auf seinen beiden Schenkeln zahlreiche Zähne vom Typus der Nucula-Zähne, unter dem Wirbel stossen die beiden Zahnreihen ohne Lücke oder Ligamentgrube zusammen. Der hintere, rundliche, ziemlich flache Muskeleindruck liegt nahe am Hinterende auf dem von der Kante begrenzten Schalenfelde, der vordere und die Mantellinie sind nicht erhalten. Obwohl die Lage des Ligaments nicht zu ermitteln war und daher die Richtigkeit der Orientirung der Schale zweifelhaft sein könnte, wird man doch schon nach Analogie unserer übrigen Arten das geschnäbelte Ende für das hintere halten. Vergleicht man aber die Abbildungen, welche SALTER in den »Canadian Organic Remains«, Decade 1, Taf. VIII, Fig. 1, von Ctenodonta nasuta HALL und Fig. 4 von (. contracta giebt, und auf denen das Ligament deutlich zu erkennen ist, so muss jeder Zweifel an der Richtigkeit der Auffassung schwinden. Die auch im Namen ausgedrückte Aehnlichkeit mit der unter- silurischen ©. contracta ist um so bemerkenswerther, als unsere Art unter allen übrigen rheinischen Arten der Gattung ganz ver- einzelt dasteht. Vorkommen: Michelbach bei Oberurf am Kellerwalde, Kieselgallenschiefer an der Grenze von Unterdevon und Mitteldevon. Geologische Landesanstalt. V. Prosoleptus nov. subg. Ctenodonta mosellana n. sp. Taf. VIII, Fig. 12. Schale sehr ungleichseitig, quer-eiförmig, flach gewölbt, mit dem Vorderrande eenähertem, vorragendem Wirbel. Schlossrand gebogen, Vorderrand etwas vorspringend, kurz abgerundet, Unter- 96 Palaeontologischer Theil. rand geschwungen, Hinterrand anscheinend abgerundet. Eine vom Wirbel diagonal nach hinten ziehende stumpfe Kante deutet die Lage des abgestutzten oder eingezogenen Schalentheils an. Sculptur nicht erhalten. Auf dem Schlossrande bemerkt man deutliche Spuren zahl- reicher Zähnchen. Vorderer Muskeleindruck rundlich, eingesenkt, durch kurze Schwiele gestützt, dicht am Vorderende gelegen, hinterer Muskel- eindruck und Mantellinie undeutlich. Obwohl nur ein Steinkern vorliegt und die so wichtige Kennt- niss der Sculptur demnach fehlt, ist die Gestalt dieser Art so charakteristisch und sie selbst so leicht wieder zu erkennen, dass ich sie mit eigenem Namen belege. Vorkommen: Landscheid bei Wittlich, untere Coblenz- schichten. Sammlung des Herrn FOLLMANN. Ctenodonta ledoides n. sp. Taf. IV, Fig. 40. Herr Fr. MAURER besitzt aus den unteren Öoblenzschichten von Oppershofen den zweiklappigen, nicht ganz vollständigen Stein- kern einer Muschel, welche er mit Leda congener BEUSH. aus dem Unterdevon des Oberharzes verglichen hat. In der That ist eine gewisse äussere Aehnlichkeit mit dieser extrem kurzen und hohen Art unzweifelhaft vorhanden; betrachtet man aber den Schlossrand, so sieht man, dass die Crenelirung desselben zwischen den Wirbeln keine Unterbrechung erleidet, was der Fall sein müsste, wenn eine innere Ligamentgrube vorhanden gewesen wäre. Eine Nucu- lana liegt also keinenfalls vor, vielmehr eine Ctenodonta vom Typus der triadischen ©. lineata GOLDF. sp. Schale schief-dreieckig ©) Unter diesen eine deutliche Lunula. Vorderrand anscheinend vor- mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln. springend, schief abgerundet, hinterer Schlossrand sanft gebogen, Hinterende breit abgerundet, Unterrand geschwungen. Schlossrand geknickt, mit zwei unter dem Wirbel zusammenstossenden sehr un- a Palaeontologischer Theil. 97 gleichen Zahnreihen. Zähne der vorderen Zahnreihe etwa 10, Zähne der hinteren etwa 30, unter dem Wirbel am kleinsten. Schlossrand ziemlich verdickt. Vom Wirbel nach der Hinterecke verläuft im Innern eine breite Falte, hinter der die Schale der äusseren Furche ent- sprechend zusammengedrückt ist. Vorderer Muskeleindruck eirund, nahe dem Wirbel gelegen, hinter ihm schwache Muskelschwiele, hinterer Muskeleindruck grösser, flach, dicht hinter der Falte ge- legen; Mantellinie undeutlich. Es ist sehr zu bedauern, dass von dieser interessanten Form nicht mehr Material vorliegt. Ctenodonta obesa GoLDFUSS sp.? $ Nucula obesa Goupruss, Petref. Germaniae II, S.150, Taf. 124, Fig. 4. 1834—40. Das ÖOriginalexemplar von GOLDFUSSs, ein unvollständiger Steinkern ohne Abdruck, gehört einer Gtenodonta an, welche sich durch dieken Wirbel und eine starke Schwiele hinter dem vor- deren Muskeleindruck auszeichnet. Zwei ähnliche Steinkerne habe ich in der Sammlung des Herrn FOLLMANN aus dem Coblenz- quarzit von Rhens und in der des naturhistorischen Vereins zu Bonn aus den unteren Coblenzschichten der Pfaffendorfer Höhe gesehen. Bei der Unvollständigkeit des Originals, besonders dem Fehlen eines die Sculptur bewahrenden Abdrucks wird es vielleicht am besten sein, den GoLpruss’schen Namen ganz fallen zu lassen. Gattung: Cueullella M’Coy 1851 }). Taf. V. Nuculites Conan, Geol. Survey New-York; Ann. Rept. S. 49. 1841. Ich habe bereits früher (Beiträge zur Kenntniss des Ober- harzer Spiriferensandsteins, S. 83 und Jahrb. der Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 214) eingehend auseinandergesetzt, dass !) Wie ich schon früher ausgeführt habe, behalte ich trotz der Priorität des Coxrap’schen Namens aus terminologischen Gründen die Bezeichnung Cueullella bei. Neue Folge. Heft 17. 7 98 Palaeontologischer Theil. Oueullella nur solche Fornien begreift, welche eine schmale, scharfe, gerade oder gebogene innere Leiste besitzen, die sich unter oder dicht vor den Wirbeln an Schlossrand und Wirbelhöhlung zu- gleich ansetzt, bis zur halben Schalenhöhe oder tiefer herabläuft und nicht mit einer Muskelschwiele oder Stützleiste des vorderen Adductors zu verwechseln ist; vielmehr liegt der vordere Adductor isolirt vor der Leiste. In der Gestalt schwanken die Cweullella - Arten erheblich. Während die eine Gruppe, welche sich um (. solenoides gruppirt, langgestreckte und förmlich geschnäbelte Schalen hat, zeichnet sich das andere Extrem, die Gruppe der (. truncata, durch kurz- dreieckige Gestalt, meist mit deutlicher Diagonalkante, aus. Zwischen diesen beiden Gruppen vermitteln Formen wie (. elliptica den Uebergang. Auch (©. antiqua Sow., der Typus der Gattung, und (C. ovata Sow., beide aus den oberen Ludlow - Schichten, stellen solche Mittelformen dar. Das Schloss besteht aus zwei je nach der Gestalt der Schalen mehr oder minder ungleichen Reihen von Zähnen, deren hintere unter den Wirbeln deutlich über die vordere übergreift, ohne da- zwischen einen Raum für das Ligament zu lassen. Dieses liegt vielmehr äusserlich längs des Schlossrandes hinter den Wirbeln. Am schönsten erhalten ist das Schloss bei (. solenoides, wie es in Fig. 20 auf Taf. V dargestellt ist. Die vordere Zahnreihe ist hier, wie gewöhnlich, sehr kurz und besteht aus einer geringen Zahl nach unten fächerförmig divergirender schiefer, ziemlich langer Zähne, über welche, deutlich geschieden, die sehr kleinen Zähne der hinteren Reihe übergreifen. Bei weniger gut erhaltenen Schlössern wird leicht der Eindruck hervorgerufen, als verschmölzen unter den Wirbeln die beiden Reihen (vergl. Fig. 7 derselben Tafel), es beruht dies aber, so weit ich nach meinem Material zu beurtheilen vermag, nur auf ungünstiger Erhaltung in gröberem Gestein. Die Muskeleindrücke sind flach und nicht allzu oft erhalten. Der vordere liegt vor der Leiste, von dieser deutlich getrennt, der hintere unter dem Ende des Schlosses. Beide sind von rund- licher Gestalt, der hintere erheblich grösser und zuweilen durch Palaeontologischer Theil. 99 eine Schwiele gestützt. Mantellinie einfach. HALL!) und Ur- RICH 2) erwähnen noch das Auftreten von ein oder zwei Fuss- muskeln vor dem hinteren Adductor; ich beobachtete einen solchen bei C. elliptica. Dagegen habe ich die Wirbelmuskeleindrücke nicht constatiren können. | Die ältesten bekannten Arten von (ucullella sind wohl C. (Nueulites) acuminata und torta, beide von BARROIS aus dem gres armoricain beschrieben ®) und dadurch besonders von Interesse, dass sie der durch kurz-dreieckige Gestalt mit diagonalem Kiel sich auszeichnenden Gruppe angehören. Fig. 10a bei BARROIS zeigt ausserdem deutlich den von der Leiste getrennten vorderen Ad- duetor! — Dagegen will es mir scheinen, als ob Nuculites fissa BARR. (Syst. sıl. VI, Taf. 267 VI, Fig. 1, 2) nicht zu unserer Gattung gehört. Die Gestalt ist ganz abweichend, nach hinten etwas verbreitert, die Leiste vom Wirbel schief nach rückwärts gerichtet, das Schloss zudem unbekannt. Vermuthlich liegt eine mit Ribeiria verwandte Form vor, Aehnlichkeit ist wenigstens vorhanden. Sehr nahe verwandt mit Cucullella und besonders mit der Gruppe der (. solenoides ist Adranaria MUNIER-CHALMAS (Journal de Conchyliologie, 3° serie, Bd. 16, S. 105. 1876) — Pseudarca DE TROMELIN-LEBESCONTE. Es ging dies schon aus der Be- schreibung des Autors hervor; nachdem jedoch Bıcor (Bull. soc. geol. 3° serie, Bd. 17, S. 798, Taf. 23, Fig. 5, 6) gute Ab- bildungen und eingehende Beschreibungen gegeben hat, scheint es mir zweifellos, dass Adranaria auf Selbständigkeit keinen An- spruch machen und höchstens als Gruppenbezeichnung für C. solenoides nebst Verwandten angewendet werden kann. Die Un- terschiede liegen darin, dass die Leiste kürzer ist, als man sonst bei Cueullella- Arten gewohnt ist, — sie ist gewissermaassen nur im Ansatz vorhanden —, und dass die Zähne nach BıGor in der Zahl von etwa 15 auf die Nähe der Wirbel beschränkt sind. Be- . treffs des letzteren Umstandes möchte ich die Möglichkeit unvoll- DDBAL NV VI, 223 RO0V, 2 1885. 2) Neues Jahrbuch f. Mineralogie, Beilageband 8, S. 47. 1893. 3) Faune du gres armoricain, $S. 191 ff., Taf. 19, Fig. 10, 11. 1891. 7* 100 Palaeontologiseher Theil. ständiger Erhaltung nach meinen Erfahrungen bei C. solenoides und anderen Arten nicht von der Hand weisen, zumal BıGoT her- vorhebt, die vorderen Zähne stünden enger und divergirten mehr, was entschieden für Cwewllella spricht; der erste Punkt, die geringe Länge der Leiste, könnte wohl als Artcharakter, nicht aber als Gattungsmerkmal in Frage kommen. Die übrigen Merk- male, Gestalt der mit schwachen Anwachsstreifen bedeckten Schale, schwach ausgeprägte Muskeleindrücke, stimmen völlig zu Cueullella. Bısor selbst hebt übrigens bereits die Aehnlichkeit mit ©. solenoides hervor. Auch (leidophorus HALL (Palaeontology of New-York, Bd. ], S. 300) fällt unter die Synonyıne von (wcullella, wie HALL selbst später nach Entdeckung von Nuculiden-Zähnen längs des ursprüng- lich als zahnlos beschriebenen Schlossrandes erkannt hat (24: Rept. of the State Mus. of New-York, S. 228. 1870). Die Verwendung des Namens Cleidophorus für Cypriniden aus der Verwandtschaft von Pleurophorus, wie seitens verschiedener Autoren, zuletzt noch von WAAGEN (Salt Range Fossils Bd. 1, S. 224 f.) geschehen, oder als Synonym von Pleurophorus, entspricht daher nicht den thatsächlichen Verhältnissen. Dagegen gehört Cadomia DE TROMELIN, welche ich 1889 auf Grund der Beschreibung gleichfalls mit Cueullella zu vereinigen geneigt war, nicht hierher, sondern, wie Bı6oT’s Abbildungen und Beschreibungen darthun, zu Ütenodonta. Die angebliche innere Leiste stellt sich als einfache Muskelschwiele des vorderen Ad- ductors heraus. Die Zähne bilden zwei Reihen, die sich bei C. typa unter dem Wirbel deutlich übereinanderschieben, während bei ©. Bergeroni beide sehr ungleiche Reihen anscheinend durch einen breiten Zwischenraum getrennt sind, so zwar, dass die hin- tere Reihe bis zum Wirbel reicht, während die vordere Reihe aus 5 oder 6 über dem vorderen Adductor gelegenen Zähnen bestehen sol. Ob hier nicht auch nur mangelhafte Erhaltung vorliegt, lasse ich dahingestellt. Unwahrscheimlich ist es nach dem durch- aus typischen Bau des Schlosses bei ©. typa nicht. — Im rheinischen Devon ist die Gattung durch 8 Arten ver- treten und verschwindet im unteren Mitteldevon; die vier von Palaeontologischer Theil. 101 HaArL beschriebenen Arten stammen aus den Hamilton-Schichten, also aus höherem Mitteldevon. Dann verschwindet die Gattung anscheinend auch dort, obwohl ConRAD im Jahre 1842 noch einen’ Nueulites mactroides aus dem unteren Carbon beschrieben hat (teste MILLER). Cueullella truneata STEININGER sp. Taf. V, Fig. 4—. Oucullaea truncata Steinınger, Geognostische Beschreibung d. Eifel, S. 52, Taf. 4, Fig. 2. 1853. Schale gleichklappig, ungleichseitig, gewölbt, von gerundet- dreieckiger Gestalt. Wirbel vor der Mitte selesen, vorragend, nach vorne über den gebogenen Schlossrand eingekrümmt. Vorder- rand bogig vorspringend, Hinterrand schräg abwärts gebogen, mit dem flachbogigen Unterrande in einer spitzwinkligen Ecke zusammenstossend.. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft eine scharfe, auf Steinkernen aber gewöhnlich etwas stumpfere Kante, hinter welcher die Schale steil, oft senkrecht, abfällt. Die lange gebogene Leiste beginnt dicht am Wirbel und reicht bis in die Nähe des Unterrandes herab. Die Sculptur besteht aus feinen, ziemlich regelmässigen Anwachsstreifen, ist aber nur auf ganz scharfen Abdrücken er- halten. Das Schloss besteht aus zwei sehr ungleichen Zahnreihen, welche unter dem Wirbel zusammentreffen, und deren Zähne hier scheinbar verschmelzen. Man glaubt hier gabelförmige Zähne wahrzunehmen, die dadurch entstehen, dass die schrägliegenden Zähne der vorderen Zahnreihe sich unter die etwa senkrecht zum Schlossrande stehenden der hinteren Reihe schieben. Der kleine vordere Muskeleindruck liegt vor der Leiste, deutlich von dieser getrennt, der hintere, grössere, hinter der Kante auf dem steilen Schalfelde. In Bezug auf Grösse und Gestalt ist die Art einigen, obwohl nur geringfügigen Schwankungen unterworfen. Durchschnittlich werden die Exemplare nicht wesentlich grösser als das in Fig. 5 abgebildete, Exemplare von der Grösse der Fig. 6 sind seltener. 102 Palaeontologischer Theil. In Bezug auf die Gestalt stellen die beiden genannten Ab- bildungen mittlere Exemplare dar, es kommen noch kürzere vor und andererseits auch ein klein wenig mehr nach hinten ver- längerte, so besonders am Nellenköpfchen. Diese stehen den Fig. 16 und 17 auf Taf. 47 des Harr’schen Werkes sehr nahe, von denen die eine auf Ü. cuneiformis, die andere auf C. triquetra bezogen wird. Bezüglich des in Fig. 4 dargestellten Exemplars von Unkel bemerke ich, dass die scheinbar querverlängerte Gestalt in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Das Stück ıst infolge Ver- drückung sehr stark gewölbt, in der Totalansicht erscheint es daher in der Richtung vom Wirbel zum Unterrande perspektivisch sehr verkürzt. Vorkommen: Unkel, Siegener Grauwacke; Bertrich, Arrenrath, Oberstadtfeld, Gemünd b. Daun, Nellenköpfchen, Bienhornthal, Ehrenbreitstein, Forstort Oberwald O. Singhofen, Landsteiner Mühle im Weilthal, untere Coblenzschichten; Nieder- selters, Mühlthal b. Rhens, Dörsdorf b. Katzenellenbogen, Coblenz- quarzit; Daleiden, ÜOoblenzer Gaswerk, Laubach, Michelbach b. Niederlahnstein, Rossbach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Göttinger, Hallenser Museum, Sammlungen des naturhist. Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN, FR. MAURER, SCHWERD. Cueullella cf. triguetra CoNRAD. Tat V,. Hi. 2,.3 Nuculites triqueter Conrap, Geol. Surv. N.-Y., Ann. Rep., S. 50. 1841. (teste Harr) » > » bei Hau, Pal. N.-Y., vol. V, pt.I, S. 326, Taf. 47, Fig. 17—28, Taf. 93, Fig. S—10. 1885. Es liegen mir zwei Exemplare einer kleinen Özeullella vor, welche ich von (©. triquetra CONRAD des amerikanischen Mittel- devon, von der mir Exemplare vorliegen, specifisch nicht sicher zu unterscheiden vermag. Sie zeichnen sich dadurch gegenüber (. truncata aus, dass sie eine weniger scharfe, mehr gerundete Kante haben, von Palaeontologischer Theil. 103 welcher die Schale nach hinten flacher abfällt und ein breiteres Feld infolgedessen bildet. Die Hinterecke ist nicht spitzwinklig, wie bei truncata, sondern mehr abgerundet. Die schwach ge- bogene Leiste reicht fast bis zum Unterrande. Der einzige er- hebliche Unterschied gegenüber C. triquetra besteht darin, dass bei dieser Art nach HALL das Schloss aus einer ununterbrochenen Reihe von Zähnen bestehen soll, während unsere Formen, wie aus Fig. 2A hervorgeht, unter dem Wirbel eine deutliche Differenzirung erkennen lassen. Doch möchte ich annehmen, dass das von HALL abgebildete Schloss nicht sehr günstig erhalten war, sodass ihm die Uebereinanderschiebung der beiden Zahn- reihen unter dem Wirbel entgangen ist. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht deutlich zu be- obachten. | Vorkommen: Westerfeld bei Usingen, untere Coblenz- schichten; Laubach, obere Ooblenzschichten. Sammlungen der Herren FR. MAURER und SCHWERD. Cueullella posthuma n. sp. TaraVer Kroll. Eine kleine Form, welche in Grösse und Gestalt den Durch- schnittsexemplaren von (wueullella truncata STEIN. gleicht. Sie unterscheidet sich jedoch von dieser Art durch das gänz- liche Fehlen der scharfen Diagonalkante, flacher gewölbte Schale mit weniger eingekrümmten Wirbeln und die fast ganz gerade, schmale Leiste. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht deutlich erhalten. Vorkommen: Steeten an der Lahn, Wissenbach, unteres Mitteldevon. Geologische Landesanstalt. Cueullella longiuseula n. sp. Taf. V, Fig. 8. Die vorliegende Art gehört noch zur Gruppe der (. truncata, welche sich durch dreieckige Gestalt mit diagonaler Kante, vor- 104 Palaeontologischer Theil. springenden eingekrümmten Wirbel und mehr oder minder ge- bogene Leiste auszeichnet. Sie unterscheidet sich jedoch sehr leicht durch ihre querverlängerte Gestalt — die Schale ist mehr als doppelt so breit wie hoch — und die kurze, nur bis zur Hälfte der Schalenhöhe herabreichende Leiste. Es liegen zwar nur zwei Exemplare vor, allein unter den sehr zahlreichen von mir untersuchten Exemplaren von (. truncata habe ich kein einziges gefunden, welches diesen auch nur annähernd in Bezug auf die Gestalt nahe käme. Es dürfte daher die Aufstellung einer besonderen Art wohl gerechtfertigt sein. Muskeleindrücke und Mantellinie sind undeutlich. Sehr nahe steht unserer Art Cueullella (Nuculites) cuneiformis CONRAD aus dem oberen Mitteldevon des Staates New-York, und besonders ist die Fig. 15 auf Taf. 47 von Haur’s oft eitirtem grossem Werke vergleichbar. Immerhin ist jedoch die Ueberein- stimmung, wie zu erwarten, keine vollkommene. Vorkommen: Landstener Mühle im Weilthal, Bodenrod, untere COoblenzschichten. Marburger Museum, Sammlung des Herrn Fr. MAURER. Gueullella elliptica MAURER. Man. Bie9 lo: Cueullella elliptica Maurer, Fauna d. rechtsrhein. Unterdevon, S. 15. 1886. Ditichia mira v. SAXDBERGER, Neues Jahrb. f. Min. ete. 1891, Bd. 2, S. 104. non! Leda? mira Beusuausen, Beiträge zur Kenntniss d. Oberharzer Spiriferen- sandsteins, 8. 90, Taf. 3, Fig. 15. 1884. Schale quer-eiförmig, nach hiuten etwas verschmälert, un- gleichseitig, mässig gewölbt. Wirbel klein, dem Vorderrande ge- nähert, etwas vorragend. Schlossrand gebogen, Vorder- und Hinterende breit abgerundet, Unterrand geschwungen. Die Sculp- tur besteht aus unregelmässigen feinen und gröberen Anwachs- streifen. | Die kräftige, lange, gerade Leiste setzt sich an den Schloss- rand unmittelbar unter dem Wirbel an. Das Schloss besteht aus zwei Zahnreihen, deren hintere, mit zahlreichen kleinen, etwa senkrecht zum Schlossrande stehenden Zähnen, unter dem Wirbel Palaeontologischer Theil. 105 mit der aus etwa 8 fächerförmig nach unten divergirenden, zum Theil etwas gebogenen Zähnen bestehenden vorderen Reihe zu- sammenstösst bezw. sich etwas über diese hinwegschiebt. Beide Muskeleindrücke sind flach und von rundlicher Gestalt; der vordere, nie völlig deutlich auf meinen Exemplaren sichtbar, liegt vor der Leiste, der hintere unter dem Hinterende des Schlosses und über ihm ein kleiner Fussmuskeleindruck. Nach vorne wird der hintere Adductor durch eine breite, flache, senkrechte Schwiele gestützt. Diese ist bei jungen Exemplaren, wie die Abbildungen Fig. 12 und 14 darthun, sehr mächtig entwickelt — erst mit zu- nehmendem Alter verflacht und verbreitert sie sich mehr — und macht bei solchen Exemplaren dann den Eindruck einer zweiten, hinteren inneren Leiste. Dass diese Auffassung nicht zutreffend und das auf dieselbe gegründete Genus Ditichia SANDBERGER nicht aufrecht zu erhalten ist, habe ich bereits im Jahrb. d. Königl. geol. Landesanstalt für 1892, S. 95 f. dargethan. Die Art ist in Bezug auf ihre Gestalt geringfügigen Schwan- kungen unterworfen, die sich besonders in der etwas mehr oder weniger starken Verschmälerung der Schale nach hinten aus- prägen. Auch etwas niedrigere Exemplare kommen vor, bei denen der Unterrand flachbogiger ist als in der Regel und da- durch die etwas geringere Höhe der Schale bewirkt. C. elliptica hat in höheren amerikanischen Devonschichten eine ganz nahe verwandte Art, die Ü. oblongata CONRAD aus der Hamilton group (Taf. 47, Fig. 1—12 des Harrv'schen Werkes), von der mir Exemplare vorliegen, und welche nur etwas niedrigere Gestalt, einen etwas weniger gerundeten Umriss und längeren Schlossrand zeigt und — die Richtigkeit der Harr’schen Ab- bildungen vorausgesetzt — ein Schloss besitzt, dessen beide Zahn- reihen im Gegensatz zu (. elliptica unter den Wirbeln verschmolzen sind. Auch fehlt der amerikanischen Art die hintere Muskel- schwiele, und der Adductor 2 ist anders gestaltet. Bei einem Exemplar beobachtete HALL auch 3—4 accessorische Muskelein- drücke nahe dem Wirbel. Vorkommen: Bendorf, Brexbach, hinter Sayn, Becherscher Bruch im Sotterbachthale bei Herdorf, Siegener Grauwacke; Ge- 106 Palaeontologischer Theil. münd bei Daun, Ober- und Niederstadtfeld, Pfaffendorf bei Coblenz, Nellenköpfehen, Forstort Oberwald ©. Singhofen, Dill- brecht bei Dillenburg (?), untere Coblenzschichten; Mühlthal bei Güls, Coblenzquarzit; Allerheiligenberg bei Niederlahnstein, Ober- lahnstein, Lahn gegenüber Nievern, obere Üoblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Göttinger, Hallenser und Marburger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, sowie der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Cueullella intermedia n. sp. Taf. V, Fig. 16. Die vorliegende Art steht in Bezug auf ihre Gestalt zwischen ©. solenoides und CO. elliptica, sie ist weniger querverlängert als erstere, aber nach hinten stärker verschmälert als letztere. Von beiden Arten unterscheidet sie sich aber deutlich durch ihre ge- bogene, dicht vor dem Wirbel stehende Leiste. Sie nähert sich durch dieses Merkmal der Gruppe der C. truncata, von der sie aber wiederum das Fehlen der Diagonalkante und die allgemeine Gestalt entfernt. Der vordere Muskeleindruck ist nicht erhalten, der hintere ist von eirunder Form und wird durch eine ganz schwache Schwiele gestützt. Mantellinie einfach. Vorkommen: Das einzige vorliegende Exemplar ist ohne Fundortsangabe. Es stammt aus der Sammlung des verstorbenen Landesgeologen ©. KocH und gelangte mit dieser in den Besitz der geologischen Landesanstalt. Dem Gestein nach käme viel- leicht von Fundorten das Conderthal bei Winningen in Frage. Cucullella solenoides GoLDFUuss sp. Taf. V, Fig. 17—20. Nucula solenoides Gowpruss, Petref. Germaniae II, $. 151, Taf. 124, Fig. 9. 1834—40. > » Rormer, Verst. d. Harzgebirges, S. 23, Taf. 6, Fig. 13. 1843. » STEININGER, Geogn. Beschr. d. Eifel, S.54. 1853. Oucullella eultrata Sanpserser, Verst. d. rhein. Schichtensyst. in Nassau, S. 276, Taf, 29, Fig. 3. 1850—56,. Palaeontologischer Theil. 107 Cueullella solenoides F. Roxmer, Lethaea palaeozoiea, Taf. 24, Fig. 3. 1876. > » Beusuausen, Beitr. z. Kenntniss des Oberharzer Spiriferen- sandsteins, S. 83, Taf. 6, Fig. 1. 1884. Schale ziemlich dünn, sehr ungleichseitig, stark querverlängert und nach hinten verschmälert, flachgewölbt. Der kleine, kaum vorragende Wirbel liest dem Vorderende genähert, der Schloss- rand ist fast geradlinig, Vorderrand schräg abfallend , abgerundet in den geschwungenen Unterrand übergehend, der seinerseits in kurzem Bogen zu dem verlängerten Schlossrande aufsteigt. Die gerade innere Leiste liegt direct unter den Wirbeln, sie ist kurz, nur in ihrem oberen Theile schmal und sägeblattförmig, nach unten verbreitert sie sich plötzlich, wird flach und verschwindet. Vom Wirbel geht eine mehr oder minder deutlich ausge- prägte Kante längs des Schlossrandes zum Hinterende der Schale. Die Sculptur, nirgends deutlich erhalten, scheint aus leichten, etwas unregelmässigen Anwachsstreifen bestanden zu haben. Das Schloss setzt sich aus zwei sehr ungleichen Zahnreihen zusammen, welche unter dem Wirbel zusammentreffen. Die vordere, sehr kurze Reihe besteht aus durchschnittlich 8—9 ver- schieden langen, nach unten fächerförmig auseinandertretenden zum Theil etwas gekrümmten Zähnen, die hintere aus sehr zahl- reichen, auf dem Schlossrande etwa senkrecht stehenden, nach dem Wirbel zu kleineren und dichter stehenden Zähnen. Die hintere Zahnreihe greift über die vordere in der Weise über, dass ihre Spitze unmittelbar unter den Wirbel zu liegen kommt, wie Fig. 20 das darstellt. Diesen Schlossbau zeigen sämmtliche untersuchten Exemplare, welche gut erhalten waren; durch theil- weises Abwittern bezw. unvollständige Erhaltung der Zähne ver- wischt sich allerdings das Bild sehr, und das Schloss erscheint dann etwa so, wie es in der Lethaea palaeozoica, Fig. 3b, darge- stellt ist. Ligament in feiner, linearer, äusserlicher Furche am Schloss- “ rande angeheftet. Muskeleindrücke und Mantellinie sind an keinem untersuchten Exemplar völlig deutlich erhalten. Die grosse Mehrzahl der Singhofener Exemplare zeichnet sich durch gestrecktere Gestalt und mehr zugespitztes Vorder- und 108 Palaeontologiseher Theil. Hinterende aus. Dieser Typus, den SANDBERGER’s Abbildung sowie unsere Fig. 18 und 19 darstellen, der aber nicht auf Sing- hofen beschränkt ist, z. B. am Nellenköpfchen vorkommt, kann als var. cultrata der in den höheren Schichten vorwiegenden Form, welche GoLpruss als Nucula solenoides aus dem Unterdevon des Oberharzes beschrieb, und welche unsere Fig. 17 nach einem Harzer Exemplar darstellt, gegenübergestellt werden. Beide gehen aber in einander über. Vorkommen: Nellenköpfchen, Singhofen, untere Coblenz- schichten; Oberlahnstein, Coblenzquarzit; Siechhausthal b. Ooblenz, Öberlahnstein, Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer, Göttinger, Hallenser Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden, sowie des Herrn FOLLMANN. Cueullella affinis BEusn. Taf.'y, Big. 21,22. Oueullella affinis Beusuausen, Jahrb. d. geol. L.-A. für 1888, 8. 217, Taf. 4, Fig.8. 1889. Die vorliegende Art schliesst sich am nächsten an C. solenoides an, von der sie sich durch kürzere und höhere, nach hinten ver- hältnissmässig mehr verschmälerte, stärker gebogene Schale unter- scheidet. Die Leiste ist ebenso beschaffen, wie bei dieser Art. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen, feineren und gröberen Anwachsstreifen. Das Schloss ist ebenso gebaut wie bei C. solenoides. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht erhalten. Wie ich a. a. ©. bereits hervorgehoben habe, steht ©. affimis der typischen (. solenoides näher, als der bei Singhofen bei weitem vorherrschenden var. cultrata. Vorkommen: Bis jetzt nur Singhofen, untere Uoblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer und Göttinger Museum. Palaeontologischer Theil. 109 Gattung: Ledopsis BEUSHAUSEN. Taf. VII. Beusmausen, Beiträge z. Kenntniss d. Oberharzer Spiriferensandsteins, S. 91 ff., Taf. 4. 1884. Schale gleichklappig, ungleichseitig, von dreieckiger oder gerundet dreieckiger Gestalt, mit kurz gerundeter, meist steil ab- fallender Vorderseite. Wirbel oft gedreht. Vom Wirbel zum Vorder- und Hinterende verlaufen zwei mehr oder minder deut- liche Kanten, deren vordere meist von einer ausgekehlten Furche begleitet wird. Das Schloss besteht aus einer geringen Zahl unter den Wirbeln beginnender Reihenzähne, über denen auf den Stein- kernen eine kurze, einer inneren Leiste entsprechende Furche liegt. Sculptur aus leichten Anwachsstreifen bestehend. Ligament äusserlich. Muskeleindrücke den Wirbeln genähert, Mantellinie ganzrandig. Von dieser zuerst aus dem Unterdevon des Oberharzes in 5 Arten bekannt gewordenen Gattung haben sich im rheinischen Devon 4 weitere Arten gefunden. Die charakteristische Gestalt, welche unter den rheinischen Arten /. conjluentina am besten zeigt, sowie der Schlossbau trennen diese Formen von allen sonstigen palaeozeischen Ctenodontiden. Cardiolaria Mun.-CHALM. ist in der Gestalt noch am ersten vergleichbar, besitzt aber vor den Wirbeln Zähne und zeigt ausserdem keine Andeutung von Kanten bezw. Furchen. Ledopsis taunica n. sp. Taf. VIII, Fig. 15— 21. Schale vermuthlich gleichklappig, ungleichseitig, dreieckig- eiförmig, mässig gewölbt, mit vor der Mitte gelegenem, vorspringen- dem, nach vorne eingekrümmtem Wirbel. Vorderrand bogig vor- springend, in den flachbogigen Unterrand übergehend, Hinterrand in flachem Bogen schräg nach unten ziehend und mit dem Unter- rande eine abwerundete Ecke bildend. Die vom Wirbel zu der 110 Palaeontologischer Theil. Vorderecke ziehende Furche fehlt. Schloss und Sculpturen nicht erhalten, nur die auf den Steinkernen der Ledopsis-Arten vom Wirbel nach hinten sich erstreckende, eine Leiste ım Innern der Schale andeutende kurze Furche ist zu beobachten. Auf einigen Exemplaren finden sich Andeutungen der Mantellinie, dagegen ist die Lage der Muskeleindrücke nicht mit Sicherheit anzugeben. Obwohl bei dem Mangel einer Schlossbeobachtung und dem Fehlen der charakteristischen Furche die Gattungsbestimmung unsicher erscheinen könnte, nehme ich doch keinen Anstand, die vorliegende Art der Gattung Ledopsis zuzuzählen, da sowohl die Gestalt der Schale wie die kurze Furche unter dem Wirbel der Steinkerne mit Bestimmtheit auf diese Gattung hinweisen und zu- dem L. robusta den Uebergang zu den typischen Arten vermittelt. Vorkommen: Taunusquarzit des Wintersteins bei Nauheim, sowie ein unbekannter Fundpunkt im selben Horizont. — Dürr- berg bei Würbenthal? Geologische Landesanstalt, Breslauer Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Ledopsis robusta n. sp. Taf. VIIL, Fig. 17. Schale wenig ungleichseitig, gewölbt, mit wenig vor der Mitte gelegenem, nach vorne eingekrümmtem Wirbel. Vorder- rand stärker und steiler abwärts gebogen als der Hinterrand, beide breit abgerundet, ohne Ecken in den flachbogigen Unter- rand übergehend. Vom Wirbel zieht eine flache Furche zur ab- gerundeten Vorderecke, eine deutliche Einziehung des Schalrandes nicht hervorrufend. Die Schlosszähne sind nicht erhalten, dagegen beobachtet man die allen Ledopsis-Arten eigenthümliche kurze scharfe Furche auf dem Steinkern zwischen Wirbel und Schlossrand. Von Sculpturen sind nur wenige Furchen auf dem Steinkern sichtbar, welche wohl je ein Wachsthumsstadium abschliessen. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. Palaeontologischer Theil. 111 Die wenig ungleichseitige, allseitig abgerundete Gestalt der Schale lässt Z. rodusta leicht unterscheiden. Vorkommen: Steinfels bei Eisenbach, Quarzit der unteren Coblenzschichten. ; Geologische Landesanstalt, nur ein Exemplar. Ledopsis eonfluentina n. sp. Taf. VIII, Fig. 22, 23. Schale gleichklappig, ungleichseitiz, mässig gewölbt, von eiförmig-dreieckiger Gestalt, mit vorspringendem, weit vorn ge- legenem, nach vorn gerichtetem, etwas eingekrümmtem Wirbel. Schlossrand gebogen, unmerklich in den schräg abwärts gebogenen Hinterrand übergehend, der sich in kurzem Bogen mit dem flach- bogig geschwungenen Unterrande vereinigt. Vorderrand kurz und steil abgerundet in den Unterrand übergehend. Vom Wirbel nach der Vorderecke zieht sich eine schmale deutliche Furche, welche eine Einbiegung des Schalrandes an dieser Stelle zur Folge hat. Eine zweite, aber sehr schwache und kaum bemerkbare Furche zieht ebenso zur Hinterecke und begrenzt den steileren Abfall der Schale zum Schlossrande. Auf den Steinkernen zieht sich von den Wirbeln über dem Schlossrande nach hinten eine kurze, scharfe Furche, der also eme Leiste hinter dem Schlossrande im Innern der Schale entspricht. Das Schloss besteht aus einer ge- ringen Zahl von unter und hinter dem Wirbel gelegenen Zähnen, von denen aber nur drei deutlich erhalten sind. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht deutlich erkennbar. Von Sculpturen bemerkt man nur Reste ziemlich grober con- centrischer Streifung. Es unterscheidet sich diese Art leicht von den aus dem Unterdevon des Oberharzes durch mich beschriebenen Arten, und zwar von Ledopsis aequalis und rectangularis durch die abgerundete, nicht dreieckig zugestutzte Hinterseite, von L. trigona, perobliqua ‚und rostrum durch die querverbreiterte Gestalt. Vorkommen: Laubach, obere Coblenzschichten. Zwei Exemplare in der Sammlung des Herrn Öberpost- direktors SCHWERD in Üoblenz. 112 Palaeontologischer Theil. Ledopsis eallifera n. sp- Taf. VIIL, Fig. 24. Schale wenig ungleichseitig, ziemlich stark gewölbt, von spitz-eiförmiger Gestalt. Wirbel median gelesen, eingekrümmt, Vorderrand flachbogig steil abwärts ziehend, Hinterrand stärker geschwungen, ohne Ecke in den Unterrand übergehend. Vom Wirbel zur Vorderecke breite Furche, Schalrand hier einge- zogen. Auf dem gebogenen Schlossrande liegen unter dem Wirbel beginnend etwa 10 nach hinten grösser werdende Zähnchen von dem Aussehen der Nucula-Zähne. Muskeleindrücke rundlich - eiförmig, gross, besonders der hintere, welcher etwas tiefer eingesenkt ist als der vordere und Fig. 9. Ledopsis callifera n. sp. Schlossansicht des Originalexemplars. 2. durch eine Schwiele, welche die ganze Breite zwischen Wirbel und Muskeleindruck einnimmt und am Unterrande des letzteren endet, gestützt wird. Mantellinie nicht erhalten. Von Sculpturen glaubt man Spuren grober Berippung zu sehen. Obwohl der einzige vorliegende Steinkern seitlich sehr wahr- scheinlich etwas zusammengedrückt ist, habe ich doch geglaubt, ihn unter besonderem Namen aufführen zu sollen, da die starke Schwiele, welche ich bei keinem Exemplar aller übrigen mir be- kannten Ledopsis-Arten gesehen habe, der Form ein so charakte- ristisches Aussehen giebt, dass dieselbe leicht wiederzuerkennen ist. Vorkommen: Burg Maus bei Wellmich, Porphyroid-Schiefer der unteren Coblenzschichten. ; Aachener Museum. Palaeontologischer Theil. 113 Trigoniüden. Gattung: Myophoria Bronn. Taf. IX, X. Schizodus autorum, non Kınc. Kefersteinia Nezumayr 1891. Die Ansichten über die Gattung, zu der die devonischen Trigoniiden zu stellen seien, haben mehrfach gewechselt. Nach- dem zuerst v. GRUENEWALDT im Jahre 1853 Megalodus truncatus Gr. und M.rhomboideus Gr. als typische Myophorien angesprochen und die Uebereinstimmung im Schlossbau nachgewiesen hatte, brachte KEFERSTEIN 1857 die genannten beiden Arten bei Schi- zodus unter und gesellte zu ilinen die drei Arten Sch. inflatus, Sch. trigonus und Sch. ovalis aus dem Unterdevon des Oberharzes. KEFRRSTEIN hält Schizodus, dem er einen »mehr oder weniger (je nach der Species)« gespaltenen mittleren Zahn in der linken Klappe zuschreibt, als besondere Gattung gegenüber Myophoria aufrecht, »mehr aus praktischen Rücksichten, weil Schizodus auf die palaeozoischen Gebilde nach den jetzigen Beobachtungen be- schränkt ist, als dass man die Muskelleiste als einen Gattungs- charakter anerkennte«. Diese conventionelle Unterscheidung ist dann lange Zeit herrschend geblieben. Auch ich habe 1884 in meinen »Beiträgen« die Trigoniiden des ÖOberharzer Unterdevon als Schizodus-Arten beschrieben. WAAGEN (Salt Range Fossils S. 241 f.) kommt für die von ihm beschriebenen Arten zu dem Schlusse, dass sie ebenso gut bei Schizodus wie bei Myophoria untergebracht werden könnten. Im Jahre 1839 veröffentlichte nun FRECH (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLJ) einen kleinen Aufsatz »über Mecynodon und Myophoria«, in dem er auf S. 131 auf die Systematik und Stammesgeschichte der älteren Trigoniiden eingeht und den Nach- ‘weis führt, dass die devonischen »Schizodus«-Arten den Myo- phorien, speciell der Gruppe der M. laevigata, näher stehen als dem echten Schizodus des Perm und demnach als Myophorien zu bezeichnen seien. Zu demselben Resultat kommt $. v. Wönr- Neue Folge. Heft 17, 5 114 Palaeontologischer Theil. MANN (Ueber d. system. Stellung d. Trigoniden und d. Abstam- mung der Nayaden, Jahrb. der K.K. geol. Reichsanstalt 1893, S.1). Dagegen führte NEUMAYR, welcher nach dem Vorgange STEINMANN’s die Trigoniiden als Schizodonten den Heterodonten gegenüberstellte — eine Classification, deren Unhaltbarkeit durch BITTnER und v. WÖHRMANN nachgewiesen wurde — für die devonischen Trigoniiden die neue Gattung Kefersteinia ein (Bei- träge zu einer morpholog. Eintheilung der Bivalven, S. 88, 1891), als deren Typus er den Schizodus truncatus GOLDF. hinstellte. Nach ihm hätte die Abzweigung der Trigoniiden von den Hetero- donten erst in nachdevonischer Zeit begonnen, ihr Beginn könne erst da angesetzt werden, wo uns schizodonte Schlossbildung zuerst entgegentritt; und die Gattung Kefersteinia soll demnach Formen umfassen, welche sich noch durch einfachen heterodonten Schlossbau auszeichnen. | Schon v. WÖHRMANN hat darauf hingewiesen, dass Kefersteinia unhaltbar ist, weil der ungetheilte Hauptzahn kein charakteristisches Merkmal bietet. Nachdem nun aber dasStudium zahlreicher Schlösser bei den nachstehend beschriebenen Arten ergeben hat, dass gar nicht selten der mittlere Zahn der linken Klappe an seiner Unterseite eine Furche aufweist (vergl. z. B. Fig. 5b auf Taf. IX), uns somit, um mit NEUMAYR zu reden, schizodonte Schlossbildung bereits entgegentritt, fällt auch der letzte Grund, die devonischen Tri- goniiden als besondere Gattung abzutrennen. Dass NEUMAYR die »sogenannten Myophorien des Devon« trotz ihrer so ausge- sprochenen habituellen Uebereinstimmung mit den Trigoniiden auf Grund des nicht schizodonten Schlossbaues bei den habituell ganz abweichenden Astartiden einreihen wollte, sei hier nur neben- bei erwähnt. Die nachstehend beschriebenen Arten besitzen sämmtlich das typische, aus drei Zähnen in der linken, zwei in der rechten Klappe bestehende Schloss, dessen Bau im Einzelnen allerdings manche kleine Abweichungen erkennen lässt. So ist der Mittel- zahn in der linken Klappe meist ungetheilt, zuweilen beobachtet man aber, wie erwähnt, eine deutliche Furche auf der Unterseite, so z. B. bei M. truncata und M. Roemeri; die seitlichen Schloss- Palaeontologischer Theil. 115 zähne werden zuweilen sehr flach und können, besonders bei plattgedrückten Exemplaren, ganz undeutlich werden, zumal wenn sie völlig mit dem Schlossrande verschmelzen, was in der linken Klappe bei manchen Arten der Fall ist. Ausserdem variiren sie beträchtlich in Bezug auf ihre Länge. Der durch v. WÖHRMANN zuerst nachgewiesene, zuweilen auftretende kleine Zahn am vorderen Schlossrande der rechten Klappe ist bei M. truncata, wenn auch nur ganz schwach angedeutet, gleichfalls vorhanden. Eine Kerbung der Schlosszähne wurde nirgends beobachtet. Die Lage der Muskeleindrücke an beiden Enden des Schloss- randes ist im Allgemeinen immer dieselbe, nur ist der vordere Adductor zuweilen ein wenig mehr vom Schlosse abgerückt. Die kleinen Fussmuskeleindrücke sind meist deutlich, der vordere liegt gewöhnlich schon auf dem Schlossrande, am Grunde des vorderen Schlosszahns in der linken und der entsprechenden Grube in der rechten Klappe. Die Mantellinie verläuft in ihrem hinteren Theile dem Schalrande meist nicht parallel, sondern zieht fast geradlinig zum hinteren Adductor hinauf. Die Schwiele hinter dem vorderen Adductor, auf welche ehemals bei Myophoria so grosses Gewicht gelegt wurde, ist ganz scharf nirgends vorhanden, erkennbar aber immerhin schon z. B. bei M. truncata. Meist ist sie nicht deutlich, und der vordere Muskeleindruck ist nur in die bier ziemlich dicke Schale mit seinem oberen Theile tiefer eingesenkt, so dass er auf den Steinkernen als schief abgeschnittener niedriger Kegelstumpf erscheint. Flache vordere Muskeleindrücke sind selten. Das Li- gament liegt auf einem lanzettlichen Schildchen dicht hinter den Wirbeln. Was die Stellung der Wirbel anbelangt, so sind sie fast bei allen Arten prosogyr, nur bei M. Roemeri und M. Johannis ist eine schwache Drehung nach hinten vorhanden. Der Gestalt nach gehört die Mehrzahl in die beiden ersten der durch NEUMAYR unterschiedenen Gruppen, nämlich die Zaeves und die Carinatae. Sie vertheilen sich wie folgt: 1. Laeves: M. Holzapfeli, M. circularıs, M. ovalıs, M. Proteus, M. sublaevigata und M. transrhenana. 2. Carinatae: M. Roemeri, M. inflata, M. truncata, M. pere- grina und M. minor. 8* 116 Palaeontologischer Theil. Eine dritte Gruppe umfasst die durch starke Entwicklung des hinteren Feldes rundlich-viereckig gestalteten Formen, M. rhomboidea, M. schwelmensis und M. alutacea und kann als Rhomboideae bezeichnet werden, nach der charakteristischsten hierher gehörigen Art. Diese Gruppe zeichnet sich neben der Gestalt besonders durch das Auftreten complicirterer Sculpturen gegenüber den einfachen Anwachsstreifen der übrigen Gruppen aus; bei M. rhomboidea finden sich unregelmässige, sich gabelnde und wieder zusammenfliessende concentrische Rippchen und bei M. schwelmensis und M. alutacea auf dem hinteren Felde excen- trische Rippen, gewissermaassen die ersten Vorläufer der späteren Trigoniensculptur, die allerdings, wie bekannt, vor der Diagonal- kante auftritt. Eine vierte Gruppe stellt endlich die an die permischen Schizodus-Arten durch ihre Gestalt sehr erinnernde M. Johannis dar. Es ist zur Zeit unmöglich, nachzuweisen, wann und wo Myo- phorien zuerst auftreten; ihre relativ reiche Entwicklung im Unter- devon, verbunden mit der bereits scharf ausgeprägten Gliederung in deutlich geschiedene Gruppen, macht es sehr wahrscheinlich, dass die Gattung bereits ım Silur vertreten ist, obwohl meines Wissens bislang keine Myophoria aus silurischen Schichten be- schrieben ist. Doch ist anzunehmen, dass unter den als Dolabra, Anodontopsis, Pseudawinus beschriebenen Formen sich zum Theil echte Myophorien verbergen. Der von BARRANDE abgebildete Schizodus? polygonus aus dem Öbersilur (Taf. 263, IV, 1—3) er- innert zwar im Aeusseren an Myophoria, zeigt aber, obwohl Stein- kern, weder Schloss noch Muskeleindrücke und Mantellinie und ist mindestens zweifelhaft. Von den im Vorstehenden unterschiedenen Gruppen bilden die Zaeves und Carinatae schon im Devon den Hauptstamm der Myophorien, der in die jüngeren Formationen aufsteigt und von dem sich die heiden Gruppen der Flabellatae und Elegantes später abgezweigt haben; speciell die Gruppe der Carinatae erreicht im Devon bereits einen hohen Grad der Entwicklung, ihr gehören z. B. ausser den hier beschriebenen Arten sämmtliche von HALL abgebildete »Schizodus«-Arten des amerikanischen Devon und Unter- Palaeontologischer Theil. Ja Carbon an (Pal. N.-Y. V.1, Taf. 75 und 95). Die in unserer Fauna nur durch M. Johannis repräsentirte Gruppe ist wohl un- gezwungen als Vorläufer von Schizodus s. str. zu deuten. Da- gegen bildet die kleine Gruppe der Rhomboideae einen besonderen Seitenzweig; weitere Vertreter dieser durch ihre Gestalt so scharf charakterisirten Gruppe habe ich in der Litteratur nicht entdecken können. Ueber die Beziehungen von Curtonotus und Protoschizodus siehe den allgemeinen Theil. | Erwähnenswerth wegen ihrer geradezu riesigen Gestalt ist die M. subovata WHITEAVES (Megalodon olim) aus devonischen Schichten von Manitoba (Trans. Roy. Soc. Canada VIII, 4; S. 97, Taf. 5, Fig. 2, 3, 1891 und Contrib. to Canadian Palaeontology I, 4, 8.302. 1892). Myophoria Proteus n. sp. Taf. X, Fig. 1720. Schizodus n. f. aff. transversus Brusnausex, Ueber einige Lamellibranchiaten des rheinischen Unterdevon; Jahrb. d. geol. Landesanstalt f. 1888, S. 221, Taf. 5, Fig. 5, 5a, 6, 4. 1889. SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, Taf. 27, Fig. 1d. 1850-56. Da ich von dieser Art besseres Material, als mir seinerzeit zu Gebote stand, nicht gesehen habe, kann ich mich darauf be- schränken, meine damalige Beschreibung mit geringen textlichen Aenderungen hier wiederzugeben: Schale schief-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenem kleinem Wirbel. Vorderrand schräg abwärts gebogen, Unterrand ziemlich stark geschwungen, mit dem ebenfalls gebogenen Hinterrande zu- sammentreffend, ohne jedoch eine deutliche Ecke zu bilden. Schlossrand unter 110—120° geknickt. Schloss vom gewöhnlichen Bau, jedoch fast stets dadurch 'verunstaltet, dass die hervorragenden Ausfüllungen der Zahn- gruben auf den Steinkernen plattgedrückt und nur die tiefen durch den mittleren Zahn der linken und den vorderen Zahn der rechten Klappe hervorgerufenen Gruben deutlich erhalten sind, sodass man 118 Palaeontologischer Theil. ohne sorgfältige Vergleiche ein ganz falsches Bild des Schlosses erhält. Sculpturen, Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht zu erkennen, ebenso ist die ursprüngliche Schalenwölbung durch die Verdrückung völlig zerstört. Welchem ausserordentlichen Grade von Verdrückung und Verzerrung die Schalen dieser Art — wie der übrigen Singhofener Versteinerungen — unterworfen gewesen sind, habe ich a. a. O. eingehend dargelegt, einige Extreme von verzerrten Exemplaren habe ich auch hier wieder abbilden lassen. Die einander völlig unähnlichen Gestalten kennzeichnen am besten die Schwierigkeiten, denen man bei der Deutung derartiger Vorkommnisse sich gegen- über sieht. Verwandt ist die vorliegende Art mit M. Kahlebergensis BEUSH. (transversa olim non BORNEMANN) aus dem Unterdevon des Ober- harzes und besonders mit der M. circularis. Von ersterer unter- scheidet sie der spitzere Schlosswinkel, die mehr nach hinten ver- längerte, in höherem Grade ungleichseitige und zugleich rund- lichere Schale; dagegen wäre es möglich, dass unverdrückte Exemplare der M. circularis so nahe kämen, dass eine Vereinigung beider Arten angebracht sein möchte. Mein Material erlaubt nicht, diese Frage zu entscheiden. Vermuthlich wird man aber M. eircularis als von M. Proteus abstammend anzusehen haben. Vorkommen: Untere Coblenzschichten von Singhofen. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Myophoria eirenlaris n. sp. Taf. X, Fig. 12—14. Schale flachgewölbt, von schief eiförmig-rundlicher Gestalt, mit kleinem, vor der Mitte gelegenem Wirbel, ohne Diagonalkante und ohne Andeutung einer Hinterecke. Schloss wie gewöhnlich, Sculpturen undeutlich. | Vorderer Muskeleindruck eiförmig, eingesenkt, darüber etwas entfernt der vordere Fussmuskeleindruck, hinterer Muskeleindruck flach, gross, eiförmig-rundlich, .mit unmittelbar darüberliegendem Fussmuskeleindruck. Mantellinie einfach, bis auf das hintere auf- gebogene Stück dem Schalrande parallel verlaufend. Palaeontologischer Theil. 119 Die vorliegende Art steht der ursprünglich unter dem Namen Schizodus transversus!) von mir aus dem Spiriferensandstein des Oberharzes beschriebenen M. Kahlebergensis ausserordentlich nahe, sie unterscheidet sich jedoch durch grössere Ungleichseitigkeit der Klappen, den unter einem weniger stumpfen Winkel geknickten Schlossrand und den demgemäss mehr herausspringenden Wirbel bei gleichzeitig gleichmässiger gerundetem Schalenumriss. Vorkommen: Zwischen Bettenfeld und Meerfeld i. d. Eifel, untere Coblenzschichten; Oberlahnstein, Mühlthal bei Rhens, Königstuhl, Rhensbach, Kleinbornsbach, Bienhornthal, Coblenz- quarzit; Niederlahnstein, Hohenrheiner Hütte, Laubach, Daleiden, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlungen des naturhistorischen Vereins zu Bonn, sowie der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Myophoria ovalis KEFERSTEIN sp. Taf. X, Fig. 15, 16. Schizodus ovalis Krressrein, Z. d. D. geol. Ges. Bd.9, S.155, Taf. 4, Fig.6. 1857. » » Beusnausen, Beiträge etc. S. 95, Taf. 5, Fig. 21. 1884. Schale flachgewölbt, schief-eiförmig, nach hinten verlängert. Wirbel klein, ganz nach vorne gerückt, Schlossrand unter etwa 100° seknickt. Vorderrand kurz und schräg abgerundet, Unter- rand geschwungen, Hinterende schräg abgerundet. Eine schwache stumpfe Kante verläuft vom Wirbel zum Hinterende. Die Sculptur besteht aus feinen regelmässigen erhabenen An- wachsstreifen. Das Schloss zeigt den gewöhnlichen Bau. Vorderer Muskeleindruck oval, ein wenig eingesenkt, dicht unter dem Schloss, mit sehr kleinem Fussmuskeleindruck, hinterer Muskeleindruck flacher, unter dem Hinterende des Schlossrandes gelegen. Mantellinie einfach. Die mir vorliegenden Exemplare stimmen so völlig mit der Harzer, M. Proteus und M. circularis zunächst verwandten, aber N) Beiträge etc. S. 95, Taf. 5, Fig. 18. 1884. 120 Palaeontologischer Theil. schmaleren und noch schieferen Art überein, dass über die Zu- sammengehörigkeit kein Zweifel herrschen kann. Vorkommen: Oberstadtfeld, untere Coblenzschichten; Siech- hausbach, Coblenzquarzit. Sammlung des Herrn FOLLMANN. Myophoria Holzapfeli n. sp. ln DS Die Geologische Landesanstalt besitzt von Gerolstein ein ım Jahre 1843 durch F. ROEMER gesammeltes zweiklappiges Exemplar einer Myophoria, welches zweifellos eine neue Art repräsentirt. Die Schale ist gewölbt, schief-eiförmig, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorn über den Schlossrand eingekrümmten Wir- beln, abgerundetem Vorderrande, geschwungenem Unterrande, nach hinten verlängertem Schlossrande und schräg abfallendem Hinterrande, der mit dem Unterrande eine stumpfe Ecke bildet, zu der vom Wirbel eine undeutliche, abgerundete Kante verläuft, hinter welcher die Schale niedergedrückt ist. Von Sculpturen sind nur Reste concentrischer Streifung er- halten. Die inneren Charaktere sind nicht zu beobachten. Die Art, welche mit keiner der übrigen Arten des Mitteldevon Aehnlichkeit hat, erinnert im allgemeinen Umriss an Schizodus Schlotheimi des Zechsteins, wenn man von dem bei dieser Art rückwärts gewendeten Wirbel absieht. Myophoria sublaevigata FrEcH. Taf. x, Rıg. 21: Myophoria sublaevigata Frecn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 41, S. 138, Taf 1, Eis. 102 21889: Es liegt mir von dieser fast ganz ungekielten Art nur das Frecn’sche Originalexemplar vor, welches einen, nur am Wirbel noch mit der dicken Schale versehenen Steinkern der linken Klappe darstellt, der in seiner Gestalt etwas an M. Holzapfeli erinnert, aber einen stärker nach vorne ausladenden Vorder- und Unterrand, fast geradlinig verlaufenden hinteren Schlossrand und Hinterrand a Palaeontologischer Theil. 121 besitzt und dadurch wesentlich andere Symmetrieverhältnisse be- kommt. Die Schlosszähne sind bei der Präparation zerbrochen und wieder aufgeklebt worden. Man sieht einen merkwürdig spitzen, weit vorragenden, vom vorderen Schalrande, auf dem er sonst zu liegen pflest, deutlich getrennten vorderen und einen hinter ihm liegenden schief-dreieckigen, nach hinten gerichteten mittleren Schlosszahn. Der hintere langgestreckte Schlosszahn ist nicht erhalten. Beide Muskeleindrücke sind von eirunder Gestalt, flach eingesenkt, über dem hinteren ist ein kleiner Fussmuskel- eindruck sichtbar. Mantellinie einen einfach geschwungenen Bogen bildend, vor dem hinteren Adductor, wie gewöhnlich, nicht parallel mit dem Schalrande. Das Exemplar ist in den mittleren Stringocephalen-Schichten bei Freilingen gefunden. Eine Vervollständigsung unserer Kennt- niss durch weitere Funde wäre sehr erwünscht. Myophoria transrhenana n. sp. In den an der unteren Grenze des Oberdevon liegenden Dolomiten bei Büdesheim finden sich nicht selten Steinkerne einer Muschel, welche in der Gestalt sehr an Myophoria circularıs er- innert, aber eine schief abgestutzte Hinterseite besitzt, und welche Fig. 10. Myophoria transrhenana n. sp. Zweiklappiger Steinkern, von rechts und von hinten gesehen. Büdesheim, unterstes Oberdevon. Göttinger Museum. ich zu Myophoria stellen möchte. An den ungünstig erhaltenen Steinkernen, welche nur Gestalt und Wölbung der Schale gut erkennen lassen, ist weder das Schloss, noch die Sceulptur zu 122 Palaeontologischer Theil. beobachten, ebenso wenig die Mantellinie, und von den Muskel- eindrücken findet man nur zuweilen schwache Spuren. Trotzdem glaube ich, dass die Zutheilung zu Myophoria richtig ist. Die einzige Gattung, welche sonst noch in Frage kommen könnte, ist Paracyclas; von dieser weicht die Form aber durch die kräftiger entwickelten Wirbel, das Fehlen der für Paracyclas so charakteristischen inneren Leisten, endlich auch durch den Um- stand ab, dass die zweiklappigen Steinkerne ein Schlossfeld vor und hinter den Wirbeln besitzen, welches durch den hier ursprüng- lich befindlichen Schlossapparat verursacht ist. Ein solches Feld findet man bei zweiklappigen Steinkernen von Paracyclas nie, vielmehr zieht bei diesen der Schlossrand als erhabener Kamm zwischen den Wirbeln durch. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Myophoria inflata A. RoEMER sp. Taf. IX, Fig. 6, 7. Tellina injlata Rosmer, Versteinerungen des Harzgebirges, S. 25, Taf. 6, Fig. 22. 1849. Cardinia inflata Rosmer, Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges, III, S. 125, Taf. 18, Fig. 12. 1855. Cardinia trapezoidalis Rornmer, a. a. O. 8. 124, Taf. 18, Fig. 11. Schizodus inflatus Kererstem, Ueber einige deutsche devonische Conchiferen, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, S. 153, TatsAd,aBıo- 1, 2,03. 185 Schizodus inflatus Beusmausen, Beitr. z. Kenntniss des Oberharz. Spiriferen- sandsteins, S. 99, Taf. 6, Fig. 6. 1884. Schizodus Kefersteini Brusnausen, a. a. O. S. 100, Taf. 5, Fig. 13. » trapezoidalis Brusnausen, a. a. O. S. 101, Taf. 6, Fig. 9. Schale ungleichseitig, schief- eiförmig, mässig gewölbt, mit kleinen, vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Schlossrand sehr stumpfwinklig geknickt, Vorderrand stark bogig vorgezogen, Unterrand flachbogig, Hinterrand flachbogig schräg nach unten ziehend, mit dem Unterrande in der spitzwinkligen, ein wenig abgerundeten Hinterecke zusammentreffend.. Vom Wirbel zur Hinterecke erstreckt sich eine stumpfe, aber deutliche Kante, hinter welcher die Schale steiler abfällt. — Schloss wie gewöhnlich. Von Sculpturen ist meist nichts zu erkennen, nur selten Reste von Anwachsstreifen. Palaeontologischer Theil. 123 Vorderer Muskeleindruck eiförmig, flach eingesenkt, darüber der kleine Fussmuskeleindruck. Hinterer Muskeleindruck eiförmig- rundlich, flacher, darüber der kleine, meist nur undeutlich erhaltene hintere Fussmuskeleindruck. Mantellinie ganzrandig, bis hinter die Mitte dem Schalrande parallel verlaufend, dann etwa recht- winklig umbiegend und zum hinteren Muskeleindruck aufsteigend. In meiner Arbeit über die Fauna des Oberharzer Spiriferen- sandsteins hatte ich den Begriff der vorliegenden Art wesentlich enger gefasst und Schizodus Kefersteini, sowie Sch. trapezoidalis davon abgetrennt. Herr Prof. KAYsER hat bereits in seinem Referat über jene Arbeit seine Bedenken über die Zulässigkeit dieser Abspaltung zum Ausdruck gebracht (Neues Jahrb. f. Mineralogie, Jahrgang 1885, Bd. 2, S. 95 fi.). Fortgesetztes Studium und ganz besonders die Erfahrungen, welche ich an dem reichen Material von den rheinischen Fundorten gemacht habe, haben mir die Ueberzeugung verschafft, dass in der That die Trennung in mehrere Arten unmöglich ist. Neben geringfügigen ursprünglichen Verschiedenheiten ist es im Wesentlichen die Ver- drückung, welche die Exemplare dieser wie anderer Arten in der mannigfaltigsten Weise verzerrt und verunstaltet, sodass es oft grosse Schwierigkeiten macht, das ursprüngliche Aussehen der Schale sich zu rekonstruiren. Vorkommen: Verbreitet im Coblenzquarzit der Umgegend von Coblenz, zusammen mit M. Roemeri, Oberlahnstein, Heilige Geist-Kapelle b. Niederlahnstein, Bienhornthal, Ehrenbreitstein, Siechhausbach, Kleinbornsbach, Remsteckenthal, Rhens und Mühl- thal bei Rhens.. Ein etwas zweifelhaftes Exemplar aus den oberen Coblenzschichten von Mielen. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Myophoria cf. inflata. Taf. IX, Fig. 8-10. In den unteren Coblenzschichten von Singhofen kommt gar nicht selten eine Myophoria vor, welche der M. ınjflata ausser- ordentlich nahe steht. Einigermaassen unverdrückte Exemplare sind sehr selten, daher ist es schwierig, die näheren Beziehungen 124 Palaeontologischer Theil. beider Formen zu prüfen. Ich bin zu dem Resultat gelangt, dass die Singhofener Form sich im Allgemeinen nur durch etwas schwächere Schlossbildung und vielleicht ein wenig eckigeren Hinterrand von der Art des Coblenzquarzits unterscheidet, in allen Hauptmerkmalen jedoch mit ihr übereinstimmt. Eigen- thümlich ist allerdings der Umstand, dass mir von einem anderen Fundpunkte in den unteren Coblenzschichten diese Form nicht zu Gesicht gekommen ist. Geologische Landesanstalt, Berliner und Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Myophoria Roemeri nov. nom. Taf. IX, Fig. 15. Schizodus trigonus Kerersteis, Ueber deutsche devonische Conchiferen, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, S. 154, Taf. 4, Fig. 4,5. 1857. non Thetis? trigona Rormer, Versteinerungen des Harzgebirges, S. 26, Taf. 6, Fig. 25. 1848. Schizodus fallax Beusuausen, Beitr. z. Kenntn. d. Spiriferensandsteins, S. 98 excl. Fig. 1884. non Myophoria fallax v. Sezsach, Conchylien-Fauna d. Weimar. Trias, S. 60, Taf. 1, Fig. 10. 1862. Schale eiförmig-dreieckig, mässig gewölbt, mit wenig vor der Mitte gelegenen kleinen, nach oben mit einer leisen Wendung nach rückwärts gerichteten Wirbeln. Schlossrand stumpfwinklig geknickt, Vorderrand bogig vorspringend, Unterrand flachbogig geschwungen, Hinterrand in flachem Bogen schräg zum Unter- rande herablaufend, mit dem er etwa rechtwinklig in der etwas abgestumpften Hinterecke zusammenstösst. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft eine stumpfe Kante, hinter welcher die Schale steiler abfällt. Schloss kräftig, wie gewöhnlich gestaltet, mit deutlich auf der Unterseite gefurchtem Mittelzahn der linken Klappe. Sculp- turen undeutlich, aus leichten Anwachsstreifen bestehend. Lage und Gestalt der Muskeleindrücke und der Mantellinie wie bei M. injlata. - Palaeontologischer Theil. 125 Vor dem hinteren Muskeleindruck und parallel mit demselben verläuft im Inneren der Schale eine schwache Furche, die als kurze schwache Leiste auf den Steinkernen sichtbar ist. Vorkommen: Verbreitet im Coblenzquarzit der Umgegend von Coblenz, an fast allen bei M. injlata aufgeführten Fund- punkten. Anmerkung. In den unteren Coblenzschichten bei Singhofen findet sich selten eine Form, welche anscheinend zu M. Roemeri in demselben Verhältniss steht, wie die oben erwähnte Form zu M. injlata. Ein doppelklappiges verdrücktes Exemplar ist in Fig. 14 auf Taf. IX abgebildet. Myophoria sp. Im Taunusquarzit bei der Stromberger Neuhütte kommt eine Myophoria vor, welche anscheinend mit M. Roemeri nahe verwandt ist, die gleiche kurze und hohe Gestalt besitzt, aber sich durch das Fehlen der schiefen und spitzen Hinterecke auszeichnet, viel- mehr durch die steile Abstutzung und den stark geschwungenen Unterrand an Formen wie Taf. 5, Fig. 22; Taf. 6, Fig. 2 und 4 in meinen Beiträgen zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferen- sandsteins erinnert. Doch ist die Erhaltung der Steinkerne eine so mangelhafte, dass es vorerst nicht angebracht erscheint, die Form mit einem Namen zu belegen. "Aachener Museum. Myophoria minor n. sp. Taf. IX, Fig. 17—20. Schale eiförmig-dreieckig, mässig gewölbt, mit kleinen, etwa in der Mitte gelegenen, spitzen Wirbeln. Vorderrand stark bogig vorspringend, in den flachbogigen, vor der spitzen Hinterecke meist etwas eingezogenen Unterrand übergehend. Hinterrand schräg, wenig gebogen. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft ‘eine scharfe Kante, von der die Schale fast senkrecht nach dem Hinterrande abfällt. Schloss verhältnissmässig kräftig. Die Seulptur besteht aus feinen, im Alter etwas gröber wer- denden concentrischen Streifen. 126 Palaeontologischer Theil. Der eiförmige, etwas eingesenkte vordere Muskeleindruck liegt ziemlich dicht unter dem Schlosse, über ihm am Grunde des Schlosses der Fussmuskeleindruck; der flachere, rundliche hintere Muskeleindruck liegt auf dem steilen hinteren Schalentheil. Man- tellinie ganzrandig, wie gewöhnlich hinten nicht dem Schalrande parallel verlaufend, sondern steil zum Muskeleindruck ansteigend. Die scharfe, bei zunehmendem Alter sich nicht verlierende Diagonalkante, das sehr steil abfallende hintere Feld unterscheiden diese Art von allen ähnlichen Formen. M. peregrina zeichnet sich zwar gleichfalls durch den Besitz einer scharfen Diagonal- kante aus, hat aber ganz abweichende Gestalt. Vorkommen: Laubach, Oberlahnstein, Michelbach, Nieder- lahnstein, Ahler Hütte, Silberschmelze bei Ems, obere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Sammlungen der Herren FoLr- MANN, FR. MAURER und SCHWERD. Anmerkung. Der von den Herren Maurer und v. SANDBERGER aus dem rheinischen Unterdevon in ihren Listen aufgeführte »Schizodus trigonia« wird sich wohl wenigstens zum Theil mit der vorliegenden Art decken. »Tellina« trigonia A. Rormer, Versteinerungen des Harzgebirges, Taf. 6, Fig. 23, »vom Kahleberge«, ist im Text des genannten Werkes gar nicht aufgeführt, die Zeich- nung ist sehr mangelhaft und das abgebildete Exemplar ausserdem offenbar un- vollständig. Vom Schlosse sieht man nichts. Das Original ist nirgends aufzu- finden. Ich habe diese Form deshalb in meinen Beiträgen etc. gar nicht be- rücksichtigt und kann keinen. Vortheil darin erblicken, derartige gänzlich un- sichere Artnamen der verdienten Vergessenheit zu entreissen. Myophoria truneata GoLDrFUss sp. Taf. IX, Fig. 11—13. Megalodus truncatus GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 184, Taf. 132, Fig. 10. 1834—40. Myophoria truncata v. Grursewaupr, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. III, S. 252, Taf. 10, Fig.6. 1851. Schizodus truncatus Kererstein, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, $. 152. 1857, Myophoria truncata Frecu, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, S. 134, Taf. 11, Fig. 4. 1889. Schale dreieckig-eiförmig, gewölbt, mit über den Schlossrand eingekrümmtem Wirbel. Vorderrand bogig vorspringend, Unter- Palaeontologischer Theil. 127 rand geschwungen, Hinterrand in flachem Bogen schräg abwärts ziehend.. Vom Wirbel zur Hinterecke der Schale verläuft eine scharfe Kante, hinter der die Schale sehr steil zum Hinterrande abfällt, während sie sich nach vorne und unten flach abdacht. Die Sculptur besteht aus ziemlich feinen, etwas unregel- mässigen Anwachsstreifen. Das Schloss ist von der typischen Beschaffenheit und besteht in der linken Klappe aus drei Zähnen, von denen der kurze vordere, unmittelbar am Schlossrande gelegene, nur ziemlich schwach entwickelt ist, während der längere hintere weit stärker entwickelt ist und sich völlig frei vom Schlossrande abhebt. Der mittlere Zahn hat eine dreieckige Gestalt und springt mit seiner unteren Hälfte hakenförmig vor. Auf seiner Unterseite, d. h. der bei der Einlenkung in die entsprechende Grube der Gegenklappe freibleibenden, nach dem Schaleninnern zu gerichteten Fläche be- merkt man eine deutliche Furche, als Vorläufer der späteren Spal- tung dieses Zahnes. Die Zähne des Schlosses der rechten Klappe werden von dem Schloss der linken Klappe umsehlossen. Hinter der hart am Schalrande gelegenen Grube für den vorderen Zahn der linken Klappe haben wir zunächst einen dreieckigen, haken- förmigen vorderen Zahn. Auf diesen folgt die breite Grube für den mittleren Zahn der linken Klappe, darauf ein längerer blatt- förmiger hinterer Schlosszahn und hinter diesem dicht am Schloss- rande die lange Grube für den hinteren Zahn der linken Klappe. Vor der Grube für den vorderen Zahn der linken Klappe tritt noch, ganz schwach angedeutet, der durch von WÖHRMANN nach- gewiesene kleine Zahn auf. Das Ligament liegt dicht hinter den Wirbeln auf einem kleinen lanzettförmigen, in jeder Klappe durch eine Furche begrenzten Feld- chen, welches schon auf GoLpruss’ Fig. 10b deutlich angegeben ist. Der vordere Muskeleindruck ist von eiförmiger Gestalt, liegt dicht unter dem Schlosse und wird nach hinten durch eine deut- ‚liche Leiste oder Schwiele gestützt. Dicht über ihm ist in die untere Fläche des Schlossrandes der kleine Fussmuskeleindruck eingesenkt. Der hintere, ähnlich gestaltete Muskeleindruck liegt unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. 128 Palaeontologischer Theil. Myophoria truncata ist eine der charakteristischsten devonischen Myophoria-Arten. Vorkommen: Paffrath, Stringocephalenkalk. Berliner Museum (v. GRUENEWALDT’s und FRECH’s Originale). Myophoria peregrina BEUSH. Taf. IX, Fig. 15, 16. Schizodus peregrinus Brusuausen, Ueber einige Lamellibranchiaten des rheinischen Unterdevon. Jahrb. d. Königl. Preuss. geol. Landesanstalt f. 1888, S. 220, Taf. 4, Fig. 7a, 7b, 11. 1889. Schale sehr ungleichseitig, von trapezförmigem Umriss, ge- wölbt. Wirbel klein, kaum vorspringend, vor der Mitte gelegen. Vorderrand vorspringend, abgerundet, Unterrand flachbogig, vor der Hinterecke wenig eingezogen. Schlossrand lang, gebogen, Hinterrand schrägbogig abgestutzt. Hinterecke spitz. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft ein scharfer erhabener Kiel. Der Schloss- rand bildet unter den Wirbeln eine breite Platte, auf der das im Verhältniss zur Schalengrösse sehr kräftige typische Schloss liest. Die Sculptur besteht vor dem Diagonalkiel aus einfachen, scharfen, dichtgedrängten concentrischen Rippen, hinter demselben aus zahlreichen feinen, bündelförmigen Anwachsstreifen. Vorderer Muskeleindruck klein, dicht unter dem Schloss ge- lesen, hinterer Muskeleindruck grösser und flacher, rundlich-eiför- mig, auf dem steil abfallenden hinteren Felde gelegen. Der kleine Fussmuskeleindruck liegt unmittelbar über dem vorderen Adductor am Grunde der vorderen Zahngrube in der linken bezw. des vor- deren Zahns der rechten Klappe. Mantellinie undeutlich. Von der ausserordentlich nahe verwandten M. carinata A. ROEMER sp. aus dem Unterdevon des Oberharzes unterscheidet sich die rheinische Art durch die kürzere und höhere Schale. Unter den übrigen Myophoria-Arten des rheinischen Devon findet sich keine näher verwandte, es bilden vielmehr M. carinata und pere- grina innerhalb der carinaten Myophorien eine kleine, durch ihre querverlängerte, gekielte Schale deutlich gesonderte Unter-Gruppe. Palaeontologischer Theil. 129 Die oberflächliche Aehnlichkeit mit Goniophora-Arten im äusse- ren Habitus habe ich a. a. OÖ. schon hervorgehoben, ebenso, dass M. carinata ım rheinischen Unterdevon nicht vorkommt, sondern dass die so in Sammlungen bezeichneten Stücke Abdrücke von Goniophora-Arten darstellen. MAURER’s Prosocoelus trapezoidalis und P. rhenanus (Fauna d. rechtsrh. Unterdevon, S. 17. 1886) sind theilweis verdrückte Exemplare von M. peregrina, wie ich mich durch Untersuchung der Originale überzeugt habe. Ob ein von Westerfeld bei Usingen stammendes Stück in Herrn MAURER’s Sammlung auch zu unserer Art gehört oder eine eigene Art darstellt, wage ich nicht zu ent- scheiden. Eine G@oniophora ist es nicht. Vorkommen: Laubach, Michelbach bei Hohenrhein, Mielen a. Lahn, Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn Fr. MAURER. Myophoria Johannis n. sp. Bar Rosa 10,2% Schale gewölbt, quer-eiförmig, wenig ungleichseitie; Wirbel etwa in der Mitte gelegen; Schlossrand in sehr stumpfem Winkel geknickt, Vorderrand breit abgerundet, vorspringend, Unterrand stark geschwungen, Hinterende senkrecht abgestutzt, ohne aber scharfe Ecken zu bilden. Vom Wirbel zieht sich eine schwache Kante und darüber eine breite sehr flache Furche diagonal zum Hinterende. Die Sculptur besteht aus feinen erhabenen, nicht ganz regel- mässigen Anwachsstreifen. Das Schloss ist von der gewöhnlichen Beschaffenheit. Muskel- eindrücke und Mantellinie sind an den vorliegenden Sculpturstein- kernen nicht erhalten. Die vorliegende Art unterscheidet sich von allen ähnlichen durch die quer-eiförmige Gestalt, den in der Mitte gelegenen etwas opisthogyren Wirbel, die senkrechte Abstutzung des Hinter- endes und die diagonale Furche. _ Möglicherweise gehört zu ihr auch der schlecht erhaltene Steinkern, welchen ich 1884 in ıneinen Neue Folge. Heft 17. 9 130 Palaeontologischer Theil. Beiträgen, Taf. 6, Fig. 5 abgebildet habe, und nach welchem MAURER (Fauna des rechtsrh. Unterdevon, S. 20) ähnliche Stücke Schizodus Beushausent genannt hat. | Vorkommen: St. Johann a. Kyll, Arrenrath, untere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Myophoria rhomboidea GoLDFUSsSs sp. Taf. X, Fig. 47. Megalodus rhomboideus Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 184, Taf. 133, Fig. 3a, 3b. 1834—40. Myophoria® rhomboidea !) v. GrusnewaLpr, Ueber die Versteinerungen des schlesischen Zechsteingebirges, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Ba. III, 8.252. 1851. Schizodus rhomboideus Kernesteım, Ueber einige deutsche devonische Conchi- feren u. s. w., Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, S. 153. 1857. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, rundlich-viereckig, etwa so hoch wie breit, gewölbt, mit vorn liegenden, nach vorn gerichteten, leicht eingekrümmten kleinen vorragenden Wirbeln. Der hintere Schlossrand ist schwach gebogen, der steil abfallende Vorderrand kurz abgerundet, der Unterrand flachbogig ge- schwungen und der Hinterrand senkrecht, aber nicht ganz gerad- linig abgestutzt, mit Schloss- und Unterrand etwas abgeschrägte Ecken bildend. Von den Wirbeln verläuft eine stumpfe Diagonal- kante zur Hinterecke, welche den gewölbten Vordertheil der Schale von einem steiler abfallenden hinteren Felde trennt. Dieses zeigt meist noch eine schwache Furche und ein durch eine stumpfe Kante begrenztes Schlossfeld. Die Sculptur besteht aus gleichstarken gedrängten concentrischen Rippchen, welche jedoch nicht einfach geschwungen, sondern auf der ganzen Schale etwas wellig bezw. eckig hin- und hergebogen sind. Vor der Kante schieben sich zuweilen secundäre Rippchen ein oder es theilen sich einzelne Rippen, gleichzeitig findet aber vor und hinter der !) v, GruEnEwALDT nennt die Art rhomboidalıs. Palaeontologischer Theil. 131 Kante bis an das Schlossfeld heran wiederum mehrfach ein Zu- sammenfliessen zweier Rippen statt, sodass die ganze Sculptur im Einzelnen einen unruhigen regellosen Eindruck macht, obwohl im Grossen der Charakter der concentrischen Rippenbildung gewahrt bleibt. In Bezug auf die Stärke der Rippen finden individuelle Schwankungen statt; das eine Exemplar besitzt oröbere und weniger zahlreiche, ein anderes feinere und gedrängtere Rippchen. Das von GoLpruss abgebildete Exemplar hat so feine Rippchen, dass es als Mittelform in Bezug auf die Sculptur nicht angesehen werden kann. _ Das Schloss hat die typische Beschaffenheit. Doch bestehen in der Ausbildung der Zähne gewisse Schwankungen, sowohl in Bezug auf die Stärke, besonders des vorderen Zahnes der rechten Klappe, der bald mehr knollig verdickt, bald mehr blattartig sein kann, als auch in Bezug auf die Richtung. Der eben erwähnte Zahn kann steil nach unten gerichtet sein, dann ist die vor ihm liegende Zahngrube und demgemäss der vordere Zahn der linken Klappe schmal, er kann aber auch schräg nach hinten gerichtet sein, dann sind Grube und entsprechender Zahn der linken Klappe mehr dreieckig. Zu beachten ist, dass der hintere Schlosszahn der rechten Klappe an allen untersuchten Exemplaren mindestens doppelt so lang ist wie der vordere. Der mit seinem oberen Ende tief eingesenkte ei-nierenförmige vordere Muskeleindruck liest dicht unter dem Schloss, unmittelbar über ihm in den verdickten Schlossrand eingesenkt ein sehr kleiner Fussmuskeleindruck; der hintere Muskeleindruck ist flacher, von eiförmig-rundlicher Gestalt, liegt am hinteren Ende des eigentlichen Schlossrandes und wird vorne durch eine schwache Schwiele begrenzt. Mantellinie ganzrandig. Vorkommen: Stolberg, Breiniger Berg bei Aachen, Stringo- cephalenkalk. Bensberg (Originalexemplare von GOLDFUSS). Göttinger Museum, Aachener städtisches Museum. 9* 132 Palaeontologischer Theil. Myophoria sp. ind. Taf. X, Fig. 9. Myophoria cf. rhomboidea Frecu, Ueber Mecynodon und Myophoria, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, S. 137. 1889. Das von FRECH a. a. OÖ. mit M. rhomboidea verglichene un- vollständige Exemplar von Soetenich, eine isolirte rechte Klappe, scheint mir auf diese Art nicht bezogen werden zu können. Der kurze hintere Zahn, der zugleich viel schwächer ist als bei M. rhomboidea, dürfte für eine Abtrennung Grund genug bieten, da bei allen Exemplaren der M. rhomboidea, deren Schloss ich unter- suchen konnte, der hintere Zahn der rechten Klappe überein- stimmend als kräftige, mindestens doppelt so lange Leiste wie der vordere Zahn entwickelt ist. FRECH, der diesen Unterschied ge- genüber der GouLpruss’schen Abbildung von M. rhomboidea selbst hervorhebt, hält es für möglich, dass die Abweichung auf ver- schiedene Grösse oder vielleicht unvollständige Erhaltung der Gorpruss’schen Originalexemplare zurückzuführen und daher das vorliegende Stück doch zu M. rhomboidea zu rechnen sei. Da ich gleich grosse Exemplare von M. rhomboidea mit typischem Schloss vor mir habe, so ist kein Zweifel, dass das Exemplar einer neuen, noch unbekannten Art angehört. Die Seulptur ist ähnlich wie bei M. rhomboidea, aber ganz wesentlich schwächer, was allerdings auf Erhaltung beruhen könnte. Berliner Museum. Myophoria schwelmensis n. sp. TaLRS RS 88 Schale rundlich-viereckig, gewölbt, mit vorn liegenden kleinen Wirbeln und diagonaler, stumpfer Kante, der M. rhomboidea sehr ähnlich. Am Schlossrande ein lanzettliches Schlossteld, beiderseits von einer stumpfen Kante begrenzt. Schloss typisch, nicht sehr stark entwickelt, Lage und Beschaffenheit der Muskeleindrücke und der Mantellinie wie gewöhnlich. Ungemein charakteristisch ist die Sculptur. Dieselbe besteht vor der Kante aus unregel- Palaeontologischer Theil. 133 mässigen, schwachen, gedrängten Anwachsstreifen; hinter der Kante aber tritt unvermittelt eine gröbere excentrische Sculptur auf, bestehend aus nach hinten gerichteten flachbogigen Rippen, zwischen die sich einzelne weiterhin noch einschieben. Von Myophoria alutacea GOLDF. unterscheidet sich vorliegende Art vor Allem durch ganz abweichende Gestalt, das Fehlen der Körnchen-Sculptur — was allerdings auf Erhaltung beruhen kann —, sowie die kräftiger entwickelte excentrische Sculptur, welche bei M. alutacea nach GOLDFUSS nur aus »zarten ausstrahlen- ‘den Linien« besteht. Vorkommen: Paffrath, Zeche Schwelm, Stringocephalenkalk. Breslauer und Göttinger Museum. Myophoria alutacea GoLDFUss sp. Taf. X, Fig. 8. Megalodus alutaceus GoLpruss, Petrefaeta Germaniae II, 5.184, Taf.133, Fig. 2a, 2b. 1834 —40. Da mir ein Exemplar dieser Art nicht vorliegt, so beschränke ich mich darauf, die Abbildung und Beschreibung von GOLDFUSS wiederzugeben. | »Verkehrt-eiförmig, bauchig, chagrinartig mit regelmässigen »keihen kleiner Körnchen besetzt. Die kleinen eingedrückten »Wirbel liegen vorn, und auf der obern Hälfte der Kückenwöl- »bung verläuft eine stumpfe Kante, über welcher die Fläche flach- »concav ist und zarte, ausstrahlende Linien zeigt, welche die »feinen concentrischen Streifen durchkreuzen«. Die Art ist nur wegen der Analogie ihrer Sculptur mit M. schwelmensis zu Myophoria gestellt, bei der Unbekanntschaft mit dem Schloss kann diese Zutheilung als unbedingt sicher selbst- redend nicht angesehen werden, obwohl auch die Gestalt der Schale recht gut zu Myophoria passt. Vorkommen: GoLDFUss’ Originalexemplar stammte aus dem Stringocephalenkalk von Bensberg. 134 Palaeontologischer Theil. Astartiden. Gattung: Cypricardella HALL 1856. Tar RU X. Microdon Conkan 1842. non Acassız 1833! non Meıcen 1803! Eodon Harz 1877. Microdonella Ozsuverr 1881. Oypricardella Brusnausen 1889. Gleichklappig, ungleichseitig, mässig gewölbt, rundlich- vier- eckig oder quer-eiförmig von Gestalt, mit kleinen, etwas vorragen-' den, nach vorne gerichteten Wirbeln und schmaler, scharf einge- schnittener Lunula vor denselben. Schlossrand gebogen, nach hinten fast geradlinig verlängert. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft meist eine deutliche, stumpfe Diagonalkante. Sculptur aus meist regelmässigen, bündelförmig geordneten Anwachsstreifen bestehend. Schloss in jeder Klappe mit ein bis zwei Zähnen, in der linken aus einem dreieckigen Zahn unter den Wirbeln bestehend, zu dem bei manchen Arten noch ein hinter diesem gelegener, nach rückwärts gerichteter längerer Leistenzahn sich gesellt, in der rechten aus einem schwachen, oft obsolet werdenden vorderen und einem schrägen, kurz leistenförmigen, nach rückwärts gerichteten hinteren Schlosszahn bestehend, zwischen denen die Grube für den dreieckigen Zahn der linken Klappe liegt. Hinter bezw. über den langen Zahn der rechten Klappe fällt, wo er vorhanden ist, der hintere Zahn der linken Klappe. Seitenzähne fehlen. Ligament äusserlich, in scharf eingeschnittener Furche oder Schildchen längs des Schlossrandes hinter den Wirbeln gelegen. Vorderer Muskeleindruck rundlich oder ei-nierenförmig, meist etwas eingesenkt, zuweilen durch schwache Schwiele gestützt, über ihm ein kleiner vertiefter Fussmuskeleindruck ; hinterer Muskeleindruck ähnlich gestaltet, grösser und flacher. Mantellinie einfach. Die vorstehende Gattungsbeschreibung ist in Bezug auf den Bau des Schlosses gegen HALv’s Diagnose (Pal.N.-Y.,V.1,5.XXV) etwas erweitert, da HALL des hinteren Zahnes der linken und des Palaeontologischer Theil. 135 vorderen Zahnes der rechten Klappe keine Erwähnung thut. Der letztere ist bei den devonischen Arten meist ziemlich schwach ent- wickelt, wird aber sehr deutlich bei den Arten des Carbon, und DE Koninck hat daher in der Gattungsbeschreibung auch ganz richtig zwei Zähne in der rechten Klappe angegeben. Die unter der Gattung Üypricardella zusammengefassten Arten bilden eine wohl charakterisirte Gruppe unter den palaeozoischen Heterodonten und schliessen sich durch Habitus und Schlossbau so eng an die jüngeren Astartiden, speciell Astarte selbst, an, dass an ihrer Zusammengehörigkeit nicht zu zweifeln ıst und man unsere Gattung unbedenklich als palaeozoischen Vertreter der Astartiden im engeren Sinne ansehen kann. ÖEHLERT (Mem. soc. geol. 3. serie, . Bd. 2, S. 26) und FiscHErR (Manuel S. 1020) stellen sie auch be- reits dorthin, während Zrrreu (Handbuch S. 108) und DE Koninck (Faune du calcaire carbonifere V, S. 91 £.) — der übrigens irriger- weise Myophoria rhomboidea GOLDF. zu Cypricardella zieht — die Gattung bei den Cypriniden unterbringen. Zu diesen kann sie je- doch wegen des abweichenden Habitus und wegen des Fehlens der Seitenzähne nicht gehören. — - Was die zeitliche Verbreitung der Gattung anbelangt, so dürften die im Nachstehenden beschriebenen Arten aus dem Unterdevon nebst C. bellistriata ÖEHLERT (non HALL) die ältesten zur Zeit bekannten sein, wenigstens kenne ich aus silurischen Schichten keine mit Sicher- - heit zu ihr zu stellenden Formen. Während sie bei uns im Unter- devon verschwindet, lebt sie, wie so viele andere Gattungen, im amerikanischen Mittel- und Oberdevon weiter und erscheint erst im Kohlenkalk auch in Europa wieder in einer heihe von Arten. Bei der Entwicklung der Gattung ist eins besonders auffallend: Während die Exemplare der devonischen Arten eine bedeutende Grösse erreichen, zum Theil wahre Riesenformen sind, bleiben die Arten des Carbon durchschnittlich weit kleiner und nähern sich gleichzeitig in Gestalt und Schlossbau mehr und mehr der Gattung Astarte. In der permischen Formation hat sich der Uebergang schon vollzogen: Astarte vallisneriana KınG z. B., von der v. GRUENE- wWALDT (Zeitschr. d: Deutsch. geol. Ges. Bd. 3, Taf. 10, Fig. 2) 136 Palaeontologischer Theil. das Schloss bekannt gemacht hat, ist nach Gestalt, Sculptur und Schlossbau schon eine echte Astarte, und von hier ab setzt die Gattung durch die Trias in aufsteigender Entwicklung in den Jura fort. — Die im Nachstehenden aufgeführten Arten von Cypricardella zerfallen, wie ein Blick auf die Tafeln zeigt, in eine Reihe von querverlängerten und eine solche von kurzen, gerundet-drei- eckigen oder rundlich-viereckigen Formen. Es ist nun interessant, dassin Bezug auf den Schlossbau ein ausgesprochener Parallelismus zwischen je einer langen und kurzen Form besteht, und es ent- sprechen sich folgende Arten: Lange Formen Kurze Formen ©. bicostula C. subreetangularis » unioniformis » curta » elongata » subovata. Nur (. elegans und Ü. acuminata stehen isolirt. Dieser Pa- rallelismus ist um so bemerkenswerther, als Uebergänge zwischen den entsprechenden Formen nicht nachzuweisen waren und auch a priori bei der grossen Formverschiedenheit wenig wahrschein- lich sind. Eine Cypricardella dürfte auch A. RoEMmER’s Venus subglobosa (Beitr. I, S. 24, Taf. 4, Fig. 6) aus dem Stringocephalen- Eisen- stein der längst auflässigen Grube Erste Weinschenke bei Bun- tenbock im Oberharze darstellen. Das Originalexemplar in der Clausthaler Sammlung besitzt eine scharf ausgeschnittene Lunula. Desgleichen gehört nach dem Schlossbau zu Cypricardella die Lucina sinuosa A. ROEMER aus dem Iberger Kalke (Beitr. I, S. 32, Taf. 5, Fig. 2), wie dies CLARKE bereits erkannt hatte, obwohl die von ihm gegebenen Schlossbilder ungenau sind. Nahe verwandt mit Cypricardella ist die Gattung Astartella HALL aus amerikanischem productivem Carbon (Geology of Iowa I, 2, S. 715, Taf. 29, Fig. 1. 1858), welche sich nur dadurch unter- scheidet, dass der vordere Schlosszahn in der rechten Klappe kräf- tiger entwickelt ist als der hiutere und eine scharfe Längsfurche trägt. Palaeontologischer Theil. 187 Cypricardella bicostula KRANTZz sp. Taf. XI, Fig. 5—9. Tellina bicostula Kranız, Menzenberg, Verh. d. naturhist. Vereins f. Rheinland u. Westfalen, Bd. 14, S. 162, Taf. 11, Fig. 1. 1857. urtonotus Grebei Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Tau- nusquarzits, Jahrb. d. Königl. Preuss. geol. Landes- anstalt für 1884, S.16, Taf. 2, Fig. 2, 2a. 1885. Curtonotus torosus Maurer, Fauna d. rechtsrh. Unterdevon, S.16. 1886. Schale ungleichseitig, querverlängert, mässig gewölbt, mit weit nach vorn gerückten Wirbeln, vor denen eine deutliche Lu- nula liegt. Vorderrand vorspringend, aber nicht gleichmässig abge- rundet, sondern unterhalb der Lunula eine stumpfe, abgerundete Ecke bildend. Schlossrand gebogen, Hinterrand in flachem Bogen schräg abfallend, mit dem stark geschwungenen Unterrande spitz- winklig in abgerundeter Ecke zusammenstossend. Die Sculptur besteht aus feineren und gröberen, unregel- mässigen, bündelförmig angeordueten Anwachsstreifen. Ausserdem verläuft ein flacher Buckel, wie bei allen verwandten Arten, vom Wirbel zur Hinterecke. Dagegen beruht die Angabe von zwei radialen Rippen bei KRANTZ auf Irrthum, wie sein Originalexem- plar (Fig. 5) beweist. Die scheinbaren »Rippen« sind durch die Verdrückung entstanden. Der Name ist somit eigentlich unzu- treffend, wurde aber wegen seiner Priorität beibehalten. Das kräftige Schloss besteht in der linken Klappe aus einem dreieckigen Schlosszahn, in der rechten aus einem schwach kegel- förmigen vorderen und einem dem Schlossrande parallelen leisten- förmigen hinteren Schlosszahn, welche die Grube für den Zahn der linken Klappe umfassen. Das äussere Ligament liegt rand- lich in einer längsgestreiften Grube. Der vordere, etwas einge- senkte Muskeleindruck, von eiförmig-rundlicher Gestalt, liegt dicht unter der Lunula, über ihm ein kleiner tiefer Fussmuskeleindruck; der hintere ähnlich gestaltete Muskeleindruck ist flacher und liegt unter dem hinteren Ende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. E. Kayser beschreibt, obwohl ihm nur Bruchstücke zu Ge- bote standen, unsere Art sehr deutlich; bis auf die sinusartige Depression am Unterrande, die wohl auf Verquetschung zurück- 138 Palaeontologischer Theil. zuführen ist, stimmt die Beschreibung recht gut. Auch die Gattung war ursprünglich richtig als Mecrodon = Cypricardella) erkannt worden, späterhin hat KAYSsEr diese Bestimmung jedoch zu Gunsten des zweifelhaften SALTER’ schen Genus Curtonotus geändert, was wohl nicht geschehen sein würde, wenn vollständige Exem- plare vorgelegen hätten. In der Grestalt steht unserer Art am nächsten Cypricardella elongata BEUSH., dieselbe unterscheidet sich jedoch, abgesehen von der stets geringeren Grösse, durch das Auftreten eines hinteren leistenförmigen Zahnes auch in der linken Klappe. ©, unioniformis, die ebenfalls in der Gestalt unserer Art nahe kommt, bleibt gleich- falls stets viel kleiner und hat ausserdem einen zwar gleichen, aber viel schwächeren Schlossapparat. Vorkommen: Katzenloch bei Idar, Stromberger Neuhütte, Taunusquarzit, Seifen bei Dierdorf, Menzenberg bei Bonn, Siegener Grauwacke. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn, sowie der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Gypricardella elongata BEusH. Taf. XI, Fig. 10— 14. Cypricardella elongata Brusuausen, Jahrbuch d. Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 226, Taf. 4, Fig.3, 3a, 4, 4a. 1839. Oypricardella bellistriata Osuuerr (non Harn?) bei Frecn, rhein. Unterdevon. Zeitschrift d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, S. 213. 1889. Schale mässig gewölbt, ungleichseitig, mit kleinen nach vorn gerückten Wirbeln. Unter diesen eine tiefe Lunula. Schlossrand flachbogig, Vorderrand stark vorspringend, breit abgerundet, Hin- terrand in steilem Bogen zum geschwungenen Unterrande ab- fallend, ohne deutliche Hinterecke. Im Alter nimmt die Schale besonders in der Richtung vom Wirbel zum Hinterende an Wachs- thum zu, sodass alte unverdrückte Exemplare nach hinten verhält- nissmässig breiter erscheinen als junge. Vom Wirbel zum Hin- terende zieht auch hier eine stumpfe Kante. Palaeontologischer Theil. 139 Die Sculptur besteht aus bündelförmig geordneten Anwachs- streifen, welche regelmässiger und besonders in der ‚Jugend schärfer sind als bei den übrigen Arten und eine sehr zierliche Sculptur bilden. Das Schloss besteht in der linken Klappe aus einem schwäche- ren kurz leistenförmigen hinteren und einem kräftigen dreieckigen vorderen Schlosszahne; in der rechten aus einem schwachen stumpf kegelförmigen vorderen und einem kräftigen leistenförmigen .hin- teren Zahne. Die Zähne in der rechten Klappe fallen vor die der linken. Das äussere Ligament liegt, wie bei den übrigen Arten, randlich in einer ausgekehlten Grube, bei der eine Streifung je- doch nicht mit Sicherheit zu beobachten war. Der eiförmige, besonders hinten etwas eingesenkte vordere Muskeleindruck mit darüber liegendem kleinem tiefem Fussmuskel- eindruck liegt unter der Lunula, der grössere und flachere hintere Muskeleindruck unter dem Ende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Der abweichende Schlossbau, welchen unsere Art nur noch mit ©. subovata gemeinsam hat, lässt im Verein mit der regel- mässigeren scharfen Sculptur dieselbe leicht unterscheiden. Die mir s. Z. behufs Abbildung allein zur Verfügung stehen- den sculpturlosen, nicht ganz unverdrückten Steinkerne freue ich mich jetzt durch bessere Exemplare ersetzen zu können, welche alle Eigenschaften erkennen lassen. Vorkommen: ? Seifen bei Dierdorf, Siegener Grauwacke (ein verdrücktes Exemplar), Oberstadtfeld, St. Johann a. Kyll, Pfaffen- dorfer Höhe bei Ehrenbreitstein, Bodenrod bei Butzbach, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung der Herren FOLLMAnN, FR. MAURER und WULF. Cypricardella unioniformis ‘SANDBERGER Sp. Taf. XI, Fig. 17— 19. Sanguinolaria unioniformis Sanpeerger, Verst. des rheinischen Schichtensystems, S. 253, Taf. 27, Fig. 3, 3a, 3b. 1850 bis 56. 140 Palaeontologischer Theil. (oniophora unioniformis SANDBERGER, Entwickelung d. unteren Abth. d. devon. Systems ete., S. 26. 1889. Uypricardella Beusnausen, Jahrbuch der Kgl. geol. Landesanstalt f. 1888, 8.224, Taf. 5, Fig. 10, 10a, 11, Ila. 1889. Schale ungleichseitig, querverlängert, mässig gewölht, mit s & 4 ae 58 . stumpfer diagonaler Kante. Wirbel klein, weit vor der Mitte ge- legen, nach vorn gerichtet. Vor ihnen deutliche Lunula. Vorder- rand vorspringend, eine stumpfe Ecke bildend, Schlossrand schwach gebogen, Hinterrand flachbogig, schräg abfallend, Unterrand ziem- lich stark geschwungen. Im Inneren der Schale verläuft vor der Kante eine sehr schwache Leiste nach hinten bis etwa zur Scha- lenmitte. Von der Sculptur sind Spuren einzelner stärkerer Anwachs- streifen zu beobachten, welche wohl die einzelnen Bündel be- grenzt haben dürften, die feineren Streifen sind nicht erhalten. Das Schloss besteht wiederum aus einem dreieckigen Zahn in der linken, einem nur schwach angedeuteten kegelförmigen vor- deren und einem leistenförmigen hinteren Zahn in der rechten Klappe, welche den Zahn der linken Klappe umfassen. Charakte- ristisch ist die schwache Ausbildung des Schlossapparats im Ver- hältniss zu anderen, besonders den älteren Arten. Das äussere Ligament liegt randlich in einer ausgekehlten Grube, an welcher eine Längsstreifung jedoch nicht beobachtet wurde. Vorderer Muskeleindruck eiförmig-rundlich, dicht unter der Lunula nahe dem Vorderrande gelegen, über ihm ein sehr kleiner, vertiefter Fussmuskeleindruck. Hinterer Muskeleindruck flacher, etwas mehr langgezogen, am Hinterende des Schlossrandes gelegen. Mantellinie einfach. Die Unterschiede gegenüber den ähnlichen Arten sind bei diesen hervorgehoben. Dass unsere Art nicht, wie Herr Prof. von SANDBERGER a. a. O. angiebt, zu Gonmiophora gehören kann, sondern mit Recht ihren Platz bei Cypricardella findet, dürfte ohne eingehende Erörterung ersichtlich sein. Vorkommen: Singhofen, untere Coblenzschichten. Palaeontologischer Theil. 141 Cypricardella elegans n. sp. Taf. XI, Fig. 15, 16. Diese neue Art, von der mir drei genau übereinstimmende Steinkerne linker Klappen vorliegen, steht der ©. unioniformis nahe und besitzt vor Allem auch dasselbe schwache Schloss mit nur angedeutetem vorderen Zahn in der rechten Klappe; sie un- terscheidet sich jedoch durch den ganz auffallend stark geschwun- genen Unterrand, der der Schale ein ganz anderes Aussehen ver- leiht, indem dieselbe verhältnissmässig kürzer und höher erscheint als die langgestreckte C. unioniformis, unter deren Exemplaren ich nie ein ähnliches gesehen habe. Auch als Mittelformen zwischen jener und C. curta kann man, abgesehen von ihrem Vorkommen an Orten, wo die beiden Singhofener Arten fehlen, bei näherer Vergleichung die Stücke nicht betrachten, da ihnen sowohl der breit abgerundete Vorderrand, wie der ziemlich senkrechte Hinter- rand dieser Art fehlen, im Gegentheil der Vorderrand eine kurze stumpfe, dem Rammbug eines Panzers ähnliche Ecke bildet und der Hinterrand schräg nach hinten abfällt. Ich sehe mich daher genöthigt, die Stücke als zu einer neuen Art gehörig aufzufassen, von der hoffentlich bald auch die andere Klappe gefunden werden wird. Vorkommen: Oberstadtfeld, Ehrenbreitstein, untere Ooblenz- schichten. Sammlung der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Cypricardella sp. aft. elegans BEusn. Taf. VII, Fig. 9. Aus den unteren Coblenzschichten von Oberstadtfeld liegen mir zwei Steinkerne der linken Klappe einer Cypricardella vor, welche sich durch ihre lange, stark verschmälerte Hinterseite mit schwacher Einziehung des Unterrandes bestimmt von C. elongata unterscheiden. Sie stehen in Bezug auf den Umriss der vorne höheren Schale mit schräg abgestutzter Hinterseite der (. elegans näher, weichen aber auch von dieser durch die viel niedrigere, 142 Palaeontologischer Theil. mehr querverlängerte Gestalt ab, sodass meines Erachtens eine noch unbeschriebene Art vorliegt. Ursprünglich besass ich nur das abgebildete Exemplar, dessen Schloss nicht sichtbar ist, und glaubte dasselbe als COtenodonta sp. ind. ansprechen zu sollen; neuerdings übersandte mir jedoch Herr Professor KAyYSER ein zweites Exemplar, welches deutlich zwei Zähne unter dem Wirbel erkennen lässt, sodass die Zugehörigkeit zu Cypricardella zweifel- los ist. Das Schloss stimmt anscheinend mit dem von (. elongata überein. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht erhalten. Marburger Museum, Sammlung des Herrn FOLLMANN. Cypricardella subreetangularis KAYSERr sp. tar SUNE Te 10: Modiomorpha ? subreetangularis Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rhei- nischen Taunusquarzits; Jahrbuch der Königl. geol. Landesanstalt für 1884, S. 18, Taf. 2, Fie. 3, 3a. 1885. Curtonotus extremus Fr. Maurer, die Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 16. 1886. ? > ovalis Fr. Maurer, a. a. O. Venus subglobosa A. Ror:mer bei Kranrz, Menzenberg, Verh. des naturhist. Ver- eins für Rheinland und Westfalen, Ba. 14, 8. 161. 1857. ? Lucina semieircularis Krantz a. a. O., S. 161, Taf. 10, Fig. 3. Schale ungleichseitig, mässig. gewölbt, etwa so breit wie hoch, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorne gerichteten, spitzen Wirbeln, vor denen eine deutliche Lunula liegt. Der Schlossrand ist gebogen, der Vorderrand springt breit abgerundet vor, der Un- terrand ist stark geschwungen und geht in den flachbogigen Hinter- rand über, welcher mit dem Schlossrande eine stumpfe Ecke bildet. Die Sculptur besteht aus sehr zahlreichen, etwas unregel- mässigen, verschieden starken Anwachsstreifen, die zu Bündeln gruppirt erscheinen. Das Schloss besteht in der linken Klappe aus einem kräftigen dreieckigen, unmittelbar unter dem Wirbel gelegenen Zahn, in der rechten aus einem vom Wirbel nach hinten gerichteten leisten- Palaeontologischer Theil. 143 förmigen und einem vorderen knollenförmigen Schlosszahn, die zwischen sich die Grube für den Schlosszahn der linken Klappe einschliessen. Das Ligament liegt äusserlich längs des Schloss- randes in einer hinter den Wirbeln beginnenden Grube, welche anscheinend längsgestreift bezw. gefurcht ist. Der eiförmige eingesenkte vordere Muskeleindruck liegt dicht unterhalb der Lunula, über ihm ein kleiner tiefer Fussmuskelein- druck, der ebenso gestaltete hintere Muskeleindruck unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie ganzrandig. Durch die Verfügung über ein verhältnissmässig reiches Ma- terial wurde es möglich, das allerdings nicht sonderlich erhaltene Originalexemplar KAyseEr’s richtig zu deuten. Ich habe das Exem- plar in Fig. 1 und 2 von Neuem abbilden lassen, da die Abbil- dungen bei KAYsEr a. a. OÖ. nicht sehr gut ausgefallen sind. MAURER’s (urtonotus extremus gehört sicher zu unserer Art, dagegen wäre es möglich, dass die als Curtonotus ovalis bezeich- neten, in der Diagonale verzerrten Exemplare ebenso wie das Originalexemplar von ZLucina semicircularis KRANTZ, ein flachge- drückter Steinkern ohne Schloss, einer besonderen Art angehörten. Da aber der Schlossbau übereinstimmt und die ursprüngliche Form, soweit sie sich reconstruiren lässt, auch sehr ähnlich ist, so glaube ich an der Zugehörigkeit dieser Stücke zu (. subrectangularis einst- weilen festhalten zu sollen. Auch das in der Form sehr gut er- haltene, nur flachgedrückte Original von KrAnTz’ Venus subglobosa gehört wohl sicher hierher, obwohl das Schloss nicht erhalten ist. Vergleichbar unserer Art sind von rheinischen Arten ©. curta und subovata. Die erstere unterscheidet sich bei ähnlicher Gestalt besonders durch den weit schwächeren Schlossapparat, letztere durch die nach hinten mehr dreieckig zugespitzte Schale, die ausserdem verhältnissmässig niedriger ist als bei unserer Art, und das auch in der linken Klappe aus zwei Zähnen bestehende Schloss. Vorkommen: Katzenloch bei Idar, Taunusquarzit; Seifen bei Dierdorf, Menzenberg bei Bonn, Siegener Grauwacke. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn, sowie der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. 144 Palaeontologischer Theil. Cypriecardella curta BEUSH. Taf. XII, Fig. 7— 11. Cypricardella curta n. f. Brusmausen, Jahrbuch der Kgl. geol. Landesanstalt für 1888, $. 225, Taf. 5, Fie. 7, 8, 9. 1889. Schale eiförmig-rundlich, mässig gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen kleinen, nach vorn gerichteten Wirbeln. Unter diesen deutliche Lunula. Schlossrand fast geradlinig, Vorderrand vor- springend, breit abgerundet, Hinterrand steilbogig abfallend, in den geschwungenen Unterrand ohne deutliche Ecke übergehend. Schloss und Ligament wie bei ©. unioniformis. Die Seulptur besteht aus bündelförmig angeordneten, feineren und gröberen, etwas unregelmässigen Anwachsstreifen. Vorderer Muskeleindruck flach-eiförmig, unter der Lunula gelegen, über ihm ein sehr kleiner Fussmuskeleindruck; hinterer Muskeleindruck etwas mehr langgezogen, noch flacher, unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Fortgesetzte Untersuchungen haben ergeben, dass Ueber- gänge zu (. unioniformis nicht bestehen und die a. a. OÖ. mit Vor- behalt ausgesprochene Abtrennung von dieser Art völlig berech- tigt ist. Vorkommen: Singhofen, untere Coblenzschichten. Cypricardella acuminata MAURER sp. Taf. XII, Fig. 12—15. Curtonotus acuminatus Maurer, Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 16. 1886. Eine in der Gestalt der C. subovata etwas ähnliche, nur noch mehr verkürzte Art von dreieckig-eiförmigem Umriss, mit fast terminal gelegenen Wirbeln, kleiner Lunula, schwacher diagonaler Kante und in der Jugend scharfen und regelmässigen, später ab- geschwächten und in verschieden breite Bündel oder Bänder ver- einigten feinen Anwachsstreifen. Das sehr kräftige Schloss be- steht in der linken Klappe aus einem schrägen, dreieckigen Zahn, welcher auf seiner Oberseite noch eine Falte trägt, und in der Palaeontologischer Theil. 145 rechten Klappe aus einem sehr deutlich entwickelten kegelförmigen vorderen und einem vom Wirbel nach hinten gerichteten, längs- gestreiften leistenförmigen Zahn. Dazwischen liest die Grube für den Zahn der linken Klappe, welche ebenso wie diejenige für den Leistenzahn der rechten Klappe, der Faltung bezw. Streifung der Zähne entsprechend gestreift ist. Ligament wie bei den übrigen Arten gelegen. Vorderer Muskeleindruck rundlich-eiförmig, etwas eingesenkt, dicht unter der Lunula gelegen, über ihm der kleine tiefe Fuss- muskeleindruck; hinterer Muskeleindruck grösser und flacher, unter dem Hinterende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Von (. subovata unterscheidet die vorliegende Art sofort das abweichend gebaute Schloss; von €. subreetangularis und curta ausser diesem auch die nicht rundliche oder viereckig-rundliche, sondern dreieckig-eiförmige Gestalt. Selbst in stark verdrücktem Zustande ist die Art stets noch an der wie bei (©. subovata kleine- ren und tieferen Lunula zu erkennen, die bei jenen beiden Arten grösser und seichter ist. Vorkommen: Seifen b. Dierdorf, Unkel, Siegener Grauwacke. Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn und des Herrn Fr. MAURER. Cypricardella subovata Brusn. Taf. XII, Fig. 16, 17. Cypricardella subovata Beusnausen, Jahrbuch d. Kgl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 227, Taf. 4, Fig. 9, 9a. 1889. Schale ungleichseitig, wenig breiter als hoch, mit nach vorn gerückten kleinen, nach vorn gerichteten Wirbeln, vor denen eine kleine, aber tiefe Lunula. Schlossrand schwach gebogen, Vorder- rand schief bogig vorspringend, abgerundet, Unterrand stark ge- schwungen, mit dem schräg abfallenden, flachbogigen Hinterrande in einer abgerundeten Ecke zusammenstossend. Vom Wirbel zur Hinterecke zieht eine stumpfe diagonale Kante. Die Seulptur besteht aus feinen, ziemlich regelmässigen, in der Jugend scharfen, im Alter mehr abgeschwächten und zu un- deutlich begrenzten Bündeln vereinigten Anwachsstreifen. Neue Folge. Heft 17. 