E . u a n engen, ana! — re - 0 - . venta nee nr nen : a ee} ERSTE "02 Paten = a 1 — r In rennen = me en Da ee > Den en gen € , .—— nn — ana BZounp (977° WHITNEY LIBRARY, HARVARD UNIVERSITY. TEIEGIETIOFE I... DE SW KERN EV Sturgis Hooper Professor IN THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY /R, 83 8& Kah, Er »2 BF Abhandlungen ja Pe zur IHN ischen Specialkarte : ee er = MN | R \ | | = 2 " RR } £ 7 | Preussen er : und den, | AR E _ Thüringischen Staaten. 2 BanD 1 u | ; | “0 Beftt. a 2, 2 BERLIN. ag der Neumann’schen Kartenhandlung. ee, ea | EN RÜDERSDORF uno UMGEGEND. Eine geognostische Monographie von Heinrich Eck. Mit einer Tafel Abbildungen von Versteinerungen, einer geognostischen Karte und einer Tafel mit Profilen. VORWORT. mmmnnn D:. folgende Arbeit entstand auf Veranlassung des Königl. Handels- Ministeriums, namentlich der Herren Ober-Berghauptmann Krus v. Nıpva und Bergrath Haucnecorne. Da dieselbe nicht bloss das wissenschaftliche, sondern auch das technische Interesse zu berück- sichtigen hatte, war die Aufnahme mancher Details nothwendig, welche dem Geologen unerheblich erscheinen mögen. Namentlich gilt Dies von der speciellen Aufzählung der einzelnen Schichten. Den Herren Beamten des Werks: Bergrath Nıeoner, Faktor Wacner, Steiger Körısch und Tuormann bin ich für die Freundlichkeit, mit welcher dieselben meine Untersuchungen förderten, sehr verpflichtet. Herr Professor Beyrıchı gestattete mir die Benutzung des in der Universitätssammlung aufbewahrten Materials und unterstützte mich auch sonst durch mehrfache Mittheilungen. Herrn Professor Fınkexer habe ich für die Bereitwilligkeit, mit welcher er die chemischen Untersuchungen theils leitete, theils selbst ausführte, zu danken. Bei Anfertigung der Profile hat Herr Markscheider Prrkı Hilfe geleistet, Für die Karte konnte als topographische Grundlage eine im Jahre 1869 ausgeführte neue Aufnahme des Königl. Generalstabs im Maassstabe 1: 12500 benutzt werden, welche durch Herrn Major Reszry gütigst mitgetheilt wurde. Die (in vollen Linien aufgetra- genen) Niveaukurven derselben haben einen Vertikalabstand von 15 Deeimalfuss von einander, die (in gerissenen Linien gegebenen) Zwischenhorizontalen einen solchen von 5 Fuss, IV Vorwort. Für die Angabe der Grenzen zwischen den einzelnen Schichten- gruppen des Muschelkalks auf der Karte entstand eine Schwierigkeit in den Veränderungen der Oberfläche, welche durch die technische Ausbeutung desselben veranlasst worden sind. Die Grenze zwischen dem Schaumkalk und dem unteren Wellenkalk entspricht dem natür- lichen Verhältniss; diejenigen zwischen Schaumkalk und den Schichten mit Myophoria orbicularis und zwischen den Abtheilungen des oberen Muschelkalks mussten in ihrem heutigen künstlichen Verlauf gegeben werden, da ‘ein Anhalt für die Wiederherstellung der natürlichen Grenzen nicht in genügender Weise vorhanden war. Die Linien, nach denen die Profile entworfen wurden, mussten im Streichen der Schichten mehrfach gebrochen werden. Die Darstellung des Diluviums mag vielleicht nur als ein Versuch bezeichnet werden können. Verbesserungen für Heft 1 der Abhandlungen, „Geologische Beschreibung von Rüdersdorf und Umgegend“. Seite 57 ist bei Ammonites Buchii hinzuzusetzen: Nur aus den oberen Lagen bekannt. Seite 58 ist bei Ammonites Ottonis hinzuzusetzen: Nur aus den oberen Lagen bekannt. Seite 70. Zeile 3 von unten lies: Myoconcha Goldfussi statt Myoconcha gastrochaena, Seite 88. Zeile 1 von unten lies: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft d. W. und d. G. A. Universität zu Göttingen, 1867, S. 381 £, Seile 95. Zeile 5 von oben ist hinzuzusetzen: wie bereits Herr von Seebach angab. Seite 97. Zeile 2 von unten ist „und organischer Substanz“ zu streichen. Seite 145. Zeile 4 von unten lies: dass nur zwischen Geschiebelehm und Löss eine Grenze (zwischen unteren und oberen Diluvialbildungen ) gezogen werden kann. ae ” za De 3 ; BEN Ina >, 1 RE SE REN al A) INHALT. una Vorwort IBalkeratur: Sammlungen 9...0.. uuuc we un. an A. Literatur, Manuscripte . 1. Ueber die Triasformation. ._ 2llebenrdas Diluviums a ss nu 2a. een B. Sammlungen . Il. Geographisches und Geschichtliches A. Geographisches . SE OR RS ON Sa er B. Geschichte des Betriebes . . . ug C. Geschichtliches über die geognosische Keime ln il Drlason... 9.05 BEN BE en faen Ill. Die geognostischen Verhältnisse von Rüdersdorf und Umgegend . A. Die vorhandenen Formationen 1. Der Bunte Sandstein . Aufschlusspunkte, Schichtenflg, peirographiche raakter 6 Gliederung An 2 Re Mächtigkeit - & Chemische Dosen - Organische Einschlüsse Mechnisches Verwendung sa23 na uva 2. Der Muschelkalk A BI BIRHE lo oe A Der umtere® Muschelkalke u 2 2. ur ee, a. Der untere Wellenkalk . ' Aufschlusspunkte L ; Schichtenfolge, petrographische lat Machuekeiten 202 0% 2 RT Streichen . gi ae a N 0,02% Kalleneyeu. s: > BE RE. e Chemische Dosen te ER Organische Bunschlussers Sur, B. C. Inhalt. Mineralogische Vorkommnisse Technische Verwendung b. Die schaumkalkführende Abtheilung Schiehtenfolge, petrographischer Charakter Mächtigkeit Chemische snensam. a Fallen . Stylolithen ß Organische Einschlüsse 5 Mineralogische Vorkommnisse . Technische Verwendung c. Die Schichten mit Myophoria orbicularis Schichtenfolge, petrographischer Charakter Mächtigkeit B Fallen . : Chemische men Organische Einschlüsse . Mineralogische Vorkommnisse Technische Verwendung Der mittlere Muschelkalk £ Schichtenfolge, petrographischer hauen Mächtigkeit . 2 SCH Fallen . Chemische en an Organische Einschlüsse . Mineralogische Vorkommnisse Technische Verwendung Der obere Muschelkalk £ a. Die Schichten mit Myophoria vulgaris . Schichtenfolge, petrographischer Charakter Mächtigkeit Fallen . I Organische Bimaehinses a Mineralogische Vorkommnisse Technische Verwendung b. Der glaukonitische Kalkstein . Petrographischer Charakter Mächtigkeit Fallen . Stylolithen ! Chemische Ana Organische Einschlüsse . Mineralogische Vorkommnisse , £) Seite. . "58 61 61 62 74 74 75 80 8 83 95 98 99 99 100 100 100 101 102 102 102 102 105 105 106 112 112 112 112 113 113 113 113 114 114 114 114 115 116 116 116 116 a7 118 Inhalt. vo Seite. c. Die Schichten mit Ammonites nodosus . - :» „ . . 118 Schichtenfolge, Be Charakter 2.02.2022 118 Mächtiskeit . 2: RN N EEE L2U) Rallen ae.) WR en en 2) Organische Einschlise EN TE et‘ Mineralogische Vorkommnisse . . . re el, Ueberblick über die vertikale Verbreitung der einzelnen Wersiemeruneen 122 2%. Das Dillkaunng Den RE Re 15) Gliederung? . . . 5) Verbreitung der einzelnen Glieder im N Neeitucn 129 DersunteremDiluwialsanal er en es Nr 26 Derz@lmdower Rhonaıa rs N N el Deuinmitleres Diluvaalsanda aaıı se, So De Derzumtere, Geschiebemergelen. as. 22.0.2022 2128 Der oberen Diluvialsande zo... ee nee 129 Der obere at BEN RN er RE | Bohrlöcker . . RE RE a el Mächtigkeit der Oinelner, Gikder, Re Re Organische Einschlüsse . . . ... 144 Organische Einschlüsse im rksch. söchsischen Diem überhaupt wu: Re a en enge AA Gliederung des Diluviums in Ahnen ma ae 140 4. Das Alluvium . . ERS RL LAT, B. Auftreten der Triastormation im » Allgemeinen IE NEBIER Mnee 1d Versuchsschäcte . . . a 148 Zeitpunkt der Aufrichtung und ehe im Ailesunstalen un. +, 196 Hangendes und Liegendes . . . SR | C. Veränderungen des ursprünglichen Gebirges VL Mechamischeh He GRAN WE ENT Fa a 30 1O (Ühemisch op un NL en Pe eeee - 10 a NE N RR Te | TEEN SCH eheallen e e. 22 e1 im Diluvium . . AR ER SE N ER N 222 22 55) -D. Einfluss des Muschelkalke a u. ee er 1 15 BatadieBV erstatten et. ne. 159 in zoologischer Hinsicht . . . . 161 IV. Vergleichung der Rüdersdorfer Triasformation mit ann Einer Gesenden . . - RE. EN 6. NN. 102. © A. Der Bunte uulkihein IRRE SRRRRREERE 2. .7 0 en. 45: 162 B. Der Muschelkalk . . . LEN ns: (106 1. Der untere Muschelkalk a. a 1. 2166 PaalerämittleresMuischelkalk =... 20 Vor LT ssDerschere,Müschelkalke .-... . en... 1.8 BinklanımerdertTatelt Bu u ee ne ‚0%. 182 a BR Dh, nt it Kr Yin ‚aha ir ; MIETOA HIN Alm 10 el) ‚entoitanlählane I 1, Bf ER re: toll RE a Son alas br “ | Ne rt ar BTHT av Kie) BKULUN DL. r N R ap: sirrerhgthe ME A EN (a yuulancn ne AA Ei "no | Kar Ba oh Fr By - . " iz mt . 228 Kap Cu © rien Gi x ’ Era NER, are ro Be nm 1b U Vol alle NR «il PR ai fi a \ if h a DR FiTara rind ar, [yirralmch lan) in! en an fi) y Bir ng: Fa aa a fr Jan al a ei, ” he ne maıand ir * u "ug mal Urs REGEN LATE OR IER NRHIRN HR. I: aa pi PLN IaErEm N ae a ne == kur ” ” ' RE i I a Sk 1730. 1751. I. Literatur, Sammlungen. a A. Literatur, Manuscripte. 1. Ueber die Triasformation. BrÜckMmAnNn, Magnalia dei in locis subterrameis. Wolffenbüttel. S.850. „Redersdorff, 3. Meilen von Berlin, hat Kalck-Gruben | in welchen man Kalcksteine findet | aus welchen der Salpeter nach Art der Crystalle in neben einander stehenden eckigten Spitzen ordentlich hervorgewachsen | wenn dieselbe nur eine erystallinische Härtigkeit hätten | gar für Crystallen angesehen werden könten.“ JoH. Onrıst. BEKMAnN und BERNH. Lupw. BEKMARNN, Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg u. s. w. Berlin. Th. I. S. 896 — 897. „Auch hat man sonderlich seit König Friedrichs des I. zeiten diese steine anstat, der gewöhnlichen quaderstükken oder Sandsteine zugebrauchen angefangen: und ist solcher Exempel eins an einer schleuse bei dem Neuengraben vorhanden. Wie wohl auch vor langen Jahren: dergleichen ge- schehen; und siehet man verschiedene Fenster in der wüsten Klosterkirche zu Straussberg damit ausgesetzet, die auch klähr- lich von den Sandsteinen in den andern Fenstern können unter- schieden werden. S. Straussbergische Gesch. ($ VI. Woraus denn auch erhellet, dass, da man sonst von dem anfang und ursprung dieses bruchs keine genaue nachricht hat, selbiger schon 1 Mol Rüdersdorf und Umgegend. im jahr 1254. müsse im stande gewesen sein. Zu Rüdersdorf und in der nachbarschaft hat man sie auch zu Leichsteinen in der Kirche und auf dem Kirchhofe gebrauchet. Man hat aber bemerket, dass sie zu zeiten abschelbern und bersten, welches ohne zweifel der Luft und dem Wetter beizumessen. Der Bruch gchet etwa mit dem abraum 50 bis 60 fuss tief.... Die steine liegen wie in Sandsteinbrüchen, schichtweise; zwischen den schich- ten liegt Mergel oder erde, welche die Bergmeisters tonnenweise sammeln, und an die porzellanbekker in Berlin verkaufen, die solche bei ihrer Fabrik zugebrauchen wissen. So finden sich auch in diesen Kalkbrüchen zum öftern schöne Alkalische Spaat- drüsen. Auch wie in andern Kalkbergen unterschiedliche arten Seemuscheln, und andere stükke, wie sie sonst an der See und andern Bergen zu finden sein. Hiernächst erzehlet der Hr. von Seidel in seiner Sammlung de prodigiis, dass man von diesen Kalksteinen einst einen aufgeschlagen und darin eine Kröte ge- fünden 2. Mvrıvus, Physikalische Belustigungen. Berlin. 6tes Stück. Bd. TI. S. 405 — 417. Nachricht von den Kalkbergen bei Riedersdorf. »+.. Etliche hundert Schritte von Tassdorf kömmt man an die Königlichen Kalksteinbrüche, wo man 9 gangbare antrift... Der grösste von diesen 9 Steinbrüchen liegt zwischen dem vorhin erwähnten Thale, wo die Kalksteine eingeschiffet werden, und zwischen Tassdorf.... Der Bruch selbst ist bereits über 200 Schuh tief abgebauet. ... Das oberste Erdlager dieses Steinbruchs, und überhaupt aller dieser Kalksteinbrüche, besteht aus einer gemei- nen Gartenerde, welche mit Leim und klarem Sande vermischt ist. Unter diesem liegt ein zerschüttertes Kalkgestein, welches von der beständig darauf scheinenden Sonne einigermassen cal- einiret und von den durch die Dammerde zu ihm hindurchdrin- genden Feuchtigkeiten alsdenn gelöschet ist, daher es meistentheils blättricht übereinander liegt. Die Dammerde liegt gemeiniglich 13 bis 2 Fuss hoch, und das zerschütterte Gebirge ist 3 Ellen, auch wohl eine Lachter, freybergisch Maass, mächtig. Unter demselben zeigt sich gemeiniglich ein grünlich gelber Thon, welchen der hiesige Verfertiger des gemeinen nach Delfter Art gemachten Porcelains, Volbert, zu seiner Arbeit nimmt. Diese Art von Thon wechselt in allen den Riedersdorfer Kalkstein- brüchen mit dem Kalkstein Lagen- und schichtweise ab, ausser, l. Literatur, Sammlungen. 83 dass sich bisweilen eine gelbe feine Erde an dessen Stelle, und zwar meistentheils in Klüften und bisweilen ordentlichen Höhlen, zeigt. Diese Erde wird zum Anstreichen der Häuser gebraucht, und ist nichts anders, als ein feiner mit zartem Leim vermischter ÖOckersand. Unter dem erwähnten fetten Thone, wo er nämlich aufhört, sich am häufigsten zu zeigen, geht eigentlich der Kalkstein an, liegt schichtenweise, und eine solche Schicht ist bisweilen 1 Elle, öfters mehr, oder weniger, mächtige. Fast zwischen allen Schich- ten dringt Wasser hervor, welches den gemeiniglich dazwischen befindlichen fetten Thon immer feucht erhält. Auf den obersten Schichten findet man meistens eine Art weisser Erde anhängend, welche in allen damit angestellten Versuchen sich als diejenige Art von Mondmilch (lac lunae) zeigt, welche man Morochtus nennet, da sie nämlich weiss, leichte, durstig, mager und schwam- mig ist. Sie ist übrigens nichts anders, als eine von den Tage- wassern aus dem Kalkstein ausgespülte zarte Erde. In einer mehreren Teufe von ohngefähr 12 bis 16 Fuss, findet man die meisten versteinerten Muscheln und Schnecken, und zwar bisweilen in einer besondern 3 Zoll bis 1 Fuss mäch- tigen Schicht, wo sie gemeiniglich in der Mitten sehr dicht bey- sammen liegen und auf beyden Seiten in ein Saalband von Kalk- stein eingefasst sind. Man kann nicht sagen, dass dieses Muschel- lager sein ordentliches Streichen durch das ganze Kalksteinge- birge halte, sondern es verlieret sich an manchen Orten ganz und gar, und kömmt an einem andern Orte, bald in mehrerer Teufe, bald höher, zu Tage, bald in eben dem Lager wieder vor. Die Kalksteinschichten überhaupt läffen an verschiedenen Orten in einen Winkel, von ohngefähr 160 bis 170 Graden niederwärts zusammen. Der Arten dieser versteinerten Conchylien sind eben nicht vielerley. Ich erinnere mich nur Ohamiten, Turbiniten, Terebra- tuliten, Conchiten und Pectunculiten nebst einigen kleinen soge- nannten Bonifaciespfennigen, oder Gliedern von versteinerten Meerigelstacheln, gefunden zu haben. Die Chamiten und Turbi- niten sind die häufigsten, und liegen oft so dichte beysammen, dass man dazwischen keinen ungeformten Kalkstein entdecket. Wo die versteinerten Conchylien, besonders die Turbiniten, oder vielmehr die Abdrücke derselben hohl liegen, da sind sie gemeinig- 1% Rüdersdorf und Umgegend. lich von kleinen Spath- und Quarzkrystallen häufig angeschossen und zuweilen wie recht schön candirt anzusehen. Am häufigsten findet man diese candirten Conchylien in demjenigen gemeiniglich etwas gelblich ockerhaftigen porösen Kalksteine, welcher, wie mich viele Versuche belehret haben, sich zu einem ordentlichen Filtrir- stein gebrauchen lässt. Dieses kann einen natürlicher Weise auf die Vermuthung bringen, dass das durch diese Steine durchdrin- sende Wasser durch Wegspülung der zarten Erde diese zarte Durchlöcherung verursachet und zugleich die kleinen Krystalle in den Höhlungen an die versteinerten Conchylien ansetzt. Die breiteste Schicht in dem grössten Bruche mit den vielen Ver- steinerungen ist ganz weisslicht. Sonst findet man auch in sehr vielen Klüften und Höhlen des puren Kalksteins häufige und oft ziemlich grosse weisse Spath- und Quarzdrusen angeschossen, welche zuweilen mit allen Farben sehr schön spielen. Der tiefste Bruch ist bereits über hundert Ellen tief abge- bauet, und die Arbeiter in diesen Brüchen bekommen allezeit Wasser, wenn sie so tief hinein sind, dass ihre Teufe mit dem oben erwähnten grossen Tassdorfer See eine wagerechte Lage hat. Die Kalksteinschichten sind gemeiniglich mehr oder weniger weiss, und zuweilen gelblich, doch wird der Kalkstein in einer Teufe von 90 Ellen ganz blaulich und ziemlich fest. Und dieses ist eben derjenige Kalkstein, aus welchen der Kalk gebrannt wird. Der andere wird nur zu den Grundlagen der Häuser ge- braucht. Obgleich dieses blaue Kalksteinlager ziemlich klüftig ist, so findet man doch niemals Spuren von Versteinerungen darinne. Desto öfter aber bekömmt man darinne, gleichwie auch in den andern Kalksteinschichten zuweilen, eine Art von Schwielen, oder, wie es die Steinbrecher daselbst nennen, Mahle, zu sehen, welche bisweilen allerley Gestalten vorstellen. Oft findet man auch den oben erwähnten Thon schon verhärtet, da er denn ganz artige Gestalten zeigt, und meistentheils wie versteinert Holz aussieht. Man kann hier leicht irren, und diese wirklichen Spiele der Natur in der That für versteinerte Stücken Holz halten, wenn man der Natur nicht selbst in ihrer dortigen Werkstatt zusiehet. Wenn man in den Klüften zwischen den Kalksteinschiehten den gedachten T’'hon, da, wo er schon anfängt, etwas zu trocknen und zähe zu werden, von der Kalksteinschicht abschälet, so stellt er auf einer, auch oft auf beyden Seiten, ordentlich die Figur 1752. I. Literatur, Sammlungen. 5 versteinertes Holz vor, und man würde ihn, wenigstens wegen der Figur, vielleicht auch alsdenn noch dafür halten, wenn es nicht das Gesicht und das Gefühl augenscheinlich und handgreif- lich lehreten, dass es ein purer fetter leimiehter Thon ist. Diese Streifen, welche diesen Thon dem versteinerten Holze so ähnlich machen, rühren vermuthlich von dem sich ruckweise dazwischen durchdrängenden Wasser her. Wenn nun dieser Thon hernach trocknet und zu Stein verhärtet‘, und ausser seinem Lager ge- bracht wird, so kann und muss er allerdings die Figur verstei- nertes Holzes sehr natürlich vorstellen. Diese scheinbaren Holz- versteinerungen nun findet man häufig in den weisslichen, noch mehr aber gelblichen Kalksteinen. Da man aber weis, dass aus purem Thon, weil er im Feuer hart wird und sich nicht caleini- ren lässt, kein Kalkstein werden kann, so sieht man daraus, warum der weissliche und gelbliche Kalkstein zum Kalkbrennen wenig, oder nichts taugt; wie wohl man auch in dem blauen solche Schwielen oder Mahle findet, die aber in der That bey weiten keine so grosse Aehnlichkeit mit versteinertem Holz, wie jene, haben, und nicht aus einer fetten und thonichten Masse entstanden zu sein scheinen. In den weissen Kalksteinen werden oft Höhlungen erbrochen, in welchen sich ziemlich viel Wasser gesammlet hat. Dieses Wasser ist fett, gleichsam öhlicht, und ganz alkalisch. ... Ich will noch ein paar Worte von dem Bruche sagen, welcher hart an den oben erwähnten Berghäusern liegt.... Der Filtrirstein ist daselbst häufiger anzutreffen, als in den andern Brüchen. Es liegt daselbst zwischen den Kalksteinen schicht- weise eine fette ziemlich harte Umbraerde, welche man in den andern Brüchen nicht so antrifft. In einigen Schichten ist die- selbe ganz hart und zu einer Art von Eisenstein geworden.,..“* Myrıus, Physikalische Belustigungen, Bd. II, S. 61-63. Kleiner Nachtrag zu der Nachricht von den Riedersdorfer Merkwürdig- keiten. Als neu gefunden werden aufgeführt: 1) 2 Ammonshörner. „2) Natterzungen oder versteinerte Förderzähne von dem Fisch Carcharia;, schwarz glänzend. 3) Eine sogenannte versteinerte Kastanie; oder, welches wahrscheinlicher ist, ein versteinerter Backzahn von itzt erwähntem Fische.*!) 4A) 2 Belemniten. 1) Mahlzahn von Placodus. 1756. 1777, 1780, 1784. Rüdersdorf und Umgegend. 5) Muschelmarmor. 6) Eisenschüssige Adlersteine. „7) In eisen- schüssigen Stein verwandelte Breitmuscheln, in dergleichen Mutter.“ 8) Feuerstein. Lenwann, Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin. Der Verfasser erwähnt in der Vorrede des Vorkommens von versteinerten Muscheln und Schnecken und von Mondmilch bei Rüdersdorf. S. 75 führt er „Schraubschneckensteine von Ricders- dorf“ an, „welche von aussen noch sehr wenig verändert, deren innere Wendungen aber zu einer Spath-Druse mit völliger Bey- behaltung ihrer vorigen Gestalt geworden wären, und wieder andere, welche gantz zu Spath, doch mit Beybehaltung ihrer völ- ligen Gestalt geworden wären“, und sucht damit die Ansicht BERTRANDS, der Zustand der meisten Versteinerungen erweise, dass dieselben niemals Thiere oder Pflanzen gewesen, vielmehr der Schöpfung zuzuschreiben seien, zu widerlegen. Vermischte Beyträge zur physikalischen Erdbeschreibung. Bran- denburg. Bd. U, S.147. Abhandlung von den Versteinerungen. Der Verfasser erwähnt aus den Rüdersdorfer Kalkbergen: Tetra- podoliten, Glossopetren, Ammoniten, Nautiliten, Globositen (Gastro- poden mit etwas mehr hervorragenden oberen Gewinden, „welche dabey eine ganz stumpfe Spitze bilden“), Turbiniten, Strombiten, Jakobsmuscheln, Pektiniten, Pektuneuliten, Chamiten, Trigonellen, Mytuliten und Muskuliten (gemeine Flussmuscheln). Büscnıne, Wöchentliche Nachrichten von neuen Landcharten u.s.w. Berlin. Jahrg. 7, 1779. 8. 312—313. Büscnıng meinte, „dass in uralten Zeiten ein Meerbusen des baltischen Meers sich tief in die Mittelmark hinein nach Rüdersdorf, wo die Kalkberge sind, und noch weiter erstreckt hat, der sich gar wohl bis in die Niederlausitz ausgedehnt haben kann“, für welehe v. Carosı wahr- scheinlich gemacht hätte, dass sie „in sehr alten Zeiten mit zu dem Boden des baltischen Meers gehört habe.“ TroscHeL, Reise von Berlin über Breslau nach dem schlesischen Gebirge im Sommer 1783. 8. 5—8. „Selbst. bey Berlin, Span- dow und Potsdam sind die alten Ufer der Spree und Havel sichtbar erhaben, obgleich die Anhöhen nicht steil sind, sondern meistens flach ablaufen, so dass es mir wahrscheinlich ist, dass das ganze Thal, in dem Berlin, Köpenik und Charlottenburg liegt, ein zur Spree ehedem so, wie jetzt noch die Müggel, ge- 1785. 1802. 1821. I. Literatur, Sammlungen. 7 höriger breiter, aber nicht so tiefer Landsee gewesen ist. Die Rüdersdorfer Kalkberge und der Brauhausberg bei Potsdam be- weisen durch die in und auf beiden so häufig gefundenen ver- steinerten Meerprodukten, dass sich wohl gar eine Bay der Nord- see ehedem bis dahin erstreckt habe.“ v. D. Hagen, Beschreibung der Kalkbrüche bei Rüdersdorf, der Stadt Neustadt-Eberswalde u.s.w. Berlin. S. 1-48. Nur die geschichtlichen Angaben rühren von dem Autor her. Im Uebri- gen ist das Werk bis auf wenige unwesentliche Zusätze und Ver- änderungen eine wörtliche Wiedergabe von Myrıus’ „Nachricht von den Kalkbergen bei Riedersdorf.* Irrthümlich ist die An- gabe, dass sich das Kalkgebirge von Tassdorf bis an die Löck- nitz erstrecke, „so dass die ganze Rüdersdorfsche Feldmark und ein Theil der Königlichen Heide ... auf lauter Kalk - Steinen“ stehe. Von Interesse ist nur etwa die Angabe, dass der von Myrıus erwähnte blaue Kalkstein nicht gleiche Teufe halte. „Der aus demselben gebrannte Kalk ist zwar feiner und haltbarer, als der aus weissen und gelben Steinen, allein, weil derselbe beim Brennen sehr springt, so wird wenig davon gebrannt.“ Ferner die Notiz, dass „bei der Ablage“ !) ein Gypsbruch angelegt, aber wieder liegen geblieben sei, und dass 1772 der v. MArscnArsche Bruch eröffnet worden sei.°) Beide sind auf der beigegebenen Karte verzeichnet. L. v. Bucn, Geognostische Beobachtungen auf Reisen durch Deutschland und Italien. Berlin. Bd. I, S. 118. Gesammelte Schriften, Bd. I, S. 222. „Die flache, gebirgslose, sandreiche Gegend von Berlin enthält in ihrer Nachbarschaft einen Gyps- bruch (wahrscheinlich das ältere Gypsflötz) und ausgedehnte Brüche von Kalkstein (Zechstein ?)* W. ScHuLtz, Beiträge zur Geognosie und Bergbaukunde. Berlin. S. 10—12. Schutz erkannte, dass der Gypsflötze einschliessende graue Thon unter das Kalksteingebirge einsetzt. Als Haupt- liegendes betrachtete er „das mächtige Sandgebirge, welches den Kalksee begleitet und das Spreethal bildet.“ Der Kalkstein wird in blauen „mit schmalen schlangenförmisen Wülsten“ und gelben !) Am Fusse des Arnimsberges. 2) In den oberen Schichten des Muschelkalks, an der Stelle der heutigen Colonie Bergbrück. 1828. 1828. 1829. 1833. 1834. Rüdersdorf und Umgegend. mit Turbiniten, Muschelversteinerungen, Ammoniten, Spuren von Orthoceratiten und einer anscheinend pflanzlichen Versteinerung!) getrennt. Das Hangende sei Thon, welchem wieder Kalkstein folge. KEFERSTEIN, Teutschland, geognostisch - geologisch dargestellt. Weimar. Bd. V, Heft 2, S. 185. Mineralogisch - statistisch - geo- graphische Beschreibung von Teutschland. Darin S. 406 — 407 eine Notiz über Rüdersdorf, welche nur ein Auszug aus dem ScHuLrtz’schen Werke ist. Doch wird hinzugefügt: „Obwohl das Formationsalter dieses Kalksteins zur Zeit weder durch Lagerungs- verhältnisse noch Versteinerungen bestimmt fixirt ist, so sprechen die bisher bekannt gewordenen Angaben dafür, dass er zur Muschelkalkformation gehören wird.“ KrLöpen, Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kennt- niss der Mark Brandenburg. Berlin. istes Stück. S. 14 — 62. Das Rüdersdorfer Kalkgebirge. Die erste wissenschaftliche Dar- stellung des Vorkommens. Einer topographischen Beschreibung der Gegend folgt eine specielle Aufzählung der Schichten des weissen und des blauen Kalksteins und des darunter liegenden, gypsführenden Mergel- und Thongebirges. Als Vorkommnisse in den Klüften und Drusen in dem Kalkstein oder in dem letzteren selbst werden angeführt: Geschiebe, Feuerstein, Gyps, Amethyst- quarz, Kalkspath, Stalaktiten, Bergmilch, Cölestin, Schwefelkies, Brauneisenstein, Eisenocker, Thoneisenstein. Sodann giebt KLöDEN eine Liste der Versteinerungen, bei welchen die Stylolithen, als durch Quallen veranlasst, ausführlich geschildert werden. Die Zugehörigkeit des Kalkgebirges zum Muschelkalk wird bestimmt ausgesprochen und begründet, seine Hebung Basalt zugeschrieben. Bou£, Geognostisches Gemälde von Deutschland. Frankfurt a. M. S. 213. Der Gyps von Rüdersdorf wird zum Bunten Sandstein gestellt. Kröpen, Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kennt- niss der Mark Brandenburg. Berlin. 6tes Stück. 8. 52,53. Ein berichtigtes Verzeichniss der im Rüdersdorfer Muschelkalk auf- gefundenen Versteinerungen. KLöpen, Die Versteinerungen der Mark Brandenburg. Der Bunte Sandstein als Liegendes und der glaukonitische Kalk des Krien- bergs werden S. 62 erwähnt. Von Versteinerungen werden 1) Den Stylolithen Kröpens. 1835. 1836. 1837. 1840. I. Literatur, Sammlungen. > 9 Avicula laevigata, Turbo funiculatus, Trochus echinatus als neu beschrieben; als problematische Körper die sogenannten Schlan- genversteinerungen, die Stylolithen (deren Erklärung durch Quallen aufgegeben wird‘, „zungenförmige Vertiefungen“ und concentri- sche dunkle Kreise auf schiefrigem blauen Kalkstein. Auf Grund einiger (irrig bestimmten) Versteinerungen wird die Möglichkeit ausgesprochen, dass „einige der oberen Flötze des Rüdersdorfer Gebirges zur Juraformation“ gehören. QUENSTEDT, Ueber die Enkriniten des Muschelkalkes. WIEGMAnNSs Archiv für Naturgeschichte. Berlin. Jahrg. 1, Bd. 2, 8. 223. Die Schicht mit zahlreichen 'Trochiten vom Pentacrinites dubius und Enerinites liliiformis wird erwähnt; ausserdem das Vorkom- men von Zähnen des Dracosaurus Bronnii Münst. Die Stylolithen werden für anorganische Absonderungen erklärt. Auf Grund einer Mittheilung des Herrn G. Rose erwähnt SEFSTRÖM in Kongl. Vetensk. Acad. Handling. f. 1836 (s. POGGENDORFFS An- nalen, Bd. 43, 1838, S. 553), dass nach Angabe des Verwalters der Rüdersdorfer Kalkbrüche der Kalkfelsen unter der Damm- erde abgenutzt oder geschliffen gefunden worden sei, mit deut- lichen Riefen darauf. Geisırz, Beitrag zur Kenntniss des thüringer Muschelkalkgebirges. Jena. Die „grüne Schicht“ in der Abtheilung mit Ammonites nodosus am Schlösserberge bei Mattstedt wird mit dem glauko- nitischen Kalkstein vom Krienberge verglichen, der Stylolithen- Kalk (Mehlbatzen 1) des Ranthals bei Jena mit der Rüdersdorfer Stylolithenschicht, eine Buceinitenschicht in der Mitte des unteren Wellenkalks im Mühlthale mit einer solchen im Rhedenbruche, wo sich über derselben ebenfalls die Terebratulitenschicht finde. Von Versteinerungen werden hier zuerst Placodus gigas aus dem Heinitzbruch, Gyrolepis Albertii, Acrodus Gaillardoti, Psammodus angustissimus, Hybodus plicatilis, Pecten inaeqwistriatus erwähnt; ausserdem Analysen des Kalksteins der Stylolithenschicht im Heinitzbruch und der Grundmasse des glaukonitischen Kalksteins mitgetheilt. MEYER, Ueber den Kalkstein vom Krienberg bei Rüdersdorf und einige Cämentsteine. (Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses in Preussen.) Theilt die Analyse eines Kalksteins von „sehr schiefrigem Gefüge“ vom Krienberge mit, welcher wegen 10 1845. 1849. 1849. 1849. 1849. 1849. 1849. 1850. 1850. 1850. Rüdersdorf und Umgegend. der Verschiedenheit des Gehalts an unlöslichen Bestandtheilen „nur ein höchst mittelmässiges Cäment zu liefern im Stande“ sei. Jonn, Bemerkungen über eine Bivalve des Muschelkalks, welche fälschlich Avicula genannt wird. (Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w., Jahrg. 1845, S. 442.) Giebt eine Beschreibung der Gervillia socialis. L. v. Buch, Ueber Ceratiten. Berlin. Citirt S. 12 Ammonites semipartitus von Rüdersdorf. (Ist Ammonites enodis, welchen L. v. Bucn für den Jugendzustand von A. semipartitus hielt.) L. v. Bucn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. I, S. 246, erklärt, dass sich der Muschelkalk von Rüdersdorf nach seinen organischen Einschlüssen dem norddeutschen anschliesse. Rors, ibid. 8.250. Notiz über die Achnlichkeit des Lüneburger Muschelkalks mit einem Theil der Krienbergschichten. OvErwes, ibid., S. 255, giebt Nachricht von einem Ammoniten mit gezähnelten Sätteln und Loben!) aus den schaumigen Lagen von Rüdersdorf. L. v. Buch, ibid. S. 389, erwähnt ein 2tes Exemplar des von OVERWEG vorgelegten echten Ammoniten. v. STROMBECK, ibid. S. 398 u. 455, giebt Nachricht von dem Vor- kommen der COucullaea Beyrichi im Schaumkalk von Rüdersdorf mit Pterinea polyodonta, Trigonia laevigata ete. OvERwEG, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. II, S.5. Der Kalk des Krienbergs und die darunter liegenden thonig-sandigen Schichten werden der unteren Lettenkohlengruppe parallelisirt, der blaue Kalkstein mit dem Wellenkalk, die darunter liegenden Mergel und Thone mit dem oberen Bunten Sandstein. Zinerinus Brahlii wird erwähnt, Ammonites nodosus (irrthümlich) aus dem Schaumkalk und den liegendsten Schichten. V. STROMBECK, ibid. S. 186. Nachtrag zur Beschreibung des Muschelkalks im nordwestlichen Deutschland. Widerlegt die Over- wessche Deutung des Krienberger Gesteins, parallelisirt dasselbe mit dem glaukonitischen Kalk des Horstberges und hält seine Zugehörigkeit zum mittleren Muschelkalk?) für wahrscheinlich. Meyn, ibid, S. 297, beobachtete Ophiuren im Muschelkalk von Rüdersdorf. 1) Ammonites dux Gies, ®) In v. Srromsecxs Sinne. 1850. 1851. 1852. 1854. 1854. I. Literatur, Sammlungen. 11 Bronn, Lethaea geognostica. 3te Aufl. Stuttgart. Bd. IL. Er- wähnt zuerst von Rüdersdorf Mytilus eduliformis, Myophoria ovata. ÜREDNER, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. III, S. 369. Vergleicht den Rüdersdorfer Muschelkalk mit dem thüringischen. Es werden die obersten Schichten des Krienbergs den kalkig- thonigen Schichten des oberen Muschelkalks, der glaukonitische Kalk der Limabank gleichgestellt. Darunter folgen beiderseits einige Lagen grauen Schieferthons und thonigen Kalksteins mit Gervilla socialis; dann bei Rüdersdorf „eine gegen 2 Fuss mäch- tige Schicht von hellgrauem wulstigem Mergelkalk, ganz wie die oolithische Bank Thüringens.“ Der darunter liegende ebenflächige, gelblichweisse, Bittererde führende Mergelkalk entspricht den oberen Gliedern der Anhydritgruppe Thüringens. QUENSTEDT, Handbuch der Petrefactenkunde. Tübingen. Er- wähnt von Rüdersdorf zuerst Tholodus Schmidi, Placodus rostratus. Beyrıcn, Zeitschr. d. Deutsch geol. Gesellsch., Bd. VI, S. 513. Uebersicht der bei Rüdersdorf bis jetzt aufgefundenen Ammo- niten. Im unteren Muschelkalk: Ammonites dux GıEB., Ammoni- tes Ottonis BucH, Ammonites Buchii ALB.; im oberen: Ammonites nodosus, Ammonites enodis QUENST. BRAHL, Topographisch-geognostische Beschreibung des Rüders- dorfer Kalkgebirges. In BerguAaus’ Landbuch der Mark Bran- denburg. Brandenburg. Bd. I, S. 56 — 71. Die Hacenschen (und Kröpexschen) Angaben über die Verbreitung des Muschel- kalks werden berichtigt. In den Mergeln des oberen Buntsand- steins wurden Fischschuppen beobachtet; KLöpkns Plesiosaurus- reste werden als Nothosaurus, Coryphaena als Placodus gigas, Turbo funiculatus als Trochus Albertinus. gedeutet; das Vorkom- men von Pentacrinus basaltiformis und Apiocrinus mesptliformis wird bezweifelt, eine Equisetacee angegeben; die Krinoiden, Nau- tilus und Ammonites (irrthümlich als nodosus bestimmt) werden als den oberen Lagen des weissen Kalksteins angehörig bezeich- net, die Versteinerungen überhaupt für die verschiedenen Schich- tengruppen des Kalksteins besonders aufgeführt. Es folgen An- gaben über Temperaturbeobachtungen in dem tiefen Bohrloch und endlich über die Geschichte und den damaligen Zustand des Betriebes. Ferner Bd. I, S. 151: Ausbeutung des Rüdersdorfer Kalk- 1855. 1856. 1857. 1857. 1858. 1858. 1859. 1860. 1860. 1861. 1862. Rüdersdorf und Umgegend. steinlagers; S. 156: Nachhaltigkeit des Rüdersdorfer Kalklagers. Pd. II, S. 472: Mittheilungen über den Rechtsstreit in den Jah- ren 1772—1776 zwischen der Besitzerin des Rittergutes Tasdorf und dem Fiscus. Girarpd, Die norddeutsche Ebene. Berlin. 8. 39—44. BeyrıcH, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. VIII, 8.9. Notiz über Enerinus Carnalli. BryrıcH, Ueber die Crinoiden des Muschelkalks. Beschreibung des Fnerinus Carnalli und des E. Brahlüi. SenFtr, Classification und Beschreibung der Felsarten. Breslau. S. 113. Analyse eines dichten Kalksteins von Rüdersdorf nach SIMON. BeyricH, Ueber Ammoniten des unteren Muschelkalks. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. X, S. 208. Beschreibung des Ammonites dux GIEB. von Rüdersdorf. Bryrıca, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. B. X, S. 229. Notiz über das Vorkommen von bläulichen und grauen Kalk- mergeln mit Uyophoria Goldfussi und Lingula-Resten im Hangen- den des Gypslagers, welche dem Rhizocorallium-Dolomit bei Jena vergleichbar sind. . Beyrıcn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. XI, S. 3. Notiz über das Vorkommen von Ammonites antecedens BEYR. im Schaumkalk von Rüdersdorf. Beyrich, ibid. 8. 346. Berichtigung zur Beschreibung des Am- monites dux. Der Bauchlobus ist zweispitzig. Beyrıcn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XII, S. 183. Notiz über das Vorkommen von Tholodus Schmidi im Rüders- dorfer Schaumkalk. Beyrich, ibid. 8. 363. Notiz über die Auffindung eines zweiten Exemplars des Enerinus Carnalli bei Rüdersdorf. | QUENSTEDT, Epochen der Natur. Tübingen. 8. 482. Bezweifelt die Crepxersche Deutung der thonig-sandigen Schichten über dem Schaumkalk als „Salzgebirge.“ HÖRNECKE, Geognostische Beschreibung der Muschelkalkformation bei Rüdersdorf. In den Acten des Königl. Oberbergamts zu Halle a. S. 1862. 1863. 1864. 1864. 1864. 1865. 1865. 1865. 1. Literatur, Sammlungen. 13 v. SEEBACH, Die Conchylienfauna der Weimarischen Trias. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. XII, S. 551.) Erwähnt zuerst nach Erfunden des Herrn BeyricHn aus dem Schaumkalk von Riü- dersdorf Cypricardia Escheri, Pholadomya grandis, Conchorhynchus avirostris und macht wahrscheinlich, dass der Schaumkalk im nörd- lichen Deutschland dem Schichtencomplex vom Terebratulitenkalk bis zum Schaumkalk in Thüringen entspreche. v. Könen, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XV, S. 649. Notiz über das Vorkommen von Zingula tenuissima in den mer- geligen Zwischenschichten zwischen Schaumkalk und dem oberen Muschelkalk bei Rüdersdorf, v. ALBERTI, Ueberblick über die Trias, Stuttgart. Identificirt Avicula laevigata Kı&p. mit Gervillia costata, Turbo funiculatus Kap. mit Pleurotomaria Leysseri Gieb., Turritella detrita KL». mit Turritella obsoleta SCHLOTH. sp. (Lima regularis KLaD. sp. und Avicula alata KLa&p., welche letzere v. ALBERTI fraglich mit der Gervillia subglobosa ÜRED. vereinigt, stammen nicht aus dem Muschelkalk.) SANDBERGER, Beobachtungen in der Würzburger Trias. (Würz- burger naturwiss. Zeitschr., Bd. V, S. 201.) Identifieirt die Den- talienbank bei Würzburg mit der Buceinitenbank unter dem Rü- dersdorfer Schaumkalk und (irrthümlich) den glaukonitischen Kalk des Krienberges mit der thüringischen glaukonitischen Bank in den Schichten mit Ammonites nodosus. Beykıch, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Geselisch., Bd. X VI, S. 181. Notiz über das Vorkommen des Ammonites antecedens im unteren Muschelkalk von Rüdersdorf. Eck, Ueber die Formationen des bunten Sandsteins und des Mu- schelkalks in Oberschlesien. Berlin. S. 139 ein Verzeichniss der Rüdersdorfer Versteinerungen, S. 149 das der Schichtengruppen. Lurrer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. X VIII, 1866, S. 7. Notiz über das Vorkommen von Delphinula infrastriata und Cidarisresten (Stacheln, Asseln und Stücke aus dem Zahn- apparat) in dem Schaumkalk von Rüdersdorf. Beyrıcn, Ueber einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen, (Abhandl. der Königl. Akad. d. Wiss. für 1866, Berlin, 1867.) 8. 111. Beschreibung von einer Varietät des Ammo- 14 1866. 1866. 1366. 1868. 1569. Rüdersdorf und Umgegend. mites Ottonis, S. 112 von Ammonites antecedens, S. 130 von Am- monites du. Eck, Notiz über die Auffindung von Conchylien im mittleren Muschelkalke (der Anhydritgruppe v. Aus.) bei Rüdersdorf. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XVII, S. 659.) FicKkLEr, Ueber den blauen Kalkstein des Rüdersdorfer Muschel- kalks.. In den Acten des Königl. Oberbergamts zu Halle a. S. Der Berggeist, Jahrg. XI, S. 133 und 144, Anmerkung. Zeitschr. für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preuss. Staate, Bd. XVI, Statistischer Theil, S. 135. Notiz über die Erbohrung der Keuperformation mit einem Bohrloch auf der Westseite des Mühlenfliesses. Dieselbe Zeitschrift, Bd. XVII, Statistischer Theil, S. 175. No- tiz über das Vorkommen eines Schwefelkiesganges von 1 Fuss Mächtigkeit im Tief baueinschnitt. Acten der Königl. Bergwerksdireetion zu Rüdersdorf, betreffend die 1834. 1864. 1867. Untersuchung des Kalksteinflötzes durch Bohr- und andere Ver- sucharbeiten und betreffend den Betrieb der fiscalischen Gyps- steinbrüche. 2. Ueber das Diluvium. Kröpen, Die Versteinerungen der Mark Brandenburg. Berlin. S. 66, 76. Erwähnt aus dem Abraum des Kalkgebirges Elephas primigenius Buum., Eguus adamiticus ScnLoru. — Geschiebe S. 210, 255, 256, 259. . Braut, Landbuch der Mark Brandenburg von BErGHAUS. Bran- denburg. Bd. I, S. 63. Ueber die Zusammensetzung des Di- luviums. Tnaer, Die Senkung des Stienitz-See’s. Annalen der Landwirth- schaft in den Königl. Preuss. Staaten, Bd. 44, S. 175. Analyse des Glindower Thons vom Stienitz-See. Analysen zweier Ziegeltohne, ausgeführt im Laboratorinm der Königl. Bergakademie zu Berlin, unter Leitung des Herrn Dr. Fiszexer. (Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrieation von Ziegeln u. s. w., Berlin. 8. 119.) Analysen des Glindower Thons vom Stienitz-See. I. Literatur, Sammlungen, 15 B. Sammlungen. 1) Die Sammlung der Königl. Bergakademie in Berlin enthält die ehe- 4) 5) maligen Sammlungen Krapexs, v. MieLzeris und des Rüdersdorfer Bergamts und die von dem Verfasser gesammelten Gesteine und Versteinerungen. Die Sammlung der Königl. Universität zu Berlin enthält die von Herrn Beyrıch gesammelten Versteinerungen. Die Sammlung des Herrn Hauptmann Lurrter in Charlottenburg enthält Delphinula infrastriata STROMB. aus dem Schaumkalk, Acro- dus substriatus SCHMID sp. aus den glaukonitischen Schichten. Die Sammlung des Herrn Dr. Küser zu Berlin enthält: in einander gewachsene Stielglieder und Stiel- und Kronenglieder von Enerinus, Cidaristäfelchen, Acrodus pulvinatus ScuMmiD sp. und Acrodus braumii Ac. aus dem Schaumkalk. Die Sammlung der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin enthält einen Saurierschädel, welcher möglicherweise aus den Schich- ten mit Ammonites nodosus von Rüdersdorf stammt; da dieser Fund- ort indess nicht verbürgt ist, wurde das Stück im Folgenden nicht berücksichtigt. 16 Rüdersdorf und Umgegend. II. Geographisches und Geschichtliches. Sunının A. Geographisches. Das zwischen den Städten Berlin, Frankfurt a. O. und Freien- walde gelegene Territorium des Lebuser Kreises und des Barnim, im Süden von den Thälern der Spree und des Friedrich - Wilhelms- Canals, im Nordosten von dem Oderthale begrenzt, wird durch die Einsenkungen des Kersdorfschen und Diedersdorfer Fliesses einerseits und der Löcknitz, des Rothen Luchs und der Stobberow andererseits in drei Partieen gesondert, von denen die östliche in ihrer Scheitel- fläche zwischen Boosen und Trepplin eine Höhe von 428 Fuss, die mittlere zwischen Müncheberg - Heinersdorf und Müncheberg-Jahns- felde 328 und 330 Fuss, die westliche in der Gegend zwischen Leuenburg und Stern 346 —395 Fuss Höhe erreicht. Eine Verbin- dungslinie dieser Scheitelflächen kann als die Wasserscheide zwischen Oder und Spree betrachtet werden. Von ihr aus erhält die letztere mehrfache Zuflüsse, deren Lauf im Allgemeinen von Nordosten nach Südwesten gerichtet ist, und welche bei der Einschneidung ihrer Thäler ältere Gebirgsschichten blossgelegt haben. Zu ihnen gehören auch die Rüdersdorfer Gewässer, welche auf der Scheitelläche der Barnimer Hochebene in dem Waldgebiet des Biesenthals, östlich von dem Gute Biesow, ihren Anfang nehmen (ca. 320 Fuss n. Brrcnaus). Der tiefe Grund, in welchem dies geschieht, enthält in seiner die Normalrichtung der Barnimer Thäler zeigenden Fortsetzung eine II. Geographisches und Geschichtliches. 17 Menge kleiner, langgestreckter Seen, welehe nicht durch einen be- ständigen Wasserlauf, sondern nur bei Thauwetter und starken Regen- güssen unter einander in Verbindung stehen, nämlich die Kleine und die Grosse Piche, den Jabben-See, den Lutt-See, den Herren- und den Bauer-See. Von hier aus zieht der Grund nach dem Straus-See (223 Fuss n. Bereuaus, 205 Fuss n. Worrr!) bei Strausberg. Den letzteren verbindet das Strausbergsche Fliess mit dem Herren -See (176 Fuss n. Worrr) und dem Stienitz-See (früher 127 Fuss n. Bexc- uacs, 123 Fuss n. Worrr; im Jahre 1858 um 84 Fuss abgelassen;?) nach dem Generalstab jetzt 114 Fuss) (siehe die Karte), und diesen das Tasdorfer Mühlenfliess (weiter abwärts Kalkfliess) mit dem Stolp- See (112 Fuss) (Halen- oder Holen-See). Von hier wendet sich das Thal des Kalktfliesses auf eine kurze Strecke nach Osten bis zu dem Kalk-See (111 Fuss) und nimmt hier das Thal von Alte Grund auf, welches sich parallel mit dem Mühlenfliess in nordöstlicher Richtung bis zu dem Schulzenberge erstreckt, wo es plötzlich aushebt, und in welchem der Kalkgraben den Kalk-See mit dem Kessel-See (113 Fuss) verbindet. Andererseits communicirt der Kalk-See durch den Alten Schleusengraben mit dem Mühlenteich vor der Woltersdorfer Schleuse und ferner durch den Flaken-See (107 Fuss n. Worrr, 105 Fuss n. d. Generalst.) und Dämeritz-See (108 Fuss n. Berer., 105 Fuss n. Worrr u. d. Generalst.) mit der Spree. Zwischen dem Kessel -See und dem Stienitz-See liegt ferner der Krien-See (jetzt 113 Fuss), welcher mit dem Mühlenfliess durch den Langerhans-Canal verbunden, und dessen Niveau hierdurch um 7,9 Fuss erniedrigt wurde. Zwischen dem Mühlenfliess und dem Kalkgraben (etwa 4 Meilen östlich von Berlin) erstreckt sich in nordöstlicher Richtung ein ca. 4 Meile langer Rücken, welcher ziemlich sanft nach dem ersteren, steil nach dem Thale des letzteren hin abfällt, und welcher in dem Arnimsberge eine Höhe von 246 Fuss, im Glockenberg von 206 Fuss, im Krienberg von 180 Fuss erreicht. Hier treten, durch die Erosion der genannten Thäler freigelegt, Gesteine des Bunten Sandsteins und 1) Worrs, Hypsographie des Regierungsbezirks Frankfurt. Berlin. 1864. Mit einer Karte, 2) Tuaer, Die Senkung des Stienitz-See’s. Annalen der Landwirthschaft in d. Königl. Preuss. Staaten, 1864, Bd. 44, S. 175. 2 18 Rüdersdorf und Umgegend. des Muschelkalks zu Tage, hier wird „eine Gebirgsart bearbeitet, und doch ist sie weit entfernt, Gebirge, selbst auch nur Berge zu bilden.“ Denn keine Erhebung über das allgemeine Niveau der be- nachbarten Gegenden deutet das isolirte Vorkommen festen Gesteins an, wie die folgenden Höhen der umliegenden Diluvialhügel und -Plateaus beweisen mögen: Höhe des Plateaus zwischen Dorf Rüdersdorf u. den Windmühlen 271 Fuss n. d. Generalst., 273 Fuss nach Bersuavs, Höhe des Schulzenberges . . . 240 ,„ Höchster Punkt der Wurzelberge sad anf von Col. Hor Arinkel Bl Höchster Punkt der Kranichsberge östlich von Woltersdorf . 330 „ Eichberg bei Woltersdorf . . . . 230, Höchster Punkt der Kahlen Berge nordwestiie h von Wolter Edge 210807, Anhöhen westlich vom Gut Berehof . . . . »....20 „ Plateau südwestlich von Tasdort “iz da B. Geschichte des Betriebes. Die grosse Entfernung des hier zu Tage tretenden Kalkstein- lagers von anderen für Bauzwecke verwendbaren anstehenden Ge- steinen hat schon in früher Zeit die Ausbeutung desselben veranlasst. Nachdem die Markgrafen Johann I. und Otto III. im Jahre 1240 den Niederbarnim und Teltow käuflich von dem Pommernherzog Barnim an sich gebracht hatten, belehnten sie 1250 behufs Germa- nisirung der neuerworbenen Landstriche das Kloster Zinna bei Jüter- bog mit der Gegend zwischen den Rüdersdorfer Gewässern, Straus- berg, dem Rothen Luch, der Löcknitz und der Spree.') Bald darauf schickte das Kloster Zinna einige Cisterzienser-Mönche in das neue Land, welche ein Feldkloster in Kagel (östlich von Rüdersdorf) errich- teten, das Land urbar machten, an Bauern verpachteten und so die Entstehung der Dörfer Rüdersdorf, Altena (1432 von den Hussiten zerstört und nicht wieder aufgebaut), Herzfelde, Rehfelde, Zinndorf, Werder, Kienbaum und Hennickendorf herbeiführten. „Aergerlich 1) C. Sexoer, Mittheilungen aus der Geschichte Rüdersdorfs und der benach- barten Ortschaften, Rüdersdorf, 1870. Dieser Arbeit und der oben erwähnten v. o. Haczss und Baranıs sind grösstentheils die folgenden geschichtlichen Daten entnommen. II. Geographisches und Geschichtliches. 19 beklagte sich bei ihnen der Bauer aus Rüdersdorf, dass auf seiner nördlichen Feldmark und in der „Bauernheide“ ein Gestein zu Tage trete, welches der Pflugschaar unüberwindliche Hindernisse entgegen- setze.“ Alsbald veranlassten die Mönche die Gewinnung des Kalk- steins. Als ältestes Denkmal für dieselbe erwähnt Brxuannw die 1254 erbaute Klosterkirche zu Strausberg, in welcher mehrere Fenster mit Kalkstein von Rüdersdorf ausgesetzt sind. Nach dem Hussitenkriege (1432) war das Verlangen nach Kalksteinen zum Wiederaufbau der zerstörten Gebäude ein so starkes, dass sich das Kloster Zinna be- wogen fühlte, Theile des Kalklagers an einzelne Städte zur Selbst- ausbeutung gegen Zins pachtweise zu überlassen, wie namentlich an Berlin. Später gelangten einige Städte durch Kauf sogar in den Besitz eigener Brüche: Strausberg im Anfange des 16ten Jahrhunderts, Cölln 1540, Berlin 1548. Im Jahre 1549 gingen die Kalksteinbrüche in Folge der Säcu- larisation der Klöster in den Besitz des Landesherrn, damals Kurfürst Joachim II, über. Er überwies 1557 der Stadt Fürsten- walde gegen Abtretung der Jagd und Wildbahn in der grossen und kleinen städtischen Haide einen eigenen Kalkbruch. — 1591 wurde der Magistrat zu Berlin „vom Churfürsten Johann George auf 10 Jahr privilegiret, jährlich 24 Prahm') Kalksteine brechen zu lassen.“ Der- selbe überreichte jedoch 1599 dem Kurfürsten Joachim Friedrich ein Bittschreiben folgenden Inhalts: „Die Städte Berlin und Cölln hätten vor undenklichen Zeiten Kaikgruben von den Aebten des Klosters Zinna eigenthümlich an sich gebracht und über Menschengedenken in ruhiger Possession gehabt. Als nun der Bau der Festung Span- dow angefangen,?) hätten Kurf. Gnaden dem Rathe angesonnen, eine Zeitlang mit dem Brechen inne zu halten und die welschen Bau- meister von Spandow darin brechen zu lassen. Von diesen aber sei zuletzt der Ort nicht mehr beachtet, sondern verschüttet worden. Dem Rathe in Cölln sei die Kalkgrube wieder zurückgegeben, dem Rathe in Berlin dagegen gestattet worden, in dem kurfürstl. Bruche jährlich 24 Landprahme Kalksteine. zu brechen. Diese Quantität aber reiche nicht aus, weshalb man um Einräumung einer Kalkgrube bitte.“ !) Damals 1 Landprahm = 412 bis 427 Cubikfuss. 2) 1555. 9* 30 - Rüdersdorf und Umgegen . Darauf erhielt der Rath 1605 die Erlaubniss, jährlich 40 Landprahme Kalksteine gegen 24 Gulden Zins brechen zu dürfen, und 1618 be- willigte Kurfürst Johann Sigismund dem Berliner Magistrate, „200 Wis- pel Kalk zu brennen und nach Tangermünde abzulassen, jedoch mit dem Beding, solche künftig ausserhalb Landes zu verkaufen.“ — Als 1616 dem Magistrat zu Cölln das Recht, Steine und Kalk zu verhandeln, bestritten wurde, behauptete er den freien Handel, weil er den Bruch wegen des hohen Abraums und der Entlegenheit der Ablage (vom Kalkofen) cum magno orere betreibe. Während des dreissigjährigen Krieges (1618—1648) wurden die Kalksteinbrüche, sowohl die fiscalischen, als auch die städtischen fast gar nicht betrieben, im Jahre 1640 von dem Ratlı zu Berlin nicht einmal die Kalkbruchsgelder an den Kurfürsten abgeführt. Einen um so grösseren Aufschwung der Gewinnung veranlasste nach dem Frieden der Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften und be- sonders die Verordnung des grossen Kurfürsten, dass in Zukunft alle Neubauten in Berlin massiv auszuführen seien. In Folge dessen wurde zur Erleichterung des Wassertransportes der Kessel-See durch einen schiffbaren Graben mit dem Kalk-See verbunden, die 1608 erbaute, aber inzwischen verfallene Woltersdorfer Schleuse, durch welche der Spiegel des Kalk-Sees um 5 Fuss angespannt wird, neu hergestellt, als erster technischer Beamte ein Bergschreiber angestellt, und es entstanden durch den Zuzug von Arbeitern Ansiedelungen im Alten Grund und wenige Jahre später in den Hinterbergen, wo auch das Bergschreiberhaus errichtet wurde. Dem Magistrat zu Cölln wurden 1665, weil er viel von seinem Eigenthume bei Anlegung der Berlinischen Festungswerke hergegeben, die zu erlegenden Orbeden- und Kalkbergszinsen erblich überlassen. Als 1679 seine Rechte hinsichtlich der Kalksteinbrüche von Neuem In Zweifel gezogen wurden, führte er in der bei Hofe eingereichten Vorstellung an, dass er die Kalkbrüche über 200 Jahre ruhig be- sessen habe, und 1698 wurden denn auch seine Rechte betreffs der- selben von Kurfürst Friedrich bestätigt. — 1672 war auch dem damaligen Ober-Präsidenten v. Scuwerin zu Alt-Landsberg ein Kalk- steinbruch von 14 Bergruthen Länge angewiesen worden, „jedoch blos zu seiner Consumtion, und dass er den Kalk weder verkaufen noch II. Geographisches und Geschichtliches. >21 verschenken sollte.* Dieser Bruch kam aber, als König Friedrich I. 1709 die Stadt und Herrschaft Landsberg an sich kaufte, auch wieder an den Landesherrn zurück. Zur Vermeidung von Störungen im Betriebe sicherte ein Cabinets- befehl des Kurfürsten Friedrich III 1691 den Bergarbeitern die Werbefreiheit zu. Einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des Bruchbetriebs bezeichnet der Uebergang der Verwaltung von dem Domainen-Amte zu Rüdersdorf an das Bergwerks- und Hütten-Depäartement in Berlin im Jahre 1769 und dıe einige Jahre darauf erfolgte Gründung des Königl. Bergamts in Rüdersdorf. Seitdem war man bestrebt, den Betrieb möglichst zu erweitern und in der Hand des Fiscus zu vereinigen. Als 1772 die damalige Besitzerin des Ritter- guts Tasdorf, Frau v. Marscnar, auf dem zu demselben gehörigen Territorium an der Stelle der heutigen Colonie Bergbrück (in den Schichten des oberen Muschelkalks) einen Kalkbruch eröffnete, wollte der Fiscus den Fortbetrieb verhindern, da der Kalkstein seiner An- sicht nach zu den Regalien gehöre. Der von der Besitzerin deshalb gegen ihn angestrengte Process wurde aber zu ihren Gunsten ent- schieden, und in Folge dessen verglich man sich 1776 dahin, dass die Gutsherrschaft von Tasdorf und Dahlwitz den angefangenen Kalk- steinbruch dem Bergfiscus unter der Maassgabe in Erbpacht über- liess, ihm alljährlich den Abraum auf 20 Quadrat-Bergruthen gegen Vergütung des Bodenwerths zu gestatten. Ausserdem wurde der v. Marscuau eine jährliche Pacht von 500 Thalern und die Befugniss gewährt, so viel Kalk und Steine aus den Rüdersdorfer Brüchen zum Selbstkostenpreise zu entnehmen, als auf den Bauten auf allen ihren Gütern nothwendig sein sollten. — Auch der Stadt Fürstenwalde wurde statt des Kalksteinbruchs 1777 nur eine Concession zum Brennen von Kalk für ihre öffentlichen Gebäude ertheilt. — Ausser den be- reits angeführten Brüchen erwähnt zwar v.». Hasen 1785 noch einen Arnımschen und einen Hamburgschen, welche jedoch damals ebenfalls bereits unbearbeitet lagen. — Dagegen wurden seit 1777 auf Königliche Rechnung Kalkbrennereien (sogenannte Kalkfactoreien) zu Bromberg, Schulitz, Catarinchen in Westpreussen, Landsberg a. W., Beeskow, Rathenow und Podjuch bei Stettin angelegt und von dem Fiscus 223 Rüdersdorf und Umgegend. verwaltet, während diejenigen zu Berlin, Sonneburg, Petzow bei Potsdam, Lehnin, Brandenburg, Lenzen, Spandow, Oderberg und Altona bei Hamburg verpachtet waren. Vom Adel und den Städten, welche das Recht hatten, den für ihre Bauten nöthigen Kalk auf ihren Ziegeleien brennen zu lassen, musste nunmehr für jeden Prahm Kalk, der dazu gebraucht wurde, eine Abgabe (Recognition) bezahlt werden. — In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurde „dem Fiscus das ausschliessliche Recht der Kalkstein-Gewinnung auf dem küdersdorfer Lager von den lassithischen Bauern und Kossäthen zu Rüdersdorf streitig gemacht, indem dieselben dieses Recht für den Umfang ihres Grundbesitzes ungetheilt als ein Zubehör des Bodens, für die der Gemeinde im Ganzen gehörige Bauernheide aber pro rata ihrer Grundstücke in Anspruch nahmen, dem Fiscus dagegen die Gewinnung des Kalksteins in der Bauernheide nur nach Verhältniss seines Grundbesitzes in der Gemarkung, welchen er durch Einziehung mehrerer im 30jährigen Kriege verwüsteter und herrenlos gewordener lassithischer Bauernhöfe erworben hatte, gestatten wollten. Ueber diese Ansprüche entstanden zwischen der Gemeinde Rüdersdorf, sowie einem einzelnen Mitgliede derselben und dem Fiscus Rechtsstreitig- keiten, welche im Jahre 1829 zu Gunsten der Ersteren entschieden wurden. Im Wege des Vergleiches traten jedoch die Gemeinde- Mitglieder in Rüdersdorf durch Recess vom 7. December 1335 ihre desfallsigen Ansprüche gegen eine Abfindung in Land und Geld für den ganzen Umfang ihrer Ländereien, sowie auch in der Bauernheide ab. Auch mit der Pfarre zu Rüdersdorf wurde rücksichtlich der Kalkstein-Gewinnung in dem derselben gehörigen Acker ein Vergleich am 23. Februar 1838 geschlossen.* — Ebenso entstanden zwischen dem Fiscus und der Gemeinde Berlin Differenzen über die Ausdehnung des Rechts zur Kalksteingewinnung von Seiten der letzteren, da die- selbe in Folge der Erwerbung des Lehnschulzenguts zu Rüdersdorf (1819), als Erbpächter zweier Pfarrhufen und aus anderen Rechts- titeln eine grössere Mitbetheiligung an der Kalkstein - Gewinnung beanspruchte. Die deshalb entstandenen Processe wurden durch einen 1855 geschlossenen Societäts-Vertrag beseitigt, wonach die Ausbeutung des Kalksteinlagers nunmehr auf gemeinschaftliche Rechnung erfolgt. der Fiseus von dem Reinertrage 2, die Commune Berlin + erhält. II. Geographisches und Geschichtliches. 23 Was die seit Gründung des Königl. Bergamts eingeführten Ver- änderungen im Betriebe betrifft, so fand zunächst eine Erweiterung des Bruchgebietes seit 1775 dadurch statt, dass auch westwärts des Weges von Tasdorf nach Alte Grund eine Ausbeutung eröffnet wurde, während alle bisher bearbeiteten Brüche, mit Ausnahme des v. Mar- schatschen und derjenigen des seit 1709 vereinigten Berlinischen und Cöllnischen Magistrats am südwestlichen Ende der Colonie Hinter- berge (allmählich vereint als sogenannter Landhofsbrich), östlich von dem erwähnten Wege gelegen waren. — Die wichtigste, im Anfange dieses Jahrhunderts durchgeführte Verbesserung im Bruchbetriebe „bestand aber darin, dass man die Lagerstätte mittelst unterirdischer Canäle in unmittelbare Verbindung mit dem Mühlenfliess und dem Kalkgraben brachte, und hierdurch nicht allein die Gewinnung des Kalksteins bis auf die Sohl& dieser Gewässer ohne Wasserhaltungs- kosten ermöglichte, sondern auch eine höchst beträchtliche Transport- kosten-Ersparung herbeiführte,“ da die Fortschaffung der gebrochenen Kalksteine aus den Brüchen bis zu den Ablagen am Kessel- und Kalk-See bisher zu Wagen (durch Rüdersdorfer, Herzielder und Hennickendorfer Bauern) erfolgte. „Zuerst wurde das südwestliche Ende der Lagerstätte von dem Mühlenfliesse aus bei den Hinter- bergen durch den Heinitz-Canal im Jahre 1804 gelöst“, und dieser Canal in dem damit angefahrenen Bruche, dem Heinitzbruche, im Streichen des Lagers nach und nach mit dem Vorrücken des Bruch- stosses gegen Nordosten erlängt. „Da jedoch die Breite desselben in dem unterirdisch getriebenen Theile für grössere Fahrzeuge nicht ausreichte, so schritt man zu der Anlage eines zweiten unterirdischen Canals, des Bülow - Canals, welcher 40 Ruthen südwestwärts des Heinitz - Canals am Mühlenfliesse angesetzt“ ist (1815 — 1816) und mit dem Bruch - Canal im Heinitzbruche in Verbindung gebracht wurde (1821). „Eine zweite Lösung des Kalksteinlagers erfolgte von dem im Alten - Grunde belegenen Kesselsee aus durch den Reden- Canal. Fast gleichzeitig mit der Beendigung des Heinitz-Canals hatte man hier den liegenden blauen Kalkstein rechtwinklich gegen das Streichen mit einer Tageförderstrecke bis zum weissen Kalkstein durchbrochen, und hier dann den Reden-Bruch in Angriff genommen. Im Jahre 1806 wurde diese Tageförderstrecke beendist. Späterhin 24 Rüdersdorf und Umgegend. verwandelte man dieselbe ebenfalls in einen schiffbaren Canal, den jetzigen Reden - Canal“ (1827). Auch er wurde im Streichen des Lagers dem Ortsstoss gegen Südwesten nachgeführt. „Um das Lager auch in seinem Fortstreichen nach Nordosten zu lösen, nahm man im Jahre 1835 aus dem Reden-Canal in 9 Ruthen Abstand von dem inneren Portale den Alvensleben-Canal in Angriff“, welcher die Ab- fuhr aus dem östlich des Tasdorf-Rüdersdorfer Weges gelegenen Bruche, dem Alvenslebenbruche, ermöglicht. In allen bisher genannten Brüchen (mit Ausnahme des v. Marscnauschen) wurde allein die obere schaum- kalkführende Abtheilung des unteren Muschelkalks (der „weisse oder gelbe Kalkstein“) abgebaut. Ausserdem hatte der Berliner Magistrat am Krien-See in den Schichten des oberen Muschelkalks einen Bruch eröffnet, aus welchem nur Bausteine gewonnen wurden, und aus welchem die Abfuhr durch den Krien-See und den Krien-Canal in das Mühlen- fliess erfolgte. Der 40 Ruthen weiter ostwärts belegene, 1845 auf den Krienbergsschichten eröffnete, fiscalische Flottwellbruch wurde bald wieder eingestellt, bis es möglich sein wird, durch Heranführung eines Canals die Abfuhr der Produete zu erleichtern. — Auch in der Abbaumethode wurden wesentliche Verbesserungen eingeführt. „Die älteste Kalksteingewinnung fand an denjenigen Punkten statt, wo das Lager zu Tage ausgeht oder nur in einer geringen Tiefe unter der Oberfläche ansteht. Man ging mit runden Schächten ohne Zimmerung einige Lachter nieder, und fuhr dann mit Strecken söhlig auf kurze Entfernungen aus diesen Schächten auf.... In späterer Zeit fand ein regelmässigerer Betrieb statt, indem man das auf der Oberfläche des Lagers liegende jüngere Gebirge zuvor abräumte und sodann das Gestein stossweise durch sogenannte Abbank-Arbeit losbrach.* In den Königlichen Brüchen wurde diese nunmehr durch die Schram-Arbeit ersetzt. „Es besteht dieselbe darin, dass auf dem zuvor abgeräumten Lager in der Sohle des Bruches mehrere 51 bis 6 Fuss hohe Strecken parallel neben einander im Streichen der Schichten bis auf eine vor- her bestimmte Entfernung getrieben werden. Den Zwischenraum zwischen diesen Strecken bestimmt man danach, dass keine Schicht undurchschnitten bleiben darf.“ Alsdann werden dieselben „in recht- winklichen Abständen von ungefähr 2 Lachter mit Querstrecken durch- brochen, so dass der ganze Lagertheil, welcher zur Gewinnung kommen II. Geographisches und Geschichtliches. 25 soll, auf Pfeilern ruht, die man nach und nach immer mehr ver- schwächt.* Schliesslich werden in dieselben eine hinreichende Anzahl Sprenglöcher gebohrt und gleichzeitig abgeschossen, wodurch ihre Tragfähigkeit in solehem Maasse geschwächt wird, dass der unter- schrämte Lagertheil sie zerdrückt und zusammenstürzt. Nachdem die früher getrennten 3 Brüche, Heinitz-, Reden- und Alvenslebenbruch, mit einander durchschlägig geworden sind, ist der über dem Wasserspiegel der Canäle stehende Theil desjenigen Schich- tencomplexes, welcher bisher hauptsächlich ausgebeutet wurde, so weit abgebaut, als der Abraum eine Gewinnung desselben durch Tagebau gestattet. Nur im Alvenslebenbruch wird der Betrieb oberhalb der alten Abbausohle nach Osten hin noch fortgesetzt. Zur Gewinnung der unter dem Wasserspiegel befindlichen Lagermasse bis zu einer projectirten neuen Abbausohle, welche 100 Fuss unter der früheren gelegen ist, wurde 1864 die Vorrichtung eines Tiefbaus in Angriff genommen (s. die Karte und das Profil I). Zu diesem Zwecke wurde der Heinitz- und Reden-Canal abgedämnmt und in dem Heinitz- bruch ein Einschnitt von 140 Fuss Breite hergestellt, welcher 1869 bis auf die neue Abbausohle niedergebracht wurde. Was den künf- tigen Transport der gewonnenen Producte betrifft, so steht man im Begriff, von der Königl. Ostbahn eine Zweigbahn bis zu dem Tiefbau zu führen (zu welchem Zweck das Thal des Mühlenfliesses überdämmt werden musste), und es werden von ihr aus in Zukunft die Eisenbahn- wagen auf einer schiefen Ebene, für welche in der Fortsetzung des Tiefbaueinschnitts ein besonderer Einschnitt hergestellt wurde, direct bis auf die künftige Bruchsohle niedergelassen werden. Zur Lösung der Wasser wurde neben dem Tiefbaueinschnitt ein provisorischer Wasserhaltungsschacht 120 Fuss tief niedergebracht (1865), aus welchem eine liegende Dampfmaschine von ca. 34 Pferdekraft mittelst zweier Saugsätze von ca. 14 Zoll Kolbendurchmesser und 3 Fuss Hubhöhe die Wasser wältigte und in den Heinitz - Canal aüsgoss. Seitdem ist neben dem Eisenbahn-Einschnitt der eigentliche Wasser- haltungsschacht abgsteuft und durch eine Grundstrecke mit dem Schacht im Tiefbau durchschlägig gemacht worden (1869), während andererseits von dem ersteren aus ein Querschlag nach dem Thale des Mühlenfliesses getrieben und durch eine Tagesrösche mit diesem 236 Rüdersdorf und Umgegend. selbst in Verbindung gebracht wurde. Die Wasser werden durch eine Woorrsche Maschine aus der Grundstrecke gehoben und durch den Querschlag in das Mühlenfliess ausgegossen. Dieselbe vermag ca. 340 Kubikfuss in der Minute 100 Fuss hoch zu fördern und hebt gegenwärtig 130 Kubikfuss. Durch die Aufstellung einer zweiten Maschine von derselben Stärke, welche im Jahre 1872 vollendet sein soll, wird bei gleichzeitigem Betriebe eine. Aufförderung von ca. 680 Kubikfuss Wasser in der Minute möglich werden. Das Brennen des Kalksteins geschah in früherer Zeit in gewöhn- lichen Oefen mit Holz, seit 1802 in Rumroroschen- conischen Oefen mit Torf, von denen gegenwärtig 4 im Betrieb sind. Beabsichtigt ist indess für die nächste Zeit die Anlage von 6 weiteren Rumrorp- schen und 2 Gasöfen, deren Zahl allmählich bis auf 50 erhöht werden soll. Was das Förderquantum betrifft, so betrug in diesem Jahr- hundert das Maximum desselben im Jahre 1863: 126943 Klafter (1 Klafter = 108 Kubikfuss) Kalksteine und 501383 Tonnen ge- brannten Kalk, das Minimum im Jahre 1813: 45743 Klafter und 6006 Tonnen in den königlichen Brüchen und 18 Klafter in den Brüchen des Magistrats von Berlin. — Die Brech- und Förderkosten einer Klafter beliefen sich in den Jahren 1856 bis 1870 auf 26 Sgr. 4 Pf. bis 34 Sgr. 7,9 Pf. — Die Belegschaft betrug in den Jahren 1868, 1869 und 1870: 863, 848 und 908 Mann. Eine Vergleichung der topographischen Karten von v.o. Hacen, von v. Sıene (im Maassstab 1: 8700), des Königl. Generalstabs (im Maassstab 1 : 50000) und der beigegebenen Karte veranschaulicht den Fortschritt des Abbaus und die dadurch verursachten Veränderungen der Oberfläche. C. Geschichtliches über die geognostische Kenntniss der Rüdersdorfer Trias. Der Erste, welcher über das Alter des Rüdersdorfer Kalksteins urtheilte, war L. v. Buc#, welcher 1802 seine Aequivalenz mit dem bechstein für möglich hielt. Kerersteıw behauptete zuerst 1828 seine IT. Geographisches und Geschichtliches. 97 Zugehörigkeit zum Muschelkalk, Kıöpen begründete sie. Ob der Letztere auch die geognostische Stellung der Mergel und Gypse unter dem Kalkstein zuerst erkannte, ist nicht zweifellos; vielmehr scheint Kröpen mehr daran gedacht zu haben, sie denselben Gesteinen innerhalb des Muschelkalks anderer Gegenden zu vergleichen. Auch Bouz behauptete 1829 ihre Zugehörigkeit zum Bunten Sand- stein, ohne sie zu beweisen. Dieser Nachweis konnte erst geliefert werden durch eine Specialgliederung und durch die Parallelisirung der einzelnen Abtheilungen mit den anderwärts unterschiedenen Schichten- gruppen der Trias, wie sie wohl schon früh von mehreren Geologen, wie L. v. Bucu und Bryrıca, erkannt wurde, wenn auch erst Overwes 1850 ausführte, dass die den Kalkstein unterteufenden Mergel und Thone dem oberen Bunten Sandstein, der blaue Kalkstein dem Wellen- kalk gleichzustellen sei. Seine irrthümliche Deutung der Krienberg- schichten als Lettenkohle wurde in demselben Jahre durch Herrn v. Sıromseck widerlegt. 1851 erklärte Herr Crepser die zwischen dem Schaumkalk und den Krienbergschichten lagernden Schichten für gleichwerthig mit der Anhydritgruppe und unterschied in den hangenden Lagen Aequivalente des oolithischen Kalksteins, der Lima- bank und der obersten kalkig-thonigen Schichten des oberen Muschel- kalks in Thüringen. 1858 verglich Herr Bryricn die grauen Kalk- mergel mit Myophoria costata ZenK. sp. im oberen Buntsandstein mit dem Rhizocoralliumdolomit bei Jena. 238 Rüdersdorf und Umgegend. II. Die geognostischen Verhältnisse von Rüdersdorf und Umgegend. annanan A. Die vorhandenen Formationen. Das von der beigegebenen Karte umfasste Areal wird an der Oberfläche nur aus Gebirgsarten des oberen Buntsandsteins, des Muschelkalks, des Diluviums und Alluviums zusammengesetzt. Die Gesteine der Triasformation, deren Verbreitung auf das Terrain zwischen der Chaussee von Col. Bergbrück nach Alte Grund, dem Kessel- und Krien-See und dem Tiefen Thale beschränkt ist, zeigen im Allgemeinen ein Streichen von Südwesten nach Nordosten und ein Einfallen nach Nordwesten. Demgemäss treten im Thale von Alte Grund die ältesten, nach Nordwesten hin immer jüngere Schichten der genannten älteren Formation zu Tage. 1. Der Bunte Sandstein. Aufschlusspunkte, Schichtenfolge, petrographischer Charakter. Gesteine des oberen Buntsandsteins sind im Alten Grunde an zwei getrennten Stellen sichtbar: am westlichen Thal- gehänge am Fusse des Arnimsberges, am östlichen in der Nähe des Kessel-Sees. An dem erstgenannten Punkte wurden Mergel und Gyps beobachtet. Zur Entblössung des letzteren ward hier bereits 1772 ein Versuch vorgenommen; dabei wurden in einem 5 Fuss tiefen, Ill. Die geognostischen Verhältnisse. | 29 od Fuss breiten und 12 Fuss langen Raume vier 14 bis 2 Zoll starke Gypsschichten, von einer Sten durchkreuzt, gefunden und 80 Schub- karren Gyps gefördert. Die Gewinnung wurde aber wegen des Ein- fallens und der Zwischenlagerung von 4 bis 1 Fuss starken verwit- terten „Kalksteinschichten* schwierig und daher noch in demselben Jahre eingestellt. Mit einem Bohrversuch wurden indess im Jahre 1805 zwei Gypslager erbohrt, von denen das obere 3 Fuss 4 Zoll mächtig war. Zu weiterer Untersuchung sank man 1818 einen 6 Lachter (1 Lehtr. = 80 Zoll) tiefen Schacht ab, worin im 4ten Lachter mehrere Strahlgypslagen von 1 Zoll Stärke im Thon gefunden wurden, im 5ten und 6ten Lachter der letztere mehr und mehr in Gyps über- ging. Man fuhr daher streichend eine Strecke auf und versuchte den Abbau; da der Gyps indess sehr thonig war und zerfiel, wurde der- selbe wieder eingestellt. Auch in 20 Lachter nordöstlicher Entfer- nung fand man in einer Tagesstrecke nach 101 Lachter Sand blauen Thon, wechselnd mit blauem Kalkstein und mit einem bei 12} Lachter Streckenlänge angesetzten Bohrloch in 34 Lehtr. Tiefe zwar Gyps, aber von gleicher schlechter Beschaffenheit. Endlich wurden bis zu einer Entfernung von 55 Lachter südwestlich und 203 Lehtr. nord- östlich vom Schacht im Streichen 10 Bohrlöcher 2 bis 5 Lachter tief niedergebracht, welche indess nur Sand durchteuften. Dagegen wurde der Gyps in den 50er Jahren in Folge von Ausgrabungen bei dem Eckhaus am Fusswege nach den Hinterbergen wiederum beobachtet; ein 1857 hinter dem Hofe des ersten Nebenhauses ange- setztes Bohrloch (16 der Karte) durchsank indess nur 53 Fuss Sand und 84 Fuss blauen Letten. Ein Versuch hinter dem Garten des dritten Nebenhauses (1857) zeigte: im Schacht: 5 Fuss 6 Zoll Sand, 3 „ 3 „ blauen Thon, 3 „ — „ grauen Letten mit 1 Fuss 2 Zoll starken Gypslagen, im Bohrloch: 5 „ — „ blauen Thon, 6 „ — , desgl. mit 1 Zoll Gyps, 9 „ — ,„ blauen Thon, A — desgl. mit 1 Zoll Gyps, „ 3 — ,„ blauen Thon, 46 Fuss 9 Zoll; ER 1 i . 30 Rüdersdorf und Umgegend. ein Versuch am Abhange des Mühlenberges: im Schacht: 5 Fuss 6 Zoll Sand mit Kalksteinen, im Bohrloch: 17 ,„ — „ and, t1|.,„ — , blauen’ Then, 1’, —. „n:„KRalkstein“., Günstiger sind die Aufschlüsse in der Nähe des Kessel-Sees Hier fand man 1805 an der Stelle des Bohrlochs 14 der Karte ein Gypslager (Schicht 50 von Profil 1) auf, welches bis 1819 durch den alten Gypsbruch ausgebeutet wurde. Dasselbe stand etwa 3 Fuss hoch auf ungefähr 30 Fuss Länge und 20 Fuss Breite über dem Wasserspiegel hervor, zeigte das Streichen des Kalksteins und ein Einfallen unter 12 Grad gegen Nordwesten. Der Gyps war theils dicht „von aschgrauer und röthlichgrauer Farbe, gestreift und ge- wölkt und mit einzelnen Krystallen von Gypsspath durchzogen,* theils bildete er radial-strahlige Partieen von dunkelgrauer Farbe in dem grünlichen Mergel (Strahlgyps), theils erfüllte er als secundäre Bildung in parallelfasrigen Massen von rein weisser Farbe die Klüfte des letzteren (Fasergyps). 20 Lachter von dem alten Gypsbruch in nordöstlicher Richtung entfernt wurde 1819 über dem Fahrwege (bei einer Sandabkarrung zur Herstellung einer Ablage) Thon mit Gyps entblösst und in Folge dessen der neue Gypsbruch (s. die Karte) in Angriff genommen, welcher bis 1836 im Betriebe war, des hohen Abraums wegen aber aufgegeben werden musste, obgleich in dem nordöstlichen und östlichen Stosse desselben der Gyps 8 bis 10 Fuss über der Sohle des Bruches angestanden haben soll. In den Jahren 1857 und 1858 wurde daher der Versuch einer unterirdischen Gyps- gewinnung gemacht und zu diesem Zwecke in dem Bruche (in 10 Fuss 4 Zoll Höhe über dem Kessel-See und in 44% Lachter Abstand von der östlichen Ecke des Hauses vor demselben in h. O 712) eine Strecke begonnen und in nordöstlicher Richtung getrieben, mit welcher man anfangs nur blauen Mergel durchfuhr. In 46 Fuss Entfernung vom Mundloch wurde im nördlichen Stosse ein Querschlag angesetzt und in diesem durch 6 Bohrlöcher in der auf Profil 1 angegebenen Weise der Gyps angetroffen. Der sattelförmigen Oberfläche des letzteren entsprach auch eine gleiche Lagerung der Mergelschichten im Quer- schlag. In der Hauptstrecke erbohrte man in 78 Fuss vom Mundloch III. Die geognostischen Verhältnisse. 3] 30 Fuss Mergel, in 106 Fuss 22 Fuss Mergel, in 138 Fuss 11 Fuss 2 Zoll Mergel, dann Gyps, in 150 Fuss 5 Fuss Mergel, dann Gyps. Von 173 Fuss an wurde mit der bis dahin söhligen Strecke fallend gefahren, worauf man in 230 Fuss den Gyps, in 2592 Fuss den Wasserspiegel des Kessel-Sees erreichte. 1858 wurde der Wetter- schacht abgeteuft und jenseits dieses noch ein Versuchsort nach Osten in blauem und rothen Mergel aufgefahren, welcher letztere anfangs mit 20 bis 25 Grad nach Nordosten, dann mit 15 Grad gegen Süden einfiel. Bei 11 Lachter Länge traf man in einem Bohrloch in 18 Fuss Tiefe den Gyps wiederum an. Der Abbau desselben erfolgte durch Querschläge, welche von der Hauptstrecke, und Abbaustrecken, welche von den ersteren aus getrieben wurden. Auch in südwestlicher Richtung wurde der Gyps noch an einigen Punkten angetroffen; nämlich bei Kellerausgrabungen für die beiden westlich von Bohrloch 1 der Karte befindlichen Häuser und in eini- gen 1857 zur Feststellung seiner Verbreitung gestossenen Bohrlöchern. Man erteufte mit Bohrloch 1: den Gyps in 2 Fuss Tiefe. » 9u.10: 8 Fuss — Zoll Sand, Do orunliehennketten, Be are) ae ” Gyps. „ 1 IS ee Sand) a blauen leiten, =: ” 1 ” Gyps. “= 12 Same eu sSand, ee breblauengleiten, a) il ” Gyps. 5 13: 2 „. — „ Dammerde, Sl uSand. ar, eh“ Letten, = ” 1 ” Gyps. Dagegen wurde kein festes Gestein angetroffen mit Bohrloch 2: Fuss — Zoll Dammerde, —_ Sand. »„ Dammerde, Thon, „ Sand. 5 3u.4: — „ Dammerde, „00 Sand. OD DO SD ao | 32 Rüdersdorf und Umgesend. Bohrloch 6: 3 Fuss — Zoll Dammerde, 2 2,0 0 650... Ehon, a a I 5 Tuw.8:0—=. 0 26005 Dammerde, Sand. Von den Schichten des Röths, welche den Gyps überlagern, sind in dem neuen Gypsbruch noch grüne und rothe Mergel und an dem nördlichen Stosse zuoberst an der Grenze gegen das Diluvium ein etwa 2 Fuss mächtiger, in mehrere Bänke abgesonderter, grauer, dichter, zum Theil drusiger Kalkstein entblösst. Ebenso stehen in der Giesenschlucht (am Wege von Alte Grund nach Rüdersdorf) rothe dolomitische Mergel, in welchen Scherben von festerem Mergel vor- kommen, und eine höchstens 2 Fuss mächtige Schicht eines dichten, grünlichgrauen, mergeligen Kalksteins (Schicht 58 von Profil 1) an. Ueber das Verhältniss der beiden erwähnten Kalksteinlagen zu ein- ander lässt sich kein vollkommen sicheres Urtheil fällen. Die petro- graphische Aehnlichkeit und der Umstand, dass beide Schichten die- selben Versteinerungen führen, lassen eine Identität derselben mög- lich erscheinen, doch würde bei nicht gestörten Lagerungsverhält- nissen die leizterwähnte Kalksteinlage bei gleicher horizontaler Ent- fernung in einem mathematisch höheren Niveau zu Tage treten müssen, als dies bei der ersteren der Fall ist. In dem zur Auf- suchung des Gypses 1805 abgeteuften Giesenschacht (s. d. Karte) wurden durchsunken:. im Schacht: 20 Fuss — Zoll rother Thon (Mergel) (Schicht 57 von Profil 1), 2) .9:042 „Kalkstein 37.7 Abe Te .6r „blauer Thon 2. Falten iD 2: 19.4564 Kalkstein 2 (ia EHAgE 26 „ 8 „ grüner u. blauer Thon mit schwachen Kalk- steinlagen. . . (Schicht 53 von Profil 1), 2 Fuss im Bohrloch: 1F. 102.3 m. 10)... Kalkstein |[P]ı u is 2 52 28. mul2n.rother u, blauer Phone 22 SIE ee 90 Fuss 10 Zoll. Von diesem Punkte aus 90 Lachter gegen Süden durchteufte man mit einem 7 Lachter tiefen Bohrloch nur Lehm und Sand und 1806 in noch 40 Lachter südlicher Entfernung und 16 Lachter über dem Kessel-See mit einem Schacht (8 Lachter tief) und darin ange- III. Die geognostischen Verhältnisse. 33 setztem Bohrloch 131 Lachter ebenfalls nur Lehm und Sand. Ferner wurden 1819 zwischen dem alten Gypsbruch und der Giesenschlucht 16 Bohrlöcher angesetzt, aber nur 7 davon erreichten den blauen Thon ohne Gyps. Dagegen durchsank (1857) das Bohrloch in der Giesenkehle (15 der Karte): A 4 Fuss -- Zoll Sand, 4 „6 „ rothen und braunen Thon (Liegendes der Kalkstein- lage in der Giesenschlucht), len, 2, erauenlhon, 3 ».7 ,„- braunen Thon, 64 Fuss ! 6 » 6 „» grauen Letten, 4 Zoll 2 De hlautenalteiten, 5 „ .— „ blauen Letten mit Mergel, 5 „ — ,„ blauen Letten ohne Mergel, 2 „ .— „ rothen Letten, 6 „ — „ blauen Letten, 8 „ 4 „ grünlichen Letten, 1 » Gyps, 68 Fuss 5 Zoll Im Hangenden des Kalksteins in der Giesenschlucht sind nur noch am ersten Hause nördlich derselben in einer kleinen Grube ein grüner, festerer, dolomitischer Mergel und endlich noch weiter nörd- lich in der Hexx.cschen Mergelgrube die Grenzschichten gegen den Muschelkalk aufgeschlossen, nämlich von unten nach oben bis zur ersten Muschelkalkschicht: ’ 4 Fuss 6 Zoll grüner bröcklicher Dolomit- | mergel mit Gypsschnüren (Schicht 59 von Profil 1), 1 „ — „ gelber festerer mergliger Dolomte uns nn. ( ” 60 „ ” 1), ee 2 SrumeraMerpele 4.0348. 2.7.%,.0.- »0 20681, En): 27,6 „ eelber” festerer mergliger Dolomiiargar a. "1... (CT), 47 2557, eruner brocklicher Mergel (7737763, sch) 24 Fuss — „5 „ weisslichgrüner, etwas festerer MerneBERr nr 7 er 1), 7 „ — ,„ grüner und röthlicher schief- riger Mergel mit einzelnen 24 Zoll starken, etwas festeren Schichten . .( „ 65, Sl); — „4 „ grüner fester Mergel (Fallen etwa. 15, Grad)... een 0.662, Zu) \3 „ — „ grünlicherschiefrigrMergl( „ & „ „ 2». 34 Rüdersdorf und Umgegend. Die bisher besprochenen Schichten des Röths zwischen dem Muschelkalk und dem Röthgyps wurden 1826 auch von dem Haupt- bohrloch I. am Westabhange des Schulzenberges, 79 Fuss über dem Kessel-See, durchteuft, wobei angeblich beobachtet wurden: im Schacht: 4 Fuss — Zoll Dammerde, 45 „ — „ blauer Kalkstein des unteren Wellenkalks (Fallen 15 Grad), im Bohrlocht: 3% „ — ,„ schwache blaue Kalksteinlagen, welche mit # bis 2 Zoll starken grauen Thonlagen so wechselten, dass letztere allmählich überwiegend wurden (ganz oder zum Theil bereits zum Röth gehörig), 10: „ — „ gıiaublauer Thon, 1 „6 „sehr feste Kalksteinlage (vielleicht der Kalkstein in der Giesenschlucht). 7 4...6. „ graublaner. Phon, | 4 „ — „ fester Thon mit schiefrigen Gesteinslagen, \ ) 5. — „blaue schiefrige Gesteinslagen, = Kunss „6. 0 Betten. 14 „6 „ blaue schiefrige Gesteinslagen, 6 „6 „ graublauer Thon mit Gyps, 66: - „9:3, fester Gyps, 205 Fuss 3 Zoll. Da die mittleren losen Mergelschichten das Bohrloch verstürzten und die Wasser nicht mehr zu wältigen waren, musste das Bohr- loch aufgegeben werden. Auch die unter dem oben erwähnten Gypslager liegenden Schichten des Bunten Sandsteins wurden durch Bohrlöcher unter- sucht. Ein 1805 in dem alten Gypsbruch auf der Mitte des Gyps- lagers angesetztes (14 der Karte) durchteufte: 22 Fuss Gyps, 85 „ Thon von rother, grauer und blauer Farbe. 3 „ Kalkstein [?], dann Thon, 60 Fuss. 1327 wurde zur Erforschung des Liegenden das Hauptbohr- loch II., in 106 Lachter Entfernung von Hauptbohrloch I. gegen Süden und 83 Fuss über dem Kessel-See, in Angriff genommen und damit durchsunken: Ill. Die geognostischen Verhältnisse. 35 im Schacht: 52 Fuss -— Zoll Diluviallehm, oben gelb, unten grau, mit einigen Sandstreifen, 27 ° „ — ,„ blauer Thon mit thonigem Kalkstein des Röths (Schicht51 von Profil 1), im Bohrloch: 0 „ 6 „ fester Gyps (Fallen 12 bis IoRarae el 750,5 el 20 „9 „ blauer milder Mergel 14 „ 3 „ blauer und rother Mergel ( 49 1) mit Gypsdrusen r EN RLATTE 103 Fuss / 25 „ 9 „ blauer Mergel . i 4 Zoll DE ler ErblauerstestensKalkstemafal „As, au esblaueneMeroelige een. 0 5 AU. ..; 1) 30 IVEEREblauerstestersKalkstem [2] 0 „ 4, u 1) Sr „Br hlanerMerselmmStrahleyps( „ 4, ,ı) ER) ERREEN ER or as er rel (a 5 In elenssablauesstestesi@esten 22.0 „430.2: OR Due uschnatesterg@ypsah range ln AN 5. 9); 2 „+ll „ blauer Mergel mit Salz- SPURENIE,S sk ans Al >, al). Ge. Se blauer Kalkstein ey. 42.0 -,. 40... 1), en es ee ee Re GE} Ey 2 „ 1 „ blauer Thon [wahrscheinlich Beginn des eigentli- chen Bunten Sand- steins] s lan rel), 2% „ 6 „ rother Thon [nach den in der Sammlung der Kgl. Bergakademie in Berlin vorhandenen, aus 388 E. 6 Z., 403 F. und 409 F. Teufe stammendenProbe- stücken ein rother, mit Säure stark brausender Mergel, zum Theil mit Bruchstücken von grü- nem, nicht brausenden Sehieterthonije 23.67. Sl rl sn. 1), ia 311° chlauenehhon 2... nn (BE se rn 1), 6 „» 3 „ röthlicher Thon mit grau- weissem! Sand? ma Zadar iD), 02227762008 0 bunteuiplhon 2.1. ea ade sei, 1), Be rn Dlauerkihen. 22a. aa 1), 12 „ 7 „ bunter Thon mit schwachen Seitenbetrag: 453 Fuss festen Steinlagen und Gypsriesen DR RES > ” 32 2 ” 1), 1 Zoll, 3° 36 Rüdersdorf und Umgegend. Uebertrag: 453 Fuss 1 Zoll. SR 3.0.9002 10 „ ‚blauer Thon..." „2. (Schichtälsyon Brent); 5 „1 ,„ bunter Thon mit schwachen festen Steinlagen 9. L..( #.. DoDsssein: 4, 9 29,» blauer Fhonmit/Gypsuesen( 7 2 23! A u. As. SbuntersThon u... 2.0 5 WS es 1.5.8 „sablaneröthans ns el Our 22 2 „ bunter Thon mit schwachen und sehr festen Stein- lagen [nach dem in der- selben Sammlung vor- handenen Probestück aus 488 F. 10 Z. Teufe ein rother und grüner, stark mit Säure brausender Mergel mit sparsamen Glimmerblättehen] 7. RT), 12 „ 3 „bunter Thon "mit Sand- theilen [nach den vorhan- denen Probestücken aus 499 F. 2 Z. und 507 FE. Teufe ein rother und grüner, stark brausender Mergel mit Glimmer- blättehen und Sandkör- DON]: er HODIS aa 1 „1 ,„ fester Rogenstein [das vor- handene Probestück, wohl irrthümlich als aus490F. Teufe stammend ange- geben, zeigt einen grün- lichgrauen Rogenstein, welcher in einer reich- lich entwickelten Grund- masse concentrisch scha- lige, bis 1 Millim. grosse Kugeln mit theils glatter, theils warziger Oberfläche beobachten lässt. Der beim Auflösen in Chlor- wasserstoffsäure zurück- bleibende, ziemlich reich- liche Rückstand besteht aus Glimmerblättchen,, Seitenbetrag:507 Fuss 11 Zoll. Uebertrag: 507 Fuss 11 Zoll. III. Die geognostischen Verhältnisse. » Tn» a3 1 95 ” NERR, ” blauer Thon rother Thon .°. . . bunter Sandstein [die vor- sehr fester Rogenstein - rother Thon, in den unteren Quarzkörnern und grünen Thonpartikeln] handene Probe aus 524F. Teufe zeigt einen grauen Sand, aus welchem Ro- gensteinkugeln mit deut- lich warziger Oberfläche und von einem Durch- messer bis zu mehr als 1 Millimeter ausgelesen wurden; diejenigen aus 558 F. Teufe sind röth- licher Sandstein und weisser Sand . 9 F. mit sehr festen Ge- steinslagen durchsetzt steinslagen . steinslagen . . . . Thon . sehr feste feinkörnige Ge- .( rother Thon mit einzelnen steinslagen . festen Gesteinslagen [das vorhandene Probestück aus 682 F. 6 Z. Teufe zeigt einen rothen, stark brausenden Mergel mit Partieen von feinkörni- gem grünlichen, brausen- den Sandstein] 52 F. 10 Z. mit festen Gesteinslagen [die vor- handenen Probestücke aus 760 — 770 F. Teufe Seitenbetrag:813 Fuss 2 Zoll. .( rother Thon, in den unteren ( sehr feste feinkörnige Ge- ( ziemlich milder rother Thon ( sehr feste feinkörnige Ge- ( rother und weisslichgrauer ( ” 23 99 Ad ad ” ” ” 37 . (Schicht 24 von Profil 1), ( a » 2) ” 1), 38 Rüdersdorf und Umgegend. Uebertrag: 813 Fuss 2 Zoll. zeigen einen Rogenstein von der oben angegebe- nen Beschaffenheit, wel- cher zum Theil sandig und sehr reich an Glim- mer wird] - - -» . . (Schicht 12 von Profil 1), 14 „ 3 „ fester rother thoniger Sand- Stein Mn ie 3 1... 110) „ Toiher@Phonee te 2 3. — „. fester rother thoniger Sand- StEIN rer er re Be) 8.02. 26',,, muldersrothers TKhonsie. ar Saale — „83 „ sehr fester rother thoniger Sandstem” 2202. ze 22 All. 7. Saal: 2° we 5% mildersrotberelihon ses 6, sion 2 „ 11 , fester rother thoniger Sand- STEINE Em EN re rer Ne De: 2, 5-55 milder \rother Thon wel Wa 4 „. 9°, fester" und" milder "rother Thon, mitthonigem rothen Sandstein abwechselnd ( 638 „ 2 „ rother Sandstein [die vor- handene Probe aus 911 Fuss Teufe zeigt einen rothen Sand mit Bruch- stücken und Kugeln von RN.) toten Kalk] IN HC NG OHNE: 8 „8 „ Thon mit thonigem Sand- stein. „TS oe. ae 957 Fuss 2 Zoll. Nach Krorven war der Salzgehalt, welcher von dem 3löten Fusse (Schicht 41) an wahrgenommen wurde, noch von 3234 bis 330% Fuss (63 bis 8}; Fuss unter der oberen Grenze von Schicht 39), - sowie auch tiefer (bis 345 [Fuss 9 Zoll = 2375 Fuss unter der oberen Grenze von Schicht 39) im Bohrmehle durch den Geschmack zu erkennen. Er war stärker in den milderen, schwächer in den festen Gebirgslagern. Das aus der letzteren Teufe geschöpfte Wasser zeigte aus einem Quarte „0,0645 Loth Salz, welches, das Quart zu 78 Loth gerechnet, 0,0827 Procent beträgt“. Das Bohrmehl aus 920 bis 940 Fuss Teufe hat in 2 Pfund durch Auslaugung 1 Loth 23 Quentchen, d. h. 2,6 pCt. unreines Kochsalz gegeben. In auf- Il. Die geognostischen Verhältnisse. 39 fallenderer Weise hat sich dieser Salzbeschlag erst in den letzten 30 Fuss bemerklich gemacht. — Ueber die in diesem Bohrloch an- gestellten Temperaturbeobachtungen vergleiche man Erwman, Ueber die mit der Tiefe wachsende Temperatur der Erd- schichten, nach Beobachtungen in dem Bohrloche zu Rüders- dorf, Abhandl. d. Königl. Akademie d. Wiss. aus dem Jahre 1831, Berlin 1832, Macnus in Poegenporrrs Annalen, Bd. 22, S. 136, und Schmipr in Poceznporrrs Annalen, Bd. 28, S. 233. Sie ergaben eine fortdauernde, wenn auch unregelmässige Zu- nahme der Temperatur mit der Tiefe. Diese Zunahme war am stärksten (am 4. December 1531 um 2°,7 R.) bei einer Tiefe von 200 bis 225 Fuss. Das aus dem Bohrloch auf der Sohle des Bohr- schachts (80 Fuss unter der Oberfläche) ausfliessende Wasser hatte eine Temperatur von 10°,1 bis 10°,5 R.; diejenige des Wassers in 880 Fuss Tiefe wurde am 3. Januar 1833 zu 18°,8 R. gefunden. Die Zugehörigkeit der Schichten 39 bis 5l zum Röth dürfte zweifellos sein. Schwieriger ist die Grenze desselben gegen die untere Abtheilung des Bunten Sandsteins zu bestimmen. Da indess bereits in Schicht 35 ein Sandgehalt angegeben wird und die von Schicht 32 an abwärts aufgeführten, nicht näher bezeichneten festen Gesteins- lagen zum Theil aus Sandstein bestanden haben dürften, wie die Probestücke aus Schicht 12 und 14 wahrscheinlich machen, so wird man annehmen können, dass das zuletzt erbohrte Gypslager (Schicht 39) die unterste Schicht des Röths sei, wie ja auch in Thüringen die Gypse des oberen Bunten Sandsteins, wenn überhaupt vorhanden, meist an der unteren Grenze desselben ihren Anfang nehmen. Von besonderem Interesse ist das Auftreten echter Rogensteine in den von Schicht 24 an abwärts durchbohrten Gesteinen als das einzige bisher bekannt gewordene Vorkommen derselben ausserhalb der Um- gebungen des Harzes. Ob die zwischen dem untersten Gyps (39) und dem obersten Rogenstein (24) durchbohrten Schichten dem mittleren und nur die Schichten 24 bis 1 dem unteren (rogensteinführenden) Bunten Sandstein Thüringens gleichzustellen sind, lässt sich nicht entscheiden, da Probestücke der festen Gesteinslagen in den Schichten 32, 30 und 26 nicht aufbewahrt worden sind. . 40 Rüdersdorf und Umgegend. Gliederung. Mit Sicherheit lassen sich in dem Bunten Sand- stein bei Rüdersdorf daher nur 2 Abtheilungen unterscheiden, eine untere aus rothen, grünen und blauen, wenigstens zum Theil glimmer- führenden Mergeln (und Thonen?), rothen und grünlichen, zum Theil glimmerführenden und kalkigen Sandsteinen und Rogensteinen be- stehende und eine obere, welche in ihrem unteren Theile aus Gyps und blauen Mergeln, in ihrem oberen aus rothen und grünen dolo- mitischen Mergeln, grünlich-grauem mergligen Kalkstein und gelbem mergligen Dolomit zusammengesetzt wird. Mächtigkeit. Die durchbohrte Mächtigkeit der unteren Abtheilung des Bunten Sandsteins, soweit letztere aufgeschlossen wurde, beträgt demnach 570 Fuss 11 Zoll, diejenige des Röths 463 Fuss 6 Zoll, und zwar die der unteren gypsführenden Abtheilung 307 Fuss 3 Zoll und die der oberen (nach Hauptbohrloch 1.) 156 Fuss 3 Zoll. Der Bunte Sandstein wurde daher in einer Gesammt- stärke von 1054 Fuss 5 Zoll durchbohrt. Die zuweilen geäusserte Ansicht, diese grosse Mächtigkeit des Bunten Sandsteins mache es wahrscheinlich, dass das Hauptbohrloch I. eine Verwerfung durch- stossen habe und in den beiden verschobenen Flügeln der Gebirgs- masse niedergebracht worden sei, scheint mir nicht genügend be- gründet zu sein. Die wirkliche Mächtigkeit der erwähnten Schich- tengruppen ist dagegen, da das Fallen derselben nach den bei dem Abbau des Gypses gemachten Erfahrungen durchschnittlich 12 Grad beträgt, gleich der durchbohrten mal cos 12 Grad und berechnet sich daher für die untere Abtheilung des Bunten Sandsteins auf 558 Fuss 5 Zoll, für den Röth auf 455 Fuss 4 Zoll, und zwar für seine untere Abtheilung auf 300 Fuss 6 Zoll, für die obere auf 152 Fuss 10 Zoll, und für den ganzen Bunten Sandstein auf 1011 Fuss I Zoll. Chemische Zusammensetzung. In dem unter Leitung des Herrn Prof. Fıskexer stehenden Laboratorium der Königlichen Berg- Akademie wurden durch Herrn Rupzrorr folgende Analysen aus- geführt. 1) Der merglige Kalkstein in der Giesenschlucht (58 von Profil 1) enthält: II. Die geognostischen Verhältnisse. 41 In Chlorwasserstoffsäure Unlösliches . . 20,16, In der Lösung: . . Kalkerde . . . 38,12, entsprechend 68,07 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . 2,73, entsprechend 3,00 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . 32,99, berechnet 32,95, Thonerde,Eisen- oxyden 2.2002 73,26, Glühverlust (un- ter Abzug der gefundenen Koh- lensäure) . .. 2,07, 99,33. Die qualitativen Untersuchungen dieses und aller folgenden Ge- steine wurden so ausgeführt, dass die Substanz mit Chlorwasserstoff- säure ausgekocht wurde. Von dem Rückstand wurde ein Theil fein gerieben und mit kohlensaurem Natron ausgekocht, um Schwefelsäure (aus etwa vorbandenem Gyps) auszuziehen; der ausgewaschene Rück- stand wurde mit kohlensaurem Kali-Natron und etwas Salpeter ge- schmolzen, um Schwefel (aus Schwefelmetallen) nachzuweisen; hierbei gab sich auch Mangan zu erkennen. Ein anderer Theil des Unlös- lichen wurde mit Fluorwasserstoffsäure und Schwefelsäure aufge- schlossen zur Nachweisung der Alkalien. Die qualitative Analyse des obigen Kalksteins ergab in der salzsauren Lösung eine Spur von Schwefelsäure, welche entweder von gelöstem beigemengten Gyps oder von der Einwirkung des Eisenchlorids auf die vorhandenen Schwefelmetalle herrührt; in dem Rückstand durch Schmelzen deut- lich Schwefel, Spuren von Mangan, ferner Kali, Natron und Lithion. 2) Der rothe dolomitische Mergel aus der Giesenschlucht (57 von Profil 1) enthält: ÜUmloslichesnss. 20 20 000 2.004 29, 19490, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 11,72, Kalkerde . . . . 7,77, entsprechend 13,87 kohlensaurem Kalk, Magnesia . - . . 5,23, entsprechend 10,98 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 10,49, berechnet 11,85, Glühverlust (unter Abzug der gefunde- nen Kohlensäure) 7,28, 97,3. 42 Rüdersdorf und Umgegend. Die qualitative Analyse ergab deutlich Schwefelsäure in der salzsauren Lösung; im Rückstand deutlich Schwefelsäure durch Di- gestion mit kohlensaurem Natron, deutlich Schwefel durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron-Kalı und Salpeter, eine Spur von Mangan, ferner Kali, Natron, Lithion. Da das Gestein kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss von 55,8: 44,2 pCt. d. h. sehr nahe in dem des normalen Dolomits (54,35 : 45,65) enthält und die Menge des Dolo- mits 24,85 pCt. beträgt, so muss dasselbe als dolomitischer Mergel bezeichnet werden. Das starke Aufbrausen mit Chlorwasserstoffsäure ist auf die feine Vertheilung des eingemengten Dolomits zurückzu- führen. 3) Der grüne dolomitische Mergel aus einem Aufschluss am ersten Hause nördlich der Giesenschlucht (59 von Profil 1) enthält: Unlösliches Ne RE 57,02, In der Lösung: 'TThonerde, Eisenoxyd . 9,33, Kalkerde; 2.2... 402,089 Magnesia''y „2 „74056.02, Kohlensäure len ae (Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . . 10,55. 9393 Die qualitative Analyse ergab das Fehlen von Schwefelsäure. Da die gefundene Kohlensäure zur Sättigung der Kalkerde und Magnesia, welche 13,07 Kohlensäure erfordern würden, nicht hin- reicht, so stammt der Ueberschuss an Kalkerde und Magnesia viel- leicht aus einem zersetzbaren Silikat. Enthält auch dieser Mergel Dolomit eingemengt, so verlangen 8,81 Kohlensäure 5,65 Kalkerde und 4,00 Magnesia, so dass 18,46 pOt. Dolomit vorhanden wären. Der unlösliche Rückstand enthält: Kieselsaure, . . . 226078 Phonerdenss. ........ 2 DA Kalkerdein 2 .0r ee Maenesia ag at)... Kali... rate Natron, 2 rn umge al yo Glühyerlusta 7.45 Marz 99,74. III. Die geognostischen Verhältnisse. 43 Die qualitative Analyse ergab keine Schwefelsäure bei der Di- gestion mit kohlensaurem Natron, keinen Schwefel beim Schmelzen mit kohlensaurem Kali-Natron und Salpeter, dagegen eine Spur von Mangan, wenig Lithion. 4) Der grüne Dolomitmergel (59 von Profil 1) aus der Henmic- schen Mergelerube enthält: Unlosiichesne ern) 2.1.0 120720.0240,96, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd . 11,85, Kalkerde 2.2... 2211,61, Masnestae en 2 23610,15, Kohlensäure . . 17,32, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . . 6,05, 97,94. Die qualitative Analyse ergab deutlich Schwefelsäure, sowohl in der salzsauren Lösung, als im Rückstand durch Digestion mit kohlensaurem Natron, deutlich Schwefel im Rückstand durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali-Natron und Salpeter, eine Spur von Mangan, ferner Natron, Lithion, wenig Kali. Auch hier reicht die gefundene Kohlensäure zur Sättigung der Kalkerde und Magnesia, welche 20,28 derselben erfordern würden, nicht hin. Enthält das Gestein Dolomit, so verlangen 17,32 Kohlensäure 11,02 Kalkerde und 7,87 Magnesia, so dass 36,21 pCt. Dolomit vorhanden wären. 5) Der gelbe merglise Dolomit (62 von Profil 1) aus der Hensısschen Mergelgrube enthält: nloslichesur.n a: 2 2 2. 20,87% In der Lösung: T'honerde, Eisenoxyd 2,26, Kalkerde . . . . 21,42, entsprechend 43,60 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 15,88, entsprechend 33,34 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 36,00, berechnet 36,64, Glühverlust (nach Abzug der gefunde- nen Kohlensäure) 1,55, 100,48. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung keine Schwefelsäure, im Rückstand eine Spur davon durch Digestion mit 44 Rüdersdorf und Umgegend. kohlensaurem Natron, keinen Schwefel durch Schmelzen mit kohlen- saurem Kali-Natron und Salpeter, dagegen eine Spur Mangan, ferner Natron, wenig Kali und Lithion. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia in dem Verhältniss von 56,6 : 43,3 pCt, d.h. sehr nahe in dem des normalen Dolomits (54,35 : 45,65). Die Menge desselben beträgt 76,94 pCt. Die Gebirgsart ist daher ein thonhaltiger Dolomit. Die Thatsache, dass den Mergeln des Röths von Rüdersdorf ein namhafter Dolomitgehalt eigen ist, ist von Interesse, da wir durch die Analysen von Gueuin'), Faıst?), Xerter?) und v. Bıera®) wissen, dass auch die württembergischen und fränkischen Keupermergel neben kohlensaurem Kalk beträchtliche Mengen von kohlensaurer Magnesia enthalten. Der rothe Schieferletten zwischen Buntsandstein und Wellendolomit von Sulz am Neckar führt nach Guenıw (a. a. 0. S. 173) ebenfalls neben 2,95 kohlensaurem Kalk 1,23 kohlensaure Magnesia, beide also in dem Verhältniss von 70,5 : 30,5 pCt. d. h. dem des Gurhofians (2 Ca0,CO2 + Mg0,CO?). Auch HuxpesuagEn?) fand bei qualitativer Untersuchung, dass mehrere von den dieser Formation zugehörigen Mergeln einen Kalk- und Bittererdegehalt be- sitzen, und „es fanden sich demzufolge in den bläulichgrauen fein- erdigen Mergeln die grössten Mengen beider Erden, und zwar in einem leichter auflöslichen Zustande, als in dem rothen und san- digen“. Organische Einschlüsse wurden im Röth bisher nur in den beiden erwähnten Kalksteinschichten im neuen Gypsbruch und in der Giesenschlucht, dem mergligen Dolomit (62) und dem als Schicht 66 bezeichneten grünen Mergel aufgefunden, und zwar: ') Naturwissenschaftliche Abhandlungen, herausgeg. von einer Gesellschaft in Württemberg, Bd. I., Heft 1. Tübingen, 1826, S. 178—181. *) Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 7, 1851, S. 107 u. £. ®) Dieselben Jahreshefte, Jahrg. 20, 1864, S. 178 u. 193. *) Chemische Untersuchungen einiger Formen des fränkischen Keupers und einiger ihnen aufgelagerten und sie unterteufenden Gesteine. Erpwaxs und Mar- eranp, Joumal für praktische Chemie, Bd. 19, 1840, S. 33 u. 34. °) Naturwissenschaftliche Abhandlungen, herausgeg. von einer Gesellschaft in ‚Württemberg, Bd. 1, Heft 2, Tübingen, 1827, S. 327. Ill. Die geognostischen Verhältnisse. 45 Lingula tenuissima Br. Im Kalkstem in der Giesenschlucht und dem gelben mergligen Dolomit (62). Monotis Albertii Gowpr. Im Kalkstein im neuen Gypsbruch. ? Gervillia socialis Seuuorn. sp. Im Kalkstein im neuen . Gyps- bruch. — Die bisher als Gervillien des Muschelkalks be- zeichneten Formen stellte Herr Lausr!) zu seinem neuen Genus Hörnesia. „Bei @ervillia finden wir eine Anzahl schiefer faltenförmiger Zähne von unconstanter Anzahl und Stärke, während hier die Schlosszähne einen ganz constanten Charakter haben, der eher an Cardita und ähnliche Formen erinnern könnte; weiter liegt bei Hörnesia das getheilte Liga- ment, wie Creoner zuerst bei H. soci«lis bemerkte, nicht in einer schrägen Abdachung der dicken Schale wie bei @Ger- villia, sondern in einer horizontal gestreiften Rinne, welche durch Verlängerung der Schale über die Zähne hinaus ge- bildet wird. Einen weiteren Unterschied Bietet die grosse Ungleichheit der Klappen und die vorwiegende Neigung zur Drehung der Schale. Den charakteristischesten Unterschied aber bildet das bei allen, selbst auch an den Steinkernen wahrzunehmende Septum im Wirbel, zu dessen Seiten sich die beiden trichterförmigen Höhlungen befinden.“ Dass die Lage des getheilten Ligaments und die Schlosszähne keinen durch- sreifenden Unterschied zwischen den Muschelkalk- und den Jura- und Kreide - Gervillien abgeben, hat bereits Herr v. SersacH?) hervorgehoben. Die Ungleichheit der Klappen ist bei Gervillia costata durchaus nicht gross, eine Drehung der Schale bei @ervillia costata, subcostata und mytiloides fast gar nicht vorhanden. Da das Septum demnach das einzige durchgreifende Merkmal der neuen Gattung wäre, bei Gervillia costata und subcostata aber doch auch nur sehr klein ist, so habe ich den alten Gattungsnamen bei- behalten. r _ Gervillia costata Scuuorn. sp. Im Kalkstein im neuen Gypsbruch. 1) Die Fauna der Schichten von St. Cassian, Wien, 1865, Abtheil. 2. S. 52. 2) Die Conchylienfauna der Weimarischen Trias, Berlin, 1862, S. 39, 46 Rüdersdorf und Umgegend. Myophoria costata Zene. sp. In den Kalksteinen im Gypsbruch und in der Giesenschlucht. Auch in den Mergelschiefern, aus welchen die Halde südlich des Gypsbruchs besteht, ınd welche wohl aus den Mergeln über dem Gyps herstammen. ? Myacites musculoides (Scuvorn.) Stroms. Im Kalkstein im neuen Gypsbruch. Natica Gaillardoti Lerr. Im Kalkstein in der Giesensehlucht. Undeutliche Gastropoden, ähnlich dem Turbo gregarius Scauara. sp. Im Kalkstein im neuen Gypsbruch. Ganoidenschuppcn. Im Kalkstein in der Giesenschlucht und im neuen Gypsbruch, in dem gelben mergligen Dolomit (62) und dem grünen Mergel (66). Saurierknochenreste. Im gelben mergligen Dolomit (62). Technische Verwendung fand ehemals der Gyps zum Dün- gen der Felder. Gewonnen wurden davon im Jahre 1830: 180 bis 200 Klafter, 1832 ca. 900, 1836 ca. 600 Klafter; die Gewinnungs- kosten betrugen für eine Klafter 3 bis 34 Thlr., der Verkaufspreis 1820 5 Thlr,, 1836 63 Thlr. — Die Mergel wurden früher zur Ziegelbereitung und werden noch jetzt zur Kachelfabrikation benutzt, erfordern aber wegen der Dolomit- und Gypsbeimengung ein sorg- fältiges Schlämmen. Sie werden bis Magdeburg, Breslau, Gr. Glo- gau u. s, w, versendet. 2. Der Muschelkalk. Der Muschelkalk, welcher in Folge einer grossartigen technischen Ausbeutung beinahe von der ersten bis zur letzten Schicht in einer Deutlichkeit wie wohl kaum anderswo aufgeschlossen ist, ist in einer Mächtigkeit von ca. 826 Fuss bekannt. Wie in anderen Gegenden lassen sich in ihm 3 Abtheilungen, eine untere theils mergelige, theils rein kalkige, eine mittlere aus mergeligen Dolomiten, dolo- mitischen Mergeln und dolomitischen Kalksteinen bestehende und eine obere, welche in ihren unteren Lagen kalkig, in ihren oberen kalkig-thonig entwickelt ist, unterscheiden. In dem östlichen Theile des von dem Muschelkalk eingenommenen Distrikts spricht sich diese Dreitheilung auch in den orographischen Verhältnissen aus, indem III. Die geognostischen Verhältnisse. 47 die weicheren Gesteine der mittleren Schichtengruppe eine mulden- artige Einsenkung zwischen dem aus unterem Muschelkalk bestehen- den Terrain und dem vom oberen gebildeten Krienberg veranlassen. In dem westlichen Gebiete ist dieselbe durch aufgelagerte Diluvial- massen ausgeglichen worden. A. Der untere Muschelkalk. In dem unteren Muschelkalk, welcher eine Mächtigkeit von etwa 500 Fuss besitzt, wurden auf der Karte 3 Gruppen unterschieden: der untere Wellenkalk (der „blaue Kalkstein“), die schaumkalk- führende Abtheilung (der „gelbe oder weisse Kalkstein“) und die Schichten mit Myophoria orbicularis (der „taube Kalkstein“; das „Gebirge theilt der Bergmann in taubes und edles, je nachdem die Masse seinen Zwecken dienlich ist oder nicht‘). a. Der untere Wellenkalk. Aufschlusspunkte. Der untere Wellenkalk ist in natürlichen Entblössungen nur an der Chaussee von Alte Grund nach Tasdorf und am östlichen steilen Gehänge des Arnimsberges, viel besser jedoch in den künstlichen Aufschlüssen durch die Weinbergsanlagen östlich von der genannten Chaussee (Lawezscher Weinberg), den Reden- tunnel, einen Querschlag im Heinitzbruch und den neueren Abbau im Alvenslebenbruch zu beobachten. Schichtenfolge. petrographischer Charakter. Die erste Muschelkalkbank Schicht 68) 1 Fuss 6 Zoll weisslichgrauer diehter Kalkstein, welcher Brocken von grünem Mergelschiefer einschliesst, ist noch in der oben er- wähnten Hrxsısschen Mergelgrube entblösst. Ihr folgen nach oben »„ 69) die im 45 Fuss Mächtigkeit vom Hauptbohrloch I. durchstossenen, blauen, schwachen Kalksteinlagen, welche zuletzt schon sehr mit 3 bis 2 Zoll starken grauen Thonschichten wechselten, und denen vielleicht noch ein Theil der zunächst darunter durchbohrten Schichten hinzugerechnet werden muss. — Die nächst höheren, der Beobach- tung zugänglichen Lagen sind in dem Redentunnel aufgeschlossen, und zwar beträgt, da der Anfang desselben vermauert ist, der Ab- . stand zwischen der ersten darin sichtbaren Schicht und der untersten Muschelkalkbank nach dem Profil 1 90 Fuss, so dass zwischen der ersteren und der obersten, im Schachte des Hauptbohrlochs I. durch- stossenen Kalkschicht 48 Rüdersdorf und Umgegend. Schicht 69a) eine Wellenkalkpartie von höchstens 45 Fuss unbekannt bleibt. In dem Redentunnel folgen sodann am südlichen Stoss in der ersten nur durch Gurtbogen gestützten Region von unten nach oben „ .%) 2Fuss 6 Zoll theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünngeschich- n 7) eher) 24 are ” 73) ee} ” 74) 1 n a ”» 76) B) ” t2) 77) a) U) ee » 79) Tat ” ” 80) Zu „ 81) eh) ” 82) al) » 8) 2, wel2 m, n..85) 4, „20 280) LER, 7 87) I) » 88) ade) 3) en ” %) Fer a 55 9) ? (10 Sfer) ” teter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter grauer, dichter Kalkstein, knollig abgesonderter, grauer, dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig, 13 Zoll stark geschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter, grauer, dichter Kalkstein, blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter, grauer, dichter Kalkstein, 13-3 Zoll starke Schichten von festem grauen Kalk- stein mit splittrigem Bruch, getrennt durch 24 bis 5 Zoll starken wulstigen, grauen, dichten Kalkstein, unten ebenflächig, bis 24 Zoll stark geschichteter, oben wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch in zwei durch 2 Zoll wulstigen Kalk getrennten Schichten, ebenflächig- und dünngeschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, unten ebenflächig- und dünngeschichteter, oben wul- stiger, grauer, dichter Kalkstein, ersterer an letzterem zum Theil absetzend, fester grauer, splittriger Kalkstein, von einer Ver- werfung durchsetzt, seine Drusen röthliche Cölestin- krystalle enthaltend, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein. Die folgenden Schichten sind in einer Mächtigkeit, die sich aus dem Profil zu 20 Fuss ergiebt, vermauert. Dieser Lücke müssen indess zum Theil diejenigen Lagen entsprechen, welche an dem Laxozschen Weinberge entblösst sind, und zwar die oberen der- selben. Hier folgen von der 2ten Terrasse von unten nach oben: III. Die geognostischen Verhältnisse. 49 1 Fuss — Zoll gelblicher, dichter, wulstiger Kalkstein, Fee ” 3 DD m 9 © feat | wow wm ” Conchylienschicht mit zahlreichen Steinkernen von Turbo gregarius, Dentalium torguatum, Ger- villia socialis, Nucula Goldfussi, Myophoria lae- vigata, ebenflächig, bis 4 Zoll stark geschichteter Kalkstein, Conchylienschicht, wie oben, theils ebenflächig- und dünngeschichteter, theils wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter Kalkstein, fester grauer Kalksteın mit splittrigem Bruch, gelblicher schiefriger Kalkstein, Gonchylienschicht mit Turbo gregarius, Pec- ten discites, Gervillia socialis. Ueber ihr folgen hier noch 6 Fuss wulstiger, 3 Zoll fester splittriger und 2 Fuss 6 Zoll wulstiger Kalkstein. Sie ist indess auch an der Ecke der Weinanlagen an der Tasdorfer Chaussee aufgeschlossen, wo sich über ihr noch folgende Schichten beobachten lassen: wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, grauer, dichter, ebenflächig-geschichteter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger oder schiefriger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils ebenflächig- und dünngeschichteter, theils wul- stiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter Kalkstein, Conchylienschicht mit Turbo gregarius, Ger- villia socialis, unten ebenflächig, bis 6 Zoll stark geschichteter oben wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger Kalkstein, Conchylienschicht mit Turbo gregarius, wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils ebenflächig- und dünngeschichteter, theils . wulstiger Kalkstein, 4 50 Rüdersdorf und Umgegend. — Fuss 3 Zoll fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, “"lulwlw ” ” er wulstiger Kalkstein, Conchylienschicht mit Turbo gregarius, ebenflächig- und dünngeschichteter Kalkstein, Conchylienschicht, wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittriigem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter Kalkstein. In dem Redentunnel sind ferner in der 2ten nur durch Gurtbogen gestützten Partie entblösst: Schicht 92) ) 94) 1 95) — 9%) 2 ei = 98) 3 99) 1 100) i Ko 102) 2 103 104) 7 9) — 106) 3 100 108) 2 109) — 110) 1 Ta 112) 2 114) 2 a 116) 2 a 2} 9 [SCWSU) 1 Fuss — Zoll wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splitirigem Bruch in 3 durch wulstigen Kalkstein (bis zu 2 Zoll) getrennten Bänken, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils ebenflächig- und dünngeschichteter, theils wulstiger Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig, bis 3 Zoll stark geschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, in ellipsoidischen Absonderungen, ebenflächig, bis 6 Zoll stark geschichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, blauer dichter Kalkstein, unten in einer 9 Zoll starken Schicht, blauer, dichter, knollig abgesonderter Kalkstein, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch in 2 Schichten, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, Conchylienschicht in 2 Bänken mit Turbo gregarius, Gervillia socialis, Schicht 118) 1 Fuss 119) 120) 121) 122) 135) 124) 125) 126) 3 fer III. Die geognostischen Verhältnisse, 51 8 Zoll theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- 7 1, Se ei DO an OU ann | schichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig- und dünngeschichteter, grauer, dichter Kalkstein, blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig, bis 2 Zoll stark geschichteter, grauer, dichter Kalkstein, Conchylienschicht mit Turbo gregarius, Den- talium torguatum, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein; aus einer 4 Zoll mächtigen Lage entwickelt sich in 5 Fuss Ab- stand nach dem Einfallenden bereits eine 3 Zoll starke Schicht festen splittrigen Kalksteins, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig, bis 1 Zoll stark geschichteter Kalkstein, | fester grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, in ellipsoidischen Massen mit schaliger Structur, wulstiger, grauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, theils wulstiger, theils ebenflächig- und dünnge- schichteter, grauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, sich im Einfallen nach oben und unten verschwächend, wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, ebenflächig, bis 1 Zoll stark geschichteter, blauer, dichter Kalkstein, wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, ‘fester, blauer, splittriger Kalkstein mit Gervillia socialis, mit planer Parallelstructur, theils wulstiger, theils ebenflächig, bis 1 Zoll stark geschichteter, blauer, dichter Kalkstein, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, blauer, dichter Kalkstein, in der Mitte wulstig, die oberen und unteren 6 Zoll mit planer Parallel- structur, fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, wulstiger, blauer, dichter Kalkstein. 4* 52 Rüdersdorf und Umgegend. Die folgenden Schichten sind in einer Mächtigkeit, die sich aus dem Profil zu 97 Fuss ergiebt, vermauert. Dieser Lücke entsprechen jedoch zum Theil die unten angegebenen Schichten, welche mit einem Querschlage im Heinitzbruch durchörtert worden sind. Dagegen sind an dem Portal des Redentunnels noch die obersten Schichten dieser Abtheilung entblösst, und zwar über der Treppe: Sch. 148) 3F. — Z. theils wulstiger, theils ” 149) a); 3-6 ” „ 150) 2 „ 9, £>) 151) Fr „4-6 FE) »alD2) 20, 6 ebenflächig- und dünn- geschichteter, blauer, dichter Kalkstein mit einzelnen 2 Zoll starken Lagen, weisslicherK.alkstein mit splittrigem Bruch, stel- | lenweise reich an Stein- | kernen von Turbo | gregarius, Natica spirata, Chemnitzia obsoleta und turris sp. n., Dentalium torqua- tum, Ilyophoria laevi- gata, Myaeites anceps, Gervillia socialis, Pec- ten discites, Nucula sp., Ammonites Buchüt, | wulstiger, blauer, dich- ter Kalkstein, grauer oder gelber Kalk- stein mit splittrigem Bruch, stellenweise reich an Steinkernen » Turbo gregarius, Ohemnitzia turris, Na- tica spirata, Dyopho- | von | ria laevigata, Gervillia socialis,Pecten discites, | 6 ,„ wulstiger, blauer, dich- ter Kalkstein, gelber dickschiefriger Kalkstein, gelber Kalkstein mit kleinsplittrigem Bruch (Grenzschicht gegen die schaumkalkführende Ab- theilung). DE. 1. am Canal (südlicher Stoss): b Z. wulstiger oder ebenflächig-ge- 6) - schichteter blauer Kalkstein mit theils ebenem, theils split- zigem Bruch, Conchylienschicht mit Natica spirata, Myophoria curvirostris und laevigata, Gervillia socialis, „ hellgrauer Kalkstein mit split- trigem Bruch, — 24 „ desgl. mit Natica spürata, -I vr hellgrauer Kalkstein mit split- trigem Bruch, wulstiger, blauer, dichter Kalk- stein, gelber Kalkstein mit klein- splittrigem Bruch in Sch chten bis zu 3 Zoll Stärke, gelber schiefriger Kalkstein. III. Die geognostischen Verhältnisse. 53 Die mit dem Querschlage im Heinitzbruch von der oberen Grenze des Wellen- kalks an aufgeschlossenen Schichten entsprechen den angeführten wahrscheinlich in folgender Weise: a 4 Fuss — Zoll wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, 358), — „9 ,„ knollig abgesonderter blauer Kalkstein mit ebenem Bruch, 1 „ — ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, 3 Zoll über der unteren Grenze in ellipsoidischen Massen von blauem splittrigen Kalkstein mit schaliger Structur, „ 151) — „2-4 ,„ fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, »„ 150) 2 „6 ,„ ebenflächig-geschichteter blauer Kalkstein in Schich- ten bis zu 3 Zoll Stärke, »„ 19) — „ 4 ,„ fester grauer Kalkstein mit kleinsplittrigem Bruch, „ 19) 3 „ 3 „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, „ 149) — „2-4 ,‚ fester, blauer, splittriger Kalkstein mit Gervillia socialis, IA: » — » waulstiger, blauer, dichter Kalkstein, | — „5 ,„ fester blauer Kalkstein mit ebenem Bruch, 2 3» — ,„ Wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, — „1-4 , fester, blauer, splittriger Kalkstein, De „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, 3, „ blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, as „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, — „ fester, blauer, splittriger Kalkstein, 25 Fuss EA „ ebenflächig-geschichteter, blauer, dichter Kalkstein in 6 Zoll Schichten bis zu 3 Zoll Stärke, 1 ,„ 6 , fester, blauer, splittriger Kalkstein in 3 Lagen“ 1 „ 9 ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, — „2-3 „ fester blauer Kalkstein mit splittrigem Bruch, 1 „6 ,„ ebenflächig-geschichteter blauer Kalkstein in Schich- - ten bis zu 2 Zoll Stärke, — „ # „ fester, gelblicher, splittriger Kalkstein, 3 5» — ,„ theils ebenflächig, bis 3 Zoll stark geschichteter, theils wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, — „10 ,„ fester, blauer, splittriger Kalkstein, 3 3 » 9 „ blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, 5 5 2 ,„.— ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, — , 6 ,„ knollig abgesonderter, blauer, dichter Kalkstein, „147-143) 6 „ — , theils wulstiger, theils ebenflächig - geschichteter, blauer, dichter Kalkstein, „ 12) — „1-3 „ fester, blauer, splittriger Kalkstein, „ 14) ? wulstiger, blauer, dichter Kalkstein. Weitere Lagen sind hier nicht aufgeschlossen. Dagegen sind die obersten Schichten dieser Abtheilung in etwas anderer Entwickelung nochmals in den öst- 54 Rüdersdorf und Umgegend. lichen Bauen des Alvenslebenbruches entblösst worden, und zwar folgen hier von oben nach unten (s. Profil 2): Schicht (20) — Fuss 2 Zoll schiefriger Letten, » (19) — ,„ 10 ,„ fester, blauer, splittriger Kalkstein, »„. Ad) 2 „ 83 „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, »„ AD — ,„ 6 „ blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch, » (16) 1 ,„ — „ schiefriger oder wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, »„. A) 1 „ — „ conglomeratische Schicht: blauer dichter Kalkstein mit gerundeten Bruchstücken von grauem dichten Kalkstein, zum Theil in ellipsoidischen Massen mit schaliger Structur, » d4) 1 ,„ 6 ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, » 43) — ,„ 6 „ fester, blauer, splittriger Kalkstein, 55 12) — „9 ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, „(11,10) 2 „ — , blauer dichter Kalkstein mit ebenem Bruch in mehreren bis 6 Zoll starken Lagen, 2 () — „ 3 „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, » (8) 1 „83 ,„ blauer dichter Kalkstein in mehreren his 6 Zoll starken Schichten, mit vielen Rhizocorallien, N () 1 „ 9 ,„ blauer dichter Kalkstein in Schichten bis zu 2 Zoll - Stärke, % (6) — „1-3 ,„ fester, blauer, splittriger Kalkstein mit zahlreichen Conchylien, 55 5) 2 3» — ,„ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein, > (4) 3 „3 „ Cölestin führende Schicht: blauer dichter Kalkstein in Lagen bis zu 7 Zoll Stärke, auf den Klüften und Drusen mit Kalkspath, Eisenkies-, Binarkies- und Cölestinkrystallen, En &) 2 „6 ,„ Eisenkies führende Schicht: blauer, wulstig abgesonderter Kalkstein, auf den Klüften mit Ueber- zügen von Eisenkiesoktaederchen oder von Kalk- spathkrystallen, worauf zahlreiche kleine Eisenkies- oktaöder, 55 2)— ,„ 1 ,„ Gonchylienschicht: grauer splittriger Kalkstein ‚mit Turbo gregarius, > ll) 2 „ 6 „ wulstiger, blauer, dichter Kalkstein mit einzelnen bis 3 Zoll starken Lagen. 43 Fuss 8 Zoll. Weitere Schichten sind hier nicht aufgeschlossen. Bei einem künftigen Abbau des Wellenkalks dürften die Lagen des festen blauen Kalksteins mit splittrigem Bruch wegen ihrer grösseren Reinheit, Festigkeit und Schichtstärke vorzugsweise Berücksichtigung finden. Die Mächtigkeit des unteren Wellenkalks Se sich hier- nach zu ungefähr 246 Fuss, III. Die geognostischen Verhältnisse. 55 Das Streichen der Schichten dieser Abtheilung, wie des Muschelkalks überhaupt, ist in dem Heinitz- und Redenbruch eın südwest-nordöstliches, im Alvenslebenbruch dagegen ein west-östliches, und zwar tritt diese Veränderung der Streichrichtung jenseits einer 84 bis 9 Ruthen breiten Kluft ein, welche neben‘der Brücke an der Tasdorfer Chaussee, auf der nordöstlichen Seite derselben den Muschel- kalk durchsetzt und den östlichen Theil des Lagers in das Liegende verwirft. Dieselbe war mit Sand und sandigem Thon ausgefüllt, der Abschnitt des Kalklagers auf der westlichen Seite sehr steil, während sich auf der Ostseite das Gestein mit trepp.nförmigen Ab- sätzen in die Tiefe zog. ' Das Fallen der Wellenkalkschichten wurde mit dem Grad- bogen gefunden: im Redentunnel: bei Schicht 73 zu 123 Grad, bei Schicht 113 zu 15 Grad, bb} » 75 ” 13 ” „’ ” 125 ” 18 >>} „ ” 82 ” 13 ” „ &>} 133 eb} 18 ” ” ” 86 ”. 14 b>] ” 2” 137 bb} 19 ” >>] >>] 90 PD} 14 „2 ” bb} 144 ” 19 >>} “ a A nor Re » 151 (oben über der y b Bo en Treppe) 214 Gr., 5 el; 33 » 149 (unten am Canal) 2 RE er 28 Grad, im Tiefbau: bei der obersten Schicht zu 18 Grad, am Bethaus im Heinitzbruch: oben 17, über der Bruchsöhle 20 Grad, in einem Querschlage (Friederikenort) gegenüber dem Bülow -Canal: 12 Grad, im Alvenslebenbruch bei dem alten Göpel an der Tasdorfer Chaussee: oben 17 Grad, 7 Fuss über der Bruchsohle 354 Grad, im Alvenslebenbruch am Ortsstoss (1866): oben 174, an der Bruch- sohle 20 Grad. Chemische Zusammensetzung. 1) Eine im Laboratorium der Königl. Bergakademie von Herrn Ruperorr ausgeführte Analyse von einem wulstigen, blauen, mergligen Kalkstein zwischen der obersten Schicht des unteren Wellenkalks und der Cölestin führenden Lage im Alvenslebenbruch ergab: 56 Rüdersdorf und Umgegend. Unlosliches u 2, Be P2 272 10,42, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 1,29, Kalkerde. . . . . 45,54, entsprechend 81,32 kohlensaurem Kalk, Masnesia . . . . 2,43, entsprechend 5,10 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 37,43, berechnet 38,45, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . . 2,39, 99,50. Bei der qualitativen Analyse wurde in der salzsauren Lösung (von etwa 20 Gramm Substanz) kein Strontian, dagegen eine Spur Schwefelsäure aufgefunden. Ein Theil des in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rückstandes wurde geschlämmt, um Cölestin nachzuweisen, was auch gelang. Ein anderer Theil desselben lieferte bei der Di- gestion mit kohlensaurem Natron keine Schwefelsäure, dagegen der ausgewaschene Rückstand beim Schmelzen mit kohlensaurem Kali- Natron und Salpeter deutlich Schwefel und eine Spur Mangan; ferner enthält der Rückstand Kali, Natron, wenig Lithion. Es geht hieraus hervor, dass der dichte blaue Kalkstein des unteren Wellenkalks Cölestin als solchen beigemengt enthält. Nicht unbeträchtlich ist der Gehalt an kohlensaurer Magnesia. 2) Eine im Laboratorium zu Stassfurt von Herrn Braunıse aus- geführte Analyse des blauen Kalksteins aus dem Querschlage im Heinitzbruch, bei welcher das Gestein mit kohlensaurem Natron auf- geschlossen wurde, ergab: Kalkerde . . . „. . .. 48,333, entsprechend 86,30 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . 2... . 1,456, entsprechend 3,05 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure und Wasser 40,027 (Kohlensäure berechnet 39,57), Thonerde, Eisenoxyd . 3,148, Kieselsaurer. . 22225188, Schwefelsäure . . . „1,638, 100,421. Von organischen Einschlüssen, welche öfter in Steinkernen als mit der Schale erhalten sind, wurden im unteren Wellenkalk bis jetzt die folgenden aufgefunden, Synonyme habe ich nur bei abweichender Ansicht, oder wenn ich den bereits anerkannten neue hinzufügen konnte, angegeben. III. Die geognostischen Verhältnisse. 57 Rhizocorallium Jenense Zuxx. Hufeisenförmig gebogen oder selten spiral aufgerollt. Pecten discites ScHLoTH. sp. Lima striata var. lineata (SchLorH. sp.). Gervillia costata SCHLOTH. sp. Gervillia socialis ScHLoTH. sp. Gervillia subglobosa Creon. Monotis Albertii GoLor. Nucula Goldfussi Aus. sp. ? Nucula elliptica Goıvr. Als Nucula ? dubia Goupr. bei Kıapen, Versteinerg. d. M. Brand, S. 203. Myophoria vulgaris SchLortu sp. (Bemerkungen über diese Art weiter unten.) Myophoria laevigata Aus. sp. Myophoria curvirostris (SCHLOTH.) SEEB,. Myacites anceps ScHLOTH sp. Chemnitzia turris sp. n. Fig. 10. Das kegelförmige Gehäuse von der Windungsart der Chemnitzia scalata zeigt in einer Länge von 14 Mm. 10 Umgänge, deren letzter beinahe 4 Mm. im Durchmesser hat, und deren Seiten kaum gewölbt sind. Chemnitzia scalata Scur@r. sp. | Chemnitzia obsoleta Zier. sp. Natica spirata SCHLOTH sp. Syn. Turbo helicites Münsr. Natica turbilina Mössr. Turbo gregarius ScHLoru. sp. Dentalium torguatum ScRLoTH. Ammonites Buchii Are. Ich halte mit dieser Art für ident den Gonvatites tenuis SerB.!) und habe auf Grund der Angabe v. SeesacHhs von dem Vorkommen der letzteren Art bei Hartmannsdorf2) den Ammonites Buchii 1865 aus Nieder- Schlesien eitirt 3). !) Zeitsch. d. Deutsch. geol. Gesellsch. IX., S. 24. 2) Zeitsch. d. Deutsch. geol. Gesellsch. XIIl., S. 651. 3) Eck, Ueber d. Format. d bunt. Sandst. u. d, Muschelk. in Oberschlesien, S. 141. 58 Rüdersdorf und Umgegend. Ammonites Ottonis Buch. Ganoidenschuppen. Saurierknochenreste selten (nach Braut). Von mineralogischen Vorkommnissen sind aus dem unteren Wellenkalk bisher die folgenden bekannt geworden: Kalkspath. Derselbe zeigt entweder die Combination des zweiten spitzeren Rhomboeders (3a: 1a : ea : c), welches vor- herrscht, mit dem ersten schärferen (44:44: oea:c), denen sich meistens noch das erste stumpfere Rhomboöder (24:24: a: c) mit glatten oder parallel der schiefen Diagonale gestreiften Flächen und endlich das Skalenoöder (a: 4a: 4a: e) zugesellt; oder die Combination der ersten sechsseitigen Säule (a: a: oo2 : 006), welche vorherrscht, und des ersten spitzeren Rhomboeders, mit welchen untergeordnet das erste stumpfere und ein Skalenoeder vorkommt, dessen stumpfe Endkanten unter den Endkanten des ersten schärferen Rhomboöders liegen, dessen Flächen aber gestreift und matt sind und sich daher nicht genauer bestimmen lassen. Cölestin. Derselbe ist bis jetzt niemals parallel-fasrig, wie bei Jena vorzugsweise, sondern nur in Krystallen vorgekommen. Sie sind farblos, weiss, röthlich durch ein ungleich vertheiltes Pigment von Eisenoxyd, bläulich, seltener bräunlichgelb (wohl durch Eisen- oxydhydrat). Die ersteren Farben finden sich zuweilen an demselben Krystall; dann bildet der weisse und röthliche Theil das Innere oder die Mitte desselben, der bläuliche oder farblose das Acussere oder die beiden Enden. Für die Stellung der Krystalle ist der erste Blätterbruch P als (oa: oeb::c) genommen, die Axe a geht durch den stumpfen Winkel, welchen der zweite und dritte Blätterbruch M=(a:b: ec) bilden. Die in dem Redentunnel vorgekommenen Krystalle sind meist röthlich, kurz säulenförmig und zeigen die Combination der rhombischen Säule M = (a: b: ec) mit dem Längsprisma o = (oa : b: c), dem Querprisma d = (2a: »b: e) und der Geradendfläche P= (»a : ob: c). Diejenigen aus der cölestinführenden Schicht (4) im Alvenslebenbruche sind langsäulen- förmig durch Vorherrschen des Längsprimas o = (®a :b:e), dessen Flächen stets matt sind; sie zeigen ferner die Geradendfläche P=(ooa:oeb:c) glänzend, aber fein gestreift parallel der Axe b, III. Die geognostischen Verhältnisse. 59 und an dem Ende oder, wenn die Krystalle mit einer Fläche des Längsprismas aufgewachsen sind, an beiden Enden das rhombische Prisma M = (a: b:: ooc) glänzend, zuweilen fein horizontal gestreift, das Querprisma d = (2a: ob: ce) glänzend und fein gestreift parallel der Axe b, das Hauptoktaöder z = (a: b: ce) glänzend, stets untergeordnet, ferner das Oktaeder y = (2a:b:e) in den Diagonalzonen von o und d, matt oder glänzend, selten die Quer- fläche s = (a : ob : ec), stark gestreift parallel der Axe c, das Oktaeder u = (a :$b : Je) in Zone Mo und yd, matt, und ein mattes Querprisma, wahrscheinlich 1 = (4a : ob : ec). Die Kıy- stalle enthalten weder Kalkerde noch Baryt. Dieselben unterscheiden sich von den im unteren Muschelkalk bei Jena vorkommenden Cö- lestinkrystallen durch das Auftreten von y, @ und (?), während die letzteren sich nach den Beschreibungen der Herren Suckow'), Scumio?) und Ausersacn?) duch v = Ba:b:c), x >= (da:b:e), t= (a:5b:ec), u=(a:3b: oc), w=(a: !b: cc) und y= (a:$b:coec) auszeichnen. P= (wa: bh: c) fand sich bei Jena nur an den Krystallen aus dem Schaumkalk (nicht oberen Muschelkalk, wie Auersach angiebt). Eisenkies in der Form des Oktaöders oder der Combination desselben mit dem Würfel. Binarkies in der Form der Speerkieszwillinge mit den vor- herrschenden Längsprismen 1 = (»a :b:c), glatt und glänzend, r=(@a:b:J}e), gestreift parallel der Axe a, und der rhombi- schen Säule M= (a: b:«e). Was das Vorkommen der genannten Mineralien betrifft, sc zeigen die Klüfte der eisenkiesführenden Schicht (3) im Alvenslebenbruch Ueberzüge von Eisenkiesoktaödern allein oder von Kalkspath, welcher durch Eisenkiesoktaäder bedeckt wird; die Klüfte und Drusen der cölestinführenden Schicht (4) Absätze von Kalkspath allein, von Cölestin allein oder von Kalkspath, Eisenkies, Binarkies und Cölestin zusammen. In dem letzteren Falle beobachtet man als ältere Bil- 1) Possenvorrrs Annalen, 1835, Bd. 29, S. 504. 2) Possennorrrs Annalen, 1863, Bd. 120, S. 637. 3) Sitzungsberichte d. math.-naturwiss. Classe d, kais. Akad. d. Wiss. Wien 1869, Bd. LIX., Abth. 1, S 578. 60 Rüdersdorf und Umgegend. dung einen gleichzeitigen Absatz von Kalkspath in der zuerst be- schriebenen Combination, Eisenkies und Binarkies, von denen jener unter und in dem Kalkspath, dieser als Einschluss in dem letzteren vorkommt. Als jüngere Bildung folgten dann die Cölestinkrystalle, welche ebenfalls zuweilen Eisenkiesoktaäder und Binarkies ein- schliessen und die älteren Kalkspathkrystalle nicht selten umfassen. Nicht häufig werden sie von einem zweiten Absatz von Kalkspath in der ersten oder zweiten beschriebenen Combination oder von Eisen- kies und Kalkspath bedeckt. Den letzteren Fall zeigte eine Kluft- fläche, auf welcher säulenförmige, zum Theil exeentrisch strahlig gruppirte Cölestinkrystalle von Eisenkies überzogen sind, auf welchem sich Kalkspathkrystalle in der Combination des ersten spitzeren Rhomboäders und der ersten sechsseitigen Säule abgesetzt haben. Die Cölestinsubstanz ist bei einem Theil der Umhüllungen fortgeführt worden, so dass hohle Umhüllungspseudomorphosen von Eisenkies nach Cölestin vorliegen. Der Kalkstein des unteren Wellenkalks zeigt endlich nicht selten concentrische, abwechselnd hell- und dunkelgraue, kreisförmige Ringe'), die hellen heller, die dunklen dunkler als der umgebende blaugraue Kalkstein, so zwar, dass der Mittelpunkt zunächst von einer hellen Kreisfläche umgeben ist, welcher gewöhnlich der dunkelste Ring folgt. Zuweilen liegen zwei solche Ringsysteme so dicht neben ein- ander, dass zwei gleichartige Ringe derselben zusammenstossen und fortan von gemeinsamen lemniscatenförmigen Ringen umgeben werden. Der grösste Radius der hellen wurde zu 13, derjenigen der dunklen za 10 Mm. gefunden. Die Ringe gehen entweder, und zwar in den selteneren Fällen, nicht durch die (ea. 8 Mm. starke) Schicht hin- darch, und dann ist das Innere der Schicht um den Mittelpunkt derselben herum in einer halbkugligen Partie dunkler gefärbt als der übrige Kalkstein; oder sie durchsetzen die Schicht und lassen dann zuweilen (bei schiefrigem Gestein) keine Axe erkennen; in anderen Fällen zeigen sie eine solche, und zwar ist dieselbe entweder eine gerade Linie und senkrecht auf den beiden Flächen der bis 19 Mm. starken Schicht, oder eine Sförmig gebogene Linie, so dass das 1) Kröpen, Versteinerungen d. M. Brandenburg, S. 302, 303. III. Die geognostischen Verhältnisse. 61 obere Centrum nicht senkrecht über dem unteren liegt. Im erst- erwähnten Falle wird der Mittelpunkt durch eine krystallinische fein- körnige Kalkpartie und Eisenkies bezeichnet; im zweiten ist eine besondere Axensubstanz nicht vorhanden und der Mittelpunkt auf der oberen und unteren Schichtfläche entweder gar nicht oder durch eine krystallinische feinkörnige Kalkmasse angedeutet; im dritten Falle wird die Axe von krystallinischem feinkörnigen oder dichten . Kalk, Kalkspath und Eisenkies gebildet. Letzterer ist ausserdem vielfach in kleinen Kryställchen in dem umgebenden Gestein einge- sprengt. Endlich finden sich auch walzenförmige gekrümmte Körper von krystallinischem feinkörnigen Kalk ohne: umgebende Ringe den Kalkstein durchsetzend. Tritt eine Verwitterung des blauen Kalk- steins ein, so nimmt derselbe eine hellgelbe Farbe an, welche gegen die der frischen Gebirgsmasse scharf abschneidet; durchsetzt eine solche Verwitterungsgrenze ein Ringsystem, so zeigt der in die ver- witterte Gesteinspartie fallende Theil der dunklen Ringe die gelblich- braune Farbe des Eisenoxydhydrats, woraus wohl gefolgert werden darf, dass die dunkelgraue Farbe derselben von einer Eisenverbindung herrührt. — Eine Erklärung dieser Erscheinungen soll weiter unten wenigstens versucht werden. Technische Verwendung findet der Kalkstein des unteren Wellenkalks bis jetzt nicht. Nur die Lagen mit splittrigem Bruch würden sich zu Bausteinen verwenden lassen, doch eignen sie sich wegen ihrer geringen Mächtigkeit und ihrer Festigkeit, welche die weitere Bearbeitung erschwert, hierzu nicht besonders. Beim Kalk- brennen braucht er wegen seiner Dichtigkeit mehr Brennmaterial als der Kalkstein der folgenden Abtheilung, zerfällt auch nach demselben in kleinere Stücke und behält eine gelbliche Farbe. b. Die schaumkalkführende Abtheilung. Von dem unteren Muschelkalk sind die Schichten dieser Gruppe bisher allein Gegenstand des Abbaus gewesen; sie sind daher am östlichen Ortsstoss des Alvenslebenbruchs und im Tiefbau am besten aufgeschlossen, 154) — Fuss 9 Zoll gelber Schaumkalk mit Unter- 155) 156) 157) — 158) 159) — 160) 62 Schichtenfolge, petrographischer Charakter. Rüdersdorf und Umgegend. Ueber den obersten Lagen des unteren Wellenkalks sind am südlichen Stosse des Redenkanals noch folgende entblösst: 1 Fuss — Zoll gelber Schaumkalk mit Bruchstücken von grauem dichten a) b) 2 e)— d) 5) - e) — f) 1 „ Kalkstein, enthält Peeten discites, Gervillia socialis, Nucula Goldfussi, Myophoria curvirostris und laevigata, grauer Kalkstein, wie b, (SP) dichter Bruch in dünnen, bis 14 gelber Schaumkalk mit Bruchstücken von grauem dichten wie ce, mit Ammonites Buchü, spirata, Chemnitzia turris, socialis, Enerinusstielgliedern, _— gelber dichter Kalkstein, Im Tiefbau na Alvenslebenbruch sind von unten nach oben die Kalkstein mit ebenem oder Zoll starken Schichten, oben schiefrig. splittrigem Turbo gregarius, Natica Pecten discites , Gervallia folgenden, durch gelben Letten von einander getrennten Schichten zu beobachten. die übrigen am östlichen Bruchstoss, Die mit (21 bis 43) bezeichneten des Alvenslebenbruchs wurden an dem alten Göpel an der Tasdorfer Chaussee gemessen, Mehrere Bänke haben be- sondere Namen erhalten, als man anfing, den Kalkstein beim Bau der Canäle zu Werkstücken zu verarbeiten. Im Tiefbau: 2? >» ” ” 1» ie) 10 grosswelliger fläche, wulstiger,grauer,dich- ter Kalkstein, weisser dichter Kalk- stein, 3 Z. von unten eine 2 Z. starke Mu- schelschicht mitBruch- stücken von grauem dichten Kalkstein, gelber schiefriger Kalkstein, weisser dichter Kalk- stein, wulstiger, gelblicher, dichter Kalkstein,oben mit 2 Z. starken La- gen von weissem, dichten Kalkstein, weisser dichter Kalk- stein in Schichten bis zu 5 2. | (21) ” Im Alvenslebenbruch: 1 Fuss 4 Zoll weisserSchaumkalk mit Turbo gregarius, wulstiger, gelber, dich- ter Kalkstein, weisser dichter Kalk- stein in Lagen bis zu 1 F. oder „Pellen“ (d. h, dünne Schichten) von 1 bis 5 Z. Stärke, weisser Kalkstein mit splitirigem Bruch, 161) 3F. — 2. 162) FR) h) ” BE 12,°6, 164) 2 CE, Tardee) 165) 1, -- , 166) 2 Do. TEN III. Die geognostischen Verhältnisse. kuglige Lage: weisser diehter Kalkstein in drei Schichten von 1, #, 14 F. Stärke, zum Theil in ellip- soidischen, schalig zusam- mengesetzten Massen, die auf dem Querbruch Streifen von grauem härteren Kalk zeigen, welche der Ober- fläche parallel gehen, gelbe dichte Pellen, 5 2. von unten eine 14 Z. mächtige Schicht von weissem splittrigen Kalk- stein mit Turbo gre- garius, weisser dichter Kalk- stein, die unteren 23 F. in Schichten von 3 bis 6 F., die oberen bis zu 1 F. Stärke, grauer dichter Kalkstein, 6 Z. über der unteren Grenze mit einer Conchylien- schicht, welche Pecten discites, Gervillia socialis und myteloides, Myophoria vulgaris, laevigata und orbieularis, Oypricardia Escheri, troides, Turbo gregarius, Natica spirata,Chemnitzia turris, Pleurotomaria Al- bertiana, Placoduszähne und Saurierknochen führt, grauer dichter Kalkstein, grauer dichter Kalkstein in 4 Schichten, die oberen 6 Z. gelblich, porös, mit Myo- phoria vulgaris, Myacites mactroides, Turbo gre- garius, z. Th. in ellipsoi- dischen Massen mit scha- liger Structur, Myacites mac-, (23) 2F. 6Z. 24) 4, —» (25) il E99) (26) 2 „35, (27) 1| » 6 » Goslar, (29) i „ 3 » (80), 47,93, 63 weisser dichter Kalkstein in zwei gleich starken Schichten, die untere in ellipsoidischenMassen mit schaliger Structur, „kug- lige Lage“, weisser dichter Kalk- stein in 4 Lagen von 18, 10, 4, 15 Z, Stärke, kuglige Lage von weissem dichten Kalkstein, grauer dichter Kalkstein in 2 gleich starken Lagen, graue Pellen von 1 bis 4 2. Stärke, grauer dichter Kalkstein oben mit einer 2 Zoll starken Conchylien- schicht, grauer dichter Kalkstein in mehreren Schichten von etwa 4 Z. Stärke, gelber Kalkstein mit klein- splittrigem Bruch, die ' unteren Schichten 3 Z. stark, die obere 9 Z. starke aus 2 Lagen be- stehend, welche durch zahlreiche Stylolithen mit einander verbunden sind, 64 167) 168) 3 „ 169) 1, 170) 25 171) u! 1902,03 17.162 I, Rüdersdorf und Umgegend. erste „madige* Schicht, ein gelber dichter Kalkstein, von zahlreichen wurmförmig gekrümmten eylindrischen Höhlungen durchzogen,deren | Wände mit braunem Eisen- ocker bedeckt sind, Myaeites grandis, weisser Kalkstein mit kleinsplittrigem Bruch in | Schichten von 3 Z, bis io. weisser Schaumkalk in 2 Schichten, mit Pecten discites, weisser Kalkstein mit splittrigem Bruch in 3 Schichten von 5 bis 9 Z. Stärke, in den oberen Tiefen röthlicher splittriger, in den unteren blauer schaumiger Kalkstein; mit Gervillia mytiloides und costata, Myophoria vulgaris, elegans und laevigata, Turbo gre- garius, Pleurotomaria Albertiana,;, in den Steinkernhöhlungen und auf den Kluftflächen Eisenkiesüberzüge, taube Lage; Kalkstein, welcher in den unteren Tiefen blau und dicht, in den oberen durch Verwitte- rung gelb (zuweilen noch mit einem blauen Kern, der zunächst von einem braunen Bande eingefasst wird), dicht oder erdig erscheint und als Endproduct der Ver- witterung zuweilen nur einen gelben Thon zurück- gelassen hat (s. die Ana- lysen); die Lage besteht mit | (31) (33) (36) 2F.—Z. erste „madige“ Schicht, weisser dichter Kalk- stein in 2 Schichten, die oberen 6 Z. mit zahl- reichen Conchylien, na- mentlich Fleurotomaria Albertiana, weisser dichter Kalkstein in 2 bis 3 Lagen, von der darunter- überliegenden Schicht durch starke Lettenlagen getrennt, weisser stein in 2 Schichten, die untere 6 Z. stark, gelber Schaumkalk in 2 Lagen, die obere 1 F. starke führt in der Mitte eine 2 Z. mächtige „ma- dige“ Schicht, taube Lage in 5 Schichten von grössten- theils gelbem erdigen, theils grauem dichten Kalkstein, stellenweise mit Conchyliennestern, und dar- a u ie dichter Kalk- Wa) 2. — zZ. 174) 7, — 2” 175) 4 ol?) 176) 3 „ II. Die geognostischen Verhältnisse. aus 5 Schichten, die bis 10 Z. mächtig sind, und von denen die oberste, 9 2. starke zuweilen aus reinem, weissen, splittrigen Kalk- stein mit Conchylien be- steht, weisser Kalkstein mit split- trigem Bruch, theils mit planerParallelstructur, theils in ellipsoidischen Massen mit sphäroidischer Structur, „onatzige“ d.h. un- gleichmässig beschaffene Lagen: bis 15 2. starke Bänke von theils weissem splittrigen, theils gelb- lichem, graue härtere Partieen enthaltenden, oder von grauem dichten Kalkstein, welche durch wulstig abgesonderte Zwischenschichten von blauem dichten Kalk- stein getrennt werden, „gnatzige Pellen*: blauer wulstiger Kalk- stein mit einzelnen 3 2. starken Lagen von grauem feinsplittrigen Kalkstein, 3 „ „blauePellen“: theils diekschiefriger, theils bis 4 Z. mächtiger, blauer Kalkstein von ebenem oder splittrigem Bruch, CGonchylienlage:gel- ber Schaumkalk, durch dünne Lagen vongrauem dichten Kalk gestreift, mit Turbo gregarius, Gervillia mytiloides, Myophoria vulgaris, 87) (88) 12 „ (39) 1 EEE (40) 3 „ ” 65 1F. 92. gelber Schaumkalk, grau gestreift, mit Gervillia subglobosa, Chemnitzia scalata, Turbo grega- rius, Lagen von 5Z. bis 14 F. Stärke eines weissen dichtenKalksteins,welche durch 1 bis 6 Z. mäch- tige Zwischenschichten von grauem, dichten, wulstigen Kalkstein ge- trennt werden, gelber Schaumkalk, 9 „ schiefriger Kalkstein mit mehreren 3 Z. starken Schichten von grauem Kalkstein mit splittriigem Bruch, 66 Rüdersdorf und Umgegend. 178) 6F. 6Z. „bläuliche Lagen“: 6 2. LA) 180) 3 „ 1851) 1, — fo2)E T., 6, 6, 2) 6, bis 2 F. starke Schichten von blauem oder gelbem, dichten Kalkstein, zweite „madige* Schicht: weisser, theils dichter, theils schaumiger Kalkstein mit zollstarken Zwischenlagen von grauem dichten Kalk, welche vor- zugsweise von den wurm- förmig gekrümmten eylin- drischen Höhlungen durch- zogen sind, mit Myophoria elegans, „gnatzige Pellen*, bestehend aus 1 F. wul- stigem dichten, 7 Z. weissem, splittrigen, in grösserer Tiefe schau- migen, 3 Z. wulstigem, 1 F. 4 Z. ungleich- mässig hartem und 4 Z. gelbem dichten Kalk- stein in schwachen Schichten, welche sich in grösserer Tiefe ver- einigen und zu einer 2. starkenLage von weissem Schaumkalk anschwel- len, die sich aber bald wieder verschwäeht, weisser Schaumkalk, unten wulstiger, oben ebenflächig, bis 5 Z. stark geschichteter,grauer Kalkstein mit feinsplit- trigemBruch, in grösserer Tiefe weiss und schau- mig, mit Chemnitzia scalata, (41) 2F. 6Z. grauer dichter Kalkstein (42) 4, — (43) 6 „ (4) 6, ” 6, in 3 Lagen, j gelber erdiger oder grauer dichter Kalkstein, unten in zwei 1 F. mäch- tigen Schichten, oben in 4 Z. starken Pellen, von denen die oberste schau- mig wird und Conchy- lien führt, zweite „madige“ Schicht: gelber erdi- ger Kalkstein in mehre- ren Schichten, von wurmförmig gekrümmten eylindrischen Höhlungen durchzogen,” 6, „gnatzige Lagen“, weisser dichter Kalkstein in Schichten bis 14 F. Stärke, welche durch 3 Z. mächtigen Letten oder wulstigen Kalk getrennt sind, Ill. Die geognostischen Verhältnisse. 185) 2E. 6Z. „schaumige Lage“: 18%) 3 „ 15) 1, 186) 20 „, 157) 1» 6, ” 6» De starke 20 Z. röthlicher Schaum- kalk, 5 Z. gelber Kalkstein, 5 Z, röthlicher Schaum- kalk, mit Turbo, gregarius, Myo- phorien, 1 F. weisser feinsplittri- ger Kalkstein, 4 Z. blauer schiefriger Kalkstein und Letten, 9 Z. weisser, dichter oder poröser Kalkstein, 5 Z. blauer, wulstiger, dichter Kalkstein, 1 F. ebenflächig, bis 3 Z. stark geschichteter, grauer, dichter Kalk- . stein, weisser Schaumkalk, \ „Schiebelagen“: dieke, bis 24 F. mäch- tige Bänke von gelbem oder weissem Schaum- kalk, von denen sich 3 in grösserer Tiefe zu einer 5 F. starken ver- einigen; sie sind durch Lettenschichten von einander getrennt, so dass die Lagen auf einander herabgleiten, wenn sie durchschnitten worden, blauer schiefriger Kalk- stein mit einzelnen Schichten von blauem Schaumkalk, splittriger a 67 (45) 2F. 62. „schaumige Lage“: (46) (47) 6 » 1 F. weisser dichter Kalkstein, 11 F. weisser Schaum- kalk, mit Acrodus lateralis, grauer oder röthlicher, splittriger Kalkstein in Schichten bis zu 8 Z. Stärke, weisser dichter Kalkstein in 2 Schichten, im Fallen sich in mehrere theilend und blau werdend, blauer dichter Kalkstein in bis4&Z. starken Schich- ten, oben schiefrig, weisser feinporiger Schaumkalk in 2 Schich- ten, röthlicher oder grauer, dichter Kalkstein in Schichten bis zu 9 2. Stärke, weisser dichter Kalkstein in dünnen Lagen, die stellenweise indess bis 15 Z. mächtig werden, weisser Schaumkalk in mehreren 10 Z. bis 15 F. mächtigen Lagen, von denen die obere durch eine bis 10 Z. mächtige Zwischenlage grauen, dichten, schiefrigen oder wulstigen Kalksteins von den unteren getrennt wird; erstere beide keilen sich indess nach dem Ausgehenden hin gänz- lich aus; einzelne Schich- 5% 68 Rüdersdorf und Umgegend. ten mit discordanter Parallelstructur, indem sie entweder oben und unten horizontale, in der Mitte schräge, oder im oberen Theil der Schicht von oben rechts nach unten links, im unteren von oben links nach unten rechts verlaufende, parallele Streifen von grauem härteren Kalk zeigen, der aber nicht scharfgegen den Schaum- kalk absetzt, (55) 5F.—Z. gelber Schaumkalk mit vielen Stylolithen und Steinkernen von Myo- phoria laevigata, mit planer Parallelstructur, indem er viele den Schichtflächen parallele Streifen vongrauem dich- ten Kalkstein enthält, welche indess ohne scharfe@renze inSchaum- kalk übergehen, (54) 1,, 6 „ grauer dichter oder röth- licher splittriger Kalk- stein in Schichten bis zu N 3 Z. Stärke, 188) 1F. 3Z. „rothe schaumigeLage*, (55) 2, — „ röthlicher, frisch blauer sich stellenweise in mehrere Schaumkalk, im Einfallen Lagen theilend, in der Tiefe sich bis auf 1 Z. Stärke grau, verschwächend und hier von 2 F. röthlichem Schaumkalk, 3Z.grauem, dichten, wulstigen Kalk- stein und 1 F.3 Z, röthlichkem Schaumkalk überlagert, welche sich ihrerseits nach dem Aus- gehenden hin theils ganz auskeilen, theils auf 9 Z. verschwächen, II. Die geognostischen Verhältnisse, 189) 3FE.—Z. „blaue Pellen‘: 190) 195) 1%) 1F. blauer dichter Kalk- stein in Schichten bis zu2 2%, 1 F. 4 Z. gelber wul- stiger Kalkstein, 8 Z. eben- und dick- schiefriger,blauer,dich- ter Kalkstein, 4 „ — , blauer oder weisslichgrauer Schaumkalk in 5 Schichten von 6 Z. bis 1 F. Stärke, blauer dichter Kalkstein in dünnen, bis 2 Z. starken Schichten, weisser Schaumkalk,;: blauer feinsplittriger Kalkstein in dünnen, bis 3 2. starken Schichten, blauer, durch Verwitterung gelber Schaumkalk in sechs 8Z7.bis2F. starken Lagen, mit zahlreichen Stylolithen, „blaue Pellen“, theils schief- riger, theils wulstiger, theils ebenflächig, bis 6 2. stark geschichteter, blauer, dichter Kalkstein, „Schramlage“, weisser Schaumkalk in 3 Bänken, mit schönen Stylolithen, an der Basis 4 Z. Letten, wes- wegen diese Schicht bei dem Betriebe der Schuckmann- strecke, einer ehemaligen Verbindungsstrecke zwischen dem Heinitz- und Reden- bruch, zum Schrämen be- nutzt wurde, u na a u EEE EEE en mm (566) 3F. 92. (7) (58) (59) (60) (61) (62) (63) © rd 69 weisser oder grauer, dich- ter Kalkstein in Schich- ten bis zu 1 F,. Stärke, gelber feinporiger Schaumkalk, weisser Kalkstein, feinsplittriger weisser dichter Kalk- stein in dünnen, bis 1 Z. starken Schichten, weisser Schaumkalk, röthlicher Schaumkalk, an der Basis 4 Z. gelber dichter Kalkstein, grauer dichter Kalkstein in dünnen, bis 6 Z. mächtigen Schichten, „Schramlage“, 70 19), Bla 332 198) 107265 el. 8. 200) 10, 3, 202) 5, 6» 203) 2 ”) 6, Rüdersdorf und Umgegend. weisser dichter Kalk- stein in 3 Schichten, welche sich zuweilen in viele schwache theilen, gelber Schaumkalk in 8 Lagen, Z „graue Lage“, grauer Schaumkalk in 3Bänken, mit zahlreichen Stylo- lithen, weisser Schaumkalk in einer einzigen Bank, „blanke Lage“, Schaumkalk in ken, glitzernd durch zahl- reiche Kalkspathpartikel- chen, oft mit deutlich er- halteren Oolithen, mit schö- nen Stylolithen und violetten Enerinusstielgliedern (von Enerinus Carnalli oder Brahlü), Terebratula vul- garis, Gervillia costata, Myophoria elegans, Chem- nitzia obsoleta, gelber „näthige Lage“, grauer Schaumkalk in 2 durch zahlreiche Stylolithen mit einander verbundenenBänken, „grüne Lage“, grauer, grünlicher oder gelblicher Schaumkalk in einer ein- zigen Bank, mit schönen Stylolithen, Enerinusstiel- gliedern, Terebratula vul- garis, Gervillia costata, Myophoria elegans, Astarte triasina, Myoconcha gas- trochaena, Chemnitzia Sca- lata, DFBan (6) 10F. 62. (65) 14, 6 „ (66) ) 338770697 67) 4, — „ (68) 3 a.) (69) 4 NENNE, weisser Kalkstein mit feinsplittrigem Bruch, „graue Lage“, weisser Schaumkalk in 2 F. mächtigen Schichten mit Ostrea- complicata, Gervillia costata, Myo- phoria elegans und or- bieularıs, Terebratula vulgaris, „blanke Lage“, „näthige Lage“, we- niger porös, stellenweise in Schichten von 3 Z. bis 1 F. Stärke, deren Scheidung jedoch nicht aushält, „grüne Lage“, gelb- licher, sehr gleich- und feinporiger Schaumkalk mit einem Stich in’s Grünliche, 200, —. 97, 205) 1,09. ,; 206), 1.09, 207) 3 „> 6) » 208) 3 5 — » 209) 3 DO 33 210) 1 Den Fre) 211) 5 VE ENEERE) III. Die geognostischen Verhältnisse. harter, weisser, dichter Kalkstein in dünnen, bis 3 Z. starken Schich- ten, grossporiger gelber Schaumkalk in 2 Bänken mit Myophoria laevi- gata, stellenweise mit zahlreichen Encrinus- stielgliedern und zahl- reicher Terebratula vul- Yanıs, harter röthlicher Kalk- stein mit splittrigem Bruch in Schichten bis ZUNGDZ., gelber feinporiger Schaumkalk in3 Bänken, gelber Schaumkalk mit zahlreichen Conchylien: violette Enecrinusstiel- glieder (von E. Carnalli oder Brahlii), Terebra- tula vulgaris, Ostrea complicata, Pecten dis- cites, Monotis Albertii, Gervillia costata und socialis, Nucula Gold- fussi und oviformes sp. n., Myophoria vulgaris, elegans, laevigata, ovata und orbicularis, Cypri- cardia Escheri, Tellina edentula, Natica spi- rata, Pleurotomaria Albertiana und Den- talium torguatum, harter grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch in dünnen, bis 6 Z. starken Schichten, mit Ahizo- corallium Jenense, weisser Schaumkalk, grauer, oben weisslicher, dichter Kalkstein in Schichten bis zu 1 F., N \ | (10) BE. — 2. (71) 2 TE (72) 2 L}) 3 ” (73) 4 >} 6 „) (74) 3 Sa 23, (75) FR) et) b>) (76) 4 30 93 (7) 1» 9» (8) 6, 6, (922,065, (SO)El2 67, (SH a, (el (83) Zee 6) b$) (& 2, 6, (85) 1 CE Ren. 2) 71 gelber grossporiger Schaumkalk in 3 Schich- ten, grauer dichter Kalkstein in 14 bis 2 Z. starken Schichten, in der Mitte mit einer 8 Z. mächtigen Schaumkalklage, gelber feinporiger Schaumkalk in 2 Lagen, gelber, fein- und- gleich- poriger Schaumkalk mit zahlreichen Conchylien, nach dem Ausgehenden und Einfallenden sich in viele dünne Schichten auflösend, grauer oder gelber, dich- ter Kalkstein in Schich- ten bis zu 6 Z., gelber grosssplittriger Kalkstein, harter grauer Kalkstein mit splittrigem Bruch in Schichten bis zu 6 Z. mit blauen schiefrigen Zwischenlagen, gelber Schaumkalk in 2 Lagen, ; harter, gelber oder grauer, dichter Kalkstein in Schichten bis zu 6 Z., weisser splittriger Kalk- stein in 3 Lagen, desgl. in 2 Lagen, desgl. in 1 Lage, grauer splittriger Kalk- stein in dünnen, bis 8 Z. starken Schichten, grauer Kalkstein splittrigem Bruch, mit grauer dichter Kalkstein in Schichten bis zu 6 Z., weisser oder gelber, split- triger Kalkstein mit zahl- reichen Conchylien, 72 212) —F. 92. 2 E5) en er Bo 21454, 208% 215) 4 se: 216) 4, — „ 217) r%) 6 » 218) 2 a 219) 2 2023 220) I WETTEN! 221) 4 By K93 . Rüdersdorf und Umgegend. gelber Schaumkalk, weisser, wenig poröser Kalkstein, grauer dichter Kalkstein in Lagen bis zu 8 Z., weisser Schaumkalk in mehreren Bänken, grauer und weisser, dich- ter Kalksteinin mehreren Schichten, Trochitenschicht, weisser Kalkstein mit sehr zahlreichen Eneri- nusstielgliedern, weisser und grauer, dich- ter Kalkstein in 2 Lagen, weisser oder J röthlicher Schaumkalk mit zahlreichen Conchylien, namentlich Myo- phoria vulgaris, grauer oder gelber, dich- ter Kalkstein in schwa- chen Schichten, gelber dichter Kalkstein mit zahlreichen Muschel- höhlungen, conglomera- tisch. | (86) IF. (U) 1, (88) a) (89) 1, (90) 1, (1.12; (92) 1, (93) 2, (44) 2, (SE) RN, (%) 1, 32. grauer, dichter, fein- splittriger Kalkstein, röthlicher feinsplittriger Kalkstein, röthlicher, gelbgefleckter, splittriger Kalkstein, gelber _feinsplittriger Kalkstein, weisslicher rothgeaderter Kalkstein, theils wulstig, theils in dünnen, bis 3 Z. starken Schichten, gelber Schaumkalk mit zahlreichen Conchylien: Gervilia costata und socialis, Myophoria vul- garis und elegans, Chem- nitzia scalata, Pleuro- tomaria Albertiana, unten schaumiger, oben dichter, weisser Kalk- stein, mit der vorigen Schicht durch zahlreiche Stylolithen verbunden, weisser dichter Kalkstein, grauer splittriger Kalk- stein in dünnen, bis 3Z. starken Schichten, die durch Letten und schief- rigen Kalkstein von ein- ander getrennt werden, weisser dichter Kalk- stein (in mehreren Bän- ken) mit grosswelliger Unterfläche, weisser dichter Kalk- stein in dünnen, bis 3 Z. starken Schichten, stellen- weise zu ellipsoidischen Massen anschwellend. II. Die geognostischen Verhältnisse. 73 Auch andere conglomeratische Bänke, in denen ein gelblicher Schaumkalk eckig begrenzte, an den Kanten abgerundete Stücke von grauem dichten Kalkstein enthält, kommen vor; indess war ihre Lage im Profil nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Es besteht hiernach diese Abtheilung des unteren Muschelkalks aus wechsellagernden Schichten von dichtem Kalkstein, welcher eine blaue, graue, röthliche, gelbe oder weisse Farbe, ebenen oder split- trigen Bruch besitzt und wulstig, schiefrig oder in stärkeren Lagen auftritt, einerseits und blauem, grauen, röthlichen, gelben oder weissen Schaumkalk andererseits. Je nach dem Vorwiegen des einen oder des anderen lassen sich in der obigen Schichtenreihe 5 Gruppen unterscheiden. Die unterste derselben umfasst die Lagen 154 bis 152 im Tiefbau, 21 bis 44 im Alvenslebenbruch, hat eine Mächtig- keit von 76 Fuss 1 Zoll resp. 74 Fuss 2 Zoll und besteht vorwiegend aus dichtem Kalkstein. Die zweite wird durch die Schichten 183 bis 188 im Tiefbau, 45 bis 55 im Alvenslebenbruch gebildet, ist 30 Fuss 3 Zoll resp. 32 Fuss 3 Zoll stark und wird ganz über- wiegend durch Schaumkalk zusammengesetzt. Die dritte besteht aus den Lagen 189 bis 197 im Tiefbau, 56 bis 64 (zum Theil) im Alvenslebenbruch, hat eine Mächtigkeit von 32 Fuss 9 Zoll resp. etwa 3l Fuss und enthält dichten Kalkstein und Schaumkalk etwa zu gleichen Theilen. Die vierte umfasst die Schichten 198 bis 208 im Tiefbau, 64 (zum Theil) bis 73 im Alvenslebenbruch, ist 54 Fuss 9 Zoll resp. 54 Fuss 6 Zoll stark und besteht ganz über- wiegend aus Schaumkalk. Die letzte wird durch die Schichten 209 bis 221 im Tiefbau, 74 bis 96 im Alvenslebenbruch gebildet, hat eine Mächtigkeit von 33 Fuss 6 Zoll resp. 43 Fuss 3 Zoll und ist vorwiegend aus dichtem Kalkstein zusammengesetzt. Aus der Schichtenreihe, welche Kröpen!) aus dem Heinitzbruche aufgeführt hat, lassen sich mit Sicherheit nur die Lagen 20 bis 26 mit 203 bis 198, 27 mit 197, 28 mit 196, 33 mit 180, 34 mit 179, 35 mit 177, 36 mit 176 und 175, und 37 mit 174 der obigen Aufzählung identificiren. 1) Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntniss der Mark Brandenburg, 1. Stück, Berlin 1828, S. 23—30. 74 Rüdersdorf und Umgegend. In beiden bisher betrachteten Schiehtengruppen des Muschel- kalks lässt sich zuweilen ein wirkliches Auskeilen einzelner Lagen beobachten. Manche Schichten zeigen plane, andere discordante Parallelstructur, noch andere sphäroidische Structur. Die Mächtigkeit der schaumkalkführenden Abtheilung ergiebt sich hiernach im Tiefbau zu 232 Fuss 4 Zoll, im Alvenslebenbruch (also in einer Entfernung von ca. # Meile) zu 234 Fuss 2 Zoll. Chemische Zusammensetzung. 1) Es ist wahrscheinlich, dass sieh die von Sexrr') mitgetheilte Analyse Sıvoss auf einen Kalk- stein dieser Abtheilung bezieht; dieselbe ergab: Kalkerde . . . . 53,00, entsprechend 94,6 kohlensaurem Kalk, Kohlensäure . . . 42,50, berechnet 41,6, Thonerde .'. .„,.°7,00, Bisenoxyd =! ...)"291:0,75, Kieselsänre, . .i.4...-.114 112, Y 98,37. 2) Der Kalkstein der ersten „madigen* Schicht (167 von Profil 1) wurde auf Phosphorsäure untersucht, aber frei davon befunden. 3) Bei der Herstellung des Tiefbaueinschnitts und des provi- sorischen Wasserhaltungsschachtes fand sich, dass die gelbe, röth- liche oder weisse Farbe, welche die zur Gewinnung kommenden Schichten über der alten Abbausohle, dem Niveau des Mühlentliesses und des Kalkgrabens, zeigten, in der Tiefe in eine graue und blaue übergehe. Man beobachtet häufig, dass eine Lage im Inneren einen blauen Kern besitzt, nach den Schichtflächen hin aber eine gelbe Färbung annimmt, welche sich gegen die blaue scharf begrenzt, in ähnlicher Weise, wie ja auch die Farbe der Verwitterungsrinde bei vielen eruptiven Gesteinen scharf gegen diejenige des unzersetzten Gesteins absetzt. Auch die zwischen den Kalksteinschichten liegen- den Letten verändern ihre gelbe Farbe in die dunkelgraue. — Be- kanntlich hatte zuerst Esermen?) die Meinung ausgesprochen, dass die blaue Farbe eines Kalksteins aus dem Unter-Oolith von einem Gehalt an 0,002 Eisenbisulphür herrühre, welche dem gelben, die Decke desselben bildenden Kalkstein fehle. Zu derselben Ansicht !) Classification und Beschreibung der Felsarten, Breslau, 1857, S. 113. 2) Comptes rendus, XXXII,, 1851, S. 678. III. Die geognostischen Verhältnisse. 75 gelangte später Gasen!) für die obersilurischen Dolomite und Kalk- steine Liv- und Ehstlands, in deren grauen Varietäten er 0,31 bis 0,55 Doppeltschwefeleisen angab, während die gelben nur 0,0288 bis 0,0539 davon enthielten, da die organische Substanz wegen ihrer ausserordentlich geringen Menge die graue Färbung nicht bedingen könne. Gegen diese Ansichten Gaesers sprach sich PerzuorLpr?) aus. Er wies nach, dass der Gehalt an Doppeltschwefeleisen ein etwas geringerer sei, als ihn GasEL angegeben hatte (im grauen Dolomit von Tuttomäggi 0,309 statt 0,415), dass den grauen Dolo- miten bestimmbare Mengen von organischer Substanz (demjenigen von Tuttomäggi im Mittel 0,093 Kohlenstoff) eigen seien, und dass der blaugraue dolomitische Kalkstein vom Hollenhagen (Fürstenthum Lippe) kein Doppelischwefeleisen, dagegen organische Substanz (0,131 Kohlenstoff) enthalte und dunkler gefärbt sei als der Doppeltschwefel- eisen führende Dolomit von Tuttomäggi. Die Dunkelheit der Farbe in den von ihm untersuchten grauen Dolomiten stehe vielmehr in geradem Verhältniss zur Menge des Kohlenstofis. PerzuoLpr ver- allgemeinert indess diesen Satz nicht, da die Natur der organischen Substanz in anderen Fällen auch eine andere sein könne. Hiergegen ist zunächst zu bemerken, dass, wenn auch der er- wähnte dolomitische Kalkstein vom Hollenhagen den Nachweis führt, dass manche Gesteine durch organische Substanz blaugrau gefärbt werden, doch damit nicht ausgeschlossen ist, dass das Doppelt- schwefeleisen die gleiche Farbe hervorzubringen vermöge. Der Ein- wand, dass alsdann der Dolomit von Tuttomäggi mit 0,093 Kohlen- stoff und 0,309 Doppeltschwefeleisen dunkler sein müsste als der bloss 0,131 Kohlenstoff führende dolomitische Kalkstein vom Hollen- hagen, ist nicht zu erheben, da man kein Urtheil darüber hat, wie hell die Farbe des ersteren sein würde, wenn ihm das Doppelt- 1) Ueber das Bedingende der Färbung in den grauen und gelben Dolomiten und Kalksteinen der oberen silurischen Gesteingruppe Liv- und Ehstlands. Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. Ser. 1, Bd. 1, Dorpat 1854— 1857, 8. 239. 2) Zur Frage: „wodurch werden die grauen Dolomite der oberen silurischen Gesteingruppe Liv- und Ehstlands gefärbt?* Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, Ser. 1, Bd. 1, Dorpat 1854—1857, S. 427. 16 Rüdersdorf und Umgegend. schwefeleisen fehlte. Auch ist eine Bestimmung des Gehalts an organischer Substanz in den gelben Dolomiten Liv- und Ehstlands nicht ausgeführt worden. — Es wurde daher in dem Laboratorium der Königl. Bergakademie von Herrn Dr. Wichmann der in Chlor- wasserstoffsäure unlösliche Rückstand des blauen Kerns und der gelben Aussenmasse von ein und demselben Handstück untersucht. Ein Theil des Rückstands wurde zur Nachweisung von Schwefelsäure (aus etwa vorhandenen schwefelsauren Salzen) mit kohlensaurem Natron ausgekocht; ein anderer zur Ermittelung des Schwefels (aus Schwefelmetällen) mit kohlensaurem Kali-Natron und Salpeter ge- schmolzen. Die Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs ge- schah durch Verbrennung mit Kupferoxyd. Es ergaben 100 Gramm der gelben Masse 0,65 Gramm unlösliche Bestandtheile, welche ent- hielten: Schwefelsäure . . . 0,01130 Schwefel . . - ..0,00225 Eiseny. . 22 9..2.004055 Kohlenstoff . . . . 0,01985 Wasserstoff . . - . 0,00535 Thon u. s. w. . . . 0,57040 0,65. 100 Gramm der blauen Masse gaben 1,75 Gramm unlösliche Bestandtheile, bestehend aus: Schwefelsäure . . . 0,03590 Schwefll . . . . 0,05430 IBISENEe ner 0 2 0NL9A0N Kohlenstoff . . . . 0,02225 Wasserstoff . . . . 0,00865 Mhen us. W:; ,... .. 1,48490 1,79: Die procentische Zusammensetzung der Rückstände war daher im gelben Kalkstein: im blauen: Schwefelsäure . . 17235 . . 2,051 Schwefel... 2..2..0,346 ...;. 158.102 Hisen .ı "1220082060383... 1...401:083 Kohlenstoff . 2.033. 2.621 Wasserstoff . . » 0,823 . . 0,494 Thon u.. 5: W- ..,...828002 1:3 :81,994 99,998 99,997. III. Die geognostischen Verhältnisse. ir Die obigen Analysen zeigen, dass der Gehalt an organischer Substanz in dem frischen blauen Kern und der gelben Aussenmasse des Kalksteins fast gleich sind; unmöglich kann eine Differenz von 0,0057 pCt., um welche derselbe in der blauen Masse grösser ist, allein eine Färbung so intensiver Art verursachen. Dagegen ist die Verschiedenheit in dem Gehalt an Schwefel und Eisen sehr bedeutend. Ist Doppeltschwefeleisen vorhanden, so würde der Menge des Schwefels in der gelben Masse ein Gehalt an 0,00422 Doppeltschwefeleisen, derjenigen in dem blauen Kern ein solcher von 0,1018 entsprechen; bei Einfachschwefeleisen würde derselbe 0,00619 und 0,1493 be- tragen. — Da die untersuchten Substanzen von demselben Hand- stücke herstammten, so wird man annehmen können, dass die Mengen der in dem unlöslichen Theile vorhandenen Verbindungen ursprüng- lich annähernd gleich waren und nur durch die eingetretene Verwitterung wesentlich verändert worden sind. Dann lehrt die procentische Zusammensetzung der Rückstände, dass die Oxydirung und Fortführung des Schwefeleisens derjenigen der organischen Sub- stanz vorausgeht, so dass in dem vorliegenden Stadium der Ver- witterung in der gelben Masse eine vorübergehende Anreicherung der organischen Substanz neben der bleibenden an Thon u. s. w. stattfindet. 4) Von einem Handstück aus der „tauben“ Lage (172) wurde ebenfalls in dem Laboratorium der Königl. Bergakademie von Herrn Dr. Wicnmann der blaue Kern und die gelbe zerreibliche Rinde untersucht. Der erstere enthielt: Unlösliches (Thon, Sand, Eisen- kies, der unter dem Mikroskop erkannt wurden 2.0 1,912, Im löslichen Theile: Kalkerde . . . . 52,793, entsprechend 94,273 kohlensaurem > Kalk,. Magnesia . -» . . 1,557, entsprechend 3,269 kohlensaurer Magnesia, Eisenoxydul . . . 0,300, entsprechend 0,483 kohlensaurem Eisenoxydul, Kohlensäure . . . 42,541, berechnet 43,375, Thonerde . . . . 0,083, Glühverlust (Wasser, organischeSubstanz) 1,262, 100,048. 18 Rüdersdorf und Umgegend. Die letztere ergab: Unlöslichesaliyr Halı 2 Kain 22531925; In der Lösung: Kalkerde . . . 28,537, entsprechend 50,959 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . 15,703, entsprechend 32,976 kohlensaurer Magnesia, Eisenoxyd . - . . 2,792, Dihonerdems sr 202 Kohlensäure (be- rechnet): #.2707°11839,695; 98,977. Die Analysen zeigen, dass, abgesehen von den oben erörterten Umsetzungen in den färbenden Bestandtheilen, die Veränderung haupt- sächlich in der Fortführung von kohlensaurem Kalk und demgemäss Anreicherung der übrigen Bestandtheile besteht. Dies gilt nament- lich von der Magnesia und dem Thon und Sand im unlöslichen Theile. Schon oben wurde bemerkt, dass als Rest des Auslaugungs- processes zuweilen ein gelber Thon beobachtet wird. Schaumkalkbildung. Die Ansicht, dass die Porosität des Schaumkalks auf eine Auslaugung von Oolithen zurückzuführen sei, ist bereits von den Herren Quesstıeor und v. Strougeck ausgesprochen worden; es gelingt indess an anderen Lokalitäten nur selten, noch erhaltene Oolithe darin nachzuweisen. Herr Bexecke!) erwähnt sie vom südlichen Abhang des Odenwaldes, Herr SannsErger ?) von Würzburg. Bei Rüdersdorf sind dieselben ziemlich häufig zu beobachten, Die Ober- fläche der einzelnen Kügelchen ist glatt, ihre Grösse gewöhnlich kleiner als 1 Millim. und in ein und derselben Schicht ziemlich gleichmässig. Zuweilen werden zwei, selbst drei Kügelchen von einer gemeinsamen Hülle umgeben, wodurch ellipsoidische und unregelmässige Formen entstehen. Deutlich tritt die concentrisch schalige Zusammensetzung bei beginnender Verwitterung hervor. Wie bei den hohlen Geschieben nehmen die letztere und die Auslaugung der Oolithkörner im Inneren derselben ihren Anfang; denn man sieht häufig bei ihrer Zerspal- tung, dass den äusseren unversehrt erhaltenen weissen Schalen der Kügelchen nach innen eine gelbe zerfressene Masse, welche indess zuweilen noch die concentrisch schalige Textur erkennen lässt, und I) Bexeckse, Lagerung und Zusammensetzung des geschichteten Gebirges am südlichen Abhange des Odenwaldes, Heidelberg, 1869, S. 17. ?2) Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. V., S. 210. III. Die geognostischen Verhältnisse. 79 endlich im Mittelpunkt ein Hohlraum folgt. Waren zwei Kügelchen von gemeinsamen Hüllen umgeben, so hat die Auslaugung zuweilen nur eine derselben betroffen, und man gewahrt dann innerhalb der unversehrten, früher gemeinsamen Schalen nur ein erhaltenes Kügel- chen, während der übrige Raum theilweise entweder nur mit dem meh- ligen Residuum der Auslaugung oder ausserdem noch mit secundär gebildeten kleinen Kalkspathskalenoedern ausgefüllt ist. Auch der Fall wurde beobachtet, dass das erhaltene Kügelchen von einem neu abgesetzten Kalkspathskalenoäder theilweise umfasst wurde. Bei vollendeter Auslaugung wurde der nur noch von einer zarten äusseren Hülle umgebene Hohlraum zuweilen von späthiger Kalkspathmasse gänzlich wieder ausgefüllt. | Es gelang, sowohl von möglichst unversehrten Oolithen, als von dem Verwitterungsmehl aus dem Inneren derselben das zu Analysen erforderliche Material zu sammeln. Herr Professor Fınkexer hatte die Güte, dieselben selbst auszuführen. Es enthielten die Oolithe (spec. Gew. = 2,68): Unlösliches (davon 0,31 Quarz) a le 0,59, In der Lösung: . Thonerde,Eisenoxyd 0,27, Kalkerde . . . . 54,50, entsprechend 97,32 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . - . 0,75, entsprechend 1,57 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure .‘ . . 48,34, berechnet 43,64, 99,45. Das Verwitterungsmehl (specif. Gewicht 2,71 bei 16 Grad C.) ergab: Unloslichest a Urn „al sau 939, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 0,55, Kalkerde . . . . 52,36, entsprechend 93,50 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . - » 0,61, entsprechend 1,28 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 42,02, berechnet 41,81, 99,47. Das letztere enthielt daher 6,6 mal mehr unlösliche Bestand- theile und doppelt so viel Thonerde und Eisenoxyd als die Oolithe; diese Anreicherung in Folge der Auslaugung des kohlensauren Kalks würde noch mehr hervorgetreten sein, wenn es möglich gewesen wäre, so Rüdersdorf und Umgegend. das Verwitterungsmehl von den darin secundär gebildeten kleinen Kalkspathkryställchen zu scheiden. Dass der Gehalt an kohlensaurer Magnesia etwas geringer ist, kommt vielleicht auf Rechnung ursprüng- licher Verschiedenheit in der Zusammensetzung, da die Substanz aus mehreren Handstücken gesammelt werden musste. Das Fallen der Schichten dieser Abtheilung wurde an den in nach- stehender Tabelle bezeichneten, in der Richtung von Südwest nach Nordost angeordneten Punkten bestimmt. Die angegebenen Zahlen in Verbindung mit den oben für das Fallen der Röth- und unteren Wellen- kalkschiehten mitgetheilten beweisen, dass im Westen der Hauptkluft neben der Tasdorfer Chaussee das Fallen von den tiefsten anstehenden Lagen des Röth bis zu den hangendsten der bisher besprochenen Schich- ten continuirlich zunimmt, dass aber gleichzeitig in der Streichrichtung _ von der Hauptkluft nach Südwesten hin ein Verflachen desselben statt- findet (so dass es im alten Magistratsbruch möglich war, das ge- brochene Material mit Schubkarren auf den Schichtflächen selbst herauszufördern). — Ausserdem lassen die Schichten der schaumkalk- führenden Abtheilung im Tiefbau eine deutlich wellige Lagerung beobachten (siehe Profil 1), welche bei den tieferen nur in einer sanften Biegung, bei der Schramlage aber in einer wellenförmigen Faltung besteht, die nach oben hin immer deutlicher wird und an der Grenze gegen den mittleren Muschelkalk zuweilen sogar Knickun- gen in der Wellenaxe erkennen lässt. Diese Faltungen sind wohl als eine Folge des Druckes anzusehen, welchen der obere (dem Aus- gehenden näher liegende) Theil einer gehobenen Schicht nothwendig auf den unteren ausüben muss. Je grösser dieser Druck d. h. das Einfallen und je grösser die Verschiebbarkeit nach der Natur der auflagernden Gesteinsmassen, desto stärker wird auch die Faltung hervortreten müssen. Während die weichen Gesteine des mittleren Muschelkalks den steiler geneigten oberen Schichten des unteren sich deutlich zu wellen gestatteten, war dies den tieferen wegen der Starrheit der auflagernden Massen und des geringeren Fallens nur in unvollkommenem Grade möglich. Aehnlichie Erscheinungen wurden auch in dem Wellenkalk der Schmücke in Thüringen beobachtet. — Ausser der Hauptkluft ist von Verwerfungen in diesem westlichen Lagertheile namentlich noch eine zweite in der Fallrichtung liegende Im alten Magi- strats- bruch. Am Fuss- wege von denHinter- bergen nach Alte Grund. Am Bülow- Canal. Im Friede- rikenort und Heinitz-Canal. Im Tiefbau. Fallen der Schichten westlich der Hauptkluft an der Tasdorfer Chaussee: En EEEEEEEEEEERERSEREIGEESUEGEERERERRERREURIRRRERRRRIRGEEGRER? Am alten Göpel gegen- über dem Reden-Canal. An der Brücke der Tasdorfer Chaussee. östlich der Hauptkluft an der Tasdorfer Chaussee: Am Göpel an der Tasdorfer Chaussee und dem gegenüber- liegenden Bruchstoss. Am Steigerhaus Kriensee - Einschnitt. ET Am Ortsstoss (1866). EEE EEE EEE EEE SESSEESCEREEISEEEEEEANUBEREEEEESSSCEEBEBEEmESEE SEES SERIEN EEIEEEwınEzEIEanen | PRINT BORERRERSRIREBIEBRENRBBEEEBER EEE EnETEnETeEEEESEEEEE Ener (Unterer Wellenkalk 17—354 9) Untere Schichten 79, Zu 8. 80. Untere Schichten 10°, Blanke Lage 21°. (Unterer Wellenkalk | 12°.) 1.madige Lage 170: Schramlage 2210. Hangendes d. starken Lagen 22°, (Unterer Wellenkalk180,) 1. madige Lage 17—20°, Gnatzige Lagen Zn Schicht unter der 2. madigen Lage 27°. 1. schaumige Lage (183) 30°. Schicht über der roth.schaumig. Lage 26°. BlankeLage 27%. Schicht 209 30°. lenkalk am Redencanal 214°.) Grüne Lage 249. (Unterer Wel- Schicht unter der Schramlage oben 17 unten 21°. Graue Lage 17, 18, 185°. Grüne Lage 20, 21, 21,234. (Durchschnitt 211°.) Schichten bis zur tauben Lage am Göpel oben 20° unten 203° 2130 230 2330 am Ortsstoss 9, 10, 13°. Schichten zwischen d. grünen Lage und den Schichten mit Myophoria orbicularis 15°. | | d.Schaum- Oberste Schichten kalks h (Unterer Wellenkalk 174—20°.) 1. madige Lage 111, 143, 143, (229). 2. madige Lage 15°. Schicht unter der Schramlage 15°. Mächtige Lagen 15— 16°. unter der | Obere Schichten des Kluft 1440 Schaumkalks 103,11 111,12 143, 150 Kluft 1730.|(Durchschnitt 1239). I - a, ER ler ET a Ir t DEN 2 e A 0 RE | Au Anaieb A | ; ep ee ee er TR f “bl, dag % A! Lil pr m ae h; | 13 N Hin EM un III. Die geognostischen Verhältnisse. 81 hervorzuheben, welche etwa 34 Ruthen nordöstlich von dem Tiefbau- Einschnitte den östlichen Lagertheil um ca. 20 Fuss in das Hangende verwirft. ‚ Oestlich von der Hauptkluft ist das Fallen im Allgemeinen ein geringeres, dagegen scheint in der Streichrichtung ein minder be- trächtliches Verflachen des Fallens stattzufinden, und es zeigen hier umgekehrt die tieferen Schichten ein stärkeres Einfallen als die oberen. Es scheint dies mit Verwerfungen zusammenzuhängen, welche das Lager hier im Streichen durchziehen, und von denen zwei am Orts- stoss (siehe Profil II.), eine am Anfange des Kriensee-Einschnitts auf der westlichen Seite zu beobachten sind. Stylolithen!) zeigen die Schichten dieser Abtheilung in be- 1) Literatur über Stylolithen: 1807. Freıestesen, Geognostische Arbeiten, I., S. 69. 1818. Housoesuacen in Leonsaros Taschenb. f. Mineral., Jahrg. 11, S. 19 u. 34. 1825. v. Oryumausen, v. Decuen.und v. La Rocuz, Geognostische Umrisse der Rheinländer zwischen Basel und Mainz. Essen. Th. 2, S. 79. 1826. v. Auzzerr, Die Gebirge des Königreichs Württemberg. Stuttgart und Tü- bingen. S. 79. ° 1827. Hunoessacen, Naturwiss. Abhandl., herausgegeben v. e. Gesellschaft in Württemberg, Bd. I., S. 371. 1828. Kröpen, Beiträge z. mineralog. und geognost. Kenntniss der Mark Branden- burg, 1. Stück, S. 50. 1834. Kröven, Die Versteinerungen der Mark Brandenburg, S. 288. 1837. Quensteor in Wıeewawss Archiv für Naturgeschichte, Jahrg. III., Bd. I., SS 137. 1843. Heyse, Ueber den Muschelkalk und seine Versteinerungen in der Gegend von Aschersleben. Aschersleben. S. 10. 1843. Quessteor, Das Flötzgebirge Württembergs, S. 57. 1845. Smeurer, Bulletin de la societe geol. de France, Ser. 2, t. II. S. 490. 1846. Vırrer, Bulletin de la societe geol. de France, Ser. 2, t. Ul., S. 327. 1845/46. Corra, Grundriss der Geognosie und Geologie, S. 128. 1846. Scuuw und Schuemwex, Die geognost. Verhältnisse des Saalthals bei Jena, S. 47. 1849. v. Srromseeg, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. I., S. 178. 1850. Graf Manperston, Jahreshefte des Vereins für vaterländ. Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 5, S. 147. 1850. Fraas, ebenda, S. 259. 1851. Corra, Neues Jahrb. für Mineralogie, S. 819. 185i. Corra, ebenda, 1852, S. 48. - 1852, Weıswanx in den Jahresheften des Vereins für vaterländ. Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 8, S. 77. 82 Rüdersdorf und Umgegend. sonderer Schönheit, namentlich die Schramlage, näthige und grüne Lage, sowohl nach oben als nach unten gerichtete, gerade oder ge- krümmte (bei welchen letzteren die Krümmung oft so weit geht, dass der Kopf des Stylolithen wieder nach unten schaut) oft un- mittelbar neben einander, meistens solche mit parallelen Seitenwänden, selten kegelförmige. — Für die Entstehung echter Stylolithen ist wohl die beste Erklärung von Herrn Quensteor in den „Epochen der Natur“ (Tübingen, 1861), S. 199 u. 200, mitgetheilt worden; eine Erklärung, welche übrigens zuerst von Herrn Beyrıca gegeben worden ist. Die früheren Ansichten Krorvens und Quanstepss, dass die- selben organischen Ursprungs, resp. dass sie als die Wege fester Körper zu betrachten seien, welche durch eine Verschiedenheit im specifischen Gewicht zwischen letzteren und dem umgebenden Kalk- schlamm veranlasst wurden, sind längst aufgegeben worden. Die spätere Erklärung Quensteors, auf welche neuerdings Herr Weıss zu- rückgekommen ist, dass nämlich die Stylolithen dem Regen oder einer Wasserbewegung überhaupt ihren Ursprung verdanken, scheint mir der Lettenkappe wegen unzureichend und auf die abwärts ge- richteten, horizontalen und gekrümmten nicht anwendbar zu sein, Ebensowenig die Ansichten der Herren PLienincer, v. Arsertı und ZELGER, von denen der erstere die Stylolithen durch das Aufklaffen 1852. Priennserr, ebenda, S. 78. 1852. Quessteor, Handbuch der Petrefactenkunde, S. 505. 1853. Quenstepor in den Jahresheften d. Vereins für vaterländ. Naturkunde in Württemberg, Jahrg. 9, 8. 71. 1858. v. Arserrı, Württembergische naturwiss. Jahreshefte, Jahrg. 14, S. 292. 1859. Grewisex, Neues Jahrb. für Mineralog., S 66. 1861. Quensteopr, Epochen der Natur, S. 199 u. 489. 1862. v. Meyer, Neues Jahrb. f. Mineralogie, S. 590. 1864. v. Aıserrı, Ueberbl. üb. d. Trias, S. 8. 1864. Jouxstrur, Kongel. Vidensk. Selskabs Skrifter, 5. Raekke, 7. Bind, Kjoebnhavn. Deutsch von Srerzxer im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, 1867, S. 574. 1866. Fraas, Begleitworte zur geognostischen Specialkarte von Württemberg. Atlasblatt Ulm mit Rammingen. 8. 7. 1868. Weiss, Neues Jahrb. für Mineralogie, S. 728. 1869. Rıcarer, Zeitschr, d. Deutsch. geol. Gesellsch,, Bd. XXI., S. 422, 424, 437. 1870, Zercer, Neues Jahrbuch für Mineralogie, S. 833. Deutliche Stylolithen finden sich auch in den silurischen Kalksteinen bei Skien. II. Die geognostischen Verhältnisse. 83 erklären wollte, welches beim Austrocknen von Schlamm rings um feste Körper entsteht, Herr v. Arserrı durch aufsteigende Erdöl- tropfen, Herr Zeiger gar durch Gase. Die Behauptung v. Meyers, dass dieselben auf Krystallisations-Erscheinungen zurückzuführen seien, bedarf keiner Widerlegung. Die von den Herren Graf MunperstoH und Fraas a. a. O. beschriebenen Vorkommnisse scheinen mir von echten Stylolithen verschiedene Bildungen zu sein, wie dies bereits von Herrn Prienıneer hervorgehoben wurde, — Bei den conischen Sty- lolithen greifen die beiden Kalksteinschichten lang zapfenförmig in einander ein; es hat bei ihnen keine Zerreissung, sondern nur eine hohlkegelartige Aufbiegung der trennenden Lettenlage stattgefunden. Die Flächen der Verwerfungsklüfte lassen häufig parallele Strei- fungen (analog derjenigen der Spiegel oder Harnische) beobachten. Von organischen Einschlüssen haben die Schichten der - schaumkalkführenden Abtheilung bis jetzt folgende geliefert: Zwei Pflanzenreste unbestimmter Art. Der eine zeigt einen cala- mitenartig gestreiften Stengel, welcher indess keine Articulation beob- achten lässt, Thamnastraea silesiaca Beyr. Abgebildet in Eck, Ueber die Formationen des bunten Sandsteins und des Muschelkalks in Ober- schlesien, Berlin, 1865, t. L, f. 3. — Nur ein Exemplar in der Sammlung der Bergakademie. Encrinus Carnalli Bexr. Enerinus Brahli Overw. Bis jetzt in 2 Gruppen aufgefunden, von denen die eine 4, die andere 3 Kronen zeigt. Beide in der Sammlung der Bergakademie. Encrinusstielglieder vom Typus des Encrinus lihiformis Lam. Herr Dr. Küser besitzt in einander gewachsene Stielglieder dieser Art und Verwachsungen von Stiel- mit Kronengliedern. Entrochus silesiacus Beyr. Selten. — Wahrscheinlich gaben Stielglieder dieser Art Veranlassung zu der Angabe des Apvocrinus mespiliformis bei KrLornen!), dessen Vorkommen bereits von Braur bezweifelt wurde. Entrochus dubius GoLpr. 1) Versteinerungen d. Mark Brandenburg, S. 324. 6* 34 Rüdersdorf und Umgegend. Syn.: Pentacrinus Ascaniensis Hevsz, Ueber den Muschelkalk und seine Versteinerungen in der Gegend von Aschersleben. Aschersleben, 1843. Auch ein monströs vierkantig ausgebildetes Stielglied (= Tetra- crinites Car.) wurde beobachtet. — Das von Krorven angegebene Vorkommen von Pentacrinus basaltiformis Mırr. „in einer Schicht, welche schwerlich dem Muschelkalke angehört“, wurde schon von Branu bezweifelt. ' Aspidura scutellata Brum. Selten. — Das Citat von f. 7, t.4 aus Schmivs „Die geognost. Verhält. d. Saalthals bei Jena“ zu dieser Art bei v. Auzerri, Ueberblick üb. d. Trias, S. 60, beruht wohl nur auf einem Irrthum. Ophioderma (Ophiarachna)? Hauchecorni sp. n. Fig. 2 Ausicht der Rückenseite, die Arme rechts ohne Armplatten, Fig. 2a Ansicht der adoralen Seite eines Armwirbelkörpers, vergrössert, Fig. 2b An- sicht eines Arms von der Bauchseite, vergrössert. Es liegen 2 Exemplare vor, eines in dem Museum der Univer- sität, eines in der Sammlung der Bergakademie. Beide zeigen die Rückenseite. Der Durchmesser der Scheibe verhält sich zu der Länge der Arme wie 22:72 Mm.; die letzteren sind daher 31 Mal so lang als jene. Die Scheibe ist fein granulir. An jedem Arm 2 elliptische glatte Radialschilder von 3 Mm. Länge und 2 Mm, Breite, welche durch einen 2 Mm. breiten Zwischenraum von einander ge- trennt sind. Da die Bauchseite nicht siehtbar ist, lässt sich aller- dings nicht feststellen, ob die vorliegende Ophiure den genannten Gattungen, resp. welcher von beiden sie angehört; doch stimmen die sichtbaren Charaktere mit denen von Ophioderma M. Tr. und Ophia- rachna M. Tr. vollkommen überein. Die Scheibe des Exemplars in der Sammlung der Bergakademie ist eingedrückt und lässt die knöcherne Einfassung des Mundes erkennen. Die Arme haben am Anfange einen gerundet dreieckigen Querschnitt, der jedoch bald dreieckig wird. Der Querbruch zeigt im Inneren zwei dreieckige Scheibchen, welche durch eine Mittelnaht mit einander verbunden sind und unten eine dreieckige Ausrandung für die ventrale Arm- rinne beobachten lassen. Ihre Fläche ist nicht eben; an der aboralen Seite erkennt man am oberen Ende der Mittelnaht die beiden Leisten, welche den mittleren Gelenkhöcker der adoralen Seite des benach- III. Die geognostischen Verhältnisse. ch) barten Wirbelkörpers umfassten. Deutliche seitliche Gelenkhöcker konnten nicht beobachtet werden. Dass zwei benachbarte Wirbelkörper nur an der Mittelnaht zustammenstiessen, zeigt das Exemplar in der Sammlung der Bergakademie, an dem die Knochenplättchen, welche die Wirbelkörper umgaben, nicht erhalten sind. Die dorsalen Arm- plättehen bilden zunächst der Scheibe quere Schienen von Parallel- trapezform, sind etwas mehr als 2 Mm. breit, kaum 1 Mm. lang, nicht gekielt; sie werden allmählich eben so lang als breit (1 Mm.) und sind erst stumpf, dann scharf gekielt. Sie bestehen fast immer aus einem Stück, sehr selten aus zweien. Die lateralen Armplättchen tragen. einen Kamm von 5 kurzen, dicht anliegenden Stacheln, von denen der unterste und längste wenig mehr als 4 der Breite des vorliegen- den lateralen Täfelchens deckt. Die Form der ventralen Plättchen. ist aus Fig. 2b ersichtbar. Zwischen den lateralen Armplatten und den Wirbelkörpern befinden sich Hohlräume für die Weichtheile, aus denen die Tentakeln abgingen. An den Poren für den Austritt derselben zwischen den ventralen und lateralen Armplättchen waren, wie es scheint, 3 Schuppen vorhanden, während die lebenden Ophi- uren deren gewöhnlich nur 2, bloss ausnahmsweise einmal 3 (z. B. bei Ophiarachna Gorgonia) beobachten lassen.') Die bisher als 1) Von der obigen Ophiure verschieden ist Ophioderma (Ophiarachna)? squamosa Pıcarv sp. Fig. 3 obere Ansicht, Fig. 3a obere Ansicht eines Arms, vergrössert. Syn. Aspidura sgquamosa Pıcarv, Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften von Gierer und Hemrz, 1858, Bd. 11, S. 431, t. 9, £. 1. Aspidura coronaeformis Pıcarv, ebenda f. 2. Nur die Rückenseite ist beobachtbar; es gilt daher für die Gattungsbestimmung dieser Art das bei der obigen Gesagte ebenfalls. Sie den Gattungen Amphiura Foe. oder Acroura Ac., wohin Herr Lürzex (a. umstehend a. O.) dieselbe stellen möchte, anzureihen, halte ich mich nicht für berechtigt, da einerseits die Scheibe granulirt, nicht beschuppt ist und also auch die für Amphiura bezeichnende rosettenförmige Anordnung der Rückenschuppen nicht zeigt, andererseits die für deroura charak- teristischen Schüppchen, welche an den Seiten der Arme die Stachelkämme ver- treten, nicht zu beobachten sind. Radius der Scheibe = 4,5 Mm. Scheibe fein granulirt; an einigen Stellen sieht man die Schüppchen, welche nach dem Abfallen der Granula zum Vorschein kommen. Zur Seite jedes Arms 2 kreisrunde Radial- schilder, Die dorsalen Armplatten dreieckig mit gerundeter Basis, die Spitze der Scheibe zugekehrt, so dass hier die lateralen Armplatten zusammenstossen.- Dieselbe Beschaffenheit der Arme zeigt das Original der Aspedura coronaeformis, welches nur ein jugendliches Exemplar der O. sguamosa zu sein scheint; der Radius der Scheibe ist kaum 3 Mm, — Aus dem oberen Muschelkalk von Schlotheim. — 86 Rüdersdorf und Umgegend. Arten der Gattung Ophioderma angeführten Ophiuren aus dem Lias, welche Herr Lürzen (Additamenta ad historiam Ophiuridarum, tredie Afdeling, in Det Kongel. Danske Vidensk. Selsk. Skrift., Kjöbnhavn, 1870)') zur Gattung Ophioglypha stellen möchte, sind von der beschriebenen Form leicht zu unterscheiden. Asterias sp. In dem Museum der Universität befindet sich ein Abdruck der Rückenseite von einem Seestern, welcher sich von den bisher bekannten Muschelkalk-Asterien [Pleuraster cilicius Quesst. sp. (Asterias Weismanni Münxsr.) und Pleuraster Chopi von Sonders hausen, Fig 1 obere Ansicht, Fig. la Ansicht eines Arms von der Seite, Fig. 1b Querschnitt eines Arms, Beschreibung in Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XXL, S. 494] durch spitz zulaufende Arme unterscheidet und daher sehr wahrscheinlich einem anderen Genus angehört. Verhältniss des Scheibendurchmessers zur Länge der Arme=10:20 Mm. Breite der Arme am Scheibenrande 5 Mm. Der Rücken war ziemlich hoch gewölbt, in der Mitte niedergedrückt, und von hier ziehen De- pressionen nach den Trennungspunkten je zweier Arme und die Mitte der letzteren entlang. Zur Seite der Arm-Mittellinien erkennt man Abdrücke von Täfelchen, ohne dass es möglich wäre, etwas Sicheres über dieselben festzustellen. Cidaris grandaeva GowLpr. Stacheln und Täfelchen. Nicht häufig. Terebratula vulgaris Schtorn. Meist länger als breit, indem sich die Breite zur Länge = 1:1,2 bis 1,3 verhält. Gesellig in grösserer Zahl der Individuen nur in den mit 205 und 208 bezeich- neten Schichten. Östrea ostracina ScHLoTH. sp. Ein Stück zeigt die schrägen Streifen der Anomia beryw Gies. von rechts oben nach links unten, von einer Rippe durchquert, so dass dasselbe wahrscheinlich auf einer Myophoria aufgewachsen ist. Herr Pıcarn hatte die Güte, mir Exemplare dieser Art zur Untersuchung anzu- vertrauen. 1) Beiläufig will ich erwähnen, dass in dieser Arbeit die Ophiura Gumaeli Liosr, zwar im Text (S. 78) richtig als aus dem Jura stammend, dagegen in dem französischen Resume irrthümlich als Triasfossil aufgeführt ist; ein Irrthum, der auch in das Referat über diese Arbeit in Leoxsarn u. Gemurz’ Neues Jahrb. f. Min., Jahrg. 1871, S. 203, übergegangen ist. III. Die geognostischen Verhältnisse. 87 Östrea difformis Goupr. Östrea complicata GoLor. Pecten discites SCHLOTH. sp. Pecten laevigatus SCHLOTH. sp. Hinnites comtus Gouor. sp. Nicht häufig. Lima striata var. lineata (Schuoru. sp.). Dass die nur an den Seiten gerippten, in der Mitte glatten Schalen hier auch ursprünglich glatt waren, zeigt ein Steinkern in der Sammlung der Bergakademie, welcher auch unter der zum Theil noch ansitzenden Schale in der Mitte keine Furchen beobachten lässt, Wenn die Herren Schmp und v. Sersacn das Gegentheil angeben, so lagen ihnen äusserlich ab- geriebene Schalen der var. radiata vor. Lima striata var. radiata (Goupr. sp.).') Lima striata var. genuina (ScHLotH. sp.). Monotis Albertii GoLDdr. Gervillia socialis ScHLOTH. sp. Gervillia subglobosa ÜRen. Gervillia costata SCHLOTH. sp. Syn. Avicula laevigata Krönen, Verst. d.M. Brand. S. 198, wie bereits Herr von Arserrı erkannte. Gervillia mytiloides SchuorH. sp.?) Mytilus vetustus GoLor. Lithodomus priscus Gig. Nicht häufig. Pinna sp. Nur ein Bruchstück liegt vor, welches der senkrecht- und parallel-fasrigen Textur wegen dieser Gattung angehören wird. Cucullaca (Macrodon) Beyrichi Stroms. sp. Nicht häufig. Nucula Goldfussi Aus. sp. Nucula oviformis sp. n. Fig. 9 Seitenansicht der linken, Fig. 9a der reehten Schale. „Unter den von Goupruss abgebildeten Arten am ähnlichsten der 1) Das Plagiostoma regulare Kröpens, Verst. d. M. Brand., S. 195, t. IH. f. 1, welches Herr v. Arserrı in den Ueberblick über die Trias aufnahm, ist keine Muschelkalkform, wie bereits Herr v. Srrsacn hervorhob. 2) Die Avicula alata Kröness, Verst. d. M. Brand., S. 198, t. III, £. 3, welche Herr v. Arserrı (Ueb. üb. d. Trias, S. 90) fraglich als nn der Ger- villa substriata Crev. citirte, ist keine Triasform. 88 Rüdersdorf und Umgegend. Nucula elliptica, aber hinten abgerundet, daher ein regelmässiges Quer- Oval“ (Beyrıcn). Wurde zuerst von Herrn Bevrıc#, später auch von mir aufgefunden. Myophoria vulgaris SCHLOTH. sp. Nach dem Verhältniss zwischen dem Abstande der zweiten (vor- deren) Rippe von der Hauptrippe und der Länge der letzteren unter- schied Herr v. Sergach !) die Myophoria transversa mit dem Verhältniss 1:2, Myophoria vulgaris 5 3 1: 2,23, Myophoria Albetü „5 iR 1: 4,66, Myophoria incurvata 5 : 1:4,66, mit geringerer Breite wie bei M. Albertii, weit stärkerer Wölbung, ganz steilem hinteren Feldchen, feinerer Streifung und hakenförmig vor- stehendem Wirbel. Ich fand das Verhältniss bei Myophorien: aus der Lettenkohle Thüringens (M. transversa) . .17 :29 Mm. = 1: 1,70, 10 . 19 „ = 1 : 1,90, aus den Schichten mit Myophoria vulgaris von 95:195 7, 12205 Rüdersdortakrm nee se nee. AR 8 16 Ye“, 6 :33 ei, De a aus dem mittleren Muschelkalk von Rüdersdorf . Syrah renelb: 4,5 :10 ar 12202 aus unterem Wellenkalk Oberschlesiens 9 :18 „ =1:2, 12, eher aus den Schichten mit Ammonites nodosus von Rüdersdorf . . | BR a 7 = 16,9. 52 122,35 E27 a 1 1, ar 1175128 ‚„veln25% aus Muschelkalk Thurneens 115.30% u een, ab 35% 11226: 10 Take 0 15) aus Muschelkalk von Erkerode . E20) 1 2,85, 5.3147 Seal, 2 4 :12 = Schaumkalk R 7 5 aus Schaumkalk von Rüdersdorf | 5:15 55318 a rl aus Muschelkalk von Schmieden 8.288 = 4128550. 1) Göttingische gelehrte Anzeigen, 1867, S. 381 f. III. Die geognostischen Verhältnisse. 89 Die Exemplare aus der Lettenkohle, den Myophorienschichten und dem mittleren Muschelkalk von Rüdersdorf und dasjenige aus Thüringen mit dem Verhältniss 1: 2,35 haben eine deutlich S-förmig geschwungene Hinterrippe; diejenigen aus dem Schaumkalk von Rüders- dorf zeigen sonst die Charaktere der als M. incurvata bezeichneten Varietät. Ich zweifle nicht, dass sich auch noch Formen mit Ver- hältnissen zwischen 1:3,50 und 1: 4,66 finden werden, und möchte eher eine Vereinigung der Myophoria transversa Born. (mit welcher übrigens die Myophoria bicostata Pıcarp !) identisch ist) für natur- gemäss halten als eine Unterscheidung von Arten nach bestimmten mathematischen Verhältnissen. — Die NMyophoria rotunda (Aus.) Rıchter2) aus der Trigonienbank kann ich nach Ansicht der Original- Exemplare, welche der eitirten Arbeit zu Grunde lagen, und welche Herr Rıcarer die Güte hatte, mir zur Untersuchung anzuvertrauen, nur für ein ganz abgeriebenes Exemplar der Myophoria vulgaris halten, an welchem die hintere Rippe noch zu sehen ist; jedenfalls ist dasselbe durchaus verschieden von der Myophoria rotunda Aus. (Ueberbliek über die Trias, S. 117, t. IL, f. 7). Myophoria curvirostris SCHLOTH. sp. Myophoria eleyans Dunk. Myophoria laevigata Aus. sp. Selten werden Formen mit einer schwachen Aufziehung der Kante beobachtet; der steilere Abfall des hinteren Feldes, die geringe Schiefe der Schale und die nur äusserst schwache Ausbuchtung des Unterrandes vor der Kante lassen sie von M. simplex leicht unter- scheiden. — Die M. simple» (Scatore,) Rıcarer (l. c. 8. 449) aus einer Dentalienbank halte ich aus den gleichen Gründen für eine N. laevigata. Auch die Myophoria trigonioides BErG. (Rıcater, 1. C., S. 450, t. VIL., f. 5, 6) gehört wohl hierher. Myophoria ovata GoLDF. Myophoria orbicularis GoLDr. Zu dieser etwas variirenden Art rechne ich auch Myophoria plebeja Gizs. sp. und Myophoria gibba Rıcar. (]. c., S. 453, t. VII., 1) Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, red. von Gieser und Hemrz, 1858, S. 432, t. 9, f. 7. 2) Zeitschrift der Deutsch. geol. Gesellech, 1869, Bd. XXI, S 48. 90 Rüdersdorf und Umgegend. f£. 9—11), welche letztere von Exemplaren aus den Schichten mit Myophoria orbicularis bei Weimar kaum abweicht. Astarte triasina F. Ron. Astarte Antoni Ges. Selten. Cypricardia Escheri GiEB. sp. Myoconcha Goldfussi Dune. sp. Fig. 6 nach einem Exemplar von Rüdersdorf, Fig. 6a aus dem Böhmschen Steinbruch bei Tarno- witz. — Selten. Als Modiola Goldfussi (und Myophoria modiolina) sp. n. be- schrieb zuerst Herr Dunxker ') Versteinerungen, welche sich durch eine nach hinten erweiterte und gerundete, nach vorn ver- schmälerte, vor dem Wirbel schräg abgestutzte und am vorderen Theile der Basis ausgeschweifte Schale auszeichnen. Später?) be- nannte er ganz ähnliche Formen, ebenfalls mit nach vorn spitz zu- laufender, nach hinten verbreiterter Schale und wenig ausgeschweifter Basis, aus Oberschlesien Modiola gastrochaena und hielt es selbst für wahrscheinlich, dass beide identisch seien. Herr DunkEr er- wähnte in der Diagnose nur die (mehr hervortretende) Kante, welche von dem Wirbel nach dem hinteren Ende der Basis geht; die Ab- bildung, so unvollkommen dieselbe ist, zeigt indess bereits eine zweite, weniger scharfe, nach der Mitte des Hinterrandes verlaufende Kante. Später beschrieben, wie ich glaube mit Unrecht, Herr GieBEL 3) als Mytilus gastrochaena Dun. sp. und Herr v. SersacH?) als Myoconcha gastrochaena Dun. sp. Formen mit oblongem Umriss, einer flachen Rinne vom Wirbel nach dem Bauchrande hin auf dem Seitenabfall, einer deutlichen diagonalen Kante nach der Hinter- unterecke und einer zweiten weniger hervortretenden vom Wirbel nach der Mitte des Hinterrandes, welche auf der von Herrn Giesku gegebenen Abbildung der Schale zu sehen ist, während sie der von Herrn v. Sersacn gezeichnete Steinkern nicht zeigt. Indem ich der Ansicht bin, dass die Myoconchen mit dreieckigem Umriss, schwacher Buchtung des Unterrandes und zwei nach hinten verlaufenden Kanten 1) Casseler Schulprogramm, 1849, S. 11 u. 15. 2) Palaeontographica, Bd. I, S. 296, t. 35, f. 12. 