2 > ige en. - ESP Terrnmtänenne Reese Bouwpd /I40 WHITNEY LIBRARY, HARVARD UNIVERSITY. THIEIGIEN OE Je DISAVERIIEN EN, Sturgis Hooper Professor IN THE MUSEUM OF 0OMPARATIVE ZOOLOGY TRANSFERRED°TO GEOLOG! SCIENCES LIBRARY CAL Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. 12, 637 Band IX, Heft 1. Die Echinıden des Nord- und Mitteldeutschen Oligocäns, Dr. Theodor Echbert, | “ Kgl. Bezirksgeologe in Berlin. | Herausgegeben . von nn Kinigbich Preussischen eiöloenscher Landesanstalt. Hierzu ein Atlas mit 10 Tafeln ® und eine Texttafel. nnnnran a BERLIN. - In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. Mer RE (9. H. Neumann.) 1889. N < | | . \ Von N | INES ET = Se u BS 2, ah ER de ur y er ER N , N Abhandlungen zur veolooischen Specialkarie von Preussen und den Thüringischen Staaten. BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1589. Die Ecehinıden des Nord- und Mitteldeutschen Oligocäns. Dr. Theodor Ebert, Kgl. Bezirksgeologe in Berlin. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Hierzu ein Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafel. nrnnnNnNnNNNNNTnAaNnnNanNnNnTNTAannNnNnNTTIRnNNTITInNNNnND BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1839. Vorwort. Da seit dem Erscheinen von GOLDFuss’s » Petrefacta Germaniae« die Echinoiden-Fauna der Tertiärformation des nordwestlichen und mittleren Deutschlands nicht wieder ım Ganzen bearbeitet, die Anzahl der aus diesen Gebieten von GoLDFUSS beschriebenen Arten seitdem auch nur um drei Arten vermehrt worden war, so konnte man von vorn herein annehmen, dass eine Neubearbeitung dieser Fauna immerhin von Interesse sein würde. Jedoch würde ich trotzdem kaum die Arbeit unternommen haben, wenn ich nicht das vorzügliche tertiäre deutsche Echinoidenmaterial des Göttinger Museums gesehen und von Herrn Professor VON KOENEN die gütige Erlaubniss erhalten hätte, dasselbe mit zu bearbeiten. Dieses und mein eigenes Material, verbunden mit dem der Kgl. geologischen Landesanstalt und dem des Kgl. Museums der Universität zu Berlin, welches mir von den Herren Geheimen Bergrath Dr. HAUCHECORNE und Geheimen Bergrath Professor Dr. BEYRICH gütigst zur Bearbeitung überlassen wurde, ermöglichte mir ein ein- gehendes Studium unserer deutschen oligocänen Echinoiden- Fauna. Den drei genannten Herren spreche ich auch hier nochmals meinen herzlichsten Dank aus. Aber noch einer Reihe anderer Herren bin ich zu grossem Danke verpflichtet, so vor Allem Herrn Professor von ZITTEL in München, der mir aus dem dortigen Museum die Stücke aus der Münster’ schen Sammlung zusandte, Herrn Professor von Fritsch ın Halle, der mir das Original von Lupwig’s Cyphosoma rhenana zur Neubearbeitung zur Verfügung stellte, Herrn Dr. BOETTGER in Frankfurt a. M. und Herrn Dr. MÜLLER, vI Vorwort. Besitzer der »Linnaea« in Berlin, von denen ich namentlich schönes Material aus dem Mainzer Becken erhielt, Herrn Professor HoLz- APFEL in Aachen, der mir aus der Casseler Gegend Stücke über- liess, Herrn Dr. BOELSCHE in Osnabrück, welcher mir die Sammlung aus der Gegend von Bünde und Osnabrück in Osnabrück zugäng- lich machte, den Herren Landbaurath KocH und Baron voN NETTEL- BLADT in Güstrow, von denen ich Material aus dem Sternberger Gestein erhielt und Herrn Professor REMELE in Eberswalde, dem ich den grössten Theil der Stücke aus dem mittel-oligocänen Meeressand von Stettin verdanke. Meinen Dank möchte ich aber auch noch Herrn Professor VON MARTENS in Berlin aussprechen, der mir die Benutzung der reichen Sammlung recenter Echinoiden im hiesigen zoologischen Museum gestattete, und Herrn Professor DAMES, der mir meine Arbeit wesentlich erleichterte, indem er mir seine Bibliothek, die durch Vollständigkeit der Echimoiden-Literatur ausgezeichnet ist, zur Verfügung stellte. Die Echinoiden-Fauna des Samlandes habe ich, da sie neuer- dings von NOETLING in diesen Abhandlungen bearbeitet worden ist, nur insofern berücksichtigt, als Beziehungen zu den Echinoiden der übrigen unter-oligocänen Fundorte und denen der jüngeren Schichten es wünschenswerth erscheinen liessen. Berlin, März 1889. Th. Ebert. Enehsanlatz Vorwort . Einleitung (Historisches). A. Specieller Theil. Beschreibung der Arten. I. Regulares Fam.: Cidaridae. Gatt.: Rhabdocidaris . » (Doro-?) Cidaris . Fam.: Glyphostomata. Gatt.: Cyphosoma . » Baueria » Psammechinus . II. Irregulares Fam.: Clypeastridae. Gatt.: Echinoeyamus . Fam.: Cassidulidae. Gatt.: Echinanthus. » Echinolampas . Fam.: Spatangidae. Gatt.: Schizaster » Moira . » Spatangus » Spatangus (Maretia) . II. Stacheln, Seite VoVil 1— 8 11—23 11—15 15—14 15—17 17—19 19—23 2I— 70 29—33 34—39 39—46 47—52 52—53 53—60 60—70 71—80 VIII Inhalt. B. Allgemeiner Theil. I. I. II. IV. V. Das Verhältniss der Gattung Spatangus zu den Gattungen Hemipatagus, Maretia, Leiospatangus, Laevipatagus und Lonecophorus . Bemerkungen zur Gattung Moira Ar. Acassız . Die Wachsthumsverhältnisse des Spatangus (Maretia) Hoffmanni Müxsrer Verticale und horizontale Verbreitung der beschriebenen Arten Beziehungen zu den Echinoiden-Faunen anderer Tertiär- gebiete . Corrigenda . Alphabetisches Verzeichniss der im speciellen Theil (A.) beschriebenen Arten Seite s3— 91 92— 93 94— 9) 100— 105 106— 107 105 109 Zn Einleitung, ( Historisches.) Abh. IX, 1. IR ersten Mal im Zusammenhang bearbeitet wurden die tertiären Echiniden Deutschlands von GOLDFUSS in seinen »Petre- facta Germaniae«. Wohl werden schon vor ihm bei geognostischen Skizzen einzelner Gegenden Deutschlands von verschiedenen Autoren »Echiniten« erwähnt, aber nicht benannt oder beschrieben. GoLD- FUSS beschreibt im Ganzen neun Arten aus dem deutschen Tertiär: 1. Echinus pusillus MÜNSTER, von Astrupp. 2. COlypeaster Kleinii GoLDFUss von Bünde, Osnabrück, Astrupp und Mennishüffen bei Herford. 3. Echinoneus ovatus MÜNSTER, var. orbicularis, ovata, elliptica von Astrupp und Wilhelmshöhe. 4. Echinoneus scutatus MÜNSTER von Bünde. 5. Nucleolites subcarinatus GOLDFUSS von Bünde und Mennig- hüffen. 6. Nucleolites scutella GOLDFUSS von Herford. 7. Spatangus Hofmanni GOLDFUSS von Bünde und Astrupp. 8. » Desmarestii MÜNSTER von Bünde und Astrupp. » » acuminatus (GOLDFUSS von Kassel und vom Grafenberg bei Düsseldorf. Diese Abhandlung von GOoLDFUss ist nicht nur die grund- legende gewesen, sondern sie ist auch bis jetzt die Hauptarbeit über diesen Gegenstand geblieben. Wohl werden später die von ihm beschriebenen Arten mit der Vervollkommnung der Systematik zum Theil anderen Gattungen zugewiesen, auch eine Reihe weiterer Fundorte für dieselben angegeben, aber vermehrt wird die Zahl derselben in dem langen Zeitraum bis zum Jahre 1887 nur um drei Arten, denen ich dann drei weitere hinzufüste. 1* 4 Einleitung. Die wichtigsten Arbeiten, welche deutsche tertiäre Echiniden weiter behandeln, sind die folgenden. 1831. Bronn, Notizen über die Gebirgsbildungen am Grafen- berg und am Bensberg (Neues Jahrbuch für Mineralogie, S. 173). — Es werden Spatangus acuminatus und eine kleine Echinus-Art angeführt. | 1833. Hausmann, Ueber das Vorkommen der Grobkalk- formation in Niedersachsen (Studien des Göttingischen Vereins bergmännischer Freunde, Bd. III, S. 305). — Es werden aufgezählt: Olypeaster Kleinii vom Doberg und Astrupp, Nucleolites subcarinatus vom Doberg, Spatangus Hofmanni von Diekholzen, Doberg, Astrupp. 1835. v. Münster, Bemerkungen über einige tertiäre Meer- wassergebilde im nordwestlichen Deutschland, zwischen Osnabrück und Kassel (Neues Jahrb. f. Mineralogie etc., S. 434). Die Ab- handlung enthält folgende Liste aus dem Becken von Osnabrück: Cidarites subarticulatus n. sp.? von Astrupp. Echinus pusillus MÜNST. GoLDr. von Osnabrück. Echinus Osnabrugensis n. sp. von Astrupp. Olypeaster Klein GOLDF. von Astrupp und Bünde. Echinoneus ovatus MÜNST. GOLDF. von Astrupp. Nucleolites subcarinatus GOLDF. von Bünde. Spatangus Hofimanni GOLDF. von Bünde. > Desmarestii MÜNnST. von Bünde. » acuminatus MÜNST. von Kassel. Es wird hier also eine neue Art, Echinus Osnabrugensis, ge- nannt, aber nicht beschrieben. 1844. PhırıppI, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärversteine- rungen des Nordwestlichen Deutschlands. Kassel. Es werden Seite 6 von Kassel Micraster acuminatus und Echinoneus ovatus be- schrieben, Seite 44 von Freden und Diekholzen folgende Arten: idarites, Stachelbruchstück, Echinus pusillus v. MÜNST. » Ösnabrugensis V. MÜNST. Spatangus Hofmanni GOLDF.? Einleitung. 5 Echinoneus ovatus v. MÜNST. Nucleolites subcarinatus (KOLDEF. ferner Seite 70 von Luithorst Spatangus-Fragmente und Echinus- Stacheln. 1846 —47. L. AGcassız und DESOR, Catalogue raisonne des Familles, des Genres et des Espöces de la Classe des Echinodermes (Annales des Sciences naturelles. Paris. 3. ser. Zoologie, Bd. 16 u. 17), führen unter Aenderung des Gattungsnamens an: Diadema pusilum MÜNST. Echinoeyamus ovatus MÜNST. Pygorhynchus scutella GOLDF. Pygorhynchus subcarinatus GOLDF. 1852. GIEBEL, Deutschlands Petrefacten, Leipzig; enthält nachstehende Arten: Echinus Osnabrugensis von Freden, Arbacia pusila von Astrupp, Pygurus Kleini von Bünde, Echinocyamus scutatus von Bünde, > ovatus von Astrupp, Kassel, Sternberg, Schizaster acuminatus von Kassel. 1852 —53. BRONN, Lethaea geognostica, Bd. III, S. 334 u. 339. Beschrieben und abgebildet werden Echinolampas Kleiniv und Spatangus Desmaresti. 1853. HAGENnow führt in einer brieflichen Mittheilung im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., S. 348, Spatangus Hofmanni aus Stettiner Kugeln an. 1857. F. RoEMER, Die jurassische Weserkette (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. IX, S. 699), eitirt: Echinolampas Kleinii, Echinanthus subcarinatus, Spatangus Hofimanni, > Desmarestu. 1858. DEsoR (Synopsis des Echinides fossiles, Paris) be- schreibt die von GoLpruss behandelten Arten und stellt sie ausser einer in andere Gattungen. | 6 Einleitung. Glyphocyphus pusillus. Echinoeyamus ovatus. » scutatus. Echinanthus scutella. » subcarinatus. Echinolampas Kleinit. Hemiaster acuminatus. Hemipatagus Hofmanni. Spatangus Desmarestü. 1858. GiIEBEL, Tertiäre Conchylien aus dem Bernburgischen (Zeitschrift f. d. gesammten Naturwissenschaften, Bd. XII), be- schreibt Stachelfragmente von Lattorf als (idaris anhaltina n. sp. 1863. SANDBERGER (Die Oonchylien des Mainzer Tertiär- beckens. Wiesbaden. S. 421) führt aus dem Meeressand von Waldböckelheim Stacheln an, die z. Th. der Gattung Echinus, z. Th. Diadema angehören sollen. 1864. GIEBEL, Die Fauna der Braunkohlenformation von Lattorf (Zeitschr. f. d. ges. Naturwissenschaften, Bd. XXIII, S.248), erwähnt von Cidaris anhaltina ausser Stacheln auch ein Inter- ambulacraltäfelchen. 1864. GIEBEL, Die Fauna der Braunkohlenformation von Lattorf im Bernburgischen (Abhandl. d. naturforschenden Ges. zu Halle, Bd. VIII; Sonderabdruck, S. 82), liefert eine vollständige Beschreibung und Abbildung der C. anhaltina. 1864. SPEYER, Die Tertiärfauna von Söllingen bei Jerxheim (Palaeontographica, Bd. IX, S. 332). Es werden von diesem Fund- punkt genannt: Spatangus acuminatus. Echinoneus ovatus. Cidarites sp. Stacheln. 1865. WEINKAUFF, im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., erwähnt aus dem Meeressande des Mainzer Beckens »drei Radiaten« und aus dem Septarienthon einen Spatangus sp. 1866. GROOoS, Aus den Sectionen Bingen und Mainz (Notizbl. f. Erdkunde etc. zu Darmstadt, III. Folge, V. Heft, S. 125), er- wähnt Stacheln von Echiniden von Wöllstein in Rheinhessen. Einleitung. 7 1869. v. KoENEN, Ueber das Oberoligocän von Wiepke (Mecklenburger Archiv, Bd. XXII, S. 112), führt ein Fragment von Spatangus Hof'mannı? an. 1871. R. LupwiG, Cyphosoma rhenana aus dem Oligocän von Wöllstein in Rheinhessen (Notizbl. f. Erdkunde etc. zu Darm- stadt, III. Folge, X. Heft, S. 49, 50), beschreibt diese neue Art und bildet sie ab. 1873. CorrEAu, Echinides nouveaux ou peu connus (Magazin de Zoologie und Sonderabdruck, I. Th., S. 173), beschreibt Psamm- echinus Osnabrugensis von Astrupp und bildet die Art ab. 1874. H. ROEMER, Neue Aufschlüsse oligocäner Schichten in der Provinz Hannover (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. 26, S. 343), führt Spatangus acuminatus aus dem Oberoligocän der Ilseder Hütte bei Peine und (rdaris-Stacheln aus dem Ober- Oligocän von Wehmingen in Hannover an. 1875. QUENSTEDT, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. III: Die Echiniden, bespricht und bildet z. Th. ab: Cassidulus scutella von Herford, » subcarinatus von Bünde, Olypeaster Kleinii von Bünde, Fibularia ovata von Astrupp, » scutata von Bünde, Spatangus Desmaresti von Bünde, » Hofmanni » 3% 1879. WIECHMANN, im Archiv der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, Bd. XXXII (1878), S. 39, erwähnt aus dem Sternberger Gestein Arbacia pusilla und lose Echinitenstacheln. 1880. Zıttet, Handbuch der Palaeontologie, I. Bd., I. Abth., nennt Echinolampas Kleini und Hemipatagus Hofmannı und bildet beide ab. 1881. SCHLÜTER, Ueber die verticale Verbreitung der fossilen Diadematiden und Echiniden im nördlichen Deutschland (Sitzgsber. d. niederrhein. Gesellsch. in Bonn, Jahrg. 38, S. 217), stellt Echinus pusillus zur Gattung Echinocyphus. 1883. SCHLÜTER, Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide. I. Glyphostoma (Abh. z. geol. Specialkarte von Preussen, 8 Einleitung. Bd. IV, Heft 1, S. 50), begründet die Stellung von Echinus pusillus zur Gattung Echinocyphus. 1887. EBERT, in Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., 8.224 / und 229, bespricht Moira Koeneni n. sp. von Kl.-Freden, Baueria geometrica NOETLING von Waldböckelheim und Spa- tangus Koeneni n.sp. von Bünde. 1888. O. OEHMKE, Der Bockuper Sandstein und seine Molluskenfauna (Archiv d. Fr. d. Naturgesch. ı. Mecklenburg), führt aus diesem miocänen Lager Echinus cf. pusillus und Spatangus Desmaresti an. / / / A. Specieller Theil. Beschreibung der Arten. Er Tr i zu. - % ö = - - - r a | - j A . R \ ler | 2 | Ten. | I ; Il. Regulares. Fam.: Cidaridae WRIGHT. Gatt.: Rhabdoecidaris DEsoR emend. LoRIOL. Loxror,, Eocäne Echiniden aus Aegypten und der libyschen Wüste. Paläontographica XXX, S.5—6. »Schale kreisrund. Porenzonen gerade oder geschlängelt; Poren paarweise in einfacher Reihe gestellt, in jedem Paare ge- jocht, nie durch ein Korn oder durch eine Scheidewand getrennt. Ambulacralfelder mit einfachen Körnern besetzt. Interambulacral- felder mit 2 Reihen grosser Warzen, deren Köpfe durchbohrt, gekerbt oder ungekerbt sind. Keine Poren oder Furchen in den Scrobikeln vorhanden. Stacheln meist gross, stark gekörnelt, mehr oder weniger mit Dornen bewaffnet.« 1. Rhabdocidaris anhaltina GiEBEL sp. (Bag, Bi9-102 —b.) Cidaris anhaltina Giesen, Zeitschr. f. d. ges. Naturwissenschaften, Bd. XII, S. 445. » > » ıibid. Bd. XVII, S. 46. » » » ibid. Bd. XXIII, S. 248. » » » Abhandl. d. naturf. Gesellschaft zu Halle, Bd. VII. Sonderabdruck S. 82, Taf. IV, Fig. 20. Die Ambulacra sind nur ganz wenig gewellt. 14—16 Am- bulacralplättchen kommen auf eine Coronalplatte. Die Interambulacra tragen zwei Reihen grosser, weit gehöfter, durchbohrter und ungekerbter Primärwarzen. Der glatte, kreis- runde bis elliptische Warzenhof wird von einem Serobieularring 12 Cidaridae. - von Secundär-Wärzchen umkränzt, deren Zahl mit der Grösse resp. dem Wachsen der Täfelchen zuzunehmen scheint. 12 bis 14 Wärzchen im Ring zählte ich auf den grössten Stücken. Oben und unten berührt der Scrobieularring den Rand der Täfelchen. Auf der Ambulacralseite der Coronalplatte befinden sich 1—2, auf der entgegengesetzten Seite an der Mediannahit 3—5 Längs- reihen von Miliarwärzchen. Horizontal ordnen sich die Miliar- wärzchen in kleinere, durch linienförmige Furchen getrennte Reihen. Bei einzelnen sehr gut erhaltenen Platten konnte mit einer starken Lupe zwischen den Miliarwärzchen noch eine Bestreuung mit ganz winzigen Körnchenwarzen beobachtet werden. Ein Theil der bei Lattorf und anderen unter-olisocänen Fund- orten gesammelten Stacheln gehört wohl zu dieser Art. Das Nähere darüber siehe im Abschnitt »Stacheln« (S. 74—75). Vorkommen. Unter-Oligocän: Lattorf. Bemerkungen. Es lagen mir von dieser Art nur einzelne lose Interambulacraltäfelehen vor, die auf die GIEBEr’sche Art bezogen werden müssen. Der einzige Unterschied zwischen meinem Material und der GIEBEL’schen Abbildung besteht in der Anzahl der Secundärwärzchen im Scrobicularring. Ich zähle nämlich nur 12 — 14 Wärzchen, während GIEBEL 19 — 20 abbildet. Sehr ähnlich unserer Art ist ©. Navsllei CoTTEAU!), doch sind bei dieser Art die Primärwarzen ungekerbt. Auch C(. belgica_ CoTTEAU?) scheint ähnlich zu sein. 2. Rhabdocidaris deserta EBERT n. sp. (Taf. I, Fig. 11.) Aus dem Ober-Oligocän von Bünde liegen zwei aneinander hängende Coronalplatten vor, welche ich von Herrn v. KoENEN erhielt. An denselben haftet auch ein Stück des benachbarten !) Correau: Echin. nouv. ou peu connus, 2 Ser., 2 Fasc., Bull. Soc. zool. de France 1883, S. 31, Taf. IV, Fig. 9—10. 2) Correau: Description des Echinides tert. de Ja Belgique. Mem. cour. de l’Acad. roy. de Belgique 1880, S. 10, Taf. I, Fig. 1—14. Cidaridae. 13 Ambulacralfeldes.. Das ganze Bruchstück hat offenbar dem Scheitel nahe gelegen. Die Ambulacra waren nur schwach geschwungen. Neun Ambulacralplatten entsprachen einer Coronalplatte.e Die Poren- paare scheinen conjugirt zu sein und sind durch niedrige Leistchen von einander getrennt. Nach der Mediannaht zu, in der das Stück abgebrochen ist, finden sich auf einer Art erhabener Leiste (wohl durch Abreibung) undeutliche Miliarwärzchen. Die Coronalplatten tragen grosse, weitgehöfte Primärwarzen, die nicht gekerbt sind. Der glatte, ovale Warzenhof ist völlig umgeben von einem Scrobicularring von Secundärwarzen und berührt weder Ober- noch Unterrand der Platte. Auf der Am- bulacralseite finden sich 3, an der Mediannaht 2— 3 Reihen breiter Miliarwärzchen, die aber nicht viel kleiner sind als die Warzen des Scrobicularringes. Bemerkungen. Die Täfelchen zeigen entschiedene Aehnlich- keit mit ©. anhaltina. Jedoch ist der Warzenhof oftenbar schon in der Nähe des Scheitels oval, bei anhaltina rund und erst nach dem Umfang zu elliptischer. Ferner treten bei der oberoligocänen Art die Wärzchen des Scrobicularringes nicht so deutlich hervor. Die Miliarwärzchen sind besonders ım Verhältniss zu den Warzen des Scrobicularringes grösser, auch breiter als bei anhaltina und scheinen anders angeordnet. Ferner kommen nur 9 Ambulacral- platten auf eine Coronalplatte, bei anhaltina 14—16. Immerhin ist es möglich, dass diese Unterschiede im Laufe der Zeit sich erst ausgebildet haben, und dass reicheres Material erkennen lässt, dass beide zusammen gehören. 3. (Doro-?) Cidaris Söllingensis EBERT n. sp. (Taf. I, Fig. 12.) In der Göttinger Sammlung befinden sich zwei Coronaltäfelchen aus dem Mittel-Oligocän von Söllingen, von denen namentlich das Fig. 12 abgebildete vorzüglich erhalten ist. Aus der Kerbung des einfach gebogenen Ambulaeralrandes 14 Cidaridae. geht hervor, dass 24—25 Ambulacralplatten an diese Coronal- platte anstiessen. Die Ambulacra waren wohl stark gewellt. Der stumpfe Kantenwinkel an der Mediannaht der Platte wird von 2 ungleich langen Schenkeln gebildet, welche im Verein mit der starken Wölbung der Tafel beweisen, dass das ganze Interambula- cralfeld aus verhältnissmässig wenigen Platten zusammengesetzt war. Auf jeder Platte befindet sich eine grosse, durchbohrte, ungekerbte Hauptwarze, die von einem glatten, kreisrunden Hof umgeben wird, der nirgends den Rand der Tafel berührt. Eingefasst wird der Hof von einem Scrobicularring deutlicher Secundärwärzchen, 12 an der Zahl, die ziemlich entfernt von einander stehen mit glatten Zwischenräumen. Der Scrobicularring stösst unten direct an den Rand der Platte. Vom Ambulacralrand wird er durch eine Reihe kleiner, vereinzelter Miliarwärzchen getrennt. Am oberen Rand, welcher bedeutend kürzer als der untere ist, wie auch an. der Mediannaht ist die Platte dicht mit Körnchenwarzen besetzt, und zwar bilden dieselben an der Mittelnaht etwa 2 Längsreihen, am oberen Rand 3 bis 4 Horizontalreihen. Der Gestalt nach rührt das Täfelchen aus der Nähe des Scheitels her. ei Bi Fam.: Glyphostomata, PomeL. Subfam.: Diadematidae (WrıGHT) COTTEAU. Gatt.: Cyphosoma AGassız. Cyphosoma rhenana LupwIG emend. EBERT. (Taf. I, Fig. Ja— ec.) CUyphosoma rhenana Lupwıc, Notizbl. d. Ver. f. Erdkunde zu Darmstadt 1871, III. Folge, X. Heft, S. 49 und Tafel. Durch die Güte des Herrn Professor von FrırscH in Halle wurde es mir ermöglicht, das Original, auf welches Lupwıe die Art aufstellte und welches, soweit mir bekannt, ein Unicum ist, mit der Beschreibung und Abbildung dieses Autors zu vergleichen. Dabei habe ich mich überzeugt, dass die Abbildungen Lupwid’s sehr idealisirt, ja geradezu falsch sind, und auch der Text mehr- fache Unrichtigkeiten enthält. Ich sehe mich daher genöthigt, eine völlig neue Beschreibung zu geben. Die Schale ist flach gewölbt; die Höhe derselben beträgt nur 2/; des 5cm langen Durchmessers. Die Ambulacralfelder sind mit zwei Reihen undurchbohrter, aber gekerbter Hauptwarzen versehen (je 10—11 in einer Reihe). Jedes Täfelchen (Fig. 9c) trägt ausser der Hauptwarze vier kleinere Wärz- chen; das grösste steht in der oberen Ecke an der Mediannaht; neben ihm an der oberen Naht befindet sich oft ein zweites; unter dem Eck- wärzchen an der Mediannaht folgen zwei etwas kleinere Wärzchen; alle vier aber liegen oberhalb des Knickes der inneren Naht. Unter- halb des Knickes ist das Feld frei von Warzen, nur auf wenigen Täfel- chen zeigt sich hier einmal ein Körnchenwärzchen. Es entsteht hier- durch zwischen den beiden Hauptwarzreihen eine Zickzacklinie an der Naht (nicht 2, wie LupwıG angiebt), in welcher abwechselnd drei Warzen auf der rechten Seite der Naht, dann wieder drei auf der 16 Glyphostomata. linken folgen. Ein kleineres Wärzchen tritt meist noch an der oberen Naht dicht neben der Porenreihe auf. Sechs Porenpaare, im Halbkreis geordnet, finden sich auf jedem Täfelchen; die Poren sind rund. Auf einzelnen Täfelchen befindet sich neben jedem Porenpaar nach innen ein Körnchenwärzchen, auf anderen Täfelchen sind nur 3 oder 4 dieser minimalen Wärzchen ausgebildet. Die Interambulacra sind etwas breiter als die Ambulacra und tragen ebenfalls zwei Reihen undurchbohrter, gekerbter Haupt- warzen. Jedes Täfelchen (Fig. 9d) ist an der Mediannaht mit einer einfachen Reihe kleiner Wärzchen besetzt, 4—6 an der Zahl. Das an der oberen Nahtecke stehende ist etwas grösser als die übrigen. An der Aussennaht befindet sich eine Doppelreihe von Tuberkeln. Die äussere besteht aus 4 Warzen, von denen die oberste und die dritte (von oben gezählt) sich zu der Grösse von Secundärwarzen erheben, die zweite und vierte als Körnchen- warzen entwickelt sind, oft aber auch fehlen; die oberste ist die grösste von allen. Die zweite, innere Reihe wird nur von Körnchen- warzen gebildet (4 — 6), ist aber am vorliegenden Stücke nicht überall gleich deutlich. Das Peristom ist gross, zehneckig. Die Einschnitte deutlich. Die Scheitelöffnung klein. Vorkommen. Mittel-Oligocän: Im Meeressand von Wöllstein. Bemerkungen. Das Exemplar ist durchaus nicht so gut erhalten, als esdie Lupwig’schen Abbildungen vermuthen lassen. Auf der Öber- seite ist dieSculptur undeutlich. Die ganze Beschreibung stützt sich im Wesentlichen auf die Unterseite undden Umfang, die ich aber erstvon anhaftendem Sande befreien musste, um ein klares Bild zu erhalten. Uyphosoma eribrum DES. unterscheidet sich auf den ersten Blick durch die grössere Anzahl der Secundärwarzen auf den Tafeln der Interambulacralfelder; auch auf dem Ambulacralfeld sind mehr Wärzchen um die Mediannaht vorhanden. Grössere Aehnlichkeit, namentlich in der Anordnung der Warzen, zeigt ©. Blanggianum (DESOR), LORIOL 1) (non Coptosoma 1) Lorıon: Description des Echinides tertiaires de la Suisse. Mem. soc. Paleont. Suisse, Vol. II. 1875, S. 20—22, Taf. 1, Fig. 14 und 15. Glyphostomata. 17 Blanggianum DESOR, Synopsis, S. 92). Besonders finden sich bei dieser Art an der Ambulacralnaht der Interambulacra auf den einzelnen Täfelchen am Umfang eine Doppelreihe von kleinen Wärzchen !), eine innere, bestehend aus etwa ö Wärzchen und eine äussere aus 3—4 grösseren Warzen, von denen die in der oberen Ecke die grösste ist. Dagegen scheinen an der Mediannaht der Interambulacra und der Ambulacra die Wärzchen zahlreicher zu sein, auch die Mundlücke im Verhältniss kleiner als bei C. rhenana. Immerhin ist die Verwandtschaft beider Arten eine nahe, allein, da von rhenana nur ein Stück vorliegt, noch weiterer Unter- suchung bedürftig. Gatt.: Baueria NOFTLING.?) Baueria geometriea NOETLING. 1883. Baueria geometrica Norruins, Zeitschr. der Deutschen geolog. Gesellschaft, Bd. XXXV, S. 686. 1885205 » » Abhandl. z. geol. Specialkarte von Preussen, Bd. VI, Heft3, 5. 186— 188, Taf. II, Fig.1—9. ISO7ar » » Eserr, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XXXIX, S. 224. Oberseite gewölbt; Unterseite flach; Umriss kreisförmig. Ambulacra schmal, ziemlich halb so breit als die Interambulacral- felder, auf der unteren Hälfte mit zwei Reihen ungekerbter und undurchbohrter Hauptwarzen besetzt, die nach dem Munde zu an Grösse abnehmen. Bei zunehmendem Alter vermehren sich diese Hauptwarzen und treten nach oben mehr auseinander; es schieben sich Granulationen zwischen und neben dieselben. Auf der Oberseite verschwinden die Hauptwarzen plötzlich und es erscheinen als ihre Fortsetzung zwei convergirende Längsleisten, die in dem Ab- stand, wo sich der Regel nach Warzen befinden würden, Dornen tragen. Zwischen letzteren treten ausserdem unregelmässig ver- theilte Körnchenwarzen auf. Ebensolche befinden sich auch in yEer1e,15a: ?) Abhandl. z. geol. Specialkarte von Preussen, Bd. VI, Heft 3, S. 184— 185. Abh, IX, 1, 2 18 Glyphostomata. dem von den Leisten umfassten Raume, und zwar in Zickzack- Linien angeordnet und z. Th. zu Leistchen verschmolzen. Am Convergirungspunkt der beiden Längsleisten befindet sich ein be- sonders starker Dorn. Die Porenzonen laufen in geraden Linien vom Scheitel zur Mundlücke. Die Porenpaare sind ungejocht und in der Nähe der Mundlücke durch schmale Leistchen getrennt. Die Interambulacra sind mit vier Reihen Hauptwarzen besetzt, die ebenfalls nur auf die untere Hälfte beschränkt und mehr oder weniger von Granulationen umgeben sind. Der obere Theil der Interambulacra hat, entsprechend den vier Warzenreihen, vier Längsleisten von gleicher Beschaffenheit wie die Ambulacra. Von diesen convergiren die beiden inneren (Convergirungspunkt dicht am Scheitel mit starkem Dorn besetzt); die äusseren divergiren, so dass jede mit der benachbarten Leiste des nächsten Inter- ambulacralfeldes an der Spitze des eingeschlossenen Ambulaerums convergirt. Auch dieser Punkt ist mit starkem Dorn verziert. Zickzack-förmig angeordnete Körnchen oder Leistchen verbinden die Dorne der Längsleisten untereinander. Durch die Verbindung der grösseren, an den Enden der Längsleisten gelegenen Dornen durch gerade, mit Granulationen besetzte Lieistchen entsteht um die Afterlücke ein fünfstrahliger Stern. Das Peristom, dessen Durchmesser etwa halb so lang als der Schalendurchmesser ist, hat eine gerundet-zehnseitige Gestalt und ist an den Ecken schwach eingeschnitten. Vorkommen. Mittel-Oligocän (Meeressand): Waldböckel- heim (Mainzer Becken). Unter-Oligocän: Samland. Bemerkungen. Es liegen drei mitteloligocäne Exemplare dieser Species vor, die aus der Sammlung des Besitzers der »Linnäa«, Herrn Dr. MÜLLER, stammen und zwar nicht die Grösse der von NOETLING abgebildeten Exemplare erreichen (das grösste Exemplar misst 6” im Durchmesser und 2”" in der Höhe), aber im Uebrigen sämmtliche Merkmale auf das getreueste wieder- geben. Da die Abbildungen dieser Art in NOETLING’s Abhandlung oO Glyphostomata. 19 vorzüglich sind, so verweise ich auf diese und bemerke nur, dass die Unterseite eines meiner Exemplare die Form und Begrenzung der Mundlücke schöner zeigt, als die von NOETLING abgebildeten; darnach ist die Mundlücke nicht fünf-, sondern zehnseitig. Subfam.: Echinidae WRIGHT, emend. COTTEAU. Gatt.: Psammechinus, AGAssız. 1. Psammechinus pusillus MÜNSTER sp. (Taf. I, Fig. 1a—f.) 1826. Echinus pusillus Münster, GoLpruss, Petrefacta Germaniae, I. Theil, S. 125 u. 246, Taf. 40, Fig. 5a— ce. 1835. » » » , Neues Jahrbuch f. Mineralogie ete. S. 434. 1844. > » » , Pumippi, Beitr. z. Kenntniss d. Tertiärverst. d. n nordwestl. Deutschlands, S. 44. 1846. Diadema pusillum Acassız, Ann. d. sc. nat. Paris. 3. ser. Zoologie, Bd. 16, 8. 347. 1852. Arbacia pusilla Giesen, Deutschlands Petrefacten, S. 315. 1858. Glyphocyphus pusillus Desor, Synopsis des Echinides, S. 104. 1879. Arbacia pusilla Wrecumann, Archiv d. Freunde d. Naturgesch. in Mecklen- burg, Bd. XXXII, 8.39. 1880. Emm sphaeroideus(Nxsr) Correau, Mem. cour. de l’Acad. de Belgique, S.20— 23, Taf. I, Fig. 1—5. 1881. Echinocyphus pusillus ScuLürer, Sitzungsber. d. niederrhein. Gesellsch. in Bonn, Jahrg. 38, 8. 217. 1883. » » » , Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Preussen, Bd.IV, Heft 1, S. 50. Diese Art hat einen kreisrunden Umfang. Die Oberseite ist bei ausgewachsenen Exemplaren ziemlich stark und regelmässig gewölbt, die Unterseite senkt sich nach der Mundlücke zu ein. Die Porenreihen sind schmal und leicht gewellt. Je drei Porenpaare bilden einen flachen Bogen. Nach dem Scheitel zu liegen die Paare horizontal; je näher dem Rande, um so stärker sind dieselben geneigt. Die Ambulacra (Fig. If) sind bedeutend schmaler als die Interambulacra (Fig. le). Diese wie jene tragen je zwei Reihen undurchbohrter und meist ungekerbter kleiner Hauptwarzen, die 2* 20 Glyphostomata. “am Rande am stärksten entwickelt sind und nach dem Peristom sowohl wie nach dem Scheitel an Grösse abnehmen. Auf der Unterseite werden die Warzen von einem Kranz kleinerer Wärzchen umgeben. Auf der Oberseite ist dieser Kranz nicht so deutlich, vielmehr erscheint der übrige Theil des die Warze tragenden Täfelchens völlig bedeckt mit scheinbar unregelmässig geordneten ganz kleinen Wärzchen (Granulationen). Verfolgt man aber vom Scheitel ausgehend eine Täfelchen-Reihe, so sieht man, dass dicht am Scheitel ebenfalls nur ein Wärzchenkranz die Hauptwarze umgiebt, dass bei dem nächsten oder dem dritten Täfelchen ein zweiter concentrischer Kranz hinzutritt, noch weiter ein dritter, bei ganz grossen Exemplaren am Umfang sogar ein vierter. Wegen der rectangulären Gestalt der Täfelchen können die äusseren Kränze sich nicht mehr vollständig ausbilden und erscheinen nur als Bögen. Dadurch, dass sich zwischen diese Kreise local noch einzelne Wärzchen schieben, wird das Bild oft unklar und die Anordnung erscheint dann als eine unregelmässige. Auf der Unterseite erlangen öfter einzelne der Kranz-Warzen die Grösse von Secundärwarzen. Was ich eben über das Auftreten der 1—4 Kreise von Körnchenwarzen um die Hauptwarzen der Ambulacral- und Inter- ambulacralfelder bei ausgewachsenen Individuen sagte, gilt nicht in gleicher Weise für junge Exemplare. Vielmehr zeigen ganz junge Individuen nur Hauptwarzen. Etwas grössere haben in sämmt- lichen Täfelchen (auch am Umfang) nur 1 Kranz von Körnchen- warzen (Fig. 2). In einem weiteren Stadium (Fig. 3) treten am Umfang vereinzelte Körnchenwarzen zu dem Kreis hinzu. Noch ältere Exemplare haben am Umfang (Fig. 4) ausser dem einen noch einen zweiten, wenn auch nicht ganz vollkommenen Kreis von Wärzchen. Alte Exemplare zeigen erst die Zeichnung, wie sie oben beschrieben wurde. 10—11 Hauptwarzen stehen in einer Reihe. Die der Inter- ambulacralfelder sind etwas grösser als die der Ambulacralfelder. Das Abactinalsystem (Fig. 1d) hebt sich öfter aus dem Niveau der Schalenfläche heraus. Die heptagonalen grossen Genitaltäfelchen tragen am Analrande kleine Wärzchen, von denen das in der. Glyphostomata. 2] Mitte des Randes gelegene gewöhnlich die anderen an Grösse überragt. Die Genitalporen sind gross. Die Ocellartäfelchen sind klein, pentagonal und treten nicht bis an die Analöffnung heran; sie tragen ebenfalls kleine Körnchenwärzchen. Die Madreporen- platte ist nur wenig grösser als die übrigen Genitalplatten. Die Analöffnung ist rund bis pentagonal und mässig gross. Die Mundlücke ist gross und eingesenkt. Vorkommen. Ober-Oligocän: Diekholzen, Osnabrück, Cassel (Knickhagen, Hohenkirchen, Ahnegraben, Niederkaufungen), Bodenburg, Sternberger-Gestein, Klein-Freden, Bünde, Astrupp. Mittel-Oligocän: Waldböckelheim. Bemerkungen. Bei einem Exemplar aus der Münchener Sammlung sind die Körnchenwarzen schmal und hoch, so dass zwischen ihnen deutliche Zwischenräume vorhanden und die Wärzchen öfter durch niedrige, schmale Leistchen verbunden sind. Bei anderen Stücken sind die Körnchenwarzen breit und niedrig und berühren einander fast durchgängig. Bei den Stücken aus dem Sternberger Gestein sind dieselben meist leistenförmig, und verfliessen oft einerseits in die Haupt- warze, andererseits über die Naht hinweg in die entsprechenden Warzen des benachbarten Täfelchen. Bei solchen Stücken, die übrigens auch anderwärts vorkommen, erscheinen dann die Zwischenräume als Vertiefungen der Schale. Ueberhaupt entstehen bei den Exemplaren mit breiten, einander berührenden Warzen öfter scheinbare Vertiefungen der Schale, bei grossen Exemplaren namentlich an den Nähten, wenn nur einzelne Warzen bis an dieselben herantreten. Bei genauerer Betrachtung sieht man aber, dass die eigentliche Tafelfläche nicht vertieft ist. Solche Exemplare haben wahrscheinlich SCHLÜTER veranlasst, die Art zu Echinocyphus zu stellen. Leider konnte ich die Stücke aus dem Bonner Museum nicht erhalten, um an ihnen eine genauere Untersuchung dieser Eigenschaft vorzunehmen. Bald reichen die Körnchenwarzen bis dicht an alle Nähte heran, bald bleibt die Mediannaht frei, bald sämmtliche Nähte. Die Kerbung der Hauptwarzen ist sehr verschieden ausgebildet. 22 Glyphostomata. Bei vielen Stücken ist nichts davon zu bemerken, an anderen Sind die Warzen der Oberseite glatt, die der Unterseite gekerbt, bei anderen, namentlich den Stücken aus dem Sternberger Gestein, sind sie sämmtlich gekerbt. Die belgische Art, Psammechinus sphaeroideus COTTEAU 1), aus dem Distien und Scaldien stimmt nach Abbildung und Beschreibung mit Jugendformen von Ps. pusillus derartig überein, dass ich nicht zögere, dieselbe als synonym aufzufassen, namentlich da auch COTTEAU selbst die Möglichkeit zugiebt (S. 22), einen Jugendzu- stand vor sich gehabt zu haben, der eventuell einer ihm unbe- kannten Art angehöre. Ps. Woodsi LAUBE ?) ist unserer Art ebenfalls sehr ähnlich, unterscheidet sich aber besonders durch das Auftreten von grösseren Secundärwärzchen auf den Asseln der Interambulacralfelder .neben den Hauptwarzen. 2. Psammechinus osnabrugensis (MÜNSTER?) COTTEAU. (Taf. I, Fie. 7 u. 8.) ? 1835. Echinus osnabrugensis Münster, Neues Jahrbuch für Mineralogie ete 5. 434, 1844. » » » Puıtiprr, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärversteinerungen, S. 44. 1852. » » » Gieser, Deutschlands Petrefacten, S.315. 1873. Psammechinus osnabrugensis Corızau, Echinid. nouv. ou peu connus. 1 Ser. S. 173, Taf. 24, Fig. 1-4. Nach ÜOTTEAU ist diese Art von mittlerer Grösse, kreisrund, mässig gewölbt, auf der Unterseite fast eben. | Die Porenzonen sind schwach gewellt, je drei Porenpaare be- finden sich auf jedem Täfelchen und bilden einen Halbkreis. An dem Scheitel und dem oberen Theil der Ambulacra stehen die Porenpaare fast gerade, nach dem Peristom zu nehmen dieselben eine immer mehr geneigte Stellung an. Die Ambulacra tragen zwei Reihen kleiner Warzen, 19 —20 in der Reihe. Die Mitte des Ambulacralfeldes ist mit viel 1) l.e. S. 20, Taf. II, Fig. 1—5. ?) Sitzungsber. d. Wiener Acad. Bd. 59, Abth.I, $. 185. Glyphostomata. 23 kleineren Wärzchen besetzt, welche nicht gesetzmässig geordnet und von verschiedener Grösse sind. Die kleinsten verlieren sich unter den Granulationen, welche die noch freie Schalenfläche bedecken. Die Interambulacralfelder, Fig. 7c, weisen zwei Reihen Haupt- warzen auf, welche stärker entwickelt und weiter von einander entfernt sind, auch stärker hervortreten als die der Ambulacralfelder, 13—14 in einer Reihe, durchweg fast von derselben Grösse, nur auf der Unterseite werden sie kleiner und nähern sich einander mehr und mehr. Zahlreiche Wärzchen zweiter Ordnung, die aber immer kleiner sind als die Hauptwarzen, bilden gegen den Umfang hin 6 unregel- mässige Reihen, 2 auf der äusseren Seite jeder Hauptreihe und 2 in der Mitte; aber diese kaum zu unterscheidenden Reihen ver- schwinden oberhalb des Umfanges und werden ersetzt durch ver- streute, kleinere Wärzchen, die sich schliesslich mit Granulationen mischen, welche wie auf den Ambulacralfeldern die Zwischenräume ausfüllen. Zahlreiche ungleiche, zerstreute Granulationen bilden ziemlich regelmässige Kreise um die Haupt- und die entwickelteren Secundärwarzen. Das ziemlich kleine, fast kreisförmige, mit schwachen Ein- schnitten versehene Peristom liegt in der Mitte der Unterfläche und ist ein wenig eingesenkt. Vorkommen. Ober-Oligocän: Astrupp (fide ÜoTTEAU), Diekholzen und ?Luithorst (fide PuıLıppr); Kl.-Freden, Erkerath bei Düsseldorf. | Mittel-Oligocän: Waldböckelheim. Bemerkungen. MÜNSTER!) führt einen Echinus osnabrugensis auf von Astrupp, ohne dabei oder an einem anderen Ort eine Be- schreibung der Art zu geben. Pnmappr in den »Beiträgen zur Kenntniss der Tertiärversteinerungen des nordwestlichen Deutsch- lands«, S. 44, führt ebenfalls einen Echinus osnabrugensis VON Münsr. (in Litt.?) an und bemerkt dabei: »Herr Amtsassessor ROEMER hat mir einen bei Diekholz ge- 1) Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1835, S. 434. 24 Glyphostomata. fundenen Steinkern zur Ansicht unter diesem Namen mitgetheilt. Derselbe ist flach gedrückt und hat einen Durchmesser von 8"; der Durchmesser der Afteröffnung beträgt 42/3”; die Ambulacra stehen dicht bei einander in schwach wellenförmigen, fast geraden Linien, wie bei Arbacia, für welches Genus auch die Weite der Afteröffnung spricht. Von der Mundöffnung ist nichts zu sehen.« Derselbe Autor erwähnt in derselben Abhandlung, S. 70, von Luithorst Echinus-Stacheln »zu gross für E. pusillus, könnten vielleicht zu E. osnabrugensis gehören.« CorrtEau!) hält nun das in seiner Sammlung befindliche Stück von Astrupp mit erhaltener Schale für den von MÜNSTER und PHILIPPI citirten E. osnabrugensis, beschreibt es und bildet es ab. In dem Material aus der Münster’schen Sammlung, welches ich durch die Güte des Herrn Professor VON ZITTEL in München erhielt, habe ich kein Stück unter diesem Namen gefunden, aber überhaupt keins, welches auf die PnıLippr’sche oder CorTrEAu’sche Beschreibung passt. Dagegen erhielt ich durch Herrn von KOENEN einen Stein- kern aus einem eisenschüssigen Sandstein des Ober-Oligocäns von Erkerath bei Düsseldorf von 7”® Höhe und ca. 15”® Durchmesser, der seiner Gestalt nach hierher gehört. Nur ein kleines Stück des Abdruckes war vorhanden, von dem ich versuchte einen Aus- guss zu machen, indessen nur mit dem Erfolg, dass ich deutlich auf dem Interambulacralfeld zwei Reihen Hauptwarzen und un- deutlich verschwommene Nebenwarzen erkennen konnte, von denen einmal eine neben einer Hauptwarze sicher grösser war. Ferner ziehe ich zu dieser Art zwei Bruchstücke aus dem Mittel-Oligocän von Waldböckelheim, welche ich von Herrn Dr. BÖTTGER in Frankfurt a. M. erhielt (Taf. I, Fig. 7). Vergleicht man die Sculptur dieser Stücke mit den Abbildungen CoTTEAu’s, so zeigen sie mit der Zeichnung der Fig. 3 eine vortreffliche Uebereinstimmung, weniger mit Fig. 2 u. 4, wo die beiden grösseren, DElSCcHSalTA: Glyphostomata. 25 zu beiden Seiten der Hauptwarze stehenden Secundärwärzchen nicht hervorgehoben sind. An den Bruchstücken von Wald- böckelheim und ebenso an zwei Bruchstücken von Kl.-Freden, die sich in dem Berliner Königl. Universitätsmuseum befinden, trägt jedes Täfelchen des Interambulacralfeldes um die Hauptwarze ver- einzelte, kleinere Wärzchen, von denen zunächst das in der vor- sprineenden Ecke an der Mediannaht, ferner das ihm gegenüber liegende an der Ambulacralnaht und etwas weniger ein über letzterem stehendes Wärzchen als Secundärwärzchen entwickelt sind. Etwa auf dem dritten und vierten Täfelchen, vom Peristom aus gerechnet, tritt neben der unteren Secundärwarze an der Aussennaht ein Körnchenwärzchen auf, welches sehr schnell eben- falls zur Secundärwarze heranwächst. Auf diese Weise entstehen die 6 Wearzenreihen, wie sie COTTEAU beschreibt, und zwar treten die beiden äussersten erst in der Nähe des Umfanges auf. Vergleicht man mit dieser Be- schreibung des einzelnen Täfelchens und der Warzenreihen Fig. 3 CoTTEAUs!), so wird man sehen, dass dieselbe vollständig meiner Beschreibung entspricht. Im Begriff die Arbeit abzuschliessen sehe ich, dass die Ab- bildung von Psammechinus dubius AG. in LoRrRIoL’s: Echinides tertiaires de la Suisse?), namentlich Fig. 6b, auffallende Aehn- lichkeit mit Psammechinus osnabrugensis (MÜNSTER) COTTEAU und meinen Stücken hat. Man sieht deutlich im Interambulacralfeld zu beiden Seiten neben jeder Hauptwarze je ein grösseres Secundär- wärzchen, ausserdem auch an der Mediannaht kleinere Wärzchen, von denen je ein grösseres etwas unterhalb der grösseren Secundär- warze steht. Im Ambulacralfeld befinden sich kleinere Wärzchen an der Mediannaht, von denen je eins in der oberen Ecke jedes Täfelchens grösser ist, wie auch CorrEAu’s Abbildung Fig. 3 deutlich zeigt. Im Text werden auch bei LoRIOL diese Charac- teristica nicht so deutlich hervorgehoben. Er versucht vielmehr ) Taf. I, Fig. 8 ist eine Copie der Fig. 3 Corrzau’s. ?) Mem. soc. Paleont. Suisse, II, 1875, Taf. II, Fig. 6 — 7. 36 Glyphostomata. wie COTTEAU aus den Secundärwarzen Längsreihen zu erkennen, ohne Rücksicht auf die Sculptur des einzelnen Täfelchens, und so sollen nach ihm am Umfang bei grossen Exemplaren die kleinen Wärzchen im Ambulacralfeld vier einigermassen regelmässige Längs- reihen bilden, von denen zwei fast als Secundärwarzenreihen er- scheinen. Es sind das die von mir hervorgehobenen Wärzchen in der oberen Ecke des Täfelchens an der Mediannaht. Im Inter- ambulacralfeld sollen 8 unregelmässige Reihen von Secundär- wärzchen erkennbar sein, sie werden ausser den von mir schon her- vorgehobenen grösseren drei Wärzchen jedes Täfelchens anscheinend durch ein viertes am Umfang an der Ambulacralnaht hinzutretendes Wärzchen gebildet, so dass also die beiden Täfelchen einer Hori- zontalzone zusammen 2>X4= 8 grössere Wärzchen tragen und so die 8 Längsreihen entstehen. Um den Abschluss meiner Arbeit nicht zu verzögern, habe ich davon abgesehen, das Original LoRIOL’s mir zu verschaffen, möchte aber hier der Vermuthung Ausdruck geben, dass ein weiteres Studium beider Arten die Identität der- selben erweisen dürfte. 3. Psammechinus quadritubereulatus EBERT n. sp. (Taf. I, Fig. 6a —d.) Umfang kreisrund; Oberfläche mässig gewölbt; Unterseite fast eben, nach dem Peristom zu eingesenkt. Die Porenreihen verhältnissmässig breit (breiter als bei pusillus), fast in gerader Linie vom Scheitel zum Peristom laufend. Je drei Porenpaare finden sich auf einem Täfelchen und bilden einen sehr flachen Bogen. Nach dem Umfange zu sind die Paare stark geneigt. Die Ambulacralfelder besitzen etwa ?/; der Breite der Inter- ambulacralfelder. Jedes derselben trägt zwei Reihen ungekerbter und undurchbohrter Hauptwarzen und ausserdem auf jedem Täfelchen (Fig. 6d) um die Hauptwarze 3—5 Körnchenwarzen, von denen stets die in der oberen, an die Mediannaht stossenden Ecke des Täfelchens befindliche als Secundärwärzchen entwickelt ist, so dass ausser den beiden Hauptwarzenreihen noch zwei Reihen Secundärwarzen an der Mittelnaht gebildet werden. Glyphostomata. 27 Die Interambulacralfelder sind ebenfalls durch zwei Haupt- warzenreihen geschmückt, deren Warzen aber stärker entwickelt sind als bei den Ambulacralfeldern. Auf jedem Täfelchen umgiebt die Hauptwarze ein Kranz von 6—8 kleinen runden Körnchen- warzen (Fig. 6c), von denen 4 als Secundärwarzen entwickelt sind und zwar zwei am oberen Rand, eine im vorspringenden Winkel an der Mediannaht und eine unterhalb des vorspringenden Winkels an der Ambulacralnaht. Diese Secundärwarzen bilden demgemäss ebenfalls Reihen und zwar vier zwischen den beiden Hauptwarzen- reihen und je zwei auf der äusseren Seite derselben. Körnehenwarzen stehen vereinzelt zwischen den Secundär- warzen, gewöhnlich 2—4 an der Zahl auf einem Täfelchen, selten mehr. Das Peristom ist ziemlich gross, pentagonal bis kreisförmig eingesenkt. Das abgebildete Stück befindet sich in der Sammlung des Herrn Dr. MÜLLER (Linnaea), ist 3”® hoch und hat einen Durch- messer von I", Vorkommen. Mittel-Oligocän: Waldböckelheim. ‚Bemerkungen. Sehr nahe verwandt, vielleicht ident ist Ps. Dewalgwei COTTEAU!). Leider ist der Text ÜorTrTEAu’s sehr allgemein gehalten. CorrEAau’s Bestreben bei der Artbestim- mung geht (wie aus seinen Beschreibungen ersichtlich) immer darauf hin, zu untersuchen, ob die Secundärwarzen Reihen bilden, und die Anzahl dieser Reihen wirkt dann bestimmend bei der Art. So lange die Exemplare vorzüglich erhalten sind, geht das wohl. Ich verfahre so, ‘dass ich mir möglichst getreu die Sculptur eines Täfelchens vom Umfang aufzeichne, die anderen Täfelchen Stück für Stück damit vergleiche und eventuelle Abweichungen ebenfalls anmerke. Auf diese Weise habe ich gefunden, dass die Haupt- und Secundärwarzen sehr regelmässig auf allen Täfelchen das gleiche Bild bieten, die Körnchenwarzen aber wechseln, sowohl in der Grösse als in der Anzahl. Habe ich die gesetzmässige !) Eehinides tertiaires de la Belgique (M&m. Acad. royale de Belgique, 1880), S. 22, Taf. II, Fig. 6—9. 38 Glyphostomata. Sculptur der Täfelechen erkannt, so geht aus derselben von selbst hervor, welche der Warzen völlige Reihen bilden. CorrEau’s Fig.9 zeigt ein vergrössertes Stück von einem Ambu- lacrum und einem Interambulacrum. Das Ambulacrum stimmt völlig mit dem meiner Exemplare von Ps. quadrituberculatus überein. Das Interambulaerum zeigt aber eine so unregelmässige Sculptur, dass ich fast glauben möchte, dass es falsch gezeichnet ist. Drei Täfelchen tragen 4 Secundärwarzen, wie die Täfelchen bei unserer Art. Vier Täfelchen weisen nur 3 und ein Täfelchen sogar nur 2 solcher Wärzchen auf. Unsere Art zeigt aber constant auf jedem Täfelchen 4 Secundärwarzen in ganz bestimmter Anordnung, ausserdem aber noch eine wechselnde Anzahl von Körnchenwarzen, wechselnd sowohl auf den Täfelchen, wie überhaupt bei den Individuen; das abgebildete Stück hat z. B. nur wenige, vereinzelte, während ein anderes deren stets mehr aufweist. Auch scheinen bei letzterem die Secundärwarzen im Verhältniss zu den Hauptwarzen grösser zu sein. Da, wie gesagt, auch die Beschreibung CoTTEAU’s keinen genauen Aufschluss über die Anordnung der Warzen auf den einzelnen Täfelchen giebt, so muss ich unsere Art zunächst als ab- weichend betrachten. II. Irregulares. Fam.: Clypeastridae L. Acassız. Gatt.: Echinocyamus van PHELSUM. l. Echinoeyamus Boettgeri EBERT n. sp. (Taf. V, Fig. 12 a—d.) Die Oberseite ist mässig gewölbt, der Rand zugeschärft. Die Unterseite flach bis schwach concav, um das Peristom und nach dem Periproct zu stärker vertieft. Der Umfang ist pentagonal bis kreisförmig. Der Scheitel liegt fast central; 4—5 deutliche Genital- und 5 Ocellar-Poren sind vorhanden, ausserdem zuweilen noch 1 Pore in der Mitte des Scheitels. Die Petalodien sind deutlich, am unteren Ende nicht ge- schlossen; die Porenreihen ebenso breit oder etwas schmäler als das Zwischenporenfeld. Die Poren sind klein, die Porenpaare etwas entfernt von einander, am stärksten im unpaaren Petalodium, das deshalb etwas länger ist als die übrigen. Stets sind 5 bis 6 Porenpaare vorhanden. An Exemplaren, deren einzelne Täfelchen gewölbt hervortreten, sind auch horizontale Porenreihen auf der Verbindungsnaht der Täfelchen in der Nähe des Schalenrandes bemerkbar. Die Mundlücke ist verhältnissmässig gross, rund und liegt central. Die Afterlücke befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen Mundlücke und Rand, eher dem letzteren genähert, und ist bedeutend kleiner als die Mundlücke. Die ganze Schalenfläche ist mit kleinen, gehöften Körnchen- warzen bedeckt. 30 Clypeastridae. Das Original befindet sıch in meiner Sammlung. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg. Unter-Oligo- cän: Brandhorst. Bemerkungen. In der allgemeinen Gestalt ähnelt diese Art sehr der var. pentagonalis des E. ovatus; indessen die grösseren Stachelwarzen, die undeutlicheren und kürzeren Petalodien, sowie die grösseren Poren und die stärkere Divergenz der Porenreihen unterscheidet letztere Art sehr leicht von der vorliegenden. Was den, in seiner allgemeinen Gestalt der besprochenen Art gleichenden, E. scutatus MÜNSTER in GoLDFUss’s »Petrefacta Ger- maniae«, Bd. I, S. 136, Taf. XLH, Fig. 11 betrifft, so hat schon Dames!) nachgewiesen, dass wahrscheinlich durch eine Ver- wechselung des Fundortes eine italienische Sismondia von GOLDFUSS unter diesem Namen beschrieben worden ist. Ich habe unter dem reichen deutschen Material von der Gattung Echinocyamus, welches mir vorgelegen hat (mehr als 600 Exemplare), nichts ge- funden, was mit der GOLDFUSS’schen Art identificirt werden könnte. Keine der Arten von Bünde oder einem anderen deutschen Fundort hat vor Allem so lange Petalodien, wie die GoLDFUuss’sche Abbildung sie aufweist. 2. Echinoeyamus ovatus MÜNSTER sp. (Taf. V, Fig. 8-11.) 1326. Echinoneus ovatus Münster, GoLpruss, Petrefacta Germaniae, I. Theil, S. 136, Taf. 42, Fig. 10a—£. 1835. > » » Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1835, S. 434. 1844. » » ® Paper, Beitr. z. Kenntn. d. Tertiärverst. d. nordwestl. Deutschlands, S. 6 u. 44. 1846. Echinocyamus ovatus Acassız u. Desor, Ann. des sciences nat. 3 ser. Zoologie. Bd. XVII, S. 141. 1852. » » Giesen, Deutschlands Petrefaeten, S. 323. 1858. » » Desor, Synopsis des Echinid. foss. S. 218. 1375. Fibularia ovata Quensteor, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. II, S. 514, Tat. 81, Rio. 25, 26. Der Umfang ist oval bis elliptisch, doch kommen auch Va- riationen mit mehr kreisrundem oder pentagonalem Umriss vor. ) Damses: Die Echiniden der Vicentinischen und Veronesischen Tertiär- ablagerungen. Palaeontographica, Bd. XXV (1877), S. 21. Clypeastridae. 31 Die Oberseite ist meist hoch gewölbt, der Rand aufgebläht, die Unterseite eben oder schwach gewölbt, nur um das Peristom vertieft. Bei gutem Erhaltungszustand sind die Petalodien völlig un- deutlich; nur hie und da sieht man eine Pore um den oft als Knöpfchen hervortretenden, subcentral nach vorn liegenden Scheitel, die übrigen werden durch die grossen Körnchenwarzen, welche die Schalenoberfläche bedecken, verwischt. Die sichtbaren Poren fallen durch ihre Grösse auf. Durch Anätzen mit Salzsäure (Fig. 11) werden die Petalodien deutlich sichtbar; dieselben sind sehr kurz, und stehen unten weit offen. Die Porenreihen sind gerade und ebenso breit oder breiter als das Zwischenporenfeld. Die Poren sind verhältnissmässig gross, rund und ungejocht. 