10 146 Palaeontolögischer Theil. Das Schloss setzt sich in beiden Klappen aus zwei Zähnen zusammen; in der linken liegt zu oberst em schwacher, dem Rande paralleler Leistenzahn und unter demselben ein kräftigerer drei- eckiger, schräg gestellter Schlosszahn; in der rechten Klappe liegt zu unterst ein schwach entwickelter, stumpf kegelförmiger oder knolliger Zahn und vom Wirbel nach hinten ein kräftiger, dem Rande paralleler Leistenzahn, zwischen ihnen die tiefe Grube für den vorderen Zahn der linken Klappe. Es fallen also die Zähne der rechten Klappe vor die der linken. Ligament äusserlich, in einer Grube längs des Schlossrandes gelegen. Vorderer Muskeleindruck eiförmig-rundlich, wenig eingesenkt, dicht unter der Lunula gelegen, über ihm ein kleiner tiefer Fuss- muskeleindruck, hinterer Muskeleindruck grösser und mehr lang- gezogen, unter dem Ende des Schlossrandes gelegen. Mantellinie einfach. ©. subovata unterscheidet sich von allen ähnlichen kurzen Arten leicht durch den abweichenden Schlossbau und die nach hinten nicht abgerundete, sondern in eine stumpfe Ecke: ausge- zogene Schale. In letzterer Beziehung kommt ihr nur die durch das Schloss gleichfalls sofort zu unterscheidende C. acuminata nahe. Vorkommen: Bodenrod bei Butzbach, Wernborn bei Usingen, Oberstadtfeld -Wallenborn, St. Johann a. Kyll, untere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, BER der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Crassatelliden. Gattung: Crassatellopsis nov. gen. Taf. XI. Schale gleichklappig, ungleichseitig, vom Ansehen einer grossen Astarte, mit deutlicher Lunula vor den Wirbeln. Sculptur aus etwas bündelförmigen Anwachsstreifen bestehend. Schloss in der linken Klappe aus einem kräftigen Schlosszahn, in der rechten aus einem schwachen randlichen vorderen und Palaeontologischer Theil. 147 einem kräftigen hinteren Schlosszahn bestehend, welche den Zahn der linken Klappe umfassen. Seitenzähne fehlen. Ligament innerlich, in einer dem Schlossrande parallelen, in die verdickte Schlossplatte eingesenkten langen Grube hinter den Schlosszähnen gelegen. Muskeleindrücke eiförmig, ziemlich flach; Mantellinie ganz- randig. In der Gestalt und dem Schlossbau schliesst sich Orassatellopsis _ durchaus an die palaeozoischen Astartiden an, aber das innere Li- gament macht die Zurechnung zu dieser Familie unmöglich, weist . vielmehr mit Bestimmtheit auf die Crassatelliden hin, und der Ge- danke ist nicht von der Hand zu weisen, dass Orassatellopsis einen durch einfacheren Schlossbau ausgezeichneten und ım Habitus noch völlig Astartiden-ähnlichen palaeozoischenV orläufer der Crassa- telliden darstellt. Auf alle Fälle ıst das Auftreten einer derartigen Form ım Palaeozoicum von hohem Interesse, da die Gattung Crassatella selbst erst von der Kreide an sicher bekannt ist und man daher den Typus überhaupt für einen jugendlichen zu halten geneigt sein könnte. Nur die eine nachstehend beschriebene Art ist bis jetzt be- kannt. Crassatellopsis Hauchecornei n. sp. Taf. XI, Fig. 1—4. Schale gleichklappig, mässig gewölbt, von dreieckig-eiförmiger Gestalt, mit spitzem, in der Mitte gelegenem, nach vorn gerichte- tem und eingebogenem Wirbel. Vor diesem ist der Schalrand ein- gezogen und bildet eine deutliche, jedoch nicht scharf begrenzte Lunula. Vorderrand vorspringend, abgerundet, Hinterrand ge- bogen, Unterrand stark geschwungen. Die Seulptur besteht aus feinen, im Allgemeinen regelmässigen, nur hier und da von etwas gröberen unterbrochenen Anwachsstreifen. Der Schlossrand ist kurz und bildet eine dreieckige Platte. Das Schloss besteht aus einem starken, dreieckigen Zahn in der linken und einem vorderen und einem hinteren Zahn in der rech- 10* 148 Palaeontologischer Theil. ten Klappe, welche den Zahn der linken Klappe umfassen. Die hintere Zahngrube und der Schlosszahn der linken erscheinen ebenso wie der hintere Schlosszahn der rechten Klappe deutlich längsgestreift oder gefurcht. Hinter dem Schlossapparat liegt in jeder Klappe in die Schlossplatte eingesenkt die längsgestreifte Grube für das innere Ligament. Beim oberflächlichen Betrachten der Steinkerne glaubt man Ausfüllungen von Zahngruben vor sich zu haben, durch sorgfältiges Vergleichen gelangt man jedoch bald zu dem Resultat, dass bei den Steinkernen Leiste auf Leiste, bei den von ihnen genommenen Abgüssen Grube auf Grube fällt, wenn man die beiden Klappen zusammenpasst, von Zähnen bezw. Zahngruben also keine Rede sein kann. Es bleibt mithin nur die Erklärung übrig, dass ein inneres Ligament vorhanden war, welches in diesen correspondirenden Gruben beider Klappen angeheftet war. Die Muskeleindrücke sind beide von länglicher Gestalt, der vordere, mehr nierenförmige, liegt dicht unter der Schlossplatte, der hintere, spitz-eiförmige, etwas weiter abgerückt. Die Mantel- linie ist einfach. Vorkommen: St. Johann a. Kyll, untere Coblenzschichten ; Oberlahnstein, Mühlthal bei Rhens, Coblenzquarzit; Laubach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Carditiden. Gattung: Prosocoelus KErFERSTEIN 1857. Taf. XIII. Tripleura SANDBERGER 1889. Schalen dick, gleichklappig, sehr ungleichseitig, stark gewölbt. Wirbel vor der Mitte gelegen, nach vorne eingekrümmt, vor ihnen eine tiefe, lochförmige Lunula. Vom Wirbel ab verlaufen mehrere, von Furchen begleitete Rippen diagonal über die Schale, sind je- doch bei den einzelnen Arten verschieden stark entwickelt. Sonstige Sculptur aus in der Jugend vorne oft etwas rippenartigen An- wachsstreifen bestehend. Palaeontologischer Theil. 149 Das Schloss setzt sich in jeder Klappe aus ein oder zwei oberen gebogenen Leistenzähnen und einem unteren oder vorderen kegelförmigen Zahn zusammen, der in der rechten Klappe aber öfter fehlt. Auch der obere, lange Leistenzahn beider Klappen, welcher stets schwächer ist als der untere, fehlt bei manchen Arten, die also nur je einen Leistenzahn aufweisen. Die Zähne der linken Klappe fallen hinter bezw. über die der rechten. Ligament in langer Furche äusserlich am Schlossrande gelegen. Muskeleindrücke gross, eiförmig, vorderer stärker eingesenkt und meist durch eine Schwiele gestützt. Mantellinie einfach. Repräsentirt Cypricardella in den palaeozoischen Schichten den Typus der Astartiden im engeren Sinne, so ist Prosocoelus, wie KEFERSTEIN schon erkannt hatte und seither auch in den Lehr- büchern acceptirt worden ist, als palaeozoischer Vertreter des zweiten Haupttypus der Astartiden im weiteren Sinne zu betrachten, der sich um Venericardia bezw. Cardita gruppirt, und der von FISCHER (Manuel S. 1009) als besondere Familie Carditidae wieder von den - Astartiden getrennt worden ist. Das Schloss zeigt in seiner An- lage die grösste Uebereinstimmung mit dem von Venericardia, und auch die Gestalt der Schalen, die eingekrümmten, nach vorne gerichteten Wirbel, die Lunula, das lange äussere Ligament, Lage und Beschaffenheit der Muskeleindrücke, stimmen durchaus über- ein; wenn man will, kann man auch das Auftreten der radialen Rippen als Vorläufer der bei den jüngeren Oarditiden vorherr- schenden Radialsculptur betrachten. Die Gattung ist bis jetzt nur aus dem Unterdevon des Ober- harzes und der Rheinlände mit zusammen neun Arten bekannt. Prosocoelus pes anseris ZEILER und WIRTGEN sp. Taf. XIII, Fig. 1—3. Grammysia pes anseris Zeıver und Wirreen, Singhofen. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Heft 7, Abth. 2 u. 3, 8. 290.: 1851. » » SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensyst., S. 265, Taf. 28, Fig. 1. 1850 —1856. Prosocoelus? > Beusuausen, Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiri- ferensandsteins, S. 109, Taf. 5, Fig. 10. 1884, 150 Palaeontologischer Theil. Tripleura pes anseris SaxveErgEer, Ueber die Entwickelung der unteren Abthei- lung des devonischen Systems in Nassau, Sa A ketsch Schale gleichklappig, ungleichseitig, mässig gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorn über den Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Unter ihnen eine tiefe Lunula. Schlossrand gebogen, Vorderrand in starkem Bogen vorspringend, Unterrand geschwungen, Hinterrand in steilem Bogen sich mit dem Schlossrande vereini- gend. Von den Wirbeln ziehen zwei Radialrippen über die Schale zum Unterrande; die hintere zur Hinterecke, die vordere etwa halbwegs zwischen Hinterecke und Mitte des Unterrandes diesen erreichend. Zwischen den beiden Rippen und vor der vorderen verläuft je eine breite, vertiefte Furche, welche eine scharfe Ein- ziehung des Unterrandes bedingen, sodass die Rippen in der Contour desselben stark hervortreten. Die vordere Furche ist gegen den vorderen flachgewölbten Theil der Schale oft so scharf abge- setzt, dass die Kante eine dritte Rippe zu bilden scheint. Doch _ kann sie auch allmählich in den vorderen Schaltheil übergehen. Von der hinteren Rippe, hinter der meist noch eine schmale schwächere Furche liest, fällt die Schale steiler nach hinten ab. Die Sculptur besteht im Uebrigen aus unregelmässigen feineren und gröberen, oft bündelförmigen Anwachsstreifen. Das Schloss besteht in der rechten Klappe aus einem kurzen gebogenen vorderen und einem gebogenen kräftigen, dem Schloss- rande ungefähr parallelen hinteren Zahn, in der linken Klappe aus einem ähnlichen langen hinteren und einem schief-kegelförmigen vorderen Zahn. Die Zähne der rechten Klappe fallen vor die der linken. Das äusserliche Ligament lag längs des Schlossrandes und war in einer Furche angeheftet. Der ziemlich flache eiförmige vordere Muskeleindruck liegt nahe dem Vorderrande unter der Lunula, der hintere ist undeut- lich, er liegt auf dem steiler abfallenden hinteren Felde. Mantel- linie undeutlich. Vorkommen: Taunusquarzit und Siegener Grauwacke: Neu- hof bei Eisen, Mörschieder Burr NO. Rinzenberg, Lohberg, Ab- hang des Mahlscheider Kopfs bei Herdorf, Sotterbachthal, Weg Palaeontologischer Theil. 151 nach dem Hohenseelbachskopf bei Neunkirchen, Ziegenberg beim Hohenseelbachskopf. Untere Coblenzschichten: Landsteiner Mühle im Weilthal, Conderthal, Singhofen, Jungenwald - Kuppe bei Winningen, Ehrenbreitstein, Nellenköpfchen, St. Johann a. Kyll, Bodenrod. Geologische Landesanstalt, Göttinger und Marburger Museum, S. des naturhist. Vereins zu Bonn, des Vereins für Naturkunde in Wiesbaden, der Herren FRECH, FR. MAURER und SCHWERD. Prosocoelus sp. aff. pes anseris. Taf. XIII, Fig. 4. Ein im Besitze der geologischen Landesanstalt befindliches Exemplar aus den unteren Ooblenzschichten von Bonsbeuren kenn- zeichnet sich durch die Gestalt und die stark entwickelten beiden Radialrippen als zu P. pes anseris in nahen Beziehungen stehend. Es fehlt dem Stücke aber völlig die breite vor der vorderen Rippe gelegene Furche. Da diese bei allen von mir untersuchten Exemplaren von P. pes anseris wohl entwickelt vorhanden ist, so nehme ich Anstand, das vorliegende Exemplar etwa als Varietät dieser Art zu betrachten, möchte vielmehr glauben, dass eine be- sondere Art vorliegt, welche den Uebergang zu dem jüngeren P. consobrinus vermittelt. Ein kleines Exemplar in der Sammlung des Herrn FOLLMANN, aus den unteren Coblenzschichten von Er- besbach bei Bertrich, gehört höchst wahrscheinlich derselben Art an. Weiteres Material ist nothwendig, ehe ein bestimmtes Ur- theil ausgesprochen werden kann. Prosocoelus consobrinus n. sp. Taf. XIII, Fig. 6— 10. Schale schief-eiförmig, sehr ungleichseitig, mässig gewölbt, mit weit vor der Mitte gelegenen, nach vorne eingekrümmten kräf- tigen Wirbeln. Unter ihnen eine kleine, stark vertiefte Lunula. Vorderrand kurzbogig vorspringend, in den flachbogigen Unter- rand übergehend. Schlossrand gebogen, Hinterrand schräg zum Unterrande abfallend, mit dem er eine abgerundete Ecke bildet. 152 Palaeontologischer Theil. Vom Wirbel verlaufen zum Unterrande zwei Diagonalrippen, deren hintere auf die Hinterecke trifft, und hinter der die Schale steil zum Hinterrande abfällt. Zwischen ihnen liegt eine breite flache Furche, eine schmale, schon vor der Mitte der Schale undeutlich werdende unmittelbar vor der vorderen Rippe. Die Rippen sind nur in der Jugend scharf, bleiben aber im Alter immer noch deut- lich und sind, das ist sehr charakteristisch für unsere Art gegen- über den Harzer Formen, auch auf den Steinkernen bis zum Rande zu verfolgen. Die Sculptur besteht aus leichten erhabenen An- wachsstreifen, welche in der Jugend vor der vorderen Rippe regel- mässig, fein und scharf sind, im Alter aber unregelmässiger werden. Das Schloss besteht ın der linken Klappe aus einem schrägen gebogenen Leistenzahn und einem darunter liegenden schief-kegel- föormigen Zahn. Zwischen beiden liegt die tiefe Grube- für den Zahn der rechten Klappe. In der rechten Klappe liegt zu oberst die Grube für den Leistenzahn der linken Klappe, darunter ein sehr kräftiger etwas gebogener dreieckiger Zahn und unter diesem die tiefe Grube für den kegelförmigen Zahn der linken Klappe. Der Zahn der rechten und die eutsprechende Zahngrube der linken Klappe tragen eine etwas seitlich gelegene Längsfurche bezw. -leiste, bei dem oberen Zahn der linken Klappe glaubt man eine ähnliche Differenzirung wahrzunehmen. Das äusserliche Ligament liegt hinter den Wirbeln in einer Furche längs des Schlossrandes. Der vertiefte, hinten durch eine Schwiele gestützte eiförmige vordere Muskeleindruck liegt nahe dem Vorderrande unter der Lunula, der flache, ähnlich gestaltete hintere nahe dem oberen Ende des Hinterrandes. Mantellinie ganzrandig. Die vorliegende Art steht einerseits dem älteren Prosocoelus pes anseris nahe, andererseits solchen kurzen, nicht querverlänger- ten Arten des Harzer Unterdevon, wie P. complamatus KEFER- STEIN und P. Groddecki BEUSH. Jedoch unterscheidet sie sich von ersterer leicht durch die schwächeren, nicht über den Unter- rand vorspringenden Diagonalrippen, sowie die kürzere Form der Schale, von den letzteren, wie bereits angegeben, durch die auch Palaeontolögischer Theil. 153 auf dem Steinkern stets sichtbar bleibenden Rippen, während jene gleichmässig gewölbte oder eine stumpfe Diagonalkante be- sitzende Steinkerne bilden, sodass die Annahme gerechtfertigt er- scheint, dass ihre Rippen nach Analogie von P. vetustus A. ROEMER schon in der Jugend auf der Schale verschwinden. Ein junges Exemplar. von P. complanatus aus dem Oberharze ist in Fig. 5 zum Vergleiche abgebildet. Vorkommen: Ehrenbreitstein, Kleinbornsbach bei Coblenz, Altenvers bei Fronhausen, Coblenzquarzit; Siechhausthal bei Cob- lenz, Mürlenbach ıi. Eifel, obere Coblenzschichten. Aachener und Göttinger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMAnN und FR. MAURER. Prosocoelus cf. elliptieus Beusn. Taf. XII, Fig. 11. Prosocoelus ellipticus Beusuausen, Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiri- ferensandsteins, S. 111, Taf. 5, Fig.5. 1884. » > Beusnausen, Jahrbuch der Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 229. 1889. Es liegt mir nur der bereits im Jahre 1889 erwähnte Stein- kern der linken Klappe von Dietz in Nassau vor, vermuthlich aus den oberen Coblenzschichten stammend. Das Stück stimmt mit Oberharzer Exemplaren recht gut überein und unterscheidet sich von P.consobrinus durch die mehr querverlängerte Gestalt mit breitem gerundetem Hinterende ohne deutliche Spuren der Rippen auf dem Steinkern. Das Schloss zeichnet sich durch stärker ent- wickelten Zahn in der rechten Klappe aus, nach der breiteren entsprechenden Zahngrube in der linken Klappe zu urtheilen. Geologische Landesanstalt. Prosocoelus priscus A. ROEMER sp. Taf. XIII, Fig. 12, 13. Prosocoelus priscus Beusuauses, Beiträge zur Kenntniss d. Oberharzer Spiriferen- sandsteins, S. 109, Taf. 5, Fig. 9. 1884. (Die weiteren Synonyme siehe daselbst.) Beusaauses, Jahrbuch der Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 229. 1889. 154 Palaeontologischer Theil. Nur die im Jahre 1889 beschriebenen zwei Exemplare aus der Gegend von Olpe »links am Wege nach Drolshagen« liegen vor. Bezüglich des Schlosses ist zu bemerken, dass in der rech- ten Klappe hinter der Lunula ein kegelförmiger vorderer Zahn auftritt, welcher vor den gleichliesenden Zahn der linken Klappe fällt. Die Zahnformel ist also hier wie bei P. pes anseris 2:2. Der mehr zurückgerückte Wirbel und der beilförmig vorsprin- gende Vorderrand, welche der Schale ganz andere Symmetriever- hältnisse verleihen, machen die Art leicht kenntlich. Geologische Landesanstalt. Prosocoelus cf. orbieularis BEusH. Taf. XIII, Fig. 14 (Copie). Prosocoelus orbicularis Beusuausen, Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiri- ferensandsteins, S. 110, Taf. 5, Fig. 8. 1884. cf. » DBeusuausen, Jahrbuch d. Königl. geol. Landesanstalt für 1888, S. 229. 1889. Da sich ausser dem im Jahre 1889 aufgeführten stark ver- drückten Exemplar aus den oberen Coblenzschichten von Ems im Berliner Museum kein weiteres Stück bis jetzt gefunden hat, so habe ich die Originalabbildung eines Harzer Exemplars copiren lassen. ? Gardiniiden. Gattung: Carydium nov. gen. Taf. XTV. Die wenigen Arten, für welche hier die neue Gattung Cary- dium aufgestellt wird, zeichnen sich durch einen sehr auffälligen Schlossbau aus. Die linke Klappe besitzt eine stark verdickte Schlossplatte, in welche zwei tiefe, unter spitzem oder stumpfem Winkel ‚unter den Wirbeln zusammenstossende Gruben eingesenkt sind, deren hintere dem Schlossrande parallel läuft und bedeutend länger ist als die vordere. In der rechten Klappe, welche eine weniger ver- Palaeontologischer Theil. 155 dickte Schlossplatte besitzt, stehen zwei Leistenzähne, welche in die Gruben der linken Klappe eingreifen. Die Seitenflächen der Zähne und Gruben tragen eine meist deutliche senkrechte Kerbung oder Streifung, sodass die Zähne den Eindruck zweier verwachse- nen Zahnreihen von Nucula machen. In der linken Klappe liegt vor bezw. unter der vorderen Zahngrube noch ein schwacher zahn- artiger Höcker. Bei der jüngeren Art C. sociale könnte man in der linken Klappe die verdickte, durch die tiefen Gruben getheilte Schlossplatte als Zähne auffassen (vergl. Fig. 12a), und zwar als oberen langen Leistenzahn, mittleren sehr kräftigen Zahn und vorderen schwachen Seitenzahn, aber die Beschaffenheit des Schlosses in der linken Klappe von (. gregarium scheint mir klar darzuthun, dass diese Auffassung nicht zutreffend ist. Hier ist der mittlere »Zahn« so deutlich als breite dicke Schlossplatte unter den Gruben für die Zähne der rechten Klappe entwickelt, dass nichts übrig bleibt, als das ganz analog beschaffene, nur durch die spitzwinklig zusammenstossenden Zahngruben abwei- chende Schloss von €. sociale gleichfalls als Schlossplatte mit zwei Zahngruben zu deuten. Es würde also die dicke Schlossplatte der linken Klappe in toto in das einer solchen entbehrende Schloss der rechten Klappe eingreifen. Dass durch solchen Schlossbau in Verbindung mit der Kerbung der Zähne und Gruben eine ausserordentlich feste Verankerung herbeigeführt werden muss, die ein Oeffnen der Klappen nur in beschränktem Maasse gestattete, scheint mir zweifellos, obwohl die Schalen meist einzeln vorkommen. Gestalt der gleichklappigen, ungleichseitigen Schalen schief- eirund oder rundlich-eiförmig, Sculptur aus feinen, ziemlich regelmässigen Anwachsstreifen bestehend, welche meist bündel- förmig angeordnet sind. Muskeleindrücke an den Enden des Schlossrandes gelegen, rundlich - eiförmig, etwas eingesenkt, über ihnen ein sehr kleiner Fussmuskeleindruck. Ligament äusserlich, in langer Furche hinter den Wirbeln. Aus der Litteratur ist mir nur eine Form bekannt, welche zu Carydium gestellt werden muss, es ist das Guerangeria Gahar- diana OEHLERT aus dem Devon West- Frankreichs. Nach den Abbildungen OEHLERT’s und der Beschreibung des Schlosses un” 156 Palaeontologischer Theil. terlieet die Zugehörigkeit zu Carydium keinem Zweifel, und zwar ist die Art speciell nahe verwandt mit (©. sociale n. sp. Eine Guerangeria ist es nicht; diese Gattung besitzt nach den Original- exemplaren von @. Davousti OÖEHL., welche Herr OEHLERT die Güte hatte, mir vor Jahren zum Vergleich zu übersenden, keinen langen hinteren Zahn, wie Carydium und @. Gahardiana, sondern der Schlossrand bildet eine verdickte Platte, auf dem nur vor den Wirbeln der kurze Zahn in der rechten Klappe liegt. Guerangeria gehört übrigens in die Nachbarschaft von Modiomorpha, wie der Schlossbau beweist. Formen wie M. simplew sind am ersten ver- gleichbar. Doch hat Guerangeria äusseres Ligament. Carydium gregarium n. sp. Taf. XIV, Fig. 1—6. Schale wenig ungleichseitig, mässig gewölbt, von dreieckig- eirunder Gestalt, mit wenig vor der Mitte gelegenen kleinen Wir- beln. Schlossrand gebogen, in der linken Klappe mit verdickter Schlossplatte, Vorderrand vor den Wirbeln etwas eingezogen, dann kurz abgerundet, Unterrand sanft geschwungen, Hinterrand ab- gerundet in Schloss- und Unterrand übergehend. Infolge der Verdrückung wechselt übrigens die Gestalt sehr, wie die Abbil- dungen darthun, es ist aber thatsächlich immer dieselbe Art. Die Sculptur besteht aus feinen, zonenförmig angeordneten und zuweilen durch eine stärkere Furche unterbrochenen Anwachs- streifen. In die verdickte Schlossplatte sind in der linken Klappe zwei tiefe, gebogene, unter stumpfem Winkel am Wirbel zusammen- stossende Gruben eingesenkt, deren Ränder senkrecht gekerbt sind. In der rechten Klappe entsprechen diesen Gruben zwei auf die weniger verdickte Schlossplatte aufgesetzte, an den Seiten gleichfalls senkrecht gekerbte oder gefurchte Leistenzähne, welche daher genau so aussehen, als ob die beiden Zahnreihen eines Nu- cula-Schlosses zu je einem langen Zahne verschmolzen seien. Thatsächlich findet man unsere Art in Sammlungen auch oft als Nucula bezeichnet. Bei recht günstig erhaltenen Exemplaren Palaeontologischer Theil. 157 beobachtet man auf dem hinteren Schlosszahn zuweilen ein oder zwei schwache Längsfurchen. Das äussere Ligament liest in einer linearen Furche hinter den Wirbeln. Die beiden Muskeleindrücke sınd flach eingesenkt, von rundlicher Gestalt und liegen dieht unter dem vorderen bezw. hinteren Ende des Schlossrandes. Unmittelbar über ihnen liegt je ein sehr kleiner, wenig vertiefter Fussmuskeleindruck. Mantel- linie ganzrandig. Von der folgenden Art unterscheidet sich ©. gregarium leicht durch die unter stumpfem Winkel zusammenstossenden Zähne bezw. Zahngruben. Vorkommen: Unkel, Siegener Grauwacke; Singhofen, häufig, oft ganze Gresteinsplatten bedeckend, Bellthal zwischen Cobern und Winningen, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn und des Herrn FOLLMANN. Carydium sociale n. sp. Taf. XIV, Fig. 7-12; 13? Ledopsis intorta Maurer, Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 15. 1886. » praevalens MAURER a. a. 0. Die vorliegende Art steht dem (©. gregarium in der äusseren Gestalt sehr nahe, sie erreicht jedoch bedeutendere Dimensionen und hat einen mehr schief-eirunden Umriss. Gänzlich verschieden ist die Schlossansicht. Während bei €. gregarium die Zahngruben in der linken Klappe bezw. die Zähne in der rechten Klappe am Wirbel unter einem stumpfen Winkel zusammenstossen, bilden sie bei ©. sociale einen sehr spitzen Winkel, sodass der kurze vordere Zahn bezw. die Zahngrube völlig unter den hinteren Zahn bezw. Zahngrube zu liegen kommen und fast parallel mit ihm liegen. Die Schlossplatte ist gleichzeitig niedriger als bei jener Art. Bei gut erhaltenen Exemplaren beobachtet man auch hier die charakteristische senkrechte Kerbung. Die Seulptur und die übrigen inneren Charaktere stimmen mit ©. gregarium überein. 158 Palaeontologischer Theil. Ob das in Fig. 13 abgebildete unvollständige grosse Exem- plar aus dem Coblenzquarzit von Oberlahnstein zu unserer Art gehört, ist mir nicht ganz zweifellos; die Gestalt ist verhältniss- mässig stark querverlängert. Dagegen sind fast gleichseitige Exem- plare, welche hin und wieder vorkommen, durch Verdrückung zu erklären und nicht von unserer Art zu trennen. Vorkommen: Grube Einigkeit b. Herdorf?, Siegener Grau- wacke; St. Johann, Oberstadtfeld, Nellenköpfchen, Eselsgraben, Brexbach bei Sayn, Westerfeld bei Usingen, Holzappel, Bodenrod, untere Coblenzschichten; Bienhornthal, Siechhausbach, Mühlthal bei Rhens, Oberlahnstein, Coblenzquarzit; Mürlenbach, Daleiden, Michelbach, Rossbach, obere Ooblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Carydium sp. Die geologische Landesanstalt besitzt aus dem Eschbachthale in der Gegend der Remscheider Thalsperre mehrere Gesteinsstücke (vermuthlich Siegener Grauwacke), welche erfüllt sind von Exem- plaren eines kleinen Carydium, das sich im Schlossbau an C. gre- garium anschliesst. Leider sind aber alle Stücke so verdrückt, dass es nicht möglich war, eine gute Abbildung herzustellen. Es mag daher auf dies Vorkommen nur hingewiesen sein. Megalodontiden. Gattung: Megalodus SowErBY 1827. Tatextiy: Bezüglich des Schlossbaues von Megalodus kann ich mich im Allgemeinen den Darlegungen G. BoEHM's !) anschliessen. G. BoEHM geht, nachdem er kurz auf die stark auseinandergehen- den Ansichten der verschiedenen Autoren über den Bau des I) Megalodon, Pachyerisma und Diceras. 1891. Palaeontologischer Theil. 159 Schlosses von M. abbreviatus = cucullatus Sow. verwiesen hat, speciell auf das Schloss dieser Art ein und kommt zu dem Schlusse, dass Megalodus in der linken Klappe einen kräftigen Schlosszahn, einen vorderen, aus einem oberen Höcker und mehreren darunter befindlichen Zacken bestehenden Seitenzahn und einen langen hin- teren Seitenzahn besitze, in der rechten Klappe _zwei Schlosszähne, deren hinterer häufig obliterirt, einen schwachen vorderen Seiten- zahn und einen langen hinteren Seitenzahn. Worin ich von der Auffassung BoEHM’s abweiche, das ist die Zurechnung der »Zacken« über dem kleinen Fussmuskeleindruck zum vorderen Seitenzahn der linken Klappe und die behauptete Existenz eines vorderen Seitenzahns auch in der rechten Klappe. Vorweg will ich bemerken, dass ich ein zahlreiches Material auch besonders von jungen Exemplaren vor mir habe, welche letzteren zum Studium des Schlossbaues aus dem Grunde besonders heran- gezogen werden sollten, weil die massige Verdiekung der Schloss- platte und in Verbindung damit die Differenzirungen der einzel- nen Schlosstheile sich erst in den ersten Anfängen befinden und das ganze Schloss daher ein klareres Bild liefert als bei den alten Exemplaren. Ich beobachte nun bei keinem meiner Exemplare, dass die Zacken in der linken Klappe, welche nach G. BoEHM den unte- ren Theil des vorderen Seitenzahnes bilden sollen, mit dem scharf umrandeten oberen Höcker, den ich allein als Zahn auffasse, je- mals zusammenhängen, sie sind vielmehr stets scharf von diesem durch eine tiefe Furche gesondert. Ausserdem treten sie in Be- zug auf ihre Höhe sehr gegen die übrigen Zähne zurück, erheben sich vielmehr kaum über die Ebene der Schlossplatte, und ich glaube daher nicht, dass man sie als Zahn ansprechen kann, son- dern meine sie als eine locale randliche Verdickung der Schloss- platte deuten zu sollen. Sie erscheinen nur darum als bedeuten- dere Anschwellungen, weil hinter ihnen die tiefe Grube für den vorderen Schlosszahn der rechten Klappe in die Schlossplatte eingesenkt ist. Wenn man sie aber auch als Zahn betrachten will, so dürfen sie nach meinem Material doch keinenfalls mit dem vorderen Seitenzahn zu einem Ganzen verbunden werden. In der 160 Palaeontologischer Theil. rechten Klappe sehe ich bei all meinen Exemplaren zwischen dem Muskeleindruck und dem vorderen Schlosszahn unter der tiefen runden Grube für den Seitenzahn linker Klappe nur einige schwache Zacken oder Faltungen der Schlossplatte, welche in diejenigen der linken Klappe eingreifen. Betrachtet man die Zacken der linken Klappe als Zahn, so muss man folgerichtig die der rechten Klappe als Grube deuten, ein Zahn kann hier aber dem- nach nicht existiren, für den überdies auch in der linken Klappe keine Zahngrube zu finden wäre. Es erscheint mir daher zu- treffender, diesen Zacken oder Runzeln eine Zahnnatur nicht zu- zuschreiben, sie vielmehr als untergeordnete Differenzirungen der Schlossplatte nicht höher zu bewerthen als die Differenzirungen sanz ähnlicher Art auf den verschiedenen Schlosszähnen. Nach meiner Auffassung besteht das Schloss von Megalodus also aus einem Schlosszahn, einem kegelförmigen vorderen und einem leistenförmigen hinteren Seitenzahn in der linken Klappe, einem kräftigen vorderen, einem schwachen, oft fehlenden hinteren Schlosszahn und einem leistenförmigen hinteren Seitenzahn in der rechten Klappe. Von sonstigen palaeozoischen Arten, die zu Megalodus ge- hören, ist ausser M. Adolfi CLARKE aus dem Iberger Kalk (siehe unten) noch M. crassus EICHWALD aus russischem Oberdevon zu erwähnen. Megalodus abbreviatus SCHLOTHEIM sp. Taf. XIV, Fig. 14— 24. Bucardites abbreviatus Scuuorueım, Petrefaktenkunde, 8. 207. 1820. Nachtrag I, S. 63, Taf. 12, Fie. 4. 1822. Megalodon cucullatus Sowerex, Mineral Conchology, vol. VI, 8.132, Taf. 568. 1827. Megalodus eueullatus Goupruss, Petrefacta Germaniae II, $. 183, Taf. 132, Fig. 8. 1854 — 40. Ö Ö Brous, Lethaea 1. Aufl., S. 91, Taf. 2, Fig. 4. 1837. Megalodon cueullatum Pruivuirs, Palaeozoie Fossils, S. 37, Taf. 17, Fig.60. 1841. > cucullatus Bronn, Lethaea 3. Aufl., Bd. 1, S. 417, Taf. 2, Fig. 4. 1851 bis 1856. » Kerersteim, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 9, S. 160. 1857. » » F. Rormer, Lethaea palaeozoica, Taf. 32, Fig. 3. 1876. Palaeontologischer Theil. 161 Megalodus eucullatus R. Horrses, Denkschriften d. Kais. Akad. d. Wissensch. Wien, Bd. 42, S. 101. 1880. Megalodon cucullatus G. Borum, Megalodon, Pachyerisma und Diceras, 8.2 #. 1891. ? Megalodon elongatus A. Rorner, Harzgebirge, S. 24, Taf. 6, Fig. 16. 1843. Megalodon Adolfi Cxarse, Fauna d. Iberger Kalkes, Neues Jahrb. Beil.-Bd. III, S. 376. 1884. Schale massiv, gleichklappie, ungleichseitig, von dreieckig- eiförmiger Gestalt, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorne ein- gerollten, kräftigen, aufgeblähten, mehr oder minder sedrehten Wirbeln. Unter den Wirbeln liest eine flache, durch eine schwache, oft fehlende Kante begrenzte Lunula. Schlossrand lang, gebogen, Vorderrand in flachem Bogen herablaufend, Unterrand mehr oder minder stark geschwungen, ın Schlossrand und Vorderrand über- gehend. Von den Wirbeln verläuft in jeder Klappe eine stumpfe Schloss der" linken und; rechten Klappe von jungen Exemplaren des Megalodus abbreviatus ScuL., vergrössert. Schwelm, Striugocephalenkalk. Göttinger Museum. Kante zum Hinterende der Schale; diese Kanten schliessen zwischen sich ein mehr abgeplattetes Schlossfeld ein. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen, bündelförmig angeordneten, ım Alter mehr erhabenen und oft etwas schuppig werdenden Anwachsstreifen. Das Schloss liegt auf einer massigen, verdickten, in das Scha- leninnere hineinragenden Schlossplatte und besteht in der linken Klappe aus einem kräftigen gebogenen Schlosszahn, einem knolligen vorderen und einem langen leistenförmigen hinteren Seitenzahn. In der rechten Klappe liegt vorne die rundliche Grube für den vorderen Seitenzahn der linken Klappe, dann folgt ein sehr kräf- tiger Schlosszahn, der in die Grube vor dem Schlosszahn der Neue Folge. Heft 17. 11 162 Palaeontologischer Theil. linken Klappe fällt. Hinter diesem liegt die tiefe Grube für den Schlosszahn der linken Klappe, und nun am Rande des hinteren Theils der Schlossplatte ein sehr schwacher, oft gar nicht ent- wickelter zweiter Schlosszahn, welcher in eine schwache ent- sprechende Grube hinter dem Schlosszahn der linken Klappe passt. Auf dem hinteren Schlossrande liegt gleichfalls em schwacher langer Leistenzahn, welcher vor den der linken Klappe fällt, und dahinter die Grube für diesen. Am unteren Rande der Schlossplatte steht ausserdem noch hinter dem vorderen Muskeleindruck eine zahnartige niedrige, quergefurchte oder gezackte Wulst, welche in eine ähnliche ge- zackte Fläche am Grunde des vorderen Schlosszahnes der rechten Klappe eingreift. i Die Ausbildung des Schlosses variiırt im Einzelnen bei den verschiedenen Exemplaren recht erheblich, wie G. BoEHM a. a. O. eingehend beschrieben hat. An meinen Exemplaren beobachtete ich besonders die folgenden Abweichungen: In der linken Klappe ist der Schlosszahn oft mehr gestreckt, oft stärker gebogen; seine Oberfläche ist zuweilen flach und fast glatt, in anderen Fällen weist sie eine flache Längsfurche auf oder ist gewölbt und trägt mehrere niedrige Längskämme. Der vordere Seitenzahn ist zuweilen grubig ge- runzelt. Der vordere Schlosszahn der rechten Klappe ist zuweilen einfach, nur mit einer schwachen Längsfurche, in anderen Fällen entwickelt er sich zu zwei durch eine Furche geschiedenen Knoten, deren Lage wiederum veränderlich ist. Bald liegen beide etwa in der Mitte der ganzen Zahnlänge, bald schiebt sich der vordere Knoten weiter herab, sodass beide etwa diagonal stehen, bei ein- zelnen Exemplaren wird die trennende Furche so tief, dass der Zahn völlig gespalten erscheint und der vordere Knoten beinahe als selbständiger Zahn auftritt. Ausserdem kann er auf der Ober- fläche noch Längs- oder Querrunzeln tragen. Dass der hintere Schlosszahn der rechten Klappe oft fehlt, wurde bereits erwähnt. Das Ligament liegt äusserlich in einer schmalen Furche längs des Schlossrandes. Der vordere langgezogene, tief in die Schloss- platte eingesenkte Muskeleindruck liegt am vorderen Ende der- selben, dicht hinter ihm am Grunde der erwähnten gezackten Palaeontologischer Theil. 163 Wulst ein runder kleiner Fussmuskeleindruck; der hintere Mus- keleindruck ist flach und liegt auf einer durch scharfe Leiste gegen das Schaleninnere abgesetzten Platte. Mantellinie einfach. Es wurde oben bereits erwähnt, dass auch die Schale ge- wissen Variationen unterliest. Es finden sich höhere und schma- lere, aber auch breitere Exemplare, mit mehr oder weniger ge- drehten Wirbeln, deutlich begrenzter oder ganz undeutlicher Lu- nula, mehr oder minder scharf abgesetztem, flacherem oder mehr vertieftem Schlossfelde; doch hat es nicht gelingen wollen, einzelne Varietäten auszusondern, vielmehr weicht beinahe jedes Exemplar in irgend einer Hinsicht von anderen ab. R. HoERNES hat somit vollständig Recht, wenn er a. a. O. meint, dass unsere Art nicht weniger vielgestaltig sei als ihre jüngeren Verwandten im Dach- steinkalk. Megalodon elongatus A. ROEMER, dessen aus der Sammlung des verstorbenen hannoverschen Oberbergraths JUGLER stammendes Originalexemplar unbekannt ist, steht unserer Art in Bezug auf die Gestalt sehr nahe, wie schon KEFERSTEIN bemerkt, und ist vielleicht mit derselben zu vereinigen. Der geologische Horizont — »Eisenkalk bei Elbingerode« — stimmt. Aus dem Iberger Kalke hat CLARKE einen Megalodon Adolf beschrieben, welcher sich von M. abbreviatus durch weniger ein- gebogene und weniger bauchige Wirbel, flachere Lunula, breitere und flachere Schale mit geraderem Vorderrand und einen kantigen, bis zur Spitze der Wirbelgrube gehenden’ Vorderzahn in der linken Klappe unterscheiden soll. Was die ersteren Merkmale anlangt, so haben wir gesehen, dass sie auch bei M. abbreviatus sehr ver- änderlich sind, demnach nicht geeignet erscheinen zur Abtrennung einer besonderen Art. Was den vorderen Seitenzahn anbetrifft (Vorderzahn bei CLARKE), so ist seine Lage und Gestalt, soweit sie noch zu erkennen ist, derjenigen des entsprechenden Zahnes von M. abbreviatus gleich. Die Spitze ist bei der Präparation ab- gesprengt worden, an dem Originalexemplar ist nur noch die Ba- sis vorhanden. Der einzige Unterschied gegenüber M. abbreviatus besteht darin, dass von der Spitze des Schlosszahns zum vorderen Seitenzahne eine Art Brücke verläuft in Gestalt einer Schwiele, 11 164 Palaeontologischer Theil. welche bei den mir vorliegenden Exemplaren. von M. abbreviatus nirgends so scharf ausgeprägt ist. Doch ist das ein so unterge- * Fig. 12. Ansichten des me von Megalodon Adolfi CLaxxe vom Iberge bei Grund. Göttinger Museum. ordnetes Merkmal, dass man, wie ich glaube, unbedenklich beide Arten wird vereinigen können. Da CLaArke's Abbildung ein un- richtiges Bild vom Bau des Schlosses giebt, so habe ich das Ori- . ginalexemplar CLARKE’s aus dem Göttinger Museum — das ein- zige vorhandene Exemplar — obenstehend neu abbilden lassen. — D’ARCHIAC und DE VERNEUIL beschreiben (Trans. geol. Soc. 2. ser., vol. VI, pt. 2, 8.373, Taf. 36, Fie. 11) einen Megalodon con- centricus von Paffrath. KEFERSTEIN (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, S. 160) meint allerdings, dass die Form zu Megalo- dus gehören möge, da das Schloss ganz wie bei M. cucullatus zu sein scheine und auch die kräftige, von den Verfassern als Zahn beschriebene Muskelleiste vorhanden sei. Ich glaube indess nicht, dass die Form zu Megalodus gestellt werden kann. Der ganze Habitus der Schale spricht dagegen, was D’ARCHIAC und DE VER- NEUIL selbst bereits hervorheben. Der hintere »Zahn« kann, nach der Abbildung zu urtheilen, sicher nicht, wie KEFERSTEIN will, Palaeontologischer Theil. 165 die Muskelleiste darstellen, sondern scheint in der That ein Zahn zu sein, der durch eine Längsfurche getheilt ist, wie das in der Beschreibung für die linke Klappe auch angegeben wird. Ausser- dem soll in der linken Klappe ein abgeflachter, durch eine seichte Furche getheilter Schlosszahn vorhanden sein, mit einer Zahngrube dahinter, und das Schloss der rechten Klappe soll sehr ähn- lich sein. Es ist sehr schwierig, sich nur auf Grund der Beschreibung und Abbildung ein Urtheil über die Zugehörigkeit dieser mir nie zu Gesicht gekommenen Form zu bilden; wegen der Gestalt möchte man an Modiomorpha denken, aber dagegen spricht das Vorhan- densein hinterer Seitenzähne. Vielleicht liegt eine Art von Meey- nodus vor, die speciell mit M. auriculatus und der unbenannten Art von Gerolstein verwandt ist. — Vorkommen: Paffrath, Bensberg, Barmen, Elberfeld, Zeche Schwelm bei Schwelm, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Luciniden. Gattung: Paracyclas Harn 1843. IArEXV. Schalen gleichklappig, wenig ungleichseitig, mit nahe der Mitte gelegenen kleinen Wirbeln. Umriss der Schale meist rund- lich oder eirund, seltener mit vorgezogenem Vorderrande und ab- gestutztem Hinterrande. Lunula meist fehlend, wenn vorhanden, sehr klein und nicht deutlich begrenzt. Vom Wirbel nach hinten verläuft bei mehreren Arten eine mehr oder minder scharfe Furche, hinter der die Schale zusammengedrückt ist. Sculptur concentrisch, aus meist regelmässigen, oft etwas blätt- rigen Änwachsstreifen bestehend, die zuweilen sich zu dachziege- ligen concentrischen Rippen vereinigen. Ü Schloss, soweit zu beobachten, in jeder Klappe aus ein oder zwei sehr kleinen Zähnen unter dem Wirbel bestehend; Seitenzähne fehlen. 166 Palaeontologischer Theil. Vom Wirbel verläuft in jeder Klappe unterhalb des Schloss- randes nach hinten und zuweilen auch nach vorne eine meist scharfe innere Leiste, welche auf dem Steinkern eine lineare Furche hervorbringt. Ligament von aussen nicht sichtbar, innerlich in einer kürzeren oder längeren ausgehöhlten Grube dicht hinter den Wirbeln gelegen. Die mehrfach angeführten Stützleisten für das Ligament sind nicht vorhanden; gemeint sind damit die eben er- wähnten inneren Leisten, welche aber vom Schlossrande ab seit- lich im Innern der Schale verlaufen und wie unsere Abbildungen zeigen, nur am Wirbel an das Ligament herantreten. Sie dürften mit grösserem Rechte als Stützleisten der Muskeleindrücke anzu- sprechen sein. Muskeleindrücke schwach, eiförmig oder langge- zogen, Mantellinie einfach. Wenn ich für die in Rede stehenden Arten den HALr'schen Namen Paracyclas verwende, so soll damit nicht gesagt sein, dass ich die Verwandtschaft mit Lucina leugnen möchte. Im Gegen- theil unterliegt es für mich keinem Zweifel, dass unsere Arten sämmtlich als Lucina zu bezeichnen sein würden, wenn man unter diesem Namen alle Gruppen von den zahnlosen bis zu denen mit vollständig ausgebildetem, aus Schloss- und Seitenzähnen bestehen- dem Schlosse zusammenfasst. Geht man jedoch davon aus, dass unter Lucina s. str. die letzteren Formen zusammengefasst werden, wie es ZITTEL thut, und die übrigen Formen als derivirte Typen ausgesondert werden, so kann kein Zweifel sein, dass die devo- nischen Arten dieser Gruppe nicht angehören können. Wären sie die direkten Stammformen von Lucina, so müsste man nach den Erfahrungen bei anderen Gattungen erwarten, das Schloss wenigstens in seinen Grundzügen deutlich entwickelt zu finden. Das ist aber, wie die Gattungsbeschreibung darthut, nicht der Fall. Von Sei- tenzähnen findet sich keine Spur, und die Schlosszähne machen durchaus den Eindruck, als seien sie verkümmert. FISCHER fasst nun zwar unter Lucina s. str. gerade zahnlose Formen zusammen, dies Vorgehen dürfte aber palaeontologisch kaum zu rechtfertigen sein, vielmehr wird man mit NEUMAYR !), wie oben bemerkt, die ı) Beiträge zu einer morphol. Eintheilung d. Bivalven, $. 76. 1891. Palaeontologischer Theil. 167 Veränderungen, welche im Schlossbau bis zur völligen Zahnlosig- keit vor sich gehen, als Reductionserscheinungen aufzufassen und demnach den bezahnten Typus als Grundform anzusehen haben. Ob dieser Typus unter den palaeozoischen Formen vorhanden ist, ist eine Frage künftiger Untersuchungen, die Beobachtungen an unseren Formen machen es sehr wahrscheinlich, und ich fasse da- her Paracyclas als einen palaeozoischen, im Schlossbau bereits deutlich abweichenden Seitenzweig von Lucina auf. WAAGEN hat aus dem indischen Perm zwei wohl hierher gehörige Arten als Loripes beschrieben, und in der That ist eine grosse Aehn- lichkeit im Schlossbau mit diesen tertiären und recenten Formen vorhanden, obwohl ein direkter Zusammenhang der letzteren mit den palaeozoischen Arten bei dem Umstande, dass Loripes zuweilen noch verkümmerte vordere Seitenzähne besitzt, sehr unwahrscheinlich ist. Die älteste bekannte Lucimiden-Form dürfte Z. prisca HısınGEr sein; aus Devon und Carbon sind schon eine ganze Reihe von Arten beschrieben worden. Aus dem rheinischen Devon werden im Nachstehenden sieben Arten aufgeführt. Paracyelas marginata MAURER sp. Tat. XV, Hie. 37. Modiola marginata Maurer, Fauna d. rechtsrhein. Unterdevon, S. 13. 1886. ? Paracyclas tenuis Harz, Pal. N.-Y. V. 1, 5. 443, Taf. 72, Fig. 20—22; Taf. 95, Fig. 25. 1885. Schale flach gewölbt, von rundlicher, infolge der Verdrückung aber sehr wechselnder Gestalt, mit etwa in der Mitte gelegenem kleinem Wirbel. Vorderrand unmittelbar vor dem Wirbel schwach eingezogen, breit abgerundet in den geschwungenen Unterrand übergehend; hinterer Schlossrand gebogen, ohne deutliche Ecke zum Unterrande herabziehend. Unter dem Wirbel liegen auf dem Steinkern in jeder Klappe ein oder zwei sehr kleine und schwache Zähnchen; es hat zwar den Anschein, als sei in der rechten Klappe ein Zähnchen vor- handen, das von zwei gleichartigen der linken Klappe umfasst wird, doch ist bei der für so winzige Gebilde wenig günstigen Erhaltung Sicherheit hierüber nicht zu erlangen. Vom Wirbel 168 Palaeontologischer Theil. nach rückwärts zieht sich gleichliegend in beiden Klappen auf dem Schlossrande eine breite flache Leiste, welche »!lmählich ver- Paracyclas marginata Maur. Ansicht eines seitlich etwas verdrückten Steinkerns der rechten Klappe nebst vergrösserter Darstellung des Schlosses und der Aus- füllung der Ligamentfurche. Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Breslauer Museum. läuft, an einem Exemplar gestreift erscheint und demnach wohl als Ausfüllung einer Ligamentfurche anzusehen ist. Unter dieser Furche ist der Schlossrand nach innen durch die charakteristische innere Leiste abgesetzt, welche auf den Steinkernen als lineare Furche auftritt. Die Muskeleindrücke sind beide von länglicher Gestalt. Mantellinie einfach, Schlossrand abgeplattet. Die Sculptur besteht aus feinen, scharfen Anwachsstreifen, die sich zuweilen gabeln können. Im Alter gruppiren sich diese zu Bündeln, welche durch tiefe Furchen getrennt werden. Die Bezeichnung » Modiola« hat MAURER jedenfalls nach seit- lich stark verdrückten Exemplaren gewählt, die im äusseren An- blick allerdings entfernt an Modiola erinnern können. Im Uebrigen ist zu bemerken, dass die kleine Muschel trotz aller Verzerrungen doch am Bau des Schlosses, vor Allem der charakteristischen Aus- füllung der Ligamentfurche stets zu erkennen ist. Sehr ähnlich ist unserer Art nach einem mir vorliegenden Exemplar und den Abbildungen bei HALL P. tenuis aus dem obe- ren Mitteldevon von New-York. Doch scheinen einzelne Unter- schiede, wie das Auftreten einer stumpfen Ecke am Ende des Schlossrandes, zu bestehen, falls sie nicht auf Verdrückung zurück- zuführen sind. Palaeontologischer Theil. 169 Vorkommen: St. Johann, Arrenrath, untere Coblenzschich- ten; Remsteckenthal. Coblenzquarzit; Daleiden, Oberlahnstein, ‚Niederlahnstein, Ems, Michelbach, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer und Marburger Museum, Sammlung der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Paraeyelas proavia GoLDFUSS sp. Taf. XV, Fig. 1, 2 Lucina proavia Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 226, Taf. 146, Fig. 6a, 6b. 18354—40. » » n’Arcnsac und pe Verneuı, On the fossils of the older deposits in the rhenish provinees, Trans. geol. Soc. 2d. series, vol. VI, pt. II, S. 819, Taf. 37, Figg. 1, 1a. 1842. » Dufrenoyi v’Arcntac und pe Verxeuvin, .l. c.8.375, Taf. 37, figg. 2, 2a. » _ proavia F. Rormer, Das rheinische Uebergangsgebirge, S. 78. 1844. » » Kevserume, Wiss. Beob. Petschoraland, S. 256, Taf. 10, Fig. 18. 1846. 94» » Geinitz, Versteinerungen d. Grauwackenformation, S. 46, Taf. 12, Fig.4, 5. 1853. > » F. Rormer in Brons, Lethaea geognostica, 3. Aufl., Bd.1I, S. 425, Taf. 3, Fig. 12a, 12b. 1851 —56. » » F. Rormer, Lethaea palaeozoiea, Taf. 29, Fig. 5a, 5b. 1876. ? » Paracyclas elliptica Haut, Pal. N.-Y., V. 1, S. 440, Taf. 72, Fig. 23—33; Taf. 95, Fig. 18. 1885. » proavia Tschernyschew, Fauna des mittl. und ob. Devon, S. 52, Taf. 6, Fig. 13, 14. 1887. Schale wenig ungleichseitig, fast kreisrund, meist von mässiger, oft etwas flacherer oder auch stärkerer Wölbung, mit schwach ge- bogenem hinterem, etwas zusammengedrücktem Schlossrande, an den sich der Hinterrand in einer sehr stumpfen Ecke anschliesst. Wirbel wenig vor der Mitte gelegen, klein, niedergedrückt; vor ihnen eine sehr kleine, nicht scharf begrenzte Lunula. Der vor- dere vorspringende Schlossrand bildet mit dem Vorderrande gleich- falls eine stumpfe Ecke. Die Sculptur besteht aus sehr bahtkerthet etwas blättrigen, unregelmässigen, verschieden starken, zu Bündeln vereinigten An- wachsstreifen. Auf den Steinkernen bemerkt man jedoch nur ent- fernter stehende unregelmässige grobe Runzeln und Furchen neben einer undeutlichen bündelförmigen Radialstreifung. 170 Palaeontologischer Theil. Das Ligament liegt halb innerlich in einer Aushöhlung oder Furche längs des Schlossrandes unmittelbar hinter den Wirbeln. Bezüglich des inneren Baues ist hervorzuheben, dass vom Wirbel aus in jeder Klappe schräg nach hinten eine Leiste sich Fig. 14. Paracyclas proavia Gouor. Darstellung des Ligamentansatzes, nach einem zwei- klappigen Steinkern. erstreckt, welche auf den Steinkernen als Furche hervortritt, in Bezug auf Länge und Stärke jedoch Schwankungen unterworfen ist. Eine ähnliche, jedoch bedeutend schwächere Leiste verläuft von den Wirbeln schräg nach vorne. Das Schloss konnte nicht beobachtet werden, da mir ausser zweiklappigen Steinkernen nur ebensolche Schalenexemplare vorliegen, deren Präparation nicht zum Resultat führte. Sind Schlosszähne vorhanden, so sind sie jedenfalls sehr klein, wie bei P. marginata. Die Muskeleindrücke sind an keinem der zahlreichen mir vor- liegenden Exemplare vollkommen deutlich erhalten, doch liess sich soviel feststellen, dass sie an den Enden der oben erwähnten inne- ren Leisten liegen, ausserordentlich flach sind und beide eine in die Länge gezogene Form haben. Die ganzrandige Mantellinie ist gleichfalls nicht scharf ausgeprägt. Die Dicke der Schale variirt bei den verschiedenen Exempla- ren. Bei dem abgebildeten beschalten Exemplar von Grube Nuss- Palaeontologischer Theil. 171 baum am Girzenberge bei Soetenich beträgt sie ca. 3/4 mm, bei einem wenig kleineren ist sie fast papierdünn, bei einem noch kleineren dagegen wieder etwas stärker. P. elliptica aus dem Corniferous Limestone und der Hamilton Group Nordamerikas steht unserer Art nach den Abbildungen Harr’s und einem mir vorliegenden Exemplar ausserordentlich nahe und ist vermuthlich ident, wie schon DE VERNEUIL ange- nommen hat, wenn HALL auch den öhrchenförmig vorspringenden Vorderrand und stärker abfallenden Schlossrand von P. proavia als Unterschiede hervorhebt. Vorkommen: Oalceola- Schichten und Stringocephalenkalk. Gerolstein, Kerpen, Soetenich, Paffrath, Lustheide bei Bensberg, Waldbroel, Karlsbach, Rospe. ; In allen Sammlungen verbreitet. Paracyclas rugosa GoLDFUSsSs sp. Taf. XV, Fig. 8—11. Lucina rugosa Goıoruss, Petrefacta Germaniae II, S. 227, Taf. 146, Fig. 9a, 9b. 1854—40. Venulites concentrieus F. Rormer, Rhein. Uebergangsgebirge, S. 79, Taf. 2, Fig. 3a, 3b, 3e. 1844. Lucina rugosa GoLoruss bei Sreinınger, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 55. 1853. » daleidensis Srteininger a. a. 0. Posidonia lateralis PuıwL. bei Sremıncer a. a. O. Schale von schief-eirunder Gestalt, ungleichseitig, meist nur mässig gewölbt, mit kleinen, vor der Mitte gelegenen Wirbeln, von denen die charakteristischen inneren Leisten längs des Schlossrandes nach hinten verlaufen. Die Sculptur besteht ausser feinen Anwachsstreifen aus groben dachziegeligen concentrischen Rippen, welche im Allgemeinen ziemlich regelmässige Abstände innehalten; doch kommen auch Exemplare vor, bei denen der Abstand der Rippen sich plötzlich ändert. Schloss, Muskelein- drücke und Mantellinie waren nicht zu beobachten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Venulites concentricus aus den oberen Coblenzschichten von Daleiden ident ist mit unserer Art, wie schon STEININGER hervorgehoben hat. Abgesehen davon, dass Gestalt und Seulptur bis in’s Einzelne überemstimmen, beweist 1712 Palaeontologischer Theil. auch das Vorhandensein der von ROEMER bereits erwähnten, von den für Paracyclas so charakteristischen inneren Leisten herrühren- den, schmalen spaltenförmigen Eindrücke unter dem hinteren Schlossrande die Zugehörigkeit zu dieser Gattung. Wie ich be- reits früher ausgeführt habe, dürften die von SANDBERGER und FOLLMANN als Ütenodonta concentrica F. ROEMER bezeichneten Vorkommnisse nicht unsere Art, sondern Steinkerne von (teno- donta-Arten darstellen, welche eine etwas ähnliche Sculptur be- sitzen. Eine Verwechslung ist bei unvollständig erhaltenem Material immerhin denkbar. Ausserordentlich nahe steht, wie schon DE VERNEUIL erkannt hatte, unserer Art P. lirata CoNRAD, die sich nur durch unregel- mässigere Sculptur unterscheidet. Exemplare der amerikanischen Art, welche mir vorliegen, stimmen sonst mit P. rugosa völlig überein. Paracyclas rugosa ist eine ausserordentlich langlebige Art, da sie von den unteren Ooblenzschichten bis zum Büdesheimer Go- niatitenschiefer auftritt. Das einzige Merkmal, wodurch sich die jüngsten Formen von den älteren unterscheiden, ist ihre stets geringere Grösse, welche die Abtrennung einer var. minor rechtfertigen dürfte; in allen übrigen Eigenschaften, der grösseren oder geringeren Wölbung der Schale, der höheren oder niedrigeren Zahl der mehr oder minder regelmässigen Rippen, sowie dem ver- einzelten Auftreten eines schwach zusammengedrückten, dem bei anderen Arten durch die »Lucinenfalte« abgeschnürten entsprechen- den hinteren Schalentheils vermag ich keine irgendwie nennens- werthen Unterschiede zu entdecken. Das Beispiel ist um so inter- essanter, als einerseits die Lebensdauer ein und derselben unver- änderten Art bei den übrigen hier behandelten Zweischalern an und für sich so sehr viel geringer ist und andererseits der Facies- wechsel vom rheinischen und eifeler Unter- und Mitteldevon bis zum Büdesheimer Horizont, der im Uebrigen eine völlige Aende- rung der Fauna verursacht hat, auf unsere Art ohne nennens- werthen Einfluss bleibt. Vorkommen: St. Johann a. Kyll, untere Coblenzschichten; Öberlahnstein, Ahler Hütte, Irrhausen bei Daleiden, Daleiden, Palaeontologischer Theil. 173 obere Coblenzschichten; Gees, Lissingen, Gummersbach, unteres Mitteldevon; ?oberes Mitteldevon; Büdesheim, Goniatitenschiefer des unteren Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und SCHWERD. Paraeyelas praecursor n. sp. Taf. XV, Fig. 14. Aus den unteren Coblenzschichten von Arrenrath liegt mir eine isolirte rechte Klappe vor, welche in der allgemeinen Gestalt der P. antigqua GOLDF. sehr nahe steht, sich jedoch durch das Fehlen der »Lmeinenfalte« unterscheidet und eine feine, wie bei jener Art aus scharfen, etwas unregelmässigen. sich hier und da theilenden bezw. durch Birecinebine vermehrenden concentrischen Rippcehen bestehende Sceulptur aufweist. Geologische Landesanstalt. Paracyelas antiqua GOLDFUSS sp. Taf. XV, Fig. 12, 13. Lucina antiqua Goupr., Petrefacta Germaniae II, S. 226, Taf. 146, Fig. 7a, Tb. 1834—40. » lineata Goupr., a.a.0. 8.227, Taf. 146, Fig. 8a, Sb. » antiqua v’Arcnıac und DE Verneui, On the fossils of the older deposits in the rhenish provinces, Trans. geol. Soc., 2d. series, vol. VI, pt. 2, S.375. 1842. » » F.Rormer, Das rheinische Uebergangsgebirge, S.78. 1844. Paracyclas Ohioensis Merz, Pal. Ohio I, S. 199, Taf. 18, Fig.7; Pal. N.-Y. V, 1, 8.442, Taf. 72, Fig. 1; Taf. 95, Fig. 24. 1885. 212 antiqua Wurreaves, Contributions to Canadian Palaeontology, vol. 1, pt. 4, S. 304, Taf. 39, Fig. 6. 1892. non! Lucina antigua M’Cov, Synops. carbonif. foss. Ireland, S.53, Taf. 8, Fig. 9. Schale ungleichseitig, schief-eiförmig, flach gewölbt, mit etwa in der Mitte gelegenen, kleinen, nach vorn eingekrümmten Wirbeln. Hinterer Schlossrand gerade oder fast gerade, vorderer schräg vorspringend, breit abgerundet in den Vorder- und Unterrand übergehend. Unter der abgerundeten Vorderecke ist der Unter- 174 Palaeontologischer Theil. rand zuweilen etwas eingezogen. Von den Wirbeln verlaufen schräg nach hinten zwei meist scharfe Furchen, welche eine Art Schildehen abschnüren, innerhalb dessen sich der zusammenge- drückte hintere Schlossrand flügelartig heraushebt. Der Austritt der Furchen am Schalrande wird durch einen mehr oder minder deutlichen Absatz markırt. Die Sculptur besteht in der Jugend aus mehr oder minder feinen, nicht völlig regelmässigen, sondern sich hin und wieder theilenden oder etwas verschiebenden Anwachsrippchen, welche sich mit zunehmendem Alter in den Wachsthumsperioden ent- sprechende Bündel oder Zonen gruppiren und einen mehr und mehr unregelmässigen Verlauf durch Theilung und Wiederver- einigung nehmen. Ausserdem werden die Bündel im Alter etwas blättrig. Auf den Steinkernen bemerkt man in der Jugend eine gröbere Runzelung bezw. concentrische Rippung (= Lucina lineata Gorpr.!), im Alter eine den Bündeln entsprechende grobe Furchung nebst schwacher Runzelunse. Von den inneren Charakteren konnte der Bau des Schlosses auch hier nicht festgestellt werden, doch wurden der bandförmige lange vordere und der ovale hintere Muskeleindruck nebst un- deutlicher Mantellinie beobachtet. Die den hinteren schrägen Furchen der äusseren Schale entsprechenden Leisten im Innern der Schale können, nach den schwachen Abdrücken auf dem Steinkern zu schliessen, bei weitem nicht so kräftig gewesen sein, wie die sich äusserlich gar nicht oder kaum verrathenden bei P. proavia. Auf Steinkernen beobachtet man zuweilen radial gestellte Körnchenreihen auf den Anwachsrunzeln, welche wohl der Radialstreifung auf den Steinkernen von P. proavia ent- sprechen. Lucina lineata ist, wie F. ROEMER a.a. ©. bereits ausge- sprochen hat, von P. antigua nicht specifisch verschieden; nach den mir vorliegenden Steinkernen von letzterer Art zu schliessen, welche genau die Sculptur der ZL. lineata aufweisen, dürfte das Originalexemplar dieser Art gleichfalls einen solchen darstellen. Gesehen habe ich es im Bonner Museum nicht. Palaeontologischer Theil. 175 Vorkommen: Gees, Calceola-Schichten; Gerolstein, Soete- nich, Mausbach, Stolberg bei Aachen, Paffrath, Stringocephalen- kalk. Oberes Mitteldevon Nordamerikas. Anmerkung. Srersineer führt (Geogn. Beschr. d. Eifel, 8.53) P. lineata auch von Büdesheim aus dem unteren Oberdevon an: von den so etikettirten Stücken seiner in der Geologischen Landesanstalt befindlichen Sammlung gehört jedoch keins zu unserer Art. Paracyclas recetangularis SANDBERGER sp. Ka Vers. 15,16. 17e Lucina rectangularis SANDBERGER, Verstein. d. rhein. Schichtensystems, $. 255, Taf. 27, Fig. 5b, 5e exel. cet. 1850—56. Da ich das Originalexemplar SANDBERGER’s zu Fig. 5b im Wiesbadener Museum nicht gefunden habe, so muss ich mich darauf beschränken, die Originalabbildung wiederzugeben und ein kleines zweiklappiges Exemplar von Gerolstein abzubilden. Unsere Art ist mit P. antigua nahe verwandt, unterscheidet sich von ihr jedoch durch die mehr querverlängerte, stärker ungleich- seitige Gestalt. Die schmalen und ziemlich stumpfen Anwachsrippen sind in Bündel gruppirt, deren in der Beschreibung nicht gedacht wird. Während für das in Fig. 5b dargestellte Exemplar die Zu- gehörigkeit zu Paracyclas als erwiesen gelten muss, glaube ich das kleine in Fig. 5 abgebildete Exemplar als Nucula ansprechen zu müssen (Nucula Sandbergeri n. sp.). Es bewegt mich dazu der Umstand, dass ich einerseits von der »Lucinenfalte« auf dem- selben nichts zu entdecken vermag, sondern nur eine Furche wie bei N. Murchisoni, und dass andererseits hinter den Wirbeln (d.h. im Sinne der Orientirung des Exemplars als Nucula, wobei diejenige Seite, welche bei Paracyclas die Falte trägt, zur vorderen wird) ein abgeflachtes, deutlich begrenztes, fast glattes Feldchen liegt, eine für Nucula charakteristische, bei Paracyclas dagegen durchaus ungewöhnliche Erscheinung, da hier der Schalrand vor den Wirbeln sich sofort schneidig heraushebt. Das Schloss, dessen Beobachtung die Frage sofort entscheiden würde, ist bei dem zweiklappigen beschalten Exemplar nicht zu beobachten. Dagegen glaube ich noch ein anderes, nur theilweise gut er- 176 Palaeontologischer Theil. haltenes zweiklappiges Stück von Gerolstein mit P. rectangularis in Beziehung bringen zu können. Das in Fig. 17 dargestellte Exemplar ist leider gerade am Hinterende zerquetscht, sodass die Existenz der Falte nicht nachzuweisen war, doch stimmt Gestalt und Sculptur ziemlich überein, wenn auch die Schale nach vorne etwas mehr verschmälert ist und die feinen Anwachsrippchen keine deutliche Bündelung erkennen lassen. Jedenfalls dürfte das Exemplar nahe verwandt mit P. rectangularis sein. Vorkommen: Villmar, Gerolstein, Stringocephalenkalk. Paraeyelas dubia n. sp. Tax Vs R10218,019: Gestalt der flachgewölbten Schale ähnlich derjenigen von P. antiqua, aber stark in die Quere verlängert und mit mehr ab- fallendem Vorderrande, sodass der am weitesten vorspringende Punkt desselben tiefer liegt als bei jener Art. Vom Wirbel zieht nach hinten die »Lucinenfalte«. Muskeleindrücke länglich, Mantel- linie ganzrandig. Von Sculpturen bemerkt man auf dem einen Stück feine und schwache Anwachsstreifen in der Nähe des Randes. Vorkommen: Goniatitenschiefer von Nehden; oberes Ober- devon von Grübe Prinz Wilhelm bei Velbert. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Cypriniden. Gattung: Cypricardinia HALL 1859. Taf. XVI. Ungleichklappig, meist die rechte Klappe grösser und ge- wölbter als die linke, doch zuweilen auch umgekehrt; ungleich- seitig, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorne eingekrümmten Wirbeln und deutlicher Lunula. Mitteltheil der Schalen gewölbt, Hintertheil flügelartig zusammengedrückt. Ausserdem meist deut- liche Furche vom Wirbel zum vorderen Unterrande. Palaeontologischer Theil. 1IZET Sculptur aus concentrischen, dachziegeligen Rippen gebildet, welche in beiden Klappen meist verschieden entwickelt sind; ausserdem eine feine, radiale, meist abgeriebene Gitter- oder Stäbchensculptur, verschieden je nach den Arten. Schloss in der linken Klappe aus zwei, in der rechten aus drei meist deutlich entwickelten Schlosszähnen und einem langen hinteren Seitenzahn bestehend. Die Zähne der linken Klappe fallen über bezw. hinter diejenigen der rechten. Ligament äusserlich, in tiefer, längsgestreifter Grube hinter den Wirbeln. Muskeleindrücke ei-nierenförmig, unter den Enden des Schlossrandes gelegen, der vordere stärker eingesenkt als der hintere, über jedem ein kleiner Fussmuskeleindruck, von denen der hintere halb mit dem hinteren Adductor verschmolzen ist. Mantellinie einfach. Cypricardinia war, obwohl die Brüder SANDBERGER bei "Cypricardia elongata D’ARCH.-VERN. ein deutliches Schloss bereits beschrieben hatten (Rhein. Schichtensyst. S. 262), in den Hand- büchern bislang als zweifelhaft behandelt worden und wurde ent- weder — wie von ZITTEL -—- nach ihrem Aeusseren zu den Cypriniden gestellt, oder aber — wie durch FiscHER — zu den »unsicheren« Gattungen gerechnet. Die Schlösser unserer wohl- erhaltenen Exemplare beweisen aber zur Evidenz, dass ZITTEL’s Auffassung richtig ist. Das Schloss ist ein durchaus typisches Cyprinidenschloss, und es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, dass Cypricardinia ihren Platz bei den Cypricardien zu finden hat, als deren palaeozoischer Vertreter sie trotz der Ungleich- klappigkeit wohl anzusehen ist. Unsere Gattung ist sicher erst im Obersilur bekannt, die aus tieferen Schichten angeführten Arten gehören, nach der Gestalt zu urtheilen, nicht dazu, und auch die aus jüngeren Schichten beschriebenen Arten sind nur zum Theil wirkliche Cypricardinien. Das gilt besonders von den durch BARRANDE abgebildeten Formen, von denen z. B. C. lacerata, hastata, quadraria und partita (Taf. 261, 262) keinenfalls Cypricardinien sind, während andere, wie C. nitidula, Taf. 204, wieder hierhergehören. Dagegen ist Ctenodonta erispula LINDSTR. (Fragmenta silurica Ss. 19, Taf? 19, Neue Folge. Heft 17. 12 178 Palaeontologischer Theil. Fig. 13, 14) nach der ungleichklappigen Schale und der Sculptur sicher als Oypricardinia anzusprechen. Im Devon Amerikas und Europas ist eine ganze Reihe von Arten bekannt, aus dem unteren Carbon beschreibt HALL noch eine charakteristische Art. Im rheinisch-westfälischen Kohlenkalk tritt eine Art, C. elegans GOLDF. auf. Die von PhnıtLips, M’Coy und Anderen aus dem Carbon beschriebenen » Uypricardia «- Arten gehören dagegen nicht zu Cypricardinia, und auch in DE Konınck’s grosser Monographie sucht man vergeblich danach, wenn nicht etwa das auf Taf. 21, Fig. 3 abgebildete, als Sanguinolites? sgquamiferus PHıLLırs be- schriebene Bruchstück eine Cypricardinia darstellen sollte. Die von Pnıtrıps abgebildete Modiola squamifera ist dagegen sicher keine Cypricardinia. | Im rheinischen Devon haben sich sechs Arten gefunden. Cypricardinia crenistria SANDBERGER sp. Taf. XVI, Fig. 9—13. Oypricardia crenistria SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 263, Taf. 28, Fig. 5. 1850-56. | Cypricardinia expansa Mauser, Fauna d. rechtsrhein. Unterdevon, S.17. 1886. Schale ungleichklappig, rechte Klappe grösser und gewölbter als die linke, sehr ungleichseitig, mässig gewölbt, gerundet trapezförmig, Wirbel nahe dem Vorderende gelegen, vorragend, nach vorne ge- richtet, eingekrümmt, vor ihnen eine deutliche Lunula. Schlossrand gebogen, nach hinten verlängert, Vorderrand vorspringend, abgerun- det, Unterrand vor der Mitte stark eingezogen, Hinterrand schräg ab- fallend. Zwei deutlich entwickelte Furchen, von denen die hintere besonders scharf eingedrückt ist, schnüren von dem gewölbten Mitteltheil der Schale einen flacher gewölbten‘ Vordertheil und einen hinteren zusammengedrückten Flügel ab. Die Sculptur besteht aus zahlreichen, ziemlich regelmässigen, er- habenen, schmalen und scharfen concentrischen Rippchen mit flachen. breiteren Zwischenräumen. Diese werden von einer feinen radialen gitterartigen Stäbchensculptur in der Weise übersetzt, dass die Stäbchen den flachen Raum zwischen je zwei concentrischen Streifen einnehmen, während auf den Streifen die winkelartigen Palaeontologischer Theil. 179 Verbindungsstücke der Stäbchen liegen. Die Stäbchen stehen auf Streifen a demnach wie auf c, die auf b so wie diejenigen auf d, und die erhabenen Rippchen selber erscheinen durch die winkligen Verbindungsstücke wie crenelirt. Das Schloss besteht in der rechten Klappe aus drei stark divergirenden Schlosszähnen, von denen der-mittlere kurz und dreieckig ist, und einem langen scharfen hinteren Seitenzahn. In der linken Klappe sind zwei Schlosszähne vorhanden, welche in die Gruben zwischen denen der rechten Klappe fallen, und gleich- falls ein langer Seitenzahn, welcher über jenen der rechten Klappe fällt. Das Ligament liegt in einer schmalen Furche längs des Schlossrandes hinter den Wirbeln. Vorderer Muskeleindruck ei-nierenförmig, schief eingesenkt, nahe am Vorderrande, über ihm dicht am Schalrande ein kleiner Fussmuskeleindruck, hinterer Muskeleindruck rundlich, grösser und flacher, dicht unter dem hinteren Schlossrande gelegen. Unmittel- bar über ihm, halb mit ihm verschmolzen, liegt der hintere Fuss- muskeleindruck. Mantellinie ganzrandig. Das Originalexemplar von Cypricardinia espansa MAURER ist ein etwas verdrückter Steinkern der linken Klappe, der sich in keinem wesentlichen Merkmal von C. crenistria unterscheidet. Die von MAURER a. a. O. angeführten Unterscheidungsmerkmale sind theils Folge der Verdrückung, theils treffen sie auch für ©. crenistria zu. Vorkommen: Oppershofen, untere Coblenzschichten; Michel- bach, Oberlahnstein, Lahneck, Allerheiligenberg bei Niederlahn- stein, Ausgang des Ruppachthals, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer Museum, Samm- lung des naturhist. Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Cyprieardinia scalaris PruıtLLırs sp. Taf. X VI, Fig. 2. Modiola scalaris Pruwuırs, Palaeozoic Fossils, S. 137, Taf. 60, Fig. 62*. 1841. Cypricardinia squamifera A. Rormer bei Maurer, Fauna d. Kalke v. Waldgirmes, S. 231, Taf. 2). Fig. 30—33 (ex parte?). 1885. » scalaris Werne, Devonian Fauna of the South of England, vol. IL, 8.5, Taf. 1, Fig. 6-8. 189. 12* 180 Palaeontologischer Theil. Schale ungleichklappig, linke Schale grösser und gewölbter als die rechte, sehr ungleichseitig, mit nach vorne eingebogenen, dicht am Vorderende gelegenen Wirbeln und deutlicher Lunula darunter. Schlossrand gebogen, nach hinten verlängert, Vorderrand kurz und steil abgerundet, Unterrand flachbogig, vor der Mitte schwach eingezogen, Hinterrand schräg abgestutzt, mit dem Unter- rande eine abgerundete Ecke bildend. Die vordere Diagonalfurche ist schwach, aber deutlich aus- geprägt, die hintere ist scharf eingesenkt und sondert den zusam- mengedrückten stumpfwinklig abgeschnittenen hinteren Flügel ab. Sculptur aus concentrischen dachziegeligen Rippen bestehend, welche in der rechten Klappe schmaler, zahlreicher und flacher sind als in der linken. Die feine Oberflächensculptur ist nicht erhalten. Inneres unbekannt. Unsere Art unterscheidet sich von den übrigen mittel- devonischen leicht durch den Umstand, dass die grössere und ge- wölbtere Klappe nicht wie bei jenen die rechte, sondern die linke ist. Einzelne Klappen unterscheiden sich von ©. Sandbergeri leicht durch die deutliche Vorderfurche, von C. ma durch die schiefere, mehr trapezoidische Gestalt, die weit schärfere Hinterfurche und den deutlichen Flügel. Nach der Beschreibung und den Abbildungen bei WHIDBORNE, von denen Fig. 6 und 6a vor allem auch die Thatsache der gleich- sinnigen Ungleichklappiekeit darthun, zweifle ich nicht an der Zusammengehörigkeit unserer Form mit der englischen Art. Doch muss ich die Verantwortung für die Richtigkeit der gewählten Artbezeichnung Herrn WHIDBORNE überlassen, der ja das Pnuruips’sche Originalexemplar in Händen gehabt hat. Dass ich mit der langen Liste der angeblichen Synonyma bei WHIDBORNE nicht einverstanden bin, möchte ich hier ausdrücklich hervorzuheben nicht unterlassen. Vorkommen: Grube Haina bei Waldgirmes, Stringo- cephalenkalk. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Palaeontologischer Theil. 181 Cypricardinia Sandbergeri nov. nom. Taf. XVI, Fig. 3. Cyprıcardia lamellosa SAnpzercer, Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 262, Taf. 27, Fig. 13. 1850—56. Cypricardinia Sandbergeri Bzusnausen bei Horzarrer, das obere Mitteldevon im rkeinischen Gebirge, S. 224, Taf. 16, Fig. 7. 1895. non! Sanguinolaria lamellosa Goupruss 1834—40. » Cypricardinia » Harn 1859. » » » Harz? bei Kayser, Fauna d. ältesten Devon-Ablag. ds Harzes), 82198, Tar220 Biey34 1878 » » » SANDBERGER bei Otareke, Fauna d. Iberger Kalkes (N. Jahrb. Beilage-Bd. III, S. 380). 1884. Schale ungleichklappig, rechte Klappe grösser und ein wenig gewölbter als die linke, sehr ungleichseitig, mit nach vorne ein- gerollten, dem Vorderende genäherten Wirbeln und deutlicher Lunula. Schlossrand gebogen, Vorderrand etwas vorspringend und abgerundet, Unterrand sehr flachbogig, ohne deutlich erkenn- bare Einziehung, Hinterrand zunächst schräg abgestutzt und dann in spitzem Bogen ohne scharfe Ecke in den Unterrand über- gehend. Vordere Diagonalfurche meist ganz fehlend, selten schwach angedeutet, hintere Furche sehr scharf ausgeprägt, durch senk- rechten Abfall der Schale den zusammengedrückten, stumpfwinklig abgeschnittenen Hinterflügel sehr scharf abschnürend. Die Sculptur besteht aus dachziegeligen concentrischen Rippen, welche in der rechten Klappe schmaler, zahlreicher und schärfer (die obere abgeflachte und die untere steil abfallende Partie jeder Rippe sind gleichbreit), in der linken Klappe breiter und flacher sind, derart, dass der obere abgeflachte Theil wesentlich breiter ist als der weniger hohe, steil abfallende untere Rand. Die feine Oberflächensculptur ist nicht erhalten. Die vertiefte Ligamentfurche längs des Schlossrandes hinter den Wirbeln ist deutlich erkennbar. Inneres unbekannt. Die Unterschiede unserer Art gegenüber C. lima werden bei dieser Art hervorgehoben; von C. scalaris trennt sie die in entgegen- 182 Palaeontologischer Theil. gesetztem Sinne ungleichklappige Schale, sowie die bei dieser Art deutlich, wenn auch schwach ausgeprägte vordere Diagonalfurche, CO. hereynica nov. nom. = (. squamifera PuıLL. bei A. ROEMER!) unterscheidet sich bei gleichsinniger Ungleichklappigkeit ebenfalls durch die deutliche vordere und die weniger scharf ausgeprägte hintere Diagonalfurche. Vorkommen: Villmar, Finnentrop, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden (SANDBERGER’sche Originale?). Cypricardinia lima SCHNUR sp. Taf. XVI, Fig. 1. Oypricardia hima Schxur bei Steinınger, Geogn. Beschr. d. Eifel, $. 52. 1859. Pterinea elegans GoLvruss, Petrefacta Germaniae II, S. 136 z. Th. (excel. Abbild.) 1834—40. Oypricardia lamellosa autorum. Schale ungleichklappig, die rechte Klappe grösser und etwas gewölbter als die linke; sehr ungleichseitig, querverlängert, mit dicht am Vorderende gelegenen, schräg nach vorne eingekrümmten Wirbeln, unter denen eine deutliche kleine Lunula liegt. Schloss- rand gebogen. Vorderrand kurz und steil abgerundet, Unterrand etwa parallel dem Schlossrande, flachbogig, dicht vor der Mitte leise eingezogen. Hinterrand in flachem Bogen herabsteigend, breit abgerundet in den Unterrand übergehend. Vordere Diagonalfurche nur schwach angedeutet und demgemäss die Anwachsrippen fast gar nicht eingebogen, hintere Furche deutlich, aber nicht scharf, sodass der schwach entwickelte Flügel nicht durch scharfen Knick !) Die Synonymik dieser Art ist die folgende: Cypricardinia hercynica nov. nom. Cypricardia 'sguamifera Prıtuıes bei A. Rormer, Beiträge I, S. 33, Tat 5, Big, 4. 1850; Oypricardinia lamellosa SAspBERGER bei Crarke, Fauna d. Iberger Kalkes, N. Jahrb. f. Min. Bei- lage-Bd. III, S. 380. 1884. non! Modiola squamifera Pruuuıes. » Oypricardia lamellosa SANDBERGER. Vorkommen: Grund, Iberger Kalk, un Mr Palaeontologischer Theil. 183 abgesondert ist, vielmehr die Schale in sanfter Rundung bis un- mittelbar an den Flügel herantritt. Die Sculptur besteht aus breiten, in der rechten Klappe etwas breiteren und weniger zahlreichen, dachziegeligen, concentrischen Bändern, welche in ihrem oberen Theil eben oder concav sind und mit erhabenem und steil abfallendem Unterrande jeweils an das nächste Band angrenzen. Ausser einer feinen erhabenen Linie längs des Oberrandes tragen die Bänder sämmtlich noch eine feine, aus zwei Systemen excentrischer, sich unter spitzem Winkel kreuzender Linien bestehende Sculptur, sowie undeutliche feine concentrische Linien. Inneres unbekannt. Die vorliegende, bisher meist mit ©. Sandbergeri verwechselte Art unterscheidet sich von dieser deutlich zunächst durch ihre mehr querverlängerte Gestalt, mit der Tendenz des nach hinten gesteigerten Wachsthums, im Gegensatz zu der in der Diagonal- richtung erfolgenden Wachsthumszunahme bei C. Sandbergeri. Ferner ist die hintere Diagonalfurche bei letzterer Art weit schärfer ausgeprägt, sodass der viel deutlicher entwickelte, hinten nicht abgerundete, sondern scharf abgestutzte Flügel durch scharfen Knick abgesondert erscheint. Ausserdem trägt bei ©. Sandbergeri im Gegensatz zu unserer Art die linke Klappe die breiteren und weniger zahlreichen concentrischen Rippen. ©. scalarıs ist im entgegengesetzten Sinne ungleichklappig, also gänzlich verschieden, ausserdem trägt auch hier die linke Klappe die gröbere Sculptur. Die oberdevonische (. hereynica nov. nom. (= (. squamifera PHıLL. bei A. RoOEMER) ist bei gleich- sinniger Ungleichklappigkeit ausgezeichnet durch stärker ent- wickelte vordere Diagonalfurche, gesteigerte Wachsthumszunahme in der Diagonalrichtung und gleichfalls gröbere Sculptur der linken Klappe. Für alle diese Arten gilt ausserdem, dass die con- centrische Sculptur nur in der rechten Klappe — bei (. scalarüs — bezw. in der linken Klappe — bei (C. Sandbergeri und (. her- cynica — eine so flache ist, wie bei unserer Art in beiden Klappen. Die Beschreibung und die Abbildungen von Pterinea elegans 184 Palaeontologischer Theil. bei GoLDFUSS, zu welcher er die eifeler Stücke stellt, beziehen sich zweifellos nicht auf diese, sondern auf die carbonische Art, der sein Name demnach verbleiben muss. Weder Gestalt noch Seulptur stimmt zu unserer Art. Dagegen ist aus der kurzen Be- schreibung STEININGER’s, besonders der Angabe der feinen Sculptur mit Sicherheit zu entnehmen, dass SCHNUR unter seiner (ypricardia lima unsere Art verstanden hat, die mit seinem Namen daher auch zu belegen ist. Vorkommen: Gerolstein, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Breslauer Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Cypricardinia lamellosa GoLDFuss sp. Taf. XVI, Fig. 4—6. Sanguinolaria lamellosa Goupruss, Petrefacta Germaniae Il, S. 279, Taf. 159, Fig. 12. 1834—40. Oypricardia elongata v’Arcnıac und pr Vernevir, Trans. geol. Soc. 2d. series, vol. vI, pt2, Sa ee Fig. 14. 1842. SANDBERGER, Versteinerungen des rhein. Schichtensystems, S. 261, Taf. 27, Fig. 14. 1850—56. » Maurer, Fauna der Kalke von Waldgirmes, S. 230, Taf. 9, | Fig. 27—29. 1886. > crenicostata A. Rormer bei Maurer, a. a. 0. S. 232, Taf. 9, Fig. 34. » striatissima Wripgorse, Devonian Fauna of the South of England, vol. IL, 8. 9, Taf. 1, Figg. 9, 10. 189. non Oypricardinia lamellosa Haun! non Oypricardia lamellosa SANDBERGER! Schale ungleichklappig, rechte Klappe grösser und gewölbter als die linke, sehr ungleichseitigs. Wirbel dem Vorderende ge- nähert, kräftig, nach vorn über den Schlossrand eingekrümmt, vor ihnen eine deutliche Lunula. Schlossrand gebogen, nach hinten verlängert, Vorderrand schräg nach vorn herablaufend und dann kurz abgerundet, Unterrand geschwungen mit leiser Einziehung vor der Mitte, Hinterrand schräg abfallend, kurz abgerundet in den Unterrand übergehend.. Vom Wirbel nach der Hinterecke verläuft eine Furche, an der die Schale beinahe senkrecht geknickt ist und einen hinteren eingedrückten Flügel bildet. Die vordere Palaeontologischer Theil. 185 Furche ist nur ganz schwach ausgebildet und stark nach vorne gerückt. Der mittlere gewölbte Schaltheil wird dadurch unge- wöhnlich breit. Die Sculptur besteht aus zahlreichen dachziegeligen concen- trischen Rippen, welche auf der flacheren linken Klappe feiner und zahlreicher sind als auf der rechten Klappe. Ausserdem trägt die Schale noch eine feine, etwas unregelmässige radiale Stäbchen- sculptur, welche jedoch meist bis auf höckerartige Reste zwischen den einzelnen Rippen zerstört ist. Ein junges Exemplar unserer Art in einem derartigen Erhaltungszustande ist (©. crenicostata MAURER, non A. ROEMER. Das Schloss besteht in der rechten Klappe aus drei Schloss- zähnen, von denen der mittlere am kräftigsten entwickelt ist, und einem entfernten hinteren Seitenzahn; in der linken Klappe sind zwei Schlosszähne und ebenfalls ein Seitenzahn vorhanden. Das Ligament liegt in einer schmalen vertieften Furche hinter den Wirbeln längs des Schlossrandes. Muskeleindrücke und Mantellinie konnten nicht beobachtet werden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass GOLDFUSS’ Sangu- inolaria lamellosa in der That unsere Art darstellt, Abbildung und Beschreibung passen auf’s Beste und nur auf (. elongata D’ARCH.- VERN. Auch (. striatissima WHIDBORNE vermag ich nach Be- schreibung und Abbildung von unserer Art nicht zu trennen. Zu Kiel. Ansichten eines zweiklappigen Exemplars von Cypricardima lamellosa Gouvr. mit beschädigtem Vorderrande, um die Ungleichklappigkeit zu zeigen. Villmar, Stringocephalenkalk. Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden. beachten ist nur, dass die Exemplare von Villmar wie auch z. B. die vom Taubenstein bei Wetzlar vielfach verzerrt sind, woher es denn kommt, dass die Bilder bei verschiedenen Autoren in Umriss, 186 Palaeontologischer Theil. Wölbung u. A. verschieden ausfallen. Auf Grund der Abbildungen ist denn auch WHIDBORNE zu einer unrichtigen Auffassung unserer Art gelangt. Von den übrigen Arten ist ©. lamellosa durch die hohe Gestalt, die enge Berippung und die charakteristische Radialsculp- tur sofort zu unterscheiden. Vorkommen: Gerolstein, Villmar, Grube Haina, Tauben- stein b. Wetzlar, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener und Berliner Museum, Sammlung des Vereins für Naturkunde in Wiesbaden und des Herrn FR. MAURER. Cypricardinia Junonis HOLZAPFEL. Oypricardinia Junonis Horzarre, das obere Mitteldevon im rheinischen Ge- birge, Taf. 12, Fig. 11. 189. Unter diesem Namen hat E. HoLZAPFEL eine unvollständige linke Klappe einer Cypricardinia aus dem oberen Stringocephalen- kalk von Grube Juno bei Nauborn abgebildet, aber nicht be- schrieben, die an junge Exemplare von C. lamellosa erinnert, aber eine vom Wirbel zur Hinterecke ziehende scharfe Kante nebst feiner Furche besitzt, welche kaum auf Verdrückung zurückgeführt werden kann. Die Schale trägt Reste sehr feiner radialer Stäb- chenseulptur. Die in der Zeichnung hervortretenden Ohren sind am Original nicht vorhanden. Besseres Material ist für die ge- nauere Kenntniss unbedingt nöthig. Cypricardinia ausavensis SCHNUR sp. Taf. XVI, Fig. &. Oypricardia ausavensis Scusur bei Sreinıneer, Geogn. Beschreibung der Eifel, S. 53. 1859. Es liegt nur ein doppelklappiger Steinkern vor, vermutblich das Originalexemplar. Schale ungleichklappig, die rechte Klappe grösser und etwas gewölbter als die linke. Wirbel vorragend, nahe am Vorderende, nach vorne eingekrümmt, unter ihnen eine deutliche Lunula. Vorderrand kurz vorspringend, Unterrand vor der Mitte deutlich Palaeontologischer Theil. 187 eingezogen. Hinterrand schräg flachbogig abfallend und breit ab- gerundet in den Unterrand übergehend. Beide Diagonalfurchen deutlich ausgeprägt, besonders scharf die hintere, welche die Schale hier beinahe gekielt erscheinen lässt und den hinteren Flügel scharf abhebt. Sculptur — bis auf geringe Reste von Gittersculptur — und Schloss nicht erhalten. Vorderer Muskeleindruck nahe am Vorderrande, ei-nierenför- mig, flach eingesenkt, mit darüberliegendem kleinem Fussmuskel- eindruck, hinterer Muskeleindruck grösser, ähnlich gestaltet, dicht unter dem hinteren Schlossrande. Mantellinie nicht erhalten. Die deutliche Entwicklung beider Diagonalfurchen trennt unsere Form von den mitteldevonischen Arten, von denen nach der Gestalt im Uebrigen nur C. lamellosa etwa in Frage kommen könnte; C. cerenistria unterscheidet sich, abgesehen davon, dass diese Art höher als aus den oberen Coblenzschichten nicht bekannt ist, durch die mehr nach hinten verbreiterte, besonders in der Mittelpartie stärker gewölbte Schale, der Hinterflügel ist weniger zusammengedrückt, und die Furchen sind allgemein breiter und weniger scharf ausgeprägt als bei 0. ausavensis, deren grösste Höhe etwa in der Mitte liest. Trotz der mangelhaften Erhaltung dürfte die letztere demnach wohl als selbständige Art anzuerkennen sein. Vorkommen: Büdesheim, Goniatitenschiefer des unteren Oberdevon. Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Gattung: Mecynodus Kererstein 1857. Taf. XV1. Schale dick, gleichklappig,, sehr ungleichseitig,, querver- längert, mit fast terminal gelegenen kleinen, nach vorne einge- krümmten Wirbeln, vor denen eine deutliche Lunula. Von den Wirbeln zur Hinterecke läuft eine meist deutliche Kante, welche sich zu einem hohen und scharfen Kiel entwickeln kann. Eine zweite Kante zuweilen nahe dem Schlossrande. Sculptur aus 188 Palaeontologischer Theil. Anwachsstreifen oder concentrischen Rippchen bestehend, welche sich, wenn ein Kiel vorhanden ist, vor diesem theilen oder durch Einschiebung vermehren, sodass auf dem hinteren Theil der Schale die Sculptur eine wesentlich feinere ist als am Vorder- ende. Schloss in jeder Klappe mit zwei Schlosszähnen und in der linken mit einem, in der rechten mit zwei langen hinteren Seiten- zähnen. Ligament äusserlich, auf kleinem Schildchen dicht hinter den Wirbeln gelegen. Vorderer Muskeleindruck vertieft, dicht unter dem Schlosse gelegen, mit kleinem Fussmuskeleindruck über seinem Hinterende, hinterer Muskeleindruck gross, flach, unter dem hinteren Ende des Schlossrandes. Mantellinie einfach. Dass Mecynodus, welcher von KEFERSTEIN zu den Carditiden, von FRECH zu den Trigoniiden gestellt war, nach seinem Schlossbau unbedingt zu den Cypriniden gehört, hat zuerst NEUMAYR nachge- wiesen (Beitr. z. morpholog. Einth. d. Bivalven S. 61). Zu demselben Resultate war ich gekommen, ohne von NEUMAYR’s Auffassung Kenntniss zu haben (Jahrb. d. geol. Landesanstalt für 1892, S. 91 f.). In der That stellt das Schloss von Mecynodus ein typisches Cyprinidenschloss dar, das sich eng an dasjenige von Cypricardinia anschliesst; auch der Habitus der Schalen zeigt deutliche Anklänge an diese Gattung. Nahe verwandt ist ferner, was NEUMAYR besonders hervorgehoben hat, die jung-palaeozoische Gattung Pleurophorus, und auch die weiter unten zu beschreibende Gattung Goniophora muss hier angereiht werden. Dass übrigens die Angabe »Schale länglich, dünn« in KEFERSTEIN’s Gattungsdiagnose sehr cum grano salis zu verstehen ist, zeigt Fig. 16b auf Taf. XVI. Die Schale ist hier so enorm verdickt, dass für das Thier im Innern nur wenig Platz übrig bleibt. Ausserhalb Deutschlands ist die Gattung im englischen Stringocephalenkalk bekannt, von wo WHIDEORNE, der sie übrigens noch zu den Astartiden stellt, 1892 einen M. columbinus be- schrieben hat, der aber mit M. carinatus ıdent ist. Ausserdem führt WnıTEAvEs (Contrib. to Canadian Palaeontology I, 4, S. 303) Palaeontologischer Theil. 159 einen Mecynodon sp. aus canadischem Mitteldevon auf, der nach der Angabe des Autors von Herrn F. Frrom mit M. eifelionsis verglichen worden ist. Die nachstehend beschriebenen sechs Arten oliedern sich nach ihrer Gestalt in zwei deutlich geschiedene Gruppen, deren zweite die stark querverlängerten Arten mit langem Schlossrande, stärker entwickelter Diagonalkante und zusammengedrückter Ilinterseite umfasst, also M. carinatus, M. eifeliensis und M,. oblongus, während die erste Gruppe sich durch mehr nach unten wachsende Schalen mit kürzerem Schlossrande, schwächerer Diagonalkante und breitem, flachgewölbtem Hinterende auszeichnet. Zur letzteren Gruppe gehören M. auriculatus, M. villmarensis und die nicht benannte Art aus der Eifel. Wahrscheinlich gehört zu Mecynodus, und zwar in die Nähe von M. auriculatus und M. sp. auch Megalodon concentricus D’AROH.- VERN. Meeynodus aurieulatus GoLDFUSS sp. Taf. XVL, Fig. 21—24. Megalodus auriculatus Gounruss, Petrefacta Germaniae Il, 8. 184, Taf. 133, Fig. 1a—d. 1834—40, Mecynodon aurieulatus Kerersrein, Devonische Öonchiferen, Z. d. D. geol. Ges, Bd. IX, 8.159. 1857. Schale sehr ungleichseitig, nierenförmig, an der Unterseite klaffend, flach gewölbt, mit vorn liegenden kleinen angedrückten Wirbeln, unter welchen sehr kleine Lunula. Von den Wirbeln verläuft zur Hinterecke ein dem Schalenwachsthum entsprechend bogenförmig gestalteter stumpfer Kiel, welcher ein kleines vorderes, zum Theil eingedrücktes, von einem flach abfallenden grossen hinteren Felde trennt. Die Sculptur besteht aus zahlreichen un- regelmässigen, zonenweise blättrig werdenden Anwachsstreifen. Das Schlossfeld ist sehr schmal. Das Schloss entspricht nach GoLpruss völlig demjenigen von Mecynodus carinatus, doch. ist der Schlossrand gebogen. Die mir zur Verfügung stehenden Exemplare sind gerade in Bezug auf das Schloss wenig günstig erhalten, doch liess sich feststellen, dass in der rechten Klappe 190 Palaeontologischer Theil. gleichfalls zwei deutliche hintere Seitenzähne vorhanden sind. Der hintere Schlosszahn der rechten Klappe ist anscheinend kräftiger und länger als bei M. carinatus, was mir auch GOLDFUSS, Fig. 1c, anzudeuten scheint. Vorderer Muskeleindruck eirund, tief eingesenkt, dicht unter dem Schlosse, mit sehr kleinem tiefem Fussmuskeleindruck, hinterer Adductor grösser, flacher, unter dem hinteren Ende des Schlosses. f Vorkommen: Stringocephalenkalk von Paffrath. Geologische Landesanstalt. Mecynodus villmarensis n. sp. Taf. XVI, Fig. 20. Diese neue Art steht dem M. auriculatus sehr nahe in Gestalt und Sculptur, unterscheidet sich aber durch die nach hinten weniger verbreiterte Schale, den vom Wirbel ab sofort zurück- fallenden Vorderrand, den fast gar nicht eingezogenen Unterrand auf den ersten Blick sehr wesentlich. Ein stumpfer Kiel verläuft auch hier bogig über die Schale zur Hinterecke. Ein sehr schmales Schlossfeld scheint vorhanden zu sein. M. eifeliensis weicht ausser durch den schräg abgestutzten Hinterrand durch den geradlinigen Kiel ab, der ziemlich genau gleiche Schalentheile sondert, während die bogig gekrümmte Kante bei unserer Art ähnlich wie bei M. auriculatus ein kleineres vorderes von einem grösseren hinteren Felde trennt. | Innere Charaktere unbekannt. Vorkommen: Stringocephalenkalk von Villmar. Ein doppel- klappiges Exemplar, dessen Klappen etwas gegeneinander ver- schoben sind, in der Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden. Mecynodus sp. ind. Taf. XVI, Fig. 29. Sehr wahrscheinlich gehören zu Mecynodus und zwar zur Gruppe des M. aurieulatus, auch zwei unvollständig erhaltene Exemplare einer Muschel, welche sich durch terminal gelegene Palaeontologischer Theil. 191 Wirbel, zurückfallenden Vorderrand mit deutlicher kleiner Lunula, eingezogenen Unterrand und bogig aufsteigenden Hinterrand aus- zeichnet. Die Sculptur besteht aus Wachsthumszonen von ziem- lich feinen blättrigen Anwachsstreifen. Ein deutlicher Kiel oder Kante ist nicht vorhanden. Schlossrand und Inneres unbekannt. Die einzige Gattung, an welche man sonst etwa denken könnte, ist Modiomorpha, aber die Lunula und der vom Wirbel sofort zurückfallende Vorderrand sind eine für diese Grattung durchaus ungewöhnliche Erscheinung, während alle äusserlich sichtbaren Charaktere sich mit Mecynodus sehr wohl vereinigen lassen. Das Fehlen einer deutlichen Kante könnte befremden, indessen ist dieselbe bei M. auriculatus und M. vilmarensis auch weit weniger scharf entwickelt als bei M. carinatus, und die vor- liegende Form scheint mir ebenso, wie M. oblongus zu M. carinatus sich verhält, sich an M. auriculatus anzuschliessen. Vorkommen: Nördlich von Bahnhof Gondelsheim, Auberg bei Gerolstein, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum. Meeynodus carinatus GOLDFUSS sp. Taf. XVI, Fig. 14—19. Megalodus carinatus Goupruss, Petrefacta Germaniae II, $.183, Taf. 132, Fig. Ja—f. 1834—40. Mecynodon Kerersreis, Ueber einige deutsche devonische Conchiferen u.s. w., Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, 1911837. Frech, Ueber Mecynodon und Myophoria, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, Taf. 11, Fig. 2, 2a, 2b. 1889. Winpgorse, Monograph of the Devonian Fauna, I, S. 34, Tat-'2, Fig. 19. 1892 2 columbinus Weipeorxe, a. a. O., S. 33, Taf. 2, Fig. 12—14. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, querverlängert, buck- lig gewölbt, in der Jugend von rhomboidischer, im Alter durch gefördertes Wachsthum der hinteren Schalenhälfte von trapezoidi- scher, nach hinten stark verbreiterter Gestalt. Die kleinen, am vorderen Ende der Schale gelegenen Wirbel sind über den Schloss- rand eingerollt. Dieser ist lang, in der Jugend etwas convex oder 192 Palaeontologischer Theil. 7 gerade, doch varlirt er im Alter sehr, ist convex, gerade oder auch concav. Unter den Wirbeln liegt eine sehr kleine, nicht scharf begrenzte, vertiefte Lunula. Der kurze Vorderrand verläuft bei jungen Exemplaren in senkrechtem Bogen nach unten, im Alter geht er in rückwärts gezogenem kurzem Bogen in den in der Jugend horizontalen, im Alter schrägen, hinter der Mitte ein- gezogenen Unterrand über, der mit dem schräg abgestutzten, ge- radlinigen oder etwas eingezogenen Hinterrande eime spitze Ecke bildet. Nach dieser Ecke verläuft von den Wirbeln ein scharfer, mit zunehmendem Alter mehr und mehr zu einem blattartigen Kamm sich umwandelnder Kiel, vor welchem eine flache, breite Furche verläuft. Ausserdem verläuft in jeder Schale eine scharfe Kante bogig vom Wirbel zur Hinterecke des Schlossrandes. Diese beiden Kanten schliessen zwischen sich ein breit-lanzettliches, ver- tieftes Schlossfeld ein. Zum Vorderrande fällt die hier gewölbte Schale steil ab, dagegen ist das Feld zwischen Diagonalkiel und Schlossfeld concav. Die Sculptur besteht aus Anwachsrippen bezw. Anwachs- streifen. Die sich hier und da durch Einschiebung bezw. Thei- lung vermehrenden, durch die ungleiche Wachsthumsintensität di- vergirenden Rippchen beginnen am Vorderrande und setzen meist nur bis an die vor dem Diagonalkiel verlaufende flache Furche heran, verlieren hier ihren Charakter und wandeln sich in flache Anwachsstreifen um, welche den Kiel übersetzen, eine Kerbung desselben verursachen und auf dem hinteren Felde als ziemlich feine, ım Allgemeinen regelmässige, etwas wellig hin und her ge- bogene concentrische Streifung bis an die das Schlossfeld begren- zende Kante heransetzen, diese gleichfalls kerbend. Das Schloss- feld selbst weist nur schwache Anwachsstreifung auf und erscheint bei oberflächlichem Beschauen oft glatt. Das Schloss besteht in der linken Klappe aus einem schrä- sen kielförmigen, nach hinten gerichteten Hauptzahn, einem schwachen vorderen Schlosszahn und einem kräftigen, langen, hinteren Seitenzahn. In der rechten Klappe haben wir einen kräftigen vorderen und einen schwächeren hinteren Schlosszahn, welche den Hauptzahn der linken Klappe umfassen, und zwei Palasontologischer Theil. 193 lange hintere Seitenzähne, zwischen welche der gleichartige Zahn der linken Klappe fällt. Das Ligament liegt auf einem schmalen lanzettlichen Feldchen unmittelbar hinter den Wirbeln. Der ei- Mecynodus carinatus GoLor. Ansichten eines bis auf das Hinterende vollstän- digen grossen Exemplars. Rittershausen bei Elberfeld, Stringocephalenkalk. Sammlung des Herrn Pastor Hrısersporrr. nierenförmige vordere Muskeleindruck ist tief eingesenkt und liegt dicht unter dem vorderen Zahn der linken bezw. der entsprechen- den Zahngrube in der rechten Klappe. Ueber seinem Hinterende befindet sich ein kleiner vertiefter Fussmuskeleindruck. Der hintere Neue Folge. Heft 17. 13 194 Palaeontologischer Theil. Muskeleindruck ist sehr flach und von rundlicher Gestalt, er liegt unter dem hinteren Ende der langen Seitenzähne. Die Mantellinie ist meist nur schwach angedeutet und ganzrandig. Die in der Jugend nicht sehr dicke Schale verdickt sich im Alter ausserordentlich stark, wie Fig. 16b darthut. Der von WHIDBORNE a. a. O. beschriebene und abgebildete Mecynodon columbinus weicht von M. carinatus nur durch seinen convex gebogenen Schlossrand ab, alle übrigen von WHIDBORNE angegebenen Unterschiede treffen nicht zu. Da bei M. carinatus ein ebenso gebogener Schlossrand in der Jugend häufig, im Alter zuweilen (vergl. die Textfigur) vorhanden ist, so wird M. colum- binus höchstens als Varietät von dieser Art betrachtet werden können, zumal Exemplare von M. carinatus mit so stark concavem Schlossrande, wie das von WHIDBORNE abgebildete, zu den Aus- nahmen gehören. Vorkommen: Villmar, Paffrath, Bensberg, Rittershausen, Schwelm bei Elberfeld, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer, Göttinger, Hallenser, Marburger Museum, Sammlung des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden. Mecynodus eifeliensis FRECH. Taf. XVI, Fig. 28. Mecynodon eifeliensis Frecn, Ueber Mecynodon und Myophoria, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, S. 130, Taf. 11, Fig. 7, 7a. 1889. 2 » Neptuni mscr. Mus. Bonn. Da ich das im naturhistorischen Hofmuseum zu Wien befind- liche Originalexemplar FREcH’s nicht gesehen habe, so beschränke ich mich darauf, seine etwas gekürzte Beschreibung nebst Abbil- dung wiederzugeben. Schale (rechte Klappe) schief verlängert, hoch gewölbt und mit einem deutlich hervortretenden Diagonalkamm versehen. Vom Schloss der lange starke, ziemlich weit vom Oberrand entfernte hintere Lieistenzahn erhalten. Hinter ihm der hintere Muskelein- druck. Zwischen Kamm und Leistenzahn eine kräftige innere Leiste. Palaeontologischer Theil. 195 Von M. oblongus unterscheidet sich die Art durch schrägere Form und das grössere, über dem Diagonalkiel gelegene Feld. Nach Abbildung und Beschreibung steht die vorliegende Form in der Mitte zwischen M. carinatus und M. oblongus. Die »kräf- tige innere Leiste« ist wohl die untere Randkante des verdickten Schlossrandes. Vorkommen: Rommersheim bei Prüm, Crinoidenschicht. Meeynodus oblongus GoLDFuss sp. . Taf. XVI, Fig. 25—27. Megalodus oblongus Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 185, Taf. 133, Fig. 4a—d. 1834—40. ? Megalodon » Gemrz, Verstein. der Grauwackenformation, S.45, Taf. 12, Biel. 1853. Mecynodon » _Kerersteın, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. IX, $.159. 1857. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, querverlängert, ge- wölbt, mit am vorderen Ende gelegenen kleinen eingebogenen Wirbeln. Darunter kleine, nicht scharf begrenzte, vertiefte Lu- nula. Schlossrand lang, gerade, Unterrand flachbogig geschwungen, Vorderrand kurz und schräg abgerundet, Hinterrand schräg ab- gestutzt. Vom Wirbel zur Hinterecke zieht ein stumpfer Kiel, hinter welchem die Schale eingedrückt ist. Ein deutliches Schloss- feld ist nicht vorhanden. Junge Exemplare sind nach GoLDFUss kürzer und höher, es stimmt dies mit der Art des Wachsthums bei den übrigen Arten überein. Das Schloss, dessen Bau bei den mir vorliegenden zweiklappigen Exemplaren nicht untersucht wer- den konnte, ist nach GOLDFUSS wie bei M. carinatus gebildet, der hintere Seitenzahn soll fast die Länge des ganzen Schlossrandes haben. Gorpruss’ Abbildungen stellen in der That den Schloss- bau ganz entsprechend dar, vor Allem bemerkt man in der rech- ten Klappe wieder deutlich die beiden hinteren Seitenzähne. Die Lage der Muskeleindrücke ist, nach denselben Abbildungen zu urtheilen, die gleiche wie bei M. carinatus, nur scheint der hintere Muskeleindruck nicht so flach zu sein. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen stärkeren und schwächeren Anwachsstreifen. 13* 196 Palaeontologischer Theil. Vorkommen: Stringocephalenkalk von Bensberg (GoOLDFuss). Die einzigen mir zur Verfügung stehenden Exemplare stammen aus gleichem Horizont von Emines in Belgien und befinden sich im städtischen Museum zu Aachen. Gattung: Goniophora PHırLips 1848. Taf. XVII. Gleichklappig, sehr ungleichseitig, von trapezförmiger oder trapezoidischer Gestalt, mit kleinen, nahe am Vorderende gelege- nen, nicht vorragenden, nach vorne eingekrümmten Wirbeln, vor denen eine sehr kleine, nicht scharf begrenzte Lunula liegt. Schlossrand lang, geradlinig oder schwach gebogen. Von den Wirbeln zu der mehr oder minder spitz ausgezogenen Hinterecke verläuft ein stets deutlich entwickelter, zuweilen hoher und schnei- diger, ja sogar blattförmig werdender Kiel. Die Sculptur besteht aus concentrischen Streifen oder Ripp- chen, welche sich schon vor dem Kiel theilen oder durch Ein- schiebung vermehren, hinter dem Kiel ist die Sculptur daher meist feiner und regelmässig. In einzelnen Fällen ist ausserdem eine schwache Radialsculptur zu beobachten. | Das Schloss besteht aus einem dreieckigen Schlosszahn in der ‚linken Klappe und einer gleichliegenden Grube in der rechten. Unter dieser ist oft ebenfalls ein meist nur schwach angedeuteter Zahn vorhanden. Seitenzähne fehlen. Gegen das Innere der Schale ist der Schlossrand durch eine Leiste abgesetzt, deren Ein- drücke auf den Steinkernen als Furche auftreten. Das Ligament liegt äusserlich in einer langen Grube hinter den Wirbeln. Der vordere Muskeleindruck ist von eiförmiger oder eiförmig-dreieckiger Gestalt, deutlich eingesenkt und liegt dicht unter dem Schlosse. Ueber ihm befindet sich ein kleiner, tiefer Fussmuskeleindruck. Der hintere Adductor ist grösser und flacher und liegt nahe am Hinterrande. Der gleichfalls grössere hintere Fussmuskeleindruck ist halb mit ihm verschmolzen. Mantellinie einfach. Palaeontologischer Theil. 197 PritLıps !) stellte die Gattung Goniophora für die Cypricardia cymbaeformis SOoW. des englischen Obersilur auf, ohne sie jedoch näher zu begründen. HALL war der erste, welcher (Pal. N.