3) Die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau, S. 34, t. 5, f. 1. *) Die Conchylien-Fauna der Weimarischen Trias, S. 80, t. 2, f. 3. III. Die geognostischen Verhältnisse. 91 (Fig. 6) von denen mit oblongem Umriss, stärkerer Buchtung des Unterrandes und zwei nach hinten verlaufenden Kanten (vergl. Fig. 7 und die Abbildung bei Gieeer) zu trennen sind, glaube ich die ersteren als Myoconcha Goldfussi Dun. sp., die letzteren als Myo- concha gastrochaena GızB. sp. (non Dune. sp.) bezeichnen zu müssen. Als Synonyme der ersteren sind anzuführen: 1849. Modiola Goldfussi Duxs. (non Höx.), Casseler Schulprogramm, S. 11. 1849. Myophoria modiolina Dux«., ebenda, S. 15. 1849. Modiola gastrochaend Dunx., Uebersicht der Arbeiten und Verände- rungen der schlesisch. Gesellsch., S. 72. ?1850. Clidophorus Goldfussi Dusx. sp. var. genuina et plicata Scnaurorn, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. IX , t. 6, f. 10, 12. 1851. Modiola gastrochaena Denx. Palaeont., 1., S. 29€, t. 35, f. 12.') 1) Ausser der obigen Art sind von Muschelkalk-Myoconchen aus anderen Gegenden bis jetzt bekannt geworden: Myoconcha gastrochaena Gies. sp. Fig. 7 nach einem Exemplare aus dem Schaumkalk (Terebratulitenkalk) von Sondershausen, welches von Herrn Rechts- Anwalt Czor daselbst aufgefunden wurde. Syn.: ?1855. Pleurophorus Goldfussi Dusx. sp. Scuauroru, Sitzungsberichte der kais. Akad. in Wien, math, nat. Kl., XVII, t. 2, f. 4a. 1856. Mytilus gastrochaena Dunx. Sp. Gieser, Verst. i. Musch. v. Lieskau, Dat no,. 1. 1862. Myoconcha gastrochaena Dunx. 5p. Sersacn, Conch. Fauna d. ‚Weim. Tr, 8.80, t. II.; ff. 3,3, b, c: ?1864. Myoconcha gastrochaena Dussk. SP. Auserr, Ueb. üb. d. Trias, 818090 DEI. 2. 1865. Myoconcha gastrochaena Dun. Sp. N Format. d. bunt. est und des Musch. in Oberschl., S. 57 Exemplare von Krappitz und Piekar, S. 102 aus dem en Friedrichsstolln. Myoconchen mit oblongem Umriss, einer vom Wirbel nach dem Bauchrande herabziehenden Depression, schwach S-förmig gebogener Kante nach der hinteren unteren Erke, einer zweiten schwächeren nach der Mitte des Hinterrandes, welche auf den Steinkernen nicht sichtbar ist. Myoconcha Roemeri. Fig. 8 nach einem jungen Exemplare aus den Chor- zower Schichten von Orzech in Oberschlesien. an 1859. Myoconcha Goldfussi Duxz, Brreer, Neues Jahrb. f. Min. 1859, S. ER EEE 1865. Beenehu sp. ind. Ecr, 1. c. S. 57. 1870. Myoconcha gastrochaena Sex». (?) F. Rormer, Geologie von Ober- schlesien, S 128, t. 10, f. 5. Diese und die Brezezzsche Figur stellen ältere Exemplare dar, welche wahrscheinlich machen, dass das in Fig. 8 abgebildete nicht als Jugendform von Fig. 5a zu deuten sei. Man wird bei Vergleichung der Figuren der Erhaltung Rechnung tragen müssen, 92 Rüdersdorf und Umgegend. Myacites musculoides (ScrLoTH.) Strom. Mnyaeites anceps SCHLOTH. sp. Myacites mactroides SCHLOTH, Myaecites grandis Münsr. Tellina edentula GiEB. Chemnitzia scalata Scur@rT, Sp. Chemnitzia obsoleta Zier. sp. Chemnitzia turris sp. n. Natica spirata SCHLOTH. sp. Turbo gregarius SCHLOTH. sp. Myoconchen mit oblongem Umriss, ohne Depression auf dem Seitenabfall, folglich ohne Buchtung des Bauchrandes, mit gleichmässiger Wölbung der Schale. Auch ein Exemplar aus dem Rhizocoralliumdolomit von Gr. Wenden unweit Bleicherode in Thüringen liegt vor. Myoconcha Thielaui Srroms. sp. Fig. 5 var. genuwina nach einem Exemplare aus dem Böhmschen Steinbruch bei Tarnowitz in Oberschlesien, Fig. 5a var. elongata nach einem Exemplare von Himmelwitz. Syn.: var. genwina: 1850. 1855. 1856. 1857. 1859. 1862. 1865, var. elongata: 1850. 1864. 1865. Modiola Thielaui Srrows., Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. II., t. VE Pleurophorus Goldfussi Duns. sp. Schaurorn, Sitzungsber. d. k. Akad. in Wien, XVII., t. 2, £. 4b. Mytilus Müller! Gies., Verst. i. Musch. v. Lieskau, t. 3, f.2, 4 — UERLEL ke Clidophorus Goldfussi Duxz. sp. var. elliptica Scuhaurorn, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. IX., S. 112, t. 6, f. 11, (non Mwyoconcha elliptica Sckaur. Arserrı, Ueb. üb. d. Trias, S. 133, t. 3, f. 4.) Olidophorus Goldfussi Dunz. sp. Scuaurorm, Sitz. d. k. Akad. in Wien, AXXIV., 82820012 226019. Myoconcha Thielaui Stroms. sp. SeeRAcH, Conch. d. Weim. Trias, S. 78, 1. 110249008 | Myoconcha Thielaui Srrone. sp. Eck, Form. d. bunt. Sandst. und d. Musch. in Oberschl. S. 101. Exemplar aus dem Böhmschen Steinbruch bei Tarnowitz. I Modiola Thielaui Srrome., Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. II, a2} Myoconcha Thielaui Srrous. Sp. Auserrı, Ueberbl. üb. d. Trias, t. III, £. 2. Myoconcha Thielaui Srroms. sp. Eck, 1. c., 8. 101. Exemplar von Himmelwitz. Myocenchen mit dreieckigem Umriss, Buchtung des Unterrandes, radial vom Wirbel ausstrahlenden und durch concentrische Anwachsstreifen gegitterten Rippen. II. Die geognostischen Verhältnisse, 95 Gastropoden, gleich der von Dunker in den Palaeontogr. 1., t. 35, f. 2 abgebildeten Form. Turbinites cerithius Scutoru. Selten. — Wahrscheinlich ident mit Turbonilla nodulfera Dunk. Delphinula infrastriata Stroms. Selten. Euomphalus arietinus SCHLOTH. sp. Pleurotomaria Albertiana DIET. sp. Syn.: Trochus funiculatus Kröv., Verst. d. M. Brand., S. 156, t. IL, £. 6. Trochus echinatus Kröv., ebenda, S. 156, t. I., f. 7. Der erstere wurde bereits von Braun zum Trochus Albertinus gestellt. Dentalium torquatum ScuLoTH. Nautilus bidorsatus SchLoru,. Nach Braut den hangenderen Schichten angehörig. Ammonites antecedens Bey. Ammonites Öttonis Buck. Nur ein Exemplar der von Herrn Beyrıcn !) beschriebenen Varietät liegt vor, welches sehr wahrschein- lich aus dieser Schichtengruppe stammt, Ammonites Buchii Aus. In dieser Abtbeilung bisher nur aus den untersten Lagen bekannt geworden. Ammonites dux Gie». Conchorhynchus avirostris Bronn. Rhyncholithus hirundo Faure Biıe. Serpula valvata GoLDF. Acrodus Gaillardoti Ac. Acrodus immarginatus Mey. Acrodus lateralis Ac. Acrodus Brauni Ac. Acrodus pulvinatus Scumio sp. Strophodus angustissimus Ac. Dentes oblongi et acrodonti- formes. Hybodus Mougeoti Ac. Sowohl Zähne aus den vorderen, als aus den hinteren Reihen wurden aufgefunden, welche letztere mit 1) Abhandlungen der physik. Klasse der Königl. Akademie der Wissensch., 1866, Berlin, 1867, S, 111. 94 Rüdersdorf und Umgegend. der Abbildung bei Acassız, Recherches sur les poissons fossiles, IIl., t. 24, f. 7, 8, übereinstimmen. Hybodus longiconus As. Hybodus major Ac. Zu dieser Art dürften ein paar Flossen- stacheln gehören, von denen der eine am unteren Ende vollstän- dig, am oberen abgebrochen und im Ganzen in einer Länge von 0,28 M. erhalten ist. Die Länge der Wurzel beträgt vorn 0,07, hinten 0,113 M. Die Hinterseite lässt deutliche Warzen erkennen. Saurichthys Mougeots Ac. Colobodus varıus GIER. Gyrolepis tenwistriatus As. Als Fischwirbel dürften durchbohrte Wirbelkörper zu deuten sein, ähnlich den von Chorzow und Larischhof in Oberschlesien er- wähnten. Tholodus Schmidi Mer. Placoduszähne (Krönens Coryphaena, wie bereits BrauL hervor- hob). Meist isolirt, seltener 2 oder 3 zusammen erhalten. Sowohl Gaumen-, als Schneidezähne liegen vor. Mehrfach lassen sich Ersatz- zähne unterhalb der ersteren beobachten. Von den unterschiedenen Arten dürfte nur P. gigas Ac. mit Sicherheit als vorkommend be- zeichnet werden können. Nothosauruszähne. Bei einem Bruchstücke eines Nothosaurus-Unterkiefers sind zwar beide Aeste, doch ohne die Vereinigung derselben erhalten. Der längere Ast zeigt von dem noch vorhandenen letzten, etwas nach hinten gekrümmten, 4 Millimet. im Durchmesser haltenden Schneide- zahn an eine Länge von 0,145 Met. Der letzte der kleineren Zähne von 2 Mm. Durchmesser steht in 0,1 M. Abstand vom letzten Schneidezahn; ihre Zahl ist nicht sicher bestimmbar; es sind deren 12 sichtbar, müssen aber mehr vorhanden gewesen sein, da der Abstand derselben sehr ungleich ist; die Länge des aus dem Kiefer hervorstehenden Theils beträgt bis 5 Mm. Die Höhe des Astes ist hinten 33 Mm. Der Abstand der beiden Aeste ist in 0,1 M. Entfernung vom hintersten Schneidezahn 0,095 M. Für Nothosaurus mirabilis, der allein verglichen werden könnte, ist wohl der bezahnte III. Die geognostischen Verhältnisse. 95 Theil des Unterkiefers zu kurz und der Abstand der beiden Kiefer- äste zu gross, falls dieser natürlich ist. Von zwei Wirbelsäulenfragmenten zeigt das eine 9 zusammen- hängende Rückenwirbel nebst Rippen, das andere 10 obere Wirbel- bogen, zum Theil mit noch erhaltenen Rückenwirbelkörpern. Ausserdem liegen vor: Halswirbel (grössere von 32 und 38 Mm. Höhe und 37 Mm. Länge und kleinere), Rückenwirbel, Schwanz- wirbel, obere Wirbelbogen, eine Halsrippe, Rückenrippen, Bauch- rippen, 3 Schulterblätter, Hakenschlüsselbeine, Oberarmknochen, Darm- beine, Schambeine, Sitzbeine und Öberschenkelknochen. — Wie in Oberschlesien finden sich auch bei Rüdersdorf bereits im unteren Muschelkalk Reste grosser Saurier. Der Umstand, dass sowohl Fisch- als Saurierreste aufgefunden wurden, bei denen sich der Zusammenhang der einzelnen Theile nicht gelöst hat, scheint anzudeuten, dass der Absatz der einschliessenden Gesteinsmasse ein vergleichungsweise ruhiger und rascher gewesen sei. Die Saurierknochen sind (abweichend von den oberschlesischen) überaus brüchig. — Was die Erhaltungsart der Conchylien betrifft, so lassen sich die ursprünglichen Schalen derselben nur noch bei wenigen Arten (Ostrea ostracina, Hinnites comtus, Monotis Albertü, Pinna sp., Terebratula vulgaris), welche den Gattungen mit schwerer zerstörbaren Schalen angehören, beobachten; in den meisten Fällen ist die. Substanz derselben fortgeführt worden, und der entstandene Hohlraum blieb entweder leer, oder er wurde theil- weise mit frei ausgebildeten Kalkspathkrystallen oder ganz mit blättrigem, seltener mit parallelfasrigem Kalkspath wieder ausgefüllt, wodurch secundäre Conchylienschalen entstanden. Von mineralogischen Vorkommnissen wurden in den Schichten dieser Abtheilung bisher aufgefunden: Kalkspath. Die Krystalle zeigen entweder die Combination des ersten schärferen Rhomboäders und der ersten sechsseitigen Säule, welche vorherrschen, mit einem Skalenoöder, dessen stumpfe End- kanten unter denen des ersten spitzeren Rhomboöders liegen, dessen Flächen aber matt und gestreift sind; oder die des ersten und zweiten schärferen Rhomboöders; oder endlich nur ein Skalenoäder. Die erstere Combination umschliesst zuweilen Hisenkieskrystalle. In 96 Rüdersdorf und Umgegend. Drusen, Klüften, im Inneren der Versteinerungen oder in den durch Auslaugung der Conchylienschalen u. s. w. entstandenen Hohlräumen. Andere Drusenräume werden ganz von weingelbem, radial stänge- ligen Kalkspath ausgefüllt. Auch 14 Zoll mächtige Kluftausfüllun- gen von parallelstängligem Kalkspath, dessen Individuen senkrecht gegen die Kluftfläche stehen, wurden beobachtet. Eigenthümlich sind Knollen von bräunlichem, grosskörnigen Kalkspath, welche zuweilen ringsum mit Kalkspathrhomboedern be- setzt sind und sich in den Klüften der schaumkalkführenden Ab- theilung finden. Sie waren bereits Kröpen bekannt. ') Bergmilch. Selten in Klüften. Hornstein, weisslichgrau, splittrig. Selten in Knollen im Kalkstein. Brauneisenstein. In derben oder stalaktitischen und traubigen Massen in den Klüften. Eisenkies. In Krystallen als Einschluss im Kalkspath oder als Ueberzug auf Klüften, z. B. der Schichten 175—178. Binarkies. Erfüllt in stalaktitischen Massen den unteren Theil einer 1 Fuss mächtigen Kluft, welche im Tiefbau die hangen- . deren Schichten der schaumkalkführenden Abtheilung durchsetzt (siehe Profil I) und ein allgemeines Einfallen von ca. 55 Grad nach Nord- westen zeigt. Der Binarkies verzweigt sich von ihr aus in die an- liegenden Schichten hinein und ist in dem oberen Theile der Kluft in Brauneisenstein umgewandelt. — Auch liegen Stylolithen vor, auf. deren gestreiften Flächen Partieen von Doppeltschwefeleisen sich ab- gesetzt haben, welche in Eisenvitriol und gelbes basisch schwefel- saures Eisenoxyd umgewandelt sind. Zinkblende. Selten in kleinen blättrigen Massen in Kalk- spathdrusen. In den dichten, blauen, dünnen Kalksteinen der Schiehten 175 bis 1758 wurden von Herrn Hörxecke?) auch die aus dem unteren Wellenkalk erwähnten ceoncentrischen, abwechselnd hell und dunkel !) Beiträge zur min. und geogn. Kenntniss der Mark Brandenb., 1. Stück, S. 40. 2) Geognost. Beschreib. der Muschelkalkformation bei Rüdersdorf. Manuseript in den Akten des Königl. Oberbergamts zu Halle a. 8. III. Die geognostischen Verhältnisse. 97 gefärbten Ringe beobachtet. Nach den oben (S. 60 u. 61) gegebenen Mittheilungen scheint es wahrscheinlich, dass die dunklen Ringe ihre Farbe fein vertheiltem Doppeltschwefeleisen verdanken. Kamen kohlensäure- und sauerstoffhaltige Wasser auf ihrem Wege durch frisches Gestein mit dem fein vertheilten Doppeltschwefeleisen desselben in Berührung, so mochten sie unter Anderem und ausser doppeltkohlen- saurem Kalk auch schwefelsaures Eisenoxydul in sich aufnehmen. Tropften diese Wasser in flache Vertiefungen der Schichtflächen (Fall 1 und 2, Seite 60) oder enge, die Schichten durchsetzende Canäle (Fall 5, S. 60), so konnte bei dem Eindringen des Wassers in das anliegende Gestein und einer Einwirkung der in dem letzteren enthaltenen organischen Substanz auf das schwefelsaure Eisenoxydul eine Neubildung von Eisenkies erfolgen und die Vertiefung oder der Canal ausserdem mit krystallinischem feinkörnigen Kalk erfüllt werden. Die helleren Ringe könnten der Zerstörung der organischen Substanz oder einer theilweisen Umwandlung des in dem Gestein enthaltenen Doppeltschwefeleisens durch eine Wiederholung des ersten Oxydationsprocesses ihren Ursprung verdanken. Ich verkenne nicht, dass dieser Erklärung manche Bedenken entgegenstehen, bin aker ausser Stande, sie durch eine bessere zu ersetzen. Verwandte Erscheinungen sind auch beim Schaumkalk zu beob- achten. Ein Stück hellgrauen Schaumkalks zeigt auf seiner dunkel- grauen Schichtfläche zwei neben einander liegende, in das Innere führende Canäle, auf der Unterseite nur einen, welcher zum Theil durch Kalkspathkrystalle zugebaut ist. Die beiden Vertiefungen werden je von einem gelben und einem braunen zusammenstossenden Ringe, dann beide von einem breiten gemeinsamen gelben, endlich von ellipsoidischen und später kreisförmigen, abwechselnd gelb und braun gefärbten Ringen umgeben, deren letzter einen Durchmesser von 0,03 M. hat. Im Inneren des Gesteinsstücks zeigt der Kalk an den Seitenwänden der Canäle eine weisse Farbe, und in einem unge- fähr elliptischen Umkreis um dieselben von 0,09 grösserem und 0,08 M. kleinerem Durchmesser ist die hellgraue Farbe des Gesteins durch eine gelbliche ersetzt. Hier mag durch die Einwirkung von Wasser und organischer Substanz auf das im Gestein vorhandene Doppeltschwefeleisen bloss eine Umwandlung des letzteren in Eisen- 7 98 Rüdersdorf und Umgegend. oxydhydrat vor sich gegangen sein, und der Umkreis, in welchem diese Veränderung erfolgte, erweiterte sich nach unten, da der Ab- fluss des Wassers durch die Vereinigung der beiden Canäle in einen verlangsamt und das Eindringen desselben in das Gestein durch die Porosität des letzteren erleichtert wurde. Technische Verwendung findet der Kalkstein dieser Ab- theilung in ausgedehntem Maasse zu Steinhauer- Arbeiten (Quadern, Treppenstufen, Grabplatten, Trinktrögen, Flügelanfängern, Fliesen, Sockelsteinen, Gesimsen u. s. w.), als Baustein und zur Mörtelbe- reitung. Den Schaumkalk machen seine Weichheit, die ihn leicht bearbeiten lässt, und die Porosität, welche beim Brennen das Ab- treiben der Kohlensäure sehr befördert, hierzu besonders geeignet. Die Sortirung der gewonnenen Kalksteine geschieht in Werkstücke zu Steinhauer-Arbeiten, von 1 Kubikfuss und darüber Inhalt, Preis des Kubikfusses 6 Sgr., Extrabausteine von 3 bis 1 Kubikfuss Inhalt, Preis der Klafter 2 Thlr,, gewöhnliche Bausteine von 4 bis 3 Kubikfuss Inhalt, Preis der Klafter 54 Thlr., Brennsteine von 25 Kubikzoll bis 2 Kubikfuss Inhalt, Preis der Klafter 4 Thlr., Kothen von 8 bis 25 Kubikzoll Inhalt, Preis der Klafter 2 Thlr., Geröll von 4 bis 8 Kubikzoll Inhalt, Preis der Klafter 14 Thlr.; Kothen und Geröll werden ebenfalls zum Brennen verwendet, das letztere ausserdem zur Anfertigung von Beton, Zwittersteine, ohne Rücksicht auf Grösse Preis der Klafter 21 Thlr.; sie eignen sich wegen eines geringen Thongehalts nicht zum Brennen und werden hauptsächlich zu Fundamentmauern verwendet, Kalksteinstücke von weniger als 4 Kubikzoll Inhalt werden als Grutz auf die Halde gefördert. Zum Brennen gar nicht und nur zu Zwittern verwendbar ist die taube Lage (172). Die beiden „schaumigen Lagen“ (183 und 188) geben wegen der vielen Partieen von grauem dichteren Kalk, die sie enthalten, beim Brennen viel Ungaares; die aus ihnen stammen- den Bausteine erfrieren (zerfallen) im Winter. Gute Bausteine liefert III. Die geognostischen Verhältnisse, 99 besonders die Schramlage (196). Die besten Werkstücke geben die Schiebelagen (186) und die Schichten über der Schramlage bis zur grünen Lage (197 bis 203), namentlich die letztere, welche wegen ihrer Armuth an Versteinerungen sehr gleichartig und ausserdem so weich ist, dass sie sich sägen lässt, ohne zu stumpfen. Der blau- graue Kalkstein aus dem Tiefbau wird von den Consumenten weniger gern genommen, woran der Gehalt an unzersetztem Doppeltschwefel- eisen die Schuld tragen mag. ec. Die Schichten mit Myophoria orbicularis. Der den Schluss des unteren Muschelkalks bildende „taube Kalkstein“ ist am besten im Tiefbau und im Alvenslebenbruch am Anfange des Kriensee-Einschnitts, und zwar auf der östlichen Seite des Fahrwegs, zu beobachten. Ausserdem war er früher vortrefflich in einer jetzt bereits abgebauten Förderstrecke, welehe von den öst- lichen „alten Brüchen“ nach dem Flottwellbruch hin getrieben war (siehe das Profil), entblösst. Auch mit dem Heinitz - Canal und der Durchfuhrstrecke vom Heinitzbruch nach den Hinterbergen wurde derselbe durchfahren. Dagegen soll er mit: einem von dem alten Magistratsbruch nach dem Mühlenfliess-Thale getriebenen Querschlage nicht durchörtert worden sein. Schichtenfolge, petrographischer Charakter. Im Tief- bau lagern über den obersten Bänken der schaumkalkführenden Ab- theilung: 222) 18 Fuss 6 Zoll wechsellagernde Schichten von gelbem, dichten, mergligen und grauem, splittrigen, festen Kalkstein, welcher letztere Steinkerne von Myophoria orbicularis in ausserordent- licher Häufigkeit einschliesst, 223) 2 „ — „ gelber dichter Kalkstein mit sehr zahlreichen Rhizocorallien, 224) 6 „ — „ gelber dichter Kalkstein mit zahlreichen Drusenräumen, deren Wände mit Kalkspathkrystallen ausgekleidet sind. In der Förderstrecke bestand der taube Kalkstein von unten nach oben aus folgenden Schichten: (97) 1 Fuss 7 Zoll gelber, dichter, 'mürber Kalkstein, theils schiefrig, theils in Lagen bis zu 6 Zoll, (8) — „ 1 „ grauer Kalkstein mit sehr zahlreichen Steinkernen von Myophoria orbicularis, 7*F Rüdersdorf und Umgegend. 100 (99) 1 Fuss 10 Zoll (100) — Fuss 4 Zoll (101) = » 5 „ (102) A „ 3 ” (103) 2 „ 6 6) 02) Zr ” 2 » AO ul, (106) — „ I h eloro) rn ae ie (97 LO ENIETE wie (98), 9 (111) Tr » 4 ” Er RZ ” ä ” US) —_— 5, N (115) == » 8 » (116) En ” 3 ” (117) 1 » Er? ” (118) — „9 „ gelber Kalkstein mit zahlreichen Rhizocorallien, (119) 5 „3 „ gelber dichter Kalkstein mit zahlreichen Kalkspathdrusen. Die Mächtigkeit dieser Schichtengruppe ergiebt sich hiernach im Tiefbau zu 26 Fuss 6 Zoll, im Alvenslebenbruch zu 22 Fuss 2 Zoll. Das Fallen wurde gefunden: in dem Durchgang nach den Hinterbergen . . 2749, im ehemaligen Heinitzkanal am Liegenden . . 230, 2 5 x am Hangenden . . 25°, im Tiefbau beim drusigen Kalkstein (224) . . 25—30°; am Anfange des Kriensee-Einschnitts unter einer streichenden Verwerfungskluft. 153, 14°, überrderselhen;.. ,.:-.\.% 1m one or ae in der Förderstrecke 124, 12, 13, 14, 15°, Durchschnitt 134°, Die vorstehenden Zahlen bestätigen die aus dem Fallen der tieferen Schichten gezogenen Schlussfolgerungen. Auch an der Fal- tung nehmen diese Schichten im Tiefbau noch Theil. Chemische Zusammensetzung. Nach einer im Labora- torium der Königl. Bergakademie von Herrn Ruperorr ausgeführten Analyse enthält der gelbe, dichte, mergelige Kalkstein (aus 222): Unlösliches- 2° Me a 58:95: In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 1,02, Kalkerde. . . . . 48,46, entsprechend 86,53 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . .„ . 1,52, entsprechend 3,19 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 37,02, berechnet 39,74, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . . 3,67, 99,94. II. Die geognostischen Verhältnisse. 101 Die qualitative Analyse ergab in dem unlöslichen Rückstand durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali-Natron und Salpeter Spuren von Schwefel und Mangan, ferner Natron, Kali, Lithion, kein Strontian. Die oberste Schicht des gelben drusigen Kalksteins (224) wurde auf einen Gehalt an Magnesia geprüft und lieferte 1,34 pCt., ent- sprechend 2,94 kohlensaurer Magnesia. Die mitgetheilten Resultate zeigen, dass sich die analysirten Kalksteine aus dem unteren Wellenkalk und den Schichten mit Myophoria orbicularis von denen der schaumkalkführenden Ab- theilung namentlich durch einen hohen Gehalt an unlöslichen Be- standtheilen (Thon u. s. w.) unterscheiden, welcher bei den ersteren 8 bis 10 pOt., bei den letzteren (abgesehen von den Verwitterungs- produkten der tauben Lage) bis 1,75 pCt. beträgt. Die ersteren stehen daher wie geognostisch, so auch in dieser Hinsicht zwischen den rein kalkigen Gesteinen der schaumkalkführenden Abtheilung ‚einerseits, den thonigen des Röths und den thonreichen dolomitischen des mittleren Muschelkalks andererseits. Von organischen Einschlüssen sind in dem tauben Kalk- stein bisher nur gefunden worden: . Rhizocorallien. Myophoria orbicularis Bronn, in ausserordentlicher Häufigkeit. Turbo gregarius SCHLOTH. sp. Nautilus bidorsatus ScktLora. Fig. 4 Seitenansicht, Fig. 4a Ansicht der Bauchseite. Bei dem einzigen vorliegenden, von Herrn Weiss aufgefundenen Exemplare verhält sich die Breite der Windungen zur Höhe = 10:6 wie bei dem Nautilus bidorsatus dolomiticus Qu, doch zeigen die Rückenkanten die flachen Knoten des Nautilus bidorsatus nodosus Qu. Dasselbe ist besonders dadurch von Interesse, dass es schmale abgeplattete Spiralrippen erkennen lässt, welche durch die gitter- förmig sie schneidenden Anwachsstreifen schwach gekörnt zu werden scheinen und an den Nautilus aratus Scur. aus dem Lias erinnern. Gyrolepis Albertii Ac. Aus dem drusigen Kalkstein (Sch. 224) 102 Rüdersdorf und Umgegend. liegt ein Fischfragment von 36 Schuppenbinden vor, welche je bis zu 25 Schuppen aufweisen. Diejenigen der vorderen Binden sind grösser und gleichen der f. 3, t. 19 bei Acassız, Rech. s. I. poiss. foss., I. und II.; diejenigen der hinteren sind fast glatt, nur am Rande gestreift. Von mineralogischen Vorkommnissen sind aus den Schichten dieser Abtheilung nur kleine Kalkspathkrystalle anzu- führen, welche die Drusenwände namentlich der obersten Lagen (119) bekleiden. Sie zeigen eine Combination des Hauptrhomboäders, dessen Flächen glänzend sind, mit einem spitzeren, nach der Diagonal- zone gestreiften Rhomboöder gleicher Ordnung (s. Quensteors Handb. d. Mineralogie, 2te Aufl., $. 406, Fig. zu 8). Technische Verwendung findet der taube Kalkstein nur als Baustein, eignet sich dagegen wegen des hohen Thongehalts nicht zum Kalkbrennen. B. Der mittlere Muschelkalk. Gesteine des mittleren Muschelkalks treten nur am östlichen Flügel des Kalksteinlagers am Wege von Dorf Rüdersdorf nach dem Krienbruch hin zu Tage. Sie sind künstlich in der oben erwähnten Förderstrecke, in dem Förder-Einschnitt vom Alvenslebenbruch nach dem Krien-See und in dem Eis:nbahn-Einschnitt am Tiefbau vor- trefflich aufgeschlossen worden und wurden auch mit dem Heinitz- Canal, dem Wasserhaltungsschacht und der von hier nach dem Mühlenfliess-Thale getriebenen Wasserabzugsstrecke durchörtert. Schichtenfolge, petrographischer Charakter. Der mittlere Muschelkalk besteht von unten nach oben aus folgenden Schichten, von denen die mit (120- 123) bezeichneten in der Förder- strecke, die als (124—133) aufgeführten in dem Fördereinschnitt nach dem Krien-See gemessen wurden. In dem Eisenbahn-Einschnitt am 225) 10 F. — Z. 226) 6 DT 227) 9 ET 228) 5 De) 2a) ee 20) 4, 6,» 231) 5 >} 6 ” 232) 20 5, — nm 233) 3» 6» . 234) 2 BE) 25) 4, 6m III. Die geognostischen Verhältnisse. Tiefbau: gelber mergliger Dolomit in Schichten bis zu 4 Z., mit vielen Drusen, deren Wände mit Kalkspath- kryställchen bekleidet sind, an der Basis mit vielen Ganoidenschup- pen, blauer mergligerDolomit, theils gelber, theils blauer, mergliger Do- lomit in 14 Z. starken Schichten, nach dem Ausgehenden hin ganz mürbe oder thonig, theils gelber, theils grauer, dolomitischer Mergel mit plattenför- migen Kalkknauern, gelber mergliger Dolomit, in den mittleren Schich- ten thonig, blauer, stellenweise gel- ber Dolomitmergel, gelber, ganz mürber, mergliger Dolomit, grauer oder gelber, fester Dolomit, gelber mergligerDolomit, gelber, festerer, merge- liger Dolomit mit vielen weissen Glimmerblätt- chen und einzelnen ge- rundetenRollstücken von grauem dichten Dolomit, ausserdem mit Kalk- spathdrusen; führt Lin- gula temuissima, Ga- noidenschuppen Saurierknochen, . gelber mergliger Dolomit, in der Tiefe blau wer- dend, und. doayessa! (124) ? 103 In der Förderstrecke und dem Förder- Einschnitte am Alvenslebenbruch: 29 17 F. 6 Z. gelber (121) 25 ST) (122) 14, —,„ mergliger Do- lomit, theils schiefrig, theils in Schichten bis zu 3 Zoll, mit vielen Kalkspathdrusen, (ungefähr) unbekannt, gelber, sehr mergliger Dolomit, grauer fester Dolomit mit splittrigem Bruch, in Schichten bis zu 6 Zoll, gelber Dolomit, 104 236) 40 F. — 2. 237) — » 6, 238, — „8, 239) 2, 3% 2402 BE bi il) Ar N Da 244) ken 245) 7, 6, Rüdersdorf und Umgegend. blauer (am Ausgehenden gelber) dolomitischer Mergel und mergliger Dolomit in Schichten bis zu 6 Zoll, in ersterem Knauern und sich aus- keilende Lagen von blauem mergligen Kalk- stein, dessen Drusen mit Kalkspathkryställchen besetzt sind, gelber, schiefriger, do- lomitischer Mergel, brauner mergliger Do- lomit mit Gervillia costata und socialis, Monotis Alberti, Myo- phoria vulgaris, Mya- cites compressus, Acro- dus lateralis, Stropho- dus angustissimus, Hy- bodus plicatilis, Gyro- lepis tenuistriatus und Saurierknochen, weisser mergliger Do- J lomit, gelber, zum Theil schief- (125) ? riger, dolomitischer Mergel, an der Basis ein brauner, 1 Z. starker Sandstein mit vielen weissen Glimmer- blättchen, blauer mergliger Do-\\ (126) 10F. — Z. lomit, blauer dolomitischer \ Mergel mit Knauern von grauem mergligen Kalk- | stein, ) gelber, schiefriger, go) AD re lomitischer Mergel, weisser mergliger Do- \ J lomit, gelber dolomitischer | \ Mergel, J gelber dolomitischer Mergel, blauer, glimmriger, dolo- mitischer Mergel mit Blöcken von zelligem, grauen, mergligen Kalk- stein, dessen Zellen mit Mergelpartieen ausgefüllt sind, weisslichgelber mergliger Dolomit in Schichten bis zu 4 Zoll, zum Theil drusig, unten auf den Schichtflächen glimmrig, (128) 1, 6 „ gelber mergliger Dolomit, " 231) 2, | 252) 20 „ 4) 4F.— 2. ” II. Die geognostischen Verhältnisse. weisser mergliger Do- lomit mit Zengula te- nuissima, Ganoiden- schuppen und Saurier- knochen, gelber dolomitischer Mergel, | gelber mergliger Dolomit in Schichten bis zu 6 Z., gelber dolomitischer Mer- gel in dünnen Schichten, gelber mergliger Dolomit in Schichten bis zu 6 Z., gelber dolomitischer Mer- gel in dünnen Schichten, J (ungefähr) Cämentstein: gel- ber dolomitischer Kalkstein in Schichten bis zu 6 Z., mit weissen Glimmerblätt- chen auf den Schichtflächen. (Die Mächtigkeit wurde nach den Aufschlüssen in der Wasserabzugsstrecke be- stimmt.) ( (129) 13 F. (130) 1, (131) 1, (132) 2 (133) 27 , In der Wasserabzugsstrecke durchfuhr man über 238) der Conchylienlage, 239—241) gelben mergligen Dolomit, 242) blauen dolomitischen Mergel, 243—247) gelben mergligen Dolomit, 248—249) gelben Dolomit in Schichten bis zu 6 Z., 250—251) gelben dolomitischen Mergel, 252) Cämentstein: gelben dolomitischen Kalkstein, unten dick-, in der Mitte dünnbänkig, oben schiefrig, mit 6 Z. gelbem Letten endend. 62. 105 gelber, mergliger Dolo- mit, an der Basis mit Lingula tenuissima, gelber mergliger Dolomit, weisslichgelber mergliger Dolomit, gelber mergliger Dolomit, an der Basis lagenweis angeordnete Rollstücke von grauem dichten Kalkstein, (ungefähr) Cämentstein: unten grauer, oben gelber dolomitischer Kalkstein, in Schichten bis zu 9 Z., oben dünnschiefrig. ‘ Die Mächtigkeit des mittleren Muschelkalks berechnet sich | nach den obigen Angaben im Eisenbahn -Einschnitt zu 181 Fuss 6 Zoll. Das Fallen der Schichten dieser Abtheilung wurde gefunden: 106 Rüdersdorf und Umgegend. im Heinitz-Canal bei den unteren Lagen . . . . 235°; im Eisenbahn-Einschnitt bei DD vet Sa ee DIET AN 1 248 am Liegenden 15°, 250 am Liegenden 12°, DDAWRNL ET E20 in der Wasserabzugsstrecke bei... We: u DR re, 23922121 .| „1. 1580 242 am Hangenden 184—163°, \ durchschnittl. 248—249 am Liegenden 103°, 15°; am Hangenden 153°, 252 am Liegenden 179, am Hangenden 173°, im Kriensee-Einschnitt bei (125) am Hangenden (25—30°), (128) desgl. 150, (129) desgl. 20°, durchschnitt. (133) desgl. 14—1240; 16°, in der Förderstrecke bei a1) a (123)° Far er a Es geht aus diesen Zahlen hervor, dass das Fallen des mittleren Muschelkalks im westlichen und östlichen Bruchfelde durchschnittlich 15—16° beträgt, im westlichen viel weniger, im östlichen nur wenig mehr als bei den oberen Lagen des unteren Muschelkalks. Wohl in Folge des geringeren Fallens ist eine Faltung der unteren Schichten dieser Abtheilung im Eisenbahn-Einschnitt nicht mehr zu beobachten, ' und nur die zwischen den nachgiebigen blauen Thonen (235 und 242) liegenden zeigen sie wieder in ausgezeichneter Weise (s. Profil I). Chemische Zusammensetzung. Nach den im Laboratorium der Königl. Bergakademie bei 1) von Herrn Ruperorr, bei 2) durch Herrn Professor Fınk£xer ausgeführten Analysen enthält: 1) der blaue Dolomitmergel (230): Unlösliches ; 1’ Teermerzrern 29,27, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 3,44, Kalkerde . . . . 20,17, entsprechend 36,02 kohlensaurem Kalk, Magnesia ,;„ .„ » „ 13,92, entsprechend 29,23 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 29,44, berechnet 31,15, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure). . . 2,49, 100,45. III. Die geognostischen Verhältnisse. 107 Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung deutlich Schwefelsäure, im Rückstand durch Digestion mit kohlensaurem Natron deutlich Schwefelsäure, durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron-Kali und Salpeter deutlich Schwefel, eine Spur von Mangan, ferner Natron, Lithion, wenig Kali, deutlich Strontian; die übrigen Gesteine dieser Abtheilung zeigten letzteres nicht. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 55,2 : 44,8, wie der normale Dolomit (54,35 : 45,65). Der Gehalt an Dolomit beträgt 65,25 pCt. 2) Der gelbe mergelige Dolomit (231): Umloslichesius ee aan 099149, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 3,74, Kalkerde . . . . 21,50, entsprechend 38,39 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 15,74, entsprechend 33,05 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 33,80, berechnet 34,20, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . 2,52, 99,79. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung keine Schwefelsäure, im Rückstand keine Schwefelsäure, keinen Schwefel, dagegen eine Spur Mangan, ferner Natron, wenig Kali und Lithion. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 53,7: 46,3, wie der normale Dolomit. Der Dolomit- gehalt beträgt 71,44 pCt. 3) Der gelbe Dolomit (232): Unlsskichesse „3.7 2.242.043. 10.1,9;90, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 2,94, Kalkerde . . . . 28,89, entsprechend 51,58 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 1828, entsprechend 38,39 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 44,35, berechnet 42,79, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure . . 0,46, 100,82. 108 Rüdersdorf und Umgegend. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung eine Spur Schwefelsäure, im Rückstand keine Schwefelsäure, eine Spur Schwefel und Mangan, ferner Kali, Natron, Lithion. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 57,3 : 42,7 (normaler Dolomit = 54,35 : 45,65). Der Dolomitgehalt beträgt 89,97 pCt. 4) Der gelbe mergelige Dolomit (234) mit Lingula tenuissima: Unlösliches . . . 14,16, In der Lösung: onen Eee 2,04, Kalkerde . . „ . 26,20, entsprechend 46,78 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 17,26, entsprechend 36,24 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . 37,16, berechnet 39,56, Glühverlust (nach Ab. zug der gefundenen Kohlensäure) . . 3,50, 100,32. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung eine Spur Schwefelsäure, in dem Rückstand keine Schwefelsäure, keinen Schwefel, dagegen eine Spur Mangan, ferner Kali, Natron, Lithion. Das Gestein führt kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 56,3 : 43,7 (normaler Dolomit = 54,35 : 45,65). Der Dolomitgehalt beträgt 83,02 pCt. Die folgenden 5 Analysen sind von Herrn Brzunıne im Labora- torium zu Stassfurt angestellt. Es enthält: 5) Ein gelber mergliger Dolomit aus den Schichten 233-235: Unlöslickes . . ne dad In der Lösung: Thonseel Eisenoxyd 3,456, Kalkerde . . . . 25,921, entsprechend 46,28 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 17,014, entsprechend 35,72 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 37,290, berechnet 39,07, Wasser N AG LT, 100,334. Die Analyse stimmt annähernd mit der vorigen überein. 6) Der blaue merglige Dolomit (236) (mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen): III. Die geognostischen Verhältnisse. 109 Kieselsäure . . . . . 10,443, Thonerde und Eisenoxyd 6,704, e Kalkerde . . . . . . 25,854, entsprechend 46,16 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . . . 16,419, entsprechend 34,47 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure und Wasser 40,014, Schwefelsäure . . . . 1,357, 100,467. 7) Der braune merglige Dolomit der Conchylienschicht (238): Unloshehes . 2x 5 nd... 0 2205791, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 2,227, Kalkerde . . . . 23,439, entsprechend 40,71 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 15,916, entsprechend 33,41 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 32,963, berechnet 35,41, Schwefelsäure . . 0,910, entsprechend 1,547 schwefelsaurem Kalk, Phosphorsäure . . Spur, Wassers a 225878, 99,124. Die Phosphorsäure ist wohl als aus den Saurierknochen infiltrirt zu betrachten. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlen- saure Magnesia in dem Verhältniss 54,9:45,1, wie der normale Dolomit. 8) Der blaue merglige Dolomit (241) (mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen): | Kieselsäure . -. » . . . 16,316, Thonerde und Eisenoxyd . 8,219, Kalkerde . . . 2... .. 22,459, entsprechend 40,09 kohlensaurer Kalkerde, Magnesia . 15,834, entsprechend 33,24 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure “ . . 32,769, berechnet 35,05, Schwefelsäure . . . . . 1398, Wassenieidos a sis 2 2,037, 99,623. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 54,6 : 45,4, wie der normale Dolomit. 110 Rüdersdorf und Umgegend. 9) Ein gelber mergliger Dolomit aus 244—250: Kieselsäure . 8,17, Unlösliches 11,08 Thonerde . . 2,51, Magnesia . . 0,40, In der Lösung: Thonerde . . . . 0,57, Bisenoxyd. 2.0 2er, Kalkerde . . . . 26,87, entsprechend 47,98 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 17,71, entsprechend 37,19 kohlensaurer Magnesia, Kaliın ca ra Si 2: Kohlensäure . . . 36,57, berechnet 49,59, Kieselsäüure . . . 0,74, Phosphorsäure . . Spur, Wasser Mi ln 226 100,84. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 56,3 : 43,7 (der normale Dolomit = 54,35 : 45,65). Die folgenden Analysen wurden von Herrn Ruperorr im Labo- ratorium der Königl. Bergakademie angestellt. Es enthielten: 10) Die Knauern des zelligen mergligen Kalksteins in (126) im Kriensee-Einschnitt: Untöslichese @ as 2. 15 In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd 1,16, Kalkerde . . . . 43,89, entsprechend 78,37 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . » - 2,85, entsprechend 5,98 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 36,02, berechnet 37,61, Glühverlust (nachAb- zug der gefundenen Kohlensäure) . . 1,88, 99,38. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung deutlich Schwefelsäure, im Rückstand durch Digestion mit kohlensaurem Natron deutlich Schwefelsäure, durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali- Natron und Salpeter deutlich Schwefel, eine Spur Mangan, ferner Kali, Natron, Lithion. 11) Der Cämentstein (133) aus dem Kriensee-Einschnitt: A gl Zr De mn rn en a III. Die geognostischen Verhältnisse. 111 inlasliches. #1. 1:43 21.42 7..5111569;, In der Lösung: Thonerde,Eisenoxyd 1,67, Kalkerde . . . . 38,21, entsprechend 68,23 kohlensaurem Kalk, Magnesia . . . . 7,77, entsprechend 16,31 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 838,46, berechnet 38,56, Glühverlust(nachAb- zug der gefundenen „ Kohlensäure) . . 1,70, 99,50. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung deutlich Schwefelsäure, im Rückstand deutlich Schwefelsäure, deutlich Schwefel, eine Spur Mangan, ferner Kali, Natron, wenig Lithion. Das Gestein enthält kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia im Verhältniss 80,7 : 19,3, ist also ein dolomitischer Kalkstein. Der Rückstand ergab folgende procentische Zusammensetzung: Kieselsäure . - - . . 63,10, Thonerde, Eisenoxyd . . 22,84, Kalkerde® 7... 0. 20,40, Mamnesian. a 2 ER, Kalimer Al Natron @9 Lea. ee a At, Schwetell an 202022272037 Glühyerluste tr ERST: 100,54, übereinstimmend mit manchen Thonschiefern. Welches Gestein von Mever !) untersucht wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Da dasselbe ein sehr schiefriges Gefüge zeigte, liegt es nahe, die Analyse auf die obersten Schichten des mittleren Muschelkalks, den Cämentstein, zu beziehen; indess zeigt dieselbe sehr erhebliche Abweichungen von der obigen. Der mittlere Muschelkalk besteht hiernach aus mergligen Dolo- miten und dolomitischen Mergeln, zuoberst aus dolomitischem Kalk- stein, in welchem der Magnesiagehalt bereits abnimmt. Von Interesse ist auch hier das Vorhandensein von Schwefel (Doppeltschwefeleisen) in den blauen, sein Fehlen oder nur spurenweises Vorkommen in den gelben Gesteinen. 1) Ueber den Kalkstein vom Krienberg bei Rüdersdorf und einige Cäment- steine. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses in Preussen, Berlin, 1840. — Analyse abgedruckt in Miczaeus’ „Die hydraulischen Mörtel“, Leipzig, 1869, S. 67. 112 Rüdersdorf und Umgegend. Von organischen Einschlüssen wurden in diesen Schichten bis jetzt aufgefunden: Lingula tenwissima Bronn. Monotis Albertiüi GoLDr. Gervillia costata SCHLOTA. sp. Gervillia socialis ScHLoTH. sp. Myophoria vulgaris SchLorH. sp. in grosser Häufigkeit. Myacites compressus SANDB. Sp. Syn.: Anoplophora Mwuensteri (Wıssu. sp.) Ars. Ueberblick über die Trias, Ss. 1392 IIL..4.,9. Pleuromya compressa Sanoe., die Gliederung der Würzburger Trias, Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. VI., S. 178. Die von Herrn Lausr in seiner Fauna der Schichten von St. Cassian, Abth. II., t. XVI., f. 13 gegebene Abbildung des Unio- nites Muwensteri Wıssm. stimmt mit der eitirten Figur des Herrn v. Atserrı wenig überein, und es ist daher der neue Name des Herrn SANDBERGER für die letztere Form wohl gerechtfertigt. Acrodus lateralis Ac. Strophodus angustissimus Ac. Hybodus plicatilis Ac. Gyrolepis tenuistriatus Ac. Saurierreste: ein Hakenschlüsselbein, eine Rückenrippe. Von mineralogischen Vorkommnissen sind nur die in den Drusen der untersten Lagen auftretenden kleinen Kalkspath- kryställchen zu erwähnen. Technische Verwendung findet von den Gesteinen dieser Abtheilung nur der oberste dolomitische Kalkstein in geringer Aus- dehnung zur Cämentbereitung. C. Der obere Muschelkalk. Der obere Muschelkalk ist am besten in dem Krienbruch ent- blösst und wurde in noch grösserer Vollständigkeit mit der Wasser- abzugsstrecke aufgeschlossen, welche von dem Wasserhebungsschacht nach dem Mühlenfiess-Thale getrieben wurde. Seine Mächtigkeit ist bis zu ca. 145 Fuss bekannt. Auf der beigegebenen Karte wurden in. demselben drei Abtheilungen unterschieden: die Schichten mit III. Die geognostischen Verhältnisse. 113 Myophoria vulgaris, der glaukonitische Kalkstein und die Schichten mit Ammonites nodosus, von denen die beiden ersten kalkige Bil- dungen sind, während die letzteren kalkig-thonig entwickelt sind. a. Die Schichten mit Myophoria vulgaris. Die untere Gruppe wurde ausser an den genannten Stellen noch zwischen der Brücke nach der Colonie Bergbrück und dem Lazareth bei Ausgrabungen angetroffen. Schichtenfolge, petrographischer Charakter. In der Wasserabzugsstrecke bestand sie von unten nach oben aus folgenden Gesteinen: 253) 6 Fuss — Zoll grauer dichter Kalkstein in theils wulstigen, theils eben- flächigen Schichten bis zu 2 Zoll Stärke, mit Letten- zwischenlagen, >54) 5 „ 6 „ grauer dichter Kalkskein in vier 4 bis 9 Zoll starken Bänken, welche durch Letten oder schiefrigen Kalkstein getrennt werden, die untere und obere stark bituminös riechend, 25) 4 „ 6 , grauer dichter Kalkstein in dünnen, höchstens 4 Zoll dicken Schichten mit Lettenzwischenlagen, 256) A „ 6 „ grauer splittriger Kalkstein in starken, 1 Fuss mächtigen Bänken, 35) 5 „ 6 „ grauer, dichter, wulstiger Mergelkalk mit wenigen 2 Zoll starken Schichten, mit Lettenzwischenlagen. Im Krienbruch wird diese Abtheilung (134) unten aus wulstigem, oben aus diekbänkigem, grauen, dichten Kalkstein gebildet. Der erstere führt selten Knollen von grauem splittrigen Hornstein, häufi- ger abgerundete Rollstücke von grauem Kalkstein mit ebenem Bruch, welche mit angehefteten Schalen glatter Austern bedeckt sind, wo- durch der Gedanke an eine concretionäre Entstehung derselben aus- geschlossen wird. Die stärkeren Lagen führen sehr häufig eckige oder schwach gerundete Partieen von gelbem dichten Kalkstein, welcher äusserlich dem dolomitischen Kalkstein des mittleren Muschel- kalks gleicht. Dieselben enthalten indess nach einer von Herrn Dr. Wichmann deshalb angestellten Untersuchung nur 0,350 pCt. Magnesia, entsprechend 0,77 kohlensaurer Magnesia. Die Mächtigkeit dieser Abtheilung beträgt sowohl in der Wasserabzugsstrecke, als in dem Krienbruch 26 Fuss. Das Fallen der Schichten wurde gefunden: 114 Rüdersdorf und Umgegend. in der Wasserabzugsstrecke: bei 255 am Hangenden 16°, el desgl. 199, durch- „255 desgl. 179, ) schnittlich „256 desgl. 1a), 169, na desel. 149, im Krienbruch am Kriensee-Einschnitt ca. 17. Von organischen Einschlüssen wurden bisher in dieser Gruppe aufgefunden: - Rhizocorallium Jenense Zunk., die Fläche der obersten Schicht ganz bedeckend. Östrea ostracina SCHLOTH. SP. Monotis Albertii GoLDr. Gervillia costata SCHLOTH. sp. Myophoria vulgaris ScuLoreH. sp., auf den Schichtflächen meist in ausserordentlicher Häufigkeit. (?) Myoconcha gastrochaena GEB, sp. Muyacites musculoides ScHLoT». ? Chemnitzia scalata ScaRöT. sp. Strophodus angustissimus Ac. Hybodus plicatilis Ac. Gyrolepis mawimus Ac. Von mineralogischen Einschlüssen sind aus diesen Schich- ten nur Knollen von grauem splittrigen Hornstein zu erwähnen. Technische Verwendung fanden die Gesteine dieser wie der folgenden Abtheilungen bisher nur in geringem Maasse zu Bau- steinen. b. Der olaukonitische Kalkstein. Die mittlere Gruppe des oberen Muschelkalks ist ausser im Krienbruch (135) und der Wasserabzugsstrecke (258) anstehend noch am Mühlenfliess bei der Brücke nach der Colonie Bergbrück und an der Stelle der letzteren selbst in dem ehemaligen v. Marschallschen Bruche bekannt geworden. Zahlreiche Blöcke des hierhergehörigen Gesteins auf den l'eldern am südwestlichen Ende der genannten Colonie deuten die weitere Fortsetzung dieser Schichten nach Süd- westen hin an. III. Die geognostischen Verhältnisse. 115 Petrographischer Charakter. Der (schwach dolomitische) Kalkstein dieser Abtheilung ist weiss oder gelb und dicht. Sehr häufig sind in demselben und auf den Schichtflächen der dicken, bis 4 Fuss starken Bänke Flasern von erdigem, frisch seladongrünen Glaukonit. Oft bildet der letztere Ueberzüge auf den Schalen von Conchylien (Monotis Albertiüi, Lima striata) und über abgerundeten Rollstücken von innen grauem, nach der Peripherie hin grünlichen, an dieser selbst intensiv grün gefärbten, dichten Kalkstein. Ausser- dem finden sich bald mehr, bald weniger häufig hier und da in der Grundmasse Kugeln oder Ellipsoide von 2, selbst 3 Millim. und grösserem Durchmesser, welche zuweilen ganz aus grauem dichten Kalk bestehen, mit einem grünen Glaukonitüberzuge bedeckt sind und namentlich bei beginnender Verwitterung eine concentrisch scha- lige Zusammensetzung um einen im Mittelpunkt befindlichen fremden Körper erkennen lassen. In anderen Fällen enthalten sie nur einen Kern von gelbem dichten Kalk, welchen eine oben und unten stärkere, an den Seiten schwächere Hülle von grünem, bei der Verwitterung braun werdenden Kalkspath umgiebt. In Chlorwasserstoffsäure lösen sich dieselben unter Aufbrausen auf, und nur die färbende Substanz der Rinde bleibt in kleinen gelblichgrünen Partieen zurück. In noch anderen Fällen bestehen die Kugeln ganz aus grünem Kalkspath. Viele haben nur den Hohlraum hinterlassen, der zuweilen von einem oder mehreren, grünen oder nicht gefärbten, frei auskrystallisirten Kalkspathkrystallen, manchmal mit Kalkspath und braunem Eisen- ocker zum Theil wieder ausgefüllt oder nur mit einem inneren Ueber- zuge von Eisenoxydhydrat bedeckt ist. — Es dürfte nicht ganz leicht sein, diese Erscheinungen in genügender Weise zu erklären. Waren ursprünglich in allen Fällen Oolithkörner vorhanden, deren Auslaugung hier an der Oberfläche begann? Möglich wäre es, dass dieselbe in einzelnen Fällen unterbrochen worden wäre, in anderen nicht, und dass sich die entstandenen Hohlräume ganz oder theil- weise mit Kalkspath wieder ausgefüllt hätten, welcher durch die vom Wasser mechanisch mit fortgeführten Glaukonitpartikelchen grün gefärbt wurde. Warum aber würde dann in diesem Falle die Aus- laugung der Oolithkörner von aussen, im Schaumkalk von innen her gr 116 Rüdersdorf und Umgegend. erfolgen? Gab der eisenoxydulhaltige Glaukonitüberzug Veranlassung zum Angriff von aussen her? Behandelt man das gröblich gepulverte Gestein mit Chlorwasa- stoffsäure, so bleiben als Rückstand zahlreiche Bruchstücke von weissen verkieselten Conchylienschalen, Krusten von Eisenkiesoktaödern, grüne Partikeln und der dem Kalkstein beigemengte Thon zurück, welchen letzteren man durch Abschlämmen entfernen kann. Ein Theil der grünen Substanz erscheint unter dem Mikroskop wie ein durch ein ungleich vertheiltes grünes Pigment (Glaukonit) gefärbter Quarz. Die Mächtigkeit dieser Abtheilung ergab sich im Krienbruch zu 18 Fuss, in der Wasserabzugsstrecke zu 9 Fuss 6 Zoll. Das Fallen wurde im Krienbruch am Kriensee-Einschnitt 16 Grad, am westlichen Bruchstoss 19 Grad, in der Wasserabzugs- strecke am Liegenden 14 Grad, am Hangenden 16 bis 184 Grad ge- funden. Stylolithen finden sich auch hier, wenn auch nicht in der- selben Deutlichkeit wie im Schaumkalk. Chemische Zusammensetzung. Nach einer von Herrn Hey im Laboratorium der Königl. Bergakademie ausgeführten Analyse enthält das Gestein: Unlöslıchess re 8,03, In der Lösung: Thonerde, Eisenoxyd, 0,55, ; Kalkerde . . . . 44,14, entsprechend 78,82 kohlensaurem Kalk, Magnesia . » . .„ 3,99, entsprechend 8,38 kohlensaurer Magnesia, Kohlensäure . . . 38,35, berechnet 39,07, Glühverlust (nach Ab- zug der gefundenen Kohlensäure) . . 2,64, 91:10: Dasselbe ist daher ein schwach dolomitischer Kalkstein. Die qualitative Analyse ergab in der salzsauren Lösung deutlich Schwefel- säure, im Rückstand durch Digestion mit kohlensaurem Natron deut- lich Schwefelsäure, durch Schmelzen mit Kali-Natron und Salpeter deutlich Schwefel, eine Spur Mangan, ferner Kali, Natron, Lithion und Strontian. II. Die geognostischen Verhältnisse. 117 Der Rückstand (s. oben) enthielt: Kieselsäure . »... 57,45 Phonerder ce 2m. de. 8,14 Disenowydurar 2 2: 9,85 Bisenoxydul rn 5a Kalkerdetmeeer ee 0,57 Magna, ala one 2,64 Reli ee a 3,91 Natongee a3: VaSSeTee ee 00 99,30. Von organischen Einschlüssen sind bis jetzt in diesen Schichten aufgefunden: Enerinusstielglieder, Pecten laevigatus SCHLOTH. sp. Lima striata var. genwina SCHLOTH. Sp. Gervilla costata ScHLoTH. sp. Monotis Albertii Gouor, in ausserordentlicher Häufigkeit. Acrodus lateralis As. Hierher die f. 4, t. I. bei Kröpen, Ver- _ steiner. d. Mark Brandenb. Acrodus Gaillardoti Ac. Acrodus immarginatus Mey. Acrodus substriatus SCHMID sp. Strophodus angustissimus As. Dentes oblongi, acrodontiformes et ovales. Hierher die f. 7, t. I. bei Kröpen, 1. c. Die oblongen Zähne an den Enden zuweilen mit einer etwas seitlich liegenden Mittelkante. Hybodus plicatiis Ac. Auch die von Acassız als H. obliquus bezeichneten Zähne kommen vor. Hierher f. 5 und 6, t. I. bei Kröpen, 1. c. Hybodus cf. angustus Ac. Ein Zahn, welcher dem von v. Mever in den Palaeontogr., Bd. I., t. 28, f. 45 abgebildeten Zahn von Rybna in Oberschlesien gleicht und als Zahn aus den hinteren Reihen von H. angustus gedeutet werden kann. Hybodus Mougeoti Ac. Hybodus polycyphus Ac. Hybodus raricostatus Ac., Recherches s. I. poiss. foss, TIL, S. 187 118 Rüdersdorf und Umgegend. t. 24, f. 24. Der Fundort des von Acassız beschriebenen Zahns in dem Museum von Bristol ist unbekannt; Acassız vermuthete nur, dass er jurassisch sei. Der vorliegende Zahn wurde von Herrn Beyrıca aufgefunden. Saurichthys Mougeoti Ac. Colobodus varius GIEB. Gyrolepis tenuwistriatus Ac. Gyrolepis Albertüi Ac. Hierher f. 9, t. I. bei Krapzn, 1. c. Placodus sp. Einen Schneidezahn aus diesen Schichten bildet Kıepen, 1. c.,t. I, f. 1 ab. Was die Figuren 2, 3 und 8 vor- stellen, vermag ich nicht zu ermitteln, Von mineralogischen Einschlüssen sind in dieser Gruppe nur die oben bereits erwähnten Kalkspathkryställchen und der Glau- konit anzuführen. ec. Die Schichten mit Ammonites nodosus. Gesteine der obersten Abtheilung sind ausser im Krienbruch und in der Wasserabzugsstrecke noch durch eine Grube an der Tas- dorfer Chaussee in der Nähe des Eisenbahndammes entblösst worden. Sie wurden ausserdem in den Brunnen bei den Häusern westlich der genannten Chaussee und oberhalb der Brücke, ferner im Wetterschacht, in den Brunnen der Ziegelei auf Colonie Bergbrück bei ca. 20 Fuss und in dem der letzteren selbst angetroffen. Ihre weitere Fortsetzung wird durch zahlreiche Bruchstücke auf den Feldern am südwestlichen Ende der erwähnten Colonie angedeutet. — Ich behalte für diese Abtheilung die zuerst von Herrn Ewarn gewählte Bezeichnung bei, welche solchen von nicht allgemeiner Giltigkeit, wie Thonplatten oder Glasplatten, vorzuziehen sein dürfte. Der neuerdings mehrfach an- gewendete Name „Nodosenkalk“ ist unrichtig, da die Gruppe der nodosen Ammoniten dem ganzen Muschelkalk eigen ist. Schichtenfolge, petrographischer Charakter. Soweit die Schichten dieser Gruppe aufgeschlossen wurden, folgen in derselben von unten nach oben: III. Die geognostischen Verhältnisse. in der Wasserabzugsstrecke: 959) ca. 14 F. — Z. blauer, verwittert bräun- 260) ca. 60 „ 1 8, licher, fester Kalkstein mit splittrigem Bruch, in bis 1 F. mächtigen Lagen, grauer dichter Kalk- \ stein in schwachen, bis 3 Zoll starken Schichten mit ein- zelnen 6 Z. bis 1 F. mächtigenBänken von Srauem splittrigen Kalkstein, durch Thonzwischenlagen von einander getrennt, welche nach oben stärker werden, Sc 119 im Krienbruch: (136) ca. SF. — 2. so) “ram 6 9 i es na (139) 1 ln rc) (140) 1 NETT ee) B) PEAZUART blauer, verwittert gel- ber, sehr fester Kalk- stein mit splittrigem Bruch, oben mit gel- bem, dichten, weniger festen wechsella- gernd, grauer splittriger Kalkstein mit zahl- reichen Exemplaren von Gervillia so- cialis und Cor- bula dubia und gregaria, ausser- dem Raizocoralium Jenense, Pecten dıis- cites, Gervillia co- stata, Nucula Gold- fussi, Myophoria vulgarisundsimplex, Myacites musculov- des und mactroüdes, grauer schiefriger Thon mit einzelnen bis 3 Zoll starken Schichten von weiss- lichgelbem dichten Kalkstein, grauer splittriger oder gelber dichter Kalk- stein mit zahlreichen Exemplaren von Pec- ten discites, Tere- bratula vulgaris, gelber dichter Kalk- stein, grauer Thon mit ein- zelnen, bis 6 Zoll starken Schichten von grauem oder gelben Kalkstein. 261) ca. 19 „ 9 „ grauer Thon mit einzelnen 5 Zoll mächtigen Schichten von grauem 262) Tr) 263) ca. 11 „ splittrigen Kalkstein, 7 „ grauer, splittriger, braungefleckter Kalkstein mit Myophoria simplex, 6 „ wie 261, 120 > Rüdersdorf und Umgegend. 264) — F. 6 Z. grauer, splittriger, braungefleckter Kalkstein, 965) 22,9, srauer..Kıon, Weitere Schichten sind nicht entblösst worden. Die in der mächtigen Schotterlage des Krienbruchs vorkommenden Gesteine dieser Gruppe sind theils graue oder gelbe dichte, theils weisse, mergelige, erdige Kalksteine, von denen die letzteren gewöhnlich die seit langer Zeit bei dem gleichen Gestein aus anderen Gegenden bekannten und wohl stets als eine Folge des Thongehalts betrachteten Berstun- gen beobachten lassen. Dieselbe Erscheinung hat neuerdings Herr Laspryees an Geschieben thonigen Kalksteins aus dem Diluvium weit- läuftig beschrieben. '). Als eine Folge der Austrocknung scheint sie mir mit den Druckerscheinungen der Creeps im englischen Stein- kohlengebirge Nichts gemein zu haben. Die Mächtigkeit der mit der Wasserabzugsstrecke durch- fahrenen Lagen berechnet sich aus der Sohlenlänge und dem durch- schnittlichen Fallen zu 109 Fuss 9 Zoll. Diejenige der Schichten 260, 261 und 263 wurde auf dieselbe Weise erhalten. Das Fallen wurde gefunden im Krienbruch zu 19, in der Wasserabzugsstrecke bei 259 am Hangenden zu 15°, durch- 0 e ” » ” nn o [ sehnittlich y £}) » 002 0 264 „ - 15 16°. Von organischen Einschlüssen wurden aus dieser Abthei- lung bis jetzt bekannt: Rhizocorallium Jenense ZENk. Terebratula vulgaris ScuLoru, Meist mit concentrischen Ver- kieselungsringen. Östrea ostracina ScHLOTH. sp. Pecten discites ScuLoTH. sp. Pecten laevigatus ScHLoTH. sp. Gervillia socialis SchLoru. sp. Gervillia costata ScHLorH. sp. Monotis Albertii Gouor. Nucula Goldfussi ALB, sp. Nucula elliptica Goupr. 1) Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch, 1869, Bd. XXI. $. 465 u. 697. III. Die geognostischen Verhältnisse. 121 Myophoria vulgaris SchLotH. sp. Bei einem Exemplare mit erhaltener Schale endet die vordere Rippe, bevor sie den unteren Schalenrand erreicht. Ich halte diese Erscheinung nur für eine Monstrosität, nicht für einen Uebergang zur M. simplex, welche durch die Schiefe der Schale und viel stärkere Aufziehung der hinteren Kante scharf geschieden bleibt. Myophoria simplev Scuuorn. sp. Myophoria pes anseris ScuuorH. sp. Selten; in den aus diesen Schichten stammenden Blöcken der Schotterlage oberhalb derselben. Corbula dubia Goupr. Corbula gregaria GoLDr. sp. Myacites musculoides (ScHLOTH.) STROMB, Myacites mactroides SCHLOTH. Chemnitzia obsoleta ZiET. sp. Gastropoden, gleich der von Dunker in den Palaeontographica, L, t. 35, f. 18 abgebildeten Form. Dentalium torguatum SCHLOTH. Nautilus bidorsatus SCHLOTH. Ammonites nodosus Bruc. Sehr häufig mit doppelten Loben- linien, für welche zuerst Herr Mast !) eine genügende Erklärung gab. Ammonites enodis Quenst. z Rhyncholithus hirundo Favre Bıc. Gyrolepis tenuistriatus Ac. Saurierreste: ein grosser Rückenwirbelkörper, ein Handwurzel- knochen. Von mineralogischen Einschlüssen wurden aus diesen Schiehten bisher nur Krystalle von gemeinem Quarz und Amethyst bekannt, welche die Wände von Drusenräumen im Kalkstein oder der Kammern von Nautilus bidorsatus auskleiden. Nach Kra&pen 2) sollen damit auch weingelbe Kalkspathkrystalle in der Form von Haiys Chaux carbonatee cuboide vorgekommen sein. Die folgende Tabelle giebt einen Ueberblick über die verticale Verbreitung der einzelnen Versteinerungen. 1) Zeitschrift der Deutsch. geologisch. Gesellsch., 1865, Bd. XVIL, S. 267. 2) Beiträge z. min. u. geogn. Kennt. d. M. Brandenb., 1. Stück, S. 40. 122 Rüdersdorf und Umgegend. K RESTE Rn o& SSR so S a SS N ER : 12.83 =8 Be asnnN = EiSSErgE g=S en R-| Se en = ERS Pu u = S'o a Ss Arten: = ea Merl Sees os . :© = 8 =. = = a =.S { eu 2 ee s=sSSs ==. AT 5a ER Do Se 2a 2SsEz SS > 324.8 = as and IS BE = 188 ES E=ES Se} un INES Sy=| S DD AN SE SI Pflanzenresie . .... h ß — . Rhizocorallium Jenense s + - + + Thamnastraea silesiaca + - Encrinus Carnalli —- Encrinus Brahli + Encrinusstielglieder vom Typus des KEncrinus kliüiformis 3 Entrochus stlesiacus Entrochus dubius ABEEHTEBL ED Va Als. Aspidura scutellata . . F ; Ophioderma (Ophia- rachna)? Hauchecornt Cidaris grandaeva Lingula tenuissima . . + al y Terebratula vulgaris . . } R Ostrea ostracina . . . + 2 Ostrea difformis . 5 Ostrea complicata : A Pecten disctess . - - : u Pecten laevigatus Hinnites comtus . - Lima: Imeata 2: { -H Lima radiata . Lima striata Monotis Albertü . + ar Sir Tr Gervillia sociahs , . - +? ze Hr e TE Gervillia costata . . . -- F Air Ir 2 Gervillia subglobosa Sr . ® z Gervillia mytiloides . . - ” 5 Mytilus vetustus . . . e Lithodomus priscus . Pinmansp:, SW. 5 x Cucullaea (Macrodon) Beyrich . . AB: > . . a Nucula Goldfusi . . , + . Ar +++ HH HH HH HH HH tt HH HH 44 HH Nucula oviformis . . Ri Ill. Die geognostischen Verhältnisse, 123 & 3 2 5 = Ss S EDS ra 2 = S - = Dan ES > B| > rS ES an EIiSE=ie a E BusS| 55 sa = ei u SS - = =D 2 - Pu=5=RS © 802 Fo) 5 9 Se Ssas E43 ana Er rs Se ao =g 3SS5EE oO 'S Do Es = 0 m QS858 a Ss = 3238 3 AS Eohd as BOSRS A SS SE saas n 2x un = ERS ag S nn FAR SE S Nucula elliptica . Myophoria vulgaris . Myophoria simplex . Myophoria pes anseris Myophoria curvirostris £ + Myophoria costata . . En Myophoria elegans x ü Myophoria laevigata . a + Myophoria ovata . A Myophoria orbicularis . Corbula dubia . Corbula gregaria . Astarte triasina Astarte Antoni Cypricardia Escheri Myoconcha Goldfussi ? Myoconcha gastrochaena 5 Myacites musculoides . +? ‚Myae\tes grandis . Myacites mactroides Myacites compressus B i + Myaecites anceps . . . ; + . Tellina edentula . Dentalium torquatum , : - Pleurotomaria Albertiana Euomphalus arietinus . Delyhinula infrastriata : Natica Gaillardoti . . + Natica spirata Turbo gregarius . Chemnitzia scalata Chemnitzia turris _ Ohemnitzia obsoleta . Turbinites cerithius . Nautilus bidorsatus Ammonites Buchil Ammonites Ottonis . Ammonites antecedens . + > ebd . a + ba, 5 Be Dan or HH H HH tt H HH tHH 444 HH „u, 124 Arten: Ammonites nodosus . Ammonites enodss Ammonites dux Rhyncholithus hirundo Conchorhynchus avirostris Serpula valvata Acrodus lateralis . Acrodus Gaillardoti . Acrodus immarginatus Acrodus pulvinatus . Acrodus Brauni Acrodus substriatus Strophodus angustissimus Hybodus plicatilis Hybodus cf. angustus . Hybodus Mougeoti Hybodus longiconus . Hybodus polycyphus . Hybodus raricostatus Hybodus major . .. Colobodus varius , Saurichthys Mougeoti . Gyrolepis tenuistriatus Gyrolepis maximus . Gyrolepis Albertü Ganoidenschuppen Tholodus Schmidi Placodus sp. Nothosaurus sp. Baurierresie . . 2... Rüdersdorf und Umgegend. Röth. en Ein Unterer Wellenkalk. e Abtheilung und Schichten mit Myo- Schaumkalk führend phoria orbicularis. ESEL era POEEI re EN ++t4+. Mittlerer Muschelkalk. a Schichten mit Myophoria vulgaris und glaukonitischer +++: +. +44444: 44: 4444 + Kalkstein. mm lt 0 / Schichten mit Ammonites nodosus. ++ ERUR III. Die geognostischen Verhältnisse. 125 Ebenso wie die Aufeinanderfolge vorwiegend sandig-thoniger, vorwie- gend thoniger, kalkig-thoniger, rein kalkiger, kalkig-thoniger, thonrei- cher dolomitischer, thonarmer kalkiger und der endliche Wechsel kal- kiger und thoniger Gesteine nicht zufällige Erscheinungen sein können, so dürfte auch das alleinige Vorkommen oder Vorwiegen der Strahl- thiere, namentlich Krinoiden, in der schaumkalkführenden und der unteren Abtheilung des oberen Muschelkalks, der Zingula tenuissima in dem thonreichen Kalkstein des Röths und thonreichen Dolomit des mittleren Muschelkalks, der Terebratula vulgaris im Schaumkalk und in den unteren kalkisen Schichten der obersten Abtheilung, des Nautilus bidorsatus und der Ammoniten ebenfalls im Schaumkalk (und in den obersten Lagen des unteren Wellenkalks) und in den Schichten mit Ammonites nodosus durch die Beschaffenheit der ein- schliessenden Sedimente oder vielmehr durch die grössere oder ge- ringere Tiefe des sie absetzenden Meeres begründet sein. 3. Das Diluvium. Der übrige Theil der beigegebenen geognostischen Karte besteht an der Oberfläche ganz vorwiegend aus diluvialen Gebirgsmassen. Ja, sie überlagern sogar auch den bei Weitem grössten Theil der geschilderten Triasgesteine, und selbst der höchste Punkt derselben, der Arnimsberg, zeigt noch eine schwache Decke diluvialer Absätze, Von den in der Mark Brandenbuig wohl ziemlich allgemein unterscheidbaren 6 Gliedern des Diluviums: unterer (zum Theil glim- merführender) Sand, Glindower Thon, mittlerer Sand, unterer Ge- schiebemergel, oberer Sand und Kies und oberer Geschiebemergel, treten nur die 5 letzteren in dem untersuchten Gebiete unmittelbar zu Tage. Die drei ersteren Bildungen können als geschiebeärmere (nicht als geschiebefreie), die drei letzteren als geschiebereichere Ab- lagerungen bezeichnet werden. Was die Verbreitung derselben im Allgemeinen betrifft, so ist zunächst daran zu erinnern, dass der untersuchte Distriet ein Theil desjenigen Diluvialgebietes ist, welches von den Abflüssen aus 126 Rüdersdorf und Umgegend. dem Rothen Luch zur Spree, den Rüdersdorfer Gewässern und dem Fredersdorfer Fliesse in parallelem nordost-südwestlichen Verlaufe durchströmt und im Süden durch das Gehänge des ehemaligen Spree- thals begrenzt wird, letzteres deutlich markirt durch den Südabfall der Anhöhe südwestlich von Münchhofen, des Sprint- und Eichbergs bei Woltersdorf, der Kranichsberge bei der Woltersdorfer Schleuse, der Wurzelberge südlich von Colonie Hortwinkel und des Fuchsbergs bei der Unterförsterei Buchhorst. Demgemäss sind zunächst dem am tiefsten eingeschnittenen Thale der Rüdersdorfer Gewässer auch die ältesten der vorkommenden Diluvialbildungen, der Glindower Thon, der mittlere Sand und der untere Geschiebemergel, zu beobachten; am Gehänge der Wurzelberge südlich Colonie Hortwinkel und nach den Abflüssen aus dem Rothen Luch zu der mittlere Sand und der untere Geschiebemergel; am Fredersdorfer Fliess der untere Geschiebe- mergel (bei Vogelsdorf) und der obere Sand. Die Plateaus dagegen zwischen den genannten Einsenkungen werden vorherrschend von dem oberen Sand und dem oberen Geschiebemergel gebildet. Der untere Diluvialsand ist in dem Gebiete der beige- gebenen Karte nur durch Bohrlöcher aufgeschlossen worden und besteht hauptsächlich aus grauen, glimmer- und feldspathführenden Sanden. Der Glindower Thon tritt an der Ostseite des Stienitz - Sees, am Krien-See und im Mühlenfliess-Thale da, wo der neue Eisenbahn- Damm das westliche T'halgehänge erreicht, zu Tage. Er ist ein grauer, plastischer, geschiebearmer (nicht geschiebefreier) Thon, wel- cher am Stienitz-See an der oberen Grenze gelb wird und hier Sand- schichten einschliesst. Der graue Thon vom Stienitz-See enthält nach einer im Laboratorium der Königl. Bergakademie durch Herrn Hey ausgeführten Analyse: III. Die geognostischen Verhältnisse. 127 =) EI en RR 248 0,25 SE 258 50 = 80.2 = NG Urs s= vo ETE|l2’=2|5°23 1555 < I= &) < 2) = &n entweichend über Bis Schwefelsäure | 3,39 35 nn entweichend bei = 5 We. . losszr 25 entweichend beim = Ai Glühen . . [3,43 er] Kieselsäure . . . ... 154,32 0,104 as Kohlensäure -. . . » . 2,92 2,920 ER Schwefelsäure . . » . | 0,68 0,577 | 0,588 28 Phosphorsäure . . . » 10,08 Spur 0,085 e A Sehwetel nn... 52.010,79 SBE ee. .....100 0,016 E33 ikenerde.. . ...0. .7 11655 0,289 3,545 3 — = Eosenoxydul 3... 0. 11,85 1,850 nam Eisenoxyd » . 2... [518 2,288 2° & Talk ee 0,173 2,468 ee Maenesia .*. ... . . [2380 0,119 2,622 =: @ Ben. u 101 0,039 0,269 Bes Ba a....]2,64 0,062 | 0,323 te 48,84 26,39 los57 I 1275 |ızosee | 48,84 | 26,39 Eine andere Analyse theilte Herr Tr=r!) mit. Auf welche Diluvialbildungen sich die a. a. O. unter 1 und 2 aufgeführten Ana- lysen beziehen, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Am Stienitz-See wurden Bernsteingeschiebe darin aufgefunden. Er wird hier in ausgedehntem Maasse zur Ziegelfabrikation ver- wendet. Der mittlere Diluvialsand ist ebenfalls arm an Geschieben; nur ein an seiner oberen Grenze hier und da auch in unserem Ge- biete entwickeltes, wenig mächtiges Kieslager vermittelt gleichsam den Uebergang zu den darüberliegenden geschiebereicheren Diluvial- absätzen. Dasselbe ist namentlich bei der Colonie Rüdersdorfer Grund zwischen dem Gypsbruch und dem Anfange des Kalk-Sees und bei Woltersdorf zu beobachten, und in ihm wurde in dem Eisenbahn- 1) Annalen der: Landwirthschaft in den Königl. Preuss. Staaten, 1864, Bd. 44, S. 177, N. 3. 128 Rüdersdorf und Umgegend. Einschnitte beim Tiefbau und am südwestlichen Ende der Colonie Rüdersdorfer Grund auch die Paludina diluviana Kuntn aufge- - funden. Der untere Geschiebemergel zeigt in dem untersuchten Distriete an der Oberfläche überall eine bräunliche Farbe. Seine Mächtigkeit ist sehr verschieden und wechselt von wenigen bis zu 45 Fussen, in welcher Stärke er in einer Grube an dem oberen Ende des Kalk-Sees am östlichen Gehänge entblösst ist. Wenigstens zum Theil mag diese Verschiedenheit durch die Unebenheit der Oberfläche des darunterliegenden mittleren Diluvialsandes veranlasst worden sein. Auch der untere Geschiebemergel lässt, wie der obere, zuweilen eine durch Auslaugung des kohlensauren Kalks entstandene Lehmdecke beobachten (Garzau), und dieser Umstand scheint mir am besten zu beweisen, dass der lehm nicht als eine selbstständige Bildung betrachtet werden darf. Selbst die neuerdings von Herrn Orrm?) als schlagendste Gründe gegen diese Ansicht angeführten und als ab- norme Lagerungsverhältnisse (Verschiebungen und Verdrückungen) gedeuteten Erscheinungen lassen sich wohl viel besser durch eine ungleichmässige Auslaugung des Mergels seitens der Tagewasser erklären, deren Wege durch Zufälligkeiten bestimmt werden. An einigen Stellen hat eine ganz continuirliche Verfolgung des unteren Geschiebemergels nicht gelingen wollen, so bei Woltersdorf, zwischen diesem Ort und Gut Berghof, nördlich von Tasdorf und bei Gut Rüdersdorf. Allerdings konnte bei der schwierigen Unter- scheidung auf den Feldern ein vollkommen sicheres Urtheil über sein Fehlen an allen diesen Punkten nicht gewonnen werden, und nördlich von Woltersdorf entzieht ihn vielleicht nur eine Ueberwehung durch Flugsand der Beobachtung. Südlich von diesem Ort und von Gut Berghof aber findet möglicherweise eine Vertretung des Mergels durch Kies (als Residuum des ersteren) statt; da indess der untere Ge- schiebemergel auch von Kies unter- und überlagert wird, gebrach es zu einer Abtrennung des Mergeläquivalents an genügendem Anhalt. Die Darstellung nördlich von Tasdorf ist nur als eine nach den 1) Orrm, Die geologischen Verhältnisse des norddeutschen Schwemmlandes u.s. w, Halle, 1870, S. 15, und Zeitschrift d. Deutsch. geol. Gesellsch. XX., S. 743. III. Die geognostischen Verhältnisse, 129 Verhältnissen der benachbarten Sectionen wahrscheinliche zu betrach- ten. — Es ist nicht zu läugnen, dass eine direkte -Auflagerung des oberen Diluvialsandes auf den mittleren, vielleicht in Folge von sanft kuppenförmigen Aufragungen des letzteren, lokal in der That vorzukommen scheint, wie ja ähnliche Sandaufragungen durch den oberen Geschiebemergel, z. B. am Steglitzberge, von Herrn v. Bennıesen längst nachgewiesen worden sind; auch wurde bei den Rüdersdorfer Abraumarbeiten der Fall beobachtet, dass der untere Geschiebemergel auf eine kurze Strecke, vielleicht in Folge einer Wegführung aller lehmigen Theile durch die durchsickernden Tage- wasser, durch Sand vertreten wurde und nur einzelne Lehmschmitze die beiden Theile des Mergellagers mit einander verbanden, — dem- ungeachtet bildet der untere Geschiebemergel in den Diluvialbildungen der Mark Brandenburg ein viele Meilen weit verfolgbares Lager und nicht locale Nester, wie dies von Herrn Lasprrysss !) vermuthet wurde. — Technische Verwendung findet der untere, wie auch der obere Geschiebemergel zur Ziegelfabrikation und zum Mergeln der Felder. Der obere Diluvialsand zeichnet sich besonders durch Reichthum an Geschieben aus. Ihm gehören namentlich an: die Kiese des Schulzenberges, des Thalgehänges zwischen den Rüders- dorfer Windmühlen und den Kranichsbergen (bei der Woltersdorfer Schleuse), auf den Anhöhen westlich vom Gut Berghof, dem Eichberg bei Woltersdorf und bei dem Waldrande östlich von Rüdersdorf am Wege nach Buchhorst, an welcher letzteren Stelle man die Ueber- lagerung durch den oberen Geschiebemergel deutlich beobachten kann, Das gleiche Niveau nimmt bei Berlin der durch den massenhaften Einschluss loser, aus den Geschieben stammender Versteinerungen aus- gezeichnete Kies von Tempelhof ein, welcher nicht dem mittleren Diluvialsande angehört, wie wohl vermuthet worden ist. Auch der von Berenpr 2?) erwähnte Kies im Süden des Bornstedter Sees bei Potsdam (unmittelbar bei dem neuen Orangeriehause) lagert über dem unteren Geschiebemergel, und es scheint überhaupt der obere Dilu- vialsand als die wichtigste Kiesregion des märkischen Diluviums 1) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 1869, Bd. XXI., S. 697, 2) Die Diluvial-Ablagerungen der Mark Brandenburg, Berlin, 1863, S. 36. ) 130 Rüdersdorf und Umgegend. bezeichnet werden zu können. — An dem Gehänge vom Schulzen- berge bis zu dem Fahrwege von Rüdersdorf nach der Woltersdorfer Schleuse und auf dem Eichberg bei Woltersdorf lässt sich ein nicht continuirlich verfolgbarer Mergel beobachten, welchen ich nicht anders als eine lokale Einlagerung in den oberen Diluvialsand zu deuten vermag. In dem Eisenbahn-Einschnitt beim Tiefbau zeigte der obere Diluvialsand über der muldenartig eingesenkten Oberfläche der unteren Schichten des blauen dolomitischen Mergels eine rein weisse Farbe, wohl in Folge der Auswaschung aller lehmigen Theile durch die hier weniger rasch abfliessenden Tagewasser. In dem Kiese bei den Rüdersdorfer Windmühlen wurden be- stimmbare Fragmente der Paludina dilwiana Kunte aufgefunden. Der untere Geschiebemergel und namentlich der obere Diluvial- sand und Kies zeichnen sich noch besonders durch den Einschluss zahl- reicher, wenig gerundeter Geschiebe von Kalksteinen der verschiedenen Muschelkalkabtheilungen und des Röths aus. Aber nur im Südwesten des anstehenden Gesteins werden dieselben darin aufgefunden: an dem Thalgehänge von den Kiesgruben bei den Rüdersdorfer Wind- mühlen bis zu den Kranichsbergen bei der Woltersdorfer Schleuse an zahlreichen, auf der Karte näher bezeichneten Stellen und ferner in einer Mergelgrube nördlich von dem Gut Berghof. An letzterer Lokalität wurden nur Bruchstücke aus den Schichten mit Ammonites nodosus, an den ersteren solche aus dem Röth, dem Schaumkalk, dem glaukonitischen Kalkstein und den Schichten mit Ammonites nodosus beobachtet. Weder im Norden, noch im Osten des Kalk- steinlagers konnten Geschiebe von demselben aufgefunden werden; ein Umstand, der für die Richtung der verschwemmenden Diluvial- fluthen nicht ohne Interesse ist, Dabei will ich noch erwähnen, dass die 1856 Herrn G. Rose!) von dem damaligen Verwalter der Rü- dersdorfer Kalkbrüche gemachte Mittheilung, der Kalkfelsen sei unter der Dammerde abgenutzt und geschliffen, mit deutlichen Riefen dar- auf, gefunden worden, sich nicht wohl auf Gletscherschliffe beziehen 1) Posernnorrrs Annalen, Bd. 43, 1838, 8. 533. III. Die geognostischen Verhältnisse. 131 lässt, wie dies noch neuerdings von Herrn v. Hrrmersen !) geschehen ist. An der in letzterer Zeit freigelegten Oberfläche des Kalkstein- lagers konnten dergleichen Riefen nicht beobachtet werden. Technische Verwendung fanden die Kiese dieser Abtheilung früher in ausgedehntem Maasse zur Beschotterung der niederschlesisch- märkischen Eisenbahn-Dämme. Der obere Geschiebemergel lässt auch in dem untersuchten Gebiete eine durch Auslaugung des kohlensauren Kalks entstandene Lehmdecke und bei weiter vorgeschrittener Veränderung eine schwache auflagernde Sandschicht beobachten. Der allmähliche Uebergang dieses Sandes in den darunterliegenden Lehm und die Unregelmässig- keit der Grenze zwischen denselben, wie beides z. B, am Wald- rande östlich von Rüdersdorf am Wege nach Buchhorst zu beobachten ist, lassen mir eine Deutung dieses Sandes als selbstständige Bildung nicht zulässig erscheinen, wenn ich auch nach den Verhältnissen an anderen Lokalitäten (z. B. dem Kreuzberge bei Berlin) die Frage, ob der obere Geschiebemergel der letzte Absatz der Diluvialwasser sei oder stellenweise von Sand überlagert werde, noch nicht für entschieden halten kann. Die letztere Ansicht wird bekanntlich von den Herren Berenopr und Rora ?) vertreten. Die Kiese auf den An- höhen am Waldrande bei der Colonie Rüdersdorfer Grund vermag ich ebenfalls nur als Residua fortgeführten oberen Geschiebemergels zu deuten. Eine Auftragung dieser an Ort und Stelle gebildeten, nicht transportirten Verwitterungsprodukte auf einer geognosti- schen Karte schien mir weder möglich, noch principiell zulässig zu sein. Weitere Aufklärung über die geognostische Zusammensetzung des untersuchten Gebietes gewähren eine Anzahl Bohrlöcher, welche theils von der Königl. Berg-Inspeetion zu Rüdersdorf nach Braun- kohlen, theils von Herrn Rittergutsbesitzer Orrenneim zur Feststellung der Verbreitung des Glindower Thons gestossen worden sind. Von den ersteren durchteuften: !) Das Vorkommen und die Entstehung der Riesenkessel in Finnland, St. Petersburg, 1867, S. 13. (Memoires de l’academie imperiale des sciences de St. Petersbourg, VIIe Ser., T. XI, N. 12.) 2) Roru, Die geolog. Bildung der norddeutschen Ebene, Berlin, 1870, S. 25. 9* Rüdersdorf und Umgegend. Bohrloch 17 der Karte (am Wege von Tasdorf nach Grünelinde): 132 Ackererde — Fuss Oberer Diluvialsand 8 Fuss Re 6 Zoll: Oli 125 Unterer Geschiebemergel 38 Fuss: Sa 1, > N Mittlerer Diluvialsand 79 Fuss 6 Zoll: Sr In DA 9 m 6 ” Septarienthon 19 Fuss: EN, 13.7 AU, Keuper? 64 Fuss 10 Zoll: a 210 Fuss 6 Zoll, 6 11 Kb 4 Zoll. ” gelber Sand mit nordischen Ge- - schieben, bläulicher lettiger Sand, oben brauner, unten grauer, sandig- kalkiger Mergel mit grossen Ge- schieben, i gelber lettiger Sand und Kies, grauer sandig-kalkiger Mergel mit Geschieben, feiner grauer Sand, grauer Sand mit kohligen Bei- mengungen und Bernstein, grauer grober Sand mit Geschieben, Kies, grober Sand, grauer, sandiger, kalkhaltiger Thon, grauer, fetter, kalkhaltiger Thon, grauer Thon mit Eisenkies und Conchylien des Septarienthons (Nucula Chastelii Nxsr), grüner Mergel mit Eisenkies, rother und grüner Mergel mit Fasergyps und Eisenkies (zuoberst mit einem Fragment eines lamna- artigen Haifischzahns), rother und grüner Mergel mit Kalkspath, Die zuletzt durchbohrten Gesteine gleichen petrographisch den Keupermergeln; der aus 166 Fuss Teufe mit dem Bohrmehl heraus- gekommene Haifischzahn würde indess dieser Deutung widersprechen. Möglich ist es jedoch, dass derselbe in dem aus technischen Gründen in das Bohrloch nachgeworfenen Buckower Septarienthon enthalten war, obwohl andererseits dergleichen Fischzähne in dem märkischen Mitteloligocän bisher nicht aufgefunden worden sind. Die Deutung dieser Schichten muss daher unentschieden bleiben. III. Die geognostischen Verhältnisse. 133 Bohrloch nordwestlich von der Schäferei zu Tasdorf: Nie 2 = = Bohrloch-_ \ z N I Aus Section Alt-Landsberg der Generalstabskarte 1 : 50,000. Nekererden. u. ... 0... — Fuss .6 Zoll, Oberer Geschiebemergel f 5 Fuss 6 Zoli ee Mae], „6°, Seiner,gelber Sand, 2... gröberer gelber Sand, 12 ,„ .-— „Kies (Feuersteine, Granit, Kohlen- stückchen u. S. w.), Oberer Diluvialsand 28 Euss 6 Zoll: — Th nn oo A H> Unterer Geschiebemergel 3 94 Russ 24 „ — „ grauer sandiger Thon, 16 „ — , feiner grauer Sand, DB 9. „ grober grauer Sand mit Kies, 34 „ — ,„ feiner grauer Sand, 6 „ — „ grober grauer Sand mit Kies, ) = feiner grauer Sand, 4 6 grober grauer Sand mit Geschieben, # N . Mittlerer Diluvialsand ” % - a uaysuer Sanl, 4 7 -137 Fuss: „ grauer sandiger Thon, „ feiner grauer Sand mit Kohlen- stückchen, — en, 092, Lienit, 14 „ 1 „ feiner grauer Sand, 4 5 — „ ‚grober grauer Sand, 17 „ — ,„ feiner grauer Sand mit Granitge- schieben, Seitenbetrag: 195 Fuss 6 Zoll. 134 Uebertrag: 195 Fuss 5 Mi 2 2 [SV ETor} Glindower Thon 170 Fuss: 3 Unterer Diluvialsand 5 35 Fuss 6 Zoll: Septarienthon ? Braunkohlen- 105 F.62.: gebirge ? 507 Fuss ” 6 Zoll. eo) — Zoll. Rüdersdorf und Umgegend. grauer sandiger Thon, grauer thoniger Sand, grauer (sandiger) Thon, schwarzer Thon mit kohligen Thei- len und kleinen Geschieben, grauer fetter Thon mit Eisenkies, grauer (sandiger) Thon, grauer thoniger Sand mit schwachen Lettenlagen, grauer Sand mit weissen Glimmer- blättchen, grauer (sandiger) Thon, grauer fetter Thon, feinglimmrig, kalkhaltig, grauer thoniger Sand, grauer Thon, feiner, grauer, glimmriger Sand, grauer kalkhaltiger 'Thon mit Kreidebrocken, Kies (Feuersteine u. s. w.), grauer, grober, scharfer Sand, grauer sandiger Thon, fetter kalkhaltiger Thon mit Braun- kohlenstückchen, grauer sandiger Thon mit Braun- kohlenstückchen, fester glimmriger Thon mit Braun- kohlenstückchen, grauer Thon mit Braunkohlen- stückchen, Die Sandeinlagerungen in den Glindower Thon können nicht be- fremden, da dergleichen auch in der Gegend von Potsdam von Herrn Berennr mehrfach beobachtet worden sind. Da aus den zuletzt durch- sunkenen, geschiebefreien Schichten Versteinerungen nicht heraufge- bracht wurden, bleibt ihre Deutung zweifelhaft. III. Die geognostischen Verhältnisse. 135 Bohrloch 18 der Karte (bei Küdersdorf): Ackererde . — Fuss 8 Zoll, — .„ 11 ,„ lehmiger Sand mit Geschieben, 1 „5 „feiner gelblichgrauer Sand mit Geschieben, 05.97, Orauer leitiger Sand, 85 „6 „ grauer sandiger Letten mit Kohlen- stückchen und kleinen Geschieben, 14 „ 6 „ grauer lettiger Sand mit Ge- schieben, h Oberer Diluvialsand 7 „83 „ grober Kies (darunter Geschiebe 205 Fuss 4 Zoll: mit Rihynchonella nucula), 183 „ 9 „ grauer lettigser Sand mit Ge- schieben, 43 „6 „ feiner grauer Sand, 2 „5. „ grober grauer Sand, 5 „ — „ Kies mit Granit- und Kalkge- schieben, 8 „4 „ grober grauer Sand, 1022,22 822, zieiner, sauer, quellender Sand, Unterer Geschiebemergel | 9 „ — „ grauer sandiger Letten, 23 Fuss: N 1477, , mauer fetter "Thon, Mittlerer Diluvialsand 35 F.: I ner UT. Fan: Io re ns Kies, Glindower Thon 17 F.: 17 „ — „ grauer, fetter, geschiebefreier Thon, ai 5 — „grauer Sand, Unterer Diluvialsand 32 F.: 97 & en emas Tefiiaen Sand ? 49 „ 2°"„ grauer plastischer Thon. 362 Fuss 2 Zoll. Die Deutung der einzelnen Schichten ist nicht zweifellos. Bohrloch 19 der Karte (bei Colonie Hortwinkel): 22 Fuss — Zoll feiner hellgrauer Sand, — „8 „ röthlichbrauner Sand mit Kohlen- theilen, Sen N A, Al, kges, Oberer Diluvialsand 106 F.: 6 „ — „feiner bräunlicher Sand, 11 „ — , Sehwimmsand, 40 „ — „ grauer lettiger Sand, 22 „ — ,„ Seiner grauer Triebsand, "Unterer Geschiebemergel , 61 Fuss 8 Zoll: 61 „ 8 „ grauer sandiger Letten, 167 Fuss 8 Zoll. 136 Rüdersdorf und Umgegend. Drei Bohrlöcher bei der Unterförsterei Schmalenberg und Alt-Buchhorst: Am ARE & Aus Section Kagel der”Generalstabskarte 1 : 50,000. Südlich von der Unter- försterei Schmalenberg: Bei der Unterförsterei ei der Unterförsterei Bei" Alt- Buchhosste TTS m nn m nn na on nr ET er ern Mittlerer Diluvialsand: 18F. —Z. feiner Sand, 10, 6, Kies, 5, 6 „feiner Sand, 18... 9, Ries, 28, 3 „feiner Sand, 81F.—Z. gelber grauer grauer Schmalenberg: 26F.—Z. feiner gelber 9F.—Z. feiner gelber Sand, Sand, Y 28, — „ Kies, 56 „ — „ feiner und gro- | ber,grauerSand | 5, — „ grauer grober mitGeschieben, Sand mit Ge- schieben, 59F.—Z. 65E._Z, = ng SS nn une ng nn sn en on nn — Glindower Thon: (kalkhaltig) Unterer Diluvialsand: I ä : II. Die geognostischen Verhältnisse. Südlich von der, Unter- försterei Schmalenberg: feiner Sand, Kies, “ grauer sandi- ger Thon, grauer fetter Thon, grauer sandi- ger Thon, grauer fetter Thon, grauer sandi- ger Thon mit Glimmer und Kohlentheil- chen, schwarzer fet- ter Thon mit Glimmer und Kohle, schwarzer san- diger Thon mit Glimmer und Kohle, 3 „ grauer sandi- ger Thon, ni —2. „ feiner Sand, 8, —n gelber grauer 124F.62. Bei der Unterförsterei Schmalenberg: 12 „ — „ grauer fetter Thon, +, — „grauer sandi- ger Thon, 7 „-— „ feiner grauer Sand, 11 „— ,„ Kies (Feuer- steine u.s.W), 8, — „ grauer sandi- ger Thon mit Glimmer, 36 „ — „ grauer sandi- ger Thon, 78F.—2. 2 grauer Sand, 137R.— 2. 137 Bei Alt -Buchhorst: 28, — „ grauer fetter Thon, 10 »— „ grauer sandi- ger Thon, 6, — „ grauer sandi- ger Thon mit Glimmer, 44F.— 2. 52F.— Z. feiner grauer Sand mit vie- lem weissen Glimmer und Kot:lentheil- chen, ? feiner grauer Sand, ohne Glimmer, mit rothen Feld- spathpartikeln, 161F.— 2. 138 Rüdersdorf und Umgegend. Bohrloch an der Ostbahn nordöstlich von Hennickendorf: 1) SEI — Aus Section Strausberg der Generalstabskarte 1: 50,000. 18 Fuss — Zoll Mittlerer Diluvialsand 18 Fuss: 5 BE ” 15 » rs » Glindower Thon 20 Fuss: 2 WR a0) weisser Sand mit Geschieben (Be- lemniten u. s. w.) und Bruch- stücken eines grauen, glimmerhal- tigen, dünngeschichteten Sand- steins, grauer sandiger Thon mit kleinen Geschieben und Braunkohlenstück- chen, feiner grauer Sand mit wenig weissem Glimmer und PBraun- kohlenstückchen, grauer glimmriger Thon mit kleinen Geschieben und Braunkohlenstück- chen, Seitenbetrag: 38 Fuss -- Zoll. III. Die geognostischen Verhältnisse. Uebertrag: 38 Fuss — Zoll. ’ 12 Unterer Diluvialsand 111 Fuss 2 Zoll: 159 feiner, grauer, glimmriger Sand, Braunkohlengebirge (?) ” 8 Fuss 6 Zoll: 6 ,„ feiner weisser Sand mit Braun- kohlenstückchen, | 3 ,„ weisser feldspathführender Sand, 9 ,„ grober weisser Sand mit Ge- schieben (Feuerstein u. s. w.), 10 ,„ feiner weisser Sand mit Glimmer, Feldspathstückchen, Braunkohlen- stücken, 6 „ feiner gelber Sand mit Glimmer, Feldspathstückehen und schwachen blauen Thonlagen, 4 „ feiner weisser Sand mit Glimmer, Feldspathstückchen, „ feiner gelber Sand mit Glimmer, Feldspathstückchen und schwachen blauen Thonlagen, feiner, grauer, glimmriger Sand, feiner, grauer, glimmriger Sand mit weissen Quarzstückchen, 157 Fuss 8 Zoll. Die von Herrn Opresunım gestossenen Bohrlöcher gaben folgende Resultate. Schluff bezeichnet darin einen feinen plastischen (thonigen) Sand. Die Bezeichnung der durchbohrten Schichten ist in geringerem Grade zuverlässig. Bohrloch 20 der Karte. Mittlerer Diluvialsand: Glindower Thon: bF. 6Z. grauer Sand, 3, 6 „ Torf?(Lignit?), 6 „ — „magererSchluff, 15F.—Z, 4, _6 „ brauner Thon, 19F. 6Z, 7FE.—Z. gelber Sand, 2,— „ Lehm, 30F. —Z. Bohrloch 21. Bohrloch 22. 1F.—Z. Sand, 1 „— „ gelber Lehm, 21 „— „ grauer Sand, | 2, — „ grauer Mergel, 2, — „ grauer Sand, 1 „ — „ grauer Mergel, 11 „— „ gelber Sand, 3, — „ Schluft, 28 „ — „weisslichgrauer Sand, 498. —Z, 140 Rüdersdorf und Umgegend. Te Te un Se (1 = [CU 1S, [(Ü [U Su en 2 Bohrloch 23. Bohrloch 24. | 1F.—Z. Sand, 5F.—Z aufgefüllte Erde, 2147 (0, 2Nors, Bohrloch 25. 3F. — Z, aufgefüllte Erde, 2 „ — „ blaugraueErde mit Muscheln, 1, Tor 1,„ 6, blauer Schluff, TR.302: 1,„— „ gelber Thon, 2, — „ Schluff, 3, — „ blauer Thon, 3, 6 „ blauer Schluff, 15 „ — „ blauer Thon, 10 „ — „ grauer Schluff, 15, 6, blauer Thon, 1 „ — „ grauer Schluff, 22, 6, blauer Thon, 1882.62. 2, 6, blauer schar- fer Sand, 83F. 62. Alluvium: Ba 14F. 6Z, 3, 6,, grauer Thon, |18 , 6,, grauer Thon, | 2, 6,, grauer Schlufl,) 2 ,, 6, grauer Sand, 43 „ — „ grauer, z. Th.|18 , — , blauer und brauner Thon, brauner Thon, Glindower -- „ 6 „magererSchluff, Thon: 9 e22 blauer und, brauner Thon, 1,, — , grauer Sand, 5, — „, brauner Thon, B4F. 62. Unterer \| 1, 6,, grauer Sand, Diluvialsand: | | | 50F.—2. TOF. 62. Bohrloch 26. Bohrloch 27. 3F.—Z. schwarzgrauer| 1F.— Z. Sand, Sand, 2, — „ Lehm, 2, — ,„ weisser Sand, 1,, — , grauer Sand, 1,» Belim, I HWDOEH Alster N »— „ gelber Sand, | 4 ,, — ,, grauer Sand, 3, — „ gelber Lehm, 9F.—Z. Mergel, 4 „— ,„ gelber Sand, Schluff, \\14F.— 2. 1,, — ‚, blauer Thon, | 4, — , Mergel, 2 ,,— ,„ Schluff, Sand,| 3 , — ,, blauer Thon, 19 ,„ — , blauer und | 8,, — , grauer thoni- brauner Thon, ger Schluff, endower 7, 6,, Schluff, 11 ,— ‚, blauer Sand, Thon: 5,, 6, brauner Thon, 6F.—_Z. „» 6,, scharfer Sand, 1 ”» 6 ” Thon, 37F.—Z. 51F.—Z. 35F.— 2. Bohrloch 28. » 65 4.008, 6 ,, schwarzerThon mit Schnecken, Ze #0 grüner Thon, 11F. —Z. . 6Z. grauer Mergel, | Ar a u ee A rest herren en en IM. Die geognostischen Verhältnisse. 141 Bohrloch 29. Bohrloch 30. Bohrloch 31. grauer Sand, Lehm, ,„, Sand, Lehm, grauer Sand, „ Lehm, „ grauer Sand, „» Thon, Sand, Ihon, „ grauer Sand, ‚„ Lehm, Sand, brauner Thon, 18F. 62. gelber Sand, 1 IT Lehm, 9, — „ weisser Sand, 28F. 62. - 36. —2. Bohrloch 33. Bohrloch 34. Alluvium: BF.—Z. Sand, Mittlerer Diluvialsand: 8, — ,„ gelber Lehm Glindower 11 0,» brauner Thon, Thon: 2 I TIER Kies, 16F.—Z. 21F. — 2. Bohrloch 32. Oberer Diluvialsand ? 15F.—Z. Sand, a) 6 „ Lehm, Mittlerer 2, 6,, Kies, Diluvialsand: 18F.— 2. 6F.—Z. gelber Kies- sand, 6 ,, — , grauer Schluff, 1,, — ‚ weisser Sand, 2 „ — , grauer Schluff, 17 , — ‚, grauer Sand, 327.—2. 30 F.— Z. (lehmiger) Sand, 4 ,,— „ Lehm, 8,,— „ gelber und grauer Sand, 42°. —2. 8F.— Z. scharfer Kies,| 4F.—Z. Sand, 142 Rüdersdorf und Umgegend. Bohrloch 35. Bohrloch 36. 4F.— Z. gelber Sand, |18F. 6Z. gelber 2,—, Kies, — , 6, grober Kies, 12 ,, 6,, gelber Sand, | 3,, — ,„ Lehm und Mitt! — „ 6,, Lehm, Sand, Dil a eh 7, 6,, (lehmiger) 7» „ gelber Sand, iluvialsand: Ierel 1, Thon, O6F. 62. 8,, — ,„ gelber und grauer Sand, 38F.—2. Bohrloch 38. Bohrloch 39. Alluvium: 5F.—Z. Torf, 35 „ — ,, Schwimmsand, 20 F.— Z. weissgrauer Sand. Mittlerer Diluvialsand: 40F.—Z. Bohrloch 41, Bohrloch 42. 17F.—Z. gelber Sand, 7» — „ Mergel, —,„ 6, Mergel, Mittlerer 7„ 6, Lehm und 4, 6, gelber und Diluvialsand: Sand, Glindower Thon: 8, 6, grauer sandi- ger Letten, 40F.—Z. weisser Sand,| 9 „— „ gelber und 13F.—Z, Sand, |12F.—Z. gelber Sand, Bohrloch 37. ) 1,, 6 , magerer Lehm, , 8, 6,, gelber Sand, 10 ,— , Lehm, 6,6, .Schlutt, 38F. 6Z. Bohrloch 40. 9F.—Z. gelber Sand, 4 „ — „ lehmiger Sand, 1, — , gelber Sand, 11 ,, — „ sandiger Lehm, 4 „— ,„ grauer sandi- ger Letten, 23 » — „ gelber Sand, 52F.—Z. Bohrloch 43. 4 ,„— „ Lehm, ) 1 ,, — „ sandigerLehm, grauer Sand, 18F. 2. III. Die geognostischen Verhältnisse. Bohrloch 44. Bohrloch 4. 143 Bohrloch 46. Alluvium: 6F. 6Z. Moorboden, Unterer 4F. 6Z. Mergel, Geschiebemergel: Mittlerer 3, 6, weisser Sand, 17, 6, Lehm und. [16F.—Z. gelber Sand, alsand: Sand, Bene: 6,„ 6, gelber Sand, 10F.—Z. 28F. 62. Bohrloch 47. Bohrloch 48. Bohrloch 49, Dammerde: 1F. 6Z. Dammerde, 1,— „ gelber Sand, 12F.—Z. gelber Sand, | 7F.—Z. grauer Sand, Mittlerer 1, 6, Lehm und 2. 6. Lehm, — „ 6, gelber Sand, alsand: Sand, 3 6 „ gelber Sand, TE. 67. 20 „ — „ gelber Sand, 90F.—Z 24F.—Z. 10., —,„ kehm, Thon, —-, 6, Lehm, Endowen: :> ee MmaBerer Tin, 32, — „ Thon, on: D„ — „ Schwarzgrauer 39F. 67. Letten, 67F.—Z. Unterer 1 „— „ grauerkiesiger - Diluvialsand: Sand, 33F.—2. AOF.—Z. Bohrloch 50. Bohrloch 51. 35F.—Z. gelber Sand, 20F.—Z. gelber Sand, Mittlerer 9 n — „ lehmiger Sand, Diluvialsand: 3» — „ gelber Sand, Glindower Thon: grauer Thon. 30F.— 2. 144 Rüdersdorf und Umgegend. Die Mächtigkeit der einzelnen Schichten des Diluviums er- giebt sich aus den vorstehenden Bohrnotizen, soweit sie zu einer - Beurtheilung derselben geeignet sind, fürdenoberen Diluvialsand zu28F. 62. bis 106 F. — Z. und darüber, für den unteren Geschiebe- mergeltis SAME Te zu. rn für den mittleren Diluvial- sand. ee ; bis zul37 „ — für den Glindower Thon zu20 „ —, bis170 ,„ — für den unteren Diluvial- sand ’ 39. ns Die Verschiedenheit derselben deutet auf stark wellige Grenz- flächen zwischen einzelnen Abtheilungen hin. Von organischen Einschlüssen wurden in dem Diluvium aufgefunden: Paludina diluviana Kuntu im Kies an der oberen Grenze des mittleren Diluvialsandes und im Kies des oberen Diluvialsandes.') 1) Von Conchylien sind aus dem märkisch -sächsischen geschiebeführenden Diluvium bisher bekannt geworden: Paludina diluviana Kuxre: im Glindower Thon bei Petzow u. Glindow unweit Potsdam (Bersıcn, Zeitschr. der Deutsch. geol. Gesellsch. VII., S. 450), Berlin in 169—193 Fuss Teufe des Friedrichsstr. 141 gestossenen Bohrlochs, im mittleren Diluvialsand bei Baumgartenbrück (Berexor, Diluv. Ablag. der M. Brand, S. 34), zwischen Fürstenwalde und Trebus, ’ im unteren Geschiebemergel bei Rixdorf unweit Berlin (Bryzıc#, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XX., S. 647), Charlottenburg (v. Korxen, ebenda XIX., S. 444), Rüdersdorf, zwischen Fürstenwalde und Trebus, im oberen Diluvialsand bei Tempelhof (Kuxrs, Zeitschr, d. Deutsch. geol. Ges. XVIL, S. 331), Rüdersdorf, ferner im Mergel (unbestimmter Stellung) von Sperenberg und Magdeburg (Bexrıce, Zeitsch. d. Deutsch. geol. Ges. VII., S. 449), von Westeregeln und Latdorf (Kuxte, 1. c.), Halle (Lasrevees), im Diluvium bei Buckow (Köser, Gegend von Buckow und das Diluvium von Schlagentin, Berlin, 1868). Bithynia tentaculata L.: im Glindower Thon am Kesselsberg unweit Potsdam (Berzwor 1. c.), im mittleren Sand bei Baumgartenbrück unweit Potsdam (Besexor 1. eh im oberen Sand bei Tempelhof, im (nach Berexpr) oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Bezexor 1, e. S. 41). II. Die geognostischen Verhältnisse. 145 Blephas primigerius Brum. Ein Stosszahn von 2 Fuss Länge und 24 Zoll Dicke wurde (nach Kröpen) 1814 im Abraum des der Berliner Kämmerei gehörigen ' Neritina fluwviatihkis L.: im unteren Geschiebemergel bei Rixdorf (Bryrıcı, Zeitschr, d. Deutsch. geol. Ges., XX., 8. 647). Limnaeus auricularius L. sp.: im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexpr, 1. c.), Limnaeus stagnalis? L.: im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexpr, 1. c.). Planorbis spirorbis L.: im Glindower Thon am Kesselsberg (Berexor, 1. c., S. 34), im oberen Geschiebemergel bei Baumgartenbrück, Valvata piscinalis Mörr.: im Glindower Thon am Kesselsberg (Berexpr, 1. c.), im mittleren Sand bei Baumgartenbrück (Berexpr, 1. c.), im oberen Sand bei Tempelhof (Kuxrm, 1. c), im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexpr, 1. c., Ss. 41). Valvata foraminis Braun: im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Bzxexpr, 1. c.). Succinea Sp.: > im mittleren Sand bei Potsdam (Beryaick). Pisidium amnicum Mir.: im oberen Sand bei Tempelhof (Kuxtm, 1. c.), im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexon, 1. e.). Pisidium fontinale Dkar.: im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexpr, 1. c.). Oyclas cornea L.: im oberen Geschiebemergel der Gegend von Baumgartenbrück (Berexpp, 1. c.). Welchem Mergellager der Mark Brandenburg der Diluviallehm der Gegend von Halle und Thüringens überhaupt entspricht, können erst umfangreichere Unter- suchungen entscheiden. Herr Lasrryees (Zeitschr. d. Deutsch. geol, Gesellsch., XXL, S. 465 u. 697) unterscheidet ihn als Mitteldiluvium von dem unterdiluvialen Sande und dem oberdiluvialen Löss. Wenn diese Ausdrücke mehr als das blosse Lagerungsverhältniss bezeichnen sollen, scheinen sie mir nicht treffend zu sein; denn die Gemeinsamkeit der Geschiebeführung verbindet Sand und Lehm so eng und trennt sie so sehr von dem geschiebefreien oder höchstens secundär einge- schwemmte, kleine Geschiebe führenden Löss, dass eine Grenze zwischen unteren und oberen Diluvialbildungen nur zwischen Geschiebelehm und Löss gezogen werden kann. Die quartären Bildungen Thüringens scheinen sich vielmehr in folgender Weise zu gliedern: 10 146 Rüdersdorf und Umgegend. Bruches aufgefunden; ein Stosszahn-Bruchstück von 1 Fuss Länge und 3 Zoll im Durchmesser (nach Braut) 1846 im Abraum des Flottwellbruchs und 1847 ein Backzahn im Abraum des. Heinitz- bruchs. 1) 2) 2) I. Geschiebeführendes Diluvium. Diluvialkies und Sand, Geschiebelehm; beide mit grossen nordischen Geschieben, welche bis zu einer Höhe von 1200 Decimalfuss beobachtet wurden, und welchen sich Gerölle der Harz- und Thüringer-Wald-Gesteine und die Quarzite der Braunkohlenformation zugesellen. II. Diluviale Süsswasser- und Gehängebildungen. Aelterer Kalktuff mit Elephas antiquus Farc., Helix Canthensis Bere. etc. — Beisp.: Kalktuff von Weimar, Burgtonna, Bilzingsleben. Nach Crevser auf Diluvialgeschieben lagernd. — Aequivalente Bildung: Kalktuff von Canstatt. — Zum Theil vielleicht gleichzeitig mit Schotter, aus Brurhstücken einheimischer Gesteine mit verschwemmten kleineren nordischen Geschieben bestehend, mit Suecinea oblonga Drar., Succinea putris L., Helix hispida L., Helix nitida Mörr., Pupa muscorum L., Olausilia sp., Limnaeus auricularius (L.) Sram, Planorbis sp., Valvata piscinalis Mürr., Neritina fluviatilis L., Unio sp., Blephas primigenius Brum. — Beisp.: Kies bei Cölleda, auf den Anhöhen bei Commende Griefstädt, südlich von Cannawurf, Sonders- hausen, Klingen, bei Klein Furra, Bleicherode, im Salzschacht bei Erfurt u. s. w. — Hauptsächlich die Periode der Thalbildung in Folge der Vertiefung des Durchbruchs bei der Sachsenburg bezeichnend, so dass auch hier hoch- und tiefgelegene Kiese (und Conglomerate) unterschie- den werden können. — Aequivalente Bildungen: Kies von Edesheim und Öbernjesa (v. Sersacn, Nachrichten v. d. K. Gesellsch. d. Wiss. u. d. G. A. Univers. zu Göttingen, 1866, N. 17, S. 293); Schotter von Reichensachsen südl. von Eschwege in Hessen (Bzvsscn); Sande von Mosbach, Mauer, Bruchsal und Durlach, Geröllablagerungen von Bisch- weier im Murgthal, Ettlingen im Albthal und im Neckarthale (Bravs, Amtl. Bericht üb. d Vers. Deutsch, Naturf. u. Aerzte zu Mainz, 1843, S. 142). — Warcenser, Darstell. d. geol. Verhält. d. a. Nordrande d. Schwarzwaldes hervortret. Mineralquellen, Mannheim, 1843. — Sanpeerser, Verh. d. Naturwiss. Ver. in Carlsruhe, 1868, S. 51). — Benecke, Lage- rung u. Zusamms. d. geschicht. Gebirges a. südl. Abhang d. Odenwaldes, Heidelberg, 1869, S. 51); Sand mit Keuper- u. Liasgeröll im Thale von Stuttgart (v. Seyrrer, Jahresh. d Ver. f. vaterl. Naturk. in Württemb., Jahrgang 1, 1845, S. 183); Kies zwischen Oderberg und Krappitz in Oberschlesien (F. Rormer, Geologie von Oberschlesien, Breslau, 1870, S. 430). 3) Löss und geschiebefreier Lehm, an der Basis oft mit dem eben ae ee un en re ee ee a a u he nei III. Die geognostischen Verhältnisse. 147 Eguus adamiticus Scnuorn., Zähne (nach Kröpen). Aus welcher Schicht des Diluviums die genannten Säugethier- reste stammen, ist nicht anzugeben. 4. Das Alluvium. Das Alluvium besteht in dem untersuchten Gebiete ganz vor- wiegend aus Torf und nur untergeordnet aus Sand. — Auch der Boden des bei der Senkung des Stienitz-Sees (um 84 Fuss im Jahre 1858) trocken gelegten Teufels-Sees besteht aus Torf und das am Stienitz-See gewonnene Vorland von etwa 400 Morgen ebenfalls grösstentheils aus Torf, ausserdem theils aus Sand, theils aus einem Gemenge von humosen Substanzen mit Schalthier- und Fischresten (vergl. Tuaer, Annalen der Landwirthschaft in d. Königl. Preuss. Staaten, 1864, Bd. 44, S. 175). „Die grösste Fläche ward an der Nordseite des Sees gewonnen — eine Stelle, von der es hiess, dass erwähnten Schotter wechsellagernd. Mit Succinea oblonga Drar., Helix hispida L., Heli pulchella Mörs, Helix ericetorum Mörr. (sonst nur aus dem Löss von Toulouse bekannt), Achatina lubrica Mürr., Achatina acicula Mirr., Zupa muscorum L, Pupa pusilla Mörr.; bei West- greussen mit Limnaeus auricularius (L.) Srem, Oyclas sp. Ueberall mit Lösspuppen; zuweilen mit kleinen eingeschwemmten nordischen Geschieben; bei Kindelbrück im Wipperthale mit schwachen Einlage- rungen von Sand, welcher aus der Zerstörung des weiter oberhalb von der Wipper durchflossenen mittleren Buntsandsteins hervorgegangen ist. Beispiele: Südliches Gehänge des Thals der Goldenen Aue bei Uthleben und Auleben, Wipperthal bei Breitenworbis, Gross Furra, Sondershausen, - Hachelbich und Kindelbrück, Helbethal bei Bliederstedt und West- greussen, Unstrutthal bei Sömmerda und Oldisleben, im Salzschacht bei Erfurt u.s w. — Aequivalente Bildungen: der Löss des Rheinthals u. s. w.; der Lehm mit Lösspuppen, Succinea oblonga, Helix hispida, Pupa muscorum, Blephas primigenius im Thale von Stuttgart. 4) Torf mit Bos primigenius Bos. — Beisp.: Greussen. 5) Jüngerer Kalktuff. — Beisp.: Greussen (Scuum, Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., XIX., S. 52). II. Alluvium. Flussabsätze der Ebenen und Quellbildungen (Tuffkalk). Allerdings ist es mir nicht möglich gewesen, meine Untersuchungen über diese schwierigen Verhältnisse zum Abschluss zu bringen. Die von Herrn Borxemann für die Gegend von Mühlhausen gegebene Gliederung (Zeitschr. d. Deutsch. geol. - Ges., VIII, S. 89) weicht indess von der obigen nicht sehr erheblich ab. 107 2 u Tr nn 148 Rüdersdorf und Umgegend. dort vor Zeiten eine sehr gute Wiese gelegen — demnächst zeigte sich der grösste Land-Traktus an der Süd- und Westseite. Am wenigsten Vorland gab die Ostseite, und besonders trat bei der Ziegelei das Wasser wenig vom Ufer zurück.“ Als die am nördlichen Ende des Sees zu Tage getretene Landmasse „weiter unterhalb be- tretbar ward, liess ich [Herr Tsaer] auch hier Gräben ziehen. Da entdeckten wir etwa zehn Ruthen von dem nunmehrigen neuen See- Ufer entfernt in dem Sumpfe ein Bauwerk, welches mir die Arbeiter als eine Eisenbahn meldeten. Bei näherer Untersuchung fand ich einen Holzbau von vielleicht hundert Ruthen Länge, bestehend aus fünffüssigen Querschwellen, welche auf Längsschwellen ruhten, und diese Längsschwellen lagen auf einem Pfahlrost von etwa vier Fuss langen unten zugespitzten Pfählen. Die Zuspitzungsflächen waren nicht gerade, sondern konkav. Wenn wir im Jahre 1375 die Tas- dorfer Mühle schon mit einem Zins von sechs Wispel Korn belastet finden, so muss dies Bauwerk weit älter sein. Auch die Sage von der guten Wiese, welche ich oben erwähnte, bestätigt sich hierdurch, * B. Auftreten der Triasformation im Allgemeinen. Um über die weitere Verbreitung des Muschelkalks unter den bedeckenden Diluvialmassen Aufschluss zu gewinnen, sind von Seiten der Bergbehörde eine Anzahl Versuchsschächte abgeteuft worden, welche auf der beigegebenen Karte verzeichnet sind. Es wurde durch- sunken mit: | Schacht 1. Schacht 2. Schacht 3. aolerer 14F.—Z. Sand, 10F.—-Z. Kiessand, Diluvialsand: Unterer Ge- 26F. 42. Lehm, 24 „ — „ eisenschüssi- 116 „ — „ eisenschüssi- schiebemergel: ger Lehm, ger Lehm, 10F.—Z. Kiessand, 8, — „ Kiessand, Mittlerer 10% Alchml Diluvialsand: 11 5 GR Kiessand, r F. 427, 38P.—Z. 34 F.—Z. II. Die geognostischen Verhältnisse. 149 Schacht 4, Schacht 5. Schacht 6. Alluvium: —F. 6Z. Dammerde, 8F.—Z. Sand, 11F.—Z. Sand, 6, — ,„, Sand, Dilurinm: 6, — ,, sandigerLehm, 5,, 6, Schlemmerde,| 8 „ — , verwitterter Ban 6, — „ Schlemmerde,| 4,, — ,„ Thon mit Kalkstein, Kalkstein, 20F.—2. 20F. 6Z. 14F. 62. Muschelkalk: 8, — ,„ Kalkstein. 7» „ Kalkstein. 6,, 6,, Kalkstein. 28F.—Z. 27F. 6Z, 21F.—2Z. Schacht 7, Schacht 8. Schacht 9. Alluvium: —F. 6Z. Dammerde, 1F. 6Z. Dammerde, 3, 6,, verwitterter 1F.- Z. Sand, a: | Kalkstein, 5, — ,„ verwitterter einm Kalkstein, 4F.— 2. 6F.—Z. Muschelkalk: |18,, 6 , Kalkstein. 22, 3, Kalkstein. 7» — „ Kalkstein. 22F. 62. 238. 92. 13F.—Z. | Schacht 10. Schacht 11. Schacht 12. Alluvium: 1F.—Z. Dammerde, Oberer ß ldond: 10F.—Z. Kiessand, 12F.— Z. Sand, 2 ,„— ,„ Thon mitSand\14 „ — ‚ Lehm, Unterer Ge- u. Feldsteinen, schiebemergel : 2 >27 Sand, 8, 4#,, ThonmitSand, Mittlerer Diluvialsand: En Ball 24F.—Z. 26F.—Z. 17, 3,, Kalkstein, 4,, 8,, Thon undver-| 2,, — „ blauer Thon witterter Kalk- (mittlerer stein, Muschelkalk ?) Muschelkalk: 30 „ 6, verwitterter Kalkstein, 18F. 37. 2 ,,— „ blauer Letten (mittlerer Mu- schelkalk). 61F. 22. 28F.—Z. 150 Rüdersdorf und Umgegend. Oberer Diluvialsand : | | Schacht 13, 6F. 82. Sand, 14 „ — ,, Kiessand, N Schacht 14. 11F. 6Z. Kies, Schacht 15._ 3F. —Z. Sand, 8 „ — „ thonigerLetten| 8, — ,„ Thon mit | Tree C& mit verwitter- Kalkstein, schiebemergel: tem Kalkstein, 11 ,, — , blauer Letten mit Kalkstein, 20F. 82. 19F. 62. 22F.—2. Muschelkalk: [32,, 2,, dünneSchiefer 14 „ 8,, Kalkstein. 5, — „ Kalkstein. zerklüfteten Gesteins,unten weisser Thon (mittlerer Mu- schelkalk ?). 52F.102. 34F. 22. 27F.—Z2. | Maschinenschacht. Wetterschacht, Schacht 16. Oberer 12F.— Z. SandmitKies,| 9F. 4Z. Sand, 4F. 6Z. Sand, Diluvialsand: 1,, — ,, Kies, 5, — „ Thon, 17 „ — „sandigerLehm, 10 , 6,, Lehm, Unterer Ge- ie, Kies; 1,, — „ blauer Letten, schiebemergel: 1 ,, — ‚, SandmitThon,, 2,, 8 ,sandiger Lehm, 19F.—Z. 31F.—Z. 15F.—Z. 4 ,,— ,„ gelber Thon, blauer, z. Th. sandiger 2, — ,„ Kalkstein. 1,, — ‚,, Conchylien- | Kalkstein mit Gervillia hicht (238)| socialis, Pecten dis- Ik: ” ee (mittlerer Mu-| cites, Fischschuppen schelkalk). 24F.—Z2. (Schichten mit Ammo- nites nodosus). 17R.— 2 III. Te en nn en Die geognostischen Verhältnisse. 151 | Schacht 17. Schacht 18. Schacht 19. Ber un.-z. Sand, 9F.— Z. Sand, lır.—z. Kies, Diluvialsand: 8 Dei Ta) Lehm, 1 Er ee) Thon, 8 Te thoniger Unterer Ge- 1,, — ,„ Sand, Letten, schiebemergel: 4, — ,„ Lehm, 5, 6,, blauer Thon, Ran 20F. 62 oz Muschelkalk: 7, — „ Kalkstein. 5, — ,„ Kalkstein. 13 „ — , Kalkstein. 198. — 2. 25F. 62, | Schacht 20. Schacht 21. Schacht 22. Oberer BR. 16F. 82. Sand. 8F. — Z. Sand, 6F.—Z. Sand, Diluvialsand:: 11 ,„— ‚, Lehm, 15 „— , loser Kalk- 5,— „ blauer Thon, stein, 6, — ,„ Lehm u. Thon Unterer Ge- mit grossen schiebemergel: Kalkstein- stücken, 1 ,, — ,„ Kiessand, 6 , — ,„ blauer Letten, 37F.—Z. 21F.—Z. Muschelkalk: 5, — ,„ Kalkstein. 7,— „, Kalkstein. 42F.—Z. 28F.—Z. Schacht 23._ Schacht 24. Schacht 25, 12F. 8Z. Sand (?), 11,, 4,, Thon mit Unterer Ge- Kalkstein, schiebemergel: 2, 8, blauer Thon, 1,, 4,, gelber Thon, X 2 , — ‚, Abraumsteine, 30F.—Z. Mittlerer 15F.—Z. grober Kies. |23F.— 2. Kiessand, Diluvialsand: 2 „ — „thonigerLetten. 25F.—Z. Muschelkalk: 4 „— , Kalkstein. 347. —2. 152 Rüdersdorf und Umgegend. ee 1 ee a a m | N Schacht 26. Schacht 27. - Schacht 28. 7F.—Z. Sand (?), Unterer Ge- schiebemergel: 2, 6, Behm, 23F.— 2. — Mittlerer 1 29 ma93 Kiessand,. “ Diluvialsand: 1,,— „ blauer Thon, 21 , — „ schwarzeErde, 9, — , blauer Sand. & 45F.—Z. Muschelkalk: 7, 6,, Kalkstein. 30F. 62. Schacht 29. Schacht 30. | Schacht 31. Alluvium: —F. 6Z. Dammerde, |—F. 62. Dammerde, | 6F.—Z. Sand, 17 „ — ,„ verwitterter 3, — „ Schlemmerde, Kalkstein, Mittlerer 1,7 „beim! Diluvialsand: 15 ,„ — ‚, schwarze Erde mit Kohle. 25F.—Z. 17F. 6Z. Muschelkalk: 14 „ 6 „Kalkstein(mitt-| 6 „ — , Kalkstein. lerer Muschel- 23F, 62. kalk). ion. —2. | Schacht 32. | Schacht 33. Schacht 34. 5 18F. 6Z. Abraum, | 7F.—Z. Sand, | 3F.—Z. Sand, Mittlerer ; DI alkand: 8, — ,„ verwitterter |17 , — ,, verwitterter Kalkstein, Kalkstein, 15F.—Z. 20F.—Z. Muschelkalk: |Kalkstein. 6 ,„ — ,, Kalkstein. 6, — „ Kalkstein, 21F.—Z. 26F.—Z. 13, 6, thonige Erde m.Kalksteinen, 9F.—Z. Sand, 4 „— „ Schlemmerde, 12F. 62. Sand. III. Die geognostischen Verhältnisse. 153 | Schacht 35. Schacht 36. Schacht 37. Oberer Diluvialsand: san 6F.—Z, Sand und [15,, — ,„ Lehm, Unterer Ge- Lehm, schiebemergel: 18 ‚, — „eisenschüssiger Lehm, Mittlerer Be | 11F,—Z. Sand, 9, 6, Sand, 33F. 62. 23F.—Z. Muschelkalk: 6 , — ‚, Kalkstein. 3, .„ Kalkstein. 6 „ — ‚, Kalkstein. 17F.— 2. 36F. 62. 29F.—Z2. Schacht 38. Schacht 39. Schacht 40. Oberer Diluvialsand: il —2. Band, 3.23, Dehm, 14F.—Z. Lehm, —F. 62. Sand, Unterer Ge- 40 „10,, Lehm, schiebemergel : 1,, — ,, Sand, 4 DIT Lehm, 6F. 32. 46F. AZ. Mittlerer 5 Diluvialsand: 14 „, — „ Kiessand. 28F. — 2. Muschelkalk: 4 „ 6,, Kalkstein. Kalkstein. 10F. 92. 154 ' Rüdersdorf und Umgegend. | Schacht 41. Schacht 42. Schacht 43. we Oberer ie | 9F.—Z. Sand, 1F. 6. Sand, 5E.—Z. Sand, Diluvialsand: | 15 „ — „ lehmiger Sand, 24 „ — ‚, eisenschüssi- | 3 ,, — „ sandiger Lehm, 23 „ — „ schwarze Erde, ger Lehm, 3,— ,„ Lehm, 11, — ‚, lehmiger Sand, 5, — , Sand, Unterer Ge- 21,— ,„ Lehm mit 126 „ — ‚,, Lehm, | schiebemergel: schwarzer Erde,| 4 „ — ,„ schwarze Erde, — ,„ 6,, grauer Sand, | 3 „ — „ grauschwarzei Letten, 4 „, — „ schwarze Erde, ) 58F.—Z. 537. —2Z. Mittlerer 2 Diluvialsand: | Su» Kieszand. 44F.—Z. Muschelkalk: — , 6,, Kalkstein. Kalkstein. 58F. 62. | Schacht 44. Schacht 45, Schacht 46. _ Oberen 1F. AZ. Sand, 3F.—Z. Sand, 13F.—Z. Abraum, Diluvialsand: 6 ,„— ,„ Lehm, 8,,— „ Lehm, Ei Bi 3, 4,, Sand mitKies,| 1, — ,„ Sand, schiebemergel: 10 »—» Lehm, 10F. 82. 22F.—2. Muschelkalk: 5, 8, Kalkstein. 6 „ — „, Kalkstein. Kalkstein. 16F. 42. 28F.—Z. | Schacht 47. Schacht 48. Schacht 49. SE 2F.— Z. Sand 2F. 8Z. Sand, Diluvialsand: ; Unterer Ge- ||4, 8,, Lehm, 24 „— ‚ Lehm, 2F.—Z. Sand (?), schiebemergel: ) 2, — ,, Sand mitKies, 12 ,„ — , Lehm, SF. 82. 26F. 82. 14F.—2Z. Muschelkalk: |5,, 4, Kalkstein. |5, 4, Kalkstein. | 6,— „ Kalkstein. 14F.—Z, 32F.— 2. 20F.—Z. III. Die geognostischen Verhältnisse. 155 | Schacht 50. Schacht 51. Schacht 52. Oberer Diluvialsand: 14F. 82. Sand. 1F. 4Z. Sand, 3, 4, Lehm mit Sand, Unterer Ge- un el hieb r —,„ 8, Sand, schiebemergel: an blauem Letten, 13 „ 8, Lehm, 41F.— Z. Abraum, 74, — „ verwitterter Mittlerer Kalkstein, Diluvialsand: 6,9, Kies. 40F.—2. Kalkstein. | Schacht 53. Oberer | F. d N Unterer Ge- Leh schiebemergel: | Bun Leim, Mittlerer 0» Band). er. 6, 2, Lehm mit Diluvialsand: Sand, MR. —2. Muschelkalk: 2, 8, Kalkstein. 46F. 82. 156 Rüdersdorf und Umgegend. ‘ Es geht hieraus hervor, dass das Vorhandensein des Muschel- kalks von dem ehemaligen Magistratsbruche am südlichen Ende der - Colonie Hinterberge an bis jenseits des Tiefen Thales nördlich von Rüdersdorf bisher nachgewiesen worden ist. Aber nur in der Mitte dieser Längenausdehnung, namentlich am Wege von Colonie Alte Grund nach Tasdorf, tritt derselbe unmittelbar zu Tage; er wird hier von einer grossen, etwas weiter südwestlich von einer zweiten, immerhin ansehnlichen, querschlägigen Verwerfungskluft durchsetzt, zeigt zwischen ihnen das stärkste Einfallen und scheint also hier die bedeutendste, bis zur Zerreissung der Schichten gesteigerte Hebung erfahren zu haben. Von der ersterwähnten Sprungkluft an streichen seine Schichten einerseits nach Südwesten, andererseits nach Osten; ihr Fallen scheint sich nach beiden Richtungen hin allmählich zu verflachen, und gleichzeitig senken sich beide Flügel immer mehr unter das bedeckende Diluvium ein, so dass mit den in der ver- längerten Streichrichtung des Schaumkalks liegenden Versuchsschächten N. 51 bis 53 jenseits des Tiefen Thales der Muschelkalk erst in 41 bis 44 Fuss, mit Schacht 1 aber südwestlich des ehemaligen Magi- stratsbruchs in 48 Fuss 4 Zoll Tiefe noch nicht erreicht wurde. Da jüngere secundäre Gesteine nicht zu Tage treten, also auch nicht ausgemacht werden kann, welche der etwa vorhandenen mit- gehoben worden sind, so bleibt für den Zeitpunkt der Aufrichtung der lange Zeitraum zwischen der Trias- und Tertiärformation offen, und nur die Analogie mit den Verhältnissen bei Lüneburg mag es einigermaassen wahrscheinlich erscheinen lassen, dass dieselbe erst nach der Kreide- und vor der Tertiärperiode stattgefunden habe. Ebensowenig lässt sich ein Urtheil darüber fällen, ob jenseits der äussersten bekannten Punkte des Muschelkalkvorkommens ein ein- seitiges oder beiderseitiges plötzliches Abschneiden in Folge einer Heraufstossung, oder ob ein weiteres Fortstreichen desselben statt- findet, in welchem letzteren Falle noch ein ringförmiger Schichten- verlauf oder eine nur einseitige Erhebung mit allmählichem Einsenken beider Flügel nach beiden Richtungen hin vorliegen kann. Berück- sichtigt man indess die oben erwähnte allmähliche Abnahme des Fallens, die Zunahme in der Mächtigkeit der auflagernden Diluvial- massen und den Umstand, dass die im Südosten des Muschelkalks u Dee ne ne a sntr e e eneiee III. Die geognostischen Verhältnisse. 157 gestossenen Bohrlöcher in so bedeutenden Tiefen anstehendes festes Gestein nicht erreicht haben, so dürfte nach den bisherigen Er- fahrungen der zuletzt erwähnte Fall noch die meiste Wahrscheinlich- keit für sich haben. Das unmittelbare Hangende des Muschelkalks wird wahr- scheinlich von Keuper gebildet; sicher ist jedoch nur, dass sich Septarienthon an das anstehende ältere Gestein anlagert. Ebenso- wenig ist das Liegende des Buntsandsteins bis jetzt bekannt. Wir wissen nur, dass der Salzgehalt der Wasser in dem Hauptbohrloch I. zuletzt mehr und mehr zunahm. Da derselbe nicht wohl den Ge- steinen des Bunten Sandsteins selbst entstammen dürfte, liegt es, zumal mit Rücksicht auf das Vorkommen von Sperenberg, am nächsten, die salzführende obere Zechsteinformation als Liegendes der Trias- bildungen anzunehmen. Sollte die Möglichkeit, unter dem Bunten Sandstein von Rüdersdorf eine der Stassfurter analoge Lagerstätte aufzuschliessen, nicht eines tiefen ‚Bohrlochs lohnen, welches dann wohl am zweckmässigsten in unmittelbarer Nähe des bekannten festen Gesteins anzusetzen wäre? C. Veränderungen des ursprünglichen Gebirges. Die Veränderungen, welche die ursprünglichen Gebirgsbildungen unseres Distrietes im Laufe der Zeit erlitten haben, sind theils mechanischer, theils chemischer Natur. Zu den mechanischen gehören die Aufrichtung der Schichten, die dabei hervorgebrachten Faltungen, Verwerfungen und gestreiften Rutschflächen, die Bildung der Stylolithen, endlich die Zertrümmerung an den Schichtenköpfen und die Fortführung der gelösten Blöcke in südwestlicher Richtung durch die Wogen der Diluvialwasser. Von chemischen Veränderungen ist für den Röth die Aus- füllung der Klüfte mit Fasergyps hervorzuheben, dessen Bildung nicht befremden kann, da durch die oben mitgetheilten Analysen kleine Gypseinmengungen auch in den auflagernden rothen dolomitischen Mergeln und grünen Dolomitmergeln nachgewiesen sind. Um diejenigen innerhalb der Muschelkalkgesteine zu über- 158 Rüdersdorf und Umgegend. sehen, mag daran erinnert werden, dass letztere sich zusammen- gesetzt gezeigt haben im löslichen Theile aus kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, Thonerde und Eisenoxyd, im unlöslichen aus Thon, Quarz, Silikaten von Thonerde, Kalk, Magnesia, Kali, Natron und Lithion, aus Doppeltschwefeleisen, organischer Substanz, Gyps, endlich schwefelsaurem Strontian in den Gesteinen des unteren Wellenkalks, dem blauen Dolomitmergel (Schicht 230) des mittleren und dem glaukonitischen Kalkstein des oberen Muschelkalks. Die Einwirkungen der sauerstoff- und kohlensäureführenden, durchsickern- den Tagewasser auf diese Gesteine bestehen in 1) einer Umwandlung der ursprünglichen grauen Farbe in die gelbliche durch Oxydation des Doppeltschwefeleisens, wobei schwefel- saures Eisenoxydul, Gyps und Kohlensäure entstehen mögen, und in einer Oxydirung der organischen Substanz; 2) der Bildung von doppeltkohlensaurem Kalk (auch durch Ein- wirkung organischer Substanz auf den entstandenen und den bereits vorhandenen, ausgezogenen Gyps) und Fortführung desselben, womit die Auslaugung der Oolithen und die Zerstörung der Conchylien- schalen verbunden war; 3) einer Anreicherung der Magnesia, Thonerde, des Risenoxyds, Thons, Quarzes und der Silikate in den der Zersetzung unterliegenden Gesteinen, so dass als Endprodukte dolomithaltige Thone gebildet werden können (taube Lage); 4) dem Wiederabsatz des fortgeführten Kalkes als Bergmilch, als Knollen von späthigem Kalk in Klüften, als stängliger Kalk- spath in Hohlräumen, als Kalkspathkrystalle im Inneren der Oolithen, an Stelle der zerstörten Conchylienschalen, in Drusen und auf Klüften; 5) gleichzeitig hiermit in der Bildung von Eisenkies und Binar- kies durch Einwirkung organischer Substanz auf das entstandene schwefelsaure Eisenoxydul und Absatz derselben als Kıystalle in Drusen und auf Klüften, als stalaktitische Gangmassen in Klüften, als dunkle Ringe namentlich im unteren Wellenkalk; 6) der Auslaugung von schwefelsaurem Strontian aus dem unteren Wellenkalk und Wiederabsatz desselben in den Drusen bei gleich- zeitiger Entstehung von Eisenkies und Binarkies, worauf eine zweite Kalkspath- und eine erneuete Eisenkiesbildung folgte; N a TE a u a a Te A N III. Die geognostischen Verhältnisse. 159 “ 5 7) der Zersetzung eines Theils des entstandenen Binarkieses in Eisenvitriol, basisch schwefelsaures Eisenoxyd und Brauneisenstein — und einer theilweisen Zerstörung der abgesetzten Cölestinkrystalle; 8) der seltenen Bildung von Zinkblende (eine Prüfung der be- treffenden Gesteine auf einen Zinkgehalt wurde nicht ausgeführt; doch würde derselbe jedenfalls nur eine Spur betragen); 9) dem seltenen Absatz von Amethyst und Quarzkrystallen und der Verkieselung von Conchylienschalen in den Schichten mit Ammo- nites nodosus und dem glaukonitischen Kalkstein; 10) der Zersetzung des Glaukonits in dem letzteren. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Veränderungen, wie der Tiefbau zeigte, den über dem Wasserniveau gelegenen Theil der Schiehten in ungleich stärkerem Grade betroffen haben als den tieferen. Die Veränderungen im Diluvium: die Entstehung von Lehm und Sand aus dem Geschiebemergel und die theilweise Entfärbung des Sandes sind bereits oben besprochen worden. D. Einfluss des Muschelkalks auf Pflanzen und Thiere. 1) Auf die, Vegetation (Mittheilung des Herrn Dr. Ascursson): „Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass Rüdersdorf sich von den benachbarten sandigen Diluvialhöhen (z. B. den Kranichsbergen) auch in seiner Flora sehr auffälligerweise unterscheidet. In nach- folgendem Verzeichniss habe ich alle Pflanzen von nicht allgemeiner Verbreitung aufgezählt, welche ich selbst auf dem Muschelkalkterrain beobachtete, oder die glaubhaft in den letzten 20 Jahren dort ge- sammelt sind. Die gesperrt gedruckten kommen nicht näher an Berlin vor, und ist ihr Auftreten nach ihrer Gesammtverbreitung überraschend, daher ausschliesslich auf Rechnung des Substrats zu stellen. Ausser Astragalus danicus sind sie auch häufig und ton- angebend. Indess kommt bei Rüdersdorf nur eine Art vor, welche sonst in der Provinz Brandenburg nicht beobachtet wurde, nämlich Sesleria coerulea, welche ich von zwei von einander unabhängigen Sammlern erhielt, und deren Vorkommen ich daher nicht bezweifele, 160 Rüdersdorf und Umgegend. obwohl es mir selbst noch nie gelang, sie autzufffien: immerhin sonderbar, da das für die Kalkgebirge Mittel- und Süddeutschlands - höchst charakteristische Gras dort stets massenhaft aufzutreten pflegt. Alle übrigen finden sich auch an anderen Lokalitäten der märkischen Flora, meist an den Gehängen des Oderthals, wieder. Charakterpflanzen der Rüdersdorfer Kalkberge: Thalictrum flexuo- sum Berxu., Pulsatilla pratensis (L.) MiLL., Anemone silvestris L., Helianthemum Chamaecistus Mırr., Viola hirta L., Polygala comosa ScHKUHR, Malva Alcea L. selten, Hypericum montanum L., Geranium sanguineum L., Medicago minima (L.) Barrar. selten, Trifolium montanum L, Astragalus danicus Reız. (hypoglottis auct.) selten, Coronilla varia L., Ulmaria filiperdula (L.) A. Br. (Spiraea L.), Fragaria collina Eure, Rosa canina L. var. sepium Tuvırr., Sanguisorba minor Scor. (Poterium sanguisorba L.), Cra- taegus monogyna Jacg, Eptilobium obscurum SchreB. (adnatum Grıs.), Sazifraga granulata L., Peucedanum Cervaria (L.) Lar. selten (= Cervaria rigida Möncn), Peucedanum Oreoselinum (L.) Mönch, Cornus sanguinea L., Asperula tinctoria L.,, G@alium bore- ale L., Valeriana officinalis L. v. minor Kocs, Tussilago Farfara L., Aster Amellus L., Solidago Virga aurea L., Anthemis tinctoria L., Senecio viscosus L., Cirsium acaule (L.) Arn., Car- lina vulgaris L, Centaurea paniculata Jacq., Picris hieracioides L. selten, Tragopogon major Jacg, Hieracium praealtum VıuL., Campanula rapunculoides L., Campanula glomerata L., Vincetox- icum album (Mırr.) Ascn,. (= Cynanchum Vinc. R. Br.), Lappula Myosotis Mönch (Echinospermum Lappula Leum.), Lithospermum officinale L., Linaria minor (L.) Desr, Veronica prostrata L., Veronica spicata L., Salvia pratensis L., Origanum vulgare L., Calamintha Olinopodium Seenn., Stachys recta L., Stachys Betonica Bents, (Betonica offieinalis L.), Prunella grandiflora Jaca, Pri- mula officinalis Jacg., Antherieus ramosus L., Allium vineale L., Allium oleraceum L., Carex montana L. selten, Stipa capillata L., Sesleria coerulea (L.) Aro., Brachypodium pinnatum (L.) P. B., Bromus inermis Lexss., Juniperus communis L., Botrychium Lu- naria (L.) Sw, Asplenium Ruta muraria L. Es verdient erwähnt zu werden, dass die beiden bemerkens- en re ee ee a > > III. Die geognostischen Verhältnisse. 161 werthen Einwanderer der Neuzeit, Senecio vernalis Wauovst. und Kır. auf dem Trockenen und Zlodes canadensis Mıca. Rıc#: in den Gewässern, sich dort sehr zahlreich angesiedelt haben. 2) In zoologischer Hinsicht ist die im Vergleich zu benach- barten Gegenden grössere Häufigkeit von Helix hortensis Mürı., He- iv pomatia L., Helix strigella Drar. und Helix rotundata Mürr. in den Rüdersdorfer Kalkbergen hervorzuheben. 11. 162 - Rüdersdorf und Umgegend. IV. Vergleichung der Rüdersdorfer Triasformation mit derjenigen anderer Gegenden Deutschlands. ann A. Der Bunte Sandstein. Wir haben oben gesehen, dass, soweit unsere bisherigen Er- fahrungen reichen, in dem Bunten Sandstein von Rüdersdorf zwei Abtheilungen unterschieden werden müssen: eine untere hauptsächlich sandig-thonige, in ihrem unteren Theile einzelne Rogensteinlagen führende und eine obere vorzugsweise aus Gyps und Mergeln, unter- geordnet aus Kalkstein und mergeligem Dolomit bestehende Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die letztere als Aequivalent des Röths (und seiner sandigen Vertreter), die erstere als gleichaltrig mit der fast allerorts vorzugsweise sandig entwickelten Schichtenfolge des Bunten Sandsteins in dem übrigen Deutschland aufgefasst werden muss. Erst künftige Bohrversuche werden entscheiden, ob diese Ab- theilungen hier, wie im nördlichen Thüringen, die einzig vorhandenen sind, oder ob unter der sandigen noch diejenige der unteren bunten Thone lagert, welche nördlich vom Harz '), im südlichen Thüringen ?) 1) v. Srrosseer, Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges., Bd. II., S. 307. v. Arserr, dies. Zeitschr., Bd. XIX., S. 373. Die Schichten zwischen dem rogensteinführenden Buntsandstein und dem steinsalzführenden Zechstein in den Bohrlöchern IV, V, VIII, IX und im Grünwalder Forst. ®) Rıcarer, dies. Zeitschr., Bd. XXI., S. 481. Senrt, dies. Zeitschr, Bd. X., S. 336. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 163 in Hessen'), Franken ?), am südlichen Abhange des Odenwaldes ®) und in der östlichen Pfalz*) die tiefsten Schichten des Bunten Sandsteins bilden, auch in den Bohrlöchern bei Ingelfingen 5) (von 1315 bis 13599 Fuss) und Dürrmenz (von 1705 bis 1893 Fuss) angetroffen wurden .und selbst in Oberschlesien, wenn auch nur in schwacher Entwickelung, vorhanden zu sein scheinen. Die bemerkenswerthe Thatsache, dass in der unteren Schichten- gruppe der sandigen Abtheilung bei Rüdersdorf Einlagerungen von echten Buntsandstein-Rogensteinen, welche sich bekanntlich in ihrer Struktur®) von allen älteren und Jüngeren oolithischen Bildungen wesent- lich unterscheiden und sich nur da bilden können, wo gleichzeitig mit der Oolithbildung ein Thonabsatz erfolgt, vorhanden sind, lässt eine Vergleichung dieser Schichten nur mit den entsprechenden in den Umgebungen des Harzes zu, von wo allein bis jetzt Rogensteine gleicher Art bekannt gewesen sind. Da ausser ihnen und bunten Thonen auch Sandsteine einen wesentlichen Antheil an der Zusammen- setzung der in Rede stehenden Schichtengruppe nehmen, so stimmt dieselbe in ihrer Entwickelung vollkommen mit der rogensteinführen- den Abtheilung des Bunten Sandsteins im nördlichen Thüringen überein; weniger mit derjenigen im Becken zwischen dem Magde- burger und Harzer Grauwackengebirge, wo ausser Rogensteinen nur bunte Thone vorhanden sind. Es scheint mir für dieses Verhältniss nicht ohne Interesse zu sein, dass in dem zu Blönsdorf am Flemming gestossenen, 287 Fuss 6 Zoll tiefen Bohrloch in 286 Fuss Teufe !) Moxsra, Geolog. Schilderung d. Gegend zw. d. Meissner und d. Hirschberge in Hessen, Marburg, 1867, 8. 11. 2) Eunrıcn, Uebersicht der geogn. Verhältnisse um Meiningen. Realschulpro- gramm, 1868. v. Schauroru, Zeitschr. d. Deutsch. geol, Ges., Bd. V., 8. 711. Günser, Die geogn. Verhält. d. fränk. Triasgebiets, München, 1865, S. 28. Sunpsereer, Würzburger naturwiss. Zeitsch., Bd. VI., 1866, S. 147. — Ver- handl. d,. phys. med. Gesellsch., N. F. Bd. I., S. 160. 3) Benecre, Lagerung und Zusammensetz. d. geschichteten Gebirges am südl. Abhang d. Odenwalds, Heidelberg, 1869, S. 16. 4) Günser, Geogn. Verhält. d. Pfalz, München, 1865, S. 49. 5) Fraas, Jahresh. d. Vereins f. vaterländische Naturk, in Württemberg, Jahrg. 15, S. 326. 6) Ewaın, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXI, S. 768. 11* 164 Rüdersdorf und Umgegend. zahlreiche Bruchstücke ‘von Rogenstein und Hornkalk des Bunten Sandsteins im Diluvialsande angetroffen worden sind. Schon früher wurde bemerkt, dass sich nach den vorhandenen Proben aus dem Rüdersdorfer tiefen Bohrloch nicht entscheiden lasse, ob die zwischen dem- untersten Gyps- und obersten Rogensteinlager durchbohrte, 120 Fuss mächtige Schichtenreihe von buntem Thon und Sandstein noch der rogensteinführenden Gruppe zugerechnet werden müsse, so dass Aequivalente des oberen Theils der fast allgemein sandig entwickelten Abtheilung im Bunten Sandstein (des Sandsteins mit Krystallflächen zeigenden Quarzkörnern, Hauptbuntsandsteins oder Vo- gesensandsteins) bei Rüdersdorf nicht vorhanden wären, oder ob sie als ein schwacher Vertreter derselben aufgefasst werden müsse. In dem letzteren (wohl wahrscheinlicheren) Falle würde, auch wenn die vorhandenen Sandsteine petrographisch (nämlich durch das Vorhanden- sein von Krystallflächen an den einzelnen Quarzkörnern, das Zurück- treten des Bindemittels und des Glimmers, grössere Grobkörnig- keit u. s. w.) mit denen des gleichen Niveaus anderer Gegenden übereinstimmen sollten, doch das Vorherrschen der bunten Thone einen auffallenden Unterschied gegen die anderweitige Entwickelung dieser Schichtenfolge begründen, in welcher bekanntlich Schieferthone gewöhnlich sehr zurücktreten. Es versteht sich bei der nur auf die Ergebnisse eines Bohrlochs beschränkten, sehr unvollkommenen Kennt- niss, welche wir bis jetzt von dieser Gruppe des Rüdersdorfer Bunten Sandsteins haben, von selbst, dass ein Urtheil über das Vorhanden- sein oder Fehlen weisser Grenzsandsteine (Chirotheriumschichten), welche in weiter Verbreitung vom nördlichen Thüringen durch Hessen und Franken bis in die Gegend von Heidelberg bekannt sind und auch in dem Bohrloch von Ingelfingen (von 61—88 Fuss) angetroffen zu sein scheinen, nicht abgegeben werden kann. Sehr nahe übereinstimmend ist dagegen die Ausbildung des Röths mit derjenigen anderer Gegenden (abgesehen von der pfälzisch- lothringischen und schwäbischen Entwicklungsweise). Dass die petre- factenführenden, zuweilen sandigen und glimmrigen Dolomite (Rhizo- coralliumdolomit), welche etwa in der Mitte der Abtheilung vom nördlichen Thüringen bis in die Gegend von Meiningen (Emmrıons Wellendolomit a. a. 0.) bekannt sind, bei Rüdersdorf durch merglige ne NE sn ei teten IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 165 Kalke vertreten werden, begründet wohl keinen bemerkenswerthen Unterschied, während das Auftreten mergeliger Dolomite wenig unter der Grenze gegen den Muschelkalk an das Vorkommen dolomitischer Mergel und dolomitischer Sandsteine in gleichem Niveau bei Würz- burg und noch viel mehr an das Auftreten der Dolomite mit Myo- phoria costata Zexk. sp. an der Basis des Muschelkalks in Ober- und Niederschlesien (bei Klitschdorf am Queis !) erinnert. Dagegen fehlen bei Rüdersdorf von untergeordneten Einlagerungen, denen eine weitere Verbreitung zukommt, die dünnen rothen Sandsteine und Quarzite, z. Th. mit Steinsalzpseudomorphosen und Myophoria costata, welche im nördlichen Thüringen zwischen Gypsen über, selten unter dem Rhizocoralliumdolomit, bei Meiningen und in Franken bis Würzburg unter demselben, selbst an der Grenze gegen die sandige Ab- theilung, und an anderen Orten beobachtet wurden. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass das Fehlen lokaler Erscheinungen: weisser Sand- steine mit Myophoria costata bei Mniow im Kieleer Gebirge 2), ferner grauer zelliger oder gelber dichter Kalksteine und gelber oolithischer Dolomite, wie sie im nördlichen Thüringen zwischen den Gypslagern unter dem Rhizocoralliumdolomit vorkommen, und Steinsalzlager, wie im Braunschweigischen ?), selbstverständlich nicht befremden kann. Von Versteinerungen sind in dem Röth von Rüdersdorf bis jetzt nur Formen aufgefunden worden, welche auch anderwärts bereits darin beobachtet wurden, und von denen bekanntlich die Myophorva costata ZEnK. sp. die einzige ist, welche nicht auch der Muschelkalk- fauna angehört. Ich muss jedoch bemerken, dass dieselbe in Nieder- schlesien von Herrn Pxex bei Klitschdorf auch in denjenigen Kalk- steinschichten, welche den zum Röth gerechneten Dolomit überlagern, angegeben wird, und dass sie (nach Handstücken in der Sammlung der Königl. Bergakademie in Berlin) auch in dem bisher als Muschel- kalk betrachteten Kalkstein des Heiligen Berges bei Armenruh und in den unteren Kalksteinschichten von Alt Warthau in Niederschlesien 1) Peecx, Abhandlungen der naturf. Gesellschaft in Görlitz, 1864, Bd. 12, S. 145. 2) F. Rormer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XVII., S. 684. 3) Kazsırns Archiv, Bd. 22, 8. 215. \ 166 Rüdersdorf und Umgegend. aufgefunden wurde, so dass eine erneuerte Untersuchung der ange- führten Fundstellen in dieser Rücksicht sehr zu wünschen wäre. B. Der Muschelkalk. Es bedarf keines ausführlichen Beweises, dass die in dem Obigen als unterer, mittlerer und oberer Muschelkalk bezeichneten Schichten- gruppen von Rüdersdorf den gleichbenannten Abtheilungen des Mu- schelkalks im übrigen Deutschland vollkommen entsprechen. 1. Der untere Muschelkalk. Für eine Vergleichung des unteren Muschelkalks ist in petro- graphischer Hinsicht zunächst hervorzuheben, dass eine dolomi- tische Ausbildung der oder einzelner untersten Wellenkalkbänke bei Rüdersdorf nicht erfolgt ist. Es ist bekannt, dass eine solche im südwestlichen Deutschland bis zum Tauberthale!) bei einem grösseren, von Würzburg bis Eisenach bei einem kleineren Schichteneomplexe des untersten Muschelkalks stattgefunden und im südlicheren Thürin- gen lokal, wie bei Weimar?), nur einzelne Bänke desselben betroffen hat. Aber schon im nördlichen Thüringen, bei Sondershausen u. s. w., fehlen dolomitische Kalke und Dolomite im unteren Wellenkalk meist ganz, ebenso wie nördlich vom Harze, in Nieder- und Ober- schlesien. Die Ansicht des Herrn von SergacnH 3), dass der in Ober- schlesien den Dolomit mit Myophoria costata unmittelbar über- lagernde, braune, cavernöse, nicht dolomitische Kalkstein den von ihm als Wellendolomit bezeichneten graugrünen dolomitischen Mer- geln, mergeligen grauen Kalken und gelben, mikrokrystallinischen, dolomitischen Kalken, welche bei Weimar die bis 20 Fuss mächtigen. grauen Kalk- und Thonschichten der Trigonienbank Crensers über- lagern, entsprechen dürften, entbehrt wohl jeder thatsächlichen Be- gründung. Was die Parallelisirung der einzelnen Glieder des unteren 1) Prarz, Die Triasbildungen des Tauberthals, S. 71. 2) v. Sergacn, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XII, S. 555. 3) Göttingische gelehrte Anzeigen, 1871, Stück 1, 8.17. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 167 Muschelkalks bei Rüdersdorf mit den im übrigen Deutschland darin unterschiedenen Schichtengruppen betrifft, so ist nur die Gleichwer- thigskeit der obersten Abtheilung mit denjenigen Schichten evident, welche sich auch anderwärts durch den Reichthum an Myophoria orbicularis auszeichnen, sich in merkwürdiger Constanz fast durch sanz Deutschland verfolgen lassen und in Oberschlesien durch einen Theil des Himmelwitzer Dolomits mit Deplopora vertreten zu wer- den scheinen, ohne dass man jedoch, wie ich neuerdings veran- lasst bin hervorzuheben, daran denken könnte, die untere Grenze des letzteren mit derjenigen der ersteren zu identificiren. Schwieriger dagegen ist eine genaue Parallelisirung der beiden unteren Schichten- complexe. Es mag gestattet sein, für diesen Zweck auf die Ver- hältnisse in anderen Gegenden etwas genauer einzugehen. Im nördlichen Thüringen (bei Sondershausen, Bleicherode u. s. w. und nach einer Mitiheilung von Gierernausen auch in der Gegend von Querfurt) folgen unter den Gesteinen des mittleren Muschelkalks von oben nach unten: der bis 25 Fuss mächtige Wellenkalk mit Myophoria orbicularıs in grosser Zahl, eine bis 3 Fuss starke Bank weissen feinporigen Schaumkalks mit Gervillia mytiloides und costata, Mytilus vetustus, Nucula oviformis, Myophoria vulgaris, elegans, laevigata und orbicularis, Myoconcha Thielaui und gastrochaena, Tellina edentula, Pleurotomaria Albertiana, Euom- phalus arietinus, Encrinusstielgliedern vom Typus des Enerinus Wlü- formis, 50 Fuss Wellenkalk, worin eine nicht constante, bis 1 Fuss dicke Lage weissen feinporigen Schaumkalks, eine 12—20 Fuss mächtige Schaumkalkregion, bestehend aus zwei oder drei bis zu 7 Fuss starken Schaumkalkbänken, welche durch grauen, dichten, von unregelmässig gewundenen Höhlungen durchzogenen Kalkstein von einander getrennt werden. Der Schaumkalk gelb und grossporig. Darin sehr zahlreich Terebratula vulgaris, ausserdem Spirifer fragzlis, Retzia trigonella (von Guesernavsen am Kuhberge bei Querfurt gefunden), Pecten discites, Gervillia socialis, costata, mytiloides, Nucula Gold- fussi, Myophoria vulgaris, elegans, laevigata, orbicularis, Myoconcha gastrochaena, Cypricardia Escheri, Tellina edentula, Natica spirata, Pleurotomaria Albertiana, Euomphalus arietinus, Chemnitzia scalata, Nautilus bidorsatus, Ammonites dux, Encrinus Brahli, Enerinus- stielglieder vom Typus des Eincrinus llüformis, Entrochus dubius, Aspidura scutellata, Pleuraster Chopt, Oidaris grandaeva, Placodus- zähne, Saurierreste (Oberarme, Rückenwirbel, Bauch- und Rückenrippen), 168 Rüdersdorf und Umgegend. 50—60 Fuss Wellenkalk, 1—6 Fuss rother feinporiger Schaumkalk mit Peeten discites, Gervillia myti- loides, costata, subglobosa, Lima lineata, Mytilus vetustus, Myophoria vulgaris, elegans, laevigata, orbicularis, curvirostris, Myoconcha Goldfussi, Tellina edentula, Dentalium torquatum, Chemnitzia turris, obsoleta, Saurichthys Mougeoti, 16—21 Fuss Wellenkalk, worin in der Mitte eine oder zwei 14 Fuss mächtige Lagen von gelbem, dichten oder krystallinisch körnigen Kalkstein, 1—5 Fuss weisser, feinporiger Schaumkalk mit Pecten discites, Gervillia myti- loides, costata, Myophoria orbicularis, laevigata, Astarte triasina, Tellina edentula, Natica spirata, Turbo gregarius, Pleurotomaria Albertiana, Chemnitzia turris, Enerinusstielgliedern vom Typus des Enecrinus liliformis, 125 Fuss Wellenkalk bis zur Grenze gegen den Röth. Ich halte nicht für überflüssig, hinzuzufügen, dass ein bisweilen behauptetes wirkliches Auskeilen der Schaumkalkschichten von mir nicht, dagegen in seltenen Fällen eine theilweise oder völlige Ver- tretung derselben durch dichten Kalkstein beobachtet worden ist, so zwar, dass in kurzer Entfernung die betreffende Schicht ihren früheren Schaumkalkcharakter wieder annahm. In dem unteren, 125 Fuss mächtigen Wellenkalk ist die Auffindung einer constanten, verfolg- baren Bank nicht möglich gewesen. Man beobachtet darin an der unteren Grenze zuweilen eine Lage, deren Oberfläche mit zahlreichen Exemplaren von Myophoria vulgaris und Turbo gregarius bedeckt ist; ferner häufig gastropodenreiche Schichten (Turbiniten-, Bucei- niten-, Dentalienschichten), z. B. bei Sachsenburg, wo über dem Röth nach oben folgen: 1) ein wenig mächtiger grauer, z. Th. braungefleckter Kalkstein, 2) 6 Fuss grünlichgrauer, mergeliger, dickschiefriger (dolomitischer?) Kalk, 3) 6 Fuss grünlichgrauer dünnschiefriger Kalkstein, 4) 24 Fuss lichtgelber erdiger (dolomitischer ?) Kalk, 5) 3 Zoll bräunlicher körniger Kalk mit Saurierresten, 6) 2i Fuss theils grauer, splittriger, braungefleckter Kalk in Bänken bis zu 4 Zoll Mächtigkeit mit Gervillia socialis, costata, Myophoria vulgaris, Natica turris, theils grauer, dichter, mergeliger, dünn- und ebenge- schichteter Kalk mit zahlreichen Rhizocorallien, 7) ein bis zu 2 Zoll mächtiges, beiderseits sich auskeilendes Gastropoden- Nest, ganz erfüllt mit Steinkernen von Turbo gregarius, Chemnitzia obsoleta und turris, Dentalium torguatum, Nucula Goldfussi, Ger- villia socialis und subglobosa, 8) 1 Fuss 8 Zoll grauer, dichter, mergeliger Kalkstein, 9) eine 2 Zoll mächtige Turbinitenschicht, ganz wie 7), IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 169 10) 6 Fuss wie 6) mit Lima lineata, Dentalium torgquatum, Turbo gre- garius, 11) 1 Fuss Wellenkalk u. s. w. Aber ganz gleiche Turbinitenschichten, wie sie hier etwa 40 bis 50 Fuss über der unteren Muschelkalkgrenze vorhanden sind, lagern bei Wernrode nur ein paar Fuss über derselben, bei Straussberg nur ein paar Fuss unter der ersten (untersten) Schaumkalkbank und sind bei Bleicherode auch über der zweiten Schaumkalklage, bei Wernrode und Straussberg zwischen den beiden obersten Schaumkalkschichten vorhanden. | Nicht ganz dieselben Verhältnisse walten im südlicheren Thüringen ob. Hier lagern nach den Mittheilungen der Herren Creoxer !) und Scumi 2) unter dem mittleren Muschelkalk: 10—20 Fuss Wellenkalk zwischen Kösen und Sulza, welcher bei Jena nicht an- gegeben wird, 8 Fuss Schaumkalk bei Jena, 5—10 Fuss bei Kösen, 60 Fuss Wellenkalk bei Jena, 40 —50 Fuss Wellenkalk bei Kösen, welcher Myophoria orbicularis häufig und Turbo gregarius nesterweise führt, 12 Fuss Terebratulitenkalk in 2 Bänken bis zu 34 und 6 Fuss Mächtigkeit, da- zwischen etwa 24 Fuss Mergelschiefer bei Jena, 2—5 Fuss Kalkstein, angefüllt mit Terebratula vulgaris und Encrinusstielgliedern, bei Kösen, 190 Fuss Wellenkalk bei Jena, in der Mitte mit 3 härteren, nahe constanten Bänken, 150 Fuss bei Kösen, 30 Fuss Cölestinschichten (bis zur, Röthgrenze) bei Jena, entsprechend den Tri- gonienschichten bei Kösen. ; Vergleichen wir diese Schichtenfolge mit der in der Gegend von Sondershausen beobachteten, so wird es mit Rücksicht auf die geographische Nähe und die Uebereinstimmung in der Lage erlaubt sein, die Identität des Schaumkalks und des Terebratulitenkalks von Jena und Kösen mit der obersten (vierten), beziehungsweise der dritten Schaumkalkbank im nördlichen Thüringen für in hohem Grade wahrscheinlich zu halten, zumal im Mühlthale bei Jena nach einer Beobachtung von mir und übereinstimmend von Herrn Mozsra auch unter dem Terebratulitenkalk in ansehnlichem Abstande noch eine weitere Schaumkalklage vorhanden zu sein scheint. Ich verkenne indess keineswegs, dass eine absolute Sicherheit hierüber erst durch 1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. III., S. 365. 2) Neues Jahrb. für Mineralogie, Jahrg. 1853, S. 9. 170 Rüdersdorf und Umgegend. die Vollendung der geognostischen Lokalaufnahmen erreicht werden kann. In dem Wellenkalk unter dem Terebratulitenkalk erwähnt bereits Herr Gemirz') eine Buccinitenschicht mit Turbo gregarius, welche ident sein mag mit einer derjenigen Bänke in der Mitte des unteren Wellenkalks, welche auch nach Herrn Scummw von Turbo gregarius und Natica spirata (Helicites turbilinus) mit Dentalium laeve gesellig erfüllt werden, ähnlich wie nach Herrn Crepxer ?) ein- zelne Wellenkalkschichten zwischen Terebratnlitenkalk und Schaum- kalk bei Gotha und Arnstadt. Sie mit irgend einer derjenigen Tur- binitenschichten zu identifieiren, welche im nördlichen Thüringen auf- treten, oder gar mit denjenigen, welehe Wisswann®) im Göttingen- schen und bei Hersfeld in Kurhessen sah, dazu haben wir auch nicht den geringsten Anhalt, und ich muss daher in Abrede stellen, dass schon jetzt überhaupt eine bestimmte Dentalienschicht „durch ganz Thüringen bis Hersfeld und Göttingen constant“ nachgewiesen sei ®). Handelt es sich nunmehr darum, festzustellen, welche thürin- gischen Schichtencomplexe der schaumkalkführenden Abtheilung und dem unteren Wellenkalk von Rüdersdorf entsprechen, so kann es wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass wir im nördlichen Thüringen die ganze ca. 160 Fuss mächtige Schichtenfolge zwischen der ersten und letzten Schaumkalkbank mit der 232 Fuss starken Rüdersdorfer schaumkalkführenden Abtheilung und demgemäss die darunterliegen- den 125 Fuss Wellenkalk mit dem 246 Fuss mächtigen unteren Wellenkalk an letzterem Orte parallelisiren müssen, da die unterste nordthüringische Schaumkalkschicht bereits Versteinerungen enthält, welche sowohl bei Rüdersdorf, als auch anderwärts nur in der ober- sten Abtheilung des unteren Muschelkalks aufgefunden worden sind. Wir können uns aber nicht verhehlen, dass uns eine Bürgschaft für die Identität der Grenze zwischen beiden Schichtengruppen nur durch das Maass unserer heutigen Erfahrung geliefert wird. Dagegen wissen wir für das südlichere Thüringen bis jetzt mit Sicherheit nur, 1) Beitrag zur Kenntniss des thüringer Muschelkalkgebirges, Jena, 1837, Seite 18. ?) Neues Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg. 1847, S. 314. 3) Neues Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg. 1841, S. 360. 4) Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift, Bd. VI, 1866, S. 150. [2 IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 171 dass mindestens die Schichten vom Terebratulitenkalk bis zum Schaum- kalk der Rüdersdorfer schaumkalkführenden Abtheilung parallel stehen, und würden, wenn unsere obigen Vergleichungen sich in Zukunft als richtig erweisen sollten, die untere Grenze derselben innerhalb der Wellenkalkpartie, welche Herr Scamm als untere bezeichnet, erst noch aufzusuchen haben. Es erscheint überflüssig, den engen paläontologischen Verband ' zwischen dem Rüdersdorfer und dem thüringischen unteren Muschel- kalk speciell nachzuweisen. Es sei hier nur daran erinnert, dass Ammonites dux und antecedens in Deutschland bis jetzt ausschliess- lich aus den genannten Gegenden bekannt geworden sind, Einerinus Brahli ausserdem nur noch von Herrn Prarz aus dem Schaumkalk von Grünsfeld angegeben wird, und auch Encerinus Carnalli sonst nur noch bei Recoaro‘' durch Herrn Bexecre !) aufgefunden wurde. In Niederschlesien wird bei Wehrau der untere Muschelkalk zuunterst aus grauem, dichten, feinschiefrigen oder wulstigen Mergel- kalk gebildet, welcher in seiner oberen Hälfte mit einer ganzen Anzahl von 1 Zoll bis 1 Fuss mächtigen Schichten eines grauen, splittrigen, reineren Kalksteins wechsellagern, die bisweilen in grosser Häufigkeit Turbo gregarius, Dentalium torguatum, ferner Uhem- nitzia turris, Pleurotomaria Albertiana, Pecten discites, Gervillia subglobosa, socialis und costata, Nucula Goldfussi und Myophoria curvirostris einschliessen. ‚Ihnen lagern sich stärkere Bänke weissen Schaumkalks auf, welche ebenfalls mit grauem, dichten, wulstigen Mergelkalk wechsellagern.2) Ein Verzeichniss der Versteinerungen beider Schichtengruppen wurde von mir bereits in meiner Arbeit „Ueber die Formationen des bunt. Sandst. u. d. Muschelk. in Ober- schlesien“, 8. 139 u. f., gegeben, und ich glaube, dass daraus sehr )) Ueber einige Muschelkalk-Ablagerungen der Alpen. Geog. paläont. Beitr., Bad. IL, Heft 1. München, 1868. 2) Die von mir über den niederschlesischen Muschelkalk in der Zeitschr. der Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XV., $. 408 gegebenen Notizen sind von Herrn Saspeereer (Würzb. naturwiss. Zeitschr., Bd. V., S. 227) irrthümlich auf den oberschlesischen Muschelkalk bezogen worden; daher die Angabe, dass der Mi- kultschützer Kalk „über der Dentalienbank und in der Nähe des Schaumkalks“ lagere. Derselbe Irrthum findet sich in der Zeitschr. für die gesammten Natur- wissenschaften, Jahrg. 1863, Bd. 22, S, 505. 172 Rüdersdorf und Umgegend. wohl die Gleiehwerthigkeit derselben mit den Abtheilungen des. unteren Wellenkalks und der schaumkalkführenden Abtheilung bei - Rüdersdorf geschlossen werden kann. | Für Oberschlesien habe ich schon in der genannten Arbeit die Aequivalente derselben festzustellen versucht. Die Thatsache einer- seits, dass die aus weissem Schaumkalk in Wechsellagerung mit grauem, dichten, knollig abgesonderten Kalkstein bestehenden Schich- ten von Gorasdze Versteinerungen, wie Thamnastraea silesiaca, Entrochus silesiacus, Terebratula angusta, Cassianella tenuistria, Astarte Antoni, Delphinula infrastriata ete., einschliessen, welche sich, soweit sie in Rüdersdorf vorgekommen sind, nur in der schaum- kalkführenden Abtheilung, und soweit sie im übrigen Deutschland beobachtet wurden, niemals in den unteren Schichten des unteren ‘ Muschelkalks gefunden wurden, — und die Thatsache andererseits, dass der blaue Sohlenkalk wegen des Einschlusses von Terebratula angusta, Spiriferina Mentzeli!), Cidaris ef. C. subnobilis, Cidaris transversa, Radiolus Wächteri etc. von den höheren Schichten nicht getrennt werden kann, — sie beweisen vollkommen, dass wir den ganzen Schiclhitencomplex vom blauen Sohlenkalk aufwärts bis in den Himmelwitzer Dolomit hinein als Aequivalente der Rüdersdorfer schaumkalkführenden Abtheilung, die darunterliegenden Schichten von Chorzow und den cavernösen Kalk als gleichwerthig mit dem Rüders- dorfer unteren Wellenkalk betrachten müssen. Es ist nicht ohne Interesse, dass ausser der Thamnastraea silesiaca auch eine zweite bisher specifisch schlesisch-alpine Form, der Eintrochus silesiacus, bei Rüdersdorf vorgekommen ist, während Brachiopoden hier überhaupt sehr zurücktreten; denn weder Spiriferina fragilis, noch hirsuta sind bisher aufgefunden worden, und selbst Terebratula vulgaris ist 1) Mit Unrecht macht mir Herr v. Hıver (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, Bd. LII., Abth. 1, 1866, S. 637) den Vorwurf, in meine Tabelle die von Herrn v. Arserrı (Ueberblick über die Trias) aus dem Kalkstein von Friedrichshall aufgeführten Speriferina Mentzeli und Terebratula angusta nicht ‚aufgenommen zu haben; allein Spöriferina Mentzeli wird von Herım v. Auserr nirgends aus dem Kalkstein von Friedrichshall erwähnt, und dem Citat der Tere- bratula angusta kann der Beschreibung nach sehr wohl eine Verwechselung mit jungen Exemplaren der Terebratula vulgaris zu Grunde liegen. Manche der Arserrr'schen Bestimmungen bedürfen überhaupt der Revision. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 173 vergleichsweise nur sehr spärlich vorhanden. Mit Oberschlesien und Braunschweig allein hat Rüdersdorf bis jetzt Delphinula infrastriata semeinsam; denn was Herr v. Auzerrı unter diesem Namen aus Süddeutschland aufführt, sind unvollkommen erhaltene Gastropoden, an welchen man weder Kiel, noch Dornen erkennen kann; — mit Nieder- schlesien und Oberschlesien allein den Ammonites Ottoris. Die Be- ziehungen zwischen ober- und niederschlesischem Muschelkalk sind ausser durch die Gemeinsamkeit der Thamnastraea silesiaca und, falls sich die Angabe des Herrn Pzcx bewahrheiten sollte, der Rhynchonella decurtata noch enger geworden durch die Auffindung des Colobodus Chorzowensis, der Pleurolepis!) silesiaca und der von H. v. Meyer?) beschriebenen eigenthümlichen „mit Zähnen besetzten Platten“ in dem unteren Wellenkalk von Alt Warthau durch Herrn Dresster in Lö- wenberg; während der früher beiden mit Braunschweig allein ge- meinsame Ammonites Strombecki Grırr. später auch bei Fulda und Abtsrode gefunden wurde, selbst dem schwäbischen Wellendolomit von Freudenstadt und nach Herrn Neumayr?) wahrscheinlich auch dem spanischen Muschelkalk eigen ist. Bei Würzburg ist durch die höchst dankenswerthen Unter- suchungen des Herrn Sanpsereer®) der Wellenkalk in Folge der Ausscheidung einer Dentalienbank, der Terebratelbank, der Spiri- ferinenbank und des Schaumkalks (zwei durch 4 Met. Wellenkalk getrennte Bänke) in mehrere Schichtengruppen zerlegt worden. Die Dentalienbank scheint es gelungen zu sein, bis in die Rhöngegend zu verfolgen. Aber schon bei Meiningen werden wir von Herrn Emmrıch mit drei ähnlichen Bänken bekannt gemacht: einer ersten, als Pen- tacrinitenkalk bezeichneten, mit Natica gregaria, Dentalium laeve, Gervillia subglobosa, Myophoria aculeata (?) wenig über den gelben 1) Ich behalte diesen Namen bei, obgleich er bekanntlich auch als Bezeichnung für einen Theil der Asassız’schen Tetragonolepis in Anwendung gekommen ist, da eine Aenderung dieses Namens gerade bei demjenigen Theile dieser Gattung, welcher mit Pleurolepis bezeichnet wurde, nicht gerechtfertigt war, für den anderen Theil aber der Name Aechmodus vorhanden ist (vergl. Neues Jahrb. f. Miner., 1860, S. 248). 2) Palaeontographica, Bd. I, S. 240, 3) Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1868, N. 14. 4) Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. V., S. 201 und Bd. VL, S. 131. 174 Rüdersdorf und Umgegend. dolomitischen Mergelkalken und dolomitischen Zellenkalken gelegenen, welche die oberen rothen Thone des Röths (Enmeicns Röth des Mu- schelkalks) von dem Wellenkalk trennen; einer höher liegenden Buc- einitenschicht mit Natica gregaria, Dentalium laeve, Myophoria aculeata und einer oberen Dentalien- oder Buceinitenschicht mit Natica gregaria und Ammonites Buchiü. Ob überhaupt eine dieser Bänke, eventuell welche derselben der Würzburger Dentalienbank entspricht, ist uns gänzlich unbekannt. Weder bei Bayreuth, noch am unteren Neckar ist es den Herren Günser und Benecre gelungen, sie aufzufinden. Noch viel weniger ist man berechtigt, sie mit einer der zahlreichen Turbinitenschichten in Thüringen, Niederschlesien und bei Rüdersdorf oder mit der Dentalienbank mit Teerebratula vulgarıs, Spiriferina fragilis ete. des Herın Scan!) im Wellendolomit von Waldshut zu identificiren, Und zwar weder dem geognostischen Niveau nach, noch den Versteinerungen nach; denn Ammonites Strom- becki liegt im blauen Sohlenkalk Oberschlesiens mit Terebratula angusta zusammen, Ammonites Buchii?) reicht vom Röth bis in den „oberen Schaumkalk“®), und von den übrigen bei Würzburg darin aufgefundenen Formen ist nur Macrodon triasinus anderwärts nicht schon sowohl in den tiefsten, als in höheren Schichten des unteren Muschelkalks vorgekommen; bei Myophoria curvirostris MUSS dies wenigstens als höchst wahrscheinlich bezeichnet werden. Die Terebratelbank, welche sich besonders durch das Auftreten der Terebratula angusta, Rhynchonella decurtata, Spiriferina hür- suta, Myoconcha gastrochaena und Lima costata auszeichnet, mag vielleicht bis Meiningen, Coburg, Bayreuth verfolgt worden sein, während es Herrn Bexecke am unteren Neckar nur gelang, die Spiri- ferinenbank bis Nussloch am Reinthal nachzuweisen. Dass sie aber ident sei mit derjenigen Bank, welche in Thüringen die Terebratula vulgaris zahlreich einschliesst, ist bis jetzt noch keineswegs bewiesen, !) Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossberzogthums Baden, Heft 23, Carlsruhe, 1867, S. 46. ?) Ich bemerke hierbei, dass das Citat des Ammonites nodosus aus den Cölestinschichten bei Schum (Die geog. Verh. d. Saalth. bei Jena, 8. 20 und 38) auf einer Verwechselung des Ammonites Buchü mit Ammonites nodosus beruht 3) Göttingische gelehrte Anzeigen, 1871, Stück 1, S. 17. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 175 ebensowenig als wir wissen, in welchem Verhältniss sie zu der Schicht im Wellendolomit von Durlach ') oder in dem von Freudenstadt steht, worin Herr Quessteor ?) die Terebratula vulgaris „mit der Hand zusammenraffen* konnte. Noch viel weniger kann ich Herrn Sanp- BERGERS Annahme anerkennen, dass sie ident sei mit den Terebratel- und Enerinitenschichten in Oberschlesien, und dass in Folge dessen der blaue Sohlenkalk und die Schichten von Gorasdze dem Wellen- kalk unter der Würzburger Terebratelbank parallel stehen und nur der Mikultschützer Kalk „das wahre Aequivalent des Schaumkalks* sei. Es giebt in Oberschlesien zwei Niveaus, in welcher die Tere- bratula vulgaris massenweise auftritt: der blaue Sohlenkalk und die Terebratelschichten. Nur in dem ersteren findet sich zahlreich auch die Terebratula angusta, während sie in den darunterliegenden Schichten ganz fehlt, in den höheren nur sehr vereinzelt getroffen wird. Nur aus den Terebratelschichten ist bis jetzt Spiriferina hirsuta bekannt. Wenn es also überhaupt erlaubt wäre, in so weit entfernten Gegenden einzelne Schichten auf solche Merkmale hin zu identificiren, so würde man wohl eher daran denken können, die Würzburger Terebratelbank, in welcher hier Trerebratula angusta allein bekannt ist, mit dem blauen Sohlenkalk, die Spiriferinenbank mit Speriferina hirsuta dem oberschlesischen Terebratelkalk zu ver- gleichen. Ehe wir annehmen, dass der blaue Sohlenkalk und die Schichten von Gorasdze dem Würzburger Wellenkalk unter der Terebratelbank entsprechen, werden wir wohl abwarten müssen, dass uns aus dieser Wellenkalkpartie erst die Versteinerungen jener Schich- ten, nämlich: Thamnastraea silesiaca, Terebratula angusta, Spiri- ferina fragilis, Rhynchonella decurtata, Cassianella tenwistria, As- tarte Antoni, Delphinula infrastriata, Euomphalus arietinus ete. nachgewiesen werden. So lange dies nicht geschehen ist, sind wir nur berechtigt, die Würzburger Schichtenfolge von der Terebratel- bank aufwärts bis zu den Schichten der Myophoria orbicularis als Ganzes mit der oberschlesischen vom blauen Sohlenkalk bis zum Himmelwitzer Dolomit und in gleicher Weise mit der ganzen schaum- 1) Verhandlungen des naturwiss. Vereins zu Karlsruhe, Bd. I., 1864. 2) Epochen der Natur, Tübingen, 1861, S. 480. 176 Rüdersdorf und Umgegend. kalkführenden Abtheilung bei Rüdersdorf und im nördlichen Thüringen in Parallele zu stellen, wonach sich die Aequivalenz des Würzburger _ Wellendolomits und des Wellenkalks bis zur Terebratelbank mit dem unteren Wellenkalk von Sondershausen und Rüdersdorf und mit den Schichten von’ Chorzow und dem cavernösen Kalk in Oberschlesien aus der Lagerung von selbst ergiebt. Auch die Ansicht des Herrn Sanneererr !), dass der Mikult- schützer Kalk nicht mehr den Brachiopodenschichten mit Rhyncho- nella decurtata von Recoaro u. s. w., sondern Srurs Reiflinger Kalk ohne Rhymchonella decurtata entspreche, kann ich nicht theilen. Wenn eine Auflagerung des cephalopodenführenden Reiflinger Kalks auf die Schichten mit Ahynchonella decurtata, wie Herr Srur auf Grund der Beobachtung des Herrn Back im Bakonyer Walde an- giebt ?), in der That vorkommt, so wird man den Mikultschützer Kalk, in welchem allein in Oberschlesien die Rhynchonella decurtata häufig gefunden wird, doch nicht wohl für höheren Schichten als dem bra- chiopodenführenden Kalk von Recoaro entsprechend ansehen können. Findet die erwähnte Ueberlagerung wirklich statt, so wird man im Auge behalten müssen, dass Ammonites dux und antecedens, Kronen von Enerinus Carnalli?) und Brahli in Begleitung der Retzia tri- gonella in Thüringen bis jetzt nur in dem Schichtencomplexe zwischen dem Terebratelkalk und der obersten Schaumkalkschicht gefunden sind, dass bei Rüdersdorf, wie schon Braur angiebt, die genannten Ammoniten und Krinoiden ebenfalls aus den höheren Schichten der schaumkalkführenden Abtheilung stammen, und dass auch bei Recoaro (wie Herr Bexecke in seiner ausgezeichneten Arbeit „über einige Muschelkalk-Ablagerungen der Alpen* gezeigt hat) Encerinus Carnalli einer höheren Bank über den Hauptbrachiopodenbänken eigen ist. Man wird inzwischen in Thüringen namentlich in den Schichten zwischen der untersten Schaumkalkbank und dem Terebratelkalk die Rhynchonella decurtata und Terebratula angusta zu entdecken und bei Rüdersdorf festzustellen suchen müssen, ob etwa Entrochus sile- !) Würzburger nat. Zeitschr, Bd. VI., S. 154. 2) Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst., 1871, N. 13, S. 231. 3) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XX., 8, 746, wo, wie bisher stets in Thüringen, unter Schaumkalk speciell die oberste Schaumkalkbank verstanden ist. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 177 stacus und Thamnastraea stilesiaca (welche letztere bei Würzburg in der Spiriferinenbank '), in Niederschlesien in den untersten Schaum- kalkbänken lagert) nur den tieferen Schichten der schaumkalkführen- den Abtheilung eigen seien. So lange jedoch alle diese Fragen nicht gelöst sind, sind wir, wie ich glaube, nur berechtigt, in dem unteren Muschelkalk von Oberschlesien, Niederschlesien, Rüdersdorf, Thüringen und Franken 2 Abtheilungen zu unterscheiden: eine untere schaumkalkfreie, ver- steinerungsärmere und eine obere versteinerungsreichere mit einer grösseren oder geringeren Anzahl von Schaumkalkbänken, welche bald nur unten vorhanden sind, wie in Oberschlesien in den Schichten von Gorasdze, bald beinahe durch die gänze Abtheilung hindurchgehen, wie bei Rüdersdorf und im nördlichen Thüringen, bald nur gegen oben sich einstellen, wie im südlicheren Thüringen und in Franken; die letztere Abtheilung gewöhnlich oben mit einer schaumkalkfreien Zone, reich an Myophoria orbicularis, welche nur im Braunschwei- gischen in den betreffenden Schichten nicht angegeben wird. Diese Unterscheidung behält für die genannten Gegenden und für Recoaro vorläufig ihren Werth, auch wenn es nicht überall gelingen sollte, sie praktisch durchzuführen, und obgleich ein einzelnes Exemplar der Retzia trigonella in den Schichten von Chorzow gefunden wurde, ein einzelnes Exemplar der Rhynchonella decurtata in dem Wellen- dolomit von Etzgen ?) angegeben wird und ein einzelnes Stielglied vom Typus des Zncrinus gracilis in Oberschlesien auch in den höheren Schichten des unteren Muschelkalks beobachtet wurde. 2. Der mittlere Muschelkalk. Die Gesteine des mittleren Muschelkalks von Rüdersdorf sind dieselben mergeligen Dolomite und dolomitischen Kalke wie im “ Braunschweigischen und in Oberschlesien, nur dass sich ihnen an ersterem Punkte noch Einlagerungen von blauem Thon zugesellen. Dagegen fehlen die anderwärts beobachteten Zellenkalke, Gyps, An- 1) Neues Jahrb. für Mineralogie, Jahrg. 1870, S. 604. 2) Moxscn, Geol. Beschreib. d. Aargauer-Jura. Beitrag zur geol. Karte der Schweiz, Lief. 4, Bern, 1867, S. 15. 12 178 Rüdersdorf und Umgegend. hydrit und Steinsalz. Der Wechsel des Gesteins ist bei Rüdersdorf sowohl an der unteren, als an der oberen Grenze ein plötzlicher; nicht so in Thüringen. Hier lagert (z. B. im Iserthale bei Sonders- hausen) zwischen den untersten Dolomitschichten noch grauer Wellen- kalk mit Encrinusstielgliedern vom Typus des Zincrinus lilüformis und Entrochus dubius. Auch findet sich hier in den gelben dolo- mitischen Kalksteinen unter den Zellenkalken noch Myophoria orbi- cularis (2. B. bei Schraplau, Günzerode und Klein Berndten) in Ge- sellschaft von Pecten discites, @ervillia costata und Fischresten. In der schwäbischen Anhydritgruppe fand Bacn die Myophoria orbi- cularıs in der Gegend von Calw!). Ich würde daher heute nicht mehr daran denken, die 8 Fuss mächtigen gelben Mergel mit vielen Dolomitplatten voll Myophoria orbicularis, mit welchen nach Herrn Günger der mittlere Muschelkalk der Gegend von Bayreuth beginnt, noch dem Wellenkalk zurechnen zu wollen. Andererseits stellen sich an der oberen Grenze der thüringischen Anhydritgruppe in den hornsteinführenden, weisslichen, mergligen, dolomitischen Kalk- steinen gleichsam als Vorläufer des oberen Muschelkalks (z. B. bei Himmelsberg) schon Einlagerungen von grauem dichten Kalkstein ein, während bei Rüdersdorf in der oberen Hälfte der Abtheilung zahlreich Formen erscheinen, welche auch die untersten Schichten des oberen Muschelkalks in grosser Häufigkeit erfüllen, in Beglei- tung von Myacites compressus, der auch von Herrn Weiss?) in der Gegend von Saarbrücken in dem gleichen Niveau gefunden wurde, sonst aber nur aus oberem Muschelkalk und aus der Lettenkohlen- gruppe bekannt geworden ist. 3. Der obere Muschelkalk. Etwas abweichend entwickelt ist bei Rüdersdorf die untere Abtheilung des oberen Muschelkalks. Sie beginnt mit Schichten eines grauen dichten Kalksteins, welcher namentlich Myophoria vul- garıs im grosser Häufigkeit einschliesst. Ihnen folgt ein glaukoni- 1) Begleitworte zur geognostischen Specialkarte von Württemberg. Atlasblatt Calw. Stuttgart, 1869. S. 10. 2) Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch. in Bonn, 1871, S. 33. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 179 tischer, schwach dolomitischer Kalkstein, reich an Monotis Albertii und Fischresten, arm an Encrinusstielgliedern vom Typus des En- erinus Iilüformis, welcher dann von der oberen Abtheilung mit Ammonites nodosus bedeckt wird. Im Braunschweigischen lagern bekanntlich zwischen den dolomitischen Mergeln und den Schichten mit Ammonites nodosus zuunterst compacter Muschelkalk und Thon mit Pecten discites, darüber oolithischer Kalkstein, endlich Trochiten- kalk oder an dessen Stelle am Horstberge bei Wernigerode „ein com- pacter gelbgrauer Kalkstein mit zum Theil dicht liegenden grünen Pünktchen von Eisensilikat“, reich an Monotis Albertii und Pecten. discites, am an Enerinusstielgliedern'). In Thüringen nehmen dasselbe Niveau graue, zum Theil diekgeschichtete, zum Theil wulstige und theils dichte, theils oolithische Kalksteine und Thone ein, bedeckt von der Limabank mit zahlreichen Exemplaren von Lima striata und Monotis Albertii, beide reich an Zincrinus lilüformis. Daher hat schon Herr v. Srromseck behauptet, dass auch der Rüdersdorfer glaukonitische Kalkstein unter den Schichten mit Ammonites nodosus liegen müsse, und Herr Creoxer?) betrachtet ihn als ein Aequivalent der thüringischen Limabank, die darunterliegenden Kalke als Ver- treter des Ooliths. Beide werden in Thüringen glaukonitisch. Schon 1839 schrieb Herr Oreoxer?) vom Oolith: „in lichtgrauem Mergel- kalk liegen konzentrisch-schaalige Körnchen von grauem Kalkstein... Häufig lässt sich in ihnen ein Kern einer dunkellauchgrünen dichten Masse erkennen, welche dem von Berrsıer näher untersuchten Eisen- oxydulsilikat angehört und nicht selten in einzelnen Körnern dem oolithischen Gestein eingesprengt ist.* Glaukonitisch sind ferner dieselben Schichten am Jagdschloss „Der Possen“ bei Sondershausen und an der Stillen Mühle im Helbethale, die Limabank auf der Schmücke, selbst der Trochitenkalk bei Saarbrücken. *) Wie alle diese Kalke liegt der Rüdersdorfer Glaukonitkalk unter den Schich- 1) v. Snromsecr, Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft, Bd. 1., S. 231, Ba. II, S. 186. 2) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. Ill, S. 370. 3) Neues Jahrb. f. Mineralogie, Jahrg. 1839, S. 384. 4) Weiss, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XXL, S. 839. 12* 180 Rüdersdorf und Umgegend. ten mit Ammonites nodosus, unter den an ihrer Basis lagernden Sehichten mit Pecten discites, unter der Nuculaschicht, und wir - können daher nicht daran denken, ihn mit demjenigen Glaukonitkalk zu identificiren, welcher in Thüringen mitten in den Thonplatten über der Terebratelbank lagert.!) Dolomitisch sind die Gesteine dieser Region auch zuweilen in Hessen?), im unteren Breisgau?) und bei Trier. ®) Es ist nicht ohne Interesse, dass auch bei Bayreuth, in der Rhöngegend, bei Würzburg und am unteren Neckar die Myophoria vulgaris in gewissen Schichten dieser Region in grosser Häufigkeit auftritt. Solche myophorienreiche Schichten lagern nach Herrn Günmser bei Bayreuth und in der Rhöngegend unter den Haupt- krinoidenbänken, bei Würzburg nach Herrn Sannserger darunter und darüber, am unteren Neckar wechsellagern sie nach Herrn Bexeore mit denselben. Hier und bei Würzburg folgen direkt die Schichten mit Ammonites nodosus; in der Rhöngegend zunächst noch die 3 Fuss starken „Hybodus angustus-Schichten* mit vielen Fischzähnen und Enerinus liliformis, bei Bayreuth erst die 10 Fuss mächtigen „Pemphix Sueurii-Schichten“, dann der 63 Fuss starke „Hybodus angustus- oder Glaukonitkalk*, ebenfalls mit vielen Fischresten und Enerinus hlüformis. Erst über diesen Bildungen lagern Gesteine mit Ammonites nodosus. Ich glaube daher, dass wir nach den bisher bekannt gemachten Beobachtungen hier ebensowenig ein Recht haben, diese unter dem Ammonites nodosus liegenden Schichten mit ‘ dem thüringischen, über der Terebratelbank lagernden Glaukonitkalk zu identificiren.5) Wären auch hier specielle Vergleiche gestattet, so könnte man wohl eher daran denken, die an Myophoria vulgaris reichen Schichten von Rüdersdorf als Vertreter der Myophorien- und Encrinitenschichten Frankens, den elaukonitischen Kalkstein als 1) Sanpeercer, Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. V., S. 229 und Bd. VI., S. 187. 2) Moesta, Geol. Schilderung d. Gegend zw. Meissner u. d. Hirschberge in Hessen, Marburg, 1867, S. 17. 3) Prarz, Geol. Beschreib. des unteren Breisgaus, Carlsruhe, 1858, $. 18. A) Weiss, a. 8.0518. 840 5) Sanpeereer, Würzburger naturwiss. Zeitschr., Bd. VI., S. 191. IV. Vergleich mit anderen Gegenden. 181 „oberste Lage“ dieser Abtheilung für äquivalent mit dem „Hybodus angustus- oder Glaukonitkalk* von Bayreuth und seinem „Stell- vertreter* in der Rhöngegend zu betrachten. Ich glaube jedoch, dass man besser thut, die genannten Rüdersdorfer Schichten als Ganzes der trochitenkalkführenden Gruppe des oberen Muschelkalks anderer Gegenden parallel zu stellen. Die Gesteine der oberen Abtheilung desselben bei Rüders- dorf stimmen mit den anderweitig darin auftretenden vollkommen überein, wenn man von dem Fehlen der Thoneinlagerungen in Ober- schlesien und den Dolomiten im südwestlichen Deutschland absieht. Namentlich ist auch das Vorhandensein der an der unteren Grenze so weit verbreiteten Nuculabank und der Schichten mit Pecten dis- cites bemerkenswerth. Die höheren Schichten sind leider zu unvoll- kommen aufgeschlossen, um constatiren zu können, ob etwa auch hier in dem unteren Theile der Gruppe noch eine Encrinusstielglieder führende Schicht vorhanden ist, wie sie am unteren Neckar, bei Würzburg, durch Herrn Emwmeıcn bei Meiningen, durch Herrn v. Seegach !) bei Mühlhausen und von mir bei Wasserthalleben unweit Greussen in Thüringen beobachtet wurde. - In paläontologischer Hinsicht mag für den oberen Rüdersdorfer Muschelkalk noch auf das (bisherige) Fehlen von Pemphix Sueurci, welcher bekanntlich auch im Braunschweigischen und in Thüringen noch nicht aufgefunden wurde, und von Ammonites semipartitus, der auch aus Oberschlesien noch nicht bekannt geworden ist, hingewiesen werden. Für das Vorkommen des letzteren möchte ich daran er- innern, dass derselbe von Herrn Schrürer?) bei Altenbeken im Tro- chitenkalk gesammelt wurde, so dass ein späteres Auftreten desselben _ im Vergleich zu Ammonites nodosus, wenn auch für die Gegend am unteren Neckar und für Franken begründet, noch nicht allgemein nachgewiesen zu sein scheint. Aus dem Trochitenkalk von Saar- brücken erwähnt Herr Weıss als grosse Seltenheit Ammonites no- dosus und einen Ammonites cf. enodis. 1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XXI., S. 255. ®) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XVII., S, 38. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Tafel. Annan . Pleuraster Chopi sp. n. aus dem Schaumkalk von Sondershausen. Be- schreibung in der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. XXI,, S. 494. Ansicht der Bauchseite. — Fig. la. Ansicht eines Arms von der Seite. — Fig. 1b. Querschnitt eines Arms, soweit die Plättchen desselben er- halten sind. — Nat. Grösse. — S. 86. . Ophioderma (Ophiarachna)? Hauchecorni sp. n. aus dem Schaumkalk von Rüdersdorf. Ansicht der Rückenseite. Die linke Hälfte nach dem Exemplare im Berliner Universitätsmuseum, die rechte nach dem in der Bergakademie- Sammlung; die 3 Arme der letzteren Seite ohne Arm- platten. Nat. Grösse. — Fig. 2a. Ansicht der adoralen Seite eines Armwirbelkörpers. Vergrössert. — Fig. 2b. Ansicht eines Arms von der Bauchseite. Vergrössert. — S. 84. . Ophioderma (Ophiarachna)? squamosa Pıcaro sp. aus dem oberen Muschelkalk von Schlotheim. Ansicht der Rückenseite. Nat. Grösse. — Fig. 3a. Obere Ansicht eines Arms. Vergrössert. — S. 85. . Nautilus bidorsatus Scuroru aus den Schichten mit Myophoria orbi- cularis von Rüdersdorf. Ansicht von der Seite. — Fig. 4a. Ansicht von der Bauchseite. — Nat. Grösse. — S. 101. . Myoconcha Thielaui Srsows. sp. var. genuina aus dem Mikultschützer Kalk des Böhmschen Steinbruchs bei Tarnowitz. Exemplar mit Schale. — Fig. 5a. Var. elongata aus dem Himmelwitzer Dolomit von Himmel- witz. Steinkern. — Nat. Grösse. — $S. 22. . Myoconcha Goldfussi Dus«. sp. aus dem Schaumkalk von Rüdersdorf. Steinkern. — Fig. 6a. Dieselbe aus dem Mikultschützer Kalk des Böhm- schen Steinbruchs bei Tarnowitz. Zum Theil mit erhaltener Schale. — Nat. Grösse. — S. 90. . Myoconcha gastrochaena Gize. sp. (non Dusz. sp.) aus dem Schaumkalk von Sondershausen. Steinkern. Nat. Grösse. — S. 91. . Myoconcha Roemeri sp. n. aus den Chorzower Schichten von Orzech. Junges Exemplar. Steinkern. Nat. Grösse. — S. 91. a dh nn > Erklärung der Tafel. 183 Fig. 9. Nucula oviformis sp, n. aus dem Schaumkalk von Rüdersdorf. Ansicht der linken Schale. — Fig. 9a. Ansicht der rechten Schale. — Steinkern. Nat. Grösse. — S. 87. Fig. 10. Chemnitzia turris sp. n. aus dem unteren Wellenkalk von Rüdersdorf. Nach einem Guttapercha-Abdruck. Nat. Grösse. — S. 57. Verbesserung für die Karte. Die punktirte Verbindungslinie zwischen dem Gypsbruch und dem Wetter- schacht, welche das unterirdische Fortstreichen des Gypses andeutet, sollte die grüne, nicht die blaue Farbe zeigen. Druck von G. Bernstein in Berlin. 7.94 7g- 7. = C.E Schmidt lit dee ae vo: SEnBalk, ” x Rüdersdorf und Umgegend. Eine geognostische Monographie. Heinrich Eek. Mit einer Tafel Abbildungen von Versteinerungen , = v geognostischen Karte und einer Tafel mit Profilen. mark x >. 4 n a PR Ber = yandlungen AU ö ischen . ; von Preusen und | den | Thüringischen Staaten. 2 Pre a A erlag der Neumann’ schen Kartenhandlung. a en Y 2 REIT EEE, Wi 1 ÜBER DEN UNTEREN KEUPER DES ÖSTLICHEN THÜRINGENS VON DR. E. E. SCHMID, PROFESSOR DER MINERALOGIE AN DER UNIVERSITÄT JENA. NEBST 6 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN HOLZSCHNITTEN UND EINER TAFEL MIT PETREFACTEN-ABBILDUNGEN. Sl Begriff. Die Schichten zwischen dem obersten Muschelkalke und den untersten gypsführenden, bunten Mergeln des Keupers in Thüringen sind von J. C. W. Voir!) in einer bereits 1782 erschienenen Druck- schrift einer so wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen worden, dass von den Resultaten derselben viele noch gegenwärtig unmittel- baren Werth haben. Besonders genau untersuchte Voısr die dieser Schichten-Reihe untergeordneten Kohlen und unterschied sie von den Steinkohlen als „Lettenkohlen“. Wenn von diesen Lettenkohlen später die ganze Schichten-Reihe den Namen der Letten-Kohlen-Gruppe er- halten hat, so gebührt gewiss Vorer mehr Anspruch auf die Ehre der Entdeckung der Lettenkohlen-Gruppe, als den nahe 40 Jahre später thätigen Küsnw und v. Srruve, denen Naumann?) mit Berufung auf Gumsrecht diese Ehre, dem ersten für Thüringen, dem andern für Schwaben, zuweist. Ist aber auch die Kenntniss der Lettenkohlen-Gruppe von Thü- tingen ausgegangen, so sind bisher aus der Lettenkohlen - Gruppe Thüringens doch nur einzelne Stellen monographisch bearbeitet wor- den, namentlich durch Gemırz und Bornemann, während derjenigen Frankens und Schwabens eine reiche Literatur gewidmet wurde, welche jüngst durch Gümsger und Sanpgerger einen Abschluss fand. Eine wenigstens einen ansehnlichen Theil Thüringens umfassende Darstel- 1) J. C. W. Voir. Mineralogische Reisen durch das Herzogthum Weimar u. s. w. Dessau, 1782. ®) Naunans, Lehrbnch der Geologie 2. Aufl. Bd. 2, S. 709 1* 4 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. lung dieser Gruppe ist daher wohl ein zeitgemässes Unternehmen, um so mehr als dieselbe mit einer neuen geognostischen Aufnahme in Verbindung steht. i Die vorliegende Abhandlung umfasst die östliche Hälfte 'Thü- ringens, deren Abgrenzung durch den Meridian 29° 40° willkürlich und zufällig dadurch bedingt ist, dass meine eigenen Aufnahmen — — ausgenommen eine kurze Strecke zwischen Stadt-IIm und Arn- stadt — eben bis dahin vorgerückt sind. Indem bei dieser neuen geogenostischen Aufnahme, welche vor- läufig ausser Thüringen auch die preussische Provinz Sachsen um- fasst, durch Beyrich der Name „Lettenkohlen-Gruppe“ in „unteren Keuper“ umgelautet wurde, hat die Nomenclatur jedenfalls an Kürze und sprachlicher Gleichartigkeit gewonnen. 2 Verbreitung. Die Ausbreitung des unteren Keupers ist aus den älteren Karten von v. Corm und Üreoxer nur unvollständig zu ersehen, aus der Ureoxer’schen schon deshalb, weil sie östlich nicht über die Lage von Weimar hinausgeht. Beide Karten lassen nicht nur kleine zerstreute Partieen unbe- achtet, sondern ziehen den Rand der grösseren, zusammenhängenden Flächen des unteren Keupers beträchtlich zu weit gegen Westen zu- rück. Auf beiden Karten ist zwar die untere Grenze gegen den Muschelkalk scharf bezeichnet, die obere hingegen ziemlich unbe- stimmt gelassen. Das östlichste Vorkommen des Keupers findet sich schon an einem Abhange nördlich Wichmar, östlich Döbritschen; dieses ist zugleich das einzige auf der rechten Seite der Saale; sein grösster Durchmesser beträgt nicht über 500 Schritte. Auf der linken Seite der Saale werden die Vorkommnisse häufiger. Die Saale aufwärts liegt das äusserste am unteren Abhange des Jägerbergs, westlich über Zwätzen bei Jena; dasselbe ist sehr beschränkt. Weiter abwärts folgt das Vorkommen in nächster Nähe von Wilsdorf bei Dornburg / SEEN EEE $ 2. Verbreitung. 5 und nahebei ein solches zwischen Hirschroda und Eekelstedt, dann eines unmittelbar bei Lachstedt und zuletzt eines in der Thalfurche, die von der Hochfläche nordöstlich gegen die Saale zwischen Gross- heringen und Weichau hinabzieht. Breiter und zusammenhängender deckt der Keuper den flachen Kamm der Wasserscheide zwischen Saale und Ilm von Stobra an bis gegen Kötschau. Die östliche Grenze des eigentlichen Keuper-Feldes zieht sich von Lehnstedt über Hammerstedt, Kappellendorf, Oberndorf, Schröten und Wormstedt nach der Höhe zwischen Berg-Sulza und Schmiede- hausen. Im Süden beginnt der Keuper zwischen Bucha und Göttern, füllt zusammenhängend die Mulde des Magdel-Grundes und des Ilm- Thals von Mellingen bis Weimar aus und zieht sich über den Gelm- roder Berg nach Ulla; von hier aus verbreitet er sich über die Hügel vor dem Fusse des grossen Ettersberges und schliesst sich an das weite Keuper-Gebiet des inneren Thüringens an. Die Grenze dieses Gebietes läuft zuerst westlich am Fusse des Utzbergs hin gegen München-Holzhausen, wendet sich von da aus südwestlich und südlich segen den Hahnberg bei Nieder-Nissa und verfolgt dann eine nord- westliche Richtung am Fusse der Bergpartie des Steiger-Waldes bei Erfurt hin über die Gera hinaus. Südlich davon hat man auf der Höhe des neuen Steiger-Forstes zwischen Roda und dem Waldschlösschen wiederum Keuper, der sich östlich bis Egstedt, Bechstedt-Wagdt, Werningsleben und Elxleben hinzieht, westlich aber ununterbrochen wiederum an das Keuper-Ge- biet des innern Thüringens bei Arnstadt und Dietendorf anschliesst. * Gegen Nordost findet die Verbreitung des Keupers sehr einfach und fast gradlinig am Fusse eines mässig hohen, aber steilen Abfalls von Sulza aus über Eckartsberge, Rastenberg, Schloss Beichlingen und Sachsenburg ihre Grenze. Aus diesem innern Keupergebiete erheben sich inselartig die Muschelkalk-Partieen des Ettersbergs bei Weimar, der namenlosen Boden-Anschwellung zwischen Buttstedt, Rastenbere und Cölleda, der Alacher Höhe bei Erfurt, welcher sich die scharfen Rücken der Herrn- berge zwischen der Wüstung Daberstedt bei Erfurt und Windisch- 6 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Holzhausen anschliesst, und der Höhe zwischen Ober-Reissen und Rohrbach. In den Thal-Einschnitten der Ilm und Gera tritt der Muschel- kalk ebenfalls auf lange Strecken hervor. Den weitaus grösseren Theil des eben abgegrenzten Gebietes nimmt der untere Keuper ein. Doch hat der mittlere in eigenthüm- licher Weise schon an der Bildung der Aussenränder Theil. So findet er sich im Magdel- und Ilmgrunde zwischen Magdala und Weimar I und bei Daasdorf nahe Weimar, ferner von Herressen über Apolda nach Niedertrebra und zuletzt wenig unterbrochen von Auerstedt an nahe dem Nordostrande des Gebietes bis zur Unstrut, besonders breit zwischen Eckartsberge, Rastenberg und Buttstedt. Im Innern des Gebietes zeigt sich der mittlere Keuper östlich schon zwischen Pfiffel- bach und Willerstedt, aber in geringer Ausdehnung; zwischen But- telstedt und Neumark, so wie zwischen Krautheim und Klein-Brem- bach ist seine Ausdehnung grösser; zwischen Vogelsberg und Neuhausen bildet er einen ansehnlichen Rücken, der sich bei Orlishausen an das eigentliche Gebiet des mittleren Keupers im innern Thüringen an- schliesst. Dieses nimmt die Hochflächen von Weissensee und Kranich- born ein, das Hügelland zwischen Gera und Gramme und greift dar- über hinaus auf die Abhänge jenseits der Helbe und Gramme; es erstreckt sich südlich bis über das Schmiedstädter Thor von Erfurt, über Urbich und Dittelstedt hinaus. Oberer Keuper ist mit Sicherheit im östlichen Thüringen noch nicht aufgefunden. | 83. Mächtigkeit. Die Mächtigkeit des unteren Keupers würde nach Maassgabe des einzigen vollständigen Durchschnitts, den ich an der Oberfläche habe auffinden können, nämlich nach dem zwischen Herrn- und Hohen- Gosserstedt, von welchem nachher ausführlicher die Rede sein wird, etwas über 54 M. (170°) betragen. Allein die Schichten sind an dieser Stelle nicht nur steil und ungleichförmig aufgerichtet, sondern auch gestaucht; die Messung rechtwinklig gegen die Schichtungs-Richtung $ 4. Vonkommende Gesteine und Mineralien. 7 hat daher einige Schwierigkeit und kann kaum anders, als zu gross ausfallen. In der Umgebung von Pfiffelbach zwischen Apolda und Buttel- stedt und beim Neuen Werke nahe Apolda an der Chaussee von Weimar nach Eckartsberge, wo die Schichten des unteren Keupers nahe horizontal liegen und zwischen der Hochfläche und den Thal- sohlen vollständig entwickelt sind, kann die Mächtigkeit desselben nach Maassgabe der aequistanten Niveau - Linien, wie sie auf der Königl. Preuss. Generalstabskarte verzeichnet sind, nicht viel von 38 M. (120°) abweichen. Im Salzschacht auf dem Johannisfelde bei Erfurt ist dieselbe wiederum beträchtlich grösser, nämlich 59,34 M. Doch treten hier auch andere Abtheilungen der Trias mächtiger auf, als im übrigen Thüringen, so der obere Muschelkalk über das Doppelte so mächtig, wie bei Jena'). 84. Vorkommende Gesteine und Mineralien. Obgleich jedes Profil des unteren Keupers einen mannigfaltigen Wechsel von Gesteinen darbietet, so ist doch die Mannigfaltigkeit der Gesteine selbst nicht grade gross. Es sind Letten, Sandsteine, Dolomite, Mergel, Kalksteine, Humuskohlen und Hornsteine, zu denen Braun- und Rotheisenstein, Eisenkies, Gyps, Cölestin, Faserkalk, Tutenkalk und Aragonit in untergeordneter Weise hinzutreten. 1. Letten. Die Letten sind sehr fette, carbonat-freie bis arıne, meist durch Humuskohle dunkelgrau gefärbte Thone. Sie sind gewöhnlich schon im bergfeuchten Zustande dünnschiefrig, und blättern sich alle beim Austrocknen auf. Sie werden an vielen Stellen zur Anfertigung von Ziegeleiwaaren verwendet, welche im Feuer zwar sehr gut stehen, aber doch durchaus nicht unschmelzbar sind. 1) Siehe Scamm, die Gliederung der oberen Trias nach den Aufschlüssen im Salzschachte auf dem Johannisfelde bei Erfurt. Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. Bd. 16. S. 146. 1864. 8 Ueber den unteren Keuper des östl. @@hüringens 2. Sandsteine. Die Sandsteine sind alle von mittlerer Feinheit; sie bestehen aus Quarzkörnern und einem aus Dolomit und Thon gemengten Binde- mittel; Glimmer fehlt selten ganz, ist aber auch selten reichlich vorhanden. Sie sind mürbe, saugen Wasser begierig auf und lassen sich dann leicht zerdrücken. Im frischen Zustande sind sie vorwal- tend grünlich-grau gefärbt und werden deshalb von den Arbeitern zur Unterscheidung von den Buntsandsteinen grüne Sandsteine ge- nannt; im verwitterten Zustande nehmen dieselben gelblich-graue Farben an; sie erhalten häufig durch beigemengten Eisenocker gelbe und braune Streifen, durch beigemengte Humuskohle graue und schwarze; braun-rothe und rothe Färbung, diese auch wohl verbun- den mit fleckiger Beschaffenheit, ist selten. Die Sandsteine sind am häufigsten dünnschiefrig; zwischen den Schiefern liegen aber auch dicke Platten und Bänke bis zu 1,5 M. Stärke. Streifung und Striche- lung, abweichend von der Schichtung, unter sich winckelig zusammen- stossend, grade und gewunden, sind sehr gewöhnliche Erscheinungen. Die Sandstein-Bänke sind vielorts Gegenstand des Steinbruchs; bergfeucht lassen sie sich bearbeiten und dienen zur Anfertisung von Quadern, Platten und Trögen; nach der Austrocknung werden sie hart und brüchig. Eine eigenthümliche Verwendung finden sie zum Bau von Feuerungen und Backöfen, überhaupt da, wo Feuerfestig- keit verlangt wird. Ich habe die Hauptmasse dieser Sandsteine, so weit sie eine be- sondere Unterabtheilung, ein selbstständiges Glied des unteren Keupers ausmacht, früher als Cycadeen-Sandsteine bezeichnet, in der Meinung, die Epidermis-Läppchen und Schüppchen, deren Zugehörigkeit zu Cycadeen-Blättern unzweifelhaft ist, und die Stamm-Stücke, welche in den Sandsteinen häufig neben einander vorkommen, gehörten zu einerlei Pflanzen-Gattung. Die Stamm-Stücke gehören jedoch höchst wahrscheinlich zu der Gattung Araucaroxylon und damit ist der frü- here Name hinfällig. Zunächst würde sich anstatt desselben der landesübliche „grüne Sandstein“ empfehlen; allein grade dieser könnte zu störenden Missverständnissen Anlass geben, da er von den süddeutschen Geologen einem höheren Sandsteinflötz beigelegt ist. Da die Farbe unserer Sandsteine sehr stark ins Graue zieht, so ist $ 4. Vorkommende Gesteine und Mineralien.. 9 auch der Name „grauer Sandstein“ nicht unpassend, und dieser ist von den süddeutschen Geologen!) dem eigentlichen Lettenkohlen Sandstein, dem der Thüringische ganz gleich steht, bereits beigelegt worden. 8. Dolomite. Die Dolomite sind sehr selten zuckerkörmig, gewöhnlich dicht, mässig hart und spröde bis krümelig, selten weiss oder überhaupt licht, gewöhnlich gelb bis braun. In verdünnter Salzsäure brausen sie nur schwach; nach Behandlung mit mässig concentrirter, erwärm- ter Salzsäure hinterlassen sie beträchtliche Mengen — bis über 30 pCt. — von thonigen Rückständen; die salzsaure Auflösung enthält ausser Kalkerde und Talkerde auch Eisenoxydul, Eisenoxyd und Thonerde. Talkerde ist neben Kalkerde stets reichlich vorhanden. In einem den untersten Letten untergeordneten Gestein aus dem Salzschacht auf dem Johannisfelde bei Erfurt, dem Mutter-Gestein des rothen Cölestins, stehen Kalk- und Talkerde sogar im Aequivalent-Verhält- niss von 1:1. Doch tritt die Talkerde meist hinter der Kalkerde, und das Eisenoxydul hinter der Talkerde weit zurück. So ist das Aequivalent-Verhältniss von Kalkerde, Talkerde und Eisenoxydul in einem dickbänkigen, ebenfalls der untersten lettigen Abtheilung zu- gehörigen Gestein bei Vieselbach am Wege nach Sohnstedt 100:56:26, im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle 100:38:1. Je dunkler gelb und gelbbraun, desto weniger geschlossen, desto caver- nöser und klüftiger sind die Gesteine. Die intensiv gelben Gesteine sind so häufig, dass das Bedürfniss des besondern Namens „Ocker- Dolomit“ für sie entsteht. Doch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass die meisten Ocker-Dolomite aus Dolomiten hervorgegangen sind, in denen das Eisen ursprünglich als kohlensaures Eisenoxydul enthalten war. Die Dolomite und namentlich die Ocker-Dolomite kommen eben- sowohl in schwachen Zwischenlagen als in unmittelbar auf einander folgenden Platten und starken Bänken vor. Wenn die Dolomite auf Mergeln aufliegen, ist ihre Unterfläche oft rauh von leistenförmigen, 1) 8. Quesstepr. Das Flötzgebirge Würtembergs. 1843. 8. 70. 10 Ueber den untern Keuper des östl. Thüringens. vielfach sich kreuzenden Hervorragungen, welche als Ausfüllungen von Schwindungsklüften der Unterlage gedeutet werden können, um so eher, als Dolomit auch selbstständig zusammenhängende Klüfte - im Mergel ausfüllt. Der dünnplattige Dolomit wird höchstens zur Strassen-Beschüttung gebraucht, hingegen derjenige der starken Bänke wird vielorts zu baulichen Zwecken ausgebrochen; mit der Berg- feuchtigkeit lässt er sich leidlich leicht, wenn auch nicht fein bear- beiten, nach völliger Austrocknung ist er hart und kurz-bröcklich. 4. Dolomitische Mergel. In Folge zunehmenden Thongehaltes gehen die Dolomite durch Mergel in Letten über, und diesen Uebergang veranschaulichen die Gesteine des unteren Keupers so allmälig, dass die Grenze zwischen Dolomiten, dolomitischen Mergeln und Letten schwer zu ziehen ist. Die dolomitischen Mergel sind fast alle eisenschüssig; einige haben wohl die grünlich-graue Farbe, welche einem Gehalt an Eisenoxydul entspricht, die grosse Mehrzahl aber ist gelb und gelbbraun von einem Gehalte an Eisenoxyd-Hydrat; rothbraune und dunkelbraune Färbungen, die von Eisenoxyd herrühren, sind selten. Durch Auf- nahme von Quarzkörnchen und Glimmerblättchen werden Uebergänge auch zu den Sandsteinen erzeugt; solche Uebergangs- Glieder sind sogar so häufig, dass bei der Beschreibung von Profilen aus dem un- teren Keuper die weitläufige Bezeichnung ockrig-sandige, dolomitische, lettige Mergel unvermeidlich ist. Einige von den licht grünlich-grauen dolomitischen Merseln haben eine technische Bedeutung gewonnen als Material zur Berei- tung von Cement. ı Grosse Massen dieses Cementes werden namentlich in Ilvershofen bei Erfurt und in Nauendorf bei Apolda bereitet. 5. Kalke. Zwischen diesen dolomitischen Gesteinen überrascht das Vorkom- men von Kalken, die nicht mehr Talkerde enthalten als die Mehrzahl der Muschelkalke, ja sogar mitunter fast Talkerde-frei sind. Die- selben sind meist ebenso eisenschüssig wie die Dolomite und dolo- mitischen Mergel, und enthalten ebenfalls theils Eisenoxyd-Hydrat, theils kohlensaures Eisenoxydul; aber es giebt auch solche, die nur $ 4. Vorkommende Gesteine und Mineralien. 11 wenig Eisen enthalten. Ihr Vorkommen ist jedoch weder häufig noch massenhaft; nur am nördlichen Abhang über der Losse zwischen Guthmannshausen und Olbersleben sah ich einen Steinbruch auf sie im Betrieb, der dünne aber harte Kalkplatten lieferte. 6. Humuskohlen Humose Kohle bildet theils selbstständige Flötze und breitere, nesterartige Einlagerungen, theils füllt sie die Hohlräume von Ab- drücken pflanzlicher Theile aus, theils ist sie in Körnchen und Schüppchen den Gesteinen eingestreut, theils auch denselben gleich- mässig beigemengt. Die Kohlen-Flötze und Nester sind den Letten untergeordnet, daher bezeichnete sie J. ©. W. Vorer als Lettenkohle!) und dieser Name hat sich mit Recht erhalten. Eine genauere Charakteristik der Lettenkohle gab jedoch erst Gemrrz,?) namentlich indem er nach- wies, dass sie wie die Braunkohlen aus Humus, und zwar aus saurem, der sich mit dunkel-brauner Farbe in kohlensaurem Natron löst, und aus indifferentem, in kohlensaurem Natron unlöslichem, aus Humus- säure und Humin gemischt sei. Diesem Humus ist jedoch eine be- trächtliche Menge thonigen Stoffes beigemengt, die schon Vorer auf 8—9 pCt. angiebt, Geinırz hingegen in Proben vom Neuen- Werk bei Mattstedt zu 57 pCt. bis 66 pCt. fand. Die Dichte dieser von Geinerz untersuchten Stücke war 1,45—1,43. Die Farbe der Letten- kohle ist schwarz in’s Blauliche und Grauliche; auf Ablösungs- (Schie- ferungs) Flächen ist die Kohle matt, auf dem Querbruche schim- mert sie. Der Luft ausgesetzt, zerfallen die meisten Stücke sehr schnell, um so schneller, je mehr sich dabei durch Aussaugung von schwefliger Säure und Ausblühung von Eisenvitriol die Beimengung von Eisen- kies geltend macht. Eisenkies ist übrigens der Kohle der Nester reichlicher beige- mengt, als derjenigen der Flötze, die erste wird fast nie ohne Eisen- 1) J. C. W. Voir. Kleinere mineralog. Schriften. Th. 2. S. 107 —121. 1800. Der Versuch einer Geschichte der Stein- und Braunkohlen und des Torfs. Th. 1 H. 77—84. 1802 °) Gemurz, Beitrag zur Kenntniss des Thüringer Muschelkalkgebirges. S- 30 bis 34. 1837. 12 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens, kies angetroffen, welcher — wie schon Voıgr sagt — nach seinem Gewebe zu urtheilen, wirklich verkiestes Holz ist. Ich werde darauf bei der Betrachtung der organischen Ueberreste des unteren Keupers zurückkommen. Im Wasser zerfällt die Kohle noch leichter. Schon aus dem Gesagten geht hervor, dass der Brennwerth dieser Kohle nur gering sein würde, auch wenn sie mit bauwürdiger Mächtigkeit aufträte. Versuche, sie zur Vitriol-Siederei zu verwen- den, sind ebenfalls ohne gewinnbringenden Erfolg gemacht worden. Die Kohle, welche die Hohlräume innerhalb der Pflanzen - Ab- drücke ausfüllt, gleicht theils derjenigen der Nester im Letten und ist namentlich eben so reich an Eisenkies, theils nimmt dieselbe aber auch das Aussehen der gewöhnlichen Holzkohle an und lässt die Holzfasern vollkommen deutlich erkennen, sie ist dann sehr mürbe und zerreiblich. Durch Aufnahme von Eisenoxyd-Hydrat färbt sie sich braun und geht in fasrigen Brauneisenstein mit unverkennbarer Holzstructur über. Dieser Brauneisenstein ist jedoch kaum zweifel- haft erst aus Eisenkies durch Verwitterung hervorgegangen. Ein weiterer Ersatz dieses Brauneisensteins durch Kieselsäure findet nicht statt. Kieselhölzer, wie sie Borwemann!) von Mühlhausen beschreibt, habe ich im östlichen Thüringen noch nicht aufgefunden. Sowohl die Kohle als auch der Brauneisenstein füllen die Hohlräume nur locker, d. h. mit Auflassung weiter Zwischenräume aus. Die Hohl- räume sind oft sehr gross; sie entsprechen mitunter Stammstücken bis zu 1,0 M. Länge und 0,3 M. Breite; sie finden sich am häufigsten in den Sandsteinen. Viel weniger verändert, eigentlich nur von Humus imprägnirt, hellbraun bis bräunlich-gelb, meist sehr durchscheinend und elastisch biegsam sind die Läppchen und Schüppchen pflanzlicher Stoffe, die zwischen den Schichtungs- und Schieferungs- Flächen der Letten und Sandsteine, wie sonst Glimmer-Blätter, eingestreut sind. Kohlen -Bröckchen schliessen alle Gesteine des unteren Keupers gelegentlich ein. Feinvertheilte Kohle oder vielmehr humose Impräg- nationen geben denselben häufig eine graue bis grau-schwarze Farbe. 1) Borsemann, Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens. 1856. S. 65. $ 4. Vorkommende Gesteine und Mineralien. 13 7. Hornsteine. Während die eigentlichen Kohlenflötze auf die unteren Regionen, sind die Hornsteine auf die oberen Regionen des unteren Keupers beschränkt. Dieselben sind dunkel-graulich- bis bräunlich-schwarz; sie sind theils schiefrig, theils derb, leicht zersprengbar mit splitte- rigem Bruche. Die derben, bräunlich-schwarzen Hornsteine brausen, in Salzsäure eingelest, schwach aber anhaltend; sie werden dabei gebleicht, indem sich ihre Farbe in das Gelblich-braune zieht; nach 4tägiger Einwirkung war die Bleichung einer Probe etwa 0,01 M. tief eingedrungen; die Salzsäure hatte Kalkerde und Eisenoxyd aufge- nommen. Diese Hornsteine sind übrigens nur nördlich Pfiffelbach vom Komthurei-Holze eine gute Viertelstunde gegen Osten hin, ferner östlich über Sulzbach und am Wege von Apolda nach Stobra bekannt. 8. Roth- und Braun-Eisensteine. Roth- und Braun-Eisensteine sind nicht bloss den Dolomiten, Kalken, Mergeln und Sandsteinen beigemengt, sondern sie treten zu ihnen auch als accessorische Bestandmassen hinzu, jedoch nirgends in einer für die Technik bedeutsamen Weise. Knollen von Roth- eisenstein bis zu 0,05 M. Durchmesser finden sich nicht gar selten. Aus der Letten-Grube von Naundorf bei Apolda entnommen, haben sie auf der glatten Oberfläche eine dunkel blutrothe Farbe, auf frischem Bruche eine dunkel ziegelrothe. Von hygroskopischer Feuchtigkeit befreit, enthalten sie nur noch 2pCt. Wasser; in concentrirter Salz- säure lösen sie sich bis auf einen geringen thonigen Rest auf; die Salzsäure-Lösung enthält ausser Eisenoxyd sehr wenig Thonerde und eine sehr geringe Spur von Schwefelsäure, dagegen keine von Phosphor- säure. Dem Eisenoxyd des Rotheisensteins ist also nur eine geringe Menge von Thon und wahrscheinlich eine Spur Gyps beigemenst. Sehr ähnliche Knollen erwähnt schon Barsca!) als Findlinge im Mühlthal bei Jena; wo dieselben einmal abgesucht waren, finden sie sich immer wieder, sie werden also jedenfalls von den Höhen herab- 1) Barscn, Taschenbuch für Exeursionen in die umliegende Gegend von Jena. 1802. S. 237. „Im Mühlthale und seinen Nebenthälern findet man in ziemlicher Menge Erbsen: bis Kartoffel-grosse Stücke eines leber- bis blutfarbenen Eisensteins“. 