2—4 Poren- paare befinden sich in jeder Porenreihe, nie mehr. Nach dem Rand zu werden auf den Ambulacralfeldern zuweilen, namentlich bei solchen Exemplaren, deren Täfelchen gewölbt hervortreten, auf den horizontalen Nähten Porenreihen sichtbar. Das Peristom ist rund und liegt central. Die Lage der After- lücke wechselt; bald befindet dieselbe sich in der Mitte zwischen Rand und Mundlücke, bald ist sie dem ersteren mehr genähert. Der Form des Umfanges nach unterschied GOLDFUSsS ]): 1. var. orbicularis, 2. » ovata (typus), 3.» elliptica. Dazu kann noch gefüst werden: 4. var. pentagonalıs. Aus dem Sternberger Gestein erhielt ich vom Herrn Land- baumeister KocH in Güstrow einen Steinkern dieser Art, der Fig. 8 abgebildet ist. | Das Original zu Fig. 9 befindet sich in der Göttinger Sammlung, diejenigen zu Fig. 10 und 11 im Museum der Geologischen Landes- anstalt. Vorkommen. Ober-Oligocän: Osnabrück, Astrupp, Bünde, Urefeld, Kassel, Bodenburg, Klein-Freden, Diekholzen, Sternberger Gestein u. s. w. Del. ce, 8 136: 32 Clypeastridae. Mittel-Oligocän. Söllingen. Unter-Oligocän. Brandhorst, Lattorf. Bemerkungen. Bei den unteroligocänen Exemplaren von Lattorf sind die Petalodien deutlicher erkennbar, auch die Körnchen- warzen kleiner. | Echinocyamus ovatus steht offenbar in nahen Beziehungen zu E. Forbesi COTTEAU und pusillus FORBESs. Nach CoTTEau !) soll sich ovatus von Forbesi unterscheiden: »par sa forme plus ovoide, plus convexe en dessus, plus plate en dessous et par son periprocte place plus pres du peristome que du bord posterieur«. Mir standen von der CorrEau’schen Art etwa 100 Exemplare zu Gebote (aus dem Göttinger Museum), während mein Material von ovatus 400 Exemplare überstieg. Ich habe mich beim Vergleich beider Arten überzeugt, dass von den von COTTEAU angeführten Unter- schieden keiner stichhaltig ist. Wie schon oben angeführt wurde, wechselt die allgemeine Gestalt des ovatus ausserordentlich. Wenn auch die rein eiförmige Gestalt vorherrschend ist, so kommen doch Stücke mit birnförmigem und winkligem Umfang häufig vor. Ebenso wechselt die Convexität der Ober- und die Abplattung der Unter- seite und die Lage der Afterlücke. Dagegen scheint ovatus kleiner geblieben zu sein, und bei Forbesi sind die Petalodien der grossen Exemplare deutlich sichtbar und zählen mehr Porenpaare, während sie bei jüngeren Individuen ebenso undeutlich sind wie bei ovatus. Ob diese Unterschiede genügen, beide Arten zu trennen, möge dahin gestellt bleiben. Jedenfalls ist bei dem verschiedenen Alter des Muttergesteins dieser Arten der Gedanke nahe liegend, dass die oligocäne Art allmählich die Eigenschaften angenommen habe, welche die pliocänen belgischen Formen zeigen. Dafür spricht auch der Umstand, dass mir aus dem Unter-Oligocän eigentlich nur hochconvexe, rein eiförmige Individuen des ovatus vor- gelegen haben, und die winkligen Variationen erst im Oberoligocän häufiger aufzutreten scheinen. E. Forbesi soll sich nach CoTTEAU von E. pusillus unterscheiden, ü sa taille plus petite, ü sa forme plus ovale et moins anguleuse en avant, ü son periprocte toujours !) Corrzau: Description des Echinides tertiaires de la Belgique, S. 43. Clypeastridae. 33 plus rapproche du bord posterieur que du peristome. Ich glaube, auch diese Unterschiede werden sich nicht aufrecht erhalten lassen, denn die allgemeine Gestalt unterliegt bei pusillus ebenfalls Va- riationen, und bezüglich der Lage des Afters vergleiche man nur die Abbildungen Ar. AGassız’s in seiner »Revision of the Echini«, Taf. XIII, Fig. 4 und 7, wo die Afterlücke ebenfalls dem hinteren Rande näher liegt als dem Peristom. FORBES, DESOR und spätere Autoren haben auch thatsächlich die Formen, die ÜoTTEAU als ab- weichend beschrieben und Fordesi benannt hat, zu pusillus gestellt. Jedenfalls ist die Beziehung zwischen Forbesi und pusillus eine nähere als zwischen ovatus und pusillus. Ich glaube annehmen zu sollen, dass die drei Arten als drei Typen einer Entwicklungs- reihe anzusehen sind. 3. Echinoeyamus Zitteli EBERT n. sp. (Taf. V, Fig. 13.) Umfang oval nach vorn zugespitzt, Oberseite nur ganz schwach gewölbt, Unterseite concav. Scheitel fast central. Die Petalodien ziemlich deutlich, die beiden hinteren kürzer als die 3 vorderen. Die Porenreihen sind schwach geschwungen, nach unten etwas convergirend, aber doch noch ziemlich weit offen. Dieselben werden in den drei vorderen Petalodien aus 5 bis 6, in den 2 hinteren aus 4 Porenpaaren gebildet. Die Poren sind un- gejocht, sehr klein, rund und stehen vertical ziemlich entfernt von einander. Die Mundlücke ist rund und central; die Afterlücke liegt etwas näher nach dem Rand als nach der Mundlücke. Kleine Körnchen- warzen sind über die ganze Oberfläche verbreitet. Original im Göttinger Museum. Vorkommen. Unter-Oligocän: Brandhorst bei Bünde (selten!). Abh. IX, 1. 3 Fam.: Gassidulidae Acassız. Gatt.: Echinanthus (BREeyn) DESoR [non Au. AGassız]. 1. Echinanthus subearinatus GoLDFUss sp. (Taf. IV, Fig. 3a — d.) 1826. Nucleolites subcarinatus GoLpruss, Petrefacta Germaniae, Abth.I, S. 142, Taf. 43, Fig. 1la—c. 1333. » » » Hausmans, Studien d. Göttingischen Ver. Bergm. Freunde, Bd.III, S. 305. 1835. » » » Münster, Neues Jahrb. f. Miner. S. 434. 1344. » » » Paıtıerer, Beitr. z. Kenntn. d. Tertiär- verst. S. 44. 1846. Pygorhynchus >» Acassız u. Desor, Ann. d. sc. nat. 3ser. Zoologie, Bd. 17, 8. 161. 1347. Echinanthus » Disor, Synopsis des Echinides foss. S. 296. 1375. Cassidulus » Quessreor, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Ba. Il, S. 471, T.79, Fig. 22. Die Oberseite der Schale ist gewölbt, vorn vom Scheitel ab gleichmässig bis zum Rand abfallend und letzteren zuschärfend, vom Scheitel nach hinten nur wenig geneigt und vor der Afterlücke stumpf gekielt. Der Scheitel liegt stark excentrisch nach vorn. Die Unterseite ist stark concav, die beiden hinteren Ambu- lacra liegen in verhältnissmässig tiefen, breiten Furchen. Der Umfang ist oval, hinten nach der Afterlücke zu etwas zugeschärft, und vor dieser quer abgestutzt. Die deutlichen Petalodien erstrecken sich über die Hälfte des Rückens und sind nach unten offen. Die Porenreihen sind ebenso breit als das Mittelfeld, werden durch je 15— 16 gejochte Poren- paare zusammengesetzt und divergiren nach unten. Auf dem übrigen Cassidulidae. 35 Theil der Ambulacra über den Rand hinaus bis zur Floscelle des Peristoms setzen sich die Reihen einzeilig ‚fort mit entfernt stehenden Poren. Diese sind rund. Die Mundlücke liegt excentrisch nach vorn, ist fünfeckig und von einer vorzüglich ausgeprägten Floscelle umgeben. Die längsovale Afterlücke liegt oberhalb des hinteren Randes am Ende einer tiefen Furche, welche sich nach dem Rand ver- flacht und über denselben hinaus bis auf die Unterseite fortsetzt. Kleine gehöfte Stachelwärzchen bedecken gleichmässig und dicht gedrängt die Schalenoberfläche. Nur auf der Unterseite nach der Mundlücke zu werden dieselben grösser. Das Original zu Taf. IV, Fig. 3, befindet sich in dem Göttinger Museum und hat 31"® Länge, 26% Breite und 14”® Höhe. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg, Gegend von Hildes- heim (fide PHILipPpr). Bemerkungen. Gute, unverdrückte Exemplare dieser Species sind nicht häufig. So scheint auch das von GoLpruss ab- gebildete Stück seitlich verdrückt gewesen zu sein. Unter den gut erhaltenen Stücken, welche mir zur Verfügung standen, finden sich Variationen. Namentlich varıırt die Lage des Afters, welcher bald mehr, bald weniger nach hinten vorspringt, bald in senkrechter, bald in geneigter Abstutzung resp. Furche sich befindet. Auch hoch gewölbte Individuen sind vorhanden, obgleich selten. Auf- fallend ist es, dass manche Individuen sehr grosse Genitalporen besitzen, während die meisten nur enge, kleine haben. Man könnte erstere wohl als weibliche, letztere als männliche Individuen auffassen. 2. Echinanthus subhemisphaerieus EBERT n. sp, (Taf. IV, Fig. 4a —d.) Die Oberseite der Schale ist gewölbt; die mediane Profillinie verläuft, von dem aufgeblähten Rand vorn gleichmässig ansteigend, über den Scheitel, erreicht kurz dahinter den höchsten Punkt der Wölbung und beschreibt von hier einen kurzen Bogen zur ziemlich 3* 36 Cassidulidae. hoch gelegenen Afterlücke. Vor der letzteren befindet sich ein kurzer, stumpfer Kiel. Der Scheitel liegt nur wenig excentrisch nach vorn. (Auf der Abbildung zu wenig!) Die Unterseite ist concav, die beiden hinteren Ambulacra liegen in schwachen Furchen. Der Umfang ist oval, hinten viel weniger ausgezogen als bei subcarinatus, mehr quer gerundet mit breiterer Abstutzung an der Afterlücke. Die deutlichen Petalodien nehmen etwa die Hälfte der Ent- fernung vom Scheitel zum Rand ein und sind nach unten offen. Die Porenreihen sind breiter als das Mittelfeld, werden durch 13— 15 gejochte Porenpaare gebildet und divergiren nach unten; eine einzeilige Fortsetzung derselben nach dem Rand hin ist nicht merklich. Das unpaare Ambulacrum ist länger als die übrigen. Die fünfeckige Mundlücke liest subcentral nach vorn, umgeben von einer deutlichen Floscelle. Die kleine ovale Afterlücke liegt oberhalb des hinteren Randes am Ende einer schwachen, ziemlich breiten Furche, welche sich über den Rand hinaus bis auf die Unterseite fortsetzt. Die Stachelwärzchen sind klein, bedecken gleichmässig und dichtgedrängt die Schalenoberfläche und werden nur auf der Unter- seite nach der Mundlücke hin grösser. Das abgebildete Stück, das 27”® lang, 24"” breit und 14m hoch ist, befindet sich in der Sammlung der Kgl. geologischen Landesanstalt. Vorkommen. Ober-Oligsocän: Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Von subcarinatus unterscheidet sich die vor- liegende Art durch den aufgeblähteren Rand und gleichmässigere Wölbung der Schale, deren höchster Punkt zwischen Afterlücke und Scheitel sich befindet. Ferner ist der Scheitel weniger excen- trisch nach vorn gelegen, ebenso die Mundlücke. Der Kiel vor der Afterlücke ist kürzer und schmäler; die Furchen der hinteren Ambulacra auf der Unterseite sind weniger tief, die Poren der Petalodien kleiner. Die einzeilige Fortsetzung der Porenreihen Cassidulidae. 37 ist nicht deutlich. Die Afterlücke liegt höher, in flacherer, steiler Furche und ist kleiner. Ein durch weniger hohe Wölbung sich unterscheidendes Exemplar besitzt auffallend grosse Genitalporen. Vielleicht dürfte es als ein weibliches Individuum anzusehen sein. Eine gewisse Aehnlichkeit hat unsere Art auch mit Ech. Badinskii POMEL 1), unterscheidet sich aber von dieser durch die schmäleren, den Rand nicht erreichenden Ambulacra, die weniger excentrische Lage des Scheitels und die etwas niedrige Stellung des After. Auch scheint Ech. Badinskii noch stärker gewölbt zu sein. 3. Eehinanthus seutella LAMARcK. 1526. Nucleolites scutella Goupruss, Petrefacta Germaniae, S. 144, Taf. 43, Fig. 14a — c. 1875. Cassidulus » Lamarck, Quesstepr, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. III, Die Echiniden, S. 468. 1877. ? Echinanthus » » Danmes, Echinid. d. vicent., Tertiärabl., Pa- laeontographica, Bd. XXV, S. 29— 30. 1880. » » » Correau, Paleontologie francaise, Terr. tert. Eocene, Echinides, S. 550 (hier auch weitere Synonyme). Umriss länglich oval, vorn gerundet, hinten etwas verbreitert und mehr oder weniger abgestutzt, so dass der Umriss auch ge- rundet-fünfseitig werden kann. Die Ränder ziemlich aufgebläht. Die Oberseite ist hoch gewölbt, aufgebläht; der höchste Punkt liest kurz hinter dem etwas excentrisch nach vorn gelegenen Scheitel. Die Petalodien sind ziemlich schmal, deutlich blattförmig, unten fast geschlossen. Das vordere unpaare Petalodium ist länger als die übrigen und etwas schmäler. Die Porenzonen der einzelnen Blätter ungleich lang. Die Poren der inneren Reihe rund, der äusseren spaltförmig. Das Zwischenporenfeld ist wenig gewölbt und erhebt sich kaum über die Schalenfläche. 3 !) Correau, Perox und Gaurnıer: Echinides fossiles de ’Algerie. 9 Fasc, Etage eocene, S. 75— 77, Taf. VII, Fig. 1—3, 38 Cassidulidae. Die Unterseite ist concav, namentlich um die fünfeckige, mit deutlicher Floscelle umgebene und nach vorn gerückte Mundlücke tief eingesenkt. Die länglich ovale Afterlücke liegt am oberen Ende einer Furche auf der schwach abgestutzten Hinterseite, die auch den Rand schwach ausbuchtet. Die Schale ist auffallend dick und auf der Oberfläche gleich- mässig mit kleinen Körnchenwarzen geschmückt. Vorkommen. Ober-Oligocän: Herford. Bemerkungen. Ich erhielt das GoLpruss’sche Original von Herrn Professor SCHLÜTER in Bonn zugeschickt, als die Arbeit schon im Druck war und einige Stunden vor Antritt einer grösseren Reise, so dass ich nur flüchtig diese Art behandeln und nicht ab- bilden lassen konnte. Herr SCHLÜTER sandte mir zwei Exemplare, von denen das grössere, gewölbtere anscheinend für GOLDFUss’s Fig. 14c als Vorlage gedient hat, das niedergedrückte, kleinere aber bei Fig. 14a u. b wohl benutzt worden ist. Wenigstens ent- spricht Grösse, Umfang und Sculptur des kleineren genau den beiden Figuren, während das abgebildete Seitenprofil abweicht. Dieses stimmt aber vorzüglich mit dem grösseren Stück. Es unterliegt keinem Zweifel, dass das gewölbte Stück von Herford, das auffallend gut mit der Abbildung QUENSTEDT's Taf. 79, Fig. 141) übereinstimmt, zu Echinanthus scutella LAMARCK gehört. Die. Abbildungen CortTEau’s ]. c., Taf. 170, Fig. 2 und Taf. 172, Fig. 4 zeigen im Profil von hinten ein geradlinigeres. Abfallen der Seiten, auch auf der Abbildung bei Dames, |. c., Taf. II, Fig. Id, fallen die Seiten mehr geradlinig ab und weniger steil, und der Rand ist etwas ausgezogen. Jedoch scheint das auf Variation zu beruhen, und die Quenstepr’sche Abbildung hat eher noch aufgeblähtere Seiten, als das GoLpruss’sche Original. Sonst ist die Uebereinstimmung eine vollkommene. ') Quexstepr, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. III, Die Echiniden. Cassıdulidae. 39 Ob das flachere Stück von Herford zu scutella gehört, will ich jetzt nicht entscheiden. Möglich ist es immerhin, da auch DAnEs eine solche flache Form Taf. II, Fig. 1 abbildet. Gatt.: Echinolampas Gray. 1. Echinolampas Kleinii GoLpruss sp. (Taf. II, Fig. 1—3; Taf. III, Fig. 1-2; Taf. X, Fig. 1.) 1326. Clypeaster Kleinii Goupruss, Petrefacta Germaniae, I. Th., S. 133; Taf. XXXXI, Fig. 5a—c. 1533. » » » Hausmann, Studien d. Götting. Ver. bergm. Freunde, Bd. III, S. 305. 1835. » » » Münster, Neues Jahrb. f. Min., S. 434. 1552. Pygurus » Gıeser, Deutschlands Petrefacten, S. 321. 1352. Echinolampas » Broxn, Lethaea geognostica, Bd. III, S. 334, Taf. 36. 1358. » » Desor, Synopsis d. Ech. foss., S. 307. 1375. Clypeaster » Gorpruss, Quenstept, Petref. Deutschlands, S. 492, Taf. 80, Fig. 13—17. 1880. Echinolampas » Zurren, Handbuch d. Palaeontologie, I. Bd., I. Abth., S. 530. Der Umfang ist gerundet-fünfseitig, mit ausgezogenem und etwas abgestutztem Hinterrand. Die Oberseite ist mehr oder weniger stark gewölbt, mit stumpfem, breitem Kiel auf dem unpaaren Interambulacrum; der Rand nur wenig aufgebläht. Der Scheitel liegt mehr oder weniger excentrisch nach vorn. Die Petalodien sind breit, flach, aber häufig aus der Schalen- fläche hervortretend; das unpaare ist am kürzesten, die hinteren etwas länger als die vorderen.” Ebenso ist das unpaare Petalodium das schmalste, und die hinteren etwas breiter als die vorderen. Die Porenreihen des unpaaren Ambulacrums sind gleich lang, ebenso die Porenreihen der beiden hinteren Blätter. Dagegen bleiben die vorderen Reihen der beiden vorderen Petalodien kürzer als die hinteren Reihen, und zwar beträgt die Differenz bei aus- gewachsenen Exemplaren ca. 8—10 Porenpaare. Es ist dies ein vorzügliches Merkmal dieser Art, welches keiner der früheren Autoren erwähnt, und welches sich bei allen Varietäten, mögen 40 Cassidulidae. sie noch so sehr von einander abweichen, stets wiederfindet!). Die Poren innerhalb der einzelnen Porenreihen sind ebenfalls ver- schieden ausgebildet. Die inneren Porenreihen der Blätter haben runde Poren, die äusseren längliche, schlitzförmige und schiefgestellte. Die hinteren Ambulacralfelder sind am Rand eben so breit oder schmäler, als oberhalb der Einschnürung am unteren Ende der Blätter. Die untere Seite ist mehr oder weniger vertieft. Das mit deutlicher Floscelle umgebene fünfeckige Peristom liegt bald mehr, bald weniger excentrisch nach vorn, je nachdem der Hinterrand stärker oder schwächer ausgezogen ist. Die Vertiefungen der Flöscelle haben beiderseits zwischen den Porenreihen meist noch eine unvollkommene dritte, so dass im Ganzen 6 vorhanden sind. Die querovale Afterlücke befindet sich dicht am Rand. Die ganze Schale ist mit kleinen, in Grübchen liegenden Stachelwärzchen bedeckt. Auf der Oberseite stehen dieselben ° dicht gedrängt und sind sehr klein; auf der Unterseite nehmen sie nach dem Peristom zu an Grösse zu und rücken weiter aus- einander. Diese Art, von der mir ca. 150 Stück vorlagen, varlırt ausser- ordentlich in Bezug auf die allgemeine Gestalt. Ja, man findet Formen, die man unbedingt als verschiedene Arten trennen würde, wenn nicht die verbindenden Glieder vollständig vorhanden wären. Einige der wichtigsten und extremsten Varietäten will ich kurz charakterisiren. var. alta. (Taf. II, Fig. 1a—d.) Der Umfang ist fast kreis- rund, hinten nur ganz stumpf zugeschärft und an der Afteröffnung trunkirt. Die Oberseite ist hoch, aber ungleichmässig gewölbt, der Rand weder seitlich noch hinten ausgezogen. Die Seiten fallen nicht sehr steil ab, in Folge dessen das Querprofil von hinten gesehen eine konische, oben abgestuzte Gestalt hat. (Fig. 1d.) !) Wie ich nachträglich sehe, lässt die Abbildung in Quexsrepr, Handbuch der Petrefactenkunde, Taf. 80, Fig. 13, dieses Merkmal schon deutlich erkennen; im Text S. 492 aber statt »die vorderen paarigen werden dagegen ein wenig un- gleichrandig, indem der hintere Rand von dem vorderen überflügelt wird«, muss es heissen, »indem der vordere Rand von dem hinteren überflügelt wird.« Cassidulidae. 41 Die Unterseite ist schwach eingesenkt, der Scheitel nur wenig excentrisch, ebenso das Peristom. Das abgebildete Stück befindet sich im Göttinger Museum. var. subhemisphaerica. (Taf. X, Fig. la—b.) Umfang kreis- rund bis elliptisch, hinten nur schwach zugeschärft. Die Ober- seite gleichmässig und hoch gewölbt. Die Ränder sind nicht ausgezogen, die Schale fällt vielmehr ziemlich steil ab, das Querprofil hat von hinten gesehen die Form einer oben abge- flachten Halbkugel. Unterseite etwas eingesenkt. Scheitel ein wenig, excentrisch nach vorn gerückt und zuweilen knopfförmig erhaben. Das Original zu Taf. X, Fig. 2 in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. var. conoidea. (Taf. I, Fig. 3a—c.) Umfang kreisrund bis elliptisch, hinten stark zugeschärft. Die Oberseite ist hoch ge- wölbt, die Seiten fallen steil dachförmig ab, so dass das Quer- profil von hinten gesehen ebenfalls einen Kegel zeigt (Fig. 3c). Dieser ist aber oben weniger abgestutzt und weniger breit im Verhältniss zur Höhe als var. alta. (Fig. 1d.) Nicht nur der Rand, sondern die ganze hintere Seite ist etwas ausgezogen. Scheitel und Peristom stark excentrich nach vorn gerückt. Original in der Göttinger Sammlung. var. Goldfussi. (Taf. III, Fig. 1a—c.) Diese Varietät scheint mit dem von GOLDFUSS abgebildeten Exemplar (Taf. XLII, Fig. 5) übereinzustimmen. Leider stand mir das GoLpruss’sche Original nicht zur Verfügung. Der Umfang ist kreisrund bis eiförmig, fast stumpf-fünfeckig. Der hintere Rand ist etwas ausgezogen (Fig. 1b). Die Oberseite ist schwächer gewölbt als bei den anderen Varietäten; ‘der Rand etwas zugeschärft; die Unterseite schwach eingesenkt. Der Scheitel liest etwas stärker excentrisch nach vorn als das Peristom. Das abgebildete Exemplar befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. var. exporreceta. (Taf. III, Fig. 2a—c.) Umfang gerundet fünfseitig, hinten stark zugeschärft, Oberseite hoch gewölbt. Rand aufgebläht, an den beiden Seiten, besonders aber am hinteren Ende stark ausgezogen, so dass das Längsprofil (Fig. 2c) die 42 Cassidulidae. Form einer Jockeymütze hat. Scheitel excentrischer nach vorn gelegen als das Peristom. Das abgebildete Exemplar befindet sich in der Göttinger Sammlung. Vorkommen. Ober-Oligocän: Bünde, Astrupp, Osnabrück, Mennighüffen, Casseler Becken etc. Bemerkungen. E. Kleinii ist nächst Echinoeyamus ovatus der häufigste tertiäre deutsche See-Igel. Die verschiedene Ausbildung der vorderen und hinteren Ambu- lacra ist GOLDFUSS entgangen. Aber gerade dieser Umstand erleichtert es, die Art selbst in den abweichendsten Varietäten wiederzu- erkennen. Unter meinem Material befanden sich auch zwei monströse Formen. Bei dem einen Exemplare aus der Göttinger Sammlung waren die interporiferen Zonen sämmtlicher Ambulacra durch eine Medianrinne getheilt (Taf. IV, Fig. 2), wie es LorIoL bei Ech. angulatus beobachtet hat!). Bei einem anderen Exemplare (Samml. d. geol. Landesanstalt) ist am linken hinteren Ambulacrum nur die obere Hälfte der rechten Porenreihe entwickelt. Das Taf. II, Fig. 2 abgebildete Exemplar ist insofern monströs, als das linke hintere Petalodıum in der vorderen Porenreihe vier Paare mehr hat als ın der hinteren, während das rechte 2 über- schüssige Paare in der vorderen Reihe hat. LAuBE?) fasst Ech. Kleinri GOLDF., Ech. Laurillardi AG. und hemisphaericus LAMK. als Formen eines Typus zusammen. Ech. Kleinüi soll die älteste Form sein und durch die Breite der Peta- lodien sich sofort unterscheiden. Ein sichereres Unterscheidungs- merkmal scheint mir die weit excentrischere Lage des Scheitels bei Kleinü zu sein, während die Breite der Petalodien bei den verschiedenen Varietäten des Kleinü wechselt. 1) Lorror: Echinides des environs de Camerino (Toscane) [Memoires de la soc. phys. et d’hist. nat. de Geneve, Bd. 28, No. 3, pag. 14]. ?) Lause: Echiniden der österreichisch - ungarischen oberen Tertiärbildungen. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt, Bd. V, Heft 2, S. 66. Cassidulidae. 43 Nach Bazın D) soll sich Ech. Kleiniüi von Ech. dinanensis TOURNOUER durch geringere Länge, winkligeren Umfang, geringere Höhe und schmalere Ambulacra unterscheiden. Die beiden letzteren Unterschiede sind nach dem oben Gesagten nicht haltbar, aber auch das Längenverhältniss wechselt, je nachdem das Hinterende schwächer oder stärker ausgezogen ist. Dagegen scheint der vordere Theil der Schale bei dinanensis nicht so breit als bei Kleinü zu sein. Ob aber dieser Unterschied und der winkligere Umfang des Kleinii genügen, um die Formen als zwei Arten zu trennen? Ich vermuthe, dass dieser dinanensis nur eine Varietät des Kleinit ist. Eine andere Art, die den Variationen conoidea und eaxporrecta ähnlich ist, hat CoTTEAU als E. Orbignyi beschrieben?). Die Ab- bildung, welche der Autor giebt, stimmt auch insofern überein, als die vordere Porenzone des linken vorderen Petalodiums (das allein verglichen werden konnte, weil nur ein Seitenprofil abge- bildet ist) kürzer als die hintere Porenzone ist, was COTTEAU im Text nicht erwähnt. 2. Echinolampas Hauchecornei EBERT n. sp. Gier ING I, a—ch)) Der Umfang dieses Echiniden ist elliptisch, mit zugeschärftem Hinterrand. Die Oberseite ist gleichmässig gewölbt, mit stark aufgeblähten Rändern. Auf dem unpaaren Interambulacralfeld befindet sich ein deutlicher, stumpfer Kiel. Der Scheitel liegt stark excentrisch nach vorn. Die Petalodien sind schmal, flach, nur wenig über die Schalen- oberfläche hervortretend; die der hinteren Ambulacra ein wenig breiter als die vorderen. Das unpaare ist das schmalste und seine Porenreihen sind gleich lang, während die der übrigen Petalodien !) Bazın: Echinides du miocene moyen de la Bretagne (Bull. soc. g6ol. de France, ser. 3, Bd. 12, S. 41, Taf. III, Fig. 7—9). 2) Correau: Echinides nouveaux ou peu connus, 1. serie, Paris 1858 — 1880, S. 195 —197, Taf. 27, Fig. S—9. 44 Cassidulidae. ungleiche Länge haben, und zwar sind bei ausgewachsenen Exem- plaren beim vorderen Paar die vorderen Porenreihen um cirea 14 Porenpaare kürzer als die hinteren; bei dem hinteren Paar da- gegen die hinteren Reihen um ca. 8 Paare kürzer als die vorderen Reihen. Das unpaare Petalodium ist das kürzeste; die hinteren etwas länger als die vorderen. Die Poren der inneren Porenreihen sind rund, die äusseren länglich und schief gestellt. Die hinteren Ambulacra sind am Rand breiter als oberhalb der Einschnürung am unteren Ende der Petalodien. Die Unterseite ist flach, nur um die Mundlücke herum mehr oder weniger tief eingesenkt. Das Peristom ist von deutlicher Floscelle umgeben und excentrisch nach vorn gerückt. Die quer- ovale Afterlücke befindet sich nahe am Rande. Die ganze Schale ist mit kleinen, im Grübchen liegenden Stachelwärzchen bedeckt. Vorkommen. Ober-Oligocän: Bünde. Bemerkungen. Von dieser Art fand ich zunächst ein Exem- plar in der Sammlung der Geologischen T,andesanstalt; dann erhielt ich noch drei sehr schön erhaltene Stücke, die verschiedene Alters- zustände aufweisen, und insofern für die Prüfung der Richtigkeit der Diagnose der neuen Art von Wichtigkeit waren. Das grösste Exemplar, aus der Sammlung des Göttinger Museums, habe ich Taf. IV, Fig. 1a—d abbilden lassen. Es misst 75%” in der Länge, 66"”" in der Breite und 35"® in der Höhe. Das zweite Exemplar stammt aus dem Osnabrücker Museum, ist 57”" lang, 50%” breit und 31””® hoch. Das dritte Exemplar erhielt ich aus der Münchener Sammlung. Dasselbe ist 36”" lang, 32”” breit und 20”" hoch. Interessant ist es nun, dass bei diesem jungen Exemplar die Diffe- renz. der Porenreihen der Petalodien geringer ist als bei dem aus- gewachsenen Göttinger Exemplar, und zwar gerade um die Hälfte. Die vorderen Porenreihen des vorderen Petalodienpaares sind näm- lich um 7 Porenpaare kürzer als die hinteren, und die hinteren Reihen des hinteren Petalodienpaares um 4 Porenpaare kürzer als die vorderen, während bei dem Göttinger Stück es sich um 14 resp. 8 Porenpaare handelte, Die Differenz zwischen der Länge der Cassidulidae. 45 vorderen und hinteren Porenreihen der paarigen Ambulacra wird also mit dem höheren Alter eine grössere. Eine derartige Verschiedenheit der Länge der Porenzonen der einzelnen Petalodien findet sich auch an E. angulatus MERIAN (siehe LORIOL: Description des Echinides des environs de Camerino. Memoires soc. phys. et hist. nat. de Geneve Bd. 28, No. 3, S. 13#f.) und an #. subeylindrieus DESOR (LoRIOL: Eocäne Echinoiden aus Aegypten und der lybischen Wüste. Palaeontographica XXX) u.a. m. Doch sind in anderer Beziehung diese Arten von der unsrigen wohl unterschieden. 3. Echinolampas planulatus EBERT n. sp. (Taf. III, Fig. 3a— b.) Nur ein Exemplar dieser neuen Art lag mir vor und zwar aus dem Göttinger Museum. Der Umfang ist kreisrund bis elliptisch, hinten etwas zugeschärft, nur wenig ausgezogen. Die Oberseite ist ganz flach gewölbt, der Rand nicht aufgebläht und ein Kiel auf dem unpaaren Interambulacrum nur angedeutet. Der Scheitel liegt excentrisch, weit nach vorn. Die Petalodien sind breit, flach, kaum über die Schalenfläche hervortretend und alle gleich breit. Das unpaare ist das kürzeste und verhält sich zu denen des hinteren Paares wie 2:3. Die letzteren sind die längsten. Die Porenreihen sind bei dem un- paaren und den hinteren Petalodien gleich lang. Bei denen des vorderen Paares ist die vordere Porenreihe um etwa 7 Paare kürzer als die hintere. Die Ambulacra sind am Rand nicht breiter als oberhalb der Einschnürung am unteren Ende der Petalodien. Die Unterseite ist schwach vertieft; das Peristom liegt weniger weit nach vorn als der Scheitel und ist mit deutlicher Floscelle versehen, in deren ambulacralen Rinnen jederseits drei mehr oder weniger vollständige Porenreihen sich befinden. Die Afterlücke befindet sich nahe am Rande. Die ganze Schalenfläche ist mit Stachelwärzchen besetzt, die in Grübchen liegen und auf der Unterseite grösser werden und weniger dicht stehen als auf der Oberseite. 46 Cassidulidae. Das abgebildete einzige Exemplar ist 66"® lang, 60 “= breit, 25m hoch. Vorkommen. Ober-Öligocän: Astrupp. Bemerkungen. Bei der grossen Formenverschiedenheit des Ech. Kleinii könnte man auf die Vermuthung kommen, dass auch die vorliegende Form als eine flache Varietät desselben aufzufassen sei. Abgesehen von der abweichenden Gestalt der Schale des planulatus widerlegen jedoch folgende Eigenschaften diese Vermuthung. Ob- wohl nämlich das Hinterende weniger ausgezogen ist, liest der Scheitel doch weiter nach vorn als bei Kleinüi. Die Ambulacra ferner sind alle gleich breit, und der Unterschied der Länge der Poren- reihen bei dem vorderen Petalodienpaar ist geringer. Der belgische Echinolampas affinis DES MouLins!) hat in der allgemeinen Gestalt die grösste Aehnlichkeit mit planulatus, jedoch liegt der Scheitel viel weniger excentrisch, die Petalodien sind in Folge dessen weniger ungleich lang, auch bedeutend schmaler. Ferner scheinen die vorderen Porenreihen der vorderen Petalodien nicht kürzer als die hinteren. Nachtrag. Nachdem der Druck dieser Arbeit fast vollendet ist, theilt mir Herr Professor SCHLÜTER in Bonn mit, dass Echinolampas Jornicatus GOLDFUSS sp. (Petrefacta Germaniae, S. 134, Taf. XLII, Fig. 7a—c) seines Erachtens nicht aus der Kreide von Münster, sondern ebenfalls aus dem Tertiär von Bünde stammt. !) Correau: Ech. tert. de la Belgique $S. 30—34, Taf. II, Fig. 21— 28. Fam.: Spatangidae Acassız emend. LoRIOL. Subfam.: Spatanginae LorioL. Gatt.: Schizaster L. Acassız. Schizaster acuminatus GOLDFUSS sp. (Taf. V, Fig. 1— 6.) 1826. Spatangus acuminatus Goupruss, Petrefact. Germaniae, $. 141, Taf. XLIX, Fig. 22 — c. 1831. » » » Broxn, NeuesJahrb. f. Mineralogie, S. 173. 1835. » » » Münster, ibid., S. 434. 1844. Micraster » Purstiper, Beitr. z. Kenntn. d. Tertiärverst., S. 6. 1852. Schizaster » Gieser, Deutschlands Petrefacten, S. 326. 1858. Aemiaster » Desor, Synopsis d. Ecelı. foss., S. 374. 1574. Spatangus » Gorpruss, H. Roermer, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. 26, S. 343. 1880. Schizaster » Correau, Mem. cour. publ. par l’Acad. royale d. sc. etc. de Belgique, S. 65, Taf. V, Fig. S—-171). 1835. » » Norruine, Abh. z. geol. Specialkarte v. Preussen, Ba. VI, Heft 3, S. 204, Taf. V, Fig. 1-2. Von dieser, in der Gestalt sehr schwankenden Art liegen mir Exemplare aus den 3 Abtheilungen des Oligocäns vor, von 12 ver- schiedenen Fundpunkten und in 30 Exemplaren. Trotzdem ist aber nicht ein einziges Exemplar darunter, welches in jeder Beziehung als »vollständig erhalten« bezeichnet werden könnte. Bald ist die Schale verdrückt, oder nur zum Theil erhalten, bald sind nur Steinkerne vorhanden, die ebenfalls mehr oder weniger verdrückt resp. beschädigt sind. !) Siehe hier auch weitere Synonyme. 48 Spatangidae. Die wohl erhaltenen Steinkerne (Fig. 3 u. 5) stimmen in der Gestalt gut mit den Abbildungen von GoLpruss (Taf. 49, Fig. 22 — c) überein. Die beschalten Individuen weisen einige kleine Abweichungen auf, von denen jedoch nur eine, nämlich die Form der Furche des unpaaren Ambulacrums, Beachtung erheischt, wie ich unten zeigen werde. Der Umriss der Schale resp. der Steinkerne ist im Allgemeinen herzförmig, hinten, namentlich bei den Steinkernen, mehr oder weniger zugespitzt, wie wohl auch mehr rundliche Formen sich finden. Die Profillinie!) der hochgewölbten Schale steigt vom Vorderrande anfangs steil empor, krümmt sich dann in schwachem Bogen zu dem vertieften, excentrisch nach hinten liegenden Scheitel, hebt sich von hier wieder steil empor und springt nun bei einer Anzahl von Exemplaren in stark gekrümmtem Bogen über den After und den Rand der unteren Schalenfläche vor, worauf sie sich, vom After sanft nach innen geschwungen, zu dem unteren Rand hinabzieht. Bei anderen Steinkernen und anscheinend auch bei den beschalten Exemplaren ist dieser über den After hinaus vorspringende Theil des Gehäuses kaum bemerkbar, vielmehr krümmt sich die Profillinie vom Scheitel direct zum After und läuft von diesem fast senkrecht zum Unterrand. Derartige Exemplare stimmen mit COoTTEAU’s Abbildungen ?) aus dem belgischen Tertiär überein. Das unpaare vordere Ambulacrum zeigt bezüglich seiner all- gemeinen Form ebenfalls Schwankungen. Dasselbe liegt in einer tiefen, geraden, langen Rinne, welche sich nach dem Rande zu verengt, diesen selbst furcht und auf die Unterseite der Schale, wenn auch flacher und schmaler, übergreift. Die Breite und Tiefe dieser Furche ist, wie auch COTTEAU ?) und NOETLING*) hervor- heben, sehr wechselnd. NOETLING nimmt Anstoss an den Ab- !) Ich verstehe unter »Profillinie« allgemein stets die Linie des Längsprofils in der Symmetrieebene des Echiniden. 2) Correau: Description des Echin. tert. de la Belgique. _ 1880. Taf. V, Fig. 8 u. 15. EB. OF SHHT. 4) Samland, S. 205, [475]. Spatangidae. 49 bildungen COTTEAU’s, aus denen man ersehe, dass sich die vordere Furche anscheinend nach dem Rande hin nicht verschmälere. CorrEAuU hebt allerdings auch im Text diese Verschmälerung nur bei der Verlängerung der Furche auf die Unterseite hervor. Trotzdem ist mir aber (abgesehen davon, dass NOETLING an einem belgischen Exemplar die Verengung bemerkt hat) in dieser Hinsicht eine Uebereinstimmung der belgischen und deutschen Exemplare nicht zweifelhaft, nachdem ich beobachtet habe, dass bei Stein- kernen (und solche haben NOETLING vorgelegen) diese Verengung auffallender wird, als bei den mit Schale versehenen Individuen, wie sie COTTEAU zur Verfügung standen. Die seitlichen Ränder der Furche springen nämlich bei den beschalten Individuen kielartig über die Vertiefung hervor, so dass die Seiten der Furche ausgehöhlt erscheinen. Ausserdem läuft aber jederseits noch ein Kiel, von der oberen Spitze der paarigen vorderen Ambulacra ausgehend, zur Ausbuchtung des Randes. Die inneren ‚Kiele divergiren vom Scheitel an bis kurz vor der Bucht, wo sie sich wieder nähern, verflachen, um an der Bucht ganz zu ver- schwinden. Die äusseren Kiele laufen ım ersten Drittel ihrer Länge fast parallel, dann aber convergiren sie bis zur Bucht. Bei den Steinkernen nun gelangen nur die äusseren Kiele zum Ausdruck, während die inneren im günstigsten Fall durch schmale Linien angedeutet sind. Die Seitenflächen der Rinne sind in Folge dessen nicht mehr tief ausgehöhlt, vielmehr vom Kiel aus zum Grund der Furche geneigt, und zwar im unteren Theil der Furche steiler als im oberen. Hierdurch gewinnt aber die letztere eine andere Gestalt. Dieselbe erreicht nämlich in der oberen Hälfte die grösste Breite, während diese sich bei den beschalten Individuen gerade im unteren Theil kurz vor der Bucht befindet. Besser als Worte werden dies die Abbildungen (Fig. 2 u. 4 einerseits — 3 u. 5 andererseits) erklären, aus denen man auch ersieht, dass auf diese Weise die Furche der Steinkerne vor der Bucht stärker verengt erscheint. Die übrigen Ambulacra sind petaloid und stark vertieft; die beiden vorderen etwa 2 mal so lang als die hinteren, stark diver- girend, am unteren Ende abgerundet; bei den Steinkernen gerade, Ann ERTL. 4 50 Spatangidae. bei beschalten Individuen etwas geschwungen und verengt; die beiden hinteren bei beschalten Individuen schmaler als bei den Steinkernen und etwas geschwungen, am Ende ebenfalls gerundet. Die Porenreihen liegen auf der seitlichen Wand der ver- tieften Petalodien und sind breiter als das Mittelfeld. Die ver- längerten Poren sind deutlich gejocht. Die vorderen Interambulacral-Felder sind schmal und gekielt, das hintere Paar breit und gleichmässig gewölbt. Das unpaare Feld besitzt einen stark hervorspringenden, über den After öfter etwas hinausragenden Kiel. Die Unterseite ist ziemlich flach, nur das Actinalplastron schwach gewölbt. Das Peristom weit nach vorn gerückt, mit stark vorspringender Lippe. Die Afteröffnung liest am oberen Ende der Hinterseite unter dem vorspringenden Kiel des unpaaren Inter- ambulacralfeldes. Die ganze Oberfläche ist bedeckt mit kleinen, crenulirten und durchbohrten Wärzchen, die auf der Unterseite, namentlich nach der Mundöffnung zu, an Grösse zunehmen. Die peripetale Fasciole ist breit und stets deutlich sichtbar, die laterale ist schmaler und oft verwischt. Von den abgebildeten Exemplaren befinden sich .die Originale zu Fig. 1, 2, 3 u. 6 im Göttinger Museum, zu 5 in der Sammlung der Geologischen Landesanstalt, zu 4 in dem Museum der Berliner Universität. Vorkommen. Ober-Oligocän: Grafenberg bei Düsseldorf, Doberg, Casseler Becken (Weitzrodt bei Hohenkirchen, Holz- hausen, Landwehrhagen, Ober-Kaufungen, Wilhelmshöhe, Ahne- graben), Ilseder Hütte bei Peine (fide H. ROEMER) etc. Mittel-Oligocän: ? Söllingen, Erlenbruch bei Offenbach, »Trift« bei Weinheim (Alzey). Unter-Oligocän: Lattorf, Helmstädt. Bemerkungen. Die Stücke aus dem Mittel-Oligocän, welche mir vorliegen, von denen das von Söllingen sich in der Göttinger Sammlung befindet, das aus dem Rupelthon des »Erlenbruch« bei Offenbach a. M. Herr Dr. BOETTGER in Frankfurt a. M. besitzt, PR WERE he 4 Spatangidae. ol sind zu schlecht erhalten, um sie mit Sicherheit zu Sch. acuminatus zu stellen. Ein grosses Exemplar aus dem Unter-Oligsocän von Helmstädt, das Herr Dr. BarrH daselbst mir zur Verfügung stellte, ist zwar verdrückt, doch glaube ich es mit Sicherheit hierherziehen zu dürfen: Das auf Taf. V, Fig. 6 abgebildete Exemplar von Lattorf weicht von den übrigen Stücken durch eine längere und am Rand stärker eingeschnürte Ambulacralfurche ab, ist aber andererseits mehrfach verdrückt, so dass sich nicht sagen lässt, ob eine andere Art vorliest. Nach CoTTEau !) unterscheiden sich die belgischen Exemplare von der GoLpruss’schen Origmal-Zeichnung durch die weniger vorspringende Hinterseite, die geringere Breite der Ambulacral- furche und der Petalodien und durch die grössere Entfernung der Mundöffnung vom Vorderrand. Die ersteren Unterschiede be- ruhen darauf, dass die GoLpruss’sche Abbildung einen Steinkern darstellt, während Corrkau beschalte Individuen vorlagen; die Lage des Peristoms aber ist nicht ganz constant. Man vergleiche meine Abbildung 2b, wo die Entfernung ebenfalls grösser ist als bei dem GoLpruss’schen Stück. Durch den Unterschied zwischen Steinkern und beschaltem Individuum, wie ich ihn oben auseinander gesetzt habe, wird auch die Abweichung erklärt, die NOETLING ?) zwischen den Exemplaren aus dem Samland und den belgischen Exemplaren constatirt, nämlich die nach dem hand weniger verschmälerte Ambulacral- furche bei den letzteren. NOETLING haben eben nur Steinkerne vorgelegen. Ein Versehen aber ist es von NOETLING?), Sch. acuminatus als rein eocäne Form zu behandeln, da GoLpruss, der Begründer der Art, gerade zwei oberoligocäne Fundorte anführt. !) Corrzau: Description des Echinides tertiaires de la Belgique. (Mem. cour. de l’Acad. royal de la Belgique, Bd. XLIII, S. 67.) 2) Noeruise: Abh. z. geol.Spee.-Karte v. Preussen, Bd.VI, Heft 3, S. 206 u. 207. 3) Noeruine: Das Alter der Samländischen Tertiärformation. (Zeitschrift der Deutsch. geolog. Ges., Bd. 35, S. 690). 4* ort SD Spatangidae. Ebenso ist es ein Versehen, wenn NOETLING ]. c. S. 682 an- giebt, dass HEER in seiner Arbeit über »die miocäne baltische Flora« den mittleren Letten u. s. w., groben Quarzsand und unteren 'Letten des Samlandes als »Ober-Oligocän« auffasste, während HEER S. 4 in der genannten Arbeit ausdrücklich ausspricht, dass die Fauna des unteren Letten »der aquitanischen Stufe des Untermiocän oder in weiterer Fassung dem Mittel-Oligocän BEYRICH’s einzuordnen sei und in dem Schema auf S. 5 die sämmtlichen genannten Schichten dem Aquitanien, die Glaukonitformation indessen dem Obereocän resp. dem Unter-Oligocän zuweist, nicht aber, wie NOETLING angiebt, fraglich dem Mittel-Oligocän. Gatt.: Moira Ar. Acassız)). Moira Koeneni EBERT n. sp. (Taf. V, Fig. 7a— c.) 1887. Moira Koeneni Eserr, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., S. 224. Nur ein einziges Exemplar, welches ich der Güte des Herrn Prof. v. KoENEN in Göttingen verdanke, liegt vor. Der hintere Theil der Schale ist zerstört, der vordere dagegen gut erhalten. Der Umfang des Grehäuses ist eiförmig, vorn nicht verbreitert. Die allgemeine Gestalt steil konisch. Das vordere unpaare Petalodium liest in tiefer Grube, nimmt ungefähr ein Drittel der ganzen Ambulacralfurche ein und ist etwa halb so lang als jedes der paarigen vorderen Petalodien: Die Ambulacralfurche ist schmal, tief und reicht bis über den Rand hinaus, den sie verhältnissmässig tief einbuchtet. Die vorderen paarigen Petalodien sind ausserordentlich schmal, nicht so tief als das unpaare. Sie laufen steil abwärts und sind etwas vor der Mitte unter ganz stumpfem Winkel geknickt. Von den hinteren Ambulacra ist nur das rechte, und auch dieses nur mangelhaft erhalten. Immerhin lässt es erkennen, dass diese Petalodien sehr kurz und stark nach hinten gerichtet sind, also unter ganz spitzem Winkel divergiren. ') Siehe auch Abschnitt II im allgemeinen Theil (B.) dieser Abhandlung, Ss. 92 — 93. Spatangidae. 93 Der anscheinend centrale Scheitel liegt etwas vertieft, aber nicht in so breiter Furche wie bei den bisher bekannten Arten. Die peripetale Fasciole ist gut ausgeprägt; sie umrahmt die paarigen Petalodien und biegt bei dem vorderen Paar gerade am Scheitel des stumpfen Winkels nach dem unpaaren Petalodium ab, welches sie aber nur am unteren Ende berührt. Kleine Warzen bedecken gleichmässig die Oberfläche und nehmen nach dem Rande etwas an Grösse zu. Auf der Unter- seite werden sie noch grösser. Das abgebildete Exemplar ist 20” hoch, 20”" breit und ca. 22” Jang. Vorkommen. Ober-Oligocän: Kl.-Freden. Bemerkung. Obwohl das vorliegende Exemplar nur mangel- haft erhalten ist, genügen die vorhandenen Merkmale doch, diese Art von den bisher bekannten Formen leicht zu trennen. Der Winkel des Knickes der beiden vorderen Petalodien ist viel stumpfer als bei sämmtlichen bekannten Arten. In Folge dessen stossen diese Petalodien aber mit den oberen Enden direct an den Scheitel, laufen nicht, wie bei den übrigen Arten, auf dem Gipfel der Schale ein Stück neben dem vertieften unpaaren Ambulacrum her, sondern letzteres verkürzt sich und ist auf den steil abschüssig vorderen Theil der Schale beschränkt. Am nächsten steht unserer Art M. primaeva Dunc. u. SLAD. aus dem indischen Tertiär. Gatt.: Spatangus KLEın. 1. Spatangus Desmarestii MÜNSTER. (Taf. V, Fig. 14a—e; Taf. VI, Fig. 1a— ce; Taf. VII, Fig. 22 — ce.) 1326. Spatangus Desmarestii Münster, GoLpruss, Petref. Germaniae, Abth.I, 5.153, Taf. 47, Fig. 4a— c. 1535. » » » Neues Jahrb. f. Mineralogie, S. 434. 1852. » » » Bkroxn, Lethaea geognostica, Bd. III, S. 339. 1358. » » » Desor, Synopsis, S. 421. 1375. » » » Quesstept, Petrefactenkunde Deutschlands, Abth. I, Bd. III, $. 682, Taf. 39, Fig. 25. Die breit herzförmige Schale ist hochgewölbt, vorn gerundet und tief eingebuchtet, hinten quer und schräg nach unten abge- [4 54 Spatangidae. stutzt. Die mediane Profillinie steigt von vorn steil in die Höhe bis kurz vor den excentrisch nach vorn gelegenen Scheitel, läuft ganz schwach ansteigend über diesen hinaus, erreicht bald dahinter ihren Höhepunkt und fällt von da in wenig gekrümmtem Bogen zum Periproct. Das unpaare Ambulacrum liegt in einer Furche, die vom Scheitel zum Rande schnell an Tiefe zunimmt; seine Poren sind sehr undeutlich. Die Petalodien der paarigen Ambulacralfelder sind ziemlich breit und lang; die Porenzonen etwa halb so breit als der interporifere Raum, abgesehen von dem oberen Theil der vorderen Zone des vorderen Paares. Dieser verschmälert sich nach dem Scheitel zu bedeutend und die Poren werden undeutlich, während in den übrigen Zonen die breit gejochten und durch Leistchen getrennten Porenpaare bis nahe an den Scheitel wohl entwickelt sind. Die Petalodien sind etwas vertieft und fast völlig geschlossen. Die Interambulacralfelder tragen, abgesehen von dem unpaaren Feld, zierliche Wärzchen, welche in alternirende Reihen geordnet von der Mittelnaht der beiden Täfelchenzonen unter spitzem Winkel abwärts laufen. Auf dem vorderen Paar der Interambulacra mehren sich diese Wärzchen und stehen in ein, zwei und mehr Reihen längs des oberen Randes der Tafeln, sowie auch an der Naht gegen das unpaare Ambulacralfeld. Von der Innennaht des unpaaren Interambulacralfeldes gehen ebenfalls Wärzchenreihen schief abwärts, dieselben sind aber weit kürzer als in den übrigen Feldern und nur bei gutem Erhaltungszustand zu erkennen. Ueber- haupt werden bei manchen Exemplaren die Warzenreihen undeut- lich und bei manchen Stücken sind nur noch einzelne, scheinbar regellos verstreute Wärzchen zu sehen. Die Unterseite ist flach, nur dicht am Peristom eingesenkt. Dicht gedrängte, kleine Wärzchen, die nach dem Peristom zu an Grösse zunehmen, bedecken fast die ganze Fläche. Nur die hinteren Ambulacra und die dem Peristom zunächstliegenden Tafeln der übrigen Ambulacra sind frei von solchen. Vor dem Peristom zeigen sich oft mehr oder weniger deutliche Buckel; sind dieselben nicht entwickelt, so ist ihre Stellung doch angedeutet durch Spatangidae. B) rundliche glatte Flächen zu beiden Seiten des unpaaren Ambu- lacrums. Das Peristom ist gross, zweilippig und quer oval. Die Unter- lippe springt nicht weit vor. Das subanale Plastron ist von einer deutlichen Fasciole eingefasst, mit Wärzchen besetzt und unterhalb der Afteröffnung eingebuchtet. Letztere liegt am oberen Rande der Abstutzung. Die abgebildeten Exemplare befinden sich im Göttinger geol. Museum. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Die Fig. 14, Taf. V, zeigt ein typisches Exemplar. Das grosse Exemplar, welches Taf. VII, Fig. 2a— c, zu Grunde liegt, war im hinteren Theil von oben etwas verdrückt, wodurch die Profillinie (Fig. 2c) verändert ist. Eine etwas ab- weichende Form zeigt Taf. IV, Fig. 1Ja—c, die ich jedoch nicht von Desmarestiüi trenne, sondern als var. conoidea bezeichne. Die- selbe unterscheidet sich von dem typischen Sp. Desmarestü durch folgende Eigenschaften. Die Schale hat eine hohe kegelförmige Gestalt. Der höchste Punkt derselben liest dicht hinter dem Scheitel und die Profillinie beschreibt von da nach dem Periproct nicht einen Bogen, sondern bildet eine fast gerade Linie. Der Rand der Schale ist stark aufgebläht und die Unterseite, namentlich das unpaare Interambulacrum, schwach convex. Die Petalodien sind weniger geschlossen und die Porenzonen etwas breiter. Verwandt dem Sp. Desmarestü ist jedenfalls Sp. delphinus DErFR. LorIoL !) führt von letzterem folgende Merkmale an, welche ihn von Desmarestiü unterscheiden sollen. »Les ambulacres sont rela- tivement plus longs; les ambulacres anterieurs pairs sont moins transverses, plus diriges en avant, tandıs que les posterieurs sont un peu plus divergents; la carene de l’aire interambulacraire im- paire est plus renjlee, plus accusce; la face posterieure est plus 1) Lorron: Echinologie Helvetigue. Description des Oursins fossiles de la Suisse. III. Parthie. Echinides de la Periode tertiaire. Mem. Soc. Paleontologique Suisse, Bd.II, 1875, S. 134, Taf. 23, Fig. 1. 96 Spatangidae. largement tronquee; enfin les petits tubercules sont un peu plus forts et plus ecartes. Bei Vergleich meines Materials mit dieser Charakteristik und Lorıor’s Abbildungen scheinen mir diese Unter- schiede aber doch nicht so ausgeprägt. Der Kiel des Desmarestüi ist bald schwach, bald aber auch recht kräftig ausgebildet (Fig. 14c, Taf. V) und bezüglich der Divergenz der Ambulacra vergleiche man meine Abbildungen mit Lorıor's Fig. 1, woraus man ersehen wird, dass bezüglich der vorderen Ambulacra eher bei Desmaresti die Divergenz stärker ist. Auch die Breite der Trunkirung wechselt bei den einzelnen Individuen; man vergleiche hierzu mit LoRIoL’s Abbildung 1b meine Figur l4c, Taf. V; bei letzterer ist die Trun- kirung entschieden breiter als bei ersterer. Die Deutlichkeit und Grösse der Warzen wechselt aber ebenfalls bedeutend. Es bleibt also nur die Länge der Ambulacra. Ebenso scheinen mir die Unterscheidungsmerkmale, welche WRIGHT !) anführt, nicht stich- haltig. Sp. Desmaresti weist breitere und schmälere Formen auf, also kann auf dieses Merkmal nichts gegeben werden. Was die schmäleren Petalodien betrifft, so vergleiche man meine Fig. 14a mit LorIoL's Fig. 1, welche fast gleiche Grösse haben (WRIGHT's Abbildung hat ein kleines Exemplar zu Grunde gelesen). Die- selben haben gleich breite Petalodien, wenn nicht sogar die des Lorıor’schen Originals die breiteren sind. Die geringe Grösse der Poren ın den äusseren Reihen der Porenzonen nahe dem Scheitel habe ich auch an meinen Exemplaren des Desmarestü ge- funden. Genug, Sp. delphinus ıst Sp. Desmarestü offenbar näher verwandt, als man seither annahm, und weitere Vergleiche würden wahrscheinlich das Resultat ergeben, dass dieselben im Verhältnis der Variation oder Mutation zu einander stehen. 2. Spatangus inflatus EBERT n. sp. (Taf. VI, Fig. 22—d.) Der Umfang der dicken, hochgewölbten Schale ist breit herz- förmig, gerundet, vorn sehr tief eingebuchtet, hinten quer abgestutzt. 1) Quart. Journ. Geol. Soc, of London 1864, Bd. 20, 5.489, Spatangidae. | tl Der höchste Punkt der Schale befindet sich hinter dem excentrisch nach vorn gelegenen Scheitelschild. Nach dem Periproct zieht sich vom Scheitel aus ein breiter, stumpfer Kiel. Die Wölbung des Gehäuses ist eine sehr steile. Die Ambulacra sind ungleich. Das unpaare Ambulacrum liest in tiefer Rinne und ist ziemlich undeutlich. Das vordere, unter sehr stumpfem Winkel divergirende Paar ist etwas schmaler als das hintere. Die Porenzonen desselben sind fast so breit als der interporifere Raum. Die Petalodien des hinteren Paares divergiren unter sehr spitzem Winkel; ihre Porenzonen sind etwa halb so breit als das Mittelfeld. Sämmtliche Petalodien liegen etwas vertieft und sind verhältnissmässig kurz; die hinteren völlig geschlossen, die vorderen ein wenig geöffnet. Die breit gejochten Porenpaare sind durch Leistchen getrennt. Das vordere und hintere Paar der Interambulacra, letzteres oehöften Wärzchen nur in seinem oberen Theile, sind mit zierlichen, & versehen, welche in alternirenden Reihen von der medianen Nahtlinie der beiden Asselreihen des Feldes unter spitzem Winkel nach unten laufen. Eben solche, aber meist kürzere Reihen gehen von den Ambulacralnähten der Interambulacra aus, eben- falls schief nach unten gerichtet, und berühren sich zuweilen mit den erstgenannten, so dass zickzackförmige Linien entstehen (Fig. 2a). Auf den beiden an die Ambulacralfurche anstosssenden Asselreihen der vorderen Interambulacralfelder mehren sich die Wärzchen so, dass bestimmte Reihen nicht mehr erkennbar sind. Die Warzen greifen selbst auf das Ambulacrum über. Auch das unpaare Interambulacrum ist mit Warzenreihen geschmückt, wie die Felder des hinteren Paares. Doch werden die mittleren nicht so lang und die seitlichen sind kleiner und undeutlicher als in den übrigen Feldern, bei dem abgebildeten Exemplar aber, namentlich mit Hülfe der Lupe, erkennbar. Ferner ist die ganze Oberfläche der Schale mit winzig kleinen, dicht gedrängten Wärzchen besetzt. f Das Scheitelschild liegt etwas excentrisch nach vorn, und hat 4 deutliche Genitalporen. Die Unterseite ist ziemlich eben, nur in der Nähe des Peri- 58 Spatangidae. stoms eingesenkt. Das letztere liegt in einer tiefen Grube, in welche die kräftige Unterlippe hineinragt, ist quer oval und weit nach vorn gerückt. Die Ambulacra vertiefen sich in der Nähe des Peristoms zu förmlichen Rinnen und zeigen vorzüglich ausgeprägte, theils in kleinen Grübchen gelegene Poren. Abge- sehen von den nackten Täfelchen der vorderen Ambulacra dicht am Peristom und den hinteren Ambulacralfeldern ist die ganze Unterfläche mit dicht gedrängten Wärzchen bedeckt, die nach dem Peristom zu an Grösse zunehmen. Das subanale, von deutlicher Fasciole umgebene Plastron liegt grösstentheils noch auf der Unterseite, der übrige Theil auf der Abstutzungsfläche, an derem oberen Rand die Afteröffnung sich befindet. Das abgebildete Exemplar erhielt ich durch die Güte des Herrn von KOENEN aus der Sammlung des Göttinger Universitäts- museums. Dasselbe hat 40"” Höhe, 67”" Länge und 67” Breite. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Diese Art ist dem Sp. Desmarestii jedenfalls verwandt, unterscheidet sich aber entschieden von demselben durch die mehr kreisrunde und aufgeblähte, hohe, nach dem Rande steiler abfallende Gestalt, die viel tiefere, bis zum Peristom reichende Furche des Ambulacrums, die tiefe Lage des weiter nach vorn gerückten Peristoms und die damit verbundene rinnenartige Aus- bildung der Ambulacra in der Nähe desselben, ferner durch die kürzeren und ungleichen Petalodien u. s. w. Durch hohe Wölbung und tiefe Rinne fordert Sp. pes equuli LE Hon zum Vergleich auf!). Indessen finden sich auch bei dieser Art eine Reihe abweichender Merkmale. Der höchste Punkt der Schale fällt hier mit dem Scheitel zusammen, welcher fast central liegt. Der Umfang der Schale nähert sich noch mehr der Kreisform. Die Furche des unpaaren Ambulacrums ist schmaler und dementsprechend der Einschnitt am Vorderrand nicht so !) Corrsau: Deser. Ech. tert. de la Belgique in Me&m. d. !’Acad. royale de Belgique, 1880, S. 72, Taf. VI, Fig. 4—10 und Paleontologie frangaise. 1 Ser. Terrains tertiaires. Eocene, Echinides S. 20, Taf. I, Spatangidae. 59 breit. Die Petalodien sind ungleich lang, die vorderen länger als die hinteren, und die Abstutzung am Hinterrand ist nicht schief nach dem Peristom zu geneigt, sondern senkrecht, ja eher nach dem Scheitel geneigt, so dass man beim Anblick von oben die Afteröffnung sieht. Letzteres ist wenigstens bei den französischen Exemplaren, den Abbildungen nach zu urtheilen, der Fall; bei den belgischen Exemplaren scheint die Abstutzung überhaupt nicht so stark ausgebildet zu sein. 3. Spatangus Damesi EBERT n. sp. (Taf. VII, Fig. 1a — f.) Die Gestalt der Schale ist flach herzförmig, gerundet, hinten etwas trunkirt, vorn schwach eingebuchtet. Der höchste Punkt derselben befindet sich etwa noch einmal so weit vom Periproct als vom Scheitel. Letzterer liegt etwas excentrisch nach vorn, hat 4 deutliche Genitalporen, und von ihm zum Periproct zieht sich ein stumpfer, nur schwach hervortretender Kiel. Das unpaare Ambulacrum liegt in einer seichten Furche, die nur ın der Nähe des Randes sich vertieft. Seine Poren sind un- deutlich, immerhin an dem vorliegenden einzigen Exemplare er- kennbar. Die Petalodien der anderen Ambulacra sind verhältniss- mässig lang, nicht ganz geschlossen und wenig vertieft. Das vordere Paar ist unbedeutend breiter als das hintere, was darin seinen Grund hat, dass die vorderen Porenzonen des ersteren einen stärker gekrümmten Bogen beschreiben. Die oberen Porenpaare dieser Zonen werden nach dem Scheitel zu undeutlich. Die Poren- zonen sind etwa halb so breit als das Mittelfeld. Die Interambulacra tragen ausser der feinen Granulirung, welche die ganze Oberfläche der Schale zeigt, noch grössere Wärzchen. Dieselben sind ähnlich angeordnet wie die interambu- lacralen Wärzchen der beiden vorher besprochenen Arten. Fig. le giebt das vergrösserte Bild eines Theiles eines vorderen, Fig. 1f das eines hinteren Interambulacrums. Die Unterseite der Schale ist eben, nur um das Peristom ein wenig vertieft. Die Ambulacralfurche erstreckt sich über den 60 Spatangidae. Rand hinaus bis zum Peristom. Letzteres ist quer oval, mit deut- lichem Labrum und nur wenig eingedrückt. Die Interambulacral- felder und theilweise auch die Ambulacralfelder sind mit zierlichen dichtgedrängten Wärzchen besetzt, die nur in der Nähe des Peri- stoms grösser werden. Das Periproct ist quer oval, und eine deutliche subanale Fasciole vorhanden. Nur ein Exemplar liegt vor. Dasselbe ıst 21”” hoch, 56% lang und 56”" breit und befindet sich in der Sammlung der Göttinger Universität. Vorkommen. Ober-Oligocän; Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Auch diese Art gehört in die Verwandt- schaft des Desmarestü, unterscheidet sich aber von den vorher be- schriebenen Arten durch die sehr niedrige, wenig gewölbte Ge- stalt der Schale, die seichte Furche, die nur schwache Einbuch- tung des Vorderrandes, durch verhältnissmässig längere und etwas schmälere Petalodien, durch schwächeren Kiel und die mehr ex- centrische Lage des Peristoms. Da ferner der höchste Punkt der Schale mehr nach hinten gerückt ist, so ist auch hierdurch die Form der Schale abweichend. Von ausländischen Vertretern der Gattung Spatangus scheint Sp. pustulosus WRIGHT !) aus dem Miocän von Malta unserer Art ähnlich zu sein. Subgatt.: Maretia Gray. Spatangus (Maretia) Koeneni EBERT n. sp. (Taf. VIII, Fig. 2a — d.) 1837. Spatangus Koeneni Eserr, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 39, S. 229. Der Umfang dieses interessanten Spatangiden ist breit herz- förmig, vorn tief eingebuchtet, hinten quer, vertical abgestutzt. !) Quart. Journ. Geol. Soc. of London, Bd. XX, S. 489, Taf. 21, Fig. 2, Spatangidae. 61 Das Gehäuse ist stark aufgebläht, weit mehr als bei der nächsten Art, Sp. Hoffmanni; nach den Rändern fällt dasselbe steil ab. Die höchste Wölbung findet sich im hinteren, unpaaren Inter- ambulacrum, etwa doppelt so weit vom Periproct entfernt als vom Scheitelschild. Letzteres ist excentrisch nach vorn gerückt, ziem- lich senkrecht über dem Peristom gelegen. An dem abgebildeten Exemplar waren 4 grosse Genital- und 5 kleine Ocellarporen deut- lich ausgebildet, ebenso die Madreporenplatte. Das unpaare Ambulacrum liegt in anfangs seichter, dann schnell vertiefter, steil abfallender Furche; seine Porenreihen sind deutlich. Die übrigen Ambulacra sind blattförmig entwickelt; die Petalodien sind im Verhältniss zur Höhe der Schale kurz, etwas vertieft, das vordere Paar, welches unter sehr stumpfem Winkel divergirt (ca. 110°), stärker als das hintere Paar. Die Porenzonen sind etwa halb so breit als das Mittelfeld, die Porenpaare gejocht und durch kräftige Leistchen getrennt. Abgesehen von dem unpaaren Interambulacrum sind die Inter- ambulacralfelder mit grossen, tief gehöften, durchbohrten und ge- kerbten Hauptwarzen besetzt, und zwar vorwiegend im oberen Theile derselben zwischen den Petalodien. Auf dem vorderen Paar treten noch kleinere Wärzchen auf, ‚die theils am Rand der Ambulacralfurche entlang stehen, theils in zierliche Reihen ge- ordnet die Conturen der einzelnen Täfelchen des Feldes andeuten. Ebensolche Wärzchen ziehen sich ziekzackförmig auch an der inneren Naht des unpaaren Interambulacrum hin; dagegen fehlt von Hauptwarzen auf diesem Felde jede Spur. Im Uebrigen ist die ganze Oberfläche des Gehäuses mit dicht gedrängten, winzigen Wärzchen besetzt. Die Unterseite hat gerundet-achtseitigen Umriss und ist fast eben, nur in der nächsten Umgebung des Peristoms vertieft und nach hinten, namentlich in der Gegend des Actinalplastrons, schwach aufgebläht. Die Ambulacralfurche reicht bis zum Peri- stom heran. Letzteres ist zweilippig, stark vertieft und nach vorn gerückt. Die Platten der hinteren Ambulacra, sowie die in der Umgebung des Peristoms gelegenen Platten der vorderen Ambu- lacral- und Interambulacralfelder treten wulstig hervor. Inner- 62 Spatangidae. halb der Peristomeinsenkung sind die Poren der Ambulacra deut- lich sichtbar und in flachen Grübchen gelegen. Die übrige Fläche der Unterseite mit Einschluss des Actinalplastrons ist mit gehöften Wärzchen besetzt, die nach dem Peristom zu grösser werden und weiter auseinander treten. Eine subanale Fasciole umspannt das subanale Plastron, welches etwa zur Hälfte noch auf der Unter- seite liegt und ebenfalls von Wärzchen besetzt ist. Das querovale Periproct liegt am oberen Rand der Abstutzung, etwa in einem Drittel der Schalenhöhe. Das abgebildete Exemplar, welches 30"® hoch, 57" breit und 57®® lang ist, erhielt ich aus der Sammlung der Göttinger Universität. Andere, ebenfalls schön erhaltene Exemplare befinden sich in der Universitätssammlung in München, in Breslau, in dem naturbistorischen Museum in Osnabrück und der Samm- lung der geologischen Landesanstalt in Berlin. Letzteres unter- scheidet sich insofern von den anderen, als seine Hauptwarzen kleiner sind. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Ich kenne keine Art, welche der unsrigen näher steht. Von den hiernach beschriebenen Arten der Unter- gattung Maretia unterscheidet sich Sp. Koeneni leicht durch die aufgeblähtere, mehr halbkugelige Gestalt, die stärker excentrische Lage des Scheitels, stumpferen Divergenzwinkel der vorderen Ambulacra, die tiefere, steil abfallende und bis zum Peristom tief bleibende Ambulacralfurche, die verticale Trunkirung des Hinter- 'andes (bei den anderen ist sie geneigt nach innen), die völlige Bedeckung des Actinalplastrons mit Wärzchen und die Be- schränkung der Hauptwarzen auf den oberen Theil der Inter- ambulacra. Die Bedeutung dieser Art für die Systematik, als Zwischen- form zwischen echtem Spatangus und Maretia, habe ich S. 84 dargelest!). ') Siehe auch Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 39, $. 229. Spatangidae. 63 Spatangus (Maretia) Hoffmanni !) GoLpruss. (Taf. VII, Fig. 3,4, 5a—b, 6a—b, 7; Taf. IX, Fig. la—d,3; Taf. X, Fig. 26 und Texttafel.) 1526. Spatangus Hofmanni Goupruss, Petrefacta Germaniae, Th. I, S. 152—153 Taf. 47, Fig. 3a — ce. 1833. » » » Hausmann, Studien d. Göttingischen Ver. bergm. Freunde, Bd. III, S. 305. 1833. » Hoffmanni » Münster, Neues Jahrb. f. Mineralogie, 1835, S. 434. 1844. » » » ? PnıLırrr, Beitr. z. Kenntn. d. Tertiär- verst., S. 44. 1853. » » » Hasexow, Neues Jahrbuch f. Mineralogie, S. 348. 1855. Zemipatagus » Desor, Synopsis d. Ech. foss., S. 416, Taf. 44, Fig. 4—5. 1869. Spatangus » Gorpruss, ? vox Korxen, Archiv d. Freunde d. Natur- gesch. in Mecklenbg., Bd. XXII, S. 112. 1875. » » » Quenstepr, Petrefactenkunde Deutschlands, Albıla.ı, Zach NIE SR Iienn eb), ie, 25, 1530. Hemipatagus » Zırrev, Handbuch d. Palaeontologie, Bd. I, Abth.T, S. 546, Fie. 404. Das Gehäuse hat einen herzförmigen Umriss, ist vorn ein- gebuchtet, hinten trunkirt, u. zw. schief nach unten und innen. Das unpaare Interambulacrum erhebt sich in seinem mittleren Theil zu einem breiten, stumpfen Kiel, gegen dessen Mitte hin sich der höchste Punkt der Schale befindet. Vor dem Scheitel befindet sich ebenfalls ein durch plötzliche Biegung resp. Knickung der Profillinie markirter Punkt, so dass die Seitenprofillinie ge- wissermassen aus drei, ziemlich gleich grossen Segmenten besteht, welche sich unter stumpfen Winkeln berühren. Der Scheitel ist excentrisch nach vorn gerückt. Das unpaare Ambulacrum liegt in einer mässig tiefen Furche, seine Poren sind kaum bemerkbar. Die übrigen Ambulacra sind blattförmig entwickelt und die Blätter nach unten fast geschlossen. Das Mittelfeld derselben ist in der Jugend schmaler oder ebenso breit, später doppelt so breit als die Porenzonen, zuweilen noch !) Hoffmanni ist mit ff zu schreiben, da die Art seiner Zeit von GoLpruss nach dem Professor Horrmans benannt wurde. 64 Spatangidae. breiter. Die vorderen Petalodien sind bei jungen Exemplaren öfters etwas schmäler als die hinteren, die Porenpaare ihrer vorderen Porenzonen werden nach dem Scheitel zu undeutlich. Bald sind die vorderen Porenzonen gleichförmig gebogen, bald mehr gerade und gegen die Mitte zu geknickt, so dass die äusseren Enden fast in eine Ebene zu liegen kommen. Die paarigen Interambulacralfelder sind mit grossen, in tiefen Grübchen liegenden, gekerbten und durchbohrten Hauptwarzen versehen, welche in unregelmässige Reihen geordnet sind und mit dem Alter an Zahl zunehmen. Die Anzahl der Warzen ist bei den einzelnen Individuen sehr wechselnd. Ausserdem befinden sich an der, die Afterlücke mit der Mundlücke verbindenden Mittellinie des unpaaren Interambulacrums, sowie an den Rändern der Furche gehöfte Körnchenwarzen. Der übrige Theil der Schale ist gleichmässig granulirt. Das Scheitelschild liegt excentrisch nach vorn, bei jungen Thieren stärker als bei ausgewachsenen. Die Unterseite der Schale ist mässig concav. Das Actinal- plastron, welches sich bald wenig, bald stark aus der Schalen- fläche heraushebt, ist nur im hinteren Theil bei gut erhaltenen Stücken auch dicht an der Mundlücke mit kleinen Körnchenwarzen besetzt, sonst ganz nackt. Ebenso ist das unpaare Ambulacrum zwischen Rand und Mundlücke und angrenzende Parthien der vorderen Interambulacra frei von Wärzchen. Hier erheben sich bei vielen Exemplaren zwei Buckel (s. Taf. VII, Fig. 7). Bald sind diese Buckel einfach, bald zerfallen sie in mehrere kleinere von sehr wechselnder Gestalt; bald ragen sie stark hervor, bald sind sie nur angedeutet. Der übrige Theil der Unterseite ist mit dicht gedrängten, gehöften Secundärwarzen besetzt, die nach der Mundlücke zu an Grösse zunehmen. Das Peristom befindet sich etwas vor dem Mittelpunkt der Unterseite, bei jungen Individuen noch weiter excentrisch nach vorn. Es ist halbmondförmig; die vordere Lippe schwach ein- gesenkt, die hintere etwas vorspringend. Das subanale Plastron ist von einer Fasciole umgeben und von Körnchenwarzen bedeckt, welche in der Mitte der durch den einspringenden Fasciolenwinkel getrennten Lappen gross sind und Spatangidae. 65 vereinzelt stehen, von da ab nach allen Seiten kleiner und zahl- reicher werden. Ueber dem Fasciolenwinkel, am oberen Rand der schrägen Abstutzung, liegt die querovale Afterlücke. An einem Exemplar aus der Göttinger Sammlung (Taf. IX, Fig. 3) fanden sich noch Stacheln auf der Unterseite. Dieselben gleichen, unter der Lupe betrachtet, genau den ent- sprechenden der lebenden Maretia planulata, sind fein längsgestreift und die Streifen mit kurzen Dornen versehen. Unter dem Mikroskop erkennt man eine feine Gitterstructur. Vorkommen. Unter-Oligocän: Lattorf, Brandhorst bei Bünde (?). Mittel-Olisocän: Stettiner Sand. Ober-Oligocän: Bünde, Kassel (Hohenkirchen, Ahne- graben, Gertrudenberg im Habichtswald), Crefeld, Diekholzen. Bemerkungen. Von den unter-oligocänen Formen ist leider kein Exemplar so erhalten, dass man die Gestalt des Gehäuses, namentlich das Seitenprofil, mit Sicherheit erkennen kann. Ebenso ist die Unterfläche bei keinem Exemplar vollständig. Da aber die Oberseite mit der des Hojmanni übereinstimmt und die Unter- seite, soweit sie erhalten ist, ebenfalls, so trage ich kein Bedenken, die unter-olisocänen Formen ebenfalls zu Sp. Hofimanni zu ziehen. Die mittel-oligocänen Exemplare, die ich aus dem Berliner Universitäts-Museum und aus der Eberswalder Sammlung er- hielt, sind als Steinkerne in einem mürben eisenschüssigen Sand- stein erhalten und oft etwas abgerieben, immerhin aber gut erhalten und zur Bestimmung geeignet. Es sind mit wenigen Ausnahmen Jugendformen. Es mag diese Erscheinung, dass vor- wiegend kleine Exemplare vorliegen, daher rühren, dass die Ver- steinerungen des Stettiner Sandes fast ausschliesslich in Geoden erhalten sind. Ober-olisocäne Exemplare haben mir in allen Altersstufen und in grosser Zahl vorgelegen, so dass ich in der Lage war, Ent- wicklungsreihen von ganz kleinen bis zu völlig ausgewachsenen Exemplaren zusammenzustellen. Dabei hat es sich ergeben, dass Abh. 1x, 1. 5 66 Spatangidae. diese Art mit dem Wachsthum eine Formveränderung erleidet. Eine ausführliche Beschreibung dieser Veränderung habe ich im II. Theil dieser Arbeit gegeben (S. 94 — 99). Am nächsten steht M. Hofmanni entschieden der französischen Maretia Grignonensis, welche auch aus Belgien bekannt geworden ist. Was NoETLING!) als M. Grignonensis aus dem Samland beschreibt, halte ich für Jugendformen von M. Hofimanni?). Die Verwandt- schaft dieser beiden Arten ist eben eine grössere, als man seither angenommen hat. Namentlich Jugendexemplare beider Arten sehen sich sehr ähnlich, während im Alter einige, wenn auch wenige, constante Unterschiede vorhanden sind. Nach ÜOTTEAU) unterscheidet sich M. Grignonensis von M. Hoffmanni durch »sa forme plus allongee, plus acuminde en arriere, par sa face superieure beaucoup moins renjlee, moins saillante en forme de toit, par ses aires ambulacraires moins larges et sensiblement plus allongees. Die letztgenannten vier Unterscheidungsmerkmale sind nun, so deutlich sie bei älteren Exemplaren stets zu erkennen sind, bei Jugendformen schwer festzustellen, da auch Hofimannı ın der Jugend eine geringer und gleichmässiger aufgeblähte Oberseite und schmalere, weniger blattförmige Petalodien besitzt als ım Alter, wie ich das im II. Theil dieser Arbeit (S.94) noch näher auseinander- gesetzt habe. Die übrigen Unterschiede fallen aber bei der grossen Veränderlichkeit beider Arten noch weniger in’s Gewicht. Denn, wie ich bei Hofmanni feststellen konnte, soll auch nach CoTTEAU M. Grignonensis variiren »dans sa forme plus ou moins allongee, dans sa face superieure, tantöt renflee et declive en forme de toit«, und weiter »Le mombre des gros tubercules scerobicules varie egalement O) !) Norruine: Fauna des samländischen Tertiärs. S. 209 —211. Taf. V. (Abh. z. geol. Specialkarte v. Preussen, Bd. VI, Heft 3). ?) Die Gründe für meine Ansicht habe ich im II. Theil dieser Arbeit $. 98 bis 99 dargelegt. 3) Correau in Paleontologie francaise. Terrains tertiaires. Eocene. Echinides. Baal ıS285: #) Ibid., S. 34. Spatangidae. 67 Vielleicht haben wir M. Grignonensis als die Form anzusehen, aus der sich durch Mutation M. Hofimanni entwickelt hat. Sp. brittanus Bazın I) unterscheidet sich sofort durch die grössere Breite des unpaaren Interambulacralfeldes auf der Unterseite, welches fast bis an das Peristom mit Warzen besetzt ist, so dass nur ein kleiner Zipfel im Winkel zwischen den beiden hinteren Ambulacra frei bleibt; ferner durch die längeren Petalodien. Auch scheint das Peristom weiter excentrisch nach vorn zu liegen. Hemipatagus Forbesi LAUBE ?) ist nach DUNCAN?) eine Lovenia. Auch die Unterseite ist abweichend von Hofimanni, mit dem Laugr die australische Art verglich. Spatangus (Maretia) Martensii EBERT n. sp. (Taf. IX, Fig. 22— e.) Die Schale ist von breit herzförmiger Gestalt, vorn mit seichter Einbuchtung, hinten geneigt trunkirt; nur im hinteren Theil ein wenig aufgebläht, sonst flach. Die mediane Profillinie der Oberseite der Schale steigt in der schwachen Furche des unpaaren Ambulacrums sanft und gleichmässig an, über den aus dem Mittelpunkte ein wenig nach vorn gerückten Scheitel hinaus, bis sie etwa in der Mitte zwischen Scheitel und Periproct den höchsten Punkt erreicht, von dem sie in schwachem Bogen zum After läuft. Die Poren des unpaaren Ambulacrums sind sehr undeutlich. Die übrigen Ambulacra sind blattförmig, die Blätter nahezu ge- schlossen. Die Mittelfelder sind doppelt so breit als die Porenzonen. Die vorderen Porenzonen der beiden vorderen Petalodien ver- schwinden nach dem Scheitel zu. Die Porenpaare der übrigen Reihen und Felder sind deutlich gejocht und durch schmale Leistehen von einander getrennt. I) Bazın: Echinides du Miocene moyen de la Bretagne (Bull. soc. geol. Ser. 3, Bd. XII, 1884) 8.43, Taf. III, Fig. 11 — 13.: 2) Lauer: Echiniden von den Murrey Oliffs in Südaustralien. US zur d. Wiener Akademie, Bd. 59, I. Abth., 1569, S. 193.) 3) Duxcas: On the Behinbdäfnatz of the Australian cainozoie (Tertiary) Deposits. (Quart. Journal geol. soc. London, Bd. 33, S. 58 u. 59.) 5* 68 Spatangidae. Das unpaare Interambulacrum hat nur auf dem Kiel, welcher sich vom Scheitel zum Periproct zieht, kleine Wärzchen, ist sonst nackt. Dagegen sind die paarigen Interambulacralfelder mit zahl- reichen, grossen, gehöften, perforirten und gekerbten Hauptwarzen besetzt, und zwar bis dicht zum Rande hinunter, auf dem vorderen Paar auch bis dicht an die Ambulacralgrenze. Die Unterseite ist ziemlich eben, nur in der näheren Um- gebung der Mundöffnung ein wenig eingesenkt, das Peristom stark excentrisch, das Actinalplastron etwas erhaben. Letzteres ist nur im hinteren Theil mit Wärzchen besetzt, nach dem Mund zu nackt. Ebenso ist das unpaare Ambulacrum und eine breite, bucklige Zone zu beiden Seiten desselben frei von Warzen. Die vorderen Ambulacra aber und die paarigen Interambulacra schmücken dicht gedrängte Warzenreihen, welche nach der Mitte zu an Grösse zunehmen. Das subanale, unter dem Periproct eingebuchtete Plastron ist von einer deutlichen Fasciole umgeben und mit feinen Wärzchen bedeckt; in dem durch die Bucht getrennten Lappen befinden sich ausserdem noch drei schräg nach der Fasciole laufende Reihen grösserer Wärzchen. Das Periproct liegt am oberen Rand der Abstutzung und ist fast kreisrund. Nur ein grosses, gut erhaltenes Exemplar liegt vor, dessen Höhe 27"®, dessen Breite 70”" und dessen Länge 73" beträgt; es befindet sich ın dem Göttinger Museum. Vorkommen. Ober-Oligocän: Bünde (Doberg). Bemerkungen. Am ähnlichsten ist die eben beschriebene Art dem Sp. ocellatus DEFRANCE, und ich habe lange geschwankt, ob Sp. Martensii nicht dieser Art zuzuweisen sei. Allein LoRIOL!) betont ausdrücklich, dass die Mittelfelder der Petalodien bei jener dreimal so breit seien, als die Porenzonen, während bei unserer Art das Mittelfeld nur doppelt so breit ist. Sodann ist die Am- bulacralfurche tiefer. Vor Allem scheint aber, wenigstens nach I) Mem. Soc. Paleontologigue Suisse. Bd. II, 1875, S. 133, Taf. XXIII, Fig.-2—3. Spatangidae. 69 WRrIGHT's!) Abbildung, die Unterseite abweichend, indem das durch die hinteren Ambulacra und das unpaare Interambulacrum gebildete, von Warzen freie Plastron der Unterseite verhältniss- mässig breiter ıst, die hinteren Ambulacra amı subanalen Plastron auch stärker divergiren und eine grössere Breite haben. Dagegen scheint mir die von WrıGHT betonte Grösse und Tiefe der Warzenhöfe ein weniger gutes Unterscheidungsmerkmal, da sämmt- liche der Gruppe der Maretia angehörende deutsche Spatangiden ebenso ausgebildete Warzenhöfe haben. Von Sp. Hormanni unterscheidet sich unsere Art vor Allem durch die niedrige, von vorn nach hinten gleichmässig und sanft ansteigende Profillinie, durch die seichtere Ambulacralfurche und durch das mässig längere Actinalplastron. Das Peristom endlich ist noch einmal so weit aus dem Centrum nach vorn gerückt, als bei Hofmannı. Spatangus (Maretia) bündensis EBERT n. sp. (Taf. VIII, Fig. la— ec.) Eine sehr flache und mässig grosse Form, breit herzförmig, vorn mit schwacher Einbuchtung, hinten schief abgestutzt. Die mediane Profillinie steigt von der Einbuchtung ziemlich steil auf bis etwa zur Hälfte der Entfernung von der Bucht zum Scheitel, läuft dann ziemlich eben bis zum letzteren, steigt wieder ein wenig bis zum ersten Drittel der Entfernung vom Scheitel zur Afteröffnung und senkt sich endlich allmählich zu dieser herab. Das unpaare Ambulacrum liegt in einer, in der Nähe des Scheitels sehr seichten, nach dem Rande zu vertieften Furche. Die Petalodien der paarigen Ambulacralfelder sind schmal und lang; die vorderen schmaler als die hinteren, unter sehr stumpfem Winkel divergirend, dabei etwas gebogen, so dass die unteren Zipfel fast in einer Linie liegend; die hinteren divergiren unter sehr spitzem Winkel. 1) Quart. Journ. Geol. Soc. of London, Bd. XX, S. 4387, Taf. XXI, Rio. 1, 70 Spatangidae. Das unpaare Interambulacrum hat nur an der stumpfen Kante, welche die Mittelnaht bildet, kleine Wärzchen, ist im Uebrigen elatt. Die anderen Interambulacralfelder sind bis auf den Rand hinab mit zahlreichen, grossen, gehöften, perforirten und gekerbten Warzen bedeckt, die reihenweise angeordnet sind. Die Unterseite ist mässig concav. Das Actinalplastron ist nicht erhaben oder doch nur ganz unbedeutend und ausser dem hinteren Theil, welcher ein dreieckiges Warzenfeldchen besitzt, glatt. Auch der zwischen Peristom und Einbuchtung des Randes gelegene Theil des unpaaren Ambulacrum nebst einer ziemlich breiten Zone zu beiden Seiten desselben ist glatt. Die übrigen Inter- ambulacral- und die vorderen Ambulacralfelder sind mit Warzen bedeckt, die vom Rande nach der Mitte an Grösse zunehmen. Peristom oval, die Oberlippe wenig hervorragend. Das Subanal- plastron von einer deutlichen Fasciole umgeben. Die am oberen Rand der Abstutzung gelegene Afterlücke ist zerbrochen, scheint oval gewesen zu sein. Zwei Exemplare befinden sich in der Göttinger Sammlung. Vorkommen. Ober-Oligocän: Doberg bei Bünde. Bemerkungen. Anfangs schwankte ich, ob diese Art nicht eine Jugendform der Martensii sei, indessen das Profil der Schale ist doch ein wesentlich anderes. Auch die Concavität der Unterseite, sowie das nicht erhabene Plastron und die schmalen Petalodien scheinen mir genügende Unterscheidungsmerkmale. Mit Jugendexemplaren von Hofmanni verglichen, fallen, ab- gesehen von der flachen Gestalt, sofort die grossen und zahl- reichen Tuberkeln der Interambulacra auf der Oberseite bei unserer Art auf, ausserdem aber auch die eben angeführten Merkmale, sowie die grössere Breite des glatten Plastrons der Unterseite, namentlich in der Nähe des Peristoms. ‘Sie hat eher Aehnlichkeit mit der lebenden planulata. Ill. Stacheln. Ausser den bisher beschriebenen Echinoiden-Gehäusen liegen nun noch eine grosse Zahl von losen Stacheln vor, von denen nur eine Form mit Sicherheit und eine mit annähernder Gewissheit bekannten Arten zugewiesen werden konnten, Spatangus Hofmannı und Rhabdocidaris anhaltıina. In Anbetracht der Thatsache, dass auf ein und demselben Individuum einer Art ganz verschiedene Stacheln vorkommen können, andererseits oft verschiedene Arten ganz ähnliche Stacheln besitzen, drittens aber auch die Variation einer Stachelform an ein und derselben Art eine bedeutende sein kann, ist die Frage principiell zunächst zu entscheiden, ob und wann man solche lose Stacheln mit einem Namen belegen soll. Liegt z. B. von einem Fundort nur eine Cidaris-Art in Ge- häuse-Resten vor und es werden dort lange lanzenförmige und kurze keulenförmige Stacheln von ähnlichem Habitus gefunden, so wird man dieselben zu der Art ziehen können und die langen Stacheln als zu den Hauptwarzen der Oberseite, die kleinen keulen- förmigen oder mehr plattgedrückten als zu den, dem Peristom ge- näherten Warzen der Unterseite gehörig betrachten dürfen, obwohl trotzdem die Ungewissheit so lange immer noch bleiben wird, bis die Stacheln an einem Stück fest gefunden werden. Finden sich ausserdem noch kleine, plattgedrückte Stacheln, ähnlich wie Taf. X, Fig. 10, so kann man sie als Stacheln des Scrobicularrings be- trachten. Treten aber weitere Stachelformen hinzu, so wird eine Ent- scheidung schwieriger. Man wird sich dann unter Umständen an die Häufigkeit des Vorkommens der einen oder anderen Form halten können. Es wird angehen, die am häufigsten Formen zu 2 Stacheln. der durch Gehäusefund sicher nachgewiesenen Art zu ziehen. Soll man nun aber den übrigen Formen sämmtlich neue Namen geben? Es werden auch hier wieder verschiedene zu einer Art gehören; aber nach welchem Gesichtspunkt soll man sie zusammenfassen? Von Wichtigkeit wird in geologischer Beziehung eine Be- nennung insofern sein, als man in dem Fall, dass ein Stachel als charakteristisch für eine. Art erkannt ıst, aus dem Vorkommen des Stachels auf das Vorhandensein der Art an einem Fundort schliessen kann. So lange der Stachel aber keiner Art mit Sicher- heit zugewiesen werden kann, werden auch Stacheln von ähnlichem Habitus an verschiedenen Fundorten keine Bedeutung bei einem geologischen Vergleich haben. Nun ist aber noch ein erschwerender Umstand zu berücksich- tigen. Während man bei den Cidariten in vielen Fällen in der Lage ist, die Stacheln systematisch und damit auch geologisch zu verwerthen, so dass man sogar an der Hand derselben einen Wandel der Formen im Lauf der Zeit constatiren kann, wie es DÖDERLEIN !) gethan hat, ist man bei anderen Familien nicht in der Lage, die Stacheln bei der Speciescharakteristik zu verwerthen, ja zum Theil nicht einmal zur Gattungsdiagnose. So scheinen zum Beispiel bei den Spatanginen die Stacheln gleich gebaut zu sein. Ich habe Stacheln von Spatangus, Maretia und Schizaster, sowohl lebenden wie fossilen, untersucht, dieselben unterscheiden sich ın nichts; die- selbe Sculptur, dieselbe Form bei Allen. Eine Verschiedenheit existirt nur in der Länge resp. Stärke der Stacheln, die sich richtet nach der Grösse der Warzen. Von anderen, für unsere tertiären Echinoidenfaunen in Betracht kommenden Familien bieten die Echiniden ebenfalls nur geringe Unterschiede in der Ausbildung der Stacheln, die sich innerhalb der einzelnen Gattungen wiederholen. Auch hier werden die auf der Oberseite mehr lanzenförmigen, an der Spitze zugeschärften Primärstacheln auf der Unterseite mehr keulenförmig. Die Längs- streifung wechselt bei verschiedenen Arten in dem Grad der Fein- heit und der Anzahl der Streifen, aber die gleiche Ausbildung wieder- holt sich nicht nur bei einzelnen Arten, sondern selbst Gattungen. !) Döpervein: Die japanischen Seeigel. I. Th. Stuttgart, 1887, S. 34, Stacheln. 73 Die Diadematiden, zu denen die Gattungen (Cyphosoma und Baueria gehören, welche in unserem deutschen Tertiärmeer lebten, haben vielfach schachtelhalmartige Stacheln, wie sie Fig. 4, 5 und 11, Taf. X, zeigen. Die einzelnen, durch die Anschwellungen begrenzten Glieder sind bei den lebenden gern alternirend verschieden gefärbt, z. B. gelb und röthlich, doch sind die Glieder bei den ver- schiedenen Gattungen und Arten verschieden lang und die An- schwellungen verschieden stark. Ob aber für die Spezies dabei senügende Unterschiede vorhanden sind, habe ich nicht ermitteln können. Jedenfalls ist bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse über die Gestaltung der Stacheln und ihre Verwerthbarkeit in der Syste- matik eine Benennung derselben und Trennung in Arten mit grossen Schattenseiten verbunden. Es wird auf diese Weise die Zahl der Arten wesentlich vergrössert. Da aber der Werth der Art ın den meisten Fällen nicht dem einer auf Gehäusereste ba- sirten Art gleichkommt, so wird man ein ganz falsches Bild der Verbreitung und Häufigkeit der Art, Gattung etc. erhalten. Gewiss ist es nun wünschenswerth, dass auch lose Stachel- fragmente beschrieben und abgebildet werden und dass die Mög- lichkeit gegeben wird, sich auf solche gelegentlich beziehen und Vergleiche damit anstellen zu können. Denn nur so wird man schliesslich zu einem Resultat, sei es einem positiven oder nega- tiven, gelangen. Jedoch ist hierzu eine Benennung nicht noth- wendig ©)? ohne Abbildung dürfte aber selbst bei Benennung unbrauchbar wenn eben eine Abbildung gegeben ist. Eine Beschreibung sein, da es nicht leicht ist, gerade von der Stachelsculptur eine an- schauliche Schilderung zu entwerfen. Ich werde aus diesen Gründen die mir lose vorliegenden Stacheln an der Hand von Abbildungen besprechen, und zwar nach ihrem geologischen Vorkommen, da die Zuweisung derselben zu Gattungen meist noch sehr unsicher ist, also eine systematische Behandlung nicht nützlich sein dürfte, da sie eventuell ein falsches Bild liefert. Wo ein genaueres Auseinanderhalten verschiedener Stacheln vom selben Fundort und aus derselben Familie er- wünscht ist, werde ich eine Bezeichnung mit «a, 3 etc. eintreten lassen. 74 Stacheln. A. Stacheln aus dem Unter-Oligocän. Unter den zahlreichen Stachelresten aus diesen Schichten zeichnen sich durch auffallende Häufigkeit Formen aus, wie sie die Figuren 21—24 wiedergeben. Es sind das die Formen, auf die GIEBEL seine Cidaris anhaltina gründete und zu denen er später auch die Gehäusefragmente, welche bei Lattorf häufig vorkommen, rechnete. In der gleichmässigen Häufigkeit liegt hier ein Anhalt, dass beide Skeletttheile einer Art angehören, und ich bin deshalb GIEBEL gefolgt, indem ich diese Stacheln auch zu Cidaris anhaltına ziehe. Die übrigen Formen habe ich nıcht benannt. 1. Rhabdoeidaris anhaltina GiEBEL. (Taf. X, Fig. 21-24.) Der längste mir vorliegende, an der Spitze abgebrochene Stachel ist 116,5"® lang, der Durchmesser seines Stachelringes beträst 5"" (Fig. 21). An einzelnen Individuen sieht man deutlich, dass der Warzen- kopf an der Gelenkfläche gekerbt ist. Der Ring ist bei guter Er- haltung fein gestreift, ebenso der Hals, letzterer in der Mitte verengt. Die Streifung ist nur unter der Lupe erkennbar. Der Stiel ist nadelförmig, mit rundem resp. elliptischem Quer- schnitt, dessen Durchmesser bei dem erwähnten grossen Exemplar (Fig. 21) an der breitesten Stelle 4A"”, am oberen abgebrochenen Ende wenig mehr als 1"” beträgt. Derselbe ist gestreift und die Streifen mit Dornen versehen. Es sind 8—-10 Dornenleisten vor- handen, die sich an der Basis vielfach durch Einschiebung von Zwischenstreifung (Fig. 22), resp. durch Gabelung (Fig. 23) ver- mehren. Die Zwischenstreifen treten meist nur einseitig auf, an einigen Exemplaren finden sie sich rings um den Schaft, an wenigen fehlen sie ganz. Auf der Seite, wo sich Zwischenleisten einschieben, sind die Dornen klein und kurz, auf der anderen hoch, scharf, etwas nach vorn gerichtet und seitlich zusammen- gedrückt. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind, wie man sich durch die Lupe überzeugen kann, sehr fein gestreift. Stacheln. 75 Vorkommen. Unter-Oligocän: Liattorf, Brandhorst bei Bünde, Grube Marie bei Atzendorf, Unseburg, Helmstädt. Bemerkungen. Ob das von PHitippr in seinen Tertiär- versteinerungen des nordwestlichen Deutschlands (Taf. I, Fig. 30) abgebildete Fragment hierher gehört, wie GIEBEL meint, lasse ich dahin gestellt. Aus dem Münchener Museum, und zwar aus der Münster’schen Sammlung, lagen mir kleine Bruchstücke vor mit der Fundorts- angabe »OÖsnabrück«, die die Charaktere der Stacheln der ©. an- haltina besitzen. Wenn die Fundortsangabe richtig, würde hier- mit das Vorkommen unserer Art auch im Ober-Oligocän ange- deutet sein. 4 Stachelreste von der Grube Marie bei Atzendorf aus der Göttinger Sammlung sind zunächst ebenfalls zu dieser Art zu stellen, auch einzelne Reste von Unseburg (Göttinger S.) sind hierher zu ziehen. Von Helmstädt erhielt ich durch Herrn Dr. BarrnH daselbst Stachelreste dieser Art mit 14 Höckerreihen am oberen Ende, die sich durch Einschaltung an der Basis bis auf 20 vermehrten. Von den abgebildeten Stücken befinden sich Fig. 21 im Ber- liner Universitäts-Museum, Fig. 22, 23 und 24 in der Sammlung der Geologischen Landesanstalt. 2. Rhabdoeidaris anhaltina GıeBEL? (Taf. X, Fig. 19.) Kopf fehlt. Länge des Stiels 20”"”®, Durchmesser 2"”, An der Spitze 9, unten 12 (drei eingeschaltete) Dornenstreifen. Nei- gung zum keulenförmigen. Vorkommen. Lattorf (Münchener S.). Bemerkung. Es liegen mehrere derartige -Exemplare vor. Sie dürften vielleicht, analog der Stachelbildung bei lebenden Arten, auf den Warzen in der Nähe der Mundlücke gestanden haben und ebenfalls zu ©. anhaltina gehören. 76 Stacheln. 9. Cidaris sp. («.) (Taf. X, Fig. 17.) Kleiner keulenförmiger, wohl erhaltener Stachel von 13” Länge. Hals fein gestreift, etwas eingeschnürt. Der Stiel nicht rund, sondern von zwei Seiten zusammengedrückt. 10 Dornenstreifen. Vorkommen. Brandhorst (Göttinger S.). Bemerkung. Auch derartige Stücke dürften in der Nähe der Mundlücke gestanden haben. Ob zu (. anhaltina gehörig? 4. CGidaris sp. (?.) (Taf. X, Fig. 15.) Bruchstück. Von zwei gegenüberliegenden Seiten zusammen- gedrückt. Stachelreihen auf der einen Seite ohne Secundärreihen und hier die Dornen kräftig; auf der anderen Seite mit einge- schalteten Secundärreihen und mit kleinen Dornen. Vorkommen. Unseburg (Göttinger S.). 5. Cidaris sp. (7.) lan 25, us 165) Die Länge des Bruchstückes beträgt 20”"”, der Durchmesser an der Basis reichlich 3””, am oberen abgebrochenen Ende knapp 2”". Kopf und Ring sind abgebrochen. Der Stiel ist rund, gegen die Basis spindelförmig verdickt. Die 10—12 Längsleisten tragen kräftige, höckerartige, runde, nicht seitlich zusammen- sedrückte Dornen. Vorkommen. Unseburg (Göttinger S.). Bemerkung. Diese Form ist von allen übrigen so abweichend, dass sie wohl als eine neue Art angesehen werden kann. 6. Cidaris sp. (0.) 3 Spitze des keulenförmigen Stieles abgebrochen. Kopf und Ring verwittert. Der Hals ist fein gestreift. Die etwas ge- Stacheln. UN, schwungenen Dornenreihen auf der einen Seite zahlreich mit niedrigen, körnchenartigen Dornen, auf der anderen Seite weniger zahlreich mit kräftigeren, hohen, scharfen Dornen. Länge des abgebildeten Stückes 21”, Durchmesser an der breitesten Stelle des Schaftes 4", Vorkommen. Grube Alfred bei Calbe a./S. (Göttinger S.). Bemerkung. Die Sculptur ist ähnlich dem Stück von Unse- burg (Fig. 15), jedoch ist die Gestalt eine wesentlich andere. 7. Cidaris sp. (e.) ers 2% ie 2) Die Länge des abgebildeten Stückes beträgt 76”", der Durch- messer an der breitesten Stelle des Schaftes 6"", an dem oberen Ende 21/,"®. Kopf und Ring verwitter. Der übrige Theil des Stachels scheinbar ganz glatt. Unter einer starken Lupe aber erkennt man eine feine Streifung (Fig. 25b). Der Hals ist stark eingeschnürt. Vorkommen. Laattorf. Bemerkung. Das abgebildete Exemplar befindet sich in der Sammlung des Berliner Universitäts- Museums. Durch Gestalt und Sculptur ist die Form von den übrigen so abweichend, dass man sie einer neuen Art zuweisen kann. B. Stacheln aus dem Mittel-Oligocän. 1. Cyphosoma- Stachel. (Taf. X, Fig. 2.) Cylindrisches Stachelfragment ohne Einschnürung über dem Ring. Unter der Lupe erkennt man eine sehr feine, dichte Streifung auf Stiel und Ring. Kopf gekerbt. Das abgebildete Stück von Weinheim befindet sich in der Sammlung der geolo- ‚gischen Landesanstalt und hat 6"® Länge und 1"® Durchmesser. Vorkommen. Weinheim; Söllingen. 78 Stacheln. Bemerkung. Ausser dem abgebildeten, lagen noch andere Stücke vor aus verschiedenen Sammlungen. Ich habe solche Formen als zu Cyphosoma gehörig abgebildet gefunden. 2. ? Diadematiden-Stachel («.) (Taf. X, Fig. 11.) Cylindrische Stachel- Bruchstücke mit 18— 20 breiten, dicht an einander gedrängten Rippen. Der Stiel ist schachtelhalmartig gegliedert, indem in Abständen von ca. 1/3"" die Rippen knotig anschwellen. Das abgebildete Stück ( BOETTGER’sche S.) hat eine Länge von 4”"" und einen Durchmesser von 0,75", Vorkommen. Waldböckelheim. Bemerkung. Derartige Stacheln habe ich nur bei Diade- matiden gesehen. Als Vertreter dieser Unterfamilie sind in unseren Tertiärschichten bisher nur Cyphosoma und Baueria sefunden worden. Die bislang von C'yphosoma abgebildeten Stacheln zeigen nicht die schachtelhalmartige Structur, jedoch dürfte es verfrüht sein, die vorliegenden deshalb zu Baueria zu stellen (siehe auch Abschnitt C., No. 1). 3. ? Psammechinus sp. RAR Nie 12, Narunduls,) Nadelförmig. Kopf bei allen Exemplaren abgebrochen oder abgerieben. Das abgebildete Bruchstück (Fig. 12) aus der Samm- lung der geologischen Landesanstalt ist 22”" lang, und hat an der Basis einen Durchmesser von 2””. Die zahlreichen Längs- rippen sind glatt und dicht gedrängt. Eine wohl erhaltene Spitze (BoErTGERr’sche S.) von 5”" Länge und 1” Durchmesser (Fig. 13) hatte schon ca. 25 Rippen. Vorkommen. Wealdböckelheim. Bemerkung. Diese Form mit dem der Familie der Echi- niden eigenthümlichen Charakter ist ausserordentlich häufig und darf wohl mit annähernder Gewissheit zu der Gattung Psamm- Stacheln. 79 echinus gezogen werden. Ob sie nur einer der vorkommenden Arten, etwa Ps. pusillus, angehört, oder ob sämmtliche Arten der- artige Stacheln besitzen, muss die Zukunft lehren. Ausserdem habe ich noch zwei Stachelfragmente von Wald- böckelheim abbilden lassen, für die ich vorläufig keine Beziehungen habe finden können, Fig. 3 und 6. C. Stacheln aus dem Ober -Oligocän. l. ? Diadematiden- Stachel ( 5.) (Taf. X, Fig. 4 und 5.) Cylindrische Bruchstücke. Stiele schachtelhalmartig gegliedert, indem in gleichmässigen Zwischenräumen die dicht gedrängten Rippen knotig anschwellen. Die Knotenringe stehen bald hori- zontal, bald schief. Vorkommen. Ober-Oligocän: Astrupp. Mittel-Olisocän: Söllingen und Waldböckelheim. Bemerkungen. Die knotigen Anschwellungen sind hier stärker, als bei dem Fig. 11 besprochenen Stachelrest. Diese Formen sind an den genannten Orten häufig, von Waldböckel- heim lagen mir aus der BörrGeEr’schen Sammlung allein circa 40 Stücke vor. An einem Exemplar von Söllingen war der Ring erhalten. Derselbe ist gekerbt. MÜNSTER hat auf einer Etikette solche Formen als Crdaris subarticulata MÜNSTER bezeichnet. 2. Echiniden-Stacheln. (Taf. X, Fig. 3 und 9.) Solche liegen in zwei Formen vor. a) Stacheln, die wohl zu den Secundärwarzen gehört haben (Fig. 8), von einfach, nadelförmiger Gestalt mit glatten Längs- rippchen. Ring gekerbt. | | Stacheln. (0,2) >) Vorkommen. Ober-Oligoc än: Astrupp. b) Haarfeine Stachelchen mit löftelförmig verbreitertem Ende (Fig. 9). Mit starker Lupe erkennt man eine feine Streifung. Vorkommen. Ober-Oligocän: Astrupp. Unter-Oligocän: Lattorf. ad b. Solche Formen fand ich bei lebenden Arten der Familie auf den Täfelehen der Mundmembran. MÜNSTER hat diese Formen auf der Etikette als Kchinus cochlearis MÜNSTER bezeichnet, die erstere Form (a) als Echinus subsimilis MÜNSTER. d. Spatangiden - Stacheln. CRaEIXSRIET.) Nadelförmig, an der Basis gekrümmt, mit gekerbtem Ring und fein gestreiftem Stiel. Die Streifen mit winzigen Körnchen. Das abgebildete Stück aus der Münchener Sammlung stammt von Bünde und ist von MÜNSTER als Zchinus brevispina bezeichnet worden. Die Stacheln von Maretia Hojmanni (Fig. 26) sind schon oben besprochen worden. Ferner liegt noch aus der Münster’schen Sammlung von Bünde ein plattgedrückt spindelförmiger Stachel vor von 2,5"" Länge, der wohl von dem Scrobieularring eines regulären Echi- niden stammt (Fig. 10). MÜNSTER hat ihn als Kchinus? Jusifer bezeichnet auf der Etikette. Aus dem Miocän von Dingten erhielt ich durch Herrn VON KOENEN ein Bruchstück eines Cidaris-Stachels, den ich in Fig. 20 habe abbilden lassen. Er ist 21”® Jang, hat 9 schmale, scharfkantige, mit spitzen, seitlich zusammengedrückten Dornen besetzte Rippen, und 2 Secundärrippen. Die Zwischenräume sind viel breiter als die Rippen. Der Hals fein gestreift. B. Allgemeiner Theil. Abh. IX, 1. T Das Verhältniss der Gattung Spatangus zu den Gattungen Hemipatagus, Maretia, Leiospatangus, Laevipatagus und Loncophorus. Die Gattungen Hemipatagus, Maretia, Loncophorus und Leio- spatangus sind von der Gattung Spatangus vorwiegend auf vier Merkmale hin unterschieden worden: 1. das Vorhandensein oder Fehlen einer subanalen Fasciole; 2. die grössere oder geringere Warzenbedeckung des actinalen Plastrons; 3. die Vertheilung der Primärwarzen auf den Interambulacral- feldern auf der Oberseite; 4. das Vorhandensein oder Fehlen von »Buckeln« (Protube- ranzen) vor dem Peristom. Durch das Fehlen einer subanalen Fasciole soll sich Hemi- patagus DESOR!) von den übrigen unterscheiden und Spatangus Hojjmanni soll der Typus der Gattung sein. ZiTTEL führt eben- falls noch in dem I. Band seines Handbuches der Palaeontologie den Spatangus Hofmanni als Hemipatagus auf, ändert aber die Gattungsdiagnose insofern, als er von dem Plastron auf der Unter- seite sagt, dass es im Gegensatz zu Maretia mit Warzen bedeckt sei, während DESOR angichbt »Plastron en general lisse, comme sıl avait et use.« Au. AGassız hat dann darauf hingewiesen ?), dass Hemipatagus wit Maretia GRAY synonym sei; ihm sind LoRIOL, COTTEAU und Andere in dieser Auffassung gefolgt, da es I) Desor: Synopsis des Echinides fossiles. Paris. 1358. S. 416. ?) Ar. Acassız: Revision of the Echini. Cambridge. 1872 —1°74. 8.568. 6* 84 Verhältniss der Gatt. Spatangus sich herausstellte, dass die von DESOR zu Hemipatagus gerechneten Arten z. Th. eine subanale Fasciole besitzen, so auch unsere deutsche Maretia Hofimanni. Ein Theil aber der Hemipatagi ist zu der Gattung Lovenia zu ziehen). Die von GRAY aufgestellte Gattung Maretia soll sich von der Gattung Spatangus unterscheiden durch das glatte Plastron und dadurch, dass nur die vier paarıgen Interambulacra grössere Primär- warzen tragen. Ueber den Werth dieser Unterscheidungsmerkmale sind die Ansichten noch getheilt. v. MARTENS?), AL. AGassız?) und Andere wollen Maretia nur als Untergattung von Spatangus betrachtet wissen, während z. B. CorrEAut) beide als selbstständige Gattungen nebeneinander setzt. Was das erste Merkmal, die Bedeckung des Plastrons mit Wärzchen betrifft, so hat meine Bearbeitung unserer deutschen Spatangiden ergeben, dass dieses als Trennungsmittel unbrauchbar ist. Vor Allem ist in dieser Beziehung wichtig mein Sp. Koeneni, der nach der Vertheilung der Primärwarzen auf der Oberseite eine echte Maretia ıst, dessen Plastron auf der Unterseite indessen völlig mit Warzen bedeckt ist, wie bei Spatangus. Aber auch bei anderen Maretia-Arten ist die Warzenbedeckung des Plastrons bald eine grössere, bald eine geringere; so steht in dieser Be- ziehung z. B. Sp. brittanus BAzın?) aus dem Miocän der Bretagne zwischen M. Koeneni und M. Hofimanni, indem bei ihm wenigstens noch die dem Peristom zunächst liegenden Täfelchen des Plastrons frei sind von Warzen, bei Hojimanni aber der grössere Theil des Plastrons glatt und nur unter der subanalen Fasciole ein dreieckiges Feld in radiale Reihen geordneter Wärzchen vor- handen ist. ) Duncan, On the Echinodermata of the Australian Cainozoic (Tertiary) Deposits (Quart. Journ. geol. soc. London, Bd. XXXIl, 1887, S.56#). 2) E. von Martens in Troscaer’s Archiv XXXIII, 1867, S. 116 £f. SEES E38: *) Corrzau in Paleontologie francaise. Terrains tertiaires. %) Bazın, Bull. soc. geol. d. France. 3. Serie, Bd. XII, S. 43, Taf. III, Fig. 11—13. zu Hemipatagus, Maretia ete. 85 Auch der lebende ZLoncophorus interruptus STUDER!) hat das Plastron zum grössten Theil mit Warzen besetzt. Von deın fossilen L. Meneghinii ist die Unterseite nicht bekannt. Die Gattung oder Subgattung Loncophorus verdankt ihr Dasein einer Reihe von Irrthümern; die Geschichte derselben ist folgende. Desor beschrieb 1858 in seiner Synopsis?) einen neuen Spa- tangus im Museum zu Pisa als Spatangus loncophorus MENEGHINI nov. sp. wie folgt: »Grande espece voisine par sa forme du Sp. Desmarestü, mais remarquable par l'absence complete de gros tubercules, la surface dw test etant garnie d’une granulations tres fine et homogene.« LAUBE erwähnt diesen Spatangus 1869 in seiner Mono- sraphie »Beitrag zur Kenntniss der Echinodermen des Vicentini- schen Tertiärgebietes«?) unter den Bemerkungen zu seinem Sp. euglyphus S. 36: | »Ich finde weiter einen Spatangen bei DESOR als Concophorus Meneghinüi verzeichnet, der aus dem Nummulitenterrain stammen soll. Dass hiermit meine Art nicht gemeint sein kann, geht wohl daraus hervor, dass jene MENEGHINI’s gar keine grossen Höcker Von Neuem und ausführlich beschrieben und abgebildet wird dann das einzige Exemplar des Pisaner Museums, dasselbe, welches DESsOoR vorgelegen hatte, durch Damzs 1877 in seiner Abhandlung: Die Echiniden der Vicentinischen und Veronesischen Tertiärab- lagerungen *), S. 88 —84, Taf. IX, Fig. 6, und bemerkt der Autor dazu: »Es bleibt zweifelhaft, ob diese von DESOR aus dem Vicenti- nischen angeführte Art überhaupt von dort stammt, denn die Eti- quette des Pisaner Museums lautet: Veronese..... Aber auch !) Stuper: Monatshefte der Königl. preuss. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin (18380), Berlin 1881. S. 880, Taf. II, Fig. 2—2b. 2) Synopsis des Echinides fossiles. Paris 1858. S. 422. 3) Denkschriften der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Math.-Naturw. Kl. Bd. XXIX. Wien 1869. *) Palaeontographica. Bd. XXV. (3. Folge, Bd.I). “6 Verhältniss der Gatt. Spatangus der Name ist noch nicht sicher. Ich habe Spatangus loncophorus geschrieben, weil derselbe Sinn hat und das Stück unter dieser Bezeichnung in der Synopsis aufgeführt worden ist. Es ist daher wohl nur ein Lapsus calami, wenn auf der MENEGHINIschen Eti- quette leucophorus zu lesen ist. Was endlich Lause’s Citat: Concophorus Meneghinii DESOR bedeuten soll, entzieht sich meinen etymologischen Kenntnissen vollständig. « Im Jahre 1880 veröffentlichte STUDER!) eine Uebersicht über die während der Reise S. M. S. Corvette Gazelle um die Erde 1874 — 1876 gesammelten Echmoiden und in dieser heisst es S. 879 unter Spatangus: »Sbg. Loncsphorus LAUBE. — Auf Spatangus loncophorus MEeNEGH., einer Spatangide aus dem Tertiär von Verona, gründete LAuUBE die Gattung Loncophorus; ich betrachte Concophorus, wie LAUBE schreibt, als einen Druckfehler (s. Damzs l. ec.) ..... Auf den Charakter der blossen feinen Granulirung der Oberseite der Schale, welche bei dem Originalexemplar des Sp. loncophorus allein erhalten scheint, eine neue Gattung zu gründen, hätte ich für überflüssig gehalten, wenn nicht bei der lebenden Art noch andere Charaktere vorhanden wären, welche die Aufstellung wenigstens eines Subgenus rechtfertigen. Dieser Charakter besteht im Vor- handensein von Poren am Rande des von der Fasciole einge- schlossenen Subanalfeldes, von welchen Furchen nach der Mittel- linie des Feldes hinlaufen.« Es wird dann die lebende Art ZL. interruptus STUDER be- schrieben und Taf. II, Fig. 2—2b abgebildet. Schliesslich hat Correau in der Paleontologie Francaise, Terrains tertiaires, Eocene, Echinides; Bd. I, S. 16 eine Uebersicht der Spatangiden gegeben, wo die Gattung Loncophorus DAMES zugeschrieben wird und als von den Gattungen Spatangus, Maretia und Zeiospatangus trennende Merkmale angeführt werden: » Point de gros tubereules scrobicules. Absence de protuberances buccales.« !) Monatsberiehte der Königl. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1880, zu MHemipatagus, Maretia etc. 87 Aus diesem Rückblick gcht hervor, dass weder LAUBE noch Danmes der Begründer der Gattung Loncophorus ist, sondern STUDER. Denn dass die Bezeichnung Concophorus Meneghinii bei LauBE ein Schreib- oder Druckfehler ist, geht schon aus den Schlussworten hervor, in denen er von der »Art MENEGHINTS« spricht. Die von STUDER für die Gattung Loncophorus ausser dem Mangel der Primärwarzen angeführte Eigenschaft des Vorhanden- seins von Poren am Rande des von der Fasciole eingeschlossenen Subanalfeldes besitzen gut erhaltene Exemplare von Arten der Gattung Spatangus und Maretia ebenfalls, wie ich mich an mehreren Stücken überzeugt habe. Die von diesen Poren nach der Mitte des Feldes laufenden Furchen entstehen dadurch, dass die Wärzchen des Feldes in radienförmig ausstrahlende Reihen ge- ordnet sind. Auf zwei vor dem Peristom stehende Buckel, den Mangel aller Warzen auf der oberen Fläche und das halb glatte Plastron gründete MAYER in seiner »Faunula des marinen Sandsteines von Kleinkuhren!), S. 119, die Gattung Leiospatangus und be- schrieb als typische Art L. tuberifer, wobei er ausdrücklich hervor- hebt, dass die zwei fast halbmondförmigen Auswüchse (Buckel) vor der Mundöffnung der »Species, wenn nicht der Gattung«, eigenthümlich sind. Dabeı hat MAYER übersehen, dass diese Art schon 1848 von BEYRICH als Spatangus bigibbus beschrieben war?). a Von dieser MAyER’schen Gattung behauptet nun NOETLING?®) in der »Fauna des samländischen Tertiärs«, I. Theil, S. 215: »Eine Gattung dieses Namens habe ich jedoch trotz eifriger Bemühungen in der Literatur nicht auffinden können. Sollte MAYER für unsere Art (Spatangus bigibbus) damit eine neue Gattung haben aufstellen wollen, so hätte er eine Diagnose geben 1) Vierteljahresschrift der naturf. Gesellschaft in Zürich. Sechster Jahr- gang. 1861. 2) Karsten’s und v. Deeney’s Archiv. Bd. XXIJ, S. 100. 32) Abhandlung zur geologischen Specialkarte von Preussen ete. Bd. VI, Heft 3. 88 Verhältniss der Gatt. Spatangus müssen, die das Wiedererkennen ermöglichte. Da das nicht ge- schehen ist, ist die Bezeichnung Leiospatangus zu kassiren.