-Y. V.1, S. XXIII) eine eingehende Gattungsbeschreibung auf Grund der zahlreichen von ihm untersuchten Arten gab, welche bis auf das nicht erwähnte Auftreten des Zahns in der rechten Klappe völlig zu- treffend ist. Für @. cymbaeformis giebt M’Coy zwar einen langen hinteren Seitenzahn an, doch scheint mir nach der Abbildung Taf. 3, Fig. 10a des Sılurian System (Taf. 5, Fig. 6 desselben Werkes dürfte eine, schon von MurcHIsoN als Varietät hervor- gehobene besondere Art sein), dass nur die scharf abgesetzte lange Ligamentfurche und die den Schlossrand nach unten begrenzende Leiste vorhanden sind resp. ihre Abdrücke, dagegen kein Zahn, da die Furchen in den beiden abgebildeten Gegenklappen gleich- liegend sind. R Was die Verwandtschaftsbeziehungen von Goniophora betrifft, so war PHıtLıps der Meinung, sie sei »doubtless, a mytiloid shellc«. HALL findet a. a. O. im innern Bau Aehnlichkeit mit Modiomorpha; WOooDWARD, ZITTEL und FISCHER reihen sie in ihren Handbüchern an die Cypriniden an. Dasselbe thut ETHERIDGE (Fossils of the British Islands, I, S. 104). Dagegen stellt NEUMAYR die Gattung auffallenderweise zu seinen Palaeoconchen (Beitr. z. einer morphol. Einth. d. Bivalven, S. 35), die sich doch durch die Abwesenheit eigentlicher Schlosszähne auszeichnen sollen, und errichtet eine be- sondere Unterfamilie der Goniophorinen. NEUMAYR muss also, obwohl er sich ausdrücklich (S. 35, Fussnote) auf Haur’s Dia- gnose bezieht, das Vorhandensein eines deutlichen Schlosszahns über- sehen haben. Nach den äusseren Charakteren schliesst sich Goniophora zweifellos zunächst an Mecynodus, speciell die Gruppe des M. ca- rinatus und damit an die Cypriniden an und findet meines Erach- tens hier auch ihre richtige Stellung. Es scheint nun zwar das 1) The Malvern Hills compared with the Palaeozoic Distriets of Abberley etc., Mem. Geol. Survey, Bd. II, Theil 1, S. 264. 1848, 198 Palaeontologischer Theil. Schloss, welches einen von dem typischen Cyprinidenschlosse ganz abweichenden, sehr einfachen Bau zeigt, gegen diese Annahme zu sprechen. Es ist das in der That ein schwer wiegender Einwand, der nur durch die Annahme zu entkräften ist, dass ein ver- kümmertes Schloss vorliegt, bei dem die Seitenzähne ganz ver- schwunden und die Schlosszähne bis auf einen reducirt sind. Formen mit ähnlich verkümmertem Schloss finden sich unter den jüngeren Cypriniden mehrfach, wie Basterotia und Anisodonta, und es ist kein Grund einzusehen, warum nicht auch unter den pa- laeozoischen Cypriniden derartige im Schlossbau rückgebildete Formen vorkommen sollten. (Im Gegensatze zu Goniophora stellen die gewöhnlich als Clidophorus bezeichneten Formen des Perm Cypriniden dar, bei denen die eigentlichen Schlosszähne ver- schwunden und nur die Seitenzähne noch vorhanden sind.) Alle übrigen Merkmale sprechen unbedingt zu Gunsten der Cypriniden, selbst die Beschaffenheit der Muskeleindrücke und das charakte- ristische Verschmelzen des hinteren Fussmuskeleindrucks mit dem hinteren Adductor, welches bei Cypricardinia ın gleicher Weise auftritt. Andererseits ist keine andere Familie ausfindig zu machen, in welche Goniophora nach ihren Charakteren eingereiht werden könnte. Vor Allem sind die von HALL hervorgehobenen Be- ziehungen im inneren Bau zu Modiomorpha sehr oberflächlicher Art und halten einer näheren Prüfung nicht Stand. Sie be- schränken sich auf die Thatsache, dass beide Gattungen in der linken Klappe einen Zahn, in der rechten eine entsprechende Grube haben, wenigstens nach Harr’s Diagnosen. Wir haben ge- sehen, dass das Schloss bei beiden Gattungen anders gebaut ist. Dass die Zähne bei Goniophora ganz anders gestaltet sind, dass Schlossrand, Ligament, die ganze Schalengestalt und Sculptur bei beiden Gattungen verschieden sind, ist von HALL dabei nicht in Betracht gezogen. Auch dieser, freilich negative Grund spricht somit'zu Gunsten der Anreihung von Goniophora als derivirte Form mit rückgebil- detem Schloss an die palaeozoischen Cypriniden. Was die zeitliche Verbreitung von Goniophora betrifft, so stammen die ältesten sicher bekannten Arten aus dem Obersilur Palaeontologischer Theil. 199 Amerikas und Europas (@. cymbaeformis Sow., @. carpomorpha DALMAN, @. consimilis BILL., @. testis BARR. u. a. m.). In devo- nischen Schichten ist die Gattung ziemlich verbreitet (hierher aus Böhmen z. B. @. secans BARR.) und scheint in das Carbon hinauf- zusteigen. Für die auf Cypricardia rhombea PHILL. bezogene Muschel aus uralischem Kohlenkalk hat BARRANDE schon die Zu- gehörigkeit zu Goniophora vermuthet, und des Weiteren scheinen manche der von DE KoNIncKk unter dem Namen Sangwinolites be- schriebenen Formen, wie 8. cuneatus, constrictus und angulatus zu Goniophora zu gehören, die DE KonInck allerdings als Synonym von Sanguinolites betrachtet. Dagegen sind eine Anzahl als Goniophora beschriebener Arten zweifellos von dieser Gattung zu trennen. Die BARRANDE’schen Arten @. Trilbyi, zephyrina, phrygia — nicht G. pugio! — hat NEUMAYR schon der Gattung Amita BARR. zugewiesen. Ihnen schliessen sich weiter an @. longissima, imperfecta, soror, carına und scalena und aus dem schwedischen Obersilur @. acuta LinD- STROEM (non SANDEB.!). Auch @. retrorsa BARR. und reluctans BARR. müssen von Goniophora getrennt werden und sind wohl bei Pseudazxinus SALTER unterzubringen. Zweifelhaft erscheinen mir auch einige der von HALL aus dem amerikanischen Devon beschriebenen Arten, so @. carinata und @. subrecta, die wohl eher bei Zeptodomus in der Nähe von L. Barroisi unterzubringen sein möchten. Desgleichen gehört Goniophora crassa W HITEAVES (Palaeozoie Fossils vol. III, pt. 1, S.9) aus canadıschem Ober- silur nach der Abbildung zu urtheilen, nicht zu dieser Gattung, sondern wohl in die Nähe von Myalina oder zu dieser Gattung selbst. Aus dem rheinischen Devon werden im Folgenden 12 Arten beschrieben, welche sich in drei Gruppen sondern lassen, deren erste — Typus @. bipartita F. R. — sich durch das Auftreten einer vorderen Transversalfurche und demgemäss wellige Sculptur und doppelt eingezogenen Unterrand auszeichnet, während die zweite Gruppe einfach geschwungenen Unterrand und ebensolche Seulptur besitzt. Typus: @.ewcavata. Die dritte Gruppe umfasst G, Stürtzi und @. acuta und ist durch seitlich stark zusammen- 200 Palaeontologischer Theil. gedrückte, sehr spitz nach hinten ausgezogene Gestalt und blatt- artig entwickelten Kiel ausgezeichnet. Goniophora bipartita F. ROEMER sp. Taf. XVII, Fig. 14—16, 35. Megalodon bipartitus F. Roemer, Das Rheinische Uebergangsgeb., S. 78 f., Taf. 2, Fig. 2. 1844. Mecynodon? bipartitus Kererstem, Z. d. D. geol. Ges., Bd. IX, S. 160. 1857. Mecynodon bipartitus F. Rormer, Lethaea palaeozoica, Taf. 24, Fig. 5. 1876. Goniophora bipartita Kayser, Ueber einige neue Zweischaler u. s. w., Jahrb. d. Kgl. geol. Landesanstalt für 1884, S. 21. 1885. Nachdem F. RoEMER a. a. OÖ. S.79 bereits auf die Aehnlich- keit seines Megalodon bipartitus mit Oypricardia cymbaeformis SOW. hingewiesen hatte, welche den Typus der Gattung Goniophora darstellt, hat E. KAYSEr a. a. O. es zuerst ausgesprochen, dass M. bipartitus mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Goniophora zu stellen sei. Die Untersuchung von ROEMER’s ÖOriginalexemplar hat diese Vermuthung bestätigt. Dies Exemplar, ein Steinkern der rechten Klappe, besitzt einen schwach gebogenen Schlossrand, kleine, weit vorn gelegene Wirbel, kurz vorspringenden Vorder- rand, eingebogenen Unterrand und bogigen, in den Schlossrand verlaufenden Hinterrand.. Vom Wirbel nach hinten zieht ein starker Kiel, der aber, wenn überhaupt, nur eine ganz kurze vor- 'ragende Spitze gebildet haben dürfte. Unter dem Wirbel liegt die von ROEMER beschriebene Ausfüllung der tiefen dreieckigen Zahngrube der rechten Klappe, der also ein ebensolcher kräftiger Zahn in der linken Klappe entsprochen hat. Unter der Zahn- grube liegt in der rechten Klappe noch eine deutliche zahnartige Anschwellung. Seitenzähne fehlen. Der vordere Muskeleindruck ist von dreieckig -eiförmiger Gestalt, eingesenkt, dicht über ihm liest der kleine tiefe Fuss- muskeleindruck. Sculpturen sind nicht erhalten, doch geht aus der Contour des Unterrandes hervor, dass dieselben wellig waren, wie bei @. rhenana und nassoviensis. Das Exemplar stimmt mit dem von KArYsER a. a.0. er- wähnten kleinen zweiklappigen, gleichfalls von Unkel stammenden Palaeontologischer Theil. 201 Steinkern sehr gut überein, und da man an diesem Reste einer groben welligen Sculptur beobachtet, so wird es weiter sehr wahrscheinlich, dass der in Fig. 35 abgebildete, etwas verdrückte Abdruck zu @. bipartita gehört, der in den Umrissen, besonders in dem bogigen Hinterrande, durchaus dem Originalexemplar gleichkommt. Goniophora bipartita würde demnach die älteste der sich durch die wellise Sceulptur auszeichnenden rheinischen Arten sein und sich von @. rhenana besonders durch die nicht schräg abgestutzte, keine Ecke mit dem Schlossrande bildende, sondern bogig abge- rundete Hinterseite unterscheiden, ausserdem durch den stärkeren Kiel, gröbere Sculptur und stärkere Wölbung der Schale. Immer- hin sind aber die beiden Arten sehr nahe verwandt. G. nasso- viensis entfernt sich durch ihre stark gestreckte, scharf gekielte Schale bedeutend weiter von @. bipartita. | Vorkommen: Unkel, Brück a. d. Ahr, Siegener Grauwacke; Singhofen?, Daadener Ley?, untere Ooblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Breslauer und Marburger Museum. Goniophora rhenana n. sp. Alay SONO, Tante 10, A0ılz Schale querverlängert, etwa von trapezförmiger Gestalt, mässig gewölbt. Wirbel weit vorn gelegen. Schlossrand lang, gerade, Vorderrand ziemlich steil abfallend, etwas vorspringend. Unter- rand wellig gebogen, mit dem schräg abfallenden Hinterrande in einer spitzwinkligen Ecke zusammenstossend.. Der von den Wirbeln zur Hinterecke ziehende Kiel ist etwas abgerundet und hebt sich im Alter mehr heraus, während er in der Jugend mehr als blosse Kante erscheint. Die Seulptur besteht vor dem Kiel aus groben, wellig ge- bogenen concentrischen Rippen, welche sich auf halbem Wege mehrfach theilen bezw. durch Einschiebung neuer schwächerer Rippen vermehren. Diese setzen bis an und auf den Kiel fort. Auf dem steiler abfallenden hinteren Felde dagegen ist nur eine bedeutend feinere regelmässige concentrische Streifung vorhanden. 202 Palaeontologischer Theil. Das Schloss besitzt, soweit zu beobachten, den gewöhnlichen Bau. Der vordere Muskeleindruck ist dreieckig-eiförmig, etwas einge- senkt, über ihm liegt ein kleiner Fussmuskeleindruck; der hintere Muskeleindruck und die Mantellinie waren nicht zu beobachten. Goniophora rhenana ist ausser mit @. bipartita — siehe diese — nahe verwandt mit @. eifeliensis, von der sie sich nur durch ihre niedrige, querverlängerte Gestalt, aber durchgreifend, unter- scheidet, und mit der jüngeren @. nassoviensis. Die letztere ist jedoch mehr gestreckt, stärker gewölbt und hat gröbere Sculptur, vor Allem auf dem hinteren Felde. Vorkommen: Nellenköpfchen bei Coblenz, St. Johann a. Kyll, Gemünd und Oberstadtfeld-Wallenborn bei Daun, untere Coblenzschichten. Sammlungen des naturhistorischen Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und FRECH. (oniophora eifeliensis KAYseEr. Taf. XVII, Fig. 31 — 33. Goniophora eifeliensis Kayszr, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits. Jahrbuch d. Königl. geol. Lan- desanstalt f. 1884, S. 21. 1885. Eine von KAYSER a. a. OÖ. kurz und treffend charakterisirte Art, welche sich in ihrer Sculptur an @. rhenana am nächsten an- schliesst, sich aber durch ıhre kurze und hohe Gestalt ın allen Fällen unterscheidet. Der Schlossrand ist fast gerade, Vorderrand steil abfallend und kurz abgerundet, Unterrand wellig, Hinterrand steil abwärts gebogen, mit dem Unterrande in einer beinahe recht- winkligen Ecke zusammenstossend. Der etwas abgerundete Kiel hebt sicb erst im Alter mehr heraus. Die Sculptur besteht vor ihm aus wellig gebogenen, sich theilenden oder durch Einschie- bung vermehrenden flachen concentrischen Rippen; hinter dem Kiel ist eine feinere regelmässige concentrische Streifung vor- handen. Das Schloss war an den vorliegenden Sculptursteinkernen nicht zu beobachten, Palaeontologischer Theil. 203 Der etwas eingesenkte dreieckig - eiförmige vordere Muskel- eindruck wird hinten durch eine schmale Schwiele gestützt. Aehnlich ist @oniophora rugosa HALL aus dem oberen Mittel- devon von New- York. Vorkommen: St. Johann a. Kyll, Erbesbach bei Bertrich, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Breslauer und Göttinger Museum. Goniophora nassoviensis KAYSER. Taf. XVII, Fig. 4—9. Goniophora nassoviensis Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rhein. Tau- nusquarzits. Jahrbuch d. Königl. geol. Lan- desanstalt f. 1884, S. 21. 1885. Aulacomya penna Maurer, Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, $. 12. 1886. Meeynodon nasaeformis Maurer, a. a: O., S. 17. 1886. Die vorliegende Art steht im Aeusseren der @. rhenana sehr nahe, besonders durch die gewellte Sculptur und den demgemäss gestalteten Unterrand. Sie unterscheidet sich jedoch von ihr sehr leicht und in allen Fällen durch die mehr querverlängerte Schale, den höheren scharfen Kiel und den demgemäss steileren Abfall der Schale nach unten und hinten, sowie durch die gröbere Sculptur. Der letzte Unterschied macht sich besonders auf dem hinteren Felde geltend, welches bei @. rhenana eine feine regelmässige Streifung zeigt, während dieselbe bei @. nassoviensis grob ist, wie diejenige des Schaltheils vor dem Kiel. Dieser selbst erscheint durch die ihn übersetzenden Streifen fein gekerbt oder erenelirt. Unter dem Wirbel liegt in der linken Klappe der drei- eckige Schlosszahn, in der rechten die entsprechende Zahngrube. Das äussere Ligament liegt in einer schmalen Furche längs des Schlossrandes, deren Ausfüllung F. MAURER bei seinem Mecynodon nasaeformis als Seitenzahn gedeutet hatte. Da die Ausfüllung aber in beiden Klappen gleichliegend vorhanden ist, so kann von einem Zahn keine Rede sein. Der vordere Muskeleindruck ist dreieckig-eiförmig, etwas ein- gesenkt bezw. durch eine Schwiele am Hinterrande gestützt. Ueber 204 Palaeontologischer Theil. ihm ein kleiner tiefer Fussmuskeleindruck. Hinterer Muskelein- druck flacher, rundlich, unmittelbar über ihm der halb verschmol- zene eiförmige kleinere hintere Fussmuskeleindruck. Mantellinie einfach. E. Kayser hat zwar eine genauere Beschreibung von seiner G. nassoviensis nicht gegeben, aber das Studium der von ihm als solche etikettirten Exemplare in der Sammlung der geologischen Landesanstalt machte die Identificirung möglich. Das Originalexemplar von Aulacomya penna MAURER ist Ab- druck und Steinkern der hinteren Schalenhälfte von @. nasso- viensis. Auf demselben Gesteinsstück befindet sich noch ein zweites Goniophora-Bruchstück. Vorkommen: Mühlthal bei Rhens, Kleinbornsbach und Bien- hornthal bei Coblenz, Coblenzquarzit; östlich vom Pfahlgraben bei Ems, Hohenrheiner Hütte, Mielen a. Lahn, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger und Marburger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Goniophora excavata KAYsEr. Taf. XVII, Fig. 12, 13. Goniophora excavata Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Tau- nusquarzits, Jahrbuch d. Königl. geol. Landes- anstalt 2. 1884, 8: 20, Tat: 3, Big, 1a, 2,7223 2b. 1885. » > Kayser, Beiträge zur Kenntniss der Fauna der Siegenschen Grauwacke, dasselbe Jahrbuch f. 1890, S. 106, Taf. 13, Fig. 3—5. 1892. Von dieser charakteristischen Art liegen mir nur die beiden ursprünglichen Originale KAyYsEr’s vor. Es sind zwei in der Rich- tung von oben nach unten stark zusammengedrückte Steinkerne, einer rechten und einer linken Klappe angehörig. . Wenn man sich die ursprüngliche Gestalt rekonstruirt, so ergiebt sich, dass man es mit einer verhältnissmässig kurzen und hohen Form zu thun hat, welche sich durch die tiefe hohlkehlenartige Depression vor dem Kiel auszeichnet, welch letzterer dadurch im Alter sehr hoch erscheint. Nach hinten fällt die Schale ziemlich steil ab. Palaeontologischer Theil. 205 Der Schlossrand ist fast gerade, Vorderrand bogig vorspringend, Unterrand vor dem Kiel infolge der Depression ziemlich stark eingezogen, Hinterrand bogig zum Unterrande herabziehend. Die Einrollung der Wirbel, welche KAysER angiebt, dürfte wohl zum Theil auf die Verdrückung zurückzuführen sein. Muskel- eindrücke und Mantellinie sind nicht erhalten, das Schloss ist gleichfalls nicht deutlich zu sehen. Das a. a. OÖ. von E. KayvsEr neuerdings bekannt gemachte dritte Exemplar, von Siegen stammend und im Besitze des Herrn Bergrath BORCHERS daselbst, ist durch die erhaltene Sculptur von besonderem Interesse. Diese besteht nach KAYSER aus einer feinen Längsrippung sowie Andeutung von Anwachsstreifung. Es ist. das eine Sculptur, wie sie bei keiner unserer Goniophora-Arten sonst beobachtet wurde, obwohl STEININGER bei seinem Megalodon sulcatus eine zarte radiale Strei- fung angiebt; dagegen bildet HALL eine Art mit sehr ähnlicher Sculptur als @. truncata ab (S. 298, Taf. 43, Fig. 1—5 des oft ceitirten Werkes). Am nächsten verwandt mit unserer Art scheint die von mir 1884 beschriebene @. Hauchecornei aus dem Unterdevon des Oberharzes zu sein, welche sich gleichfalls durch starke Wölbung der Schale und hohen Kiel mit davor liegender Depression auszeichnet. Vorkommen: Die beiden mir vorliegenden Exemplare stammen aus dem Taunusquarzit des Katzenlochs bei Idar. Geologische Landesanstalt. Goniophora trapezoidalis KAYSEr. Taf. XVII, Fig. 34. Goniophora trapezoidalis Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits, Jahrbuch d. Königl. geol. Landesanstalt f. 1884, S. 19, Taf. 2, Fig. 4. 1885. Auch von dieser Art liegt mir aus der Sammlung der geolo- gischen Landesanstalt nur das aus dem Taunusquarzit des Katzen- lochs bei Idar stammende Originalexemplar KAysEr’s, ein Stein- kern einer linken Klappe, vor, welcher, wie nebenliegende Brachio- poden zeigen, etwas von oben nach unten zusammengedrückt ist. 206 Palaeontologischer Theil. Die Schale ist querverlängert, mit fast geradem, langem Schloss- rande, vorspringendem Vorderrande, geschweiftem Unterrande und schräg-bogig zu diesem herabsteigendem Hinterrande. Der Kiel ist mässig hoch und scharf. Die Sculptur besteht, soweit aus den erhaltenen Resten zu schliessen, vor dem Kiel aus ziem- lich groben, wenig gebogenen, concentrischen, sich theilenden Rippen. Die Sculptur des hinteren Feldes ist nicht erhalten. Der vordere Muskeleindruck ist von dreieckig-eiförmiger Gestalt und liegt nahe am Vorderrande, etwas eingesenkt. Mantellinie und hinterer Muskeleindruck, sowie Schloss sind nicht sichtbar. Goniophora Schwerdi n. sp. Taf. XVII, Fig. 22 — 380. Schale querverlängert, ziemlich flach gewölbt, mit langem, schwach gebogenem Schlossrande, unter den Wirbeln ein wenig eingezogenem und dann beilförmig vorspringendem Vorderrande, geschweiftem Unterrande und schräg abgestutztem Hinterende. Von den Wirbeln verläuft zur spitz ausgezogenen Hinterecke der Diagonalkiel, welcher sich bei dieser Art dadurch auszeichnet, dass er beiderseits zusammengedrückt ist, am schärfsten gegen vorn, wo ein deutlicher Knick vorhanden ist, sodass er gegen die Schalenoberfläche scharf abgesetzt erscheint. Die Sculptur besteht aus feinen scharfen, verhältnissmässig entfernt stehenden, geschweiften concentrischen Rippen, zwischen welche sich zum Theil schon vor der Schalenmitte noch feinere einschieben, die sich ihrerseits noch theilen oder wiederum durch Einschiebung vermehren können, sodass dicht vor dem Kiel eine feine regelmässige Rippung oder Streifung entsteht, welche über den Kiel weg auf dem steilen, etwas concaven hinteren Schalen- felde fortsetzt. Die Rippen sind vom Vorderrande an gerechnet zuerst convex nach unten gebogen, dann ändern sie ihren Verlauf in einen gleichsinnig concaven Bogen, laufen an dem Kiel etwas nach unten — der ausgezogenen Spitze entsprechend — und steigen hinten geradlinig zum Schlossrande empor. Das Schloss besteht aus einem dreieckigen Zahn in der linken Palasontologischer Theil. 207 und einer gleichliegenden Grube in der rechten Klappe. Doch bemerkt man unter der Grube in der rechten Klappe noch eine deutliche zahnartige Anschwellung, welcher eine Grube in der linken Klappe entspricht. Der vordere Muskeleindruck ist spitz- dreieckig-eiförmig, wenig eingesenkt und wird hinten durch eine schwache gerade Schwiele gestützt. Ueber ihm liegt der kleine Fussmuskeleindruck. Mantellinie und Adductor 2 sind nicht deut- lich erkennbar. Der Verlauf der Sculptur, der verhältnissmässig weit vor- springende abgerundete Vorderrand, der zusammengedrückte Kiel und das ausgezogene Hinterende lassen diese Art leicht unter- scheiden. Vorkommen: Vallendar, Bienhornthal und Pfaffendorfer Höhe bei Coblenz, Oberstadtfeld-Wallenborn bei Daun, Arren- rath, Erbesbach bei Bertrich, zwischen Lay und Moselweiss, untere Coblenzschichten; Mühlthal bei Rhens, Coblenzquarzit; Prüm, Kemmenau bei Ems, Allerheiligenberg bei Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Die Exemplare aus den oberen Coblenzschich- ten haben zum Theil eine etwas weniger querverlängerte Gestalt, jedoch schliessen sie sich an die Stammform im Uebrigen so eng an, dass mir eine Abtrennung unbegründet zu sein scheint. Berliner und Breslauer Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und SCHWERD, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Goniophora applanata n. sp. Taf. XVII, Fig. 1720. Schale flachgewölbt, querverlängert, mit schwach geboge- nem Schlossrande, vorspringendem abgerundetem Vorderrande, flachbogigem, nur vor der Hinterecke ganz schwach eingezogenem Unterrande und schrägem, ein wenig gebogenem Hinterrande, welcher mit dem Schlossrande keine scharfe Ecke bildet. Hinter- ecke nicht oder kaum zu einer Spitze ausgezogen. Der Diagonal- kiel ist abgerundet und trägt, obwohl er nach vorn sich deutlich absetzt, mehr den Charakter einer Kante. Das steilere hintere Feld ist flach oder ganz wenig concav. 208 Palaeontologischer Theil. Die Sculptur besteht aus feinen, scharfen concentrischen Rippchen, die schon weit vor der Mitte und fortgesetzt weiter nach hinten sich durch Einschiebung vermehren, über die Kante und auf dem hinteren Schalenfelde als feine, im Ganzen regel- mässige Streifung fortsetzen. Ihr Verlauf ist auf dem Haupttheil der Schale von geringer Wellung abgesehen einfach bogenförmig; auf dem Kiel biegen sie sich etwas nach unten, auf dem hinteren Felde ziehen sie flachbogig convergirend dem Schlossrande zu. Das Schloss besteht aus einem kräftigen dreieckigen Zahn in der linken und correspondirender Grube in der rechten Klappe. Dazu kommt aber, wie bei @. Schwerdi und @. bipartita, noch unter der Grube in der rechten Klappe ein niedriger, schief kegel- förmiger vorderer Zahn, dem eine Grube unter dem Zahn der linken Klappe entspricht. Der ziemlich flache vordere Muskeleindruck ist von dreieckig- eiförmiger Gestalt und wird hinten durch eine kurze gerade Schwiele gestützt. Dicht über ihm liegt der tiefe kleine vordere Fussmuskeleindruck. Der dicht unter dem Hinterende des Schloss- randes gelegene flache hintere Muskeleindruck ist von eiförmiger Gestalt. Der hintere Fussmuskeleindruck ist, wie die Mantel- linie, an keinem meiner Exemplare deutlich zu erkennen, war also wohl gleichfalls sehr flach. Goniophora applanata ist eine durch die flache Gestalt, die Regelmässigkeit ihrer Sculptur, den wenig heraustretenden Kiel und den charakteristischen Schlossbau stets leicht zu erkennende Art, deren nächste Verwandte @. Schwerdi ist, von der sie sich jedoch durch die angegebenen Merkmale, zu denen noch der nicht abgestutzte hintere Schlossrand kommt, unterscheidet. Vorkommen: Waldescherthal, Laubach, Ahler Hütte, Castelbach (Müllers Bruch) bei Coblenz bezw. Oberlahnstein, Waxweiler, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner, Göttinger Museum, Sammlungen des naturhistorischen Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Palaeontologischer Theil. 209 Goniophora suleata STEININGER sp. Taf. XVII, Fig. 21. Megalodon sulcatus SreiningGer, Geognost. Beschreibung der Eifel, S. 55. 1853. Schale querverlängert, gewölbt, mit flachbogigem Schlossrande, unter den Wirbeln etwas eingezogenem und dann bogig vor- springendem Vorderrande, sehr flachbogisem, fast geradlinigem Unterrande und, nach dem Verlauf der Sculptur zu urtheilen, schräg abgestutztem Hinterrande. Von den Wirbeln verläuft ein sehr scharfer, jedoch nicht erhabener Kiel zur Hinterecke, von dem die Schale zum Schlossrande etwa senkrecht abfällt, ein flaches oder etwas concaves Feld bildend. Die Sculptur besteht vor dem Kiel aus zahlreichen flachen, aber etwas wulstigen unregelmässigen concentrischen Rippen, die sich schon am Vorderrande zu theilen bezw. durch Einschiebung zu vermehren beginnen, auf dem hinteren Felde aus Bündeln feinerer erhabener Anwachsstreifen. . Nach STEININGER ist ausser- dem noch eine zarte radiale Streifung vorhanden, welche also an die Sculptur von @. excavata und truncata HALL erinnern würde; an den mir vorliegenden Exemplaren konnte ich jedoch nichts davon entdecken, jedenfalls infolge ungünstiger Erhaltung. Von den inneren Charakteren ist ausser dem nahe am Vorderrande gelegenen, durch eine Schwiele hinten gestützten vorderen Muskel- eindruck nichts zu. beobachten. Die Identificirung dieser Art wurde durch ein als Megalodon sulcatus etikettirtes Exemplar der in den Besitz der geologischen Landesanstalt gelangten STEININGER’schen Sammlung ermöglicht. Die »grosse, elliptische Oefinung« zwischen den Schalen am Schlossrande, welche STEININGER erwähnt, dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass die beiden Klappen eines Exemplars in der Vertikalebene um den Wirbel als Drehpunkt gegen einander verschoben und gleichzeitig verquetscht sind; dadurch kann, wie ein mir vorliegendes Stück darthut, allerdings ein Hiatus zwischen den Schlossrändern der beiden Klappen entstehen, den man als »grosse, elliptische Oeffnung« bezeichnen könnte. Neue Folge. Heft 17. 14 210 Palaeontologischer Theil. @. sulcata unterscheidet sich durch Gestalt und Seulptur leicht von den übrigen Arten, ihre nächste Verwandte in tieferen Schichten dürfte eine der mir leider nur in Bruchstücken vor- liegenden beiden unbestimmbaren Formen von Niederstadtfeld bezw. dem Nellenköpfchen sein. Vorkommen: Daleiden, obere Coblenzschichten ? Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Goniophora Stürtzi n. sp. Der Liebenswürdigkeit des Herrn StÜürTz in Bonn verdanke ich das untenstehend abgebildete, nicht ganz vollständige Exem- plar einer Goniophora aus den unteren Coblenzschichten von Ober- stadtfeld. Dasselbe zeichnet sich durch seitlich stark zusammengedrückte, sehr hoch gewölbte und scharf gekielte Gestalt aus, mit nach vorne überhängenden, eingekrümmten Wirbeln, verhältnissmässig kurzem Schlossrande und sehr lang und spitz ausgezogenem Hin- terende. Der auf dem Steinkern ähnlich wie bei @. acuta (vergl. Fig. 17. Gomophora Stürtzı n. sp. Steinkern einer linken Klappe. Die Figur links oben stellt den Steinkern frei dar, die beiden anderen zeigen denselben in seiner ur- sprünglichen Beschaffenheit, mit dem von mir abgesprengten Gestein, welches den Abdruck des blattartigen Kiels erkenneu lässt, der dem Steinkern fehlt. Palaeontologischer Theil. 211 Fig. 3 auf Taf. XVII) einen isolirten konischen Zapfen bildende vordere Adductor ist abgebrochen. Der Kiel bildete, wie auf dem Abdrucke deutlich zu sehen ist, ein schmales, nach vorne umge- bogenes Blatt von erheblicher Höhe, welche diejenige des ebenso entwickelten Kiels von @. acuta noch übertraf. Die auf dem Steinkern noch erhaltene Sculptur bestand vor dem Kiel aus fast geradlinigen, sich durch Gabelung und Einschiebung vermehren- den, ziemlich kräftigen wulstigen Rippen, hinter demselben aus feineren Aıfwachsstreifen. Die letzteren zeigt auch der Kiel selbst. Die ganze Gestalt und der blattartige Kiel dieser sehr inter- essanten Art weisen auf enge Verwandtschaft mit der jüngeren @. acuta hin und verleihen ihr ein so charakteristisches Gepräge, dass eine Benennung oO) kannt geworden ist, völlig unbedenklich erscheint. trotzdem mir nur das eine Exemplar be- Goniophora acuta SANDBERGER sp. Taf. XVII, Fig. 1—3. Oypricardia? acuta SAnDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensyst. in Nassau, S. 263, Taf. 27, Fig. 12, 122. 1850-56. » rhombea PrıwLıes? D’Akcnıac und DE VerneuıL, On the fossils of the older deposits in the rhenish pro- vinces, in Trans. geol. Soec., 2. ser., vol. VI, pt. II, 8. 374, 400. 1842. Goniophora acuta Barranpe, Syst. silur. du centre de la Boh&me, vol. VI. Ace- phales, S. 84. 1881. » » Horzarren, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, S. 225, Taf. 16, Fig. 9. 1895. non @. acuta Harn (1870) 1877! » » » Linpsrroem 1880! Schale stark querverlängert, ausserordentlich ungleichseitig, mit terminal gelegenen, eingekrümmten Wirbeln. Schlossrand sehr kurz, gerade, Vorderrand sehr kurz und steil abgerundet, Unter- rand fast geradlinig, sehr lang, mit dem schwachgebogenen Hin- terrande ın spitzer Ecke zusammentreffend. Von den Wirbeln verläuft zur Hinterecke ein sehr hoher und scharfer Kiel, der an einem Exemplar blattartig zusammengedrückt erscheint, und von dem die Schale ganz flachgewölbt steil zum Unterrande abfällt, während das noch steilere hintere Feld, über 14* 312 Palaeontologischer Theil. welches in der Jugend der Kiel überhängt, durch eine breite flache Furche concav erscheint. Auf den Steinkernen ist der Kiel nur als schneidige Kante vorhanden. Die Sculptur besteht aus sehr flachen, ganz schwach gewell- ten, sich nach hinten bündelförmig auflösenden concentrischen Rippen, welche auf dem hinteren Felde noch mehr den Charakter von bündelförmigen flachen Anwachsstreifen annehmen. Der vordere spitz-dreieckig - eiförmige Muskeleindruck wird durch eine starke, aber schmale Schwiele gestützt, der hintere Muskeleindruck ist gross, eirund, flach; der kleine Fussmuskelein- druck ist anscheinend mit ihm verschmolzen. Goniophora acuta ist eine durch ihre extrem ungleichseitige Schale und den sehr hohen Kiel sehr auffallende Art. Obwohl das Schloss nicht beobachtet werden konnte, lassen doch der all- gemeine Habitus, sowie besonders die charakteristische Form des durch eine Schwiele gestützten vorderen Muskeleindrucks keinen Zweifel an der von BARRANDE zuerst betonten Zugehörig- keit zu Goniophora. Die Aehnlichkeit mit Mecynodus carinatus, mit dem Herr Professor von SANDBERGER sie neuerdings ver- einigen möchte 1), ist sehr oberflächlich und nur durch den hohen Kiel begründet, wie ein Vergleich der bezüglichen Abbildungen ohne Weiteres darthun wird. Auch die in der Gestalt ähnliche @. acuta HALL besitzt einen hohen blattartigen Kiel. Vorkommen: Villmar, Finnentrop, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Goniophora sp. n. af. acuta SANDBERGER. Aus dem Oberdevon des Breiniger Berges liegen mir zwei zweiklappige, wenig günstig erhaltene Steinkerne einer G@omiophora vor, welche der @. acuta nahesteht, sich aber durch geringere Wölbung, stumpferen, anscheinend nicht blattartig entwickelten Kiel und ungefähr parallellaufenden Schlossrand und Unterrand !) Neues Jahrbuch für Mineralogie, Jahrgang 1890; Bd.I, S. 183 f. Palaeontologischer Theil. 213 von ıhr unterscheidet. Der vordere Muskeleindruck ist wie bei @G. acuta durch eine tiefe von der Stützleiste herrührende Furche Goniophora sp. n. afl. acuta Sasps. Zweiklappiger Steinkern aus dem Oberdevon vom Breiniger Berg. Geologische Landesanstalt. abgetrennt. Leider macht der ungünstige Erhaltungszustand eine sichere Bestimmung unmöglich. Das bessere der beiden Stücke ist oben abgebildet. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Goniophora sp. sp. Vom Nellenköpfchen bei Ehrenbreitstein und von Niederstadt- feld liegen mir aus den unteren Coblenzschichten Bruchstücke von grossen @oniophora-Exemplaren vor, welche sich durch ver- hältnissmässig grobe, unregelmässige, fast geradlinig verlaufende Sceulptur auszeichnen und vermuthlich zwei verschiedenen Arten angehören. Die eine ist sehr stark querverlängert und hat scharf abgestutztes schräges Hinterende, die andere nähert sich in der Gestalt mehr @. eifeliensis. Ich möchte auf die Vorkommnisse hiermit aufmerksam machen. Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn FOLLMAnN. Gattung: Sphenotus HarL 1885. Taf. XVII. Die Gattung Sphenotus wurde von HALL aufgestellt für Formen, welche bis dahin meist als Sangwinolites beschrieben worden waren. Sie zeichnen sich durch stark querverlängerte Gestalt aus, mit kurz abgerundetem Vorderende und meist schräg abgestutztem Hinterende. 214 Palaeontologischer Theil. Die Wirbel liegen vor der Mitte, der Schlossrand ist lang und fast gerade. Vom Wirbel zum Hinterende läuft ein meist breiter, seltener kielartig entwickelter Wulst, hinter dem die Schale steiler zum Schlossrande abfällt, oft auch etwas zusammen- gedrückt erscheint. Auf diesem hinteren Felde liegt eine erhabene Radialrippe.e Von den Wirbeln zum Unterrande verläuft eine breite flache Furche, die oft eine Einziehung des Unterrandes zur Folge hat. Die Sculptur besteht aus meist unregelmässigen Anwachs- streifen, zu denen vereinzelt noch feine Radiallinien treten. Die Muskeleindrücke sind von eirunder Gestalt, der vordere, tiefer eingesenkte, liegt nahe am Vorderrande. Die Mantellimie ist einfach. Bei einer Art, Sph. contractus HALL, konnte HALL auch das Schloss der rechten Klappe beobachten, welches er aber leider nicht abgebildet hat. Es besteht nach der Beschreibung aus zwei kurzen, dreieckigen Schlosszähnen und ein oder zwei äusserst dünnen hinteren Seitenzähnen. Das äussere Ligament liegt in einer schmalen Grube hinter den Wirbeln. Im rheinischen Devon ist die Gattung durch eine Art ver- treten, welche allerdings nur auf Grund der äusseren Erscheinung zu ihr gestellt worden ist, da von den inneren Charakteren nur der vordere Muskeleindruck deutlich zu beobachten ist. Doch ist die Aehnlichkeit mit SpA. contractus, welcher wegen des beob- achteten Schlosses wohl als typische Art gelten muss, so gross, dass ich an der wirklichen Zugehörigkeit zu Sphenotus nicht zweifle. | Wo die Gattung im System unterzubringen sein wird, ist ohne genauere Kenntniss des Schlosses nicht zu entscheiden. Bestätigen sich HALL’s Angaben über die Zusammensetzung des- selben, so würden die Cypriniden, an deren palaeozoische Ver- treter auch im Habitus Anklänge vorhanden sind, diejenige Familie sein, bei denen Sphenotws einzureihen wäre. Ich führe sie daher mit Vorbehalt an dieser Stelle auf. Palaeontologischer Theil. 215 Sphenotus soleniformis GOLDFUSS sp. Taf. XVIIL, Fig. 1, 2. Sanguinolaria soleniformis Goupruss .Petrefacta Germaniae II, S. 277, Taf. 159, Fig. 7. 1834—40. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, flach gewölbt, von stark querverlängerter Gestalt. Wirbel klein, etwas vorragend, nahe dem Vorderende gelegen. Vor ihnen eine sehr kleine Lu- nula. Schlossrand schwach gebogen, hinter den Wirbeln fast ganz Kier19: Sphenotus soleniformis Goupr. sp. Ansicht einer fast unverdrückten unvollständigen rechten Klappe. Bilstein bei Olpe, Siegener Grauwacke. Marburger Museum. geradlinig, Vorderrand vorspringend und abgerundet, Unterrand flachbogig, vor der Mitte etwas eingezogen, Hinterrand schräg, fast gerade, breit abgerundet in den Unterrand übergehend. Vom Wirbel zieht sich zum Hinterende ein zuerst einem abgerundeten Kiel ähnlicher, dann breiter und flacher werdender Wulst, vor welchem eine breite flache Furche nach dem eingebogenen Unter- rande verläuft, während der hintere Schlossrand nebst Umgebung zusammengedrückt erscheint. Auf diesem zusammengedrückten Felde beobachtet man eine deutliche radiale, am Wirbel beginnende schmale Leiste, allerdings nur auf gut erhaltenen Exemplaren. Auf einem zweiklappigen Steinkern sieht man ausserdem eine auf der Höhe des oben erwähnten Wulstes verlaufende zarte lineare Furche. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen Anwachs- streifen, die im Alter etwas breiter und gröber werden und sich mehr zu Bündeln gruppiren. Auf dem hinteren Felde ist die Sculptur durchschnittlich etwas feiner. Ueber die Beschaffenheit des Schlosses kann ich bei dem Er- haltungszustande der Exemplare keine Angaben machen; das Li- 216 Palaeontologischer Theil. sament lag allem Anschein nach äusserlich in einer Furche längs des Schlossrandes. Der vordere rundliche, durch eine flache Schwiele hinten gestützte vordere Muskeleindruck mit einem kleinen tiefen, darüber liegenden Fussmuskeleindruck, ist deutlich zu sehen, dagegen ist der hintere Muskeleindruck an keinem Exemplar deut- lich erhalten und war demnach wohl sehr flach. Die Mantellinie scheint einfach zu sein. Das Öriginalexemplar von GoLpruss habe ich im Bonner Universitätsmuseum nicht zu Gesicht bekommen, es befindet sich dort mit anderen wohl in der rheinischen Provinzialsammlung, doch glaube ich an der Identität der mir vorliegenden Exemplare nicht zweifeln zu sollen. Der Wirbel liegt auf der GoLpruss’schen Abbildung zwar weiter nach hinten, das kann jedoch auf Ver- drückung beruhen, ebenso wie das Fehlen der Radialleiste auf dem hinteren Felde; unter den mir vorliegenden Exemplaren be- finden sich einige, welche in dieser Beziehung der GoLDFUuss’schen Figur auffällig gleichen. Auch der geologische Horizont stimmt überein. Vorkommen: Grube St. Andreas bei Hamm, Häusling bei Siegen, Schneiderscher Bruch im Heimbachthal bei Siegen, hinter dem Reckhammer bei Siegen, Bilstein bei Olpe, Schiefer der Sie- gener Grauwacke. Greologische Landesanstalt, Technische Hochschule zu Aachen, Marburger Museum. Solenopsiden. Gattung: Solenopsis M’Coy 1844. Taf. XVII. Die kurze Gattungsdiagnose (Synopsis of the Carboniferous Fossils of Ireland, S. 47) lautet in der Uebersetzung: Querverlängert, gleichklappig, ungleichseitig, Wirbel vor- ragend, nahe am Vorderende; Vorderende kurz, gerundet, ge- schlossen; Hinterende verlängert, abgestutzt, etwas klaffend. Palaeontologischer Theil. 217 Die unter dieser Gattung zusammengefassten Arten unter- scheiden sich durch ihr abgerundetes, nicht klaffendes Vorderende, die niemals terminal gelegenen, vorragenden Wirbel und die dickere Schale deutlich von Solen bezw. Palaeosolen und bilden eine wohl- begrenzte natürliche Gruppe, deren Beschzibung etwa gegeben werden kann, wie folgt: Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, ziemlich dick, vorne geschlossen, hinten wenig oder nicht klaffend; Wirbel klein, aber vorragend, nahe am abgerundeten Vorderende gelegen; Schloss- rand lang, zahnlos, gerade oder fast gerade, Unterrand flachbogig, oft mit einer vor der 'Mitte gelegenen Einziehung, welche einer vom Wirbel zum vorderen Theile des Unterrandes verlaufenden Furche entspricht, Hinterende mehr oder weniger lang und spitz ausgezogen. Manche Arten zeichnen sich durch eine zum Hinter- ende ziehende deutliche transversale Kante aus. Die Sculptur besteht aus mehr oder minder regelmässigen Anwachsstreifen, zu denen sich noch zarte Radiallinien gesellen können. Ligament äusserlich, längs des Schlossrandes gelegen. Vor- derer Muskeleindruck eirund oder ei-nierenförmig, eingesenkt, mit kleinem Fussmuskeleindruck darüber, hinterer Muskeleindruck sehr flach, schief-eiförmig. Mantellinie einfach. Bislang ist Solenopsis nur in einer beschränkten Anzahl von Arten im Devon und Carbon bekannt; falls Cultellus rectus SALTER aus den oberen Ludlow-Schichten ebenfalls hierher gehört, würde diese die älteste bekannte Art sein. Solenopsis vetusta GOLDFUSS sp. Taf. XVII, Fig. 3, 4. Solen vetustus GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 276, Taf. 159, Fig. 3. 1834—40. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, flach gewölbt, mit kleinen, weit vorne gelegenen, etwas vorragenden Wirbeln. Schlossrand und Unterrand schwach gebogen, Vorder- und Hinter- ende abgerundet. a 218 Palaeontologischer Theil. Vom Wirbel verläuft dieht unter dem Schlossrande zum Hinterende eine lineare Falte. Die Sculptur besteht aus feinen, nicht ganz regelmässigen erhabenen Anwachsrippen, welche bogig zum Schlossrande aufsteigen. Nach GoLDFUuss gesellen sich dazu noch zarte, vom Wirbel ausstrahlende radiale Linien, die ich aber infolge ungünstigerer Erhaltung der mir vorliegenden Stücke nicht habe beobachten können. Auch Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht deutlich erhalten. Die verhältnissmässig kurze Schale, das abgerundete Hinter- ende, der Mangel eines Diagonalkiels und der Transversalfurche lassen S. vetusta leicht unterscheiden. In der Gestalt erinnert sie lebhaft an Cultellus. Vorkommen: Kerpen, Gerolstein, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Solenopsis pelagica GOLDFUSsS sp. Taf. XVII, Fig. 5—7. Solen pelagicus Goupruss, Petrefacta Germaniae Il, S. 276, Taf. 159, Fig. 2a. 1834—40. » D’Arcuıac und DE Vernevm, On the fossils in the older deposits of the Rhenish provinces. Trans. geol. Soc. 2d. series, vol. VI, pt. 2,8. 376, Taf. 37, Eieg.5,53 5b. 1842. » » F. Rosrmer, Rhein. Vebergangsgebirge, S. 78, Taf. 6, Fig. 2a, b. 1844. >»? » F. Rormer, Lethaea palaeozoica, Taf. 29, Fig. 1. 1876. non Solenopsis pelagicus bei pe Konıncx, Faune du calcaire carbonifere V, S. 89, Taf. 15, Fig. 26. 1885. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, mit weit vorne ge- legenen, kleinen, etwas vorragenden Wirbeln, ausserordentlich stark querverlängert und nach hinten verschmälert. Vorderrand stark vorspringend, abgerundet, vor den Wirbeln wenig einge- zogen; Schlossrand lang, sehr schwach gebogen; Unterrand sehr >) flachbogig, nicht weit vom Vorderrande etwas eingezogen, eine Furche erstreckt sich von den Wirbeln zu dieser Einbiegung; das schmale Hinterende kurz abgerundet. Von den Wirbeln verläuft Palaeontologischer Theil. 219 zur Hinterecke ein etwas erhabener Kiel. Unterhalb dieses Kieles ist die Schale mit feinen, regelmässigen, ziemlich scharfkantigen parallelen Anwachsrippen bedeckt, deren Spuren auch auf den Steinkernen oft erkennbar sind, über ihm sind nur bedeutend schwächere gedrängte Anwachsstreifen vorhanden, die sich in kurzem Bogen zum Schlossrande aufschwingen. Auf den Stein- kernen erscheint dieses obere Feld glatt und der Kiel nur als stumpfe Kante. Der Schlossrand ist stark abgeplattet und trägt anscheinend. eine lineare randliche Ligamentfurche; unter ihm liegt vor den Wirbeln der fast runde, schwach nierenförmige, flach eingesenkte vordere Muskeleindruck, über welchem sich dicht am Schloss- rande ein dreieckiger Fussmuskeleindruck befindet. Die Mantel- linie war nur zum Theil zu beobachten, der hintere Muskeleindruck nirgends. DE Konınck will den Namen 8. pelagicus (KOLDFUSS auf eine ähnliche carbonische Art beschränkt wissen, weil GOLDFUSS in der deutschen Uebersetzung von DE LA BicHE Ratingen als Fundort angegeben habe und daher auch jedenfalls das in Fig. 2a abgebildete Exemplar stamme. GoLpFUuss hat aber a. a. O. S. 531 deutlich die Eifel als Fundort vor Ratingen angegeben, was DE KONnInck wohl übersehen hat. Das von DE Koninck abgebildete Bruchstück ist nach der Abbildung sicher von S. pelagica ver- schieden, vielleicht aber dieselbe Art, auf welche sich GoLDFUss’ Angabe von dem Vorkommen bei Ratingen bezieht. Zu $. minor M’Coy gehört es anscheinend auch nicht. Vorkommen: Gerolstein, Soetenich, Rommersheim bei Prüm, Stringocephalenkalk. Anmerkung. D’Azcnıc und ve Vernevsr bilden a. a. O. Fig. 4, 4a ein zweiklappiges Bruchstück einer Solen-ähnlichen Muschel als Sol. Lustheidü ab, ohne es im Text S.376 näher zu beschreiben. Das Stück unterscheidet sich nach der Abbildung von S. pelagica durch den geraden, nicht herabgebogenen vorderen Schlossrand und ist daher vielleicht ein Palaeosolen. Der angegebene Muskeleindruck ist, nach seiner Lage zu urtheilen, jedenfalls kein solcher. 220 Palaeontologischer Theil. Soienopsis attenuata WHITEAVES sp. Taf. X VIII, Fig. 8. Modiomorpha attenuata Wurreaves, Descriptions of some new or previously unrecorded species of fossils from the Devonian rocks of Manitoba. Trans. Roy. Soc. Canada vol. VIII, Sect. IV, S. 96, Tas Bieo. 1, 1a. 1891: ? Orthonota corrugata Wurreaves a. a. O., Fig. 4, 4a, 5. ?Solen pelagicus Goupruss, Petref. Germaniae II, Taf. 159, Fig. 2b. 1834—40. ?Solen sp. F. Roemer, Lethaea palaeozoica, Taf. 29, Fig. 2. 1876. Das Berliner Museum besitzt von Gerolstein ein prächtiges, leider nicht vollständiges, als Steinkern erhaltenes Exemplar einer riesigen Solenopsis, welche ich mit der von WHITEAVES be- schriebenen Art aus dem Mitteldevon des Lake Winnipegosis glaube vereinigen zu können. Die Abbildungen von WHITEAVES sind zwar sehr roh, lassen aber doch den Gesammtcharakter ziemlich gut erkennen, die Beschreibung könnte beinahe wörtlich auf das vorliegende Exemplar angewandt werden. Schale ziemlich dick, sehr ungleichseitig, stark querverlängert, ziemlich flach gewölbt, mit kleinen, niedergedrückten, dem Vorder- ende genäherten Wirbeln. Schlossrand lang, schwach gebogen, Vorderrand breit abgerundet, Unterrand sehr schwach eingezogen, mit stärkerer Einziehung vor der Mitte. Zu dieser verläuft von den Wirbeln eine schwache radiale Furche, eine zweite zieht vor einer schwachen gerundeten Kante zum Vorderrande des hinteren Adductors. Der vordere Muskeleindruck ist von nierenförmiger Gestalt und liegt nahe dem Vorderrande, der hintere ist gross, schief- eiförmig, sehr flach und liest dicht unter dem Schlossrande. Mantellinie anscheinend einfach, aus dicht stehenden Grübchen bestehend. Hinterende nicht erhalten. Sculptur unbekannt. Die einzige Eigenthümlichkeit, welche man bei WHITEAVES nicht erwähnt findet, ist die deutliche Einbiegung des Unterrandes vor der Mitte; da aber auf der Fig. 1 an dieser Stelle durch Schraffirung eine zum Unterrande ziehende Furche angegeben ist, so dürfte das Fehlen dieser charakteristischen Einbiegung Palaeontologischer Theil. 221 wohl nur der mangelhaften Erhaltung des Originalexemplars zu- zuschreiben sein. Auch die zweite Radialfurche erscheint ange- deutet, ebenso die eigenthümliche radiale, von concentrischen Linien gekreuzte Furchung auf dem vorderen Adductor, welche unser Exemplar auf beiden Muskeleindrücken aufweist. Unsere Art kann bei dem Fehlen einer breiten, Zähne tragen- den Schlossplatte keinenfalls zu Modiomorpha gestellt werden, sondern findet ihren Platz bei Soienopsis an der Seite von S. pelagica. Vermuthlich gehört zu ihr auch der von F. ROEMER a. a. O. abge- bildete unvollständige Steinkern von der Lustheide bei Refrath und das in Fig. 2b von GoLDFUss abgebildete Bruchstück. Ebenso halte ich es für möglich, dass Orthonota corrugata WHITEAVES nur ein beschaltes Exemplar unserer Art darstellt. Der Umriss stimmt wenigstens völlig überein. Was die »interrupted and more or less irregularly disposed corrugations, or narrow pro- minent ridges« betrifft, so kann diese unsere nur in Stein- kernen bekannte Art recht wohl besessen haben. WHITEAVES zeichnet selbst in der Abbildung von M. attenuata auf dem hinteren Theil schräge Striche, die man als Reste dieser Sculptur deuten kann, und die unregelmässigen erhabenen Anwachsstreifen des oberen Feldes, wie sie bei 8. pelagica auftreten, können sich bei so riesigen Exemplaren recht wohl zu unregelmässigen, dicht stehenden Rippen entwickeln. Jedenfalls sieht die ©. corrugata den von Harz abgebildeten Orthonota-Arten nicht ähnlich und gehört sicher nicht zu dieser Gattung. Ein zweites Exemplar der Art, welches bedeutend kleiner ist, als das abgebildete, habe ich im Universitätsmuseum zu Bonn gesehen. Dasselbe besitzt noch Reste der Schale, welche mit Anwachsstreifen bedeckt ist, die sich hinten bogig nach dem Schlossrande zu aufschwingen. Ob eine Kante wie bei $. pelagica vorhanden war, ist auch an diesem Stücke nicht zu entscheiden, da gerade hier die Schale fehlt. 399 Palaeontologischer Theil. Soleniden. Gattung: Palaeosolen HALL 1885. Taf. XVII. Die Arten, welche zu Harrv's für Orthonota siliquoidea auf- gestellter Untergattung Palaeosolen gehören, haben bis in die Einzelheiten das äussere Ansehen echter Solen-Arten. Die Schale ist langgestreckt, mit terminalen, nicht vorragenden Wirbeln, Schlossrand und Unterrand sind parallel oder fast parallel, ersterer stets gerade, letzterer zuweilen ganz schwach eingezogen, Vorder- und Hinterende klaffen weit. Dagegen sind Schlosszähne wenigstens bei P. costatus, dessen Erhaltung die Freilegung des Schlosses gestattete, sicher nicht vorhanden. Unter den Wirbeln liegt hier auf dem Schlossrande nur eine sehr schwache Längsleiste, die vermuthlich nur verdickter Schlossrand ist, sich nach hinten fortsetzt, und an welche sich eine kurze nach unten gerichtete Schwiele — wohl für den vorderen Adductor — anschliesst. Das Ligament lag äusserlich. Muskeleindrücke und Mantel- linie waren an den vorliegenden Sculptursteinkernen nicht zu beobachten. Die Schale scheint dicker gewesen zu sein als bei Solen, es lässt darauf die kräftige erhabene Sculptur von P. costatus schliessen. Eine Abtrennung von Solen erscheint demnach durchaus gerechtfertigt, obwohl es keinem Zweifel unterliegen kann, dass wir in diesen Formen thatsächlich die ältesten Soleniden vor uns haben, wenn auch eine Mantelbucht nach Analogie anderer palaeozoischer Desmodonten nicht vorhanden gewesen sein sollte. NEUMAYR’s Meinung, dass Palaeosolen mit Solenopsis zu vereinigen sein dürfte, kann ich Angesichts des Umstandes, dass die Schalen an beiden Enden deutlich klaffen, nicht als zutreffend erachten, ganz abgesehen von der typischen Solen-Gestalt aller hierher ge- hörigen Arten. Was die zeitliche Verbreitung der Gattung anbelangt, so sind sicher hierhergehörige Arten bisher nur aus dem Devon be- Palaeontologischer Theil. 223 kannt, und zwar ausser den nachstehend beschriebenen Arten nur P. siliquoideus HaLL. Was sonst aus palaeozoischen Schichten als Solen aufgeführt worden ist, dürfte meist zu Solenopsis gehören, abgesehen von zweifelhaften Resten, wie z. B. dem Solen? sp., den SALTER aus den Conglomeraten von Budleigh-Salterton be- schrieben hat. Palaeosolen costatus SANDBERGER sp. Taf. XVII, Fig. 1315. Solen costatus SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 252, Taf. 27, Bıaalalale;Enon d1850—586. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, an beiden Enden klaffend, mässig gewölbt, stark querverlängert, nach hinten all- mählich verbreitert, mit geradem Schloss- und Unterrande; Vorder- rand kurz abgerundet, Hinterrand senkrecht abgestutzt, mit Schloss- und Unterrande abgerundete Ecken bildend. Der kleine nicht über den Schlossrand vorspringende Wirbel liest am vorderen Ende. Unter ihm zieht sich bis etwa zur halben Schalenhöhe eine senkrechte innere Leiste oder Schwiele. Zähnchen unter dem Wirbel wurden nirgends beobachtet. Durch eine scharfe Furche, welche vom Wirbel diagonal über die Schale zur Hinterecke verläuft, wird die Schale in zwei etwas ungleiche Felder getheilt, welche auch in der Sculptur sich sehr verschieden verhalten. Das untere Feld trägt dem Unter- rande parallele, am Vorderrande aufgebogene Anwachsstreifen, welche auf manchen Exemplaren besonders nahe dem Unterrande zu förmlichen Rippen werden; unmittelbar hinter der Furche biegen dieselben um und verlaufen auf dem oberen Felde dem Hinterrande parallel, also im Allgemeinen senkrecht zum Unter- rande, in allmählich sich vergrössernden Abständen bis zum Schloss- rande. Auf diesem hinteren Felde ziehen ausserdem, wie an günstig erhaltenen Exemplaren zu beobachten, noch 1 oder 2 schwache divergirende Falten zum Hinterrande, ohne den Verlauf der Anwachsrippen indessen zu beeinflussen. Der schmale Schloss- rand ist abgeplattet und trägt randlich eine sehr feine Furche auf dem Steinkern. 994 Palaeontologischer Theil. Die Muskeleindrücke und die Mantellinie waren auf den vor- liegenden Sculptursteinkernen nicht zu beobachten. Die Angabe bei SANDBERGER: »das Schloss der einen Klappe, an welcher es erhalten erscheint, zeigt einen Zahn« beruht auf der irrigen Deutung des m Fig. Id dargestellten Bruchstücks. Dieses gehört ganz zweifellos nicht zu P. costatus, sondern stellt eine unvollständige rechte Klappe von Myophoria Proteus n. Sp. dar. Die auf Taf. XVIII gegebenen Ansichten des Vorderendes von P. costatus dürften die Beschaffenheit desselben zur Genüge er- läutern. Vorkommen: Im rheinischen Devon scheint P. costatus auf die unteren Öoblenzschichten von Singhofeu beschränkt zu sein; ausserhalb desselben kommt die Art im Quarzit des Dürrberges bei Würbenthal im Altvatergebirge vor, wie ein wenig günstig erhaltenes Exemplar beweist, das im Besitze des verstorbenen Herrn HALFAR war. Palaeosolen simplex MAURER sp. Tat ox0yı, 2Rie29,210: Solen simplev Maurer, Die Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 18. 1886. Die vorliegende Art erreicht stets nur eine bedeutend ge- ringere Grösse als P. costatus. Schloss- und Unterrand divergiren nicht wie bei letzterer, sondern verlaufen parallel, jedoch ist der Unterrand etwa in der Mitte ein wenig eingezogen. Der Wirbel liegt wiederum am vorderen Ende, und unter ihm bemerkt man die auch bei P. costatus vorhandene senkrechte Schwiele. Dicht unter dem Schlossrande zieht eine Leiste nach hinten. Die scharfe diagonale Furche von P. costatus fehlt; die Anwachsstreifen ver- laufen vom kurz abgerundeten Vorderrande parallel zum Unter- rande, in flache Bündel vereinigt, bis zur Diagonallinie der Schale, die meist nur durch die hier stattfindende Umbiegung markirt wird, und von hier, ganz erheblich abgeschwächt, sodass sie meist nur undeutlich zu erkennen sind, parallel mit dem senkrecht ab- gestutzten Hinterrande zum Schlossrande. Das Fehlen der scharfen Diagonalfurche, die schwachen Sculpturen des oberen Feldes lassen Palaeontologischer Theil. 225 im Verein mit der geringeren Grösse unsere Art leicht von P. costatus unterscheiden. Muskeleindrücke und Mantellinie wurden nicht beobachtet. Obwohl zweiklappige Exemplare mir nicht vorliegen, zweifle ich nach der Beschaffenheit der betreffenden Schalränder doch nicht, dass die Schale vorne und hinten klaffte, wie bei P. co- status. | Nahe verwandt ist P. siliquoideus Harn (Pal. N.-Y. V. 1, S. 483, Taf. 78, Fig. 33) aus der Hamilton group. Vorkommen: Nellenköpfchen bei Ehrenbreitstein, Conder- thal bei Winningen, untere Coblenzschichten. Geologische Landes- anstalt, Museum zu Halle, Sammlung der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Palaeosolen eifeliensis n. sp. Pat XV LER 1612: Aus den oberen Ooblenzschichten von Prüm besitzt die geo- logische Landesanstalt mehrere Exemplare eines feingestreiften Palaeosolen, welcher sich durch bedeutendere Grösse, die weit nach vorn gerückte Transversalfurche bezw. Einziehung des Unter- randes und den nicht senkrecht, sondern schräg abgestutzten Hinterrand von P. simplex deutlich unterscheidet. Mit P. costatus ist eine Verwechslung wegen der gänzlich abweichenden Sculptur unzulässig. Es liegt also zweifellos eine besondere Art vor, die sich zunächst an P. simplex anschliesst. Palaeosolen? sp. ind. Taf. XVIIL, Fig. 16. Aus der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bonn liegt mir vom Conderthal ein kleines Bruchstück einer Solen-ähn- lichen Muschel vor, welche sich durch den Besitz von drei diago- nalen Falten auf dem hinteren Theil der Schale auszeichnet, dabei jedoch, nach den geradlinigen Anwachsstreifen des unteren Feldes zu schliessen, nicht zu Leptodomus zu gehören scheint. Ver- gleichbar wäre etwa ÖOrthonota carinata CoNnRAD (Pal. N.-Y. V. Neue Folge. Heft 17. 15 226 Palaeontologischer Theil. 1, Taf. 78, Fig. 34, 35). Da der Wirbel fehlt, so ist die Zu- gehörigkeit zu Palaeosolen oder Orthonota nicht festzustellen. Das Stück stammt anscheinend aus den unteren Coblenzschichten. Grammysiiden. Gattung: Grammysia DE VERNEUIL. Taf. XIX— XXI. Die von DE VERNEUIL!) gegebene Gattungsbeschreibung lautet in etwas freier Uebersetzung wie folgt: »Schale gleichklappig, ungleichseitig, nicht klaffend, mit zwei sehr ungleichen Muskeleindrücken; Mantellinie hinten abgerundet und am grossen hinteren Muskeleindruck derart endend, dass ?/3 desselben ausserhalb bleiben; Ligament äusserlich, ziemlich ver- längert, in der Einsenkung des Schildchens; Oberfläche mit einer schrägen Transversalrippe, welche vom Wirbel zur Mitte des Unterrandes verläuft, und mit einigen concentrischen gerundeten Falten«. Der Typus der Gattung ist @. anomala GOLDF. — hamil- tonensis VERN. — bisulcata CONRAD, welche die Textfiguren 1 und 3 bei DE VERNEUIL darstellen, während Fig. 2, an der die Muskel- eindrücke und Mantellinie sichtbar sind, ein Steinkern aus dem Kalke von Nehou ist, für welchen ÖEHLERT später die Art @. cotentina aufstellte, welche sehr wesentlich von @. anomala abweicht. Die Diagnose DE VERNEUIL’s ist später von M’Cor ?) und HALL ?) erweitert worden. Der erstere fügte die wichtige Angabe bezüglich der Lunula hinzu und wies darauf hin, dass die Falten in der rechten Klappe öfter in der Mehrzahl vorhanden seien, der letztere dehnte die Grenzen der Gattung dadurch bedeutend aus, dass er den Transversalfalten eine generische Bedeutung absprach und demgemäss Formen unter Grammysia begriff, welchen diese 1) Bull. soc. geol. de France, 2me ser., t. IV, S. 696. 1847. 2) British Palaeozoie Fossils, II, S. 280. 1852. 3) Preliminary Notice S. 47, 1869, und Palaeontology of New-York V. 1, S.XXX. 1885. Palaeontologischer Theil. nal fehlen, und die man bis dahin zu anderen Gattungen zu rechnen gewöhnt war. Hart stellt vier Gruppen auf: cingulata, obsoleta, undulata und elongata. Von diesen zeichnet sich nur die erste Gruppe durch den Besitz deutlicher Transversalfalten aus, die übrigen haben entweder nur eine seichte umbono-ventrale Furche oder entbehren derselben ganz. Es ist nothwendig, auf diese Frage etwas näher einzugehen. Hau folgert die geringe Wichtigkeit der Transversalfalten daraus, dass dieselben bei ein und derselben Art sehr variabel seien — er spricht allerdings immer nur von einer »cineture« —, und aus einer Bemerkung auf S.48 der Preliminary Notice: »from its great variability in the typical species, it has not been consi- dered of true generic importance« geht hervor, dass diese Varia- bilität bei @. anomala — bisulcata CONRAD auftreten soll. Beim Betrachten der Abbildungen auf Taf. 54 des 5. Bandes von Harv’s grossem Werke, welche sämmtlich @. bisulcata darstellen sollen, und die in der That recht verschieden ausgebildete Trans- versalfalten besitzen, kann ich mich aber der Ueberzeugung nicht entschlagen, dass hier zweifellos mehrere verschiedene Arten vor- liegen. Denn die Unterschiede beschränken sich nicht allein auf die Rippen, sondern sie existiren auch in Bezug auf die sonstigen Sculpturen und vor Allem auch die Gestalt. Wenn Formen, wie z. B. Fig. 6, Fig. 7, Fig. 15 und Fig. 16 ein und derselben Art angehören sollen, dann kommen wir mit der Systematik wieder auf den Standpunkt vergangener Zeiten zurück. Nach meinen Erfahrungen an einem recht beträchtlichen Material von Grammy- sien muss ich es auf das Entschiedenste bestreiten, dass eine der- artige Variabilität der Transversalfalten innerhalb ein und der- selben Art vorkommt. Allerdings wechselt die Ausbildung der- selben innerhalb der Gattung sehr bedeutend, aber die einzelnen Typen erweisen sich, wie ja auch von vornherein zu erwarten ist, als recht constant und varliren nur in geringfügigen Einzel- heiten. Selbst bei den Formen, welche im erwachsenen Zustande nur noch eine Transversalfurche besitzen, findet man in der Jugend eine oder mehrere Rippen wenigstens in der Anlage vor- handen, die dann sehr bald obsolet werden. Formen aber, wie 19° 23938 Palaeontologischer Theil. 77 @. constrieta HALL, mit ihrer breiten flachen Transversalfurche, neben der auch in der Jugend keine Rippe auftritt, müssen von Grammysia getrennt werden — Harr hatte ursprünglich bei dieser Art auch die richtige Gattung Leptodomus mit Fragezeichen in Klammern beigefügt — und erst recht diejenigen Arten, bei denen, wie z. B. @. alveata, Transversalfalten völlig fehlen. Wenn man die Gattung Grammysia in Hatr’schem Sinne fasst, wird man sich bald überzeugen, dass eine scharfe Ab- grenzung überhaupt nicht mehr möglich ist, dass auch Allerisma, Leptodomus bezw. Cimitaria, Arten von Sanguinolites, Ouneamya, Myaeites u. s. w. dazu gezogen werden müssen, und man erhält ein Chaos von Formen, ım dem man doch wieder durch eine ganze Anzahl von Untergattungen, Gruppen, Sectionen Ordnung schaffen muss. Fasst man dagegen die Gattung Grammysia so, wie bisher üblich gewesen, und wie es auch hier geschehen ist, so ergiebt sich, dass dieselbe einen wohlbegrenzten natürlichen Formenkreis darstellt, dessen Glieder in allen wesentlichen Eigen- schaften übereinstimmen und sich als Ganzes deutlich von den nahe verwandten Gattungen abheben. Die Gattungsbeschreibung gestaltet sich mit den nach der Untersuchung des rheinischen Materials erforderlichen Ergänzungen wie folst: Schale ziemlich dick, gleichklappig bis auf die durch ver- schiedene Ausbildung der Transversalfalten in beiden Klappen bedingten Unterschiede, ungleichseitig, gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen kräftigen, mehr oder minder stark eingerollten Wirbeln. Vor diesen eine scharf begrenzte tiefe Lunula. Schlossrand gerade oder gebogen, mit vertieftem, beiderseits durch scharfe Kante be- grenztem Schlossfelde, in dem in einer Längsgrube das kräftige äussere Ligament liegt. Schlosszähne fehlen. In beiden Klappen verlaufen vom Wirbel zum Unterrande eine oder mehrere — bis vier — von Furchen begleitete Transversalrippen, welche in beiden Klappen entweder alterniren oder nicht. In letzterem Falle trifft also am Unterrande Rippe auf Rippe, Furche auf Furche. Bei manchen Arten werden die Rippen und zum Theil auch die Furchen früh obsolet, und nur eine Furche bleibt auch im Palaeontologischer Theil. 229 Alter deutlich. Die Entwicklung der Transversalfalten ist im Alter in beiden Klappen zuweilen, nicht immer, verschieden, indem z. B. die eine Klappe eine von Furchen begleitete Rippe, die andere nur eine Furche aufweist. Die sonstigen Sculpturen bestehen aus unregelmässigen Anwachsstreifen und wulstigen concentrischen Rippen. Die letzteren zeichnen sich oft durch eine gewisse Unregelmässig- keit ım Verlauf aus, werden häufig obsolet oder lösen sich im Alter in breite Bänder von Anwachsstreifen auf. Ausserdem tritt noch eine feine, aus zarten radialen Linien oder Körnchen- reihen bestehende Sculptur auf, welche, obwohl nur bei wenigen Arten beobachtet, der ganzen Familie der Grammysiiden eigen- thümlich zu sein scheint und grosse Aehnlichkeit mit derjenigen von Anatina besitzt. Der vordere Muskeleindruck ist eiförmig, etwas eingesenkt und liest dieht unter der Lunula, der hintere ist eirund oder schwach nierenförmig, grösser und flacher. Die Mantellinie ist einfach, besteht oft aus dichtgedrängten einzelnen Grübchen und tritt an den hinteren Muskeleindruck in seinem vorderen Drittel heran. Hülfsmuskeleindrücke nicht beobachtet. Die Gattung Grammysia hat eine zeitlich ziemlich ausge- dehnte Verbreitung. Die ältesten zur Zeit bekannten Arten liegen im russischen Untersilur, im Obersilur ist die Gattung durch mehrere Arten in Russland, Schweden, England, Canada ver- treten, darunter die altbekannte @. cingulata HısinGEr, während BARRANDE’s @.? praecox aus böhmischem Obersilur nicht daher gehört. Die grösste Artenzahl erreicht sie im europäischen und amerikanischen Devon, um dann ziemlich plötzlich zu ver- schwinden. Im rheinischen Devon geht sie über das untere Mitteldevon nicht hinaus, im amerikanischen oberen Mitteldevon lebt sie jedoch weiter und erlischt hier erst im unteren Ober- devon. Was aus jüngeren Schichten von HALL, MEER u. A. als Grammysia beschrieben worden ist, gehört zu anderen Gattungen. Aus dem rheinischen Devon sind im Nachstehenden 13 Arten aufgeführt. 230 Palaeontologischer Theil, 6rammysia Beyrichi BEusH. Taf, XXII, Fig. 1. Grammysia Beyrichi Beusnausen, Ueber einige Lamellibranchiaten des rhein. Unterdevon, Jahrb. d. Kgl. geol. Landes- anstalt f. 1888, S. 230, Taf. 4, Fig. 6a, 6b. 1889. Schale stark gewölbt, von abgerundet-rhomboidischem Umriss, mit sehr kräftigen, aufgeblähten, eingerollten, nach vorne gerich- teten Wirbeln, vor denen die grosse, scharf begrenzte tiefe Lunula. Schlossrand gerade, mit schmalem, scharf begrenztem, vertieftem Schlossfelde. Vorderrand unter der Lunula fast geradlinig schräg nach rückwärts ziehend, flachbogig in den Unterrand übergehend, letzterer im Allgemeinen dem Schlossrande parallel, etwas ein- gezogen, am Austritt der Transversalfurchen eingebogen, während die Transversalrippen vorspringen. Hinterrand in schrägem Bogen in Schloss- und Unterrand übergehend, mit letzterem eine abge- rundete Ecke bildend. Die Oberflächensculptur besteht in beiden Klappen zunächst aus zwei kielartigen, gleich hohen Transversalrippen mit einer Transversalfurche vor jeder. Die hintere Rippe trifft auf die Hinterecke der Schale und sondert ein eingedrücktes, steil zum Schloss- und Hinterrande abfallendes Feld ab. Die durch die hintere Transversalfurche von ihr getrennte gleich hohe vordere Rippe verläuft durch das fortschreitende Wachsthum schwach divergirend nach unten. Vor ihr liegt die etwas breitere vordere Furche, welche nach vorn scharf abgesetzt ist. Hervor- zuheben ist, dass die Rippen und Furchen in beiden Klappen nicht alterniren, sondern dass Rippe auf Rippe und Furche auf Furche trifft. — Die Vorderseite der Schale ist wie die Hinterseite zusammengedrückt, jedoch bedeutend schwächer, so- dass nur eine unbestimmte wulstige Kante mit breiter, flacher Depression davor die gewölbte Schalpartie von dem zusammen- gedrückten Vordertheil scheidet. Die übrige Schalsculptur besteht, soweit zu beobachten, aus ziemlich unregelmässigen, dachziegeligen, concentrischen Rippen, Palaeontologischer Theil. 251 die sich im Alter mehrfach theilen und bis an den Rand der vorderen Transversalfurche heransetzen. Hier sind zum Theil Andeutungen von knotigen Verdickungen vorhanden. Auf den Transversalfalten, die sie mit den entsprechenden Biegungen durch- setzen, tragen sie mehr den Charakter von Anwachsstreifenbündeln und verschwinden auf dem hinteren Felde völlıs, welches nur wenige entfernte, concentrische Furchen aufweist. Muskeleindrücke und Mantellinie sind nicht zu erkennen. @. Beyrichi ist am nächsten verwandt mit G. marginata, unterscheidet sich aber durch geringere Höhe der mehr querver- breiterten Schale, durch das stark eingedrückte hintere Feld und vor Allem dadurch, dass die vordere Transversalrippe so hoch ist wie die hintere, während die letztere bei @. marginata die viel schwächere vordere bedeutend überragt. Die beiden Arten bilden eine sehr charakteristische Gruppe. Vorkommen: Singhofen, untere Coblenzschichten. Nur das schöne Originalexemplar im Berliner Museum. Grammysia marginata GOLDFUSS sp. Taf. XXIII, Fig. 1, 2. Cardium marginatum Gouoruss, Petrefacta Germaniae II, S. 212, Taf. 141, Fig. 4. 1854—40. Trigonia? sulcata Goupruss mser., D’Arcnıac und DE Verneuır, On the fossils in the older deposits of the Rhenish Provinces, Trans. geol. Soe. of London, 2. series, vol. VI, pt. 2, S. 373 und 400, Taf. 37, Fig. 6. 1842. Grammysia lyra Maurer, Fauna des rechtsrhein. Unterdevon, S. 12. 1886. Schale quer-eiförmig, sehr ungleichseitig, mit aufgeblähten, vorragenden, über den Schlossrand eingekrümmten, weit vorn ge- legenen Wirbeln, vor welchen eine grosse tiefe Lunula. Schloss- rand gerade oder fast gerade, Vorderrand vorspringend, Hinter- seite schräg abgerundet, Unterrand geschwungen. Vom Wirbel verlaufen zur hinteren Hälfte des Unterrandes zwei durch eine Furche getrennte Transversalrippen, von denen die hintere kiel- artig hoch erhaben ist und nach vorne senkrecht abfällt oder sogar etwas überhängt, während die vordere weit niedriger ist. Hinter DBBE Palaeontolögischer Theil. der hinteren und vor der vorderen Rippe verläuft ausserdem noch u je eine flache Furche. Die Seulptur besteht vorne aus dachziege- lisen, ziemlich regelmässigen scharfen Rippen, welche sich aber Fig. 20. Grammysia margınata Gouor. sp. Linke Klappe aus den oberen Coblenzschichten von Prüm. Geologische Landesanstalt. an der vorderen Furche, wenigstens im Alter, bereits in Bündel unregelmässiger erhabener, rippenförmiger Anwachsstreifen auf- lösen, welche den übrigen Theil der Schale bedecken und nur am vorderen Abfall der hinteren Transversalrippe noch einmal mehr regelmässige Rippenform annehmen, aber auch nur in jüngeren Stadien Auf dem durch eine breite stumpfe, zur Hinterecke zie- hende Kante abgetrennten steileren hinteren Schalenfelde sind nur Ye Palaeontologischer Theil. 233 Anwachsstreifenbündel vorhanden. Längs des Schlossrandes liegt das scharf eingesenkte Schlossfeld. Während die Grammysien des rheinischen Unterdevon sonst leider fast stets als Sculptursteinkerne erhalten zu sein scheinen, liegen mir von dieser Art eine Anzahl echte Steinkerne vor, welche es gestatten, auch die inneren Charaktere zu studiren. Der vordere Muskeleindruck, von eiförmiger Gestalt, liest dicht unter der Lunula und ist flach eingesenkt, der mehr rundliche ganz flache längsgefurchte hintere Muskeleindruck liest auf der Grenze des hinteren Schalenfeldes, so zwar, dass der grösste Theil auf dasselbe fällt. Die auf dem einen Steinkern doppelt vorhan- dene Mantellinie stellt nicht eine einfache Linie dar, sondern be- steht aus eng an einander gereihten Grübchen, welche auf dem Steinkern als Höckerchen hervortreten. Die Dicke der Schale betrug durchschnittlich mindestens ein Millimeter, am Wirbel, am Schlossrande und in der Umgebung der Lunula dagegen mindestens 3—4 mal so viel. Die Untersuchung zusammengehöriger Steinkerne und Hohl- drücke ermöglichte es, die Beziehungen von Trigonia? sulcata (Steinkern) und Cardium marginatum (Abdruck bezw. Sculptur- steinkern) aufzuklären. Die Grammysiennatur der letzteren Art war übrigens von Herrn FR. MAURER bereits vermuthet worden (Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, S. 41). — Die von dem genannten Forscher beschriebene @. /yra ist ein stark verquetschtes Bruchstück von @. marginata, wie ich mich durch Untersuchung des Originalexemplars überzeugen konnte. G. marginata ist sowohl in Steinkernen wie Abdrücken durch die kielartige hohe hintere und die schwache vordere Rippe leicht kenntlich. Vorkommen: Vallendar, Gemünd bei Daun, untere Coblenz- schichten; Mühlbach bei Rhens, Coblenzquarzit; Ems, Michelbach, Niederlahnstein, Laubach, Prüm, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. 234 Palaeontologischer Theil. Grammysia nodocostata HALL var. eifeliensis. Taf. XXIII, Fig. 3, 4. Grammysia nodocostata Hıuı, Preliminary Notice, S. 50. 1869. » » » Pal. N.-Y. V.1, 8.360, Taf. 55, Fig. 1-11; Taf..57, Kap. 8.. 1885. Aus den unteren Ooblenzschichten von St. Johann liegen mir zwei zweiklappige Exemplare einer Grammysia vor, welche ich von @. nodocostata nicht zu trennen vermag, und mit denen ein Steinkern von Gemünd bei Daun ident sein dürfte. Die Exem- plare haben Aehnlichkeit mit @. marginata, unterscheiden sich aber dadurch, dass die hohe, überhängende hintere Rippe bei ihnen nicht entwickelt ist, vielmehr besitzen sie hinter der vorderen Rippe Fig. 21. Grammysia nodocostata var. eifeliensis. Ansicht eines unvollständigen ausgebrei- teten zweiklappigen jungen Exemplars.. St. Johann a. Kyll, untere Coblenz- schichten. Marburger Museum. nur einen stumpfen, gerundeten Kiel, von dem die Schale steil zum Schlossrande abfällt, während bei @. marginata dieser Kiel, allerdings schwächer entwickelt, hinter der hohen Rippe liegt und zum Vorderrande des hinteren Adductors verläuft. Palaeontologischer Theil. 235 Die Transversalsculptur besteht bei unserer Form, abgesehen von dem erwähnten Kiel, in jeder Klappe aus einer von zwei Furchen begleiteten Transversalrippe, von denen die der rechten vor die der linken fällt. Von den Furchen ist nur eine jeweils scharf ausgeprägt, und zwar in der linken Klappe die vor der Rippe gelegene, in der rechten Klappe die hinter derselben ge- legene. Ausser der Hauptrippe strahlen vor und hinter der- selben noch mehrere schwächere vom Wirbel aus, welche aber schon sehr früh völlig obsolet werden, im Alter nie mehr vor- handen sind. Zu dieser Transversalsculptur tritt nun noch die aus unregel- mässigen bündelförmigen Anwachsstreifen und vor der Haupt- Transversalrippe aus scharfen, dachziegeligen Rippen bestehende concentrische. Durch die Kreuzung derselben mit den Trans- versalrippen werden diese zu Knotenreihen umgewandelt, wie dies die Textabbildung deutlich zeigt. Als Knoten sind die con- centrischen Rippen auch noch an der Vorderseite des oben er- wähnten Kiels zu beobachten, auf seiner Hinterseite und nach dem Schlossrande zu dagegen nur Bänder von Anwachsstreifen. Die charakteristische feine Radialsculptur der Grammysiiden ist in Gestalt sehr feiner Körnchenreihen mehrfach zu beobachten. Das Schlossfeld ist deutlich entwickelt. Inneres unbekannt. Die Uebereinstimmung dieser Form: mit der @. nodocostata des amerikanischen oberen Mitteldevon ist eine sehr weitgehende. Nur einzelne mehr zurücktretende Unterschiede sind vorhanden. So ist besonders die Entwicklung der Transversalrippen bezw. der sie begleitenden Furchen und des Diagonalkiels schärfer als es nach Harr’s Abbildungen bei der amerikanischen Form der Fall ist. Es scheint mir daher, dass die ältere rheinische Form von der jüngeren amerikanischen Art nicht specifisch verschieden ist, und ich werde den einzelnen Abweichungen dadurch gerecht, dass ich die erstere als var. eifeliensis der amerikanischen Art gegenüberstelle. Das Verhältniss der beiden Formen ist das gleiche wie bei @. anomala. Marburger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und WULF. 236 Palaeontologischer Theil. Grammysia Johannis n. sp. Taf 2X Biespleie Schale wenig querverlängert, gewölbt, mit weit vorn gelegenen, eingerollten Wirbeln, stark gebogenem Schlossrande und scharf abgesetztem, steilem hinteren Felde. In der rechten Klappe ver- läuft zur Mitte des Unterrandes eine von zwei Furchen begleitete Transversalrippe, in der linken Klappe ist nur die vordere Furche vorhanden, die in der Jugend erkennbare, schwach angedeutete Grammysıa Johannis n. sp. Linke, in der Richtung vom Wirbel zum Unter- rande verdrückte Klappe. St. Johann. Breslauer Museum. Rippe, sowie die hintere Furche verschwinden bald völlig. Die Sculptur besteht aus Anwachsstreifen, welche in der Furche der linken Klappe abwärts gebogen erscheinen, und wulstigen Rippen, welche schon früh mehr und mehr in breite Bündel von unregel- mässigen Anwachsstreifen übergehen. Sie verschwinden zuerst hinter den Transversalfalten. Die charakteristische Beschaffenheit der Sculptur, besonders das Auftreten nur einer Transversalfurche in der linken Klappe, machen die Art leicht kenntlich. Vorkommen: St. Johann a. Kyll, untere Coblenzschichten; Prüm, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Aachener, Breslauer und Mar- burger Museum, Sammlung der Herren FOLLMANN und FREcH. Palaeontologischer Theil. 237 Grammysia anomala GOLDFUSS sp. var. rhenana. Taf. XXI, Fig. 8-10. Pholadomya anomala Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 272, Taf. 157, Fig. 9. 1834—40. Grammysia bisulcata Coxran bei Havı, Palaeontology of New-York, vol. V, pt. 1, Lamellibranchiata II, S. 359, Taf. 54, 56, 95. 1885. Daselbst die übrigen Citate. » Hamiltonensis pe Verneumt, Bull. de la Soc. geol. de France, 2m® ser., vol. IV, $. 696, 697, Fig. 1, 3. 1847. » hamiltonensis aut. z. Th. Cypricardia Hessüi Sreinıscer, Geogn. Beschreibung der Eifel, S. 52, Taf. 3, Fio. 6a, 6b. 1853. Schale sehr ungleichseitig, bucklig gewölbt, mit weit vorn liegenden, über den Schlossrand eingerollten Wirbeln, vor denen eine scharf ausgeschnittene, tiefe Lunula. Schlossrand lang, ge- rade oder doch nur ganz wenig gebogen, mit scharf abgesetztem vertieften Schlossfelde und äusserer Ligamentfurche. Vorderrand von der Lunula ab zurückgebogen, Unterrand bogig, mit hervor- tretender Rippe und Einbiegung für die begleitenden Furchen, Hinterrand schräg abgestutzt, etwas bogig verlaufend und breit abgerundet, ohne Ecke in den Unterrand übergehend. Die wenig gebogene Transversalrippe wird von zwei etwa gleich breiten Furchen begleitet und trifft den Unterrand wenig hinter der Mitte. Die Sculptur besteht zunächst aus Anwachsstreifen, welche an der Transversalrippe ihre Richtung ändern, sodass hier ein flacher, nach oben offener stumpfer Winkel entsteht. An einer vom Wirbel zum Hinterende verlaufenden Linie biegen sie breit- "bogig nochmals um und streben steil rückwärts gewandt dem Schlossrande zu, ohne dass eine deutliche Kante das hintere Schal- feld abgrenzte. In den Transversalfurchen erscheinen die Ans wachsstreifen zurückgebogen. Auf den Bündeln von Anwachs- streifen liegen gedrängte, grobe, concentrische, dachziegelige Rippen, welche in den Transversalfurchen obsolet werden und hinter denselben bis zum Abfall nach dem Hinterrande fort- setzen. Ihr Verlauf weicht zuweilen auf kurze Strecken etwas von dem der Anwachsstreifen ab. Dicht vor der ersten Trans- 238 Palaeontologischer Theil. versalfurche gabeln sie sich in jüngerem Stadium meist, bezw. es schiebt eine neue, kurze, oft knotenförmige Rippe sich zwischen je zwei ein. Auf der Transversalrippe bilden sie schräg stehende breite Knoten, deren Richtung gegenüber den vorderen und hin- teren Rippenstücken als diagonal bezeichnet werden kann. Im Alter macht die scharfe Berippung mehr und mehr der Ausbil- dung erhabener Bänder von unregelmässigen, gröberen und feineren Anwachsstreifen Platz. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. Die vorliegende Form, die einzige im rheinischen Unterdevon, welche auf die echte G. anomala oder hamiltonensis bezogen werden kann und wohl als deren Stammform zu betrachten ist, unterscheidet sich von der jüngeren amerikanischen Art durch ihre unregelmässigere und gedrängtere Berippung; ich habe sie daher als var. rhenana jener gegenübergestellt. Ihre Unterschiede von den verwandten rheinischen Arten ergeben sich aus der Be- schreibung oder sind bei jenen aufgeführt. Vorkommen: In der obigen Begrenzung ist die Art mir zur Zeit sicher nur von Daleiden aus den oberen Coblenzschichten bekannt, wahrscheinlich aber auch am Nellenköpfchen ın den unteren Coblenzschichten vorhanden. Geologische Landesanstalt (u. A. STEININGER’s Exemplare). Grammysia irregularis n. sp. Taf. XX, Fig. 2—4. Grammysia hamiltonensis aut. z. Th. Schale sehr ungleichseitig, querverlängert, mit sehr weit vorn gelegenen, über den Schlossrand eingerollten Wirbeln. Schlossrand stark gebogen, unmerklich in den Hinterrand übergehend. Vorderrand unter der grossen, scharf begrenzten, tiefen Lunula stark rückwärts gebogen, bogig in den mässig ge- schwungenen Unterrand übergehend, der am Austritt der beiden Transversalfurchen etwas eingezogen ist, während die Rippe herausspringt, und mit dem Hinterrande eine abgerundete Ecke bildet. Zu dieser verläuft von den Wirbeln eine breite stumpfe Palaeontologischer Theil. 239 Kante, welche ein schmales, steiler abfallendes hinteres Feld von dem gewölbten Haupttheil der Schale sondert. Vom Wirbel nach dem Unterrande zieht sich eine flach-bogige, jederseits von einer Furche begleitete Kippe, welche den Unterrand hinter der Mitte erreicht. Die vordere Furche ist stärker ausgeprägt als die hintere. Die Sculpturen bestehen aus Bündeln von feinen und gröberen Anwachsstreifen, welche an der Transversalrippe mit der durch Furchen und Rippe bedingten Hin- und Herbiegung unter einem sehr flachen stumpfen Winkel umbiegen, an der hinteren Kante bogig nochmals umbiegen und steil rückwärts - gewendet dem Schloss- bezw. Hinterrande zustreben. Auf diesen Bündeln liegen in der Jugend vor und hinter den Transversalfalten, später nur vor denselben scharfe, entfernt stehende, mit dem Verlauf der Anwachsstreifen nur zum Theil übereinstimmende Rippen, welche die vordere Furche nur zum Theil erreichen. In den Transversalfurchen sieht man nur die Anwachsstreifen, die Transversalrippe trägt in der Jugend breite, den Rippen ent- sprechende Knoten, die bei zunehmendem Alter verschwinden, ebenso wie die Rippen hinter den Transversalfalten, wo gleichfalls nur die flachen Anwachsstreifen- Bänder vorhanden sind. Auf dem hinteren Felde sind nur Anwachsstreifen vorhanden. — Das Schlossfeld ist schmal. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht zu beobachten. Die vorliegende Art unterscheidet sich von @. anomala, der sie in Bezug auf den Verlauf der Sculptur ziemlich nahe steht, durch den stark gebogenen, nicht wie bei dieser Art fast geraden Schlossrand und die entfernt stehenden scharfen Rippen. Von @G. ovata entfernt sie sich durch die nicht gleichsinnig: verlaufende, sondern an der Transversalrippe winklig gebrochene Sculptur und die demgemäss abweichende Gestalt der Schale, deren grösste Höhe ausserdem mehr nach hinten gerückt ist. G. expansa kommt wegen der früh obsolet werdenden Transversalfalten, der nach hinten mehr verbreiterten Schale mit fast geradlinigem Unterrande und wegen des Fehlens der entferntstehenden scharfen concentri- schen Rippen gleichfalls nicht in Betracht. 240 Palaeontologischer Theil. Vorkommen: Eckfeld bei Manderscheid, Siegener Grau- wacke; Conderthal b. Winningen, Nellenköpfchen b. Coblenz, Daaden, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Göttinger und Marburger Museum. Grammysia ovata SANDBERGER. Taf. XIX, Fig. 1-4; Taf. XXIL, Fig. 2. Grammysia ovata SANDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensyst. in Nassau, S. 266, Taf. 28, Fig. 2, 2a, 2b. 1850-56. hamiltonensis aut. z. Th. non! Grammysia Hamiltonensis DE VERNEUIL. non! » ovata Harn 1885. Schale sehr ungleichseitig, bucklig gewölbt, mit weit vorn liegenden, kräftigen, vorspringenden, über den Schlossrand einge- rollten Wirbeln, vor welchen eine scharf eingeschnittene, tiefe Lunula. Schlossrand lang, gebogen, Vorderrand von der Lunula ab schräg zurückgebogen, Unterrand flachbogig, mit den Trans- versalfurchen entsprechender Einziehung, Hinterrand schräg bogig vom Schlossrande abwärts ziehend, mit dem Unterrande eine abge- rundete Ecke bildend. Eine stumpfe vom Wirbel zur Hinterecke verlaufende Kante trennt ein abgeplattetes, steil zum Schloss- und Hinterrande abfallendes Feld von dem gewölbten Haupttheil der Schale ab. Vom Wirbel zum Unterrande verläuft in jeder Klappe eine deutliche, jederseits von einer Furche begleitete Rippe, welche den Unterrand hinter der Mitte trifft. Ob Rippen und Furchen in beiden Klappen am Unterrande alterniren, habe ich bei dem Mangel zweiklappiger Exemplare nicht feststellen können. Die sonstige Sculptur besteht aus feinen, ziemlich regelmässigen, oft etwas bündelförmigen concentrischen Streifen und groben, dachziegeligen, ziemlich gleichmässige Abstände innehaltenden concentrischen Rippen, die in den Furchen obsolet sind, bezw. an ihnen aufhören, auf der Transversalrippe als flache Knoten er- scheinen und hinter der letzten Furche wieder, aber oft ver- schoben, auftreten. Auf dem hinteren Felde sind nur Bündel von Anwachsstreifen vorhanden. Diese Rippen, welche sich auch hier und da spalten können, gehen mit zunehmendem Alter mehr und Palaeontologischer Theil. 241 mehr in Bündel grober, unregelmässiger Anwachsstreifen über, die Transversalrippe wird völlig obsolet, und ganz alte grosse Exemplare zeigen dann das in Fig. 4 wiedergegebene Bild. Längs des Schlossrandes verläuft die ein schmales ver- tieftes Schlossfeld abschnürende Kante, unter welcher die kürzere tiefe äussere Ligamentfurche liegt. Muskeleindrücke und Mantellinie waren an den vorliegenden Exemplaren nicht zu beobachten. Es unterscheidet sich diese Art von der echten @. anomala durch den gebogenen, keineswegs als »nearly straight« zu be- zeichnenden Schlossrand, ferner durch den gleichsinnigen Verlauf der Berippung. Bei @G. anomala bildet die Richtung der con- centrischen Rippen vor und hinter der Transversalrippe einen stumpfen Winkel, und die auf der Rippe selbst stehenden Knoten liegen etwa in der Diagonale der beiden Richtungen. Demgemäss ist auch der Unterrand ebenso geknickt, und die Stelle, an der die Rippe austritt, bezeichnet die grösste Höhe der Schale. Bei @. ovata ist die Richtung der Rippen vorne und hinten sowie der Knoten auf der Transversalrippe, wie bereits angegeben, durchaus gleichsinnig, der Unterrand demgemäss nicht geknickt, sondern flachbogig, im Alter sogar stark eingezogen, und die grösste Höhe der Schale liegt nicht am Rippenaustritt, sondern dicht hinter den Wirbeln. Ich bezweifle sehr, dass Haur’s theilweise recht abweichende Formen zur Darstellung bringende Abbildungen alle auf @. anomala bezogen werden können, da sowohl die Fig. 1 und 3 von DE VERNEUL!) (Fig. 2 stammt aus französischem Unterdevon von Nehou — @. cotentina ÖEHLERT 1881) wie die Fig. 11 auf Taf. III! der Bronn’schen Lethaea, 3. Aufl. (Fig. 4 auf Taf. 24 in ROEMER, Lethaea palaeozoica, stellt wohl dasselbe Exemplar dar) und auch von HarL gesandte, mir vorliegende Exemplare der @. anomala in den oben als Unterschied: gegenüber G@. ovata bezeichneten Merkmalen durchaus übereinstimmen. Die Abbildung bei GoLpruss (Taf. 157, Fig. 9) zeigt zwar regelmässiger ver- 1) Bull. de la Societe geol. de France, 2me ser. vol. IV, S. 696, 697. 1847. Neue Folge. Heft 17. 16 242 Palaeontologischer Theil. laufende Sculpturen, allein da sie keine Spur der scharfen, die tiefe Lunula begrenzenden Kante angiebt, sondern die Rippen in die Lunula hineinsetzen lässt, so liegt der Gedanke an ungenaue Zeichnung sehr nahe. Die Unterschiede von @. ovata gegenüber den übrigen mit einer Transversalrippe und zwei begleitenden Furchen gezierten Arten des rheinischen Unterdevon sind bei diesen hervorgehoben. Die von F. RoEMER auf Taf. 17, Fig. 1 in Band XVII der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. bezw. Taf. 1, Fig. 1 in der Geologie von Oberschlesien aus dem Quarzit des Dürrberges im Altvatergebirge abgebildete Form ist wohl zweifellos auf @. ovata zu beziehen. Die mir vorliegenden Exemplare des Breslauer Museums weisen keine nennenswerthen Verschiedenheiten gegen- über dieser Art auf. Ein Exemplar ist auf Taf. XXII, Fig. 4 abgebildet. Die anscheinend grössere Breite am Hinterende bezw. der steiler gestellte Hinterrand sind Folge der Verdrückung (das Stück ist plattgedrückt).. Dagegen gehört die von F. ROEMER a. a. OÖ. in Fig. 2 abgebildete Form sicher zu @. abbreviata. Vorkommen: @. ovata ın der hier angenommenen Be- grenzung ist anscheinend auf das tiefere Unterdevon beschränkt; sie liest mir vor von Watzel unweit Kesslingen a. d. Ahr, wahr- scheinlich Siegener Grauwacke; ferner aus den unteren Coblenz- schichten von Singhofen, St. Johann a. Kyll, Gemünd bei Daun und dem Nellenköpfchen bei Coblenz. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn FOLLMANN. 6rammysia expansa n. sp. Taf. XIX, Fig. 5; Taf. XXIL, Fig. 3. Cypricardia Hamiltonensis Steinineer, Geogn. Beschreibg. d. Eifel, S. 52, Taf. 3, Fig.7b. 7a?? 1853. Schale sehr ungleichseitig, nach hinten verbreitert, mit über den Schlossrand eingerollten, nach vorn gerichteten Wirbeln, vor welchen eine grosse Lunula. Die Schale ist flacher gewölbt als bei @. ovata und der Uebergang in das hintere, steiler ab- Palacontologischer Theil. 243 fallende Feld allmählicher, ohne deutliche Kante. Vom Wirbel zum Unterrande verläuft — mehr bogig als bei @. ovata — eine schwache breite Rippe mit zwei schmalen begleitenden Furchen. Die Rippe nimmt rasch an Breite zu und wird bald äusserst flach, sodass sie auf den ersten Blick gar nicht vorhanden zu sein scheint. Während die vordere Furche schmaler bleibt und sich gleichfalls stark verwischt, geht die hintere in eine breitere sehr flache De- pression über. Die Sculptur besteht in der Jugend neben den feinen Anwachsstreifen aus gedrängten, unregelmässig verlaufenden dachziegeligen Rippen, welche auch durch die Transversal- furchen setzen. Mit zunehmendem Alter geht die Sculptur in breite flache Bänder von Anwachsstreifen über, welched urch Furchen getrennt sind, und auf denen sich vor den Transversal- falten noch dachziegelige, bald obsolet werdende concentrische Rippen befinden. Bei weiterem Wachsthum wird die Sculptur immer feiner. Mantellinie und Muskeleindrücke nicht zu beobachten. Es unterscheidet sich die Art leicht durch ihre nach hinten verbreiterte flache Schale, deren grösste Höhe halbwegs zwischen Wirbel und Hinterecke liegt, sowie die schwache Transversal- sculptur und die schon früh als Bänder von Anwachsstreifen auftretende concentrische Sculptur. Vorkommen: Ehlenz bei Bitburg, St. Johann a. Kyll, Nellenköpfchen, untere Coblenzschichten; Niederlahnstein, obere Coblenzschichten. Untere Coblenzschichten der Daadener Ley? — Geologische Landesanstalt (STEININGER’s Exemplare), Samm- lung des naturhist. Vereins zu Bonn und des Herrn FOLLMANN. Grammysia prumiensis n. sp. Taf. XXI, Fig. 2,4; Taf. XXII, Fig. 6, 7. Die vorliegende Art steht der @. expansa recht nahe, unter- scheidet sich von ihr aber dadurch, dass die Gestalt mehr in die Quere verlängert ist, und dass die Transversalfurche, welche wie bei jener Art aus einer schon in früher Jugend obsolet werdenden 16* 244 Palaeontologischer Theil. Rippe mit zwei begleitenden Furchen hervorgeht, in der rechten Klappe dem Vorderende mehr genähert ist als bei jener Art. Während sie bei @. expansa den Unterrand in oder sogar etwas hinter der Mitte erreicht, trifft sie bei @. prumiensis ın allen Fällen vor der Mitte auf denselben. Dadurch gewinnt der hinter der Fig. 23. er Grammysia prumiensis n. sp. Steinkern einer linken Klappe aus unteren Coblenz- schichten von Winningen. Marburger Museum. Furche gelegene Schalentheil bei @. prumiensis beträchtlich an Ausdehnung gegenüber demjenigen von @. expansa, und die Schale erscheint stärker ungleichseitig. Die concentrischen Sculpturen bestehen aus unregelmässigen, gröberen und feineren gebündelten Anwachsstreifen und wulstigen Rippen, die im Alter jedoch schon vor der Transversalfurche als solche aufhören; in der Jugend setzen sie noch bis jenseits derselben fort, vermehren sich vor der Furche auch öfter durch Einschiebung, wie bei @. anomala. Das auf Taf. XXI abgebildete Exemplar zeigt ausserdem sehr deutlich die charakteristische feine Radialsculptur. Von @. abbreviata unterscheidet sich unsere Art durch die abweichende Entstehung und Beschaffenheit der Transversalfurche Palaeontologischer Theil. 245 und die nach hinten nicht verschmälerte, sondern eher verbreiterte, mehr nach hinten ausladende Gestalt der Schale. Vorkommen: Bonsbeuren, Winningen, untere Coblenzschich- ten; Daleiden, Prüm 1) (GREBE leg.), obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner und Marburger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Grammysia inaequalis n. sp. Taf. XXI, Fig. 1. Schale querverlängert, ungleichseitig, mit vor der Mitte ge- legenen, eingerollten Wirbeln. Schlossrand lang, wenig gebogen, mit scharf begrenztem, vertieftem Schlossfelde. Vor den Wirbeln grosse Lunula. Vorderrand stark bogig vorspringend, Unterrand flachbogig, Hinterrand ziemlich steil zum Schlossrande aufgebogen. Vom Wirbel zur Mitte des Unterrandes zieht in der rechten Klappe eine breite, flache, von zwei flachen Furchen begleitete Transversalrippe, in der linken Klappe ist nur eine vor der Mitte auf den Unterrand treffende Furche vorhanden, welche vor die vordere Furche der rechten Klappe fällt. Die Sculptur besteht neben Anwachsstreifen aus wulstigen, concentrischen, dachziegelisen Rippen, welche in den Furchen oft obsolet werden und hinter der Furche der linken bezw. der hin- teren Furche der rechten Klappe oft nicht fortsetzen, sondern neu t) Das Breslauer Museum besitzt eine kleine Anzahl von Stücken mit der Bezeichnung »Lambertsberg SSW. Prüm«. Darunter befindet sich ein Exemplar von Grammysia cf. prumiensis, ferner Orihonota undulata Coxzan, Goniophora carinata Harn bezw. Leptodomus Barroisi ohne die unregelmässigen Wülste und Paracyclas tenuwis Hau oder P. marginata. Da das Gestein fremdartig aussieht, auch kleine Brachiopoden — z. B. ausserordentlich fein und regelmässig ge- rippte Chonetes — nicht zu den rheinischen Formen stimmen wollen, so trage ich Bedenken, die Stücke als Bürger der rheinischen Fauna aufzuführen, möchte vielmehr annehmen, dass vielleicht bei dem Händler, von dem sie herrühren, eine Etikettenverwechslung vorgekommen ist und es sich um amerikanische Stücke handelt. Uebrigens besitzt auch das Museum des naturhistorischen Vereins zu Bonn einen Hohldruek von O. undulata mit der Etikette »Coblenz«. Das Gestein dieses Stückes erinnert noch mehr an das amerikanische obere Mittel- devon. 246 Palaeontologischer Theil. auftretenden, schmaleren, bezw. etwas verschobenen Rippen Platz machen. Im Ganzen ist die Berippung hinter den Falten enger als vor ihnen. Gabelung von Rippen bezw. Einschiebung von neuen kommt vor und hinter den Falten vor. Auf dem zum Schloss- bezw. Hinterrande abfallenden Felde sind die Wulstrippen als solche nicht mehr vorhanden. Durch die mehr querverlängerte Gestalt und die abweichende Sculptur unterscheidet sich die vorliegende Art von der gleich- falls nur eine Transversalfurche in der linken Klappe besitzenden @. Johannis auf den ersten Blick. Vorkommen: Ysenburg, Bendorf, Siegener Grauwacke. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Grammysia abbreviata SANDBERGER. Taf. XX, Fig. 5, 6; Taf. XXI, Fig. 5. Grammysia abbreviata SAnDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensyst. in Nassau, S. 266, Taf. 28, Fig. 3. 185056. » Hamiltonensis ve Vern. var. F. Rormer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XVII, 8:53 Taf. 17, Fig. 2. 1865. Schale ungleichseitig, querverlängert, gewölbt, mit weit nach vorn gelegenen, eingerollten Wirbeln und scharf begrenzter Lunula darunter, ohne deutlich abgesetztes, steiler abfallendes hinteres Fig. 24. Grammysia abbreviata Sanpe. Ansicht einer linken Klappe von oben. Singhofen. Marburger Museum. Schalfeld. Schlossrand lang, ziemlich gerade, Vorderrand kurz rückwärts abgerundet, Unterrand flachbogig, Hinterrand breit ab- gerundet. Vom Wirbel zum Unterrande zieht sich in jeder Klappe Palaeontologischer Theil. 247 eine scharf ausgeprägte Transversalfurche, so zwar, dass die der linken Klappe vor die der rechten fällt. Letztere erreicht den Unterrand etwas vor der Mitte, erstere am Ende des ersten ‚Drittels der Gesammtlänge. | Bei recht gut erhaltenen Exemplaren bemerkt man vor der Transversalfurche in der rechten und hinter ihr in der linken Klappe oft noch schwache Andeutungen einer Transversalrippe und einer vorderen bezw. hinteren Transversalfurche. Die Furchen verursachen eine Einziehung des Unterrandes. Die Sculptur besteht aus breiten erhabenen Bändern unregel- mässiger, gröberer und feinerer Anwachsstreifen. Vor der Trans- versalfurche treten ausserdem wulstige, concentrische, verhältniss- mässig regelmässige dachziegelige Rippen auf, die jedoch über die Furche nur in der Jugend hinübersetzen. Ein schmales, vertieftes Schlossfeld mit äusserer Ligament- furche ist scharf abgesetzt. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. Zu Grammysia abbreviata gehört auch die von F. RoEMER aus dem Q@uarzit des Dürrberges bei Würbenthal im Altvater- gebirge a. a. O. beschriebene Grammysia-Form mit einer trans- versalen Furche. Der verstorbene A. HALFAR, dessen aus- dauernden Forschungen die Wissenschaft die Entdeckung dieses Fundpunktes im angeblichen krystallinischen Urgebirge verdankt, hatte die Liebenswürdigkeit, mir die in seinem Privatbesitz be- findlichen Exemplare der fraglichen Form zur Verfüsung zu stellen. Die Untersuchung ergab, dass eine vollkommene Ueber- einstimmung mit der rheinischen Art besteht. Namentlich sind auch an verschiedenen Exemplaren schwach angedeutet die Trans- versalrippe und vordere bezw. hintere Furche gleichfalls zu be- obachten. Vorkommen: Singhofen, Vallendar, Gemünd bei Daun, Erbesbach bei Bertrich, Winningen bei .Coblenz, St. Johann? untere Coblenzschichten. Quarzite südlich Kaltenholzhausen bezw. Kirberg (Blatt Kettenbach). Die Annahme E. Kayser’s (Erläu- terungen zu Blatt Schaumburg, S. 11, Fussnote), dass die Quarzite der Blätter Kettenbach und Eisenbach, in denen Spörifer micro- 248 Palaeontologischer Theil. pterus und Rensselaeria strigieeps vorkommen, nicht dem .petro- graphisch ähnlichen Coblenzquarzit zu vergleichen seien, sondern der unteren Coblenzstufe angehörten, wird durch das Vorkommen unserer, den bisherigen Erfahrungen nach auf das tiefere Unter- devon beschränkten Art nur bestätigt. Geologische Landesanstalt, Berliner, Göttinger, Marburger Museum, Sammlung d. Vereins f. Naturkunde zu Wiesbaden und des Herrn FOLLMANN. Grammysia obscura n. sp. Taf. XXI, Fig. 3; Taf. XXI, Fig. 4, 5. Schale von sehr charakteristischer Gestalt, verkehrt-eiförmig, sehr ungleichseitig, gewölbt, mit weit vorn liegenden eingerollten Wirbeln und tiefer Lunula. Vorderrand spitz beilförmig, stark vorspringend, Schlossrand gebogen, Unterrand stark geschwungen, Hinterende breit abgerundet. Ein deutlich abgesetztes steileres hinteres Schalenfeld nicht vorhanden. Vom Wirbel verläuft zum Unterrande in jeder Klappe eine Transversalfurche, deren Vorder- rand sich zuweilen rippenartig verdicken kann. Die Furche der linken Klappe fällt anscheinend vor die der rechten. Die Sculptur besteht aus flachen Bündeln von etwas unregel- mässigen, ziemlich feinen Anwachsstreifen, grobe Rippen fehlen. Schlossfeld scharf eingesenkt. Vorderer Muskeleindruck dicht unter der Lunula, hinterer und Mantellinie undeutlich. Die überaus charakteristische Gestalt macht im Verein mit der Sculptur die vorliegende Art sehr leicht kenntlich. Vorkommen: Rhens, Coblenzquarzit; Prüm, obere Coblenz- schichten. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlung des Herrn FOLLMAnN. Grammysia taunica KAYSER sp. Modiolopsis taumnica E. Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits, Jahrb. d. Kgl. geol. Landes- anstalt f. 1884, S. 12, Taf. 2, Fig. 1, 1a. 1885. Durch die Beobachtung einer vor dem von KAYsER be- schriebenen und abgebildeten Kiel gelegenen, in der Jugend Palaeontologischer Theil. 249 deutlichen Transversalrippe an dem Abdruck des Originalexemplars der Modiolopsis taunica, in Verbindung mit der durchaus typischen Gestaltung des Schlossrandes, ist die Zugehörigkeit zu Grammysia sicher festgestellt. Die Schale ist sehr ungleichseitig, querverlängert, hinten etwas verbreitert und breit abgerundet. Vor den Wirbeln deut- liche Lunula. Unterrand vor der Mitte eingezogen. Vom Wirbel zum Hinterende verläuft eine kielartige, allmählich sich etwas verflachende Rippe, vor der eine in der Jugend deutlich ausge- prägte, später anscheinend verschwindende, etwas schwächere Rippe liest. Auf dem Abdruck bemerkt man vorne deutliche Spuren grober dachziegeliger Rippen, die an den Transversalfalten zu verschwinden scheinen; jedenfalls sind auf dem steiler abfallen- den, hinter dem Kiel gelegenen hinteren Felde nur Anwachs- streifen vorhanden. — Schlossrand lang, gerade, mit scharf be- grenztem, vertieftem Schlossfelde.e Vorderer Muskeleindruck ver- tieft, gross, rundlich, dicht unter der Lunula gelegen, hinterer undeutlich. Mantellinie ähnlich gestaltet wie bei G@. marginata, ebenfalls doppelt. Vorkommen: Stromberger Neuhütte, Taunusquarzit; Häus- ling bei Siegen, Siegener Grauwacke. Geologische Landesanstalt. Anmerkung. Megalodon curvatus Kranrz 1), aus der Siegener Grauwacke des Menzenberges bei Bonn, ist eine Grammysia, welche sich von @. taunica im Wesentlichen nur durch weniger querverlängerte Gestalt zu unterscheiden scheint, wie Kayser bereits erkannt hatte. Jedoch ist das in der Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn befindliche Originalexemplar, das einzige mir vor- liegende, zu ungünstig erhalten, um die Art genau fixiren zu können. Grammysia bicarinata GOLDFUSS sp. Taf. XXIL, Fig. 5. Pterinea bicarinata Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 134, Taf. 119, Fig. 3. 