14 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. geschwemmt. Eine von mir untersuchte Probe davon ergab nach vorheriger Entfernung der hygroskopischen Feuchtigkeit als Glüh- Verlust 1,27 pCt. Wasser; sie löste sich fast vollständig in concen- trirter Salzsäure; die salzsaure Lösung enthielt ausser Eisenoxyd zwar keine bemerkliche Menge von Thonerde, aber eine Spur von Kalkerde und Schwefelsäure und ebenfalls keine von Phosphorsäure. Diese Uebereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung mit denen von Naundorf dürfte genügen, beiderlei Rotheisenstein- Knollen auf einen Ursprung zurückzuführen; besonders da ein an- derer Ursprung der Geschiebe des Mühlthals, als aus dem unteren Keuper, der sich über die Kötschauer Höhe vom Isserstedter Holze bis Stiebritz zieht, nicht angebbar ist. Die Brauneisensteine bieten kein weiteres Interesse, als dass sie Versteinerungsmassen von Holz sind, welche mit dem Vorkommen der Humuskohle und des Eisenkieses in genetischer Beziehung stehen. Auf diese Beziehung deutet übrigens auch der Gyps-Gehalt des Roth- eisensteins hin. 9. Eisenkies. Der Eisenkies ist an die Humuskohle gebunden, als Versteine- rungsmasse von pflanzlichen Resten; krystallisirt, oder auch nur in reinen derben Stücken habe ich ihn nicht gefunden; nach der Leich- tigkeit, mit der er verwittert, entspricht er nicht dem Pyrit, sondern dem Markasit. 10. Gyps. Gyps ist nicht häufig; zwischen den Schieferungs-Flächen der Letten beim Neuen - Werke in allerdings netten Kıystallen ausge- schieden, verdiente er kaum als Bestandmasse derselben erwähnt zu werden, wenn er nicht mit der Zersetzung der Eisenkiese im Zu- sammenhange stände. Gyps-Flötze sind dem unteren Keuper nicht eigen, obgleich allerdings das unterste Gyps-Flötz des mittleren Keu- pers sich vielorts so innig mit dem Grenz-Dolomite des unteren Keu- pers verknüpft, dass es auch wohl als dem unteren und mittleren Keuper gemeinschaftlich angesehen werden kann. u EEE $ 4. Vorkommende Gesteine und Mineralien. 15 11. Kalkspath. Kalkspath, rein oder nur wenig mit Thon verunreinist, findet sich als Faserkalk und Tutenkalk. Der Faserkalk kommt am östlichen Rande des Comthurei-Holzes bei Pfiffelbach links neben der Chaussee von Apolda nach Buttstedtin einer 0,08M. starken Lage unter schiefriegem Hornstein vor; die Fasern sind hier rechtwinklig zu der Schichtung; der Kalk hat die Dichte 2,77, genau die Härte 3, steht demnach dem Atlas-Spathe sehr nahe. Querfasrig mit einer Neigung zum Concen- trischen, matt, schmutzig-gelblichgrau, etwas mergelich ist eine 0,01 bis 0,03 M. starke Zwischenschicht, welche in einem Wasserrisse zwischen Ober-Weimar und Taubach und in einem anderen neben der neuen Chaussee von Weimar nach Berka am Abhange des Gelmroder Berges, in einer Abzweigung des wilden Grabens aufgedeckt ist. Eigentlichen Tutenkalk, d. h. concentrisch strahligen Kalkspath in Form von stumpfen Kegeln, deren Basis bis 0,15 M. Durchmesser hat, habe ich aus der Flur Wörsdorf bei Apolda erhalten; sie liegen mit der Basis parallel den Schichtungsflächen von Ocker-Dolomit-Bänken; gar häufig werden sie als versteinerte Seeigel bezeichnet. 12. Aragonit. Von einem Aragonit-Vorkommen im unteren Keuper Thüringens berichtet bereits G. Rose!) ausführlich. Dasselbe betrifft eine Stelle bei Neudietendorf, also schon ausserhalb des östlichen Thüringens, ist aber sonst ganz analog den von mir aufgefundenen. Davon ist das eine von mir beschriebene?) nahe der unteren Grenze des unteren Keupers, rechts über der Thal-Schlucht des Utenbachs, ziemlich genau in 3 der Entfernung vom Dorfe Utenbach nach Flurstedt. Ein durch Steinbruch erweiterter Wasserriss entblösst hier zwischen lichtem, lettigem Mergel eine etwa 0,3 M. starke, von vielen klaffenden Querspalten durchsetzte Dolomit-Bank, welche mit concentrisch strahligen Krystall-Gruppen ausgekleidet, mitunter aus- 1) S. Rose. Ueber die heteromorphen Zustände der kohlensauren Kalkerde. Erste Abhandlung. $S. 40 in: Abhandlungen der Königl. Academie der Wissen- schaften zu Berlin 1856. 2) S. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 20. S. 573. Jhrg. 1868, 16 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. gefüllt sind. Die einzelnen Krystalle dieser Gruppen erreichen je- doch nicht über 0,001 M. Querdurchmesser. Sie zeigen die rhombische_ Combination, welcher man beim Aragonit die Deutung = P, > P=o und P = gegeben hat, jedoch durch wiederholte Zwillingsbildung nach Art der Biliner Vorkommnisse complieirt. Ihre Härte ist nahe 4. Im Kolben erhitzt, zerfallen sie zu Pulver. Sie bestehen aus kohlensaurer Kalkerde mit sehr wenig Talkerde. Später fand ich ein viel bedeutenderes Vorkommen östlich Straussfurth, am Abhang über dem linken Ufer der Unstrut, in einem den grauen Sandsteinen untergeordneten, durch Steinbruch breit aufgedeckten, cavernösen Ocker-Dolomite. Derselbe ist zwar nur 0,6 M. stark, aber von breiten, sich auf ganze Meter grössten Durch- messers erstreckenden Cavernen durchzogen, und diese Cavernen sind dicht mit schmalen, langen, farblosen, klaren Aragonit-Prismen der- selben Combination und Beschaffenheit, wie die von Utenbach, besetzt. Als ich den Steinbruch im Jahre 1869 untersuchte, schien mir das Vorkommen auf lange hin für die Mineraliensammler ausreichend, allein bereits im folgenden Jahre war es fast erschöpft und zugleich der Betrieb des Steinbruchs nur noch schwach. Alle diese Vorkommnisse gehören zu denjenigen, welche Rose als „förmliche Sinterbildungen in den Klüften des Eisenspaths, Dolomits, in den Höhen des Kalksteins und auf Stollen und Strecken von Gruben“ bezeichnet. 13. Cölestin. Cölestin habe ich nur im Salzschachte auf dem Johannisfelde bei Erfurt in einer Tiefe von nahe 217,0 M. gefunden. Das Mutter- Gestein ist Eisenoxydul-haltiger Dolomit. Dieser Cölestin ist schön krystallisirt in oblongen Tafeln von der Combination P =, =P2, > P=, „Pe und = Pm, welches letzte Prisma so untergeordnet auftritt, dass ich von seiner präcisen Bestimmung absehen muss. Die Krystalle sind, übereinstimmend mit dem gewöhnlichen Cölestin- Typus, in der Richtung der kurzen Nebenaxe langgestreckt. Ihre Spaltbarkeit ist die gewöhnliche des Cölestins; sie erfolgt sehr voll- kommen nach so Ps , minder vollkommen nach P =, welches Prisma Kanten von 140° hat. Die Krystalle haben die Härte 3; ihre Dichte S 5. Gliederung. 1% ist 3,92— 9,94. Sie sind selten farblos, gewöhnlich roth und zwar fleischroth bis hell-ziegelroth; doch ist die rothe Färbung nie ganz eleichförmig und unter dem Mikroskope zeigt sich die farblose Grund- masse von rothen Wolken durchzogen. Sie haben mässigen Glas- Glanz und mittlere Durchsichtigkeit. Die Zusammensetzung der ge- glühten Krystalle ist nach meiner Untersuchung:!) Strontianerde 43,68 plt. Kalkerder.,. 0.1.06 Baryterde .. 0,51 - Schwefelsäure 53,39 - Eisenoxyd... 0,28 - 99,12 pÜt. Beim Glühen aber erleiden sie einen nicht ganz gleichbleiben- den, jedoch 0,6 pCt. nicht überschreitenden Gewichts- Verlust. Der- selbe besteht aus etwas bituminösem Wasser. Das Wasser hat höchst wahrscheinlich mit dem Eisenoxyd Brauneisenstein gebildet. 85. Gliederung. Die einzige Stelle, an welcher die Schichten des unteren Keupers, mit Ausschluss jedoch der untersten Grenz-Schichten, in ununter- brochener Reihenfolge zu Tage liegen, befindet sich zwischen Herrn- Gosserstedt und Hohen-Gosserstedt rechts neben dem Fahrwege, am Fusse des Abhanges unter dem v. Münchnausen’schen Erbbegräbniss. Die Schichten streichen hier von S.-O. nach N.-W. (94 bis 93 Com- pass-Stunde), sind sehr steil, aber nicht gleichmässig aufgerichtet und zugleich etwas gestaucht. Die Maasse für die Mächtigkeit haben da- her unvermeidlich etwas zu gross ausfallen müssen. Schichtenfolge des unteren Keupers am Wege zwischen Herrn- und Hohen-Gosserstedt. Graue lettige Mergel, zum mittleren Keuper gehörig 1,20 M. Een Dolores ee ne 0 1) Poccenporrr’s Annalen der Physik und Chemie, Bd. 120, S. 643. Jahrg. 1863. 2 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Letten mit Ocker-Dolomit und Sandschiefer . Ockriger Sandstein Ockrig-sandige Letten Ocker-Dolomit. Ockrig-sandige Letten Ockrig Letten . Graue Letten . Lettiger Sandstein Ocker-Dolomit. Graue Letten . Ocker-Dolomit. Graue Letten . Au Rother, lettiger Sandstein . Grauer sandiger Letten.. Ockriger Sandstein Letten Öcker-Dolomit. Letten Ocker-Dolomit Letten Ocker-Dolomit Letten Sandstein Letten Ocker-Dolomit I N Re Graue Letten mit ockrigen Zwischenschichten Öcker-Dolomit. Graue Letten . RS RE EN NINO Ocker-Dolomit mit Sandstein und Letten.. Öcker-Dolomit mit Sandstein . Ocker-Dolomit mit Letten . Letten .. , RER Ocker-Dolomit mit Letten . Letten Öcker Dolomit . $ 5. Gliederung. 19 Nicht so zusammenhängend, aber im einzelnen breiter aufge- schlossen und recht typisch entwickelt bieten sich die Schichten des unteren Keupers in der Umgebung von Pfiffelbach zwischen Apolda und Buttstedt dar, entlang der südlich und nordwestlich vom Dorfe ausgehenden Wege. Obgleich hier nur für einige Glieder ein Maass hat gewonnen werden können, so ist die schon früher angegebene Zahl von 38,0 M. für die Gesammtmächtigkeit doch als eine sehr wahrscheinliche Schätzung anzusehen. Schichten-Folge des unteren Keupers in der Umgebung von Pfiffelbach. Grenz-Dolomit mit Hornstein und Faserkalk; Graue und rothe lettige Mergel; Braune lettige Mergel; Letten (3,0 M.); Sandsteine mit etwas Letten und Mergel; Sandsteine, mitunter in blau-grauen sehr harten Dolomit 4,2M. übergehend ; Letten; Ocker-Dolomit; Letten (3,0 M.) | Das vollständigste Profil, aber freilich in einer Tiefe von 158 M. unter deren Oberfläche und mit der ungewöhnlichen Mächtigkeit von 59,34 M., ergiebt der Salzschacht auf dem Johannisfelde bei Erfurt.”) Schichten-Folge des unteren Keupers im Salzschachte auf dem Johannisfelde bei Erfurt. Feinkörniser Sandstein, nach unten schiefrig, reich an organischen Ueberresten, namentlich Zähnen von kleinen: Sauriern und. Fischen... ....# ... - ..%..,9,79.M. Behiosher Mergel, 4,02 0. 0.0. 8202 nee 70.08, eenmzen Sandstein. 2 2er CT Beinkelssthen Mersel . . Neuland 020016087, *) S. Scump, die Gliederung der oberen Trias nach den Aufschlüssen im Salzschachte auf dem Johannisfelde von Erfurt. In: Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. Bd. 16. S. 145. Jahrg, 1864. 9% 20 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Feinkörniger Sandstein. . . . ul Feinkörniger Sandstein mit Sharan. aus kunden mitunter glänzender Kohle bestehend, mit Ocker, Schwefelkies und Fischresten . . . . ..:.039 „ Dichter Mergelt As 1: a sei dank eva As Vettennt. Pan eotem ate uca ere A Dichter Mergel .. -. . . ST N A Sandiger Letten und ohiefasen Bandastn BR ui Dichter Mergel N... U N Lettent TR RE TDDE LREBE NN ER REES En Dichter Mergel +... 1.2 2. meer. Be Feinkörniger Sandstein iin». IE alba Keen KH Ge Wetten Te m N ee RT Re Se ET en Sandstem .ı. . a en. Letten mit Lingula RL LE Be in Eisenschüssiger Dolomit mit Drusen von Braunspath und'Bölestuns Tan lin ae ale ra Leiten... ..... > en 2. Eisenschüssiger Del) cavernös, die Cavernen mit Soolergelüllt , 7.7.2. 22 ur Se a Tietien en ..%,.- lin. Dichter Dolomit (ofen Kalk) NT De ee Mersel:i. 2.10 ler VO Dichter Dolomit IR grossen Cölestin- Korlalldı le. OS 59,34 M. Unvollständige Profile, welche bei den einzelnen Abtheilungen des unteren Keupers ihre Besprechung finden, zeigen noch mancherlei Besonderheiten und Eigenthümlichkeiten. Aber trotz aller Mannig- faltigkeit und Vielartigkeit der Schichtenfolge lässt sich doch die Unterscheidung von vier Abtheilungen recht wohl durchführen. Diese vier Abtheilungen sind nach den vorwaltenden Gesteinen zu be- zeichnen als: | 1) Grenz-Dolomit; 2) Lichte Mergel; 5) Graue Sandsteine; 4) Kohlen-Letten. $ 6. Grenz-Dolomit. 21 $ 6. Grenz-Dolomit. Am beständigsten und gleichartigsten zeigt sich die oberste Abtheilung, diejenige des Grenz-Dolomites, allein auch hier fehlt es nicht an Schwankungen in der Mächtigkeit, an Modificationen des dolomitischen Gesteins und an accessorischen Bestandmassen. , Bis jetzt ist der Grenz-Dolomit nur an einer, aber freilich an einer sehr wichtigen Stelle, nämlich im Salzschachte auf dem Johannis- felde bei Erfurt, nicht gefunden worden. So häufig auch Steinbrüche auf den Grenz-Dolomit in Betrieb sind, so wenig ist ein genaues Maass seiner Mächtigkeit möglich. Die Steinbrüche sind alle flach, werden bald wieder zugeworfen und gehen selten durch den ganzen Grenz-Dolomit hindurch. Die grosse Mehrzahl von Steinbrüchen steht darin auf 1,5 M. Tiefe. Auf dem Viehberge bei Apolda, wo die Steinbrüche am vollständigsten aus- gebeutet werden, rechnet man aber nur auf drei Bänke mit einer Gesammtmächtigkeit von 1,355 M. Am Fusse des Steigers bei Erfurt beträgt die Mächtigkeit noch weniger, hingegen bei Buttstedt und a. a. O. beträchtlich mehr. Am häufigsten besteht der Grenz-Dolomit durch und durch aus Ocker-Dolomit, der theils in dicke feste Bänke, theils in unebene von vielen Querklüften durchsetzte Platten abgesondert ist. Die gewöhn- liche Farbe ist dunkelgelbbraun. Diese geht jedoch häufig in das Licht-ockergelbe über, z. B. auf dem Hügel der Sprötauer Wind- mühlen, wo das Gestein zugleich mürbe wird und fleckweise in sandigen bis staubigen eisenschüssigen Dolomit-Gruss übergeht. Bei Buttstedt und a. a. Orten ist der Grenz-Dolomit nur auf den Schich- tungs- und Klüftungs-Flächen ockergelb und mürbe, während Bruch- _ flächen einen hellbläulich-grauen, sehr festen Kern erscheinen lassen, der das Eisen als kohlensaures Eisenoxydul enthält. Der Ocker- Dolomit ist hier entschieden ein secundäres Gestein, d. h. er ist durch Verwitterung aus eisenhaltigem Carbonat hervorgegangen. Ge- wiss ist er auch noch an vielen anderen Orten ein Verwitterungs- Product; um ihn aber überall und mit ihm alle Ocker- Dolomite 22 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. des unteren Keupers als solche aufzufassen, müsste man zugleich in seiner ursprünglichen Mischung eine grosse Neigung zur Verwitte- rung annehmen, die sich nicht einfach begründen lässt. Selten, wie auf dem Kirschberge östlich über Thalborn, am Abhange südlich Klein-Brembach und bei Daasdorf nahe Buttelstedt ist der Grenz- Dolomit fast weiss und dann eisenfrei. Der Grenz - Dolomit ist meist sehr reich an Versteinerungen, namentlich an Schaalen von Myophoria Goldfussi, ja er geht wohl in ein Haufwerk solcher Schaalen, d. i. in einen Myophorien- Gruss über. Neben der Kirche von Weiden bei Buttelstedt z. B. hat man untereinander: Dunkle !Ackererde. „al .uir&. RUN IRRE. Rother Lehm mit Kalkbrocken . . . ., 0,60 , Myophorien-Grüusssh mt. ET Se ar Graue Leiten! „ulgsiell sen OF E Ocker-Dolomit . „1%. 2.20.» 2%... 18 0,02—0,04 7, Letteni Yıar2. 0: oda a Tee Ocker-Dolomit . . . . . . nicht durchsunken. Der Versteinerungs-Reichthum nicht nur, sondern auch die Ver- steinerungs-Führung überhaupt ist jedoch nicht durchgreifend. Ver- steinerungsleere Handstücke von Ocker-Dolomit können deshalb eben- sowohl zum Grenz-Dolomit als in die tieferen Abtheilungen gehören. Und umgekehrt kann nicht jeder Ocker-Dolomit deshalb als Grenz- Dolomit gedeutet werden, weil er eine Schaale von Myophoria Gold- JFussi einschliesst, denn ganz fehlt diese Muschel in den unteren Abtheilungen nicht; und ein Ocker-Dolomit, der am Streitberg bei Cölleda beträchtlich hoch über dem Grenz - Dolomit zwischen den bunten Mergeln des mittleren Keupers liegt, enthält auch in un- zweifelhaft deutlichen Exemplaren Myophoria Goldfussi. Dem Grenz -Dolomit ist nur an wenigen Orten Horstein unter- geordnet und zwar in nur 0,1 M. starken Lagen. Diese wenigen Orte sind: ein Steinbruch östlich über Sulzbach, mehrere bei Pfiffelbach zwischen dem Comthurei-Holze und der alten Weinstrasse, und ein Stück des Weges zwischen Apolda und Stroba. Am letzteren Orte sondert sich der Hornstein deutlich in linsenförmig breitgedrückte Massen. Am Comthurei-Holze bei Pfiffelbach zieht sich unmittelbar $ 6. Grenz Dolomit. 23 unter der Hornsteinlage eine 0,08 M. starke Schicht von reinem Faser- kalk hin; die Fasern sind senkrecht zur Schichtung. Am Wege von Apolda nach Stobra schliesst sich an den Hornstein Braunkalk so innig an, dass beide sich durchdringen. Ein sehr ähnlicher Braun- kalk findet sich in mehreren Steinbrüchen zwischen Wörsdorf und Pfiffelbach und nimmt hier, ohne mit Hornstein verknüpft zu sein, sradezu die Stelle des Grenz-Dolomits ein. Zwar selten an den Aussenrändern, aber sehr häufig im Innern seines Verbreitungsfeldes liegt Gyps am Boden des mittleren Keupers unmittelbar über dem Grenz-Dolomit und verbindet sich so innig mit diesem, dass er bei seiner Beschreibung nicht unbeachtet bleiben darf, obgleich seine Zugehörigkeit zum mittleren Keuper, der sich in Thüringen durchweg in der Weise des fränkischen Gyps-Keupers*) ‚entwickelt hat, unzweifelhaft ist. Der vorzüglichste Aufschluss-Punkt für diese Verknüpfung des unteren und mittleren Keupers durch Gyps ist ein Steinbruch unmittelbar bei Buttstedt neben der Chaussee nach Rudersdorf. Gyps und Gyps-Mergel stehen in diesem Stein- bruche 3,5 M. an. Dann folgt der Grenz-Dolomit in starken aber von vielen Klüften durchsetzten Bänken, auf frischem Bruche blaulich- grau und sehr hart, von den Schichtungs- und Klüftungs-Flächen aus ockergelb und mürbe, reich an organischen Ueberresten, und zwar nicht nur thierischen, sondern auch pflanzlichen. Er schliesst Gyps nicht nur in grossen Knollen ein, sondern enthält ihn auch innig beigemenst oft in breiten Blättchen, welche den Bruchflächen Perlmutterglanz verleihen. Innerhalb der Gypsknollen befinden sich mitunter Cavernen oder cavernöse Anhäufungen von besonders wohl- erhaltenen Schaalen der Myophoria Goldfussi. Einen ebenfalls guten Aufschluss gewähren die Steinbrüche, welche am Wege von Klein- Brembach über den Haie - Berg nach Schwerstedt liegen. Unter einer Wechsellagerung dünner Platten von Gyps-Mergel folgt der Grenz-Dolomit als hellgraues, versteine- rungsreiches Gestein. *) S. Günser, Die geognostischen Verhältnisse des fränkischen Triasgebietes. 8. 50. 1865. (Abdruck aus Bavaria Bd. 4. Heft 11.) — Ferner: Zeuerr Ge- ognostische Wanderungen im Gebiete der Trias Frankens. S. 110. 1867, 24 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Zum Dritten sei ein Steinbruch nahe Orlishausen am Wege nach Sömmerda erwähnt, in welchem sich ebenfalls Gyps und Grenz-Dolo- mit nicht nur durch Wechsellagerung, sondern auch durch Einlage- & rung und Mengung mit eimander verbunden zeigen. Hier hat man über dem Grenz-Dolomit zu oberst 1,3 M. licht-grünlich-graue Mergel- Schiefer mit untergeordnetem Letten, Dolomit und Gyps, dann 0,8 M. faserigen bis schuppigen, dünnplattigen bis schieferigen Gyps und 0,4 M. lettigen Mergel mit Dolomit und Gyps. Der schmutzig-weisse bis ockergelbe, sehr versteinerungsreiche Grenz-Dolomit selbst ent- hält Gyps in Lagen, Schnüren und Nestern. Die sehr überraschende Thatsache, dass der Grenz-Dolomit im Salzschachte auf dem Johannisfelde bei Erfurt nicht vorgefunden wurde, dürfte nicht als ein absolutes Fehlen der Abtheilung zu deu- ten sein, sondern vielmehr als eine weiter gediehene Unterordnung der Dolomite unter den Gyps. Der Grenz-Dolomit ist dann unter den 27,2 M. Mergel mit Gyps in Bänken, Schichten und Schnüren, welche dort das Liegende des mittleren Keupers ausmachen,*) mit einbegriffen; ja nicht der Grenz-Dolomit allein ist es, sondern auch die folgende Abtheilung des unteren Keupers, diejenige der Mergel. Eigenthümlichkeiten zeigt übrigens der Salzschacht nicht bloss in der Entwickelung des Keupers, sondern auch in der des Muschelkalks, indem z. B. die schaaligen Sandsteine knapp unter der oberen Grenze des Muschelkalks, welche anderwärts einen so sicheren Horizont abgeben, ebenfalls fehlen. ST. Lichte Mergel. Am wenigsten mächtig entwickelt und am unvollkommensten aufgeschlossen ist die Abtheilung der lichten Mergel. Wo aber die Schichten zwischen den Grenz-Dolomiten und den Sandsteinen ent- blösst sind, bestehen sie aus Mergeln, nicht unterscheidbar von denen, *) 8. Scuuw, Die Gliederung der oberen Trias nach den Aufschlüssen im Salzschachte auf dem ‘Johannisfelde bei Erfurt. — Zeitschrift der deutsch. geol, Ges. Bd. 16. S. 146. 1864. $ 7. Lichte Mergel. 25 welche die Masse des mittleren Keupers ausmachen, und sind wie diese dolomitisch. Lithologisch wäre Nichts gegen ihre Bezeichnung als bunte, dolomitische Mergel einzuwenden, stratigraphisch aber sind sie von den bunten, dolomitischen Mergeln des mittleren Keupers zu unter- scheiden und deshalb gebrauche ich für sie die Bezeichnung „lichte Mergel.“ Diese lichten Mergel übersieht man am klarsten an einer Ab- schürfung unter dem sogenannten Hachenbruch’schen Hause zwi- schen Vippachedelhausen und Dielsdorf. Man hat hier unter dem Grenz-Dolomit Graue) Mexself....u 2.28 24 20: Sale 0,60: M: Gelbe mit grauen Mergeln. . . . 18 „ Graue mit gelben Mergeln. . . . 15 „ 3,40 M. Dann rothe Sandsteine, fleckig und knotig, sehr unregelmässig zerspringend. Nächstdem ist es der Weg, welcher von Pfiffelbach gegen Süden aufwärts führt, zu dessen Seiten diese Mergel hervortreten. Hier folgen über den Sandsteinen rothe und grüne Mergel, dann Grenz- Dolomit. Ferner bei der Springmühle unweit Vogelsberg liegen zu- nächst über den Sandsteinen 4,7 M. rothe und graue Mergel-Schiefer, dann ockrige und dolomitische Schichten, die jedoch noch nicht als Grenz-Dolomite gedeutet werden dürfen, sondern zwischen denen und dem Grenz-Dolomit nach Maassgabe einer Stelle im oberen Spring- Thale noch mindestens 12 M. graugrüne Mergel eingeschaltet sind. Bei Hopfgarten, am Abhange zwischen dem Dorfe und der Warte, durchschneidet der Fahrweg die Schichten dieser Abtheilung, welche sich hier als ein mannigfaltiger Wechsel ockrig-lettiger und sandig-mergliger Schiefer ausweisen. Bunte Mergel stehen unter dem Grenz-Dolomit auch an einem Abhang zur Rechten der Scherkonde an zwischen Leutenthal und Daasdorf. Auch im Steinbruche am Sandberge zwischen Thalborn und Dielsdorf sind solche angeschürft. Liessen sich nun ausserdem noch eine Mehrzahl von Vorkomm- nissen dieser ‚lichten oder bunten Mergel namhaft machen, so könnte 26 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. dennoch die Annahme eines durchstreichenden Mergel-Lagers be- denklich erscheinen, wenn die Form der Oberfläche und die Mischung des Obergrundes zunächst unter dem Ocker-Dolomit ein anderes, härteres, nicht so leicht lehmig zerfallendes Gestein, wie Mergel, anzeigte. $ 8. Graue Sandsteine. Die mächtigste Abtheilung des unteren Keupers ist diejenige der grauen Sandsteine; doch zeigen sich auch innerhalb dieser Ungleich- förmigkeiten und Ungleichmässigkeiten. | Am einfachsten ist ihre Entwickelung am schon erwähnten Sand- berge bei Dielsdorf. Sie bilden hier ein einziges, 9,7 M. mächtiges Flötz, . . . . . . . . | dessen oberste Schichten dünnplattig sind, während die übrigen 0,3 bis 1,3 M. Stärke haben. Nach unten werden sie eisenschüssig und zu- gleich sehr hart; die Arbeiter nennen sie dann Eisensteine. Eine ähnliche Entwickelung haben die grauen Sandsteine am linken Ufer der Ilm oberhalb Flurstedt, wenigstens stehen sie‘ hier ununterbrochen durch andere Gesteine in hohen, steilen Felswänden an, bei Nieder - Rossla, wo die Apolda - Buttstedter - Chaussee an der Kante des Tüchenbergs in sie einschneidet und am Rande des Plateaus zwischen Nieder-Rossla und Ossmannstedt, wo Stein- brüche auf sie betrieben werden. Auch in einem Steinbruche zur Rechten des Rohrbachs unterhalb Teutleben erscheinen die Sandsteine als mächtiges Flötz. Unter 2,4 M. Sandstein und Letten-Schiefer liegen 6,4 M. Sandstein-Bänke, denen Dolomit-Linsen bis zu 1,2 M. Höhe und 3,1 M. Breite untergeordnet sind; der Dolomit ist körnig, bläulich-grau. Bei der Springmühle unweit Vogelsberg sind diese Sandsteine auf 8 M. durch Steinbruch entblösst. Die obersten 1,8 M. sind roth und zerfallen meist sehr leicht und rasch; die nicht zerfallenden werden jedoch wegen ihrer ausserordentlichen Feuer-Festigkeit besonders geschätzt. Unter diesen rothen Sandsteinen folgen gelbe und gelb- lich-graue, zum Theil dünnplattige, mit Letten wechsellagernde, zum En ww RR er: $ 8. Graue Sandsteine. 297 Theil so dickbänkige, dass 1,5 M. starke Werkstücke leicht gewonnen werden können. Die Streifung und Strichelung der Bänke, hervor- gerufen durch Einlagerung von Letten und Kohle, ist so ausgezeich- net wie selten und deshalb in Figur 1 dargestellt. Figur 1. —— Zeilen Kohle Zwischen Pfiffelbach und dem Comthurei-Holze sind die grauen Sandsteine auf 4,4 M. von ihrer oberen Grenze herab — sie werden von lettigen Mergeln überlagert — entblösst. Sie brechen in starken Bänken und sind reich an Pflanzen-Resten, namentlich an Abdrücken dicker und langer Stamm-Stücke, zwischen denen zum grössten Theile honle, zum kleineren Theile von Humuskohle oder Brauneisenstein ausgefüllte Räume eingeschlossen sind. Nach unten stellen sich sraulich-blaue, sehr harte und spröde, dolomitische Einschlüsse und Zwischenlagen von Mergel und Letten ein. Die Letten sind sehr reich an Abdrücken von Cardinien-Schalen, an Fischschuppen und Zähnen und an Koprolithen. Ein recht interessantes Profil gewähren die Steinbrüche am linken steilen Ufer-Abhang der Unstrut, eine kleine Viertelstunde unterhalb Straussfurth zur Seite eines Fahrwegs, der nach dem Gehöft Lüdersborn führt. Dasselbe hat die ansehnliche Höhe von 11,5 M. und zeigt von oben nach unten: Dünne Sandschiefer . . . . . ..L9g.M. Rothe und grüne lettige Mergel . . 0,3 M. 95 1,0 28 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Grauer Doom. 1 I DR EDLGENE Ockrig-lettige Schiefer. . . . . . 20 „ Lettige Mergelschiefr . . . . ..04 „ Graue Dolomit-Mergel . . : 2.04, Grüne lettige Schiefer a Gelber Dolomit mit Re DEREN Dickbänkiger Sandstein . . . 4.7.5 Zwischen Straussfurth, Greussen und ae Ehrig ist der dickbänkige Sandstein sehr verbreitet und wird an vielen Stellen gebrochen. Das Hauptgestein ist hier sehr glimmerreich, schieferig und zugleich breit- quaderförmig, selten schräg- parallelepipedisch abgesondert, graugelb, gewöhnlich mit bräunlichen Streifen, selten mit röthlichen Flecken, mitunter schliesst es kohlige Ast- und Stammstücke von ansehnlicher Grösse ein. Südlich von West-Greussen am Fusse des Zeugen-Hügels ist die Schichten-Folge unter jüngstem Gerölle und Lehm bis zur Sohle des Steinbruchs: Rother, flaserig abgesonderter Sandstem . . 0,3 M. Ockrige Schiefer-Letten . . . klei Sandstein in schwachen Platten Ki Schiefern 0,9 „ Sandsteine in dicken Bänken . . . 2... 34 „ Der rothe Sandstein hat übrigens nur eine rothe Kruste auf Schichtungs- und Absonderungs-Flächen, im Innern ist er graugelb. Zum Schlusse sei noch ein allerdings nicht auf bestimmte Maasse gebrachtes Profil vom nördlichen Rande der Ausbreitung des unteren Keupers aufgeführt, nämlich dasjenige, welches sich in einem Ein- schnitte des Weges von Ober-Töpfstedt nach Greussen darbietet. Dasselbe zeigt unter einander: Bunte und graue Mergel; Sandstein in schwachen Platten abgesondert mit kohligen Pflanzen-Resten; Graue Letten; Ockrige Mergel-Schiefer; Rothe, sehr sandige Letten, Graue Letten, S 8. Kohlen-Letten. 29 Wenn die eben aufgeführten Beispiele vielleicht auch die Mannig- faltigkeit der Entwickelung der Abtheilung des grauen Sandsteins noch nicht ganz erschöpfen, so gewähren sie doch eine genügende Uebersicht und ergeben, dass zwar diese Abtheilung weit davon ent- fernt ist, ein einfaches und gleichartiges Sandstein-Flötz zu sein, aber dass doch innerhalb derselben Sandsteine entschieden vorwalten. g 8. Kohlen-Letten. Die unterste Abtheilung des unteren Keupers, diejenige der Kohlen-Letten, nimmt deshalb eine besondere Beachtung in Anspruch, weil sie das eine Glied enthält, welches dem Ganzen den Namen gegeben hat, nämlich die Letten-Kohle. Der beste Aufschluss, der jetzt noch die Schichtenfolge fast ununterbrochen erkennen lässt und durch einen mehrjährigen Berg- bau genau bekannt geworden ist, befindet sich am ‚linken Ilm - Ufer beim Neuen Werke zwischen Mattstedt und Wickerstedt, unmittel- bar unterhalb der Brücke, über welche die Chaussee von Weimar nach Eckartsberge führt. Das linke IIm-Ufer bildet hier einen steilen gegen 30 M. hohen Abhang, den sogenannten Schösserberg. An diesen mündeten die Stollen des ehemaligen Kohlen-Bergwerks, dessen Beschreibung Schreiber”) gegeben hat. Die Schichten liegen unter dem Sandstein wie folst: Harter, aber an der Luft zerfallender Mergel in 2—3 Zoll starken Platten, mit Letten von 1—2 Zoll Stärke wechsellagernd . . . . . . . . mehrere Fuss. Grauer Mergel, durch sehr schmale, mit Thon ausge- füllte Klüfte in Stücke von 4 bis mehrere Kubik- Aussi Grösse: abgesondert >... nel 2° Gelbgrauer, auch röthlich-grauer schiefriger Thon . . 3—10“ *) Schreieer, Beschreibung des Mattstedter Steinkohlen -Bergwerks in: J. C. W. Voıer, Versuch einer Geschichte der Steinkohlen, Braunkohlen und des Torfs.. Th. 2. 8. 15—60. Weimar 1805. 30 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Blaulich-grauer Thon mit Nestern von schwarzer, meist Eisenkies- und gypshaltiger Humuskohle . . . 3—5#‘ Humuskohle, TH TAN ABER Ai Re RE Re Be Bräunlich - bituminöser, Eisenkies - haltiger Be Betten rer ar EB } Humuskoblar. lu. ln vr dee Bräunlich - schwarzer, bituminöser, isn - Kae Schiefer-Betten 7 0 2 Zn) RE Humuskohle, sehr ithonhalige . 3°. 7.22%. Naunmae Licht-aschgrauer Mergel . . . . . ee: Gelblich- und graulich-weisser Kalk- Mergel (bereits zum & Muschelkalk zu rechnen)... +.” m lmnar „elle % Obgleich kaum ein Zweifel darüber sein kann, dass die Zahlen für die Mächtigkeit sich auf Leipziger Maass beziehen, habe ich sie doch nicht reducirt, da sie bis zu einem gewissen Grade arbiträre Mittel-Zahlen sind. Die Beschreibung hat noch den besonderen Werth, dem ganz frischen Zustande zu gelten, der sich vom ver- witterten sehr weit unterscheidet. Im frischen Zustande sind die Letten nach Schreiber so hart, dass sie häufig mit eisernen Keilen losgetrieben werden mussten, im verwitterten blättern sie sich ab R) und zerfallen in kurze Scherben. Die Humuskohlen werden durch > die Verwitterung zu dunkelgrauen kleinen Krümchen aufgelöst, ihre 4 Schichten sind dann schwer aufzufinden und zu verfolgen. Einen recht guten Aufschluss gewährt die Lettengrube bei der Nauendorfer Ziegelei, hart neben der Thüringer Eisenbahn, wenn derselbe auch nicht ganz unmittelbar bis zum Sandstein und bis zu der Grenze des Muschelkalks reicht. Die Schichten sind über- dies unter 24 Grad aufgerichtet. Ihre Folge ist von oben nach unten: Fi a ERANEG Grauer Letten: „We ae Er lo Dr EV Oekriger Mergel 6. 7 TUR nen SEE Feinschiefriger, graubrauner Letten . . . . DisrS Graue lettige Mergel und dunkelbraune, sandige een 0,30 Graue Letten und Mergel mit ockrigen Adern und einem rotben. Bande) ar au ; e TE Graue Letten mit einem irschuie Streifen SR) ;) ” ” » nn U ——— 0 U 0 ss $ 8. Kohlen-Letten. 31 Vekzise, Wetten’ und’ Mergel-.: 27... ..0.97.,2912%.0)90"M: Graue, Betten. nit rothen Knollen... .......15% Era Behten nt a. BER EINES Humuskohle FE ZBSUANO Gage Wetten. 2 2.0202 020% .. . „nicht durchsunken. Hieran schliesst sich der Nachbarschaft wegen das Profil der Lettengrube neben der Ziegelei am südöstlichen Rande von Apolda: Beh er etteme. ARTE EDEL NERUETINIEN SB Bunmdewlkeitena 2.7... MHRSDEN ERS ITHNTE9g ; Lettige Mergel mit einer rostbraunen Schicht . . . 0,30 „ Lichte Letten mit einer rostbraunen Schicht . . . 2,10 „ Sandsteinschiefer mit lettigen Zwischenlagen. . . . 0,60 „ „Erage been vr N ee Kohlige Letten . . . . ... nicht durchsunken. In ausgezeichneter Weise entblösst die Thüringer Eisenbahn zwischen Tröbsdorf und Hopfgarten bei Weimar die Kohlen - Letten mittelst eines an seiner tiefsten Stelle über 15 M. tiefen Einschnittes. 1. Sandstein in starken Bänken, bei Verwitte- 4. Dolomite, Sandsteinplatten, Letten. rung schiefrig. 5. Bituminöse Letten, oft sehr sandig, in Sand- 2. Ocker-Dolomit mit wellig-knotiger Oberfläche. stein-Schiefer übergehend. 3. Bituminöse Letten. 32 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. An der tiefsten Stelle stehen, wie Fig. 2 veranschaulicht, von oben herein an: N Sandsteinbänke, bei Verwitterung schiefrig aufblätternd . 2,5 M. Ocker-Dolomit mit welliger knotiger Oberfläche . . . . 03 „ Bitumainöser, HLetten-Schiefer .. .. ... .. -. 2. 22... ealkglennlllore: Ocker-Dolomit mit Sandstein-Schiefer und Letten-Zwischen- Schichten 4. kurfarlieuhs lets Malte Hl Veh ran Bituminöse Letten-Schiefer, oft sehr sandig und in Sand- stein-Schiefer übergehend . . . . . . nicht durchsunken. Die hier vorkommenden Ocker-Dolomite nehmen gegen Westen an Mächtigkeit zu. Schon da, wo die Eisenbahn aus dem Einschnitt austritt, werden sie an mehreren Stellen gebrochen; sie schliessen hier, obwohl äusserst selten, Schalen von Myophoria Goldfussi ein. Jenseits Hopfgarten ziehen sie sich südlich der Eisenbahn nach der Höhe des Utzberges hinauf und bedecken den Boden ebenso dicht als breit. Mit der Aufnahme von Sand werden die Letten verworren schiefrig oder erhalten die Fügung, welche man wohl als falsche Schieferung bezeichnet. Ein Wasserriss am nordwestlichen Fusse des Hainbergs nahe Belvedere bei Weimar zeigt zwischen seinem oberen und unteren Ende: Öckrige Dolomite ohne Versteinerungen ; Sandsteine, Mergel und Letten in vielfacher Wechsellagerung; Dunkle, bituminöse Letten. Die Sandsteine sind hier reich an Epidermis-Schüppchen und anderen Pflanzen-Resten, an Fisch-Zähnen und Schuppen und an Koprolithen, die Mergel reich an Schalen von Cardinien und Myo- phoria transversa. Wo die neue Chaussee von Weimar nach Berka am Abhang des Gelmroder Berges mittelst einer Brücke über eine Abzweigung des wilden Grabens geführt ist, bietet sich ein schon von I. ©. W. Voigt*) beobachtetes Profil dar. *) J. C. W. Vorsr, Mineralogische Reisen durch das Herzogthum Weimar- Eisenach. Th. 1. S. 96. Taf, VI. 178. EI TEE ER Eu ee ae ee ER $ 8. Kohlen-Letten, 33 Dasselbe beginnt mit einem recht eigenthümlichen Mergel-Gestein, welches auch weiter verbreitet ist und namentlich am Abhange des Hainbergs bei Belvedere vorkommt. Dieses Gestein ist zusammen- gesetzt aus einem mürben, meist schiefrigen, grauen Dolomit- Mergel und einem harten, äusserlich isabell-gelben bis gelbbraunen, innerlich licht gelblich-grauen Dolomit, welcher letztere den ersteren als ein ziemlich geschlossenes, im Ganzen rechtwinkliges Zellen - Werk durchzieht. Offenbar ist der weichere schiefrige Mergel eingetrock- net, hat dabei Schwindungs-Klüfte erhalten und diese sind von einem später erfolsten mergeligen Dolomit-Absatz ausgefüllt worden. Die Zellenwände hängen rechtwinklig. gegen die Schieferung des Mergels mehr zusammen, als parallel zu derselben; ihre mittlere Dicke be- trägt 0,05 M. Die Schichten-Folge ist: Grauer Dolomit-Mergel, von gelbem Dolomit zellig durch- zogen". . BR LT FOTZZANE Bläulich-grauer ee Schiefer . STR. TE OE UHRN Grauer Dolomit-Mergel, von gelbem Deloınit zellig durch- zusen.... .. ERROR) AHEN., Bläulicher Letten- ap BEN re Re Ka 0a Ocker-Dolomit . . . ES nenn ROTE, Bläulich- grauer Letten- Se ee ea EsislelrerauerrDolomit,.e 0.0.0.0. 0.0.0 Tutenkalk, etwas mergelig, grünlich grau . . . . 0,02—0,08 , Blaulich-grauer Letten-Schiefer. . . . LET (en Grauer Dolomit-Mergel, von gelbem zellig drohzoten 0 Dlaulich-srauer Letten-Schiefer . . - . .....032 , Grauer mergeliger Dolomit, von gelbem Dolomit zellig Auechzogen ... . i Se ER UE. Bläulich-grauer schieferiger ae il Ocker Krotchen =.0N12 7, Humuskohle mit Ocker-Knötchen . . . . » . .» 0,04—0,07 , TEN u 1 EER).OA arzagkollesr Bes a 2 Weiten : . .. ER 0. € 129295 3, Am Abhang et de one ne dem Steiger-Forst bei Erfurt zeigen mehrere Steinbrüche das folgende Profil innerhalb des untersten Keupers: 3 34 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Ockrige Mergel . . . Bröckliche Ocker- Dolomite zusammen über. . . . 120 M. Ockrige Mergel . .. ».. Graue und bunte Letten . . . re NEE Ockrige, dann rothe sandige Mergel Ocker-Dolomite mit lettigen Zwischen- ? zusammen über 1,90 „ N Die Schichtung ist hier sehr eben, trotzdem die Schichten unter 50 Grad einfallen. Die Steinbrüche werden für die Born’sche Fabrik in Ilversgehofen betrieben, in welcher die Ocker-Dolomite auf Cement verarbeitet werden. Eine Anschürfung bei der Ziegelei von Reisdorf zeigt ebenfalls eine Wechsellagerung von Lettenschiefer mit ocker-dolomitischen Mergeln und Ocker-Dolomiten. Unter den Letzteren sind zwei aus- gezeichnet durch so hohen Eisengehalt, dass man sie für Eisenerze nehmen möchte. Das eine liegt etwa 4,5 M. über der Sohle der An- schürfung und zugleich des Thalbodens; es ist cavernös durch zahl- reiche Pflanzen- Abdrücke; das andere, fast auf der Sohle der Ab- schürfung gelegen, ist ein Gemenge von dunkelgrauem Dolomit und dunklem Ocker; es ist sehr klüftig und hart. Leider habe ich kein umfassendes Profil aufgefunden, welches die Stelle des versteinerungsreichen Kalksteins, der bei Guthmannshausen und Hardisleben, ferner am Abhange zwischen Nieder-Trebra und Esch- rode, sowie zwischen Umpferstedt und Ober-Weimar unzweifelhaft unter dem grauen Sandstein auftritt, nachwiese. Verdrückte Muschel- schalen machen einen anschnlichen Theil seiner Masse aus. Seine Mächtigkeit ist bei Guthmannshausen beträchtlich genug zur Anlage eines Steinbruchs, aus dem im Jahre 1867 schwache Platten ge- wonnen wurden; bei Hardisleben beträgt sie nur wenige Üentimeter. Das Gestein mag wohl weiter verbreitet sein, aber seine Scherben sind in verwittertem Zustande, in welchem sie ebenfalls eine gelb- liche . Oberfläche annehmen, von den Ocker-Dolomiten nicht sehr augenfällig verschieden. | Eine Frage, sogar von technischer Bedeutung, knüpft sich an das Vorkommen der Humus-Kohlen-Flötze. Schon I. €. W. Vorar hat eine grosse Anzahl von Fundorten namhaft gemacht und ich 88. Kohlen -Letten. 35 kann dazu noch viele hinzufügen. Allein an den meisten Fundorten erreichen diese Flötze nur wenige Centimeter Stärke; nur bei Alt- Beichlingen soll ein Flötz von 0,15 bis 0,45 M. Stärke vorgekommen sein. Aber nicht bloss quantitativ, sondern auch qualitativ ist die Kohle, wegen der grossen Menge beigemengten Thones von geringem Werth. Alle Abbau-Versuche, die man zu sehr verschiedenen Zeiten und an sehr verschiedenen Stellen gemacht hat, in der Hoffnung auf eine Zunahme der Mächtigkeit und eine Reinigung der Kohle mit dem Eindringen unter die Oberfläche, sind mit Verlust verbunden gewesen und meist nach kurzer Zeit aufgegeben worden. Voısr be- richtet von Bergwerken auf Lettenkohle aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts zwischen Weimar und Tiefurt, bei Ossmanstedt und Magdala, zwischen Eckartsberge und Burgholzhausen, die aber schon zu Anfang dieses Jahrhunderts verfallen waren; er erzählt, dass man seit geraumen Jahren bei Hopfgarten Bergbau auf Letten-Kohle be- trieben habe, aber bis 1800 ohne Erfolg. Vorsr selbst empfahl die Wiederaufnahme eines unter der Di- rection eines Herrn v. Geysau zwischen 1767 und 1770 am Schösser- berge bei Mattstedt betriebenen Bergbaus durch den Pfarrer Güntner in Mattstedt und den Hofmarschall von Ecorrsteın zu Weimar, zu denen 1799 der Herzog Karı Aucusr als dritter Gewerke hinzutrat. Die längsten Stollen sind über 60 Lachter ins Gebirge getrie- ben worden. Vom November 1799 bis zum December 1801 wurden 12,161 Scheffel Kohle — ein Scheflel wog 160 Pfd. — gewonnen durch eine Knappschaft von durchschnittlich 16 Mann. Zum Schmiedefeuer erwiesen sich jedoch diese Kohlen von vornherein völlig unbrauchbar. In Oefen und auf Heerden verbrannt, lieferten sie viel Wärme, jedoch mussten schon nach je „etlichen “ Stunden die unverbrannten Rückstände, welche einem röthlich - weissen ge- brannten Thone ganz ähnlich aussahen, entfernt werden. Man hat die Eisenkies-reichen Kohlen auch einmal zu Vitriol zu verwerthen gesucht, der Versuch führte aber nicht zu einem nachhaltigen Be- trieb. Eine in Verbindung mit dem Kohlenwerk errichtete Ziegelei besteht zwar jetzt noch als der einzige Ueberrest des ehemaligen „Neuen Werks“, weil die Letten gehörig durchwittert ein sehr gutes Material abgeben, ist aber nie erfolgreich mit Lettenkohle betrieben Zr 36 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. worden, sondern mit Holz und anderem Brennmaterial. . Endlich suchte man das Kohlenklein auch für sich oder mit Kalk ver- mengt, sowie die Asche als Düngungs-Mittel zu verwerthen. Wenn diese Verwerthung von SCHREIBER sehr gerühmt wird, so ist sie we- nigstens längst in Vergessenheit gerathen und findet auch in dem chemischen Bestande der Kohle und ihrer Asche keine Begründung. Mit dem Jahre 1805 scheint der Bergbau am Schösserberge wieder völlig erlegen zu sein. In den vierzigern dieses Jahrhunderts sah man die Mündungen der Stollen noch, jetzt sind sie vollständig zusammengebrochen und verschüttet. Dagegen werden die den Letten untergeordneten blaulich- und grünlich- grauen dolomitischen Mergel seit dem Baue der Thüringer Eisenbahn in grosser Menge auf Ce- ment verarbeitet. Trotz dieser ungünstigen Erfolge ‘gelang es doch neuerdings wieder einem fahrenden Bergmanne, die dem neuen Werke benach- barte Gemeinde Wickerstedt zur Aufbringung eines Kapitals zur Wiederaufnahme des Letten-Kohlen-Bergbaues zu veranlassen. Mit reicheren Mitteln und stärkerem Nachdruck wurde während der Jahre 1854 und 1855 bei Alt-Beichlingen nahe Cölleda Kohlen- Bergbau betrieben. Das dortige Kohlenflötz ist nicht nur, wie schon oben erwähnt, ungewöhnlich mächtig — bis 0,45 M. — sondern nach kleinen Proben, die ich mir 1865 von der noch nicht ganz abge- tragenen Halde verschaffen konnte, ungewöhnlich rein, d. h. reich an Humuskohle. Der Abbau fand statt in unmittelbarer Nähe des Dorfs auf einem scharf umgebogenen Schichten-Sattel, in Folge dessen das Flötz ziemlich steil aufgerichtet war. Genauere Nachrichten werden darüber schwer zusammen zu bringen sein, da das Unternehmen ein plötzliches Ende nahm und der technische Leiter desselben flüchtig wurde. Sonnebörn bei Erfurt und Mühlberg bei Arnstadt liegen westlich der für diese Abhandlung gezogenen Grenze. Auch hier ist Bergbau auf die Lettenkohle betrieben worden. 8 9. Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk. 37 89. Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk. Die Grenze zwischen dem unteren Keuper und dem oberen Muschelkalk ist namentlich in der Umgebung von Apolda an meh- reren Stellen gut aufgeschlossen. Am Abhange des Schösserbergs beim neuen Werk nahe Apolda hat sie bereits Gemıtrz*) genau festgestellt. Unmittelbar unter den untersten Lettenschiefern bildet eine 0,3 M. und darüber starke, et- was mergelige Kalkplatte das oberste Grenzglied des Muschelkalks. Dann folgen 6,3 bis 7,5 M. Kalk- und Mergelplatten und Schiefer mit untergeordneten kreideweissen Knollen reinen Kalks. Ueber dem rechten Gehänge des Utenbachs zwischen Utenbach und Flurstedt: entblösst ein durch Steinbruch erweiterter Wasserriss die untersten Glieder des unteren Keupers, welche hier durch einen nahe 0,3 M. starken, von vielen mit Aragonit ausgekleideten Quer- klüften zerspaltenen Ockerdolomit vertreten werden. In einem Wasserrisse, der sich südöstlich Nieder-Trebra gegen Eschrode hinauf zieht, ist der Aufschluss vollständiger. Unter 0,6 M. Ocker-Dolomit und ockrigem Dolomit-Mergel, liegen 0,6 M. ziemlich harte, grobkörnige, ockrige Sandsteine und darunter dieselben Kalk- und Mergelplatten und Schiefer mit eingelagerten kreideweissen, mür- ben Kalk-Knollen, wie sie bereits vom Neuen Werke erwähnt wurden. Auf der Hochfläche westlich Pfuhlsborn am Ende des Wasser- risses oder der Thalfurche, welche bei Flurstedt in den Utenbach mündet, ist der Aufschluss noch vollständiger. Unter röthlich- braunem Lehm folgt sandiger mit Mergel-Concretionen, sogenannten Lösskindeln gleichend, zusammen 0,45 M. Dann zeigen sich die un- tersten Glieder des unteren Keupers der Reihe nach: Welziorıe Sandstein 2 Au Mae N er ee OS M: Ockrige Mergel und Letten. & \ Ockriger Dolomit mit drusigen Cavernen er zusammen 0,6 M. - gonit) *) Gemurz, Beitrag zur Kenntniss des Thüringer Muschelkalk-Gebirges. 1837. 5. 9. 38 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Kalk- und Mergelplatten und Schiefer mit kreideweissen, mürben Kalkkmollen 247.2... 2,08 m 202 Se Harte und feste Kalkbänke. Am nördlichen Rande des Dorfes Nerkewitz zwischen Jena und Dormburg, rechts neben dem Wege nach Stobra, sieht man in einem Steinbruche als unterste Schichten des unteren Keupers mergelige und sandige Schichten, sämmtlich ockrig. Unter diesen stellt sich der Muschelkalk mit Kalk- und Mergelplatten und Schiefer, welche letztere hier ungewöhnlich lettig sind, ein. Bei Alten-Gönna nördlich Jena herrschen im untersten Keuper, wie bei dem nur eine Stunde weit entfernten Nerkewitz, ockrig-san- dige Schichten vor, deren Reihenfolge jedoch nicht übersichtlich ent- blösst ist. Dagegen zeigt sich unter der Dorfkirche der oberste Muschelkalk durch eine Abschürfung entblösst und zwar: Weisse mürbe Kalkplatten Harte Kalkplatten '. Sad: u Schieferleiten a. 1:505;; Harte ‚Kalkplatten . :,.... Ws, u 99 ur; Schieferletten. In allen diesen Fällen kann man nicht zweifelhaft sein, wohin die Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk zu setzen sei. Der Keuper hört eben da auf, wo die eigentlichen Letten - Flötze, die sandigen und mergeligen, durch Ocker gelb gefärbten, dolomitischen Gesteine aufhören. Der Muschelkalk beginnt mit den Kalk-Mergeln und Kalken. Dabei zeigt sich jedoch viel weniger Uebereinstimmung zwischen den untersten Grenzgliedern des Keupers, als den obersten des Muschelkalks.. An der unteren Grenze des Keupers sind es hier lettige, dort sandige oder dolomitisch - mergelige Gesteine, an der oberen Grenze des Muschelkalks Kalk- und Mergelplatten und Schiefer mit eingelagerten kreideweissen, mürben Kalk-Knollen und gewöhn- lich noch harten dünn-schaaligen Sandsteinen, reich an Fisch-Resten. Die Zahl der Aufschlusspunkte für die untersten Grenz-Glieder des Keupers ist allerdings gering im Vergleich zu der weiten Ausdeh- nung des zu besprechenden Gebiets, und diese wenigen Aufschluss- punkte sind nicht einmal gleichmässig über dieses Gebiet vertheilt. Die Zahl dagegen der Aufschlusspunkte für den obersten Muschel- $ 9. Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk. 39 kalk kann noch beträchtlich vermehrt werden, wenn die unmittelbare Auflagerung des Keupers nicht mit verlangt wird. Diese Grenzglieder des Muschelkalks sind namentlich auf den Höhen zwischen Saale und Ilm wnd zwischen Buttstedt und Cölleda in vielen Steinbrüchen zu sehen, welche auf die haıten, festen Kalkbänke unter ihnen be- trieben werden. Die Entwickelung des Muschelkalks ist häufig voll- ständig bis zu seinen obersten Grenzgliedern, auch ohne Ueberlage- rung des Keupers; sei es nun, dass der Absatz des letzten schon ursprünglich nicht so weit reichte, wie der des ersten, oder dass spätere Erosion die leichter zerstörbaren Grenzglieder des Keupers von vielen Stellen entfernt hat, an denen die widerstandsfähigeren Grenzglieder des Muschelkalks zurückblieben, oder endlich auch, dass beides zugleich statt hatte. Die Angabe Ürepners“), das unterste Grenzglied des Keupers sei ein Dolomit mit Lingula und Myaeites (— Cardinia), kann jedenfalls nur locale Bedeutung haben. Dagegen ist auch der Ausdruck Bornemanv’s“*) „diese Grenze sei eben nicht scharf ausgesprochen“, zu bestimmt gefasst. An der Oberfläche bemerkt man die Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk nicht gar leicht. In der Form derselben, etwa als Stufe oder Einsenkung, tritt sie gar nicht hervor. Die Be- schaffenheit des Bodens gewährt eher einen Anhalt, indem sich über dem Keuper - Untergrund entweder Ocker - Dolomit und Sandstein- Bröckchen beimengen, oder die Beimengung der Letten durch Klebrigkeit bei Nässe und Aufreissen bei Trockenheit sich kund giebt. Hat man aber die Grenze zwischen Keuper und Muschelkalk — und das ist sehr oft so — nur nach der Beschaffenheit des Bo- dens zu bestimmen, dann ist sie innerhalb eines weiten Spielraums willkürlich. *) Zeitschrift der deutschen seol. Gesellsch. 1851, Bd. 3, S. 367. . #®) Borsemans, Ueber organische Reste der Lettenkohlen-Gruppe Thüringens. 1356. S, # bes. Note 1. 40 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens, 8 10. Lagerung. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, dass die Auflagerung des Keupers auf den Muschelkalk in der Mitte des Thüringer Beckens überhaupt eine andere sei, als die in den eben über die Grenze zwi- schen den beiden Formationen ausgeführten Fällen wahrgenommene, d. h. eine gleichförmige. Anders stellen sich die Verhältnisse dar gegen die Ränder des Beckens hin. Die kleinen Schollen des unteren Keupers, welche östlich dem zusammenhängenden Keuperfelde vor- liegen, sind sämmtlich ungleichförmig dem Muschelkalke aufgelagert und zwar nicht nur seinen oberen Gliedern, sondern auch seinen un- teren, z. B. westlich Zwetzen sogar dem unteren Wellenkalke. Auch der Rand des Keuperfeldes selbst zeigt an vielen Stellen keine Gleichförmigkeit zum Muschelkalk und zugleich sind seine Schichten viel stärker gebogen, als diejenigen des Muschelkalks; sie haben ganz das Aussehen, als ob sie von der Muschelkalk-Unterlage abgerutscht und dabei zusammengestaucht wären. Als Beispiele dafür mögen fol- gende dienen. Figur 3. 1. Grünlich-graue, rotheu. violette Mergelschiefer. 6. Sandstein. 2. Lichte Mergel. 7. Letten mit Kohle. 3. Heligelbe Mergelschiefer. 8. Feinkörniger Dolomit. 4. Gelbe und braune, harte Mergel. 9. Striata-Kulk. 5. Mergelschiefer. 10. Kalkschiefer des mittleren Muscheikalks. Die in Fig. 3 dargestellte Stelle befindet sich zur Linken des Weges von Jena nach Göttern, am Abhange der Oberfläche des $ 10. Lagerung. 41 Jenaischen und Doeberitzschener Forstes gegen das flache Thal von Bucha und Göttern zu. Ein Wasserriss durchschneidet die Schichten des Keupers und entblösst noch diejenigen des Muschelkalkes, welche, nur wenig geneigt, dem Striata-Kalk und dem mittleren Muschel- kalk angehören. Die Schichten des Keupers fallen von obenher steil gegen die Muschelkalkgrenze ein, biegen sich dann nahe in das Ho- rizontale um und ziehen sich wellenförmig gebogen, aber meist unter einer Decke jüngeren Lehms verborgen, nach der Thalsohle. Die Keuper-Schichten haben kein gewöhnliches Aussehen. Fast scheint es, als ob die obersten Glieder zunächst unter dem Grenz -Dolomit, die oft ebenso lebhaft wie der mittlere Keuper, ebenso bunt gefärb- ten Mergel nur durch eine schwache Sandsteinlage von den untersten, zunächst über dem Muschelkalk gelegenen, Kohle-führenden Gliedern getrennt wären. Figur 4. B A. Nodosen-Schichten. B. Kohlen-Keuper. Die in Fig. 4 skizzirte Stelle liegt am östlichen Rande von Oberndorf, zur Rechten der Thalschlucht, welche gegen Gross- Rom- stedt aufwärts führt. Die wenig geneigten Schichten des Muschel- kalks gehören zu den Nodosen -Schichten; der umgebogene Letten- schiefer könnte unterster Keuper sein. Aehnliche Anlagerungs- Erscheinungen bieten sich in der Rich- tung von Göttern, über Belvedere und Tröbsdorf nach Ottstedt am Ettersberge und weiter am Fusse der Drossel und des Steiger-Forstes bei Erfurt wiederholt dar. Ein Beispiel dafür giebt Fig. 5, aus einem Wasserrisse, der sich neben dem Wege von Melchendorf nach der Drossel hinzieht. Die Keuper-Schichten gehören der Abtheilung der grauen Sande an. 49 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Figur 5. 1. Sandstetn. 3. Sandstein mit Zwischenlagen von rotherm Mergel. 2. Graue Mergel. 4. Mergelschiefer. Auch an der Nordgrenze seiner Verbreitung von Eckartsberge über Rastenberg und weiter zeigt sich der Keuper auf den Muschel- kalk ungleichförmig aufgelagert und gestaucht, wie es Fig. 6 ent- lang eines Weges darstellt, der vom Dorfe Nieder- Holzhausen aus Figur 6. 1. Graue Letten. 1 5. Graue Letten. 2. Ockrige Mergel. 6. Sandstein. 3. Graue Letten. 7. Bituminöse Letten mit Sandstein. 4. Sandstein. zur Ohrau aufwärts führt. Die gestauchten Schichten entsprechen den Abtheilungen der grauen Sandsteine und Kohlen-Letten. Eine kurze Strecke weiter aufwärts berühren sie sich mit Striata-Kalk. | $ 11. Folgerungen aus der Lagerung. 45 8 11. Folgerungen aus der Lagerung. Die Umsäumung des Keupers im Innern der Thüringer Mulde durch die Reihe der unteren Glieder der Trias sieht man gewöhn- lich als die Folge davon an, dass sich das Meer, aus dem dieselben als Absätze erfolsten, allmählig zurückzog. Dagegen ist nichts ein- zuwenden, wenn man den Beitrag, den die Erosion dazu gab, nicht ausser Acht lässt und nicht zu niedrig anschlägt. Thüringen war Festland seit dem Absatze der oberen Schichten des schwarzen Jura. Seitdem wurde es nicht wieder vollständig unter einen Meeresspiegel eingesenkt, sondern nur so weit, dass während des Post-pliocen wenn auch nicht Meeres-Buchten, doch die weiten Mündungen der Saale und ihrer Zuflüsse weit hereinragten.. Während dieser langen Zeit muss die Abtragung des Bodens, namentlich der obersten, wenig widerstandsfähigen Keuperschichten und deren erhabener Ränder, sehr beträchtlich gewesen sein. Dafür zeugen auch die Flecken unteren Keupers, welche von dem zusammenhängenden Keuperfelde als Zeu- gen seiner ursprünglich weiteren Ausbreitung übrig geblieben sind. Die fast durchgängige Ungleichförmiskeit der Auflagerung des Keupers auf den Muschelkalk längs der ausstreichenden Grenzen würde anzeigen, dass die Zusammenschiebung, Faltung, Quetschung und Spaltung der mittleren und unteren Trias bereits vor dem Ab- satze des Keupers vollzogen war, wenn sie nicht fast überall mit einer Wiederholung und Steigerung dieser Erscheinungen im Keuper selbst verbunden wäre. Dieselben müssen deshalb wohl nach dem Absatz des unteren und mittleren Keupers stattgehabt haben, aber so bald nachher, dass diese Schichten noch nicht ganz ausgetrocknet waren, noch nicht ihre plastische Beweglichkeit verloren hatten. Nimmt man die Zusammenschiebung als Folge einer Abrutschung über ihrer aufgerichteten Unterlage, so hat man damit eine genü- gende Erklärung der Erscheinungen gefunden. 44 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. s 12. Organische Ueberreste. Organische Ueberreste sind im unteren Keuper des östlichen Thüringens von Strecke zu Strecke und von Schicht zu Schicht sehr ungleichmässig vertheilt. Die Abtheilungen des Grenz-Dolomits, der grauen Sandsteine und der Kohlen-Letten sind an ebenso vielen Stellen reich daran, als arm, oder sogar frei davon; die Abtheilung der lichten Mergel ist stets frei davon. Die folgenden Angaben begründen sich auf eigene Anschauung, mit Ausnahme der wenigen, bei welchen ich mich auf v. Sersacn als Gewährsmann ausdrücklich berufe. Die Belegstücke befinden sich im Grossherzogl. Museum zu Jena; die grosse Mehrzahl derselben ist von mir selbst gefunden worden, oder wenigstens durch mich in die Sammlung gekommen. Dazu bot mir die geognostische Aufnahme eines ansehnlichen Theils von Thüringen, mit der ich beauftragt bin, mehrjährige Gelegenhait. Allein die Aufgaben der geognostischen Aufnahme eines Ortes und seiner paläontologischen Ausbeutung sind, bei aller Verwandtschaft, doch recht verschiedenartig. Wenn daher nach meinen Angaben die Flora und Fauna des ostthüringischen Keupers um Vieles ärmer und einförmiger erscheint, als diejenige des fränkischen und schwäbischen, so finde ich darin durchaus noch keine endgültige Entscheidung, sondern hege vielmehr die zuversicht- liche Hoffnung, dass zahlreiche Nachträge erhalten werden, sobald sich mehr Local-Sammler der freilich vergleichsweise wenig ergiebi- gen, und — wegen des Staubes und Schmutzes — minder erquick- lichen Mühe des Petrefacten-Sammelns unterzogen haben werden. $ 13. Pflanzliche Ueberreste. Der Erhaltungs-Zustand der pflanzlichen Ueberreste ist in der Hauptsache ein dreifacher. Am vollkommensten sind die freilich kleinen biegsamen und $ 13. Pflanzliche Ueberreste. 45 elastischen Läppchen von Blattoberhaut erhalten; sie sind nur leicht humificirt und lassen nach gehöriger Auslaugung der formlosen Humussäure durch kohlensaures Natron auch sehr feine, recht eigentlich mikroskopische Structur-Verhältnisse erkennen. Das hat Bornemann zuerst kennen gelehrt und mit ausgezeichnetem Erfolg zur Bestimmung der Keuper-Flora benutzt. Allein wahrgenommen war es bei Jena schon früher.”) In der eigentlichen Humuskohle, der faserigen, wie der dichten, ist die Structur viel unvollkommener erhalten, oder wohl auch ganz verwischt. Ein zweiter Erhaltungszustand besteht in der Abformung der Hohlräume innerhalb der Zellen durch Schwefelkies und Brauneisen- stein. Diesen Fall habe ich bei der Beschreibung von Araucaroxylon zu besprechen und verweise darauf. Der dritte Erhaltungszustand ist der als Abdruck; er ist weit- aus der häufigste. Die Abdrücke kommen eben so wohl im Letten, wie im Mergel und im Sandstein vor. Die Abdrücke im Letten sind scharf, aber in Folge von Zusammendrückung sehr flach; diejenigen im Mergel und mergeligen Ocker-Dolomit sind scharf und tief; die- jenigen im Sandstein sind zwar am tiefsten, aber zugleich auch am stumpfesten. Zwischen den Abdrücken enthält der Hohlraum etwas Humuskohle, als unmittelbaren Pflanzenrest, oft gemengt mit Schwefel- kies und Brauneisenstein, oder auch den letzten allein. . Die bestimmbaren Pflanzenreste gehören zu folgenden Arten: 1. Araucarosylon thuringicum Borsemans sp. = Araucarites thurin- gicus BoRNEMmAanN. S. Bornemann: Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens. 8. 61. Taf. 2 u. 3. Fig. 1—8. Von diesem Holze gab Borsemann nach verkieselten, der Unter- suchung sehr günstigen Vorkommnissen bei Mühlhausen eine genaue *) Borsemann, Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe sagt selbst: „ein mit dem von Mühlhäusen ganz analoges Vorkommen von Blattoberhautresten in der Lettenkohlengruppe ist nach Scuwacar bei Apolda aufgeschlossen.“ Der der Wissenschaft leider so früh entrissene Scuacnur war eben in der Mitte der vierziger Jahre häufig mein Begleiter auf geologischen Excursionen. Nach dem Erscheinen von Borxewarw’s oben genanntem Werke sammelte ich mit Harrızr neues Material, ohne an dessen Bearbeitung Theil zu haben. 46 Ueber den ünteren Keuper des östl. Thüringens. Analyse. Obgleich aus dem östlichen Thüringen ganz andere, und nur unvollkommnere Erhaltungs-Zustände vorliegen, so ist denn doch kaum zu bezweifeln, nicht nur dass dasselbe Holz vorkommt, sondern auch, dass es massenhaft vorkommt, insofern die Kohle der eigent- lichen Flötze aus seinem Moder besteht, und die mit Humuskohle, Brauneisenstein und Schwefelkies locker ausgefüllten Hohlformen von Stamm- und Aststücken in den grauen Sandsteinen ihm entsprechen. Bezüglich der Kohlen-Flötze habe ich mich freilich nur auf ein sol- ches zu beziehen, welches zur Seite eines Weg-Einschnittes bei Ober- Rosla zu Tage ausgeht. Die Kohle desselben zerfällt an der Luft sehr bald, haucht dabei schweflige Säure aus und überzieht sich mit einer Ausblühung von Eisen-Vitriol. Kohlensaures Natron damit digerirt, nimmt unter brauner Färbung eine beträchtliche Menge Humussäure auf und hinterlässt ein Gemenge von unlöslichem Humus und Schwefelkies. Der letzte glänzt sehr stark und zeigt schon bei geringer Vergrösserung Holz - Structur. Die Masse des Schwefel- kieses entspricht aber nicht etwa der Zellen-Membran, sondern viel- mehr, wie Fig. 7a u. b zeigt, den Hohlräumen im Innern der Zellen. Die Poren oder Tüpfel erscheinen daher als erhabene, in der Mitte durchbohrte Scheiben, welche so stark glänzen, dass sie bei mässig starker Beleuchtung von oben den Eindruck durchsichtiger Stellen machen. Die Markstrahlen hingegen erscheinen als ziemlich dunkle Quer-Furchen. Bezüglich der Stamm- und Aststücke hat mir der Schwefelkies bis jetzt keine Aufschlüsse gegeben, auch der Braun- eisenstein, faserig spaltend wie Holz, zeigt unter dem Mikroskope keine feinere Structur, dagegen diejenige mürbe, faserige Humus- kohle, welche ein der gewöhnlichen Holzkohle sehr ähnliches Aus- sehen hat, zerfällt nach anhaltender Digestion mit kohlensaurem Na- tron und Auswaschung des humussauren Natrons in dünne Blättchen, die unter dem Mikroskope zwar nur an den Kanten durchscheinen, aber sich dennoch, wie Fig. Sa—e zeigt, als getüpfelte Zellwände darstellen. 5 Borsemann hat schon ähnliche Beobachtungen, wie die eben beschriebenen, aber minder einfache gemacht, ihnen auch eine andere Deutung gegeben, als ich sie geben zu müssen glaube. „Das Merk- würdigste“, sagt er, „an diesem Vorkommen ist die Vertheilung des $ 13. Pflanzliche Ueberreste. 47 „Schwefelkieses in dem aus Brauneisenstein bestehenden Holze. Der „Schwefelkies bildet die Ringe der Tüpfel, sowie gewisse feine La- „mellen, welche 'mit den Tüpfel-Zellen parallel laufen, während die „Markstrahlen und alle übrigen Theile des Holzes aus Eisenoxyd- „hydrat bestehen. Die Ursache dieser Erscheinung. liegt sehr wahr- „scheinlich in einer ursprünglichen, chemischen Verschiedenheit der „Elementarorgane des Holzes und in einer verschiedenartigen Re- „ductionswirkung, welche von derselben auf die später eingedrungenen „metallischen Substanzen ausgeübt worden ist.“ Ich sehe in diesem Vorkommen verschiedene Stadien des Versteinerungs-Processes neben einander. „Das Holz wurde wohl schon angemodert vom Sande ein- gehüllt, der später zu Sandstein cementirt wurde. Aus dem Moder wurde die Humuskohle. Trat Eisenvitriol-Lösung hinzu, so war die Bildung der Kohle mit einer Reduction dieser Lösung verbunden und ihr Reductions- Product, der Schwefelkies, nahm als Steinkern die ursprünglichen, in der Kohle erhaltenen Hohlräume des Holzes, die Lumina der Zellen, nach und nach ganz ein. Nothwendig schwand mit dieser Reduction die Kohle der Membranen, welche mehr und mehr vom Sauerstoff des Vitriols gebunden wurde. Ausser dem Sauerstoff musste aber auch Eisen aus der Zusammensetzung des Vi- triols entfernt werden; das mag in Form löslicher quellsaurer und quellsatzsaurer, auch humussaurer, etwa Ammoniak-Doppelsalze ge- schehen sein, wie es gegenwärtig in Sümpfen noch geschieht unter Bildung von Schwefelkies-Inkrustationen, welche wenigstens die Ober- flächen-Form der verwesten Pflanzen erhalten. Nachdem Schwefel- kies-Kerne die Lumina der Zellen erfüllt hatten und die Kohle der Zellenmembran durch Verwesung verflüchtigt war, fand wieder eine Oxydation des Schwefelkieses statt und so entstand der Brauneisen- stein. Der Schwefelkies musste dabei an den Stellen am längsten Widerstand leisten, wo er am compactesten war, und deshalb hielten sich die Ausfüllungen der Poren am längsten. Mögen übrigens die Schwefelkies- und Brauneisenstein - Kerne des Holzes so oder anders entstanden sein, jedenfalls gehört Arau- carozylon thuringicum zu den verbreiteten Kohlenbildnern. So lange nicht andere Pflanzen als Erzeuger der Lettenkohle nachgewiesen werden, darf man annehmen, dass Nadelbäume schon von der oberen 48 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens Trias an die Grundlage zur Anhäufung fossiler Kohlen abgaben, wie in der Zeit des mittleren Tertiärs. 2. Widdringtonites keuperianus. Hexer. S. Hrzr. Die Vorwelt der Schweitz. S. 52. Fig. 31. Ferner: Scuexk. Scuöxteıss Abbildungen von fossilen Pflanzen aus dem Keuper Frankens. S. 19. Taf. 9. Pie. 5u 6. Ä Ein einziges Exemplar aus den unteren Kohlen-Letten bei Pfiffel- bach, ein Stück eines älteren Zweiges. 3. Dioonites pennaeformis. SCHENK. S. Scues«k. Beiträge zur Flora des Keupers in den rhätischen Formationen. Separatabdruck aus dem siebenten Bericht der naturforschenden Gesell- schaft zu Bamberg. S. 64. Taf. 5. Fig. 3 u. 4. Zwei Exemplare, ein breiteres, unteres und ein schmäleres, oberes Zweigstück, an dessen Blättchen deutlich eine feine Behaarung er- kennbar ist; aus den unteren Kohlen-Letten bei Pfiffelbach. 4, Zamites angustiformis. BOoRNEMANN. S. Borwenans. Ueber organische Reste aus der Lettenkohlengruppe Thürin- gens. 8. 67. Taf. 4. Fig. 1-9. Taf. 6. Fig. 6. Läppchen von Blatt-Oherhaut aus grauem Sandstein, vom Neuen Werke bei Apolda. 5. Zamites tenwiformis. BoRNEMAnN. S. Borsemans. Ueber organische Reste aus der Lettenkohlengruppe Thürin- gens. S. 69. Taf. 4. Fig. 14—18. “Taf. 5. Fig. 1-6 u. 8. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 6. Zamites elegans. Hark. S. Harzer in Flora 1859. No. 33. S. 515. Taf. 9. Fig. 1. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 7. Zamites quadrangula. Hauuıer. S. Hırrıer in Flora 1859. No. 33. S. 515. Taf. 9. Fig. 2. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 8. Zamites multifaria. HauLıeEr. 8. Harzer in Flora 1859. No. 33. 8. 515. Taf, 9. Fig. 3. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke in Apolda. Ba I $ 13. Pflanzliche Ueberreste. 49 9. Zamites pulchra. HALLIER. S. Harzer in Flora 1859. No. 33. S. 515. Taf. 9. Fig. 5. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 10. Cycadites elegans. Bornemann sp. = Oycadophyllum elegans. BOoRNEMANN. S. Bornenans, Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens. 16562152.022, Tal 6. Ka 9 13. . Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 11. Cycadites tenwis. Hauuıer. S. Haruıer in Flora 1859. No. 4. S. 4. Taf. 2. Fig. 7. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 12. Cycadites multiformis. Harzer. S. Harııme in Flora 1859. No. 4. S.4. Taf. 2. Fig. 6. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 13. Cycadites minuta. Hauser. S. Harzer in Flora 1859. No. 4. S.5. Taf. 2. Fig. 1 u. 2. Läppchen von Blatt-Oberhaut in grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 14. Cycadites plena. Hauer. S Harcer ın Rlora 1859. No. 4. S.5. Taf. 2; Fig. 4, Blättchen von Blatt-Oberhaut in grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 15. Cycadites reticulata. Hau. S. Hırımr in Flora 1859. No.4. 8.5. Taf. 2. Fig. 8. Blättehen von Blatt-Oberhaut in grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 16. Cycadites densa. Hauuızr. S. Harzer in Flora 1859. No. 4. 5.5. Taf. 2. Fig. 5. Blättchen von Blatt-Oberhaut in grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 50 : Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. 17. Cycadites radiata. Hauer. S. Harzer in Flora 1859. No. 31. 5. 482. Taf. 8. Fig. 1. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen ° Werke bei Apolda. 18. Cycadıtes biseriata. Hauer. S. Harrer in Flora 1859. No. 31. 8 482. Taf. 8. Fig. 2. Blättchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 19. CGycadites polyseriata. Hauuıer. S. Harzer in Flora 1859. No. 31. S. 482. Taf, 8. Fig. 5. Blättchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 20. Cycadites macrostoma. Hauumr. S. Harrer in Flora 1859. No. 31. S. 482. Taf. 8. Fig. 4. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 21. Cycadites zamiaeformis. Hauer. S. Harrer in Flora 1859. No. 31. S. 482. Taf. 8. Fig. 3. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 22. Cycadites Schmidiana. Hauser. S. Harrer in Flora 1859. No. 31. S. 483. Taf. 8. Fig. 6. Läppchen von Blatt-Oberhaut aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 23. Alethopteris Meriani. (GöPpperr, S. Görrerr. Systema filicum fossilium p. 311. Ferner: Herr. Die Urwelt der Schweiz. S. 53. Taf. 2. Fig. 2 u. 3. Ein starker Ast mit ansitzendem, doppelt-gefiedertem Zweig 0,15 M. lang. Aus grauem Sandstein zwischen Apolda und Schöten. Eine Fieder-Spitze und ein Stück aus der Mitte der Fieder aus grauem Sandstein vom Neuen Werke bei Apolda. 24. Taeniopteris angustifolia. Scnwxk. S. Sonesk-Scnöxtens Abbildungen von fossilen Pflanzen aus dem Keuper Brankens. 1865. Taf. 7.*Fie. 1 u. Tat. 8, Eig..9. Nicht selten im unteren’ Letten des Kohlen-Lettens bei Pfiffelbach. $ 13. Pflanzliche Ueberreste. 51 25. Danaeopsis marantacea. N. STERNBERG sp. — Taeniopteris marantacea V. STERNBERG. S. v. Sterspere. Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt 1821—1838. Bd. 2. S. 139. Zusammenhängende Fiedern mit Fieder-Blättern bis 0,036 M. breit; häufig im unteren Letten des Kohlen-Lettens von Pfiffelbach. Ein unentwickeltes junges Blatt (= Cycadites Rumpfii. Schexk olim!) aus grauem Sandstein von Pfiffelbach. 26. Equisetites arenaceus. YV. STERNBERG. S. v. Sterseerc. Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt. Bd. 2. S. 46. Taf. 21. Fig. 1-5. Taf, 30. Fig. 4 usa ar al. Rio. A u.6. Dies ist die gewöhnlichste Pflanzenform des unteren Keupers, die häufigste und verbreitetste. Grosse Stücke davon kommen im Kohlen-Letten, die grössten im grauen Sandstein vor; der Grenz- Dolomit enthält nur selten kleine Bruchstücke, wie bei Buttstedt. Das grösste Stamm-Stück erhielt ich aus grauem Sandstein zwischen Apolda und Schöten. Dasselbe besteht aus acht Gliedern, deren Länge von unten gerechnet 0,090, 0,100, 0,095, 0,095, 0,120, 0,100, 0,030, 0,130 M. beträgt, bei einer Breite, die je nach der Zusammendrückung zwischen 0,12 und 0,13 M. zeigt. Seine unteren vier Glieder sind sleichmässig umgebogen. Es scheint demnach der untere Theil eines starken Seiten-Astes zu sein. Die Scheiden sind an einigen Stellen vorzüglich erhalten. Aber auch die den Kohlen-Leiten untergeordneten Sandsteine und Ocker-Dolomite, z. B. zwischen Schloss-Vippach und Sprötau, bei der Ziegelei von Reissdorf und auf dem Blumenberg bei Cölleda sind reich daran. In den Letten des Kohlen-Lettens bei Pfiffelbach liegen Stücke von Stämmen und Aesten in den verschie- densten Erhaltungs-Zuständen kreuz und quer durcheinander, unter- mischt mit Wurzel-Fasern, welche muthmaasslich auch dazu gehören. Knospende Ast-Enden, bis knapp an das Ende cylindrisch, dann co- nisch zugespitzt, dicht mit Scheiden bedeckt, deren einzelne Blätter durch Grannen-artige Fortsätze zugespitzt sind und wie Dachziegel über einander liegen, haben sich bei Pfiffelbach nur zwei gefunden. Fruchtstände sind bisher noch nicht vorgekommen. 4* 52 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. 27. Calamites Meriani. Broxgsiart sp. = Equisetites Meriani. BRoNGNIART. S. Broseniarr. Histoire des vegetaux fossiles etc. 1828—1844,. Vol.1. p.115. r Tab. 12. Fig. 13. Blatt- und Stengel-Stücke häufig im unteren Kohlen-Letten von Pfiffelbach. Ein Kernstück (= Calamites suleatus. Jäcer. C. late- costatus. Münster olim!) aus sandigem Ocker-Dolomit des Kohlen- Lettens zwischen Schloss-Vippach und Sprötau, 28. Fungites Apoldensis. Harnıer. S. Harzer in Botanische Zeitung 1865. No. 24. Seite 189. Taf. 9. B. Fig. 1—4. Auf Läppchen von Cycadeen-Blättern aus grauem Sandstein vom Neuen Werk bei Apolda. $ 14. Thierische Ueberreste. Die Saurier-Reste sind im unteren Keuper des östlichen 'Thü- ringens sehr selten und ganz vereinzelt. Fisch-Reste sind zwar häufiger, aber ebenfalls vereinzelt; die Fisch-Schuppen ‘haben kein ungewöhn- liches Aussehen; die Zähne dagegen zeigen ungewöhnliche Glätte und Fett-Glanz, sie opalisiren; wohl möglich, dass diese letzten ihren Weg bereits durch den Verdauungs-Kanal eines grösseren Thieres genommen haben und aus Koprolithen ausgespült sind. Zu den Entomostraceen v. Serpach's habe ich nur einen neuen Fundort hin- zuzufügen. Die Gastropoden sind ohne Belang. Von den Conchylien sind allermeist nur Abdrücke und Steinkerne vorhanden. Dass die Abdrücke gewöhnlich so platt zusammengedrückt sind, als ob das umgebende Gestein nach der Resorption der Schalen noch weich ge- wesen wäre, bemerkte schon Borsemans vom unteren Keuper bei Mühlhausen.”) Ich fand aber nicht blos einzelne Schalen in diesem Zustande, sondern auch beide noch zusammengeklappte zu einem Papier-dünnen Steinkern zusammengepresst, namentlich von Myophoria *) Borsemass, Ueber organische Ueberreste aus der Lettenkohlengruppe Thü- ringens. 1856. 8. 11. a a a u an a U nl | — a — — . ee en u $ 14. Thierische Ueberreste. 55 transversa und Lucina donacina. Myophoria Goldfussi kommt im Grenz-Dolomit bei Buttstedt mit erhaltener Schale vor. Bei Lin- gula tenwissima im Kohlen-Letten hat die erhaltene Schale noch etwas Perlmutterglanz. Die in dem den oberen Kohlen-Letten bei Guttmannshausen und an a. OÖ. untergeordneten Platten-Kalke dicht neben einander eingeschlossenen Muscheln haben stets, wenn auch verbogen und zerbrochen, doch erhaltene Schalen. Aufsefunden und bestimmt sind folgende Arten. 1. Nothosaurus Cuvieri. (QUENSTEDT. S. Quexstepr. Handbuch der Petrefactenkunde 1852. S. 134. Taf. 8. Fis. 16—20. Mit den im mittleren Muschelkalk des Rauhthals bei Jena ebenso häufigen, als wohlerhaltenen Resten von Nothosaurus mirabilis stimmt sehr nahe überein: 1. ein schlanker, flach-gebogener, kantig-gestreifter Zahn aus dem Grenz-Dolomit des Viehberges bei Apolda. Derselbe ist noch etwas schlanker als der von Quxssteor 1. c. in Fig. 20 abge- bildete, übrigens ihm gleich; i 2. ein Bruchstück eines linken Unterkiefers aus grauem Sandstein bei Herressen nahe Apolda; dasselbe ist 0,09M. lang, im Mittel 0,05 M. breit; auf einer Länge von 0,06 M. stehen neun Zähne von sehr ungleicher Grösse und in sehr ungleicher Entfernung von einander; die grösseren Zähne sind kurz abgebrochen, ein kleinerer liest sehr schräg nach vorn; 3. einige stumpf-conische, mehr oder weniger gebogene, kantig- streifige Zähne aus einer lettigen Mergel-Einlagerung im grauen Sandsteine von Pfiffelbach; dieselben stimmen — soweit der unvollkommene Erhaltungs-Zustand dies erkennen lässt — mit denen im eben beschriebenen Unterkiefer-Stück überein; 4 ein Wirbelkörper aus ‘dem Grenz-Dolomit zwischen Herressen und Apolda; derselbe misst auf der Ansatzfläche an den Bogen 0,032 M. Länge und 0,028 M. Breite; ein Wirbelbogen mit langem Dornfortsatz aus dem Grenz-Do- lomit bei der Sprötauer Windmühle; derselbe ist von der Rückenmarkhöhle bis zum Ende des Dornfortsatzes 0,06 M., von einem Rippen-Ansatz bis zum andern 0,045 M. lang; 54 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. s. wahrscheinlich gehören hierher Wirbel-, Rippen- und andere Knochen-Bruchstücke aus einem feinkörmigen Dolomit im u Kohlen-Letten auf dem Blumenberg bei Cölleda. Alle diese auf Nothosaurus deutbaren Knochenreste haben eine Grösse, ‚beträchtlicher als die mittlere der im mittleren Muschelkalke bei Jena vorkommenden. Quenstepr hat den Nothosaurus des unteren Keupers von Ga heim und anderen Orten bei Ludwigsburg von dem mirabilis des mittle- ren und oberen Muschelkalks als Cuvieri unterschieden. GieBerL”) und I nach ihm Cuor””) haben diesen Namen für Vorkommnisse im Sand- stein und mit Letten wechsellagernden Sandstein-Schiefer des unteren Keupers bei Schlotheim beibehalten, obgleich sie deren Zugehörigkeit zu mirabilis als sehr möglich ansehen. Ich gebrauche den Namen Nothosaurus Cuvieri eben nur, um damit das Vorkommen von No- thosaurus im unteren Keuper zu constatiren. 2. Mastodonsaurus Jaegeri. v. MExer. S. v. Meyer Palaeologiea zur Geschichte der Erde und ihrer Bewohner. S. 107. Ferner: H. v. Meyer u. Priesiseer. Beiträge zur Palaeontologie Würtembergs 1844. S. 6 fgde. S. 57 fgde. Die grossen glänzenden Zähne dieses Labyrinthodonten werden, wenn sie vorkommen, nicht leicht unbeachtet bleiben. Dennoch sind mir nicht viele bekannt geworden. Der grösste, den ich gesehen habe, würde mit der abgebrochenen Spitze mindestens 0,080 M. lang und an der ebenfalls verbrochenen Basis 0,033 M. breit gewesen sein; derselbe wurde aus einer Senkgrube auf dem Viehberge bei Apolda, höchst wahrscheinlich aus der Abtheilung der grauen Sandsteine, er- halten. Zwei etwas kleinere fand ich in einer lettigen Mergel-Ein- lagerung im grauen Sandstein bei Pfiffelbach, einen beträchtlich kleineren im Grenz-Dolomit zwischen Apolda und Herressen. Auch die grossen und mit ausgezeichnetem Relief versehenen Panzer- Schilder der Labyrinthodonten fehlen im östlichen Thüringen nicht. ’ *) S. Zeitschrift für die gesammte Naturwissenschaft. Jahrg. 1856, S. 422 fgde. Tan de Rio 2. **) S. Zeitschrift für die gesammte Naturwissenschaft. Jahrg. 1857. 8, 127 fgde. Taf. 4 Fig. 1 u. 2. ET I 2 $ 14. Thierische Ueberreste. 1) or! Recht gut erhalten fand ich mehrere in einem feinkörnigen Dolomit der Kohlen-Letten auf dem Blumenberge bei Cölleda; sie erreichen jedoch kaum die Hälfte der Grösse der von Priexınger abgebildeten Exemplare. Dagegen das Bruchstück eines Abdrucks von einem solchen auf einer Dolomit-Platte im Kohlen-Letten zwischen Schloss- Vippach und Sprötau hat nahe die gleiche Grösse mit den schwä- bischen. Molsdorf nördlich Arnstadt, in dessen Nähe Larer eine dem unteren Keuper zugehörige wahre Knochen-Schicht auffand, aus welcher der von Beyrıcn”) beschriebene Mastodonsaurus - Schädel stammt, liest schon ausserhalb des von mir als östliches Thüringen abge- srenzten Gebietes. 3. Saurichthys apicalis. Acassız. 8. Ascassız. Recherches sur les poissons fossiles. tom 2. pt. 2. p. 85. tab. 55a. Fig. 6—11. Ferner: Scumw. Die Fischzähne der Trias bei Jena. 1861. S.22. Taf. 3. Fig. 13—17. Im grauen Sandstein bei Pfiffelbach. 4. Saurichthys acuminatus. Acassız. S. Acassız. Recherches sur les poissons fossiles. tom. 2. pt. 2. p. 85. Tab. 55a. Fig. 1—2. Ferner: Scamp. Die Fischzähne der Trias bei Jena. 1861. 8.21. Taf. 3. Fig. 18—26. In einem Ocker-Dolomit aus dem Kohlen-Letten zwischen Ober- und Nieder-Töpfstedt bei Greussen; in einer Mergel-Einlagerung im grauen Sandstein von Pfiffelbach. 5. Tholodus inflewus. Sc. S. Scaum. Die Fischzähne der Trias bei Jena. 1861. S.27. Taf.4. Fig. 17—19, In einem Ocker-Dolomit' aus dem Kohlen-Letten zwischen Ober- und Nieder-Töpfstedt bei Greussen; im grauen Sandstein bei Pfiffelbach. 6. Tholodus rectus. Scumi. S. Scan. Die Fischzähne der Trias bei Jena. S.28. Taf. 4, Fig. 20—22. Aus grauem Sandstein bei Pfiffelbach. *) Siehe Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 2. S. 165. Jahrgang 1850. 56 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. 7. Acrodus lateralis. Acassız. S. Asassız. Recherches sur les poissons fossiles. tom 3. p. 147 suiv. Ferner; Sem. Die Fischzähne der Trias bei Jena. 8. 15. Taf. 2. Fig. 8-28. Im unteren Kohlen-Letten beim Neuen Werke nahe Apolda; in einem Ocker-Dolomit des Kohlen-Lettens zwischen Ober- und Nieder- Töpfstedt bei Greussen; im grauen Sandstein bei Apolda und Pfiffelbach. 8. Acrodus acutus. Acassız. S. Acassız. Recherches sur les poissons fossiles. Tom. 3. p. 146. Tab. 22. Fig. 13—15. Ferner: Scnum. Die Fischzähne der Trias bei Jena. S. 17. Taf. 2. Fig. 33—37. Im grauen Sandstein von Pfiffelbach. 9. Strophodus virgatus. ScHaiD. S. Scnuuo. Die Fischzähne der Trias bei Jena. S. 14. Taf, 2. Fig. 5. Aus grauem Sandstein bei Pfiffelbach. 10. Doratodus trieuspidatus. Scnai. S. Scusm. Die Fischzähne der Trias bei Jena. S.10. Taf. 1. Fig. 28—37 Aus einer mergeligen Einlagerung im grauen Sandsteine bei Pfiffelbach. Ich will lieber die Vergleichung dieser Zähne mit denen eines Squaliden festhalten, als die Ehre, der Entdecker der spitzen Acrodus- zähne zu sein, die mir Eer”) zuschreibt, in Anspruch nehmen. Nach Eck wäre nur noch in Betracht zu ziehen, ob diese Zähne zu Acrodus lateralis oder zu Strophodus (= Palaeobates) angustissimus gehören. Da sie aber bei Pfiffelbach wohl mit Acrodus, nicht aber Strophodus (— Palaeobates) zusammen vorkommen, so hat sich Eck für Acrodus entschieden. Diese Entscheidung hat ihre Bedenklichkeiten. Denn ‚ man hat ein Recht zu fragen, warum bei der grossen Häufigkeit — namentlich in den schaligen Sandsteinen des obersten Muschel- kalkes — und bei der allgemeinen Verbreitung von Acrodus die Zahn-Form des Doratodus bisher nur an einer Stelle auftrat. 11. Hybodus plicatilis. Acassız. S. Asassız. Recherches sur les poissons fossiles. tom. 3. p. 189 suiv. *) Eck. Ueber die Formationen des bunten Sandsteins und des Muschelkalks in Oberschlesien und ihre Versteinerungen. 1865. S. 61. $ 14. Thierische Ueberreste. 57 Ferner: Scaum. Die Fischzähne der Trias bei Jena. S. 18. Taf. 5. Fig. 1—12. Die früher ausgesprochene Ansicht, dass entweder fast jeder Hybodus-Zahn-Fund eine neue Art bedinge, oder, dass die Arten plicatilis, Mougeoti, angustus, longiconus, obliguus von Acassız in eine Art zusammengefasst werden müssen, hat sich bei mir seitdem nur befestigt. Ich behalte den Namen Hybodus plicatilis für alle genannten Arten von Acassız bei. Hybodus plicatilis ist jedoch viel bedeutender für den oberen Muschelkalk als für den unteren Keuper. Ich fand ihn nur in einem Ocker-Dolomit der Kohlen-Letten zwischen Ober- und Nieder - Töpf- stedt bei Greussen. 12. Ceratodus sp. ind. Das Exemplar, welches ich vor mir habe, verdanke ich der güti- sen Mittheilung v. SersacH's. Es hat eine Querbreite von 0,012 und lässt vier Höcker erkennen, zwischen denen nur flache Rihnen einge- senkt sind. Es ist in einem von kohligen Pflanzenresten durchsetzten sandigen Mergel eingeschlossen, wie er an der Grenze zwischen dem Kohlen-Letten und dem grauen Sandstein, namentlich im Einschnitt der Thüringer Bahn zwischen Troebsdorf und Hopfgarten gewöhnlich vorkommt. Die Zugehörigkeit zu Ceratodus ist unzweifelhaft, die Annäherung an C. Kurri Plieninger am grössten. Ceratodus-Zähne gehören zu den grossen Seltenheiten; ich glaube kaum, dass aus dem östlichen Thüringen ausser in den Sammlungen v. SerBacH's und Dr. Heresr’s, Finanzraths in Weimar, gute Exemplare zu finden sind. Molsdorf, nördlich Arnstadt, der Fundort der schönen Ceratodus- Zähne, welche Beyxıc#”) als C. Kaupi und C. serratus und als dem C. runcinatus nahestehend beschrieben hat, liegt, wie schon oben bei Mastodonsaurus bemerkt wurde, nicht mehr im östlichen Thüringen. 13. Amblypterus decipiens. Acassız sp. = Gyrolepis tenuistriatus. A Gassız. S. Acassız. Recherches sur les poissons fossiles. Vol. 2. pt. 2. p. 179. Taf. 19. Fig. 7—12. *) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1850. Bd. 2, S. 153. Taf. 6. 58 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Meist sehr kleine, dunkelbraune, glänzende, nach der langen Diagonale quergestreifte Schuppen sind sehr häufig, namentlich in den grauen Sandsteinen bei Pfiftelbach. 14. Koprolithen. Diese sind nicht seltene Vorkommnisse in allen überhaupt Ver- steinerungs-führenden Gliedern des unteren Keupers. Aus einem grauen Sandsteine zwischen Apolda und Schröten er- hielt ich einen drehrunden Koprolithen, 0,035 M. lang, 0,018 M. breit, am einen Ende abgerundet, am anderen stumpf-conisch, von einer über die Mitte laufenden Kante nach beiden Enden verjüngt, auf der ab- gerundet-endenden Hälfte mit einem Spiralstreifen umzogen. Solche Formen sind aber für die Saurier charakteristisch und hier wohl auf Mastodonsaurus zu beziehen. Die Mehrzahl der Koprolithen, die ich besonders häufig aus den lettigen Mergel-Einlagerungen im grauen Sandstein bei Pfiftelbach auslas, haben minder ausgezeichnete Formen und meist geringere Grösse. Sie sind länglich-ellipsoidisch, wohl aus ursprünglich dreh- runden Formen durch Zusammendrückung entstanden, von 0,044 bis 0,005 M. Länge und selten über 0,012M. Breite. Sie sind sehr spröde und kurzbrüchig; auf frischem Bruche haben sie ein Steinmark-artiges Aussehen; sie schliessen sehr kleine Krystalldrusen ein, aber selten erkennbare Fischreste oder andere Stücke, die direet auf thierische Nahrung hinweisen; ihre Hauptbestandtheile sind phosphorsaure und kohlensaure Kalkerde. Sie mögen wohl von Fischen herrühren. So dicht liegen indessen die Koprolithen nirgends neben ein- ander, dass man, wie in Schwaben,*) von Koprolithenschichten reden könnte. 15. Cythere dispar. v. SerBachH. S. v. Seesacu in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1857. Bd. 9. S. 201. Taf. 8. Fig. Aa, b, c, d. Nach v. Sezsacn in lettigem Mergel unter dem Lettenkohlen- Flötz bei Weimar. | 16. Bairdia pirus. v. SerBacH. 3. v. Seesacn in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg 1857. Bd. 9. 8.199. Taf. 8, Fig. 5, a, b, c, d. *) S. Quessteor. Das Flötzgebirge Würtembergs. 1843. 8. 76. $ 14. Thierische Ueberreste. 59 Nach v. Seesach im unteren Kohlen-Letten bei Weimar; im Grenz-Dolomit bei Orlishausen, aber sehr schlecht erhalten. 17, Bairdia procera. \. SEEBACH. S. v. Sersaca in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg 837 Bu. 1522005 Tat. 8. Bie,2, a,b. Nach v. Sezsach in dem unteren Kohlen-Letten bei Weimar. 18. Bairdia teres. v. SEEBACH. j S v. Sersack in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1857. Bd. 9. 8. 200. Taf. 8. Fig 3, a, b. Nach v. SezsacHh in dem unteren Kohlen-Letten bei Weimar. 19. Estheria minuta. v. Auzern. sp. — Posidonia minuta. v. ALBERTI. S. Gowpruss. Petrefacta Germaniae. Th. 2. S. 118. Taf, 113. Fig. 5. Im unteren Kohlen-Letten beim Neuen Werke nahe Apolda. 20. Natica Gaillardoti. Lerroy. S. Gorpruss. Petrefacta Germaniae. Abth. 3. S. 118. Taf. 199. Fig. 7. Diese Art, welche nach v. Sersacn bei Weimar durch den gan- zen Kohlen-Letten und grauen Sandstein häufig ist, habe ich nur sel- ten im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle und bei Orlis- hausen gefunden. 21. Rissoa dubia var. genuina. V. SCHAUROTH. S. v. Scuauroru in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 9. 8. 135. Jahrg. 1857. Im Grenz-Dolomit, namentlich bei der Sprötauer Windmühle, kommen schraubenförmige Steinkerne vor, die zwar etwas kleiner sind, als diejenigen, welche aus dem Muschelkalke und zwar vor- züglich dem Schaumkalke als Turritella obsoleta Zieten — Turbonilla dubia Bronn — Rissoa dubia var. genwina v. ScHhauroru aufgeführt werden, im Uebrigen aber damit übereinstimmen. 22. Rissoa dubia var. pusilla. Scuaip. SesHier 9,72, D.C. Der Grenz-Dolomit bei Orlishausen bietet an seiner oberen Grenze Schichten dar, die aus einer wahren Schaalen-Breccie bestehen. Unter den Schaalen und Schaalen-Trümmern ist zu erkennen: Myophoria Goldfussi, Bairdia pirus und eine grosse Anzahl sehr kleiner Schnecken, welche jedoch nicht gleichartig sind. Die grössten unter ihnen tra- sen sehr deutlich den Habitus der Rissoa dubia v. Schauroru’s an sich, 60 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. das heisst, ihre Windungen sind hoch gewölbt mit tiefliegender Naht und von fast kreisförmigem Querschnitt. Die Schaale ist bei den meisten Exemplaren erhalten (s. Fig. a und b); Steinkerne (s. Fig. ec) sind seltener, gehören auch wohl zu einer anderen grösseren Art. Auf die gute Erhaltung des Mund-Saumes liesse sich vielleicht eine genaue Bestimmung des Genus begründen; ich sehe jedoch davon ab, und will im Sinne v. Schaurore’s mit dem gewählten Namen nur überhaupt das Vorkommen einer besonderen Art constatiren. 23. Rissoa Strombecki var. minima. Schmp. S. Fig. 10, a, b, e. In denselben Schichten, wie die vorige Art, findet sich noch eine kleinere desjenigen Habitus, welchen v. Schaurornu als Rissoa Strombecki bezeichnet, d. h. Gehäuse, deren Windungen gleichmässig flach ge- wölbt sind, elliptischen Querschnitt und flache Naht haben, deren Mund elliptisch bis rhombisch und genabelt ist. Auch bei dieser Art dürfte die erhaltene Schaale zu einer genauen Bestimmung des Genus genügen; doch will ich diese einer speciell paläontologischen Forschung vorbehalten sein lassen und durch den gegebenen Namen nur die Existenz bezeugen. 24. Rissoa scalata var. indeterm. Zu den beiden vorigen Arten tritt im Grenz-Dolomit bei Orlis- hausen noch eine ebenfalls sehr kleine, kegelförmige hinzu, deren Nath sich zu einer vertieften Linie verflacht. Obgleich bei allen Exemplaren die Schaalen erhalten sind, so fehlt doch der Mund-Saum und damit die Grundlage für die Art- oder Varietäts-Bestimmunsg. 25. Cardinia Keuperina. SANDBERGER. — Myacites letticus. BoRrnEMmAnN. — 5 brevis. YV. SCHAUROTH. Anodonta lettica. (JUENSTEDT. — n gregaria. 5 Lucina Romani. v. ALBERT. S. Borsemasn: Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens Taf. I. Fig. 3—5, Schliesst man sich der von SanpserGer”) gegebenen Synonymie *) S. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift Bd. 6. $. 196. nn % Gt WERE EEE By An + u WIEN 2 $ 14. Thierische Ueberreste. 61 an, so fasst man eine Reihe von nahe verwandten, durch mannig- faltige Uebergänge mit einander verbundenen Leitformen für die bei- den unteren Abtheilungen des unteren Keupers unter einem Namen zu- sammen. Ihr Vorkommen in den Letten und Mergeln und mergeligen Dolomiten ist ein so häufiges, dass die Nennung einzelner Fund- orte überflüssig ist. 26. Lucina donacina. V. SCHLOTHEIM SP. — Venulites donacinus. coll. — Venus donacina. BoRNEMANN. S. Bornemann: Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens. 11850...8- 16. Tat. 1. Rio. 7. Zwar verbogene und flach gedrückte, aber sonst wohlerhaltene, mitunter doppelt-schaalige Exemplare dieser Art finden sich in einem sehr mürben Sandstein der Abtheilung der grauen Sandsteine an der Chaussee zwischen Backleben und Rettgenstedt bei Cölleda. 27. Trigonodus Hornschuhi. Berger. sp. — Unio Hornschuhi. BERGER. S, Bereer in: Bronn, Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrg. 1854. S. 412. Taf. 6. Fig. 4, 5 und 11. Durch Druck und Incrustation verzogene Abdrücke in einem feinkörnigen Dolomit des Kohlen-Lettens auf dem Blumenberge bei Cölleda gehören sehr wahrscheinlich hierher. 28. Myoconcha gastrochaene. Duncker. S, Doscxer und v. Meyer. Palaeontographica 1851. Bd.1. S. 296. Taf. 135. Fig. 13. Nach v. Sersach (s. Zeitschrift der deutschen geoglogischen Ge- sellschaft. Jahrg. 1861. Bd. 9. S. 628. Taf. 11. Fig. 3, a,b, ©) einmal im Grenz-Dolomit von Buttelstedt. 29. Myophoria Goldfussi. v. Ausernr. — Lyriodon Goldfussi. S. Gospruss: Petrefacta Germaniae, Th. 2. S. 199. Taf. 130. Fig. 3. Diese Muschel ist die eigentliche Leitform für den unteren Keuper. Sie erscheint schon in denjenigen Ocker-Dolomiten, welche dem Kohlen- Letten untergeordnet sind, z. B. zwischen Tröbsdorf und Hopfgarten bei Weimar, dann reichlicher in den versteinerungsreichen Kalken, nahe der oberen Grenze des Kohlen-Lettens, namentlich nordöstlich 62 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Guthmannshausen, und füllt den Grenz-Dolomit häufig so, dass er von ihren resorbirten Schaalen cavernös wird. Mit dem Grenz- Dolomit ist übrigens ihr Auftreten nicht abgeschlossen ; vielmehr hat man am Streitberge bei Cölleda noch einmal einen Ocker- Dolomit in den untersten Lagen des mittleren Keupers, in welchem sie auch häufig ist. 30. Myophoria elegans. Duncker. S. Duxexer und H. v. Meyer: Palaeontographica Bd. 1. S. 300. Taf. 35. Fig. 1. Sehr selten im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle. 31. Myophoria transversa. BoRNEMANN. sp. — Trigonia transversa. BORNEMAnN. S. Bornenans: Ueber organische Reste der Lettenkohlengruppe Thüringens. 1856. S. 11. Taf. 1. Fig. 1 und 2. Diese leicht kenntliche Muschel gehört neben Myophoria Gold- fussi zu den Leitformen des unteren Keupers; sie ist auf ihn be- schränkt und zugleich durch alle seine Glieder verbreitet; sie fehlt nie, wo sich überhaupt ein gewisser Versteinerungs-Reichthum in ihm einstellt.: 32. Myophoria Raibliana. Bour und Desnayes sp. — Cryptina Raibliana. Bouk und Desnayes. — Lyriodon Kefersteini. (GoLpruss. ' S. Gorvruss: Petrefacta Germaniae. Th. 2. S. 199. Taf. 136. Fig. 2. Ein Steinkern aus einem Ocker-Dolomit des Kohlen -Lettens bei Rohrborn nahe Sömmerda stimmt ganz überein mit Abdrückeu der besten Exemplare dieser Art von Hüttenheim bei Würzburg. Doch würde ich auch keinen Anstand nehmen, darin ein vollkommen er- haltenes, d. h. gar nicht zusammengedrücktes Exemplar von M. trans- versa anzuerkennen. Denn dass die gewöhnliche, flache Form von M. transversa keine ursprüngliche, sondern durch Druck entstanden ist, unterliegt keinem Zweifel. Auch fehlen nicht alle Uebergänge von der flachen Form der M. transversa zur aufgeblähten der M. Raibliana. 33. Myophoria Struckmanni. v. STROMBECK. (S. Figur 11.) S. v. Sıronseck in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1858. Bd. 10. S. 85. \ en She ER En $ 14. Thierische Ueberreste. 63 Diese bisher noch gar nicht abgebildete Myophorie findet sich Sanz übereinstimmend mit norddeutschen, wie süddeutschen Exempla- ren ziemlich häufig in den Kalkplatten, welche nordwestlich Guth- mannshausen den obersten Schichten des Kohlen-Lettens unterge- ordnet sind. 34. Myophoria laevigata. V. SCHLOTHEIM SP. — (Chamites glaberrimus. v. SCHLOTHEIM. — Lyriodon laevigatum. (GoLpruss. S. Gorpruss: Petrefacta Germaniae. Th. 2. S. 197. Taf. 135. Fig. 12. Im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle und südlich Klein-Brembach. 35. Myophoria vulgaris. v. SCHLOTHEIM sp. = Trigonellites vulgaris. v. SCHLOTHEIM S. v. Scenvoraem: Petrefactenkunde. S. 192, und Nachträge zur Petrefacten- kunde Abth. 2% Ss. 112. Tat.-306. Pig, 5; Im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle und südlich Klein-Brembach. 36. Lithodomus rhomboidalis. v. SERBACH. S. v. Sersack in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahr- gang 1861. Bd. 13. S. 601. Taf. 14. Fig. 8, a, b. Im Grenz-Dolomit nördlich Cölleda neben der Chaussee nach Sachsenburg. Nach v. Sersacn auch im Grenz-Dolomit bei Leuten- thal und zwar nicht eben selten. 37. Miytilus eduliformis. v. SCHLOTHEIM sp. — Mytulites eduliformis. v. Schuorarm. v. Schroruem: Petrefactenkunde. S. 299. und Nachträge zur Petrefacten- kunde. Abth. 2. S. 113. Tat. 37. Fig. 4. Im Grenz-Dolomit des Viehberges bei Apolda und nach v. Sersach am Nordabhang des Ettersbergs. 38. Gervillia socialis. v. SCHLOTHEIM sp. — Mytulites socialis. v. SCHLOTHEIM. S. v. Scuvomem: Petrefactenkunde. S. 294 und Nachträge zur Petrefacten- kunde. Abth. 2. S. 112. Taf. 37. Fig. 1. Im Grenz-Dolomit des Viehberges bei Apolda und vieler anderer Orte nicht gar selten. | 64 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. 39. Gervillia costata. v. SCHLOTHEIM SP. — Mytulites costatus. v. SCHLOTHEIM. S. v. Scuroruen: Petrefactenkunde S. 298 und Nachträge zur Petrefacten- : kunde Abth. 2. S. 113. Taf. 37. Fig. 2. Im Grenz-Dolomit des Viehberges bei Apolda und vieler anderer Orte. 40. Gervillia costata var. modiolaeformis. v. SCHAUROTH. S. v. Schauroru in: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Jahrgang 1857. Bd. 9. S. 105. Taf. 5. Fig. 4. In den Kalkplatten, welche nordwestlich Guthmannshausen dem Kohlen-Letten untergeordnet sind, und zwar häufie. 41. Gervillia subcostata. (GoLpruss sp. — Avicula subecostata. (koLprFuss. S. Creoser in: Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrg. 1851. S. 650, Taf. 6. Fig. 4. Nach v. Sersacn im Kohlen-Letten des Eisenbahn-Einschnittes zwischen Tröbsdorf und Hopfgarten. 42, Gervillia substriata. ÜREDNER. S. Crevser in: Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrgang 1851. 8. 651. Taf. 6. Fig. 5. Nach v. Sersacn im Grenz-Dolomit von Leutenthal und Buttelstedt. 45. Lima striata. V. SCHLOTHEIM SP. — Chamites striatus. V. SCHLOTHEIM. S. v. Scurorueım: Petrefactenkunde S. 250 und Nachträge zur Petrefaeten- kunde. Abth. 2, S. 110. Taf. 34. Fig. 1. Nach v. Sersach im Grenz-Dolomit bei Weimar. - 44. Pecten discites. v. SCHLOTHEIM SP. — Östracites pleuronectites discites. V. SCHLOTHEIM S. v. Scnvornem: Petrefactenkunde S. 218 und Nachträge zur Petrefacten- kunde. Abth. 2. S. 111. Taf. 35. Fig. 3. Im Grenz-Dolomit bei der Sprötauer Windmühle und bei Orlis- hausen. 45. Pecten Albertii. GoLpruss. bi — Pecten inaequistriatus. (soLDFuss. — Monotis Albertii. GoLprFuss. S. Goupruss: Petrefacta Germaniae Th. 2. Abth. 2. S. 42. Taf. 89. Fig. 1. und $. 138. Taf. 120. Fig. 6. TEEEE ET, Tu Er E En — $ 15. Tabellarische Uebersicht der organischen Stoffe. 65 Nach v. Sezsacah verbreitet vom Röth bis zum Grenz -Dolomit bei Weimar. 46. Placunopsis plana. GIEBEL. S. Gmser: Die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle. 1890,85. 13. Naty2,, Big. 6. Nach v. Sersach einmal im Grenz-Dolomit bei Leutenthal. 47. Lingula tenuissima. Bronn. — Lingula Keuperina. ZENKER. S. Baoxx: Gaea Heidelbergensis. 1830. Dicht zusammenliegend im Kohlen-Letten vom Neuen Werke bei Apolda. 48. Serpula valvata. GoLpruss. S. Gorpruss: Petrefacta Germaniae Abth. 1. S 225. Taf. 67. Fig. 4. Im Grenz -Dolomit bei der Sprötauer Windmühle nicht ganz deutlich. 8 15. Tabellarische Uebersicht der organischen Reste. v k er Kohlen- | Grauen | Lichten | Grenz- VE ee Ca Letten. |Sandstein.. Mergel. | Dolomit. Araucaroxylon thuringicum Widdringtonites Keuperianus .. Dioonites pennaeformis Zamites angustiformis » tenwiformis > Je Val YaBT Yonır Ya Jar | elegamsiu...... 2... RN quadrangula » multifaria » pulchra Oycadites elegans 0 0 2.2 00 0° “de 2 ai nn al“ DOOF TIINEOSEORET ST EN BUS LO 35 MUBOrMAS. 2... ... 7 FROTOIE R e 7 Blaomaa nn. : 66 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. Kohlen- | Grauen | Lichten Grenz- Vorkommen in: Letten. |Sandstein.| Mergel. | Dolomit. | Oycadıtes densar De... cn — ; 5 Faso. eg 5, SER ee rt „ Pobyjseriatue er: == hs MALrOSIOMA. - 2... .. = | = zamiaeforwis ......- — | > Schmidiana ....... == Alethopteris Meriani ....... zer Taeniopteris angustifolia..... u Danaeopsis marantacea...... — |. Equisetites arenaceus ....... — — _ Calamites Meriani......... = Fungites Apoldensis...... Be E— Nothosaurus Cwieri ....... = —_ Mastodonsaurus Jaegeri ..... —_ — Saurichthys apicalis........ — * acumimalus.....- Enz Tholodus inflewus ......... ur TOCENSCh - SiwnmlRls Ve Kalle EZ „ Acrodus lateralis --.-..-..».. — n TEE ee Strophodus virgatus ..... oe Doratodus trieuspidatus...... - Hybodus plicatilis....... RE Zug Ceratodus sp. indeterm....... 7= Amblypterus decipiens ..... ; Öythere dıspans ee = Boirdio. pirus m Sa Fe > 19", DFOCENE SE ee = 55 Teres EN Dee au Hstheria minala 2 2.2 2 — Nanea Goillardoh.. 2.2225 ar FE Rissoa dubia. var. genuina ... — „ dubia. var. pusilla.....| — „» Strombecki. var. minima . — scalata. var. indeterm. . . — „ ve 8 15. Vorkommen im: Cardinia Keuperina. .... KR Lucina donacina. . 2.2.2...» Trigonodus Hornschuhi....... Myoconcha gastrochaena Myophoria Goldfussi „ ETENOS NE N eo. . 6 an EHOMSVERSR.. .. 2... » lmemgana. = 2... 20. Mr DRNGORIS ee Lithodomus rhomboidalis... .. . | Myalus eduliformis.....:..... Genmllia soaalis!: . 2. =>: .. ER BOSCDU 3 ee ale „ costata var. modiolaeformis y subcostata wer Zeirts, ziel Dali ce, ne NOT A HOT DEE VRR EL Vor VE Bakiberin. 2.7.2.2... Lingula tenwissima Serpula valvata Biler ehe ‚ur ner henler ie 0 Tabellarische Uebersicht der organischen Reste. 67 Kohlen- Grauen | Lichten Grenz- Letten. | Sandstein.) Mergel. | Dolomit $ 16 Folgerungen aus den organischen Ueberresten. Uebersieht man die Aufzählung der organischen Ueberreste im unteren Keuper, so ordnen sie sich in die drei Abtheilungen der Be- wohner des Meeres, der brackischen Meeresbuchten und des Fest- landes. Die Meeres-Bewohner finden sich eingeschlossen vorzüglich in den mergeligen, dolomitischen und kalkigen Schichten; sie gehören zumeist zu den Geschlechtern Myophoria und Gervillia und zu Arten, 5* 68 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. die entweder schon im tieferen, rein pelagischen Muschelkalk häufig sind oder diesen sehr nahe stehen. Diese Geschlechter und Arten dauern in Thüringen nicht weit über die obere Grenze des unteren Keupers hinaus fort. Es ist in- dess nicht bloss Myophoria Goldfussi, welche in den, den unteren bunten Mergeln des mittleren Keupers untergeordneten Dolomiten wiederkehrt; vielmehr wird bei Millingsdorf zwischen Eckartsberge und Buttstedt eine weit durchstreichende Dolomit-Bank reich an re- sorbirten Muschelschaalen, und soweit diese der Verdrückung und krystallinischen Auskleidung wegen bestimmbar sind, gehören sie zu den im Muschelkalke gewöhnlichen Arten: Myophoria laevigata, M. vulgaris und M. elegans. Durch diese Meeresbewohner wird die Continuität der Verhältnisse zwischen dem Muschelkalk und dem mittleren Keuper hergestellt. Dieselben machen im mittleren Keuper nicht sowohl einer wesentlich anderen, eigenthümlichen Meeres-Fauna Platz, als dass sie vielmehr ganz verschwinden. Im Keuper fehlt übrigens die im oberen Muschelkalke so stark entwickelte Terebra- tula vulgaris, als eine dem offenen, tieferen Meere angehörige Form. Als Bewohner brackischer Buchten sind vorzüglich die unseren Süsswasser-Muscheln so ähnlichen Cardirien anzusehen; sie beschrän- ken sich in Thüringen auf den unteren Keuper. Unmittelbar an dem vom Wasser durchzogenen Rande der Buchten mögen die Equisetiten ihren Standort gehabt haben. Die Stamm- und DBlattreste der Nadelbäume, Cycadeen und Zamien sind vom Festlande herabgeschwemmt und hereingeweht. So stellt sich palaentologisch der untere Keuper als eine in sich abgeschlossene Zwischenbildung zwischen dem Muschelkalke und dem mittleren Keuper heraus, die als eine der Trias untergeordnete Einheit festgehalten werden muss. Aber auch lithologisch zeigt sich der untere Keuper als eine zusammengehörige Schichten-Reihe. Die lichten Mergel unter dem Grenz-Dolomit sind allerdings ein unverkennbares Vorspiel derjenigen des mittleren Keupers; allein sie fehlen doch auch zwischen den Sand- steinen und Letten nicht ganz. Im Grenz-Dolomit dagegen wieder- holt sich nur ein Ablagerungsprocess, der während der Periode des $ 16. Folgerungen aus den organischen Ueberresten. 69 - unteren Keupers schon häufig stattgehabt hatte, und zwar mit bei- nahe gleicher Intensität. Für eine Versetzung der Grenzscheide zwischen unterem und mittlerem Keuper von der oberen Fläche des Grenz-Dolomites herab an die untere Fläche der lichten Mergel sprechen daher viel wenigere und minder wichtige Gründe, als für eine Belassung an der bisher angenommenen Stelle. v. SeesacHh”) steht mit seinen Ansichten für die bezeichnete Versetzung auch allein. Er hat die Mächtigkeit der lichten Mergel zu 40‘, die des Grenz-Dolomites zu 30° angenommen. So gross habe ich diejenige des letzteren im östlichen Thüringen an keiner Stelle ge- ‘funden; ich schätze beide im Durchschnitt um Vieles geringer. Während der Periode des unteren Keupers wurden die Umge- bungen der Thüringer Mulde in so grosser Ausdehnung über den Spiegel des früher weithin offenen Meeres gehoben, dass sich eine eigentliche Festland-Flora auf dem trocken gewordenen Boden ent- wickelte und dass grosse Massen wässerigen Niederschlages von ihm abflossen. Dieser Wasserabfluss führte Pflanzentheile in reicher Fülle mit sich und erzeugte ein brackisches Küstenmeer. Der Boden muss aber noch lange in oscillirender Bewegung gewesen sein. Der schlammige Strandboden wurde zeitweise über den Wasserspiegel gehoben, trocknete aus und wurde dabei von Schwindungssklüften zerrissen. Abermals eingesenkt, bedeckten sich “diese mit neuen Ahsätzen, auf deren Unterseite sich das Netzwerk der Klüfte leisten- und klammerartig abformte. Die Abformung war dann besonders scharf und dauerhaft, wenn das Material des zunächst erfolgenden Absatzes carbonatreich war und zu einem Dolomit oder dolomitischen Mergel erhärtete. Zufolge solcher Oscillationen änderte sich auch der Salzgehalt des Küstenmeeres, so dass an denselben Stellen die eigentlichen Meeresbewohner abwechselnd erschienen und verschwanden. *) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 13. 8. 559. 10 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. 8 17. - Einfluss auf den Boden. Wie schon oben bemerkt wurde, sind die Gesteine des unteren Keupers, mit Ausnahme einiger Sandsteine und Dolomite, der Ver- witterung sehr ausgesetzt. Ueber ihnen als Untergrund breitet sich deshalb ein tiefgründiger, für die Cultur günstiger Boden aus. Die Verschwemmung dieses Verwitterungs-Bodens hat unzweifelhaft einen ansehnlichen Beitrag zur Bildung der älteren und jüngeren Lehme gegeben. Die mergeligen Gesteine des unteren Keupers bieten besonders interessante Verwitterungs-Erscheinungen; sie runden sich dabei zu Lösskindel-artigen Formen ab. Solche habe ich an steilen Abhängen und von älteren Abschürfungen, namentlich bei Hardisleben zwischen Buttstedt und Rastenberg, abgelesen, mitunter sogar im Zusammen- hange mit anstehenden Gesteinen gefunden. Lösskindel-artige Mergel- Knollen finden sich besonders in denjenigen Lehmen häufig, die sich an breite Keuperflächen anschliessen, auch wenn sie ihrem Niveau und ihrer Lage ausserhalb der Fluss-Betten nach nicht wohl zu den älteren, Geschiebe des Thüringer Waldes und der Fränkischen Ge- birge führenden Lehmen gezählt werden können, wie z. B. die- jenigen zwischen Apolda und Utenbach. Die Verwitterungsmassen sind im Innern ebenso aufgerissen, wie die rheinischen Lösskindel. Der Boden des unteren Keupers zeigt flache Formen, nur selten unterbrochen durch eine Sandsteinwand oder eine Felskante des Ocker- Dolomits. Der Abfluss des Regenwassers erfolgt zwar grösstentheils oberflächlich, aber die Bäche sind schleichende, schmutzige Gewässer. Der Ackerbau ist möglichst weit ausgebreitet und hat Wald, Busch und Wiese bis auf beschränkte Reste verdrängt. Nach anhaltender Trockenheit erhärtet der schattenlose Boden, aber es gehört nur wenig Regen dazu, ihn zu einem klebrigen, tiefen Schmutz zu er- weichen. $ 18. Vergleichung mit andern Keuper-Gebieten. al $ 18. Vergleichung mit anderen Keuper-Gebieten. Die Entwickelung des unteren Keupers im östlichen Thüringen zeigt in lithologischer wie in paläontologischer Hinsicht eine wunder- bare Uebereinstimmung mit Franken und Schwaben, bis zu dem Nord- rande des Jura bei Basel, mit Elsass-Lothringen und Luxemburg, mit dem nördlichen Harzrande und dem Gebirge östlich von dem Harz, mit Oberschlesien. In allen diesen Gegenden sind fette, schiefrige Thone (Letten), graue Sandsteine, Mergel und Dolomite, besonders eisenschüssige (Ocker-Dolomite) die wesentlichen Gesteine, denen sich fast überall schwache Kohlen-Flötze unterordnen. Die Fauna wird be- zeichnet durch die Geschlechter Mastodonsaurus, Cardinia, Myophoria, Lingula, Bairdia und Estheria; die Flora durch Widdringtonites, Araucarites, Cycadites, Zamites, Danaeopsis, Alethopteris, Equi- setites und Calamites. Die Mehrzahl dieser Geschlechter wird durch sehr wenige, aber um so allgemeiner verbreitete Arten vertreten, wie Mastodonsaurus Jaegeri, Cardinia Keuperina, Myophoria Goldfussi, Lingula tenwissima, Estheria minuta, Equisetites arenaceus. In das Einzelne kann die Vergleichung ausgeführt werden zwi- schen Thüringen, Franken, Schwaben und Elsass-Lothringen und diese Ausführung führt zu einer wahrhaft überraschenden Uebereinstimmung bis in die einzelnen Unterabtheilungen und Glieder. Der Grenz-Dolomit wurde schon 1828 von E. de Braunonı“) als ein fester geognostischer Horizont aufgefasst, in der 1848 er- schienenen Erläuterung zur geologischen Karte von Frankreich als „dolomie compacte* bezeichnet. Der Ausdruck Beaumonss :**) „Les couches de dolomie compacte doiwvent Etre citees au „nombre des plus constantes du terrain des marnes irisees,* *) E. de Bravuonr, Memoire sur les differentes formations qui dans le sy- steme des Vosges separent la formation howuillere de celle du has, in: Annales des mines 2. serie. tom. 1. p. 455. 1828. Ders., Memoire pour server a une description geologique de la France. tom. 1. p. 79. 1830. #*) Durrtsnoy et E. de Beaunonz, Explication de la carte geologique de la France. tom‘ II. p. 69. 1848. 78 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. hat sich vollständiger bewährt, als er ursprünglich gemeint war. v. Aısern”) wies die Fortsetzung desselben als des „oberen Dolo- mites“ durch das südwestliche Deutschland nach; Quexsreor“*) führte ihn für Würtemberg als „Flammen-Dolomit“ auf; v. Schaurormm”*") zeigte seine Fortsetzung bis an den Südfuss des Thüringer Waldes bei Coburg und Ürepxerf) machte zuerst bestimmte Angaben über das Vorkommen desselben im Norden des Thüringer Waldes. SAnDBERGERTT) hat diesen Dolomit mit dem Namen „Grenz- Dolomit“ belegt, welchen Zerserfff) und Nızs“f) angenommen haben, während Günser”fy) ihn, mit den darunter bis zum Sandstein wechsellagernden lettigen und dolomitischen Schichten vereinigt, als Stufe des oberen Letten-Keuper-Dolomits aufführt. Ocker-dolomitische, petrefactenreiche Handstücke aus Thüringen und Franken sind sich zum Verwechseln ähnlich. Die übrigen Ge- steine des Thüringischen Grenz-Dolomits fehlen demselben im süd- westlichen Deutschland, dazu selbstverständlich Elsass - Lothringen mit hinzugerechnet, nicht; dagegen fehlen im östlichen Thüringen die oolithischen Gesteine, welche sich in Franken breit zu machen scheinen. Die Mächtigkeit des Grenz-Dolomites dürfte im östlichen Thürin- gen wohl durchschnittlich, aber nicht durchaus, geringer sein, als im südwestlichen Deutschland. Die innige Verknüpfung des Grenz-Dolomites mit dem untersten Gyps-Flötz des mittleren Keupers ist ebenso, wie in Thüringen, auch im südwestlichen Deutschland beobachtet worden ; dies hebt Zereer*FFF) mit besonderem Nachdruck hervor. *) v. Arserrı, Beitrag zu einer Monographie des bunten Sandsteins, Muschel- kalks und Keupers. 1834. S. 129. **) Quessteor, das Flötzgebirge Würtembergs. 1843. S. 71 und 543. **%*) S. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. Jahrg. 1853. Bd. V. 8. 723. f) Creoser, Uebersicht der geognostischen Verhältnisse Thüringens und des Harzes. 1843. S. 88. fr) Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift. Bd. 6. S. 205. Tr) Zeieer, geognostische Wanderungen im Gebiete der Trias Frankens. 8. 90, *f) Nıes, Beiträge zur Kenntniss des Keupers im Steigerwalde. 8. 12. *+r) Gümser, die geognostischen Verhältnisse des fränkischen Triasgebiets. (Separat-Abdruck aus: „Bavaria“. Bd. 4. Heft 11.) *tfr) Zeiser, Geognostische Wanderungen im Gebiete der Trias Frankens. 1867 S. 91. $ 18. Vergleichung mit andern Keuper-Gebieten. 13 Wie in Thüringen, so fast im ganzen südwestlichen Deutsch- land, ist zwischen den Grenz-Dolomit und die grauen Sandsteine des unteren Keupers eine Reihe von Schichten eingeschaltet, die vorwal- tend aus versteinerungsleeren Mergeln bestehen, wenn auch nicht überall so, wie im östlichen Thüringen, dass sie als ein wahrer Vor- läufer des mittleren Keupers angesehen werden können und von den übrigen Gliedern des unteren Keupers scharf abstechen, sondern hier mehr lettig, dort mehr dolomitisch sind. Eben als Vorläufer des mittleren Keupers verdienen sie den Rang einer selbstständigen Ab- theilung. Ebensowohl wie im östlichen Thüringen tritt im südwestlichen Deutschland die Abtheilung der grauen Sandsteine durch ihre Mächtig- keit, durch ihren Einfluss auf die Form der Oberfläche und durch ihre technische Brauchbarkeit am meisten hervor. Sie scheint im östlichen Thüringen etwas mannigfaltiger zusammengesetzt zu sein, als an jedem einzelnen Orte im südwestlichen Deutschland. Eine Scheidung der grauen Sandsteine, wie sie SANDBERGER”) für die Um- gebung von Würzburg in den oberen Hauptsandstein und den unteren Cardinien-Sandstein vollzogen hat, macht sich in Thüringen nicht nothwendig, ja nicht einmal möglich, obgleich die Lage des caver- nösen Dolomits mit Aragonit-Drusen bei Straussfurt (s. oben) dem „Drusen-Dolomit“ Sanperreer’s als Scheidegrenze zwischen den bei- den Sandsteinen einigermaassen entspricht. In dieser entsprechenden Lage kann man jedoch nur einen Zufall anerkennen, da die den grauen Sandsteinen Thüringens untergeordneten Ocker-Dolomite nicht weit fortstreichen und der Aragonit in ihnen nicht als ursprüngliche Bestandmasse, sondern als Folge gelegentlichen Durchzugs warmen Wassers anzusehen ist. Bereits bei Coburg schliessen sich nach v. ScHaurore””) über dem Sandstein Letten mit untergeordneten schwachen Humus-Kohlen- Schichten an und diesem Horizonte gehören die Humus-Kohlen- Flötzchen Frankens und Schwabens an, die sich mitunter technisch verwerthen lassen, theils als Brennstoff, theils wegen ihres Schwefel- *) .S. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift. Bd. 6. S. 199 fgde. **) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1853. Bd. 5. S. 722. 74 Ueber den unteren Keuper des östl. Thüringens. kiesgehaltes zur Vitriol- oder Alaun-Siederei. Diese Kohlen - Flötze sind in Thüringen nicht zur Entwickelung gekommen, sondern die Kohle findet sich in einzelnen Hohlräumen, die von vermoderten Stamm- und Aststücken herrühren, zerstreut. Der Kohlen-Letten, obwohl im Ganzen gleichartig, zeigt sich doch im Einzelnen innerhalb des östlichen Thüringens schon ebenso verschiedenartig, wie an einzelnen, weit auseinander liegenden Stellen des südwestlichen Deutschlands. Eigenthümlich für den Thüringischen wie für den Lothringischen Kohlen-Letten ist die Ausscheidung der kohligen Beimengungen in Flötzen, die jedoch an vielen ostthüringischen Orten nicht wahre Kohlen-Flötze sind, son- dern Schichten stark bituminösen Lettens. Gyps mit etwas Anhydrit und Polyhalit, wohl auch mit Schwefelspuren und Steinsalz, welches in Lothringen“) die Soolen von Dieuze, Marsal, Vic, Moyenvic, Chateau- Salins u. a. O. versieht und bei Vice und Dieuze so mächtig (— die Summe aller aufgefundenen Salzlager beträgt bei Vie 65 und bei Dieuze 58,3 M. —) und breit ansteht, dass es bergmännisch ausgebeutet wird, fehlt in Thüringen bis auf sehr schwache Spuren, die auch nur im Salzschachte bei Erfurt wahrgenommen wurden. Ein ostthüringisches Aequivalent für Sanoeerger’s glaukonitischen und Bairdien-Kalk als unterste Stufe des unteren Keupers bei Würz- burg giebt es nicht. Der Glaukonit hat überhaupt eine ganz andere Bedeutung für die thüringische Trias, als die von Gemrez”*) aus seinen beim Neuen Werke bei Apolda gemachten Beobachtungen abgeleitete. Ich**“) habe dieselbe länger festgehalten, als ich es ohne Voreingenommenheit gethan haben würde. Die Glaukonitfüh- rung der Grenzschichten des Muschelkalks gegen den Keuper ist nur eine locale, jedenfalls viel weniger allgemeine als die der tieferen Schichten des oberen Muschelkalks bis zu dem Striata-Kalke. *) Durnesxoy et Exıs oe Beaumons, Explication de la carte geologique de la France. tom. 2. p. 72. suiv. 1848. #*) Gemurz, Beitrag zur Kenntniss des thüringer Muschelkalk-Gebirges. 8. 9 und 35, 1837. ***) S. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrgang 1871. Bd. 23, S. 475. 4 LEE EEE NEN SAN Fe $ 18. Vergleichung mit andern Keuper-Gebieten. 75 Sanpserger’s Bairdien-Kalke führen im Wesentlichen dieselben Versteinerungen, wie der ostthüringische Kohlen-Letten. Wenn schon wiederholt die Frage aufgeworfen wurde, ob Thürin- gen zu Nord- oder zu Süddeutschland gehöre und eine bedeutende geologische Auctorität aus nicht geologischen Gründen sich für die ‚ Zugehörigkeit zu Norddeutschland entschied, so bietet hingegen die Entwiekelung des unteren Keupers einen geologischen Grund für die Zugehörigkeit zu Süddeutschland. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Sandsteinwand im Steinbruche bei der Springmühle nahe Vogelsberg, BD ZI: Fig. 2. Profil des Kohlen-Lettens und grauen Sandsteins im Einschnitt der Thüringer Bahn zwischen Tröbsdorf und Hopfgarten bei Weimar, S. s. 31. Fig. 3. Auflagerung des unteren Keupers auf den Muschelkalk bei Göttern- s. S. 40. 4, Dieselbe bei Oberndorf, s, S. 41. 5. Lagerung des unteren Keupers bei Melchendorf, s. S. 42. Fig. 6. Dieselbe bei Nieder-Holzhausen, s. S. 42. 7. Araucaroxylon turingicum; Schwefelkieskerne; a, einfache Tüpfel-Reihen. b. doppelte Tüpfel-Reihen und Markstrahlen, Vergrösserung hundert- fach, s. S. 46. Fig. 8, a—e. Dasselbe; kohlige Ueberreste der Zellen-Membranen. Vergrösserung hundertfach, s. S, 46. Fig. 9. a—c. Kissoa dubia var. pusilla; Vergrösserung vierfach, s. S. 60. Fig. 10. a—c. KRissoa Strombecki var. minima; Vergrösserung vierfach, s. S. 60. Fig. 11. Myophoria Struckmanni; natürliche Grösse, s, S. 62. Druck von G. Bernstein in Berlin. TS or Inhalt. “Ueber den unteren Keuper des östlichen Thü üringer Von Dr..E. E. Schmid, Professor der Mineralogie an der Universiti e, Jena. Nebst 6 in den Text Eupen Holzschnitten und einer Tate Petrefacten-Abbildungen. « \ \ . ut te Fe er a a 2 Y 7 2 Abhandlungen zur ‚geologischen Specialkarte von Preussen z und den Thüringischen Staaten. & BERLIN. Verlag der Neumann’schen Kartenhandlung. 1875. je Pa Kl i ze >= EB Er 7 1 9 L% : % 2 Auf ER £D PN Geognostische Darstellung des | Steinkohlengebirges una hothliegenden in der Gegend nördlich von Halle a. d. Saale mit einer grossen Karte und 16 Profilen in Farbendruck im Maassstabe von 1: 25,000, E mit einem Uebersichtsblatte in Farbendruck im Maassstabe von 1:200,000 und mit 16 in den Text eingedruckten Holzschnitten von Dr. Hugo Laspeyres, Professor der Mineralogie am Polytechnikum in Aachen, ME ee is I. Einleitung II. IL. Inhalts-Uebersicht. unnnnnnnn $ 1. Entstehung Ne auto ind Monate S 2. Darstellungsweise der Karten . $ 3. Benutzte Literatur . Ö Allgemeine topographisehe a a ne en hältnisse A NE a $ 4. Allgemeine nahe a SE a NER Bl Ui $ 5. Allgemeine Geognosie . a. Ueberblick über die auf er ee Tnlenschredleucsn geo- gnostischen Bildungen e b. Ueberblick der ee elle $ 6. Beziehungen zwischen der topographischen und ansehen. Beschaffenheit der Gegend . 6 Specielle geognostische ee. A. Schilderung der verschiedenen geognostischen Bildungen $ 7. Der grosskrystallinische Porphyr . ‘ 5 8. Der flötzleere liegende Sandstein oder ds egendk ler oberen productiven Steinkohlenformation . a. Vorkommen und Allgemeines . En. Be Mächlickeite -7,..0. 100. aaa 0 DER REHTENE i e. Gesteinsbeschaffenheit d. Geognostischer Horizont . 8 9. Die obere productive a an neun. . Vorkommen und Allgemeines . Schichtenfolge und Ce Haren. Allgemeine Bemerkungen zu dieser Schichtenfolge . . Flora der produetiven Steinkohlenformation . . Fauna der productiven Steinkohlenformation . 1. Mollusca . 2. Articulata 8. Vertebrata . : f. Verticale Verbreitung der Pan ua Ai g. Das geognostische Niveau der productiven Steinkohlen- formation . eapepcop: Seite 261 261 262 265 271 271 273 273 274 287 288 288 288 290 290 291 292 294 297 297 300 348 354 367 Seite (1) (1) (2) (8) (11) 1) (13) (13) (14) (27) (28) (28) (28) (80) (80) (81) (32) (84) 87) (8%) (40) (88) (94) (107) 368 (108) 369 (109) 372 (112) 375 (115) 376 (116) Inhalts-Uebersicht. $ 10. Das Unterrothliegende . vbab»> KH ES G. Die Flora und Hann des Untemninhererdn ; H. I, She a. b. C . Allgemeines . . . EN . Gliederung des Uätetroihliependen i . Gesteinscharakter der beiden Zonen . Die untere Zone des Unterrothliegenden . «) Allgemeines . ß) Quarzsandsteine y) Kieselconglomerate . Der Orthoklasporphyr . . . Die obere Zone des a kamlagenten «) Allgemeines . - ß) Arkosen oder Keldspathsandstene 3 y) Thonsteine ; 1. Thonsteine des An e 2. Thonsteine vom Tandeebaiz E 3. Thonstein von Giebichenstein d) Schieferletten, Sandsteinschiefer und dsleinen e) Kalksteinlager d) Versuche einer Eliedenmma Unterrothliegenden Obere Grenze des Unterrothliegenden . Das geognostische Niveau des Unterrothliegenden . Das Mittelrothliegende Allgemeines . i Gesteine des EN ; «) Eckigkörniger Sandstein . ß) Sandsteine, Sandsteinschiefer, dehieroa ten ; y) Kalkstein , h Ö) Heron ormorate : der oe Zune des £) Versteinerungen, Erze und Kohlen im Mitielsoihltsrendbn Das Mittelrothliegende bei Löbejün . $ 12. Der kleinkrystallinische Porphyr $ 13. Das Oberrothliegende a. b, C Allgemeines . Die Porphyreonälmaerate, 1 Stadt Halle“ Die Porphyreonglomerate von Mücheln, Döblitz, Bien schwerz und Brachwitz . d. Die Porphyreonglomerate von Giebichenstein mr Wittekind Die Porphyreonglomerate von Mansfeld «) Das eigentliche Porphyreonglomerat ß) Der rundkörnige Sandstein y) Die Sandsteine, Sandsteinschiefer End Bchterörlentän d) Das Weissliegende Das Oberrothliegende auf Ber Nordflügel 8 Kakhar burger Generalsattels . * « * Seite Seite 390 (130) 390 (130) - 391 (131) 392 (132) 393 (133) 393 (133) 394 (134) 398 (138) 402 (142) 410 (150) 410 (150) 413 (153) 418 (158) 419 (159) 422 (162) 424 (164) 425 (165) 426 (166) 428 (168) 433 (173) 436 (176) 437 (177) 439 (179) 439 (179) 443 (183) 443 (183) 445 (185) 446 (186) 447 (187) 450 (190) 451 (191) 452 (192) 454 (19%) 454 (194) 457 (197) 463 (208) 464 (204) 468 (208) 468 (208) 471 (211) 471 (211) 472 (212) 475 (215) N Te Te TE Rn REN Inhalts-Uebersicht. Bali Schluss, a u... - IV. Specielle eo verhältniee. $ 15. Darstellungsweise derselben auf der Karte $ 16. Concordanz der Schichten . 3 8 S 17. Darstellung der speciellen Tegsnceenelhusse an den durch Bergbau näher bekannten Punkten Allgemeines . 5 . Die fiscalischen Stöinlohlengrahen x von "Wettin ; Die Steinkohlengruben von Görbitz . Die Steinkohlengruben von Dölau Die Steinkohlengruben an der sogenannten ae zwi- schen Brachwitz und Morl. . . . . Su v6 Die fiscalischen Steinkohlengiuben von Trälba in . Die Privatsteinkohlengrube Carl Moritz bei Plötz . Die Steinkohlenablagerungen von Ostrau . Die Steinkohlenablagerungen von Domnitz Die Bohrungen bei Neutz Die Steinkohlenablagerungen von Giekichensieim R m. Anderweitige Angaben von der Steinkohlenformation in der Gegend von Halle . V. Alter der Eruptivgesteine VI. Bohrtabellen 3 1. Gruppe: Wettin, Die Neutz $ 2. Gruppe: Domnitz, Schlettau : S 3. Gruppe: Neutz, Deutleben, Döblitz, Heiedriehsschwerz, Ben witz, Ragozzi, Gimmritz, Lettewitz, Priester, Naundorf S 4. Gruppe: Löbejün 85. FR Plötz, Tellonmendh, Drehlitz, len, ra bes: dorf, Cösseln, Hohnsdorf - epaSz—» SRrtoenm $ 6. Gruppe: Dölau, Klinke, Morl, Tilman: SR: 87 E Dölauer Heide, Giebichenstein, Tornau, Inwenden, Wurp, Plössnitz : MlzeNnhane ... . FE 1. Nachträge ud Berichtigungen, zur enden Atende lung 2. Verzeichniss der Druckfehler im Texte, 8. Berichtigungen zu der grossen Karte v Seite Seite 475 (215) 478 (218) 478 (218) 480 (220) 487 (227) 487 (927) 488 (228) 500 (240) 501 (241) 504 (244) 508 (248) 513 (953) 515 (255) 518 (258) 520 (260) 521 (261) 523 (263) 528 (268) 534 (274) 535 (275) 552 (292) 557 (297) 563 (303) 577 (317) 593 (333) 595 (335) 598 (388) 598 (538) 602 (342) 603 (343) zwar er Kun Pra’n REEL I. Einleitung. aınnnan St. Entstehung der Karte und Monographie. Die in den folgenden Bogen und auf den zugehörigen graphischen Darstellungen niedergelesten geognostischen Beobachtungen wurden zum grössten Theile ausgeführt in den Sommermonaten der Jahre 1866 bis 1869, als ich im Auftrage der königlich preussischen geologischen Landesuntersuchung die Umgegend von Halle und speciell die Sectionen Gröbzig (No. 245), Zörbig (No. 246) und Petersberg (No. 263) der grossen geologischen Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten im Maassstabe 1: 25,000 geognostisch aufzunehmen hatte. Zum kleineren Theile stammen aber auch die Beobachtungen schon aus früheren Jahren her, besonders aus dem Jahre 1856, in welchem ich in den fiscalischen Steinkohlengruben von Wettin und Löbejün meine bergmännische Lehrzeit verbrachte, und aus dem Jahre 1862, als ich während mehrerer Wochen das Material zu einer früheren Arbeit über die Porphyre von Halle!) sammelte. In dieser Arbeit sprach ich schon die Absicht und den Wunsch aus), später einmal auf die Lagerungsverhältnisse der das Steinkohlengebirge und Rothliegende begleitenden Porphyre näher einzugehen, ohne zu ahnen, dass mir so bald nachher durch die genannte königliche Behörde die Gelegenheit geboten werden sollte, mich so eingehend mit dieser interressanten 1) Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. Band XVI. 1864. S. 367 ff. 2) Ebendaselbst S. 369 Anmerk. ***) 18 262 N I. Einleitung. (2) Frage zu beschäftigen und sie in einer Weise zu einem Abschlusse zu bringen, welcher mit eigener Zeit und eigenen Mitteln nie möglich gewesen wäre. So tiefin alle Nebenfragen eingehende geognostische Untersuchungen gestatten nur entweder der stete Aufenthalt’in der betreffenden Gegend oder die geognostischen Kartirungen der geologischen Landesunter- suchung der Staatsregierung. 022 Darstellungsweise der Karten. Die einzelnen Sectionen der geologischen Karte von Preussen etc. im Maassstabe von 1:25,000 werden bekanntlich in der Weise bear- beitet, dass allen Bildungen, auch den tertiären, diluvialen und alluvialen, gleiche Rechte zu Theil werden. Es geben also die Karten ein möglichst wahres Bild von allen an die Erdoberfläche tretenden Gesteinen, mögen sie noch so alt oder historisch gebildet sein, und bevorzugen nicht eine besondere Bildung auf Kosten der anderen, wie es bei früheren seognostischen Karten beinahe ausnahmelos der Fall war. Auf diesen verzeichnete man die jüngeren, sogenannten aufgeschwemmten For- mationen (Alluvium bis Tertiär) nur da, wo keine älteren Bildungen (darunter bekannt waren, welche die Geognosie früher fast ausschliesslich interressirten. Wie ein Blick auf die im Druck erschienenen Sectionen Gröbzig, Zörbig und Petersberg zeigt, werden in der Umgegend von Halle die älteren Formationen, besonders diejenigen, welchen diese Arbeit gewidmet ist, zu mindestens 90 pÜt. von tertiären, diluvialen und alluvialen Bildungen in der Weise bedeckt, dass die Ersteren nur in isolirten und aus jedem Zusammenhange und gemeinsamen Ueberblicke gerissenen, meist sehr kleinen Partien an die Erdoberfläche treten. Diese Sectionen geben deshalb nur ein anschauliches Bild der alluvialen und diluvialen Ablagerungen, ein nur selten verständliches der tertiären Absätze und gar kein übersichtliches der älteren Formationen und Eruptivgesteine. Kommt es, wie bei der vorliegenden Arbeit, darauf an, eine graphische Darstellung der älteren Formationen zu geben, so muss das „aufgeschwemmte Gebirge“ ganz abgedeckt gedacht werden und (3) $ 2. Darstellungsweise der Karten, 263 muss aus den zu Tage oder in der Grube oder durch Schürfe und Bohrlöcher gemachten Beobachtungen ein möglichst objectiv und einfach entworfenes Bild der Lagerungsverhältnisse der älteren Bildungen pro- jeetirt werden, wie auf den beifolgenden Karten geschehen ist. Hier ist das Alluvium, Diluvium und Tertiär hinweggedacht; ferner sind die den Absichten dieser Arbeit fremden Formationen des Zechsteins und aufwärts bis zum Muschelkalke in verwaschener blauer Farbe nur in ihrer Gesammtheit angedeutet und allein die diese Arbeit berührenden Formationen (älter als der Zechstein) zu einer gegliederten Darstellung sekommen, welche den Anforderungen an bergmännische Situations- grubenrisse nahe zu kommen bestrebt gewesen ist. Bei einer ersten Betrachtung der genannten Sectionen der geo- logischen Karte von Preussen tritt wohl Jedem die Frage nahe, ob es überhaupt möglich und zu wagen sei, aus den isolirten Aufschlüssen dieser älteren Bildungen zu Tage ein annähernd sachliches Bild, kein Phantasiegebilde, von den Lagerungsverhältnissen derselben zu ent- werfen, wie es in den anliegenden Karten versucht worden ist. Bei näherem Studium der Oberflächenaufschlüsse, bei Zuhilfenahme der zahlreichen und ausgedehnten Aufschlusspunkte, welche der Bergbau und die Berebauversuche uns seit Jahrhunderten gewähren, bei Ver- werthung der Terrainstudien in Bezug auf die Gesteine etc. wird die Frage zu bejahen sein. Es werden sowohl die Karte als auch die Profile, welche ich dazu auf dieselbe Weise entworfen habe,. nicht nur ein Bild der Lagerungsverhältnisse im Allgemeinen bieten, welches die Möglichkeit für sich hat, sondern auch ein solches, welches der Wahrscheinlichkeit und der Wahrheit da um so näher kommen wird, wo je mehr Beobachtungspunkte vorliegen. Es wird dieses aus dem Inhalte dieser Arbeit und Karte zu ersehen sein, welche in Darstellung mit Wort und Bild in thunlichster Kürze alles Beobachtungsmaterial enthalten sollen, dessen ich habhaft werden konnte, um so den Leser unabhängig von meinen Anschauungen zu machen. Wo kein oder nur ungenügendes Beobachtungsmaterial vorlag, ist auch nichts zur Darstellung gebracht worden, um möglichst wenig den Boden der Sachlichkeit zu verlassen. Deshalb ist auf den Karten die Gegend von Schiepzig, Dölau und Dölauer-Heide fast bis Halle nach Osten weiss gelassen worden. 18* 264 I. Einleitung. (4) Um die graphische Darstellung des Steinkohlengebirges und Roth- liegenden nördlich von Halle zur grösseren Uebersichtlichkeit auf ein Blatt zu bringen, konnten nicht einfach ‘die Messtischblätter des Königl. Preussischen Generalstabes die topographische Unterlage der Karte sein, wie bei den einzelnen Sectionen der geologischen Landesuntersuchung; denn, wenn auch die Sectionen Gröbzig und Petersberg den grössten Theil der auf der beiliegenden grossen Karte dargestellten Formationen enthalten, so greifen die letzteren doch auch auf die 4 Nachbarsectionen Cönnern (No. 244), Wettin (No. 262), Zörbig (No. 246) und Landsberg (No. 264) mehr oder weniger über. Um also der Karte nicht die ganz unnütze Grösse von 6 Sectionen der allgemeinen Karte zu geben, ist die topographische Unterlage neu gestochen und mit vielen bergbaulichen Angaben vermehrt worden, welche wesentlich die Beziehungen zwischen wörtlicher und bildlicher Darstellung erleichtern werden. Die zugleich mit dieser geognostischen Karte wiedergegebenen hauptsächlichsten bergbaulichen Verhältnisse von Wettin, Löbejün und Plötz haben es nicht erlaubt, für die geognostische Colorirung derselben genau die gleichen Farben wie auf den entsprechenden Sectionen der geologischen Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten beizubehalten, weil dieselben bald in ihrer Dunkelheit und bald mit ihren Mustern die bergbaulichen Darstellungen sehr verdeckt haben würden. Dieser kleine Uebelstand der nicht genau correspondirenden Farben auf beiden Kartenwerken dürfte aber wohl nie unbequem werden, da beide Karten wohl selten gleichzeitig neben einander gebraucht werden und da ferner die Zahl der nicht übereinstimmenden Farben auf diesen Karten nicht gross ist. Im Uebrigen und im Speciellen spricht die Darstellungsweise der Karte für sich und durch ihre Erklärungstafel; es soll nur noch hervor- gehoben werden, dass der Maassstab der Profile zur Erhöhung ihrer Brauchbarkeit beim Vergleiche mit der Horizontalprojection der Karte in horizontaler und vertikaler Richtung derjenige der Karte ist, nur mit der einen Ausnahme beim 6 mal grösseren Profile durch die Stein- kohlenformation von Giebichenstein. Das nicht in den Farben der grossen Karte gedruckte Uebersichts- (5) $ 3. Benutzte Literatur. 265 blatt im Maassstabe 1: 200,000 wird die erste Orientirung wesentlich er- leichtern, weil der achtmal kleinere Maassstab desselben das stillstehende Auge Alles überblicken lässt, während dieses auf der grossen Karte dazu hin und her schweifen muss. Ausserdem sind auf dem Uebersichts- blatte die Lagerungsverhältnisse in einen übersichtlichen Zusammenhang gebracht mit denen der zum Theil entsprechenden Formationen weiter nach Westen im Mansfeld’schen und am Südostabfalle des Harzes, von wo definitive Kartirungsarbeiten noch nicht veröffentlicht sind, so dass die Grenzen westlich von der Saale nicht ganz richtig gelegt sein dürften, weil sie nur älteren, in kleinerem Maassstabe ausgeführten Orientirungs- aufnahmen entlehnt sind. 83. Benutzte Literatur. Die gesammte geognostische Literatur über die Umgegend von Halle bis zum Jahre 1850 findet sich zusammengestellt in der „Ueber- sicht der Literatur“ S. 96 ff. des „Erläuternder Text zur geognostischen Karte von Halle a. S. von €. J. Anprar, Halle 1850“. Von derselben beziehen sich auf die älteren Formationen dieser Arbeit und sind zu ihr benutzt worden: 1730. J. J. Lercue, Oryctographia Halensis. Diss. Halae. 1736. Prrer von Lupwıs, Bericht von Hallischen Steinkohlen, oder unermesslicher Schatz der bei Halle aufgefundenen Steinkohlen. Wöchentlicher Hallischer Anzeiger No. 52. Abgedruckt in Grunpıne’s Neuen Versuchen nützlicher Sammlungen zur Natur- und Kunstgeschichte, sonderlich von Obersachsen. Th. XX. Schneeberg 1752. 1749. J. Cu. v. Drevnauer. Beschreibung des Saalkreises. Th. I. Halle. 1758. J. Cu. Dan. Schreser. Lithographia Hulensiıs. Diss. Halae. 1795. L. v. Bucn. Briefe aus Halle. Neues bergmännisches Journal. Band I. 1797. C. C. Schmeper. Topographische Mineralogie der Gegend um Halle in Sachsen. Halle. 1807/15. J. C. Freiestesen. Geognostische Arbeiten. Band I—IV. Freiberg. 1810. H. Sterrens. Geognostisch-geologische Aufsätze. Hamburg. 266 1820. 1820. I. Einleitung. (6) W.v. Verrnem. Mineralogische Beschreibung der Gegend von Halle. Halle. : Abgedruckt in Leonnarv’s Taschenbuch der Mineralogie Jahr- gang XVI. 1822. Mit einer Karte; und in Krukexgere's Jahrbüchern der ambulatorischen Klinik zu Halle. Bd. I. Halle 1824. W. v. Verrmem. Uebersicht von dem Umfange des Distriets des Niedersächsisch - Thüringischen Oberbergamtes und Bemer- kungen über die wichtigsten Gegenstände seiner Verwaltung. Kassten’s Archiv für Bergbau und Hüttenwesen. II. Heft 2. S. If 1821/8. C#. Kerersteın. Teutschland, geognostisch-geologisch darge- 1826. 1828. 1829. 1830. 1836. stellt. Eine Zeitschrift. Weimar. Band I, II, VI. Karsten, Untersuchungen über die kohligen Substanzen des Mi- neralreiches überhaupt und über die Zusammensetzung der in der Preussischen Monarchie vorkommenden Steinkohlen insbe- sondere. Karsten's Archiv für Bergbau und Hüttenwesen XII, 1, Ss. 3ff. . W. v. Vertueım. Ueber das Vorkommen der metallischen Fossilien in der alten Kalkformation im Mansfeldischen und im Saalkreise. Karsten’s Archiv für Bergbau und Hüttenwesen XV. S. 89 ff. W.v. Verrueim. Ueber ein gangartiges Vorkommen, welches im älteren Porphyr bei Brachwitz aufgefunden worden. LEONHARD’s Zeitschrift für Mineralogie. Band II. Fr. Horrmass. Bemerkungen über die gegenseitigen Verhält- nisse der vorweltlichen Flora. Poseenvorrr, Annalen d. Phys. u. Chemie. XV. IH. März. S. 415—450. Daraus in Leox#aro, Jahrbuch f. Min. u. s. w. 1830. S. 144. Fr. Horrmann. Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland. I. u. II. Abth. Leipzig. Grar v. Seckenporr. Geognostische Beschreibung der zum Re- gierungsbezirk Merseburg gehörenden Landestheile, mit Rücksicht auf das unmittelbar angrenzende Ausland. Karsren’s Archiv für Min., Geog., Bergbau und Hüttenkunde. Band IX, 2. 8. 285 ff. ET er ae M) 1858. 1849. 1849. 8 3. Benutzte Literatur. 267 CH. Kerrersteın. Beiträge zur seognostischen Kenntniss der Provinz Sachsen. Provinzial-Blätter für die Provinz Sachsen. E. Worrr. Chemisch-mineralogische Beiträge zur Kenntniss des rothen Porphyrs von Halle. Erpmans u. Marcuanp, Journal. Bd. XXXIV u. XXXVI. GERMAR, über ein neues eigenthümliches Erdharz Chrismatin im Steinkohlengebirge von Wettin. Zeitschrift der deutsch. geol. Gesellschaft. I. S. 40jf. und Leonsaron, Jahrbuch f. Min. etc. Sal S2 359: Seit 1850 sind folgende Abhandlungen über die genannten älteren Bildungen im Druck erschienen: 1850. 1850. 1857. 1864. 1864. 1864. 85. 1865. 1865. C. J. Anorar. Geognostische Karte der Umgegend von Halle a. 8. mit erläuterndem Texte. Halle. Maasstab 1 :40,000. Brestav. Ueber das Vorkommen des Ozokerit im Wettiner Steinkohlenreviere. Karsten und v. Decnenss Archiv für Min., Geog., Bereb. und Hüttenkunde. XXIII. S$. 749. Barnısch. Analyse eines Arsenikkieses in der Steinkohlenfor- mation von Wettin und Löbejün. Zeitschrift für die gesammten Naturw. in Halle. VI. 'S. 372. Wacner. Ueber das Vorkommen von Hatchettin zu Wettin. Leonsarp und Broxn, neues Jahrbuch f. Min. u. s. w. S. 687. H. Laspeyees. Beitrag zur Kenntniss der Porphyre und petro- graphische Beschreibung der quarzführenden Porphyre in der Umgegend von Halle a. S. Zeitschr. der deutschen geol. Ges. XVI. S. 367 ff. Mit einer Tafel. v. Höver. Steinölvorkommen in den Steinkohlenwerken bei Wettin. Abhandl. der naturforsch. Gesellsch. zu Halle VI. Sitzungsber. S. 14. H. B. Geinırz, H. Freex, E. Harrıe. Die Steinkohlen Deutsch- lands und anderer Länder Europa’s, ihre Natur, Lagerungsver- hältnisse, Verbreitung, Geschichte, Statistik und Technische Verwendung. I. und II. Band mit Atlas. München. Lorrxer. Ueber Hatchettin von Wettin. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Band XVII. S. 441. Protokoll. Waener. Das Vorkommen von Steinkohlen in der preussischen Provinz Sachsen bei den Städten Wettin und Löbejün im Saal- 268 I. Einleitung. e (8) kreise, und dem Dorfe Plötz im Bitterfelder Kreise, Regierungs- bezirk Merseburg, Oberbergamts-District Halle a. S. Mit 3 Tafeln. Geologie der Steinkohlen u. s. w. von H. B. Gemirz. München. Band LS 91 1865. Fr. Bons. Die Steinkohlenformation bei Plötz. Ein Beitrag zur Kenntniss des älteren Kohlengebirges im Saalkreise und im Bitterfelder Kreise. Mit 1 Tafel. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. XXV. März. No. II. 8. 233 ff. 1873. Lasperees. Ueber das Weissliegende im Mansfeldischen. Brief- liche Mittheilung 20/V. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Ss. 402 ff. 1873. Laspeyees. Hygrophilit, ein neues Mineral in der Pinitgruppe. Tscheruak mineralogische Mittheilungen. 1873. II. S. 147 fi. und Journal für practische Chemie. 1873. VII. 8. 278 ft. 1874. E. Weiss. Ueber das Mansfeldische Weissliegende. Neues Jahrbuch für Mineralogie. S. 175 ff. | Eine über fast 14 Jahrhunderte ausgedehnte Literatur liest uns mithin vor, was bei dem Alter und der früheren Bedeutung der hie- sigen Steinkohlenbergwerke und bei der wissenschaftlichen Hervor- ragung sowohl der Leiter dieses Bergbaues in jener Zeit als auch der Vertreter der mineralogischen Wissenschaften an der Universität in Halle nicht Wunder nehmen kann. War ja doch zu den Zeiten von WERNER, von VELTHEIM, Von STEFFENS und von Kerersteı Halle ein geognostischer Mittelpunkt! - In der obigen Literatur- Uebersicht fehlt vollständig die Angabe der paläontologischen Literatur, die nicht klein ist. Sie findet sich erst in einem späteren Abschnitte zusammengestellt, indem sie sich fast ausschliesslich nur auf die productive Steinkohlenformation be- schränkt. So gering numerisch die gedruckten Quellen für die von Anderen entlehnten Beobachtungen zu der folgenden Arbeit sind, so zahlreich sind die ungedruckten Quellen, welche sich bald vereinzelt, bald zusammen- getragen in den überwältigenden Stössen von Acten befinden, die im Laufe von mehr als 150 Jahren von den thätigen Bergbeamten nieder- geschrieben und gesammelt worden sind. Durch diesen Wirrwarr von den verschiedensten Handschriften, von bald technischem, bald geo- ef nn ach (9 $ 3. Benutzte Literatur. 269 gnostischem, bald geschichtlichem, bald ökonomischem Inhalte, von den mannigfaltigsten, widersprechendsten und wunderlichsten geolo- gischen Ansichten des letzten und unseres Jahrhunderts sich stets an der Hand einer thatsächlichen Kritik durchzuarbeiten, um Alles prü- fend das Gute zu behalten und Nichts von Bedeutung zu vergessen, war die mühevollste und unangenehmste Seite dieser Arbeit. Die benutzten Acten liegen theils in der Abtheilung für Berg- wesen des Kgl. Handelsministeriums in Berlin, theils beim Oberberg- amte in Halle a. S., theils in der Berginspection von W ettin, theils auf den Königlichen Steinkohlenwerken von Wettin und Löbejün. Ausser diesen Acten der Staatsbehörden wurden mir von den Direc- toren der Privatgesellschaften und von zahlreichen Privatleuten, welche in der Umgegend Bergbauversuche angestellt hatten, mit zuvorkom- mendster Liebenswürdigkeit die betreffenden Acten, Risse oder sonstige Angaben allerlei Art zur Benutzung übergeben. Ihnen Allen, aber namentlich dem Director der Mansielder Kupferschiefer bauenden Ge- werkschaft Herrn Geh. Bergr. a. D. Leuscuner in Eisleben; dem 1872 verstorbenen Director der Privatsteinkohlengrube Carl Moritz bei Plötz und der Braunkohlengrube Neuglücker - Bergwerksverein bei Nietleben Nesmırz in Halle, dem besten geognostischen Kenner der halleschen Gesend, und dem 1868 verstorbenen Bergrathe a. D. Gustav Horr- mann in Wettin, dem langjährigen Leiter der Steinkohlenwerke und aller früheren v. Verruemm’schen technischen und wissenschaftlichen Schurf- und Bohrversuche in der vorliegenden Gegend, bin ich für ihr Interesse und ihre Bemühungen an den mir übertragenen Arbeiten zu lebhaftem Danke verpflichtet, dem ich an dieser Stelle Worte zu ge ben mich beehre. Die von diesen geschriebenen Materialien am meisten benutzte und verdienstlichste Quelle ist das in den Bibliotheken des Ober- bergamtes in Halle und der Berginspection in Wettin befindliche, 1824 bearbeitete, 2 dicke Foliobände starke Manuscript von W. von Verrrkem über „die alte Sandsteinformation am Harz und seinen nächsten Umgebungen“. Der dritte Abschnitt der zweiten Abtheilung von Fr. Horrmann’s Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom 270 I. Einleitung. (10) nordwestlichen Deutschland!) ist ein etwas umgearbeiteter Auszug aus dieser grossen v. Verruzim’schen Arbeit. Das umfangreiche Manuscript v. Verrsems ist allen folgenden Forschern in der halleschen und mansfeldischen Gegend bis jetzt die unerschöpfliche Fundgrube für ältere Beobachtungen geblieben, so sehr sich auch inzwischen die all- gemeinen geognostischen Ansichten v. Verraems geändert haben. Denn dieser war ein feiner Beobachter, welcher in seinen Aufzeich- nungen seine Beobachtungen von seinen zu gleicher Zeit .niedergelegten Ansichten so zu scheiden wusste, dass seine Aufzeichnungen trotz des Sturmes in der Geognosie über die Werner’schen Ideen, zu denen v. Verrueım sich als ihr Schüler noch lange bekannte, stets bleibenden Werth besitzen werden. Sie sind das geognostische Alphabet für die folgende Arbeit. Die bedeutendsten der obigen literarischen Erzeugnisse sind ausserdem 1. die kürzere Bearbeitung des Verrrem’schen Manuscriptes in Fr. Horrmans's Uebersicht der orographischen Verhältnisse des nordwestlichen Deutschlands, 2. Anpraer's Karte mit Text, ?) 3. Wascner's Steinkohlen-Arbeit. ?) Es ist wohl zu bedauern, dass diese Karte von AnpkAE von Uun- serem Gebiete nur den südlichsten Theil umfasst, wo die Formationen der Steinkohle und des Rothliegenden meist nur in unvollkommener Ausbildung auftreten. Denn die an das erste Blatt und Text sich an- schliessende und in den Vorbemerkungen ?) angekündigte Fortsetzung der Karte, welche die geognostischen Verhältnisse von Wettin und Löbejün ganz in derselben Weise behandeln, ferner Durchschnitts- und Profilansichten enthalten sollte, ist nicht zur Ausführung gekommen. a ri 4 ') Vergl. oben Seite 6, $ 3. ?) Vergleiche oben $ 3, S. 7£. 3) Anorae ]. c. $. IV. +: ED (11) $ 4. Allgemeine Topographie. DIN II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. g 4. Allgemeine Topographie. Ueber die topographischen Verhältnisse der vorliegenden Gegend Viel beizubringen, dürfte wohl überflüssig sein. Einmal spricht die Karte für sich, denn die Originalaufnahmen des Kgl. Generalstabes, die sogen. Messtischblätter, geben ganz besonders durch Darstellung der Höhen- und Terrainverhältnisse mittelst aequidistanter Horizontal- curven gleichsam ein genaues Modell der Gegend, aus dem die ge- hörige Uebung alles Wünschenswerthe abzulesen vermag. Andermal haben wir es ja bei den folgenden Beobachtungen mit einer abge- deckten, also topographisch mehr oder minder veränderten Gegend zu thun, denn die Decke „aufgeschwemmten Gebirges“ über den älteren Bildungen erlangt mehrfach eine Mächtigkeit von 75 Meter (200 De- eimalfuss preuss.). Im Allgemeinen bildet die auf der Karte dargestellte Gegend ein schwach welliges Plateau von 150 Meter (400 Decimalfuss) Meereshöhe !) welches nach Nordost und Südost sich allmählich verflacht in eine Tiefebene von etwa 94 Meter (250 Deeimalfuss) mittlerer Meereshöhe und welches nur gerade am Rande seiner ziemlich raschen Verflachung von einigen Bergen, dem 169,5 Meter (450 Decimalfuss) hohen Hagel- oder Haltberg bei Löbejün, dem 191 Meter (507 Decimalfuss) hohen Blonsberg (Apolloniusberg) und dem ca. 241 Meter (640 Decimalfuss) 1) Ueber dem Spiegel der Ostsee. 1 Deeimalfuss preussisch = Yio Ruthe preussisch = 1*/ıo Fuss rheinisch = 0,37662 Meter. 172 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (12) hohen Petersberg überragt wird, so dass diese 3 Berge, besonders der Letztere, von weither, sowohl vom Plateau wie von der Tiefebene aus - gesehen werden und wie Wartthürme die ganze Umgegend bis zum Harz und an die Elbe beherrschen und überblicken lassen. Das genannte Plateau ist der östlichste Ausläufer des im Mittel 150—190 Meter (4—500 Decimalfuss) hohen, nach Westen zum Harze sich erhebenden Mansfeldischen Hochplateaus und jene Tiefebene ein Theil der norddeutschen Diluvialebene. Durchbrochen wird das Plateau und dadurch gleichsam von dem Mansfeldischen getrennt von Südost nach Nordwest durch die Saale, welche bei Halle in dasselbe einzuschneiden beginnt und dasselbe erst bei Alsleben nordwestlich von Cönnern verlässt. Beim Eintritt in das Plateau hat die Saale ca. 75 Meter (200 Decimalfuss) und beim Austritt ca. 66 Meter (175 Decimalfuss) Meereshöhe. Sie schneidet also in einer durchschnittlich 75 Meter (200 Decimalfuss) tiefen, bald engen und felsigen, bald weiten und flachhängigen Thalfurche in das Pla- teau ein, während sie in einem sehr breiten und ganz flachen, nur 19 bis 28 Meter (50-70 Decimalfuss) tiefen Thalbette die Diluvialebene durchfliesst. Weitaus zum grössten Theile liegen die geognostischen Bildungen, die wir zu betrachten haben, auf dem rechten Ufer der Saale, ja die letztere bildet von Brachwitz bis Cönnern fast genau die westliche Grenze der vorliegenden Arbeit, die nur zwischen Halle und Brach- witz etwas über die Saale greift, so dass ein kleiner Theil unserer Bildungen von dem Thale durchbrochen wird, welchem Umstande wir viele gute Aufschlüsse verdanken. Zwischen Dobis und Cönnern durchbricht zwar die Saale in einem engen felsigen Thale querschlägig einen grossen Gebirgssattel, den unsere Formationen bilden, allein diese Gegend liegt nicht mehr im engeren Bereich der folgenden Mittheilungen, da sich meine Spezial- untersuchungen noch nicht soweit nach Nordwesten ausgedehnt hatten, als ich sie in Folge meiner Berufung nach Aachen niederlegen musste. Wäre das nicht erfolgt, so würde ich diese Gegend speziell mit in das Bereich dieser Arbeit gezogen haben; nöthig aber zur Abrundung und Darstellung des Folgenden ist, wie der Leser sehen wird, diese Heranziehung in keiner Weise, DES nn nn re — rn a TE (13) $ 5. Allgemeine Geognosie. 173 Das dort nur vorhandene Ober- und Mittelrothliegende wird am besten mit dem Mansfeldischen von Westen her zu bearbeiten sein. Wie im Südwesten die Saale, so begrenzt im Norden das fast nur im Diluvium eingesenkte flache Thal der Fuhne — die Grenze zwischen Anhalt und Preussen — ziemlich genau unsere Formationen. Das Plateau selber wird ausserdem nur noch von Thälern und Schluchten durchschnitten, die zwar sehr zahlreich sind, allein nach kurzer Erstreckung entweder in das Thal der Saale oder der Fuhne münden. Sie gewähren die meisten und besten Aufschlüsse in den älteren Gesteinen, da sich vielfach die Diluvial- und Tertiärdecke an ihren steileren Gehängen nicht hat absetzen oder erhalten können. Das grösste dieser Nebenthäler ist das der Götsche, die bei Merbitz im Centrum unseres Gebietes auf dem Plateau entspringt und mit südlichem Laufe dasselbe durchschneidend zwischen Lettin und Trotha innerhalb des dortigen diluvialen und alluvialen Saalkessels in die Saale mündet. $ 5. Allgemeine Geognosie. a) Ueberblick über die auf der Karte unterschiedenen geognostischen Bildungen. Wie schon ein Blick auf die Karte und deren Erklärung zeigt, und wie weiter unten im Speziellen beigebracht werden wird, sind unsere geognostischen Bildungen von oben nach unten die folgenden: (Trias und Zechstein.) Oberrothliegendes (Zone der Porphyrconglomer oo 2. Kleinkrystallinischer Porphyr, (oberer, jüngerer Porphyr), 3. Mittelrothliegendes (Zone der Mansfelder Schichten), 4. Unterrothliegendes a) Zone der Thonsteine und Arkosen, b) Orthoklas-Porphyr (sogen. Melaphyr), c) Zone der Quarzsandsteine und Kieselconglo- 5 merate, 5. Obere productive Steinkohlenformation, 274 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (14) 6. Flötzleerer liegender Sandstein, 7. Grosskrystallinischer Porphyr, (unterer, älterer Porphyr). Die Charakteristik der verschiedenen Bildungen soll auch im Grossen und Ganzen dem folgenden Haupt- Abschnitte vorbehalten bleiben, es dürfte aber schon hier wünschenswerth erscheinen, einen ganz allgemeinen b) Ueberblick der Lagerungsverhältnisse vorauszuschicken, da die eingehende Darlegung derselben erst nach der oben genannten Charakteristik erfolgen kann. Zu, diesem Ueber- blicke ist das geognostische Uebersichtsblatt besonders geeignet und angefertigt. Bekanntlich wird die grosse, nur nach Südosten nicht geschlossene Mulde der Schichten des Rothliegenden, Zechsteins und der Trias von Mansfeld — wir wollen sie der Kürze wegen die Mansfelder General- Mulde ') nennen — im Norden und Nordosten zum Theil gebildet, zum Theil begrenzt von einem grossen Sattel derselben Schichten, je- doch mit dem Umstande, dass nur Schichten des Mittelrothliegenden oder ältere in Zusammenhang jetzt noch den Sattel bilden, während die jüngeren Schichten durch Denudation auf dem Sattelrücken ent- fernt sind, mithin jetzt nur noch einen sogenannten Luftsattel bilden.?) Dieser Sattel oder antikline Schichtenbau beginnt bei Hettstedt unter recht interessanten Verhältnissen in geringer Breite, 3) zieht sich zuerst ziemlich in derselben Breite, also mit parallelen Flügeln, fast direet in östlicher Richtung nach Gerbstedt, von wo er sich aber bald (mit stets mehr oder weniger nach Osten streichender Sattellinie) rasch verbreitert und zwar in einem so progressiven Maasse mit seinem Vorrücken nach Osten, dass der Grundriss dieses Sattels auf der Karte einem flachen Trichter im Aufrisse gleicht. Die Streichlinie der 1) v. Verrueım Karsten’s Archiv u. Ss. w. XV. 1827. S. 89 nennt sie schon ebenso „Mansfelder-Becken.“ 2) Fr. Horrmass 1. ec. II. 586 ff, 3) Ueber den interessanten Beginn und weiteren Verlauf dieses Sattels ver- gleiche man v. Verrunm 1. ec. Karsrew’s Archiv. 1827. XV. 8. 89ff. und Karte. Tafel Nfp und N, SECKENDORF Ik C. Kuarrren’S Archiv. 1836. IX; S. 301. EEE EEE TR nm (15) $ 5. Allgemeine Geognosie. 275 obersten Schicht des Oberrothliegenden oder der Unterfläche des fast überall durch Bergbau bekannten Kupferschieferflötzes der Zechstein- formation zieht sich nämlich auf dem nördlichen Flügel des Sattels von Oberwiederstedt über Ihlewitz — wo eine Spezialmulde der Schichten in dem regelmässigen Verlaufe der Streichlinie eine grosse Schleife schlägt — ferner über Naundorf, Gnölbzig und über Cönnern mit einem Busen über Golbitz, Dornitzer Hütte und Sieglitz an den Neck’schen Busch südlich von Gröbzig. Von hier aus soll dieselbe Streichlinie nach den Untersuchungen von Ewarp !) einen nördlichen Verlauf nehmen (nach Wohlsdorf und Borges- dorf zu), um westlich eine grosse Mulde, und östlich unseren Sattel zu begrenzen. Viel unsicherer ist der weitere Verlauf der Grenzlinie zwischen Zechstein und Rothliegendem nach Norden, den J. Ewarp auf seinen Karten in geistreicher Combination über Aken an der Elbe, Barby, nordöstlich von Schönebeck vorbei nach Sudenburg südwestlich von Magdeburg, Nordgermersleben, Emden bis in die Gegend von Everingen nordwestlich von Magdeburg mit manchen Sattel- jöchern und Muldenbuchten projectirt mit einem steten Einfallen mehr oder weniger nach Westen. Dadurch würde der Sattel, von dem ge- sprochen wird, weit nach Norden zu verfolgen sein, d. h. nach Osten zu eine ausserordentliche Breite gewinnen. Ganz entsprechend scheint nun auch der Verlauf des Südflügels dieses Sattels zu sein. Die analoge Streichlinie zieht sich nämlich hier von Hettstedt über Gerbstedt mit östlicher Richtung nach Friedeburg, über- schreitet daselbst die Saale und geht mit südöstlichem Laufe über Wettin und Brachwitz, wo die Saale noch einmal überschritten wird, bis in die Gegend nördlich von Dölau. Von hier aus weiter nach Südosten wird der Verlauf dieser Linie ebenso unsicher als am Nordflügel vom Neck’schen Busche bei Gröbzig an, weil hier wie dort der Zechstein und das Rothliegende nur an isolirten und oft weit von einander entfernten Punkten unter mächtigem Tertiär und Diluvium 1) J. Ewaro, geol. Karte der Provinz Sachsen von Magdeburg bis zum Harz ete. Section Stassfurt und. Magdeburg. 276 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (16) bisher bekannt geworden sind. Diese Aufschlusspunkte gestatten aber vorläufig etwa folgenden Verlauf dieser Streichlinie nach Südosten: Von dem Punkte zwischen Brachwitz und Dölau, wo seine sichere Kunde unter aufgeschwemmtem Gebirge aufhört, durch die Dölauer Haide nach Halle, wo der Zechstein in der südwestlichen Ecke der Stadt, in der die dortigen Soolquellen entspringen, mehrfach bekannt geworden ist unter Trias und auf Rothliegendem; dann über Leipzig, in dessen Nähe Silur ') und Rothliegendes *) bekannt ge- worden sind, östlich von Borna vorbei über Frohburg, Alten- burg, Gera u. s. w. nach Thüringen. Bei diesem Verlaufe des Südflügels unseres Sattels würde in der Gegend südwestlich von Leipzig die oben genannte Manstelder General- Mulde nicht nur im Südosten geschlossen werden, sondern sich auch zugleich mit der Thüringer General-Mulde?), die am Südost- Abfalle des Harzes bei Eisleben durch den sogenannten Horn- burger General-Sattel von der Mansfelder Mulde geschieden wird, wieder vereinigen zu dem grossen Zechstein- und Triasbecken zwi- schen dem Harze und Thüringerwalde. Bei weitem noch mehr verbirgt sich der grosse Sattel in seinem östlichen Verfolg unter die bedeutenden tertiären und diluvialen Ge- bilde der norddeutschen Tiefebene, wie das Uebersichtsblatt es dar- stellt. Oestlich der Linie Göttnitz (südwestlich von Radegast), Quetz (südlich von Zörbig), Schwertz und Landsberg hört fast jede Kunde von älteren Bildungen auf. Um so beachtenswerther sind die isolirten Porphyrkuppen bei Golpe an dem rechten Ufer der Mulde unweit der Anhalt’schen Grenze*), des Mildensteins an der Mulde nördlich von Bitter- feld an der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn, von Gräfenhaynchen ebenfalls an derselben Bahn und in den Festungswerken von Torgau. ') v. Deeuex, Geologische Karte von Deutschland. Naunans u. s. w. Geognostische Spezialkarte des Königreichs Sachsen. *) Germaro, Rothliegendes bei Leipzig. Zeitschrift der deutsch. geol. Gesell- sehalt.. IX. 553, P, 3) Vergl. v. Verruem, Karsten’s Archiv. XV. 1827. S. 91. 4) Vergl. Karsren’s Archiv. IX. 1836. S. 323 und F. Horrmans, Nordwestl, . Deutschland. II. S. 631. Mir ist dieser Ort unbekannt geblieben. u | (17) $ 5. Allgemeine Geognosie. 277 Denn diese Aufschlüsse deuten auf eine weite Erstreckung unserer Formationsglieder nach Osten und auf eine Verbindung derselben zwi- schen der Magdeburger und Leipziger Gegend mit ihren Porphyren, Rothliegendem und Zechstein, d.h. auf eine Verbindung des Nord- und Südflügels unseres Sattels. Dieser ausserordentlich grosse Sattel — wir können ihn der Kürze wegen den Rothenburger General-Sattel nennen, da der Ort Rothenburg a. d. Saale zwischen Cönnern und Friedeburg ziemlich in der Mitte der von Westen nach Osten laufenden Sattel- linie liegt — hat bei seinem westlichen Anfange zwischen Hettstedt und Oberwiederstedt kaum die Breite einer Viertelmeile in Bezug auf die Kupferschieferschicht, da, wo er zwischen Cönnern und Friedeburg querschlägig von der Saale durchschnitten wird, etwa die Breite von 3 Meilen, zwischen Gröbzig und Brachwitz a. d. Saale ca. 21 Meilen, und zwischen Micheln nördlich von Cöthen und Halle über 41 Meilen Breite. Daher kommt es denn auch, dass, während am westlichen Beginne des Sattels nur die höheren Schichten des Rothliegenden bekannt sind, sich mit der Verbreitung nach Osten allmälich die tieferen Formationen herausheben bis zum untersten, orosskrystallinischen Porphyr, so wie, dass die ungemein einfachen parallel-antiklinen Lagerungsverhältnisse des Sattels im Westen sich gleichzeitig durch Nebenmulden und Sättel innerhalb des Generalsattels immer mannisfaltiger gestalten und zuletzt in dem dieser Arbeit vor- liegenden Gebiete östlich der Saale und bis zu dem völligen Ver- schwinden des Sattels unter dem östlichen Tertiär und Diluvium ausserordentlich verwickelt sind. Nachdem ich es versucht habe, die Lagerungsverhältnisse unserer Formationen in der Gegend nördlich von Halle im Hauptumrisse mit den im Norden, Westen und Süden!) daran stossenden in Zusammenhang und Ueberblick zu bringen, sollen an dieser Stelle nur noch die auf der Karte dargestellten Lagerungsverhältnisse in den Grundzügen ent- wickelt werden, was das Uebersichtsblatt wiederum erleichtern wird. Man erkennt deutlich innerhalb des Rothenburger General-Sattels östlich der Saale zwei Erhebungsmittelpunktemit umlaufendem Schichten- !) Die östlichen sind, wie gesagt, unbekannt. 19 278 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (18) bau, also zwei Sättel ') — „Hauptsättel“ —, welche durch eine „Hauptmulde“ von einander getrennt sind. r% Der Eine dieser Hauptsättel, in seiner ganzen Ausdehnung bekannt, nimmt den Haupttheil der grossen Karte ein und ist als der Knoten dieser Abhandlung anzusehen. Der andere Hauptsattel ist durch die nach Osten und Süden bis jetzt undurchdringliche Decke von „auf geschwemmtem Gebirge“ nur wenig und nur in seiner Westhälfte bei Halle bekannt geworden, und von ihm ist bloss der nordwestliche Theil auf der grossen Karte dargestellt. Die an ihm angestellten Beobachtungen werden auch nur die andern ergänzend in diese Arbeit eingreifen. Wegen ihrer Lage zur Stadt Halle sollen, um kurz in den Ausdrücken sein zu können, die beiden Sättel als der „nördliche“ und „östliche Hauptsattel“ von einander unterschieden werden. Der „östliche Hauptsattel“ erscheint, so weit er bekannt geworden ist, nahezu in der Gestalt einer halben Ellipse, deren längere Halbaxe von Westen nach Osten gerichtet ist. Diese Axe beginnt ungefähr an der Provinzial-Irrenanstalt nordwestlich von Halle und ist durch die centralen Kuppen grosskrystallinischen Porphyrs bis zum Capellenberg von Landsberg an der Berlin - Anhalter- Eisenbahn, also ungefähr auf 24 Meilen Länge, nach Osten zu verfolgen. Der Südflügel dieses östlichen Hauptsattels ist zugleich ein Theil des Südflügels vom „Rothenburger General-Sattel“ und sein Nordflügel gleicher Zeit der Südflügel der Mulde zwischen beiden Hauptsätteln (Hallesche-Haupt-Mulde). Der Schichtenbau des östlichen Haupt- sattels ist — abgesehen von etwa vorhandenen Specialsätteln und Mul- den sowie von den Störungen — ein elliptisch halbumlaufender, welcher demjenigen des nördlichen Hauptsattels ganz analog nachgebildet, aber nicht so mannigfach gegliedert und so schön entwickelt zu sein scheint. Der nördliche Hauptsattel, in fast allen Theilen gut gekannt, hat, wie die Karte zeigt, eine ausserordentlich unregelmässige Gestalt. Im grossen Ganzen kann man sie vielleicht auch als die einer Ellipse bezeichnen, deren ca. 2 Meilen lange Axe im Meridiane zwischen Schlettau nordwestlich von Löbejün im Norden und Dölau im N) Vergl. Karsren’s Archiv IX. 1836. 310f. — Waoxer (Gemurz 1. ec, 1. S. 95) nennt ganz im Gregensatze hiermit die Grundform der Ablagerung der hiesigen Steinkohlenformation eine Mulde. (19) $ 5. Allgemeine Geognosie. 279 Süden liegt, während die kürzere, dazu senkrechte Axe nur die halbe oder drittel Länge hat. Von der Nordhälfte dieses mehr oder weniger elliptischen, völlig umlaufenden Sattels gehen nun wesentlich zwei grosse flügelartige Specialsättel ab, welche dem nördlichen Hauptsattel mehr die Form eines Ambos oder Hammers als die einer Ellipse geben. Der eine Specialsattel, welcher sich unweit Löbejün vom Hauptsattel abzweigt und sich parallel der Fuhne ca. 14 Meile weit nach Osten verfolgen lässt, hat deshalb auf der Karte den Namen „Fuhner Sattel“ erhalten. Er umschliesst wieder zahlreiche, grosse und kleine Mulden, denen auf der grossen Karte Localnamen gegeben worden sind, und von denen die Löbejüner- und die Plötzer-Mulde uns später eingehend beschäftigen werden. | Der andere Specialsattel zweigt sich unweit von Neutz, dem Fuh. ner Sattel gegenüber, vom elliptischen Hauptsattel nach Westen ab, krümmt sich aber bald nach W ettin herum in südwestlicher Richtung. Dieser „Wettiner Specialsattel“ ist kurz und breit und bildet in dem oben schon gebrauchten Bilde die Bahn des Ambos oder Hammers, während der Fuhner Sattel dem Dorne und der südlich sich erstreckende, ‘ mehr elliptische Theil des nördlichen Hauptsattels dem Fusse oder dem Helme zu vergleichen sind. Nicht nur in südwestlicher sondern auch in nordwestlicher Richtung setzt sich der Wettiner-Specialsattel oder, was das Gleiche ist, der nördliche Hauptsattel als solcher fort und fällt mit dem Rothenburger Generalsattel zusammen, dessen Sattellinie ungefähr von Rothenburg über Dornitz ziemlich nach Neutz laufen dürfte. Hierdurch wird der südwestliche Flügel des nördlichen Hauptsattels zwischen Dobis an der Saale, Wettin, Brachwitz und Dölau zugleich ein Theil des Südflügels des Rothenburger Generalsattels, ferner der Südostflügel des nördlichen Hauptsattels zum Nordwestflügel der ganz mit klein- krystallinischem Porphyr erfüllten Halleschen Hauptmulde zwischen dem nördlichen und östlichen Hauptsattel und drittens der Nordflügel des Fuhner-Specialsattels, bez. des nördlichen Hauptsattels, zugleich ein Theil des Nordflügels vom Rothenburger Generalsattel. Ausser den genannten Specialsätteln und Mulden hat der nördliche Hauptsattel noch manche anderen, die weiter unten, sobald sie geo- 192 280 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (20) gnostisches oder technisches Interesse bieten, besprochen werden sollen, aber auch ohne dieses auf den Karten zu finden sind. nu Hier soll von ihnen nur noch ein Specialsattel genannt werden, der am Nordflügel des nördlichen Hauptsattels durch Bohrlöcher und Beobachtungen nachgewiesen werden konnte, der nach dem Verlaufe seiner Sattellinie den Namen Domnitz-Kattauer Specialsattel erhalten hat und der durch die Domnitz-Gottgauer Special- mulde vom Fuhner Special- oder vom nördlichen Hauptsattel getrennt ist, während sein Nordwestflügel mit dem Nordflügel des Rothenburger Generalsattels zusammenfällt. Bei dem nord-südlichen Verlaufe der Sattellinie des nördlichen Hauptsattels und bei dem west-östlichen der Sattellinie des östlichen Hauptsattels muss die Linie der dazwischen liegenden Halleschen Hauptmulde eine nordost-südwestl. Richtung haben, etwa von Zörbig nach der Dölauerheide bei Halle, wo sich diese Mulde ausheben und zu einem Theile des Südflügels des Rothenburger Generalsattels umschlagen muss. Gerade dieser Theil ist wegen der jüngeren, so mäch- tigen Bedeckung vollkommen unbekannt und deshalb auf den Karten weiss geblieben !). Der geognostische Bau dieser beiden Hauptsättel ist im Allgemeinen der folgende: Der Kern derselben besteht aus einem riesigen Stocke von grobkrystallinischem Porphyr. Der nördliche Stock hat bei zwei Meilen Länge (vom Vorwerk Gottgau bei Löbejün bis zur Kirche von Dölau) eine Maximalbreite von einer und eine mittlere von 3 Meilen und besitzt einen unregelmässig elliptischen Umfang ?). Der östliche Stock scheint bei weitem grösser zu sein; bekannt ist aber seine Länge nur von der Irrenanstalt bei Halle bis Landsberg (214 Meilen) bei mindestens 1 Meile Breite, Sein Westende ist ausserordentlich spitz und unterbrochen, weil es zum Theil vom Oberrothliegenden bedeckt wird, aus dem das west- lichste Ende zwischen Giebichenstein und der Irrenanstalt inselartig hervorragt, als wenn es ein eigener Stock wäre. Alle unter sich con- cordanten Sedimente und die anderen Eruptivgesteine umlagern gleich- sam wie faltenreiche, starke Gewänder ?) discordant diese Porphyr- 1) Vergl. 1. $S 2.8.3. 2) Vergl. II. 8 5. 8. 18E. 3) Vergl. Karsren’s Archiv. IX. 1836. S. 310f. (21) $ 5. Allgemeine Geognosie. 981 stöcke als Kerne der Sättel. Der folgende Holzschnitt giebt ein ideales Profil der beiden Hauptsättel. = a ni 4b 1. Oberrothliegendes. 4b. Orthoklasporphyr. 2. Oberer Porphyr. 4c. Unteres Unterrothliegendes. 3. Mitielrothliegendes. 3. Productive Steinkohlenformation. 4a. Oberes Unterrothliegendes. 6. Filötzleere Steinkohlenformation. Die beiden Eruptivgesteine, der Orthoklasporphyr und der klein- krystallinische Porphyr, bilden als frühere Oberflächenergüsse (Decken) jetzt concordante Lager zwischen den Sedimenten. Der Erstere liegt im Unterrothliesenden, der Letztere zwischen Ober- und Mittelroth- liegendem. Dieses Verhalten der Eruptivgesteine zu den Sedimenten mag wohl in hohem Grade mit der Grund gewesen sein, weshalb v. Verreeım so lange an den Werner’schen Ideen und an der sedi- mentären Bildung der hiesigen Eruptivgesteine festgehalten hat. Man sieht die Letzteren hier nur normal lagerartig, niemals gangförmig oder als intrusive Lager. Aus der nachweislichen Concordanz der Sedimente unter sich und aus der vielfach zu beobachtenden Thatsache, dass alle Sedimente direct auf dem grobkrystallinischen Porphyrkerne auflagern können, ‚folst die zu den Sedimenten discordante, stockartige und intrusive Natur dieses Porphyrs, dessen Unterlage unbekannt ist und der un- möglich, wie später eingehend besprochen werden soll, den beiden an- deren Eruptivgesteinen entsprechend, ein deckenartiger Oberflächenerguss gewesen und jetzt ein Lager sein kann. Höchst bemerkenswerth und ohne jede Ausnahme ist die schon von v. Verreem erkannte und hervorgehobene Thatsache, dass die beiden Porphyre, der grob- und der feinkrystallinische '), sich niemals berühren, sondern stets durch sedimentäre Schichten getrennt sind, welche er deshalb unter dem Aus- drucke „Zwischenformation“ zusammenfasste. 1) Zu Letzterem rechnete er auch noch den Orthoklasporphyr, vergl. z. B. Fr. Horruansu nordwestliches Deutschland. II. S. 656, ebenso Karsırws Archiv. IX. 1836. S. 323. 282 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse, (22) Zu derselben gehören alle oben !') genannten Sedimente mit Aus- nahme des über beiden Porphyren gelagerten Oberrothliegenden. Da an den meisten Stellen, wo der kleinkrystallinische Porphyr auftritt, das Mittelrothliegende fehlt, bildet — wegen der im Holzschnitte S. 21 dargestellten Discordanz der Sedimente zum grobkrystallinischen Porphyr — am Ausgehenden meist nur das Unterrothliegende die v. Verruein’sche Zwischenformation, besonders da, wo beide Porphyre zu Tage nahe aneinandertreten. Bloss wo beide Porphyre sich weiter von einander entfernen, gehen die productiven und die flötzleeren Steinkohlenschichten zu Tage aus, wie es die Karten an mehreren Punkten zeigen. Weil diese immerhin schon seltenen Punkte mit höchst seltenen Ausnahmen unter der mächtigen Bedeckung von Tertiär und Diluvium nur unterirdische Aufschlusspunkte sind, kann man in fast allen Fällen, wo von Tagesaufschlüssen die Rede ist, und in den meisten Fällen überhaupt, beim Gebrauche der v. Verrnzm’schen Arbeiten seine Zwischenformation und unser Unterrothliegendes identificiren. Allein man darf dabei nicht aus dem Gedächtnisse verlieren, dass v. VELT- Heim durch Verkennung mancher eigenthümlichen Gesteine und un- deutlicher Lagerungsverhältnisse allerlei Anderes mit zu der Zwischen- formation gerechnet hat. ?) Nur an den verhältnissmässig wenigen Orten, wo beide Porphyre sich weiter von einander entfernen, besonders bei Löbejün und Wettin, hat man durch Jahrhunderte alte Bergbauversuche und Berg- baue die Steinkohlenformation unter dem Unterrothliegenden nach- 1) Vergl. II. $ 5. 8. 15f. 2) z.B. die im Tertiär liegenden oder aus demselben stammenden und zur Tertiärzeit gebildeten sogen. Knollensteine (vergl. Lasrexres, Geognostische Mitthei- lungen aus der Provinz Sachsen. Zeitschr. d. deutschen geolog. Ges. 1872. XXIV. S. 265 fl.), wo sie in grossen Massen anstehen und zwar rein zufällig gerade in der Gegend zwischen beiden Porphyrvarietäten, z. B. an der sogen. Klinke bei Brach- witz, vom Lunzberg bei Lettin bis Dölau, an der Dreckente nördlich von Trotha und an anderen Orten. Ferner z. B. die Quarzgänge in Porphyr und in Porzellan- erde des Weinberges am Südfusse des Kleinen Galgenberges bei Giebichenstein, nordöstlich von Dölau, nordöstlich von Brachwitz a. d. Saale. (Vergl. v. Verrusm: Manuseript 8. 174f., 419, 364f.; ferner v. Secxenoporr: Karsten’ s Archiv, IX. 1836. S. 319f. und an anderen Orten der oben genannten Literatur). r (23) 8 5. Allgemeine Geognosie. 283 gewiesen und zu den verschiedensten Zeiten mit mehr oder weniger Vortheil technisch verwerthet. Dabei scheint es sich als Regel heraus- gestellt zu haben, dass die Kohlen um so besser, entwickelter und um so weniger gestört abgelagert sind, je mehr sich die beiden Por- phyre von einander entfernen. Daher kommt es denn auch, dass, während man rings um die Porphyrstöcke zwischen beiden Porphyren das Unterrothliesende hat nachweisen können, die Steinkohlenformation in diesem Umkreise bis- her nur an diesen isolirten Stellen nicht im Zusammenhange bekannt ist. Später sollen die Gründe entwickelt werden, welche die Annahme eines solchen Zusammenhanges rechtfertigen und beweisen, so dass man wohl die Hoffnung aussprechen darf, dass ein glückliches Tief- bohren in der Gegend nördlich von Halle Steinkohlenfelder entdecken kann, welche die bisherigen an Güte und Grösse übertreffen können. Während die drei tiefsten Sedimentgruppen, das flötzleere und productive Steinkohlengebirge sowie das Unterrothliegende, . als ringsum geschlossene faltenreiche Gewänder die Porphyrkerne um- geben, ist das bei den höheren Bildungen nicht mehr der Fall. Der Orthoklasporphyr findet sich nur im nordwestlichen Theile unseres Gebietes und zwar auf beiden Flügeln des Fuhner- sattels und im Domnitz-Kattauer-Spezialsattel zwischen Schlettau, Göttnitz und Krosigk, bald als ein einfaches, bald als ein wieder- holtes Lager im Unterrothliegenden. Das im Mansfeldischen so mächtig entwickelte und deshalb auch danach genannte Mittelrothliegende, welches den Rothenburger Generalsattel zuerst ausschliesslich bildet, setzt als solcher in voller Entwickelung noch östlich von der Saale eine Strecke nach Osten fort, beginnt aber seine allmäliche Auskeilung nach Osten da, wo die beiden Flügel des Rothenburger Generalsattels immer mehr nach Norden und Süden zu divergiren beginnen. Auf dem Südflügel dieses Sattels erfolgt das Auskeilen der mächtigen Mansfelder Schichten früher und schneller als auf dem Nordflügel, so dass sie auf jenem schon bei Wettin zwischen Ober- und Unterrothliegendem verschwunden sind, während sie auf dem Nordflügel sich erst zwischen Wieskau und Plötz an der Fuhne zwischen dem kleinkrystallinischen Porphyr und Unterrothliegenden auszukeilen scheinen. Im weiteren Verlaufe 284 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (24) des Rothenburger Generalsattels nach Südosten, so weit er bekannt ist, sind die Schichten des Mittelrothliegenden nicht wieder aufzufinden gewesen; sie scheinen hier durch das Lager von kleinkrystallini- schem Porphyr vertreten zu werden. Dasselbe beginnt nämlich auf dem Westflügel des nördlichen Hauptsattels nordwestlich von Wettin gerade an der Stelle, wo das Mittelrothliegende sich auskeilt, liegt wie dieses zwischen dem Ober- und Unterrothliegenden und umlagert den Sattel wie ein nach Nord- west offener Mantel auf der Südwest-, Südost- und Nord-Seite bis in die Gegend von Sieglitz (nordwestlich von Löbejün), wo es sich wieder zwischen Ober- und Mittelrothliegendem auszukeilen scheint. Also nur auf der kurzen Erstreckung etwa von Sieglitz bis Plötz kommen das Porphyrlager und das Mittelrothliegende zusammen vor und keilen sich nach entgegengesetzten Richtungen gegenseitig aus. Der südöstliche und grösste Theil unseres Gebietes muss also zur Zeit des Mittelrothliegenden Land gewesen sein, auf dem aber erst nach der Bildung des Mittelrothliegenden die Porphyreruptionen stattfanden, weil das Porphyrlager zwischen Plötz und Sieglitz auf dem Mittel- rothliegenden liegt und weil das Letztere kein Trümmermaterial der Porphyre enthält. Das Porphyrlager von W ettin über Halle, Zörbig bis Plötz ist mithin nachweislich durch Landeruptionen gebildet worden. Der kleinere Theil desselben von Plötz ab bis Sieglitz kann zwar durch einen submarinen, aber gleichzeitigen Ausbruch entstanden sein, allein mindestens ebenso wahrscheinlich auch durch denselben benach- barten Landausbruch nach localem Rücktritte des Meeres in der Gegend von Plötz bis Sieglitz seit der Bildung des Mittelrothliegenden und vor der Eruption. Die unterirdische Ausdehnung des Porphyrlagers braucht nicht wesentlich grösser als die ausgehende zu sein —- wobei selbstredend die Abdeckung des „aufgeschwemmten Gebirges“ vorausgesetzt ist — es könnte aber auch der Fall sein. Dieses den nördlichen Hauptsattel umziehende Porphyrlager ist zwischen Friedrichsschwerz und Dölau, also am südwestlichen Theile des Sattels, unterbrochen und fehlt mit Ausnahme einer kleinen Stelle zwischen Friedrichsschwerz und Brachwitz gänzlich, so dass es in eine kleinere, fast westliche Porphyrpartie von Wettin — (25) 5 5. Allgemeine Geognosie. 285 und in eine grosse mehr oder minder östliche zerfällt. Der Zu- sammenhang des mehr östlichen und des fast nördlichen Theiles der letzteren Partie ist durch Bohrlöcher so gut wie nachgewiesen. Ver- möge der Tagesbedeckung mit Tertiär und Diluvium zerfällt sie aber wieder in eine nördliche, wenig gekannte und vermuthlich kleinere Porphyr-Partie an der Fuhne und in eine östliche, enorm grosse und meist gut gekannte Porphyr-Partie vom Petersberge. Diese füllt die grosse Hallesche Hauptmulde zwischen dem nördlichen und östlichen Hauptsattel aus, umgiebt also ebenfalls mantelartig den Nordflügel des letzteren von der Dölauer Heide an bis in die Gegend von Quetz (zwischen Zörbig und Landsberg). Hier kön- nen zwischen ihr und dem grosskrystallinischen Porphyr des östlichen Hauptsattels durch Tagesaufschlüsse in der Gegend von Trotha und Giebichenstein und weiter nach Osten durch Bohrlöcher die Stein- kohlenformation und das Unterrothliegende nachgewiesen werden. !) Am Südflügel des östlichen Hauptsattels zwischen dem Oberroth- liegenden und dem centralen grosskrystallinischen Porphyr kennt man nur an einem einzigen Punkte die sedimentäre Hülle des Porphyrs, welche älter als das Oberrothliegende ist. An der nordöstlichen Ecke des neuen Gottesackers am Nordost-Ende von Halle a. S. sind näm- I) Die Entdeckung von Steinkohlengebirge durch Bohrlöcher u. s. w. im öst- lichen Theile dieses Nordflügels bei Landsberg und Umgegend ist mehrfach behauptet worden, allein mehr als zweifelhaft: a) So soll Anfangs dieses Jahrhunderts der Anspänner Wierske in Sultitz südlich von Brehna in einem Brunnen bei der Dorfschenke bei 24 Ellen Teufe 3 Ellen mächtige Kohlen erbohrt haben, die man in Schwemmsal für Steinkohlen gehalten hat. Deshalb liess schon v. Vermmem 1834 an derselben Stelle ein Bohr- loch stossen; das bewies aber, dass die Kohlen Braunkohlen waren. 1° Dammerde, 2° gelber Lehm, 26‘ grauer Lehm, 1’ grauer Sand, 16‘ 6° grauer sandiger Lehm (Thon?), 19° 6“ Braunkohle mit Thonstreifen, 3° 3° grauer Thon, 6° Knorpelkoble, 10° milde Kohle, 14’ 9‘ weissgrauer feiner Sand; Summe 100‘. Siehe ferner: b) Bopr, das Steinkohlengebirge bei Landsberg. Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. Halle 1865. XXV. 507E£. ce) Ein gewisser Köcner in Cöthen soll 1843 (2) östlich von Schwertz an der Chaussee von Landsberg nach Zörbig nach Steinkohle mittelst zweier Bohrlöcher gebohrt, oder die Steinkohle erbohrt haben. (Mündliche Mittheilung des verstor- benen Bergrathes Horrmans in Wettin.) Näheres darüber zu ermitteln, war mir nicht möglich; doch soll diese Notiz nicht verloren gehen. 256 II. Allgemeine topographische und geognostische Verhältnisse. (26) lich vor wenigen Jahren direct unter Diluvium und Tertiär bei 26,154 Meter (124 Lachter) Teufe die Schichten des productiven Stein- kohlengebirges mit mehreren Kohlenbestegen vom Gastwirth und Grubenbesitzer Grunegere in Halle erbohrt worden. Dass auch am Südflügel des östlichen Hauptsattels das Stein- kohlengebirge und Unterrothliegende wenigstens theilweise von einem Lager feinkrystallinischen Porphyrs bedeckt sind, beweist uns die kleine Kuppe von diesem Porphyr, welche südlich vom grosskrystalli- nischen Porphyr an der Steinmühle am nordwestlichen Ausgange von Halle nach Giebichenstein, vor dem Gasthause zur Weintraube, unmittelbar zwischen der Chaussee und der Saale, aus dem Oberroth- liegenden hervorragt und unter der v. Verrsem das Unterrothliegende (nicht, wie er angiebt, das Porphyrconglomerat) in Schürfen mit 60 bis 70 Grad Einfallen unter dem Porphyr erhalten haben dürfte. ') Wie das Mittelrothliegende findet sich das Oberrothliegende mit den concordant darüber folgenden Zechstein und Trias nur auf den beiden Flügeln des Rothenburger Generalsattels, meist als ein verhältnissmässig wenig mächtiger Schichtencomplex über den älteren Gesteinen und mit diesen nicht durchweg, aber in der Regel concor- dant. Es erscheint also auf der Karte das Oberrothliegende als schmales, dem Zechsteine folgendes Band. Auf dem Nordflügel ist es bis in die Gegend von Gröbzig durch den alten Kupferschieferbergbau verfolgt worden. Auf dem Südflügel kann man es sogar zu Tage bis zum Wege von Schiepzig nach Lettin auf das linke Saalufer verfolgen, von wo es sich bis zum Südost-Rand der Dölauer Heide gerade so, wie alle anderen Bil- dungen, unsern Beobachtungen bisher entzogen hat, um in Norden und Osten von Halle in einer eigenthümlichen Entwickelung und Lagerung wieder zu erscheinen, wovon unten ausführlich gesprochen werden soll. I) Manuseript II. 401. Anxorar Erläuterungen. $. 48f. (27) S 6. Beziehungen zwischen der Topögraphie u. Geognosie. 287 8 6. Beziehungen zwischen der topographischen und geognostischen Beschaffenheit der Gegend. Die Abhängigkeit der orographischen Verhältnisse einer Gegend von ihrem geognostischen Bau ist in unserem Gebiete recht in die Augen springend und würde sich noch schärfer ausgeprägt finden, wenn die älteren Bildungen nicht bei Beginn der Bildungen der jetzigen Thäler von einer mächtigen tertiären Decke vor den Erosionen und Denudationen vielfach geschützt gewesen wären. Die diluvialen Be- deckungen kommen hierbei nicht in Betracht, da dieselben jünger als die hauptsächlichste Thalbildung sind'). Die festen Gesteine, also vor Allen die Porphyre, bilden das Plateau und dessen höhere Erhebungen ?) und die Thäler und Schluchten sind mit Vorliebe in der „Zwischenformation“ oder auf der Grenze der Porphyre mit den milderen Sedimenten eingerissen worden. Besonders lehrreich dafür ist der Verlauf des Saalthales von Brachwitz bis unterhalb Wettin an der Grenze von den Porphyren mit dem Ober- rothliegenden und Zechstein; oder die Schluchten um Wettin an der Grenze des Porphyrs und Unterrothliegenden; oder der Lauf der Fuhne parallel dem „Fuhner Specialsattel“ ete. Aber auch interressante und nicht immer begreifliche Gegensätze davon kommen vor; es giebt nämlich manche Schluchten, z. B. zwischen Brachwitz und Wettin, wo alle Gesteine quer durchschnitten sind. Vor allem auffallend ist der Durchbruch der Saale durch die Prophyr- massen der beiden Hauptsättel und der Hauptmulde zwischen Halle und Brachwitz. Weshalb hat die Saale diese nicht umflossen, d.h. ihren Lauf nicht durch die Dölauerheide nach Brachwitz ge- nommen? Vermuthlich bedeckt das Tertiär zwischen Dölau und der Irrenanstalt von Halle auch die Lösung dieser Frage. I)" Vergl. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1872. XXIV. S. 319 2 Vergl. II. 84... 111. 288 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (28) Il. Specielle geognostische Verhältnisse- Ehe die Lagerungsverhältnisse näher in das Auge gefasst werden können, sind die verschiedenen geognostischen Bildungen in allen ihren anderen Beziehungen kennen zu lernen, besonders die Gesteinsbeschaffen- heit und Schichtungsfolge der Sedimente. Bei dieser A Schilderung der verschiedenen geognostischen Bildungen geht man am besten aufsteigend vom Aeltern zum Jüngeren in Bezug auf die Sedimente oder besser gesagt, da auch Eruptivgesteine zwischen den Sedimenten liegen, vom Unteren zum Oberen. WE Der grosskrystallinische Porphyr. Synonyme: älterer Porphyr v. VErtHEm’s; unterer - Fr. Horrmann’s. Derselbe ist das tiefste, unterste Gestein in unserer Gegend, dessen Unterlage an keiner Stelle im Ausgehenden bekannt, durch kein Bohrloch erreicht und also völlig fremd ist. Nach zahlreichen Tages- und unterirdischen Aufschlüssen ist dieser Porphyr die Unterlage aller folgenden Bildungen, ihr Kern, und in unmittelbarer Auflagerung auf ihm sind alle Sedimente beobachtet worden, aber noch nie die beiden andern Eruptivgesteine '). Auf diese wichtigen Lagerungs-Verhältnisse bezieht sich der Fr. Horrmann’sche Namen. 1) Vergl. II. $ 5b. 8.21. (29) $ 7. Der grosskrystallinische Porphyr. 289 Dieser meist rothe Porphyr besteht aus einer wenig dichten, bis äusserst feinkrystallinischen Grundmasse von Quarz, Orthoklas, Oligoklas und dunklem Glimmer mit reichlichen und grossen Ausscheidungen von Krystallen derselben Mineralien. Die Grösse der Ausscheidungen unterscheidet ihn vor Allem von dem andern quarzführenden, klein- krystallinischen Porphyr !') ausserordentlich leicht und sicher, sowie dasselbe . Kennzeichen im Vereine mit dem Reichthume an Quarz vor- züglich von Orthoklasporphyr ?). Auf eine nähere petrographische Beschreibung dieses schönen Gesteins will ich hier nicht eingehen, da ich in dieser Beziehung um so mehr auf meine frühere Schilderung der hiesigen quarzführenden Porphyre?) hinweisen kann, als ich derselben nichts wesentlich Neues in Folge meiner jüngsten Beobachtungen beizubringen vermag. Nur der in jener Arbeit nicht berührten Absonderung muss ich hier gedenken. Viel häufiger als eine plump-pfeilerartige findet eine platten- oder bankförmige nach 3 oft wechselnden Richtungen statt, von denen eine weitaus die herrschende ist. Die so gebildeten, meist steilen, in ihrer Richtung sehr wechselnden Bänke sind durch die beiden untergeordneten Absonderungsrichtungen in meist spitzwinkelige Parallelopipede zerklüftet. Diese am Ausgehenden durch hinzugetretene Verwitterung oft sehr weit geführte Zerklüftung nimmt nach der Tiefe sehr schnell ab, und es liefern im Innern die Steinbrüche grosse Blöcke bei meist geringer Abraumsarbeit. Bemerkenswerth ist ferner noch die in den Brüchen an den Hollänen, ferner an der Chaussee von Löbejün nach Naundorf und am Wege von Löbejün nach Neutz sowie überhaupt gleich westlich vor Löbejün am Abfalle des Plateau’s am besten zu beobach- " tende Sphäroidstructur des Porphyrs, die im festen Gesteine nicht zu entdecken ist, sich aber bei der Verwitterung im Ausgehenden kenntlich macht, indem das Gestein in 2 Zoll bis mehrere Fuss grosse Kugeln und Ellipsoide zerfällt, die in concentrische Schalen langsam zerfallen oder zerschlagen werden können. 2 Verel./IM. 8:12. 2) Vergl. III. $ 10e. 3) Vergl. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 1864. XVI. S. 367 ff. 290 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (30) Das schon oft ventilirte Alter des Gesteins zu den Sedimenten und den anderen Porphyren kann erst in einem späteren Abschnitte ') noch- mals erörtert worden. Der v. Verresim’sche Namen „älterer Prophyr“ bezieht sich auf die Werner’sche Annahme der sedimentären Natur der Prophyre. $ 8. | Der flötzleere liegende Sandstein oder das Liegende der oberen productiven Steinkohlenformation. a) Vorkommen und Allgemeines. Derselbe geht nur in dem kleinen Weiher der Zuckerfabrik Gottgau nordwestlich von Löbejün zu Tage aus, steht aber auf einige Erstreckung, sowohl bei Wettin, als auch bei Löbejün gleich unter dem „aufge- schwemmten Gebirge“ an; meist ist er aber vom productiven Stein- kohlengebirge und dessen Bedeckung überlagert. Trotzdem hat man ihn an zahlreichen Stellen durch dieVersuchs- und Ausrichtungsbaue sowie durch viele Bohrlöcher der Steinkohlengruben und Muthungen genugsam kennen gelernt und überall bei sehr bedeutender Mäch- tigkeit in gleicher petrographischer Beschaffenheit gefunden, die nicht so leicht zu verkennen ist und die der ortskundige Bergmann meist richtig in den Bohrproben wiederzuerkennen vermocht hat. „Es bohrt sich darin gleichmässig fort und besitzt eine ganz eigene rothe Farbe,“ sagt der Bohrmeister in den Acten. Begegnen wir auch in diesen liegenden Schichten mehrfach noch einer grauen Gesteinsfarbe, so ist doch eine, namentlich in den Bohrproben grelle, eisenrothe Farbe dem Liegenden eigen, und dieses deshalb früher hier das rothe Liegende genannt worden. Dieser Gegensatz zu dem stets grauen productiven Steinkohlengebirge ist so durchgängig, dass man bei Auslegung der hiesigen Bohrtabellen die ersten rothen Schichten von Bedeutung unter- halb der grauen und schwarzen Steinkohlenschichten als den Anfang des Liegenden ansprechen darf, in dem zwar noch manchmal graue und selbst schwärzliche, dem produetiven Steinkohlengebirge hie und da 1) Vergl. unten V. (31) $ 8. Der flötzleere liegende Sandstein, 291 ähnliche Lagen auftreten können; allein das grelle Roth kehrt dann immer bald wieder. Die besten unterirdischen Aufschlüsse des Liegenden finden sich in den Wettiner Grubenbauen im Stollnflügel beim Bredowschachte, wo es vom sogenannten liegenden Kalksteine, den liegenden Muschel- schiefern und dem Dreibankflötze der produetiven Steinkohlenformation bedeckt auftritt; ferner im Stolln auf der Einigkeit des Oberzuges in dem Liegenden mehrerer Sprünge. Die Halde dieses Stollnlicht- loches, in welchem das Unterrothliegende, die Bestege des productiven Steinkohlengebirges und das flötzleere Liegende durchteuft sind, ist deshalb braunroth und zeigt die petrographische Einförmigkeit des „Liegenden“ am besten. Im Löbejüner Reviere beobachtet man diese Sedimente am besten im Querschlage aus ©, des Hoffmann-Schachtes in der südlichen Grund- strecke der sogenannten 564 Lachter- ')Sohle des Martins -Schachtes, ferner im südöstlichen flachen Orte in 56,5 Meter (27 Lachter) Teufe des Huyssen-Schachtes und in den auf dem Zechenhause aufbewahrten Bohrproben der Bohrlöcher O0. E. u. s. w. Die Gesteine sind mittelfeine Sandsteine, Sandsteinschiefer, sandige Schieferthone, sehr selten eigentliche Schieferthone und sind, sobald die rothe Farbe einmal fehlt, nicht von den entsprechenden Gesteinen des productiven Steinkohlengebirges zu unterscheiden. Es sind also typische Steinkohlengesteine und scheinen Alle aus demselben Ma- teriale zu bestehen, indem sie ihren verschiedenen Habitus und Cha- rakter dem verschiedenen Feinheitsgrade ihrer Elemente zu verdanken haben. Alle ‘kehren in mehrfachem Wechsel mit mannigfaltigen Uebergängen stets wieder. | b) Mächtigkeit. Innerhalb der Grubenbaue sind aus technischen Rücksichten diese Schichten nie sehr mächtig bekannt geworden, wohl aber in man- chen Bohrlöchern. Das Bohrloch im Flachen No. 1 des Perlberges bei W ettin steht 42 Meter (20 Lachter) in denselben; das Bohrloch I, 1 der Mansfelder 1) 56!/a Lachter = 118,22 Meter. 299 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (32) Gewerkschaft bei Ostrau 78,72 Meter (37% Lachter); das Sohlenbohr- loch IX, P bei Plötz 105,40 Meter (50% Lachter); das Bohrloch I, 2 der Mansfelder Gewerkschaft bei Ostrau 133,91 Meter (64 Lachter); das Bohrloch E 1854 bei Löbejün 179,68 Meter (85% Lachter) und das Bohrloch O daselbst sogar 279,86 Meter (133% Lachter). Diese durchsunkene Mächtigkeit dürfte dabei der absoluten ziemlich nahe stehen, da an keinem dieser Orte ein Grund vorliegt, ein Einfallen der Schichten über 20—30° anzunehmen. Noch kein Bohrloch ist durch diese eigenthümlichen liegenden flötzleeren Schichten in andere hindurchgekommen; es mag also die Mächtigkeit derselben sehr gross sein und deshalb ihre sedimentäre Unterlage stets unbekannt bleiben. Es möge daraus erhellen, wie ungerechtfertist die Angabe Fr. Horrmans’s!) ist, „dass die Festigkeit des Liegenden sowie einige andere Eigenthümlichkeiten es vermuthen lassen, dass man hier in geringer Tiefe auf Grauwacke und Thon- schiefer stossen würde, welche die allgemeine Unterlage der ganzen Formation bil- den.“ Ueber diese Sediment-Unterlage weiss man gar nichts; es können ebenso gut die Magdeburger Culmbildungen als die Harzer Devon- und Silurablagerungen sein. Wegen der Discordanz aller Sedimente zu dem unteren Porphyr ist derselbe mehrfach die Unterlage des Liegenden an dessen Aus- gehendem und als solche in manchen alten Löbejüner Grubenbauen unter dem Liegenden ebenso wie unter dem productiven Steinkohlen- gebirge angefahren worden. Die Angabe aber, das Sohlenbohrloch IX P von Plötz?) habe in der Plötzer-Mulde unter dem Liegenden ebenfalls den unteren Porphyr noch als dessen Unterlage erschroten, beruht wohl auf falscher Beurtheilung der Bohrproben. Alle bezüg- lichen, mir von den Grubenbeamten vorgelegten Bohrproben waren nur normale Gesteine des „Liegenden“. ?) c) Gesteinsbeschaflenheit, Die Gesteine innerhalb der Grubenbaue, also an den zahlreichen mit kreisenden Atmosphärilien gefüllten Sprüngen, sind meist roth, ebenso innerhalb der Bohrlöcher in der Nähe der Erdoberfläche. Tiefer . hinab sind sie häufig auch grau in verschiedenen Intensitäten und 1) Nordwestliches Deutschland. II. 8. 647. 2) Gemirz Steinkohlenbuch. Atlas. Tafel VII. Profil S. T. Bd. I. S. 9. 3) Zu gleichem Schlusse kommt Bons 1. ce. S. 258 f. (33) $ 8. Der flötzleere liegende Sandstein. 