« NOETLING gründet nun auf genau dieselben Merkmale, die - MAYER für seine Gattung Leiospatangus anführt, eine Gattung Laevipatagus, giebt also einfach eine lateinische Uebersetzung des Mayer’schen Namens, ohne an deren Charakteristik etwas zu ändern. Deshalb ist aber diese NoETLInG’sche Gattung zu kassiren. Die samländische Art muss demgemäss Leiospatangus bigibbus BEYRICH sp. heissen. Was nun den Werth der Buckel oder Protuberanzen vor der Mundöffnung betrifft, so hat schon BeyrıcH (]. c. S. 100) hervor- gehoben, dass derartige Erhebungen der Schale auch bei Maretia Hofimanni zu finden seien. Auch Dames!) hebt in den Bemer- kungen zu Gwualteria aegrota hervor, dass die von DEsorR als wesentlichster Charakter der Gattung Gwalteria hingestellte, eigen- thümliche Form der »Platten« der Unterseite, sich bei Sp. bigibbus aus dem Samlande und ebenso bei Hemipatagus Hofimanni wieder- finde (Hemipatagus »ornatus« von Bünde, wie dort zu lesen ist, ist jedenfalls nur ein Lapsus calamıi). MAYER und NoETLInG wollen zunächst diese Eigenschaft auch nicht als sicheres Gattungsmerkmal angesehen wissen. NOETLING macht darauf aufmerksam, dass die Gestalt, Grösse, Richtung und Entfernung dieser, wohl als blasenförmige Ausstülpungen der Schale aufzufassenden Buckel sehr variire.. Auch führt er ein Exemplar an, an dem von den Buckeln vorn zwei kleinere abge- schnürt sind, und fasst diese Erscheinung nicht als Abnormität auf, sondern als Beweis einer Varietät oder einer anderen Art. Ich habe mein reiches Material an Spatangiden auf dieses Merkmal hin untersucht. In sehr mannigfaltiger Form habe ich solche Buckel bei M. Hojfimanni gefunden. Hier sind die Buckel bald gross, bald klein; aus einem breiten Knopf bestehend oder in mehrere (bis zu 5 und 6) zerfallend; hoch hervortretend oder kaum angedeutet. Sind sie gar nicht vorhanden, so ist doch die Stelle, wo sie sonst zu finden sind, durch den Mangel jeder Warzen- ') Dames: Echiniden der vicentinischen Tertiär-Ablagerungen. $. 71—72. zu Hemipatagus, Maretia ete. 89 bedeckung ausgezeichnet. Auch Exemplare der Maretia Koeneni und des Spatangus Desmaresti haben bald mehr, bald weniger deutliche Buckel vor der Mundöffnung. Bei den anderen Arten ist die Stelle, wo die Buckel stehen würden, wenigstens durch den Mangel an Warzen gekennzeichnet. Es ist demnach auch dieses Merkmal unbrauchbar, und da ferner die übrigen Merkmale der Gattung Leiospatangus dieselben sind, wie die der Gattung Loncophorus STUDER, so ist diese letztere Gattung zu Gunsten der älteren einzuziehen. Wir behalten nunmehr die drei Gattungen Spatangus, Maretia und Leiospatangus übrig, welche allein unterschieden sind durch das Vorhandensein resp. die Vertheilung der Primärwarzen auf der Oberseite. Aber auch zwischen diesen drei Gruppen bestehen Uebergänge. Zunächst ist hervorzuheben, dass nur bei wenigen Arten von Spatangus in allen 5 Interambulacralfeldern gleich lange Warzen- reihen von der Mediannaht ausstrahlen, die mit anderen Warzen- reihen, welche von den Ambulacralnähten ausstrahlen, stumpfe Winkel bilden). Vielmehr ist bei der Mehrzahl der bekannten Spatangus-Arten die Warzenvertheilung eine solche, dass die paarigen Interambulacra reicher damit versehen sind, als das un- paare. Auch erinnert die Anordnung in Reihen auf den paarigen Feldern an die der grossen Tuberkeln der Maretia, während die Reihen des unpaaren Interambulacralfeldes weniger stark von der Mediannaht aus divergiren und bedeutend kürzer sind. Ferner treten in diesem Feld fast nie an der Ambulacralnaht Reihen auf, die mit denen der Mediannaht einen stumpfen Winkel bilden (siehe z. B. Sp. Rhodi COTTEAU ın Ech. nouveaux ou peu connus, 1. ser., S. 198, Taf. XX VIII, Fig. 4. — Der lebende Typus der Gattung, Sp. purpureus, zeigt diese Eigenschaft ebenfalls). Werden die Warzen solcher Formen ın den paarigen Interambulacra grösser, so entstehen Formen, bei denen man im Zweifel ist, ob sie zu Spa- tangus oder Maretia zu ziehen sind. Umgekehrt habe ich Varietäten 1) Wie z. B. bei Sp. Canavarii Lorton (Mem. soc. phys. et hist. nat. de Geneve, Bd. XX VIII, No. 3, Taf. III, Fig. 8—10). 90 Verhältniss der Gatt. Spatangus der Maretia Koeneni ın der Hand gehabt, wo die Warzen kleiner waren, als bei dem typischen, abgebildeten, so dass man ebenfalls, ohne die typischen zu kennen, zweifelhaft sein würde, zu welcher der beiden Gattungen sie zu stellen wären. Reduciren sich die Warzen der paarigen Interambulacra, d. h. verschwinden die Reihen an den Ambulacralnähten und werden die an den Mediannähten kürzer, so erhalten wir ein zweites Stadium, wo thatsächlich alle 5 Interambulacralfelder in Bezug auf Warzenbedeckung gleich sind. Oft sind auch im hinteren Interambulacralpaar nur an der Mediannaht Warzenreihen, während im vorderen die Warzen mit stumpfem Rnick zum Ambulacralfeld streben (s. Sp. Damesi, Taf. VII, Fig. 1e u. f£). Es kann auch der Fall eintreten, dass nur das hintere Interambulacralpaar noch grössere Warzen an der Mediannaht hat, während auf dem vorderen die Warzen bedeutend kleiner werden und sich ähnlich ordnen, wie im unpaaren Inter- ambulacralfeld. Ein Beispiel hierfür bietet Sp. Szaboi COTTEAU in Echinides nouveaux ou peu connus, 1. ser., S. 211, Taf. XXX, oe]: Bei Sp. Desmaresti habe ich nun Exemplare gefunden, wo überhaupt die Hauptwarzen so klein werden, dass sie kaum noch von der Granulirung zu unterscheiden sind, ja es befanden sich Stücke unter meinem Material, auf denen kaum noch 2 oder 3 etwas grössere Warzen auf der ganzen Oberseite zu erkennen waren. Solche Formen bilden den Uebergang zu dem ZLeio- spatangus. Aus alledem geht hervor, dass die Gattungen Maretia und Leiospatangus als selbstständige Gattungen nicht aufrecht erhalten werden können, dass vielmehr alle diese Formen der Gattung Spatangus zufallen. Immerhin kann man zur leichteren Uebersicht der verwandtschaftlichen Verhältnisse nach dem Vorhandensein oder Fehlen der grossen Tuberkeln drei Gruppen oder Unter- gattungen unterscheiden, so dass umfassen würde: Spatangus (s. str.), Formen mit gleich grossen Haupt- oder Secundärwarzen in allen 5 Interambulacralfeldern; Maretia, Formen mit gleich grossen Hauptwarzen in den 4 zu Lemipatagus, Maretia ete. 9] paarigen Interamibulacralfeldern und keine oder Secundärwarzen in geringerer Zahl in dem unpaaren Feld; Leiospatangus, Formen ohne Haupt- und Secundärwarzen in den 5 Interambulacralfeldern, auf der Oberseite nur Körnchen- warzen. II. Bemerkungen zur Gattung Moira AL. AGASSIZ)). Von der Gattung Moira sind bislang drei lebende Arten, M. atropos LAMARCK?) sp., M. clotho MICHELIN?) sp., und M. stygia, LÜTKEN®) sowie drei’ fossile, M. antiqua, M. sp. und M. primaeva bekannt geworden. Die drei fossilen Arten sind von DUNCAN und SLADEN aus der Tertiärformation Indiens beschrieben worden). Von diesen gehören die beiden erstgenannten dem Miocän an; M. primaeva würde, wenn die Fundorts-Angabe richtig ist, dem Eocän angehören. Die Autoren glauben jedoch wegen der Be- schaffenheit der Matrix zunächst dieses Stück nur mit Zweifel als aus den Khirthar-Schichten stammend betrachten zu sollen. Unsere deutsche Art M. Koeneni aus dem Oberoligocän von Kl.-Freden ist also die erste europäische Vertreterin der Gattung zugleich aber eine der ältesten, wenn nicht die älteste. ') Die Charakteristik der Gattung und der Grund, weshalb der Name Moera Micueuiv in Moira umgeändert wurde, ist von Ar. Acassız in d. Revision of the Echini. Part. 1, S. 146 und Part. II, S. 365 mitgetheilt worden. 2) Ibid., S. 365, Taf. XXIII. SelbıdaaSneta: #) Ibid., S. 615 — 616. >) Palaeontologia indiea, Ser. XIV, Vol. 1. Part. 3. Fasc. I. The fossil Echinoidea from the Khirthar Series of Num- mulitic strata in Western Sind., S. 225, Taf. XXXV, Fig. 1—3, (M. primaeva). Fasc. V. The fossil Echinoidea from the Gäj or Miocene series, S. 342 (Moira, sp.?). Part. 4. The fossil Echinoidea of Kachh and Kattywar, S. 64—65, Taf. VIII, Fig. 1—6 (M. antigua). 2 Br Gattung Moira. 953 Vielleicht ist es kein Zufall, dass die beiden ältesten Formen, primaeva und Koeneni, eine kürzere und völlig ungetheilte Grube im unpaaren Ambulacrum haben und dass bei ihnen das vordere Peta- lodienpaar fast gerade zum Scheitel läuft, viel weniger stark geknickt ist, als bei den jüngeren Formen, bei denen die Grube im unpaaren Ambulacrum durch von beiden Seiten mehr oder weniger stark vorspringende Lippen in zwei Theile’ getheilt oder doch bedeutend länger wird und ein grösserer Theil der Schale vor dem Scheitel eingesunken ist. Während Ar. AGassız, DUNCAN und SLADEN, ZITTEL u.a. bei der Charakteristik der Gattung mehr Gewicht auf die eigenthüm- liche Form und Vertiefung der Ambulacra legen, schiebt COTTEAU in neuerer Zeit den Umstand in den Vordergrund, dass bei Moira die lateral-subanale Fasciole direct in der Mitte der vorderen Petalodien sich von der peripetalen Fasciole abzweist, während bei Schizaster, Linthia und Tripylus weiter hinter den vorderen Ambulacra die Abzweigung ansetzt. Mir erscheint dieser Umstand weniger in's Gewicht fallend, da die verschiedene Ab- zweigung durch den anderen Verlauf der peripetalen Fasciole be- dingt wird, welche bei Moira direct an den Petalodien entlang läuft und in die Winkel, die von den vorderen und hinteren Petalodien gebildet werden, bis fast zum Scheitel sich hinaufzieht, während bei den anderen genannten Gattungen die peripetale Fasciole ein mehr oder weniger grosses Stück dieses Winkels abschneidet, indem sie sich von dem unteren Ende der vorderen Petalodien mit flachem oder winkeligem Bogen direct zu dem unteren Ende der hinteren wendet. Jedenfalls wäre dieser Unter- schied im Verlauf der peripetalen Fasciole mindestens ebenso wichtig, als die Abzweigung der lateral-subanalen. | III. Wachsthumsverhältnisse des Spatangus (Maretia) Hoffmanni MÜNSTER. Wie schon bemerkt wurde (S. 65), lagen mir von dieser Art Exemplare in allen Altersstufen vor (ca. 100), so dass ich die durch das Wachsthum erfolgten Veränderungen in der Gestalt, Sceulptur und Differenzirung dieses Seeigels genau untersuchen konnte, was namentlich in Bezug auf die Abgrenzung der Art von Interesse war. Die Veränderungen machen sich vorwiegend geltend in der allgemeinen Gestalt, in der Form der Petalodien, in der Ent- wicklung der Hauptwarzen auf der Oberseite und in der Sculptur der Unterseite. Die Veränderung in der allgemeinen Gestalt spiegelt sich am deutlichsten in der Profillinie, und zwar in der Linie des Längs- profils, der medianen Rückenlinie (siehe Texttafel, S. 95, Fig. 1—9). Bei Jugendformen bis zu einer Länge von etwa 2 Centimetern läuft die mediane RKückenlinie parallel der Projectionslinie der Unterseite (Fig. 1), die Linie der abgestutzten Hinterseite läuft schräg von oben nach unten, so dass ein vom oberen Ende über der Afteröffnung auf die Unterseite gefälltes Perpendikel inner- halb des Echiniden verläuft. Im weiteren Wachsthums-Stadium, etwa bis zu einer Länge von 4—5°% (Fig. 2—4), fängt die kückenlinie an sich mehr zu wölben, die Linie des abgestutzten Hintertheiles wird allmählich senkrecht, mit einer Einbuchtung für die Afterlücke. Bis hierher wuchs der Seeigel schneller in die Länge und Breite als in die Höhe. Nunmehr, bei der weiteren Entwicklung (Fig. 5—7), wächst er auch mehr in die Höhe, wölbt sich mehr und mehr, und im hinteren Theil der Rückenlinie besinnt Wachsthumsverhältnisse des Spatangus Hoffmanni. 97 sich ein stumpfer, schwacher Knick auszubilden, der dadurch ent- steht, dass das hintere Drittel der Rückenlinie weniger gewölbt, mehr geradlinig nach dem abgestutzten Hintertheil verläuft. Dieses letztere ist schräg geneigt, aber jetzt nach aussen, so dass ein Perpendikel nach unten ausserhalb des -Seeigels verläuft und die Unterseite nicht mehr trifft. Sodann beginnt auch im vorderen Theil der Rückenlinie sich ein stumpfer Knick auszubilden, in dem auch hier sowohl auf dem Abfall zum Vorderrand, als auf der Scheitelhöhe die Profillinie sich weniger krümmt (Fig. 8 u. 9). Das Höhenwachsthum wird jetzt wieder geringer zu Gunsten des Wachsthums in die Länge und Breite. Ausser in der allgemeinen Form treten auch an einzelnen Theilen der Schale noch anderweitige Veränderungen ein, so namentlich in der Gestaltung der Petalodien. Dieselben sind in der Jugend viel weniger blattförmig als im Alter, was darin seinen Grund hat, dass in der Jugend, und zwar noch bei Stücken von 3 bis 3,5 °® Länge das Mittelfeld schmaler oder ebenso breit ist, als jede der zugehörigen Porenzonen. Letztere beide laufen fast parallel und convergiren nur an ihren Enden. Mit dem weiteren Wachsthum des Seeigels verbreitern sich die Mittelfelder, drängen namentlich in ihrem mittleren Theil die Porenzonen nach aussen, so dass sie stark geschwungen werden und schliesslich breite Blätter bilden. Bei den Exemplaren bis zu ca. 6°” Länge ist das Mittelfeld etwa 2 Mal so breit als jede der Porenzonen und bei Stücken von 7,5 °®@ Länge 21/, Mal so breit als die Poren- zonen. Die Warzen der Interambulacralfelder sind bei Jugendformen klein und weniger zahlreich, später grösser und in grösserer Anzahl vorhanden; auf Stücken von ca. 7°® Länge ca. 20 auf jedem der mittleren Interambulacralfelder. Doch wechselt die Zahl, wie oben bemerkt, bedeutend, ja an ein und demselben Stück ist die Zahl auf den sich entsprechenden Feldern oft verschieden gross. Auch die Unterseite bietet in den verschiedenen Alterszu- ständen bedeutende Abweichungen. So ist das unpaare Ambu- lacrum noch etwas vertieft, während im Alter durch ein Ueber- greifen der zu beiden Seiten sich entwickelnden Schalwucherungen Abh. IX, 1. 7 98 Wachsthumsverhältnisse des Spatangus Hoffmanni. dieses Ambulacralfeld eher schwach erhöht als vertieft ist. — Ferner sind die übrigen Ambulacralfelder fast ganz frei von Wärzchen und auch der innerste Theil der zwischen die vorderen und hinteren Ambulacra sich einschiebenden Interambu- lacralfelder ist noch unbedeckt von Wärzchen, während später die Warzen immer weiter nach dem Inneren vordringen und im hohen Alter das vordere Ambulacralpaar und die Spitzen der Interambu- lacralfelder bis auf einen kleinen Theil an der Mundöffnung be- decken. Während ferner beiderseits der mit Warzen bedeckte Raum an der breitesten Stelle in der Jugend etwa ebenso gross als die durch das unpaare Interambulacrum und die hinteren Ambulacra gebildete glatte Fläche ist, ist er im Alter bedeutend breiter. Es rührt das daher, dass die seitlichen Interambulacra mehr in die Länge wachsen als das unpaare in die Breite. Ich bin auf diese Veränderungen in der Entwicklung der Maretia Hofimanni näher eingegangen, um hervorzuheben, dass auch dieses Beispiel wiederum zeigt, wie sehr die Wachsthums- verhältnisse bei der Aufstellung neuer Arten berücksichtigt werden müssen. Die allgemeine Gestalt des Seeigels, die Form der Petalodien, die Anzahl der Primärwarzen und die Vertheilung der Wärzchen auf der Unterseite sind vielfach als Unterscheidungs- merkmale bei Abtrennung neuer Arten benutzt worden, und in vielen Fällen jedenfalls auch mit Recht, jedoch kann man sich dieser Kennzeichen mit Sicherheit erst bedienen, wenn Exemplare der verschiedensten Alterszustände oder zum mindesten ausge- wachsene Exemplare vorliegen. So bin ich z. B. noch nicht überzeugt, dass die von NOETLING I) als M. Grignonensis bestimmten Stücke aus dem Unter-Oligocän des Samlandes wirklich dieser Art angehören. Sie unterscheiden sich von Jugendformen des Hofmanni in Nichts. Die Ambulacral- felder des Hofimanni sind in dem Alterszustand, den die Samländer Exemplare darstellen, nicht breiter als diejenigen dieser Stücke; ich habe sogar mehrere Exemplare von der Grösse des von ) Norruine: Fauna des Samländischen Tertiärs.. Abh. zur geol. Special- karte v. Preussen, Bd. VI, Heft 3, 8. 209— 211, Taf. V, Fig. 3—5. Wachsthumsverhältnisse des Spatangus Hofmannı. 99 NOETLING auf Taf. V, Fig. 5 abgebildeten Stückes mit schmaleren Ambulacra. Die Anzahl der Haupt-Tuberkeln auf der Oberseite ist bei Hofmann? nicht grösser in diesem Alter, im Gegentheil bei ober- und unter-oligocänen Exemplaren eher geringer. Die »weit geringere Grösse« der samländischen Exemplare ist jedoch für mich zunächst kein Unterscheidungsmerkmal, namentlich aber nicht, nachdem die übrigen Unterschiede fortfallen und auch aus dem Mittel-Oligocän von Stettin nur kleine Exemplare vorliegen. Es sind eben in beiden Fällen bislang nur Jugendformen gefunden worden. 7 IV. Verticale und horizontale Verbreitung der beschriebenen Arten. Vor Abschluss vorliegender Arbeit waren 14 Arten aus dem Oligocän des nördlichen und mittleren Deutschlands bekannt, welche sich auf 10 Gattungen vertheilten: 1. Rhabdocidaris anhaltina GIEBEL sp. Cyphosoma rhenana LUDWIG. Baueria geometrica NOETLING. 4. Psammechinus pusillus MÜNSTER sp. » osnabrugensis COTTEAU. » scutatus MÜNSTER sp. Echinanthus subcarinatus GOLDFUSS sp. 5) » scutella GOLDFUSS Sp. 10. Echinolampas Kleinii GOLDFUSS sp. 1l. Schizaster acuminatus (GOLDFUSS sp. 12. Moira Koeneni EBERT. 13. Spatangus Desmarestii MÜNSTER. 14. > (Maretia) Hofi'manni GOLDFUSS. 15. > > Koeneni EBERT. B) 6. Echinocyamus ovatus MÜNSTER sp. " 8 Echinocyamus scutatus ist eine unsichere Art, es bleiben also 14 sichere Arten. Neu hinzugekommen sind nun 12 Arten: 1. Rhabdocidaris deserta. 2. (Doro?-) Cidaris söllingensıs. Psammechinus quadrituberculatus. Lehinocyamus Boettgert. » Zittelv. > ww Verbreitung der beschriebenen Arten. 101 6. Echinanthus subhemisphaerieus. 7. Echinolampas Hauchecornei. 8. » planulatus. 9. Spatangus inflatus. 10. » Damesi. Ti. » (Maretia) Martensü. 12: » » bündensis. Diese 26 Arten vertheilen sich auf die drei Abtheilungen des Oligocäns folgendermaassen. Das Unter-Oligocän hat 6 Arten geliefert: Rhabdocidaris anhaltina. Echinoeyamus Boettgert. » ovatus. » Zitteli. Schizaster acuminatus. Maretia Hof'manni. Von diesen sind zwei, Rhabdocidaris anhaltina und Echino- cyamus Zitteli auf das Unter-Oligocän beschränkt, die übrigen finden sich auch in höheren Schichten, Schizaster acuminatus auch im Eocän. Im Mittel-Oligocän konnte das Vorkommen von 9 Arten festgestellt werden: Cidaris söllingensis. Cyphosoma rhenana. Baueria geometrica. Psammechinus pusillus. » osnabrugensıs. » quadrituberculatus. Echinocyamus ovatus. Schizaster acuminatus. Maretia Hofmanni. Von diesen sind 3 bisher nur im Mittel-Oligocän beobachtet worden, nämlich Cidaris söllingensis, Cyphosoma rhenana, Psamm- echinus quadrituberculatus, 3 kommen auch im Unter-Oligocän vor, Baueria geometrica (im Samland), Echinocyamus ovatus und Schizaster acuminatus; die übrigen drei auch im Ober-Oligocän, 102 Verbreitung der beschriebenen Arten. Aus dem Ober-Oligocän sind 20 Arten bekannt geworden: Rhabdocıidaris deserta. Psammechinus pusillus. » osnahrugensis. Echinoeyamus Boettgeri. » ovatus. Echinanthus subcarinatus. » subhemisphaericus. » scutella. Echinolampas Kleini. » Hauchecorne:t. » planulatus. Schizaster acuminatus. Moira Koeneni. Spatangus Desmarestü. » inflatus. » Damest. Maretia Koeneni. » Hofimannı. » Martensiv. » bündensıs. Von diesen kommen 6 Arten, wie wir gesehen haben, auch ın tieferen Schichten vor, Psammechinus pusilus, Ps. osnabrugensis, Echinocyamus ovatus, Echinoc. Boettgeri, Schizaster acuminatus und Maretia Hofimanni. Die Uebrigen 14 Arten sind bis jetzt dem Ober-Oligocän eigenthümlich. Drei Arten gehen also durch sämmtliche Schichten hindurch: Echinoceyamus ovatus. Schizaster acuminatus. Maretia Hofimanni. Dazu kommt noch Echinocyamus Boettgeri, der bisher zwar nicht im Mittel-Oligocän gefunden wurde, aber durch sein Erscheinen im Ober-Olisocän seine Ausdauer beweist. Ausserdem haben Unter- und Mittel-Oligocän Baueria geome- trica gemeinsam, und Mittel- und Öber-Oligocän Psammechinus osnabrugensıis. Verbreitung der beschriebenen Arten. 103 In das Eocän reicht nur eine Art, Schizaster acuminatus, in das Miocän ebenfalls eine, wenn meine Vermuthung sich bestätigt, dass Psammechinus sphaeroideus COTTEAU synonym Psammechinus pusillus ist. Die übrigen Arten sind auf das Oligocän beschränkt. In der horizontalen Verbreitung zeichnen sich aus Psamm- echinus pusillus, Ps. osnabrugensis, Echinocyamus ovatus, Schizaster acuminatus und Maretia Hofmanni. Auch (id. anhaltina gehört zu den verbreiteteren Arten. Von den Fundorten ist der Doberg bei Bünde der ausgiebigste, sowohl was die Anzahl der Individuen betrifft, als auch die der Arten; er hat 17 oberoligocäne Arten geliefert: Rhabdocidaris deserta. Psammechinus pusillus. Echinocyamus Boettgeri. » ovatus. Eechinanthus subcarinatus. » subhemisphaericus. » scutella. Echinolampas Kleini. » Hauchecornev. Schizaster acuminatus. Spatangus Desmarestü. » inflatus. » Dames:. Maretia Koeneni. » Hojjmannı. » Martensü. » bündensıs. Dazu kommen noch vom benachbarten Brandhorst die unter- olisocänen Rhabdocidaris anhaltina und Echinocyamus Zittel. Nächst Bünde ist Astrupp und die Gegend von Cassel am reichsten an tertiären Echinoidea. Von Cassel lagen mir vor aus dem Ober-Oligoeän: Psammechinus pusillus. » osnabrugensıis. 104 Verbreitung der beschriebenen Arten. | Echinocyamus Boettgeri. » ovatus. Echinolampas Kleinü. Schizaster acuminatus. Spatangus - Reste. Astrupp hat ebenfalls 7 Arten aus dem Ober-Oligocän ge- liefert: Psammechinus pusillus. » osnabrugensis. Echinocyamus ovatus. Eechinanthus scutella. Echinolampas planulatus. » Kleinü. Maretia Hofimannı. Vom Grafenberg bei Düsseldorf resp. Erkerath sind aus dem Oberoligocän bekannt geworden: Psammechinus pusillus. » Ösnabrugensis. Echinocyamus ovatus. Schizaster acuminatus. Aus dem Sternberger Gestein lagen mir vor: Psammechinus pusillus. Echinocyamus ovatus. Spatangus- Reste. Die übrigen oberoligocänen Fundorte haben ebenfalls nur wenige Arten geliefert und gruppiren sich zwischen die ge- nannten. Das Mittel-Oligocän des Mainzer Beckens hat 6 Arten ge- liefert: Cyphosoma rhenana. Baueria geometrica. Psammechinus pusillus. » Ösnabrugensis. >“ quadrituberculatus. Schizaster acuminatus. Verbreitung der beschriebenen Arten. 105 Auffallend ist hierbei das Vorwiegen der regulären Echiniden, während dieselben im ganzen nördlichen Oligocän zu Gunsten der irregulären, namentlich der Spatangiden, zurücktreten. Von den unteroligocänen Fundorten ist Lattorf der reichste mit mindestens 5 Arten. N. Beziehungen zu den Echinoiden-Faunen anderer Tertiärgebiete. Bei einem Vergleich mit den Echinoiden-Faunen anderer Gesenden hat sich das überraschende Resultat ergeben, dass unsere Fauna eine dem Gebiet eigenthümliche, abgeschlossene ist, die mit den benachbarten nur wenig Vergleichungspunkte bietet. Zunächst ist das deutsche Samland zu berücksichtigen, dessen Fauna NoETLING 1883 in der Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft, sodann 1885 und 1888 in den Abhandlungen zur geol. Specialkarte von Preussen eingehend bearbeitet hat. In der erstgenannten Abhandlung glaubte der Autor auf den Charakter der Echinoidenfauna hin die Bernsteinformation dem Ober-Eocän zuweisen zu sollen; nach Bearbeitung der Mollusken indessen hat er in der letzten Abhandlung diese Schichten dem Unter - Oligocän zugewiesen. Allerdings hat die Echinoidenfauna der Bernstein- formation noch mehrere eocäne Typen, die sowohl dem Unter- Oligocän von Lattorf, wie den jüngeren Schichten Deutsch- lands fehlen, Salenia Pellati, Lenita patellaris, Scutellina Michelini. Indessen treten doch schon andererseits Formen auf, die in dem übrigen deutschen Unter-Oligocän und in den höheren Oligocän- bildungen vorhanden sind. Es sind dies: 1) Schizaster acuminatus, den NOETLING irrthümlich für eine specifisch eocäne Form hält. 2) Maretia Hofimanni, von NOETLING irrthümlich als M. Grigno- nensis beschrieben. 3) Baueria geometrica, die ich auch im Mittel-Oligocän nach- gewiesen habe. Von den von NOETLING angeführten 12 Arten sind 5 für das Samland eigenthümlich. _ Echinoeyamus piriformis kommt nach Beziehungen zu anderen Tertiärgebieten. 107 TOURNOUER und NOETLING auch in jüngeren Schichten vor. Es bleiben also nach Abzug der genannten drei, auch in dem jüngeren deutschen Tertiär vorkommenden Arten, nur noch drei bisher allein im Eocän gefundene Arten: die schon genannten Salenia Pellati, Lenita patellaris und Sceutellina Michelini. Es hat demnach das Samland bezüglich der Echinoiden-Fauna ebenso viel Beziehungen zum Eocän, wie zum übrigen Unter- resp. Mittel-Oligocän Deutschlands. Immerhin aber bleibt die Thatsache bestehen, dass bis jetzt den übrigen unter-oligocänen Fundorten derartige eocäne Arten, abgesehen vom Schizaster acuminatus, fehlen. Indessen haben wir ja auch bei den jüngeren deutschen Oligocän-Ablagerungen gesehen, dass die Vertheilung der Arten auf die einzelnen Fundorte eine sehr. verschiedene ist, und lasse ich die Frage often, ob man mit NOETLING deshalb das samländische Unter-Oligocän als eine andere Faciesentwickelung dieser Schichtenfolge auffassen will. Im Westen sind unseren Ablagerungen die belgischen be- nachbart, deren Fauna 1880 von CoTTEAU!) beschrieben worden ist. Hier ist ein Vergleich dadurch erschwert, dass aus dem belgischen Oligocän nur Cidaris-Stacheln bis jetzt bekannt ge- worden sind. Mit dem belgischen Eocän hat unsere Fauna den Schizaster acuminatus gemeinsam. Mit dem Miocän resp. Pliocän Belgiens sind engere Beziehungen insofern vorhanden, als Psanım- echinus sphaeroideus COTTEAU, wie ich im ersten Theil dieser Arbeit ausgeführt habe, wahrscheinlich Jugendformen von Psammechinus pusillus begreift; dass ferner Ps. Dewalguei ÜOTTEAU meinem Ps. quadrituberculatus, und Echinocyamus Forbesi ÜOTTEAU unserem E. ovatus nahe verwandt ist. Das einzige Bindeglied mit den südeuropäischen Tertiär- Ablagerungen bildet, abgesehen von den drei eocänen Formen des Samlandes, allein Schizaster acuminatus. !) Mem. cour. de l’Acad. roy. de Belgique, 1880. N Oosipenda.|, Ale ae f 0 & x Ds Corrisenda. Seite 55, Zeile 15 von oben lies Taf. II statt Taf. IV. Alphabetisches Verzeichniss der im speciellen Theil (A.) beschriebenen Arten. (Die in Cursiv-Schrift gedruckten Namen sind Synonyma.) Arbacia pusilla . Baueria geometrica Norıııne . Cassidulus subcarinatus QUENSTEDT Cidaris anhaltina GiEBEL ö » » » Stacheln » söllingensis Eserr » -Stacheln Clypeaster Kleinii GoLpruss . » fornicatus GoLpruss . Cyphosoma rhenana (Lupwıc) Eseır ? Cyphosoma-Stacheln Diadema pusillum Acassız ? Diadematiden- Stachel (? Doro-) Cidaris söllingensis Eserr - . Echinanthus subearinatus Gorpruss sp. » subhemiphaerieus Eserr » scutella GoLpruss sp. Echiniden - Stachel Echinoceyamus Boettgeri Ererr » ovatus Münster sp. Sr 19) Sala. 9. 34. S.11. S. 74. > la, Itavoıl, Nie, 12, S.76, Taf.X, Eig. 14-17; 96. S308 3. 46. 11, Iaroll, IQ), Sb Ulen en 2%, 10115 8. SE) De (ke, Ale 2, Lore ıllo 8279, Taxe ern. Sl, Tal. ine, 12: S.34, Taf. IV, Fig. $.35, Taf. IV, Fie. S. 37. S.79, Taf. X, Fig. S-S04 Ta XG Bier 9. Se ENG Ad S.30, Taf. V, Fig. 2122 Ss—1ll. 110 Alphabetisches Verzeichniss Echinocyamus scutatus GoLpruss sp. . » Zitteli Eserr . Echinocyphus pusillus SchLüter . Echinolampas Hauchecornei Eserr . » fornicatus GoLpruss Sp. » Kleinii GoLpruss Sp. var. alta Esert » conoidea Eserr . » exporrecta Eserr » Goldfussi Everr . » subhemisphaerica Esrrr . » planulatus Eserr . Echinoneus ovatus Münster » scutatus GoLDFUSS Echinus osnabrugensis aut. : » pusillus Münster . Fibularia ovata QuENSTEDT Glyphocyphus pusillus Desor . Hemiaster acuminatus Desor . Hemipatagus Hofmanni Dxsor Maretia bündensis Eserr . » grignonensis NOETLING » Hoffmanni GoLpruss sp. » » » » Stacheln . » » » » Wachsthum . » Koeneni EsBErrt » Martensii Ererr . Micraster acuminatus PriLıeri Moira Koeneni Eserr Yucleolites scutella GouLvruss . » subcarinatus GOLDFUSS . Psammechinus osnabrugensis Corrzau » pusillus Münster sp. » quadrituberculatus Eserr » sphaeroideus CotrEAU . S. S. S. 30. 33, Taf. V, 19. S.43, Taf. IV, S. S. sh 46. 39 Pafalle Tape Taf. X, 40, Taf. UI, $.41, Ta£.II, S. >. S. 41, Taf. III, 41, Dar Ile Au Ans xC, Fig. 13. Fig. 1. Fig. 13. Fig. 1—2. Fig... Kcal. Fig. 3. Fig. 2. Fig.1. Fig. 1. Fig. 3. 63, Taf. VII, Fig. 3—7. Fig. 1. Fig. 26. Fig. 2. Fig. 7. Fig. 7—8. Fig. 1. Fig. 6. S.44, Taf. III, 8. 30. S. 30. S. 22. S.19. S.30. S. 19. Se 8.63. S. 69, Taf. VII, Fig. 1. 8.68. S. Tat S.65, Taf.X, 3.94 — 99. S.60, Taf. VII, Fig. 2. S.67, Taf. IX, S.47. S.52, Taf. V, Sr S. 34. S.22, Taf.I, Sl STarR S.26, Taf. I, 8.19. der im speciellen Theil (A.) beschriebenen Arten. ll Bbrammeehmns-Stachelme nn. a. 2..8..8, Lak x, Bigsl2nlomu. te: Pygorhynchus subearinatus Acassız . . . . 8.84. IN aBusı Rleini Grenzen 2. an 8.8‘. Rhabdoeidaris anhaltina Gieeen sp. . . . » 8.11, Taf.I, Fig. 10. » » » » Stacheln. 8.74, Taf.X, Fig. 21— 24. > 7a aa, al, » desertapRpann 0 Re elor Data Bye. il Schizaster acuminatus Gorpruss sp... . . . 8.47, Taf.V, Fig.1—-6 Spataneıden Stachelng. rn mes... 2.09.80, NatıXı, Big. 7. Spatangus acuminatus Gowprus . . 2... 847. » kundensise Brrens a 0027227088: 69,2 Ear VIE SRrel. » Damest/BrzRm Me 5259, Tas VılkRiaal: » Desmarestii Münster - ». . . . 8.58 Tat.V, Eie. 1A. Iteıe UL, Tee 9, var. conoidea Eserr . 8.55, Taf. VI, Fig.l. » Hoffmann Gorpnuss" 2.2 .2.2.2°2235263, RarsVIIl Bios. Ita IC, 1iez Jle » » » Stachelng 2 21526521 9X0 30426: » » » Wachsthum . S. 94 — 99. » mem Daseins, - 0 oo a 5 © Ban, eis MAL Ian » Koenenis Ererr nn 28860, Rat VI Rie. 2. » Marlensia Beweis er Bat Be E19. > 7 A.W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschre » 4 ’ » r \ f 2) “ r ee; . E - - ü ” j 4 : “ N - - _ + . = RL Publicationen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit F bezeichneten Karten u. Schriften sind in Commission bei Paul Parey hier; alle übrigen in Commission bei der Simon Schropp’schen Hoflandkartenhand- lung (J. H. Neumann) hier erschienen, l. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten. » (Preis Lieferung 1. 2. 8. 4. on » Im Maalsstabe von 1: 25000. » Doppelblatt der mit obigem 7 bez. Lieferungen 3 » » » » übrigen Lieferungen ...... 4 » | für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen .... 2 Mark. » Blatt Zorge, Benneckenstein, WE Ellrich, Nord- » >» » hausen*), Stolberg Buttstedt, Eekartsberga, Rosla, Apolda, Magda Jena*) Worbis, Bleicherode, ob Nar.-Orschla, Gr. un Drmenrode Sömmerda, Cölleda, Sean Neumark Erfurt, Weise SA Gröbzig, Zörbig, Peiorsharg : Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, en udweilen een bach, Emmersweiler, Hanweiler Gm 3* ner blätter) 5 Gr.-Hemmersdorf, ealenis. eeumeiler FReiedriehe thal, *Neunkirehen (darunter 4 * Doppelblätter) . Waldkappel, Banmee, Sontra, Netra, Hönebach, Gerstungen . Heringen, Kelbra nebst Blatt et 2 Bel dutch is Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im Anhange, Sangerkausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt Wincheringen, Same. Beuren, ea Perl, Merzig . - 7 Linum, Cremmen, Nasen Maritz, Mara Rohahe Naumburg, Stössen, Sanbırz ‚ Osterfeld, Bürgel, Eisenberg ; Ser: Langenberg, Grossenstein, Gera, Rönneburer. t Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow Langenschwalbach, Platte, Königstein, Eltville, fs baden, Hochheim . . Harzgerode, Pansfelde, Leimbach, Schwenda, Wippra, Mansfeld - Roda, Ganglof, Neustadt, Triptis, Pörmitz, Zeulenroda Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . . . Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Quer furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg 7 Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte und Bohr- register) EB: Rödelheim, rennt 2, nm Sehwenhein Sachen hausen . T Ketzin, Fahrland, Werder, Potsdam, Beelitz, Wildenbruch Ermschwerd , Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (die beid. letzteren m. je 1 Profiltaf. u.1 geogn. Kärtch.) Tennstedt, Gebesee, Gräfen-Tonna, Andisleben Mahlhausen, Körner, Ebeleben » r Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- -Wusterhausen, Alt-Hart- mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf *) (Bereits in 2. Auflage). 12 — 12 — 14 — Lieferung 27. Blatt Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerode . » 25. » Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Cahla, Rudol- stadt, Orlamünde A » 29. » + Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Schönerlinde, Bernau, Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands- berg, sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister » 80. » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt an der Heide, Sonneberg 5 EN SEEN iO 2 » 31. » Limburg, *Eisenbach (nebst1 Lagersfättenkarte), Feldberg, Kettenbach {nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein » 32. » 7 Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . 5 » 33. >» Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Wahlen, Lebach. (In Vorbereitung). » 34. » T Lindow, Gr.-Mutz, Kiein-Mutz, Wustrau, Beetz, Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 35. » T Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) ec > » 36. » Hersfeld, Friedewald, “Vacha, Eiterfeld, Geisa, Lengsteld . » Ole Altenbreitungen,, Wasungen, Oberkatz (nebst 1 Profil- tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel) » 35. >» 7 Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . . » 39. » Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt (hierzu eine Illustration) car ie ee ee = N == 1 ge ll. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Bd. I, Heft 1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte und Profilen; von Dr. H. Eck . . » 2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E. E. Schmid . . » 3. Geogn. Darstellung des Steinkohlengebirges und Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S., nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Vebersichtsblättehen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.: von Dr. H. Laspeyres » 4. Geogn. Besaln lm: der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. L. Meyn e E20 0 oc Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. “ Steinkohlen-Calamarien, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holzschn.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. . » 2. + Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. Grundlage agro- nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn.- RRNEn En Karte; von Prof. Dr. A. Orth E » 8. T Die Umgegend von Berlin. Allgem. Erläuter. z. geogn.- agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten Berlins, nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. Dr. G. Berendt . » 4. Die Fauna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, nebst-1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. ? Bd. III, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 2. + Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe.. N (Fortsetzung auf dem Umschlage!) Mark Bad. III, Heft 3. Bd. IV, Heft 1. Bd. V, Heft 1. RR we, Bd. VI, Heft 1. Bd. VII, Heft 1. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen @eolog. Uebersichtskarte von Schleswig-Holstein; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt Geogn. Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile etc.; von Bergrath A. Schütze . . Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, fi Aly- phostoma (Latistellata)” nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter . . Monographie der Homalonotns-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von 8 Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H.v. Dechen Beiträge zur Kenntnis der Tertiärfora der Provinz Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln; von Dr. P. Friedrich Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. O0. Speyer nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A. v. Koenen Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer . Beiträge zur fossilen Flora. III. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 23 Tafeln; von‘Prof. Dr. Ch. E. Weiss rt Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens von Dr. E. Laufer. Mit 1 Titelbilde, 1 Zinkographie, 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte . Uebersicht über den Schiehtenaufban 'Ostthüringens, nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe . Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 lithogr. Tafeln, von Dr. L. Beushausen Die Trias am Nordrande der Eifel zwischen Commern, Zülpich und dem Roerthale.. Von Max Blancken- horn. Mit 1 geognostischen Karte, 1 Profil- und 1 Petrefakten- Tafel Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. ' Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata. Lieferung II: Crustacea und Vermes. Lieferung VI: Eehinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text- tafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln . . SE Die Fauna des samländischen Tertiärs.. Von Dr. Fritz Noetling. II. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf. Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Von Dr. Felix Wahnschaffe. Mit einer Karte in Bunt- druck und 3 Zinkographien im Text. . Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch- pommerschen Tertiärs und ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- ergebnissen dieser Gegend von Prof. Dr. G. Berendt. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text .. Untersuehungen über den inneren Ban westfälischer Carbon-Pflanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu Tafel I-VI. — Beiträge zur fossilen Flora, IV. Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. I. Die Gruppe der Favularien, übersichtlich zusammengestellt von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. Hierzu Tafel VII-XV (1—9). — Aus der Anatomie lebender Pteridophyten und von (ycas revoluts. Vergleichsmaterial für das phytopalaeontologische Studium der Pflanzen - Arten älterer Formationen. Von Dr. H. Potonie. Hierzu ‚ Tafel XyI-XXI 1-8). Be Mark 20 — 10 — 20 — Bi ar Bd. VII, Heft 4. Beiträge = zur Kenntnis der, a | Prof. EU W. Ta vi ‚In a ing i BE Bd. VIII, Heft 1. + (Siehe unten No. 3 » 2. Ueber die. a , Serkltinisee der mgegend von Dörnten' nördlich Goslar, mit nderer ne der Fauna des oberen Li: DE August Denckmann in Marburg. D 64 Allassnk Tale FR re ».'8, Geologie der Umgegend von Haiger bei (Nassau). ‘Nebst einem palaeontologischen Von Dr. Fritz Frech. Hierzu A BSOen rund 2 Petrefacten-Tafeln °. . . ae >» 2 Anthozoen des rheinischen Mittel- Devon. Von } Clemens Schlüter. Mit 16 litbographirten. Tafeln . Bd. IX, Heft 1. Die Echiniden ‚des ‚Nord- und ee Oligoeä -Bd. X; Heftl. Dad Norddeutsche Unter- Oligtchn all. seine ol ısken- ‘Fauna, Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttinge - Lieferung I: Strombidae — Murieidae — Bu „Nebst en und 23 Tafeln. A RER t Jahrbuch = . Königl. P Be Kane: Landen Ber akalomi das Jahr 1880. Mit ‚geogn. Karten, Profilen. ete. u Dasselbe für die Jahre. 1881 — 1887. Mit ie Karten, EN N EI REES ; Benloginche, Veliärstehtäbarke: des ne im Il Wi ‚100000; ROSEN von Dr. K. A. Lossen 5. Berheche Karte der vg vo ‚Thale beart und W. Dames. Maalsstab 1:25000. { .. Geologische Karte der Stadt Ber ” aufgenommen unter Benutzung der ] 7. + eognastisch-agronomische ee der Umgegend von Berlin von Prof. Dr. G. 8. re y Uebersichtskarte der ‚Umg: { stab 1:100000, in 2 Blättern. He; . Preuss. .Geolog. "Landesanstal vorstehend „genannten Abhandlungen: der Umgegend von Berlin von. en HREIANE von F. ESEL ER ® N ary: sile Hölzer Preussens. * ' Köni ie uhr re Zr - x K A Abhandlungen zur veoloeischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. IIANIAANAANAIIIIUUTTIITET TI TIrInennn nennen BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann. ) 1889. R. Caspary: Einige lossile Hölzer Preussens. Nach dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers bearbeitet von R. Triebel. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Hierzu ein Atlas mit 15 Tafeln. BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1889. A 2 m GP u BR dv E N - j i De BA da "a TE AT SR TER ee f _“ ö 0 fa Pa Zu) 2 ö Em, vi " Fa j ER 4 on lie ee Pe { er f ny = “ . 4 D* ih ! P# E 1 IH e 5 # = Sn un & . Be ANER: “rl * . 4 N Br TEN er N ap ' I + £ ar Br, { 1 y = y [aH Be z - (fe , Zr 0 M u, N 4 ns k bi 1] 8 HEN PR Ru RL uhitn. #, k & . usanille l an k 4 f 2, Se | B: : h » h ) B 5 Te Se Uran . L . 2 ’ gi [A 4 hi r N \n ’ % Nie Dee nen v As ER NAT a. | ne. Nic un A DER % ein, B ya rd ü Vorwort. Der Verfasser der nachstehenden Arbeit, mein hochverehrter, verewigter Lehrer Herr Professor ROBERT CASPARY, veröffentlichte im Juni 1887 in den Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft von Königsberg eine Abhandlung, benannt: »Einige fossile Hölzer Preussens nebst kritischen Bemerkungen über die Anatomie des Holzes und die Bezeichnung fossiler Hölzer«. Eine bereits im Februar 1887 ebendaselbst publicirte vorläufige kurze Mittheilung über denselben Gegenstand wurde im genannte . Abhandlung aufgenommen. Eingangs dieses Aufsatzes heisst es: »den kurzen Beschreibungen (der 16 Hölzer) sollen später aus- führliche, zugleich mit den Abbildungen folgen. Die übrigen fossilen Hölzer, besonders die hier nicht erwähnten Coniferen unseres Landes werden dann hinzugefügt werden«. Ich will hier erwähnen, dass der Verstorbene seit einer Reihe von Jahren unab- lässig bemüht war, fossile Hölzer ost- und westpreussischer Fund- orte zu sammeln, und seiner Umsicht war es gelungen, ein sehr umfassendes Material allmählich ın seine Hände zu bringen. Die bis zu seinem Tode noch in fortdauerndem Anwachsen begriffene Sammlung umfasste über 1000 Nummern fossiler Hölzer aus Preussen und wird gegenwärtig noch im Museum des Kegl. Bot. Gartens zu Königsberg aufbewahrt. Der bei weitem grösste Theil dieser Stücke waren verkieselte Hölzer aus dem preussischen Diluvium, doch umschloss die Sammlung auch eine beträchtliche Anzahl in Bernstein eingeschlossene und andere kohlige Hölzer, die dem samländischen Tertiär entstammten. Von vornherein war eine ge- trennte Bearbeitung der Bernsteinhölzer beabsichtigt, das übrige sollte, wenn möglich, in einer Arbeit vereinigt werden. VI Vorwort. Jedoch die auf breitester Basis angelegten Untersuchungen eines so umfangreichen Materials konnten zugleich mit vielen anderen Arbeiten selbst durch die ungewöhnliche Arbeitskraft des Dahingeschiedenen nur sehr allmählich gefördert werden. Jahre sind vergangen, ehe die grosse Zahl von Dünnschliffen hergestellt war, an welchen die Untersuchungen begonnen werden sollten. Die Unmöglichkeit, das ganze vorhandene Material, welches zudem beständig Zuwachs erhielt, mit einem Mal zu bewältigen, mag wohl den Verewigten schliesslich veranlasst haben, die Unter- suchung eines ausgewählten Theiles, vornehmlich der Laubhölzer zunächst abzuschliessen. In diesem Sinne habe ich in der Zeit 1885 — 1886 die beigefügten Abbildungen gezeichnet, zugleich eine nicht unbeträchtliche Zahl, betreffend andere Hölzer, vor- wiegend Coniferen, deren Bearbeitung demnächst in’s Auge gefasst war, aber leider nicht mehr ihre Erledigung gefunden hat. Die vorliegende Arbeit wurde erst im Anfang des Jahres 1887, also nicht lange vor seinem am 18. September 1887 erfolgten Tode, vom Verfasser mit der Absicht, sie zum definitiven Abschluss zu bringen, in Angriff genommen. Zerstreute Notizen, der Voruntersuchung entstammend, waren zwar schon vorhanden, die Hauptergebnisse früherer Untersuchungen aber waren wohl lediglich seınem Gedächtniss anvertraut und er- möglichten ihm die Arbeit in verhältnissmässig kurzer Zeit abzu- schliessen. Jene Abhandlung in den Schriften der physikal.- ökonom. Gesellsch. vom Juni 1887 ist abgesehen von dem ersten, kritischen Theil lediglich. eine Veröffentlichung der Diagnosen, welche aus der damals schon fast fertigen ausführlichen Bearbeitung herausgenommen wurden. Die schon erwähnte vom Verfasser ın Aussicht gestellte Veröffentlichung der »ausführlichen Beschrei- bungen mit Abbildungen« war wohl für die nächste Zeit geplant. Noch wenige Wochen vor seinem Tode erhielt ich von ihm den Auftrag, eine Anzahl ergänzender Zeichnungen anzufertigen, leider konnte ich dieselben nicht mehr in seine Hände legen. Die Arbeit aber war damit inhaltlich beendist. Betreffend die mir anvertraute Anordnung des handschrift- lichen Nachlasses in nachstehende Form möchte ich noch einige En ET Vorwort. VIL Erörterungen anschliessen. Es wäre zweifellos aufgefallen, wenn in dieser Abhandlung, worin der Verfasser über sein Thema das letzte Wort gesprochen hat, die Diagnosen fehlten; ich habe deshalb keinen Augenblick gezögert, dieselben hier wieder aufzu- nehmen, obwohl sie in fast genau derselben Form bereits im Juni 1887 a. a. O. veröffentlicht sind. Abgesehen davon, dass Manchem die frühere vorläufige Mittheilung nicht zur Hand sein möchte, erheischte die Eimheitlichkeit des Ganzen diese Maass- nahme. Die Anordnung des Materials ist dieselbe wie in jener Mittheilung. Andererseits jedoch wäre ich in eine weitschweifige Wieder- holung verfallen, hätte ich eine eingehende Besprechung über die Nomenclatur des Verfassers hier Platz finden lassen. In diesem Punkt verweise ich auf den ersten Theil der mehrfach genannten Abhandlung vom Juni 1887. In Rücksicht jedoch auf den Umstand, dass das Verständniss der nachstehenden Arbeit in einzelnen Fällen dadurch erschwert werden könnte, dass die erwähnte Schrift nicht zur Verfügung steht, resp. aus früheren Arbeiten des Verfassers die Bedeutung dieser oder jener Bezeichnungsweise nicht leicht zu ermitteln wäre, lasse ich eine dahingehende kurze Erörterung folgen: Holzstrahl ist diejenige Holzmasse, welche auf dem Quer- schnitt zwischen zwei Markstrahlen liest. Holzspitzzellen, vom Verfasser seit 1864 (PrinGsH. Jahrb. IV, 122) in demselben Sinne gebraucht, gleichbedeutend mit: Holzfasern, HARTIG; cellulae porosae sive vasa porosa, (GÖPPERT bei Coniferen; Holzzellen, GÖöPPERT, Kraus; Holzprosenchym, SCHACHT; Tracheiden, SANIo z. T.; Libriform, SAnı0; gefächerte Holzzellen (Fächerprosenchym), Sanıo; Holzprosenchym - Ersatzfasern oder kurzweg Ersatzfasern, Santo. Holzstumpfzellen sind die parenchymatischen Zellen des Holztheils, welche senkrechte Stränge bilden, und aus einer langen parenchymatischen Zelle gleich nach der Anlage im Cambium durch mehr oder minder wagerechte Wände entstanden sind, (PrinGsH. Jahrb. IV, 122) gleichbedeutend mit: Zellfasern, HARTIG; Holzparenchym, ScHacHT u. Andere. Bei den Üoniferen sind dieselben als Harzzellen bezeichnet, wie dies auch von Kraus VIII Vorwort. geschehen; identisch mit: einfache Harzgänge, GÖPPERT, ÜUNGER. Deckzellen sind die den Gefässen anliegenden Holzstumpfzellen. Bei den Markstrahlen heissen die obersten und untersten Zellen bezw. Zellenreihen von einer Zelle Breite: Kantenzellen, die anderen Mittelzellen. Bei Markstrahlen von beträchtlicher Dicke finden sich zuweilen an deren Seiten, zwischen den oberen und unteren Kantenzellen in geschlossener heihe eine Lage parenchy- matischer Zellen, die kürzer, aber höher und dünner als die mittleren Markstrahlenzellen sind; bisweilen kommen diese Zellen auch nur vereinzelt vor; sıe heissen Hüllzellen. Bei den Markstrahlen heisst Höhe die Ausdehnung in senk- rechter Richtung; bei den anderen Organen wird die auf diese’ Richtung bezogene Grösse mit Länge bezeichnet, mit Breite der Durchmesser parallel zur Tangente. Dicke bedeutet den Durchmesser parallel zum Radius. Hinsichtlich der Abbildungen bemerke ich noch, ‘dass der gewählte Farbenton der natürlichen Farbe des Dünnschliffes zu- meist ziemlich entspricht. Einige Schliffe weichen in dem Farbenton etwas ab, so ist Acer terrae coeruleae mehr röthlichbraun, Juglans Tribelüü geht ins schwärzliche, doch durfte dergleichen als rein nebensächlich ausser Acht gelassen werden. In den Erläuterungen der Tafeln bedeutet Q, R, T die drei Schnittrichtungen; Quer- schnitt, radialer und tangentialer Schnitt. Die am Schluss der Zeile stehende Zahl giebt die für die Figur geltende Vergrösserung an. Berlin, ım März 1889. R. Triebel. SF Ds a A a mp NT ch e Ye Dicotyledonen. Magnoliaceen. Magnolia laxa Case. Tao Versteinertes Holz aus Ostpreussen, genauerer Fundort un- bekannt. Der Erhaltungszustand sehr mangelhaft. Alle Gewebs- theile sehr dünnwandig durch Verwitterung. Das Stück gehört einem dünneren Ast an. Jahresringe sind wahrnehmbar, aber undeutlich, Taf. I, Fie. 1. Der Jahresring scheint durch eine Herbstholzschicht von 2 bis 3 Lagen stark abgeplatteter Zellen begrenzt zu werden, Taf. I, Fig. 2. Der Holzstrahl misst 1—4 Zellen ın der Breite. Holzspitzzellen und Holzstumpfzellen bei dem schlechten Erhaltungszustand gleich dünnwandig, daher auf dem Querschnitt nicht sicher zu unterscheiden. Die Holzspitzzellen an der Grenze des Jahresringes haben im Querschnitt (nach fünf Messungen): Breite Dicke Maxime 7,0 0.0225 Minmaer 2220,02 0,012 » Mitelserar 22 00122 0,022 » Die Holzspitz- und Holzstumpfzellen zusammen nehmen im Holzstrahl bei Weitem nicht den Raum ein, wie die Gefässe. Nur 1—4 Holzspitz- oder Holzstumpfzellen trennen in radialer Richtung ein Gefäss vom benachbarten, Taf. I, Fig. 2 und 3. Auf dem radialen Schnitt sind hier und da lange schmale Zellen mit einer Reihe gehöfter Poren zu finden, Taf. I, Fig. 4; es mögen Abh. IX, 2. 1 I Dicotyledonen. [114] Holzspitzzellen sein, die einem Gefäss anlagen; die gehöften Poren sind elliptisch, die lange Achse wagerecht 0,0059"”", die kurze 0,0053"” mit schiefem Spalt. Die in senkrechter Richtung vornehmlich ausgedehnten paren- chymatischen Elemente des Holzes scheinen mir nur Deckzellen zu sein; sie sind auf radıalem Schnitt gut zu erkennen, oft in 2—3 senkrechten Reihen unmittelbar neben einander, Taf. I, Fig. 5, weniger deutlich auf dem tangentialen. Sie liegen den Gefässen meist dicht an, auch in zwei Lagen zwischen 2 Gefässen und bilden sehr lange Reihen. Ich zählte 10, 13 ja 28 Holz- stumpfzellen in senkrechter Reihe, deren Enden zudem gestört waren. Die Holzstumpfzellen zeigen auf radialem Schnitt (nach 14 Messungen): Höhe Dicke ulasalın 0 6. 0,029 Emm 20.056, 0,009 » Miele 2 7272.220:08583 0,024 » Poren habe ich nicht auf ihnen wahrnehmen können, wenn nicht dünne Zellen mit leiterförmigen, breiten, wagerechten Poren zu den Holzstumpfzellen gehören; ich möchte sie aber eher den Gefässen zuzählen. Die Breite einer solchen Zelle war 0,011 bis 0,013", Ob auch Holzstumpfzellen, etwa als 2—3schichtige Lage an der Grenze des Jahresringes vorhanden sind, vermochte ich wegen des schlechten Erhaltungszustandes des Holzes nicht zu ermitteln. | Die Markstrahlen sind zahlreich vorhanden, meist eine Zellreihe breit, selten und nur stellenweise, auf 1—3 Zellen weit auch 2 Zellen breit, Taf. I, Fig. 2 u. 6. Auf taugentialem Schnitt zeigten die Markstrahlen (nach 12 Messungen): Höhe Breite nn. Maxım. 27:,.089257 0,057 77 32 Minim.. 2 3104142 0,015 » 4 Mittel 77. =..0,461» 0,027 » 15 Eine sehr bemerkenswerthe Eigenschaft der Markstrahlen, auf dem radialen und dem Querschnitt besonders wahrzunehmen, [115] Dieotyledonen. 3 ist die, dass in derselben wagerechten Reihe der mittleren Mark- strahlzellen sehr lange mit ganz kurzen, welche der Querschnitt oft bauchig rechts und links angeschwollen zeigt, abwechseln. Der Querschnitt ergab für die Markstrahlzellen (nach 8 Mes- sungen): Länge Breite Maxim. 2.2.0100 DIE Minıma) = 2.220.039 » 0,008 » Mittel. 2. 2... 0,074.» 0,017 » Auf dem radialen Schnitt hatten einige Markstrahlzellen fol- gende Maasse (nach 19 Messungen): Länge Höhe Maxim 2.43... 0,19425 0.035525 Minim. 7.2. 2.0020,» 0,019 » Mäittelenr 222 2.2.0:0652> 0,029 » Die obersten und untersten Zellen eines Markstrahles oder die vorletzte, oder 2, selbst 3—4 Zellen an einem oder beiden Enden eines Markstrahles sind höher als die Mittelzellen. Auf tangentialem Schnitt zeigte: ein 17 Zellen ein 20 Zellen hoher Markstrahl hoher Markstrahl Höhe Breite Höhe Breite 0.040 » 0.017 „ | oberste ) 0,0807” 0,013” 0.047 » 0.017 „ Zellen -) 0,049 » 0,024 » 9 5) Maxim... 0,031» 0,027 » ß US» Wal Me oo oo Mintel. Ir Een An 00000, or, len 0.006 0,033 » 0,012 » | unterste 0,020 » 0,012») Zellen 0,043”” 0,019 | | 003300 Die Gefässe nehmen auf dem Querschnitt im Holzstrahl die grösste Fläche ein. Sie liegen in radialer Reihe, meist eines, selten zwei nebeneinander in der Breite eines Holzstrahles. In radialer Richtung ist ein Gefäss vom anderen durch 1—5 Holz- zellen getrennt, meist durch 1—2; seitlich grenzen sie meist un- mittelbar an den Markstrahl. Ihr Querschnitt ist elliptisch oder 4 Dieotyledonen. [116] eiförmig, die längere Achse in der Richtung des Radius. Wo 2 oder 3 an einander liegen, sind die Berührungsflächen mehr eben oedrückt. Der Querschnitt zeigt folgende Dimensionen der Ge- fässe (nach 12 Messungen): Dicke Breite Masım... 