1834—40. Grammysia » _F. Rosmer, Lethaea geognostica 3. Aufl., S. 407. 1851 —56. Die Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn besitzt ein zweites Exemplar dieser durch GOLDFUSS nach einem einzigen !) Verh. d. naturhist. Vereins f. Rheinland und Westfalen, Bd. 14, S. 161, Taf. 11, Fig. 4a, 4b. 1857. 1 250 Palaeontologischer Theil. von Lindlar im Bergischen stammenden Exemplar beschriebenen Art. Das mir vorliegende, im Gestein völlig mit dem Original- exemplar von GOoLDFUSS übereinstimmende, daher vermuthlich eleichfalls von Lindlar stammende Exemplar ist nicht ganz so gut erhalten wie das erstere, immerhin aber zweifellos ident. Die scharfe flexurartige Falte zwischen dem flacheren vorderen und dem stärker gewölbten mittleren Theil der Schale giebt der Art ein sehr charakteristisches Aussehen. HALL bildet eine ähnliche Form auf Taf. 56, Fig. 6 seines oft citirten Werkes unter @. magna ab. Hoffentlich ermöglichen spätere Funde, vor allem der noch unbekannten rechten Klappe, eine genaue Beschreibung der inter- essanten Art, welche im unteren Mitteldevon der Rheinlande als letzter Vertreter der im rheinischen Unterdevon so formenreichen Gattung erscheint. Grammysia sp. Taf. XX, Fig. 8. Eine unbestimmbare Form von Grammysia besitzt die geolo- gische Landesanstalt aus dem oberen Grenzhorizont des Unter- devon, dem körnigen Rotheisenstein der Grube Braut bei Wal- derbach. Das einen Sculptursteinkern der linken Klappe dar- stellende Exemplar besitzt eine sehr schwache Transversalrippe, mit ebensolcher Furche davor, vor derselben regelmässige wulstige dachziegelige Rippen, dahinter flache Bündel von Anwachsstreifen. Ausserdem ist die charakteristische Radialsculptur, hier in Form unterbrochener Stäbchenreihen, zu beobachten. Eine Verwandt- schaft mit @. abbdreviata ist wahrscheinlich. Gattung: Allerisma Kına 1844 1). Taf. XXV. Grammysia Hart z. Th. Es ist eine schwierige Aufgabe, sich durch den Wust von Synonymik und widerspruchsvollen Angaben durchzuarbeiten, wel- !) Das e von 2Zosoua muss in der Zusammensetzung erhalten bleiben, ich schreibe daher nicht Allorisma, sondern Allerisma, da mir das von Schauroru Palaeontologischer Theil. 251 cher durch die Verwechselung der Gattungen Allerisma und San- guinolites M’CoY hervorgerufen ist. KınG gab für seine Gattung eine ziemlich präcise Diagnose, in welcher besonders das Vor- handensein einer Mantelbucht betont wurde. Dies wurde jedoch von M’Cor bestritten, der Allerisma als Synonym zu seiner recht heterogene Dinge umfassenden Gattung Sanguinolites stellte, welch letztere wiederum von KınG als Synonym von Edmondia ange- sehen wurde. Dazu kommt noch, dass auch die Gattung Lepto- domus M’Coy nahe verwandt ist mit Allerisma und manche Arten äusserlich Mittelglieder zwischen beiden darstellen. Das wichtige Merkmal der Mantelbucht ist bei der Erhaltungsweise der pa- laeozoischen Arten nur selten festzustellen, bei den hier beschriebe- nen Arten in keinem einzigen Falle zu beobachten gewesen, ein Umstand, der die Schwierigkeiten noch vermehrt. An der Existenz derselben ist jedoch nach den neuerlichen bestimmten Angaben von GOODCHIED !) nicht zu zweifeln. DBetreffs der Gattung San- quinolites, welche von DE KOoNINCK einigermaassen abgegrenzt war — bis auf die irrige Zurechnung von Goniophora-Arten haben die zu ihr gestellten Arten des beleischen Kohlenkalks ein äusser- lich wenigstens ziemlich gleichartiges Gepräge —, wird neuerdings behauptet, dass ein Theil der Arten bei Pleurophorus, also bei den Cypriniden, unterzubringen sei, während andere Arten ebenso sicher Grammysiiden darstellen. Eine erscbhöpfende Untersuchung über die Beziehungen von Allerisma, Leptodomus und Sanguinolites kann nur auf Grund eines umfangreichen Materials besonders aus Kohlenkalk und Perm erfolgen und ist eine Arbeit, welche über den Rahmen der vorliegenden Abhandlung weit hinausgehen würde. Ich muss mich darauf beschränken, die hier zu beschrei- benden Formen nach ihren beobachteten Merkmalen zu der einen oder anderen Gattung zu stellen. Die von GOODCHILD erweiterte Diagnose von Allerisma lautet in freier Uebersetzung wie folst: vorgeschlagene Alloeerisma, obwohl die Zusammensetzung richtig wiedergebend, doch unschön und unpraktisch erscheint. Vergl. auch Pachyerisma. 1) Proceedings Roy. Phys. Soc. Edinburgh 1891—92, S. 245 f. 252 Palaeontologischer Theil. Gleichklappig, sehr ungleichseitig, klaffend, Wirbel genähert, nahe am Vorderende; Schlossrand fast gerade, wenigstens vier Fünftel der gesammten Schalenlänge einnehmend; Ligament äusser- lich. Schale dünn, durch den Rändern parallel laufende Runzeln verstärkt und ausserdem durch schwache radiale, von den Wirbeln nach rückwärts zum hinteren Unterrande verlaufende Verdickungen. Dicht unter dem Schlossrande verläuft vom Wirbel eine dem ersteren fast parallele Verstärkungsrippe nach hinten. Ihre Dicke ist bei einigen Arten mehr als doppelt so gross als die sonstige Schalendicke. Vorderer Muskeleindruck dicht am Vorderrande gelegen, mit schwacher Schwiele, hinterer Muskeleindruck etwas grösser und flacher, ziemlich weit vorne, dicht unter dem Schloss- rande gelegen. Die Mantelbucht wurde bei sechs Arten deutlich beobachtet, bei A. clava erstreckt sie sich bis zur Mitte zwischen Wirbel und Hinterende. Zur Ergänzung dieser Beschreibung ist noch die charakte- ristische radiale Körnchensculptur zu erwähnen, sowie das Auf- treten einer deutlichen Lunula und eines durch gebogene Kanten beiderseits begrenzten vertieften Schlossfeldes hinter den Wirbeln. Doch ist die Lunula nicht immer scharf ausgeprägt vorhanden, bei A. regulare Kıng, welches nach M’Coy ident sein soll mit A. sulcatum FLEMING sp., ist eine deutliche Lunula wenigstens nicht vorhanden. Die Arten, welche im Folgenden zu Allerisma gestellt werden, gleichen in ihrem Aeusseren, Gestalt, Sculptur, Beschaffenheit des Schlossrandes durchaus den typischen Arten der Gattung, wie A. elegans, A. sulcatum, A. clava u. s. w. Sie zeichnen sich nur durch etwas mehr vorragende Wirbel aus, die niemals deutlich ent- wickelte Lunula und den Umstand, dass nur bei einer Art ein Klaffen der Schale deutlich beobachtet wurde, während die übrigen wenigstens am Vorderende geschlossen sind. Da das letztere aber bei A. elegans z. B. auch der Fall ist, welches nach der Abbil- dung sogar auch hinten geschlossen ist, so dürfte auf diesen Um- stand kein Gewicht zu legen sein, ebenso wenig wie wegen des oben erwähnten Falles auf das Fehlen einer deutlichen Lunula. Palaeontologischer Theil. 253 Zu bedauern bleibt nur, dass die Erhaltungsweise eine Beobachtung von Muskeleindrücken und Mantellinie unmöglich macht. Allerisma mosellanum n. sp. Taf. XXV, Fig. 1. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, stark gewölbt, vorne wenig klaffend.. Umriss quer-eiförmig, nach hinten verbreitert. Wirbel weit vorne gelegen, kräftig, vorragend, über den Schloss- rand nach vorne eingekrümmt, ohne Lunula. Schlossrand lang, schwach gebogen, in jeder Klappe mit unter dem Wirbel beginnender und die halbe Länge des hinteren Schlossrandes einnehmender ausgehöhlter Ligamentfurche. Vorder- rand vorgezogen, eine kurz abgerundete stumpfe Ecke bildend und dann schräg nach unten zum flachgeschwungenen Unterrande ziehend. Hinterrand flachbogig, senkrecht aufgebogen, mit dem Schlossrande eine abgerundete Ecke bildend. Der hintere Theil der Umgebung des Schlossrandes ist stark zusammengedrückt. Die Sculptur besteht aus ganz schwach beginnenden, dann kräftiger werdenden, etwas dachziegeligen concentrischen Rippen, welche aber schon vor der Linie der grössten Schalwölbung wieder obsolet werden und nur als Bündel von undeutlichen Anwachs- streifen fortsetzen; die am hinteren Schlossrande wieder etwas kräftiger werden. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht beobachtet. Es unterscheidet sich diese Art von dem nahe verwandten A. inflatum durch die schon in frühen Stadien des Wachsthums nach hinten verbreiterte Gestalt und den zu einer abgerundeten Ecke ausgezogenen Vorderrand, der der Schale oberflächlich be- trachtet einen Arca-ähnlichen Habitus verleiht. A. Münsteri kommt seiner abweichenden Sculptur halber nicht in Betracht. Vorkommen: Arras bei Alf a. d. Mosel, Lieserthal b. Wittlich, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Herrn Dr. MÜLLER in Wittlich. 254 Palaeontologischer Theil. Allerisma inflatum STEININGER sp. Taf.XXV, Fig. 2, 3. Lutraria inflata Sreinınger, Geogn. Beschreibung der Eifel, S. 50, Taf. 3, Fig. 1a, 1b, 2. 1853. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, stark gewölbt, mit vorragenden, nach vorn über den Schlossrand eingekrümmten, weit vor der Mitte gelegenen kräftigen Wirbeln. Die Gestalt der Schale ist bei jungen Exemplaren dreieckig-eiförmig, so zwar, dass, abgesehen von den Wirbeln, die Schale nach hinten verschmälert erscheint. Durch beschleunigtes Wachsthum der hinteren flacheren Schalenhälfte gegenüber der vorderen gewölbten ändert sich dies Verhältniss allmählich, die Gestalt der Schale wird quer-elliptisch, bis schliesslich bei ganz grossen Exemplaren die Hinterseite gegenüber der vorderen stark verbreitert erscheint, völlig so hoch wie die Höhe des vorderen Schaltheiles und der Wirbel zu- sammengenommen. Das Aussehen der Muschel wird dadurch auf den ersten Blick ein recht fremdartiges, wie Fig. 3, ein altes Exemplar, angeblich von Rossbach darstellend, deutlich zeigt. — Schlossrand schwach gebogen, zahnlos, unter den Wirbeln in jeder Klappe mit einer nach hinten sich erstreckenden schmalen ausgehöhlten kurzen Ligamentfurche. Vorderrand bogig an den Schlossrand sich anschliessend, beil- förmig vorspringend, ohne eine Lunula vor den Wirbeln zu bilden, Unterrand flachbogig, Hinterrand in der Jugend sehr kurz, an den sanft gebogenen hinteren Schlossrand sich an- schliessend, im Alter breit abgerundet in Schloss- und Unterrand übergehend. Die Sculptur besteht aus nicht sehr regelmässigen, etwas dachziegeligen concentrischen gestreiften kippen, welche am Vorderrande bezw. an und unter den Wirbeln beginnen, aber schon an einer von den Wirbeln senkrecht nach unten verlaufen- den Linie ihren Rippencharakter verlieren und sich in Bündel von unregelmässigen, mehr oder minder schwachen Anwachs- streifen auflösen, welche als solche bis zum Schlossrande ver- laufen. Mit zunehmendem Alter nehmen auch vorne die Rippen Palaeontologischer Theil. 255 mehr und mehr den Charakter von Anwachsstreifen-Bündeln an Muskeleindrücke und Mantellinie konnten nicht beobachtet werden. Vorkommen: Daleiden, Rossbach, Emser Hütte, obere Coblenzschichten. Allerisma Münsteri D’ArcHIAC und DE VERNEUIL sp. Taf. XXV, Fig. 4, 5. Pholadomya Münsteri D’Arcuıac und de Vernevis, On the Fossils of the older Deposits in the Rhenish Provinces, Transactions of the Geological Society of London, second series, vol. VI, S. 376, Taf.37, Fig. 3, 3a. 1849. Allerisma® Münsteri Kına, Permian Fossils, S. 198 (erwähnt). 1850. ? Cardium loricatum Gowvruss, Petrefacta Germaniae II, S. 213, Taf. 141, Fig. | 9a —c. 1834—1840. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, querverlängert, stark gewölbt, mit weit vorn gelegenen vorspringenden, über den Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Schlossrand etwas concav gebogen, besonders hinten etwas ansteisend, Vorderrand kurz und steil abfallend, nur unmittelbar vor den Wirbeln ein begrenztes Feldchen, aber keine Lunula bildend, Unterrand stark geschwungen, Hinterrand schräg abgerundet. Unter und hinter den Wirbeln liegt, jederseits durch eine gerundete Kante begrenzt, ein lanzett- liches vertieftes Feldchen für den Ansatz des äusseren Ligaments. Von den Wirbeln verläuft etwa zur abgerundeten Hinterecke ferner je eine flache, aber deutliche Kante und hinter dieser eine breite Furche, welche den stark gewölbten Haupttheil der Schale von dem flügelartig zusammengedrückten hinteren Schlossrande trennt. Die Sculptur besteht aus ziemlich scharfen, mehr oder weniger unregelmässig verlaufenden, nicht genau concentrischen, meist ge- drängten Rippen, zwischen die sich nach und nach immer einzelne einschieben, so zwar, dass die schon vorhandenen an der Ansatz- stelle der neuen nach oben oder unten ausweichen. Es findet also im Allgemeinen keine Gabelung statt. Daneben sieht man noch Spuren von feiner gedrängter Anwachsstreifung, welche 256 Palaeontologischer Theil. über die Rippen fortsetzt, wo deren Richtung eine excentrische ist, besonders deutlich im der Nähe des Unterrandes bei älteren Exemplaren. Die Rippen hören an der oben erwähnten Diagonal- kante auf, jenseit derselben sind höchstens noch schwache An- wachsstreifen vorhanden; meist erscheint diese Partie glatt. Von Muskeleindrücken und Mantellinie ist an den mir vor- liegenden Exemplaren nichts zu beobachten, D’ARCHIAC und DE VERNEUIL bilden jedoch einen hinteren Muskeleindruck ab und beschreiben die Muskeleindrücke als »halbmondförmig, sehr deutlich nahe den Wirbeln und nahe dem Oberrande gelegen, da wo die Querfalten aufhören«. Trotz des angewandten Plurals handelt es sich hierbei offenbar nur um den hinteren Muskel- eindruck. Das im palaeontologischen Institut der Universität Bonn als Originalexemplar von GOLDFUss’ Cardium loricatum aufbewahrte Stück ist ein Bruchstück der Wirbelgegend von Allerisma Münsteri und zeigt die charakteristische Art der Berippung deutlich. Es erscheint mir aber zweifelhaft, ob es wirklich das Original dar- stellt, die Figur bei GOLDFUSS müsste denn in einer Weise ver- zeichnet und ergänzt sein, wie man es sonst bei den genauen und dabei künstlerisch vollendeten Zeichnungen von HoHE nicht gewöhnt ist. Trotzdem aber dürfte Cardium loricatum zu A. Münsteri gehören und stellt vielleicht ein Exemplar dar, bei dem durch Verquetschung das Einschieben der Rippen undeutlich geworden ist. Das abgebrochene Ende ist jedenfalls der hintere Schlossrand. Lässt sich diese Vermuthung sicher beweisen, so muss die Art den GoLpruss’schen Namen als den älteren erhalten. Vorkommen: Daleiden, Mitteldevon (zweifellos hierherge- höriges Exemplar in der Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn); Gerolstein, Hagen, Elberfeld im Stringocephalenkalk; Bensberg im selben Niveau nach D’ARCHIAC und DE VERNEUIL. Möglicherweise geht die Art bis in das Oberdevon hinauf, es liegt mir wenigstens aus dem Oberdevon vom Breiniger Berg ein schlecht erhaltener, dem städtischen Museum in Aachen ge- Palaeontologischer Theil. 257 höriger zweiklappiger Steinkern vor, der die Einschiebung neuer Rippen zwischen die vom Vorderrande her verlaufenden erkennen lässt und vielleicht zu A. Münsteri gehören könnte. Doch kommen ähnliche Sculpturen auch bei sehr abweichenden Arten vor, so bei dem von Dames beschriebenen Allorisma sp. aus dem unteren Oberdevon von Ober-Kunzendorf, dessen Originalexemplar mir vorliegt, sowie bei manchen »Grammysien« Hans, wie @. subar- cuata, plena und globosa, von denen ich zum Theil gleichfalls Exemplare vor mir habe. Allerisma priscum GoLDFuss sp. Lutraria prisca Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 259, Taf. 153, Fig. 9a, Ip. 1834—1840. 2? Allorisma prisca F. Rorzmer, Lethaea palaeozoica, Taf. 29, Fig. 6a, 6b. 1876. Ich habe das Originalexemplar dieser Art in Bonn nicht gesehen und auch sonst kein Stück jemals in die Hand bekommen, welches mit ihr verglichen werden könnte. Andererseits unter- liegst es jedoch keinem Zweifel, dass Lutraria prisca eine eigene Art ist, die sich nach der Abbildung und Beschreibung von den übrigen Arten des rheinischen Devon sehr wohl unterscheidet, wie aus der Vergleichung der Abbildungen ohne lange Discussion klar hervorgeht. Ich beschränke mich unter diesen Umständen darauf, GoOLD- russ’ Abbildung zu reproduciren und lasse hier auch seine Be- schreibung folgen: »Dieser Steinkern ist bauchig, verkehrt-eiförmig, vorn mit einer fast senkrechten, in der Mitte herzförmigen, flach vertieften Abstumpfungsfläche. Die starken, emporstehenden Wirbel liegen am vorderen Ende. Der Schlossrand ist gerade und wagerecht, und der untere geht mit bogenförmiger Krümmung in den hinteren über. Die concentrischen Runzeln, mit welchen die Oberfläche bedeckt ist, sind auf den Wirbeln regelmässi verwischt und unregelmässig. g, weiter unten aber Kommt sehr selten im Uebergangskalke der Eifel vor.« Neue Folge. Heft 17. 17 258 Palaeontologischer Theil. Fig. 25. Allerisma priscum Gouor. sp. Copie nach GoLpruss, Allerisma sp. n. Aus dem Oberdevon der Grube Breiniger Berg bei Aachen liegst mir ein in der Richtung der Schalenebene stark verquetschter zweiklappiger Steinkern eines Allerisma vor, der jedenfalls eine noch nicht bekannte Art repräsentirt. Die allgemeine Gestalt — soweit dieselbe reconstruirt werden kann — sowie die Sculptur stimmen überein mit A. inflatum, aber der hintere Schlossrand wird jederseits von einer am Wirbel beginnenden gebogenen Kante begleitet, welche zwischen sich ein lanzettliches Schlossfeld einschliessen. Diese Eigenthümlichkeit macht die Art leicht Palaeontologiseher Theil. 259 kenntlich. Von der Benennung wurde wegen der ungünstigen Erhaltung abgesehen. Städtisches Museum zu Aachen. Allerisma eorbuloides nov. nom. Corbula inflata SAnDBERGER, Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 253, Taf. 27, Fig. 2. 1850—56. Der Name dieser Art muss wegen der Priorität des A. in- Jatum STEININGER geändert werden. Schale bucklig-gewölbt, ungleichseitig, querverlängert, mit über den Schlossrand ein- gebogenen kleinen Wirbeln. Schale dühn, mit etwas unregel- mässigen, ziemlich feinen Anwachsstreifen; nahe dem Schlossrande verlaufen von den Wirbeln nach hinten einige schwache radiale Fig. 26. Allerisma corbuloides nov. nom. Ansicht des Originalexemplars der Brüder Sannserger. Oberscheld. Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden. Falten. Ein deutlich abgesetztes Schlossfeld ist anscheinend nicht vorhanden oder doch sehr schmal, ebenso wenig eine scharf abge- setzte Lunula. Es liegt mir nur das im Museum zu Wiesbaden aufbewahrte, aus den eisenschüssigen Oberdevon-Kalken von Oberscheld stam- mende Originalexemplar vor, dessen Stellung zu Allerisma durch den Habitus der Schale sich rechtfertigen dürfte. Ich kenne wenigstens keine andere Gattung, bei der es untergebracht werden könnte, und wenn auch unsere sonstigen Arten sich durch ihre stark entwickelten Wirbel auszeichnen, so ist dies doch keine allgemeine Erscheinung; gerade die typischen Arten, z. B. A. elegans KınG und A. sulcatum FLEMING sp., besitzen weniger auf- geblähte Wirbel. i = 260 Palaeontoloegischer Theil. Allerisma ? cancellatum MAuRrER. Allorisma cancellata Maurer, Fauna d. Kalke v. Waldgirmes, $. 232, Taf. 9 Fig. 55. 1885. Schale dünn, flachgewölbt, wenig ungleichseitig, quer-eiförmig, mit wenig vor der Mitte gelegenem kleinem Wirbel. Schlossrand . gebogen, Vorder- und Hinterrand breit abgerundet, Unterrand geschwungen. Ausser schwachen, nur vereinzelt deutlicheren, am Rande etwas stärkeren Anwachsstreifen ist die Schale mit einer feinen, durch zwei Systeme sich unter spitzem Winkel kreuzender Linien hervorgebrachten Gitterung oder Körnelung bedeckt. Wie MAURER bereits hervorhob, ist die Schale schwach bläulich ge- färbt, wohl Reste der ursprünglichen Färbung. Allerisma? cancellatum Maurer. Ansicht des Originalexemplars und der vergrösserten Sculptur. Es ist mir sehr zweifelhaft, ob diese mir in dem MAURER- schen Originalexemplar von Grube Haina vorliegende Form that- sächlich zu Allerisma zu stellen ist. ‚Der Habitus der Schale weicht recht beträchtlich von dem sonstiger Allerisma-Arten ab; die flache, fast gleichseitige Schale, der gebogene Schlossrand, die sehr kleinen, über den Schlossrand kaum vorragenden Wirbel wollen zu Allerisma nicht recht passen (vergl. z. B. die Abbildung von A. sulcatum FLEMING sp., dem Typus der Gattung, bei Kıng, Permian Fossils, Taf. 20, Fig. 5), erinnern vielmehr rein äusserlich an Telliniden. Dass unter solchen Umständen die feine Körnelung, die noch dazu eine von der bei Grammysiiden sonst gewöhnlichen abweichende Beschaffenheit hat, als beweisend für die Zugehörigkeit zu Allerisma hingestellt werden kann, möchte ich nicht behaupten. Palasontologischer Theil. 261 Ich belasse die Form einstweilen unter ausdrücklicher Betonung meiner Bedenken bei Allerisma, da ich eine andere Gattung, der sie gehören könnte, nicht kenne, und die Aufstellung einer zu besonderen Gattung auf so spärliches und unvollständig bekanntes Material nicht wohl angeht. Allerisma incertum GoLpruss sp.? ? Cardium incertum Goupruss, Petrefacta Germaniae II, S. 212, Taf. 141, Fig. 3. 1S34—40. Sehr wahrscheinlich stellt der untenstehend abgebildete, im Besitze des Herrn Pastor HEINERSDORFF befindliche, aus den mitteldevonischen Grauwacken der neuen Haardt bei Elberfeld stammende, ungünstig erhaltene Steinkern ein Allerisma dar. Das Stück hat im Aeussern grosse Aehnlichkeit mit Grammysia ob- scura, doch sieht man keine Spur von Transversalfalten. Ein Feldchen hinter den Wirbeln ist vorhanden, man sieht deutlich Allerisma incertum Gouoruss? Steinkern einer rechten Klappe aus mitteldevonischen Grauwacken der neuen Haardt bei Elberfeld. Sammlung des Herrn Pastor Hzısersporrr. 262 Palaeontologischer Theil. die Randkante desselben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ın be- stimmter Richtung stark verdrückte Exemplare dieser Form das Cardium incertum GOLDF. darstellen; reconstruirt man sich aus der GoLpruss’schen Abbildung bezw. aus einem gleichartig ver- drückten mir vorliegenden zweiklappigen Exemplare desselben von der neuen Haardt, welches dem Marburger Universitätsmuseum gehört, die Gestalt der unverdrückten Muschel, so erhält man eine Form, welche dem hier abgebildeten Stücke mindestens sehr ähnlich ist. Allerisma sp. n. Auch ein zweites im Besitze des Herrn Pastor HEINERSDORFF befindliches Stück von der neuen Haardt bei Elberfeld stellt wohl eine rechte Klappe von Allerisma sp. dar; die Schale hat einige Aehnlichkeit mit 4. elegans des Zechsteins. Von der vorigen Art ist es sehr wesentlich verschieden. Fig. 29. Allerısma sp. n. Verdrückte rechte Klappe aus mitteldevonischen Grauwacken der neuen Haardt bei Elberfeld. Sammlung des Herrn Pastor Hrınersporrr. Palaeontologischer Theil. 263 Gattung: Leptodomus M’Coy 1844 emend. 1851. Taf. XXIV. Cimitaria Harn. Cercomyopsis SANDBERGER. Grammysia Hau z. Th. Die Gattung Zeptodomus hat M’Coy zuerst in der Synopsis of the Carboniferous Fossils of Ireland für Corbula-artige Muscheln aufgestellt; später (Annals and Magazine of Natural History, 2. ser., vol. VII) jedoch hat er die zuerst sehr unvollständige Diagnose ergänzt und den Namen für gewisse charakteristische Formen aus der Verwandtschaft von G@rammysia angewandt, worin ich ihm folge. Die Diagnose lautet (British palaeozoic fossils II, S. 277) in freier Uebersetzung: Schale äusserst dünn, etwas querverlängert, ge- wölbt, fast gleichklappig (in Wirklichkeit sind die Schalen gleich- klappig), sehr ungleichseitig; Wirbel gross, angeschwollen, einge- rollt; Vorderseite sehr kurz, stumpf abgerundet, leicht klaffend; unter den Wirbeln eine tiefe, scharf begrenzte Lunula, Hinter- ende breit abgerundet, klaffend; Schlossrand und Unterrand etwas aufwärts gebogen, hinteres Schalenfeld zusammengedrückt. Auf der Schale concentrische Furchen — bezw. Rippen —; von den Wirbeln zum vorderen Drittel des Unterrandes verläuft oft eine flache Furche. Hinter den Wirbeln liegt ein tief eingesenktes, von fast parallelen Kanten begrenztes Schlossfeld von der Länge des Schlossrandes. Schlosszähne fehlen. Vom Wirbel zieht auf dem hinteren Schalenfelde in jeder Klappe zum Hinterende eine schmale, auch auf den Steinkernen vorhandene Furche. Muskel- eindrücke und Mantellinie sehr flach, letztere einfach. Von den durch M’Coy aus Silur und Devon aufgeführten Arten besitzen L. impressus Sow., L. undatus Sow. und ZL. con- strietus M’Coy eine deutliche umbonoventrale Furche und gleichen völlig dem Myacites striatulus F. ROEMER; L. amygdalinus SOW. und Z. truncatus M’Coy dagegen besitzen eine solche Furche nicht. Von sonstigen typischen Formen ist zu erwähnen 2. canadensis BiıtL. aus dem canadischen Unterdevon, ferner mehrere Arten aus Harr'’s Section Zlongata der Grammysien, wie @. constrieta (die 264 Palaeontologischer Theil. wegen des älteren M’Cor’schen Namens neu zu benennen ist), @G. communis, @. undata (gleichfalls neu zu benennen) u. A. Von den echten Grammysien sind alle diese Formen deutlich zu unterscheiden, da die breite Transversalfurche nie, auch in der Jugend nicht, Ansätze wirklicher Transversalfalten zeigt, sondern stets nur als seichte Depression auftritt. Ausserdem fehlt den Grammysien das ausgezogene Hinterende. Schwierig dagegen wird die Abtrennung gegenüber Allerisma, besonders durch die nur ausnahmsweise mögliche Beobachtung der Mantellinie. For- men wie L. truncatus M’Coy z. B. wird man daher ohne Kennt- niss derselben ebenso gut zu Allerisma wie zu Leptodomus rechnen können. Wie ich bei Allerisma hervorgehoben habe, bin ich nicht im Stande, in die Frage der Unterscheidung dieser beiden Gattungen Klarheit zu bringen, ich muss mich darauf beschränken, die hier zu beschreibenden Arten nach ihrer äusseren Aehnlichkeit zu gruppiren. Als äusseres Unterscheidungsmerkmal von Leptodomus gegen- über Allerisma scheint mir wegen des übereinstimmenden Schlosses und der auch bei Allerisma oft vorhandenen Lunula nur das Auftreten der umbonoventralen Depression und hinterer radialer Falten betrachtet werden zu können, da beide Eigenthümlichkeiten bei den typisehen Allerisma-Arten zu fehlen scheinen, obwohl sie auch bei den zu Leptodomus gestellten Arten nicht immer zu- sammen vorkommen. Nach diesen Merkmalen würden also For- men, wie ZL. costellatws M’Coy aus dem Carbon (der übrigens sich gabelnde Rippen besitzt, wie Allerisma Münster‘) und Alle- risma plicatella OÖEHLERT aus dem Unterdevon von Nehou noch zu Leptodomus gehören. Als typische Arten unserer Fauna sind L. striatulus, L. medius und L. acutirostris zu betrachten. Bei den übrigen Arten fehlt die charakteristische Furche, doch be- sitzen sie sämmtlich die vordere Lunula und das eingesenkte Schlossfeld, und beim Betrachten der Abbildungen auf Taf. XXIV wird man sich unschwer davon überzeugen, dass alle dort vereinig- ten Formen ein und demselben Typus angehören und in Bezug auf den äusseren Habitus eine Reihe bilden, deren eines Endglied L. striatulus, deren anderes L. posterus bildet, während L. medius, Palaeontologischer Theil. 265 acutirostris, L. Barroisi, L. securiformis, L. latus die Mittelglieder darstellen. Wichtig ist, dass bei Z. securiformis, medius, acutirostris und striatulus auch die charakteristische feine Radialsceulptur der Gram- mysiüden deutlich entwickelt ist. Dass Harr's Gattung Cimitaria mıt Leptodomus zu vereinigen ist, kann nicht zweifelhaft sein; das einzig Fremdartige ist der stark gebogene Schlossrand bei (©. recurva und angulata, sonst be- steht vollkommene Uebereinstimmung. Aber auch in jener Be- ziehung bildet ©. corrugata ein deutliches Mittelglied zu der mit ge- radem Schlossrande versehenen ©. elongata. Dass SANDBERGER’S Gattung Cercomyopsis ident ist mit Cimitaria, und demnach mit Leptodomus, habe ich schon früher nachgewiesen. In die Verwandtschaft von Zeptodomus und Allerisma gehören auch jedenfalls die von ps Koninck als Chaenomya beschriebenen Formen des belgischen Kohlenkalks, von denen DE KoNInck selbst eine einfache Mantellinie angiebt. Der angebliche kleine Schlosszahn scheint mir zweifelhaft. FiıscHEr hat übrigens darauf schon auf- merksam gemacht und die Zugehörigkeit zu den Grammysiiden als wahrscheinlich hingestellt. Leptodomus striatulus F. ROEMER sp. Taf. XXIV, Fig. 12—14. Myaecites striatulus F. Rosrmer, Das Rheinische Uebergangsgebirge, S. 79, Taf. 2, Fig. 5. 1844. Cypricardia striatula Sreisıseer, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 52. 1859. Myacites impressus F. Rorner, a. a. O0. 8.79, Taf. 2, Fig. 4. Grammysia striatula. autorum. non Leptodomus (Cypricardia?) impressus Sowzesy, in Murcuıson, Silurian System, S. 608, Taf. 5, Fig. 3. 1839. M’Cor, British palaeozoie fossils II, S. 279. 1852. Schale gleichklappig, ungleichseitig, querverlängert, gewölbt, mit stark vorspringenden, aufgeblähten, über den Schlossrand ein- gekrümmten Wirbeln. Schlossrand lang, gerade, Vorderrand ausgeschnitten, eine scharf begrenzte, tiefe Lunula bildend. Unterrand stark geschwungen, etwas vor der Mitte deutlich 266 Palaeontologischer Theil. eingezogen, Hinterrand schräg zum Schlossrande aufgebogen, in etwas spitzwinkliger abgerundeter Ecke mit ihm zusammenstossend. Hintere Schlossrandpartie flach, etwas zusammengedrückt. Von den Wirbeln verlaufen in jeder Klappe nach hinten zwei radıale, mehr oder minder deutlich ausgeprägte Leisten, deren innerste vor dem Hinterende an den Schlossrand beider- seits sich anlegend, ein lanzettliches vertieftes Schlossfeld ein- schliessen, in welchem das äusserliche Ligament lag. Vom Wirbel zum eingezogenen Unterrande verläuft in jeder Klappe eine sehr deutliche Furche. Die Sceulptur ist eine dreifache. Zunächst wird die Schale bedeckt von feinen Anwachsstreifen, welche auf gut erhaltenen Stücken, besonders Sculptursteinkernen, bis zum Schlossrande ver- folgbar sind und im Alter schärfer hervortreten. Dazu gesellt sich die am meisten in die Augen fallende Rippen -Seulptur. Dachziegelige concentrische Rippen beginnen an der Lunula bezw. den Wirbeln und setzen in ziemlich regelmässig concentrischem oder gegenüber den Anwachsstreifen etwas ausgebaucht-bogigem Verlauf bis an die transversale Furche heran. Hier verschwinden sie entweder, um hinter ihr, meist etwas verschoben, wieder auf- zutreten, oder sie setzen, gewöhnlich abgeschwächt, durch die Furche. In diesem Falle schieben sich, aus Anwachsstreifen sich entwickelnd, oft neue ein. Hinter der Furche ist nun ihr weiterer Verlauf in allen Fällen mehr oder minder unregelmässig, insofern sie nicht den stärker gebogenen concentrischen Anwachsstreifen folgen, sondern deren Bogen in einem flachen aufwärts gehenden Bogen gewissermaassen abschneiden (Fig. 14), und etwa längs einer vom Wirbel zum Treffpunkt von Unter- und Hinterrand gezogenen Linie hören sie ziemlich unvermittelt ganz auf. Diese Linie verschiebt sich individuell nach vorn oder hinten. Hierzu kommt endlich noch die aus sehr feinen gleichsinnig gerichteten radialen Linien bestehende Sculptur, welche der Art den Namen striatula verschafft hat. Doch ist sie meines Wissens nur auf scharfen Daleidener und Singhofener Sculptursteinkernen sichtbar, dagegen nicht bei den eigentlichen Steinkernen von anderen Fundpunkten, und auch dort nur hier und da erhalten, wenigstens BR. Palaeontologischer Theil. 267 habe ich kein Exemplar gesehen, bei dem sie sich über die ganze Schale erstreckt hätte. Am ersten pflegt sie in der Gegend der Transversalfurche erhalten zu sein. Sehr nahe steht unserer Art Grammysia constrieta HALL, aus dem oberen Mitteldevon (Palaeontology of New-York, V.1, S. 377, Taf. LIX, Fig. 13—20 — Taf. LXXVUIL, Fig. 26, 27 sind vielleicht abzutrennen), der HALL in seiner »Preliminary Notice of the Lamellibranchiate Shells« pt. 2, S. 58 schon den Gattungs- namen Leptodomus? in Klammer beigefügt hatte. Doch scheint eine völlige Uebereinstimmung mit der rheinischen Stammform nicht zu bestehen. Zwei Exemplare von Siushofen im Göttinger Museum — ein zweiklappiger Steinkern mit beiden Abdrücken und ein schlechter Steinkern der rechten Klappe — zeigen sehr unregel- mässige Rippen, die ausserdem bei dem ersten Stück ungewöhnlich weit nach hinten sich erstrecken, im Uebrigen — auch im Vor- handensein der feinen radialen Streifung — stimmen sie mit der gewöhnlichen Form aus den jüngeren Schichten völlig überein. Vorkommen: Singhofen, St. Johann, untere Üoblenz- schichten ; Hohenrhein, Daleiden, obere Coblenzschichten; Nieder- lahnstein nach F. RoEMER. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer und Göttinger Museum, Sammlung des Herrn WULF in Gerolstein u. A. m. Leptodomus acutirostris SANDBERGER sp. Taf. XXIV, Fig. 8-10. Cercomyopsis acutirostris SANDBERGER, Neues Jahrbuch für Mineralogie ete. 1887, I, S. 247 ff. Cimitaria acutirostris Beusuausen, Jahrbuch der Königl. geologischen Landes- anstalt für 1888, S. 233, Taf. 5, Fig. 1, 1a, 2, 12. 1889. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, mässig gewölbt, stark querverlängert, nach hinten etwas verschmälert und am Hinter- rande schräg flachbogig abgestutzt. Wirbel vor der Mitte gelegen, über den Schlossrand eingekrümmt. Schlossrand lang, etwas eingebogen, mit kurzer, durch eine Kante begrenzter Ligament- 268 Palaeontologischer Theil. furche und drei vom Wirbel ausstrahlenden radialen Kanten, deren innere, zugleich schärfste, ein schmal-lanzettliches Schloss- feld einschliessen. Vorderrand schräg, ausgeschnitten, mit tiefer scharf begrenzter Lunula. Unterrand flachbogig, vor der Mitte etwas eingebuchtet, zum Vorderrande bogig aufgeschwungen, flacher zum schrägen Hinterrande. Von den Wirbeln zieht zum eingezogenen Unterrande eine breite flache, aber deutliche Furche. Die Sceulptur ist im Alloemeinen dieselbe wie bei L. striatulus. Neben feinen, auf den Steinkernen sehr zurücktretenden Anwachs- streifen treten wulstige, durch Einschiebung, vereinzelt wohl auch Theilung vermehrte dachziegelige Rippen auf, welche im Allge- meinen als concentrisch bezeichnet werden können. In der Furche können sie undeutlich werden, treten hinter derselben aber, viel- fach verschoben, wieder auf und erstrecken sich bis zu der auf den Steinkernen meist völlig obsoleten vorderen radialen Kante, um hier zu verschwinden. Die feine radiale Sculptur, welche an einem Steinkern beobachtet werden konnte, besteht wie bei L. striatulus aus zusammenhängenden erhabenen Linien. Muskeleindrücke und Mantellinie sind wıe bei ZL. striatulus nicht erhalten. Vorkommen: Singhofen, untere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner und Göttinger Museum. Leptodomus medius n. sp? Alaıs ZONE, Tier Julse Ein Steinkern der linken Klappe eines Leptodomus von Sing- hofen unterscheidet sich bei im Uebrigen gleichen Charakteren . von L. acutirostris durch weit kürzere und höhere Gestalt und infolgedessen stärker verschmälertes Hinterende sowie entfernter stehende dachziegelige Rippen, bildet demnach ein Mittelglied zwischen L. acutirostris und striatulus. Durch Verdrückung allein kann die abweichende Gestalt nicht erklärt werden. Marburger Museum. Palaeontologischer Theil. 269 Leptodomus Barroisi n. sp. 15 ZONE De Schale vermuthlich gleichklappig, ungleichseitig, querverlängert, flach gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, nicht sehr stark vor- ragenden, über den Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Schloss- rand lang, gerade, von einer ein schmales Schlossfeld einschliessen- den Kante jederseits begleitet. Vorderrand weit vorspringend, aus- geschnitten, mit Lunula, deren Inneres aber wegen der Erhaltung als einzelne Klappen nie deutlich sichtbar wird. Unterrand dem Schlossrande ungefähr parallel verlaufend, vorn stark aufgebogen, vor der Mitte schwach eingezogen. Hinterrand schräg abgestutzt, mit dem Unterrande in spitzwinkliger Ecke zusammenstossend. Vom Wirbel zur Hinterecke zieht eine scharfe Kante, über der man äusserst schwach angedeutet noch zwei oder drei breite flache Leisten bemerkt, und vom Wirbel zum eingebogenen Unter- rande eine schwache Furche. Die Sculptur besteht aus feinen, über die ganze Schale verbreiteten gedrängten Anwachsstreifen und groben wulstigen Rippen. Die letzteren erreichen bei der vorliegenden Art den Höhepunkt der Variabilität und stimmen bei keinem Exemplar überein. Obwohl ihr Verlauf im Grossen und Ganzen concen- trisch genannt werden kann, kehren sie sich doch im Einzelnen sehr wenig an den Verlauf der Anwachsstreifen, sondern weichen bald nach oben, bald nach unten von der Richtung der letzteren ab, machen plötzlich einen V-förmigen Knick, setzen ganz aus, um weiter hinten als kurze Leiste wieder zu erscheinen, biegen sich plötzlich auf, werden auch wohl fast ganz obsolet u. s. w. Im Allgemeinen haben sie bei jungen Exemplaren einen regel- mässigeren, durchaus an die vorbeschriebenen Arten erinnernden Verlauf, mit zunehmendem Alter aber hört jede Regelmässigkeit und Uebereinstimmung auf, jedes Exemplar hat seine eigene Sculptur. Die Lage des Ligaments ist bei der Art des Vorkommens nicht zu beobachten, auch Muskeleindrücke und Mantellinie fehlen. 270 Palaeontologischer Theil. Obwohl das Auftreten der scharfen insomellkn Kante auf den ersten Blick fremdartig berührt, so schliesst sich doch die vor- liegende Art in allen zu beobachtenden Charakteren eng an die vorbeschriebenen Arten und auf der anderen Seite an Leptodomus latus an, zwischen denen sie eine Mittelstellung einnimmt. Die Berippung nähert sie Z. striatulus und acutirostris; die bei letzte- rer schon deutlich heraustretende Kante verstärkt sich bei vor- liegender Art und leitet zu Z. latus über, bei dem die Berippung gegenüber den Bündeln von Anwachsstreifen zurücktritt, während gleichzeitig die schon bei Z,. Barroisi recht schwache Transver- salfurche fehlt. Die vorliegende Form wird daher mit vollem Recht ihren Platz bei Leptodomus finden. Vorkommen: Nellenköpfchen am Ehrenbreitstein, untere Coblenzschichten, Ehrenbreitstein, im selben Horizont. Göttinger Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN, FR. MAURER und SCHWERD. Leptodomus latus KRANTZ sp. Taf. XXIV, Fig. 1-3. Sanguinolaria lata Kraxız, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins f. Rhein- land und Westfalen, Bd. XIV, 8.163, Taf. 11, Fig. 3. 1857. Goniophora lata Kayser, Jahrbuch der Königl. geol. Landesanstalt für 1884, S.20f. 1885. Orthonota? sp. ind. Beusnausen, dasselbe Jahrbuch für 1888, S. 235, Taf. 5, Fig. 3. 1889. Sanguinolaria angustata Prıwuırs bei GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 278, Taf. 159, Fig. 9). 1834—40. Edmondia? acutangula F. Rormer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XVII, S. 592, Taf. 17, Fig. 4. 1865. non! Sanguinolaria? angustata Pruwuıes, Illustrations of the Geology of York- shire, II, S. 208, Taf. 5, Fig. 2. 1836. Ueber die Verschiedenheit der von PHitLLıps beschriebenen carbonischen Art, auf welche GoLDFUSS die rheinische Form be- zogen hat, ist weiter kein Wort zu verlieren. Dieselbe hat wenig Aehnlichkeit mit unserer Art, gehört aber vielleicht gleichfalls zu Leptodomus, weshalb ich es vorziehe, die GoLpFuss’sche Bezeich- nung ganz fallen zu lassen und die Krantz’sche an ihre Stelle Palaeontologischer Theil. 2 zu setzen, zumal letztere durch E. KAYsEr bereits weiter in die Litteratur eingeführt ist. Schale gleichklappig, ungleichseitig, querverlängert, mässig sewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, über den Schlossrand ein- gebogenen Wirbeln. Schlossrand lang, gebogen, beiderseits von einer gebogenen Kante begrenzt. Imnerhalb- derselben ein lan- zettliches Schlossfeld von der Länge des Schlossrandes. Auf dem Schlossfelde begrenzt in jeder Klappe eine kürzere Kante die Furche für den Ansatz des Ligsaments. Der Vorderrand verläuft schräg nach vorn und ist zu einer scharf begrenzten, vertieften L,unula ausgeschnitten. Er geht bogig abgerundet in den stark ge- schwungenen Unterrand über, der mit dem schräg abgestutzten Hinterrande in einer spitzwinkligen Ecke zusammenstösst. Vom Wirbel zur Hinterecke zieht ein scharfer Kiel, welcher einen hin- teren, steiler zum Schlossrande abfallenden von dem vorderen ge- wölbten Theile der Schale trennt. Die Sculptur besteht aus bündelförmig gruppirten, die ganze Schale bedeekenden Anwachsstreifen. Auf dem vorderen Theile der Schale sind diese meist etwas dachziegelig aufgewulstet und erinnern dadurch noch an die groben Rippen der vorhergehenden Arten, aber diesen Charakter verlieren sie meist schon vor der Schalenmitte, die hier nicht eingezogen erscheint. Auf dem hin- teren Theile sind nur feinere bündelförmige Anwachsstreifen vor- handen. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht beobachtet. Das mir vorliegende Originalexemplar von KRANTZ stimmt mit den übrigen mir zur Verfügung stehenden Exemplaren, soweit zu beobachten, durchaus überein, sodass über die Zusammengehörig- keit kein Zweifel obwalten kann. Dagegen ist Sanguinolaria eurvato- lineata KRAnTz a.a.O. Taf. 11, Fig. 2 eine Goniophora und höchst wahrscheinlich nichts als ein verquetschtes Exemplar von @. bipar- tita F. ROEMER sp. Dass die vorliegende Art nicht zu Gomophora gestellt werden kann, dürfte schon die Darstellung des Schloss- randes beweisen, der in seinen Charakteren sich durchaus an die Grammysien und übrigen Leptodomus-Arten anschliesst und mit Goniophora-Schlössern keinerlei Aehnlichkeit hat. 272 Palaeontologischer Theil. Das von mir seiner Zeit als Orthonota? beschriebene Exemplar hat durch Verdrückung einen langen, geraden Schlossrand be- kommen; der genauere Vergleich ergab aber, dass von einer Zu- gehörigkeit zu Orthonota nicht die Rede sein kann, vielmehr unsere Art vorliegt. Die von F. RoEMER aus dem Quarzit des Dürrberges bei Würbenthal als Zdmondia? acutangula beschriebene Form stimmt nach den mir vorliegenden Exemplaren völlig mit unserer Art überein. Vorkommen: Menzenberg bei Bonn, Unkel? Siegener Grau- wacke; Singhofen, St. Johann a. Kyll, Bodenrod, untere Coblenz- schichten; Oberlahnstein, Bienhornthal bei Coblenz, Coblenzquarzit. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn, der Herren FOLLMANN und MAURER. Leptodomus posterus n. sp. Taf. XXIV, Fig. 4. Die vorliegende Form steht dem Z. latus sehr nahe, unter- scheidet sich jedoch in mehrfacher Hinsicht, sodass mir eine Ab- trennung angebracht erscheint. Schale ungleichseitig, querverlängert, nach hinten stärker ver- schmälert als ZL. latus, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Vorderrand weit bogig vorspringend, abgerundet in den ge- schwungenen Unterrand übergehend, Hinterrand schräg abgestutzt, mit dem Unterrande eine spitzwinklige Ecke bildend. Der jeden- falls etwas gebogene Schlossrand und die Lunula sind nicht sicht- bar. Vom Wirbel zur Hinterecke zieht ein scharfer Kiel. Auf dem dahinter liegenden, zum Schlossrande abfallenden Felde verlaufen noch zwei schwächere, bei ZL. latus fehlende, radiale Falten. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen und unregelmässigen, gedrängten, dachziegeligen, sich oft und schon früh theilenden und nach der Kante zu mehr obsolet werdenden concentrischen Rippen. Auf dem hinteren Felde sind nur die Anwachsstreifen vorhanden. Vorkommen: Ein Abdruck der rechten Klappe aus den oberen Ooblenzschichten bei Hohenrhein. Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Palaeontologischer Theil. 2753 Leptodomus securiformis SANDBERGER Sp. Taf. XXIV, Fig. 5. Isocardia securiformis SANDBERGER, Verst. d. Rhein. Schichtensystems in Nassau, S. 260, Taf. 27, Fig. 10, 10a, 10b. 1850—56. Schale gleichklappig, ungleichseitig, querverlängert, nach hinten verschmälert, mit etwas vor der Mitte gelegenen, vorragen- den, über den Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Vor ihnen eine scharf begrenzte, jedoch weniger als bei den vorbeschriebenen Arten vertiefte Lunula. Vorderrand spitz beilförmig, weit vor- springend, Unterrand geschwungen, besonders hinten. Hinterrand kurz, anscheinend schräg abgestutzt. Schlossrand gerade, mit durch eine Kante jederseits begrenzter Furche für den Ligamentan- satz unter und hinter den Wirbeln. Von diesen verläuft nach hinten ferner je eine radiale, sich stets in der Nähe des Schloss- randes haltende Kante, welche ein deutliches, auf den Steinkernen fast glatt erscheinendes Schlossfeld einschliessen, innerhalb dessen der hintere Schlossrand jedoch erhaben liegt. Die Sculptur besteht wie bei den übrigen Arten aus An- wachsstreifen, welche über die ganze Schale verlaufen und auf der Kante spitzwinklig umbiegend unter einem etwas stumpfen Winkel an den Schlossrand herantreten — und gröberen dach- ziegeligen concentrischen Rippen, welche sich öfters theilend bezw. durch Einschiebung vermehrend bis an die Kante heransetzen und hier — vorher schon etwas abgeschwächt — aufhören. Auf der Lunula sind nur schwache Anwachsstreifen sichtbar. Auf den meisten Exemplaren bemerkt man ausserdem Spuren der charakte- ristischen, von SANDBERGER bereits angegebenen feinen Radial- sculptur, welche von den Wirbeln zum Unterrande läuft, jedoch nirgends sehr deutlich. Immerhin unterstützt sie aber die auf den Bau des Schlossrandes und den Habitus der Schalen ge- gründete Zutheilung der Art zu Leptodomus. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht erhalten. Vorkommen: Wissenbach. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden. Neue Folge. Heft 17. 18 274 Palaeontologischer Theil. Leptodomus Heinersdorfli n. sp. Der Liebenswürdigkeit des Herrn Pastor HEINERSDORFF in Elberfeld verdanke ich zwei aus der mitteldevonischen Grauwacke der »neuen Haardt« bei Elberfeld stammende linke Klappen einer Muschel, welche ich nach ihrem Aeusseren zu Leptodomus stellen möchte. Die Schalen sind mässig gewölbt, sehr ungleichseitig, quer- verlängert. Wirbel dem Vorderende genähert; Vorderrand vor ihnen schräg abfallend, mit scharf begrenzter Lunula; Schlossrand lang, gerade, mit schmalem, langem, durch scharfe Kanten be- Fig. 30. Leptodomus Heinersdorffii n. sp. Aus mitteldevonischen Grauwacken der neuen Haardt bei Elberfeld. Sammlung des Herrn Pastor HrINnERSDoRFF. srenztem Schlossfelde; Unterrand dem Schlossrande parallel, nicht eingezogen, vorne bogig zum Vorderrande aufsteigend, mit ihm eine abgerundete Ecke bildend; Hinterrand schräg, fast geradlinig, abgerundet in den Unterrand übergehend. Die Sculptur besteht aus unregelmässigen Anwachsstreifen, welche auf dem mittleren Theil der Schale sich theilweise zu unregelmässigen, etwas wulstigen Rippen umwandeln. Auf dem hinteren Theil der Schale, welche hinter einer vom Wirbel zur abgerundeten Hinterecke verlaufenden flach gerundeten Kante Palaeontologischer Theil. 275 etwas zusammengedrückt ist, bemerkt man ausserdem noch zwei sehr schwache, vom Wirbel ausstrahlende radiale Falten. — Inneres unbekannt. Die vorliegende Art steht dem ZL. (Cimitaria) -elongatus CoNRAD sp. aus der Hamilton Group nahe und unterscheidet sich von diesem nach Harr’s Abbildungen (Pal. N.-Y. V. 1, Taf. 77, Fig. 5—8) wesentlich durch das Fehlen der umbono-ventralen Furche, welche eine Einziehung des Unterrandes bedingt. Von der feinen Radialsculptur lassen die vorliegenden Exemplare nichts erkennen. Derselben Art gehört auch ein kleines, verdrücktes zwei- klappıges Exemplar von »Elberfeld« im Berliner Museum an. Gattung: Pholadella Harz 1869. Taf. XXINV. Harr stellte die Gattung Pholadella auf für Formen, welche in Bezug auf ıhre Gestalt und die Beschaffenheit des Schloss- randes sich eng an Leptodomus anschliessen. Sie unterscheiden sich jedoch dadurch, dass die feine Radialsculptur der Grammy- sıiden bei ihnen zu deutlichen radialen Rippen entwickelt ist, welche auf den mittleren Theil der Schale, oft nur auf dessen hintere, vor der zum Hinterende ziehenden Diagonalkante gelegene Hälfte beschränkt sind. Die sonstige Sculptur besteht aus An- wachsstreifen und concentrischen Rippen; auf dem hinteren zu- sammengedrückten Schalentheil treten oft, wie bei Leptodomus- Arten, einzelne radiale Falten auf. Die Lunula ist deutlich vor- handen, ebenso das eingesenkte Schlossfeld hinter den Wirbeln. Eine grosse Aehnlichkeit mit Leptodomus ist demnach nicht zu verkennen, dennoch scheint es mir wegen der stark entwickelten Radialsculptur angebracht, die Gattung, ‚welche durch dieses Merkmal an Pholadomya erinnert, aufrecht zu erhalten. Das einzige Bruchstück, welches aus dem rheinischen Unter- devon vorliegt, schliesst sich am nächsten an Ph. radiata aus dem oberen Mitteldevon von New- York an, von der übrigens Fig. 21 182 276 Palaeontologischer Theil. auf Tafel 78 des Haur’schen Werkes, welche ein aus der Che- mung Group, also höherem Oberdevon stammendes Exemplar dar- stellt, vermuthlich zu trennen sein wird, da es in mehrfacher Hinsicht abweicht. Die von HALL beschriebenen Arten liegen im Devon und Carbon. Pholadella peregrina n. sp. Taf. XXIV, Fig. 15. Schale ungleichseitig, querverlängert. Vorderrand nicht er- halten. Schlossrand lang, anscheinend gerade, Wirbel darüber eingekrümmt. Unterrand dem Schlossrande parallel, Hinterrand schräg abgestutzt. Vom Wirbel zur Hinterecke verläuft ein erhabener schiefer Kiel, hinter welchem die Schale zusammen- gedrückt ist. Die Sculptur besteht vor dem Diagonalkiel aus radialen feinen Rippen mit breiten Zwischenräumen, hinter ihm nur aus schwachen Anwachsstreifen. Die Rippensculptur scheint bis an den Vorderrand sich erstreckt zu haben. Die inneren Charaktere sind nicht zu beobachten. Vorkommen: Nellenköpfchen, untere Coblenzschichten. Nur ein Exemplar, im Besitz des Herrn FOLLMANN. Gattung: Cardiomorpha DE Koninck 1842 emend. 1885. Taf. XXV. Isoculia M’Coy. »Schale gleichklappig, oft schief verlängert und bucklig, von eiförmiger Gestalt, welche derjenigen von /socardia ähnelt; Wirbel vorspringend, aneinanderstossend, nach vorne eingebogen und mehr oder weniger eingerollt; Schloss zahnlos; keine Lunula; Schloss- rand mit einer langen, schmalen Ligamentfläche, sowie einer un- deutlichen inneren Ligamentfurche. Schale dünn, glatt oder mit schwachen concentrischen Streifen bedeckt. Muskeleindrücke schwach ausgeprägt, Mantellinie einfach.« Palaeontologischer Theil. 377 Das Vorstehende ist die Uebersetzung der Diagnose von Cardiomorpha in DE KoNnInck’s Faune du calcaire carbonifere V, S. 9, in welcher er die Gattung Cardiomorpha auf einen be- stimmten Formenkreis beschränkt hat, während er früher (De- scription des animaux fossiles S. 101) heterogene Formen unter diesem Namen vereinigt hatte. Zu der Diagnose ist zu bemerken, dass die Existenz einer inneren Ligamentfurche schon von FISCHER angezweifelt worden ist und Angesichts der Thatsache, dass an einem der hier abgebildeten Stücke von Villmar das petrificirte äussere Ligament erhalten ist, die Angabe DE KonInck’s wohl als unzutreffend zu erachten ist. Von Cardiomorpha hat DE KoNINncK unter dem Namen /so- culia M’Coy eine Anzahl Arten abgetrennt, welche sich durch starke concentrische Sculpturen, besonders aber durch eine deut- liche Lunula von Cardiomorpha unterscheiden sollen. Auch sollen die Wirbel weniger eingerollt und weniger tief gelegen sein als bei Cardiomorpha. Was zunächst die Sculpturen betrifft, so sind diese bei den von DE KonInck abgebildeten Cardiomorpha - Arten allerdings verhältnissmässig schwach; ob dies aber ein Gattungs- unterschied ist, dürfte — abgesehen davon, dass unsere ©. Hum- boldti starke concentrische Sculpturen besitzt — um so zweifel- hafter sein, als das zweite Merkmal, das Fehlen der Lunula, für Cardiomorpha ganz entschieden nicht zutrifft. Nicht nur besitzen die hier beschriebenen Arten des Devon eine deutliche Lunula, auch bei den von DE KonInck abgebildeten Arten, so bei (. oblonga Sow., C. ovata und C. lata DE Kon., ist eine Lunula mehrfach deutlich zu erkennen, wenn sie auch nicht durch scharfe Kanten begrenzt ist. Es sind demnach zweifellos Uebergänge in dieser Hinsicht vorhanden und ebenso in Bezug auf die grössere oder geringere Einrollung der Wirbel und die mehr oder minder bucklige Schale, wie auch aus der Betrachtung unserer Arten deutlich hervorgeht. Eine Trennung scheint mir daher nicht an- gebracht zu sein. Die Gattungsbeschreibung von Cardiomorpha hat demnach folgendermaassen zu lauten: 278 Palaeontologischer Theil. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, von gerundet vier- eckigem oder trapezoidischem Umriss, mehr oder weniger stark querverlängert, gewölbt, oft bucklig oder mit deutlichem Diagonal- kiel; Wirbel nahe an das Vorderende gerückt, kräftig, vorragend, zuweilen stark eingerollt, vor ihnen eine mehr oder minder deut- lich begrenzte Lunula; Schlossrand gerade oder schwach gebogen, zahnlos, mit langem, vertieftem, jederseits von einer Kante be- grenztem Feldchen für das äussere Ligament. Hinterer Schalen- theil zusammengedrückt, oft durch eine in der Nähe des Schloss- randes verlaufende Furche flügelartig abgeschnürt. Sculptur concentrisch, aus Anwachsstreifen oder concentrischen Rippen bestehend, welche sich bei einzelnen Arten gabeln. Muskel- eindrücke eirund, nicht stark ausgeprägt, Mantellinie einfach. Die zeitliche Verbreitung der Gattung scheint sich auf Devon, Carbon und Perm zu beschränken. FISCHER giebt zwar das Vor- kommen auch im Silur an, doch sind mir sicher hierher gehörige Arten aus dieser Formation nicht bekannt. Im rheinischen Devon ist sie durch sieben Arten vertreten. Cardiomorpha Humboldti Hornıngnaus sp. | Taf. XXV, Fig. 12. Isocardia Humboldtii Goupruss, Petrefacta Germaniae, Theil II, S. 207, Taf. 140, Fig. 2. 1834-40. » caelata SANDBERGER, Rhein. Schichtensystem, S. 260, 1ar 27, Kies 11a, 1b: 185056. Schale gleichklappig, von querverlängert-trapezoidischer Ge- stalt, bucklig-gewölbt, mit weit vorn liegenden eingekrümmten Wirbeln. Von diesen zieht ein ziemlich scharfer erhabener Kiel diagonal zur Hinterecke. Hinter ihm ist die Schale concav zu- sammengedrückt, mit einer radialen Furche in der Mitte. Schloss- rand fast gerade, Vorderrand beilförmig vorspringend, Hinter- rand schräg abgestutzt, Unterrand sehr flachbogig, vor der Mitte etwas eingezogen. Den Schlossrand begleitet beiderseits eine Kante, welche die fast ganz glatte, vertiefte Ligamentfläche zwischen sich schliessen. Vor den Wirbeln ist der Schalrand ein- Palaeontologischer Theil. 279 gezogen, ohne jedoch eine sehr scharf begrenzte Lunula zu bilden. Die Sculptur besteht aus erhabenen, etwas dachziegelig ge- ordneten concentrischen Rippen, welche sich zum Theil da, wo vom Wirbel eine schwache breite Furche zur Einziehung des Unterrandes verläuft, gabeln, wie das GoLprtss a. a. O. schon richtig angiebt. Diese starken Rippen verlaufen bis an den Diagonalkiel, wo einzelne ineinander schmelzen können, hören jedoch an diesem auf, setzen auf dem eingedrückten hinteren Schaltheil bedeutend abgeschwächt ein Stückchen weiter bis an die vorhin erwähnte Furche, hinter der die Schale zum Schloss- felde wieder emporsteist, sind hier nur noch als schwache An- wachsstreifen vorhanden und verschwinden auf der Ligamentfläche bis auf einige ganz schwache Spuren ganz. Neben dieser groben Sculptur bemerkt man unter der Lupe eine sehr feine concen- trische Streifung, welche im Alter deutlicher wird, während die Rippen an Stärke verlieren. Diese Einzelheiten sind jedoch nur an beschalten Exemplaren zu beobachten, auf den verkiesten Steinkernen ist nur die grobe Berippung vorhanden. Muskeleindrücke und Mantellinie waren an keinem Exemplar zu beobachten. A. ROEMER beschreibt unsere Art (Beiträge I, S. 14, Taf. 3, Fig. 10) aus den Wissenbacher Schiefern des Oberharzes vom Hutthal und Ziegenberger Teiche, seine Originalexemplare ge- hören jedoch sämmtlich zu (. artecostata. Die anscheinend er- heblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Figuren be- ruhen auf Verdrückung und z. Th. auf ungenauer Zeichnung. Vorkommen: _Wissenbach, Olkenbach, Grube Langscheid im Ruppachthal, Wissenbacher Schiefer; Kalk von Günterod, unteres Mitteldevon. Nach Angabe der Gebrüder SANDBERGER auch bei Daleiden im Mitteldevon; ich möchte indessen eher annehmen, dass das erwähnte Stück des Trierer Museums ein verquetschtes Allerisma Münsteri ist, da mir selbst ein solches von Daleiden vorliegt, das durch Verdrückung allerdings eine gewisse äussere Aehnlichkeit 280 Palaeontologischer Theil. mit Cardiomorpha Humboldti bekommen hat, während mir in keiner der von mir durchgesehenen Sammlungen ein Exemplar der ©. Humboldti von Daleiden je zu Gesicht gekommen ist, Geologische Landesanstalt. Cardiomorpha galeata n. sp. Taf. XVI, Fig. 72). Es liegt mir von dieser charakteristischen Art zwar kein voll- ständiges grosses Exemplar vor, doch ist dieselbe auch in Bruch- stücken leicht wiederzuerkennen und eine Benennung daher ge- boten. Schale gewölbt, mit stark entwickelten, sehr schief nach vorne eingerollten Wirbeln, welche gekielt erscheinen. Von diesem diagonal über die Schale verlaufenden, im Alter stumpfer werden- den Kiel fällt die Schale flach nach vorne, steil und concav nach dem Schlossrande zu ab. Auf der Vorderseite prägt sich mit zunehmendem Alter eine deutliche breite Furche aus, eine schärfere und schmalere verläuft, wıe bei den verwandten Arten, auf dem hinteren Felde. Die die Ligamentfläche begrenzende Kante ist zum Theil erhalten. Die Sculptur besteht aus zahlreichen, in der Jugend schärferen, im Alter unregelmässig und mehr bandförmig werden- den concentrischen Rippen, die sich vor dem Diagonalkiel meist gabeln; hinter dem Kiel ist die Sculptur wesentlich feiner, gleichfalls etwas unregelmässig und flacher. -— Eine Verwechslung mit einer der übrigen hier beschriebenen Arten erscheint ausge- schlossen; am nächsten verwandt ist ©. Humboldti. Vorkommen: Ense b. Wildungen, oberes Mitteldevon (Schichten m. Posidonia hians); Sessacker b. Oberscheld, unteres Oberdevon (von Herrn Geh. Rath BEYRICH gesammelt). Aachener, Berliner Museum. 1) Infolge eines Versehens ist die Art mit den Cyprieardinien zusammen abgebildet worden. Palaeontologischer Theil, 281 Cardiomorpha? artecostata MAURER sp. Taf. XXV, Fig. 13, 14. Oypricardia artecostata Maurer, Der Kalk von Greifenstein, Neues Jahrbuch f. Mineralogie ete., Beilageband I, 5.57, Taf. 2, Fig. 22. 1881. Isocardia Humboldt! (non! Horxınenaus) A. Rormer, Beiträge I, S. 14, Taf. 3, Fig. 10. 1850. Wenn ich diese kleine Form fraglich zu Cardiomorpha stelle, so geschieht dies, weil sie mir nach Habitus und Sculptur eher hierher zu gehören scheint als zu Oypricardinia. Von der für letz- tere Gattung typischen Dreitheilung der Schale: eine mittlere ge- wölbte Partie, eine vordere, meist deutlich getrennte flachere und eine hintere schärfer abgesetzte, flügelartig zusammengedrückte, ist an der vorliegenden Form nichts zu bemerken. Desgleichen entspricht der Verlauf der Sculptur nicht dem von Oypricardinia, wie ein Vergleich mit den Abbildungen letzterer Gattung auf Taf. XVI ohne lange Beschreibung darthun wird. Die für Car- diomorpha charakteristische vertiefte Ligamentfläche habe ich aller- dings bis jetzt noch nicht beobachten können; doch kann das daran liegen, dass die wenig zahlreichen, mir von Greifenstein vor- liegenden, sämmtlich einklappigen Exemplare ohne Ausnahme nicht ganz freiliegen und bei der Beschaffenheit des Greifensteiner Kalkes ohne Beschädigung der kleinen Stücke nicht freizulegen sind. Die Harzer Exemplare andererseits sind in Schiefer er- halten und mehr oder minder plattgedrückt, sodass eine sichere Beobachtung der jedenfalls sehr schmalen Ligamentfläche zur Unmöglichkeit wird. Bemerkt sei, dass die Exemplare an stark verdrückte Stücke von Posidonia venusta erinnern, mit denen die Art auch wohl öfters verwechselt sein mag. Schale gewölbt, quer-eiförmig, mit vorn gelegenen kleinen Wir- beln. Vorderrand wenig vorspringend, Unterrand gerade oder ein wenig eingezogen, ungefähr parallel dem anscheinend etwas gebo- genen Schlossrande. Hinterrand bogig in Schloss- und Unterrand übergehend. Von den Wirbeln zieht diagonal über die Schale eine undeutliche Kante, die einen vorderen gewölbten von einem hinteren flacheren, aber nicht zusammengedrückten Schaltheil trennt. Zum 282 Palaeontologischer Theil. Vorderrande fällt die Schalenwölbung mehr oder minder steil ab. Die Sculptur besteht aus etwas wulstigen, dachziegeligen concentrischen Rippchen mit schmalen Zwischenräumen, welche dort, wo sie nach dem Schlossrande zu umbiegen, etwas breiter werden. Auf dem hinteren Schaltheil erscheinen die Rippchen meist bedeutend abge- schwächt. Mit zunehmendem Alter werden sie, oft ganz plötzlich, bedeutend feiner und gedrängter, sodass die Gegend des Schal- randes dem blossen Auge im Gegensatz zu dem berippten oberen Theil glatt erscheint, und man nur mit der Lupe die scharfe feine Sculptur zu erkennen vermag. Von den inneren Charakteren ist nichts zu beobachten. Sehr nahe verwandt, vielleicht ident, ist die feiner sculpturirte (. jlexuosa A. ROEMER aus dem Stringocephalenkalke des Büchen- berges bei Elbingerode (Beitr. III, S. 135, Taf. 19, Fig. 21). Des- gleichen dürfte sich die Angabe von BArROIS über das Vorkommen von Posidonia venusta MÜünsT. in den Wissenbacher Schiefern von Porsguen bei Brest (Ann. soc. geol. du Nord IV, S. 88) höchst wahrscheinlich auf unsere Art beziehen. Vorkommen: Greifenstein. Göttinger Museum, Sammlung des Herrn Fr. MAURER. Sehr häufig in den Wissenbacher Schiefern des Oberharzes. Geologische Landesanstalt. Cardiomorpha antiqua GOLDFUSS sp. Taf. XXV, Fig. 7, 8. Isocardia antiqua GoLpruss, Petrefacta Germaniae, Theil II, S. 207, Taf. 140, Fig. 1. 1834—40.- Cardiomorpha suborbicularis SaxpBereer, Rhein. Schichtensystem, S. 255, Taf. 27, Fig. 9, 9a. 185056. Schale von trapezoidischem Umriss, nach hinten verbreitert, stark bucklig gewölbt, mit vorn liegenden, kräftigen, nach vorn ein- sekrümmten Wirbeln. Von diesen zieht zur Hinterecke ein breiter stumpfer Kiel, von dem die Schale steil zum Unterrande, etwas sanfter zum Hinterrande abfällt. Zwischen Kiel und Schlossrand verläuft eine am Wirbel beginnende Furche. Der unter den Wirbeln eingezogene Vorderrand springt kurzbogig vor, der Unter- rand zieht in flachem Bogen schräg nach hinten, wo er mit dem Palaeontologischer Theil. 283 senkrecht abwärts gebogenen Hinterrande eine abgerundete Ecke bildet. Schlossrand fast gerade, bogig in den Hinterrand über- gehend. Längs des Schlossrandes schmale, vertiefte Ligament- fläche. Die Sculptur besteht aus zahlreichen unregelmässigen Anwachsstreifen, von denen einzelne kräftiger ausgeprägt sind. Auf den verkiesten Steinkernen bemerkt man ausserdem öfters noch eine feine radiale Streifung. Vorderer Muskeleindruck ei-nierenförmig, auf dem vorsprin- genden Vordertheil gelegen, hinterer undeutlich, ebenso der hin- tere Theil der Mantellinie. Vorkommen: Wissenbach; Hutthal und Ziegenberger Teich im Oberharze in den Wissenbacher Schiefern. Geologische Landesanstalt, Sammlung des Vereins für Natur- kunde zu Wiesbaden. Cardiomorpha alata SANDBERGER. Taf. XXV, Fig. 15— 17. Cardiomorpha alata SANDBERGER, Verst. rhein. Schichtensyst., S. 254, Taf. 27, Fig. 4, Aa, Ab. 1850—56. » » Horzarrer, Das obere Mitteldevon im rhein. Gebirge, S. 226, Taf. 16, Fig. 8. 1895. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, bucklig gewölbt, von querverlängert-trapezoidischem Umriss, etwa doppelt so breit wie hoch; mit vorn gelegenen, eingekrümmten Wirbeln, von denen zur Hinterecke ein etwas stumpfer Diagonalkiel zieht. Von diesem fällt die Schale steiler zum Schlossrande, sanfter zum Unterrande ab. Der Schlossrand ist lang und gerade, mit vertiefter, durch eine scharfe Kante begrenzter Ligamentfläche. Vorderrand unter den Wirbeln eingezogen, dann kurzbogig vorspringend, Unterrand fast gerade, mit sehr schwacher Ein- ziehung, Hinterrand sich bogig an den Schlossrand ansetzend und mit dem Unterrande eine abgerundete Ecke bildend. Etwa in der Mitte des hinteren Schalentheils verläuft eine schwache Ra- dialfurche. Die Sculptur besteht aus Bündeln unregelmässiger, zum Theil etwas blättriger Anwachsstreifen. 284 Palaeontologischer Theil. Ligament äusserlich, an einem verdrückten Exemplar von Villmar deutlich erhalten. Vorderer Muskeleindruck dicht am vor- springenden Vorderrande gelegen, hinterer nebst der Mantellinie nicht beobachtet. Die durch ihre stark querverlängerte Schale leicht kenntliche Art hat im Iberger Kalke zwei sehr nahe Verwandte, nämlich Arca rhomboidea TRENKNER und Pterinea Seebachiana 'TRENKNER, welche CLARKE als Modiomorpha rhomboidea vereinigt hat. Die mir vorliegenden Originale beider Arten aus dem Göttinger Mu- seum beweisen aber, dass es sich um zwei Cardiomorpha - Arten handelt, welche sich von ©. alata beide durch die nach hinten stärker verbreiterte Schale unterscheiden, aber auch unter einander noch deutliche Abweichungen erkennen lassen. Ü. rhomboidea ist stärker gewölbt als ©. Seebachiana, deren Diagonalkiel zudem sehr bald seinen Charakter verliert und als flache Wulst erscheint; ferner ist die Ligamentfläche bei Ü. Seebachiana schmaler und länger als bei ©. rhomboidea. Die beiden Formen lassen sich also recht gut unterscheiden. Vorkommen: Eifel, Finnentrop, Villmar, Stringocepha- lenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener und Breslauer Museum, Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden. Cardiomorpha ferruginea n. sp. Taf. XXV, Fig. 9-11. Cardiomorpha ferruginea Bzusu. bei Houzarrzr, Das obere Mitteldevon im rhei- nischen Gebirge, S.226, Taf. 11, Fig. 13, 14. 1895. Schale sehr ungleichseitig, gewölbt, mit nahe am Vorderende gelegenen, stark nach vorne gedrehten und eingebogenen Wirbeln. Schlossrand gebogen, mit langer vertiefter, durch eine Kante ab- geschnürter Ligamentfläche hinter den Wirbeln. Vor diesen eine nicht scharf begrenzte Lunula. Vorderrand kurz und steil ab- gerundet, Unterrand geschwungen, Hinterrand steil abfallend, in den Unterrand übergehend. Von den Wirbeln verläuft schräg nach hinten die charakteristische, deutlich ausgeprägte Furche, Palaeontologischer Theil. 285 welche den gewölbten Haupttheil der Schale nach hinten begrenzt. Der bei €. antiqua noch deutliche, wenn auch breite und gerun- dete Kiel ist bei vorliegender Art nicht mehr ausgeprägt. Die Seulptur der dünnen Schale besteht aus nicht ganz regel- mässıigen, oft bündelförmig gruppirten feinen Anwachsstreifen. Der an einem Exemplar sichtbare vordere Muskeleindruck ist eiförmig, flach und liegt dicht am Vorderrande. Durch den ganzen Habitus der Schale und die Beobachtung der vertieften Ligamentfläche dürfte die Zugehörigkeit zu Cardio- morpha sichergestellt sein. Von unseren sonstigen Arten kommen zum Vergleich nur C. antiqua und (. parvula in Betracht, beide weichen aber durch viel schiefere, schräg verlängerte Gestalt auf den ersten Blick ab. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, Stringocephalenkalk.. Aachener Museum. Cardiomorpha parvula n. sp. Taf. XXV, Fig. 6. ? Modiola ausavensis Sreisıneer, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 56. 1853. Diese Form steht der ©. antigua sehr nahe, unterscheidet sich aber durch mehr querverlängerte, nach hinten weniger ver- breiterte Schale und den weniger starken, besonders nach hinten sehr abgeschwächten Kiel. Demgemäss ist auch die Hinterecke breiter abgerundet als bei ©. antigua. Eine deutliche schmale, vertiefte Ligamentfläche liegt längs des ganz schwach gebogenen Schlossrandes, ausserdem ist die charakteristische Furche auf dem hinteren Schalentheil deutlich ausgeprägt. Die Sculptur besteht wie bei (©. antigqua aus unregelmässigen Anwachsstreifen. Nach der Beschreibung zu urtbeilen, wird vermuthlich Modiola ausavensis STEIN. unsere Art darstellen; da aber in der STEININGER- schen Sammlung, welche sich im Besitze der geologischen Lan- desanstalt befindet, kein Exemplar jener Art vorhanden ist, ich auch in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn, welche die Schxur’sche Sammlung enthält, kein so etikettirtes 286 Palaeontologischer Theil. Exemplar gefunden habe, so habe ich es vorgezogen, die Art mit einem neuen Namen zu belegen und den STEININGER’schen Namen lieber fallen zu lassen, als eine unsicher begründete Identi- fieation vorzunehmen. Vorkommen: Büdesheim, Goniatitenschiefer des unteren Oberdevon. Technische Hochschule zu Aachen, Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn. Cardiomorpha eifeliensis n. sp. Taf. XXV, Fig. 18. Die vorliegende kleine Form, von der ich leider nur ein Exemplar habe, unterscheidet sich durch ihre querverlängerte, nach hinten verschmälerte und schief abgerundete, nur undeutlich gekantete, stark gewölbte Schale leicht von allen anderen hier beschriebenen Arten. Der Schlossrand ist schwach gebogen, mit deutlicher Ligamentfläche; neben ihm verläuft m jeder Klappe die charakteristische, freilich nur schwach ausgebildete Furche. Die kleine Lunula ist deutlich zu erkennen. Die Sculptur be- stand aus bündelförmig geordneten, unregelmässigen, stärkeren und schwächeren Anwachsstreifen. Vorkommen: »Eifel«, wohl Stringocephalen-Schichten. Geologische Landesanstalt. Gattung: Edmondia DE KonInck 1842. Taf. XXVI. Zur Gattung Edmondia stelle ich nach den äusseren Merk- malen eine Art des Stringocephalenkalkes, ohne bei der mangeln- den Kenntniss des Schlosses die Zugehörigkeit sicher behaupten zu wollen. Auch die Lage des Ligaments liess sich nicht mit Sicherheit feststellen; bei dem kleinsten abgebildeten Exemplar scheint es zwar, als sei längs des verdickten Schlossrandes eine sehr schmale äussere Ligamentfurche vorhanden, von der man aber an dem grossen zweiklappigen Stücke nichts beobachtet. Es Palaeontologischer Theil. 287 muss also vor der Hand dahingestellt bleiben, ob die Art zu Edmondia oder zu Pseudedmondia FISCHER gehört, welch letztere Gattung für die mit äusserer vertiefter Ligamentfläche versehenen Arten aufgestellt wurde. Edmondia gigas HoLzAPrEL. Taf, XXVI, Fie. 12-14. Edmondia gigas Houzarren, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, S. 226, Taf. 16, Fig. 11. 1895. Schale gleichklappig (die anscheinende Ungleichklappigkeit des grossen Exemplars ist Folge der Verdrückung), ungleich- seitig, bauchig gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, schräg nach vorn über den gebogenen Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Vor den Wirbeln liest eine nicht deutlich begrenzte Lunula. Vorderrand in kurzem steilem Bogen abfallend, Unterrand «e- schwungen, Hinterrand steil abwärts gebogen, unmerklich in Schloss- bezw. Unterrand übergehend.. Das Wachsthum ist am stärksten in der Richtung nach vorn unten, in Folge dessen sind alte Exemplare bedeutend schiefer als junge; während diese etwa eine rundlich-viereckige Gestalt besitzen, nähern sich die alten mehr einem schiefwinkligen Dreieck. Von Sculpturen sind auf der im Alter ziemlich dicken Schale nur unregelmässige, im Alter etwas erhabene Anwachsstreifen sichtbar. Von inneren Charakteren ist nur der ovale, den Wirbeln genäherte, dicht am Vorderrande gelegene vordere Muskeleindruck sichtbar. Vorkommen: Finnentrop, Stringocephalenkalk. Aachener Museum. Gattung: Glossites Hart 1885. Taf. XXV1. Zu dieser Gattung stelle ich wegen der Aehnlichkeit in Ge- stalt und Sculptur die Sanguinolaria concentrica GOLDFUSS, deren innere Charaktere an dem mir vorliegenden Material nicht zu beobachten waren. In der Gestalt erinnert die Art auch an ge- 288 Palaeontologischer Theil. wisse Allerisma- Arten des Carbon mit wenig vorspringenden Wirbeln und stark querverlängerter Schale, wie A. clava M’Coy sp., doch gelang es mir nicht, das für Allerisma wie überhaupt die Grammysiiden charakteristische vertiefte Feldchen hinter den Wirbeln nachzuweisen; ausserdem ist die Schale so flach gewölbt, wie man es bei Allerisma nicht gewöhnt ist. Bei den durch HALL beschriebenen @lossites- Arten ist zwar der Uebergang vom Schlossrande, der hier sanft gebogen ist, zum Hinterrande ein allmählicher, doch ist die Aehnlichkeit im Uebrigen sehr gross; auch die Lunula fehlt nicht, und ebenso ist die den Schlossrand abschnürende seichte Furche bei mehreren Arten deutlich zu erkennen. Glossites concentrieus GOLDFUSS sp. Taf. XXVI, Fig. 10, 11. Sanguinolaria concentrica GoLpruss, in DE LA Bicnz, Handbuch der Geologie, S. 531. 1832. » sulcata Purwuıes bei GoLpruss, Petrefacta Germaniae II, $. 278, Taf. 159, Fig. 11. 1834-40. non! » » Primwruıres, Illustrations of the Geology of Yorkshire II, S. 209, Taf. 5, Fig. 5. 1836. non! » » Müssrer (Beiträge III, S. 72, Taf. 12, Fig. 26) bei Priwuıes, Palaeozoic Fossils, S. 34, Taf. 17, Fig. 52. 1841. Schale flach gewölbt, sehr ungleichseitig, mit weit nach vorne gerückten kleinen Wirbeln. Schlossrand lang, fast geradlinig, Vorderrand schräg abgestutzt, mit deutlicher Lunula, in kurzem Bogen in den stark geschwungenen Unterrand übergehend; Hinter- rand schräg bogig verlaufend, mit dem Schlossrande eine stumpfe Ecke bildend. Von den Wirbeln zieht sich längs des Schlossrandes nach hinten eine deutlich abgesetzte, allmählich sich etwas verbreiternde Furche. Die Sculptur besteht aus concentrischen, wulstigen Rippen mit breiteren flachen Zwischenräumen. Ihr Verlauf ist etwas unregelmässig, indem sich hier und da eine neue Rippe einschiebt bezw. eine vorher einfache sich theilt oder sich auch in ein breites Band grober Anwachsstreifen auflöst. In der Nähe des Schloss- Palaeontologischer Theil. 289 randes erscheinen die Rippen oft stark abgeschwächt und hören zuweilen schon an der oben erwähnten Furche auf, während sie bei anderen Exemplaren den Schlossrand erreichen. Von den inneren Charakteren war nichts zu beobachten. Vorkommen: Mitteldevon der Gegend von Gerolstein. Geologische Landesanstalt, Berliner und Breslauer Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Gattung: Phthonia HarrL 1869. Phthonia? striatula n. sp. Taf. XXXI, Fig. 8, 9. Oypricardinia? sp. Kayser, Jahrb. der König]. geol. Landesanstalt f. 1881, S. 60, Nas Il, er D) Zu der Harr’schen, noch ungenügend bekannten Gattung Phthonia, die aber jedenfalls mit den Grammysiiden nichts zu thun hat, möchte ich unter allem Vorbehalt einige Bruchstücke einer _feingerippten Muschel stellen, welche in dem Clymenienkalke am Enkeberge, den Schiefern von Nehden und dem oberen Ober- devon auf der Grube Prinz Wilhelm bei Velbert sich findet. Die Schale ist flach gewölbt, schief-dreieckig, der Wirbel liegt weit vorn und hängt etwas über. Die Sculptur besteht aus feineren und gröberen Anwachsstreifen und sehr zahlreichen, vom Wirbel ausstrahlenden kippchen, welche auch längs des Schlossrandes vorhanden sind. Die Sculptur erinnert sehr an diejenige von Phthonia sectifrons HALL aus dem oberen Mitteldevon, bei der allerdings die Wirbel schwächer entwickelt sind. Auf Grund dieser Aehnlichkeit wurde die Gattungsbezeichnung gewählt, da die Muschel bei einer anderen Gattung nicht unterzubringen war und eine Beschreibung geboten erschien, weil die Form an der feinen Sculptur auch in Bruchstücken leicht wieder zu erkennen ıst und im oberen Oberdevon weit verbreitet zu sein scheint. Geologische Landesanstalt. Neue Folge. Heft 17. 19 290 Palaeontologischer Theil. Solenomyiden. Gattung: Janeia KıngG 1850 emend. BEUSH. Taf. XXV1. Solenomya aut. non Lamarer. Clinopistha Merx und Worrnex 1870. Die Arten, welche im Folgenden unter dem Gattungsnamen Janeia vereinigt sind, besitzen eine sehr weitgehende Aehnlichkeit mit Solenomya und sind auch oft mit dieser Gattung direct ver- einigt worden, so von KınG, der seine Gattung Janeia zu Gunsten von Solenomya wieder einzog, M’CoY, DE VERNEUIL, GEINITZ, HALL, DE KonInck u. A. Auch ich bin lange im Zweifel gewesen, bis die Untersuchung der lebenden S. mediterranea und 8. austra- lis, von denen ich Dank der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor von MARTENS Exemplare vergleichen konnte, meine Zweifel be- seitigt hat. Die lebende Solenomya besitzt eine ausserordentlich dünne Schale, mit der charakteristischen, fransenartig über den Rand vorspringenden glänzenden Epidermis. Das Vorderende ist lang, cylindrisch, das Hinterende kurz und schräg abgestutzt. Die Wirbel ragen nicht vor. Die Schale ist völlig gleichklappig und klafft bei $. mediterranea an beiden Enden deutlich; an einem Exemplar von 8. australis dagegen ist die Schale hinten bis auf einen ausserordentlich feinen Spalt geschlossen und klafft nur vorne deutlich. Das Ligament liest innerlich hinter den Wirbeln auf zwei verdickten, schrägen Ligamentstützen, tritt jedoch dicht hinter den Wirbeln auch an die Oberfläche, da die Schale hier eine schmale Oeffnung besitzt, von der ich jedoch absehe, wenn ich von einem Klaffen der Schale spreche, da sie eben durch das Ligament ausgefüllt ist. Das Schloss ist zahnlos, wenigstens habe ich den von ZITTEL angegebenen dünnen Schlosszahn jeder Klappe nicht entdecken können. Die Muskeleindrücke sind sehr flach, der grössere vordere eiförmig oder rundlich - oblong, der hintere eirunde ist kleiner und wird vorne von einer feinen, vom Wirbel ausstrahlenden Leiste begrenzt. Die Sculptur besteht aus einer sehr feinen, nicht erhabenen unregelmässigen Anwachsstreifung Palaeontologischer Theil. 291 [7 und unregelmässigen radialen, kaum erhabenen Rippen, welche vorne und hinten gedrängter und deutlicher sind. Vergleicht man nun die palaeozoischen Formen mit den leben- den, so fällt eine weitgehende Uebereinstimmung in Bezug auf die Gestalt der Schale, ihre Sculptur, die Lage des Ligaments und die Beschaffenheit der Muskeleindrücke sofort auf. Was speciell das Ligament anlangt, so sieht man auf den Steinkernen hinter den Wirbeln eine Art Lunula, welche von den inneren Ligament- stützen herrührt. Schalenexemplare bezw. solche mit Resten der Schale lassen hier keine Vertiefung erkennen, sodass die innere Lage des Ligaments als sicher hingestellt werden kann. Dass das Ligament aber, wie bei den lebenden Solenomyen, zum Theil auch an die Oberfläche trat, beweist die schöne Abbildung von S. Puzosiana DE Kon. auf Taf. 23, Fig. 34 der Faune du calcaire carbonifere de la Belgique, tome V, auf der man den für den Austritt des Ligaments bestimmten Spalt hinter den Wirbeln klar und deutlich sieht. An einem Exemplar der 8. Puzosiana in der Sammlung der geologischen Landesanstalt konnte ich übrigens noch kohlige Reste der Epidermis beobachten. Eine wesentliche Verschiedenheit zeigen jedoch die palaeo- zoischen Formen gegenüber den lebenden: sie sind deutlich un- gleichklappig, und zwar greift der Wirbel der linken Klappe über den der rechten über. Diese Eigenthümlichkeit ist zuerst von DE VERNEUIL (Geologie de la Russie, vol. II. 3, S. 294) beob- achtet worden, und zwar an S. biarmica VERN. und S. primaeva PHiLLıps, und M’Coy hat die Beobachtung für englische Exem- plare der letzteren Art bestätigt, während KınG diesen wichtigen Umstand nicht erwähnt. Auch DE Koninck behandelt seine Solenomyen auffälligerweise als gleichklappig, trotzdem man an dem schon oben erwähnten auf Taf. 23, Fig. 34 abgebildeten Exemplare von $. Puzosiana sehr schön das Uebergreifen der Wirbelgegend der linken Klappe über diejenige der rechten sieht und dies Moment von ihm als für Clinopistha charakteristisch be- sonders betont wird. An zwei unverdrückten Exemplaren von Sanguinolaria truncata Gr. und $. laevigata GF. konnte ich die- 192 292 Palaeontologischer Theil. selbe Wahrnehmung machen und zweifle daher nicht, dass die Ungleichklappigkeit ein allgemeines Merkmal der palaeozoischen Formen ist. Ein geringerer Unterschied gegen die lebenden Solenomyen liegt darin, dass die Schale der palaeozoischen Formen wesentlich dicker ist und demgemäss auch die Sculpturen und Muskeleindrücke kräftiger ausgeprägt sind. Was das Klaffen der Schale anbelangt, so konnte ich an einigen vollständigen Exemplaren des eifeler Mitteldevon fest- stellen, dass die Schale, selbstverständlich abgesehen von der Ligamentspalte, rings geschlossen war; dasselbe sieht man an verschiedenen der von DE KOoNIncK abgebildeten Arten, z. B. Taf. 9, Fig. 14, wo sogar die Ligamentspalte nicht angegeben ist, Taf. 23, Fig. 36 und 38. Dagegen sollen S. primaeva vorne und S. biarmica beiderseits deutlich klaffen. Mit Berücksichtigung des oben angeführten verschiedenen Verhaltens von 8. australis und S. mediterranea in diesem Punkte möchte ich diesem Um- stande indess keine wesentliche Bedeutung zuschreiben, zumal auch die Arten anderer Gattungen, wie z. B. Allerisma, sich in Bezug auf das Klaffen der Schale verschieden verhalten. _ Dagegen scheint mir die Ungleichklappigkeit der palaeozoi- schen Formen allerdings ein Grund zu sein, dieselben von den absolut gleichklappigen Solenomyen zu trennen und unter einem besonderen Gattungsnamen zu vereinigen, und es empfiehlt sich, die Kıng’sche Gattung Janeia wieder aufzunehmen. Als Typus dieser Gattung führt Kıng (Permian Fossils S. 177) ausdrücklich Solenomya primaeva PHILL. an. Von dieser haben wir oben gesehen, dass sie ungleichklappig ist, und auch die Sculptur sowie die inneren Charaktere stimmen nach den Ab- bildungen bei PHıLLips (Geology of Yorkshire, Taf. 5, Fig. 6) und M’Coy (British Palaeozoic Fossils II. 3, Taf. 3 F, Fig. 3) genau mit unseren Arten überein. Die Gattungsbeschreibung muss allerdings wesentlich geändert werden und hat wie folgt zu lauten: Schale nicht eben dünn, ungleichklappig, Wirbelgegend der linken Klappe über die der rechten übergreifend; sehr ungleich- seitig, Vorderseite lang ausgezogen, Hinterseite kurz und schräg Palaeontologischer Theil. 293 abgestutzt. Wirbel klein, kaum vorragend, opisthogyr. Klappen geschlossen oder mehr oder weniger klaffend. Seulptur aus zu- weilen deutlich erhabenen, meist unregelmässigen, nach vorne sich gabelnden oder durch Einschiebung vermehrenden Anwachsstreifen, zuweilen auch concentrischen Rippen, und radialen Rippen be- stehend, welch letztere aber häufig ganz obsolet werden und nur durchschimmern. Schlossrand lang, gerade, zahnlos, durch eine schwache, dem Rande parallele Falte abgesetzt. Ligament innerlich, hinter den Wirbeln auf zwei Ligamentstützen gelegen, welche auf Steinkernen eine Art Lunula hervorbringen, durch einen schmalen Spalt hinter den Wirbeln an: die Oberfläche 'tretend. Von den Wirbeln zum Hinterende verläuft bei manchen Arten in jeder Klappe eine äussere Furche, über welche die den Ligamentspalt umgebende Partie flügelartig hervorragt. Vorderer Muskeleindruck gross, rundlich viereckig oder eirund, hinterer kleiner, eiförmig, durch eine deutliche, vom Wirbel zu seinem Vorderrande ziehende Muskelleiste gestützt. Mantellinie undeutlich, anscheinend ganzrandig. Zu der so begrenzten Gattung Janeia muss auch wohl die Gattung Clinopistha MEEK und WORTHEN (Proc. Academy Nat. Sci. Philadelphia, 1870, S. 43) gestellt werden. Nach der Be- schreibung a. a. ©. und den Abbildungen in Band V des Geol. Survey of Illinois, Taf. 27, Fig. 7, sowie Pal. Ohio I, Taf. 18, Fig. 5 unterscheiden sich diese Formen von Janeia nur durch etwas kürzere Gestalt und das angeblich äusserliche, in flachem Feldehen hinter den Wirbeln gelegene Ligament. Der erstere Umstand kann als Gattungsunterschied nicht wohl angesehen werden, zumal unsere Arten zum Theil Uebergänge darstellen; und bezüglich des zweiten möchte ich annehmen, dass es sich dabei nur um die durch die mehrfach erwähnte Spalte zu Tage tretende besonders kräftige äussere Partie des Ligaments handelt. An DE Koninck’s Abbildungen von Ol. abbreviata Taf. 14, Fig. 49, 50 und Taf. 23, Fig. 16, 17 sieht man wenigstens deutlich die verdickten inneren Ligamentstützen in typischer Entwicklung. Auch die von den Autoren, denen die Aehnlichkeit mit den 294 Palaeontologischer Theil. palaeozoischen »Solenomyen« bezw. Janeia nicht entgangen ist !), hervorgehobene stärkere Entwicklung der Wirbel kann nicht als ausschlaggebend betrachtet werden, da dieselben bei den Arten von Janeia allgemein etwas stärker entwickelt sind als bei Solenomya. Dass in Bezug auf das Klaffen der Schale Ueber- gänge vorhanden sind, wurde oben schon ausgeführt, und bezüglich des angeblichen Fehlens der hinteren Muskelleiste wäre noch zu untersuchen, ob dies nicht mangelhafter Erhaltung bezw. unvoll- ständiger Beobachtung zuzuschreiben ist. Eine generische Verschiedenheit von Chinopistha und Janeia kann ich jedenfalls nicht anerkennen. Zu der im Vorstehenden abgegrenzten Gattung Janeia werden vermuthlich alle aus Devon, Carbon und Perm beschriebenen Solenomyen gehören. Dass eine ausserordentlich nahe Verwandt- schaft mit der lebenden Solenomya vorhanden ist, erscheint zweifel- los; Janeia steht zu ihr etwa im selben Verhältniss wie Oypri- cardinia zu Oypricardia. Was die dickere Schale und die dem- gemäss kräftigeren Sculpturen der palaeozoischen Formen anbe- langt, so steht diese Erscheinung nicht vereinzelt da, ganz das Gleiche gilt z. B. von Palaeosolen gegenüber Solen. Aus dem rheinischen Devon werden im Folgenden vier Arten beschrieben, von denen allerdings die Sanguinolaria compressa vorderhand nur fraglich hierhergestellt werden kann, da eine aus- reichende Beobachtung der inneren Verhältnisse wegen schlechter Erhaltung nicht möglich war. Die Form der Schale stimmt indess recht gut überein. Janeia laevigata GoLDFUss sp. Taf. XXVI, Fig. 2, 3; 8. Sanguinolaria laevigata Goupruss, Petref. Germaniae II, 5.279, Taf. 159, Fig. 14. 1834—40. Schale ungleichklappig, Wirbel der rechten Klappe unter denjenigen der linken eingekrümmt, sehr ungleichseitig, stark !) Auf derselben Tafel des Geol. Survey of Illinois wird eine »Solenomya sp.« abgebildet, welche sehr deutlich das Uebergreifen des Wirbels der linken Klappe zeigt. Die Autoren betonen übrigens bereits, dass für diese Formen der Name Janeia wohl wieder aufzunehmen sei. Palaeontologischer Theil. 295 querverlängert, gewölbt, mit nahe am Hlinterende liegenden nieder- gedrückten opisthogyren Wirbeln. Schlossrand lang, geradlinig, Vorderrand breit abgerundet, Unterrand sehr flachbogig, Hinter- rand kurz und schräg abgerundet. Von Seulpturen sieht man auf den vorliegenden Steinkernen nur wenig deutliche, im Alter mehr hervortretende concentrische Runzeln, während die Schale vermuthlich feine, scharfe, concen- trische Rippchen trug, und ausserdem entfernt stehende radiale Rippen, die an einem kleinen Schalenbruchstück noch erhalten sind. Im Innern beobachtet man eine schwache, vom Wirbel zum hinteren dreieckig-eiförmigen Muskeleindrucke verlaufende Leiste; eine noch schwächere ähnliche Falte zieht sich zum Hinterrande des eirunden vorderen Muskeleindrucks. Mantellinie nicht sichtbar. Durch die stark querverlängerte Schale wird J. laevigata leicht kenntlich. Bezüglich der Abbildung bei GoLDFUss ist zu bemerken, dass die Abstutzung des Hinterendes zu steil ange- geben ist. Vorkommen: Gerolstein, Stringocephalenkalk; Daleiden. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Janeia phaseolina GoLDFUSsSs sp. Taf. XXVI, Fig. 6, 7; 9. Sanguinolaria phaseolina Goupruss, Petref. Germaniae II, S. 279, Taf. 159, Fig. 15. 1834—40. Schale dünn, ungleichklappig, sehr ungleichseitig, gewölbt. Wirbel opisthogyr, niedergedrückt, hinter der Mitte gelegen. Schlossrand sehr schwach gebogen, Vorderrand breit abgerundet, Unterrand sehr flachbogig, fast geradlinig, in der Mitte — aber anscheinend nicht bei allen Exemplaren — sehr schwach ein- gebogen. Unter und hinter den Wirbeln wie bei den übrigen Arten auf den Steinkernen eine von den Ligamentstützen her- rührende Lunula, hinter welcher der Hinterrand schräg und ab- gerundet zum Unterrande herabläuft. 296 Palaeontologischer Theil. Die Sculptur besteht auf den Steinkernen aus wenig deut- lichen breiten und flachen concentrischen Wülsten, welche wohl Bündeln von Anwachsrippchen entsprechen; Reste der Schale auf einem Exemplar zeigten eine etwas unregelmässige feine und scharfe concentrische Berippung. Die von GoLDFUss beschriebenen Fig. 31. Janeia phaseolina Gouor. sp. Deutlich ungleichklappiges Exemplar. Gerolstein. Breslauer Museum. i und abgebildeten wellenförmigen concentrischen Runzeln habe ich an keinem meiner Exemplare völlig deutlich erkennen können, wohl dagegen die undeutliche Radialstreifung der Steinkerne. Vom Wirbel verläuft nach hinten eine schwache innere Leiste, welche sich an den Vorderrand des dreieckig-eiförmigen hinteren Muskeleindrucks anlegt; der vordere Muskeleindruck ist rundlich- eiförmig und zeigt über semem Hinterrande schwache Spuren einer ähnlichen Leiste. Mantellinie nicht erkennbar. Von J. truncata, der einzigen Art, mit der J. phaseolina ver- wechselt werden könnte, unterscheidet sie sich leicht durch das länger ausgezogene Hinterende. Vorkommen: Gerolstein, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Breslauer Museum. Janeia truncata GOLDFUSS sp. Taf. XXVI, Fig. 4, 5. Sanguinolaria truncata Goupruss, Petref. Germaniae II, S. 279, Taf. 159, Fig. 13. 1834—40. Schale dünn, ungleichklappig, Wirbel der rechten Klappe unter denjenigen der linken eingekrümmt, sehr ungleichseitig, mässig gewölbt; Wirbel opisthogyr, nahe dem Hinterende der Schale. Schlossrand lang, schwach gebogen, Vorderrand breit abgerundet, a er Palaeontologischer Theil. 297 29 Unterrand fast geradlinig und parallel zum Schlossrande; Hinter- ende kurz abgestutzt und abgerundet. Unmittelvar unter und hinter den Wirbeln liegt auf den Steinkernen die scheinbare Lunula. Fig. 32. Janeia truncata Goupr. sp. Zweiklappiges, zum Theil noch beschaltes Exemplar. Gerolstein. Göttinger Museum. Die Sculptur besteht aus feinen, scharfen, nicht ganz regel- mässigen concentrischen Rippchen, welche besonders im Alter mehr zu Bündeln gruppirt sind. Auf den Steinkernen sieht man nur breitere und schmalere, unregelmässige, wulstige Streifen neben einer undeutlichen Radialstreifung. Vorderer Muskeleindruck rundlich-nierenförmig, hinterer drei- eckig-eiförmig, mit schwacher, schmaler Leiste davor. Mantellinie undeutlich. Aehnlich, nur von mehr querverlängerter Gestalt, ist J. (Sole- nomya) vetusta MEEK aus der Oorniferous Group (Abb. Pal. Ohio I, Taf. 18, Fig. 4); dagegen weichen die von HALL unter diesem Namen abgebildeten Stücke wesentlich ab (Pal. N.-Y. V. 1, Taf. 47, Fig. 53—55) und gehören wohl nicht zu MEER’s Art. Vorkommen: Daleiden; Gerolstein, Stringocephalenkalk. Villmar? Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Janeia? compressa GOLDFUSS sp. Taf. XXVI, Fig. 1. Sanguinolaria compressa Goupruss, Petref. Germaniae II, S. 280, Taf. 159, Fig. 16. 1834—40. Schale sehr ungleichseitig, flachgewölbt, mit kleinen nieder- gedrückten, dicht am Hinterende liegenden opisthogyren Wirbeln. 298 Palaeontologischer Theil. Schlossrand fast geradlinig, Vorderrand breit und schräg abge- rundet, Unterrand flachbogig, hinter der Mitte schwach einge- zogen, Hinterrand steil und kurz abgerundet. Vom Wirbel ver- läuft diagonal über die Schale nach vorn eine deutliche, obwohl sehr stumpfe Kante. Von Seulpturen sieht man auf dem Steinkern nur flache con- centrische Runzeln; nach FrecH (Cyathophylliden, S. 16, Anm.) trägt die Schale feine concentrische Streifen und etwas gröbere Anwachsrunzeln. Muskeleindrücke undeutlich. Mantellinie nicht sichtbar. Die Art ist an der nach vorne verbreiterten ziemlich kurzen Schale, der stumpfen diagonalen Kante und der steil abgestutzten Hinterseite zu erkennen. Vorkommen: »Eifel«. Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Antipleuriden. Gattung: Dualina BARRANDE? 1881. — Antipleura BARRANDE? — Dualina? sp. Taf. XXXI, Fig. 1. "Von Wissenbach und der Grube Langscheid im Ruppach- thale liegen mir drei Bruchstücke vor, welche den Gattungen Dualina oder Antipleura angehören dürften. Es ist in allen Fällen die stark aufgeblähte Wirbelgegend einer Schale inclinee a gauche, wie BARRANDE sich ausdrückt. Der Wirbel ist nach rechts eingekrümmt, die im Alter ziemlich dicke Schale ist bis an den zum Theil erhaltenen gebogenen Schlossrand mit ziemlich scharfen, durch ein wenig breitere Zwischenräume getrennten Rippen bedeckt, welche auch auf dem Steinkern, fast nicht abgeschwächt, wiedererscheinen. Von BARRANDE's zahlreichen Abbildungen der Dualinen und Antipleuren erinnern manche lebhaft an unsere Exemplare, doch Palaeontologischer Theil. 299 ist ein eingehenderer Vergleich wegen der Unvollständigkeit der- selben nicht möglich. Geologische Landesanstalt. Anmerkung. Zu derselben Gattung gehört vielleicht auch ein noch un- vollständigeres Bruchstück aus dem Kalke von Greifenstein, welches sich von obiger Form durch feinere Radialsculptur unterscheidet. Gattung: Silurina BARRANDE 1881. Silurina inflata SANDBERGER sp. Taf. XXXT, Fig. 2, 3. Dualina? inflata SAnpBERGER, E. Kayser, Die Orthocerasschiefer zwischen Bal- duinstein und Laurenburg, Jahrb. d. Königl. geol. Landesanstalt für 1883, 8.55, Taf. 3, Fig. 7, Ta-c. 1884. Von dieser interessanten Form liegen mir leider nur zwei isolirte linke Klappen vor, ich habe daher die die starke Ungleichklappigkeit zur Anschauung bringenden Abbildungen E. Kayser’s reproduciren lassen. Die Schale ist stark un- gleichklappig, mit einer stark gewölbten linken und einer flach deckelförmigen rechten Klappe, und hat einen quer-eiförmigen oder eirunden Umriss. Der fast gar nicht hervortretende, beinahe nur durch den Beginn der Anwachsstreifen in seiner Lage gekenn- zeichnete Wirbel liegt vor der Mitte. Vor ihm zieht sich eine deutliche Furche vom gebogenen Schlossrande steil zum Unter- rande herab und drückt diesen an ihrer Austrittsstelle nach hinten ein. Die vor dieser Furche gelegene Schalpartie scheint infolge- dessen, von der Seite gesehen, zu klaffen. Sie ist übrigens bei unseren Stücken nicht so deutlich als flügelförmiger Vorsprung entwickelt wie bei E. KAyszr’s Originalexemplar. Die Sculptur besteht aus etwas unregelmässigen feinen und gröberen, zonenförmig angeordneten, hier und da durch etwas stärkere Furchen, die sich besonders auf dem Steinkern zeigen, ‚unterbrochenen Anwachsstreifen. Eine feine, auf der Schale nur durchscheinende und erst durch die Verwitterung deutlich wer- 300 Palaeontologischer Theil. dende Sculptur aus entfernt stehenden nadelritzartigen radialen Linien ist wohl auf die Schalstructur zurückzuführen. Von den inneren Charakteren war nichts zu beobachten. E. Kayser hat a. a. OÖ. selbst bereits hervorgehoben, dass der ganze Habitus und die Sculptur der Schale viel mehr an Si- lurina erinnert als an Dualina und hat die Art nur aus dem Grunde fraglich bei Dualina belassen, weil Silurina von BARRANDE für wahrscheinlich gleichklappig gehalten wurde. Bezüglich dieser Frage siehe den allgemeinen Theil. Vorkommen: KAyser’s Originalexemplar stammt aus den Wissenbacher Schiefern der Grube Langscheid im Ruppachthale und befindet sich im Besitz des Herrn Bergrath ULrıcH in Dietz, je ein Exemplar in der geologischen Landesanstalt und im Marburger Museum stammt von Günterod aus den Kalken des Mitteldevon. Cardioliden. Gattung: Praecardium BARRANDE 1881. Taf. XXXI. Die Formen, für welche BARRANDE die Gattung Praecardium aufgestellt hat, bilden eine recht gut charakterisirte natürliche Gruppe, die sich durch ihre schief ungleichseitige Gestalt, die stark entwickelten eingekrümmten Wirbel, die aufgeblähte, gleich- klappige Schale und die aus einer. meist beschränkten Anzahl scharf erhabener Rippen von gewöhnlich rechteckigem Querschnitt mit vertieften, meist flachen Zwischenräumen bestehende Sculptur auszeichnet. In manchen Fällen sind die Rippen durch eine Längsfurche gegabelt. Unter den Wirbeln liegt eine meist durch zwei stärkere Rippen begrenzte schiefe Area, auf der bei einer Anzahl von Arten die zahnartigen Gebilde auftreten, durch welche die Gattung eine gewisse Berühmtheit erhalten hat. Diese zuerst von BARRANDE beschriebenen »Zähne « stellen normal zum Schlossrande stehende Leisten dar, welche eine Crenelirung des Schlossrandes verur- sachen. Dass diese Bildungen, welche auch bei anderen Gattungen, Palaeontologischer Theil. 301 wie Pleurodonta CONRATH, Praelueina u. s. w. vorkommen , mit echten Schlosszähnen nichts zu thun haben, sondern ursprünglich Rippen-Endigungen darstellen, hat NEuMAYR überzeugend dar- gethan. Von den Formen des rheinischen Devon ist nur bei P. vetustum der Schlossrand gut zu beobachten, doch bemerkt man auf demselben nichts von jenen zahnartigen Gebilden, und ich möchte NEUMAYR darin völlig zustimmen, wenn er die allgemeine Verbreitung von »Zähnen« bei seinen Palaeoconchen im Gegensatz zu CONRATH in Abrede stellt und die Ansicht vertritt, dass diesen zahnartigen Ausrandungen des Schlossrandes nicht jener hohe Grad von Constanz zukommt, wie den echten Schlosszähnen anderer Muscheln. Die wenigen hier beschriebenen Formen treten sämmtlich im oberen Oberdevon auf. Eine weitere devonische Praecardium-Art ist die von GEmnITz (Grauwackenformation II, S. 48, Taf. 12, Fig. 12, 13) als »Conocardium inaequicostatum MÜNST.« beschriebene Form, welche mit Chaenocardiola inaeqwieostata MSTR. sp. nichts zu thun hat. Praecardium vetustum Harr. Taf. XXXI, Fig. 6; 7. Cardium? vetustum Hauı, Geol. Surv. N.-Y., Rep. 4. Distr., S. 245, Taf. 107, Fig. 2. 1843. Praecardium vetustum Harz, Palaeont. N.-Y., V. 1, S. 427, Taf. 70, Fig. 18—20. 1885. Cardiola Nehdensis Kayser, Ueber die Fauna d. Nierenkalks vom Enkeberge und d. Schiefer v. Nehden b. Brilon. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXV, S. 638, Taf. 21, Fig. 2; 3a, b. (non 3e). 1873. Nach den Abbildungen und der Beschreibung Haur’s a. a. O. unterliegt es keinem Zweifel, dass sein P. vetustum mit der Cardiola Nehdensis Kays. identisch ist, und der Harr’sche Name muss als der ältere daher Anwendung finden. Schale gleichklappig, sehr ungleichseitig, schief dreieckig- eiförmig, stark gewölbt, mit nahe am Vorderende gelegenen, stark vorspringenden, kräftigen, eingekrümmten Wirbeln. Vorderrand steil abfallend, mit kurzem Bogen in den flachbogigen Unterrand 302 Palaeontologischer Theil. übergehend, Hinterrand in flachem Bogen schräg abwärts ziehend, mit dem Unterrande eine abgerundete, spitzwinklige Ecke bildend. Schlossrand kurz, fast gerade, mit schräger, nach vorne undeut- lich begrenzter Area, die nach hinten durch eine von der Unter- seite des Wirbels schräg nach dem Schlossrande verlaufende Kante deutlich abgesetzt ist. Von den Wirbeln nach hinten er- streckt sich ein concaves Schlossfeld. Die Sculptur besteht aus vom Wirbel ausstrahlenden, er- habenen, in beiden Klappen alternirenden Rippen mit breiteren ebenen Zwischenräumen. Auf dem Haupttheil der Schale, d.h. von der Vorderecke bis zur Hinterecke, zählt man ihrer 7—8; sie besitzen hier scharf rechteckigen Querschnitt, und die vertieften Zwischenräume lassen zwei feine erhabene Linien erkennen. Von der Vorderecke nach dem Wirbel zu werden sie schmaler, be- kommen mehr dreieckisen Querschnitt, und die gleichfalls schmaler werdenden Zwischenräume erscheinen glatt. Soweit man nach den Steinkernen urtheilen kann, gehen die Rippen beiderseits mindestens bis an den Schlossrand, ihre Zahl beträgt vorne 3—5, hinten etwa 4. Was den von KAYSEr fraglich zu Cardiola Nehdensis gestellten Steinkern vom Enkeberge betrifft, so hat dieser Autor den in der grösseren Rippenzahl (bei gleichzeitig verschmälerten Zwischen- räumen) liegenden Unterschied gegenüber den Nehdener Stücken bereits hervorgehoben. Ich füge noch hinzu, dass das aufsitzende Schalenstück verhältnissmässig breite, flache, etwas gerundete Rippen mit sehr schmalen, vertieften Zwischenräumen aufweist. Eine solche Schalensculptur wird P. vetustum, nach den Stein- kernen vergleichsweise zu urtheilen, kaum besessen haben; da jedoch über diesen Punkt Gewissheit zur Zeit nicht zu erlangen und das Enkeberger Stück sehr mangelhaft erhalten ist, so bezeichne ich dieses vorläufig als var. Clymeniae, bis neue Funde über die gegenseitigen Beziehungen Gewissheit schaffen. Ein Stück vom Enkeberge im Göttinger Museum ist noch mangel- hafter erhalten. Der von Kayser a. a. O. Fig. 3c abgebildete, in der Samm- lung des geologisch-palaeontologischen Instituts der Universität‘ Palaeontologischer Theil. 