293 Tönen !) oder in beiden Farben gefleckt und geflammt. Es kann des- halb vielleicht die rothe Farbe nicht die ursprüngliche sein, sondern nur die Folge oxydirender Atmosphärilien und ist dann in keiner Weise mit der Farbe des Rothliegenden zu vergleichen. Die sehr verschieden groben Sandsteine sind meist sehr fest, wohl durch ein kieseliges Bindemittel, denn auf allen Klüften und Drusen finden sich kleine mit Schwefelkies bedeckte Krystalle von Quarz, und das Gestein ist von zahllosen feinen weissen Quarzadern durchzogen. Es braust durchaus nicht mi. Säuren, so dass Kalkspath nicht das Cement sein kann, obwohl auch kleine Gänge und Adern von weissem derbem Kalkspath dem Gesteine in der Tiefe (Bohrloch O von Löbejün) eigenthümlich sind. Unter der Lupe sind darin nur grauer Quarz, weisser Glimmer ın grosser Menge und kohlige Schuppen zu erkennen. Die beiden letzten Bestandtheile sind namentlich auf den Schichtungsfugen angehäuft und machen eben das Gestein schiefrig. Feldspath in diesen Gesteinen ist nicht zu erkennen, weisse trübe Körnchen deuten vielleicht darauf hin. Manche Sandsteine enthalten kleine Geschiebe von Milchquarz; andere Mineralien sind nicht zu sehen. Man hat es also in allen Beziehungen mit ächten Steinkohlenformationsgesteinen zu thun, die sich sehr leicht von den Gesteinen des Mittelrothliegenden, wie sie bei Schlettau und Kattau nördlich von Löbejün anstehen, unter- scheiden lassen. Trotzdem sind letztere bisher von den Bergbeamten für erstere gehalten worden?). Durch Aufnahme von mehr Quarz- geschieben scheinen die Sandsteine in Conglomerate überzugehen, die im Bohrloche O bei der Zuckerfabrik Gottgau nordwestl. von Löbejün mehrmals durchbohrt sein sollen. Durch Verfeinerung des Kornes entstehen aus diesen Sandsteinen alle die mannigfaltigen Sandstein- schiefev und mehr oder weniger sandigen Schieferthone. Je thoniger oder je feiner ein Gestein ist, um so dunkeler ist dasselbe, auch erweisen sich manche thonigen Gesteine schwach kalkig. 1) Grünlichgrau, röthlichgrau, grau, schwärzlichgrau durch Anreicherung mit kohligen Resten. 2) Vergl. Wasner-Gemurz, 1. c. II S. 99. Vergl. Karsten’s Archiv, IX, 1836. S. 316. 20 994 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (34) Gegen solche Schieferthone scheinen an manchen Orten die Sandsteine ganz zurückzutreten, denn nach Fr. Horrsasx!) besteht das Liegende auf dem Kranich und an anderen Punkten des Unterzuges von Wettin aus Schieferthonarten, die zum Theil „schliffig, sehr eigenthümlich, auf den Ablosungsflächen feinglimmerig, dunkeleisenroth oder bläulichgrau sind und niemals in wahren Sandstein übergehen.“ Der sonst kalkfreie, meist rothe Sandstein vom Stollnlichtloche Einigkeit (Öberzug, Wettin)?) enthält aber mehrfach bis faustgrosse Concretionen von kalkigem Sandstein derselben Farbe, die sich schwer aus dem Gesteine lösen, weil sie ohne scharfe Begrenzung mit dem Gesteine sind. Mit Ausnahme der genannten Kohlenschuppen und von seltenen undeutlichen sogenannten schilfartigen Pflanzenresten kennt man im Liegenden kein organisches Gebilde. Mögen auch einzelne Lagen von Schieferthon im „Liegenden“ hie und da recht schwarz durch Kohle werden, so fehlen doch Brandschiefer, Kohlenbestege und Kohlenflötze vollständig darin an allen Orten. Das Liegende ist flötzleer. Ein recht eigenthümliches Gestein findet sich im schwebenden Orte aus Ca im Hoffmann-Schachte bei Löbejün in der Nähe von Cs; es ist ein glimmerreiches, thoniges, nicht schiefriges Gestein mit krummschaliger glattflächiger verworrener Absonderung, auf deren Oberflächen Kalksinter liegt, von grüngrau und braunroth gefleckter Farbe ohne Kalkgehalt, aber mit kleinen rundlichen oder wurm- und wurzelförmigen Concretionen von thonigem Sphärosiderit. Die Formen der oft mit ziemlich regelmässig vertheilten Höckern versehenen Concretionen erinnern hie und da an thierische Reste und sind manchmal schon für Versteinerungen angesprochen worden. d) Geognostischer Horizont. Ueber den geognostischen Horizont dieses flötzleeren Liegenden sind viele Ansichten laut geworden, die in enger Beziehung stehen zu den Ansichten über das Alter der kohlenführenden hangenden Schichten, von denen weiter unten die Rede sein wird. Nach der ältesten Meinung, der von v. Verr#eım und Fr. Horr- MANN), sollte es Rothliegendes sein, theils wegen der meist rothen Farbe und mancher petrographischen Aehnlichkeiten, theils aus Gründen, Ile, U. 646. )eVerel. 111. S 8,5, 31, 3) Vergl. Fr. Horrmass: Nordwestliches Deutschland II. S. 644; ebenso Karsrev’s Archiv. IX. 1836. S. 313. (35) 8 8. Der flötzleere liegende Sandstein. 295 die ich besser weiter unten entwickeln werde. Dadurch wurden die productiven Steinkohlenschichten zu einer Einlagerung im Rothliegenden, „die sich schwerlich noch einmal in demselben wiederhole“. Mit der Widerlegung dieser Ansicht, namentlich durch den jetzt verstorbenen, um die Geognosie unserer Gegend mehrfach verdienten Bergmeister Brestau !), mit der Parallelisirung unserer Steinkohlen- schiehten mit der Steinkohlenformation und mit dem Bekanntwerden des englischen „old red sandstone* unter dem Steinkohlengebirge im Gegensatze zu dem „new red“ über demselben hielten Brestau und mit ihm Andere dieses „Hauptliegende“ unserer Steinkohlenbildungen für ein Aequivalent des englischen old red, des alten rothen Sandsteins. Da wir die Unterlage unseres Liegenden nicht kennen, da das letztere, wie gesagt, mit Ausnahme von undeutlichen Pflanzenspuren keine or- Sanischen Reste enthält, am wenigsten die dem old red charakteristische Wirbelthierfauna, entbehrt diese Parallele jeder geognostischen und paläontologischen Stütze. Da auch petrographisch beide verglichene Schichtenecomplexe nur die schwache Analogie besitzen, dass sie roth, meist Sandsteine und älter als das Rothliegende sind, kann man diese Parallele nur fallen lassen. ?) Dieses fühlend, verglich man später mit dem Bekanntwerden des flötzleeren Sandsteines, oder kurzweg des Flötzleeren, unter den Kohlen- ablagerungen und über dem Kohlenkalke oder dessen Vertreter, dem Culm, in Westfalen nicht nur unser flötzleeres Liegendes mit jenem Flötzleeren, sondern identificirte beide ohne Weiteres. Da die Unterlage unseres Liegenden unbekannt ist, mag ein solcher Vergleich gestattet sein, zu einer solchen Identificirung fehlt aber jeder geognostische und paläontologische Grund, weil auch die beiderseitige Gesteinsbeschaffenheit nicht einmal einer solchen Parallele das Wort redet; der westfälische Flötzleere sind nämlich grauwackenartige Gesteine, mit denen die ächten Kohlengesteine unsers Liegenden gar keine Aehn- lichkeit besitzen. Die einzige Analogie zwischen beiden Schichten- complexen bliebe also nur die flötzleere und sandsteinartige Natur beider. Sr Verel. I. 89,8: ®) Ebenso Bode 1. c. 263. 20* 296. III. Specielle geognostische Verhältnisse. (36) Man kann also vorläufig, bis die Unterlage unsers „Liegenden“ bekannt werden sollte, diese mächtig entwickelten Schichten nur als Steinkohlengebirge betrachten, welches aus uns noch unbekannten Gründen flötzleer geblieben und roth geworden ist, und sie nach dem Vorgange von Wacner und Geisırz !) nicht besser als einen flötzleeren liegenden Sandstein bezeichnen, da in ihnen die Sandsteinnatur herrscht. ?) Eine Wiederkehr von Steinkohlenflötzen darunter liegt demnach nicht in der Unmöglichkeit, da die darüberliegenden Flötze dem obersten Steinkohlengebirge entsprechen.?) Es könnten nämlich noch Saar- brückerflötze oder die noch tieferen Westfälischen Kohlenablagerungen folgen. *) Bei der Wichtigkeit der Wacxer’schen Bearbeitung) des hiesigen Steinkohlen- gebirges muss ich auf eine in derselben auf Seite 99 ausgesprochene Ansicht etwas näher eingehen, da dieselbe meinen Beopachtungen direct widerspricht, und da dieser Punkt besonders für die dereinstigen Betriebsmaassnahmen bei der Leitung des dortigen Bergbaues von practischer Tragweite zu werden verspricht. Es werden nämlich daselbst in der Nähe des Brassertschachtes nordwestlich von Wettin „schmale bituminöse Kalkbänke von braungrauer oder röthlicher Farbe, welche fast ganz aus zweischaligen, höchst undeutlichen Muscheln der Gattung Un?o bestehen und zwischen geringen aufgelösten Massen eingeschoben sind,“ als sehr tiefe Schich- ten des Liegenden, durch einen Sprung in’s Hangende an die Oberfläche gebracht, beschrieben. Diese Stelle liegt westlich vom sogenannten kleinen Schachtberge am alten Wege von Wettin nach Doessel in der Nähe des Wegabganges über die Him- melsberge und nach dem Brassertschachte, und sind dort die Schichten in einem auf der Karte verzeichneten Hohlwege und am Berggehänge in der Nähe der alten Halde „Schulle* gut aufgeschlossen. Diese Schichten sind aber durch die alten Grubenrisse und zu Tage durch die Lagerungsverhältnisse nachweislich nicht tiefe Schichten. des Liegenden, sondern Unterrothliegendes, also Hangendes der Stein- kohlenflötze. Durch die Gesteinsbeschaffenheit, die Fauna und die Reihenfolge der hier auftretenden Schichten verleitet, sind sie von anderen Bergbeamten häufig auch für die Schichten unter dem Dreibankflötze, d. h. für sogenannten liegenden Muschel- schiefer und Kalkstein der productiven Steinkohlenformation angesprochen worden. Man sieht daraus, wie schwierig und vorsichtig die hiesigen Verhältnisse zu deuten sind !) Vergl Gemurz, Steinkohlenbuch I. S. 97. | ?) Die abweichende Angabe von Fr. Horrwans 1. c. II. 8.646. S. o. 111.38 8.(34). 3) Vergl. II. $ 9g. 4) Die Ansicht von Fr. Horrwass 1. ce. II. S. 647, dass die rothe Farbe des Liegenden es wahrscheinlich macht, dass unter ihm das Steinkohlengebirge nicht mehr wieder- kehrt, ist deshalb ohne Begründung. 5) Gemurz: Steinkohlen Deutschlands I. S. 91 ff. 3 $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 297 Die Grenze des flötzleeren liegenden Sandsteins nach oben mit dem oberen productiven Steinkohlengebirge ist sehr scharf bezeichnet durch den p!ötzlichen Eintritt der grauen, dem ganzen productiven Gliede charakteristischen Farbe und durch das Auftreten der untersten Kalkbänke, die in Letzterem mehrfach sich finden, dem flötzleeren Liegenden aber bisher ganz fremd sind. 89. Die obere productive Steinkohlenformation. a) Vorkommen und Allgemeines. Das Ausgehende derselben zu Tage ist nur an sehr wenigen und kleinen Punkten, sowie nur schlecht zu beobachten. Bekannt ist es mir nur: 1. an der sogenannten Klinke bei Brachwitz rechts vom Wege von Trotha nach Brachwitz beim Uebergange eines kleinen Thales am Fusse von dessen linkem Gehänge, 2. beim Bade Wittekind nordöstlich von Giebichenstein in dem vom Galgenberge herabkommenden Thälchen, 3. am Stollnmundloche bei der Ziegelei nördlich von Löbejün, 4. nordnordwestlich vom Huyssenschachte bei Löbejün. Weit häufiger und ausgedehnter ist das Ausgehende derselben unter alluvialer, diluvialer oder tertiärer Bedeckung, wie es durch Schurfarbeiten, Bohrversuche oder Bergbau bekannt geworden und auf der Karte in seiner vermuthlichen Ausdehnung zur Darstellung ge- kommen ist. Durch Bergbauversuche oder Bergbau selbst ist das obere productive Steinkohlengebirge an folgenden Orten bekannt ge- worden: 1. nördlich von Wettin zwischen Wettin, Dobis, Domnitz, Neutz; 2. nordwestlich von Gimmritz, nördlich am Wege nach Wettin; 3. bei Dölau; 4 an der sogenannten Klinke bei Brachwitz nördlich von Lettin; | 5. bei Nieder- und Ober-Plötz; 298 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (38) bei Löbejün; zwischen Domnitz, Dalena und Schlettau; am Bade Wittekind bei Giebichenstein nördlich von Halle. Der letztere Punkt gehört dem östlichen Hauptsattel an, während die 7 anderen den nördlichen Hauptsattel umgeben. Geognostisch bekannt ist die Steinkohlenformation eigentlich nur in den drei noch in Betrieb stehenden Steinkohlengruben von Wet- tin, Löbejün und Plötz. Hier nur habe ich sie näher untersucht und auf diese 3 Punkte beziehen sich in erster Linie die folgenden Mittheilungen, die meist eigene Beobachtungen sind, aber auch von allen älteren Beobachtern das Zuverlässige bringen und besonders das, was durch das Fort- schreiten des Bergbaues nicht mehr zu sehen ist und was von den jetzt verlassenen Gruben bekannt geblieben ist. Einmal, weil trotz mancher, besonders durch v. Verrseım darauf gerichteter Unternehmungen es bisher nicht möglich gewesen ist!), einen directen Zusammenhang der Steinkohlenformation und besonders der Flötze zwischen den 8 genannten Steinkohlenwerken bergmännisch nachzuweisen und zweitens, weil in diesen verschiedenen, von einander räumlich ziemlich weit getrennten Gruben die Steinkohlenschichten, besonders die am besten gekannten Flötze selbst, manche Eigenthüm- lichkeiten gegenüber den benachbarten Verhältnissen aufzuweisen ha- ben, herrschte bisher fast allgemein die Ansicht, die Steinkohlen- formation sei hier kein allgemein verbreiteter und ausgedehnter Schichtencomplex, sondern beschränke sich auf diese wenigen isolirten und kleinen Ablagerungen, die man als Becken ohne jeden gegen- seitigen Zusammenhang bezeichnete. Wäre unsere Steinkohlenformation wirklich in der Weise zum Absatz gekommen, so könnten, oder brauchten wenigstens, die Schichten und Flötze der einzelnen, isolirten Becken gar keine Uebereinstimmung unter sich zu zeigen. Sobald aber umgekehrt der Nachweis geliefert werden kann, dass an allen Punkten unsers Gebietes dieselben Schichten in der näm- wm 1) Vergl. II. $ 5. S. 23 und Kursrew’s Archiv XII. 1826. Heft 1. S. 163, GL)J $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 299 lichen Reihenfolge, wenngleich mit mehr oder weniger grossen Modi- ficationen (z. B. mit ungleicher Mächtigkeit) zum Absatz gelangt sind, ist zugleich der Beweis geführt, dass hier wie an anderen Orten nicht in isolirten Becken, sondern als ein ausgedehntes Schichtensystem, die Steinkohlenformation sich abgelagert hat und erst später durch Auf- richtung der Schichten in einzelne Mulden oder Sättel gebracht wor- den ist, die unter sich noch immer in nur noch nicht gekanntem Zusammenhange stehen oder durch die Aufrichtung den früheren Zu- sammenhang jetzt räumlich eingebüsst haben. Als ich an die Untersuchung der productiven Steinkohlenformation ging, wandte ich mich ganz besonders der Entscheidung dieser Frage zu, indem ich in den 3, allerdings mit vielen Eigenthümlichkeiten ausgestatteten Gruben von Wettin, Löbejün und Plötz die Schichtenfolgen Schicht für Schicht studirte und gegenseitig verglich. Dabei mussten manchmal die charakteristischen Schichten der einen Grube so lange innerhalb der andern in den zahlreichen Schacht- und Querschlagsprofilen gesucht werden, bis sie selbst oder wenigstens ihre Vertreter nachgewiesen waren, wobei mir die Erfahrung der orts- kundigen und intelligenten Obersteiger und Steiger der Gruben diese Mühen sehr erleichterte. Dass mir dieses in kaum gehofiter Weise gelungen ist, wird die folgende vergleichende Stratigraphie und Petrographie der Steinkohlen- formation auf den 3 Gruben darthun und beweisen, dass die herr- schende Ansicht über die Ablagerung dieser Formation eine irrige war. So unregelmässig und verworren auch jetzt die hiesigen La- gerungsverhältnisse sind, so regelmässig und allgemein fortschreitend war früher der Absatz der einzelnen Schichten, die wohl bald mäch- tiger werden, bald bis zu Bestegen verschwinden können, aber nie oder nur in äusserst seltenen und ganz localen Fällen ganz ver- drückt sind. Dieses Resultat scheint mir von grösster Tragweite für die Tech- nik und Oekonomie unserer Gegend, denn wir sind von der nieder- schlagenden Befürchtung eng begrenzter Kohlenfelder erlöst und dürfen uns der berechtigten Hoffnung hingeben, hier sowohl, als auch in der weiteren Nachbarschaft, besonders nach der grossen Mansfeld’schen General-Mulde hin, überall da Steinkohlen in der Tiefe dereinst zu 300 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. (40) finden, wo jüngere Formationen zu Tage ausgehen und ältere, beson- ders der grobkrystallinische Porphyr, in der Nähe nicht bekannt sind. b) Schichtenfolge und Gesteinsbeschaffenheit. Da ein Ueberblick über die Schichtenfolge und Gesteinsbeschaffen- heit jeder der 3 Kohlengruben ebenso wünschenswerth sein dürfte wie eine Vergleichung derselben von der einen mit der anderen Grube, und zwar eine Vergleichung, die jeder Leser selber anstellen kann, scheint es mir zweckmässig, diesen Abschnitt in folgender dreitheiliger Uebersicht zu geben, in der das allen 3 Gruben Gemeinsame die ver- ticalen Colonnenstriche durchbricht, um nicht zu viele Wiederholungen machen zu müssen, und in der die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Gruben die betreffenden Colonnen innehalten. Da man von oben nach unten liest, gebe ich die folgenden Schichtenprofile ebenfalls in dieser Richtung. Es ist das beim Gebrauche der Profile bequemer, obwohl in dieser Arbeit sonst die Bildungen in umgekehrter Richtung besprochen werden. : Schichtenfolge und Gesteinsbeschaffenheit der produetiven Stein- kohlenformation auf den drei Steinkohlenwerken: Wettin Löbejün. Ponzı 1. Hangender'!) Muschelschiefer. Ein dichtes bis sehr feinkörniges, mehr oder weniger sandiges, kalkiges, und bituminöses, meist weiches Thongestein, das zwar schon durch kleine, aber zahllose weisse Glimmerschüppchen, noch mehr je- doch durch viele plattgedrückte Muscheln, Fischreste und Pflanzen eine concordante plane Parallelstructur und Schieferung erhält, nament- lich in den mehr thonigen Varietäten. Bei Ueberhandnahme des Kalkes bekommt es den splitterigen bis flachmuscheligen Bruch des Kalksteins. Der Kalkgehalt ist durch ursprüngliche Bildung und spätere Auslaugung sehr verschieden; oft steht das Gestein dem tho- 1) d.h. in Bezug auf die Steinkohlenflötze. (41) S 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 301 Wettin. Löbejün. Palkont’z. nigen Kalksteine näher als dem kalkigen Schieferthone und oft kann man mit Säuren den Kalkgehalt kaum noch nachweisen. Ebenso wechselnd ist der Bitumengehalt, theils wohl durch spä- tere Ursachen (Auslaugung, Oxydation), theils durch ursprüngliche Imprägnation. In der Regel ist er so hoch, dass der Schiefer bräun- lichgrau (rauchgrau) bis braunschwarz ist und dem Kupferschiefer der Zechsteinformation gleichen kann. Beim Anschlagen, Reiben und Er- wärmen stinkt er in diesem Falle. Das wie das Gestein matte Strich- pulver ist nach der Menge des Bitumen licht- oder dunkelrauchgrau. Das Bitumen ist wohl meist ein thierisches, weniger ein vegetabi- lisches, denn während Pflanzen in den Schiefern selten sind, wimmeln in den meisten Stücken gut erhaltene Muscheln, deren beide Schalen aufgeklafft oft noch aneinander hängen, und Fischreste (Schuppen, Flossen, Rückenschuppen, Zähne, Flossenstacheln, Kopfknochen, sehr selten grössere Bruchstücke oder ganze Fische), die parallel der Ge- steinsstructur, namentlich auf den durch sie veranlassten Schieferungs- und Schichtungsfugen liegen. Alle Fossilien zeichnen sich in dem feinen stumpfschwarzen Gesteine durch Glanz, Deutlichkeit und vor- treffliche Erhaltung aus. Schmale und kurze Schweife oder Nester von Brandschiefer sind darin häufig und mögen sich manchmal zu sogenannten Bestegen (z. B. im westlichen Querschlage aus A und sonst noch hie und da in Plötz) vergrössern. Manchen Muschelschiefern: z. B. Grube Sophie (Wettin) oder Maschinenschacht von Plötz fehlt dagegen das Bitumen ganz oder schichtweise; in dem Falle ha- ben sie eine grünlichgraue Farbe. Stellenweis wird das Gefüge etwas gröber und der Schiefer da- durch fleck- oder schichtweise sandig. Die Weichheit des Gesteins wird durch Verwitterung noch vermehrt; am Ausgehenden und an Klüften ist es meist plastischer grauer Thon. Alle diese Eigenschaften machen den hangenden Muschelschiefer zu einem so charakteristischen Gesteine, dass er in allen Fällen mit 302 Iu. Specielle geognostische Verhältnisse. (42) Wettin. Löbejün. Por Sicherheit und Leichtigkeit erkannt werden kann und als prächtiger petrographischer und paläontologischer Horizont, als obere Grenze der productiven Steinkohlenformation, fixirt werden muss, den man in allen Bohrlöchern zu erkennen vermocht hat und der nirgends bisher gefehlt hat, selbst wenn die Formation noch so sehr verdrückt ge- wesen ist. Die besten Aufschlüsse bei Wettin sind im Perl- berg: 3,66 Met. (16/8 Lchtr.) mächtig, in der Sophie 6,23 Met. (3 Lehtr.) mächtig, im Kunstschachte (Ober- zug) 3,66 Met. (16/3 Lehtr ) mächtig; im Burghofer Gesenke san- dig und vorzugsweise reich an Muscheln. N.B. Der von Gemırz beobachteteMuschelkrebs!) der Süsswassergattung ('y- pris, „der wie es scheint von Candona Salteriana Jones (T. R. Joxes: a Mo- nograph of fossil Estheriae London 1862) nicht ver- schieden ist“, dürfte meist selten sein, aber an meh- reren Orten z.B. Perlberg, Kunstschacht (Oberzug) ist er schaarenweis zu beobh- achten. Auch Insectenreste sollen im Muschelschiefer vorge- kommen sein. InLöbejün unterschei- det der Bergmann: a) graubraunen Mu- schelschiefer, im Martins 2,62 Met. (1% Lachter) m., d. h. schwärz- lich braungrau mit rauch- grauem Strichpulver; mit vielen Muscheln, wenigen Fischresten; darunter: b) schwarzbraunen Muschelschiefer im Martins 2,35 Met. (1!/g Lachter) m., nur bitumen- reicher, d h. schwarzbraun mit graubraunem Strich- pulver, weicher, meist nit weniger Muscheln und mehr Fischresten als in a. I) Vergl. unten III. 8.9, e, 2. In Plötz unterscheidet der Bergmann: a) Oberen Muschel- schiefer, im Maschinenschachte 3,4 Meter (15/s Lehtr.) m., meist grau, selten schwarz, sehr weich, sehr glimmerıeich, oft ohne Kalk; Strich licht rauchgrau, Muscheln selten und undeutlich. — Darun- ter im Schachte: 1,334 Met. (5/3 Lchtr. 1 Zoll) thoniger Sandstein mit Kalkspath, 1,046 Met. (4/g Lehtr.) weiss- graues sandiges Thon- gestein mit Kalkspath, 0,915 Met. (3/8 Lchtr. 5 Zoll) fester weissgr. Sandstein, 1,203 Met. (?/g Lchtr. 6 Zoll) thoniger weissgrauer Sandstein, 0,968 Met. (3/3 Lehtr. 7 Zoll) desgl. sehr fein, . 0,314 Met. (?/s Lehtr. 2 Zoll) gelblich grauer Sandstein, 0,366 Met. (!/s Lehtr. 4 Zoll) weissgrauer Sandstein, 1,333 Met. (°/s Lehtr. 1 Zoll) graues sandiges Thon- gestein, wechselnd mit grauem Sandsteine, ee (45) S 9, Die obere productive Steinkohlenformation. 303 Wettin. Löbejün. Plötz. 0,1s3 Meter (7 Zoll) gelb- grauer feiner Sandstein, 0,732 Met. (2/s Lehtr. 8 Zoll) grauer thoniger Sandst., 0,235 Meter (9 Zoll) gelbgr. feiner Sandstein, 0,393 Met. (1/g Lehtr. 5 Zoll) graues Thongestein, wechselnd mit Sandstein, 3,031 Met. (1%/s Lehtr.6 Zoll) graues sandiges Thon- gestein mit Glimmer. Se.12,u56 M. (5#/s Lehtr.1 2.) vermuthlich sandiger, bitu- menarmer Muschelschiefer ohne Muscheln; ebenso im Bohrloche IP, VIIP, IIIP. b) unteren Muschel- schiefer im Maschinenschachte 7,166 ' Met. (3%/s Lehtr. 4 Zoll) m., ‚ schwarzbraun mit grau- ‚ braunem Strich; zum Theil ‚in Kalkstein übergehend mit vielen Muscheln und Fischresten. Durch sandi- ' ges Thongestein und tho- nigen Sandstein [5,44 Met. | (21/a Lehtr. 8 Zoll) m.) oft übergehend in: 2. Hangender!) Sandstein. Dieses leicht kenntliche, jedem Bergmanne als guter technischer Horizont bekannte Hangende des Hauptflötzes (Oberflötz) ist ein durch Kalkbindemittel2) ungewöhnlich fester, beim Anschlagen klingender, den Hammer stark zurückstossender, schwer zu gewinnender Sand- stein. Die normale lichtaschgraue bis grünlichgraue Farbe wird beim I) d.h. in Bezug auf die Steinkohlenflötze. 2) Nicht kieselig! Vergl. Bopz 1. c. S. 252. III. Specielle geognostische Verhältnisse. (44) Wettin. Löbejün. PTot7z. Verwittern bräunlichgrau durch Bildung von Eisenocker. Das Korn ist meist ein so feines, dass man unter der Lupe nur schwer den farblosen oder grauen Quarz erkennen kann. Ausser diesem und dem silberweissen Glimmer, der das Gestein bei grösserer Menge manchmal in Sandsteinschiefer übergehen lässt, erkennt man keine anderen Ge- steinselemente. Die Quarzkörner müssen eckig sein, denn der Sand- stein ist immer, selbst in den feinsten Abänderungen, rauh und scharf anzufühlen. Der Gesteinsbruch ist nach dem Korne und Kalkgehalte uneben bis splitterig. Das Gestein hat grosse Aehnlichkeit mit manchen „Quarzsandsteinen“ des Unterrothliegenden '), welche aber niemals so kalkig sind. Die Menge des Kalkbindemittels nimmt nach unten zu und ver- anlasst einen Uebergang in den folgenden Kalkstein, der sich schon in einzelnen unregelmässigen Partien, Nieren, Knoten und selbst in einzelnen regelmässigen Lagen im Sandstein, mehr oder weniger rein ausgeschieden finden kann. Im Maschinenschachte In der Sophie 6,277 Met. (3 Lechtr.) m. Die obere Grenze mit d. Muschelschiefer scharf; die untere Grenze in den Kalkstein verlaufend, z. B. im Perlberg-Schachte: °) 3,139 Meter (1%/s Lachter) grünlichgrauer fester Sandstein mit 0,19 —0,16 Met. (4—6 Zoll) m. La- gen von Kalkstein, 0,523 Met. (2/g Lehtr.) grün- lich grauer Schieferthon, | Sandstein oft auch thoni- Synonym: Öberflötzer Hangendes d. Bergleute ; im Martins 10,2 Met. (473 Lchtr.) m. Obere Grenze scharf, die untere mit Uebergängen in Kalkstein. Nach unten wird der ger, feinkörniger bis dicht, bituminöser und schwärzer. 1) Vergl. unter III. $ 19, d. 2) Vergl. Menser Examensarbeit über den Neutzerzug desW ettiner Steinkohlen- bergwerkes. 1856; in den Acten des Oberbergamtes in Halle und der Berginspection zu Wettin. 3) Vergl. 1. ce. S. 252. 8,317 M. (3°/sLLehtr. 8Z.) ın. Die obere Grenze bald scharf, bald verlaufend. Die untere Grenze mit den obigen Uebergängen ; , nicht scharf wie Bopr an- giebt. ®) Nach Bone ?) auf zahl- reichen Klüften brauner strahliger Gyps und Kalk- spath. (45) $ 9 Die obere productive Steinkohlenformation. 4,969 Met. (238 Lehtr ) grün- grauer Sandstein, 0,209 Met. (8 Zoll) Kalkstein, 0,261 Met. (V/s Lehtr.) grün- lich grauer Sandstein, 0,105 Met. (4 Zoll) Kalkstein, 0,523 Met. (%s Lchtr.) grün- lich graues festes Thon- gestein. Se. 9,729Met. (45/3 Lcht.2Z.) Muscheln sind in ihm nicht bekannt geworden. Löbejün. Muscheln beobachtet man | neln können, aber stets viel | kalkreicher sind. 3. Hangender Kalkstein ist in den 3 Revieren sehr verschieden ausgebildet: imPerlbergbeiW ettin 1,046 Met. (3 Lehtr.) m. Ein hellgrauer bis rauchgrauer (bitumi- nöser), stets thoniger, meist dichter, nicht selten (z. B. Perlberg) oolithischer oder fein- körniger Kalkstein von splitterigem bis mu- scheligem Bruche. We- gen seines Gehaltes an kohlensaurem Eisen- oxydul wird er beim Verwittern lederbraun, weshalb er von den Bergleuten „die braune Schwarte des Ober- im Martins 0,523 Met. (2 Lehtr.) m. Graue, thonige und mit einzelnen Knoten von Kalkstein, welche oft zu Bänken in ein- Kalkstein ist schwärzlich - braun- grau, im Bruche split- terig, sehr fest u. glim- merreich. in den unteren kalkigen | Uebergängen, die den kal- | kigen Muschelschiefern äh- sandige Schieferthone | ander verfliessen. Der dicht, | Plötz. im Maschinenschachte 0,340 Met. (13 Zoll) m. Sehr dichter, mu- scheliger oder splitte- riger Kalkstein, frisch von grosser Festigkeit, die an der Luft ge- lockert wird, indem das Gestein in parallelopi- pedische Stücke zer- fällt. Die ursprünglich aschgraue bis rauch- graue Farbe setzt sich dabei in eine braune um durch Bildung von Eisenocker aus dem ı Eisencarbonat. 306 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (46) | Wettin. Löbejün. | Plötz. 2 flötzes“ genannt wird. Der Kalkstein ist tech- nisch von grosser Be- deutung, einmal, da er ein sehr festes, stand- haftes Dach für das mächtige Oberflötz bil- det undandermal, daer wie derMuschelschiefer nie fehlt, mag auch sonst die ganze For- mation sehr verdrückt sein, weshalb sein leichtkenntlicher petro- graphischer Habitus in dem hiesigen, durch Sprünge zerstückelten Kohlengebirge den Bergbeamten zurOrien- tirung dient. In den meisten Fällen Hier und da mit Unio- ist erohne Versteinerungen | ven!), gefunden worden. Im Kunstschachte bei 56,5 bis 57 Met. (27—271/a Lehtr.) Teufe fand ich im oolithi- schen Kalke, der dem des Unterrothliegenden im Bre- dow u. Veltheim täuschend ähnlich sieht. und in dem dichten des Perlberg kleine Muscheln, die nicht Umio sind und unten besprochen | !) Vergl. auch Bopr und Wıerer, Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften. Halle. 1865. XXV. S. 220. (47) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 307 Wettin. Löbejün. _—— werden sollen. Auch Brıx !) spricht im Orte C auf Perl- berg zwischen der braunen Schwarte und den Dach- bergen (s. unten) von einer wenig mächtigen Lage von schwarzem, Muschel - füh- rerdem Kalkstein. 3a. Thongestein. 0,418 Met. (£ Lchtr. 6 Zoll) m. und fest Ohne Aequivalent. Im Maschinenschachte 2,615 Met.(12 Lchtr.)m. fand Meuner im Perl- berg unter dem Kalk- steine und über den Dachbergen. Sehr fester, feinkörni- ger, kalkreicher, in star- ken Bänken geschich- teter Sandstein. 4. Die Dachberge. Ein schwarzgrauer bis bräunlich schwarzgrauer, sehr kohliger, hie und da mit feinen Kohlenschnüren durchzogener, glimmerreicher, san- diger Schieferthon oder fast dichter thoniger Sandsteinschiefer, der von zahllosen unregelmässigen „Schlechten* oder Ablosungen, die mit Schwefelkies überzogen sind, durchsetzt wird, so dass sich derselbe beim Abbau des darunter folgenden Oberflötzes leicht vom festen Dache stückweise loslöst und in den Bauen einen gefährlichen Nachfall bil- det. Um ein gutes Dach zu erhalten, baut man diese Dachberge mit dem Flötze ab. Durchschnittlich 0,105 Met. (4 Zoll) mächtig. Nach ÖObersteiger Danrz einzelne Muscheln darin gefunden. Meist bis 0,262 Meter (!/s Lachter) m. Nach Bope und Wirren mit einigen Muscheln und Fischschuppen ?®) 0,313 — 1,046 Met. (1 Fuss bis 1/a Lehtr.) m., im Maschi- nenschachte 1,308 Met. (5/8 Lachter) m. Nach Bone ?) undeutliche Fischzähne; nach Gieser ein Käferflügel. !) Untersuchungen über die Heizkraft der wichtigeren Brennstoffe des preus- sischen Staates. Berlin 1853. S. 163. ®) Zeitschr. f. die ges. Naturwissenschaften. Halle 1865. XXV. S. 253. * 308 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (48) Wettin. Löbejün. Plötz, Alle diese kalkigen han- In diesen obersten genden Schichten, beson- | Schichten, aber ganz beson- ders aber der hangende | ders im hangenden Sand- Sandstein (2) und Kalk- |.steine (2) finden sich vor- stein (3), aber auch die | zugsweise, aber nur in der folgende Kohle enthalten | Nähe von Sprüngen und zahlreiche, bald weite, bald | Klüften, die niedlichen Ar- enge Drusen und Klüfte, | senikkiese (Misspickel), die meist mit Kalkspath, | welche A. Barntsen be- seltener mit Quarz, brau- | schrieben hat!) und welche ner, rother und gelber | wie die mitbrechenden Blende, Fahlerz, Kupfer- | Bleiglanz, Blende, Kupfer- kies, Schwefelkies, Binar- , glas Kluftbildungen sind. kies, Braunspath, Schwer- As = 39,862 spath, Gyps zum Theil in S = 29,607 hübschen Krystallen erfüllt Fe = 37,511 oder bewandet sind. In Dos den so gebildeten Hobl- | Yol. Gew. 5,6575. Zwillinge. räumen sitzt auf den Kıy- | „_ p 110 5% Pr 800 8. stallen das flüssige oder Ber feste Bitumen, welches Auch hier in böberin Baesı au?, für Ozokeriüt BE des Hangende ds halten und fast gleichzeitig | Operflötzes und dieses Gerwar®) Ohrismabin ge- | selbst vielfach von Klüften nannt hat. Dasselbe ist (bis 0,593 Met. [1/4 Lehtr.] neuerdings von Wascxer?) I eneee one für Hatchettin erklärt wor- | „der theilweise mit en au Da Ozokerit und ben Mineralien wieinWet- Hatchettin nach Naumasn®) | 4; 7 (auch Kupferglas) er- die Zusammensetzung CH> | füllt sind. Bitumen ist aber haben und da nach Fızer®) | ie darin vernden worden das Wettiner Bitumen die | „hens owenig wie en Constitution CH3 hat, de Wetter in der darunter kann es weder das Eine gojsenden Kohle vorkom- noch das Andere sein. Es | en. dürfte deshalb der Ger- | !) Vergl. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Halle 1856. VII. S. 372. 2) Kuarsten’s Archiv. XXIII. S. 749f. : 3) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. I. S. 40f. 4) Leoxuarn Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1864. S. 687 ff. 5) Mineralogie. VIII. 1871. S. 594, bei Annahme der nenen Atomgewichte C =12. 6) Geiwirz Die Steinkohlen Deutschlands. I. S. 37. (49) 8 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 309 Wettin. Löbejün. Plötz. mar’ sche Namen beizube- halten sein. Die Analyse von Frrex ergab nämlich: . ea aD © ses © S 2eRı S 5 -_— le nn {eD} 323 | Der) > & 2 e 8 mg pl 282358 ıo m ac Die übrigen Eigenschaf- ten des Bitumen sind nach Waener: sehr weich, butterartig, oft halbflüssig; grünlich- oder wachsgelb; Fettglanz bis Seidenglanz; durchschei- nend ; geruchlos;; verbrennt mit heller, langer, wenig russender Flamme u. aro- matischem Geruche, leicht entzündlich; schmilztleicht schon zwischen den Fingern zu einem bei durchgehen- dem Lichte dunkelrothen, beireflectirtemLichte apfel- grünen Oele, das wieder zu der früheren Masse erstarrt. Das flüssige Bitumen tritt ‚neben dem festen an der- selben Stelle auf, hat die Eigenschaften des ge- schmolzenen festen u. er- starrt zu demselben bei niedrigerer Temperatur, ist 21 310 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (50) TTTTT—— Jr BZ ä [ TTT— Wettin. Löbejün. Plötz. also vielleicht nur ein an- derer Zustand desselben. Das erste Vorkommen von dem Bitumen fand man 1848 beim Abteufen des Burghofer Gesenkes und wurde von Brestau 1!) be- schrieben. Es fand sich dort auf einer durch den hangenden Sandstein (hor. 10, 2; Einf. 12° Südsüdost) streichenden (hor. 2, 2 Einf. F 80° Südost), bis 41/2 Zoll ” weiten Kluft mit Kalkspath und Schwefelkies in bis 1/4 Zoll dieken Massen. Von ö dieser Hauptkluft zweigten 3 h sich Nebenklüfte mit der- selben Beschaffenheit ab. Später, bis 1853 fand es sich noch an 3 Punkten aber nur im Neutzerzuge, wo das Öberflötz die besten Fettkohlen hat, und wo am stärksten schlagende Wetter ausströmen. Häu- figer findet es sich daselbst jetzt in den neuen Gruben- bauen in der Nähe des Burghofer-Gesenkes, über- all mit dem früheren Auf- treten. Das Oel trittin den zu Bruche gehenden Koh- lenfeldern tropfenweis aus dem zerklüfteten Dache nach Austritt von Gasen, die die Grubenbaue ver- pesten, heraus, zugleich mit . Wassertropfen. Diese Gase sollen aber mit den schla- 1) Vergl. Karsten’s Archiv XXIU. 1850. S. 749 ff. (51) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 311 Wettin. Löbejün. genden Wettern nichts ge- mein haben. Die letzteren entwickein sich zwar am stärksten in der Nähe des Bitumenvorkommens, aber aus der Kohle selber, und setzen an den Kohlenwän- den eine wasserhelle, gal- lertartige, weiche Masse von traubenförmiger Ge- stalt ab, die zu Tage ge- bracht ein sehr übelrie- chendes Wasser giebt). Dass die Kalkspath- und Erzadern auch bis in den Muschelschiefer hinauf ge- hen, zeigte die Catharina bei 169,.—170 Met. (807/s bis 811/ı Lehtr.) Teufe; ein Trum Faserkalk enthielt daselbst Bleiglanz und Blende, 5. Das Oberflötz?) ist durchschnittlich 2,092—2,615 Meter (1 14 Lachter) mächtig, theils regelmässig in den Grubenfeldern aus- haltend, theils bis zu Bestegen verkümmert. Die beste Entwickelung hat das Flötz in dem „Neutzerzuge“, wo es am tiefsten liegt und im Martinsschachte 2,092 Meter (1 Lchtr.) mächtig und hält meist regelmässig aus. Plötz. im Maschinenschachte 4,001 Met. (1% Lechtr. 3 Zoll) mächtig, durch- schnittlich 2,615 Met. (14 Lchtr.), im Maxi- mum 6,591 Met. (21 Fuss). Die eben so plötzlich als stark ver- schiedene Mächtiskeit des Plötzer Flötzes ist | im höchsten Grade den I) Vergl. v. Höver, Abhandl. d. naturforsch. Gesellschaft zu Halle. VIII. 1864. S. 14. Sitzungsbericht. 2) Oder Hoheflötz. Karsrew’s Archiv. XI. 1826. I. S. 164£. 21* 312 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (52) Wettin. Löbejün. Plötz. im Gegensatze zu dem Oberflötze der andern Züge und zu den tiefe- ren Flötzen schlagende Wetter besitzt. Ge- steinsmittel gliedern das Flötz meistens in folgender Weise: a) Dachkohle oder Firstkohle, 0,209--0,262 Met. (8 bis 10 Zoll) mächtig, ist eine durch dünne (bis 3 Millimet. dicke) plattenförmige oder dünnlinsenförmige, der Structur- und Schich- tungsfläche parallele Concretionen von Fa- sergyps, sowie durch Gyps- u. Schwefelkies- „Schlechten“ meistun- reine Kohle, die des- halb härter als die an- dere Kohle ist und als II. Sorte verkauft wird. Schon Fr. Horrnann er- wähnt darin den Reichthum an faseriger mineralischer Holzkohle (l. ec. II. 648). b) Schieferthon- schweif. 0,105— 0,157 Meter (4—6 Zoll) mächtig. a) Dachkohle. 0,235 Met. (9 Zoll) mächtig. Ebenfalls eine „schwei- fige“, unreine, schwere Kohle mit viel faseriger mineralischer Holz- kohle; auf den Fugen und Schlechten oft Schwefelkies. b) Schieferthon- schweif. 0,026 Meter (1 Zoll) mächtig. beiden andern Gruben gegenüber merkwürdig (s. unten Bankkohle). a) Dachkohle. 0,523 Met. (4 Lehtr.) mächtig. Eine ziemlich feste und deshalb stück- reichere, schwach schie- ferige Kohle mit vielem Kalkspath auf Schlech- ten und Fugen. b) Schieferthon- schweif. 0,026 Meter (1 Zoll) mächtig. (53) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 313 Wettin. Löbejün. Plötz. Sehrkohlig, mitzahllosen macerirten Pflanzenresten erfüllt, deshalb ganz schwarz; dünn- und un- ebenschiefrig mit zahlrei- chen, unter sich und der Schichtung parallelen spie- gelglatten Ablosungen. e) Einbruchkohle. 1,046 — 1,465 Meter (40—56 Zoll) mächtig. d) Schramberge oder Einbruchsberge. 0,026 — 0,039 Meter (1—14 Zoll) mächtig. Ein meistfester, san- diger, krummschaliger, dichter, schwarzer Schieferthon mit Pflan- zenresten; auf den Fu- gen und Ablosungen Gyps u. Schwefelkies. ec) Einbruchkohle. 1,151 Met. (44 Zoll) mächtig. d) Schramberge oder Einbruchsberge. 0,157 Met. (6 Zoll) mächtig. Ein sehr kohliger, schwarzer, krummschaliger, glatt- flächig - spiegelnder Schieferthon. Lockere, thonige, schwarze, dünnschie- frige, fettig anzufüh- lende Masse. c) Einbruchkohle. 1,334 Met. (51 Zoll) mächtig, zerfällt durch einen regelmässig aushalten- den 0,026 Met. (1 Zoll) mächtigen Schweif (wie b) in die «) Oberkohle, 0,523 Meter (20 Zoll) mächtig und in die ß) Einbruchkohle, 0,785 Met. (30 Zoll) m. Die Letztere ist meist et- was reiner (ohne Schweife) als die Erstere. Fehlen hier. 314 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (54) Wettin. An anderen Stellen des Grubenfeldes, z. B. Perl- berg, Catharina, Veltheim sind sie dagegen eine weiche, thonige, besteg- artige Masse von grauer bis schwärzlich brauner Farbe mit Schwefelkiesnieren. e) Schram- oder Schweifkohle. 0,073— 0,105 Meter (3—4 Zoll) mächtig. Eine durch viele pa- rallele, braune, kohlige Thonschweife unreine, unverkäufliche, schie- frige, nicht backende Kohle mit vielen Kalk- spathschlechten und Schwefelkiesknoten. f) Schweif- od. Bank- berge. 0,157— 0,209 Meter (6—8 Zoll) mächtig. Ein braunschwaızer, schwefelkiesreicher, u. deshalb sehr schwerer, sandiger Schieferthon. Der Schwefelkjes im- prägnirt das ganze Ge- stein, theils scheidet er sich in grossen und kleinen Knollen aus. Glimmer macht sie hie Löbejün. Hier mit g) verei- nigt. Hier mit g) vereinigt. Plötz. e) Schramkohle. 0,006— 0,209 Meter (+ —8 Zoll) mächtig. Eine mürbe, blätte- rige, thonige Kohle, die der Bergmann als Schram benutzt. Fehlen hier. (55) Wettin. und da etwas schiefrig. Viele Kohlensubstanz u. Pflanzenreste (bes. Sigillarien), bis zur Bildung von Kohlen- schweifen, sind darin. g) Bankkohle. 0,314— 0,471 Meter (12—18 Zoll) mächtig. $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 315 Löbejün. g) Bankkohle. 0,523 Met. (2 Lchtr.) mächtig, oft mit bis 0,157 Meter (6 Zoll) mächtigen tauben Schieferschweifen, den Schweifbergen von Wettin () entspre- chend. Viel minera- lische Holzkohle. Plötz. g) Bankkohle ist durchschnittlich 0,523 Meter (1 Lchti®) mächtig, besitzt aber von allen Kohlenbän- ken die grösste Verän- derlichkeit ihrer Mäch- tigkeit und veranlasst fast ausschliesslich das häufige Anschwellen des Flötzes bis zum oben genannten Maxi- mum, während zu- gleich die Mächtigkeit der oberen Bänke un- verändert bleibt. Eine in Wettin und Lö- bejün vollkommen unbekannte Erschei- nung! Die Kohle sel- ber ist eine thonige, mulmige, ohne jeden Stückkohlenfall, mit einem darin liegenden, regelmässig aushalten- den, 0,052—0,078 Met. (2—3 Zoll) mächtigen 316 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (56) Wettin. | Löbejün. Die Steinkohlen des Oberflötzes sowohl von Wettin . als auch von Löbejün sind mehrfach wissenschaft- l@hen und technischen Untersuchungen unterworfen worden, besonders von Karsten !), Hemwrz, Brıx*), Freck Plötz. Schweife. Die un- terste Kohlenschicht nennt der Bergmann „Unterschale“ und be- nutzt sie bei hartem oberem Schram als Schramkohle. Die Kohlen des Ober- flötzes von Plötz sind noch niemals einer Unter- suchung unterworfen wor- und Harrıs 3). Nach denselben weicht die Kohle des ! den. Wettiner Oberflötzes nicht nur von den Kohlen des Löbejüner und Plötzer Oberflötzes, sondern auch von denen der tieferen Wettinerflötze in allen Eigenschaften wesentlich ab. Von Analysen der Kohle des Oberflötzes liegen vor: aus dem Martins- Schachte in Löbejün. aus Wettin. „nn [U ‚Analytiker: Humrz, Free, Fıeer, Free. Hemsz, Fıeer, Fieor, In 100 Gew.-Th. ©. 53 823 8,36 8,2 Bi, 79,31 84,22 bei 100-105° C. H. 5,13 4a 454 451 3,68 3,58 8,52 getrockneter O-+N. 5,30 66 Tıs 5,19 3,65 87 213 Substanz. 9) Asche. 12,04 5,63 >72 Di. 1097 lesen In 100 Gew.-Th. C. 35 8819 In I Ira Ga Bm nach Abzug H. 5,83 4,5 A6 4,8 4,13 4,04 3,92 der Asche. O-+N. 6,03 Ton. ar. are 4,09 6,56 4,36 Auf 1000 Th. C. kommen disponibler 5) | Bi 44,05 42,37 45,05 839,53 35,97 36,10 nicht disponibler 6) 8,54 990 11,1 455 5,09... ra 1) Vergl. Karsten’s Archiv. XII. 1826. I. S. 164 ff. ®) Vergl. P. W. Brıx Untersuchungen über die Heizkraft der wichtigeren Brenn- stoffe des preussischen Staates. Berlin 1853. S. 41, 44, 162 ff., 363. 3) Vergl. Gemurz, die Steinkohlen Deutschlands. I. S. 98f. II. S. 56, 181f., 232 ff., 247, 291, 296, 328, 200 f., 203, 207, 282. 4) Der mittlere Wassergehalt der Kohle von Wettin und Löbejün ist 3 pCt. >) Nicht durch den Sauerstoff der Kohle bindbar. 6) Durch den Sauerstoff der Kohle bindbar. ih. ad ae 7) $ 9. Die obere productlve Steinkohlenformation. 317 Wettin. Löbejün. Plötz. Aus diesen Untersuchun- gen ergiebt sich nach den Freex’schen Ansichten !) die vorzüglicheBackkoh- lennatur dieser Wettiner Kohle, da sie über 40 Theile disponiblen und unter 20 Theile nicht disponiblen Wasserstoff auf 1000T'heile Kohlenstoff enthält, und zwar erscheint die Kohle des Neutzerzuges, von Heitz analysirt, als die backendste. Damit stimmen die Er- fahrungen der Praxis voll- kommen überein, denn die Kohlen geben einen guten, nur sehr aschenreichen, u. festen Koks, der lange Zeit auf dem Werke selber für d. Mansfelder Hütten u. s.w. dargestellt wurde. Aus lo- calen, besonders ökono- mischen Gründen istjedoch die dortige Verkokung seit einigen Jahren zum Erlie- gen gekommen. Die Kohle ist für Feuerarbeiten, be- sonders Schmiede, sehr be- liebt, weshalb dieselbe zeit- weilig nach Orten debitirt wurde, wo sächsische und englische Kohlen weit bil- liger zu haben sind, z. B. nachMerseburg, Bern- burg, Quedlinburg, Nordhausen, Bitter- feld. Nach diesen Analysen sind die Löbejüner Kohlen des Öberflötzes gemäss Frecx’s Ansichten Sinter- kohlen, nichtSandkohlen, wozu Karsıen einige Sorten stellte; denn sie enthalten unter 40 Theile disponiblen und unter 20 Theile nicht disponiblenWasserstoff auf 1000 Theile Koblenstoft. Allen sie kommen der Grenze der Backkohlen schon sehr nahe. Damit stimmen die Beobachtungen der Tech- niker gut überein. Die Kohle ist niemals verkok- bar, sondern eine ausge- zeichnete, hitzige Flamm- kohle, nicht nur zur Kessel- feuerung von Fabriken, be- sonders der umliegenden Zuckerfabriken und Bren- nereien und als Brenn- material zum Hausbedarf, sondern auch in den besten Sorten als Schmiedekohle. Frecx vergleicht sie mit den Kohlen von Aachen und vom Flötze Hilzberg in Westfalen. Nach den practischen Erfahrungen kommt sie der Löbejüner Kohle ziemlich nahe, ohne irgendwie deren Güte zu erreichen. Sie ist eine Flammkohle, die im Feuer wie Sand auseinan- der fallen soll, aber trotz- dem für Fabriken guten Brand liefert. An einzel- nen Stellen, z. B. am Ma- schinenschachte, ist sie fest und so gut wie in Lö- bejün, d.h. sie schwillt im Feuer etwas auf, aber ohne zu backen, so dass sie in der Zechenschmiede verwendet werden kann. 1) Vergl. Gemurz, die Steinkohlen Deutschlands. I. S. 98f. II. S. 56, 181f., 232 ff., 247, 251, 296, 328, 200 f., 203, 207, 282. 318 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (58) Wettin. Löbejün. Plötz. Ehe die obigen Analysen der Kohlen existirten, machte Karsten schon auf den höheren Wasserstoffgehalt der Wettiner und den grösseren Kohlenstoffgehalt der Löbejüner Kohle aufmerksam. !) Eingehend bespricht in derselben Arbeit Karsten den auffallend grossen, wenngleich sehr schwankenden Aschengehalt der beiderseitigen Steinkohle, nicht nur der des Oberflötzes, sondern auch von den tieferen Flötzen. „Sehr auffallend bleibt, sagt er, der grosse Aschen- gehalt der Kohlen, welcher sich in den ausgesuchten reinen Stücken findet. Wollte man den Aschengehalt so bestimmen, wie er sich in der ganzen Mächtigkeit des Flötzes vom Haugenden bis zum Liegenden findet, so würde er ungleich grösser sein, weil die Kohlenmasse vielleicht niemals ganz rein ist, sondern mit dünnen Lagen von Schieferthon und Brandschiefer wechselt. Ausserdem finden sich sehr häufig Beimengungen von fremdartigen Fossilien (Quarz, Kalkspath, Schwerspath, Schwefelkies, Kupferkies, Bleiglanz u s. w.), theils auf den Kluftflächen, theils die Kohlenmasse gangartig durchsetzend.“ Da die linsen- und plattenförmigen Schweife von Kohle und Schwefelkies-reichem Schieferthone im Gan- zen selten sind und beim Abbau ausgehalten werden, ist der hohe Aschengehalt wohl meist auf die mit den genannten Mineralien bedeckten Kluftflächen, „sogen. Schlechten“, zu beziehen, welche die Kohle durch- schwärmen. Diese Verunreinigungen biläen beim Ver- brennen der Kohle gern schwere und grosse, zusammen- gebackene Schlacken. In Folge dessen leiden bei den Feuerungen mit dieser Kohle die Roste sehr und die Wartung des Feuers macht viele Mühe, besonders bei den Wettiner Kohlen. Bei den oben genannten Unter- suchungen wurden folgende Aschengehalte in den aus- gesuchten Kohlenstücken ermittelt: Der Aschengehaltist ebenfalls sehr hoch, nach einer Untersuchung sogar 20 pCt. 1) In Wettin nach Kassren u. Brıx. In Löbejün nach Karsten. p- 16 II. III. IV. 1 II. DE NG ns 375 VI SVDLSSV IT EEE Gase 17,39 17,79 17,73 20,02 11,20 11,80 10,50 10,20 8,00 10,00 5,10 5,50 9,50 Asche 11,14 13,88 11,07 17,00 5,00 17,50 9,50 9,10 7,00 9,90 10,20 27,60 10,00 Koks 70,97 68,33 71,15 62,98 83,30 70,70 80,00 80,70 85,00 80,10 84,40 66,90 80,50 100,00 100,00 100,00100,00 100,00100,00100,00100,0.100,00100,00100,00100,00100,00 pCt. trockner Substanz. pCt. trockner Substanz. (59) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 319 Wettin. Löbejün. Plötz. Freex: 5,19, 5,63, 7,14 pCt. ; Heintz: 12,04 pCt. Baız : 11,07, 11,14, 13,83 pCt. Kursen: 17 pCt. also im Mittel etwa 10,4 bis 11,5 pCt. der getrockneten Freex: 11,35, 10,13 pCt. Heintz: 10,79 pCt. Karsten: 5, 17,5, 95, 9,1, T, 9,9, 1a, Dre 10 pCt. alsoimMittel 10 —10,s2pCt. der getrockneten Substanz. Substanz. Karsten hat bei seinen Untersuchungen die erhal- tenen Aschen der Kohlen quantitativ analysirt, sowohl die von Wettin, als auch die von Löbejün, aber nicht von jedem Flötze einzeln, sondern von allen ge- meinschaftlich. Die Resultate sind für: Wettin. Löbejün. Kieselsäure ... - - 29,9 3l,4 Thonerde ...... 31,5 30,6 Ralkerde. .-.-.... 26,4 24,3 Bittererde .. .... 2,3 247 Eisenoxyd..... 4 7,9 Verlust (wohl meist BO ....:. 15 3,1 100,0 100,0 Die Aschen beider Grubenfelder stimmen also fast genau überein. An beiden Orten fällt in der Asche der hohe Kalkgehalt auf; Karsren hatihn bei keiner anderen Steinkohlenasche in Preussen so gross gefunden. Ob derselbe mit den Kalkflötzen in Verbindung gebracht werden kann, die im Hangenden der Steinkohle im Saal- kreise vorkommen, lässt Karsten unentschieden. Er dürfte aber wohl mit diesem Gedanken das richtige ge- troffen haben. Das Volumgewicht der Steinkohle vom Ober- flötz ist für: Wettin Löbejün nach Brıx = 1,360; nach Bkıx —E 116; - Karsten = 1,499; - Kuarsıen = 1,3670 bis - Gemuz = 1,338 bis 1,6767, oder im Mittel von. 1,358. dessen 9 Bestimmungen 1,5036 ; - Gemmmz —=1,368— 1,39. Aus dem durchschnittlichen Gewichte eines Hecto- liter geschütteter, d. h. geförderter Kohle = 193,3 Pfd. = 96,6 Kilogr. berechnet Harrıs das Volumgewicht der Nach Bope (Il. c. S. 254) ist das Volumgewicht der Dachkohle 1,41, der Einbruchkohle 1,33— 1,41, der Bankkohle 1,35 — 1,37, im Mittel also 1,39. 320 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (60) Wettin. Löbejün. Plötz. geschütteten Kohle = 0,9e6, und hieraus so wie aus dem s. g. mittleren Schüttungscoefficienten S = 1,as (s. unten) das mittlere Volumgewicht der anstehenden Kohle zu 1,236 (d. h. 0,966 X 1,98) für beide Gruben. Dieses Vo- lumgewicht für die hiesigen Kohlen ist höher als das durchschnittliche aus allen Steinkohlenablagerungen (= 1,317). Daraus ersieht man schon die Unreinheit unserer Kohlen. Dass das auf diese Weise im grossen Ganzen berechnete Volumgewicht viel kleiner ausfallen muss, als das direct an Proben ermittelte, kann nach Harrıc nicht befremden, wenn man berücksichtigt, dass bei Feststellung des Schütxungscoeffieienten die in der an- stehenden Kohle mehr oder weniger vorhandenen Klüf- tungen und tauben Stellen mit eingerechnet sind, wäh- rend sie bei den Untersuchungen im Kleinen offenbar unberücksichtigt bleiben. Diese Bestimmung leidet auch an der Unsicherheit r der Bestimmung des absoluten Gewichtes der Vo- n lumeinheit (Hectoliter u. s. w.)!) geschütteter Kohle. Dasselbe wird z. B. angegeben für: Wettin Löbejün. Stückkohlen nach Stückkohlen I nach Wasxer —= 179,6 #4 Wacner = 186,9 # Klare Kohlen nach Stückkohlen II nach a Wascner = 204,7 # Wasser = 197,8 # Schweifkohle nach | Klare Kohlen nach Ö Wasser — 241,1 4 Waıener = 207,8 .4 & (NB. nicht Handelswaare.) i a Durchschnitt nach Durchschnitt nach Brıx — 166,54 Baıx = 174,6 # Durchschnitt bei d. Durchschnitt bei officiellen statisti- d. offieiellen sta- schen Publicatio- tistischen Publi- nen = 209,2 # cationen = 209,2 4 Durchschnitt nach Durchschnitt nach Harrıs = 19,3 4 Harrıs = 193,3 # Ein Quadratlachter = 4,373 Quadratmeter Oberflötz schüttet bei ganzer Mächtigkeit in: !) Das alte Kohlengemäss, die Tonne = 7,11 Cubikfuss alt = 2,19844 Hecto- liter wog demnach in Wettin: 395, 450, 530, 366, 460, 425 Zollpfund; in Lö- bejün: 411, 435, 457, 384, 460, 425 Zollpfund. (61) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 321 Wettin. Löbejün. Te Wettin = 50 Tonnen — 109,922 Hectoliter, also 1 DO meter = 25,107 Hecto- liter. Löbejün = 42 Tonnen = 92,334 Hectoliter, also 1 DJ meter = 21,090 Hecto- liter. Den Schüttungscoefficient (S) d.h. das Ver- hältniss zwischen dem Raume der anstehenden und dem der geförderten Kohle giebt Harrıc zu 1: 1,23 an. Der Stückkohlenfall des Oberflötzes war in den Jahren 1853—1856: 53,28 — 66,53 pÜt. 46,64 — 56,23 pCt. und im Mittel: 58,99 pCt.; in den günstigsten Fällen erzielt man auch 78,54 pÜt. Die langsam mit kurzer und geringer Flamme bren- nende Kohle giebt einen sehr befriedigenden Heiz- effect. Nach Baıx liefert nämlich im Durchschnitte 1 Pfd. rohe Kohle vom Neutzerzuge 7,65 Pfd. und trockne Kohle 7,70 Pfd. Dampf als nutzbaren Heiz- effect. Nach Harrıe ist die nutzbare Verdampfungs- kraft für 1 Pfd. rohe Kohle 7,00, d.h. 1 Pfd. Kohle ver- wandelt beim Verbrennen 7 Pfd. Wasser von 0 Grad in gesättigten Wasser- dampf. 51,92 pCt.; im besten Flötztheile höchstens bis 60 pCt. Die Kohle von Löbejün ist -deshalb mürber und zer- klüfteter als in Wettin. Beim Verbrennen ent- wickelt die Kohle viele Flammen, bläht sich in der Glühhitze stark auf, aber ohne zu backen und ver- brennt bei hinreichendem Luftzuge vollständig mit sehr befriedigendem Heiz - effecte. Nach Br liefert 1 Pfd. rohe Kohle 7,96 bis 8,18 Pfd. und trockne Kohle 8,01 — 8,23 Pfd. Wasser- dampf. Nach Harrıe ist die nutzbare Verdampfungs- kraft 7,35 für die beste Kohlensorte. Bei grösserer Reinheit wäre also der Werth der Kohle ein ganz vortrefflicher. Die Wettiner Kohle hat eine tiefschwarze Farbe, lebhaften Glanz, klein- muscheligen bis unebenen Bruch, zeigt auf dem Quer- Die Löbejüner Kohlen haben eine etwas grau- schwarze Farbe und sehen bei dem schwach halb- metallischen Glanze dem Plötz. Allgemein, aber vor Al- lem am Ausgehenden, ist die Kohle so mürbe, dass in der Regel nur klare Kohle schütten. Der Stückkohlenfall ist meist nur 10—11 pCt., im guten Felde etwa 29 pCt. Nur an einzelnen Stellen z. B. in der Nähe des Ma- schimenschachtes ist die Kohle fester und giebt dort bis 40 pCt. Stückkohlen Die Kohle ist eine schwarze, im Pulver grau- schwarze, fettglänzende, im Bruche eben bis flach- muschelige, meist schie- 392 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (62) Wettin. bruche deutlich die Schich- tung, ist also eine Blätter- oder Schieferkohle mit viel eingewachsener minerali- scher Holzkohle. Löbejün. Anthraeit ähnlich. Der Bruch ist uneben; die Schichtung meist deutlich, also Blätterkohle, die durch mineralische Holzkohle oft schiefrig wird. 6. Liegender Schieferthon, Perlberg 0,262 Meter (4 Lehtr.) mächtig, Sophie 1,046 Meter (4 Lehtr.) mächtig, ist eine höchst charak- teristische, graue bis schwarzgraue, mehr oder weniger kohlige Schieferthonmasse ohne plane Parallel- structur und Schiefe- rung, sondern wie ver- worren durch einander geknetet, so dass sie beim Zerschlagen ganz krause, buckelige Ober- flächen erhält. Man nennt deshalb den Schieferthon am be- zeichnendsten einen krausschaligen. Derselbe ist kalkfrei, sehr dicht, glimmerreich, mit Imprägnationen oder Con- eretionen von Schwefelkies, wodurch er sehr schwer wird. Durch Aufnahme von Martins 0,262 Meter (4 Lachter) mächtig, ein ganz dem Wetti- ner ähnlicher, grau- schwarzer, krumm-, u. ebenschaliger, kalk- freier sandiger Schie- ferthon. Plötz. ferige und magere Sinter- oder Sandkohle (?), der es an mineralischer Holzkohle ebenfalls nicht fehlt. mit 7 verbunden. 8 9. Die (63) obere productive Steinkohlenformation. 323 Wettin. Sand entstehen Uebergänge in Sandstein; zahlreiche Pflanzenreste und Kohlen- schnüre deuten die Nähe des Flötzes an. Löbejün. 7. Liegender Sandstein. Ist ein dunkelgrauer, sehr bituminöser, glim- deshalb schiefriger, sehr feiner thoniger Sandstein mit schönen Pflanzenresten. merreicher u. Nach unten wird er san- diger Schieferthon, der immer mehr Kohle auf- nimmt, zuletzt sogar in dünnen Schweifen und Lagen, wobei er wie der Schieferthon zwi- schen Dach- und Ein- bruchkohle glatt und krummschalig wird. Indem sich sowohl in 6, als in 7 diese Kohlenschmitzchen an einander legen, entsteht meist auf der Grenze von 6 und 7 oder bald in diesem,bald injenem Gesteine ein schmales unreines schweifiges Flötzchen oder ein 8,893 Met. (42 Lchtr.) mächtig im Martins. Ein schwarzgrauer, sehr bituminöser, glim- merreicher, daher oft schiefriger, feiner Sand- stein ohne Kalkbinde- mittel, in dem nur Quarz und Glimmer er- sind (typi- scher Kohlensand- stein). kennbar Plötz. Hier ist 7 mit 6 ver- bunden. 12,554 Met. (6 Lchtr..) mächtig im Maschinen- schachte. Schwärzlich grauer, röthlich brauner, thonigerSand- hie und da stein mit viel weissem Glimmer u. mit wurst- förmigen Kalkeisen- concretionen. 394 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (64) Wettin. Löbejün. Plötz. Flötzbesteg von 0,078 bis 0,209 Met. (3 bis 8 Zoll) Mächtigkeit mit vielen Schwefelkies- schlechten, der soge- nannte Wegweiser d. Oberflötzes, wel- | nicht bekannt. nicht bekannt. cher fast immer vorhan- den und kohlenführend ist, selbst wenn das Oberflötz zu einem Be- | stege verdrückt ist. Er wird benutzt, um im letzteren Falle ein Gruben- oıt billiger fort zu treiben als im Nebengesteine. Nach Fr. Horrnmann (1. c. II. 648) | soll er sogar oft mit dem | Oberflötze zusammen ab- | gebaut worden sein, 8. Hangender Sandstein des zweiten Flötzes. Ein licht grauer, fein bis deutlich körniger, aus Quarz und viel weissem Glimmer zusammengesetzter, durch schwaches Kalkbindemittel fester, ächter Kohlensandstein mit zahlreichen, schwarzen, aus un- deutlichen Pflanzenresten und Glimmer bestehenden Flecken auf den Schichtfugen und im Gesteine; nach unten durch Sandsteinschiefer mit einzelnen schlechten Pflanzenresten übergehend in die folgenden Schie- ferthone. 2,092 — 8,369 Meter | 3,923 Met. (1% Lchtr.) 6,277 Met. (3 Lehtr.) (1—4 Lehtr.) mächtig. | mächtig im Martins. | mächtig im Maschinen- schachte. 9. Hangender Schieferthon des zweiten Flötzes, ist ein kohliger, deshalb schwärzlich -grauer bis schwarzer, dichter, eT $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 325 (65) Wettin. Löbejün. Plötz. hie und da feinkörniger und sandiger, charakteristischer, kalkfreier Schieferthon, der durch ausserordentlich gut erhaltene und zahlreiche parallele Pflanzenreste (nach Fr Horrwans 1. e. II. 651 besonders Calamiten) dünnschiefrig wird. Bei Wettin wird er in der Mitte tho- niger und zum Theil krummschalig, nimmt hie und da ein Kohlen- schmitzchen auf, durch deren Häufung ein 0,052—0,209 Meter (2 bis 8 Zoll) mächtiges Bänkchen Kohle im Schieferthone entstehen kann, der sogenannte W egwei- ser des Mittel- flötzes, der in allen Wettiner Grubenfel- dern stets vorhanden unreiner ist und constanter an- hält, als das Mittelflötz selber, so dass er, wo das Letztere verdrückt ist, dem Bergmanne den Weg weist, auf dem er das Flötz wie- der anzutreffen erwar- ten darf. In der Re- gel liegt der Wegweiser 1,046 Meter (4 Lchtr.) über dem Mittelflötze, 0,419 Met. (3 Lehtr. 6 Zoll) im Martins- schachte mächtig. nicht gekannt. Im Sohlenbohrloche im Schachtfelde von Carl Mo- ritz ist das Mittel zwischen Öber- und zweitem Flötze nur 1,621 Met. (6/8 Lehtr. 2 Zoll) mächtig gewesen. nicht gekannt. 22 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. Wettin. Löbejün. Plötz. und kann deshalb, ab- gesehen von seiner schlechten Kohle, nicht mitgewonnen werden. Die unteren Flötze liegen Wegweiser der unter denselben und sind noch beharrlicher in ihrem Verhalten, während der Wegwei- ser des Mittelflötzes sich mitunter gerne zu ein- zelnen Kohlenschmitz- chen zerschlägt. 10. Zweites Flötz in Wettin Mittel- flötz genannt, ist in den jetzigen Gruben- feldern des Dössel- himmelsberger- u. des Neutzerzuges nur als Besteg bekannt, wäh- rend es in den älteren Revieren des Oberzu- ges und Unterzuges gut entwickelt war. Ein Mittel theilt das Flötz in 2 Bänke. ist in Löbejün auch nur in einzelnen Gru- benfeldern bauwürdig gefunden worden, weil meist entweder die beiden Kohlenbänke (Dach- und Bankkohle) nur bestegartige Aus- bildung besitzen, oder das Mittel beiden Bänken so an- schwillt, dass beide nur für sich abgebaut wer- den könnten, was bei der Dachkohle nie, bei der Bankkohle nur sel- ten lohnt. zwischen ist hier aus demselben Grunde wie in Löbe- jün stets unbauwür- dig, nur als Besteg ge- funden worden. Nur einmal in den öst- lichen Untersuchungen soll es auf gauz kurze Er- streckung 2,92 Meter (1 Laachter) mächtig gewesen sein. (67) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. BL) NS =] Wettin. Löbejün. a) Dachkohle. 0,235 — 0,314 Meter (9—12 Zoll) mächtige tiefschwarze, pechglän- zende, muschelig bre- chende Kohle. b) Mittel. Ein meist nur 0,105 bis 0,157 Meter (4 bis 6 Zoll) mächtiger Schie- ferthonschweif mit grossen Mengen Schwe- felkiesconcretionen und Pflanzenschlamm. a) Dachkohle. 0,105 —0,157 Meter (4—6 Zoll) mächtig, häufig nur Besteg, d.h. weicher, kohliger Schie- ferthon von schwarzer Farbe, mit zahllosen Kohlensehnüren und Pflanzenresten. b) Mittel. Schramberge. 0,262 Met. (4 Lchtr.) mächtig im Martins; 3,400 Met. (13 Lehtr.) mächtig im Orte aus 6 im Martins-Felde, in der 118,22 Meter- (564 Lachter-) Sohle. Ein feinkörniger bis dich- ter, sandiger, kalkfreier Schieferthon,schwarz durch hohen Kohlengehalt, von ausgezeichneter planer Pa- rallelstructur und Schiefe- rung durch zahllose weisse Glimmerschuppen und gute Pflanzenabdrücke (nament- lich riesenhafte Stigmarien [St.ficoides Sterxgere], vgl. Fr. Horrwans 1. c. II. 655) und Insectenreste. Hie und da mit vielen kleinen Schwefelkiesconcretionen von der Grösse eines Hirse- korns bis zu der einer ‘ Erbse. Plötz. a) Dachkohle. 0,157 Met. (6 Zoll) mächtige, gute, milde Kohle, wie die Bank- kohle des Oberflötzes. b) Mittel. 4,185 Met. (2 Lchtr.) mächtig im Maschinen- schachte. Schwarz- grauer, glimmerreicher Schieferthon. 22* 398 IM. Specielle geognostische Verhältnisse. Wettin. Löbejün. ec) Bankkohle, 0,079—0,105 Meter (3 bis 4 Zoll) mächtig, fehlt meist und ist nur an wenigen Stellen mit abgebaut, weil sie von vielen, oft kalkigen, vw. thonigen Schweifen und vielen Schlechten durchzogen ist. Sonst ist sie wie die Dach- kohle, nur magerer u. schiefriger. Auf diese Bankkohle be- zieht sich demnach nur das von Fr. Horrmasn (l. c. S. 647) allgemein über die Kohle des Mittelflötzes Ge- sagte. Im Gegensatze zum Ober- flötze, aber in Ueberein- stimmung mit allen ande- ren Flötzen von Wettin, Löbejün und Plötz ist die Kohle nicht backend, sondern eine Pechkohlen- ähnlicheSinterkohle, an den besten Entwickelungsstel- len von so vorzüglicher Be- schaffenheit (Wasser - Gei- sırz I. S. 99), dass sie frü- her, als der Abbau noch auf ihr stattfand, für Haus- brand und Fabriken die ge- suchteste war, obwohl die e) Bankkohle, 0,262 Meter (4 Lehtr.) mächtig. Im Martins-Schachtfelde ist an einer günstigeren Stelle derAbbau neuerdings einmal versucht worden. Lohnend soll er nur zwi- schen Gotthard, Luft- schacht, Pfeilerschacht, Glücklicher Verein, Ger- hardt, Wetterschacht und Eckart 1818—1862 gewe- sen sein. Hier war die Kohle eine ziemlich gute Sinterkohle zweiter Sorte init ca. 40—50 pCt. Stück- kohlenfall, aber mit vielen Schweifen und Schlechten. Das Ober- und das II. Flötz sollen untereinander zu- gleich sehr selten bauwür- dig gewesen sein. Die An- gabe von Fr. Horruass (l. c. II. 654 f.), die Quenstepr in seine „Epochen“ (S. 386) hat übergehen lassen, dass das Oberflötz in Löbejün 0,785 Meter (3/g Lehtr.), das zweite 2,092 (1 Ltr.) mächtig sei, sowie einige der übri- gen Mittheilungen daselbst müssen auf Verwechselun- gen beruhen. Nach den Untersuchun- gen von Karsmen !) ist: Bor: ec) Bankkohle, 0,157 Meter (6 Zoll) mächtig, ziemlich feste und gute Kohle. 1) Vergl. Karsıen’s Archiv: XII. 1826. I. S. 165 ff. (69) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. Wettin. Schlechten hier ebenso- wenige als in den andern Flötzen fehlen. Nach Kar- stew’s Untersuchungen !) ist: 8 Ö al == KREBRE = ed) ED CO) DD co © Asche 8,5 p©t. SZ >) um! s CD) Tu 2 & 5 © & & z ano aaa Sr Da 2 8338 ae ri > PENeR- Der =) DO De: | ei Ne oo 0-2 ses o 2 sn © © Ron 11. Schieferthon. 1,046 Met. (4 Lehtr.) mächtig, mit vielen Pflanzenresten, mit Kohle,deshalb schwarz, mit Schwefelkies und mit spiegelglatten Ab- losungen. 1) Vergl. Karsıey’s Archiv: XII. 1826. I. S. 165 ff. Löbejün. Kohle. 77,9 pCt. Asche. 11,2 pCt. Gase. 10,9 püt. Gew. Vol. Gotthard 1,4671. 11. Sandiger Schieferthon. 2,615 Met. (11 Lchtr.) mächtig im Orte aus C in der 118,32 Meter- (561 Lehtr.-) Sohle des Martinsschachtes, mit vielenPflanzenresten u. Kohle,deshalb schwarz- mehrfach srau und mit schmalen Kohlen- ‚ streifen, besonders in Nicht beobachtet. SEM: Specielle geosnostische Verhältnisse. (70) Wettin. Löbejün. PToötz. der Nähe des Flötzes; ohne Kalkgehalt, mit kleinen Schwefelkies- ı concretionen; nach un- ten übergehend in fein- körnigen glimmerrei- chen Sandstein. 2,092 Meter (1 Lachter) mächtig im Sumpfe des Martinsschachtes, als grau- schwarzer, milder, thoniger Sandstein mit Pflanzen- resten. 7,323 Meter (31/2 Lchtr.) mächtig im Gesenke zwi- schen Glücklicher Verein, Pfeilerschacht und Gott- hard, als ein milder grauer Sandstein. 12. Sandstein, liegender vom I. Flötze ist ein grauer bis schwarzgrauer, feinkörniger Quarzsandstein, durch viel weissen Glimmer und Kohlenhäute schiefrig. 2,092—12,554 Meter (1—6 Lchtr.) mächtig, wegen des fehlenden Kalkgehaltes nicht fest; dem „Thierbergsand- steine“ des Unterroth- liegenden (s. unten) ähnlich; hier und da mit Pflanzenresten. Nach Fr. Horruass (I. c. II. 649) fehlt dieser, auch dem „DreibankflötzerSand- 4,969 Met. (2% Lehtr.) mächtig; im Ort aus (, in der 118,22 Meter- (564 Lachter-) Sohle des Martins ist erdurch kalkiges Bindemittel sehr fest. 3,138 Met. (1$ Lchtr.) mächtig im Sumpfe des Martins; nach unten übergehend in schwarz- Nicht nachgewiesen. u u Se TEE EEE (71) Ss 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 331 Wettin. Löbejün. Plötz stein“ (s. unten) ähnliche, | grauen Schieferthon aber dunklere Sandstein | it einzelnen Pflanzen- mehrfach, wenn das Mittel ee Zwischen dem II. und | testen. — In dem bei | II. Flötze weniger mäch- | No. 11 genannten Ge- el senke ebenfalls sehr | fest und diekbänkig. 13. Schieferthon, Hangendes vom III. Flötze. „Hangendes vom Bankflötze;“ blaugrau, feinsandig, mit Pflan- zenresten ; nach Fr. Horr- wann (1. c. II, 650) beson- ders Farrnkräuter; Mu- scheln noch nicht gefunden, wohl aber Leaza (s. unten). 14. Das dritte „Bankflötz“ in Wettin genannt, ist wie das Mittelflötz in den heutigen Bauen nur als Besteg bekannt; auf den alten Bauen des Oberzuges hatte es eine fast sogute Sinterkohle, wie das Mittelflötz. Ein Mittel theilt.d. Flötz in: a) Einbruchkohle, 0,209 — 0,262 Meter (8S—10 Zoll) mächtig, 2,615 Met. (1! Lchtr.) mächtig 0,654 Met. (25 Zoll) im obenge- | mächtig im Maschinen- nannten Orte aus C; | schachte. 2,354 Meter (14 Lchtr.) mächtig im vorhin ge- | in Schwarzgrau, dicht, Sandsteinschiefer nannten Gesenke; übergehend: mit vielen schwarzgrau, sandig, | Pflanzenresten; im süd- nach unten glimmer- | lichen Querschlage mit reich und thoniger; mit _ Muscheln. einzelnen Muscheln. Flötz. Stets unbauwürdig. Stets unbauwürdig Im Orte aus C, in der 118,22 Meter- (564 Lehtr.-) Sohle des Mar- tinsschachtes, besteht bisher gefunden. es aus: a) Oberbesteg des a) Brandschieferflötz, Ill. Flötzes, 0,052—0,078 Meter | 0,262 Met. (10 Zoll) (2—3 Zoll) mächtig. mächtig; feste Kohle. 392 III. Specielle geognostische Verhältnisse. Wettin. etwas schweifiger als die Kohle des Mittel- flötzes. b) Mittel, oder „Berge“ genannt, 0,052 — 0,078 Meter (2 bis 3 Zoll) mächtig, ist ein schwarzer, kohliger Pflanzen -führender, krummschaliger, glatt- flächiger Schieferthon ohne Kalkgehalt. Al- lein wie in Plötz finden sich nach Angabe des Obersteigers Dantz in Wettin in ihm da, wo das Mittel 0,157 bis 0,209 Met. (6—8 Zoll) mächtig wird, 0,105 bis 0,157 Met. (4—6 Zoll) lange, 0,026 —0,052Met. (1—2Zoll) dicke Kalk- die sich nieren, an einander reihen und Schweife oder Lagen bilden. Muscheln sind in diesem Mittel nicht beobachtet. Löbejün. Ein schiefer sehr ähnlicher, dem Muschel- aber weicherer und schwärzerer (Strichpul- ver schwarz), sehr koh- liger, feiner und elim- merreicher Schiefer- thon mit Kohlenspuren. b) Mittel «@) Kalkstein, 0,105 — 0,157 Meter (4 bis 6 Zoll) mächtig, schwarz - braungrau, matt, dicht, splitterig im Bruche, sehr bitu- minös, Aederchen von Schwefelkies. Charak- teristisches Gestein für das III. Flötz in Lö- bejün. ß) Muschelschiefer, 1,569 Met. (3 Lchtr.) mächtig im Ort aus ©. Ein schwarzgrauer, bi- tuminöser Schieferthon mit dicht gedrängten Muscheln und selten Pflanzenresten. Im An- sehen des Bruches, im lichtgrauen Strichpul- ver, in der Grösse, Menge und im Erhal- Pilotz, b) Mittel, 1,569 Meter (3 Lehtr.) mächtig, ist ein dem des II. Flötzes ähnlicher Sand- Hangenden steinschiefer mit Pflan- zenresten. Gleich un- ter dem Oberbestege (No.14. a.) des dritten Flötzes führt er Maschinenschachte ei- ne 0,026 — 0,052 Meter (1—2 Zoll) mächtige, kohlige, sandig-thonige Kalksteinlage mitKalk- spathadern, die an an- Orten vielleicht mächtiger werden kann und als der Repräsen- tant von No. 14. b. «. in Löbejün betrach- werden muss. Muscheln sind in die- sem, demLöbejünerMu- schelschiefer No. 14.b.e, im dern (73) $ 9. Die obere produetive Steinkohlenformation. 333 | Wettin. | Löbejün. | Plötz. Auf diese Kalknieren be- zieht sich wohl die Angabe v. Seerenporr Ss (Karsıen’s ö ; Ki, Archiv: IX.1836. I. 8.314) | Man leicht diesen Mu- | finden gewesen. tungszustande der Mu- | entsprechenden Sand- scheln unterscheidet | steinschiefer nicht zu von eierförmigen Kalk- | schelschiefer von dem stücken in der Nachbar- schaft der unteren Flötze. hangenden. Während in diesem die gut eerhal- tenen Muscheln einzeln liegen, sind sie in je- nem plattgedrückt und zerdrückt, über und durch einander gehäuft. Hie und da sieht man Fischschuppen, die im hangenden Muschel- schiefer häufiger und grösser sind. ec) Bankkohle. c) Bankkohle. ec) Das sogenannte 0,073— 0,105 Meter | 0,078 Met. (3 Zoll) IN. Flötz. (&—4 Zoll) mächtig. | mächtig im Orte aus 0,157 Meter (6 Zoll) Durch viele Schlechten | C: feste unreine Kohle. mächtig: mürbe Kohle. unrein. Im Gesenke zwischen Nach den Untersuchungen Glücklicher Verein, Pfeiler- von Karsıex (Karsıny’s Ar- | schacht und Gotthard: chiv : X11. 1826. 1.5. 166f.) 2 Zoll Kohle, ist: 2 - Schweit, = seen a 2 - Kohle. Orca oOon enorm 0 © An anderen Stellen & Rs br e} bo) a eig‘® ‚zZ $S 0,157—0.209 Meter (6 < : Er & | 2 bis 8 Zoll) mächtig. 8 Sa - BEI ZaAnN es Se z | (5) a DD ao a a Br rere Be... Se | ne ! SSEeo e98 05x55 m ES 35% OO SS .8 35522 334 III. Specielle geognostische Verhältnisse. | Wettin. | Löbejün. Plötz. In den Acten über den | | Betrieb der alten Züge, besonders des Unterzuges, so wie in der älteren Li- teratur (z. B. Karsmen’s Archiv: XII. 1826. I. S.165) wird mehrfach angegeben, das Mittel- und Bankflötz vereinigen sich an einer | Stelle auf eine bedeutende Erstreekung zum sogenann- ten irregulären Flötze durch Auskeilen des Mittels zwi- schen beiden, z. B. am 22. Lichtloche des Dobiser Stollns auf dem Unterzuge, von wo Karsırv die Kohle | dieses Flötzes seinen Un- tersuchungen unterworfen | hat (l. e. S. 166): Vol. Gew. = 1,3467. Gase — 193 plt. Asche ='85 - Kohle =4122 - | 15. Liegendes vom Ill. Flötze. Das „Liegende vom nicht gefunden. nicht gefunden. Bankflötze“* ist ein dunkelgrauer, nicht schiefriger, uneben- | brechender, kalkfreier Schieferthon, von bis. | 3,139 Met. (14 Lehtr.) | Mächtigkeit. Darunter folgt eine 0,073— 0,105 Met. (3—4 Zoll) mäch- tige Kohlenbank, der sogenannte Wegwei- ser des Bankflötzes. (75) Wettin. $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. Löbejün. 12 o 17. 16. Sandstein, Hangendes vom IV. Flötze, „ Dreibankflötzer hangender Sandstein“ W ettin’s ist ein grau- er, in der Nähe des Flötzes oft sehr glim- merreicherund deshalb schiefriger Quarzsand- stein mit Kohlenschup- pen oder seltenen und undeutlichen Pflanzen- resten auf den Schich- und Schiefe- rungsfugen, oft ohne, meist mit etwas Kalk- bindemittel, aber ohne Kalkconcretionen. Die- ser Sandstein ist dem Quarzsandsteine d. Un- terrothliegenden (dem sogenannten Thier- bergsandsteine) beson- ders dadurch sehr ähn- lich, dass die Glimmer- undKohlenmembranen tungs- das Gestein oft ausge- zeichnet dünnschiefrig, oft wellig- oder flaserig- schiefrig machen, so dass der Querbruch an den d.Gneisseserinnern kann. Auf der Grube Sophie fanden sich | | ist in Löbejün und Plötz ein feinkörniger, durch viel Glimmer schiefriger, grauer, tho- niger Sandstein ohne Kalkbindemittel, aber mit zahlreichen, meist kleinen Kalkconcretionen, um die sich die Schieferung des Gesteins herumwindet. Nach unten wird der Sandstein immer thoniger und oft zu einem sandigen Schieferthone. 6,977 Meter (3 Lachter) mächtig im Orte aus © des Martins; im erwähnten Ge- senke bei Glücklicher Ver- ein u. s. w. war die Schich- tenfolge im Sandsteine: 4,290 Met. (2 Lchtr. 4 Zoll) mächtiger, milder, schwarz- grauer Sandstein; 2,092 Met. (1 Lchtr.) m., fester Sandstein; 1,330 Met. (/s Lehtr.) ın., schwarzer, fester, sandiger Schieferthon ; 0,262 Met (10 Zoll) Be- steg; 1,3cg Met. (°/s Lehtr ) m., schwarzgraueı Schieferthon mit Pflanzenresten. Bei 9,116 Met. (4!/a Lehtr.) Teufe in diesem Gesteine wurde der 117,17 Meter (56 Lehtr.) tiefe Maschinen- schacht eingestellt. — Die bis 0,157 Met. grossen Kalk- eoncretionen beschreibt Bone (l. e. S. 256) näher. III. Specielle geognostische Verhältnisse. (76) Wettin. | Löbejün. Piotze S Muscheln in ah Niveau. 4,185 — 7,846 Meter (2—33Lchtr.)Jmächtig. 17. Das IV. Flötz. In Wettin, wo es| bisherallein bauwürdig gefunden ist, wird es das Dreibankflötz (früher auch wohl das „Dösseler Bank- flötz “)genannt. Durch 2 Mittel zerfällt es näm- lich regelmässig in 3 Kohlenbänke. In den älteren Grubenbauen des Ober- und Unter- das Flötz nicht bauwürdig. zuges war Deshalb sprechen Fr. Horruans !) und Andere 2) stets nur von 3 bauwür- digen Flötzen und erwäh- nen nur diesen Besteg von schweifiger oder Brand- schiefer-artiger Kohle, den man in dem alten Schachte oder Grubenbaue der So- phie durchfahren hatte. Später entdeckteman es bauwürdigim Dösse- lerzuge, und noch spä- In Löbejün stets unbauwürdig _ gefun- den, im Orte aus Ü des Martins in der 118,22 Met.- (563 Ltr.-) Sohle 0,157—0,262 Meter (6 bis 10 Zoll) mächtig, in dem oben schon oft genannten Gesenke 0,418 Meter (16 Zoll) mächtig. Bei Plötz sind die Gebirgslagen bisher noch durch keine Grubenbaue, sondern nur durch das Sohlen- bohrloch (im Felde des Maschinenschachtes bei 96,248 Meter- [46 Lehtr.-] Teufe auf dem Liegenden des Ober- llötzes angesetzt) er- schroten worden. tieferen Die Resultate der Bohr- löcher sind aber bekannt- lich weder für die Technik, noch für die Geognosie von zweifellosem Werthe, wie die zahlreichen Bohrlöcher in unserer Gegend genug- sam erwiesen haben. Mit noch mehr Rückhalt und Kritik, als an die Beurthei- lung.der Bohrproben, muss man an diejenige der meist von geognostischen Laien geführten Bohrtabellen ge- | hen. Ich unterlasse deshalb hier vergleichende Schlüsse !) Fr. Horsmans: Nordwestliches Deutschland II. S. 647. 2) Vergl. Karsıey’s Archiv: IX. 1836. S. 313. I iR ee nn en nu MR en nn en u eier BG: rn | on u u (77) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 3 Wettin. Löbejün. Plötz. ter in dem Neutzerzuge unter dem Oberflötze und unter den Beste- gen der anderen Flötze, wo es gerade so aus- gebildet sich fand, wie umbDössel,nurbackend, vermuthlich durch seine dortige tiefe Lage. Im westlichen Orte des Brassertschachtes bei Dössel geht das Flötz in einen kohligen Faserkalk über, indem sich eine Bank nach der andern allmälich auskeilt. Die normale Flötzausbildung ist im Durchschnitte folgen- de: a) Dachkohle, 0,235 — 0,314 Meter (9 bis 12 Zoll) mächtig. b) Schramm, 0,026 Meter (1 Zoll) mächtig, d.-h. besteg- artiger, erweichter Schieferthon,bald über, bald unter. d. Einbruch- bergen. e) Einbruchberge, 0,157— 0,366 Meter (6 bis 14 Zoll) mächtig aus der Tabelle dieses Soh- lenbohrloches. 338 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. | Wettin. Löbejün. Plötz. | | bei Dössel; 0,785 Met. (30 Zoll) in der Catha- a rina; ein schwarzer, Pflanzenreicher, feiner, hie und da sandiger, dünnschiefriger, glatt- schaliger Schieferthon. Die vielen Pflanzenreste sind selten schön erhalten, weil sie mit einer Haut von Schwefelkies bedeckt sind. Derselbe findet sich auch in kleinen, scharfbegrenz- ten, runden Conceretionen oder in verflössten unregel- mässigen Partien, selten über Nussgrösse, darin. d) Einbruchkohle, 0,157—0,235 Meter (6 bis 9 Zoll) mächtig. Die beste Kohlenbank. e) Bankberge, 0,157 — 0,262 Meter (6 bis 10 Zoll) mächtig, sehen wie die Dach- berge des Oberflötzes aus, enthalten viel Schwefelkies in Knöt- chen und als Anflug auf den Pflanzenresten und zerfallen rasch an der Luft. f) Bankkohle, : 0,105 — 0,157 (Meter 4 bis 6 Zoll) mächtig. en ae m DL 5 nn m u nn 1 1 9), $ 9. Die obere produetive Steinkohlenformation. 339 Wettin. Löbejün. Germar!) giebt an, dass sich in dem vierten Flötze, das man damals haupt- sächlich nur als Brand- schiefer noch kannte, zahlreiche Fischschuppen, bisweilen bündelweise, aber ungeordnet, fänden, so dass man fast auf die Vermu- thung kommen möchte, sie hätten Coprolithen ihr Da- sein zu verdanken. Die Kohle des Wettiner Dreibankflötzes hat Frecx®) mit in seinen Untersu- chungskreis gezogen. Die Analyse ergab: In 100 Gewichtstheilen bei 100—105° C. getrock- neter Substanz: Ö. — 78,60. H. = 5,8. O+N = 83. scher. Ir: In 100 Gewichtstheilen | nach Abzug der Asche: C. — 86,54. H. = 4or. O+N = 919. Das Verhältniss des dis- poniblen und des nicht | disponiblen Wasserstoffs zu 1000 Theilen Kohlen- stoff ist: 36,10: 13,28. Die Kohle hat fast genau die- selbe chemische Zusam- I) Vergl. Germar: Die Auch in Löbejün, je- doch ineinem oberenFlötze, giebt Gerwar Fischschup- pen an, Versteinerungen von Wettin und Löbejün. S.1. 2) Gemirz, Steinkohlen Deutschlands u. s. w.: Il. 8. 57, 181, 232, Tf. II., 247, 282. Von Kassren liegen über diese Kohle keine Untersuchungen vor, da das Dreibankflötz damals (1826) bauwürdig noch nicht bekannt war. Karsıen’s Archiv: XI. 1826. I. S. 164f. 340 III. Speecielle geognostische Verhältnisse. Wettin. Löbejün. Plötz mensetzung als die des Löbejüner Oberflötzes; sie ist eine, der Grenze mit den Backkohlen sehr nahe stehende Sinterkohle nach den theoretischen Ansich- ten von Frecx. Das stimmt mit den Er- fahrungen der Praxis gut überein. Die Kohle erweist sich nämlich bei der Feue- rung (für Hausbedarf und für Fabriken) als eine ziem- lich reine, meist magere und milde Flammkohle, die selbst meist nur wenig backt, aber mit klaren Koh- len des Öberflötzes einen sehr dichten schweren Coks liefert. Allein in den jetzi- gen tiefsten Bauen des Neutzerzuges (Perlberg u. Catharina) ist sie backend und für sich verkokbar ge- funden worden. Die an allen früher abgebauten Orten beobachtete grosse Aehnlichkeit der Dreibank- flötzkohle mit der des Lö- bejüner Oberflötzes in che- mischer und physikalischer Beziehung lässt Freck die ‚Frage aufwerfen: „Sollte die Kohle vom Wettiner Dreibankflötze nicht mit der des Löbejüner Ober- flötzes in Bezug auf La- gerungsverhältnisse und Alter in Einklang zu brin- gen sein?“ Dass dem nicht so ist, glaube ich durch die Schilderung der Schich- tenfolge innerhalb der drei (81) Ss 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 341 Wettin. Werke bewiesen zu haben. Man darf deshalb wohl eher die Frage aufstellen: Könn- ten früher nicht alle Flötze der drei Werke Backkohlen gewesen sein und sich erst später im Laufe der Zeit durch Abgabe von Kohlen- wasserstoffen mehr oder we- niger, in dem Maasse ihrer Mächtigkeit, ihrer Tiefen- lage und ihrer besonderen Lagerungsverhältnisse, in | Sinterkohlen, die den Back- kohlen noch sehr nahe ste- hen, umgewandelt haben? | Darauf deuten im Beson- dern folgende Beobach- tungen hin: Je mächtiger das Wet- tiner Oberflötz ist und je tiefer es liegt, z. Beispiel Neutzerzug, um so reicher an Kohlenwasser- stoffexhalationen (schla- genden Wettern) und um so backender hat es sich gezeigt, besonders gegen- über dem höher gelegenen Oberflötze auf den jetzt verhauenen Zügen, wo es mehrfach unter dem auf- geschwemmten Gebirge ausbiss. Gerade so, nur nicht in dem Maasse, zeigt sich das Dreibankflötz. In den höher befindlichen Bauen des Dösselhimmels- bergerzuges zeigt es min- der gute Ausbildung, als im tiefliegenden Neutzer Zuge. Dort ist seine Kohle eine Sinter-, hier eine backende Kohle. Löbejün. BRlotz DT 23 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. Wettin. | | Die Tonne Kohlen wog: !) Stückkohlen 410 #, klare Kohlen 450 #; also das Hectoliter: Stückkohlen 186,5 #, klare Kohlen 204,7 #. Das Volum-Gewicht ist nach Gensz :?) | 1,383 — 1,391. Der Stückkohlenfall he- | trägt in günstigen Fällen 78,18 pCt. 3) Ein Quadratlachter Flötz = 4,373D) Meter schüttet | im Durchschnitte: 18 Ton- nen) — 39,572 Hectoliter, | also ein Quadratmeter 9,038 Hectoliter. Die Kohle isteine eisenschwarze,pech- glänzende, blätterige bis schiefrige Kohle, ähnlich der des Oberflötzes. 18. Schieferthon, Schwarzgrauer, dünnschiefriger Schieferthon mit Schwefelkies, in Wettin 1,046 bis 1,569 Met.(4— 2 Lehtr.) mächtig, oft mit viel macerirten Pflanzen- resten und mit bis ‚0,026 Meter (2 Zoll) dicken Kohlenschnü- ren. Die untersten 0,073=—0,157 Meter (3 Löbejün. | liegender vom 4. Flötze. im Orte aus C 3,923 Meter (12 Lchtr.) mäch- | tig; im besagten Ge- senke0,07g Met.(3 Zoll) | mächtig. In Löbejün | nurmit einzelnenPflan- Streifen schwarzgrauen, | zenresten und mit | schwachen | | eines 1) Genmutz, 1. e. II. S. 202. eo 1. e51.:8..98. Sedo, 611.78. 181. a ao, elee, 11.851, . (83) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 343 Wettin. Löbejuün. Plötz. bis 6 Zoll) Schiefer- , schwachkalkigen, glim- thone sind zu einer | merreichen Sandstein- schramartigen Masse | schiefers, die nach un- verwittert; darunter | tenan Zahl und Mäch- der Wegweiser des | tigkeit zunehmen, so Dreibankflötzes, | dass ein Uebergang | d. h. eine 0,078—0,131 , entsteht in: Met. (3—5Zoll) mäch- tige, überall wie die anderen Wegweiser re- | selmässig fortsetzende Kohlenbank von mage- | rer, schweifiger Natur mit vielen Schlechten u. mineralischer Holz- | kohle; nie mit dem Flötze gewinnbar. 19. Sandstein, liegender vom 4. Flötze. Ein dunkelgrauer, feinkörniger, durch viel | Glimmer- und Kohlenschuppen schiefriger und | gutgeschichteter Quarzsandsiein, der dem Han- senden des 4. Flötzes und dem des Thier- berges (Unterrothliegendes, s. unten) zum Ver- | wechseln ähnlich, nur meist feiner, thoniger | und dunkeler ist. Hie und da undeutliche Pflanzenreste mit Schwefelkiesbeschlag. | In Wettin 4,185 bis In dem Orte aus C 7,846 Meter (2—33 | 6,016 Met. (2% Lehtr.) Lehtr.) mächtig, ziem- | mächtig. Das genannte lich festes, obwohl | Gesenk endigt in die- kalkfreies Gestein, das | sem Sandsteine, der in nachunten übergehtin: | Löbejün durch 23* III. Specielle geognostische Verhältnisse Wettin. Löbejün schwaches Kalkbinde- | mittel fest ist. 20. Liegender Muschelschiefer ist ein dunkel-, selten schwarzgrauer, bitumi- nöser, aber nicht stinkender, kalkfreier Schie- ferthon mit lichtgrauem Strichpulver, der manchmal etwas sandiger wird, meist aber homogen und weich ist. Durch viele, winzige Glimmerschuppen bekommt er gute Schieferung und führt, bald isolirt, bald dicht gedrängt, meist aufgeklappte Muscheln und an manchen Stellen Pflanzen. In Wettin ist der 6,000—9,938 Met. (34 bis 43 Lehtr.) mäch- tige Schiefereomplex meist muschelarm, oft muschelfrei, indem sich die Muscheln nur in gewissen, 3 oder mehr Lagern angereichert haben. deshalb hier von 3 oder mehr liegenden Mu- schelschiefer-Schichten Schiefertho- Sandstein- Man spricht zwischen nen und schiefern, während man besser diesen ganzen Complex als eine Bil- dung zusammenfasst. So bestand derselbe im In Löbejün im Orte | aus C des schachtes 4,969 Meter | (23 Lehtr.) mächtig. Martins- | (85) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. = Wettin. Löbejün. Stollnquerschlag No. 3 des Bredow bei Dössel aus folgenden Lagen: schwarzer Schiefer- thon; Muschelschiefer (bitu- minöser Brandschie- fer); sandiger Schieferthon; Brandschiefer; _ biaugrauer Schiefer- thon; Muschelschiefer ; schwarzer, krumm- schaliger, glimmer- reicher Sandstein; Muschelschiefer. In den Muschelschie- fern im engeren Sinne des Wortes sind die Muscheln so zahlreich, dass sie sich drängen und über einander häu- - fen, namentlich aufden dadurch veranlassten Schieferungs- und Schichtungsfugen. Die dünnschaligen Mu- scheln sind meist verdrückt, aber fast immer noch zu- sammenhängend, wenn auch klaffend. Sie sind bald gross, bald klein. Ein- zelne sind guterhalten, und besitzen eine lebhaft glän- Plötz 346 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (86) Wettin. | Löbejün. Ballostz. zende schwarze Oberfläche. | Fischreste werden darin von | Wasser !) als sehr häufig | angegeben, müssen aber | doch meist selten sein, da ich sie nie gefunden habe. Wie im hangenden Mu- schelschiefer sollen auch | im liegenden einzelue In- | sectenreste gefunden wor- den sein. Im Muschelschiefer werden einzelne Lagen manchmal so bitumi- nös, dass sie in 0,013 | | bis 0,026 Met. (4 bis, 1 Zoll), selten bis 0,157 Meter (6 Zoll) mäch- tige Brandschieferbän- ke übergehen (siehe, oben Querschlag Nr. 3 des Bredow), welche ein sehr kohliger, ab- färbender, brennender | Schieferthon mit viel | Schlechten und Schwe- | felkiespartien sind, die bald in Kohle, bald in | Schiefer übergehen. 21. Liegender Kalkstein 0,623—1,674 Meter (24 | wurde in Löbejün | . bis64Zoll) mächt., fehlt | zuerst 1865 2) im Orte !) Gemurz, Steinkohlen Deutschlands I. S. 98. 2) Deshalb bei Gumurz, 1. c. I, 100 noch unbekannt. Rn N BI ara _ a ern ra u EEE (87) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. Wettin. Löbejün. wie der hangende Kalk- stein niemals, selbst bei der verdrücktesten Formation nicht. Er ist von dem hangen- den petrographisch so verschieden und in sei- nem Charakter so con- stant, dass man an bei- den Kalksteinen, mag man sie in der Grube an noch so gestörten Stellen anfahren, sofort erkennen kann, obman sich im hangenden oder liegenden Kalksteine befindet. Der liegende ıst namlich so bitumi- nös, dass er beim An- schlagen stinkt und eine meist braunschwarze Farbe besitzt. Durch Verwitterung des Ei- sencarbonats ist er oft auch roth mit oder ohne schwarzeMarmor- adern. Ausserdem ist er bald dicht, bald krystallinisch - körnig und führt zahlreiche Adern von weissem oder bräunlichem Kalkspath. Meist ist | | aus C in der 118,22 Meter- (564 Lachter-) Sohle des Martins an- gefahren und ist seit- dem nur noch einmal wieder in der südlichen Grundstrecke des Mar- tins über grauen, krummschaligen Schie- ferthonen des flötzlee- ren liegenden Schich- tencomplexes erschro- ten worden. In dem Orte aus © sind die Schichten unter dem liegenden Kalksteine nicht angefahren wor- den, weil die Strecke schwebend wieder ‘in die hangenden Schich- ten eingelenkt wurde. An der einen Stelle kennt man also nur das Liegende, an der andern nur das Han- sende des liegenden Kalksteins; deshalb ist die Mächtigkeit dessel- ben bisher nicht mit Bestimmtheit zuermit- teln gewesen. Auch hier ist er ein sehr fester, aber grauer, glimmer- 348 EEE Specielle geognostische Verhältnisse. (88) Wettin. | Löbejün. Plötz. er ohne Conchylien; | reicher, sandiger, zum nur die oberste Lage | Theil schiefriger Kalk- des Kalksteins enthält stein mit zahlreichen sie, besonders auf der Adern von Kalkspath. oberen Schichtfläche in Trotz langen Suchens zahlloser Menge. Wie sind Versteinerungen derhangendeKalkstein in ihm nicht gefunden von Löbejün ent- worden. hält der Liegende von W ettin die zierlichen Krystalle von Arsenik- kies oft in grossen Men- gen eingewachsen. !) Wie der hangende Muschelschiefer als die obere Grenzschicht des hiesigen productiven Steinkohlengebirges ?) fixirt zu werden sich in jeder Weise empfiehlt, so ist die natürliche und von selbst gleich- sam sich gebende untere Grenzschicht desselben dieser, selbst in Bohrlöchern leicht nachweisbare, liegende Kalkstein, theils aus den früher entwickelten petrographischen Gründen ?), theils weil er wie der hangende Muschelschiefer selbst im verdrücktesten Zustande der Formation nie fehlt. c) Allgemeine Bemerkungen zu dieser Schichtenfolge. Die im Obigen ganz detaillirt gegebenen Profile durch unsere productive Steinkohlenformation sind nun keine solchen, die sich an jeder Stelle, z. B. in jedem Schachte, Bohrloch, Querschlage u. s. w. genau in derselben Ausbildung, in der angegebenen Mächtigkeit und in der gesammten Folge beobachten lassen, sondern sie sind, wie !) Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 98. 2) Vergl. oben $ 9.b. S. (41f.). 3) Vergl. oben $ 9.a. S. (37 ff.). Er (89) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 349 auch aus vielen Bemerkungen in den obigen Angaben hervorgeht, nur normale oder ideale, aus vielen stückweisen Grubenaufschlüssen zu- sammengesetzte Profile. Das Profil von Plötz ist zum grössten Theile das im Maschinen- schachte von Carl Moritz genau bekannt gewordene Profil, welches nur durch einzelne, besser entwickelte, theilweise aufgeschlossene Profile in Querschlägen oder Bohrlöchern ergänzt worden ist. Das Löbejüner Profil folgt vorzugsweise bis zum Liegenden des II. Flötzes den Aufschlüssen im Martinsschacht, welche man noch zu jeder Zeit aus den Betriebsacten der Grube in einer beim Abteufen des Schachtes genau angefertisten, graphischen Darstellung der durch- sunkenen Schichten und in einer, beide Quellen sehr genau erläuternden umfangreichen Sammlung der durchteuften Gesteine im dortigen Zechen- hause studiren kann. Die tieferen Schichten sind vorzugsweise nach den beiden besten Aufschlusspunkten — Ort aus C in 118,92 Meter- (564 Lachter-) Sohle des Martins, das ich mit dem Steiger Wırrer 1869 aufgenommen habe, und das Gesenk zwischen Glücklicher Verein, Pfeilerschacht und Gotthard nach den in früheren Jahren vom Ober- steiger Scuurıs aufgezeichneten Beobachtungen, — combinirt und an das Martinsprofil angeschlossen worden, natürlich unter Berücksichtigung aller anderen, besonders der noch heute sichtbaren Aufschlusspunkte. Das Wettiner Profil entspricht in den meisten Fällen dem in dem Schachte Sophie des Oberzuges beobachteten. Im Felde dieses längst verlassenen’ und zugestürzten Schachtes hatte nämlich die Stein- kohlenformation eine so normale und vollkommene Ausbildung gehabt, dass in ihm alle 4 Flötze durchsunken sind und die 3 obersten gebaut werden konnten. Es gewährt auch heute noch das beste Bild der Wettiner Ablagerung, weil alle Schichten vom hangenden bis zum liegenden Muschelschiefer in den Sammlungen des königlichen Werkes durch Belegstücke vertreten und durch einen Catalog erklärt sind. Nur fehlt leider in letzterem meist die Angabe der Mächtigkeiten der einzelnen Schichten. Bei Ergänzung der im Profile der Sophie vorhandenen Lücken (namentlich in Bezug auf die Mächtigkeit) ist alles mir zugängliche Material ausgenutzt worden, besonders die eben- falls „auf dem Schachtberge“ befindlichen Profile und Gesteinssuiten der Schächte Perlberg, Bredow, Veltheim und Kunstschacht. 350 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (90) Namentlich fehlt dem Profile der Sophie die gute Entwickelung der Schichten vom 4. Flötze an. Diese tiefsten Lagen der productiven Steinkohlenformation mit manchen noch tieferen der flötzleeren hat man aber bei den hiesigen, durch Sprünge vielfach verworfenen Gruben- feldern mehrfach durchörtert: bald ist diese, bald jene Schicht, wie sie im obigen Profile beschrieben ist, zu beobachten gewesen. Gute Profile durch einen grösseren Complex dieser tiefsten Schichten gehören aber zu den Seltenheiten. Am besten sind und deshalb besonders benutzt: 1. Bohrloch im Sumpfe der Catharina, 2. Stollnflügel beim Bredow vom Bankflötze bis in das flötzleere Liegende, 3. nördlicher Querschlag No. 3. vom Bredow durch den Muschel- schiefer und liegenden Kalkstein. Die bisherige, sehr häufige Annahme der Bergingenieure, dass diese tiefsten productiven und zum Theil auch flötzleeren Steinkohlen- schichten im Thale zwischen den Himmelsbergen und dem kleinen Schachtberge, durch Sprünge so hoch über die sie rings umgebenden Gesteine des Unterrothliegenden gehoben, zu Tage auftreten, beruht nach meiner Ansicht auf einen Irrthum. ') Die Abweichungen zwischen den realen Profilen, wie sie der Bergbau stückweise mehrfach bietet, und den idealen bestehen nun ganz besonders in den wechselnden, bald anschwellenden, bald ge- ringeren Mächtigkeiten; abgesehen von den mehr untergeordneten petrographischen und palaeontologischen Differenzen. ?) Anschwellende ') Siehe oben S. (36). III. $ 8.d. ®) Wie schwankend die Mächtigkeiten der verschiedenen Schichten sind, kann man, selbst ohne Kenntniss des Grades ihrer Neigung, aus den Resultaten der folgenden Bohrversuche der Grube Carl Moritz bei Plötz ermessen; trotzdem dürften die obigen Angaben dem normalen Zustande annähernd entsprechen. Bohrlöcher: ZolllLtr. a Zoll 1. Oberer Muschel- | schiefer ...... 510 L 02783 Dale. vun 6|1 20,4 3. Unterer Muschel- Sragemeler .\, 13| 4 a 4. Mittel agaBenstu: 1419 0818 He Operdotrenren.. . Ne) 6.7 Mittel Wo. Pal al 7. II. Flötz inel. Mittel 18 8: Mittel ee ee SB! 9, II SRlorzeen ee: free u ee nz (91) 8 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 351 Mächtigkeiten sind selten; um so allgemeiner ist aber der entgegen- gesetzte Fall, indem sich einzelne Schichten oder Schichteneomplexe verschwächen und sich zuletzt ganz auskeilen, um nach grösserer oder geringerer Erstreckung sich wieder anzulegen. Gewisse Schichten haben dazu immer ganz besondere Neigung, nämlich die Flötze. Bald ist das Eine oder Andere zum unbauwür- digen Bestege verdrückt, bald mehrere über einander. Daher kommt es, dass an keinem der bisher beobachteten Punkte in den Jahrhunderte alten Grubenbauen alle 4 Flötze übereinander bauwürdig gewesen sind, dass in Plötz mit Ausnahme des Oberflötzes, in Löbejün mit Ausnahme desselben und an einzelnen Stellen noch des 2. Flötzes alle Flötze unbauwürdig sind, und dass Feldestheile, wo alle Flötze als Bestege unbauwürdig sind, gar nicht so selten an- getroffen werden. ') I) In den Grubenbauen von Wettin sind z. B. unter einander bauwürdig ge- wesen: Oberflötz, Mittelflötz und Bankflötz in den Schächten des 1. Oberzuges: Glückauf No. 1; Hoffnung No. 1, 2, 3; Frisch auf; guter Vergleich; schwarzer Adler; Frisch gewagt; Neuglück; alter Kunst- schacht; Sophie. 2. Unterzuges: Pfaffensprung; Juliane No. 1; Nonne; Luftschacht; Kl. und Gr. Dorothea; Kehraus; Caroline; Herbst; Kronprinz; Wetterschacht No. 1, 2 u.5; Adelheid; Kl. Landschatz; Habicht. Öberflötz und Mittelflötz in den Schächten des Unterzuges: Hoff- nung; Gallen; Holland. Oberflötz und Bankflötz nirgends. Oberflötz und Dreibankflötz in den Schächten des 1. Neutzerzuges: Perlberg. 2. Dösseler- u. Dösselhimmelsbergerzuges: Erdınann ; Veltheim etec., wo Mittel- und Bankflötz überall unbauwürdig sind. Oberflötz allein in den Schächten des Unterzuges: Umbruch No. 1; Grosse Prinzessin; Wilhelm; Gr. Christoph; Gr. Landschatz. Mittelflötz und Bankflötz in den Schächten des 1. Oberzuges: Lorenz; König Georg; Senfmühle; Einigkeit; frohe Zu- kunft; Alexander; Glückauf No. 2; Schwan No. 2; Stämmler. 2. Unterzuges: Moritzthurm No. 1 u. 2; Rebhuhn; Hilfschacht ; Altvater; Ferdinand; Bergmann; Mai; Fortuna; Amsel; Gotthilftgewiss; Katte, Magdalena; Sperling No. 3; Gr. und Kl. Philipp. Mittelflötz allein in den Schächten des 1. Oberzuges: Susanne. 2. Unterzuges. Luise; Dornbusch. 352 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (92) Ein vollständiges Auskeilen von Schichten, besonders der Flötze, findet selten statt; meist sind sie durch Bestege (Repräsentanten) in der Schichtenfolge noch vertreten oder angedeutet. Dass es aber vor- kommen kann, beweisen manche unterirdischen Aufschlüsse. Nur manche Schichten scheinen niemals ganz verschwinden zu können. Das sind gerade die geognostisch wichtigsten, nämlich die beiden Grenzschichten der productiven Steinkohlenformation, der hangende Muschelschiefer und der liegende Kalkstein.') Sie repräsentiren an manchen Stellen als 2, oder ganz verbunden als eine kalkige Bank die ganze productive Steinkohlen-Formation, oft selber in einer sehr verschwächten Mächtigkeit. Eine hübsche Verdrückung der Formation in dieser Art, nur nicht in dem höchsten Grade, hat der Catharina- Schacht im Neutzerzuge bei Wettin aufge- schlossen: Der hangende Muschelschiefer, 3,139 Met. (11/g Lehtr.) mächtig, ist hier näm- lich regelmässig ausgebildet, darunter der hangende Sandstein ganz schwach, der hangende Kalkstein normal; darunter 6,377 Met. (3 Lchtr.) mächtig, bis zu 177,35 Met. (85 Lehtr.) Schachtteufe, ein wirr gelagertes, sandig-thoniges Gestein mit Muscheln, manchen Dachbergen des Oberflötzes ähnlich, dann 4,ıs5 Met. (2 Lehtr.) mächtiger Sandstein (vielleicht Liegendes vom Dreibankflötze). Hiermit endigt das Schacht- profil bei 182 Met. (87 Lchtr.) Teufe. Erbohrt wurden ferner noch in der Sohle: 2,092 Met. (1 Lchtr.) derselbe Sandstein, Brandschieferflötzchen und ein dem Muschel- schiefer ähnliches Gestein, 12,031 Met. (5% Lchtr.) mächtig, (ohne Zweifel liegender Muschelschiefer) ; liegender Kalkstein 1,046 Met. ('/a Lehtr.) mächtig; rother Sandstein des flötzleeren Liegenden 2,092 Met. (1 Lehtr.) mächtig. Auf wenige Meter Mächtigkeit ist hier also die productive Steinkohlenformation zusammengedrückt, ohne Spur von Flötzen und ohne merkliche Beeinträchtigung der Mächtigkeit der beiden Grenz- schichten. Später hat man in dem sogenannten Catharinen-Orte zwischen Perlberg und Catharina gesehen, wie sich allmälich die im Perlberg normale Steinkohlen- formation nach der Catharina zu verschwächt. Trotzdem halten Manche diese Ver- drückung für einen grossen Verwurf. Diese Unregelmässigkeiten, verbunden mit den unregelmässigen Lagerungs- verhältnissen, erschweren sehr die Erkennung der Formation und den Gang aller Bankflötz allein in den Schächten des: 1. Oberzuges: junge Luise; Wassermann ; Zuflucht; getieuer Bergmann; Adolph; König Friederich; Wolf; Prinz von Preussen; Burghof; Crone. 2. Unterzuges: Sperling No. 1 u 2; Brüder Einigkeit; Schwalbe No. 1 und 2; alter und neuer Specht; Kuckuk No. 1, 2 u. 3. Dreibankflötz allein in den Schächten des 1. Oberzuges: Johannes. 2. Dösseler und Dösselhimmelsbergerzuges: Bredow; Brassert. I) Vergl. oben Ill. 8 9.b. S. (40 ff.) und (86 ff.). (93) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 353 bergmännischen Operationen, die nur dadurch erleichtert werden, dass innerhalb des bis jetzt gekannten Grubenfeldes das Verhalten jedes der Flötze in Bezug auf seine Kohle und auf die begleitenden Gesteine sich gleich bleibt, und dass man sich meist der Auffassung dieser Verhältnisse mit Sicherheit bedienen kann, um sie dadurch, aller störenden Veränderungen ungeachtet, überall wieder zu erkennen. Nicht charakteristisch für die hiesige productive Steinkohlenfor- mation den hangenden und liegenden Schichten gegenüber sind die Sandsteine und Schieferthone, welche vorherrschend die Mittel zwischen den Flötzen bilden. Als echte Kohlengesteine bestehen sie fast ausschliesslich aus Quarz, weissem Glimmer und Kohlensubstanz in allen Graden der Feinheit und unterscheiden sich nur so wenig von anderen und unter sich, dass es einiger Erfahrung bedarf, sie gegen einander an den kleinen vorhandenen und oben mitgetheilten Merkmalen zu erkennen, worauf der hiesige Bergmann oft angewiesen ist, um bei verwickelten Lagerungsverhältnissen die verworfenen Flötz- theile wieder auffinden zu können. Dazu kommt ferner noch, dass manche Sandsteine und Schieferthone im Hangenden und Liegenden, wie schon mehrfach berührt, petrographisch diesen Gesteinen zum Verwechseln gleichen. Die Sandsteine sind feinkörnig und deshalb in ihrer minera- logischen Zusammensetzung schwer zu erkennen. Grobkörnige fehlen gänzlich, ebenso solche, in denen man Feldspathkörner erkennen kann, wodurch sie sich von vielen Sandsteinen des Rothliegenden und von den älteren Grauwackensandsteinen wesentlich unterscheiden. Unter diesen Umständen muss es auffallen, dass Fr. Horrwaxs einige Kohlen- sandsteine, namentlich den hangenden und liegenden des’Dreibankflötzes, auf den ersten Blick der Grauwacke so ähnlich sehend fand, dass man sie leicht damit verwechseln könnte. !) Mit wenigen Ausnahmen ?) sind die Sandsteine arm an Ver- steinerungen, aber doch ungleich reicher als der liegende Flötzleere und die hangenden des Unterrothliegenden. Die Fundstelle für die schönen Pflanzenreste, von denen gleich die Rede sein soll, sind be- - sonders die Schieferthone, vor Allen die im Hangenden des 2. 1) Nordwestliches Deutschland. II. 649. °®) z.B Sandstein zwischen Mittel- und Bankflötz, hangender Sandstein vom Dreibankflötze u. s. w. Grmurz, Steinkohlen Deutschlands. I. S. 97. = 354 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (94) und 3. Flötzes von Wettin, so wie im Mittel des II. Flötzes von Löbejün. Charakteristisch dagegen, abgesehen von den Fossilien darin, sind für die productive Steinkohlenformation: 1. die wenigen, schmalen und meist mageren Steinkohlenflötze, 2. die Schichten von bituminösen, fisch- und muschelführenden Schieferthonen (Muschelschiefer), 3. die Lagen von bituminösen Kalksteinen und von kalkreichen Sandsteinen: ferner den hangenden und liegenden Schichten gegenüber: 4. der gänzliche Mangel an Conglomeraten und besonders an solchen mit Geschieben von Eruptivgesteinen, namentlich von Porphyr und Melaphyr'), Am w der durchgängige Mangel der rothen Farbe, obwohl die ganze Bildung zwischen charakteristisch rothgefärbten Gebirgsgliedern liegt. Nur graue und schwarze Farben sind der productiven Steinkohlenbildung eigen. Das darüber und darunter oxydirte Eisen findet sich hier als kohlensaures Eisenoxydul oder als Schwefeleisen ?), jez der gänzliche Mangel an Feldspathsandsteinen, Arkosen und Thonsteinen. d) Flora der productiven Steinkohlenformation. Um die Kenntniss der Flora unserer productiven Steinkohlen- formation haben sich namentlich die früheren Paläontologen der Halleschen Universität, der verstorbene Professor und Oberbergrath Dr. E. F. Germar und der Professor Dr. C. Anprar, jetzt in Bonn, verdient gemacht. Die grosse Schärfe und Schönheit, mit welcher sich, namentlich bei den Filices, oft noch deren feinste Organe erhalten finden, sowie das Alter des hiesigen Bergbaues und dessen Nähe am Sitze der ersten Geologen im Anfange dieses Jahrhunderts oder am Ende des vorigen, hatten schon frühe die Aufmerksamkeit der Geo- logen und Botaniker auf diese Pflanzenreste gelenkt. 1) Vergl. Fr. Horrmans 1. e. IT. 645. ®) do do, l. c. II. 644. a a nn Dit (95) $S 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 355 Ich beschränke mich auf die folgende chronologische Wiedergabe der einschlägigen Literatur: l. 10. uk 12. 13. 14. 15. 16. E. F. v. Scurornem, Beitrag zur Flora der Vorwelt oder Beschreibung merk- würdiger Kräuterabdrücke und Pflanzenversteinerungen; I. Abtheil. mit 14 Ta- feln. Gotha 1804. E. F. v. Scuvoruem, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, durch die Beschreibung seiner Sammlung verst. und fossiler Ueberreste des Thier-- und Pflanzenreiches der Vorwelt erläutert, mit Nachträgen. Gotha. 1820—1823. K. Graf v. Srerssere, Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt. Prag. 1820—1838. E. F. Gerwar und Fr. Kausruss, Einige merkwürdige Pflanzenabdrücke aus der Steinkohlenformation. Nov. act. Acad. ©. L. C. nat. curios. XV, II, 1831. Saale TE DXV. u. LXVI E. F. Germar, Bemerkungen über einige Pflanzenabdrücke aus den Steinkohlen- gruben von Wettin und Löbejün im Saalkreise. Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Jena 1836; Sitzung am 20. September. Weimar 1837. S. 1235 und Isis 1837. S. 425-431. Tf. II. v. Schtecutenpar, Bemerkungen über diese von Germar beschriebenen Pflanzen. Isis 1837. S. Asif. _ E. F. Germar, Einige Bemerkungen über Calamiten. Isis 1838. S. 273 ff. H. R. Görrerr, Ueber die fossilen Pflanzenabdrücke von Mauch-Chunk (Cala- mites approximatus Sceuru. aus Wettin). Beilage A. A. in der Reise in das Innere Nord- Amerika von Maxmmias Prinz zu Neuwied. Band I. S. 638. Coblenz 1839. W. Rost, de Filicum ectypis obviis in lithanthracum Wettinensium Lobeju- nensiumque fodinis, Halae 1839; nicht im Buchhandel erschienene Inaugural- dissertation. Graf v. Münsrer, Pflanzenreste (Calamitenartige Stämme) in Wettin. Leonnaro, Neues Jahrbuch für Min. u. s. w. 1839. S. 72, E. F. Gexrwar, Die Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Wettin und Löbejün im Saalkreise, bildlich dargestellt und (lateinisch und deutsch) be- schrieben. 8 Hefte mit 40 Tafeln. Halle 1844—1853. Giesen, Pflanzen- und Fischversteinerungen aus Wettin, Brief in Leonuaro, Neues Jahrbuch f. Mineral u. s. w. 1846. S. 459. E. F. Germar, Ueber einige interessante Versteinerungen aus dem Steinkohlen- gebirge von Wettin. Amtlicher Bericht über die 24. Versammlung deutscher Naturf. und Aerzte in Kiel 1846. S. 244. Stıeuner, Palaeoxyris carbonaria, Scumrer. Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. II. 1850. Brief. 'S. 181#. Tf. VI. Anpraz, Verzeichniss der im Steinkohlengebirge bei Wettin und Löbejün vor- kommenden Pflanzen. Jahresbericht d. naturw. Vereins in Halle 1850, S. 118ff, Sitzung vom 19. Juli 1850. C. Gieser, Lonchopteris Germari aus dem Steinkohlengebirge von Löbejün. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften in Halle. X. 1857. S. 501f. tag 356 III. Specielle geognostische Verhältnisse. _ (96) 17. H. B. Gemirz, Die Versteinerungen der Steinkohlenformation in Sachsen. Leipzig 1855. 18. H. Fıepuer, Die fossilen Früchte der Steinkohlenformation (Cardiocarpus acutus von Wettin). Verh d.K.L. C. Akad. d. Nat. 1857. Band 26. S. 239 bis 296. 19. E. Weiss, Die fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Roth- liegenden im Saar-Rheingebiete. Bonn 169/72 (Stichopteris longifolia und Calamitenblätter aus der obersten Steinkohlenformation von Wettin. S. 247. TER RI U SR El RN Bess.) 20. D. Srur, Eine beachtenswerthe Sammlung fossiler Steinkohlenpflanzen von Wettin. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1873. No 15. S. 263 ff. 21. H. R. Görrerr, Die fossile Flora der permischen Formation. Palaeontogra- phiea 1864— 1865. In Bezug auf die Systematik und Beschreibung der einzelnen Fossilien verweise ich auf diese Originalarbeiten, denen ich zum Ueberblicke über die qualitative und quantitative Zusammensetzung der hiesigen Flora und zum späteren Vergleiche derselben mit der Flora in den Schichten des Steinkohlengebirges und Rothliegenden in dem Pfälzisch-Saarbrückenschen Gebirge die folgende Zusammen- stellung entnommen habe, bei welcher ich mich der gefälligsten und sachkundigsten Unterstützung von Seiten des Herrn Prof. E. Weıss in Berlin zu erfreuen hatte: Tabellarische Uebersicht der in der Steinkohlenformation von Halle a. S. bis jetzt aufgefun- denen Pflanzenreste und Vergleichung ihres Vorkommens und ihrer vertikalen Verbreitungsbezirke in den vier Zonen des Steinkohlen- gebirges und Rothliegenden im Pfälzischen Gebirge. (Vergl. E. Weiss: Die fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rheingebiete. Bonn 1869/72, besonders die Tabellen auf Seite 237 ff. und 240f. — Ferner E. Weiss: Begründung von 5 geognostischen Abtheilungen in den Steinkohlenführenden Schichten des Saar-Rheingebirges i. d. Verhandl. d. naturh. Ver. f. Rheinl u. Westf. Band XXV. 1868. S. 63 ff., beson- ders die Tabelle Seite 98 ff.) Bei der Angabe ihrer Häufigkeit bei Halle in der 5. Colonne der folgenden Tabelle bedeutet z. = ziemlich. — s. = sehr. — n. = nicht. Die klein gedruckten Namen ohne laufende Nummer in der Tabelle sind die Synonyme der voranstehenden nummerirten Art. (97) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. Se f» Namen: Species. , varians. eruciatus. alternans. varians approxi- matus. approximatus, | Cisti. cannaeformas. tumidus. nodosus. Suckowi. ramosus. Steinhaueri, nodosus. pachyderma. remotus. lingulatus: priscus. zeaeformis. zeaeformis. Sehlotheimü. Autor, GERMAR. Broxen. GERMAR U. Kavır. [} Broxon.,sp. ScHLorH. Beronen. ScHLoTH. Sıre. S CHLOTH. Broxen. Arrıs . Broxex. See. Broxen. ScHLoTH. GERMAR. Gemırz D Häufig- keits- Grad. z. selten, z. selten. Scurorn.sp. ÄNDRAE. SCHLOTH. Prest. - © es 5 Ei® la Zu WE es Citate.*) = >= = © aılıoOo loIlıAa Zone. en en | N0 No. 11. IV. 8. 47. TE.XX.Bie.1 3. No. 15. S. 119. 4. | No. 15. 8. 119. 8. No. 4. S. 221. Tf, (9, No. 7. 8. 274. TF. 3. Fig. 1. No. 3. IL 8. 51. | No. 20. 8. 264. 1. ) No. 2. 8. 399. | No. 8. 8. 638. ‘ No. 15. 8. 120. 9. 15. 8. 119. 5. 021578212027. .No,3 II, $. 46. 1. S. XXVI. No. 2. S. 398. Tf. ROH » | No. 3.1. 8. XXVI. | No. 15. S. 120. 6. No. 2. S. 401. Tf. XX. Fig. 3. Nolan ss last: Noto 1192. No. 20. S. 264. 2. No. 3. II. 8. 48. u. I. S. XXVIL Tf. XVI. Fig. 2. No. 15. S. 120. 8. No. 2. S. 399. No. 15. S. 120. 10. Nor 1.15. 27% T£, 10. Fig. 1-5. No. 20. S 265. 4. No. 15. S. 120. 11. No. 2. S. 416. Tf. 20. Fig. 1, 2. | No. 8. II. S. 200. *) Die No. beziehen sich auf die laufenden Nummern auf S. 355 (95) und 356 (96). 24 358 III. Specielle geognostische Verhältnisse. Ban. > Namen: Mauss es a R Autor. keits- |5| & E & Citate. ®© S > © = Genus. Speeies. Grad 22 En: vi 2 11.) Pöacites gramineus. 'Schtorn. ? No 2 S. 417. R s UM. . \Brons, sp, 3 12.| Ma:rostachya infundibukformis. Io selten. lee 2 i No. 20. 8. 265.1 Huttonia carinata.!) Gern Asp. ee R- . No, 15. S. 19221 Calamites {@Germarianus. Görr. A| ; Equisetum infundibuliforme No. 11. Vs var. ß-. \Bxronn, : Tf. 32. Fig . No. 11. VI Huttonia spicata. \Sıpe. % TS Fig. No.15 8. 122. 13. Volkmannia major. Gern. selten. | | Be we S. ' No. 20. S. 26 14.| Asterophyllites radüformis. E. Weiss. | s. selten. | No. 20. 8.2 ‚; No. 15.8. 20 No. 11. I. 15. 5 equisetiformis. Seszorm.sp.| S. häufig. 1 _/ Tf. VOL 1 No. 5. Isis 7 Fig. 3. No. 20. S. 2 Bornia = Stes. lan N0.3.1.S Casuarinites B Schuorn. 1...) | No. See Bruckmannia tenuifolia. Steps. 1... No. os 16.| Pinnularia capillacea.?) Bau 1.1. | No. Hurron 17.| Asterophyllites grandis. Stec., SP. ? Are - I'No. 17. See No2o1S . No. Im 18.| Annularia longrfolia. Beonen. häufig, me IX, 1 No. 20. 8, | No. 15. S. 121. le Casuarinites stellatus. Schrorn. „I.1..) No. 2. 8. 897. No. Sn Bruckmannia | tuberculata. Sec. 1. [= | No. Dass 1) Nach Schmeer selbstständig, vergl. auch No 15. S. 122. 21. ?2) Ist Wurzelfaser von Allerlei, deshalb besser fortzulassen, $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 359 en A| u n Namen: Bluning: E =|8|# Autor. keits- [23 3 Citate. Species. Grad a N NE ; Zone. radiata, Beroxcn.,sp. an floribunda. See. RER LAN Nozl52sl21sr? No. 15. S. 121: 15. Nor 11. Ir SD13: Schlotheimt. Broxen. s. häufig. | . ||. IE NLA | No. 20. 265. 8. No. 5. Isis. S. 425. | TE. 2. Fig. 1a/b. vertielllatus. ScHLOTH. No. 2. S. 396. gracilis. Steg. No. 1925. 121..15: marstleaefolia. Stec. A rasslin N0.3.1. 8. XXXIL. Nosbsıimasslz: saxifragaefolius. GERMAR. ae, WIL, Fig. il, Nos152Sss121216- emarginatum. Geminz. - | No. INSk 12, RUN No. 20. S. 265. 9. oblongifolium. Gern. selten. er mo nes IE NAD bifidum. Guns. N n n > a oblongifolia. Gerumar & e S. 225. Kaurr. Ir ME. e Noz152S7124218: angustifolium. Gern. z. häufig, IE 11. II. S. 18. Tf. VII. Fig. 4-8. No. 20. S. 265. 10 No SIEUSTLT. longifolium. Gen. selten. [| . Tf. VII Fig. 2. No. 5. Isis. S. 425. 22901772: IN0.220. 52265. II. Nosl92S2192.19: orbicularis. Broxen. No. 15. S. 126. 46. Germari. Sree. No. 3. II. S. 68. conchaceus. Germar & nn N0.4. 3. 227.78. Kuavrr. | 66. Fig. 5: trichomanoides. Boxen. RERNDERN. No, 15. S. 126. 47. ; N02.2128798 I I: la: auriculata. _ \Broxen. selten, | —— Tf. IV. Fig. 1—3. | No. 20. S. 266. 14. | 0.15. 8. 125. 42. 25* 360 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. (100) S Namen: an E e 5 ä = $ Autor. keits- |$ & P E Citate. = Genus. u Grad. |@ 5 no in 27.| Neuropteris gigantea. Stec. ae Filieites linguarius. Schrorn. I]. 1. | No. 2. Seite We 28.| Neuropteris tenuifolia. Sea. IND. S. 125 29.| Odontopteris Reichiana. Guns, je |. . D. a GerRmaR & : & . . No. 4. S. 229. Filieites crıspus. Kavır. 66. Fig. 6 30.| Odontopteris obtusa. Beronen. :b =0= | 2. No.202SOEE No. 15. 8.108 Neuropteris suberenulata. Rosr. selten. END Trsyz Fig. 1— 31.| Odontopteris Schlotheimi. Broxon. | - | N0.20. 8.9 E Neuropteris nummularia. See. ul Filieites osmundaeformis. |Scuvorn. EUR, BR ERCENIE: Broxen.,sp. 32.| Callipteris Villersi, a Bde Neuropteris 5 Broxen. - | « | No. 15. Son 33.| Callipteridium mirabile. a zus Neuropteris ovata. Germar. | z. häufig. -/- | No. Ho Tf. XII. Fig. Pecopteris 55 Broxen. oo Alethopteris 5 Görr. . 1.2 No, lass 1 Neuropteridium mirabile. Boss, spilıe 02 - |» | No.20. 8 34.| Callipteris sinuata). Bxoxen.,sp.| Ss. selten ? Bw: Pecopteris er |Broven. Alethopteris e Görr. No. 15. S e conferta. ‚Dmse., sp. PER EEE 35.) Sphenopteris furcata Beroxen. R Germar & No 3.1 = geniculata. Kr 5 No. 4. 8 x 65, Fig. No. 11. 36. 5 integra. Bas selten 2 ea WR ne hi R | No. 15. 37. ie latifolia. Broncn. Pan ER, No. 15, 38. \ sarana. Weiss. Su. No. 20 1) Diese äusserst seltene und wichtige Pflanze, im Besitze des Mineralien - Universität Halle a. d. Saale, welche Axprar von Löbejün eitirt, stammt wohl aus den R Schichten über der Steinkohlen-Formation, welche man früher von letzterer nicht trennte, (101) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation, 361 Namen: Species. dissectus. — lactuca. flabellata. lacidiformis. Acutus. ” acuta. erispus. Bucklandi. Pseudo-Bucklandi. oreopteridia. oreopteridis. oreopteridius. oreopteridis. Pluckeneti. Pluckeneti Germanri. Bredovi. Bredovi. b>] muricatd. Häufig- keits- Grad, Autor. Beroven. ‚Sp. Gtöpp. Presr. n. selten. Presr. GERMAR. STEG. GermaRr & Kavır. Presı. Gernmar & Kuurr. Bronen. abe Geruar & | S. selten. ANDRAE. SCHLTH.,SP. STBe. ScaHLorn. ° Görr. Scuuru.,sp. n. selten. Weiss. Anprıer & GERMAR. GERMAR, SP. Uxe. Bronen. Ber OS selten, Saarbrücker Ottweiler & Cuseler Lebacher. N [e) 5 Sue . . 2 ——— m Io mn Citate. N0. 15259127. 53. No 15. 8. 126. 48. No. 11. IV. S. 45. MT. 1SRUu09% No. 20. S. 266. 17. No, 8% IL SS 302, No. 5. Isis. S. 430. No. 3. I. S. 37. No. 4. S. 230. Tf. 66. Fig. 7. N643% 1278-2149. Nor42 ST DIET 26. Fig. 6. No-sBlr SVIHESS: 106. Tf. 37. Noms le senl49: IESERDRS No. 2. S. 407. No. 21. S. 122. u. No. 15. S. 128. 65. N ar Ionen, 240: I. 150. INo-mBIaSVE STAR: Tf. 16. Fig. 1—3. No. 15. S. 129. 69. No. 20. S. 268. 29. No. 2. S. 410. No. 11. IV. S. 41. Tf. 16. Fig. 4. No. 19. S. 68. Tf. 12. Fig. 4. No. II. S. 37: Ti. 14. Fig. 1-3. No. 20. S. 267. 28. N02154 Ss212135% N023. 12 3. X8VIne Li 362 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (102) = ars | 1 S Namen: u = & u E : ! 4 = Autor. keits- |= & E E Citate. h = Genus. Species. Grad. ö n = = 4 | No. 1. 8. Sog Filieites muricatus. SchLorH. XI. Fir oe | No. 2. S 409. 5 No. 11. IS 47.| Pecopteris elegans. en “selten. e | TEXV. in ‚No. 12. 8. 489, Cyatheites » Görr., Sp. u No. 20. 8. 268. % Pollypodites » Göpr., SP. No. 15.5 DE 48.) Pecopteris Bioti. Broxes. ° > lyFo | No. 15. 8. 129.7 Cyatheites ” Broscn.,sp. —— 3 Senftenbergia » SE-Sn- No. 20. 8. 268. 30 49.| Cyathocarpus arborescens. Ba No. 20. 8, 268. 2 EISS. : No. 11. VI SB Pecopteris n Broxcn. . Tf. 34/35. 'No.3. I Sem Filieites » Scurorn. No. 2. S, 4045 : affinis. E No. 2. 8. 404 Oyatheites Schlotheimi. Görr. No. 21. S. 1209 No. 15. 8. 128 Pecopteris arborea. Stue. Rosr, No. 3.1.8. XVI Cyatheites arborescens. Guss; No.15.8.198, N e lepidorhachis. E 50.| Cyathocarpus Candolleanus. ae n. selten. | | | No. 20. 8. 268. % Pecopteris aquilina. ‚Brose. | No. 3.1 8. XX 3 Candolleana. x | No. 11. Vie | 108. DEZ Cyatheites Candollianus. ‚Göer. Be No. 21. 8.119. N | 15. 128. 62. Filieites aquilinus. Scurorn. 3 | 5 No, 2. S. 405. 51.| Cyathocarpus Miltoni. cn | No. 20. 8. 268. 2 } Weiss. | Er Pecopteris y Broxcn. ! No. 11. VI. 88 Tt, 27 a abbreviata. 5 No. 15. 129. 7 Cyatheites Maeltoni. ‚Gröpr. 1... |. | -No. DES | No. 13. ze 52.| Asterocarpus truncatus. Use. n. selten... . |. | No. 20. S. 269. 3 ‚No 15. S. 199. % v (103) Genus. | Pecopteris | Filieites ir Alethopteris 29. i Stichopteris Alethopteris ’ecopteris hr tychopteris $ 9. Die obere produetive Steinkohlenformation. Namen: Species. truncata. pteroides. ” Brongniarti. aquilinus aquilina. » aquilinus. Dournaiser. longifolia. longifolia. longifolius. Defrancei. ” ” Germar:i. Treviranı. patens. pateraeformis. ‚peltigera. macrodiscus. 369 Autor. Rosr. | | Bronen.,sp. | Weiss. Bronen. Göpr. Schurn.,Sp. Weıss. Göpr, Bronen. ScHvorH. Göpr. Bxoxen.,sp. Weiss. Broxen. Görp, Broxcn.,sp. Görr. Bronen. GiEBEL. STEG., SP. Göpr. GERMAR. , Häufig- keits- Grad. häuflg. z. häufig. s. selten. selten. selten. Saarbrücker Ottweiler & Cuseler N [o) ı 5 ® 3 Citate. = No. 11. IV. 8. 42. .\ Te. 17. Big. 19. No. 20. S. 268. 24. No; 11. ML 8 10% Ib 85 No. 15. S. 128. 60. No. 3. I. S. 143. j No. 15. S. 127. 55. IND IE DS, NO = EN0: 2. 8405: 2 No sa S No. 19. No. 11. II. S. 35. I me. 13. Fig. 15. | No. 20. 8. 267. 21. No. 15. 8, 127. 54. No. 15. 8. 127. 58. N0=016259301E BEI, No. 15. S. 129. 67. No. 15. 8. 126. 49. I No.11.1.8.7. 11. ( HL. Big ı. No. 11. 1.8. 5. TE. | II, Fig. 1/2. No. 20, 8. 266. 18. No. 11. VII. S. 116. 1.40. Fig.3. No. 15. 8. 125. 40, No. 11. VIIL 8. 115. Tf.40. Fig. 1. No. 15. 8.195 Al. Tees Er ee Fee rege ee eRPSITTee 7 SUP S-eT ParaeSe rer SEEggeerseEEE Tr pe age Ir spe E0S7 See SCRPEeSE ESEHBBSESeEBSe FR ES REES EEREER TREUE SERT-SR: SEHE SER ER Er SPREREERSESTErSE.TCET-BERSERETRSSPTORBEe En | III. Specielle geognostische Verhältnisse. Lfde. No. 62. 69. 64. 69. 66. 67. 68. 69. 70. nl. 72. 73. 74. 12. 76. Genus. Ptychopteris Selaginites Stigmaria ” Sigillaria » » » Favularia Palmaeites Sigillaria » ” Catenaria Palmaeites Namen: Species. obliqua. Erdmanni. ficoides. Anabratha. Brardi var. sub- quadrata. Brardi. spinulosa. elegams. ” variolatus. Dournaisi. reniformis. alternans. elongata. pes capreoli. decora. VErTUCOSUS. lanceolatus. lepidodendrifolia. Autor. (GFERMAR. ” Bronen. Corva. Broxen. Weiss. Beroxen. Gern AR, Broxecr. Stee. ScHLorH. Brosen. ” Lisor. & Hurr. Broxen. StB. Sıre. (GERMAR, = SCuLoTH. \ Häufig- keits- Grad. s. selten, selten. z. häufig. Saarbrücker Ottweiler BI & Cuseler In © (104) Citate. Lebacher No. 11. VII. 8 115. Tf. 40. Fig. No. 11. Vs XxXVI AD. No. 15: 8. 122. % LT . m nn ... No. 15 8. 12488 No. 15. 8. 123. 4 No. 21. 8. 20 No. 15. 8. 123. 31 No. 11. I. 8.2 Ti. XI. Fig. 1/ XV. rg No. 2. 8. 394. a (105) $ 9. Die \obere productive Steinkohlenformation. Namen: Species. lanceolata. Sellon?. Mielecki. tetragonum. | imbricatum. imbricata. incisus. elegans. piniformis. > filiciformis. affınis. flieiformis. spiciformis. carbonaria. acutus? _fluitans. ovoideus. Germarianus. — Göpr. StB D Prest. ” SCHLOTH. Corpa. STB@. Bronen. Sıse. StB6. SCHLoTH. GeErRMAR & ÄNDRAE. ScHinp. |Bronxen. Daws., sp. ScuurH.,Sp. | ScHor#,,Sp. Göpr.,Bers e} Görr. 365 Häufig- |5| 5 0 |“ ; keits- = E Citate. Grad. |2 5 Zon S. Z Ss selten, . selten, selten. . selten. selten.) - & Cuseler . Lebacher ai “ No, 3. REN. No. 17. S. 39. No. 15. S. 123. 26. No. 20. S. 269. 32. No. 15. S. 123. 27. No. 15. S. 123. 28. No. 3. 1.8. XII. No. 3. II. S. 183. No. 2, S. 395. Tf. XV. Fig. 6. . | No. 15. S. 123. 29. No. 15. S. 122. 22. No. 21. S. 240. No. 3. I. S. XXI. Nora Te SOXOX@E No. 15. 8. 122. 23. No. 2. S. 414, Tf. 24. - No. 15. 122. 24. No. 11. VII. 8. 94. Tf. 33. Fig. 1—2. No. 15. 8. 130. 76. No. 15. S. 130. 73, No. KV. S. 95. Tf. 33. Fig. 3. No. 14. Nes 18° u. 15. S: 130. 78. No. 21. 8. 270. Tf. 64. Fig. 14. ei 366 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (106) | 2 Namen Sauls- S Es 5 | Autor, | keits- |2|2|8|8 Citate. rS | Sl Susan =) Genus. | Species. Grad 0 ao OE 5 Zone. 88.| Gyromyces. Ammonis*) Görr, s. selten. : | No "IB van. 8 i 111. Tf 398 : En GERMAR, SP» .| No. 20. S. 27025 Cordaites. list ‚SP | i 89,| Cordaites principalis*”) ER No. 21. 8. 159. Flabellaria, ä Gere! -L No. 11. VS 5 | Tf. 28: | No. 13. Sieht man von den für die Steinkohlenformation zweifelhaften Pflanzen (Callipteris sinuata und Cordaites principalis) ab, so hat man bisher 87 bestimmbare Planzenspecies in dem Halleschen Stein- gebirge gefunden, nämlich: 1. Calamariae. . . 23 Prulneent we . 'Selagines , . 0... .18 Coniferae .ı... 4 Mestiaeene . aa I BP CHUR 2, sungen 0 er 87 Sn wm *) Nach Anderen eine Gasteropode, vergl. No. 21 S. 24. **) Ich kenne mit Sicherheit keine Schicht im Steinkohlengebirge mit dieser Palme, welche sich dagegen häufig im Unterrothliegenden, besonders in der oberen Abtheilung („Thon- und Grandgesteine“) findet mit Araucarites Brandlingi Wıruam, sp., Aphlebia örregularis Geruar u. A. A.,s. u. Die Angabe derselben im Steinkohlengebirge dürfte wohl auf die früher allgemeine Zuziehung des jetzigen 4 Unterrothliegenden zur Steinkohlenformation zurückzuführen sein. (vergl. oben die Anmerkung von Callipteris sinuata; Gersar No. 11. Seite 49 ff., besonders S. 55 Zeile 16 ff. v. oben und Germar No. 13. Seite 244 ff.) Das schöne, von Germar abgebildete, vollständige Exemplar ist '/ohne allen Zweifel aus dem oberen Unterrothliegenden. Srur, No. 20, S. 270 führt diese Pflanze auch aus dem Steinkohlengebirge von Wettin an, wie die übrigen, welche alle mit einer Ausnahme in einem grau- schwarzen glänzenden Gesteine abgedrückt sind. Solche Gesteine kommen aber nicht ausschliesslich dem Steinkohlengebirge zu, sondern finden sich auch im Unterrothliegenden, besonders in dessen untererer Zone noch mehrfach, { (107) 8.9. Die obere productive Steinkohlenformation. 367 e) Fauna der productiven Steinkohlenformation. Die Fauna unserer Kohlenschichten ist durch die folgenden Ar- beiten näher bekannt geworden: l.; 10. Ill Germar, Insectenreste im Schieferthone des Steinkohlengebirges von Wettin. Graf von Münster, Beiträge zur Petrefactenkunde 18427552,90, fi, Taf. RIM: Germar, Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Wettin und Löbejün (s. o. No. 11, S. 355 [95]) 1844—1853. C. G. Gısser, Fauna der Vorwelt. Leipzig 1847—56. Germar und GisBeL, Fischreste aus dem Steinkohlengebirge von Wettin. Neues Jahrbuch f. Min., Geog. und Palaeont 1846. S. 212 u. 459. 1849. S. 77. GıeBer, Insectenreste aus dem Steinkohlengebirge von Wettin. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Halle, II. 1849—1850. 8. 8, f. Gısser, Koprolith aus dem Steinkohlengebirge von Wettin. Zeitschr. d. gesammt. Naturw. Halle. I. 1853. S. 206. £. Gisser, Trilobit aus dem Steinkohlengebirge von Wettin. Ebendaselbst III. 1854. S. 266, fi. Tf. 8. GiEBEL, geologische Uebersicht der vorweltlichen Inseeten. Eben- daselbst VIII. 1856. S. 175, ft. GreBer, ächte Knochenfische im Steinkohlengebirge. Ebenda- selbst XVI. 1860. 8. 324, ff. Geinız, eine Cypris im Steinkohlengebirge von Wettin. Geiz, Geologie d. Steinkohle. München 1865. I Bd. 8. 98. Gieser, die Limnadien in dem Steinkohlengebirge von Wettin und Löbejün. Zeitschrift d. gesammt. Naturw. Halle. XXV, 1863. :8. 360, f. | E. Weiss, Fischreste aus Wettin und Löbejün. Zeitschrift d. deutsch. geolog. Gesellsch. XVIII, 1866. S. 405, ff. Gıeser, Insectenreste aus dem Steinkohlengebirge von Löbejün. Zeitschr. d. ges. Naturw. Halle, XXX. 1867. 8. 417, £. Giesen, Diplodus Acass. = Xenucanthus Beyr. im Wettiner Steinkohlengebirge. Ebendaselbst XXXI, 1868. 8. 23, f£. Gorvengerg, zur Kenntniss der fossilen Insecten in der Stein- 368 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (108) kohlenformation. Sitzungsberichte d. Sect. f. Min., Geolog. u. Pal. während d. 42. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte in Dresden. 19. Sep. 1868 und Neues Jahrb. f. Min., Geog. u. Pal. 1869. 8.198 2a 16. Laspeyres, über Leaia Wettinensis aus dem Steinkohlengebirge von Wettin. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch. XX. 1868. S. 733, ff. Taf. XVI (Das fossile Phyllopoden-Genus Leaia R. Jonss). Die nicht wenigen Thierreste beschränken sich: 1. auf einige Weichthiere, Mollusca, 2. auf einige Gliederthiere, Articulata, a) Krebse, Urustacea, b) Insecten, Insecta, 3. auf einige Wirbelthiere, Vertebrata, Fische, Pisces. 1. Mollusca. Die in fast allen Ablagerungen des Steinkohlengebirges und des Rothliegenden so häufigen, aber sehr wenig genau bekannten und im zoologischen Systeme noch nicht sicher untergebrachten Conchiferen, welche Gorpruss zu den Unionen, Acassız und DE KonInck zu den Cardinien gestellt haben, die auch bald Anodonten, bald Anthracosien genannt worden sind, fehlen auch in unsern Ablagerungen nicht und sind sogar in manchen Schieferthonen so häufig, dass diese von den Bergleuten schon seit Langem Muschelschiefer genannt werden.!) Diese Unio carbonarius Broxs., U. Goldfussianus oz Konıscx, oder wie man sie nennen will, stellt neuerdings Giseer nicht mehr zu den Molluscen, sondern zu den Krebsen, (wozu kurz vorher Jones?) die meisten früheren Posidonien mit Recht gestellt hatte, und zwar zum Genus Limnadia (Familie der Limnadiaceen unter den Phylloposen in der Ordnung der Eintomostraca). Diese halleschen Unionen mit ihren starken, den Dorsalrand überragenden Wirbeln und mit ihren Wachsthum- falten über die ganze Schale können keine Limnadien sein. Der von Gieser für diese Thiere vorgeschlagene Namen Limnadia ovalis, und der für die an denselben reichen Schieferthone „Limnadienschiefer* sind deshalb wieder zu beseitigen. Ausser diesen längst bekannten Molluscen fand ich im Sommer 1869 in manchem hangenden Kalksteine des Oberflötzes (z. B. in dem 1) Siehe oben III. $. 9. S. (40) ff., 84 ff. 2) R. Joses; a monograph of the fossil Estheriae. London 1862. (109) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 369 dichten aus dem Perlbergschachte und dem oolithischen im Kunstschachte bei 56,494—57,017 Meter oder27—27'J, Lachter Teufe) von Wettin kleine bis 4 Millimeter grosse, rundlich dreieckige, stark gewölbte Conchiferen mit stark und scharf ausgebildeten seitwärtsliegenden Wirbeln und feinen, aber scharfen concentrischen Falten über die ganze Schale. Eine Be- stimmung ist aus den bisherigen Erfunden, auf die ich nur aufmerk- sam machen wollte, nicht möglich gewesen. r Der Ansicht mancher Palaeontologen, dass der obengenannte Blatt- pilz (Gyromyces Ammonis Göer.) eine Gasteropode sei, ist vorhin S. (106) gedacht worden. Andere Molluscen sind bisher noch nicht gefunden worden. Die, wie es scheint, von Anderen übernommene Angabe von Fr. Horrmann!) von Meeresconchylien (namentlich Ammoniten, Terebrateln, Disciten u. s. w.), wenn- gleich selten, im hangenden Kalke muss meinen Nachforschungen gemäss auf einer Verwechselung beruhen, welche diesem ausgezeichneten Geologen als zuverlässig von bergmännischer Seite zugekommen sein muss, weil er darauf hin die hiesige Steinkohlenbildung eine marine Vegetabilien-Zusammenschwemmung nennt ?), gegen welche schon die Schönheit, Grösse und Ablagerungsart der fossilen Pflanzenreste sprechen müssen. 2. Articulata. a) Krebse waren bis zum Jahre 1854 noch nie in unsern Schichten beobachtet worden, in diesem Jahre aber hat GieseL in Wettin ein Fossil gefunden, das er „ohne Zweifel“ als Trilobit er- kannt haben will, „wenngleich die Erhaltung desselben Vieles zu wünschen liesse und keinen oder keinen genügenden Aufschluss über wichtige Punkte der Organisation gewährte.“ Dieser beschriebene und abgebildete, trotz seiner hohen paläon- tologischen Bedeutung weder dementirte, noch durch Wiederholungen bestätigte Fund dürfte wohl einen, bei der schlechten Erhaltung des vorliegenden fossilen Restes leicht möglichen Irrthum in sich schliessen. Den zweiten Krebsfund machte 1864 Gemurz?). Er fand nämlich in dem hangenden Muschelschiefer einen fast mikroskopischen Schalen- krebs (Entomostraca) aus dem Lophyropodengenus Cypris, den er 1) NW. Deutschland II. S 650, vergl. auch Karsren’s Archiv. IX. 1826. I. 331. ?) obwohl er wenige Zeilen darauf I. c. II 651 sagt: „die grosse Schärfe endlich, mit welcher, namentlich bei den Farrenkräutern, oft noch die feinsten Theile derselben sich erhalten finden, scheint zu beweisen, dass sie sich hier unmittelbar an dem Orte niedergelegt finden, an welchem sie gewachsen sind.“ 3) Vergl. Steinkohlen Deutschlands I S. 98. 370 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (110) für nicht verschieden von Candora Salteriuna. Jones!) erklärte. Wegen seiner Kleinheit und meist grossen Seltenheit ist er so lange übersehen‘ worden, obwohl er in manchem hangenden Muschelschiefer — dem bisher einzigen Fundorte — vieler Localitäten scharenweis beobachtet werden kann?). Nach langem vergeblichem Suchen in unsern Steinkohlenschichten nach Krebsen aus den Phyllopoden-Gattungen Estheria und Leava, die sich in andern Steinkohlenablagerungen als häufig erwiesen hatten (z. B. Estheria tenella Saarbrücken, Leaia Baentschiana Saarbrücken), stiess ich in den alten Beständen der geognostischen Sammlungen des Handelsministeriums in Berlin auf ein als Posidonomya bezeichnetes Fossil in Abdruck und Gegendruck in den blaugrauen, an schönen Pflanzenabdrücken reichen Schieferthonen im Hangenden des Bank- flötzes vom Fischer-Schachte des Unterzuges bei Wettin. In diesem Schalenabdrucke ermittelte ich eine neue Art Leaia, die sich namentlich durch ihre Grösse von fast allen andern Phyllopoden aus- zeichnet, und die ich nach dem Fundorte Leaia Wettinensis genannt habe. Dieser Fund ist nicht ohne Bedeutung bei der gleichfolgenden Ermittelung des Alters unserer Bildungen. Das Genus Leaia dürfte bis jetzt nur auf die Steinkohlenformation beschränkt sein. Das Genus Estheria scheint hier auffallender Weise gar nicht vertreten zu sein. Das vermeintliche Vorkommen des Phyllopoden- genus Limnadia ist vorhin erörtert worden.?) b) Insecten. Die ersten von Germar 1842 bekannt gemachten Insectenfunde im Steinkohlengebirge von Wettin erregten, weil sie aus so alten Sedimenten herrührten und die ersten deutschen waren, grosses Interesse. Ihnen folgten bald fernere, die zwar alle zu dem noch lebenden Genus Blatta gehören sollen, aber unter dem Namen Blattina zum Unterschiede von den lebenden durch Germar aufgeführt worden sind.*) Dieser Namen hat sich denn auch bis heute trotz !) R. Joxes, a monograph of the fossil Estheriae. London 1862. 2) Vergl. oben III. $ 9. S. (42). °) Vergl. II. $ 9. S. (108). 4) Da die spätere Zerspaltung der Gattung Blatta Fasr. in mehrere Gattungen sich zum Theil auf Merkmale gründet, die an den in unseren Schichten bisher nur gefunde- nen Flügeln allein nicht wahrzunehmen sind (Germar. Verst.v. Wettinu. Löbejün, $. 81). ER IS (111) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 371 mancher Gegenversuche behauptet. Alle ersten Erfunde scheinen aus den Schieferthonen in der Nähe des 2. oder auch 3. Flötzes, besonders des Fischerschachtes im Unterzuge und des Schachtes Frohe Zukunft des Oberzuges von Wettin zu stammen. Von Löbejün waren sie lange Zeit nicht bekannt, weil dort diese für Wettin früher wichtigen mittleren Flötze meist oder ganz unbauwürdig sind. Seitdem der Bergbau auf den beiden mittleren Flötzen nicht mehr umgeht, werden in Wettin die Insectenreste immer seltener. Zufällige Funde auf Halden haben die letzten Insectenreste dann und wann noch gelie- fert; es sind deshalb auch von ihnen nicht mehr genau die Schichten zu ermitteln, aus welchen sie stammen. Um so häufiger und in jeder Menge zu bekommen sind sie aber jetzt seit einigen Jahren in Löbejün, wo der Steiger Wirren beim Abbau des 2. Flötzes an einigen Stellen im Martins-Schachter Felde in dessen pflanzenreichem Mittel eine Lage entdeckt hat, in der es überall von Insectenflügeln wimmelt. Hier ist seitdem viel gesammelt worden; die neuen Erfunde haben Greser und GoLDEnBERG veröffentlicht. Bis jetzt sind in unserem Steinkohlengebirge folgende Arten der Gattung Blattina gefunden und bestimmt worden. Ob alle specifisch von einander verschieden sind, mögen Entomologen entscheiden. | No. 2.1) $. 83. Tf. 1. Blattina didyma, GermaR, Wettin. | XXX. Bie! 2/8. 'No 1. Tf. XII. Fg. 1. (Dietyopteris didyma, Rost) Rost, Dissert. S. 21. No. 2. S. 84. Taf. XXXI. Fig. 4. No. 1. Tf. XII. Fg. 2. No. 1. Tf. XII. Fg. 3. No. 2. S. 84. No. 1. Taf. XIII. Fg.4. 3.» Fabellata, » » No 2. 8.84, Taf. 31. Fig. 5. carbonaria, I No. 2. S. 85. Taf. XXI. Fig. 6. N0=2.25287. Vaf. XXXT. Fig. 10. "No. 1 Taf. XIII Fg. 5. No. .2.- Taf. XXXT. Fig. 7,8. S. 86. No. 15. 1869 S. 162. Taf. III. Fig. 8, 9, 10. 2. Blattina anaglyptica, GERMAR, & (Blattina anthracophila® GERMAR) a ” (Acridites carbonatus, “2 „ 5. Blattina euglyptica, > - 1) Die No. beziehen sich auf die laufenden Nummern auf S. (107) f. 372 III. Specielle geognostische Verhältnisse. 2) 6. Blattina reticulata, Germar, Wettin. No. 2. S. 87. Taf. XXXIX, Fig. 15. (Blattinopsis reticulata, GIEBEL) 7. Blattina furcata, . - vgl. No. 5. 8. R Wettinensis, R > "No. 8 3) z Germarti, 3 Wettinu.Löbejün.[ No. 13. 10. 2 Schröteri, = Löbejün. £I: x ramosa, e " 28 = leptophlebica, GOLDENBERG „, No. 15. 1869 S. 158. TE. III. Fig. 1. 13. 5 russoma, A N No. 15. 1869. S. 159. TE. II Fig. 2. 14. E affinis, 4 3 No. 15. 1869. S. 159. Taf. III. Fig. 3. 1: 5 Geinitzi, > a No. 15. 1869. S. 160. Taf. III. Fig. 5. 16. 5 parvula, 2 N No. 15. 1869. S. 161. Taf, II. Fig. 6. lie i spectabilis, N N No. 15. 1869. S. 161. Taf. Dia Ausser diesen Insectenresten hat Bopr!) in den Dachbergen des Oberflötzes von Plötz noch einen gegen 2 Qnadratlinien grossen Abdruck gefunden, welchen Gieser nach der zartgerippten Seulptur mit kleinen abwechselnden Vertiefungen und Höckern auf den Furchen, trotz seiner Unvollständigkeit, für nichts anderes, als einen Käferflügel zu deuten vermag?). 3. Vertebrata. Alle bisher von Wirbelthieren gefundenen Reste lassen sich nur auf Fische zurückführen; Saurier scheinen unsere Gegenden zur Kohlen- zeit nicht bevölkert zu haben. So häufig in manchen Schichten (hangender Muschelschiefer) Bruchstücke von Fischen (einzelne Schuppen, Zähne, Kopfknochen, Flossenstacheln, Flossen, Schwänze, Coprolithen etc.) sich finden, so gehören doch grössere Theile oder ganze Exemplare zu den grössten Seltenheiten. Daher kommt es auch, dass man über die Arten der hiesigen Fische lange im Dunkel sich bewegte und zum Theil noch befindet. Nach Grrmar?) soll der erste vollständige Fisch 1840 im 1) Zeitschr. £. d. ges. Naturwissenschaften Halle XXV. S. 271, 1865. 2) Zeitschr. f. d. ges. Naturwissenschaften Halle XXV, S. 310, 1865. 3) Versteinerungen von Wettin u. Löbejün 8. 1 f, a — (113) $ 9. Die obere produetive Steinkohlenformation. 373 Schachte Frohe Zukunft gefunden worden sein, der aber auch so wenig charakteristische Merkmale erkennen liess, dass eine sichere Artbestimmung nicht zulässig war. Germar, der nur die ersten Fisch- reste bearbeitet hat, vergleicht diesen abgebildeten Erstling mit Am- blypterus eupterygius Acass.; einen Zahn nennt er Lamna carbonaria, andere Zähne deutet er als Pygopterus, die losen Schuppen möchte er einer Art von Amblypterus oder von Palaeoniscus (ornatissimus Acass.?) einreihen. Die ferneren Funde sind von Greser beschrieben und sehr verschieden gedeutet worden. Deshalb herrscht, wie aus der folgenden tabellarischen Arten- zusammenstellung ersichtlich sein wird, hier in Bezug auf die speci- fische und selbst generische Kenntniss unserer Fischreste noch man- cher Zweifel. So viel steht aber nach den Untersuchungen von Giesen und Weiss, nach den vorhandenen Abbildungen, so dürftig sie auch nur ausgefallen sind, und nach den jüngsten Funden in Wettin und Löbejün fest, dass die für eine Altersbestimmung unserer Schichten wichtigen Genera: Palueoniscus, Amblypterus (Rhabdolepis), Xenacanthus (= Orthacanthus = Diplodus), Acanthodes in denselben durch ein oder mehrere Arten vertreten sind. Verzeichniss der Fischreste im Steinkohlengebirge von Halle. Beschreiber. Citate. Genus. | Species. |Autor.| Körpertheil. 1. | Amblypterus | eupterygius |Acass. | ganzer Fisch | Gerwar No. 2. Taf. I. Fg. 10. No. 2 Taf. XXX. Mr marcopterus | , n GiIEBEL Fig. 10. 11. No. 3. S. 252. 2 striatus a Bruckstücke |Germar & Gieser. No.4. 1846. 212u. 459 5 Dwernsyi | , Schuppen e Palaeoniscus 5 e > n 5 ornatissimus , 5 GERMAR No. 2. Taf. I. Fig. 3—9. 5 striolatus „ | ganzer Fisch = No. 2. Taf. XXIX. | Fig. 12. 25 374 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (1 14) . a be pe FE BB TE EEE EHRE = j wer | No.‘ Genus. | Species. [autor Köpertheil. | Beschreiler. Citate. 7. |Pygopterus 2 Zähne GERMAR No.2. Taf. 1, Fig.2.2a 8. |Lamna carbonaria |\Gerwar, Zahn = No. 2. Taf. ie. 1. Chilodus tuberosus GIEBEL z GrEBEL No. 3. S. 352. 5 carbonarius n = GeRMaR No. 2. Tf. XXRX, Fg. 1a. 1b. Diplodus Decheni? Asass. 3 GIEBEL No. 14. S. 24. Xenacanthus Re Berr. 5 nr Orthacanthus er Gorpr. = > > No. 3. 8. 352. 9. |Chilodus gracilis Gueser | „ P2 ISo 2. Ba ERXIR Fig. 2, Monacanthus ” » r ” No. 9. S. 324. Diplodus Decheni? |Aoass. Re » No. 14. S. 24. Örthacanthus 5" Gosr.| „ si h R Xenacanthus Br Berk, 2 4 4 & 10. |Styracodus | acutus Ges | „ u No. 4. 1849. 8. 77 No.2, Tf.XXIX Fg.3. Centrodus 5 K. Ri \No. 4. 1849. S. 77. INo. 3. 8. 344. 352. Monacanthus n 5 = e No. 9. S, 324. Diplodus Decheni? |Acıs.| „ nn No. 14. S, 2%. Orthacanthus R Goupr. ” A A Xenacanthus > Berr. = > f A 11. |Acanthodes ? Flossenstachel| E. Wrıss | No. 12, $. 408. Styracodus |acutus GLEBEL n 16519:739 No. 2. Taf. XXIX. Fig. 4. No. 2. Taf. XXIX. 12. |Hybodus carbonarius „ [Zähne u. Haut. “ | Fig, 5. No. 3. S, 313. 13. e vieinalis -- Zähne GERMAR No. 2. Taf. XXX. Fig. 6.7. No.3. 8.310. Monacanthus | gracils a 5 GiEBEL No. 9. 8. 324. No. 2. Taf. XXIX, 14. |Xenacanthus 2 Beyr. | Flossenstachel | E. Weiss Fig. 8, No. 12. S. 403, Diplodus 2 Acass. = GIEBEL No. 14. S. 24. 15. [Elonichthys | Germari Gieeer | Bruchstücke & No.2. TE.-XXX Fg.1-4 No, 3. S. 250. 16. = crassidens e ganzer Fisch ” \No.2. Tf. XXX Fg.5.6 INo. 3. 8. 251. 17. = laevis = Kiefer 2 N0.2. Tf.XXX.Fg.7.8 No. 3. S. 351. (115) 8 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 375 f) Vertikale Verbreitung der Pflanzen und Thiere. Ueber die vertikale Verbreitung der organischen Reste weiss man leider nichts Gewisses. Als Germar und Andere ihre hiesigen palaeontologischen Studien machten, legte man auf solche eingehenden Untersuchungen noch keinen oder nur geringen Werth; wenigstens sind etwaige Beobachtungen darüber nicht mitgetheilt worden. So weit mein Urtheil reicht, ist ein qualitativer Unterschied in den Fos- silien der verschiedenen Flötze und Schichten nicht wahrzunehmen; man kann alle Schichten nur zu einer Zone vereinigen. Die Angaben von Fr. Horrwaxs, dass im Dache des Wettiner Bankflötzes!) besonders Filices, als Begleiter des Wettiner Mittelflötzes besonders Calamiten?) und im Mittel des II. Flötzes von Löbejün vor Allem Stigmaria ficoides Srse.?) sich finden, ferner die Meinung von Gemırz?), dass die Sigillarien in Wettin und Löbejün auf das untere Flötz beschränkt zu sein scheinen, während zu der Bildung der oberen Flötze in jedem Falle die Filices den grössten Beitrag geliefert haben, weisen nur mehr oder weniger auf quantitative Unterschiede hin. Die thierischen Reste im hangenden Muschelschiefer finden sich auch — wenngleich seltener — im liegenden; die extremsten Schichten erscheinen also zoologisch ident. Die meisten der von Anprır und Gerwar bestimmten Pflanzenreste stammen allerdings entweder von Löbejün aus den Schrambergen und dem Mittel, seltener aus den hangenden Schieferthonen des zweiten Flötzes, oder von Wettin aus den hangenden Schieferthonen des Mittel- und Bankflötzes, Denn mit Ausnahme dieser Schichten sind die Sandsteine und Schieferthone sehr arm an organischeu Resten, oder diese sind schlecht darin erhalten, während die aus den oben genannten Schieferthonen in _Bezug auf prachtvolle Erhaltung selbst in den andern Kohlen- ‚niederlagen der Erde ihres Gleichen suchen. Zudem war zur Zeit der Grewar’schen Untersuchungen das vierte Flötz von Wettin, dessen Einbruchberge jetzt hier und da hübsche Abdrücke liefern, meist als unbauwürdig bekannt. Auch in streichender und fallender Verbreitung konnte bis jetzt kein Unterschied in der Flora nachgewiesen werden. Die in Betrieb stehenden Gruben von Wettin, Plötz, Löbejün bieten mit der- selben Gesteinsbeschaffenheit aller Schichten die gleichen Fossilien, und aus den eingestellten Gruben bei Giebichenstein, Dölau, I) Vergl. Fr. Horrwans, nordwestliches Deutschland, II. S. 650- ®) Vergl. Fr. Horrmans, nordwestliches Deutschland, II. S. 651. 3) Vergl. Fr. Horrmans, nordwestliches Deuts:hland, II. S. 655. 4) Geiz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 97. 25* 376 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (116) Görbitz, Brachwitz etc. sind keine anderen organischen Reste bekannt geworden. Die Beobachtung von Gemurz!), dass Sigillarien in Wettin seltener als in Löbejün vorkommen, ist wieder nur ein Mengen-Unterschied. In Giebichenstein®) hat Anprar Calamites cannaeformis Scaroruem, Equisetites lingulatus Gerwar, Annularia longi- folia Brosex., Sphenophyllum Schlotheimi Broxex., Cyatheites (Cyathocarpus) Miltoni Görr. beobachtet. Bei Dölau?) fand derselbe Sphenopteris integra Germar und Anprae und Cardiocarpus, aber selten; 1867 fand ich auf den alten Halden vorherrschend und in Prachtexemplaren Asterophyllites equisetiformis Schroreem, sp., Spheno- phyllum longifolium Gerwar, seltener undeutliche Filices, ein ausgezeichnetes - Exemplar von Palaeoxyris carbonaria Scamr., und zahllose Unionen. Aus Plötz®) nennt Bope Calamites varians Gerwar, Asterophyllites equisetiformis Sckroruem, SP., Annularia longifolia Brosex., Sphenophyllum angustifolium Gerwar, Alethopteris ovata Görr., (Callipteridium mirabile Rosr, sp.) Öyatheites (Cyathocarpus) arborescens Görr., Aphlebia patens Gerwar, Asterocarpus truncatus Uxc,, Unio Goldfussianus, Piseium reliquiae (Elonichthys Germari?), Inseeta? Die von ihm zu gross hervorgehobene quantitative und qualitative Armuth an Fossilien in Plötz, sowie deren schlechtere Erhaltung sind nur eine nothwendige Folge davon, dass die dortigen Grubenbaue blos sehr selten die an wohl erhaltenen Pflanzenresten reichen Schichten in der Nähe der unbauwürdigen mittleren Flötze durchquert haben. g) Das geognostische Niveau der productiven Steinkohlenformation. Ueber das bathrologische Niveau oder die geognostische Stellung unseres productiven Steinkohlengebirges in der Reihe der Sediment- formationen ist sowohl von den theoretischen, als auch von den prak- tischen deutschen Geognosten viel gestritten worden. Die Namen der besten deutschen Geologen aus dem Anfange dieses Jahrhunderts — von VeLrtHEIm, Frrepeıich Horrmann und Andere mehr — sind mit der Beantwortung dieser Frage eng verwebt. Trotz der gründlichsten, langjährigen Durchforschung unseres Steinkohlengebirges sind die heutigen Meinungen über dasselbe durch- aus noch nicht ganz sicher geklärt und veranlassen mich zu den fol- genden Betrachtungen, obwohl sich die Mehrzahl der Geologen nur der einen Ansicht zugeneigt hat. Da man in hiesiger Gegend die Steinkohlenschichten vielfach unter das Mansfeld’sche Rothliegende einfallen sah und zum Theil 1) Steinkohlen Deutschlands, I. 97. 2) Anorar, erläuternder Text u, s. w. S. 54. 3) Anprar, erläuternder Text u. s. w. S 57, 4) Bopr, Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, XXV, S. 267. (€11:7) 8 9. Die obere produetive Steinkohlenformation. 377 unter demselben abgebaut hat, und da die Flora derselben mit der- jenigen von andern Gegenden, die unzweifelhaft der Steinkohlenfor- mation angehören, mehr oder minder vollkommen in Uebereinstim- mung zu bringen war, hielt man. meist unsere Schichten für die „altere Steinkohlenformation“ und zählte dazu einen mächtigen Com- plex von hangenden Schichten, die man mit dem Localnamen „Thon- und Grandgesteinformation“ belegte!), welche ich aber zum Unterrothliegenden stelle. Die meist rothbraunen, flötzleeren Schich- ten im Liegenden unserer stets grauen, kohlenführenden Bildungen stempelte man ohne jeden geognostischen oder palaeontologischen Grund zu dem Öldredsandstone, nur weil sie als Liegendes der Kohlenformation eine rothe Farbe und vielfach Sandsteinnatur haben?.) Abgesehen von der Auslegung der hangenden und liegenden Schichten ist diese An- sicht noch jetzt die herrschendere und die richtige, allein nach unsern heutigen Ansprüchen an die Wissenschaft eine zu allgemein gehaltene. Die andere, zum Theil ältere, zum Theil jüngere Ansicht war von v. Verruem begründet?) und, nachdem sie durch Fr. Horrwmann und Andere in weiteren Kreisen bekannt geworden war*), gegen die gerechtfertisten Einreden vertheidigt worden. Sie sieht die Hallesche Steinkohlenbildung als ein local entwickeltes, mittleres Glied des Mansfeld’schen Rothliegenden an. Die mit der ganzen Schärfe dieses ausgezeichneten Geistes und mit seiner seltenen Beobachtungsgabe aufgebaute, vertheidigte und Anhänger bis in unsere Tage hinein fesselnde Theorie v. Veltheim’s5) verdient hier trotz ihrer jetzt erwie- senen Falschheit eine historische und sachliche Entwickelung und Widerlegung. Auf dem Dösseler- und Dösselhimmelsbergerzuge von Wettin keilt sich das Drei-Bankflötz mehrfach aus, indem sich eine Kohlenbank nach der anderen zuerst 1) z. B. Germar, die Versteinerungen von Wettin und Löbejün. 2), Verol-111.7848.5. 308 3) Leossanv’s Taschenbuch der Mineralogie, XVI. 1822. S. 341, 345. 4) Fr. Horsmass. Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhält- nisse von Nordwest-Deutschland. Leipzig 1830. II, 574, 602 f. und 644 f£. Freiestesen, Kupferschiefer, IV, S. 172. Karsıew’s Archiv, IX. 1826. II, S. 306. Fr. Horrmans, Bemerkungen über die gegenseitigen Verhältnisse der vorweltlichen Floren. Poserxvorrr, Annalen der Physik und Chemie, XV. III, 1829. S. 415 f. 5) Prümiore, Karsten’s Archiv XVIII, 1844 S. 145 f. 378 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (118) verschwächt und zuletzt als Anthraconit oder kohliger Faserkalk verläuft.) Das Kohlenflötz verschwindet mithin hier als schmales Kalkbänkchen in manchmal zu- fällig von Klüften aus etwas gerötheten Schichten, die mit manchen des Rothliegen- den eine entfernte Aehnlichkeit haben können. Es verschwindet also das Flötz als Kalkbank scheinbar im Rothliegenden. Wir haben ferner oben gesehen, dass unsere flötzführenden Steinkohlenschichten nach oben und unten begrenzt sind von kalki- gen Bildungen oder Kalkstein und dass diese beiden Grenzschichten, häufig mit Anthracosien, nie ganz fehlen, wenn auch sonst die Formation dazwischen vollständig verdrückt wird und sich auskeilt, wie z. B. im Catharinen-Schachte, im alten August- schachte des Unterzuges, im Dösselerorte auf dem Dösselerzuge bei Wettin.2) In solchen Fällen nehmen ein oder zwei Kalksteinbänke, hie und da mit Anthraeosien, die Stelle des productiven Kohlengebirges ein. Ueber denselben liegt das bunte, oft von obenher durch Sprünge vom Mittelrothliegenden aus rothgefärbte Unterroth- liegende (Thon- und Grandgestein), und unter denselben das fast meist rothe flötz- leere Liegende, Zwischen diesen rothen Schichten sind die sonst grauen oder schwarzen, nur dünnen, d. h. verdrückten Kalksteinbänke ebenfalls geröthet und es gleichen in diesem Zustande alle Schichten einzelnen Lagen des Mansfelder Rothliegenden; die Wettiner Steinkohlenformation verschwindet also bei solchen Verdrückungen als ein oder zwei Kalkbänke scheinbar im Rothliegenden Durch diesen Schein getäuscht und durch die Beobachtung von ein oder mehreren schmalen, aber constant vorhandenen, oft bituminösen Kalksteinbänken, zum Theil mit Anthracosien, innerhalb des Mansfeld’schen Rotbliegenden (Mittel- rothliegendes) verleitet, sahen von Verrnem und seine Anhänger unser Steinkohlen- gebirge als eine der Gegend von Halle?) eigenthümliche, ganz lokale Ausbildung des Rothliegenden an, die sonst überall im Mansfeld’schen und auch im Ochsen- grunde bei Dobis, im Saalthale bei Rothenburg, bei Schlettau und Kattau u. s. w. durch die rothen Kalksteinlagen vertreten würde. Indem so manche geologischen und technischen Schwierigkeiten bei der Auf- fassung unserer Lagerungsverhältnisse aufgehellt schienen, wurde die in der frühe- ren Ansicht liegende Wahrheit für lange Zeit verdunkelt. Dem schon mehrfach genannten Bergmeister Breszau gebührt das Verdienst, den voxn Verrsem’schen Irrthum erwiesen zu haben durch den in den Wettiner Acten befindlichen Nachweis, dass die rothen Schichten unter den Mansfelder Kalk- steinlagen petrographisch wesentlich verschieden seien von den rothen, unter dem Wettiner verdrückten (und nicht verdrückten) Kohlengebirge liegenden Schichten und dass unsere Kalksteine tief unter denen des Mansfeld’schen Rothliegenden sich befinden. Die erstere Ansicht trat allmählich wieder in ihre Rechte, allein mehr oder minder modificirt durch die Arbeiten von Anprae, mir und Wagner-Geintrz. Indem dieletztgenannten Bearbeiter das Liegende unserer j !) Vergl. III. 8 9. S. (76 ff.) 2) Vergl.. Il. $ 9. S. (92%) 3) Vergl. Poserxvorrr, Annalen XV. S. 415 ff. Ebenso die Steinkohlenbildungen von Manebach bei Ilmenau, Opperode, Ilfeld u, s. w. a y 3 & (119) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 379 productiven Steinkohlenschichten zu „einem flötzleeren Sandsteine“ machten und das Hangende derselben — die „Thon- und Grand- gesteine“ — die Anprae noch beim Steinkohlengebirge belassen hatte, meiner Ansicht entsprechend, zum Unterrothliegenden zogen, wiesen sie den Kohlenschichten selber ein oberes Niveau innerhalb der Stein- kohlenformation an. Bei diesem Stande der Frage übernahm ich die vorligende Be- arbeitung. Die eingehendsten geologischen Untersuchungen, wie sie keinem früheren Beobachter geboten gewesen sein mögen, bestätigten im grossen Ganzen die Richtigkeit dieses Standes der Frage, liessen es aber wünschenswerth und ausführbar erscheinen, das geognostische Niveau unserer flötzführenden Schichten bestimmter zu fixiren, nament- lich durch einen Vergleich mit regelmässiger gelagerten, weiter aus- sedehnten, umfassender aufgeschlossenen, jüngst und eingehend unter- suchten und deshalb allseitig gekannten Steinkohlenablagerungen an- derer Gegenden. Zu einem solchen Vergleiche empfahl sich im Allgemeinen und im Speciellen mir das sogenannte Pfälzisch-Saarbrücker Kohlengebirge oder der grosse Sattel des Steinkohlengebirges und des Rothliegenden zwischen der Saar und dem Rheine aus folgenden Gründen: Einmal ist dort, wie hier, das Steinkohlengebirge der oberen Abtheilung angehörig und wird concordant von allen Schichten des Rothliegenden bedeckt; sodann sind dort alle Ablagerungen gut auf- geschlossen und namentlich durch von Dec#ken!), E. Weiss?) und mir?) geognostisch und petrographisch, sowie von E. Weiss palaeonto- logisch erforscht?) worden, drittens bin ich mit diesem objectiv sehr 1) H. v. Decuen, Geognostische Karte der Rheinlande und Westphalens, Section Saarlouis, Simmern, Kreuznach und Saarburg. 2) E. Weiss, Begründung von 5 geognostischen Abtheilungen in den Stein- kohlenführenden Schichten des Saar-Rheingebirges.. Verhandlungen des natur- historischen Vereins von Rheinland und Westfalen XXV, 1868 S. 63 ff. 3) E. Weiss und H. Laserees, Geognostische Uebersichts-Karte des Kohlen- führenden Saar-Rheingebietes. Berlin 1868 nebst Begleitworten. H. Laspeyres, Kruvzwacn und Dürkuem. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, XIX. 1867. S. 803 ff. 4) E. Wesss, Fossile Flora der jüngsten Steinkohlenformation und des Roth- liegenden im Saar-Rheingebiete. Bonn 1869—72. 380 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (120) geeigneten Vergleichungsgebiete durch meine früheren dortigen Arbeiten aus eigener Anschauung bis in das Einzelne fast so vertraut, wie mit dem hiesiegen Gebiete. Nachdem die palaeontologischen und kartographischen Arbeiten über das pfälzische Steinkohlengebirge und Rothliegende von E. Weiss zum Abschlusse gekommen sind, müssen diese Bildungen der Schlüssel für alle analogen werden. Ich bediene mich deshalb dieses Schlüssels für die Bearbeitung der Halleschen Steinkohlenbildungen, der Erfolg wird gleich zeigen, mit Vortheil. Die Pfälzischen Schichten zerfallen bekanntlich in: I. Rothliegendes: a) Zone des oberen Rothliegenden, bh) - - mittleren - ‚ Lebacher Schichten, 6) - - unteren - , Cuseler - II. Steinkohlenformation: d) obere Steinkohlenformation, Ottweiler Schichten, e) mittlere - , Saarbrücker - E. Weiss hat schon den Versuch gemacht, unsere Steinkohlen- schichten mit den Pfälzisch-Saarbrücker in palaeontologische Parallele zu stellen!). Er hebt die Aehnlichkeiten der Flora der Ottweiler Schichten mit den unserigen hervor, identificirt aber noch nicht bestimmt unsere Schichten mit den Ottweiler, sondern behauptet schliesslich nur, dass das Vorkommen von Amblypterus, Blattina, Candona weitere Analogien böte zwischen unsern Schichten zu den „Lebacher bis Ottweiler Schichten,“ dass also „bei Wettin Schichten vorkom- men müssen, welche zum unteren Rothliegenden oder zum Ueber- kohlengebirge gehören.“ Es soll gleich bewiesen werden, einmal, wie unsere Steinkohlenschichten geognostisch und palaeontologisch den Ottweiler Schichten so parallel stehen, dass man sie fast für idente, d. h. unterirdisch mit ihnen in Zusammenhang stehende oder ge- standene Sedimente halten könnte, und andermal, wie sie von den Saarbrücker, Lebacher und Cuseler Schichten petrographisch ebenso verschieden sind, als palaeontologisch. 1) Zeitsch. d. deutschen geologischen Gesellschaft, XVII, 1866. 403 und 407. (121) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 381 Schon vor den Weiss’schen Versuchen und vor den palaeontolo- gischen Vergleichungen erweckten die geologischen und petropraphi- schen Eigenthümlichkeiten den Gedanken, in unseren Schichten ein Aequivalent der Ottweiler zu suchen. Die Verbindung von schmalen, unreinen, mehrfach zertheilten, vielfach brandschieferartigen, deshalb oft unbauwürdigen Flötzen von magerer, selten backender Kohle mit bituminösen, fischhaltigen, kal- kigen Schiefern mit ihren Uebergängen in Kalksteine ist ein beiden Ablagerungen gemeinsames Charakteristicum; ebenso die Seltenheit von thonigen Kalksteinnieren in den Schieferthonen wie in den Ott- weilerschichten, wo sie sich nur wenig häufiger finden, als bei uns in einzelnen Schichten. Petrographische Verschiedenheiten zwischen beiden Ablagerungen sind allerdings vorhanden, aber ohne grössere Bedeutung, z. B. das Fehlen aller Conglomerate, jeder Arkose (Feldspathsandstein) und von rothen oder bunten Schichten in unserm Gebiete. Dieselben finden sich in der Pfalz, aber auch meist nur vereinzelt und ausnahmsweise, eigentlich bloss in der mittleren Etage der Ottweiler Schichten. Bei Halle treten solche Gesteine erst über dem Muschelschiefer plötzlich ein; die Schichten darunter sind nur typische graue bis schwarze Schieferthone und Sandsteine der Kohlenformation, genau wie sie in der Pfalz im tieferen Niveau (Saarbrücker Schichten) ausschliesslich walten, in den Ottweiler Schichten aber immer noch deren Haupt- massen ausmachen. Ebenso gross sind auch die palaeontologischen Uebereinstimmungen zwischen beiden, räumlich so weit getrennten Ablagerungen. Beide besitzen eine reiche, vorwiegende Kohlenflora, aber nicht mehr so üppig als in den mittleren Partieen der productiven Steinkohlen- formation (Saarbrücker Schichten), weshalb sich in jenen die Flötze nur isolirt und wenig mächtig entwickeln konnten. | Fassen wir den Vergleich unserer Steinkohlenschichten mit den vier Zonen in der Pfalz näher in’s Auge! : Wie aus der oben gegebenen tabellarischen Uebersicht!) unserer !) Vergl. oben, Seite (96) ff. Specielle geognostische Verhältnisse. 382 II. (122) Flora hervorgeht, haben sich von den 87 hiesigen Pflanzenformen bis jetzt in den pfälzischen Schichten gefunden 61 (708) und zwar: 48 Formen in den Saarbrücker Schichten, 43 - - - Ottweiler 18 17 - - - Cuseler ich 15 - - - Lebacher ae! wenn man wieder von den für die Carbonformation noch zweifelhaften Callipteris sinuata und Cordaites principalis!) absieht. Von den 284 in der Pfalz gefundenen Pflanzen sind bei uns 61 (21,52) bekannt und zwar: 1 Saarb. Ottw. Cusel. Lebach. Sa. Calamariie= 123 13 6 5 16 Filices = 23 2 8 7 al Selagines = 8 4 0 0 1) Coniferae ect. = 4 3 3 3 5 48 43 17 15 61. Zieht man nur die Quantität der gemeinsamen Arten in Betracht, so haben unsere Schichten sehr geringe palaeontologische Aehnlichkeit mit den Schichten von Cusel und Lebach, eine grosse mit denen von Ott- weiler und noch eine etwas grössere mit den Saarbrücker Schichten. Das könnte nun leicht die Meinung erwecken, unsere Schichten seien analoge der Saarbrücker; die Ansicht gestaltet sich aber anders zu Gunsten einer Analogie mit den Ottweiler Schichten, wenn man den Charakter oder die Qualität der Floren vergleicht. Dem -Unter- und Mittelrothliegenden (Cuseler und Lebacher Schichten) können wir die Halleschen Schichten qualitativ ebenso- wenig, wie quantitativ, parallel stellen. Von den 15 mit Lebach gemeinsamen Formen gehen nämlich alle tiefer hinab und zwar Wi ee bis in Cuseler- - - Ottweiler- - - Saarbrücker- bis in Ottweiler- - - Saarbrücker- I) Vergl. oben S. (100) und S. (106). Schichten 15, RN IE ADEL. Von den 17 mit Cusel gemeinsamen Formen gehen tiefer hinab Schichten 16, - 13, (125) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 383 das heisst, die mit Cusel und Lebach gemeinsamen Formen sind mit einer Ausnahme (Walchia filieiformis) keine für das Rothliegende charakteristischen Formen, welche mit der genannten, bei Halle äusserst selten gefundenen Ausnahme sich hier nicht finden'), z. B.: Cyelopteris triloba; Weiss Asterocarpus eucarpus; Weiss Neuropteridium imbricatum; Görr.; sp. | Asterocarpus pinnatifidus; Gurs., sp. Xenopteris catadroma; Weıss Taeniopteris multinervia; Weıss Callipteris latifrons; Weis Lonchopteris rugosa ; Bronen. Callipteris Zanceolata; Sremme., SP. Calamites leioderma; Gurs. Sphenopteris Iyratifolia; Görr. Calamites gegas; Broxen. Sphenopteris Böckingiana; Weıss Calamites major ; Boxen. Hymenopteris ZLebachensis; Weiss Lepidodendron posthumum; Weiss Schizopteris trichomanoides;, Görr. Lepidostrobus attenuatus; Görr Cyatheites Beyrichi; Weiss Walchia flaceida ; Görr. Cyatheites subauriculatus; Weiss Walchia linearifolia;, Görr. Alethopteris conferta; Srse., sp.!) Walchia long:folia ; Görr. Alethopteris praelongata; Weiss Cordaites Rösslerianus; Gem. Alethopteris brevis; Weiss Cyelocarpus gibberosus;, Gem. Nicht minder fehlen die wichtigsten und zum Theil gemeinsten Leitpflanzen von Halle in den Schichten von Cusel und Lebach, finden sich jedoch in den tieferen Schichten der Pfalz?). In völliger Uebereinstimmung mit diesen palaeontologischen Schlüs- sen steht die Beschaffenheit der Gesteine, denn die typischen bunten Gesteine des pfälzischen Rothliegenden, die Arkosen (Feldspathsand- steine), deren Conglomerate, Schieferthone mit zahllosen Thoneisenstein- nieren etc. fehlen in unserer kohlenführenden Region ganz, während sie bald darüber in derselben Entwickelung, wie in der Pfalz, die herr- schenden Schichten werden. Die Armuth an Kohlenflötzen, das Vor- handensein von Kalkflötzen mit denselben Fischresten, namentlich Acanthodes, Xenacanthus, mit zahllosen Anthracosien etc. in un- sern Schichten und denen von Cusel und Lebach könnten allenfalls noch für Rothliegendes sprechen, sind aber den obigen Beweisen gegenüber nicht entscheidend. Es dreht sich deshalb nur noch darum, 1) Wenn es sich dereinst herausstellen sollte, was ich bezweifele, dass die von Axorıe aus dem Steinkohlengebirge aufgeführte, bis jetzt nur in einem Exemplare gefundene, also äusserst seltene Callipteris sinuata Broxen., sp. (Alethopteris conferta, Szec., sp.) wirklich sich in demselben fände, so würde diese Pflanze die zweite Ausnahme bilden. 2) Veırgl. oben, S. (96) ff. die Tabelle. 384 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (124) ob wir bei Halle ein Aequivalent der Saarbrücker oder der Ott- weiler Schichten, d. h. mittleres oder oberes Steinkohlengebirge haben. Die Quantität unserer mit diesen beiden Etagen gemeinsamen Pflanzen ist nach den schon beigebrachten!) Zahlen wenig entscheidend. Die Halleschen Schichten stimmen zwar mit den Saarbrücker in den herrschenden grauen und schwarzen Schieferthonen, Sandsteinschiefern und Sandsteinen als echte Steinkohlengesteine und im Fehlen aller bunten Schichten, besonders von Arkosen etc. völlig überein. Bedenkt man aber, dass diese Gesteine auch die herrschenden in Ottweiler sind und zum Theil noch höher hinauf gehen, also nicht bestimmend sein dürfen, ferner dass die Zahl und Mächtigkeit der Flötze in Saar- brücken so enorm ist, dass dort Conglomerate eine ebenso gewöhn- liche Erscheinung sind, als Kalkflötze die grösste Ausnahme, so kann von einer petrographischen Aehnlichkait beider ‘Schichtencomplexe nicht die Rede sein. Von den 48 mit Saarbrücken gemeinsamen Pflanzen gehen 3l auch in die Ottweiler Schichten hinein, sind also im vorliegen- den Falle ohne Bedeutung, und die 17 nur mit Saarbrücken gemein- samen Arten haben dagegen keine durchschlagende Stimme. Die Saar- brücker Schichten mit ihren vorwiegenden ZLycopodiaceen und Sigil- larien haben eine reine, unsere nur eine vorwiegende Steinkohlenflora. Ebensowenig sind die Uebereinstimmungen in der Fauna zwi- schen Saarbrücken und Halle von Belang. Thierreste sind im Allgemeinen an ersterem Orte selten, an letzterem häufig. Fische fehlen z. B. in Saarbrücken gänzlich, die Saurier sind zwar dort sehr selten, bei Halle aber ganz unbekannt. Die hier häufigen An- thracosien, Insecten, Kruster kennt man in Saarbrücken gar nicht. Unser Hallesches Schichtensystem kann also nur ein Aequivalent der Öttweiler Schichten sein; das kann man auch direct nachweisen. Die petrographische Aehnlichkeit zwischen beiden Systemen ist bei diesen schon oben?) erörtert, und die Quantität der beiden gemeinsamen Pflanzenformen, zu 43 oder 50% ermittelt worden?). Es handelt sich jetzt nur noch um die Qualität der Pflanzen und um die Fauna. 1) Vergl. oben, 8. (122). 2) Vergl. S. (121) £. 3) Vergl. S. (122,) (125) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 385 Von den43 gemeinsamen Pflanzen gehen 31 auch hinab in Saarbrücker Schichten und die 12 bleibenden (Asterophyllites radıirformis E. W zıss — Sphenophyllum Schlotheimi Broxean. — Sph. oblongifolium Germ. — Odontopteris Reichiana Gurs. — Ödontopteris obtusa Bronen. — Callipteridium mirabile Rost, sp. — Pecopteris Pluckeneti Ger- mari Weiss — Pecopteris Bredovi Anprar et Germ. — Pecopteris elegans Göpp., sp. — Cyathocarpus Candolleanus Bronen., sp. — As- terocarpus truncatus, Une. — Sigillaria Brardi. var. subquadrata, Weiss —) sind gerade die wichtigsten und charakteristischsten; denn von ihnen gehen nur 3 Arten (Asterophyllites radiiformis — Odon- topteris obtusa — Cyathocarpus Candolleanus) höher hinauf in das Rothliegende; die anderen 9 Formen waren zum Theil, ausser bei Halle, nirgends bekannt geworden, als Weiss sie für die Ottweiler Schichten charakteristisch fand!). Im Ganzen gehen von den 43 Arten nur 16 in das Rothliegende hinauf. Sowohl die Ottweiler als die Halleschen Schichten zeichnen sich aus durch den Reichthum der F'ilices, (besonders Sphenopteriden, Pecopteriden und Odontopteriden) und das Zurücktreten von Sigillarien, Stigmarien und Lycopodi- aceen dem mittleren Steinkohlengebirge gegenüber, ferner durch das Fehlen von Alethopteris conferta Stec.?) und Calamites gigas ScHLIH. dem Rothliegenden gegenüber. Sehr auffallend ist bei uns das, wenngleich seltene, Vorkommen von Walchia piniformis Scuture., sp. und noch mehr von Walchia filieiformis Schurn., sp., weil diese früher allgemein als typische Pflanzen des Rothliegenden galten. Was die Erstere betrifft, so hat sie auch Ger- xırz in den oberen Steinkohlenschichten von Sachsen beobachtet?) und Weiss*) sogar im mittleren Kohlengebirge der Pfalz, in den Saar- brücker Schichten. In den Ottweiler Schichten selbst hat sie Weiss nirgends finden können; sie muss aber dort vorkommen, da man sie tiefer und höher (Cusel und Lebach) gefunden hat. Viel befremdender ist das Vorkommen der Walchia filieiformıs, welche nur bei uns so tief gehend sich findet und bisher als Leit- 1) Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, XVII, 8. 403. 407. 2) Vergl. die Anmerkung S. (100) u. (123). 3) Vergl. Palaeontographica, XII. 1864/5 S. 277. 4) Vergl, Fossile Flora u. s. w. S. 179 ff. u. 239. 386 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (126) pflanze des Rothliegenden angesehen wurde mit Alethopteris conferta Sıes. und Calamites gigas Scatra.'). In der Pfalz beobachtete Weiss diese Walchia auch nur in den oberen Cuseler und in den Lebacher Schichten. Nicht unerwähnt darf bleiben als fernere Verschiedenheit zwischen Ottweiler und Halle das Fehlen der in Ottweiler so häufigen Araucarien (Kieselhölzer) in den Schichten von Halle. Auch die Fauna unserer Schichten stimmt mit der von Ott- weiler meist gut überein; das mehr oder weniger häufige Vorkommen von Anthracosien, Candona, Leaia, Blattina, Rhabdolepis, Am- blypterus, Acanthodes ist beiden gemein, ebenso das Fehlen der Saurier. Auf das noch nicht beobachtete Vorkommen von den in den Ottweiler Schichten zum Theil häufigen Zstherien bei Halle ist kein Gewicht zu legen; um so interessanter und wichtiger ist aber das Fehlen des Genus Xenacanthus in Ottweiler, welches sich in der Pfalz trotz eifrigen Suchens von Seiten E. Weıss bisher nur in den unteren Lebacher Schichten, zugleich mit Archegosaurus, gefunden hat, und welches also bei Halle ebenso tief herabgeht als Walchia filieiformis. Diese Pflanze und jener Fisch sind mithin die einzigen zweifellosen Anomalien von Bedeutung zwischen unseren Steinkohlen- schichten und denen von Ottweiler in der Pfalz2). | Fasst man, wie es Weıss für die Pfalz vorgeschlagen hat?), die 4. und 5. Vegetationszone in der sächsischen Steinkohlenformation nach Gemırz (also seine Annularien- und Farren-Zone) als oberste Steinkohlenformation zusammen, so entspricht sie den Ottweiler Schichten und man kommt indirect für die Halleschen Schichten zu demselben Ziele, zu dem Gemirz direct durch Vergleichung unserer Flora mit der in der sächsischen Steinkohlenformation gelangt ist*): Die halleschen Steinkohlenbildungen sind oberste Stein- kohlenformation. Palaeontologisch und auch vielfach geognostisch hat unsere Steinkohlenablage- rung grosse Aehnlichkeit mit der im Plauen’schen Grunde bei Dresden, welche !) Vergl. Palaeontographica, XII. 1864/65. S. 1 ff. 2) „Weiss, Fossile Flora u. s. w. S. 226 f 3) ,„ Verhandlungen der nath. Vereins für Rheinland und Westfalen. XXV. 1868. S. 124. 4) Vergl. Gemurz, Geologie der Steinkohlen, I. S. 405. 5) Vergl. Gemurz, „ » » I..S; 76, 405. (127) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 387 Gemmz zu seiner Annularienzone stellt. Die Flora derselben ist nämlich charak- terisirt durch: Calamites „ ” Annularia Sphenophyllum Sphenopteris Dietyopteris Cyatheites ” ” Alethopteris ” ” Walchia Stigmaria Cardiocarpon Cordaites Carpolithes en Nöggerathia (Rhabdocarpos Nöggerathia \Rhabdocarpos Gyromyces cannaeformis approximatus Cisti . longifolia oblongifolium Schlotheimi Brongniarti arborescens Candolleanus angustus dentatus Miltoni nervosa longifolia agquilina piniformis ficoides Gutbieri principalis Cordai palmaeformis Bockschianus) Beinertiana lineatus) Ammonis ScHLTH. 2) Beroxen. ” GERMAR Beronen. GursBIER S CHLTH. Broxen. ”» ” Arrıs Bronen. Presı Scarrn. ” Boxen. GeEmıTz GERMAR Geinıtz) Göer. Ni & | Bexser Görr, Göre. & Bereer Görr. Beeren BRrr Hr EErHMm nSoo0oMm RER S EI un (e>) H. Nicht minder grosse palaeontologische Aehnlichkeit haben unsere Schichten mit den untergeordneten Steinkohlenablagerungen bei Ilfeld am Südrande des Harzes, wie aus der folgenden tabellarischen Uebersicht der dort von F. A. Römer?) und Geimirz®) beobachteten Pflanzenreste hervorgeht. In der Tabelle ist die Verbreitung dieser Fossilien in der Pfalz und bei Halle mitangegeben. 1) Die mit H. S. O. bezeichneten Arten sind auch in den Halle’schen, Saar- brücker oder Ottweiler Schichten gefunden worden. 2) Vergl. Palaeontographica, 1860. IX. S. 14—46. Tf. 5—12. 3) Vergl. Steinkohlen Deutschlands, I. S. 104. 388 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (128) Be 2|& & Namen, = E S = E a°o|a|s|s Calamites Suckowi Broxen. | + + +!+ | + R cannaeformis Schr. | + -L ee approximatus s + +1 +1! + Annularia longifolia Bess. | + + + | ++ R sphenophylloides Zesk,sp.| + | -+ en mierophylla Rön. | Sphenophyllum | emarginatum Baosn. | + +| + = sacxifragaefolium Sızs. + ++ 2 oblongifolium GermaR Rt Sphenopteris artemisiaefolia Stus. 4 eristata Broxen,sp.| + + | B integra Genwan &| 1 + ANnDpRAE h Schizopteris Gutbierana Pest, Neuropteris auriculata Bao, | Fl lds > gigantea Srao. A| + A Loshi Baoxon. | t | + 5 heterophylla Sree. ar P merabilıs Rosr eiheR ovata GERMAR = Regina Rön. „ densifolia . A Cyelopteris trichomanoides Beosn. |+ | + | + - flabellata P + L 5 obovata Rön Dietyopteris Brongniarti Guns. + Odontopteris hercynica Rön. » Schützei Me Cyatheites dentatus Broxen,sp.| + | + + n abbreviatus r + + +|I+|1+ > Miltoni - + ++! +'+ „ argutus ke +|+ $ arborescens Scara,sp. + | + + | +|+ ou | olızljıe]| 7|5 . (129) $ 9. Die obere productive Steinkohlenformation. 389 si S|8 Namen. E E eıe|ı® Su Ders 22) | ©. || ee] ji a 20 1716 75 Cyatheites Candolleaneus Broxen.,sp. -/ + +|/ + „ oreopteroides 5 al IE a En ee Alethopteris aquilina N + ++ +[?+ 6 pteroides »:PpI+ +1) + | x Pseudo-Bucklandi | Gerwan,sp. + 4 + | + longifolia Pers, sp. | + + + | Selaginites Erdmanni GERMAR IL. Sigillaria Preuiana Römer - carınata en 2 subsulcata & 5 distans Gemurz Cordaites principalis GERMaR + +1'? | +| + Noeggerathia Beinertiana Görr. | | & erassa = s sulcata Röner 16. — aaa] Unter diesem Eindrucke darf man aber nicht vergessen, dass einer der be- währtesten Kenner der Steinkohlenbildungen im Allgemeinen und derjenigen von Ilfeld im Speeciellen diese Letzteren nicht zu der Steinkohlenformation, sondern zum Unterrothliegenden rechnet!). Man darf wohl deshalb die Vermuthung hegen, dass bei der Beurtheilung der Ifelder Schichten petrographische und geognostische Beobachtungen für Unterroth- liegendes entschieden haben mögen; denn die dortigen typischen Gesteine gleichen ausserordentlich denen des Unterrothliegenden der Pfalz und noch mehr der Um- gegend von Halle. Nach Besprechung dieser halleschen Gesteine komme ich nochmals auf diese Aehnlichkeit zurück. 1) I. Lieferung der geologischen Karte von Preussen und den thüringischen Staaten. 1/25000; mit Erläuterungen. Berlin 1870. 26 390 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (130) Ss 10. Das Unterrothliegende. A. Allgemeines. Zum Unterrothliegenden rechne ich die Schichten über dem charakteristischen und stets leicht kenntlichen, hangenden Muschel- schiefer.') Die untere Grenze des Unterrothliegenden ist hiermit gegeben, die obere Grenze soll nachher besprochen werden. Die hierher gehörenden Sedimente hat man bergmännisch gut kennen ge- lernt, da fast alle Schächte sie durchsinken mussten, um zu den Kohlen zu gelangen, und da sie innerhalb der Grubenbaue durch Strecken, Querschläge etc. wegen des Reichthums an Verwerfungen in den Grubenfeldern häufig angefahren und zum Theil durchfahren werden mussten. Wegen ihrer concordanten Lage unmittelbar über dem Steinkohlengebirge, wegen einzelner Flötzbestege oder Flötzchen in ihnen und auch aus andern Gründen hat sie der hiesige Berg- mann schon seit langem und zum Theil noch jetzt zum Steinkohlen- gebirge gerechnet, statt zum Rothliegenden, welches ihm erst mit der intensiv eisenschüssigen Farbe der Mansfelder Schichten (Mittelroth- liegendes) anhob?). Auch Anprar?) hat diese Sedimente 1850 noch bei der Stein- kohlenformation gelassen. Im Jahre 1864 sprach ich mich aber schon in dem Sinne wie heute aus*) und diesem schlossen sich bald Andere an°). Einen Theil, und zwar den oberen, der hierher gehörigen Sedi- mente hat man schon lange mit dem, auch in die Wissenschaft über- gegangenen, bergmännischen Trivialnamen „Grandgesteine oder Thon- und Grandgesteinformation“ belegt und später diesen nichtssagenden Namen auf alle hiesigen Gebirgsbildungen zwischen 1) Vergl. oben III. $ 9. S. 40. 2) Horrmans, nordwestl. Deutschland. II. 642. v. Verruem in seinen Manuscripten fasst die hiesige Steinkohlenformation und das Unterrothliegende als sogenannte Zwischenformation zusammen. Vergl. oben 1.85, 8. (21). i 3) Text zur Karte von Halle, S. 46 £. u. 52 £. 4) Zeitschrift d. deutsch. geol. Gesellschaft, 1864, S. 369 f. 5) z. B. Waoner und Gemunz, 1. e. I. S. 93 ff. ESS N (13) .$ 10. Das Unterrothliegende. 391 dem hangenden Muschelschiefer und dem Mansfeld’schen Rothliegen- den ausgedehnt!), so dass sich nun die Begriffe von unserem Unter- rothliegenden und von Grandgestein decken. Trotzdem verwerfe ich diesen Namen, weil er vollkommen entbehrlich und weil mit ihm zu grosser Missbrauch getrieben worden ist. B. Glieder des Unterrothliegenden. Das Unterrothliegende gliedert sich überall, — je entwickelter es ist, um so deutlicher?), — in zwei, petrographisch ungemein verschiedene Zonen. Ihre Trennung wird nordöstlich von der grossen nördlichen Masse des untern Porphyrs in der Gegend zwischen W erdershausen, Krosigk und Göttnitz durch ein oder mehrere Zwischenlager von einem interessanten Eruptivgesteine (Orthoklasporphyr) um so bedeu- tungsvoller, als die untere Zone selbstredend vor, die obere Zone nach der Bildung dieser Lager abgesetzt worden ist. Das Eruptivgestein ist mithin kein intrusives, jüngeres Lager im Unterrothliegenden, son- dern ein zwischenalteriger Oberflächenerguss, eine Decke, auf der un- teren Zone, während die obere Zone hauptsächlich aus diesem Erup- tivgesteine gebildet zu sein scheint. Trotz der grossen petrographischen Verschiedenheit der beiden Zonen und trotz ihres Zwischengliedes musste auf der Karte eine Unterscheidung derselben unterbleiben, weil bei der Zerstückelung und Verwerfung der hiesigen Sedimente durch zahllose Sprünge und durch eine häufige diluviale Bedeckung eine räumliche Abgrenzung aller dieser, gleichsam durcheinander gewürfelten Fetzen da ganz unmöglich ist, wo das Zwischenlager von Orthoklasporphyr fehlt, was meist der Fall ist. Nur zwischen Werdershausen, Krosigk und Göttnitz sind die beiden Zonen nicht durch verschiedene Farben, sondern nur durch die erfolgte Abgrenzung des Zwischenlagers räumlich zu erkennen. Eine farbige Unterscheidung unterblieb hier trotz ihrer Möglichkeit, um der Karte in allen Theilen ihre Gleichmässigkeit nicht zu nehmen. So hat die Karte beide Zwecke erreicht; denn, wer die Lagerungs- 1) Vergl. Anprae, Karte u. s. w. 8. 47. 2) z. B. bei Wettin und Löbejün. 26* 392 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. (132) verhältnisse östlich von Löbejün erfasst hat, erkennt daselbst auf der Karte sofort die beiden Zonen. C. Gesteinscharacter der beiden Zonen. So verschieden die Gesteine der. beiden Zonen unter sich sind, ebenso sind sie es von den Gesteinen der Steinkohlenformation in den meisten Fällen. Nur einzelne Sandsteine und Schieferthone mit oder ohne Kohlenbestege, namentlich in der unteren Zone, werden den Steinkohlenschichten zum Verwechseln ähnlich, und das ist zum Theil die Ursache der bisherigen Verbindung aller dieser Schichten mit dem Steinkohlengebirge gewesen. Auf die speciellen Fälle komme ich später hie und da zurück und hebe hier nur die allgemeinen Verschiedenheiten hervor. Palaeontologisch unterscheiden sich die Sedimente des Unterroth- liegenden auffallend durch eine grosse Armuth in der Fauna und Flora von denen des productiven Steinkohlengebirges. Nur in einigen Schieferthonen haben sich allein noch die 2 Conchiferen-Arten!) ge- funden, welche von denen im Steinkohlengebirge und im Mittelroth- liegenden nicht unterschieden werden können. Selbst in den besteg- führenden Schieferthonen sind die Pflanzenreste ungewöhnlich selten und dann stets so schlecht erhalten, dass man meist keine Bestim- mung wagen kann. Nur einzelne Arten sind hie und da bestimmbar und finden sich entweder gar nicht, oder seltener, oder viel häufiger im Steinkohlengebirge. Petrographisch charakterisirt sind diese Sedimente 1) durch das Zurücktreten der Schieferthone, namentlich der Kohlenbestege und der Kalksteinbänke, die in ihnen zu den grössten Seltenheiten gehören, 2) durch das Vorherrschen von Quarzsandsteinen in der unteren Zone und 3) durch den häufigen Uebergang besonders der unteren Sand- steine in Conglomerate, die dem Steinkohlengebirge vollkommen fremd sind?). Das sind immerhin grosse Verschiedenheiten; denn ein plötz- licher Umschwung ist bei stetig fortentwickelten Sedimenten nicht zu erwarten, am wenigsten nach den neuesten Untersuchungen beim Stein- 1) Vergl. oben III. $ 9 S. (108) £. 2) Vergl. oben III. $ 9 S. (94). (133) $ 10. Das Unterrethliegende. 393 kohlengebirge und Rothliegenden, welche weit mehr durch eine lang- sam sich entwickelnde Flora, als durch eine beweglichere Fauna cha- rakterisirt sind. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen sollen die beiden Zonen eingehend besprochen werden. D. Die untere Zone des Unterrothliegenden. a. . Allgemeines. Die untere Zone muss zwar unter dem „aufgeschwemmten Ge- birge“ vielfach ausbeissen, allein zu Tage anstehend ist sie nur bei Wettin, Löbejün und an der Klinke bei Brachwitz zu beob- achten, meist nur an-einzelnen kleinen Stellen, wo die Erosionen der Thäler die aufgeschwemmte Decke entfernt haben. Die übrigen, zu Tage ausgehenden Schichten des Unterrothliegenden gehören der obe- ren Zone an. Ohne den hiesigen Steinkohlenbergbau würde man von der un- teren Zone nur eine sehr dürftige Kenntniss haben. Dem Umstande aber, dass alle die zahllosen Kohlenschächte gute Querschnitte durch dieselbe gegeben haben, und dass diese Schichten in der Grube so so oft durchfahren werden mussten, um aus einem isolirten Flötz- theile in den andern zu gelangen, verdanken wir eine sehr genaue Kenntniss derselben. Die besten Aufschlüsse in der unteren Zone bieten jetzt die Hauptschächte von Wettin und Löbejün, der Catharina- und der Martins-Schacht, weil diese Schächte leicht zugänglich und von den jetzigen Betriebsbeamten ausgeführt sind, weil diese Herren noch Rede und Antwort stehen können und bei dem Abteufen der Schächte genaue Stossprofile angefertigt sowie diese mit zahlreichen und lehr- reichen Gebirgsstufen belegt haben, welche auf den Werken sich befinden, und weil beide Schächte gerade in sehr mächtiger Entwickelung dieser Schichten stehen. Der Martins-Schacht in Löbejün steht von oben an erst 6,277 m. (3 Lachter) im Diluvium und dann 18,831 m. (9 Lachter) im Lager des Orthoklasporphyrs, durehteuft also alle und nur die Schichten der unteren Zone in ungestörter Folge bis zum hangenden Muschelschiefer, den er bei 87,879 m. (42 Lachter) Teufe er- schroten hat. Die untere Zone ist mithin im Martins 62,77ı m. (30 Lachter) mächtig. Viel mächtiger ist sie im Catharinaschachte bei Wettin, der ganz in dieser, am Schachte mehrfach zu Tage ausgehenden Zone steht und bei flachem Einfallen der Schichten erst bei 165,30 bis 169,48 m. (79 bis 81 Lachter) Teufe den Muschel- schiefer erreicht hat!). Im Perlberg- und Brassertschachte von Wettin sind beide 1) Vergleiche oben III. $ 9, Seite (92). 394 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (134) Zonen zusammen nur 114,03, resp. 104,62 m. (54,4, resp. 50 Laachter) mächtig ge- funden worden. Die untere Zone im Perlberg ist nur 26,678 m. \123/a Lachter) mächtig gefunden worden. Aus der räumlichen Nähe der Schächte Perlberg und Catharina ersieht man die grosse Unregelmässigkeit in den Mächtigkeiten, die wohl besonders durch das Einschieben der Conglomeratmassen in die Sandsteine verursacht wird. Ganz ähnliche Schwankungen in der Mächtigkeit sind vielfach in der Grube zu beobachten. (Vergleiche die Profile und die Karte.) Am West- und Nordwest-Gehänge des Thierberges und am kleinen Schacht- berge hat die untere Zone eine grosse horizontale Verbreitung, aber keine grosse Mächtigkeit, da die dortigen Schächte nicht tief gewesen sind. Die horizontale Erstreckung muss dort also durch Sprünge veranlasst worden sein. Im Wesentlichen setzen zwei Gesteine die untere Zone in man- nigfaltigem, gegenseitigem Wechsel zusammen, ein Quarzsandstein mit oft ungemein festem Kalkbindemittel und ein buntes, ebenfalls sehr fest cementirtes Kreseleonglomerat. Man kann also ganz treffend, da paläontologische Charaktere fehlen, dieses untere Unterrothliegende die „Zone der Quarzsandsteine und Kieselconglomerate“ nennen. ß. Die Quarzsandsteine. Ausser unterirdisch finden wir die Quarzsandsteine besonders gut anstehend und mehrfach durch Steinbrüche aufgeschlossen am süd- westlichen Gehänge des Thierberges, nordwestlich von Wettin; man könnte sie deshalb auch „Thierbergsandsteine“ nennen. Der dortige mächtige, überall petrographisch constante Schiehtencomplex ist in den Steinbrüchen 19 Meter (9 Lehtr.) aufgeschlossen und er- streckt sich noch höher und tiefer am Gehänge. Wegen der Aehnlichkeit mit dem Sandsteine im Hangenden und Liegenden des Wettiner Dreibankflötzes!) hat man beide mehrfach verwechselt und bei Ver: kennung der Lagerungsverhältnisse den südwestlichen Theil des Thierberges für ein hoffnungsloses Feld gehalten, während er die besten-Hoffnungen auf ein neues, bequem zu erreichendes Grubenfeld in sich trägt?). Derselbe Irrthum erstreckt !) Vergleiche oben III. $. 9, Seite (75) und Seite (83). 2) Bei den Bergbeamten muss schon am Ende des vorigen oder Anfange dieses Jahrhunderts die Ansicht über diesen Theil des Wettiner Bergrevieres getheilt gewesen sein. Im Gegensatze zu der genannten, allgemeineren Ansicht mussten einige Beamten schon meine Ansicht gewonnen haben, denn sie bohrten in dem südwestlichen Theile des Thierberges im Thierbergsandsteine nach Kohle, allein ohne Resultat, weil sie wegen der stärkeren Gegenpartei ein tieferes Bohren nicht aus- führen konnten. Diese in den Revieracten beschriebenen Bohrversuche sind ein Beweis von der Mächtigkeit der Quarzsandsteine. (135) $ 10. Das Unterrothliegende. 395 sich auch auf die Partie weiter nach Norden, an dem kleinen Schachtberge und an der sogenannten Schulle (am Wege von Dössel nach Wettin) vorbei, wo man dieselben, dort anstehenden Quarzsandsteine des Unterrothliegenden bald für Steinkohlenschichten, bald sogar für flötzleeren Sandstein angesprochen und daraus die eigenthümlichsten Lagerungsverhältnisse abgeleitet hat, die den Bergbau schädigen mussten, indem man das Hangende der Flötze zum Liegenden stempelte!). Ganz analogen Irrthümern aus ganz ähnlichen Gründen, wie im besprochenen Falle, bin ich in den anderen Bergrevieren begegnet und werde sie an geeigneten Stellen innerhalb dieser Ar- beit im Interesse der Technik erwähnen’). } Den „über dem Muschelschiefer liegenden und in Conglomerat übergehenden“ Sandstein, also unsern Quarzsandstein, konnte Fr. Horrwaxs®) ebenfalls nicht gut vom Steinkohlensandstein unterscheiden und hat deshalb diesen Schichtencomplex noch zum Steinkohlengebirge gezogen. Der Quarzsandstein bildet in der Regel gut geschichtete, aber meist mächtige Bänke, die nur nach dem Ausgehenden zu durch Verwitterung oder durch Verfeinerung des Kornes und durch Uebergänge in Sandsteinschiefer immer zerklüfteter und dünner werden. Deshalb müssen die Steinbrüche tief gehen, und in den Schächten sind oft die Sandsteinbänke so geschlossen gewesen, dass man eine Schichtung nicht gesehen hat. Die mächtigen Bänke geben gute, feste und zähe Bausteine und sind deshalb Gegenstand der vorhin genannten Stein- brüche. Die massigen Sandsteine und die Sandsteinschiefer wechseln viel- fach mit einander und sind durch Uebergänge verbunden. Sehr häufig ist eine in ihrer Richtung ungemein rasch wechselnde, discor- dante und wellige Parallelstructur vorhanden, wodurch die Sandstein- schiefer im Querbruche flaserig erscheinen, eine Structur, an der man diese Schichten leicht erkennen, aber nicht von den hangenden und liegenden Sandsteinen des Dreibankflötzes unterscheiden kann*). Von Gefüge sind die Sandsteine fein oder sehr fein; es gehört schon eine scharfe Lupe zur Erkennung des mineralischen Bestandes. Der vorherrschende Gemengtheil ist ein wasserklarer oder grau- 1) Vergleiche oben III. $ 9. Seite (90), II. $ 8. Seite (36). 2) Dass in meine Auffassungen und Ansichten ebenfalls Irrthümer sich einge- schlichen haben können, darf ich mir am wenigsten verhehlen, weil ich bei meinen Untersuchungen am besten erfahren habe, wie ungemein schwierig die geognostischen Verhältnisse hier gerade im Detail sind durch Vereinigung aller Schwierigkeiten, mit denen der Geognost und Bergmann zu kämpfen haben. 3) Vergleiche nordwestliches Deutschland, II. S. 649 ff. 9) Vergl. oben III. $ 9. S. (75), (83) u. $ 10, S. (134). 396 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (136) lichtrüber, selten röthlicher Quarz, der in verwitternden Gesteinen oft von einer Eisenockerhaut bezogen ist. Sehr selten ist dazwischen ein Körnchen von schwarzem Lydit 0). Der weisse, lebhaft glänzende, frische Glimmer fehlt nie, in den groben massigen Gesteinen ist er aber seltener, als in den feineren und besser geschichteten. Je mehr Glimmer, um so schiefriger werden die Ge- steine, weil die Glimmer denselben Parallelstructur geben. Auf den Schichtungsfugen liegen die Glimmerlamellen und Häute oft so dick und lose, dass sie beim Zerschlagen der Schiefer abfallen. Dieselbe Rolle spielen dann auch kohlige Lamellen und Pflanzenreste. Feld- spath, geschweige denn rother Orthoklas, ist im Gestein nicht zu be- obachten, wodurch es sich sehr gut von den Gesteinen der oberen Zone unterscheidet. Ein weisses Mineral zwischen den Quarzkörnchen ist wahrscheinlich etwas Thon (Kaolin), seine Menge ist ungemein wechselnd. Fünkchen, Kryställchen und kleine Concretionen von Schwefelkies und Kupferkies sind häufig, von Bleiglanz sehr selten. Kleine grüngraue Körnchen, die sich zu einem unreinen Eisen- ocker zersetzen, wage ich nicht zu deuten. Diese Bestandtheile sind durch kleine oder grössere Mengen kohlensaurer Salze (namentlich Kalk und Eisen) weniger oder mehr cementirt. Es brausen also alle Quarzsandsteine in kalten oder heissen Säuren und zwar je frischer, um so mehr. Von der Festigkeit dieses Bindemittels mancher dieser Sandsteine wissen die hiesigen „Gesteins- häuer“ ein Klagelied zu singen, und die Grubenverwaltung hat manches „theuere Lachter Schacht oder Strecke“ aufzuweisen. Der Sandstein kann hart und zäh und klingend, wie Kalkstein, sein und besitzt dann einen unebenen bis splitterigen Bruch. Die Quarzsandsteine sind wegen ihres Gehaltes an kohlensaurem Eisenoxydul und Kohlenstoff im frischen Zustande blaugrau, werden aber durch Einwirkung der Atmosphärilien- und Ockerbildung grünlich und bräunlichgrau. Die lichten Färbungen sind häufiger als die dunkeln. | In den unteren Teufen der Catharina!) und des Martins waren die Schichten mehrfach fleckweise bräunlich und rothbraun, sehr selten roth. Nur am kleinen Schachtberge, beim Wege von Wettin nach Dössel, zwischen ) Bei 140—152,75 Meter (67—73 Lachter). (137) $ 10. Das Unterrothliegende. 397 dem „Weinstock“ und der „Schulle“ ist der Sandstein, wie die übrigen Lagen des dortigen Unterrothliegenden, intensiv braunroth gefärbt durch das bald darüber folgende Mittelrothliegende.- weshalb man dort denselben lange für flötzleeren lie- genden Sandstein erklärt hat. !) Durch Verfeinerung des Kornes gehen die Sandsteine in grüne oder blaugraue, sandige Schieferthone über, welche in allen Ueber- gängen mit den Sandsteinen wechsellagern. Die Schieferthone ent- halten sporadisch kleine Nieren, die sich in der Gesteinsmasse nur in Form, Festigkeit und Menge des Bindemittels vom umgebenden Gesteine unterscheiden. Sie brausen in warmer Säure und sind wohl zersetzte thonige Sphärosiderite. Gerne nehmen die Schieferthone spo- radisch eine braungelbe oder braunröthliche Farbe an durch Bildung von Eisenoxyd oder dessen Hydrat. Auf Klüften hat sich Kalk- spath oder Faserkalk gefunden. Die Schieferthone werden oft sehr kohlig und es scheiden sich in ihnen Knoten?) von Kohle (z. B. Perlberg 106,71 Meter (51 Lchtr.) tief) und selbst Flötzbestege aus, welche theilweise bergmännisch ver- folgt worden sind. Zu diesen Bestegen gehört ohne Zweifel auch derjenige, den man im Jahre 1827 (?) mit einem Versuchsschachte auf dem südwestlichen Thierberge, westlich vom sogenannten Schachtbergwege unter dem dortigen Quarzsandsteine näher untersucht hat.?) “Die Sandsteine, Sandsteinschiefer und Schieferthone unterscheiden sich petrographisch nach dem Beigebrachten nicht von denen der Steinkohlenformation. 1) Vergl. oben S. (36), (90), (135). 2) Solche kohligen Trümmer erwähnt Fr. Horrmans (Nordwestliches Deutschland II. 651.) 3) Bei ca. 21 Meter (10 Lachter) Teufe standen das Füllort und die Strecken im Schieferthon, in welchem 2 Flötze (0,157—0,209 Meter (6—8 Zoll) mächtig) bei 0,523—1,046 Meter (1,—'/a Lachter) mächtigem Mittel angegeben werden, die nach dem Schweizerlinge zu einfielen und ca. 33'/a Meter (16 Lachter) weit verfolgt wurden. Nach Süden keilten sich die Bestege bald aus, der Schieferthon ging noch ca. 63 Meter (30 Lachter) weiter fort, ehe er sich im Sandsteine auskeilte. Abbau fand nicht statt, die Kohle war wie die der „oberen Bestege im Perlberg“. Andere Bestege werden sehr häufig in den Bohrlöchern angegeben, z. B. N 5 bei Löbejün. 