2328011 AR, IST Mmnım. 2.2.220,051> 0,053 » Mittels 22.8.20:0835 0,065 » Die Querwände der Gefässe sind sehr lang, etwa unter 30° zur Längsachse geneigt und leiterförmig durchbrochen, Taf. ], Fig. 9 u. 10. Fig. 10 zeigt 2 leiterförmige Querwände mit je 47 und 59 Maschen. Die Anlegefläche des dünneren Gefässes war 0,049”® breit und 0,286”” lang; die der dickeren 0,071 =m breit und 0,386” lang. Die Sprossen sind bisweilen gegabelt oder selten durch quere Stücke verbunden, 0,0013—0,0019”® breit im Abstand von 0,0034—0,0053”®. Die Länge der Gefässe ist auf dem tangentialen Schnitt bisweilen erkennbar; eines hatte 0,795 "= Länge bei 0,045"" Breite, die Querwände entgegengesetzt ge- richtet. Die Durchbrechung der Querwände zeigt auch Taf. I, Fig. 6. Die Beschaffenheit der Seitenwände der Gefässe ist selten erkennbar; sie sind mit leiterförmig angeordneten, gehöften Poren bedeckt, Taf. I, Fig. 11 u. 12. Ein dünnes Gefäss von 0,0199"% Dicke zeigte auf radialem Schnitt über 50 gehöfte Spaltporen, die über seine ganze Breite gingen; sein Ende war nicht sichtbar. Diagnose: Jahresringe nicht sehr deutlich, durch 2—3 Lagen abgeplatteter Herbstzellen begrenzt. Holzstrahl 1—4 Zellen breit, Holzspitzzellen und Holzstumpfzellen im Querschnitt nicht deutlich unterscheidbar, stehen an Fläche, die sie einnehmen, den Gefässen weit nach. Holzspitzzellen auf radialem Schnitt mit einer Reihe gehöfter elliptischer Poren. Deckzellen bilden senkrechte Reihen, bis 23 und mehr Zellen lang; sie sind 2—11 Mal so hoch als dick; öfters 2—3 Reihen unmittelbar neben einander. Markstrahlen einreihig, sehr selten stellenweise durch 1—3 Zellen Höhe zwei- reihig, 4—32 Zellen hoch. In ihren mittleren, wagerechten Zell- reihen die an Gefässe grenzenden Zellen von sehr ungleicher Länge, [117] Dicotyledonen. 5 benachbarte um das 2—3fache verschieden. Eine oder einige Reihen von Kantenzellen höher als die Mittelzellen. Gefässe im Holzstrahl in radialer Reihe, meist einzeln durch 1—3 Zellen, selten 4— 5 Holzzellen radial getrennt, oder in Gruppen 2 — 3 Ge- fässe einander berührend. Gefässquerwand lang-länglich, spitzlich an den Enden, leiterförmig durchbrochen mit 47 — 59 Spalten. Ge- fässwände mit Reihen von langen, gehöften Spaltporen. Wegen der ganz vorherrschend einreihigen Markstrahlen und der so ungleich langen Mittelzellen derselben könnte man an eine Zugehörigkeit zu den Salicineen denken (Populus, Salix), indess diese haben Holzzellen im Vergleich zu den Gefässen in zu grossen Mengen, und die Gefässe sind stets mit einem einfachen elliptischen Loch auf der Querwand durchbohrt. MÖLLER (Beiträge zur vergl. Anat.d. Holzes in Denkschr. d.k. k. Akad. d. Wiss. Wien 1876 p.329) giebt von den Salicineen ganz richtig an, dass die Gefässquer- wände »vollkommen resorbirt« sind. Dies bestreitet HOFMANN (Unters. über fossile Hölzer. Halle 1884, p. 41) für gewisse ame- rikanische Pappelarten, ohne sie zu nennen, und stellt darauf hin ein Salicinium varians aus der Kreide auf, das leiterförmig durch- brochene Gefässquerwände hat. Sechs Arten von nordamerikanischem Populus, die ich habe, besitzen keine leiterförmigen Querwände in den Gefässen, und ich bezweifle deshalb, dass das Salcinium varians Hor. eine Salicinee ist. In der Gattung Magnolia aber fanden sich alle Elemente, die das fossile ostpreussische Holz hat, obgleich nicht vereinigt in einer der 6 Arten, die ich habe (M. umbrella, Fraseri, macrophylla, grandiflora, glauca, acuminata). Magnolia Fraseri hat unter 100 Markstrahlen 89 einreihige, 11 zweireihige, M. umbrella nur 25 pCt. einreihige. Die Seitenwände der Gefässe sind bei M. ma- ° crophylla, acuminata, glauca, grandijlora leiterförmig und bei M. umbrella, maerophylla, glauca und grandijlora sind die Gefässquer- wände auch leiterförmig durchbohrt. Die mittleren Markstrahlen- zellen sind bei allen 6 Arten sehr ungleich lang, an den Gefässen stets kürzer. Die Gefässe sind zum Theil sehr zahlreich, wie bei M. acuminata und der Holzstrahl in seiner Breite mit dem fossilen Holz in ziemlicher Uebereinstimmung. Die Holzstumpfzellen sind 6 Dicotyledonen. [118] 1—2 Zellen tief an der Jahresringgrenze von M. macrophylla, Fraseri und acuninata entwickelt. Bei M. glauca und umbrella schliesst der Jahresring mit 2—4 Zellen, bei M. grandıiflora mit 2—6 Lagen von Holzstumpfzellen ab. Nur bei M. glauca fand ich ausserdem einige Stumpfzellen, die jedoch nur kurze Reihen bildeten, deren Endzellen spitz endigten. Auch nur bei NM. glauca kommen an den Gefässen einzelne Deckzellen vor. Die Holzspitz- zellen aller 6 untersuchten Arten haben Spaltporen, die sich kreuzen. Sie sind bei M. Fraser‘ ungehöft, bei den anderen Arten mehr oder minder breit gehöft; bei M. acuminata sind die Höfe auf demselben Schnitt bald klein, bald recht gross. Kurz, die Gattung Magnolia hat alle Eigenthümlichkeiten des fossilen Holzes in sich veremigt. Wegen des Vorherrschens der Gefässe nenne ich es Magnolia lawa. Acerineen. Acer borussieum Case. Taf. IL, Fig. 1—6. Versteinertes Holz aus Ostpreussen. Genauerer Fundort un- bekannt. Erhaltungszustand wenig befriedigend. Jahresringe von 2—3“%" Breite. An der Grenze des Jahresringes 3—5 Lagen stark abgeplatteter Zellen, Taf. IL, Fig. 1. Der Holzstrahl ist 2—16 Zellen breit, ım Mittel 7—8 (nach 14 Fällen). Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen und er- scheinen auf dem @nerschnitt von dem braunen, die Zwischenzell- räume erfüllenden Zwischenzellstoff umgeben. Daran lest sich eine sehr dünne farblose Schicht, dann folgt eine dickere braune und dann wieder farblose Füllung. Die Lichtung ist etwa doppelt so gross im Durchmesser, als die farblose und braune Schicht zusammen. Bei den Herbstholzzellen, die in 3—5 Lagen tan- gential abgeplattet sind, Taf. II, Fig. 1, ist oft nur die Zwischen- zellstoftschicht und von sonstiger Zellwand nichts vorhanden, viel- mehr statt letzterer eine gleichmässig farblose Füllung im Rahmen [119] Dicotyledonen. 7 des Zwischenzellstoffs, oder es ist in der Mitte dieser farblosen Füllung eine braune Masse, die zuweilen noch einen helleren Schein in ihrer Mitte aufweist. Diese Beschaffenheit der Herbst- holzzellen, die in Folge von Zersetzung ihrer wahrscheinlich recht dicken Wand entstanden ist, kann leicht zu dem Irrthum Anlass geben, dass jeder Jahresring durch eine Lage von 3—5 Holz- stumpfzellen vom nächsten getrennt wird. Die auf dem Quer- schnitt rundlich vieleckigen Holzspitzzellen hatten Breite Dicke Ik \ Zelle von der 0322000 4. Jahresring- 0,031 » 0,008 » 8. | grenze. 0,029 » 0,020 » Zellen aus der ) 0,025 » 0,031 » Mitte des 0,02%» 0,027 » ( Jahresringes. ) 0,020 » 0,025 » Letztere Maasse sind von solchen Zellen, die dicker als breit sind, was bei den meisten nicht der Fall ıst. Poren sind auf den Holz- spitzzellen ebensowenig wie auf irgend einem anderen Gewebstheil des Holzes, mit Ausnahme der Gefässe, vorhanden. Holzstumpfzellen!) nicht wahrnehmbar. Der Querschnitt zeigt den Gefässen anliegend einige abgeplattete Zellen, Taf. II, Fig. 1, bei denen der grösste und kleinste Durchmesser sehr von einander abweichen, und welche im Unterschied von den Holz- spitzzellen ausser dem Zwischenzellstoff, der sie begrenzt, nur farb- losen Inhalt zeigen. Wie der radiale und tangentiale Schnitt dar- lest, sind dieses Deckzellen, die zu 3—4, mehr oder minder auf 1) Mörrer (Vergleich. Anat. d. Holzes. Denkschr. d. K. K? Akad. d. Wiss. 15S6. p. 383) giebt an, dass bei Acer rubrum und platanoides die Holzstumpf- zellen »einzelne Faserzüge im Libriform bilden«. Ich finde bei genannten Hölzern, dass Holzstumpfzellen 1, selten 2 Lagen tief den Jahresring beschliessen und rhombo&drische Krystalle (kleesauren Kalk?) enthalten; ausserdem liegen aber Deckzellen an den Gefässen, am besten auf radialem Schnitt zu sehen. Sie sind 3—4mal so lang als breit uud haben 3—4 Reihen gehöfter Poren dem Gefäss zugekehrt, so bei Acer rubrum, A. saccharinum, A. eireinatum, A. macrophyllum, Negundo californicum, Neg. aceroides. Im Querschnitt sind sie daran zu er- kennen, dass ihre Gerbsäure die bekannte Blaufärbung mit Eisen giebt. 8 Dicotyledonen. [1 20] allen Seiten den Gefässsen anliegen. Die abweichendsten Durchmesser dieser Deckzellen im Querschnitt waren 0,051 : 0,012 0,037 : 0,009. Die Deckzellen maassen auf radialem Schnitt: auf tangentialem Schnitt: (nach 8 Messungen) (nach 10 Messungen) Höhe Dicke Höhe Breite Wessin , u We TE OS Ze Minim. . 0,051 » 0,013 » 0,056 » 0,012 » Mittel 27.270052 20,016 » 0,087 » 0,015 » Die Markstrahlen haben 1—6 Zellen Breite und 1—38 Zellen Höhe, Taf. I, Fig. 1u.3. Von 142 Markstrahlen waren einreihige 14 pÜt., zweireihige 4.2 pCt., dreireihige 22.7 pÜt., vier- reihige 38.7 pCt., fünfreihige 16 pCt., sechsreihige 2,8 pCt.; die vierreihigen sind also die häufigsten. Die Zellenzahl in vertikaler Richtung und einer Reihe beträgt im Mittel 15. Die Dimensionen der Marstrahlen sind (nach 10 Messungen): Höhe Breite Masıme a 0a 0,0792 Min 0062 0,017 » Mitteln 03205 0,043 » Der tangentiale Schnitt ergab für einzelne Zellen eines Mark- strahls folgende Maasse: Höhe Breite oberste Zelle 0,049 m 0.0202 unterste » 0,031 » 0,021 » : e Mesa, 0. RS 0,023 » mittlere Se ? 2 Zellen ) Minim. . 0,020 » 0,011 » Tele 22 5 0,016 » Auf radialem Schnitt Taf. II, Fig. 2 hatten einzelne Mark- strahlen: [121] Dieotyledonen. 9 Höhe Länge Zellen der | 0,037 w» 0,040 mn obersten | 0,057 » 0,047 » Reihe 0,040 » 0,043 » Zellen \ Maxim 2220:.0282 0,071 » Minim. 7.0.0187 0,044 » Mittel . .. 0,023 » 0,058 » Auch hier sind Zellen der obersten und untersten Zellenreihe aus der Mitte eines Markstrahls höher und breiter, aber kürzer als die mittleren Zellen, Taf. II, Fig. 2u. 3; erstere haben im Mittel Breite Höhe Länge 0,024 0,039 0,043 die Mittelzellen: 0,019 0,020 0,060. Sehr selten sind die Kantenzellen niedriger als die Mittelzellen. Die Gefässe liegen zu 1— 2 in der Breite des Holzstrahls und sind über die Fläche des Jahresringes ziemlich gleichmässig, jedoch ohne bestimmte Ordnung vertheilt, gegen das Herbstholz hin werden sie nur etwas dünner. Sie liegen einzeln oder zu 2—3 selbst 4 ın radialer Reihe dicht aneinander. Sehr selten finden sich 4 von ungleicher Grösse, die paarweise seitlich an- einander liegen. Uebrigens ist das Holz in der Richtung des Radius zusammengedrückt, Taf. Il, Fig. 1. Auf dem Querschnitt messen die Gefässe (nach 10 Beobachtungen): Dicke Breite Maxim 02:20. 0.227022 OnloTızn Mining 022.220:068% 0,091 » Mittel 2 22 2.20.0970 0,142 » Auf tangentialem Schnitt, Taf. II, Fig. 3, sieht man deutlich die Gefässquerwände, die meist parallel sind, seltener divergiren. Die einzelnen Gefässglieder zeigten: Länge Breite Maxim. 7220.20 OS Minim. lee 0,210 » 0,136 » Miitele 7222. 2.705318 0,156 » Es kommt vor, dass ein Gefässglied dachförmig endigt und sich rechts und links auf jede der Dachseiten ein zweites Gefäss- 10 Dicotyledonen. [122] lied ansetzt, somit das eine Gefäss gegabelt erscheint. Thyllen finden sich hie und da in den Gefässen. Die Verdickung der Gefässwände ist netzförmig mittelst dichter, sich schräge kreuzender, sekundärer Verdickungen. Dazwischen bleiben dann mehr oder weniger lange Spaltporen stehen, die etwa 0,003 "m breit und 0,008 — 0,015 ”" lang sind, öfters sogar noch länger, mehr als das Doppelte, Taf. II, Fig. 5. Sehr gewöhnlich ist ausser- dem auf einer solchen netzig verdickten Gefässwand noch ein anderes sechseckiges zartes Netzwerk vorhanden, Taf. II, Fig. 5, welches bisweilen auch ohne die erstbezeichneten gestreckten Maschen für sich allein vorkommt, Taf. II, Fig. 6. Diese Sechs- ecke messen etwa 0,0079 —.0,0093 "® und sind gebildet durch dicht liegende gehöfte Poren, die in der Mitte einen deutlichen, wenn auch mattbegrenzten spaltenförmigen Gang zeigen. Da, wo einem Gefäss Deckzellen anliegen, sind diese und die Gefässwand mit langen Spaltporen in einer Reihe versehen, oder solche Spaltporen liegen mehrere neben einander in der Breite, Taf. II, Fig. 4. Die Gefässquerwand scheint mit rundem Loch durchbohrt zu sein. Diagnose: Jahresringe vorhanden mit 3—5 Lagen stark abgeplatteter Zellen abschliessend. Holzstrahl 2—16 Zellen breit. Holzspitzzellen in radialen Reihen. Deckzellen als Umkleidung der Gefässe, höher als dick; sonstige Holzstumpfzellen nicht wahr- nehmbar. Markstrahlen 1—6 Zellen breit, meist 3—4, und 1—38 Zellen hoch. Kantenzellen höher und kürzer als die Mittel- zellen. Gefässe 1— 2 in der Breite des Holzstrahls, einzeln oder zu 2—4 in radialer Reihe, selten zu 4 mit paarweiser Anordnung. Dicke : Breite = 0,068 : 0,142" im Mittel, netzförmig verdickt mit fast rhombischen Maschen und grossen gehöften Spaltporen in diesen, und ausserdem oft mit sechseckiger Felderung, die durch gehöfte, dicht liegende Poren verursacht wird. Durchbohrung der Gefässquerwand mit einem Loch. Ueber die Zugehörigkeit des Holzes zur Gattung Acer ist kein Zweifel, aber ich kann ausser etwa A. circinatum und ma- crophyllum keine einzelne Art nennen, die dem fossilen Holz be- sonders nahe stünde, [123] _ Dieotyledonen. 11 Acer terrae ceoerunleae OAsp. 1) Ta 1 Nora, Taf I Ki. 1-7. Taf IN; Rie. 1 12 Das Holz ist schwierig zu deuten, weil die Zellwände meist von der Füllung der Lichtung mit Schwarzharz nicht zu unter- scheiden und nur stellenweise erhalten sind. Auch der Zwischen- zellstoff ıst verschwunden, und zumeist sieht man in den durch- scheinenden Schliffen nur lackbraune, besonders auf dem Querschliff isolirte Körper von Zellengestalt, Taf. II, Fig. 7 und Taf. III, Fig. 3, welche die eigentlichen Zellen vertreten. Hie und da ist es ersichtlich, dass man es mit Zellfüllungen zu thun hat, weil die Poren deutlich mit Harz gefüllt sind, und diese Harzausfüllung der Poren derjenigen des Zelllumens nach Verlust der Zellwand noch anhaften, Taf. III, Fig. 4, 5. Ueber umfangreiche Stellen sieht man lediglich structurlose lackbraune Harzmasse, Taf. III, Fig. 3, und öfters scheint es, als ob Zellen theilweise in das Harz umgewandelt seien. Auf sehr dünnen Schliffen sind die Harz- füllungen bräunlich-gelb. Auf dem Querschnitt sind stellenweise 2 Jahresringe kennt- lich und zwar dadurch, dass 6—9 Lagen parallel zur Tangente abgeplatteter Holzspitzzellen den alten Jahresring beschliessen. Der Holzstrahl umfasst nach 17 Beobachtungen auf dem Querschnitt und 13 auf tangentialem Schnitt, im Mittel 9 Zellen in der Breite, in den extremen Fällen 3— 18 Zellen. Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen, Taf. II, Fig. 7, Taf. HI, Fig. 1,3. Sehr selten ist auf dem Querschnitt die Harzfüllung von der Zellwand zu unterscheiden. In den meisten Fällen sieht man eine rundliche, radial oder tangential 1) Herr Conservator Künow, der dieses Holz im Schwarzharz der blauen Erde von Palmnicken entdeckte, hat 19 Schliffe davon hergestellt von 9 ver- schiedenen Holzstückchen, die alle nur sehr klein waren. Vier Querschliffe, einen radialen und einen tangentialen Schliff von einem Längsbruchstück eines Astes, theilweise mit Rinde und auch Mark von etwa 13m Länge und Durchmesser; ferner 2 radiale und 3 tangentiale Schliffe, die alle 3 durch die Rinde gingen von 4 anderen Stückchen Holz, die nur 11—15wm Jang und nicht halb so breit waren. Von 2 Stückchen je 1 tangentialen Schnitt durch die Rinde, von einem Stückchen einen tangentialen Schnitt durch das Holz und von eirem letzten 2 Querschliffe, 2 radiale und 1 tangentialen Schliff durch das Holz, 12 Dicotyledonen. [124] abgeplattete, gleichmässig braune Harzmasse die Zellen vertreten. Poren sind auf dem Querschnitt nicht bemerkbar. Auf dem tan- gentialen Schnitt jedoch ist die Wand stellenweise als lichtere Masse kenntlich und hier sind dann in ihr durch Harz ausgefüllte, einfache Poren zu sehen mit sehr engem Gang und wenig brei- terem Porenraum, Taf. IV, Fig. 4 Die Poren in benachbarten Zellen liegen einander fast immer gegenüber; sie sind unverästelt. Die Holzspitzzellen haben im Querschnitt (nach 11 Messungen): Dicke Breite Maxim. 22272220: 019 0,016" Kimim ne er NOTE 0,012 » Mittele 202 22:080142> 0,014 » Schlusszellen 0,007 » 0,017 » des 0,007 » 0,017 » Jahresringes \ 0,008 » =V.098 Auf einem tangentialen Schnitt sind viele Holzspitzzellen ihrer ganzen Länge nach zu sehen, die 2 Reihen gehöfter elliptischer Poren besitzen, Taf. IV, Fig. 10, ohne Zweifel sind dies solche, welche auf der gehöft-porigen Seite einem Gefäss anlagen. Die Poren maassen an Breite Höhe 0,0053 0,0072 0,0066 0,0079 Die Holzspitzzellen waren auf tangentialem Schnitt in ihrer ganzen Länge deutlichst zu erkennen und maassen (nach 5 Beob- achtungen): Breite Länge Vera. 6 . RS 0,9262 Nimm 02235 0,186 » Mittel 27. 22.0.0255 0,589 » Die Holzstumpfzellen lassen sich auf dem Querschnitt nicht erkennen. Bei den Längsschnitten können die durch Risse in Stücke zertheilten Holzspitzzellen leicht zu Täuschungen An- lass geben, doch sind Stumpfzellen mehrfach deutlich, Taf. I, Fig. 8. Auf den radialen Schliffen sind an den Gefässen Deck- [125] Dicotyledonen. 13 zellen erkennbar; sie sind meist dicker als hoch. Öft aber auch überwiegt die Höhe. Nach 10 Messungen beträgt ihre Dicke Höhe lass a 0,295 Minınn 79720. 20.00> 0,016 » Sie liegen auf radialem Schliff an den Gefässen 3—4 Zellen tief und haben (ohne Zweifel auf der dem Gefäss zugekehrten Seite) 2, 3, ja 4 Reihen gehöfter Poren, die mehr oder minder gestreckt elliptisch sind, Taf. III, Fig. 7 und in wagerechter Rich- tung 0,0039 — 0,0066”"” messen. Die Markstrahlen sind auf tangentialem Schnitt, Taf. III, Fig. 2, elliptisch, 1-——5 Zellen breit und 1—29 Zellen hoch. Die 4 Zellen breiten sind am zahlreichsten, zu 48°/, vorhanden, die dreizelligen zu 27°/,, die 1 und 2 Zellen breiten zu 8 und 60/9 und die 5 Zellen breiten zu 6°/, (Ergebniss aus 58 Markstrahlen). Die gewöhnlich geltenden Maasse sind nach 14 Beobachtungen: Höhe Breite Zellenzahl in der des Markstrahls Höhe Maxıme 2 0.0.030.650 U DE 29 Minmen2 22.22:0:.0287> 0,013 » 1 Mittel —....0..420:329:> 0.055 » 14 Die Kantenzellen der Markstrahlen erscheinen auf tangentia- lem Schnitt öfters, aber nicht immer höher als die Mittelzellen; sie sind bisweilen auch niedriger, z. B. Höhe Breite Kantenzelle 7 0.037217 VOR 0,019 » 0,017 » einige Mittelzellen \ao2 k A % 0,025 » 0,015 » Kantenzelle . . 0,017 » 0,011 » Es kommt auch vor, dass 2—3 Reihen von Kantenzellen den Markstrahl begrenzen, die sämmtlich viel höher als die Mittel- zellen sind. Auf tangentialem Schnitt zeigen sich bisweilen seit- lich dem Markstrahl anliegend, unmittelbar bei den Kantenzellen und auch noch weiter an dem schon sich verbreiternden Mittel- 14 Dicotyledonen. [126] theil einige Zellen, die sehr schmal und sehr hoch, selbst höher als die Kantenzellen sind. In einem Markstrahl hatten die Zellen folgende Dimensionen: Höhe Breite Kantenzelle .. .x 0.032=2 0,023" Seitenzele . . 0,060 » 0,013 » , 0,027 » 0,015 » einige Mittelzellen \0,016 » 0.011» [0,036 » 0,020 » Kantenzele . . 0,027 » 0,021 » Die radialen Schliffe liessen nur an wenigen Stellen die Länge der Markstrahlenzellen erkennen, Taf. IV, Fig. 12; es ergab sich, dass die Kantenzellen meist höher, aber kürzer als die Mittel- zellen sind: Höhe Länge ortienzelllen Rare. 0:0 0:03 IViınmse 0029 0,027 » Mittel you 00.2 .2501033 > 0,033 » Maxime. 72.950,02 0,073 » Mittelzellen ı Minim. . . . . 0,013 » 0,029 » Mittel 9122 22.550018 0,048 » Die Länge der Mittelzellen der Markstrahblen ım Verhält- niss zur Breite aus dem Querschnitt entnommen, stellte sich wie folgt (nach 15 Messungen): Länge Breite Miami 2 0,027 2m bmg ao 0 MONT RS 0,012 » Mitteln 220083 0,020 » Die Länge der Kantenzellen lässt sich auf dem Querschnitt nicht ermitteln, da man einem Markstrahl von einer Zelle Breite auf dem Querschnitt nicht ansehen kann, ob diese eine Zellreihe Kantenzellen oder Mittelzellen eines einreihigen Markstrahls dar- stellt. Für.die -Mittelzellen ergiebt sich im Mittel: Breite : Höhe : Länge — 0,019 : 0,035 : 0,039. Die Markstrahlenzellen zeigen auf dem Querschnitt in den [127] Dicotyledonen. 15 radialen Wänden stellenweise einfache Poren, bei denen ein er- weiterter Raum nicht kemntlich ist. Die Gefässe liegen in radialen Reihen; auf die Breite eines Holzstrahls kommen meist je eines, zwei, selbst drei. Sie sind ellip- tisch oder rundlich, meist einzeln, seltener zu 2, 3, ja 4 in radialer Reihe und messen auf dem Querschnitt (nach 8 Beobachtungen): Dicke Breite Maxım? =... 22.0.0470 22 0,042 mu Miramar 200295 0,031 » IMibteliy 22 0:5.1730:030.> 0,035 » Die Gefässglieder, Taf. IV, Fig. 3 (von radialem Schnitt) sind cylindrisch mit einer Anschwellung an der Stelle, wo das ellip- tische Loch liegt, welches in einem Falle, Taf. IV, Fig. 6, 2 Sprossen zeigt, also leiterförmig durchbrochen ist. Das in Taf. IV, Fig. 3 abgebildete Gefässglied war an schmälster Stelle 0,0323"® dick, an breitester 0,0479”"; seine Wand war mit gehöften elliptischen Poren von 0,0065 bis 0,0099"%® Länge in wagerechter Ausdehnung und 0,0039 —0,0053"= Höhe bedeckt. Ein anderes Gefäss mit elliptischem Loch war an breitester Stelle 0,0466” dick und die Wand theilweise mit langen, queren linealen Poren besetzt, bei denen ein Hof, wohl wegen des schlechten Erhaltungszustandes, nicht zu sehen war. Die Poren waren 0,0039"" hoch. Ein drittes Gefässglied mit elliptischem Loch hatte lineale Poren von 0,019 bis 0,020”” wagerechter Ausdehnung, aber zum Theil waren sie auch viel kürzer. Ein viertes Gefäss hatte im langen elliptischen Loch 2 Quersprossen, Taf. IV, Fig. 6, war 0,124”” lang und 0,029” dick; seine Wand trug 3 Reihen gehöfter Poren und zwischen diesen tertiäre schraubige Verdickung. Auf mehreren Gefässen, auf denen ein Loch nicht zu sehen war, zeigte die Wand stellenweise 6eckige Felderung, Taf. IV, Fig. 8. Die Felder maassen 0,007 — 0,008®= im Durchmesser, und an einer Stelle waren auch Spaltporen in der Mitte der Sechsecke wahrzunehmen. Auch runde gehöfte Poren wie Taf. IV, Fig. 9 und solche mehr oder minder gestreckt, Taf. IV, Fig. 11 kommen vereinzelt auf Gefässwänden vor. Andere Gefässe hatten 0,032 und 0,040 ®® Dicke. An einer Stelle waren 2 parallele schraubig verdickte 16 Dicotyledonen. [128] Gefässtheile, die der Markscheide angehörten, Taf. IV, Fig. 5; sie maassen 0,024"”, Die Schraubenfäden waren recht dicht und ihr Abstand kaum grösser als die Breite des Fadens. Von diesen Schraubengefässen nach der Achse zu liegen 6—7 Reihen parenchymatischer Zellen, die 3—4mal so lang als breit sind und zum Theil schraubige Verdickungen zeigen; dann folgt das viel breitere Parenchym des Markes. Auf radialem Schnitt messen die Zellen des Markes: Höhe Breite IMaxımı 22 00V 0,053 "m Min. 2: 01:2%.22:0:032 0,025 » Mittel (von 11) 0,056 » 0,040 » Im Querschnitt sind die Markzellen fast isodiametrisch; ihr Durchmesser schwankt zwischen 0,029 bis 0,101"®, beträgt ım Mittel 0,062”". Der Mark ist nur an wenigen Stellen kenntlich; die Zellwände nicht wahrnehmbar, die Lichtung ganz mit Harz erfüllt. Der Querschnitt zeigte das Mark nicht durch zusammen- hängendes Gewebe, sondern durch amorphe Harzmassen mit dem Holz verbunden, Taf. III, Fig. 3. Zwischen Mark und Holz liegt an einer Stelle ein 1?/,”" breiter (in tangentialer Richtung) und etwa 11/4”” dicker, im Querschnitt eiförmig-dreieckiger Hohlraum, Taf. III, Fig. 3 und Taf. IV, Fig. 2 stärker vergrössert. Zellengewebe, welches die Grenzen dieses Hohlraumes mit Holz oder Mark vermittelte, ist nıcht erkennbar. Die Innenseite der Höhlung ist mit befremdenden, unerklärlichen Bauschen ausgekleidet. Diese sind trapezoidisch, die kürzere pa- rallele Seite nach dem Hohlraum zugerichtet. An dem Grunde der grösseren Seite liegen 1—2 nierenförmig gerundete, dunkle Harzmassen innerhalb des Trapezes. Diese Trapeze messen im Mittel: Kleinere Grössere : a obere Grund- Höhe Die Wülste Seite seite Höhe Breite PR F . 0.065 mm 0,108 mm 0,051 mm 0,026 mm 0,038 mm Die Wülste liegen in verschiedener Höhe; bei veränderter Einstellung des Mikroskopes werden die oberen undeutlich und die tieferen, je einer zwischen je 2 oberen treten deutlicher hervor. er en > [129] Dicotyledonen. 17 Es ist mir nichts Aehnliches irgendwo je vorgekommen. Koth- klumpen, Gewebstrümmer oder dergl., wie es durch Insektenfrass entstanden sein könnte, findet sich in der Höhlung oder daneben nicht. Andere Höhlungen, welche im Holz an anderen Stellen sıch mehrfach fanden, sınd nach der Beschaffenheit ihres Randes zweifellos durch Zerstörung oder Zersetzung des Gewebes entstan- den. Die eigenthümliche Begrenzung dieser grossen dreieckigen Höhle ist jedoch so auffallend, dass ich sie eingehend beschrieben habe. Wiewohl kaum zweifelhaft ıst, dass der Raum nicht als ein normaler Ausscheidungsraum gelten kann, muss dahingestellt bleiben, wie derselbe entstanden ist, ob durch Insektenfrass oder Fäulniss. Die Rinde ist stellenweise vorhanden, aber nirgend in ganzer Breite deutlich; meist liegen in amorphen Harzmassen einzelne Rindenbestandtheile eingebettet. An einer Stelle liest ein Stück 3 Lagen dicker Kork. Seine der Tangente parallel abgeplatteten Zellen haben 0,02 — 0,04"" Breite und 0,013 — 0,012" Dicke. Ferner finden sich in den Harzmassen (nicht in Zellen) zahl- reiche farblose Krystalldrusen, die mehrere, bis 7 Spitzen im Um- kreise haben; drei derselben maassen 0,03 bis 0,04 "m, ‘ Ausserdem liegen in der Rinde Gruppen von mehr oder minder stark verdickten Dickzellen, Taf. III, Fig. 4 Querschnitt; Taf. II, Fig. 5, 6 Längsschnitt. Ihr Vorkommen ist bald einzeln, von rundlich-eiförmiger Gestalt, bald in Reihen, und dann sind die mittleren Zellen an beiden Enden stumpf, die Endglieder einer Reihe am freien Ende spitz. Sie messen auf dem Querschnitt: Dicke Breite IMaxıms 20372 0:05222 MOIIZ Minımes.2220:0162> 0,035 » Mitsell4 7:50.20:022 0,050 » Die Ausdehnung in der Richtung der Tangente ist zumeist weit überwiegend. Einige (8) Messungen auf tangentialem Schnitt ergaben für die Dickzellen: Länge Breite Maxima 02 0,0347" Minımsf % 3; 50,14% 0,019 » Mitel@e 2 101,85.0521855 0,028 » Abh. IX, 2. 2 18 Dieotyledonen. [130] Diese Dickzellen haben zahlreiche Poren, die theils einfach, theils verästelt, 1—4ästig sind. Das Lumen beträgt 1/;—?/ı vom Durchmesser der Zelle und ist mit Harz erfüllt. Oft sind die Wände verschwunden, aber die Harzfüllungen der Poren zurückge- blieben, die dann wie strahlige Fäden mit erweitertem Porenraum, und am Ausgange recht breitem Porengange die Harzfüllung der Zellen umsäumen. Der tangentiale Schnitt durch die Rinde zeigt Bündel von Bastzellen, die sich bogig um die Markstrahlen legen; sie sind im Quermesser 0,024 — 0,027 "m dick, ihre Lichtung kaum 1/; so weit, und haben viele Poren, die einen schmalen Porenraum, aber an der Lichtung eine beträchtlich erweiterte Mündung erkennen lassen. Die Länge der Bastzellen war nicht bestimmbar. An einer Stelle eines tangentialen Schnittes durch die Rinde scheinen einige Reste von Siebzellen zu liegen. Eine war 0,020"” breit, hatte quere, hellere Balken, welche dunklere Felder trennten, die 0,007 — 0,009" von einander entfernt waren. Von Sieb- poren war jedoch nichts wahrnehmbar. Die Siebplattenseite der Zelle konnte natürlich nur durch Entstellung der ursprünglichen Lage auf dem tangentialen Schnitt sichtbar geworden sein. Diagnose: Jahresringe vorhanden, durch 6 — 9 Lagen ab- geplatteter Holzzellen begrenzt. Holzstrahl 3 — 18 Zellen breit. Holzspitzzellen in radialen Reihen, mit ungehöften Poren, oder auf der Seite, die einem Gefäss anliegt, mit 2 Reihen gehöfter Poren. Holzstumpfzellen nicht wahrnehmbar, nur Deckzellen als Gefässumkleidung vorhanden, 3—4 Zellen in der Tiefe auf radialem Schliff, vorherrschend dicker als hoch, seltener umgekehrt mit 2—4 Längsreihen gehöfter Poren. Markstrahlen 1—5 Zellen breit, meist 3—4, und 1—29 Zellen hoch. Kantenzellen höher als Mittel- zellen, zuweilen auch niedriger. Gefässe in radialen Reihen 1, seltener 2 in der Breite des Holzstrahls; einzeln oder je 2—3, ja 4 radıal aneinanderliegend; im Mittel ihre Dicke : Breite = 0,036 : 0,035 %®, mit Reihen gehöfter Poren auf den Seiten- wänden, tertiärer schraubiger Verdickung, oder mit 6 eckiger Felderung, deren jede Masche eine gehöfte Pore umfasst. Gefäss- querwand mit elliptischem oder rundlichem Loch oder mit 3, durch De Ve [131] Dieotyledonen. 19 2 Sprossen getrennten Löchern durchbohrt. Markzellen gross, höher oder niedriger als dick und breit. Markscheide mit Schrauben- gefässen oder Schraubenleitzellen, was sich nicht entscheiden liess. Rinde mit Kork, zahlreichen Gruppen von Dickzellen (Scleren- chym), die rundlich oder länglich sind und einfache oder ästige Poren zeigen, sowie mit drüsigen Krystallen und Bastzellen, letztere mit Poren, deren Raum schwach erweitert ist. Spuren von Siebzellen. Das Holz steht dem Acer borussicum nahe. Bei der schlechten Erhaltung beider lassen sich jedoch die an einem derselben deutlich hervortretenden Eigenschaften nicht einmal denen des anderen scharf segenüberstellen, weil die betreffenden Theile bei dem anderen Holz nicht recht kenntlich sind. Die Gefässe beider sind im Durchmesser sehr verschieden. In Bezug auf lebende Hölzer erinnert das vorliegende fossile Holz an Acer macrophyllum und hinsichtlich der Dünnheit der Gefässe an Negundo aceroide. Wegen der breiten, stumpfen, lang elliptischen Markstrahlen, des Mangels an Holzstumptzellen, des Vorhandenseins von Deckzellen ist das fossile Holz auch dem von Sambucus glauca ähnlich, aber letzterem fehlen in den Ge- fässen die tertiären schraubigen Verdickungen. Nach wiederholter Prüfung verwandter lebender Hölzer bin ich wegen der Gestalt der Markstrahlen, der Abwesenheit von Holzstumpfzellen, der Anwesenheit von Deckzellen, Lage der Ge- fässe, tertiärer schraubiger Verdickung und theilweise sechseckiger Felderung derselben immer wieder auf Acer zurückgekommen. Alle jetzigen Pflanzen, die Harz oder Milchsäfte liefern, wie Terebinthaceen (Amyris silvatica, Boswella papyrifera wurden untersucht), Ficaceen, Euphorbiaceen, Caesalpineen (Hymenaea, Trachylobium, Guibourtia) sind im Bau des Holzes und der Rinde sehr abweichend. Da die benutzten 9 Schliffe von 6 gleich gebauten Holz- stückchen, die mit Schwarzharz durchzogen waren, herstammen, ist es wahrscheinlich, dass das Harz und das Holz von demselben Baume stammen. Weist der Bau des Holzes nun auf eine Ace- rinee hin, so ist andrerseits nicht zu übersehen, dass der gegen- IF 90 Dieotyledonen. [132] wärtigen Welt keine Art dieser Familie angehört, die Harz liefert. Nur Milchsäfte kommen den holzigen Acerineen zu, und in so beschränktem Maasse, dass ein Harz daraus nicht gewonnen werden kann. Der Gedanke liegt nicht fern, dass Carpolithes paradozxus die Frucht des in Rede stehenden Baumes sei, da sie am häufigsten im Schwarzharz vorkommt. Dann wäre er freilich von Acer sehr abweichend und seine Familie erschiene ausgestorben. Aber dass Carpolithes parad. und. Acer terrae coeruleae zusammengehören, ist vorläufig durch nichts bewiesen. Anacardiaceen. Schinus primaevum Casp. Tat. IV, Ric, 135 Kat. V, Rio, 14. Das Holz ist auf einem beackerten Felde von Pempau bei Zuckau, Westpreussen, Kreis Kartaus gefunden. Der Erhaltungszustand mangelhaft. Jahresringe nicht sicher wahrnehmbar. Ein Holzstrahl umfasst in der Breite 1—7, ım Mittel 3 Zellreihen. Weder auf dem Querschnitt noch auf den Längsschnitten sind Holzspitz- und Holzstumpfzellen zu unterscheiden. Holzstumpfzellen und Deckzellen, die sich bei Schinus molle auch nicht auf dem Querschnitt unterscheiden lassen, wohl aber auf den Längsschnitten, scheinen bei dem vorliegenden fossilen Holz zu fehlen. Die Holzspitzzellen, Taf. IV, Fig. 13, stehen auf dem Querschnitt in radialen Reihen und sind 5 — 6 eckig, rundlich. Die Lichtung beträgt 1/g — ?/; vom Quermesser der Zelle. Ihre Dimensionen sind (nach 10 Messungen): Breite Dicke Maxın 2 090 0,050 0,024 mm Mini. 70,015 0,015 » Mitten a2 220025 0,018 » [133] Dieotyledonen. 9] Sie sind also meistens breiter als dick. Sie sind oftmals ge- fächert, Taf. V, Fig. 4. Nur selten jedoch kann man mit Sicher- heit die Länge einer solchen Fachzelle erkennen. Die Querwände dieser gefächerten Holzspitzzellen sind sehr zart. In einigen sicheren Fällen maass die Querwand im Vergleich zur Länge der Zelle: Querwand Länge 0,008 "" Bar 0,008 » 0,089 » 0,011 » 0,250 » 0,008 » 0,193 » Die Markstrahlen haben in der Breite selten eine Zelle, meist 2, öfters aber auch 3 Zellen, Taf. V, Fig. 1. In senkrechter Richtung umfassen sie 1— 28 Zellen, am häufigsten sind sie 11 — 15 Zellen hoch. Bei 2- und 3 zeiligen Markstrahlen fängt die Zwei- und Dreizeiligkeit oft erst bei der 3. Zellreihe von oben oder unten an. Nach 14 Messungen ergab sich: Höhe Breite Maxima: 2.0.9662 0,057 mm Minım. 72 22.2.0107 > 0,012 » Mittel. 9220.39 0,033 » Die Kantenzellen, oft auch die 2 äussersten Zellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen, Taf. V, Fig. 2. Auf tangentialem Schnitt eines Markstrahls zeigten sich folgende Maassverhältnisse: Höhe Breite Oberste Zellei 2. ©.95%.7. 0,041 22 DO Maxima. 22200220030 > 0,027 » Minim, 0 2... .:,0017» 0,011 » Mittel 2020.00 0.020 > 0,019 » Ulnserster Zelle 0.0. 2.24.27 .0.028,» 0,016 » Der radiale Schnitt ergab: Mittelzellen Höhe Länge Zellen der‘ Maxim’. . 0.000922 VE obersten ) Kine 2 0.000» 0,056 » Reihe Mittel von 4 . 0,071» 0,063 » Maxim. = 7: 0056» 0,154 » Mini. #010, .#205090:> 0,040 » Mittel von 8 . 0,028 » 0,105 » Mittlere Zellen 32 Dieotyledonen. [134] Im Mittel stehen Breite : Höhe : Länge im nachstehenden Verhältniss: Kantenzellen . . . 4:15:16 Mittelzellema 1.101.028 24: 50064:322 Auf den tangentialen Wänden, Taf. V, Fig. 2 und 3, der Markstrahlzellen sind dichtstehende Poren mit wenig erweitertem Porenraum; sie liegen einander gegenüber, getrennt durch die primäre Haut; auf den anderen Wänden sind Poren nicht wahr- nehmbar. Die Gefässe sind recht breit, und in schmalen Holzstrahlen müssen da, wo ein Gefäss liest, die Markstrahlen ihm seitlich durch bogige Ausweichung Platz machen, Taf. IV, Fig. 13. Die Gefässe liegen einreihig in der Breite des Holzstrahls, einzeln oder zu 2—4 radial; sehr selten kommt es vor, dass auch noch seitlich einem Gefäss oder einer Gefässgruppe eines anliegt und somit 2 Gefässe in der Breite des Holzstrahls liegen, wie Nat.V. Bı=ı 1. Die Gefässe lassen von Poren leider gar nichts erkennen; die Durchbohrung der Querwand scheint durch ein rundliches Loch bewirkt zu sein. Auf dem Querschnitt messen die Gefässe: Breite Dicke Mir NIT 0,136 "m IMinimer 727720.062 0,057 » Mittelepe 72227202020 0,098 » Einzeln liegende Gefässe sind elliptisch, wo mehrere zu- sammenliegen, sind sie an den Berührungsflächen platt gedrückt. Diagnose: Jahresringe nicht wahrnehmbar, ebensowenig Holzstumpfzellen und Deckzellen, vielleicht wegen des mangelhaften Erhaltungszustandes des Holzes. Holzstrahll 1— 7 Zellen breit. Holzspitzzellen auf dem Querschnitt 5—6 eckig, in radialen Reihen, zum Theil gefächert; Breite zu Dicke —= 0,025 : 0,017==, Ihre Lichtung 1/),—?/; vom Durchmesser. Markstrahlen meist 2, seltener 1 oder 3 Zellen breit, und 1—-28, meist 11 — 15 Zellen hoch. Kantenzellen mit 1 — 2 Stockwerken, höher aber kürzer als die Mittelzellen. Gefässe einzeln und dann elliptisch im Querschnitt, [135] Dicotyledonen. 33 oder 2—4 in radialer Reihe; 1 Gefäss, selten 2 in der Breite des Holzstrahbls. Das Holz von Schinus molle ist unter allen, die ich vergleichen kann, dem fossilen Holz am ähnlichsten. Die Gefässe liegen bei Schinus molle m den 1—13 Zellen breiten Holzstrahlen einreihig, einzeln oder in radıalen Reihen, selten seitlich ein zweites. Die Markstrahlen und die Holzspitzzellen, welche zum Theil gefächert sind, gleichfalls wie bei dem fossilen Holz. Eine Untersuchung des macerirten Holzes von Schinus molle ergab, dass unter den Holzspitzzellen 16°/, gefächert waren, 84°, ungefächert, von den gefächerten hatte 1/9%/9 4 Scheidewände, 4%%—3, 11/5 —2, 10% —1 Scheidewand. Deckzellen sind bei Schinus molle deutlich, obwohl sparsam an den Gefässen auf den Längsschnitten wahrnehmbar, nicht auf dem Querschnitt. Die Markstrahlenzellen von Schinus molle haben Poren auf allen Wänden. Das Holz von Pistacia Terebinthus ist wegen der Fächerung der Holzzellen auch ähnlich, aber die Markstrahlen sind meist 3 bis 4 Zellen breit, die Holzstumpfzellen zahlreich, und schon auf dem Querschnitt kenntlich; zudem kommen die Gefässe zu zweien resp. in 2 radialen Gruppen in der Breite des Holzstrahls vor. Doldoa Jragrans ist wegen der gefächerten Holzspitzzellen auch nicht ganz unähnlich, aber die Gefässe sind hier häufig zu 2—3 in der Breite der Holzstrahlen, die übrigens viel breiter sind als bei dem fossilen Holz, und die Markstrahlen sind gewöhnlich 4—6 Zellen breit. Cornaceen. Cornus eretacea CAsp.)). Taf. V, Fig. 5-3; Taf. VI, Fig. 1—3. Versteinertes Holz mit daran haftendem Muttergestein aus dem mineralogischen Museum der Königsberger Universität, ohne näheren Fundort, wahrscheinlich aus der Nähe von Königsberg !) Eine chemische Analyse des Holzes durch Herrn Professor H. SaLkowskı, Münster, ergab: 94 Dieotyledonen. [136] stammend. Ein etwa 35"® im Durchmesser baltender Ast oder Stamm, etwas mehr wie die Hälfte desselben im Querschnitt dar- stellend; auf der Aussenseite mit der etwa 9”® dicken Mutter- gesteinslage von schwarzgrauer Farbe umgeben. Das Holz ist schlecht erhalten. Jahresringe vorhanden, aber undeutlich. Der Holzstrahl ist 1—8, im Mittel aus 23 Fällen 4 Zellen breit; dies ist zugleich der häufigste Fall. Es waren ın 23 Fällen die Holzstrahlen InZellenbreite re aerlämal DM 5 » IR DNS ae » na EAST A » KR > De » a > 808 » I NAD NEN (>> » Au u SEES >» an 32 1123 Holzspitzzellen stark verdickt, Taf. V, Fig. 5, 6, in etwas unregelmässigen radialen Reihen. Der Jahresring schliesst mit 2, 3, 4 auch 5 Reihen parallel zur Tangente abgeplatteter Holz- spitzzellen ab. Ihre Lichtung beträgt im Querschnitt 1/;—!/a des Durchmessers. Dünne Poren ohne erkennbaren Porenraum sind hie und da auf dem Querschnitt sichtbar; sie gehen nach anderen Holzspitzzellen oder nach den Markstrahlen. Auch die Zellen, Organische Substanz, Wasser + Kohlensäure 9,53°/o Kieselsäurerun. er 20 a a ee LO Eisenoxyd' 2.00 0.0 0 RICH ec DA Bhosphorsaure (Ba O5), Er 3260 Kalle nun iR a BE ER TR A IPOS Masuesia ss warn. ma ae wor ne ee 0A IE Alkalien (als Natron berechnet) . . . . . 2,83» Chlor fand sich nur in Spuren, und Schwefelsäure war nicht nachweisbar, hin- gegen ist eine nicht unbeträchtliche Menge Fluor vorhanden. Was die geologische Zugehörigkeit des Fossils betrifft, so ist dasselbe nach dem Urtheil der Herren Dr. Jentzsen und Dr. Kress eine phosphoritische Concretion, wie solche unter preussischen Diluvialgeschieben nicht selten sind. Seinem Alter nach ist es als obere Kreide oder unteres Tertiär anzusprechen, nicht älter als Gault und nicht jünger als Unteroligocän. [137] Dieotyledonen. 95 welche nicht eben den Schluss des Jahresringes bilden, sind sehr oft abgeplattet, namentlich solche die radial zwischen 2 Gefässen liegen. Auf dem tangentialen Schnitt waren, wie es schien, auf Holzspitzzellen von etwa 0,0079—0,0093"” Breite hier und da Längs- reihen gehöfter Poren vorhanden, je eime Reihe auf einer Zelle, Taf. VI, Fig. 1. Die Zahl der Poren war anselinlich, 7—17, ın einem Falle sogar 44 in einer Reihe; sie waren elliptisch 0,0046 bis 0,0053"" im grösseren Durchmesser, mit schiefem kurzem Spalt. Die aus 44 Poren bestehende Reihe erstreckte sich über 0,33 "", vielleicht gehörte sie 2 auf einander folgenden Zellen an, da an einer Stelle die Reihe um eine Pore breit absprang und so eigent- lich 2 Reihen darstellte. Der Abstand der Poren von einander war etwa der 11/a—-2 fache ihrer eigenen Breite. Im Querschnitt zeigen die Holzspitzzellen folgende Maasse: Breite Dicke Zellen die Pax a LOL DONE einen Jahresring INEmime 2 VO 0,009 » beschliessen Mittel (von 6). . 0,014 » 0,010 » Zellen fern ZNMaxama 2. 00 OOSLLZ von der Grenze des Minim. . . 2.020183 0,013 » Jahresringes | Mittel (von 5). .- 0,014 » 0,016 » Die Holzstumpfzellen sind ım Querschnitt nicht kenntlich ausser in ihrer Anordnung um besondere Hohlräume, die zweifels- ohne Ausscheidungsorgane darstellen, Taf. V, Fig. 6. Sie sind dünnwandig im Verhältniss zu den Holzspitzzellen, der Wand der Ausscheidungsräume parallel abgeplattet. Auf tangentialen Schliften war von ihnen nichts zu finden, wohl aber zeigten die radialen hie und da einzelne, oder zu 2—3 dicht neben einander liegende lange Reihen von senkrechten Holzstumpfzellen, die ziemlich dick- wandig waren und mir am ehesten jenen Einfassungszellen der Ausscheidungsbehälter des Querschnitts zu entsprechen scheinen. Sie maassen: Höhe Breite Maxim. ee 00 OST Mimm.2 er. 21010325 0,029 » Mittel (von 12). 0,055 » 0,037 » NS {or} Dieotyledonen. [138] Die erwähnten Ausscheidungsräume, Taf. V, Fig. 6, sind elliptisch mit 9—10 abgeplatteten, mit dunkelbraunem Inhalt ge- füllten Holzstumpfzellen umgeben. Obwohl das Präparat etwa 7 Jahresringe umfasste, waren diese Ausscheidundsräume doch nur an einer Stelle vorhanden, und zwar in einer Reihe, Taf. V, Fig. 6a, concentrisch mit der Grenze eines Jahresringes im Holz des neuen Jahres; sie maassen: in der Breite 0,032 — 0,049"®, im Mittel 0,045 ©% in der Dicke 0,061 — 0,077 », » » 0,068 » An einer anderen Stelle lag ein einzelner fast kreisrunder Behälter, jedoch nicht dem neuen Jahresholze angehörend; er maass 0,073 — 0,087"" und war von mehreren Reihen abge- platteter, schlecht erhaltener Zellen eingefasst, Taf. V, Fig. 7. Die Markstrahlen sind meist zweireihig, 51°/,; seltener, zu 44°/, einreihis; noch seltener, etwa zu 3°/, dreireihig. Ihre Höhe schwankt zwischen 3—23 Zellen. Auf tangentialem Schliff waren die Dimensionen einiger Markstrallen: Höhe Breite Manag 0 on DONE Minimale 0,013 » Mittel er 22727202705 0,014 » Die Kantenzellen der Markstrahlen erscheinen in 1—3, ja 5 wagerechten Reihen höher, aber kürzer als die Mittelzellen. Als Beispiel folgende einem Markstrahl auf tangentialem Schnitt ent- nommene Zahlen: | Höhe ‚Breite 0,043 mm 0,005 "m | 0,028 » 0,007 » Kantenzellen { 0,031 » 0,007 » 0,029 » 0,008 » \ 0,027 » 0,011 » Höhe Breite u Masıimse ne 0,02 NEST Mittelzellen Minumn 22020,0102> 0,007 » | Mitteln 222.207°220,0202> 0,008 » [139] Dicotyledonen. 97 Höhe Breite 0,028" 0.0 an 0,031 » 0,009 » Kantenzellen { 0,028 » 0,009 » | 0,025 » 0,009 » 0,016 » 0,007 » Auf dem radialen Schnitt sind die Markstrahlenzellen selten gut getroffen. Beifolgende Zahlen sind einem Markstrahl eines radialen Schnitts entnommen: Höhe Länge ; oberste Reihe 0,036"® Maxim. 0,024 "m Kantenzellen 2. Reihe . . 0,040 » Minim. 0,015 » 3. Ikeihe . 2. 0,0493 Mittel 0,019 » Höhe Länge laser. 2.0.0 nu 0.063 zn Mittelzellen Minim. . . 0,009 » 0,023 » Mitteln 02... 0.0125» 0,042 » Die Markstrahlen sind auf dem Querschnitt oft nicht recht kenntlich, weil der Schliff durch die Kantenzellen gegangen ist, die an Länge sich vom Durchmesser der Holzspitzzellen wenig unterscheiden. Die Gefässe liegen einreihig radıal im Holzstrahl, selten zu zweien oder dreien in der Breite desselben. Meist stehen sie einzeln, von einander in radialer Richtung durch 1—7, ja, in Holzstrahlen, die nur 1—2 Zellen breit sind, durch 11 und mehr, bis 27 Holzzellen getrennt; selten liegen in radialer Richtung 2—3 Gefässe unmittelbar aneinander. Sie sind im Querschnitt fast kreisrund oder elliptisch, oder stumpfeckig, und haben 0,027 bis 0,049 ®=® im Mittel 0,036 "® im Durchmesser. Das Früh- jahrsholz hat grössere und auch mehr Gefässe als das Herbstholz. Mit den Ausscheidungsbehältern sind sie nicht leicht zu ver- wechseln, da die, jene umgrenzenden dünnwandigen, abgeplatteten Zellen den Gefässen fehlen. Die Gefässquerwände sind leiterförmig durchbrochen, Taf. V, Fig. 8. Auf radialem Schnitt war nur eine einzige solche Querwand mit 12 Sprossen bei einem 0,0213” dicken Gefäss 98 Dicotyledonen. [140] deutlich. Auf dem tangentialen Schnitt waren hie und da Längs- wände kenntlich, die Gefässen angehören mochten; sie zeigten gehöfte quere Poren, die elliptisch, 0,0046”"" Höhe und 0,0066 bis 0,0095”" in der Breite maassen oder schmal, fast lineal bis 0,0133 "® breit waren. Einige Zellwände wurden gefunden, be- deckt mit vielen (80) linealen Poren, welche über die ganze Breite gingen; es mochten Seitenwände von Gefässen sein, Taf. VI, Fig. 2 und 3. Die Ausscheidungsbehälter (?) sind recht befremdlich. Kein lebender Cornus hat dergleichen. Diagnose: Jahresringe vorhanden, Holzstrahl 1—8, ım Mittel und zumeist 4 Zellen breit. Holzspitzzellen stark verdickt, in radialen Reihen, im Querschnitt mit einfachen Poren, auf tangen- tialem Schnitt mit einer Reihe gehöfter, rundlicher Poren hie und da. Holzstumpfzellen im Querschnitt nicht kenntlich, ausser um elliptische Ausscheidungsbehälter, dieselben rings umgrenzend. Die Ausscheidungsbehälter (?) nur in einem Jahresringe gefunden, im Frühjahrsholz und ein weiterer vereinzelt an anderer Stelle. Deck- zellen wahrscheinlich wegen mangelhafter Erhaltung nicht wahr- nehmbar. Markstrahlen meist 2reihig: 51°/,, seltener lreihig: 440%), oder noch seltener Sreihig: 30/0; 3—23 Zellen hoch, mit 1—5 Stock- werken von Kantenzellen, welche höher und kürzer als die Mittel- zellen sind. Gefässe radial gestellt, eines, seltener mehr auf die Breite des Holzstrahls, durch 1—7, ın sehr schmalen Holzstrahlen durch mehr, bis 27 Holzzellen in radialer Richtung getrennt. Gefäss- querwand leiterförmig durchbrochen. Seitenwände gehöft porig, Poren quer-elliptisch oder lineal. Das fossile Holz steht dem von Cornus alba sehr nahe. Die Holzstumpfzellen in nicht grosser Zahl stehen bei (©. alba zerstreut; Deckzellen an den Gefässen, Markstrahlen 1—2 reihig. Die ge- höften Poren sind wie bei ©. sanguwinea, U. paniculata, C. florida nur eimreihig auf den Spitzzellen, besonders auf den rechten und linken Wänden. Unter der grossen Zahl von Gattungen mit leiterförmig durchbrochenen Gefässquerwänden stehen Philadelphus, Deutzia, Decumaria, Itea, Hydrangea, Myrica dem vorliegenden Holz zu fern. Näher stehen Liguidambar und Hamamelis. H. vür- [141] Dieotyledonen. 29 ginica hat jedoch 1—4 Gefässe auf der Breite des Holzstrahls, ganz vorherrschend einreihige, sehr lange Markstrahlen, sehr zahl- reiche Holzstumpfzellen und 10— 14 Sprossen in der Gefässquer- wand, Liqwidambar styracijlua hat auch 1—-4 Gefässe in der Breite des Holzstrahls und öfters Gruppen von 8 zusammen. Die Holz- stumpfzellen sind auf den Längsschnitten sehr zahlreich und oft zu 2 Reihen neben einander. Der Porenhof der Holzspitzzellen sehr klein und undeutlich. Die Gattung Cornus steht jedenfalls dem fossilen Holz am nächsten. Cornus eretacea fr. solidior Case. Taf. VI, Fig. 4— 17. Versteinertes Holz auf Herzogsacker in Königsberg gefunden. Jahresringe, Taf. VI, Fig. 4, erscheinen unter der Lupe deutlich, bei stärkerer Vergrösserung schwer zu finden. Der Jahresring schliesst mit etwas abgeplatteten Holzspitzzellen ab, der neue fängt mit dickeren an. Die Gefässe sind im Herbstholz dünner, im Frühjahrsholz dicker und zahlreicher. Der Holzstrahl ıst 2—15 Zellen breit, im Mittel aus 27 Fällen umfasst er 5—6 Zellreihen; am häufigsten sind die 4 Zellen breiten Holzstrahlen. Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen, sind poly- gsonal und auf dem Querschnitt nicht von den Holzstumpizellen zu unterscheiden. Sie sind meist undeutlich begrenzt, Taf. VI, Fig.5; Poren sind im Querschnitt nicht auf ihnen zu finden. Sie messen (nach 7 Beobachtungen): Breite Dicke Maxim. . . . 0,017 m 0,019 mm Min. 00 > 0,013 » Mitte 0 0015 0,016 » Die Wandstärke der Holzspitzzellen ist beträchtlich, ihre Lichtung beträgt !/, — 1/4 des Durchmessers. Auf dem radialen Schnitt zeigen die Holzspitzzellen Längs- reihen gehöfter Poren, Taf. VI, Fig. 6, 7, die Wandstärke ist indess nicht kenntlich; die Zellen sind 0,609 — 0,016”" dick und 30 Dicotyledonen. [142] die gehöften Poren ziemlich kreisrund 0,0039 — 0,0053 "" im Quer- messer mit schiefem Spalt. Sie stehen bis 36 an der Zahl in einer Längsreihe um ?/a— 11/, ihres eigenen Durchmessers von einander entfernt. Nirgends wurde mehr als eine Längsreihe von solchen gehöften Poren gefunden. Der tangentiale Schliff zeigt diese Poren viel weniger häufig, sie sind also vorzugsweise den Seitenwänden eigen, gerade wie bei dem heutigen Cornus alba. Die Holzstumpfzellen: sind sehr spärlich auf radialem Schnitt vorhanden, Taf. VI, Fig. S—9. Man findet nur hie und da Querwände, sehr selten beide zu einer Stumpfzelle gehörigen. Diese @Querwände sind wagerecht, manchmal auch schief. Eine Holz- stumpfzelle war 0,1225”” lang und 0,0103"" breit. Sie gehörte einer senkrechten Reihe von Stumpfzellen in der Nähe eines Ge- fässes an. Deckzellen waren nicht zu ermitteln. Ausscheidungsräume fand ich in diesem Holz nirgends. Die Markstrahlen, Taf. VI, Fig. 10, 11, 13, 14, sind schlecht erhalten und undeutlich. Unter 100, die ich abzählte, waren 24 einreihig, 71 zweireihig, 5 dreireihig. Die Kantenzellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen, Taf. VI, Fig. 10. Auf tangen- tialem Schnitt hatten die Zellen folgende Dimensionen: Höhe Breite ” Allaxim.2. 2 220.052 0,2022 Kantenzellen ! Minim. . . 0,027 » 0,008 » Mittel 2. 0,037 > 0,012 » 0,017 » 0,015 » Mittelzellen ? Is N 0,016 : Auf radialem Schnitt maassen die Markstrahlen: Höhe Länge D.02gmu 0. Kantenzellen : Ina » 0,013 » [0,031 » 0,029 » 0,009 » 0,043 » Mittezelen . . . .<0,012 » 0,047 » 0,009 » 0,053 » [143] Dieotyledonen. 31 Die Kantenzellen messen demnach Präte : Länge : Höhe im Dürehschnitt = 2 7 : 14 : 25 die Mittelzellen Eee: : 35 : 9 In vertikaler Richtung umfassen die Markstrahlen 2—16, im Mittel 9 Zellen, und messen auf tangentialem Schnitt nach 11 Beobachtungen: Höhe Breite Maxim ee LOL VAR Minımsen 22.5.0053 0,007 » IMnkbelgt set 02.22.0.1892% 0,019 » Die Kantenzellen treten in 1—4 Stockwerken an der oberen und unteren Grenze des Markstrahls auf. Einreihige Mark- strahlen erscheinen oft blos aus Kantenzellen aufgebaut, so folgende 3 einreihigen Markstrahlen: Höbke Breite in et Vale. Dee { 0,053 » 0,133 » 0,009 » s Auf den horizontalen Wänden der Markstrahlen wurden auf radıalem Schnitt an einigen Stellen schwach gehöfte Poren gefunden, Par VI. Kia. 128 Die Gefässe liegen im Holzstrahl in etwas unregelmässig radialer Reihe, meist nur zu je einem, selten zu zweien oder mehreren in der Breite des Holzstrahls. Selten liegen zwei Gefässe radıal unmittelbar nebeneinander, vielmehr zumeist einzeln, durch um so mehr Holzzellen von einander getrennt, je schmäler der Holzstrahl ist; bei mässig dicken Holzstrahlen waren es 3— 13, bei einem nur 3 Zellen breiten Holzstrahl 28, in einem nur 2 Zellen breiten Holzstrahl sogar 48 Holzzellen, die zwei Gefässe von einander trennten. Die Gefässe sind fast kreisrund oder elliptisch und messen im Frühjahrsholz: Breite Dicke Maxim. 7... 0.0562 UloTze Minims > 2....0.028 » 0,040 » Mittel. 