303 Berlin befindliche Steinkern aus eisenschüssigem Kalke von Gatten- dorf gehört, wie ich nach angestellter Vergleichung glaube, nicht zu dem Enkeberger Stücke, wie KaySEr als möglich annahm. Er ist weniger stark gewölbt; besonders ist der senkrechte Abstand des Wirbels vom Schlossrande (Loth vom Wirbel auf die Sym- metrie-Ebene) weit geringer als bei jenem. Auch ist die Rippen- zahl geringer, und ihre Form ist derjenigen des P. vetustum ähn- licher, von dem aber die schmaleren Zwischenräume, welche auf dem Haupttheil der Schale schmaler sind als die Rippen, es andererseits wieder entfernen. Zu P. duplicatum gehört es jedoch auch nicht, wie KAYSER mit Recht hervorhebt, vielleicht aber zu der von GEINITZ (s. oben) als »(onocardium inaeqwieostatum MÜNST.« beschriebenen Form. Vorkommen: Goniatitenschiefer von Nehden; die Varietät im Clymenienkalke des Enkeberges. | Drei Exemplare (KAyYsEr’s Originale) in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Praecardium duplicatum MÜNSTER sp. Taf. XXXT, Fig. 4. Cardiola duplicata Müxsrer, Beiträge zur Petrefactenkunde, III. Heft, S. 68, Taf. 13, Fig. 20a, b, Taf. 12, Fig. 21. 1840. > > Kayser, Ueber die Fauna des Nierenkalks vom Enkeberge und der Schiefer von Nehden bei Brilon. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXV, S. 639, Taf. 21, Fig. 4, a, b? 1973. non » » Sınpzerger, Versteinerungen des rhein. Schichtensystems S,201,..Tat 28, Kıozı. 185056. Aus dem Clymenienkalke des Enkeberges besitzt das geo- logisch-palaeontologische Institut zu Göttingen zwei leider nicht sehr günstig erhaltene Stücke, welche wohl zweifellos zu der Münsrer’schen Art zu stellen sind. Die Gestalt der dickschaligen gewölbten Klappen ist schief eiförmig, mit weit vorragendem, kräftigem, nach vorn eingekrümm- tem Wirbel. Unter ihm der kurze gebogene Schlossrand mit undeutlicher Area. Die Sculptur besteht aus radialen Rippen mit etwa gleichbreiten, vertieften Zwischenräumen. Die Rippen sind 304 Palaeontologischer Theil. durch vertiefte Rinnen bezw. Hohlkehlen gespalten, sodass eine jede Gesammtrippe zwei randliche schmale Kiele trägt. Die Rippen gehen beiderseits mindestens bis zum Schlossrande, werden aber allmählich schmaler und feiner. Das bessere der beiden Stücke (das andere ist nur ein Bruch- stück) stimmt in Bezug auf Gestalt, Wölbung und Art der Sculptur mit Münster’s Abbildung völlig überein. Ein Unter- schied liegt nur in der Zahl der Rippen, welche etwas grösser ist, als MÜNSTER es angiebt. Da jedoch die Rippenzahl Schwan- kungen in gewissen Grenzen ausgesetzt zu sein pflegt, so kann ich diesem Umstande besonderes Gewicht nicht beimessen, zumal auch der geologische Horizont derselbe ist. Ob das von KAYSeEr a. a. Ö. erwähnte und auf Taf. 21, Fig. 4 abgebildete, von Graf MÜNSTER etikettirte Stück des Berliner geologisch-palaeontologischen Instituts, welches mir vorliegt, nicht doch besser von P. duplicatum zu trennen und als besondere Art zu beschreiben sei, lasse ich dahingestellt. Die Sculptur stimmt zu duplicatum, ıst aber feiner, und das Stück hat eine extrem kurze Gestalt, ist so hoch wie breit, mit steil abfallendem Hinter- . rande. MüÜnsTtER’s Bemerkung über die sehr veränderliche Ge- stalt und Wölbung der Schale lässt darauf schliessen, dass sich möglicherweise mehr als eine Art unter seinen Exemplaren von P. duplicatum verbirgt, falls die Schwankungen nicht Folge der Verdrückung sein sollten. Dass die von den Brüdern SANDBERGER aus dem Rotheisen- stein von Oberscheld als Cardiola duplicata beschriebene Art mit Münsrter’s Art nichts zu thun habe, darauf hat KAYseEr (a. a. O. Anmerkung) bereits aufmerksam gemacht. Die Öberschelder Form ist eine echte Cardiola und wird unten als ©. Sandbergeri neu beschrieben. Praecardium sp. Taf. XXXI, Fig. 5. Ein drittes, gleichfalls aus dem Clymenienkalke des Enke- berges stammendes Stück des Göttinger Museums unterscheidet sich von P. duplicatum bei gleicher Gestalt und Grösse durch Palaeontologischer Theil. 305 viel zahlreichere, enger gedrängte und feinere Rippen, deren Seitenkiele sehr schmal und scharf sind. Bei der schlechten Er- haltung wage ich es jedoch nicht, die jedenfalls abweichende Form mit einem.neuen Namen zu belegen. Gattung: Regina (Kralovna) BARRANDE 1881. Taf. XXXI. Zur Gattung Regina stelle ich im Folgenden einige Formen, welche sich durch die ungleichmässige radiale Berippung der Klappen auszeichnen. Neben zahlreichen schwächeren Rippen treten in gewissen, nicht immer gleichen Abständen einzelne stärkere auf, was BARRANDE als Gattungsmerkmal gegenüber Puella (Panenka) hervorhebt. BARRANDE vermuthete, dass die Schale gleichklappig sei; die anscheinende Ungleichklappigkeit unserer R. minor ist Folge der Verdrückung, die beiden Klappen sind gegen einander verschoben. Eine vollkommen deutlich be- srenzte Area unter den Wirbeln konnte ich nicht nachweisen, der Schlossrand scheint schwach gebogen zu sein. Betreffs der R. vola, welche einen etwas fremdartigen Ein- druck macht, möchte ich hervorheben, dass z. B. R. eximia BARR. Syst. sil. du centre de la Boh@me, Bd. VI, Taf. 124, Fig. 6—8; R. laudabilis BARR. ebenda, Fig. 9, 10 und R. pollens BARR. Taf. 128, Fig. 1—3 ganz ähnliche Beschaffenheit der Steinkerne aufweisen. Im Uebrigen bin ich weder bei Regina, noch bei Puella wegen des geringen mir vorliegenden Materials in der Lage, irgendwelche Beiträge zur Kenntniss der Gattungen zu liefern, sondern muss mich begnügen, die wenigen hierher gehörigen Formen des rheinischen Devon nach ihrer äusseren Beschaffenheit bei den entsprechenden Gattungen BARRANDEF’s einzureihen. Die hier beschriebenen Formen gehören bis auf R. advena dem Mitteldevon an; diese letztere, aus den unteren Coblenz- schichten von Singhofen stammend, ist deshalb von Interesse, weil auch die ältesten böhmischen Arten erst in den unterdevonischen Kalken von Konieprus auftreten. Im Harze tritt in den »Hereyn«- Neue Folge. Heft 17. 20 306 Palaeontologischer Theil. Kalken von Wieda und Harzgerode eine Art, R. gwadricostata XOEMER auf, eine zweite, R. inaequalicostulata ROEMER, in den Wissenbacher Schiefern am Oberharzer Grünsteinzuge. Regina advena n. sp. Taf. XXXI], Fig. 13. Es liest nur ein nicht unverdrückter Steinkern einer linken Klappe vor, welcher eine quer-eiförmige Gestalt besitzt. Der vor- ragende Wirbel liegt etwas vor der Mitte und ist über den schwach gebogenen Schlossrand mit undeutlich begrenzter Area eingebogen. Der fehlende hintere Rand war anscheinend etwas flügelartig ver- längert. Die Sculptur besteht neben unregelmässigen, nach dem Rande zu gedrängteren, zum Theil etwas schuppigen Anwachs- streifen aus 6 oder 7 scharfen Hauptrippen und je 2 bis 3 flachen, breiten, viel weniger deutlichen Zwischenrippen, welche dicht nebeneinander liegen, von den Hauptrippen aber durch einen Zwischenraum etwa von ihrer eigenen Breite getrennt werden. Doch sind diese Verhältnisse nur auf dem mittleren Theile der Schale zu sehen, an den Seiten scheint sich Gestalt und Lage der Zwischenrippen zu ändern, eine genaue Beobachtung ist hier aber in Folge des Erhaltungszustandes nicht möglich. Von den zahlreichen böhmischen Formen zeigen u. A. R. pallida (BARRANDE, Taf. 341, Fig. 7, 8) und R. pacifica (a. a. O. Taf. 343) ein ähnliches Zurücktreten der Zwischenrippen gegenüber den Hauptrippen. Vorkommen: Singhofen, untere Coblenzschichten. Göttinger Museum. Regina minor n. sp. Taf. XXXIJ, Fig. 10. Schale gleichklappig, dreieckig-eiförmig, mit etwa median ge- legenem Wirbel; Schlossrand vom Wirbel ziemlich geradlinig nach hinten verlängert, etwas abfallend, Vorderrand schräg abwärts ziehend, etwas eingebogen, doch ohne deutliche Lunula, Unter- Palaeontologischer Theil. 307 rand und Hinterrand einen starken, etwa halbkreisförmigen Bogen bildend. Die Sculptur besteht auf dem Kieskern neben einer An- zahl entfernt stehender concentrischer Runzeln aus zahlreichen feinen, ziemlich scharfrückigen radialen Rippchen mit nur ganz wenig breiteren Zwischenräumen. In etwas unregelmässigen Ab- ständen (die Zahl der Zwischenrippen schwankt zwischen 4 und 6) treten gröbere Rippchen auf, die zum Theil abgeplattet sind und die Andeutung einer medianen Furche zeigen. Von den sonstigen Merkmalen war nur eine undeutlich ab- gegrenzte kurze dreieckige Area unter dem Wirbel zu beob- achten. Ich glaubte die vorliegende Form mit der etwa gleich grossen und in altersgleichen Schichten auftretenden R. (Cardiola) inaequa- licostulata A. ROEMER (Beitr. z. Kenntniss des nordw: Harzgebirges I, S. 14, Taf. 3, Fig. 8) aus den Wissenbacher Schiefern am Ziegen- berger Teiche bei Clausthal vergleichen zu sollen, die genauere Untersuchung ergab jedoch, dass, wenn auch die Sculptur sehr ähnlich ist, doch in der Gestalt der ‘Schale erhebliche Ver- schiedenheiten bestehen. Die Harzer Forn hat einen vie] kleineren, kaum über den Schlossrand hervorragenden Wirbel und einen vom Wirbel ab sofort in starkem Bogen nach aussen vorspringen- den Vorderrand, welcher von der für unsere Art so charakteristischen Lunula-artigen Einbiegung nichts erkennen lässt, vielmehr tritt die Schalwölbung bis unmittelbar an den Vorderrand heran, eine Eigen- thümlichkeit, welche auf A. RoEMER’s in Bezug auf die Sculptur sonst nicht sehr genauer Abbildung a. a. ©. deutlich hervortritt und bei von mir gesammelten Exemplaren in gleicher Weise wieder- kehrt. Der Winkel, welchen Schlossrand und Vorderrand mit einander bilden, beträgt infolgedessen bei der Harzer Art 150 bis 1600, während er bei unserer Art vielleicht 1000 beträgt. Vorkommen: Ruppachthal, vermuthlich Grube Langscheid, Wissenbacher Schiefer. Ein zweiklappiges Exemplar im Göttinger Museum. 20* 308 Palaeontologischer Theil. Regina vola n. sp. Myalina? sp. Kayser, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXIV, S.677, Taf. 27, Fig.3. 1872. Schale eiförmig-rundlich, stark gewölbt, mit kräftigen, vor der Mitte gelegenen, schwach nach vorne gedrehten, auf den Schlossrand niedergekrümmten Wirbeln. Unter ihnen eine an- scheinend glatte, nach vorne durch eine Kante kurz abgeschnittene Fig. 33. Regina vola n.sp. Linke und rechte Klappe von Finnentrop und unvollständige rechte Klappe von Grube Grottenberg bei Bredelar. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Palaeontologischer Theil. 309 Area. Die Schale trägt 5—7 besonders im Alter sehr scharfe und kielartige Hauptrippen, von denen einzelne bei alten Exem- plaren sogar blattartig werden können. Von der vorderen Rippe fällt die Schale zum Schloss- und Vorderrande steil ab. Auf den Steinkernen von Finnentrop erscheint die Schale bis auf einzelne zwischen den Rippen zurückgebogene Anwachsfurchen sonst meist glatt, bei genauem Zuschauen entdeckt man aber auch bei diesen noch Reste einer feineren Radialsculptur vor der vorderen Rippe und zwischen einzelnen Rippen. Diese Radialsculptur ist bei Exemplaren von der Grube Grottenberg bei Bredelar besser er- halten und besteht hier vorne aus gleichmässigen gedrängten, _ zwischen den Rippen aus zahlreichen mehr oder minder feinen, die schwach concaven Zwischenräume erfüllenden erhabenen radialen Linien. Auf dem hinteren flacheren Theile der Schale heben sich oft mehrere von diesen Linien deutlicher heraus, machen dann den Eindruck von Zwischenrippen und erscheinen oft durch das Aneinandertreten mehrerer Linien gebündelt. Eine Regelmässig- keit in dieser Sculptur ist nicht zu erkennen. Bei Kayser’s Originalexemplar und zwei weiteren von der Bettenhöhle — sämmtlich Steinkernen — treten allerdings zwischen den Hauptrippen mehrfach deutlich nur zwei Zwischenrippen auf, allein nicht regelmässig, sodass ich nicht glaube, dass bei der Unregelmässigkeit der Sculptur bei den übrigen Exemplaren diesen Abänderungen besonderer Werth beigemessen werden kann. Ausserdem treten auf der Schale noch zahlreiche, wenig deutliche Anwachsstreifen auf. Vorkommen: Finnentrop, Grube Grottenberg bei Bredelar, Bettenhöhle am Enkeberge, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener und Berliner Museum. Regina sp. | Aus dem Stringocephalenkalke der Grube Hubertus bei Leitmar liegt mir eine unvollständige linke Klappe vor, welche der R. vola ähnlich sieht. Sie unterscheidet sich jedoch durch zahlreichere Hauptrippen — ich zähle deren 11 —, zwischen denen auf der 310 Palaeontologischer Theil. Mitte der Schale je eine bis zwei Zwischenrippen auftreten, stärker nach vorne gedrehte Wirbel und ein weniger scharf abgesetztes, mehr concaves und gröber geripptes Feld vor der vordersten Hauptrippe. Die Area ist auch hier durch eine starke Rippe oder Kante vorne steil abgeschnitten. Bei dem Mangel weiteren Materials ist eine Entscheidung über die Beziehungen dieser Form zu R. vola vor der Hand nicht möglich. Aachener Museum. Regina sp. sp. Taf. XXXI, Fig. 11, 12. Aus den mitteldevonischen Knollenkalken der Ense bei Wil- dungen und vom Urfethal im Kellerwalde liegen mir zwei von Herrn Dr. DENCKMANN gesammelte unvollständige Exemplare von grossen Regina-Formen vor, welche leider für eine Bestimmung zu ungünstig erhalten sind. Beide haben eine grobe Berippung, aus 3—5 Zwischenrippen zwischen je zwei stärkeren bestehend; doch sind bei der ersten mehr rundlich-viereckigen Form mit angedeu- tetem hinterem Flügel die Rippen schmaler als die Zwischenräume und ziemlich scharf, während die zweite, mehr quergestreckte Form breitere und flachere Rippen aufweist. Es sei auf das Vor- kommen hiermit aufmerksam gemacht; besseres Material dürfte wahrscheinlich eine Identificirung mit einer der vielen böhmischen Formen ermöglichen, die bei der ungünstigen Beschaffenheit der beiden Stücke vorläufig unmöglich ist. Gattung: Puella (Panenka) BArRRANDE 1881. Taf. XXXII, XXXII. Die verschiedenen Arten, welche ich unter dem Gattungs- namen Puella vereinigt habe, und zu denen ich noch mehrere schlecht erhaltene Stücke gesellen könnte, liegen mir sämmtlich nur in mangelhafter Erhaltung vor, sodass die Beschreibung sich meist auf die Sculpturen beschränken muss. Nur bei P. beil- Palaeontologischer Theil. 311 striata, P. gigantea und P. Gosseleti konnte wenigstens auch die Area unter den Wirbeln beobachtet werden. Die Frage, ob die Schalen gleichklappig oder ungleichklappig waren, welch letzteres von CONRATH für die » Puella«-Arten des böhmischen Obersilur allgemein angenommen, für die aus G stammenden Arten als möglich hingestellt worden ist, kann ich nach meinem Material, das aus einzelnen Klappen besteht, nicht entscheiden. Auch muss ich darauf verzichten, die eine oder andere der rheinischen Arten mit »Arten« des grossen böhmischen Formenheeres nach BARRANDE’s Abbildungen zu identifieiren, auf die Gefahr hin, dass bei einer Neubearbeitung der böhmischen Fauna hier gegebene Namen der Synonymik verfallen. Im rheinischen Devon geht die Gattung vom Hunsrückschiefer bis in das untere Oberdevon hinauf. Puella Grebei E. KAYSER miscr. Taf. XXXII, Fig. 13. Schale schief eirund, höher als breit, mit geradem, etwa der grössten Breite an Länge gleichkommendem Schlossrande, über welchen die vorragenden Wirbel eingekrümmt sind. Die Sculptur besteht aus erhabenen, verhältnissmässig wenig zahlreichen (ca. 20 bis 25) erhabenen Rippen, welche auf den meisten Steinkernen durch breitere Zwischenräume getrennt werden. Doch deuten einige Stücke an, dass auf der Schale die Rippen in Wahrheit mindestens gleich breit waren wie ihre Zwischenräume. Vor dem Wirbel sind die Rippen breiter und flacher, in der Nähe des Schloss- randes werden sie hier sogar fast ganz obsolet, eine Eigenthümlich- keit, welche auch bei Bruchstücken stets eine Orientirung ermög- licht. Auf diesem Theile der Schale beobachtet man bei mehreren Stücken auch eine feine wellige concentrische Streifung neben mehreren gröberen concentrischen Runzeln. Diese Streifung er- scheint aber im Gegensatze zu anderen Arten auf den Rippen vor- und in den Zwischenräumen zurückgebogen, sodass die Rippen, wie einzelne Exemplare es andeuten, wohl als Spitzen über den Rand heraustraten. Dieser Unterschied tritt jedoch auch 312 Palaeontologischer Theil. auf BARRANDE's Tafeln bei einer ansehnlichen Zahl von »Arten« hervor. Ob das in Fig. 3 abgebildete Exemplar, dessen Rippenzahl 30 überschreitet, nur eine etwas vielrippige Varietät von P. Grebei vorstellt oder eventuell zu trennen wäre, ist schwer zu entscheiden, , da nur dieses eine Exemplar vorliegt; ich möchte jedoch das Erstere annehmen, da — allerdings geringfügigere — Schwan- kungen in der Rippenzahl auch bei dem übrigen Material vor- kommen und die übrigen Merkmale übereinstimmen. Die einzige Art, mit welcher P. G@rebei in der groben Berip- pung übereinkommt, ist P. gigantea, die sich aber durch ihre schiefe, querverlängerte Gestalt leicht unterscheidet. Vorkommen: Gemünden, Hunsrückschiefer. Geologische Landesanstalt. Puella gigantea E. KAysEr sp. Taf. XXXII, Fig. 3. Cardiola gigantea E. Kayser, Die Fauna d. ält. Devon-Ablagerungen d. Harzes, 8. 123, Tat. 18, Big. 1 und "Taf. 36, Regie 1878. Es liest nur das von E. Kayser a. a. OÖ. bereits abgebildete Stück aus den grauen Kalken des unteren Mitteldevon von Bicken vor, welches sich in Gestalt und Sculptur — grobe, ziemlich weit- stehende Rippen mit breiteren Zwischenräumen — recht gut an die Harzer Exemplare von Hasselfelde anschliesst. Auf dem ge- raden Schlossrande liegt eine schiefe, nur nach hinten durch eine Kante begrenzte, anscheinend glatte Area, über welche der ziemlich kleine Wirbel etwas eingekrümmt ist. Leider ist nur die Schlossgegend an unserem Exemplar günstig erhalten, der übrige Theil der Schale ist stark verunstaltet. Puella bellistriata E. KAyser. Taf. XXXIL, Fig. 4, 5; 6? Panenka, bellistriata E, Kayskr, Die Orthocerasschiefer zwischen Balduinstein und Laurenburg, Jahrb. d. Königl. geol. Landes- anstalt für 1883, 8. 38, Taf, 2. 1884. Palaeontologischer Theil. 315 Schale rundlich-eiförmig, flach gewölbt, mit vorragendem, über den Schlossrand eingekrümmtem Wirbel. Schlossrand kurz, ge- rade, mit einer schief-dreieckigen, nach hinten verlängerten, durch Kanten begrenzten Area, welche anscheinend unter dem Wirbel einen durch flache Furchen begrenzten rundlich-dreieckigen Wulst trägt. Die Sculptur besteht aus sehr zahlreichen, leistenförmig erhabenen, ın der Jugend mehr scharfrückigen, ım Alter etwas mehr abgerundeten Rippen mit etwa gleichbreiten oder auch etwas breiteren Zwischenräumen, in denen vereinzelt Zwischenrippen auftreten, sowie aus vereinzelten Anwachsfurchen. Die Rippen stehen am gedrängtesten in der Schalenmitte, nach dem Schloss- rande zu werden ihre Abstände sowohl vorne wie hinten etwas grösser. Vor dem Wirbel treten sie auch, wieder gedrängter stehend, auf die Area über und sind bis dicht vor bezw. unter den Wirbel zu verfolgen. Der hintere Theil der Area ist dagegen glatt, die Rippen gehen hier nur bis zu der begrenzenden Kante. Die Zahl der Rippen beträgt 60 bis 65. Der stark vorragende Wirbel, die scharfen, schmalen Rippen lassen P. bellistriata leicht erkennen. Vorkommen: Grube Schöne Aussicht im Ruppachthale, obere Coblenzschichten; ?Grube Langscheid daselbst, ? Wissenbach, Wissenbacher Schiefer; ?Bicken, Kalke des unteren Mitteldevon. Puella cf. rigida A. ROEMER sp. Taf. XXXIL, Fig. 6. Cardium rigidum A. Rormer, Beiträge z. geol. Kenntniss d. nordw. Harzgebirges, V, 8.10, Taf. 35, Fig. 1. 1866. Cardiola rigida A. Rormer bei Kayser, Fauna d. ält. Devon- Ablagerungen des Harzes, S. 122, Taf. 18, Fig. 2, 3. 1878. Es liegt nur das abgebildete, im Besitze der geologischen Lan- desanstalt befindliche Bruchstück einer linken Klappe vor, welches durch Herrn GREBE 1000 Schritte SW. der Grube Schweicher Morgenstern gefunden wurde und vermuthlich aus den Cultriju- gatus-Schichten stammt. Leider ist die Erhaltung wenig günstig, immerhin scheinen aber die zahlreichen Rippen mit schmalen 314 Palaeontologiseher Theil. Zwischenräumen, welche eine Vereinigung mit P. bellistriata nicht zulassen, die von Herrn Professor KAYSER vermuthete Zugehörig- keit oder doch nahe Verwandtschaft mit der ROEMER’schen Art zu bestätigen. or oO Puella sp. cf. semistriata A. ROEMER sp. Taf. XXXIL, Fig. 7. Aus den Kalken des unteren Mitteldevon von .Günterod liegt mir ein schlecht erhaltenes und unvollständiges grosses Exemplar vor, welches sich durch sehr zahlreiche (90—100) engstehende, am Rande vielfach ungleich starke Rippen auszeichnet. Die Gestalt war, soweit zu ermitteln, breit rundlich-eiförmig. Das Stück erinnert an Lucina? semistriata A. ROEMER (Beitr. II, S. 79, Taf. 12, Fig. 14) aus den Wissenbacher Schiefern des Grün- steinzuges im Oberharze und ist möglicherweise damit ident. Puella Gosseleti n. sp. Taf. XXXIIL, Fig. 4, 5. Die ziemlich dünne Schale hat einen schief eiförmigen Umriss und ist bis auf die etwas aufgeblähte Wirbelregion ziemlich flach gewölbt. Der Wirbel liest etwas vor der Mitte und ist über den Schlossrand niedergebogen. Der letztere liest bei keinem Exem- plar frei, scheint aber wie bei den übrigen Arten ziemlich gerad- linig und mit einer Area versehen zu sein. Die Sculptur besteht aus zahlreichen erhabenen, besonders in der Jugend scharfkantigen, im Alter besonders am Vorderrande etwas abgerundeten Rippen, deren Zwischenräume in der Wirbelgegend nur als vertiefte Li- nien erscheinen, mit zunehmendem Alter sich jedoch verbreitern und in der Nähe des Randes fast so breit sind wie die Rippen. Die Breite der Rippen ist bis auf die am Vorderrande gelegenen, breiteren und gerundeten auf der ganzen Schale fast gleich. Die Zahl beträgt etwa 40. Ueber die Rippen hinweg setzen feine, ziemlich regelmässige concentrische Streifen, welche auf den Rippen schwach rückwärts, in den Zwischenräumen schwach vorgebogen Palaeontologischer Theil. 815 sind. Von P. bellistriata unterscheidet sich die vorliegende Art durch die gröbere Berippung und den kleineren Wirbel. Vorkommen: Eibach, Oberscheld, eisenschüssige Kalke des Oberdevon; ?Edingen bei Greifenstein, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Museum zu Wiesbaden. Puella ausavensis n. sp. Taf. XXXIII, Fig. 1, 2. Schale von schief eirundem Umriss, höher als breit, flach gewölbt. Wirbel vorragend, dicht vor der Mitte gelegen, Schloss- rand gerade. Die Sculptur besteht aus sehr zahlreichen (75—80) er- habenen radialen Rippen mit im Alter etwa gleichbreiten, im der Jugend nur nadelritzartigen Zwischenräumen. Am Vorder- rande sind die Rippen breiter und flacher, während sie sonst auf der ganzen Schale ziemlich regelmässig und gleichbreit erscheinen. Von sonstigen Sculpturen bemerkt man einzelne undeutliche, An- wachszonen entsprechende Furchen. Von der gleichalterigen P. Gosseleti unterscheidet sich die vorliegende Art durch die viel feinere Berippung, die sie nur mit der älteren /. sp. aus dem Kalke von Günterod und der P. elegantissima des Hunsrückschiefers theilt. Diese beiden unterscheiden sich aber leicht durch die verhältniss- mässig breiteren Rippen mit schmalen Zwischenräumen, erstere auch durch ihre in die Quere gedehnte Gestalt und die bedeutende Grösse. Vorkommen: Zwischen Oos und Müllenborn, bituminöse Schiefer des unteren Oberdevon. Göttinger Museum. Puella elegantissima n. sp. Taf. XXXIIL, Fig. 7, 8. Schale flachgewölbt, schief eirund, mit vorragendem, etwas vor der Mitte gelegenem Wirbel und langem geradem Schlossrande, im Grossen und Ganzen in der Gestalt der P. Grebei gleichend. 316 Palaeontologischer Theil. Die Sculptur besteht aus 50—60 flach gewölbten Rippen, welche nur durch ganz feine, wie mit der Nadel eingeritzte, im Alter ein klein wenig breiter werdende vertiefte Zwischenräume getrennt werden. An einzelnen Exemplaren beobachtet man auch noch Spuren zahlreicher, auf den Rippen vorgebogener Anwachs- streifen. Die charakteristische Art der Berippung lässt P. elegantissima stets sofort erkennen. Vorkommen: Gemünden, Hunsrückschiefer. Geologische Landesanstalt. Puella sp. ind. Taf. XXXTII, Fig. 9. Aus den Orthoceras-Schiefern von Nieder-Dresselndorf be- sitzt die Sammlung der geologischen Landesanstalt ein Bruch- stück einer Puella, welches eine ähnliche, nur schwächere Be- rippung aufweist wie P. bellistriata; doch zeichnet es sich dadurch aus, dass in den flachen Zwischenräumen der Rippen noch je 1—2 sehr feine fadenförmige Zwischenrippen auftreten. Gattung: Euthydesma HarL 1885. Taf. XXXVII. Die Form, für welche HALL die Gattung Euthydesma auf- stellte, und von der unsere Art vielleicht nur eine Varietät ist, sehört wohl ohne Zweifel zu den Cardioliden; sie unterscheidet sich jedoch so wesentlich von den typischen Vertretern der Gat- tung Cardiola, dass eine Abtrennung erforderlich ist. Die Schale ist stark ungleichseitig; die Wirbel sind dicht an das Vorderende gerückt, das Hinterende ist flügelartig ausgezogen. Der Schlossrand ist sehr lang und gerade. Eine niedrige Ligament- area begleitet ihn in seiner ganzen Länge. Die Sculptur besteht aus Anwachsstreifen nebst einer schwachen, bei unserer Art nur am Schlossrande vorhandenen Radialstreifung; ausserdem treten auf der Mitte der Schale starke, oft excentrische Wülste auf. Palaeontologischer Theil. 317 Euthydesma Beyrichi HoLzAPreL sp. Taf. XXX VII, Fig. 7, 8. Mytilarca Beyrich; Howzarreı, Die Goniatitenkalke von Adorf in Waldeck, Pa- laeontographica, Bd. 28, S. 257, Taf. 48, Fig. 8. 1882. Posidonia (?) conf. semistriata Müssr. Kayser, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XXV, S. 637. 1873. Schale sehr ungleichseitig, schief eiförmig, gewölbt, mit weit vorn liegenden, über den langen, geraden Schlossrand etwas ein- gekrümmten, normal zum Schlossrande stehenden Wirbeln. Vor- “ derrand sehr kurz und steil abgerundet, Unterrand und Hinter- rand in einem gleichmässigen starken Bogen zum Schlossrande aufgeschwungen. Die Sculptur besteht aus feineren und gröberen erhabenen Anwachsstreifen, welche öfters zonen- oder bündelweise gruppirt sein könuen, und ausserdem auf der Hinterseite der Schale in der Nähe des Schlossrandes aus meist wenigen, oft nicht sehr deutlichen radialen Rippen mit schmaleren Zwischenräumen, von denen auf den übrigen Theilen der Schale bei meinen Exemplaren nichts zu bemerken ist. Als auffallendste Sculptur treten hierzu noch starke concentrische oder etwas excentrisch verlaufende Wülste auf dem Mitteltheile der Schale; jedoch kommen Exem- plare vor, bei denen sie schwächer werden, und vermuthlich können sie auch zuweilen ganz fehlen. Ein vom Enkeberge stammender Steinkern, das Original zu Posidonia (2?) conf. semistriata MÜNSTER bei KAYSER, Enkebers, zeigt, obwohl sonst schlecht erhalten, unter und hinter dem Wirbel längs des Schlossrandes deutlich eine niedrige, durch eine scharfe Kante begrenzte Area, welche nicht in der Ebene der Schale liest, sondern den schrägen Abfall vom Wirbel zum Schlossrande mitmacht. Sie entspricht also durchaus der Area bei den Car- dioliden. Das hintere Ende derselben ist auch auf einem zweiten Steinkern zu sehen, während sonst gerade die Verhältnisse des Schlossrandes bei den mir vorliegenden Exemplaren leider nicht zu studiren sind. "Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. 318 Palaeontologischer Theil. Ausserordentlich nahe steht der vorliegenden Art Euthydesma subtextile HALL aus der gleichalterigen Portage Group, das sich nur in verhältnissmässig untergeordneten und noch dazu wohl der Variation unterworfenen Punkten unterscheidet, so in dem Auf- treten radialer Streifung auf der ganzen Schale, welche beim Durchkreuzen der Anwachsstreifen zur Knötchenbildung führt, während unser abgebildetes Schalenexemplar davon nichts erkennen lässt, ferner in dem Vorhandensein von zwei hinteren Falten »along the post-cardinal slope«. Wenn ich daher auch, zumal mir kein amerikanisches Exemplar zu Gebote steht, für unsere Art den ihr von HOLZAPFEL gegebenen Namen beibehalte, so verkenne ich doch nicht, dass ein direkter Vergleich vielleicht diese Unter- schiede auf das Niveau von Lokalvarietäten herabdrücken wird, und es müsste dann der Harr’sche Name als der ältere angewandt werden. — Dass unsere Art mit Mytilarca, zu der sie auch nur mit Zweifeln gestellt wurde, nichts zu thun hat, hat Herr Prof. HOoLZAPFEL selbst späterhin erkannt und mir gegenüber ausge- sprochen. Vorkommen: Unteres Oberdevon vom Martenberge bei Adorf; Oberscheld; oberes Oberdevon des Enkeberges. Geologische Landesanstalt, Aachener, Breslauer und Göttinger Museum. | Gattung: Tiariconcha Frecnu 1891. (Slava BARRANDE 1881.) Taf. XXXVIIL FRECH hat (Devon. Aviculiden S. 251) für die Gruppe der Cardiola jibrosa SOWERBY an Stelle der unzulässigen tschechischen Bezeichnung BARRANDE’s den Namen Tiaraconcha vorgeschlagen, den ich acceptire, da er gut gewählt ist. Die Formen, welche unter dieser Gattung zu vereinigen sind, zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine sehr stark aufgetriebene Wirbelpartie besitzen, welche bei den extremsten Formen von dem unteren flachen Theile der Schale scharf abgesetzt ist, der auch eine abweichende Sculptur trägt, welche aus feinen Radial- Palaeontologischer Theil. 319 rippen besteht, während die junge Schale starke concentrische Furchen besitzt. Die eine Klappe soll nach BARRANDE_ stets etwas schwächere Wirbel haben. Der Schlossrand ist kurz und geradlinig. Eine Area soll nach BARRANDE fehlen, indessen ist bei T. rugosa und T. scalariformis eine undeutlich begrenzte Area unter dem Wirbel zu erkennen. Während die extremsten Formen, wie T. bohemica BARR., durch das oben erwähnte Merkmal ausgezeichnet sind und sich daher leicht von Cardiola s. str. unterscheiden, verwischt sich der Unterschied bei Arten wie 7. jibrosa schon mehr, und Formen wie unsere T. scalariformis bilden deutliche Uebergänge zu manchen Cardiola-Arten mit gewölbter Schale, kräftigen Wirbeln und starken concentrischen Sculpturen, wie z. B. (. grandis BARR., von denen wiederum Uebergänge bestehen zu solchen Arten wie C. concentrica, bei denen die Wirbel stark reducirt sind. An- dererseits ergeben sich durch das Auftreten von Radialseulpturen auf der Wirbelpartie von T. discrepans BARR. auch Uebergänge zu den Cardiola-Arten mit vorwiegender Radialsculptur; Formen wie (. amplians BARR. und C. coma Barr. bilden hier die Binde- glieder. Die Gruppe der T. fibrosa ist also mit Cardiola s. str. sicher durch Uebergänge verknüpft; trotzdem empfiehlt sich die Tren- nung derselben als eigene Gattung. Es bleiben unter dem zu Cardiola gestellten Formenheere ohnehin noch genug verschieden- artige Typen vereinigt, für die man am liebsten auch eigene Gat- tungen aufstellen möchte, wenn dieselben nicht nach den ver- schiedensten Richtungen Uebergänge darböten, was ja bei all diesen Formen die Regel ist. Eine strikte Sonderung derselben hiesse die Zahl der nur auf Sculpturverschiedenheiten begründeten Gattungen ins Ungemessene vermehren. Die zeitliche Verbreitung der zu Tiariconcha gehörigen Arten ist auf das Obersilur und das Devon beschränkt. In den Schichten des Devon ist sie im Gegensatze zu ihrer Verbreitung im Ober- silur sehr selten. Die beiden Arten des rheinischen Devon treten im oberen Mitteldevon bezw. oberen Oberdevon auf. Aus dem Unterdevon ist die Gattung bislang nicht bekannt, falls nicht etwa 320 Palaeontologischer Theil. die beiden von TSCHERNYSCHEW aus dem Unterdevon des Ural (Taf. 6, Fig. 63 und 79) abgebildeten » Vlasta«-Arten hierher zu rechnen sind, was mir nach den Abbildungen möglich erscheint. Tiariconcha rugosa KAYSER sp. Taf. XXXVII, Fig. 3—5. Cardiola rugosa Kayser, Ueber die Fauna des Nierenkalkes vom Enkeberge und der Schiefer von Nehden bei Brilon, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XXV, S. 637, Taf. 21, Fig. 5a, 5b, 5e. 1873. Schale gleichklappig oder doch nur wenig ungleichklappig, schief eiförmig, sehr stark gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, stark aufgeblähten, etwas nach vorn eingekrümmten, stumpfen Wirbeln. Unter diesen ein anscheinend gerader, etwas nach hinten verlängerter Schlossrand, über dem eine unter den Wirbeln beginnende, nach dem hinteren Ende des Schlossrandes ver- laufende Kante eine schmale Area abgrenzt. Die Sculptur besteht aus concentrischen Runzeln, welche auf dem älteren Theile der Schale am breitesten und stärksten sind, nach dem Rande zu aber feiner und feiner werden, sodass bei alten Exemplaren in der Nähe des Randes nur eine feine scharfe Streifung vorhanden ist. An den Wirbeln erscheint die Rippung sehr matt oder auch ganz zu fehlen, was vielleicht zum Theil auf Abreibung zurück- zuführen ist. Vom Wirbel aus strahlen ausserdem längs des hinteren (und vorderen?) Schlossrandes einige ziemlich schwache Radialrippchen aus. Muskeleindrücke und Mantellinie nicht sichtbar. Vorkommen: Enkeberg, Clymenienkalk. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Anmerkung. T.rugosa steht, da T. scalariformis schon ein Uebergangs- glied zu Cardiola ist, in der Fauna des rheinischen Oberdevon recht vereinzelt und unvermittelt da, von den böhmischen älteren Verwandten weit getrennt. Um so interessanter war es mir, in der Sammlung des Königl. Oberbergamtes zu Ölausthal eine sehr nahe verwandte Art zu finden — sie unterscheidet sich nur durch kleinere Wirbel und verhältnissmässig grössere Breite am Unter- rande —, welche aus dem Stringocephalenkalke der Eisensteingrube »Lindenstieg Johannes« bei Elbingerode stammt und demnach zeitlich wie räumlich ein Binde- glied zwischen den böhmischen typischen Tiariconchen und dem rheinischen Abkömmling darstellt. Ich bezeichne die Art als Tiariconcha herceynica n. sp. Palaeontologischer Theil. 321 Tiariconcha sealariformis n. sp. Taf. XXXVIH, Fig. 1, 2. Schale schief eiförmig, mit aufgeblähten, vor der Mitte ge- legenen, nach vorne über den ziemlich kurzen geraden Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Area niedrig, schief dreieckig, nicht scharf begrenzt. Die Sculptur besteht aus ausserordentlich zahl- reichen, sehr feinen, im Alter gröber werdenden Radialrippen, welche flachgerundeten Querschnitt haben und durch schmalere Zwischenräume getrennt sind. Dazu tritt noch eine sehr feine, nur mit der Lupe sichtbare regelmässige concentrische Streifung. In der Jugend markiren sich die Wachsthumsstadien ausserdem noch durch starke concentrische Furchen. Vorkommen: Von dieser interessanten, den Uebergang von. den typischen Tiariconcha-Arten zu Formen wie Cardiola concen- trica bildenden Art liegen mir nur die beiden abgebildeten Exem- plare vor, von denen das kleine aus dem unteren Oberdevon von Oberscheld, das grössere aus dem Stringocephalenkalk (Briloner Eisenstein) des Martenberges stammt. Das erstere befindet sich im Museum zu Wiesbaden, das letztere hatte Herr Prof. HOLZAPFEL die Liebenswürdigkeit, der Sammlung der geologischen Landes- anstalt zu überlassen. Tiarieoncha? sp. ind. Taf. XXX VII, Fig. 6. Von der Grube Rinkenbach bei Oberscheld befindet sich ın dem Marburger Universitätsmuseum ein unvollständiges und augen- scheinlich verdrücktes Exemplar einer Muschel, welche eine Trarı- concha darstellen könnte, die zwischen T. rugosa und T. scalari- formis etwa die Mitte hielte. Das Stück ist sehr schief, mit weit vorspringendem Vorderrande und nach vorne eingerollten Wirbeln. Die Sculptur besteht aus gedrängten dachziegeligen concentrischen Rippen, welche im Alter allmählich in feine regelmässige erhabene Anwachsstreifen übergehen. Neue Folge. Heft 17. 21 322 Palaeontologischer Theil. Da es nicht möglich ist, sich auf Grund des einzigen Exem- plars ein deutliches Bild dieser eigenthümlichen Form zu machen, so muss von einer Benennung Abstand genommen werden. Gattung: Buchiola BARRANDE 1881. Taf. XXX IV, XXXV. Glyptocardia Harı 1885. Cardiola aut. z. Th. Trotzdem BARRANDE und HALL irrigerweise annahmen, dass bei C. retrostriata v. BucH, dem Typus von Buchiola bezw. Glyptocardia, eine Area unter den Wirbeln nicht vorhanden sei im Gegensatz zu der echten Cardiola, empfiehlt es sich doch, die Abtrennung des Typus retrostriata von Cardiola s. str. aufrecht zu erhalten. Die sich um jene vielgenannte und vielfach verkannte Art gruppirenden Formen bilden durch Gestalt und Sculptur eine so wohl abgegrenzte natürliche Einheit, dass schon im Interesse der Uebersichtlichkeit ein Hervorheben aus dem unter dem Namen Cardiola zusammengewürfelten Formenheere geboten erscheint. Die Diagnose der Gattung Buchiola wäre wie folgt zu formuliren: Schale gleichklappig, mehr oder minder ungleichseitig, rund- lich oder schief eiförmig, von sehr verschiedener Wölbung. Wirbel vor der Mitte gelegen, letzterer zuweilen sehr genähert, einge- krümmt. Schlossrand verschieden lang, gerade, mit niedriger, oft schiefer, deutlich begrenzter Ligamentarea. Die Sculptur besteht aus erhabenen Rippen mit meist schmaleren Zwischenräumen, welche in beiden Klappen alterniren. Ausserdem treten auf der ganzen Schale feine regelmässige Anwachsstreifen auf, welche auf den Rippen zurückgebogen, in den Zwischenräumen vorgebogen sind. Die aufden Rippen gelegenen Stücke der Anwachsstreifen wandeln sich meist zu stärker entwickelten hufeisenförmigen oder ge- knickten Rippchen um, welche in manchen Fällen stark höcker- artig hervortreten. Inneres unbekannt. Es ist zur Genüge bekannt, dass Cardiola retrostriata aus den verschiedensten Gegenden in der Litteratur angeführt wird. Man hat sich dabei nur an die charakteristische Rippchenseulptur ge- Palaeontologischer Theil. 323 halten und kurzweg Alles, was mit dieser behaftet war, unter dem Buch’schen Namen vereinigt, obwohl vereinzelt — von A. ROEMER, STEININGER u. A. — bereits erkannt war, dass sehr verschiedene Arten unter diesem Namen zusammengeworfen waren. In der That lassen sich eine ganze Reihe Arten leicht unterscheiden, so- bald man sich erst klargemacht hat, dass jene Sculptur nicht Art- sondern Gattungscharakter ıst. Auch aus praktischen Rücksichten ist eine scharfe Sonderung der verschiedenen Formen sehr wün- schenswerth, denn die Arten der Gattung, welche im Allgemeinen auf die Goniatiten führenden Schichten beschränkt ist, in Korallen- und Crinoidenkalken dagegen fast ganz oder ganz fehlt, sind im Allgemeinen sehr niveaubeständig und daher als Leitversteine- rungen gut verwerthbar. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht machen allerdings B. retrostriata und B. palmata, welche sowohl im unteren wie im oberen Oberdevon verbreitet sind. Aus dem oben angeführten Grunde ist auch eine kritische Berücksichtigung der Litteraturangaben unthunlich, weil die Be- schreibungen fast immer zu allgemein gehalten und die Abbil- dungen nicht genau genug sind, um entscheiden zu können, welche Buchiola-Art der betreffende Forscher vor sich gehabt hat. Nur bei BARRANDE’s und Harr’s Abbildungen ist ein einigermaassen sicheres Urtheil möglich. Unter BARRANDE’s var. bohemica scheinen sich drei Arten zu verbergen, von denen die erste, Taf. 181, Fig. 1—4, an B. sagittaria HOLZAPFEL erinnert; die zweite, Fig. 5, 6, zu der auch vielleicht Fig. 9—11 gehört, falls dieselbe ein verdrücktes Exemplar darstellt, erinnert an BD. prumiensis, besitzt aber Randkanten. Eine dritte Art stellen Fig. 7 und 8 dar. Von Harr’s Abbildungen seiner Glyptocardia speciosa (Pal. N.-Y., V. 1, Taf. 70) ähneln die Fig. 2-5 B. eifeliensis und B. prumiensis; Fig. 6—8, von denen mir Exemplare vorliegen, sind der B. palmata am nächsten verwandt; die Fig. 9, aus den unseren Wissenbacher Schiefern ähnlichen Marcellus-Schiefern des unteren Mitteldevon, ist sicher eine andere Art, welche entfernt an B. Ferruginea erinnert. Soweit unsere Kenntniss zur Zeit reicht, tritt Duchiola zu- erst im ÖObersilur auf, aus welchem BARRANDE die Buchiola prae- 21,7 324 Palaeontologischer Theil. cursor beschrieben hat, und geht bis in die oberen Horizonte der Devonformation hinauf. Das rheinische Devon hat die stattliche Zahl von 17 Arten geliefert, welche mir mit wenigen Ausnahmen in zahlreichen, zum Theil in massenhaften Exemplaren vorgelegen haben, sodass ich mich von ihrer Verschiedenheit genussam über- zeugen konnte. Buchiola digitata A. RoEMER sp. Taf. XXXIV, Fig. 2. Cardiola digitata A. Rosmer, Beiträge I, S. 14, Taf. 3, Fig. 7. 1850. Schale sehr klein, etwas ungleichseitig, mässig gewölbt, von eirundem Umriss, mit langem geradem Schlossrande und wenig vor der Mitte gelegenen eingekrümmten, ein wenig vorragenden Wir- beln. Area anscheinend nur nach hinten durch eine Kante be- grenzt. Auf der Schale liegen 6 bis 8 breite, nur hinter dem Wirbel schmalere planconvexe bis ebene Rippen mit wenigstens im Alter deutlicher Randkante und schmalen hohlkehlenartigen Zwischenräumen. Auf den Rippen treten schwache, nur bei gün- stiger Erhaltung sichtbare rückwärts gebogene Anwachsstreifen auf. Die von ROEMER, wie er selbst a. a. OÖ. hervorhebt, nur an einem Exemplar beobachtete, bei der Mehrzahl der Harzer Exem- plare fehlende Eindrückung der Rippen ist an keinem der vor- liegenden rheinischen Exemplare zu beobachten. Durch ihre winzigen Dimensionen und die wenigen breiten Rippen ist unsere Art leicht erkennbar. Vorkommen: Ballersbach bei Herborn, Kalke des unteren Mitteldevon (m. Pinacites Jugleri), Kalk von Greifenstein. Aachener Museum, Sammlung des Herrn FR. MAURER. Ausserdem Wissenbacher und Goslarer Schiefer des Harzes. Buchiola ruppachensis n. sp. Taf. XXXIV, Fig. 8. Cardiola ef. retrostriat« Maurer, Neues Jahrb. für Min., S. 831. 1876. Schale gewölbt, wenig ungleichseitig und so hoch wie breit, mit in der Mitte gelegenen, über den langen geraden Schlossrand Palaeontologischer Theil. 325 nach vorne eingekrümmten vorragenden Wirbeln. Area niedrig, hinter dem Wirbel durch eine Kante begrenzt. Die Schale trägt 15—16 Rippen, von denen die mittleren 10 typisch entwickelt sind. Diese sind planconvex und fallen mit senkrechter Kante gegen die gleichbreiten, hohlkehlenartigen Zwischenräume ab. Nach dem Schiossrande zu werden die Rippen schiefer, fallen mit steilerer Kante nach oben, sanfter nach unten ab. Die erhabenen Anwachsstreifen sind nur auf den Rippen erhalten und einfach bogenförmig. Durch die hohe, wenig ungleichseitige Gestalt der stark- sewölbten Schale steht die vorliegende Art der BD. palmata nahe. Diese jüngere Art unterscheidet sich jedoch durch weniger zahl- reiche, ebene bis concave, seitlich scharf gekantete Rippen mit höchstens knapp halb so breiten Zwischenräumen. BD. misera unter- scheidet sich durch die viel schwächer entwickelten Rippen und Anwachsstreifen. Vorkommen: Grube Langscheid, Ruppachthal, Wissen- bacher Schiefer. Sammlung des Herrn FR. MAURER. Buchiola misera HOLZAPFEL. Taf. XXXIV, Fig. 7. Buchiola misera Horzarrer, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, 8.230, Tat. 11, Ki. 1821835. Schale dünn, fast gleichseitig, gewölbt, verhältnissmässig hoch, mit fast in der Mitte gelegenen, über den geraden Schlossrand nach vorne eingekrümmten Wirbeln. Area lang, anscheinend glatt, nicht scharf abgesetzt. Die Schale trägt etwa 15—20 planconvexe Rippen mit schmaleren, wenig vertieften, nicht durch deutliche Kanten abgesetzten Zwischenräumen. Die sehr feinen, nur mit der Lupe erkennbaren Anwachsstreifen sind auf den Rippen nur schwach rückwärts gebogen und durchsetzen auch die Zwischen- räume. Vor dem Wirbel werden die Rippen nach dem Schloss- rande zu etwas schmaler und völlig plan, die Zwischenräume er- scheinen durch das Auftreten randlicher Kanten schwach hohl- 326 Palaeontologischer Theil. kehlenartig, hinter dem Wirbel bleiben die gleichfalls schmaler werdenden Rippen planconvex bis convex und die ganz schmalen Zwischenräume erscheinen nur als vertiefte Linien. — Charak- teristisch für diese der B. palmata in der Gestalt ähnelnde, aber noch mehr gleichseitige Art ist die schwache Ausbildung der Rippen — welche in der Nähe der Wirbel auch auf beschalten Exemplaren oft kaum erkennbar sind und erst allmählich deut- licher heraustreten — sowie der concentrischen Sculptur. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, Stringocephalenkalk. Aachener Museum. Buchiola retrostriata v. BucH sp. Taf. XXXIV, Fig. 9, 10. Venericardium retrostriatum v. Buc#, Ueber Goniatiten S. 50. 1832. Buchiola retrostriata Horzarrer, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, Taf. 11, Fig. 15. 1895. Schale schief eiförmig, ziemlich gewölbt, mit nach vorne ein- gekrümmten, vor der Mitte gelegenen Wirbeln, welche den geraden Schlossrand, von der Seite gesehen, verdecken. Die Sculptur be- steht aus etwa 12 Rippen, von denen die mittleren 8 die für die Art typische Beschaffenheit haben. Sie sind in der Jugend convex mit schmalen, vertieften Zwischenräumen; mit zuneh- mendem Alter werden sie planconvex und endlich fast ganz eben; gleichzeitig tritt jederseits eine zuerst sehr stumpfe, sich aber mehr und mehr zuschärfende senkrechte Kante auf, mit welcher sie gegen die ziemlich ebenen, zuletzt etwas mehr als halb so breiten Zwischenräume abfallen. Die Schale ist bedeckt mit feinen, nur in den Zwischenräumen nach unten, auf den Rippen wie bei allen Arten nach oben gebogenen Anwachsstreifen, welche auf den Steinkernen nur schwach angedeutet sind und auch auf der Schale nicht den Charakter erhabener Querrippchen annehmen. Von B. palmata unterscheidet sich unsere Art durch die schiefere Gestalt, sowie durch die nicht von Anbeginn flachen und seitlich gekanteten, sondern in der Jugend convexen und kantenlosen Palaeontologischer Theil. 327 Rippen; auch im Alter werden die Kanten nie so scharf wie bei. jener Art. Die kurze Beschreibung L. v. Buc#’s lautet a. a. O.: »Acht breite Längenfalten ziehen sich über die Schale mit schmalen aber tiefen Intervallen dazwischen. Die feinen An- wachsstreifen gehen nur in diesen Intervallen-und an den Seiten nach vorn; auf den Rippen sind sie auffallend stark rückwärts gebogen.« L. v. Buc#’s Originalexemplare seines Venericardium retro- striatum sind im Berliner Museum nicht vorhanden, wenigstens waren alle Nachforschungen resultatlos. Es könnte demnach frag- lich sein, auf welche der am Martenberge vorkommenden Arten der Buc#’sche Name anzuwenden sei. Ich glaube aber, dass die Lösung dieser Schwierigkeit in dem von L. v. Buch benutzten Namen »Venericardium« liegt. Von den in Frage kommenden Arten hat nämlich nur die vorliegende, schief ungleichseitige Art auffallend grosse äussere Aehnlichkeit mit einer Venericardia, und ıhr dürfte der BucH’sche Name daher mit Recht zukommen. Der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. HoLZAPFEL verdanke ich von Herrn TSCHERNYSCHEW gesammelte Exemplare der von KEYSERLING beschriebenen Cardiola-Arten aus dem Petschoralande. Unter diesen befinden sich vom Flusse Domanık stammende typische Exemplare der D. retrostriata. Dagegen ist die von KEYsERLInG (Taf. 11, Fig. 3) unter diesem Namen abgebildete Form von der echten B. retrostriata nach Exemplaren vom selben Fundorte verschieden. Sie zeichnet sich durch schärfer gekantete Rippen und stärkere, von KEYSERLING mit Recht mit halben Kettengliedern verglichene Rippchen aus. In unserer Fauna ist diese Form anscheinend nicht vertreten. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, Ense, Blauer Bruch bei Wildungen, Bicken, Oberscheld, Büdesheim, unteres ÖOberdevon; Ense, Enkeberg, Ulymenienkalk. — In beiden Stufen des Ober- devon auch ım Oberharze. Geologische Landesanstalt, Aachener, Göttinger Museum. 528 Palaeontologischer Theil. Buchiola eifeliensis n. sp. Taf. XXXIV, Fig. 11, 12. In den Goniatitenschiefern von Büdesheim findet sich neben B. prumiensis, palmata und retrostriata eine Buchiola, welche in der Zahl der Rippen den letzteren beiden Arten gleichkommt. Sie ist aber flacher gewölbt als diese und noch schiefer als BD. retrostriata, mit schmalem Vorderende und stark verbreitertem Hinterende. Die Zahl der typisch entwickelten Rippen beträgt 7—8, dazu kommen vorn und hinten noch je drei schmale, abweichend ge- staltete nahe am Schlossrande. Die typischen Rippen sind plan- convex, breit, mit schmalen, hohlkehlenartigen Zwischenräumen. Die Rippen sind bedeckt mit geknickten Anwachsrippchen, welche aber nicht die ganze Breite der Rippen einnehmen, sondern einen schmalen glatten Randsaum freilassen. Die Ausbildung der Sculptur nähert sich somit derjenigen von B. prumiensis und B. angulifera, die aber beide weit zahlreichere Rippen besitzen (12—14 typisch entwickelte gegen 7—8 bei BD. eifeliensis). Die Area ist bei unserer Art glatt, nur hinten durch eine Kante scharf begrenzt. Dass unsere Form nicht etwa eine durch Uebergänge mit B. prumiensis oder B. retrostriata verknüpfte Varietät darstellt, geht aus dem Umstande hervor, dass ich unter den Hunderten von Exemplaren der verschiedenen Buchiola-Arten von Büdesheim, welche mir vorliegen, keine Zwischenformen gefunden habe; selbst von den schwer unterscheidbaren ganz kleinen Jugendformen sind mir nur eine ganz geringe Zahl zweifelhaft geblieben. B. eifeliensis ist die zweithäufigste der bei Büdesheim vor- kommenden Buchiolen; an erster Stelle steht B. palmata, viel weniger häufig sind D. retrostriata und B. prumiensis. Geologische Landesanstalt. Buchiola aquarum n. sp. Taf. XXXV, Fig. 13. Diese in den schwarzen Goniatitenkalken des: oberen Mittel- devon an der Ense u. a. OÖ. bei Wildungen häufige Art schliesst sich in Gestalt und Sculptur am ersten an B. retrostriata an; be- Palaeontologischer Theil. 329 schalte Exemplare unterscheiden sich besonders durch seitlich schärfer gekantete Rippen und die bedeutendere Grösse, welche sie im Gregensatze zu B. retrostriata erreichen. Maassgebend war für die Unterscheidung der Umstand, dass die Steinkerne der vor- liegenden Art stets stärker convexe Rippen aufweisen als die- jenigen von B. retrostriata; oft sind die Rippen sogar stumpf ge- kielt, was ich bei Steinkernen der oberdevonischen Art nie beob- achtet habe, vielmehr sind bei diesen die Rippen nur planconvex oder schwach convex. Auch neigt B. aquarum zu zonenweiser Verdickung der Anwachsrippchen. Immerhin dürfte an der nahen Verwandtschaft beider Arten nicht zu zweifeln sein. Geologische Landesanstalt. Buchiola ferruginea HoLzAPFEL. Taf. XXXV, Fig. 4—6. Buchiola ferruginea Horzarrer, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, S. 229, Taf. 11, Fig. 16. 1895. Schale ungleichseitig, schief eiförmig, gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, vorragenden, nach vorn gerichteten, über den ge- raden Schlossrand eingekrümmten Wirbeln. Area kurz, schief und niedrig, durch je eine Falte begrenzt. Die Schale trägt 12 bis 14 vor dem Wirbel ebene, in der Mitte planconvexe, hinter dem Wirbel convexe Rippen. Die schmaleren vertieften Zwischen- räume sind durch die Randkanten der Rippen hohlkehlenartig bis auf die Partie hinter den Wirbeln, wo sie infolge des Fehlens der Randkanten einfach furchenartig erscheinen. Die Rippen tragen auf ihrer Oberfläche sehr zahlreiche erhabene, einfach bogige An- wachsrippchen, welche aber durch Einschnürungen der Schale zu je mehreren höcker- oder warzenartige, etwas dachziegelige Erhöhungen auf den Rippen bilden. Die Einschnürungen zwischen den Höckern erscheinen meist glatt. Die Höckerbildung selbst tritt entweder auf der ganzen Schale oder nur zonenartig auf, sodass breite Bänder mit regelmässigen Anwachsrippchen mit solchen abwech- seln, innerhalb deren die Höckerbildung vorwiegt oder herrscht. Diese auffällige Sculptur lässt die Art stets leicht unterscheiden, 330 Palaeontologischer Theil. Andeutungsweise tritt sie zwar zuweilen auch bei DB. mucronata und B. aquarum auf, diese sind aber mit der vorliegenden Art kaum zu verwechseln. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Buchiola acuticosta SANDBERGER. Taf. XXXIV, Fig. 6. Cardiola retrostriata var. acuticosta SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensyst., S. 270, Taf. 28, Rio 91850 56: Schale bauchig, wenig ungleichseitig, mit dicken, nach vorne eingerollten Wirbeln. Die Sculptur besteht aus etwa 16 Rippen, von denen die seitlichen flacher sind, während die mittleren sehr convex, stumpf gekielt erscheinen und schmale vertiefte Zwischen- räume haben. Auf den Rippen sınd in der Jugend stumpfwink- lige Anwachsrippchen vorhanden, auf dem unteren Theil der Schale tritt jedoch auf jeder Rippe eine — durch Verschmelzung der Anwachsrippchen entstandene? — erhabene, ein drittel so breite Mittelrippe auf. Diese Secundärrippen verleihen der Schale ein sehr fremdartiges Aussehen. Es wäre wohl möglich, dass diese Rippenbildung nur eine individuelle Eigenthümlichkeit ist — es liest nur das Originalexemplar vor —, aber auch ohne dies ist die Art durch ihre aufgeblähten, stark emgerollten Wirbel und die sehr convexen Rippen sehr wohl charakterisirt, sodass über ihre Selbständigkeit kein Zweifel walten kann. Vorkommen: Öberscheld, unteres (?) Oberdevon. Museum des Vereins für Naturkunde in Wiesbaden. Buchiola trijugata n. sp. Taf, XXRYV, Eig. 1416. Schale dünn, gewölbt, wenig ungleichseitig, nicht schief, mit etwas vor der Mitte gelegenen, über den langen geraden Schloss- rand eingebogenen Wirbeln; in der Gestalt sehr an B. palmata erinnernd. Die Sculptur besteht aus 10 bis 12 breiten Radial- Palaeontologischer Theil. 33] rippen mit sehr schmalen vertieften hohlkehlenartigen Zwischen- räumen. Die dem vorderen Schlossrande zunächst liegenden Rippen sind concav, haben sehr flache Zwischenräume, werden jederseits von einer Kante begrenzt und tragen sehr flachbogige Anwachsrippchen. Die übrigen Rippen sind in der Mitte abge- plattet, fallen schräg zu den sehr schmalen Zwischenräumen ab und tragen jederseits eine sehr feine erhabene Kante. Innerhalb dieser Kanten sind die auch die Zwischenräume durchsetzenden Anwachsrippchen scharf recht- bis spitzwinklig geknickt. Bei zu- nehmendem Alter tritt eine, vereinzelt auch zwei, durch die Knick- stellen verlaufende, erhabene, sehr feine mediane Linie auf, und die Rippchen werden gleichzeitig oft insofern unregelmässiger, als die beiden Stücke eines Rippchens gegen einander verschoben, gleich- sam verworfen erscheinen und zwar auf ein und derselben Rippe zuweilen in entgegengesetztem Sinne. Wenn zwei Linien auf- treten, sind die Rippen doppelt geknickt, mit horizontalem Mittel- stück. Ausserdem stehen sie vielfach zonenweise enger oder weiter. Die Steinkerne weisen nur schwache Spuren der Sculptur auf; die Rippen sind auf ihnen planconvex mit gerundeten, etwa senkrecht abfallenden Seiten. Die eigenthümliche Seulptur macht die Art leicht kenntlich. Vorkommen: Enkeberg (Bettenhöhle), Stringocephalenkalk (Briloner Eisensteine). Geologische Landesanstalt. Buchiola sagittaria HOLZAPFEL. Taf. XXXV, Fig. 12, 13. Buchiola sagittaria Hovzarren, Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, 87930 Tara 3109172231895: Diese Art steht in Gestalt und Sculptur der B. trijugata ausserordentlich nahe; sie unterscheidet sich nur durch die an den Seiten nicht schräg abfallenden Rippen und die demgemäss mehr hohlkehlenartigen Zwischenräume, sowie die gedrängten, einfachen, spitz- bis rechtwinkligen Anwachsrippchen. Da jedoch das spärliche Material unter sich besonders in Bezug auf den Grad der Knickung 332 Palaeontologischer Theil. der Rippchen nicht völlig übereinstimmt und u. A. an dem Originalexemplar HorzArrer’s deutlich eine im Alter auftretende mediane Linie auf den Rippen erkennbar ist, so liegt die Ver- muthung sehr nahe, dass es sich nur um eine Varietät der B. trijugata handelt, was aber wegen der erwähnten Spärlichkeit des vorliegenden Materials vorderhand nicht zu entscheiden ist. Der HoLzAPFEL’sche Name würde, falls in Zukunft die Identität beider Formen sich herausstellt, als der ältere anzuwenden sein. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, Grube Hubertus b. Leitmar, Stringocephalenkalk. Aachener Museum. Buchiola imbrieata n. sp. Taf. XXXV, Fig. 17. Schale schief eiförmig, ungleichseitig, flach gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, nach vorne gerichteten Wirbeln. Der Schlossrand liest nicht frei, ist aber lang und jedenfalls gerade. Auf dem erhaltenen Schalentheil zählt man 25, im Ganzen also etwa 30 in der Jugend flach-eonvexe, mit zunehmen- dem Alter aber mehr und mehr dachförmig werdende, hinter dem Wirbel schmalere Rippen mit schmalen furchenartigen Zwischen- räumen. Ueber die Schale verlaufen neben einzelnen Wachsthums- furchen unregelmässige einfach geknickte zickzackförmige, auf den Rippen rückspringende Anwachsstreifen. Ausserdem ist die Schale ausserordentlich fein radial gestreift und zwar etwas wellig. Es liegt leider nur ein unvollständiges Exemplar vor, dieses ist aber durch seine Sculptur so ausserordentlich charakteristisch gestaltet, dass eine Benennung angebracht erschien. Vorkommen: Öberscheld, Eisensteine des unteren (?) Ober- devon. Aachener Museum. Buchiola cf. sexcostata A. ROEMER sp. Taf. XXXIV, Fig. 1. Cardium sexcostatum A. Rormer, Beiträge II, S. 79, Taf. 12, Fig. 13. 1852. ? Cardiola sexcostata Tscuernyschzw, Fauna d. unt. Devon am W.-Abh. d. Urals, 8.29, Taf. 5, Fig. 51. 1885. Palaeontologischer Theil. 333 Ein leider unvollständig erhaltenes Exemplar aus dem Kalke von Greifenstein besitzt breite concave, scharfkantig begrenzte Rippen mit schmalen hohlkehlenartigen Zwischenräumen. Die nur auf den Rippen sichtbaren feinen Anwachsstreifen sind flachbogig und stehen in regelmässigen Abständen. Der ganze Habitus des Restes erinnert _durchaus an die Rormer’sche, aus den Wissenbacher Schiefern des Oberharzes beschriebene Art, von der ich zahlreiche Exemplare selbst ge- sammelt habe, doch ist ein ganz sicheres Urtheil nicht möglich. A. ROEMER liess es a. a. OÖ. ungewiss, ob vom Wirbel sechs Furchen oder sechs feine Rippen ausstrahlten und gab in der Abbildung 6 Rippen an, es sind aber in der That Furchen, welche genau denjenigen des Typus palmata entsprechen. ROEMER’s Zweifel sind bei der Erhaltung seiner Exemplare — plattge- quetschte Abdrücke — wohl erklärlich. — Die Unterschiede gegen- über der jüngeren, aber demselben Typus angehörenden B. palmata liegen in der geringeren Zahl und dementsprechend grösseren Breite der Rippen und der meist bedeutenderen Grösse von B. sew- costata. Sammlung des Herrn MAURER. Anmerkung. Nach der Beschreibung dürfte auch die von Barroıs auf- _ geführte Cardiola sp. aus den Wissenbacher Schiefern von Porsguen (Ann. soc. geol. du Nord, IV, S. 90) zu B. sewcostata gehören. Buchiola palmata GoLDruss sp. Taf. XXXIV, Fig. 5—5. Cardium palmatum Goupruss, Petref. Germaniae II, S. 217, Taf. 143, Fig. 7. 1834—40. Cardiola retrostriata autorum, non v. Bucn! Schale eiförmig, wenig schief, gewölbt, mit wenig vor der Mitte gelegenen vorragenden, über den von der Seite vor und hinter ihnen sichtbaren Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Schloss- rand lang, gerade, mit niedriger, nur hinter den Wirbeln durch eine Kante begrenzter Area. Schale mit 12—14 Rippen verziert, von denen nur die mittleren 7—8 die charakteristische Ausbildung besitzen. Diese sind von früher Jugend an flach, werden im 334 Palaeontologischer Theil. Alter sogar etwas concav und sind von Anfang an mit scharfer Kante gegen die schmalen vertieften Zwischenräume abgesetzt. Auf den Rippen treten die rückwärts gebogenen oder auch un- deutlich geknickten, ein wenig erhabenen Anwachsstreifen derart auf, dass ein sehr schmaler Saum längs der Randkante glatt bleibt. Die hohlkehlenartigen, nicht ebenen Zwischenräume tragen sehr feine nach unten gebogene Anwachsstreifen, die aber nur bei sehr gut erhaltenen beschalten Exemplaren sichtbar sind. Auf den verkiesten Steinkernen von Büdesheim sind die Zwischen- räume glatt, und die Anwachsstreifen auf den Rippen sind gröber, mehr rippchenartig als bei beschalten Exemplaren, die Form der Rippen ist aber genau die gleiche. Die Unterschiede gegenüber der .echten B. retrostriata liegen in der geringeren Ungleichseitigkeit der Klappen und dem ab- weichenden Charakter der Rippen. Nach der Abbildung und Beschreibung bei GoLpruss hat ihm zweifellos unsere Art, nicht die echte Buch’sche, vorgelegen. Vorkommen: Hauern b. Wildungen, Martenberg b. Adorf, Bicken, Oberscheld, Weilburg, Büdesheim, zw. Oos und Müllen- born, unteres Oberdevon; Enkeberg, Ulymenienkalk. Im Öber- harze in denselben Horizonten. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Buchiola mueronata n. sp. Taf. XXXV, Fig. 7—9. Schale flachgewölbt, schief ungleichseitig, in Grösse, Gestalt und Rippenzahl an BD. prumiensis erinnernd. Die Rippen (im Ganzen etwa 16) sind plan oder planconvex und haben schmale tiefe, gut halb so breite, durch scharfe Kanten begrenzte Zwischenräume, im Alter von winkligem Querschnitt, welche am Schalrande in vorstehende, bis 1?/4 Millimeter lange Dornen oder Spitzen auslaufen. Auf den Rippen liegen erhabene, in der Jugend nahezu oder ganz geradlinige, stäbehenartige, im Alter stärker und stärker, oft spitzbogenartig rückwärts gebogene oder undeutlich geknickte Querrippchen, Palaeontologischer Theil. 335 welche in der ‚Jugend die ganze Rippenbreite zwischen den Randkanten einnehmen, im Alter jedoch beiderseits eimen sehr schmalen Randsaum freilassen. Bei alten Exemplaren verlieren die Querrippcehen ihren Charakter und gehen mehr in Anwachs- streifen über. Der untere Schalrand erscheint zuletzt ganz glatt. Die Zwischenräume der dem vorderen Schlossrande zunächst gelegenen Rippen sind breiter als die übrigen. Bei vollständigen Exemplaren kann wegen der Spitzenanhänge kein Zweifel über die Zugehörigkeit herrschen, aber auch unvoll- ständige Stücke sind durch ihre flachen, seitlich scharf gekanteten Rippen mit ihrer deutlich abgesetzten Quer-Sceulptur leicht von B. prumiensis zu unterscheiden. Vorkommen: Bettenhöhle am Enkeberge, oberes Mittel- devon (Briloner Eisensteine). Geologische Landesanstalt. Buchiola dillensis n. sp. Taf. XXXV, Fig. 10, 11. Schale dünn, mässig gewölbt, ungleichseitig, schief eiförmig, mit kleinen, dicht vor der Mitte gelegenen Wirbeln und langem geradem Schlossrande mit niedriger Area. Die Schale trägt etwa 25 flach gerundete, im Alter flache Rippen mit etwa gleichbreiten vertieften Zwischenräumen. Mit Hülfe einer scharfen Lupe ist auch die ausserordentlich feine, Rippen und Zwischenräume durchsetzende wellige, auf den Rippen zurückgebogene Anwachsstreifung zu erkennen. Ausserdem wird die Schale von mehreren groben Anwachsfurchen übersetzt. Die in die Quere ausgedehnte Gestalt, die sehr zahlreichen schmalen Rippen, welche dem Auge glatt erscheinen, trennen die vorliegende Art sehr scharf von den übrigen, unter denen ihr keine einzige näher steht. Vorkommen: Öberscheld, Eisensteine des unteren (?) Ober- devon. Geologische Landesanstalt. 336 Palaeontologischer Theil. Buchiola prumiensis STEININGER sp. Taf. XXXIV, Fig. 13, 14. Cardium prumiense Sreisıseer, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 51, Taf. 3, Fig. 3. 1853. » palmatum (non Gonpruss!) A. Roener, Beiträge I, S. 26, Taf. 4, Fig. 11. 1850. Cardiola retrostriata var. tenuicosta SAnDBerser, Verstein. d. rhein. Schichtensyst., S. 271, Taf. 28, Fig. 10. 1850—56. Schale ungleichseitig, schief eiförmig, flach gewölbt, mit kleinen, vor der Mitte gelegenen Wirbeln. Schlossrand gerade. Die Schale trägt 14—18 Radialrippen, von denen die dem Schloss- rande zunächst gelegenen sehr schmal sind; die übrigen haben einen flachgerundeten Querschnitt und sind gegen die schmaleren vertieften Zwischenräume nicht durch eine scharfe Kante abgesetzt. Die Anwachsrippchen sind einfach bogenförmig oder etwas spitz- bogenförmig oder undeutlich, jedoch nie scharf dachförmig, geknickt. Im Alter gehen die Rippchen in sehr feine, gleichsinnig ge- bogene, auch durch die Zwischenräume setzende — hier vorwärts gebogene — regelmässige Anwachsstreifen über, die jedoch nur auf der Schale vorhanden sind. Die durch deutliche Kanten ab- gesetzte Area ist niedrig und ziemlich nach hinten verlängert. Von der verwandten D. angulifera unterscheidet sich B. pru- miensis durch kürzeren Schlossrand, schmalere, gerundete Rippen, breitere Zwischenräume, die nicht scharf geknickten Anwachs- rippchen und die im Alter auftretende sehr feine Anwachs- streifung. Beide Arten gehen, obwohl sie zusammen vorkommen, doch nie in einander über. Ein jedes der sehr zahlreichen durch meine Hände gegangenen Exemplare liess sich sofort der einen oder der anderen zutheilen. Vorkommen: Hauern bei Wildungen, Sessacker bei Ober- scheld, Bicken, Büdesheim, zw. Oos und Müllenborn, unteres Ober- devon; — Kellwasserthal bei Altenau u.a. O. im Oberharze, des- gleichen. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum. Palaeontologischer Theil. 337 Buchiola angulifera A. ROEMER sp. Taf. XXXV, Fig. 18, 19. Cardium anguliferum A. Rormer, Beiträge I, S. 27, Taf. 4, Fig. 12. 1850. Cardiola retrostriata var. angulifera SAnDBERGER, Verstein. d. rhein. Schiehtensyst., 8. 971, Taf. 28, Fig. 8. 1850 bis 1856. Schale ungleichseitig, schief eiförmig, flach gewölbt. Wirbel klein, wenig vorragend, über den langen, geraden Schlossrand eingebogen. Die Sculptur besteht aus 16—22 breiten, sehr flach- gerundeten Rippen, welche durch lineare vertiefte, nicht durch - Kanten begrenzte glatte Zwischenräume getrennt werden und nach dem Schlossrande zu sich beiderseits verschmälern. Die eng- stehenden Anwachsrippchen sind scharf dachförmig geknickt, gehen aber bei sehr alten Exemplaren oft zuletzt in einen sehr flachen einfachen Bogen über. Sie sind nicht überall von gleicher Stärke, vielmehr wechseln concentrische Zonen schwächerer Rippchen mit solchen ab, in denen sie kräftiger entwickelt sind. Auch im Ein- zelnen zeigen sich kleine Unregelmässigkeiten. — Ein Exemplar von Bicken hat eine auffällig breite Mittelrippe mit / N ge- knickten Rippchen, doch sieht man deutlich, dass diese breite‘ Rippe — vermuthlich in Folge einer Verletzung — durch die Verschmelzung zweier Rippen in der Nähe des Wirbels ent- standen ist. Die Charakteristik dieser auf den Intumescens-Horizont be- schränkten Art hat A. RoEMER bereits sehr treffend gegeben, sodass es einigermaassen auffällig ist, dass die Gebrüder SANnD- BERGER sie dennoch als Varietät von (. retrostriata betrachten konnten. Die bedeutende Grösse, die flache Schale, die breiten flach-gerundeten, nicht gekanteten Rippen mit den sehr schmalen vertieften, oft nur wie eingeritzt erscheinenden Zwischenräumen und die wenigstens in jüngeren und mittleren Stadien stets dachförmig scharf geknickten Anwachsrippchen lassen die Art auf den ersten Blick erkennen. Aehnlich ist in Gestalt und Wölbung der Schale nur B. prumiensis, welche sich aber durch kürzeren Schlossrand, schmalere, gerundete Rippen mit breiteren Zwischenräumen, nie Neue Folge. Heft 17. 22 338 Palaeontologischer Theil. scharf geknickte, sondern mehr bogige Anwachsrippchen leicht und stets unterscheidet. Vorkommen: Grube Prinzkessel bei Oberscheld, Grube Weiherdamm und Steinbruch bei Volpertseiche (DENCKMANN leg.) daselbst, Bicken, Offenbach; Hohelohr, Blauer Bruch, Ense, Hauern, Gershäuser Hof und linkes Ufer des Urfethals bei Wildungen, Goniatitenkalke des unteren Oberdevon; Kellwasser bei Altenau, Rohmkerhalle u. a. OÖ. im Oberharze im gleichen Horizont. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Gattung: Opisthocoelus nov. gen. Taf. XXXVILI. Cardiola aut. z. Th. Die Arten, welche ich unter der Gattung Opisthocoelus ver- einige, schliessen sich im Allgemeinen eng an Cardiola an, zeich- nen sich aber durch den Besitz eines hinter den Wirbeln gelegenen scharf begrenzten concaven Schlossfeldes aus, welches bei manchen Arten bis auf schwache concentrische Streifen glatt erscheint, bei anderen dagegen Radialsculptur besitzt. Die Wirbel sind wohl- entwickelt, unter ihnen liegt eine deutliche dreieckige Ligamentarea. Die Sculptur der Schale besteht bei manchen Arten aus Radial- rippen, bei anderen aus concentrischen Streifen. Inneres unbe- kannt. Die hier beschriebenen Arten der Gattung gehören dem un- teren Oberdevon an, doch ist die Gattung durch Cardiola lunuli- fera BARR. schon im Obersilur vertreten. Ob dagegen Zunul- cardium amplum, Branikense und fortius BARR. hierher oder viel- leicht zu Chaenocardiola gehören, wage ich nach den Abbildungen nicht zu entscheiden. Opisthocoelus eoncentrieus n. sp. Taf. XXXVII, Fig. 9-11. Schale schief eiförmig, flach gewölbt, am Wirbel etwas bucklig. Wirbel prosogyr, etwa in der Mitte gelegen, klein, etwas einge- Palaeontologischer Theil. 339 rollt. Hinter ihnen ein durch scharfe Kante begrenztes, etwas concaves, bis auf concentrische Streifung oder Runzelung glattes Schlossfeld, auf dem unter und dicht hinter den Wirbeln eine kurze, niedrige, von stumpfen Kanten begrenzte Ligamentarea liegt. Die Schalsceulptur besteht aus unregelmässigen, mehr oder minder runzligen Auwachsstreifen; vor dem Wirbel treten längs des Schloss- randes einige schwache Radialrippchen auf. Innere Charaktere unbekannt. Vorkommen: Büdesheim, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Mit der von den Gebrüdern SANDBERGER (Verst. d. rhein. Schichtensyst., S. 268) erwähnten ZLunulicardium-Art aus den Schiefern von Büdesheim ist vermuthlich die vorliegende Art ge- meint. | Opisthocoelus ausavensis STEININGER sp. Taf. XXXVII, Fig. 12, 15. Cardium ausavense Srteiwinger, Geogn. Beschreibg. d. Eifel, S. 51, Taf. 2, Fig. 3. 1853. Schale gleichklappig, ungleichseitig, stark gewölbt. Wirbel vorragend, über den Schlossrand eingekrümmt, nahe am Vorder- ende gelegen, unter ihnen eine kurze dreieckige Area. Schloss- rand gerade, etwas nach hinten verlängert, Vorderrand in kurzem Bogen steil abfallend, Unterrand und Hinterrand einen Kreisbogen bildend. Hinterende ein wenig flügelartig ausgezogen. Vom Wirbel läuft in jeder Klappe eine scharfe Kante zur Hinterecke, welche zwischen sich ein concaves Schlossfeld eiuschliessen. Die Sculptur besteht aus 18—20 gerundeten niedrigen Rippen mit etwas breiteren flachen Zwischenräumen, auf denen im Alter Andeutungen schwacher Zwischenrippen auftreten. Nach dem Schlossrande zu werden die Rippen jederseits etwas breiter und flacher. Einzelne treten noch auf dem Schlossfelde auf. Vorkommen: Büdesheim, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt (STEININGER’S Originalexemplare ), Göttinger Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. 22° 340 Palaeontologischer Theil. Opisthocoelus alternans HOLZAPFEL sp. Taf. XXXVIIL, Fig. 14—17. Cardiola alternans HowzarreL, Die Goniatitenkalke von Adorf in Waldeck, Palaeontographica Bd. 28, S. 255, Taf. 48, Fig. 13. 1882. HoLzAPFEL’s Beschreibung lautet: »Der Umriss ist fast kreisförmig, die Schale hoch, über dem stumpfen, ziemlich weit vorstehenden und wenig eingedrehten Wirbel stark aufgeblasen. Die Sculptur besteht aus etwa 20 scharfen Radialrippen, die zwischen diesen liegenden Felder werden durch eine feine Leiste in 2 Theile getheilt«. Im Alter nehmen jedoch diese Leisten an Stärke zu, sodass sie von den primären Rippen kaum zu unterscheiden sind. Weiter ist noch zu bemerken, dass die Schale in Wirklichkeit etwas nach hinten verlängert ist, sodass mit Hinzurechnung des Wirbels ein dreieckig-eiförmiger Umriss entsteht. Vom Wirbel verläuft zur Hinterecke eine auch bei HoLZAPFEL’s Originalexemplar bereits angedeutete Kante, welche ein vertieftes Schlossfeld begrenzt. Besonders steil fällt die Schale vom Wirbel nach vorne ab. Ausser der Radialsculptur, welche auch auf dem Schlossfelde auftritt, bemerkt man auf der Schale noch hier und da Anwachs- ringe, welche zum Theil wulstig werden. Die Area ist leider nicht deutlich sichtbar. Vorkommen: Büdesheim, Martenberg bei Adorf, Sessacker bei Oberscheld, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Aachener, Berliner und Göttinger Museum. Gattung: Cardiola BRODERIP 1834 emend. Taf. XXXVI, XXXVI. Obschon durch Abtrennung der Gattungen Trariconcha, Eu- thydesma, Buchiola und Opisthocoelus das gewaltige Formenheer der »Cardiola«-Arten einigermaassen gelichtet ist, so bleiben doch noch eine Menge Formen übrig, welche in Gestalt und Sculptur Palaeontologischer Theil. 341 zum Theil noch recht beträchtlich von der typischen Cardiola- Form, wenn man darunter (. interrupta SOW. versteht, abweichen. Wohl oder übel wird man sie aber bei Cardiola belassen müssen, denn auf der einen Seite sind zahlreiche Uebergänge vorhanden, sodass man beim besten Willen nicht im Stande ist, durch- greifende Unterschiede herauszufinden, auf der anderen Seite be- sitzen sie sämmtlich den geraden Schlossrand und die Ligament- area. Die Greestalt wechselt, wie schon erwähnt; neben mehr gleichseitigen kommen auch schief ungleichseitige Formen vor; die Wirbel sind bald stark aufgebläht, bald klein und kaum vor- ragend. Die Sculptur variirt von kräftigen Radialrippen bis zu schwachen Anwachsstreifen. Im letzteren Falle pflegen aber längs des Schlossrandes immer noch Andeutungen von Radialsculptur vorhanden zu sein, ein für die ganze Gruppe charakteristisches Merkmal. Ueber die innere Beschaffenheit der Schale habe ich keine einzige Beobachtung machen können, sodass die Lage der Muskel- eindrücke und der Verlauf der Mantellinie nach wie vor unbekannt ist; der Schlossrand ist an allen Exemplaren, welche ich unter- suchen konnte, zahnlos; selbst die zahnartigen Gebilde unter dem Wirbel der Praecardiiden fehlen hier. Dagegen beobachtet man eine Crenelirung der Enden des Schlossrandes öfters, das rührt aber davon her, dass die Rippen in beiden Klappen alterniren und somit am Schalrande in einander eingreifen. Dass auch die »Zähne« der Praecardiiden auf diese Entstehung zurückzuführen sind, hat NEUMAYR überzeugend dargethan. Aus dem rheinischen Devon sind im Nachfolgenden 18 Arten aufgeführt, welche in eine grössere Gruppe mit stark entwickelter Radialsculptur und eine kleinere mit vorwiegenden concentrischen Seulpturen zerfallen, wie das auch bei den böhmischen Formen der Fall ist. Cardiola bicarinata n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 3, 4. Eine kleine, wenig schiefe Form, welche eine aus etwa 20 Rippen mit gleichbreiten Zwischenräumen bestehende Sculptur 342 Palaeontologischer Theil. besitzt. Die Rippen sind in der Jugend einfach, später theilen sie sich derart, dass jede Rippe aus zwei randlichen scharfen Rippchen mit concavem Mittelfelde besteht. Die Theilung tritt am frühesten in der Mitte der Schale auf, die dem Schlossrande näher gelegenen Rippen theilen sich erst nahe dem Rande bezw. wohl auch gar nicht. Vorkommen: Gemünden, Hunsrückschiefer. Geologische Landesanstalt. Cardiola reliqua n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 1; 2? In den Hunsrückschiefern von Gemünden kommt eine zweite kleine Cardiola vor, welche sich durch geringe Schiefe der Schale, der Mitte genäherte, kräftig entwickelte, aber wenig vorragende Wirbel und eine aus radialen schmalen Rippen mit breiten Zwischen- räumen und schwächeren Zwischenrippen bestehende Sculptur aus- zeichnet, neben denen in der Jugend starke Anwachswülste auf- treten. Die im Uebrigen wenig günstig erhaltenen Exemplare erinnern dadurch an eine Reihe von »Arten«, welche BARRANDE aus dem böhmischen ÖObersilur abbildet, obwohl diese nach den Abbildungen zu urtheilen einfache Berippung haben. Geologische Landesanstalt. Cardiola Beushauseni HoLzZAPFEL. Taf. XXXVI, Fig. 57. Cardiola Beushauseni Howzarreı, Das obere Mitteldevön im rheinischen Gebirge, S. 227, Taf. 11, Fig. 12; Taf. 12, Fig. 17,18; Taf. 16, Fig. 10. 1895. Schale ungleichseitig, mässig gewölbt, von schief quereiförmiger Gestalt, mit vor der Mitte gelegenen, über den Schlossrand ein- gekrümmten, etwas nach vorn gerichteten Wirbeln. Area kurz, dreieckig, anscheinend glatt, jederseits durch eine Kante begrenzt. Die Sculptur der nicht eben dünnen Schale besteht aus zahl- reichen scharfen Radialrippen mit schmalem, ziemlich scharfem Rücken. Von diesen spalten sich in sehr verschiedener Höhe Palaeontologischer Theil. 345 seitlich Zwischenrippen ab bezw. schieben sich ein und zwar vor- wiegend auf der hinteren Seite, zuweilen jedoch auch auf der vorderen. Da diese Zwischenrippen verschieden stark sind, sich auch zum Theil in ihrem ganzen Verlauf dicht an die Stammrippe legen, zum Theil dagegen rasch in die Mitte der Zwischenräume rücken, so bekommt die Berippung ein eigenthümlich unruhiges Aussehen. Die Rippen treten beiderseits bis an die Area heran, sind hier aber einfach, weniger scharf und erscheinen vor den Wirbeln schmal mit breiten Zwischenräumen, hinter ihnen breiter mit schmalen Zwischenräumen. Die nächst verwandte Art ist wohl Ü. Sandbergeri, deren Sculptur jedoch, obwohl ähnlich, durch geringere Zahl der flachen Rippen und grössere Regelmässigkeit sofort sich unterscheidet. Vorkommen: Finnentrop, Martenberg bei Adorf, Stringo- cephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Cardiola Sandbergeri n. sp. Taf. XXXWVI, Fig. 8, 9. Cardiola duplicata SAnDBErGER, Rhein. Schichten-System Nassau, $. 271, Taf. 28, Fig. 7. 1850-56. non Cardiola duplicata Münster, Beiträge III, S. 68, Taf. 12, Fig. 21, Taf. 13, Fig. 20. 1840. SANDBERGER’S Originalexemplare sind zwei Steinkerne. Die Originalbeschreibung lautet: »Schale kaum ungleichseitig, nahezu kreisförmig, nicht sehr stark gewölbt, mit (etwa 14) breiten, unter der Mitte gabelig zerspaltenen und mit einfachen Längsrippen verziert, welche die zwischen den zerspaltenen Rippen auftretenden flachen Furchen in zwei gleiche Theile zerlegen«. Hinzuzufügen ist noch, dass unter und hinter den Wirbeln eine deutliche Area liegt, die jedoch nur nach hinten durch eine scharfe radiale Kante deutlich begrenzt wird, während die Be- grenzung vorne gegen die am Schlossrande schwächeren und gedrängteren Rippen weniger bestimmt ist. Einige schwache radiale Rippen scheinen auch noch auf der Area zu verlaufen. 344 Palaeontologischer Theil. Ein weiteres in Rotheisenstein erhaltenes Exemplar aus dem Breslauer Museum ist dadurch wichtig, dass auf dem Kern einer- seits die Gabelung der Rippen ausserordentlich zurücktritt, und dass die Zwischenrippen gleichfalls kaum angedeutet erscheinen, vor Allem aber, weil Reste der dünnen Schale noch darauf sitzen. Diese besitzt eine abweichende Sculptur: Die Hauptrippen sind beiderseits gekantet und tragen in der Mitte eine erhabene kiel- artige Linie, welche also der Furche auf den Steinkernen entspricht; die hier deutlichen Zwischenrippen haben concave Oberfläche und sind ebenfalls beiderseits gekantet. Ueber die Schale verlaufen schwache, zwischen je zwei Kanten der Rippen, Zwischenrippen und Zwischenräume deutlich zurückgebogene Anwachsstreifen. E. Kayser hat zuerst auf die Verschiedenheit der vorliegenden Art von Praecardium duplicatum MÜNSTER sp. aufmerksam ge- macht und die in der Form der Rippen und der Gestalt der Schale liegenden Unterschiede hervorgehoben. Die Sculptur so- wie die bei beiden Wiesbadener Exemplaren vorhandene Area lassen keinen Zweifel, dass eine echte Cardiola vorliegt. Vorkommen: »Dillenburg«, »Oberscheld in Rotheisenstein«. Breslauer Museum, Sammlung des Vereins für Naturkunde in Wiesbaden. Cardiola biekensis n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 12—14. Schale wenig ungleichseitig, gewölbt, von fast kreisförmigem Umriss, mit vorragenden kräftigen, über den Schlossrand gebogenen Wirbeln. Schlossrand lang, gerade, mit dreieckiger, glatter, von zwei Rippen begrenzter Area. Die Sculptur besteht aus schmalen, aber scharfen dachfirstartigen Rippen, welche vorn erst am Ende des Schlossrandes auftreten, vor der Area eine fast glatte Fläche lassend, während sie hinten sich drängend bis zur Area gehen. Ihre Gesammtzahl beträgt 16—20. Die breiten flachen Zwischen- räume werden in der Mitte von je einer flachen, oft undeutlichen Zwischenrippe eingenoinmen, welche oft fast die ganze Breite der- selben ausfüllen und sich zuweilen gabeln. Zuweilen schwellen sie so an, dass die schmalen Primärrippen dagegen sehr zurück- Palaeontologischer Theil. 345 treten. Ausserdem können noch feine Rippchen zwischen der Primär- und Secundärrippe sich einschieben. Hierzu kommen nun noch Anwachsstreifen, welche aber meist wenig deutlich sind. Sie theilen mit denjenigen von (. latruncularia die Eigenschaft, sich auf den Rippen vor-, in den Zwischenräumen rückwärts zu biegen. Einzelne treten bedeutend stärker als Furchen hervor und mar- kiren die Wachsthumsstadien. In Sammlungen sind die Exemplare dieser Art meist als ©. duplicata SANDB. (= (0. Sandbergeri!) bezeichnet, doch unter- scheiden sie sich von dieser Art leicht durch die abweichende Sculptur. Vorkommen: Bicken, Braunau bei Wildungen, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Göttinger, Marburger Museum. Cardiola sp. ind. | Taf. XXXVIL, Fig. 3. Cardiola? sp. n. Horzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeontographica Bd. 28, S. 255, Taf. 49, Fig. 1, 1a; nicht Taf. 47, Fig. 14, wie a. a. O. im Text angegeben. 1882. Ich bilde das unbestimmbare Bruchstück in der Hoffnung ab, dass vollständigere Exemplare gefunden werden, deren Identifieirung durch die charakteristische Sculptur sehr erleichtert wird. Bezüg- lich dieser ist im Ergänzung der kurzen Angabe bei HOLZAPFEL, dass die zahlreichen feinen Radialstreifen sich nach dem Unter- rande zu in je 3—4 Streifen gabeln, anzuführen, dass die flachen, aber scharf abgesetzten Radialrippchen selbst sich nur einfach gabeln; aber auf den etwa gleichbreiten Zwischenräumen schiebt sich je eine sehr feine Zwischenrippe ein, welche mit den durch die Gabelung entstandenen Rippchen in der Mitte der Schale etwa einerlei Stärke besitzt, nach den Seiten zu jedoch gegen diese mehr zurücktritt. Vorkommen: Martenberg, nur das Originalexemplar HoLz- APFEL's bisher bekannt. Aachener Museum. 346 Palaeontologischer Theil. Cardiola infirma n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 17. Schale gleichklappig, ungleichseitig, gewölbt, von eirunder Gestalt, mit kleinen etwas vorragenden, vor der Mitte gelegenen Wirbeln, unter denen eine die ganze Länge des geraden Schloss- randes einnehmende niedrige dreieckige, bis auf eine horizontale schwache Falte glatte Area liegt. Die Sculptur besteht aus zahlreichen niedrigen gerundeten Rippen mit gleichbreiten oder ein wenig breiteren flachen Zwischen- räumen. Während die Schale bis in die Nähe des Unterrandes gleichsinnig fortgewachsen ist, ändert sie hier plötzlich ihre Wachs- thumsrichtung, knickt förmlich um und wächst in stumpfem Winkel zur bisherigen Richtung weiter, aber auch nicht ungestört, wie das Auftreten zweier Wülste auf dieser unteren Partie darthut. Gleichzeitig liegen die Schalränder nun nicht mehr in einer Ebene, sondern die Klappen stossen in einer schwach S-förmig gebogenen Linie zusammen. Die Gestaltung der Schale erinnert geradezu an eine Rhynchonella mit wenig ausgeprägtem Sinus und Sattel. Eine ähnliche Erscheinung wurde bei einem Exemplar von Opisthocoelus ausavensis beobachtet, ferner zeigen C. decurtata BARRANDE 164, III und (©. cunctata BARR. sp. 358, II (Cardium? cunctatum BARR.) dieselbe eigenthümliche Beschaffenheit. Vorkommen: Daleiden, Mitteldevon? Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Cardiola elegantula n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 16. Schale rundlich eiförmig, gleichseitig, mit kleinem über den Schlossrand eingebogenem, wenig gedrehtem Wirbel. Unter ihm kurze Area. Die Sculptur besteht aus sehr zahlreichen, dicht gedrängten Radialrippchen mit ziemlich stark gewölbt, fast genau feinen vertieften Zwischenräumen, die auf dem Steinkern ein wenig breiter erscheinen. Im Alter theilen sich die Rippchen durch je zwei einsetzende Furchen in je 3 gleichbreite Bänder, welche dem - Palaeontologischer Theil. 54 Rande eine ausserordentlich zierliche Sceulptur verleihen. Ausser- dem verlaufen über die Schale vereinzelt stärkere Anwachsstreifen. Zu beachten ist, dass man auf den Rippen des Steinkerns stets nur eine Furche bemerkt, die Rippen also einfach gegabelt er- scheinen, und man daher glauben kann, eine andere Art vor sich zu haben. Vorkommen: Bettenhöhle am Enkeberge, Stringocephalenkalk. Göttinger Museum. Cardiola Clarkei n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 10. Bei den in der Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden befindlichen Öberschelder Exemplaren von Cardiola - concentrica v. B. liegt ein Exemplar einer Cardiola, welche eine - ganz andere Art darstellt, die mit ©. elegantula und C. infirma Aehnlichkeit zeigt. Die Schale ist mässig gewölbt, schief eiförmig, nach hinten verbreitert. Der vorragende Wirbel liegt vor der Mitte, wodurch die Schale erheblich ungleichseitig wird. Der Schlossrand ist lang und gerade. Unter dem Wirbel liest eine gleichseitig begrenzte glatte Area. Die Sculptur besteht aus regel- mässigen feinen einfachen Rippen mit schmalen Zwischenräumen, sowie aus unregelmässigen groben Anwachsstreifen. Die Rippen treten beiderseits bis an die Area heran. Durch die feine regelmässige einfache Berippung und die schief ungleichseitige Gestalt ist die jedenfalls neue Art von den ähnlichen Formen unseres Gebietes leicht zu unterscheiden. Cardiola iniquistriata n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 11. ? Cardiola articulata Müxster bei Kevsertıng, Petschoraland, S. 255, Taf. 11, Fig. 2. 1846. Schale quer-eiförmig, fast gar nicht ungleichseitig, mässig gewölbt, mit fast median gelegenem wenig über den Schlossrand vorragendem, etwas nach vorne eingedrehtem Wirbel. Schloss- rand bedeutend kürzer als die grösste Schalenbreite. Area nicht 348 Palaeontologischer Theil. sichtbar. Vom Wirbel strahlen zahlreiche Rippchen aus, welche sich zum Theil und zwar in verschiedener Höhe gabeln, zum Theil aber auch ungegabelt bis zum Rande fortsetzen. Nach dem Schlossrande zu verschwinden die gegabelten-Rippen und machen einfachen Platz, welche vor dem Wirbel stärker sind als hinter demselben. Die Zwischenräume der Rippen sind im Jugend- stadium sehr schmal, verbreitern sich jedoch mit zunehmendem Alter und sind in der Nähe des Randes so breit wie die durch Gabelung entstandenen Rippen. Ausserdem trägt die Schale, be- sonders nahe dem Rande, unregelmässige Anwachsstreifen und eine Anzahl grober concentrischer Runzeln. | Die vorliegende Art steht der (. elegantula recht nahe, so- wohl was Gestalt wie Sculptur anbelangt; diese unterscheidet sich von ihr jedoch durch stärker gewölbte Schale, die einfachen Rippen init feinen Zwischenräumen und das Fehlen der an C. subartieulata oder auch ©. concentrica erinnernden groben Runzelung. ©. subartieulata hat bei gleichfalls ähnlicher Sculptur un- gleichseitige, steil nach vorne, flacher nach hinten abfallende Schale. Dagegen steht unserer Art ausserordentlich nahe ein Exem- plar einer Cardiola vom Flusse Uchta im Petschoralande, welches von Herrn TSCHERNYSCHEW gesammelt wurde und mir von Herrn Professor HOLZAPFEL in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt ist. Der einzige Unterschied gegenüber (U. iniqwistriata besteht darin, dass die Rippen, soweit zu beobachten, sämmtlich einfach und regelmässig sind. Auf der anderen Seite gleicht das Exemplar durchaus der von KEYSERLInG S. 253, Taf. 11, Fig. 2 unter dem Namen (Cardiola articulata MÜNSTER beschriebenen Form, nur giebt KEYSERLING an, die Rippen trügen eine mediane Furche, welche am vorliegenden Exemplar nicht vorhanden ist. Es macht mir daher den Eindruck, als liege ein und dieselbe Art vor, welche nur in Bezug auf die Sculptur etwas variabel ist, insofern als die Rippen gegabelt oder einfach sein können. Das Ober- schelder Exemplar würde dann eine mittlere Form darstellen. Ob diese Art dann aber mit der (. articulata MÜNSTER vereinist werden könnte, ist eine Frage, welche auch durch das Studium des ein ganz junges Exemplar darstellenden MüÜnster’schen Ori- Palaeontologischer Theil. 549 ginals nicht zu entscheiden sein wird, sondern zu deren Lösung wird ein grösseres Material erforderlich sein. Ich habe mich da- her nach längerem Schwanken entschlossen, das Oberschelder Stück unter besonderem Namen zu beschreiben, die Entscheidung zukünftigen Untersuchungen überlassend. Vorkommen: Sessacker bei Oberscheld, Oberdevon. Ein Exemplar, von Herrn Geheimrath BEYRICH gesammelt, im Berliner Museum. Cardiola latruneularia n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 15. Schale schief eiförmig, ungleichseitig, ziemlich gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen, über den Schlossrand eingekrümmten, vorragenden, dicken Wirbeln. Vorderrand kurz und schräg ab- gerundet, Unterrand und Hinterrand starkbogig geschwungen. Unter den Wirbeln und bis auf ?/3 der Länge des hinteren Schlossrandes eine niedrige Area mit schwachen Spuren radialer Streifen. Die Sculptur besteht aus 16—18 radialen Rippen mit etwa 11/yfach breiteren Zwischenräumen. Am Unterrande finden sich einzelne Andeutungen von neu auftretenden Zwischenrippen. Ueber die Rippen und Zwischenräume setzen nun sehr regel- mässige concentrische erhabene Rippchen derart, dass sie auf den ersteren convex und vorgebogen, auf den letzteren concav und etwas zurückliegend auftreten; stellenweise sind auch die Rippen- bezw. Zwischenraumleisten nicht bogig, sondern gerade, sodass ein sehr zierliches schachbrettartiges Gitterwerk entsteht. Im Alter, sowie am Schlossrande, wo die Rippen schmaler, schärfer und gedrängter werden, tritt die Gitterung zurück, hier bemerkt man nur einzelne, von Anwachsstreifen herrührende undeutliche Knoten auf jenen. Innere Schalenverhältnisse unbekannt. Durch die zierliche Schachbrett- Sculptur ist die Art leicht kenntlich. Andeutungen einer ähnlichen Sculptur, aber weit weniger ausgeprägt und deutlich, zeigt noch die sonst abweichende Ü. bickensis. Vorkommen: Bicken, unteres Oberdevon. Göttinger Museum. 350 Palaeontologischer Theil. Cardiola bisignata n. sp. Taf. XXXVIL, Fig. 6. Es liegt mir zwar nur ein Bruchstück dieser eigenthümlichen Form vor, die Zeichnung derselben ist jedoch so charakteristisch, dass sich die Aufstellung einer besonderen Art empfiehlt. Die etwas schiefe Schalebesteht aus zwei verschiedenartigen Theilen, einer kalottenförmigen, durch eine tiefe Anwachsfurche ungleich gegliederten Embryonalschale und einer flachen breiteren randlichen, saumartigen Partie. Ueber beide Theile setzen sehr feine, nur mit der Lupe deutlich erkennbare zahlreiche Radıal- streifen, ausserdem trägt aber der flache Saum auf der Hinter- seite bis etwa zur Mitte zwischen Vorder- und Hinterrand rei- chende, grobe radiale Falten, welche nach vorne schwach und undeutlich werden, und deren ich 9 zähle. Diese eigenthümliche Zweitheilung der Schale erinnert im Kleinen an Tiariconcha. Einigermaassen vergleichbare Formen aus dem Obersilur bildet BARRANDE z. B. auf Taf. 167 und 178 seines grossen Werkes ab, sowie EIcHwAnLD, Lethaea rossica, Taf. 51, Fig. 9. Ausserdem kommt eine wenn nicht ıdente, so doch mindestens sehr ähnliche Form im Clymenienkalke des Oberharzes vor. Vorkommen: Enkeberg, Ulymenienkalk. Göttinger Museum. Cardiola subradiata HoLzAPrFEL. Taf. XXXVII, Fig. 1, 2. Cardiola subradiata Horzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeontographica Bd. 28, S. 254, Taf. 48, Fig. 10, 11. 1882. Schale dreieckig eiförmig, im Alter sich mehr nach hinten ausdehnend, gewölbt, mit vor der Mitte gelegenem aufgeblähtem, etwas nach vorne eingedrehtem vorragendem Wirbel, von dem die Schale steil zum Vorderrande, flacher zum Unterrande und Hinterrande abfällt, was ihr in Verbindung mit der Lage des Wirbels ein etwas windschiefes Ansehen giebt. Vom Wirbel strahlen zahlreiche flache Rippen mit wenig schmaleren Zwischen- Palaeontologischer Theil. 351 räumen aus, deren Zahl gemeimiglich zwischen 50 und 60 schwanken mag, und welche sich im Alter oft in ähnlicher Weise in schmale Bänder auflösen, wie dies von (. elegantula beschrieben wurde, Sie werden von verschieden starken gedrängten, erenelirten An- wachsstreifen übersetzt, welche auf den Rippen rückwärts, in den Zwischenräumen vorgebogen sind. Die meisten Anwachs- streifen treten jedoch erst unter der Lupe hervor. Der Schlossrand liegt leider nirgends ganz frei, doch lässt sich beobachten, dass die Area hinten durch eine Kante be- grenzt wird. Auf den Steinkernen tritt die Radialrippung meist ziemlich deutlich noch hervor, dagegen sind von den Anwachsstreifen nur die kräftigsten. vorhanden, welche die Wachsthumsstadien markiren. Die Angaben HoLzArrEL’s, dass die Schale sehr flach sei und die Zahl der Rippen etwa 40 betrage, dürften auf das Studium nicht ganz frei liegender Exemplare zurückzuführen sein, des- gleichen mag es recht wohl vorkommen, dass auf dem Steinkern auch die Berippung nicht zum Abdruck gelangt ist und derselbe somit glatt erscheint. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Aachener, Göttinger und Mar- burger Museum. Cardiola inflata HoLzAPrEL. Taf. XXXVI, Fig. 7—9; 10? Cardiola inflata Hotzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeontographica Bd. 28, S. 254, Taf. 48, Fig, 12, Taf. 49, Fig. 2. 1882. Schale fast gleichseitig, meist sehr stark gewölbt, mit stark aufgeblähtem, schräg über den Schlossrand eingebogenem Wirbel. Umriss ohne den Wirbel fast kreisförmig, Schlossrand kurz, ge- rade, mit kurzer dreieckiger, durch stumpfe Kanten abgegrenzter Area. Die Sculptur besteht aus äusserst feinen, ohne Lupe kaum sichtbaren Radialrippchen mit etwa gleichbreiten Zwischenräumen, welche bei alten Exemplaren oft noch ein Zwischenrippchen auf- 352 Palaeontologischer Theil. weisen. Dazu gesellen sich wenige undeutliche, etwas wulstige Anwachsstreifen, besonders in der Nähe des Schalrandes.. Am Schlossrande treten die Rippchen, wie das bei Cardiola gewöhn- lich der Fall ist, etwas stärker hervor und sınd breiter. Darauf ist auch die Beobachtung HOLZAPFEL’s zurückzuführen, der an einem Exemplar zu den Seiten der Area je drei schräge Furchen auf dem Steinkerne beobachtete und meinte, dass dieselben viel- leicht Schlosszähne sein könnten, was nach ihrer Lage neben der Area über dem Schlossrande nicht möglich ist, da sie aus der Ebene des Schlossrandes völlig herausfallen und mit den Zäh- nen der Gegenklappe gar nicht zusammentreffen könnten. Auf Steinkernen erscheint die Radialsculptur stets stark abgeschwächt oder völlig obsolet. Das in Fig. 9 abgebildete Exemplar zeichnet sich bei übereinstimmender Sculptur durch kleinere Wirbel aus. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Aachener und Göttinger Museum. Cardiola subartieulata n. sp. IDOL, a Cardiola articulata Hoızarreı, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeontographica Bd. 28, $. 254, Taf. 48, Fie. 9, 9Ja—c. 1882. non Cardiola articulata Münster, Beiträge III, S. 69, Taf. 9, Fig. 2 (nicht Fig. 1, wie bei Münsrer im Text angegeben). 1840. Es liegen mir von der auf Ü. articulata bezogenen Form des Martenberges 2 Exemplare vor. Diese sind von ungleichseitiger, schief eiförmiger Gestalt, ziemlich stark gewölbt, mit stärkerem Abfall nach vorne, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln, welche über den nicht freiliegenden Schlossrand eingekrümmt sind. Die Schale ist bedeckt mit flachen Radialrippchen mit etwas schmale- ren, wenig vertieften Zwischenräumen, ausserdem mit starken con- centrischen, etwas dachziegeligsen Runzeln, welche aber in Bezug auf Zahl und demgemäss auch Breite, Stärke und gegenseitigen Abstand variiren, da ich bei dem einen der etwa gleichgrossen Exemplare 10 stärkere, bei dem anderen mindestens 14 schwächere und gedrängtere zähle. Die Runzeln und ihre Zwischenräume werden durchsetzt von gedrängten, feineren und gröberen, oft Palaeontologischer Theil. 353 zonenweise verdickten Anwachsstreifen, die durch die sie durch- kreuzenden Radialrippchen fein erenelirt werden und zwar in dem bei Cardioia gewöhnlichen Sinne, dass sie auf den Rippchen nach oben, in den Zwischenräumen nach unten gebogen erscheinen. Im Alter werden übrigens die concentrischen Runzeln mehr und mehr obsolet. Gestalt und Sculptur stimmen mit der des von HoLZAPFEL beschriebenen Exemplars gut überein, doch scheint mir die Mar- tenberger Form von (©. articulata MÜNSTER aus dem Olymenien- kalke verschieden zu sein. Auf die mehr ungleichseitige Gestalt gegenüber der MÜnSTER’schen Abbildung ist zwar wenig Gewicht ‘zu legen, da das auf Erhaltung bezw. Freilesung vom Gestein be- ruhen kann, dagegen ist die Sculptur entschieden anders beschaffen. Ebensowenig wie HoLZAPFEL habe ich die vom Grafen MÜNSTER angegebene feine Furche auf jedem Streifen entdecken können, sondern die Rippchen sind flach und eben. Dagegen erwähnt Graf MÜNSTER nichts von der Crenelirung der Anwachsstreifen, die bedeutend stärker in’s Auge fällt als die doch gewiss nur mit scharfer Lupe sichtbare Furchung der feinen Rippchen. Auch durch mangelhafte Erhaltung ist dieser Umstand nicht zu erklären, denn wenn das Originalexemplar gestattete, jene feine Furche zu erkennen, so musste es die gröbere Orenelirung zweifelsohne be- wahrt haben. Da endlich auch der Horizont nicht übereinstimmt, so glaube ich die Martenberger Form als eigene Art auffassen zu sollen. Die Unterschiede gegenüber C. iniquistriata liegen beson- ders in der deutlichen Ungleichseitigkeit der Klappen. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, unteres Oberdevon. Göttinger Museum. Cardiola subeoncentrica n. sp. Taf. XXXVIL, Fig. 13—15. Cardiola sp. Kayser, Fauna d. Rotheisensteins v. Brilon, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXIV, S. 675, Taf. 27, Fig. 1. 1872. Schale gewölbt, etwa kreisrund, besonders in der Jugend ein wenig mehr in die Breite gezogen, mit langem geradem Neue Folge. Heft 17. 23 354 Palaeontologischer Theil. Schlossrande und fast median gelegenen, oft nur ganz unmerklich nach vorn über den Schlossrand eingebogenen vorragenden Wirbeln. Die mit blossem Auge sichtbare, auch auf den Steinkernen stets vorhandene Sculptur besteht aus mehr oder minder stark dach- ziegelisen, meist nicht ganz regelmässigen concentrischen Rippen bezw. Bündeln von Anwachsstreifen. Auf einem Exemplar, welches die äussere Schalenschicht noch in Resten trägt, sieht man mit scharfer Lupe, dass ausser dieser Sculptur in der Jugend eine ausserordentlich feine und regelmässige dichte Radial- streifung vorhanden ist, welche mit zunehmendem Alter obsolet wird. Längs des Schlossrandes verlaufen aber auch bei grossen Exemplaren vorn und hinten noch eine Anzahl feiner Radıal- rippchen, und zwar vorne mehr — ca. 15 — als hinten — ca. 6—8. (Bei (©. concentrica sind jederseits meist nur 3—5 stärkere Rippchen vorhanden.) Ist somit der äussere Anblick bis auf die etwas mehr gewölbte und in die Quere gezogene, in der Jugend besonders mehr gerundet-dreieckige Gestalt demjenigen der C. concentrica ausserordentlich ähnlich, so bietet doch der Schloss- rand ein total abweichendes Bild. Statt der langen niedrigen, beiderseits durch Kanten begrenzten, horizontal gestreiften Area von Ü. concentrica beobachtet man bei ©. subconcentrica, dass die Area vorne nicht durch eine Kante abgegrenzt ist, sondern un- merklich nach vorne verläuft, während hinter den Wirbeln eine deutliche Kante sie nach oben begrenzt. Ferner aber treten die feinen Radialrippchen ununterbrochen vom Vorderrande her auf die Area über und setzen unter den Wirbeln durch fort bis auf den hinteren Schlossrand. Der ganze Schlossrand erscheint da- durch, oberflächlich betrachtet, gezähnelt. Es liegt also trotz der äusseren sehr grossen Aehnlichkeit eine von Ü. concentrica durchaus abweichende und mit ihr nicht näher verwandte Form vor. Vorkommen: Ense bei Wildungen, schwarze Goniatiten- kalke des oberen Mitteldevon; Martenberg, Gegend von Bredelar, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Aachener Museum. Palaeontologischer Theil. 