398 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (138) y. Die Kieselconglomerate. Durch Aufnahme von Kieselgeschieben gehen die Quarzsandsteine in die Kieselconglomerate über, deren Teig sie bilden. Von diesen Conglomeraten giebt Fr. Horrmann'!) schon an, dass sie keine Porphyrgeschiebe enthielten. Die Geschiebe bestehen vor- herrschend aus schwarzem Kieselschiefer (Lydit), schwarzem, braunem und grauem, dichtem Kalksteine?), seltener, aber immerhin noch häufig aus Milchquarz, dichtem, rothem, braunem, gelbem, Lyditartigem Hornstein und aus Thonschiefern. Die Geschiebe finden sich in allen Grössen unter der einer Nuss; die Conglomerate sind also bald fein (Uebergang in Sandstein), bald mittelgrob. Die Menge ist ebenfalls verschieden, wodurch auch Uebergänge in den Sandstein erfolgen. Die Geschiebe sind eigentlich meist nur kantengerundete oder oft noch eckige Brocken, zwischen welchen aber auch sehr vollkommene Ge- schiebe liegen. Durch den festen Kalksandsteinteig und die Kieselgeschiebe gehört das Conglomerat zu den festesten und härtesten Gesteinen. Meist hat dasselbe eine grün-graue Farbe, kann aber auch recht bunt werden, sobald in der grünlichen Grundmasse Geschiebe mit den lebhafteren Farben liegen. Alle Poren, Drusen und Klüfte im Conglomerate sind mit Kalk- spath erfüllt. Höchst eigenthümlich sind zahllose, haarfeine, bis 1 Millimeter weite Spalten, welche ohne Unterbrechung durch das Bindemittel und die Geschiebe setzen und ebenfalls mit Kalkspath erfüllt sind. Diese Spalten sind meist so fein, dass man sie nur ar der Spiegelung der gemeinsamen Spaltungsflächen des Kalkspaths im Reflexlichte erkennen kann. Die mit zahlreichen solchen Spalten durchsetzten, matten Kieselgeschiebe erinnern dann formell an den mit Chrysotiladern durch- setzten Serpentin. Oft ist kaum ein Geschiebe frei von diesen Sprüngen, es sind durch und durch zerbrochene und wiederverkittete Geschiebe. Die Quarzsandsteine und Kieselconglomerate gehen in der Regel weder schichtenweise in einander über, noch wechseln sie lagenweise mit einander, sondern die Conglomerate bilden ganz unregelmässige, bald kleine, bald enorm grosse Nester im Sandsteine, wie die Con- glomerataufschlüsse zu Tage am kleinen Schachtberge bei Wettin ’) Nordwestliches Deutschland, II. 645. 2) Karsten s Archiv, IX. 1836. S, 314. et Ela ra ar ne ee de, a FEB ae En 222 20 EN DATEIEN Be An > ER TREEETENE * % er. (139) $ 10. Das Unterrothliegende. 399 und alle Schachtprofile beweisen. Aus der oft scharfen und einer Schichtungsfuge ähnlichen Grenze beider, häufig sehr undeutlich geschichteter Gesteine darf man keinen Schluss auf das Einfallen der Sedimente ziehen wollen, was häufig zum Missverständnisse der hie- sigen Verhältnisse geschehen ist, von dem später gesprochen wer- den soll. In den genannten Gesteinen des Unterrothliegenden findet sich zum Theil häufig in isolirten, bis kopfgrossen, unregelmässigen, schie- frigen Putzen und Schweifen ein steinmark- oder bolartiges grün- graues Mineral. Die chemischen und physikalischen Untersuchungen desselben haben ergeben, dass es zur Gruppe des Pinit gehört, welche man als secundäre Bildungen von kryptokrystallinschen oder dichten Glim- - mern (d. h. Singulostlicate x (H, Si O,) anzusehen berechtigt ist. In dieser Gruppe bildet das Mineral eine durch ihre chemischen Eigen- schaften, durch das eigenthümliche Verhalten zu Wasser und Wasser- dampf und durch das niedrige Volumgewicht = 2,67 selbstständige Art — Hygrophilit genannt. Das Mineral erweist sich unter dem Mikroskope als eine homogene, krystalli- nisch-schuppige, farblose Substanz, aber ganz durchschwärmt von mikroskopisch kleinen, kugelrunden, grüngrau bewandeten Poren. Es ist kantendurchscheinend, matt bis schimmernd, im Bruche eben bis feinsplitterig; Härte 2 bis 2,5; fettig anzufühlen. Es zeigt eine starke Hygroscopie, worauf der Name hindeuten soll. Es klebt stark an der Zunge und in Wasser zerfällt es unter Aufblättern in winzige Schüppchen, welche einen plastischen Schlamm bilden. In mit Wasser- dampf gesättigter Luft vermag das lufttrockene Mineral etwas über 17 pCt seines Gewichts Wasserdampf zu absorbiren. Die lufttrockene Substanz löst sich schwer in Salzsäure und Kalilauge und hat im Mittel von 2 Analysen die Zusammensetzung: Si0a2 = 482 Ala 03 = 32,06 FeO = 3% 02,05 2=21415 Dieses Silicat lässt sich auf die normale MO — 172 Kieselsäure x (Hı Si O), worin x = 807 K9.07,—5i67 ist, zurückführen. Na20 = 1,6 H,O = 90 102,86 Beim Erhitzen im Kolben zerknistert es etwas und giebt reichlich Wasser; es schmilzt schwerer, als Natrolith und leichter, als Granat zu weissem, blasigem 400 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (140) Email, das mit Kobaltsolution blau wird. (Das Nähere in Tscueruax, mineralogische Mittheilungen, 1873, Heft III. S. 147 ff. und Journal für praktische Chemie Band VII. 1873. S. 278 ff.) Die besten und ergiebigsten Fundorte von diesem Minerale sind der Catharina-Schacht und das Flache von No. I vom Perlberg nach der Catharina!). Im Grubenfelde des Martinsschachtes bei Löbejün, gerade auf der Grenze vom hangenden Muschelschiefer und Unterrothliegenden, ferner im Catharinaschachte vei Wettin im Quarzsandsteine, bei 97,556 —98,34ı Meter (465/s—47 Lachter) Teufe und im hangenden Muschelschiefer, bei 169,22 Meter (80%/s Lachter) Teufe fanden sich „Wacken“, das heisst Nester oder Schweife einer körnigen, bröckeligen und mürben Masse, die zum grössten Theile aus demselben Minerale zu bestehen scheint und ganz durchschwärmt ist von zarten oder stärkeren Adern eines weissen oder grauen Faserkalkes, der die Masse in Säuren heftig aufbrausen lässt In dieser Masse liegen gerundete Brocken von grauem Quarz, weissem oder rothem Feldspath, Kryställchen oder Körner vom Schwefelkies, Bleiglanz, rothbrauner Blende und Kupferkies und rothe gerundete Granatkrystalle. Diese Masse, von der man nicht zu sagen vermag, ob sie eine nesterartige Arkosebildung, oder eine Kluft- und Drusenausfüllung ist, zeigt sich gegen. das Nebengestein bald scharf begrenzt, bald verliert sie sich in dasselbe. ?) Im Abteufen des Martins-Schachtes bei Löbejün fand man in dem Schichtencomplexe des unteren Unterrothliegenden bei 37,662 bis 40,801 Meter (18 bis 194 Lehtr.) und bei 55,971 bis 60,155 Meter (26$ bis 288 Lchtr.) Teufe Einlagerungen von Sedimenten, die schon !) Das zu den obigen Untersuchungen benutzte Mineral stammt von hier, wo es. sich 1873 wieder in grossen Mengen gefunden hat. Dasselbe Mineral, nur in einer etwas grünlichbraungrauen Farbe, hat Herr Bergrath Wacner in demselben Jahre im sogenannten Porphyrorte nach Süden von der Catharina, 180 Meter unter Tage, bei Wettin gefunden. Einer brieflichen Mittheilung zufolge bildet es daselbst eine 5 bis 10 Centimeter mächtige Lage zwischen dem hangenden Muschelschiefer und dem darunter liegenden grauen Sandsteine — demnach im Steinkohlengebirge, aber nur wenig tiefer, als die früheren Vorkommnisse. — ?) Die Feldspathe (Orthoklas una Oligoklas) in den benachbarten Porphyren — sowohl der Ausscheidungen, als auch der Grundmasse — sind mehrfach, am besten auf Reilsberg und Schmelzershöhe bei Giebichenstein, in eine Pinit-artige Substanz umgewandelt worden, welche Teucnzrr, Haske und Sonnere analysirt und . genau von der Zusammensetzung eines Singulosilicates und sehr nahe stehend der Zusammensetzung des Hygrophilit gefunden haben. Diese Thatsache und das Vorkommen des Hygrophilit machen es sehr wahrscheinlich, dass der letztere aus einem Detritus von Feldspath entstanden ist. (Vergl. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, XXII. S. 291; XXIIL S. 249; XXIV. S. 46 — Kenseort, Fortschritte der Mineralogie 1862/5, S 183. — Tscneruax, mineralogische Mitthei- lungen, 1873, Heft III. S. 165 f., 167 ff.) ; Narr (141) $. 10. Das Unterrothliegende, 401 sehr an die Gesteine der oberen Zone des Unterrothliegenden erinnern und wohl als deren Vorläufer betrachtet werden können. Die erstere, 3,139 Meter (1'/a Lachter) mächtige Schicht nennen die Bergleute „grünlichgraues, rothgrau und grau melirtes Grandgestein“. Es ist ein röthlichgrau gefleckter und geflammter, grüngrauer Thonstein, dem am Wettiner „Schützenplatze“ ähnlich, mit Nester- oder Schweif-förmigen Uebergängen in Feldspatharkose. Stets braust das Gestein, je körniger, um so mehr. Die untere, 4,15 Meter (2 Lachter) mächtige Einlagerung besteht aus einem ebenfalls grünlichgrauen Thonsteine (Horn- gestein der Bergleute), der so dicht ist, dass er oft wie die Grundmasse mancher Porphyre aussieht, denn er ist kantendurchscheinend, eigenthümlich krystallinisch, vom Stahle ritzbar, im Bruche splitterig bis muschelig. Stets braust das Gestein in Säuren, denn unzählige Pörchen und Klüftchen sind mit Kalkspath erfüllt. Durch Vergrösserung des Kornes geht auch dieses Gestein in Arkose über. Das beste Bild von dem mannigfachen Wechsel der genannten Gesteine in der gesammten Zusammensetzung der unteren Zone glaube ich am geeignetsten durch kurze Mittheilung der Profile im Martinsschachte von Löbejün und im Perlberg- schachte von Wettin zu geben. 1. Martinsschacht bei Löbejün. 6,277 Meter (3 Lachter) Diluvium, 18,331 - (9 - ) Orthoklasporphyr, 1,0 - (4 - __) Schieferthon, 6,500 - (3 - _) Quarzsandstein, 0,262 - (4 - ) blau und roth gefleckter Schieferthon, 4,446 - 23 - ) Quarzsandstein, 31393 - (li - ) grünlicher und rothgrauer Thonstein mit Arkose, 138 - (3 - )grünlichgrauer Quarzsandstein mitbraunrothen Flecken, 2a - (13 - ) braunrother Quarzsandstein, 0,523 - (2 - _) grauer, fester Quarzsandstein, 415 - (2 - ) Quarzsandstein mit Knollen von Kieseleonglomerat, 0,53 - (2 - ) grauer Quarzsandsteinschiefer, 2,354 - (ll - _) Kieselconglomerat, 3,400 - (13. - ) Quarzsandstein mit Kieselconglomerat, As - (2 - ), Thonsteine, 0,734 - (2 - ) Quarzsandstein, 11,70 - (53 - ) Kieselconglomerat, - 0,86 - (4 - ) Quarzsandstein, et - ) Kieselconglomerat, 3,93 - (12 _ - ) Quarzsandstein und Kieselconglomerat, 8,369 - (4 - ) Quarzsandstein, bei 87,355 Meter (418 Lachter) Anfang der Steinkohlenformation. 402 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (142) 2. Perlberg-Schacht bei Wettin. Bis 87,356 Meter (41$ Lachter) obere Zone des Unterrothliegenden. 12,54 - (6 - ) Quarzsandstein, 022 - (4 =.) Kieseleonglomerat, 6,5393 - (34 - ) Quarzsandstein, 1,8 - (4 - ) Arkose und Conglomerat, 670-703 - ) Quarzsandstein; bei 114,034 Meter (54% Lachter) Anfang der Steinkohlenformation. Ueber dem Unterrothliegenden folgt nun als Lager der E. Orthoklas-Porphyr. Synonyme: \Gesteinsanalysen, J. Rors, 1861: Quarzarmer Felsitporphyr. Wacner-Geinımz, 1855: Basaltit. Fr. Horrmans, v. Verreerm u. Andere 1830: Va- rietät des jüngeren Porphyrs. v. SECKENDORF, 1836: Uebergangstrapp oder Grün- stein. Breszau: Melaphyr. Hocauura, 1847: quarzfreier augithaltender Porphyr. RammeusBerG: Porphyr. G. Leoxsarp: quarzführender Porphyr. Gırarn, 1858: Melaphyr. | Seite 8. \Steinkohlen Deutsch- ) lands, I, S. 9. \Nordwestl. Deutsch- | land, II, S. 656 ) Karsten’s Arch., 1836 IX, S. 318, (325). Acten der Bergbe- hörde. \Bergwerksfreund, | 1847. XI. 444. I Supplement, S. 182. Leonuaro, Porphyre, DLR Jahrbuch f. Min. ete. | 1858, S. 188 £. Die vielen Namen beweisen schon so gut, als die verhältnissmässige grosse Literatur, dass dieses Eruptiv-Gestein interessant ist. Zu Tage anstehend ist es nur zwischen Werdershausen, nörd- lich von Löbejün, Krosigk, südöstlich von Löbejün und Wies- kau, nordwestlich von Löbejün bekannt. Man hat es aber in grosser unterirdischer Verbreitung durch Bohrlöcher nachgewiesen, jedoch nur nördlich und nordöstlich der grossen nördlichen Masse unteren Por- phyrs, also zwischen der Fuhne und dem Bergplateau, sowie von Schlettau an bis nach Göttnitz an der Magdeburg - Leipziger Eisenbahn. /# (143) $ 10. Das Unterrothliegende. 403 So mannigfach der petrographische Habitus, namentlich in der Farbe, Textur und Structur ist, so gleichmässig ist die chemische ‚und mineralogische Zusammensetzung dieses Gesteins, welches ich zu den Orthoklasporphyren stelle, weil es die mittlere chemische Zu- sammensetzung des ÖOrthoklas hat und deshalb auch mineralogisch vorherrschend oder wesentlich aus diesem Minerale zusammengesetzt sein muss. Die anderen, älteren Namen beziehen sich auf den verschiedenen petrographischen Habitus. Bald ist derselbe derjenige mancher Trappe, Grünsteine, Melaphyre, d. h. das Gesteine ist dunkelgrüngrau bis grün- schwarz, zugleich feinkörnig und nur hie und da mit kleinen, seltenen Ausscheidungen; bald ist der Gesteinscharakter der der Porphyre, nament- lich unseres klein-krystallinischen (oberen oder jüngeren) Porphyrs. In diesem Zustande ist das Gestein roth, mit Porphyrgefüge bei mehr oder minder dichter Grundmasse und mit zahlreichen Ausscheidungen. Andere Stücke gleichen durch viele Ausscheidungen von Horn- blende (?) und triklinem Feldspath den Porphyriten, welche stellenweis Mandelsteinstructur annehmen. Dann hat das Gestein wieder an einer andern Stelle ausgezeichnete Sphäroidstructur. Vier von diesen scheinbar verschiedenen Gesteinen hat Hocamurn im Jahre 1847!) einer chemischen Analyse und Bearbeitung unterzogen. Mögen auch diese Untersuchungen nicht mehr unsern jetzigen Anfor- derungen genügen und den Wunsch nach einer erneueten chemischen Zerlegung erwecken, so geht doch so viel aus ihnen mit Sicherheit hervor, dass diese 4 so sehr verschieden aussehenden Gesteine nahezu dieselbe chemische Zusammensetzung haben, dass man überall ein und dasselbe Gestein, nur in verschiedenen Erstarrungsmodificationen vor sich hat?), bei denen man aber doch dieselbe mineralogische Zusammensetzung zu erkennen vermag. Die Resultate der Analysen sind nach Abrechnung des Glüh- verlustes (H, O + 00, etc.): I) Bergwerksfreund, 1847, XI. S. 444. ®) Diese Ansicht theilt auch Hocanurn. (144) III. Specielle geognostische Verhältnisse. 404 | Si 02 | Ala O3| Fe O |Ca O|Mg O Ka O |Na20 Summe O-Verhältniss | O-Quotient Zschietschenberg (vulgo | Schiedsbero)r „22 ' 68,56 | 13,91 | 6,69 | 0,48 | 2,45 | 5,26 | 2,65 | 100,00 | 1,01.3. 13,73 | 0,292 Martinsschacht . . . . . | 66,86 | 13,16 | 8,98 | 2,60 | 1,19 | 4,51 | 2,70 | 100,00 | 0,98.3.13,15 | 0,303 Martinsschacht ( licht- | | | grüne Varietät) .... | 63,18 | 14,16 | 12,22 | 1,23 | 1,62 7,59 100,00 | 0,81.3.10,85 | 0,351 Martinsschacht ( soge- | | nannter Grünstein). . . | 61,77 | 11,57 | 15,35 | 6,06 5,25 100,00 ?= 3.1092 2. 0,9742 Mittel = | 65,09 | 13,20 | 10,81 3911 |. 6,9 | 100,00.| O,03.8. 12,17 70,950 24,01 10,90 Orthoklas - Zusammen- setzung: = 65,%0 18,12 16,68 100,00 | Re 1 0,333 Volum-Gewicht bei 20% ©. = 2,6317; 2,6486; 2,6835 2,766 Glühverlust = 2,57%; 1,15 Yo; 2,66%; 2,54 Es gehören also Alle zum Orthoklastypus der Gesteine, denn das Mittel zwischen diesem Orthoklas-Typus 65,20 Si O2 18,12R,0, 16,68 RO 1.3 :12 . 0,333 und Oligoklastypus 03.01 ©, Pe A Be EN liegt bei 64,10 „ 20,74 „= 14.06 =,..= 2 3,2105 0388 \ l (145) $ 10. Das Unterrothliegende. 405 Da die Gesteine vom Alter der mittleren Eruptionsepoche (Zeit der Kohlenformation und des Rothliegenden) oder der Porphyre sind, kann man sie nur Orthoklasporphyre nennen; sie entsprechen auch geo- gnostisch und petrographisch vollkommen den Orthoklasporphyren im pfälzischen Rothliegenden'!) und ähnlichen Gesteinen anderer Gegenden. In den Gesteinen mit körnigem oder Porphyrgefüge erkennt man: 1. Orthoklas als herrschenden Bestandtheil in dünnen, bis 5 Millimeter grossen tafelartigen Krystallen; in den primären Gesteinen noch von glasiger Beschaffenheit und grünlich-grauer oder grünlich- schwarzer Farbe, in dem secundären Zustande als gemeinen, aber noch frischen (im Kern mehrfach noch glasigen) Orthoklas von weisser, röthlich-gelber bis röthlicher Farbe. 2. Oligoklas in gleichen Kıystallen wie der Orthoklas ist dann manchmal noch im glasigen Zustande und dann nur durch die deutliche Zwillingsstreifung zu erkennen, in dem gemeinen, matten Zustande ausserdem an der vom Orthoklas verschiedenen, meist weissen oder ölig-gelben Farbe. Als Ausscheidung scheint er oft häufiger im Gesteine zu sein als der Orthoklas, namentlich, wenn daneben mehr Quarzäusscheidun- gen zu sehen sind. 3. Quarz, farblos, rauchgrau oder grünlich, in Folge der Licht- brechung oft schwarz erscheinend, durchsichtig, fettglänzend findet sich in seltenen, kleinen Körnern oder Aggregaten als unwesentliches, aber nie ganz fehlendes Gemengmineral. Seine und des Oligoklas Menge stehen in ursächlichem Zusammenhange. 4. Glimmer habe ich in keinem Stücke sehen können; doch giebt Wacner als selten kleine Blättchen an. 5. Hornblende. Statt Glimmer erscheinen bald selten, bald häufig, nadel- oder säulenförmige, aber ungemein kleine Krystalle oder Krystallgruppen eines grünschwarzen, spaltbaren, lebhaft glänzenden Minerals. Dasselbe ist von Hochmurn, Wasser und GikarD für Augit gehalten worden, während ich mich mit Rammerssere und Fr. Horr- MANN für Hornblende aussprechen möchte. 1) Vergl. Lasreyres, Kreuzyacn und Dürsuem, Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft 1867. S. 839 ff. 27 406 III Specielle geognostische Verhältnisse. (146) Hocusurs und Bıscuor!) haben mit vieler Ausführlichkeit die procentige Menge dieser Gemengmineralien zu berechnen versucht, konnten aber zu keinem befrie- digenden Resultate gelangen. Als Magneteisen sind in manchen Gesteinen sehr kleine, schwarze, metallglänzende Funken durch den Magnet nachzuweisen. Häufiger sind kleine Körnchen von Schwefelkies und Kupfer- kies. Bei der Ziegelei, nördlich von Löbejün, zwischen diese rund der Stadt, am alten Kalkofen bei der Stadt, am Schachtberge beim alten Pulverhause, westlich vom Martinsschachte, zum Theil im Martins- schachte, im Gerhard, Seegen Gottes No. 2 und Neuglückschachte be- sitzt das Gestein ein dichtes bis feinkörniges Gefüge und den pri- mären Zustand, d. h. grünschwarze Farbe durch kieselsaures Eisen- oxydul und Glasigkeit aller Feldspathe, und erscheint dadurch Melaphyr- ähnlich. Es ist sehr hart und spröde und besitzt flachmuscheligen Bruch. Kleine Ausscheidungen, namentlich von Orthoklas und Quarz, sind zu selten, um den körnigen Charakter des Gesteins zu einem porphyrartigen zu machen. Ein ganz ähnliches, feinkörniges Gestein, nur von lichtgrüngrauer Färbung, findet sich in losen Blöcken am Untergraben der Wasser- mühle zwischen Krosigk und Kaltenmark und ist dadurch aus- gezeichnet, dass es stellenweise, namentlich’in parallelen Zonen und mit gegenseitiger paralleler Lage, linsenförmige Sphärolithe von 5 Milli- meter Durchmesser und 2—3 Millimeter Dicke ausgeschieden ent- hält, die sich oft bis zum Verdrängen der Grundmasse zusammen- drängen, obwohl sie auch vereinzelt auftreten können. Die Sphäro- lithe, die sich von der Grundmasse im Querbruche des Gesteins nur durch grössere Dichtigkeit und dunklere Farbe, nicht durch strahlige oder eoncentrische Structur unterscheiden, sind ungewöhnlich platt- flächig und scharf begrenzt, so dass sie sich leicht aus dem Gesteine lösen und auf der Gesteinsbruchfläche gern wie Pocken hervorragen, besonders wenn die Verwitterung noch den Verband gelockert hat. Krystallausscheidungen neben den Kügelchen habe ich nicht beob- achten können. An allen übrigen Stellen hat das Gestein dasselbe porphyrische ') Lehrbuch der chemischen Geologie. 1. Aufl. I. S. 936. nn (147) $ 10. Das Unterrothliegende. 407 Gefüge wie am Zschietschenberge — gewöhnlich Schiedsberg genannt — wo der Orthoklasporphyr am besten aufgeschlossen ist, da er in den Schächten verzimmert oder vermauert ist. Nur an dieser Bergspitze und in den Schächten findet sich das Gestein mit Porphyr noch in primärem Zustande, d. h. mit theilweise glasigen Feldspathen und grünlichgrauer bis bräunlich- grüner Farbe, an allen anderen Stellen ist der Feldspath gemeiner und das Gestein mehr oder weniger roth durch Eisenoxyd, oder gelb- lich und bräunlich durch dessen Hydrat, z. B. bei Wieskau und Kattau. Die Menge dieses Farbstoffes oder die Dunkelheit des Ge- steins ist sehr verschieden, meist nur gering; aber bei Kattau in den dortigen alten Soolschächten, in vielen Bohrlöchern der Mans- felder Gewerkschaft, bei Krosigk und Kaltenmark zeigt das Ge- stein eine intensiv braunrothe Farbe, die sich mit Salzsäure ausziehen lässt. Gefleckte Gesteine sind sehr häufig. Die Grundmasse des Gesteins ist dicht oder ungemein feinkörnig, die Ausscheidungen darin bald wenig, bald dicht gedrängt und stets heller, als die Grundmasse. Der Orthoklas ist meist röthlich, der Oligoklas grünlichgrau; in beiden findet sich häufig Grundmasse ein- geschlossen. | Partien von dichtem Gesteine ohne Ausscheidungen durchschwär- men mehrfach nester- oder adernweise das porphyrische Gestein, doch findet zwischen diesem Gefügewechsel ein Uebergang statt. Die Structur des Gesteins ist meist compakt, aber namentlich im Martinsschachte hat es sich häufig unregelmässig porös gezeigt, und mehrfach auch rundporig. Diese fast immer sehr kleinen Hohlräume sind meist mit secundären Mineralien bewandet oder erfüllt und ver- anlassen einen schlechten Mandelstein. Die dem Epidot!), dem Chlorit?) und Zeolithen ähnlichen Drusenmineralien neben Kalkspath und Brauneisenstein sind wegen Kleinheit der Krystalle schwer zu erkennen und harren einer Untersuchung, die mehr Zeit erfordert, als mir zur Disposition stand. Ich wollte deshalb hier nur auf sie auf- I) Gelbgrüne bis grasgrüne, nadelförmige Kryställchen, die auch Hocımuru schon für Epidot gehalten hat. 2) Licht graugrünes (im Striche blaugrünes) bis grünschwarzes, strahliges bis blätteriges, büschelförmiges, weiches Mineral. 27* 408 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (148) merksam gemacht haben. Dieselben Mineralien beobachtet man auch als erdige Anflüge oder krystallinische Absätze in allen Klüften und Sprüngen der im Ausgehenden sehr bröckeligen, zersprungenen, aber meist noch leidlich frischen Gesteine. An anderen Stellen ist die Verwitterung hingegen grösser. An seinen Grenzen mit den Sedimenten oder in deren Nähe scheint das Gestein das dichte oder fein krystallinische Gefüge zu haben, während es weiter innen porphyrisch erstarrt ist. Deshalb besitzt das Gestein im Zschietschenberge, wo das Lager die grösste Mächtigkeit erreichen dürfte, nur diese Textur. In dem be- nachbarten Martinsschachte ist es oben ebenfalls porphyrisch gewesen und nur weiter unten, an der Grenze mit dem Nebengesteine, fein- körnig bis dicht. Wo mehrere Lager übereinander auftreten, gehören die sedimen- tären Mittel zur unteren Zone des Unterrothliegenden. Dadurch wird die Annahme gerechtfertigt, dass nur das oberste Lager ein Ober- flächenerguss ist, dagegen die unteren intrusive, mit dem Oberflächen- ergusse gleichzeitige Lager; denn sofort über dem Eruptivgesteine be- ginnen die Trümmergesteine desselben, die zur oberen Zone gehören. Meist, wie in der Gegend von Löbejün, hat man es nur mit einem Lager zu thun, welches man am besten in den Schächten von Löbejün beobachten konnte, die durch dasselbe abgeteuft werden mussten, also aus den früher geltend gemachten Gründen namentlich im Martinsschachte. Wie ein Lavastrom gegen seine Unterlage nicht scharf und eben begrenzt ist, sondern in seinen unteren Theilen ab- gerissene Schollen der Unterlage in sich eingerollt hat, oder aus einem Trümmerwerke von Schlackenmassen und Gesteinsunterlage besteht, hat sich im Martins (ob auch in den anderen Schächten?) die Grenze des Orthoklasporphyrs mit dem Sandsteine und Schieferthone sehr ver- worren gezeigt. Im Eruptivgesteine liegen grosse Schollen der Unter- lage, in die wieder der Orthoklasporphyr eingedrungen zu sein scheint, und die Schollen bestehen nicht schichtweise, sondern ganz verworren aus Sandstein und Schieferthon. Zwischen diesen gröbsten Trümmer- massen liegt nochmals eine 2—4 Meter (1—2 Lchtr.) mächtige Bank von Eruptivgestein, die man als eigenes Lager auffassen könnte, wenn sie und das Mittel mächtiger und ungestörter wären. Diese gestörte (149) $ 10. Das Unterrothliegende. 409 Zone zwischen normalem Eruptivgesteine und regulären Sedimenten hat im Martins fast 8,5 Meter (4 Lehtr.) Mächtigkeit. Frühere Beobachter beschrieben an der unteren Grenze meta- morphische Sedimente, Beginn von Schmelzungen, Tuffe u. dgl. m. Weder in den Löbejüner Schächten, noch zu Tage anstehend, sondern nur durch einige Bohrlöcher nach Steinkohle, zwischen Löbe- jün und Göttnitz, hat man mehr als ein Lager von Orthoklaspor- phyr beobachtet. Die als Schluss beigefügten Bohrtabellen weisen nach: x Bohrloch II, 5: I. Lager 216/s Lachter 3 Zoll, Mittel 66/3 Lachter 7 Zoll, II. Lager 92/s Lachter 7 Zoll. Bohrloch UI, 9: I. Lager 30 Lachter 6 Zoll, Mittel 2°/s Lachter, II. Lager 44/3 Lachter 7 Zoll, Mittel 3/3 Lachter 8 Zoll, Ill. Lager 123/3 Lachter 1 Zoll. Es fragt sich beim 2. Bohrloche noch, ob man es hier wirklich mit verschie- denen Lagern zu thun hat, oder ob nicht die Verhältnisse im Martins-Schachte in dem Bohrloche sich wiederholen, da die Mittel so unbedeutend sind. Die Mächtigkeit des am besten gekannten Lagers, nämlich des von Löbejün, ist ungemein schwankend, wohl theils von Anfang an, theils durch spätere Denudation. Folgende Mächtigkeiten sind bekannt geworden: Bohrloch in der Kiesgrube bei Cösseln 12,293 Meter (5”/s Lachter), nach oben und unten durch Rothliegendes begrenzt. Martins-Schacht 18,831 Meter (9 Lachter), nach oben nicht begrenzt. Bohrloch IIIK. bei Kaltenmark 49,432 Meter (23°/s Lachter), nach oben und unten von Unterrothliegendem begrenzt. Neuglück-Schacht 87,379 Meter (42 Lachter), nach oben nicht begrenzt. Segen Gottes-Schacht No. II. 87,879 Meter (42 Lachter), nach oben nicht begrenzt. Bohrloceh II 10 bei Ostrau 106,45 Meter (50°/g Lachter), nach oben begrenzt durch Unterrothliegendes, aber nicht durchbohrt. Bohrloch S., südlich vom Zschietschenberg, 114,39 Meter (54°/s Lachter), nach oben nicht begrenzt und noch nicht durchbohrt. Die grösste Mächtigkeit liegt im Zschietschenberge, unter dem sich eine Mulde befinden muss nach den Erfahrungen im genannten Bohr- loche S, das nur im Orthoklasporphyr niedergebracht ist, ohne das Unterrothliegende erreicht zu haben. Das Bohrloch in der Kiesgrube von Cösseln beweist, dass sich das Lager im Unterrothliegenden irgendwo ganz auskeilen wird; sein dortiges Vorkommen ist verbürgt durch mir vorgelegte Bohrproben. Die Angaben in den am Schlusse folgenden Bohrtabellen der Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft habe ich durch die zuvorkommende Gefällig- 410 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. (150) keit der jetzigen Direction dieser Gewerkschaft mit den Bohrproben zu vergleichen Gelegenheit gehabt und sie meist bestätigt gefunden oder in einzelnen, aus den Bohrtabellen ersichtlichen Fällen berichtigt. Schliesslich darf die bisher hier Gang und Gebe gewesene Anschauungsweise über die Eruption dieses Gesteins in der Löbejüner Mulde nicht ganz unerörtert bleiben. Nach derselben ist das Gestein ein Oberflächenerguss, der von seinem Erup- tionspunkte aus, als welchen man seine jetzige grösste und höchste Kuppe, den Zschietschenberg, anzunehmen pflegt, lavaartig über die untere Zone des Unterroth- liegenden in die damals schon fertige, dureh die Eruption des unteren Porphyrs entstandene Mulde des Steinkohlengebirges und Unterrothliegenden geflossen ist, und diese ganz ausgefüllt hat. !) Vieles, besofders die in der weiteren Umgegend von Löbejün zu Tage an- stehenden oder erbohrten Orthoklasporphyre im Unterrothliegenden, das nach- weislich unterpermische Alter vom Örthoklasporphyr und das nachweislich post- cretaceische Alter der Bildung von der Löbejüner Mulde beweisen das Falsche soleher Annahme Das Lager vom Löbejüner Orthoklasporphyr, welches früher ebenfalls zwischen dem oberen und unteren Unterrothliegenden wie eine mächtige Schicht mehr oder weniger horizontal gelegen hat, ist mit den Sedimenten erst in ganz später Zeit gemuldet und kurz darauf durch die Erosion nach und nach seiner Bedeekung beraubt worden und in seine jetzige Form gekommen, die aller- dings Aehnlichkeit mit einem Lavaergusse in eine Oberflächenmulde hat. Zu der Annahme, dass die noch unbekannte Durchbruchsstelle des Gesteins von Löbejün in der Gegend des Bohrloches S, oder unter dem Zschietschenberge sich befinden müsse, etwa weil dort das Gestein jetzt die grösste Mächtigkeit be- sitzt, liegt kein Grund vor, da die Letzteren daselbst nur durch das Muldentiefste und durch die Zufälligkeiten der Erosionen veranlasst sein dürfte. Auch von den anderen Lagern desselben Gesteins sind die Eruptionsstellen bisher unentdeckt geblieben. F. Die obere Zone des Unterrothliegenden. a. Allgemeines. Ueber dem Orthoklasporphyr beginnt sofort die obere Zone des Unterrothliegenden. Die Gesteine derselben sind ungleich mannig- faltiger, charakteristischer und interessanter als die der untern Zone, Sie theilen nur in den allerseltensten Fällen mit (den Gesteinen des Steinkohlengebirges und des mittleren Rothliegenden eine geringe Aehnlichkeit und sind deshalb in der Regel ungemein leicht zu er- kennen und viel seltener mit diesen verwechselt worden. Der hiesige Bergmann hat die „Thon- und Grandgesteine“ im engeren Sinne scharf und unzweifelhaft aufzufassen gewusst, aber sie, wie gesagt, als Hangendes der Steinkohlenschichten zu diesen gezählt. 4) Vergl. Wasser in Gemurz, Steinkohlen Deutschland’s I, 91 und 93. (151) ; 8%. 10. Das Unterrothliegende. 411 Grosse Aehnlichkeit haben sie mit manchen Gesteinen des Roth- liegenden anderer Gegenden, namentlich mit den Arkosen des pfälzi- schen Urter- und Mittelrothliegenden, welche von WarmHorz wegen ihres herrschenden und charakteristischen Bestandes an Feldspath, „Feldspathsandsteine® genannt worden sind, und mit den Thonsteinen, die sich in der Pfalz hauptsächlich im Oberrothliegenden finden.!) Bei Löbejün‘, oder überhaupt nördlich des nördlichen Haupt- sattels und der Halleschen Hauptmulde, geht die obere Zone nur bei der Wassermühle von Krosigk, im Fluthgraben bei einem Wasser- sturze desselben, einem alten Steinbruche, zu Tage aus und ist im Gebiete des Löbejüner und Plötzer Grubenfeldes durch Denudation vollständig verschwunden. Allein in den weiter nach Osten gele- genen Bohrlöchern: 2.K, 3.K, 1.1, 1.D, 2.D, 3:D,/4.D,.5.D, 1.10, IV.15, 11.6, No. 4 Bohrloch in der Kiesgrube bei Cösseln, No. 3 bei Hohnsdorf, sowie in den alten Soolschächten bei Kattau, die in den Örthoklasporphyr getrieben sein müssen, hat man nach den vorgelegenen Bohrproben, resp. nach den auf den Halden liegenden Stücken die obere Zone unter dem aufgeschwemmten Gebirge durch- teuft und zwar genau in derselben petrographischen Ausbildung, als weiter nach Süden und Westen, wo die Gesteine vielfach zu Tage in schönen Entblössungen und Profilen anstehen, namentlich in der nächsten Umgegend von Wettin. Hier sollen deshalb zuerst und vor Allem die mannigfaltigen Gesteine studirt und mit den mehr nach Halle zu aufgeschlossenen verglichen werden, wo manche - Gesteine typischer entwickelt oder besser aufgeschlossen sind, als bei Wettin. Denn es kann nicht scharf genug betont werden, dass die Gesteine der oberen Zone trotz ihrer grossen Mannigfaltigkeit an allen Punkten in der Gegend von Halle genau in derselben Weise wieder- kehren, wodurch sie eben den Werth einer petrographischen Zone erlangen. Schon Brestau und Germar?) haben die Arkosen sehr gut 1) Auf diese Aehnlichkeit macht schon Meuser 1856 in einer Examenarbeit über den Neutzer-Zug des Wettiner Steinkohlenwerkes aufmerksam, die sich in den Acten des Halle’schen Oberbergamtes und der Wettiner Grubeninspection befindet. 2) Versteinerungen von Wettin und Löbejün, S. 49 f. 412 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (152) beschrieben, nur glaube ich die von ihnen angegebene Discordanz zwischen den einzelnen Schichten von ganz gleicher Gesteinsmasse auf eine sogenannte discordant plane Parallelstructur einer mächtigen Arkoseschicht zurückführen zu müssen. Wie der Namen Feldspatharkose andeutet, bestehen die hierher gehörigen Gesteine aus eckigen, scharfkantigen, selten schwach kanten- gerundeten Körnern, Bruchstückchen, Trümmerchen von Feldspath (Orthoklas). Wegen des Sandsteingefüges dieser Feldspathmasse ist der Namen Feldspathsandstein recht passend. Das Gefüge ist fein- bis mittelkörnig, d. h. die Körner sind durchschnittlich 1 Millimeter gross. Die gröbste Arkose mit 4 Millimeter grossen Elementen findet sich am Kirchhofe und Schützenplatze von Wettin. Die feinen Arkosen gehen in Sandsteinschiefer, in sandige Schieferthone und Thongesteine von derselben mineralogischen Zusammensetzung über. Der Orthoklas ist der herrschende Bestandtheil; nur selten tritt er so zurück, dass ein Uebergang in die Quarzsandsteine der unteren ' Zone angedeutet wird. Meist, besonders in dem groben Gesteine, ist er noch ungemein frisch und glänzend, in einzelnen Fällen sogar noch glasig und farblos'). In der Regel ist er grünlich, gelblich, röthlich, vor allem aber roth oder weiss und giebt durch sein Vorwalten dem Gesteine dieselbe Farbe. Der Orthoklas, und besonders der rothe, charakterisirt die Gesteine der oberen Zone des Unterrothliegenden in demselben Maasse wie in dem norddeutsehen Diluvium. Der Quarz fehlt nie ganz, ist meist häufig?), tritt aber gegen den Or- thoklas stets mehr zurück, als in quarzführenden Porphyren. Er ist . wasserklar und farblos, oder grau oder rauchbraun wie in den Porphyren. An einzelnen, aber meist seltenen Feldspathen sieht man Zwil- lingsstreifen, welche die Annahme von Oligoklas begründen. Auch dieser kann noch farblos und glasig sein, obwohl er in den meisten Fällen mattweiss ist. Seine Menge scheint in der Regel nur sehr gering. Dass diese Arkosen Trümmergebilde eines Eruptivgesteins sind, I) z. B. an der Liebecke bei Wettin. Solche ursprünglichen Arkosen sind jedoch selten. - ?) Die Arkosen von Giebichenstein scheinen im Ganzen etwas quarzhaltiger zu sein als die von Wettin. (153) $ 10. Das Unterrothliegende. 413 unterliegt keinem Zweifel, es fragt sich nur, von welchem. In der Gegend von Halle sind anstehend nur zwei Quarzführende Porphyre und ein Orthoklasporphyr bekannt. Da der eine Quarzporphyr nach- weislich, der andere vermuthlich jünger als das Mittelrothliegende sind, und da die Gemengmineralien der Arkosen in denselben relativen Mengen und mit denselben physikalischen Eigenschaften wie im Orthoklasporphyr auftreten, liegt die Annahme der Bildung der Ar- kosen aus diesem Eruptivgesteine nahe und sie wird wie das Alter des Orthoklasporphyrs dadurch zur Gewissheit, dass die Arkosen, wie wir gleich sehen werden, in Conglomerate übergehen, in denen zum Theil zahlreiche Geschiebe des anstehenden Orthoklasporphyrs, nie der anderen Porphyre, liegen. Der Orthoklasporphyr ist demnach älter, als die obere Zone des Unterrothliegenden, die aus seiner Zertrümmerung entstanden ist, und jünger, als die untere Zone, auf der er ein Oberflächenerguss gewesen sein muss. Weil die Gesteine sogar dem Auge der Bergleute so leicht kennt- lich sind, selbst in der Gestalt der Bohrproben, sind die meisten An- gaben der Bohrlöcher für diese Schichten brauchbar und zuverlässig. Gute Aufschlüsse haben auch manche Schächte von Wettin gegeben, welche meist durch diese Schichten hindureh mussten, namentlich der Perlberg-Schacht, auf dessen Schichtenfolge später ausführlich zurück- zukommen sein wird. Vorher müssen die verschiedenen Gesteinsabänderungen besprochen werden, die ich nur der Bequemlichkeit wegen mit dem Namen ihrer besten Aufschlusspunkte belegen werde. Vor Allem sind zwei Arten von Gesteinen zu unterscheiden, die durch ihre innigen und häufigen Uebergänge beweisen, dass sie nur verschiedene Ausbildungen, verschiedene Gefügearten, desselben Ma- terials sind, nämlich die eckig- und grobkörnigen Arkosen oder Feldspathsandsteine und die dichten bis feinkörnigen Schlämme — die Thonsteine. ß. Die Arkosen oder Feldspathsandsteine. Vor den kryptomeren Thonsteinen betrachtet man am besten die phaneromeren Arkosen (eigentliches „Grandgestein“). Dieselben haben 414 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (154) an den verschiedenen Fundstellen und in den verschiedenen Niveau’s ihres Vorkommens oft ungemein grosse Mannigfaltigkeit im petro- graphischen Habitus. Trotzdem gelingt es einem eingehenderen Blicke nicht, in diesen Verschiedenheiten durchgreifende petrographische Unterscheidungen zu entdecken, welche eine Aufstellung mehrerer Arten von Arkose rechtfertigen und gutheissen könnten. Der verstorbene Bergmeister Brestav hat eine obere Arkose-Zone („grandige Sandsteine“) mit weissem Feldspath und eine untere mit rothem Feldspath unter- schieden. Das mag im Perlberg so gewesen sein, allein an anderen Orten mischen sich beide Feldspathe, bald herrscht der cine, bald der andere, und beide Arkose- Arten gehen in einander über. Diese Unterscheidung ist hier und da wohl mög- lich, aber nicht durchgreifend. Man betrachtet deshalb die Arkosen am besten unter einem Gesichtspunkte und erwähnt dabei die hauptsächlichsten localen Ver- schiedenheiten mit ihren Fundorten. Der mannigfaltige petrographische Habitus der wesentlich identen Gesteine ist verursacht durch das Herrschen bald des einen, bald des anderen Gemengtheils, durch die verschiedensten Korngrössen, durch die ungleiche Frische, durch mancherlei Imprägnationen mit Eisen- oxyd oder dessen Hydrat, u. s. w. Die besten Aufschlüsse in denArkosen finden sich: 1. Hohlweg von dem Gasthofe zur Weintraube, am westlichen Ende von Wettin nach der Liebecke und dem Schachtberge. 2. Am Kirchhofe von Wettin. 3. Westlich und nordwestlich der Liebecke am Schachtbergwege, 4. Oestlich vom sog. Schützenplatze, nördlich der Liebecke. 5. Am Sterlitzenberge, nordöstlich von Wettin. 6. Am Thierberge, nordwestlich von Wettin, östlich vom Schacht- bergwege mehrere Steinbrüche. 7. In den Hohlwegen zwischen Trotha und Giebichenstein bei Halle. 8. Felsen an dem linken Ufer der Saale zwischen Neuragozzi und Lettin, in der Nähe vom Lunzberge. 9. Felsen am rechten Ufer der Saale, bei der Wasserglasfabrik zwischen Trotha und Lettin, am sogenannten Heidengrabe. - 10. Felsen an dem rechten Ufer der Saale, südlich der soge- nannten Klinke, nördlich von Lettin. ne = u ge a | > m ante (155) $ 10. Das Unterrothliegende. 415 11. An den Wegen von Trotha nach Friedrichsschwerz und nach Gimmritz, an der sogenannten Klinke, nördlich von Lettin; und dergleichen mehr. Zu den drei, schon vorhin genannten Gemengmineralien Ortho- klas, Quarz, Oligoklas tritt noch der Glimmer, und zwar vorherrschend der silberweisse und halb metallischglänzende, viel seltener daneben der grünlichschwarze, als ein nur manchmal fehlender Gemenstheil. In einigen Arkosen, namentlich in den feineren, wird der Glimmer so häufig, dass sie schieferig werden. Da der Glimmer, besonders der weisse, dem Orthoklasporphyr fremd ist, müssen sich auch ältere Gesteine vorwaltend mit weissem Glimmer, wahrscheinlich Granite, an der Arkosebildung betheiligt haben. Weniger als eigene Körner, sondern mehr als eine Ausfüllungs- masse zwischen den genannten Gemengmineralien tritt ein lauch- grünes Mineral in den Arkosen auf, dessen Menge den extremsten Schwankungen unterliegt, und das in grossen Mengen die Gesteine grün, oder neben dem weissen und rothen Farben der anderen Gemeng- mineralien schön bunt getupft und gesprenkelt, zu färben vermag. Ueber das Wesen dieses grünen Minerals kommt man nicht recht in’s Klare, weil es verschiedene Eigenschaften in den verschiedenen Gesteinen hat, und nie in grösseren Stücken zur Disposition steht. Wo es einen körnigen Bestandtheil der Gesteine bildet, könnte man an einen zersetzten, mit Grünerde (Delessit oder Chlorit) gefärbten Oligoklas denken, da in Salzsäure die Körner entfärbt werden. Allein wo es mit ganz ähnlichem Ansehen kleinere und grössere Räume zwischen den Körnern ausfüllt und sich in unregelmässigen Partien durch das Gestein windet und auch kleine Geschiebe zu bilden scheint, kann es nicht zersetzter Feldspath }) sein, sondern erinnert mehr an Steinmark. Es gleicht oft den oben?) beschriebenen grünen Körnchen im Quarzsandsteine und häufig auch dem Hygrophilit in der unteren Zone des Unterliegenden®), nur zerfällt es nicht wie dieser im Wasser. Dagegen ist es auch durchscheinend in den Kanten, hell bis dunkel oliven- und smaragdgrün, mit grünlichblaugrauem Strichpulver, dicht bis feinkrystallinisch. In Salzsäure braust es und verliert Eisen, wodurch es sich entfärben kann. Vor dem Löthrohre schmilzt es zu weissem Email, das mit Kobalt,blau wird. — Wechselnde, nicht sichtbare Mengen von kohlensauren Salzen als Bindemittel machen das Gestein bald so hart und zähe, dass 1) Gegen zersetzten Oligoklas spricht auch das Vorkommen des grünen Minerals neben frischem, fast noch glasigem Oligoklas, z. B. nördlich von Friedrichsschwerz. 2) Vergl. III. $ 10, S. (136). myerelZUT. 8 10,8. (139 £,) 416 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (156) man es als guten Baustein verwenden kann, bald nur weich und mürbe, wie die mit Salzsäure ihres Bindemittels beraubte Arkose!). Selten zeigen die Gesteine die ursprüngliche Farbe der Gemeng- theile. Das ist nur noch im Innern der Arkose-Bänke oder Con- cretionen hier und da der Fall?); meist sind sie von aussen nach innen durch Imprägnation oder durch Verwitterung der Eisenoxydul- silicate und Carbonate gelb, braun, braunroth und roth, bald hell, bald dunkel gefärbt. Je feiner das Gefüge ist, um so stärker und tiefer ist diese Färbung vor sich gegangen. Auf Klüften und Schichtungs- fugen ist der Farbestoff angereichert worden; sie sind tief rothbraun gefärbt. Diese secundäre Färbung des Gesteins verdeckt ungemein die Erkennung des mineralogischen Bestandes, besonders der ohne- hin schwer erkennbaren feinkörnigen Gesteine. Durch Kochen in Säure kann man sich dann helfen, denn nach Auflösung des Farbe- stoffes erscheinen die Gesteine nahezu in ihrem ursprünglichen Zustande, Der meisten Uebergänge der Arkosen in andere Gesteine, die häufig mit ihnen wechsellagern, ist schon gedacht worden, nur noch nicht des Ueberganges in Thonsteine, nicht durch Verfeinerung des Kornes?), sondern durch Aufnahme von Thonsteinmasse als Binde- mittel (z. B. an den Scheunen vor dem westlichen Ende der Stadt Wettin, am Gasthofe zur Weintraube ebendaselbst),. So sind auf zwei Weisen die Arkosen und Thonsteine verbunden; man könnte deshalb den letzteren entsprechend!) Arkosen der Landschatz- thonsteine und Arkosen der Thierbergthonsteine unter- scheiden, je nach der Verbindung der Arkosen mit der einen oder der anderen Thonsteinvarietät. Auch Conglomerate?) sieht man aus der Arkose sich entwickeln und findet in ihnen ausserordentlich buntgefleckte Gesteine, die sich oft weniger an den Geschieben, als an dem typischen Teige sofort von den Conglomeraten der unteren Zone unterscheiden lassen. Sie !) Diese lose (verwitterte) Arkose nennt der hiesige Bergmann, wenn sie nur in dünnen, bis 0,02 Meter mächtigen Lagen zwischen fester Arkose vorkommt, den Grandschmitz“, 2) z. B. an der Liebecke bei Wettin. 3) Vergl $. (152) und (153). 4) Vergl. weiter unten „Landschatz- und Thierberg- Thonsteine, Ss. (158 fi.). 5) z. B. am Sterlitzenberge, am Schützenplatze bei Weltin u. s. w. (157) $ 10. Das Unterrothliegende. 417 entstehen aus den Arkosen durch ganz sporadische Aufnahme von meist nur kleineren, gut oder nur kantengerundeten Geschieben, deren Gesteine schwer zu bestimmen sind, die aber den älteren, Sediment- und Eruptivgesteinen des Harzes am meisten gleichen. In der Regel sind es Thonschieferarten, Quarzvarietäten, (Kiesel- schiefer, Hornstein u. s. w.) rothe Thoneisensteine und mannigfal- tige, dichte Kalksteine von dunkelen Farben; seltener sind Geschiebe von Thonsteinen und Orthoklasporphyr, genau wie sie in der Nach- barschaft anstehen!).. Wo diese letzteren Gesteine als Geschiebe zwischen den Kiesel-Geschieben gefunden werden, unterscheiden sich diese Conglomerate auch in Bezug auf die Geschiebe wesentlich von den reinen Kieselconglomeraten der unteren Zone. In dem Arkose- conglomerat am Kirchhofe von Wettin ‘fanden sich auch einzelne grosse Geschiebe eines charakterischen Melaphyrmandelsteins, der in der Gegend anstehend nicht bekannt ist. Bei der Wasserglasfabrik an den Felsen am rechten Saalufer zwischen Trotha und Lettin, direct unter dem kleinkrystallinischen Porphyr, gehen die Arkosen und die Thonsteine in eine Breceie über, die neben Kieselgeschieben u. s. w. zahllose eckige oder gerundete unregelmässige Brocken von weissem, röthlichem, festerem oder weicherem Thonsteine enthält, der einer Felsitmasse ungemein ähnlich ist. Häufig sind die Arkosen im Ausgehenden verwittert und ge- bleicht, d. h. lichtgrünlich oder gelblichgrau; es ist alles oder fast alles Eisen, öfters selbst aus den rothen Feldspathen, ausgezogen. Nur hie und da sind die durch das unveränderte grüne Mineral grünlichen Gesteine fleckenweise durch röthliche Feldspathe oder se- cundäre Eisenimprägnation geröthet und gehen dadurch langsam in die rothen über. (Umgegend von Giebichenstein, Trotha und Morl zeigt die Verwitterung der Gesteine besser, wie die von Wettin). In ganz verwitterten Conglomeraten sind die Kalksteingeschiebe ausge- laugt; an ihrer Stelle befindet sich ein Hohlraum mit thonigem, eisenhaltigem Rückstande erfüllt. Die Arkosen enthalten öfters einzelne oder in einander geflossene, kugelige oder knollige Concretionen von derselben Masse wie das umgebende Gestein, nur fester und härter durch ein nicht sichtbares 1) Die Behauptung von Fr. Horrmanx 1. c. II. 645, die Grandgesteine enthielten kein Porphyrmaterial, bezieht sich deshalb nur auf die beiden hiesigen Quarz- führenden Porphyre. 418 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (158) Bindemittel von Carbonaten, welches die Elemente der Concretionen fester als die des Gesteins zusammenhält, so dass sich die Concretionen durch Verwittern oder durch mechanische Kräfte herauslösen lassen und länger der Verwitterung trotzen. Auch in Schieferthonen und Sandsteinschiefern, die aus den Arkosen sich entwickeln, finden sich ganz dieselben Concretionen. Alle Arkosen sind gut geschichtet, die glimmerreichen sind sogar schieferig. Auf den Schichtungsfugen und Kluftflächen in der Arkose des Thierberges bei Wettin findet sich ein Anflug von Malachit und Kupferlasur. Zwischen Giebichenstein und Trotha sind in der Arkose (,026—0,052 Meter mächtige Faserkalkgänge!) gefunden worden. Anhangsweise sei hier noch einer Arkose gedacht, die bei der Wassermühle von Krosigk?), südöstlich von Löbejün in einem alten Steinbruche, jetzt Wasser- sturz des Fluthgrabens der Mühle ansteht und die von’ der bisher geschilderten Arkose meist recht abweicht. Nur manche Uebergänge von Arkose in Thonstein 7. B. an den Scheunen des Westendes der Stadt Wettin, ähneln derselben, Man weiss zuerst nicht, ob man dieses Gestein zu den Sedimenten, oder zu dem be- nachbarten Orthoklasporphyr rechnen soll. Allein die plastische Natur mancher Elemente giebt den Ausschlag, Es ist ein dunkelbraunrothes Thongestein mit zahllosen eckigen Bruchstücken von Orthoklas und Quarz, die wie Ausscheidungen manchmal aussehen, und mit vielen Schilferchen von grünlichen oder rothbraunen Schieferthonen, die bei grosser Menge dem Gesteine eine Parallelstructur und Schieferung verleihen. Auch die Arkosen des Thierberges von Wettin enthalten hier und da solche Einschlüsse von Schieferthonen. y. Die Thonsteine. So bunt die Gruppe der Thonsteine sich auch gestaltet, so kann man in ihr doch 3 Varietäten unterscheiden, die nach den besten Aufschlusspunkten benannt werden sollten: ; 1. Thonsteine vom Thierberge bei Wettin, oder solche mit vorherrschend rothem Feldspath; 2. Thonsteine vom Landschatze bei Wettin, oder sölche mit vorherrschend weissem Feldspath; 3. Thonsteine vom Giebichenstein, sogenannter „Gie- bichensteiner Marmor“. !) Anprar, Karte S. 56, beobachtete Lagen von Faserkalk. ?) Vergl. oben III. $ 10 S. (151). (159) k $. 10. Das Unterrothliegende. 419 1. Thonsteine des Thierberges. Die Thonsteine des Thierberges sind die häufigsten und gut aufgeschlossen: ie Am 1. Gehänge des Neutzer-Thales am Wege von Neutz nach Wettin in der Nähe der Neutzer Windmühle, Am südöstlichen Thierberge, in der Nähe des sogenannten Schützenplatzes, östlich am Wege von Wettin nach dem Schachtberge, wo sie in einem langen, von Südwest nach Nordost streichenden, niedrigen Kamme anstehen und in klei- nen Brüchen aufgeschlossen sind, Am südlichen Gehänge des Schachtberges, rechts und links vom sogenannten Schachtbergwege, in der Nähe des „Fasan“ und der „Trappe“, Am Fusse der Liebecke bei Wettin, in den Hohlwegen und Wassergräben, Westlich von Gimmritz, in der Nebenschlucht des Teich- grundes, b Am linken Gehänge der Saale zwischen Neuragozzi und Lettin, in der Nähe des Lunzberges, An der sogenannten Klinke bei Brachwitz, in den Fel- dern und Hohlwegen von Trotha nach Gimmritz und Brachwitz, In den Feldern und Wegen zwischen der Wüste Franziger Mark, gegenüber von Lettin und dem Rothsandberge, südlich von Morl, Am Gasthofe von Morl, in den Gräben und an den Bö- schungen der Chaussee; und dergleichen mehr. Die Gesteine sind meist dicht, aber mit Uebergängen in die feinkörnige Arkose. Die Korngrösse ist deshalb sehr wechselnd in den verschiedenen und in denselben Lagen, so dass viele Schichten im Innern Thonsteine sind und Aussen Arkose, oder umgekehrt. Sehr häufig ist das pseudoporphyrische Gefüge, d. h. in einer dichten Thonsteinmasse liegen Brüchstücke von Mineralien und Gesteinen, namentlich Orthoklas. Diese eckigen und scharfen, selten gerundeten Splitter sind durchschnittlich 1 bis höchstens 4 Millimeter gross 430 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (160) und veranlassen da, wo sie die 'Thonsteinmasse verdrängen, eben- falls einen Uebergang in grobe Arkose'). Mehrfach ist das Gestein eine feine Breccie, d. h. kleine Thonsteinbröckchen liegen in einer Thonsteinmasse. Die Thonsteine an der Wasserglasfabrik zwischen Trotha und Lettin, an den Felsen des rechten Saalufers gehen wie die dortigen Arkosen?) in eine grobe Thonsteinbreecie und Thonsteinconglomerat über. Von Farbe sind die Gesteine ungemein verschieden (gelblich, bräunlich, grau, grünlichgrau, röthlichgrau, violettgrau, roth, bläu- lichroth bis braunroth und vielfach weiss), meist in lichteren Tönen, In der Regel sind sie einfarbig, aber ohne gefleckte, geflammte und gebänderte Thonsteine auszuschliessen, deren Flecke sich verflössen oder auch so scharf begrenzt sind, dass sie dem Gesteine ein breccien- artiges Aussehen verleihen. Der Gefügeart entsprechend sind die dichten Gesteine im Bruche muschelig bis splitterig, die körnigeren mehr uneben und erdig Die Härte der Gesteine ist meist geringer als ihre Festigkeit, zu der sich aber eine ziemliche Sprödigkeit gesellt. Die Thonsteine sind stets wohl und dünn geschichtet, vielfach sogar schieferig. Die Schichten sind selten dicker. als 0,100 Meter; deshalb und wegen zahlloser Klüfte eignen sich die Thonsteine nicht zum Bauen. Je dichter das Gefüge ist, um so ausgezeichneter pflegt die Schieferung und Schichtung zu sein. Die häufigen Uebergänge der Thonsteine in Arkosen machen es schon wahrscheinlich, dass beide dieselbe mineralogische Zusam- mensetzung haben, d. h., dass die Thonsteine dichte Arkosen oder mehr oder weniger feine Schlämme, vorherrschend von Orthoklas, sind. Unter der Lupe erscheinen denn auch viele Thonsteine arkosen- artig, und man erkennt in ihnen dieselben Mineralien wie in den Arkosen und wie in den Bruchstücken der pseudoporphyrischen Thon- steine. Der Hauptgemengtheil, der Orthoklas, ist meist roth, oft sogar ziegelroth, frisch und auf den Spaltungsflächen glänzend, hie und da sogar noch glasig und farblos, im Innern häufig porös. Daneben findet sich selten ein weisser Feldspath, der vielleicht verwitternder ') Diese Uebergänge finden lagenweise oder fleckenweise statt. ?) Vergl. IH. $ 10 S. (157). (161) $ 10. Das Unterrothliegende. 421 Oligoklas ist, der nur selten an Zwillingsstreifungen mit Bestimmt- heit nachgewiesen werden kann. Das grüne steinmarkartige Mineral fehlt in den Thonsteinen ebensowenig, als der farblose oder rauch- braune, wasserklare Quarz. Der Glimmer ist selbst auf den Schichtungsfugen der dichtesten Gesteine ein seltener Gast, nur hie und da liest ein silberglänzendes Blättchen. Kleine schwarze metallglänzende Körnchen sind vielleicht Magneteisen. Die dichten Thonsteine haben eine grosse Aehnlichkeit mit Felsit, die pseudoporphyrischen Thonsteine mit Felsitporphyr und die Arkosen mit feinkörnigen Graniten. Aus oben erörterten Gründen und wegen der innigen Verbindung der Arkosen mit den Thonsteinen sind auch die letzteren wahrscheinlich Trümmergesteine (Schlämme) des Orthoklasporphyrs. Eine Cementirung durch Carbonate ist nur gering oder fehlt ganz. Dagegen wird der Thonstein mit allen seinen Modificationen oft eisenschüssig durch Brauneisenstein, welcher das Gestein licht- bis tief eisenbraun färbt. Der Eisengehalt steigt mehrmals (Thierberg) zur Ausscheidung von Schichten oder Nieren thonigen Brauneisensteins. Manche Schichten sind eine Thonsteinbreceie mit viel Eisenbindemittel. Die Thonsteine sind theils structurlos, d. h. compact, theils porös oder zellig, theils haben sie Sphäroidstructur. Die Poren und Zellen scheinen durch Auswittern eines früheren Bestandtheiles entstanden zu sein, weil in den eckigen Hohlräumen von unregelmässiger Form Verwitterungsreste, meist thoniger braunrother Eisenrahm, liegen. Die Poren sind bald gross, bald klein. Die isolirten oder gruppirten Sphäroide sind meist kleine, d. h. erbsengrosse aber auch bis faustgrosse, einfache oder zusammenge- wachsene Kugeln, Ellipsoide oder Linsen, die aus derselben Thon- steinmasse bestehen, aber anderes, meist dichteres Gefüge haben. Innerhalb der Sphäroide wechselt das Gefüge oft in concentrischen Schalen.') Der Wechsel des Gefüges und der Farbe, sowie die Ver- witterung machen die Sphäroide auf dem Querbruche oder den Schichtungsflächen deutlich und lassen sie herausschälen. Gar nicht 1) So ist der Kern der Sphäroide oft von demselben Gefüge wie das umgebende Gestein und nur die Hülle hat andere Textur. 28 422 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (162) selten gehört ein Sphäroid 2 Schichten zugleich an und ragt also über die Schichtungsflächen hervor. Die grossen Kugeln sind oft nur halb nach der- Schichtungsfuge zu, auf der sie wie Pocken er- scheinen, deutlich ausgebildet und verlaufen nach der anderen Seite in das structurlose Gestein. Grössere Kugeln hüllen auch oft wieder kleinere Sphäroide ein. In den Thonsteinen von Neutz ist eine 0,03 Meter mächtige Lage schwarz durch zahlreiche, ganz macerirte Pflanzenreste. Vielfach sind diese Thonsteine die oberste Schicht des Unter- rothliegenden, die unmittelbar vom klein-krystallinischen Porphyr bedeckt wird, z. B. an der Liebecke bei Wettin in den dort an- gestellten Schürfen unter dem Porphyr; zwischen dem Lunzberge und Lettin am linken Gehänge der Saale; an den Felsen am rechten Saalufer bei der Wasserglasfabrik zwischen Trotha und Lettin. An solchen Stellen sieht der Thonstein manchmal sehr jaspisartig aus, d. h. ist sehr dicht, über Stahl-hart, splitterig. In diesen, zur Zeit meiner Beobachtung nicht mehr anstehenden Contactgesteinen glaubte man früher eine Hitzeinwirkung des Porphyrs auf die normalen Thon- steine erblicken zu müssen.!) Eine Quellthätigkeit auf der Contact- kluft oder die Annahme ursprünglicher Bildung erklärt aber min- destens ebensogut die Sache. 2. Die Thonsteine vom Landschatz. Die andere Varietät von Thonsteinen tritt sehr schön westlich von Wettin in einem Zuge auf, der sich topographisch markirt und den man ununterbrochen von der Schachthalde des grossen Landschatzes rechts vom Wege von Wettin nach Dobis an (nach Norden immer mächtiger und schöner werdend) über die Himmelsberge fort bis an den Bredowschacht auf der rechten Seite des Ochsengrundes bei Dössel, zu Tage mehrfach in kleinen Kuppen und Steinbrüchen aufgeschlossen, verfolgen kann. Aber auch anderwärts finden sich diese gleichfalls leicht kenntlichen Thonsteine, z. B. im Hohlwege vom Gasthofe zur Weintraube am Westende von Wettin nach der Lieb- ecke; auch sind sie in vielen Schächten durchsunken worden. 1) Vergl. Fr. Horrmass, Nordwestliches Deutschland, If. 651. $ (163) $ 10. Das Unterrothliegende. 423 Es sind dunkelbraunrothe Thonsteine mit pseudoporphyrischem Gefüge, namentlich durch weisse Feldspathbrocken, ohne oder nur mit sehr wenig kalkigem Bindemittel. Der Thonstein ist dicht bis feinkörnig, durch grosse Mengen Eisenoxyd rothbraun, unter der Lupe aber weiss punktirt durch mi- kroskopisch kleine Feldspathkörnchen. Nur selten, und dann stets lagen- oder schweifweise, ist der Thonstein ohne alle Einschlüsse, in der Regel hat derselbe nur einzelne Einschlüsse, welche sich jedoch lagen- oder schweifweise auch so an einander drängen können, dass dadurch Uebergänge in Arkose veranlasst werden.!) Die Einschlüsse sind eckige, 2—5 Millimeter grosse Brocken, vorherrschend von schneeweissem Feldspath, der wohl meist Orthoklas sein dürfte, und stets porös und kaolinisirt ist. Eine Zwillingsstrei- fung ist an keinem Feldspathe zu sehen, wohl wegen der vorange- schrittenen Verwitterung. Zwei verschieden gefärbte Feldspathbrocken könnten manchmal für das Vorhandensein von Oligoklas sprechen; doch ist darauf bei klastischen Gesteinen kein Werth zu legen. Quarzkörner beobachtet man in der Regel selten, Glimmer ist nicht deutlich nachzuweisen gewesen. In Salzsäure entfärben sich diese Thonsteine vollkommen und erscheinen dann deutlicher als sehr feinkörnige Gemenge von Feld- spath mit etwas Quarz, ähnlich mancher quarzarmen, groben Porphyr- grundmasse. Durch Aufnahme von grossen oder kleinen Brocken und Ge- schieben von allerlei Quarzarten, Thonstein, Orthoklasporphyr — aber nie Porphyr — geht der Thonstein in Conglomerate und Breccien von sehr buntem Ansehen über. Hierzu gehören z. B. die bei 1,569 M. (% Lehtr.) Teufe unter Diluvium im Bredowschachte bei Dössel getroffenen Conglomerate, ferner diejenigen, welche am jetzt abge- ) An den Scheunen am Westende von Wettin, an dem unmittelbar daran- stossenden Kirchhofe und in dem Hohlwege am Gasthofe zur Weintraube sind die Thonsteine so voll Brocken von weissem und rothem Feldspath und Quarz, dass sie beinahe Arkosen sind. Man erkennt aber immer noch zwischen den Brocken die braunrothe Thonsteinmasse. Hierher zu stellen sind auch [s. o. S. (158)] z. Th. die Arkosen an der Wassermühle von Krosigk, Man ersieht daraus, wie nahe alle'Gesteine der oberen Zone des Unterrothliegenden durch Uebergänge nach allen Seiten hin verbunden sind. 28* 494 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (164) brochenen alten Pulverhause nördlich vom grossen Landschatze an- stehen, die mehrfach an den Himmelsbergen bei Dössel aufgeschlosse- nen und diejenigen, welche am sogenannten kleinen Schweizerling in der südwestlichen Ecke von Wettin in einem tiefen Hohlwege mit Sandsteinschiefern, Arkosen und Schieferthonen unter den klein- krystallinischen Porphyr einschiessen. 3. Der Thonstein von Giebichenstein. Derselbe tritt eigentlich nur bei Giebichenstein in der un- mittelbarsten Nähe des Bades Wittekind im Schmelzerschen Garten, an der Schmelzer Höhe und dem südöstlichen Fusse von Reils- berg auf, im Hangenden der verdrückten Steinkohlenformation. An anderen Orten, z. B. am nordwestlichen Gehänge der Liebecke bei Wettin sehen die Thonsteine dem von Giebichenstein manchmal etwas ähnlich. Im Schmelzerschen Garten erkennt man am Ge- hänge noch den Punkt, wo der Thonstein, aus dem eine Kuppe unte- ren Porphyrs herausragt, früher als „Giebichensteiner Marmor“ gebrochen worden ist. Im Bade Wittekind sind von diesem Ge- steine noch einige geschliffene Tischplatten und in den Parkanlagen noch grosse rohe Blöcke zu sehen. Die Bezeichnung und Verwendung als „Marmor“ verdankt das sehr feinkörnige bis dichte Thongestein seiner marmorirten Färbung. Durch Eisenoxyd und Flussspath (?), der auch die benachbarten Ge- steine (Porphyr und Oberrothliegendes) imprägnirt hat, ist das Ge- stein blauroth, aber von zahlreichen Sprüngen aus flecken- und flam- menweis gebleicht und dadurch von röthlichgrauer oder gelblichgrauer Farbe, während die Klüfte* selber, mit Eisenrahm erfüllt, als rothe Linien und Adern auf dem Querbruche erscheinen. Die gebrochenen Massen müssen mächtige Bänke gewesen sein, während die ausgehenden Thonsteine dünngeschichtet, manchmal so- gar schieferig und meist gebleicht von gelblich- oder gräulich-weisser Farbe sind. Ausser vielen weissen, winzigen Glimmerschüppchen, namentlich auf den. Schieferflächen, sieht man in dem dichten Ge- steine nur selten kleine Quarzkörnchen. Auch diese Thonsteine sind kalkfrei. ; ö (165) $ 10. Das Unterrothliegende. 495 d. Schieferletten, Sandsteinschiefer und Sandsteine. Die für die obere Zone des Unterrothliegenden so überaus | charakteristischen Gesteine bilden dieselbe nicht für sich allein, son- dern sind nur einzelne oder zu Gruppen aneinandergereihte, bunt- wechselnde Lagen. zwischen Sandsteinen, Sandsteinschiefern und Schieferletten, die von den entsprechenden Gesteinen des Mittel- und Oberrothliegenden gar nicht oder fast gar nicht zu unterscheiden sind. Diese mithin charakterlosen Schichten machen aber vielleicht den grössten Theil des Unterrothliegenden aus und sind mit den charakteristischen Gesteinen wiederum durch zahllose Uebergänge und | Wechsellagerungen zu einem gemeinsamen Ganzen verbunden. | Ueberall, wo die obere Zone des Unterrothliegenden auftritt, sind | diese Schichten zu beobachten, nur an dem einen Orte schöner und mächtiger als an dem anderen. Nie fehlen aber auf weite Erstreckung die typischen Gesteine dazwischen ganz, finden sich aber oft nur in Zoll-dicken Lagen, so dass man sich bei einiger Uebung und nach einigem Suchen von Thonsteinen oder Arkosen bald zurecht findet. Als gute Aufschlusspunkte für die 3 charakterlosen Gesteine erwähne ich besonders die Hohlwege nordwestlich vom Schweizerlinge und zwischen dem Gasthofe zur Weintraube und der Liebecke bei Wettin. Alle 3 Gesteine stellen sich durch Uebergänge nur als verschie- dene Ausbildungsarten desselben Materials dar. Die Schieferletten von meist dunkelbraunrother, hie und da graugefleckter Farbe sind oft sehr schiefrig und thonig, meist aber sandig, enthalten viel weissen Glimmer und sind eben- und krummschiefrig. Die wenigsten Schie- ferletten, selbst die mit Kalkconcretionen, sind für sich kalkhaltig. In Salzsäure werden sie durch Lösung des färbenden Eisenoxyds grau, wie die Schieferthone des Kohlengebirges. Bei den Sandstein- schiefern und Sandsteinen ist die graugrüne Fleckung der rothen Farbe häufiger als bei den Schieferletten, und auch in ihnen fehlt ein Kalkgehalt ganz oder fast ganz. Alle 3 Gesteine, besonders aber die Schieferletten, enthalten öfters kleine, bis kirschgrosse, regelmässig- kugelige oder unregelmässig-langgezogene Coneretionen von sehr tho- nigem Sphärosiderit, der von aussen in Braun- und Rotheisen um- gewandelt ist, wodurch sie mehrfach eine concentrisch-schalige Ab- u ehe Kerken den. hass, Ta Me tt ee ME 426 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (166) sonderung bekommen haben. Sie sind scharf umgrenzt und lösen sich leicht aus dem umgebenden Gesteine. Am Nordende des Kirchhofes von Wettin sind diese Schieferletten grau bis schwarz durch kohlige Einmengungen und dürften selbst kohlige Nester geführt haben, denn nach einigen alten Ueberlieferungen sollen die ersten Kohlen von Wettin hier zu Tage gewonnen sein und die Veranlassung zum Bergbau gegeben haben, Steinkohlenschichten gehen aber hier nirgends zu Tage aus, wie man mehrmals geglaubt hat. Aehnliche graue sandige Schieferthone dürften es gewesen sein, die man innerhalb der Arkose bei 10,723 Meter (5'/s Lachter) Teufe im Perl- berg Schachte 0,523 Meter (!/a Lachter) mächtig durchsunken hat, die viele undeut- liche Pflanzenreste geführt und bis 0,105 Meter (4 Zoll) dicke Kohlenschnüre, sehr porös und mit Kalkspath durchzogen, enthalten haben, so dass man von einem Flötzbestege gesprochen hat wie in der unteren Zone. Die 3 indifferenten Gesteine scheinen es auch zu sein, die in einer Thongrube am Westende von Dölau unweit der Kirche unter Tertiärthon und über unterem, zu Porzellanerde zersetztem Porphyr, sowie etwas weiter nach Norden am Wege nach Neuragozzi in der Thongrube einer Ziegelei, ebenfalls unter tertiärer Be- deckung und vermuthlich direct auf Porzellanerde des unteren Porphyrs, mit deutlicher Schichtung anstehen, aber vollständig zu plastischem Thone umgewandelt sind und von dem früheren Gesteine nur noch die Schichtung deutlich bewahrt haben, an der man sie von dem tertiären Thone darüber unterscheiden kann. An dem zuletzt genannten Orte sind die dem Tertiärthone nächsten Massen weiss wie dieser, allmählich werden sie gelblichgrün wie an der Kirche, bei 3,766 Meter (12 Fuss) Tiefe röthlich und zuletzt intensiv roth, schiefrig und mit 45 Grad Einfallen nach Westen vollkommen geschichtet. So sollen sie in einem Brunnen der Ziegelei, die vordem einem Doctor Lexz in Cönnern gehörte, 18,831 Met, (60 Fuss) tief durchsunken und zuletzt in festes Gestein übergegangen sein. “In den Schieferthonen zwischen den Arkosen des östlichen Thier- berges beobachte Grrmar „Muschelabdrücke von einer Cardinia,“ also wohl Unio carbonarius, von welcher gleich wieder (die Rede sein wird. e. Kalksteinlager. Kalksteinlager in den Schichten des unteren und oberen Unter- rothliegenden sind ungemein selten und deshalb wohl bis in die neueste Zeit unbeachtet geblieben oder missverstanden worden, d. h. in andere Niveaus gesetzt worden. Von folgenden Orten sind sie mir bekannt geworden. l. Am Wege von Wettin nach Doessel in einem Wasser- risse und an einem flachen Gehänge des dortigen Hohlweges, am Westgehänge des kleinen Schachtberges unweit der alten Halde der „Schulle“ beobachtet man in den hier intensiv rothgefärbten Quarz- sandsteinen (Thierbergsandstein) folgende Schichten: (167) $ 10. Das Unterrothliegende. 497 Zu oberst sieht man sandige Schieferthone, die nach oben in Sandsteinschiefer und Sandstein, nach unten aber in normale Schieferthone von sehr buntem Farben- wechsel, ähnlich wie am Schachtbergwege am Fuss der Liebecke, übergehen. Die sehr feinen Schieferthone zerfallen zu Schilfern und plattlinsenförmigen Nieren, enthalten hier und da undeutliche Pflanzenreste und einzelne Unio carbonarius, aber keine fremden Gesteinseinlagerungen. Manchmal führen sie Sphäroide von kalkigem, glimmerreichem Sandsteine, obwohl sie selbst kalkfrei sind. Darunter folgt eine 0,052—0,130 Meter mächtige Kalkbank von blauschwarzer Farbe durch viel Eisen und Bitumen. Der sehr dichte bis feinkrystallinische Kalkstein bedeckt sich auf allen Schichtfugen und Klüften durch Verwitterung mit rothem Eisenrahm. Geht die Verwitterung tief in das Gestein, so bekommt es zuerst eine violettrothe Rinde “und später ganz diese Farbe, Feine Aederchen von weissem Kalkspathe durch- schwärmen das Gestein. Durch Verwitterung erscheint häufig auch eine sonst sehr versteckte rundkörnige, undeutlich oolithische Textur. Der ganze Kalkstein wimmelt von undeutlichen Unio carbonarius, besonders auf den verwitternden Schichtungs- fugen. Seltener sind kleine Oypris-artige organische Formen, die man von der Candona Salteriana loses im hangenden Muschelschiefer der Steinkohlenformation nicht zu unterscheiden vermag. j Darunter folgt ein etwa 1,950 Meter mächtiger Complex von O0,100—0,150 Meter dicken Bänken eines festen, nicht schiefrigen Kalksteins, der in frischem Zustande grünlich grau mit röthlich grauen Flecken ist, beim Verwittern aber eine gelblich grüngraue Farbe annimmt und nur selten noch eine Muschel enthält. Da er sich rasch nur in warmer Säure löst, dürfte er ein feinkörniger bis dichter, eisenhaltiger und dolomitischer Kalkstein sein. Darunter folgen noch ohne guten Aufschluss an der verstürzten Wegeböschung dunkelrothbraune, sandige, ungefähr 2—2,5 Meter mächtige Schieferthone und Sand- steinschiefer mit einzelnen Platten eines schwarzen Kalksteins, darunter nochmals eine 0,;—0,s Meter dicke Bank des obigen lichten Kalksteins. Diese Schichten sind sehr oft missgedeutet worden. Bald hat man sie für flötzleeres Steinkohlengebirge gehalten, bald wegen mancher Aehnlichkeiten der Kalksteine und Muschelschiefer für die liegendsten Schichten des productiven Kohlengebirges, bald wegen der rothen Farbe und der muschelführenden Kalkbänke für Mittelrothliegendes!). Die Gesteinsbeschaffenheit und die Lagerungsverhältnisse bestimmen sie aber als Unterrothliegendes. 2. Im Bredow-Schachte bei Doessel hat man von 46,555 bis 46,816 Meter (224 bis 223 Lcehtr.) Teufe im Unterrothliegenden eine Bank von fein krystallinischem Kalksteine durchteuft, der voll von meist sehr kleinen, selten bis 5 Millimeter grossen Oolithen von grünlich- grauer Farbe ist.- In demselben finden sich die kleinen rundlichen und gewölbten Muscheln wie im Kalksteine?) der productiven Stein- t) Horrwans, Nordwestliches Deutschland, II. 602, sieht in diesen Kalksteiren wie in denen des Ochsengrundes von Dobis und Rothenburg den Vertreter der Steinkohlenformation im Rothliegenden. Vergleiche oben Seite 36, 90, 135, 137. 2) Vergl. oben Ill. $ 9. S. (108) £. 428 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (168) kohlenschichten. Diese Muscheln scheinen vorzugsweise der Kern und die Veranlassung zu den Oolithen zu sein. Ein anderer Kalk- stein war schon bei 41,347—45,509 Meter (20—213 Lehtr.) Teufe erschlossen worden. Beide Kalksteine gehören unzweifelhaft der unteren Zone des Unterrothliegenden an, denn sie liegen unter den Kieselconglomeraten und dicht über dem hangenden Muschelschiefer der Kohlenformation, der bei 47,078 Meter (224 Lchtr.) über einem Flötzbestege (Oberflötz) angetroffen wurde. 3) Einen ganz ähnlichen oolithischen Kalkstein mit Muscheln wie im Bredow-Schachte hat man bei 9,677 M. (4% Lehtr.) Teufe im Veltheimschachte bei Doessel gefunden, darunter die gerötheten Thierberg-Quarzsandsteine und bei 15,693 Meter (7% Lehtr.) Teufe den hangenden Muschelschiefer. Mehrfach erwähnen auch Fr. Horrmass') und Andere?) in unserem Unterrothliegenden — dermals Kohlensandstein — einen eisenschüssi- gen, in Braun- und Rotheisenstein übergehenden Kalkstein voll kleiner unkenntlicher Muschelkerne. Bei fleissigem Nachforschen werden sich deshalb sicher die Kalk- steinvorkommnisse in den beiden Zonen des Unterrothliegenden noch mehren, und für beide auseinanderhalten lassen, was mir bei Mangel an Beobachtungsmaterial noch nicht gelungen ist. &. Versuche einer Gliederung der oberen Zone des Unterrothliegenden. Von dem mannigfaltigen und bunten Wechsel der besprochenen Gesteine im oberen Unterrothliegenden bekommt man den besten Begriff, wenn man querschlägig über die Schichten geht, was leider nur an wenigen Stellen wegen Aufschlussmangels möglich ist. Zu solchen Promenaden empfehlen sich besonders folgende Oertlichkeiten: 1. Weg von der Halde des grossen Landschatzes westlich von Wettin nach Dobis, 2. Hohlweg vom Gasthofe zur Weintraube westlich vom Kirch- !) Vergl. Nordwestliches Deutschland, II. S. 651. _ 2) Vergl, Karsren’s Archiv, IX. 1836, S. 314f. 319. (169) $ 10. Das Unterrothliegende. 429 hofe von Wettin an der Liebecke vorbei nach dem Schachtberge einerseits und nach Neutz andererseits, 3. Hohlwege an der Schinderei zwischen Wettin und Neutz. Mit der Wiedergabe dieser Profile will ich den Leser nicht .er- müden; den Besucher der hiesigen Gegend wollte ich nur auf die besten Aufschlüsse aufmerksam machen. Von der Voraussetzung ausgehend, dass die charakteristischen Gesteine innerhalb der charakterlosen Schieferletten und Sandstein- schiefer bestimmte, und stets dieselben, Niveaus behaupteten, hat man mehrfach versucht, die obere Zone des Unterrothliegenden in petro- graphische Horizonte zu gliedern. Zuerst versuchte eine solche Gliederung Herr Menxer 1856 in der schon mehrfach citirten Examenarbeit für den südöstlichen Theil des Wettiner Reviers, für den sogenannten Neutzer Zug. Gegen die Gliederung sagt Brestau in seiner Beurtheilung der Arbeit: „Die Grandgesteine im westlichen Felde des Wettiner Reviers sind von denen im östlichen Theile in ihrem petrographischen Cha- rakter so wesentlich verschieden, dass eine Classification, welche die Gesteine beider Theile begreift, sich noch nicht mit genügender Sicher- heit und Schärfe hat durchführen lassen. Soviel steht aber schon jetzt fest, dass, wenn sie gelingt, sie mit der Memner'schen nicht übereinstimmen wird. Nach dem schönen Profile, welches der Perl- bergschacht gewährt, ') lassen sich die Grandgesteine des Neutzer Zuges zur leichteren Uebersicht in folgende Abtheilungen bringen: 1) Dasselbe ist von oben nach unten: 15,693 Meter (7!/g Lachter) gelbliche, bräunliche bis graue, feine bis grobe Ar- kosen mit weissem Feldspathe, einem feinkörnigen Granite sehr ähnlich, da das Gemenge gleich- und eckigkörnig ist. Die gelbliche oder bıäunliche Färbung wird veranlasst durch secundäre Ockerbildung. Das Gestein ist fest; Feldspath herrscht, Quarz untergeordnet, Glimmer in den groben Sorten selten, in den feinen häufiger (Uebergang in schiefrige Arkose und sandigen Schieferthon mit Pflanzen- und Kohlenspuren). Uebergänge in Thonstein vorhanden. Bei 10,723 Meter (5'/s Lachter) Teufe darin ein grauer Schieferthon mit Flötzbesteg [siehe oben S. (166)], 12,816 Meter (6'/s Lachter) grüngraue und rothbraune, einfache oder gefleckt- farbige, glimmerreiche, sandige Schieferthone, übergehend in Sandsteinschiefer mit einzelnen schwachen Bänken von röthlicher oder rother Arkose, 1,331 Meter (7/3 Lachter) röthliche Arkose, übergehend in T'honstein mit rothem ‚ Feldspathe und röthlichem Quarz, zum Theil schiefrig-Haserig durch graues stein- markartiges Mineral, sehr bunte Gesteine, 430 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (170) 1. Zone der grandigen Sandsteine mit weissem Feldspathe, Zone der grünlichgrauen und rothbraunen Schieferthone, 3. Zone der rothen, splitterigen, jaspisartigen, rogenkörnigen Thonsteine, 4. Zone der dunkelroth gefleckten Sandsteine, 5. Zone der grandigen Sandsteine mit rothem Feldspathe, soge- nannte Feldspathbreccie, 6. Zone der kalkigen Grandgesteine und bunten, vorherrschend grünen Conglomerate.“ So leicht es ist, nach einem einzigen gut aufgeschlossenen Pro- file, wie ein Schacht es bietet, eine Gliederung in petrographische Horizonte vorzunehmen, so schwierig ist es, nach vielen schlecht auf- geschlossenen, zum grössten Theile lückenhaften Profilen eine Gliede- rung zu machen, die nicht nur an einer, sondern an allen Stellen passt und deshalb allein in Betracht gezogen zu werden verdient. Einen solchen Anspruch kann nun aber die Beeszau’sche Gliederung nicht machen. N Ungemein erschwert wird die Aufstellung eines allgemeingültigen Profils oder die Prüfung eines gewonnenen Profils an einer anderen Stelle in der hiesigen Gegend, weil in derselben es nicht nur an grösseren Aufschlüssen fast ganz fehlt, sondern auch, weil dieselbe von so zahllosen Verwerfungen, welche bei schlechten Aufschlüssen zu Tage nicht zu ermitteln sind, so zerstückelt ist, dass die ungestörte Schichtenfolge nie mit völliger Sicherheit im Ausgehenden zu er- mitteln ist. 17,262 Meter (8°/s Lachter) die obigen Schieferthone übergehend in Sandstein- schiefer, Thonstein und Arkose, 4,08 Meter (22/s Lachter) Thonsteine des Thierberges (Jaspis nach Bresrav), 10,462 Meter (5 Lachter) dunkelbraunrothe, glimmerreiche, sandige Schieferthone oder thonige Sandsteinschiefer, schwach kalkig, 7,346 Meter (33/4 Lachter) Arkose mit viel weissem Glimmer, 1,06 Meter (!/a Lachter) graues, rothgeflecktes Kalkstein- und Kieselconglomerat mit kalkigem Bindemittel, 15,693 Meter (7*/s Lachter) grüngraue und röthlichbraungraue Sandsteine, über- gehend in die zuletzt genannte Arkose. Darin grauer Schieferthon mit Koblenknoten und einzelne Knoten Conglomerate. Bei 87,356 Meter (416/s Lachter) Teufe beginnt die untere Zone des Unterroth- liegenden vergl. [oben S. (142)]. (171) $ 10. Das Unterrothliegende. ven Bei meinen Untersuchungen habe ich mich an allen leidlich guten Aufschlusspunkten Wochenlang gequält, einen petrographischen Schlüssel für die obere Zone des Unterrothliegenden zu finden, und versucht, den von Brestau aus dem Perlberg entnommenen Schlüssel zur Aufschliessung der anderen Gegenden zu benutzen. Beides ist ganz vergeblich gewesen, und aus folgenden Gründen glaube ich auch an kein günstigeres Resultat darin von Seiten eines Nachkommenden. Ich habe schon bei Besprechung der unteren Zone des Unter- rothliegenden darzulegen gesucht, wie verschieden mächtig nicht nur die ganze Zone, sondern auch ein petrographisches Glied derselben sein kann, und dass das Anschwellen eines solchen die anderen ganz oder fast ganz verdrängen kann. Ungleich häufiger ist das noch in der weit wechselvolleren, oberen Zone der Fall, wie einzelne deutliche Profile beweisen. Ueberall beobachtet man, wie sich eine Schicht auf Unkosten der anderen so ausdehnt, dass letztere nicht mehr nach- gewiesen, geschweige verfolgt, werden kann oder dass sie ganz ver- schwunden ist. Glaubt man einmal einen petrographischen Horizont erfasst zu haben, so kann man fast mit Sicherheit darauf rechnen, dass in seiner Weitererstreckung Schichten auftreten, die in ganz gleicher Ausbildungsweise an einem anderen Orte einem ganz anderen Hori- zonte eigenthümlich zu sein schienen ; dann treten ein anderes Mal in einem, an mehreren Orten beobachteten Horizonte an einem dieser Orte Schichten darin auf, die als ganz locale Bildungen an allen übrigen Orten fehlen. | Auch sind die einzelnen Gesteine nie so scharf individualisirt und unveränderlich, als man es von einem petrographischen Horizonte verlangen muss. Alle Gesteine haben wir durch Uebergänge verbunden gesehen. Die charaktervollste Brestau'sche Zone ist die der Thon- steine, allein es finden sich Thonsteine genau desselben Aussehens auch als einzelne Lagen in den anderen Zonen, so dass eine zer- splitterte Thonsteinzone oft nicht von einer Schieferlettenzone mit zer- streuten Thonsteineinlagerungen unterschieden werden kann. Als ich mich um eine petrographische Gliederung in der oberen Zone des Unterrothliegenden bemühte, ging mein Bestreben auch da- hin, in dem Falle dieselbe kartographisch durch verschiedene Farben 432 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (1 72) zur Anschauung zu bringen. Doch schon vor dem Erkennen des Nichtvorhandenseins der Ersteren überzeugte ich mich von der Un- ausführbarkeit des Letzteren. Wegen des gegenseitigen Auskeilens der Zonen und wegen der Zerstückelung des Gebirges durch Sprünge würde nämlich in der vorliegenden Gegend die kartographische Dar- stellung einer vorhandenen petrographischen Gliederung noch weniger möglich sein, als die der beiden Zonen des Unterrothliegenden.') In der Nähe des Mittelrothliegenden, also besonders auf der Linie „Grosser Landschatz“ -— „Brassert*“ — „Bredow“, sind die Schichten des Unterrothliegenden durch das darüberliegende Mittelrothliegende rothgefärbt, und zwar ganz oder theilweise, je nach der Nähe des Letzteren. Das erschwert oft sehr die Identificirung der gerötheten und der ursprünglichen Schichten und ist die Ursache von manchen Irrthümern früherer Beobachter und Bergtechniker gewesen.?) n. Entstehung der Gesteine der oberen Zone. Meine Ansicht über die Entstehung der meisten Gesteine der oberen Zone des Unterrothliegenden vorzugsweise aus den Orthoklas- porphyren habe ich oben?) entwickelt und begründet. Sie sind Tuffe dieses Eruptivgesteines. Es bleiben aber noch die früheren Ansichten darüber zu erwähnen übrig. Fr. Horrwass, der weniger seine, als die Beobachtungen v. Verrurm’s wieder- giebt), nennt diese Schichten noch hangenden Kohlensandstein und bezieht Bildungsmaterial, wie alle folgenden Beobachter, auf die quarzführenden Porphyre, besonders auf den oberen. Wo der letztere in der Nähe ist, sind es nämlich die „Grand- und Thongesteine“, die unmittelbar unter ihn einschiessen. Er hält deshalb die feldspathhaltigen Thon- und Grandgesteine für metamorphosirte (das heisst durch den Porphbyr) Kohlenschieferthone und Sandsteine. „Der T'honstein, welcher in der Nähe des Porphyrs vorwaltet und häufig von rother Farbe ist, wird durch diese Nähe des Porphyrs besonders dicht und splitterig und nimmt dann eine jaspisartige Beschaffenheit an. Häufig wird er ferner in diesem Zustande grün gefärbt, oder auch lichtweisslichgrau, oft innig mit roth verflösst oder gefleckt, nimmt Feldspath in seine Zusammensetzung auf und dieser durehdringt ihn, innig mit ihm verbunden, in kleinen fleischrothen, scharfeckigen Körnern. Ebenso tritt der Feldspath auch in die Sandsteine über und „so haben wir“, sagt Fr. Horrwass, „denn hier ein merkwürdiges Zusämmentreffen von neptunisch-gebildeten Conglo- t) Vergl. oben III. $ 10, S. (131) f. 2) Vergl. oben III, $ 10, S. (136) £. 3) Vergl. oben III. $ 10, S. (152) f. 4) NW. Deutschland, II. 651. (173) $ 10. Das Unterrothliegende. 433 meraten mit noch kenntlichen, organischen Resten mit Feldspathmasse innig und fast gleichzeitig verbunden und oft bei flüchtigem Anblicke das Ansehen von granitischen Gesteinen wiederholend.“ Fr. Horrmass, den die Thonsteine oft an Porphyr erinnern, hält also dieselben für Mittelgesteine zwischen Schieferthon und Eruptivgestein, und die an Granit erinnernden Arkosen für solche zwischen Sandstein und Eruptivgestein. Germar und Beestav beziehen das Bildungsmaterial der Arkosen und Thonsteine ebenfalls auf die eigentlichen Porphyre, und Meruxer hält sie für hydatopyrogene Tuffe des oberen Porphyrs, entstanden nach dem schon aufgerichteten und zer- stückelten Kohlengebirge; eine Ansicht, die noch sehr Gang und Gebe ist, die ich aber im Obigen widerlegt zu haben glaube. In meiner früheren Arbeit über die hiesigen Porphyre'), lange vor diesen aus- führlichen Untersuchungen, glaubte ich noch die Gesteine des Unterrothliegenden aus dem unteren Porphyr entstanden wegen der Nähe des letzteren, wegen derselben Feldspathe in beiden Gesteinen u. s. w. und leitete daraus das höhere Alter des unteren Porphyrs ab. G. Die Flora und Fauna des Unterrothliegenden. Das äusserst seltene Vorkommen von Thier- und Pflanzenresten in den Schichten des Unterrothliegenden ist andern Gegenden gegen- über sehr auffallend. Es gewinnen aber dadurch die wenigen orga- nischen Reste an Wichtigkeit und Bedeutung. Anprar?) erwähnt schon diese Reste und glaubt, dass dieselben die Gesteine der Stein- ‚kohlenbildung zuweisen, obwohl die Structurverhältnisse der Gesteine sehr von den Gesteinen des Steinkohlengebirges abweichen. In der unteren Zone?) sind mir bekannt geworden: 1) Calamites, sp. indef. in grossen, nicht seltenen Bruchstücken. 2) Ein Farren in mehreren Stücken erlaubt zwar wegen der Undeutlichkeit in dem groben Sandsteine eine sichere specifische Be- stimmung nicht, dürfte aber wohl Pecopteris Pluckeneti Schloth., sp. sein, worin mir die Herrn E. Weiss und Anprar beigestimmt haben.*) „So viel man sehen kann, stimmt damit Alles gut, nämlich der Umriss der Fiedern erster Ordnung, die Form derer zweiter Ordnung, sowie die zum Theil noch zusammenhängenden Fiederchen; dann der steile Abstand aller Fiedern von einander, der kräftige, unten etwas zurückgebogene Mittelnerv. Nur die Spindel der Fiedern erster Ordnung ist ungewöhnlich schmal und schwach, während sie bei den echten P. Pluckeneti immer sehr kräftig ist. Deshalb und weil diese Art Inlize. 18.:370. 2) Text zur Karte, 8.47 f. 3) Besonders aus den Quarzsandsteinen des Thierberges bei Wettin. 4) Briefliche gefällige Mittheilung des Herrn E. Weiss, d. d. Bonn 16. März 1870. 434 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (174) bisher nie anders als im eigentlichen Steinkohlengebirge gefunden worden ist, könnte man an Asterocarpus pinnatifidus Gurs., Sp. (Gursıer, Rothliegendes in Sachsen, Taf. 5, Fig. 1) oder gar an Pecopteris Planitzensis Gurs. (l. ce, Tf. 9 Fig. 10) denken. Doch bleiben bei Fiedern gleicher Grösse bei A. pinnatifidus die Fiederchen getrennt, die bei unserm Farren sich schon vereinigen; bei P. Planitzensis dagegen ist der Abbildung nach der Mittelnerv doch zu wenig kräftig gegen die Wettiner Form, obwohl der Habitus ähnlich ist. Leider sind die Secundär- und Tertiärnerven der letzteren nicht erhalten; sie könnten allein entscheiden. Es bleibt deshalb dieser Abdruck immer noch etwas zweifelhaft‘. 3) Die meisten der undeutlichen Pflanzenbruchstücke sind soge- nannte schilfartige, oft sehr grosse Abdrücke, an denen man hie und da die Structur der Blätter der Flabellaria prineipalis GErMAR (GEr- mar 1. c. V. Tf. XXIII. S. 55) zu erkennen vermag. 4) Ob grosse, ganz undeutliche, zerdrückte und nicht ganz seltene Bruchstücke von Stämmen, die nur mit diesen Blattfragmenten in denselben Schichten liegen, auf diese Palmenart zu beziehen sind, wage ich nicht zu beurtheilen. In der oberen Zone, besonders in den Arkosen des Thierberges finden sich die meisten und noch am besten erhaltenen Pflanzenreste, welche von hier schon durch Germar beschrieben!) sind. Dieselben Arten finden sich aber auch in den Arkosen und Thonsteinen anderer Orte (z. B. Thonsteine von Neutz, vom Lunzberge bei Lettin ete.). l. Araucarites Brandlingi Witham, sp.”) (Pinites Brandlingi Lispr. und Hurrox) (Araucarites Rhodeanus Görrerr.) Diese verkieselte Conifere fand sich im einem Steinbruche am nordöstlichen Thierberge bei Wettin in aufrechtstehenden, zum Theile noch mit Hauptwurzeln begabten Stämmen in den Arkosebänken, also an ihrem ursprünglichen Standpunkte, ist von (rerwar und Bresrau ganz eingehend beobachtet und beschrieben und vom Bergamte in Wettin lange Zeit im Bruche conservirt worden. So stand noch der eine 12 Fuss hohe, oben 3 Fuss, unten 4 Fuss dicke, mit 8-10 Wurzeln bis zu 6 Fuss Länge, ohne Pfahlwurzel begabte Baum, als ich 1855 Wettin kennen lernte. Später habe ich ihn leider nicht wiederfinden können, er muss im Steinbruche umgefallen und verschüttet worden sein. Sie findet sich als echte permische Form an vielen Orten in grossen und kleinen Stücken als sogenannte Kieselhölzer. 11. c. V. Taf. XXI. XXI87497 1848. ®) Vergl. Srur, Verhandl. der geolog. Reichsanstalt, 1873, No. 15, S. 270. — Gervar, Berichte der Naturforscher-Versammlung in Kiel, 1846, S. 244 ff. — Grörreer, fossile Flora der permischen Formation. Palaeontographica, 1864, S. 255. — Jahresbericht d. naturw. Vereins in Halle, 1850, S. 130. — Nach Gemirz, Neues Jahrbuch, 1869, S. 465, ist diese Conifere vielleicht identisch mit Araucarites Tehihatscheffianus, u (175) $ 10. Das Unterrothliegende. 435 2. Flabellaria principalis Germar.!) (Palmacites lanceolatus? v. Scuuorn. ?.) (Cordaites principalis Geis. Gerw. Sp.) Diese Palme findet sich selten in ganzen Fächern, wie sie Geruar abbildet, meist in einzelnen, mit Schilfblättern verglichenen Fragmenten, welche leicht in grosser Anzahl, besonders in der Nähe des genannten Baumes und seiner Wurzeln, kenntlich sind. Sie soll auch im hiesigen Steinkohlengebirge gefunden worden sein, doch fehlt die Angabe, wo. Ich kenne sie nur im Unterrothliegenden und fast überall in der oberen Zone desselben, 3) 3. Aphlebia irregularis Germar*) ist selten. 4. Noch seltener sind unbestimmbare Bruchstücke von Filices. Andere erkennbare Pflanzenreste sind im Unterrothliegenden bis- her nicht gefunden worden, obwohl ich meine Aufmerksamkeit ganz besonders darauf gelenkt hatte, namentlich auf Walchien, Alethop- teris conferta See. und Calamites gigas Broxen., die Hauptleitpflanzen im Unterrothliegenden der Pfalz und anderer Orte). Ebensowenig sind die Fische des Rothliegenden anderer Gegen- den bisher hier gefunden worden. Die Thierreste beschränken sich deshalb auf die charakterlose Unio carbonarius®), eine andere, nicht zu bestimmende, kleine Muschel und auf den kleinen Oypris-artigen - —Muschelkrebs (Candona Salteriana Jones. ?). Die organischen Reste im Rothliegenden weichen auch quanti- 1). ec. V. XXI. S. 55. — Jahresbericht d, naturw. Vereins in Halle, 1850, S. 130. — Vergl. oben III.$ 9, S. (106). — Germar, Naturforscher-Vers. 1846, S. 244. ?) Vergl. v. Scurorn. Petrefaktenkunde, 1820, S. 394. 3) Vergl. Anmerkung III. $ 9. S. (106). 4) l. ce. V.XXIV. S, 57. — Bericht d. Naturforscher-Vers., 1846, S. 244. — Jahresbericht d. naturwiss. Vereins in Halle 1850 S 126. 5) Görrerr, Palaeontographica, XII, 1864/5. S. 1ff. Die von Anorae aus dem Steinkohlengebirge von Löbejün citirte Alethopteris sinuata Görr. = Alethopteris conferta Srzes., spec. [siehe oben III. $9 S. (100)], welche im Mineraliencabinet der Universität Halle kürzlich von K. v. Frirscn wieder gefunden ist, dürfte wohl aus den Schichten des Unterrothliegenden stammen, welche früher zum Steinkohlenge- birge gerechnet wurden. Eine Gewissheit über das Niveau dieser seltenen und für das Unterrothliegende der Pfalz u. s. w. charakteristischen Pflanze wäre von grosser Wichtigkeit. Das Gestein, in welchem die Pflanze liegt, ist ein Sandsteinschiefer von graugefleckter schwarzer Farbe mit schwach kalkigem Bindemittel, wie er in dem unteren Unterrothliegenden zwischen den Quarzsandsteinen sich häufig einstellt. Allein ganz ähnliche Gesteine finden sich auch nach dem oben Mitgetheilten in den Steinkohlenschichten. 6) Umio constrietus Gouor. nennt ihn Germar, Bericht, der Naturf.-Vers., Kiel, 1846, S. 244. — Cardinia in seinen Verst. v. Weıtin u. Löbejün, V. 8. 50. 436 II. Speeielle geognostische Verhältnisse. (176) tativ von denen des Steinkohlengebirges sehr ab. Die reiche Stein- kohlenflora geht plötzlich ganz verloren, daher finden sich darin auch niemals Flötze und nur so selten kohlige Schichten und Flötzbestege. H. Obere Grenze des Unterrothliegenden. Wir haben nun noch die obere Grenze des Unterrothliegenden nach dem Mittelrothliegenden zu fixiren. Wo das Letztere nicht zur Entwickelung gelangt ist, vermuthlich weil die betreffende Gegend zur Zeit des Mittelrothliegenden Land war, liegt der klein-krystallinische Porphyr direct auf dem Unterrothliegenden und da ist denn die obere Grenze des Letzteren von selbst gegeben. Diese scharfe Grenze am Porphyr ist durch das vorwaltende Fehlen des Mittelrothliegenden meist vorhanden; nur etwa zwischen dem Schweizerlinge bei Wettin und Wieskau bei Löbejün ist das Mittelrothliegende entwickelt und liegt theils zwischen dem Porphyr und Unterrothliegenden, theils zwischen diesem und dem Oberrothliegenden, weil der obere Por- phyr meist da fehlt, wo das Mittelrothliegende zur Entwickelung gelangt ist.") Obwohl die charakteristischen Gesteine des Unterrothliegenden sich leicht von denen des Mittelrothliegenden unterscheiden lassen, ist es doch schwer, eine Grenze anzugeben, weil die der Menge nach herrschenden Gesteine, die Schieferletten und Sandsteinschiefer, in bei- den Bildungen nicht von einander zu unterscheiden sind, ferner, weil an der Grenze die charakteristischen Gesteinslagen beiderseits sehr dünn zu sein pflegen und deshalb leicht zu übersehen, schwer zu finden und zu erkennen sind, und weil beide öfters in einer Wechsel- lagerung gleichsam um ihr Dasein und Herrschen kämpfen. In diesem Dilemma habe ich die oberste charakteristische Schicht des Unterrothliegenden, d. h. die höchste, aber typische Arkose- oder Thonsteinlage, die ich gefunden habe, als Grenzschicht angenommen und auf der Karte projectirt. Dieselbe liegt an allen Beobachtungs- orten zwischen Wettin und Dössel nicht sehr weit im Hangenden der sogar topographisch oft ausgezeichneten Hauptthonsteinzone des Landschatzes, besteht meist selber aus diesem leicht kenntlichen, rothen 1) Verel. II. $ 5. S. (23) £. (177) $ 10. Das Unterrothliegende. 437 Thongesteine und erleichtert dadurch nicht unbedeutend die immerhin willkürliche Grenzbestimmung. Da die rothen Farben der unteren nnd mittleren Abtheilungen des Rothliesenden selbst da noch etwas verschieden nüancirt sind, wo die untere z. Th. durch die mittlere gefärbt worden ist — also gerade an der Grenze von beiden Abtheilungen — unterscheidet das seübte Auge beide an der Farbe der Felder und Gesteine. I. Das geognostische Niveau des Unterrothliegenden. Bei den oben mitgetheilten, dürftigen palaeontologischen Erfunden habe ich diese früher zum Steinkohlengebirge gerechneten Schichten lediglich aus geognostischen und petrographischen Gründen von diesem und dem folgenden Mittelrothliegenden getrennt und als Unterroth- liegendes aufgefasst. Auch lassen sie sich nur aus diesen, nicht aus palaeontologischen Gesichtspunkten mit dem Unterrothliegenden an- derer Gegenden vergleichen, wo, wie beispielsweise in der Pfalz, die Flora und Fauna eine reiche genannt werden kann'). Nicht die von Wagner und Geisız behauptete?) Discordanz un- seres Unterrothliegenden mit dem productiven Steinkohlengebirge konnte für mich der Grund für diese Trennung sein, da ich später den Be- weis zu liefern beabsichtige, dass eine solche Discordanz gar nicht vorhanden ist. Sondern diese Trennung schien mir gerechtfertigt und gefordert durch den plötzlichen und auffallendsten Wechsel der Ge- steine und durch das rasche, fast gänzliche Verschwinden der Flora und Fauna über dem hangenden Muschelschiefer. Obwohl man, wo uns die palaeontologische Gliederung versagt ist, petrographisch und geognostisch gliedern muss, wenn man es überhaupt kann und will, so war ich mir doch der Zweifel über die Begründung dieser Trennung bewusst, trotzdem das Unterrothliegende der Pfalz ganz analoge Charaktergesteine, besonders Feldspathsand- 1) Sollte die Vermuthung, dass die von Anpzar in Löbejün aufgefundene Alethopteris conferta Sıze., sp. (vergl. oben III. $ 9, S. (100) u. III. $ 10, S. (175) nicht aus dem Steinkohlengebirge, sondern aus dem Unterrothliegenden stamme, sich bewahrheiten, so würde eine der wichtigsten Leitpflanzen des Unter- und Mittelrothliegenden der Pfalz und anderer Orte auch palaeontologisch diese petro- graphische Niveaubestimmung in ganz hervorragender Weise bekräftigen. 2) Steinkohlen Deutschlands, I. S. 9. 29 438 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (178) steine, aufzuweisen hat, die dort allerdings local tiefer hinab und vielfach höher hinaufgehen. Eine grössere Sicherheit schien nun aber bald meine Trennung durch das Erscheinen der Beyrıcr’schen Arbeit über das Rothliegende der Gegend von Ilfeld am Südrande des Harzes zu gewinnen, wo derselbe die zum Theil ganz analogen Schichten und Gesteine ebenfalls zum Unterrothliegenden stellt. ') Dort findet sich nämlich concordant unter dem sogenannten Porphyrit, dem Mittelrothliegenden und dem Melaphyr, aber discordant über dem älteren hereynischen Schiefergebirge und Unterdevon eine oft schmale Zone von zum Theil Steinkohle führenden Gesteinen, welche schon oft beschrieben?) und bald für Rothliegendes wegen ihrer Gesteinsbeschaffenheit, bald für Steinkohlengebirge wegen des Flötzes und der Pflanzenreste darin gehalten worden sind. Diese Zone theilt Beykıca jetzt in drei Stufen: 1 In der unteren herrschen grobe Conglomerate, in denen ei- bis faustgrosse, selten bis kopfgrosse, vollkommen gerundete Geschiebe von Grauwacke, Kiesel- schiefer und sparsamen Quarziten ein wahres Rollstein - Aggregat darstellen; braune und rothe Färbungen kommen mehr den sandigen und thonigen Zwischenlagern als den Conglomeraten selbst zu. 2. In der mittleren, kohlenführenden Region treten die Conglomerate und rothen Färbungen zurück, ohne ganz zu fehlen; graue Sandsteine und graue oder dunkle Schieferthone, denen Brandschiefer-ähnliche Schichten und das Stein- kohlenflötz*) selbst untergeordnet sind und denen sich Thonsteine verschiedener Färbungen zugesellen, werden vorherrschend. 3. In der oberen Stufe enthalten die Conglomerate meist nur kleinere, eckige und unvollkommen gerundete Trümmer herceynischer Gesteine, die Zwischenlager nehmen an Mächtigkeit zu, und rothe Farben sind vorherrschend, Diese auch mir vom früheren Augenscheine her bekannten Gesteine gleichen zum Theil nun so sehr denen in unserem Unterrothliegenden, dass man kein Be- denken trägt, sie zu identificiren und in eine petrographische Zone zu stellen, was schon von den früheren Kennern der Halleschen und Ilfelder Gesteine geschehen ist, die den für unsere Gesteine von den Bergleuten gebrauchten Namen „Thon- und Grandgestein“ in ihren Arbeiten auf die Ilfelder Gesteine kurzweg übertragen zu müssen geglaubt haben. !) I. Lieferung d. geologischen Karte von’Preussen u. d. Thüringischen Staaten. 1:25000. Mit Erläuterungen. Berlin, 1870. 2) Fr. Horruaus, Uebersicht der orogr. u. geogn. Verhältnisse u. s.,w., Il. S. 669 f. Girarn, Neues Jahrbuch f. Min., 1858, 145 ff. Bäntsen, Abhandl. d. naturf. Ges. zu Halle. IV. Naumann, Neues Jahrbuch f. Min., 1860, S. 1 ff. Jascur, d, Gebirgsformationen in der Grafschaft Wernigerode am Harz. Wer- nigerode, 1856. Gemurz, Geologie d. Steinkohle 1865. I. 102 ff. 3) Die Mächtigkeit des Flötzes in seinen 3 Abtheilungen der Bank-, Mittel- und Dachkohle beträgt 1,255;—1,569, selten 2,197 — 2,511 Meter. ee nd 2 a = (179) $. 11. Das Mittelrothliegende, 439 Abweichend zwischen beiden Gebieten ist das sehr seltene Vorkommen von grauen Sandsteinen und Schieferthonen mit kohligen Bestegen oder Flötzehen in Wettin gegenüber dem Auftreten eines ziemlich regelmässigen und aushaltenden bauwürdigen Flötzes bei Ilfeld, ferner die Armuth an Pflanzenresten dort und der Reichthum an wohlerhaltenen Pflanzenresten hier. Diese letzteren stimmen nun aber zum grössten Theile überein mit Formen, die anderwärts und auch in unserem Gebiete!) vorzugsweise in den Schichten der obersten Steinkohlenformation vorkommen. Deshalb sind diese Pflanzen- und Kohle- führenden Schichten (die mittlere Stufe Bevricw’s) palaeontologisch stets zu der obersten Steinkohlenformation gestellt worden, Diese Ansicht vertritt nun Bevrıcs nicht, wohl mehr aus petrographischen und geognostischen, als aus palaeontologischen Gründen. Diesen Widerspruch könnte nun meiner Ansicht nach die Auffassung der Ilfelder Sedimente von Seiten G:imırz’s 2) lösen und dadurch Allen gerecht werden, nicht am wenigsten der Uebereinstimmung mit den Sedimenten um Halle. Was Bereıc# zur unteren Stufe zusammenfasst, vergleicht Geisırz mit unserem flötzleeren Liegenden, die mittlere Stufe mit unserer, bei Ilfeld nur sehr schwach entwickelten, produetiven Steinkohlenformation 3); und nur die obere Stufe ist Gemurz’s Unterrothliegendes. Es käme eben nur darauf an, zu untersuchen, bez. zu vergleichen, ob sich in Ilfeld die charakteristischen Gesteine unseres Unterrothliegenden nur in der obersten Stufe Bersıcn’s finden, ob die von Ilfeld bekannte Flora nur in der dortigen mitt- leren Stufe bekannt ist, und ob die rothen Gesteine der unteren Stufe mit den rothen Sandsteinen und Schieferthonen unseres flötzleeren Liegenden, dem bekanntlich Conglomerate nicht ganz fehlen, petrographisch in Uebereinstimmung stehen. Als ich 1867 Ilfeld durch Bzvyrıcm kennen lernte, waren meine Untersuchungen erst im Entstehen, ich muss also die Beantwortung dieser, mir erst später aufge- stossenen Fragen künftigen Besuchern der beiden Gegenden überlassen, da ich sie weder aus dem Gedächtnisse, noch aus einzelnen Handstücken in der Berliner Sammlung. auszuführen wagte. Sul Das Mittelrothliegende. a. Allgemeines. Das Mittelrothliegende, welches in der Nähe der Steinkohlengruben von Wettin und Löbejün nur unbedeutend entwickelt ist, weil es sich dort auskeilt*), erlangt weiter nach Westen in der alten Graf- schaft Mansfeld seine volle Entwickelung, in deren Mittelpunkte Stadt !) Vergl. oben. III. $ 9, S. (127) ff. 2) Vergl. Steinkohlen Deutschland’s, I. S. 104. 3) In Plötz ist bekanntlich stets, in Löbejün meist und bei Wettin oft nur das Oberflötz, analog dem Flötze von Ilfeld, abbauwürdig entwickelt. 4) Vergl. oben II. $ 5, S. (23)f. u. III. $ 10, S. (176). 235 440 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (180) und Schloss Mansfeld liegt. Deshalb könnte man dieses Glied des Rothliegenden ganz gut Mansfelder-Schichten nennen. Da meine kartographischen Arbeiten für die geologische ande untersuchung nicht die Linie Dobis, Domnitz, Dalena, Etlau nach Westen überschritten haben, sind auch meine Untersuchungen innerhalb der Mansfelder-Schichten nur östlich dieser Linie specialisirt, jenseits derselben habe ich nur allgemeine, vergleichende und orien- tirende Beobachtungen angestellt, welche durch die vorhandene, ge- schriebene und gedruckte Literatur sehr erleichtert wurden. Die end- siltige Bearbeitung des Mittelrothliegenden im Gebiete der vorliegen- den Karte (also zwischen Cönnern, Dobis und Hochetlau) muss deshalb dem Geognosten zufallen, welcher vom Mansfeld’schen her, aus dem Centrum des Mittelrothliegenden, dieses für die geologische Landesuntersuchung kartographisch zu bearbeiten hat und welcher nach Osten vordringend sich an meine Arbeiten anzuschliessen hat. Im Folgenden kann ich deshalb nur das bieten, was mir die Literatur geboten hat und was ich bisher zu beobachten Gelegenheit hatte. Der mir folgende Geognost wird manches Detail darin wohl modifieiren, aber schwerlich mehr den Schwerpunkt verrücken. Die von mir als „Mittlere Etage“ abgegrenzten Schichten des Rothliegenden sind nach unten begrenzt durch das Unterrothliegende, also durch die oberste Schicht von charakteristischer Arkose oder Thonstein!) und nach oben theils scharf durch die Bedeckung von kleinkrystallinischem Porphyr (zwischen Sieglitz und Plötz), theils, wo dieser fehlt, durch die Schichten des Oberrothliegenden, die wie in anderen Gegenden mit derjenigen Schicht anheben, in der man zuerst als ihr Bildungsmaterial ünsere quarzführenden Porphyre nach- weisen kann. Oder um mit Gemırz zu sprechen, das Mittelroth- liegende ist anteporphyrisch, das Oberrothliegende postporphyrisch. Unser Unterrothliegendes findet sich, soweit meine Ortskenntniss reicht, im Mansfeld’schen ebensowenig als die Steinkohlenformation zu Tage ausgehend, nicht, weil es dort überhaupt fehlt, sondern wohl nur, weil es vom Mittel- und Oberrothliegenden concordant gegen die I) Vergl. III. $ 10. S. (176) £. (181) $ 11. Das Mittelrothliegende. 441 gemeinsame, discordante Unterlage des älteren hereynischen Gebirges bedeckt wird. Das Ober- und Mittelrothliegende sind aber an allen Rändern der Mansfeld’schen Zechstein- und Triasmulde von Hornburg an bis nach Wettin ausgezeichnet zu beobachten und von den aus- gezeichnetsten Geognosten ihrer Zeit, von Verne, Fr. Horrmans und Anderen, beobachtet und beschrieben worden in den oben genannten elassischen Arbeiten. Eine scharfe Trennung dieser Schichten in ante- und postpor- phyrische, wie sie sachgemäss nothwendig und mit anderen Gegenden (z. B. Pfalz) übereinstimmend erscheint, hat durch die bisherigen Bearbeiter derselben nicht stattgefunden. v. Verrugım bearbeitete!) das Rothliegende nur petrographisch, nicht geognostisch, „weil eine bestimmte Reihenfolge der älteren und jüngeren Bildungen unter den Gesteinen auszumitteln bei den mannig- fachen Wiederholungen schon deshalb schwierig ist, weil es an solchen Durchschnitten, welche ganz durch sie hindurch gehen, fehlt.“ Ab- gesehen davon, dass man sehr gut und überall die beiden Etagen des mittleren und oberen Rothliegenden 'petrographisch und geognostisch auseinander zu halten vermag, glaube ich für jede einzelne Etage von VELTHEIM beistimmen zu müssen, denn die Versuche von Fr. Horrwann,2) denen Naumann?) gefolgt ist, und von G. Berenxpr,*) die einzelnen, von von Verrueım unterschiedenen Gesteine in bestimmte Y) Manuscript, S. 73. 2) Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. 571 ff., der im Wesentlichen sonst nur einen Auszug aus dem Manuscripte von v. Verruem bringt, stellt folgendes Profil auf: I. Obere Gruppe. 1 . Weissliegendes. R Porphyreonglomerate. 3. Rundkörniger Sandstein. 4. Eckigkörniger (Mühlstein-) Sandstein. Alle 4 Gesteine als Zwischenlager von rothen Schieferletten, Sand- steinschiefern und Sandsteinen. Oberroth- liegendes. Laspevees. II. Mittlere Gruppe. System von gleichen Sandsteinen, Sandsteinschiefern, Schieferletten mit Einlagerungen von Thonsteinen, Breceien und vorzugsweise aus- Mittelrothliegendes. LaAspEvRes. 449 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (182) Niveaus zu bringen, entsprechen nach meinen Untersuchungen viel-- leicht an einzelnen Querprofilen, aber durchaus nicht durchgehend im Mansfeld’schen, der Natur. Ich habe deshalb und aus denselben Gründen das Mittelroth- liegende petrographisch und geognostisch ebensowenig weiter geglie- gezeichnet durch das Vorkommen von untergeordneten Kalksteinen, theils als 1—1,; Meter mächtige Lager, theils als reihenförmig gruppirte flache Nieren in Thonstein und Schieferthon. Statt der Kalksteine, des Vertreters der Steinkohlenbildungen, weiter nach Osten (Wettin und Löbeiün) diese selber. LAspeyres IL — — II. Untere Gruppe. Besonders charakterisirt durch das Auftreten der Hornquarzcon- glomerate, unter denen in unregelmässiger Vertheilung noch mehr oder weniger mächtige Ablagerungen von Sandstein, Breecien und Schiefer- \ letten in mehrfachem Wechsel liegen. Mittelrothliegendes. „indem er aus den Beobachtungen v. Verrueim’s gefunden haben will, „dass, was er nie hätte voraussetzen können, das Rothliegende regelmässig aus einer gewissen Reihenfolge von Modificationen zusammengesetzt sei, welche in bestimmter Ordnung überall in der ganzen Erstreckung wiederzukehren scheinen.‘ ?) Naunans, Lehrbuch der Geognosie. 2. Aufl. II. 612. 4) G. Berexor, Bericht und Karte über die Gliederung des Mansfeld’schen Rothliegenden an das Königl. Handelsministerium in Berlin, 1863. Rep. 24, pg. 16. Diese Gliederung stimmt meist mit Fr. Horrwans überein, nur stellt sie die Horn- quarzconglomerate in die mittlere Etage: I. Obere Etage. Rothe Schieferletten, Sandsteinschiefer, Sandsteine mit: 9 Weissliegendem, % Porphyrceonglomeraten, . Rundkörnigem Sandsteine („Neckendorfer Gestein“), Oberroth- liegendes. LaspEyres. " Hornquarzconglomerat, 2 5. Eckigkörnige Sandsteine („Siebigeroder Sandstein“). = B I. Mittlere Etage. <« = Dieselben Schieferletten, Sandsteinschiefer und Sandsteine mit Ä Einlagerungen von: 3 (1. Hornquarzconglomerat, &0 |2. 2 Zügen von Kalkstein, = 1|3. Hornquarzconglomerat, 3 < Ill. Untere Etage. = Die obigen 3 Gesteine mit Einlagerung von: 1. eckigkörnigem Sandst.,in Conglomerate übergehend („Gorenzer Sandst.“). (183) $ 11. Das Mittelrothliegende. 443 dert als das Unterrothliegende, würde aber bei fortgesetzter Kar- tenaufnahme versucht haben, die charakteristischen Gesteine von Verraeım’s, unbekümmert von ihrem Niveau, in besonderen Farben auf die Karte zu bringen'). b. Gesteine des Mittelrothliegenden. In Bezug auf die Gesteinsbeschaffenheit des Mittelrothliegenden greifen wir am besten auf ihre vortreffliche Beschreibung durch von Verreeim zurück, die von seinen Epigonen nur wenige Zusätze hat erfahren können. So mannigfaltig auf den ersten Blick die verschiedenen Gesteine auch erscheinen mögen, so sind sie doch nur Modificationen derselben Masse mit verschiedenem Gefüge, anderer Structur, wechselnden Far- ben und durch die häufigsten Uebergänge und Wechsellagerungen innig mit einander verbunden. a. eckigkörniger Sandstein. Die gröbsten, nicht an allen Orten vorkommenden, eckig-körnigen Sandsteine von Verrsems sind im Mansfeldschen, im Saalthale zwischen Dobis und Rothenburg und um Schlettau bei Löbejün wegen ihrer Brauchbarkeit zu Mühlsteinen zum Theil noch Gegenstand der Gewinnung und Mühlsteinsandsteine genannt worden. Es sind mehr oder weniger grobe, meist eckigkörnige (nur hie und da in grösseren Elementen gerundetkörnige) Quarz- und Kiesel- sandsteine mit meist sehr untergeordnetem Bindemittel von weissem oder rothem Thon, der wohl durch Verwittern aus Feldspathkörnern entstanden ist. Denn in manchen, namentlich groben Gesteinen sind Körner von frischem, verwitterndem oder zu Kaolin verwittertem Feld- spath gar nicht selten, aber nie so häufig, um das Gestein mit einem Feldspathsandsteine oder einer Arkose des Unterrothliegenden verglei- chen und verwechseln zu können. Auch ein oft kieseliges Binde- mittel scheint dem Sandsteine die zu seiner Verwendung nöthige !) (was auf der Section Gröbzig, No. 245 der geologischen Karte von Preussen u. s. w. bisher nur für den Kalksteinzug erfolgt ist, nicht für Mühlsteinsandsteine und Hornquarzconglomerate). 444 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (184) Festigkeit und Härte zu geben, denn die Klüfte in dem Sandsteine. sind gar nicht selten mit Quarzkrystallen bewandet oder erfüllt, und Horrmann!) spricht in den Schluchten südöstlich von Mansfeld von schönen, gleichförmig fortsetzenden Lagen von grauem und rothem, splitterigem Hornsteine in dem Sandsteine. Die weissen und grauen Quarzkörner — an manchen Stellen, z. B. Schluchten südöstlich von Mansfeld, finden sich auch ringsum oder zum Theil ausgebildete Krystalle') von Quarz — als Haupt- gemengtheil der Gesteine, die einzelnen Körner von lichtröthlichem Orthoklas und die silberweissen Glimmerblättchen machen es höchst wahrscheinlich, dass diese Sedimente zum grössten Theile aus Gra- niten (Harz? Thüringen?) gebildet worden sind, wobei der Feld- spath nur seltener als im Granit in das neue Gemenge eintreten konnte, weil er bei der Verarbeitung des Granits weit leichter und stärker mechanisch zertrümmert und dann meist in Kaolin umgesetzt und fortgeschlämmt wurde, so weit er nicht das Bindemittel des neuen Gesteins ausmacht. Dass sich aber auch noch andere Eruptiv- gesteine, krystallinische Schiefer und ältere Sedimente an der Bildung dieser Sandsteine betheiligt haben müssen, beweisen die Körner von Kieselschiefer, Thonschiefer, Quarzit u. s. w. neben den Quarzkörnern. Das scharfe Korn und die Löcherigkeit nach dem Herausfallen des Kaolins machen diese Sandsteine bei genügend festera Bindemittel ausgezeichnet geschickt zu der Verwendung als Mühlsteine. Am mächtigsten zeigt sich der Sandstein zwar bei Siebigerode (südlich von Mansfeld) und bei Gorenzen (westlich von Siebi- gerode), wo er in grossen Brüchen aufgeschlossen ist, allein auch im Gebiete unserer Karte sind in ihm grosse Steinbrüche ausser, oder in Betrieb, z. B. der sogenannte Werderbruch im Saalthale zwischen Rothenburg und Dobis. Hier soll nach Horrmans”?) der Mühlstein- Sandstein keine fortstreichenden Bänke bilden, sondern nur Nester, die den Betrieb einzelner Brüche nur von kurzer Dauer sein lassen. - Auch Sprünge sollen die brauchbaren Gesteine gegen unbrauchbare 1) NW. Deutschland, II. S. 598. 2) NW. Deutschland, 599 f. (185) $. 11. Das Mittelrothliegende. 445 verwerfen. Denselben Eindruck gewähren auch die verlassenen und ver- stürzten Mühlsteinbrüche bei Schlettau u. Kattau unweit Löbejün. Die Gesteine sind meist weiss, an einzelnen Stellen röthlich ge- flammt und gefleckt, oder auch roth. Durch Aufnahme, von grösseren oder kleineren gerundeten Ge- schieben derselben Mineralien und Gesteine (weisser Quarz, Horn- quarz, Kieselschiefer, Thonschiefer, grünes talkiges Mineral?!) etc.) gehen die Sandsteine nester- oder bankweise in Conglomerate über, in denen Porphyrgeschiebe vollständig zu fehlen scheinen, und die am besten das Bildungsmaterial der Sandsteine verrathen. ß. Sandsteine, Sandsteinschiefer, Schieferletten. Andererseits gehen diese eckigkörnigen Sandsteine dureh Ver- feinerung des Kornes und Aufnahme von immer mehr Rotheisenstein und weissen Glimmerschuppen in die dunkelrothen Sandsteine, Sandstein- schiefer und Schieferletten über, in denen die Mühlsteinsandsteine und die anderen charakteristischen Gesteine bank- oder nesterweise eingelagert sind, und welche oft eine sehr ansehnliche Mächtigkeit erreichen und auf weite Erstreckung für sich allein auftreten können. Sie unter- scheiden sich nicht von den analogen Gesteinen des Oberrothliegenden und der oberen Zone des Unterrothliegenden ?), sie sind mithin charakterlos. Die wohlgeschichteten Sandsteine und die gelimmerreichen Sand- steinschiefer werden oft auf Platten gebrochen, die aber nichts werth sind. Dadurch sieht man sie aber gut aufgeschlossen. Auch sie haben niemals trotz ihres manchmal nicht unbedeutenden Gehaltes an Feld- spath den Habitus einer Arkose des Unterrothliegenden und sind stets leicht wiederzuerkennen trotz ihres Farbewechsels. Im buntesten, theils einfarbigen, theils geflecktfarbigen, Gewirre sind nämlich die Gesteine bald grau, bald grünlichgrau, bald bräunlichgrau, bald röthlichgrau, bald olivengelb oder braun, jedoch meist durch Eisenoxyd dunkel- roth gefärbt und zwar je feiner das Gefüge, um so dunkler. Dieses Pigment findet sich ausserdem noch auf allen Klüften und Haarspalten und als kleine Nieren von Eisenthon und sandigem Rotheisen. 1) Nordwest-Deutschland, II. S, 600. 2) Vergl. III. $ 10, S. (165) £. 446 III. Speeielle geognostische Verhältnisse. (186) Durch Verfeinerung des Kornes entstehen daraus die ebenso ge- färbten, sehr glimmerreichen Schieferletten, die bald mehr sandig, bald mehr thonig sind. y. Kalkstein. In diesen scheiden sich, obwohl alle bisher genannten Ge- steine wesentlich kalkfrei sind, oder doch nur auf Klüften secun- däre Kalkspathbildungen besitzen, Kalkeisensteinnieren in jeder Grösse bis zu der eines Kopfes aus, die sich (perlschnurartig im Querschnitte der Schichten) an einander reihen und häufig auch zu einer Kalk- steinbank verfliessen. Nach Horrwann'!) wiederholen sich solche Kalksteinlagen 3 bis 5 mal übereinander, sind selten für sich stärker als 1—1,5 Meter (3—5‘) und halten selten lange im Streichen aus. An der Luft zerfallen diese Schichten in zoll- bis faustgrosse Kalksteinnieren, die an manchen Orten zum Brennen benutzt werden. Im frischen Zustande ist der Kalkstein ein mehr oder weniger bituminöser, grauer bis schwarzer, fester, dichter bis feinkörniger, thoniger Kalkstein mit weissen Kalkspathadern durchzogen. Bei der Verwitterung setzt sich das reichlich vorhandene, kohlensaure Eisen- oxydul um in Roth- oder Brauneisenstein, welche den Kalkstein be- sonders an der Oberfläche der Nieren, auf den Schichtfugen und Klüften mehr oder weniger tief hinein intensiv roth oder braun fär- ben. Durch hohen Thongehalt gehen die dichten Kalksteine in eine braune oder rothe, verhärtete Mergelmasse über, die oft ungemein an Thonstein erinnert, der aber dem Mittelrothliegenden fremd ist (z. B. am Kirchhofe von Schlettau). Nirgends kommt dieser Kalkstein mit grösserer Auszeichung vor als im Saalthale zwischen Cönnern und Dobis. Er zeigt sich dort auf beiden Flügeln des Sattels und ist besonders auf dem rechten Ufer deutlich aufgeschlossen. Namentlich kennt man die südliche Partie desselben nicht nur im Thale, sondern man durchschneidet sie auch auf der Höhe am Wege von Rothenburg nach Dössel, ferner im sogenannten Ochsengrunde von Dössel nach Dobis. Auch hat ihn G. Berenpr in einem oder zwei Zügen im Mansfeld’schen von ) NW. Deutschland, Il. S. 601f. Vergl. Karsren’s Archiv, IX. 1836. S. 306. (187) $ 11. Das Mittelrothliegende. 447 Leimbach bis Pölsfeld verfolgt und hält ihn für einen guten Horizont. Dass v Vereuem, Horenann!) und Andere diese Kalklager als die verdrückten und im Mittelrothliegenden liegenden Steinkohlenbildungen von Halle betrachtet haben, ist an einer früheren Stelle entwickelt worden. ?) Diese ebenfalls nur wenig mächtig bei Schlettau und Kattau nördlich von Löbejün in den Sandsteinschiefern auftretenden Kalk- steine kannten schon von Verrurım und Fr. Horrmann®) und stellten sie in das richtige Niveau. Aber einen Irrthum begingen dieselben in der Muthmassung, dass ein rosenrother Kalkstein neben Drehlitz auch hierher gehörte. Derselbe ist nämlich ein mit zahl- reichen Versteinerungen erfüllter, nordischer Silurkalk,' dessen zahllose Geschiebe im ganzen Mitteldiluvium, besonders in der Gegend zwischen Löbejün, Drehlitz und Orstrau zu finden sind. Indem v. Verrurım die von weit her herangeflössten Geschiebe im Diluvium für Bruchstücke eines nahe unter dem Lehme anstehenden Gesteins des Mittelrothliegenden hielt, liess er nach demselben in manchen Schächten schürfen, stiess aber stets natürlicher Weise auf den oberen Porphyr.?) d. Hornquarzconglomerate. Ein höchst charakteristisches Gestein des Mittelrothliegenden sind die groben Conglomerate, welche von Verruem nach dem eigenthüm- lichen Materiale der vorherrschenden Geschiebe Hornquarzconglomerate recht gut genannt hat. G. Berenor hat im Mansfeld’schen drei durch- gehende Züge von solchen Conglomeraten unterschieden und verfolgt. Die beiden mächtigsten liegen in seiner mittleren Etage®), im Han- genden und Liegenden seiner 2 Kalksteinzüge, und das dritte, bei ; weitem schwächere (circa 1 Meter mächtig) in seiner oberen Etage unter dem rundkörnigen Sandsteine und in dem Mühlsteinsandsteine, also in den obersten Schichten unseres Mittelrothliegenden. Aber auch in an- deren Niveaus finden sich diese Conglomerate untergeordnet, z. B. um Grillenberg am Harze. I) NW. Deutschland, II. S, 603. Seo Verol. 11. 279,25. (117) f 3) NW. Deutschland, II. S. 603. 4) Freiesresen hielt, wie ich glauben möchte, diese Silurkalke von Drehlitz und die Rothliegenden-Kalke von Kattau und Schlettau für Zechstein, denn er spricht vom Auftreten des Zechsteins ohne Kupferschieferflötz zwischen Drehlitz und Kaltenmark (Geognostische Arbeiten, Freiberg, 1807, Ill. 216) und vom Auftreten des oberen Zechsteingypses bei Kattau bei Löbejün (l. ec. I. 178.) 5) Vergl. III. $ 11, S. (182), Anmerkung, 448 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (188) Die oben genannten Gesteine mit Ausnahme des Kalksteins sind der Teig, in dem die Faust- bis über Kopf-grossen Geschiebe liegen, unter denen die von Hornquarz in Menge und Grösse so vorwalten, dass die aus Quarzen,” Kieselschiefer, Thonschiefer, u. s. w. sich sehr dazwischen verlieren, aber nie ganz fehlen. Der sogenannte Horn- quarz ist ein splitteriger, feinkörniger Quarzit von meist grauer Farbe, „doch richtet sich die Farbe in ihren Nuancen von aussen nach innen häufig auf eine sehr auffallende Weise nach der Grundfarbe des um- gebenden Bindemittel. Das Innere dieser Stücke umschliesst dabei zuweilen einzelne Glimmerschüppchen oder porphyrartig auftretende krystallinische Quarzkörner, und als eine besonders bemerkenswerthe, doch übrigens wohl noch zweifelhafte Seltenheit werden') darin kleine eckige Feldspathköner genannt.“ Das färbende Pigment des Rothlie- genden, das Eisenoxyd, umzieht die Klüfte des Gesteins, die Ober- fläche der Geschiebe u. s. w. als dünne schwarzrothe Haut und dringt mehr oder weniger tief in die Capillargefässe des körnigen Quarzits ein und färbt ihn röthlich. Die Form der Geschiebe ist „stets rund und fast vollkommen sphärisch, selten plattgedrückt wie bei Flussgeschieben“. Das, auch im Rothliegenden anderer Orte häufige, Vorkommen von gebrochenen, ver- schobenen und wieder verkitteten Geschieben ist hier gar nicht selten. Im Mansfeld’schen werden sie als sogenannte Lebersteine zur Beschotterung der Wege viel gebrochen. Das Bindemittel ist meist nur sehr spär- lich und zerfällt gern an der Luft, so dass die Geschiebe lose an der Erdoberfläche herumliegen oder als Pocken aus der Oberfläche der Felsen und Blöcke herausragen, während es auch in einigen Fällen leichter ist, die festen Geschiebe zu zerschlagen, als aus ihrer Ver- bindung zu lösen. v. Verruem glaubte nun — und Horrmann?) folgte ihm darin — dass die Gesteine der Geschiebe des Rothliegenden (unser Mittel- und Oberrothliegendes) mit denen des nächst anstehenden älteren Gebirges (d. Harzes) nicht übereinstimmten, während sie mit denen des Fichtelgebirges und Frankenwaldes ähnlich gefunden würden. 1) Horrmann, NW. Deutschland, II. S. 593. Der frische, oder zu Kaolin verwitterte Orthoklas ist bei Schlettau nordwestlich von Löbejün gar nicht so selten von mir im Hornquarze beobachtet worden. 2) NW. Deutschland, II. S. 591. (189) $ 11. Das Mittelrothliegende. 449 Von dort her sah nun v. Verruem mit Wahrscheinlichkeit die Fluthen kommen, welche die Trümmer des Rothliegenden zusammen- schwemmten!). Zu solcher Annahme liegt nun nach meinem Dafür- halten kein Grund vor, obwohl es ja bei der Bildung der colossalen Conglomerate des Rothliegenden uns gar nicht befremden kann, wenn Geschiebe auch von weit her gekommen sind. Im Vergleiche zu den aus der nordischen Eisregionen in das norddeutsche Diluvium ge- langten Geschieben ist die Entfernung unserer Gegend vom Franken- walde und Fichtelgebirge eine geringe. Einmal wissen wir nämlich gar nicht, welche älteren Ge- steine im benachbarten Gebirge und unter unseren Schichten ange- standen haben und zerstört worden sind, um dem Rothliegenden das Material zu liefern, und andermal scheint mir, so weit ich den Harz aus eigener Anschauung und durch die Arbeiten und Sammlungen von Bryrıcn und Lossen kenne, durchaus kein Grund vorhanden zur Annahme der Vrrruem’schen und Horrmann’schen Ansichten. Alle Geschiebe des Rothliegenden können dem benachbarten Gebirge entnommen sein; das gilt auch von dem Hornquarze, der manchen noch jetzt im Harze anstehenden Quarziten ähnlich ist und der trotzdem den früheren Forschern so viele Sorge gemacht hat. Um dieses sich selbst gemachte Räthsel zu lösen, hat v. Verrusım die Ansicht vorgezogen, die Hornquarzkugeln nicht für Geschiebe zu halten, sondern sie als mit der Bildung der Gebirgsart gleichzeitige Ausscheidungen (Zusammenziehungen) der Kieselmaterie, als chemisch gebildete Bestandtheile anzusehen?): ‚So gut gewisse krystallinische Sandsteine chemische Niederschläge aus dem Meere sein können, so gut können es auch Geschiebe sein“. Horruann®) sträubt sich gegen diese Annahme, weniger in Betreff des vorliegenden Falles, sondern mehr um kein Präjudiz für die Auslegung anderer ähnlicher Erscheinungen zu schaffen. Bei Horrmann?), der in diesem Punkte zwar nicht die Ansichten, wohl aber die Beobachtungen, von v. Verrarm annimmt, „bleibt Alles hypothetisch; die ansehnliche Grösse der Kugeln lässt ihn schliessen, dass sie aus grosser Nähe stammten, während die — ® ) v. Verrusm (Manuscript, S. 81) wendet sich mit aller Schärfe gegen die Ansicht von Hrım (geolog. Beschr. d. Thüring. Waldgeb.), von Horr (Lroxwaro’s Taschenbuch VIII. Jahrg.) und von Freiesnesen (Geogn. Arbeiten), dass das Roth- liegende aus Trümmern von den in der Nachbarschaft sich findenden Grundgebirgs- massen zusammengesetzt sei. 2) NW. Deutschland, II. S. 594; u. v. Verrsem, Manuscript, S. 85. Karsren’s Archiv, IX. 1836, II. S. 303. 3) NW. Deutschland, II. S. 594. ») Ebendaselbst, II. S. 593. 450 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (190) ausgezeichnete Verrundung so harter Gesteine dagegen spräche, aber nirgends, weder m Harze, noch in entfernteren Gebirgen kenne man ein solches Gestein in grösseren Massen als einigermassen selbstständige Gebirgsart anstehend“ u. s. w. Die Conglomerate sind stets sehr grob und roh geschichtet, und Bänke mit vielen und mit wenigen Geschieben pflegen zu wechseln. &e. Versteinerungen, Erze und Kohlen im Mittel- rothliegenden. Die thierischen Reste beschränken sich vorzugsweise auf die Kalksteine, finden sich aber auch in den sie begleitenden Sandstein- schiefern (z. B. Ochsengrund). Bald sind sie einzeln im Kalkstein, bald dicht gedrängt, immerhin sind sie selten und schlecht erhalten als Steinkerne. Fr. Horrmans !) spricht von 2 Muscheln darin, mir ist nur die bekannt, welche sich von Unio carbonarius nicht unterscheiden lässt. Horrmans beschreibt sie als 0,01 Meter grosse Mytzlus oder Mya; die andere könnte nach seiner Beschreibung vielleicht die sein, welche auch mit den Unionen im Kalke des Unterrothliegenden und Steinkohlengebirges sich findet. ?) Die Angabe von „Terebrateln“ und „Disciten“ in den Schichten muss wohl, wie im Steinkohlengebirge °), auf irgend welcher Täuschung beruhen ?). Die Pflanzenreste finden sich mehr in den Sandsteinen und Schieferletten, aber stets nur vereinzelt und meist selten. Häufiger werden nur Kieselhölzer gefunden, Stammstücke von 3 bis 6 Meter Länge mit Wurzelenden, nie Zweige und Blätter; sie liegen stets in der Schichtung und sind oft plattgedrückt. Der Holzstein ist meist schwarz oder schwarzbraun, seltner braunroth und zeigt in vollkommenster Weise die organische Structur schon dem unbewaffneten Auge. Risse oder Hohlräume im Holze sind jetzt mit Krystallen von Quarz oder Kalkspath, selten mit Schwerspath bewandet oder erfüllt; die letzte Bedeckung aller Weitungen ist auch hier wie- der der Eisenrahm, der das ganze Rothliegende durchdrinst. Das Saalthal zwischen Dobis und Rothenburg liefert viele und grosse Stammstücke. D) NW. Deutschland, II. S. 615. 2‘ Vergl. III. $ 9, S. (108)£, $ 10 S. (175). a) Verel 11. S 9, S. (109). 4) Vielleicht durch die silurischen Kalksteingeschiebe von Drehlitz, siehe oben’ Seite (187). Vergl. Karsren’s Archiv, IX. 1836 S. 331. (191) $ 11. Das Mittelrothliegende. 451 Aus unserem Gebiete erwähnen Horrnans!) und v. Swexenvorr?) noch einige, aber seltene Monocotyledonen, die ich nie gefunden habe, z. B. im Werderbruch, bei Rothenburg: Lepidodendron imbricatum Sıee., „das mit Palmacites incisus v. Scuuora. die grösste Aehnlichkeit zeigt“, bei Rothenburg: einen ziemlich deutlichen und mehrere Fuss langen Calamiten und im Ochsengrunde bei Dobis: Farrnkräuter und Lycopodien-ähnliche Pflanzen im Sandsteine. Dass eine Flora zur Zeit des Mittelrothliegenden hier vorhanden gewesen, und nur nicht, besonders durch die Stürmigkeit der Conglo- meratzeit zu unserer Kenntniss gekommen ist, beweisen, an manchen Orten auch die Schweife und Nester von Steinkohle zwischen den - Schichten. Die von Horrwmans 3) besprochenen Erzvorkommnisse fallen meist nicht in unser Gebiet, nur ein Gang von Schwerspath mit Kalkspath und Braunsteinrahm ist am rechten Saalufer unterhalb Rothenburg bekannt geworden. c. Das Mittelrothliegende bei Löbejün. Wegen der technischen Bedeutung muss ich noch speciell auf die Schichten des Mittelrothliegenden bei Löbejün zu sprechen kom- men, die um Schlettau, Gottgau, Kattau bis Wieskau mehr- fach zu Tage anstehen. Alle von dort bekannten Gesteine sind die oben beschriebenen des Mittelrothliegenden, so dass über ihr Alter und ihre Deutung umsoweniger Zweifel herrschen kann, als sie direct unter dem oberen Porphyr liegen. Trotzdem sind sie bisher durch Nichtbeachtung ihrer Gesteinsbeschaffenheit und Verkennung ihrer Lagerungsverhältnisse von den Bergbeamten für die flötzleere liegende Steinknhlenformation gehalten worden. Nach dieser Auffassung sind manche Versuche auf neue Grubenfelder vergeblich ausgeführt und viele zweckmässige unterlassen worden. In einem grossen Striche Landes zwischen Schlettau, Werdershausen, Kattau, Wieskau, Plötz und dem sogenannten Fuhner-Sattel nordöstlich von Löbejün sah man nämlich „hoffnungsloses Gebirge“, wo das hoffnungsvollste Feld sein kann®). Mit zu dieser Verwechselung mag der Umstand bei- D) NW. Deutschland, II. S. 619. 2) Karsren’s Archiv, IX. 1836 S. 331. 3) NW. Deutschland, II. S. 620 ff. 4) Waener-Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 99 u. 93. Vergl. oben II. $ 8 S. (33), Ill. $ 11, S. (187). 492 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (192) getragen haben, dass in den Mühlsteinsandsteinbrüchen um Schlettau nicht selten sich kleinere oder grössere Körner, Partien oder selbst Nester und Bestege von Steinkohle gefunden haben, die aus manchen Brüchen sogar korbweise gewonnen und verbrannt werden konnten. Theils mögen diese Kohlenpartien Bruchstücke des älteren benach- barten Kohlengebirges, also Einschlüsse, sein, theils aber auch, be- sonders die grösseren Knoten, locale kohlige Bildungen des Mittel- rothliegenden!) selber. 8 12. Der kleinkrystallinische Porphyr. U Synonyme: jüngerer Porphyr, von Vrrraem's, oberer * - „Fr. Horrmann’. Nach dem schon früher Mitgetheilten?) bildet der Porphyr einen Landoberflächenerguss, ein concördantes Lager, meist auf dem Unter- rothliegenden, zum Theil auch auf dem Mittelrothliegenden von un- bekannter aber meist gewiss sehr bedeutender Mächtigkeit und von einer enormen Ausdehnung, die nach Norden und Osten uns vom aufgeschwemmten Gebirge verborgen wird. Für die etwaige Annahme, dass innerhalb der grossen Fläche zwischen Cröllwitz, Dölau, Göttnitz, Quetz, Schwertz der Porphyr nicht überall unter dem Tertiär und Diluvium ausgehe, son- dern theilweise vom Oberrothliegenden, Zechsteine, u. s. w. bedeckt sei, liest vor der Hand gar kein sicherer Grund vor, da der Porphyr dort nicht nur in zahlreichen Kuppen aus dem aufgeschwemmten Gebirge hervorragt, sondern auch in vielen Bohrlöchern direct unter demselben erschroten worden ist. Eine so bedeutende Porphyrplatte ist wohl der Beachtung werth! Dieser meist rothe Porphyr besteht aus einer dichten oder sehr dichten Grundmasse von Orthoklas, Oligoklas, Quarz und dunklem Glimmer mit sehr vielen, aber kleinen Ausscheidungen von Krystallen 2) Vergl. II. $5, 8. (23) #, (193) $ 12. Der klein-krystallinische Porphyr. 453 derselben Mineralien. Die Kleinheit der Ausscheidungen unterscheidet ihn vor Allem von dem grosskrystallinischen Porphyr!) ausserordent- lich leicht und mit aller Gewissheit, sowie der Reichthum an Quaız vorzüglich vom Orthoklasporphyr?). Auf eine nähere petrographische Beschreibung dieses Porphya: will ich verzichten, indem ich in dieser Beziehung um so mehr auf meine frühere Schilderung der hiesigen quarzführenden Porphyre?) verweisen kann, als ich derselben nichts wesentlich Neues in Folge meiner jüngsten Beobachtungen beizubringen vermag. Nur folgende Nachträge seien mir hier gestattet: 1. An seiner unteren, mehrfach gut aufgeschlossenen Grenze mit dem Roth- liegenden befindet er sich mehrmals noch im primären Zustande, wie am Mühlberge von Sehwertz nordöstlich von Halle (das heisst er ist grau, schwarz oder grünlich und mit glasigen Feldspathen), wenngleich manchmal im bröckelichen Zustande der mechanischen Zerwitterung, z. B. Neck’scher Busch und Fuhnethal nordwestlich von Löbejün; Teichgrund, rechtes Gehänge bei Gimmritz südöstlich von Wet- tin, am „Heidengrabe“ an der Saale nordöstlich von Lettin u. s. w. 2. Der Porphyr von Wieskau ist, wie der vom Muldensteine bei Bitterfeld, im Gegensatze zu dem gewöhnlichen Habitus arm an Ausscheidungen, besonders von _ Quarz und nähert sich dadurch den benachbarten Orthoklasporphyren, ist aber ein Quarzporphyr. 3. Die Absonderung ist ganz die des unteren Porphyrs und sehr gut in den grossen Steinbrüchen am Petersberge zu beobachten. Nach einer Hauptrichtung, die nicht constant ist, sondern häufig und plötzlich wechselt, mit 45—60° Einfallen ist er bank- und plattenförmig abgesondert. Da- neben treten noch zwei untergeordnete Absonderungsrichtungen auf, so dass durch die eine flach Einfallende rhombische, quadratische oder rechteckige Pfeiler aus den Bänken entstehen, und aus diesen durch die dritte Kluftrichtung Parallelopipede. Jede der 2 Nebenrichtungen kann plötzlich zur Hauptrichtung werden. Keine scheint vertikal zu stehen. Nach der Tiefe werden die Klüfte seltener, also die Absonderungsformen grösser und der Stein zu Bauzwecken dienlicher, weil er grössere und frischere Stücke liefert. Im Ausgehenden sind die Absonderungsformen oft nur 0,026 Meter dick), in den Brüchen meist 0,314— 0,628 Meter, in der Tiefe der Brüche 0,942 —1,35; Meter. Die Kluftflächen sind meist wellig gekrümmt, durch Verwitterung oder Kalksinterabsatz licht oder weiss, durch Kisenabsätze roth oder braun, durch Mangandendriten schwarz. An der Grenze mit dem Unterrothliegenden ist der Porphyr parallel der Grenze hübsch und dünn plattenförmig abgesondert, ehe er die parallelopipedische !) Vergl. oben III. $ 7. S (28) ff. °) Vergl. oben III. $ 10. S. (142) ft. *) Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch., 1864, S. 367 ff. 4) z B. in Lettin in dem Hohlwege vom Schulzenamte nach Westen. 30 454 II. Specielle geognostische Verhältnisse. (194) Absonderung annimmt (z. B. nordwestlicher Fuss der Liebecke, Nord-Fuss des Stadthügels, Knieblingsfels, West-Fuss des Sterlitzenbergs bei Wettin, Heidengrab- an der Saale nordöstlich von Lettin u. s. w. Das relative Alter des Porphyrs kann erst am Schlusse der Mr beit erörtert werden: der von Verruemsche Namen „jüngerer Por- phyr“ bezieht sich auf die Werner'sche Annahme der sedimentären “ auf seine Natur des Gesteins, der Horrwans’sche „oberer Porphyr Lage über dem andern, dem Steinkohlengebirge und Unterrothliegenden. Die Eruptionspunkte dieses und der anderen Porphyre sind bis- her vollständig unbekannt geblieben; nirgends kennt man einen das Lager mit dem Erdinnern verbindenden Porphyrgang. Die früheren, wiederholten Angaben und Vermuthungen über die Lage der Erup- tionspunkte beruhen theils auf der Annahme der gang- oder stock- artigen Eruptions- und Ablagerungsart — d.h. wo der Porphyr jetzt ansteht, ist er auch ausgebrochen — theils auf "ganz willkürlichen Annahmen — z. B. die höchsten Porphyrkuppen seien die Eruptions- punkte, während die Kuppen doch nur ein Product der viel späteren Aufrichtung der Gebirgsglieder und der Erosionen sind'). Solo: Das Oberrothliegende. a. Allgemeines. Das Oberrothliegende ist dem Unter- und Mittelrothliegenden gegenüber sehr scharf charakterisirt, einmal durch seine Lage über dem kleinkrystallinischen Porphyr, soweit derselbe auftritt, und ander- mal durch sein Bildungsmaterial, das zum grössten Theile aus den beiden Quarzporphyren der hiesigen Gegend besteht. Während also die beiden unteren Etagen des Rothliegenden anteporphyrische Gesteine sind?), ist das Oberrothliegende ein postporphyrisches Gebilde, also ganz genau so, wie in anderen Gebieten des Rothliegenden, z. B. Süd- harz, Pfalz, Schlesien u. s. w., wo das Oberrothliegende Conglomerate, Tuffe oder Breccien der Eruptivgesteine vom Alter der Porphyre sind. N) Wacner-Geisirz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 9. ®) Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. 597 und III. $ 11, S. (180). (195) $ 13. Das Oberrothliegende. 455 Da man in diesen Sedimenten das Porphyrmaterial leicht er- kennen kann, sind sie selber nicht zu verkennen, selbst da nicht, wo die Grenze zwischen ihnen und dem mittleren oder unteren Roth- liegenden nicht durch den oberen Porphyr gebildet wird. Die tiefste Bank, in der man sicher Porphyrmaterial nachweisen kann, ist die untere Grenze des Oberrothliegenden. Diese Grenze macht auf der Karte nordwestlich von Wettin und Löbejün nach dem Mansfeld’schen hin keinen Anspruch auf Genauigkeit, sondern ist nur ungefähr angedeutet, da sie meist von aufgeschwemmtem {rebirge bedeckt ist und da meine kartographischen Aufnahmen sich so weit nicht ausgedehnt haben. Die obere Grenze des Oberrothliegenden ist durch das regelmässige Auftreten des Kupferschieferflötzes und der Zechsteinformation eine unvergleichlich scharfe und gut bekannte. Die Porphyrtrümmergesteine sind in der Gegend nördlich von Halle meist mehr oder minder grobe Conglomerate (die sogenannten körnigen Sandsteine von v. Verruem) und Arkosen oder Tuffe. In allen Zerkleinerungsgraden erkennt man die hiesigen zwei Porphyrvarie- täten heraus. Dazwischen liegen aber auch Sedimente, in denen man ihr Bildungsmaterial nicht mehr sicher erkennen kann, die aber ver- muthlich ganz oder zum Theile aus demselben Materiale geformt worden sind. Es sind das meist rothe, bald sandigere, bald thonigere Schiefer- ‚letten, Sandsteinschiefer und Sandsteine, vollkommen ähnlich vielen Schichten im Mittel- und Unterrothliegenden.!) Alle Gesteine sind jedoch räumlich durch Wechsellagerung und petrographisch durch Uebergänge auf das innigste mit den Porphyrtrümmergesteinen verbunden und deshalb bald als Oberrothliegendes zu erkennen, namentlich wenn sie über dem oberen Porphyr liegen. Da die Porphyreonglomerate das herrschende und charakteristische Gestein des Oberrothliegenden sind, kann man dieses als Zone der Porphyrconglomerate bezeichnen. Die Gesteine des Oberrothliegenden sind nachweislich entweder ganz, resp. vorherrschend aus unserem oberen Porphyr oder aus dem hiesigen unteren Porphyr gebildet; man kann somit zwei Arten von Porphyrtrümmergesteinen unterscheiden. Hierbei kann man als Regel aufstellen, dass die Gesteine in der Nähe des unteren Porphyrs meist 1) Verel. III, $ 10, 8. (165) £ u. II. $ 11, S. (185) £. 30* 456 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (196) aus diesem, und die in der Nachbarschaft des oberen besonders aus solchem gebildet worden sind, obwohl es auch zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel giebt, namentlich da, wo sich beide Bildungs- materialien mischen. Die Conglomerate aus dem oberen Porphyr haben nun wieder zwei verschiedene Ansehen; bald gleichen die Porphyrgeschiebe so vollständig den in unserer Gegend und in ihrer unmittelbaren Nach- barschaft anstehenden oberen Porphyren, dass über ihre Abkunft von dort gar kein Zweifel entstehen konnte, bald sehen beide Gesteine sich nicht so ähnlich bei flüchtigeren Beobachtungen, weshalb es kommt, dass man oft das Bildungsmaterial dieser Conglomerate nicht von den hiesigen Porphyren herstammend annehmen zu dürfen geglaubt hat, sondern dass man sich, wie bei den Conglomeraten des Mittelroth- liegenden'), zu der Meinung gedrängt gesehen hat, das Bildungs- material dieser Porphyreonglomerate müsse von weiterher geliefert worden sein?). Somit kann man hier 3 verschiedene Typen vom Porphyrcon- glomerat unterscheiden: I. Ganz oder vorwaltend aus unterem Porphyr: a. Die Porphyreonglomerate der Stadt Halle. b. Die Porphyrconglomerate von Mücheln, Döblitz, Friedrichsschwerz und Brachwitz. II. Ganz oder vorwaltend aus oberem Porphyr, dem anstehenden vollkommen ident: c. Die Porphyreonglomerate von Giebichenstein und Wittekind. ; III. Ganz oder vorwaltend aus oberem Porphyr, dem anstehenden nicht ganz ident: d. Die Porphyreonglomerate von Mansfeld. Alle diese Conglomerate haben die Verbindung mit den gleichen Sandsteinen, Sandsteinschiefern und Schieferletten gemeinsam, ebenso den völligen Mangel an organischen Resten, denn nicht einmal Kiesel- hölzer sind mir daraus bekannt geworden. 1) Vergl. oben III. $ 11. S. (188) fi. ?2) Vergl. Fr. Horrwass, NW. Deutschland, II. 591 £. (197) 8 13. Das Oberrothliegende. 457 Wieder eine Uebereinstimmung mit dem Oberrothliegenden ande- rer Gegenden! Die genannten Typen, die mit den sie begleitenden Gesteinen und in ihren mannigfachen Verschiedenheiten gleich näher besprochen werden sollen, gehen in einander über und wechseln mit einander ab, jedoch selten in vertikaler Richtung, sondern meist in horizontaler, d. h. im Streichen. So treten z B. die Mansfelder Conglomerate bei der Amtsmühle von Wettin, dann nordöstlich und östlich von Döblitz, sodann zwischen Friedrichsschwerz und Brachwitz und zwischen Bad Neuragozzi und Dölau auf, aber da- zwischen liegen bei Mücheln, Friedrichsschwerz und Brachwitz die aus unterem Porphyr gebildeten Conglomerate. b. Die Porphyreonglomerate der Stadt Halle. Auf den Porphyreonglomeraten von Halle, die vorherrschend aus unteren Porphyren bestehen, ist die Nordosthälfte der Stadt gebaut, wo sie mehrfach (Promenade am Theater, botanischer Garten, Jäger- berg, Moritzburg u. s. w.).zu Tage in Felsen anstehen und unter dem alten schwarzen Stadtschutte in ganz verwittertem Zustande beim Abteufen von Brunnen und beim Legen der Röhren für die neue Wasserleitung überall angehauen worden sind. In den östlichen Theilen der Stadt verstecken sie sich unter tertiärer und diluvialer Bedeckung. In der Südwesthälfte der Stadt werden sie vom Zechsteine und Buntsandsteine —- zum Theile vermuthlich mittelst einer grossen Verwerfung — überlagert. Die besten Aufschlüsse liegen aber nördlich von der Stadt, namentlich an der Steinmühle vor dem Kirchthore, an der gegenüberliegenden neuen Diakonissenanstalt, nördlich vom Sandfelsen an der Saale abwärts an der sogenannten Felsenburg, wo ein alter verlassener Steinbruch nocht jetzt die besten Beobachtungen gewährt, am sogenannten Gütchenteiche an der Nordmauer von Halle zwischen dem Geis- und Steinthore, am Hasenberge daselbst zwischen der Magdeburger Chaussee und dem Galgenberge, an der Chaussee zwischen Halle und Bad Wittekind, an der sogenannten Triftstrasse zwischen dem Geisthore von Halle und Giebichenstein, auf dem Schmel- zer’schen Berge, wo früher viele offene Gruben betrieben wurden und am gegenüberliegenden Saalufer zwischen der Gimmritzer Schäferei, 458 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (198) dem sogenannten Waldkater in der Dölauer Haide und dem Vorwerke Cröllwitz. | Den besten Aufschluss und die typischste Entwickelung dieser Conglomerate an der sogenannten Felsenburg nördlich vom Sandfelsen wollen wir zum Ausgangspunkte der Betrachtungen über diese Gesteine wählen. Sie liegen unmittelbar aufgeschlossen auf dem unteren Porphyr des Sandfelsens, der an der Grenze sehr verwittert und conform der Grenze zerklüftet ist. Trotzdem ist dieselbe deutlich ausgeprägt. Einen Uebergang des massigen Gesteins in das klastische durch den sogenannten Trümmerporphyr (Porphyrbreccien mit krystallinischem Porphyrteige), wie ihn Anprar beschreibt!), habe ich nicht finden können. Seine Annahme beruht nach meinem Dafürhalten auf Zer- klüftung und Verwitterung des Porphyrs an der Grenze. Das Oberrothliegende sind hier wohlgeschichtete Bänke von mehr oder minder grossen und abgerundeten Stücken vorherrschend unteren Porphyrs, durch groben oder kleingeriebenen Porphyrgrus verkittet. Sie wechseln mit Schieferletten und Sandsteinen, welche bald dem Binde- mittel der Conglomerate, bald, aber seltener denen des Ober- und Mittelrothliegenden im Mansfeldschen ähnlich sehen, aber niemals den Arkosen und Thonsteinen des Unterrothliegenden?) gleichen. Die geschiebeartigen, oft völlig gerundeten Stücke sind von jeder Grösse bis zu der eines Kopfes?) zu finden und oft von so ausser- ordentlicher Frische und Härte, dass sie mehrfach (besonders z. B. Diakonissenanstalt, Südwest- und Südfuss von Schmelzersberg, in den Hohlwegen von Giebichenstein auf die Berge und an die Chaussee) noch den primären Zustand des Porphyrs (grüne Farbe durch kiesel- saures Eisenoxydul und Glasigkeit der Feldspathe) besitzen, weil sie gegen die Atmosphärilien, welche die Umwandlung in den gemeinen secundären Zustand vollziehen, mehr als die anstehenden Porphyre geschützt waren, durch die thonigen, nicht Wasser durchlassenden, oder leichter als die grossen glatten Geschiebe zersetzbaren, umge- benden sedimentären Massen. 1) Text zur Karte, S. 27 u. 46. 2) Dagegen Anprau ebendaselbst S. 27 u. 47. ») In seltenen Ausnahmen grösser (l—1,; Meter Durchmesser) am linken Saalufer in der Nähe der Gimmritzer Schäferei. (199) $ 15. Das Oberrothliegende. 459 Meist jedoch, namentlich am Ausgehenden der Conglomerate, ist der Zustand der Porphyrgeschiebe theilweise oder ganz derselbe secun- däre, wie bei den benachbarten ausgehenden Porphyren. Vielfach sind sie auch mehr oder minder verwittert und dann öfters in der Grund- masse durch secundäre Chlorit- oder Grünerde-Bildung von aussen her spangrün gefärbt, ebenfalls wie manche anstehenden Porphyre (z. B. Sandfelsen). Geschiebe anderer Gesteine (Kieselschiefer, Quarz, Quarzit, Jaspis, Hornstein, sogenannter Melaphyr des Mansfeldschen, Sandsteine des Mittelrothliesenden, und vor Allem oberer Porphyr) sind selten gegen die aus unterer Porphyr. Der umhüllende Teig, der Porphyrgrus (Porphyrarkose), welcher unzweifelhaft in seinen Bestandtheilen (Orthoklas, Oligoklas, Quarz, schwarzer Glimmer) seine Abkunft verräth, ist vorwaltend rothbraun, aber auch grünlichgrau und weisslich, und zwar einfachfarbig oder meist geflecktfarbig. Derselbe sondert sich mehrfach in reinere, Ge- schiebe-arme oder -freie Bänke aus, oft von sehr feinem Korne. Alle diese Bildungen sind charakterisirt gegen alle übrigen sonst ähnlichen des Rothliegenden durch schwarzen Glimmer, genau wie der in den Porphyren. Der Glimmer nimmt mit der Feinheit des Gesteines an Menge zu und macht die Gesteine schiefrig. Oft geht der Porphyrgrus in sandige Schieferletten über. Hiermit treten auch Schichten von rothen Schieferletten') und Sandsteinschiefern in Wechsellagerung, die ganz, namentlich wegen weisser Glimmerblättehen, denen des Ober- und Mittelrothliegenden im Mansfeldschen gleichen, aber mit denen des unteren Unterrothliegenden nicht verwechselt werden dürfen. Das haben frühere Beobachter mehrfach gethan und dadurch in die sonst klaren Lagerungsverhältnisse viele Verwickelungen gebracht. Die Massen mit schwarzem Glimmer mengen sich aber auch manchmal in die mit weissem Glimmer. Durch Auflockerung des Bindemittels zerfallen die Conglomerate an der Luft zu thonigem Gruse, der als Wegschotter gegraben wird, und werden mehr oder weniger gänzlich gebleicht zu einer grünlich- ') Die rothen Schieferletten finden sich auch als sogenannte Thongallen in den Conglomeraten und Sandsteinen. 460 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (200) oder graulich-weissen Masse, die oft durch Eisenocker fleckenweise gefärbt sein kann. Der Wechsel dieser bald sehr feinen, bald sehr groben Gesteine ist ein ebenso plötzlicher, als oft wiederholter, er kann aber auch durch Uebergänge vermittelt werden. Es wechseln Bänke mit vollkommenen und solche mit unvoll- kommenen Geschieben, Bänke mit grossen und kleinen Geschieben ohne Regel ab, und nirgends kann man beobachten, dass die ersten oder untersten Sedimente die gröbsten sind’). Die Conglomerate werden nicht selten so plump, dass ihr Bindemittel wieder ein feineres Phorphyrconglomerat ist. Diese groben, oft bis 2,5 Meter mächtigen Bänke sind mehrfach zerklüftet, und in diese, bis 0,3 Meter weiten Klüfte ist das Gestein der darüberliegenden, feineren Schichten einge- drungen und hat parallel den Kluftflächen eine plane Parallelstructur und Schieferung angenommen, ganz so, wie die analogen Massen in den Kläften des unterliegenden Porphyrs. Wie die rothen Porphyre durch die Atmosphärilien am Ausgehenden zu weissem, kaolinischem Porphyrgruseund unter geeigneten Umständen?) zu weisser Porzellanerde verwittern, thun dasselbe auch die aus diesen Porphyren entstandenen Sedimente. Ist auch diese Kaolinisirung und Bleichung vorherrschend an das Ausgehende der Gesteine gebunden, so giebt es auch Oertlichkeiten,. wo von dieser atmosphärischen Ein- wirkung grössere Räume und ganze Schichtencomplexe ergriffen worden sind, weil dazu, wie bei der Porzellanerdebildung, die Umstände geeignet waren. Solche kaolinisirten Porphyreonglomerate, Arkosen und Thonsteine 1) Auf diese, auch für den ganzen Gebirgsrand des Harzes, Thüringens, Kyff- häusers giltige Regel macht schon v. Verreem (Fr. Horemasn ]. ce, Il. S. 579 £.) aufmerksam: „Es ist entschieden durch genaue Beobachtungen des Rothliegenden am Rande des Harzes, am Kyffhäuser, im Thüringer Walde u. s w. erwiesen worden, «dass ein in dieser Beziehung früher aufgestellter Grundsatz für die Vertheilung der Geschiebe in unseren Gebirgsarten nach den Gesetzen der Schwere nicht statt- findet“ Nach v. Verrnem liegen zu unterst ganz gewöhnlich feinkörnige Schichten, darüber gross- und grobkörnige in mehrfachem Wechsel. (Vergl. auch Karsren’s Archiv, IX. 1836, S. 304 f. °) (das heisst unter einer die Atmosphärilien durchlassenden, aber gegen jede Verschlämmung schützenden Decke von Tertiär, Diluvium, Alluvium). (201) $ 13. Das Oberrothliegende. 461 beobachtet man am besten am Hasenberge, am Gütchenteiche und auf der Schmelzer’'schen Höhe. Hier sind diese Gesteine in kleinen, nun meist verstürzten und unzugänglichen Brüchen gewonnen worden. Aufschlüsse im den anstehenden Schichten sind nicht mehr vorhanden, man ist also in Bezug auf diese interessanten Bildungen leider nur auf die lose herumliegenden, immer seltener werdenden Gesteinsstücke angewiesen, wobei man allerdings eben so viele Irrthümer begehen kann, als bei der Benutzung und Auslegung früherer Angaben; besonders bei metamorphischen Gebilden! Gerade so, wie bei der Porzellanerdebildung (Kaolinisirung der Por- phyre) häufig in unmittelbarster Nähe oder mitten darin die Silieirung eines anderen Theiles des Porphyrs stattgefunden hat, der nun einen Hornstein- (Quarzporphyr-) Gang in der Porzellanerde oder in dem zum Theile kaolinisirten Porphyre bildet, gerade so liegen in den kaölinisirten Sedimenten silificirte, von denen weiter unten die Rede sein wird.!) Anprae?) giebt an, dass diese metamorphosirten Sedimente Schich- tung zeigten, während ich dieselben an allen andern Orten nur als gang- oder stockförmige Massen gefunden habe. Diese Differenz ist wegen der genannten Verstürzung der früheren Aufschlüsse vorläufig nicht mehr auszugleichen. Nach der Umwandlung aller Feldspaththeile in Kaolin erscheinen alle Trümmergesteine schneeweiss oder hellgrau und weich. Deshalb vergleicht sie v. Verrueım mit vulkanischen Tuften. Die Arkosen sind oft arm an Quarz, der dagegen in gewissen Zwischen- lagern zu sandsteinartigen Schichten angereichert zu sein scheint. Häufig haben die Arkosen durch grössere Einschluss-Brocken von gleichfalls kao- linisirtem Feldspath aus dem unteren Porphyre ein pseudoporphyrisches Gefüge, das man wie das der Porcellanerde nur in der feuchten Masse er- kennt. Der Glimmer in den zersetzten Arkosen ist noch an der Form zu erkennen trotz seines weissen kaolinartigen Zustandes. Durch Verfei- nerung des Kornes gehen die Arkosen auch hier in dichte, thonstein- ähnliche Massen, ferner durch Aufnahme von ebenfalls kaolinisirten Porphyrgeschieben, untermischt von solchen aus Quarz, Kieselschiefer !) Vergl. unten III. $s 13, S. (205) ft. 2) Text zur Karte, S. 41. 462 Ill. Specielle geognostische Verhältnisse. (202) u. s. w., in Conglomerate über. Gänge, Adern, Nester und Drusen von Quarz und Hornstein durchschwärmen die Schichten, zwischen welchen die silifieirten Lagen vorgekommen sein sollen. Die Letzteren bestehen aus einem weissen oder graulichen, porösen, feinkörnigen Hornsteine mit eingeschlossenen Quarzkrystallen und vereinzelt mit grösseren Kaolinpartikeln; in ihnen liegen ebenfalls manchmal silieirte Porphyrgeschiebe, genau wie in dem Porphyreonglomerate aus oberem Porphyr auf Reilsberg. An allen Vorkommnissen dieser umgewandelten Sedimente, namentlich aber auf der Schmelzer’schen Höhe, finden wir sie mehr oder weniger imprägnirt mit blauem Flussspathe, wohl einem Zer- setzungsproducte der Glimmer in den ursprünglichen Gesteinen, so (lass sie ganz oder gefleckt in seiner Farbe erscheinen. Der Flussspath scheidet sich auch auf Drusen, Nestern und Adern in hübschen Kry- stallen aus. Innerhalb der Porphyrgeschiebe imprägnirt der Fluss- spath lieber die zu Kaolin zersetzten Feldspathe, als die Grundmasse und bildet die sogenannten Pseudomorphosen von Flussspath nach Orthoklas, die auch im benachbarten anstehenden. Porphyre vom Sand- felsen, Galgenberge u. s. w. vorgekommen sind, aber zum grössten Theile aus Kaolin bestehen dürften. Die weissen, grusigen, zerfallenen Porphyreonglomerate und Ar- kosen werden, wie der zerfallende Porphyr, in hiesiger Gegend mit dem Trivialnamen Knack belegt. Das Porphyreonglomerat ist sonst im Ganzen arm an besondern Mineralien. v. Verrnem!) und Axprar?) nennen in einem Versuchsschachte südlich vom Gie- bichensteiner Stolln am Schmelzer’schen Garten Graphit, der als kleine Blättchen so häufig in mehreren Gesteinslagen, besonders in den Sandsteinschichten zwischen den Conglomeraten lag, dass jene davon eine dünnschiefrige Structur annahmen. Schwer- spath findet sich nach Kerersrem ?) an der Magdeburger Chaussee nach Trotha, und nach Anorae #) im Stolln von der Saale nach dem Zuchthause von Halle in derben blätterigen Massen mit Schwefelkies®) als Gangkluftausfüllung. Chalcedonkugeln !) Taschenbuch, 1822, S. 364. 2) Text zur Karte, S. 50. 3) Provinzial-Blätter f. d. Provinz Sachsen, 1838, S. 616. 4) Text zur Karte, S. 51. >) (den v. Verruem auch als dünnen Ueberzug auf den Porphyrgeschieben beobachtet hat). (203) $ 15. Das Oberrothliegende. 463 erwähnen Scuwever!) und v. Versnem?) bei der Gimmritzer Schäferei. An der Steinmühle vor dem Kirchthore und im Hofe derselben finden sich häufig Adern, Nester und Drusen mit Quarz erfüllt oder mit Quarzkrystallen bekleidet in den Conglomeraten. ec. Die Porphyreonglomerate von Mücheln, Döblitz, Friedrichsschwerz und Brachwitz. Die besten Aufschlusspunkte sind: l. am sogenannten Saalköpfchen, einer Felskuppe, hart am rechten Ufer der Saale, südöstlich von Mücheln bei Wettin, rechts am Wege von Mücheln nach Döblitz, 2. im Steinbruche am Gehänge nordöstlich von Döblitz am rechten Gehänge des Teichgrundes, gegenüber den Goldbergen, 3. in den Feldern nordwestlich von Friedrichsschwerz und am neuen Kirchhofe dieses Dorfes, 4. Hinter dem Amte in Brachwitz, am südwestlichen Gehänge des Kirschberges. Diese Conglomerate liegen zum Theile auf oberem, zum Theile auf unterem Porphyr, haben aber nichtsdestoweniger den gemeinsamen Charakter, dass sie fast ganz aus dem mehr oder weniger benach- barten unteren Porphyr entstanden sind. Die Grenze zwischen Sedi- ment und Eruptivgestein ist mehrfach gut aufgeschlossen; das Letztere ragt oft riffartig in das Erstere hinein, und Jenes dringt mehr oder weniger tief in die Klüfte und Spalten von Diesem ein. Der Porphyr ist an der Grenze kurz und klein zerklüftet und bekommt dadurch ein breceienartiges (sogenannter Trümmerporphyr), und durch Abwittern der scharfen Kanten ein conglomeratartiges Ansehen, so dass man manchmal über die Grenze des Feurigen und Wässer’gen zweifelhaft sein kann, wenn dazwischen nicht eine Sandstein- oder Schieferletten- schicht von meist lichtgrüner oder ockergelber Farbe liegt. Gleich darüber folgen die wohlgeschichteten, 1—2 Meter mächtigen Bänke des rothen Conglomerats, fast, ausschliesslich aus ganz kleinen, selten über nussgrossen, gerundeten Knorpeln des unteren Porphyrs gebildet !) Topographische Mineralogie der Gegend um Halle a. d. S., S. 13 u. 14. 2) v. Verrueım, mineralogische Beschreibung, S. 27; und Taschenbuch, 1322, Seite 368. 464 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (204) und nur lose durch thoniges und sandiges Bindemittel verbunden, so dass es bei der Verwitterung ganz auseinander fällt. Mitten unter diesen kleinen gerundeten Knorpeln liegen auch einzelne grössere eckige Stücke desselben Porphyrs und hie und da ein ganz gerundetes Kieselgeschiebe. Einerseits durch Verfeinerung des Kornes, andererseits durch grössere Aufnahme von bald sandigem, bald thonigem Bindemittel geht das Porphyrconglomerat in die charakterlosen Sandsteine, Sand- steinschiefer und Schieferletten über, die mit den Conglomeraten wechsellagern. Nach oben werden die Sandsteinlager im genannten Bruche herrschender, es liegen aber dazwischen immer noch Schweife und Lagen von Conglomerat mit raschen Uebergängen und ganz oben folgen wieder mächtige Conglomeratbänke häufiger mit eckigen Stücken unteren Porphyrs. Die meisten Schichten haben eine intensiv rothe Farbe; einzelne Sandsteinbänke sind dagegen auch nur röthlich oder gelblich oder grünlich gefärbt. Das Oberrothliegende hinter dem Amte von Brachwitz am Südwest-Gehänge des Kirschberges ist eine kleine, auf dem unteren Porphyr aufliegende Scholle, die von der Thalauswaschung verschont worden ist. Dieselbe besteht aus grüngrauen, dünnschichtigen Sandsteinen, die durch Aufnahme von Stücken und Brocken des unterliegenden rothen Porphyrs oder dessen Feldspathes in deutlich geschichtete Breecien und nachher in Conglomerate übergehen, deren Ecken-gerundete Geschiebe selten grösser als Kirschen sind. Unter jüngerer Bedeckung entziehen sich bald diese Schichten der Beobachtung, scheinen sich aber nach Nordwest fortzuerstrecken als schmale, oft fehlende Zone von rothen, sandigen Schieferletten zwischen dem Zechsteine und unteren Porpbyr, die bei den westlichen Häusern des Dorfes mehr- fach undeutlich zu sehen sind. d. Die Porphyrconglomerate von Wittekind und Giebichenstein. sind denjenigen von Halle ganz analog, allein vorwaltend aus dem näher und zum Theile darunter liegenden oberen Porphyr von Trotha, Giebichenstein und Cröllwitz gebildet. Die besten Aufschlüsse darin bietet der Reilsberg, namentlich sein westlicher Fuss am Wege von Wittekind nach Trotha, der nördliche und westliche Fuss des Kirchberges in Giebichenstein, die kleinen Felsen im Garten der Rage’schen Spinnerei am rechten Saalufer und das linke Saalgehänge südlich vom Vorwerke Cröllwitz. Die untersten Schichten bei der genannten Spinnerei in grosser (205) $ 13. Das Oberrothliegende. 465 Nähe des Porphyrs vom Giebichensteiner Schlossberge sowie am westlichen Fusse von Reilsberg sind die gröbsten und plumpesten; die Porphyrstücke darin sind schlecht, höchstens an den Kanten, ge- rundet, bestehen nur aus oberem, meist noch sehr frischem Porphyr und besitzen wenig Bindeteig. Die höheren Schichten haben kleinere und etwas besser, oft gut, verarbeitete Geschiebe und sind nicht selten 5 Meter mächtig zwischen Arkosen, Sandsteinen und Schiefer- letten in dünnen Lagen. Diese und die feineren Conglomerate bilden den Teig der groben Trümmerschichten, in denen die Porphyrgeschiebe bald einzeln, bald dicht gedrängt liegen. Alle Sedimente haben die dunkelbraunrothe Farbe des Giebichensteiner oberen Porphyrs. Gegenüber den Felsen im Garten der Spinnerei, an der Südseite der Reinstrasse von Giebichenstein ist in den feineren Conglomeraten ein kleiner Steinbruch, in dem eine I—1,5 Meter mächtige, feste Bank gebrochen wird, die man für oberen Porphyr halten könnte, wenn sie nicht zwischen Schieferletten läge und an einzelnen Stellen sehr deutlich die Textur der Porphyreonglomerate zeigte. Das nur aus- nahmsweise so fest ausgebildete Arkosebindemittel ähnelt hier näm- lich selber dem massigen Porphyr. Einen so mannigfachen Wechsel von bunten Gesteinen wie im Conglomerate von Halle findet man in dem von Giebichenstein nicht. Einmal fehlen dazu die buntfarbigen Schichten und andermal sind die Porphyrarkosen-, Sandstein-, und Schieferlettenschichten zwischen den Conglomeraten viel seltener. Die nach Südosten einfallenden Conglomerate von meist oberem Porphyr nehmen nach dem Hangenden zu Geschiebe und Porphyr- arkose von unterem Porphyr auf und gehen dadurch in die benach- barten, an einigen Stellen entgegengesetzt einfallenden Trümmerbil- dungen des unteren Porphyrs über. Geschiebe von Quarz, Quarzit, Hornquarz und Kieselschiefer sind auch den Conglomeraten von Giebichenstein nicht fremd. Eine Silieirung sowohl der zum Theil ausgezeichnet gerundeten Geschiebe, als des Teiges der Porphyreonglomerate beobachtet man in den Trümmergesteinen aus oberem Porphyr am Reilsberge bei Weitem besser und vollkommener, als im Conglomerate aus unterem Porphyr. Die prachtvollsten Musterstücke des verkieselten, groben Porphyrcon- glomerates findet man am südlichen Gehänge des genannten Berges 466 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (206) im Garten des Bades Wittekind bald in grossen Blöcken, bald in einzelnen, sowohl grossen als kleinen, Geschieben, theils in natürlicher Lage, theils vom Besitzer des Bades zur Schau gestellt an den- Pro- menaden und Sitzplätzen. Anstehend findet sich das silieirte Porphyrconglomerat nur an der Spitze des Berges bei der Pyramide über einem, durch Flussspath- imprägnation violettrothen, oberen Porphyr, dessen Feldspath zu einer specksteinartigen oder pinitoidartigen, wachsähnlichen, krystallinischen Masse sowohl in den Ausscheidungen, als in der Grundmasse ver- wittert ist.') Auch hier greift der unterliegende Porphyr riffartig in die Conglomerate ein. In den vollständig silieirten Massen ist sowohl aus dem Arkose- teige, als auch aus den Geschieben alle Feldspathsubstanz ausgelaugt und bei den kleinen Gesteinselementen ganz, bei den grösseren (Aus- scheidungen der Porphyre) theilweise durch krystallinische Quarzsub- stanz (Hornstein) ersetzt. Die Porphyrgeschiebe sind also bei voll- endeter Metamorphose zu einer dichten bis feinkrystallinischen Horn- steingrundmasse umgewandelt, welche die Quarzausscheidungen der ursprünglichen Porphyre umschliesst und dadurch dem neuen meta- morphosirten Gesteine ein porphyrartiges Gefüge und den localen Namen „Quarzporphyr“ verliehen hat. Solche Silieirungen finden sich nicht nur im Porphyreonglomerate, sondern auch manchmal beim anstehenden Porphyr von Halle und sind früher der Ausgangspunkt für die Ansicht von Worrr gewesen, die Grundmasse der Porphyre sei Hormstein (Hornsteinporphyre), weil er diese metamorphischen „Quarzporphyre“ für ursprüngliche „quarzführende Porphyre“ gehal- ten hat. Durch die meist nicht völlige Wiederausfüllung der Räume der früheren Feldspathausscheidungen mit Quarz besitzt der Hornstein eine ausgezeichnete eckig- zellige Porosität. Diese Poren, obgleich stets mehr oder weniger mit krystallinischer und kıystallisirter Quarzsubstanz bewandet, zeigen trotzdem bei dünner Bewandung noch häufig die Formen der früheren Feldspathkrystalle.. Wie die Poren, so ist auch die Oberfläche der Geschiebe mit mikroskopischen Quarzkrystallen überzogen und erscheint deshalb wie „geätzt“. Die Substanz der einstigen Orthoklase und Oligoklase ist fast immer gänzlich entfernt, selbst aus dem Kerne grosser Geschiebe; das deutet auf eine grosse Löslichkeit derselben als solche, die von Vielen bestritten wird, obwohl sich für sie auch noch andere indirecte Beweise beibringen lassen, !) vergl. oben III, $s 10. S. (140) Anmerkung. u. a ee — - en Me (207) $ 13. Das Oberrothliegende 467 Nur selten sind nämlich die Feldspathräume mit dessen Zersetzungsrückstande, Kaolin, mehr oder weniger erfüllt oder enthalten noch theilweise ungelösten oder unzersetzten Feldspath in verwitterndem Zustande. Diese silieirten Porphyre und Porphyreonglomerate bestehen meist ganz aus Quarz und kommen in der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung, sowie im Gefüge (aber nicht in Structur) manchen tertiären Knollensteinen!) so nahe, dass sie mit diesen sehr oft verwechselt worden sind?). Sie sind aber durchaus anderer Entstehung, als die lagerhaften Knollensteine in der Tertiärformation. Meist enthalten die silieirten Porphyr-Gesteine das Eisenoxyd des früheren Zustandes noch ganz oder zum Theile und sind deshalb in der Regel roth oder röthlich (Unterschied von den Eisenoxyd-freien Knollensteinen). Vom früheren Glimmer ist in den silicirten Massen richts mehr zu sehen, auch er muss mit den Feldspathen gelöst worden sein, und dabei aus seinem Fluor-Gehalte den grünen oder meist violetten Flussspath gebildet haben, der in den Hohlräumen der metamorphosirten Gesteine krystallisirt sich findet). Die Silieirung des Conglomeratteiges ist ganz analog erfolst, er ist deshalb so hart wie Quarz, aus dem er nun besteht, und macht die verkieselten Conglomerate so ungemein fest und zähe im Gegen- satze zu dem nicht silicirten, meist lockeren Trümmergesteine. Die Silicirung dieses Teiges beweist zugleich, dass die verkie- selten Geschiebe im Conglomerate keine Geschiebe von silicirtem Por- phyr sind, d. h. dass die Silicirung jünger als die Conglomerat- und Geschiebebildung ist. Die überall zu beobachtenden Verbindungen zwischen dem silicirten Porphyr mit der Porzellanerdebildung und deren Verknüpfung mit den tertiären Absätzen, namentlich mit den Kapsel- thonen, Quarzsanden und Knollensteinen*), macht es wahrscheinlich, dass die beschränkte und sporadische Silicirung der Porphyre und deren Conglomerate zur Tertiärzeit durch Quellen erfolgt ist, die das jetzt metamorphosirte Gestein durchrieselten. Hierbei muss bemerkt werden, dass diese früheren, gleichsam versteinerten, Quellläufe sich in der Nähe von heutigen Quellsystemen befinden, die allerdings nicht mehr einen kieselsauren, sondern einen salzigen Charakter besitzen (z. B. die Soolquellen von Halle, Wittekind, Neuragozzi bei Brachwitz). Jedoch I) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch , XXIV. S. 294 ff. 2) v. Verrurm, Manuser., Il. 419, Taschenbuch, 1822. S. (364) nennt. die silicirten Porphyre und Porphyreonglomerate schlechtweg Knollenstein und betrachtet deshalb alle tertiären Knollensteine in der Umgegend von Halle als ein Aequivalent seiner sogenannten Zwischenformation. Dadurch sind grossartige Confusionen entstanden, welche die hiesigen geognostischen Verhältnisse lange und sehr verdunkelt haben (vergl. oben 11. 3 5. [S 22)). 3) Vergl. oben III. $ 13 [S. (202)]. *) Vergl. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch., XXIV. 290 u. 298. 468 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (208) zur Umwandlung von Porphyr in „Quarzporphyr“ sind nur Quellen mit viel Kohlen- säure erforderlich, denn die Kieselsäure dazu findet sich bei der benachbarten Bildung von Porzellanerde. Silieirung und Kaolinisirung bedingen sich theoretisch gegenseitig und überall beobachten wir ihre engste räumliche Verbindung. Für diese Umwandlung durch örtliche Quellen spricht, dass die silieirten Sedimente nicht gewissen durchgehenden eigenen Lagen darin entsprechen, etwa wie die Knollensteine im Tertiär, sondern dass die Silieirung gangartig oder stockartig in den verschiedensten Schichten unregelmässig auftritt und in die Porphyre nieder- setzen kann. Ihre Form ist so unregelmässig wie der Lauf einer Quelle. e. Die Porphyreonglomerate von Mansfeld. Oberrothliegendem mit derselben petrographischen Ausbildung wie im Mansfeld’schen begegnen wir auf dem rechten Ufer (der Saale in unserem Gebiete: 1. zwischen Dobis und der Amtsmühle bei Wettin, 2. am Gehänge zwischen dem Teichgrunde bei Döblitz an den Goldbergen und zwischen Friedrichs-Sch werz, 3. zwischen der Friedrichs - Schwerzer Windmühle und dem Bache zwischen Friedrichs-Schwerz und Brachwitz und 4. auf dem linken Saalufer zwischen der Saale beim Bade Neu- ragozzi und dem Wege von Schiepzig nach Lettin. Ein prachtvolles und das schönste Querprofil durch diese Sedi- mente ist bei Wettin an der Amtsmühle am Südgehänge der Mühl- berge durch die Saalauswaschungen Schicht für Schicht blossgelest, concordant unter der vollkommen entwickelten Zechsteinformation. Ich halte es deshalb für zweckmässig, die Betrachtung dieses Oberroth- liegenden hieran anzuknüpfen. Drei Gesteine bilden hier in mannigfachen Uebergängen una wiederholten Wechsellagerungen das Oberrothliegende: 1. die eigentlichen Porphyrconglomerate, 2. die rundkörnigen Sandsteine von VELTHEIMS, 3. sandige Schieferletten oder Sandsteinschiefer. a. Das eigentliche Porphyrconglomerat. Die Geschiebe des Porphyrconglomerats bestehen meist aus einem Porphyr mit sehr dichter, sogenannter hornsteinartiger Grundmasse von sehr dunkel braunrother, graurother oder grauer Farbe mit zahlreichen (209) 8 13. Das Oberrothliegende. 469 kleinen, aber sehr frischen Ausscheidungen von Orthoklas, Oligoklas, Quarz und Glimmer!). Namentlich die Frische, die Farbe und die Dichtigkeit der Grund- masse und die Frische der Feldspathausscheidungen dieses Gesteines im Gegensatze zu den meisten, in unserer Gegend anstehenden, oberen Por- phyren führten von VELTREIM zuerst und nach ihm viele Andere zu der Ansicht, das Porphyrmaterial sei für diese Sedimentbildung nicht der Nachbarschaft entnommen, sondern sei von weiterher hier hingeflösst worden?). Bei fleissigem Suchen findet man aber denselben Habitus der Porphyre wie in diesen Geschieben gar nicht selten, aber nie in grosser Erstreckung, bei den noch jetzt in unserer Gegend anstehen- den oberen Porphyren®), namentlich auf den Porphyrhöhen und Ge- hängen unter den losen Blöcken, die bekanntlich zu den festesten und dichtesten Partien der Porphyre gehört haben müssen, weil sie so lange und mit gutem Erfolge der Witterung getrotzt haben. Be- denkt man erstens, dass ebenfalls nur die festesten Partien der Por- phyre zu Geschieben früher verarbeitet wurden, während das weichere Gestein völlig macerirt wurde und die Sandsteine, Schieferletten u. s. w. bildete, und zweitens, dass die eruptirten Porphyre gleich nach ihrem Ausbruche, als sie anders als jetzt ausgesehen haben*®), zu diesen Ge- schieben verarbeitet wurden, welche der Verwitterung nicht in dem Masse oder gar nicht ausgesetzt waren wie das anstehende, klüftige Gestein, weil sie in einer thonigen, die Atmosphärilien abhaltenden - Masse eingebettet waren, so sind alle obigen Beobachtungen auf die natürlichste Weise erklärt und der Beweis geführt, dass die hiesigen oberen Porphyre — sowohl die noch sichtbaren, als die jetzt durch jüngere Bildungen verdeckten — das Material zu den Conglomeraten geliefert haben können. Neben den Porphyrgeschieben treten die Gerölle aus Sandstein, 1) Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. 596. 2) Auch ich verschloss mich früher (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1864, S. 370) aus Mangel an hinlänglichen Beobachtungen nicht dieser Meinung. 3) z. B. die oben III. $ 12, S. 193 angeführten primären Porphyre, besonders die vom Teichgrunde. 4) Vergl. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. 1864, S. 408 ff. ol 470 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (210) Schieferthonen, Thonsteinen des hiesigen Steinkohlengebirges, Unter- und Mittelrothliegenden, aus weissem oder buntem (meist rothem), ge- meinem Quarz und Quarzit, aus Kieselschiefer, aus Achat und Chal- cedon, aus Hornquarz von Verraems, aus Granit und aus älteren Eruptiv- und Sedimentgesteinen des Harzes u. s. w. sehr zurück trotz ihrer absoluten Menge. Zwischen Friedrichs-Schwerz und Dölau, also in der Nähe mit dem unteren Porphyr, stellen sich auch Geschiebe desselben im Conglomerate ein, und bekommt dasselbe dadurch manchmal Aehnlichkeit mit dem von Halle und Giebichenstein. So wechselnd auch die Grösse der Geschiebe in allen Lagen und auch innerhalb ein und derselben ist, so werden die Geschiebe doch selten grösser als eine Wallnuss. Die grösseren sind sehr sporadisch in den oberen Conglomeraten, nehmen aber nach unten an Zahl!) zu. Meist sind die Geschiebe nur mehr oder weniger kantengerundet, selten gut gerundet, dann aber vielfach flach wie die Flussgeschiebe, nicht nur rund wie die Meeresgerölle. Je härter das Material, um so unvollkommener ist der Schliff der Geschiebe. Oberflächlich sind alle Geschiebe gern bedeckt mit Dendriten oder Häuten von Mangan- und Eisenverbindungen, Kalksinter oder Quarz. Feinere Conglomerate oder die anderen, unter 2 und 3 genannten?) Gesteine bilden den Teig der Geschiebe und veranlassen durch ihr Ueberhandnehmen die Uebergänge der verschiedenen Gesteine. Das befestigende Cement sind Carbonate, selbst noch oft am Ausgehenden der Schichten. Wo dasselbe aber ausgewaschen wird, zerfallen die Conglomerate zu Geröll und Grus, welche die Gehänge bedecken und z. B. bei Friedrichs-Schwerz, Neuragozzy und an anderen Orten die festen Gesteine ganz verdecken. Die Gesteinsbeschaffenheit dieser Geschiebe, ihre Form, ihr Ueberzug mit Eisenrahm lassen sie nicht mit diluvialen Geschieben, die in derselben Gegend oft darüber vorkommen, verwechseln. Wegen der leichten Löslichkeit des Cementes sind die nach den Aufschlüssen in den Mansfelder Grubenbauen (Stolln) unterirdisch so festen Conglomerate zu Tage meist nicht mehr so fest, sondern zer- fallen gern. !) Als historische Notiz möchte ich noch mittheilen, dass v. Verruem die Porphyr-Geschiebe für gleichzeitige Gebilde mit dem umschliessenden Gesteine, also für Coneretionen, gehalten hat. Er hielt ja auch noch den Porphyr für Sedimente. Manuseript, S. 85. 2) Vergl. oben III. $ 13, S. (208). (211) $ 13. Das Oberrothliegende. 471 In einzelnen Fällen kann auch Kieselsäure das Bindemittel zum Theil sein, denn die Geschiebe sind öfters mit mikroskopischen Quarzkrystallen überzogen, gleichsam candirt und bekommen dasselbe Ansehen wie die sogenannten ‚geätzten Quarzgeschiebe im Buntsandsteine. Die oft 6-9 Meter mächtigen Bänke von Porphyrconglomerat sind durch parallele Lage und Vertheilung der Geschiebe, sowie durch dünne Einlagerungen der folgenden Gesteine wohlgeschichtet in 4—} Meter mächtige Lagen. ß. Der rundkörnige Sandstein ist schon nach von Verrkem!) der stete Begleiter der Porphyrcon- glomerate; ja er ist nach, meinen Beobachtungen überall nur auf- zufassen als ein Porphyrconglomerat mit meist sehr vorwaltendem, thonigem oder sandigem Teige, in dem die Geschiebe vollkommen, aber häufig flach, gerundet und kleiner als eine Erbse sind. Trotz dieser. meist noch geringeren Kleinheit erkennt man unter der Lupe in ihnen dieselben Gesteine und Mineralien, besonders Quarz, der grös- seren Geschiebe wieder?). Innerhalb der nämlichen Schicht zeichnen sich diese Körner durch ihre sehr gleiche Grösse aus, aber ihre Zahl ist ungemein verschieden, theils liegen sie einzeln oder parallel der Schichtung aneinander gereiht in dem Teige, theils verdrängen sie den letzteren und geben dem Gesteine ein rogensteinähnliches Aus- sehen. Durch Grösserwerden der Körner oder Aufnahme einzelner Geschiebe entwickelt sich der Uebergang in Conglomerate, durch das Spärlichwerden der Körner der in gewöhnliche Sandsteine und Schiefer- letten. Der rundkörnige Sandstein bildet mehr als 4 Meter mächtige Bänke und ist deshalb ein ganz guter Baustein, aber nicht für Werk- stücke geeignet wegen der gekörnten Oberfläche. Y. Die Sandsteine, Sandsteinschiefer und Schieferletten sind wohl wegen ihres Ueberganges in die genannten Porphyrtrümmer- gesteine vorherrschend als Arkosen und Tuffe desselben Materials anzusehen und enthalten deshalb manchmal den schwarzen Glimmer der Porphyre in isolirten Schüppchen. Da sie aber auch reich an N Vergl. Fa. Horsmass, NW. Deutschland, II. 59%. 2) v. Verruem und Fr. Horrmans, ebendaselbst, II. 597, nennen sie von „horn- steinartiger Beschaffenheit“. » 31* 472 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (212) silberweissem Glimmer sind, der den Porphyren fremd ist, müssen sich auch andere Gesteine, seien es Granite oder ältere Sedimente, mit solchem Glimmer an ihrer Bildung betheiligt haben. Durch die- ses Mineral unterscheiden sich diese Schichten von den ganz analogen des Halleschen und Giebichensteiner Porphyreonglomerates. r Die Gesteine, von denen jetzt die Rede ist, unserscheiden sich von einander durch ihre Korngrösse, durch verschiedenen Thon- gehalt und durch die von der Menge des Glimmers bedingte Schiefrigkeit, können aber von den analogen Gesteinen des Mittel- und Unterrothliegenden nicht unterschieden werden. Das Binde- mittel der Gesteine ist theils Eisenoxyd, theils Kalk, so dass fast. alle mit Säuren mehr oder weniger lebhäft brausen. In ihnen scheidet sich auch der Kalk häufig in linsenförmigen oder unregel- mässigen Concretionen aus. Dieselben reihen sich an einander und bilden so, die andere Gesteinsmasse fast ganz verdrängend, oft ein thoniges oder sandiges Kalksteinflötz von bis 0,30 Meter Dicke. Der Kalkgehalt der Schichten scheint von oben nach unten abzu- nehmen; das deutet auf eine Kalkimprägnation des Gesteins von oben her aus der bedeckenden kalkigen Zechsteinformation zur Zeit ihrer Bildung. Die normale und herrschende Farbe des Oberrothliegenden ist die, durch grosse Mengen von Eisenrahm veranlasste, charakteristische rothe oder rothbraune; jedoch tritt sehr häufig fleck-, flammen- oder schweifweise eine graue, grünlich-graue, gelbliche, bräunliche und weisse Färbung ein. Namentlich licht und buntgefleckt sind die Schichten mit Kalknieren, welche fast immer die grauen Farben besitzen. In manchen Schichten, die sich stets sehr kalkarm erweisen und ziemlich unten liegen, scheidet sich in unregelmässigen Nieren von thonigem und sandigem Braun- und Rotheisensteine der hohe Eisengehalt aus, der bei Friedeburg zu Bergbauversuchen früher Veranlassung gegeben hat. Als Regel gilt noch: je thoniger die Schichten sind, um so dunkler ihre Farbe. 0. Weissliegendes. Die obersten 1—3 Meter des Oberrothliegenden unmittelbar unter dem Kupferschieferflötze haben eine graue oder weisse Farbe und werden deshalb vom Mansfelder Bergmanne Grau- oder Weissliegen- des genannt. Dieses ist aber durchaus nicht mit dem sogenannten Weissliegenden (213) $ 13. Das Oberrothliegende. 473 vom Südrande des Harzes und Thüringens zu identificiren, welches als eine kalkige, „grandige“ Conglomeratbildung, in zum Theil discordanter Ueberlagerung des Rothliegenden, das unterste Glied der dortigen Zechsteinformation ist!), während unser Weissliegendes bei derselben Gesteinsbeschaffenheit?) und beiinnigster geognostischer Verbindung mit dem Rothliegenden nur als solches angesehen werden darf und besser mit dem Namen „weisses Rothliegendes“ bezeichnet werden könnte. Es ist nämlich Rothliegendes, welches von oben her durch das un- mittelbar darüberliegende, bituminöse Mergelschieferflötz entfärbt wor- den ist, indem das Bitumen desselben mehr oder weniger tief, je nach der Durchdringbarkeit der verschiedenen Gesteine, das Eisenoxyd im Rothliegenden redueirt und in lichtgrüngrau färbendes, kohlensaures Eisenoxydul umgewandelt hat, welches entweder ausgelaugt wurde oder sich mit dem gleichfalls imprägnirten kohlensauren Kalke vereinigte zu den Sphärosideritnieren. Mit diesen reducirenden und kalkhaltigen Wassern drang auch der Erzgehalt des Kupferschieferflötzes in das oberste Rothliegende ein, und wurde mit dem Kalke abgesetzt als dieselben Schwefelmetalle wie im Kupferschiefer, und zwar in man- chen Gegenden so reichlich, dass sie für die Hütten gewonnen werden können (sogenannte Sanderze). Spätere atmosphärilische Einwirkungen haben die Schwefelmetalle oft wieder in kohlensaure Salze umgeändert. Deshalb sieht man häufig Flecken und Linsen von Kupferlasur und Malachit statt aller geschwefelten Metalle im Weissliegenden,?) welches durch eingedrungenes und nicht wieder oxydirtes Bitumen manchmal in der Nähe des Schieferflötzes grau gefärbt sein kann (sogenanntes Grauliegendes). Nach unten stellen sich im Weissliegenden allmälich rothe Flecken und Partien ein; zuerst erscheinen die Geschiebe der Conglomerate schon roth bei noch grauem Bindemittel, dann röthet sich langsam auch dieses. So entwickelt sich langsam das normale Rothliegende, das zuerst noch von schmalen Schweifen und Lagen !) Deshalb nennt es Beyrıcn neuerdings Zechsteinconglomerat. (Sect. Ellrich S. 6ff. d. geolog. Special-Karte von Preussen u. Thüringen.) 2) Ist z. B. das oberste Rothliegende eine Bildung von rundkörnigem Sandsteine, so ist das Weissliegende auch rundkörniger Sandstein, bei Porphyreonglomeratbildung diese u. =. f. 3) Näheres über den Erzgehalt des Weissliegenden im Mansfeld’schen verg]. Prünıcke, Kırsten’s Archiv, XVIII. 1844, S. 146. 474 III. Specielle geognostische Verhältnisse. (214) graugrünen Sandsteins, anfangs zahlreich, später immer spärlicher, unterbrochen wird. Man ersieht daraus, dass das Weissliegende eine vom darüber- liegenden Zechsteine bedingte Bildung ist, aber keine zur Zechstein- formation gehörende. Wo das Oberrothliegende nicht vom Kupfer- schieferflötz bedeckt wurde, musste es roth, kalkarm und erzfrei bleiben; es erscheint und verschwindet deshalb auch unser Weiss- liegendes wie das am Harze und in Thüringen zugleich mit der Zech- steinformation, zu der es von von Freisstesen und Anderen noch in neuster Zeit gerechnet worden ist.!) In Betreff der Lagerung aller dieser Gesteine an der Amtsmühle bei Wettin sei noch bemerkt, dass das dortige Oberrothliegende ein 38—44 Meter mächtiger, durch zahllose Uebergänge modifieirter Wechsel der besprochenen Gesteine ist, welcher an dem Steilgehänge prächtig aufgeschlossen ist und dessen Grenzen oben mit dem Zechsteine, unten mit dem oberen Porphyr mehrfach entblösst sind. Die gröberen Porphyrconglomerate liegen meist in den oberen Schichten und werden nach unten, dem Porphyre zu, weniger mächtig, feiner und seltener, das heisst von den rundkörnigen Sandsteinen und den andern Gesteinen verdrängt. Trotzdem lassen sich nach mehrmaligen, darauf gerichteten Versuchen die mehr unteren Sand- steine und die meist oberen Porphyreonglomerate wegen ihrer Uebergänge und Wechsellagerungen nicht trennen, sondern nur als Oberrothliegendes oder Zone der Porphyreonglomerate, d. h. als ein Ganzes, auf die Karte bringen. 1) Diese schon früher von Prünicke (l. e. S. 146f.) u. A. A. ausgesprochene An- sicht über das Mansfelder Weissliegende wurde 1873 von mir (Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellschaft, XXIV. S. 268) wieder angedeutet und im Neuen Jahrbuche für Mineralogie u. s. w. 1873 S. 402 ff. etwas weiter ausgeführt, ohne den obigen detailirten Mittbeilungen vorzugreifen. Die Einwendungen gegen meine Auffassung von Seiten Gemirz (Neues Jahrbuch, 1873, S. 206 ff. und 406 f.) und E. Weiss (ebendaselbst, 1874, S. 175 ff.) haben mich nicht von der Irrigkeit meiner Beobachtungen zu überzeugen vermocht, denn sonst hätten das schon früher die vorzüglichen, mir wohl bekannten Arbeiten über das Weissliegende von Ferırsresen u. AA. gethan. Denn der Vorschlag von Weiss, die obersten, oft nur 0,02 Meter mächtigen Lagen des höchst charakteristischen, mit dem Porphyrconglomerate durch Uebergänge und Wechsellagerung innig verbundenen, rundkörnigen Sandsteins, welcher — wie es Weiss auch bestätigt — aus demselben Materiale wie die Porphyreonglomerate entstanden ist, von den Hauptmassen des rundkörnigen Sandsteins, von den Porphyr- conglomeraten und von einer durchweg fast kalkfreien Sandstein- und Conglomerat- formation — wie das Rothliegende überall ist — gewaltsam abzureissen, um sie einer überall fast ganz Sandstein- und Conglomerat-freien Kalksteinformation anzuhängen, scheint mir so bedenklich, dass ich ihm nicht zu folgen vermag. in (215) 8 13. Das Oberrothliegende. 475 L. Das Oberrothliegende auf dem Nordflügel des Rothenburger Generalsattels liegt ausser dem Bereiche meiner Aufnahmen, sein Verlauf ist deshalb auch bloss ungefähr angedeutet; nur zwischen Sieglitz und Gröb- zig liest es innerhalb der von mir bearbeiteten Section Gröbzig. Hier am sogenannten Neck’schen Busche nordwestlich von Schlettau auf der Scheide zwischen den Porphyren und dem Zechsteine, die dort anstehen, müsste das Oberrothliegende durchziehen. Die zahlreich dort liegenden Blöcke eines Roth- liegenden-Sandsteins sind aber Mittelrothliegendes und wohl ohne Zweifel dorthin ‘gefahren, vielleicht zum Baue der alten Zechenhäuser daselbst. Für das Durchsetzen des Oberrothliegenden an dieser Stelle sprechen aber folgende Thatsachen: 1. Am Neck’schen Busche sind früher für die Steinkohlengruben von Löbejün dunkelrothe Letten ungefähr 1 Meter mächtig gegraben worden, welche der Lage der jetzt zugefüllten Gruben nach nicht aus den Schieferletten des Unterbuntsand- steins entstanden und wegen der rothen Farbe auch nicht gut oberer Zechstein gewesen sein können. 2. In den Feldern östlich vom Wege vom Neck’schen Busche nach Gröbzig liegen zwischen Porphyr und Zechstein rothe Letten und Schiefer herum und ‚könnten nur Oberrothliegendes sein, wenn ihr Anstehen in dem dort durchwühlten und befahrenen Ackerboden zu constatiren wäre. 3. Auf einem alten Risse über den unterirdischen Steinbruch im Zeh ternkale am Neck’schen Busche findet sich beim Versuchsschachte No. 1, südöstlich vom Bruche No. 2 die Angabe, dass hier das Kupferschieferflötz unmittelbar auf Porphyr gelagert gewesen sei. Diese spezielle Angabe deutet doch wohl darauf hin, dass man an allen andern Orten innerhalb der weit ausgedehnten unterirdischen Kalksteinbrüche das Kupfer- schieferflötz in seiner normalen Auflagerung auf Oberrothliegendem getroffen habe. Weiter nach Osten, im Märker’schen Bohrloche bei Wieskau oberhalb der Chaussee zwischen Wieskau und Kattau in der Nähe der Anhalt-Dessauer Landes- grenze wurden 1851/52 bei 26,154 Meter (12%/s Lachter) Teufe unter tertiären Thonen: 0,735 Meter (3/8 Lachter) graues, sandiges Gerölle in Conglomerat übergehend, 1,595 Meter (6/3 Lachter 1 Zoll) grauer milder Sandstein, 0,785 Meter (3/8 Lachter) grauer milder Sandstein mit blauem Thone über dem oberen Porphyr angegeben. Diese Bohrlochsangaben deuten entweder auf Oberrothliegendes oder auf zersetzten Porphyr hin, den ich dort für wahrscheinlicher halte und deshalb auf der Karte verzeichnet habe. $ 14. Schluss. Hiermit enden die Formationen, welche in dieser Arbeit be- sprochen werden sollten, und es folgen darüber concordant die Zech- 476 III. Specielle geognostische Verhältnisse. stein- und Triasformationen, die ich für das Gebiet Halle in einer früheren Mittheilung besprochen habe'). Ich schliesse deshalb diesen Abschnitt mit einer kleinen taher? (216) nördlich von Halle | Ilfeld Mansfeld Pfalz | nach Bryeıch nach Geintrz Zechsteinform: | Zechsteinform: | Zechsteinform: ı Zechsteinform: , Buntsandstein Oberrothlieg: | Oberrothlieg: | Oberrothlieg: | Oberrothlieg: | Oberrothlieg: (Porphyreonglo- | (Walkenrieder | (Porphyrconglo- (Porphyreon-| (Porphyr- und merate, rundkör- | Sand, Porphyr- | merate u. s. w.) | glomerate, rund- | Melaphyr-Conglo- nige Sandsteine, | conglomerate, körniger Sand- | merate, deren Ar- Sandsteinschiefer, | Porphyrkrystall- stein, Sand- |kosen, Thonsteine Schieferletten, | tuff, dichter Por- steinschiefer, | Sandsteine, Schie- Porphyrarkosen.) | phyrtuff,fleckiger Schieferletten, | ferletten.) Sandstein, Por- Melaphyrconglo- phyrit- Tuff und merat,) Conglomerat.) | | Kleinkrystalli- | Sogenannter | Sogenannter , Melaphyr? | Porphyre und nischer Por- Porphyrit. Porphyrit. Melaphyre; phyr. (Porphyrit, Palati- nit, Orthoklaspor- | phyr.) Mittelrothlieg: | Mittelrothlieg: | Mittelrothlieg: | Mittelrothlieg: | Mittelrothlieg: (Sandsteine,Sand- (Schieferlettenu. | (Schieferlettenu. | (Sandsteine, |Lebacher Schich- steinschiefer, | Sandsteine ohne Sandsteine ohne | Sandsteinschie- | ten (Schieferthone Schieferletten mit| Conglomerate, Conglomerate, |fer,Schieferletten | mit Sphärosiderit, Mühlsteinsand- | mit Kalkeinlage- | mit Kalkeinlage- | mit Mühlstein- | Sandsteine, Feld- stein, Hornquarz- rungen.) rungen.) sandstein, Horn- | spathsandsteine, conglomerat, quarzeonglomerat, | Kalkstein- u. Koh- Kalknierenflötze.) Kalknierenflötze) | lenflötze selten.) 1) Vergl. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, 1872, XXIV. S 265. fl. 17) 8 14. Schluss. 477 larischen und vergleichenden Uebersicht der besprochenen Sedimente um Halle mit den entsprechenden in benachbarten oder verwandten Gegenden. Halle Ilfeld Mansfeld Pfalz nach Beyrıch | nach Gemınz. Unterrothlieg: | Unterrothlieg: | Unterrothlieg: Unterrothlieg: 1. Obere Zone | 1. Melaphyr, 1. Melaphyr. Cuseler Schichten (Thonsteine und 2. Hangende 2. Hangende (Feldspathsand- Arkosen in Sand- | Conglomerate, Conglomerate steine mit Conglo- steinenu.Schiefer- | 3. Kohlenführen- Bexrıcn's, meraten, Schiefer- letten.) de Schichten mit thone mit Kalk- 9. Orthoklas- |Conglomerat-frei- stein- und Kohlen- heoh en Sandsteinen flötzen.) h BerDayT und Thonsteinen 3. Untere Zone | 4. Liegende Con- (Quarzsandstein, glomerate. Kieselconglom:) Steinkohlen- Steinkohlen- Steinkohlen- formation. formation. formation. 1. obere pro- 1. Kohlenführende 1. obere. duktive. Saale im Ottweiler Schich- Conglomerat-frei- ten. en Sandsteinen 9. mittlere. und Phonsteinen | Saarbeicker nme 5 Schichten. 2. flötzleere. 2. Liegende rothe Conglom: Beye: | Grosskrystalli- | Aelteres hercynisches Schiefergebirge und | Rheinisches nischer Por- Unterdevon des Harzes. Unterdevon. phyr. 478 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (218) IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. anna 8 15. Darstellungsweise derselben auf der Karte. Die allgemeinen, orientirenden Lagerungsverhältnisse sind in einem früheren Abschnitte!) geschildert worden. Indem hier darauf ver- wiesen wird, sollen im Folgenden die auf der Karte graphisch in Grundriss und Profilen dargestellten, interessantesten Lagerungsverhält- nisse erläutert werden. Da Alles, was nur irgend davon graphisch darstellbar war, auf der Karte zu finden ist, und klar und über- sichtlich gegeben sein dürfte, können diese schriftlichen Erläuterungen dazu um so kürzer sein. In Betreff der graphischen Darstellungs-Art bemerke ich, dass die Profile (mit Ausnahme des einen von Giebichenstein) in dem Massstabe und den Farben der Horizontalprojection ausgeführt und die Profilschnittlinien im Grundrisse deutlich markirt sind. Ferner wird, ohne näher darauf einzugehen, Jeder aus der Karte bald her- aussehen, was Detailbeobachtungen und was Projectirungen sind, be- sonders beim Vergleiche dieser abgedeckten Karte mit den unabge- deckten Sectionen der geologischen Karte von Preussen u. s. w. Ganz besonders auffallend ist der Unterschied zwischen den copirten Gruben- profilen und den aus seltenen Bohrlöchern und Tagesbeobachtungen projectirten Profilen, so dass wohl Jeder auf der Karte das rein Objective von dem mehr oder weniger Subjectiven zu trennen vermag. 1) Vergl. oben II. $ 5, S. (1%) ff. EEE ee vrnn! Bas: (219 $ 15. Darstellungsweise derselben auf der Karte. 