1.070.082 » 0,047 » 39 Dicotyledonen. [144] im Herbstholz: Breite Dicke IMaxsımee 2002 IB Names an OD 0,027 » Milteleeee 2.22°0,019°> 0,029 » Die Seitenwände der Gefässe sind meist unkenntlich, nur stellenweise zeigt sich, dass sie mit rundlichen und queren, mehr oder minder langen, linealen, gehöften Poren besetzt sind, Taf. VI, Fig. 15. Die linealen Poren sind 0,005—.0,013, ja bis 0,024” lang und 0,0032 — 0,0046 in senkrechter Richtung breit. Die Gefässquerwände, Taf. VI, Fig. 16, 17, sind leiterförmig durchbrochen, kürzer oder länger, man sieht meist nur Stücke davon, zudem sind sie von den leiterförmig verdickten Gefäss- seitenwänden nicht immer sicher zu unterscheiden. Die längste Querwand (vielleicht Längswand) ist Taf. VI, Fig. 16 dargestellt; sie war 0,027”® breit und über 0,32"® lang. Die langen Spalt- poren liefen an dem einen Ende in elliptische gehöfte Poren aus, an dem anderen Ende durch elliptische in kreisrunde; es waren etwa 5l lange Spaltporen da. Diagnose: Jahresringe vorhanden, Holzstrahlen 2— 15, im Mittel 5— 6 Zellen breit. Holzspitzzellen stark verdickt, in radialen Reihen; auf den seitlichen Wänden mit einer Reihe kreisrunder, gehöfter Poren mit schiefem Spalt. Holzstumpfzellen sehr selten kenntlich, etwa 10mal so hoch als dick, auf dem Querschnitt nicht mit Sicherheit zu erkennen, jedenfalls nicht in Binden angeordnet. Deckzellen nicht zu finden, Ausscheidungs- behälter fehlen. Markstrahlen meist 2reihig, 71pCt., seltener lreihig, 24 pCt., am seltensten 3reihige, 5 pCt.; 2—16 Zellen hoch, mit 1—4 Stockwerken von Kantenzellen, die höher und kürzer als die Mittelzellen sind. Die einreihigen Markstrahlen durchweg mit sehr hohen Zellen. Gefässe in undeutlich radialen Reihen, 1, seltener 2 in der Breite des Holzstrahls, einzeln, selten zu zweien beisammen, in radialer Richtung durch 3 — 13 Holzzellen, in schmalen, 2— 5» Zellen breiten Holzstrahlen, durch mehr, 28 bis 48 Zellen getrennt. Seitenwände gehöft-porig, Poren lineal, elliptisch [145] Dieotyledonen. 93 und kreisrund. Grefässquerwände leiterförmig durchbrochen, bis 51 Sprossen. Dieses Holz ist von dem vorherigen Cornus cretacea CASP. unbekannten Fundortes so wenig verschieden, dass beide einer Art anzugehören scheinen, jedoch ist der Holzstrahl bei dem Königsberger Holz 2—15, bei jenem unbekannten Fundorts nur 1—58 Zellen breit. Die Markstrahlen des Königsberger 2—16, die des anderen 3— 23 Zellen hoch, die Gefässe in dem unbekannten Fundorts viel dichter, durch 1—7 Holzzellen in Holzstrahlen von 5—6 Zellen Breite radial getrennt, in dem, Königsberger Holz durch 3— 13; auch fehlen diesem die Ausscheidungsbehälter. Dieser Einzelheiten wegen mag das Königsberger Holz als Cornus eretacea fr. solidior bezeichnet werden. Die beiden vorliegenden Hölzer können mit Cornowylon hol- saticum CONWw. 1) nicht identificirt werden, denn dieses hat 1) keine Jahresringe, 2) 1, meist 2—3 Reihen gehöfter Poren auf den Holz- spitzzellen, 3) Markstrahlen 1 —5reihig. FEbensowenig gehört es zu (Cornoxylon myricaeforme VATER ?), denn dieses hat 1) runde gehöfte Poren auf den Gefässen, 2) Stumpfzellen in einreihigen tangentialen Binden. Sicher ist auch Cornozylon erraticum VATER nicht mit den vorliegenden Hölzern identisch und auch verschieden von Cornozylon erraticum CoNW., denn es hat 1) Holzstumpfzellen »wahrscheinlich in unregelmässisen, einreihigen, tangentialen Binden«, 2) 20—40 Zellen hohe Markstrahlen. Eine Vergleichung der beiden Hölzer Cornus eretacea CasPp. und Cornus cretacea fr. solidior Casp. mit dem Original von Cornoxylon erraticum CONWw. ergab als wesentlichen Unterschied ?) das sehr abweichende Verhältniss in der Vertheilung der 1, 2 und 3reihigen Markstrahlen: ) Coswexzz: Fossile Hölzer aus d. Sammlung d. Kgl. geol. Landesanstalt zu Berlin. Jahrb. d. Kgl. pr. geol. Landesanstalt 1881, S. 158. 2) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 36, 1584, $. 346. ®) Eine vergleichende Zusammenstellung der Merkmale wurde bereits gegeben in Schriften d. physikal.-ökonomischen Ges., Königsberg, Juni 1887. Abh. IX, 2. 3 34 Cornowylon erraticum Conw. Markstrahlen meist 3reihig, 55°/0, seltener lreihig, 250/09, noch sel- tener 2reihig, 190%/,,am Dieotyledonen. Cornus ceretacea ÜASP. Markstrahlen meist | 2reihig, 51°/,, seltener lreihig, 44°/,, am sel- [146] Cornus ceretacea CAsP. fr. solidior. Markstrahlen meist 2 reihig, 71°/,, seltener lreihig, 24°%/,, am sel- seltensten 4reihig, 10/9. |tensten Zreihig, 1°/o.|tensten 3reihig, 50/9. Ob und in wie weit in dieser Beziehung die lebenden Cornus- arten individuell und in den einzelnen Sprossen (Stamm, Ast) und in den Wurzeln nach Alter und Wachsthumsbedingungen Verschiedenheiten zeigen, ist leider nicht bekannt. Doch scheinen mir obige Unterschiede in den Markstrahlen so beträchtlich, dass ich bis zur Entscheidung durch die Untersuchung der lebenden Arten Cornoxylon erraticum CONW. für eine von meinen Hölzern verschiedene Art ansehe. Ericaceen. Erica sambiensis Case. Taf. VI, Fig. 18; Taf. VII, Fig. 1— 10. Kohliges Holz aus der »blauen Erde« von Palmnicken. Das Holzstück mit deutlichen Spuren der Abrollung im Wasser hatte nur etwa 34”"® Länge und 11 x 18"® Dicke, und ist als Längsbruchstück eines Stammes von vielleicht 36 — 40”"® Durch- messer anzusehen. Auf die 18"m Dicke kommen etwa 30 Jahresringe, einige sehr dünn, andere Jahresringe vorhanden, Taf. VI, Fig. 18. breiter, 1/,—11/4”® dick; manche undeutlich begrenzt und oft ungleich dick an verschiedenen Stellen von demselben Jahre. Sie sind für die Lupe deutlich, weil durch die im Frühjahrsholz etwas grösseren und zahlreicheren Gefässe die Grenze markirt wird, bei stärkerer Vergrösserung erscheinen die Jahresringe bei der meist schlechten Erhaltung des Holzes weniger deutlich. [147] Dieotyledonen. 35 Die Holzstrahlen sind 1—8 Zellen breit. Nach 40 Zählungen kommen vor: 1 Zelle breit 32,5%/o 2 Zellen » 30,0 » 3 » > 17.92 4 » » 9,0 » 5 » » 90% On » 5,0 » 8 » » 2,9 >» im Mittel kommen 2—3 Zellen auf die Breite des Holzstrahls. Die Holzspitzzellen liegen auf dem Querschnitt in radialen Reihen, und haben 1/,—!/s vom Durchmesser im Lichten. Sie zeigen auf dem Querschnitt einfache Poren nach allen Richtungen, auf radialem Schnitt kleine schiefe Spalten in zwei Reihen, Taf. VII, Fig. 9. Die Holzspitzzellen sind vielfach mit einem braunen dichten Stoff erfüllt, gleich den Markstrahlen- und Holzstumpfzellen. Ihre Dicke überwiegt meistens die Breite, der umgekehrte Fall ist selten. Sie messen (nach 11 Beobachtungen): Dicke Breite IMazumay 700,0 BONS Mnım22.27.52:.2270:0098 0,007 » Mittel. 9 2: = . 0:015%» 0,011 » Die Deckzellen, Taf. VII, Fig. 10, sind an den Gefässen auf radıalem Schnitt kenntlich, aber selten deutlich. Die Quer- wände sind wagerecht oder etwas schräge, auch wohl bogig. Sie liegen zu 2—3 an einem Gefäss mit brauner Masse erfüllt und haben einfache Poren. Sie messen im Mittel: Dicke Höhe 6,017 — 0,028 m" 0,048 — O 114” Die Holzstumpfzellen sind sehr zahlreich. Sie bilden auf dem Querschnitt tangential gestreckte Binden, Taf. VII, Fig. 1u.2, die 1, sehr selten 2 Zellen tief sind und zu 2—3, selten 4, 5 oder 6 in der Breite des Holzstrahls von Markstrahl zu Markstrahl gehen. Oefters stehen die Holzstumpfzellen auch ver- einzelt. Die Zellen sind dünnwandig mit einer braunen Masse erfüllt, 3 36 Dieotyledonen. [148] worin grosse, kugelige, helle Tropfen liegen, die wie Oel erscheinen, Taf. VII, Fig. 3, 7, 8. Die Dimensionen der Stumpfzellen sind (nach 14 Messungen): Dicke Breite Maxi VO Nimm 2200820:007 > 0,003 » Mittel 22.57.0010 0,009 » Auf dem Längsschnitt sind die Holzstumpfzellen durch den braunen Inhalt zwar leicht kenntlich, aber die Querwand zumeist undeutlich. Auf radialem Schnitt maassen die Zellen: Dicke Höhe 0,013 — 0,016" . - 0,083 — 0,195 9 Im Mittel verhalten sich Breite : Dicke : Höhe = 0,009 : 0,012 : 0,032. Zwischen je 2 Binden von Holzstumpfzellen liegen in radialer Richtung 1—4 Holzspitzzellen; nach 30 Beob- achtungen waren es in 12 Fällen : 1 » 4 » . 2 » Ü ”» . 3 » 7» 4 solcher zwischen je 2 Stumpf- zellenbinden liegenden Spitzzellen. Die Markstrahlen, Taf. VII, Fig. 1, 2, 3, 4, sind 1—Areihig und 2—14 Zellen hoch. Unter 196 auf dem Querschnitt durch- zählten Markstrahlen kamen vor: einreihige . . zu 91,4%0 zweireihige . zu 95,6% dreireihise. . zu 2,0% vierreihige. . zu 1,0%, Da die 3 Zellen breiten Markstrahlen dies nur ın der Höhe von wenigen Zellen zu sein pflegen, diese breiteste Stelle durch den Querschnitt natürlich nur selten getroffen wird, so haben obige Zahlen nur beschränkte Gültigkeit. Der tangentiale Schnitt zeigte von 81 Markstrahlen 76/, dreireihige und 23%/, zweireihige. Die einreihigen wurden nicht mitgezählt, weil sie zu leicht mit schief durchschnittenen Holzstumpfzellen verwechselt werden [149] Dieotyledonen. 37 können. Die Dimensionen einiger Markstrahlen auf tangentialem Schnitt waren: einreihige 0,085 — 0,109 "" 0,007 — 0,011" zweireihige 0,139 » 0,019 » dreireihige 0,186 — 0,300 » 0,019 — 0,027 » vierreihige 0,154 » 0,028 » Die Zellenzahl der einreihigen Markstrahlen ist im tangen- tialen Schnitt nie deutlich, mag aber 3 selten übersteigen. Die Markstrahlenzellen sind mit gleichmässigem braunem Stoff erfüllt, es sind darin jedoch rundliche oder elliptische helle Räume, von denen ich nicht zu entscheiden vermochte, ob es Oeltropfen oder Blasen (Hohlräume) sind. Die gleiche Beschaffenheit der Stumpf- zellen macht dieselben auf tangentialem Schnitt den einreihigen Markstrahlen zum Verwechseln ähnlich. Die Wände der Mark- strahlenzellen haben allseitig zahlreiche Poren, Taf. VII, Fig. 5. Auf dem Querschnitt erscheinen die Zellen der einreihigen Markstrahlen kürzer als die der zwei- und dreireihigen, zudem sind sie je länger, um so schmäler, folgende Beispiele von einem Querschnitt entnommen mögen dies belegen. 0,052 mm 0,008 "m Zellen eines dreireihigen Markstrahls (0,041 » 0,009 » 0,037 » 0,022 » 0,027 » 0,008 » Br 0,020 » 0,011 » » » einreihigen » 0,017 » 0,013 » 0,016 » 0,014 » Diejenigen Zellen der einreihigen Markstrahlen, welche dicht an den Gefässen liegen, sind immer länger, als die fern von den- selben gelegenen. Die 2—4reihigen Markstrahlen haben 1—3 Reihen Kanten- zellen; die einreihigen sind nur wenige, kaum mehr als 3 Zellen hoch, und diese Zellen sind alle von erheblicher Höhe, übertreffen hierin alle Zellen der 2— 4reihigen Markstrahlen. Die Höhen- unterschiede von Kantenzellen und Mittelzellen eines dreireihigen Markstrahls auf tangentialem Schnitt ergaben nachstehende Zahlen: 38 Dicotyledonen. [150] Höhe Breite Kantenzellen 0,029 — 0,032 "” 0,008 — 0,011" Mittelzellen 0,009 — 0,020 » 0,009 — 0,012 » Im Mittel ergiebt sich für die dreireihigen (und auch wohl für die zweireihigen) Markstrahlen: Breite Länge Höhe Kantenzellen 0,009" 0,020 v7 0,045 mm Mittelzellen 0,012 » 0,037 » 0,015 » Für die Zellen der einreihigen Markstrahlen 0,010 » 0,017 » 0,072 » Die Gefässe stehen stets einzeln und zu je 1, sehr selten zu zweien in der Breite des Holzstrahls; sie sind in einer radıalen Reihe im Holzstrabl angeordnet. Ihr Querschnitt ist elliptisch, die grössere Axe meistens radıal gerichtet. Nirgends wurden 2 unmittelbar an einander liegende Gefässe beobachtet. Sie sind getrennt durch 1—37 Holzzellen (in radialer Richtung), im Mittel haben sie einen Abstand von 8—9 Zellen. Je schmaler der Holzstrahl ist, desto mehr Holzzellen liegen zwischen zwei Gefässen. Einige wenige Gefässe erscheinen ganz mit bräunlich gelblicher Masse erfüllt, die zumeist von blasiger Beschaffenheit fast an Oeltropfen erinnert, Taf. VII, Fig. 10. Die Gefässe sind im Frühjahrsholz zahlreicher und etwas grösser als im Herbstholz, Taf. VI, Fig. 18. Sie messen (nach 10 Beobachtungen): Breite Dicke Mesa, a 0a 5 Mader 0,044" Mini 2292700242 0,031 » Miele 270,032 0,039 » Ueber die Wandbeschaffenheit war nirgends etwas Genaueres zu ermitteln, ausser an einer Stelle, wo sich Taf. VII, Fig. 6, kleine rundliche Poren zeigten, etwa 6 in der Breite der Wand, die um ihren eigenen Durchmesser ohngefähr von einander abstanden; ob sie gehöft waren, liess sich indess nicht ermitteln. Die Querwände der Gefässe sind selten kenntlich und erscheinen unter einem Neigungswinkel von 45—500. Die Durch- 1 5 1] Dicotyledonen. 39 bohrung der Querwand scheint durch ein rundliches Loch bewirkt zu sein; Genaueres liess sich darüber nicht feststellen. Diagnose: Jahresringe vorhanden; ihre Breite in demselben Ringe und in verschiedenen sehr ungleich. Holzstrahl 1—8 Zellen breit, im Mittel 2—3. Holzspitzzellen in radialen Reihen, mässig dickwandig, ihre Lichtung 1/g,—1/; des Durchmessers im Quer- schnitt mit ungehöften Poren nach allen Richtungen, auf dem radialen Schnitt mit 2 Reihen von Spaltporen. Deckzellen spärlich vorhanden. Holzstumpfzellen zahlreich, in tangentialen Binden 1—3, selten 4—6 Zellen in der Breite des Holzstrahls, radial durch 1—4 Holzspitzzellen getrennt, wie die Deck- und Markstrahlen- Zellen. mit tiefbraunem, gleichmässigem Inhalt erfüllt, der blasen- artige Hohlräume zeigt. Markstrahblen 1—4reihig, 2— 14. Zellen hoch; die einreihigen Markstrahlen nur 2— 3 Zellen hoch, ihre Zellen sehr hoch und kurz. Kantenzellen der mehrreihigen Mark- strahlen höher und kürzer als die der Mittelzellen. Gefässe stets einzeln, bilden im Holzstrahl eine radiale Reihe, nur je ein Gefäss auf die Breite des Holzstrahls. Gefässe durch 1— 37, im Mittel 8— 9 Holzzellen in radialer Richtung von einander getrennt. Ihr Querschnitt elliptisch oder rundlich; sie sind im Frühjahrsholz zahl- reicher und grösser als im Herbstholz, Breite : Dicke —= 0,031 : 0,039”=. Die Gefässwand mit kleinen, rundlichen Poren bedeckt, die um ihren eigenen Durchmesser von einander entfernt stehen. Durchbohrung der Gefässquerwand wahrscheinlich mit rundlichem Loch. Das Holz ist dem der jetzigen Erica vagans sehr ähnlich, die Unterschiede sind gering. Bei EP. vagans fand ich auf dem Querschnitt unter 192 Markstrablen 92%, einreihige, 4,3%/, zwei- reihige, 2,80%, dreireihige, auch einige vierreihige. Der Holzstrahl bei E. vagans ist 1—4 Zellen in Mittel, 1—10 in den Extremen breit und zeigt dieselben tangentialen Binden von Holzstumpf- zellen, dieselben vereinzelten Gefässe, die eine radiale Reihe im Holzstrahl bilden. Sehr selten 2 Gefässe oder gar 3 in der Breite des Holzstrahls, und sehr selten auch 2 Gefässe unmittelbar an einander liegend. Die ebenso kleinen Poren der Gefässe sind gehöft. Die Holzstumpfzellen, Markstrahlen- und Deckzellen sind 40 Dicotyledonen. [1 5 2] bei E. vagans ebenfalls mit braunem Stoff erfüllt und der Bau wie bei dem fossilen Holz. Aehnlichkeit hinsichtlich der in Binden gestellten Stumpf- zellen, der isolirten Gefässe und der zarten Poren auf denselben, hat auch das Holz einiger Myrtaceen, z. B. von Melaleuca imbricata, jedoch liegen hier öfters 2 Gefässe in der Breite des Holzstrahls. Die Markstrahlen sind nur ein- und zweireihig und die Zellen der einreihigen nicht so hoch. Platanaceen. Platanus Klebsii Casp. Taf. VII, Fig. 11 u. 12; Taf. VIIL, 1—24. Das kohlige Holz stammt aus dem samländischen TFertiär. Es wurde von Hrn. Dr. R. KreBs in der Gräberei von Palmnicken im Triebsande, der unter der grünen Mauer liegt, gefunden. Das Stück ist ein Theil eines etwa 15°“ im Durchmesser haltenden Stammes oder Astes und hat bei 8°“ Länge etwa 2,5°® Dicke und 9°® Breite. Es hat mehrere, durch Insectenfrass erzeugte Löcher, mit glaukonitischem Sande erfüllt, und ist von bräunlich grauer Farbe. Jahresringe weder auf den 9”” umfassenden Querschliffen, noch auf dem mehr als 25"® dicken Holzstück bemerkbar. Die Holzstrahlen sind 5— 27 Zellen, im Mittel 13 Zellen breit. Die Holzspitzzellen bilden die Hauptmasse des Holzes, Taf. VII, Fig. 11 u. 12. Sie stehen nicht in Reihen, sondern sehr unregelmässig, und erscheinen auf dem Querschnitt unregelmässig 5—6kantig, mit einem Durchmesser bis zu 0,04"®. Ihre Wand ist sehr dick, Schichtung in ihr nicht wahrnehmbar, wohl aber auf dem Querschnitt Poren, Taf. VII, Fig. 12, welche einen faden- förmigen Gang und einen wenig breiteren Porenraum zeigen; sie enden geschlossen an der primären zarten Wand (oder dem Zwischenzellstoff?) und entbehren oftmals der Gegenpore in der Nachbarwand. Ihre Lichtung beträgt 1/„—!/; des Zelldurchmessers [153] Dicotyledonen. 41 und ist mit durchsichtigem, farblosem Stoff erfüllt. Zwischenzell- räume fehlen. Auf dem radialen Schnitt zeigen die Holzzellen weder ihre Abgrenzung gegen kinander, noch die Lichtung deutlich; hie und da ist auf ihnen eine Reihe kleiner, rundlicher, gehöfter Poren mit schiefem, länglichem Spalt sichtbar, Taf. VIIL, Fig. 3 u. 4, deren Hof im Durchmesser etwa 0,0046" fasst. Der Querschnitt zeigt die Poren nach allen Richtungen gehend, dennoch erscheint auf tangentialem Schnitt, Taf. VII, Fig. 5 u. 6, höchst selten eine Reihe von Poren und zwar ungehöfter, schiefer Spaltporen. Die Holzstumpfzellen, Taf. VII, Fig. 11 u. 12, zeigen sich auf dem Querschnitt als ziemlich unregelmässig gestaltete, ab- seplattete, eiförmige, kurz längliche, selten rundliche, öfters etwas sekrümmte, dünnwandige Zellen, auf deren innerer Wand ein dunkelbrauner Stoff in ziemlich starker Schicht abgelagert ist. Sie gruppiren sich zu etwas unregelmässig verlaufenden, concentrischen Binden, was ihre tangential abgeplattete Form noch begünstigt. Je zwei Binden stehen in radialer Richtung um 1—4 Holzspitzzellen von eimander ab. Die Dimensionen der Holzstumpfzellen sınd nach ihrem kleinsten grössten Durchmesser Maxim. 2,...7..40.02322 0,040 mm Minım-e .2020.2.0.00/0> 0,013 » Miele, 2... 0.0123 0,027 » Die sehr dünne Wand ist von der der benachbarten Zellen oft nicht deutlich zu unterscheiden; sie misst nur 1/; —!/; der Lichtung. Da die Holzstumpfzellen durch die sehr breiten und dichten Markstrahlen verhindert werden sich senkrecht zu ent- wickeln, Taf. VIII, Fig. 1 u. 2, sich vielmehr sammt den Holz- spitzzellen und Gefässen um die Markstrahlen in Bogen mit starker Krümmung herumlegen müssen, so ist von ihnen auf senkrecht radialem und auch auf schief radialem Schliff selten eine Reihe über 1—2 Zellen. weit deutlich zu verfolgen. Auf tangentialem Schliff sind ihre Reihen besser erkennbar und zeigen da eine sehr auffallende Gestalt. Lange vielzellige Reihen lassen sich nicht finden, sondern 423 Dicotyledonen. [154] nur kurze, die öfters nur 2—3, oder wenig mehr Zellen enthalten, und an einem oder selbst an beiden Enden schief abgeschnitten oder zugespitzt sind, Taf. VIII, Fig. 7—10; die Zellen messen auf ‚tangentialem Schnitt (nach 9 Beobachtungen): Breite Höhe Nlehsiins Was a 0,284 m Mlnninag ar Sn ON 0,045 » Mintel u 272.20,0170> 0,137 » Mehr als 6 Zellen enthaltende Reihen Holzstumpfzellen waren auch auf dem tangentialen Schliff nicht vorhanden. Hie und da bemerkte ich auf den radialen Wänden zwischen 2 Holzstumpfzellen oder einer Holzstumpfzelle und einer anliegenden Holzspitzzelle oder Hüllzelle der Markstrahlen Poren, die einen kurzen Gang und einen sehr winzigen Porenraum hatten. Je zwei lagen ein- ander gegenüber. Auch der tangentiale Schnitt zeigte kleine rundliche Poren. Vereinzelt finden sich Zellen, wie die auf Taf. VIII, Fig. 24. Eine blosse, blasige Absonderung des Inhalts lässt sich nach der segliederten Form kaum annehmen, auch die Auffassung als Krystallzellen konnten keine genügende Begründung finden; ihre Bedeutung muss dahin gestellt bleiben. Aehnliche blasige Bildungen finden sich auch in den Markstrahlen. Die den Gefässen unmittelbar anliegenden stark abgeplatteten Holzstumpfzellen erscheinen als Deckzellen, Taf. VIII, Fig. 11 bis 13, die lediglich dadurch sich von den Holzstumpfzellen unter- scheiden, dass sie quere, lange Spaltporen, den Spaltporen der an- liegenden Gefässe entsprechend, haben, während die den Gefässen fern liegenden Holzstumpfzellen einfache, kleine, rundliche Poren aufweisen. Die seitlichen Wände der Deckzellen haben auch solche einfache rundliche Poren. Die Deckzellen erscheinen auf tangentialem Schnitt von recht unregelmässiger Gestalt, sind oft an einem Ende viel breiter als am andern, wagerecht oder schief oder bogig gestutzt und meist von ansehnlicher Höhe. Die aus dem Querschnitt entnommenen kleinsten und grössten Durchmesser entsprechen folgenden Zahlen: [155] Dicotyledonen. 43 kleinster grösster Durchmesser Maxımı 5 2.080152 0,040 mm Mmmy 2 ...%720:008 >» 0,021 » Nittel ern 0:010, > 0,030 » Der tagentiale Schnitt ergab: Breite Höhe Maxima 22222 22:.0:040:22 OOo Miınimz 2.202 222.0:0252> 0,060 » Mittel 2 2 222.0:0335> 0,128 » Die, Manrkstrahlen,; Tat VI7, Bis 11, ZRarzVv IE, Bio. 1, 17, 18, sind ausserordentlich stark entwickelt und mit einer Schicht platter, dünnwandiger Hüllzellen rings umkleidet. Sie umfassen in der Breite 2—32 Zellen und sind 7—-205 Zellen hoch. Bei keiner anderen bekannten lebenden oder fossilen Art kommen so hohe und so breite Markstrahlen vor. Die Dimensionen der Mark- strahlen schwanken zwischen 0,29—5,73”® in der Höhe und 0,04 bis 0,73®® in der Breite. Einige dünnste, nur 2 Zellen breite und 7—8 Zellen hohe Markstrahlen bestanden bloss aus Hüllzellen. Dieses sind platte Zellen, Taf. VIII, Fig. 17 u. 18, die in radialer und senkrechter Richtung ziemlich gleichen Durchmesser haben, aber in der Breite nur !/; desselben messen, den ganzen Mark- strahl in einer Schicht umkleiden und sich oft noch mit einigen Zellen über ihn erheben. Sie sind dünnwandig und mit dunkel- braunem Stoff dicht erfüllt. Durch ihre gestreckte, lang elliptische Gestalt heben sie sich auf tangentialem Schnitt deutlich von den mehr kreisrunden Zellen des Markstrables ab. Auf dem Quer- schnitt, wo sie in ganz ähnlicher Form erscheinen, unterscheiden sie sich ebenfalls leicht von den längeren und dickeren, an den Enden recht- oder spitzwinklig abgegrenzten inneren Markstrahl- zellen. Der radıale Sehnitt, Taf. VIII, Fig. 14, zeigt sie sachgemäss meist nur an der oberen und unteren Kante des Markstrahles von quadratischer, rechteckiger oder trapezoidischer Gestalt, deutlich verschieden von den viel längeren, aber niedrigeren inneren Mark- strahlzellen. Die Hüllzellen maassen auf tangentialem Schnitt (nach 20 Beobachtungen): 44 Dicotyledonen. [156] Breite Höhe Masıma. 0277009722 0,0835" IM nm 2 > 0,031 » Mitmelie.1%.2.0080:0172> 0,053 » Der Querschnitt ergab aus 20 Messungen: Breite Dicke Maxim. 2... 72 200230 088 Minımer 7. 2205008» 0,024 » Mittelerde > 0,061 » Der radiale Schnitt ergab für die Hüllzellen an der oberen und unteren Kante einiger Markstrahlen folgende Werthe (nach 20 Messungen): Höhe Dicke Maxim 2 0220:00 27 0,060 7 Minim.22 02.00.0283 0,023 » Mitteln E77 22004875 0,045 » Diese Werthe für die Höhe und Dicke der obersten und untersten Hüllzellen sind kleiner als die vorher angegebenen, die aus den um die mittleren Theile der Markstrahlen gelegenen Hüll- zellen gefunden wurden. Die inneren Markstrahlzellen messen auf radialem Schnitt (nach 10 Beobachtungen): E Länge Höhe (radiale Richtung) Maxim. .2.2.2,.250.04822 0,154 7m Minim.e. 222 20:08 0,060 » Mittele 2.02.227.2202036 > 0,101 » Auf tangentialem Schnitt erscheinen die Markstrahlzellen ziemlich kreisrund, Taf. VIH, Fig. 15, oder in vertikaler Richtung etwas gestreckt und messen: Höhe Breite Maxima, 2 222..1,0:065 20 0,0537 Minms21,.22.0:0212> 0,020 » Mike 0 2.22.2220:0402 0,036 » Sowohl die horizontalen, als die vertikalen Wände der Mark- strahlzellen haben geschlossene Poren mit einem sehr kleinen Poren- [157] Dieotyledonen. 45 raum, Taf. VIII, Fig. 15, 16. Diese Poren sind auf der durch- schnittenen Zellwand deutlich; bei der Ansicht senkrecht auf die Wandfläche sind sie durch die in den Zellen abgelagerte braune Masse verdeckt. Die tangentialen Wände der Markstrahlzellen stehen oftmals sehr schief zur tangentialen Ebene, Taf. VII, Fig.11. Zwischenzellräume sind in den Markstrahlen auf tangentialem Schnitt sichtbar, zuweilen münden auch Poren auf dem Zwischen- zellraum aus. Taf. VIII, Fig. 15. Die Gefässe liegen auf dem Querschnitt zerstreut, hie und da fast in Reihen zu 1—4, in der Breite des Holzstrahles meist einzeln, seltener zu zweien, noch seltener zu dreien, unmittelbar an einander. Sie sind im Querschnitt meist elliptisch, oft auch fast kreisrund. Aus 17 Messungen ergab sich: Breite Dicke Maxim. ne 022m Ola Minim.) 7.1 ..0,043° > 0,076 » Mittel. 10,076 0,093 » Die Gefässquerwand ist selten sichtbar. Da die Markstrahlen . so ungemein breit sind, und die Gefässe im Bogen um sie herum- gehen, erreicht man nicht mit senkrechtem radialen Schliff eine Ansicht der Querwände. Ich liess deshalb radiale Schliffe, etwa unter 30° zur vertikalen Ebene geneigt, anfertigen, welche die Querwände zeigten. Sie stehen sehr schief, sind elliptisch und leiterförmig durchbrochen, Taf. VIII, Fig. 19 u. 20. Ein Gefäss von 0,1092”" Durchmesser zeigte 19 Sprossen, ein anderes von 0,12"® Durchmesser hatte 14, andere 9 und 11 Sprossen. Die Sprossen waren 0,0013—0,0053"" breit und 0,003—0,008"" von einander entfernt; bisweilen sind sie gegabelt. Von den Seiten- wänden der Gefässe ist nur selten und stückweise etwas zu sehen. Sie zeigen dicht stehende Längsreihen von gehöften, kurzen, ellip- tischen Poren mit schiefem Spalt. Diese entsprechen wahr- schemlich den Poren der anliegenden Holzspitzzellen, Taf. VIII, Fig. 22. Ferner finden sich ungehöfte Spaltporen von beträcht- licher Breite, zum Theil auch in Längsreihen, welche wahr- scheinlich benachbarten Holzstumpfzellen entsprechen, Taf. VIII, Fig. 21. Diese langgestreckten Poren hatten 0,0046” Höhe und 46 Dieotyledonen. [158] 0,014 — 0,015” Breite. Bisweilen waren sie noch erheblich breiter, Taf. VIII, Fig. 21, (vielleicht Gefässquerwand). Diagnose: Ohne Jahresringe. Holzspitzzellen sehr dick- wandig; die Lichtung beträgt den 4. bis 5. Theil des Quermessers; sie stehen ohne Ordnung in den 5—27 Zellen breiten Holzstrahlen. Auf dem Querschnitt der Holzspitzzellen nach allen Seiten enge Poren mit wenig erweitertem Porenraum; die den Gefässen an- liegenden mit einer Reihe gehöfter Poren mit schiefem Spalt. Holzstumpfzellen auf dem Querschnitt meist etwas abgeplattet zu. konzentrischen, unregelmässigen, eine Zelle tiefen Binden vereinigt, die in radialer Richtung durch 1—4 Holzspitzellen getrennt sind. Sie bilden nur kurze, senkrechte Längsreihen von 1—6 Zellen, oft mit schiefer Querwand oder spitz endigend. Die Deckzellen sind nur dadurch von den Holzstumpfzellen verschieden, dass sie auf der, dem Gefäss anliegenden Seite nicht rundliche, kleine Poren, sondern lange, quere, spaltförmige, lineale Poren haben. Markstrahlen auf tangentialem Schnitt langgestreckt elliptisch, 2—32 Zellen breit, 7—-205 Zellen hoch, 0,3 bis fast 6”® hoch, 0,04--0,7”% breit. Eine Schicht von abgeplatteten Hüllzellen umgiebt die Markstrahlen. Hüllzellen: Breite zu Höhe : Länge 1:31/3:3; Mittelzellen —1:1:3. Alle Wände der Markstrahlzellen haben einfache Poren mit schwach erweitertem Porenraum. Die Gefässe stehen ım Holzstrahl zu 1—4 in der Breite desselben, aber nicht konzentrisch, meist einzeln, selten zu 2—3 neben einander, im Querschnitt elliptisch. Gefässquerwand leiterförmig durchbrochen. Die Seitenwände theils mit Reihen gehöfter, kurz länglicher Poren, theils mit grossen, queren, elliptischen. Das Holz von Platanus occidentalis ıst unter den drei Platanus- arten, von denen ich Holzpräparate besitze, P. occidentalis, orien- talis und Wrightii dem fossilen Holz bei Weitem am ähnlichsten, das von Liguidambur styraciflua (cfr. MÖLLER 1. c. p. 329) steht ihm sehr fern. Bei P. occidentalis sind die Markstrahlen jedoch viel dünner und niedriger und noch ungleicher, auch ohne Hüll- zellen, die Gefässe viel zahlreicher und Jahresringe sehr deutlich. Das vorliegende Holz kann keine Proteacee sein, da bei diesen die Holzstumpfzellen und meist auch die Gefässe quere, konzen- [159] Dicotyledonen. 47 trische Binden über den Holzstrahl bilden; zudem sind die Ge- fässe stets mit rundlichem Loch, nicht leiterförmig durchbrochen. Die Hüllzellen der Markstrahlen sind hei Pfelea trifoliata vecht entwickelt, weniger gleichmässig bei einigen Proteaceen. Platanus borealis Case. Taf. IX, Fig. 1-11. Versteinertes Holz, gefunden in Plietnitz bei Kramska, Kreis Deutsch Krone, Westpreussen. Jahresringe auf einem Querschliff, der 12”” in radialer Richtung umfasste, nicht sichtbar. An den meisten Stellen schlecht erhalten. Sehr störend wirken in allen Gewebstheilen Blasen, Taf. IX, Fig. 7, 8, 9, die bald dicker oder dünner, kürzer oder länger, mehr eckig oder mehr rundlich in einander greifend, bald einschichtig, fast perlschnur- artig, bald zu 2—3 in der Breite der Gewebstheile oder an Stelle des Zellgewebes, wenn nichts mehr vom letzteren kenntlich ist, auftreten. Die Holzstrahlen sind auf dem Querschnitt geringer an Fläche als die Markstrahlen, Taf. IX, Fig. 1, und die Gefässe nehmen im Holzstrahl mehr, oder mindestens ebensoviel Raum ein als die Holzspitz- und Holzstumpfzellen. Im Mittel umfasst der Holzstrahl in der Breite 14—23 Zellen. Die Holzspitzzellen stehen ohne Ordnung zwischen Ge- fässen und Holzstumpfzellen. Sie sind nur auf dem Querschnitt stellenweise deutlich und erscheinen hier rundlich vieleckig, sehr dicht stehend, Taf. IX, Fig. 2. Ihre Wand ist nicht so dick wie die bei Platanus Klebsii; die Lichtung beträgt 1/„—!/s des Quer- messers der Zelle und ist mit farblosem Stoff erfüllt. Schichtung der Zellwand nicht sichtbar, wohl aber fadenförmige, nach allen Richtungen gehende Poren, die vor der primären Wand einen wenig breiteren Porenraum besitzen. Der Durchmesser der Holz- spitzzellen schwankt zwischen 0,020 —0,051”®, beträgt im Mittel 0,031 mm, 48 Dieotyledonen. [160] Die Holzstumpfzellen erscheinen auf dem Querschnitt meist abgeplattet, eiförmig, länglich elliptisch, selten fast kreis- rund, Taf. IX, Fig. 2. Sie sind dünnwandig, haben auf der inneren Wand einen braunen Belag, die Mitte ist jedoch frei davon, mit farblosem Stoff erfüllt. Sie stehen seltener einzeln, zumeist legen sie sich auf dem Querschnitt mit den schmalen Enden zu Ketten von ganz unregelmässigem Verlauf an einander. Diese Ketten sehen bald eine Strecke tangential, dann wieder radial oder in Krümmungen zwischen beiden Richtungen, bisweilen anastomo- sirend. Der radiale Schnitt lässt nichts Genaueres über sie er- kennen, auch der tangentiale Schnitt zeigt sie nur selten deutlich ; ich fand hier nicht mehr als 4 in einer senkrechten Reihe über ein- ander. Ihre Enden sind bald wagrecht, bald etwas schief gestutzt, die Endzelle einer Reihe lang, am freien Ende zugespitzt, Taf. IX, Fig. 5, 6. Sehr selten zeigen die schlecht erhaltenen Wände un- gehöfte Poren auf der rechten und linken Seite. Der Durch- messer der Holzstumpfzellen auf dem Querschnitt schwankt zwischen 0,011 — 0,048”" und beträgt im Mittel 0,025. Die Lichtung misst 0,010 — 0,037"®%, ım Mittel 0,024”"®, die Wandstärke nur 0,002 — 0,004"®. Der tangentiale Schnitt ergab für die Holz- stumpfzellen im Mittel eine Höhe von 0,232”®. Wenn die Holz- stumpfzellen als Deckzellen einem Gefäss anliegen, haben sie statt der runden Poren eine Reihe von gehöften, elliptischen Poren mit schiefem, linealem Spalt, Taf. IX, Fig. 6; wahrscheimlich ge- hört die Höhlung und der Spalt nicht ihnen, sondern den Ge- fässen, was sich nicht entscheiden lässt. In ihren Dimensionen sind die Deckzellen von den anderen Holzstumpfzellen nicht ver- schieden. Die Markstrahlen sind sehr entwickelt. Sie sind 3 — 54 und mehr Zellen breit, d. h. 3/00 — ?/;”” und 16—-89 und mehr Zellen hoch, d.h. 1/a — 31/;"®, Die höchsten Grenzwerthe sind nicht anzugeben, weil einer der grössten Markstrahlen sowohl nach Höhe wie nach Breite nur fragmentarisch vorhanden war. Wie bei Platanus Klebsü zeigen die Markstrahlen (am deutlichsten auf dem Querschnitt, weniger gut auf dem tangentialen) wenigstens stellenweise eine Schicht von länglichen Hüllzellen. Dieselben [161] Dieotyledonen. 49 hatten auf tangentialem Schnitt im Mittel 0,08 — 0,09 Höhe und 0,02—0,03 Breite, auf dem Querschnitt (nach 10 Beobachtungen): Länge Breite Maxi en 0,028 um Mimme u. 13.0.0375» 0,013 » Mittel... 2 ..2.0,069% 0,020 » Die Hüllzellen haben auf der inneren Wand eine braune Ab- lagerung. Sie sind lange nicht so gut markirt wie bei Platanus Klebsü. Die inneren Markstrahlzellen sind auf tangentialem Schnitt rundlich oder elliptisch, die grössere Axe senkrecht gerichtet und messen (nach 10 Beobachtungen): Breite Höhe Maxim. 22, 240041327 0,060 ’"m Minim. 2. 20052,.0:013%> 0,025 » Nittel 7,0:0262> 0,038 » Auf dem Querschnitt erscheinen die Zellen meist lineal, die kurzen Wände oft schief zur tangentialen Ebene gestellt, Taf. IX, Fig. 1, und messen (nach 10 Beobachtungen): Breite Länge Maxime 22202053200 0,1 om Minm 72 7:220:010=> 0,065 » , Miiitel22..2.22.20.027.> 0,108 » Poren waren auf den Markstrahlen nicht zu finden. Die Gefässe liegen zerstreut zu 2—8 in der Breite des Holzstrahls und nehmen auf dem Querschnitt zumeist ungefähr die Hälfte des Holzstrahls ein. Sie sind meist elliptisch, jedoch ohne bestimmte Richtung der grossen Axe. Häufig liegen sie zu zweien oder dreien, seltener zu fünfen an einander in unregel- mässiger Gruppirung. Die Dimensionen der einzeln stehenden Gefässe sind etwa für den kleinsten und grössten Durchmesser: 0,06—0,08"" 0,07 —0,14 "m Durch die gruppenweise Aneinanderlagerung wurde die Ge- stalt der einzelnen Gefässe mannigfaltig geändert. Die Gefäss- querwand ist schief elliptisch und leiterförmig durchbrochen, Taf. IX, Fig. 10, 11. Ich zählte einmal 20 Sprossen, nur stück- Abh, IX, 2. 4 50 Dieotyledonen. [162] weise erhalten und kaum 0,0013 "® dick. Ueber die Beschaffen- heit der Seitenwände der Gefässe war nichts Genaueres zu er- mitteln. Diagnose: JJahresringe nicht bemerkbar. Holzstrahl 14 bis 23 Zellen breit. Holzspitzzellen dickwandig, Lichtung 1/4 — !/; des Zelldurchmessers ohne bestimmte Anordnung auf dem Quer- schnitt mit zarten Poren nach allen Richtungen; Poren mit wenig erweitertem Porenraum. Holzstumpfzellen auf dem Querschnitt meist abgeplattet, in unregelmässiger, einreihiger Kette. Ihre senk- rechten Reihen kurz, nicht mehr als 4 Zellen enthaltend. Quer- wände oft schief. Deckzellen mit einer Reihe gehöfter Poren. Markstrahlen 3 bis mehr als 54 Zellen breit und 16 bis 89 und mehr Zellen hoch, 0,03 bis mehr als 0,4"® breit, 0,5 bis mehr als 3,3" hoch mit zerstreuten Hüllzellen bekleidet. Hüllzellen- Breite : Höhe : Länge =1:4:3, Mittelzellen —3:4:9. Ge- fässe sehr zahlreich, 2—8 in der Breite des Holzstrahls einzeln oder zu 2—5 unregelmässig gestellt, im Durchmesser 0,06—0,14; sie nehmen im Querschnitt ungefähr die Hälfte der Fläche des Holzstrahls ein. @Querwand elliptisch, leiterförmig durchbrochen. Das Holz steht wegen seiner zahlreichen Gefässe den jetzt lebenden Platanus-Arten näher als Platanus Klebsü. Juglandeen. Juglans Triebelii CAsp. Taf. IX, Fig. 12, 13; Taf. X, Fig. 19. Versteinertes Holz, wahrscheinlich aus der Nähe von Elbing. Ziemlich schlecht erhalten. Jahresringe sind für das blosse Auge deutlich zu unter- scheiden, für die Lupe schon undeutlicher und unter dem Mikro- skop selbst bei schwacher Vergrösserung kaum mehr zu erkennen. Nur aus der Vertheilung und Grösse der Gefässe kann man in der Analogie mit den jetztweltlichen Juglandeen die Grenze zweier Jahresringe hie und da ermitteln und findet dann die Holz- [163] Dieotyledonen. 51 spitzzellen des Herbstholzes stärker parallel zur Tangente abge- plattet, als im benachbarten Frühjahrsholz, das mit zahlreicheren und grösseren Gefässen beginnt. Taf. IX, Fig. 12 zeigt im unteren Theil die Grenze eines Jahresringes. - Der Holzstrahl ist 1—8 Zellen breit. Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen; sie sind schlecht erhalten. Ihre Wand ist mässig verdickt, und ihr Inneres ist mit farblosem Stoff erfüllt. Poren sind auf keinem Schnitt zu sehen. Die Spitzzellen zeigten folgende Dimensionen (nach 6 Messungen): Breite Dicke Naxımen 230 O2 Miınım? 7.,027220013°> 0,013 » Mittel 272920020 0,017 » Die Holzstumpfzellen bilden auf dem Querschnitt tan- gential verlaufende Ketten aus 2—7 aneinander liegenden Zellen. Diese quer durch den Holzstrahl verlaufenden Ketten sind 1, oft auch 2, ja 3—4 Zellen tief. Taf. IX, Fig. 12 zeigt die eine Zelle tiefen, Taf. IX, Fig. 13 auf radialem Schnitt zweireihige, Taf. X, Fig. 1 Binden von Stumpfzellen, 3 — 4 Zellen tief. Je 2 Ketten von Holzstumpfzellen haben einen Abstand von 2— 8 Holzspitz- zellen. Die Stumpfzellen sind im Querschnitt rundlich-quadratisch und mit schwarzgrauem Inhalt erfüllt, wodurch sie sehr augen- fällig werden. Ueber ihre Wandstärke und etwaige Poren war nichts Sicheres zu ermitteln. Sie messen auf dem Querschnitt (nach 6 Beobachtungen): Breite Dicke Maxim, 2° 12, ...0.021:20 O.02ı IM in ON 0,016 » Mittel 222222 20:016> 0,017 » Auf tangentialem Schnitt (nach 6 Messungen): | Breite Höhe Maxima 2 eye 0,035 Minım. 2.2..42.0:0195 0,027 » Mittel”... 1900205 0,033 » 4*® 592 Dieotyledonen. [164] auf radialem Schnitt: Dicke Höhe Maxsımspsr 2 0,0257 0,063 mm IMinım 220.023 > 0,049 » Mittel . . . 0,024 » 0,055 » Im Mittel ergiebt sich: Dicke : Breite : Höhe = 0,021:0,018 : 0,044. Der radiale und der tangentiale Schnitt zeigen öfters in sehr kurzen Holzstumpfzellen, die zu senkrechten Reihen vereinigt sind, und deren obere und untere Wand meist etwas zur Horizontalebene geneigt ist, rhomboödrische Räume, die fast wie Krystalle aus- sehen, wiewohl die Ecken etwas gerundet und auch die oberen und unteren Kanten meist schwach gewölbt sind, Taf. IX, Fig. 13; . Taf. X, Fig. 2 u. 4. Solche scheinbar einen Krystall enthaltenden Zellen hatten nach Messungen auf tangentialem und radialem Schliff: ax 052 0,040 m 0,040 m Immer 0233 0,027 » 0,027 » Mittel 7.220,27 > 0,031 » 0,032 » Ausser den in Reihen liegenden Stumpfzellen finden sich an den Gefässen Deckzellen. Sie sind wegen schlechter Erhaltung des Holzes auf radialem und tangentialem Schnitt nicht wahr- nehmbar, nur auf dem Querschnitt und erscheinen hier stark ab- geplattet der Gefässwand anliegend, Taf. X, Fig. 3; ıhr kleiner Durchmesser misst nur etwa 1/3 der grösseren. Die Markstrahlen sind 1/a—!/a im Mittel 1/;”® hoch, meist zweizeilig, selten einzeilig, aber noch seltener dreizeilig und haben 6— 26, im Mittel 15 Zellen in der Höhe. Ich habe nur 2 drei- zeilige Markstrahlen gesehen, hingegen einzeilige viel zahlreicher. Auf radıalem Schnitt Taf. IX, Fig. 13; Taf. X, Fig. 7 sieht man, dass die oberen und unteren Kantenzellen des Markstrahls höher aber kürzer sind als die Mittelzellen, hierfür folgendes Beispiel: Länge Höhe 0,028 mn OD Sm Obere Kantenzellen 0.043 » 0.037 » 0,053 » 0,021 » Mittlere Zellen bis bis 0,061 » 0,024 » Untere Kantenzellen 0,040 » 0,040 » [1 65] Dieotyledonen. 53 Die mittleren Zellreihen sind oft nur 0,012 — 0,013”"® hoch. Der tangentiale Schnitt ergab folgende Grössenverhältnisse: Höhe Breite Oberste vZellese ER 70:03 272 0,023 0 Maxım rn 0023 0,020 » Mittelzellen {| Minim. . . . 0,016 » 0,016 » (ON Eibtel 2 2000:018, > 0,018 » ÜnterstesZellers EI r22.070:0310> 0,020 » Demnach gilt im Mittel für: Höhe Breite Länge Kantenzellen . . 0,036" 0.0200 0,03 Mittelzelen . . 0,017 » 0,017 » 0,056 » Die Gefässe sind im Frühjahrsholz zahlreicher und grösser als gegen das Herbstholz hin. Sie liegen entweder einzeln und sind dann im Frühjahrsholz elliptisch, im Herbstholz sehr klein und kreisrund, oder es stehen 2— 5 Gefässe in radial gestellten Gruppen neben einander. Im Holzstrahl liegt nur eine radial ge- stellte Reihe, die auch nur ein Gefäss in der Breite hat. In einem Falle allein sah ich auf dem @nerschnitt eine Gruppe von 4 Ge- fässen zu je zweien in der Breite neben einander, doch war je eines der beiden sehr klein und seitlich abgeplattet. Die Grössen- verhältnisse der Gefässe auf dem Querschnitt gaben folgende Zahlen: Dicke Breite Maxume en ler Mimnim. 2.22... 3:,,0.040% 0,057 » Mittels 227:0217160> 0,118 » Die Gefässquerwand ist schief, unter 35—50° geneigt (Taf. IX, Fig. 13; Taf. X, Fig. 8); die aufeinanderfolgenden Querwände in einem Gefässe stehen bald parallel, bald im entgegengesetzten Sinne geneigt. Die Seitenwände der Gefässe zeigen dichte, secundäre Ver- dickungen, die ein Netzwerk mit rhombischen Maschen bilden. Die Verdickungen erscheinen nicht als zusammenhängende Fasern, sondern als granulirte körnige Streifen von unbestimmter Be- grenzung (Taf. X, Fig. 8, 9). In den Maschen sind Poren nicht 54 Dicotyledonen. [166] bemerkbar, obwohl solche ursprünglich höchst wahrscheinlich vor- handen waren. Oftmals gewinnt man von dem Querschnitt den Eindruck, als ob Markstrahlen an den Gefässen beginnen, wie z. B. Taf. IX, Fig. 12, doch ist dies immer wohl nur scheinbar, und hat der Markstrahl, sich an die Gefässwand anschmiegend, auf der anderen Seite desselben seine Fortsetzung. Diagnose: Jahresringe vorhanden. Holzstrahl 1—8 Zellen breit. Holzzellen in radialen Reihen stehend. Holzspitzzellen von mässiger Wandstärke. Holzstumpfzellen in tangentialen Binden 1—2, selten 3—4 Zellen tief, je zwei Binden radial durch 2—8 Lagen Holzspitzzellen getrennt. Holzstumpfzellen, Dicke : Breite : Höhe — 14:15:31. Deckzellen abgeplattet. Markstrahlen selten 1, noch seltener 3 Zellen breit und 6—-26 Zellen hoch. Kantenzellen höher und kürzer als Mittelzellen. Gefässe im Frühjahrsholz weiter und zahlreicher als gegen Schluss des Jahresringes, radial einreihig im Holzstrahl, einzeln oder zu 2—5 zu einer Reihe ver- bunden. Querwände unter 35—50° geneigt, Seitenwände mit dichten, schraubigen, sich kreuzenden Verdickungen. Das Holz kommt der Pterocarya caucasica unter den lebenden Arten von Juglans am nächsten; bei dieser sind jedoch die Binden der Holzstumpfzellen nur eine Zelle tief. Laurineen. (Laurus als Gattung in dem weiten Lınn#’schen Sinne genommen.) Laurus biseriata Case. Taf. X, Fig. 10—17; Taf. XI, Fig. 1—5. Versteinertes Holz, häufig in Ost- und Westpreussen gefunden. Jahresringe deutlich, 1/y,—2"" dick. Das Herbstholz nur in wenigen, 3— 8 Zelllagen entwickelt. Die Gefässe stehen zahlreich in radialen Reihen und ausserdem in den verschiedenen Holzstrahlen desselben Jahresringes so angeordnet, dass die zwischen ihnen liegenden Holzspitz- und Stumpfzellen schräge, dunkle Binden a [167] Dieotyledonen. 55 bilden, die namentlich bei schwacher Vergrösserung sehr deutlich erscheinen, Taf. X, Fig. 10. Diese Binden von Holzzellmasse gehen etwa unter 45° zur Tangente in 1/;—1/s"” Breite, getrennt durch die ebenso breiten Binden der Gefässe über den ganzen Jahresring hin, mit Ausnahme des jüngsten Frühjahrsholzes, wo die Gefässe vorherrschen. Die Richtung dieser Binden ist in benachbarten ‚Jahresringen entweder dieselbe oder entgegengesetzt. Der Holzstrahl ist 3—10, ım Mittel 6 Zellen breit. Die Holzspitzzellen stehen auf dem Querschnitt, Taf. X, Fig. 11,12, in unregelmässigen, radialen Reihen. Auf tangentialem Schnitt erscheinen sie gestreckt-spindelförmig, 0,6—0,9”" Jang und länger. Im Querschnitt sind sie unregelmässig rundlich-eiförmig, 0,02 — 0,03””" im Durchmesser; der Zellraum misst nur etwa 0,0006— 0,004". Auf dem tangentialen und radialen Schnitt war der Zellraum sehr selten und nur schwach erkennbar. Der Quer- schnitt zeigte öfters Schichtung der Zellwand oft mit von einander gelösten Schichten. Poren waren auf dem Längsschnitt nie, auf dem Querschnitt höchst selten zu finden. Der Gang der Poren ist sehr eng, an der primären Wand zu einem Porenraum schwach erweitert. Der Zwischenzellstoff (vielleicht auch die primäre Haut) ist als dunkelbraune Linie zwischen je zwei Holzspitzzellen deut- lich sichtbar, und die Zwischenzellräume mit ihm erfüllt. An der Grenze eines Jahresringes, Taf. X, Fig. 12, sind die Holzspitz- und Holzstumpfzellen in 3—-8 Schichten stark abge- plattet, wie aus folgenden Zahlen hervorgeht: Breite Dicke Maxime... 0.0850 VON Holzspitzzellen Mmıma 22 2220:027 0,008 » Nittel 002 2.2.0.0.0290> 0,011 » Ziolzstumpizellewe..,. .. 0. 0.092 0,009 » Die Holzstumpfzellen stehen ihrer Häufigkeit nach zu den Holzspitzzellen im Verhältniss von etwa 11 zu 50. Sie liegen zerstreut, hie und da in unregelmässiger, tangentialer Reihe. Auf dem Querschnitt sind sie, obwohl von ziemlich demselben äusseren Durchmesser, wie die Holzspitzzellen sehr leicht an ihrer dünnen 56 Dieotyledonen. 1 68] Wand und dem grossen Zellraum kenntlich, Taf. X, Fig. 11, 12. Sie bilden senkrechte Reihen mit horizontalen Querwänden. Der radiale Schnitt ergab aus 22 Messungen: Länge Dicke Maxim ua. 80,126 0.0392 Minim 2 00 0,016 » INiibtelka were 0:009 0,023 » Im Allgemeinen ist die Länge der einzelnen Stumpfzellen ziem- lich gleichmässig und selten führt derselbe Strang kurze und lange. Es kommt zuweilen vor, dass eine Reihe von Holzstumpf- zellen in zwei nebeneinander verlaufende Stränge umsetzt, indem an dem verbreiteten Ende einer Zelle sich 2 Zellen, bezw. Zell- reihen anlegen. Alle Wände der Holzstumpfzellen haben Poren. Der Quer- schnitt zeigt solche in den horizontalen Wänden von oben gesehen. Im Durchschnitt erscheinen ebendieselben auf tangentialem Schnitt als einander gegenüberliegend, Taf. X, Fig. 13, getrennt durch die primäre Wand. Auch die Seitenwände der Holzstumpfzellen zeigen diese Poren. Die den Gefässen anliegenden Stumpfzellen, die Deckzellen, sind recht unregelmässig von Gestalt; auf tangentialem Schnitt, der sie am besten zeigt, erscheinen sie seltener rechteckig als trapezoidisch, mit meist schiefen Querwänden; sie sind oft an dem einen Ende breiter als an dem anderen, oft fast dreieckig, und haben 2—4 Reihen elliptischer Poren, mit quer gestellter grosser Axe. Diese Poren erscheinen gehöft, ob sie es wirklich sind, bleibe dahingestellt; vielleicht schimmern die gehöften Poren der anliegenden Gefässe durch. Die Poren messen etwa 0,003 + 0,009", Die Grössenverhältnisse einiger Deckzellen auf tangentialem Schnitt geben nachstehende Zahlen (aus 10 Beobachtungen entnommen): Höhe Breite Maxim 2: uoJAezn 0,044 mm Minim.!r.20..040,0475> spitz endigend Mittele 1772022200868 Die Markstrahlen haben einen mehr oder minder ge- schlängelten Verlauf, der durch die Breite der Gefässe bedingt ist, [169] Dicotyledonen. 57 Taf. X, Fig. 11. Die Markstrahlen sind vorherrschend zweireihig, Taf. X, Fig. 14, 15. Ich durchsuchte von 2 tangentialen Schliffen, die 2 Holzstücken von verschiedenem Fundort entstammten, im Ganzen 561 Markstrahlen; darunter waren 530 zweireihige, 22 ein- reihige, die stets niedriger als die zweireihigen sind, und 9 solche, die auf 1 oder 2 Stellen drei Zellen breit, sonst aber zweireihig waren. Von den einreihigen Markstrahlen hatten: 1— 1 Zellen Höhe 5 — 2 » » 5 a 4 >» » 4—5 » > 9— 6 » » 1— 7 » > 1—10 » „ Die zwei- und dreireihigen Markstrahlen waren 9—68 Zellen hoch und maassen 0,017— 0,051”" in der Breite und 0,063— 1,363” ın der Höhe. Die Kantenzellen der Markstrahlen, Taf. X, Fig. 15, sind höher und kürzer als die Mittelzellen: Höhe Länge eMasm ee 0 Na 0,053 77 Kantenzellen < Minim. . . . 0,027 » 0,027 » SiMitte 2 27.22.20.0235 0,037 » Maxima 23 22.010242 0,145 » Mittelzellen * Minım. . . . 0,016 » 0,093 » Mittel 22 2.2,.0.0212> 0,119 » Die tangentialen Wände der Kantenzellen stehen zuweilen schief, die der Mittelzellen stehen meistens senkrecht, oft aber auch um 45—60° von der Vertikalen abweichend. Alle Wände der Markstrahlenzellen zeigen auf dem radialen und tangentialen Schnitt viele kleine, rundliche Poren mit sehr engem Porengang und wenig erweitertem Porenraum an der pri- mären Wand. Bei den horizontalen Wänden erscheinen diese Poren auf radialem Schnitt nicht einander gegenüberstehend in 2 aneinander liegenden Wänden, sondern unregelmässig abwechselnd 58 Dieotyledonen. [170] (Taf. X, Fig. 16). Auf den senkrechten, radialen Wänden, die an benachbarte Markstrahlenzellen stossen, finden sich kleine, runde, ungehöfte Poren in Längsreihen gestellt (Taf. X, Fig. 16); meist ist nur eine solche Porenreihe da, manchmal 2, selten 3. Diese Reihen entstehen nothwendig dadurch, dass die Poren in den be- zeichneten radialen Wänden nach den Zwischenzellräumen gehen, welche die Markstrahlenzellen einschliessen. Für jeden Zwischen- zellenraum, der sich an die radiale Wand einer Markstrahlzelle anlegst, hat dieselbe eine der erwähnten Porenreihen. Der tangentiale Schnitt zeigt diese engen Poren mit schwach ver- breitertem Porenraum, wie sie auf besagte Zwischenzellräume aus- münden (Taf. XI, Fig. 2), ausserdem die Poren auf den radialen Wänden im Durchschnitt und auf den tangentialen von oben ge- sehen (Taf. X, Fig. 17). Oelzellen sind weder in den Markstrahlen, noch in anderen Organen vorhanden. Die Gefässe nehmen an Fläche fast die Hälfte des Quer- schnittes ein, sind im Frühjahrsholz am zahlreichsten, im Herbst- holz am schwächsten entwickelt (Taf. X, Fig. 10, 11). Im Früh- jahrsholz liegen öfters 3—11 Gefässe zu einer Gruppe vereinigt unmittelbar aneinander, gegen Schluss des Jahresringes stehen sie einzeln oder in Gruppen von 2—4. Eine Gruppe von 11 Ge- fässen im Frühjahrsholz maass in radialer Richtung 0,74””; die einzelnen Gefässe sind in dem Querschnitt von sehr verschiedener Grösse und Form; elliptisch, rundlich-dreieckig, eiförmig, tra- pezoidisch oder plattgedrückt mit 2 geradlinigen und 2 bogigen Seiten. Ihr Quermesser beträgt 0,03 — 0,15". Von den Querwänden sieht man auf dem Querschnitt nie etwas; auf tangentialem Schnitt erscheinen die Reste der Quer- wände (Taf. X, Fig. 15) etwa unter 50° zur Verticalen geneigt; sie theilen die Gefässe in Stücke, die etwa 3—4 mal so lang als breit sind. Die Längswände haben 2, vielleicht 3 Arten von ge- höften Poren. Meist sind diese Poren 6eckig oder 4—7eckig und bekleiden die Wand als dichtes Netzwerk (Taf. XI, Fig. 5). Diese Vielecke messen etwa 0,0093 —0,0133"". Der Porengang ist nur selten als ein schmaler Spalt deutlich erkennbar. Bei En Da EEE ne pe er [171] Dieotyledonen. 59 anderen Gefässen finden sich, jedoch seltener, elliptische Poren (Taf. XI, Fig. 4), die einen ebenfalls spaltförmigen Porengang haben, sich indess nicht berühren und auch nicht jene polygonale Umgrenzung zeigen; ihr längster Durchmesser ist etwa 0,0066", ihr Spalt 0,003”” lang, ihr Hof nicht deutlich begrenzt, aber heller als die Zellwand. Noch seltener kommt eine dritte Form von Poren vor, näm- lich recht weitläufig liegende, kleine, elliptische, mit schiefem Spalt Ra X. Bio: 5): Diagnose: Jahresringe vorhanden, begrenzt durch 3—8 Lagen abgeplatteter Herbstholzzellen. Holzstrahl 3—10, im Mittel 6 Zellen breit. Holzzellen in radialen Reihen. Holzspitzzellen sehr dick- wandig, auf 100 derselben kommen 22 dünnwandige Holzstumpf- zellen. Diese auf dem Querschnitt meist zerstreut, einzeln oder in kürzeren, tangentialen Binden. Sie bilden senkrechte Reihen aus ziemlich gleichlangen Zellen; rundliche, ungehöfte Poren. Deckzellen unregelmässiger von Gestalt, meist trapezoidisch, ihre Poren quer elliptisch gehöft. Markstrahlen vorzugsweise zweireihig, selten ein- reihig und dann sehr niedrig, noch seltener stellenweise dreireihig. Zweireihige Markstrahlen 9— 68 Zellen Höhe. Kantenzellen ein- stöckig, höher und kürzer als die Mittelzellen. Gefässe im Holzstrahl eine radiale Reihe bildend, meist 1, selten 2—3 ın der Breite des Holz- strahls, im Frühjahrsholz meist 3—11 radial dicht aneinander liegend, im Herbstholz weniger zahlreich, meist 2—3 zusammen, selten einzeln. Gefässwände netzförmig- verdickt, mit 4—Teckigen Maschen, in jeder eine gehöfte Pore mit kurzem Spalt, seltener einzeln stehende, elliptische, gehöfte Poren ohne Netzwerk. Durchbrechung der Querwand wahrscheinlieh mit rundliehem Loch. Oelzellen fehlen. Das Holz von Dieypellium caryophyllatum NEES ist dem fossilen ähnlich. Es hat sehr dicke Holzspitzzellen, Markstrahlen ganz vorwiegend zweireihig, Gefässe mit 2 Arten Poren, Holzstumpf- zellen jedoch dickwandiger, länger und viel zahlreicher als das fossile Holz sie hat; einzelne dickere mit Oelzellen. Grefässe einzeln oder in Gruppen von 2—5. Das Holz von Laurus Sassafras ıst auch dem fossilen ähnlich. Holzstumptzellen gleichmässig lang, zahlreiche zweireihige Mark- 60 Dieotyledonen. [172] strahlen; Gefässe jedoch nur einzeln oder paarweise und nur mit einfachen gehöften Spaltporen ohne polygonale Umgrenzung; Mark- strahlen nicht vorwiegend zweireihig, oft dreireihig. Oelzellen in der obersten Zellreihe der Markstrahlen hie und da vorhanden, Holzspitzzellen dünnwandig. Laurus triseriata Case. Taf. XI, Fig.6—12; Taf. XII, Fig. 1—5. Ich habe hierunter vier versteinerte Hölzer verschiedenen Fundorts zusammengefasst, die zwei zunächst beschriebenen sind zweifellos identisch. Das eine stammt aus Ostpreussen, genauerer Fundort unbekannt; es ist nachfolgend mit a bezeichnet; das andere, b, ist im Kreise Lötzen auf Seefeld im Mauersee gefunden. Beide Hölzer sind nur mässig gut erhalten. Jahresringe von 1?2/4—3"" Dicke, bei schwacher Ver- grösserung bei a gut sichtbar, bei b nur stellenweise. Der Holz- strahl ist 2— 13, ım Mittel aus 22 Fällen 5 Zellen breit. Holzspitzzellen an einzelnen Stellen in a deutlich; auf dem Querschnitt rundlich vieleckig, Zellraum garnicht kenntlich oder nur sehr klein oder undeutlich, die Wandstärke entsprechend beträchtlich. Der Durchmesser der Holzspitzzellen ist etwa 0,0146 — 0,0253 "”. Sie stehen in unregelmässigen, radialen Reihen. Poren nicht wahrnehmbar. Die Holzstumpfzellen sind dünnwandig und daran im Querschnitt kenntlich. Eine bestimmte Anordnung derselben lässt sich kaum wahrnehmen. Sie messen auf radialem Schnitt: Dicke Länge Maxim HF NO Minim EI 0,047 » Mittel U >2N7.0040,023 0,057 » auf tangentialem Schnitt: Breite Länge Maxımı mn OT Miınim.00 420:013 0,064 » Mittell na .25050235 0,098 » [173] Dicotyledonen. 