355 Cardiola concentrica v. Buch sp. Taf. XXXVIL, Fig. 16—20. Orbieula concentrica v. Buch, Ueber Goniatiten, $. 50. 1832. Cardium pectunculoides »’Arcnısnc u. px Verneum, On the fossils ete. Trans. geol, Soc. 24 ser., vol. VI, pt. 2, 8. 375, Taf. 36, Fig. 12. 1842. Cardiola concentrica Kryseruine, Petschoraland, S. 253. 1846. Cardium peetunculoides A. Rowmer, Beiträge I, S. 26, Taf. 4, Fig. 10. 1850. Cardiola concentrica Sanneercer, Verst. d. rhein. Schichtensyst., $. 272, Taf. 29, Fig. 1. 1850—56. Se » Tscaernyscuew, Fauna d. mittl. u. oberen Devon am West- Abhange des Urals, S. 18, Taf. 6, Fig. 15. 18837. ? Edmondia? tenuistriata Harz, Pal. N.-Y. V.1, S. 393, Taf. 63, Fig. 9; Taf. 95, Pie. 17? 1885. non! Cardiola concentrica A. Rormer, Verst. d. Harzgebirges, S. 24, Taf. 6, Fig. 2. 1849. Schale flach bis mässig gewölbt, von kreisförmigem Umriss, mit kleinen in der Mitte gelegenen, über den geraden Schlossrand eingebogenen Wirbeln. Unter diesen liegt eine lange niedrige, durch feine Kanten begrenzte dreieckige, horizontal gestreifte Area. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen, welche in der Jugend ge- wöhnlich zu breiten dachziegeligen Rippen vereinigt sind, während sie ım Alter ıhren Rippencharakter verlieren und eine ziemlich feine, aber scharfe, nicht ganz regelmässige, etwas schuppige Sculptur bilden. Doch wechseln diese Verhältnisse; es kommen sowohl Exemplare vor, welche bis in’s Alter die concentrische Rippenbildung beibehalten, wie andere, welche von der eine kleine flache Kalotte darstellenden Embryonalschale an schon die einfache Anwachsstreifensculptur besitzen und diese entweder stets beibe- halten oder nur ganz vereinzelt eine etwas stärker hervortretende concentrische Rippe aufweisen. Ausser dieser concentrischen Sculptur treten längs des Schloss- randes vorne wie hinten stets einige — meist 3 bis 5 — mehr oder minder scharf ausgeprägte Radialrippchen auf. Bi 356 Palaeontologischer Theil. Dagegen habe ich auf dem Haupttheil der Schale selbst an guten beschalten Stücken nirgends die feinere Radialsculptur ent- decken können, welche L. v. BucH anführt, sondern nur undeut- liche Spuren auf angewitterten Exemplaren, sodass es sich dabei vielleicht nur um die durch Verwitterung hervortretende Schal- structur handelt, zumal man auch auf einzelnen Steinkernen gleichsam durchschimmernd eine gleiche Streifung beobachtet. Ferner ist anzuführen, dass ganz vereinzelt deutlich ungleich- seitige Exemplare vorkommen, ohne dass man von Verdrückung etwas beobachten könnte. Diese Stücke schliessen sich aber in allen übrigen Merkmalen durchaus an die typische Form an und mögen als var. irregularis bezeichnet werden. Die Unterschiede gegenüber C. subconcentrica siehe bei dieser Art. Die Abbildung von Zdmondia? tenuistriata aus »Schiefern der Chemung group« bei HALL a.a.O. Taf. 63, Fig. 9 stellt wahrscheinlich ein Exemplar von ©. concentrica vor, welches der starken concentrischen kippen entbehrt, auch die Beschreibung stimmt; dagegen ist das Taf. 95, Fig. 17 abgebildete Exemplar entweder stark verdrückt oder es gehört garnicht hierher. Die (©. concentrica A. ROEMER vom Iberge bei Grund hat mit unserer Art nichts zu thun, obwohl sie ihr, wenn die Wirbelgegend nicht blossgelegt ist, sehr ähnlich sieht. Sie ist aus- gesprochen ungleichseitig, mit endständigen Wirbeln, steil ab- fallendem Vorderrande und sehr kurzem Schlossrande. CLARKE hat sie (Fauna d. Iberger Kalkes, N. Jb. f. Min. Beil.-Bd. 3, S. 381) Posidonomya? Ibergensis genannt, und in der That scheint sie mir hier, speciell bei den von DE Konınck als besondere Gattung Posidoniella aufgeführten Formen nahe Verwandte zu besitzen. Vorkommen: Öberscheld, Bicken, Hauern b. Wildungen, Martenberg b. Adorf, Halde der Grube Charlottenzug b. Bredelar, unteres Oberdevon. — Kellwasser b. Altenau u. a. OÖ. im Ober- harze, im gleichen Horizont. Palaeontologischer Theil. 357 Cardiola Clymeniae n. sp. Taf. XXXVII, Fig. 21. Vom Enkeberge besitzt das Museum der geologischen Landes- anstalt neben mehreren sehr schlecht erhaltenen ein unvollständiges besseres Exemplar einer Cardiola aus dem Formenkreise der ©. concentrica, welche sich durch schiefe, vor der Mitte gelegene, nach vorne eingekrümmte Wirbel auszeichnet. Die Area ist nur nach hinten durch eine Kante begrenzt. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen, welche zu breiten Bündeln vereinigt sind. Die Wachsthumszonen erscheinen im Alter scharf gegen einander abgesetzt. Der Schlossrand ist kürzer als bei den ver- wandten Arten. Cardiola? areiformis n. sp. Taf. XXX VI, Fig. 11, 12. Schale ungleichseitig, schief eiförmig, etwas querverlängert, flach gewölbt, mit vor der Mitte gelegenen kleinen, über den langen geraden Schlossrand eingekrümmten Wirbeln, unter denen eine kurze dreieckige, von zwei stumpfen Kanten begrenzte Area liest. Vorder-, Unter- und Hinterrand beschreiben einen einzigen stark geschwungenen Bogen. Die Sculptur der ziemlich dünnen Schale besteht‘aus sehr zahlreichen scharfen, feinen und gröberen An- wachsstreifen. Ausserdem laufen vom Wirbel nach vorne längs des Schlossrandes — und vielleicht auch nach hinten — einige feine Radialrippchen. Die Gestalt ist derjenigen des Macrodon concentricus A. ROEMER sp. aus dem Iberger Kalke (CLARKE, Fauna des Iberger Kalkes, S. 378, Taf. 6, Fig. 8, 9) sehr ähnlich, aber das Auftreten der charakteristischen randlichen Radialrippchen bei der vorliegenden Form spricht für die Zugehörigkeit zu Cardiola. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, unteres Oberdevon; Enkeberg, Clymenienkalk. - Am Enkeberge kommen auch ähnliche schlecht erhaltene grössere Stücke vor, die vielleicht zu unserer Art gehören. 558 Palaeontologischer Theil. Lunulicardiiden. Lunulieardium MÜNSTER 1840. Die Kenntniss derjenigen Formen, welche in der Gattung Lunulicardium bisher vereinigt worden sind, ist bis in die neueste Zeit recht unvollständig gewesen, wie am besten daraus hervor- geht, dass, wie BARRANDE mit Recht hervorhebt, die meisten Palaeontologen die Gattung Lunulicardium vernachlässigt oder — wie z. B. D’ORBIGNY und WOODWARD, neuerdings noch ETHE- RIDGE — mit Conocardium vereinigt haben. Graf MÜNSTER stellte die Gattung (Beiträge III, S. 58) für Formen auf, »welche an der Seite der Wirbel einen scharfen halbmondförmigen Ausschnitt haben, der bei einigen durch einen verlängerten Ansatz der Schale von derselben absteht und an SCHLOTHEIM’S Buccardites hystericus erinnert... .. Sie zerfallen wieder in zwei Unterabtheilungen«. Die beschriebenen neun Arten stammen sämmtlich aus dem Clymenienkalke. Eine weitere Art beschrieben die Brüder SANDBERGER aus dem Goniatitenkalke von Oberscheld.e Eine Menge Formen brachte dann das grosse BaArRANDE’sche Werk, eine kleinere Anzahl die Arbeit von E. Horz- APFEL über die Fauna der Adorfer Kalke und der fünfte Band von Harr’s Palaeontology of New-York. In allen diesen Arbeiten war der Name Zunulicardium ohne Unterschied angewandt. worden, doch hatte ZırteL (Handbuch S. 36) es bereits ausgesprochen, dass die von Graf MüÜnsTER abgebildeten Arten sich offenbar auf zwei ganz verschiedene Gattungen vertheilten. Im Jahre 1889 stellte sodann E. HoLzAPFEL für die zweite Gruppe die Gattung Chaenocardiola auf (Kalke von Erdbach-Breitscheid, Palaeont. Abh. von DAMES und Kayser, V. 1) und beschrieb Ch. haliotoidea A. ROEMER sp. Studirt man die Masse der als Lunulicardium beschriebenen Arten, so wird man sich bald überzeugen, dass dieselben nicht in zwei, sondern in drei scharf geschiedene Gattungen getrennt werden müssen. Die erste Gruppe umfasst Formen, welche sich durch proso- syre Wirbel mit darunter bezw. davor gelegener vertiefter Lunula Palaeontologischer Theil. 359 auszeichnen. Die Schale ist entweder ganz geschlossen oder klafft ein wenig in der Lunula. Unter und hinter den Wirbeln liest eine mehr oder minder deutlich begrenzte kurze und niedrige Liga- mentarea. Die Gestalt der Schale ist rundlich oder rundlich- viereckig mit zuweilen flügelartig etwas ausgezogenem Hinter- ende. Zu dieser Gruppe, der der Name Lunulicardium sinnge- mäss verbleiben muss, gehört von Graf MÜnsTERr’s Arten L. ex- crescens und vielleicht L. tetragonum; ferner L. ventricosum SANDBERGER, bei dem die Ligamentarea sehr schön entwickelt ist. Von den durch BARRANDE abgebildeten zahlreichen Formen ge- hören hierher, um Beispiele zu nennen, L. evolvens, L. excellens, L. bohemicum und L. eximium. Die zweite Abtheilung umfasst Formen, welche sich durch opisthogyre Wirbel auszeichnen, mit kleiner, oft nicht deutlich begrenzter Ligamentarea dahinter. Die Vorderseite der Schalen klafft in ihrer ganzen Ausdehnung, der Vorderrand ist oft als schmaler flacher Saum von dem gewölbten Haupttheil der Schale deutlich abgesetzt. Die Gestalt der Schale ist meist gerundet- dreieckig. Dass die Wirbel opisthogyr sind und der Ausschnitt an der Vorderseite liegt, wird durch die Lage der Ligamentfläche bewiesen. Als Typus dieser Gattung kann man Chaenocardiola haliotoidea A. ROEMER sp. ansehen, und auf sie muss der Name Chaenocardiola Anwendung finden. Von Graf Münster’s Arten gehören hierher ZL. inaequico- statum, L. canalifer und vermuthlich L. semistriatum; von den BARRANDE’schen Arten vor Allem ZL. carolinum, ferner L. Hall, L. reminiscens, L. marginatum, binotatum und contrarium; von den amerikanischen Arten L. rude, curtum, orbiculare, ornatum und transversum. Das letztere ist zweifellos stark verdrückt. — Nahe verwandt mit Chaenocardiola ıst nach der Abbildung die unvoll- ständig bekannte Gattung Kuchasma BILLINGS, vielleicht sogar ident. Während die vorstehenden beiden Gattungen zweifellose Ver- wandtschaft zeigen, ist dies von der dritten nicht mit Sicherheit zu behaupten. Diese begreift Formen, welche eine Mytilus- oder Myalina-artige Gestalt besitzen und einen mehr oder minder schräg gestellten, nie die Länge der Schale erreichenden klaffen- 360 Palaeontologischer Theil. den Ausschnitt haben, an dem in jeder Klappe der Vorderrand rechtwinklig umgebogen ist. Oft ist er ausserdem längs des Ausschnitts deutlich abgeplattet. Die Wirbel sind prosogyr, das Ligament liegt auf einer undeutlich abgegrenzten sehr niedrigen Area hinter denselben. Im Innern der verhältnissmässig dicken Schale beobachtet man einen subcentralen zweitheiligen Muskel- eindruck, dessen kleinere Hälfte von dem Ausschnitt abgekehrt ist. Eine concentrische fadenförmige Leiste, welche auf den Stein- kernen in der Nähe des Schalrandes die ganze Schale umläuft, ohne mit dem subcentralen Muskeleindruck in Berührung zu treten, und an ihren Endigungen keine Spur von Muskelein- drücken erkennen lässt, glaube ich nur als Mantellinie deuten zu können. Die systematische Stellung dieser Gruppe, für welche ich den Namen Prosochasma vorschlage, ist einstweilen noch unsicher. Verwandt mit Prosochasma scheint Chaenocardia MEEK und WORTHEN (Proceed. Acad. Nat. Sci. Philadelphia 1869, S. 170) des amerikanischen productiven Carbon zu sein, welche zuerst ohne Abbildungen veröffentlicht wurde. Im Jahre 1873 haben die Autoren aber die einzige Art, Ch. ovata, in Band V des Geological Survey of Illinois von Neuem beschrieben und auch abgebildet (S. 586, Taf. 27, Fig. 5). Danach hat Chaenocardia ‚im Aeusseren zweifellos Aehnlich- keit mit unseren Formen, besitzt aber den concaven Ausschnitt, der auch den Wirbel anschneidet, nicht, sondern der durch eine Furche abgeschnürte klaffende Vorderrand erscheint vor den Wirbeln sogar etwas vorgezogen. Die Wirbel selbst sind wohl- entwickelt. Ich möchte unsere Formen daher mit Chaenocardia ovata nicht zu einer Gattung vereinigen, zumal von jener Art anscheinend nur die eine abgebildete linke Klappe bekannt ist, auf welche somit auch die Gattung begründet wäre. Zum besseren Vergleich, und weil die Originalabbildung von Ch. ovata wenig bekannt sein dürfte — sie ist nur in Tryon, Structural and systematic Conchology, Taf. 130, Fig. 34, noch dazu mangelhaft wiedergegeben — gebe ich unten eine Copie derselben. Von Graf Münster’s Arten sind zu Prosochasma zu stellen Palaeontologischer Theil. 361 L. Partschi, L. ovatum, L. pyriforme und ZL. procrescens; bei letzterem konnte ich auch den eigenthümlichen subcentralen Muskeleindruck beobachten. Fig. 34. Chaenocardia ovata Meex und Worrurs. Copie der Originalabbildung. Nach Frech (Devonische Aviculiden, S. 59) wären einige von Graf MÜNSTER unter dem Namen Avicula aus dem Clyme- nienkalke des Fichtelgebirges beschriebene Arten in die Verwandt- schaft von Lunulicardium zu stellen, und zwar soll dies besonders von A. rugosa, gibbosa, injlata und problematica gelten. Nach der Untersuchung der im Berliner Museum befindlichen Originale kann ich jedoch dieser Meinung nicht beistimmen. A. rugosa ist eine kleine Cardiola mit Embryonalkalotte, A. gibbosa vielleicht gleichfalls eine Cardiola; A. injlata ist eine zweifelhafte Form, A. problematica wahrscheinlich eine Ti%ariconcha, die auch im Clymenienkalke des Oberharzes vorkommt. Bezüglich der A. semi- aurieulata und A. elongata hebt FRECH richtig hervor, dass ein Theil der Exemplare zu Posidonia venusta gehört; em Exemplar von A. semiauriculata ist wohl die flache Klappe von Loxwopteria dispar, ein solches von A. elongata eine kleine Cardiola, ebenfalls mit Embryonalkalotte, die ich auch aus dem Oberharzer Clymenien- kalke kenne. Zu Lunulicardium ist keins der Stücke in Beziehung zu bringen. 362 Palaeontologischer Theil. Ob das ohne Beschreibung veröffentlichte, allem Anschein nach stark verdrückte Stück, welches Harz (Pal. N.-Y. V. 1, Taf. 24, Fig. 15) als: Allocardium alternatum abgebildet hat, etwa zu Lunulicardium ın Beziehung zu bringen ist, kann man nach der Abbildung nicht entscheiden. Gattung: Lunulicardium MÜNSTER emend. BEUSH. Taf. XXVI. Schale gleichklappig, ungleichseitig, mit dem Vorderende meist genäherten prosogyren Wirbeln. Umriss rundlich oder rundlich viereckig. Vor den Wirbeln eine scharf begrenzte Lunula, in welcher die Schale geschlossen ist oder schwach klafft. Schloss- rand gerade. Ligament hinter den Wirbeln auf einer mehr oder minder deutlich begrenzten Ligamentarea, welche bei Z. ventrico- sum deutliche Horizontalstreifung zeigt. Sculptur aus vorherr- schenden Radialrıippen und mehr zurücktretenden concentrischen Streifen bestehend, welche vielfach fast ganz verschwinden. Inneres unbekannt. Die ältesten bekannten Arten stammen aus dem böhmischen Öbersilur, die hier beschriebenen beiden aus dem Oberdevon, in dem die Gattung zu erlöschen scheint. Lunnlieardium ventricosum SANDBERGER. Taf. XX VI, Fig. 14. Lunulicardium ventricosum SAnDBERGER, Verstein. d. rhein. Schichtensyst., S. 269, Taf. 28, Fig. 6, 6a. 185056. Schale gewölbt, von breit eirundem bis rundlichem Umriss, mit in der Mitte gelegenen, nach oben gerichteten und über den geraden Schlossrand eingekrümmten spitzen Wirbeln. Vor diesen liest eine halbmondförmige, durch eine scharfe, den Wirbel an- schneidende Kante begrenzte Lunula, welche in ihrem oberen Theile senkrecht oder etwas überhängend abfällt, während der untere Theil flach erscheint. Charakteristisch ist, dass der ın die Lunula fallende Theil des Vorderrandes von dieser in seiner Gestalt nicht Palaeontologischer Theil. 363 beeinflusst wird, sondern ebenso gleichmässig bogig erscheint wie der übrige Schalrand, also bei geschlossenen Klappen einen vor- ragenden Kamm bildete. Auf dem Schlossrande liegt auf der von der Lunula abge- kehrten Seite unter dem Wirbel beginnend eine niedrige, etwas ausgekehlte, nach oben von einer schrägen Kante begrenzte hori- zontal gestreifte Area für das Ligament. Die dünne, am Wirbel dickere Schale trägt ausser zahlreichen feineren und gröberen, zum Theil etwas wulstigen zonenartig ange- ordneten Anwachsstreifen eine mehr hervortretende Kadialseulptur, die aus sehr zahlreichen, am Wirbel beginnenden etwas abge- rundeten oder abgeflachten Rippen besteht, welche durch etwas breitere Zwischenräume getrennt werden. Hier und da beobachtet man, dass eine oder mehrere Rippen sich durch eine mediane Furche theilen, oder dass in einen der Zwischenräume in der Nähe des Schalrandes eine kurze Rippe sich einschiebt. Am Schlossrande geht die Berippung bis an die Ligamentarea heran. Auch auf dem vorderen, flachen Theile der Lunula treten am Schalrande kurze Rippchen auf, welche durchaus den Eindruck machen, dass die Radialsculptur des Haupttheils der Schale sich hier fortsetzt. Die feinen Anwachsstreifen kreuzen sich mit der Radialsculptur derart, dass sie auf den Rippen zurückgebogen, in den Zwischenräumen vorgebogen erscheinen. Dagegen trägt die obere Hälfte der Lunula eine gänzlich abweichende Sculptur. Diese besteht aus einer Anzahl etwas unregelmässiger erhabener, schwach S-förmig gebogener Linien, welche am Wirbel ihren Ursprung nehmend, die Lunula der Länge nach durchziehen. Nach der Untersuchung des schönen, von Herrn Geheimrath BEYRICH selbst gesammelten Materials ist mit Sicherheit zu be- haupten, dass bei der vorliegenden Art höchstens eine ganz feine Byssusspalte vorhanden gewesen sein kann, ein weiteres Klaffen ist nach der Gestaltung des Vorderrandes innerhalb der Lunula völlig ausgeschlossen. Innere Charaktere nicht beobachtet. Nach der Abbildung und Beschreibung bei SANDBERGER a. a. O. scheint das Originalexemplar etwas breitere Rippen zu haben, 364 Palaeontologischer Theil. doch dürfte auf diesen Umstand, zumal bei der sonstigen Ueber- einstimmung bis in die Einzelheiten, kein besonderes Gewicht zu legen sein. Der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor HOLZAPFEL ver- danke ich zwei Exemplare eines Lunulicardium aus den oberdevo- nischen Kalken am Flusse Tschut, einem Zufluss der Uchta im Petschoralande, welches unserer Art sehr ähnlich ist und sich nur durch schwächer ausgebildete, weniger scharf abgesetzte und nicht überhängende, sondern schräg zum Vorderrande abfallende Lunula unterscheidet. Vorkommen: Sessacker bei Oberscheld, Oberdevon. Berliner Museum. Lunulieardium sp. Vom Martenberge bei Adorf besitzt das Göttinger Museum aus den Intumescens-Schichten die isolirte rechte Klappe eines Lunulicardium, welche im Allgemeinen dem L. ventricosum sehr nahe steht. Sie unterscheidet sich jedoch immerhin in einigen Punkten, die vielleicht eine Abtrennung rechtfertigen möchten. Zunächst ist die Schale nicht eirund, sondern schief eiförmig und flacher sewölbt, der Wirbel liest mehr vor der Mitte, die Lunula ist weniger tief, und man beobachtet an ihr nicht die concentrische Runzelung. Die Sculptur besteht neben unregelmässigen zonen- förmig angeordneten, zum Theil etwas runzligen Anwachsstreifen aus zahlreichen flachen Radialrippen mit schmaleren Zwischen- räumen. Da nur das eine, nicht ganz vollständige Exemplar vorliegt, ziehe ich es vor, die Form mit einem neuen Namen vorerst nicht zu belegen. Gattung: Chaenocardiola HoLzAPFEL 1889 emend. BEUSH. Taf. XXVIL, XXVII. E. HoLzAPFEL führt aus, dass Chaenocardiola ungleichklappig sei, und zwar sei die linke Klappe stärker gewölbt als die rechte. Diese Angabe bezieht sich zum Theil auf die von ihm aus dem Palaeontologischer Theil. 365 Adorfer Kalke beschriebenen Arten, welche ich zu Prosochasma stelle, und die bei dieser Frage daher ausscheiden; aber auch Ch. haliotoidea, welche ich als Typus der Gattung annehme, soll nach dem genannten Autor in gleichem Sinne ungleichklappig sein. Die Untersuchung der Originalexemplare, welche Herr Professor HOLZAPFEL mir gütigst zur Verfügung stellte, und welche aus- nahmslos isolirte Klappen darstellen, vermochte mich jedoch von der Ungleichklappigkeit nicht zu überzeugen. Unter den- selben befindet sich nämlich eine linke Klappe, welche ebenso flach gewölbt ist wie die rechte, und es scheint mir somit, dass die Art wohl in Bezug auf die Stärke der Schalenwölbung Schwankungen unterliegt, aber gleichklappig ist. Unsere Ch. nasso- viensis, welche mir in einem zweiklappigen Exemplar vorliegt, ist sicher gleichklappie. Schale gleichklappig, ungleichseitig, mit rückwärts gewendeten, zuweilen deutlich eingerollten endständigen Wirbeln. Umriss rund- lich dreieckig, oft spitz dreieckig. Vorderrand ohne Lunula, schwach gebogen, klaffend, senkrecht oder schräg umgebogen, oft von einem abgeplatteten Saum begleitet. In der Artbeschreibung habe ich für das klaffende Vorderende der Kürze halber die Be- zeichnung Ausschnitt gebraucht. Haupttheil der Schale gewölbt. Hinter den Wirbeln eine niedrige, oft durch eine Kante scharf abgesetzte Ligamentarea. Sculptur aus radialen Rippen und concentrischen, zuweilen wulstig werdenden Streifen bestehend. Inneres unbekannt. Die Verbreitung dieser Gattung reicht vom Obersilur, aus dem in Böhmen eine ganze Anzahl typischer Formen bekannt ist, unter denen besonders Ch. carolina BARR. sp. zu nennen ist, bis in das Carbon. Die Arten des rheinischen Devon gehören dem Mittel- und Oberdevon an. Chaenocardiola nassoviensis n. sp. Taf. XX VI, Fig. 16. Schale spitz dreieckig eiförmig, ziemlich nach hinten aus- gedehnt, mit geradem Ausschnitt von der Länge der Schalenhöhe. Derselbe wird durch eine scharfe erhabene Kante begrenzt, hinter 366 Palaeontologischer Theil. welcher die Schale durch eine Furche zusammengeschnürt ist. Die Sculptur besteht aus ziemlich groben flachen Radialrippen, mit etwa gleichbreiten Zwischenräumen. Ausserdem machen sich wulstige Anwachsringe bemerkbar. Nach hinten wird die Be- rippung gröber. Vorkommen: Grube Langscheid im Ruppachthale. Geologische Landesanstalt. Chaenocardiola sp. ind. Aus dem Kalke von Greifenstein liest mir eine dem Göttinger Museum gehörige rechte Klappe vor, welche zwar schlecht er- halten ist, aber doch Erwähnung verdient, da sie die erste dort gefundene Art von Chaenocardiola darstellt. Die Gestalt und Sculptur schliesst sich im Allgemeinen an die der oberdevonischen Ch. Koeneni an, das vorliegende Stück zeichnet sich indessen da- durch aus, dass der Abfall zum Schlossrande ein sehr steiler, ja überhängender ist, sodass bei normaler horizontaler Lage der Schlossrand unter der überhängenden Schale verborgen ist. Der Ausschnitt ist lang und gerade, die Abschnürungsfurche deutlich. Die nur zum kleinsten Theile erhaltene Sculptur besteht aus feinen Radialrippen, die am Ausschnitt ein wenig gröber sind. Chaenoeardiola Denckmanni n. sp. Taf. XXVII, Fig. 9, 10. Schale gewölbt, am Ausschnitt zusammengedrückt, dreieckig eiförmig. Ausschnitt gerade, die ganze Höhe der Muschel ein- nehmend. Er wird begleitet von einer glatten Furche und einer Rippe. Die Sculptur besteht aus ca. 15—20 einfachen, convexen Radialrippen mit scharf abgesetzten flachen Zwischenräumen, welche etwas breiter sind als die Rippen. Ausserdem sind noch einzelne Anwachsrunzeln vorhanden. Die grobe Berippung unterscheidet diese Art von sämmtlichen übrigen. Vorkommen: Wildungen, schwarze Goniatitenkalke des oberen Mitteldevon. Geologische Landesanstalt, Marburger Museum. Palaeontologischer Theil. 367 Chaenocardiola striatula n. sp. Taf. XXVII, Fig. 8. Schale dreieckig eiförmig, gewölbt, längs des langen, fast geraden Ausschnitts stark zusammengedrückt. Sculptur aus zahl- reichen feinen radialen Rippen bestehend, mit etwa gleichbreiten Zwischenräumen, auf der ganzen Schale sehr gleichmässig; ausser- dem ziemlich zahlreiche schwache Anwachsrunzeln. In der Gestalt steht diese Art Ch. paradoxa sehr nahe, unter- scheidet sich jedoch durch die im Verhältniss zu den Zwischen- räumen schmaleren und feineren Rippchen, was besonders bei der Vergleichung der Steinkerne deutlich wird, und die am Aus- schnitt stark zusammengedrückte Schale. Ch. Koeneni hat einen S-förmig gebogenen Ausschnitt und an demselben stets gröbere Rippen. | Vorkommen: Wildungen, schwarze Goniatitenkalke des oberen Mitteldevon. Geologische Landesanstalt. Chaenocardiola carinata n. sp. Taf. XX VIII, Fig. 1, 2. Schale spitz dreieckig eiförmig, mit langem gebogenem Aus- schnitt, längs dessen die Schale sehr scharf concav zusammengedrückt ist. Ein scharfer Kiel trennt das zusammengedrückte vordere Feld vom gewölbten Haupttheile.. Die Sculptur besteht auf dem letzteren aus zahlreichen sich am Rande gabelnden Rippen mit etwa gleichbreiten Zwischenräumen, auf dem concaven vorderen Felde zähle ich 5--6 Rippen, deren Zwischenräume breiter sind. Ausserdem verlaufen über die Schale, auf dem vorderen Felde jedoch sehr abgeschwächt, unregelmässige, zum Theil etwas runz- lige Anwachsstreifen. — Durch den Besitz des scharfen Kiels ent- fernt sich unsere Art von allen übrigen. Vorkommen: Wildungen, schwarze Goniatitenkalke des oberen Mitteldevon. Geologische Landesanstalt. 368 Palaeontologischer Theil. Chaenocardiola Koeneni n. sp. Taf. XXVII, Fig. 5—7; Taf. XXVII, Fig. 3. Schale gewölbt, schief eiförmig, mit langem, schwach S-förmig gebogenem Ausschnitt; längs desselben ist die Schale zusammen- gedrückt. Eine deutliche Furche begleitet ihn. Der Schlossrand ist etwas flügelartig nach hinten verlängert. Die Sculptur besteht aus zahlreichen feinen Radialrippen mit etwa gleichbreiten Zwischen- räumen. Längs des Ausschnittes verlaufen in der Furche und hinter ihr einige breitere Rippen, welche oft eine feine Furche in der Mitte aufweisen. Diese breiteren Rippen sind für die Art charakteristisch. Ausserdem unregelmässige, oft etwas runzlige Anwachsstreifen. Vorkommen: Bicken, Martenberg b. Adorf, Sessacker b. Öberscheld, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Berliner, Göttinger Museum. Chaenocardiola sp. cf. striatula Beusn. Aus den Intumescens- Schichten des Martenberges liegt mir eine isolirte linke Klappe vor, welche der Ch. striatula aus dem oberen Mitteldevon von Wildungen in Gestalt und Sculptur sehr nahe steht, sich aber durch geraderen Ausschnitt und wenig ge- drehten Wirbel, flachere und etwas breitere Schale unterscheidet, sodass mir eine Vereinigung mit jener Art vorläufig nicht an- gebracht erscheint. Göttinger Museum. Chaenocardiola paradoxa HOLZAPFEL sp. Taf. XXVII, Fig. 12—15; 11? Lunulacardium paradoxum Houzarrer, Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica 28, S. 255, Taf. 49, Fig. 3, 4. 1882. Schale ziemlich dick, dreieckig-eiförmig, mit langem, ge- bogenem Ausschnitt, der von einer tiefen Furche begleitet wird. Die Sculptur besteht aus zahlreichen Radialrippen, die am Rande Palaeontologischer Theil. 369 bisweilen Neigung zur Gabelung zeigen, mit schmaleren, auf den Steinkernen aber breiter erscheinenden Zwischenräumen. Ausser- dem sind fast stets eine oder mehrere starke concentrische Ein- schnürungen vorhanden, sowie eine sehr feine regelmässige An- wachsstreifung. Auf den Steinkernen ist die letztere gar nicht, die Radialsculptur meist nur am Rande zu sehen. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, Bicken? unteres Ober- devon. Geologische Landesanstalt, Aachener und Göttinger Museum, Sammlung des Hrn. Director MÜLLER in Adorf. Anmerkung. Das in Fig. 11 dargestellte dünnschalige Exemplar vom Martenberze, welches etwas breiter ist und einen längeren Schlossrand hat als Ch. paradoxa, wird vermuthlich einer anderen Art angehören, für deren Be- schreibung besseres Material abzuwarten bleibt. Gattung: Prosochasma nov. gen. Taf. XXVI, XXVII. Nach HoLzAPFEL sollen von den Arten aus dem Adorfer Kalke, welche zu Prosochasma gehören, Lunulacardium Mülleri und ZL. concentricum beträchtlich ungleichklappig sein, und zwar sei die linke Klappe stärker gewölbt als die rechte. Unterschiede in der Wölbung habe ich an dem mir zu Gebote stehenden Ma- terial von Prosochasma ebenfalls mehrfach gefunden, ich bin jedoch zu einem bestimmten Resultat bezüglich der etwaigen Ungleich- klappigkeit nicht gekommen, und besonders ein Umstand hat mich bedenklich gemacht: die beiden in Fig. 24 und 25 auf Taf. XXVII dargestellten Exemplare von P. Mülleri zeigen, dass die rechte Klappe stärker gewölbt ist als die linke, während doch nach HoLzAPFEL das Umgekehrte der Fall sein soll. Es ist mir hier- nach nicht unwahrscheinlich, dass die Schalen von Prosochasma ebenso wie bei Chaenocardiola in Bezug auf die Wölbung variiren; bekommt man nun zwei verschieden stark gewölbte Klappen — zweiklappige Exemplare sind nicht bekannt —, so wird natürlich der Anschein der Ungleichklappigkeit hervorgerufen. Jedenfalls ist diese Frage noch nicht spruchreif. Neue Folge. Heft 17. 24 370 Palaeontologischer Theil. Schalen ungleichseitig, mehr oder minder stark gewölbt, von Mytilus- oder Myalina-artigem Umriss, mit nahe der Mitte ge- legenen spitzen, niedergekrümmten, prosogyren Wirbeln. Vor diesen liegt ein mehr oder minder schräg gestellter, kürzerer oder längerer concaver Ausschnitt des Schalrandes, welcher ein Klaffen der Schale zur Folge hat. Die Wirbel selbst sind mit ange- schnitten und erscheinen gewissermaassen halbir. Am Aus- schnitte ist der Vorderrand rechtwinklig nach unten und hier zuweilen noch wieder horizontal umgebogen, wie bei P. dilatatum; ausserdem begleitet ihn ein meist deutlicher, zuweilen sogar scharf. abgesetzter flacher Saum. — Schlossrand kurz, gerade oder etwas gebogen. Das Ligament liegt hinter den Wirbeln auf einer niedrigen, nicht immer deutlich begrenzten Ligamentarea. Die Sculptur besteht meist aus concentrischen Streifen oder Runzeln, zu denen sich bei manchen Arten noch eine feine Radial- sculptur gesellt, die jedoch nur selten das Uebergewicht über die concentrische bekommt, wie bei P. expansum und procrescens. Andeutungsweise ist sie wenigstens am Ausschnitte fast überall vorhanden. Im Innern beobachtete ich an einer Anzahl von Exemplaren einen subcentral gelegenen zweitheiligen, brillenförmigen Muskel- eindruck, dessen kleimere Hälfte vom Ausschnitte abgekehrt ist. Derselbe zeigt fast stets deutliche concentrische Runzelung, welche besonders deutlich an dem in Fig. 23 abgebildeten Exemplar von P. procrescens hervortritt. Unabhängig von diesem Muskeleindrucke verläuft auf den Steinkernen um die Schale in der Nähe des Randes eine feine erhabene Linie, welche an den Ausschnitt und an den Schlossrand herantritt, ohne dass hier eine Spur von Muskeleindrücken sichtbar wäre. Sie ist an einer ganzen Reihe von Exemplaren verschiedener Arten zu beobachten und entspricht einer feinen vertieften Furche im Innern der Schale, welche ich nur als Eindruck des Mantelrandes deuten zu können glaube. Durch diese Beschaffenheit des inneren Baues im Verein mit der abweichenden Gestalt entfernt sich Prosochasma anscheinend von Lunulicardium und Chaenocardiola, welche, wie NEUMAYR Palaeontologischer Theil. 371 zuerst nachgewiesen hat, Beziehungen zu Conocardium haben, aber andererseits auch mit Cardiola verwandt sein dürften, während die systematische Stellung von Prosochasma vorläufig sehr un- sicher ist. | Die zeitliche und räumliche Verbreitung von Prosochasma ist bislang sehr unvollkommen bekannt; die hierhergehörigen Arten liegen fast ausnahmslos im Oberdevon und vertheilen sich auf die Clymenienkalke des Fichtelgebirges und das untere Oberdevon in Nassau und Waldeck. Ein Exemplar aus dem Öbersilur von Elbersreuth habe ich im Berliner Museum gesehen. Dasselbe ähnelt unserem P. abditum, ıst aber noch schlanker. Da Frech (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXXIX, S. 377 u. 428) aus dem unteren OÖberdevon von ÜOahrieres ein Lunuli- cardium aft. bickense anführt, so wäre Prosochasma auch hier ver- treten. Prosochasma abditum n. sp. Taf. XXVIII, Fie. 13. Schale gewölbt, schief, mit kurzem, sehr schräg gestelltem Ausschnitt, nach unten stark verbreitert bezw. flaschenförmig aus- sebaucht. Die ziemlich dünne Schale trägt eine feine, aus ge- drängten Anwachsstreifen und radialen Linien bestehende Gitter- sculptur, am Vorderrande dicht unter dem Ausschnitt liegen ausserdem drei oder vier kurze Rippen, von denen die oberen die kräftigsten sind. Der Steinkern zeigt am Unterrande den Abdruck der feinen Radialsculptur, sonst nur vereinzelte concen- trische Runzeln. Es liegt mir von dieser Form zwar nur eine isolirte linke Klappe vor, diese hat aber eine so charakteristische Gestalt, dass sie mit keiner der übrigen hier beschriebenen Arten zu ver- wechseln ist. Unter den von Graf MÜNSTER beschriebenen Arten hat P. Partschi (Beitr. III, S. 70, Taf. 12, Fig. 17) ın der Gestalt grosse Aehnlichkeit, aber eine flachgewölbte Schale und, wie P. ovatum MNSTR., eine viel gröbere Sculptur. Vorkommen: Martenberg b. Adorf, unteres Oberdevon. Berliner Museum. 24” Palaeontologischer Theil. os I DD Prosochasma cancellatum HoLzAPFEL sp. Taf. XXVII, Fig. 19, 20. Lunulacardium cancellatum Houzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd. 28, S. 256, Taf. 49, Fig. 6. 1882. Das Originalexemplar dieser Art habe ich nicht zu ermitteln vermocht, dagegen liegt mir ein Steinkern der linken Klappe aus dem Göttinger Museum vor, der wohl sicher zu P. cancellatum zu stellen ist, obwohl die Schalsculptur wegen des abgeriebenen Zustandes der Schalreste nicht beobachtet werden konnte. Die Schale ist zwar nach HoLZAPFEL ziemlich flach, aber nur in der Richtung vom Wirbel zum Unterrande, wie aus der Abbildung hervorgeht. Die Gestalt ist langgestreckt, der Wirbel sehr spitz, der Ausschnitt kurz und ziemlich steil. Die Schale ist am Wirbel ziemlich dick, sonst verhältnissmässig dünn und trägt nach HOoLzZAPFEL zahlreiche sehr feine radiale und concen- trische Streifen, welche eine feine Gitterung hervorrufen. Der Steinkern weist nur starke unregelmässige concentrische Furchen bezw. Runzeln auf, sowie undeutliche Spuren der Radialseulptur. P. cancellatum unterscheidet sich sowohl von P. Mülleri wie von P. Adorfense leicht durch die schmalere und höhere Schale und den verhältnissmässig kürzeren Ausschnitt. Vorkommen: Martenberg, unteres Oberdevon. Prosochasma concentricum HOLZAPFEL sp. Taf. XXVII, Fig. 11. Lumulacardium concentricum Horzarreı, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd. 28, S. 257, Taf. 49, Fig. 10. 1882. Von dieser sich durch die flachere Schale und den steileren Ausschnitt von dem sonst nahe stehenden P. bickense unterschei- denden Art liegt mir nur das Originalexemplar aus der Sammlung des Herrn MÜLLER in Adorf vor. Es ist dies eine rechte Klappe, deren Hinterrand fehlt, was aus HorzarpreL’s Abbildung nicht hervorgeht. Ob ein kurzer hinterer Flügel, wie bei P. bickense, ‚Palaeontologischer Theil. NS vorhanden war, ist nicht ersichtlich; dass der Hinterrand aber ziemlich gebogen war, geht aus dem Verlauf der Anwachsstreifen hervor. Die dünne Schale ist bedeckt mit unregelmässigen bündelförmigen feineren und gröberen Anwachsstreifen. Auf dem Steimkern sind nur die stärksten derselben als undeutliche Kanten erhalten. Martenberg, unteres Oberdevon. Prosochasma mytiloides n. sp. Taf. XXVII, Fig. 22. Von dieser zweifellos neuen Art liegt mir leider nur ein nicht ganz vollständig erhaltenes Exemplar einer linken Klappe vor, dasselbe weist aber so charakteristische Eigenthümlichkeiten auf, dass seine Beschreibung gerechtfertigt erscheint. Die Schale ist mässig gewölbt, mit etwa in der Mitte ge- legenem kleinem spitzem Wirbel, vor welchem ein schräger, nicht ganz die Hälfte der Schalenhöhe erreichender Ausschnitt liegt, dessen Randkante nach unten obsolet wird. Der sehr kurze gerade Schlossrand geht in einem einheitlichen Bogen in den Hinter- und Unterrand über. Die dünne Schale trägt feine gedrängte, aber scharfe An- wachsstreifen, welche durch eine ausserordentlich feine, nur mit scharfer Lupe wahrnehmbare Radiıalstreifung gitterartig gekreuzt erscheinen; auf dem Steinkerne sind dagegen eine Anzahl grobe concentrische Runzeln vorhanden. Die inneren Charaktere wurden nicht beobachtet. Was unsere Art auf den ersten Blick kenntlich macht, ist der Umstand, dass sie nicht, wie die übrigen Arten, eine Tendenz zur Ausdehnung diagonal nach hinten verräth, sondern dass die Steigerung der Wachsthumsintensität bei ihr in der Richtung des Vorder- und Unterrandes auftritt. Dadurch bekommt die Schale ganz andere Symmetrieverhältnisse. Sie erinnert im Umrisse an Mytilus, Myalina und ähnliche Formen. Vorkommen: Bicken, schwarze Kalke des unteren Oberdevon. Göttinger Museum. Palaeontologischer Theil. SV) | H> Prosochasma expansım n.sp. Taf. XXVIL, Fig. 21. Eine einzelne im Göttinger Museum befindliche rechte Klappe vom Martenberge weicht in ihrer Gestalt so sehr von allen übrigen bekannten Arten dieser Gattung ab, dass sie zweifellos eine eigene Art darstellt. Die Schale ist ziemlich stark gewölbt, sehr ungleichseitig, von schief dreieckig eiförmiger Gestalt, mit spitzem, nach vorne gerücktem Wirbel, sehr steilem, etwa ?/; der Schalenhöhe ein- nehmendem Ausschnitt, sehr steil abfallendem Vorderrande und zu oberst etwas eingezogenem, dann breit nach hinten stark herausspringendem Hinterrande. Die verhältnissmässig dicke, nur nach dem Unterrande zu dünner werdende Schale trägt neben unregelmässigen weit stehenden Anwachsstreifen eine feine, mit blossem Auge sichtbare, am Unterrande etwas gröber werdende Radialsculptur. ‚Auf dem Steinkern beobachtet man einzelne concentrische Runzeln. Die extrem ungleichseitige Schale und der sehr steil gestellte Ausschnitt machen die Art leicht kenntlich. Prosochasma Mülleri HoLzAPrEL sp. Taf. XXVII, Fig. 24—27. Lunulacardium Mülleri Houzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd. 28, S. 256, Taf. 49, Fig. 5, 7. 1882. Schale stark gewölbt, von dreieckig schief eiföormigem Umriss, der durch den oben etwas eingezogenen, dann bogig nach hinten herausspringenden Hinterrand verursacht wird. Der ziemlich steil gestellte Ausschnitt beträgt etwas über 1/; der Schalenhöhe und ist von der gewöhnlichen Beschaffenheit. Die Seulptur der bei dieser Art etwas dickeren Schale be- steht aus unregelmässigen, ziemlich weit stehenden, hier und da ein wenig wulstig erscheinenden Anwachsstreifen und einer feinen, aber mit blossem Auge sichtbaren Radialstreifung. Palaeontologischer Theil. 375 Der Stemkern zeigt die scharfe, nahe dem Unterrande ge- legene und sich an Ausschnitt und Schlossrand ansetzende Mantellinie, sowie über der Mitte gelegen den zweitheiligen sub- centralen Muskeleindruck, welcher an seinem Grunde schwach concentrisch gefurcht ist. Auf einem nicht ganz vollständigen, in Fig. 25 dargestellten Steinkern der linken Klappe i$t neben der Mantellinie der Muskel- eindruck ebenfalls sehr deutlich zu sehen und liegt nur tiefer als bei dem HoLzArreL’schen Original. Gestalt und Sculptur lassen P. Mülleri leicht ekennen: Vorkommen: Martenberg b. Adorf, unteres Oberdevon. Aachener und Göttinger Museum. Prosochasma adorfense HoLZAPFEL sp. Taf. XX VL, Fig. 17, 18. Lunulacardıum adorfense Houzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd. 28, 8.256, Taf. 49, Fig. 8. 1882. Die vorliegende Art hat eine stark in die Länge gezogene Gestalt, mit etwa in der Mitte gelegenem spitzem Wirbel, hinter dem der Schlossrand sofort steil abfällt und in sehr flachem Bogen, fast geradlinig, zum Unterrande zieht. Ebenso verhält sich der Vorderrand. Der weniger als die halbe Schalenhöhe betragende Ausschnitt ist sehr steil gestellt und tritt, von oben gesehen, kaum hervor. Er hat wie bei den übrigen Arten einen ausgekehlten Rand mit schmalem ausgestülptem innerem Saume. Das kleine erhaltene Bruchstück der dünnen Schale zeigt neben gedrängten feinen Anwachsstreifen eine sehr feine und dichte, nur unter der Lupe sichtbare Radialstreifung. Der charakteristische zwei- theilige subcentrale Muskeleindruck nebst Mantellinie ist an dem in Fig. 18 dargestellten Exemplar deutlich zu sehen. Wenn HorzaArrEL a. a. OÖ. die Schale »sehr flach gewölbt« nennt, so trifft das nur in Bezug auf die Wölbung vom Wirbel zum Unterrande zu, dagegen ist die Wölbung vom Vorderrande zum Hinterrande gerechnet, geradezu bucklig zu nennen. 376 Palaeontologischer Theil. Von P. Mülleri unterscheidet sich die vorliegende Art leicht durch den fast geradlinig abfallenden Hinterrand, während dieser bei P. Mülleri oben eingezogen ist, darauf bogig nach hinten herausspringt, wodurch die Schale verhältnissmässig breiter und ungleichseitiger erscheint. Ausserdem ist die Radialsculptur bei unserer Art weit feiner als die mit blossem Auge wahrnehmbare von jener Art. Bei P. cancellatum ist vor Allem der Ausschnitt kürzer und schräger gestellt. P. pyriforme Msır. sp. (Beitr. III, S. 69, Taf. 13, Fig. 10) von Schübelhammer, auf dessen Aehn- lichkeit HoLZAPFEL aufmerksam macht, hat nach der Abbildung einen wesentlich kleineren Ausschnitt und ist dadurch deutlich unterschieden; die nach Graf MÜNSTER glatte, nur mit einigen concentrischen Runzeln versehene Schale könnte dagegen die Radialstreifung vielleicht durch Abreibung verloren haben, jeden- falls würde man aus ihrem Fehlen allen eine Verschiedenheit kaum folgern dürfen. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, unteres Oberdevon. Es liegt nur das ÖOriginalexemplar HoLzAPFEL’s und ein Exemplar aus der Sammlung des Herrn Director MÜLLER in Adorf vor. Prosochasma dilatatum n. sp. Taf. XXVII, Fig. 8, 9. Diese sowohl P. inflatum wie P. bickense nahe stehende Art unterscheidet sich sofort durch ihre verhältnissmässig viel grössere Breite, welche reichlich so viel beträgt wie die grösste Höhe. Ferner fehlt ihr der flügelartige Ansatz von P. bickense, und die Schale ist viel flacher als bei P. inflatum. Junge Exemplare stehen letzterer Art im Umriss recht nahe, sind aber bei näherer Ver- gleichung abgesehen von der flacheren Schale doch daran zu erkennen, dass der grösste Durchmesser vom Vorderrande zum Hinterrande gemessen, der etwas unter der Schalenmitte liegt, im Verhältniss zu dem vom vorderen Ende des Ausschnitts bis zum Hinterende des Schlossrandes gemessenen grösser ist als bei P. injlatum. Dadurch wird die Gestalt bereits etwas rundlicher als bei dieser Art, und bei weiterem Wachsthum tritt dann diese Tendenz zur Ausdehnung in die Breite immer mehr hervor. Palaeontologischer Theil. 377 Der lange, schräg gestellte bogige Ausschnitt zeigt deutlich den ausgekehlten Rand mit ausgestülptem innerem Saume. Die Sculptur der dünnen Schale besteht aus zahlreichen feineren und gröberen Anwachsstreifen nebst Spuren einer undeutlichen Radial- streifung. Ä Die Mantellinie ist nicht beobachtet, dagegen glaube ich an dem grössten Exemplar (Fig. 9) wieder den hier über der Mitte gelegenen zweitheiligen Muskeleindruck zu sehen; in der Zeich- nung ist er nicht angegeben. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, Braunau bei Wildungen, unteres Oberdevon. Göttinger Museum. Prosochasma inflatum HOLZAPFEL sp. are NOS, Ina Be Lunulacardium inflatum Howzarreı, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd.28, S. 257, Taf. 49, Fig. 11. 1882. Schale rundlich eiförmig, stark gewölbt, mit hinter der Mitte gelegenem kleinem Wirbel. Ausschnitt gross, etwa von halber Schalenhöhe, sehr schräg nach vorn gestellt. Die Aussenkante des Ausschnittes hängt etwas nach innen über, während die Innen- kante etwas vorspringt, sodass der Schalrand ausgekehlt erscheint. Unmittelbar unter dem Ausschnitt verläuft eine schwache Furche. Der Hinterrand geht ohne deutlichen flügelartigen Ansatz bogig in den kurzen Schlossrand über. Die Sculptur der gar nicht sehr dünnen Schale besteht aus sehr zahlreichen feinen und gröberen, bündelförmig angeord- neten Anwachsstreifen, welche im Alter hier und da etwas wulstig werden. Innere Charaktere nicht beobachtet. Die starke Schalenwölbung lässt die Art leicht erkennen. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, unteres Oberdevon. Aachener und Göttinger Museum. Prosochasma biekense HOLZAPFEL sp. Taf. XXVIII, Fig. 4, 5, 10, 12. Lunulacardium bickense Howzarrer, Die Goniatitenkalke von Adorf, Palaeonto- graphica Bd. 28, 5.256, Taf.49, Fig.9. 1832. 378 Palaeontologischer Theil. Es liegen eine linke und mehrere rechte, mässig gewölbte Klappen vor. Dieselben haben. einen schief eiförmigen Umriss mit hinter der Mitte gelegenem Wirbel. Der ziemlich grosse oftene Ausschnitt mit senkrecht niedergebogenem Rande und innerer erhabener Kante ist sehr schräg gestellt, sodass er mit der Quer- axe der Schale einen sehr spitzen Winkel bildet. Unter ihm ver- läuft vom Wirbel zum Vorderrande eine flache Furche, welche eine Einziehung des letzteren zur Folge hat. Hinter dem Wirbel ist der von einer Längskante begleitete Schlossrand ein wenig flügelartig, aber ohne eine scharfe Ecke zu bilden ausgezogen, sodass der Hinterrand fast geradlinig abgestutzt erscheint. Dieser angedeutete Hinterflügel ist für die Art charakteristisch. Von Sculpturen beobachtet man an dem einen beschalten Exemplare nur sehr zahlreiche feine und gröbere, bündel- oder zonenweise gruppirte Anwachsstreifen, während der von Horz- APFEL a. a. O. Fig. 9 abgebildete Steinkern (Fig. 4) Spuren einer radialen, vermuthlich nur durchschimmernden Streifung aufweist. Von den inneren Charakteren war nur die einfache vom Schlossrande bis zum Ausschnitt verlaufende Mantellinie zu beob- achten. Vorkommen: Martenberg bei Adorf, Bicken, Oberscheld, unteres Oberdevon. Geologische Landesanstalt, Aachener, Berliner und Göttinger Museum. Conocardiiden. Gattung: Conocardiopsis nov. gen. Taf. XXVII. Die neue Gattung Conocardiopsis stelle ich für das von D'ARCHIAC und DE VERNEUIL 1842 beschriebene Conocardium Lyelli auf, da dasselbe von den echten Conocardien so wesentlich abweicht, dass es mit diesen nicht in einer Gattung vereinigt bleiben kann. Die wichtigsten trennenden Momente sind das Palaeontologischer Theil. 379 Fehlen des Schnabels und der nach hinten sehr steil abfallende Schlossrand, wodurch die Schale etwa die Gestalt eines recht- winkligen Dreiecks erhält, dessen Ilypotenuse von dem die herz- förmige Vorderfläche begrenzenden Kiel gebildet wird. Die Lunula, unter welcher bei Conocardium der Schnabel hervortritt, ist vor- handen, unter derselben klafft die Schale recht erheblich. Vom Schlossrande nach hinten verläuft innerhalb zweier tiefer Furchen eine hohle Röhre, welche am Hinterende oflen endet und dem klafftenden Hinterende von Conocardium entspricht. In der Gestalt erinnert unsere Gattung an manche böhmischen Patrocardien (= Hemi- cardium BARR.), von denen sie sich aber durch das Klaften der Vorderseite und den röhrenförmigen hinteren Fortsatz unterscheidet. Ob eine Prismenstructur der Schale ähnlich derjenigen von Conocardium vorhanden war, vermag ich nicht anzugeben; die Er- haltung der Exemplare entspricht dem gewöhnlichen Erhaltungs- zustande der Conocardien, bei welchem die Prismenschicht ver- schwunden ist. Die Rippen des mittleren Theils sind hohl, was auch bei manchen Conocardien beobachtet werden konnte. Conocardiopsis ist ein wichtiges Mittelglied zwischen den Lunulicardiiden und den Conocardien. Conoeardiopsis Lyelli D’ArcHIAC und DE VERNEUIL sp. Taf. XXVII, Fig. 14. Cardium Lyellii D’ Arcurac und ve Versevir, On theFossils in the older deposits ofthe rhenish provinces, Trans, geol. Soc. 2d series, vol. VI, pt. 2, 8. 375, Taf. 36, Fig.8. 1842. Cardium procumbens SAsDBErGER, Verst. des rhein. Schichtensystems, $. 259, Taf. 27, Fig. 8. 1850-56. Schale dreieckig, stark gewölbt, mit endständigen, über den Schlossrand eingekrümmten Wirbeln, vor denen eine Lunula liegt. Vorderseite eingedrückt, durch einen Kiel begrenzt, herz- förmig, klaffend, Schlossränder von den Wirbeln geradlinig schräg nach hinten abfallend, mit einander verwachsen und eine in jeder Klappe von einer tiefen Furche begleitete hohle Röhre bildend, deren Höhlung am Hinterende offen ist. Das herzförmige 380 Palaeontologischer Theil. klaffende vordere Feld trägt nur unregelmässige Anwachsstreifen ; mittlerer Theil der Schale mit gerundeten Rippen verziert, welche in beiden Klappen abwechseln, sodass bei geschlossenen Klappen der Unterrand crenelirt erscheint. Vom Kiel nach hinten folgen zunächst 1—2 Rippen mit gleichbreiten oder etwas breiteren flachen Zwischenräumen, darauf folgen 4—6 ebensolche gerundete Rippen mit sehr schmalen vertieften Zwischenräumen, und der letzte etwas aufgetriebene Theil der Klappe vor der oben erwähnten Furche ist glatt bis auf feine undeutliche Anwachsstreifen. Die engstehenden Rippen der mittleren Partie sind hohl und oft theil- weise aufgebrochen; ist dies auf ihrer ganzen Länge der Fall, so glaubt man zuerst eine gänzlich abweichende, aus median ge- furchten flachen Rippen mit hohlkehlenartigen Zwischenräumen bestehende Sculptur vor sich zu haben. Ueber die Verhältnisse im Inneren der Klappen konnte keine Beobachtung gemacht werden. Vorkommen: Villmar, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Berliner Museum, Sammlung des Vereins für Naturkunde in Wiesbaden (SANDBERGER’s Original- exemplare). Gattung: Conocardium Bronn 1835. Taf-XXVIIXXX. Es giebt wenige Muscheln, über welche die Meinungen der Palaeontologen in so hohem Grade auseinandergegangen sind, wie über die Gattung Conocardium. Abgesehen von der Frage nach ihrer systematischen Stellung, die bald bei Cardium, bald bei Trridaena, ja sogar bei Pholas und den Brachiopoden gesucht wurde, hat bis in die neueste Zeit auch Zweifel darüber geherrscht, wie die Schale von Conocardium zu orientiren se. Während BRONN und die Mehrzahl der späteren Palaeontologen, die sich mit der Gattung zu beschäftigen hatten, das geschnäbelte Ende als das vordere betrachteten, sahen WOODWARD, BARRANDE, HALL und HALFAR es im Gregentheil als das hintere an. NEUMAYR gebührt das Verdienst, in seinem nachgelassenen Palaeontologischer Theil. 381 Werke »Beiträge zu einer morphologischen Eintheilung der Bi- valven« Klarheit in diese Verhältnisse gebracht zu haben. Der genannte Forscher leitet Conocerdium von Lunulicardium ab; er findet das Analogon des Schnabels von Conocardium in der Byssusspalte von Zunulicardium und betrachtet demzufolge das geschnäbelte Ende als das vordere. Ich kann mich den Dar- legungen NEUMAYR’s nur in vollem Umfange anschliessen und bin ausserdem in der Lage, in Conocardiopsis Lyelli D’ARCH.-VERN. ein Mittelglied zwischen beiden Gruppen nachzuweisen, bei dem in Gestalt des hohlen hinteren Röhrenfortsatzes auch das Analogon des klaffenden Hinterendes von Conocardium deutlich entwickelt ist, dessen Beobachtung NEUMAYR bei den böhmischen Lunulicardiiden nicht gelungen war. Es unterliegt für mich daher keinem Zweifel, dass die ursprüngliche Orientirung der Conocardienschale die richtige war. Ob das Ligament, wie NEUMAYR auf Grund einer Reihe von Beobachtungen annimmt, amphidet war, wage ich nicht zu be- haupten; die kleine Lunula vor den Wirbeln, welche bei einer ganzen Reihe von Arten deutlich zu sehen ist, scheint mir mit Rück- sicht auf ihre Beschaffenheit bei Conocardiopsis Lyelli, wo sie ver- hältnissmässig recht gross ist und verhältnissmässig tief herab- reicht, nicht wohl als Ligamentfläche aufgefasst werden zu können, und ich neige zu der Meinung, dass das Ligament opisthodet war. Immerhin ist, da ein erhaltenes Ligament bislang nicht bekannt geworden ist, Sicherheit über diesen Punkt nicht zu erlangen. Ueber den inneren Bau waren wir bislang auch sehr un- genügend unterrichtet. Es werden zwar zuweilen kräftige Schloss- zähne angegeben, ich habe jedoch von der Existenz eigentlicher Schlosszähne mich nicht überzeugen können. Es gelang mir nur, an einem Exemplar von C. herculeum DE Kon. eine "lange hintere, dem Schlossrande parallele Lamelle, und an einem Steinkern von ©. rhenanum n. sp. eine kurze vordere, unter und vor den Wirbeln gelegene, gleichfalls dem Schlossrande parallele Lamelle zu beobachten. Es stimmt dies völlig überein mit den Angaben von DE Konisnck und Harı. Muskeleindrücke sind, so- weit mir bekannt, bislang nur von Hat bei C. cuneus (Pal. N.-Y. 382 Palaeontologischer Theil. V. 1, Taf. 68, Fig. 13) angegeben worden. Nach der Abbildung liegt der hintere Adductor hinter der starken schrägen inneren Leiste dicht am Schlossrande. Ich glaube aber, dass dies ein Irrthum ist. An Steinkernen von C. rhenanum und C. Zeileri ist der hintere Muskeleindruck nämlich deutlich zu beobachten, liegt hier aber zweifellos vor jener Leiste und zwar ziemlich dicht hinter den Wirbeln seitlich des Schlossrandes (vergl. Taf. XXX, Fig. 2 u. 5). Der Eindruck ist dreieckig-eiförmig, etwas eingesenkt. Von ihm zieht die gleichfalls deutlich erhaltene Mantellinie steil nach vorne abwärts bis in die Nähe des Unterrandes, verläuft diesem parallel bis an den Vorderkiel und verschwindet hier. Doch ist anzunehmen, dass sie auch auf der Vorderfläche parallel zur Commissur verläuft. Den vorderen Muskeleindruck glaube ich an einem anderen Exemplar von C. rhenanum neben der Schnabelbasis zu sehen. Wie die starke schräge innere Leiste der Hinterseite zu erklären ist, da sie nach dem Vorstehenden eine Muskelleiste nicht sein kann, lasse ich dahingestellt. FISCHER (Manuel S. 1036) meint, sie habe vielleicht die Siphonen ge- trennt. Eine besondere Erwähnung verdient noch die eigenthümliche Entwicklung des Vorderkiels, welche von BARRANDE als »eventail«, von HALL als »fringex, von HALrAR als »Schleppe« bezeichnet worden ist. Dieselbe stellt eine massive, gegen das Lumen der Schale abgeschlossene Umrandung der Vorderfläche dar, welche nur an der Commissur von dem durch HALFAR zuerst beobachteten Kanal durchbohrt wird. Diesen Kanal habe ich an Exemplaren von C. cuneatum A. ROEMER sehr gut beobachten können, vor Allem auch gesehen, dass er an der Spitze blind endigst. Ich kann mir die Bedeutung dieses Kanals nur so erklären, dass er bestimmt war, einen Zipfel des Mantels aufzunehmen, von welchem die »Schleppe« ausgeschieden wurde. Wie bereits erwähnt wurde, ist die »Schleppe« ein massives Gebilde, welches nach innen gegen das Lumen der Schale abgeschlossen ist. Von diesem aus konnte ein Weiterwachsen derselben also nicht erfolgen. Nun sieht man aber deutlich, dass die »Schleppe« in eben derselben Weise wie die übrige Schale, d. h. vom Wirbel nach dem Unterrande weiter- Palaeontologischer Theil. 383 gewachsen ist; es bleibt mithin keine andere Annahme übrig, als dass der Theil des Mantels, welcher die »Schleppe« ausschied, die Höhlung des genau in der Commissur gelegenen Kanals einnahm. Die Bezeichnung »Schleppe« hat HALrar wohl deshalb ge- wählt, weil er das geschnäbelte Ende als das hintere ansah. Da diese Auffassung aber irrig ist, so passt auch der Ausdruck »Schleppe« nicht recht, und ich möchte vorschlagen, dafür die Bezeichnung »Kragen« zu wählen, da das Gebilde in der That eine kragenförmige Umrahmung der vorderen Fläche darstellt. Die Arten, welche diesen »Kragen« besitzen, mag man mit FISCHER als Gruppe Rhipidocardium von den übrigen, kragenlosen Cono- cardien trennen. Von besonderer Wichtigkeit ist bei den Conocardien die Schalstructur, da ohne die Kenntniss ihrer Beschaffenheit eine zutreffende Auffassung der verschiedenen Erhaltungszustände und somit eine richtige Systematik unmöglich ist. Es ist seit Langem bekannt, dass die Schale von Conocardium aus zwei scharf geschiedenen Lagen besteht, von denen die äussere prismatische sehr merkwürdig zusammengesetzt ist. Insbesondere hat HALFAR an (Ü. cuneatum A... (= Bocksbergense HALFAR) ein- gehende Beobachtungen über dieselbe angestellt, während OEHLERT (Ann. sci. geol. XIX, S. 15) und Barroıs (Faune du calcaire d’Erbray, S. 156) wohl zuerst auf ihre Wichtigkeit für die Syste- matik aufmerksam gemacht haben. Nach meinen Beobachtungen, welche insbesondere an (. herculeum und C. cuneatum gemacht wurden, besteht die dicke Schale von Conocardium, abgesehen von einer dünnen, durchscheinenden Epidermis, zunächst aus einer Schicht von prismatischem Gefüge. Diese gliedert sich wieder in der Weise, dass, um den Ausdruck zu gebrauchen, ein Unterbau vorhanden ist, aus dem sich schmale, hohe, aus einer, bei (©. hercu- leum auch aus mehreren Reihen rechteckiger quergestellter Prismen bestehende Rippen erheben. Zwischen den Rippen des Unter- baues liegen breite vertiefte Furchen, welche ebenfalls durch Prismen ausgefüllt sind, welche bei C. cuneatum grösser, aber auch recht- eckig sind, bei (©. herculeum dagegen einen ganz unregelmässigen 384 Palaeontologischer Theil. Umriss haben !). Am Unterrande, an dem klaffenden Hinterende, geht diese Anordnung verloren, hier sieht man grosse, zum Theil fünf- oder sechseckige Prismen auftreten, welche ein förmliches Pflaster bilden. Dasselbe ist an dem Kanal der Fall. Am oberen Theile der Schale scheint die Prismenschicht einfach zu sein, im Alter aber beobachtet man öfters mehrere Lagen über einander. Der Kragen trägt an der Oberfläche eine sehr feine Schicht con- centrisch angeordneter langer Leistchen, welche aber vielleicht gleichfalls wiederum aus sehr kleinen Prismen bestehen. Unter der Prismenschicht liegt eine undeutlich lamellöse Schicht, welche gewissermaassen das Grundskelett der Schale bildet. Sie besteht aus breiten, gerundeten Rippen mit vertieften Zwischenräumen, in welche der Unterbau der Prismenschicht, im Querschnitt ge- sehen, zapfenartig eingreift. Dabei treffen die erwähnten Rippen des Unterbaues entweder auf eine Rippe des Skeletts oder auf eine Furche desselben, und dies Verhältniss wechselt anscheinend bei demselben Individuum. Die Rippen des Skeletts sind, we- nigstens bei manchen Arten, zum Theil hohl. Aus diesen Beobachtungen kann man sich nun eine Erklärung der verschiedenen Erhaltungszustände der Conocardium-Arten ab- leiten. Ich glaube, dass alle Conocardien ursprünglich oberfläch- lich glatt waren und nur durchschimmernd die breiten und schmalen Prismenreihen erkennen liessen, wie man das bei Exemplaren von C. cuneus HALL, C. herculeum und’ C. cuneatum beobachtet. Nach Wegsführung der dünnen Epidermis wurden zunächst die breiten Prismenzonen angegriffen; waren die Prismen derselben aufgelöst, so blieben die schmalen Prismenreihen als dünne hohe Rippen mit breiten tiefen Zwischenräumen übrig, wie gleichtalls, oftanein und demselben Exemplar zu beobachten ist. In den Zwischenräumen waren aber oft die Scheidewände der Prismen stehen geblieben, diese bilden dann ein sehr feines, zierliches Gitterwerk, welches man.z. B. an manchen Arten des Mitteldevon zuweilen beobachtet. ') Bei ©. cuneatum ist gewöhnlich nur eine Prismenreihe zwischen den Rippen vorhanden, zuweilen theilen sich aber die Prismen und bilden zwei Parallelreihen schmalerer Prismen. Palaeontologischer Theil. 385 Ein weiterer Fortschritt der Verwitterung führte dahin, dass die gesammte Prismenschicht verschwand und nur die innere Skelett- schicht übrig blieb. In diesem Zustande befinden sich die Conocardium-Exemplare gewöhnlich. Sie zeigen dann fast ausnahmslos breite Rippen mit meist schmaleren vertieften Zwi- schenräumen. Echte Steinkerne endlich sind glatt ohne eine Spur von Rippung. Wie wichtig die richtige Deutung dieser Verwitterungsstadien für die Systematik ist, liegt auf der Hand und braucht daher nicht eingehend erörtert zu werden. Nur durch das Studium dieser Erscheinungen bin ich m den Stand gesetzt worden, die hier beschriebenen Arten richtig auseinanderzuhalten. Am schwie- rigsten ist die Bestimmung der Sculptursteinkerne bezw. Abdrücke des Unterdevon; ehe man sich bei diesen nicht darüber klar ist, welchem Verwitterungsstadium sie angehören, ist eine Bestimmung vollständig unmöglich. BARROIS unterscheidet a. a. ©. behufs leichterer Beschreibung an der Schale von vorne nach hinten 8 Theile, nämlich den Schnabel, die herzförmige Vorderfläche, den Vorderkiel, das Mittel- stück, den Mittelkiel, die Seitenfläche, den Sinus und das auf- geblähte Hinterende. Ich folge ihm in dieser Eintheilung, da sie eine leichte Orientirung und einen präcisen Vergleich der Schalen verschiedener Arten ermöglicht. — Conocardium erscheint zuerst ıın Untersilur in wenigen Arten und geht in aufsteigender Entwicklung bis in das Carbon, in welchem es plötzlich erlischt. Im rheinischen Devon habe ich 12 Arten unterscheiden können, ausserdem gebe ich noch die Be- schreibung und Abbildung zweier Arten aus dem Iberger Kalke .des Harzes. Conoeardium elathratum D’ORBIGNY. Taf. XXVIM, Fig. 15—17; 18,. 19. - Conocardium clathratum »’Orsıeny, Prodrome de paleont. stratigr., I, S. 80. Cardium aliforme Sowerey var. a. Gorpruss, Petrefacta Germaniae II, S. 213, Taf. 142, Fig. la, 19. 1834—40. Pleurorhynchus aliformis Puuunırs, Palaeozoie fossils, S. 34, Taf. 17, Fig. 51; Taf. 60, Fig. 51. 1841. Neue Folge. Heft 17. 25 386 Palaeontologischer Theil. Cardium aliforme var. clathrata v’Arcnıac u. DE Vrexeur, On the fossils of the older deposits, S. 374, Taf. 36, Fig. 7, Ta. 1842. Conocardium aliforme SaspgExrses, z. Th. Verst. d. rhein. Schichtensystems, S. 257, Taf. 27, Fig. 6; non 6a! 1850—56. Cardium aliforme und celathratum Srersısger, Geogn. Beschr. d. Eifel, S. 51. 1853. Conocardium aliforme Maurer, Fauna d. Kalke v. Waldgirmes, S. 225, Taf. 9, Fig. 18? 1885. Conocardium elathratum Wnrıpsorne, Devonian Fauna of the South of England II, 1, 8.18, Taf. 1, Fig. 17, 218, 19520; non Taf. 2, Fig. 1-3! 1892. non! Conocardium aliforme SowErBx Sp. Schale kurz, bauchig, am stärksten gewölbt auf dem flachen Mittelstück, wenig oder gar nicht schief. Herzförmige Vorderfläche gross, gleich der grössten Höhe der Schale, convex oder flach- konisch, an der nicht aufgeblähten Basis des langen Schnabels nicht eingedrückt, von der Commissur dachförmig beiderseits ab- fallend. Sculptur der Vorderfläche aus 10—12 flachen Rippen mit schmalen Zwischenräumen bestehend, deren untere durch den Vorderkiel abgeschnitten werden. Vorderkiel fast senkrecht zum Schlossrande verlaufend, deutlich, aber nicht erhaben, eine bis auf eine feine Längsleiste glatte Kante um die Vorderfläche bildend. Mittelstück flach bis flach-convex, fast genau senkrecht zum Schlossrande gestellt, mit einer feinen vorderen und 5—6 breiten Rippen von gerundet rechteckigem Querschnitt mit schmaleren Zwischenräumen. Die letzte Rippe trennt als Mittelkiel, der aber bei der gewöhnlichen Erhaltung nicht als solcher hervortritt, das Mittelstück von der hinteren Seitenfläche. Diese ist flach, fällt schief nach hinten ab und trägt 7-—8 schmal beginnende, bald breiter und flacher werdende Rippen mit schmalen Zwischenräumen. Das herabgebogene aufgeblähte klaffende Hinterende ist durch flachen, aber deutlichen Sinus abgesetzt, zeigt am Grunde 1—2 schwache Rippen, sonst nur Anwachsstreifen und undeutliche Radialstreifung. Auf den Rippen rückwärts gebogene Anwachs- streifen treten auch auf den übrigen Theilen der Schale auf. Liegt das bei der Gattungsbeschreibung erwähnte frühere Ver- witterungsstadium vor, so sehen die Stücke etwas fremdartig aus. Palaeontologischer Theil. 387 Das Mittelstück erscheint dann vorne und hinten durch erhabenen Kiel begrenzt und trägt schmale Rippen mit breiten Zwischen- räumen, ebenso die hintere Seitenfläche.e Die ganze Schale er- scheint zudem durch concentrische feine erhabene Streifen — die Prismen-Scheidewände — gegittert. Hierher gehört z. B. die Ab- bildung von D’ARCHIAC und DE VERNEUIL. var. nassoviensis. Taf. XXVII, Fig. 18. Cardium aliforme var. a. Goupruss, Petref. Germ. II, Taf. 142, Fig. Ib, c, d. 1854 —40. Unterscheidet sich von der Hauptform durch ein wenig schiefere Schale mit nach hinten nicht deutlich abgesetztem Mittel- stück, welches bei gewöhnlicher Erhaltung 6—8 schmalere Rippen mit gleichbreiten Zwischenräumen trägt. var. multicostata. Taf. XXVIII, Fie. 19. Von der Gestalt der Hauptform, auf dem scharf abgesetzten Mittelstück aber etwa 8 gedrängte Rippen mit schmalen vertieften Zwischenräumen. Conocardium clathratum — aliforme autorum ıst wie Cardiola retrostriata von allen möglichen Orten und aus den verschieden- sten Horizonten angegeben worden, und fast jeder Autor hat etwas anderes darunter verstanden. Trotzdem ist die Art recht gut kenntlich, und ihre Unterschiede sind von F. RoEMER in der 3. Aufl. der Lethaea schon angegeben worden; ihre sehr kurze Gestalt, das fast rechtwinklig zum Schlossrande stehende flache, abgesetzte Mittel- stück, die konische herzförmige Vorderfläche, das aufgeblähte herab- gebogene Hinterende lassen sie leicht unterscheiden. Von den hier beschriebenen Arten stehen ihr in der Gestalt nur €. Hainense und C. Zeileri nahe. Die erstere unterscheidet sich leicht durch die ganz abweichend gestaltete Vorderfläche und das stärker ge- wölbte, nach hinten nicht abgesetzte Mittelstück; ©. Zeileri auf 29° 388 Palaeontologischer Theil. den ersten Blick dadurch, dass die grösste Breite der Schale nicht auf dem Mittelstück, sondern am Vorderkiel liest, von wo das Mittelstück nach hinten sofort schief abfällt. Die übrigen Arten haben sämmtlich abweichende Gestalt. Es ist unmöglich, nach Abbildungen sich ein Urtheil über die Zugehörigkeit zu unserer Art zu bilden, falls dieselben nicht sehr sorgfältig ausgeführt sind. Aus dem angegebenen Grunde muss ich u. A. auf eine Besprechung der von WHIDBORNE abgebildeten Stücke verzichten, von denen mehrere nicht hierher zu gehören scheinen, besonders das in Fig. 1 auf Taf. 2 abgebildete, dessen Hinterende nur schwach aufgebläht ist; Fig. 2 und 3 könnten ©. Hainense darstellen. Auch die Figur 18 bei MAURER hat einen so abweichend gestalteten Unterrand, dass ein flaches Mittelstück nicht vorhanden sein kann, falls das Stück vollständig und einiger- maassen unverdrückt ist. Die Abbildung in der Lethaea palaeozoica, Taf. 29, Fig. 4, scheint sich auf ©. hainense zu beziehen. Von SAND- BERGER’s Abbildungen kann Fig. 6 hierher gehören; das Original- exemplar von Fig. 6a habe ich selbst untersucht und als zu ©. retusum gehörig festgestellt. — WHIDBORNE meint, dass die von BARROIS !) als Varietät von C©. vexatum BARR. beschriebene Form ein junges Exemplar unserer Art darstellen könne; es ist dies schwer einzusehen, da die betr. Abbildung eine bei gleicher Höhe wie meine grössten Stücke schieferre und noch kürzere Form mit besonders kurzem, wenig entwickeltem Hinterende dar- stellt, die mit unserer Art nur entfernte Aehnlichkeit besitzt, vor allen Dingen nach BARROIS ein schief abfallendes Mittelstück hat. Die von F. MAURER noch im Jahre 1885 erfolgte Anwendung ‚des Namens ahforme auf unsere Art dürfte nach den Darlegungen DE Konınck’s wohl endgültig aufgegeben sein. Vorkommen: Paffrath, Grube Hand daselbst, Soetenich, Gerolstein, Finnentrop, Ziegelei bei Brilon, Stringocephalenkalk. var. nassoviensis bei Vıillmar, var. multicostata Brilon und Eifel. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer und Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. ') Faune du calcaire d’Erbray, $. 166, Taf. 11, Fig. 8. 1889. Palaeontologischer Theil. 389 Conocardium hainense MAURER. Taf. XXIX, Fig. 1, 2; 3. Conocardium Huinense Maurer, Fauna der Kalke von Waldgirmes, S. 229, Taf. 9, Fie. 21. 1885. : Schale kurz, gedrungen, ungleichseitig, stark gewölbt, mit flach gewölbter Herzfläche, gewölbtem, nur sehr wenig schräg sestelltem Mittelstück, schief abfallender Seitenfläche und deutlich aufgeblähtem, etwas abwärts gebogenem Hinterende. Der abge- brochene kräftige Schnabel erhebt sich aus etwas aufgetriebener fein radial gerippter Basis und ist gerade nach vorn gerichtet; die Herzfläche ist flach gewölbt, ohne scharf dachförmige Commissur und trägt abgesehen von der Schnabelbasis 6—8 breite, flach ge- rundete Rippen, deren untere von dem eine schmale gerundete Kante darstellenden deutlich entwickelten Vorderkiel abgeschnitten werden. Dieser ist längsgefurcht und hat ausserdem auf seiner Hinterseite eine feine, sich von ihm abzweigende Rippe. Das Mittelstück ist mässig gewölbt und trägt 5—7 Rippen, deren vorderste schmal ist und dicht an den Vorderkiel bezw. die diesem entspringende feine Rippe herantritt; die übrigen sind breit, von rechteckigem Querschnitt, tragen zum Theil in der Mitte eine Längsfurche und haben fast gleich breite, im Alter vertiefte Zwischenräume. In der Jugend sind die Rippen schmal, fadenförmig und die Zwischenräume breit und flach. Ohne An- deutung eines Mittelkiels geht das Mittelstück in die Seitenfläche über, welche 7—10 zuerst schmale, aber rasch breiter werdende, zuletzt wieder etwas schmalere Rippen mit schmalen tiefen Zwischenräumen trägt. Das durch einen deutlichen breiten Sinus begrenzte aufgeblähte Hinterende trägt gleichfalls deutliche Spuren von ziemlich breiten Radialrippen, zwischen die sich anscheinend feine Zwischenrippen einschieben, ausserdem concentrische Sculp- turen, die sonst auf der Schale fast nur nahe am Unterrande, die Wachsthumsstadien markirend auftreten. var. impressa. Taf. XXIX, Fig. 3. Eine durch die mehr oder weniger, entweder ganz oder nur in der Umgebung der Schnabelbasis deutlich eingedrückte Herz- 390 Palaeontologischer Theil. fläche sich von der Hauptart unterscheidende Form, welche dieser aber in Bezug auf alle sonstigen Merkmale gleicht und auch in Bezug auf das abweichende Merkmal durch Uebergänge mit ihr verbunden wird. — O. hainense ist eine wohlbegrenzte Art, welche durch die kurze, gedrungene Gestalt der stark gewölbten Schale, das ge- wölbte Mittelstück und die durchweg kräftigen Rippen charakte- risirt wird. Von (. clathratum ist sie durch die weniger ge- wölbte, gröber gerippte Herzfläche, das gewölbte, etwas breitere Mittelstück, dessen Rippen schmaler sind und breitere tiefe Zwischenräume haben, das Fehlen eines Mittelkiels sowie das von oben gesehen kürzere und stärker aufgeblähte Hinterende leicht zu unterscheiden. MAURER’s Originalexemplare sind verdrückt und für die Gestalt der Schale daher nicht typisch. Besonders das von ihm abgebildete Stück ist schief verzerrt, sodass die zu- dem idealisirte Abbildung den irrigen Eindruck hervorruft, als fehle ein Vorderkiel vollständig. Vorkommen: Grube Haina, Villmar, Soetenich, Paffrath, Stringocephalenkalk. Die Varietät bei Soetenich. Geologische Landesanstalt, Berliner, Breslauer Museum, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn und des Herrn FR. MAURER. Conocardium n. sp. aff. hainense. Taf. XXIX, Fig. 4. Aus der Eifel liegen mir ohne genauere Fundortsangabe das abgebildete vollständige Exemplar nebst einem Bruchstück und von Brilon gleichfalls ein Bruchstück einer Conocardium-Form vor, welche dem ©. hainense nahe steht, sich aber durch etwas schiefere, ein wenig mehr gestreckte Gestalt und das Auftreten von 8 ganz wesentlich schwächeren, recht niedrigen Rippen mit flachen, gleich breiten Zwischenräumen auf dem flach gewölbten Mittelstück unterscheidet und vermuthlich specifisch von jenem zu trennen sein wird. Leider ist das Material zu spärlich, um darüber völlige Gewissheit zu erhalten und mag daher auf diese neue Form hiermit besonders aufmerksam gemacht sein. Palaeontologiseher Theil. 391 Geologische Landesanstalt, Sammlung des naturhist. Vereins zu Bonn. Conocardium retusum MAURER. Taf. XXIX, Fig. 6—8. Conocardium retusum Maurer, Fauna der Kalke von Waldgirmes, S. 227, Taf. 9, Fig. 22—24 excl. cet. 1885. Cardium aliforme Sanpsereer, z. Th. Verst. d. rhein. Schiehtensystems, S. 257, Taf. 27, Fig. 6a. 185056. Schale gewölbt, sehr ungleichseitig, niedrig, nach hinten ver- längert, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln, schräg nach vorn gerichteter grosser Herzfläche und kaum oder nicht herabgebogenem Hinterende. Schnabel lang, dünn, an der Basis wenig aufgetrieben, Vorderfläche flach convex, vor den Wirbeln etwas eingedrückt, mit 7—9 gedrängten, flach gerundeten Rippen, deren untere durch den Vorderkiel abgeschnitten werden. Dieser stellt eine in der Jugend schärfere, im Alter meist flach gerundete Kante dar. Das Mittelstück ist sehr schmal, flach convex und nicht durch einen Mittelkiel gegen die Seitenfläche abgesetzt. Es trägt 4 flache Rippen, deren mittlere die breitesten sind, mit flachen, gleich- breiten oder schmaleren Zwischenräumen, welche in der Mitte eine Zwischenrippe tragen. Die Zwischenrippen können, wenn die Zwischenräume schmaler sind, diese fast ganz ausfüllen. Die Seitenfläche ist flach, weder gegen das Mittelstück noch gegen das Hinterende deutlich abgesetzt und trägt 10—12 zuerst schmale und gerundete, dann breitere, ebene oder etwas concave Rippen mit feinen Zwischenräumen. Das klaftende Hinterende ist nicht aufgebläht und trägt anscheinend keine Radialsculptur. Ausser- dem trägt die Schale noch in Gestalt feiner Querkerben, die auf den Rippen zurückgebogen sind, die Spuren der Prismenschicht. Inneres unbekannt. C. retusum ist eine wohlcharakterisirte Art, die durch die niedrige quer verlängerte Schale, die schiefe Herzfläche, das nicht aufgeblähte Hinterende, das Fehlen eines Mittelkiels und die deutlichen Zwischenrippen auf dem schmalen Mittelstück leicht zu erkennen ist und von MAURER im Allgemeinen zutreffend be- schrieben wurde. Doch irrt MAURER, wenn er Vorkommnisse aus 392 Palaeontologischer Theil. dem oberen Unterdevon zu ©. retusum zieht. Diese in der Gestalt allerdings ähnlichen Stücke haben mit (©. retusum nichts zu thun, sondern gehören zu Ü. rhenanum n. sp.. (Siehe, diese Art.) ©. pugnans WHIDBORNE !) weicht nach der Beschreibung und Abbildung durch weniger schräge Herzfläche, schärferen Vorder- kiel, das Fehlen der Zwischenrippen auf dem Mittelstück und die durch gleichbreite Zwischenräume getrennten Rippen des- selben und der Seitenfläche ab. Ein unvollständiger Rest von Greifenstein im Göttinger Museum erinnert an (©. retusum, scheint aber kürzere und höhere Gestalt gehabt zu haben. Vorkommen: Soetenich, Villmar, Grube Haina, Stringo- cephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Berliner und Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn und des Herrn FR. MAURER. Conocardium confusum n. sp. Taf. XXIX, Fig. 9, 10. Conocardium willmarense var. carinata Maurer ,„ Fauna der Kalke von Wald- girmes, S. 227, Taf. 9, Fig. 20. 1885. Dass die vorliegende Art mit dem echten C. villmarense nichts zu thun hat, bedarf keiner ausführlichen Erörterung. Sie stellt eine in der Gestalt an (. retusum und C. eifeliense, besonders letzteres, sich anschliessende schiefe, nicht unerheblich querver- längerte, mässig gewölbte Form dar, welche sofort durch die sehr grosse Herzfläche auffällt. Diese ist flach konisch, mit dach- förmiger Commissur; der Vorderkiel ist scharf, das Mittelstück sehr flach convex, ein deutlicher Mittelkiel fehlt, die Seitenfläche ist sehr flach, das Hinterende nicht aufgetrieben. Der bei den mir zur Verfügung stehenden Exemplaren ab- gebrochene Schnabel erhebt sich aus breiter, undeutlich radial- gestreifter Basis und war anscheinend kurz zugespitzt. Die Herz- fläche trägt nur 4—6 Rippen, deren untere von dem einen 1) Devonian Fauna S. 24, Taf. 2, Fig. 4, 5. Palaeontologischer Theil. 393 breiten, nur concentrisch verzierten, flachen Rand- saum um die Herzfläche bildenden Vorderkiel abgeschnitten werden. Gegen das Mittelstück bildet der Vorderkiel eine ein- fache, etwas erhabene Kante. Das Mittelstück selbst trägt vier schmale, entfernt stehende Rippen mit flachen Zwischenräumen, deren vordere und hintere etwas schwächer sind. In der rechten Klappe liest vor der vorderen Rippe dicht am Vorderkiel oft noch eine sehr feine Zwischenrippe. Schwach gegen das Mittelstück abgesetzt, trägt die flache Seitenfläche 8--12 gedrängte, erst schmale und gerundete, dann schnell breit und ganz flach werdende Rippen mit in ihrer Breite sich ziemlich gleich bleibenden ver- tieften, feinen Zwischenräumen, die daher bei den vorderen schmalen Rippen relativ breiter erscheinen als weiter hinten. An die Seiten- fläche schliesst sich ohne erkennbaren Sinus das Hinterende an, welches ausser Anwachsstreifung Spuren einiger breiter und flacher Rippen erkennen lässt. Spuren bezw. Reste der Prismenschicht bedecken den grössten Theil der Schale. Von C. retusum und eifeliense ist 0. confusum durch die ab- weichende Sculptur, ganz besonders durch die oben geschilderte Beschaffenheit der Herzfläche leicht zu unterscheiden, mit anderen Arten ist sie kaum zu verwechseln. — Der zunächstliegende Name ©. carinatum ist für unsere Art wegen der Priorität eines (©. can- natum HALL 1858 nicht anwendbar. Vorkommen: Grube Haina, Grube Blanken bei Brilon, »Eifel«, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Göttinger Museum, Sammlung des Herrn FR. MAURER. Conocardium aquisgranense n. sp. Taf. XXIX, Fig. 5. Ein einzelnes Exemplar von der Grube Breiniger Berg, aus dem oberen Mitteldevon, hat in Gestalt und Sculptur Beziehungen zu (. vetusum und C. confusum, weicht aber wiederum so sehr ab, dass zweifellos eine besondere Art vorliegt. 394 Palaeontologischer Theil. Schale ziemlich querverlängert, mit sehr schräg gestellter, flach konischer Herzfläche, als scharfe erhabene Kante entwickeltem Vorderkiel, flachgewölbtem, schmalem Mittelstück, nicht deutlich entwickeltem Mittelkiel, steil und schräg abfallender Seitenfläche, deutlichem Sinus und aufgeblähtem, bogig abwärts gedrücktem Hinterende. Die Herzfläche trägt 9—10 in der Mitte schwach gekantete Rippen mit vertieften, gleich breiten Zwischenräumen, der Vorder- kiel bildet einen äusserst schmalen, etwas vorspringenden Saum um die Herzfläche. Das Mittelstück trägt ausser einer sich an den Vorderkiel anlehnenden Rippe 5 flache, seitlich gekantete Rippen, welche in der rechten Klappe nach hinten immer breiter werden, in der linken ist dagegen die letzte wieder etwas schmaler. Die der jeweiligen Rippenbreite entsprechenden Zwischenräume sind wenig vertieft und eben. Die Sculptur der Seitenfläche be- steht zunächst dem Mittelstück aus einigen (3—5) schmalen Rippen, zwischen denen in der rechten Klappe eine Zwischenrippe auftritt, sodann aus 4—5 sehr breiten, flachen Rippen mit sehr schmalen, aber tiefen Zwischenräumen. Das klaffende Hinterende trägt ausser emigen undeutlichen radialen Linien eine kräftige Anwachsstreifung, welche in Spuren auch auf der sonstigen Schale vorhanden ist. Der Unterrand klafft von der Mitte der Seiten- fläche an ziemlich weit. Von (. retusum unterscheidet sich (©. agquisgranense durch den scharfen Vorderkiel, das Fehlen der Zwischenrippen auf dem Mittelstück, die steil abfallende Seitenfläche und das aufgeblähte, scharf abgesetzte und herabgebogene Hinterende; von (©. confusum durch die ganz abweichende Sculptur der herzförmigen Vorder- fläche, die viel breiteren Rippen des Mittelstücks und die eben schon hervorgehobenen Merkmale der Seitenfläche und des Hinter- endes. Auch (. eifeliense hat ganz abweichende Gestalt und Sculptur, und die übrigen beschriebenen Arten kommen für einen Vergleich gar nicht in Betracht. Von den durch WHIDBORNE beschriebenen Arten sieht C. pugnans auf den ersten Blick zwar ähnlich aus, die Sculptur ist jedoch eine ganz andere und das Hinterende zudem nicht aufgebläht, wie aus Fig. 4b auf Taf. 2 bei WHIDBORNE deutlich hervorgeht. Palaeontologiseher Theil. 395 Conoceardinm Zeileri n. sp. Taf. XXX, Fig. 1, 2. Conocardium erenatum Srersineer, z. Th. Geognost. Beschr. d. Eifel, S. 51, Taf. 3, Fig. 4, non Fie. 5. 1853. Gestalt der stark gewölbten Schale kurz, gedrungen, wenig schief, ungleichseitig, mit konischer Herzfläche, aus der sich ohne aufgetriebene Basis der anscheinend etwas nach oben gerichtete Schnabel erhebt. Commissur dachförmig. Grösste Wölbung der Schale am steilgestellten Vorderkiel. Von diesem fällt das ziem- lich schmale Mittelstück schief nach hinten ab und wird nur durch eine Furche von der flacher nach hinten fallenden Seiten- fläche geschieden. Hinterende ziemlich aufgebläht, durch schmalen, aber deutlichen Sinus gegen Jie Seitenfläche abgesetzt. Schloss- rand gerade, mit scharf begrenzter Lunula vor den Wirbeln, aus der der Schnabel hervortritt. Schnabelbasis undeutlich radial- gerippt, Herzfläche mit 7—8 breiten, flachen, durch schmale Furchen getrennten Rippen. Vorderkiel eine serundete hohe Kante bildend, mit Längsleiste und feiner, sich hinten abzwei- gender Rippe. Mittelstück mit 4 schmalen, fadenförmigen, gerun- deten Rippen und breiten, flachen Zwischenräumen. Die letzte Rippe ist schwächer als die übrigen. Die Seitenfläche trägt etwa 8 zuerst schmale und gerundete, dann breit und flach, sogar schwach concav werdende Rippen mit schmalen, vertieften, sich gleich bleibenden Zwischenräumen. Das aufgeblähte Hinterende lässt keine Spuren von Berippung erkennen. Die Schale klafft unten weit und in Folge des nach vorne scharf abgesetzten und aufgeblähten Hinterendes ungleichmässig. — Concentrische Sculptur stellenweise deutlich. Hinterer Muskeleindruck nicht weit vom Schlossrande dicht hinter dem Wirbel gelegen, Mantellinie einfach, vom hinteren Adductor steil nach vorne abwärts ziehend, auf der Herzfläche nebst dem vorderen Adductor nicht zu beobachten. . Unter dem hinteren Schlossrande starke schräge und kurze innere Leiste. Schale innen am klaffenden Unterrande mit starken radialen Kerben, welche vor dem aufgeblähten Hinterende vom Unterrande zurück in das Schaleninnere treten. 396 Palaeontologischer Theil. Die vorliegende Art zeichnet sich durch ihre kurze, sehr wenig schiefe Gestalt aus, die etwas an (. clathratum erinnert, von dem die vorliegende Art aber durch ihre abweichende Sculptur, vor allem auch das schief abfallende Mittelstück sich erheblich entfernt. Ü. rhenanum und rejlexum unterscheiden sich durch die weit schiefere Gestalt mit schräg liegendem, nach unten kragen- artig vorgezogenem Vorderkiel, die deutlich eingedrückte Herz- fläche, Ü. rhenanum ausserdem durch das nicht abgesetzte, nicht aufgeblähte Hinterende. Auch die Steinkerne von (. Zeileri sind durch die kurze, weniger schiefe Gestalt, steilen, in der Seitenansicht stark ge- bogenen Vorderkiel und deutlich konische Herzfläche, deren Com- missur, von der Seite gesehen, senkrecht zum Schlossrande steht, stets zu unterscheiden von denen des C©. rhenanum und C. re- flexzum. Der von STEININGER a.a. OÖ. Fig. 4 abgebildete Steinkern von Daleiden gehört zweifellos zu unserer Art, da er die eben geschilderten charakteristischen Merkmale deutlich erkennen lässt. Vorkommen: Daleiden, Laubach, Niederlahnstein, Ober- lahnstein, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Breslauer Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Conocardium eifeliense n. sp. Taf. XXIX, Fig. 13, 14. Schale stark gewölbt, quer verläugert, mit langem, fast ge- radem Schlossrande, grosser schräger Vorderfläche, sehr schmalem Mittelstück und etwas aufgeblähtem und herabgebogenem Hinter- ende. Die grösste Wölbung liegt dicht hinter dem Vorderkiel auf dem Mittelstück. Schnabel abgebrochen, anscheinend kurz. Herzfläche flach konisch, mit dachförmiger Commissur, mit 6—10 gedrängten gerundeten Rippen mit schmalen vertieften Zwischen- räumen. Die unteren werden durch den Vorderkiel abgeschnitten. Dieser stellt eine scharfe, fein gefurchte Kante dar, mit feiner Rippe dahinter. Auf dem schmalen, flach convexen, schon schief Palaeontologischer Theil. 397 nach hinten abfallenden und gegen die Seitenfläche nicht abge- setzten Mittelstück treten 5—6 regelmässige, ziemlich flache Rippen mit schmaleren Zwischenräumen auf, auf der breiten Seitenfläche liegen 10 — 12 ziemlich kräftig werdende gerundete Rippen mit breiter werdenden vertieften Zwischenräumen. 5—6 ähnliche Rippen befinden sich auf dem durch einen breiten und flachen Sinus abgetrennten, etwas aufgeblähten Hinterende. Wenn die Prismenschicht noch nicht verschwunden ist, sind die Rippen auf dem Mittelstück sehr schmal und hoch, mit breiten Zwischen- räumen, die Seitenfläche und das Hinterende tragen alsdann sehr feine Rippchen mit breiteren, zum Theil eine Zwischenrippe auf- weisenden Zwischenräumen. Die Spuren der Prismenschicht bedecken gewöhnlich an- wachsstreifenartig die Schale. Die vorliegende Art steht dem C. retusum nahe, unterscheidet sich aber durch .den scharfen Vorderkiel, die konische Vorder- fläche und die abweichende Sculptur, sowie das stärker aufgetriebene Hinterende. Auch C. confusum weicht durch seine Sculptur ab. Vorkommen: Gerolstein, »Eifel«, Soetenich, Lustheide bei Bensberg, Stringocephalenkalk. Geologische Landesanstalt, Berliner und Göttinger Museum, Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Conocardium villmarense D’ARCHIAC und DE VERNEUIL. Na ROXIDG, Ines ID, 12% Cardium villmarense v’Arcuıac und ve Vernevir, On the fossils in the older deposits etc. Trans. geol. Socser2, N2272 8.315, Taf. 36, Fig. 9, 10. 1842. » brevialatum SAnDBErGErR, Verst. d. rhein. Schichtensyst., S. 258, Taf. 27, Fig. 7. 1850—56. Conocardium villmarense Wuıpeors«, Devonian Fauna of the South of England, IN Sen less 2, Iren &, 9. Er non! Conocardium villmarense Maurer, Fauna der Kalke von Waldgirmes, S. 226, arg eRi23197 208 11885, Schale bauchig, kurz und hoch, wenig ungleichseitig, mit sehr kleiner, schiefer Herzfläche, breitem, gewölbtem Mittelstück und kurzem, wenig nach hinten ausgezogenem, wenig aufgeblähtem 398 Palaeontologischer Theil. Hinterende. Schnabel aus breiter schwach gerippter Basis konisch zugespitzt, etwas nach oben gerichtet; Herzfläche sehr klein, schief, nach vorne abfallend, nur einen flachen oder etwas eingedrückten Saum um die Schnabelbasis bildend, nur mit zwei oder drei Rippen an der Basis des Schnabels; Vorderkiel meist nur als etwas er- habener, leicht gekanteter Saum entwickelt. Mittelstück sehr breit, gewölbt, mit 7—8 flach convexen, vorne und hinten schmaleren, in der Mitte breiteren Rippen und etwa gleichbreiten, oft auch etwas convexen, zuweilen eine schwache mediane Leiste tragenden Zwischenräumen. Vom Vorderkiel zweigt sich in der Mitte ge- wöhnlich noch eine schmale Rippe ab, die dicht hinter ıhm ver- läuft. Mittelkiel als stumpfe, gerundete breite Kante entwickelt, hinter der die Schale zusammengedrückt ist. Mittelkiel und vorderer Theil der flachen Seitenfläche mit im Ganzen 7 — 8 gedrängten, sehr feinen flachen Rippen mit nadelritzartigen Zwischenräumen, hinterer Theil der Seitenfläche mit etwa 5 wesentlich breiteren flachen Rippen mit sehr schmalen Zwischenräumen verziert. Sinus sehr breit und flach, Hinterende fast gar nicht aufgebläht oder abgesetzt, mit Spuren mehrerer feiner Radiallinien. Ausserdem ist die ganze Schale bedeckt mit deutlichen, von der prismatischen Structur herrührenden Querkerben, die als Anwachsstreifen be- schrieben worden sind. Inneres unbekannt. var. plana.' Taf. XXIX, Fig. 11. Cardium villmarense var. a. p’Archrac und pr Verxeum a. a. O., Fig. 10. Diese von den genannten Autoren beobachtete Varietät, die sich durch flache, zusammengedrückte Schalen mit sehr kurzem Hinterende von der Hauptform unterscheidet, liest mir in mehreren Exemplaren vor, die aber keineswegs eine »constantly much smaller stature« haben, sondern die Grösse der Hauptform völlig erreichen. Conocardium villmarense ist eine durch ihre charakteristische Gestalt auf den ersten Blick erkennbare Art, die auch von Wnıp- BORNE richtig gedeutet worden ist, obwohl er andererseits sehr zu Unrecht, wie ein Blick auf BARRANDE’s Abbildungen zeigt, ©. rarım Palaeontologischer Theil. 399 BARR. !) aus Fa mit unserer Art vereinigt. Dagesen gehört MAURER's (. villmarense — wie WHIDBORNE schon hervorhebt — wohl nicht zu unserer Art. Zunächst ist die var. carınata eine besondere Art, C. confusum n. sp., aber auch Fig. 19 weicht erheblich von unserer Art ab. Erstlich ist die Schale’ schiefer, das Mittelstück schmaler, dann ist die Herzfläche gross, wie bei C. clathratum, und mit regelmässigen Rippen bedeckt. Da in der Beschreibung deutlich ausgesprochen ist »der hintere Theil (— Herzfläche, MAURER betrachtet das klaffende Ende als das vor- dere) scharf abgestutzt, etwas schärfer wie an aliforme«, so ist eine irrige Deutung der Abbildung ausgeschlossen und die MAURER’sche Form sicher nicht zu ©. villmarense gehörig, vorausgesetzt, dass die Beschreibung genau ist. Vorkommen: C. villmarense ıst mir bisher nur aus dem Stringocephalenkalke von Villmar und in einem unvollständigen, aber erkennbaren Bruchstücke aus dem Kalke von Greifenstein bekannt. Berliner, Breslauer, Göttinger Museum, Sammlung des Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden (SANDBERGER’s Originalexemplare). Conoeardium hysterieum SCHLOTHEIM. Taf. XXIX, Fig. 15, 16. Bucardites hystericus vos Scuuorueım, Petrefactenkunde, S. 207. 1820. Nach- träge 1, S. 63, Taf. 20, Fig. 1. 1822. Pleurorhynchus trapezoidalis A. Rormer, Verstein. d. Harzgebirges, S. 22, Taf. 6, Fig. 6. 1843. Conocardium hystericum Cuarse, Fauna d. Iberger Kalkes, S. 379. 1884. ? » » WeEipeorse, z. Th. Devonian Fauna of the “outh of Eng- land, II, Taf. 2, Fig. 7; non Fig. 6. 1892. Gestalt der stark gewölbten Schale sehr charakteristisch, stark ungleichseitig, kurz, gedrungen, mit ziemlich kleiner flacher oder flach concaver, den Unterrand nicht erreichender steiler Herzfläche, stumpf gerundetem Vorderkiel, sehr stark verbreitertem gewölbtem Mittelstück, durch deutlichen Mittelkiel getrennter, schief und ziem- 1) Systeme silurien, Bd. VI, Taf. 195, II. 400 Palaeontologischer Theil. lich steil abfallender Seitenfläche und aufgeblähtem, durch scharfen Sinus von ihr getrenntem Hinterende. Der Schlossrand ist gebogen, das Hinterende etwas abwärts gekrümmt, der Vorderrand fällt steil nach vorne ab, parallel mit ihm, geradezu auffallend steil, der klaffende Hinterrand. Der Unter- rand ist dem Schlossrande fast parallel, divergirt nur etwas nach hinten und bildet mit dem Hinterrande am Austritt des Mittel- kiels eine stumpfwinklige, im Alter durch stärkeres Divergiren des Unterrandes mehr rechteckig werdende Ecke. Während die jungen Exemplare, von der Seite gesehen, im Grossen und Ganzen etwa rhombischen Umriss haben, ähneln die alten dann mehr einem Trapezoid. Die schwach erhabene Schnabelbasis ist schwach radial ge- rippt, die Herzfläche trägt 5—6 flache Rippen mit feinen Zwischen- räumen, der Vorderkiel bildet nur gegen die Herzfläche eine feine Kante, ist sonst flach und zeigt deutliche Längsleisten. Nach hinten spaltet sich auch wohl eine schmale Rippe ab. Das Mittel- stück trägt 6 — 7 ziemlich breite gerundete, längsgestreifte oder gefurchte Rippen mit schmaleren, etwas vertieften, eine Längs- leiste oder Zwischenrippen aufweisenden Zwischenräumen. Die letzte Rippe bildet den Mittelkiel. Die schmale, steil abfallende Seitenfläche trägt bis zum Sinus 5—6 gerundete schmale Rippen mit schnell breiter werdenden Zwischenräumen, in denen die Reste der Prismen oft noch deutlich zu sehen sind. Das Hinterende trägt etwa 8 ähnliche Rippen mit gleichfalls schnell sich ver- breiternden Zwischenräumen. Wenn der bei unseren Mitteldevon-Vorkommen gewöhnliche Erhaltungszustand vorliegt, sind die gefurchten Rippen des Mittel- stücks schmaler, die Zwischenräume breiter; auf der Seitenfläche liegen breite flache oder flach concave Rippen mit feinen tiefen Zwischenräumen, das Hinterende zeigt nur noch Spuren der radialen Berippung. | Die Schale klafft von der durch den Mittelkiel gebildeten Ecke an, erst allmählich, dann im Hinterende plötzlich erweitert. Dass Bucardites hystericus die von HROEMER Pleurorhynchus trapezoidalis genannte häufigere Conocardium-Art des Iberger Kalkes Palaeontologischer Theil. 401 darstellt, darüber kann kein Zweifel herrschen, obwohl ich unter den Exemplaren des Berliner Museums das ScHhLoTHEInm’sche Ori- ginalexemplar nicht mit Sicherheit zu ermitteln vermochte. Da- gegen gehört von WHIDBoRNE’s Abbildungen höchstens Fig. 7 zu unserer Art, obwohl auch hier bei der mangelhaften Darstellung Zweifel bestehen bleiben; Fig. 6 stellt sicher nieht unsere Art dar, wie schon der ganz anders gestaltete Umriss darthut. Die Be- schreibung S. 26 will ebenfalls nicht recht zu (. hystericum stimmen, was zum Theil wohl auf das heterogene, der Beschreibung zu Grunde liegende Material zurückzuführen ist. C. hystericum ist durch seine charakteristische Gestalt, besonders das breite Mittelstück und den nicht nach vorne, sondern nach hinten abfallenden Unterrand, von jeder der hier beschriebenen Arten leicht zu unterscheiden. Es gehört nach derselben dem in unserer Fauna sonst nicht vertretenen Typus des (. bohemicum BARR. an. Conocardium ibergense n. sp. Taf. XXIX, Fig. 17—19. Pleurorhynchus alaeformis A. Rosmer, Verst. d. Harzgebirges, S. 22, Taf. 6, Fig. 5. 1843. Conocardium aliforme Crarke, Fauna d. Iberger Kalkes, S. 379. 1884. Diese bei weitem seltenere Art des Iberger Kalkes steht von unseren Arten am nächsten dem (. retusum, unterscheidet sich von diesem aber in der Gestalt durch schärferen Vorderkiel, von dem das Mittelstück sofort zurückfällt, tieferen Sinus und mehr aufgeblähtes und stärker abgesetztes Hinterende. Die Sculptur der flach aber deutlich convexen Herzfläche ist feiner, sie besteht aus etwa 10 Rippen, der Vorderkiel besteht aus feiner, schneidiger vorderer Kante und dahinter gelegener breiter, flach dachförmiger Rippe. Möglicherweise war hier die Ansatzfläche eines abge- brochenen Kragens. Das Mittelstück trägt 4 flache, schmale, nach hinten kräftiger werdende Rippen mit gleichfalls breiter werdenden Zwischenräumen. Die durch deutliche Furche vom Mittelstück getrennte, flacher fallende Seitenfläche weist nur 4—5 breite und flache, zum Theil concave Rippen mit schmalen Zwischenräumen Neue Folge. Heft 17. 26 402 Palaeontologischer Theil. auf. Das deutlich abwärts gebogene Hinterende trägt Spuren zahlreicher schmaler Radialrippen. Die hier beschriebene Sculptur entspricht dem gewöhnlichen Erhaltungszustande. In den Zwischenräumen sieht man noch vielfach die Reste der weggewitterten Schalenschicht, bei deren Er- haltung sie Rippen und die jetzigen Rippen Zwischenräume waren. Der Unterrand klafft vom Anfange der Seitenfläche an und erweitert sich plötzlich am Hinterende. Auch von den übrigen Arten der Gattung, wa sie hier beschrieben sind, weicht (Ü. ibergense durch die angeführten Merk- male, unter denen noch besonders die auffallend geringe Rippen- zahl auf der Seitenfläche hervorzuheben ist, sehr bestimmt ab; auch WHIDBORNE bildet nichts Entsprechendes ab. Rormer’s Abbildung seines Pleurorhynchus alaeformis stellt jedenfalls ein verdrücktes Exemplar vor, stimmt aber sonst recht gut; dagegen ist in der Beschreibung ein unlösbarer Widerspruch vorhanden, es werden auf dem Rücken 8 hohe gewölbte, durch gleich breite Rinnen mit senkrechten Seitenwänden getrennte Rippen angegeben, welche weder in der Abbildung sichtbar, noch bei unseren Exemplaren vorhanden sind. Die Abbildung giebt im Greegentheil die vier Rippen des Mittelstücks von (. ibergense deut- lich wieder. Wie dieser Widerspruch zu erklären ist, bin ich ausser Stande zu sagen, da ROEMER’s Originalexemplar in Claus- thal nicht vorhanden ist. Als C. aliforme von ihm etikettirte Stücke der dortigen Sammlung sind typische Exemplare von ©. hystericum, dagegen liegt unter den als P. trapezoidalis etikettirten Stücken dieser Art ein typisches Exemplar von (. ibergense. Da eine dritte Art vom Iberge nicht bekannt ist, so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass A. ROEMER unsere Art unter seinem Pl. aliformis verstanden hat, und ebenso ÜLARKE. Gonocardium rhenanum n. sp. Taf. XXX, Fig. 5—8. Conocardium retusum Maurer, Fauna der Kalke von Waldgirmes, Taf. 9, Fig. 25, 26 excl. cet. 1885. ? » crenatum STEININGER bei TscHernyschew, Fauna d. unt. Devon am West-Abhange d. Ural, S. 25, Taf. 5, Fig. 44. 1885. Palaeontologischer Theil. 403 Schale stark gewölbt, von schiefer, querverlängerter, sehr ungleichseitiger Gestalt, mit schräger, deutlich eingedrückter Herzfläche, aus der sich nur die Basis des Schnabels und die Commissur herausheben. Der Vorderkiel erhaben, der stärksten Schalenwölbung entsprechend, nach unten zu kurzem Kragen ver- längert. Mittelstück sehr flach gewölbt, schon etwas nach hinten abfallend, nach unten ziemlich verbreitert, durch schwache Furche von der flacheren Seitenfläche getrennt. Hinterende wenig oder nicht aufgebläht, sondern nach hinten spitz zulaufend, nicht deutlich von der Seitenfläche geschieden. Schlossrand lang, gerade, vor den Wirbeln mit deutlicher Lunula. Die eingedrückte Herzfläche trägt ”—9 schmale erhabene, durch etwa gleich breite Furchen getrennte gerundete Rippen. Der Kragen bezw. der vordere Saum des Vorderkiels ist nicht gerippt, sondern hat concentrische Sculptur. Der erhabene Vorderkiel selbst trägt anscheinend eine Längsfurche. Auf dem Mittelstück sieht man 4—5 schmale erhabene kippen mit gleich breiten oder breiteren vertieften Zwischenräumen. Im Alter nehmen die Rippen nach dem Unterrande zu an Höhe ab, erscheinen flach gerundet oder gefurcht mit breiten flachen Zwischenräumen. Die Seitenfläche trägt 8—9 ziemlich schmale, vorne etwäs gedrängter stehende gerundete Rippen mit vertieften Zwischenräumen, das Hinterende trägt an den Seiten etwa 3 breitere Rippen, auf der oberen Fläche 6—7 zarte radiale Linien. Ausserdem sieht man auf der ganzen Schale die eine concentrische feine Gitterung bildenden Reste der Prismenschicht. Es entspricht diese Sculptur demnach nicht dem gewöhnlichen Erhaltungszustande. Bei diesem dürften nach Analogie anderer Arten an Stelle der schmalen hohen Rippen und breiten Zwischenräume flache breite Rippen mit schmalen Zwischenräumen treten, und in der That liegen mir mehrere Exemplare vor, die der Gestalt nach zu Ü. rhenanum gehören und auf dem Mittelstück wenige breite flachgewölbte Rippen mit flachen schmalen Zwischenräumen, auf der Seiten- fläche zahlreiche flache, rasch breit und fast concav werdende Rippen mit feinen Zwischenräumen aufweisen. Die Epidermis 26* 404 Palaeontologischer Theil. war, nach einigen Abdrücken zu urtheilen, ziemlich dick und trug am Unterrande starke Anwachsstreifen. Im Inneren konnte ich den dreieckig eiförmigen, hinter dem Wirbel nahe am Schlossrande gelegenen hinteren Muskeleindruck nebst steil nach vorn abwärts fallender Mantellinie mehrfach beob- achten, den vorderen Adductor glaube ich an einem Stücke in Gestalt eines nach unten durch eine Schwiele gestützten, zwei- theiligen Eindrucks — Fussmuskeleindruck? — auf der Herz- fläche in der Höhe des Schnabels ebenfalls zu sehen. Eine schräge kräftige innere Leiste liegt vor dem Hinterende unter dem Schlossrande, eine andere schwächere zieht von den Wirbeln zum Vorderrande längs der Schnabelbasis. Der Unterrand klafft lang und gleichmässig, nur am Hinterende wenig: erweitert, und trägt auf dieser Länge radial gestellte innere Kerben, welche vor dem Hinterende in das Schaleninnere zurücktreten. — Die Aus- füllung des kurzen, vom Schaleninnern nach der Spitze des Kragens verlaufenden, hier konisch gestalteten Kanals ist an einem Stücke deutlich zu sehen. Die vorliegende Art schliesst sich durch ihre schiefe Gestalt und den deutlich entwickelten Kragen an C. refleaum zunächst an, unterscheidet sich von diesem aber leicht durch die wesentlich schlankere, weniger bauchige und schon vom Vorderkiel ab zu- sammengedrückte Schale und das weit weniger aufgeblähte, spitz zulaufende Hinterende, welches bei jener Art scharf von der Seitenfläche abgesetzt und aufgetrieben ist. Die Steinkerne sind denen des (. refleeum sehr ähnlich, unterscheiden sich aber durch die weiter vom Wirbel weggerückten Furchen, welche die schräge innere Leiste vor dem Hinterende zurückgelassen hat und die infolgedessen relativ geringere Länge der zapfenartigen Ausfüllung des letzteren. Ausserdem klafft ©. rejlezum auf der Unterseite am Beginn des Hinterendes be- deutend breiter als Ü. rhenanum. MAURER hat die vorliegende Form zu (. retusum gezogen, mit dem sie allerdings in der Gestalt und Sceulptur Aehnlichkeit hat. Allein schon das Vorhandensein eines Kragenansatzes an der nicht flach convexen, sondern völlig eingedrückten Herzfläche Palaeontologischer Theil. 