479 Bei den Profilen schien es mir zweckmässig im „aufgeschwemmten Gebirge“ das Tertiär mit einer Farbe vom Diluvium und Alluvium zu trennen. Die Lagerungsverhältnisse der drei Steinkohlengruben Wettin, Löbejün und Plötz sind nach den vorhandenen Grubenrissen und Profilen so detaillirt, als es der Maassstab der Karte gestattet, dar- gestellt worden und zwar durch Wiedergabe der einzelnen, durch Sprünge von einander getrennten und gegen einander verschobenen Hauptkohlenfelder. Die Darstellungsweise derselben in den Profilen entspricht derjenigen von gewöhnlichen geognostischen Detailprofilen, so dass sie ohne Weiteres verstanden werden. Nicht so vielleicht von Allen die Darstellungsweise im Grundrisse, die ich mir erdenken musste, um das Geognostische mit dem Bergmännischen zu verbinden. Wie auf der ganzen Karte, so sind natürlich auch im Bereiche der drei Grubenfelder die oben besprochenen Schichtencomplexe und Gesteine, wie sie unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ ausgehen (resp. ausgehen dürften), mit bunten Farben dargestellt. Zur grundrisslichen Wiedergabe der Hauptkohlen- und Haupt- sprungfelder in der Tiefe bald unter dieser, bald unter jener (resp. mehreren) Formation habe ich mir die Gesteine durchsichtig ge- dacht bis auf das Steinkohlenflötz. Die grauschraffirten, scharf umgrenzten Partien sind also die im Laufe der Jahrhunderte abgebauten Hauptkohlenfelder und die da- zwischen sich langziehenden, nicht schraffirten Partien die Horizontal- projectionen der die Kohlenfelder trennenden Sprungfelder. Das Ein- fallen der Kohlenfelder und der Hauptsprünge ist im Grundrisse mit Pfeilen und in den Profilen durch die Schichtung angegeben. Wo die Kohlenfelder nicht mit scharfen Linien begrenzt sind, sind die- selben noch nicht abgebaut, also die begrenzenden Sprünge noch nicht angefahren worden. - Die Uebertragungen der Situationsgrundrisse und Profile von den Bergbaukarten auf die vorliegende haben unter meiner Leitung die Obersteiger und Steiger der Gruben freundlichst ausgeführt, bei denen ich überhaupt grosses Interesse und Hilfe für diese Untersuchungen gefunden habe. 480 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (220) S 16. | Concordanz der Schichten. Da sich die Besprechung der Lagerungsverhältnisse auf 2 For- mationen mit je 2, resp. 3 Etagen und auf 3 Eruptivgesteine be- zieht, muss zuerst festgestellt werden, ob alle diese Bildungen con- cordant oder discordant übereinander liegen. Die Resultate dieser Untersuchung, die ich in dem Früheren schon stets gebraucht habe, sind nun die regelmässige Concordanz aller Schichten vom Oberrothliegenden an bis zum flötzleeren, lie- genden Sandsteine und die Discordanz aller dieser Bildungen zum unteren grosskrystallinischen Porphyr. Zugleich muss bemerkt werden, dass die Concordanz der Sedimente sich nach oben fortsetzt in der Mansfelder Zechstein- und Trias-Mulde bis in den oberen Muschelkalk. Derselbe wird zwar nicht in dieser General-Mulde, wohl aber in den nördlicher liegenden Mulden und Sätteln im Anhalt’schen, Braun- schweig’schen und Halberstädt’schen. ebenfalls concordant überlagert von allen folgenden Sedimenten bis hinauf zu den obersten subher- cynischen Kreidebildungen senonischen Alters'). Somit sind alle Sedimente vom Steinkohlengebirge an bis zur obersten Kreide in der Provinz Sachsen und deren Nachbarschaft in demselben Meere nach einander zum Absatze gekommen und nach der Kreide-, aber vor der Oligocänzeit, in ihre jetzige Stellung gebracht, die wir gleich kennen lernen wollen. Die oligocänen Tertiärschichten liegen nämlich als mehr oder weniger horizontale Decke über den Sätteln und Mulden der älteren Sedimente?). Die Concordanz unserer Bildungen ist vorhin eine regelmässige genannt worden, sie hat jedoch einige Ausnahmen, aber so localer Veranlassung, dass diese das Gesetz nicht zu alteriren vermögen. Die Concordanz aller in der Mansfelder General-Mulde auftreten- den Sedimente vom oberen Muschelkalke bei Nietleben an bis herab zum Unterrothliegenden kann an so vielen Punkten über Tage mit Sicherheit nachgewiesen werden, dass über dieselbe niemals ein Zweifel oder ein Widerspruch laut geworden ist. 1) Vergl. Ewarn, die geologische Karte der Provinz Sachsen u. s. w. 1864. 2) Vergl. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellschaft, XXIV. 1872. S. 318 ff. une (221) $ 16. Concordanz der Schichten. 481 Die schönsten Aufschlusspunkte für die Lagerungsverhältnisse unserer Gebirgs- glieder sind: 1. Saalthal zwischen Cönnern und Dobis: Zechstein, Ober- und Mittelroth- liegendes. 2. Gehänge und Schluchten zwischen Dobis und Wettin (besonders Ochsen- oder Dobisgrund): Buntsandstein, Zechstein, Ober-, Mittel-, Unterroth- liegendes. ; 3. Am Fusse der Mühlberge bei der Pögeritz- (Amts-) Mühle, westlich von Wettin bis Wettin: Buntsandstein, Zechstein, Oberrothliegendes, oberer Porphyr, Unterrothliegendes. 4. Zwischen Wettin und Neutz an dem Fusse oder Gehänge der Liebecke, des Knieblingsfels und Sterlitzenbergs: oberer Porphyr, Unterrothliegendes. 5. In den Nebenschluchten des Saalthales zwischen Mücheln und Friedrichs- schwerz, besonders im Teichgrunde: Oberrothliegendes, oberer Porphyr, Unterrothliegendes. 6. Beide Gehänge des Saalthales gleich unterhalb und oberhalb Lettin: oberer Porphyr und Unterrothliegendes. Nur am Westgehänge des Reilsberges zwischen Wittekind und Trotha am Wege von Giebichenstein nach Trotha, gegenüber dem früher Dürrer’schen, jetzt Kırcaer’schen, Garten sieht man (vergl. das Profil von Giebichenstein) das Oberrothliegende discordant die Schichtenköpfe des Unterrothliegenden überlagern. Ferner scheint der obere Porphyr am Reilsberge und an den Klausbergen discordant zum Theil über den Schichten des Unterrothliegenden zu liegen, und das Oberrothliegende (Porphyrconglomerat) auf der Nordseite des Reils- ‘ berges kann nicht concordant den oberen Porphyr auf der Südseite des Berges überlagern. Jedoch mit Ausnahme der nicht völligen Con- cordanz des oberen Porphyrs mit dem Unterrothliegenden in einem Steinbruche am südöstlichen Fusse der Klausberge und der Discordanz vom ÖOberrothliegenden und Unterrothliegenden gegenüber dem Dür- rersschen Garten sind die Lagerungsverhältnisse nicht direct aufge- schlossen, so dass sie auch anders sein können als auf dem Profile, wo ich das scheinbare mit aufgetragen habe. Diese gegen das all- gemeine Lagerungsgesetz verstossende Anomalie kann erklärt werden durch ganz locale, in der unmittelbaren Nähe der Eruptionen von beiden Porphyren stattgehabte Ursachen oder durch Erosionen im Ge- biete dieses Uferlandes während der Zeit des Mittelrothliegenden vor dem Ausbruche der Porphyre, oder auch durch Bergstürze, Verwer- 482 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (222) fungen, Ueberschiebungen bei der Aufrichtung der Schichten in der- Nähe der starren Porphyrmassen. Eine Grenze von Unterrothliegendem mit dem oberen productiven Steinkohlengebirge ist zu Tage nirgends zu beobachten gewesen wegen der Bedeckung mit aufgeschwemmtem Gebirge, ebenso wenig eine Grenze zwischen dem productiven und flötzleeren Kohlengebirge. Zu Tage lässt sich also deren gegenseitige Lagerung nicht entscheiden; wir sind damit auf unterirdische, bergmännische Aufschlüsse in den ausgedehnten Steinkohlenbauen angewiesen, und deren giebt es immer- hin viele, allerdings nur wenige recht deutliche und zweifellose. Was zuerst die Concordanz resp. Discordanz zwischen dem Unter- rothliegenden und productiven Steinkohlengebirge betrifft, so haben alle die unzähligen alten und neuen Schächte aller Bergreviere die Grenze beider durchteuft. Während des Abteufens der Schächte dürfte man aber früher auf diese Lagerungsverhältnisse kein Augenmerk ge- richtet haben und nach dem Abteufen sind im Schachte wegen der Zimmerung, Mauerung u. s. w. solche geognostischen Beobachtungen in den allerseltensten Fällen noch anstellbar. Nur in der neuesten Zeit beim Abteufen des Perlberg- und Catharinen -Schachtes in Wettin, des Martins-Schachtes in Löbejün und des Hauptmaschinenschachtes in Plötz hat man auf diese Lagerungs- art geachtet. Hierbei will man in der Catharina das Einfallen des Unterroth- liegenden 70°, das des Steinkohlengebirges bei gleichem Streichen nur 14° südöstlich, und das Einfallen im Perlberg-Schachte 52°, resp. 12° beobachtet haben und hat darauf hin die Discordanz beider Forma- tionen ausgesprochen!). Dieser nur zweimal beobachteten Discordanz, die ich noch dazu weiter unten als eine scheinbare hinstellen werde, widersprechen viele andere Beobachtungen von concordanter Lagerung. So liegen im Löbejüner Martinsschachte und Plötzer Hauptschachte, 1) Waener-Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 95£, Diese Discordanz nahm ich bei meinen früheren Arbeiten (Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1864, S. 369, Anm.) auf Treu und Glauben von den Bergbeamten an und wurde dadurch zu manchen Fehlschlüssen verleitet, von denen später die Rede sein wird. f (223) 8 16. Concordanz der Schichten. 483 deren genaue Profilzeichnungen für alle Schachtstösse vorliegen, beide Schichteneomplexe vollkommen parallel übereinander, und die Nach- richten von den andern Schächten stimmen hiermit überein. Ferner gehen in den 3 Bergrevieren Wettin, Löbejün und Plötz viele Ausrichtungs- und Versuchsbaue aus der productiven Steinkohlen- formation in das Unterrothliegende theils mit, theils ohne Durchörterung von einem Sprunge, und nirgends ist in solchen Strecken von einer Discordanz etwas zu beobachten, sondern die Concordanz nachweislich. Im Widerspruche mit zahlreichen Beweisen für die Concordanz hat man also aus 2 Fällen auf Discordanz geschlossen. Der dritte und vierte Gegenbeweis sind indirecte. Der Gruben- betrieb der früheren Jahrzehnte zu Zeiten von v. Verrneım, Horrmann u. s. w. mit seinen zahllosen Schächten brachte es mit sich, dass früher die Grenze zwischen beiden Schichtencomplexen sehr häufig zu beobachten war. Eine Discordanz dazwischen kann den damaligen, trefillich beobachtenden Geologen und Bergbeamten nicht entgangen, von ihnen nicht beobachtet sein, denn sonst hätten sie dieselbe doch wenigstens einmal erwähnt und hätten nicht Alle unser Unterroth- liegendes als Steinkohlengebirge mit unserer Steinkohlenformation ver- einigen können. Hätten v. Verrueım oder Horrmann eine solche Dis- cordanz gefunden, — und was da war, pflegten sie zu finden, — sie wären nie auf die Idee gekommen, däss die Steinkohlenformation eine Einlagerung im mittleren Rothliegenden wäre. Viertens schliesslich, gesetzt, es wären beide Systeme discordant, so müssten die Schichten des Unterrothliegenden, welche auf dem hangenden Muschelschiefer abschneiden würden, da sie aus einem bunten Wechsel von petrographisch sehr verschiedenen und leicht unterscheidbaren Gesteinen bestehen, an den verschiedenen unterirdischen Aufschluss- punkten sehr mannigfaltige sein, wie etwa die folgende Skizze erläu- tern wird: Fig. 2. Schacht A. Scht.B. Scht.C. Arceose. Thonst. rÄrcose. IIIIIIS T-IIE ı Quarzsandstein ° Unter- IL L Se) ) Stein- u ZORRDDIZE ( kohlen- Hangender ee | forma- A STE ? 6 Muschelschiefer 7a . GE tion. Rothlie- ) Kieselconglomerat : gendes. 484 IV. Specielle Lagerungsverbhältnisse. (224) Der Schacht A hätte den Muschelschiefer unter Kieselconglomerat, der Schacht B unter Quarzsandstein und weisser Arkose, der Schacht C unter rother Arkose erschroten müssen, u. s. w. Allein man hat an allen, selbst den entlegensten Aufschlusspunkten innerhalb desselben oder entlegener Reviere stets dieselbe petrogra- phische Zone des Unterrothliegenden, die Quarzsandsteine mit ihren Kieselconglomeratbildungen, auf dem hangenden Muschelschiefer gelagert gefunden. Es muss also zwischen beiden Formationen concor- dante Lagerung vorhanden sein!). Die in der Catharina und im Perlberg beobachtete Discordanz muss demnach nur eine scheinbare gewesen sein, was man auch be- weisen kann. In beiden Schächten sind die Sandsteine des Unter- rothliegenden über dem Muschelschiefer ungemein fest, gleichkörnig, homogen und massig, so dass sie keine Parallelstructur, Schieferung und Schichtungsfugen zeigen, sondern nur Ablösungs- und Zerklüftungs- flächen, die gerade zufällig regelmässig und parallelverlaufend sein mögen und deshalb, wie sonst in ähnlichen Fällen, für Schichtungs- flächen gehalten worden sind. Sehr häufig gehen ferner diese Sand- steine in »Conglomerate über durch Aufnahme von Geschieben. Die isolirten Geschiebe im Sandsteine liegen oft ebensowenig der versteckten Schichtung parallel, was eige#lich die Regel wäre, als die grösseren Massen von Conglomeraten, die mit den Sandsteinen wechseln, aber nicht als normale concordante Lager, sondern meist als discordante Nester im Sandsteine. Aus dieser Discordanz bei versteckter Schichtung dürfte man die obige Discordanz der Formationen ebenfalls vielleicht abgeleitet haben. In Betreff der Concordanz resp. Discordanz des productiven oberen Steinkohlengebirges mit dem flötzleeren Liegenden sei bemerkt, dass die Schichten des letzteren nirgends, wo man sie in den neuen Gruben- bauen mit Strecken angefahren und mehr oder minder tief durch- örtert hat, mehr deutliche Schichtung zeigen. Stets ist die Lagerung sehr unregelmässig und verworren durch zahllose Klüfte und durch !) Dass man zu Zeiten v. Verruem’s u.s w. schon diese Ansicht hatte, geht hervor aus einigen Angaben in Karsten’s Archiv, XII. 1826, I. S. 163; IX. 1836, S. 312, 315. . (225) $ 16. Concordanz der Schichten. 485 die Nähe des Sprunges, der sie in das Niveau der Grubenbaue geworfen hat. Oft ist auch der Sandstein ohne jede Schichtung,”d. h. massig. Aus solchen zweifelhaften Aufschlüssen auf eine Discordanz des Liegenden mit dem productiven Kohlengebirge schliessen zu wollen, wie es dortige Grubenbeamten!) versucht haben, ist nicht rathsam. An keiner Aufschlussstelle in den heutigen Grubenbauen ist direct die Concordanz oder Discordanz beider erwiesen, weil zwischen beiden immer ein Sprung liegt. Das gleichsinnige oder widersinnige Einfallen gleich diesseits und jenseits des Sprunges ist kein Beweis für oder gegen die Concordanz, da bekanntlich in der Nähe der Sprünge, namentlich bei so gestörten Ablagerungen wie die unsrigen, das Einfallen selten das normale ist?): V ——n— - m SI — Der Mi. aus dem man die Discordanz jetzt beson- _ ders folgern zu müssen glaubt, liegt im Orte C2 des Horrmann- Schachtes von Löbejün und stellt sich wie folgt dar: Fig. 4. A HR UN I N UN U , Firste ——————— 2 m EBD GGGGEEGEET Zn , = Produktive ee en >> Plötzleer, Ort 02. = Steinkf. BESGe Steinkf. . — ZN HL N Sohle Für mich hat dieser Punkt Er Beweiskraft für eine Discor- danz, da diese durch andere Aufschlüsse in den Gruben widerlegt wird. Directe Beweise für die Concordanz liegen nämlich an einigen Punkten im grossen Wettiner Saalstolln, der mehrfach (z. B. Einig- keit auf dem Oberzuge, Brevow-Schacht auf dem Dösselerzuge) direct, ohne Sprung dazwischen, aus dem liegenden Muschelschiefer und Kalk- 1) Wasner-Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 99. Bopz, Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften in Halle, XXV. S. 262. 2) Vergl. unten den ersten Holzschnitt, IV. $ 17. (S. (236). 32 486 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (226) steine der productiven Steinkohlenformation in das gleichmässig ein- fallende und streichende Flötzleere getrieben worden ist, bis ein Sprung oder Sattel höhere Schichten wieder niederzog'). In den früheren Bauen waren solche Aufschlüsse aber viel häufiger als jetzt. Da nun von VeLrueIm, Horrmann, Prümicke, Beestau und Andere nie von einer solchen Discordanz gesprochen, sondern zum Theil das flötzleere Liegende für Rothliegendes und dieSteinkohlenschichten für ein entwickel- tes Glied desselben gehalten haben, so müssen diese guten Beobachter von einer Concordanz überzeugt gewesen sein und sie gesehen haben, denn wie hätten sie einen zum Hangenden und Liegenden discor- danten Schichteneomplex mit Jenen zu einem gemeinsamen Gliede einer Formation zusammenfassen können?! Die Discordanz aller Sedimente vom Zechsteine an bis zum flötz- leeren liegenden Sandsteine mit dem unteren Porphyr ist durch directe Auflagerung mehrfach zu beobachten. Alle Schichten schneiden unter Umständen discordant an seiner Oberfläche ab. Je höher die Schich- ten geognostisch liegen, um so seltener ist eine solche Ueberlagerung.?) 1. Zechstein auf unterem Porphyr: z. B. bei Brachwitz, 2. Oberrothliegendes auf unterem Porphyr: z. B. Friedrichs-Schwerz, Brachwitz, Neuragozzi, Gie- bichenstein bei Halle, am besten am Sandfelsen bei Halle am Bier- keller der Felsenburg. 3. Mittelrothliegendes auf unterem Porphyr: z. B. Schluchten westlich von Gottgau bei Löbejün an mehreren Punkten. r 4. Unterrothliegendes auf unterem Porphyr: z. B. Schmelzershöhe, Reilsberg, Galgenberg bei Halle, bei der Windmühle von Neutz im Thaleam Wege von Neutz nach Wettin, im Lauchengrunde und Dobertshau bei Gimmritz, sowie zwischen bier und Friedrichs-Schwerz, an beiden Gehängen des Saalthales zwischen Lettin und Brachwitz, an der sogenannten Klinke bei Brachwitz zwischen Lettin und Morl, oberhalb von Morl an der Chaussee nach Beidersee. 5. Produetives und flötzleeres Steinkohlengebirge auf unterem Porphyr ist zu Tage, mit Ausnahme am Bade Witiekind bei Giebichenstein, nirgends mehr zu beobachten, ist aber in den Grubenbauen von Wet- tin, Giebichenstein, Dölau?) und Löbejün mehrfach erschroten I) Vergl. die betreffenden Betriebsacten. 2) Vergl. oben II. $ 5. S. (21). 3) Vergl. Fr. Horrsmans, NW. Deutschland, II. 643. (227) $ 17. Darstellung der speciellen Lagerungsverhältnisse ete. 487 worden, wobei man in den Acten die Bemerkung (auch einmal von Beestav) findet, dass die Kohle am Contacte oder in der Nähe mit dem Porphyr nicht selten in Anthracit umgewandelt sei, und dass das Nebengestein am Contacte hie und da verglaste, meist schwarze Massen gebildet habe !) Den lebenden Geologen und Bergbeamten dürften solche Aufschlüsse noch nicht zur Beobachtung gekommen sein. Die Concordanz des einfachen oder wiederholten Lagers von Orthoklasporphyr im Unterrothliegenden, das er räumlich und zeitlich in 2 Theile gegliedert hat, ist nach den Aufschlüssen zu Tage, (namentlich an der Ziegelei von Löbejün), nach den Profilen einiger Schächte (besonders des Martins) und nach den Beobach- tungen in den Bohrlöchern zwischen Gröbzig und Ostrau nicht zu bezweifeln, mögen auch hier oder dort, wie bei jedem Lager eines Eruptivgesteins, an den Grenzen mit den Sedimenten kleine locale Discordanzen zu beobachten sein, wo- bei es einerlei ist, ob das Lager ein intrusives oder ein Öberflächenerguss ist. Dass Letzteres hier der Fall ist, geht aus dem Früheren unzweifelhaft hervor.) Dass der obere Porphyr ein im Ganzen (mit seltenen localen Ausnahmen) concordantes Lager in den Sedimenten bildet, kann man an den oben genannten Aufschlusspunkten?) und mehrfach in alten Grubenbauen ermitteln, obwohl er an einigen Stellen über dem Mittelrothliegenden, an den meisten anderen über dem Unterrothliegenden, aber stets direct unter dem Oberrothliegenden liegt. Diese Anomalie hat nämlich nur ihren Grund darin, dass das Mittelrothliegende, mit Aus- nahme zwischen Sieglitz und Wieskau, da fehlt, wo der obere Porphyr auftritt, ?) Dass derselbe ebenfalls einen Oberflächenerguss auf dem Mittel- und Unter- rothliegenden bildet, folgt aus seiner unmittelbaren Bedeckung mit den aus ihm gebildeten Trümmergesteinen des’ Oberrothliegenden. $ 17 Darstellung der speciellen Lagerungsverhältnisse an den durch Bergbau näher bekannten Punkten. a. Allgemeines. Dieselbe zu geben ist nicht so schwierig, als man bei den ge- störten Lagerungsverhältnissen bisher geglaubt hat. Einmal ist der Leser im grossen Ganzen schon orientirt und andermal liegen alle Schichten, mit denen man es bei dieser Besprechung zu thun hat, concordant übereinander und zwar als faltenreicher Mantel um den centralen plummpen Klotz unteren Porphyrs. Alle Schichten sind des- 1) Waonee-Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. 32924 2) Vergl. III. $ 10. S. (152) f. 3) Vergl. oben IV, $ 16, S. (221). 4) Vergl. oben II. $ 5. S. (23) f. 32* 488 IV, Specielle Lagerungsverhältnisse. (228) halb von der Aufrichtung und Zerstückelung gleichartig berührt wor- _ den, was also von der Einen gesagt wird, gilt von allen Anderen.) Bei der Betrachtung der verschiedenen Bergbaupunkte gehen wir am besten von demjenigen aus, der die grösste technische Bedeutung hat und von dem auch höchst wahrscheinlich der Hallesche Stein- kohlenbergbau ausgegangen ist,?2) nämlich von Wettin und um- kreisen dann den unteren Porphyr des nördlichen Halleschen Haupt- sattels bis wieder zurück nach Wettin, ehe wir die Lagerungsver- hältnisse am östlichen Hauptsattel, soweit uns ihr Detail bekannt ge- worden ist, kennen lernen. b. Die fiscalischen Steinkohlengruben von Wettin gehören wohl zu den ältesten von Deutschland, denn die Steinkohlen sollen schon im Jahre 1466 hier entdeckt worden sein. Obwohl vox Verrauem, Fr. Horrmann?) und Andere?) ganz richtig die Lagerungsverhältnisse von Wettin als einen Sattel bezeichnen, sind dieselben vielfach noch bis in die neueste Zeit als eine Mulde aufgefasst worden). Dieses ganz charakteristischen, unverkennbaren Sattels ist schon oben®) gedacht und ihm der Namen „Wettiner Special-Sattel“ gegeben worden. Sieht man bei ihm von den zahllosen kleineren Unregelmässig- keiten ab, von denen nachher die Rede sein wird, so haben wir in 1) Vergl. Karsren’s Archiv, XII. 1826, I. S. 163: „Nur das weiss man mit Zuverlässigkeit, dass das Steinkohlengebirge überall, wo es hier bekannt geworden ist, von rothem Sandstein, oder dem hier sogenannten Rothliegenden bedeckt wird, welcher denselben Störungen in der Lagerung unterworfen war, die das Steinkohlen- gebirge selbst erlitten hatte.“ ?) Geschichtliche Notizen über den Halleschen Bergbau auf Steinkohle findet man in: Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, II. S. 19£., 56 ff. 3) NW. Deutschland, II. S. 646: „Das Kohlengebirge hat in dieser Verbreitung, abgerechnet seine örtlichen Unregelmässigkeiten, die Gestalt einer flachen langge- zogenen Kuppe, welche von Nordost nach Südwest streichend nach allen Seiten gegen ihre Ränder abfällt und in deren Mitte etwa der Schachtberg liegt.* 4) v. Seekenporr iN Karsren’s Archiv, IX. 1836, S. 312. 5) z. B. Mensen; dagegen Brestav. — Gerz, Steinkohlen Deutschlands. I, Seite 95. 6) Vergl. oben I. $ 5, S. (19). (229) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Wettin. 489 demselben einen normalen halben Sattel, einen halbumlaufenden anti- klinen Schichtenbau, ein Satteljoch. Die Schichten stossen im Osten an den Stock des unteren Porphyrs, an dem sie sich schwach her- ausheben (Profil GH; CD; AB), und fallen bald flacher, bald steiler nach allen anderen Himmelsgegenden ein, und zwar die Schichten des Kohlengebirges und Unterrothliegenden im Norden und Westen unter das Mittel- und Oberrothliegende u. s. w., im Süden unter den oberen Porphyr, das Oberrothliegende u. s. w., so dass sie im Ausgehenden (zwischen Wettin, Deutleben, Domnitz, Dobis in den Ecken) ein Viereck bilden, in dem sich bisher der Bergbau bewegt hat. Die Sattellinie geht nordwestlich von Neutz von einem Vorsprunge des unteren Porphyrs aus und beschreibt zuerst mit westlichem, dann mit südwestlichem und zuletzt mit südlichem Laufe einen Bogen zwi- schen dem Schachtberge und Dössel vorbei nach Wettin. Der Sattel wird unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ im Ausgehenden meist von Schichten des Unterrothiiegenden gebildet; nur beim öst- lichen Beginne des Sattels in der Nähe des unteren Porphyrs sind nach den Bohrungen und Schürfen um den Büschelschacht herum die hangenden Schichten durch Abwaschung entblösst, so dass hier das flötzleere Liegende umgeben von der productiven Steinkohlenformation ausgeht'). In den Thalniederungen nordwestlich und westlich des Thier- berges, welche die Chaussee von Wettin nach dem Schachtberge durchschneidet, und welche der Weg nach Dössel im Westen um- geht, streicht die Sattellinie durch, und auch hier scheinen nach den Angaben des alten Bergbaues unmittelbar unter Alluvium und Dilu- vium durch die Erosion die Steinkohlenschichten von dem hangenden Unterrothliegenden entblösst gewesen zu sein; denn „die Flötze gingen unter Kies aus, der beim Abbaue der Kohle in die Grube rollte“, !) Den Beginn dieses Sattels sieht man gut im Profile KL dargestellt, den weiteren Verlauf durch EI, AB, GH, CD und das spitze Ende desselben im Profile N6 in Fr. Horrmans, NW. Diemgahlkuel Taf. II. zwischen dem Porphyr der Lieb- ecke und der Mühlberge. Vergl. Fr. Horrmans, ebendaselbst, II. 654: „An einer Stelle (in der jungen Luise) muss sich den Erscheinungen der umgebenden Flötze gemäss das Liegende zu einem Luftsattel erheben“, wenn die jüngere Bedeckung nicht wäre! 490 IV. Specielle Lagerungsvererhältnisse. (230) ferner „die Bauern gruben die Kohle in ihren Feldern“, und auf dem . Winkelbreiterzuge am westlichen Abhange des Thierberges soll Tage- bau gewesen sein. Hier dürften also wohl die Steinkohlen 1466 ent- deckt worden sein und den Bergbau veranlasst haben und nicht in unmittelbarer Nähe der Stadt Wettin'). Hiermit stimmt auch die Angabe des Chronisten vos DrevHaupr überein, dass die ersten Kohlen am Wege von Wettin nach Dössel in der Nähe des Altvaters beim Hilfsschachte No. 2 gegraben seien. Das Ausgehen des Kohlengebirges nordwestlich von Dössel unter Diluvium ist durch einen kleinen Nebensattel veranlasst (Profil AB und EF). Dieser W ettiner Specialsattel ist nun aber nicht so einfach, als bisher geschildert, sondern enthält zahlreiche kleinere und grössereNeben- sättel und Mulden?) und ist ganz besonders durch zahllose Sprünge voll- ständig zerstückelt, und die einzelnen Stücke sind ohne jede Regel gegen- einander terrassenartig verschoben. Jede Schicht gleicht somit einem Schachbrette, in dem die einzelnen Felder aber bald hoch, bald tief liegen. | Ausser dem Dösseler Nebensattel erwähne ich hier noch die Nebenmulde, in deren Tiefstem der Brasserr-Schacht südlich von Dössel steht, deren „Heraustreppung durch Sprünge“ nach Norden und Süden das Profil EF und nach Osten und Westen der folgende Holzschnitt?) zeigt, der. den Verlauf einer schwebenden Strecke dar- stellt, die von Osten nach Westen dem Dreibankfllötze gefolgt ist: Fig. 5. w () ET, A Das bisherige 0,2 Quadratmeilen grosse Grubenfeld ist theils durch natürliche (Sattellinien, Sprünge, Ausgehendes), theils durch künst- liche Grenzen in die 5 auf der Karte bezeichneten Baufelder, »S080- nannte Züge“, getheilt: -) en, Steinkohlen Deutschl., IS! 94., Vergl. II. S 10, S. (166.) 2) Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland II. 652. 3) Die projectirten Linien sind punktirt. | — _ —— „en en en en nn et ba (231) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Wettin, 491 1: Unterzug, 2. Oberzug oder Schachtbergzug, 3. Dösselerzug, 4. Neutzerzug!), 5. Dösseler-Himmelsbergerzug?), von denen die drei ersten jetzt ganz „verhauen“ sind. Ausser meh- reren kleineren alten Stolln und Röschen ist das Grubenfeld durch einen langen und viel verzweigten Stolln gelöst, der im Saalthale bei Dobis angesetzt ist. Die Hauptsprünge sind auf der Karte dargestellt, doch darf man bei Betrachtung derselben nicht glauben, dass der Westtheil des Ober- zuges und der ganze Unterzug ohne grosse Sprünge, wie dargestellt, gewesen wäre. Im Gegentheile, nur befanden sich hier die ältesten Grubenbaue, von denen wir gar keine oder nur zu dürftige geognos- tische Mittheilungen und Grubenrisse haben, um uns ein Bild der Lagerung, wie in den anderen neueren Grubenfeldern, zu construiren. Die alten in Wettin befindlichen Risse sind noch am brauchbarsten für Anfertigung von Profilen, auf welche schon die Vorfahren viel ge- geben haben müssen, so dass durch den Unterzug ein Profil EF von Norden nach Süden und eins CD von Westen nach Osten gegeben werden konnte. Alle bisherigen Grubenbaue haben sich mehr oder weniger nur auf der flachen, centralen Sattelwölbung bewegt; die steilen nach Norden, Westen und Süden einfallenden Sattelflügel unter der Bedeckung von Mittelrothliegendem oder oberem Porphyr sind noch nicht vom Bergbaue erreicht worden. Der Grund hiervon mag wohl zum Theile in der Furcht vor einer tiefen Lage dieser Kohlenfelder und vor der daraus entspringenden technischen Schwierigkeit ihres Abbaues liegen; zum Theile liegt er aber auch in dem von den Vor- fahren ererbten Vorurtheile, dass die Steinkohlenformation unter diesen beiden Bildungen unbauwürdig, verdrückt sei: unter dem Mittel- rothliegenden, weil sie nur eine zur Entwickelung gelangte Kalkstein- zone desselben sei, und unter dem Porphyr wegen der früheren An- schauungsweisen über die Eruptions- und Ablagerungsart der Erup- 1) Hauptförderschächte Catharina und Perlberg. ?2) Hauptförderschacht Brassert. 492 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (232) tivgesteine. Ein dritter Grund mag auch ein Trugschluss aus den Beobachtungen sein, dass da, wo die beiden Porphyre nahe an ein- ander treten, die Steinkohlenformation verdrückt ist. Man schloss daraus nicht, wie allein richtig, dass die Nähe beider Gesteine nur deshalb so gross ist, weil hier die Zwischenformationen (Kohlengebirge und Unterrothliegendes) verdrückt, d. h. wenig mächtig von vornher- ein ausgebildet war, sondern man nahm an, dass die überlagernden Massen die normal entwickelte Zwischenformation verdrückt, d. h. breit gedrückt, nach allen mehr oder weniger horizontalen Richtungen hin auseinander gepresst haben, etwa wie eine Blechwalze einen Metall- klumpen!). Trotzdem sind gerade die Nachrichten aus den alten Gruben- bauen ganz besonders dazu angethan, uns über die Falschheit der ererbten Meinungen zu belehren. Die tief unter die Porphyrkuppe des Schweizerlinges westlich von Wettin gedrungenen Grubenbaue der Vorfahren beweisen uns am schlagendsten die lagerartige Natur des oberen Porphyrs®) und das Vorhandensein bauwürdiger Stein- kohlenbildungen unter dem oberen Porphyr. Den alten Grubenrissen habe ich die folgenden Profile dieser interessanten Verhältnisse entlehnt. Schweizerling. Fig. 6. Oberer = Porphyr Unter-Roth- liegendes. Steinkohlenformation 1. Grobes Conglomerat. 3. Feiner grauer Sandstein. P) ee verhärteter Letten. 4. Oberflötz 1,569 Meter. “ Rother Letten und Mergel. 5. Mittelflötz, 0,105 Meter. 6. Bankflötz, 0,314 Meter. Vergleiche auch das Profil EF der Karte oder Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. 643 Profil No. 5 und 6 auf Tafel 2. t) Fr. Horruass, NW. Deutschland, II. 643 £. 2) v. Versen bewies dieselbe auch 1817—18 durch tiefe Schürfe, Versuchs- schächte und Strecken an der Grenze der Thonsteine des Unterrothliegenden mit dem oberen Porphyr am Südwest-Fusse der Liebecke bei Wettin. Der Porphyr lag eoncordant auf den Thonsteinschichten und war „lagerhaft“. Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. S, 643. (233) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Wettin. 493 Fig: 7 = Unterrothliegendes, er- Mel.) flötz. Bank- Diese besonderen Erfahrungen und die allgemeinen geognostischen Verhältnisse geben also die berechtigte Hoffnung, die Steinkohlenfor- mation auch da, wo sie vom Mittelrothliegenden, oberen Porphyr u. s. w. durch Erosion noch nicht befreit ist, bauwürdig dereinst zu finden. Dieses hofinungsreiche Gebirge nimmt in der Umgegend von Halle grosse Gebiete ein. Unter diesem Gesichtspunkte ist auch mehrfach gebohrt worden, allein die Privaten mussten wegen unge- nügender Mittel die Bohrlöcher bald einstellen, und das fiscalische Bohrloch (1843—58) von Rothenburg an der Saale ist leider gerade im mächtigsten und am steilsten stehenden Mittelrothliegenden ange- setzt worden und scheint deshalb niemals die untere Zone des Unter- rothliegenden erreicht zu haben, obwohl es 536 Meter (1709 Fuss)') tief gebohrt worden war. Entgegengesetzt einfallende und verwerfende Sprünge halten die Flötze auf dem Unter-, Ober- und Dösseler Zuge in geringen Teufen. Auf den beiden, jetzt im Baue befindlichen Zügen?) werden dagegen die Flötze durch bedeutendere, oder wiederholt nach demselben Sinne verwerfende Sprünge in grössere Tiefen gezogen, besonders auf dem Neutzerzuge, der wegen der dortigen Bauwürdigkeit des Ober- und Dreibankflötzes und wegen der backenden und guten Eigenschaften der dortigen Kohlen jetzt die grösste technische Bedeutung und die grösste Zukunft hat. Die bisherigen Aufschlüsse in demselben lassen uns noch sehr im Dunkeln über die dortigen speciellen Lagerungs- | verhältnisse, welche von den Bergbeamten, besonders 1856 von Merner in der mehrfach bereits genannten Examensarbeit, schon oft erörtert worden sind. Nicht nur aus den allgemeinen geognostischen Verhältnissen um I) Wacner-Gemuz, ebendaselbst, I. S. 94. 2) Tiefe der Steinkohlenformation nach Waswer- Gemurz, Steink. Deutschl., I. S. 94, im Brassert ec. 105 Meter (50 Lachter), im Perlberg cc. 126 Meter (60 Lachter), in der Catharina ce. 182 Meter (87 Lachter). {2} 494 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (234) Wettin, sondern ganz besonders aus den bisherigen Aufschlüssen in der Grube geht wohl hervor, dass die mittelst des Perlberg und der Catharina gebauten, schon ziemlich tiefen, im grossen Ganzen nach Südosten noch immer einfallenden Flötztheile nach Süden zu durch immer ferneres Einfallen nach derselben Richtung und durch Sprünge in dem gleichen Sinne immer tiefer kommen werden. Auch dürften sie bei fernerer Bauwürdigkeit der Flötze und mächtiger Ent- wickelung des Unterrothliegenden sich unter dem oberen Porphyr von ‚ Wettin und Mücheln forterstrecken, nur vielleicht in einer von dem Techniker schwer erreichbaren Tiefe, etwa wie es im Profil EJ zur graphischen Darstellung gekommen ist!). Nach Norden zu wer- den sich die Flötze, wie schon theilweise z. B. am Burghofer Gesenke und Johannesschachte bekannt ist, etwas höher ziehen und an dem grossen Sprunge, der den Oberzug vom Neutzer- und Unterzuge trennt, abschneiden (Profil EJ und AB). Nach Westen und Südwesten, nach dem Unterzuge zu unter dem Thierberge dürfte meines Erachtens das hoffnungsvollste Kohlenfeld zu suchen sein, das nicht zu tief liegt, aber tiefer als die „Alten“ zu gehen pflegten, die im Sperber, Fasan, Trappe u. s. w. stets noch im Unterrothliegenden geblieben sind. Auch scheinen hier nach den Aufschlüssen im Saalstolln und an der Erdoberfläche die Lagerungs- verhältnisse nicht übermässig gestört zu sein. (Profil CD). Nach Osten und Südosten, dem unteren Porphyr zu, müssen sich die Flötze durch westliches Einfallen oder durch Sprünge wieder her- ausheben. Hier haben die „Alten“ auch vom Stollnflügel (von dem Fasan über Trappe, Catharina, Andreas, August nach Deutleben zu) aus schon manche der durch Sprünge gehobenen, aber wie es scheint sehr verworren gelagerten Flötztheile gebaut und in der zwei- ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das nördlich vom Stolln gelegene Feld abgebohrt?). Der Umstand, dass die Bohrlöcher theilweise nicht 1) Vergl. Wasner-Gemirz, Steinkohlen Deutschlands, I. S, 9. 2) Siehe die Profile CD, AB. Aus den dürftigen Angaben der Alten über die Aufschlüsse im Stolln des Neutzerzuges ist geognostisch kein sicherer Schluss zu ziehen. Der Stollnflügel ° ist zwar wieder aufgewältigt worden, allein seine Stösse sind so zu Bruch gegangen und schmutzig, dass an ihnen neue Beobachtungen nicht zu machen sind. Die (235) . 817. Specielle Lagerungsverhältnisse von -Wettin. 495 tief genug getrieben wurden, um das Unterrothliegende zu durchsinken, oder dass sie nur Bestege erbohrt haben, spricht nicht für die Hoff- nungslosigkeit des Feldes. Die Fälle nämlich sind in den jetzigen Grubenbauen, und zum Theil in den schönsten, gar nicht vereinzelt, dass mitten in ihnen man auf alte „hoffnungslose Bohrlöcher“ ge- stossen ist, die gerade unglücklicher Weise auf ein ganz local ver- drücktes Feld mit Bestegen statt Flötzen, oder in ein Sprungfeld ge- rathen waren'). In unserm ganzen Gebiete ist das Suchen neuer Feldestheile mittelst Bohrlöcher, wie bisher hier ganz allgemein die Praxis war — die Hunderte von Bohrlöchern haben Tausende ver- schlungen, — nicht rathsam; es erfolgte bisher mittelst Strecken von schon vorhandenen Bauen aus oder mittelst neuer Schachtanlagen. Die zahllosen Sprünge, welche das Grubenfeld in zahlreiche, zum Theil sehr kleine Abtheilungen zerstückeln, die von meist vier Sprüngen begrenzt sind, namentlich die Sprünge im Neutzerzuge, sind Gegenstand einer eingehenden Beobachtung von Menxer geworden. . 1. Die Hauptsprünge sind oft und meist nicht ein einfacher Sprung, sondern ein System vieler kleiner in demselben Sinne und mit nahezu parallelem Streichen, so dass sie sich schaaren können: Fig. 8. Perlberg. geognostischen Angaben in den Acten hat Menser mühevoll in seiner Examensarbeit zusammengetragen. Aus diesen dürfte wohl hervorgehen, dass man den Stolln bis zum Andreas im Unterrotbliegenden getrieben hat, dass die angefahrenen Steinkohlen nur locale, unregelmässige, sich bald im Schieferthone auskeilende Nester („kein ordentliches Flötz, sondern feste Knauern“) in demselben gewesen sind, und dass in diesem Falle die Lagerung hier nicht gestörter als in den anderen Feldestheilen zu sein braucht. Nur östlich vom Andreas scheint man an einer Stelle das Steinkohlengebirge mit 3 übereinanderliegenden Flötzen, durch Sprünge so hoch gehoben, durchörtert zu haben. Vor dem August kam man aber wieder in „rothes Gebirge“ (Unter- rothliegendes). Auf diesen gehobenen Flötzen zwischen Andreas und August ist Abbau gewesen und zwar nach den hiesigen Verhältnissen nicht unbedeutender. Für die Interpretation dieser Kohlen als solche der Steinkohlenformation sprechen die Haldengesteine des Andreas. I) z. B. bei Plötz. 496 IV. Specielle Lagerverhältnisse. (236) 2. Die Flötze und Schichten schleppen sich gern an den Sprüngen fort, in- dem die Ersteren sich in der Sprungkluft dabei auskeilen. Die Schichten bilden dadurch vor einem fallenden Sprunge (A) einen kleinen Sattel und an dem stei- genden (B) eine kleine Mulde). IS II— 3. Die meisten Sprünge sind rechtsinnige, das heisst der hangende Flötztheil ist gegen den liegenden gesunken. Die bisher in Plötz und Löbejün unbekannten widersinnigen Sprünge, sogenannte Ueberschiebungen, sind in Wettin beobachtet worden. So lagen z. B. im Abbaue nördlich vom Orte D im Perlberg auf ziemlich weite streichende und auf mehrere Meter fallende Erstreckung im Oberflötze 2 Einbruchkohlen durch solche Ueber- schiebung übereinander: Fig. 10. Dach- Kohle lEinhruch- ———_ und im Flachen No. 3 aus dem Perlberg nach der Catharina lag das ca. 21 Meter (10 Lachter) tiefere Dreibankflötz an einem Sprunge über dem Oberflötze: Fig. 11 Oberflötz. Dreibankflötz, 4. Die Sprungkluft ist nur selten eine wirkliche, gegen beide Gebirgstheile scharf abgesetzte, schmale Kluft. Es kommen aber auch solche geschlossene Klüfte in den festen Gesteinen vor, wo beide getrennte Gebirgstheile so unmittelbar auf einander liegen, dass man in die Kluft kaum ein Messer stecken kann. Meistens, und namentlich in den milden Gesteinen, sind die Klüfte weiter (0,200 Meter und mehr) aber nicht leer, sondern mit einem milden, oft ganz plastischen, schieferthonähnlichen, grauen oder durch Kohle schwarzen Letten erfüllt, der parallel den Kluftflächen schiefrig sein kann, der zahlreiche Brocken des Nebengesteins, namentlich von Kohle und Schieferthon enthält, und durch den sich Schnüre, Trümer, Drusen, Klüfte ziehen, die mit Kalkspath, Faserkalk, Quarz, Bleiglanz, Blende, Schwerspath, Schwefelkies, Kupferkies, Chrismatin u. s. w. be- wandet oder erfüllt sind. 5. Die Sprünge ändern gern ihr Streichen und Fallen, d. h. die Streich- und Falllinien sind schwache Curven und die Kluftflächen wellenförmig, nicht eben. 6. Es giebt wenige Steinkohlenablagerungen, wo die Sprünge in solcher Anzahl wie hier gefunden werden. „Nicht in der Bewegung grosser Förderquanta, nicht in der Einrichtung grosser Wasserhaltungsanlagen, noch in der Tiefe und Ausdehnung der Grubenbaue, Dach- Einbruch Kohle. Bank- | I) Vergl. oben IV. $ 16, S. (225) die Holzschnitte. (237) $ 17. Speeielle Lagerungsverhältnisse von Wettin. 497 sondern in der Orientirung beim Anfahren der Sprünge, in der möglichst schnellen Auf- findung uud sicheren Ausrichtung des Verwurfes mit wenig Sucharbeiten besteht die Schwierigkeit, aber auch das Interesse des hiesigen Bergbaues.* 7. Im Hauptstreichen der hiesigen Sprünge beobachtet man vorherrschend zwei Richtungen, die sich fast rechtwinkelig kreuzen und deshalb zu je Zwei ein mehr oder weniger rechteckiges Kohlenfeld begrenzen. Es giebt ziemlich von Nord nach Süd und mehr oder weniger von West nach Ost streichende Sprünge; man hat es hier also mit 2, das Feld zerstückelnden Sprungsystemen zu thun. 8. Bei fast gleichem Streichen theilen die Sprünge nicht immer gleichsinniges Einfallen, die Nordsüdsprünge fallen ohne alle Regel bald nach Osten, bald nach Westen, und die Ostwestsprünge theils nach Norden, theils nach Süden. 9. Aus den Verwerfungserscheinungen der Flötzpartien an den meisten der bekannten Kreuzungspunkte von 2 Sprüngen will Meuxer gesehen haben, dass die Nordsüdsprünge die älteren, das heisst von den Westostsprüngen verworfen worden sind. Das mag nun bei vielen Kreuzungen nachweisbar und richtig sein, bei anderen ist es aber gar nicht oder nicht überzeugend nachzuweisen; und viele Sprungkreuze beweisen ganz deutlich das Gegentheil oder die Gleichzeitigkeit der 2 Sprungsysteme. Da die Sprünge der Mehrzahl nach lediglich als Rupturen mit gegenseitiger Verschiebung bei der Aufrichtung der Schichten anzusehen sind, müssen, und das stimmt mit den Thatsachen überein, im grossen Ganzen die Sprünge gleichzeitige _ Erscheinungen sein und es dürfte nur im speciellen Falle bald ein Sprung des einen oder anderen Systems als der etwas ältere oder jüngere sich erweisen lassen. 10. Höchst ausgezeichnet und durchgehend ist die schon von älteren Geologen hervorgehobene Parallelität der Nordsüdsprünge mit der Grenze der Sedimente gegen den unteren Porphyr und der Westostsprünge mit der Grenze des oberen Porphyrs. Es ist deshalb wohl ganz richtig, dass man mit den früheren Geologen einen ur- sächlichen Zusammenhang zwischen diesen beiden regelmässigen Erscheinungen annimmt. Nur ist die früher angenommene Erklärung nachweislich nicht richtig, sondern ist eine falsche Schlussfolge aus der falschen Hypothese von der Aufrich- tung der Sedimente durch die Eruption der Eruptivgesteine. Bekanntlich wurde die rasch erblühende Theorie der Erhebungskratere von _ den vulkanischen Gesteinen ebenso schnell auf die älteren plutonischen übertragen, 498 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (238) weil man dadurch ungemein leicht die Aufrichtung der Schichten u. s. w, erklären zu können glaubte, obwohl es viel leichter ist, an plutonischen Gesteinen als an vulkanischen die Falschheit dieser Theorie zu beweisen. Was nun den vorliegenden Fall betrifft, so ging die bisherige Ansicht, die auch ich früher mir in einigen Punkten zu Schulden kommen liess 1), dahin, dass die Eruption der beiden Porphyre die besprochenen Lagerungsverhältnisse verursacht und die Sprünge gerissen habe, die deshalb den Grenzen der Eruptivgesteine parallel laufen müssten”). Da man ferner die Eruption und Ablagerung der Por- phyre als eine spalten- oder gangartige, statt lagerhafte ansah, identifieirte man die Grenzlinie der Eruptivgesteine mit der „Erhebungslinie*.3) Waren nun auch die bisherigen Ansichten in manchen Punkten abweichend, so kann man doch die Hauptzüge derselben in der folgenden Mzuxer’schen Ansicht zusammenfassen, um nicht zu breit zu werden. Die Sprünge hält Meuser theils für das Resultat der aufwärtswirkenden Kraft der empordringenden plutonischen Gesteine, theils für das Resultat des Bestrebens der gehobenen Theile, nach beendigtem Durchbruche das gestörte Gleichgewicht nach den Gesetzen und durch die Kraft der Schwere wieder herzustellen. Da nun die Nordsüdsprünge der „Erhebungslinie“ des unteren Porphyrs, die Westostsprünge der des oberen Porphyrs parallel gehen, hält Menser die Eruption des unteren Porphyrs für die Ursache zum Entstehen der Nordsüdsprünge und die des oberen Porphyrs für die Ursache der Westostsprünge. Aus seiner Annahme vom grösseren Alter der Nordsüdsprünge folgerte Mruser dann ferner das grössere Alter des unteren Porphyrs gegen den oberen. ®) Es ist wohl zu bedauern, dass diese geistreiche Entwiekelung von unrichtigen Thatsachen ausging. Dass nach meinen Beobachtungen der Ausgangspunkt vom Alter der Sprünge nicht richtig ist, habe ich schon vorhin besprochen. Der Beweis, dass die Eruption der Porphyre nicht die hiesige Lagerung und Sprünge direct verursacht hat, ist nach dem früher Mitgetheilten bald geführt. Da die Trümmer des Orthoklasporphyrs im Unterrothliegenden, und die der beiden quarzführenden Porphyre im Oberrothliegenden sich finden, sind alle 3-hiesigen Eruptivgesteine zur Bildungszeit des Oberrothliegenden auf jeden Fall schon aus- gebrochen gewesen, während nachweislich die Aufrichtung der Sedimente und also auch das gleichzeitige Reissen der Sprünge viel später, erst nach der Kreide- und vor der Tertiärzeit, erfolgte). Schöner und schlagender als in unserer Gegend kann gar nicht der Beweis geführt werden, dass die Eruption der plutonischen Gesteine — abgesehen von localen Störungen, um sich Bahn zu brechen durch die Sedimente oder einzulagern zwischen dieselben — nicht die grossartigen Aufrichtungen und Zerreissungen der Sedimente mit oder ohne eingelagerte Eruptivgesteine ver- ı) Vergl. Zeitschrift d, deutsch. geol. Gesellschaft, 1864, S. 369. 2) Wacner-Gemirz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 91. — Fr. Horrmans, NW. Deutschland, I. 652 u. 654. — Karsren’s Archiv, XII. 1826, I. S. 163. 3) Das beobachtete Einschiessen der Sedimente unter den oberen Porphyr sah man oft als locale Ausnahme (Ueberhängen der Porphyre) an. Vergl. Fr. Horrmann, NW. Deutschland, II. S. 643. 4) Ebenso Waener-Gemirz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 93. 5) Vergl. oben IV. $ 16, S. (220). an oe LU sn 20 aa 2 u u du (239) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Wettin. 499 anlasst hat. Diese können nur langsam durch andere, uns noch unbekannte, unter- irdische Kräfte — „säculare Hebungen und Senkungen“ nennt man sie — erfolgt sein.') Aber nichtsdestoweniger glaube auch ich an einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der parallelen Richtung der zwei Sprungsysteme mit den Grenzen der 2 Porphyre zu den Sedimenten. Zur Zeit der Aufrichtung der Schichten waren die darin eingelagerten 2 Porphyrmassen vermöge ihrer Bildungs- und Ablagerungsart im Gegensatze zu den noch mehr oder weniger nachgiebigen und biegsamen, dünn- schichtigen Sedimenten starre, unnachgiebige Massen, gegen welche die unterirdischen Kräfte fast vergeblich die Sedimente anstemmten. Während die Porphyre nur im grossen Ganzen von den aufrichtenden, unterirdischen Kräften aus ihrer horizontalen Ruhe und Starrheit in die jetzigen Krümmungen der Sättel und Mulden gebracht wurden, stauten sich die biegsameren Sedimente und krümmten sich, je näher den starren Massen, um so mehr, zu den vielen kleinen Sätteln und Mulden innerhalb des grösseren Sattels, an dessen Krümmung sich auch der obere Porphyr anschliessen musste. Wo die Elastieitätsgrenzen der Sedimente bei diesen Stauungen über- schritten wurden, entstanden die Sprünge, und da ist doch nichts begreiflicher, als dass die Sprünge mehr oder weniger parallel den Grenzen der starren Massen rissen, gegen die, wie an Wände, sie angepresst wurden Die natürliche Folge ferner von diesen Zerreissungen der gekrümmten Schichten in regelmässigere oder unregelmässige, mehr oder minder senkrechte Gebirgspfeiler bei Fortentwickelung der unterirdischen Kräfte war die terrassen- oder treppenartige Verschiebung der einzelnen Pfeiler oder Gebirgstheile gegen einander, deren heutige feste Lage auf dem Grundrisse und in den Profilen der Karte dargestellt ist. Deshalb hat man in allen hiesigen Grubenrevieren die Lagerungsverhältnisse um so verworrener gefunden, je näher man den Porphyren kam, was am besten in Löbejün zu erfahren ist, und zwar am meisten am unteren Porphyr, der vermöge seiner diekeren, mehr stockartigen Masse noch weniger Nachgiebigkeit gegen seine Nachbarschaft zeigte, als das dünnere Lager des oberen Porphyrs.?) Unter diesen Umständen erklärt es sich ganz gut, weshalb bei Neutz im Neutzerzuge, in der Ecke zwischen beiden Porphyren eingeklemmt, die Lagerungs- verhältnisse am allerwirrsten zu sein versprechen. Umgekehrt ist nun aber auch daraus der für den späteren hiesigen Stein- I) Auch viele andere Gegenden, z. B. vorzüglich die Pfalz, führen denselben Beweis gegen die Erhebungstheorie der Eruptivgesteine. Vergl. Zeitschrift der deutschen ‘geologischen Gesellschaft, 1867, S. 803 ff. 2) Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland II. 653. Die hier von Anderen (z. B, Freiwsteeen) als beobachtet mitgetheilten, unregelmässigen Lagerungsverhältnisse habe ich nirgends bestättigt bekommen und sind wohl zum Theile Bilder von nicht deutlichen Aufschlüssen. Eine locale Vereinigung des Mittel- und Bankflötzes zu einem gemeinsamen „irregulären Flötze“ mag durch Auskeilung und Verdrückung des sonst mächtigen Mittels stattgefunden haben, allein, dass das Hangende hier zum ‚Liegenden werden sollte, dass das Oberflötz gegen das Bankflötz einfallen und dasselbe unterteufen sollte, ist nicht zu verstehen, 500 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (240) kohlenbergbau tröstliche Schluss zu ziehen, dass die verzwickten jetzigen Lagerungs- verhältnisse immer einfacher sich lösen werden, wenn der Bergbau vom Sattelkerne des unteren Porphyrs sich weiter entfernen wird. c. Die Steinkohlengruben von Görbitz. Auf dem Plateau zwischen Deutleben und Lettewitz ver- muthete von Verruem unter der mächtigen Bedeckung von Diluvium und Tertiär eine grössere gegenseitige Entfernung beider Porphyre und deshalb eine bauwürdige Entwickelung der Steinkohlenformation. Allein die älteren, schor 1810/11 hier niedergebrachten Bohrversuche!)) hatten die geringe Entfernung beider Porphyre bereits erwiesen. Nur das Bohrloch D bei Deutleben erreichte die rothen, sandigen und thoni- gen Schichten des Unterrothliegenden. Nichtsdestoweniger erneuerten zwischen beiden Dörfern in den 50ger Jahren Wettiner Private die Bohrversuche auf Steinkohle, stiessen aber auf den hoffnungslosen unteren Porphyr. Weiter nach Süden in der Gegend westlich vom Dorfe Görbitz liegt das alte, fiscalische Steinkohlenrevier Görbitz, das gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wie die übrigen Nebenreviere, in Aufnahme und 1806/7 zum Erliegen kam?). Aus dieser Zeit stammt ein alter Riss über die Lage der Schächte und über den zur Lösung des Revieres in dem nahen Lauchengrunde angesetzten Stolln mit einigen Lichtlöchern. Nach diesem Risse sollen die abgebauten Kohlen- trümer 0,5—0,8 Meter (4—3 Lachter) mächtig gewesen sein. Süd- lich von dem hier durchführenden Wege von Mücheln nach Rau- nitz sollen die „Alten“ aber auch 2 Meter (1 Lachter) mächtige Stein- kohle erbohrt haben (Angabe von Markker in Wettin). Alle anderen Nachrichten über dieses Revier fehlen; es kann des- halb nur ein sehr untergeordneter Versuchsbau gewesen sein. Trotz- dem nahm im Jahre 1855 der Wettiner Markscheider MArrker dieses !) Die bezüglichen Acten und Risse wurden 1819 an das Oberbergamt in Halle geschickt, konnten aber von mir nicht mehr ermittelt werden, weshalb die Lage der Bohrlöcher nicht mit Gewissheit und Genauigkeit auf der Karte zu befestigen war. In den Besitz der Bohrtabellen konnte ich jedoch gelangen. 2) Vergl. Fr. Horrmans, NW. Deutschland, II. 657 und Wacner-Gemirz, Stein- kohlen Deutschlands, I. S. 91. (241) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Görbitz. 501 Revier unter der Muthung „Friedrich-Wilhelm bei Görbitz“ wieder auf. Die Resultate dieses vergeblichen und deshalb bald eingestellten Versuches sind auf die Karte von dem Grubenrisse übertragen und kurz folgende: Nördlich am Wege von Mücheln nach Raunitz fand sich (unter dem Diluvium), in der. Nähe des unteren Porphyrs das Ausgehende des bis 1 Meter (4 Lachter) mächtigen Flötzes (Oberflötz), das zu- erst steil, dann flacher nach Westen einfiel und von Marrker im Einfallen, aber nicht weit, verfolgt wurde, da es nur taube, mulmige Kohlen lieferte. Alter Bau wurde hier nirgends getroffen. Die Bohrlöcher a, b, ce, d aus dem Jahre 1857 erreichten nur Unterrothliegendes. In einer kleinen, isolirten, fast ganz vom unteren Porphyr umschlossenen Mulde ist mit den nebeneinander liegenden Schächten Neuglück und Friedrich-Wilhelm bei 31,385 und 81,602 Meter (15 und 39 Lachter) Teufe Bergbau betrieben worden. Am südöstlichen Rande dieser Mulde, am Fusse des Görbitzer Mühlberges gehen die tiefsten Schichten des Unterrothliegenden (die Kiesel-Con- glomerate und Sandsteine der Catharina und des Martins) zu Tage aus. Die vermuthlich zwischen diesen und dem unteren Porphyr ausstreichenden Schichten des*“Steinkohlengebirges sind mit Diluvium bedeckt. Auch in der südlichen Nebenschlucht des südlich vom Lauchen- grunde liegenden Teichgrundes oder der Dobbertshau haben Berg- bauversuche, nach dortigen Halden zu urtheilen, stattgefunden, über die ich nichts ermitteln konnte. Von hier bis Dölau fehlen unterirdische Aufschlüsse mit Aus- nahme der 3 Bohrlöcher aus den Jahren 1856 und 57 zwischen Döb- litz und Brachwitz, die im Oberrothliegenden stehen geblieben sind; man ist also nur auf die Beobachtungen zu Tage angewiesen. d) Die Steinkohlengruben von Dölau. Abgesehen von Wettin und Löbejün hat früher in unserer Gegend der bedeutendste Bergbau auf Steinkohle noch nördlich vom Dorfe Dölau stattgefunden. Unter der Regierung Friedrich des _ Grossen war hier der. Bergbau fiscalisch (1736— 1807). Im An- fange dieses Jahrhunderts fiel er mit den andern benachbarten Berg-" 33 502 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (242) bauversuchen in’s Freie, und zwar nach Angabe von Verrerım’s mehr durch die ungünstigen Zeitverhältnisse als aus anderen Gründen (Man- gel an Anbrüchen)!). Nach demselben ist hier die Steinkohlenbildung nicht sehr mächtig, doch sollen die verschiedenen Flötze, welche in derselben aufsetzen, wegen der bedeutenden Tiefe, bis zu der sie aus- gehalten haben, und bei der besonderen Güte der Kohlen, zu einem ziemlich einträglichen Bergbaue Gelegenheit gegeben haben, der sich auch noch heute in den zahlreichen und grossen Halden daselbst documentirt. Auch wird von Kererstem?) erwähnt, dass im Jahre 1785 die Grube über 20,000 Scheffel Kohlen bei einer Belegschaft von 100 Arbeitern geliefert habe. Durch diese nicht ungünstigen alten Nachrichten verlockt wurde der Bergbau bei Dölau unter dem Namen Humboldt im Jahre 1853 von einer Privatgesellschaft wie- der aufgenommen, kam aber bald wieder wegen Mangels an neuen Grubenfeldern zum Erliegen. Von dem geognostischen Verhalten der Flötze innerhalb des alten fiscalischen Betriebes ist nichts Näheres be- kannt geworden), da es selbst dem Berghauptmanne von VELTHEIM zu Anfang dieses Jahrhunderts schon nicht mehr gelungen ist, die alten Risse und Acten, die doch ohne Zweifel darüber so gut wie über Wettin und Löbejün von der Staätsbergbehörde geführt worden sind, aufzufinden. Die geringe, im Folgenden gegebene Kunde der dortigen Verhältnisse verdanken wir ausschliesslich der genannten Wiederaufnahme des Bergbaues im Jahre 1853. In einem nach Südosten offenen Busen des unteren Porphyrs scheint auch hier die Steinkohlenformation mit dem Unterrothliegen- den unter dem Lager von oberem Porphyr und unter diluvialer wie tertiärer Bedeckung eine nach Südosten geöffnete Mulde zu bilden. !) Eine spätere Notiz spricht indessen davon, dass der Betrieb des vielen Wassers wegen in’s Stocken gerathen sei. Kerersrem, Beiträge zur geognostischen Kenntniss der Provinz Sachsen; in den Provinzialblättern für die Provinz Sachsen, 1838, S. 640. 2) Ebendaselbst S. 640. 3) Vergl. Karsten’s Archiv, IX. 1836 S. 318: Nur bei Dölau ist der Bergbau. von einiger Bedeutung und Ausdehnung gewesen, indem derselbe namentlich eine Teufe von nahezu 70 Lachtern erreicht haben soll. Die Kohlen sollen sich zwar durch besondere Güte ausgezeichnet haben, die Flötze aber den grössten Unregel- mässigkeiten unterworfen gewesen sein. (243) S 17, Specielle Lagerungsverhältnisse von Dölau. 503 Zur Lösung dieser Mulde hatten die „Alten“ im Jahre 1764 vom Saalthale zwischen Neuragozzi und Lettin her einen 990 Meter (4731 Lachter) langen Stolln getrieben, der aber das Grubenfeld bei dieser Länge nicht erreicht hat, sondern 837 Meter (400 Lachter) vor demselben stehen blieb und 1805 oder 1806 am Mundloche zu- stürzte. Derselbe steht nach den alten bergmännischen, in der Wet- tiner Berginspection befindlichen „Relationen über den Dölauer Stolln- betrieb“ meist in „Waldgestein“, seltener in „Tuffgestein“, also wohl auf der Grenze vom unteren Porphyr mit dem Unterrothliegenden. Zur Erforschung der hiesigen geognostischen Verhältnisse liess von Verraeım 1822 den Anfang des Stolln wieder aufwältigen und die gemachten Beobachtungen vor der Einstellung dieser Arbeit auf Zeich- nungen zu den Acten der Staatsbergbehörde nehmen. Sie bewiesen die Richtigkeit der zuletzt genannten Auslegung der alten Angaben. In dem auf der Karte verzeichneten Versuchsschachte No. I der Privatsteinkohlengrube Humboldt soll nach dem „Aufstande dieser Grube von Nehmiz“ in 117,17 Meter (56 Lachter) Teufe ein 0,523—1,569 Meter (4—3 Lachter) mächtiges Flötz anstehen, welches auf 62,771 Meter (30 Lachter) Feldeslänge und 21-—27 Meter (10 bis 13 Lachter) Pfeilerhöhe aushalten soll. Durch den Betrieb in den Jahren 1855—57 hat sich jedoch gezeigt, dass diese Ablagerungen aus ganz unbedeutenden Nestern bestanden, weshalb der Bau auch sehr bald eingestellt wurde. In dem Oben genannten „Aufstande“ werden noch verschiedene andere Schächte erwähnt, in welchen bei geringer Teufe Steinkohle angestanden haben soll; die Lage dieser Schächte ist aber nicht im geringsten bestimmt, also nicht auf der Karte zu verzeichnen. 104,6 Meter (50 Lachter) westlich vom Versuchsschachte No. I will man im Jahre 1736 0,262 Meter (4 Lachter) unter der Damm- erde ein 0,785 Meter ($ Lachter) mächtiges Steinkohlenflötz erschürft haben, welches sowohl nach Osten, als auch nach Westen hin Ein- fallen gezeigt haben soll. Ein ander Mal will man 1736 im Versuche No. I. bei 6,277 Meter (3 Lachter) Teufe ein 0,5 Meter (4 Lachter) mächtiges Steinkohlenflötz mit östlichem Einfallen gefunden haben, das weiter nach Osten erst bei 83,694 Meter (40 Lachter) Teufe er- schroten werden konnte, 33* . 504 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (244) Diese kurzen Notizen berechtigen uns zu folgenden Schlüssen: Am Schachtberge nördlich von Dölau bilden die Sedimente zwischen den beiden Porphyren eine kleine, steile, nach Südosten ein- schiessende und durch die Nähe der Porphyre sehr gestörte Mulde, in deren westlichem Theile, am Rande des aus unterem Porphyr ge- bildeten Busens die Steinkohlenformation unter der diluvialen und tertiären Bedeckung zu Tage ausgeht!) und hier einen mehr oder minder ergiebigen Bergbau wachgerufen hat. An einigen Stellen um Dölau sind unter tertiärem Thone die Schichten des Unterrothliegenden entblösst, befinden sich aber vollständig zu weissem plastischem Thone verwittert in einem limatischen Zustande und werden zur Ziegelei benutzt. In einer grossen Thongrube östlich von der Kirche von Dölau unmittelbar bei einer alten Schachthalde sieht man diese Thone wohlgeschichtet discordant vom unteren Porphyr abfallen, der ganz zu Porzellanerde verwittert ist. = ° Tertiäfthon. -liegendes. AZANZZZS Unterroth-| Porphür Dass diese auf den Schichtfugen glimmerreichen und steil einfallenden Thon- schichten Unterrothliegendes sind, beweisen einmal die Haldengesteine des dicht danebenliegenden Schachtes, der ganz im Rothliegenden gestanden haben muss — die Halde ist ganz roth — und zweitens eine nördlich der Kirche am Wege nach Ragozzi liegende Thongrube, wo man dieselben steil geschiehteten, weissen Thone allmählich in rothe Schieferthone und Sandsteinschiefer des Unterrothliegenden nach der Teufe zu übergehen sah. ?) e. Die Steinkohlengruben an der sogenannten Klinke zwischen Brachwitz und Morl. Die durch einen älteren fiscalischen und einen neueren Privat- bergbau aufgeschlossenen geognostischen und Lagerungs-Verhältnisse des Steinkohlengebirges und des Unterrothliegenden an der sogenannten Klinke zwischen Brachwitz und Morl sind uns jetzt wegen der dürfti- gen, zweifelhaften und unklaren Acten über diesen Bergbau fast ganz !) Nach Scuumper, Topographische Mineralogie u. s. w. S. 90f. gehen die Steinkohlen bei Dölau unter dem Diluvium aus und sollen durch Hamster entdeckt worden sein. ®2) Vergl. oben III. $ 10, S, (166). | | (245) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse a. d. Klinke. 505 unbekannt. Das Wenige, was ich mit Zuverlässigkeit in der Literatur'), in den älteren und neueren, meist technischen und statistischen Acten und Rissen, sowie über Tage ermitteln konnte, möge hier zusammen- gestellt sein, ohne dafür Bürgschaft übernehmen zu können. Der alte fiscalische Bergbau?) löste die Flötze durch einen von der nahen Saale im Unterrothliegenden herangebrachten Stolln mit 2 Lichtlöchern; doch kam der kümmerliche Bergbauversuch wegen der grossen Beschränktheit und der Unregelmässigkeit der Lagerung bald zum Erliegen, bis ihn Mirker in Wettin im Jahre 1855 wieder auf- nahm, aber ebenfalls ohne Erfolg, da er nur „alten Mann“ und kein neues Feld von Belang fand. Die Schichten bilden im grossen Ganzen eine kleine nach Südost offene, vom nahen oberen Porphyr überlagerte Mulde auf dem unteren Porphyr, der die Sedimente dreiviertelkreisföormig umgiebt. Nur in einer kleinen Nebenbucht am Westrande der Mulde, wo der Weg von . Trotha nach Friedrichs-Schwerz einen kleinen Bach überschreitet, gehen rechts vom Wege die Steinkohlenschichten direct oder unter Diluvium und Alluvium zu Tage aus in der Sohle und am linken Gehänge des Thälchens. Hier hat der 12,5 Meter (6 Lachter) tiefe Versuchs- oder Fundschacht der Märkzr’schen Grube „Carl Herrmann bei Brach- witz“ unter 5,23 Meter (24 Lachter) Deckgebirge (Alluvium, Diluvium, Muschelschiefer, hangender Kalksandstein) das 0,889 Meter (2 Lachter 4 Zoll) mächtige Oberflötz?) getroffen, und hier ging eine Tagesstrecke auf dem nach Osten einfallenden Flötze nieder. Etwas östlich von hier hat ein Bohrloch am Thalgehänge schon bei 1,308 Meter ($ Lachter) Deckgebirge das 0,785 Meter (30 Zoll) mächtige Flötz erreicht. Je weiter die Schächte und Bohrlöcher von hier nach Osten liegen, um so tiefer hat man, unter denselben Schichten des Unterrothliegenden wie bei Wettin, die Kohlenformation mit oder ohne Flötzführung erschroten, und daraus ist die obengenannte Mulden- %) Anoprar, geognostische Karte, Text, S. 57 f. 2) Derselbe fiel im Anfange dieses Jahrhunderts (1806) in’s Freie nach 50-60jährigem Bestande. 3) Der Muschelschiefer im Dache des an den besten Stellen 0,;—0,s Meter (Ya—3/s Lachter) mächtigen Flötzes mit einer Kohle wie zu Löbejün lässt keinen Zweifel, dass das hier gebaute Flötz das „Oberflötz“ gewesen ist. 506 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (246) ablagerung erwiesen. Der alte, nördlich vom obengenannten Wege liegende Andreas-Schacht hat unter 29,293 Meter (14 Lachter) Deck- gebirge, wovon mindestens 23 Meter (11 Lachter) Unterrothliegendes sein dürften, das Flötz 0,262 — 0,785 Meter (4#— 3% Lachter) mächtig, nach Osten einfallend und sich auf 0,2 Meter verschwächend gefunden. Die alten und neuen Hoffnungsschächte an der Südseite desselben Weges haben das nicht bauwürdige, 0,157 Meter (6 Zoll) mächtige Flötz unter normalem Muschelschiefer schon bei geringerer Teufe angefahren, denn sie sind nur 20,924 Meter (10 Lachter) tief. Das flötzleere Liegende scheint man nirgends erschroten zu haben. Unter dem Kohlenflötze der Hoffnung- Schächte soll bald der untere Porphyr anstehen, in dessen Nähe die Lagerung so gestört gewesen sei, dass manchmal das Flötz dem unteren Porphyr zugefallen sei. Auch an Sprüngen und steilen Auf- richtungen habe es nicht gefehlt nach dem mündlichen Berichte von Märker. Aus dem geringen verticalen Abstande der beiden Porphyre folgt schon die nur schwache Entwickelung des hier abgelagerten Unter- rothliegenden. Dasselbe gelangt nur in der Mitte der Mulde zur. grösseren Mächtigkeit, denn in dem einen Bohrloche hat man 471,865 Meter (22% Lachter), in einem nördlich davon befindlichen sogar 89,971 Meter (43 Lachter) tief darin gebohrt, ohne die Stein- kohlenschichten zu erreichen. Diese nach Osten so rasch zunehmende Teufe rührt auch von einem, durch die alten Baue angefahrenen, dieselben im Osten begrenzenden Hauptsprunge her, der nach Osten einfällt und die Steinkohlenflötze oder Bestege nach Osten in’s Lie- gende wirft. Es ist deshalb wohl möglich und wahrscheinlich, dass im Centrum der Mulde die Steinkohlenformation besser entwickelt und regelmässiger abgelagert sein dürfte, als an den durch den Bergbau bisher nur bekannt gewordenen Muldenrändern in unmittel- barster Nähe des unteren Porphyrs. Zwischen beiden Porphyren an den rechten Gehängen des Saal- thales bei der Einmündung des !Morlerbaches in die Saale ist das Unterrothliegende mächtig entwickelt, denn es liegen nicht nur auf dem unteren Porphyr, deutlich zu Tage am Gehänge aufgeschlossen, die Schichten der oberen Zone des Unterrothliegenden von Wettin, in denen der Stolln angesetzt ist, sondern es steht auch das Sohlen- bohrloch zwischen den beiden Stollnlichtlöchern 30,862 Meter (143 Lachter) tief noch in den rothen Schichten des Unterrothlie- (247) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse a. d. Klinke, 507 genden. Ebenso steht ein 1857 bei 20,924 Meter (10 Lachter) Teufe unter Tage angesetztes und 13,339 Meter (93 Lachter) tiefes Sohlenbohr- loch im Unterrothliegenden [13,339 Meter (63 Lachter) festes, graues, roth und blau melirtes Thongestein (Thonstein?) und 6,8 Meter (34 Lachter) grober Sandstein mit brauner Färbung]. Im Saalthale hat - man ferner 1856 in der Nähe des alten Stollnmundloches!) ein Bohr- loch durch folgende Schichten abgeteuft: 3,1988 Meter (13 Lachter) rothes, thoniges Grandgestein er- N (Arkose). de 12,816 Meter (64 Lachter) blaues und rothes, sandiges Gestein. Stein- 0,6539 Meter (4 Lachter 5 Zoll) schwarzer Schieferthon Ele: (Muschelschiefer?) Sahilis 0,785 Meter ($ Lachter) graues, quarziges Horngestein (hangender Sandstein?) Von hier bis jenseits der Magdeburg-Leipziger Chaussee bei Morl ist die von Verruemsche Zwischenformation nur zu Tage bekannt in den hie und da ausgehenden Schichten des oberen Unterrothliegenden. Von da weiter nach Norden ist sie zu Tage wegen der jüngeren Bedeckung bis hinter Krosigk nicht gefunden. Hier ist sie jedoch in den eigenthümlichen rothen Thonsteinen des oberen Unterroth- liegenden?), unmittelbar im Hangenden des in der Nähe anstehenden Orthoklasporphyrs, in einem alten Steinbruche, jetzt Wassersturz des Fluthgrabens einer Mühle zwischen Krosigk und Kaltenmark aufgeschlossen. Schon von Verruem giebt in seinem Manuscripte das östliche Einfallen dieser Schichten unter dem oberen Porphyr des Petersberges an. Zwischen hier und Morl, am Westgehänge des Blonsberges (Apolloniusberg) nach Trebitz zu, hat von Verrnem 1824 das Unterrothliegende unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ durch Bohrungen zwischen den beiden, hier nahe an einander treten- den Porphyren?) nachgewiesen. 1) 10 Lachter unter der Hängebank der Hoffnung-Schächte. 2) Vergl. II. $ 10, S. (158) f. und (163). 3) Manuseript, S. 190, NB. 508 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (248) f. Die fisealischen Steinkohlengruben von Löbejün bauen seit dem Jahre 1622 innerhalb einer Mulde, welche zwischen dem unteren Porphyr und dem Fuhner Sattel!) liegt und zwar ge- rade da, wo sich der Letztere vom Porphyr abzweigt, also im nord- westlichen Anfange des Fuhner Sattels. Diese Löbejüner Mulde streicht von Nordwesten nach Süd- osten, und während sich im nordwestlichen Theile, im sogenannten Münhlenreviere oder Mühlenfelde, die Schichten allmählich herausheben?) senken sie sich nach Südosten immer tiefer?), d. h. die Muldenlinie hat ein Einfallen von Nordwesten nach Südosten (Profil J/X und @ H) und etwa die Richtung: Bohrloch L, Lichtloch No. 2, Crone, Segen Gottes No. 2, Martins, Zschietschenberg, Bohrloch S. Der Nordostflügel der Mulde liest ausserordentlich flach, der Süd- westflügel dagegen fällt steil ein, steht oft senkrecht oder ist zum Theile überkippt aufgerichtet in unmittelbarer Nähe des Porphyrs, und überall findet sich an den Muldenrändern das Einfallen steiler als im Centrum (Martins). Nach Südosten ist die Mulde nicht geschlossen bekannt, nach allen anderen Richtungen kennt man das Ausgehende der Flötze unter dem aufgeschwemmten Gebirge, so dass der Fuhner Sattel im nordwestlichen Theile in Bezug auf die Sedimente vom productiven Kohlengebirge aufwärts ein sogenannter Luftsattel ist, dessen Kern das flötzleere Liegende bildet, das hier direct oder unter Bedeckung vom productiven Kohlengebirge in den Bohrlöchern O, N, No. 4, No. 11, No. 10, E, F, G, I nachgewiesen ist. Indem man den mehrfach erwähnten Irrthum beging, die bei Schlettau, Kattau, Wieskau anstehenden Gesteine des Mittel- rothliegenden für flötzleeres Liegendes zu halten*), glaubte man, dieser Luftsattel erstrecke sich über die Fuhne bis in das Anhaltische, wäh- 1), Veergl. 11789, Sag). ®2) Karsten’s Archiv, IX. 1836, S. 316. 3) Die tiefste Ausrichtung liegt bisher in Neuglück 167,39 Meter (80 Lachter) unter der Hängebank des Martins, Endpunkt des Flachen No. 1 im Martins 230,16 Meter (110 Lachter) tief. Beide Punkte liegen in der südwestlichen schmalen Mulde, dem sogenannten Hoffnungerfelde; die flachere nordöstliche Mulde, das sogenannte Fuhnerfeld, hat bei Weitem nicht diese Tiefe. 4) Vergl. oben III. $ 8, S (33), $ 11 8. (187) und (191). nn (249) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Löbejün. 509 rend nun die Hoffnung Berechtigung hat, auch auf dem Nordflügel des Fuhner Sattels noch innerhalb preussischen Gebietes Grubenfelder von bedeutender streichender Länge zu finden, welche der Fuhne zu, also in das Anhaltische, einfallen müssen. Der südöstliche Verlauf der Mulde im Streichen ist namentlich am Nordostflügel ein sehr regelmässiger. Der Südwestflügel folgt der Porphyrgrenze und buchtet sich deshalb nördlich und östlich der Stadt Löbejün, die auf einem Porphyrvorsprunge steht, zu 2 Special- mulden, von denen die nördliche, das sogenannte Mühlenrevier mit dem Huyssen als Hauptförderschacht!), wenig in den Porphyr ein- springt, während die andere — die sogenannte Hoffnunger Mulde oder Hoffnunger Feld — mit dem abgeworfenen Hoffnungsschachte und Güte Gottes No. 2 weit nach Süden in den Porphyr eintritt. Ein streichender Sattel theilt die Löbejüner Mulde in 2 parallele Specialmulden. Dieser Sattel zweigt sich beim Bohrloche L an der Ziegelei nördlich von Löbejün vom Fuhner-Sattel ab und seine Sattel- linie verläuft von hier etwa über Lichtloch No. 3, Ferdinand, Glückauf, Segen Gottes No. 1, zum Rauchführungsbohrloch südlich vom Martins. In der nordöstlichen Specialmulde, welche schon früher das Fuh- nergrubenfeld?) genannt wurde, und welche zugleich die meistens breite, flache und grösste der Mulden ist, (Profil LM NO), liegt noch über dem unteren Unterrothliegenden der Ortlioklasporphyr, der in der südwestlichen, schmalen und steilen Mulde nicht beobachtet wor- den ist. Der Südwestflügel der südwestlichen Mulde ist natürlich der stehende Südwestflügel der Löbejüner Mulde. _ “Kleinere Sättel laufen dem streichenden Sattel noch in manchen Theilen des Grubenfeldes parallel und veranlassen dann noch kleine Mulden, die wohl manchmal den Bergbau, aber nicht die obige Schil- derung beeinträchtigen. t!) Dieses Grubenfeld war seit längerer Zeit verlassen (vergl. Karsren’s Archiv, IX. 1836 S. 316), ist aber seit einigen Jahren von der jetzigen, umsichtigen Berg- werksinspection mit Erfolg wieder aufgenommen worden. Hier ist bis zu eirca 33,5 Meter (16 Lachter) Teufe das Gebirge so verwittert, dass man z. B. den hangenden Muschelschiefer wie Thon zerdrücken kann; tiefer werden die Gesteine fester und erlangen ihre normale Festigkeit: Die Kohle ist wie überall am Aus- gehenden eine ganz „klare*, aber gute Flammkohle. 2) Vergl. Karsıen’s Archiv, IX. 1836, S. 516. u. Anmerk. 3 auf Seite (248). 510 IV. Speecielle Lagerungsverhältnisse. (250) Mit Ausnahme des Mühlenreviers sind die nordwestlichen Theile der Löbejüner Mulde „verhauen,“ der Bau rückt immer mehr nach Südosten vor und bewegt sich jetzt um den Martins und Hoffmann als Förder- und Wasserhaltungsschächte im sogenannten Fuhner-Re- viere!) oder Grubenfeld. Wie bei Wettin werden diese im Ganzen noch einfachen Lage- rungsverhältnisse oft unklar und technisch schwierig durch 2 Systeme von zahlreichen Sprüngen, die sich auch hier mehr oder weniger rechtwinklig schneiden und von denen das eine System wieder un- gefähr der Grenze des unteren Porphyrs mit den Sedimenten parallel geht, von Nordwesten nach Südosten, also auch parallel der Haupt- streichrichtung. Die hiesigen Sprünge sind also entweder streichende oder querschlägige. Die Beziehungen der Ersteren zu der Porphyr- grenze sind unverkennbar und wie in Wettin?) zu erklären. Die streichenden (hor. 8—9) Sprünge haben bald nördliches, bald südliches Einfallen, die anderen (hor. 1—2) fallen mit seltenen Ausnahmen nach Nordwest ein. Ueberschiebungen sollen noch nicht beobachtet worden sein. Die Ausfüllungsmasse der Sprünge ist dieselbe wie in Wettin, nur ganz auf- fallend reich an Arsenikkies, der auch das benachbarte Gestein imprägnirt 3). Der am stauenden unteren Porphyr steil aufgerichtete Südwest- flügei der Löbejüner Mulde nimmt noch unsere ganze Aufmerksam- keit in Anspruch. Die Angaben über und die Zeichnungen von diesem stehenden Flügel im Hoffnunger Grubenfelde sind der jetzigen Generation von der vorigen überkommen, nicht selber beobachtet worden. Das er- regt leicht Zweifel und mahnt jedesfalls zur Vorsicht. Mögen auch die aus den Acten und von den Rissen in die Literatur übergegangenen Zeichnungen (z. B. Fr. Horrmann, Nordwest- liches Deutschland, Profil No. 7. und No. 8, Tf. 2 — Wasner-Gemız, Steinkohlen Deutschlands, I. Atlas, Tafel VII, Profil GH, IK, LM, | OP, QR), die ich in den Profilen Z M, N O zur Anschauung für die Leser dieser Arbeit bringen zu müssen geglaubt habe, viele in- dividuelle Phantasie enthalten, so darf man doch an der Existenz des steil, senkrecht und selbst hie und da etwas überhängenden !) Mit den Baufeldern Eckardt, Hoffmann, Martins. Seit Abfassung dieser Arbeit im Jahre 1870— 71 ist der von Kruc-Schacht südlich vom Martins abgeteuft worden. 2) Vergl. oben IV. $ 17. S. (237). 3) Vergl. III, $ 9. S. (48). nu ee ee u (251) S 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Löbejun. 511 Muldenflügels nicht zweifeln, da ich dafür sogleich Belege beibringen ‘ werde und da die Annahme in keiner Weise etwas Gezwungenes hat, dass die Sedimente, durch die unterirdischen Kräfte an die starre Porphyrmasse gedrängt, sich an dieser steilen Wand aufgerichtet haben. Auf den alten Rissen werden nämlich die stehenden Flügel „Kohlen- sänge“ genannt, und ihr Streichen und Einfallen ist genau vermerkt; z. B. Feld der Güte Gottes No. 2: „Dieser Kohlengang liegt zunächst dem Schachte fast flötzweise, sowie er sich davon entfernt, fällt er immer steiler und stärker ein, im Gesenke No. 3 an der Stadtmauer fällt der Gang perpendiculär.“ Die Schächte Dorothea und Frischauf!) stehen ferner zum Theil gerade in diesen senkrecht stehenden Flügeln des Ober- oder des zweiten Flötzes. Diese Flügel sind ferner bekannt und abgebaut in den Schächten: Hoffnung, Güte Gottes No. 2, Adler, Dorothea, Frischauf, Glücksrad, Neuglück. Weiter nach Norden fehlen sie; im Mühlen- reviere ist das Einfallen des Südwestflügels flacher, nur noch bis 40 Grad (Huyssen). Weiter nach Süden dagegen sind die Baue noch nicht in diesen Südwestflügel gelangt, doch scheinen sie wegen der Nähe des Porphyrs dicht davor zu stehen. Wahrscheinlich hat man ihn sogar in 230 Meter (110 Lachter) Teufe mit dem Flachen No. 1 ‚auf dem Oberflötze aus dem südlichen, 176,3 Meter (844 Lachter) tiefen Querschlage von A 5 im Martinsschachte schon angefahren. Leider er- laubte die Wasser- und Wetternoth in diesem Flachen nicht die Verfolgung dieses auch hier am nahen Porphyr steil aufgerichteten Südwestflügels. Von diesem interessanten Orte hat Steiger Wırrer ein genaues Stossprofil gemacht, welches ich wegen seines grossen Interesses in einem verkleinerten Holzschnitte wiedergebe. == Hangendes des Oberflötzes 7 ##HBE Dachberge. BEE Kohle. IE Liegendes des Oberflötzes. N) $ Kluftausfüllung. Aaaammann Projectionen. Ortsstösse. Aufrichtung des Oberflötzes im Flachen No. 1 aus dem Querschlage von A5 im Martinsschachte zu Löbejün bei 844 Lachter®Teufe. Aufnahme von Wiefel. 1) Vergl. Profil NO. 512 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (252) | Nach der nahen Lage des Porphyrs zu Tage an den alten Gruben- bauen und nach den Aufschlüssen in der 167,39 Meter (80 Lachter) Sohle von Neuglück, wo man dicht am stehenden Flötze den unteren Porphyr angefahren hatte, ebenso in den Bauen der Güte Gottes No. 1 und No. 2, Hoffnung und Grosser Friedrich, ist die Grenze des Porphyrs unzweifelhaft steil, fast senkrecht. „DasOrt A B des Grossen Friedrich ist 60 Lachter lang von A aufgefahren, zu Ende desselben hört das Kohlengebirge auf, das Porphyrgebirge setzt wie eine senkrechte Mauer quer vor“. Dass die Porphyrwand zum Theile überhängt und die Sedimente unter sie einzuschiessen scheinen, beweisen die Resultate der fünf Versuchsschächte an der kleinen und grossen Hirschtränke südöstlich von Löbejün (vergl. den folgenden Holzschnitt). Im den Schäch- ten No. 1—4 hat man unter Diluvium den unteren Porphyr er- halten, in No. 5 aber die grünen Sandsteine und Conglomerate mit Schieferthonen und rothen thonigen Gesteinen der unteren Zone des Unterrothliegenden — die Vorfahren haben diese Schichten für flötz- leeres Liegendes gehalten — mit Einfallen unter den Porphyr und Ueberhängen des letzteren. Neuere Baue haben den unteren Porphyr nicht angehauen. N.1 Fig. 15. N.S. N.S. | unterer TE Diluvium. Porphyr. ZEN > Unterrothliegendes. Bohrloch. Zweifelhaft scheinen mir dagegen die Ueberschläge der Schichten und Flötze am Südwestflügel zu sein, von denen die Acten und die Literatur der letzten Jahrzehnte sprechen. Man nimmt nämlich an, dass die Flötze hier am unteren Por- phyr nicht nur steil aufgerichtet, sondern auch so überkippt — über- schlagen — wären, dass sie bei geneigter, horizontaler oder welliger Lage in umgekehrter Schichtenfolge über einander und zum Theile doppelt lägen, so dass also das Hangende zum Liegenden und umge- kehrt geworden wäre (z. B. Wacner-Gemrrz, Steinkohlen Deutschlands I, Atlas, Naiel» VIEL» Profledec Kr (253) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Löbejün. 513 Ob dem so ist, lässt sich jetzt nicht entscheiden, da diese Be- obachtungen nur in den alten, nicht mehr zugänglichen Grubenbauen von Glücksrad, Dorothea, Weberschacht, Wolf, Gotthilf, alter Mann, Conradsburg, Seegen Gottes No. 1, Förster Schacht No. 1 u. 2, Prinz Heinrich, Neuglück, Glückauf No. 1 u. No. 2, Specht, Güte Gottes, Hoffnung gemacht worden sind. Die alten Acten sprechen sich über diese Flötztheile vorsichtiger aus und nennen sie „obere Flötze.“ In der ungemein engen Steinkohlenbucht von Löbejün zwischen dem Porphyr eingekeilt werden z. B. die beiden Flötze doppelt und in verkehrter Ordnung angegeben, wie der folgende Holzschnitt seizzirt: Fig. 16. Kirche v. Löbejün. unterer Porphyr. unterer Porphyr. nn Ob man diese zum Theil een Flötztheile als Ueberschläge, oder als obere, d. h. etwa im Unterrothliegenden local entwickelte Flötze!), oder als Ueberschiebungen durch flache Sprünge anzusehen hat, bleibt ungewiss, bis man dieselben wieder in. den südöstlichen Bauen des Martins angefahren haben wird, falls sie dort noch eben- falls in Verbindung mit dem steilen Südwestflügel vorkommen sollten. Viele Angaben, das lässt sich nicht wohl leugnen, sprechen für Ueberschläge, z. B. die alte Angabe der umgekehrten Schichtenfolge, die man auch früher, so gut wie heute, genau gekannt und zur technischen Orientirung benutzt haben mag, der die alte Notiz, dass das 0,78 Meter (?/s Lachter) mächtige zweite Flötz über dem 2 Meter (1 Lachter) mächtigen Oberflötze getroffen sei?) u. s. w. g. Die Privat-Steinkohlengrube Carl Moritz bei Plötz. Schon früh und mehrfach hatten Private östlich der Baufelder von Löbejün mit Bohrlöchern die Fortsetzung der Löbejünerflötze nach Osten aufzufinden gesucht, namentlich östlich des Baches von Kaltenmark nach Plötz, der die Grenze zwischen dem altpreussischen Saalkreise und dem neupreussischen Kreise Bitterfeld bildet, denn DNersl. II, Ss 10.8. (130 u. (166). 2) Hierauf bezieht sich vielleicht die oben III, $ 9, Seite (68) besprochene Angabe von Fr. Horrmans, Nordwestl. Deutschland. II 654. 514 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (254) dort war der Steinkohlenbergbau Regal und zum grössten Theile vom Staate reservirt und hier galt das sächsische Bergrecht, welches die Kohlen nicht regalisirt hatte'). Schon im Jahre 1820 hatte ein Einwohner von Löbejün, Na- mens Herp, in einem Brunnen in Niederplötz den hangenden Muschelschiefer bei 48,124 Meter (23 Lachter) Teufe erbohrt. Von dieser mündlichen Ueberlieferung ausgehend bohrte 1850—1851 eine Privatgesellschaft um Plötz mit solchem Erfolge die Bohrlöcher I P bis VIII P, dass sie im letztgenannten Jahre die Privatsteinkohlengrube Cart Morırz bei Oberplötz anzulegen wagen durfte, die einen so regen Abbau führen konnte, dass das in diesen 20 Jahren verhauene Feld nicht viel dem in 250 Jahren abgebauten von Löbejün nachsteht. Das bisher aufgeschlossene Grubenfeld bildet eine kleine isolirte Mulde auf dem Nordflügel des Fuhner-Sattels, die sogenannte Plötzer Mulde, welche von der Löbejüner Mulde nach den Aufschlüssen in den Bohrlöchern F, H, G, I und III-P durch den Fuhner-Sattel getrennt werden muss. Der directe Zusammenhang der Plötzer- und Löbe- jüner Flötze wird mit Grund südöstlich um den Zschietschenberg ver- muthet, da nach dem Bohrloche 4 K zwischen Plötz und Kalten- mark der Fuhner-Sattel in Bezug auf die productiven Steinkohlen- schichten kein Luftsattel mehr ist, wie beim Bohrloche F, G und H zwischen Löbejün und Plötz. Specialsättel und Mulden sind eigentlich nicht vorhanden; das Gebirge wird. aber auch hier wieder durch 2 Sprungsysteme zer- stückelt und verworfen, jedoch bei weitem nicht in dem Masse wie bei Löbejün und Wettin, so dass die Plötzer Lagerungsverhält- nisse ungleich einfacher und regelmässiger sind, und dass die Grube schon jetzt mit den benachbarten alten Gruben in ihrer Production nahezu concurriren kann. Die streichenden, d. h. auch hier von Nord- westen nach Südosten gerichteten Sprünge sind die hauptsächlichsten und folgen mit parallelem Laufe ziemlich der Grenze des oberen Por- phyrs von Hohnsdorf. Das andere Sprungsystem durchsetzt das Erstere nicht so rechtwinklig als in Löbejün und Wettin, sondern mehr diagonal mit ziemlich nordsüdlichem Streichen. Auch hier haben 1) Vergl. Gemirz, Steinkohlen Deutschlands, II, S. 19 £. m np (255) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Plötz. 515 zwischen beiden Sprungsystemen keine Altersverschiedenheiten nach- gewiesen werden können. Die Sprünge zeigen im Uebrigen ebenfalls die bei Löbejün und Wettin besprochenen Eigenschaften. Das Einfallen der Schichten ist bei Plötz meist unter 10 Grad, nur in der Nähe der Sprünge, z. B. unweit des Gesenkes aus dem west- lichen Querschlage, und an wenigen Stellen des Nordflügels der Plötzer- mulde beim Ausheben südlich der Fuhne am sogenannten Plötzer- sattel ist stärkeres Einfallen bis zu 70 Grad hie und da beobachtet worden. Nur hier am Plötzersattel scheint das Kohlengebirge unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ auszugehen, sonst ist es im Grubenfelde mit Unterrothliegendem bedeckt, das im Wetterschachte nur wenige Fuss mächtig gewesen sein kann und das man deshalb nur im Haupt- schachte!) kennen gelernt hat, niemals «durch Verwerfungen in den Ausrichtungsbauen der Grube?). In noch viel höherem Grade und in noch bedeutendere Tiefen [bis 62,77 Meter (30 Lachter)] als im Mühlenreviere von Löbejün ist das Gestein nicht fest, sondern so verwittert zu Thon und Sand, dass man das Gebirge zu Wasserdämmen benutzen und dass man den Wetterschacht ohne jeden Schuss abteufen konnte. Hiermit im Zu- sammenhange steht wohl die früher erwähnte Erscheinung, dass die Kohlen meist gar keine Stückkohlen geben. An dieser Ver- und Zerwitterung sind wohl zum Theile die nahen wasserreichen Niederungen der Fuhne Schuld. h. Die Steinkohlenablagerungen von Ostrau. Lange vor den Bohrversuchen der Plötzer Gewerkschaft nach der östlichen Fortsetzung der Löbejüner Ablagerungen ist in den Ge- markungen von Kaltenmark, Drehlitz, Ostrau, namentlich von den Besitzern der von Verrarım’schen Herrschaft Ostrau, mehrfach nach Steinkohlen gebohrt worden, anfänglich ohne jedes Resultat. 1) Die Mündung des Schachtes liegt 13,13 Lachter unter der Hängebank des Martins bei Löbejün. 2) Das Fehlen des Unterrothliegenden bei Plötz nach Wacner- Geisirz, Stein kohlen Deutschlands, I, 94 ist nicht richtig. 516 [V. Specielle Lagerungsverhältnisse. (256) Nach den günstigen Bohrresultaten um Plötz trat nach abgeschlosse- nem Vertrage mit Herrn vox Verr#em die Mansfelder Kupferschiefer- bauende Gewerkschaft zu Eisleben im Jahre 1854 in eine ausge- dehnte Bohrthätigkeit zwischen Plötz, Göttnitz, Ostrau, Dreh- litz und Kaltenmark. Die Direction gedachter Gewerkschaft hat mich durch Uebersen- dung der Bohr-Risse, Tabellen und Proben in den Stand gesetzt, die auf der Karte im Grundrisse und in den Profilen dargestellten, allge- meinsten Lagerungsverhältnisse zu projectiren, welche natürlicher Weise nur ganz hypothetischer Natur sein können. Da nämlich der wahre Sachverhalt nicht mit Sicherheit zu ermitteln war, kam es nur dar- auf an, mit dem gegebenen Materiale das Mögliche zu versuchen. Die einzelnen Thatsachen für diesen Versuch werden dem Leser im Anhange unter den Bohrtabellen gegeben, während die Karten die- selben in einem Bilde zusammenfassen sollen. Aus den Bohrresultaten geht so viel unzweifelhaft hervor, dass in dem abgegrenzten Gebiete unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ die productive Steinkohlenformation ausgeht oder meist unter einer Be- deckung von Unterrothliegendem — theils mit, theils ohne Einlagerung von Orthoklasporphyr in derselben petrographischen Ausbildung wie an allen anderen Punkten unseres Gebietes — ansteht und von dem flötzleeren Sandsteine unterteuft wird. Innerhalb der productiven Steinkohlenformation haben einige der Bohrlöcher auch Bestege von Kohlenflötzen nachgewiesen, eigentliche, geschweige denn abbauwürdige, Kohlenflötze sind leider von keinem der sehr weit von einander entfernten Bohrlöcher aufgefunden worden. Das Studium der eingeschiekten grobstückigen Bohrproben zu den Tabellen lässt keinen Zweifel, dass die durchbohrten Sedimente denen von Wettin, Löbejün u. s. w. vollkommen gleichen. Die in den Bohrlöchern IIIK, IIK, von Cösseln, II6, III 10, IV 15, No. 3 bei Hohnsdorf durchsunkenen Gesteine der oberen Zone des Unterrothliegenden sind bunte, graue, blaue, grüne und meist rothe oder röthliche Schieferthone, Thonsteine und Arkosen. Die Arkosebrocken aus dem Bohrloche IV 15 und II 6 sind z. B. nicht zu unterscheiden von denen des Sterlitzenberges bei Wettin mit rothem Feldspathe, Auch Kalksteine wie bei Wettin haben sich dazwischen, z. B. im Bohrloche IV 15 gefunden. In den Bohrlöchern IIIK, IIK, No. 3 bei Hohnsdorf, in der Kiesgrube bei Cösseln, II5, b bei Werderthau, II 6, III 9, II 10, smd ein oder mehrere Lager von Orthoklasporphyr erbohrt worden. No. II 6, IIK und III 10 haben Fragt. Be (257) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse um Ostrau. 517 ihn nicht durchsunken, obwohl das letztere fast 107 Meter (51 Lachter) tief darin niedergebracht ist. Im Bohrloche III 9 sind 3 Lager durchteuft worden; die oberen Theile des obersten Lagers sind häufig verwittert und von so mürber, sandiger Beschaffenheit und lichten Farben, dass sie irrthümlicher Weise in den Bohrtabellen als Grandgestein oder Sandstein bezeichnet worden sind, was die Einsicht der Bohrproben unzweifelhaft wiederlegt. Die nach dem Grade der Verwitterung sehr mannichfach aussehenden Proben des Orthoklasporphyrs unterscheiden sich in keiner Weise von den bei Löbejün anstehenden oder erbohrten Gesteinen und unterscheiden sich sicher vom oberen Porphyr durch den Mangel an Quarzausscheidungen und durch das Vorhandensein der Kryställchen von Hornblende (?). Die untere Zone des Unterrothliegenden ist in den Bohrlöchern IIIK, I 1, bei Gösseln, II 5, III 9 erbohrt worden und besteht aus den thonigen Sandsteinen; Conglomerate sind auffallender Weise sehr selten erbohrt worden. Die darunter erbohrten grauen und schwarzen Muschelschiefer, Schieferthone Sandsteine, Kalksteine mit oder ohne Bestege sind die der productiven Stein- kohlenformation (Bohrlöcher IVK, IK, Il, 5D, bei Cösseln, I 2, II 5, III 9). Die meist röthlichen Sandsteine und Schieferthone unter diesem rein grauen Gesteinswechsel in den Bohrlöchern I 1, I 2, II 5, III 9, können aus Analogie mit Wettin und Löbejün nur als flötzleeres Liegendes angesehen werden. Mit diesen Resultaten ist nun durchaus nicht der Beweis geführt, dass in dem sehr grossen Gebiete, in dem hier die Steinkohlen-For- mation nachgewiesen ist, es vollständig an Abbaufeldern fehlt; im Gegentheile, nach den mehrfachen Erfahrungen in Wettin, Löbejün, und Plötz, wo viele verdrückte Kohlenfelder und zahllose Sprung- felder mitten im besten Grubenfelde liegen, und wo durch Zufall ge- rade manche Schächte und Bohrlöcher in das flötzleere Sprungfeld und nicht in das ringsherum gelegene Kohlenfeld getroffen sind, hat man zu der Hoffnung volle Berechtigung, dass dieses grosse und günstige Feld, wie so manches andere, der Zukunft und den Nachkommen vor- behalten ist. Von den nach hierher fortschreitenden Grubenbauen von Löbejün und Plötz ist am besten die Untersuchung dieser Gegend zu erwarten, weniger durch weit auseinander liegende Bohr- löcher!), wie die bisherigen vergeblichen Bemühungen genugsam ge- . zeigt haben. In einer Examenarbeit über diese Frage nimmt Br. Scmorz?) ebenfalls an, dass innerhalb des von den genannten Bohrlöchern beherrschten Terrains die Steinkohlenformation entwickelt sei, glaubt aber, dass ausgebildete Flötze darin 1) Vergl. Wacner-Gemurz, Steinkohlen Deutschlands, I. S. 101. 2?) Acten des Oberbergamtes zu Halle a. d. Saale. 34 518 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (258) entweder ganz fehlen oder nur auf so unbedeutenden Flächen abgelagert seien, dass auch, wenn sie erbohrt wären, schwerlich ein rentabeler Bau auf ihnen ge- führt werden könne. Er räth deshalb, die Bohrlöcher einzustellen und keine neuen Versuchsarbeiten zu eröffnen. Das ausgiebige Grubenfeld von Plötz, das man mehrfach zwischen je 3 oder 4 Bohrlöcher der Mansfelder ewerkschaft legen könnte, widerspricht der hoffnungs- losen Ansicht von Scuorz am besten, nicht minder die grosse Entfernung der Porphyre von einander, und manche anderen Gesichtspunkte. Die wenigen Bohrlochs- und Tagesaufschlüsse unter der jungen Bedeckung sind schon genügend, um sich ein ungefähres Bild von der Fortsetzung der Löbejüner und Plötzer Lagerungsverhältnisse nach Osten zu entwerfen. Den Fuhnersattel kann man aus der Gegend zwischen Plötz und Löbejün bis fast nach Göttnitz nach Osten hin verfolgen. Die Sattellinie scheint sich geschlungen von dem Bohr- loche I aus über Werderthau nach Göttnitz zu ziehen und nach Osten allmählich einzufallen, so dass von Westen her, wo noch das flötzleere Liegende unter Tertiär ausgeht, immer jüngere Schichten sich darüberlegen bis zum obersten Unterrothliegenden, das somit: im Norden, Osten und Süden vom oberen Porphyr bedeckt wird. Wie in die westliche Hälfte des Fuhner Sattels die Mulden von Löbejün und Plötz sich einsenken, so kann man ähnliche Mul- den in der östlichen Hälfte durch die Niveauverhältnisse der Bohr- löcher nachweisen, z. B. die Öösselner-Mulde zwischen Cösseln, Hinsdorf und Werderthau auf dem Nordflügel des Fuhnersattels und innerhalb dessen Südflügels zwischen Plötz und Kaltenmark die Kaltenmarker-Mulde, nördlich von Drehlitz die Drehlitzer- Mulde, und zwischen Ostrau, Werderthau und Drehlitz die Os- trauer-Mulde. i. Die Steinkohlenablagerungen von Domnitz. Zwischen den Dörfern Domnitz, Schlettau, Dalena und der Stadt Löbejün vermuthete schon 1824 von Verruem die Steinkohlenfor- mation, d. h. die unterirdische, möglicherweise bauwürdige Verbin- dung der Wettiner und Löbejüner Steinkohlenablagerungen'). Deshalb wurden hier in den Jahren 1835 bis 43 manche Bohrlöcher und Schürfe gemacht. Einige trafen gleich unter dem „aufgeschwemmten !) Vergl. auch von Seckesvorr, Karsren’s Archiv. Bd. IX, Heft 2. 1836. S. 310. vz (259) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Domnitz. 519 Gebirge“ das Steinkohlengebirge (Bohrloch d, b, k, m), Einige erst unter dem Unterrothliegenden (Bohrloch e, No. 3), Andere nur das Unterrothliegende (Bohrloch c), noch Andere fanden nur Mittelroth- liegendes, (Bohrloch bei Dornitz, i, No. 5, f, g, h, No. 4, a, No. 2, o. n). weil sie nicht tief genug getrieben wurden. Die Gesteine des Mittelrothliegenden in den Bohrlöchern müssen nach den darüber geführten Acten den Gesteinen gleichen, welche bei Schlettau, Gott- gau, Dalena, Dornitzu.s. w. anstehen. Es sind lebhaft rothe Schieferletten, Sandsteinschiefer, feine bis grobe Mühlsteinsandsteine von weisser, grauer und rother Farbe und mit Uebergängen in Conglomerate. Durchsunkene Kohlenbestege in grauen Sandsteinen und Schieferthonen machen die Erbohrung der productiven Steinkohlenformation in den Bohrlöchern e, d, b, No. 3, k, m, unzweifelhaft!) Die bunten, „rothmelirten“ Gesteine zwischen den intensiv eisenrothen Schichten des Mittelrothliegenden und den grauen Steinkohlen- schichten können nur das Unterrothliegende repräsentiren. Die im Bohrloche No. 3 bei ca. 127,6 Meter (61 Lachter) Teufe unter den grauen Steinkohlenschichten erbohrten rothen thonigen Sandsteine dürften wohl als das flötzleere Liegende zu betrachten sein. Alle hier erbohrten Gesteine sind in den letzten 30 Jahren und schon während der Erbohrung sehr verschieden ausgelest worden. Immer waren im Bergamtscollegium die extremsten Ansichten: „Hohes Hangendes und tiefes Liegendes“ vertreten, was die Fortbhohrung der meisten Bohrlöcher hemmte und die Fortsetzung der nicht hoffnungs- losen hiesigen Versuchsarbeiten hintertrieb. Trägt man die Niveauverhältnisse und Ergebnisse dieser Boh- rungen auf die Karte, so ergiebt sich zwischen Domnitz und Schlet- tau das Vorhandensein eines von Südwesten nach Nordosten streichen- den Sattels, der unter dem Mittelrothliegenden, das fast ganz die dortige Gegend bedecken dürfte, an einer, wie es scheint, nicht grossen Stelle das Unterrothliegende und die productive Steinkohlenformation unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ ausgehen lässt. Diese Sattelung liegst gerade in der Fortsetzung des Sattels, den’ man um Schlettau zu Tage beobachten und bis Kattau verfolgen kann. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit des so eben aus den Bohrresultaten construirten Sattels.. Dieser Sattel ist 1) Nach einer alten Actennotiz soll in der Nähe des Bohrloches No. 3 1785 ein Schacht abgeteuft worden sein, der schon im 12. Lachter „das blaue Kohlen- dachgestein mit Pfllanzenabdrücken“ erhalten hatte, die zur Zeit des Bohrlochs- betriebes noch auf der Halde zu sammeln gewesen sein sollen. 34* 520 IV. Specielle Lagerungs verhältnisse. (260) schon früher der Domnitz-Kattauer Specialsattel genannt worden'). Zwischen ihm und der ihm parallelen Grenze des unteren Por- phyrs liegt noch die Domnitz-Gottgauer Special-Mulde.?). k. Die Bohrungen bei Neutz. Ganz zufällig will Marrını in Rothenburg bei seinen „wunder- lichen“ Bohrungen nach Steinkohle auf dem Plateau des unteren Porphyrs an der Magdeburg-Leipziger Chaussee zwischen Neutz und Naundorf, am sogenannten Sattel, 1856 und 1857 rings von unterem Porphyr umgeben in einigen Bohrlöchern Sedimente erbohrt haben, die ich nach den Angaben der unten mitgetheilten Bohrregister und der Bohrmeister nur für die Gesteine der oberen Zone des Unterroth- liegenden halten kann. Bei vorausgesetzter Richtigkeit dieser Angaben und Auslegung kann man diese Sedimente nur als eine Scholle Unterrothliegendes ansehen, die von der, über unsere Gegend hinfort gegangenen Denu- dation verschont geblieben ist, während ringsherum auf dem Plateau (les widerstandsfähigen Porphyrs die zerstörbaren Sedimente entfernt worden sind. Für die Richtigkeit dieser Auffassung spräche noch der Umstand, dass diese Partie gerade topographisch geschützt in einer Niederung innerhalb des Porphyrplateaus liegt. Nach Nordwest und Südost steigt das Letztere nämlich wellenförmig ein wenig an und nach Westen und Osten hat es kaum eine Neigung, so dass in dieser nassen Nie- derung mehrere Bäche entspringen. Die für Unterrothliegendes zu haltenden Sedimente sind nicht durchbohrt worden, man ist weder auf das vielleicht darunter liegende Steinkohlengebirge, noch auf den ganz sicher darunter anstehenden unteren Porphyr gekommen. Eine dieser Scholle ganz ähnliche, nur vielleicht kleinere, eben- falls von den Gesteinen der oberen Zone des Unterrothliegenden ge- bildete Insel, ringsum von unterem Porphyr umgeben, ist zu Tage zu i) Verel. 1, S 5, S. (20). ?) Ebendaselbst. En nn (261) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse bei Neutz. 521 beobachten am linken Saalufer zwischen Lettin und Bad Neura- &ozz1. Analoge, nur halbinselartige Schollen von Unterrothliegendem auf dem Porphyrplateau sind ferner noch zu Tage nachgewiesen zwischen Döblitz a. d. Saale und Gimmritz südlich von der Dobbertshau, sowie zwischen Friedrichs-Schwerz und Brach- witz unweit der Schwerzer Windmühle. Diese 3 letztgenannten Schollen liegen aber, gegenüber der von Neutz, dem Sedimentzuge um den Porphyrstock ungleich näher und sind deshalb im ersten Augenblicke nicht in dem Masse be- fremdlich, wie diese. 1. Die Steinkohlenablagerungen von Giebichenstein gehören zum östlichen Halleschen Hauptsattel und waren dort lange die einzig bekannten desselben. Sie sind auch noch jetzt die ein- zigen, welche flötzführend sich erwiesen und in früherer oder späterer Zeit Bergbauversuche veranlasst haben. Die älteren Versuche in der Mitte des vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts sind von v. Verruem!) so ausführlich beschrieben worden, dass ich seine Angaben zur Construction der Karte und des Profiles benutzen konnte; nur darf man dabei nicht vergessen, dass v. Verrueım unser Unterrothliegendes mit zum Steinkohlengebirge rechnete, so dass er an mehreren Stellen um Giebichenstein von Letzterem spricht (z. B. nördlich und nordwestlich vom Galgenberge?). Diese Bergbauversuche bewegten sich im Steinkohlengebirge süd- lich von dem unteren Porphyr, der hier an seinem Westende als schmaler Rücken durch Giebichenstein zieht. Man hatte nämlich aus der Schlucht zwischen Reilsberg und Reichardts- (jetzt Schmelzers-) Garten, in der seit einigen Jahren das Bad Witte- kind liegt, mittelst eines Stolln nach Süden durch den unteren Porphyr das Steinkohlengebirge vom Liegenden aus angefahren und !) Manuscript und Leonhards Taschenbuch d. Min. XVI. 1822. 2) Diese „gelblichgrauen, auch röthlichen Sandsteine“ enthielten in einem v. Verruem’schen Schurfe am Wege von Giebichenstein nach der Seebener-Berg- schenke Lagen von kohligem Schieferthone mit Kohlenspuren (Bestege) [Manuser. 172], also wie manche Arkosen und Thonsteine in Wettin. 522 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (262) zu bauen versucht theils inner-, theils oberhalb des Reichardt'schen Gartens. Die Flötze hatten sehr geringe Ausdehnung; grösstentheils bildete die Kohle nur einzelne Nester im Schieferthone. Im Stolln lag über dem plattenförmig, parallel der 10-25. Grad einfallenden Grenze abgesonderten unteren grünschwarzen Por- phyr unmittelbar ein 0,13 — 0,16 Meter schmales Flötzchen von „mürbem mit Thon gemengtem, faserigem Anthracit mit einzelnen Stücken Holzkohle“ oder von „milder staubiger Kohle, welche Herr v. Verrmem Russkohle nennt, und die einzelne feste Stücke umschloss, welche sich der Glanzkohle näherten.“') Darüber liegen „grüngraue sandige schiefrige 'Thonsteine mit glatten, schliffigen Ablosungsflächen“ und „dunkle thonige und kohlige Sandsteine mit vielem weissem Glimmer“, dann folgen dunkele sandige Schieferthone mit mehreren Kohlennestern, von denen das Eine, bis 2 Meter (1 Lachter) mächtig, zum Theil abgebaut worden ist, und mit 2—3 Zoll mächtigen Lagen von Brandschiefern. Die Kohle nennt von Verreem eine zur Blätterkohle sich neigende Schieferkohle. Pflanzen- abdrücke im Schieferthone sind keine Seltenheit.) Die Mächtigkeit dieser Steinkohlenschichten wird zu 20,9 Meter (10 Lachter) angegeben. Darüber liegt durch 10,46 Meter (5 Lachter) mächtige Schichten vertreten das Unterrothliegende, nämlich nach von Verraem rother thoniger Sandstein und breccienartiger Sandstein, in denen eine 0,026 Meter mächtige Gangkluft von violblauem Flussspath auftritt. Nach den Tagesaufschlüssen folgen darüber die Thonsteine (Giebichensteiner Marmor?), deren Lage über dem Kohlengebirge v. VeLrHem schon angegeben hat. Noch höher liegen dann die verwitterten und mit Flussspath imprägnirten Porphyrconglomerate von Schmelzershöhe (Reichardts Garten). Die discordante Lagerung der Sedimente zum unteren Porphyr bringt es mit sich, dass südlich vom letzteren die Steinkohlenschichten meist nicht ausgehen. Nach v. Verrsuem soll nur etwas weiter nach 1) Fr. Horrwann, Nordwestliches Deutschland, II, 657. 2) Vergl. oben III, $ 9, S. (116)e. 3) Vergl. oben III, $ 10, S. (164 £. (263) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse von Giebichenstein, 523 Osten an der Chaussee unmittelbar am unteren Porphyr des soge- nannten Rabenköpfchen’s an dessen Ostfusse das Kohlengebirge an- stehen. Die dortigen Schurfversuche bestanden aus einigen wenig tiefen Schächten, von denen sonst nichts bekannt ist. An dieser Stelle ist jetzt der Ackerboden voll Schiefer- und Kohlenstückchen auf zerfallenem Porphyrconglomerate. Die neuen Versuche wurden vom Besitzer des Bades Witte- kind bei dessen Anlage 1848 gemacht und liegen nördlich. von dem schmalen Zuge unteren Porphyrs. | Im Thälchen, in dem das Bad liegt, befindet sich am linken Gehänge der anstehende untere Porphyr und im Bache, sowie am rechten Gehänge am Fusse des Reilsberges haben die Badeanlagen die Steinkohlenformation entblösst. Am östlichen Fusse von Reilsberg gehen die Thonsteine darüber aus und diesen folgen die Arkosen u. s. w.; es wird also hier das Kohlengebirge vom oberen Unter- rothliegenden bedeckt. Am Süd-Fusse desselben Berges dagegen scheint der obere Porphyr direct auf dem Steinkohlengebirge zu liegen. Wo nämlich an diesem Gehänge die Brocken des Kohlengebirges aufhören, beginnen die des oberen Porphyrs; von Thonsteinen habe ich kein Bruchstück finden können. Die Spitze, das Nord- und West-Gehänge vom Reilsberg werden von dem zum Theile silieirten Porphyrconglo- merate und der Nord- und West-Fuss vom Unterrothliegenden gebildet. Die übrigen Lagerungsverhältnisse um Giebichenstein sind schon oben besprochen worden.') Das Steinkohlengebirge im Bade Wittekind besteht aus den typischen, grauen und schwarzen Schieferthonen und Sandsteinen mit Pflanzenresten und nesterartigen Kohlenflötzen, die bei dem Aus- heben der Fundamente für das Kurhaus abgebaut und eine Strecke weit, unter den Reilsberg einfallend, als Besteg verfolgt worden sind. m. Anderweitige Angaben von der Steinkohlenformation in der Gegend von Halle. Nicht unerwähnt für spätere, mir nicht gelungene Nachforschungen will ich einige mir gemachten Notizen des kürzlich verstorbenen Bergwerks-Directors Nehmiz folgen lassen: 1) Vergl. IV. $ 16. S. (221) £. 524 IV. Specielle Lagerungsverhältnisse. (264) 1. In einem Brunnen mit Stolln unter die Saale im Hofe der, auf dem linken Ufer der Saale und in der Nähe des unteren Porphyrs, aber auf Porphyrconglomerat liegenden Schäferei von Cröllwitz soll die Verraeım'sche Zwischenformation, also vermuthlich unser Unter- rothliegendes, unter dem Oberrothliegenden erschroten worden sein. 2. In der Dölauer Heide am Bischofsberge — der Ort ist auf der Karte nicht vermerkt — hat man in einem Bohrloche rothe thonige und sandige Sedimente erbohrt, von denen ich eine Bohr- probe auch zur Ansicht erhielt. Leider war daraus nur zu ersehen, dass die Sedimente zum Unterrothliegenden oder Oberrothliegenden zu gehören scheinen. Mit Bestimmtheit war der Entscheid zwischen beiden nicht zu fällen, was um so bedauerlicher ist, als das Bohr- loch gerade in der, wegen der jüngeren Bedeckung unbekanntesten Gegend unseres Gebietes steht. Die allgemeinen Lagerungverhältnisse und die Beschaffenheit der Bohrprobe sprechen am meisten für Unter- rothliegendes, welches unter der sich hier aushebenden Halle’schen Hauptmulde von oberem Porphyr unter dem Tertiär ausgehen und den nördlichen Halle’schen Hauptsattel mit dem östlichen zwischen Dölau und Giebichenstein verbinden würde. Fernere Bohrungen und Untersuchungen werden auch einmal diesen Theil klar legen, der ein besonderes Interesse erlangen dürfte, weil es schon jetzt den Anschein hat, als ob eine grosse Verwerfung, von Dölau nach Halle streichend, mit südlichem Einfallen unsere älteren Gebilde in ziem- lich gerader Richtung abgeschnitten und die jüngeren Triasgebilde daran geworfen habe. Von Dölau an nach Halle zu treten näm- lich die Schichten des oberen Buntsandsteins und des unteren Muschel- kalks unseren älteren Bildungen so nahe, dass für eine volle Ent- wickelung der untersten Trias und des Zechsteins, selbst bei steilem Einfallen, nicht genügend Raum sein dürfte, und in der Stadt Halle stossen die Schichten des mittleren Buntsandsteins an das Oberroth- liegende oder hie und da an den unteren Zechstein. Im sogenannten Fürstenthal-Bade, unmittelbar am Fusse der aus Porphyreonglomerat bestehenden Felsen der Moritzburg und des Jäger- berges in Halle, hat man nämlich im dortigen Soolbohrloche die Sand- steine des mittleren Buntsandsteins erhalten. Die Grenze zwischen Por- phyreonglomerat, auf dem die Nordost-Hälfte der Stadt steht, und dem (265) $ 17. Specielle Lagerungsverhältnisse um Giebichenstein. 595 mittleren Buntsandsteine, der vielfach mit Tertiär bedeckt die Südwest- Hälfte der Stadt trägt, lässt sich ferner gut durch die Stadt verfolgen. Die Brunnen im Domhofe und im Gasthofe zu den 5 Königen in der kleinen Ulrichsstrasse trafen” den Buntsandstein, während die Fundamente des unweit befindlichen Gasthofes zur Stadt Zürich im Porphyreonglomerate stehen sollen. Der nördliche Theil des Stadtgottesackers liegt auf Porphyrcon- glomerat, ein Brunnen in seiner südlicheren Hälfte stand unter Dilu- vium im mittleren Buntsandsteine. Nur in den alten Soolbrunnen am Markte, in den Kellern: der unteren Klausstrasse und in den Fundamenten der Saalbrücken vor dem Klausthore hat man über dem Porphyreonglomerate und unter dem Buntsandsteine die Zechsteinforma- tion kennen gelernt, in der, oder in deren Nähe die Halle’schen Soolen entspringen. 3. Wie schon oben mitgetheilt!), hat man in der unmittelbarsten Nähe von der Stadt Halle ganz zufällig bei einem Bohrversuche No. 2 auf Braunkohle in der Muthung Wilhelm bei Halle 1865 und zwar da, wo man zuvor sie niemals gesucht hatte, die Steinkohlenformation unter dem „aufgeschwemmten Gebirge“ getroffen. Im Folgenden gebe ich darüber eine den Acten des Geschworen- Reviers „Westlich Halle“ entnommene Bohrtabelle der Steinkohlen- Muthung Barbara des Grubenbesitzers Gruneberg in Halle. Das Bohrloch liegt ausserhalb unserer Karte, in der Feldmark Halle, an der Nord-Ost-Ecke des neuen Kirchhofes, von dem dort stehenden Grenzsteine in hor. 2,40. 45'/2 Lachter entfernt:?) 3 Lachter °/s Lachter — Zoll Diluvium; 8 » ?/g » Zu, Tertiär ; = 18 » — „ Aunkelblauer, fester Schieferthon; — a Dig % 5 „ blauer Thon; _ „7 S 4 „ schwarzer und blauer, fester Schieferthon; _ 528 er 2 „ schwarzblauer, fester Schieferthon ; —_ „7 R 5 „ dunkelblauer, fester Schieferthon mit blaubraunem Sandstein ; — ls 5 8 „ dunkelbrauner, fester Schieferthon ; 14 Lachter !/a Lachter 1 Zoll. ) Vergl. I. $ 5, S. (25). 2) Wie alle folgenden Bohrtabellen gebe ich auch diese noch in den alten Längenmaasen (Lachter, Achtel, Zoll) an. 526 14 Lachter Specielle Lagerungsverhältnisse. (266) Zoll Transport. IV. !/s Lachter 1 Year: al Tale Y ” 4 » Is D) 2 3/8 » 1, Zr ” 6 ” Sc ” 6) ” En 4/g ” I, 35 ” 3 » = 8 PS.) 5/8 ” ER SE B>) B) » or b2) B) ” FE ” 4 ” Ba ein u ” 4 ” Br m 0 \/g SEWIT RR 2 zye „ B) » 1/s N) a 28 En Wing ES, b5) { ” u » 2 b) 57 ” 6 » lg $) 4 » l/g ” 2 » 1/8 N 4/g NE) 3/8 b>) 1 6) Ir » 9 » >> ” 2 „ Fr „ 4 » a, ” B) ” ww » 6 » ee er Se ” 6) ” ee Me Te » 9 ” va » 7 ” U Be May an En dunkelbrauner, fester Schieferthon mit Glimmer; blauer Schieferthon mit Schwefelkies; graublauer, sandiger Thon; schwarzblauer, fester Schieferthon mit Schwefelkies; Steinkohlen; dunkeler Schieferthon; > » mit Kohlenspuren; > rn ohne 3 griesige Steinkohlen; schwarzblauer Schieferthon mit Kohlenspuren ; = n ohne R : „ „ mit » 5 dito sehr, fest; dunkeler Schieferthon ohne Kohlenspuren ; dunkelblauer Schiefer; blaurother Schieferthon ; hellblauer, fester Schieferthon; dunkelblauer, fester Schieferthon ; blaubrauner, fester Schieferthon ; a ” ® mit Schwefelkies ; ” „ 5 mit Gliminer ; dunkeler, fester Schieferthon; dito mit Kohle; dunkler Schieferthon ; heller Schieferthon mit Schwefelkies; schwarzer Schieferthon mit Kohle; blaubrauner Sandstein ; graubrauner fester Schieferthon; dunkelblauer „ > 5 dunkler, fester Schieferthon mit Kohle; schwarzbrauner, fester Schieferthon mit Kohle; Steinkohle mit Schieferthon; griesige Steinkohle; dunkeler Schieferthon mit Kohle; dunkeler Schieferthon ; ” ” ’ dunkeler Schieferthon mit Kohlenspuren ; 5 = „ bräunlichem Anflug; 2 “ „ Kohlenspuren; sehr fester Schieferthon ; = R = mit Kohlenspuren ; 5 > ohne ir ar ” 22 Lachter NE Ze 4/3 Lachter 2 Zoll.!) !) C. Ziseren, Zeitschr. f. d. gesammten Naturwiss. Halle XXXIV. S, 312 £., giebt etwas andere Schichtenfolge und grössere Teufe (32Y/2 Lachter) für dieses Bohrloch an. (267) 3 17. Specielle Lagerungsverhältnisse bei Halle a. d. Saale. 5927 Die günstige örtliche und geognostische Lage dieses Fundes von Besteg-reichem Steinkohlengebirge in so geringer Teufe ist so viel versprechend, dass man bedauern und sich wundern muss, dass der Besitzer der Muthung nicht schon längst mit kleinen Grubenbauen zur Untersuchung des Feldes vorgegangen ist. | Ohne Zweifel liegt dieses Steinkohlengebirge auf dem Südflügel des östlichen Halleschen Hauptsattels und hängt mit demjenigen unter Schmelzershöhe bei Giebichenstein im Streichen zusammen, überlagert vom Unter- und Oberrothliegenden.') 1) Vergl, das Uebersichtsblatt. 528 V. Alter der Eruptivgesteine. (268) V, Alter der Eruptivgesteine. Zum Schlusse dieser Arbeit, nachdem der Leser die Petrographie, die Lagerungsverhältnisse und das Alter der sedimentären Gesteine kennen gelernt hat, kann das Alter der dazwischen liegenden Eruptiv- gesteine besprochen werden, das schon seit den Arbeiten von Verr- HEIMS, also seit mehr als 50 Jahren, ventilirt worden ist, ohne dass dadurch ein allseitig befriedigendes Resultat gewonnen worden ist. Abgesehen von dem Orthoklasporphyr, dessen Alter die meisten früheren Autoren unbesprochen liessen, meist wohl, weil sie ihn nur als eine quarzarme Varietät des kleinkrystallinischen Porphyrs!) an- sahen, mithin das Alter dieses stillschweigend auf jenen übertragen zu haben scheinen, und dessen Alter schon in einem früheren Ab- schnitte dieser Arbeit?) besprochen worden ist, haben bisher alle Geologen den beiden Varietäten des hiesigen Porphyrs, dem gross- und dem klein-krystallinischen, eine eigene und verschiedenalterige Bildung zugesprochen, weil Beide bei ihrer durchgreifenden, charak- teristischen petrographischen Verschiedenheit auch stets in ihrem Vor- kommen geschieden erscheinen, sich niemals mit einander vermischen oder sich gegenseitig berühren und weil sie beständig in denselben Lagerungsverhältnissen übereinander vorkommen. v. VELTHEIM, in seinen Werxer’schen Ideen von der sedimentären und hydatogenen Natur der Eruptivgesteine, musste folgerecht den stets unter der Steinkohlenformation, resp. „Zwischenbildung“, vor- kommenden oder den gross-krystallinischen Porphyr für den älteren, den stets über diesen Sedimenten liegenden oder klein-krystallinischen für den jüngeren halten und nannte danach die beiden Varietäten. I) Vergl. Fr. Horrmass, Nordwestl, Deutschland, II, S. 656, 2) Vergl. oben Ill, $ 10, S. (153) f. jet (269) V. Alter der Eruptivgesteine. 529 Fr. Horrmans, der die eruptive und pyrogene Natur der Por- phyre anerkannte, äussert sich direet gar nicht über das Alter der- selben'). Aus dem Umstande aber, dass er die Bezeichnung der beiden Varietäten als unteren und oberen Porphyr für passender vorschlägt, geht hervor dass er entweder an keine Altersverschiedenheit derselben, oder an ein umgekehrtes Alter, als v. Verrueım annahm, dachte. Anprae?) bedient sich der Horrmanwsschen Namen, „um keine Altersverschiedenheit auszudrücken, welche beide Varietäten höchst wahrscheinlich nicht haben, und, wenn es der Fall sein sollte, da An- zeichen vorhanden sind, welche eher ein umgekehrtes Verhältniss be- kunden“, als v. Verrmmeım annahm. Trotzdem erhielten sich in dem Gefechte um das Alter der Porphyre die beiden von Vrrruzm’schen Namen hier als die gebräuchlichsten. Auch ich bin in dieses Gefecht eingetreten und habe für das höhere Alter des unteren Porphyrs eine Lanze gebrochen?), muss aber jetzt nach diesen neuen, ungleich eingehenderen Untersuchungen offen eingestehen, dass ich damals eine falsche Sache,* allerdings in bestem Glauben, verfochten habe. Damals ging ich nämlich aus von der mir mitgetheilten, aber nicht von mir selbst geprüften Discordanz der productiven Stein- kohlenformation gegen das Rothliegende*) und von der früher allge- mein gehuldigten Ansicht, die Translocation der Sedimente müsste durch den Ausbruch eines Eruptivgesteins im Allgemeinen und im Speciellen durch dasjenige erfolgt sein, das in den (oder in der Nähe der) aufgerichteten Schichten bekannt ist — also im vorliegenden Falle von einem der hiesigen Porphyre. Desshalb glaubte ich mich früher berechtigt zu der Behauptung, dass der untere Porphyr das Steinkohlengebirge vor der Bildung des Rothliegenden gehoben, zerrissen, bei Löbejün sogar überwerfend zusammengerollt haben müsse, weil der obere Porphyr nachweislich jünger sei, als unser jetziges Mittel- rothliegendes und weil das Unterrothliegende zum Theile (Arkosen- und Thonsteinzone) aus jenem hebenden Porphyr durch Zertrümmerung !) Nordwestl. Deutschland, II, 627. 2) Text zur Karte, S. 28. 3) Zeitschrift der deutsch, geolog. Gesellschaft, 1864, S. 369; Anmerkung. 4) Vergl.”oben IV. $ 16. S. (222) ff. 530 V. Alter der Eruptivgesteine. (270) hervorgegangen sein müsse. Ueber das Alter des oberen Porphyrs sprach ich mich damals nicht mit Gewissheit aus. Durch die Beweisführung: 1. dass alle besprochenen Sedimente concordant unter sich sind), 2. dass sie nicht einzeln durch ein Eruptivgestein, am wenigsten durch einen der drei hiesigen Porphyre, sondern alle zusam- men erst nach der Kreideformation durch unbekannte unter- irdische Kräfte translocirt worden sind?) und 3. dass die obere Zone des Unterrothliegenden —- die Arkosen und Thonsteine — nicht aus den quarzführenden Porphyren entstanden sein kann, sondern nur durch Zertrümmerung des Orthoklasporphyrs von Löbejün?®), sind meine früheren Folgerungen zusammengefallen. Schon vor mir — ich kannte aber die Arbeit damals nicht — war Menxer 1356 in seiner Examenarbeit über den Neutzer Zug durch Betrachtung der Sprünge in der Steinkohlenablagerung von Wettin?) zu der Ansicht gekommen, der untere Porphyr sei älter als der obere. Der Erstere hätte nämlich gleich nach dem Absatze der productiven Steinkohlenformation dieselbe bei seinem Ausbruche in Längsfelder zerrissen und treppenartig verworfen, während der obere Porphyr weit später die Steinkohlenformation zugleich mit einem Theile des Rothliegenden in Querfelder zerrissen und treppenartig verworfen hätte. Die Unrichtigkeit dieser Beweisführung folgt aus der widerlegten Hebungstheorie der Eruptivgesteine aus der oben gegebenen Erörterung der Sprungverhältnisse5) und aus den Lagerungsverhältnissen. Gegen die Mzuser’sche Ansicht, die Melaphyre (Orthoklasporphyr) von Löbejün seien jünger als der obere Porphyr, hat sich schon Bresrau in den Acten aus- gesprochen. In seiner Arbeit für die Gemırz’sche Geologie der Steinkohle®) erörtert Wacner ebenfalls das Alter der Porphyre. Ausgehend von gewissen, nicht richtigen Beobachtungen an dem !) Vergl. oben IV. $ 16, S. (220) ff. 2) Vergl. oben ebendaselbst. 3) Vergl. oben III. $ 10, S. (152) f. 1) Vergl. oben IV. $ 17, S. (238): 5) Vergl, oben IV. $ 17, S. (238) £. Le. LS. 92, (271) V. Alter der Eruptivgesteine. 531 schönen Profile an der Saale unterhalb von Wettin an der Amts- mühle') aus dem Unterrothliegenden bis in den Buntsandstein, nämlich: 1. die Porphyrgeschiebe im dortigen Oberrothliegenden stamm- ten nicht vom oberen Porphyr unserer Gegend ?), DD die Zechsteinformation und das Öberrothliegende seien zu der darüber folgenden Trias discordant?), und 3. von der Erhebungstheorie der Porphyre*), giebt Wacner dem oberen Porphyr das Alter zwischen Zechstein- formation und Trias. Ferner fussend auf die Resultate von Mer- ner in Bezug auf die Sprünge?) und auf die Annahme, nur die „Jüngeren Sprünge“ seien aus der Steinkohlenformation durch das gesammte Rothliegende und die Zechsteinformation zu verfolgen, während die „älteren“ auf die Steinkohlenformation beschränkt seien, hält Waener den unteren Porphyr für älter als das Rothliegende. Meine Absicht ist es nun, an der Hand der oben gewonnenen Beobachtungen und Resultate noch einmal den Versuch zu wagen, das Alter unserer Eruptivgesteine zu ermitteln. Direete Beweise für das gegenseitige Alter der beiden Porphyr- varietäten, etwa Gänge oder Einschlüsse der einen in der anderen, sind niemals beobachtet worden;. beide Varietäten treten sogar nie- mals mit einander in Berührung. Es müssen also indirecte Beweise beigebracht werden. Abgesehen von den Thonsteinen und Arkosen der oberen Zone des Unterrothliegenden, die aus Zertrümmerung eines Porphyrs und zwar nachweislich®) aus der des Orthoklasporphyrs gebildet wurden, sind die Sedimente, älter als das Oberrothliegende, hier nicht aus Zertrümmerung von porphyrischen Gesteinen, geschweige von den beiden hiesigen Porphyrvarietäten, entstanden. Bis zum Schlusse des Absatzes vom Mittelrothliegenden gab es also hier noch keine anderen 1) Vergl. oben III. $ 13, S. (208) 2) Vergl. oben III. $ 13, S. (208) 3) Vergl. oben IV. $ ) 1) Vergl. oben IV. $ 17, S. (237) °) Vergl. oben IV. $ 17, S. (235) 6) Vergl. oben III. $ 532 _V. Alter der Eruptivgesteine. (272) Porphyre als den Orthoklasporphyr. Das Oberrothliegende hebt da- gegen nicht nur gleich mit Porphyrtrüämmergesteinen, besonders Con- glomeraten an, sondern besteht fast nur aus denselben, und es unter- liest keinem Zweifel, dass das Oberrothliegende hiesiger Gegend aus unseren zwei Porphyren fast ausschliesslich gebildet ist.!) Da ferner der kleinkrystallinische Porphyr stets auf den porphyr- freien Sedimenten concordant aufliegt und von seinen Trümmerge- steinen der Regel nach concordant überlagert wird, geht mit voller Gewissheit hervor, dass der obere oder kleinkrystallinische Porphyr das Alter zwischen Mittel- und Oberrothliegendem hat, also einen Oberflächenerguss auf Mittelrothliegendem, oder, wo dieses fehlt, auf dem Unterrothliegenden bildete, Weil nun auch der untere oder grosskrystallinische Porphyr sich ebenfalls nicht in älteren Sedimenten verarbeitet findet, dagegen im Oberrothliegenden in demselben tiefsten Niveau wie der obere Por- phyr und öfters mit diesem untermischt sich findet, gewinnt es mehr als blos den Anschein, wie Anprae?) schon andeutet, dass beide Porphyre gleichzeitige Eruptionen gehabt haben, mithin gleichalterig sind. Höchst interessant ist dann gewiss der Umstand, dass sich beide Eruptionsmassen räumlich überall getrennt halten, obwohl beide an die Erdoberfläche gelangt sind, denn sonst könnte das gleich nach oder bei der Eruption gebildete Oberrothliegende nicht von Anfang an aus beiden Varietäten bestehen; in der Nähe der Einen vorherrschend aus Dieser, in der Nähe der Anderen vorwaltend aus Jener, und wo beide Porphyre Nachbarn waren, aus beiden zugleich. In der Erdrinde liegen Sedimentglieder zwischen ihnen und: auf der Erdoberfläche sind sie nicht zusammengeflossen, obwohl sie meist sich sehr nahe treten. Während der obere Porphyr vorherrschend ein Oberflächenerguss ist, der natürlicher Weise mittelst Gängen irgendwo mit dem Erd- innern communiciren muss, scheint der untere Porphyr dagegen eine fast ganz unterirdische, discordant in die Sedimente gedrungene Masse zu bilden. Besonders durch diese verschiedene Ablagerungs- !) Vergl. oben III. $ 13, S. (194) ff. ?) Text zur Karte, S. 28. /t ie Ah (273) V. Alter der Eruptivgesteine. 533 art haben sie sich wohl räumlich getrennt gehalten, trotz ihrer Gleich- alterigkeit im grossen Ganzen, denn eine kleinere Ungleichheit des Alters ist mit dem Gesagten nicht nothwendig ausgeschlossen. Diese verschiedene Ablagerungsart ist nun wahrscheinlich auch die Ursache von der durchgreifenden, petrographischen Verschieden- heit der beiden Porphyre. Der obere Porphyr musste als Oberflächen- erguss, d. h. als mehr oder weniger dünne Platte an der kalten und rasch erkaltenden Erdoberfläche, rascher erkalten als der untere, Por- phyr, dessen geschlossene, stockartige, dicke Masse in der warmen und schlechter die Wärme leitenden Erdrinde nur langsam erstarren konnte. Der obere Porphyr konnte deshalb meist nur kleine Ausschei- dungen in einer sehr dichten Grundmasse und der untere Porphyr musste viel grössere Krystalle in einer weniger dichten Grundmasse erhalten. Die mehrfach erwähnte Consequenz in den Lagerungsverhältnissen bedingte die durchgehende Stetigkeit der petrographischen Verschie- denheiten, die ich schon früher!) nur als das Resultat einer verschie- den erfolgten Erstarrung bezeichnet habe, und welche noch Niemand hat leugnen können, obgleich es kleine Stellen giebt, an denen die Ausscheidungen des unteren Porphyrs hie und da kleiner und die des oberen grösser als gewöhnlich sind.?) Die 3 Eruptivgesteine sind also: 1. Orthoklasporphyr, Oberflächenerguss vom Alter zwischen der unteren und oberen Zonedes Unter- rothliegenden; 2. Grosskrystallinischer Porphyr, intrusiver stock- artiger Lagergang im Rothliegenden und in der Steinkohlenformation vom Alter zwischen dem Mittel- und Oberrothliegenden; 3. Kleinkrystallinischer Porphyr, Oberflächenerguss vom Alter zwischen dem Mittel- und Oberroth- liegenden. I) Zeitschrift der deutsch. geol. Gesellschaft, 1864. S. 417. °®) Ebendaselbst S. 460. 534 Im Folgenden gebe ich die Quellen der benutzten unterirdischen Hauptaufschlusspunkte an, um spätere Forscher in der hiesigen Gegend von meiner Interpretation derselben unabhängig zu machen und um sie ihr eigenes Urtheil bilden zu lassen, ohne die mir auf- erlest gewesene Mühe zu haben, das zerstreute Material dazu noch einmal sammeln zu müssen. Zur leichteren Auffindung der Bohrlöcher auf der Karte einerseits und der Bohrlochstabellen andererseits theile ich die Bohrlöcher in folgende 7 Gruppen: 1. Gruppe Wettin, Dössel, Neutz. 2. 3. 4. 5. 6. T Innerhalb jeder Gruppe ist die Reihenfolge der Bohrlöcher eine mit den Meridianen von Westen nach Osten fortschreitende und auf demselben Meridian ‘eine von Norden nach Süden folgende. ” ” ” VI. Bohrtabellen. (274) VI. Bohrtabellen. Domnitz = Schlettau. Neutz, Deutleben, Döblitz, Friedrichs - Schwerz, Brachwitz, Gimmritz, Lettewitz, Priester, Naundorf Löbejün. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf, Cösseln, Hohnsdorf. Dölau, Klinke, Morl, Blonsberg. Giebichenstein, Tornau, Inwenden, Wurp, Plössnitz. f (275) $ 1. Wettin, Dössel, Neutz. 535 g1. Gruppe: Weftin, Dössel, Neutz. i Leht.|Acht.|Zoll‘)] | 1.1) Bohrloch m. Nordwestlich von Dössel, 54 Lachter in Ost hor. 0,41/, von k entfernt. 1| 3| —| Diluvium. = 2|- | Unterrothliegendes. | rothes, thoniges Gebirge. 1 | 507 DIET. rothes, thoniges, etwas sandiges Gebirge. an 7 2. Bohrloch k. 1520. Nordwestlich von Dössel, 162°%4 Lachter von i in West hor. 10,7 entfernt. 1| 4 | — | Diluvium. = | 4| 8| Dnterrothliegendes. gelb, roth und blau melirter Letten. er 5 Besteg. | —ı 11 — blau melirter Letten. — | ll 4) roth und blau melirtes Gebirge. —|6| 4 Ai. 86,002. rothes, thoniges Gebirge. =i2]| 2: | 3. Bohrloch I. Nordwestlich von Dössel, 50 Lachter von k in West hor. 0,45/6 entfernt. 1; 1| 4| —| Diluvium. ı — | 3| — | DÜUnterrothliegendes. | rothes Lettengebirge. | N 45 a ra a8 | rothes, thoniges Gestein, 3 | 5| | 4. Bohrloch o. Westlich von Dössel, 50 Lachter von | in West hor. | 0,5V4 entfernt. nal 6 Diluvium. | — | 3| 6 | ÜUnterrothliegendes. gelb und grau melirtes, sandiges Thon- | gestein, \ —| 1/2 graues, thoniges Gestein. — | 2, — | ee rothes, thoniges Gestein. — | 3 | — | obere product. Stein- | grünlich, grau und roth gemischtes Thon- 2 | kohlenformation. gestein. i Bee A| == gelblich, grau und blau gemischtes, thoni- | ges Gebirge. | —|.5 schwärzliches, graues, thoniges Gestein, | —|—-|7 desgl. mit milden Kohlen. j ee. ;6 ae graues, etwas bläuliches, sandiges Gestein. | — | 4| 3 | flötzleere Steinkohlen- | rothes, mit blau gemischtes Gestein. 2 | 6 | 1 | formation. 3. 2. 4. | rothes, thoniges Gestein. Arie | 1) Bei allen Bohrtabellen ist das alte Längenmaass (1 Lachter —= 8 Achtel — 80 Zoll; selten Fuss = 12 Zoll) beivehalten worden. Deshalb steht oben im Texte dieses in Klammer stets neben dem Metermaasse. „ 2) Diese und folgende laufende Nummern beziehen sich nieht auf die Zeichen 4 bei den Bohrlöchern auf der Karte, sondern nur auf diese Tabellen. 5 35* 536 VI. Bohrtabellen. (276) Leht.|Acht.| Zoll | | 5. Bohrloch No. 10. 1838. Westlich von Dössel, 102'/4 Lachter vom Bohrloche No. 9 in West hor. 12 entfernt. | Dammerde. Lehm. roth und grau gefärbtes, thoniges Gebirge. rother Letten. mildes, gelbes Grandgestein. | mildes, braunes Grandgestein. graunund braun gemischter, fester Sandstein. roth u. grau melirtes, thoniges Grandgestein. rothes, sandiges Thongestein. sraues Grandgestein. roth und grau melirter, thoniger Sandstein. braunes, sandiges Thongestein. rother, grandiger Sandstein. roth u grau gefärbter, thoniger Sandstein. roth u. blau melirtes, sandiges Thongestein. graues, thoniges Gestein. Besteg mit etwas Kohle. graues, thoniges Gebirge. röthlich-graues Thongestein. graues, thoniges, bestegartiges Gebirge. | weiss-graues, thoniges Gestein. schwarz-graues, thoniges Gestein. graues, thoniges Gebirge. schwarzer Besteg mit Kohlensplittern. graues, thoniges Gestein. graues, sandiges Thongestein. grauer Sandstein. grau und schwarz melirter Besteg graues, thoniges Gebirge. grauer Sandstein. grau und roth melirtes Thongestein. | rothes, sandiges Gestein. | 2] | 6. Bohrloch No. 9. 183°%. Westlich von Dössel, 100 Lachter vom Bohrloche No. 3 in West hor. 4,7 entfernt. i—| Diluvium. Unterrothliegendes. blau und roth melirter Letten. n } rothes Grandgestein gelblich-rothes Grandgestein. grünlich-graues Thongestein. gelblich rothes Thongestein. . rothes, thoniges, schliffiges Gestein. grünlich -graues und bräunliches, festes Grandgestein. rother Sandstein. roth und blau melirtes, zuweilen auch sandiges Thongestein, 30. 3. —. roth-grauer, glimmerreicher Sandstein. | obere productive schwarz-graues mit roth melirtes Gebirge. ee Re ul ee en ee loeselv»nksoaorleilleomproonmollıl li | lerlmo! | anwww| | m [er) D_Si | ale was "| Steinkohlenformation. | Kohle. ’ $ 1.. Wettin, Dössel, Neutz. 537 (277) Leht.|Acht. | Zoll |’ 6 ie 29.2 | ee —_ a| 4 — 1 7 Zul le: — 1 6 — 1 5 — 3 6 — 8 1 Benule — 3| 4 — 7. Bohrloch No. 14. schwarzgraues, thoniges Gebirge. Kohle. graues, thoniges Gebirge. Besteg mit milden Kohlen. reine Kohle. schwarzgraues, thoniges Gestein. graues, thoniges Gestein. grau-brauner, thoniger Sandstein, schwarz-graues, bestegartiges Gebirge. weiss-grauer, thoniger Sandstein. weiss-grauer, bräunlicher, fester Sandstein. braun u. grau melirter, thoniger Sandstein. 1842. Südwestlich von Dössel, 235V2 Lachter vom Brassertschachte in West hor. 6,41/, entfernt. 4 | Mittelrothliegendes. — IN KO RE 2.. TCRRD. — 1976 Unterrothliegendes. AN RT ED sul 2754| 72 42. 4. 8. 60| 4| — | 8. Bohrloch n. Ost hor. 8,53, entfernt. 3 | Diluvium. 2| 2| —- | Unterrothliegendes. —. 2.1: — 081.4 | = 2 ms | = | 9. Bredow-Schacht. 10. Bohrloch ı. hor. 6,7 entfernt. 1Il—|—| Diluvium. — | 7 | — | - Unterrothliegendes. | Ko __. 2.8 ==, rl Ze AR SnBEN Ko) AT Dammerde. rothes Lettengebirge mit einigen Lagen von bräunlich - grauem, glimmerreichem Sandstein. bräunlich-grauer, glimmerreicher Sandstein. rothbrauner, thoniger Sandstein. braunes, sandiges Thongestein. braun-rother Sandstein mit Glimmer. roth-brauner, thoniger Sandstein. rother, thoniger Sandstein mit Glimmer und einzelnen festen Lagen, !/a Lachter mächtig. Nordwestlich von Dössel, 75% Lachter von m in rother Letten. roth, braun und blau melirtes Gebirge. rother Letten. rothes, etwas sandiges Gestein. Westlich von Dössel. Westlich von Dössel, 34 Lachter von h in West rothes, thoniges Gebirge, weisslich-grün mit roth gemischtes Gestein. rother, thoniger Sandstein. röthlich-weisses, körniges Gestein. roth und blau melirtes, thoniges Gestein. rothes, sandiges Gestein. 538 v1 Bohrtahellen. (278) Leht. Acht. | Zoll | | 11. Bohrloch No. 11. 18°%4. Südwestlich von Dössel im Ochsen- grunde in südlicher Richtung vom Bohrloche No. 9. Diluvium. Unterrothliegendes. rothes Grandgestein. rothes, thoniges Gestein. ı rother, thoniger Sandstein. rothbraunes Grandgestein. rother, fester Sandstein. roth und blau melirtes, thoniges Gestein. rother, thoniger Sandstein. rothes mit blau und grau melirtes, thoniges 19:52. Gestein. obere productive braun-grauer Sandstein. Steinkohlenformation. | grauer mit roth gemischter, thoniger Sand- stein. schwarz-grauer, thoniger, glimmerreicher Sandstein. scäwarz-grauer, thoniger, glimmerreicher Sandstein, mit roth melirt. grauer, thoniger, glimmerreicher Sandstein. ı Kohle. Schramberge. Kohle. graues, thoniges Gestein. Besteg mit Kohle. , graues, thoniges Gestein. 8: Sara: grauer, thoniger Sandstein. sol | Ion | wol vl Ioneeo-ıw | wo ww | | | wivr | er | HW Por owwomn @ ® Po | 12. DBohrloch a. 1820. Nordwestlich von Dössel, 48 Lachter vom Bohrloche No. 5 in West hor. 6,6 entfernt. 31 5| — Diluvium. = | 2|= obere productive | gelbes, sandiges Gebirge. — | 1) — , Steinkohlenformation. | schwarz-gelbes, sandiges Gebirge. — | 2|— ‚ weiss-graues, thoniges Gebirge. a schwärzlich-graues, thoniges Gebirge. I | Kohlenbesteg. 124 , schwarzgraues, thoniges Gebirge. Be , blaues, sandiges, thoniges Gestein. ae tl graues, sandiges, thoniges Gestein. — le) Ad ee schwärzlich-graues, thoniges Gestein. — | 7| 1 | flötzleere Steinkohlen- | roth und blau melirter Letten. | | formation. —. 7. 1. DEE 13. Bohrloch h. Nordwestlich von Dössel, 80%ı Lachter vom Velt- heimschachte in West hor. 9,4 entfernt. 1) 2|—| Diluvium. — | 6 | — obere producetive weiss-graues, thoniges Gebirge. 1| 1| 4 | Steinkohlenformation. | rothes, thoniges Gestein. (279) ® il: Wettin, Dössel, Neutz 539 Leht.| Acht. | Zoll 2 schwarz-grauer, thoniger Bester mit Kohle. 1\.10— gelblich- und röthlich-graues, thoniges Gebirge. = | 18 3..2. 4. rothes, thoniges Gestein. 4| 4| 4]| 14. Bohrloch g. Nordnordwestlich von Dössel, 32'/s Lachter vom Bohrloche No. 5 in West hor. 11,2 entfernt. | | Diluvium. obere productive blaues, schwärzliches, thonartiges Gebirge. Steinkohlenformation. | blaues und graues Gebirge. blaues, thonartiges Gebirge. blaues, thonartiges, sandiges Gebirge. blaues und graues thonartiges Gebirge. RE blaues und graues thonartiges Gebirge. e | lurr | DOG PeRrRHH[l 15. Bohrloch No. 5. 1820. Westlich von Dössel, 80 Lachter vom Veltheimschachte in Südwest entfernt. ala 12 Diluvium. — Unterrothliegendes. | rother Letten, sen | rothes und blau -gemischtes, thoniges Gestein. —| 2/9 roth, blau und grau gemischtes, thoniges Gebirge. —-—1—|5 rother, milder Sand mit Eisensteinnieren. —|—-| 7 gelblieh-erünliches,, mildes Gebirge (Por- | phyr ähnlich). —|2|7 roth und blau gemischtes, thoniges Gestein. 2u 2a 9 rothes, thoniges und graues sandiges Ge- stem mit abwechselnd milden und 23. —. 7. festen Bänken. We) obere productive | schwarz-graues, röthliches, sandiges Ge- | Steinkohlenformation. stein. —| 2| 2 grau, roth und blau gefärbtes Gestein. —. | 11.8 Besteg. —|6| — blaues, thoniges Gestein. — Kohle. — | 4/13 schwarz-blaues, thoniges Gebirge. | | 3.20% grauer, thoniger Sandstein. — | 4| 6 | flötzleere Steinkohlen- | rothes, thoniges Gestein. | | formation. —. 4. 6. Bu el | 16. Bohrloch No. 5. Nordnordwestlich von Dössel, 120 Lachter nördlich vom Veltheimschacht entfernt. 3 = | Diluvium. | 3 7 | obere produetive weiss-grauer Letten. 4 | Steinkohlenformation. | gelblich-grauer Letten. | 8 7 blauer Letten. schwarzer Letten. HDD cs 540 VI Bohrtabellen. (280) Leht. |Acht. | Zoll f 5 — Kohle. ln! schwarzgrauer Letten. | 2 — Kohle. —| 1! — DIRSFEHE graues, thoniges Gestein. 3 | | 17. Bohrloch e. 1820. Nordwestlich,von Dössel, 35 Lachter vom Bohrloche No. 5 in West hor. 3, 1% entfernt. | Diluvium. li | 2a obere productive | schwärzlich-graues, lettiges Gebirge 1) 1| 5 | Steinkohlenformation.- | schwarzes, thoniges Gebirge, 2 Re ‚ graues, thoniges Gebirge. —i= | % bestegartiges, schwarzes Gebirge. | 2|— schwarz-graues, thoniges Gebirge. —, 4 98 Besteg mit Kohle. —-—|—-|2 | schwärzlich-graues, thoniges Gebirge. — || 3 En ER grauer Sandstein. ur 18. Bohrloch No. 12. 1839. Nördlich von Dössel, nördlich vom Erdmannschachte und 50 Lachter vom Rollloche No. 1 in West hor. 12 entfernt. N Diluvium. 3| 2| — obere productive | blauer Letten. — |— | 6 | Steinkohlenformation. | graues Lettengebirge. — | 1| — grauer Besteg. —|6| — graues Lettengebirge. —| 213 rothes, thoniges Gestein. 15 0232006 graues, thoniges Gebirge, z. Th. roth. ale 1) Besteg mit Kohle. —ı 1!3 graues, thoniges Gestein. u a Besteg ohne Kohle. — le ae graues, thoniges Gebirge. —/ 2/8 grau und roth melirtes Gestein. IN ul graues, thoniges Gestein. ala 4 grau mit blau melirtes, thonig - sandiges Gestein. =, | graues, thoniges Gestein. —il—|® Kohle. = a 11. "6,78. roth mit grau melirtes, thoniges Gebirge. ee RN, | 6 | Flötzleere Steinkohlen- | rothes, thoniges Gestein. formation. ee _— 7 6 14| A| — 19. Erdmann-Schacht. Nördlich von Dössel. 20. v. Veltheim-Schacht. Westlich von Dössel. 1819. Früher Bohr- schacht No. 2. — | Diluvium. De | 2 | 2 | — | Unterrothliegendes. | blau und roth melirtes, thoniges Gestein. je a] — blau, braun und grau gefärbtes Gebirge. (231) $ 1. Wettin, Dössel, Neutz. 541 Ei (<) ED cr . \Acht. blaues, thoniges Gebirge. gelbes, sandiges Gebirge. Ba = grau, roth und blau gemischtes Gestein. obere productive grau und roth melirtes, 'sandiges Gestein. Steinkohlenformation. | schwärzlich-grauer, thoniger Besteg(Oberfl.) blau und grau gefärbtes, thoniges Gebirge. grauer, fester Sandstein. blaues, thoniges Gebirge. grauer, fester Sandstein. blauer, tboniger Sandstein. Kohle. Schramberge. Kohle. Schramberge Kohle blaues, thoniges Gestein. 14. 3. 4. grauer, fester Sandstein. IIlseoalwill vo | oo | | | FDDeEDHrRPREOGHM N »eroanaloloenuommo! ||| = Brassert-Schacht, südwestlich von Dössel. Bohrloch b. 1820. Nördlich von Dössel, 30 Lachter vom Bohr- loche No. 5 in Ost hor. 1,7 entfernt. Sell! Ber | edivium. | | 4 4 | Unterrothliegendes. | rotbgelbes, sandiges Gebirge. 3| 3 _ KR % rothes mit gelb gemischtes Gebirge. 23. Bohrloch No. 6. 18°'/. Nördlich von Dössel, 300 Lachter vom Veltheim-Schachte in Ost hor. 1,4 entfernt. Diluvium. Unterrothliegendes. | roth und blau melirter Letten. desgl. mit Feuerstein. [?] rothes, thoniges, sandiges Gebirge mit verschiedenen Farben durchzogen. rother, thoniger Sandstein. desgl. rother Sandstein mit Kiesel. roth und blau melirtes Gestein. rother, thoniger Sandstein. roiher Sandstein. roth und blau melirtes Gestein. rothes Gestein mit Kiesel. 64. 2. 6. braun-rother, thoniger Sandstein. gen »olsoswHroon omelm SH lern lo 24. Bohrloch c. 1820. Nördlich von Dössel, 30 Lachter vom Behr loche No. 5 in Ost hor. 3,31, entfernt, | Diluvium. 3 = Unterrothliegendes. _ rother Letten. 542 VI Bohrtabellen. (282) Lcht. jacht. | Zoll | | 25. Bohrloch No. 15. 18*%s. Südlich von Dössel, 157% Lachter vom Brassertschachte in Ost hor. 11,61, entfernt. — | Unterrothliegendes. rothes Lettengebirge mit einzelnen Schalen rothen Thongesteins. bräunliches Grandgestein. roth-braunes, thoniges Gestein. braun-rother Sandstein. | desgl. mit Feldspath. | brauner, thoniger Sandstein mit Glimmer. ‚ roth-braunes, thoniges Gestein mit Thon- | eisensteinnieren. roth-brauner, fester Sandstein. roth-brauner Sandstein mit grau melirt. | brauner, fester Sandstein. 39. 4. 2. brauner, thoniger Sandstein mit blau melirt. Obere productive braun-graues, thoniges Gestein. |(Muschel- Steinkohlenformation. | graues, bestegartiges Gebirge. |schiefer?) blaues, thoniges Gestein. grauer, thoniger Sandstein mit Glimmer. grauer, fester, kalkiger Sandstein mit braun. Bestegartiges Gebirge. \Oberflötz ?) bräunlich-grauer, thoniger Sandstein. bestegartiges Gebirge. 8.2. — braun-graues, kalkiges Gestein. [S0) 1} el l arwossallseore oal!| || 26. Bohrloch d. 1820. Nördlich von Dössel, 20 Lehtr. vom Bohr- loche No. 5 in Ost hor. 6,04, entfernt. | — Diluvium. 1| — | 4 | Diluvium oder Tertiär. | blaues, thoniges Gebirge. T 1 #16 schwarzes, thoniges, lehmartiges Gebirge. a ee a AA NE blaues, thoniges Gebirge, 1 3| 8 | Unterrothliegendes. roth und grau gemischtes, thoniges Gebirge. b>l@6n 3 27. Bohrloch No. 7. 1821. Nördlich von Dössel. 1| FREE: — | 4| 9 | Unterrothliegendes. | rother Letten. — | 3| — roth und gelb gemischtes, sandiges, tho- niges Gestein, 11 21 — ' grünlich-grau und roth melirtes Gebirge | mit Eisensteinnieren. 1|l—-| — roth mit weiss gemischter, thoniger Sand- stein. 2| 5| — rother, thoniger Sandstein. —|5|3 6. , rothes, weissesund blaues, thoniges Gestein. -'=| 4 Obere produetive Besteg mit Kohle. — | 1) — | Steinkohlenformation. | schwärzliches, thoniges Gestein. ihlojır 2 roth und blau melirtes, sandiges Gestein. -—|-| 4 , Besteg mit milder Kohle. (283) $ 1. Wettin, Dössel, Neutz. 543 Leht. |Acht. | Zoll. - 5 roth mit blau gemischtes, thoniges Gestein. — | 0% graues, sandiges und blaues, thoniges = Gestein, =.) Kohle. — | — blaues, thoniges Gestein. —_ Kohle. blaues, thoniges Gestein mit Kohle gemischt. schwarzes, thoniges Gebirge mit Kohlen- splittern. Kalkspath mit Kohle. schwarzes, thoniges Gestein. rother Sandstein. | — | 16 8) blau und roth gemischtes Gestein. — Flötzleere Steinkohlen- | rothes, thoniges und graues, sandiges formation. Gebirge. re} 28. Bohrloch No. 16. 1863. Südlich von Dössel, 80'/e Lachter vom Bohrloche No. 15 in Ost hor. 10,71/, entfernt. 5 Unterrothliegendes.. | Dammerde. braun-rothes, grandiges Thongestein. roth-braunes Grandgestein. rothes Conglomerat. rother, thoniger Sandstein. rothes, festes Grandgestein. ı rothes, thoniges Grandgestein. braun-rothes, sandiges, festes Grandgestein. braunes, thoniges Grandgestein. braun-rother Sandstein. braun-rothes, sandiges Thongestein, braun-rothes, mit grau melirtes Gestein. roth-braunes, sandiges Thongestein. bläulich-rothes Thongestein. grau und braun melirtes Thongestein. braun-rothes Thongestein. roth-braunes Conglomerat. braun-rother Sandstein. f rother, thoniger Sandstein. braun-grauer Sandstein, hochrothes, festes Grandgestein. festes, braun-rothes Gestein. braunes, festes Thongestein. braunes, festes, splitteriges Thongestein. braun-rothes, sandiges Thongestein. braunes und graues, sandiges Thongestein. INN en DT As — ı © als re beson ee slao& mo | SoerlorBloralwonmkealm lea Bieten Barca nor arrel alssall er N rothes, thoniges, sandiges Gestein. ö 5A. 05208. rothes Conglomerat. 23 Obere productive bräunlich-grauer, kalkiger Sandstein. j Steinkohlenformation. | braun-graues, etwas kalkiges Thongestein. =. a 3ar2: grau-brauner, kalkiger, thoniger Sandstein. A | flötzleere Steinkohlen- | braun-rothes, sandiges Thongestein. formation. ana - | Qu & ku ee 544 VI. Bohrtabellen. (284) Leht. lAcht. | Zoll | | 29. Bohrloch. 1748. Südlich vom Schweizerlinge. 30 Lachter tief. „rothes Gestein“ (Unterrothliegendes). 30. Weinstock-Schacht. 3l. Bohrloch No. 1. 1817/18. Südlich von Dössel, auf den Him- melsbergen. Nordwestlich von der Schulle, circa 258 Lchtr. vom Weinstocker Orte, nahe an den sogenannten Dösseler Brunnen. Dammerde. rother Letten. blaues und lichtgraues, sandiges Gestein. rothes, thoniges Gestein. rothes, festes, sandiges Gestein. rothes, thoniges Gestein. rothes, grobsandiges Gestein. rothes, thoniges Gestein. rother, fester Sandstein. rother, thoniger Saudstein. rother, weissmelirter Sandstein. ‚ rother, thoniger Sandstein. rother, abwechselnd fester und milder Sandstein. — ‚ rother, grobkörniger Sandstein. — ' rother, fester Sandstein. — rother, thoniger Sandstein. 4 38. 4. 4 rother Sandstein. 4 Unterrothliegendes. ıSIıysvyisSsr- DD [108 | Soamwm v BRD Ar | Bohrloch No. 4. 1820. Südöstliche Ecke von Dössel, in der Kiesgrube des Dorfes Dössel. os 180) 5| Diluvium. Unterrothliegendes. | rothes, thoniges, würfeliges Gebirge. rother, thoniger Sandstein. rother und blauer, thoniger Sandstein. rother, thoniger Sandstein, roth und blau melirter, thoniger Sandstein. rother und grauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirtes, sandiges Gestein. rothes, conglomeratartiges Gestein. rother Sandstein. roth mit weiss melirter Sandstein. rother Sandstein. | “lelslvoalellvo 3. arte 35] 39. Bohrloch No. 8. 132!. Oestlich von Dössel. Später Dössel-Schacht. 95, Diluvium. e | — | 5 | Unterrothliegendes. Bvollmwmonmaulr Selen Ben sne | | rothes und gelbes, körniges Gestein mit Letten vermischt. grauer Sandstein. (285) $. 1. Wettin, Dössel, Neutz. 545 Leht. | Acht. Zoll a rothbraunes mit gelb gemischtes, thoniges | Gestein. 2| 2| 8 rother, thoniger Sandstein. re! | 4 Suse: rother, thoniger, theils bläulich gefärbter, D=jl-e] abwechselnd milder und fester Sandstein. 34. Bohrloch. Nordöstlich von Dössel. 1795. 36 Lachter tief. Bohrtabelle fehlt. Unterrothliegendes „rothes Gestein“. 35. Bohrloch. Südöstlich von Dössel. 1795 32 Lachter tief. Westlich von der Susanne. Bohrtabelle fehlt. 36. Bohrloch o. 1809. Oestlich von Dössel in der Gegend der „alten Einigkeit“. — 1.8 — Diluvium. | Dammerde. I el — gelber Flosslehm. =. 1, grobkieseliger Sand. — li Oel grauer, kieseliger Sand. Se Pe | Lehm. — | 4|— Unterrothliegendes, roth und blau melirter Letten. 1| 4 — rothes, thonartiges, sehr mildes Gestein. Da al 2 — roth und blau melirtes, theils mildes, | theils festes Gestein. I I 20407. = braunes, sandiges, thoniges Gestein. — | — | 5 /Obere productive Stein- blau und grau melirtes Gestein. -— —-|3 kohlenformation. Besteg von geringer Art. = 8 — 1.8. blau - melirtes Gestein. 3 | 7 | Flötzleere Steinkohlen- | braun und roth melirtes, theils sandiges, formation. theils thoniges Gestein. 6. 3. 7. soul 3 ,|.— | 37. Bohrloch P. Oestlich von Dössel. 1810. 4| 1 —| Diluvium. 5|°-5| 5 | Unterrothliegendes. | rothes thoniges Gestein. 4| 4| 1 roth und blau melirtes Gestein. Kl: 2 IESIEERS: desgl., fester. — | 4 | — | Obere productive blaues, thonartiges Gestein. — | 1| — | Steinkohlenformation. | Besteg mit Kohlentrümern. 6 | 6 blaues, thonartiges Gestein, 2 16 blau und roth melirtes, festes Gestein. = In blaues, thonartiges Gestein. = | er Besteg mit Kohlentrümern. — 2 blaues, thonartiges Gestein. — | 3 | — | Flötzleere Steinkohlen- | rothes, festes Gestein. Iardı| 6 formation. braunes und blaues, thonartiges Gestein. — | 1) 4 DI braunes, festes Gestein. 20 | 4| — 546 A Bohrtabellen, | (286) Leht.| Acht Zoll | | 38. Bohrloch No. 1, 1836, am südwestlichen Gehänge des Schacht- berges westlich vom Sperber. En 1 Eee N 5 | 2 I; 4 an Unterrothliegendes. braun-rothes, sandiges, thoniges Gestein. En. 15:3 “ Br: grau- und roth melirtes, thoniges Gestein. — | — m 6 | obere productive schwarz-graues, thoniges, bestegartiges Steinkohlenformation. Gebirge. —| 1| 2 schwarz-graues, mit Kohlen gemischtes Gebirge. —-1—-[/% bestegartiges Gebirge. 107. 2 graues, thoniges, sandiges Gestein. —|ı 1| 4 graues, thoniges, bestegartiges Gebirge f mit Kohlensplitten. 2.9.6 4 grauer, thoniger Sandstein. 114.20 5] grau und braun melirtes, sandiges Gestein. aa 8. braunes, thoniges, sandiges Gestein. 22 34,9 | 39. Bohrloch No. 2, 1337, am südwestlichen Gehänge des Schacht- berges westlich vom Sperber. — | — | 4 Unterrothliegendes. | röllige Dammerde. 1a grau und braun melirtes, sandiges, thoniges | Gestein. line grauer, fester Sandstein. De braun-rother, thoniger Sandstein. 2|—-| 4 grau und braun melirtes, thoniges Gestein. 140 221816 weiss-graues, thoniges Gestein. —ı 7| 2 fester, grauer Sandstein. —| 4/1 braun und blau melirtes, thoniges Gestein. 41.6..8 22. 4. 9 braun-rothes, thoniges Gestein. 5. =" 5 obere productive | graues, thoniges, etwas blau melirtes | Steinkohlenformation. Gestein. | -|4 | schwarz-graues, thoniges, bestegartiges | Gebirge. 1 | 33 BR | graues, thoniges Gestein. a3] —| 31 40. Bohrloch No. 4, 1839. Nördlich vom Schachtberge, südwestlich vom. Büschelschachte, 45 Lachter vom Bohrloche No. 2 in West hor. 6 entfernt. Diluvium. obere productive grünlich-graues, etwas rothes, thoniges Steinkohlenformation. Gebirge. graues und braunes Thongestein. grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. grauer mit braun gemischter, thoniger Sandstein. | brauner, thoniger Sandstein. grau-braunes, thoniges Gestein. | grauer, thoniger Sandstein. „m DOoODeE - | | ww vo | nn} | on 101 DOWN de) m Or (237) $ 1. Wettin, Dössel, Neutz. 547 Leht.| Acht.| Zoll graues, thoniges, bestegartiges Gebirge. braun-graues, thoniges Gebirge. graues, thoniges Gebirge. Besteg ohne Kohle. graues, thoniges Gebirge. Besteg mit Kohle. graues, thoniges Gebirge. schwarz-graues, thoniges Gebirge. Besteg mit Kohle. grösstentheils Kohle. graues, thoniges Gebirge. Kohle. graues, thoniges Gebirge. schwarz-graues, bestegartiges Gebirge. Kohle. schwarz-graues Thongestein. graues, sandiges Thongestein. DO grauer, thoniger Sandstein. AO RODRASOTRPNOPDOSPUITPRHOD 3| 5| 8| 41. Bohrloch. Südwestlich vom Perlberg. 1741. 34 Lachter tief. Südöstlich vom Sperber. Bohrtabelle fehlt. | | | Unterrothliegendes. | „blaues Gestein.“ 432. Bohrloch No. 1. 1838. Nördlich vom El en 60% Lachter südwestlich vom Büschelschachte. Diluvium. obere productive blaues, thoniges, mildes Gestein. Steinkohlerformation. | Besteg mit Kohlenknorpel. weiss-grauer Thon. dunkel-graues Thongestein. weiss-graues, sandiges Thongestein. graues, sandiges Thongestein. schwarz-graues, bestegartiges Gebirge. schwarz-graues, sandiges Gebirge. Besteg. grauer Sandstein. bestegartiges, schwarzes Gebirge, SEAN weiss-grauer, thoniger Sandstein. flötzleere Steinkohlen- | roth und grau melirtes Thongestein. formation. rothes Thongestein. roth und grau melirtes Thongestein. roth und grau melirter Sandstein. ler | braun und blau melirtes Thongestein, a u un m Zu lese | | Ro! een: soadwaoHrnun- or | smolo Pur 43. Bohrloch No. 2. 1833. Nördlich vom Schachtberge, nördlich vom Büschelschachte. 150 Lachter westlich von No. 1. entfernt. £ : | Diluvium. obere productive grünlich-blaues, mildes, sandiges Gebirge. Steinkohlenformation. ’ flötzleere Steinkohlen- formation. | . I 5 | 6 rothes, thoniges Gestein. 5 i 548 VI. Bohrtabellen. (288) Lebt.| Acht.| Zoll —|.6| 8 : roth und blau melirtes, sandiges Thon- _ gestein. a al rothes, thoniges Gestein. — 26285 rothes, thoniges, sandiges Gestein. 41.252026 rothes, thoniges Gestein. Sal ala, — rotber Sandstein. 1 rothes mit blau gemischtes Gestein. u. rothes, thoniges Gestein, — desgl. mit grau gemischt. in a td rothes, thoniges, sandiges Gestein. —| 27 4 rother Sandstein mit weissen Streifen. | rothes, thoniges Gestein. — | 1| 4 desgl. mit grau gemischt. I (g30078 roihbrauner Sandstein. —|5|3 roth und blau melirtes, thoniges Gestein. —: 38 7,6 roth und weiss melirtes, thoniges Gestein. 4. 6 283. 6 4 rothbrauner Sandstein. 38 =} | 44. Büschelschacht. Nördlich vom Schachtberge. 45. Versuchsschacht. Nördlich vom Schachtberge. 46. Bohrloch No. 2. 1838. Nördlich vom Schachtberge, südlich vom Büschelschachte. 50 Lachter von No. J in Ost hor. 11,3%, entfernt. Se Belle Diluvium. | I E60 02 obere productive | grünlich-graues Lettengebirge. 1, 4) 2 | Steinkohlenformation. | graues, sandiges Thongestein. = © milde Kohle. a | graues Thongebirge. ze Kohle. lic schwarzer Thon. —, 08 schwarzgraues, thoniges Gebirge. . a Er graues Thongebirge. =, 2 RE Besteg (schwarzer Thon). —| 1/5 schwärzlich-graues Thongebirge. Tl — blaues, thoniges Gestein. — le Bar schwarz-graues T'hongebirge. — | = | 6 Kohle. 2|—-|%6 10. EEE graues, thoniges Gestein. — | — | 9 | flötzleere Steinkohlen- | rothes, thoniges Gestein. —i.l | 2 | formation. roth mit grau melirtes Thongestein, —_ 2 5| —. 4 6. rothes, sandiges Thongestein. 19 | 7 | — 47. Bohrloch No. 3. 1838. Nördlich vom Schachtberge, südlich vom Büchelschachte. In gerader Linie mit den beiden Bohrlöchern No. 1 und 2, 40 Lachter von No. 2 entfernt. NN Diluvium. | — Unterrothliegendes. rother Letten. rother, thoniger Sandstein. roth und grau melirtes Thongestein. I11I& 6 3 4 (289) S 1. Wettin, Dössel, Neutz. 549 Leht.| Acht.) Zoll Zu a2 brauner Sandstein. SEI a braun mit blau melirtes, sandiges Thon- | gestein. 21004 1556 O3 braunes, sandiges Thongestein. Ir | 48. Bohrloch No. 3. 1836. Nördlich vom Schachtberge. 72 Lachter nördlich vom Büschelschachte. si] Diluvium. | — | 7 | — |Öbere productive Stein- blaues, thoniges Gestein. —|—-|1 kohlenformation. grauer, thoniger Besteg mit Kohle. —-—ı —|1 graues, thoniges Gestein. — — | 2 | grauer, thoniger Besteg mit Kohle. Gele 9: | graues, thoniges Gestein. _ 2 8 | Flötzleere Steinkohlen- | rothes und blaues, thoniges Gestein, 12267 formation. rothes, thoniges Gestein. Zu 53 16| — | 2] 49. Bohrloch Y. 1815. Nordöstlich vom Schachtberge, zwischen dem Wassermann und der jungen Louise. I9I—|— | Diluvium. — | 7 .— Unterrothliegendes. | blaues, thonartiges, mildes Gebirge. Bi — | — blaues, thonartiges, festes Gebirge. — N braunes, thonartiges, mildes Gebirge. 4 | = | _ | braunes, thonartiges, theils mildes, theils 10. 4& — festes Gebirge. | 50. Bohrloch No. 1. 1833. Nördlich vom Schachtberge, nördlich vom Büschelschachte. 315 Lachter von der jungen Louise in West hor. 11,23/, entfernt. VI Senn un nn in 2,1] Diluvium. — | 5 | 9 [Obere productive Stein- braun-graues, sandiges Gebirge. =) Ba) kohlenformation. bräunlich-grauer, milder Sandstein. = | el Nenes eu schwarz-graues, mildes, thoniges Gebirge. 5| 1| 6 |Flötzleere Steinkohlen- | roth und blau gemischtes, thoniges Gebirge. =. formation. rother Sandstein. 5| 7I—| ir 51. Bohrloch F. 1790. Nordöstlich vom Schachtberge. — | 7I—| Diluvium. 2 | — | — |Obere productive Stein-, braunes, nierigtes, festes Gestein. 2, 44 — kohlenformation. | braunes, sandiges, festes Gestein. 36 550 VI. Bohrtabellen. (290) Leht. |Acht.| Zoll | | —ı 41 — | | blauer Besteg. 3|I 4 8, Al | graues, thonartiges, mildes Gestein (in ver- Sa een hauene Arbeit durchgekommen). 52. Bohrloch @. 1791/97 Nordöstlich vom Schachtberge, 105 Lachter vom Bohrloche A entfernt weiter nach Domnitz. 1|j,1]| — Diluvium. | — | 3 | — /Obere productive Stein | braun und blau melirtes, thoniges Gestein. 616 — kohlenformation, braunes, thonartiges, sandiges, mildes | | Gestein. 11—-|— braunes, thonartiges, festes Gestein. 1 2| — braunes u. graues, festes, sandiges Gestein. oa — 23. 7. — hraunes, thonartiges, theils mildes, theils 10 ae aa Mena festes Gestein. 53. DBohrloch B. 1789. Im Neutzerzuge, 100 Lachter hinter Neu- mond. 25 Lachter tief. Mit diesem Bohrloche ist kein Besteg, sondern nur rothes, festes, sandiges Gestein (Unterrothliegendes) durchbohrt. 54. Bohrloch. 1751. Im Neutzerzuge, 34 Lachter östlich vom Maximilian. Bohrtabelle fehlt. „Blaues Gestein.“ 55. Bohrloch E. 1790. Nordöstlich vom Schachtberge. 7I|—-|- Diluvium. 4| 4| — | Unterrothliegendes. graues, mildes, sanudiges Gebirge. 2| 4| — » | braunes, thonartiges, mildes Gestein. 1 3| — braunes, festes Gestein. 4 — | — braunes, thonartiges, mildes Gestein. 3 1| — braun u. blau melirtes, thonartiges Gestein, 2118| — braunes, thonartiges, mildes und festes Gestein, — | 4#| <= 18. 3. — braunes, festes Gestein. 2353| 31 — 56. Bohrloch H. 1790. Nordöstlich vom Schachtberge, im Domnitzerfelde. 2 | 1 | _ | Diluvium. — | 4 | — | Unterer Porphyr. Porphyr. 2195111 57. Bohrloch D. 1790. Im Neutzerzuge, 120 Lachter vom Bohrloche B nach Neutz zu. 2 | Diluvium. | — | Unterrothliegendes. | braun und blau melirtes Gebirge. Sie! blaues, thonartiges, mildes Gebirge. (291) $1. Wettin, Dössel, Neutz. 551 Leht. |Acht. | Zoll | 2 De Wa a0 braun und blau melirtes Gestein. ur | 2 | — | I. — graues, festes sandiges Gestein. 1| 6 | — [Obere productive Stein-| graues, thonartiges, mildes Gestein. 5 2 | — kohlenformation. blaues, thonartiges, mildes Gestein. le el blaues, melirtes, festes, sandiges Gestein, ANIENT graues, sandiges, festes, und blaues thon- artiges mildes Gestein (in 191/g Lachter Teufe ein Kohlenschmitz durchbohrt). Sal hm blaues, thonartiges, mildes u. festes Gestein. 2) m blaues, festes Gestein. | joe Wels graues, festes Gestein. | I | blaues und graues, festes Gestein. 3 | 6| 5 2». 1 — braunes, festes Gestein. | 32| 31 —| | 58. Bohrloch K. 1792. Im Neutzerzuge, 110 Lachter vom Bohrloche D weiter nach dem alten Augustschachte. \ | Diluvium. Unterrothliegendes,. | blaues, mildes Gebirge. braunes, mildes und festes Gestein. braun u. blau melirtes, thonartiges Gestein. blaues, sandiges Gestein. braun u. blau melirtes, thonartiges Gestein. blau und grau melirtes, festes Gestein. blau und roth melirtes, thonartiges Gestein. graues, sandiges, festes Gestein. blau u. roth melirtes, thonartiges Gestein. graues, sandiges, festes Gestein. braun und blau melirtes Gestein. graues, festes, sandiges Gestein. | braunes, festes, sandiges Gestein. 28 1 — braun und roth melirtes, festes, sandiges Gestein. 1a 2 srsmmporm| wma alsrmrrooneo| lwmvm I 59. Bohrloch., 1749. Im Neutzerzuge, 21 Lachter tief in blauem Gesteine bei Bohrloch K. gelegen. Bohrtabelle fehlt. 60. Bohrloch. 1746. Im Neutzerzuge, zwischen Andreas und Neutz. 36 Lachter tief, südlich vom August. Bohrtabelle fehlt. 36* 552 Leht, Acht.| Zoll | VI. Bohrtabellen. (292) S 2. Gruppe: Domnitz = Schlettau. 1. Schurf und Bohrloch nordöstlich von Dornitz am Wege nach Dalena. —.i802|2 3] Diluvium. — | 23 | — | Mittelrothliegendes. | rothes, thoniges Gebirge. — | 8| — rothes, sandiges Gebirge. 4| — milder, weisser Sandstein —|8|3 do., nach unten gröber und mit kleinen Quarzgeschieben. a2 mildes, weissgraues, thoniges Gebirge. —|6%2|6 106° 11” mildes, rothes, thoniges Gebirge. — [141° | 11” | 2. Bohrloch i. 1840. Am westlichen Ende von Domnitz. 7 RE I Diluvium | are Tertiär. — | 4| 6 | Mittelrotoliegendes. grau und roth melirter Thon. 1|—-—|16 weiss-grauer, aufgelöster Sandstein. N 9 milder, hellrother, glimmerreicher Sand- 92126. 041" stein. 107772 3. Bohrloch No. 5. 1843. Nördlich von Domnitz. 2,26 Be Diluvium. A Tertiär. 1| 2| 4| Mittelrothliegendes. | rothes, thoniges Gebirge. 8 7121095 rother Sandstein. 31—-|3 roth mit weiss gemengter Sandstein, — I Bl: Conglomerat, al 2 rother Sandstein, nach unten sehr fest. TB 5 ‚ milder. — ln Au fester R —| 5/6 rothes, thoniges Gebirge. 6| 4| 2 rother, thoniger Sandstein. 31 2, — * ee » „unten sehrfest 1 — 6 EL) PR) E}) 9 milder. 1 3 4 55 ns 3 tostz 4 er ” ” ” ’ > 7 —— 34. D8 2: ” „ ” £) ”» 4| 2|— | 4. Bohrloch f. 1839. Nördlich von Domnitz. 341,74 | Diluvium, “ See NT Tea Tertiär. 1| 6 | Mittelrothliegendes. | rothes Gebirge. —|/3[/6 milder, weiss-grauer Sandstein. —|1|7 weisser, grober > $ 2. Domnitz, Schlettau. 553 Leht.) Acht.) Zoll 11.2 Ua ea ae au grauer, feiner Sandstein. —[I.2|.7 rother Sandstein. — 24: milder, weiss-grauer, grober Sandstein. —-—|i—-[/38 ».._.hellröther, ,, , ah 7 „» weisser Ben n —ı 4 | — rothes, thoniges Gebirge, —|3| 4 Seen: weisser, feiner Sandstein, 13 | 2| 7| | 5. Bohrloch g. 1839. Nördlich von Domnitz. 2 | 4 | — | Diluvium. Komma Tertiär. —_ | 5 | 1 Mittelrothliegendes. rothes, thoniges Gebirge. B) 1 5 „ I &>) 2 3, 7 — rother, thoniger Sandstein. ii | 610,7 » , fester 5 ya FAR 2. 389: ware 2 ” „ 134 6. Bohrloch e. 1839. Nordöstlich von Domnitz. Baer Diluvium. le | Tertär. 1| 2| 6 | unteres Unterrothlie- | rothes, thoniges Gebirge, übergehend in gendes. Sandstein. 3 1 2 roth und grau melirtes Gebirge, übergehend in Sandstein. ae De) Koblenbesteg. 1| 3| — grau und roth melirtes Gebirge. a, 200 4 rothes, thoniges Gebirge. N IPA: roth und grau melirtes Gebirge. —ı a obere productive blau-graues, sandiges Gebirge. — | — | 5 | Steinkohlenformation. | Kohlenbesteg. Nr 1.— 7 blau-graues Gebirge. 1 | 7. Bohrloch d. 1838. Nordöstlich von Domnitz. Bl sl al Diluvium. BR 7 Tertiär. 1 | | — obere productive grauer, milder Schieferthon, übergehend in Steinkohlenformation- grauen, glimmerreichen Kohlensandstein. | 8. Bohrloch h. 1840. Oestlich von Domnitz. 2 | 5| Diluvium. «| sl al Tertiär. 3|- 6 | 9 | Mittelrothliegendes. | rothes, thoniges Gebirge. 1| 1— 0 re: fester, rother Sandstein. ı8| 5| 8| 554 Leht.| Acht. Zoll | 9. Bohrloch No. 4, VI. Bohrtabellen. 1837. Nordöstlich von Domnitz. (294) ei g } 3 8 x I el Diluvium. et] Tertüär. 2 | 6| 5 | Mittelrothliegendes. geibliciereihie Thon, nach unten Schie- erthon. 3 64 35 hell-rother, milder Schieferthon. a ähnlicher Schieferthon mit Lagen v. rothem Sandstein. a2 5) fester, braun-rother Sandstein mit milden, thonigen Lagen. 4) 5| 4 a rother, fester Sandstein. ser 10. Bohrloch e. 1838. Nordöstlich von Domnitz. en Diluvium. 3 | 5 | 8 | Tertär. a a Unterrothliegendes. | grau und roth melirter Sandstein. —-|5| 2 hell-grauer Schieferthon. —+ 41. 78 1.—., 2% rother, grobkörniger Sandstein. en | 11. Bohrloch b. 1838. Nordöstlich von Domnitz. 2] 4&|—| _____Diluvium. | ler I-| Tertiär. 3], Aeknl: obere productive hellgrauer Schieferthon, bald sandig und Steinkohlenformation. glimmerreich. 13) Tanzen 12. Bohrloch a. 1838. Nordöstlich von Domnitz. ee Diluvium. 3 | al | Tertiär. — | 3| — | Mittelrothliegendes. | rothes, thoniges Gebirge. 3|—| — weisser und rother, grober Sandstein. 5 RE Mi be 6. 4 —. hoch-rother Sandstein. 15) v8’ — 7 13. Bohrloch No. 3. 1836/37. Nordöstlich von Domnitz. | Diluvium. 9 | 348 | Tertiär. — | 7| 2 | wnteres Unterrothlie- | weiss-grauer, verhärteter Thon. —7 5175 gendes. fester, weiss-grauer Schieferthon. —|ı 4|1 milder, grauer, sandiger Schieferthon mit Glimmer. j — WB, | grauer, milder Sandstein. 2 S » Schieferthon. (295) $ 2. Domnitz, Schlettau. 555 Leht.| Acht.| Zoll «1 2 1 Sr — 4 9 — 5 9 1 3 8 _ 5 5 — 3 2 — 4 1 2 1 4 — 1 8 _ 6 1 1 3 2 —_ 1 4 14. —. 3. —| 3/1 obere productive _ 4‘ 8 | Steinkohlenformation. 3 4 6 — | — 4 1 1 2 1 6 2 _ 3 4 1 21 — 226 5 T 6 8 — 3 3 au 6 = 1 1 — 7 6 —_ | — 8 77 3 | 8 — 7 3 —_ 3 9 _ 5 7 _ 1 2 1 6 2 2 5 3 — 4 li 2 4 6 _ DAN A — j 9 2 4| 8 ER al — 1 3 Br Ba 2| — 2 200 ar 2 sn: E7 _ = — | flötzleere Steinkohlen- formation. 68| 6| #] roth und blau melirter, milder Schieferthon. grauer Schieferthon mit Glimmer. roth und grau melirter Schieferthon. grauer, sandiger Schieferthon. » „ sehr milder er rother, ,, en es mit grauen Lagen. grauer, milder Schieferthon. Sandstein. b) bb] braun-rother Schieferthon. braun und blau gemengter Schieferthon. braun-rother Sandstein. braun und grau gemengter Schieferthon. (ohne Probe). grauer, sandiger Schieferthon. ) ” grauer, milder fester, grünlich-grauer Sandstein. grauer. milder, elimmerreicher Sandstein. dunkel-grauer, sehr milder „ j hell-grauer Sandstein. milder, grauer Schieferthon. grauer, zum Theil sehr fester Sandstein und Schieferthon. milder, grauer Schieferthon mit Sandstein- lagen. Besteg mit Kohlenspuren. Schieferthon. grauer Schieferthon mit rothen Lagen. +3) 2_ & rother und grauer Schieferthon. rother Schieferthon. fester, grauer Sandstein. grauer Schieferthon mit rothen Lagen. grauer, milder Sandstein. braun-rother Schieferthon mit grauen Lagen. grauer, milder Sandstein. grauer Schieferthon mit Lagen von mildem, thonigem Sandstein. milder, grauer Sandstein. ” , ” ” feiner, fester, weisser Sandstein. > 2 ” I 2 ” grauer, milder Schieferthon, schwarzer Besteg. grauer, milder Schieferthon. bestegartiges Gebirge. grauer, fester Sandstein mit grauen Thon- lagen. grauer, milder Schieferthon mit braunen Streifen. grauer, milder Schieferthon. rother, thoniger Sandstein. 556 VI. Bohrtabellen. (296) Leht.) Acht, Zoll | | 14. Bohrloch k. 1840. Südöstlich von Dalena. 6| 5 | _ | Diluvium. 4| 5 | z| Tertiär. DEE, | n obere productive weiss-grauer Thon. — 3! 6 | Steinkohlenformation, | grauer Schieferthon. —ı 1 — Besteg. le ug. Schieferthon. 15 | zei OL: | 15. Bohrloch No. 2. 1835/36. Oestlich von Domnitz. 5 en 5 | Diluvium. BEN Tertiär. == 6 2 | Mittelrothliegendes. rother T'hon, nach unten Schieferthon, A628 | rother Sandstein mit grauen Lagen. | —ı 4|9 Schieferthon. ’ 2141 — mildes, thoniges und sandiges Gebirge | mit Sandsteinlagen. Laie 128 ‚ fester, rother, grober Sandstein. —-—| 3/8 ‚ festes, rothes, sandiges Gebirge. U WR ‚ desgl., mit Klüften und Kalkspathadern. EWR rothes, mildes, thoniges Gebirge. 1 28 | 02 festes, rothes, mehr oder weniger sandiges | Gebirge. 1| 6| — rothes, thoniges Gebirge. 8 2 | — „029 $) ” = 3 6 „ ’ „ ” — le blaue, ziemlich feste Lage. 0 | 4 rothes Gebirge, zuerst thonig, dann fester | DI TR grober Sandstein und Conglomerat. 36 | Tal 8 | 16. Bohrloch No. 1. 1835. Südöstlich von Domnitz. 111 220874] Diluvium. Fer | —| unterer Porphyr. | INDIZ | 17. Bohrloch Il. 1841. Oestlich von Dalena. 6| 7 lI-| Diluvium. | | 2|-| | 18. Bohrloch m. 1841. Oestlich von Dalena. A h _ Diluvium. | re Tertiär. | 272303 obere produetive milder Schieferthon. Steinkohlenformation. 12 | 716] (297) ht Acht. Zoll | | 19. Bohrloch o. 1842. Sieglitz. See Diluvium. 4|5 | 4 | Tertiär. N. 3 | Mittelrothliegendes. 21-1,7 | 20. Bohrloch n. 1842. Oestlich 5| ıl—| __ Diluvium. aller | = | Tertiär. 1j 2| 1| Mittelrothliegendes. — | 3,5 ei ur 3.5.) 3 || 9 —/ 1|6& 8.54. 8: 16] #| 8] 8 3. Gruppe: Brachwitz, Ragozzi, 1. Bohrloch D. Gimmritz, Diluvium. Tertiär. Unterrothliegendes. vwrr | m | wa | De | [SS] | oO 1 | _ 2. Bohrloch No. 1, von Martini. Döblitz, Schwerz. | Qu Diluvium. Oberrothliegendes. rum! $ 2. Domnitz, Schlettau. Zwischen Domnitz und Schlettau, 557 östlich von röthlich-weisses Gebirge. von Dalena. milder, weisser Sandstein. rother Sandstein. milder, weiss-grauer Sandstein. rother Sandstein. grober, weiss-grauer Sandstein. rother Sandstein. Neutz, Deutleben, Döblitz, Friedrichs-Schwerz, Lettewitz, Priester, Naundorf. 1810/11, bei Deutleben. rothes, mildes Gebirge. blau und roth melirtes, thoniges Gebirge. rothes, etwas festes Gestein, Irothes, theils festes, theils mildes Gebirge. roth und blau melirtes Gestein. rothes, thoniges Gebirge. blaues, und graues, thonartiges Gebirge. » „. rothes, rothes, mildes Gebirge. ” BB} 1856/57, bei der Windmühle von links vom Fusswege von Mücheln nach Friedrichs- roth und blau melirtes Grandgestein. rothes Grardgestein. roth und blau imelirtes Grandgestein. rothes, thoniges Grandgestein. rothes Thongestein. rother, thoniger Sandstein. 558 VI. Bohrtabellen. (298) Leht.| Acht.) Zoll 4 Ber 1 7| blau und roth melirtes Thongestein. 1 3 6 „ ” > „ ” 16 | 6 | 5% 26a der und so fort dieser Wechsel. 26 | 6 | 5% 3. Bohrloch A. 1810/11, östlich von Deutleben. ale Diluvium. ae s) unterer Porphyr. rothes, festes Gestein. a » » „ Sandiges Gestein. — | 1 — 3. 6. —: roflter, fester Porphyr. A| 4. Bohrloch I, 2 von Martini, im Acker von Finger, östlich unweit des Dorfes Deutleben, ca. 75 Lachter östlich vom Fahrwege. Sl Diluvium. | 1 | — | 2° unterer Porphyr. | Kern, 5. Bohrloch No. 2 von Martini, 1856/57, westlich von Friedrichs- Schwerz, am Fahrwege nach Döblitz, unmittelbar am Wassergraben unterhalb des Kirchhofes und der Gärten von Friedrichs-Schwerz. = Tertiär. Zechstein. graues, kalkiges Thongestein mit Eisen- steinnieren. schwarzblaues Thongebirge. grauer Thon. a le braun-grauer Thon. 3 6| Kupferschiefer. Kohlenbesteg. Oberrothliegendes. blaues, sandiges Thongestein. (Weiss- liegendes). graues, thoniges Gestein. roth und blau melirtes, thoniges Gestein. rother, thoniger Sandstein. Porphyreonglomerat. rötblich-grauer Sandstein. rother Sandstein. 35. id. 1 Porphyrconglomerat mit Sandsteinmitteln, = Ex Wer) a | jet = S-l _ PISPPEDDPeREMm mi | Sen ern Bl 6. Bohrloch I, 3 von Martini, im Acker von Fınser in Deutleben, ca. 120 Lachter östlich vom Bohrloche I, 2. östlich von o Deutleben. 4| 11 — Diluvium N er Tertiär. | 2 unterer Porphyr. | 2 EEE 2 Tan EL (299) $3. Neutz, Deutleben, Döblitz, Friedrichs-Schwerz, Brachwitz ete. 559 Leht.| Acht.| Zoll | | 7. Bohrloch I, 1 von Martini, in der Flur Deutleben auf dem Acker des Wirthes Fr. Gorsch in Neutz in der Nähe vom Ross zwischen dem Wege und dem Ross unweit des Baches. 6|—- I — Diluvium. | — | 6 | unterer Porphyr. | 8. Bohrloch I. 4 von Martini, am Wege von Neutz nach der Chaussee, im Acker von Fınser in Deutleben, unweit vom Ross. 5 || N Diluvium. —ı 4|1 Tertiär? er FR unterer Porphyr. ae | 9. Bohrloch von Martini, 1856/57, nordwestlich von Brachwitz im Acker der Domäne. 1 | 7 | 6 | Diluvium. 2 | 2| Zechstein. _ | 1 | 4 | Kupferschiefer. —|4| 2 Oberrothliegendes. graues Thongestein (Weissliegendes). ee. 5 Porphyrconglomerat. —|3!2 ) | rothes Thongestein. —! 112 braun-grauer, quarziger Sandstein, — | 7| 2 rothes Thongestein. — ll 1.1149 roth-brauner Sandstein. —!8| 4 braunes, kalkiges Gestein. — | Zu Porphyreonglomerat. 44|4|70 12:4 2el. a 14| 6| 3] 10. Bohrloch B: 1810/11, nördlich von Lettewitz. 2 | 2 | — Diluvium. 7 | 3| 6 Tertiär. _ | 1|— unterer Porphyr. | blau und grau melirtes, festes Gestein. —| 2 4 — Bar grauer, fester Porphyr. a0 |, 11. Bohrloch No. II, 1 son Martini, 1856, an der Magdeburg- | Leipziger Chaussee in der Nähe des Rosses am Wege nach Naundorf. | 5|-| Diluvium. | al] Tertiär. | — 1l— Unterrothliegendes. gelbgraues, thoniges Grandgestein. — 10 1 WU EEE roth nnd graugelbliches Grandgestein, 37:3 | 6 braungraues Grandgestein. 560 VI. Bohrtabellen. A (300) Leht. |Acht. Zoll. — | 4/6 grau-bräunliches Grandgestein. 1|—-| — lichtrother, glimmerführender Sandstein. 2;| 2), 5 grau und roth melirter, quarziger = 2 led graubräunlicher, glimmerführender „ I braungrauer —|4| 7 1l. 3. — rothes und blaues, thoniges Gestein. 207 FA] 12. Bohrloch I, 6 von Martini, in der Feldmark Neutz beim Gast- hofe zum Rosse an der Magdeburg-Leipziger Chaussee, 1857. I | ‚6 | — | Diluvium. — | 2) — | Unterrothliegendes, | grau und roth melirter Thonmergel. — | 31 — rothes Grandgestein mit blauen Schnüren. —|ı 3| 4 rother Sandstein mit Glimmer. 2 roth und blau melirtes Thongestein. 1| 5| — - - e - — | blaues, thoniges Gestein. I ON EA blau und roth melirtes Thongestein, — | yBR6 rothbrauner Sandstein. 2.108 | 48 - mit Glimmer. z, Kastnlay rotes? thoniges Gestein. 2 El 6 roth und brauner Sandstein. 1 le || — blau und roth melirter Sandstein mit | Glimmer. — | 6.6 brauner Sandstein mit Glimmer. — le graubrauner Sandstein. 1 2691748 brauner Sandstein mit Glimmer. Zu blauer, thoniger Sandstein. Du a0 2 graubrauner - 2 al braunes, sandiges Thongestein. 7| 4|ı 4 - graubrauner Sandstein mit Glimmer. A EZ 2 grauer z z Bus 26 NAT - - - - Kalkspath. u a blauer Thonstein. — | grauer Sandstein mit Glimmer. —a 06 blau und roth melirtes, thoniges Gestein. 2 76410 38 blaues und braunes Thongestein. lan DO grauer Sandstein mit Glimmer. 3939| 6|.1| 13. Bohrloch €. 18'Yı. Oestlich von Lettewitz auf dem Acker von Gorrrkıep Tornau, nach v. VELTHEIM. 1 | 5|l-| Diluvium. 6| ie Rs Tertiär. = | 3 | 7 | unterer Porphyr. grauer, fester Forint: N 40T. tother, = Sr u ee en De TE ie ELTEE E (301) $.3. Neutz, Deutleben, Döhlitz, Friedriehs-Schwerz, Brachwitz ete. 561 Leht. lacht. |zou | | 14. Bohrloch I, 5 von Martini, an der Magdeburg-Leipziger Chaussee, am Wege von Naundorf nach Deutleben, im Acker von Fınser in Deutleben. 3 | — | —| Diluvium. ee] Tertiär. —|5|/3 Unterrothliegendes. | rothes, thoniges Gestein mit Glimmer. —| 78 blaues, - - 1.0 roth und blau melirtes Grandthongestein. 1 | En | 7 | braun-graues, grandiges Thongestein. — | 2| 9 IT. rothes, thoniges Gestein. Ze) 15. Bohrloch IV, 3 von Martini, 100 Lehtr. nordwestlich von No. IV, 2. 01 292-2 Diluvium. GEL. 36 Tertiär. 4) 2| 7 unterer Porphyr. za 16. Bohrloch II, 3 von Martini, südwestlich der Dorfgrenze Naun- dorf, im Acker von Werner, am Communicationswege von Naundorf nach Deutleben. 3 7 Diluvium. 4| 2 Tertiär. unterer Porphyr. 8 | 2 ne 17. Bohrloch IV, 1 von Martini, in der Nähe von II, 3, im Acker von Weser in Naundorf, am Wege nach Deutleben. 3 5 6 Diluvium. 5 2 2 Tertiär. el Sl unterer Porphyr. 10 | Bar...) | 18. Fundbohrloch des Soolbergwerks Ragozzi No. 1. — Oberrothliegendes. | Dammerde. Rothliegendes. — | — | 1 | unterer Porphyr mit | schwarzer Schieferthon. 4| 1| — Kluftausfüllungen. älterer Porphyr. — | 2 — Gyps. — | 4 — 4.7.1. älterer Porphyr. u ae |. 562 VI. Bohrtabellen. (302) Lcht. lacht. | Zoll | | 19. Bohrloch IV, 2 von Martini, im Acker von Werser zu Naun- dorf in der Nähe des Chausseesteins 9,25. Am RZ Diluvium. SE Mon ıanS Tertiär. 5.1.8 unterer Porphyr. ee 20. Bohrloch II, 6 von Martini 18°%5, westlich von Naundorf in der Nähe des Chausseehauses, 100 Lachter westlich von II, 5. | Diluvium. BE | Tertiär. a 6 — | unterer Porphyr. 55173] 21. Bohrloch II, 4 von Martini, am Wege von Naundorf nach Klein- Merbitz. 31.8 Diluvium. 4| 5| — Tertiär. Zul unterer Porphyr. ee 22. Bohrloch II, 5 von Martini, im Acker von Weser in Naundorf, 175 Lachter südlich von No. II, 4. SE 1 Diluvium. 4 || 0 Tertiär. — | 5/1 unterer Porphyr. 23. Bohrloch II, 2 von Martini, nördlich von Naundorf, östlich vom Wege nach Löbejün, im Acker von Brumz in Löbejün. 3 | 3 | 6 | Diluvium. —| 7| el Tertiär. 2 | — | 4 | unterer Porphyr.* weiss-grauer, aufgelöster Porphyr. an älterer Porphyr. 2 Diluvium. Tertiär. unterer Porphyr. orwer LS Er Ko 1 (303) $ 4. Löbejün. 563 $ 4. Gruppe: Löbejün. Leht. Acht.| Zoll | 1. Bohrloch O, ca. 254 Lachter westnordwestlich vom Bohrloche N. 1860. Bei der Zuckerfabrik Gottgau. 2 | = | | Diluvium. —_ | 3 | 2 | Tertiär. 2 4 3 | flötzleere Steinkohlen- 6 7 2 formation. mar 3 b 6| — 6 —_ | — 7 —|5| 2 11—|6| 1 002 —|5|7 Il || 4 Sl 8 —ı | — 7 1. 8 @ 1| 21 — 3!6| 3 |. able ke — || 4 | 4| — 3 1) — Ber Age 8) Ana area 5 3 N — Dun zu 7 zn — |. 1 6 — | 4) % 10| 4|ı 4 — | Bj — | 4| 8 3|—- | 3 — | | © 3. 13.\,.7 2 Jelenl 3I| 7) 4 — ||| ıl aD Ne) — | 4|5 1 6 9 | — |, 2642 ls 2 graues, sandiges Grandgestein. grauer, milder Sandstein. graues, mildes Thongestein. - grauer Sandstein. schwärzlich-grauer, glimmerreicher Sand- stein. grauer, fester Sandstein. schwärzlich-grauer, sandiger Schieferthon. grünlich-grauer Sandstein. blau-grauer, sandiger Schieferthon. grau-brauner, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. schwärzlich-graues, sandiges Thongestein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer, fester Sandstein. schwärzlich-graues, sandiges Thongestein. - , mildes - schwärzlich-grauer Sandstein. grauer, fester Sandstein. grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. grauer Sandstein. schwärzlich-grauer Schieferthon. grauer, fester Sandstein. grau-blauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer Schieferthon. schwärzlich-grauer, bestegähnlicher Schie- ferthon mit Kohlen- und Kalkspath- schnüren. grauer, thoniger Sandstein. grauer, fester Sandstein. Conglomerat. schwärzlich-grauer, sandiger Schieferthon, grauer, thoniger Sandstein. roth und blauer, thoniger Sandstein. braun-rother, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. - „fester - Besteg mit Kohlenschnüren. grauer, fester Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. roth und blau melirter, thoniger Sandstein. braun-rother, thoniger Sandstein. roth und blau melirter, thoniger Sandstein. 564 Leht.| Acht.| Zoll I | 4 3 ! 3 1 3 1 —|ı 5/38 2 6 1 3 — 6 8 Ar HE 3 7 5 1 1 | 3 _ 19505 il 21 — —ı65 1 1|— — DT bI-4| — een 0 2 136| 1| 4] 2. Bohrloch a. Nordnordwestlich im Mühlenreviere. 1 | 6 | _ | Diluvium. 2|—| 2 obere productive Mm — 8 | Steinkohlenformation, Ro — ze @l —| 2/16 Bun >| 31=| 3. Bohrloch M. ca. 106 Lachter Mühlenreviere. Diluvium. obere produetive Steinkohlenformation. SıPDBDyP VON mDmmywm| P$p 19. 4. —. Nolsorawlı I] N jr vl Behntabellen (304) grauer, fester Sandstein. graues Conglomerat. grau-blauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirter, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. grauer, sehr fester Sandstein. grauer Sandstein mit Quarz. grauer Sandstein. grauer Sandstein mit Quarz (bei 848' 10" eine Ablosung mit Kohlensplittern). blau-grauer, thoniger Sandstein. ‚roth und blau melirter, thoniger Sandstein. rotb-brauner, thoniger Sandstein. grau-blau melirter, thoniger Sandstein. roth-brauner, thoniger Sandstein. grau-blau melirter, thoniger Sandstein. grauer, fester Sandstein. vom Huyssen-Schachte bei Löbejün x sehr milder, kalkhaltiger Sandstein. Besteg mit Kohle (Oberflötz). mildes Thongestein. thoniger Sandstein. grauer Sandstein mit schwärzlichen Glim- merschichten. nordwestlich vom Bohrloche K im ° aufgelöster Sandstein. gelblich-grauer Sandstein. schwärzlich-grauer Sandstein. Besteg mit Kohle. grauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. graues, thoniges, bestegähnliches Gebirge. grauer, thoniger, milder Sandstein, (305) $ 4. Löbejün. 565 Leht.| Acht. Zoll | | 4. Bohrloch e. Nördlich vom Huyssen-Schachte bei Löbejün im Mühlenreviere. 1] 3|<| Diluvium. | — | 5| 8 | obere productive | gelblich grauer Sandstein. — | 1 4 Steinkohlenformation. | grauer, thoniger, milder Sandstein. — | 110 29 | Besteg mit Kohle. —|— | 6 1. 21. grauer, thoniger, milder Sandstein. 1| 1 - | Aötzleere Steinkohlen- | roth und blau melirter, thoniger Sandstein. | | | formation. | ee | 5. Bohrloch P. 20 Lachter östlich vom Bohrloche M, im Mühlenreviere. elrzel: &! | Diluvium. IE a 2 unteres Unterroth- gelblich-grauer Sandstein. = | 8 liegendes. grauer, thoniger Sandstein. — | 5ı— Conglomerat. 29 | 7 Aa ATe grauer, thoniger Sandstein. — | 3| 2 obere productive schwärzlicher Muschelschiefer. 1 3 1 | Steinkohlenformation. | schwärzlicher, brauner Muschellefkefr. 1) 5| — fester, grauer, thoniger Sandstein. 11—-|— grauer, thoniger Sandstein. 1l—| — | milder, grauer, thoniger Sandstein. ee alle Kohle vom Oberflötze, ai | 16 graues, mildes Thongestein. —|.2| 9 6. wat grauer, thoniger Sandstein. a 6. Bohrloch b. Nordwestlich vom Huyssen-Schachte bei Löbejün im Mühlenreviere. 2 | 2] Diluvium. — | 5|l — obere productive grau-blauer Thon. —ı 3 | — | Steinkohlenformation. | schwärzlicher Thon. — N milde Kohle (vom Oberflötze). 1:|° 1.2 mildes, schwärzliches Thongestein. 12002 :| Kohle (Bankkohle vom Oberflötze). 4| 8 3.58 —. milder, thoniger Sandstein. Ri 5 o 7. Bohrloch .c. Westlich vom: Huyssen-Schachte bei Löbejün im. ' Mühlenreviere. Erz} Diluvium. 1|l 2| — obere productive | milde Kohle (Oberflötz). ee - Steinkohlenformation. | schwärzlich-graues, mildes hongästein) er Re 3. graues, mildes, sandiges Tihongestein, . “| 2]=| | | 37 566 VI. Bohrtabellen. (306) Leht.| Acht. Zoll | | N 8. Bohrloch d. Westlich vom Huyssen-Schachte bei Löbejün im Mühlenreviere. ae REN] Diluvium. —| 2] 4 obere productive gelblich-grauer Sandstein. 2| 4 | 5 | Steinkohlenformation. | grauer, thoniger, milder Sandstein. 1. | 1 schwärzlich-grauer, thoniger, milder Sand- stein. —ı5| 4 Kohle von milder Beschaffenheit (Oberflötz). == 2|7 schwärzlich-grauer Schieferthon. ee a Va 62 Kohle (Bankkohle vom Oberflötze). — | 4| — DIET. Grauer, thoniger, milder Sandstein. sol BES 9. Bohrloch f. Westlich von der Ziegelei bei Löbejün im Mühlen- reviere. rar Diluvium. — | 1| — obere productive gelblich-grauer Thon. — | 6 | — | Steinkohlenformation. | milder Sandstein. 3 graues, thoniges Gebirge mit bestegähn- lichem, schwärzlichem Thone. — | rl grauer, thoniger, zerklüfteter Sandstein, a! grauer Sandstein. || 4 sr Di graues, thoniges, bestegähnliches Gebirge. 2| 4| 8 | Nlötzleere Steinkohlen- | roth und blau melirter, thoniger Sandstein. 11-6 formation. grauer, thoniger Sandstein. A DaabaRND: braun-rother, thoniger Sandstein. SER | 10. Bohrloch L. ca. 150 Lachter nördlich vom Bohrloche K im Mühlenreviere. Diluvium. obere produetive gelblich-grauer, grobkörmniger Sandstein. Steinkohlenformation. | milde Kohle. schwärzlich-grauer Schieferthon. blau-graues, thoniges Gebirge. ‚milder, gelblich-grauer, thoniger Sandstein. grauer, grünlicher Sandstein. schwärzlich-grauer Sandstein, grauer, fester Sandstein. 5 TIGE: grauer, thoniger Sandstein. IN flötzleere Steinkohlen- | rother, blauer, thoniger Sandstein. formation. schwärzlicher, thoniger Sandstein. schwärzlicher Schieferthon. grauer, thoniger Sandstein. ce brauner, rother, thoniger Sandstein. grauer Sandstein mit Glimmer. brauner, rother, thoniger Sandstein. | grauer, thoniger Sandstein. | | | H> | NOSHHHOSSSN SOON WOE (erereslerRlakhe|) sovwrwvwuHreorn|rurla (307) $ 4. Löbejün. 567 Leht.| Acht.) Zoll la u6 schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein. 1 at 7 grauer, fester Sandstein. — 16/8 schwärzlich-grauer Schieferthon. IE grauer, fester Sandstein. Zue 232 schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein. 13,141: 9 34. 3. 4. braun-rother, thoniger Sandstein. 43|5]| 9] 11. Bohrloch Q. Nordöstlich von Gottgau. 8 | Zul | Diluvium. | 9.88 Tertiär. grauer, thoniger, fester Sand. 11—-|38 4. 4, 6. gelb, braun und grau melirter, sandiger Thon. 13, 4 | 12. Bohrloch R. Nordöstlich von Gottgau. Diluvium. BEER 18) Selen 7) 18| 5| #| | 13. Bohrloch g. Westlich von der Ziegelei bei Löbejün, im Mühlen- reviere. Be] Diluvium. — | 1| — | obere productive schwärzlicher Muschelschiefer. — ı 6| — | Steinkohlenformation. | gelblich-grauer, milder Sandstein. 1| 4 — | gelblich-grauer, mehr fester Sandstein. r| 3 | 7 3 Al: grauer, milder Sandstein. 2| 7| 3 | flötzleere Steinkohlen- | roth und blau melirter, thoniger Sandstein. formation. Ar 1 | | 14. Bohrloch K. Zwischen dem Huyssen-Schachte und der Ziegelei von Löbejün im Mühlenreviere, ca. 100 Lachter nord-östlich vom Schachte Grosser Friedrich, 1856. 6 | Diluvium. unteres Unterroth- gelblich-grauer, thoniger, milder Sandstein. liegendes. gelblich-grün-grauer, thoniger Sandstein. grünlich -grauer, thoniger Sandstein mit festen Bänken. grauer Sandstein mit festen Bänken (6—8” mächtig). braun-grauer, thoniger, milder Sandstein, grünlich-grauer, fester Sandstein. sehr fester, quarziger Sandstein. Conglomerat (fest). 10.3720: Conglomerat mit Thongestein gemischt. 37* [er) ba Dieb Ile PrPBEDBDH © oo | Blmamlıo won | 568 Leht.| Acht.| Zoll | — WORTE obere productive | Steinkohlenformation. — 3 | 2. —_ 3 1 | Nlötzleere Steinkohlen- — at 4 formation. — 1 5 3 — 6 Da 28 A OD u ah.) | I en > | —|2|3 | 1 | 6 8 | —ı!ı 4|5 ur I Fi Dr: ee | 15. Bohrloch N. ea. 115 Lachter Bohrloche L. 72 Diluvium. il 7 | 3 | flötzleere Steinkohlen- formation. 3| — 1 Tale — 6 5 6| — 8 18. 26 | 5 | 9 | 16. Bohrloch o. 1821. Wege nach Kattau. 2 2 | — | flötzleere Steinkohlen- _ 1ı — formation. ur a —| .2| 2 — 1 8 _ 1 6 — 3 = — 1 4 ae Sa — a EIERN 4 | 2 | 6 | 11; Bohrloch No. 4. 8 1|— obere productive Steinkohlenformation- tlötzleere Steinkohlen- a. 2 VI. Bohrtabellen. Nördlich von der Ziegelei bei Löbejün. Zwischen Löbejün und der Ziegelei am ‘grauer, thoniger Sandstein. : 1793. Nordöstlich von Löbejün. formation. | s (308) schwärzlich-grauer Schieferthon mit schwei- figen Kohlenschnüren. grauer Sandstein. grauer Sandstein mit braunrothen Streifen grau-brauner Sandstein. braun-rother, thoniger, milder Sandstein. ‚ grau-brauner, thoniger Sandstein. | schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein. grauer, fester Sandstein. schwärzlich- -grauer, fester Sandstein. grauer, fester Sandstein. grauer, brauner, thoniger Sandstein. roth-brauner, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. mildes Thongestein. ; grauer, thoniger Sandstein. in hora 2,4 östlich von dem grauer, thoniger Sand, welcher in Sand- stein übergeht. grauer, milder Sandstein. grauer Sandstein. blau-graues 'Thongestein. braun-rother, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. rothes, thoniges er graues, - rothes, , - graues, - - rothes, - - rothes, thoniges Gebirge. grauer Sandstein. rothes, thoniges Gebirge, roth und blau melirtes Gestein. (309) $ 4. Löbejün. 569 | 18. Bohrloch No. 5. 1794. Nordöstlich von Löbejün. 9 | 3 | _ obere productive | graues, festes Gestein. Steinkohlenformatiou. Leht.! Acht.) Zoll | | SU 19. Bohrloch No. 11, Nordöstlich von Löbejün. 29 | 2|— | flötzleere Steinkohlen- | blau und roth melirtes, thoniges Gestein. “el formation. Se 20. Bohrloch A. 2. 1825. Am Knie der Kreischaussee zwischen Löbejün und Plötz. Nordöstlich von Löbejün. ee Diluvium. | 2 5 obere productive | grünlicher Sandstein. = Steinkohlenformation. | mildes, bestegartiges T'hongebirge mit Kohlenspuren. Kohle. milder, blauer Schieferthon. fester Sandstein. Thongebirge mif Sandsteinlagen. mildes Thongebirge. fester Sandstein. milde Gebirgslage. fester Sandstein. thoniger Sandstein. fester Sandstein. mildes Thongebirge mit Kohlenspuren. fester Sandstein. thoniger Sandstein. 14. —. 7. fester Sandstein. He on Ilwllsl Il ı1o9v0se= | [MUND Bo oHorKergL Kbr! a | 21. Bohrloch B. 1829/30. Südlich vom Wetterschachte in der Nähe des Bockenthals. Oestlich von Löbejün. _ | Diluvium. = Unterrothliegendes. Schieferthon. = Sandstein, | m grauer, sandiger Schieferthon. Ze fester, grauer Sandstein. — sehr festes Gebirge (muthmasslich Con- glomerat). blau-grauer Schieferthon. sehr festes Gebirge (wahrscheinlich wie- 14. 5. —: der Conglomerat). = obere productive weisslich-blauer Schieferthon. Steinkohlenformation. | schwärzlicher Schieferthon (als Muschel- schieferthon angenommen). | [IS[P+r+D a | > © | DOES as | 570 VI. Bohrtabellen. (310) (=) Dr ns . Acht.| Zoll er -1 | Sandstein mit abwechselnden Schieferthon- lagen. ER | nie milder, blauer Schieferthon. weisslich-grauer Sandstein. Kohlen (Dachkohle des Oberflötzes). schwarzes, thoniges Gebirge. Koblen (Bankkohle des Oberflötzes). grauer, sandiger Schieferthon. 1222104 fester Sandstein. | Beeelee: FHHHAnDnD m span | Bohrloch A 1. 1824. Am Knie der Kreischaussee von Löbejün nach Plötz. Oestlich von Löbejün. 189) DD er = | Diluvium. | obere productive | grünlicher Sandstein. Steinkohlenformation. | milder, schwarzer Schieferthon. fester, schwarzer Schieferthon mit Sand- steinlagen. milder, grauer Sandstein. Schieferthon. milder Sandstein. Schieferthon. milder Sandstein. fester Sandstein. Sandstein mit abwechselnden festen und milden Lagen. fester Sandstein. Thongebirge. Kohlen. Schwärzliches Thongebirge. eek blaues Thongebirge. IIIIIIe wor IIsoler "il 2 23. Bohrloch No. 7. Oestlich von Löbejün. 19) 22.) — obere productive Steinkohlenformation. soaulew -rewmmo MHIIJNDO- El Sandsteine und Koblen- bestege. n[3=| 24. Bohrloch No. 6. 109 Lachter südlich vom Wege von Löbejün nach Plötz. Nördlich vom Martinsschachte. 3 | — | Diluvium. | 1 4 | 8 | aa -Porphyr. | milder Porphyr. le 6. —. fester - Fi 25. Bohrloch No. 10. Nördlich vom Martinsschachte. 31 | 1 — | flötzleere Steinkohlen- | | formation. S1 aaa | 611) . 8 4. Löbejün. 571 Leht. lacht. Zoll | | 26. Bohrloch No. 5. 73 Lachter südlich vom Wege von Löbejün nach Plötz, nordöstlich von Löbejün, nördlich vom Martins- . schachte. leid Diluvium. — | 3| | Ortboklas-Porphyr.. |} milder Grünstein-Porphyr. El Sul? unteres Unterroth- grauer Schieferthon. —)ı 11— liegendes. bestegartiges Gebirge. —|ı 11— schwarz-grauer Schieferthon. = I | bestegartiges Gebirge. a a — | grauer, thoniger Sandstein, 1|—|-.8 Pe Pa grauer Schieferthon. 27. Bohrloch No. 4. 30 Lachter südlich vom Wege von Löbejün nach Plötz, nordöstlich von Löbejün, nördlich vom Martins- schachte. 2.0199 7 °| Diluvium. — | 6 | 3 obere productive thoniger Sandstein, Steinkohlenformation. Sl 28. Bohrloch D. 1840/44. Südöstlich vom Eckardtschachte und südwestlich von dem sogenannten, nach Plötz führenden Schleichwege. Nördlich vom Martinsschachte. Diluvium. unteres Unterroth- grüner, aufgelöster, thoniger Sandstein. liegendes. fester, grauer, thoniger Sandstein. fester, grauer Sandstein. blaue Schieferthonlage. blau-grauer, grober, fester Sandstein. milder, weisslich-grauer, sandiger Schie- ferthon, röthlich-blauer Schieferthon. weisslich-grauer Schieferthon. grauer, fester, sandiger Schieferthon. fester Sandstein. fester, grauer, sandiger Schieferthon. ° weisslich-grauer Sandstein. grauer, sandiger Schieferthon. abwechselnd feste und milde, blau-graue Sandsteinbänke. weisser, fester Sandstein. fester Sandstein ohne Probe. festes Gestein, muthmaasslich Conglo- merat. hellgrauer, thoniger Sandstein. thoniges Gebirge aus braunen und grauen Lagen bestehend. Be erle Er Ereslen „Alllosl| ) 9 POD HOPRH=SJ[IUD r| DD 572 j VI. Bohrtabellen. (312) Leht.| Acht.| Zoll ara 18. 1. 8. fester, grauer Sandstein. —| 7] 4 obere productive milder, grauer, abwechselnd sandiger Steinkohlenformation. Schieferthon. —),6| 7 | grauer Schieferthon. 2| — | — schwarzgrauer, mit in's Braune fallendem, bestegartiger Schieferthon (wahr- scheinlich der Muschelschieferthon). —| 4/18 fester Sandstein ohne Probe. Lt, el =D I weisslich-grauer, milder, thoniger Sand- stein. —|—-|7 grober, fester Sandstein, worin viele | Quarzkörner liegen und der sehr zer- klüftet ist. 1 2 grauer, sandiger Schieferthon. = il | grauer Sandstein, in welchem sich Spuren rother Färbung zeigten. 7 ' grauer, thoniger Sandstein. = 2 graue Sandsteinlagen, abwechselnd mild | und fest. 5 fester Sandstein, von welchem eine Bohr- probe nicht zu erhalten war. desgl. ‚ weiss-grauer Schieferthon. fester Sandstein ohne Probe. grauer Schieferthon. fester Sandstein onne Probe. grauer Schieferthon. fester Sandstein ohne Probe. grauer Schieferthon. weiss-grauer Sandstein. Schieferthon. fester Sandstein. blau-grauer Schieferthon. blau-rothes, thoniges Gebirge. blau-graues, - - fester, grauer Sandstein. blau-grauer Schieferthon. weiss-grauer Sandstein. bestegartiges Gebirge. DIE. 8; fester Sandstein. Unbestimmbar. Conglomerat. | | schwarz-graues, thoniges Gebirge. Conglomerat. blaue, thonige, milde Lage. weiss-grauer Sandstein. SE - - | ee a 29. Versuche an der Hirschtränke. Versuche No. 1, No. 2, No. 3 und No. 4 ergaben unter Diluvium unteren Porphyr. Versuchsschacht No. 5 unter Diluvium, unteres Unterrothliegendes:; (315) $ 4. Löbejün. 573 Leht.|Acht.| Zoll grüner Sandstein. Conglomerat. rothes, thoniges Gebirge. Schieferthon. = 30. Bohrloch No. 6. 1820. Westlich vom Zschietschenberge. Ber —|| Diluvium. 3| 5] — | Orthoklasporphyr. Melaphyr. 2 | 3 | — | unteres Unterrothlie- | thoniges Gebirge. — | 41 — gendes. rothes Conglomerat. 31 — | — He rothes, thoniges, mildes Gebirge. 14| 6| —| öl. Bohrloch No. 1. Südlich vom Zschietschenberge. 9I—- | —| Diluvium. | — | 3] — | _ unterer Porphyr. LT .:| | 32. DBohrloch S. In südöstlicher Gegend des Löbejüner Reviers. Südöstlich vom Zschietschenberge. ca. 340 Lachter in Ost hor. 11 vom Martinsschachte. Fuss | Zol| — ser. Del Diluvium. 12 2 Orthoklas-Porphyr. gelblich-grauer Melaphyr ale) 90 — grünlich-grauer - 1ı 3| — roth-brauner - 36. au grünlich-grauer - 12|1- | — - - (fester). 2 a roth und blau melirtes Thongestein. gem23| ==i) braun-grau melirter Melaphyr. 125. | — | grau-grünlicher Melaphyr. al 2 - - (sehr fest). Ber — 364. 1. —. - - 452'| 6“) — 33. Bohrloch E. 1854. Im östlichen Grubenfelde am Wege von Löbejün nach Plötz. Nördlich vom Zschietschenberge. Leht.| Acht. Zoll Rast 9 Diluvium. | 2| 4 obere productive milder, gelblich-grauer, thoniger Sanulstein. 2| —. 8 Steinkohlenformation. | blau-graues, mildes Thongestein mit Glim- mer. En Mel gelblich-graues, sandiges Thongestein. 2222| 9 grau-blaues, mildes Thongestein. N milder, schwärzlicher Schieferthon (han- gender Muschelschiefer). el | bestegartiges Gebirge (Oberflötz). 2 mildes, graues Thongestein. 574 VI. Bohrtabellen. (3 14) ., Acht.| Zoll - grauer, thoniger Sandstein mit Glimmer. - bräunlich-grauer Sandstein. = grau-blauer, thoniger Sandstein. 10. 