61 Die Querwände der Stumpfzellen stehen horizontal; Poren waren nicht wahrnehmbar. Deckzellen waren nur auf b im tangentialen Schnitt Hehiban von unregelmässig trapezoidischer Gestalt mit mehreren Reihen sehöfter Poren. Das Herbstholz hat am Schluss des Jahresringes 5 — 6 Lagen stark abgeplatteter Holzspitz- und Holzstumpfzellen, deren Dimensionen auf dem Querschnitt folgende sind: Dicke Breite Maxim. 2 5.020,01 0,031 =” Nam 200.012 0,023 » Mittelesreuen: 2001383 0,026 » Die Markstrahlen haben meist 3 Zellen in der Breite, 81/0; seltener zu 12°/, eine; noch seltener zu 7°, sind sie zwei Zellen breit. Die dreireihigen Markstrahlen haben 15—37 Zellen Höhe, die zweireihigen 16— 19 und die einzelligen 2—14 Stock- werke. Die dreireihisen Markstrahlen sind zumeist nur im mitt- leren Theil dreireihig, nach oben und unten zweireihig. Einige Markstrahlen maassen auf tangentialem Schnitt: Breite Höhe 0,062 = 0,307" 3 Zellen breit, 15 hoch, 0,057 » 0,784» 3 » » al 8 0,028 » 0220» 10 > » Sr > Die Markstrahlenzellen maassen auf dem Querschnitt: Breite Länge 0,023 — 0,040" 0,062 — 0,114 "m Die Kantenzellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen; die Höhe der Kantenzellen betrug 0,034 —0,045 "2 » » » Mittelzellen » 0,014— 0,028 » Auf dem radialen Schnitt sind die Kantenzellen nur selten erkennbar; sie maassen nach Höhe Länge 0,029 — 0,027 »ı 0,032 — 0,035" die Mittelzellen: 0,023 » 0,053 — 0,060 » 62 Dicotyledonen. [174] Die Gefässe sind ım Frühjahrsholz am zahlreichsten und stehen in radialen Reihen in Gruppen von 2—6, ja bis 8. Eine Gruppe von 8 Gefässen maass auf dem Querschnitt in radialer Richtung 0,46””. In einer Gruppe wechseln kleinere und grössere Gefässe, oft vertreten 2 kleinere zusammen in der Breite ein grösseres benachbartes, meist jedoch liegen die Gefässe einzeln auf der Breite des Holzstrahls.. Gegen das Herbstholz hin werden die Gefässe kleiner, stehen meist einzeln und sind dann kreisrund oder elliptisch, und messen auf dem Querschnitt 0,074 — 0,091", die in Gruppen liegenden Gefässe sind entsprechend unregelmässig gestaltet. Je 2 Gefässe oder Gefässgruppen sind in radialer Richtung durch 3—20 Holzzellen getrennt, in schmalen, 2—3 Zellen breiten Holzstrahlen sind es oftmals viel mehr, bis gegen 60. Ueber die Durchbohrung der Gefässquerwände lässt sich nichts ermitteln. Die Gefässglieder sind 2—3 und mehrmal so lang als breit. Die Seitenwände der Gefässe zeigen zwei Arten von Poren, die jedoch nur an wenigen Stellen und mangelhaft erhalten sind. Es sind einmal dicht neben einander liegende, ein Netzwerk bildende gehöfte Poren vorhanden, deren Porengang jedoch nie erhalten ist, Taf. XI, Fig. 11. Die Maschen des Netzwerkes sind 5—7-eckig und 0,007 —0,009”® im Durchmesser. Diese viel- eckigen Poren liegen auf den Wänden, die benachbarten Gefässen zugekehrt sind; sodann finden sich elliptische, gehöfte Poren mit länglichem Spalt, Taf. XI, Fig. 10. Diese Poren haben 0,005 bis 0,007" in der Breite und etwa 0,004" Höhe; sie scheinen mit den Deckzellen zu correspondiren. An einer Stelle fand sich eine netzförmige Verdickung, Taf. XI, Fig. 9, mit grossen, fast rauten- förmigen Maschen, jedenfalls der Rest einer durch Verwitterung sehr veränderten Gefässwand, deren ursprüngliche Beschaffenheit sich nicht ermitteln liess. Oelzellen waren nirgends zu finden. Ein drittes versteinertes Holz, welches bei Langenau, Kreis Danzig, in einer Grandgrube. gefunden wurde und dem Kol. mineralog. Museum in Königsberg gehört, halte ich für identisch mit den beiden vorigen. Dieses Holz mag kurz mit ce bezeichnet [ 17 5] Dieotyledonen. 63 werden. Es ist ziemlich schlecht erhalten und stark verdrückt, Rai XI, Bie12. Der Holzstrahl ıst 2— 14, ım Mittel 5—6 Zellen breit. Jahresringe sehr undeutlich, etwa 2”® dick. Die Holzspitzzellen liegen im nicht ganz regelmässigen, radialen Reihen und sind rundlich - vieleckig; eine Lichtung ist ın den meisten Zellen nicht wahrnehmbar, oder sie erscheint als hellerer Fleck, der !/; —!/} des Zelldurchmessers hat, Taf. XII, Fig.2. Poren sind nicht wahrnehmbar. Die Spitzzellen haben auf dem Querschnitt 0,009 — 0,017" Breite und 0,013 -— 0,024 "" Dicke, doch sind diese Maasse wegen starker Verdrückung unzuver- lässig, wie sich aus Taf. XI, Fig. 12 ergiebt. Der Jahresring wird ab- geschlossen durch 2—3 Lagen abgeplatteter Holzspitzzellen; jedoch ist dies nur an wenigen Stellen wahrzunehmen, meist zu unklar. Diese abgeplatteten Zellen sind 0,015- 0,020" breit und 0,001 — 0,012” dick. Die Holzstumpfzellen stehen unregelmässig zwischen den Holzspitzzellen. Ihre Wand ist dünn, die Lichtung ?/4 und mehr vom Zelldurchmesser. Sie messen auf dem Querschnitt: Breite Dicke Max 0:02 nen Name. 0.0130 0,020 » Mittel SE UNO WER 0,028 » Die Querwände der Stumpfzellen stehen wagrecht, Taf. XII, Fig. 3. Auf dem radialen Schnitt zeigen sie folgende Dimensionen: Länge: 0,072—0,115”"”, im Mittel: 0,087”®, Dicke: 0,028 bis 0,043”®, im Mittel: 0,052””. Der tangentiale Schnitt ergab: Länge : Breite — 0,109 : 0,017”® im Mittel. Deckzellen sind nicht zu finden, wahrscheinlich wegen der schlechten Erhaltung des Holzes. Die Markstrahlen haben meist wenigstens an einer Stelle durch mehrere Stockwerke 3 Zellen in der Breite, seltener 2, noch seltener eine, sehr selten 4. Unter 116 Markstrahlen waren 52°/, dreireihig, 38°/, zweireihig, 90/, eine, und 10/, vier Zellen breit. 64 Dicotyledonen. [176] Ich lasse die Maasse für emige Markstrahlen folgen: Zellenzahl Höhe Breite in der Breite in der Höhe 0.093 001522 1 2 0,126 » 0,028 » 1 3 0,116 » 0,024 » 2 8 0,216 » 0,045 » 3 11 0,545 » 0,045 » 3 26 0,620 » 0,043 » + 31 Die Kantenzellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen, Taf. XU, Fig. 3. Auf radialem Schnitt maassen Höhe Länge Kantenzellen. . . 0,052 —0,053 m" 0,060 mu Mittelzellen . . . 0,019 —0,031 » 0,068 — 0,157 » Auf tangentialem Schnitt: Höhe Breite Kantenzellen . . . :0.027—0,048=" 0,021 — 0,037 Mittelzellen . . . 0,015 — 0,027 » 0,015 — 0,031 » Die Gefässe stehen in radialer Reihe meist eines in der Breite des Holzstrahls, selten zwei nebeneinander; sie bilden radial ge- richtete Gruppen aus 1—6 aneinander grenzenden Gefässen. Zwischen zwei einzelnen Gefässen oder Gefässgruppen liegen in radialem Abstand im Mittel (aus 13 Fällen) 10-—11 Zellen. In den breiten Holzstrahlen trennen oft nur 3 Zellen benachbarte Gefässgruppen von einander, in den sehr schmalen Holzstrahlen beträgt der Abstand bis zu 90 Holzzellen. Im Frühjahrsholz sind die Gefässe grösser und zahlreicher als im Herbstholz. Wegen der erheblichen seitlichen Verdrückung, Taf. XI, Fig. 12, ıst die ursprüngliche Gestalt der Gefässe nicht sicher bestimmbar. Sie messen 0,051 —0,091"® in der Breite und 0,034 — 0,198 ”" in der Dicke; die Gruppen von je 2—6 Gefässen umfassen in radialer Richtung etwa 0,165 —0,602”®, Ohne Zweifel ist die Querwand mit rundlichem Loch durchbohrt. Von Poren auf der Wand ist nichts zu sehen, ausser an zwei Stellen, wo sich elliptische Poren fanden, die in queren Reihen geordnet, etwa um die Hälfte ihrer grossen Axe von einander abstanden; Höfung nicht wahrnehmbar. eat [177] Dieotyledonen. 65 Ein dünnes, 0,027”" breites Gefäss hatte auf tangentialem Schnitt schiefe Reihen gehöfter, elliptischer Poren, deren grössere Axe 0,005" betrug und welche etwa um die Hälfte dieser Grösse von einander entfernt lagen. Das Holz e weicht von a und b etwas ab, indem die Herbst- holzlagen, die den Jahresring abschliessen, nur 2—3 Zellen dick sind, ferner die dreireihisen Markstrahlen nur zu 51°/, vor- handen sind und die zweireihisen zahlreicher als bei a und b nämlich zu 38°/,, zudem sind die einreihigen seltener, nur zu 8°/o und fanden sich auch ganz vereinzelt (noch nicht 1/9) vierreihige. Ferner sind die Markstrahlen bei ce nicht so hoch, als bei a und b, die dreireihigen nur 11—26 Zellen hoch. Allein diese Ab- weichungen scheinen mir zu gering, um das Holz von Langenau als besondere Art hinzustellen. Noch ein viertes versteinertes Holz, kurz mit d bezeichnet, muss hierher gestellt werden. Dasselbe wurde gefunden im Kreise Graudenz, bei Stremozin an einer Anhöhe, die nach der Weichsel zu abfällt. Das Holz ist sehr schlecht erhalten und seitlich so stark zu- sammengedrückt, dass auf dem Querschnitt Lolzspitz- und Holz- stumpfzellen nicht deutlich zu unterscheiden sind. Holzstrahl im Mittel 5—6 Zellen breit. Die Holzspitzzellen, Taf. XII, Fig. 4, liegen mit den Holzstumpfzellen in radialen Reihen. Beiderlei Zellen sind mit hellgelbem Stoff erfüllt; sie bilden auf dem Querschnitt Vielecke in der Richtung des Radius gestreckt, ihre Lichtung ist nicht zu erkennen. Selten war die Verdrückung so gering, dass annähernd Breite: Dicke bestimmt werden konnte = 0,008—0,013 :0.013—0,020. Auf dem Querschnitt und dem tangentialen Schnitt sind die Holzstumpfzellen nicht messbar. Auf dem radialen Schnitt sind sie zuweilen deutlich, mit wagrechten Querwänden. Sie messen: Höhe Dicke 0,079 —0,171m 0,013 — 0,024 "m im Mittel .. 0,101 » 0,02 1 » Abh. IX, 2. d 66 Dieotyledonen. [1 78] Die Markstrahlen, Taf. XII, Fig. 5, sind meist dreireihig 530/0, seltener zweireihig 31°/,, noch seltener einreihig 120/,, am seltensten, zu 4°/,, vierreihig. Die mehrreihigen Markstrahlen sind dieses nicht in ihrer ganzen Höhe, sondern immer nur auf die mittleren Strecken. Die Kantenzellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen. Höhe Länge Kantenzellen . . . 0,040 — 0,044 mm 0,029 — 0,032 m Mittelzelen . . . 0,024 —0,029 » 0,040 — 0,076 » Die Markstrahlen sind 3—33 Zellen hoch; die von weniger als 5 und von mehr als eimige 20 Zellen Höhe sind indess selten. Für die Dimensionen der Markstrahlen mögen einige Beispiele Platz finden: Zellenzahl Höhe Breite in der Breite in der Höhe OA DIE 1 4 0,176 » 0,023 » 2 8 0,426 » 0,034 » B) 16 0,602 » 0,040 » 3 26 0,744 » 0,045 » 3 33 Die Breite der Markstrahlen ist zumeist jedenfalls beträcht- icher gewesen, als sie in dem vorliegenden verdrückten Zustand des Holzes erscheint. Die Gefässe sind so stark zusammengedrückt, dass ihr Durchmesser nicht angegeben werden kann. Sie liegen im Holz- strahl in einer radialen Reihe, einzeln und zu 2—4 dicht neben einander. Ihre Wände zeigen auf den Längsschnitten hie und da Poren, die rundlich-polygonal, 5 —6-eckig, seltener länglich- elliptisch sind, stets dicht aneinander liegen und wohl einst ein polygonales Netzwerk dargestellt haben mögen. Höfung nicht wahrnehmbar. Der Durchmesser der polygonalen ist 0,007", die länglichen Poren haben in der grossen Axe 0,011”. Diagnose: Jahresringe vorhanden, Herbstholzzellen stark abgeplattet in 2—3 oder 5—6 Lagen, Holzstrahll 2—6 Zellen breit, Holzspitzzellen in radialen Reihen, sehr dickwandig. Holz- EEE [179] Dieotyledonen. (Si stumpfzellen etwa eben so gross im Querschnitt, zerstreut liegend; die welche derselben senkrechten Reihe angehören, untereinander an Länge wenig verschieden. Markstrahlen vorzugsweise dreireihig 51—81°/,, seltener einreihig und dann sehr niedrig, noch seltener zweireihig, oder auch die zweireihigen häufiger als die einreihigen. Höhe der dreireihisen 15—37 oder 11—26 Zellen, Kantenzellen höher und kürzer als die Mittelzellen. Gefässe im Frühjahrsholz in radialen Reihen von 2 - 6, selbst 8, gegen das Herbstholz hin an Zahl und an Grösse abnehmend, dann meist einzeln oder zu zweien. Seitenwände der Gefässe 4— 7 eckig-maschig, in jeder Masche eine gehöfte Pore, oder entsprechend den anliegenden Deck- zellen mit sich nicht berührenden, elliptischen, gehöften Poren, mit spaltförmigem Gang. Oelzellen nicht zu finden. Laurus nobilis ıst dem fossilen Holz ähnlich, doch ist der Holzstrahl 3— 14, meist 7— 12 Zellen breit; die Holzstumpfzellen liegen in kleinen Gruppen an den Gefässen, andere zerstreut zwischen ihnen. Die Jahresringe haben an ihrer Grenze weniger plattgedrückte Zellen, Oelbehälter sind in den Reihen der Holz- stumpfzellen hie und da vorhanden. Die Stumpfzellen zeigen zum Theil an den Gefässen leiterförmige Poren, die Markstrahlen sind 1— 5reihig. Aehnlicher ıst ein Holz, das ich von einer im Berliner bo- tanischen Garten gehaltenen Pflanze als Mithridatea erecta erhielt. Es ist dem anatomischen Bau nach nicht zu Tombourissa gehörig, sondern eine wirkliche Lauracee. Laurus perseoides CAsPp. Taf. XII, Fig. 6-11; Taf. XIII, Fig. 1-5. Versteinertes Holz aus dem Diluvium von Palmnicken, von mittelmässigem Erhaltungszustand. Alle Zellhöhlungen enthalten eine bräunliche, körnige Füllung, welche die Untersuchung sehr be- einträchtigt. Jahresringe sind auf dem Querschliff bei schwacher Ver- grösserung deutlich, bei stärkerer Vergrösserung aber schwer zu erkennen. 5* 68 Dicotyledonen. [180] Der Holzstrahl ist 4—13, im Mittel 7 Zellen breit. Die Holzspitzzellen stehen in etwas unregelmässigen, ra- dialen Reihen, Taf. XII, Fig.6. Ihre Wand ist sehr dick und meistens der Zellraum nicht zu erkennen oder statt seiner nur ein dunkler verwaschener Fleck, Taf. XII, Fig. 7, 8. Im Querschnitt erscheinen sie unregelmässig, rundlich-vieleckig und schliessen allseitig voll- kommen an einander. Ihr Durchmesser beträgt 0,015—0,036, im Mittel 0,026”. Selten wie Taf. XII, Fig. 8 sieht man lineale Poren im Querschnitt, der Längsschnitt zeigt davon nichts. Die Länge der Holzspitzzellen konnte auf vertikalen Schnitten nicht ermittelt werden. Die Holzstumpfzellen sind rundlich -vieleckig auf dem Querschnitt, oft abgeplattet, namentlich die an den Gefässen liegenden. Ihre Dünnwandigkeit und der verhältnissmässig grosse Zellraum macht sie leicht kenntlich, die Wandstärke beträgt nur etwa 0,003"®; an äusserem Umfang unterscheiden sie sich nicht wesentlich von den Holzspitzzellen. Der tangentiale Schnitt zeigt stellenweise deutlich die senkrechten Reihen von Stumpfzellen; ihre Querwände sind meist wagerecht, Taf. XIII, Fig. 2a, 3, und oft- mals endet die letzte Zelle einer Reihe spitz, Taf. XIII, Fig. 2. Ihre Grössenverhältnisse sind (nach 6 Messungen): Maxim. 7.007 20.0270 01097 Mimim. 9:07.00. 020.013 0,068 » Mittel‘ .» .00.070,021°5 0,053 » An der Grenze eines Jahresringes erkennt man deutlich Taf. XII. Fig. 6 eine grosse Zahl von Stumpfzellen, welche einen ziemlich breiten, wenn auch nicht völlig geschlossenen Gürtel bilden. Der radiale Schnitt zeigte an einer Stelle auf einigen Stumpf- zellen einfache Poren; desgleichen waren solche auf dem Quer- schnitt vereinzelt zu finden (Taf. XII, Fig. 7). Die Deckzellen messen auf dem Querschnitt nach ihrem grössten und kleinsten Durchmesser Maxin.3i2l 2203 0.040 001522 Miniminese 23 7 0:02%55 0,008 » Mittel . 0,032» 0,011 » 3 [181] Dicotyledonen. 69 Poren waren auch auf den Längsschnitten nirgends auf ihnen wahrzunehmen, ohne Zweifel in Folge der schlechten Erhaltung des Holzes. Die Markstrahlen, Taf. XII, Fig. 9, 10, haben 1—7 Zell- reihen in der Breite und 2—57 in der Höhe; am häufigsten sind die, welche 5—6 Zellen in der Breite haben. Der tangentiale Schnitt ergab (nach 10 Messungen): Breite Höhe Masımere22 2270.08522 IS Sn Minimge 2 220.2.0:009 > 0,156 » Mittel 722 22.2.231.0:0562> 0,644 » Auf dem Querschliff maassen die Mittelzellen: Breite Länge 0,013— 0,023 m" 0,053 — 0,08 77 Die Kantenzellen sind höher und kürzer als die Mittelzellen; auf radialem Schnitt hatten: Höhe Länge Kantzenzellen LOS 0,040— 0,046 7m Mittelzellen 0,024—0,027 »ı 0,040—0,057 » Uebrigens sind Ausnahmen, dass die Mittelzellen höher als lang sind, nicht selten. Die senkrechten Wände der Markstrahlen zeigten auf dem radialen Schnitt hin und wieder einander gegen- überstehende Poren. Manche Markstrahlen endigen oben und unten nicht mit einer einzelnen Zelle, sondern mit 2—6 über einander (Taf. XIII, Fig. 11). Die Gefässe sind, wie der radiale Schliff hie und da zeigt, mit rundem, schiefem Loch durchbohrt; sie sind im Frühjahrsholz dicht an der Grenze des früheren Jahresringes zahlreich, gegen das Herbstholz hin werden sie viel spärlicher. Auf die Breite des Holzstrahls kommt ein Gefäss, selten sind deren zwei. Im Herbst- holz bilden sie radial gestellte Gruppen von je 1—3, im Frühjahrs- holz von je 3—7. Bisweilen liegen 2 Gefässe, die benachbarten Holzstrahlen angehören, neben einander, nur durch den Markstrahl getrennt. Die Dimensionen der einzelnen Gefässe sind: Breite Dicke 0,023 — 0,176 "= 0,039 — 0,136 "= 70 Dieotyledonen. [182] Die Gefässgruppen umfassen in radialer Richtung bis zu 0,426” (Gruppe aus 7 Gefässen). Die Gefässe sind, wenn sie einzeln stehen, fast kreisrund oder elliptisch, die grosse Axe radial gestellt; bei der Anordnung in Gruppen wird ihre Gestalt entsprechend verändert (Taf. XII, Fig. 6). Die Längswände, mit denen 2 Gefässe zusammenstossen, sind sehr selten erhalten (Taf. XIII, Fig.4). Sie sind mit dicht stehenden, rundlich-vieleckigen, gehöften Poren bedeckt, die etwa 0,004 bis 0,007”® im grössten Durchmesser haben und einen kurzen, spalt- förmigen Porengang besitzen. Sie liegen sehr dicht aneinander, der Abstand der einzelnen Poren von einander beträgt kaum 0,0013", Es liegen 14—16 solcher gehöfter Poren in der Breite eines Ge- fässes. Ein polygonales Gitterwerk ist nirgends zwischen ihnen zu sehen, doch ist das Fehlen desselben vielleicht der schlechten Erhaltung zuzuschreiben; annähernd ausgebildet ist ein solches Maschenwerk in Taf. XIII, Fig.5. Viel seltener sind solche wahr- scheinlich mit Deckzellen benachbarten Theile von Gefässwänden, welche weitläufig stehende, elliptische, gehöfte Poren mit querem Spalt zeigen (Taf. XII, Fig. 11). Die Poren messen etwa 0,0066 X 0,0053””, Die Querwände der Gefässe stehen mässig schief (Taf. XII, Fig. 9 und Taf. XIII, Fig. 4). Die Länge der Gefässglieder ist selten wahrnehmbar; eines hatte 0,387" Länge beı 0,114”® Breite. Diagnose: Jahresringe vorhanden, Holzstrahl 4—13, im Mittel 7 Zellen breit; Holzspitz- und Holzstumpfzellen in radialen Reihen. Holzspitzzellen sehr dickwandig. Holzstumpfzellen dünn- wandig, zerstreut, am Schluss des Jahresringes in grösserer Zahl auftretend und etwas abgeplattet. Deckzellen vorhanden. Mark- strahlen 1—7 Zellen breit, 2—57 Zellen hoch, ım Mittel 4—6 Zellen breit und 20 hoch. Kantenzellen höher und kürzer als Mittelzellen. Gefässe in der Breite des Holzstrahls eines, selten zwei, in radialen Gruppen im Frühjahrsholz zu je 3—7, im Herbstholz zu 2—3. Querwände etwa unter 50% geneigt. Seitenwände mit dicht ge- drängten, rundlich-vieleckigen, gehöften Poren oder (den Deck- zellen anliegend) mit weitläufig stehenden elliptischen Poren, [183] Dicotyledonen. 71 Das Holz hat mit mehreren Arten von Persea, Litsaea, Orio- daphne Aehnlichkeit, am meisten mit Persea gratissima NEES. Cupuliferen. Quercus subgarryana Oasr. Taf XI, Big: 6 11. Versteinertes Holz in oder bei Königsberg gefunden. Von ziemlich schlechtem Erhaltungszustand. Jahresringe deutlich. Der von 2 kleinen Markstrahlen angeschlossene Holzstrahl ist etwa 2—7 Zellen breit. Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen. Die Herbstholzzellen tangential abgeplattet, Taf. XIII, Fig. 8. Sie sind nur an wenigen Stellen kenntlich, meist sind sie so stark verwittert, dass das Holz als eine fast gleichförmige, körnige, lichtgraue Masse erscheint. Die Dimensionen der Holzspitzzellen auf dem Querschnitt sind etwa folgende: Dicke Breite Bienbsiholzzellener re. 22 mr OT 0,021 "= Zellen aus der Mitte des Jahresringes . 0,019 » 0,016 » Von den sonst im Eichenholz in queren Binden liegenden Holzstumpfzellen ist auf dem Querschnitt und tangentialem Schnitt nichts wahrnehmbar, Auf dem radialen Schnitt waren an einer Stelle 3 benachbarte senkrechte Reihen von Holzstumpfzellen undeutlich kenntlich. Sie maassen: Höhe Dicke 0,493 —0,053 8” 0,017 —0,020"" Von Deckzellen an den Gefässen, die bei den Eichen so deutlich zu sein pflegen, ist nichts zu bemerken. Die Markstrahlen unterscheiden sich wie bei den lebenden Eichen deutlich in grosse und kleine. Die kleinen, meist ein- reihigen Markstrahlen lassen sich wegen ihres verwitterten Zu- standes selten weit verfolgen. Ein solcher war auf dem Querschnitt 2 | Dieotyledonen. [184] über 3 Jahresringe hinweg deutlich, Taf. XIII, Fig. 9, zumeist aber , erreichen sie ihr Ende, indem sie an ein Gefäss stossen. Eine Diffe- renzirung der Markstrahlen in Zellen war auf dem Querschnitt nicht kenntlich; die Markstrahlen hatten hier die Breite von 0,013—0,015"”, Auf tangentialem Schnitt war ein Ueberblick über einen ganzen Markstrahl nirgends zu erhalten; jedoch liessen sich in einreihigen Markstrahlen stellenweise Zellen erkennen, welche folgende Dimen- sionen hatten: Höhe Breite 0,011—0,016”" 0,015 "m Auf radialem Schnitt waren hie und da Zellen der Mark- strahlen ziemlich deutlich und maassen: Höhe Länge 0,017 —0,023"" 0,032 — 0,049 um Kantenzellen schienen stets zu fehlen. Die grossen Markstrahlen (Taf. XIII, Fig. 7—11) umfassen etwa 10—29 Zellen in der Breite, d. h. 0,093 —0,240"®. Die einzelnen Zellen haben eine Breite von 0,012 — 0,013". Die grossen Markstrahlen liegen im Abstand von etwa 11/g — T!/o"m, Wie viel kleine Markstrahlen zwischen 2 grossen liegen, liess sich nicht ermitteln. Die Gefässe (Taf. XIII, Fig. 6, 7, 8) sind theils sehr weit, theils eng; beide fast ohne vermittelnde Uebergänge. Die dicken Gefässe gehören dem Frühlingsholz an und stehen in radialer Richtung zu 2— 3, wie wohl nicht eben in radialen Reihen, die engen Gefässe liegen im Herbstholz. Erstere nehmen wohl 1/4 —!/a von der Dicke des Jahresringes ein. Die sehr zahl- reichen engen Gefässe finden zumeist Raum in einem Holzstrahl, d. h. zwischen je 2 kleinen Markstrahlen, während die weiten über 3— 4 Holzstrahlen sich ausbreiten, Taf. XIII, Fig. 6, 8. Die Markstrahlen, welche den Complex von Holzstrahlen ein- schliessen, über welchen ein grosses Gefäss sich ausbreitet, pflegen im Bogen sich seitlich dem Gefäss anzulegen Taf. XII, Fig. 6, 8. Die dünnen Gefässe ziehen sich, wie es scheint, in schiefen Gruppen von den weiteren Gefässen nach der Jahres- [185] Dieotyledonen. 73 ringerenze hin, und es wechseln in den Jahresringen schiefe, lichtere Stellen, denen diese Gefässe angehören, mit dunkleren ab, Taf. XIII, Fig. 6. An der Herbstholzgrenze des Jahresringes ver- einigen sich diese lichteren Holzpartieen mit kleinen Gefässen zu einer continuirlichen Zone. Die anatomischen Bestandtheile der dunkeln Gruppen waren nirgends erkennbar. Die grossen Gefässe messen (nach 14 Beobachtungen): Breite Dicke Maxımp nr 220,56 0,386 7 Minmas 022270521055 0,170 » Mitteln 27227:0,29582> 0,283 » -Die kleinen Gefässe: Breite Dicke Maxima 2.0.0802 MO Nine 0102,75 0,028 » Mitttela 0.2.2. 20. 0,0452> 0,048 » Ueber die Beschaffenheit der Seitenwände der Gefässe war nichts zu ermitteln. Häufig kommen Thyllen in den Ge- fässen vor. Diagnose: Jahresringe deutlich. Holzspitzzellen in radialen Reihen, in den letzten Zelllagen des Herbstholzes stark abge- platte. Holzstumpfzellen nur stellenweise auf radialem Schnitt kenntlich, 21/,—3 mal so hoch als dick. Deckzellen nicht kennt- lich. Kleine Markstrahlen meist einreihig, Breite etwa 0,015, Höhe ihrer Zellen nur etwa 1!/, mal so gross, ihre Länge 2—3 mal so gross als Breite oder Höhe. Grosse Markstrahlen 10—29 Zellen breit und sehr hoch. Gefässe, weite und enge; die dicken el in radialer Richtung, aber nicht in Reihen gestellt, nehmen 1/4--1/a des Jahresringes im Frühjahrsholz ein, die dünnen viel zahlreicher, dicht stehend, an der- Herbstgrenze des Jahresringes gleichmässig überwiegend, erstrecken sich in schiefen Zügen über den Jahres- ring bis in das Frühjahrsholz. Die dünnen Gefässe zu mehreren in der Breite eines Holzstrahls, die dicken gehen über 3—4 Holz- strahlen; ihr Durchmesser das 21/9 — 10 fache von dem der dünneren. 74 Dicotyledonen. [186] Das fossile Holz gehört in Apronerr’s!) »Hauptabtheilung A: mit breiten grossen Markstrahlen, I. Unterabtheilung: mit dünn- wandigen Gefässen, Gruppe «a: die radialen Reihen kleiner enger Gefässe stossen tangential aneinander.« Mit Ausnahme von Quercus Wislizeni DEc. mit immergrünem Laube haben die anderen 8?) dahin gehörigen Arten abfallendes Laub, demnach dürfte die vorliegende fossile Eiche ebenfalls abfallendes Laub gehabt haben. Unter den lebenden ist ihr die nordamerikanische Q. garryana Dousr. am ähnlichsten. Bei beiden stehen die grossen Grefässe zu 1—3 in radialer Richtung, contrastiren ziemlich schroff gegen die kleinen und diese, sehr zahlreich, stehen ım Querschnitt in dreieckigen Gruppen, die an der Herbstgrenze des Jahresringes meist tangential zusammenfliessen. Ich benenne diese fossile Eiche daher Quercus subgarryana. Unter den bisher beschriebenen fossilen Eichen habe ich keine gefunden, die mit Q. subgarryana identisch wäre. Quercites primaevus GOEPP.?) zuerst von ihm als Kloedenia quercoides bezeichnet*), später®) Quercus primaeva genannt, ist von GOEPPERT so mangelhaft beschrieben und abgebildet, dass sich das Charakteristische dieses fossilen Holzes daraus nicht erkennen lässt, zumal da Q. primaevus GOEPP., wie GOEPPERT selbst zu- giebt, wahrscheinlich sehr verschiedene Arten umfasst; er ver- eint unter diesem Namen ein kohliges Eichenholz aus dem Sam- lande, angeblich aus den samländischen Bernsteinlagern, durch THOMAS an GOEPPERT gelangt, ein anderes, 60 Fuss unter Trass (wo?) von NÖGGERATH gefundenes, auch sogar ein dünnes Splitterchen von Eichenholz aus einem Stück hellgelben Bern- 1) Asromzır, Anatomie des Eichenholzes. Pringsh. Jahrbücher XV, 1884, 8. 219. 2) Besser 7, da Q@. Durandi Buck. wohl nur Spielart von Q. stellata Waxec. ist, vgl. Sarcent: A catalogue of the forest trees of North-America 1880, S. 51. 3) Gorrrerr und Berenpr: Bernstein, 1845, S. 82. #) Leoxuarpr und Brosn; Neues Jahrb. f. Mineralogie 1839, S. 518. 5) GoErpEert: Ueber die in der Geschiebeformation vorkommenden versteinten Hölzer. Zeitschr, der Deutsch. geol. Ges, 1862, S. 552, [187] Dieotyledonen. 75 steins, endlich verkieselte Hölzer mehrerer Fundorte aus Schlesien, Posen, Ungarn. | UNGER!) nennt schon, bevor GOEPPERT seine Kloedonia um- tauft, fossile Eichenhölzer: Quercinium, beschreibt davon 3 Arten und zieht Kloedonia zu Quercinium; er stellt dann?) GOEPPERT's Kloedenia als synonym mit seinem Quereinium sabulosum hin, ohne indess die Identität zu beweisen. Auch UNnGER’s Arten fossiler Eichen sind unzureichend beschrieben. CONVENTZ®) giebt auch wieder Quercites primaevus GOEPP. an, beruft sich aber lediglich auf die Beschreibungen von GOEPPERT und UNGER. HOoFFMANN’s (Quercites primaevus*) ıst auch nicht hinreichend klar beschrieben. Da machte endlich FELıx 5) der Unklarheit über Quercites primaevus GOEPP. ((Quercinium primaevum FEL.) ein Ende, indem er 2 Exemplare des Holzes dieser fossilen Eiche untersuchte, die GOEPPERT 1839 als zu seiner Kloedenia quercoides gehörig aufführte; die beiden Stücke befanden sich in der Mineraliensammlung des Königlich sächsischen Museums zu Dresden und im Mineralienkabinet der Universität Berlin. Die beiden Exemplare sind nach Ferıx Theile eines Stückes und stammen aus Ungarn. Die Untersuchung von FeELıx ermög- licht mir nun die Entscheidung, dass das Königsberger Eichen- holz nicht Quercites primaevus GOEPP. ist, (soweit eben FELIX die Originale davon untersuchte). Die Unterschiede, wie- wohl dieselben wegen der mangelhaften Erhaltung des Königs- berger Holzes zum Theil nicht scharf gefasst werden können, sind folgende: 1) ExpLic#er: Gen. plant. Suppl. 2, 1842, S. 101. 2) Chloris protog. 1847, LXXIX u. Gen. et spec. plantar. foss. 1850, S. 404. 3) Ueber die versteinerten Hölzer aus dem nordd. Diluvium 1876, S. 28. *) Horrmann: Ueber die fossilen Hölzer aus dem mecklenburgisch. Diluvium 1383, S. 24. 5) Untersuchungen über fossile Hölzer. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges, 35, 1883, S. 70. 76 Dieotyledonen. [188] Quercus subgarıyana CASP. | (Quercinium primaevum FELIX. 1. Grosse Gefässe in 2—5 un- l. Grosse Gefässe in 5—6 un- regelmässig tangentialen Reihen. regelmässig tangentialen Reihen. 2. Breite : Dicke der grossen 2. Breite : Dicke der grossen Gefässe — 0,369" : 0,552 mm im | Gefässe im Maximum 0,35 : 0,47 mm, Maximum. 3. Die kleinen Gefässe sehr zahl- 3. Die kleinen Gefässe etwa zu reich bis 29 in radialer Richtung, _ 14—15 in radialer Richtung ohne in schiefen Gruppen. schiefe Gruppen zu bilden (nach Abbildung 1. c.). 4. Die schiefen Gruppen der 4. Die einzeln stehenden, in ra- kleinen Gefässe verbreitern sich , dialen Reihen vertheilten, kleinen gegen die Grenze des Herbstholzes Gefässe vereinigen sich gegen den und schliessen sich dort meist tan- | Schluss des Jahresringes nicht zu gential aneinander. einer tangential geschlossenen Zone (nach Abbildung). 9. Die dicken Gefässe nehmen 5. Die dicken Gefässe nehmen die Breite von 3— 4 Holzstrahlen (wenn die Zeichnung genau ist) ein. nur einen Holzstrahl ein. Die anderen von FELIX!) charakterisirten fossilen Eichen stehen der Quercus subgarryana meist noch ferner als Quercus primaeva (OEPF. Anmerkung.- Gorrrerr (Verzeichniss seiner paläontolog. Sammlungen. Görlitz 1862, S.12) giebt an, dass er »40 Exemplare » Quercusprimaeva« aus Schlesien, Norddeutschland und Polen« in seiner Sammlung habe. Da die Gorrrerr’sche Sammlung später für das mineralog. Museum in Breslau angekauft wurde, wandte ich mich, um über Quercus primaeva aufgeklärt zu werden, an den Director dieses Museums, Herrn Geheimrath Fern. Roxmer mit der Bitte, mir ein Original dieses Holzes zur Untersuchung zu senden. Da fand sich, dass auffallenderweise nur ein einziges Original Gorrrerr's von Quercus primaeva in der angekauften Samm- lung vorhanden war. Dieses erhielt ich nebst einigen kleinen davon abgetrennten Stücken in sehr freundlicher Weise zur Benutzung zugestellt. Das Holz war aber so schlecht erhalten, dass MöLver - Wevern nur einen radialen Schliff zu Stande brachte, der nichts von Zellen zeigte. — Auf eine abermalige Anfrage bei Geheimrath Rormer, ob nichts weiter von Quercus primaeva Gorrr. in Breslau vorhanden sei, erhielt ich 2 verkieselte Stücke Holz, dem Breslauer mineralog. Museum gehörig, aus dem Diluvium stammend, die Gorrrerr als »Quercus sp.« bestimmt hatte. Diese beiden Hölzer nutzten mir für die Feststellung von Quercus primaeva sachgemäss garnichts. Wo sind aber die anderen 39 Stück von Quercus primaeva der Sammlung Gorrrerr’s geblieben? 1) ]. e. und: Holzopale Ungarns 1884, S. 15. Coniferen. Araucarites GoEPprP. Araucarites borussieus CAsPp. Taf. XII, Fig. 12; Taf. XIV, Fig. 1—15. Versteinertes Holz, gefunden bei Erdarbeiten am Fort Neu- damm bei Königsberg, zusammen mit Jura-Geschieben. Jahresringe fehlen. Der Holzstrahl ist 1—18, ım Mittel 6 Zellen breit. Die Holzspitzzellen stehen im Querschnitt Taf. XIII, Fig. 12 in radialen Reihen, erscheinen rundlich-polygonal und messen: Breite Dicke Maxımı 772903021 0,044 mm Minım ar 12:0,0106, > 0,025 » Mitgel 7 777020025» 0,034 » Sie haben gegen das Ende zu 2 Reihen (seltener 1) gehöfter Poren, einmal fand ich an einer stumpf an einem Markstrahl endigenden Zelle 3 Reihen. Unter 67 Holzspitzzellen waren 76°/, zweireihig und 23°/, einreihig geporte, dazu eine dreireihige. Oft haben die Holzspitzzellen Porengruppen, die an beiden Enden ein- reihig, in der Mitte zweireihig sind. Es wurden bis 48 Poren in einer Gruppe gezählt. Da die Poren stets dicht aneinander liegen, beeinflussen sie sich in ihrer Form derart, dass bei Gruppirung in einer Reihe die aneinanderstossenden Grenzen der Poren gerad- linig parallel, die seitlich frei liegenden bogig erscheinen; bei den zweireihigen Gruppen erscheint die einzelne Pore sechseckig, bis auf die seitlich freiliegende Grenze, die einen Bogen bildet, Taf. XIV, Fig. 2—8. Der Porenhof misst in der Breite 0,012 78 Coniferen. [190] bis 0,013”®, in der Höhe 0,011 —0,012”", der Porengang in der Breite 0,003 — 0,004"", in der Länge 0,009 —0,011””. Der Porengang erscheint als ein biconvex begrenzter, schiefer Spalt. Die Wände der Holzspitzzellen zeigen oftmals eine Auflockerung oder Auflösung in schraubigen Bändern. Holzstumpfzellen waren nicht mit völliger Sicherheit nachzuweisen. Die Markstrahlen sind einreihig, Taf. XIV, Fig. 1; ich fand nur einen aus 9 Zellen bestehenden, der an einer Stelle zwei- reihig war. Sie haben eine nicht bedeutende Höhe, sie umfassen 1—14, ım Mittel aus 51 Fällen 5—6 Zellen in der Höhe; für die Höhe der Markstrahlen nach ihrer Zellenzahl ergiebt sich im Mittel nachfolgendes Verhältniss: 1 Zelle 4°), 7 Zellen 6°/, 2 Zellen 18 » 8 208 3 » 13 » 10 » 2 » 4 » 17 » 11 wen 5 Del 12 » Ay 6 » Ts 13 Du NDS 14 » 4» Am häufigsten sind die 2—7 Zellen hohen Markstrahlen. Die Dimensionen der Zellen sind etwa folgende: Breite Höhe Länge 0,011 — 0,024" WON 0,039 — 0,058" Bei Markstrahlen von ansehnlicher Höhe pflegen die Kanten- zellen höher als die Mittelzellen zu sein, wenngleich nicht aus- nahmslos und auch nicht in erheblichem Maasse; so weit beob- achtet wurde, erreichten die Kantenzellen niemals die doppelte Höhe der niedrigsten Mittelzellen. Die tangentialen Wände der Markstrahlenzellen sind oftmals bis zu 45° gegen die Vertikale geneigt, Taf. XIV, Fig. 11. Die Markstrahlenzellen haben in 1— 2, selbst 3 wagerechten Reihen 2—7 Poren auf einem Felde, Taf. XIV, Fig. 13, 14, 15. Sie haben einen ganz winzigen elliptischen, schiefen Hof. Darüber, sehr schief, liegt ein Spalt, der bei einer Porenreihe fast über die ganze Seitenwand des Mark- [191 ] Coniferen. 79 strahls geht, wenn mehrere Porenreihen vorhanden sind, viel kürzer ist, doch den Hof immer bedeutend an Länge übertrifft. Auf dem Querschnitt zeigen viele Zellen eine rothbraune Füllung, wie Harz. Der radiale Schliff zeigt diese Zellen mit demselben Stoff in grossen Blasen, die einreihig und bald näher, bald ferner von einander in der Zelllichtung liegen, oder zwei- bis mehrreihig und dann klein, kugelig sind. Ob wirkliche wage- rechte Scheidewände vorhanden sind und somit Harzzellen vor- liegen, liess sich nicht mit Sicherheit feststellen, manche Fälle wie Taf. XIV, Fig. 9, 10 machen dies allerdings sehr wahrscheinlich. Diagnose: Jahresringe fehlen. Holzstrahl 1—18, im Mittel 6 Zellen breit. Holzspitzzellen radial gestellt. Poren 1—2reihig, sehr selten dreireihig. Die einreihigen platten sich oben, unten bei dichter Berührung geradlinig ab, die 2—3zeiligen drücken sich gegenseitig sechseckig, nur die freien Seitengrenzen nach aussen sind bogig. Einreihis geporte Holzspitzzellen 23°/,, zwei- reihig 76°/,, dreireihige weniger als 1°/,., Markstrahlen im Mittel 5—6 Zellen hoch, im Extrem 1—14. Markstrahlenfelder mit 2—7 schiefen, schwach gehöften, elliptischen Poren, die über sich, wenn sie je 2—3 in einer horizontalen Reihe eines Markstrahlfeldes liegen, einen sehr langen, schiefen Spalt haben. Der Spalt ist weniger gross bei den in 2—3 horizontalen Reihen in einem Markstrahlfelde liegenden Porengruppen. Holzstumpfzellen nichtsicher wahrnehmbar. (GOEPPERT !) sagt von Araucarites rhodeanus: »Tüpfel häufig ein-, selten zweireihig, immer getrennt, wenn auch noch so sehr genähert.« Später?) sagt er: »punctis uni- vel biserialibus contiguis.« Das GOEPPERT sche Original) zeigt in der That beiderlei Ver- hältnisse. Oft stehen die einreihigen, gehöften Poren ganz frei, ohne sich zu berühren, im Abstande ihrer halben Durchmesser von einander, ja um das 2—2!/gfache ihres Durchmessers von ein- ander entfernt. In anderen einreihigen Gruppen sind die Poren so genähert, dass sie sich berühren und wie bei dem preussischen I) Gorrrert: Monographie d. foss. Coniferen 1850, S. 235. 2) Gorrrerr: Die fossilen Hölzer der perm. Form in Palaeontograph. v. Hrermans v. Meyer Bd. 12, 1864— 65, S. 256. ”) Arboretum fossile, No. XII, Schnitte 28, 29, 30. 80 Coniferen. [192] Holz eine gerade Linie als gemeinschaftliche Grenze haben. Die- selbe Verschiedenheit findet sich auch bei den zweireihigen Poren. Da die Markstrahlen des preussischen Holzes von Neudamm ent- schieden viel niedriger sind (5—6 Zellen im Mittel) als die des schlesischen von Buchau (13 Zellen im Mittel), auch die gehöften Poren bei dem ersteren meist zweizeilig, 76°/,, bei dem letzteren meist einzeilig sind, 72°/,, so scheint es doch angemessener, beide Hölzer als zu verschiedenen Arten gehörig anzusehen. (GOEPPERT schreibt seinem Ar. Rhodeanus Jahresringe zu, jedoch hat sein Original im Arboret. fossile keine. Nach den Präparaten von Ar. Rhodeanus im Arboret. foss. aus der productiven Kohlenformation von Buchau ergiebt sich für diese Art folgende Diagnose: Jahres- ringe fehlen, Holzspitzzellen in radialen Reihen; Holzstrahl im Mittel 5—6, im Extrem 2—12 Zellen breit. reihig; nur ein Markstrahl hatte auf einer Strecke von 2 Zellen Höhe 2 Zellen in der Breite. Höhe der Markstrahlen 3—40 Zellen, im Mittel 13. Markstrahlenfelder mit 1—4 schiefen, zweischneidigen Markstrahlen ein- Poren, die in 1 oder 2 wagerechten Reihen im Markstrahlfelde stehen. Holzspitzzellen auf den radialen Wänden meist mit 1 Reihe Poren, 72°/,, seltener mit 2 Reihen, 28°/,; die tangentialen Wände selten auch mit kleinen, sehr entfernt stehenden, gehöften Poren. Die einreihigen Poren der radialen Wände mehr oder weniger von einander entfernt oder sich berührend, ebenso die zweireihigen. Daraus ergeben sich die folgenden Unterschiede für die beiden Hölzer: Ar. borussicus ÜASP. 1. Holzspitzzellen mit1— 3 Reihen gehöfter Poren; die mit einer Reihe zu 23°/0, mit 2 Reihen zu 76°/,, mit 3 noch nicht 1%. 2. Markstrahlen 5—6 Zellen im Mittel, im Extrem 1--14 Zellen hoch. 3. Markstrahlenfelder mit 2 —7 schwach gehöften, schiefen Poren in 1—3 wagerechten Reihen, mit sehr langem, schiefem Spalt über sich, wenn sie einreihig stehen. Ar. Rhodeanus GOEPP. 1. Holzspitzzellen mit 1 — 2Reihen gehöfter Poren; die mit einer Reihe zu 72°/,, die mit 2 zu 28°. 2. Markstrahlen 5—40, im Mittel 13 Zellen hoch. 3. Markstrahlenfelder mit 1—4 schiefen Poren, die I—2 wagerechte Reihen bilden. 1 93] Coniferen. 8l Araucariopsis Case. (Neue Gattung.) Araucariopsis macractis CAsP. Taf. XIV, Fig. 16—20; Taf. XV, Fig. 1—5. Versteinertes Holz von Heiligenbeil. Der Querschnitt zeigt auf einer Fläche von 24"" keinen Jahresring. Der Holzstrahl ist 1 — 10 Zellen breit; ım Mittel umfasst er 4—5 Zellen. Die Holzspitzzellen stehen in radialen Reihen und sind 4 — 6 eckig, meist quadratisch, fast gleich an Breite und Dicke Taf. XIV, Fig. 16; ihr Durchmesser ist 0,034—0,079"", im Mittel 0,049". Sie haben gegen das Ende einreihige, viel seltener zweireihige Gruppen von gehöften Poren; erstere sind etwa zu 820/,, letztere zu 18°/, vorhanden. Diese Poren liegen stets dicht aneinander, in unmittelbarer Berührung, Taf. XIV, Fig. 18, 19; Taf. XV, Fig. 1, 2, 3. Die Gestalt der Poren ist wie die bei Araucarites borussicus CASP. bezeichnete. Die 2 reihigen Gruppen enden zumeist nach oben und unten mit einigen (1—2) einreihig stehenden Zellen. Der Porenhof misst nach Breite und Höhe ie Miktel 29.220: 0.018522 0.0232 Der Porengang erscheint rundlich, Taf. XV, Fig. 1, oder als ein schiefer Spalt, ist jedoch selten deutlich, Taf. XIV, Fig. 19. Zwischen den Holzspitzzellen zerstreut, aber nur spärlich, liegen die harzführenden Holzstumpfzellenstränge Im Querschnitt sind sie durch den braunen Inhalt und die sehr dünne Wand von den Holzspitzzellen leicht zu unterscheiden, Taf. XIV, Fig. 17. Diese Harzzellen, Taf. XIV, Fig. 20, maassen auf radialem Schnitt: Dicke Länge Mas 2» 8 0,0992 032g Minımer 2722,%.0:033: > 0,101 » Mittel 1290070 0,185 » Abh. IX, 2. 6 89 | Fonern [194] Die Markstrahlen, Taf. XV, Fig. 4, 5, sind 1 oder 2 Zellen breit und zum Theil von bedeutender Höhe. Die Markstrahlen von einer Zelle Breite hatten im Mittel eine Höhe von 8 Zellen, in den extremen Fällen 1— 43 Zellen. Die zweireihigen sind durchschnittlich höher, haben im Mittel 18, in den extremen Fällen 5 — 45 Zellen Höhe. Einige der höchsten maassen in vertikaler Richtung 1,453 und 1,620”®. Wegen dieser ganz ungewöhnlich hohen Markstrahlen der Name ynarpautıs. Die zweizeiligen sind dies zumeist nicht in ihrer ganzen Höhe, sondern stellenweise nur 1 Zelle breit. Die Breite der Markstrahlen schwankt zwischen 0,017 —0,108"", Die tangentialen Wände der Markstrahlen sind zuweilen bis zu 45° gegen die Vertikale geneigt, Taf. XV, Fig. 4. Die einzelnen Zellen messen nach Breite 0,023 — 0,031 "" und nach Länge 0,164 — 0,267 "®. Die Kantenzellen eines Markstrahls sind meist höher als die Mittelzellen; jedoch ist diese Differenz immer nur gering, und die höchsten Kantenzellen hatten an Höhe kaum das 1!/s fache der niedrigsten Mittelzellen. Der schlechte Erhaltungszustand des Holzes liess Poren auf den Markstrahlen nicht erkennen. Ein zweites Stück versteinertes Holz, gefunden in Julchen- thal bei Königsberg, gehört ebenfalls hierher. Die Holzstrahlen hatten 1—10, im Mittel 5 Zellen Breite. Von 59 Holzspitzzellen mit gehöften Poren hatten nur 50/0 zweizeilige Poren. In einer Zelle mit einer Porenreihe zählte ich 18 Poren; die Poren maassen 0,015 in der Höhe und 0,016 in der Breite. Die Holzstumpfzellen maassen in der Breite 0,032 — 0,040 ®® und 0,113 — 0,216"® in der Länge. Lange Stränge von Holzstumpfzellen waren nicht zu finden, es waren meist nur 3 und wenige mehr; auch die Höhe der Mark- strahlen war wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht an- zugeben. Diagnose: Markstrahlen 1- oder 2-reihig, 1—45 Zellen d. h. 1,45 — 1,62“ hoch. Die gehöften Poren der Holzspitz- zellen berühren sich stets. Porengruppen einreihig, dann an der [195] Coniferen. 85 Berührungsstelle geradlinig begrenzt oder seltener, 5 —18%o, zweireihig, dann die Poren fast sechseckigs, nur die freien Aussenkanten bogig. Holzstumpfzellen (Harzzellen) zerstreut, dünnwandig. Monocotyledonen. Palmaeites. Palmaeites dubius Casr. Taf. XV, Fig. 6-9. Versteinertes Holz in Langfuhr bei Danzig in etwa 9 Fuss Tiefe im Diluvialboden gefunden. Das bräunlich graue Stück ist etwa 4°” hoch und 4!1/a,—5°” im Durchmesser, aussen mit unregel- mässigen Längsstreifen, die auf der Querfläche fast schichtenartig erscheinen, ausserdem fast netzförmig zerklüftet. Der Querschnitt zeigt ein Grundgewebe von einheitlichem Charakter; Rinde oder Aussengewebe fehlt. Die Zellen dieses Grundgewebes sind fast isodiametrisch und ihre Wände durch lichtbräunliche körnige Massen als unregelmässige Vielecke markirt. Diese meist 5— 6eckigen Zellen haben im Durchmesser 0,021 bis 0,060”®. Ihr Inhalt ist farblose, durchsichtige, nicht weiter be- stimmbare Masse, Taf. XV, Fig. 9. An anderen Stellen umschliesst jede dieser Zellen !) einen ziemlich gleichseitig sechseckigen Quarz- krystall, Taf. XV, Fig. 6. Zuweilen erscheinen die Krystalle un- regelmässiger, grösser nach einer Richtung, und desgleichen auch die sie umschliessenden Zellen, die Dimensionen einer solchen Zelle waren z. B. 0,053 — 0,099 WW, Innerhalb dieses Grundgewebes zeigt der Querschnitt Gruppen klemerer Zellen, die nie Krystalle enthalten. Es sind dies die stark verwitterten Leitbündel, Taf. XV, Fig. 6, rundlich oder länglich, im kleinsten und grössten Durchmesser etwa 0,114 und ) Nach Bestimmung des Herrn Prof. Liesıscn. [97] Monoeotyledonen. 85 0,398"" messend. Die Zellen dieser Leitbündel sind, obwohl schlecht kenntlich, deutlich polygonal, 5 — 6 eckig, mit einer aus körniger Masse gebildeten Begrenzung. Sie sind isodiametrisch oder nach verschiedenen Richtungen von ungleichem Durchmesser, 0,013—0,031”"® messend. Die Bündel stehen im Querschnitt zer- streut ohne erkennbare Ordnung, in ziemlich beträchtlichem, bis zu 1,19"® Abstand von einander. Die Längsschnitte zeigen die Zellen des Grundgewebes in unregelmässigen Längsreihen, Taf. XV, Fig. 8. Die Zellwände sind wie auf dem Querschnitt stets durch körnige bräunliche Stoffe vertreten. Die Zellen messen: Breite Höhe 0,039 — 0,049 7m 0,047 — 0,176 7" Oft sieht man einzelne und Zwillingskrystalle in den Zellen, zum Theil von beträchtlicher Grösse; ein Zwillingskrystall war 0,146”® Jang. Die Leitbündel erscheinen auf dem Längsschnitt Taf. XV, Fig. 7a meist länglich und messen nach: Breite und Höhe 0,174 — 0,34" 0,40 — 1,36 Ihre Zellen sind nur selten deutlich begrenzt, von denselben Dimensionen wie sie der Querschnitt zeigt. Von Gefässen keine Spur zu finden. Diagnose: Wie es scheint nur der innere Stammtheil er- halten. Leitbündel sehr weitläufig 1/;— 1!/g"® von einander ent- fernt, Querschnitt rundlich oder kurz länglich. 0,114 — 0,398"" im Durchmesser, kurze Bogen bildend.. Zellen des Grund- gewebes im Querschnitt ziemlich isodiametrisch; im Längsschnitt Breite : Höhe = 1: 1 —4. Die Frage nach der nächsten Verwandtschaft des fossilen Holzes mit jetzt lebenden Arten kann nur ungefähr und unsicher beantwortet werden. Wegen der weitläufigen Stellung der Leit- bündel muss angenommen werden, dass der innerste Theil einer grossen Monocotyle vorliegt, wegen der kurzen Leitbündelstücke die der Längsschnitt zeigt, dass die Leitbündel starke Bogen machten und daher die Internodien kurz waren. Am nächsten 86 Monocotyledonen. [98] liegt es, an eine Palme zu denken. Unter allen Palmacites und Palmozylon, die beschrieben sind, kann ich keine Form auch nur annähernd für identisch mit der vorliegenden halten. Besonders hinderlich für die Diagnose ist der Zustand starker Zersetzung der Leitbündel, bei denen man keine differenzirten Gewebstheile er- kennen kann. Vielleicht bringt die Zukunft darüber Licht; sei das Holz Palmacites dubius genannt. A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45-46. Publicationen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit 7 bezeichneten Karten u. Schriften sind in Commission bei Paul Parey hier; alle übrigen in Commission bei der Simon Schropp ischen Hoflandkartenhand- lung (J. H. Neumann) hier erschienen. I. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten. (Preis Lieferung 1. > » 3 > 4. > HB: » 6. » U » 8. » 3» > 10. > ul > 122 > 8% > 14. > 15. > 16. a Te > 18. » 19. » 20. » le » 2% » 23: » 24, » 23. > 26. x) | Im Maalsstabe von 1: 25000. für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen .. . 2 Mark. » » Doppelblatt der mit obigem 7 bez. Lieferungen ; » BD » » übrigen Lieferungen ...... » Blatt Zorge, Benneckenstein, rn Ellrich, Nord- hausen*), Stolberg » _ Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, Anslaa, Magdala, len) » Worbis, Bleicherode, un Ndr.-Orschla, Gr.- ee Immenrode » Sömmerda, Cölleda, Seokternheing‘ Neumark Erfurt, Weimar v Gröbzig, Zörbig, Dee a : Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, an bach, Emmersweiler, Hanweiler, (darunter 3 * a blätter) : » Gr.-Hemmersdorf, SSarlönis, “Heusweiler neredsichel thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . Waldkappel, Pen Sontra, nen Hönebach, Gerstungen Heringen, Kelbra nebst Blatt ni P) Broilen Auch das Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im Anhange, Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt » Wincheringen, ne Beuren, re Perl, Merzig . » r Linum, Cremmen, Nauen, Marie, nenn. Resneeh » Naumburg, Stössen, a Osterfeld, ae Eisenberg » Langenberg, an en, Can onnehirg . » 7 Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow » Langenschwalbach, Platte, Königstein, Eltville, her baden, Hochheim 0 » Harzgerode, Pansfelde, Leimbach, Sehwenda, Wippra, Mansfeld 0.00 » Roda, Gangloff, Neustadt, Triptis, Pörmitz, Zeulenroda » _ Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . » Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, escort) er furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg Yv v v ) » + Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte und Bohr- register) ne » Rödelheim, en a. EM: Sehen Sachen hausen . . » T Ketzin, Fahrland Werder, Potsdam, Bealfız. ilklenibench » Ermschwerd , Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (die beid.letzteren m. je 1 Profiltaf. u.1 geogn. Kärtch.) » Tennstedt, Gebesee, Gräfen- Tonna, Andisleben » Mailhansen, Körner, Ebeleben . . » 7 Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- -Wusterhausen, Alt-Hart- mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf : N *) (Bereits in 2. Auflage). 12 — 12 — 12 — I — (> 1) — 12 — 12 — Lieferung 27. » 28. » 23. » 0. » 31. » 32 » 33. » 34. » 39 » 36. » 37. » BIS » 39 Il. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und. Bd. 1, Heftl. Ba. II, Heft 1. » Ba. III, Heft » 15) © 4. Ile Blatt Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerode » Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Cahla, Rudol- stadt, Orlamünde » + Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Schönerlinde, Bernau, Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands- berg, sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister . » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt an der Heide, Sonneberg o » Limburg, *Eisenbach (nebstl Lagerstättenkarte), Feldberg, Kettenbach (nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein » 7 Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . » Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Wahlen, Lebach. (In Vorbereitung). » r Lindow, Gr.-Mutz, Klein-Mutz, Wustrau, Beetz, Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 7 Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) > 0.0: » Hersfeld, Friedewald , “ Vacha, Eiterfeld, Geisa, Lengsfeld . e RE 6 0 © » Altenbreitungen, Wasungen, Oberkatz (nebst 1 Profil- tafel ), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel ) » 7 Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . . » Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt (hierzu eine Illustration) Ne Rn < den Thüringischen Staaten. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte und Profilen; von Dr. H. Eck . Ueber den Unteren Kenper des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E.E. Schmid . Geogn. Darstellung des Steinkohlengebirzes und Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S., nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättehen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. L. Meyn < N EEE 0. co Beiträge zur fossilen Flora. “ Steinkohlen-Calamarien, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holzschn.; von Prof. Dr. Ch 7ES\Veisiser 2 . + Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. Grundlage agro- nomisch bearbeitet, nebst l geogn. en ns von Prof. Dr. A. Orth . . T Die Umgegend von Berlin. Allgem. Erläuter. Ze geogn.- agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten u) nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. G. Berendt . Die, Hanna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. Beiträge -zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss . 7 Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe.. ae (Fortsetzung auf dem Umschlage!) Mark I IM — Zi 12 12 — 18 — 13 — 27 — 12 — 10 — 18 3 Mark 24 — Bd. III, Heft 3. Ba. IV, Heft 1. Bd. V, Heft 1. 