405 genügt, um eine Vereinigung mit C. retusum als unangebracht erscheinen zu lassen. Im Finzelnen sind noch mehrere Unter- schiede vorhanden, so das Fehlen der Zwischenrippen auf dem Mittelstück, auf welchem ausserdem bei (©. retusum die grösste Wölbung der Schale liegt u. a. m. Vorkommen: Mühlthal b. Rhens, Siechhausbach b. Coblenz, Coblenzquarzit; Mühlthal b. Güls, Laubach, Braubach, Nieder- lahnstein, Oberlahnstein, obere Coblenzschichten. Geologische Landesanstalt, Berliner Museum, Sammlungen der Herren FOLLMANN und FR. MAURER. Conocardium reflexum ZEILER. NAFÄANROEXE Big 3 Conocardium reflexum Zeiver, Verhandlungen d. naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westfalens, Bd. 14, S.48, Taf. 3, Fig. 4, 5, 7, 8; 6? 1857. non Conocardium reflecum Barroıs, Faune du Calcaire d’Erbray, S. 164, Taf. 11, Kıc90.251839. Das in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn aufbewahrte Originalexemplar ZEILER’s ermöglicht es, die Art ge- nau zu charakterisiren. Gestalt der bauchig gewölbten Schale sehr schief, aber ver- hältnissmässig kurz, mit sehr schräg liegender eingedrückter Herz- fläche, aus der nur die Commissur und die Schnabelbasis sich stark herausheben; Vorderkiel blattartig erhaben, übergebogen, am Unterrande zweifellos zu einem allerdings am Original nicht er- haltenen Kragen ausgezogen. Doch ist das Loch des Kanals auf dem Abdruck deutlich erkennbar. Mittelstück deutlich flach ge- wölbt, von der ziemlich steil abfallenden Seitenfläche nicht ab- gesetzt; Hinterende durch schmalen, tiefen Sinus von letzterer getrennt, aufgebläht, am Ende etwas herabgebogen. Schlossrand schwach gebogen, vor den Wirbeln mit deutlicher, scharf ein- geschnittener Lunula. Unterrand bis zum Ansatz des Hinterendes fast ganz geschlossen, dann plötzlich weit klaffend. Schnabel an- scheinend etwas nach oben gerichtet, abgebrochen. Herzfläche mit 10—11 flach gerundeten Rippen und schmaleren 406 Palaeontologischer Theil. Zwischenräumen; am Kragenrande werden die Rippen obsolet. Der Vorderkiel anscheinend mit feiner, sich hinten anlehnender Rippe. Die Ansatzfläche des abgebrochenen Kragens ist in der Seitenan- sicht deutlich zu sehen. Mittelstück mit 4—5 flachen, breitgerundeten Rippen und schmalen, wenig vertieften Zwischenräumen, Seiten- fläche mit etwa 8 erhabenen, zuerst schmaleren, dann breiter werdenden Rippen, deren sich gleichbleibende Zwischenräume zu- letzt etwa ebenso breit sind, wie die Rippen. Das aufgetriebene Hinterende trägt hinter dem scharfen Sinus noch Spuren zahl- reicher feiner Radiallinien. Ausserdem bemerkt man noch Spuren der Prismenschicht. Der Unterrand trägt innen kräftige radiale Kerben bezw. Leistchen, die sich am Ansatz des Hinterendes in das Schaleninnere wenden. Die starken schrägen inneren Leisten liegen ziemlich dicht hinter den Wirbeln, sodass die zapfenartige Ausfüllung des Hinterendes verhältnissmässig sehr lang erscheint. Von dem inneren Bau ist wegen schlechter Erhaltung des Stein- kerns sonst nicht viel zu sehen, doch sieht man auch hier die Abbruchstelle des den Kragen durchziehenden Kanals deutlich, auch die Zickzacknaht der vorderen Commissur, die, bei erhaltener Schale, sonst eine gerade Linie darstellt. Die von ZEILER a.a. O. in Fig. 7 dargestellte Naht habe ich jedoch nirgends entdecken können und vermuthe, dass ZEILER sie an einer Stelle, wo die Naht durch Abstossen des Randes etwas lädirt ist, zu sehen .ge- glaubt hat. Bezüglich des in Fig. 6 von ZEILER abgebildeten Steinkerns ist es mir zweifelhaft, ob er von Unkel stammt und zu ©. reflexum gehört, ich möchte ihn eher auf (. rhenanum be- ziehen. | ©. refleeum ist durch seine bauchige Gestalt, das scharf ab- gesetzte, aufgeblähte Hinterende, die steil abfallende Seitenfläche, die grössere Rippenzahl auf der Herzfläche von C. rhenanum wohl zn unterscheiden. Zu beachten ist bei dem Vergleich, dass, wie aus der Beschaffenheit der Berippung hervorgeht, das Original noch zerfressene Reste der Prismenschicht besessen hat, also nicht etwa, wie aus dem Auftreten flacher breiter Rippen auf dem Mittelstück zu schliessen wäre, den gewöhnlichen Erhaltungs- zustand mit allein vorhandener innerer Schalenschicht darstellt. Palaeontologischer Theil. 407 Vorkommen: Sicher auf C. reflesum beziehen kann ich, ab- gesehen von dem Originalexemplar aus der Siegener Grauwacke von Unkel, kein einziges der mir vorliegenden Stücke. Ein kleines unvollständiges Exemplar aus den unteren Coblenzschichten von Daun gehört möglicherweise einer noch unbekannten Art an. Ob sich unter schlecht erhaltenen Resten aus-jüngeren Schichten noch Stücke unserer Art befinden, ist nicht zu entscheiden. Conocardium euneatum A. RoEMER. Taf. XXX, Fig. 9—13. Pleurorhynchus cuneatus A. Rormer, Beiträge I, S. 11, Taf. 2, Fig. 12. 1850. Conularia? pinnata A. Rozmer, Beiträge II, S. 75, Taf. 11, Fig. 24. 1852. Conocardium crenatum Sreinineer, Geogn. Beschr. d. Eifel, S.51, Taf. 3, Fig. 5; non Fig. 4! 1853. Conocardium Bocksbergense Haurar, Zeitschr. d. D. geol. Ges., Bd. XXXIV, S. 1, Taf. 1. 1882. non! Conocardium cuneatum J. Hau, Trans. Albany Inst., vol. 4. 1858. Schale gross, dick, von sehr schiefer, aber kurzer Gestalt, mit vermuthlich geradem Schlossrande, fast geradlinigem Unter- rande und sehr schräg gestellter eingedrückter Herzfläche. Vorder- kiel zu einem breiten massiven Kragen entwickelt. Mittelstück und Seitenfläche völlig verschmolzen, vom Vorderkiel flach und gleichmässig nach hinten abfallend, Hinterende kurz, nicht scharf abgesetzt und wenig aufgebläht. Am Unterrande klaffen die Schalen auf mehr als ?/3 ihrer Länge, mit allmählich sich verbreiternder Oefinung, die hinten etwas ausgeweitet ist. Aus der eingedrückten Herzfläche erheben sich nur die Basis des anscheinend nicht eben dicken Schnabels und die flach dach- förmige Commissur. Der Schnabel selbst tritt aus einer scharf begrenzten, vor den Wirbeln gelegenen Lunula heraus. Die Herzfläche trägt eine grössere Zahl (bei einem kleinen Exemplar 16) gedrängte, flach gerundete, auf Sculptursteinkernen oft gefurcht erscheinende Rippen mit schmalen Zwischenräumen. Der zum Kragen umgewandelte Vorderkiel bildet einen breiten dicken, am Aussenrande oft ausgezackten Saum um die Herzfläche, mit breiter Ansatzfläche an die eigentliche Schale. Von aussen, d.h. von der Seite gesehen prägt sich die Grenze zwischen Mittelstück 408 - Palaeontologischer Theil. und Kragen nicht im Mindesten aus, auch die Radialsculptur ist auf letzterem vorhanden, dagegen trägt er auf seiner inneren, der Herzfläche zugewandten Seite keine Radialsculptur. Man bemerkt hier neben groben Anwachsrunzeln als äussere Prismenlage die langen, von HALFrAR schon beobachteten stäbchen- förmigen, gedrängt stehenden Prismen, die aber, wie ich an einem Exemplar zu sehen meine, ihrerseits wieder in äusserst kleine quergestellte Prismen zerfallen. Unter diesen folgen dann min- destens eine oder zwei Lagen bedeutend grösserer, zum Theil recht unregelmässig gestalteter Prismen, die ebenfalls concentrisch, d. h. parallel mit den Anwachsstreifen, auf dem Kragen mithin scheinbar radial geordnet sind. Die Structur bezw. Sculptur der Aussenfläche des Kragens stimmt dagegen mit derjenigen von Mittelstück und Seitenfläche überein. Nahe seinem Ansatz an die Herzfläche verläuft rings auf dem Kragen zuweilen noch ein wulstiger Kamm. Auf Mittelstück, Seitenfläche und Hinterende besteht die Sculptur der Epidermis aus unregelmässigen, vielfach etwas schuppigen Anwachsstreifen. Wachsthumsunterbrechungen sind durch oft recht tiefe Furchen markirt, welche - HALFAR irriger Weise auf Verdrückung zurückführte, die aber auch bei völlig unverdrückten Exemplaren vorkommen. Dass sie thatsächlich eine Pause im Wachsthum bezeichnen, kann man genau daran er- kennen, dass unter dem alten Schalrande hervor die Schale oft mit etwas veränderter Structur ihre Fortsetzung nimmt. Die Structur der Schale auf dieser Seite besteht aus zahlreichen abwechselnden schmalen und breiten radialen Reihen quergestellter rechteckiger oder etwas gebogener Prismen. Diese Reihen sind einander an Höhe gleich, und die Schale erscheint somit un- gerippt. Die schmalen Reihen erscheinen, wenn die Prismen noch nicht durch Anwitterung freigelegt sind, meist ein- oder mehrfach längsgefurcht. Die breiten Prismenreihen bestehen vor- wiegend aus einer Reihe entsprechend breiter Prismen, oft aber treten bei zunehmendem Alter an die "Stelle je eines breiten zwei schmale Prismen, sodass also gewissermaassen eine Gabelung stattfindet. Der Verwitterung unterliegen gewöhnlich die breiten Palaeontologischer Theil. 409 dunkler gefärbten Prismenreihen zuerst, es resultirt dann eine aus schmalen, hohen Rippen und breiten flachen, noch mit den gitter- artigen Zwischenlamellen der verschwundenen Prismen erfüllten Zwischenräumen bestehende Sculptur, die auf den Steinkernen in Gestalt schmaler tiefer Furchen und breiter erhabener, aus einzelnen, deutlich getrennten Prismen bestehender Rippen hervortritt. Wittern auch die schmalen Prismenreihen und die erwähnten gitterförmigen Lamellen aus, so entsteht eine Sculptur auf dem Steinkern aus schmalen Hohlkehlen und breiten, etwas, oft kaum erhabenen, oft noch deutlich quergestreiften Rippen, die längsgefurcht erscheinen, wenn anstatt der einen breiten Prismen- reihe deren zwei schmalere vorhanden waren. Auf dem Mittel- stück zählt man je 8—10, auf der Seitenfläche je 10—12 Prismen- reihen, doch sind die breiten hier schmaler als auf dem Mittel- stück. Das Hinterende trägt eine aus etwas gewölbten, zuerst breiter, dann schmaler werdenden Rippen und flachen Zwischen- räumen, die den schmalen Prismenreihen entsprechen, bestehende Sculptur. Der Unterrand ist auf seiner ganzen Länge radıal gekerbt, und zwar stehen die Kerben am Grunde des Kragens schräg nach vorne gerichtet, in der Mitte senkrecht und am klaffenden Hinterende schräg nach hinten gerichtet. Nach innen schliessen sich an sie hier grosse, niedrige, unregelmässig fünf- oder sechs- eckige Prismen an, die aber bald den gewöhnlichen kleineren rechteckigen Platz machen. Die Ausbildung der Kerben schwankt individuell. Zuweilen sind sie kräftiger und treten unmittelbar scharf an die Commissur heran, dann erscheimt diese als Zickzack- linie; in anderen Fällen sind sie an der Commissur abgeschwächt, dann erscheint diese geradlinig. HALFAR hat die letztere Aus- bildung als Trennungsmerkmal seines ©. Bocksbergense gegen Ü. crenatum STEIN. verwerthet, welches gekerbten Rand habe; wie aus dem Vorstehenden ersichtlich, ist dieser Unterschied aber hinfällig. Von dem inneren Bau der Schale ist nur der aus dem Schalen- inneren bis in die Spitze des Kragens verlaufende cylindrische oder etwas konisch zugespitzte Kanal zu beobachten, der vorue geschlossen war, wie an einem Stück deutlich zu beobachten ist. 410 Palaeontologischer Theil. Haurar hat sein €. Bocksbergense dadurch von Pleurorhynchus cuneatus A. ROEMER zu unterscheiden gemeint, dass letztere Art erstens keine Spur eines Kragens erkennen lasse, zweitens an Stelle des Schnabels (»dornförmiger Schalenfortsatz« bei HALFAR) eine Lunula-ähnliche Einbuchtung zeige und dass drittens das 8 Längenverhältniss der oberen zur abgestutzten Schalenseite (obne den Kragen) nicht, wie bei (. Bocksbergense, fast genau 1:1, sondern 1:2 sei. Die Abbildung RoEMmeER's lasse eine Verdrückung nicht erkennen. Was zunächst den unter drei geltend gemachten Unter- schied betrifft, so befinden sich unter HALrARr's Material von (. Bocksbergense Stücke, die genau ebe. so verdrückt sind, wie das von ROEMER abgebildete Exemplar, bei dem man die Verdrückung übrigens schon aus ROEMER’s schematisirter und idealisirter Ab- bildung folgern kann. Das unter zwei hervorgehobene Fehlen des Schnabels ist durch Abbruch und Abwittern der Basis sehr einfach zu erklären, die von ROEMER gezeichnete Lunula vor den Wirbeln völlig correct und auch an einzelnen Stücken HALFAR’s zu sehen. Was endlich das Fehlen des Kragens bei ROEMER’s Abbildung anbelangt, so hat HALrar seltsamer Weise übersehen, dass ROEMER’s Exemplar als zweiklappiger Steinkern doch den Ausguss der inneren Schalenhöhlung darstellt, und dass an einem solchen von dem massiven Kragen, bis auf die Ausfüllung des Kanals, welche nur selten vom Steinkerne nicht abgebrochen ist, allerdings keine Spur wahrnehmbar sein kann. Durchaus über- einstimmende zweiklappige Steinkerne finden sich übrigens unter HaLrar's Stücken. Es unterliegt somit keinem Zweifel, dass der Name €, Bocks- bergense dem älteren ROEMER’schen weichen muss. Ebenfalls damit zu vereinigen ist Ü. crenatum STEININGER »von Hermeskeil«. Schon HaLrar wusste nur die Kerbung der Klappenränder als Unterschied anzugeben, ein Unterschied, dessen Unzulänglichkeit oben dargethan ist. Es kann übrigens keinem Zweifel unterliegen, dass STEININGER, dem das Stück wohl durch einen aus der Eifel stammenden Schüler zugetragen wurde, betrefis des Fundpunktes ebenso getäuscht worden ist oder sich nachträglich selbst geirrt Palaeontologischer Theil. 411 hat, wie in Bezug auf Gervillia socialis »von Büdesheim«. Das Exemplar kann nur aus der Cultrijugatus-Zone stammen. Man sieht STEININGERS Figuren deutlich an, dass das Original zum Theil noch mit Schale erhalten, zum Theil stark abgewittert war. Nahe steht unserer Art zweifellos ©. cuneus HALL der Ober- Helderberg-Schichten (von dem aber wohl einige der »Varietäten« abzutrennen sein dürften). Eine specifische Uebereinstimmung besteht jedoch nicht, Exemplare, welche mir vorliegen, unter- scheiden sich wenigstens, wie HALFAR schon hervorhob, durch verhältnissmässig grössere Länge, geringere Höhe und Schiefe ihrer Schalen, was auch Harrv’s Abbildungen auf den Tafeln 67 und 68 des 5. Bandes, 1. Hälfte der Palaeontology of New-York deutlich erkennen lassen. Ausserdem ist bei ©. cuneus das Mittelstück sehr deutlich von der Seitenfläche geschieden und das längere Hinterende, von der Seite gesehen, steil abgestutzt. Das Originalexemplar von Conularia? pinnata A. ROEMER ist die freiliegende Unterseite eines zweiklappigen Exemplars mit deutlich erhaltener, auch von ROEMER abgebildeter Prismen- structur. Vorkommen: Lissingen, »Gerolstein«, Cultrijugatus- Schichten. Im Oberharze im oberen Theile der Uebergangszone vom Unterdevon zu den Calceola-Schichten. In Belgien im gleichen Horizont. Geologische Landesanstalt, Aachener, Breslauer Museum. Allgemeine Systematik der beschriebenen Fauna'). Wenn ich es im Nachstehenden versuche, den hier behandelten Theil der Zweischaler-Fauna des rheinischen Devon systematisch zu gruppiren und die Beziehungen zu anderen, im rheinischen Devon nicht vorhandenen Gattungen zu besprechen, so ist dabei ein Zurückgreifen auf frühere Versuche gleicher Art bezw. eine kritische Würdigung derselben nicht zu vermeiden. Vor allen sind es M. NEUMAYR’s erst nach seinem Tode erschienene, von E. Suess herausgegebene »Beiträge zu einer morphologischen Eintheilung der Bivalven«, welche die eingehendste Berücksich- tigung verdienen, weil sie den umfassendsten bis dahin unter- nommenen Versuch einer Olassification auch der palaeozoischen Lamellibranchiaten enthalten und eine Weiterführung der Gedanken darstellen, welche NEUMAYR in seinen beiden früheren Arbeiten: »Zur Morphologie des Bivalvenschlosses, 1883«, und »Ueber die Herkunft der Unioniden, 1889« zuerst niedergelegt hatte. Es ist sehr zu bedauern, dass dem zu früh verstorbenen Forscher die Zeit nicht mehr vergönnt war, sein Werk zu voll- enden und es einer kritischen Durchsicht zu unterziehen. Wir würden dann zweifellos eine Arbeit erhalten haben, welche sich den »Stämmen des Thierreichs« als weiteres Glied gleichwerthig anreihen würde. Was in dem nachgelassenen Werke vor uns liegt, ist ein Torso, welcher nicht frei ist von 'Flüchtigkeiten, die zum Theil auch bei der Herausgabe durch einen speciellen Fach- I) Anm. während des Druckes: Karı A. vox Zırrer’s Grundzüge der Palaeontologie, 1895, konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden. Ich freue mich zu sehen, dass von Zırreu hier mehrfach die gleichen Anschauungen zum Ausdruck bringt, zu denen ich in der vorliegenden Arbeit gelangt bin. Palaeontologischer Theil. 413 genossen wohl noch hätten beseitigt werden können. Dahin ge- hört z. B. die Bezeichnung der Pterineen als gleichklappig (S. 98), die Verwechslung von Ctenodonta und Cyrtodonta (S. 60), die Zurechnung der mit deutlichen Schlosszähnen versehenen Gattung Goniophora zu den Palaeoconchen und manches Andere. Dass trotz solcher Mängel eine Fülle thatsächlichen Materials, frucht- bringender Anregungen und bedeutsamer Hinweise in ihr ent- halten ist, bedarf bei einem Werke von M. NEUMAYR keiner be- sonderen Erwähnung und lässt uns eben um so schmerzlicher bedauern, dass es dem Verfasser nicht beschieden war, uns mit einer völlig abgeschlossenen und kritisch gesichteten Darstellung des Stoffes zu beschenken. Diesen Umstand muss man sich stets gegenwärtig halten, wenn man dem Verfasser gerecht werden will. Ob es angezeigt war, das unvollendete Werk in dieser Gestalt herauszugeben, ob nicht wenigstens einzelne Abschnitte, wie der über die Anisomyarier handelnde, der ja nur ein Fragment ist, besser fortgeblieben wären, mag dahingestellt bleiben. NEUMAYR trennt die Zweischaler in die acht Hauptgruppen oder Ordnungen der Palaeoconchen, Oonocardiaceen, Desmodonten, Taxodonten, Heterodonten, Schizodonten, Pachyodonten und Ani- somyarier. Von diesen Ordnungen ist diejenige der Schizodonten, welche zuerst von STEINMANN eingeführt wurde, während NEUMAYR sie früher nur als Untergruppe betrachtethatte, bereitsdurch v. WÖHR- MANN in ihrer Wesenlosigkeit nachgewiesen und den Heterodonten einverleibt worden, ein Vorgehen, dem ich mich nur völlig an- schliessen kann. Eine eingehendere Besprechung erfordert jedoch die Ordnung der Palaeoconchen, da unsere Fauna sich zum guten Theile aus Gattungen zusammensetzt, welche von NEUMAYR den Palaeoconchen zugezählt wurden. NEUMAYR begreift unter den Palaeoconchen diejenigen palaeo- zoischen Muscheln, welche nach ihm in die übrigen Haupt- abtheilungen nicht eingereiht werden können und charakterisirt sie folgendermaassen:: »Nicht reductive, sehr dünnschalige Muscheln, bei welchen, soweit eine Beobachtung möglich ist, zwei gleiche Muskeleindrücke und ganzrandige Mantellinie vorhanden, aber sehr schwach ausgeprägt sind. Ligament äusserlich, Schloss zahnlos 414 Palaeontologischer Theil. oder nur mit ineinandergreifenden Auszahnungen des Schlossrandes, aber nicht mit normalen Schlosszähnen versehen«. Von diesen Merkmalen legt NEUMAYR ein Hauptgewicht auf die Dünnschaligkeit, infolge deren das Schloss zahnlos sein oder nur aus Auskerbungen der Schalränder bestehen soll und Muskel- sowie Manteleindrücke nur selten sichtbar seien. Hier liegt meines Erachtens ein Beobachtungsfehler vor. Ohne die Existenz dünn- schaliger Muscheln im Palaeozoicum im Entferntesten leugnen zu wollen, muss ich die angebliche allgemeine Zartheit der Schalen auf das Entschiedenste bestreiten. In der grossen Mehrzahl der Fälle handelt es sich vielmehr nur um gewisse Erhaltungszustände. Der eine, bei beschalten Exemplaren auftretende, ist der z. B. bei Inoceramus häufige, dass nur die äussere dünne Schalenschicht abgeblättert oder ganz verschwunden ist, die dicke innere Schalen- schicht dagegen, mit dem Gestein verwachsen, noch vorhanden ist. In diesen Fällen ist natürlich eine Beobachtung von Muskel- eindrücken und Mantellinie nicht möglich, der Schluss auf Dünn- schaligkeit und schwache Ausbildung jener Elemente wäre aber sehr verfehlt. — Der andere Erhaltungszustand ist derjenige der sogenannten Sculptursteinkerne. Es ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung, dass man Steinkerne findet, welche die zartesten Sculptureigenthümlichkeiten der Aussenfläche der Schale bewahrt haben, dagegen von den inneren ÜÖharakteren auch nicht eine Spur erkennen lassen. Auch hier wird man mit dem Schluss auf Dünnschaligkeit sehr rasch bei der Hand sein, bis man dann von einer Art einmal einen echten Steinkern findet, welcher zeigt, dass die angeblich papierdünne Schale eine Dicke von mehreren Millimetern besass und sehr kräftige vertiefte Muskeleindrücke und Mantellinie aufzuweisen hatte. Sehr instruktiv ist in dieser Be- ziehung u. A. das Beispiel der G@rammysia marginata (GOLDF., also einer echten Palaeoconche im NEUMAYR’schen Sinne. Die Text- figur auf S. 232 stellt einen Sculptursteinkern der Art dar, Fig. 1. der Taf. XXIII dagegen einen echten Steinkern, welcher die inneren Charaktere der dicken Schale deutlich zeigt. Diese Sculpturstein- kerne sind meist gewissen Schichten oder Schichteneomplexen in der Weise eigenthümlich, dass mehr oder weniger alle dort vor- Palaeontologischer Theil. 415 kommenden Zweischaler, Gastropoden u. A. als solche erhalten sind. Es gilt dies z. B. in ausgesprochenem Maasse von den unteren Coblenzschichten am Nellenköpfchen, bei St. Johann und Arrenrath, für viele Schiefer, wie die Hunsrückschiefer, manche Schiefer in der Siegener Grauwacke u. s. w., während wiederum andere Schichten ganz vorwiegend echte Steiukerne liefern, wie vor Allem die oberen Coblenzschichten. Erklären lässt sich die Bildung nur so, dass die Schale nach der Einbettung sehr schnell von innen her aufgelöst und fortgeführt wurde und der entstandene Hohlraum erst nach der Fortführung der Schale durch Schlamm angefüllt wurde, sodass nur die Ele- mente der äusseren Schale sich auf dem entstehenden Ausguss abdrückten. Bei Ausfüllung des Innenraums vor Wegführung der Schale wird ein echter Steinkern entstehen. Jedenfalls mahnen derartige Beobachtungen sehr zur Vorsicht bei dem Schlusse auf Dünnschaligkeit von Zweischalern, und die allgemeine Aunahme derselben für die Palaeoconchen kann mit nichten aufrechterhalten werden. Wird so das vermeintliche Merkmal der Dünnschaligkeit hin- fällig, welches NEUMAYR u. A. hinderte, die Conocardien seinen Palaeoconchen zuzurechnen, obwohl er ihre Verwandtschaft mit den Lunulicardiiden richtig erkannt hatte, so geht es ähnlich mit den Schlosszähnen der Palaeoconchen, welche nur bei den Praecar- diiden und Verwandten vorkommen. NEUMAYR hat selbst scharf hervorgehoben, dass es sich bei diesen Bildungen um Auszahnungen der Schlossränder handelt, deren Zusammenhang mit Radialrippen meist noch deutlich er- kennbar ist, nicht dagegen um normale Schlosszähne. Er meinte aber, dass dies eine Folge der »papierdünnen« Schale der Palaeo- conchen sei, dass dagegen bei grösserer Dicke der Gehäuse die äusserste Schalenlage nicht mehr an der Zahnbildung theil- nehme, und wollte daher die Taxodonten von den Palaeoconchen ableiten, das Reihenschloss aus Randkerben sich herausbilden lassen. Der Schwierigkeit, die sich bei solcher Meinung daraus ergab, dass die betreffenden »Schlösser« fast nur an obersilurischen Formen Böhmens beobachtet worden sind, während wir Taxo- 416 Palaeontologischer Theil. donten-Schlösser aus dem tiefsten Untersilur kennen, suchte er dadurch zu begegnen, dass er die böhmischen Formen als stationär sebliebene Abkömmlinge der Stammformen betrachtete, aus welchen sich die Taxodonten in der cambrischen Zeit entwickelt hätten. Wer aber die grosse Verschiedenartigkeit der zahnartigen Aus- kerbungen bei den obersilurischen Praecardiiden Böhmens be- trachtet, die von NEUMAYR selbst hervorgehoben worden ist, wie die Kerben bald noch deutlich mit Rippen verknüpft erscheinen, bald die Rippen verschwunden sind, wie die Kerben bald unter dem Wirbel durchreichen, bald nur auf einer Seite liegen, der wird nicht den Eindruck stationär gewordener Verhältnisse ge- winnen, sondern den eines Werdenden, in divergirender, unruhiger Entwicklung Begriffenen, und NEUMAYR würde unter anderen Umständen vermuthlich der Erste gewesen sein, diese schlosszahn- artigen Gebilde als neu erworbene, erst in der Entwicklung be- griffene Eigenthümlichkeit und die divergirende Variabilität als »tastendes Suchen nach dem Geeignetsten« zu deuten. Eine Ab- stammung der Taxodonten von solchen Formen erscheint mir völlig ausgeschlossen. In neuerer Zeit hat sich u. A. FRECH (Devonische Aviculiden S. 247 ff.) über diese Frage geäussert. Er tritt gleichfalls ent- schieden gegen die Hypothese NEUMAYR’s, in den Palaeoconchen die Urzweischaler zu erblicken, auf und weist namentlich darauf hin, dass die Existenz von Heteromyariern, Taxodonten und ?Heterodonten bereits im Untersilur nachgewiesen ist, während die typischen Palaeoconchen im Obersilur auftreten. Mit Recht betont FRECH ausserdem, dass zu den Palaeoconchen einige der wunderlichsten Muscheln gehören, die man überhaupt kennt, was nicht zu Gunsten der NEUMAYR’schen Hypothese spricht. FRECH sieht in den Palaeoconchen einen aberranten Seitenzweig der älteren Formen. Wenn er sie indessen wegen der angeblichen Aehnlichkeit der Bezahnung zu den Taxodonten als Abkömmlinge in Beziehung bringen zu können glaubt, so scheint mir das nicht viel plausibler als NEuMmAYR’s Meinung; abgesehen von dem schon durch NEUMAYR nachgewiesenen, oben erörterten deutlichen Zu- sammenhange der »Zähne« mit Sculpturrippen haben die Prae- Palaeontologischer Theil. 417 cardiiden, bei denen sie vorwiegend auftreten, einen von dem der palaeozoischen Taxodonten so völlig abweichenden Habitus — man denke nur an die meist sehr kräftigen Radıalsculpturen —, dass es sehr schwierig ist, sich einen Zusammenhang der. beiden Gruppen als denkbar vorzustellen. Wie bei so manchen anderen Fragen müssen wir auch be- züglich der Abstammung der Cardioliden, Praecardiiden u. s. w. uns vorläufig damit begnügen, unsere völlige Unkenntniss einzu- gestehen. Betrefis der wirklichen Verwandtschaft aller der Formen, welche NEUMAYR in seinen neun Familien der Palaeoconchen untergebracht hat, ist er anscheinend selbst nicht ganz zweifelsfrei gewesen. Auf S.19 spricht er sich ziemlich zurückhaltend aus und meint, die gemeinsamen Merkmale seien nicht derart, dass sie eine nahe Verwandtschaft aller Typen beweisen würden; auch das Vorhandensein von Uebergängen zwischen allen Gattungen könne man nicht bestimmt behaupten, obwohl andererseits auch auffallende Gegensätze fehlten. Auf S. 37 findet NEUMAYR da- gegen überall Bindeglieder und Zwischenformen, welche die einzelnen Gruppen an einander knüpfen und die Gesammtheit als ein zusammenhängendes Ganze erscheinen lassen und meint, mit der grössten Mühe sei keine Lücke zu entdecken oder eine Trennung in mehrere Abtheilungen durchzuführen. Diese Ansicht dürfte auf die Dauer kaum haltbar sein. Sieht man von den Posidonomyiden und Daonelliden ab, deren Stellung bei den Heteromyarıern nach den Darlegungen von FRECH !) füslich nicht mehr bezweifelt werden kann, so bleiben als »Palaeoconchen« übrig die folgenden Familien: Vlastiden, Cardioliden, Antipleuriden, Lunulicardiiden, Prae- cardiiden, Siluriniden, Protomyiden, Solenopsiden und Grammy- siiden. Von diesen stellen die Protomyiden, Solenopsiden und Grammysiiden zweifellos Vorläufer der jüngeren Desmodonten dar, wie NEUMAYR für die Grammysiiden selbst schon ange- 1) Devonische Aviculiden, S. 68 £. Neue Folge. Heft 17. 27 418 Palaeontologischer Theil. nommen hat und im Nachstehenden bei den einzelnen Familien näher auszuführen sein wird. Die Cardioliden und Praecarduden, welche sehr nahe ver- wandt und am besten zu einer Familie zu vereinigen sind, stellen ein wohlcharakterisirtes Ganze dar, dessen Verwandtschaftsver- hältnisse, wie oben erwähnt, immer noch nicht geklärt sind, das aber zu den vorerwähnten Familien sicherlich keine Beziehungen hat. An diese Gruppe schliessen sich die Lunulicardiiden und an diese wiederum die Oonocardiiden an. Als isolirte ganz zweifelhafte Formen bleiben übrig die Vlastiden, Antipleuriden und Siluriniden, die im Wesentlichen auf Böhmen beschränkt sind. Kann so von einer wahren Zusammengehörigkeit der von NEUMAYR als Palaeoconchen den übrigen Ordnungen der Lamelli- branchiaten gegenübergestellten Formen keine Rede sein, so fragt es sich, ob der Name überhaupt aufrecht zu halten ist. Es wäre dies möglich, wenn man eingestandenermaassen damit alle die Formen bezeichnen wollte, deren Verwandtschaftsverhältnisse noch nicht aufgehellt sind. Die Palaeoconchen würden dann, um mich eines Vergleichs zu bedienen, in der Systematik gewissermaassen dieselbe Rolle spielen, wie die Zugangsschränke in einer Sammlung, in welchen alles ungeordnete Material vorläufig untergebracht wird. Dass eine derartige Anwendung des Namens unpraktisch sein würde, bedarf indess keiner weiteren Darlegung. Ebenso- wenig scheint es mir empfehlenswerth, die Bezeichnung Palaeo- conchen etwa auf die nur palaeozoisch bekannten Cardioliden nebst Verwandten zu beschränken, da hiermit eine völlige Aende- rung des Begriffs gegenüber dem Sinne verbunden sein würde, in welchem er von NEUMAYR angewandt wurde, was immer eine missliche Sache ist. Ich halte es vielmehr für das Beste, die Palaeoconchen ganz fallen zu lassen, die einzelnen Familien dort aufzuführen, wo verwandtschaftliche Beziehungen ihnen ihren Platz anweisen und die übrig bleibenden, wie bisher, als unsichere Formen gesondert aufzuführen. Das Maass unserer Kenntnisse wird auf diese Weise zweifellos besser zum Ausdruck gebracht, als wenn man durch Zusammenfassung der ganz heterogenen Gruppen als Palaeontologischer Theil. 419 Ordnung der Palaeoconchen einen, wenn auch nur äusserlichen Gegensatz zu den übrigen Zweischalern zum Ausdruck bringt und zugleich den Schein einer Verwandtschaft innerhalb dieser Ord- nung erweckt. — Bei der nachfolgenden Uebersicht kann es nicht in meiner Absicht liegen, das grosse Heer zweifelhafter palaeozoischer Gattungen eingehend zu behandeln, ich beschränke mich vielmehr auf die Besprechung derjenigen Formen, welche klare Beziehungen zu den Elementen der Fauna des rheinischen Devon erkennen lassen. Eine gründliche Revision der aus palaeozoischen Schichten beschriebenen Zweischaler ist eine Arbeit, welche von einem _ Einzelnen nicht geleistet werden kann. Eine nur auf das Studium der Litteratur begründete Untersuchung wird aus leicht erklär- lichen Gründen stets nur mehr oder weniger problematische Resultate haben. Wir werden aus der Verlegenheit, welche die Menge ungenügend bekannter Gattungen für jeden Olassifications- versuch mit sich bringt, nicht eher herauskommen, als bis die Fachgenossen in den verschiedenen Ländern sich mehr als bisher entschliessen, den von jeher stiefmütterlich behandelten Lamelli- branchiaten eine eingehendere Beachtung zu schenken. Erst dann werden wir wenigstens zum Theil von den vielen in den Hand- büchern mit Fragezeichen versehenen Namen befreit werden. Ganz besonders gilt dies für das englische Palaeozoicum; die Kenntniss der Zweischaler dieses Gebietes hat in den letzten vierzig Jahren kaum nennenswerthe Fortschritte gemacht, wie z. B. ein Blick auf die Listen des grossen im Jahre 1888 er- schienenen Catalogs von ETHERIDGE auf das Schlagendste beweist. I. Heteromyarier. 1. Mytiliden. Die Familie der Mytiliden ist in der Fauna des Devon nur durch die Gattung Modiola vertreten, von der im Vorstehenden zwei zweifellose Vertreter beschrieben wurden. Doch sind im Uebrigen die Angaben über das Vorkommen von Modiola mit 21° 420 Palaeontologischer Theil. einiger Vorsicht aufzunehmen; wie FRECH (Devonische Aviculiden, S. 195) mit Recht hervorgehoben hat, gehören z. B. Modiola sinuosa WENJUKOFF und M. aviculoides DE VERNEUIL bei WENJU- KOFF sicher nicht zu Modiola. Möglicherweise sind sie zu Ma- crodus zu stellen. Ebenso wenig stellen Modiola amygdalina und M. scalaris PuıLLıps echte Modiolen dar; die erstere ist ein ganz „weifelhafter Rest, die letztere eine Cypricardinia (siehe oben S. 179). Ob die Harrv’sche Gattung Mytilops hierher gehört, ist, wie bereits auf S. 9 bemerkt, gleichfalls zweifelhaft; FRECH ist geneigt, sie als Zwischenform von Myalina und Modiola auf- zufassen. 2. Modiolopsiden. Als Modiolopsiden hat FISCHER eine Familie aufgeführt, welche recht heterogene Elemente enthält. Ausser Modiolopsis und Modiomorpha stellt er dazu Nyassa und — allerdings sämmt- lich mit Fragezeichen — Bakewellia, Hippomya, Megambonia, Mo- diella, Mytlops, Ptychodesma, Megalomus, Cyrtodonta, Pteronitella und Chaenocardia. Von diesen Gattungen gehört Bakewellia in die Verwandtschaft von Gervilleia und Hoernesia; Cyrtodonta ist inzwischen von FRECH mit Recht bei den Aviculiden neben Gosse- letia untergebracht worden, Pteronitella gehört in die Nähe von Pterinaea (vergl. die Abbildungen bei BiLLıngs, Palaeozoic Fos- sils II, Taf. 9, Fig. 5—7). Auch Piychodesma scheint in die Nähe von CÖyrtodonta zu gehören, desgleichen Megambonia, zu der viel- leicht Cyrtodontopsis Halfarı FRECH zu stellen ist. Zweifelhaft ist die Stellung von Hippomya, Modiella, Chaenocardia und Megalomus, welch letzterer von HALL zu Megalodus in Beziehungen gebracht wurde, doch gehören sie sämmtlich nicht zu den Modiolopsiden. Dagegen gehören wohl sicher hierher die Gattungen Myoconcha und Hippopodium, ferner Gwerangeria OÖEHLERT!). Wirklich zu den Modiolopsiden gehören also die Gattungen Modiolopsis, Modiomorpha, Nyassa, Guerangeria, Myoconcha und I) Die typische Art @. Davousti besitzt, wie oben S. 15 und 156 dargelegt ist, keinen hinteren Seitenzahn, das Schloss ist ein typisches Modiolopsidenschloss. Palaeontologischer Theil. 421 Hippopodium. Dabei ist die Gattung Modiolopsis in der Be- grenzung angenommen, wie sie meist verstanden wird, nämlich als zahnlos, während die Formen, welche angeblich Schlosszähne und hintere Seitenzähne besitzen, von den Modiolopsiden zu trennen und bei FrecH’s Ambonychünae neben Cyrtodonta und Megambonia unterzubringen sein werdeu (vergl. oben S. 13 f.). Die Gattung Myoconcha bedarf noch einer etwas eingehen- deren Besprechung. Während ZrrreL sie neben Modiolopsis und Modiomorpha gestellt hat, wird sie von FISCHER bei den Oarditiden untergebracht. Der Grund hierfür ist wohl ihre angebliche Ver- wandtschaft mit Pleurophorus, der von FISCHER gleichfalls zu den Carditiden gerechnet wird. Es ist dieses Vorgehen wohl haupt- sächlich auf v. GRUENEWALDT!) und v. SEEBACH?) zurückzuführen, welche beide Myoconcha allgemein hintere Seitenzähne zuschreiben, wodurch allerdings ein sehr an Pleurophorus erinnerndes Schloss entstehen würde. Ich bin nun aber der Meinung, dass diese Angabe nicht zutreffend ist. Bei triadischen, jurassischen und cretacischen Arten der Gattung Myoconcha habe ich das Schloss ebenso gestaltet gefunden, wie es von SOWERBY auf Taf. 467 der Mineral Oonchology abgebildet worden ist, nämlich mit einem schiefen Schlosszahn in der rechten Klappe, der in eine ent- sprechende Grube der linken Klappe passt. Was Veranlassung gegeben hat zu der Angabe eines Seitenzahnes bei Myoconcha, das ist eine Leiste, welche, am Wirbel beginnend, sich eine Strecke weit am Schlossrande entlang zieht, und über der eine feine Längsfurche liegt. Dies ist aber kein Seitenzahn, sondern, wie SOWERBY für M. crassa richtig angiebt, eine Ligamentstütze, welche in beiden Klappen vorhanden ist. Ganz besonders deut- lich ist diese Ligamentstütze auch bei mir vorliegenden Exemplaren von Hippopodium entwickelt, bei denen man sich sehr leicht über- zeugen kann, dass sie mit Seitenzähnen, die, wie NEUMAYR be- sonders betont hat, ihren Ursprung auch nicht am Wirbel, sondern entfernt von demselben nehmen, nichts zu thun hat. Dagegen 1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. II, $. 255 #. 1851. 2) Conehylien-Fauna d. Weimarischen Trias, 5. 75 ff. 1862. 422 Palaeontologischer Theil. besitzt allerdings Myoconcha Thielaui v. STROMB., deren Schloss v. SEEBACH a. a. O. beschreibt, echte Seitenzähne und ist über- haupt keine Myoconcha, sondern eine Cyprinidenform, die zu Pleurophorus zu stellen ist, was v. SCHAUROTH (Sitzungsber. d. Wiener Akademie 1855, Bd. 17, S. 513) bereits richtig erkannt hatte. WAAGEN, der sich eingehend mit den Beziehungen von Pleuro- phorus, »Cleidophorus« und Mwyoconcha beschäftigt (Salt Range Fossils I, S. 214 ff.), kommt zu dem Schlusse, dass Pleurophorus und »Üleidophorus« nahe verwandt seien; dass dagegen die Aehn- lichkeit von Myoconcha mit Pleurophorus nur oberflächlich zu sein scheine. WAAGEN findet weit grössere Aehnlichkeit zwischen Mwyoconcha und Modiomorpha und bezeichnet die letztere Gattung als »very likely the ancestor of Myoconcha«, eine Meinung, hin- sichtlich deren ich mich ihm nur anschliessen kann. Der Charakter der Familie ist ein leicht definirbarer; es sind: Modiola-artige Muscheln mit subterminal gelegenen Wirbeln, un- gleichen Muskeleindrücken, abgeplattetem gebogenem Schlossrande, welcher zahnlos ist oder einen oder mehrere Schlosszähne trägt, und langem, auf dem Schlossrande, welcher dann deutlich längs- gefurcht ist, oder an seinem oberen Rande angeheftetem Ligament. Die Mantellinie ist ganzrandig. Dass diese Formen weder, wie dies ZITTEL nach dem Vor- gange STOLICZKA’s gethan hat, mit der receuten Prasina zu einer Familie vereinigt werden dürfen, noch, wie von FISCHER geschehen, an die Trigoniiden, Unioniden, Cardiniiden, Astartiden u. s. w. angereiht werden dürfen, liegt auf der Hand. Der ganze Habitus, sowie alle inneren Merkmale entfernen sie von allen Heterodonten und weisen auf die Zugehörigkeit zu den Heteromyariern, was ZITTEL — abgesehen von der unzu- treffenden Vereinigung mit Prasina u. A. — richtig erkannt hatte. NEUMAYR (Beiträge z. e. morpholog. Eintheilung der Bivalven, S. 98) leitet die Heteromyarier von den Taxodonten ab. Er be- trachtet Pierinaea als die ursprünglichste Form und bringt diese wiederum in Beziehung zu der Arciden-Gattung Macrodus. Diese Palaeontologischer Theil. 425 beiden Gattungen sollen den Uebergang von den Taxodonten zu den Heteromyariern darstellen. Diese Annahme dürfte verfehlt sein. Aboesehen von dem Umstande, dass nach S. 60 derselben Abhandlung von Macrodus durch die Vermittlung von Cyrtodonta auch die Cypricardien und durch diese die Heterodonten abstammen sollen (!), wodurch sich Maerodus zu einem allgemeinen Urahn gestalten würde, ist durch FrEcH dargelegt worden, dass Pterinaea frühestens im Obersilur nachzuweisen ist, während Avicula z. B. schon im Untersilur vorhanden ist. Zudem hat NEUMAYR die starke Ungleichklappigkeit von Pterinaea, bei seinem nur auf die rein äusserliche Aehnlichkeit des Schlossbaues begründeten Vergleich mit Macrodus völlig übersehen. ll. Taxodonten. Schon oben (S. 415 f.) wurde erörtert, dass NEUMAYR die Taxo- donten als Abkömmlinge der »Palaeoconchen« betrachtet und sie speciell zu den »Zähne« besitzenden Praecardiiden in Beziehung bringt, wobei er allerdings nicht an die obersilurischen Formen: Böhmens denkt, sondern an hypothetische cambrische Urformen, deren stationär gebliebene Abkömmlinge die böhmischen Praecar- diiden darstellen sollen. Bei dem völlig abweichenden Charakter der mit Sculpturrippen zusammenhängenden Bezahnung der Praecar- diiden hat NEUMAYR jedoch anscheinend selbst das Zweifelhafte seiner Hypothese erkannt, und er misst zu ihrer Begründung daher besonderen Werth angeblichen Uebergangsgliedern bei, bei denen man nicht unterscheiden könne, ob sie auf die eine oder die andere Seite zu rechnen seien. Er nennt Pararca venusta HALL, Cardiola tenuistriata KEYSERLING (non MÜNSTER) und vor Allem Nucula tenerrima BARRANDE. Die ersteren beiden sind indess typische »Palaeoconchen«, deren »Zähne« zweifellos mit Rippenendigungen zusammenhängen, was z. B. aus Graf KeysErLing’s Abbildung seiner Cardiola tenuistriata.zu entnehmen ist, und qualificiren sich durch nichts zu Zwischenformen. Dagegen ist Nucula tenerrima BARR., 494 Palaeontologischer Theil. bei der nach NEUMAYR »die Verbindung der Zähne mit Sculpturrippen noch in klarster Weise hervortritt«, eine ganz gewöhnliche Nucula oder Ctenodonta mit feiner concentrischer Sculptur, welche sich nur dadurch auszeichnet, dass die Abdrücke der Zähne der beiden Zahnreihen auf dem Steinkern nicht senkrecht, sondern schief zum Schlossrande stehen, wie man das in genau gleicher Weise z. B. an Kieskernen von Nucula cornuta SANDBERGER beobachten kann, welche gewiss niemand als Bindeglied zwischen Taxodonten und »Palaeoconchen« wird ansprechen wollen. Ein Vergleich der Ab- bildungen BARRANDE’s auf Taf. 286, I des Bandes VI seines grossen Werkes mit der Fig. 9 auf Taf. 29 bei SANDBERGER oder der Fig. 12b auf Taf. IV dieser Abhandlung dürfte in dieser Be- ziehung keinem Zweifel Raum lassen. Die palaeozoischen Taxodonten zerfallen in die drei Familien der Arciden, Nuculiden und Ctenodontiden. 1. Areiden. Die Arciden sind in der Fauna des rheinischen Devon nur durch die Gattung Macrodus LYCETT vertreten, deren Verhältnisse im speciellen Theil eine Darlegung erfahren haben. Mit ihr sind Omalia DE RYCKHOLT und Nemodon CONRAD, welche sich nur durch unwesentliche Verschiedenheiten auszeichnen, zu vereinigen. — Für zwei Arten des böhmischen Untersilur, Arca? disputabilis und Arca? Kosoviensis BARR. (Taf. 265) hat NEUMAYR (a. a. O., S. 55) eine neue Gattung Praearca aufgestellt, welche sich durch geraden Schlossrand mit zahlreichen Zähnen und das Fehlen einer Liga- mentarea auszeichnen soll. Das Letztere trifft zu, dagegen dürfte der Schlossrand in Wahrheit gebogen sein. Verbindet man näm- lich auf BARRANDE’s Abbildungen den Vorderrand unter den Wirbeln hindurch mit dem hinter den Wirbeln sichtbaren Theile des Schlossrandes, so erhält man keine gerade, sondern eine gebogene Linie für den Schlossrand. Vergleichbar ist in dieser Hinsicht unsere Ütenodonta Bertkaui, Taf. VI, Fig. 17 dieser Abhandlung. Ich meine, dass die beiden Arten in die Nähe von (tenodonta gestellt werden müssen, vielleicht aber als besondere Gattung auf- Palaeontologischer Theil. 425 zuführen sind, da BARRANDE nur hinter den Wirbeln Zähne ab- bildet. Die von BARRANDE aus dem Untersilur als Stuha und Sluzka aufgeführten Arten gehören wohl, wie FRECH zuerst be- merkt hat, derselben Gattung an. Jedenfalls darf man jenen bei- den Formen eine besondere Bedeutung als Bindeglieder zwischen Arciden und Nuculiden nicht beimessen, ebenso wenig wie der Gattung Cucullella (Nuculites NEUMAYR, S. 56). Die Gattung Glyptarca Hicks aus dem tiefsten Untersilur ist zweifelhaft. 2. Nueuliden. Die Vertreter der Nuculiden in der devonischen Fauna sind Nucula und Nuculana, deren Existenz durch die Beobachtung der inneren Ligamentgrube bei beiden Gattungen sowie des Mantel- ausschnittes bei Nuculana sicher nachgewiesen ist, und welche schon im Untersilur auftreten. Die englischen Palaeontologen, z. B. ETHERIDGE in seinen »Fossils of the British Islands« kennen zwar beide Gattungen erst vom Carbon ab und führen alle älteren Formen als Ctenodonta auf, jedoch ohne Begründung, und gehen hierin zweifellos zu weit, zumal aus älterer Zeit für verschiedene Arten Angaben von M’Coy, SHARPE u. A. über die Beobachtung einer inneren Ligamentgrube vorliegen. Selbst Nucula grandaeva GoLpF. und N. Krachtae A. ROEMER figuriren in dem angezogenen Werke als Ctenodonta-Arten. Die palaeozoischen Nuculiden theilen mit den Ctenodontiden die Eigenthümlichkeit des Auftretens von Wirbelmuskeln, welche NEUMAYR als Charakteristikum seiner, wie oben S. 44 f. gezeigt, unhaltbaren Gattung Myoplusia verwandte. Es wäre von Interesse, festzustellen, wie weit die jüngeren Formen dieses Merkmal noch bewahrt haben. Bei der recenten Nuculana sowie bei Malletia tritt ein linearer, vom hinteren Muskeleindrucke zur Wirbelhöhlung verlaufender Eindruck oder eine Reihe kleiner Eindrücke auf, während bei den palaeozoischen Formen in der Wirbelhöhlung oder am Schlossrande mehrere kleine Eindrücke vorhanden sind. Die Textfiguren von Nucula subcornuta und N. ?erratica auf S. 51 bezw. 57 zeigen die Art des Auftretens deutlich. 426 Palaeontologischer Theil. 3. Ctenodontiden. Die Familie der Ctenodontiden ist durch v. WÖHRMANN (Jahrb. d. K.K. geol. Reichsanstalt, Bd. 43, S. 19) vorgeschlagen worden für die Formen, welche äusserliches Ligament ohne Ligamentarea, keine innere Ligamentgrube und ein aus einer ununterbrochenen Reihe von Zähnchen bestehendes Schloss be- sitzen. (Ich lasse dabei die zweifelhafte Brakwasserform Palaeo- mutela AMALITZKY des russischen Perm ausser Acht). Diese Familie, welche von palaeozoischen Gattungen Ctenodonta, Cucul- lella, Cardiolaria und Ledopsis umfassen würde, während als ihre recenten Abkömmlinge wohl die mit Mantelbucht versehenen Malletia und Neilo anzusprechen sind, ist im Palaeozoicum wenigstens von den Nuculiden scharf getrennt, wenn auch jüngere und recente Zwischenformen, wie Sarepta, vorhanden sein mögen. Sie umfasst die FiscHEr’schen Sectionen der (ucullellinae und Malletüinae. Für die Nuculiden bleiben die Nuculinae und Ledinae übrig, während für Lyrodesma, Actinodonta, Anuscula, Cytherodon und ? Phaseolus am besten eine besondere Familie aufgestellt wird, welche zwischen Arciden und Ctenodontiden ihren Platz finden würde. Von den Nuculiden sind sie jedenfalls zu trennen. Die Familie der Ötenodontiden würde wie folgt zu definiren sein: Gleichklappige Muscheln mit concentrischen Sculpturen und äusserem Ligament. Schloss aus nur einer vor oder hinter den Wirbeln gelegenen oder aus zwei unter den Wirbeln übereinander- greifenden bezw. hier verschmelzenden, meist ungleichen Zahn- reihen bestehend. Bei Cxcullella im Inneren eine sich in der Wirbelhöhlung anheftende vorspringende Leiste vorhanden. Muskeleindrücke meist kräftig, oft mit Schwielen. In der Wirbel- höhlung oft Eindrücke von Wirbelmuskeln. Mantellinie bei den palaeozoischen Formen ganzrandig, bei den recenten Nachkommen mit Mantelbucht. Dass die Gattungen Nuculites, Adranaria, Cleidophorus, Cadomia, Palaeoneilo und Tellinomya der Synonymik anheimfallen, ist im speciellen Theile bereits ausgeführt worden. Palaeontologischer Theil. 427 MUNIER-CHALMAS will nach FiscHErR auch bei Redonia Nueula-ähnliche Schlosszähne beobachtet haben; Angesichts der entgegenstehenden Angaben von ROUAULT, SHARPE und neuer- dings BARROIS muss man aber annehmen, dass diese Beobachtung unzutreffend ist. Vielleicht bezieht sie sich auf Ctenodonta- Formen mit stark entwickelter Muskelschwiele. Dafür spricht auch die Angabe eines Wirbelmuskels bei FIscHrr (Manuel S. 983), der von den genannten Autoren nicht beobachtet worden ist. Ill. Heterodonten. Die grosse Gruppe der Heterodonten besitzt in der devoni- schen Fauna bereits eine recht ansehnliche Entwicklung, während im Silur — allerdings vorwiegend infolge der ungünstigen Er- haltung, welche eine Beobachtung der Schlossverhältnisse nicht oft ermöglicht — bis jetzt wenig davon bekannt geworden ist. Die älteste durch ihr Schloss als heterodont gekennzeichnete Form ist nach NEUMAYR Anodontopsis Milleri aus dem Untersilur von Ohio, doch bin ich nach der Abbildung zweifelhaft, ob sie nicht thatsächlich zu Actinodonta (—= Anodontopsis z. Th.) zu stellen sein wird und somit zu den Taxodonten gehört. Dagegen stellt nach meiner Ueberzeugung die schon im tiefsten Untersilur vorhandene Gattung Redonia einen Heterodonten-Typus dar, der nach dem Schlossbau zu den Cypriniden zu stellen ist. Sicher vertreten sind die Heterodonten im Obersilur durch Goniophora. Ob die bereits im Untersilur vorhandene Gattung Pseudawinus SALTER (—= Anodontopsis z. Th.), welche angeblich zahnlos ist, hierher gehört, ist zwar nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Die devonischen Heterodonten zerfallen in die Familien der Trigoniiden, Astartiden, Orassatelliden, Carditiden, Megalodontiden, Cypriniden und Luciniden. 1. Trigoniiden. Die Trigoniiden hat NEUMAYR zu seiner Ordnung der Schizo- donten erhoben und von den Heterodonten abgetrennt; diese durch 428 Palaeontologischer Theil. eine unzulässige Auffassung der Schlosselemente veranlasste Ab- trennung ist bereits von BITTNER und v. WÖHRMANN als unzu- treffend nachgewiesen worden, sodass ich darauf verzichten kann, den Gegenstand hier nochmals eingehend zu behandeln. Auch habe ich im speciellen Theile bereits die Unrichtigkeit der Auf- fassung NEUMAYR’s dargethan, dass die palaeozoischen Trigoniiden nicht zu diesen, sondern zu den Ästartiden zu stellen seien, da sie keine »schizodonte« Bezahnung besässen. Das Auftreten einer als Beginn der Zweitheilung zu betrachtenden Furche an dem mittleren Zahne der linken Klappe mancher devonischen Arten macht weitere Erörterungen über die Stellung der’auch habituell typischen devonischen Myophorien unnöthig. Eine nähere Be- sprechung erfordern indessen die Gattungen Curtonotus SALTER und Protoschizodus DE Kon., welchen NEUMAYR als angeblichen Mittelformen zwischen Astartiden und Trigoniiden besonderen Werth beimisst. Die Gattung Curtonotus wurde von SALTER (Quart. Journ. XIX, S. 494) für gewisse Formen des Oberdevon und unteren Carbon aufgestellt und soll in der linken Klappe einen, in der rechten zwei Schlosszähne besitzen. Nun sehe ich aber a. a. O. auf S. 495 in Fig.5b in der linken Klappe zunächst deutlich einen kurzen vorderen Schlosszahn, welcher unmittelbar am Schlossrande liegt, und ferner sehe ich hinter dem grossen schrägen Schlosszahn der- selben Klappe zwei dem Schlossrande fast parallele Linien ge- zeichnet, welche ich nur als hinteren Schlosszahn zu deuten vermag, der vermuthlich nur schwach entwickelt oder schlecht erhalten ist. Ist diese Annahme richtig, so haben wir ein durch- aus typisches Myophorienschloss mit drei Zähnen in der linken und zweien in der rechten Klappe. Für Myophoria spricht auch die Lage der Muskeleindrücke und die Form der Schale, welche die Arten, von denen z. B. (. elongatus anscheinend ein stark verdrücktes Exemplar darstellt, in die Gruppe der ZLaeves verweist. Natürlich kann Sicherheit nur durch eine Untersuchung der Ori- ginale gewonnen werden; soviel dürfte aus dem Vorstehenden aber schon hervorgehen, dass (urtonotus nicht geeignet ist, als Typus einer » Curtonotus-Gruppe« eine besondere Rolle bei phylo- Palaeontologischer Theil. 429 genetischen Speculationen zu spielen. — Aehulich verhält es sich mit Protoschizodus, von dem FRECH schon hervorgehoben hat, dass die Gattung wahrscheinlich heterogene Dinge umfasse. Das Schloss von Protoschizodus besteht nach DE KoNnınck’s Gattungs- beschreibung aus zwei Zähnen in der linken und einem in der rechten Klappe. Nun sieht man aber an den Abbildungen des Schlosses von P. magnus und P. Wortheni auf Taf. 13, Fig. 2 und Fig. 15 deutlich einen, allerdings nur schwach entwickelten hinteren Schlosszahn in der linken Klappe, sodass das Schloss derselben also aus drei Zähnen besteht, und ebenso zeigt die Fig. 23 auf Taf. 22 einen schwachen hinteren Schlosszahn bei P. impressus in der rechten Klappe, der bei P. Wortheni, nach Fig. 16 auf Taf. 13 zu urtheilen, sogar recht kräftig entwickelt ist. Wenigstens vermag ich die in der Figur so auffällig hervorgehobene lange Leiste hinter den Wirbeln nur als Zahn zu deuten. Hiernach scheint also die Sache so zu liegen, dass wenigstens ein Theil der zu Protoschizodus gestellten Formen typische Myophorien mit drei Schlosszähnen ın der linken und zwei Zähnen in der rechten Klappe sind.. Beireffs derjenigen Arten, für welche die DE Ko- nınck’sche Schlossbeschreibung zutrifft, bleibt nur die Erklärung übrig, dass bei ihnen die auch bei den devonischen Arten zu- weilen schwach entwickelten hinteren leistenförmigen Schlosszähne obsolet geworden sind, und für diese Formen kann man den Namen Protoschizodus, obwohl er nicht sehr glücklich gewählt ist, bei- behalten. — Stellt sich somit (wrtonotus als vermuthlich mit Myophoria ident heraus, während Protoschizodus s. str. als derivirter Typus erscheint, so verliert die »Curtonotus- Gruppe« völlig den angeblichen Charakter als gemeinsame Stammgruppe der Trigo- niiden und Astartiden, was ja auch bei dem Umstande, dass echte Myophorien und typische Astartiden schon im Unterdevon vor- handen sind, nicht weiter auffallen kann. 2. Astartiden. Die Astartiden im engeren Sinne werden in der devonischen Fauna Europa’s und Nordamerika’s durch die Gattung Uypricardella HALL repräsentirt, welche vom Unterdevon bis zum Uarbon be- 430 Palaeontologischer Theil. kannt ist. NEUMAYR stellt Cypricardella mit ZITTEL und DE Ko- NINCK freilich zu den Oypriniden, allein die Gattung schliesst sich im Gesammthabitus und Schlossbau so eng an die zuerst im Perm auftretende Gattung Astarte selbst an, dass an der engen Ver- wandtschaft beider nicht zu zweifeln ist, was von OÖEHLERT und FiscHER auch bereits erkannt war. Auf die Thatsache, dass die carbonischen Arten sich dem echten Astarte- Typus mehr nähern als die devonischen, wurde im speciellen Theile schon hingewiesen. Im productiven Carbon Nordamerika’s tritt dazu noch die nahe verwandte Gattung Astartella, welche sich durch gespaltenen Vor- derzahn in der rechten Klappe auszeichnet. 3. Crassatelliden. Die Crassatelliden unterscheiden sich bekanntlich von den Astartiden nur durch das innerlich in einer Bandgrube liegende Ligament. Dieser Typus galt bisher für sehr jugendlich, da die Gattung Crassatella erst in der unteren Kreide auftritt; um so interessanter ist es, dass mit Ürassatellopsis in unserer Fauna eine Form erscheint, welche, ın Gestalt und Schlossbau durchaus an Astartiden erinnernd, deutlich ein inneres, in schräger Grube hinter den Schlosszähnen liegendes Ligament besitzt. Das Schloss ist wesentlich einfacher als bei Crassatella: ein Zahn in der linken, zwei in der rechten Klappe, der Habitus noch völlig Astartiden- artig; trotzdem wird man nicht fehl gehen, wenn man in Crassa- tellopsis einen palaeozoischen Vorläufer der Urassatelliden erblickt, obwohl bislang alle Bindeglieder zwischen beiden zu fehlen scheinen. Das unvermuthete Auftreten eines derartigen Typus in so alten Ablagerungen ist einer der Fälle, welche uns zeigen, dass die Verknüpfung der palaeozoischen Faunen mit jüngeren doch wohl eine wesentlich innigere ist, als wir gemeiniglich ge- neigt sind, anzunehmen. Die Palaeontologen sind nach jener Zeit, wo Venus, Sanguinolaria, Psammobia u. A. m. aus palaeozoischen Schichten angeführt wurden, zum Theil zu sehr in das andere Extrem verfallen, vielfach allerdings infolge der zu selten zur Be- obachtung gelangenden Schlösser der alten Bivalven. Palaeontologischer Theil. 431 4. Carditiden. Dass im Devon bereits Verwandte von Cardita bezw. Veneri- cardia vorhanden sind, hatte KEFERSTEIN schon erkannt, als er 1857 seine neue Gattung Prosocoelus beschrieb und bei den Car- ditaceen einreihte.e In der That ist bei Prosocoelus das Schloss von Venericardia schon typisch entwickelt, und auch der Habitus der sehr ungleichseitigen dicken Schalen, mit starken einge- krümmten Wirbeln, deutlicher Lunula und äusserem Ligament ist ein sehr ähnlicher. Die Schale trägt mehrere schwächere oder stärkere Radialrippen. Dagegen ist die Zurechnung von Pleuro- phorus, Mecynodus, Anodontopsis und Myoconcha, der man in Hand- büchern verschiedentlich begegnet, irrig; die ersteren beiden ge- hören, wie NEUMAYR zuerst nachgewiesen hat, zu den Cypriniden, Myoconcha zu den Modiolopsiden; Anodontopsis endlich umfasst zwei heterogene Gruppen, deren eine — Actinodonta PHILL. — wohl zu den Taxodonten gehört, während die andere — Pseud- axinus SALTER — zweifelhaft ist; sie soll angeblich zahnlos sein. Das Aeussere erinnert an Trigoniiden. — Anhangsweise sei hier noch die Gattung Carydium erwähnt, kleine Muscheln, welche sich durch einen kurzen vorderen und langen hinteren Schlosszahn in der rechten und entsprechende Gruben in der mit verdickter Schlossplatte versehenen linken Klappe aus- zeichnen. Die Zähne und Zahngruben sind quergestreift, das Ligament liegt äusserlich in langer Furche. Die Stellung dieser Formen ist zweifelhaft; Manches erinnert an die Cardiniiden, die für einen Vergleich wohl zunächst in Betracht kommen. 5. Megalodontiden. Diese kleine durch das massig entwickelte Schloss ausge- zeichnete Familie ist nur durch die Gattung. Megalodus vertreten, welche, wie bekannt, ganz unvermittelt im oberen Mitteldevon auftritt, um ebenso plötzlich im Oberdevon zu verschwinden und erst in der alpinen Trias wieder zu erscheinen. An die Megalo- donten reihen sich weiter nach G. BöHm die Gattungen Pachy- 432 Palaeontologischer Theil. erisma und Durga. Nach HALL wäre auch die Gattung Megalomus des amerikanischen und skandinavischen Obersilur verwandt mit Megalodus. Ob Diceras mit den Megalodontiden in Verbindung gebracht werden kann, ist zweifelhaft. Am nächsten stehen die Megalodontiden den Cypriniden, deren palaeozoische Vertreter in Schlossbau und Habitus manche Anklänge an die Megalodon- tiden erkennen lassen. 6. Cypriniden. In der Familie der Cypriniden tritt uns ein Formenkreis heterodonter Zweischaler entgegen, welcher im Palaeozoicum be- reits eine relativ reiche Entwicklung besitzt und speciell im rhei- nischen Devon durch vier Gattungen mit zahlreichen Arten ver- treten ist. Diese besonders durch den Besitz kräftiger Seiten- zähne ausgezeichnete Familie möchte NEUMAYR als die ältesten Heterodonten und zugleich als Abkömmlinge von Taxodonten auf- fassen. Dafür, dass die Cypriniden älter seien als die Astartiden, spricht nach NEUMAYR der Umstand, dass weit häufiger Reductions- erscheinungen vorkommen als hinzutretende Neubildungen zu einem fertigen Gebilde wie das Muschelschloss, ferner die That- sache, dass bei den Astartiden oft Rudimente von Seitenzähnen auftreten. Endlich legt NEUMAYR einiges, wenn auch kein grosses Gewicht auf den Umstand, dass das älteste näher bekannte Hetero- dontenschloss, das von Anodontopsis Milleri, deutliche Seitenzähne besitze. Ich kann mich auf eine Erörterung dieser Frage nicht ein- lassen, zumal solchen Speculationen bei dem überaus geringen Material an sicher begründeten Beobachtungen nur ein sehr be- dingter Werth innewohnen kann; die wenigen vorliegenden That- sachen gestatten meines Erachtens weder einen Schluss in der einen noch in der anderen Richtung. Dagegen kann ich mir nicht versagen, auf die Hypothese, dass die Öypriniden und durch sie die Heterodonten, von Taxodonten abstammten, kurz einzu- gehen. NEUMAYR betrachtet als Ausgangspunkt dieser Entwicklung die Arciden-Gattung Macrodus, bei welcher vordere kurze und Palaeontologischer Theil. 433 hintere lange leistenförmige Schlosszähne deutlich geschieden sind. Nach NEUMAYR soll manchen Arten dieser Gattung eine Liga- mentarea anscheinend ganz fehlen, und an diese soll sich der Formencomplex von Cyrtodonta (nicht Ctenodonta, wie NEUMAYR schreibt), Palaearca und Cypricardites anschliessen. Diese sollen, wenn eine grössere Zahl vorderer Schlosszähne vorhanden ist, noch einen, allerdings etwas aberranten, durch Macrodus ver- knüpften Taxodontentypus haben, während die Arten mit wenigen Zähnen sich so sehr den Cypricardia-ähnlichen Formen nähern sollen, dass auch hier keine Grenze zu ziehen sei. Dazu ist nun zunächst zu bemerken, dass Macrodus stets eine deutliche, wenn auch oft kurze und niedrige Area besitzt. Ferner besitzen auch Cyrtodonta und Verwandte eine lange, längs- gestreifte Ligamentarea und ein im Bau sich an Gosseletia zu- nächst anschliessendes Schloss. FrEcH hat diese Formen daher mit Recht bei den Heteromyariern in der Nähe von Ambo- nychia und Gosseletia untergebracht. Besonders weisen die eigen- thümlichen V- oder hufeisenförmigen Schlosszähne von Cyrtodonta auf diese Verwandtschaft hin, welche durch Gosseletia Kayseri vermittelt wird. Diesen Thatsachen gegenüber wird man kaum zweifeln können, dass die Hypothese der Abstammung der Oypriniden von den Taxodonten sehr unzulänglich begründet ist, zumal wenn man sich erinnert, wie oben S. 422 f. schon hervorgehoben wurde, dass NEUMAYR auf demselben etwas mechanischen Wege der Schloss- vergleichung dazu gelangte, von Macrodus nach der anderen Seite auch die Pterinaeen und durch sie die gesammten Heteromyarier abstammen zu lassen. Von den palaeozoischen Cypriniden besitzen Oypricardinia, Meeynodus, Pleurophorus und nach RouUAULT und SHARPE auch Redonio den typischen Schlossbau, dagegen unterscheidet sich Goniophora durch das völlige Fehlen der Seitenzähne und die nur in der Ein- oder Zweizahl vorhandenen vorderen Schlosszähne. Ich habe aber im speciellen Theile, S. 197 f., bereits darauf hinge- wiesen, dass Goniophora ihrem Habitus nach nur in der Nähe von Mecynodus und Cypricardinia untergebracht werden kann, Neue Folge. Heft 17. n 28 434 Palaeontologischer Theil. und dass man das Schloss von Goniophora als reducirt betrachten muss, zumal ähnliche Reductionserscheinungen im Schlossbau auch bei jungen Oypriniden auftreten, während bei den gewöhnlich, aber unzutreffend, als Oleidophorus bezeichneten jung-palaeozoischen Formen umgekehrt die eigentlichen Schlosszähne obliteriren. Die Zugehörigkeit von Cypricardinia zu den Cypriniden konnte erst durch den Nachweis des typischen Schlossbaues fest- gestellt werden, obwohl die Vermuthung längst bestand, bei einer Art sogar durch die Gebrüder SANDBERGER das Schloss be- schrieben war; sie steht bis auf ihre Ungleichklappigkeit der jüngeren (Cypricardia sehr nahe. Mecynodus und Pleurophorus hat NEUMAYR zuerst die Stellung bei den Cypriniden angewiesen, während beide früher in der Nähe von Cardita untergebracht wurden und FRECH glaubte, Mecynodus zu den Trigoniiden stellen zu können, was aber wegen des ganz abweichenden Schlossbaues unthunlich ist, wie ich, ohne NEUMAYR’s Arbeit zu kennen, gleich- falls nachgewiesen habe. Wenn endlich HaLrL’s Angaben zu- treffend sind, so würde auch die in unserer Fauna durch eine Art vertretene Gattung Sphenotus hierher gehören. 7. Lueiniden. Bereits im speciellen Theile wurde hervorgehoben, dass an der Zugehörigkeit von Paracyclas zu den Luciniden nicht zu zweifeln sei, wenn die palaeozoischen Formen auch von Zueina s. str. zu trennen seien. Als charakteristisch ıst hervorzuheben, dass innerhalb der Gattung Paracyclas bereits eine weitgehende Diffe- renzirung der äusseren Gestalt der Schale stattgefunden hat, in- sofern als bei manchen Arten die »Lucinenfalte« deutlich ent- wickelt ist, während sie bei anderen Formen, als deren Typus P. proavia gelten kann, völlig fehlt. — WAAGEN’s Loripes atavus und proavius aus dem indischen Perm werden wohl gleichfalls zu Paracyclas zu ziehen sein, da die hervorgehobenen Eigenthümlich- keiten sich mit den Charakteren von dieser Gattung decken. Da- gegen giebt WAAGEN bei seiner Lucina progenitrix einen ver- längert kegelförmigen Seitenzahn an, und diese würde demnach die älteste bislang bekannte Zucina s. str. sein. Palaeontologischer Theil. 435 Doch bin ich der Meinung, dass L. progenitrix sowohl wie L.? bombifrons WAAGEN Astarte- Arten darstellen. WAAGEN ist die grosse äussere Aehnlichkeit mit Astarte nicht entgangen, er unterscheidet Z. progenitriz aber durch das »vollständig innerliche Ligameut«. Da WAAGEN aber nur das eine abgebildete Schloss der linken Klappe kennt, so ist die Frage, ob die vermeintliche Ligamentgrube nicht vielmehr eine Zahngrube ist, eine offene. Das Vorhandensein eines Seitenzahns ist kein Beweis gegen die Zugehörigkeit zu Astarte, da mir vorliegende Arten des Muschel- kalks deutlich, obwohl schwach entwickelt, sowohl vordere wie hintere Seitenzähne besitzen, Rudimente von Seitenzähnen bei Astartiden ja überhaupt öfter vorkommen. Rechnet man dazu den Umstand, dass der Habitus durchaus an Astarte erinnert, ganz besonders die scharf entwickelte Lunula und das ebenso deutlich eingesenkte Feldchen hinter den Wirbeln, welches die Existenz eines innerlichen Ligaments a priori unwahrscheinlich macht, .so wird man an der Zugehörigkeit der vermeintlichen Zueina:Arten zu Astarte kaum noch zweifeln können. IV. Desmodonten. Diejenigen Gruppen der devonischen Zweischalerfauna, welche ich bei den Desmodonten einreihe, sind von NEUMAYR zu seinen Palaeoconchen gestellt worden. Sie weichen insofern von den jüngeren Desmodonten ab, als mit emer Ausnahme eine Mantelbucht nirgends nachgewiesen ist. Doch wird die Woon- warp’sche Eintheilung der Lamellibranchiaten in Asiphonida und Siphonida und der letzteren in I/ntegropalliata und Sinupalhiata heute fast allgemein als eine künstliche betrachtet, welche die natürliche Stammesverwandtschaft nicht genügend zum Ausdruck bringt und schon für die jüngeren und recenten Formen zahlreiche »Ausnahmen« feststellen muss. Es ist zur Genüge bekannt, dass von nahe verwandten Formen oft die eine integropalliat, die andere sinupalliat ist; bei dem Umstande, dass die Mantelbucht von der Ent- wicklung der Siphonen und diese wiederum von der Lebensweise 987 436 Palaeontologischer Theil. der Thiere abhängig ist, kann das auch nicht auffallen. Rechne ich dazu den Umstand, dass die sinupalliaten Formen doch von integropalliaten abstammen, wie das u. A. NEUMAYR selbst für einen Theil der hierunter aufgeführten Gruppen ausgesprochen hat, so scheint es mir zweckmässiger, diese alten Formen in ein und derselben Ordnung mit ihren Nachkommen zu vereinigen, als mit Rücksicht auf die Entwicklung der Siphonen und demgemäss das Fehlen oder Vorhandensein der Mantelbucht einen künstlichen Schnitt zwischen beiden zu machen und die Stammformen der Desmodonten mit den heterogensten sonstigen Formen zusammenzuwerfen, wie es durch ihre Olassification als »Palaeoconchen« geschieht. Die Definition der Desmodonten würde, wenn man die palaeo- zoischen Stammformen einbezieht, nur dahin zu ändern sein, dass eine Mantelbucht allgemein erst bei geologisch jüngeren Formen auftritt. In der devonischen Fauna ist die Ordnung in diesem Sinne durch die Familien der Solenopsiden, Soleniden, Grammysiiden und Solenomyiden vertreten. 1. Solenopsiden. Diese von NEUMAYR aufgestellte Familie umfasst nicht klaffende gleichklappige, stark ungleichseitige, langgestreckte Formen mit weit nach vorne gerückten Wirbeln. Ober- und Unterrand sind subparallel; das Ligament liegt äusserlich, der Schlossrand ist zahnlos. Die Familie ist von den Soleniden durch die geschlossenen, nicht scheidenförmig klaffenden Schalen mit wohlentwickelten Wirbeln unterschieden. ' Wenngleich die Aufstellung dieser Familie durch NEUMAYR wohlbegründet erscheint, so muss doch die Zahl der Gattungen, welche NEUMAYR zu ihr rechnet, wesentlich eingeschränkt werden. Wirklich hierher gehörig sind nur Solenopsis, Prothyris und vermuth- lich Orthodesma und FPhthonia \). Dagegen gehören Cimitaria (= Leptodomus), Sanguinolites und Pholadella zu den Grammysüden, Palaeosolen zu den Soleniden und die deutlich bezahnte Gattung !) Phthonia lirata Hauı, Taf. 78, Fig. 14, könnte übrigens vielleicht eine Janeia sein. Palaeontologischer Theil. 457 Goniophora zu den Cypriniden. Ob Vertreter der Solenopsiden noch in jüngeren Ablagerungen auftreten, bliebe nachzuweisen, im Palaeozoicum sind sie im Carbon noch vorhanden. 2. Soleniden. Die Familie der Soleniden wird in den palaeozoischen Faunen durch die Gattungen Palaeosolen und Orthonota vepräsentirt. NEUMAYR rechnete beide Gattungen zu den Solenopsiden, weil er der Meinung war, dass ihre Schalen nicht klafften, und vereinigte deshalb Palaeosolen geradezu mit Solenopsis. Doch ist das ein Irrthum; für Palaeosolen konnte ich den Nachweis führen, dass die Schalen ebenso klaffen wie beim lebenden Solen, und bei Orthonota kann es sich nach der Greestalt der Schale nicht anders verhalten (vergl. die Abbildungen auf Taf. 73 des oft citirten Harr’schen Werkes), wenngleich die plattgequetschten, mir vor- liegenden Exemplare es nicht deutlich erkennen lassen. Palaeosolen repräsentirt den Typus des echten Solen und unterscheidet sich nur durch das Fehlen der Schlosszähnchen und die nicht beobachtete Mantelbucht. Orthonota gehört der durch mehr der Mitte genäherte Wirbel ausgezeichneten Gruppe an, welche in der Jetztwelt durch Solecurtus u. A. vertreten ist. 3. Grammysiiden. In den Grammysiiden treten uns Formen entgegen, welche schon von ZITTEL, HOERNES u. A. als Vorfahren der Pholado- myiden betrachtet werden, und deren Verwandtschaft mit dieser Familie auch von NEUMAYR nicht verkannt worden ist. Es sind meist grosse geschlossene oder klaffende Muscheln, mit gewölbter ungleichseitiger Schale, kräftig entwickelten Wirbeln, geradem oder gebogenem Schlossrande, an den sich ein meist deutliches Schlossfeld anschliesst, innerhalb dessen in vertiefter Furche das Ligament lag. Die Sculptur besteht meist aus concentrischen, oft kräftig entwickelten Rippen, bei Grammysia gesellen sich dazu noch eine oder mehrere radiale Rippen oder Furchen, bei /’hola- della eine grössere Zahl von Rippen, welche an diejenigen von 438 Palaeontologischer Theil. Pholadomya erinnern. Der Schlossrand ist zahnlos. Das Innere ist infolge der Erhaltungsweise meist nicht zu beobachten; wo eine Beobachtung möglich ist, sieht man, dass die Schale ziemlich dick war, dass Muskeleindrücke und Mantellinie deutlich ausge- prägt sind. Eine Mantelbucht ist bislang nur bei Allerısma be- obachtet worden. | Bei NEUMAYR vertheilen sich die Gattungen, welche ich zu den Grammysiiden stelle, auf die beiden Familien der Protomy- iden und Grammysiiden. Doch enthält die erste Familie einer- seits heterogene Elemente, die wie Olinopistha und Solenomya zu den Solenomyiden oder wie Euthydesma zu den Cardioliden ge- hören, andererseits schliessen sich die Formen so eng an die Grammysiiden an, welche bei NEUMAYR nur die Gattung Grammysia enthalten, dass eine Trennung beider Gruppen unangebracht ist. Es scheint, als seien auch die ersten Anfänge der Anatiniden auf die hier als Grammysiiden zusammengefassten Formen bezw. ihre mesozoischen Abkömmlinge, die »Myaciten«, zurückzuführen. Zu den Grammysiiden gehören zunächst Grammysia, Lepto- domus, von dem Sedgwickia kaum zu trennen sein dürfte, Allerisma (?= Chaenomya de KONINCK, non MEER und HAYDeEn), Sanguinolites und Pholadella. Diese kann man als Grammysiiden im eigentlichen Sinne _ betrachten. Als weiterer Kreis schliessen sich ihnen an Cardio- morpha (= Isoculia M’Coy), Pseudedmondia, Broeckia (sehr nahe verwandt der vorigen), Pachydomus, Glossites, Palaeanatina und vielleicht Protomya und Tellinopsis. 4. Solenomyiden. Die Solenomyiden, welche von NEUMAYR als Ueberrest der Palaeoconchen betrachtet und in die Familie der Protomyiden eingereiht wurden, haben bereits in der devonischen Fauna typische Vertreter, welche sich, wie oben S. 290 ff. eingehend erörtert, von den lebenden Solenomyen durch die Ungleichklappigkeit der dickeren Schalen unterscheiden. Ich habe deshalb für sie die Gattung Janeia KınG von Neuem aufgestellt, mit welcher Olinopistha ner und WORTHEN synonym ist. Palaeontologischer Theil. 439 Mit dieser Familie ist die grosse Reihe derjenigen Gruppen, welche, obwohl vielfach im Einzelnen abweichend, dennoch deut- liche Beziehungen zu den Faunen geologisch jüngerer Epochen erkennen lassen und im Allgemeinen als Stammtypen derselben charakterisirt werden können, abgeschlossen. Es empfiehlt sich daher, an dieser Stelle einen kurzen Rück- blick zu thun auf den bis jetzt behandelten grösseren Theil der Fauna. Als Resultat unserer Untersuchungen können wir die Thatsache hinstellen, dass die Verknüpfung der palaeozoischen Fauna mit derjenigen der jüngeren Formationen und mittelbar derjenigen der Jetztwelt eine wesentlich innigere ist als gemeinig- lich angenommen wird, und dass bei aller Tendenz zur Speciali- sirung der Typen im Laufe der geologischen Zeiträume doch das conservative Element eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Einzelne Typen, wie Nucula und Nuculana, haben sich seit der Silur- und Devonzeit unverändert erhalten, andere, wie die Tri- goniiden und Astartiden, sind mit ihren mesozoischen Nachkommen auf das Innigste verknüpft, noch andere, wie die Cypriniden, lassen bei dem Vorherrschen alterthümlicher Typen, welche die palaeo- zoische Zeit nicht überdauern, doch die wesentlichen Charaktere der jüngeren Formen bereits ın aller Deutlichkeit erkennen. Unter den Desmodonten haben die Soleniden und Solenomyiden gleichfalls wenigstens die äussere Form fast oder ganz unverändert bis zur Jetztzeit bewahrt, dagegen stellen die Grammysiiden einen noch wenig specialisirten Typus dar; immerhin aber sehen wir auch bei ihnen gewissermaassen die Grundlinie gegeben, welche geraden Weges zu den Pholadomyiden führt, und von der sich im Laufe der Zeiten die verschiedenen jüngeren, stärker differenzirten Typen abgezweigt haben. Dieses Resultat steht mit der zeitlichen Ver- breitung der einzelnen Gruppen ım engsten Zusammenhange: Stärker specialisirte Typen im Palaeozoicum entsprechen im All- gemeinen reicher Entwicklung in den mesozoischen Formationen, einfachere, gewissermaassen complexe Typen jenen grossen Gruppen, deren Entwicklung erst mit der Annäherung an die Jetztzeit den grössten Umfang gewinnt. Im Einzelnen stellt sich oft heraus, dass diejenigen Formen, welche den alten Typus am reinsten be- wahrt haben, in späteren Epochen mehr und mehr zurücktreten, 440 Palaeontologischer Theil. während die abgeleiteten Formen eine weit reichere Entwicklung aufweisen und jene sozusagen überwuchern. Mit den jetzt zu besprechenden NEumAYr’schen Familien der Antipleuriden, Siluriniden, COardioliden, Praecardiiden, Lunuli- cardiiden und Conocardiiden betreten wir ein Formengebiet, über dessen Abstammungsverhältnisse wir vorläufig nicht einmal Ver- muthungen zu äussern im Stande sind. Die hierher gehörigen Formen lassen ausnahmslos keinerlei Beziehungen zu den im Vor- stehenden behandelten Hauptgruppen der sozusagen »normalen« Lamellibranchiaten erkennen, denn die oft hervorgehobene Aehn- lichkeit der Cardioliden mit den Arciden und der Conocardiiden mit den Lithocardiiden beschränkt sich auf rein äusserliche Merk- male. Auch die Verwandtschaft der einzelnen Familien unter- einander ist zum Theil sehr zweifelhaft; mit Bestimmtheit können wir nähere Beziehungen zwischen Cardioliden, Praecardiiden und Lunulicardiiden feststellen, von letzteren führen dann Mittel- glieder zu den Conocardiiden, wie das NEUMAYR zuerst hervor- gehoben hat. Dagegen stehen die Antipleuriden, Silurimiden und die in unserer Fauna nicht vorhandenen, daher hier nicht be- handelten Vlastiden recht isolirt da. — Die ganze Gruppe ist um so räthselhafter, als ım Untersilur bisher nur Cardiola und Cono- cardium gefunden sind — abgesehen von dem ganz zweifelhaften »Synek« —; im ÖObersilur und den tieferen Devon-Horizonten entwickelt sich dann besonders im böhmischen Becken eine geradezu verblüffende Formenfülle, und bereits im Carbon treten uns die letzten Vertreter entgegen. Der ganze Formenkreis bildet in dieser Beziehung, sowie auch in Rücksicht auf die ungeklärten Abstammungsverhältnisse ein Analogon zu den Trilobiten. NEUMAYR stellte die hier zu behandelnden Formen mit Aus- nahme der Conocardiiden zu den Palaeoconchen. Die Conocar- diiden schienen ihm wegen der supponirten extremen Dünn- schaligkeit der Palaeoconchen nicht mit diesen vereinigt werden zu können; nach meinen im Eingange dieses Abschnitts gegebenen Darlegungen wird man diesem angeblichen Unterschiede besonderes Palaeontologischer Theil. 441 Gewicht nicht beimessen, Angesichts des Umstandes, dass, wie schon erwähnt, Bindeglieder zwischen den Conocardiiden und Lu- nulicardiiden existiren. Für die Cardioliden — zu denen ich auch die Praecardiiden rechne —, Lunulicardiiden und Conocardiiden, an deren Verwandt- schaft untereinander kaum zu zweifeln ist, könnte man eine ge- meinsame Bezeichnung einführen. Dass die Beschränkung des Namens Palaeoconchae auf diese Gruppe nicht angebracht ist, wurde oben dargelest. Dagegen scheint mir die Bezeichnung als Car- dioconchae empfehlenswerth; einerseits ist bei vielen hierher- gehörigen Formen eine äusserliche Aehnlichkeit mit Cardium vor- - handen, und zweitens ist aus eben diesem Grunde das Wort Cardium in einer ganzen Reihe der für dieselben aufgestellten Gattungsnamen enthalten. Eine Missdeutung des Namens scheint mir ausgeschlossen zu sein. Antipleuriden. Unter der Bezeichnung Antipleuriden vereinige ich NEUMAYR’s Familien der Antipleuriden und Siluriniden. Aus den zahlreichen Abbildungen von BARRANDE ergiebt sich nämlich zur Evidenz, dass zwischen Dualina und Silurina Uebergänge bestehen, sodass beide Gattungen unmöglich in zwei verschiedenen Familien unter- gebracht werden können. Man vergleiche z. B. die Abbildungen von Dwualina moderata, morosa, extranea und besonders von D. major und incongruens mit den Abbildungen der Silurinen. Von BARRANDE wurden die Silurinen als gleichklappig an- gesehen, obwohl ihm nur isolirte Klappen zu Gebote standen. Das von E. KAysEr beschriebene Exemplar von Sılurina inflata lehrt aber, dass die Schalen ungleichklappig sind, die eine ist stärker gewölbt als die andere. BAarRANDE’s Abbildungen der vermuth- lich eorrespondirenden Klappen lassen nun zwar hiervon nichts erkennen; ich hege aber die Vermuthung, dass dies darauf be- ruht, dass Silurina diejenige auffallende Eigenthümlichkeit der Ausbildung der Klappen von Antipleura und Dualina theilt, welche BARRANDE mit den Ausdrücken »valve inclinee a gauche« und 449 Palaeontologischer Theil. »valve A droite« bezeichnete, d. h. dass bei Srlurina die Falte in ein und derselben Klappe rechts oder links vom Wirbel liegen kann. Des Weiteren glaube ich dann, dass die durch nicht entwickelte Wirbel ausgezeichneten flacheren Arten S. percalva, S. artifex und S. complanata die Gegenklappen zu den als 8. dis- torta, 5. convergens und S. confortata bezeichneten darstellen. Man würde so zu genau denselben Verhältnissen gelangen wie bei Dualina, wo z. B. bei Dualina secunda, major u. A. m. auch eine gewölbtere Klappe mit wohl entwickeltem und eine flachere mit fast ganz rückgebildetem Wirbel auftritt. Zugleich würde jenes oben erwähnte höchst eigenthümliche Verhalten in der Ent- wicklung der Klappen zum Familiencharakter werden. Wenn übrigens ÜONRATH Antipleura und Dualina dadurch unterscheidet, dass bei der ersteren die Schalen in antipleuraler, bei der letzteren in normaler Stellung sich befänden, so müsste er eine ganze An- zahl von Dualinen zu Antipleura stellen, wie FRECH schon an- gedeutet hat. Das Vorstehende kann natürlich vorerst nur als Vermuthung gelten, welche durch das Studium der BARRANDE'schen Abbil- dungen hervorgerufen ist; ich bin aber der Meinung, dass bei einer Untersuchung der Frage an der Hand von reichlichem böh- mischen Material die Richtigkeit meiner Vermuthung sich heraus- stellen wird. Das aus einigen isolirten Klappen bestehende Mate- rial, welches mir zur Verfügung steht, erlaubt selbstverständlich keine grossen Schlussfolgerungen., Cardioconchen. 1. Cardioliden. NEUMAYR hat selbst schon (S. 33) hervorgehoben, dass zwischen den Cardioliden und den Praecardiiden innige Beziehungen be- stehen, ja, dass diejenigen (ardiola-Arten, welche vorwiegend radiale Senlpturelemente besitzen, sich den Praecardiiden soweit nähern, dass eine sichere Grenzziehung schwierig wird. Ich habe beim Studium der Cardioliden dieselbe Erfahrung gemacht und Palaeontologiseher Theil. 443 sehe bei den zahlreichen vermittelnden Formen keinen Grund, warum man die Praecardiiden von den Cardioliden getrennt halten soll. Ich muss allerdings dazu vorweg bemerken, dass ich mit CoNRATH Praelucina von den Praecardiiden trenne. Dagegen ge- hören manche »Isocardien« BARRANDE’s dazu, wie z. B. 7. fortior und /. antecedens, Taf. 119. Die einzigen Momente, welche zu Gunsten einer Trennung geltend gemacht werden können, sind die Sculptur, die Beschaffen- heit des Schlossrandes und die Ausbildung der Area. Es zeigt sich aber, dass alle drei von sehr schwankender Beschaffenheit sind. Bezüglich der Sculptur hat das NEumAYR selbst hervor- gehoben. Der Schlossrand ist zwar beı allen Cardioliden, welche ich kenne, nicht gezähnelt (siehe jedoch unten), allein das ist auch bei manchen Praecardiiden, sowohl Arten von Praecardium selbst, wie bei Puella, Regina u. A. der Fall. Ferner wechselt auch die Beschaffenheit der Area sehr. Während dieselbe bei vielen Car- dioliden, besonders manchen an (. interrupta sich anschliessenden, völlig das Aussehen einer Area von Arca hat, finden sich zahl- reiche andere Formen, bei denen sie niedrig, schief und vorne nicht scharf abgesetzt ist. Ja noch mehr: Bei manchen Oardio- liden, z. B. C. subconcentrica n. sp. treten die Sculpturrippen von vorne her auf die Area über und ziehen unter dem Wirbel durch, sodass wir vollkommen das Bild eines Praecardiiden- Schlossrandes bekommen. Auch die Gestalt ist endlich nicht als Unterschied zu verwenden. Während unter den Praecardiiden verhältnissmässig wenig ungleichseitige Formen auftreten, finden sich Cardiola-Arten, welche eine beträchtlich schiefe Schalenform besitzen, wie z. B. Ü. subradiata HOLZAPFEL u. A. Zieht man daher alle diese Momente in Betracht, so kommt man zu dem Schlusse, dass für diese Formen thatsächlich dasjenige gilt, was NEUMAYR für alle mit kräftiger Rippenbildung versehenen »Palaeo- conchen« ausgesprochen hat, dass sie nämlich ein für unsere Augen zusammengehöriges Ganze bilden, und in Consequenz dieser Erkenntniss muss auch die Trennung in Cardioliden und Prae- cardiiden aufgehoben werden. Alle hervorgehobenen Unterschiede können höchstens zur Trennung einzelner Gattungen verwandt 444 Palaeontologischer Theil. werden. Wir kommen somit gewissermaassen wieder auf den alten Standpunkt, welcher alle diese Formen als Cardiola beschrieb, nur ist aus der Gattung jetzt eine Familie geworden. Wenn NEUMAYR auch Uebergänge von Dualina zu Puella und Praecardium erwähnt, so beruht das wohl auf dem Umstande, dass viele » Puella«-Arten BARRANDE'S isolirte Klappen von Dua- linen sein mögen, wie das von CoNRATH besonders hervorgehoben worden ist; mit dem Fortschritt in der genaueren Kenntniss der böhmischen Fauna werden diese zweifelhaften Formen allmählich verschwinden und damit auch die »Uebergänge« wegfallen. Die nicht zu leugnenden, von FRECH schon betonten Uebergänge von Dalila zu Praelueina kommen hier nicht in Betracht, da Praelueina nicht zu den Praecardiiden gehört. Die Diagnose der Uardioliden gestaltet sich demnach wie folgt: Schalen gleichklappig, mehr oder minder gewölbt, mit kräftigen Wirbeln. Oberfläche mit radialer und concentrischer Sculptur, bald die eine, bald die andere vorwiegend. Unter den Wirbeln eine längere oder kürzere, oft nur auf der Hinterseite scharf be- grenzte, glatte, gestreifte oder mit kurzen Rippchen bedeckte Area. Schlossrand lang, gerade oder schwach gebogen, glatt oder mit zahnartigen Auskerbungen versehen, deren Zusammenhang mit Sceulpturrippen meist deutlich zu erkennen ist. Inneres unbekannt, Zu der so umgrenzten Familie der Cardioliden würden fol- gende Gattungen zu stellen sein: Cardiola, Tiariconcha, Euthydesma, Opisthocoelus, Buchiola, Puella, Regina, Praelima, Praecardium, Paracardium, »Isocardia« und »(ardium« BARR. z. Th. Bekanntlich giebt Graf KEyserLınG (Petschoraland, S. 252) an, er habe bei zwei Arten auf dem Steinkerne am Schlossrande eine Reihe kleiner Fältchen beobachtet, welche den Schlossgruben der Arcaceen entsprächen. Diese beiden Arten sind (. tenwistriata MÜNSTER und (. artieulata MÜNSTER bei KEYSERLING, S. 253; nicht, wie noch bei FISCHER, S. 981, zu lesen ist, Buchrola retrostriata. Leider hat KEYSERLING keine Abbildungen davon gegeben, aus der Beschreibung scheint aber hervorzugehen, dass diese Fältchen Palaeontologischer Theil. 445 thatsächlich auf der Area auftreten. Nun ist es zwar für (. tenw- striata fraglich, ob sie zu Cardiola gehört — NEUMAYR rechnet sie zu Paracardium, vielleicht gehört sie aber zu Pleurodonta —, dagegen ist Ü. articulata zweifellos eine echte Cardiola, und dies wäre dann der einzige Fall, wo bei einer (ardiola eine an Prae- cardium erinnernde Beschaffenheit des Schlossrandes sicher nach- gewiesen wäre, falls die »Fältchen« thatsächlich eine Zähnelung des Schlossrandes verursachen. Radial angeordnete Rippen auf der Area von Cardiola sieht man auf BARRANDE’s Tafeln mehr- fach; bei einer Abbildung, Fig. 31 auf Taf. 177, ein Exem- plar von (. contrastans darstellend, sind sogar auf der hinteren Seite der Area, wo anscheinend noch ein Stückchen Schale sitzt, feine, senkrecht zum Schlossrande stehende Leistchen angezeben; eine Crenelirung des Schlossrandes ist indessen nicht dargestellt, vielmehr erscheint derselbe auf dem scheinbar nicht mit Schale bedeckten vorderen Theile der Area glatt. ä 2. Lunulieardiiden. Die Lunulicardiiden bilden eine Uebergangsgruppe zwischen Cardioliden und Conocardiiden, was von NEUMAYR zuerst hervor- gehoben worden ist. Die zu dieser Familie gehörigen Formen zeichnen sich durch eiförmig viereckigen oder dreieckigen Umriss der Schalen aus. Vor den Wirbeln liegt eine mehr oder minder grosse, gewöhnlich als Lunula bezeichnete Aushöhlung der Schale, innerhalb deren die Schale entweder geschlossen ist oder mehr oder minder weit klaftt. Diese klaffende Oefinung ist wohl als Byssus-Ausschnitt zu deuten. Bei den typischen Formen ist der Schlossrand gerade und besitzt eine niedrige kurze, gestreifte Ligamentarea. Die Wirbel sind meist prosogyr, bei einer Gattung (Chaenocardiola) dagegen opisthogyr, was aus der Lage der Ligamentarea hervorgeht. Das Innere ist unbekannt. Die typi- sche Gattung ist Lunuhcardium MÜNSTER; freilich ist dieser Name stark einzuschränken, wie oben S. 358 ff. dargelegt worden ist. An diese schliesst sich die Gattung Patrocardium FISCHER emend. NEUMAYR an, welche die vorne geschlossenen Formen 446 Palaeontologischer Theil. mit eingesenkter oder flacher Vorderseite umfasst; an diese reihen sich des Weiteren die Gattungen @oniophorella FRECH (= Amita NEUMAYR, non DBARRANDE) und ZLeptynoconcha FRECH (Tenka BARRANDE), welche sich durch sehr spitz dreieckige Gestalt mit geschlossener Vorderseite auszeichnen, vielleicht aber zu vereinigen sind. Einen besonders scharf charakterisirten Typus stellt endlich die Gattung Chaenocardiola dar. Sie zeichnet sich, wie schon bemerkt, durch rückwärts gewendete Wirbel aus, hat eine sehr lange, deutlich klaffende Vorderseite und dreieckig eiförmigen Umriss. Ob die ungleichklappigen Gattungen Mila und Matercula zu den Lunulicarduden zu ziehen sind, scheint mir nicht sicher; sie nähern sich schon sehr Dualina und sind daher vielleicht besser bei den Antipleuriden unterzubringen. Ist bei den vorstehend als Glieder der Lunulicardiiden ge- nannten Gattungen eine Verwandtschaft unter einander immerhin zu erkennen, so lässt sich betrefis der Gattung Prosochasma das nicht behaupten; vielmehr stellt dieselbe einen durch die klaffende Vorderseite allerdings an die typischen Lunulicardiiden gemahnen- den, im Uebrigen aber scheinbar abweichenden Typus dar, der ab- gesehen von der Mytilus- bezw. Myalina- ähnlichen Gestalt sich besonders durch den Besitz nur eines subcentralen, zweitheiligen Muskeleindrucks auszeichnet, welchen ich bei Exemplaren ver- schiedener Arten beobachten konnte Nach der Analogie der Monomyarier würde man diesen Muskeleindruck als dem hinteren Adductor der Homomyarier homolog aufzufassen haben und an- nehmen müssen, dass der vordere Muskeleindruck, von dem ich nirgends eine Spur habe entdecken können, verloren gegangen ist. Möglich wäre es aber auch, dass der zweitheilige Muskel- eindruck die aneinander gerückten beiden Schliessmuskel reprä- sentirte, wie das NEUMAYR für Tridacna annimmt. Um die Schale verläuft, ohne den Muskeleindruck zu berühren, die Mantellinie. Wir haben somit, abgesehen von der Zweithei- lung des Muskels, das Bild der Muskulatur von Avscula oder Spondylus. Nimmt man zu diesen inneren Merkmalen die wie oben erwähnt, an Mytilus oder Myalina erinnernde Gestalt, Palaeontologischer Theil. 447 ferner das Auftreten einer kleinen undeutlichen Ligamentarea hinter den Wirbeln, so gewinnt es fast den Anschein, als stelle Prosochasma einen etwa von Myalina abzuleitenden Typus dar, der also zu den Heteromyariern zu rechnen wäre, wenn man mit FRECH unter dieser Bezeichnung die sonst als Monomyarier und Heteromyarier getrennten Gruppen zusammenfasst. Immerhin ist diese Frage noch nicht als spruchreif anzusehen; es ist meines Erachtens nicht ausgeschlossen, dass Prosochasma doch zu den Lunulicardiiden in Beziehungen steht und zwar etwa an Chaeno- cardiola in derselben Weise sich anschliesst, wie Tridacna durch Lithocardium und Byssocardium mit den Cardiiden verbunden ist. Hierfür spricht besonders der für Heteromyarier ungewöhnliche Muskeleindruck. Mit Rücksicht auf diese Möglichkeit ziehe ich es vor, die Gattung einstweilen bei den Lunulicardiiden zu belassen. 3. Conocardiiden. Wie bereits bei der Gattungsbeschreibung von Conocardium dargelegt worden ist, hat NEUMAYR den Nachweis geführt, dass Conocardium zu den Lunulicardiiden in Beziehung gebracht werden muss, auch habe ich a. a. O. bereits darauf hingewiesen, dass das in der Reihe noch fehlende Mittelglied durch Conocardium Lyelli D’A.-V., für das ich die Gattung Conocardiopsis aufgestellt habe, gebildet wird, da es einerseits ein Analogon des klaffenden Hinter- endes der Conocardien, andererseits an Stelle des Schnabels der letzteren den Ausschnitt der Lunulicardiiden besitzt. Auch in der Schalstructur schliesst sich ©. Lyelli, soweit zu beobachten, mehr an Conocardium an, und ich stelle die Gattung daher nicht zu den Lunulicardiiden, sondern zu den Conocardiiden. So befriedigend nun auf den ersten Blick auch diese An- reihung der Conocardien an jene Familie erscheint, und so sehr ich davon überzeugt bin, dass sie den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, so ist es doch billig, zwei Punkte hervorzuheben, welche dagegen zu sprechen scheinen. Der eine ist die bekannte, oben andere de beschriebene eigenthümliche Structur der Schale, der eingehend rUmstand, dass wir Lunulicardien erst aus dem Ober- 448 Palaeontologischer Theil. silur 1), Conocardien dagegen schon aus dem Untersilur kennen. Dem letzteren Einwande könnte man allerdings mit dem Hin- weise begegnen, dass wir die untersilurischen Lunulicardien eben nur noch nicht kennen, dass ihre Existenz aber, mit Rück- sicht auf die reiche und stark differenzirte Entwicklung im Ober- silur, in hohem Grade wahrscheinlich ist. Schwierig dagegen ist der aus der Structur hergeleitete Einwand zu widerlegen, da bei den Lunulicardien bislang keinerlei Andeutung einer ähnlichen Structur beobachtet worden ist. In dieser Beziehung stehen wir vorläufig noch vor einem ungelösten Räthsel, welches einen ganz analogen Fall bildet zu den Verhältnissen bei den Chamiden, deren Structur noch am ersten an diejenige von (onocardium er- innert. Wie aber bei diesen die eigenthümliche Schalstructur als etwas später Erworbenes angesehen werden und die Ab- stammung von Formen mit normaler Schalstructur vorausgesetzt werden muss, mögen diese Stammformen nun bei den Megalodon- tiden zu suchen sein oder nicht, so wird man auch bei den Cono- cardiiden nicht umhin können, normal struirte Vorfahren anzu- nehmen, und dann kann die Entscheidung nur dahin ausfallen, dass von diesen noch unbekannten, etwa im Cambrium zu suchen- den Stammformen sowohl Lunulicardiiden wie Conocardiiden ab- zuleiten sind. 1) Barranpe führt zwar Lunulicardiiden aus dem Untersilur auf, diese stammen aber aus »Colonien«. OR Geoloeischer Iheil. Neue Folge. Heft 17. Die geologische Verbreitung der Zweischaler im rheinischen Devon und ihre Bedeutung | für die Stratigraphie. Als ich die Bearbeitung der vorstehend beschriebenen Fauna in Angriff nahm, war mein Bestreben von vornherein darauf ge- richtet, zu untersuchen, ob die Zweischaler des Devon in der That zur Altersbestimmung der sie beherbergenden Schichten, wie dies die yorwiegende Meinung ist, wenig oder gar nicht verwendbar seien, oder ob die Untersuchung Thatsachen ergeben würde, welche geeignet sind, jene Meinung, wenn nicht ganz, so doch zum Theil zu widerlegen. Aus der Lebensweise der Lamellibranchiaten kann ein Schluss in der Richtung auf ihre Untauglichkeit für die Zwecke der Strati- graphie nicht von vornherein gezogen werden. Dass sie weniger zur Charakterisirung bestimmter Zonen geeignet sind als die Ammo- nitiden, ist von vornherein zuzugeben; allein Ammonitiden fehlen in zahlreichen Schichteneomplexen bekanntlich ganz oder fast ganz, und in diesen Fällen muss man sich schon nach einem Ersatz umsehen. Es bleiben dafür ım Wesentlichen die Brachiopoden und Zweischaler übrig. Die Brachiopoden sind nun bekanntlich in ausgedehntestem Maasse zur Kennzeichnung bestimmter Horizonte verwandt worden, obwohl sie in Bezug auf ihre Lebensweise und ihre Verbreitung sich nicht so wesentlich von den Zweischalern unterscheiden, dass hieraus ein Argument für ihre bessere Ver- 29* 452 Geologischer Theil. wendbarkeit gegenüber den letzteren hergeleitet werden könnte. Der Hauptgrund, weshalb die Brachiopoden so bevorzugt worden sind, liegt meines Erachtens darin, dass die Palaeontologen sich von jeher mit ihnen im Allgemeinen weit eingehender beschäftigt haben als mit den Zweischalern, die bis in die neueste Zeit hinein meist recht stiefmütterlich behandelt worden sind, und deren Kenntniss infolgedessen weit hinter jener der Brachiopoden zurück- steht. Eine weitere Folge hiervon war es wiederum, dass auch bei den Aufsammlungen in den verschiedenen Schichten des Devon den Zweischalern oft nicht genügende Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sodass die meisten Sammlungen, wenigstens aus der älteren Zeit, durchaus kein getreues Bild des Vorkommens bezw. der Häufigkeit der Zweischaler liefern. Es liegt daher der Schluss nahe, dass die vorherrschende Meinung von dem geringen Werthe derselben für stratigraphische Zwecke nicht in der Sache selbst begründet, sondern das Resultat einer Verkettung von äusseren Umständen ist, welche keinerlei Beweiskraft besitzen. Im Nachfolgenden will ich daher versuchen, nur gestützt auf den von mir behandelten Theil der Zweischaler- fauna, die einzelnen im Devon unterschiedenen Horizonte zu diseutiren. Das Ergebniss dieser Discussion wird für die Frage der Verwendung der devonischen Lamellibranchiaten für die Zwecke der Stratigraphie entscheidend sein. Wenn man die geologische Verbreitung der Zweischaler im rheinischen Devon auf jene Frage hin untersuchen will, so muss man von den bislang veröffentlichten Listen ın den Arbeiten der verschiedenen Forscher, welche sich mit der Gliederung des rhei- nischen Devon beschäftigt haben, völlig absehen. Und das aus zwei Gründen. Der Hauptgrund ist der, dass die Fauna, wie bereits betont, bislang zu unvollständig bekannt war, daher auch die veröffent- lichten Listen in Bezug auf die Zweischaler von vornherein den Stempel der Lückenhaftigkeit tragen. Aus derselben Thatsache folgt der weitere Grund, dass manche Formen, die in der That neue Arten darstellen, unter dem Namen einer bereits beschriebenen Geologischer Theil. 453 ähnlichen Art figuriren, sodass jemand, der Vergleiche auf Grund solcher Listen anstellen wollte, unbedingt zu falschen Schlussfolge- rungen entweder in Bezug auf das Alter der betreffenden Schichten oder aber in Bezug auf die Verbreitung der genannten Formen gelangen müsste. Es wird genügen, wenn ich daran erinnere, dass 2. B. Grammysia hamiltonensis, Cardiola retrostriata und Conocar- dium aliforme aus allen möglichen Horizonten und von den ver- schiedensten Fundpunkten angeführt werden. Ich beschränke mich daher im Nachfolgenden streng auf das Material, welches ich von den verschiedenen Punkten selbst habe untersuchen können. Dass ich wenigstens ein annähernd richtiges ‚Bild der Verbreitung der Lamellibranchiaten in den verschiedenen Horizonten zu geben im Stande bin, verdanke ich, soweit es das Unterdevon betrifft, ganz wesentlich der grossen Sorgfalt, mit der die Herren FOLLMANN und MAURER Jahre lang an den einzelnen Fundpunkten gesammelt haben. Die Sammlungen dieser beiden Herren, von denen die FOLLMANN’sche inzwischen in den Besitz der Königl. geologischen Landesanstalt übergegangen ist, bieten vereint die vollständigste Uebersicht der Verbreitung der rhei- nischen Unterdevonfauna, nicht nur der Lamellibranchiaten, welche zur Zeit denkbar ist. Es erübrigt noch eine kurze Bemerkung betreffs der von mir herrührenden Bestimmungen der Zweischaler in den Listen, welche von den Herren FREcH (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLI, S. 175 ff.) und FoLLmann (Ueber die unterdevonischen Schichten bei Coblenz) veröffentlicht worden sind. Die Angaben in der Frec#’schen Arbeit, soweit sie ausdrücklich als von mir herrührend bezeichnet sind, stammen aus einer Zeit, in der ich mit der Bearbei- tung der Fauna eben erst begonnen hatte, sind infolgedessen natur- gemäss lückenhaft und tragen in Bezug auf die Bestimmungen zum Theil einen provisorischen Charakter. Die Angaben in der Abhandlung FoLLmann’s, obwohl späteren Datums, beziehen sich ausschliesslich auf die erste Sendung, welche ich von Herrn Forr- MANN erhielt, der aber im Laufe der Jahre noch drei weitere ge- folgt sind. Die Angaben entbehren daher gleichfalls der wünschens- werthen Vollständigkeit, und auch einzelne der damals gebrauchten 454 Geologischer Theil. Namen haben infolge besserer Erkenntniss seither anderen Platz machen müssen. Wo daher die Angaben in jenen Listen, soweit ich dafür ver- antwortlich bin, mit den hier veröffentlichten in Widerspruch stehen, verliert die ältere Angabe ihre Gültigkeit. I. Das Unterdevon. Obwohl die Ansichten über die Gliederung des Unterdevon sich in den letzten Jahren mehr und mehr geklärt haben und das von E. KAYsEr aufgestellte und bei den Aufnahme-Arbeiten der Königl. geologischen Landesanstalt zur Anwendung gelangende Schema wenigstens in seinen Grundzügen jetzt wohl ziemlich all- gemein anerkannt wird, schwanken doch die Meinungen über die Stellung einzelner Schichtencomplexe noch heute. Es wird sich daher empfehlen, in den nachfolgenden Betrachtungen auch auf diese Fragen einzugehen, soweit das hier zur Besprechung ge- langende Material es gestattet. 1. Der Taunusquarzit. Das älteste versteinerungsführende Niveau des rheinischen Devon stellt bekanntlich der Taunusquarzit dar. Die Zweischaler- fauna desselben, soweit sie bis jetzt bekannt ist, ist eine recht ärmliche. Sie besteht aus folgenden Arten: Ütenodonta migrans, Ledopsis taunica, Myophoria sp. ind. Oypricardella bicostula, » subrectangularis, Prosocoelus pes anseris, Goniophora trapezoidalis, » excavata, Grammysia taunica, Geologischer Theil. 455 Von diesen Arten sind Ledopsis taunica und Goniophora trapezoidalis bislang nur im Taunusquarzit gefunden; die beiden Cypricardella- Arten, Goniophora excavata und Grammysia taunica finden sich auch in der Siegener Grauwacke wieder, Ütenodonta migrans und Prosocoelus pes anseris endlich gehen bis in die unteren Coblenzschichten hinauf. Die Myophoria ist wegen un- günstiger Erhaltung einstweilen nicht sicher zu bestimmen. 