2Zuue! weisslich-grauer, fester Sandstein. Flötzleere Steinkohlen- | roth und blau melirter Sandstein. formation. grau-blauer, thoniger Sandstein grau und braun melirter Sandstein. grauer, fester Sandstein. schwärzlich-grauer, fester Sandstein. grauer, fester Sandstein. blau-grauer, thoniger Sandstein. | braun-rother, - - roth und blau_melirter Sandstein. blau-grauer, thoniger Sandstein. | schwärzlich-grauer Sandstein. weisslich-grauer, fester Sandstein mit Glimmer. grauer, fester Sandstein. blau-grauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirter Sandstein. schwärzlich-grauer Sandstein. | roth und blau melirter, thoniger Sandstein. blau-grauer und röthlicher, thoniger Sand- stein. rother und blauer, thoniger Sandstein. blau-grauer und rother, thoniger Sandstein. schwärzlich-graues, sandiges Thongestein. | schwärzlich-grauer und rother, thoniger Sandstein. blauer, brauner und rother, thoniger Sand- stein. braun-rother, thoniger Sandstein. schwärzlich-graues, sandiges Thongestein. braun-rother, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer, schiefriger Sandstein, röthlich-grauer, thoniger Sandstein, grauer, thoniger Sandstein. graues, blaues und röthliches, mildes Thongestein. schwärzlich-graues, thoniges, bestegähn- liches Gebirge. roth-brauner, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. röthlich-grauer, thoniger Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. fester, grauer, quarziger Sandstein mit Kalkspath und Glimmer. grauer, thoniger Sandstein. fester, grauer Sandstein mit Kalkspath- schnüren. schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein. | grauer, fester Sandstein. - „thoniger - schwärzlich-grauer, sandiger Schieferthon. grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. grauer Sandstein mit Kalkspath. | mom anwbürn [Ko ) op) | rm ns wir | ee | | SZ = wo | | | come | m lewroem [11 | | DPROS HP Ks [orKoril. KSSIES | er} IDODOODA 7 DIDI © | SHODDPR OD Paunr-ı (315) $ 4. Löbejün. 575 Leht.|Acht.| Zoll ae Aal, 9 grauer, fester Sandstein. 46 grauer, thoniger Sandstein. 2: SB. N. | braun-rother, thoniger Sandstein. 101 | 4| 4] 34. Bohrloch F. 109 Lachter südlich vom Bohrloche E. 1854. Nordöstlich vom Zschietschenberge. el a Diluvium. — 2 obere productive — 4 | — | Steinkohlenformation. Aa ‚ee | Sn 6 —_ 1 9 1.2. =. —_ | 3 7 | flötzleere Steinkohlen- 4 4| — | formation. 4. 7. 7. 13 | 4| — mildes, graues, blaues’ Thongestein. grünlich-grauer, thoniger Sandstein. milder, grauer, blauer Schieferthon. bestegähnliches Gebirge. milder, grauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirter Sandsteii. braun-rother, thoniger Sandstein. 35. Bohrloch J. ca. 1309 Lachter in hor. 2 westlich vom Bohrloche G. 1855. 12 | 4 7 Diluvium. — 1 37-8 obere productive 1 4 9 | Steinkohlenformation. — 1 2 2|.4|.8 1 2 4 — | — 4 — 26 232 1 1 5 1 — 3 3 —_ > 3 4\ — | 4: -1| — ) — 7 8 1 3 3 2 3 A) DA, 1 5 | flötzleere Steinkohlen- formation. 36 3| —- 36. Bohrloch G. ca. loche F, Diluvium. obere productive Steinkohlenformation. Ilelllo m | Oestlich vom Zschietschenberge. gelblich-grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-graues Thongestein. grauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. schwärzlich-graues Thongestein. grauer Sandstein mit Kalkspath. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer Schieferthon (Besteg ähnlich). grauer, thoniger Sandstein. grünlich-grauer, thoniger Sandstein. grau-blauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein mit festen Bänken, in welchen Schwefelkies- krystalle vorkommen. grauer, blauer, thoniger Sandstein. rother, blau-melirter Sandstein. 130 Lachter in hor. 8,5 östlich vom Bohr- 1854. Westlich von Plötz. grünlich-grauer, thoniger Sandstein. blau-graues Thongestein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer, kalkiger Sandstein. grauer, thoniger Sandst«in. VI. Bohrtabellen. 576 Leht.| Acht.| Zoll —_ 1 2 — 2 5 1 2 8 1 I — 1 2 8 Il I u _ 2 6 1 4| — — 5 5 2 1 7 = 2 8 2 3 FEUK 17. T. es 1 3 1 | flötzleere Steinkohlen- formation. 28 5 8 37 (316) schwärzlicher Schieferthon. Kohle incl. 3 Zoll Schweif. grauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. fester, grauer Sandstein. grauer Sandsiein. fester, grauer Sandstein. grauer Sandstein. sandiger Schieferthon. grauer Sandstein. fester, grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein braun-rother, thoniger Sandstein mit festen Bänken von 6-7“ Mächtigkeit.e.. Bohrloch H. ca. 115 Lachter in hor. 2,314 östlich vom Bohr- loche G@. 4) 6| = Diluvium. — | 2| — obere productive — | 4, — | Steinkohlenformation. a) — 034 1 > 2 le a 2 — | 8 — | 12103 —. 7 Se a er A Zee TS 1 2| — Ze al — le 1 od — | 6| 2 | flötzleere Steinkohlen- =. od formation. = @ || ® 11—-|1 = il |,®& 2912,02 = | al anal Reh —ı 4/6 — | Be —|9 zen 8 —. — Tag 1554. Westlich von Plötz. gelblich-grauer Sandstein. ' milder, grauer, thoniger Sandstein mit Glimmer. desgl., etwas fester. schwärzlich-grauer Sandstein. graues, thoniges Gebirge. milder, grauer, thoniger Sandstein. schwärzlicher, kalkiger Sandstein. Besteg mit Kohlenschnüren. milder, grauer, thoniger Sandstein, desgl., etwas fester. milder, grauer, thoniger Sandstein mit festen Lagen. grauer Sandstein. grauer, sandiger Schieferthon. schwärzlich-grauer, milder Sandstein mit Kalkspath. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. grauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirter Sandstein. grau-blauer, thoniger Sandstein. roth und blau melirter Sandstein. blau-grauer, thoniger Sandstein. blau-grauer, fester Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-graues Thongestein. blau-grauer, thoniger Sandstein. -, , fester - roth und blau melirter Sandstein. blau-grauer, thoniger Sandstein. braun-rother, thoriger Sandstein. (317) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf ete. 577 | $ 5. Gruppe: Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf, Cösseln, Hohnsdorf. Leht. Acht Zoll | | 1. Bohrloch No. 1. Nordwestlich von Wieskau, 125° oberhalb der Chaussee zwischen Wieskau und Kattau, 238° von der An- haltischen Landesgrenze entfernt. Märker in Wettin. 1851/2. 4| 4| 4]| Diluvium. wer. .6:| Tertiär. — | 3| — | Oberrothliegendes oder | graues, sandiges Gerölle, in Conglomerat oberer Porphyr. übergehend. —| 611 ET milder Sandstein. zZ 4. 1. - - - mitblauem Thone. 23| 4| 4] e. Porphyr. Boni in verschiedenen Verwitterungs- Sy zuständen. 2. Bohrloch No. III P der Privat-Steinkohlengrube Carl-Moritz bei Plötz, am Westende von Niederplötz in der s. g. alten Welt. Diluvium. obere productive weiss-graues Thongebirge. Steinkohlenformation. | schwärzlich-graues Thongebirge. Steinkohle. T schwarzes, thoniges Gebiige. Oberflötz ? Kohle. = graues Thongestein. - = ,„ sandig. grünlich-graues Thongestein, sandig. Steinkohle. schwarz-graues Thongebirge. II. Flötz? Kohle. ? schwarz-graues Rongehirgen 84 4 ..) Kohlenbesteg. Stier esse: ec: alslelworrmn| oo | »oorlaowol|owHr | 3. Bohrloch No. IT P der Privat-Steinkohlengrube Carl- Moritz bei Plötz, nördlich von No. IP: Se - Diluvium. 1| 30.2 obere productive bläuliches Thongebirge. 3| 6 | 6 | Steinkohlenformation... | graues, sandiges, mildes Thongebirge. _ 2 ee } sandiges Thongebirge. = | 0 | schlechte Kohle. LG 6 SEN 3> ? ? 14 | 3| 6| 578 VI. Bohrtabellen. (31 8) Leht. Acht. Zoll | | 4. Bohrloch No. I P der Privat-Steinkohlengrube Carl-Moöritz bei Plötz, zwischen Nieder- und Ober-Plötz. 8| -Diluvium. 6 | unteres Unterrothlie- | graues Grandgestein. 6 gendes. grün-graues Grandgestein. _ weiss-graues, etwas bläuliches, sandiges Thongestein. grau-grüner Sandstein. graues, sandiges T'hongestein. desgl. in Wechsel mit thonigem Sandsteine. grünlicher Sandstein. thoniger Sandstein und Sandstein. graues Conglomerat. Sandstein mit Kieselgeschieben. 13... 46.446; _\, grünlich-grauer Sandstein mit viel Glimmer. obere produetive graues, sandiges Thongestein mit Glimmer. Steinkohlenformation. | weiss-grauer, thoniger Sandstein. schwarz-graues Thongestein. schwarzer Muschelschiefer mit braunem Striche. grauer Sandstein. Thongestein mit kalkigen Zwischenlagen. grauer, thoniger und kalkiger Sandstein. fester und thoniger Sandstein. graues, mildes Thcngestein. thoniger Sandstein. kalkig-sandiges T'hongestein. grauer, hangender Sandstein. schwarzes Thongestein. 13.6 7. gute Kohle. | ol cn | "on Othmmim rk. oe | @ IF | low| we | Ss slamrawuormuo wo | 5. Bohrloch VI P der Privat-Steinkohlengrube Carl-Moritz bei Plötz, zwischen Nieder- und Ober-Plötz. 57, 26 Diluvium. | ı er = Tertiär. 1 2| — | unteres Unterrothlie- | hell-graues, sandiges Thongestein mit gendes. Glimmer. Ta 2 5 8 \ Kieseleonglomerat. —| 1/6 Ir Dei, grauer Sandstein mit Glimmer. =, 08 obere produetive hell-graues Thongestein. — | 3 | 2 | Steinkohlenformation. ; graues Thongestein. 11—-ı — grünlich-graues Thongestein.. 11— | — - a - (heller). —|5|18 schwarz-graues, festes Thongestein. — 1 7) 8 feiner, grauer Sandstein. 3.124726 grauer, thoniger Sandstein. - Sl Saal Muschelschiefer. B) | 0 | graues, sandiges Thongestein mit Sand- stein. i br] (319) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf ete. 579 Acht.) Zoll grauer, thoniger Sandstein. - grauer, feiner Sandstein mit Kalkspath. festes, sandiges Thongestein. Sandstein mit Kalkspath. Sandstein mit sandigem Thongesteine, Dachberge. Besteg mit Kohlensplittern. schwarz-graues T'hongestein. schwärzlich-graues - mit thonigem Sandsteine. i — 2521-4, 9. Sandstein mit Glimmer. : =) ee lese * Hucvov | an 00 H> = SH Hm 6. Bohrloeh No. 3 K zwischen Kaltenmark und Plötz. ee !| Diluvium. — | 6| — | oberes Unterrothlie- | grünes Grandgestein. — ln De gendes. blaues - ehe A Sa 28 röthlich-blaues, thoniges Gestein. 23| 5| — | Orthoklasporphyr. rother und grüner Porphyr. 2| 3| 3 | unteres Unterrothlie- | blaues, thoniges Gestein. 2 on 9 gendes. grauer Sandstein. 422 22 thoniger - B2:) 0, 5 blaues, thoniges Gestein. 3| 4| 1 blauer Sandstein. NS. | 13... 4.5 braunes und blaues, thoniges Gestein. 0, 7. Bohrloch 4 K zwischen Kaltenmark und Plötz. 10| 3] 5 | Diluvium und Tertiär. — ie Obere produetive Besteg und’ Kohle. — | 1 — | Steinkohlenformation. | Mittel. —|—| 3 Besteg. = \ al Mittel. ee lerrd: Besteg. za ae ra Gebirge. 12| —| 7 8. Bohrloch No. 2 bei Hohnsdorf. Bohrtabelle fehlt; nach den Bohrproben in den Feldern oberer, dem quarzarmen von Wieskau ähnlicher Porphyr. 9. Bohrloch No. IV P der Steinkohlengrube Carl-Moritz bei. Plötz, bei der Windmühle von Oberplötz. 6/| 6 —| Diluvium. — Br Zn obere productive Kohlenbesteg mit Kalkspath. — | 7, 5 | Steinkohlenformation. | blau-graues Thongebirge. 1| 1|— weiss-graues, sandiges, mildes Gebirge mit Glimmer, — | 3| 6. milde, thonige Kohle mit Kalkspath, 41|6|15 fester, grauer, thoniger Sandstein, VI. Bohrtabellen. | (320) graues, sandiges Thongestein. ur thoniger Sandstein. - - ‚fester Sandstein. - , fester Sandstein. thoniger und fester, grauer nesnı in Wechsel. schwarzer, milder Schieferthon. mildes, graues Thongestein mit Schwachen Sandsteinlagen. grau-blaues, sandiges Thongestein und thoniger- Sandstein. schwarz-grauer Muschelschiefer. graues Thongestein. - „ sandiges Thongestein. braun-graues 'Thongestein braun und blau melirtes Thongestein. © ‘; braun -rother Schieferletten und grau- rother Sandstein. braun-rothes, sandiges Thea braun-graues, - erünlich- -grauer Sandstein. bräunlich-grauer, feiner Sandstein, grauer Sandstein. Bohrloch VII P der Privat-Steinkohlengrube Carl- Moritz bei. schaliges Thongestein. Conglomerat. Sandstein mit Kieselgeschieben. gelb-graues Grandgestein, ‚ fein und thonig. grünliches : ,„ sandig.: festes, feines, weiss-graues Thongestein.. grünlich- -grauer, feiner Sandstein. hell- u sandiges Tune - braun gestreift, hell-graues, sandiges Thonpesfein mit Glimmer. | grünlicher Sandstein. 19 grauer - mit Glimmer, gelblich-grauer Sandstein. mildes, graues, sandiges Thonpesiein. weiss-graues, - N schwärzlich- -graues Thongestein enbios thon).. > weiss-graues Thongestein (Schieferthon). desgl., nur dunkeler. - „fester, mit Glimmer. ' 580 Leht. [Acht.| Zoll Bi 8 © 51-26 el Asılneae ji 7 1 5. 1 | — 6| 6 3 52 © — | 8 — A! Ba Be Ad le 1 5 9 | filötzleere Steinkohlen- —_ 3 9 formation, — || A 1|1—|-7 — Bu 06 1 4\ 9 a ot: — = | &@ Ten | X 10} Plötz, südlich von Oberplötz. 8I—-| 2 Diluvium. — 3 — unteres Unterroth- —ı 26 2 liegendes. | 9 A 20 026 Du > 7 ll @i — | 4| 2 —| 423 1 1 6 102 RG ii Aa A: —|ı 51/18 ze =, .&| — 5| 5 —_ 316 — | all 8) 6| 9 3. Ay —ı1.2| 1 — | tt — 1276| 2° Pr 6 : gelblich-grauer, thoniger Sandstein. (321) s 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf etc. Lcht. Acht. | Zoll —| 1/8 7 a ee, 8 —=ı 53|1|08 |) 16.11.02. — | 18 obere productive — |ı 1| 7 Steinkohlenformation. —|1 4/6 —!)6/1 ie A| -—/|15 — |..b|: 2 20T 1 er — | 3| 7 al —|—-|9 ee 6 ee I: 3| 4| 3 11. Bohrloch No. 2 K; zwischen s| 2I— Diluvium. 21 22 |) Tertiär. 2| — | — | oberes Unterrothlie- liegendes. Gele 5 —|12|7 a I A ps K E —| 2| 2 IOSaalage: 121731 6 Orthoklasporphyr? — | 31-3 N 3206.09: 2355| 4| 9 581 graues, sandiges Thongestein mit Glimmer. gelblich - grauer, thoniger Sandstein mit Glimmer. grauer, thoniger Sandstein. graues, sandiges Thongestein. hell-grauer, thoniger Sandstein. grünlich-graues, sandiges Thongestein. schwarz-graues, ‚sehr mild. gelblich-graues, sandiges Thongestein, sehr mild. gelblich-graues, sandiges Thongestein mit Glimmer. | grünlich-grauer, thoniger Sandstein mit Glimmer. graues, sandiges Thongestein. ‚ hellgemischt. graues Thongestein mit Glimmer. Muschelschiefer. grauer, thoniger Sandstein mit Kalkspath. Sraues, sandiges Thongestein. Dachberge. Steinkohle. schwarz-graues Thongestein. Kaltenmark und Plötz. Grandgebirge mit roth und weissgestreif- ten Thongallen. mildes, weisses Thongestein. lockeres, weisses Conglomerat. milder, grauer Sandstein. blauer, thoniger milder, rother - fester, rother - (Porphyr). grauer Sandstein. rother, fester Sandstein (Porphyr). 12. Bohrloch No. V P und Hauptschacht der Erigs/zStemkoblen rube Carl-Moritz bei Oberplötz. Are 9 Diluvium. na Tertiär. 1 4 | 6 | unteres Unterrothlie- 4| 7|9 gendes. el | Sal. INTER: ol) Obere productive W | Steinkohlenformation. röthliches Grandgestein. sandiges Thongestein und thoniger Sand- stein. lockeres Conglomerat. thoniger Sandstein und sandiges Thon- gestein. schwarzer Muschelschiefer mit braunem Striche. 38 VI. Bohrtabellen. | (322) Acht. | Zoll 1 thoniger Sandstein mit Kalkspath. —_ weiss-graues, sandiges Thongestein mit Kalkspath. 5 weiss-grauer, fester Sandstein. 6 = ‚„thoniger - 7 - ,‚ feiner - 2 gelblich grauer Sandstein. 4 weiss-grauer = 1 graues, sandiges Thongestein mit thonigem Sandsteine. 7 gelblich-grauer, feiner Sandstein, 8 grauer, thoniger Sandstein. 2 gelblich-grauer, feiner Sandstein. 6 4 8 3 S) 6 3 SHHWRW Ma graues Thongestein und - - , sandiges Thongestein mit Glimmer. Muschelschiefer. graues, sandiges Thongestein und thoniger Sandstein. grauer Sandstein. fester Sandstein mit Kalkspath. - „ grauer Sandstein mit sandigem Thongesteine, fester Kalkstein. — fester Sandstein mit Kalkspath. — Dachberge mit schwachen Kohlenschnüren. 3 Steinkohle. ’ 1 Poor | v0 | schwarz-graues Thongestein mit Kalkspath, Glimmer und Sandstein. Steinkohle (2. Flötz). desgl. Schram mit Kohle. HDS[I[0D HI, 09 »HeoHromwan|IHmlwwl ||| [a 8 3 Sad graues, sandiges Thongestein. 4 | 46. 7. 4. Sohlen-Bohrloch IX P, im Schachte der Privat-Steinkohlengrube Carl-Moritz in Oberplötz, angesetzt im Liegenden des Ober- flötzes, 46 Lachter unter Tage. Obere produetive dunkel-grauer, thoniger Sandstein. Steinkohlenformation. | Besteg mit Zwischenmittel (2. Flötz). grauer, thoniger Sandstein. - Sandstein. - ,„thoniger Sandstein. dunkel-graues 'T'hongestein. grauer Sandstein. - „ etwas thoniger Sandstein. schwärzlich-grauer Besteg (3. Flötz). grauer Sandstein. - , thoniger Sandstein. grauer Sandstein. grauer, thoniger Sandstein. 23.4 7. graues, sandiges Thongestein. Flötzleere Steinkohlen- | bräunlich-rothes Thongestein. formation. grauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. | > - „etwas thoniger Sandstein. vor | | | Sonwar | ron | AD (323) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf ete. Leht.| Acht.| Zoll 583 grauer Sandstein. thoniger graues Thongestein. bräunlich-rother Sandstein. grauer Sandstein. ‚ etwas thonig. fester, grauer Sandstein. grauer, thoniger graues, sandiges Thongestein. braun-rother Sandstein. fester, grauer graues Thongestein. , etwas dunkeler. fester, grauer Sandstein. braun-rother, thoniger Sandstein. Sandstein (von Vielen für Porphyr angesprochen, was nicht der Fall sein kann nach Einblick in die mir vorgelegten Bohrproben. Mehrfach wird die Gesammtteufe zu 73 Lachter 5" angegeben). Bohrloch No. VIII P der Privat-Steinkohlengrube Carl- Moritz 1 4 1 Dar: 3 a Ar 4.6 —_ 6 ) — | 76.1.2 1 a I . DB 5 1 ea — ar DA ee. 1 | 15 2 6 A| E Be 921 7) — 14. südöstlich von Ober-Plötz. DR 2. | Diluvium. —_ 4 2 | unteres Unterrothlie- Su. 1. ..:,0 gendes. Sl 1 3 2 a 5 1 BIl— — | 7 1 Eur 3 Be 1 5 1 —ı | 4 — | 7 2 —, Zu eh) SA 1 2 9 — | 28 102 — 8 — le. eb 2R) Ua. —.ı 7 6,1.9 — | 68 a1] D li. Adel 6 ST — 02, 2 a 11|6|14 Letten. grünlicher Letten mit Glimmer. grandiger Letten. grünes, mildes Grandgestein. grünlich-weiss-graues, mildes Thongestein. bräunlich-graues, mildes Thongestein. hell-graues, sandiges, glimmeriges Thon- gestein. Sandstein. braunes Thongestein. grünlich-grauer, thoniger Sandstein, hell-grauer Sandstein. braun-grauer hell-grauer, thoniger Sandstein. grünlich-graues Thongestein. ‚ sandiges Thongestein. desgl. mit braunen Streifen und Glimmer. braunes, sandiges Thongestein. grün-grauer Sandstein. gelblich-grauer- - grünlich-grauer - graues, sandiges Thongestein, grauer, thoniger Sandstein. schwärzlich-grünes Thongestein. weiss-graues, sandiges 'Thongestein mit Glimmer. weiss-grauer Sandstein mit Glimmer. fester, grauer Sandstein. thoniger Sandstein. 38* VI. Bohrtabellen. (324) 584 Leht.| Acht.| Zoll _ 3 2 6 6 ee 4. 1 5 — 2: 9 DOES — 08 obere productive — 1 2 | Steinkohlenformation. — 3 4 1 — 3 — | 3 — | — 2 FR NEL ri —ı 1 4. A, I —_ | — 6 — 4 7 —|5 6 2A, A 1 _ 1 9 —_— | 8 Da A —ı 4,8 9.—. 1 4|—| 7 15 feiner, kalkiger Sandstein. gelblich-grauer, thoniger Sandstein. desgl., hell und dunkel gestreift. gelb-grauer, fester Sandstein. blau-grauer, thoniger - schwärzlich-graues Thongestein. thoniger® Sandstein. schwärzlich-graues Thongestein. Muschelschiefer. schwarzes, sandiges Thongestein. gelb-grauer, feiner Sandstein. schwarz-grauer, fester - - , milder Thonstein. - „sandiger 2 mit Kalkspath. grauer Sandstein. sandiges Thongestein mit Kalkspath. schwarz-graues Thongestein. schwarzer Schiefer, ähnlich dem Muschel- schiefer. schwarzer Schieferthon, Muschelschiefer: desgl. mit Kalkspath. schwarzer, thoniger Besteg. hell-graues Thongestein. graues, sandiges Thongestein. Bohrloch No. 1, einer Bernburger Gesellschaft bei Hohnsdorf. Nichts mehr zu ermitteln. Bohrloch No. 3, bei Hohnsdorf. ! Bohrtabelle fehlt; nach den Bohrproben in den Ren oberes Unterroth- liesendes (d. h. röthliche, grüngeflammte T'honsteine mit viel Glimmer, übergehend in Arkose S bei Wettin) und Orthoklasporphyr. 18% IT; 7 A, 5 Diluvium. 3 I — Tertiär. — | A) = obere productive — 3 | — | Steinkohlenformation. —|— 3 — 1 2 — 38 — 1 2 — 5 8 1 — 9 2 5 8 — | — 4 —_ 7 9 —_—ı— 5 —/ 6 2: a 7 Bohrloch No. 1 K, zwischen Kaltenmark und Plötz. milder, grauer Sandstein. bestegartiges Gebirge. taube Kohle. grauer Sandstein mit wenig Glimmer. graues, etwas sandiges Thongestein. desgl. mehr sandig, mit Kalkspath. - weniger - schwärzlich - graues Thongestein mit Glimmer. bestegartiges Gebirge. Kohle. mildes Thongestein. Besteg mit Kohle. graues Thongestein. grauer Sandstein und Tihonesteih. (325) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf et. 585 Leht.| Acht.| Zoll a 9 —|— 5 a 4 — es 2 7 9 —|'-'5 = en 6. Fi 1 1 1 2) —- | 2 —_ 1 6 1 5 6 —/| 48 — 1 2 —ıi 3|-9 3! — Hr iE25 N —|6| 1° —|-1|5 — 4.| 5 — | = 5 N Sal 0 | 5 Du: 3 a BD 2505. Thongestein. bestegartiges Gebirge. mürbe Kohle. bestegartiges Gebirge. graues 'Thongestein. bestegartiges Gebirge. Besteg mit Kohle. grau und weiss melirtes 'Thongestein. graues, sandiges Thongestein mit Glimmer. Besteg mit Kohlenspuren. graues, sandiges Thongestein mit Glimmer. grau und weiss melirter, thoniger Sand- stein mit Glimmer. bestegartiges Thongestein. weisslich - grauer Sandstein mit viel Glimmer. grau und weiss melirtes, sandiges Thon- gestein mit Glimmer. graues, sandiges Thongestein mit Kalkspath. grau und weiss melirtes Thongestein. graues Thongestein. bestegartiges Gebirge mit Kalkspath. mildes, bestegartiges Thongestein. Besteg mit Kohle. blaues, thoniges Gestein. un - - mit Eisenstein- nieren. blaues, thoniges Gestein. 18. Bohrloch No. 2, D; nordwestlich von Drehlitz. | Diluvium und Unterrothliegendes. . 1, D; nördlich von Drehlitz. | Diluvium und Unterrothliegendes. 3, D; nördlich von Drehlitz. 4, D; nördlich von Drehlitz. | Diluvium und Unterrothliegendes, Bohrloch I, 1 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerkschaft, - | | So2 tb DS [0 00° 2 Zero oKe 2] Kor) | | 19] 19. Bohrloch No 3a 3. 20. Bohrloch No. 21. Bohrloch No. 206 0 =] 22. nördlich von Drehlitz. | Diluvium. | Tertiär. | Unterrothliegendes. röthlicher Thon. bläulicher - röthlicher - bläulichker - röthlicher - "bläulicher - VI. Bohrtabellen. (326) 586 Leht.' Acht.| Zoll =D 5 — | — 6 a il 9 2. 252% — a 6 2 6 8 _ 2 7 2| — 21 — 1 6 _ 6 73 3 6 2 _ 6 4 2 Amen 2| 8] & DASED SAN 1|— | 6 | obere product. Stein- — 3 4 kohlenformation. 1 1 6 ii 6 6 il [d 6 1 al 1 Da — Del: — 1 1| — i% _. 5 en — 2 9 | = 2 1 ale) — | — 4 —| 3 1 1|l — 9 11 — 1 — 5 2 2 I = — | = 6 —ı5|I38 4 — 1 —_ 45 ee 5 Sl — 8 7000 EEG 1 3 > = N 21 — 2 10) 5 6 —_ 6 1 Sn Te — 2 6 | Nötzleere Steinkohlen- Yı 7 formation. 2E 26 — | 4 1 3 — 6 1 4 wwwo | rother Thon. blauer - roth und blaues Thongebirge. blau und roth vermischtes Thongebirge. grünlicher Sandstein. blauer, sandiger Schieferthon. rothes Thongebirge, bläulicher, sandiger Schieferthon. rothes, sandiges Gebirge. blauer Sandstein. grauer und röthlicher Sandstein. bläulicher, sandiger Schieferthon. rother Sandstein. Conglomerat. bläulicher, sandiger Schieferthon. grauer, fester Sandstein. blauer, sandiger Schieferthon. grauer, fester Sandstein. fester, grauer Sandstein mit kleinen weissen Flecken. sandiger Schieferthon. grauer, roggenartiger Sandstein. schwärzlicher Schieferthon. bläuliches Thongebirge. schwärzlicher, etwas sandiger Schieferthon. blaues Thongebirge. schwarzer Schieferthon. blauer, sandiger Schieferthon. schwärzlicher dunkelblaues Thongebirge, bestegartiges Gebirge. blaues Thongebirge. - „ sandiges 'Thongebirge. Muschelschiefer. blaues, sandiges Thongebirge mit Glimmer. blaues Thongebirge. Besteg. blaues Thongebirge. schwärzlicher Schieferthon. grauer Sandstein. schwarzer, sandiger Schieferthon. bläulich-schwarzer - schwarzer Schieferthon. blaues, festes Thorgebirge. grauer Sandstein. blaues Thongebirge. - , festes Thongebirge. grauer Sandstein. rothes, sandiges Thongebirge. röthliches, blau melirtes, sandiges Thon- gebirge. rothes, sandiges Thongebirge. grauer, fester Sandstein. blauer, thoniger - sandiges, blaues Thongebirge. blauer, thoniger Sandstein. (327) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf etc. Leht.| Acht.| Zoll — | 2| 8 2 a. 9 24/6 8316| 8 —| 71 2 0 3: Br 110 1 2 | EN 136 | — | 3 23. Bohrloch No. 5, D; nördlich {oo u er: u u c) Diluvium und Unterrothliegendes. e= 9 obere productive | Steinkohlenformation. 42 | — | 6 |) flötzleere Steinkohlen- formation. 125 | 4 | 24, 7 3 — Diluvium. — 6| — oberes Unterrothlie- 41 2| — gendes. —| 3! 4 a De 5.5. 6 ee Orthoklasporphyr. 1| — 5 ı unteres Unterrothlie- —- 3|1— gendes. — 3m: Bee _ EEE DA —-—ı—-|38 —, %| @ —|i-|5 — |: 7 — [6 — 6| 8 _ 1 7 — DD 1| 4|6 — ı Ir 2a rze 9 —/6[|3 =, de = 2 —|— 8 1 via — ll A 1 1 6 EA 0:9 — 51 3 29 587 schwärzliches T'hongevirge. grauer, fester Sandstein. - „etwas thoniger Sandstein. hell-grauer, fester Sandstein mit Glimmer. blass-röthlicher - blauer Sandstein. rother Sandstein mit etwas Glimmer. von Drehlitz. Gebirge. schwarzes Gebirge (Besteg). Gebirge. Bohrloch in der Kiesgrube bei Cösseln am Westausgange. grünes Grandgestein. blaues - rothes und blaues, thoniges Grandgestein. rothes Grandgestein. ‚| rother und blauer Porphyr. blaues, thoniges Gestein. - „ sandiges - - , thoniges - grüner Sandstein. Schieferthon. blauer, fester Sandstein. thoniger Sandstein, Sandstein. Besteg. blauer Sandstein. schwarzer - blauer - schwarzer - blaues, thoniges Gestein. blauer Sandstein. blaues und rothes Gestein. rothes Gestein. blaues - - „ mildes Gestein. Sandstein. milder Sandstein. Sandstein. blaues, thoniges Gestein. blaues und grünes - Grünstein. rothes und blaues Gestein. milderes Gestein. 588 VI. Bohrtabellen. ; (328) Leht.| Acht.| Zoll festes Gebirge. = etwas milderes Gebirge. blaues, thoniges Gestein. grauer Sandstein. thoniger - braunes, thoniges Gestein. blaues, - - blauer Sandstein. grau-brauner Sandstein. braun und blaues Thongebirge, braunes Thongestein. blaues - brauner, thoniger Sandstein. thoniges Gestein. braunes > blaues z braunes E blauer Sandstein. grau-blauer Sandstein. fester Sandstein. festes Thongebirge. Thongebirge. festes Gebirge. Sandstein. Thongebirge. festes Gebirge milderes - festes 5 milderes - festes = 42. 3.4. Sandstein. obere productive Thongebirge (Muschelschiefer). Steinkohlenformation. | Sandstein. Thongebirge. Sandstein. Kalkstein. Thongestein. Kalkstein. Besteg. Kalkgebirge. Thongestein. Kalkstein. Thongestein. Kalkstein. Thongestein. Besteg. thoniges Gestein. festes = 5. 1.—. sandiges - Seesen az zzeeeeeeesezeneesl Eessekeel ee Sl Segen BrrrerpwerrgsrnmorHmawmun | vrwmealmormear Boos [an anaernonınrmrSorRERnEenEn Sanrsmlnwenume HF ecooomwl|r- (329) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf etc. 589 Leht. Acht | Zoll | | 25. Bohrloch I, 2 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerkschaft, südlich von Cösseln. le) leere ces ee [0 oJ] 210 SE DE UsUE SE fen (=>) | fer) vom Diluvium. Tertiär. J4— #| | obere productive Steinkohlenformation. 8. —. 1. oral sorHmsuso|lrmeromwmorr flötzleere Steinkohlen- formation. 64. Steinkohlenbesteg. blauer Schieferthon mit Kalk und Schwer- spath. blauer, thoniger Sandstein. - Schieferthon. schwarzer Schieferthon mit Kohlenspuren. blauer - grauer, glimmerreicher Sandstein. dunkel-grauer Sandstein. bläulicher Schieferthon. grauer Sandstein. blauer = grauer, thoniger Sandstein. blauer, - - grauer Sandstein. hell-blauer - grauer - blauer, thoniger Sandstein. blau und roth melirter Sandstein. blauer, thoniger Sandstein. röthlicher - - blauer, - - - Schieferthon. ° grauer, fester Sandstein. Conglomerat. blauer, thoniger Sandstein. grauer Sandstein. blauer, thoniger Sandstein. grauer, quarziger Sandstein. schwarzer Schieferthon. röthlicher, thoniger Sandstein. hell-grauer Sandstein. blau und roth melirter Sandstein. blauer Sandstein. blau und roth melirter Sandstein. blass-rother Sandstein. blauer Schieferthon. rother Sandstein. Bohrloch II, 5 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, südwestlich von Werderthau. Diluvium. [3%] Tertiär. D rt Orthoklasporphyr. fer ge DDH| an: Ol DS 02 00 > Unterrothliegendes. Be DT Melaphyr? (Quarze fehlen). blauer Schieferthon. grauer Sandstein. graulicher - 590 f VI. Bohrtabellen. (330) 8 {=} =] Lcht.| Acht. 9| _Orthoklasporphyr. Melaphyr. Interrothliegendes. | grauer Sandstein mit Glimmer. Schieferthon mit 2-3“ Kohlenbesteg. bläulicher Sandstein. 5 röthliches Thongestein. grauer Sandstein, Med: röthliches Thongestein. obere productive bläulicher Sandstein. Steinkohlenformation. | grauer Sandstein. bläulicher - - Schieferthon. grauer Sandstein. bläulicher - grauer - blauer, glimmerreicher Sandstein. bläulicher, thoniger AR bläulicher Schieferthon. - Sandstein. grauer, quarziger Sandstein. grünlicher Sandstein. grauer, quarziger Sandstein. blauer Sandstein. - Schieferthon. - Sandstein. grauer, quarziger Sandstein. weiss-grauer Sandstein bläulicher Sandstein. grauer, quarziger Sandstein. blauer, thoniger - - Schieferthon. grauer Sandstein. weiss-grauer Sandstein. bläulicher - grauer - blauer - - Schieferthon. grauer Sandstein. blauer Schieferthon. - Sandstein. - Schieferthon. - Sandstein. - , thoniger Sandstein. 44.2. 9. grauer Sandstein. flötzleere Steinkohlen- | bläulicher Sandstein mit rolhen Streifen. formation. 16. 3. 6. | rother Sandstein. er ao m | 120 | u RS Kerl Kerin | BHsumasuonw-n! Davmeoaankwusuwmn | vr | uw» OUD oPD Poroaaosımro| vo mon | samnwmowrnwne | Boa | | DBAQINID2SH| SI 27. Bohrloch a in der Drehlitzer Flur, west-südwestlich von Ostrau. Suse] Diluvium. 5 4 | 2 | Tertiär. — =. 8 | oberer Porphyr. röthliches Gestein. — |..84 8 —. 4 4. oberer Porphyr. 1009 Ken (331) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf ete. Leht.| Acht.| Zoll | 2 | — 2|-| _ La Diluvium. 8 a a Mer "Tertiär. 3 | 4 | 3 | Orthoklasporphyr. 3 208 3lels SEES 15 ar 3| 6 2] 29. Bohrloch No. 4 in der Feldmark Cösseln, | 28. Bohrloch b in der Werderthauer Flur, 1855 —57. rothes, festes Gebirge. krystallinisches Gestein, Melaphyr? \e|-| Diluvium. 16 |6 | _ | Tertiär. rt | | Unterrothliegendes? Le 6 | blauer Felsen. 30. Schurf im Pfefferholze zwischen Drobitz und Werderthau. | ge | |. Diluvium. — |] —| oberer Porphyr. _ Po 31, 591 östlich vom Dorfe. Bohrloch II, 6 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, südwestlich von Hinsdorf, nördlich von Werderthau. Ober- und Mittel- Diluvium. Unter-Diluvium und Septarien-Thon. Braunkohle. AR {er} D o | Knollenstein. Kapselthon. rt liegendes. ISIEDERS 4 1 I 4 8 ___Orthoklasporphyr. 3 ss Po oOoHmD | oberes Unterroth- A) | 2 TE grüne, rothe, blaue Arkose. Arkose mit blauen Partien. blass-rothe Arkose. Orthoklasporphyr (mit Kern gebohrt). 32. Bohrloch IH, 9 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, am Westende von Ostrau. —_ 2 4 Ober-, Mittel- und Du 90 6 Unter-Diluvium. — | 4| 8 | Magdeburger Sand. 10| 4|i — Knollenstein und Kapselthon. 1| 2] 2| Orthoklasporphyr. | | Da. ; Tertiär. „bläulicher, thoniger Sandstein“ witterter Orthoklasporphyr). (ver- VI. Bohrtabellen. 592 Leht.| Acht.) Zoll a | & 25 «li @ 30. —. 6. 2 | 2 | — | unteres Unterrothlie- gendes. 4. | 4 | 7| Orthoklasporphyr. — | 32008 | unteres Unterrothlie- gendes. 12| 3] 1| Orthoklasporphyr. il 8 | unteres Unterrothlie- galazıeı 55 gendes. 1 2 1 NE — en Se 1 1 7 Halle es 1 2 9) Sul 3 35, 4b —.l,. 7 obere productive _ 7 | — | Steinkohlenformation. — bat! lau 203 —_ aD —|38| 2 _ 1 2 — | 3 1 il a 8) 1l ) 1 1 — 2 l 1 8 8 — a 4 —_ 3 8 1 ze, 8 1 Te © dl Ü DAS 9 a, 3 | 1 | liegender flötzleerer Sandstein. 133 | 7 | 6 | (332) grauer, glimmerreicher Sandstein. Orthoklasporphyr. blauer, thoniger Sandstein. Orthoklasporphyr. blauer Sandstein. grauer = bläulicher - grauer - blauer, thoniger Sandstein. rother Sandstein. grauer - blauer - grauer - blauer Schieferthon. grauer Sandstein, blauer Schieferthon. grauer Sandstein. - Schieferthon. - Sandstein. blauer Schieferthon. grauer Sandstein. blauer Schieferthon. - Sandstein. - Schieferthon. grauer Sandstein. schwarzer Schieferthon. blauer Sandstein. - Schieferthon. schwarzer - blauer Sandstein. - grauer - blass-rother Sandstein. (Arkose). 33. Schurf am Südost-Ausgange von Kütten, 1822. 7 Diluvium. oberer Porphyr. aufgelöster jüngerer Porphyr, zuletzt festes Gestein. N ae | 34. Bohrloch III, 10 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, nördlich von Ostrau am Wege nach Hinsdorf. — 2 4 Ober-Diluvium. —_ 3|—: Mitte- - —_ 5.18 Unter- - (333) $ 5. Plötz, Kaltenmark, Drehlitz, Kütten, Ostrau, Löbersdorf ete. 593 Leht.| Acht.| Zoll j 1027 du 4 Septarienthon. — 6/6 Braunkohle. 5I—|1 Stubensand und Knollenstein. da. 2 8 Kapselthon. 7| 3| — | oberes Unterrothlie- | grauer Sandstein. gendes. 2| 4| 7 IIRIBEE blauer Schieferthon. 1 | Ha | Orthoklasporphyr. „grauer Sandstein“ (verwitterter Ortho- klasporphyr). -. 1 2 „ein Mixtum compositum“ ( Orthoklas- | 50. 7. 4. porphyr). >, 29 | 35. Bohrloch No. IV, 15 der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerk- schaft, westlich von Göttnitz an der Magd.-Leipziger Eisenbahn. 3, 4208 Unter-Diluvium. 18). 621.9 Septarienthon. 5! 3! 2, Magdeburger Sand. NE 2|.— | _ Braunkohle. Tertüär. ee Kapselthon. 2. 30:2 blass-rother Schieferthon. EI 2 | RS) grauer Kalkstein. 27 le 35 Feldspatharkose. 2ENE6E 8 16. 6. —. blauer Schieferthon. —| 3/38 oberes Unterrothlie- | rother - BE RSHIERL U 1. gendes. ++ rothe Feldspatharkose. on]: | 36. Bohrloch des Löbersdorfer Bohrvereins bei Löbersdorf.') 32 I—| — | Diluvium u. Tertiär. Aal | | | oberer Porphyr. N | 86. Gruppe: Dölau, Klinke, Morl, Blonsberg. 1. Versuchsschacht No. 1 der Steinkohlengrube Humboldt bei Dölau. 56 | — | — | Unterrothliegendes undz| Deckgebirge. obere productive | Steinkohlenformation. — [2-6 | — Steinkohlenflötz. 2. Versuchsschacht der Steinkohlengrube Carl Herrmann bei Brach- witz an der sogenannten Klinke. m. Alluviu | 2| A| — |} Diluvium. 3 | 7: | obere productive Steinkohlenformation. aa 1) Löbersdorf liegt nicht mehr auf der grossen Karte; vergl. das Uebersichtsblatt. 594 VI. Bohrtabellen. (334) Tcht.) Acht.| Zoll | | | 3. Andreasschacht der Steinkohlengrube Carl Herrmann bei Brach- witz an der sogenannten Klinke. 411—|— Unterrothliegendes. | Deckgebirge. 4|—- | — obere productive Steinkohlenformation. | Bun 4. Hoffnungsschacht, alter und neuer, der Steinkohlengrube Carl Herrmann bei Brachwitz an der sogenannten Klinke. 10 Lachter tief. 5. Bohrloch 1856. N al 4 Fa —_ | Unterrothliegendes. | rothes, thoniges Grandgestein. Fr ZAlBE Me Ta - blaues und rothes, sandiges Gestein. — | 5 5 |ob. prod. Steinkohlenf. | schwarzer Schieferletten. = 08. graues, quarziges Horngestein. ae | 6. Bohrloch, 43 Lachter tief. Im „Grandgestein“ (Unterrothliegendes) Bohrtabellen fehlen. 7. Bohrloch der Steinkohlengrube Carl Herrmann bei Brachwitz an der sogenanuten Klinke. 22 | ı|— Unterrothliegendes. | rothes: Gestein. 8. Bohrloch No. I westlich vom Blonsberge ee _ | 3 —_ | Diluvium. — |5I-| unterer Porphyr. älterer Porphyr. |, | 9. Bohrloch No. II westlich vom Blonsberge, 46 Ltr. von No. I entfernt. 6 5|I — Diluvium. = | zu RR unterer Porphyr. älterer Porphyr. A| | LO. Bohrloch No. IV westlich vom Blonsberge. 1776, Diluvium. — | oberer Porphyr. Sl Unterrothliegendes. | grauer und blau-grauer grober Kohlen- 8 | 1|-2] sandstein. 11. Bohrloch No. 8 der Braunkohlengrube Ferdinande bei Sennewitz am Passionsberge, ost-südöstlich von Morl. all Diluvium. | 3 | _ | — | Tertiär. —|- | 4 | oberer Porphyr. aufgelöster Porphyr. 5 | 3 | 4 | : (335) $ 6. Dölau, Klinke, Morl, Blonsberg. 595 Leht.| Acht.) | zeit | | 12. Bohrloch No. 4 der Braunkohlengrube Ferdinande beit Sennewitz am Lehmberge südöstlich von Morl. 2 24 2 le| Diluvium. \ em wo oberer Porphyr. zersetzter Porphyr (Porzellanerde). A 13. Bohrloch No. 3 der Braunkohlengrube Ferdinande bei Sennewitz am Lehmberge südöstlich von Morl. Diluvium. en 5 | 7 | Tertiär. | —_ | 1 | — | oberer Porphyr. | Porphyr. DRS ST. Gruppe: Dölauer Heide, Giebichenstein, Tornau, Inwenden, Wurp, Plössnitz. 1.. Bohrloch der Domäne Lettin am Bischofsberge in der Dölauer Heide. 33 | 7 | _ | 5 Tertüär. — = nterrothliegendes? | | 2. Bohrloch 1839 am Kuhberge in der Dölauer Heide. 1] 4 | — | Tertiär. | 1 | — | | oberer Porphyr. 2) ale) 3. Bohrloch No. 1. 1824. Nordöstlich vom Krähenberge bei Trotha. 7 | Diluvium. | rother Schieferthon. Thon mit aufgelöstem Porphyr. — | — | Tertiär. |] 3] er ons | maeötmn Teen, 7 auge 1| 6| — braun-grauer - | jupser uuboupliyg: 2.| 11 — weisser, aufgelöster Porphyr. 21 6| — weiss-blauer, aufgelöster Porphyr. 4| 3| — N bläulicher, aufgelöster, jüngerer Porphyr. —|ı & | — | Unterrothliegendes. | dunkel-rothes, festes Kohlengebirge. —ı u 56 — hell-rothes, sandiges Gebirge (Eoblen- "gebirge). = ji 2. blaues, sandiges, festes Gebirge (Kohlen- 15 | 2 = Er | gebirge). 4. Bohrloch. 1824. Oestlich von Trotha. 3| | = | Diluvium. | — | Tertiär. oberer Porphyr. aufgelöster Porphyr. 596 VI. Bohrtabellen. (336) Leht Acht, Zoll | | 5. Bohrloch und Brunnen der Braunkohlengrube Anna bei Giebichen- stein südsüdöstlich vom Galgenberge bei Halle a. d. Saale. Diluvium. Tertiär. unterer Porphyr. aller 6. Bohrloch No. 2 des Kaufmanns Schreiger in Wettin, westlich vom Posthorne bei Halle a. d. Saale. Diluvium. Sale | Tertiär. — | |— unterer Porphyr. älterer Porphyr. N | Diluvium. 16.61 Tertiär. 251203 | oberer Porphyr. graues, festes Gebirge, vermuthlich Porphyr. 12)@ 40:5 rother, jüngerer en —ı 3| 4 | grauer, - — | 6| 2 BA rother, sehr fester, jüngerer Porphyr. Pa] 8. Bohrloch 1831. Südsüdwestlich vom Posthorne bei Halle a. d. Saale, an der alten Dessauer Strasse. el al | Diluvium. a ae] Tertiär. | 8 | 4 | — | unterer Porphyr. aufgelöster, älterer Porphyr. I Me Ze Diluvium. 4 Tertiär. _ | 6| — | unterer Porphyr. = an | aufgelöster Porphyr. älterer, fester - 10. Bohrloch auf Steinkohlen 1833 bei Harsdorf. 2 2 Diluvium. Tertiär. 2 | oberer Porphyr. 8 7... aufgelöster Porphyr. 2 | 1| fester, jüngerer Porphyr. gie: a | 6] (337) $ 7. Dölauer Heide, Giebichenstein, Tornau, Inwenden etc. 597 Leht.|Acht.| Zoll | | 11. Bohrloch auf Steinkohlen 1833 zwischen Inwenden und Wurp. 3| 31 — Diluvium. 2 | ee Tertiär. 2138, 6 oberer Porphyr. ma 12. 4 Bohrlöcher der Braunkohlengrube Präsident zwischen Inwenden und Plössnitz. 9 6“ — 21’ Diluvium. 25° 4" — 50' Tertiär. oberer Porphyr, 34'110 — 71‘ 39 VIL Anhang. I. Nachträge und Berichtigungen zu der vorstehenden Abhandlung. Zu Seite (5) ff. 1869. C. Ziscken. Bohrversuch auf Steinkohlen bei Halle. Zeit- schrift für die gesammten Naturwissenschaften, XXXIV, S. 312 f. 1869. Creoser, Ueber die secundären Mineralien (Albit u. s. w.) im quarzführenden Porphyr der Umgegend von Halle. Bericht über die Sitzungen der naturforsch. Gesellschaft zu Halle. 24. April. S. 14 ff. 1870. Creoser. Geognostische Aufschlüsse, welche die neue Bahn nach Aschersleben zwischen Halle und Seeben giebt. Zeitschrift für die gesammten Naturwissensch. XXXVI. S. 107. 1871. Crepser. Interessante Vorkommnisse im hallischen Porphyr. Ebendaselbst. XXXVI. S. 251. £. 1871. Creoser. Kalkspathkrystalle bei Wettin. Ebendaselbst XXXVI. S. 399 £. . 1874. E. Reıcausarpr. Porphyr und Kaolin vom Muldenstein bei Bitter- feld. Archiv der Pharmacie [3]. V. S. 310 und Chemisches Centralblatt, 1874. No. 44. S. 694 f. Zu Seite (96). 22. E. Weiss. Bemerkungen über Odontopteris obtusa Beroxen., Walchia filieiformis Scuworn. sp., Walchia piniformis Schrors. sp. und Callipteris sinuata Broxen. sp. von Wettin und Löbejün. Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. 1874. XXVI. 373 ff. Zu Seite (100). No. 34. Callipteris sinuata Bxroxen. sp. vergleiche E. Weıss, Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellschaft. 1874. XXVI S. 375; ver- gleiche ferner dazu oben 8, (106) Anmerkung**), 8. (123) Anmerkung!) S. (175) Anmerkung?). Zu Seite (100). No. 30, Odontopteris obtusa Broxew. von Löbejün vergleiche E. Weiss, Zeitschrift der deutsch. geologischen Gesellschaft. 1874. XXVI. S. 373 f, Zu Seite (108). ©. G. Gmser. Unio carbonarius = Limnadia carbonaria. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. 1873. XLI, S. 362 f. Seite (108). 1. Mollusca. Die Deutung der Unio carbonarius Broxw. als Limnadia ist 1873 von Giesen wiederholt worden, wie es scheint, ohne Be- rücksichtigung seiner bezüglichen Publikation im Jahre 1865. Die volle Be- stätigung dieser Deutung findet Gizerı an einem Exemplare mit noch er- Zu - (339) 1. Nachträge und Berichtigungen zu der vorstehenden Abhandlung. 599 haltener Schale, welche die Structur der Schale der lebenden ZLimnadia zeigen soll. Die Art nennt er jetzt L. carbonaria. Zeitschrift für die ge- sammten Naturwissenschaften, 1873. XLI. S. 362 £. Zu Seite (125). Walchia piniformis findet sich nach E. Weiss auch in der unteren productiven Steinkohlenformation von Aachen und Westfalen (nach Röur) angegeben; allein dieser gewissenhafte Kenner der Steinkohlenpflanzen bezweifelt immerhin noch die völlige Sicherheit der Bestimmung (Sachsen, Saarbrücken) oder des Fundortes (Westfalen und Aachen). Walchia filieiformis in typischen Exemplaren findet sich nach E. Weiss in der Sammlung der Berliner Universität von „Harrıserv in Westfalen in einem roth gerösteten Thoneisensteine“. Die Walchia piniformis und Walchia filiciformis von Wettin und Löbejün kenne ich von eigenem Augenscheine allerdings nur aus dem hangenden Muschelschiefer (vergl. oben III, $ 9. S. (40) ff). Damit ist aber in keiner Weise gemeint, wie aus den Weıiss’schen Angaben vielleicht Jemand heraus- lesen könnte, sie wären für diese Grenzschicht des oberen productiven Stein- kohlengebirges mit dem Rothliegenden charakteristisch, sie fänden sich nur dort.” Dass ich diese Ansicht nicht vertrete, geht aus Abschnitt III, $ 9, S. (115) f. hervor. Dass ich den Wünschen von E. Weiss und vielleicht auch von anderen Paläontologen, diesen hangenden Muschelschiefer zum Rothliegenden zu ziehen, nicht nachkommen kann, hat nicht nur zwingende petrographische und geo- gnostische, sondern auch paläontologische Gründe, welche aus der obigen Arbeit hervorgehen (vergl. besonders III, $ 9, S. (40) fi., S. (84) fi., S. (88). S..(92) , S. (116) & II, 8 10, S. (130) ©. u. s. w.). Zeitschrift‘ der deutschen geologischen Gesellschaft. 1874. XXVI S8. 374 f. Zu Seite (158). Zwischen dem Galgenberge und dem Krähenberge bei Trotha beobachtete Creoxer 1870 in dem Einschnitte der Halle-Ascherslebener Eisen- bahn einen schönen Aufschluss im Rothliegenden (obere Zone des Unterroth- liegenden). „Derselbe zeigt in einer Mächtigkeit von ca. 20 Fuss einen Wechsel von 8 Schichten. Ueber einer Conglomeratschicht lagert grauer Sandstein, . dann rother Schieferthon, der nach oben conglomeratartig wird und dem Porphyr ähnelt, In diesem rothen Schieferthone finden sich Ausscheidungen von Kugeln eines Kalksteines, weiter nach oben dergleichen von bedeuten- deren Dimensionen, bis %/a Fuss Durchmesser, einen thonigen, eisenhaltigen Kalkstein darstellend und über diesen grösseren Geoden tritt ein Tutenmergel auf.“ Vergl. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, XXXVI. 1870. S. 107. Zu Seite (190) {£ E. Wiıss hat verkieselte Hölzer des Mittelrothliegenden im Mansfeld’schen neuerdings untersucht. Die meisten zeigen nur den verstei- nerten Holzkörper, ein Stück aus dem Steinbruche bei Emseloh zeigt aber auch eine sehr gut erhaltene Oberflächensceulptur aus zwei spitzen Polstern mit Schlitzen in Quincunx-Stellung. Die darüber befindliche Rinde hatte sich | beim Herausschlagen des Stückes abgelöst. Das Stück gehört zu Tylodendron und ist eine neue Species T’ylodendron saxonicum Weiss. Vergleiche Zeit- schrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 1874. XXVI 8, 616. 39* 600 Anhang. (340) Zu Seite (192) f. Die Erscheinung, dass im kleinkrystallinischen (oberen) Porphyr die Feldspathausscheidungen sporadisch hie und da so gross wie im gross- krystallinischen (unteren) Porphyr werden können, ist schon früher von mir mehrfach beobachtet und besprochen worden. (Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 1864. S. 415 f. u. S. 426 u. s. w.). Zugleich sind damals Beobachtungen mitgetheilt worden, welche es ermöglichen, auch in diesem Falle beide Porphyrvarietäten zu unterscheiden. Am schönsten zeigt sich diese Erscheinung am Schwertzberge (Mühlberg von Schwertz) nordöstlich von Halle und nordwestlich von Landsberg, an dessen Ost- und Westseite Steinbrüche das Gestein gut aufgeschlossen haben. Hier setzt nämlich eine von Osten nach Westen streichende, gangförmige, etwa 7 Meter mächtige, steile Zone von Porphyr mit grossen Feldspathaus- scheidungen durch solchen mit kleinen. Dass man es hier nicht mit einem Gange unteren Porphyrs in oberem zu thun hat, wie mehrfach angenommen zu sein scheint, (Anprar, Erläuternder Text u. s. w. S. 36 f.) sondern nur mit einer gangförmigen Zone eines abnormen in dem normalen kleinkrystal- linischen (oberen) Porphyr, zeigen deutlich die Steinbruchswände am ganzen Berge. Beide Gesteinsvarietäten bilden nämlich eine einzige Gesteinsmasse mit gemeinsamer Absonderung, gehen bald rascher, bald langsamer in einander über und sind so innig mit einander substantiell und räumlich verbunden, dass keine Spur einer Demarkationslinie zwischen beiden zu sehen ist. Man kann sich leicht Handstücke schlagen, welche an den Rändern die beiden Varietäten charakteristisch zeigen und dazwischen ganz unregelmässig ihren Uebergang in einander. Diese Erscheinung ist also nichts anderes als ein sogenannter gangförmiger Gefügewechsel, wie er bei vielen Gesteinen im Grossen und im Kleinen so häufig ist. Ein ganz ähnliches Gestein wie in dieser grobkrystallinischen Zone am Schwertzberge, nur vielleicht mit noch etwas grösseren Feldspathausschei- dungen zeigen etwa 1000 Schritte nördlich vom Schwertzberge am Wege von Schwertz nach Eismannsdorf zwei winzige Kuppen von Porphyr, der sogenannte Fuchsstein, welche dicht nebeneinander liegen, kaum mehr als 4—5 Meter Durchmesser haben und nur 1—1!/2 Meter aus dem Acker herausragen. Da das Gestein derselben überall nur grosse Ausscheidungen führt, könnte man glauben, grosskrystallinischen (unteren) Porphyr vor sich zu haben. Allein die kleinen Quarzausscheidungen, die dichte Grundmasse, der sonstige Habitus des Gesteins, die Nähe des abnormen oberen Porphyrs vom Schwertzberge, die Lage des Fuchssteins gerade in der Mitte der nicht weit entfernten normalen kleinkrystallinischen Porphyre vom Schwertzberge und vom Quetzerberge lassen mich kaum daran’zweifeln, dass dieser Porphyr des Fuchssteins nichts Anderes ist als eine Zone abnormen kleinkrystallinischen (oberen) Porphyrs wie die vom Schwertzberge. Allein beweisen lässt sich das hier nicht, weil es an Aufschlüssen noch fehlt. Sollten solche später das Gegentheil meiner heutigen Ansicht beweisen, und sollte der Fuchsstein aus unterem Porphyr bestehen, so würde sich da- durch der ziemlich gerade projectirte Verlauf der v. Vrurusm’schen Zwischen- (341) 1. Nachträge und Berichtigungen zu der vorstehenden Abhandlung. 601 formation am Nordflügel des östlichen Halle’schen Hauptsattels von Giebichen- stein aus nach Ost-Nord wesentlich ändern. Diese Sedimente würden dann (vergleiche die Uebersichtskarte) zwischen Spikendorf und Schwertz unter dem Schwertzberge eine Muldenbucht und um den Fuchsstein ein Satteljoch bilden, ehe sie südlich von Quetz ihre frühere Richtung wiedererlangen; denn südlich von den oberen Porphyren des Mildensteins bei Bitterfeld und des Quetzerberges bei Quetz müssen sie langstreichen. Vergl. auch oben S. (28) f. u. S. (273). Zu S. (197). Viele der dort genannten Aufschlusspunkte für die Porphyreon- glomerate, namentlich an der nördlichen Seite der Stadt sind in den letzten Jahren durch die Ausdehnung der Stadt zugebaut worden, ohne dass dadurch wesentlich neue geliefert worden sind. Zu Seite (203). Diese Kluftausfüllungen im Porphyr durch das Oberrothliegende beschreibt auch Creoxer aus einem Steinbruche im oberen Porphyr unter- halb Cröllwitz. „Die 1—8 Zoll weiten und bis 20 Fuss tiefen Klüfte sind erfüllt mit einem braunrothen, sandigen und kleine Glimmerblättchen führen- den Mergel, welcher mit dem in der oberen Gruppe des hiesigen Rothlie- genden vorkommenden, braunrothen Mergelschiefer petrographisch vollständig übereinstimmt und dadurch beweisen dürfte, dass die Absonderungsklüfte von Porphyr vor dem Schlusse der Periode des Rothliegenden vorhanden waren.“ An der Grenze dieser Klüfte tritt Kalkspath auf und zum Theil auch Albit. Vergl. Bericht über die Sitzungen der naturforsch. Gesellschaft zu Halle. 1869. 24. April. S. 14 ff. und Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften. 1871. XXXVIU. S., 251 f. Vergl. auch oben S. (200). 602 f Anhang. une (342) 2. Verzeichniss der Druckfehler im Texte. Seite (8) Zeile 14 v. u. lies Werwer vos Verruem statt Werner, von Veisteem. S 23) „ 9 v. o. lies Stellen, nicht statt Stellen nicht. . u. lies $ 10 E statt $S 10 e. [0] 0) a a DD she a „.. 80) „ 3 v. o, lies werden, statt worden. »„ (82) „ 2 vw. o. lies 144,89 Meter (69% Lachter) statt (105,40 Meter, (50% Lachter). AN au. lies#s210,.D} statt "Sy 1020. „ (61) „ 12 v.o. lies Kohlen statt Kohle. „» 2) „ 1Lwu.lies No. 14 b $ statt No. 14 be. IE SO HOT ea „ ) „ 9v u lies 16/90 AU statt QU 4”. LEO Av. lies/n3/s 2 UN stan/ 02308 „ (104) No. 64 lies Anabathra statt Anabratha. „ (108) Zeile 2 v. u. lies (84) ff. statt 84 ff. gear les) (80) 1% statla0=r „ (121) „ 10 v. o. lies Eisensteinnieren statt Kalksteinnieren. „ (130) „ 8 v. u. lies (40) f. statt 40 f. „utlan)ı 5 2 urnhesı Noms, statt, N ep: SEdlsg) ZT vers lies xo(Ha 81.02) statt ax (253720). „ (146) „ 8v.o. lies dieser und statt diese rund. „ d46) „ 8v. u. lies glatt statt platt. »„ (147) „ 5 v. o. lies Porphyrgefüge statt Porphyr. „ (150) „ 25 v. o. lies Letztere statt Letzteren. »„ (152) „ 3 v. o. lies discordante statt discordant. »„ 1589) „ 19 v. u. lies klastisch statt plastisch. „ (158) „ 9wv. u. lies sollen statt sollten. „ (den) „ 2%. u. lies (86),.(90), (135), (37) statt 36,90 715,13 „ (172) „ 17 v. u. lies das Bildungsmaterial statt Bildungsmaterial. „ 175) „ 5fv.o. lies: welche leicht kenntlich sind und sich in grosser Anzahl, besonders in der Nähe des genannten Baumes und seiner Wurzeln, finden. »„ 1%) „ 15. v. o. lies: Conglomerate, die sogenannten rundkörnigen Sandsteine von v. Verrueım und Arkosen oder Tuffe. RT, Braun esySa dga)Estatas. 2793: » (223) im Holzschnitte darf die Klammer für Unterrothliegendes nicht den hangenden Muschelschiefer mit umspannen. „ (235) Zeile 11 v. o. lies besser statt bisher. »„ (253) „ 11v. u. lies ferner die alte Notiz statt: der die alte Notiz. 268), Liv. u. Tiesss, (ba) E states a(dlb3)T „ 885) m. 9.0o..les 17952 32, 5iatr 1179532, (343) 3. Berichtigungen zu der grossen Karte. 603 3. Berichtigungen zu der grossen Karte. 1. Statt Bohrloch b. 1836 lies Bohrloch b 1838 nordöstlich von Domnitz. Vergl. Text, S. (294). 2. In der Dölauer Heide bei Cröllwitz fehlt am Bischofsberge das Bohrlochszeichen. Vergl. Text, S. (264) und (335) S 7. Bohrloch 1. 3. Desgleichen am Kuhberge ebendaselbst. Vergl. Text, S. (335) $ 7. Bohrloch 2. Druck von G, Bernstein in Berlin. { ZA ISIS I ÜEBERSICHTSBLATT ZU der geognostischen Darstellung des dteinkohlengebirges und Rothliegenden in der Gesend nördl: von Halle an der Saale von DESSERT S 2I 45° \ / Wö = = —y B——r— = —— —— z —— = = 2 I \ Tr Wizlerode n | N No | I | I Hegen OF | Y j) Zoe = Draunge de ” || Wenelrode > [0] II 8 0 TZeskaborn rg SEN N | et Zehntner SpöreR? \ 026 ii IN \ \Glebitzsch | I Dolsdo o%\ „Beyersdorf $ Il go BB PENIS No er £ ! : Zochescorf "| (uelz . re 1 5 : RS oglü e j \ Godemita od. NE 2 4 2 BAR \ ? b 2 - N Dammendf! oDaımendorf x — EN ER En / |Siedersdort® £ Einsdorp 5 oSietzsch I —- 2 Rn © £ h er x | N Ya ort N kn N Muece S 2 1% IN & > N Mana Br ar \ A { A 5 N S rmlü TEL 2 \ | IN Ober F: FREE \ le \ a + L % HR \ : f P ; as Nauendorf Weesenenz. ZN ||| Opiedersdor? | — Berliner lith Institut. Maassstab ron 1: 200000 derroirkl. Grosse. 4% % 3% (geogr Meile . (ee . Deere Se Zechstein -u. Ihiasformation. Oberr. othliegendes. oberer Porphyr Mütelrothliegendes. Unterrothliegendes. (kleinkrystallitischer,) u ee SEE Er Orthoklasporphyr. Pproductire flotzlee, unterer-Forphyr Steinkohlenformation. (grosshrysta nischen) INHALT: Geognostische Darstellung des Steinkohlengebirges | Rothliegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S mitleiner grossen Karte und 16 Profilen in Farbendruck im Maassstabe von 1:25,000,) einem “Uebersichtsblatte in Farbendruck im Maassstabe vo 1:200,000, und 16 in den Text eingedruckten Holzschnitten, von Dr. In Laspeyres, Professor der Mineralogie am Polytechnikum in Aachen. pP u es = NE 7 pe } na er TREE Druck voa G. Berns tein in Berlin. den 'Thüringischen Staaten. ‘ : Heft 4. Big, 8. ; > El a 2 Z 1 G, Ib 13030 CHE GR Gere adE. u Hl Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und ihrer Umgebung nebst einer geognostischen Karte im Maassstabe von 1: 100000 sowie. einer Lithographie (Titelbild), 2 Tafeln Profile (angeheftet) und 1 Holzschnitt im Text Dr. phil. L. Meyn. s 3 LTE Einleitung. anna Von der mannigfaltig gegliederten Provinz Schleswigholstein zieht kein Theil so sehr die Aufmerksamkeit des Geognosten an, als die Insel Sylt. Schon die Gestalt, welche sie auf rein geogra- phischen Karten zeigt, lässt eigenthümliche Verhältnisse des geo- gnostischen Aufbaues erwarten. Bei einer Länge von 18 Kilo- metern hat sie stellenweise die Breite von kaum einem Kilometer. Gegen den Westen wendet sie die denkbar einfachste Küsten- linie hin, gegen den Osten schiebt sie mehrere, auffallend gestaltete, paeninsulare Vorsprünge hinaus. Ersteres ist die Folge einer noch stetig andauernden Thätigkeit des Meeres unter der Herrschaft einer sehr beständigen Windrichtung aus Westen, letzteres theils die Folge des Widerstandes älterer, verhärteter Gebilde gegen das nagende Meer, theils der wellenförmigen, aus Hebung und Senkung lockerer Materialien hervorgegangenen Oberfläche, welche mit dem Meeresspiegel zum Durchschnitt kommt. Der Beobachter, welcher, so wie die Karte dazu Anleitung siebt, den Blick auch für die Tiefenverhältnisse des Meeres offen hält, gewahrt ein noch manniesfaltigeres Bild. An dem einför- migen Westrande folgt nämlich unmittelbar auf den sanft abge- böschten Strand das tiefere Meer. Schon in geringer Entfernung verzeichnet man die Dreifadenlinie, und abermals in geringer Ent- fernung die Fünffadenlinie. Beide Tiefenzonen verlaufen fast pa- rallel unter einander und mit der Küste und verrathen dadurch den gemeinsamen Ursprung aller drei Linien blos aus Brandung und Strömung des Meeres. 40 606 Einleitung. (2) “u Völlig entgegengesetzt, begreift die Ostküste der Insel, sowohl zwischen ihren Vorsprüngen, als auch in dem weiten Raum zwischen ihrer ganzen Länge und dem Festlande, einen fast horizontalen und dabei völlig untiefen Meeresgerund, eine Fläche von Watten (vada) die grossentheils bei tiefer Ebbe vom Meere verlassen, trocken liegt. Durchfurcht sind die Watten von wenigen und schmalen Rinnen mit höchst geringer Tiefe, kaum genügend, bei Hochwasserzeit die Küstenschiffe zu tragen. Im Süden und Nor- den aber fallen sie gleich den entsprechenden Enden der Insel, mit welchen sie also ein zusammenhängendes Ganze bilden, schroff ab in bedeutende Tiefströme des Meeres, das Listertief im Norden, die Vortrepptiefe im Süden, durch welche das einge- schlossene Wattenmeer an Ebbe und Fluth der Nordsee Theil nimmt. Da sie täglich zwei Mal die ganze Wassermasse, welche das Binnenmeer füllt, aus dem Ocean herein und wieder in ihn zurückführen, mehr als mancher Strom, der ein grosses Reich ent- wässert, so sind sie in grosser, fahrbarer Breite bis 15 und selbst bis 20 Faden tief emgeschnitten, während die benachbarte Nordsee noch bis zu sehr weiter Erstreckung kaum die Hälfte und eine gleiche Tiefe erst in fünf Meilen Entfernung zeigt. — Die un- nahbare Brandung auf der, 18 Kilometer langen Westküste, ohne Gleichen an allen andern Küsten Deutschlands, drei Mal sich brechend über drei verschiedene Sandschwellen oder Riffe, aus denen die geographischen Schriftsteller eben so viele Felsriffe ge- macht haben, giebt im Verein mit den Dünen, deren Umrisse, gegen den lichten Abendhimmel projieirt, emem nackten Porphyrgebirge, gegen Gewitterwolken stehend oder den Schneegipfeln der Alpen gleichen, der Landschaft eine Grossartigkeit, welche es vergessen lässt, dass man hier am Rande des, einförmig gescholtenen, norddeutschen Flachlandes steht. Die ungewöhnliche Weisse der Dünen, deren Ursprung aus unvermischtem tertiärem Quarzsande sie von allen andern Dünen deutscher und niederländischer Küsten unterscheidet, fällt dem von Osten her Ansegelnden sofort auf, wenn ihre Gipfel aus der blauen Fluth hervortauchen. Sieht man dann, um ihre Flanken gruppirt, die dunkle Vegetation des Heidekrautes, die lichtseegrüne des N ) R. \ er - nn Kage (3) Einleitung. 607 Sandhafers, die gelblichgrüne der Moose, umgürtet von dem saft- grünen Kranz der Halmdisteln am Fusse der Düne, dann glaubt man eben so viele Wald- und Gulturflächen am Fusse von Eis- bergen zu sehen, in einer schönen Farbenfolge, die keiner bekannten Berglandschaft entspricht. Ueberschätzung der Grössenverhältnisse ist ein Vorgang, dessen sich, in der Einöde der Dünen, selbst das Auge des Naturforschers nicht erwehrt. Selbst wer mitten in den Dünen und auf einem ihrer Gipfel steht, hat, weil die schneeweissen Hörner, Grate und Hohlkehlen offensichtlich ihre Gestalt dem Winde verdanken, immer von Neuem den Eindruck einer Schneelandschaft des Hochgebirges. Der Ein- druck ist trügerisch, aber bei völliger Abwesenheit jedes bekann- ten lebenden oder leblosen Maassstabes, überwältigend, und wird selbst durch das dunkelblaue Meer nicht gestört, dessen Horizont zwischen den Gipfeln die ruhige Linie zieht. Befangen in diesem Grössenwahn, sieht man in einer Herde dunkler Dünenschafe, die unten weiden, eine Herde Rindvieh, und in dem Verlauf des Haidekrautes von den Berglehnen den Verlauf des Tannenwaldes unter der Hochregion. Aber, obgleich es nöthig scheint, sich den sinnlichen Eindruck dieser seltsamen Insel vorab anschaulich vor- zustellen, so ist es doch nicht die Naturschönheit, welche den Geognosten hierher zieht. Vorzugsweise lockt ihn die, an den Steilküsten der Insel blosgelegte, nordwestdeutsche Tertiärforma- tion, deren Schichten hier besser und deutlicher entfaltet sind, als an irgend einer anderen Stelle des grossen Flachlandes, welches sie unterteufen. Die Klarheit und Reinheit der Profile dieser For- mation kann in der That auch nicht vollkommener gewünscht werden, und doch dürfte es möglich sein, dass Geognosten, welche diese Gegend zum ersten Mal besuchen, nachher mit noch grösserer Theilnahme bei den Bildungen der Jetztzeit verweilen, welche hier so manchen Vorgang früherer, längst abgeschlossener Formationen erläutern. Es giebt nämlich ganz gewiss in Deutschland, wahrscheinlich aber in ganz Europa, kein Gebiet, in welchem so wie hier, in den Umgebungen von Sylt, gleichzeitig die zerstörende und die um- 40* 608 I. Die Insel Sylt. (4) bildende, schaffende Kraft des Meeres als geologisches Agens beo- bachtet werden kann. Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau von Festland in so ausgedehntem Maasse, wie hier, und namentlich in so raschen Wiederholungen, gewährt ein ganz anderes Schau- spiel, als die schlichte Neubildung vor dem Delta einer grossen Flussmündung, denn hier hat das Meer die Alleinherrschaft und wird nicht zurückgedämmt durch eine Sand- und Schlammmasse, die ein von den Höhen kommender Strom ihm entgegenwälzt. Und dabei ist so Vieles von diesen Wandelungen des Bodens ge- schichtlich festgestellt. Bei völlig geschiedenem Charakter der vulkanischen und nep- tunischen Vorgänge, giebt doch eben nur die Chronik des Aetna und Vesuv eine Parallelle ab zu dem, was hier geschah, und was eines der schönsten Beispiele des Hereinragens uralter quartärer Bildungen in die geschichtlichen Zeiten liefert. Um diesem geologischen Interesse gerecht zu werden, hat die Karte ein Mehreres aufgenommen, als blos die Insel Sylt. Auch die nächsten Nachbarinseln und das benachbarte Festland sind dargestellt. Aus demselben Grunde wird die Beschreibung und Erläuterung noch weiter greifend, sich gelegentlich auf das ganze Nordfriesland — die Landschaft zwischen Eider und Widau — theilweise auch auf das ganze Binnenmeer zwischen Eider- und Königsaumündung erstrecken müssen, um Zusammenhängendes . nicht unnatürlich zu zerreissen. I. Die Insel Sylt. Ein Blick auf die geognostische Karte lehrt sogleich, dass im Wesentlichen zwei insulare Körper älteren Festlandes, diluvial in der Oberfläche, tertiär in der Tiefe, und demzufolge auch tertiär an den schroff abgebrochenen Rändern, umzingelt werden von der heutigen Meeres-Alluvion des Marschbodens, so weit nicht an der Westküste sich das Meer selber oder seinen Strand gewaltsam zur Grenze einsetzt. Die Marsch verbindet eben beide Landstücke, ihre Vorsprünge abrundend, zu einem einzigen Inselkörper, welcher nach Süden und Norden hin durch zwei lange Dünenketten Hör- num und List flankirt wird. Re: Pr (5) I, Die Insel Sylt. 609 Dem von Osten heransegelnden Fremdling erscheint daher das Hauptland zuerst in Gestalt zweier Inseln, und nur allmälig steigt ihm, bei grösserer Annäherung, das verbindende Marschland aus dem Meeresspiegel herauf, mit Anfangs scheinbar schwimmenden Häusern, ‚während die beiden grossen Dünenketten, über das Land emporragend, anders gestaltet, anders gefärbt und dadurch täu- schend, wie zwei weiter entlegene Inseln desselben Archipelagus erscheinen. Die südöstliche Diluvialinsel hat ihren Gipfel nahe dem öst- lichen Ende auf der völlig öden, mit Feuersteingerölle bedeckten Morsumhaide, deren runde Wölbung mit zahlreichen Hünengrä- bern gekrönt ist, unter welchen dasjenige des Hochpunktes den Namen Munkehoi (Mönchshügel) trägt. Fast unvermerkt steigt man hier, wenn man nicht über das schroffe Morsumkliff klettert, in der Nähe des Meeres, zu einer Höhe von 22 Metern hinan. Die nördliche Diluvialinsel hat ihren Gipfel in der Nähe des Nordrandes, gleichfalls mitten auf einer grandbedeckten, sanft- welligen Haide, zwischen den Dörfern Braderup und Kampen, wo ebenfalls ein Hünengrab die Spitze bildet, der Bröddehoog 28 Meter über dem Meere. Das sind die Gipfelpunkte von Sylt, wenn nur das ältere diluviale Land selber gemessen wird. Aber auf dem westlichen Rande desselben, welcher im »rothen Kliff« schroff abgebrochen dasteht, liegen noch Einzeldünen, von denen mehrere wesentlich höher aufragen, so zum Beispiel der Uwenberg auf dem äussersten Nordwestrande des Diluviums stehend, 48 Meter hoch. Der Leuchtthurm, welcher gerade im der Mitte zwischen Uwen- hoog und Bröddehoog belegen ist, trägt sein Licht in einer Höhe von 57 Metern. Er selber misst vom Fuss bis zur Leuchte 31 Meter und die Basis, auf welcher er steht, ist das flache Hochland von 26 Meter Höhe. Seine genau bekannte Lage, die hinreichend zur Orientirung des Ganzen dienen kann, ist: 540567 512 Nordle Breite 80° 20° 30“ Oestl. Länge Greenwich. Durch diese beträchtlichen Diluvialmassen erscheint Sylt als die bedeutsamste unter allen den Inseln, welche gleich einem Kranze 610 I. Die Insel Sylt. (6) zu beiden Seiten der Elbmündung, mit zweien Bogen in dieselbe, wie in einen Trichter hineinweisen, und die sämmtlichen sagen- haften, oder rein hypothetischen Aussprüche über eine vormals ganz andere Lage der Elbmündung anschaulichst widerlegen: Der südliche Kranz, beginnend bei dem Nordende des holländischen Festlandes, dem Helder, der nördliche Kranz beginnend bei der Südspitze des dänischen Festlandes dem Blaavandshuk. In der südlichen Reihe dieser Inseln, welche die Zuydersee, den Dollart und den Jahdebusen schliessen, nämlich Texel, Vlieland, Terrchelling, Ameland, Schiermonnikoog, Boschplaat, Rottumeroog, Iuist, Baltrum, Langeroog, Spiekeroog, Wangeroog, Neuwerk, ist nur allein der Texel durch zwei kleine Hügel im Süden und Nor- den von »den Burg« mit Diluvium ausgezeichnet, welche sich dort etwa auf die halbe Höhe der beiden grossen Diluvialpartieen von Sylt erheben. In der nördlichen Reihe, welche vor dem nordfriesischen Wat- tenmeer mit seinem Archipelagus liegt und vor Nordstrand durch- brochen ist, wird die Kette gebildet durch Hitzbank, Süderoosg, Norderoog, Amrum, Föhr, Sylt, Romöe, Mandöe, Fanöe, und hier sind nicht weniger als drei verschiedene Inseln durch bedeutende Diluvialmassen ausgezeichnet: Sylt durch seine zwei erhabenen Kerne, Föhr durch seine südliche Hälfte, welche ein ziemlich ebenes, aber doch 3—8 Meter über ordinaire Fluth erhabenes Diluvialland darstellt, und Amrum, welches beinahe ganz, auch da, wo es von Dünen bedeckt ist, einen festen, zum Theil bis 18 Meter erhabenen Diluvialkörper bildet. Ist hierdurch der nordfriesische Inselkranz der deutschen Küste vor dem ost- und westfriesischen ausgezeichnet, so ist er, bei seiner gleichfalls reicheren Geschichte, auch besser geeignet, das Gesetz- mässige in den Zerstörungen und Neubildungen dieser eigenthüm- lichen Küstenwehr aufzusuchen, und vor allem die Insel Sylt, welche die Erscheinungsformen aller anderen Inseln auf ihrem kleinen Gebiete zeigt, ist dazu berufen, aufklärende Materialien zu liefern. Das ist der Grund, weshalb diese zum Hauptgegenstand einer eigenen Karte gewählt worden ist. Die beiden diluvialen Körper der Insel Sylt sind nach den Meeresküsten zu ziemlich schroff abgebrochen. Nach der Marsch- Er (7) I. Die Insel Sylt. 611 breite im Süden und nach dem Marschlande, welches die beiden Theile zu einem Ganzen verbindet, verflachen sie sich dagegen ganz allmälig in diese Formation. Auf dem Festlande bildet, wenn das Diluvium solchergestalt unter die Marsch hinabstreicht, eine schwach geneigte Fläche gleichkörnigen Sandes von meist grosser Mächtigkeit und fast horizontaler Schichtung — das sogenannte ältere Alluvium, bald Haidesand, bald Sandmarsch — ein gewöhn- liches Zwischenglied zwischen beiden Formationen. Auch auf Föhr ist diese Bildung zu beobachten. Hier auf Sylt lässt sich, da die Marsch sehr sandig und theilweise noch von Dünensand über- weht, das Diluvium aber sehr wenig ausgeprägt und ebenfalls von Sand überstäubt ist, ein solcher Gürtel von altem Alluvium zwar vermuthen aber nicht mit Sicherheit nachweisen. Die Steilränder der beiden Diluvialkörper, welche nach den anderen Himmelsgegenden weisen und noch jetzt das Meer be- rühren, oder nur durch ein ganz schmales Vorland jüngsten Ur- sprunges davon getrennt sind, zeigen überall, wo sie nicht durch Nachsturz von oben verschüttet, oder durch momentane Strand- dünen übersandet sind, das unter dem Diluvium ruhende Tertiärgebirge, durch welches Sylt vor allen anderen friesi- schen Inseln des Südens und Nordens in geognostischer Beziehung einen Vorrang geniesst. Aus diesem Grunde soll auch mit der ältesten Bildung der Anfang gemacht werden. Die grösste Entwickelung zeigt diese Formation in Morsum Kliff, das auch bereits in weiteren Kreisen genannt wird. Ueber die Schichtenfolge m Morsum Kliff ist deshalb ein Profil (Taf. I. Fig. 1.) aufgenommen worden, so gut dasselbe, bei der Beweglichkeit der Materialien, welche dem Winde und den Ver- schlämmungen unterworfen sind, hat gegeben werden können. Das ganze Kliff ist 2500 Schritte lang und mit Ausnahme einer Stelle von 400 Schritten, wo das Niveau der Hügelung zu tief gegen den Meeresspiegel sinkt, um noch ein Kliff ausbilden zu können, ist auf der ganzen Länge das Tertiärgebirge entblösst. Die Schichten sind aufgerichtet unter Winkeln, welche zwischen 30 und 40 Grad Neigung gegen den Horizont wechseln, mit einem Streichen von- 8.$. 0. gegen N. N. W. und einem Fallen nach Nordosten hin, dem Festlande zu. 612 I. Die Insel Sylt. de) Das Kliff selbst streicht nicht, wie die Küstenlinie auf der Karte, fast genau von W. nach O., sondern, da sich ein kleines Vorland gebildet hat, das sich nach der Spitze. der Halbinsel hin verschmälert, streicht der Fuss des Kliffs fast genau von S.S. W. gegen N. N. O. dergestalt, dass die Schichten in dem Abbruch fast normal geschnitten werden. Man kann desshalb unter Berücksichtigung des Fallwinkels einen Schritt am Rande des Kliffs als Y» Meter Schichtenmächtig- keit in Anspruch nehmen. Die ganze Mächtigkeit der entblössten Schichten muss darnach mindestens 1250 Meter betragen, ist in der That aber wohl noch grösser, da weder nach dem Hangenden, noch nach dem Liegenden zu der Abschluss der Formation, welcher sich unter jüngeren Bildungen und unter dem Meeresspiegel ver- steckt, beobachtet werden kann. Dieser tertiäre Theil des Mor- sumkliffs wird vorzugsweise aus vier Gebirgsarten gebildet, welche unten näher charakterisirt werden, nämlich Glimmerthon als Hauptgebirgsart mit untergeordneten Schichten von Alaunerde, und Kaolinsand als Hauptgebirgsart mit untergeordneten Schich- ten von Limonitsandstein. Sowohl die schön geschichteten Bänke des Sandsteines, als auch die an einander gereihten Concretionen des Glimmerthons, beide parallel den Grenzflächen der Gebirgsarten gegen einander, lassen, wenn man der durch Glimmer angedeuteten Schichtung des Thones nicht trauen wollte, keinen Zweifel darüber bestehen, dass eine regelrecht aufgerichtete Schichtenfolge und keine täu- schende, schichtenähnlich gruppirte Nebenlagerung der weichen Massen, wie man sie wohl im Diluvium antrifft, hier vorliegt. Die darnach festgestellte Streichungslinie dieses kleinen Ter- tiärgebirges S. 5. O. gen N. N. W. ist in grosser Uebereinstimmung mit dem Streichen der Flözgebirgsschichten in Schonen, Dänemark, Lüneburg und Helgoland, so dass der vordiluviale Untergrund der - Gegend überhaupt durch dieses Streichen charakterisirt zu sein scheint. Die gewaltige Mächtigkeit des hier entwickelten Tertiärgebirges, im Verein mit der. mehrfachen Wiederholung derselben Gebirgs- arten hat Anlass zu der Meinung gegeben, es finde eine Faltung | | (9) I. Die Insel Sylt. 613 der Gebirgsschichten statt, allein die Repetition ist weder genau dieselbe, noch auch genau die umgekehrte. Namentlich hat der Kaolinsand, in dessen sehr mächtigen weichen Massen sich eine Zusammenfaltung am leichtesten verbergen körnte, mehrmals die ausgesprochenste Verschiedenheit seiner hangenden und liegenden Begleiter, auch entspricht eine scheinbar wiederholte Schicht des Glimmerthones der vorhergehenden weder in der Mächtigkeit, noch in den individuellen Charakteren. Endlich lassen hier doch auch die Winkel des durchaus gleichsinnigen Fallens in ununterbroche- ner Folge eine Deutung als gefaltetes Gebirge nicht zu, und daher wird die grosse Mächtigkeit dieser Tertiärbildung wohl als eine Thatsache anzuerkennen sein. Da nun aber auf dem weiten Gebiete der Verbreitung dieser Formation von der dänischen bis zur holländischen Grenze kein einziger Aufschluss dem hier vorliegenden an Klarheit nahekommt, so habe ich die ungefähre Mächtigkeit der Abtheilungen festzu- stellen gesucht, um einen Anhaltspunkt für die Beurtheilung an- derer Localitäten zu geben. Vom Jüngeren zum Aelteren fortschreitend, zeigt sich dieselbe wie folgt: Erste Thongruppe. Glimmerthon .Ie 0.0.22.0...0.2722105,0) Meter Eisenschüssiges Quarzconglomerat . 0,5 „ Nlaunerdeser 0.104. 08: u. Baal. ed} 2 108 Meter. Erste Sandgruppe. Kimonitsandstein 2...772 .2.2. 222 250 Meter IKaolınsandye. 2. 5 5 Inmeonitsandsteinun an Ben. Seele. 17 EI Er ng Sr, Zweite Thongruppe. INaUnerle re 0:0) Aleter Glimpaerthone sen 7150,00 launenden a 1 a 7. 165% Zweite Sandgruppe. Eisenschüssiges Quarzeonglomerat . 0,5 Meter IKaolınsandem ne u. 1090 Kimeontsandstenes IRZolnsamo nn. Re SU 283 2 Latus r 734 Meter. 614 I. Die Insel Sylt. (10) Transport 734 Meter. Diluviale Luck re ER Dritte Thongruppe. Alaunerde 2 See HM EeLer Glimmerthon esse Bali. Weste Ba as Dritte Sandgruppe. Eisenschüssiges Quarzconglomerat . 10 „ Kaolınsandt.- 2:07.21 Weran. were ANNE 141 Summa 1223 Meter. Dieses Profil ist das mittlere Resultat mehrfacher Abschrei- tungen in verschiedenen Jahren, wobei unter Berücksichtigung des Fallwinkels von 30—40 Grad ein Schritt gleich 0,5 Meter Mäch- tigkeit gerechnet worden. Die diluviale Lücke, welche auf dem gezeichneten Profile ver- kürzt worden ist, lässt kaum einen Zweifel, dass sie nicht auch eine Thon- und eine Sandgruppe birgt, so dass eigentlich eine vierfache Wiederholung Statt findet. | Von den in diesem Profil auftretenden Schichten ist immer versteinerungsleer der Kaolinsand und selbstverständlich die durch ihre Säure jedes Kalkgebilde zerstörende Alaunerde. Dagegen enthält der Glimmerthon zuweilen zahlreiche, fast immer einige CGonchylien, in vollkommener Erhaltung, mit glänzender Oberfläche, bei den Nuculae sogar mit vollem Perlmutterglanz, und der Li- monitsandstein enthält beständig in einzelnen Bänken deutliche Steinkerne oder sehr scharfe Abdrücke von Schnecken und Muscheln, welche genügen, um wenigstens generische Bestimmungen zu machen. Die Petrefacten des ; Glimmerthones konnte man früher in grosser Menge am Strande sammeln, wenn sie von den Wellen ausgewaschen waren. Seitdem es aber eine Industrie vagabondirender Händler gewor- den ist, dieselben an Badegäste zu verkaufen, wird nach jedem Sturme das Feld sogleich leer gesammelt, auch werden schon man- cherlei fremdländische Schnecken und Muscheln, die bei der see- fahrenden Bevölkerung fast in jedem Hause vorfindlich, in Glim- merthon eingeknetet und getrocknet, als Petrefacten dieser Fund- stätte verkauft und ebenso die etwas ungewöhnlicheren Formen (11) I. Die Insel Sylt. 615 des benachbarten Meeres, wie Buceinum retieulatum und andere mehr. Die speciellen Arbeiten von BEyRIcH, SEMPER und von K&nEn haben zur Feststellung eines exacten Registers und. zur tieferen Ergründung der Artverschiedenheiten dieser Schichten Ausgezeich- netes geleistet. Der Güte des Herrn Dr. von Kaxen in Marburg verdanke ich das nachfolgende Verzeichniss der Petrefacten im Sylter Glimmerthon: Petrefacten des Glimmerthons von Morsum Kliff. 1) Tiphys horridus Broc. 2) Cancellaria evulsa SoL. 3) Cancellaria subangulosa Woon. 4) Cancellaria mitraeformis Broc. 5) Cancellaria varicosa Broc. 6) "Cancellaria spinifera GRAr. ? 7) Cancellaria acutangularis Lan. ? 8) Ficula simplex BEYR. 9) Fieula reticulata Lam. 10) Fusus Puggardi BEYR. Il) Fusus ecimius BEYR. 12) Fusus distinetus BEyr. 13) Buceinopis Dalei JErr. 14) Nassa bocholtensis BEYR. 15) Nassa syltensis BEYR. 16) Nassa limata CHeEmn. 17) Nassa Facki v. Kenen. 18) Cassis saburon Bruc. 19) Cassis Rondeletü BaRrT. 20) Cassidaria echinophora L. 21) Columbella seripta L. 22) Columbella nassoides GRAT. 23) Conus antediluvianus Bruce. 24) Pleurotoma turbida SoL. 25) Pleurotoma rotata Broc. 26) Pleurotoma turricula Broc. 27) Plewrotoma dimidiata. HÖRNeES. 616 I. Die Insel Sylt. 28) Pleurotoma Helene SeEnP. 29) Plewrotoma obeliscus Descn. 30) Pleurotoma intorta Broc. 31) Pleurotoma modiola Zan. 32) Pleurotoma anceps Eıcuw. 33) Pleurotoma Luisae SemP. 34) Pleurotoma obtusangula Broc. 35) Pleurotoma Karsteni v. K@xen. 36) Pleurotoma harpula Broc. 37) Mitra Borsoni BELL. 38) Voluta Bolli Koch. 39) Natica plicatella BRoNnn. 40) Natica Alderi Forbes. 41) Odontostoma plicatum Br. 42) Chemnitzia Reussi HöRrn. 43—46) Ohemnitzia sp. quatuor. 47) Eulima subulata Don. 48) Eulima Mathildae SEMP. 49) Eulimella Seillae SEMP. 50) Turbonilla costellata GRAT. 51) Turbonilla gracilis Broc. . 52) Aporrhais alata EıcHw. 53) Aporrhais speciosa SCHLOTH. 54) Turritella bicarinata EıcHw. 55) Turritella Archimedis Bruc. ? 56) Scalaria sp. 57) Xenophora crispa v. Kan. 58) Trochus sp. 59) Adeorbis Woodi Hörn. 60) Dentalium floratum Pair. 61) Tornatella semistriata FER. 62) Bulla convoluta Broc. 63) Bulla utrieulus Broc. 64) Bulla elongata. 65) Pecten septemradiatus MüLn.? 66) Pecten spec. (13) I. Die Insel Sylt. 617 67) Nucula Georgiuna SEMP. 68) Nucula sp. 69) Leda pygmaea Münst. 70) Leda laevigata Nvsr. ? 71) Cardium nodosum. 72) Astarte sp. conf. vetula. 73) Isocardia Forchhammeri Beck. (Olearii Semp.) 14) Syndosmya sp. 75) Thracia sp. conf. ventricosa Pnir. 76) Aylophaga dorsalis Ture. Von Herrn Dr. O. MörcHh in Kopenhagen wird noch eine grössere Anzahl Petrefacten als von Sylt und speciell von Morsum Kliff stammend aufgeführt, welche durch ForcHHAMMER'S und an- derer Forscher langjährige Bemühungen in der Kopenhagener Sammlung niedergelegt sind. Es sind vorzugsweise folgende: I) Odostomia plicata SEMP. 2) Actaeon pumilus STEENSTRUP. 3) Bulla lineata PhiL. 4) Philine faveolata STEENSTRUP. 5) Pyrula simplex BEYR. 6) Pyrula condita Brxen. (Fragment.) 7) Natica rugulosa STEENSTRUP. 8) Natica helicina Broccni. 9) Natica glaucinoides Sow. - 10) Natica varians Du. 11) Natica hemiclausa SOW. 12) Sigaretus pumilio MÖRcH. 13) Onustus serutarius PHIL. 14) Valvatina atlanta Mörcn. 15) Fusus semiglaber BEyR. 16) Terebra Forchhammeri Beyr. 17) Cancellaria pusilla PiL. 18) Defrancia Luisae SEMP. 19) Mangelia Karsteniüi v. Kanen. 618 ne Sylt. (14) 20) Mangelia harpula Broc. 21) Mangelia obtusangula Broc. 22) Lachesis sp. 23) Delphinula erispula PkiL. 24) Dentalium badense. 25) Teredo antenautae Sow. 26) Teredo sp. 27) Teredo Syltensis Mörcn. 28) AXylophaga Forchhammeri Mörcn. 29) Mactra ellipticae Brown aff. 30) Venus sp. 31) Astarte Kickeü Nyst. 32) Cyprina sp. 33) Thyatira sp. 34) Modiola. — Es dürften vielleicht hiervon die Naticae und Teredines dem Limonitsandstein dieses Kliffs angehören. Bisher ist es nicht gelungen, oder vielmehr nicht versucht worden, die verschiedenen Etagen des Glimmerthons, welche auf Sylt so klar vor Augen liegen, ihrem paläontologischen Inhalte nach zu sondern. Der Umstand, dass die Ausbeute bei einem Besuche des Kliffs oft sehr gering ist, dass aber das reiche, in verschie- denen Sammlungen zerstreute Material ohne Rücksicht auf die verschiedenen Etagen gesammelt worden, tritt diesem Versuch heute noch hindernd in den Weg. Wenn auf Grund der exacten Bestimmungen des Herrn von Kenen ein beharrlicher Localforscher sich dieser Aufgabe unter- zieht, so wird sie vermuthlich gelöst werden, und neue Aufschlüsse oder Mittel zur genaueren Parallelisirung der isolirten Fundorte des Glimmerthons im norddeutschen Flachlande gewähren. Jedenfalls wird es nur den Paläontologen von Fach überlassen werden dürfen, jene exacten Linien zu ziehen, durch welche die Stellung dieser entschieden miocänen Formation gegen den Wiener Tegel, den Englischen Grag, das Belgische Systeme distien und gegen die Dänische Belt-Liimfjord-Formation genauer prä- (15) I. Die Insel Sylt. 619 eisirt wird, um ihren Platz in der Reihenfolge der grösseren Tertiärbecken zu bezeichnen. Keinem Zweifel mehr unterliegt es, dass der Glimmerthon einen festen Horizont bezeichnet, und dass ihm alle die zahlreichen Fund- orte zugehören, welche zwischen Holland und der Mark Branden- ‚burg, zwischen der Lüneburger Haide und der Dänischen Grenze, freilich meistens nur in isolirten Ziegelthongruben, bekannt gewor- den sind. BryricH hat diesen Verbreitungsbezirk in seiner Schrift über den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen be- reits richtig begrenzt, mit der einzigen Ausnahme, dass die Grenz- linie auf der cimbrischen Halbinsel wohl bis an die Ostküste hin- gerückt werden muss, da sich die Fundpunkte in dieser Region immer mehr häufen, und. die jetzt sehr zahlreichen artesischen Bohrungen fast allenthalben auf Glimmerthon treffen. Wie weit nach Jütland hinein sich das Becken noch erstreckt, ist bisher nicht ausgemacht, doch scheint daselbst, wenn man sich der Kreideregion des Querbruches der Halbinsel am Liimfjord nähert, ein oligocänes Unterlager zu Tage zu treten, welches, we- niestens in der Nähe von Aarhuus, den Habitus des Glimmer- thons wiederholt und an den Grenzen des Gebietes zur Vorsicht mahnt, da man bisher gewohnt war, innerhalb desselben den Glim- merthon, auch wo er ohne Petrefacten auftrat, als zugehörig zu der Sylter Miocänformation zu betrachten. Um speciell den Sylter Glimmerthon für die Charakteristik seinem paläontologischen Habitus nach zu bezeichnen, so ist her- vorzuheben, dass weder die grossen Haifischzähne, noch der Conus antedilwwianus, welche an der Unterelbe und auf dem nordschles- wieschen Festlande so häufig sind, m Sylt irgendwie dominiren. Sie sind geradezu Seltenheiten. Obgleich der Artenzahl nach in Sylt ganz ebenso wie an an- deren Fundpunkten des Glimmerthons die Gasteropoden die Ace- phalen weit überwiegen, so ist doch an Zahl der Individuen ein erosser Zweischaler weit mehr vorherrschend, die Isocardia, welche früher als J. cor bezeichnet wurde, und neuerdings durch SEMPER davon unterschieden, als J. Olearii benannt worden ist, da sie durch eine ausgezeichnet naturgetreue Abbildung in OLzarı «Got- 620 I. Die Insel Sylt. (16) torffischer Kunstkammer« schon 1674, also vor 200 Jahren bekannt gemacht wurde. Unter den Gasteropoden nehmen den ersten Rang ein Cassi- daria echinophora L., Fusus distinctus Beyr. und Natica helieina BroccH. Jedenfalls ist der durchaus marine Charakter der Formation über jeden Zweifel erhaben, auch war das Meer, in welehem der Glimmerthon sich bildete, von riesengrossen Haifischen bewohnt. Nicht blos, dass Zähne derselben an benachbarten Plätzen vor- kommen, im Morsumkliff wurde auch eine grosse Wirbelsäule ge- funden, deren ich schon 1846 Erwähnung gethan. Die Wirbel derselben hatten da, wo sie am erössten waren, einen Durch- messer von 12 Gentimetern. Zahlreich waren namentlich die Stein- kerne in Linsenform, welche zwischen je zwei biconcaven Wirbeln entstanden sind, und noch mit der radial struirten Knochensub- stanz theilweise besetzt erscheinen. CGetaceenknochen sind im Glimmerthon anderer Localitäten häufiger als auf Sylt. Nach diesem flüchtigen Blick auf den paläontologischen Charakter des Glimmerthons sollen nun die oben angegebenen Schichten in der- selben Reihenfolge, abwärts gehend, einzeln charakterisirt werden. Die ersten fünfzig Meter des Glimmerthons sind fast schwarz von Kohlen-Beimischung, bald darauf reich mit Glauconitkör- nern durchstreut, so sehr, dass die trockenen Stücke unter dem Hammerschlage fast grasgrün erscheinen und der silberweisse Glimmer auf den Schichtflächen ganz zurücktritt. In einzelnen Blöcken erhärtet der Glimmerthon sogar zu einem glaukonitischen Thongestein, welches, von Wasser benagt, ein zusammenhangen- des Silicatgerippe zeigt, wie ein verwitterter Block von körnigem Kalkstein mit Serpentin. Die glaukonitische Partie ist auch zur Zersetzung vorzugs- weise geneigt, wird namentlich da, wo die Schichtenköpfe von Di- luvium bedeckt sind, tief hinein sprenkelig rostbraun, auch wohl durch und durch eisenschüssig. Wo der Glauconit sein Ende erreicht, wird der Glimmergehalt wieder stärker und veranlasst eine schieferige Spaltung parallel der Schichtung, nicht immer geradflächig, sondern gerne etwas en R. a 2 17 (17) - I. Die Insel Sylt. 621 gebogen und flach buckelig, während auf den Absonderungen, welche quer gegen die Schieferung stehen, die Oberfläche durch längliche krause Pusteln chagrinirt erscheint. Glänzende Ablö- sungen fehlen hier gänzlich, während sie an anderen Fundorten sehr zahlreich erscheinen. An den glimmerreichen Stellen wird auch der Thon selber hell von Farbe, mehr grau als schwarz. In diesem Gebiete finden sich Cämentsteine von sehr platt- gsedrückter und verzerrter, wenig concretionärer Gestalt, als feste und harte Schollen, aussen und innen unverwittert, auch wenn sie schon lange am Strande gelegen haben, und dem Wechsel von Luft und Meerwasser durch Ebbe und Fluth ausgesetzt gewesen sind. Bei einer Dicke von meist nur 2—3 Gentimetern haben sie in der Regel den zehnfachen Flächendurchmesser. Der Glimmer ist in ihnen durchaus nicht regelmässig vertheilt, wie in dem um- gebenden Thon, vielmehr local angehäuft, die Blättchen nach allen Richtungen liegend, während die Hauptmasse dicht, und ohne die Schichtung des Thones zu zeigen, ganz frei von Glimmer ist. Das ist nicht der Charakter einer im Glimmerthon entstan- denen Concretion, hier liegt ein complieirterer Entstehungsvorgang zum Grunde. | Im Innern sind die Schollen septarisch zerspalten, so weit die äusserst flache Gestalt dies zulässt, aber die Spalten haben nicht den Zusammenhang wie in einer wirklichen Septarie, sondern ver- laufen unregelmässig gewunden, wie in einem schlecht gebackenen Ziegelsteine. Die Wände der schmalen Hohlräume sind mit mikros- kopisch traubigem Sphärosiderit von rostbrauner Farbe überrindet; in den Spalten, von Wand zu Wand reichend, hangen vereinzelte Krystalle von schönem späthigem Vivianit, Braunspath und Gyps mit breiten Blätterdurchgängen. Innerhalb der dichten Masse stecken einzelne kleine Gonchy- lien, so klein wie man sie im Thon selber nicht gewahrt und die unzerbrochen nicht zu gewinnen sind, neben zerrissenen unbe- stimmbaren kohligen Blattabdrücken. Auf der Oberfläche aber, namentlich auf der einen gewöhnlich platteren Seite, sind oft zahl- reiche kleine Conchylien festgewachsen, welche, nur selten 41 622 I. Die Insel Sylt. (18) mit einem einzelnen grösseren Exemplar gemischt, hier dicht ge- sammelt erscheinen, während im Glimmerthon, selbst die häu- fissten Muscheln und Schnecken nur völlig verstreut und vereinzelt gefunden werden. Es finden sich aber hier auf den Schollen nicht blos jugendliche Individuen der grösseren Arten, sondern mit ihnen alle kleineren Arten, kurz Alles, was relativ klein ist unter den Gonchylien, zusammen mit Lunuliten, Cristellarien und Gehör- knöchelchen von Fischen, ganz wie auf manchem Sternberger Kuchen. Solche Ansammlungen kleineren Muschelwerks auf der Ober- fläche der Gämentsteine würden unerklärlich räthselhaft bleiben, wollte man in denselben Concretionen erblicken. Was könnte den Stoff veranlassen, in der Nähe der Muschel- brut zu erhärten, und in der Nähe grosser Muscheln nicht? Auf welche Weise wäre es möglich, dass mitten im Meere sich Muschel- brut in vereinzelten Hand- oder tellergrossen Haufen, dichtgedrängt, in einer horizontalen Fläche anhäufte? Was veranlasst den Glim- mer, sich dort, wo dereinst eine Goncretion entstehen soll, anders zu gruppiren, als sonst überall im Glimmerthon? Von solchen Fragen drängt sich eine ganze Reihe auf. Eine Beobachtung, welche ich am Ufer der kleinen Insel Ham- burger Hallig am südlichen Rande der Karte gemacht habe, scheint diese Erscheinung aufzuklären. In jener Marschbildung ist der untere Thon mit Cardium edule, der obere mit Mytilus edulis in ausgewachsenen Individuen erfüllt, am Strande aber liegt, dicht gehäuft, eine kleine Rissoa mit Brut von Cardium und Bruchstücken anderer Muscheln und Schnecken. Schollen eines älteren, mehr verhärteten Marschthones, auf solchem Strande liegend, und im Wasser erweichend, bedecken sich ringsum oder einseitig, je nachdem sie rund oder platt sind, mit kleinem Muschelwerk, das sich zur Hälfte in die erweichte Rinde eindrückt. Sobald nun dergleichen Schollen von dem in stetiger Fortbildung begriffenen Marschthon wieder umhüllt werden, bilden sie in demselben analoge Erscheinungen wie die beschrie- benen CGämentsteinknauern im Glimmerthon. Es dürfte demnach unzweifelhaft sein, dass auch im Glimmer- i | (19) I. Die Insel Sylt. 623 thon die Cämentsteine nicht Coneretionen, sondern Schollen von älterem, aber freilich geologisch gleichaltrigem Glimmerthon sind, welche am damaligen Strande sich mit Muschelwerk bedeckten, ehe sie der neugebildeten Schicht einverleibt wurden, wo sie An- lass gegeben haben, ähnlich wie sonst ächte CGoncretionen, ihren Kalkgehalt zu vermehren. Fast in allen Regionen der Quartär- bildungen habe ich seit jener Beobachtung auf Hamburger Hallig das Auftreten von Thongeschieben in Thon- und Sandgebil- den verfolgen können. An einem grossen Block von »Holsteiner Gestein« (Miocän- gestein vom Alter des Bolderien, das nur blockweise im mittleren Diluvium vorkommt,) habe ich bereits die gleiche Erscheinung von serollten Theilen desselbigen Alters mit andersartiger Gruppirung der Petrefacten beobachtet; es dürfte sich empfehlen, dieselbe Er- klärung bei manchen Stücken von Sternberg’er Kuchen und anderen Ansammlungen von Muschelbrut auf scheinbar concretio- nären Blöcken zu prüfen. — Weiter abwärts ändern sich die Einschlüsse dieser Glimmer- thonbank plötzlich. Ohne dass ein Zwischenmittel eintrat, folgen jetzt wirkliche Goncretionen von gleichen Grössenverhältnissen und ohne Petrefacten, aber in mehr gerundeten knolligen feuerstein- ähnlichen Formen. Dies sind reine Sphärosiderite von dunkel leberbrauner Farbe, welche durch Verwitterung von aussen allmälig nicht rostbraun, sondern roth wird, und zwar ohne die Schalen, die sonst den verwitternden Sphärosiderit zur Eisensteinniere machen, und ohne den metallisch glänzenden Manganüberzug, welchen die Sphärosiderite aus dem jütländischen Glimmerthon annehmen. Petrefaeten trifft man in diesen gar nicht und nur sehr selten eine innere Zerspaltung, welche mit pfauenschweifig angelaufenen Speerkiesen ausgekleidet ist. Diese beiden Einschlüsse zeichnen die erste Hälfte der Glimmerthonbank aus. Nun folgt in der zweiten Hälfte ein licht aschgrauer Glim- merthon mit sehr zurücktretendem Glimmer. Dieser enthält nur kleine Knollen, welche sämmtlich eirund, die Grösse eines Hühner- eies bis zu der eines Gänseeies erreichen. Die Kugeln sind im Innern so septarisch zerklüftet, dass man kaum eine zerschlagen 41* 624 T. Die Insel Sylt. i (20) kann, die nicht gleich in zahlreiche fast regelmässige Bruchstücke zerfiele. Die Klufträume sind nicht ausgefüllt, ihre Wände glän- zend wie mit einem dünnen schwarzen Firniss überzogen. Jede Kugel ohne Ausnahme enthält ein Glied oder den ganzen Körper eines kleinen brachyurischen Krebses, leider ohne Aus- nahme durch die septarische Zerklüftung im hohen Grade zer- brochen, entstellt und unkenntlich gemacht. Da der Glimmerthon selber grade an dieser Stelle recht arm, vielleicht gar leer von Petrefacten ist, so könnte das gesammelte Erscheinen der Krebse, die doch nicht gesellig leben und noch weniger irgend eine Zone des Meeres allein bevölkern, wunderbar erscheinen. Ich glaube aber, auf dem nnbedeichten Marschboden des Festlandes eine Beobachtung gemacht zu haben, welche hier- über Aufschluss geben kann. Auf diesem, der täglichen theil- weisen Ueberfluthung ausgesetzten Boden sah ich in den Wasser- läufen, welche zwischen bewachsenen Flächen liegen, wenn die Fluth sie eben verlassen hatte, keinerlei Schnecken und Muscheln, wohl aber zahlreiche kleine Taschenkrebse, welche eilig liefen, und zwar nicht dem zurückweichenden Wasser, ihrem Lebenselemente folgend, sondern weiter landeinwärts gehend. Den Grund dieses auffallenden Marsches mögen Zoologen erforschen, die Folge des- selben aber ist, dass zahlreiche Taschenkrebse von der nächsten Fluth nicht wieder eingeholt werden, aus Wassermangel umkom- men, dann durch spätere höhere Fluthen mit Schlick bedeckt werden und das einzige in solcher Höhe vom Schlick umhüllte thierische Ueberbleibsel bilden, wahrscheinlich noch vorher mit Schlick zusammen zu einer Kugel aufgerollt, die deshalb nachher so stark zerklüftet, wenn sie von dem geschichteten Thon um- hüllt worden und durch den Kalkgehalt des Krebses erhärtet ist. Diese drei charakteristischen Einschlüsse mögen dazu dienen, in Ermangelung einer specifischen Fauna der einzelnen Abthei- lungen, die oberste Thongruppe der Sylter Miocänformation zu individualisiren, denn nichts Aehnliches, mit Ausnahme einer ganz kleinen Schicht charakterloser Concretionen, wird in den beiden anderen sichtbaren Thongruppen gefunden, die deshalb auch (21) TI. Die Insel Sylt. 625 gewiss nicht Falten oder Wiederholungen dieser ersten Gruppe sind, sondern den tieferen Niveaux angehören. Das untere Ende des Glimmerthons wandelt sich auf kleine Mächtiskeit in Alaunerde um, und zwischen beide ist eine san- dige eisenschüssige Bank eingeschaltet, andeutend, dass ein Wandel der Bedingungen eingetreten, ehe statt der kieshaltigen Alaunerde der reine Glimmerthon seine Entstehung begann. Unter dieser grossen thonigen Ablagerung folgt jetzt zunächst eine geringmächtige Bank von Limonitsandstein, vorzugsweise nur aus weichem feinkörnigen elimmerreichen und rostfarbenen Sande bestehend, in welchem verhärtete kugelrunde Goncretionen desselbigen Sandes eingebettet liegen. Der ganze Habitus ist zum Verwechseln ähnlich demjenigen auf der Höhe bei Flensburg nach Harrislev hinüber. Dort bildet in jeder Kugel eine ver- einzelte Gräte oder Schuppe den Mittelpunkt. Hier in Sylt muss wohl ein gleiches Motiv der Goncretionsbildung vorhanden gewesen sein, doch bin ich nicht so glücklich gewesen, die kleinern orga- nischen Reste in den Kugeln zu finden.') !) Die Mannigfaltigkeit der Gestalten, welche Eisensteinnieren und andere ähn- liche concretionäre Gebilde in sandigen Tertiärschichten durch Verwittern von Sphäro- sideriten oder durch .Concentration des sich oxydirenden eisenhaltigen Bindemittels annehmen, ist unbeschränkt, aber das Vorkommen kugelrunder Produkte ist ausser- ordentlich selten, da man deren auch weder bei Havsmanv noch bei Rors in ihren Monographien über Kugelbildung erwähnt findet und die Schichtung des Mutterge- steins eine wirkliche Kugelgestalt von vorn herein auszuschliessen scheint. Im Diluvium findet man unter Hunderttausenden von Eisensteinnieren als Ge- schiebe kaum eine kugelrunde. Innerhalb der Miocänformation kannte ich bisher nur das hier besprochene Niveau der Sylter Schichtenreihe und den erwähnten Fundort bei Flensburg. Aus dem Herzogthum Lauenburg, das grossentheils von derselbigen Mioeän- formation unterteuft ist, erhielt ich kürzlich Nachricht über ein noch viel schöneres Vorkommen, wobei nicht nur die unverwitterte Kugel, sondern auch die daraus ent- standene Eisensteinniere, welche mit hartem sandigem Eisenoxydhydrat einen weissen Sand einhüllt, beobachtet wurde. Herr Pastor Carexausen in Sandesneben schreibt über eine dasige Brunnen- grabung, nachdem er die oberen Schichten vorher charakterisirt, am 5. Mai 1876 wörtlich: — „dann kam eine Schicht sehr fetter Thonerde ganz mit Silberglanz durch- zogen [Glimmertbon]. Zerrieb man sie mit den Fingern, so wurden diese fettig und grauweiss glänzend. Darauf folgte eine 14 Centimeter dicke Lage Ocker und 626 T. Die Insel Sylt. (22) Unmerklich geht diese Schicht von 5 Meter Mächtiskeit in schneeweissen, zuerst glimmerhaltigen, dann kaolinhaltigen Sand über, der 95 Meter Mächtigkeit entfaltet. Dennoch sieht man in ihm noch nicht alle Varietäten des Kaolinsandes. So weit die, vom Winde zerzausten, mit Diluvialsand und Dünensand überschütteten, von Regenströmen tief und mannigfaltig gefurchten schneeweissen Abhänge, die hier einen ganz weichen Charakter annehmen, es beobachten lassen, findet eine ziemlich regelmässige Wechsellagerung feinen Glimmer- sandes und gröberen Kaolinsandes statt. In den untersten Teufen dieser mächtigen Ablagerung, nahe dem liegenden Limonitsandstein, finden sich auf den Abhängen, verwirrt durch einander, im Innern aber regelrecht an einander gereiht, jene wunderbaren gegliederten Galamiten-ähnlichen Braun- eisensteinröhren ein, welche ich 1846 als zusammengesetzte Eisen- nieren beschrieben habe und jetzt noch entschiedener so bezeichne. Eisensteinnieren entstehen im Diluvium oder im Ackerboden aus jedem Sphärosiderit. Indem bei seiner Umwandelung in Eisen- oxydhydrat von Aussen nach Innen das Volumen des Verwandelten zunimmt, entsteht die Schale und der Kern. Die Schale liegt oft dreifach, vierfach, selbst zehn- und hundertfach, der Kern wird dadurch immer kleiner. Bei sehr sand- oder thonreichen Sphäro- unter dieser weissgelber Sand, in welchem jetzt, bei einer ganzen Tiefe von 15 Metern sich Wasser zeigt. Aber in diesem Sande, 12—13 Meter unter der Erde fanden sich nach Meinung der Leute Kanonenkugeln und Hohlgeschosse. Die Ar- beiter haben diese, ehe ich davon erfuhr bei Seite gebracht und die Hohlkugeln leider zerbrochen. Zehn völlig runde Vollkugeln haben bei einander gelegen, jede von 16 Centimeter Durchmesser und 11—12 Kilogramm Gewicht, dem Anschein nach von Eisenstein, wenn es solchen giebt [sandiger Sphärosiderit]). Die Leute hielten es für verrostetes Eisen. Daneben lagen noch einige Hohlkugeln von ver- schiedener Grösse und Wanddicke. Die der grösseren ist etwa Wa Öentimeter, die der kleineren 1—2 Centimeter. Sie sind inwendie und auswendig völlig kugelrund, an einer sitzt noch eine Art Schopf. Sie sind aus anderem Stoff als die Voll- kugeln. Zur Probe lege ich ein Stücklein bei [sandige Eisenoxydhydratschale]. Es sind offenbar Gebilde menschlicher Hand. Aber aus welcher Zeit stammen sie, und wie kommen sie so tief in die Erde?“ — Der neue Fundort ist, wenn man bedenkt, dass Alles aus einem bestimmten Niveau in einem engen Brunnenschachte stammt, noch charakteristischer als die früheren und könnte nicht deutlicher beschrieben werden. (23) I. Die Insel Sylt. 627 sideriten genügt der ganze Eisengehalt nur eben, um eine vollstän- dige Schale zu bilden, und an Stelle des sphärosideritischen Kernes bleibt nur ockeriger Thon oder Sand zurück, welcher letztere bei dem Oeffnen der Schale braungefärbt, aber oft selbst bis zur ur- sprünglichen Weisse ausgelaugt, herausrieselt. Während nun ge- wöhnlich solche Eisensteinnieren nur auf secundärer Lagerstätte entstehen können, wie denn Millionen derselben in allen Schichten des norddeutschen Diluviums getroffen werden, ist hier im Aus- gehenden des Kaolinsandes, wo er mehrere isolirte Bänke von san- digem Sphärosiderit enthält, die Gelegenheit zur Eisensteinnieren- - bildung auf ursprünglicher Lagerstätte gegeben, da der tertiäre Sand noch durchlässiger für Luft und Wasser ist, als der magerste Diluvialsand. Während aber im Diluvium das Bruchstück eines sandigen Sphärosiderites, woraus sich die Eisensteinniere bildet, isolirt liegt, liegen die Bruchstücke hier in Reihen geordnet, da sie nur eine dünne Sandsteinbank bilden, welche durch rechtwinklig sich kreu- zende Klüfte in Reihen von Parallelepipeden zerspalten ist. Unterliegen nun diese Parallelepipede in der Nähe des Aus- gehenden im weichen Kaolinsande der Oxydation des Eisenoxyduls und einer Wasseraufnahme, werden sie durch das Anschwellen mehr oder weniger ellipsoidisch, wachsen sie am meisten, wie sich von selbst versteht, in der Richtung der längsten Axe, so schieben sie sich in dieser Richtung wieder fest an einander, wachsen bei dem Stoffwechsel wieder zusammen, und indem sie bei dem Weiterwachsen ihre Kanten immer mehr abrunden, gestaltet sich eine Anzahl von 6—5 Ellipsoiden zu einer, in ziemlich regel- mässigen Abständen eingeschnürten Stange. In Folge der Ent- stehung gehen an den Einschnürungen ursprünglich Scheidewände hindurch, allein bei der Wanderung des vollständigen Eisengehaltes aus dem Sande nach aussen hin zur Schale, wandert schliesslich auch der Eisengehalt der Scheidewände nach aussen, und das Ganze bildet dann eine einzige, mit fünf bis sechs Einschnürungen versehene, klingende Röhre, aus weicher man den weissen Sand ausschütten kann, und die bei dem ersten Anblick Jeden in Er- staunen setzt, da sie aussieht wie ein in sandigen Brauneisenstein 628 I. Die Insel Sylt. | (24) umgewandelter Calamit inmitten der Tertiärformation. Von der Dicke eines Fingers bis zu der eines starken Armes gehend, mit sehr verschiedener Zahl der Internodien auftretend, scheinen, wenn sie in Sammlungen liegen, die Röhren der gegebenen Erklärung zu spotten, allein dass sie durchaus dem wahren Naturvorgange entspricht, habe ich durch die unvollkommneren und Uebergangs- stücke an Ort und Stelle, wie durch eine vieljährige Beachtung des Vorganges an den Eisennieren im Diluvium, festgestellt. Entsteht aus reinen und thonigen Sphärosideriten eine viel- fache Schale, so entsteht aus den sandigen fast immer nur eine einfache. Ist bei den ersteren die Schale stets brüchig, so ist sie bei den letzteren hart, zähe und klingend, weil der Sand durch das Cäment gebunden, stets einen festeren Stein giebt als das Cäment allein. Daher ist denn auch die Festigkeit dieser Röhren, selbst wenn sie nur die Wandstärke haben wie ein Silbergroschen, so gross, dass sie hell klingen wie Porzellanröhren. Besteigt man den be- weglichen Abhang des kahlen Sandhügels, in dem sie liegen, so rollen Röhren und Scherben über einander mit dem Klange von Obsidianschutt am Abhang eines Vulkankegels, und die Volkssage be- zeichnet sie seit den ältesten Zeiten als das »Topfgeschirr der Unterirdischen«. Für Bildung und Umbildung von Gestein zu Sand, von Sand .zu Gestein durch blos atmosphärische Umarbeitung des Binde- mittels ist eine Suite der hier vorhandenen Formen sehr interes- sant. Der ganze Vorgang verdiente eine ausführlichere Berück- sichtigung in den Lehrbüchern, da das in der norddeutschen Ebene verbreitete und dadurch gewiss grossartige Vorkommen der Eisen- steinnieren oft noch so wunderlich beurtheilt wird, und da diese letzteren selber, auch wenn sie nicht durch ihre Petrefacten reden, fast ohne Ausnahme die Zeugen der zerstörten Tertiärforma- tionen sind, auch wohl gelegentlich für diese oder jene unter ihnen characteristisch werden können. | Denkt man die Oxydation hinweg, so bezeichnen an dieser Stelle die Röhren nur den, durch einzelne dünne Sandsteinbänke (25) | I. Die Insel Sylt. 629 vermittelten, wirklichen Uebergang des Kaolinsandes in den, ihn unterteufenden | Limonitsandstein, der zunächst in einer Mächtigkeit von 78 Metern, fast wie ein Sandstein der Seceundärformationen, hier in senkrechten Wänden abgebrochen ist. Auch dieser Sandstein ist mit seinen Eigenthümlichkeiten als Felsart bisher nur wenig beobachtet worden. Vielleicht ist der von FORCHHAMMER gewählte Name mit Schuld daran, dass ihn die Petrographen nicht richtig gewürdigt haben; denn so wohlklingend der Name ist, und so gewiss man ihn, wegen der bereits ge- schehenen Einbürgerung, für den, hier in Rede stehenden, geo- gnostischen Horizont beibehalten muss, so wenig zutreffend ist er doch zugleich. Limonit ist der Name für Sumpfeisenstein oder Raseneisen- stein, also für eine oberflächliche Süsswasser- oder Sandbildung von höchstens '/z Meter Mächtigkeit. An eine alluviale Bildung ist aber hier bei dem fast SO Meter mächtigen Sandstein nicht zu denken, der in seinen dicken, schön geschichteten Bänken nicht blos mit den Steinkernen von Aporrhais, Cassis, Pleurotoma und Conus, sowie mit zahlreichen Individuen von Buceinum und . Natica erfüllt ist, sondern auch die Knochen kleiner und grosser Getaceen!) und eine grosse Anzahl stundenglasähnlicher Fisch- wirbel enthält. Aber auch selbst die missbräuchlich eingerissene Anwendung des Namens Limonit für Brauneisenstein überhaupt ist hier nicht einmal am Platze, denn nur in den verwitterten Ausgehenden des ganzen Sandsteingebirges, und auch hier nur in der verwitterten Rinde der einzelnen Sandsteinquadern erscheint Brauneisenstein als Bindemittel. Im Kern der Quadern zeigt sich das wahre Bindemittel, ein reiner Sphärosiderit, durch welchen der höchst feinkörnige, glimmerreiche Sand zu emem felsenharten Sandstein verbunden ist, der leider durch Oxydation mürbe wird und daher nur zu untergeordneten wirthschaftlichen Bauten im Dorfe Morsum Verwendung findet. Löst man das kohlensaure 1) Emeritus Hassex in Keitum bewahrt einen Cetaceenknochen, der mit Ba- - lanen überzogen im Limonitsandstein steckte und gänzlich sammt den Balanen in Eisenstein umgewandelt ist. 630 I. Die Insel Sylt. (26) Bindemittel auf, so bleiben feiner Quarzsand und Glimmer zurück, gemengt mit eimzelnen Kohlentheilen und einer wunderlichen schwarzbraunen, durchscheinenden Substanz in mikroskopisch klei- nen Ellipsoiden von durchaus gleicher Grösse mit vollkommener Gestalt, aber ohne jegliche Andeutung von innerer oder äusserer Structur, dabei von geringem specifischem Gewicht, mit den Kohlen- theilchen und dem Glimmer im Wasser sich erst setzend, wenn der Sand bereits zu Boden gefallen. Geglüht verlieren die kleinen Ellipsoide ihre Farbe durch Ver- brennung und werden schneeweiss, ohne ihre Gestalt zu ändern, und ohne auch nachher Spuren eines äusseren oder inneren regu- lären Baues zu zeigen. Vorläufig bleiben sie räthselhaft, wenn es nicht kleme Kopro- lithen sind, aus denen die erwärmte Salzsäure den phosphorsauren Kalk auszieht und etwa ein Kieselgerippe zurücklässt. Was dieser Art von Sandstein eine mehr als locale petrogra- phische Bedeutung giebt, ist der Umstand, dass zahllose Geschiebe aus dieser und anderen Schichten des Tertiärgebirges, namentlich auch die grössere Mehrheit derjenigen des von BeyrıcH benannten Hol- steiner Gesteins originaliter aus feinkörnigem Sandstein mit demsel- ben Bindemittel bestehen. Die Härte des frischen Holsteiner Gesteins ist durch dies Bindemittel so gross, dass man in früheren Zeiten, als dergleichen muschelreiche Gesteine mehr der Guriosität halber aufbewahrt wurden, es als eine Art Muschelmarmor behandelte, Tischplatten, Briefbeschwerer und dergleichen daraus schleifend. Wollte man diese Gebirgsart petrographisch mit einem rich- tigen Namen nennen, so müsste sie Sphärosideritsandstein heissen, denn der Name sandiger Sphärosiderit bezeichnet nicht hinreichend das Wesen der Sache, da man ein regelrechtes, deut- lich geschichtetes, in abwechselnd starke und schwache Bänke ge- sondertes, Sandsteingebirge von nicht unbedeutender Mächtigkeit E vor sich hat. In der That ist der Sphärosideritsandstein als Felsart auch nicht allein auf die Tertiärformation beschränkt. Im Hilssandstein oberhalb Delligseu wird ein ähnlicher ' Sphärosideritsandstein 4 bergmännisch gewonnen und liefert das ausgezeichnete Eisen der (27) I. Die Insel Sylt. 631 Carlshütte daselbst. Der Habitus beider Sandsteine ist, abgesehen vom Glimmergehalt des einen, völlig gleich, aber der Sylter Sand- stein giebt nur 25, im grossen Ausschmelzen nur 18 Procent Eisen, und bedarf bedeutender Zuschläge, um allen Sand flüssig zu machen. Vielleicht ist aber doch noch die Hoffnung auf eine Verwerthung als Eisenstein nicht ganz aufzugeben, da Schlackensteine in Quader- form in dieser Gegend für die Deichbedeckung und für Wasser- bauten einen ungewöhnlich hohen Werth haben und einen grossen Theil der Schmelzkosten decken würden. Mag man nun für die Petrographie den Namen Sphärosiderit- sandstein adoptiren, für den geognostischen Horizont wird man den alten Namen Limonitsandstein erhalten müssen. Diesen geognostischen Horizont bezeichnet SempEr nach den Petrefacten als jünger, gegenüber dem Glimmerthon. Die Eigen- thümlichkeit, dass die Muscheln zurückgedrängt,‘ die Schnecken allein herrschend erscheinen, und unter diesen vorzugsweise Arten von Natica und Buccinum, hat der Limonitsandstein allerdings mit dem Crag gemein, allein diese Eigenthümlichkeit, so characteristisch sie ist, dürfte weniger das’Alter, als die Localität, die sandige Be- schaffenheit und die Art der Bildung zur Ursache haben. SEMPER fand auch eine Canecellaria und zwei Scalarien, welche den subappeninischen Formen sehr nahe stehen, und legt Gewicht darauf, dass die Gattungen, wenn gleich zum Theil in abweichenden Arten, jetzt zu den gemeinsten Formen der nordischen‘ Meere gehören. i Auf Grund dessen erklärt er den Limonitsandsten für jünger als den Glimmerthon, für ein Aequivalent des Grag oder wenigstens ein Uebergangsglied zu demselben. Allein diese Deutung wird durch die Lagerung widerlegt, denn selbst wenn Jemand, gestützt auf Conchylien, deren Altersfolge ihm von anderswo erwiesen scheint, die ganze hiesige Schichten- folge für eine umgestürzte erklären wollte, so würde, bei der nach- gewiesenen Alternirung der sandigen und thonigen Facies dieses Tertiärbodens, Glimmerthon doch immer zu oberst liegen. Wo eine Lagerung offen vorliegt wie hier, da kann sie der 632 I. Die Insel Sylt. 228) = R \ Paläontologie dienen, neue Hilfsmittel zur Beurtheilung isolirter ausgehender Punkte zu sammeln, da ist die Stelle, wo u Wissen- } schaft lernen muss, statt zu lehren. Unmittelbar unter dem mächtigen Sandstein folgt zunächst Alaunerde, welche bald in Glimmerthon übergeht und auch eben nichts Anderes ist als ein Glimmerthon, in welchem das Schwefeleisen, das durch seine ganze Masse verbreitet ist, über- hand genommen hat. | Nach der Grenze seines Liegenden verwandelt sich der Glim- merthon zum zweiten Mal in Alaunerde, abschliessend durch ene sandige eisenschüssige Bank gleich der früher erwähnten, welche hier aber von sehr felsiger Beschaffenheit ist und auf dem Strande nicht von den Wellen verspült wird gleich allen anderen Schichten, sondern als Felsenriff aus der Strandebene hervorragt. Jetzt folgt die zweite, am meisten characteristische Partie des Kaolinsandes, 105 Meter mächtig, auf den Köpfen der Schichten von dem Wind verweht und durch einander geworfen, der eben- falls den Sand des bedeckenden neueren Diluviums entführte, so dass nackt auf dem Kaolinsande die vom Flugsand polirten Feuer- steinbruchstücke des jüngeren Diluviums und die eiförmigen Quarz- gerölle des Kaolinsandes durcheinander liegen, ein Anblick im Kleinen, wie er von den Wüstenländern Afrikas und Arabiens ge- schildert wird. In dieser Partie zeigt der Kaolinsand alle seine Varietäten, welche an den anderen Punkten meist nur einzeln oder theilweise entwickelt sind. Der Kaolinsand besteht zu allermeist aus einem reinen klaren Quarzsande, dessen Körner ungefähr die Grösse von Rapssaat bis Erbsen haben. Die meisten Körner sind wasserklarer und durch- sichtiger, aber mattgeschliffener Quarz und entschieden gerundet. Der zweite Hauptbestandtheil ist eine, etwas gelblich erscheinende Porcellanerde, welche meistens in solcher Menge damit verbunden ist, dass der Sand die Finger bestäubt, die sich nachher fettig anfühlen. B- Stellenweise ist die ee zu dünnen, fast sandfreien, Schichten angesammelt, jedenfalls unterscheiden sich die Schichten (29) T. Die Insel Sylt. 633 des Sandes mehr durch die Quantität des Bindemittels als durch die Grösse der Sandkörner. An einzelnen Stellen findet man die Porcellanerde in Gestalt schneeweisser Feldspathbruchstücke mit den Flächen der beiden Haupt-Blätterdurchgänge und scharfen Kanten, so dass der Kaolin offenbar an dem Entstehungsprocess des abgeschliffenen Sandes nicht Theil genommen hat. Einzeln habe ich Granitbrocken im Kaolinsande gefunden bis zu der Grösse einer Faust, welche vollständig zum Quarzskelett geworden waren, indem Glimmer und Feldspath, beide nur in Spuren noch geblieben, gänzlich zu Kaolin verwandelt waren. Eine solche Zerfressenheit der Granite habe ich in der Dilu- vialformation, welche über so viele zerstörende Agentien gebietet, und manchen Granit- oder Dioritblock in Grus auflöset, nicht gefunden. Selbst die auf den moorigen Sandflächen der nackten Heide liegenden Granite, deren Feldspath durch Humus- oder Kohlensäure zu schneeweissem Kaolin wird, sind immer nur wenige Linien tief umgewandelt und dem entsprechend durch den Regen- schlag ausgewaschen. Meistens ist das Gemenge von Sand und Porcellanerde ganz locker, und wenn der Sand einigermaassen fein ist, verstäubt die Schicht gänzlich vor dem Winde, zuweilen aber bindet die Por- cellanerde den Sand, so dass man ihn in Blöcken und Schollen am Abhange liegen sieht. Ganz einzeln findet man Stücke, in denen sie ihn zu einem Sandstein verkittet hat, der an Festigkeit und Zähigkeit seines Gleichen sucht, nach keiner Seite hin, auch nicht der Schichtung folgend, leichter zerspringt und keine Spur von Sprödigkeit zeigt. Diese Blöcke, welche sehr selten sind, können nicht füglich wie die sogenannten verglasten Blöcke anderer tertiärer Sand- massen an Ort und Stelle entstanden sein, dazu sind sie zu klein und zu vereinzelt, viel eher scheinen sie die Reste eines älteren Sandsteingebirges zu sein, aus welchem vielleicht das Meer die un- seheuren Massen dieses sauberen Quarzes und ebenso sauberen, durch Nichts verunreinigten Thones entnahm. In den Kaolin verflösst, oftmals die Schichtung beherrschend, auch selber kleine Schichten bildend, erscheint ein silberweisses + 634 I. Die Insel Sylt. (30) perlmutterglänzendes glimmerähnliches Mineral, das aber durch völligen Mangel an Elastieität und durch seinen Wassergehalt vom Glimmer unterschieden, vielleicht als ein kaolinisirter Glimmer an- zusprechen ist, wofür die Beschaffenheit des Glimmers in den be- sprochenen ausgefressenen Granitgeschieben zu zeugen scheint. Ein Mineral von völlig gleichen Eigenschaften habe ich im ter- tiären Sande des Pariser Beckens gesehen; auch die silberweissen Flitter des Glimmerthons, die noch immer einer eingehenden Ana- lyse harren, scheinen ihm verwandt zu sein. Der Kaolinsand mit weissem gemeinbiegsamen Glimmer, dessen Blättchen zusammenhangen, geht vielfach über in einen ebenso weissen, ganz fein- und gleichkörnigen Sand, in welchem die Glim- merblättchen von silberweisser Farbe ebenso zerstreut und ange- ordnet liegen, wie im Glimmerthon; alsdann wird der Sand frei von Kaolin, macht die Finger nicht mehr staubig, nicht mehr fettig und gleicht vollständig jedem anderen schneeweissen Glim- mersande. Noch seltener erscheint der dichte verhärtete Kaolin in kleinen und grossen isolirten Stücken inneliegend in dem sonst gewöhn- lichen Kaolinsande. x In der Beschaffenheit dem Kaolinsande zum Verwechseln ähnlich und auch sogar durch den Uebergang in einen Sphäroside- E ritsandstein ihm gleichend, ist die Hauptsandmasse des auf der Insel. Bornholm entwickelten jurassischen Kohlengebirges. Da auch dieses die Meeresküste berührt und, in Dünen verwandelt, theilweise seine eigenen Entblössungen verdeckt, wie es auf Sylt geschieht, so glaubt man an dem Fusse des Morsumkliffs zu stehen, wenn man an der Süd- und Westküste von Bornholm den Strand unter den jurassischen Kliffen betreten hat. | Nur einen Unterschied gewahrt man, und zwar durch das Gehör. Der Quarzsand des tertiären Gebirges, am Strande liegend, fällt durch keinerlei besondere Eigenschaften auf, der Quarzsand des Jurassischen auf Bornholm giebt bei jedem Schritt, nament- lich bei etwas träger schleifender Bewegung, einen schrillen krei- schenden Ton von sich. 5 Es ist ganz derselbe Ton, wie ihn SeETzEn und EHRENBERG (31) I. Die Insel Sylt. 635 nach einander von dem klingendem Sande des Sinai-Abhanges gegen das Meer beschreiben, und der dort, wenn die trockene Sandmasse der sehr hohen Böschung wirklich in’s Gleiten geräth, einen durchdringenden nervenerschütternden Charakter annimmt, sich zum wirklichen Donner steigert, von welchem die Erde erbebt. Da der Quarzsand von Sylt diesen Ton nicht giebt, und beide Sande von gleicher Grösse des Kornes sind, liegt es nahe, anzu- nehmen, dass die Körner des jurassischen Kaolinsandes etwa eine grössere Scharfkantigkeit haben, als die des tertiären, allein eine Vergleichung beider unter der Loupe lehrt das Gegentheil. ‚Obleich daher die Ursache des Tones vorläufig verborgen ist, zur Ergründung den Physikern überlassen bleiben mag, ist der Unterschied beider Kaolinsande in dieser Beziehung doch bemer- kenswerth, da er unter Umständen zur Bestimmung dienen könnte. Mir wenigstens ist, obgleich ich seit einem Menschenalter ein eifriger Strandwanderer gewesen, dieser Ton zum ersten Mal auf dem Bornholmer Kaolinsande begegnet, daher ich das Fehlen desselben bei dem tertiären Kaolinsande als einen Beitrag zur Charakteristik glaubte hervorheben zu müssen. Ein Charakter von dieser Art und von so grosser Seltenheit kann unter Umständen ein ebenso sicherer Leitfaden werden, als die beste Leitmuschel. Beispielsweise sei dazu hervorgehoben, dass er vielleicht ein- mal die Handhabe zur Entdeckung jurassischer Kohlen bieten könnte. Unter meinen Excerpten finde ich, ohne den Ursprung angeben zu können, die Notiz, dass zu Golberg in Pommern der Strandsand unter dem Tritt des Wanderers töne. Ist diese Thatsache wahr, wie kaum zu bezweifeln, da die Erfindung keinen Grund hätte, dann kann bei der Lage Golberg’s zum Pommer- schen Juragebiete und zu der Südwestspitze Bornholms kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass der Ton daselbst den Sand des jurassischen Kohlengebirges und also dieses selber verrathe, obgleich bei dem unverfänglichen Aussehen des Quarzsandes man diesen bisher mit dem gewöhnlichen Strandsande der Ostsee ver- wechselt hat. Nach diesem Hinblick auf einen negativen Charakter des Sylter 636 I. Die Insel Sylt. K (32) Kaolinsandes, nehme ich die Folge der positiven Charaktere des- selben wieder auf. An einigen Stellen scheint das gelblichweisse kaolinische Binde- | mittel einem anderen von gleichfalls thoniger, aber gemeinerer Be- schaffenheit Platz zu machen, einem graulichweissen Pfeifenthon. Das ist diejenige Varietät des Sandes, welche am meisten Neigung hat, Geschiebe in sich aufzunehmen. Diese Geschiebe sind fast ausschliesslich weisses Quarzgeröll von länglich runder, etwas plattgedrückter Gestalt, sonst in der Grösse von Perlbohnen an- fangend, bis zu der eines Taubeneies, seltener der eines Gänseeies, meistens inSchichten von gleicher Grösse des Kornes gesammelt, wo- bei aber alle Zwischenräume mit feinerem Kaolinsand ausgefüllt sind. Selten sieht man schwarze und graublaue, noch seltener gelbe Quarze unter diesem Geröll, wie denn Farben, und namentlich Kohlen- oder Eisenoxydfarben auch der Masse des Sandes ebenso fremd sind, als sie den anderen Sanden gewöhnlich zu sein pflegen. Selten wasserklar, meistens schneeweiss, bilden die verein- zelten Quarzgeschiebe eine Zierde des sonst so steinfreien, aus dem reinsten Quarzsande bestehenden Badestrandes der Westküste. Auffallend ist an einer ganzen Zahl dieser Quarzgerölle die eigenthümliche Gestalt. Wo nämlich der Stein nicht völlig zum Ei geschliffen ist, erscheint er keineswegs von unregelmässiger Form, sondern hat, meistens auf der am wenigsten gerundeten Seite, eine dreiflächige Pyramide, zuweilen auch nur eine Zuschärfung durch zwei Flächen. Noch deutlicher, als an den reinen Quarzen treten die Flächen an geschichteten Quarziten und an den Quarz- sandsteinen auf, welche sich unter diesen Quarzen einzeln vorfinden. Ich habe ähnliche Bildungen des Quarzes im Diluvium, wo dieses nicht die unmittelbare Decke des Tertiärsandes ist, niemals wahrgenommen und habe, nachdem meine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war, auch ferner vergeblich darnach im Diluvium gesucht, während man hier in einem Tage sich eine schöne Samm- - Jung in allen Varietäten des Quarzgesteins verschaffen kann. Mit dem Namen der pyramidalen Geschiebe möchte ich für fernere Untersuchungen dies eigenthümliche Vorkommen bezeichnen. (33) I. Die Insel Sylt. 637 Dasselbe scheint deshalb nicht ohne Bedeutung zu sein, weil es, soweit jetzt bekannt, dem Sande der Tertiärformationen allein angehört. In den Schriften der anthropologischen Gesellschaft von 1870 und 71 sind mehrere Fundorte aus deutschen Braunkohlen- gegenden aufgeführt, namentlich auch aus der Gegend der Rauen- schen Berge bei Berlin. Ein Exemplar, welches denen von Sylt gleicht, ist auch daselbst abgebildet, weil man diese Steine wegen ihrer Gestalt für Kunstproducte hielt, eine Vorstellung, die aber VırcHow durch eigene Beobachtungen in der Gegend von Glogau beseitigt hat. VırcHow’s Ansicht, dass es Gletscherschliffe seien, widerlegt sich dadurch, dass in dem mit Gletscherschliffen erfüllten, über ganz Norddeutschland ausgedehnten Mitteldiluvium die pyramidalen Ge- schiebe nicht vorkommen, dass sie überhaupt auch in dem sehr - quarzreichen, jüngeren Diluvium nur erscheinen, wo dieses un- mittelbar mit dem Kaolinsande oder anderweitigem tertiären Quarz- sande in Berührung ist. Braun hat für dieselben wohl mit Recht auf SCHIMPERS Untersuchungen der Rheinkieselformen hingewiesen, welche dadurch entstehen, dass die auf einander gepackten Quarze von dem strömenden Wasser leise hin und herbewegt und gegen einander gerieben werden. — Ein anderes Geschiebevorkommen scheint noch bemer- kenswerther zu sein, nämlich die früher von mir in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft (Bd. XXVI, 5. 41) beschriebenen Hornsteine, Feuersteine und lavendelblauen schwammigen Kiesel- gesteinebestimmt silurischen, speciell gotländischen Alters, voll von Aulocopien und Astylospongien, Stromatopora polymorpha und anderen Petrefacten. Die Gruppe der Geschiebe des Kaolinsandes besteht demnach aus höchst zahlreichen eirunden oder pyramidalen Quar- zen, Quarziten und Quarzsandsteinen, höchst ungewöhnlich aus- gestatteten Kieselgebilden des Silurs und ganz vereinzelten Granit- skeletten und Kaolinsandsteinen. Während die beiden letzteren uns Andeutungen über Ursprung der ungeheuren Kaolin- und Sandmassen geben, und die Quarze denen der Kohlensandsteine gleichen, ohne eine Spur jener nor- dischen Gangquarze und durch Eisenglanz tingirten faserigen Quarze | 42 638 I. Die Insel Sylt. (34) — zu enthalten, die aus dem Gneusgebirge stammend, mit unzähligen Bruchstücken das Diluvium erfüllen, bleiben die silurischen Kiesel- sebilde um so räthselhafter, da ihre Farbe und ihr Typus an- stehend nirgendwo bekannt ist. Wollte man sie, wie es versucht worden, gleich den Silur- geschieben des Diluviums aus dem Norden herleiten, dann ist ab- solut unbegreiflich, welche bewegende Kraft aus den unzähligen Varietäten harter nordischer Gesteine, nur dies eine, von dem man gleichfalls im Norden nur kleine Geschiebe und nur in sehr ge- ringer Menge kennt, sollte ausgesucht haben. Noch unbegreiflicher aber wäre es, warum, wenn der Norden überhaupt einen Beitrag zu dem Tertiärsande geliefert hätte, in den ungeheuren Massen desselben auch nicht ein Splitterchen Feuerstein liegen sollte, da seine Bänke doch voraussichtlich meistens auf Kreide ruhen, und jedenfalls rings umher von den Kreidegebirgen Schwedens, Däne- marks, Schleswigholsteins, Hannovers, Helgolands und Englands umgeben sind, deren harte Feuersteine in ungemessenster Menge alle Schichten des mittleren und oberen Diluviums erfüllen. Nein! Nicht von verschiedenen Seiten, sondern nur von einer einzigen Stelle her konnte ein so ungemischter reiner Quarzsand kommen; nicht im Norden, nur im Süden kann man seinen Ur- sprung suchen; und das einzige fremdartige, das er enthält, diese, ihrem Habitus nach, auch im Norden fremdartigen Silurkiesel, müssen auf demselben Transportwege gekommen sein, deuten also ein im Süden zerstörtes Silurgebirge an (wie ich es in der oben erwähnten Monographie dieser Geschiebe aussprach), selbst dann noch, wenn ähnliche Bruchstücke auch weiter nordwärts gefunden sein sollten, wie ja von Geschieben desselben auf Gotland die Rede gewesen ist. Da deutlich bestimmbare Geschiebe anderer sedimen- tärer Formationen im Tertiär- wie im Secundärgebirge eine so. grosse Seltenheit sind, kann man den wenigen Fingerzeigen, welche sie geben, ein um so grösseres Vertrauen schenken. Ausser diesen Einschlüssen hat der Kaolinsand ferner eine Beimischung von feinkörnigem Titaneisen und buntfarbi- gen, meist hyacinthrothen, und lichtölgrünen Edelstei- nen. Die Menge dieses Einschlusses ist so gross, dass an einzel- (35) I. Die Insel Sylt. 639 nen Stellen, wie z. B. an dem Kliff von Munkmarch, leichte graue Linien die wahre Schichtung des, gleichzeitig mit falscher Schich- tung versehenen, Kaolinsandes bezeichnen. In den östlich vorliegenden Sandwatten, weldie® aus dem ab- gebrochenen und verspülten Kaolinsande gebildet sind, zeigen sich, wenn das Meerwasser ebbet, die hinreichend bekannten Wellen- linien eines flachen Meeresgrundes, und bei diesen ist jeder Wel- lenberg (nicht wie man vermuthen sollte, das Wellenthal) mit dem feinen schwarzen, durch Edelsteine glänzenden, metallischen _ Sande gekrönt. Auf den Dünen dagegen, welche aus Kaolinsand gebildet sind, und auf deren Abhängen der Wind sein Spiel gleich- falls durch zierliche, oftmals von oben nach unten laufende Wellen bezeichnet, ist jedes Wellenthal so mit dem schweren Sande gefüllt, dass er, stellenweise herabrollend in der Furche, sich zu einem kleinen Wulste anhäuft. Jede Guillochirung dieser Art oder jede andere Gravirung der Oberfläche dureh den Wind wird durch die feinen dunklen Linien des Metallsandes bezeichnet. Selbst die Kreise, welche der mit den Blättern oder den losgefegten Wurzeln des Dünenhalms spie- lende Wind um das Centrum der Anheftungsstelle zieht, und welche auf jeder unbetretenen Sandfläche sichtbar sind, werden durch den Metallsand in der Furche erfüllt. Der Titaneisensand, durch die Lupe gesehen, ist pechschwarz, wenig metallglänzend, meist in gerundeten Körnern, die nur selten einen blätterigen Bruch zeigen, schwach und nur in wenigen Kör- nern magnetisch, daher deutlich zu unterscheiden von dem stark magnetischen, mehr grau gefärbten, aus scharfkantigen Bruch- stücken bestehenden, Magneteisensand, der an den Küsten der Ost- see und den norddeutschen Landseen gefunden wird, fast immer aus dem blauen mitteldiluvialen Geschienemergel ausgewaschen. Dieser letztere führt scharfkantige Bruchstücken von rothem Granat, während der aus dem Kaolinsand stammende Titaneisen- sand zahlreiche, vielleicht verschiedene, jedenfalls verschieden ge- färbte, Edelsteine in ungemein glänzenden gerundeten Körnern führt. Dieselben sind amethystfarben, rubinroth, gelblichbraun, gelb, ölgrün und ganz besonders hyaeinthfarben, so dass die Ver- 42* 640 I. Die Insel Sylt. (36) muthung nahe liegt, der grössere Theil derselben werde Zirkon sein. Bestätigt wird dies durch eine Anzahl deutlicher vierglied- riger Säulen mit viergliedrigen Endigungen, die ich mit jüngeren Augen einst herausgelesen hatte. Durch Handwäsche eines ungeübten Arbeiters habe ich täg- lich etwa hundert Pfund dieses Titaneisens mit Zirkon gewinnen können. Ein vollkommener Waschapparat mit feinem Siebboden, durch welchen fast nur die werthvollen schwereren Körner wegen ihrer Kleinheit hindurchfallen, würde grosse Quantitäten liefern können, da derselbe, auf einem offnen Prahm befindlich, jeden 'Tag seinen Ort wechseln könnte, wenn erforderlich, und weder für das Wasser, noch für den Sand irgend welche Transportvorrichtungen brauchte, da beide auf dem Watte an jeder Stelle vorhanden sind. Da das Watt, das aus diesem Sande entstanden, mehrere Quadrat- meiien bedeckt, so würde die Production des edelsteinhaltigen Titaneisensandes hier ziemlich unbegrenzt sein, wenn die Industrie von dem Titaneisen, wie in Australien für die Stahlfabrication, und von der Zirkonerde für andere Zwecke Verwendung finden wollte. Ich habe die Gesammtschilderung des Kaolinsandes an die hier in Rede stehende mittlere Partie geknüpft, weil gerade diese dadurch ausgezeichnet ist, dass man in ihr alle Varietäten sieht. Wenn sie nach heftigen Regengüssen quer über die geneigt lie- genden Schichten tief zerschrunden ist, so kann man eine bunte Folge verschiedener Varietäten in den Wasserrissen neben ein- ander sehen. Gegen das Liegende hin, das wieder vom er ame gebildet wird, treten ähnliche Erscheinungen auf wie in der ersten Partie. Dort waren es die wunderlichen Eisensteinröhren, welche die Nähe des Limonitsandsteins ankündigten, hier sind es ebenso zerstreute, und ganz in Brauneisenstein verwandelte Pe- trefacten und eigenthümlich gewundene und verflochtene glatte Wurmgestalten von Fingerdicke in grösseren Gruppen, ganz zu Brauneisenstein verwandelt und lose im Kaolinsand liegen: welche bisher noch der Deutung ermangeln. Endlich ist auch eine einzelne Schicht des Kaolinsandes, etwa (37) I, Die Insel Sylt. 641 noch 7 Meter oberhalb des Beginnes des Sandsteins selbst, zu Limonitsandstein geworden, und ragt wie ein Gang aus dem weissen weichen Sande hervor, da man dessen gleichsinnige Schich- tung, die vom Winde beständig verwischt gehalten wird, nicht sewahren kann. Hier scheint daher ebenso, wie in der ersten Partie, eine Art Uebergang zwischen beiden Gesteinen stattzufinden, durch welchen sie als eine einheitliche Bildung, blos mit verschiedenem Binde- mittel, erkannt werden. Dies ist wichtige, da der Limonitsandstein mit seinen diekschaligen Gasteropoden und Getaceenknochen sich als eine entschiedene Meeresbildung kund giebt, man also auch das Alterniren des Glimmerthons und Kaolinsandes nicht als alterni- rende Salz- und Süsswasserbildungen wird auffassen können. Die einzelne saneförmie im Kaolinsand stehende Bank von Limonitsandstein, die mitten in einer Schicht des Glimmer- und Kaolinsandes liegenden Schnecken und Wurmröhren von Braun- eisenstein, ohne Verletzungen, beweisen, dass die Bank, der sie an- gehören, ebenfalls ein schwaches Bindemittel von Sphärosiderit besass, welches durch die Umwandlung der Schnecken in Braun- eisenstein völlig consumirt wurde. Dadurch aber erkennt man, dass die vollständige Abwesenheit von Petrefacten in dem reinen Glimmer- und Kaolinsande nur eine Folge der chemischen Zusammensetzung und der Durchlässig- keit für Wasser ist. Der absolute Kalkmangel in diesem. losen Sande musste nothwendig bewirken, dass die Circulation des atmo- sphärischen Wassers in kürzester Frist alle Kalkschalen auflöste, und mit ziemlicher Sicherheit kann daher angenommen werden, dass der Kaolinsand alle dieselben Petrefacten enthielt, wie der Limonitsandstein. Dieses Verhältniss ist auch deshalb wohl zu be- achten, weil der in anderen Gegenden meist ohne Kaolinbeimi- schung auftretende Quarzsand vorläufig als Aequivalent aufgefasst werden muss. ’ Die nun folgende Partie des Limonitsandsteins hat nur reich- lieh 27 Meter Mächtigkeit und wird dann abermals vom Kaolinsand abgelöst — ein weiterer Beweis für die geologische Identität beider Bildungen. — 642 I. Die Insel Sylt. (38) Die ganze Mächtiekeit des hier entwickelten Kaolinsandes ist aber nicht zu ergründen, da er durch Senkung der Oberfläche nach etwa 300 Schritten unter Strand und Diluvium verschwindet. Die auf den Schichtenköpfen ruhende Diluvialbank, in der Niederung zugleich etwas mächtiger werdend, bildet in dieser Lücke den einzigen Inhalt des niedrigen Kliffs. Nach einem Zwischenraum von 400 Schritten taucht das Ter- tiärgebirge mit demselbigen Streichen und Fallen wieder hervor. Zuerst folgt Alaunerde, soweit sie entblösst ist, 145,5 Meter mächtig, ohne besonders hervortretende Eigenthümlichkeiten, in ihren untersten Schichten auf 2,5 Meter wieder durch gewöhn- lichen Glimmerthon vertreten, dann endigend in eine conglome- ratische Eisensteinbank von geringer Mächtigkeit, welche gleich der früheren, Riffe am Strande bildet und Streichen und Fallen daher bequem beobachten lässt. Da selbst diese mächtige Partie der Alaunerde nicht ohne einen Theil ist, der sich als ächter Glimmerthon mit Petrefacten erhalten hat, so bleibt wohl kein Zweifel, dass auch sie nur ein mit Eisenvitriol oder anfangs mit Wasserkies überladener Glimmer- thon ist. | Wie in dem Kaolin- und Glimmersande die Beimischung von Eisensalzen dazu dient, die Petrefacten zu conserviren, so dient sie im Glimmerthon dazu, sie zu vernichten; aber die durch Eisen- salze veränderten Gesteinformen documentiren dadurch mit aller Bestimmtheit, dass sie nur untergeordnete Glieder der beiden grossen alternirenden Facies dieser Miocänformation sind. Auf die letzte Eisensteinbank folgt wieder Kaolinsand, des- sen Mächtigkeit aber, obgleich man ihn noch 200 Schritte weit verfolgen kann, nicht näher anzugeben ist, da er durch Vermi- schung mit Diluvialsand auf dem wieder sich senkenden Kliff immer undeutlicher wird. Gleich unterhalb des zweiten Limonitsandsteins und gleich unterhalb der letzten Eisensteinbank sind zwei kleine mulmige und knorpelige, mit Pfeifenthon übermengte Braunkohlenflötze beobachtet, jedes von 1—-2 Fuss Mächtigkeit, und scheinbar nach oben hin sich auskeilend; doch sind ihre Verhältnisse nicht klar, (39) { I. Die Insel Sylt. 643 weil man sie nur am Strande durch Graben entblössen kann, und “man an ihnen nicht dasselbe Fallen, wie bei den übrigen Schich- ten des Beckens beobachtet. An den anderen Kliffen der Insel Sylt ist fast überall nur der Kaolinsand entwickelt mit wenigen Ausnahmen, welche dem- nächst speeifieirt werden sollen. Namentlich an der gegen das - Binnenmeer gewendeten Seite bei Keitum und Munkmarsch am Wittekliff bei Braderup und Kamperkliff ist derselbe mit allen bisher entwickelten Charakteren zu beobachten. Gegen die Nordsee gewendet, bildet das Tertiärgebirge einen weit mehr untergeordneten Theil der Kliffe. An dem viel genannten, durch seine Höhe ausgedehnten rothen Kliff und an dem Badestrand bei Westerland bildet es nur einen niedrigen Teppich für die weit mächtigere Diluvialformation. Ausserdem aber erscheint die Formation in einem sehr nie- drigen, fast am Meeresspiegel liegenden, daher auch sehr oft durch Strand oder Stranddünen verborgenen Kliff längs des westlichen - Randes der Dünenhalbinsel List und in dem einzigen Ueberbleibsel eines ganz gleichen Vorkommens zu Pöensklint auf der langen Dünenhalbinsel Hörnum. Der bekannte Topograph der Insel, Herr Emerrrus Hansen, berichtet von eisenhaltigen Sandsteinbänken in den Watten vor dem weissen Kliff von Braderup, und in alten Schriften wird eines Felsenriffes, das sich in rostigen Schalen ablöste aussen im Meere vor dem nördlichen Ende des rothen Kliffs Erwähnung gethan. Diese beiden Punkte liegen in der Streichungslinie des Limonitsandsteins von Morsumkliff, die Berichte sind daher glaubwürdig, wenn man auch die Thatsachen nicht mehr consta- tiren kann. In derselben Streichungslinie liegt auch der Meeresgrund west- lich von List, auf welchem das Senkblei ausnahmsweise rothen Sand findet, sowie weit. hinaus mitten im Meere eine relative Un- tiefe, der Rothekliffsand, nordwestlich von der Insel Romö, wo das Senkblei groben steinigen braungelben und feinen braungelben Sand nachweist. Die gelbe Farbe mitten im Meere, dessen gemeine Absätze, wenn thonig, grau, wenn sandig, weiss 644 I. Die Insel Sylt. | (40) sind, ist wohl kaum anders als durch Bänke von Limonitsandstein zu erklären und zeigt die weitere Verbreitung der Formation in der Richtung derselben Hebungslinie an. Am Badestrande und unter dem rothen Klıff ist der Kaolinsand sehr oft bedeckt und verschüttet von dem durch Regen herabgeschwemmten Diluvium oder dem angewehten Strandsande, daher ich denselben 1846, als ich meine geognostischen Beobachtungen veröffentlichte, nicht er- kannt und erst später nachgewiesen habe, dass beide diluvialen Hälften der Insel auf einem Teppich von Tertiärschichten ruhen. Andere Schichten als der Kaolinsand sind aber noch seltener hier zu gewahren. Ich habe in den fünfziger Jahren zwei Profile solchen Vorkommens aufnehmen können, (vide Profil 2 und 3) die durch meinen Freund und Schüler, den jetzt verstorbenen Lehrer SchLicHtine in Kiel, Bestätigung gefunden haben, nämlich am Badestrand und am südlichen Ende des rothen Kliffs. Dasjenige am Badestrand habe ich 1870 ebenso gefunden, dasjenige am rothen Kliff war verschüttet. Das Fallen der Schichten ist hier gegen Osten, das Streichen ziemlich genau von Süden nach Norden, - vielleicht auch noch mehr übereinstimmend mit Morsumkliff, da die fest eingeschlossene Lagerung eine genaue Beobachtung nicht zulässt. In meinen Notizen aus den fünfziger Jahren finde ich bemerkt: »Eine Stelle am Badestrande zeigt schwarzen Thon mit einzelnen weissgrauen Walkerdeschweifen, durchzogen von moorigen Wurzel- kohlen, vielleicht ursprünglich dieser Schicht eigen, vielleicht nur die Wurzeln eines später auf ihr gewachsenen Waldes.« Einen ganz ähnlichen Eindruck machten mir zwar auch noch- mals die wurzelähnlichen Kohlenstubben in dem schwarzen Thon, doch konnte ich dem Gedanken an einen später darauf gewach- senen Wald nicht mehr Raum geben, weil es ächte Braunkohle war, und weil bei Lauenburg in ganz ähnlicher Weise die Braun- kohle in miocänem Glimmerthon eingebettet ist. Durch einen günstigen Zufall gelang es 1870, das früher ge- nommene Profil am Badestrand noch durch eine liegende Schicht zu vermehren. Ein weisser Pfeifenthon war es, welcher bei tiefer Ebbe unter dem Glimmerthon hervortrat, nachdem er sich bei vor- 4 (41) I. Die Insel Sylt. 645 ‚hergehenden Stürmen durch Schollen angekündigt hatte, die, weil ihre plastische Oberfläche, mit Strandsand vollgebacken war, einen fremdartigen Anblick boten und anfänglich als Strandgut eines mit Pfeifenthon beladenen Schiffes angesehen wurden. Zwei Punkte in dieser weit gestreckten nordwestdeutschen Miocänformation, wo eine ähnliche Schicht gefunden ist, liegen in dem, Fürst Bismarck gehörigen, Gute Silk an der Grenze. des Sachsenwaldes und in dem nahe bei Dömitz belegenen Mecklen- burgischen Gute Malliss. Die Mächtigkeit des Vorkommens ist nicht bekannt, indessen würde eine auch nur 8—10füssige Mächtigkeit schon wichtig werden können, da aller feuerfeste Thon für Schleswigholstein und Hamburg-Lübeck bisher aus weiter Ferne herbeigeführt wer- den muss. Ganz nahe diesem Fundorte, jenseit der Dünen von Wester- land, hart an Hötel royal wird schon in 5 Fuss Tiefe der Kao- linsand getroffen; hier würde ein kleines Bohrloch, den Kaolinsand und Glimmerthon durchsinkend, nach Ausweis meines zuverläs- sigen und nur im Fallwinkel ungenauen Profils, das wichtige Vor- kommen leicht, sicher und ohne grosse Kosten bestimmen können, und die Wasserdichtigkeit des Glimmer- wie des Pfeifenthons würde, trotz der Nähe des Meeres eine unterirdische Ausbeutung gestatten. Dass nicht etwa eine blos locale und zufällige Bildung in Rede steht, ist erwiesen, weil auch weiter nördlich inWending- stedt bei dem Brunnengraben unter Kaolinsand erst schwarzer, dann weisser fetter Thon gefunden wurde. Es scheint überdies nach den Verhältnissen anderer Tertiär- becken nicht unmöglich, dass der weisse Thon die Nähe eines- Braunkohlenlagers, also das Vorhandensein einer Süsswasserbil- dung oder einer Holzanschwemmung unter der entschieden mari- nen Tertiärbildung bezeichnet. Aechte Braunkohlen, die das Meer hier mit Bernstein zusammen nach Stürmen auswirft, deuten dar- auf hin. Jedenfalls ist man hier bei Westerland, dem Fallen folgend, in dem liegendsten Theile der Miocänbildung an- gekommen; es würde also hier auch der weitaus geeignetste Punkt 646 I. Die Insel Sylt. (a) sein, um durch eine Bohrung das Flötzgebirge, welches der Trä- ger dieses Tertiären ist, zu constatiren. Der schwarze Glimmerthon und der weisse Pfeifenthon, durch beide Profile als das Liegende des Kaolinsandes der Westküste festgestellt, giebt vielleicht die Erklärung dafür, weshalb die Insel Sylt, stärker als irgend ein Küstentheil den Brandungen des stür- - mischen Meeres ausgesetzt, doch nicht schneller schwindet. Der haltlose Kaolinsand, dessen Unterwaschung den Nachsturz des Di- luviums sofort veranlasst, müsste eine viel rapidere Abnahme des Festlandes in den letzten Jahrhunderten hier zur Folge gehabt haben. Da aber zufolge der Schichtstellung diese festen Thone jetzt schon bis auf den Meeresspiegel weggeschoren sind, und das hohe rothe Kliff auf Kaolinsand als einzige Stütze angewiesen ist, so möchte die Gefahr auch für den festen Körper der Insel allmälig eine grössere werden. Die Bewohner der Insel, die Geographen, selbst die Techniker sprechen von Felsenriffen, welche untermeerisch längs der Küste laufen, und diese wie den Strand gegen den directen Angriff der Brandung schützen. Der Geognost kennt ausser den oben er- wähnten Spuren in der fortgesetzten Streichungslinie des Limonit- sandsteins, hier keine Felsenriffe, und findet am fünf Meilen langen Strande keine Bruchstücke von den Flözgebirgsarten. Wahrscheinlich aber sind der schwarze Glimmerthon und der weisse Pfeifenthon, welche den rolligen Kaolinsand unterteufen, sowie stellenweise Limonitsandstein seit Jahrhunderten die Er- halter der Insel gewesen und bilden in der Tiefe des Vorstrandes die Kanten, auf denen die Sandriffe liegen, an deren Stelle die Phantasie jene, vielleicht nie gesehenen und nie gefühlten Felsen- riffe gesetzt hat. — Bei einem Besuch im Herbste 1874 fand ich am rothen Kliff eine vorzügliche Entblössung, wo es mir gelang, die dort fast horizontalen Schichten des Kaolinsandes und eine auffallend gleichmässige durchgehende falsche Schichtung zu be- obachten. Die Unterbrechungen der falschen Schichtung durch dünne ächte Schichten ist sehr klar, aber diese dünnen Schichten bestehen aus völlig gleichem Sande wie die dicken nl mit ihrer falschen Schichtung. (Profil 3). (43) I. Die Insel Sylt. 647 Das Profil, das nur selten so zu gewinnen ist, hat auch für die Uebersicht der jüngeren Bildungen Werth, da das rothe Klıff die einzige Stelle auf Sylt ist, wo ein diluvialer Lehm, und zwar hier in grosser Mächtigkeit, abgebrochen dasteht, und da es durch seine gigantische Pracht die Besucher des nanen Bades anlockend, nur zu oft fehlerhaft beschrieben, mit dem Tertiärgebirge ver- wechselt oder als Fortsetzung der rothen Helgolander Gesteine gedeutet wurde. Der Kaolinsand ist hier, fast ohne Kaolin, reiner Quarzsand, wird daher meistens mit den jüngeren Bildungen verwechselt und oft mit dem nichtssagenden Namen »reiner Meeressand« bezeichnet. Da er durch seine Lagerung unter dem Diluvium, durch seine Verbindung mit Glimmerthon am Ende des Kliffs, durch die Ein- schlüsse des lavendelblauen Silurgesteins und des Edelsteinsandes keine Zweifel an der Identität mit Kaolinsand aufkommen lässt, so wird auch der reine Quarzsand, der im Diluvium etwas ganz Unbekanntes ist, schon zum Repräsentanten der Tertiärformation in diesen Gegenden. So leicht sich dieser in den sandreichen Land- schaften verbirgt, so ist es mir doch gelungen, eine Anzahl von Punkten festzustellen, in denen er deutlich ansteht und durch welche die Miocänformation Schleswigholsteins ein viel geschloss- neres Bild darbietet. Daher kann die Aufsuchung und Bekannt- machung solcher reinen Quarzsande, welche auch stets weisse Quarzgerölle enthalten, dem Geognosten des Flachlandes nicht genug empfohlen werden, um das Gemälde der jüngeren Forma- tionen in Norddeutschland klarer und durchsichtiger zu machen. Ueber das Diluvium der Insel Sylt ist wenig zu sagen. Es ist fast überall nur das jüngere Diluvium, welches FoxrcH- HAMMER als Geschiebesand, Berenpr als Decksand bezeichnete, und das wohl am besten, weil es doch durch beide Namen sehr gut charakterisirt wird, als Geschiebedecksand in der Schichtenfolge stehen bleibt. Es charakterisirt sich allgemein als eine meistens dünne, zuweilen aber auch sehr mächtige Lage eines gar nicht, oder doch sehr undeutlich und unordentlich geschichteten, staubigen und eisen- schüssigen, oft auch etwas lehmigen Grandes, dessen Sandkörner 648 I 1. Die Insel Sylt. (44) aus gerundetem löcherigen Quarz und gerundeten Bruchstücken harter Eruptivgesteine oder Gesteine der Gneusformation bestehen, während der Steingrus, der die grandige Beschaffenheit giebt, zwar theilweise auch aus gerundeten harten nordischen Geschieben, he- sonders Quarzit und Granit besteht, hauptsächlich aber aus scharf- kantigen, fast ohne Ausnahme zerbrochenen und vielfach braun- gefärbten Feuersteinen. | Grosse Steinblöcke enthält dieser Grand fast gar nicht, klei- nere his zu Kopfgrösse, sämmtlich gerundet und nur aus den härtesten Gesteinen bestehend, führt er nur da, wo er sehr mächtig wird, dann aber in ungeheurer Menge dicht auf einander liegend, und so mächtig wird er fast nur auf Hügelketten, deren Gipfel oft gänzlich von ihm aufgeschüttet sind. ; Man hat den Decksand für das blosse Residuum der unter- liegenden Diluvialschichten gehalten, welche ausgelaugt und aus- seschlämmt seien. Dem widerspricht aber sein Inhalt eben so sehr, wie die angedeutete Verbreitung. Auch Morsumkliff ist dafür ein deutlicher Beweis, indem er dort mit demselben Charakter, wie auf dem Festlande über weite Diluviulflächen die Köpfe der Tertiärschichten bedeckt, und aus ihnen nur zu unterst eine kleine Lage von eiförmigen Quarzen aufnimmt. In der Gegend von Munkmarsch sind die Quarzgerölle in ihm fast ebenso häufig als die Feuersteine; die Aufnahme der- selben ist aber so natürlich und nothwendig, dass dadurch der Charakter einer selbstständigen Diluvialabtheilung nicht gestört werden kann. Niemand wird dem hundert Fuss mächtigen gelbrothen Dilu- viallehm des rothen Kliff mit seinen grossen Felsblöcken den Cha- rakter einer selbstständigen Bildung streitig machen und ihn als ausgelaugtes Residuum des Unterliegenden begreifen. Aber auch er führt nahe seiner unteren Grenze die, aus dem Kaolinsand entnommenen, weissen Quarze, wie es in dem Profil des rothen Kliffs angegeben worden. Die weite Erstreekung, in welcher man den nicht selten an-- gefochtenen Geschiebedecksand unmittelbar auf Miocän gelagert sieht, ist für die Beurtheilung dieses Formationsgliedes als eines is (45) I. Die Insel Sylt. 649 selbstständigen wichtig, weil dort auch keine Verwechselung mit ähnlichen unterliegenden Diluvialsanden möglich ist, was sonst fast überall die Scheidung so sehr erschwert. Oben auf dem Geschiebedecksande liegen die verstreuten Riesenblöcke von Granit, Gneus und Sandstein, wie sie zu den, auf dieser Insel so zahlreichen Grabmonumenten und Stein- setzungen der heidnischen Vorfahren gedient haben, und auch das ist besser als auf Sylt wohl nur auf Amrum zu constatiren, dass sie wirklich über dem jüngeren Diluvium des Geschiebedecksan- des, also wohl jedenfalls nur noch durch Eisschollen abgesetzt worden sind. | : | Von anderen Diluvialschichten ist nur eine deutlich ausge- prägt, nämlich der Blocklehm des Mitteldiluviums in der mächtigen Ablagerung des rothen Kliff. In dem Mitteldiluvium der Provinz Schleswigholstein sind ganz so wie in der Mark Brandenburg zwei mächtige Lehm- und Mergelbänke zu erkennen, welche mit Sand und Steinen jeder Grösse erfüllt, vollkommen ungeschichtet, entweder durch einen, hier nicht näher zu charakterisirenden, Sand getrennt, oder mit einander verschmolzen erscheinen. — Die obere ist in der Regel durch und durch ockerfarben, sehr wenig, oft nur in den unteren Regionen merglig, enthält keine erosse Mannigfaltigkeit von Gesteinen, dafür aber eine Anzahl srösserer Blöcke und wurde bisher von mir als »Blocklehm« bezeichnet. Die untere ist gewöhnlich selbst bis an die Ober- fläche, wenn sie zu Tage ausgeht, graublau, voll der mannigfal- tiesten, mit der Gegend wechselnden Gesteine, namentlich von Kreidebrocken ganz gefüllt und meistens selbst sehr merglig. Ich nannte diese Bank früher wegen ihres Gehaltes an Kreide-Bryozoen, nach Analogie des sie begleitenden Korallensandes, »Korallenmer- gel«, seit längerer Zeit, weil sie die Vorrathskammer unzähliger Gletscherschliffe auf den Steinen ist, »Gletschermergel«, obgleich es vielleicht richtiger wäre, um. Verwechselungen mit dem stein- freien Glaeialmergel der Scandinaven vorzubeugen, ihn Moränen- mergel zu nennen. 650 I. Die Insel Sylt. (46) Da in Schleswigholstein entschieden eine ausgedehnte, noch tiefere Diluvialstufe mit Petrefacten und ohne Geschiebe vorkommt, welche als »unteres Diluvium« bezeichnet wird, so ist es nicht möglich, den Moränenmergel, wie BERExDT für die Mark Brandenburg thut, unteren Diluvialmergel zu nennen, und habe ich bis zur Feststellung gemeingültiger Namen an meiner bisherigen Benennungsweise festhalten, dieselbe hier vorweg skizziren müssen. Hier nun am rothen Kliff erscheint, höchst kenntlich, der Block- lehm und ist bei einer durchschnittlichen Mächtigkeit von ungefähr 20 Metern bis an seinen untersten Rand von gelbrother Lehm- farbe mit wenigen und zwar fast nur grossen Blöcken versehen. . Dieses Lehmkliff zu vergleichen mit dem Gletschermergel, welcher unmittelbar am nächsten Festlande bei Emmerleffkliff ansteht und ein höchst vollkommenes Beispiel des Moränenmer- gels darstellt, dürfte anderen Beobachtern zur Feststellung der Charaktere dringend zu empfehlen sein. Da man an den steilen Küsten der Ostsee sehr selten Ufer findet, an denen vollständig nur eine von den beiden Lehm- und Mergelbänken angebrochen ist, da sie meistens beide entweder mit dem sandigen Zwischenmittel, oder ohne dasselbe in einander verfliessen, so ist namentlich ihr Inhalt, den man am Strande auf- lesen muss, fast niemals völlig zu sondern. Hier aber sind, nahe bei einander, zwei vollkommen reine Kliffe der beiden verschiedenen Stockwerke des Mitteldiluviums scharf zu beobachten. Sie gewähren die Möglichkeit einer aus- giebigen Vergleichung und es ist wichtig, dass ihre Unterschiede, für welche man bisher nur noch schwankende Ausdrücke gefunden hat, durch exacte Beobachtung im Grossen weiteren Kreisen be- kannt und immer genauer festgestellt werden. Am Liegenden des Blocklehms im rothen Kliff zeigt sich eine Erscheinung, welche vielleicht mit zu diesen Unterschieden gehört, jedenfalls aber für die Berührung verschiedener lockerer Forma- tionen von Wichtigkeit ist und die Vorstellungen über die Gewalt- samkeit der Eisbewegungen in der Diluvialzeit zu mässigen im Stande sein könnte. Wenn man das Liegende des blauen Gletschermergels irgendwo (47) I. Die Insel Sylt. 651 findet, so ist es in der Regel der weit verbreitete steinfreie Mer- gel, und dieser ist dann so in den steinreichen verarbeitet und verquickt, dass man, obgleich der untere geschichtet, der obere ungeschichtet erscheint, doch nicht im Stande ist, die Grenze zwischen beiden festzustellen. Hier aber ist der Blocklehm in einer fast horizon- talen Grenzlinie, die man unter glücklichen Umstän- den länger als eine halbe Meile weit verfolgen kann, gegen den völlig haltlosen, Bindemittel-freien, Kaolin- sand schroff abgesetzt. Freilich nur unter günstigen Umständen kann man diese Grenze auf grössere Ausdehnung sehen, denn vom Strande wird eine kleine Stranddüne herangeweht, und der röthliche Lehm des Kliffs strömt bei jedem westlichen Regen von der senkrechten Wand herunter, den weissen Kaolinsand und selbst die Strand- düne färbend. Auch diese Aufschlämmbarkeit ist eines der Kennzeichen des Blocklehms gegenüber dem Gletschermergel, denn während der letztere selbst, wo er am Meeresstrande inmitten der Brandung steht, sich in festen Rücken gegen dieselbe lange Zeit halten kann, spült der magrere Lehm nicht nur von der senkrechten Wand ab, sondern selbst die Klüfte der steilen Lehmwand sind so vom Regen ausgespült, dass mit dem Brei aus demselben, der eine wälzende Bewegung annimmt, sich die weissen Quarzgerölle der Unterlage vermischen und dem getrockneten Lehm nachher das fremdartigste Ansehen geben. Durch alle diese Erscheinungen wird das an sich einförmige, aber gerade in seiner Einförmigkeit leicht aufzufassende Profil des rothen Kliffs (Profil No. 3) eines der lehrreichsten für die Diluvial- bildung und macht den grössten Gegensatz gegen jene Profile des Gletschermergels, in denen ungeheure Schollen des reicheren Flötz- und Tertiärgebirges mit ihm verflochten, steil aufgerichtet und hin und her gewunden sind. An der Stelle, wo sich in dem Kliff das jüngere Granddiluvium (Geschiebedecksand) und das mittlere Lehmdiluvium, (der Blocklehm) von einander schei- den, ist nahe dem südlichen Ende des Kliffs durch den Wind 652 I. Die Insel Sylt. (48) eine ungeheure Hohlkehle in die sandige Bildung gerissen, und es ist nur das Steingeröll derselben zurückgeblieben, welches nun die Oberfläche des Lehms zu pflastern scheint. Man hat diese Stelle das »Riesenloch« genannt, und es verschiedentlich mit Ar- beiten der Vorfahren in Verbindung bringen wollen, weil man die naturgemässe Entstehung “dieses Steinpflasters nicht beachtete. Wäre ein Werk von Menschenhand hier in Rede, so müsste es Wunder nehmen, dass mit dem unter seinem steten Abbruch landeinwärts wandernden Kliff (denn das Riesenloch lag von jeher am Kliff) auch das Kunstwerk landeinwärts wanderte, während ja die ausgewehte Schlucht sich nothwendig rückwärts miter- neuern musste. t Etwas Aehnliches muss gerade am rothen Kliff auch selbst unter Wasser geschehen. Jedem, der den Strand unter diesem Kliff betritt, wird es auf- fallen, dass derselbe so arm an Steinen ist, während sonst überall ein Strand, der unter geschiebereichen Lehmrändern liegt, mit Steinen jeder Grösse bedeckt zu sein pflegt. Die nächste Ursache des Verschwindens ist die grosse Sand- masse,. welche von dem Kaolinsand der Unterlage geliefert wird,” 4 und welche die Steine zudeckt, wie nach der grossen Ostseefluth selbst die steinigen Strandwälle an den Ostseeküsten mit Sand bedeckt waren. - Allein bei dem Fortschreiten müsste hinter dem Sande, gegen das Meer zu, die Steinmasse wieder zum Vorschein kommen, wenn nicht eine ungewöhnliche Ursache obwaltete. Das ist die allge- waltige Brandung. Sie hält fast fortwährend, namentlich aber bei Stürmen, alles bewegliche Material des Strandes in der Schwebe, und dadurch gruppirt sie dasselbe bis auf beträchtliche Tiefe so, dass die Steine je nach ihrer Grösse tiefer und tiefer versenkt werden, da das Uebermaass des Sandes, das vom Wind an der Küste festgehalten und zur Ebbezeit immer wieder hinangefegt wird, sie zudeckt und bei dem Abbruch des Kliffs immer tiefer ke und tiefer begräbt. Dadurch wird unter dem Sande der Meeres- boden, so weit er einst Strand der Insel gewesen ist, in einem (49) I. Die Insel Sylt. 653 bestimmten Ruheniveau mit Steinen beschüttet, welche in der Grösse von oben nach unten zunehmen. — Ein sehr grosser Block, welcher 1838 von dem Rande des Kliffes herunterstürzte und durch den weiteren Abbruch jetzt be- reits fern vom Lande im Meere liegt, giebt durch sein tieferes und tieferes Sinken, trotzdem für ihn selbst die Brandung machtlos sein muss, eine deutliche Illustration des Phänomens, das nicht blos für die jetzigen Bildungen, sondern auch für die richtige Beurtheilung der Steinpackungen in den sandigen und grandigen Ablagerungen der Diluvialzeit bedeutsam ist. Zur näheren Kenntniss des Diluviums an dieser wichtigen Stelle können noch einzelne Brunnengrabungen dienen, welche von dem betreffenden Brunnenmacher Nıcoraı Hansen in Kampen mit Sorgfalt aufgezeichnet sind und nicht an derselben unheilbar ober- flächlichen Namengebung leiden, wie sonst bei Grabungen und Bohrungen in der norddeutschen Ebene üblich: I. Brunnen bei dem Leuchtthurm. 0— 4 Fuss — Zoll gelber Sand mit höchstens faustgrossen & Steinen Be aeneceelsand —8 „ — ,„ gelber hair Sand mit kleinen, höch- stens faustgrossen Steinen. —18 „ — ,„ grauer Lehm mit kleinen, höchstens faustgrossen Steinen, —26 „ — „ grauer lehmiger Sand mit kopfgrossen Steinen, —33 „ .— ,„ gelber Lehm mit Steinen, —41 „ — „gelber fetterer Lehm ohne Steine, ea Hr nn sehr harter Sandmergel ohne e/ —62 „ — „ grauer Lehm mit Steinen, ganz hart, { —68 „ — ,„ weicher Lehm, zum Mauern tauglich, | Steine höchstens nussgross. (NB. die aufgenommene: Quarze des Liegenden.) —65 „ 4 „ eisenschüssiges Conglomerat, sehr fest, undurchlässig. “ \-9 „ — „ weisser reiner Sand, schönes Wasser Kaolinsand...... en) 43 654 . I. Die Insel Sylt. (50) II. Brunnen bei Mane Eserr BLEicken in Kampen. 0— 2 Fuss — Zoll grauer Sand, —3 „ — ,„ Grand, Geschiebedecksand — 9 ,„. — „ gelber Sand, —17 „ -— „ gelber Sand mit Steinen, —25 „ — ,„ gelber Sand mit vielen Steinen. —29 „ — .„ gelber lehmiger Sand mit Steinen, —31l „ -— ,„ gelbgrauer lehmiger Sand mit vielen Steinen bis Kopfgrösse, —39 „ — „ grauer lehmiger Sand mit Steinen, Biocklehmeree —47 „ — „ grauer lehmiger Sand, wasserhaltis, —52, „ —— '„ grauer Sandmersel, —58 „ — „ grauer Lehm mit Sand, —60 „ — ,„ harter grauer Lehm, —60 „ 4 ,„ eisenschüssiges Conglomerat. h —32 „ 6 „ ganz weisser Sand, schönes Wasser Kaolinsand...... 5 führend. Dass in diesen Profilen von grösseren Blöcken nicht die Rede, erklärt sich leicht, da doch nicht jeder Brunnen auf solche treffen kann, im übrigen aber erhellt aus ihnen die Regelmässigkeit der ‚Lagerung und die auch sonst bekannte Thatsache, dass die gelbe Farbe für den Blocklehm zwar häufiger ist, als für den Gletscher- mergel, dass dieselbe aber doch, in der Hauptsache nur ein Oxy- dationsproduct, in den, der Luft entzogenen Tiefen auch für diese Bank der grauen Farbe Platz macht. Das Mitteldiluvium ist auf der Karte ausser an der Kante des rothen Kliffs noch ferner im südöstlichen Theil der Insel bei den beiden Dörfern Morsum und Archsum angegeben. Die fruchtbare lehmige Beschaffenheit der Ländereien daselbst und die Anwesenheit grosser Blöcke lässt keinen Zweifel darüber auf- kommen, dass der Blocklehm des Mitteldiluviums, welcher am. rothen Kliff noch zwei Decken hat (das jüngere Diluvium und die Dünen)’ hier bis zu der Oberfläche reicht. f Aufschlüsse sind leider gar nicht vorhanden und die Begrän- zung der beiden Glieder des Diluviums gegen einander kann auf Genauigkeit keinen Anspruch machen. Etwas deutlichere Aufschlüsse finden sich, wenn auch längst völlig verschwemmt und überwachsen, in den beiden sogenannten (51) I. Die Insel Sylt. 655 »Burgen« der Dörfer Archsum und Tinnum, welche zwar durch “ Sage und sagenhafte Geschichte als Rittersitze alter Zeit, nament- lich als Sitze der dänischen Zwingherren berühmt geworden und als riesenhafte Bauwerke der Gewalthaber vielfach angestaunt sind, die aber dem Auge des Naturforschers nur als natürliche, wenig umgewandelte Hügel, die Zufluchtstätten gegen die Wuth des sturmgetriebenen Meeres erscheinen. Auf der später noch zu erwähnenden Mever’schen Karte des alten Nordfrieslandes sind diese Burgen schon vorhanden und so dargestellt, wie sie sich jetzt zeigen, als Hügel mit einem schlichten runden Wallkranze, durch den das Innere des Hügels sich genau so gestaltet, wie eine grosse runde Kumme, das heisst so, wie die künstlich errichteten Tränken auf grossen unbedeichten Marsch- Weideflächen noch heute erscheinen. Der Historiker Nordfrieslands, Geheimrath MicHELsEn, sagt dar- über »Die Burgen, von denen zum Theil noch gegenwärtig der Grund und die Wälle sichtbar sind, und welche MEYER auf seinen Karten nicht ausgelassen hat, indem er sie nur reichlich ein Jahr- hundert zu früh erscheinen lässt, sind in dieser und der nächst-' folgenden Zeit (circa 1360) entstanden.» Die Actenstücke, welche er anführt, sprechen aber nur von dem Ankauf dieser Burgplätze durch die Königlichen Staller (Statthalter) und beweisen gerade, wie es auch die Karte des alten Nordfriesland darthut, dass die Burgen schon vorher dort waren, also ursprünglich eine andere Bedeutung hatten. Vor Jahren, als noch der, jetzt längst eingedeichte, Friede- richskoog in Ditmarschen unter dem Namen »Dieksand« eine ungeheure Aussendeichfläche war, besuchte ich dieses unüber- sehbare Weideland, in dessen Mitte die Tränkstelle lag, die aus dem umgebenden Marschboden, ganz in derselben Gestalt, wie die alten Burgen Nordfrieslands aufgeworfen war, und die jetzt in- mitten des Friederichskooges einer solchen vormaligen Burg ähn- lich, daliest. In der Umwallung der Tränke lag der Teich, den das Regenwasser bildete, neben den Gebäuden, in denen die Hirten - wohnten. Von der Höhe des Walles übersah man das Grasland, auf dem Tausende von Rindern, Schafen, Pferden und Gänsen 43* 656 | I. Die Insel Sylt. ; (52) ihre Weide hatten. Zeigte sich nun, während der Weidezeit, be- sonders zur Zeit der Springfluthen, Gefahr eines Hochwassers, wehte der Wind aus Südwesten und ging langsam in Folge des Drehungsgesetzes nach Nordwesten, dann jagten die berittenen » Hirten das Vieh von den äussersten Enden auf, und die Masse desselben, die Gefahr ahnend, und theilweise schon durch das in die Priele laufende Meer geschreckt, eilte im rasenden Galopp, wie das Wild- und Raubgethier vor dem Präriebrande, der schüt- zenden Tränke zu, wo sie hernach angstvoll Kopf an Kopf ge- drängt, gross und klein durch einander, dem Sturm entgegen- starrten, wenn er ihnen das Salzwasser ins Gesicht peitschte, dessen gewaltige Wogen da rollten, wo noch vor wenigen Stunden ihre Weide gewesen war. Aehnliche Anlagen müssen in allen weitgedehnten Marschen vor Zeiten gewesen sein, sie sind aber nach der Eindeichung verschwunden, indem auf ihnen sich die Dörfer oder Städte ansiedelten und wenigstens ihre Kirchen auf der Höhe erbauten. Auf den Inseln Sylt und Föhr, wo Marsch und Geest zusammenstossen, waren sie nur dort erforderlich, wo eine niedrige Geest an vorzugsweise niedrige Marschweiden an- - schloss. Wenn ein natürlicher Hügel sich darbot, ergriff der prak- tische Sinn der Bewohner die Gelegenheit, daher in unseren Burgen theilweise geognostisch abweichende Bodenbeschaffenheit getroffen wird, die nun zur Läuterung der geschichtlichen Ueberlieferung dienen kann. Das Dorf Archsum liegt auf einer Gruppe von Hügeln des Mitteldiluviums, aus dessen Lehm überall grosse Granitblöcke - gebrochen sind. Zwischen diesen Hügeln läuft die Hochfluth bei Nordweststürmen weit zum Osten in das Land hinein. Die Fluth von !825 zerstörte drei dieser auf halb natürlichen, halb künst- lichen Wurthen liegenden Häuser, von denen überhaupt nur 15 wasserfrei blieben. In alten Zeiten, als die Wurthen für den Hausbau noch nicht errichtet waren, blieb für Menschen und Vieh dann keine an- dere Zuflucht als der grösste und höchste dieser Diluvialhügel, die sogenannte Burg, und sie war um so wichtiger, da die Sylter Marsch zu jener Zeit viel grösser, theilweise sogar von Sommer- (53) I. Die Insel Sylt. 657 deichen umgeben war, deren Durchbruch urplötzliche Fluthen heraufbeschwor. Eine solche Zufluchtstätte musste denn auch gegen die allerhöchsten Fluthen dienen können und genügendes Trinkwasser enthalten, daher höhlte man den Gipfel des lehmigen Hügels zu einem Teiche für Regenwasser aus und benutzte den Ausraum zur Erhöhung seiner Ränder, wodurch der Schutz völ- liger und die geschützte Fläche grösser wurde. Die Lage des Platzes gegen die Marsch, die so ganz von selbst gebotene Benutzung des natürlichen Hügels, erklärt das Dasein der »Borg« und selbst ihren Namen, welcher bei allen friesischen Burgen derselbige, und niemals durch ein nomen proprium individualisirt ist, so vollständig, versetzt ihre Herstellung in eine so altersgraue Vorzeit, dass man vom Stand- punkte des Naturforschers der Sage und sagenhaften Geschichte unbedingt widersprechen muss, zumal auch nicht der kleinste Brocken von Mauerwerk in den Umwallungen zu entdecken ist. Diese Erläuterung schliesst aber freilich nicht aus, dass die späteren Zwingherren auch die Burg besetzten. Konnten sie doch durch blosse Innehaltung dieses Platzes, eben wegen seiner Un- entbehrlichkeit bei Hochwasser, ohne Anwendung sonstiger Gewalt, die Anwohner botmässig machen. Für den originalen Bau einer Ritterburg gab es gerade auf den Höhen von Sylt so domi- nirende Plätze im gewöhnlichen Sinne des Kriegshandwerks, dass kein Ritter thöricht genug gewesen wäre, selbstständig einen Platz inmitten der Wassergefahr zu suchen, wo er zeitweilig ganz von der Bevölkerung abgeschnitten werden konnte. Noch deutlicher als zu Archsum wird dies bei der Burg in Tinnum. Dort erhebt sich, bereits mitten im Gebiete der Marsch, die »Burg« als ein gewaltiger Hügel von Blocklehm, während das Diluvium der benachbarten Feldmark des Dorfes lediglich Geschiebe- decksand ist. Hier fällt jeder Zweifel an einer durchaus natürlichen Bodenerhebung fort. Der Umkreis dieses Hügels beträgt über 400 Meter, die Höhe seines Ringwalles über der umgebenden Marsch meistens 7—8 Meter. Hier ist die ungeheure Marschweide nicht fest an die höhere Dorfsfeldmark angeschlossen, sondern von ihr getrennt durch ein breites sumpfiges Riet, das die einzigen 658 I. Die Insel Sylt. (54) Spuren eines fliessenden Wassers auf der ganzen, fünf Meilen langen Insel enthält. Hier bedurfte es nur einer kleinen, sehr gewöhnlichen Hochfluth, um die Heerden gänzlich vom höheren Lande abzu- schneiden und sie der allergrössten Gefahr auszusetzen. Nirgends war eine Zufluchtstätte für dieselben nothwendiger, als gerade hier; die Benutzung des diluvialen Lehmhügels als solche, und als Tränke, war völlig von der Natur gegeben. Auch über die Entstehung dieser Burg wird also die Geschichte ihr Recht verlieren. Die Burg ist eben so alt, als die Benutzung der Marschweide, das heisst, so alt wie die erste Ansiedelung der Menschen in dieser Gegend. Schon Prinmws der Jüngere schreibt LXVI Cap. I: lie misera gens tumulos oblinet altos, ut tribunalia structa manibus, ad experimenta altissimi aestus. Eine eigenthümliche Thatsache ist es, dass auf der Insel Sylt unter dem Mitteldiluvium das ältere steinfreie Diluvium vollständig fehlt. Das ist um so mehr zu beklagen, da bei dieser, in ihren steilen Rändern bis auf den Grund durchsichtigen Insel das Verhältniss der Formationsglieder zu einander am leichte- sten hätte festgestellt werden können. Man wusste bisher von anderen Plätzen nur, dass das oft sehr mächtige und immer sehr deutlich geschichtete, alte Diluvium, das stellenweise Nordsee-Muscheln führt, unter der Glacialformation, und zwar zunächst unter dem immer vollständig ungeschichteten Moränenmergel liegt; eine Berührung mit seeundären und tertiären Schichten war nicht bekannt. Erst neuerdings haben Semper und ich an dreien Stellen unweit Hamburg die Auflagerung auf Glim- merthon nachgewiesen. Auf Sylt nun, wo alle Schichten so wenig gestört sind, würden Feststellungen über die gegenseitigen Be- ziehungen besonders erleichtert sein. Jetzt muss man sich be- gnügen, anzuerkennen, dass das jüngere Granddiluvium, der so- genannte Geschiebedecksand, und die obere ungeschichtete Bank des Mitteldiluviums, der Blocklehm, beide ganz charakteristisch auf Sylt ausgebildet sind und überall, namentlich aber an der Westküste beobachtet werden können. Räthselhaft und ungewöhnlich ist im Gebiete solcher Diluvial- Schichten der Erdfall bei Wenningstedt. (55) I. Die Insel Sylt. 659 Im Osten Schleswig-Holsteins, wo die Diluvialschichten auf das Gewaltsamste zerstört und verschoben sind, wo sie das unter- liegende Tertiär- und Secundärgebirge in riesenhaften Schollen in sich eingewickelt haben, wo theils das Kreidegebirge, theils das ältere Salzgehbirge als Unterlage zu spüren oder vorauszusetzen ist, bilden die Erdfälle eine so gewöhnliche Erscheinung, dass sie nicht selten dutzendweise auf einer einzigen Koppel getroffen werden. Auf den Westsee-Inseln und, soweit mir bekannt, auf dem erössten Theil des ruhigen Westabhanges, ist dieser Erdfall der einzige. Ein solcher pflegt nur zu entstehen, wo Spalten im festen Gebirge den Sand und Lehm der lockeren Deckgebirge hinunter- schlingen. Der hiesige ist daher kaum erklärlich, wenn unter ihm, wie in den beiden benachbarten, oben erwähnten Brunnenprofilen, Geschiebedecksand, Blocklehm und tertiärer Kaolinsand abwärts ungestört auf einander folgen. Für einen Sattelbruch des Limonit- sandsteins geben die Schichten der Ost- und Westküste keinen Anhalt. Vielleicht ist nur der mächtige Blocklehm gespalten und hat den Geschiebedecksand hinabgezogen. Gleich dem älteren steinfreien Diluvium fehlt auf der Insel Sylt von dem _ Alluvium auch die ältere Abtheilung, welche auf dem Fest- lande als Blachfeld, Haidesand und Sandmarsch so grosse Flächen . einnimmt. | ‚Man kann zwar petregraphisch charakteristischen Haidesand und ebenso charakteristische Sandmarsch auf Sylt vorfinden, allein fast nur an solchen Stellen, wo es ungewiss bleibt, ob nicht viel- mehr die Wirkung des heutigen Flugsandes vorliegt. Ein Sand von der Beschaffenheit der Sandmarsch muss nothwendig immer da entstehen, wo eine Marschbildung stattfindet, welche gleichzeitig aus einer Düne überstäubt wird, und ein Sand von der Beschaffen- heit des Haidesandes muss überall da entstehen, wo der Wind von den Grandhügeln des Geschiebedecksandes, wenn sie noch ganz oder theilweise vegetationslos sind, das feinere Korn in die Nie- derungen fegt. Diese Bildungen sind aber viel zu local, als dass sie besonders 660 I. Die Insel Sylt. (56) hervorgehoben werden könnten, und sie sind zu neu, als dass man sie auf der geognostischen Karte derjenigen petrographisch ebenso beschaffenen Formation anschliessen dürfte, welche auf dem Festlande ein unwandelbar tieferes Niveau einhält und viele Quadratmeilen im 'Zusammenhange bedeckt. Die ganz jugendliche Entstehung wird am besten dargethan durch das Profil, welches bei Munkmarsch einen Kjökken- mödding .mit Haidesand bedeckt zeigt. (Fig. 4.) Die einzige Stelle, wo man zweifeln kann, ob nicht wirklich die ältere For- mation vorhanden sei, ist am Badestrand bei Westerland, wo unter den abbrechenden Dünen ein Sand von der Beschaffenheit des Haidesandes als ältere Ablagerung hervorkommt. Von den Alluvialbildungen weitaus die wichtigste für den Charakter unserer Insel ist die Düne. Ihre Bildung auf dem Strande aus dessen ab- trocknendem Sand, ihr Fortschreiten über alle Gebilde des Fest- landes und die dadurch bedingten Neubildungen, das Entstehen der Einzeldünen, das Zusammenschliessen zu Ketten, die Charak- tere ihrer Längenthäler und ihrer Querthäler, die aus solcher Bildungsweise entspringen, sind bereits oft genug beschrieben. Es wird hier genügen, zu dem allgemein Bekannten Weniges hin- zuzufügen, das einen mehr localen Charakter hat. Besonders bemerkenswerth für die Sylter Dünenkette ist der Umstand, dass sie nur theilweise gleich andern Dünen auf nie- drigem horizontalen Lande, theilweise aber auf einer beträcht- lich hohen, bis 30 Meter ansteigenden Steilküste ruht, dass sie theilweise ein verschiedenartiges Festland, theilweise, gleich den Dünen der Preussischen Nehrungen, unmittelbar das Binnenmeer (dort das Haff) hinter sich hat. Vielleicht einzig in seiner Art ist der Fall an den beiden Enden der Insel, dass sie unmittelbar in die Meerestiefe abstürzt. | Wo die Düne am Festland entsteht, da ist der Strand ihr Geburtsort. Ist der flache Strand abgetrocknet, so fegt der Dünen- sand vor dem Winde landeinwärts. War das Land niedrig, so hemmte er sich zuerst an Büschen und Gräsern, einzelnen Steinen und dergleichen, bildete eine, gleich dem Strande, nach aussen (57) I. Die Insel Sylt. 661 hin schwach geneigte Böschung bis zum Gipfel und fiel von da, an der Leeseite, lediglich dem Gesetze der Schwere folgend — verschieden je nach der Körnergrösse — mit einem Winkel von 30 bis 40 Grad gegen das Land gewendet, herab. War das Land von Anfang an mit einem hohen Ufer oder Kliff begrenzt, so bildete dies in der ganzen Länge das Hinder- niss, vor welchem der Sand sich aufstaute. Dadurch entsteht die Stranddüne, eine höhere, durch Wind gewordene Strandböschung, auf welcher die Sandkörner bis zur Kante des Kliffs hinauflaufen, und erst, dort oben angekommen, die wirkliche Dünengestalt aus- bilden. Das geschieht aber nur, so lange die Höhe des Kliffs un- bedeutend ist und die Breite des flachen Strandes in solchem Verhältniss zu derselben steht, dass die Böschung für die auflau- fenden Sandkörner einen Winkel von 5 bis höchstens 10 Grad nicht übersteigt. Bei der Schmalheit des Sylter Weststrandes und der Höhe des rothen Kliffes, die zwischen 20 und 30 Meter beträgt, könnten die Sandkörner höchstens den vierten Theil erklimmen. Da aber dennoch auch 20 Meter hohe Dünen den Rand des Kliffes krönen, beweist ihr Dasein, dass sie vor Jahrhunderten entstanden sind, als die gegen Westen gehende Neigung des Hügellandes weit westwärts hinaus mit dem Meeresspiegel zum Durchschnitt kam, dass sie also nur die zersprengten Reste des mittleren Theiles der einst viel breiteren continuirlichen Dünenkette sind. So oft die Sturmfluth den Kaolinsand des Fusses unterwühlt, kommt der Blocklehm in riesengrossen Keilen zum Absturz, und mit ihm der darauf ruhende Theil der Düne, der, wie ihn auch das Meer und der Wind bearbeiten, nie wieder jene Höhe erklim- men kann. Nur der Rest setzt die Wanderung landemwärts fort. Da aber, wo die jetzt so magere, einst breite geschlossene Düne des hohen Kliffs ursprünglich entstanden ist, hat der Ocean jetzt mehr als 6 Faden Tiefe, und der ganze zwischenliegende Land- körper ist verschwunden. Der Lehmgehalt des abgestürzten Ufers wird, so weit er sich nicht aus der Trübung des Wassers im nahen Binnenmeer während der Ruhe der Hochfluth absetzt, von der abfluthenden 662 I. Die Insel Sylt. (58) Ebbe ins tiefe Meer hineingezogen, die Steinblöcke werden in oben beschriebener Weise durch die Brandung versenkt, der Sand geht mit den der Küste parallel laufenden starken Strömungen gen Süden, fällt in den dort vorbeistreichenden reissenden Tiefstrom der Vortrapp-Tiefe und wird so ebenfalls der Meerestiefe zu- geführt. 3 Je sicherer dieser Vorgang theils beobachtet, theils erschlossen werden kann, desto mehr setzen dann die Dünenmassen der Halb- inseln Hörnum und List durch ihre Grösse in Erstaunen. Ueberall, wo Dünen auf Nehrungen ohne hinterliegendes Festland sich finden, bezeichnen sie ein zerstörtes Festland, dessen Ueberbleibsel sie sind. Im Meere entsteht keine Düne. Die Helgolander Düne ist ein zerstörtes diluviales Unterland. ‚Ich habe dies früher aus dessen losen Ueberbleibseln nachgewiesen, Herr stud. GoLLSCHE hat seit- dem anstehenden Diluvialmergel daselbst im Meere gefunden. Die beiden Halbinseln Hörnum und List bezeichnen also die vor- malige grössere Längenerstreckung des festen älteren Körpers. Ich hielt es daher für wünschenswerth, die Natur des auf dieser Er- streckung zerstörten Hügellandes nachzuweisen, und wenn irgend möglich, noch einen Theil dieses aiten Kernes aufzufinden. Es ist mir dies jedoch nur in untergeordnetem Maasse gelungen, da schon seit einigen Jahrhunderten die beiden Halbinseln in Nehrungsform bestehen und seitdem weit über ihre eigene Breite landeinwärts geschritten sind. Im Listlande habe ich nahe bei den wenigen Wohnplätzen in der That noch einen Brocken Diluvialland mit Feuersteingerölle aufgefunden und bezweifele nicht, dass mehr davon unter der ungeheuer breiten Dünenlandschaft liegt, die an Wildheit ihres Gleichen sucht. An der ganzen Ostküste dieser Landshaft aber ist keine Spur von Steinen zu finden, und unmittelbar am abfallenden Fusse der Düne gewahrt man nur den, in diesem ruhigen Binnenmeere vom Wasser ausgeglichenen, mit Schlick vermischten alluvialen Absatz des Sandes, theils als sandiges Watt, theils schon als gefestete und begrünte, sandige Marsch. Von der westlichen Küste des Listlandes aber weiss ich durch (59) I. Die Insel Sylt. 663 Mittheilung des Herrn Düneninspectors Hüser, dass nach heftigen Stürmen, welche stellenweise den Strand tiefer weggeholt haben, ein horizontal geschichteter weisser Sand zu Tage kommt, welcher dem Kaolinsande gleicht, der das rothe Kiiff unterteuft . und daher einen tertiären Festlandskörper voraussetzen lässt. Auf Karten vor 200 Jahren ward hier auch noch die Westküste Witte- kliff genannt, und da die Seefahrer Kliff und Düne genau unter- scheiden, auch die anderen Wittekliffs der Insel nur Kaotinsand- kliffe sind, erhält die Beobachtung selbst noch eine historische Bestätigung. In dieser Annahme werde ich ferner bestärkt durch den In- halt der Lister Dünen selbst. Der Sand derselben ist überall, wo man ihn untersucht und bis hinauf zu dem Gipfel der hun- dertfüssigen Signaldüne, wo seine Körner die Grösse des schwarzen Pfeffers erreichen, lediglich reiner Quarzsand mit allen Charakteren des Kaolinsandes, unvermischt mit dem Sande des Diluviums, der nicht blos durch den Feldspath, sondern fast noch mehr durch gelbe runzelige oder löcherige Quarzkörner kenntlich ist. Auch von der Nordkante des Listlandes, von dem langen, schroff abfallenden Strande des Ellbogens, jener Halbinsel, auf welcher jetzt zwei Leuchtthürme errichtet sind, kenne ich nur kleine Steine, die dem lavendelblauen silurischen Schwammhorn- steine des Kaolinsandes angehören, also einen tertiären Landkörper andeuten. In der Tiefe sollen daselbst grössere Steinmassen stecken, denn bei dem Bau der Leuchtthürme soll es unmöglich gewesen sein, längere Pfähle einzurammen. Herr Justizrath und Deich- inspecetor SarLcHow in Husum schrieb 1812 in einer sehr ein- sichtsvollen Abhandlung über die Dünen, welche von den vielen im Volksmunde gangbaren Hypothesen sich freigehalten hat, die Worte: »die beiden äussersten Spitzen List und Hörnum haben Felsenriffe im Vorgrunde, an denen das Wasser gebrochen wird.« Die Entscheidung über die Wahrheit dieser Angabe wird einer künftigen natürlichen oder künstlichen Entblössung vorbehalten 664 I. Die Insel Sylt. (60) bleiben müssen, obgleich die stete Erhaltung der Halbinsel Ellenbogen an einer so ungemein exponirten Stelle und in so widersinniger Lage, das Vorhandensein felsiger Tertiärschichten allerdings sehr wahrscheinlich macht. Nur das kann festgehalten werden, dass das hoch aufge- . thürmte Dünenland, welches hier gegen 10 Quadratkilometer be- greift, gänzlich aus einem zerstörten flachen Tertiär- lande*entstanden ist, dies also eine viel grössere Aus- dehnung- gehabt, und weit nach Westen gereicht haben muss. Anders verhält es sich mit der südlichen Halbinsel, dem Dünenlande Hörnum. Auch hier ist die nach Osten sewendete Seite unbedingt steinfrei. Watt und grasbewachsenes Vorland sind völlig gleichartig gebildet wie dieselben Ebenen bei Listland, aber an einer Stelle, bei dem Fomendöke Sand stürzt die fort- schreitende Düne unmittelbar in das tiefe Meer, so schroff, dass man bei der Umwandrung sich hüten muss, nicht mit dem rol- lenden Sande in die Tiefe zu gleiten. Auf dieser Halbinsel ist die Düne aber nicht blos von tertiärem Sande gebildet, sondern demselben ist in merklicher Menge Diluvialsand beigemischt. Jeden Augenblick glaubt man daher, am Strande die zugehö- rigen Geschiebe des Diluviums finden zu müssen, aber vergeblich. Selbst auf den Strandflächen, welche im Südosten amphitheatra- lisch bis tief m die Dünen hineinreichen, ist keine Spur von Stei- nen zu finden, nur Schiffstrümmer und Treibhölzer jeder Art, Muscheln und besonders Austernschalen von den hier ziemlich nahe an das Land reichenden Austernbänken finden sich vor. Nicht wenig spannte sich daher meine Aufmerksamkeit, als bei der Untersuchung zweier solcher Amphitheater, des Buder Renning und des Blankthales, mein Begleiter in dieser fürch- terlichen menschenleeren Einöde, ein Dünenhirte von Rantum, mir sagte, dass von der westlichen Seite ein Dünenthal in die Kette eindringe, welches Steenglud, d. h. Steinthal, genannt werde. Hier hoffte ich das gesuchte ältere Diluvialland, oder auch tertiäre Gesteinsbänke, die Basis dieser Halbinsel, zu finden. Was ich statt dessen fand, werde ich gleich zu berichten x (61) I. Die Insel Sylt. e 665 haben. Das südliche Ende der Halbinsel Hörnum ist keines- wegs, wie man aus der Terrainzeichnung geographischer Karten annehmen sollte, eine Düne, sondern eine ungeheure Strandebene, auf der erst in halbstündiger Entfernung vom Meeresrande die Düne aufruht, welche überdies an der Stelle gar nicht in Bewe- sung, sondern uralt und gänzlich bewachsen ist. Auch hier an der Südspitze waren die ersten Steine, welche ich auffand, Stücke des lavendelblauen silurischen Hornsteins, wie ich sie von der Nordspitze mitgebracht, zum Beweise, dass auch hier das nackte oder schwach bedeckte Tertiärgebirge einst weiter nach Süden reichte, als irgend ein bedeutendes Diluvium. Bald darauf fand ich dann am Strande kleine zerbrochene, aber ganz schwarze Feuersteine, deren gesondertes Vorkommen ich nicht zu erklären vermae. - Sobald man vom Meeresrande aus die ee zurück- gelegt hat, welche dem gewöhnlichen Hochwasser entspricht, er- hebt sich aber die grosse Ebene etwa 1Y: Meter über die Hoch- linie des Strandes, und ist hier aufgeschüttet nicht aus Sand allein, sondern aus Seegras und Sand, bedeckt von Austernschalen, Sepia- schulpen, Rocheneiern, Braunkohlen, Treibholz, Tuul (d. h. unter- meerischen Torf), Moorholz und einer leichten, durch Vegetabilien festgeflochtenen Marscherde in flachen Schollen, sehr seltenen Bernsteinstücken und dergleichen, kurz lauter schwimmenden oder ‚doch leichteren Gegenständen, wie sie eine aufbrandende Welle mit ihrem Schaume über die Strandgrenze hinwegschleudert. Mitten in diesem ungeheuren Halbkreise befindet sich dann eine noch etwa 1 Meter höher erhabene Sandplatte, völlig horizon- tal und dicht bedeckt, beinahe regelrecht gepflastert, mit flachen Steinen von der Grösse einer Hand bis zu der eines gewöhnlichen Tellers — harte cambrische Sandsteine, Hornblendschiefer Gneus und andere flaserige Gesteine, auch, wunderbarer Weise, ebenso platte und flache Granite, Porphyre und Feuersteine — aber kein einziges weiches Gestein. (Prof. 5.) So erscheint denn dies Plateau mit seiner Umgebung zunächst als eine wunderbare Anomalie, als eine hohe Sandplatte im Meere, 666 | I. Die Insel Sylt. (62) die mit flachen Steinen, wie sonst mit Muscheln in der Höhe be- deckt ist, welche von hohen Sturmfluthen erreicht wird. Wandert man nun wieder nordwärts der Dünenkette zu, so überschreitet man von Neuem den Kranz des schwimmenden Strandmaterials und betritt darnach den gewöhnlichen sandigen Strand. Aber kaum hat man die Dünenkette erreicht, so sieht man die westliche Kante derselben von einem ebensolchen Hochplateau über dem Strande umzingelt, mindestens 3 Meter über dem ge- wöhnlichen Hochwasserstande und oben völlig gepflastert mit den flachen Steinen, während es innen, wie der Abbruch zeigte, nur aus grobem, wohlgeschichteten Strandsande besteht. Auch in: die Querthäler der Dünenkette reicht diese sehr be- ständige horizontale Decke hinein und verästelt sich daselbst in die Längenthäler. (Prof. 6.) | Hier klärte sich die Bedeutung des Wortes Steenglud auf, das also nicht die gesuchte diluviale Grundlage der Dünenkette, noch weniger ein anstehendes festes Gestein bezeichnete, sondern die auffallende horizontale Decke von flachen Steinen. Ich habe diese Bildung Hochstrand genannt, denn offenbar liegt in derselben ein Ueberbleibsel der hohen Sturmfluthen vor. Mir scheint, dass die Brandung bei den Sturmfluthen, welche wir oben geschildert, den runden Stein immer tiefer fallen lässt und mit Sand bedeckt, den flachen Stein, wie die auf das Wasser geworfene Scherbe, tanzen macht und ihn vorwärts schleudert, gerade so, wie auf dem das südliche Hochstrandplateu umzingeln- den Kranze durch minder hohe Wellen die Braunkohlen-, Torf- und Schlickplatten gesammelt werden; auch scheint mir, dass die vollständige Ebnung ganz wohl durch den Rückzug der Sturm- fluth mit der Ebbe erklärt werden könnte, aber dann bleibt mir allerdings die Ta elgEng in die Dünenthäler noch räthselhaft. Eben so räthselhaft wäre die Herkunft der platten Steine, wenn diese nicht ein altes, von der ersten Zerstörung vorliegenden Festlandes herrührendes Capital sind, das immer von Neuem be- ie (63) 1. Die Insel Sylt. | 667 arbeitet wird; denn weder die Wellen, noch die Strömung dürften fähig sein, dergleichen aus der Ferne heranzubringen. Auf der Karte habe ich diese Bildung mit den Hochsanden zusammengefasst, welche das gleiche Niveau einnehmen und da- her auf gleiche Bildungsmomente hinweisen. Ich halte das ein- gehende Studium beider für sehr wünschenswerth. Was am Fest- lande als Hochstrand bezeichnet ist, gehört mehr uneigentlich hierzu, ist weniger regelmässig, unterschied sich aber deutlich vom gemeinen Strande. Am Listlande habe ich den Hochstrand nach den Angaben eines Zollbeamten gezeichnet, der diesen Strand _ unablässig auf- und abwandert und dieselbe Anordnung flacher Steine gleichen Materials dort beobachtet hat. Ausser diesen Steinen lehrt auch der Inhalt der benachbarten Dünen, dass vor Hörnum nicht blos ein tertiärer Boden, sondern zugleich eine diluviale Decke zerstört wurde. Ich hatte gehofft, noch einen Rest des alten Festlandes auf dieser langen Linie zu treffen, aber vergebens. Auf früher von mir gefertigten handschriftlichen Karten finde ich einen Tertiärpunkt bei Pöens Klint als beobachtet angegeben, ich habe ihn nicht wiedergefunden; er mag von Dünen oder Strandsand bedeckt sein; ihn anzudeuten hielt ich jedoch für wün- schenswerth. Der gewöhnliche Strand an dieser von ungeheurer Brandung schallenden Küste ist von dem Hochstrande durch eine Vertiefung getrennt, welche zwar die unregelmässigsten Umrisse annimmt, aber doch darin eine Gesetzmässigkeit kundgiebt: Gleich der vom Winde bewegten Düne hat auch der vom Wasser bewegte Strand eine sanftere Böschung gegen das Meer, eine schroffere gegen das Land. Die seewärts gewendete Böschung ist völlig glatt gestrichen. Kaum sichtbar ist auf ihrem ebenen Sande die Linie des Endes der zuletzt aufgelaufenen Welle, weniger durch ein schwaches Relief, als durch das grünliche Residuum organischer Beimischung, das auch von dem klarsten Meerwasser in der Schaumgrenze der brandenden Welle bleibt. Durchbohrt aber ist die ebene see- seitige Strand-Fläche nach jeder Welle von zahlreichen runden 668 I. Die Insel Sylt. (64) Löchern, welche man für Fluchtlöcher entschlüpfender kleiner Thiere halten sollte, die aber nichts sind, als das Wassersieb, das sich bildet, da die Welle nicht blos abfliesst, sondern auch versiegt. Grobe und feine Löcher sind nicht regellos, sondern in eigenthüm- lichen, aber überall verschiedenen Anordnungen zusammengestellt, deren Ursache nicht zu verfolgen, weil die nächste Welle das Alte‘ verwischt und Neues, ganz Abweichendes schafft. Die landwärts gewendete Böschung des Strandwalles wird besonders da, wo der Strand sich verbreitert, ausserordentlich steil. Dann ist diese Steilböschung in einer Folge von nahezu regelrechten Kreisbögen gestaltet, die bei einer Sehne von 6—7 Me- tern etwa 20—30 Kreisgrade messen und einzelnen gewaltigeren Wellenköpfen zu entsprechen scheinen. Der Kreisbogen ist aber nicht, wie man erwarten sollte, convex gegen das Land, sondern concav nach dieser Seite. Innerhalb des Raumes der CGoncavität, also zwischen dem Bogen und der ziemlich unregelmässig verlau- fenden Sehne, findet sich, vom Uebersturz der Wellen herrührend, eine Sammlung von flachen, in einander verfliessenden Kesseln im Sande, deren jeder auf seinem Tiefpunkt einige erbsengrosse Stein- chen enthält, und deren schwach geneigte Wände mit dem zier- lichsten Wellenrelief guillochirt sind. Auf dem ungeheuren Brandungs-Strande ist diese Stelle die einzige, welche ein Wellenrelief zeigt, weil hier sich während des Ueberschlagens der Wogen Tümpel erhalten, denen der Wind ihre eigene kleine Wellenbewegung ertheilt. Da es eine grössere Brandung und einen klareren Strandsand schwerlich in Europa giebt, wenn nicht etwa an der französischen Küste des Biscaya’schen Meerbusens, so hielt ich es der Mühe werth, diese dem Transport in die Düne vorhergehende Anordnung des Sandes, von der wir auch in uralten Sandsteinen Spuren treffen, speciell zu charakterisiren, um so mehr, da der Gegensatz gegen den Strand in einem ruhigeren Meere hier nur durch eine Düne von 1—2 Kilometer Breite geschieden ist. An diesem gegen Nordwestwind und Wogenberge geschützten östlichen Strande der Insel ist die Bildung völlig anders. Hier 4 zeigt sich anstatt der verhältnissmässig steilen Böschung ein fast E (65) I. Die Insel Sylt. 669 horizontales, so weit das Auge trägt, ausgedehntes, sandiges Watt, nur aus feinkörnigem Sande bestehend, der über die Dünen hin- weggeweht und nachmals durch das ruhige Meer eingeebnet ist. Auch auf diesem aber sind Erscheinungen beachtenswerth, welche in dem Relief der Schichtflächen alter Sandsteine wiederkehren. Das Sandwatt dieser Art theilt sich nämlich nicht blos, wie allgemein bekannt, durch lebendige Wasserläufe, die den Bächen und Flüssen gleichen, zur Ebbezeit in verschiedene Platten, sondern jede Platte theilt sich noch wieder durch ein Netzwerk von erhö- heten flachen Leisten, zwischen denen vertiefte Lagunen liegen. Die Leisten messen in die Breite 20 bis 30 Schritt, sind aber oft auch schmaler, verlaufen ziemlich gradlinig, sind aber sonst schein- bar ohne Gesetz des Verlaufes und des Ursprunges. Der Höhen- unterschied der Leisten gegen die Lagunen beträgt zwischen 20 und 30 Gentimeter, aber ihre Beschaffenheit ist sehr verschieden. Die grossen Flächen der Lagunen sind in hohem Grade ho- rizontal, ohne Ausnahme mit Wellenfurchen guillochirt, deren zier- liche Zeichnung durch das linear gesammelte, dunkle Titaneisen noch auffallender gemacht wird, das aber, wie schon früher er- wähnt, nicht in dem Wellenthal, sondern auf dem Wellenberge liegt. FORCHHAMMER sagt an einer Stelle seiner von vielen Schrift- stellern eitirten »Studien am Meeresufer« (Leon. Jahrb. 1841, p. 1), es sei ihm unmöglich gewesen, den geringsten Unterschied zwi- schen den Charakteren der vom Wasser und der vom Winde be- wirkten Sandwellen aufzufinden. Hier ist ein solcher: Bei der Wattwelle liegt das Titaneisen auf dem Wellenberge, bei der Dü- nenwelle im Wellenthale. Aus dieser Wellenzeichnung brechen, gleich einem Haufwerk in einander geschlungener Regenwürmer, in unzähliger Menge, oft sogar einander drängend, die Häufchen verschlungener Sandeylinder hervor, die der im Watt steckende Sandwurm jedes Mal gleich nach dem Ablauf des Wassers emporschiebt. Dagegen sind die Leisten zwischen den Lagunen völlig eben ‚oder nur selten ganz grob gefurcht. Was indessen einen viel we- sentlicheren Unterschied zwischen beiden begründet, ist der Um- stand, dass man auf den Flächen mit Wurmhaufen und Wellen- 44 670 I. Die Insel Sylt. (66), 2 zeichnung eben so sicher gehen, reiten und fahren kann, als auf dem Festlande, während man auf den Sandleisten mehr oder we- niger tief einsinkt, oft lebensgefährlich, so dass auch Wagen und Pferde schon darin untergegangen. Dieser letztere Umstand giebt eine Andeutung von den Ur- sachen der Leistenbildung. Saugsand und Triebsand in diesem festen Watt ist nicht anders erklärbar, als durch einen von unten kommenden Wasserdruck, der aus den benachbarten Dünen oder dem hohen Geestlande herrühren muss. Findet ein solcher Auf- druck statt, so ist der Sand für den Wurm zu beweglich, er meidet ihn (statt seiner findet sich der Sandspierling, ein kleiner im Sande lebender Fisch, ein), und die unter der letzten dünnen Wasserdecke entstandene Wellenzeichnung geht ebenfalls durch die innere Beweglichkeit des Sandes sofort spurlos verloren, wenn die Ebbe das Wasser fortgezogen hat. — ’ Der Ansatz der Marsch an den Küsten von Sylt, soweit diese gegen den westlichen Andrang geschützt sind, geschieht auf den eben geschilderten sandigen Strandwatten, daher auch ein grosser Theil derselben reichlich mit Sand übermengt und verhält- nissmässig mager ist. So wichtig dieser Ansatz für die auf dem Diluvial- und Dünenboden meist unfruchtbare Insel erscheint, so unbedeutend ist er dem Anwuchs an anderen Küsten gegenüber und soll hier übergangen werden, um ihn später bei Betrachtung der Festlandsmarsch zu erwähnen. Süsswasser-Alluvionen giebt es auf der Insel Sylt nicht, denn es ist kein einziger Bach und kein einziger See auf derselben vorhanden. Die Gräben auf dem südlichen Abhange zeigen nur ein- zeln eine Spur fliessenden Wassers, aber einst müssen Bäche oben geflossen sein. Denn neben dem Wege von Westerland über Tinnum nach Keitum ist das von Osten nach Westen scharf- wandig eingeschnittene Thal eines Baches vorhanden, und ein ähnliches trockenes Thal, auch von Osten nach Westen streichend, durchschneidet der Hauptweg der Insel in der Nähe von Wen- ningstadt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese deutlich durch fliessendes Wasser entstandenen Thäler darauf hinweisen, dass der hohe ältere Theil der Insel einst viel grösser (67) I. Die Insel Sylt. 671 war und an den Küsten nicht mit so schroffen Rändern, welche das Plateau nach allen Seiten hin drainiren, abgeschnitten erschien. Gegenüber den vielen Speculationen betreffs der einstigen Grösse Nordfrieslands, welche nur an Marschen denken, den diluvialen und tertiären Theil aber gar zu sehr vernachlässigen, dürfte diese Beobachtung nicht ohne Bedeutung sein. Auch stehende Gewässer, in denen alluviale Bildungen er- wachsen könnten, giebt es auf Sylt nicht mehr, ausgenommen einige einsame Teiche in den Dünen, deren Ränder dann aller- dings einen eigenthümlich sandigen Torf aufbauen. In dem ge- sammten diluvialen Gebiete ist nur der feuchte Grund des Erd- falles und ein kleiner Teich inmitten des Dorfes Wenningstadt bekannt, doch weicht hierin die Landschaft nicht ab von andern Hochflächen des Festlandes, welche mit dem Grande des Ge- - schiebedecksandes oder jüngeren Diluviums überschüttet sind, das meistens keine Seebecken kennt. Auch in dieser Beziehung war es einst anders, und nicht kleine, sondern grosse, man kann wohl sagen ungeheure Flächen süssen Wassers — dessen feste Ränder freilich nicht mehr construirbar sind — befanden sich während der gegenwärtigen alluvialen Periode in dieser nordwestlichsten Ecke von Deutschland, welche seit jener Zeit, also mitten im Verlauf der Alluvialzeit, eine beträchtliche Senkung durchgemacht, und jene ‘grossen Süsswasserbecken mit sammt ihren Rändern und ihren alluvialen Ausfüllungen, bis tief unter den Spiegel des jetzigen Meeres versenkt hat. Zeuge dessen sind die Bänke des untermeerischen Torfes, des Tuul, der nicht blos in dem inneren geschützten Meeres- becken gefunden wird, sondern hier südlich von Westerland, unter der Düne hindurch, bis in die offene Nordsee reicht, die also, Schritt für Schritt die lange Inselküste benagend und verzehrend, da, wo jetzt tiefes Meer ist, diluviale oder alt-alluviale Ränder eines, mit tausendjährigem alluvialen Torf erfüllten, ehemaligen Süsswasserbeckens verschlungen hat. Fünf Zeugnisse des Fortschreitens der Nordsee gegen Osten und ihres Landraubes liegen also deutlich und klar auf Sylt zu Tage: die Düne auf der Hochkante des rothen Kliffs, welche von 44* 672 I. Die Insel Sylt. (68) einer weit nach Westen reichenden ehemaligen Böschung des Di- luvialbodens erzählt, die trockenen Flussthäler in demselben, die nur auf grösserer Landfläche entstehen konnten, der jeder Be- schreibung spottende colossale Dünenkörper von List, welcher eine einstmals weit westlich gehende’ Landfläche der Tertiärfor- mation andeutet, der Hochstrand mit nordischem Geschiebe auf der äussersten Südspitze, welcher das dort verschwundene Dilu- vium bezeichnet und der, aus der Nordsee aufbrechende alluviale Torf, welcher die Aufzehrung eines grossen Alluviums mit sammt seiner nothwendig tertiären diluvialen oder alt-alluvialen Umgebung kund giebt — und dazu kommt dann noch die nachweisbare Sen- kung, welche ausser auf die abgebrochenen Landflächen, auf die, einst noch weiter hinaus reichenden, wirklich versunkenen hin- weist. Solchen geologischen Zeugnissen gegenüber, erscheinen eigent- lich höchst untergeordnet die historischen Zeugnisse von dem Rück- schreiten der Westküste, welche auf der Halbinsel Hörnum als ein Fortschreiten der Dünen gen Osten beschrieben weıden und uns berichten, wie im Süden der Buder Sandberg über eine grosse Ansiedelung von Fischern und Seeräubern hinweggeschritten, so dass dieselbe mit mehr als 100 Hütten mit allen Ueberbleibseln der Vorzeit an der westlichen Seite wieder zu Tage kam, oder wie das Dorf Rantum seine Häuser und seine Kirche einmal über das andere weiter und weiter gen Osten flüchtete, und doch schliesslich mit Allem und selbst mit der einst mitten in der Marsch als Tränke errichteten Rantumer Burg von Dünen über- deckt wurde und verschwand, bis auf der Seite der Brandung nachher Schritt für Schritt die Bogen der alten Kirche wieder zum Vorschein kamen und grauenhaft der alte Kirchhof mit seinen Gebeinen vom Meere abgebrochen und verspült wurde. Nur die Raschheit des Fortschritts erfährt man aus diesem historischen Bericht, die Grösse des Vordringens der Meereswoge gegen unser Festland während der ganzen Alluvialzeit, für deren Ergründung die historische Wahrnehmung mit Tausend zu mul- tiplieiren wäre, wird aus den, oben erwähnten, Bealoeian That- sachen noch besser veranschaulicht. a et ae De RR en a ARE ' (69) I. Die Insel Sylt. 633 Von den untermeerischen Torfbänken der Westküste von Sylt, also denjenigen, über welche die äussere Landgrenze jetzt längst zurückgeschritten, erzählt die Ueberlieferung Sylts, so weit sie irgend zurückreicht, da man diesen Auswurf der See als eine Wohlthat für die Insel betrachtet, die kein Brennmaterial hat, und es als eine dankenswerthe Gabe des Meeres empfängt, wenn eine ungewöhnliche Sturmfluth, indem sie die Insel untergräbt, die äussersten Torfbänke zerreisst und ihre Schollen an den Strand wirft. | Nochim Winter 1870— 71, eben vor meinem Besuch, sind mehr als 400 Fuder des untermeerischen Torfes von dem Strand in die Dörfer gefahren, ‘und Aehnliches geschah schon in den ältesten Zeiten. Ich habe Hunderte von Schollen dieses Torfes, welche am Strande lagen, genau untersucht und bin seit vielen Jahren mit der inneren: Beschaffenheit der Moore auf einer grossen Ausdeh- nung der norddeutschen Ebenen bekannt, es ist mir aber, bei Vergleichung beider, auch nicht der leichteste Zweifel über den völlig identischen Ursprung beider geblieben, so dass grosse Süss- wasserbecken mit diluvialen Rändern und eine bedeutende Sen- kung, welche deren Oberfläche unter den Meeresspiegel brachte, der hiesigen alluvialen Vorzeit unzweifelhaft angehören. Der Tuul ist bis auf die kleinste Faser identisch mit dem Torfe des Binnenlandes und zwar nicht mit dem Hochmoortorfe allein, sondern noch mehr mit dem Torfe der Waldmoore, welche auf der Ostküste Schleswig-Holsteins, kleine selbstständige Becken bildend, auf dem Westabhange zu grossen zusammenhangenden Hochmooren vereinigt und überwachsen, durch eine Waldvege- tation auf meistens diluvialem Hochlande den ersten Anlass zur Versumpfung dargeboten haben. ; Man darf in keiner Weise an ein brackisches oder salziges Lagunenmoor denken, sondern es zeigt sich eine vollkommene Festlands und Süsswasserbildung, welche mit diesen ihren Eigenschaften nur entstehen konnte in einem, wesentlich über der See erhabenen, hügeligen Terrain und unter einem Klima, das der natürlichen ungepflegten Baumvegetation mehr 674 I. Die Insel Sylt. (70) hold ist, als das gegenwärtige Klima unserer Westsee- küste mit ihren ungebrochenen Sturmwinden. Ich habe in dem Tuul Holzstämme und Zweige verschiedener Bäume gefunden, namentlich der Eichen und Birken, auch der Erlen, und dann Früchte von Kiefern und Haselnüsse. Ich habe die Schichten von Faserkohle gefunden, welche für die Waldmoore des östlichen Holstein so charakteristisch sind und einen gele- gentlichen, durch Blitz veranlassten Waldbrand andeuten, wodurch das Wachsthum des im Moor enthaltenen Holzes in situ, gegen jede Einrede bewiesen wird. Ich habe wirklichen Darg gefunden, dessen Schilfpflanzen das Vorhandensein des strömenden Süsswassers beweisen. Ich habe ferner gefunden, das dieses jetzt untermeerische Waldmoor eben so wie manche heutigen Waldmoore von kahlem Hochmoor überwachsen war, denn nur auf den kahlen und sumpfigen Stellen eines solchen, nicht auf dem Waldmoore selbst, wuchert das Eriophorum, und Rasen von diesem Halbgrase sind in dem untermeerischen Torfe reichlich vorhanden. Kein ein- ziger Pflanzenrest im Torfe ist so unverkennbar und so unver- wechselbar als grade dieser. Von allen behält nach der Vertor- fung nur dieser Eine den zähen Längenzusammenhang seiner Fasern. In dunkeltombackbrauner Farbe und tombackähnlichem Metall- oder Seidenglanze liegt die Wurzel von Eriophorum mit -lockigen Büscheln im Hochmoorstorf (von Torfgräbern wegen der Aehnlichkeit mit ausgekochtem Muskelfleische, schlichtweg Fleisch genannt) und bewahrt sowohl im feuchten, als trocknen Zustande, die Feinheit und Festigkeit einer Gespinnstpflanze. Ich fand grosse, dicht verfilzte Rasen dieses Torfes, welche von der Brandung aus- gewaschen und zerzaust, in Farbe und Aussehen altem Pelzwerk glichen, und so wird denn das Bild des Waldmoores, das von einem Hochmoor überwachsen war und ein diluviales Hügelland als Umgebung haben musste, durch jeden Brocken vervollständigt. An eine binnenländische Depression unter den Meeresspiegel, in welche erst nachmals das Meer eingebrochen sei, ist bei dem feuch- E ten Klima dieser Breiten — bei einem moorbildenden Klima — nicht zu denken, daher giebt es für den untermeerischen Fund (71) I. Die Insel Sylt. 675 keine andere Erklärung als eineSenkung desBodens im Laufe der gegenwärtigen Bildungsepoche Kann man hin und wieder unterseeische Moore und Wälder vielleicht gezwungen durch schwimmende Inseln erklären, es soll auch das nachher entkräftet werden, an dieser Stelle scheint doch keine andere Deutung mög- lich zu sein, sie kann als Anhalt dienen für viele andere zu dem- selben Resultat der Senkung convergirende Erscheinungen. An dem schmalsten Punkte der Dünenhalbinsel Hörnum, wo sie ihren gefährdeten Zusammenhang mit der Hauptinsel hat, srade dort ist das moderne Süsswasseralluvium des Waldmoores bedeckt von einer sandigen Marsch, als Meeresalluvion, über welche die Luftbildung der Düne hinwegschreitet. Mit Leichtigkeit könnte an dieser Stelle, ungestört vom Meere, das unterseeische Moor vertical in die Tiefe sondirt werden, um zu erfahren, wie mächtig es ist, wie tief der Anfangspunkt seiner Bildung, der Grund des ursprünglichen, diluvialen Landes liest, und dadurch das Minimum der geschehenen continentalen Sen- kung festzustellen. In wenigen Tagen müssten alle diese Resultate gewonnen sein, und dieses gleichsam mitten im Meere stehende, nach Jahr- zehnten von Wellen überspülte Bohrloch würde daher zur geo- logischen Geschichte des nördlichen Europa einen wichtigen Bei- trag liefern können. Das historisch bekannte östliche Fortschreiten der Dünenkette erschien bereits als unbedeutend gegenüber dem geologisch be- kundeten Vordringen des Meeres, das eine mehrere Meilen breite Zone des verzehrten Hochlandes andeutet; noch mehr erscheint . der grossen Senkung und dem Einbruch des Meeres gegenüber als unbedeutend, was von untergesangenen Theilen der Insel Sylt geschichtlich gemeldet wird, doch mag es der Vollständigkeit halber erwähnt werden: Südwestlich von der jetzigen Kirche zu Westerland lag die ältere, welche 1657 der Dünenwanderung wegen abgebrochen werden musste, südwestlich davon lag das alte Kirchspiel Eidum, das einen Deich um seine südlich gelegenen Ländereien hatte. 676 I. Die Insel Sylt. (72) In der grossen Fluth anno 1300 ging das Dorf unter; wann der Deich, wann seine Ländereien zerstört worden, ist unbekannt. Unbekannt ist, wie viele Kirchen nach einander das unglück-- liche Dorf Rantum gehabt hat, dessen erster ehemaliger Platz jetzt auch weit im westlichen Meere liegt und das nur aus zwei oder drei armseligen, ostwärts geflüchteten Hütten besteht. Steidum, das anno 1362 in der grossen Fluth, die man die Manndränke nennt, untergegangen, lag mitten in der grossen Stei- dum-Bucht, es war ein Marschdorf, und bei der geringen Höhe damaliger Deiche oder deren vollständigem Fehlen bedeutet »Un- tergang« doch eben nur Wegspülung des Bodens. Die wichtigste geschichtliche Nachricht ist die vom Untergange der Stadt oder des Fleckens Wenningstadt mit dem berühm- ten Friesenhafen an der westlichen Küste des diluvialen Lan- des. Es sollen kurz vor anno 1300 etwa 200 Fahrzeuge, die den Wenningstädtern gehörten und aus dem Friesenhafen hinausge- segelt waren, in einem fürchterlichen Sturme mit ihrer gesammten Mannschaft zu Grunde gegangen sein, die dadurch verarmte Stadt aber, welche die nöthige Wasserbefestigung versäumt, sei dann am 16. Januar anno 1300 völlig vernichtet worden. Noch im Jahre 1640 waren die Ueberreste der alten Stadt etwa eine halbe Meile weit von der Küste bei tiefer Ebbe sichtbar. Die dadurch gege- benen Andeutungen entsprechen vollständig dem, was die Dünen auf der Kante des rothen Kliffs lehren. Im Gebiete der Brandung und der Dünen an einer geradlinigen Westküste wie die heutige, wäre in der That weder eine Stadt, noch ein Hafen möglich; dachten sich aber damals die diluvialen Hügel ab gegen das westliche Meer zu, so waren Buchten zwischen ihnen, in deren eine das todte . Thal von Wenningstedt münden konnte, und eine Einfahrt aus der unmittelbar vorliegenden Tiefsee war möglich, ja wahrschein- lich. Geschichtliche und geognostische Betrachtung führen also zu demselbigen Ergebniss. 3 In jenen grossen Fluthen von 1300 und 1362 vollendete sich — abgesehen von dem langsamen, aber stetigen Rückschreiten der 3 Westküste — der eigenthümliche Umriss der Insel Sylt. Auch die Dünenhalbinsel Listland wurde damals umgestaltet, denn (73) U. Die Insel Amrum. 677 das alte Dorf List mit seiner Kirche lag eine halbe Meile weiter westlich als die wenigen jetzigen Häuser (deren Platz damals eine Insel war und Melhörn hiess) und wurde gänzlich unter den Dünen begraben. — ll. Die Insel Amrum. Die Bewohner von Amrum rühmen sich, der edelste Stamm unter den Friesen zu sein. Ihre Insel aber stellen sie doch erst in den zweiten Rang, indem sie dieselbe als ein kleineres Sylt bezeichnen. In der That hat dieselbe manche Aehnlichkeit mit Sylt, die allen anderen nordfriesischen Inseln fehlt: den festen hochliegenden diluvialen Hauptkörper, die in dessen östlichen Buchten ruhende, schmale sandige Marsch mit ausgedehnt vorliegendem Sandwatt, die Dünenkette, welche der ganzen Länge der Insel folgt, und nördlich wie südlich über den Hauptkörper hinausragend, eine eigene Dünenhalbinsel bildet. Weit einfacher aber ist der Umriss der Insel, welcher einer Mondsichel gleicht, und wesentlich einfacher ist auch ihre Zusam- mensetzung. Der Hauptkörper, welcher sich stellenweise 50 — 60 Fuss (16—19 Met.) über den Meeresspiegel erhebt, ist eben so wie bei Sylt, eine sehr einförmige Hochfläche, bedeckt von dem jüngeren Granddiluvium, welches auf einem grossen Theile der Insel nur Haidekraut trägt und nur an der Ostseite in Gultur befindlich ist, wo der Ertrag der schmalen Marschränder die Ernährung des Viehes und die Düngung der Felder gestattet. Dem Hauptkörper fehlen aber an seinen Rändern die scharf abgebrochenen Kliffe, welche auf Sylt die Beobachtung des in- 'neren Schichtenbaues so sehr erleichtern, und was davon vor- handen ist, deutet darauf hin, dass das Jungdiluvium, der Geschiebedecksand, bis zu erosser Tiefe reicht und wenig Interessantes verbirgt. 678 | II. Die Insel Amrum. (74) An einer einzigen Stelle der Ostküste, wo dieselbe, nahe dem Dorfe Süddorf eine Wendung macht und die Wallende (Ualanj) genannt wird, weil daselbst ein mächtiger Erdwall der Vorzeit abbricht, findet sich ein 40 Fuss (12,6 Met.) hohes Kliff, in dessen Zusammensetzung aber nichts anderes zu gewahren ist, als der mit Grand und kleinen harten Steinen übermengte kalkleere Sand des jüngeren Diluviums. | Nur nahe bei Steenodde (d. h. Steincap), wo das Kliff schon fast verschwunden, gewahrt man in dem Abhange einen rothbrau- nen Sand und zahlreiche Thoneisensteine, die an Limonitsand- stein erinnern, jedoch ohne dass man denselben wirklich an- stehend trifft, wie das Geröll und der Name der Oertlichkeit sammt dessen Vorgebirgscharakter erwarten lässt. Aber, nach Mittheilung der Bewohner dieses einzigen kleinen Hafenplatzes der Insel, ist daselbst, bei dem Graben des Brun- nens, rothbrauner Sand mit völlig kugelrunden braunen Steinen gefunden, welche im Innern eine Fischschuppe oder Gräte ent- hielten, also keinen Zweifel an der Identität mit der früher ge- schilderten Abtheilung des Limonitsandsteins übrig lassen. Dazu kommt ferner, dass in dem diluvialen Gerölle der Insel die Eisen- nieren und deren Schalen häufiger vorkommen, als in anderen Gegenden, so häufig, dass dieselben sogar in Beziehung zu dem Aberglauben der Leute getreten sind, und mit dem Namen Trael- daskar, d. h. Hexenschlüsseln, bezeichnet werden. Endlich zeigt auch die südlichste Düne in der Nähe von Steenodde nur eine sehr geringe Beimischung von Diluvialsand, scheint grösstentheils aus Tertiärsand gebildet zu sein und wird, weil sie im Sonnen- schein weisser leuchtet, als die anderen, »Witte Dün« genannt. Das Alles zusammengenommen, macht es wahrscheinlich, dass das süd- liche Ende des diluvialen Körpers der Insel von Miocän unter- teuft wird, und hat mich veranlasst, den braunen Sand des Ab- hanges bei Steenodde bereits auf der Karte so zu bezeichnen, um weitere Nachforschungen dadurch anzubahnen. Am westlichen Strande sind nur sehr verschwindend eigent- liche Kliffe vorhanden, dort reicht vielmehr die, auf dem Dilu- vium ruhende Düne bis an das Meer und bricht selber zuweilen (75) II. Die Insel Amrum. 679 in senkrechten Abstürzen nieder, ähnlich wie es nach den oben begründeten Schlüssen auf Sylt einst muss gewesen sein, ehe der Diluvialkörper dieser Insel so weit abgebrochen wurde, um das gewaltige rothe Kliff zu liefern. Nur an zwei kleinen Stellen der Amrumer Westküste sind unbedeutende Kliffe vorhanden. Das eine liegt dem Dorfe Süd” dorf gegenüber, in der Nähe des Leuchtthurmes und besteht lediglich aus dem steinigen Grande des jüngeren Dilu- viums, das andere liegt dem Dorfe Norddorf gegenüber, ist in der Regel mit der Düne zugedeckt, muss aber den Beschrei- bungen nach, Blocklehm gezeigt haben, und ist deshalb auf der Karte als Mitteldiluvium angegeben. Dass bei einer 50 -- 60 Fuss hohen Insel der Diluvialformation, die fast überall vom Meere berührt wird, oder früher wurde, an der Westküste vor der ungeheuren Brandung der Nordsee kein Kliffrand gebildet worden ist, dass sie vielmehr noch heute, wenn auch von den Dünen verhüllt, mit ihrer natürlichen Oberflächen- neisung bis in den westlichen Strand hinabtaucht, wo ihr Fuss mit dem der Düne zusammenfällt, ist bei der zerstörenden Ge- walt des Westmeeres und dem auch hier, ebenso wie auf Sylt, unwiderstehlichen Rückwärtsschreiten der Dünenkette, im hohen Grade beachtenswerth. Man ist, durch vielfache Schilderungen verführt, so geneigt, die hohe Insel Amrum und ihre breite Dünenkette als eins der Bollwerke gegen die beiden westlichen Gewalten Meer und Wind zu betrachten, dass man nur schwer sich von dem Gedanken los- sagt, sie sei dies schon seit den ältesten Zeiten gewesen, und doch lehrt grade das Vorschreiten der Dünen das Entgegengesetzte. Sie nämlich müssen an einer westwärts weit entlegenen Kante entstanden sein und ein niedriges Land vor sich gehabt haben, sonst könnten sie im Laufe der Jahrtausende nicht erst jetzt hier am Fusse der hohen Diluvialinsel angekommen sein, deren Bö- schung sie nun langsam ersteigen; die Insel müsste ebenso ange- brochen sein, wie Sylt. Ob das westlich vorliegende niedrige Land ein Marschland oder ein Geestland gewesen sei, das lässt sich nicht «a priori 680 II. Die Insel Amrum. | (76) sagen, doch kommt für die Entscheidung eben noch die Beobach- tung zu Hülfe. An der Stelle, wo der vorliegende Hochsand, Namens »Knip- sand«, seine schmale Verbindung mit der Insel hat, wo auch der Weg zum Hochsande hinausführt, lag noch zu Anfang dieses Jahr- hunderts ein fruchtbares Marschland, dessen Ausdehnung für com- _ munale Steuerzwecke und dergleichen damals zu 12 Demath an- geschlagen wurde. Auf dem benachbarten Haidegrunde jenseit der Dünen heisst die Gegend noch heute Ual Dik oder Alter Deich, zum Beweis, dass die, dem Meer anliegenden Theile bedeicht waren. Man erinnert sich selbst noch eines Flüsschens, das die jetzige Ueberfahrt nach dem Hochsande durchschnitt, und durch welches Schiffe von 6 Fuss Tiefgang von Süden her in den Knip- hafen kommen konnten, und das Land zu beiden Seiten dieses Flüsschens oder dieser Meerenge bestand aus grünen Marsch- wiesen. Ebenso ist auch der Boden des Kniphafens selber aus Marsch- thon oder Schlick gebildet, dieser setzt sich westlich unter Knip- sand fort und reieht bis in das Meer hinaus. Der Hochsand rückt ebenso landeinwärts wie die Düne, und durch dessen lang- same Beweguhg ist gelegentlich einmal die Marscherde im Aussen- meere deutlich documentirt worden. Man sticht nämlich in dem schlickhaltigen Boden des Kniphafens Aale mit langen Aalstechern. Ein solcher blieb im Schlick des Hafens stecken, übersandete von Westen her, und erschien nach langen Jahren jenseit des Hoch-. sandes, immer noch im Schliek steekend, wieder. Ebenso ist nördlich, an der Stelle, wo in diesem Jahrhundert bei Risham die Düne durchbrochen, und das Binnenland in einen bei Hocch- fluthen unterlaufenden Hochsand verwandelt worden ist, ausser- halb des Strandes Marschland zum Vorschein gekommen, auf welchem unter dem Dünensande und einer dünnen Lage Dünen- j moor die Spuren von Pferden, Rindern und Schafen beobachtet werden, eine Erscheinung, die auch König Frieprıcn VI. bei sem _ nem Besuche der Insel persönlich in Augenschein genommen hat ee und die auf altes eingedeichtes Marschland hindeutet. Zusammen- Bi halten kann man damit endlich noch, dass ich selbst auf der Spitze “4 (77) ll. Die Insel Amrum. 681 von Hörnum die Schollen des Marschlandes angetroffen habe, die aus Westen stammen müssen. Dies Alles zusammengenommen lehrt unwiderleglich, dass westlich von der jetzigen Insel, westlich von Knipsand, dort, wo historischen Berichten nach, die Westercapelle gelegen haben soll und ebenso westlich von Hörnum ein Marschland unterge- sangen ist, über welches die Dünen hinwegschreiten mussten, ehe sie den diluvialen Theil der Insel Amrum erreichten, ein Marsch- land, das zuletzt im Westen nur noch durch die Düne gesichert, wahrscheinlich in Norden und Süden durch Deiche sich an die hohe Insel anschloss. | Der materielle Inhalt des Strandes und der Dünen giebt einen weiteren Beweis dafür, dass die Dünen nicht aus dem gegenwär- tigen Strande entstanden sind, denn der Strand besteht fast ausschliesslich aus diluvialen Sandkörnern, die bereits dem Fusse der Geestinsel entrissen sind; die Dünen aber haben nur sehr geringe diluviale Beimengung und führen grösstentheils, an der Südspitze fast ausschliess- lich, Sand tertiärer Schichten in sich. Dadurch wird man auch hier zu der Annahme gebracht, dass im äussersten Westen noch ein tertiäres Schutzland gewesen, welches den anfänglichen Absatz des Marschbodens gestattet habe. Da nun bekanntlich der tiefe Meeresstrom zwischen Sylt und Amrum, »Vortrapptief« genannt, erst entstanden ist, nachdem die Marschländer des inneren Wattenmeeres zerstört waren, so sind schon die Sande, welche eine Fortsetzung der Halb- insel Hörnum bilden, Theeknob, Hörnum Sand, Holtknob, Jung- namen und ebenfalls der ungeheure Knipsand Beweise, dass ein westlicheres Sandland vorhanden gewesen ist, welches ein Marsch- land schützend umschliessen konnte; denn auch von den weiter südlich ausser dem Bereich der Karte gelegenen Sanden ist es bekannt, dass über sie eine äussere schützende Dünenkette sich hinzog, deren Bruch erst den Untergang der inneren Marschland- schaften, namentlich des alten Nordstrand, zur Folge hatte, und von der heutigen Festlandsdüne an der Hitzbank bei Eiderstedt ist ausgemacht, dass sie über die ehemalige Marschinsel Utholm 682 II. Die Insel Amrum. (78) hinweggewandert und erst so an ihrer jetzigen Stelle angekom- men ist. ’ Erst jenseit dieser äussersten Reihe von Sanden haben wir die eigentliche Festlandsgrenze zu suchen; sie scheint eine tertiäre gewesen zu sein, fordert aber, um dies festzustellen, noch eine eingehendere Prüfung des Materiales auf den, im Aussenmeer lie- genden Sanden. Die dreifache Brandung vor der Insel Sylt ist vielleicht nur eine gesetzliche Folge des Zusammenwirkens der See mit einer sandigen Küste, da sie ganz ebenso sich längs der jütländischen Küste und längs der holländischen zeigt. In der Meinung des Volkes aber ist sie die Folge dreier, in wachsender Tiefe liegenden festen Massen, welche man die »Tuulbank«, die »Eisenbank« und die »Kupferbank« nennt. Der letzte Name hat natürlich keine factische Unterlage, als ob je ein kupferhaltiges - Gestein wie das Helgolander beobachtet wäre, erscheint vielmehr nur als eine Steigerung der beiden ersten. Die Tuul- oder Torf- bank ist ja noch heute bekannt und oben beschrieben, wahr- scheinlich aber doch nur local und nicht der ganzen Länge nach vorhanden. Die Eisenbank aber wiederholt sich seit den ältesten Zeiten in den Vorstellungen der örtlich Land- und Seekundigen als eine Thatsache, während man dergleichen in Jütland und Hol- land doch gar nicht kennt. Ein alter Chronist der Insel Sylt erzählt wörtlich um 1440: »Wente dit Land Sylt hadde ant Westerende by der See enen Ofer, welkes de Buren de Bank-nömden, de was bruun unde harde, gelik alse Isern.« Andere Berichte gehen dahin, dass sich die harte Eisenbank in klingenden Schalen abgelöst habe. Noch heute behaupten die Schiffer, dass gewaltige Trümmer eines dunkelbraunen Felsens auf 8 Faden Tiefe jenseit Amrum in der Linie zwischen Sylt und Helgoland wahrgenommen wer- den, der sogenannte »Bodden«, auch sprechen sie von einem zacki- gen Riff mit Namen Wolfszähne. Dazu kommt der braunrothe Grund des Meeres westlich von Sylt, den das Senkblei ergiebt, und so lässt sich gewiss die Wahrscheinlichkeit nicht ableugnen, dass dort ein Höhenzug von Kaolinsand mit untergeordne- Eu A aan a oe € El EEE a Fa Ze a a (79) II. Die Insel Amrum. 683 ten Bänken von Limonitsandstein ebenso wie im Morsum Kliff die originale Landgrenze bezeichnete. Vielleicht wird es ge- naueren Untersuchungen (des Meeres gelingen, das Thatsächliche an die Stelle des Wahrscheinlichen zu setzen. Mit grossem Rechte sagt der alte Hans KırLsorr schon vor 1440: »My wundert wegen des Sandes, dat anhier am Ofer des Waters sik hypig sehen let, Grote Hümpels.«< Es ist wohl an der Zeit, endlich einmal dem Ursprunge des Sandes nachzufragen. In jedem Falle lag das hohe Amrum einst wie ein gewal- tiger diluvialer Hügel von schlichtester Gestalt, mit Haide bedeckt, von grossen Steinblöcken übersäet, inmitten ausgedehnter Marsch- landschaften, welche im fernen Westen von einer Dünenkette umsäumt waren. Erst in einer, uns verhältnissmässig nahe lie- senden Zeit, seitdem die rückschreitende Düne das Marschland der Brandung preisgeseben und den Geesthügel erreicht hat, erscheint die. Insel mit ihrer jetzigen mannigfaltigeren Oberfläche, und der gefürchtete »Sandstaaw« (das Sandgestöber) bewältigt einen immer grösseren Theil des Landes. Die Wahrheit dieser Auffassung, welche zuerst fremdartig er- scheinen mag, weil sie den immer wiederholten Speculationen über das zerstörte alte Nordfriesland, die schon ohnehin so fabel- haft lauten, noch viel grösseren Raum giebt, wird auch durch die noch sichtbaren menschlichen Arbeiten der Vorzeit bestätigt. Ich meine nicht blos die Westercapelle, welche jetzt unter Knipsand begraben liegt, die Ostercapelle, welche 1330 in ihrem Grund- mauerwerk auf dem Watt gesehen worden, die historisch bekannte Wardyncapelle, welche noch weiter gen Westen lag, da sie zu dem auf Sylt an der Südspitze Hörnums untergegangenen Dorfe Wardyn gehörte, und die frühere Abwesenheit der Vortrapptiefe als eines trennenden Stromes zwischen beiden Inseln documentirt, ich meine auch die greifbaren Dinge auf der Insel selbst. Unter den Dünen der Westseite kommt nämlich in deren Thälern oftmals der diluviale Boden der Insel zum Vorschein, dessen Oberfläche dann von Hornstein- und Flintgeräthen so wie von Flintsplittern aus werkstattmässiger Bearbeitung bedeckt ist. Ebenso kam, als das eben geschilderte kleine Kliff von Blocklehm 684 II. Die Insel Amrum: (80) am westlichen Rande entstand, zuerst in einem Sturm Anfang dieses Jahrhunderts, ein Hügelerab zum Einsturz, aus dem eine Urne herausfiel, die einen goldenen, aus drei Schlangen zusammen-, gewundenen, Ring enthielt. Zu einer Zeit also, da schon so vollkommene Werke der Kunst hier gearbeitet oder wenigstens gewürdigt wurden, fürchte- ten die, welche den Grabhügel bauten, noch nicht im geringsten, dass jemals ihn die Düne erreichen, noch weniger also, dass ihn die Düne gänzlich überschreiten und ihn so schliesslich dem Meere übergeben würde. Wer an der Lage jener mehrfach beglaubigten Capellen in christlichen Zeiten zweifeln sollte, den wird doch dies viel weiter rückwärts liegende Denkmal aus heidnischen Zeiten über den ehemaligen Stand der Oberfläche nicht in Zweifel lassen. Ueberhaupt sind die Alterthümer dieser Insel von so gross- artiger Natur, dass sie aus deren jetzigen ärmlichen Verhältnissen sich nicht erklären lassen und ein grosses reiches Land voraus- - setzen. Nur kärglich ernährt jetzt die Insel eine Bevölkerung von 6— 700 Menschen. Der Fischfang, der Austernfang, der Robben- schlag auf Knipsand sind die Erwerbszweige, der Ackerbau in dem Haideboden ist mässig und bleibt dem weiblichen Geschlecht allein überlassen. Kaninchenfang in den Dünen, Eiersammeln auf den Spitzen der Insel, die von Seeschwalben, Strandläufern, Austernfischern und Möven als Brutplätze benutzt werden, wird von den Kindern geübt; dies Alles aber würde selbst zur Ernäh- rung des kleinen Volkes nicht genügen, wenn nicht die jungen Männer als muthige und einsichtsvolle Steuerleute und Capitaine überall hochgeschätzt wären und den reichlichen Erwerb aus dieser angesehenen Beschäftigung heimbrächten. In alten Zeiten fehlte solche Zugabe, und selbst der Ackerbau konnte keine Be- deutung haben; die Bevölkerung des Haiderückens musste also noch viel kleiner, noch viel ärmer sein als heute. Dem nun wider- sprechen die gewaltigen Erd- und Steinmonumente aus alteı: Zeit, welche in Zahl und Grösse vielleicht von keinem Theile Deutsch- lands übertroffen werden und deutlich beweisen, dass hier eine Ren u de h Ba a 2 Le } E e h % N « { h h % 5 b; (81) II. Die Insel Amrum. 655 herrschende, eine reiche Bevölkerung wohnte, die also nothwendig von hier aus ein weit gedehntes Marschland unter ihrer Botmässig- keit haben musste. Wie auf den beiden Haideflächen der Insel Sylt, die in ähn- licher allgemeiner Lage waren, aber fast noch zahlreicher hier, finden sich auf allen hervorragenden Punkten Amrums Grab- hügel, Riesenwälle, Steinsetzungen und dergleichen Denkmäler. Auf der höchsten Spitze bei Steinodde erhebt sich der Eeshen- huug 18 Meter über dem Meere und ist von 40 verschiedenen anderen Hügelgräbern umgeben. In dem Dünenenthale Skalnas, welches ungefähr Norddorf gegenüberliegt, wurde 1844 bei einem heftigen Sturme ein Theil des Diluvialbodens blosgelegt, und da- durch eine Steinsetzung enthüllt, die an Grösse vielleicht in keinem Theile Deutschlands übertroffen wird. Dreiundzwanzig verschiedene Steinkreise, der grösste mit einem Durchmesser von 15 Schritten, theilweise mit Thorsetzungen, ferner vier verschiedene dreieckige mit concaven Seiten und geöffneten Winkeln sowie zwei rechteckige Steinsetzungen, welche bei dem wechselnden Stande der Dünen bis- her wahrgenommen und wieder verschüttet sind, bilden offenbar nur einen kleinen Theil des, unter den Dünen begrabenen, Ganzen, als dessen Mittelpunkt ein mit Steinsetzung umgebener Grabhügel gelten muss, der einseitig von Urnen und Knochen erfüllt war. Der kürzlich verstorbene, um die Alterthumskunde verdiente, Pastor MEckLEnBuR6e auf Amrum, hat sorgfältig gezeichnet, was von diesem Riesenwerke von Zeit zu Zeit sichtbar gewesen. Es dürfte aus verschiedenen Gründen angemessen sein, seine Zeich- nung umstehend wiederzugeben: Fig. 7. Man erkennt auf ihr ausser dem Beweis für obige Behauptungen, das Hin- und Herschwanken der Dünen und die Eigenthümlichkeit der Amrumer Düne, dass ihre Thäler bis auf den Diluvialboden reichen; vor allen Dingen aber findet man da- durch bestätigt die noch lange nicht genügend anerkannte That- sache, deren Bestätigung man sonst nur unter [orfmooren und in uralten Wäldern finden kann, dass die Oberfläche des Jungdiluviums, welches in seiner Zusammensetzung nur Stein- geröll enthält, einst mit grossen Blöcken überstreut war. 45 8) Hi STE II! MINI Il TI Das Dünenthal Skalnas auf Amrum um 1844 —45.”) (83) II. Die Insel Amrum. 687 ausgewaschen werden konnten, dessen sanft geböschte Haidefläche überhaupt fast unverritzt ist, gab es keine andern Blöcke, als die losen Findlinge, welche oben auf dem Jungdiluvium ruhten, und doch konnte man alle die vielen Grabhügel damit füllen und die grossen Steinsetzungen davon machen. Die alten Bewohner der eimbrischen Halbinsel und der benachbarten Inseln haben weitaus die meisten ihrer Steinmonumente auf den Gipfeln der Hügel des Jungdiluviums errichtet. Man hat insgemein die Wahl der Plätze ihrem Gefühl für grossartige Naturscenerie zugeschrieben, weil von dort aus meistens ausgedehnte, buchtenreiche Küstenlandschaften überblickt werden. Nach meiner durch vielfache Beobachtung ge- wonnenen Ansicht regierte das praktischere Moment, dass sie die Steindenkmäler errichteten, wo sie die grossen Steine lose liegend fanden, und dieses belehrt uns über einen der Charaktere der jung- fräulichen Oberfläche. Ausser der Eigenthümlichkeit ihrer Thäler unterscheiden sich die Amrumer Dünen nicht wesentlich von den Sylter, nament- lich den Hörnumer Dünen, welche ja gleichfalls schon etwas Diluvialsand dem Tertiärsande beigemischt enthalten. Der einzige Unterschied dürfte darin liegen, dass schwarze Streifen von Tang in denselben vorkommen, da auf Amrum, das eine flachere Meerestiefe vor sich hat, der Tang nach Stürmen den Strand bedeckt, während der Sylter Strand, der unmittelbar an das tiefe Meer stösst, beständig frei davon ist. Da die Düne selbst- verständlich auf flachem Grunde leichter vorwärts schreitet, als auf ansteigendem, so haben sich seit Anfang dieses Jahrhunderts die beiden Hörner der Mondsichel Amrum weiter gen Osten gekrümmt. Das südliche Horn schritt bereits hinweg über einen Theil der Wattfelder, auf denen die heutigen Austernfischer den unbrauch- baren Theil der im Hafen gefischten Austern wegwerfen; das nördliche Horn wandert auf einer Platte des Hellmannswattes, die mit Steingrand bedeckt ist, ein daselbst zerstörtes Ländchen von Jungdiluvium andeutet und nach dem höheren Diluviallande von Föhr hinüberweiset. 45* 688 III. Die Insel Föhr. (84) Ill. Die Insel Föhr. Von allen friesischen Inseln ist das unter dem Schutz von Amrum und Hörnum liegende, gegen Westen durch einen mäch- tigen Steindeich, auch sonst in seinem Marschlande jetzt durch gute Deiche geschützte, Föhr, welches nur bei Witsum eine höchst untergeordnete innere Düne zeigt, für Zerstörung und Neu- bildung am wenigsten lehrreich. Die Marsch ist dort ganz einförmig, grösstentheils Weideboden und unbewohnt, seit die nordöstlichen Dörfer untergegangen, und die näher am Hochlande liegenden sich auf dieses gerettet und dort neu angesiedelt haben. So entstand der mit Dörfern dicht besetzte Rand der Geest. Die Geestoberfläche ist ebenfalls sehr einförmie, flach mit untergeordneter Hügelung, und führt, wenn auch durch die dichte Bevölkerung die Heidevegetation fast ganz verdrängt ist, in der grösseren Abtheilung doch ganz ausschliesslich nur Geschiebe- decksand des Jungdiluviums, der in seiner sehr uninteressanten Zusammensetzung aus schmutzigem Sand und runden Geröllen harter Gesteine, mit Flintbrocken in der grösseren Erstreckung des südlichen Ufers durch Jüngeres und Aelteres ungestört, sehr voll- ständig beobachtet werden kann. Reine Kliffe dieser Formation in erösserer Erstreckung sind sehr selten an den Meeresküsten Sehleswig-Holsteins. Die vor vielen Jahren von ForcHHAMMER beschriebene soge- nannte Steinahlschicht, aus welcher er eine allgemeine Ueber- fluthung des Diluviallandes bis 50 Fuss (15,7 Met.) hoch, herleiten wollte, und die mit allen seinen Folgerungen, so unterhaltbar sie auch sein mögen, noch fort und fort in historischen, antiquarischen, geographischen und naturwissenschaftlichen Werken weiter spuckt, obgleich alle Haiden des Bodens in den verschiedensten Ni- veaux von derselben Schicht, die als ein nothwendiger Bestand- theil der Diluvialhaiden erscheint, überzogen sind, ist hier vortreff- lich zu beobachten. Sie liegt conform mit der Hügelung, etwa 9— 12 Zoll unter der Oberfläche, und ist nichts anderes, als der A ne 8 (85) III. Die Insel Föhr. - 689 steinige Rückstand, den die Winde liessen, als sie zuerst den Sand von den nackten abgetrockneten Höhen des diluvialen Decksandes fegten. Sobald die rückbleibende Steindecke eine Vegetation er- halten hatte, fing diese mit ihren Blättern und Zweigen wieder Sand auf, der mit den organischen Abfällen gemischt, jene humose Sandschicht bildet, unter welcher die dünne Gerölllage, die so Grosses beweisen sollte, ihren unwandelbaren Platz hat. — Auch auf der Insel Föhr ist das Jungdiluvium so blockarm wie auf der Insel Amrum, und selbst der Strand derselben, der nach heftigen Stürmen doch oft das aus dem 10—30 Fuss (3—9,4 Meter) hohen abstürzenden Ufer ausgeschlemmte Material von Tau- senden von Kubikmetern enthält, weiset nichts auf, als das kleine Geröll. Dennoch liegen und lagen auf diesem Hochlande Hügel- sräber zu Hunderten, in denen ebenfalls die auf der Oberfläche zerstreuten Einzelfindlinge ihren Platz gefunder haben. Erst west- lich in der Gegend von Uettersum, wo an dem südwärts ge- wendeten Kliff unter Jungdiluvium auch mitteldiluvialer Block- lehm abgebrochen wird, da ist nicht nur der Strand, sondern, so weit das Auge trägt, auch das Watt, mit Steinblöcken gefüllt, ob- gleich von den hier fortgenommenen Felsen bereits der gewaltige Steindeich der Insel gegen das Westmeer errichtet worden ist. Selbst weit westlich hinaus, wo einst das Dorf Bilkum gelegen, ragt noch ein einsamer ungeheurer Stein seit Jahrhunderten aus dem Watt, »der Balkstein«, der einzige Zeuge davon, dass auch dieses Dorf auf diluvialem Boden gelegen hat. Nichts ist anschaulicher, den Abbruch der Ufer dem Masse nach darzuthun, als diese auf der entstehenden Horizontalfläche zurückbleibenden Steine. 5 Gegenüber diesem stark abbrechenden Rande der Insel ist der Abhang des Diluviums gen Norden, nach der Marsch zu, nur selten kliffähnlich, meistens sanft geneigt und von einem deutlich wahrnehmbaren Saum des Haidesandes oder alten Alluviums umzogen. Obgleich mancher Kliffrand auf der dichtbevölkerten Strecke abgetragen oder abgeschwächt sein kann, so hat es doch fast überall das Ansehen, als ob in der Zeit, da hier die Marsch- bildung geschah, und in der ganzen dieser vorhergehenden Zeit, 690 III. Die Insel Föhr. (86) niemals ein sturmgepeitschtes Meer die Diluvialränder benagt habe — ganz dasselbe Ergebniss, wie es der Anblick der unter Dünen- sand eben hervorkommenden Westabhänge von Amrum liefert, welche, wie ich oben nachwies, ebenfalls einen Saum von Marsch- boden gehabt haben. Der Fuss des Aussendeiches an der Nord- seite der Insel Föhr ist meistens mit einem Steingeröll wie der Ostseestrand umgeben, daher man wohl auf eine vormals weitere Erstreckung des Diluviallandes, oder richtiger auf ein dort nördlich verschwemmtes, inselartiges Diluvialland schliessen kann, über dessen vormaliges Dasein geschichtliche Zeugnisse gar nicht vor- handen sind. In dem westlichen Dorf Uettersum war eine Burg, die jetzt geschleift ist, und über deren Begründung mit gleichzeitiger An- lage eines zugehörigen Ackergutes historisch beglaubigte Kauf- briefe vorliegen. Diese Burg, die keine besondere natürliche Grundlage darbot, hat daher vielleicht eine andere Bedeutung gehabt, als die auf Sylt vorfindlichen Burgen zu Archsum und Tinnum und die unter den Hörnumer Dünen begrabene Burg Rantum. Dagegen aber ist die grosse Föhringer Burg zu Borgsum durchaus gleich- artig mit jenen und zum Schutze des weidenden Viehes in dieser niedrigsten Marsch (welche nicht langsam, sondern plötzlich über- fluthen musste, wie bei Tinnum) aus der glücklicherweise vor- handenen, natürlichen Grundlage geschaffen, was auch nachmals in historischen Zeiten ihre Verwendung mag geworden sein. Dass selbst das Dorf Borgsum danach benannt, also später als die Burg entstanden ist und auch nur das nomen appellativum über- kommen hat, giebt einen weiteren Beweis für meine Deutung dieser Denkmäler ab. Die letztgenannte Burg nun mit einem Umfange von etwa 1300 Fuss (408 Meter), und noch heute mit einem inneren Schlund voll süssen Wassers, stellt sich von der Tiefebene aus gar gewaltig dar. Bei näherer Besichtigung aber gewahrt man bald, dass das so oft bewunderte, riesenhafte Erdwerk nichts ist, als ein grös- serer Hügel von Mitteldiluvium, der in verständiger Weise am Fusse ringsum abgetragen, aus dem so gewonnenen Material } 2 # A 2 ht TEE TEE a er. Be er (87) IV. Die Insel Romö. 691 oben mit einem Ringwall umgürtet und also durch verhältniss- mässig sehr geringe Arbeit in eine Tränke und Zufluchtsstätte für grosse Mengen Rindvieh verwandelt wurde. Es scheint mir selbst fraglich, ob der rings um den Fuss laufende Graben in spä- teren Zeiten die Burg hat für die Vertheidigung stärken sollen, denn einmal erreichte er nicht das Wasserniveau, und dann bil- dete er doch auch für wassergewohnte Menschen ein zu geringes Hinderniss, zumal der scheinbare Ringwall um den Graben überall da fehlt, wo die ursprüngliche Gestalt des Hügels es mit sich brachte. Wahrscheinsich sollte er nur das Vieh auf einen einzigen Zugang anweisen. Mitten in der Marsch, zwischen Toftum und Alversum liegt ein zweiter, durch die Kunst erhöheter, wenn auch nicht zur Tränke gestalteter, Hügel von Mitteldiluvium, und vielleicht giebt es in der sehr grossen Fläche davon noch mehrere. Von den Vogelkojen, deren Föhr bisher vier, jetzt fünf zählt, und für die, weil in ihnen viele Tausende von Enten zur Ver- sendung sefangen werden sollen, ganz eigenthümliche Anforde- rungen in Betreff des Bodens gestellt werden, ist mir doch keine verschiedene geognostische Unterlage bekannt geworden. In ihrer grösseren Fläche ruht eben die Föhringer Marsch mit nur eirca 1 Meter mächtiger Kleierde auf einem Torfmoor von, jetzt nach dem Zusammendrücken durch die Erdlast noch reichlich 1 Meter betragender Mächtiskeit, das ganz gefüllt ist mit Wurzeln, Zweigen, Baumstämmen, Früchten, und in welchem selbst Hirschgeweihe und Eberzähne gefunden werden. Dieses Moor aber liegt auf Sand mit Steinen, ist also sicherlich auf Diluvialboden gewachsen. Habe ich mit den beiden Inseln Amrum und Föhr und der Erwähnung der südlich weiter fortlaufenden Aussensande die Fort- setzung der Insel Sylt als Vormauer Nordfrieslands gen Süden geschildert, so komme ich nun zu der nördlichen, allerdings ganz anders beschaffenen, Fortsetzung. 692 IV. Die Insel Romö. (88) IV. Die Insel Romö. Die Insel Romö, dänisch zuweilen auch Röm genannt und geschrieben, ist in ihrer Art für die nordfriesische Kette höchst eigenthümlich, während sie wohl füglich für die ostfriesische Kette einen Typus der Darstellung abgeben könnte, da sie trotz der verschiedenen Formationsgrenzen, welche die Karte angiebt, eigent- lich nichts anderes darstellt, als eine einzige steinleere Sandmasse. Das ganze Innere der Insel besteht aus Dünen, und diese liegen auf einem Sande, der dem ihrigen gleichartig ist, nur ist derselbe bei den Wanderungen der Düne nicht mit beweglich und bildet in ihren Thälern einen horizontalen Boden im gleichbleiben- den Niveau, welches von dem gegenwärtigen Meere niemals er- reicht wird. Da der Boden in allen diesen Beziehungen dem, auf dem benachbarten Festlande nordwärts und ostwärts über viele (uadratmeilen verbreiteten, durch die Art seiner Lagerung erkenn- haren alten Alluvium völlig gleicht, so habe ich daraus die Be- rechtigung gezogen, den Hauptkörper der Insel als solches dar- zustellen, denn für die gegenwärtigen Niveauverhältnisse kann dies nicht als Hochstrand, und wegen seiner horizontalen Ober- fläche, nicht als Düne gelten. Sein über ordinärer Fluth liegender Westrand, welcher bei Hochfluthen noch in Bewegung kommt und mit dem vorliegenden Haffsand durchaus dem Knipsand der Insel Amrum gleicht, ist zuverlässiger Hochstrand. Die mit der Farbe der Marsch be- zeichneten Ländereien sind ebenfalls nur horizontale Sandflächen, die aber im Schutze der Insel aus ruhigem Wasser sich so stark mit Schlick vermischt haben, dass sie festliegen und mit wahr- haftem Marschgrase bewachsen sind. Das in der Mitte befindliche Gewirre kleiner Einzeldünen, welche am Westrande auch Ketten bilden, wovon keine aber sich bis auf 20 Meter erhebt, ist an vielen Stellen dicht bewachsen und da- durch festgelegt. Am Ostrande dieser Dünen, aber theilweise tief in dieselben hineingedrängt, liegen die dadurch vollkommen un- regelmässig verstreuten Häuser der Insulaner, welche durch auf- BE En > FETT (89) IV. Die Insel Romö. 693 geschüttete, mit Tang und Marschschlick gedeckte, durch Dünen- pflanzen gefestete, hohe Wälle sich und ihre kleinen Gärten schir- mend, vor dem Flugsande sich gewehrt und theilweise seiner Ver- breitung andere als die natürlichen Formen gegeben haben. - Zwischen ihnen liegen die mit üppigen Früchten, namentlich Gerste bestandenen Ackerfelder, welche die horizontale Oberfläche des alten Alluviums wiedergeben, deren Verflechtung mit Dünen- land aber nur auf einer topographischen Specialkarte erscheinen kann, wie das auf der neuen dänischen Generalstabskarte über die ganz gleichartig zusammengesetzte Insel Fanö meisterhaft aus- geführt worden ist. Gegen die Darstellung des Hauptkörpers als altes Alluvium spricht indessen ein Umstand. Es geht bei den Schiffern und Landkundigen die Sage, dass der zwischen dem Festland und der Insel oftmals beobachtete und seit Jahrhunderten bekannte Eichen- - und Föhrenwald, aus dessen untermeerischen Stämmen ein Theil der alten Häuser gebaut sein soll, unter der Insel durch- streiche und auch am westlichen Abfall der Sandwatten im Meere beobachtet werde. Da nun ein solcher bestimmt alluvialer, wenn auch später versenkter Wald auf altem Alluvium gewachsen sein müsste, so. würde die Insel nicht als altes Alluvium über ihm liegen können, und dass es alluviale Wälder gegeben habe, welche noch älter als das alte Sandalluvium, ist noch nirgendwo beobachtet. Streicht daher in der That, was noch zu constatiren bleibt, der Wald unter der Insel durch, was ich nicht glaube, dann ist dieselbe trotz der deutlich unterschiedenen Gruppen ihres, in seinen Körnern sonst durchaus gleichartig aus Diluvium, nicht aus Miocän stam- menden Sandes, als ein jungalluviales Werk, als eine Sandbank des heutigen Meeres aufzufassen, deren hohe Horizontalfläche aller- dings noch der Erklärung bedürfte. Vergebens habe ich auf der Insel und an ihren Rändern nach dem kleinsten Steinchen, nach einem Feuersteinsplitter gesucht: Nichts ist davon vorhanden. attt der Grenzsteine dienen Wallfischknochen; denn vor den grossen politischen Umwälzungen am Ende des vorigen Jahrhunderts bil- dete die Grönlandsfahrt den Haupterwerbszweig der Bewohner, ja 694 I nee kom (90) auf dieser kleinen Insel, von der überhaupt die deutsche und hol- ländische Grönlandsfahrt ihren Ausgang genommen haben soll, lebte noch vor Beginn der französischen Revolution, ein halbes Hundert Commandeure, d. h. Capitäne der grösseren Grönlandsfahrer, welche nicht blos Hanseatische und Holländische, sondern auch eigene Schiffe führten. Wo man sonst Düneninseln und Dünenhalbinseln mit ehemals diluvialem Sande findet, gelingt es fast immer, das zugehörige Steingeröll an der äussersten Kante noch zu erreichen. Hier fehlt jeder Stein, ausser Bernstein, welcher mit Treibholz und anderen halbschwimmenden Gegenständen, sich auf dem breiten Strande ablagert. Da aber dennoch draussen im Meere, in nicht weiter Entfernung, und durch eine Tiefe von nicht mehr als 6 Faden ge- trennt, eine Untiefe mit Steinen gelegen ist, so giebt diese Insel aufs Neue den Beweis, dass die mächtigste Woge nicht im Stande ist, einer Küste Steine zuzuführen, die sie nicht hat. Nur ein einziges Gestein habe ich auf dieser Insel, etwa in halber Höhe der Düne, getroffen, das, wenn auch immer nur vereinzelt, in kopfgrossen gerundeten Blöcken in derselben eigen- thümlichen Lage auf allen nordfriesischen Düneninseln gefunden wird. Es ist eine ganz leichte vulkanische Schlacke, deren einzelne Blasen die Grösse von Erbsen, Bohnen, selbst Haselnüssen erreichen und durch gegenseitiges Drängen im flüssigen. Zustande zellen- artig kantig geworden sind. Der Stein ist dadurch so leicht, dass er im Meere schwimmend, kaum mit dem halben Körper eintaucht, vom Winde gefasst werden kann und segelt. Gleichfalls kann er, sobald er gestrandet ist, vor dem Sturme die schiefe Ebene der Düne hinaufrollen, und sein Erscheinen auf der halben Höhe dieser hat also, was den Mechanismus der Bewegung anbetrifft, nichts Befremdliches. Fraglich ist nur die Herkunft des Gesteines. Seine Masse ist nicht glasig wie die der gewöhnlichen vulkanischen Schlacken, hat auch mit Bimstein gar keine Aehnlichkeit, sondern ist trotz der grossen Dünnheit der Wände kryptokrystallinisch. Beim Zer- schlagen entwickelt sie einen sehr intensiven Geruch nach Schwe- a a En Zee ne er Er N en I er rt epe a BEYER EZST al (91) IV. Die Insel Romö. 695 felwasserstoff, der meines Wissens von anderen Schlackengesteinen nicht bekannt ist. Man hat das Gestein daher theilweise auch als Schlacke der Dampfschiffheizung oder Nebenproduct irgend einer Industrie aufgefasst, allein die oft mit ihm antreibende Dampfschiffsschlacke sieht völlig anders aus, und eine Industrie, bei der diese eigenthümliche Schlacke fiele, hat noch Niemand bezeichnen können. Sie trägt aber auch in ihrem ganzen Habitus das Gepräge eines Gebirgsgesteines und das Ansehen, als ob sie von sehr grossen Massen losgebrochen wäre. . Den entschiedensten Gegenbeweis gegen jede andere Annahme liefert aber der Umstand, dass dasselbe Gestein vor wenigen Jahren in einem Hünengrabe an der dünenreichen Nordseeküste bei Cuxhaven als Mitgabe des darin beigesetzten Kriegers ausge- sraben worden ist. Ich habe den Block, der jetzt im Museum germanischer Alterthümer in Hamburg liegt, identifieirt und auch den unver- änderten starken Geruch nach Schwefelwasserstoff darin gefunden. Dieser Fall beweisst zugleich, dass hier ein Naturproduct vorliegt, welches durch seine eigenthümlichen Charaktere und seinen son- derbaren Fundort schon die Aufmerksamkeit roher Naturmenschen anziehen konnte, und dass seit der germanischen Steinzeit Meeres- strömung und Windrichtung an diesen Küsten unverändert geblieben sind. Die Schiffer auf den Nordseeinseln glauben ein Gestein der Azoren darin zu erkennen, doch pflegen sie in diesen Dingen meist sehr rasch und leichtfertig zu urtheilen. Eben so wenig wie Steine sind Lehm, Thon oder dergleichen auf der Insel vorhanden. Dieser Mangel ist so gross, das die Burg, welche auch hier in gleicher Lage wie auf den andern Inseln als Tränke und Fluthenschutz für die grössere Aussenweide gebaut worden und von Grund auf aus Marscherde errichtet ist, jetzt, nachdem die Weide kleiner geworden, und die hohen Dünen näher gerückt sind, um dem Bedarfe nach Lehm zu genügen, als Lehm- srube dient, und allmälig abgefahren wird. Die in alten Chroniken enthaltene Sage, dass auch noch west- lich von Romö ein Marschland belegen gewesen, findet durch geognostisch beobachtete Thatsachen selbstverständlich jetzt keinen 66 IV. Die Insel Romö. (92) Halt mehr, doch ist sie um so weniger anzuzweifeln, da eine, jetzt sandige Gegend an der Westseite der Südspitze noch heute den Namen Westermarsch trägt, und auf den vor reichlich zwei- hundert Jahren gezeichneten Karten breiter und als wirkliche Marsch dargestellt wurde. Wenn in der That, was ja von den Seefahrenden so vielfach behauptet wird, im Westen auch noch ein unterseeischer Wald vorhanden ist — was hoffentlich gelegentlich wird constatirt werden können, dann ist auch die Westmarsch doppelt wahrscheinlich und im besten Einklange mit den auf Sylt und Amrum ergründeten Verhältnissen, dann ist von der entlegenen, einst diluvialen Kante die Düne über diese Marsch hinweg gewandert, bis sie auf der altalluvialen Sandfläche Halt machen musste. Da der Grund der Insel nicht allein, sondern auch das Fest- land auf dieser nördlichen Breite bis weit östlich in die Halbinsel hinein, ganz aus altem Alluvium besteht, so ist es sogar möglich, dass hier auch die erste Kante gegen das Meer nicht anders be- schaffen gewesen sei. Die Dünen der Insel scheinen etwas Aehn- liches anzudeuten, denn auf ganz ungewöhnliche Weise liegen sie, wie es eine grosse Ebene zu bewirken pflegt, nicht an dem West- rande, sondern mitten im Lande, sind desshalb auch grossentheils gefestet und mit einer mannigfaltigen Pflanzendecke bekleidet. Sie müssen aber demungeachtet immer gehütet und in Banden gehal- ten werden, da sie bei der Nähe der Wohnungen sonst vorzüg- lich gefährlich werden können. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war das Dorf Juvre, das nördlichste auf der Karte, von ihnen heimgesucht, indem eine neue, dem Meere entstiegene Düne auf der Ebene rasch vorrückend, die älteren festgewachsenen Dünen, die bis dahin als Sandschutz dienten, langsam überschritt und sich auf das Dorf stürzte, die Weiden, Aecker, Gärten, Hofplätze übersandete, sich auf die Dächer der Häuser lehnte und dieselben eindrückte. In den nördlichen Bauernhäusern war der Sandflug so schwer, dass, wenn die Bauern das Heu aus den Marschwiesen heim- führten, zwischen Aus- und Einfahrtzeit sich so viel Sand ge- TE tr = Kr 3 1 I Y 5 ESEL ER Fi a ' IV. Die Insel Romö. 697 sammelt hatte, dass der Thorweg erst wieder frei geschaufelt werden musste. Nur durch unsägliche Arbeit der Frauen, denen, wie auf allen anderen friesischen Inseln, hier jegliche Pflege des Landes obliegt, gelang es damals, die Häuser zu räumen, neue Schutz- wälle aus Tang zu flechten, neue Schutzberge aufzusanden, und so durch die stets erneuerte Hemmung das Dorf zu retten. — Nördlich von Romö folgten (schon ausserhalb des Gebietes der Karte) — um nun auch das grössere Ganze, dem diese Inseln angehören, kurz zu charakterisiren — zunächst die kleine dänische Doppelinsel Manö, die, von höchst unbedeutenden westlichen Dünen geschützt, ein beträchtliches Marschland mitten im Meere besitzt und der Sage von einem westlichen Marschlande bei Romö weiteren Halt giebt; darnach die, durch Schifffahrt reiche, dem dänischen neuen Westhafen Esbjerg vorliegende, Insel Fanö, die in ihrer Grundbeschaffenheit und der Anordnung ihrer drei Sandstufen völlig Romö gleicht, durch eine weit grössere Ebene die Vermuthung über den altalluvialen Character von Romö noch wesentlich unterstützt und so arm an Steinen oder sonstigem Wegematerial ist, dass die Poststrasse zwischen ihren beiden Kirchdörfern, um der Weichheit und Tiefe ihres Sandes willen, mit Dünenhalm bestreut werden muss. Der Längenerstreckung dieser Insel schliesst sich dann der Skalling an, eine zwei Meilen lange und eine halbe Meile breite, von dem Südwestcap der jütländischen Küste nach Südosten streichende Halbinsel, die nichts ist, als eine einzige Hochsand- platte ohne Vegetation, welche nach jeder Sturmfluth verjüngt und blendend weiss aus dem Meere wieder auftaucht, auf der, weil sie keine Landkante hat, nur kleine zerstreute Dünenhügel hier und da stehen bleiben, und welche daher die grösste, völlig pflanzenleere Wüstenlandschaft in Europa bildet. Sie hängt herab vom Vorgebirge Blaavandshuk, und von da aus nördlich läuft die Düne nordwärts theils auf diluvialen, tertiä- ren oder kreidigen Hochufern, und dann zersplittert wie auf Am- rum und Rothenkliff, theils auf flachen altalluvialen Rändern, und dann sich verbreiternd, theils auf langen Nehrungen, Haffe 68 IV. Die Insel Romö. (94) versperrend, die der Flugsand allmälig-ausfüllt oder ihr Marschland übersandet, also mit allen den Characteren, die wir oben für unsere alte Westkante ergründet haben, bis sie endlich in das, dem Skalling vergleichbare, fast eben so grosse, aber doch nicht ganz so trostlose Wüstenvorgebirge von Skagen endigt, den Kirchhof der Schiffe, deren mannigfaltige Trümmer aus seinem be- weglichen Sande hervorstehen. So geht denn also von der Meerenge von Calais bis zu der Nordspitze Jütlands, blos unterbrochen, auf dem Festlande durch die Mündungen der Flüsse, auf der Inselkette durch die »Tiefe«, welche die Flüsse des Wattengebietes sind, eine einzige ungeheuere Dünenkette fort, die aus der Zone des Weinstocks bis in die Breite reicht, wo die Buche aufhört. Hier kann man längs der Küste des deutschen Meeres auf germanischem Grund und Boden eine Reise von hundert Meilen machen, ohne etwas Anderes zu betreten, als den Wüstensand und das Fährschiff zwischen seinen Lücken, und diese hundert Meilen lange Hügelkette ruht nicht, gleich einer anderen Hügelkette, festgewurzelt in der Erde, nein sie rollt, indem sie dem Meere hinter sich Platz macht, zugleich ihr ganzes, allen Zahlen spottendes Gewicht landeinwärts, ein eben so verderblicher Nachbar als der Vulkan mit seinem Aschenregen und seiner Lava. Ein Aschenregen mag zwei oder drei Städte verschütten, ein Lavastrom mag sich in der Ebene zu einer halben Meile aus- breiten: der Sandstrom der Düne am deutschen Meere schreitet mit einer Fronte von 100 Meilen Länge unwiderstehlich gegen das Culturland vor, erdrückt die Dörfer und Städte, verschüttet die blühende Ebene, erstickt die Wälder, erklettert die bebauten Hügel, verstopft die Flüsse, um das Land zu versumpfen, öffnet immer andere und andere Lücken dem Meere, um durch sie das Niederland der täglichen Ueberschwemmung preiszugeben. Ein Aschenregen mag zwei oder drei Tage dauern, der Lava- strom ein halbes Jahr lang abwärts schleichen: der Sandstrom dieser Küste dringt seit zwei, vielleicht schon seit drei Jahrtausen- den unwiderstehlich bald stärker hier, bald stärker da, in Summa aber auf der ganzen Länge vorwärts wie der wachsende Gletscher. e” (95) IV. Die Insel Romö. 699 Aber der Gletscher zieht, nachmals abschmelzend, seinen Fuss wie- der zurück und hat das Land für die Cultur bereitet: die Düne macht niemals wieder einen einzigen Schritt rückwärts. Nach Jahren sehen wir auf dem alten Gletscherboden, auf dem verwitterten Aschenfelde, auf dem gekühlten Lavastrom die üppigste Vegetation und blühende Ansiedelungen der Menschen: wo aber die Düne ihren zermalmenden Fusstritt hingesetzt hat, da wird kein Fruchthalm wieder grünen. Selbst wüste bleibend, deckt sie den fruchtbaren Boden und giebt ihn mit Städten und Dörfern, mit den nackten Stämmen der erstickten Bäume jenseitig ‘ nur wieder heraus, um ihn dort rettungslos ins Meer zu stossen. Nur die Langsamkeit der Bewegung, nur die feierliche Ruhe der Düne bei stillem Wetter und der scheinbare Schutz, den sie in jedem Augenblicke gegen heulende Stürme und tosende Bran- dung gewährt, täuschten bisher und täuschen noch heute den Menschen über die Gefährlichkeit der Nachbarschaft, so dass das scheinbar geschützte Hinterland nur dann erzittert, wenn sie dem hochwachsenden Meere Schleusen öffnet, und dieses dann in wenig Stunden verschlingt, was die Düne in Jahrhunderten erdrücken würde. Der Einzelne sorgt nicht für das Jahrhundert und begreift nicht seine Aufgabe. Dem Staate fällt die Aufgabe zu, der Düne Halt zu gebieten. Eine Lücke, wie die zu Risham auf Amrum ist ein Vorwurf für die dänische Reeierung, welche sie hineinfallen liess, ihre Schliessung, die Heilung der Düne eine Aufgabe der preussischen. Die Leitung des Sandfluges in die gestossene Bresche, die Befestigung der ganzen Dünenkette durch Vegetation und die Abwehr der längs der Küste streichenden Strömung am Fusse . der Düne oder am Fuss der sie tragenden Kliffe, sind die Mittel, durch welche der Staat einen Naturfeind abwehrt, der ihm Pro- vinzen stiehlt, und durch welche er zugleich bewirken kann, dass das Meer, das ja nach Wunsch fruchtbaren Boden bringt oder holt, sein Füllhorn wieder ausgiessen kann über die Landschaft, die ihm einst preisgegeben und dadurch zur Einöde gemacht wurde. 700 en V. Das Festland. | - (96) Mögen die Bestrebungen der Preussischen Regierung, welche auf Sylt jetzt schon Buhnen baut, um den Strom abzuweisen und die Befestigung der Dünen mit allen Mitteln anstrebt vom schön- sten Erfolge gekrönt sein. Der grösste Erfolg für den Augenblick wäre eine zweckmässige Bewaldung der Dünen, wie in Frankreich und theilweise in Holland; aber da Pinus maritima in dieser nörd- lichen Landschaft erfriert, und der salzreiche, mit Schaum und Nebel der Brandung gesättigte Sturm der Feind so mancher Bäume ist, befindet sich diese Arbeit noch in dem Stadium der Versuche. Für die erste Festigung ist der Weg ein seit Jahrhunderten gewiesener, denn zwei Pflanzen, die ersten und wichtigsten Cha- rakterpflanzen der Düne: der Sandroggen, Arundo arenaria Linne oder Ammophila arenaria Link und der Sandhafer Elymus arenarius, beide zur Aussaat wie zur Pflanzung geeignet, mit dem anwachsen- den Sande und in steigender Verschüttung immer nur desto kräftiger gedeihend, sie, die dem fliegenden Sande zu jeder neuen Aufhäufung durch ihre starren, steifen Blätter und Halme Halt gebieten, sie sind es auch, die ihn unbedingt festigen, wenn sie seine ganze Fläche überziehen, und die den anderen dichter be- rasenden Pflanzen den Boden bereiten. Es ist an sich undenkbar, dass eine Düne im tiefen Meer oder auch nur im offenen Meer entstehe, sie will und muss noth- wendig ein Festland hinter sich haben, um darauf zu wandern und Bestand zu gewinnen. Daher waren die Marschen westlich an der Inselkette, auf denen die Düne rückwärts gewandert ist, wie ich glaube nach- gewiesen zu haben, vorhanden, ehe die Dünenkette entstand. Damit aber Marsch sich bilden konnte, musste es ein schützendes Vorland auf der Aussenkante geben, und damit die Düne sich bilden konnte, musste das Vorland ein sandreiches sein. Vor Helgoland und vor Eiderstedt war es nachweislich Diluvium, das die Düne lieferte, vor dem Skalling liegt Hornsriff mit tertiärem Quarzgeröll, vor Fanö, Manö, Romö waren es alt- alluviale, vor List, Sylt, Hörnum, Amrum und den Aussen- sanden waren es tertiäre, weiter südwärts von Diluvium über- deckte, Landstriche, eine schlichte südliche Fortsetzung (97) IV. Die Insel Romö. 701 der einfachen Umrisslinie, welche Jütland noch heute gegen die Nordsee wendet, und welche grade so zusam- mengesetzt ist. Was zwischen dieser auswendigen Hügelkette und dem dilu- vialen Festlande lag, war bei der allgemein flach abfallenden Böschung der Halbinsel seit dem ersten Einbruch des Meeres ein nur wenig untergetauchtes Land und konnte durch das Wasser, auch wenn es ein völliger Binnensee war, leicht, mit Ausnahme der Hochinseln, zu einer flachen Lagune ausgebildet werden, oder später ein ungeheures Haff bilden, während zu einer Zeit, da das Meer die äussere Hügelkette noch nicht durchbrochen hatte, nach- weislich ein niedriges, von flachen Hügeln, stehenden Gewässern und Mooren gebildetes Binnenland daselbst gefunden wurde. — Da ein allgemeiner Ueberblick des Baues der Halbinsel lehrt, dass dieselbe, bei ihrer Erhebung aus dem Meere, in Gestalt einer, gen Westen schwach geneigten, Scholle, mit schroffer, nordsüd- lich verlaufender Bruchkante und Tiefspalt im Osten, emporstieg, so hat es mir immer vorkommen wollen, als wäre das, aus seinen Resten erkennbare und auch durch die Düne nachgewiesene west- liche Land eine zweite kleinere Scholle gewesen, von ähnlicher Ober- fläche und Gestaltung und parallelem Verlauf; der Art, dass auch in diesem westlichen Haff ein Tiefenspalt befindlich sein müsste. Eine Süsswasserbohrung, welche auf Kosten der Regierung bei der Mündung des Husumer Hafens im Gebiete des Salz- wassers geführt wurde und tief unter dem Niveau, bei welchem die unter das Alluvium hinabstreichende Oberfläche des Diluviums erreicht werden musste, noch immer Meeresalluvium gab, scheint diesem Gedanken das Wort zu reden, den ich weiterer Prüfung durch Specialuntersuchungen übergebe. Ehe ich nun zur näheren Betrachtung des grossen Haffs übergehe, in welchem einst das ausgedehnte Nordfriesland lag, werde ich einige Worte über den Theil des Festlandes sagen müssen, der auf der Karte zur Darstellung gekommen ist und der das anderseitige Ufer des Haffs bildet. 46 .702 | V. Das Festland. (98) V. Das Festland. Im Norden, Romö gegenüber, liegt unbedeichtes Marschland, die Ballumer Marsch, jenseit derselben landeinwärts altes Allu- vium, wahrer Haidesand, den jedoch vielfach gelegentliche Ueber- fluthungen befruchten, und der, sehr weit nach Osten reichend, auch nordwärts sich bis an die Königsau erstreckt. Ihm folgt das hohe Diluvialland von Emmerleff und Jerp- stedt, das durch eine moorige und sandige Niederung gleichsam insularisch von der Halbinsel geschieden ist, in der Hauptsache ein einziger grosser Diluvialhügel von einfacher, in der Mitte am höchsten erhobener Gestalt, wie Amrum, aber nur zum kleinen Theile mit Jungdiluvium bedeckt, in der grösseren Fläche die untere ungeschichtete Bank des Mitteldiluviums, den Moränen- mergel mit reichstem Gehalt an Gestein jeder Art, bis zur Ober- fläche hebend und dadurch die hohe Fruchtbarkeit bedingend, durch welche die Gegend von Ballum berühmt ist. Auf den Gipfeln der Haide fehlt es nicht an Hünengräbern, hier stehen sie aber auch, was sonst ungewöhnlich, auf dem Moränenmergel selber, sind aus ihm aufgeworfen und daher bis oben hin mit frischem Gras bewachsen, während sonst Haidekraut ihre typische und unwandelbare Pflanzendecke ist. Aus dem hohem Kliff werden mannigfaltige Geschiebe aus- gewaschen, welche hier ungewöhnlich reich an glänzenden Glet- scherschliffen auf härtestem Gestein sind. — Der kleine Flecken Hoyer, bekannt als Ueberfahrtsort der Dampfschiffe nach Sylt, bildet eine zweite, kleinere Diluvialinsel gleichen Inhaltes, von Marsch und Alluvium umzingelt. Südlich von ihm folgt die Marsch, welche hier im Laufe historisch wohl- bekannter Zeiten, durch Andeichung eines Kooges nach dem an- deren, zu einem festen Körper zusammengeschlossen worden. Die Jahreszahlen, welche den Koogen eingeschrieben sind, geben die Zeit der Eindeichung an. | Ein bis zwei Jahrhunderte lang lag der vorspringende Theil, auf welchem Rodenäs, Klanxbüll, Horsbüll und Emmels- (99) V. Das Festland. 703 büll verzeichnet sind und der noch heute die Wiedingharde heisst, erst uneingedeicht, dann eingedeicht, als eine hohe und feste Marschinsel, den weiter rückliegenden Marschen zum Schutze, isolirt im Meere. Bei der Eindeichung der rückliegenden Länder wurde theilweise zu rasch gehandelt und unreifes Marschland mit- senommen. Ausser dem Bottschloter See, der auf dieser Karte sichtbar, liegt grade östlich von der Wiedingharde der viel grössere Gotteskoogsee, den zahlreiche Halbinseln und Inseln erfüllen, der aber im Winter eine ganze Landschaft überschwemmt, als war- nendes Zeichen vorzeitiger Eindeichung, weshalb man grade in diesen Gegenden reife und unreife, alte und neue, hohe und nie- drige Marschen, solche auf Moor und solche auf Sandgrund sehr wohl unterscheidet. Durch moorigen Wiesanwachs in den ver- ‚zweigten Gewässern, die dem niederländischen Biesbosch ähneln, entsteht daselbst ein Geflecht von Süsswasseralluvium und Marsch, das selbst auf einer sehr speciellen Karte einst schwer zu entwir- ren sein wird, weil überall die Menschenhand mit thätig gewesen ist und die Entstehungsursachen abgeändert hat. Inmitten dieser grossen, verwickelten Marschlandschaft liegt wieder, gleich einer Insel im Meere, die merkwürdige Fläche, welche man seit alter Zeit den »Kornkoog« oder das »Risummoor« nennt, ein sandiges, im Kerne mooriges Land, auf welchem sich an den Rän- dern alle die grossen reichen Dörfer angesiedelt haben, von denen aus, wie auf der Insel Föhr, von den Diluvialrändern her die um- gebenden ausgedehnten Weidelandschaften bewirthschaftet werden. Nach 1624 war dies abgsonderte Ländchen so sehr Insel, dass eine schwedische Flotille an ihr landen konnte. Sie hat nur eine kleine Dünenkante aus alter Zeit, die aber in den Dörfern Deetz- _büll und Niebüll ganz mit Häusern besetzt und dadurch un- kenntlich geworden ist. Denkt man sie sich, noch ohne die Marschen mitten im Meere liegend, so gleicht sie der Insel Romö darin, dass auch hier das segenüberliegende Festland bei Klixbüll völlig aus altem Alluvium besteht und ihr correspondirt. Den eigentlichen Festlandskörper bilden erst die grösseren Geest- distriete, deren Spitzen durch Leck, Stedesand und Langenhorn 46* 1704 V. Das Festland. ( 100) bezeichnet werden. Es sind drei kleine Halbinseln von Diluvial- land, welche aus dem hohen Diluvialkörper der grossen cimbri- schen Halbinsel hervorlangen. Sie dürfen hier einer weiteren Be- sprechung nicht unterzogen werden, da ihr Verständniss in dem weiter östlich liegenden Hochlande zu finden, sie auch in die gegen- wärtige Karte nur aufgenommen sind, um die östliche Vormauer des Raumes, in welchem die geologischen Ereignisse Nordfrieslands sich vollziehen, anzudeuten. Das bei Leck endende Mitteldiluvium von Büllsbüll und Achterup erhebt. sich nur wenig über die Ebene des ringsum verbreiteten Alluviums, es wird zum Theil sogar davon über- wuchert. Man gewinnt den Eindruck, als sei diese Fläche durch irgend eine Gewalt in altalluvialer Zeit abgetragen, bis zur Horizon- talität, die dem Mitteldiluvium so sehr fremdarlig ist, verschlissen. In den beiden anderen Halbinseln, von denen besonders die auf Stedesand zuweisende, hoch erhaben ist, findet sich ebenfalls das Mitteldiluvium, an einer kleinen Stelle bei Bredstedt “sogar das alte Diluvium local entblösst; im Ganzen aber sind sie völlig und mächtig bedeckt von Jungdiluvium mit der bereits von den Inseln her bekannten Beschaffenheit. Wichtiger ist die andere Erscheinung, dass’sie vor ihrer Stirn und auf ihren Flanken mit Flugsand bebeckt sind, der bis zu sehr verschiedenen, aber theilweise beträchtlichen Höhen ansteigt. Man hat diesen Binnenflugsand oftmals als eine innere Dünenkette betrachtet und beschrieben, allein die Art seiner Verbrei- tung lässt das nicht zu. Nicht, als das Meer hier fluthete und die Räume, die jetzt altes Alluvium sind, einnahm, entstanden aus seinem Strande diese Flugsandberge, sondern erst, als das Meer gewichen war, und die in seinen Busen zusammengewehte, durch das Wasser geebnete Sandmasse trocken wurde, erhob sich der Sandflug aus allen westlichen Richtungen und stob die Anhöhen hinauf, an denen Richtung und Verlauf der Bodenschwellen die Vertheilung regelte; denn so weit verzweigt im Innern nicht blos der eimbrischen Halbinsel, sondern der ganzen norddeutschen Ebene diese, mit Altalluvium gefüllten Busen reichen, so weit reicht auch die Erscheinung, (101) V. Das Festland. 705 dass aus denselben hervorgehend, Sandschollen die Anhöhen der Diluvialhügel erklimmen, deren Fuss von dem alten Alluvium umsäumt wird. Die Landstrasse von Soholmbrücke nach Leck schneidet ein in den aufklimmenden Flugsand, und da der Wind beständig die eingeschnittenen Hohlkehle fegt, ist der Weg allmälig gleichsam eingesunken bis auf das harte steinige Diluvium, auf welchem das, aus der Düne stammende, Wasser nicht weiter eindringen kann, so dass man mitten in der Binnenlandsdüne, einen stetigen Wasser- strom über das ganze Planum des Weges hat. In dem, zwischen den beiden hohen Diluvialhalbinseln gelegenen, breiten und tiefen Busen dehnt sich als ungeheure Ebene das alte Alluvium aus, von welchem der Flugsand der Anhöhen stammt, eine wahre Wüste, in deren Flächen bald hie, bald da, der Länge wie der Quere nach, Ketten von Flugsand auftreten. Der Rand des alten Alluviums ist hier am Fusse der Halbinseln ebenso wie bei der Insel Risummoor dicht mit den Wohnungen derer, die die Marsch ausnutzen, besetzt, und wo die Flugsandberge dem Rande nahe liegen, wie bei Bargum, Mönkebüll, Langenhorn rücken die Häuser gern auf diese Höhen hinauf, eine Erinnerung an die alten gefährdeten Zeiten. Auf diese Weise besteht das Dorf Langenhorn aus einer Häuserreihe von ®ı Meilen Länge mit reichlich 400 Feuerstellen und reichlich 2000 Einwohnern, lediglich gesammelt durch die geognostische Grenzlinie, die den sicheren Wohnplatz von der ertragreichen Weide scheidet. Nahe bei Langenhorn an der Stolberger Mühle finden in dem Jungdiluvium grosse Ausschachtungen statt; denn diese Formation ist weitumher die Hauptfundgrube des Wegmaterials für die vieinalen Strassen, da grober, stark eisenschüssiger Grand von hartem Gestein überall, wo sie mächtiger wird, einen wesent- lichen Bestandtheil derselben bildet. In dem Geröll trafen die Arbeiter an der genannten Stelle vor einiger Zeit zahlreiche weichere Stücke, die ihnen auffallend waren; ein benachbarter Landmann fand durch Analyse Phosphor- säure darin; nach der Beschreibung musste ich sie für Getaceen- 706 V. Das Festland. (102) knochen halten, und so erwartete ich schon einen ähnlichen Fund zu machen wie in Hamburg, wo ich vor einigen Jahren, (leider erst nachdem es gänzlich zertrümmert, und nachdem 1100 Pfund davon an Knochenhändler verkauft waren) circa 30 Meter über dem Meere, das ganz vollständige, 20 Meter lange Gerippe eines Wallfisches in dieser sonst versteinerungsleeren Formation nachwies. Die Sache zeigte sich aber ganz anders, als ich erwartet. An dieser Stelle war es eine massenhafte Ansammlung gerundeter Bruchstücke und einzelner wohlerhaltener ganzer Knochen, nament- lich auch eines Schädels vom Delphin, nicht aber in ursprüng- licher oder blos caleinirter Knochensubstanz, sondern ganz oder theilweise in phosphorsaures und kohlensaures Eisenoxydul ver- wandelt. } Der ganze Habitus dieser Delphinknochen erinnerte mich an diejenigen, welche sich im Limonitsandsteine finden, und bald gelang es mir denn auch, in den Lücken eines Knochens das Muttergestein zu treffen, das sich als unzweifelhafter Limonit- sandstein auswies. Es blieb kein Zweifel übrig, dass hier die Reste eines zer- störten Miocängebirges vorlagen. Weitere Bestätigung ergab sich durch das gehäufte Vorkommen von Eisensteinnieren, welche diesem sonst ganz harten Geröll anderswo ziemlich fremd sind. Hierin finde ich den Beweis, dass ich das häufige Vorkommen der Eisensteinnieren in derselben Formation auf Amrum richtig ge- deutet, den Beweis einer grösseren und allgemeineren Verbreitung des sandigen Theiles der Miocänbildung, welche ich an der Aussen- kante der Inseln mehrfach wahrscheinlich gemacht habe, und ausserdem ist die Thatsache noch weiter beachtenswerth, weil man daraus lernt, dass auch das Jungdiluvium Gerölle aus der Nachbarschaft aufnehmen kann, während dieser Charakter, so weit bisher bekannt, nur dem mannigfaltiger ge- mischten Mitteldiluvium zukam. Es wird mir gestattet sein, bei dieser Gelegenheit einen Blick auf die Cetaceenreste hiesiger Gegend überhaupt zu werfen, da dieselben im Vergleich zu den Resten grosser Landthiere in den jüngeren Formationen sonst ungewöhnlich sparsam, hier zu Lande (103) V. Das Festland. 7107 in keinem Gliede derselben fehlen, und da dies eine ähnliche Be- ziehung zum Meere, wie sie die Gegenwart zeigt, schon für die Zeit der rückliegenden Formationen anzudeuten scheint. Im Miocän enthält der Glimmerthon überall feste, fast unveränderte Knochen von Delphinen und Wallfischen neben Phokenknochen, der Limonitsand auf Sylt desgleichen, theil- weise in der seltenen Vererzung zu Sphärosiderit und Vivianit. Im alten steinfreien Diluvialmergel fand ich die wohler- haltene Vorderhand eines grossen Delphines zusammen mit Litorin« hitorea und einen Kiefernzapfen zu Glinde, nahe bei Uetersen (jetzt im Altonaer Museum). Im Mitteldiluvium, das Elephan- 'tenreste führt, ist zu Riepsdorf Gutes Goselan im östlichen Holstein ein Wallfischwirbel angetroffen; im Jungdiluvium jener vollständige Wallfisch von Hamburgs; ein eben so grosser, nicht vollständiger nahe bei Itzehoe in wesentlich geringerer Meeres- höhe. Nur im älteren Alluvium, das auf allen seinen vielen Quadratmeilen Oberfläche noch nicht die geringste Spur eines pflanzlichen oder thierischen Ueberbleibsels gezeigt hat, fehlen auch die Getaceen. Im jüngeren Alluvium aber ist ihr Vorkommen sehr gewöhnlich. Auf der Ostküste trifft man sie theils in dem vegetabilischen, sehr weichen Schlamm der Föhrden, theils selbst unter Torfmooren, die auch hier einzeln eine untermeerische Lage haben, westlich in den Marschen der Nordsee aber auf der ganzen Erstreckung der Provinz von Norden nach Süden unter dem Schlick, auf dem darunter liegenden blauen,: oft muschelreichen Watt- sande. — Ueberall hat man namentlich Wallfischwirbel, und diese mit bis über 18 Zoll Durchmesser bei den tieferen Erdarbeiten getroffen, vielerwärts hat man sie als Sitze vor den Hausthüren oder als Haublöcke in den Küchen früher verwendet. Im Adolfskoog, nahe bei Husum, ist aus dem Marschboden früher ein vollständiges . Wallfischgerippe gegraben. Bis in die Ringmauer von Hamburg breitet sich auch diese Lagerstätte aus; denn innerhalb derselben hat man Delphin- und Wallfischreste 10—20 Fuss (3—6,3 Meter) tief im Marschboden gefunden, nicht etwa versprengte, oder todte Thiere, die einst im süssen Wasser gestrandet, sondern in 708 V. Das Festland. (104) einer Schicht voll von Cardium edule, als Zeugen, dass das Meer- wasser während der jetzigen Periode einst völlig bis in dieses oberste Ende des Elb-Mündungsbusens reichte. Selbstverständlich sind aber auch die tiefsten dieser Marschfunde nur Aequivalente zu dem, was noch heute von solchen Thieren auf den Watten strandet und im Schlick begraben wird. Einzelnachrichten über solche Wattfunde sind zahlreich und fortlaufend. Um nur einen derselben namhaft zu machen, so ist ein so gefundenes Hinter- haupt, 490 Pfund schwer, vor Jahren von einem Husumer Bürger an JOHANNES MÜLLER geschenkt und soll heute noch eine Zierde des berliner zoologischen Cabinetes bilden. Ausser den tertiären Delphinknochen im Jungdiluvium, welche diesen Excurs veranlassten, ist dasselbe auch in diesem Gebiete einförmig wie immer zusammengesetzt. Noch einförmiger ist der um den Fuss der Diluvialhügel geschlagene Mantel von Altalluvium, welches hier ohne Ausnahme schlichter Haidesand, vielfach mit Ortsteindecke versehen, bildet. Selbst in so kleinen, von Marsch umgebenen, Haidesandinseln, wie Effkebüll und Trollebüll, wo man eine innigere Vermischung des Schlickes mit dem Sande erwarten sollte, findet diese nicht Statt, sondern Ortstein ist dem Sande aufgelagert. Stärker scheint an der langen Grenzlinie von Langenhorn Marsch und Haidesand durch einander gewürfelt zu sein. Ich fand in dem Sande daselbst Haufen von Cardium und Mytilus mit ansitzendem Schlick und ganze Geschiebe von Marscherde bis zu der Grösse von 2 Wagenfuhren. Die Art, wie sich der Ansatz des Marschlandes aus dem schliekbeladenen, auf- und abfluthenden Wasser bildet, ist zwar im Allgemeinen bekannt, doch kommen einige Momente der Mit- wirkung der Pflanzenwelt und des Menschen in Betracht, welche an der hier linear verlaufenden Festlandsküste besser zu beob- achten sind, als auf den Inseln, daher dies der rechte Platz sein dürfte, den Gegenstand zu besprechen. Auf der Karte gewahrt man ein schmales Vorland vor der Wiedigharde, wo die kleinen Lahnungen, die man zur Beförderung des Anwuchses baut, zapfenförmig ins Meer hineinreichen, dann (105) V. Das Festland. 709 südlich das breite Vorland vor der Bredstedter Marsch, wo grosse Buhnen in das Meer hinausgebaut sind, ferner den Aussen- deich bei Alt-Galmsbüll, der ohne genügende menschliche Nach- hülfe sich völlig unregelmässig gestaltet. Auf allen diesen Stellen erweitert sich das Gebiet des Fest- landes gegen das Meer, und man ist bestrebt, dem neuen Anwuchs eine solche Gestalt zu geben, dass derselbe nachmals’ durch einen Deich von bequemer und widerstandsfähiger Aussenlinie dem bleibenden Festlande hinzugeschlagen werden kann. Durch die Lahnungen erzeugt man Buchten, in denen das Wasser relativ ruhig wird und den Schlick fallen lässt: das ist die Nachhülfe. Der natürliche Vorgang bei dieser Festwerdung ist besonders dureh die Pflanzenwelt vermittelt. 1 Drei deutlich unterschiedene, zeitlich auf einander folgende, aber auf der ganzen Breite, daher auch räumlich neben einander in Zonen von sehr geringen Höhenunterschieden ausgebreitete Vegetationen, welche langsam erobernd in’s Meer dringen, sind an dieser Küste wahrzunehmen. Sie liegen dem Auge so klar vor, dass der Marschbewohner sie mit Leichtigkeit unterscheidet und die Hauptrepräsentanten jeder Zone mit bestimmten Namen zu nennen weiss. Aber gerade diese drei Namen, von unten nach oben gehend Queller, Drückdahl, Andel werden dennoch ver- wirrend gebraucht, weil theils nur zwei in einigen Marschen üblich sind, theils in verschiedenen Landschaften dieselben Namen auf verschiedene Pflanzen angewendet werden. Für die Charakteristik des neu entstehenden Landes ist es aber doch sehr wichtig, die Aufeinanderfolge der zuerst erscheinenden Pflanzen mit ganz sicheren Linien zu umrahmen. Das Watt, aus dem feinen beweglichen Sande bestehend, am Lande schon theilweise mit Schlick bedeckt, ist aller Landvege- tation baar, weil es den grössten Theil des Tages unter Wasser liegt und nur zur Zeit des tiefsten Wasserstandes und wenn keine starken Winde dies Verhältniss ändern, zwei Mal täglich auf kurze Zeit wasserfrei wird. Dennoch sieht man im Frühling das blosslaufende, sonst schwarzgraue Watt auf weite Flächen vom Lande aus mit dunkel- 710 V. Das Festland. 5 (106) grüner Farbe bedeckt. Der Landman nsagt, das »Watt blüht«. Im Sonnenschein wird das Grün heller, es trocknet ein und wird schliesslich zu einer gelben oder braunen Kruste, aus unzähligen Fäden einer Gonferve zusammengefilzt, welche vorher während der Bedeckung lang hingestreckt mit dem Ebbe- oder Fluthstrom im Wasser schwanken. Die zarten, schnell wachsenden Keime dieser Kryptogamen, welche unendlich verbreitet sind, finden ihren Halt, indem sie sich auf die weichen Theile des Schlicks heften. Mit jeder neuen Fluth aufgeweicht oder neugesäet, erscheinen sie von Neuem, bei- tragend zur Vermehrung der Masse und zur Befestigung des neuen Bodensatzes. Mit bezeichnendem Namen ist diese, nur in Massen sichtbare Pflanze als landbildend ( Conferva chthonoplastes Flor. Dan. tab. 1485) in die Naturgeschichte eingeführt. Andere Algen, als diese, werden auf den eigentlichen Schlick- watten in dem stets trüben Wasser nicht leicht angetroffen, jeden- falls nur vereinzelte Exemplare, die an eine Muschel geheftet, hierher getragen wurden. | In den Wasserläufen zwischen den einzelnen Platten des Watts zeigt sich das breitblätterige, wie das schmalblätterige Seegras | Zostera marina Lin. (Flor. Dan. tab. 15) und Zostera minor Norte (Flor. Dan. tab. 2011), daneben die fadenförmigen Stengel von Zamnichellia palustris (Flor. Dan. tab. 67), Ruppia spiralis L. (Flor. Dan. tab. 364), Ruppia rostellata L., sämmtlich zu der natürlichen Familie der Fluviales gehörig, mit dem auf- und abfluthenden Wasser land- oder seewärts lang da- hinstreichend. ER Die langen, schmalen, olivengrünen Blätter des gewöhnlichen Seegrases, etwa 2 Linien breit und mit 3 Nerven versehen, sind hinreichend bekannt. Weniger bekannt sind die Blätter des kleineren, das auf Schleswig-Holsteins Küsten beschränkt zu sein scheint. EN er (107) V. Das Festland. | rn Mit dieser dürftigen Zahl erschöpft sich die gesammte Pflanzen- welt der eigentlichen Watten. In dem nächsten Gebiete, wo der Schlick schon so hoch ge- worden, dass ihn die tägliche gewöhnliche Fluth nur kurze Zeit bedeckt, wo die Luftwirkung auf die Pflanzen der Wasser- wirkung den Vorsprung abgewinnt, da beginnt sogleich die Land- flora und zwar mit einem Gewächs, welches dem Wasser sich ebenso steif aufrecht entgegenstemmt, als die vorher genannten sich schmieg- sam demselben fügten, einer der auffallendsten Gestalten im ganzen deutschen Pflanzenschatz, der Salicornia herbacea Lin. In zwei verschiedenen Formen, erecta (Fl. Dan. tab. 303) und patula (Fl. Dan. tab. 1621) theils die Aeste steif aufrichtend, theils sie breit auslegend, wahrscheinlich doch nur verschiedenen Eigen- thümlichkeiten der Fluthbewegung entsprechend, beginnt sie, im Bereiche der Wellen, mit ganz zerstreuten Individuen, aussehend, als wären sie künstlich n den nassen Schlamm gesteckt, ver- dichtet sich allmälig landaufwärts und geht dadurch ziemlich rasch, aber immer nur der Böschung gerecht werdend, in einen ganz dicht geschlossenen buschigen Rasen über. Durch den Widerstand ihrer steifen und fleischigen Körper- theile bricht die Pflanze sowohl die Wellenbewegung, als auch die Strömung des nicht sturmgepeitschten Wassers, und | bis 2 Decimeter über dem Boden sich erhebend, dicht bezweigt und dicht gedrängt, fängt sie, wie in einem Filtrum den suspendirten Schlamminhalt desselben auf, den sie zuerst in ihren Achseln sammelt, nachmals durch Trocknen oder eigenen Verfall auf den Boden ausbreitet und so denselben unter sich allmälig erhöht. Auf solche Weise ihren Standort erhöhend und festigend, schreitet sie langsam gegen die Wassergrenze vor, Land bildend und gewinnend, das dann für den Sommer völlig gesichert ist und auch im Winter besteht, so lange nicht gewaltsame Ereig- nisse, Sturmfluthen und namentlich Eisschälung, das Gewonnene wieder zerstören. An der ‚langen Küste unterbricht leider auch die Strömung oft das stille Werk, so dass sich das Gesetz des Vorschreitens gegen das Meer verbirgt; in stillen Buchten aber kann der An- 112 V. Das Festland. (108) wuchs bis zu 50 Meter im Jahre betragen. Zwei Meter ist das kleinste Mass, und durchschnittlich kann man die Bewältigung einer Wattenzone von 20 Metern Breite jährlich beobachten. Mit sicherem Auge misst von der Höhe des Deiches herab im Frühling nach dem Ausspriessen dieses einjährigen Gewächses der Marschbauer das Ausgreifen der untrüglichen grünen Linien gegen das graue Watt, damit den Fortschritt des Landes gegen das Meer und die bessere Sicherung alles früher ausgeführten Landgewinnes. Das ist die Pflanze, welche man in Schleswig- Holstein Queller nennt, während man in Holland den später zu erwähnenden Andel so bezeichnet. An einer der beiden Stellen wird eine Namensverwechselung Statt gefunden haben. Da man aber hier, wie die Landschafts- namen Maxqueller in Süderditmarschen (der seit Jahresfrist jetzt eingedeichte Kaiser- Wilhelmskoog), und Norddeicher Queller in Norderditmarschen lehren, auch selbst die flachen Wattinseln bei ihrem ersten Entstehen, also bei dem ersten Grün mit diesen Na- men bezeichnet, und da das Wort überdies anschaulich das über- raschende Aufsprudeln der aufrechten Stämme ausdrückt, so dürfte der Name in dieser Gegend ursprünglich, und die mit ihm hier bezeichnete Pflanze die richtige sein. Dieser Name ist aber recht eigentlich dem dichten Rasen der Pflanze, ihrer pflanzengeographisch und geologisch wichtigen Zone | eigen; die anderen Namen gelten mehr ihrem Habitus und ihrer Thätigkeit, sie lauten: Krückfuss, Glasschmalz, Drückdahl (Ost- friesland), Hanepot, Zeegrapper, Zeekraal, Krabbelkwad (Holland). Ein solcher Namenreichthum bezeichnet klar, wie wichtig dem Volke die wohlthätige Pflanze erscheint und wie leicht sie in ihrem, von allen anderen Gewächsen isolirten Standorte, beobachtet wer- den kann. k j Sie hat einen blanken, dicken, zwischen den Aesten aufge- blähten Stengel, dessen ebenso beschaffene blattlose Aeste gegen- ständig angeordnet sind und ihr eine wunderbare cactusähnliche Gestalt geben. Trotz ihrer Steifheit ist sie so saftreich und weich, dass sie durchsichtig erscheint, und man einem in der Hand ge- haltenen Büschel den salzigen Saft auspressen kann, nichts be- (109) V. Das Festland. 713 haltend, als das zarteste Oberhäutchen und das fadenförmig ge- festete Mark. So gestaltet, erhebt sich der Queller aus dem Meere, je weiter landeinwärts, desto dichter gedrängt und desto höher, in völlig ununterbrochenem, durch keine andere Pflanze gestörtem, ge- selligem Wachsthum, bis plötzlich eine Grenze entsteht, wo zahl- reiche andere Pflanzen sich einstellen und ihn, eine bunte Kraut- zone bildend, unbedingt bis auf die letzte Spur verdrängen. Obgleich einzelne Gewächse der Krautzone, welche sämmtlich echte Salzpflanzen sind, sich auch an anderen Meeresküsten und im Innern des Landes, bei den Salzquellen oder im Staubbereich der Gradirhäuser wiederfinden, so ist doch die interessante ex- clusive Gesellschaft unvermischt nur in dieser Zone zwischen dem Queller und dem Grase zu finden. Besonders in die Augen fallend ist dieselbe characterisirt durch die Abwesenheit aller Kryptogamen, namentlich der Flechten, Moose, Farrenkräuter und Schachtelhalme, und durch das gänz- liche Fehlen .der Gräser, welche beiden Gruppen doch sonst allent- halben hin sich Bahn zu brechen wissen. | Einzeln finden sich einjährige Salzpflanzen; die meisten sind ausdauernde und beweisen dadurch, dass schon diese Zone der Herrschaft des Wassers vollständig entrissen ist. Die einjährigen Pflanzen sind namentlich Salsolaceen oder Che- nopodieen in fleischiger Tracht: Atriplex arenaria Woon»s, (Fl. Dan. tab. 1284), Schoberia maritima MENER, (Fl. Dan. tab. 489), Salsola Kali Linse, (Fl. Dan. tab. 740), Kochia hirsuta NoLte, (Fl. Dan. tab. 187). Dazu kommmen drei Sandkräuter von schwachem Wuchs: Lepigonum marinum, (Fl. Dan. tab. 740), Lepigonum medium, (Fl. Dan. tab. 2231), Sagina strieta, (Fl. Dan. tab. 2104). Aber diese vergänglichen Gestalten finden ihre Heimstätte nur in dem Rasen, den in Ermangelung echter Gräser eine Anzahl anderer, niedriger, ausdauernder Gewächse über den bis dahin nackten Schlick zieht. 714 V. Das Festland. (1 10) Obenan steht unter diesen Plantago maritima Linse, (Fl. Dan. tab. 243) und die beiden schönblühenden Plumbagineen: Armeria maritima WırLv, das sogenannte Seegras und Statice Limonium Linn£, (Fl. Dan. tab. 2409), jene schöne Meergrasnelke, deren trockene Blüthen Gestalt, Farbe und Seidenglanz bewahren und daher an der blumenarmen Salz- küste als dauernder Zimmerschmuck verwendet werden, endlich der Meerdreizack, Triglochin maritimum Linx£, (Fl. Dan. tab. 306). Wandert man durch den merkwürdigen Rasen zur Blüthezeit, so werden Stiefel und Kleider bis hoch hinauf von gelbem Blüthen- staub bedeckt. k Ueber diesen höchst eigenthümlichen festen Teppich erheben sich nur zwei buschige Gewächse, welche einen Festlandscharakter tragen, und deren eine, die Strandaster, die untere, deren andere, der Strandwermuth, die obere Grenze dieser Zone bezeichnen: Aster Tripolium Linn£, (Fl. Dan. tab. 615) und Artemisia maritima Linne, (Fl. Dan. tab. 1655), letztere mit silberweissen, sammetweichen, tief eingeschnittenen Blättern, deren bitterer Saft das Heilmittel gegen die Marschfieber abgiebt. Erst wo der Wermuth dichter wird, nimmt der Rasen einen anderen Character an, indem hier wenigstens grasähnliche Pflanzen, Cyperaceen, sich geltend machen und den Boden für die Gräser zubereiten, durch den festen Halt, den ihr unterirdischer Stengel gewährt. Es sind besonders drei, einander nahe verwandte Riete, welche diesen Dienst verrichten: Seirpus Tabernae montani GMELIN, Seirpus maritimus Linn£, (Fl. Dan. tab. 937), Seirpus rufus Scuran., (Fl. Dan. tab. 1504). Ihnen allein gelingt es aber nicht, die Schaar jener kräftigen Kräuter zu verdrängen; das geschieht erst durch die unwider- 'stehliche Ausbreitung einer Binsenlilie, des Juncus bottnicus WAuLene. (Fl. Dan. tab. 2411), (111) V. Das Festland. 3 715 die den sehr bezeichnenden Namen Drückdahl erhalten hat, weil sie alles Höherwachsende niederdrückt. Während die Quellerzone noch oft bis an ihre höchste Grenze von Fluthen besucht wird, können nur mässige Hochfluthen in die oben geschilderte Kräuterzone eindringen. Vermag das Wasser ohne sonstige Gewalten grosse Flächen des Quellerrandes zu zer- reissen, auch stellenweise den Schlick, der im Winter schutzlos ist, aufzurühren, so ist das in der Kräuterzone nur noch durch seltene gewaltsame Ereignisse möglich. Daher wächst von dem Schlick der Hochfluthen die Kräuterzone langsam, aber sicher empor, bis er jene Höhe erreicht, wo ihn das Regenwasser ge- nügend von den immer seltener werdenden Salz-Ueberfluthungen aussüssen kann. Das ist die Stelle, wo die genannten Scheingräser und Binsen- lilien Platz für den Graswuchs machen. Dieser tritt, wo die Aussüssung vollendet ist, gleich mit so grosser Energie ein, dass er alles andere Gewächs verdrängt, erst fleckweise, dann zusammenhangend einen dichtgeschlossenen, für den Angriff des Wassers ganz unzugänglichen Rasen auf der flachen Böschung bildend. Zwei Gräser derselbigen Gattung, früher zu Poa gerechnet, jetzt als Glyceria unterschieden, sind es, welche den dichten Rasen des festen Aussendeichlandes bilden, beide zusammen in Holland Quelder, in Ostfriesland Andel genannt: Glyceria distans W auLene. (Fl. Dan. tab. 251 und tab. 2222), Glyceria maritima Dres, (Fl. Dan. tab.: 1626). Sie bilden das reiche Futtergras und geben das köstliche Heu, durch das die unbedeichten Ländereien so einträglich sind. Auch in diesem wirklichen Rasen fängt sich noch wieder Schlick von ausserordentlichen Hochfluthen, auch dieser Boden wächst im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte noch höher und lagert sich noch fester, süsst sich völliger aus und wird am Ende für den Anbau aller, dem Klima entsprechenden Cultur- pflanzen fähig. Das kündigt sich an durch das Erscheinen des weissen Klees, den man als das Zeichen betrachtet, dass das Land, 716 “ V. Das Festland. (112) wenn sonst des Ortes Gelegenheit darnach ist, zur Eindeichung reif geworden; bis dahin aber wehren die beiden Gräser jede aus der eingedeichten Marsch kommende Pflanze ab; aber dann ist das Land vollendet und der Herrschaft des Meeres entwachsen. Kaum dürften irgendwo sonst im Innern des Landes, auf so beschränktem Raume, und bei einem nur nach Metertheilen messen- den Höhenunterschiede, drei so deutlich geschiedene Pflanzen- zonen neben einander liegen. Die Linie, wo der Grasandel beginnt, ist für die praktischen Zwecke der Marschbewohner, für die Landgewinnung, wie für den Schutz des eingedeichten Landes von allerhöchster Bedeutung, sie ist die Linie der sogenannten ordinären Fluth (O. F.) eine Marke, welche bei der, nach der Küstenfiguration wandelbaren, Wirkung der Winde auf das Meer für die Beurtheilung der zu erwartenden Wasserstände entscheidender ist, als die allervoll- kommenste Horizontale. Auf diese Linie der ordinären Fluth, und nicht auf einen künstlich abgeleiteten mittleren Wasserspiegel, wird alle praktische Gesetzgebung und Uebung des Deichbaues und sonstigen Küstenschutzes gegründet. Alle Versuche, dem- _ selben eine mathematisch bestimmte Grundlage zu geben, sind nur zu einer Quelle des Irrthums und der Mühsal geworden. Um gegen die Natur zu kämpfen, muss der Mensch ihren untrüglichen Gesetzen gehorchen, und kaum kann sie allgemein gültige tellu- rische Gesetze deutlicher aussprechen, als durch pflanzengeo- graphische Linien. Fragt man nun nach der Herkunft des Schlicks, der mit Hülfe dieser Pflanzen am Festlande die Marsch aufbaut, so lässt sich diese Frage nicht eher beantworten, als bis man die Natur der Marschinseln betrachtet hat, welche zwischen der zuerst ge- schilderten und erchlossenen Kante eines vorzugsweise tertiären Landstreifens und dem jetzt beschriebenen Hügellande in dem meilenweiten inneren Haff belegen sind und waren. (1 15) VI. Die Marschinseln. | NT. VI. Die Marschinseln. In dem grossen Haff, das nördlich von der vorspringenden Küste Jütlands, südlich von der Halbinsel Eiderstedt geschlossen wird, liegt eine Zahl von Inseln, welche, abweichend von der Aussenkette, lediglich Marschboden in der Erdoberfläche haben. Die nördliche Hälfte des Haffs hat nur die eine kleine Insel Jord- sand, die grössere Zahl derselben liegst in der südlichen Hälfte. Im Gebiete der Karte sind es die Halligen, d. h. unbedeichten Inseln: Oland, Nordmarsch, Langeness, Appelland, Grode, Habel, Beenshallig, Hamburger Hallig, und südlich von der Karte: Hooge, Norderoog, Süderoog, Südfall, Nordstrandisch- moor, Pohnshallig sammt den beiden grösseren eingedeichten Inseln Pelworm und Nordstrand. Da der südliche Kreis der Inseln geognostisch keine andere Farbe gestatten würde als die der Marsch, so ist derselbe in die Karte nicht aufgenommen. Die gegenseitige Lage der einzelnen ist ja ohnehin auf jeder Karte des Herzogthums Schleswig zu sehen. Die Insel Pelworm, zwei Meilen vom Festlande entlegen, etwa %, Quadratmeilen gross, bildet ein einheitliches, früher sehr hohes Marschland, aus elf verschiedenen eingedeichten Koogen. In der Mitte liest »der grosse Koog«, und zehn andere kleinere Kooge umgeben denselben. Fast rings umher berühren die Deiche der Insel unmittelbar das Meer; vom oben beschriebenen Anwachs zeigt sich vor ihnen kaum eine Spur, mit Ausnahme der nord- östlichen Ecke, der sogenannten »Norderhalligs«. Auf dieser Insel hat besonders in den letzten Jahrhunderten eine beträchtliche Lagerung des Bodens Statt gefunden. Das Moor unter der Marsch ist zusammengepresst, die Marscherde selbst allmälig dichter ge-- worden, aus den äusseren Koogen ist überdies beständig Marsch- erde zur Refection der Deiche entnommen, die dem unmittelbaren Angriff des stärksten Wogenschlags ausgesetzt sind. So liegt die noch in historischen Zeiten als ein sehr hohes Marschland bekannte Insel jetzt unter ordinärer Fluth, und ihre Ränder er- 47 718 VI. Die Marschinseln. | (114) scheinen dem Abbruche so ausgesetzt, dass man den westlichen Deich bereits in einen riesenhaften Steindeich, bedeckt mit Graniten des Mitteldiluviums der Ostseeküste hat umwandeln müssen. ! Ganz ähnliche Erscheinungen bietet die Insel Nordstrand, obgleich dieselbe unter dem Schutze von Pelworm liegt. Sie be- steht heute aus 6 Koogen. Die westlichen unter ihnen sind eben so gestellt, dass das Meer den Fuss ihrer Deiche benagt und ab- bricht, statt neues Land abzusetzen, und nur im Osten, in dem, durch die Insel selber geschützten Wasser, wird Land gewonnen, aus welchem erst vor kurzer Zeit der östlichste Koog gestaltet ist. Schon beginnt die Insel durch Vorland mit der bisher frei- liegenden Pohnshallig zusammenzuwachsen, und es ist Hoffnung, auch dies Gebiet bald eindeichen zu können. In dieser ihrer isolirten Lage, mitten im Meer, auf drei Seiten abbrechend, bilden die beiden eingedeichten Marschinseln eine Naturerscheinung, die sonst nicht vorkommt, da eine schutzlose Marsch mitten im Meer nicht entstehen kann; es ist ihnen also die Signatur aufgedrückt, dass sie, wie auch die Ge- schichte lehrt, nur die Ueberbleibsel eines vormaligen grossen Marschlandes, dass sie nur Bruchstücke sind. Noch deutlicher aber tragen dieses Gepräge die kleineren unbedeichten Inseln der Nachbarschaft, deren grössere Hälfte auf der Karte dargestellt ist und die unter dem Gesammtnamen der Halligen bekannt sind, der sonst eigentlich uneingedeichtes Land überhaupt bedeutet. Es sind die Bruchstücke grossen zerstörten Marschlandes, noch haftend auf der Mitte des Watts oder der Sandplatte, die einst in ihrer ganzen Ausdehnung mit Marschland bedeckt war, rings umher scharf, senkrecht abgebrochen, in einer Höhe von 1 bis 2 Meter über dem heutigen Watt, und nur unter der östlichen geschützten Kante theilweise wieder ein Vorland nach der oben beschriebenen Weise gewinnend, das aber dem Verluste der drei anderen Seiten weitaus nicht gleichkommt. Die Oberfläche ist mit einem dichten Teppich der beiden Andelgräser bedeckt, wird als Weide für die Schafe benutzt, giebt das Heu für den Winter und ernährt die Bewohner, welche ihre Häuser auf hohen Werften errichtet haben und so noch heute, wie (115) VI. Die Marschinseln. 719 Prinıus schrieb, bei täglicher Hochfluth den Schiffenden, bei der Sturmfluth den Schiffbrüchigen gleichen. Durcehschnitten ist der grüne Grasteppich von salzigen Watt- strömen, welche bald sich verbreiternd, bald zuschlickend, neben dem beständigen Abbruch am Rande die einzige Veränderung der Landschaft bilden. Letztere liegt, meistens nicht grösser als ein einzelnes Bauern- oder Herrengut, mitten in dem grünen schlick- beladenen Meere zur Sommerzeit smaragderün, zur winterlichen Schneezeit tadellos weiss, da, versehen mit süssem Wasser für Menschen und Vieh durch Tränken verschiedener Grösse und Cisternen, deren aufgesammeltes Regenwasser vor grossen Hoch- fluthen, die selbst in das Haus dringen, in Fässern geborgen werden muss. Alljährlich nehmen die Halligen an Grösse ab: Regen und Wellenschlag zehren an der völlig nackten thonigen Kante, der Strom welcher täglich zwei Mal hin und zurückgeht, entführt auch das kleinste der suspendirten Theilchen, der Strand bedeckt sich nur mit etwas Sand und Muscheln, gemengt mit Ziegelsteinen, Schlacken und anderen steinigen Ueberbleibseln, welche das viel- hundertjährige Leben der Menschen auf diesen Flächen verstreut hatte. Man ist im Allgemeinen der Ansicht, dass die gesammten Halligen seit Anno 1713, da sie gemessen wurden, ungefähr die Hälfte ihrer Oberfläche verloren haben, und dass sie, wenn nicht künstliche Vorkehrungen Schutz bringen können, gleich den be- reits untergegangenen Halligen Hingstnes und Hainshallig und der nahezu verschwundenen Behnshallig, eine nach der anderen, im Meere langsam verschwinden werden. Nur eine Hallig ist von anderer Zusammensetzung als die übrigen, nämlich Nordstrandischmoor; aber gerade diese ver- kündet in ihrem Bau noch mehr als alle übrigen, dass sie der Rest eines grossen zerstörten Landes sein muss. Die Oberfläche besteht aus nur reichlich 1 Fuss (0,3 Meter) Marscherde, darunter folgt sogleich 4'% Fuss (1,4 Meter) Hoch- moorstorf, darunter 1—2 Fuss (0,3—0,6 Meter) Darg, und darunter Sand ohne die geringsten Spuren thierischer oder pflanzlicher Ueberbleibsel aus dem Meere. Selbst unter dem Darg, der deut- 47® 720 VI. Die Marschinseln. | (116) lich in süssem Wasser entstanden und mit Hochmoor später be- deckt worden ist, finden sich noch Spuren, dass er verhältniss- mässig Jungen Alters sein muss, man hat, von ihm überwach- sen, gepflügte Sandfelder, schnurgerade Gräben, man hat unter demselben sogar Anfang der sechziger Jahre, ein unbekleidetes menschliches Gerippe gefunden, bedeckt von einem durch die Moorsäfte wohlerhaltenen Brette. Geschichtlich ist auch bekannt, dass diese kleine Insel vor. 1634 ein von Marschland rings umgebenes wüstes Hochmoor war, und dass der Marschboden, der sie jetzt bedeckt, theilweise aus dem benachbarten zerstörten Marschlande durch Menschen- hand aufgetragen worden, dass aber in der ersten Zeit, da diese Hallig für sich allen bestand, die Oberfläche derselben, wie vor- her, mit Haidekraut und Vaceinien bedeckt war, inmitten der salzigen Fluth ein Wunder zu sehen. Die Beobachtung aller dieser Inseln, und wie sich später er- geben wird, auch der Watten rings umher, lehrt mit derselbigen Entschiedenheit wie die wohlbeglaubigte Geschichte, dass an dieser Stelle ein ungeheures Marschland zu Grunde gegangen ist. Die Chroniken sind voll von den Drangsalen, welche die Bevölkerung gerade dieses Landes hat erfahren müssen, wie all der reiche Besitz und oft mehr als die Hälfte der Lebendigen dabei unter- gegangen. So weit es möglich ist, soll der natürliche Vorgang der Zerstörung aus diesen Quellen dargestellt werden. Von dem der Zerstörung vorhergehenden Zustande giebt am besten die südlich vorliegende Landschaft Eiderstedt Zeugniss. Sie bestand erwiesener Massen in alter Zeit aus drei Inseln, deren westlichste Utholm-sich thatsächlich fast drei Meilen weiter west- wärts, bis fast nach Helgoland erstreckte, von wo ihre Kante, Dünen bildend, allmälig landeinwärts schritt. Im 12. Jahrhundert wurde Utholm an die mittlere Insel Evershop, im 13. Jahrhun- dert Evershop an die östlichste Insel, Eiderstedt, und 1480 wurde Eiderstedt an das bisherige Festland gebunden.durch Dämme, . welche dann die Aufschlickung der trennenden Meerengen veran- lassten. Ebenso verband sich aus grossen, nur durch schmale Meer- engen getrennten Marschinseln das Land, dessen traurige Reste (117) VI. Die Marschinseln. | soeben beschrieben worden sind, das alte Nordstrand, das die sanze grössere Südhälfte des Binnenmeeres erfüllte, bald als grosse Insel für sich bestand, bald mit den südlich vorliegenden Inseln Eiderstedt’s, bald mit dem östlich vorliegenden Festlande zusam- menwuchs, je nachdem die natürliche Anschlickung, unterstützt durch Menschenkunst, oder ein gelegentlicher Abbruch es forderten. Eine Dünenkette, welche die Eiderstedtische mit der Am- rumer verband, ausser Engelsand und Seesand auch den gänz- lich verschollenen Ipkesand überragend, war der Rest ihres Schutzes. »Nordstrand lieget in einer Meerschöth und vor die- sem Sinu grosse Sanddünen« schreibt Prrazsus Anno 1565. Auf- gebaut war dieses Marschland über einem niedrigen Sandlande, das mit stehendem süssem Wasser alle seine Vertiefungen gefüllt und Moore der verschiedensten Art hervorgerufen hatte, und herausragten aus der Alles abgleichenden Marschebene Haidesandinseln des alten Alluviums, gross wie die flachen Hügel, auf denen in Eiderstedt die Ortschaften Garding, Tating, Tholendorf und Brösum liegen, oder klein und gänzlich in Ortstein verwandelt, wie Eff- kebüll und Trollebüll, Moorlandschaften wie das Risummoor, in welchem das Moor so mit altalluvialem Sande verflochten ist, dass es theils über, theils unter demselben liegt, oder aufgeschwellte Hochmoore, wie dasjenige, dessen Rest in Nordstrandisch Moor besteht,') oder gar mitteldiluviale Hügel, wie wir sie in den Burgen ) Durch einen glücklichen Umstand haben wir genaue Beschreibungen des Hochmoores, welches einst mitten in dem reichen Marschlande des alten Nord- strand lax und wovon ein Rest in Nordstrandisch Moor erhalten ist; diese lassen den Charakter eines wirklichen Hochmoores ganz unzweifelhaft. Kein ein- ziger Theil der ganzen zerstörten Landschaft ist daher so sehr als dieser im Stande, uns den Charakter des Landes vor seiner Bedeckung mit Marscherde klar vor die Augen zu bringen. Das nächste Festland, auf dem ein solches Moor aufwachsen könnte, ist über 2 Meilen entfernt, getrennt durch Wasser und Marsch, die nächste Inselecke Amrums, wo, wenn es grösser wäre, ein solches Moor entstehen könnte, ist 4 Meilen entfernt, durch Meer getrennt; noch weiter entfernt ist das Geestland . von Föhr; also mitten zwischen diesen höheren Landschaften lag hier vor der Marschbildung eine Geestlandschaft wie die oben geschilderte, in der ein Hochmoor gedeihen konnte. Eine Schilderung stammt von Marnıas Berws, welcher kurz vor der grossen Zerstörung Nordstrands, die Bewohner strafend über den Zu- stand der Deiche und die Gefahren der letzten Hochfluthen schrieb. Sie lautet: 722 VI. Die Marschinseln. (118) von Tinnum und Borgsum oder in dem Boden des Fleckens Hoyer, von Marsch umgeben, haben kennen lernen, und wie es noch jetzt mitten im Watt, auf Föhrer, Schulter und dem Lundenberger Sande südöstlich vom jetzigen Nordstrand ange- deutet ist, wo der Sand den vollständigen Inhalt eines mitteldilu- vialen hat. Durch solche theils erwiesene, theils der Analogie nach zu erwartende Unterlagen und Unterbrechungen des wagerechten Marschbodens gewinnt das alte Nordstrand eine andere Natur, als man ihm gemeiniglich zuschreibt, indem man von den stehenge- hliebenen festeren Marschinseln auf den zerstörten Theil zurück- geschlossen hat, der aber, eben weil er leichter zerstört wurde, einen minder festen Körper verräth. Die erste geschichtlich genannte verwüstende Fluth, welche in dieses Gebiet einbrach, war die in weitesten Kreisen genannte cimbrische Fluth, etwa 400 Jahr vor Christo, welche die CGimbern aus den überschwemmten Theilen dieser Halbinsel, die damals so viel breiter war und ungefähr 80 Quadratmeilen mehr begriff, vertrieb. Dann schweigt die Geschichte über ein Jahrtausend von den Naturereignissen in diesem Winkel, und nur, dass die Gegend unter dem Einflusse von Ebbe und Fluth lag und auf hohen Werften besiedelt war, wird berichtet. Erst später ward die Marsch eingedeicht und auch in der Niederung besiedelt, und erst seit jener Zeit erfolgen die Berichte von zerstörenden Ueberschwemmaungen, theils weil die Menschen selber mehr davon betroffen wurden, theils aber doch, weil durch die Deiche das Land mehr als vorher gefährdet war. Das mag paradox klingen, ist aber nichts destoweniger, wie sich bald zeigen wird, geschichtlich und naturkundig zu erweisen. „Zwischen Rörbek, Volligsbüll und Stintebüll liest das Moor, das sich allmälig so hoch erhebt, dass man mit Wahrscheinlichkeit glaubt, es sei noch niemals von einer Fluth erreicht. Es enthält in seinem aus Moorerde beste- henden Boden einige kleine, aber sehr tiefe nnd fischreiche Seen.“ Danxwerru schreibt in seiner Chronik pag. 144: „— ohne das wüste hohe Mohr, so mitten im Lande belegen ist, welches aber dieweil es keine Frucht trägt, ob es wohl den Einwohnern zur Feuerung dient, keine Deichmaess hatte.“ ( 1 19) VI. Die Marschinseln. 7 23. Die ältesten Nachrichten über Eindeichungen stammen aus dem Jahre 1000, und die erste zerstörende Fluth, welche erwähnt wird, als Städte und Dörfer vernichtend, ist die von Anno 1020 so wie die berüchtigte Allerheiligenfluth von Anno 1075. Nach der Beschreibung des berühmten "dänischen Chronisten Saxo GRANMATICUS war ungefähr um 1200 das Land wohl einge- deicht, reich an Korn und Vieh, litt aber viel von Ueberschwem- mungen, die eben jeden Winter eintraten, weil die Deiche nur niedrige Sommerdeiche waren und die kunstreichen Entwässe- rungsschleusen späterer Zeit damals noch unbekannt sein mussten. So werden denn schon aus den Jahren 1162, 1164, 1170, 1187 und 1196 fürchterliche Zerstörungen durch Wasserfluthen berichtet. Um 1231 liess König WaArpemAr I. ein Erdbuch verfassen, in welchem auch diese Gegend unter dem Namen »Utlande, d.h. Aussenland, ihren Kirchspielen nach aufgenommen und zur Steuer, angesetzt wurde und das mit verschiedenen geistlichen Nachrichten des Bisthums Schleswig, namentlich einem Kirchenverzeichniss des ganzen Nordfrieslands aus 1240, so gut wie vollständig überein- stimmt.'!) Nach einer ziemlich sorgfältigen Sichtung durch den früheren Lehrer der Schleswiger Domschule, Herrn Schnipr, enthielt da- mals Nordstrand, das !218 vom Festlande abgerissen war und ») 1) Catalogus Nicorar Brun; ein Verzeichniss der Kirchen, Kapellen und Kirch- spiele in dem „Utlande“, welche in der grossen „M anndrankelse“ unter- gegangen sind, verfasst vom Bischof Nıcoraus Brux in Schleswig, kurz nach 1550. Westphalen Mon. ined. III. p. 308. 2) Verteckeniss aller Propositurn, pastoraten Städe und Carspel Kercken und Capellen, so wannerdags dem Bischops Stift Schleswig incorporirt ge- ‚wesen sin. Ex vetusto Catalogo in Bibliotheca D. Jouansıs Harsır nostri invento. [Jorann Hırsen war Landhauptmann von Nordstrand, starb 1600.] Staatsb. Magazin IV. p. 19. 3) Designatio der Harden vnd Kercken in Frisia Minori oder Nordfreslandt 4Ao. 1240. [Wahrscheinlich ebenfalls aus Harsew’s Bibliothek stammend.] Staatsb. Mag. IV. pag. 191. 4) Cathedraticum. (Verzeichniss der Abgaben, welche die Kirche des Stiftes 724 VI. Die Marschinseln. (120) früher als » Paeniusula« bezeichnet wird, in den bekannten fünf Harden, die als freie Republiken bestanden, aber doch auch eine gemeinsame Verfassung hatten, auf etwa 8 Quadratmeilen: in der südöstlichen Landenbergsharde .... Il » » nordöstlichen Beltrngharde ..... 16 » >» nordwestlichen Wyrichsharde .... 6 » » südwestlichen Pelwormharde..... 12 >. > ‚südlichen /Bdomsharde 2 2.2 ma 14 Im Ganzen also ..... 59 Kirchen und Kapellen. Da trat um 1300 am 16. Januar jene ausserordentliche Fluth ein, die auch Wenningstedt und den Friesenhafen an der Westküste von Sylt zerstörte und etwa S Fuss über die damals höchsten Deiche sich erhob. In ihr ging die überaus reiche Stadt Rungholt mit sieben anderen Kirchspielen der Edomsharde völlig zu Grunde, auch die Wyrichs- und Pelwormharde verloren eine Anzahl Kooge mit ihren Kirchen und Wohnhäusern, und was davon übrigblieb, zersplitterte sich in Halligen, von denen die meisten bald darauf nach einander fortgespült wurden, während auch ein Theil der noch jetzt bestehenden davon herstammt. In die Marschen strömte durch 21 grosse und viele kleine Deichbrüche die tägliche Fluth und zerstörte überall die verletzte Oberfläche. Abgesehen von kleineren Zerstörungen erfolgte in demselben Jahrhundert noch eine gewaltige Fluth am 8. September 1362 um Mitternacht. Man bezeichnet diese, zuweilen aber auch eine kurz vorhergehende, wegen der grossen Verheerungen, die sie angerichtet, als »Manndrankelse.« Sie vollendete die Gestaltung Nord- strands zu einer hufeisenförmigen, vom Festlande entlegenen und Schleswig an den bischöflichen Stuhl zu erlegen hatten, verfasst bald nach 1460.) Laxsepecr, Scriptores rerum danicarum VII. p. 503. 5) Schwabstädter Buch. (Ein ähnliches Verzeichniss von 1523.) Westphalen Mon inedita IV. p. 3141. 6) Prrrus Sax. De locis desolatis in Friside Septentrionali 1656. Westphalen Mon ined. I. p. 1377. (121) VI. Die Marschinseln. 725 von Halligen umgebenen Insel, wie sie auf den späteren Karten bis 1634 erscheint. Zwar wurde dieses Hufeisen, dessen ehe- malige beide Enden die jetzigen Insen Nordstrand und Pel- worm sind, schon 1436 den 1. November einmal in der Mitte durchbrochen, aber es schlickte sich wieder von Neuem zusammen und nach 114 Jahren wurde es auch von Neuem zusammenge- deicht. Zwischen den Jahren !6!2 und 1618 fanden dann viele Ueber- schwemmungen statt und es zeigte sich dabei, dass die Deiche und sonstigen Schutzvorrichtungen höchst ungenügend waren, allein die Kosten der Verbesserung schreckten ab, und unauf- hörliche Streitigkeiten zwischen den reichen Bewohnern über die gegenseitige Pflicht liessen das Werk nicht zu Stande kommen. Da geschah denn am Sonntag den 11. October 1634 Abends um 9 Uhr das Entsetzliche, dass im Laufe einer einzigen Stunde durch 44 Deichbrüche, das Meer in die Kooge stürzte. Schon um 10 Uhr war die Insel vernichtet. Von den S000 Bewohnern der “ Insel waren 6200 ertrunken, 50000 Stück Vieh verloren, 1300 Häuser zertrümmert, 30 Windmühlen eingestürzt. Von der Mitte der Insel Nordstrand blieben nur einige Halligen übrig; das westliche Ende Pelworm wurde mit Hülfe der Holländer wieder gewonnen, das östliche Ende, das jetzige Nordstrand, erst viel später wieder ein- sedeicht; von den 40000 Demath, welche die Insel eben vor der Fluth noch mass, sind jetzt nach drittehalb Jahrhunderten erst 11000 wieder vor den Fluthen gesichert und bewohnt. Aus so schrecklichen Ereignissen und so grauenhaften Land- verlusten musste man aller Orten in Nordfriesland, nicht blos hier bei Nordstrand lernen, dass die Eindeichung des Landes die grösste Gefahr bringt, so lange sie nicht, auch gegen die höchste Fluth, sicher stellt. Während selbst das empörteste Meer und die höchste Fluth machtlos über den uneingedeichten ebenen Rasen rollt, wie selbst heute noch die Halligen lehren, die nur an ihren rasenlosen Rändern abbrechen, vernichtet die Sturmfluth, welche den Deich zerbricht, nicht blos diesen, dass er in ruinenhaften Trümmern stehen bleibt und maasslose Erdopfer zu seiner Wiederherstellung braucht, sondern an der Stelle des Bruches entsteht auch durch 726 VI. Die Marschinseln. (122) den Wasserfall ein ausgewühlter tiefer Kolk, eine Wehle, die sich wohl immer und immer wieder als neue Angriffsstelle darbietet. Auch das innerhalb des Kooges beackerte, also seiner Rasendecke beraubte Land wird bis zu jeder Tiefe abgeschält, die dem Aus- und Einlaufen der Fluthen entspricht und gehet dadurch, wenn neue Eindeichung nicht bald möglich ist, gänzlich verloren, wird wieder zu Watt. Leider ist diese Erfahrung so spät gewonnen, dass der grösste Theil des alten Nordfrieslandes verloren war, als man lernte, die Kraft des ganzen Hinterlandes zu verwenden, um den Schutz gegen das Meer zu einem wirklich vollständigen zu machen.') Seit jener Zeit ist daher an der Küste des heutigen Festlandes ein Koog nach dem anderen, im Ganzen schon über eine halbe Quadratmeile Landes, und zwar des besten, fettesten und einträg- lichsten Marschlandes durch wehrhafte Seedeiche gewonnen. Unschwer erkennt man in dem jetzigen Landgewinn der Küste das Material der zerstörten und noch in der Zerstörung begriffenen Inseln und Vorlande, das in der ganzen Reihe der Zerstörungs- jahrhunderte massenhafter gewesen sein muss als heutzutage, während doch heute durch die Mithülfe der Menschen vermittelst N) Wir besitzen ein, von einem eifrigen Vaterlandsforscher, Herrn Pastor Kuss in Kellinghusen, 1825 herausgegebenes Verzeichniss denkwürdiger Naturereig- nisse in Schleswig-Holstein von den ältesten Zeiten his Anno 1800 herab. Dieses zählt ausser den sonstigen grossen Sturmfluthen auch die maasslos verheeren- den auf, welche ja eben um des geschehenen Land- und Menschenverlustes willen von den Chronisten gewissenhaft gebucht werden. Das Verzeichniss derselben, welches ich aus der chronologischen Folge von Thatsachen der verschiedensten Art herausgezogen habe, ergiebt nachfolgende Zahlen. 12. Jahrhundert . . . . . 7 verheerende Sturmfluthen. 13. ei EN a NT “ 3 14. x ae a 0) » “ 15. 2 en il 5 n 16. 5 ae 2728 “ a IT £ a 10) “ ” 18. 5 A niert Mal 5 „N Man sieht, die Gefahr steigt mit der wachsenden Eindeichung, und erst unser Jahrhundert hat diese so gebaut, dass sie der erfahrungsmässigen Höhe der Sturm- fluthen begegnen, ( 123) VI. Die Marschinseln. 197 der Lahnungen und Schlickfänge weit mehr von diesem einst ver- lorenen Reichthum wieder eingeheimset wird. In den Jahrhunderten der Sorglosigkeit ist das von den Watten abgeschälte, alte, reiche Marschland unwiederbringlich in die Tiefen des Meeres gezogen worden. . Vergebens aber stellt man sich die weitergehende Frage, aus welcher Quelle zuerst das ungeheure Marschland von 50— 100 Quadratmeilen entstanden sein mag, das hier östlich und westlich der Inselkette verschwunden ist, und von dem das zuletzt be- sprochene Nordstrand nur deshalb das letzte Stück war, weil es am höchsten, verhältnissmässig am besten bedeicht und am we- nigsten sandig war. Von Seiten der Geschichts- und namentlich der Alterthums- forscher, welche gerne bei der Vorzeit dieser Gegend verweilen, ist immer von Neuem wieder der Versuch gemacht, dieselben als ein Deltaland der Elbe aufzufassen, welchem Strome man für diesen Zweck die gezwungensten Wege nach Norden anzuweisen senöthigt war. Da der Elbe aber durch die diluvialen Ränder ihres Thales der Weg in das Meer gewiesen ist, könnte Nordfriesland nur dann ein Theil des Elbdelta sein, wenn wirklich eine einzige geschlos- sene Landleiste festeren Baues mit wenigen Seethoren über Hel- soland hinweg von der Südwestecke Jütlands bei Blaavands- huk bis zum Texel gereicht hätte und dieses Binnenmeer so völlige mit Marschboden erfüllt gewesen wäre, dass sich der Strom in zahlreiche Arme spalten musste, um zu münden, von denen dann auch einer seinen Weg bis in diesen äussersten Winkel des Delta könnte gefunden haben. Zwar würde dies ein sehr regelrechtes Delta der Elbe dar- stellen, allein weder Geschichte, noch Sage wissen von einer solchen Vorzeit, und zuverlässige geologische Andeutungen eines solchen Zustandes sind nicht vorhanden, vielmehr ist namentlich das Marsch- land des nordfriesischen Meeres ein Beweis dagegen, da es, je weiter von der Elbe entfernt, desto sandiger erscheint und auch vormals in den zerstörten Theilen so gewesen ist, während es in dem letzten Winkel des ungeheuren Delta doch gerade den am leich- 728 VI. Die Marschinseln. (124) testen suspendirbaren Thonschlamm enthalten sollte. Daher dürfte man wohl nicht berechtigt sein, sich einer so grossartigen Vor- stellung von der alluvialen Periode des deutschen Küstengebietes hinzugeben. Auch aus dem jetzigen schleswigschen Festlande kann das Material für die ungeheure Marschebene nicht stammen. Das Haff erstreckt sich zwar längs der ganzen langen Küste Schles- wigs und nimmt ausser der Königsau im Norden und vormals einigen Armen der Eider, die vielleicht ein wirkliches Delta hatte, die Nipsau, die Bredeau, die Wiedau, die Leckau, die Soholmau und die Husumer Au nebst zahlreichen kleineren parallelen Bächen auf; aber alle diese Flüsse haben auf der schmalen Halbinsel, die, wenn das Marschland weggedacht wird, in Wahrheit nur eine Landenge ist, einen Lauf von höchstens 3 bis 5 Meilen, sie be- rühren den fruchtbaren thonhaltigen Boden des Ostabhanges kaum an der Quelle, strömen durch eine Landschaft, deren Höhen vor- zugsweise aus thonarmem Diluvialdecksand bestehen, in ungeheu- ren Niederungen, welche mit völlig thonleerem Haidesand bis zu bedeutender Tiefe gefüllt sind, können an ihren eigenen Rändern die Wiesen nur von Torf und Sand aufbauen, meist ohne die geringste Beimischung suspendirbarer Erden, führen ein in der Regel durchsichtiges braunes, d. h. von auflöslichen Humussäuren gefärbtes Wasser, können daher wohl in der Begegnung mit den Salzen des Meerwassers einen kleinen organischen Niederschlag bewirken, sind aber ausser Stande, ein Haff von ehemals 80 bis 100 Quadratmeilen mit mächtigem Marschboden zu überziehen, wie er hier thatsächlich vorhanden gewesen ist. So kann denn wahrlich doch nur das täglich zwei Mal ein- fluthende Meer selber die Senkstoffe mitgebracht haben, ja das Meer muss dies sogar gethan haben, wenn die, oben, auf Beo- bachtungen gegründete Ansicht, über die alte, meistens tertiäre Vormauer gegen das Meer ihre Richtigkeit hat. Da, wo das Meer den Limonitsandstein zerbrach und seine Felstrümmer liegen liess, wo es den Kaolinsand der Aussenkette zerstörte, seinen gröberen Theil versenkte, den feineren als Düne aufthürmte und vorwärts schob, dort zerstörte es auch, nach (125) VII. Das Watt. 129 Ausweis des Profiles von Morsum Kliff, das bis zu allen Tiefen damit wechsellagernde, fasst eben so mächtige, Zwischenmittel von Glimmerthon, dessen Aufschlämmung im Verein mit dem aufgeschlämmten Kaolin, durch ein oder einige Seethore in die vormalige Sumpflandschaft geführt und in der stillen Bucht zur Ruhe kommend, sich niederschlug und die Meeres- Producte in sich aufnahm, welche nicht blos den heute aufwachsenden, sondern auch den ältesten Marschhoden des Gebietes erfüllen und daher jeglichen Gedanken an ein geschlossenes Flussdelta ausschliessen. Findet auf diese Weise das Material für das ungeheure einstmalige Marschland seine genügende Erklärung, so giebt das auch dem früher entwickelten Gedanken von einem westwärts bereits aufgeriebenen tertiären und diluvialen Küstenrande noch eine weitere Stütze. Vi. Das Watt. Wenn nach den oben gegebenen geschichtlichen Zeugnissen noch Zweifel bestehen sollten, ob wirklich das nordfriesische Haff seiner ganzen Länge und Breite nach (und selbst über seine jetzige Breite hinaus) aus einem in der skizzirten Weise von Diluvium, Altalluvium und Hochmoor durchflochtenen bewohnten Marschlande bestanden habe, so geben davon die seichten Watten, die täglich zwei Mal überfluthet werden, aber doch den grössten Theil des Tages blosliegen, also zum Festlande gerechnet werden müssen, ausreichenden Nachweis. | Von den 106 Kirchen, welche nach Prter Sax schon vor 1656 daselbst vergangen waren, hat man in älterer und neuerer Zeit viele in ihren Trümmern noch nachgewiesen. Ihre ge- nauere Lage zu ergründen, mag Aufgabe der Geschichtsforscher sen. Es heisst, dass der ausgezeichnete Topograph dieser Provinz, Herr Oberst F. GreRz, ein auf Specialforschungen ge- sründetes Bild ihres Zusammenhanges entworfen hat, dessen Ver- öffentlichung mit Freuden von vielen Seiten würde begrüsst werden. 730 VII. Das Watt. (126) In der geognostischen Karte konnte der exakteren Ortsbestimmung kein Werth beigelegt werden, es musste genügen, den ungefähren Platz derjenigen zu bezeichnen, welche am besten beglaubigt oder sogar nachher beobachtet worden. Das Bild des Menschenlebens wie es vor der Entstehung des 1634 zerstörten Nordstrand, also tief unter dessen festen Körper, daher wahrscheinlich schon vor der Wasserfluth von 1300 dort entwickelt war, habe ich durch eine geometrische Aufnahme der Culturspuren zu fixiren gesucht, welche vor wenigen Jahren unter den sich wegschälenden Theilen von Hamburger Hallig, eines der 1634 stehen gebliebenen Bruchstücke, untermeersich hervorkam. (Zeitschrift der d. geol. Gesellsch. XXIV, 20.) Heute sind diese - schon wieder verschwunden, und andere, weiter südlich belegene, zum Vorschein gekommen. Da aber, wo die beschriebenen Spuren eines Ackerbaues in eingedeichten Marschländereien wieder verschwunden sind, ist das unterliegende Torfmoor zum Vorschein gekommen und in dem- selben zahlreiche tiefe viereckige Torfgruben, welche dem Anschein nach im trockenen Lande vor dem allerersten Einbruch des Meeres gemacht sein müssen und bis oben mit Marscherde gefüllt waren. Aehnliches beobachtet man überall im Watt, und beobachtete dies, so lange dasselbe von Wattfischern und Schlickläufern be- sucht wird. Im Jahre 1652 erschien eine Chronik von Schleswig-Holstein von dem Husumer Bürgermeister CGAsPER DANKWERTH, begleitet von zahlreichen Specialkarten des Mathematicus JoHANNES MEYER, gestochen von Goldschmieden und Rothgiessern der Stadt Husum, aber so sorgfältig gearbeitet, so anschaulich in Bezug auf das Terrain und dabei so geschmackvoll künstlerisch verziert, dass wenige Länder ein so gründliches Kartenwerk gleich nach der Zeit des dreissigjährigen Krieges aufzuweisen haben. Ungemein lehrreich zur Vergleichung mit der Gegenwart sind besonders diejenigen Karten, in denen der damalige Zustand des alten Nordfriesland so kurz nach der Fluth, in der Nordstrand unterging, dargestellt wird. Mit dieser werthvollen Gabe zugleich aber hinterliess uns JoHannes Meyer in seinen Karten des alten (197) VII. Das Watt. 731 Nordfrieslandes von 1240 ein anderes Werk, welches für die Ge- lehrten unseres Jahrhunderts und der letzten Jahrzehnte des vorigen zum wahren Erisapfel geworden. Es sind besonders vier Kartenblätter, welche in dieser Be- ziehung genannt werden müssen: Tab. XII. Landkarte von dem Alten Nordfrieslande «anno 1240 (1:370000). Tab. XIV. Nordertheil vom Alt-Nordtfriesslande biss an das Jahr 1240 (1: 140000). Tab. XIX. Helgelandt in annis Christi 800, 1500 und 1649. Tab. XXV. Sudertheil uom Alt-Nord-Friesslande biss an das Jahr 1240 (1: 130000). Carton dabei: Abriss Uon Rungholte und seinen Kirchspielen 1240 (1:72000). | Ueber den thatsächlichen Werth dieser Karten, welche nicht nur das ganze Wattmeer bevölkert, sondern auch noch jenseit der Kette der Ausseninseln das alte Land ausdehnt, und nament- lich zwischen Eiderstedt und Helgoland eine ganze, jetzt spurlos verschwundene Insel »Süderstrand« darstellen, ist ein, jetzt bald hundertjähriger und noch nicht entschiedener Streit ausgebrochen, besonders darüber, ob sie eine Bearbeitung älterer Karten seien, also auch für die unwahrscheinlicheren Dinge, namentlich den Süderstrand, Glauben beanspruchen dürfen, oder ob sie von MEYER nach Ueberlieferung und eigenen Wahrnehmungen angefertigt seien, und daher, was Süderstrand anbetrifft, auf irrthümlicher Auslegung der Kirchenverzeichnisse beruhen können ? Der beste Kenner des. alten Nordfriesland von historischer Seite, Dr. A. L. J. MicHELsen, ist der Ansicht, dass Meyer ältere Karten nicht vor sich hatte, »da solche abgesehen von dem mehr als unwahrscheinlichen Vorhandensein so alter Landkarten bei _ uns zu Lande, nicht allein heutigen Tages nicht vorhanden sind, sondern auch vor Meyers und Dankwerrus Zeit landeseingesessenen Männern, die alle dergleichen Dokumente mit vorzüglichem Eifer sammelten, wie Prrrus Sax, nicht bekannt waren«. Der beste Kenner der Topographie Schleswigholsteins, der 132 : VII. Das Watt. (128) Oberst im Generalstabe F. Gzerz, sagt dagegen: »Endlich ergeben Mryzers Karten vom alten Nordfrieslande, dass ihm, ohne dass wir seine eigenen Nachforschungen und Untersuchungen auf den Watten bezweifeln, sogar für diese Periode ältere Risse zu Gebote standen«. Nach den, durch die gegenwärtige Untersuchung in mir be- festigten Anschauungen muss ich aber der ersteren Meinung un- bedingt beipflichten. DAnkwertu selber schreibt ausdrücklich pag. 39: »So viel endlich die Landkarten des alten Nordfriesslandes an- reichet, zeuget der Königl. Mathem. JoHnannes MEYER, dass er fleissig den Tieffen nachgefahren und alte glaubwürdige Männer zu Gefehrten mit sich genommen, welche ihm die Oerter, wo die Kirchen und Doerffer belegen, ja die gantze Gegend ge- zeiget haben, wornach er denn die Garten formiret und in Grund geleget habe.« — Bei der Wissbegierde, die jeder Bewohner der Westküste dem alten Nordfriesland zuwendet, besonders aber ein Mann wie DAnkwErtH hegen musste, konnten ihm alte Karten, hätte Meyer dergleichen gehabt, nicht verborgen gehalten werden, auch hatte ja sein Kartograph keinen Grund, sie ihm zu verbergen. Jene Worte sind also ein, eben so unumwundenes, als un- . befangenes Zeugniss zweier hochverdienter, angesehener Männer, das keine Zweifel zulässt. Aber auch die Karten tragen, nach meiner Ansicht, dazu bei, diese Meinung zu stärken. Rücksichtlich der Karte von Helgoland ‚habe ich dies schon früher nachgewiesen. Rücksichtlich der Karten des Hauptkörpers von Nordfriesland ist hervorzuheben, dass dieselben niemals einem factischen Zustande können entsprochen haben; gar zu sorgfältig sind die bekannten von einander unterschiedenen Theile ohne Ausnahme als Inseln neben einander gelegt; gar zu unmöglich ist die Art des Verlaufes der Gewässer, welche zwischen je drei oder vier solcher Inseln zu einem drei- oder viereckigen See an- schwellen. Die beiden Halbkarten schliessen nicht fest aneinander, sondern decken sich auf einem breiten Streifen, und zeigen daselbst = (129) VI. Das Watt. 133 solche Abweichungen, wie eine Copie gar nicht haben kann; das- selbe gilt von der, beide Hälften zusammenfassenden General- karte, so dass alle drei sich als flüchtige, skizzenhafte, aus freier Hand, jedesmal neu zusammengestellte Zeichnungen kundgeben. Der nördliche Theil des Haffs war entschieden schon vor 1240 grosser Flächen seines Marschlandes beraubt. Schon in Warpemar’s Erdbuch 1231 werden Föhr, Sylt, Amrum, Romö, Fanö, ja selbst Manö und Jordsand als Inseln bezeichnet, in Dokumenten heisst Sylt sogar schon 50 Jahre früher eine Insel; Meyers Karte ist also gewiss nicht die des factischen Zustandes von damals. Die mythische Insel Süderstrand konnte ihm in dem damals schon offenen und tiefen Meere auch von alten Schiffern nicht gezeigt werden, die hat er aus alten Verzeichnissen ent- nommen, denn PErrus Sax hebt es ausdrücklich hervor: » Utholm propter magnitudinem suam olim dieta fwit Suderstrandia«. Diese beiden fabelhaften Gegenstände und die römisch heid- nischen Tempel, die ihm doch von den, solcher Namen nicht kundigen Schiffern nicht gezeigt und in alten Karten nicht über- liefert werden konnten, sind Zugaben des Autors, wie sie da- maliger historischer Phantasıe entsprachen, machen aber das that- sächlich Beobachtete oder Erkundete dadurch nur desto zuver- Jlässiger, so dass man der Lage der Städte und Dörfer auf ihnen vielen Glauben schenken darf. — So weit über die geschichtliche Vorzeit des Wattes. - Heute liegt dieses Haff, das jetzt noch beinahe doppelt so gross ist als das Kurische, noch immer 45 bis 50 Quadratmeilen umfassend, zweimal bei tiefster täglicher Ebbe trocken, bei höchster täglicher Fluth unter Wasser, zerklüftet in eine Reihe abgesonderter Platten durch die theilweise breiten und tiefen Wattströme, die dem Abzuge des Wassers dienen. Lage und Aufeinderfolge der verschiedenen Platten sind aus der Karte ersichtlich. Die grossen Flächen desselben sind sandig und fest zu be- treten, in der Nähe des festen Landes und auf der geschützten Ostseite der Inseln werden sie nach und nach immer schlickreicher und man kann bis an die Knie einsinken; doch geht der Marsch- t 48 E33 734 VII Das Watt. (130) bewohner bei Ostwind an vielen Stellen von Insel zu Insel, sogar von Sylt nach dem Festlande. Im Norden des Föhringer Marschdeiches liegen kleine Steine, im Süden des Föhringer Geestlandes fast bis nach Amrum hin- über grosse Blöcke jeder Art, gebettet in dicht gepackte kleine Blöcke und Grand auf der Oberfläche des Watt, und ebenso ist es der Fall in Nordwesten von Emmerleff-Kliff, die Steine über- all sich verrathend durch die Büschel des an ihnen wurzelnden Blasentang, da sonst das Watt vegetationslos ist. An denjenigen Stellen, wo Strömungen oder verschiedene Wellensysteme sich treffen, häufen sich massenweise die Schalen der Muscheln zu wahren Muschelbänken an, welche oft eine bedeutende Ausdehnung haben und weit aus der Ferne leuchten. Nicht selten lehnen sie sich auch, gleich dem Sand an der West- seite der Halligen, gegen deren Südostseite, wie z. B. bei Nord- marsch und Hamburger Hallig. Seit den ältesten Zeiten werden diese Muscheln mit Torf zu Kalk gebrannt, wie man aus dem Mauerwerk uralter Kirchen er- kennt, und früher wurde auch fast das ganze Land damit ver- sorgt. Noch immer kommen jährlich gegen hundert Schiffsladungen Muscheln in die Häfen, nur hat der Verbrauch seit der Erfindung des Portland-CGementes wesentlich abgenommen. Um sie zu ge- gewinnen, legt sich der Schiffer mit Hochwasser an die Bank und füllt dann sein Schiff, wenn es trocken liegt, unmittelbar aus dem Haufen. — Lehrreicher noch als dieser Wattenfund ist der hier relativ seltene, weiter nach Süden zu immer reichlicher werdende Bern- stein. Seit urältesten Zeiten ist diese Küste als Bernsteinküste berühmt, und Tausende von Pfunden werden alljährlich einge- heimst, so dass seit den Zeiten der Römer, welche über diese Küsten berichteten, ein halbes Dutzend Millionen Pfunde mögen gesammelt sein. Wenn man weiss, dass in früheren Jahren hier der Bernstein als Brennmaterial und als Licht gedient hat, so ist auch der weitere Verbleib desselben zu erklären. Ausgespült wird er nach jeder höheren Fluth und bleibt mit einem schwarzen Brockenwerk aus Braunkohlenstückchen, Schiffstrümmerchen, Torf- (131) VII. Das Watt. 135 stückchen und zerriebenem Torfholze, theilweise auch glatt ge- rollten grösseren Holzstücken aus dem Torfe, dem sogenannten »Rollholz«, in langen braunen Streifen als äusserste Wattenkante an Hochsanden, Hochstranden und sonstigen erhabenen Stellen liegen, wo er von den Schlickläufern gesammelt, weiter südlich durch die abenteuerlichen »Bernsteinreiter« gefischt wird. Das Nähere über diesen Bernsteinfund längs der ganzen Küste, und den Beweis, dass das Mineral hier aus dritter, vierter oder fünfter Lagerstätte komme, habe ich in einer eigenen Abhandlung zu- sammengefasst, welche in den Schriften der deutschen geologischen Gesellschaft gedruckt ist (Jahrg. 1876, pag. 171). Da an ein originales Bernsteingebirge hier wegen jedes man- selnden Anzeichens nicht gedacht werden kann, so ist seine An- wesenheit das Zeichen eines zerstörten Miocän-, Alt-Diluvium- oder Mittel-Diluviumlandes, denn in allen dreien erscheint das versprengte Mineral, während Jungdiluvium und Altalluvium das- selbe nicht enthalten. Vermuthungen auf einen weitergehenden Ueberblick, auch auf oben gesammelte Thatsachen gegründet, sprechen bei mir dafür, dass hier in Nordfriesland grösstentheils Miocän, weiter südwärts vor Ditmarschen grössentheils Altdiluvium zerstört wurde. Was heute aufgespült wird, braucht darum nicht gestern aus diesen Schichten gerissen zu sein, denn in der Tiefe des Marschlandes selber findet sich zwischen dem Klei und dem unter- liegenden Wattsande überall das Mineral vor, als weiterer Beweis, dass in der That der Aufbau des Marschlandes durch eine, sich zerstörende, äussere Landkette und nicht durch Deltabildung des Elbstromes geschah, der so viel Bernstein nicht zur Verfügung hatte. Das Rollholz, das sich aus den submarinen Mooren und Wäldern ableitet, ist in eigenthümlicher Weise geschliffen und zu Kugeln, Ellipsoiden, Doppelkugeln und Spindeln gewalzt, da- bei mit dem Sande und den mikroskopischen thierischen Resten des Watts, namentlich Foraminiferen und feinsten Echinitenstacheln, in jeder Spalte gefüllt. Es zeigt uns, wenn dies nach dem, was bei Sylt schon erörtert worden ist, noch nöthig wäre, dass Moore 48* 736 VII. Das Watt. (132) und Wälder unter dem Sande jetzt bis an die äusserste, vor der Brandung liegende und sich verzehrende Kante reichen, dass also jetzt die Brandung bereits innerhalb der ehemaligen Hochlands- kette im Bereiche des ehemaligen Niederlandes aufschlägt. Besser noch als die Moore, welche bekanntlich sowohl unter Wasser, als auch über Wasser entstehen, bei denen daher für jeden einzelnen Fall eine Specialuntersuchung erforderlich sein würde, können die untermeerischen Wälder dazu dienen, eine Niveau- änderung in diesem Gebiete festzustellen. Die Nachrichten von solchen, und zwar namentlich von den noch in der Tiefe festge- wurzelten Bäumen, sind ausserordentlich zahlreich, und eine Sich- tung derselben ist unmöglich, ‚weil sie von Schiffern und Fischern gelegentlich beobachtet, erst später hier und da in die Literatur übergehen, ohne dass grade die eigentlich charakteristische Art des Vorkommens durch die Ueberlieferung mitgegeben wird. Im Laufe dieses Jahrhunderts ist mit jeder Beschreibung der Gegend so viel phantastische Geologie und Archäologie verquickt worden, dass die Nachrichten immer weniger zuverlässig werden. Es wird einer günstigen Gelegenheit bedürfen, wie derjenigen, welche mir bei Hamburger Hallig zur geometrischen Aufnahme der Cultur- spuren geboten wurde, um hierüber einmal zuverlässige Mass- bestimmungen sammt Charakteristik der wurzelfesten Baum- stubben und ihres alten Waldbodens zu liefern; denn namentlich die Archäologen haben selbst die Namen der Wohnstätten Oster- wohld und Westerwohld und dergleichen damit in Verbindung gebracht, obgleich dieselben auf Marschland standen, das jene versunkenen Wälder hoch überdeckte; sie haben historische Nach- richten über zerstörte Wälder bei der Insel Romö, welche im Mittelalter untergingen, Apenholt u. s. w. mit den submarinen Wäldern daselbst in eine Kategorie gesetzt, haben Meyers gänzlich hypothetische Waldzeichnung als baare Münze genommen und ebenfalls darauf bezogen und dadurch grosse Verwirrung in die Angaben gebracht. Treuherziger sind die Angaben älterer Chro- nisten, welche lediglich das Beobachtete erzählen. So schreibt JoHANNES Prrresus (Prediger in Odenbüll auf Nordstrand von 1565 bis 1605) wie folst: ne Pe ea (1 33) VII. Das Watt. 7137 — »wenns Wasser vom Ostwinde zur Seewärts hinaus getrieben, siehet man noch heutiges Tages bei grossen Hauffen brede unde dicke Worteln von Eicken Bohmen schwartz und schier Stein- hart an des Diepes Rande stehen.« Isen Knutzen in Wobbenbüll Kirchspiel Hattstedt schreibt: »man findet noch öffters ausser dem Teiche in dem Schlick viele eichene umgestürzte Bäume und sehr viele Wurzeln von allerlei Bäumen, welche die armen Leute aus dem Schlick herausholen und ihre Gärten damit einzäunen und befriedigen.« Von den Austernfischern weiss man, dass in der Gegend von Romö der unterseeische Wald über 10 Fuss (3,1 Met.) unter heu- tiger ordinärer Fluthhöhe wurzelt. Aber schon bei den älteren Chronisten findet man die Neigung, dergleichen Beobachtungen und die geschichtlichen Nachrichten in Zusammenhang zu bringen, was denn natürlich immer weiter um sich gegriffen hat. Dank- WERTH (1652) schreibt zum Beispiel über diese Stelle pag. 16: »Ja man hat überdas daselbsten berichtet, dass anno 1312 Mandöe, die Insel, auch mit Phanöe soll Landtfäst gewesen seyn, und habe zu der Zeit ein Wald Scogum-Wald geheissen, daselbst gelegen, wo anitzo das Newe Rieper Tieff ist, welches doch aller Dinge nicht gläublich; sintemal, obgleich die Nipsaa ° zu der Zeit zwischen Mandöe und dem festen Lande hindurch, und folgends durch die Nacke ins Meer ihren Ausslauff genom- men, so hat doch die Schodtburgischer Aw, von Anfang, dem Ansehen nach, seinen Lauf zwischen Phanöe und Mandöe gehabt, zwischen welchem Fluss und der Nipsaa denn dieses Gehöltz mag gelegen sein gewesen. Sonsten ist aufgezeichnet, dass 1210 ein grosser Wald Apenholt geheissen, so sich von Ivern auf Römo ins Osten bis an Guidding Kirspel erstrecket gehabt, durch eine grosse Wasserfluth verwüstet und vergangen, massen zu dieser Zeit zuweilen grosse Bäume woran noch ihre _ Wurzeln fäst seyn, daselbst ausgegraben worden, und soll nur ein Bach bei oder in dem Holtze hindurch gestrichen seyn, der die Insul und das fäste Landt von einander geschieden hat. — Anno 1216 soll Nacksandt, auch ein ziemliches Gehöltz vom Meer verwüstet und hingerissen worden seyn. Anno 1248 ist 738. VH. Das Watt. (134) an der Westseite des Landes Röm ein Kirchspiel verwüstet von dem saltzen Wasser, worbey auch eine Holtzung gelegen, massen über der Alten Bericht auch Bäume mit ihren Wurzeln in dieser Gegend zu unser Zeit gefunden werden.« Es unterliegt aber nach meiner Ansicht keinem Zweifel, dass hier und an anderen Stellen älterer Chronisten nicht so sehr eine Verquieckung von Geschichte und Naturbeobachtung stattfindet, als viel mehr, dass hier Geschichte aus der Naturbeobachtung gemacht worden ist und jene angeblich zu historischen Zeiten untergegangen Wälder nie bestandenen haben. Alles ohne Ausnahme deutet darauf hin, dass jedenfalls um Anno 1000, wenn nicht schon viel früher, die Land- schaften in Nordfriesland, wenn auch wieder zerfetzt, doch sonst schon von gleichem Gharakter gewesen, wie heute. Um diese Annahme über jeden Zweifel zu erheben, muss ich aus dem dänischen Chronisten Saxo GRAMMATIcUs noch ein längeres Citat vorbringen, das nicht blos die Identificirung jener nach Saxo’s Zeit angeblich untergegangener Wälder mit den untermeerischen unmöglich macht, sondern auch jene im Mittel- alter verschwundenen Wälder selbst als Fabel erscheinen lässt. Die Stelle lautet: Interea Canutus Frisiam minorem, quae et ipsa Danicarum est partium, cum paueis esxilii comitibus petit: dives agri provin- cia et pecoribus opulens caeterum confinis Oceano patet humilis, ut ejus interdum. aestibus eluatur, qui ne irrumpant, vallo litus omme praecingitur, quod si forte perfirregerint, inundant campos, vicos et sata demergunt, neque emim illic locus natura alius alio editior exstat, plerumque agros ab imo convulsos alio loci trajieiunt, locum eorum occupante lacuna, in quorum consederint praediis possi- dendos. Innudationem comitatur feracitas. Gramine tellus exuberat, torrefacta in salem gleba decoquitur. Hieme continuo celatur aestu, stagni speciem praebentibus campis, unde, in qua rerum parte locanda fuerit paene ambiguum natura feeit, cum alia anni parte, navigationis patiens alia aratri capaz exsistat. Incolae ejus natura feroces, corporibus agiles, anxiam_ et “ (135) VII. Das Watt. 739 gravem armaturam contemmunt ameilibus (Springstöcke) utuntur missilibus dimicant, agros scrobibus eingumnt, saltus contulis edunt, Penates in editum, subjecto glebarum acervo, provehunt. — Aus dieser Schilderung erhellt der Zustand Nordfrieslands um Anno 1000 vollständig. Es geht daraus hervor, dass auch das Klima ein gleiches sein musste; das aber duldete an der schutz- losen Westküste keine Wälder mit grossen Bäumen; daher sind jene vermeintlich im 13. Jahrhundert untergegangenen Wälder Fabeln, erfunden nach alten Namen und nach den, unter dem Meeresspiegel wurzelnden Wäldern, mit denen sie auch dann niemals verwechselt werden dürften, wenn wirklich noch damals Waldreste aus einem früheren Zustand der Küste vorhanden sewesen wären. Die untergegangenen Wälder aber mit ihren grossen Bäumen, von denen Balken alter Häuser auf den Inseln und dem Festlande theilweise entnommen sind, sie erzählen mit noch mehr Beredtsamkeit als irgend ein anderes der früher aufge- wiesenen Zeichen, dass innerhalb unserer heutigen, der neueren Alluvialperiode, aussen vor Nordfriesland ein höher belegenes Hügelland lag, welches die Seewinde brach, und ähnlich wie heute, noch die schmale Diluvialleiste Schleswig, ihrem Ostabhang und der dahinter helegenen Niederung gestattete, eine kräftige Waldvegetation zu entwickeln. * Nicht eben so sicher erzählen sie von einer geschehenen Sen- kung des Bodens in alluvialer Zeit. Zu ungenau sind die Wahr- nehmungen rücksichtlich der Tiefe, in welcher die Wurzel unter dem heutigen Meeresspiegel steht, zu ungenau rücksichtlich des Umstandes, ob die Wurzel wirklich im Sande haltet, zu ungenau darüber, ob grosse Torfmoore damit in Verbindung stehen, oder in Verbindung gestanden haben. Ist Letzteres der Fall, dann können die Bäume, wie es that- sächlich an vielen Stellen der Fall ist, auf schwimmenden Inseln gewachsen und nachmals, wenn ihr Gewicht zu gross wurde, plötz- lich in den weichen Morast eingesunken sein. Auffallend ist nur die riesenhafte Ausdehnung der ganz gleichen Erscheinung längs der dänischen, deutschen, holländischen, belgischen, französischen, englischen, schottischen, der Orkaden- und Hebriden-Küste, kurz 740 VII. Das Watt. ( l 36) der ganzen Umgebung der heutigen Nordsee, und auffallend sind die wenigstens angeblich in England und Frankreich gemachten sorgfältigen und ausgedehnten Beobachtungen über Festwurzelung im Sandboden. An der in Rede stehenden nordfriesischen Küste wird ausser den oben erwähnten Thatsachen nur noch vom Hu- sumer Hafen berichtet, dass dort unter dem Moorboden ein Birken- wald gefunden wurde, dessen Wurzeln im Sande sassen, und von der Hallig Oland, dass dort Eichenstubben wie ein Stein- damm im Sande unter dem Watt wurzeln. Würde die Hypothese, dass hier in der früher geschilderten Landschaft des noch für Salzwasser geschlossenen Haffs schwim- mende Inseln sich fanden, die mit Bäumen bedeckt, Jahrtausende lang eine nach der andern in die Tiefe sanken, noch einen ge- wissen Grad von Wahrscheinlichkeit haben, so würde doch dieselbe Voraussetzung für alle die genannten Küsten der Nordsee, die süd- liche und südwestliche Küste Englands, die Ostseeküsten Dänemarks, Deutschlands, Bornholms (30 Fuss — 9,4 Met.) und Südschwedens (27 Fuss = 8,5 Met.) eingerechnet, sich bis zu einer ganz aben- teuerlichen Hypothese steigern, da man ja für alle diese Küsten einen Ähnlichen Haffcharakter, und wenn nicht eine tertiär-dilu- viale Vormauer, doch wenigstens eine dichte Dünenkette voraus- setzen müsste, um Süsswasserseeen in dieser seltsamen Lage zu construiren. Die Allgemeinheit der Erscheinung fordert eine allgemeinere Erklärung. Eine über so grosse Flächen ausgedehnte continentale Senkung, zumal wenn sie allmälig erfolgt, wie die schwedische Hebung oder die Senkung der grönländischen Küste, ist bei einer Höhe von 10 bis 30 Fuss (3;1—9,4 Meter) an einer Felsenküste kaum zu merken. Ein ungeheurer Einfluss auf die Gestaltung und den Bodencharakter Norddeutschlands und seiner Vorlande ist aber darin begründet, dass dieses Gebiet vorher durch die Formation des alten Alluviums so beispiellos eben und schwach abgeböscht worden war. — Der vormalige Wasserbaudirector, Herr Grove, hat bei dem Durchstich einer neuen Hafenmündung zu Husum 1846, Beobach- tungen gemacht, welche hierzu in Beziehung stehen und von (137) VII. Das Watt. 741 Geologen und Archäologen bereits in verschiedenster Weise aus- gebeutet sind. Er fand nämlich daselbst unter dem Marschboden das Torfinoor, unter demselben den Birkenwald, der im Sande (des alten Allu- viums) wurzelte. Inmitten dieses untermeerischen Waldes traf er einen Sandhügel von Gestalt eines Grabhügels, fast bis oben hin von dem Moor überwachsen, und im Innern ein Flintmesser, eine Anzahl gebrannter Flintstücke und einige Granitgeschiebe enthaltend, ein zweifelloses Grab. Dies ist die einzige Beobachtung, welche darthut, dass die Senkung in einer Zeit geschehen, da die Gegend bewohnt war. Die Erzählungen der Griechen und Römer über diese Gegend lassen dieselbe bereits erscheinen wie heute, indessen doch, ohne über die Mächtigkeit der Marschlage irgend etwas leh- ren zu können. Möglich daher, dass die cimbrische Fluth, etwa 400 vor Christo, wirklich die Zeit dieser Senkung gewesen, wahr- scheinlich aber liegt sie viel früher. Dass aber eine solche Senkung innerhalb unserer heutigen Periode des jüngeren Alluviums Statt gefunden, muss man doch als eine Thatsache betrachten, für welche weitere Bestätigung wünschenswerth, oder als eine sehr begründete Hypothese, die nur durch einen exacten Gegenbeweis umgestossen werden kann, die auch an sich durchaus nicht unwahrscheinlicher ist, als die lang- same Hebung von 100 bis 200 Fuss (31,4— 62,3 Meter) während der Periode des alten Alluviums, welche durch die grosse Austern- bank bei Tarbek auf der Mittelhöhe Holsteins und bis in das südlichste Ende der Halbinsel durch den im Jungdiluvium liegen- den Hamburger Wallfisch und die darin steckende Blankenesser Austernbank völlig erwiesen ist. Nur wird man es aufgeben müssen, dergleichen geologische Ereienisse durchaus mit histo- rischen oder mit so sagenhaften Ereignissen, wie der Durchstich des englischen Canales durch eine eifersüchtige Prinzessin im Munde des Volkes ist, in Zeitparallele zu bringen. Dass die unterseeischen Moore dieser Küste ohne Ausnahme aus Süsswasserpflanzen gebildet wurden, lehrt — der Anblick jeder einzelnen Scholle — mir ist keine einzige Stelle bekannt, wo ver- torfte Meeresalgen getroffen wurden; dass sie aber nicht durch 142 VII. Das Watt. (138) Süsswasserschlick, also nicht nach Art eines unermesslichen Elh- delta zugedeckt wurden, lehrt der Inhalt des Schlieks an Cardium edule und dergleichen mehr, das lehrt aber auch der Salzgehalt des Torfes, welcher ein ganz ausserordentlicher ist, so dass man mit Sicherheit annehmen darf, er sei, ehe ihn die Schlick- lage überdeckte, täglich vom Meerwasser überspült worden, habe sich mit demselben vollgesogen, sei darnach zur Ebbezeit getrocknet, abermals vollgesogen, und so fortdauernd, dergestalt, dass sich m ihm der Salzgehalt concentrirte und ihn zu einer salzhaltigen Schicht stempelte, aus der eine regelmässige und dauernde Salz- gewinnung stattfinden konnte. — Schon oben war dies in dem Citat aus SAxo GRAMMATICUS angedeutet durch die Worte: torrefacta in salem gleba decoquitur. Das, was damals Anno 1000 geschah, wurde auch noch im vorigen Jahrhundert an derselbigen Stelle und in derselbigen Weise als Erwerbszweig geübt. — Nicht blos hier auf den Watten, selbst tief im Binnenlande, in Süderstapel, Norderstapel, u. s. w. wurde das Geschäft geübt, den salzigen Tuul oder Terrig unter der Marscherde herauszu- graben und zu versieden, als ein Beweis, dass auch dort noch nicht Flussalluvion, sondern lediglich Meeresalluvion die Marsch gebildet habe. Vorzugsweise aber wurde die Kunst geübt im alten Nordstrand, in der Lundenberger Harde, und dann bei den einstmaligen drei Halligen Galmsbüll, Dagebüll und Fahretost, von denen erstere untergegangen und nur im Aussendeich noch wahr- zunehmen ist, während die beiden letztgenannten durch Ein- deichung mit dem Festlande verbunden worden sind. Das in dieser Gegend gesottene Salz war seiner Schärfe und seiner Weisse wegen weit berühmt, ging namentlich nach den Ostseeinseln und wurde dort gegen Roggen vertauscht. Männer und Frauen hatten lohnenden Erwerb davon, und dass in Anno 1338 wegen Ueberfluthungen und Regen kein Salz gewonnen werden konnte, wird als eine Landescalamität in der Geschichte ausdrücklich aufgezeichnet. Im 15. Jahrhundert hat auch auf den Holländischen Küsten, auf der Insel Schouven und in der Pro- yinz Zeeland, eine Nachahmung der friesischen Salzgewinnung (139) VII. Das Watt. 7143 Statt gefunden, ist aber bald vor dem Seesalz von St. Ubes gewichen. Hier aber blieb sie seit den ältesten Zeiten festgesiedelt und setzte noch im 18. Jahrhundert 16 Salzschiffe in Nahrung, die aber 1768 schon auf 6 zusammengeschmolzen waren. Als endlich die dänische Regierung ein Regal daraus machte und es einem gewissen WıIcHMmAnN als Privilegium übergab, der seine Gerecht- same in schärfster Weise überwachte, da gingen um 1782 die beiden letzten Salzsiedereien zu Grunde, und ein um 1794 ge- machter Versuch zur Erneuerung scheiterte vollständig. Die Bereitung des Salzes geschah auf folgende Weise: Zwei Männer fuhren bei Hochwasserzeit in einer flachen Schute nach einer Stelle des Watts, wo ihnen das Vorhandensein des Terrigs bekannt war; dort legten sie sich vor Anker und er- warteten die Ebbe. Sobald das Watt neben ihnen blosgelaufen war, sprangen sie aus dem Fahrzeug, warfen mit Schaufeln den obersten Schlick bei Seite und gruben mit Spaten den festen Klei ab, der zuweilen 2 bis 3 Fuss dick über dem Salztorfe sass. Zu- weilen musste man statt dessen Sand, zuweilen auch geringhaltigen Torf abräumen. Der letzte, obgleich durch Salz- und Gypsgehalt schon so weit verdorben, dass er schlecht brannte und noch schlechter roch, war doch von dem eigentlichen Salztorf wesentlich unter- schieden und zur Salzgewinnung unbrauchbar, warum? das habe ich nicht ergründen können. Bei der Tiefe, in welcher man suchen musste, war es höchst mühselig, den Salztorf heraufzuwerfen, und die zwei Männer gebrauchten jedes Mal die ganze Ebbezeit, um ihre Schute noth- dürftig zu füllen. Nachdem die Schiffer dann bei auflaufendem Wasser durch eine Besenbake den Ort ihrer Arbeit bezeichnet hatten, gingen sie, sobald das Schiff flott geworden, ans Land, luden den Inhalt auf einspännige Karren und fuhren denselben nach dem soge- genannten Salzkoog, einem kleinen, von Sommerdeichen einge- fassten Stück Landes. In dem Salzkoog wurde der Torf ganz dünn ausgebreitet, 744 VII. Das Watt. (140) mit blossen Füssen platt getreten und durch mehrfältiges Wenden in der Sonne getrocknet, was bei gutem Wind und Sonnenschein zuweilen in der unglaublich kurzen Zeit von 24 Stunden geschah, aber selbstverständlich durch Regengüsse in empfindlichster Weise gestört und gehindert werden konnte. Die völlig getrocknete Toorferde wurde alsdann in kleine Haufen zusammengekrückt und in Brand gesteckt, wie man Moor- land abbrennt, wobei sie sich anfänglich in Schmauchfeuer, nach- her in wirklicher Gluth verzehrte, bis nur die Asche übrigblieb. Rauch und Qualm dieser Operation, übelriechend durch den Gyps- gehalt des Meerwassers, durchzogen meilenweit das Land und veranlassten damals dieselbigen Klagen in Schleswig, wie heute das Moorbrennen im Oldenburgischen und im Münsterlande. Da der Salztorf ein Viertel seines Gewichts Asche ergab, so war der Ertrag davon bedeutend. Die Asche wurde, um sie gegen Regen zu schützen, auf grössere Haufen geschüttet, und da die Arbeit gleichmässig vom Mai an bis Jacobi ihren Fortgang hatte, so wurden beträchtliche Mengen zusammengebracht. r In den späteren Monaten wurde dann die Asche auf jenen einspännigen Karren den Sülzbuden oder Kothen zugefahren, etwas mit Meerwasser angefeuchtet, um das Verstäuben zu hindern, und lieferte dadurch feste schwarze Kuchen, welche vor der Sülzbude aufgestapelt wurden. Im Winter wurde das Salz versotten, und zwar auf folgende Weise: In zweien grossen Kufen wurde der Salzgehalt der Asche durch Meerwasser ausgelaugt, aus der letzten Kufe durch hölzerne Röhren in eine eiserne Pfanne geleitet, welche so viel gesättigte Soole enthielt, dass man anderthalb Tonnen Salz daraus sieden konnte. Die eiserne Pfanne war mitten in der Sülzbude an vier eisernen Haken aufgehängt und reichte bis zur Hälfte ihrer Tiefe in eine Grube hinein, welche eine seitliche Oeffnung hatte. In diese seitliche Oeffnung warf man Torf, dessen Flammen und Rauch dann rings um die Pfanne herausspielten, und da diese Gebäude keinen Schornstein hatten, im Verein mit dem feuchten Boden des Kessels das ganze Innere erfüllten. Aus 800 Pfund Asche gewann man 300 Pfund Salz; aber die armen Leute, die von der sauren Arbeit kaum das tägliche Brod (141) V]I. Das Watt. 745 hatten, nahmen, durch keine Intelligenz unterstützt, immer wieder die Mutterlauge mit und machten dadurch ihr Salz endlich so bitter, dass man zuletzt allgemein das Lüneburger vorzog und den Untergang dieser Industrie nicht beklagte. Ich habe dieser altgermanischen naturwüchsigen Industrie, welche mindestens 1000 Jahr hier geblüht hat, weil sie auf die eigentliche Natur des Watts gegründet ist, einen etwas grösseren Raum gegeben, als die geognostische Darstellung sonst eestattet, weil sie unter den deutschen Salinisten nicht genügend bekannt zu sein scheint und immerhin ein Interesse in Anspruch nehmen kann. Von grosser Bedeutsamkeit für die Natur des Watts, oder vielmehr seiner Unterlage, die wir als ein manniefaltig gegliedertes Geestland erkannt haben, ist auch der Umstand, dass Süsswasser- quellen im Untergrunde vorfindlich sind, also den grösseren Schichtenverband mit dem tertiären oder diluvialen Hochlande, das doch meist ziemlich -entlegen ist, verrathen, während nahe bei Husum zwischen dem bedeutenden Hochlande und dem das Diluvium verrathenden Lundenberger Sande die Bohrung auf 150 Meter Tiefe noch kein Süsswasser, sondern nur den schlichten Wattsand herausgefördert hat, der dort einen Tiefspalt wahr- scheinlich macht. Es ist in früheren Zeiten nicht selten berichtet worden, dass die Tuulgräber im Watt ertrunken sind, weil plötzlich in der, unterseeischen Torfgrube das süsse Wasser aufsprudelte. In der Nähe der Hallig Nordmarsch ist vormals eine Quelle im Watt gewesen, die aber in Folge irgend eines Frevels verloren ge- sangen. Nördlich vonLangeness wurde einst eine Süsswasserquelle getroffen, deren Finder von den Bewohnern der Insel eine Belohnung erhielt und von dem Prediger in einem Gedicht verherrlicht wurde. Noch im vorigen Jahrhundert schrieb darüber ein Halligbewohner, Namens Lorenz LoREnzen: »Etwas Wunderwürdiges ist auf dem Schlick von Langenes im Nordosten von Nordmarsch zu sehen, denn quillt daselbst ein Brunn mit frischem Wasser mitten im salzen Meere hervor. Dieser Brunn ist mit Brettern dicht ge- macht und vor Zeiten mit einer Pumpe, itzo aber nur mit einem 746 VII. Das Watt. (142) Schwengel versehen. Die Fluth läuft alle 6 Stunden um denselben herum und in der Ebbe wird das Vieh zur Zeit der Noth häufig daraus getränket. Ob wir nun wohl auf Nordmarsch kein eigen- thümliches Recht an selben Brunnen haben, so wird unser Vieh doch aus Mitleiden zugelassen, und ist schon unterschiedliche Mal durch diesen Brunn vom Durststerben errettet worden. Denn weil wir auf unserer Insel kein anderes frisch Wasser haben, als was auf den Warffen vom Regen aufgefangen wird, so trägt es sich bisweilen bei trockenem Sommer zu, dass nichts vorhanden und das Vieh auf dem Felde vor Durst jämmerlich blöcket und schreyt. Da müssen denn die Einwohner mit Böthen von Föhr oder Ockholm Wasser zuführen lassen, welches aber wegen der Fracht theuer zu stehen kommt, oder zweymal des Tages eine gute Viertelmeile Weges ihre Kühe nach obiger Quelle zutreiben. Es ist aber erbärmlich anzusehen, wenn das Vieh in der Ebbezeit, welche oft des Nachts erst einfällt, nun einen so weiten Weg her an die Quelle gekommen, wie es vor Durst umherläuft und fast den Brunnen stürmen will, weil es denn noch oft eine Weile warten muss, bis Andere, welche vorher angelanget, ihr Vieh ge- tränket haben, und versichert man, dass solchem Spektakel fast nicht ohne Thränen kann zugeschauet werden.« Aus welchem Grunde die Quelle versiegt oder nicht mehr in Gebrauch ist, habe ich nicht erfahren. Ihr einstmaliges unzweifel- haftes Vorhandensein, welches dieser Bericht darthut, bestätigt in ziemlich hohem Grade die oben gegebene Darstellung von dem unterirdischen Bau der Landschaft und ist zugleich eine so wich- tige Thatsache für die genügende Wasserversorgung der einsamen Inselbrocken, dass, seitdem die neue Methode der abessinischen Brunnenbohrung und der Bohrung mit Wasserdruck erfunden, es nicht unterlassen werden sollte, zu versuchen, auch diese Inseln gegen Süsswassermangel für alle Zeit zu schützen. Nachdem ich so die hauptsächlichsten Züge des unterirdischen Baues der Watten gegeben, habe ich nur noch eines eigenthüm- lichen mineralischen Produktes im Schlick derselben zu erwähnen. Bei den Wattenwanderungen mit blossen Füssen fühlte ich in dieser, sonst so weichen, völlig steinleeren Schlickmasse kleine (1435) VII. Das Watt. 747 rundliche Steine, die auf’der Oberfläche nicht zu sehen waren. Ihre nähere Prüfung ergab, dass es Goncretionen seien, die sich in dem nassen Thonbrei gebildet, also Goncretionen neuesten Ursprungs in der jüngsten aller Formationen. Das weitere Studium dieser Knollen hat mich allmälig dahin geführt, ihre Verbreitung in den Marschen nachzuweisen, eine völlige Identität mit den Imatra- steinen zu erkennen, welche in den Glacialmergeln Scandinaviens beobachtet werden, und ferner einen innerlichen Zusammenhang mit den Pseudogaylussiten aufzufinden, deren zahlreiches Vorkom- men in dem Marschklei bereits eine längst bekannte Thatsache ist. So weit ist die Untersuchung abgeschlossen und von mir auch bereits auf der Versammlung der deutschen geologischen Gesell- schaft in Dresden erwähnt worden. Eingehendere Mittheilungen mit Zeichnungen müssen einer kleinen Monographie vorbehalten bleiben. £ Der Charakter der Watten ist den Lesern sicherlich aus vielen Einzelheiten der vorstehenden Abhandlung bereits anschaulich geworden, es bedarf nur noch eines kurzen Gesammtgemäldes derselben. Wenn das Wasser seinen Höhepunkt erreicht hat, sind die Watten für das gewöhnliche Auge von dem übrigen Meer nicht zu unterscheiden, der eingeborene Fischer und Schiffer, dessen Er- werb, ja dessen Leben von der richtigen Beurtheilung der Wasser fläche abhängt, gewahrt aber doch mit Leichtigkeit die ausge- dehnten Untiefen und die zwischen ihnen liegenden Tiefe, auch wo sie nicht durch die in Wind und Wogenschlag schwankenden jungen Birkenstämme bezeichnet sind, die überall als Zeichen des Tiefs in seine untiefen Ränder versenkt sind und die Binnenschiff- fahrt erleichtern. Ist das Wasser niedrig, so erscheinen sie als trockene gelbe Sandflächen, nur nach dem Festlande zu und von der Ostseite der Inseln mit grauem Schlick bekleidet, umrändert aber von den tiefen Wattströmen, welche eine Platte von der andern scheiden, sich zu grösseren Tiefen vereinigen und mit der Ge- schwindigkeit des Rheinstroms dem Meere zuschiessen, allen ein- gewehten Sand vor sich herfegend und den grössten Schiffen Einfahrt räumend. 7148 VI. Das Watt. (144) Die grösseren Watten begreifen zwei oder mehrere Inseln auf einer gemeinsamen Platte, oder schliessen sie zusammen an’s Festland an, wie ein einfacher Ueberbliek der Karte lehrt. Belebt sind sie, sobald sie frei werden, durch all das kleine Gethier, das dem rasch schwindenden Wasser nicht folgen konnte, nur die grösseren Fische, namentlich die Plattfische, die auf dem flachen Meeresgrund ihre liebste Heimath haben, fliegen eben vorher pfeilschnell in den Strom; das Gewimmel der kleineren Thiere aber zieht die Vögel an, die nun schaarenweis aus den Lüften herabkommen und alle ihren "Tisch gedeckt finden, indem sie das empfängliche Watt mit ihren Fussspuren, wie mit vertieften Hieroglyphen bezeichnen, bis die nächstkommende Fluth die grosse Tafel wieder ausebnet oder mit Schlick bedeckt, um sie einer künftigen Sandsteinschicht als Fussspureu für unzählbare Jahre einzuprägen. | In der That unbeschreiblich gross ist die Zahl verschiedenster Wasservögel, welche herabschweben. Der Alpenstrandläufer, der See- und Strandregenpfeifer, der Wasserläufer und Steinwälzer, der Austernfischer und die Avosette, Brachvögel und Fischreiher, Stock-, Sammet-, Brand- und Trauerenten, Seeschwalben und Möven, vor allem aber die Zierde dieses Meeres, die Silbermöve, sind nur die häufigsten unter diesen Thieren, die durch fröhliches Getümmel ebenso sehr jeden Laien, als jeden Naturkundigen er- freuen. Hier galt es nur, durch ihre Namen mit wenigen Zügen das Naturbild der geschilderten, in Entstehung begriffenen For- mation zu vervollständigen. Von dem Vogelreichthum kann man sich keine bessere Vorstellung erwerben, als wenn man eine der Halligen, besonders eine der unbewohnten betritt, wo die Ober- fläche mit Nestern ohne Zwischenraum bedeckt ist, und die brü- tenden Vögel einander berühren. Auf der Hallig Süderoog sind so viele Eier, dass, ehe das Gesetz die Einsammlung derselben erschwerte, die armen Leute Pelworms davon ihre Nahrung für eine lange Zeit des Jahres hatten, und der Bewohner der Insel trotz grosser Sendungen, die er nach Husum machte, doch viele Schweine mit Eiern mästete. Im wahren Sinne des Wortes ist es eine Unmöglichkeit, (1 45) VII. Das Watt. 749 auf der Insel zu gehen, ohne Eier und Junge zu zertreten. Die über dem Wanderer schwebenden Alten kann er bequem mit dem Stecken erschlagen, und die halbnackten, aber schon kräftigen Jungen sieht er eilends dem Meere zulaufen. Hat dieses Geflügel für den Inhalt der Wattbildung keine Be- deutung, so haben eine um so grössere Bedeutung dafür die Austernbänke, die auf den Abhängen der grossen Sandplatten gegen die Wattströme angesiedelt sind. Ich habe deren Stellung nach offieiellen Hülfsmitteln in der Karte angegeben, so dass man im Stande ist, ihre Beziehungen zur Meerestiefe und zur Wasser- bewegung aus der Karte mit Sicherheit abzulesen. Sie liegen meistens auf dem festesten Sand und an den schnellsten Wattströmen, ungefähr 20 bis 30 Fuss (6,3 — 9,4 Met.) unter ordinärer Fluth, und so, dass sie bei niedriger Ebbe in der Regel noch etwa 5 Fuss (1,6 Met.) Wasser über sich behalten, meistens in Streifen von 2—4000 Fuss (627,7—1255,4 Met.) Länge und dem zehnten Theil der Breite, nur die grösste bekannte Bank, »die Höntjex von der Lister Rhede, ist eine Viertelmeile lang und - eine Achtelmeile breit. Die Bänke liegen fast alle in den Strömen des nördlichen Theiles des grossen nordfriesischen Haffs, denn das Thier scheut den reichlicheren Schlick des südlichen Gewässers; im Ganzen ist ihre Zahl 50. Je nachdem man die kleineren mit- rechnet, werden ihrer mehr oder weniger gezählt, aber alle von den Schiffern mit eigenen Namen unterschieden. Eine Ausbreitung und Vermehrung der Bänke hat sich bisher nicht thunlich erwiesen, die meisten behaupten seit annähernd 300 Jahren ihren unge- fähren Platz; einzelne werden immer von Schlick erstickt oder von Sand überschüttet, wofür denn auch einzelne andere entstehen. Auch ihre Grenzen werden durch diese beiden Einflüsse verschoben. Millionen dieser schweren Thiere werden alljährlich gefangen, aber immer erneuert sich ihre Brut. In welcher Weise die dem Fang entschlüpften, durch die Fanggeräthe verschobenen, durch die Strömung fortgeführten, durch Sand oder Schlick verschütteten den Inhalt des sich hier neubildenden Meeres- Alluviums modi- fieiren, das braucht nicht ausgemalt zu werden. Jedenfalls ist hier die jüngste Stelle des Alluviums, die, so lange die Bank noch 49 750 VII. Schluss. (146) befischt wird, in keinem Theile ruht und stets im Momente der Bildung. begriffen ist. Damit schliesst sich dann die Reihe der auf der Karte dar- gestellten Formationen; denn von dem Süsswasseralluvium, dem Torfmoor und den Wiesen auf dem Festlande, welche fast ohne - Ausnahme moorig sind, brauchte nichts gesagt zu werden, da sie sich in keiner Weise von dem gewöhnlichsten Vorkommen dieser Art unterscheiden. VIll. Schluss. Das Hauptresultat der Untersuchung lässt sich nun kurz folgendermaassen zusammmenfassen: Während der Periode des alten Alluviums wurde allmälig der Meeresgrund dort, wo jetzt die cimbrische Halbinsel liegt, und wo dessen jüngst gebildeten Theile aus dem Grande be- standen, der jetzt Geschiebedecksand heisst, bis zu solcher Höhe gehoben, dass die in diesem Grande liegenden Austernbänke und Wallfische bis 30 und 60 Meter über den Meeresspiegel aufstiegen. Die Hebung geschah so langsam, dass sich in den Räumen, welche am längsten unter Wasser blieben, der feinere Sand durch den über den aufsteigenden Meeresgrund brausenden Wind sammeln, durch das Wasser ebnen konnte. Vielleicht im ununterbrochenen Zusammenhange damit, viel- leicht als eine eigene, gleichzeitig aufbrechende Scholle, entstand weiter westlich ein ähnliches, weniger hohes Hügelland mit der- selbigen Decke von Jungdiluvium, und die Vertiefung zwischen beiden, welche nur durch die grossen Diluvial-Hügel Nordsylt, Südsylt, Amrum, Osterland-Föhr und Westerland-Föhr, Emmerleff-Ballum und durch die kleinen Diluvialhügel Hoyer, Lindholm, Lundenberg, Tinnumburg, Borgsumburg u. s. w. unterbrochen war, füllte sich ebenso, wie die grossen Thal- weiten des westlichen Festlandes, mit alluvialem Sande, der eben so horizontal wie jener, nur durch die wenig höher erhabenen (147) VIII. Schluss. 151 Flächen Riesummoor, Efkebüll, Toftebüll, Garding, Ta- ting, Romö, Fanö ganz schwach hügelig erschien. In dem weiten, gegen das Meer abgesperrten Raume stauten sich die, vom östlichen Festlande kommenden torfbraunen Flüsse auf zum See, bis dieser an irgend einer Stelle einen Ueberlauf fand, und den, von hohen und niedrigen Inseln und Halbinseln eingeengt, da, wo das Ufer geeignet war, unter dem Windschutz der westlichen Hügelkette eine Bruch- und Waldvegetation um- zingelte.e Die Waldversumpfung verwandelte sich allmälig in ein Moor, das aus einem Unterwassermoor bis in die Region eines Hochmoors emporstieg, eine Waldvegetation erst mit einer Sumpf- und darüber mit einer Haidevegetation bedeckte. So lange hatte das Festland geruht seit jener ganz allge- meinen altalluvialen Erhebung; nun erst, also bereits weit mitten in der jüngeren Alluvialzeit, folgte dann die nächste allgemeine Niveauveränderung, eine kleine Senkung von vielleicht nur 3, vielleicht 6 bis 9 Metern, an welcher gleichzeitig, ebenso wie an jener Erhebung das ganze nordwestliche Europa Theil nahm. Für einen solchen Niveauunterschied war die westliche Hügelkette zu niedrig; die Lücken, durch welche sich früher das überflüssige Wasser des Festlandes ergossen hatte, wurden nun eben so viele Lücken für den Eintritt des Meeres, der besonders in der Nähe von Jütland wird geschehen sein, wo gleichzeitig die Inseln und das Festland niedrig altalluvial sind und mehr oder weniger einen solchen Bestand der äusseren Hügelkette erwarten lassen. Die Westbrandung zehrte an der westlichen Hüsgelkette, ver- wandelte ihren groben Tertiärsand in Dünensand, der sich wegen der geringen Höhe des Landes am Rande aufthürmte, während der feine Sand und Glimmerthon von den Wellen suspendirt, in das jetzt geöffnete Haff, eine Lagune mit ebenstem, ausgeglichenem Boden, eintrat, durch tägliche Fluthen und die völlige Ruhe der Bucht veranlasst, als Wattsand und Schlick darin liegen blieb und das Haff in wahrscheinlich nur kurzer Zeit zu einem Marschlande erzog, das nur noch von hohen Fluthen überschwemmt wurde. Dieses Land besiedelte der Mensch im Schutze des äusseren Hügellandes und der daraus entstehenden oder entstandenen 49* = 7592 VII. Schluss. (148) Dünen, bewohnte es auf Wurthen und den hochragenden Geest- inseln und benutzte es als Grasweide ein oder zwei Jahrtausende, um dann, als nur noch Dünen die Schutzwand bildeten, etwa 1000 Jahre nach Christi Geburt, durch benachbarte Völker zum Ackerbau erzogen, sich diesen auf seinem höchst fruchtbaren Boden durch Deiche zu ermöglichen. Die abnehmende, immer: mehr zu Dünen verwandelte und dann in solcher Gestalt immer mehr zerbrochene Schutzmauer und die fehlerhaften menschlichen Schutzwerke dienten dem Meere als Helfer bei dem nun beginnen- den Zerstörungswerke, das oben geschildert worden und das heute nicht wieder durch die Naturgewalten allein, sondern nur durch die im Dienste der Menschheit stehende Natur gehemmt, oder in das Gegentheil, ein Landbildungswerk, verwandelt werden kann. Die Preussische Staatsregierung hat die, für sie hierin liegende srosse Aufgabe begriffen, sie weiss und hat es öffentlich durch Wort und That bekundet, dass es eine wichtige erste Maassregel ist, der Zerstörung von Sylt und namentlich dem weiteren Ab-. bruch des Hochlandes oder der Verschmälerung der Dünen Ein- halt zu thun. Sie wird dieselbe Aufgabe auch für Amrum nicht aus den Augen setzen. Sie weiss, dass die Steindeiche auf Föhr und Pelworm in vollkommenem Stande zu halten sind, wenn diese Inseln sich selbst und das hinterliegende Land erfolgreich schützen sollen. Sie weiss, dass der Anwuchs vom Festlande auf jede Weise zu fördern ist, und dass jeder neue Koog, welcher dem Festlande hinzugefügt wird, alle hinterliegenden Ländereien mit. neuem Schutz versieht und hat daher die Landgewinnungs- arbeiten, namentlich durch Herstellung geschützter Buchten zwischen den Lahnungen, in ausgedehntem Maasse theils fortgesetzt, theils neu begonnen, sie hat das grosse Werk, die Hamburger Hallig durch einen Damm mit dem Festland zu verbinden, mit seltenem Glücke ausgeführt und hat jetzt die Freude, in den beiden da- durch entstandenen grossen Busen die Anschlickung im verstärkten Maasse vor sich gehen zu sehen. Vielleicht wird denjenigen Lesern, welche eine Anschauung von dem in der Hochfluth empörten sturmgepeitschten Westmeere noch nicht gehabt haben, die Aufgabe, einen Damm im flachen (149) VII. Schluss. 153 Wattenmeere zwischen zwei festen Punkten zu errichten, so gar gross nicht erscheinen; anders werden aber diejenigen urtheilen, welche das Meer kennen. Da nun dieser, für verhältnissmässig untergeordnete Zwecke berechnete Damm so herrlich gelungen ist, und seinen Dienst so gut erfüllt hat, so erscheint es mir als eine Aufgabe im grossen Stil für den Preussischen Staat, dass er hier an dieser, so völlig geeigneten Stelle mit den Niederlanden wetteifere. Wer dem feindlich zerstörenden Meer an dieser Westküste Halt gebietet, der hat zugleich dem freundlich aufbauenden Meere die Ruhe verschafft, deren es bedarf, um hier, wo es schon ein- mal reiche blühende Landschaften schuf, dieselben zum zweiten Male hervorzubringen, und dadurch nicht nur den geschehenen Aufwand mit Zinseszinsen zurückzuzahlen, sondern auch eine viel- fältige Vormauer für das jetzt immer stärker gefährdete Festland zu schaffen. | Einst hätten es die, noch nicht so völlig als jetzt zersplitterten, Friesen allein vermocht, aber es fehlte ihnen der geistige Mittel- punkt, die einigende Hand. Selbst Dänemark hätte im Laufe dieses Jahrhunderts das Werk vollenden können, aber es ver- brauchte die Mittel der Herzogthümer zu unproductiven Zwecken. Der schöpferische Geist Friedrichs des Grossen, welcher die wüsten Binnenlands-Sümpfe seiner Marken in Acker und Weide ver- wandelte, kann, in seinen Nachfolgern lebendig, auch die pflanzen- leeren Küstenwatten umgestalten, und mächtig wächst auf den Inseln mit der jährlich wachsenden Gefahr das Vertrauen auf einsichtsvolle und starke Hülfe. Die Geologie ist in der Lage, mit sicherem Fingerzeig auf die Arbeiten hinzuweisen, welche das Werk geologischer Thätigkeiten zu fördern geeignet sind und in den geologischen Grundlagen zu- gleich eine feste Stütze finden. Es sind zwei Dämme durch das Watt nöthig, welche genügend erscheinen, den grössern Theil der erforderlichen Arbeit auf die Naturkräfte zu übertragen, und aus deren Wirksamkeit erst später die Punkte erkannt werden können, wo weitere menschliche Nachhülfe erforderlich wird, um 754 VII. Schluss. (150) auf das Jahrtausend der Zerstörungen jetzt ein Jahrtausend ger Neubildungen folgen zu lassen. Der eine dieser Dämme müsste die Insel Föhr mit der Insel Amrum verbinden, ungefähr auf der Linie, auf welcher die jetzige harte Poststrasse zwischen beiden Inseln durch die Watten führt, und welche in .der Regel bei Ebbe für Wagen und Pferde gangbar ist. Beide Inseln haben einst zusammen- gehangen und hätten unter sorglicher Pflege nie von einander gerissen werden können. Jetzt, da die Oefinung vorhanden, wird von dem südlichen Diluvialufer Föhrs alljährlich bei den Hoch- fluthen eine bedeutende Breite abgerissen-und verschwemmt. Wäre der Damm vorhanden, dann würde nicht blos dies für die Dauer gespart werden, sondern bei der grossen Neigung, welche die gewaltige Bucht zwischen beiden Inseln, die ein hohes Watt und nur einen unbedeutenden Segellauf hat, zur Aufschlickung zeigt, würde sich hier ein ausgezeichnetes, leicht zu schützendes Marsch- land bilden. Die Insel Amrum ist arm und ist nur sehr geringem Ver- kehr durch die Schifffahrt zugänglich, die Insel Föhr ist wohl- habend, aber im Ackerbau höchlich zurückgeblieben, beide Inseln, zusammen ein Land bildend, würden sogleich höherer Entwicke- lung fähig sein, und käme erst das Beispiel einiger tüchtiger Land- wirthe hinzu, wie es der neue Anwuchs leicht im Gefolge haben könnte, so würden sie für sich selbst und für den Fiscus ertrag- reich genug werden können. Geognostisch ist die Gegend wie gemacht dazu. Das Watt, auf welchem der Wagen fährt, ist, weil dort Diluvialland zerstört wurde, wie eine Chaussee so hart gepflastert, und so weit das Auge reicht, wenigstens bis vor Witsum, ist dasselbe übersäet mit grossen Steinblöcken, welche einen eben so festgepackten Steingrund unter sich haben. Dass die Wasserbaukunst Mittel hat, von solchem Material mit Leichtigkeit einen festen Damm zu erbauen, unterliegt keinem Zweifel, und wenn es ihr in solcher Weise aus nächster Nähe geliefert werden kann, dürfte der Bau doch auch wesentlich billiger werden, als an jeder anderen Stelle. Wenn in einem gegen Nordwesten schwach concav gelegten Bogen (151) VII. Schluss. 755 der Damm gebaut ist, wird zwar das westliche Wasser im Sturme gefangen und nicht unwesentlich höher getrieben werden, allein allmälig wird dann auch die vorwärts wandernde Dünenspitze von Amrum als Hochstrand oder Düne sich davor aufhäufen und nachmals die Sicherung der dann grün gewordenen, innern Bucht allein übernehmen. So tief das ein- und ausströmende Meer die anderen grossen Seethore eingeschnitten hat, weil sie im stein- losen Tertiärboden liegen, so wenig konnte es diesem festen Dilu- vialgrunde anhaben, da jedes Ausspülen die Steinpackung nur befestigte. Noch grösser, noch wichtiger ist das andere Werk, die Insel Sylt mit dem Festlande durch einen Damm auf der Wasserscheide zwischen Listertief und Vortrepp- tief zu verbinden, und so das Hin- und Hergehen der Gewässer durch die ganze Hafflänge sowohl mit dem nordwestlichen als mit dem südwestlichen Andrange der Fluth zu verhindern. Durch diesen Bau würde das Binnenmeer, das jetzt vom Wasser durch- strömt wird, in zwei grosse Meeresbuchten zerlegt werden, in welchen es sich blos aufstauen könnte. Nach der Meinung aller Anwachs- Kundigen, welche ich gesprochen, würde der Schlickfall zu beiden Seiten des Dammes ein ausserordentlich grosser werden, und namentlich im nördlichen Busen würde man schon in kurzer Frist auf grünem Vorlande von der Insel zum Festlande gehen können. In der ganzen Bucht von Hoyer längs des Neuen Friederichskooges, dann längs des Dammes und der Sylter Küste, bs Kampen, welche einen schlichten Halbkreis bildet, würde sich der Anwachs in ziemlich gleicher Breite zeigen, und sobald er nur die Breite einer Viertelmeile hätte, wäre damit die Dammlegung überreichlich bezahlt, ohne noch des Anwachses in dem südlichen, weniger günstig zum Schlickfang gestalteten Busen zu gedenken. Einen solchen Damm zu erbauen, und zwar von der Ostspitze Sylts von Nösse nach der Südspitze des neuen Friederichs- kooges, darf man aber auch keine Zeit verlieren. Heute ist das zwischenliegende Watt, dieDracht genannt, nur von zwei schmalen Segeltiefen und einem todten Wasser eingeschnitten, heute kann 756 VII. Schluss. (152) man noch bei starkem Ostwinde und tiefer Ebbe von der Insel zum Festlande hinübergehen, wie es vor zwei Jahren um Pfingsten acht Männer thaten; aber bei der Wandelbarkeit, welche Land und Meer im Wattgebiete zeigen, dürfte Niemand wagen zu behaupten, wie lange das dauern wird. Für die Schüttung aber kann die geo- gnostische Beschaffenheit des benachtbarten Landes nicht günstiger gedacht werden, als sie wirklich ist. Die Morsumhaide liegt gleich über Nösse, sie ist unbebaut und unbewohnt, und ihre Abgrabung bringt Niemandem Schaden; bis zu unbekannter Tiefe ist sie mit grobem hartem Grandgeröll bedeckt, in der Tiefe an der Küste aber hat sie den festen zähen Glimmerthon, dessen Schollen dem Wasser lange Zeit widerstehen, und die Sandsteinquadern des Limonit- sandsteins, welche, wenn auch nicht zu Felsmauerwerk gegen die Luft, so doch durch ihre Eisensteinschwere als Felsschüttwrake gegen Wasserandrang ausserordentliche Dienste leisten können. Die Gunst dieser Materialien ist so gross, dass eine Eisenbahn zur Aufnahme derselben, unter Morsumkliff längsgelegt und von da über Nösse hinaus ins Watt geführt, während eines Sommers _ eine regelmässige Dammschüttung wie für einen Eisenbahnbau, ohne Rücksicht auf besondere Maassregeln zum Wasserschutz zu gestatten scheint. Ob die dann nöthige Beschleunigung der Arbeit, um nur erst das Wasser zu brechen, nicht noch wesentliche Er- sparnisse in den Kosten bringt, und ob überhaupt eine so schlichte Dammarbeit zulässig ist, wird aber billig dem Urtheil der Wasser- baukundigen überlassen, denen der Geognost nur das für den Zweck wunderbar gut geeignete Material zu nennen hat. Wäre die Insel Sylt durch einen Damm landfest gemacht, dann wäre nicht allein der grösste Schritt zur Wiedergewinnung des einst verlorenen ganzen Nordfriesland in gesicherter Form gethan, dann würde der Zustrom der Reisenden nach dem unüber- troffenen ausgedehnten Badestrand der Insel ein ausserordentlicher, stets steigender sein, der vielleicht eben so sehr als der Anwachs die materielle Wohlfahrt der Landschaft fördern könnte. Was ich aber für noch viel wichtiger halte, ist dies, dass eine Secundärbahn von Tondern über Hoyer, den ganzen oben gezogenen Halbkreis beschreibend, bei List unmittelbar an den (153) VIII. Schluss. 7157 Königshafen führen könnte, welcher seit Jahrhunderten der einzige tiefe, frei anzusegelnde Hafen der ganzen cimbrischen Westküste ist und den mühsam hergestellten kleinen dänischen Westhafen bei Esbjerg unter Fanö, dessen Erfolge alle Erwartungen hinter sich zurücklassen und schon im dritten Jahr nach der Eröffnung eine Vergrösserung und Vertiefung fordern, weit übertreffen müsste. Was man heute den Königshafen zu nennen pflegt, die Bucht, welehe zwischen Listland und dem Ellbogen eingeschlossen ist, und deren Abbildung unter Fig. 8 (Titelbild) gegeben ist, um ein Beispiel der hiesigen Dünenlandschaft zu gewähren, das ist nicht der Königshafen. Dieser liest in der Einfahrt, im Lister Tief selbst, und war geräumig genug für eine Seeschlacht zwischen 8 der grössten dänischen Kriegsschiffe und einer vereinigten schwedisch- holländischen Flotte Anno 1644, hält sich auch in derselbigen Tiefe bis fast an das Ellbogenland seit unvordenklichen Zeiten, gleich der Lister Rhede, die ebenfalls im Schutz der hohen, auf der Abbildung wahrnehmbaren Dünen, Ankerplätze bis zu 16 Faden Tiefe enthält, und mit 6 resp. 10 Faden Tiefe bis dicht an Sand- spierlingsodde reicht, wohin die Secundärbahn des Dammes seführt werden könnte. In wie hohem Grade dieser Hafen und der Schienenweg zu ihm demjenigen vorzuziehen ist, was als Project des Römer Hafens vor wenigen Jahren die financiellen Kreise bewegte, das wird aus der ganzen Darstellung von der Natur dieser Inselkette hervorgegangen sein, und wenn der EIl- bogen, wie seine hartnäckige Behauptung eines fast widersinnigen Standes gegenüber den tiefsten Strömungen, die seinen Fuss be- nagen, vermuthen lässt, ein Felsenriff in seinem Grunde hat, so ist die herrliche Beschaffenheit der Rhede auch für alle Zukunft gesichert. Schon Dankwertu schrieb 1652: »Das Merkwürdigste an dieser Insul ist der schöne Meerhafen bei List oder an Meelhörn so doch in dem Lister Hafen hinausgehet und Ihr Königlichen Majestät dem Riper Hause angehörig zustehet. Es wird zwischen der Elbe und dem Schagen kein tieferer und bequemerer Hafen an der Westsee gefunden. « 758 VIN. Schluss. (154) Zweihundert Jahre später schreibt der officielle dänische Lootse wörtlich pag. 44: »Soltsand-Tiefe zwischen Soltsand und Rister ist der beste und reinste Einlauf nach der Lister Tiefe, und da sie binnen eine bedeutende Tiefe und noch auf der Barre 19—22 Fuss Wasser hat so ist sie von besonderer Wichtigkeit für Schiffe, welche bei stürmischem Wetter ein Lagerwall an diesen ge- fährlichen Küsten bekommen und dann hineinlaufen und östlich von Albneodde einen schützenden Ankerplatz finden können. »Da dieser Lauf als der wichtigste und beste Zufluchtsort an der ganzen Küste betrachtet und oft zu einer Zeit benutzt werden kann, wo die Tonnen und Baken eingenommen sind, so wird hier noch Folgendes bemerkt. »Die ganze 5 Meilen lange Küste der Insel Sylt ist durchausrein, so dass Schiffe ohne irgend eine andere Gefahr, als die des Lagerwalls sich derselben nähern können. Sie besteht aus gewöhnlichen weissen Sanddünen, eine einzelne bemerkens- werthe Stelle, Rothekliff ausgenommen, die eine kleine Meile südlich von List dem Nordende der Insel lieget und eine vor- treffliche Marke für den Einlauf in die Lister Tiefe abgiebt. Diese’bemerkenswerthe Stelle kann 3 bis 4 Meilen zur See auf 9 bis 10 Faden Tiefe gesehen und erkannt werden und zeigt 'sich am Vormittage im Schatten dunkel, Nachmittags wenn die Sonne darauf scheint rothgelb. Auf der Parallele zu dieser Stelle, findet man ungefähr 4 Meilen in See rothen Sandgrund, so dass man im Dunkeln und bei unsichtbarem Wetter, wenn man von Süden kommt und statt feinen Sandes mit mehr oder weniger Schlick, rothen Sand auf dem Loth bekommt, wissen kann, dass man sich auf der Breite von Rothekiff befindet. ... »Dieser Lauf führt in die eigentliche Lister Tiefe hinein, welche 4 his 16 Faden Wasser hat. >»... und kann alsdann mit 6, 8 bis 10 Faden Wasser ankern, woselbst man sich indessen gleich vertauen muss für Ebbe und Fluth, welche längs der Küste laufen. Kleine Fahrzeuge können Di ru (155) VIII. Schluss. 159 dicht unter dem Landgrunde bei der Mühle auf 2 Faden Wasser ankern.« Eine Schilderung aus so authentischer Quelle, welche an einer sonst hafenlosen Küste einen, jeglicher wünschenswerthen Gunst theilhaftigen, natürlichen Hafen zweifellos kennzeichnet, wird ge- nügen, um zu beurtheilen, welchen Schatz der Preussische Staat für seine Handels- und Kriegsmarine besitzt, wenn dieser wunderbare Hafen dureh den Landge- winnungsdamm und seine Eisenbahn ein Festlandshafen geworden ist, da er, obgleich dem Einlauf aus dem reinsten offenen Meere so nahe, so völlig vor jedem Sturm durch hohe Dünen geschützt, so eisfrei im Winter, so leicht anzusegeln, doch den nordenglischen und schottischen Kohlenhäfen 15—20 deutsche Meilen näher ist, als der durch die Mühseligkeiten des Elbstroms schwerer erreichbare Hamburger Hafen. Der geognostische Bau der Insel bedingt den Hafen, der geognostische Bau derselben erleichtert seine dauernde Verbindung mit dem Festlande, der geognostische Bau und die geologischen Thätigkeiten ihrer Umgebung fordern den Damm zur Sicherung einer grossen Landschaft und stellen als Gegengeschenk des Meeres eine andere grosse und fruchtbare Landschaft in Aussicht. Es wäre wahrlich ein schöner Lohn für diese geognostische Ar- beit, wenn sie dazu anregen könnte, dass der Staat sich diesen seinen Schatz sichert und ertragreich macht und dabei zugleich die sehr intelligente und eigenartige Bevölkerung einer grossen Insel, deren Communication mit dem Festlande im Winter oft länger aufge- hoben ist, als eine Reise nach und von Amerika dauert, in un- unterbrochene Verbindung mit dem Herzen Deutschlands brächte. Profile zur geogn: Beschreibung d. Insel Sylt & L.Meyn. N N 5 ! R R ih 5 S R \ f R x R \ Eh f S s E | S Prof. 1 | Sg \ ER 2 Bi & 8 ee a ER x ER Orc m ae re Ba Glimmerthon Alaunerde ur” Puarzz Kaolinsand BEE monztrandsten 33] Braunkohle \Br) Durchschnitt von Morsum Kliff, verticale Dimensionen ca.fünffach erhöht. > i BIZERN | I Düne | Prof.2. N Prof.3. Durchschnitt am südlichen Ende des rothen Kliffs. Heidesand, altes Aluvium Durchschnitt der Küste von Sylt Jüngeres Grand -Diluvium zwischen Herren und-Damenstrand bei Westerland. Wersse Quanzgerölle » Zisenschüssiges Quarz Conglomerat NIIIIIII Nordsee Westen Osten Osten Aufgenommen van 1 Meyn ” Profile zur geoßn: Beschreibung d. Insel Sylt on L.Meyn. Kjökkenmödding im Panderkliff bei Munkmarsch. Prof. 4. 223 "Jünger. Dilumium "Grand, ee Quarzgerölle 02 Hochstrand mit dem Schaumstrande aus Torf, Tuul, Braunkohle Treibholz, Darg u.Kleischollen auf dem grossen Steandplateau der Sudspitze. BE D 2 2 Düne \ N S N \ N N AIVDN DIN Schaumstrand . S SS EZ TEER N N NIT \ \ NIS x \ > INT er Be ER 7 EETIIIIIEEN, SIT ITTEDIRSS TIER S \ SS << SS NY ST IUIONNUUINIEIIIINIÜÄUNUON IST SAN III x S ISIN NIÄR III S TIIN \ N N Ye: EIN RR IN NN ITRRERERREIIUINERN N \ NSUINN IN Werand & \ \ NINS SE == \ \ \ x \ 5 Südosten ! Meeresspiegel Wordmesten Prof.6. Ä Be Hochstrand am Westrande der Düne. ee et pi Düne NIIN N N Ss NEREEEIIIIIIIIII III“ Osten Aufgenommen von L.Meyn. 0 BIN Il 3 2044 102 949 427 r