2. Der Hunsrückschiefer. Der Hunsrückschiefer ist bekanntlich faciell ganz abweichend entwickelt; er ist nach petrographischer Beschaffenheit und Fauna am ersten den Wissenbacher Schiefern vergleichbar. Es kann daher auch nicht auffallen, dass die in ıhm auftretenden Zwei- schaler ganz anders geartet sind als diejenigen des Taunusquarzits oder der Siegener Grauwacke. Es treten folgende wenige Arten auf, welche sämmtlich auf ıhn beschränkt sind: Ctenodonta millestria, » gemündensıs, Puella Grebei, » elegantissima, Cardiola bicarinata, » reliqua. 3. Die Siegener Grauwacke. Etwas reicher ist die Fauna des räumlich sehr ausgedehnten Schichtencomplexes, welcher als Siegener Grauwacke bezeichnet und mit Taunusquarzit + Hunsrückschiefer parallelisirt wird. Sie setzt sich aus folgenden Arten zusammen: Modiomorpha carinata, .» bilsteinensis, 5 » elevata, » siegenensis, » praecedens, 456 Geologischer Theil. * Cucullella elliptica, » truncata, » COtenodonta gibbosa, » migrams, T Cypricardella bicostula, + » subrectangularis, » acuminata, Carydium gregarium, Prosocoelus pes anseris, T Goniophora ewcavata, » bipartita, Sphenotus soleniformis, T Grammysia taunica, » inaeqwalis, 3 2» irregularis, R » ovata, " Leptodomus latus, * (onocardium rejlewum. Von diesen Arten sind die gesperrt gedruckten auf diesen Horizont beschränkt, die mit einem f versehenen kommen auch im Taunusquarzit vor, gehen aber über die Siegener Grauwacke nicht hinaus; die mit einem Sternchen bezeichneten erscheinen hier zum ersten Male. 4. Das Porphyroid von Singhofen. Der Fundpunkt bei Singhofen ist seit langen Jahren bekannt durch seine ganz besonders an Lamellibranchiaten reiche Fauna. Ich habe von dort folgende Arten untersuchen können: Fr Modiomorpha simplex, = Ctenodonta callifera, Cucullella solenordes, » affinis, Myophoria cf. inflata, * » cf. Roemeri, » Proteus, Geologischer Theil. 457 Cypricardella curta, » unioniformis, Carydium gregarium, Prosocoelus pes anseris, T Goniophora cf. bipartita, Palaeosolen costatus!) Grammysia Beyrichi, ® » abbreviata, » ovata, * Leptodomus striatulus, » acutirostris, » medius, » latus, Regina advena. Von diesen Arten sind die gesperrt gedruckten im rheinischen Devon auf diesen einen Fundpunkt beschränkt; die in gewöhn- licher Schrift gedruckten ohne Zeichen kommen schon in tieferen Schichten vor, während die mit einem * versehenen hier zuerst auftreten und die mit einem 7 bezeichneten erlöschen. Ueber das Alter der Singhofener Schichten gehen die Meinungen bekanntlich noch auseinander. Während Koch sie als Facies der unteren Coblenzschichten ansah, stellte KAYSER sie an die Grenze der Hunsrückschiefer und unteren Coblenzschichten. FRECH betrachtet sie als unterstes Glied der unteren Coblenz- schichten, v. SANDBERGER stellt sie als besondere Stufe zwischen die Hunsrückschiefer (Rbipidophyllen- Schiefer v. SANDBERGER) und die unteren Coblenzschichten. Zuletzt hat sich HoLzArFEL (Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein, S. 54 ff.) über das Alter der Porphyroide von Singhofen, Lollschied u. A. ausgesprochen. Er sieht in ihnen Einlagerungen in den unteren Ooblenzschichten und erklärt die Eigenthümlichkeiten der Fauna durch die abweichende Facies. !) Nach E. Kayser (Jahrb. d. geol. Landesanst. 1880, S. 265) soll allerdings Solen costatus? auch in der Gegend von Siegen vorkommen. Es ist mir nicht bekannt, auf welches Material sich diese Angabe Kavyser’s bezieht. 458 Geologischer Theil. Ohne mich dem Gewicht der von HOLZAPFEL für seine Auf- fassung angeführten Gründe zu verschliessen, muss ich doch her- vorheben, dass es mir nicht ganz zweifellos zu sein scheint, ob die eigenthümlichen Formen der Singhofener Schichten in der That nur auf Faciesverschiedenheit zurückzuführen sind. Das Vorkommen des im rheinischen Devon auf Singhofen beschränkten Palaeosolen costatus in den doch faciell gewiss nicht gleichartigen Quarziten des Dürrberges bei Würbenthal im Altvatergebirge, worauf ich später noch zurückkomme, in Verbindung mit der anderen Thatsache, dass in den Porphyroiden von Bodenrod bei Butzbach und Wernborn bei Usingen an Stelle der beiden Oypri- cardellen von Singhofen Cypricardella elongata und C. subovata, typische Untercoblenz-Formen, auftreten, scheint mir diese Deu- tung nicht eben zu bekräftigen. Darin allerdings muss ich HoLz- APFEL auf Grund der Zweischalerfauna beistimmen, dass eine Zurechnung als oberstes Glied zu den Hunsrückschiefern oder die Aufstellung einer besonderen Stufe für das Porphyroid von Singhofen nicht angängig ist. HoLzAPFEL betont mit Recht, dass dem Auftreten neuer Formen für die Altersbestimmung eines Horizonts grösseres Gewicht beigemessen werden muss als den aus tieferen Stufen bis in diesen aufsteigenden. Die Zweischaler- fauna der Singhofener Schichten trägt nun allerdings einen Unter- coblenz-Charakter; es kann sich nur darum handeln, ob man in ihnen einen besonderen Horizont an der Basis der unteren Coblenz- schichten erblicken soll oder nicht, eine Frage, die mir auch durch HorzArFEL’s Ausführungen noch nicht endgültig gelöst zu sein scheint. 5. Die unteren Coblenzschichten im eigentlichen Sinne. Mit den unteren Coblenzschichten im eigentlichen Sinne, d.h. mit Ausschluss der Singhofener Schichten und der »Haliseriten- schiefer«, beginnt eine wesentlich reichere Entwicklung der unter- devonischen Zweischalerfauna. Da die von einigen Autoren als besondere höhere Stufe der unteren Coblenzschichten betrachteten Schichten vom Nellenköpfchen, von St. Johann (Zenscheid) und Geologischer Theil. "459 Arrenrath unten besonders besprochen werden, so sind die an Zweischalern reichsten Punkte in der nachstehenden Liste nicht enthalten, immerhin zeigt sich aber, dass die Lamellibranchiaten- fauna der unteren Coblenzschichten weit reichhaltiger ist, als bisher angenommen wurde. Ich konnte von den verschiedensten Fund- punkten im Ganzen die folgenden Arten untersuchen: ? = Modiola antiqua, Modiomorpha simplez, = » Follmannı, T » elevata, » intermedia, ”" Nuculana Frechi, Otenodonta unioniformis (durch SANDBERGER von Sing- hofen beschrieben), 2 » ° Maureri, = » Oehlert;, » lamellosa, » megaptera, » mosellana, » ledordes, Öueullella elliptica, » truncata, . » cf. triguetra, » solenoides, » longiuscula, Ledopsis robusta, » callifera, ” Myophoria circularis, = » ovalıs, ? = Cypricardella elongata, 5 » subovata, » elegans, » afl. elegans, Prosocoelus pes anseris, > aff. pes unseris, + Carydium gregarium, 460 Geologischer Theil. ! * Carydium sociale, fe Oypricardinia crenistria, * Goniophora Schwerdi, * » eifeliensis, = » rhenana, » Stürtzi, * Palaeosolen simplez, » ? sp. ind. * Grammysia marginata, * » nodocostata var. eifeliensis, » irregularis, * » expansa, = » prumiensis, » ovata, + » abbreviata, * Leptodomus Barroisı, » latus, T Conocardium cf. reflesum. Die Beziehungen dieser gegenüber den bislang veröffent- lichten Listen um mehr als die doppelte Zahl von Arten reicheren Fauna zu den Schichten vom Nellenköpfchen, von St. Johann und Arrenrath werden unten besprochen. In dieser Liste bedeutet ge- sperrter Druck wiederum, dass die betreffenden Arten auf die unteren Coblenzschichten beschränkt sind, ein Kreuz bedeutet das Erlöschen, ein Stern das erste Auftreten einer Art. Die in ge- wöhnlicher Schrift gedruckten Arten ohne Zeichen kommen schon in tieferen Schichten vor und steigen in höhere hinauf. Die erhebliche Zahl derjenigen Arten, welche zuerst in den unteren Coblenzschichten auftreten bezw. auf diese beschränkt sind, dürfte die Selbständigkeit der Fauna der unteren Coblenz- schichten sowohl nach unten wie nach oben hin zur Genüge dar- thun. Nur eine geringe Zahl von älteren Formen tritt hier zum letzten Male auf, während einige Arten schon tiefer vorhanden sind und höher hinaufgehen. Geologischer Theil. 461 6. Die Schichten vom Nellenköpfchen, von St. Johann und Arrenrath. MAURER und FOLLMANN betrachten die Schichten vom Nellen- köpfchen und von St. Johann als eine besondere Stufe über den unteren Ooblenzschichten. FRECH weist bezüglich der Schichten am Nellenköpfchen diese Auffassung zurück, trennt dagegen die Schichten von St. Johann, denen, wie FOLLMANN gezeigt hat, die Schichten von Arrenrath entsprechen, als ein höheres Niveau inner- _ halb der unteren Coblenzschichten von der Hauptmasse der letzteren ab. KAYsER und HOLZAPFEL halten überhaupt eine Abtrennung der hier zu behandelnden Schichten für unstatthaft. Da dieselben reich an Zweischalern sind, so ist die Untersuchung, ob aus diesen Schlüsse in der einen oder anderen Richtung gezogen werden können, von um so grösserem Interesse. Die nachfolgende Tabelle dient zur leichteren Uebersicht der Verbreitung. | | In den Untere | Coblenz- | 7 ger ellen: St. Jo- | Coblenz- | quarzit Sa Namen der Arten ns hann- |schichten | bezw. SE 0 Arrenrath| (+ Sing- | höher al hofen) | hinauf- ae gehend Modiola antigua ai Sn = In ? Modiomorpha simplex =t- — ai a5 = » elevata . 7 air =: TE Zn Nuculana securiformis Ar — Fr ai 32 » Frech . Sr _ - 7 u Otenodonta unioniformis . SF aim Ar = Er » Maureri te Sr ar == En » planiformis Sn =tz Te == — » demigrans ie ar 7 Ei == » migrans ts — ? = ai » Bertkaui . Ze == Zen I Zu » elegans Zr ar = Br u » callifera SF I + zu FF » Kayseri — Sr 7m St Er 462 Geologischer Theil. In den So Cohen» qua Namen der Arten hann- schichten. ea Sen Arrenrath| (+ Sing- höher ae hofen) | hinauf- gehend Ctenodonta Oehlerti + — Ar = 2 » Halfari + — a Ex u Cueullella solenoides + — une AN Ab » elliptica . Ez — rl AL an » truncata + + = u | = Myophoria Johannis . . . — + — N. Cypricardella elongata . . —_ == a2 £- ? » subovala . . — + = Zen ar} Crassatellopsis Hauchecornei _ -- SB pt Prosocoelus pes anseris . + + == — ie Carydium sociale . . . . + = n an ? Paracyclas marginata . . = + — Zu ar: » TASCHE _ + — lodanensis, » Mülleri, » Ahrendl, Ütenodonta demigrans, » primaeva, » daleidensis, » tumida, » prisca, » minuta, » ef. curta, > aff. neglecta, Cucullella solenoides, ? » elliptica, » truncata, » cf. triquetra, Ledopsis confluentina, ? Myophoria inflata, » circularis, » Minor D) » peregrina, Crassatellopsis Hauchecornei, Prosocoelus consobrinus, 0 cf. ellipticus, » et. orbweularvs, Carydium sociale, Paracyclas marginata, » rugosa, Uypricardinia crenistria, Geologischer Theil. 467 Goniophora nassoviensis, » Schwerdi, » applanata, Palaeosolen eife liensis ; Grammysia obscura, » marginata, » Johannis, 2 ; ® » anomala var. rhenana, » expansa, » Pprumiensis, Leptodomus striatulus, » posterus, Allerisma inflatum, » mosellanum, Puella bellistriata, Conocardium Zeileri, » rhenanum. Wie man sieht, ist diese Fauna fast die reichste von sämmt- ichen unterdevonischen Zweischalerfaunen und besteht zum guten Theile aus — gesperrt gedruckten — Arten, welche in tieferen Schichten bislang nicht nachgewiesen sind. Es wäre nun von grossem Interesse, zu untersuchen, ob eine Zweitheilung der oberen Coblenzschichten, wie FOLLMANN will, oder gar eine Dreitheilung, wie sie MAURER vorgeschlagen hat, durchführbar ist. Allein dazu reicht das Material vorläufig noch nicht aus. Doch habe ich immerhin den Eindruck gewonnen, dass eine weitere Gliederung der oberen Coblenzschichten wenig- stens nach unserer heutigen Kenntniss durch die Beschaffenheit der Zweischalerfauna nicht begünstigt wird. Es ist ja nicht zu leugnen, dass einzelne Arten auf bestimmte Fundorte bezw. Hori- zonte beschränkt zu sein scheinen, aber das sind meist Selten- heiten, die, wie Modiomorpha circularis, bisher nur in einem oder doch nur wenigen Exemplaren vorliegen, und die man vorläufig wenigstens keinenfalls zur Abgrenzung verschiedener Niveaus ver- wenden darf. MAURER führt zwar für die drei Abtheilungen, in 30* 468 Geologischer Theil. welche er die oberen Coblenzschichten gliedert, jeweils auch eine Anzahl Zweischaler als eigenthümlich auf, aber abgesehen davon, dass die Bestimmungen zum Theil der Correctur bedürfen, werden diese Angaben durch das Material anderer Sammlungen grossen- theils widerlegt, sodass von den eisenthümlichen Formen bis auf die oben erwähnten einzelnen Arten wenig oder nichts übrig bleibt. — Eine Vermuthung, welche sich mir bei der Untersuchung aufgedrängt hat, möchte ich nieht unerwähnt lassen. Sie betrifft die Schichten von Daleiden. Diese werden, wie bekannt, all- gemein !) den oberen Coblenzschichten zugerechnet. Bezüglich der versteinerungsreichen Schiefer dieses Fundortes ist dies auch ohne Weiteres zuzugeben, dagegen fragt es sich, ob es auch für die in allen Sammlungen verbreiteten abgerollten Steinkerne und Sculptursteinkerne gilt. Die Hauptmasse derselben besteht ja allerdings aus Arten, welche in den oberen Coblenzschichten ver- breitet sind, aber vereinzelt kommen unter ıhnen auch Formen vor, welche der Fauna dieser Schichten sonst fremd sind, viel- mehr auf Mitteldevon deuten. Dahin gehören Allerisma Münsteri, Janeia laevigata, truncata und compressa, sowie vermuthlich Gonio- phora sulcata und Cardiola infirma. Diese Arten liegen mir von Daleiden in genau demselben abgerollten Zustande vor, wie die übrigen Petrefacten. Es scheint mir daher mit nichten ausge- schlossen zu sein, dass alle abgerollten Versteinerungen sich auf secundärer Lagerstätte befinden, wodurch das Zusammen- vorkommen von Arten des Unterdevon mit solchen des Mittel- devon jedes Auffällige verlieren würde. Jedenfalls dürfte eine Untersuchung dieser Frage sehr angebracht sein. I) Herr Grese parallelisirt allerdings in neuester Zeit die Daleider Schichten mit den Wissenbacher Schiefern und rechnet sie daher zum Mitteldevon. Diese Parallelisirung erscheint aber bei der völlig verschiedenen Fauna beider Schichten- complexe schwach begründet, zumal Herr Grese selbst weiter anführt, dass die über den Daleider Schichten folgenden Schiehten an ihrer Basis an mehreren Stellen körnige Rotheisensteine mit Spirifer cultrjjugatus führen. Diese gelten aber allgemein als Grenzhorizont des Unterdevon, die Daleider Schichten stehen also im oberen Unterdevon ganz an richtiger Stelle. Geologischer Theil. 469 Ueberblicken wir nun noch einmal die im Vorstehenden be- handelten Zweischalerfaunen der verschiedenen Horizonte des Unter- devon, so finden wir — abgesehen von der ganz abweichenden Fauna des Hunsrückschiefers —, dass im Unterdevon im Wesentlichen drei verschiedene Faunen zu unterscheiden sind. Diese ent- sprechen den drei Hauptstufen desselben, der Siegener Stufe, der unteren Coblenzstufe und der oberen Coblenzstufe.. Neben einer Anzahl von Arten, welche in zweien oder gar in allen dreien verbreitet sind, finden wir in jeder Stufe eine Reihe von Formen, welche auf diese beschränkt sind. Die Fauna des Taunusquarzits und der Siegener Grauwacke ergab sich als eng verknüpft, die Singhofener und diejenige der »Haliseritenschiefer« gliedern sich in die Fauna der unteren Coblenzschichten ein, der Ooblenzquarzit erwies sich nach seiner Fauna als eng verbunden mit den oberen Coblenzschichten. Die Vertheilung der Zweischaler entspricht mithin durchaus der auf die Verbreitung der Brachiopoden ge- gründeten Gliederung des Unterdevon. Für dieses dürfte die Frage, ob die Lamellibranchiaten für die Zwecke der Stratigraphie verwendbar, ob sie als Leitfossilien zu verwerthen seien, demnach in bejahendem Sinne entschieden sein. Dass eine Reihe von Arten nicht niveaubeständig ist, vermag an diesem Resultat nichts zu ändern, das Gleiche ist auch bei den Brachiopoden der Fall, und es steht diesen Arten eine grosse Zahl von solchen gegenüber, welche auf bestimmte Horizonte beschränkt sind. Es wird dies besonders bei einem Blick auf die Tabelle am Schlusse dieses Theils in die Augen fallen, in der nur die drei Haupt- stufen des Unterdevon unterschieden sind. Die Quarzite des Dürrberges bei Würbenthal ım Altvatergebirge. Anhangsweise möchte ich hier noch kurz auf die bekannten Unterdevon-Quarzite im Altvatergebirge eingehen, da mir aus diesen eine zum Theil im Besitz des verstorbenen Herrn HALFAR befindlich gewesene, zum Theil dem Breslauer Universitätsmuseum gehörige Suite von Zweischalern vorliegt. 470 Geologischer Theil. Die Fauna enthält allerdings nur wenige Arten; es sind: Palaeosolen costatus, Grammysia ovata, » abbreviata, Leptodomus latus (= Edmondia? acutangula F. RoEM.). Legt man den Maassstab der Verbreitung dieser Arten im rheinischen Unterdevon zu Grunde, so würde man für die Quar- zite eine Stellung an der oberen Grenze der Siegener Grauwacke bezw. der unteren Grenze der unteren Coblenzschichten erhalten, vielleicht sie mit den Singhofener Schichten vergleichen können. E. Kayser hat nun zwar (Jahrb. d. geol. Landesanst. 1880, S. 265 £.) die Quarzite des Dürrberges auf Grund ihrer Fauna mit dem Taunusquarzit parallelisirt. Ich glaube jedoch, dass die übrigen Versteinerungen derselben nicht direct zu diesem Schlusse zwingen. Es kommen für den Vergleich nur noch in Betracht Homalonotus Roemeri, Tentaculites grandis, Murchisonia sp. (taunica ? bei KAYSER) und Kochia capuliformis. Von diesen kommt Kochia capuliformis bekanntlich noch bei Singhofen vor. Die Murchisonia ähnelt nach der Lage der dem Schlitzbande entsprechenden Kante mehr der M. Nessigi aus dem oberen Unterdevon des Oberharzes als der M. taunica, dürfte wenigstens mit letzterer nicht ohne Weiteres zu vereinigen sein. Was Tentaculites grandis betrifft, so liegt mir aus der FoLLmann’schen Sammlung, den oberen Coblenzschichten am Öberberger Bache bei Rhens ent- stammend, ein grosser Tentaculit vor, der dem T. grandis anscheinend nahe steht. Flomalonotus Roemeri endlich geht aus dem Gedinnien bis in die Siegener Grauwacke hinauf, würde also gegen eine Stelluug der Würbenthaler Quarzite an der oberen Grenze der letzteren nicht sprechen. Es liegt mir natürlich fern, mit Bestimmtheit für die Würben- thaler Quarzite ein jüngeres Alter als das des Taunusquarzits in Anspruch zu nehmen; bei der petrographischen Aehnlichkeit der ersteren mit dem Taunusquarzit muss jedoch das Auftreten von Zweischalern, welche dem letzteren fehlen, aber in etwas jüngeren Schichten des rheinischen Devon auftreten, in Ver- Geologischer Theil. 471 bindung mit dem Umstande, dass die Arten des Taunusquarzits den Würbenthaler Quarziten zu fehlen scheinen, von vorn- herein auffallen. E. KAysErR gibt zwar Grammysia hamilto- nensıs (= ovata SANDB.?) von Neuhof b. Eisen an, ich habe aber in der Sammlung der geologischen Landesanstalt kein Exemplar dieser Art aus dem Taunusquarzit finden können; die einzige Art der Gattung Grammysia, welche mit Sicherheit im Taunus- quarzit vorkommt, ist @. taunica (Modiolopsis bei E. KAYSEr), die sich auch in der Siegener Grauwacke wiederfindet. Das Unterdevon des Oberharzes. Nachdem früher der Oberharzer Spiriferensandstein als Unter- devon im Allgemeinen, von F. RoEMER dagegen als gleichalterig mit den mitteldevonischen Grauwacken von Lindlar u. s. w. ange- sprochen worden war, hatte E. KAysEr im Jahre 1881 (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XXXII, S. 617 ff.) auf Grund palaeon- tologischer Vergleiche die Meinung ausgesprochen, dass jener den oberen Coblenzschichten im engeren Sinne !) entspräche. Im Jahre 1884 hatte ich dann versucht (Beiträge, S. 29), nachzu- weisen, dass der Spiriferensandstein nicht nur den oberen Coblenz- schichten entspräche, war dabei allerdings infolge der damals noch herrschenden Verwirrung in der Literatur, über die Gliederung des rheinischen Unterdevon zu unzutreffenden Anschauungen ge- langt, wie das von E. KAysER in seinem Referat über meine Arbeit (Neues Jahrb. 1885, Bd. 2, S. 95 ff.) mit Recht hervorge- hoben wurde. Gleichzeitig (Jahrb. d. geol. Landesanst. 1884, S. LIV) war dann auch E. KAysER zu der Annahme gelangt, dass der Spiriferensandstein nicht nur den oberen Coblenzschichten entspricht, dass vielmehr »wenigstens ein Theil, wahrscheinlich der untere Theil des Kahleberger Sandsteins, ein Zeitäquivalent der genannten rheinischen Quarzitinassen (des Coblenzquarzits) darstellt«. Dieser Auffassung haben sich später auch v. SANDBERGER !) Der Coblenzquarzit wurde zu jener Zeit mit Koch noch als faciell ab- weichendes Glied der unteren Coblenzschichten angesehen; erst E. Kayser hat im Jahre 1884 (Jahrb. d. geol. Landesanst. S. LIII) die stratigraphisehe Stellung desselben zwischen unteren und oberen Coblenzschichten nachgewiesen. 472 Geologischer Theil. und FRECH angeschlossen, und sie ist meiner Meinung nach auch durchaus zutreffend. Die Zweischalerfauna der Oberharzer Schichten hat zwar viele eigenthümliche Arten, diejenigen aber, welche mit dem rheinischen Unterdevon gemeinsam sind, weisen auf Coblenzquarzit und obere Coblenzschichten, falls sie nicht, wie z. B. Cucullella solenoides, an kein bestimmtes Niveau ge- bunden sind. Mit Sicherheit gemeinsam sind beiden Gebieten folgende Arten: Modiola antiqua, Nucula Krachtae, Nuculana Ahrendi, » securiformis, Ctenodonta insignis, Cucullella solenoides, Myophoria ovalıs, » Roemert, » inflata, Prosocoelus orbrcularis, » priscus. Von den für die unteren Coblenzschichten bezeichnenden Arten fehlt jede Spur. Die Möglichkeit einer Beziehung der Harzer Schichten zu den Schichten vom Nellenköpfchen und von Singhofen, welche ich seinerzeit offen liess, hat sich somit als ausgeschlossen erwiesen, Il. Das Mitteldevon. A. Das untere Mitteldevon. 1. Das untere Mitteldevon der Eifel. Die Verbreitung der Zweischaler im unteren Mitteldevon der Eifel ist bislang nur wenig bekannt, und auch diese Arbeit ver- mag eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse in dieser Beziehung nicht zu bringen. Geologischer Theil. 473 Es hängt dies ganz besonders damit zusammen, dass das eifeler Mitteldevon in den Sammlungen, welche dieser Arbeit vorwiegend als Grundlage gedient haben, noch als ungetheiltes Ganzes figurirt. Zudem sind die Fundortsangaben fast durchweg allgemein gehalten (in vielen Fällen sogar nur »Eifel«). Auch der Versuch, nach dem Gestein die Stücke auf ihre Herkunft zu bestimmen, lässt oft ım Stich, da manche Gesteine der Calceola- Schichten denen der Stringocephalen-Schichten sehr ähnlich sind. Ich kann daher mit Sicherheit nur folgende Angaben über die Zweischaler des eifeler unteren Mitteldevon machen: Die unterste Abtheilung des Mitteldevon, die Oultrijugatus- Schichten, enthält Modiomorpha? cf. ferruginea, Paracyclas rugosa, die aus dem Unterdevon aufsteist und auch in den Üalceola- Schichten vorhanden ist, und Conocardium cuneatum, welches auf diesen Horizont beschränkt zu sein scheint. In Belgien tritt es im gleichen Horizont auf, und im Harze liest es in dem oberen Theile der Uebergangszone vom Unterdevon zu den Üalceola- Schichten, also ganz entsprechend dem eifeler Vorkommen. Aus den Calceola-Schichten liegen mir folgende Arten vor: Paracyclas rugosa, » proavia, » antıqua. Von diesen erscheinen die letzteren beiden hier zum ersten Male, um bis in den oberen Stringocephalenkalk fortzuleben. Zu diesen dürften sich noch die folgenden Arten gesellen, welche mir aus einem dunkelgrauen Kalkstein von »Gerolstein« vorliegen, der wahrscheinlich den oberen Calceola-Schichten angehört: Nyassa dorsata, Nucula fornicata, Solenopsis attenuata, » pelagica, » vetusta, Allerisma Münstert, Glossites concentrieus, Janeia truncata, » phaseolina. 474 Geologischer Theil. Von diesen kommen Nucula fornicata, Solenopsis pelagica und vetusta, sowie Allerisma Münsteri und beide Janeia-Arten noch ım Stringocephalenkalke vor. FRECH (Oyathophylliden und Zaphrentiden) führt ausserdem aus den unteren Oalceola-Schichten noch Cypricardinia sp., viel- leicht ©. lima, und Janeia? compressa, aus den oberen Uypri- cardinia lamellosa (elongata bei FRECH) und Conocardium aliforme (elathratum?) an. Die letztere Art wird auch von KAYser (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XXIII, S. 334) erwähnt. 2. Die Wissenbacher Schiefer. Die Zweischalerfauna der Wissenbacher Schiefer besteht aus den folgenden Arten: Nucula cornuta, Nuculana brevieultrata, Ütenodonta Krotonis, Cueullella posthuma, Leptodomus securiformis, Cardiomorpha Humboldti, » antiqua, Stlurina injlata, Dualina? sp., Regina minor, ? Puella bellistriata, sp unde Buchiola ruppachensis, Ohaenocardiola nassoviensis. Von diesen sind die gesperrt gedruckten im rheinischen Devon auf die Wissenbacher Schiefer beschränkt; Cardiomorpha Humboldti, Silurina inflata und Dualina? sp. kommen auch im Günteroder Kalke vor, Puella bellistriata in den Grenzschichten des Unterdevon im Ruppachthale. Ütenodonta Krotonis, Nucula cornuta, Cardiomorpha antiqua und wahrscheinlich ©. Humboldti kommen auch in den faciell gleichartig entwickelten und gleich- alterigen Schiefern am Oberharzer Grünsteinzuge vor. Geologischer Theil. 475 Der völlige Wechsel der Fauna hängt selbstverständlich mit der gegenüber den Unterdevonschichten ganz abweichenden Aus- bildung der Wissenbacher Schiefer zusammen. Ob, wie KAysER und HoLzZAPFEL wegen des Vorkommens von Tornoceras circumflexiferum und T. simplex anzunehmen ge- neigt sind, die Wissenbacher Schiefer noch in das obere Mittel- devon hineinreichen oder nicht, darauf lässt sich aus der Zwei- schalerfauna kein absolut sicherer Schluss ziehen; immerhin ist hervorzuheben, dass dıe Zweischaler der von den beiden Autoren an die Basis des oberen Mitteldevon gestellten Odershäuser Kalke und des oberen Mitteldevon überhaupt sämmtlich von denen der Wissenbacher Schiefer verschieden sind, während ver- schiedene charakteristische Formen der letzteren in den Günte- roder Kalken wiedererscheinen. 3. Der Greifensteiner Kalk. Der Greifensteiner Kalk hat bislang nur ganz wenige Zwei- schaler geliefert, und zwar: Cardiomorpha? artecostata, Buchiola ct. sexwcostata, Dualina? sp., Chaenocardiola sp. und Conocardium cf. villmarense. Von diesen kommen die erstgenannten beiden Arten sehr häufig in den Wissenbacher Schiefern am Oberharzer Grünstein- zuge vor, (onocardium villmarense im Stringocephalenkalke von Villmar. Die Dwualina®? sp. ist sehr ähnlich derjenigen der Wissenbacher Schiefer und vielleicht ident. So unzureichend die Fauna auch ist, so weist sie doch am ersten auf unteres Mitteldevon hin, was mit den von KAYSER und HorzArreEr entwickelten Ausführungen übereinstimmt. A. Der Günteroder Kalk. Auch die Fauna des Günteroder Kalkes ist eine recht ärm- liche. Es kommen folgende Arten vor: 476 Geologischer Theil. Cardiomorpha Humboldti, Sihurina injlata, Dualina? sp. Puella gigantea, » cf. semistriata, Buchrola digitata. Von diesen kommt Puella gigantea sonst noch in den »Hercyn«-Kalken von Hasselfelde im Harze vor, was einen weiteren bedeutsamen Hinweis auf das Alter dieser Kalke bildet. Die übrigen Arten kommen in den Wissenbacher Schiefern vor, Puella semistriaia und Buchiola digitata bislang nur ın denen des Öberharzes. Die Fauna deutet somit auf unteres Mitteldevon, wie das auf Grund der Lagerungsverhältnisse und der sonstigen Fauna durch KAyYsER und HoLzZAPFEL bereits ausgesprochen ist. B. Das obere Mitteldevon. 1. Das obere Mitteldevon der Eifel. Bezüglich des oberen Mitteldevon der Eifel liegen die Ver- hältnisse gegenüber dem unteren wesentlich günstiger. Ich kenne aus dem eifeler oberen Mitteldevon die folgenden Arten: | *” Macrodus Michelini, » delitescens, Nucula fornicata, » pelmensis, z » Murchisoni, Myophoria Holzapfeli, » sublaevigata, » sp. ind., " Paracyclas proavia, 3 » antıqua, = » rectangularis, z Uypricardinia lamellosa, m » lima, Geologischer Theil. 477 Mecynodus eifeliensis (Crinoiden-Schicht), » sp. ind., Solenopsis vetusta, » pelagica, E73 Allerissma Münstert, E Cardiomorpha alata, » eifeliensis, Janeia laevigata, » truncata, » phaseolina, * Conocardium clathratum, » hainense var. impressa, » n. sp. aff. hainense, % » retusum, 5 » confusum, = » eifeliense. Von diesen Arten treten die gesperrt gedruckten erst im oberen Mitteldevon auf, während die übrigen schon in den Calceola-Schichten vorhanden sind. Eigenthümlich ist das an- scheinende Fehlen von Paracyclas rugosa, von der ım Büdesheimer Schiefer eine Varietät wieder auftritt. Von der Gesammtzahl der Arten kommen die angesternten auch im rechtsrheinischen Stringo- cephalenkalke vor. Einen Schluss auf die Gliederung des eifeler Stringocephalen- kalkes lässt diese Fauna vorderhand nicht zu, höchstens in nega- tivem Sinne wegen des Fehlens der charakteristischen Formen des oberen Stringocephalenkalks von Paffrath (Megalodus, Mecy- nodus carinatus, auriculatus, Myophoria rhomboidea, schwelmensis, truncata u. A. m.) darauf, dass die in der vorstehenden Liste aufgeführten Formen aus Schichten unter den meist stark dolo- mitisirten oberen Stringocephalen-Schichten stammen, aus denen ja auch in der Eifel Megalodus abbreviatus schon bekannt ist. 478 Geologischer Theil. 2. Das rechtsrheinische und Aachener obere Mitteldevon. E. HorzarFEL hat ganz neuerdings (Das obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge) eine sehr eingehende und umfassende Darstellung der hier in Frage kommenden Schichten gegeben. Er gliedert dieselben in zwei Stufen, deren untere den Crinoiden- Schichten und dem unteren Stringocephalenkalke, deren obere dem oberen Stringocephalenkalke der Eifel entspricht. Sehen wir von den Lenneschiefern ab, welche am Schlusse des das Mitteldevon behandelnden Abschnitts kurz besprochen werden sollen, so zeigt das obere Mitteldevon des hier zu behandelnden Gebiets eine zwei- fache Ausbildung: einmal als Korallen- und Crinoidenkalke, das andere Mal als Knollen- und Plattenkalke. Die ersteren gliedert HOLZAPFEL derart, dass er der unteren Stufe die älteren Schalsteine des Lahngebiets mit Einlagerungen von Crinoiden- und Korallenkalken zuweist, während die obere die Massenkalke der verschiedenen Gebiete umfasst. Die Knollen- und Plattenkalke werden gegliedert in Odershäuser Kalk als untere und Briloner Eisensteine nebst ihren Aequivalenten bei Wildungen u. a. ©. als obere Stufe. Wir betrachten zunächst die Korallen- und Crinoidenkalke. Von den Vertretern der unteren Stufe kommt für unsere Zwecke nur der bekannte Kalk von Grube Haina in Betracht, da sonstige Versteinerungsfundpunkte dieses Horizontes nicht bekannt sind. Die Zweischalerfauna von Haina enthält folgende wenige Arten: Uypricardinia scalaris, » lamellosa, Conocardium hainense, » retusum, » confusum, Allerisma? cancellatum. Von diesen sind (ypricardinia scalaris und Allerisma? can- cellatum bislang nur von diesem Punkte bekannt, die übrigen Arten kommen auch an anderen Fundorten vor und sind sämmt- Geologischer Theil. 479 lich auch in Schichten vorhanden, welche von HoLZAPFEL der oberen Stufe zugerechnet werden. Ganz wesentlich reicher ist die Fauna der oberen Stufe. Von den verschiedenen Fundpunkten enthält sie die nachstehenden Arten: Modiomorpha epigona, Macrodus Michelini, » villmarensis, Nucula Sandbergeri, » agquisgranmensis, S » Murchisoni, Myophoria truncata, » schwelmensis, » rhomboidea, Megalodus abbreviatus (nur oberer Stringoce- phalenkalk der Eifel), Paracyclas rectangularis, » proavia, Be » antigua, Uypricardinia Sandbergeri, ® » lamellosa, Mecynodus carinatus, » . villmarensis, >» auriculatus, » oblongus, Goniophora acuta, ‚Allerisma Münsteri, Cardiomorpha alata, Edmondia gigas, Cardiola Beushausenit, Regina vola, Conocardiopsis Lyelli, Conocardium clathratum, » retusum, ® » eifeliense, » aguisgramense, » villmarense. 480 Geologischer Theil. Von diesen kommen die gesperrt gedruckten Arten nicht tiefer vor; die übrigen sind auch im unteren Stringocephalenkalke vorhanden. Die angesternten Arten finden sich auch im Stringo- cephalenkalke der Eifel wieder. Wie ersichtlich, ist der Procent- satz der eigenthümlichen Arten ein recht erheblicher. Die Goniatiten führenden Knollen- und Plattenkalke des oberen Mitteldevon haben gemäss ihrer faciell abweichenden Beschaffen- heit auch eine von derjenigen der Massenkalke sehr verschiedene Zweischalerfauna.. Was zunächst diejenige der von HOLZAPFEL als untere Stufe betrachteten Odershäuser Kalke betrifft, so setzt sie sich aus folgenden Arten zusammen: Cardiomorpha galeata, Buchrola aquarum, Cardiola subconcentrica, COhaenocardiola Denckmannt, » carinata, » striatula. Von diesen sind Cardiola aquarum und die drei Ühaenocar- diola-Arten bislang auf den Odershäuser Kalk beschränkt. Cardiola subconcentrica findet sich auch in den Briloner Eisensteinen wieder, Cardiomorpha galeata geht bis in das untere Oberdevon hinauf. Die Fauna der oberen Stufe, der Briloner Eisensteine, ist etwas reicher. Es finden sich hier folgende Arten: Macrodus venustus, Uypricardinia Junonis, Cardiomorpha ferruginea, Cardiola Beushauseni, » subconcentrica, » elegantula, Buchiola ferruginea, » sagittarva, » misera, » trijugata, » mucronmatı, Geologischer Theil. 481 Tiariconcha scalariformis, Regina vola, Conocardium confusum. Die gesperrt gedruckten Arten sind diesen Schichten eigen- thümlich. Cardiola subeoncentrica kommt schon in den Oders- häuser Kalken vor; Tiariconcha scalariformis und Macrodus ve- nustus gehen in das untere Oberdevon hinauf. Besonders hervor- zuheben ist das Auftreten von Cardiola Beushauseni, Regina vola und Conocardium confusum, weil diese drei Arten auch in den Korallen- und Crinoidenkalken vorkommen, das Conocardium schon in den zum unteren Stringocephalenkalke gerechneten Kalken der Grube Haina. Die Lenneschiefer. Bezüglich des räumlich so ausgedehnten Schichtencomplexes, der als Lenneschiefer bezeichnet wird, sind unsere Kenntnisse in den letzten vierzig Jahren nur wenig vorgeschritten. Wir wissen nur im Allgemeinen, dass in ihnen sowohl Schichten vom Alter des Unterdevon enthalten sind, als auch solche des Mitteldevon. Die Schichten von Bilstein b. Olpe werden von E. KAYSER neuer- dings auf Grund ihrer Versteinerungen der Siegener Stufe zuge- rechnet. Auch die Schichten im Eschbachthale zwischen Burg und Wermelskirchen bei Remscheid, ın denen u. A. Ctenodonta obsoleta und Carydium sp. auftreten, dürften daher zu dieser zu rechnen sein, gewisse Schichten bei Olpe wahrscheinlich als Ober-Coblenz sich herausstellen. Dagegen gehören die unter dem Stringocephalen- kalke bei Elberfeld liegenden Grauwackenschiefer und Grauwacken- sandsteine vielleicht noch zum oberen Mitteldevon, wie das WALD- SCHMIDT und E. HOLZAPFEL übereinstimmend annehmen. Aus den pflanzenführenden Grauwackensandsteinen habe ich früher (Jahrb. d. geol. Landesanstalt 1890, S.1 ff.) die merkwürdige Amnigenia rhenana beschrieben. Die Grauwackenschiefer haben eine interessante kleine Zweischalerfauna geliefert. Es sind fol- sende Arten: Neue Folge. Heft 17. ol 482 Geologischer Theil. Modiomorpha westfalica, Nuculana sp. aft. securiformis, Ütenodonta postera, Allerisma sp. n., » incertum?, Leptodomus Heinersdorffi. Die im Jahre 1893 seitens der geologischen Landesanstalt in Angriff genommene Specialaufnahme wird hoffentlich bald die sehr wünschenswerthe Klarlegung dieses noch so wenig bekannten (Grebietes bringen. Wie aus den vorstehenden Ausführungen leicht ersichtlich, führt das Studium der Zweischaler des Mitteldevon zum selben Resultate, welches wir oben für das Unterdevon gewonnen haben. Neben einer nicht eben grossen Zahl von Arten, welche sich als niveaubeständig nicht erweisen, steht eine stattliche Reihe von solchen, welche für die einzelnen Stufen jeweils charakteristisch sind, sodass auch für das Mitteldevon die Möglichkeit, die Zwei- schaler zur Kennzeichnung von Horizonten zu verwenden, als er- wiesen gelten muss. ill. Das Oberdevon. A. Das untere Oberdevon. 1. Die Büdesheimer Schiefer. Während aus den Cuboides-Mergeln bei Büdesheim bislang nur Myophoria transrhenana bekannt ist, die ich von anderen Fundpunkten bislang nirgends gesehen habe, besteht die Zwei- schalerfauna der über jenen folgenden Goniatitenschiefer aus einer ganzen Reihe von Arten. Ich konnte aus denselben die folgenden untersuchen: T Macrodus venustus, Nucula subcornuta, Paracyclas rugosa var. minor, Geologischer Theil. 483 Uypricardinia ausavensis, Cardiomorpha parvula, Buchiola retrostriata, » eifeliensis, » palmata, » prumiensis, Opisthocoelus concentricus, » ausavensis, » alternans. Von diesen kommt Macrodus venustus schon in der Ammoni- tıden-Facies des oberen Mitteldevon vor und erlischt in den "Goniatitenschiefern. Die gesperrt gedruckten Arten sind dem Büdesheimer Horizonte eigenthümlich, die übrigen kommen auch sonst ım unteren Oberdevon vor, Buchiola retrostriata und palmata gehen sogar in das obere Oberdevon hinauf. Von besonderem Interesse ist das Auftreten der Varietät von Paracyclas rugosa. Nachdem die Art aus dem Unterdevon in das untere Mitteldevon aufgestiegen ist, verschwindet sie — wenigstens ist sie aus den Stringocephalen-Schichten bislang nicht bekannt geworden —, um in faciell abweichenden Schichten des unteren Oberdevon in einer kaum unterscheidbaren Varietät nochmals aufzutauchen. In dunklen Schiefern des unteren Oberdevon zwischen Oos und Müllenborn finden sich Puella ausavensis und Buchiola angulera. 2. Die Goniatitenkalke des unteren Oberdevon. Adorfer Kalk DeEncKMANN. Die im Sauerlande, im Waldeckischen und Nassauischen ver- breiteten Goniatiten führenden Kalke des unteren Oberdevon be- herbergen eine reiche Zweischalerfauna, welche sich aus folgenden Arten zusammensetzt: Allerisma corbulordes, T Cardiomorpha. galeata, ? Puella @osseleti, * Euthydesma Beyrichi, als 484 Geologischer Theil. + Tiarieoncha scalariformis, Buchiola retrostriata, » acutvicosta, » imbricata, » palmata, » dillensis, » prumiensis, » angulijera, T Opisthocoelus alternans, Cardiola Sandbergeri, » Bickensis, » sp. ind., » Clarkei, » iniquistriata, » latruncularia, » subradiata, » inflata, » subarticulata, » comcentrica, si » ? arciformis, Lunulicardium ventricosum, » SP., Chaenocardiola Koeneni, 2 cf. striatula, » paradowa, Prosochasma abditum, » cancellatum, » concentricum, » mytiloides, » expansum, » Mülleri, » adorfense, » dilatatum, » inflatum, » bickense. Geologischer Theil. 485 Die weit überwiegende Zahl der gesperrt gedruckten eigen- thümlichen Arten dieses Horizonts beweist zur Genüge die Selb- ständigkeit seiner Fauna; nur zwei Arten steigen aus faciell gleich- artig entwickelten Schichten des oberen Mitteldevon auf, für Puella Gosseleti ıst das Vorkommen ım oberen Mitteldevon zweifel- haft. Auch die Zahl der in das obere Oberdevon hinaufgehenden Arten ist gering. Es sind ihrer nur vier. | | Die Ausbildung des unteren Oberdevon als Riffkalk, Iberger Kalk, tritt im rheinischen Gebirge gegenüber der Entwicklung als Ammonitidenkalk ausserordentlich zurück; die bislang aus jenem bekannt gewordene Fauna enthält, soweit mir bekannt, ‚keine Zweischaler. Dagegen haben die Mergel des Oberdevon vom Breiniger Berge bei Aachen eine der Goniophora acuta nahe- stehende Art geliefert. B. Das obere Oberdevon. 1. Die Clymenienkalke. Die Zweischalerfauna der Clymenienkalke ist erheblich arten- ärmer als die der Kalke des unteren Oberdevon. Ich kenne aus denselben nur die folgenden Arten: Phthonia? striatula, Praecardium vetustum var. Olymeniae, » duplicatum, 2 SP-, T Euthydesma Beyricht, Tiariconcha rugosa, T Buchiola retrostriata, T » palmata, Cardiola bisignata, » Clymeniae, 7 » ? arcıiformas. Es treten also neben einigen schon im unteren Oberdevon vorhandenen Arten mehrere andere neu auf, welche auf die Uly- menienkalke beschränkt sind. 486 Geologischer Theil. Weit wichtiger aber erscheint das Fehlen sehr zahlreicher Arten des unteren Oberdevon, vor Allem der Gattung Proso- chasma, die doch im Clymenienkalke des Fichtelgebirges noch verschiedene, aber von denen des rheinischen unteren Oberdevon verschiedene Vertreter besitzt. 2. Die Goniatitenschiefer von Nehden. Die Zweischalerfauna der Goniatitenschiefer von Nehden ent- hält nur folgende Arten: Paracyclas dubva, Phthonia? striatula, Praecardium vetustum. Von diesen kommen die erstgenannten beiden Arten auch im oberen Oberdevon auf Grube Prinz Wilhelm bei Velbert vor, Phthonia? striatula ausserdem im Clymenienkalke. Praecardium vetustum ist bei uns auf die Nehdener Schiefer beschränkt, während es in Amerika in der Portage Group auftritt. Eine etwas ab- weichende Varietät findet sich im Clymenienkalke. Besonders auffällig ist das Fehlen der im Clymenien- kalke nicht seltenen Buchiola retrostriata und palmata !). Nach der von E. Kayser den Nehdener Schiefern angewiesenen Stellung an der Basis der Ulymenienkalke wäre dieser Umstand nur schwer zu erklären, besonders da in den faciell ganz gleich- artigen Büdesheimer Schiefern beide Arten recht häufig sind. Nun hat aber A. DENCKMANN im Herbste des Jahres 1893 in Nierenkalken, welche nach Kayser das Liegende der Nehdener Schiefer bilden und von ihm als unteres Oberdevon angesprochen wurden, Olymenien gefunden und ist daher geneigt, die Nehdener Schiefer nicht an die Basis, sondern, wie dies bereits STEIN an- genommen hatte, in das Hangende der Ulymenienkalke zu stellen. (Jahrb. d. geol. Landesanst. 1894, S.8 ff.) In diesem Falle wäre das Fehlen der beiden Buchiola-Arten leicht erklärlich, indem sie eben über die Clymenienkalke nicht hinausgingen. ) Die Angabe E. Kayser’s gegenüber Sanpeereer, dass ihm Buchiola retrostriata von Nehden nirgends aufgestossen sei, kann ich nur völlig bestätigen. Geologischer Theil. 487 3. Die Verneuili-Sandsteine. Die im oberen Oberdevon der Gegend von Aachen auftreten- den Sandsteine, welche den Psammites du Condroz der belgischen Geologen und den Baggy and Marwood beds in England ent- sprechen, führen zwei sonst im rheinischen Devon fehlende, in den genannten gleichaltrigen Schichten jedoch vorkommende und für sie charakteristische Formen, Dolabra unilateralis und D. cf. angusta. Auch für das Oberdevon können wir somit durch die im Vorstehenden gegebene Zusammenstellung der Zweischaler der . einzelnen Horizonte die Thatsache feststellen, dass mit dem Wechsel der sonstigen Fauna auch die Lamellibranchiatenfauna tiefsreifenden Umwandlungen unterworfen wird, sodass erhebliche Verschiedenheiten in der Zusammensetzung resultiren. Besonders bemerkenswerth ist die rasche Abnahme der Artenzahl nach oben hin, die sämmtlichen Schichten des oberen Oberdevon im rheini- schen Gebirge eigenthümlich ist und ihren Höhepunkt in den Cypridinenschiefern erreicht, in denen die hier behandelten Gruppen der Zweischaler gänzlich fehlen und auch die Aviculiden anscheinend nur durch Posidonia venusta vertreten sind. Ueberblicken wir nun nochmals die Entwicklung der Lamelli- branchiaten in den Schichten des rheinischen Devon, so sehen wir, dass trotz grosser Abhängigkeit von der Facies, welche bei der Lebensweise der Zweischaler leicht verständlich ist, und auf die ich in einem besonderen Capitel noch einzugehen habe, doch selbst bei sich gleichbleibender Ausbildung der Sedimente parallel mit den Umwandlungen derjenigen Faunenelemente, auf welche die Gliederung des rheinischen Devon basirt ist, mögen dies nun Ammonitiden oder Brachiopoden sein, auch ausgedehnte Ver- änderungen in der Zusammensetzung der Zweischalerfauna sich bemerkbar machen. Durch meine Darlegungen glaube ich den 488 Geologischer Theil. Beweis erbracht zu haben, dass eine nur auf die von mir bearbeiteten Zweischaler gegründete Sonderung der einzelnen Schichtencomplexe des rheinischen Devon ein Resultat liefern würde, welches mit der auf anderem Wege aufgestellten Gliede- rung desselben übereinstimmt, ein Resultat, welches also die Ver- wendbarkeit der Zweischaler für die Zwecke der Stratigraphie als zweifellos erscheinen lässt. Für die von mir nicht berück- sichtigten Aviculiden haben die Arbeiten von FRECH zum gleichen Resultate geführt. — In der nachfolgenden Tabelle, welche im Interesse der Ueber- sichtlichkeit nur die Hauptstufen enthält, ist die vertikale Ver- breitung der von mir beschriebenen Zweischaler des rheinischen Devon zusammengestellt. Eine Nebeneinanderstellung der Ammo- nitidenfacies und der Brachiopoden-, Korallen- und Crinoiden- facies ist dabei vermieden worden, vielmehr ist das Auftreten in der einen oder anderen durch die verschiedene Bezeichnung aus- gedrückt worden. Stehende Kreuze bedeuten, dass die betreffen- den Arten der ersteren, liegende, dass sie der zweiten Ausbildungs- weise angehören. Was die Gliederung der Ammonitidenfacies des Mitteldevon betrifft, so bin ich KAysER und HOoLZAPFEL darin insofern gefolgt, als ich die Grenze zwischen unterem und oberem Mitteldevon über den Günteroder Kalken gezogen habe. Dagegen habe ich die Wissenbacher bezw. Tentaculitenschiefer in ihrer Gesammtheit zum unteren Mitteldevon gerechnet. Ein- mal wäre eine Abtrennung des etwa dem oberen Mitteldevon angehörenden Theiles derselben vorläufig völlig undurchführbar, und zweitens scheint es mir mit Rücksicht auf die Erfahrungen A. DENcKMAnNN’s bei Wildungen und die meinigen im Öberharze, als sei in der Frage nach der oberen Grenze jener Schiefer und betreffs der Gliederung der Ammonitidenfacies des Mitteldevon überhaupt das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. 489 [Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten in den Horizonten des rheinischen Devon !). Unterdevon Mitteldevon | Oberdevon | Vorkommen n \r a ® ausserhalb No. Namen der Arten SS 38 Bde E 8 2 2 ae dp) @) (®) | 1.| Modiola antigua Goupr. ? >< >< | | > 2 » lodanensis Beusn. >< | 3.]| Modiomorpha simplex Brusu. . . x x 4 » circularıs Maur. x 5. » intermedia Beusn. . . x 6 » lamellosa SAnDsB. x | 7 » bilsteinensis Brusu. . x | 8 » carinata Maur. . x 9 » modiola Bzusu. . . ? x | 10. » elevata Kranız . . . a De Il. » siegenensis Beusn. . x | 12. » praecedens Beusn. . x | 13. » westfalica Beusn. x 14. » epigona Beusn. . 5. » Follmanni Beusn. . . >< >< 16. » ef. ferruginea OEnL. . | x Bea Nyossardorsate Gower. 22... al Bene Kiuchodesma2ıspa u. au... x 19.| Macrodus Michelini v’Arcn.-Vern. . >< 20. » villmarensis Beusn. . x >21. » venustus STEIN. a = 22. » delitescens Brusn. x !) Stehende Kreuze bezeichnen das Auftreten in der Ammonitiden-Facies, liegende das Vor- zommen in der Brachiopoden-, Korallen- und Crinoiden-Facies. Häufigere Arten sind gesperrt gedruckt. 490 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Unterdevon Mitteldevon | Oberdevon |Yorkommen = 2 pi ausserhalb No. Namen der Arten a ee 238 2 8 2 8 ‚des 22 es & 2 SE = = Ene rheinischen 2 P8 S S @) 8 |. © Devon 33.1 Nucula grandaeva Goupr.? >= 24. » curvata MAur. . >= 95, » Krachtae A. Roen. >< >= | 26 » lodanmensis Beusn. >< | 27 » conflwentina Beusn. > 28. » cornuta SANDE. ar DR subcornuta Beusn. . AL 0. » Murchisoni GoLor. >= ol » fornicata Goupr. ? ? = 32. pelmensis Bzusn. . x 30. » Sandbergeri Brusn. >= 34. » aff. zumida A. Rozm. . >< 35. » aff. aquisgranensis Bzusn. 2 >< 36. » aquisgranensis Beusn. x BIT. » erratica Bzusn. . ? 38.1 Nuculana, securiformis GoLpr. % > >< > | 39. » aff. securiformis GoLDr. i x 40. » lodanensis Brusn. > Al. » brevieultrata SANDB. ers 42. » lumida SANDB.? >< 43. » Frechi Brusn. . 5° 44. » Mülleri Beusu. . . x 45. » Ahrendi A. Rornm. x x 46.| Otenodonta prisca GoLpr. x An. » Krotonis A. Rozn. . ee =& 48. » tumida SAnDB. >< 49. » minuta Maur. > 0. » aff. Roemeri Beusn. x | 5. > millestria Beusn. / 52. » insignis Beusm. . . x - x / 90. » postera Bsusn. . x 54. arenacea Beusn.? !) x Ba d3. crassa Beusn. x !) Siehe »Nachträge und Berichtigungen«. Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. 491 Unterdevon Mitteldevon | Oberdevon | Yorkommen a ausserhalb No. Namen der Arten So 8SeesSael ® 8 = ® des messe cE = © | & | 2 [rheinischen ae et 5 ® 5 | © Devon 56 Otenodonta callifera Beusn. > Dis » sp. ind. 2 58. » primaeva Sıeın. . >< 59. » gemündensis Brusn. En 60. » Bertkaui Beusn. > 61. » elegans Maur. x 62. » Kayseri Bxusn. >< 683. » Oehlerti Beusu. = 64. » gibbosa GoLDF. x | 65. » unioniformis SAnDe. I 2< 66. » daleidensis Beusn. . | > 67. » Maureri Beusn. . > 68. » megaptera Beusn. . >< 69. » Halfari Bzusn. . x 70. » lamellosa Beusn. | = TalR » aff. neglecta Beusn. = 02. » cf. curta Beusn. > 78. » demigrans Beusn. . x x 74. » planiformis Beusn. x 13. » migrans Bkusn. SS US 76. » obsoleta GoLDr. >< 100% » subecontracta Beusn. x 78. » mosellana Beusn. x Te) » ledoides Beusn. x 80.| Cucullella truncata Sem. . . = MS >< 81. » cf. triquetra Coxran x x 82. » posthuma Beusn. + 82. » longiuscula Bzusn. . I 3& 54. » elliptica Mawx. zer 85. » intermedia Beusn. a: 86. » solenoides Goudr. x > x 87. » affınis Beuss. . . x | | 88.| Ledopsis taunica Beusn. >< ? 492 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Unterdevon | Nitteldevon Öberdevon | Vorkommen! ö Salyanıy c a] E ausserhalb No. Namen der Arten nelSsel2 sel 2 3 oO 8 des DE S3238 8425| & ® 2 | 2 [rheinischen | zrpsRosAl 5 | 5 || 5 | Devon 89.| Ledopsis robusta Beusn. x 90, » confluentina Biusn. > 91. callifera Beusu. >= 92 Dolabra unilateralis Sow. = 9. > cf. angusta Sow. x 94.| Myophoria Proteus Beusn. 95. » circularis Bkusn. >= > 96. » ovalis Ker. > > > 97 » Holzapfeli Beusn. > 98. > sublaevigata FrecH IEiSz 99, » transrhenana Beusn. | x 100. » inflata A. Ron. >= | > 101. » cf. inflata A. Rorm. x 102. » Roemeri Beusn. . ? >< x 103. » SDER Am Wr > 104. » minor Bevsn. . > 105. » truncata GoLDr. >° 106. » peregrina Beusn. > 107. » Johannis Beusn. x 108. » rhomboidea Goupr. > 109. » sp. ind. > 110. » schwelmensis Beusn. >= 111. » alutacea GoLDrF. x 112 De bicostula Krantz x 1ılS% elongata Bkusn. ? > 114. » unioniformis Sanne. x 115. » elegans Beusn. x 116. » sp. aff. elegans Beusn. x 117. » subrectangularis Kays. | x 118. » curta Brusn. > 119. » acuminata Mavr. > 120. » subovata BeEusH. > 121 Crassatellopsis Hauchecornei Beusn. =< >= Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. 493 Unterdevo Mitteldevon | Oberdevon | Vorkommen % EN: S 2 ausserhalb Namen der Arten 8 252 Te = ® = 8 des See ala=E| = E eins rheinischen a ost D @) 5, |I’& Devon Prosocoelus pes anseris Zei..u. Wer. | x | X » aff. pes anseris > » consobrinus Beusn. x » cf. ellipticus Brusn. . x x » priscus A. Rorm. x > » cf. orbieularis Beusn. x >< Carydium gregarium Beum. . . . |xX | X » sociale Beusn. . o ? x x | | » SW TE x | Megalodus abbreviatus Scuuorn. . . 3 | > Paracyclas marginata Maur. . . . x x | | » MrO@Doa CO oo oc = ı | >< » rugosa Goupr. x x< SZ AN? | > praecursor Bkusn. x » amvtugRan GOLDEN. 2: | >< | 3 | > » rectangularis SANDE. . . .» | Me » dubia Beusn. te Cypricardinia crenistria Saxo»e. . . >< x > scalarıs Prır. . > » Sandbergeri Beusn. > » lima Schxur x » lamellosa Goupr. > » ausavensis STEIN. as » Junonis Howzarren . . | S- Mecynodus aurieulatus Goupr. > » villmarensis Brusu. > » sp. ind. > > carinatus Goupr. = En » eifeliensis FrecH >< B » oblongus GoLDr. . x x ‘ Goniophora bipartita F. Roem. . . . |x ? » rhenana Brusn. . x » eifeliensis Kars. . . - MS 494 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Unterdevon Mitteldevon | Öberdevon | Yorkommen = AT RE En ausserhalb No. Namen der Arten setaeoese|l 2 8 © & des En = 22 = Sea & 8 2 3 |rheinischen Same cerr> © I Balke Devon 155.| Goniophora nassoviensis Kays. x 156 » excavata Kays. x 157 » trapezoidalis Kays. . x 158 » Schwerdi Beusn. < 159 » applanata Beusn. > 160 > sulcata Stein. . ? 161 » Stürtzi Beusa. . x ! 162 > acuta SANDe. x 163 » sp. n. aff. acuta . >< 164.| Sphenotus soleniformis Goupr. x 165.| ‚Solenopsis vetusta GoLDr. ? x 166 » pelagica GoLDr. . ? x 167. » attenuata WHITEAVES . . . ? x x 168. | Palaeosolen costatus SAnDe. .. x | x 169. » simplex Maur. = | 170. » eifeliensis Beusn. . . - - x Ile » ? sp. ind. x 172.| Grammysia Beyrichi Beusn. x 173. » marginata GoLDF.. x x 174. » nodocostata Hau var. eifeliensis x 175. » Johannis Bzusn. x x 176. » anomalaGorpr. var.rhenana ? >< 177: » irregularıs Beust . .. .|x<| < | 178. » DO ORSANDETEE ? sa > 179. > expansa BEuSsH. Ds 3 180. » prumiensis- Beusn. SEE 131. » inaequalis Beusu... . ». . |X | 182. » abbreviata SanDe.. > >= 183. » obseuna, Beusm: Eh... x 184. » Taunsca susanne rel 185.| » bicarinata GoLor. . . . - >< 186. » Sp. . x 187.| Allerisma mosellanum Beusn. x : 495 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Unterdevon Mitteldevon | Öberdevon | Yorkommen = ER 5 Sur ausserhalb No. Namen der Arten Belek Ee Se | 8 des 07) SS 188.| Allerisma inflatum Sreın. x 189. » Münsteri v’Arcn.- Vern. 2 x 190. » priscum GowDdr. . 5 NN, » sp. n. x 192, » corbuloides BeusnH. er | 1193: » ? cancellatum Maur. >< | 194. » incertum GoLDr.? x 195: > 2 So >< 196.] Leptodomus striatulus F. Rorn. x x | 197. » acutirostris SANDB. >< 198. » medius Brusn. . >< 199. » Barroisi Bzusn. x 200. > latus Krasız . x >< 201. » posterus Beusn. x 202. > securiformis SANDE. == 209. » Heinersdorfi Beusn. >£ 204.| Pholadella peregrina Beusn. x 205.| Cardiomorpha Humboldti Horn. = | 206. » galeata Brusn. . +| + 207. » ? artecostata Maur. =F | I 208. » antiqua GoLDr. = Ar 203 » alata SAxDe. >< 210. > ferruginea Beusn. . + 2. » parvula Beusn. — 212 2 eifeliensis Beusn. x 213.| ZEdmondia gigas Howzarreu x 214.| Glossites concentricus Goupr. . ? x 215.| Phthonia? striatula Beusn. . +xX 216.| Janeia laevigata Goupr. x il » phaseolina GouLor. ? x 218.| » _ Zruncata Goupr. . ? >< 219. » 2 compressa GoLDF. x 220.| Dualina? sp. =E 496 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Namen der Arten Stlurina inflata SAnDe. Praecardium vetustum HauL duplicatum Münsr. sp. Regina advena Bush. » Puella » » » » minor Beusn. vola Beusn. . SpIsRR SPSSPErSE: Grebei Kays. gigantea Karys. bellistriata Kars. . cf. rigida A. Rorn. . cf. semistriata A. Rorm. Gosseleti Brusn. ausavensis Beusn. elegantissima Beusn. sp. ind. . Euthydesma Beyrichi Houzarreu . Tiariconcha rugosa Kaxs. scalariformis Brusn. ? sp. ind. Buchiola digitata A. Rorm. ruppachensis Brusn. . misera HovzarreEL . retrostriata v. Bucna . eifeliensis Beusn#. . aquarum Beusn. ferruginea Howzarreu acuticosta SANDER. . trijugata Beusu. . sagiütaria HoLzArrEL Unterdevon Mitteldevon Oberdevon erkennen RN SEN ES 2 B 2 ® ausserhalb a Da en) em 73, ,© Devon + = + Abs Sr — >< — > >< + — u — = ? Wi | + | 5 e —+ —+ | =+ +) + ? | Ar ++ + 25 + —+ —+ ts We: +: —+ + —+ —+ + — Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Lunulicardium ventricosum SANDB. Chaenocardiola nassoviensis BeusnH. . Namen der Arten ef. sexcostata A. Rorm. prumiensis Szzın. . angulifera A. Rorm. . ausavensis STEIN. alternans HoLzAPrrEu Beushauseni HouzarreL . Sandbergeri Bzus#. . . . latruncularia Beusn. . subradiata Houzarreu inflata Houzarreı . subarticulata Beusn. . subconcentrica Beusn. concentrica v. Buch . ? arciformis Beusu. . . - No. 254 Buchiola imbricata BrusnH. . 259. » 256. » palmata Goupr. 357. » mucronata Beusn. 258. » dillensis Berusn. 250: > 260. > 261 Opisthocoelus concentricus BrusH. 262. | 269. 264.| Cardiola bicarinata Brusn. . 265. » religua Beusn. 266. » 267. » 268. » bickensis Beusn. 269. » sp. ind. 270. » infirma Bkusn. . 271. » elegantula Biusn. . 272; » Clarkei Beusn. . 273. » iniquistriata Beusn. DITA. » 275. » bisignata Beusn. 276. » UT: » IE. » ang: » 280. » 281. » Olymeniae Bxusn. . 282. » 283 284. sp. . 285 286. sprsind.. Neue Folge. Heft 17. Unterdevon | Mitteldevon [Oberdevon | Yorkommen 497 Siegener Stufe ++ Untere Coblenz- Stufe Obere Coblenz- Stufe a )— 1 ++ Unteres Oberes 32 + | Unteres +++ ++ 4+4+++ + +++ Oberes +4 ausserhalb des rheinischen Devon — + ++ 498 Die Verbreitung der beschriebenen Lamellibranchiaten. Unterdevon Mitteldevon | Oberdevon | Yorkommen SEE DE ee ausserhalb No. Namen der Arten 23.22 583 = ı 8 2 8 ‚des 223232 223 S | = >= | & en ar PER 98 5, or evon 287.| Chaenocardiola Denckmanni Beusn. . | + 288. » striatula Beusn. | + 289. » carinata Beusn. | gn 290. » Koeneni Beusn. | > 291. » cf. striatula Beusn. . | == 2922 » paradoxa HouzarreL . | | rl 293.] Prosochasma abditum Beusn. . . 294. » cancellatum HorzarreL . + 29. » concentricum HouLzarrerı . | = 296. » mytiloides Beusn. En 291. » expansum BEusH. + | 298. » Mülleri Houzarreu = 299. » adorfense HouzarreL == 300. » dilatatum Beusn. SF 301. » inflatum HotzarrEL == 302. » bickense Houzarrer . + 303.| Conocardiopsis Lyelli vD’Arcn.-Vern. . x | 304.| Conocardium clathratum vOrz. . . ? x 305. » hainense Maur. >< 306. » n. Sp. af. hainense . . ? 07T. » retusum Mau.’ . . . | = 808. » confusum Bevsn. . +xX 309. » aquisgranense Beusn. . > 310. » Zeileri BeusH. ..-. | >< 311. » eifeliense Beusu. . . - x 3122 » villmarense v’Arcn.-Vern. ? x 313. » rhenanum Beusn. . . >< o14. » reflewum Zewmer. ». ». |x| 2? 319. » cuneatum A. Rorm. . . = | x Geologischer Theil. als Die Beziehungen der Zweischalerfauna zur Facies- Entwicklung des rheinischen Devon. Das rheinische Devon setzt sich in seiner Gesammtheit be- kanntlich aus recht verschiedenartig ausgebildeten Sedimenten zusammen. Während das Unterdevon ganz vorwiegend aus detri- togenen Sedimenten besteht, finden wir im Mitteldevon neben diesen (Lienneschiefer) Brachiopoden- und Korallenmergel und -kalke, schichtungslose Kiffkalke, ebenflächige Thonschiefer und Ammonitiden-Knollenkalke. Das Oberdevon endlich enthält ganz vorwiegend Ammonitidenkalke und Schiefer, local gewinnen diesen gegenüber Brachiopodenmergel, Riffkalke, detritogene Sandsteine und Quarzite Bedeutung. Während man für die detritogenen Sedimente die Entstehung in seichtem Wasser voraussetzen muss, desgleichen für die Brachiopoden- und Korallenmergel, auch die Fauna der Riffkalke nach Analogie der heutigen Verhältnisse jeweils an geringe Wassertiefe gebunden ist, muss man für die zarteren Thonschiefer und vor Allem die Knollenkalke den Absatz in tieferem Wasser, und zwar im offenen Meere annehmen. Das spricht sich deutlich auch in der Zusammensetzung ihrer Fauna aus. Während uns in den als Seichtwasserabsätze in Anspruch genommenen Sedi- 'menten Brachiopoden, stock- und rasenbildende Korallen, mehr oder minder dickschalige Gastropoden und Zweischaler entgegen- treten, fehlen ihnen die Ammonitiden entweder ganz oder treten doch unter solchen Verhältnissen auf, dass die Annahme begründet 3 500 . Geologischer Theil. erscheint, dass es sich um planktonisch verfrachtete leere Gehäuse handelt. Es dürfte dies sowohl für das Vorkommen von Gonia- titen im Mitteldevon der Eifel und von Paffrath, wie auch für das Auftreten derselben bei Finnentrop, Wetzlar und Villmar selten. Für Finnentrop hat E. HoLzArFrEL (Das obere Mittel- devon im rheinischen Gebirge S. 414) auf den in dieser Hin- sicht sehr bezeichnenden Umstand aufmerksam gemacht, dass im Gegensatze zu den Knollenkalken hier die Mundränder der Goniatitenschalen gewöhnlich zerbrochen sind, während bei den übrigen Versteinerungen meistens die zartesten und zerbrech- lichsten Theile der Schale erhalten sind. In den Knollenkalken und den ihnen gleichstehenden Bildungen finden wir dagegen neben den Ammonitiden vorwiegend dünn- schalige Gastropoden, Lamellibranchiaten und Einzelkorallen; die Brachiopoden sind vielfach andere Formen als diejenigen der ersten Gruppe; dasselbe gilt von den Trilobiten. Die Zweischaler finden sich in Ablagerungen jeden Charakters. Aber wie die recenten Zweischaler in ihrer Verbreitung ın hohem Grade von der Beschaffenheit des Meeresbodens und der Wasser- tiefe abhängig sind, so zeigt sich auch im Devon eine innige Beziehung zwischen der Facies und der Zusammensetzung der Zweischalerfauna. Ganz allgemein kann, wie dies bereits kurz angedeutet wurde, die Thatsache hingestellt werden, dass in den detritogenen Sedimenten Formen mit soliden Schalen auftreten, dass die dickschaligsten Formen in den hiffkalken sich finden, dass dagegen die Tiefseebildungen ganz vorwiegend dünnschaligere Arten beherbergen. Mustern wir nun die Vertheilung der Lamellibranchiaten in den als Seichtwasser- und Tiefseebildungen angesprochenen Schichtencomplexen, so ergiebt sich, dass zunächst eine grosse Reihe von Gattungen ausschliesslich den einen oder anderen eigenthümlich sind. Eine kleinere Anzahl von Gattungen tritt in beiden auf, doch steht die grössere Zahl der Arten auch bei diesen auf einer Seite, und die Arten der Tiefsee sind fast immer andere als die des flachen Meeres. Ganz vereinzelt endlich finden wir Arten, welche von der Facies unabhängig sind. Geologischer Theil. 501 Ich stelle zunächst diejenigen Gattungen unserer Fauna einander gegenüber, welche nach meiner Kenntniss im rheinischen Devon auf Tiefsee- oder Flachsee-Sedimente beschränkt sind: Tiefsee: Flachsee: Sılurina, Modiola, Dualina, Modiomorpha, Praecardium, Nyassa, Euthydesma, Ledopsis, Opisthocoelus, Myophoria, Tiariconcha, Oypricardella, Buchiola, Orassatellopsis, Lunulicardium, Prosocoelus, Chaenocardiola, Carydium, Prosochasma.. Megalodus, Goniophora, Mecynodus, Solenopsis, Palueosolen, Grammysia, Pholadella, Janeia, Edmondia, Glossites, Conocardiopsis, Dolabra, Amnigenia. Von den hier für die Tiefseebildungen in Anspruch genomme- nen Gattungen kommen Dualina, Buchiola und Chaenocardiola auch im Kalke von Greifenstein vor; dieser muss aber, worauf FRECH (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XLI, S. 230) schon hingewiesen hat, nach seiner ganzen Fauna als Tiefseeabsatz be- trachtet werden. Ganz wesentlich unterstützt wird diese Annahme durch den Umstand, dass A. DENCKMANN nach freundlicher Mit- theilung bei Wildungen petrographisch und, soweit bislang zu übersehen, auch faunistisch mit dem Greifensteiner übereinstimmende 502 Geologischer Theil. Kalke gefunden hat, welche linsenförmige Einlagerungen in den mitteldevonischen Knollenkalken der Ense (= Günteroder Kalk) bilden. Als Gattungen, welche vorwiegend in Tiefsee- oder Flachsee- Ablagerungen auftreten, doch so, dass die Arten im Allgemeinen verschieden sind, wären zu nennen: Vorwiegend Tiefsee: Vorwiegend Flachsee: Cardiomorpha, Macrodus, Regina, Nucula, Puella, Nuculana, Cardiola. Ctenodonta, Oucullella, Paracyclas, Oypricardinia, Allerisma, Leptodomus, Conocar dium 1). Die Zahl derjenigen Arten, welche von der Facies unab- hängig sind, ist eine sehr geringe; es sind die folgenden: Paracyclas dubia, » rugosa, Phthonia? striatula, Regina vola, ? Puella Gosseleti, Cardiola Beushauseni, Conocardium confusum. Als Riffbewohner sind vor Allem zu nennen Megalodus, Me- cynodus und manche Conocardien; als Küstenbewohner oder viel- leicht Formen des Brakwassers Dolabra und Amnigenia, beide in detritogenen Schichten auftretend, in denen Reste von Land- pflanzen häufig sind. Immerhin interessant ist es, dass die Gattungen, welche aus !) Von Conocardium kenne ich aus Tiefsee-Ablagerungen im rheinischen Devon nur je ein Exemplar von Ü©. confusum und ©, cf. villmarense. Geologischer Theil. 503 der devonischen Fauna in die Jetztwelt hereinreichen, nach ihrer heutigen vertikalen Verbreitung mit derjenigen zur Devonzeit übereinstimmen. Modiola lebt ganz vorwiegend in geringer Tiefe; Nuecula und Nuculana weisen heute noch neben vielen der Flach- see angehörigen Arten solche auf, welche in Tiefen von mehreren Tausenden von Metern leben. Auch Solen und Solenomya, wenn man diese mit den nahe verwandten Palaeosolen und Janeia ver- gleichen darf, sind noch heute Bewohner der Flachsee. Besonders lehrreich ist die Verbreitung der Zweischaler mit Rücksicht auf den vertikalen Facieswechsel. Auf den Taunus- quarzit mit Cypricardella, Prosocoelus, Grammysia u. A. folgt der -Hunsrückschiefer mit Puella- und Cardiola-Arten; auf die oberen Coblenzschichten mit ihrer so charakteristischen Fauna folgen die Wissenbacher Schiefer bezw. die Knollenkalke des unteren Mittel- devon mit gänzlich abweichenden Zweischalerformen u. s.w. Tritt dagegen die an einem Orte durch eine abweichende ersetzte Facies an einem anderen in höherem Niveau wieder auf, so findet sich auch, nur wenig verändert, dieselbe Vergesellschaftung der Fauna wieder, was wegen der Gleichartigkeit der Lebensbedingungen ja auch nicht verwundern kann. Auf diesen Umstand ist das Auf- treten böhmischer Formen in den Kalken des rheinischen unteren Mitteldevon zurückzuführen, hierdurch erklärt sich das Wieder- auftreten so mancher Typen des rheinischen Unterdevon in der amerikanischen Hamilton Group, hierdurch z. B. die erhebliche Zahl von Arten des rheinischen oberen Mitteldevon im Iberger Kalke des Harzes, welche die Brüder SANDBERGER veranlasste, ihn für mitteldevonisch zu halten. Handelt es sich dabei um eine Facies- Entwicklung, welche von der in einem bestimmten Gebiete bislang bekannten abweicht, so können erhebliche Schwierigkeiten für die Parallelisirung ent- stehen, wie u. A. die Geschichte der »Hercyn« - Frage im rhei- nischen Gebirge schlagend beweist. Solche Erfahrungen mahnen immer von Neuem daran, dass die für die Parallelisirung ver- schiedener Horizonte besonders früher so beliebte Methode des Artenauszählens stets ein sehr wenig zuverlässiges Hülfsmittel bleibt. So werthvolle Fingerzeige die Palaeontologie auch an die 504 Geologischer Theil. Hand giebt, so bildet doch die Stratigraphie die einzig sichere Basis für die geologische Systematik; das Aufsammeln von Petre- facten ohne gleichzeitige genaue stratigraphische Untersuchung der sie beherbergenden Schichten wird nie zu ganz einwandsfreien Resultaten führen können, und vor Allem dürfen die in einem Gebiete in Bezug auf die geologische Verbreitung der Organismen gewonnenen Resultate nie ohne Weiteres auf ein anderes Gebiet übertragen werden. Nachträge und Berichtigungen. Zu S. 71 Zeile4 v. o.: Statt 36 les 35. Zu 8.76 Zeile 9 v. o. und S. 77 Zeile 8 v. o.: Infolge eines bedauerlichen Ver- sehens, welches erst nach Druck des Bogens 5 entdeckt wurde, ist für die - Ctenodonta (Sanguinolaria) elliptica A. Rorm. sp. (Beusuausen, Beiträge S. 73, Taf. 4, Fig. 24) der Name 0. subelliptica v’Ors. sp. angewandt worden. Dieser bezieht sich jedoch nicht auf diese Art, sondern auf Nucula elliptica A. Rorm., welche ich 1884 S. 87 gleichfalls als Otenodonta oder Palaeoneilo angesprochen habe. Wegen der Priorität der Gowpruss’schen Ütenodonta (Nueula) elliptica muss auch der Name der ersten Rormer’schen Art ge- ändert werden. Ich bezeichne sie als Ctenodonta arenacea nov. nom. Sanguinolaria elliptica A. Rormer, Verst. d. Harzgebirges, S. 26, Taf. 6, Fig. 27. 1843. Otenodonta elliptica A. Rormer sp. Beusmausen, Beiträge S. 73, Taf. 4, Fig. 24. 1884. non! Ütenodonta elliptica Goupruss sp. 1834—40. Otenodonta subelliptica v’ÖrsıenY Sp. Nucula elliptica A. Rormer, Verst. d. Harzgebirges, S. 23, Taf. 6, Fig. 12. 1843. Die letztere Art ist unsicher, da das Originalexemplar nicht bekannt ist, aber jedenfalls eine Ctenodonta. — A. a. O. ist demnach der Name (. arenacea nov. nom. statt ©. subelliptica D’ÖRB. sp. einzusetzen. Zu 8.171. Sehr wahrscheinlich ist zu den Synonymen von Paracyclas rugosa Goupr. noch Sanguinolaria Ungeri A. Rozmer (Verst. d. Harzgebirges, S. 26, Taf. 6, Fig. 26, 1843) aus dem Spiriferensandstein des Rammelsberges bei Goslar hinzuzufügen. Auf Rormer’s Abbildung sieht man deutlich die Ab- drücke der inneren Leisten beiderseits am Schlossrande; ausserdem gibt Roruer als Sceulptur »scharfe concentrische Furchen und Runzeln« an und 506 Nachträge und Berichtigungen. sagt: »Nach den älteren Anwachsungsstreifen zu urtheilen, sind wenigstens die jungen Schalen fast kreisrund gewesen, auch hat das abgebildete Exem- plar offenbar einen Druck von oben erlitten, scheint aber doch stark queer gewesen zu sein«. Das letztere ist nach der Abbildung nicht recht glaub- lich, im Gegentheil kann die ursprüngliche Gestalt nur sehr wenig oder gar nicht querverlängert gewesen sein. Die 1884 (Beiträge S. 115) von mir als möglich hingestellte Zugehörigkeit zu Allerisma ist nach der Beschaffen- heit des Schlossrandes ausgeschlossen. — Leider ist das Originalexemplar unbekannt. Zu S. 184 Zeile 8 des Synonymenverzeichnisses: Statt des » ist Cypricardinia einzusetzen. Zu 8.233: Den Synonymen von @lossites concentricus ist noch hinzuzufügen Sanguinolaria Calceolae A. Roxmer (Beitr. V, S. 6, Taf. 1, Fig. 7, 1866), wie ich kürzlich durch Untersuchung des in Clausthal vorhandenen Original- exemplars, einer plattgedrückten rechten Klappe, feststellen konnte. Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. (Namen in eewöhnlichem Druck sind Synonyme.) Allerisma Kine . » Peancellatum Maur. . » corbuloides nov. nom. . » incertum GoLpr. . » inflatum Stein. » mosellanum n. SP. » Münsteri »’Arcn.-Vern. » priscum Goupr. . » sp. M. Antipleura Barr.? Antipleuriden Arca inermis Sans. h » Michelini p’Arcn.-Vern. Arcıden ‘. Astartiden ER Aulacomya penna Maur. ? Aviculiden . Bucardites abbreviatus Scatorn. » hystericus SchLorn. Buchiola Bar. . £ » acuticosta SANDE. . » angulifera A. Rorn. . » aquarum n. Sp. » cf. sewcostata A. Rorm. . » digitata A. Korn. . » dillensis n. SP. . » eifeliensis n. SP. » ferruginea HouzarreL » imbricata n. SP. Seite 250 260 259 261 254 259 255 257 262 298 298 38 87 36 154 203 32 160 399 922 300 397 328 992 324 693) 228 329 202 Buchiola misera HoLzAPrrEL » mucronata n. Sp. . » palmata GoLpe. » _ prumiensis Stein. . » relrostriata v. Buch . » ruppachensis n. SP. » sagittaria HoLzarreu » irjugata n. sp. Cadomia oz Trom. Cardinia inflata A. Rom. . » trapezoidalis A. Rorn. . Cardiniden ? Cardiola Bron». NR » alternans Horvzarrev » ? arciformis n. Sp. » artieulata (Münsr.) Horz- APFEL . . . . » articulata (Münsr.) Kry- SERLING D » Beushauseni Hovnzarrku » bicarinata n. SP. . » bickensis n. SP. » bisignata n. SP. > cf. retrostriata Maur. » Olarkei n. Sp. . » Olymeniae n. sp. . » concentrica v. Bucn . » digitata A. Rom. » duplicata Münsr. Seite 325 334 399 396 326 324 sol 390 65 122 122 154 340 340 397 508 Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. Cardiola duplicata (Münsr.) Sanne. » elegantula n. Sp. » gigantea Kars. » infirma n. SP. . » inflata Houzarreu » iniquistriata n. SP. » latruncularia n. Sp. » nehdensis Kays. » reliqua n. SP. » retrostriata aut. » » var. acuticosta » » var. angulifera » » var. tenuicosta » rigida A. Roxm. » rugosa Kars. Sandbergeri n. Sp. . . » sexcostata (A. Rorm.) NSCHERN. Mena. » sp. ind. » sp. Kays. » subarticulata n. SP. » subconcentrica n. SP. » subradiata Houzarreu Cardioliden . : Cardiomorpha on Kon. . » alata SanDe. » anliqua Goupr. » ? artecostata MaAur. » eifeliensis n. Sp. » ferruginea n. Sp. » galeata n. Sp. » Humboldti Hozx. . » parvula n. Sp. . » suborbieularis Sp». Carditiden Cardium aliforme Sow. var. «& » » var. elathrata . » anguliferum. A. Rorn. . » ausavense Stkın. . » incertum Gowpr. . » lorıeatum Goupr.. » Lyellii pD’Arcn.-Vexrn. » marginatum GorDpr. . » palmatum Gorpr. > palmatum (Goupr.) A. Rorm. » procumbens Sax. . Seite 349 946 912 346 Sal 47 Cardium prumiense Stemm. . » rigidum A. Rozn. » sexcostatum A. Rozm. . » ? vetustum Harr . Carydium nov. gen. » gregarium n. SP. » sociale n. Sp. . » SD a Cercomyopsis SAXDE. Ss » acutirostris SAnDE. . Chaenocardiola Houzarreı . » carinata n. SP. » Denckmanni n. sp. > Koeneni n. sp. » nassoviensis n. SP. paradoxa Horz- APFEL » 8. ind. . » sp. cf. striatula n. Sp. » striatula n. SP. Cimitaria Harı ; » acutirostris SanDe. . Clinopistha Merk u. WoRrTHEN (Vonocandiden Conocardiopsis nov. gen. . - » » Lyelli v’ Arcn.-Vern. Conocardium Bronx . Ä » aliforme (Sow.) CrARKE » aliforme (Sow.) Mavr. ». aliforme (Sow.) SANDE. . . 886. » aquisgranense n. SP. » Bocksbergense Haurar .. S > brevialatum Sanne. » clathratum »’Ore. » » var. mulb- costata . » » var. nasso- viensis . » confusum n. SP. . » crenatum Stein. 395. » crenatum (Sreıx.) TscHern. Seite 396 813 392 Bi 154 156 157 158 268 267 364 367 366 368 565 368 366 368 367 268 267 290 378 378 979 380 401 386 >91 395 407 897 389 987 987 392 407 402 Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. = Seite Conocardium cuneatum A. Rozm. 407 » eifeliense n. SP. . 396 » hainense Maur. . 389 » » var. impressa 889 » hnstericum ScaLorn. 399 » ibergense n. SP. . 401 » n. sp. aff. hainense . 390 » reflewxum Zen. 405 » . retusum Maur. 91 » retusum Maur. . 402 » rhenanum n. Sp. 402 » villmarense »’Arcn. - VERN. 897 » Dyara 398 » » var.carinata 892 » » var. plana . 898 » Zeileri n. Sp. 395 Conularia? pinnata A. Rorw. . 407 Corbula inflata Sanne. . 259 Crassatelliden 146 Orassatellopsis nov. gen. 146 » Hauchecornein. sp. 147 Ctenodonta Sauter .- . .. 65.7 » aff. neglecta Beusn. 90 » » Roemeri Beusn. 74 » arenacea noV. nom. 7 » (»subelliptica D’Ore.« a. a. O.) » Bertkaui n. sp. » callifera n. Sp. . 78 » ef. curta Beusn. 90 » crassa n. SP. It » daleidensis n. sp. 85 » demigrans n. Sp. 0 » elegans Maur. sl » gemündensis n. SP. s0 » gibbosa GoLpr. . 83 » Halfari n. sp. 88 » insignis BeusnH. . 75 » Kayseri n. sp. . 82 » Krotonis A. Roem. 72 » lamellosa n. SP. 89 » ledoides n. sp. 96 » Maureri n. Sp. . 8 » megaptera n. Sp. 88 » migrans n. SP. - 32 » mullestria n. SP. (6) Ötenodonta minuta Mauvr. mosellana n. Sp. obesa GoLpr.? . obsoleta GoLDr. Oehlerti n. sp. . planiformis n. sp. . postera n. Sp. primaeva Senn. prisca GoLDr. sp. ind. subcontracta n. sp. tumida SAnDe. . unioniformis SANXDe. Otenodontiden IR Cucullaea angusta Sow. Hardingi aut. truncata Stein. unilateralis Sow. Cueullella M’Cox affinis Beusn. . ef. triquetra Cosr. . ceultrata Saxne. elliptica Maur. intermedia n. SP. longiuscula n. SP. posthuma n. Sp. . solenoides GoLDr. tenuiarata SAnDe. " truncata STEIN. tumida SaxDe. Curtonotus acuminatus Maur. extremus Maur. Grebei Kays. ovalis Mavr. torosus Maur. Oypricardella Hauv acuminata Maur. aff. elegans n. sp. bicostula Krantz curta Beusn. elegans n. Sp. _ elongata Bkusn. subovata Beusn. subrectangularis Kays. unioniformis SANDE. Cypricardia? acuta Sanne. 101 108 102 106 104 106 103 105 106 71. 12 101 79 144 142 157 142 137 154 144 141 157 144 141 138 145 142 BR) 211 510 Cypricardia artecostata Maur. > ausavensis SCHNUR » erenistria SAnDB. elongata np’Arcn.- VERN. 5 » hamiltonensis ee) STEIN. Hessii Stem. . » lamellosa aut. » » SANDE. lima Schxur » rhombea (Patrr.) D Arcn.-Vern. squamifera (Phitr.) A. Rom. > striatula Stein. Cypricardinia Hauı nn. » ausavensis SCHNUR . » erenicostata (A. Rozm.) Maur. erenistria SANDB. expansa Maur. . hercynica n. Sp. » ‚Junonis HoLzAPrEL » lamellosa (Sanpe.) CLARKE » lamellosa GoLDF. > lima SCHNUR . » Sandbergeri n. Sp. . » scalaris Prıwr. . » ? sp. Kars. » squamifera (Putr.) Maur. > striatissima W nıDe. Oypriniden Ditichia mira v. Saupe. Dolabra M’Coy » angusta Sow. » Hardingi aut. » unnlater alisSow. var. Con- drusorum . Dualina Barr.? » ? inflata SaxDe. » ? sp. Edmondia oz Kon. ; » ? acutangula F. Rome Seite 281 186 178 184 242 257 182 181 182 211 182 265 176 186 184 178 178 182 186 182 184 182 181 179 289 179 184 176 104 32 39 34 34 298 299 298 286 270 Alphabetisches Register zum palaeontologischen . Theil. Edmondia gigas HouzarreL » ? tenuistriata Hart Eodon Harı Euthydesma Harn „ae » Beyrichi Houzarrer . Glossites Hat . A » concentricus GOLDF. . Goniophora Pair. > acuta SANDB, » aff. acuta SANDe.. » applanata n. Sp. . » bipartita F. Roen. » eifeliensis Kays. excavata Kays. » lata Krantz » nassoviensis Kass. » rhenana n. Sp. » Schwerdi n. SP- » sp. SP. » Stürtzi n. SP. . sulcata Sraıs. » trapezoidalis Kays. . > unioniformis SAnDE. Grammysia Vern. . > > abbreviata a h > anomala GoLDF. var. rhenana » Beyrichi Bsusn. » bicarinata GoLDFr. . » bisuleata Conr. » expansa n. SP. » hamiltonensis sah 937. » hamiltonensis Verx. 3 hamiltonensis Vern. Var » inaequalis n. SP. » Johannis n. Sp. » irregularis n. Sp. . » lyra Maur. » marginata Goupr. . » nodocostata HALL var. eifeliensis . » obscura n. Sp. . » ovata SANDB. » pes anseris ZEILER U. WırTGEN . Seite 287 355 134 316 317 287 288 196 211 212 207 200 202 204 270 203 201 206 213 210 209 205 140 226 246 257 230 249 257 242 240 237 246 245 236 238 251 231 234 248 240 149 Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. Seite Grammysia prumiensis n. SP. . 243 > DS & : 250 » striatula aut. 265 » launica Kaxs. 248 Grammiysüden 226 . Janeia Kınc . 5 290 » 2? compressa GouLpr. 297 » laevigala Goupr. 294 » phaseolina Goupr. 295 » truncata Goupr.. 296 Isocardia antiqua Gorpr. 282 » caelata SanDe. 278 » Humboldti Hoznx. 278 » Humboldti ( Hoen.) A. Rorm. 281 » securiformis SANDB. 213 Isoeulia M’Cor 276 Kefersteinia Neumark 0 jells Koenenia Bzusn. 65. 92 Kralovna Barr. 305 Leda Schum. Se 58 » Ahrendi A. Rorm. 64 » securiformis Goupr. . 59 » tumida SAnDe. . 62 Ledopsis Bsusn. 109 » callifera n. sp. 112 » confluentina n. Sp. 111 » intorta MaAur. . 157 » praevalens Maur. 157 » robusta n. SP. . 110 » taunica n. Sp. - 109 Leptodomus M’Coy „263 » acutirostris v. SAnDB. 267 » Barroisi n. sp. 269 » Heinersdorfi n. sp. . 274 » latus Krantz 270 » medius n. Sp. 268 » posterus n. sp. 2712 » securiformis Sanpe. . 273 » striatulus F. Rorm. 265 Lueina antiqua Gorpr. . 173 » daleidensis Seen. .. 171 » Dufrenoyi p’Arcn.-Vern. 169 | » lineata Goupr. 173 Lucina proavia GoLpr. . » rectangularis SanDe. 99: » _ rugosa Goupr. » semicircularis Krantzz . Lueiniden Lunulacardium adorfense Hprr. . » » biekense Herr. cancellatum Hprr. concentricum Hrrr. inflatum Herr. Mülleri Herr. paradoxum Herr. Lunulicardüden Lunulicardium Münsr. ED ne Ne ventricosum SANDB. Lutraria inflata Stein. » prisea Goupr. . Macrodus Lycerr . delitescens n. Sp. Michelini v’ Arcn.-Vern. venustus STEIN. villmarensis n. SP. Mecynodus Kerersrein auriculatus GoLDF. bipartitus F. Rorn. carinatus GouLpr. . columbinus Wnıpe. eifeliensis Frrcu nasaeformis Maur. Neptuni mser. . oblongus GoLDr. sp. ind. villmarensis n. Sp. . Megalodontiden . Megalodus Sow. » abbreviatus SCHLOTH. . Adolfi CrLArske . alutaceus GoLDr. auriculatus GoLDpr. bipartitus F. Rorm. carinatus GoLDr. cueullatus Sow. curvatus Krantz elongatus A. Rorm. oblongus Gorpr. 398. 5ll Seite 169 175 171 142 165 875 377 372 372 377 374 368 358 362 864 362 254 257 36 41 37 39 38 157 189 200 on 191 194 203 194 195 190 190 158 158 160 161 133 189 200 191 160 249 161 195 Megalodus rhomboideus Gorpr. . » suleatus Ste. . » truncatus GoLDr. Microdon Cosrap . Mierodonella Orzurerr Modiola Lam. » antiqua GoLDr. ausavensis Stein. . » Kahlebergensis A. Rorm. » lodanensis n. SP. » marginata Maur. . » scalaris Phıtr. . Modiolopsiden : Modiolopsis carınata Maur. » ferruginea Oenr. » taunica Kaya... Modiomorpha HaLı R » attenuata Wear ES » bilsteinensis n. Sp. . » carinata Mavr. . » ? ef. ferruginea Ozur. » circularis Maur. » elevata Kranz . » epigona n. Sp. » Follmanni n. Sp. » intermedia n. Sp. » lamellosa SANDB. » modiola n. sp. » » praecedens n. Sp. » rotundata Beusn. » siegenensis n. SP. » simplex un. Sp. » ? subrectangularis Kars. » westfalica n. SP. Myaecites impressus F. Rornm. . » striatulus F. Roznm. . Myalina? sp. Kays. Myophoria Bronn.. » alutacea GouDr. » ef. inflata A. Rorm. . » ef. rhomboidea Goupr. » circularis n. SP. » Holzapfeli n. sp. » inflata A. Roem. » Johannis n. sp. minor n. SP. Seite 130 209 | 126 134 13 248 11 220 19 21 29 16 23 27 28 17 18 22 25 25 24 15 142 26 265 265 308 115 133 123 132 118 120 122 129 125 Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. Myophoria ovalis Kuversmein . » peregrina n. SP. » Proteus n. sp. » rhomboidea Goupr. » Roemeri nov. nom. » schwelmensis n. Sp. » SPEIEANER: » sp. ind. : » en ee » transrhenana n. Sp. » truncata GoLpr. Mytilarca Beyrichi Horzarreu Mytiliden Mytilus antiquus Ge Nucula Lam. » afl. aquisgranensis n. sp. » aff. Zumida A. Rorm. . » Ahrendi A. Rom. » aquisgranensis n. SP. » brevieultrata Sasne. 5 confluenlina n. SP.» » cornuta aut. . » cornuta SANDE. . » curvata MaAur. » daleidensis Stein. . » ? erralica n. Sp. » fornicata GoLpr. » grandaeva Goupr.? » Krachtae A. Rorm. » Krotonis A. Rom. » lodanensis n. Sp. » Murchisoni GoLor. ». obsoleta Gorpr. » pelmensis n. Sp... » Primaeva Sıem. . - » prisca GoLpr. » : :Sandbergeri n. Sp. . - » secalarıs (Schnur) aut. » securiformis GoLDF. » solenoides Gorpr. . » subcornuta n. SP. unioniformis SANDB. ienlans Lin« » aff. securiformis eu » Ahrendi A. Rorm. » brevicultrata SANDB. Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. Seite Nuculana Frechi n. sp. . 69 » lodanensis n. Sp. 60 Mülleri n. sp. 64 » securiformis GOLDF. 99 » tumida SANDB. 62 Nuculiden A 42 Nuculites triqueter ConkAap 102 Nyassa Harı 29 » arguta Harı ol » dorsata Goupr. . 3l Opisthocoelus nov. gen. . .. 888 » alternans Houzarren 340 > ausavensis STEIN. 389 > concentricus n. sp. . 8338 Orbieula concentriea v. Buch 355 Orthonota corrugata Wnrreaves . 220 » ?sp. ind. . 270 | Palaeoneilo Haıv . .. 65. 77 Palaeosolen Harn . : 222 » costatus SANDER. . 223 » eifeliensis n. SP. 225 simplex Mavr. . 224 » ? sp. ind. 225 Panenka bellistriata Kays.. 312 Paracyclas Harn 3 165 » antıqua Gouor. . 173 » dubia n. Sp. . 176 » elliptica Harı 169 » marginata Maur. 167 » Ohioensis Merk 173 » praecursor n. Sp. 173 » . proavia GoLDr. 169 » rectangularis SANDB. 175 » rugosa GoLDr. . 171 » tenuis Harr . 167 Parallelodon Merk u. Worruen . 36 Pholadella Harı 275 » peregrina n. Sp. 276 Pholadomya anomala Gorpr. 237 » Münsteri »’Arcn.- VERrn. 255 » venusta Sreın. 39 Phthonia Harz . ; 289 » 2? striatula n. sp. 289 Pleurophorus lamellosus Sanose, , 18 Pleurorhynchus alaeformis A. Roen. » aliformis Petr. » cuneatus A. Rorm. >» trapezoidalis A. Rorm. Posidonia? ef. semistriata Müssr. lateralis (Prutr.) STEIN. Praecardium Bar. Re », duplicatum Münsr. . » Sp. er SR » vetustum Hau Prosochasma nov. gen. » abditum n. Sp. adorfense HouzarreL » bickense Houzarrkı . > cancellatum Hprr. 5 concentricum Herr. . dilatatum n. sp. . » expansum n. SP. . » inflatum Horzarreı . » Mülleri Horzarreı . » mytiloides n. SP. . Prosocoelus KEFERSTEIN . e » aff. pes anseris ZEILER u. Wirrozx . » cf. ellipticus Brusn. » cf. orbicularis Beusn. » consobrinus n. SP. . » pes anseris ZEILER U. WirTGEN . » priscus A. Rorn. . Prosoleptus nov. subg. Pterinea bicarinata Gorpr. > brilonensis Kays. . » elegans GoLpr. Ptychodesma Hau u. Wurr. . Puella Barr. SEE » ausavensis n. SP. - » bellistriata Kass. . » cf. rigida A. Rom. . » ef. semistriata A. Ron. » elegantissima n. SP. . » gigantea Kavys. » Gosseleti n. sp. » Grebei Kays. . » sp. ind, . 513 Seite 401 385 407 399 317 171 300 805 04 801 369 371 375 917 312 912 376 374 377 374 378 148 151 159 154 151 149 153 95 249 39 182 32 310 315 312 313 914 315 312 314 Sll 316 514 Alphabetisches Register zum palaeontologischen Theil. Regina Bar. » advena n. Sp. » minor n. SP. . SHARAN » Sp. SP. - » volan. sp. Sanguinolaria angustata (Privr. ) GoLpr. . ! » compressa GoLpr. . » concentrica GoLDF. » dorsata GoLDr.. » sibbosa GoLDdr. » laevigata GotLpr. . lamellosa Gorpr. » lata Kranız . » phaseolina Goupr. » soleniformis Gotpr. » suleata (Phiıtı. ) GoLDE. ö » truncata GoLor. » unioniformis SAnDe. Schizodus aut. » aff. anhE Bi > fallax Beuso. inflatus A. Rorm. . » Kefersteini Bzusn. . » ovalıs KrreErstein . » peregrinus Bzusn. . rhomboideus GoLpr. trapezoidalis A. Rorn. » trigonus KErERSTEIN » truncatus GoLpr. Stilurina Barı. . » injlata SanDe. Seite 805 306 306 309 310 308 Solen costatus Sanne. ai » pelagicus Gorpor. . 218. » simplex Maur. » sp. F. Rozm. » vetustus GoLDr. Soleniden . Solenomya aut. . . Solenomyidn . . » Solenopsiden . Solenopsis M’Coy .. ! 3 » attenuata Wermeayns 3 » pelagica Goupr. . » vetusta GoLDF. Sphenotus Haıı » soleniformis Sour: Tanerediopsis nov. subg. Tellina bicostula Kranrz » inflata A. Rorm. Tellinomya Harr . Tiariconcha Freca » hercynica n. Sp. » rugosa Kays. » scalariformis n. Sp. . » ? sp. ind. Trigonia? sulcata p’Arcn.-Vern. Trigoniüden . Rt Tripleura pes anseris Zenean u. WiRTGEn Venericardium retrostriatum v. Buch ee Venulites a F Hoc } Venus elevata Krantz ; » subglobosa(A.Rorm. lan) A.W.Schade’s Buchdrucekerei (L, S chade) in Berlin, Stallschreiberstr, 45,46, Seite 223 220 224 220 217 222 290 2% 216 216 220 218 217 213 215 94 157 122 65 318 320 320 821 321 231 115 150 326 171 25 142 ne EEE nn Ze Lieferung 28. Blatt Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Kahla, Rudol- » » » stadt, Orlamünde © > Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Schönerlinde, Bernau, Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt- Lands- berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister) » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt an der Heide, Sonneberg » Limburg, Eisenbach (nebst 1 Lagerstättenkarte), Feldberg, Kettenbach {nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein » 7 Calbe a..M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke, Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister).. . » Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Wahlen, Lebach RE a A a a EN » 7 Lindow, Gr.-Mutz, Kl.-Mutz, Wustrau, Beetz, Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 1 Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) o a an TR: » Hersfeld, Friedewald , “ Vacha, Eiterfeld, Geisa, Lengsfeld . ; OR En » Altenbreitungen, Wasungen, Oberkatz (nebst 1 Profil- tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel) » 7 Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . : » Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt a eine Illustration) { » Saalfeld, Ziegenrück, Probstzella, Liebengrün B » Marienberg, Rennerod, Selters, Westerburg, Men- gerskirchen, Montabaur, Girod, Hadamar » T Tangermünde, Jerichow, Nieritz, Schernebeck, Weissewarihe, Genthin, Schlagenthin. (Mit Bohr kartenundBohrregistenr) nn. Em er » f Mewe, Rehhof, Münsterwalde, Marienwerder. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » Coblenz, Ems (mit 2 Lichtdrucktafeln), Schaumburg, Dachsenhausen, Rettert . . » Melsungen, Lichtenau, Altmorschen, Seitertshausen , Ludwigseck, Rotenburg . . » _ Birkenfeld, Nohfelden, Freisen, Ottweiler, St. Wendel » 7 Heilsberg, Gallingen, Wernegitten, Siegfriedswalde. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) » 7 Parey, Parchen, Karow, Burg, Theessen, Ziesar. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) » Gelnhausen, Langenselbold, Bieber (hierzu eine Profiltafel), Lohrhaupten. . N OR Wa » Bitburg, Landscheid, Welschbillig, “ Schweich, Trier, Pfalzel. at » Mettendorf, Oberweis,, Wallendorf, Bollendorf. » Landsberg, Halle a./S., Gröbers, Merseburg, Kötzschau, Weissenfels, men. (In Vorbereitung) . » T Zehdenick, Gr. Schönebeck, Joachimsthal, Liebenwalde, Ruhlsdorf, Eberswalde. (Mit Bohrkarte und Bohr- register.) (In Vorbereitung) » TPlaue, Brandenburg, Gross-Kreutz, Gross -Wusterwitz, Göttin, Lehnin, Glienecke, Golzow, Damelang. (Mit Bohrkarie und Bohrregister). 5 » Stadt Ilm, Stadt Remda, Königsee, Schwarzburg, Gross- Breitenbach, Gräfenthal . ; » Themar, Rentwertshausen, Dingsleben, Hildburghausen » Weida, Waltersdorf (Langenbernsdorf), Naitschau (Elsterberg), Greiz (Reichenbach). OU ER Mark 21 — 12, — 10 — 12 — 10 — 12 — 11a — Sr I ge 14 — ke) — 27 — 12. — gi SE— Lieferung 58. Blatt Fürstenwerder, Dedelow, Boitzenburg, Hindenburg, Templin, Gerswalde, Gollin, Ringenwalde. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . nn ee » 59. » tTGr. Voldekow, Bublitz, Gr. Carzenburg, Gramenz, Wurchow, Kasimirshof, Bärwalde, Persanzig, Neu- stettin. (Mit Bohrkanie und Bohrregister) » 60. » Mendhausen-Römhild, Rodach, Rieth, Heldburg » 61. » +Gr. Peisten, Bartenstein, Landskron, Gr.- Schwansfeld, Bischofstein. (Mit Banane und Bohrregister.) (In Vorbereitung) . » 62. » Göttingen, Waake, Reinhausen, Belkekarsen. le » 63. » Sehönberg, Morscheid, Oberstein, Buhlenberg. (In Vorbereitung) A ee » 64. » Crawinkel, Plaue, Suhl, Ilmenau, Schleusingen, Masserberg. (In Vorbereitung) : » 65. » + Pestlin, Gross-Rohdau, Gross-Krebs, Riesenburg. (it Bohrkarte und Bohrregister) » 66. » TNechlin, Brüssow, Löcknitz, roll. Wallmow, Hohenholz. (Mit Bohrkarte und Bohrregeister.) (In Vorbereitung) Be N sc » 67%. » TKreckow, Stettin, Gross-Christinenberg, Colbitzow, Podejuch, Alt-Damm. (Mit Bohrkarte und Bohr- register.)u\ (InVorbereitung) ES ner Be » 68. » 7 Wilsnack, Glöwen, Demertin, Werben, Havelberg, Lohm. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . » 69. 7 Kyritz, Tramnitz, Neu-Ruppin, Wusterhausen, wild- berg, Fehrbellin. (In Vorbereitung) » le > Wernigerode, Derenburg, Elbingerode, Blankenburg. (In Vorbereitung) . » 71. » Gandersheim, Moringen, Westerhof, Nörten, Lindau » 72. » Coburg, Oeslau, Steinach, Rossach . . » 73. » 7 Prötzel, Möglin, Strausberg, Müncheberg. (Mit Bohr- karte und Bohrregister) . BE... (- Mark 24 — Zi gi 15— Be gu 2 — 12. — 18 18 — a — 12 — ee 10 — Se 2 — ii. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Ba. I, Heft 1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 Besen: Karte und Profilen; von Dr. H. Eck . . . » 2. Ueber den Unteren Köner des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E. E. Schmid » 3. Geogn. Darstellung des Steinkohlengebirges und. Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S., nebst I gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättehen, 1 Taf, Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres » 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. , Meyn Ba. Il, Heft 1. Beiträge zur fossilen Bla " Steinkohlen- (Calamarien, mit besonderer ee Na ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holzschn.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. : » 2. +Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. ei undinge agro- nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn. en Karte; von Prof. Dr. A. Orth A . .. Mark 8s— 20 — Di Er en > Ba. II, Heft 3. F Die Umgegend von Berlin. Allgem. Erläuter. z. geogn.- agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten Berlins, nebst 10 Holzsehn. und 1 Kärtchen; von Prof. Dr. G. Berendt : » 4. Die Fauna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. . Bd.Ill, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Tat. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 2. r Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Wahnschafte . » 3. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen @eolog. Uebersiehtskarte von Schleswig-Holstein,; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt . » 4. Geogn.Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile ete.; von Bergrath A. Schütze . . Bd. IV, Heft1. Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, I. Gly- phostoma (Latistellata), nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter . . » 2. Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von S Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H.v. Dechen : » 3. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Dichtdrnektafeln: von Dr. P. Friedrich » 4. Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. OÖ. Speyer. Nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A.v. Koenen Bd. V, Heft 1. Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer » 2. Beiträge zur fossilenFlora. III. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 3. t Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens. Mit 1 Titelbilde, 1 Zinko- graphie, 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte; von Dr. E. Laufer » 4. Uebersicht über den Schichtenaufban Ostthüringens, nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe Bad. VI, Heft 1. Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 lithogr. Tafeln; von Dr. L.Beushausen . » 2. Die Trias am Nordrande der Eifel zwischen Commern, Zülpich und dem Roerthale. Mit 1 geognostischen Karte, 1 Profil- und 1 Petrefakten- Tafel; von Max Blarekenhorn . » 3. Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata. Lieferung II: Crustacea und Vermes. Lieferung VI: Echinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text- tafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln AORE RR » 4. Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. II. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf. Mark 3 — 24 — 20 — 10 — Bd. VII, Heft1. Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Mit einer Karte in Buntdruck und S Zinkographien im Text; von Dr. Felix Wahnschafte . » 2. Die pisherigen Aufschlüsse des märkisch- pommerschen Tertiärs na ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- ergebnissen dieser Gegend. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text; von Prof. Dr. G. Berendt . 24: Untersuchungen über den inneren Bau westfälischer Carbon-Pflanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu Tafel I-VI. — Beiträge zur fossilen Flora. IV. Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. I. Die Gruppe der Favularien, übersichtlich zusammengestellt von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. Hierzu Tafel VII-XV (1—9). — Aus der Anatomie lebender Pteridophyten und von (ycas revoluta. Vergleichsmaterial für das phytopalaeontologische Studium der Pflanzen - Arten älterer Formationen. Von Dr. H. Potonie. Hierzu Tafel XVI-XXI (1-6). . Be » 4. Beiträge zur Kenntniss der Gattung "Lepidotus. Von Prof. Dr. W. Branco in Königsberg i./Pr. Hierzu ein Atlas mit Tafel I—-VIII ; Ba.VIIl, Heft1. 7 (Siehe unter IV. No. S.) » 2. Ueber die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Dörnten nördlich Goslar, mit besonderer Be- rücksichtigung der Fauna des oberen Lias.. Von Dr. August Denckmann in Marburg. Hierzu ein Atlas mit Tafel I—-X » 3. Geologie der Umgegend von Haiger bei Dillenburg (Nassan). Nebst einem palaeontologischen Anhang. Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 1 geognostische Karte und 2 Petrefakten-Tafeln . ee » 4. Anthozoen des rheinischen Mittel-Devon. Mit 16 litho- graphirten Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter Die Echiniden des Nord- und Mitteldeutschen Oligocäns. Von Dr. Theodor Ebert in Berlin. Hierzu ein Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafel 3 A » 2. R. Caspary: Einige fossile Hölzer Prenssens. Nach dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers be- arbeitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Taf. » 3. Die devonischen Avienliden Dentsehlands. Ein Beitrag zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 5 Tabellen, 23 Text- bilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln . » 4. Die Tertiär- und Diluvial-Bildungen des Untermain- thales, der Wetterau und des Südabhanges des Taunus. Von Dr. Friedrich Kinkelin in Frank- furt a/M. Mit zwei geologischen Uebersichtskärtchen und 13 Abbildungen im Text . Bd. X, Heft 1. Das Norddeutsche Unter- Oligoeän und seine Mollusken- Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Lieferung I: Strombidae — Murieidae — Buceinidae. Nebst Vorwort und 23 Tafeln » 2. Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Mollusken- Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Lieferung II: Conidae — Volutidae — Cypraeidae. Nebst 16 Tafeln > » 3. Das Norddeutsche Unter- Olizoeän und seine Mollusken- Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Lieferung Ill: Natieidae — Pyramidellidaa — Euli- midae — Cerithidae — Turritellidae. Nebst 13 Tafeln (Fortsetzung auf dem Umschlage.) Bd. IX, Heft a Mark 20 — 12 — KU — 10 20 — 10 — 20 16 — 15 — Mark Y Ba, Mena Das Worddentiche 1 Unter- ligoeä n ne seine Mollunkeir EEE N RRN - Fauna. Von Prof, Dr. A. von Koenen in Göttingen. Be Lieferung IV: Rissoidae — — Littorinidae — Turbinide — Haliotidae — Fissurellidae — Calyptraeidae —_. . Patellidae. U. 'Gastropoda Opisthobranchiata. II. Gas- tropoda Polyplacophora. 2. ‚Seaphopoda - Er a RE 3 St ‚Cephalopoda. Nebst 10 Tafeln. 2% 1—- \ Das Norddentsche ‚Unter-Oligoeän und seine Mollusken- Bee x R ‚Fauna, Von Prof. Dr, A.von Koenen in ‚Göttingen. a a ae RE Lieferung. En Pelecypoda. —L Asiphonida® —AEMoe. 25 { ria. B. ‚Heteromyaria, 0. Homomyaria, iR Sipho- EN NE 02 mida. A. Integropalliala. Nebst 24 Tafeln . . . .20—- 2.6 Das Norddeutsche Unter- -Oligoeän und seine Mollusken- ee ‚Fauna. Von Prof.. Dr. A. von Koenen in. Göttingen, ferung. YEB, Pelecypoda, H. Siphonida, :B. Sie ta. 6. ne Revision der Mollusken- Haunarı. on, 's. Nebst 13 Tafeln . . . 2B— ligocän. und seine Mollusken- ee A, von Koenen in Göttingen. g, _ Schlussbemerkungen. ‚und Die Kauns des! Han MH and der Zorger Setieter - er ER Unterharzes j tein: ruck } y Prof. Dr. E.. i | Heft 12. Der nordwestliche Spessart. Mit einer geologischen Karte und 3 Tafeln; von Prof, -Dr,. H. Bücking .. en = le ne Heft 13. &eologische Beschreibung’der Umgegend von Salzbrunn. Mit einer geologischen Specialkarte der Umgesend von Salzbrunn, sowie 9 Kartentafeln und 4 Profilen im Text; von Dr. phil. E. Dathe Heft 14. Zusammenstellung der geologischen Schriften und Karten über den ost-elbischen Theil des Königreiches Preussen mit Aus- schluss der Provinzen Schlesien und Schleswig-Holstein; von Dr.phil. Konrad Keilhack . . ...... 00, Heft15. Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. Mit 1 geolo- gischen Uebersichtskarte, 16 Ansichten aus dem Rheinthale und 5 Abbildungen im Test; von Prof. Dr. E.Holzapfel . .„ Heft 16. Das Obere Mitteldevon (Sehiehten mit Stringocephalus Burtini und Maeneceras terebratum) im Rheinischen #ebirge. “Von Prof. Dr. E.-Holzapfel. Hierzu ein Atlas mit 19 Tafeln. Heft 17. Die Lamellibranchiaten des rheinischen Devon. Von Dr.L.Beus- bausep. Hierzu 34 Abbildungen. im Text und ein Atlas mit ER 3. ar 33 Tafeln. Heft 19. Die stratigraphischen Ergebnisse der neueren Tiefbohrungen im er E Obersehlesischen Steinkohlengebiete. Von Prof. Dr. Th.Ebert. j Hierzu ein Atlas mit 1 Uebersichtskärte und 7 Tafeln . . . Heft 20. Die Lagerungsverhältnisse des Tertiärs und Quartärs der Gegend von Buckow. Mit 4 Tafeln. (Separatabdruck a. d, Jahrb.d. königl, - preuss. geol. Landesanst. f 1893.) Von Prof. Dr. E.Wahnschaffe in Il. Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt | und Bergakademie. ER Jahrbuch der König]. Preuss. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie für _ das Jahr. 1880. Mit geogn. Karten, Profilen ete. . . „. ., 2. Dasselbe für die Jahre 1881— 1891. Mit dgl. Karten, Profilen eete. 11 Bände,aBd, Dasselbe für die Jahre 1892 .u. 1893... u ne 22.0 nn. . * . IV. Sonstige Karten und Schriften. . Höhenschiehtenkarte des Harzgebirges, im Maalsstabe von 1:100000 8- 1:100060; zusammengestellt von Dr. K. A. Lossen 1 2 "2. Geologische Uehersichtskarte des Harzgebirges, ins Maassstabe von 3. Aus der Flora der Steinkohlenformation (20 Taf. Abbild..d. wichtigsten £ Steinkohlenpflanzen m. kurzer Beschreibung); von Prof. Dr. Ch.E.Weiss er : z- .. Dr. Ludewig Meyn. Lebeusabriss und Schriftenverzeichniss desselben; won Prof. Dr.G. Berendt. Mit einem Liehtdruckbildniss vonL.Meyn _ 4 5. Geologische Karte der Umgegend von Thale, bearb. von R.A.Lossen BE und W. Dames. Maassstab 1:25000 . . .. IE 6 .- Geologische Karte der Stadt Berlin m Maassstabe” 115.000, geolog- En aufgenommen unter Benutzung der K.A. Lossen’schen geol. Karte der Stadt Berlin durch @. Berendt . . » 7.+ Reognestisch-agronomische Farben-Erklärung für ‘die Kartenblätter en der Umgegend von Berlin, von Prof. Dr. G, Berendt . . .. 8. +Geologische Uebersichtskarte der Umgegend von Berlin im Maass- stabe 1:100000, in 2 Blättern. Herausgereben von der Königl. - ° Preuss. geolog. Landesanstalt. IHlierzu als »Bd, Vill, Beftl« der vorstebeud: genanuten Abhandlungen: Geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin, von G. Berendt und W. Dames unter SR Mitwirkung von F. Klockmanu 9. Geologische Uehersichtskarte der Gegend von Halle ro S;; von e F, Beyschla u ER ee a RER ER RS EEE ee DZ 10.: Höhenschiehtenkarte des Thüringer Waldes, im Maassstabe 1: 100000; , BIOR-R.BEyschlagn ra an en N re 11. Geologische Vebersiehtskarte des Thüringer Waldes im Maafsstabe 1:100000; zusammengestellt von F. Beyschlag. (In Vorbereitung.) nn ne A.W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, ‚Ställschreiberätr. 45/46. Date Due INN om