2, 2.0 Bd. VI, Heft 1. Bd. VI, Heft 1. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen @eolog. Uebersichtskarte von Schleswig-Holstein; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt . Geogn.Darstellung ‚des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst l Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile ete.; von Bergrath A. Schütze . Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, 1. Gly- phostoma (Latistellata), nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter . Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von 5 Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H.v. Dechen Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln ; von Dr. P, Friedrich 5 Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. O0. Speyer nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A. v. Koenen Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer . Beiträge zur fossilen Flora. III. Steinkohlen-Calamarien Il, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss rt Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens von Dr. E. Laufer. Mit 1 Titelbilde, 1 Zinkographie, 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte . Uebersicht über den Schiehtenaufbau Ostthüringens, nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe . Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 lithogr. Tafeln, von Dr. L. Beushausen . Die Trias am Nordrande der Eifel zwischen Commern, Mark 24 — Zülpich und dem Roerthale. Von Max Blancken- . horn. Mit 1 geognostischen Karte, 1 Profil- und 1 Petrefakten- Tafel BR RG Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata. - Lieferung II: Crustacea und Vermes. Lieferung VI: Ecehinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text- _ tafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln . . en Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. II. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf. Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Von Dr. Felix Wahnschaffe. Mit einer Karte in Bunt- druck und 8 Zinkogr raphien im Text. . Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch- er Tertiärs und ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- . ergebnissen dieser Gegend von Prof. Dr. G. Berendt. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text . Untersuchungen übor den inneren Bau westfälischer Carbon-Pflanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu = Tafel I— VI. —- Beiträge zur fossilen Flora, IV. Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. I. Die Gruppe der Favnlarien, übersichtlich zusammengestellt von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. Hierzu Tafel VI—XV (1—9). — Aus der Anatomie lebender Pteridophyten . und von Cycas revoluta. Vergleichsmaterial für das phytopalaeontologische Studium der Pflanzen -Arten älterer Formationen. Von Dr. AH. Potonie. Hierzu = ass a le TER 20 — 10 — Bd. VII, Heft4. Beiträge zur Kenntnis der Gattung Tepikıkın, va Prof. Dr. W. Branco in Roingebeng: i./Pr. Hierzu ein Atlas mit Tafel I-VII . . . ET A N, Bd. VIII, Heft1. + (Siehe unten No. 8.) » 2. Ueber die geognostischen Verhältnisse der mkiena i von Dörnten nördlich Goslar, mit besonderer Be. rücksichtigung der Fauna des oberen Lias. Von Dr. August Denckmann in Marburg. ‚Hierzu ein N Atlas mit Tafel IX .. EEE » 3. Geologie der Umgegend von Haiger bei. Dillonbu (Nassau). Nebst einem palaeontologischen ‚Anhang Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 1 elaie s Karte und 2 Petrefaeten-Tafelln . -. . .» : = » 4. Anthozoen des rheinischen Mittel- Devon. ont Clemens Schlüter. Mit 16 lithographirten Tafeln Bd. IX, Heft 1. Die Echiniden des Nord- und Mitteldeutschen Oligoeäns Von Dr. Theodor Ebert in Berlin. Hierzu ein Alla mit 10 Tafeln und eine Texttafel . . .. = » 2. R. Caspary: Einige fossile Hölzer Proussens. Nac dem handschriftlichen Nachlasses des Verfassers be- arbeitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Taf. 10 Bd. X, Heft 1. Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Molluske Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in ‚Götti n. Lieferung I: Strombidae — Murieidae . — ‚ Buc nida Nebst Vorwort und 23 ee LEN ER erde das Jahr 1880. Mit geogn. ve Profilen ete. ; bi Ve Dasselbe für die Jahre AT, Mit ag ‚Karten, ‚Profilen. 7 Bände, & Band. g BUG Be N ; han IV. Sonstige Karten und Schriften. 1:100000; ah von Dr. K. A. Lossen. 3. Aus der Flora der Steinkohlenformation (20 Taf. Abbi Steinkohlenpflanzen m. kurzer Beschreibung); von Prof, 4. Dr. Ludewig Meyn. Lebensabriss und Schriftenverzeichniss de _ von Prof. Dr.G. Berendt. Mit einem Lichtdruck s von 5. Geologische Karte der Umgegend von Thale, bearb. ‚yon K.. 4. und W.Dames. Maafsstab 1:2500 . . .„. x . Geologische Karte der Stadt Berlin im Maafsstabe: 1: 15000 ‚geolo, r aufgenommen unter Benutzung der K. A. a) schen. geo K rte. der Stadt Berlin durch G. Berendt . . . . 2... N 7. + Beoganstisch-agronomische Farben-Erklär ang für ie der Umgegend von Berlin von Prof. Dr. G. 8. + Geologische Uebersichtskarte der Umg stabe 1:100000, in 2 Blättern. He Preuss. Geolog. Landesanstalt. zu als »Bd. VIII, Heft 1« vorstehend genannten Abhandlungen: Geognostiseke Bese der Umgegend von Berlin von G. Berendt und W.D Mitwirkung von F. Klockmann Er. AR Rergee fer} egeben von der König ER ETTEETN # Et N NE AR ee . FE V w er. h r TATEN U rt - a w: i B pi Mu . i 4 er WERE RT TEN N ed 2 7 ET FRE ET BT EEE EEE EEE TRITT EEE CEO PIRATEN Ve a Te re LEE WICHTIG A NT HEART VOR AFT RR TER TERRA FAR TREE TATEN zur: - u : N r ; iz war, 5 Em ‚ 1 RETTET? u, 0 Wo DHRER JENE ch ER Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Band IX, Heft 3. TA Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Se x Lie Y Ein Do JAN 14 1890. zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Dr. Fritz Frech, Priyatdocent an der. Universität Halle. Herausgegeben = ‚der . — Königlich Prenssischen geologischen Landesanstalt. . Hierzu 5 Tabellen, 23 Textbilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln. KAARAIAIANIARANIARIIUN FU PAIALTIINDINIINATE BERLIN. In Commission bei der. Simon Sch ropp ’schen Hof- ee ee (J. H. Neumann.) AS, SIMP. ZOO. a 1891. Re = * 5 & Abhandlungen zur veologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Arrannann BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann, ) 1891. Die devonischen Avieuliden Deutschlands. Ein Beitrag zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Von Dr. Fritz Frech, Priyatdocent an der Universität Halle. Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. Hierzu 5 Tabellen, 23 Textbilder und ein Atlas mit 13 lithographirten Tafeln. VIII IV TV TV VVV.V 9.9,9.9.9.9,.9,9,.9.9,.9.9.9.9,9,.9.9,.9,.9,.0.u.. BERLIN. In Commission bei der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1891. Im hear: Seite Emleiting |... . Se a a rl En 1 Das er Vo enen der Aviculiden DRAN Sr 2 Zu p.3. Tabelle I: Die Gliederung des N nen mit Rücksicht auf das Vorkommen der Aviculiden. Einige Bemerkungen zur Hercynfrage . . . 4 Das Vorkommen der Aviculiden mit Rücksicht anne ae ee entwicklungs va te Bun au ee ( Der Erhaltungszustand . . . . De Be 9 Systematische Beschreibung der Arten und Eatlunen ee | Pectinidae. LEICHE REIN) ep De N Pr N ae a N a ee li! SuhrennswBlemmeneettesk en Aviculidae. Pe Ssyıeulopectininaer un. 2. Ar. ee le DE EASyıcHlopectensshsire le... en 2015 RSubzeuus Bierinopeeten I... en. aa a. 22 3) Subgenus Orbipeten . . RE a) Gruppe des Beenlorecten Hecbaıe ee 2 b) Gruppe des Aviculopeeten Follmanni . . . ... 29 BEI Ayienlınae ne. ah a u Bea et Ayıenlar zul. TER ELBE 1. Gruppe der Auen eticnlatn a ana e, 2 Grupperder Avseula Wurm... 2. 0. 2.00. 20200040 3 Gruppe der Ayscula Marne a... 00 en 14 4 Gruppe. der Ayseulanquadratam nu... 20082. WwA6 5% Gruppe&derAyseula Winter 20.0 we 46 67 .Grupper der Ayıenla lamellosa U. 4... 0.0.0. u... Ag vI Inhalt. Unvollkommen bekannte Arten von Avicula Ueber einige unrichtig zu Avicula gestellte Arten . Subgenus Pteronites Limoptera Posidonia III. Kochiinae Vz Kochia Subgenus Loxopteria . Pterinaeinae Pterinaea Ehe a) Gruppe der Pterinaea costata b) Gruppe der Pterinaea lineata c) Gruppe der Pterinaea laevis . d) Gruppe der Pterinaea ventricosa Ueber einige bisher zu Pterinaea gestellte Akon Actinodesma V. Ambonychiinae . v1. Gosseletia a) Gruppe der Gosseletia mierodon b) Gruppe der Gosseletia devonica c) Gruppe der Gosseletia truncata . Unvollkommen bekannte Arten Subgenus Cyrtodontopsis Cyrtodonta Unterfamilie nicht genauer bestimmbar . Byssopteria Palaeopinna Pachypteria Myalininae Myalinoptera . Myalina a) Gruppe der Uyalina ilans ; b) Gruppe der Myalina bilsteinensis c) Gruppe der Myalina lodanensis . Hoplomytilus Nachträge: Avieculopecten, Avicula, Limoptera, Posidonia, Pterinaea, Actinodesma . 5 Nachtrag zur stratigraphischen Tabelle Tabelle II. Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland Seite 971 99 59 62 68 72 12 75 78 78 sl 89 92 97 100 101 109 109 111 114 119 124 125 150 133 133 134 135 137 137 139 141 150 158 160 161 175 167 Inhalt. Allgemeine Ergebnisse SER N OS I. Zur Systematik und Stammesgeschichte dee Heteromyarier A. Diealtpalaeozoischen Heteromyarier. (Silur und Devon) Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier Be: B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. (Carbon, Per- mocarbon, Perm) Re Th der inepallegedischen Ebteroimyarler s Bemerkungen über einige carbonische und permische Gat- tungen . Euchondria und Pornopectän : Monopteria . Aphanaia 3 ? Leiomyalina nov. nalen Prospondylus Tabellarische Uebersicht der Ealtuneen der Balasozorschen Heteromyarier C. Die mesozoischen Heteromyarier Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier . Bemerkungen über einzelne Gattungen Pergamidia . Hoernesia Odontoperna nov. zen. Pterinella Mysidia D. Die tertiären und recenten Heteromyarier . Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier Schlussbemerkungen II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden Der »Isodimorphismus« einiger Aviculiden . Aviculopecten Avicula Die Formerreihen der Pesitaslk, rebenlata nA areas Tabelle) Limoptera . Limoptera ( Sommbäun), Pterinaea Gruppen der Pterinaea costata und laevis (Stammbäume) . . Actinodesma Gosseletia . Die Gruppe der Goes oe ( Samba) Die Gruppe der Gosseletia truncata Pachypteria NY) 1a ee VII Inhalt. III. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden Böhmen Nie a ta la el are ae ee Ne Se Tabelle III. Die verwandten Arten des deutschen und mittelböhmischen Devon Nord - Amerika : Tabelle IV. Die vicariirenden Arten des deutschen und nordamerikanischen Devon IV. Die Stellung der Palaeoconchen und die Stammesgeschichte der Zweischaler Register Seite 237 241 242 243 244 247 253 Einleitung. Den äusseren Anlass für die vorliegende Arbeit gab der Ver- such, die bei verschiedenen Grelegenheiten im Grebiete des rhei- nischen Devon von mir gesammelten Zweischaler zum Zwecke stratigraphischer Untersuchungen zu bestimmen. Es ergab sich dabei, dass, wie bereits von FOLLMANN in einer Arbeit über de- vonische Aviculaceen betont wurde, die Kenntniss der älteren Zweischaler seit längerer Zeit hinter der anderer Thierklassen zurückgeblieben ist. FOLLMANN hat sich von vornherein auf die Aviculiden im engesten Sinne und auf das in den Bonner Samm- lungen befindliche Material beschränkt, was um so verdienstlicher war, als die Poppelsdorfer Sammlung mit ihren wichtigen Original- exemplaren der wissenschaftlichen Benutzung nur schwer zu- gänglich ist. FOLLMAnN’s scharfsinnige und gründliche Unter- suchungen werden stets ihren Werth behalten; doch ergab die weitere Durchforschung der übrigen Museen und Privatsammlungen ein unerwartet reiches Material an Arten und Gattungen, die entweder für Deutschland oder überhaupt neu sind 1). Im Nachfolgenden sind ausser den eigentlichen Aviculiden auch solche Muscheln beschrieben worden, welche man meist zu den Pectiniden (Avzculopecten) oder Mytiliden (Myalina) zu stellen !) Die kurze Uebersicht der Gattungen und der allgemeinen Ergebnisse, die ich im Frühjahr 1388 in einer Sitzung der Deutschen geologischen Gesellschaft gab, müsste auf Grund von neuerdings erhaltenen Materialien noch kleine Er- weiterungen erfahren; hinzugekommen sind vor allem die Gattungen Pleuro- nectites, Pteronites und Palaeopinna. Abh. IX, 3. 1 2 Einleitung. [200] pflegt. Warum die devonischen Vertreter dieser Gruppen zu den Aviculiden gerechnet worden sind, wird in dem allgemeinen Theile ausführlich erörtert werden. Die Herstellung der Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne das ausserordentliche Entgegenkommen, mit dem eine grosse An- zahl von Fachgenossen mir ihre Museen und Sammlungen zu- gänglich gemacht haben. Zu besonderem Danke verpflichtet bin ich Herrn Geh. Rath Beyrıch für das Interesse, welches er meinen Untersuchungen entgegenbrachte; ferner den Herren Prof. Barroıs (Lille), Dr. BEcLARD (Brüssel), Prof. BERTKAU (Bonn), Prof. BRAnco (früher in Berlin), Dr. Eserr (Berlin), Dr. FoLLmann (Coblenz), Prof. von FrırschH (Halle), Prof. HOLZAPFEL (Aachen), Lehrer Just (Zellerfeld), Prof. Kayser (Marburg), Dr. KrLockMmAnN (Olausthal), Prof. von KoENEn (Göttingen), Dr. KokeEn (Berlin), Prof. Lossen (Berlin), FRIEDRICH MAURER (Darmstadt), Geh. Rath FErD. ROEMER (Breslau), Dr. WALDSCHMIDT (Elberfeld), WuLF (Gerolstein), Prof. von ZiTTEL (München). Dem Entgegenkommen des Herrn Geh. Rath HAUCHECORNE verdanke ich die Möglichkeit, das mit einigem Aufwand von Zeit und Mühe vereinigte Material in einer allen Anforderungen ent- sprechenden Vollständigkeit abbilden zu lassen. Leider war es wegen der Länge der Zeit, während welcher das Untersuchungsmaterial sich fortdauernd vergrösserte, unmög- lich, die Tafeln so übersichtlich anzuordnen, wie es wohl wün- schenswerth gewesen wäre. Wenn ich zum Schluss noch den Künstlern, welche die Her- stellung der Abbildungen besorgten, in erster Linie Herrn OHMANN, meinen Dank ausspreche, so gebe ich wohl nur einem Gefühle Ausdruck, das jeder Fachgenosse bei der Betrachtung der schönen Tafeln empfinden wird. Eine monographische Bearbeitung der im Nachstehenden nicht berücksichtigten Zweischalergruppen ist von Herrn Dr. BEus- HAUSEN begonnen worden und wird ebenfalls in den Abhandlungen der Königl. geol. Landesanstalt erscheinen. De Tabelle TI. Zu Seite 3. Die Gliederung des deutschen Devon mit Rücksicht auf das Vorkommen der Aviculiden. Harzer Devon. Verticale Verbreitung der wichtigsten Aviculiden. 0 W Fundorte der Aviculiden. * bezeichnet das erste, + das letzte Auftreten 2 einer Art. en nr er er er PIE ET Normalgliederung des rheinischen Devon. Oberes Oberdevon (Olymenienstufe). Sandstein mit Spirifer Verneutli Clymenienkalk (Rhomkerhalle) (Aachen u. Stollberg) bezw. Famennien in Belgien. Aviculopecten aquisgranense, Schulzi, linteatus; Avicula Eberti, Cypridinenschiefer von Oos bei Büdesheim, Kochia laevis (Clymenienkalk). und Mittleres Oberdevon (Stufe des Parodoceras curvispina). Cypridinenschiefer. Cypridinenschiefer von Nehden. | Cypridinenschiefer. Posidonia venusta. Kochia dispar (Nehdener Schiefer und Clymenienkalk), m Mergelschicht mit Avicula Mariae (Stollberg bei Aachen). Schwarzer Goniattenkalke vonPAltenen Korallenkalk von Grund und Rübeland. Avicula Wurmi, Ibergensis, aemiliana, Justi, bodana; Unteres Oberdevon Gosseletia Ibergensis, minor; Myalina ornata, intu- el mescens, Justi, Klockmanni, speciosa; Myalinoptera (Stufe des Manticoceras intumescens). nee Korallenrifikalk von Grund und Rübeland. Schwarzer Knollenkalk von Wildungen. Myalina Kochi. Rother Eisenkalk von Dillenburg. Myalina Beyrichi, Kochia rugosa. ’ Dolomitische Mergel von Büdesheim. Avieulopeceten Neptuni. Sfringocaphalenkalk Oberer Stringocephalenkalk von Paffrath. Myalina rhenana. g 5 : - Serschten sn | Szanwackenschisfsr der Zui tieren Sisingocephalen: Avicula reticulata. SS= | stufe von Elberfeld. N een € = | | DIS mit Seringperphalle Burtini, Se | Stringocephalenkalk von Villmar. Avieula clathrata; Myalina dimidiata, villmarensis, j (5 Zonen.) Zoneuelis SnE | ‘ a Schichten von Refrath. Aviculopeeten Hasbachi. & wie am Rhein.) Wissenbacher Schiefer Crinoidenschicht der Eifel. Gosseletia distincta. P7 u —— —— | %$ | mit m = — ——— m lb nn 5 \ Sehicht F Elbingeröder Aphyllites oceultus. Caleeolamergel von Pelm und Gerolstein. Aviculopecten pelmensis; Avicula troglodytes, Winteri; = f chichten © E R Be = = Grauwacke, | Pterinaea. byssifera. 2 mı alceola sandalına, © 9 | fe} Zorger Schiefer ” a f i ilstei ) Nyalü ilsteinensis, mris \ zo) g a Wissenbachen Schiefer Lenneschiefer von Bilstein und Schwelm, Myalina bilsteinensis, prisca, glabra. Mi 7 mit Unterer Calceolaschiefer v. Loogh (Hillesheim). Aviculopecten Calceolae; Myalina Calceolae. JHımoceras gracı e. | 5 ” 5 Ei B 8 = z az : Be ı Miünoceras gracile. IE SER, 5 as Hauptkieselschiefer. | 9 Mergelige Kalke vom Lissinger Berg bei Gerolstein Pterinaea ostreiformis, er Zone des Spirifer cultrjugatus. Oberer | Oalceolaschiefer. und von Uexheim (Hillesheim). ES S / Wieder Schiefer. | Miyalina. bilsteınensis. | | Erg: \ Uebergangsschiefer | Grube Schweicher Morgenstern bei Trier, Haiger Avicula trevirana, dillensis | ‘ Papierhütte) t (Papierhütte), R an Hauptquarzit. | = h Oberste Coblenzschichten. pXq "Homalonotus, Calceola, Grube Schöne Aussicht, Rupbach. Gosseletia securifornis, alta; Spirifer cultrjugatus. Myalina. bilsteinensis minor. | BR : Laubbach bei Ems, Lahnstein, Ems (Miellen), | Plerinaea laevis, costata +, fasciculata, erpansa + , [ Kahleberger a lineata , ventricosa, ewplanata; un Ö . nn erenn Winningen, Mürlenbach (Eifel), Prüm, Limoptera semiradiata + ; Myalina lodanensis, Obere Coblenzschichten s. str an eircularis; - 2 2 sandstein 2 R 2 desIR) Isb Gosseletia trigona, truncata, angulosa, microdon, 68 ManımeLs SEES cancellata; @. (Cyrtodontopsis) Kayseri, mit RE sicwlopecten Juglert. Cyrtodonta. declivis, R B mu = Ze er = r 8 R a j Lahnstein, Ems, Rhens. Pterinaea lineata *, lodanensis; c un /yrtodontopsis £ r Coblenzquarzit. 3 a ee Gosseletia schizodon; Myalina lodanensis typ. und 5] Halfari, Avicula. kn un . var, lata. —— 0; | Se Schicl Zendscheid 2| Zendscheid bei Gerolstein, Aviculopeeten Wulfi; Pterinaea Follmanni; chichten von Zendscheid. = \ h 0 6 , e\ Arenrath bei Landscheid. Avicula laevicostata, ee ne u =“ o . . 8 Oberstadtfeld bei Daun, Daaden im Siegenschen, | Aviculopecten Follmanni, Limoptera semiradiata *, = Vallendar bei Coblenz. D Pierü . * i lerinaea costata, erpansa Untere Coblenzschichten s. str. En Re a & Gosseletia carinata, praecursor, Myalina solida. Porphyroidschiefer von Singhofen, Quarzit von Avicula lamellosay, crenato-lamellosa, N Mormont. i | Kochia capuliformis f, Unterste Coblenzschichten. \ Be 7 ü \ Limoptera bifida, Myalina crassitesta var. Pt. explanata *. | n Pterinaea laevis mut. \ Avicula sp. \ praecursor, ® Pt. dichotoma, S ückschi Caub. : 3 Hunsrückschiefer. 3 Herdorf Avicula rigomagensis, er Q c SS o E im Siegenschen, | Limoptera gigantea, 2 = Send g Seifen bei Dierdorf, = > —— Pteronites longialata, | ___ = a Sans | 5 Menzenberg, Abentheuer im Hunsrück,] Kochia capuliformis*, | Deinen Col 5 = | 9 Avie lamellosa, vieula lamellosa *, u S = Unkel. Katzenloch bei Idar, Auieuila Ei 2 | % x BR: Taunusquarzit. EI Rüdesheim Gosseletia carinata?, | Kochia capuliformis, S “ s a | Miyalina crassitesta. Myalina crassitesta. EEE | er 1 Sr Fe ee a m = \ e Aeltere Taunusgesteine und Gedinnien. \ HA HFSSFeHgeeT H Das veolovisehe Vorkommen der Avieuliden. Die vergleichende Untersuchung der in den verschiedenen Unterdevonhorizonten vorkommenden Aviculiden hat ergeben, dass dieselben eine in lebhafter Entwicklung und Differenzirung be- findliche Gruppe darstellen. Das Vorhandensein zahlreicher für die einzelnen Schichtgruppen bezeichnender »Leitfossilien« erscheint somit leicht erklärlich. Es bestand ursprünglich die Absicht, eine stratigraphisch- palaeontologische Darstellung des deutschen Unterdevon dem beschreibenden Theile voranzuschicken. Jedoch nahm diese Ausarbeitung einen zu erheblichen Umfang an und wurde daher schon im Jahre 1889 als besonderer Aufsatz in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft ver- öffentlicht (p. 175— 287). Es kann daher auf die betreffende Ar- beit verwiesen werden. Der leichteren Uebersichtlichkeit wegen lasse ich eine stratigra- phische Tabelle folgen, welche die verschiedenen Horizonte des deutschen Devon (mit Ausschluss der ins einzelne gehenden | Gliederung des Mitteldevon) enthält. In der ersten Columne werden die Horizonte des rheinischen Devon, in der zweiten diejenigen des Harzes aufgezählt; die Vergleichung mit anderen Devonterritorien liegt ausserhalb des Planes der Arbeit und ist zudem in den Arbeiten des Verfassers über die palaeozoischen Bildungen der Ostalpen und von Cabrieres enthalten. In einer dritten Columne werden die Schichten und Fundorte besonders hervorgehoben, an denen Aviculiden häufiger vorkommen, eine vierte Columne enthält die Namen der wichtigsten Arten. ı* 4 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [202] Ein * bezeichnet das erste, ein + das letzte Auftreten einer Art, die nicht bezeichneten Species sind auf den betreffenden Horizont beschränkt. Gewissermaassen als Nachtrag zu der vorstehenden Tabelle sei erwähnt, dass seit dem Erscheinen der oben citirten Arbeit über das Unterdevon noch ein zweiter versteinerungsreicher Fundort der Zendscheider Schichten bekannt geworden ist. Herr Landesgeologe GREBE hat bei Arenrath unweit Land- scheid (Kreis Wittlich) in rothen Schichten, welche mit den bei Zendscheid vorkommenden durchaus übereinstimmen und wie diese im Liegenden des Coblenzquarzits vorkommen sollen, eine kleine Fauna gesammelt und mir freundlichst zur Bestimmung übergeben. Dieselbe umfasst folgende Arten: Chonetes sarcinulata SCHL. » dilatata DE Kon, Spirifer paradoxus mut. praecursor FRECH (= Spirifer dunensis KAYS.) Spirifer arduennensis SCHNUR. Limoptera semiradiata nov. Sp. Aviculopecten Wuljfi nov. sp. Grammysia Sp. Herr Dr. FOLLMANN sammelte am gleichen Fundorte ausserdem noch (nach brieflicher Mittheilung) Pleurodietyum Sancti Johannis, Ctenodonta concentrica, Gosseletia sp., Capulus cassideus und Homa- lonotus rhenanus. Einige Bemerkungen zur Hercynfrage. Betreffs der Gliederung des Devon sind angesichts der leb- haften wissenschaftlichen Thätigkeit, welche auf diesem Gebiete jetzt herrscht, einige kurze Bemerkungen voranzuschicken: Ueber die »Hercyn«-Bildungen von Nord-Frankreich ist soeben eine wichtige Arbeit von ÖEHLERT !) erschienen, welche die weite 1) Sur le Devonien des environs d’Angers, Bull. soc. geol. de France [3], t. 17, p. 742 f. (1890). [203] Das geologische Vorkommen der Aviculiden. 5 Verbreitung des Kalkes von Erbray (Loire Inferieure) in den Departements Sarthe, Mayenne und in der Umgegend von Angers kennen lehrt. Zugleich werden sehr eingehende und zahlreiche Beobachtungen über die stratigraphische Stellung des Kalkes von Erbray mitgetheilt. Nach OEHLERT liegt derselbe nicht, wie BARROIS — wesentlich auf Grund palaeontologischer Vergleichungen — annahm, an der Basis des Unterdevon (Gedinnien oder Taunusien), sondern viel höher. Zwar kann, wie ÖEHLERT auseinandersetzt, die strati- eraphische Stellung der Kalkfacies geringeren Schwankungen unter- liegen (l. c. p. 753); aber im allgemeinen ergiebt sich, wie die nachfolgende kleine Tabelle zeigt, eine stratigraphische Stellung, welche der der unteren Coblenzschichten im grossen und ganzen entspricht. Es liegt sogar nahe, ein noch höheres Niveau anzu- nehmen, da stellenweise (im Bassin de Laval) der Kalk von Erbray im Hangenden der Schichten mit Athyrıs undata auftritt resp. 199). Kalk von Erbray (Loire Inferieure), St. Malö und Fourneaux(Angers), Chasse- Untere Coblenzstufe grain (Sarthe), St. Germain le Fouilloux (Mayenne) Sandstein von Gahard Siegener Grauwacke mit Taunusien Taunusquarzit und Huns- Orthis Monnieri rückschiefer Quarzit von Plougastel Gedinnien Aeltere Taunusgesteine Ungefähr gleichzeitig ) mit OEHLERT habe ich wesentlich auf Grund palaeontologischer Vergleichungen eine vollkommen übereinstimmende Anschauung betreffs der Stellung des Kalkes von Erbray ausgesprochen, die nunmehr in so erfreulicher Weise bestätigt worden ist. !) Die Publieation der oben citirten Arbeit über das Unterdevon erfolgte ein halbes Jahr früher. 6 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [204] Hingegen besteht in Bezug auf die Stellung des böhmischen »Hereyn« immer noch eine Meinungsverschiedenheit zwischen deutschen und französischen Forschern; F, G, H soll auch nach ÖEHLERT’s Ansicht ganz oder zum Theil dem »Silurien« erhalten bleiben. Der Einwand, den derselbe gegen die in Deutschland herrschende Auffassung macht, ist allerdings leicht zu widerlegen. ÖEHLERT geht davon aus, dass (wie allgemein zugegeben wird) die schwarzen Graptolithenschiefer von Nordfrankreich der Stufe E, die Kalke von Erbray den Stufen F, G, H entsprächen. Dann bliebe in Böhmen kein Aequivalent für die mächtigen Bildungen des tieferen Unterdevon. Hierbei ist übersehen, dass neuerdings die fraglichen Stufen F, G, H nicht mehr als Ganzes zusammengefasst, sondern eher noch eingehender als früher in Zonen gegliedert werden. So wird das Vorkommen von Aequi- valenten des Mitteldevon in Böhmen (G3) jetzt von fast allen ortskundigen 1) Geologen zugegeben. Die unteren Wieder Schiefer und die mit denselben über- einstimmenden Kalke von Erbray nehmen nun eine ziemlich hohe Stellung im Unterdevon ein und müssen demnach in erster Linie mit G;ı und Ga verglichen werden; vielleicht könnte noch die obere Grenze von F in Betracht kommen. Jedenfalls ist der Haupttheil von F homotax mit den tieferen Grauwacken und Quarziten des Harzes, des rheinischen und nordfranzösischen Unterdevon; die Bedenken OEHLERT’s dürften sich damit erledigen. Einwände ähnlicher Art gegen die Deutung der Hercyn- schichten hat SANDBERGER neuerdings in einer Arbeit über das Nassauische Unterdevon gemacht 2). Dieselben sind jedoch bereits von E. KAYsEr in einem Referat widerlegt worden und dürften wohl ebensowenig, wie die verschiedenen Aenderungen der Schichtbezeichnungen Beifall finden. Ueber den »Önychienquarzit« (Taunusquarzit) vergleiche man das bei Kochia (= Onychia) Gesagte. 1) Z.B. von E. Kayser und F. Karzer; Oruterr und Barroıs kennen das Prager Silurgebiet nicht aus eigener Anschauung. 2) Wiesbaden 1889. [205] Das geologische Vorkommen der Avieculiden. 7 Auch der Name Rhipidophyllenschiefer (für Hunsrückschiefer) ist schon deshalb nicht anwendbar, weil Rhipidophyllum vulgare SANDB. (l. e. p. 100, t. I) keine ins Gewicht fallenden Unterschiede von Amplexus aufweist. Das Vorkommen der Aviculiden mit Rücksicht auf die Faciesentwicklung. Zweischaler führende Schichten sind im rheinischen Unter- devon ziemlich häufig, obwohl in der Regel die Brachiopoden an Zahl der Individuen überwiegen. Nur ausnahmsweise ist das umgekehrte Verhältniss zu beobachten; so kommt in den Ober- coblenzschichten (braune Sandsteine) von Miellen bei Ems etwa auf 4 Zweischaler 1 Brachiopode. Die vorherrschenden Arten sind an dem erwähnten Fundort Pterinaea fascieulata und lineata; etwas seltener sind Gosseletia trigona GF. sp., Kayserin. sp., mierodon n. sp., Pterinaea laevis und Goniophora n. sp. (wahrscheinlich nassoviensis Kays.). Von Brachiopoden finden sich bei Miellen vor allem Spirifer carinatus SCHNUR (Zwischenform von Spirifer hystericus und Zlaevicosta, sehr bezeichnend für die obere Coblenzstufe — Sp. ignoratus MAUR.), CUyrtina heterochta DEFR., Chonetes sarcinulata ScHL. sp. und Strophomena piligera SANDB. Auch Pleurodietyum problematicum, das vereinzelt bis in das Mitteldevon hinaufgeht, ist hier noch häufig. Eine ganz ähnliche Fauna kommt im gleichen Gestein und gleichen Horizont (untere Grauwacke von Hierges GOSSELET — Burnotien Dupoxr) bei Grupont in Belgien vor. Auch hier treten Pterinaea fasciculata und lineata sowie die gestreiften Gosseletien (@. trigona und truncata) in grösster Häufigkeit auf; Pierinaea laevis ist hier wie dort selten. Bemerkenswerth ist das Vor- kommen eimer neuen Pterinaea aus der Gruppe der Pf. costata, deren Sculptur an radialgestreifte Austern (Alectryonia) erinnert. Auch bei Singhofen und am »Nellenköpfehen« ist ein ähn- liches Ueberwiegen der Zweischaler — eine sonst für palaeozoische Schichten ungewöhnliche Erscheinung — zu beobachten. Im Gegensatz zu dem rheinischen Unterdevon sind bisher in 8 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [206] den thüringischen Tentacuhten- und Nereitenschiefern keine Zwei- schalerschichten gefunden worden. Andererseits weichen der Spiriferensandstein des Oberharzes und der Hauptquarzit des Unterharzes in Bezug auf die Facies- entwicklung von dem rheinischen Unterdevon kaum ab. Der Spiriferensandstein stellt sich durch das Vorwiegen von Prosocoelus, Schizodus, verschiedenen Nuculiden und selteneren Heteromyariern wesentlich als Zweischalerfacies dar, während der Hauptquarzit mit vorwiegenden Brachiopoden stratigraphisch und faciell mehr an die rheinischen Coblenzschichten erinnert. Be- sonders stimmen Vorkommnisse wie die kalkreichen Schiefer der Umgebung von Blankenburg mit einzelnen Gesteinen der Coblenzer Gegend vollkommen überein. Als eine durchaus mit rheinischen Schichten übereinstimmende Bildung sind dann noch die an der Grenze von Oberschlesien und Oesterreich-Schlesien (Würbenthal) vorkommenden Taunusquarzite hervorzuheben, wo HALFAR schon vor Jahren die bezeichneten Versteinerungen, u. a. Kochia capuliformis, auffand — eine Ent- deckung, die bekanntlich für die Altersbestimmung der gesammten dort vorkommenden Schichten von einschneidender Bedeutung war. In den höheren Devonschichten sind Zweischaler in Bezug auf die Zahl der Arten und Individuen selten, und nur einzelne Locali- täten bilden bemerkenswerthe Ausnahmen. So sind in den Stringo- cephalenkalken von Villmar und im unteren Oberdevon von Grund Aviculiden wie Avicula, Myalinoptera und Myalina, wenigstens an Zahl der Arten ziemlich häufig. Ferner finden sich ganz vereinzelt Punkte, wo dıe Zweischaler auch an Zahl der Arten und Indivi- duen vorwiegen. Als solche sind Bilstein und Schwelm (mittel- devonischer Lenneschiefer) und die Gegend von Aachen (» Verneuili- sandstein«) zu nennen. Aus dem Lenneschiefer ist besonders die bekannte Myalina bilsteinensis und Avicula fenestrata sowie je eine neue Art von Pleurophorus und Modiomorpha zu nennen. Zwischen Venwegen und Cornelimünster bei Aachen kommen die beschrie- benen neuen Arten von Aviculopecten (A. aquwisgranensis, Schulzi, und Avreula (A. Eberti), wie es scheint, gar nicht selten vor. Die- ‚selben Schichten führen ausserdem Dolabra Hardingi, Spürifer [207] Das geologische Vorkommen der Aviculiden. 9) Verneuili sowie Pflanzenreste (Palaeopteris hibernica, Psilophyton Condrusorum) und entsprechen den Psammites du Condroz sowie den Pilton beds im nördlichen Devonshire. Wie sich aus dem Vorstehenden ergiebt, kommen Zweischaler häufig nur in bestimmten Grauwacken bezw. Sandsteinen oder Schiefern vor, obgleich auch hier die Brachiopoden meist über- wiegen. In Nordamerika sind nun die, wohl stets als Litoral- bildungen zu deutenden Zweischalerfacies wesentlich ausgedehnter und mächtiger als in Europa: das obere Mitteldevon (Hamilton group) besteht wesentlich und das Oberdevon (Chemung group) wenigstens zum guten Theile aus solchen Schichten. Die sehr viel grössere Zahl !) der in Amerika vorkommenden Zweischalerarten erklärt sich somit auf ungezwungene Weise. Andererseits sind in den, dem europäischen Unterdevon homo- taxen Unter-Helderberg- und Oriskanyschichten Zweischaler un- gewöhnlich selten. Auffallend ist dieser Umstand jedoch nur in Bezug auf die Oriskany-Sandsteine, deren Faciesentwickelung mit dem rheinischen Unterdevon im Wesentlichen übereinstimmt. Im Silur sind Zweischaler-Facies fast noch seltener als im Devon. Die Orthoceren-reichen Schichten des böhmischen Ober- silur (E3) enthalten die sogenannten Palaeoconchen (vergl. unten) in grossen Mengen, und aus Gotland beschreibt LinDSTRÖM fein- oolithische Kalkschichten, in welchen Arten von Pterinaea, Aviculo- peeten und Grammysia vorherrschen. Ausserdem scheinen im Untersilur von Nordamerika (Trenton group) Aviculen und Ambonychien stellenweise nicht selten zu sein. Der Erhaltungszustand. Die untersuchten Zweischaler' sind in verschiedener Weise erhalten; man hat es mit Schalenexemplaren im Kalk und Mergel, Sculptursteinkernen im Schiefer und gewissen Grauwacken, sowie ı) Im Nachfolgenden sind 145 Arten beschrieben, während Harn aus dem Devon über 260 Heteromyarier publieirt hat. Allerdings dürften eine Anzahl der Hırr’schen Arten der Synonymik anheimfallen. 10 Das geologische Vorkommen der Aviculiden. [208] mit Steinkernen bezw. Abdrücken in den meisten Sandsteinen und Grauwacken zu thuen. Gute Exemplare sind im allgemeinen ganz unverhältnissmässig selten; z. B. kann man bei mitteldevonischen Muscheln höchstens auf gute Erhaltung der Oberfläche rechnen, während die Freilegung des Schlosses nur bei wenigen Paffrather Stücken gelang. Bei doppelklappigen Exemplaren kann der Präparator sich zuweilen dadurch helfen, dass er vorsichtig den äusseren Theil der Schale zwischen den Winkeln abschabt und die Fläche anätzt; man kommt auf diese Weise wenigstens über die Zahl, wenn auch nicht über die Form der Zähne in’s Klare (vergl. Pterinaea byssifera, Taf. IX., Fig. 20a, und Pterinaea ostreiformis, Taf. XI, Fig. 9), Bei den Zweischalern des Iberger Kalkes ist eine Prä- paration des Schlosses nicht selten möglich. Am günstigsten für die Kenntniss der äusseren und inneren Merkmale sind gut er- haltene Steinkerne, bei denen sich durch Ausgiessen. mit einer eigenthümlich präparirten Wachsmasse !) die ursprüngliche Gestalt unschwer wiederherstellen lässt. Es gelingt in einzelnen Fällen, z. B. bei der dickschaligen Kochia capuliformis, einen Ausguss herzustellen, der die inneren und äusseren Merkmale der Muschel erkennen lässt. Bei der palaeontologischen Untersuchung der unterdevonischen Zweischaler ist besonders die häufige Verzerrung durch den Ge- birgsdruck störend. Glücklicherweise macht sich dieser Umstand in dem Vorhandensein überflüssiger, nur auf Erhaltungszustände begründeter älterer Arten nicht in dem Maasse geltend, wie z. B. bei der durch WETTSTEIN beschriebenen Fischfauna der Glarner Schiefer. Immerhin erschien es nicht überflüssig, gewissermaassen als abschreckendes Beispiel, verschiedene Exemplare der Pterinaea costata abzubilden, die lediglich infolge von Verzerrung die wunder- barsten Formverschiedenheiten erkennen lassen. !) Diese Wachsmasse, welche von der Silberwaarenfabrik Sy & Wasser in Berlin zum Abgiessen von Ornamenten benutzt wird (»Modellirwachs«), ist dem sonst gebräuchlichen Kautschuk unbedingt vorzuziehen. Systematische Beschreibung der Arten und (atlungen, Pectinidae. Pecten. Subgenus Pleuroneetites SCHLOTHEIM em. P. FiscHER — Streblopteria M’Cor }). Streblopteria unterscheidet sich von Avvculopecten schon im Aeusseren durch die Form der linken Klappe; das vordere Ohr derselben ist scharf abgesetzt, während das hintere Ohr undeutlich begrenzt erscheint und allmählich in den Haupttheil der Schale übergeht. Das letztere Merkmal zeichnet auch die rechte Klappe aus, bei der das vordere Ohr nicht so deutlich abgesetzt ist. Unterhalb desselben befindet sich ein deutlicher Byssusaus- schnitt. Die Gestalt von Streblopteria stimmt genau mit der von Pecten laevigatus aus dem Muschelkalk überein; nur ist hier der Byssusausschnitt stärker ausgeprägt. Der Bau des Schlosses bei den carbonischen Formen ist nur unvollkommen bekannt. Wie DE Koninck angiebt, befindet sich das Ligament (wie bei Aviculopecten) in einer einfachen und !) Faune du calcaire carbonifere V (1885), p. 202. a 12 Pectinidae. [2 1 0] schmalen Grube; jedoch wird eine darauf bezügliche Abbildung nirgends gegeben. Die Uebereimstimmung der äusseren Cha- raktere weist vielmehr auf die Gruppe von P. laevigatus als auf Avzieulopecten hin. Eine besondere Bezeichnung für die Gruppe des P. laevigatus erscheint durchaus gerechtfertigt; man könnte den Namen Streblop-. teria M’Coy (1844) beibehalten und auf die Muschelkalkformen ausdehnen oder aber mit P. FıscHer !) die Bezeichnung Pleuronec- tites SCHLOTH. wieder aufnehmen. Das letztere Verfahren ist wohl vorzuziehen. Ob ausser der nachstehend beschriebenen Art noch weitere devonische Formen zu Peeten gehören, ist schwer auszu- machen, da der Schlossrand meist der Beobachtung unzugänglich ist. Eine Ligamentgrube, wie bei Pecten, ist bei den untersuchten devonischen Arten Deutschlands ebenso wenig wie bei den von Hart beschriebenen amerikanischen Formen bekannt geworden. Eine Ligamentfläche, wie bei Pterinaea, findet sich vor allem bei dem Subgenus Orbdipecten und ist bei Aviculopecten s. str. sehr selten sichtbar. Unter dem vorliegenden Material fand ich nur ein Exemplar von Aviculopecten mosellanus, dass dieses Merkmal in undeutlicher Weise erkennen lässt. Es dürfte sich nicht empfehlen, Pleuronectites als Subgenus von Senipecten aufzufassen, und auf noch weniger Beifall können wohl die weiteren synonymischen Neuerungen FISCHER’s rechnen. Für den allgemein angenommenen Namen Pecten setzt derselbe Chlamys ein, während unter Pecten wieder etwas anderes (Vola) verstanden wird. Ein Pater BELon hat im Jahre 1553 Peeten Jacobaeus unter dieser Bezeichnung beschrieben; FiscHER will daher die Formen mit concav-convexer Schale als Pecten bezeichnen, wodurch für die Hauptgattung wieder eine Namensänderung (Chlamys) nöthig wird. Archaeologische Untersuchungen auf dem Gebiete der zoologischen Systematik haben für den Liebhaber zweifellos einen grossen Reiz. Wenn dieselben aber zu fortdauernden Aenderungen der !) Manuel de Conchyliologie p. 945. [211] Pleuronectites. 13 Bezeichnung führen, so ist der Schaden bezw. die Unbequem- lichkeit grösser als der Nutzen. Die Namen der zoologischen Systematik sollen doch im erster Linie feststehende Bedeutung besitzen, die nicht dem täglichen Wechsel unterworfen ist. Pecten? (Pleuroneetites) devonieus n. sp. Taf. XVII, Fig. 8, SA. Der Umriss der vollständig erhaltenen linken Klappe ist annähernd kreisrund; der Wirbel und die kleinen Ohren ragen nur wenig vor. Die Wölbung ist ausgeprägt. Das vordere Ohr erscheint durch eine Einsenkung scharf abgesetzt, das hinten gelegene ganz undeutlich begrenzt. Die Ligamentarea ist sehr kurz. Die Oberfläche scheint auf den ersten Blick glatt zu sein; mit der Lupe entdeckt man undeutliche Radiallinien, die von sehr feinen, scharf eingeschnittenen, in regelmässigem Abstande stehenden Anwachslinien gekreuzt werden. Als vollkommen sicher kann die Zurechnung der vorliegenden Art zu den Pectiniden nicht angesehen werden, da das Innere der Schale unbekannt ist. Zwei Exemplare wurden ım unteren Oberdevon am W inter- berg bei Grund von Herrn Just gefunden. P. (Pleuroneectites) devonicus ist die älteste Form der Gruppe und steht im Devon vorläufig ganz vereinzelt. Am nächsten ver- wandt sind Streblopteria laevigata M’CoyY!) und perovata DE Kon. ?) aus dem belgischen Kohlenkalk. Die erstgenannte Art würde nach der Aenderung der Genusbezeichnung denselben Art-Namen wie Pecten laevigatus SCHLOTH. aus dem Muschelkalk führen. Der SCHLOTHEIM sche Speciesname ist früher gegeben worden und die M’Coy’sche Art müsste demnach anders (etwa prolaevigatus) be- nannt werden. !) pe Kosisex 1. ce. p. 203, t. 40, f. 14. 2) Id. ibid. t. 32, f. 1. 14 Aviculidae. Aviculopectininae. [212] Aviculidae. J. Unterfamilie Aviculopeetininae M’Cor. Aviculopecten. Eine der bemerkenswerthesten faunistischen Eigenthümlich- keiten des nordamerikanischen Mittel- und Oberdevon ist der grosse Formenreichtum der Gattung Aviculopecten und anderer nah ver- wandter Gruppen. In Europa gehören die Arten von Avsculo- pecten zu den grössten Seltenheiten. Aus Deutschland war bisher nur eine Form bekannt, die eine gewisse stratigraphische W ichtig- keit besitzt, Aviculopeeten Neptuni GOLDF. sp. aus dem untersten Öberdevon von Büdesheim in der Eifel. Auch die verhältniss- mässig wenig zahlreichen neuen Arten, die im nachfolgenden beschrieben werden sollen, ändern an dem Verhältnisse nichts. Sie liegen zumeist nur in wenigen Exemplaren vor. Bemerkens- werth ist vor allem die geringe Aehnlichkeit, welche die bisher bekannten europäischen Formen unter einander zeigen. Dieser Umstand zeigt am besten, ein wie unbedeutender Bruchtheil der alten Fauna uns bisher bekannt geworden ist. HALL hat in seinem öfter citirten Werke die hierher gehörigen Formen in vier »Gattungen« getheilt, die jedoch, mit einer Aus- nahme, höchstens den Werth eines Subgenus beanspruchen können: Aviculopecten s. str., Pterinopecten, Lyriopecten und Crenipecten. Die zuletzt genannte Gattung (]. c. t. 9) besitzt eine langgestreckte Ligamentarea mit senkrechten Furchen; sie vereinigt somit die Schlosscharaktere von @ervxllia mit der äusseren Form von Pecten und nimmt jedenfalls eine selbstständige Stellung ein. Dagegen sind Pterinopecten und Lyriopecten (]. c. t. 2) nur als Sectionen oder Untergattungen von Avzsculopecten, nicht aber als gleich- werthige systematische Einheiten anzusehen, so wichtig auch an sich eine weitere Gruppirung der zahlreichen Arten ist. Zyrio- peeten (Orbipeeten nov. nom. vergl. unten) und Pierinopecten unter- [213] Aviculopecten. 15 scheiden sich von der Hauptgattung nur durch kleine Abweichungen in der Länge der Schlosslinie und der Gestaltung der Ohren; bei Avieulopecten s. str. ist die Schlosslinie verhältnissmässig kurz und die Abgrenzung der Ohren deutlich. Bei Pterinopeeten sind beide Ohren gross, aber undeutlich begrenzt und der Byssusausschnitt des vorderen Ohres der rechten Klappe ist tief und schmal; bei Orbipeeten ist die Schlosslinie kürzer, der Byssusausschnitt breiter, das hintere Ohr grösser und undeutlich abgesetzt, das vordere klein und deutlich begrenzt. a) Aviculopecten s. str. Aviculopeeten pelmensis n. sp. Taf. I, Fig. 7a— 7b. Die Höhe und Breite der einen vorliegenden linken Klappe beträgt je 8””, die der anderen je 2cm. Der Umriss ist an- nähernd gleichseitis, nur wenig nach hinten zu ausgedehnt, die beiden Ohren sind ungefähr gleich gross. Die Schlosslinie verläuft gerade. Die wohlerhaltene Oberfläche der Schale ist mit deutlichen Anwachsstreifen und feinen Radialrıippen bedeckt; die letzteren entspringen in etwas verschiedener Entfernung unweit des Wirbels und sind annähernd gleich stark. Das eine vorliegende Exemplar wurde von mir in den grauen thonigen Kalken der oberen Calceolastufe zwischen Pelm und Gerolstein gesammelt, das andere befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Das Gesteinsstück, in dem das erste Exemplar liest, enthält u. a. Gyroceras nodosum, Rhynchonella Wahlenbergi, Strophomena depressa und Crania proavia. Die nahestehenden amerikanischen Arten, Aviculopecten Cleon Hart), Aviculopecten Idas HALL?), und fasciculatus HALL ?) unterscheiden sich durch Merkmale der Sculptur oder des Um- !) Palaeontology of New York. Vol. V, t.1f.6 p.9. DElgert. 3841, 2, p:.138 Les 31 1 4 p. 11. 16 Aviculidae. Aviculopectininae. [214] risses; am nächsten verwandt ist die zuletzt genannte, ebenfalls im Mitteldevon (Hamilton group) vorkommende Art, wie ein zum Vergleich vorliegendes Exemplar beweist. Die Radialrippen der amerikanischen Art sind etwas gröber und der Umriss des Ohres etwas abweichend; im übrigen herrscht auffällige Uebereinstimmung. Mit der beschriebenen Art ist Avicula antiqua GOLDF. (Petr. Germ. p. 270, t. 160, f. 9) aus dem Mitteldevon der Eifel zweifel- los nahe verwandt. Der Umriss stimmt überein; jedoch zeigen die Rippen drei Grössenabstufungen, während dieselben bei Au- culopecten pelmensis kaum irgend welche Verschiedenheiten er- kennen lassen. Die erwähnte Art ist mir ebenso wenig zu Gesicht gekommen, wie die auf derselben Tafel abgebildeten Pecten striolatus (ibid. £. 7) und Avicula aculeata (ibid. f. 8). Beide gehören dem Eifelkalk an und sind ihrer zoologischen Stellung nach nicht näher bestimm- bar. Avicula aculeata ist möglıcherweise ein zerbrochenes Exem- plar von Avicula fenestrata GOLDF. em. FOLLM. (vergl. unten). Pecten striolatus ıst der vollkommen glatte Steinkern eines Avieulopecten (?), an dem die aufwärts gerichteten Ohren be- sonders bemerkenswerth sind. Eine nähere Verwandschaft mit einer der im folgenden beschriebenen Arten scheint nicht zu be- stehen. Aviculopeeten polytrichus PriLLips sp. Taf. I, Fig. 9—-9b. Pecten polytrichus Puiuusps, Palaeozie Fossils p. 46, f. 76. » » A. Rormer, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nord- westlichen Harzgebirges IV, p. 16], t. 25, f. 5. Aviculopecten polytrichus Crarke, die Fauna des Iberger Kalkes p. 309. Die Art steht Aviculopeeten pelmensis nahe und unterscheidet sich vornehmlich durch stärkere Wölbung, regelmässigere Rundung des Umrisses, sowie dadurch, dass zwischen 2-—-4 schwächeren Rippen je eine stärkere liegt. Die Art ist nicht selten im unteren Oberdevon des Berg- feldes bei Rübeland, wo sie zusammen mit Spirifer Verneuili, Avreula bodana u. s. w. vorkommt. [215] Aviculopecten. ART 6 Exemplare in der Sammlung der geologischen Landes- anstalt. Die beiden soeben beschriebenen Arten stellen zusammen mit Aweulopecten Jugleri und linteatus Vertreter einer in allen drei Abtheilungen des deutschen Devon verbreiteten Formenreihe dar. Die nächst verwandte amerikanische Art ist, wie erwähnt, Avieulopecten fasciculatus aus der Hamilton group. Aviculopecten linteatus GOLDFUSS sp. Da, 10, Ian, DB Peeten linteatus GoLpruss, Petr. Germ. II, p. 78, t. 114, f. 9. » » Beyrıcn, Beiträge zur Kenntniss d. rhein. Versteinerungen p. 17. » » F. Rormer, Rheinisches Uebergangsgebirge p. 91. Der Umriss der Muschel ist oval oder rundlich; die Wölbung flach, die Grösse der Ohren ungleich. Das kleine vordere Ohr der rechten Klappe ist durch eine ziemlich tiefe (in der linken Klappe fehlende) Einsenkung vom Haupttheil der Schale getrennt. Anwachs- und Radialstreifen sind deutlich entwickelt und zwar derart, dass auf der rechten Klappe die letzteren, auf der linken die ersteren mehr hervortreten. Doch ist eine gitterförmige Seulptur mit Knötchen auf den Kreuzungsstellen -der Streifen stets wahrnehmbar. Die Art scheint in den Famenne-Schiefern des oberen Ober- devon von Amay bei Huy in Belgien keineswegs selten zu sein; 8 von dort stammende Stücke, die sich in der Sammlung der technischen Hochschule zu Aachen befinden, verdanke ıch Herrn Professor HOLZAPFEL daselbst. Eine Anzahl weiterer, von GOLD- Fuss selbst bestimmter Exemplare liegen im Berliner Museum. Man glaubte den fraglichen Schiefern früher carbonisches Alter zuschreiben zu müssen. Die Art besitzt eine gewisse Verwandtschaft mit einigen Arten des deutschen Oberdevon, z. B. Av. Neptuni; sie unter- scheidet sich durch die grössere Feinheit der Sculptur und vor allem durch die abweichende Gestalt des vorderen Ohres der rechten Klappe. Abh. IX, 3. 2 18 Aviculidae. Aviculopectininae. [2 1 6] Näher ist die Verwandtschaft mit Aviculopecten polytrichus A. RoEMm. und pelmensis n. sp. Beide unterscheiden sich durch stärkere Ausbildung der Radialsculptur und geringere Grösse der Ohren, Aviculopecten polytrichus ausserdem noch durch stärkere Wölbung der Schale. Aviculopeeten Jugleri A. RoENMER sp. Fay& SROTOL, Tahes 2. ? Avicula Jugleri A. Roemer, Harzgebirge p. 21, t. 6, f. 4. » » Beusuausen, Spiriferensandstein p. 55, t. 2, f. 9. Die Species - Bestimmung ist nicht ganz sicher, da das Rormer’sche Original verloren und die Abbildung zu mangelhaft ist, um eine sichere Deutung zu gestatten. Die Gattungsbe- stimmung ergiebt sich aus dem Vergleich mit den auf TafelI ab- gebildeten Arten. | Die beiden vorliegenden, wohl erhaltenen linken Klappen stammen aus dem tieferen Spiriferensandstein der Schalke. Beide Ohren sind kurz, deutlich abgesetzt und von annähernd gleicher Ausdehnung. Die Wölbung ist flach und die Oberfläche mit undeutlich alternirenden Radialrıppen vollkommen bedeckt. Die Anwachsrunzeln erscheinen undeutlich ausgebildet. Sammlung des Königl. Oberbergamts in Clausthal. Wahr- scheinlich gehören zwei Exemplare aus dem Spiriferensandstein des Eichbergs zwischen Schulenburg und Goslar zur selben Art (Museum zu Halle). Aviculopeeten Neptuni GOLDFUSS sp. Taf. II, Fig. 1, 2. Avicula Neptuni Goupruss, Petr. Germ. II, t. 116, f. 4. Aviculopeceten Neptuni Gosser£er, Esquisse geologique du Nord de la France, ], 1.4. 17. Pterinaea Neptuni Rormer, Lethaea palaezoica t. 35, f. 8. Auch diese seit langem bekannte Art steht den vorher be- schriebenen Formen noch nahe, unterscheidet sich jedoch, ab- gesehen von der ungleichmässig entwickelten Radialberippung durch die deutlichen concentrischen Anwachsstreifen. Die linke Klappe Br ; [217] Avieulopecten. 19 ist stärker gewölbt als die rechte. Der Wirbel liegt weit nach vorn, so dass das vordere Ohr ziemlich klein erscheint. In der rechten Klappe trägt dasselbe einen tiefen Byssusausschnitt. Avzdeulo- pecten Neptuni gehört zu den wenig zahlreichen Arten, die den Uebergang zu der Gruppe Pierinopecten bilden. Die Art findet sich in den tiefsten dolomitischen Oberdevon- schichten bei Büdesheim, sowie in dem entsprechenden Horizonte Belgiens (Frasnien inferieur). ? Aviculopeeten radiatus GOLDFUSS sp. Tarelı Bio92. Pierinaea radiata Goupruss, Petr. Germ. II, p. 128, t. 119, f. 7a, 7b. Das Vorkommen stark hervortretender Anwachsstreifen er- innert an die vorher beschriebene Art. Jedoch sind die ziemlich regelmässig alternirenden Radialrippen der Oberfläche wesentlich kräftiger ausgebildet. GOLDFUSS eitirt die Art aus dem Mitteldevon der Eifel und der feinkörnigen (mitteldevonischen) Grauwacke von Iserlohn. Das einzige vorliegende Exemplar dieser seltenen Art stammt aus der rheinischen Grauwacke (? Unterdevon ohne nähere Fund- ortsbezeichnung) und befindet sich m der Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn. Avieulopeeten aquisgranensis n. sp. Taf. I, Fig. 1— 1b. Die Art zeichnet sich durch Symmetrie des Umrisses aus und ist bald etwas breiter, bald länger, ohne dass sich schärfere Unterschiede zwischen den einzelnen Abänderungen machen liessen. Die von Radialrippen bedeckten Ohren sind von gleicher Grösse. Die Radialrippen sind kräftig und alterniren mit schwächer ent- wickelten Linien, welche letztere jedoch auch zurücktreten können (Fig. 1). Die Anwachsstreifen sind weniger deutlich. Die vorliegenden sechs Exemplare (geologische Landesanstalt) entstammen dem obersten Oberdevon der Aachener Gegend, dem sogenannten Verneuih-Sandstein. Zwei in braunem, feinkörnigen I* 0 Aviculidae. Aviculopectininae. [218] Sandstein erhaltene Exemplare fanden sich nach der Etikette F. RoEMER’s »unter dem Kohlenkalk« auf der Höhe östlich von Stolberg. Die anderen, aus der SCHLÖNBACH’schen Sammlung herrührenden Stücke stammen aus feinkörnigein, weissem, glimmer- reichem Sandstein »vom neuen Wege von Cornelimüuster nach Venwegen, jenseits des nach Hahn hinabziehenden Thales«. Bemerkenswerth ist die nahe Verwandtschaft von Aviculopeeten aquisgranensis mit dem, aus der gleichalten »Chemung group« stammenden Aviculopecten aequilateralis HALL). Der Unterschied beruht lediglich auf der kräftigeren Berippung und der mehr ge- schweiften Form der Ohren bei der amerikanischen Form. Aviculopeeten gracilis BEUSHAUSEN und perovalis BEUSHAUSEN. — Diese Abhandlungen Bd. VI, Heft 1, p. 53, 54, t. 2, f.5 und 6. Die beiden Arten stehen sich überaus nahe und sind vielleicht als ident anzusehen; ob die deutlichere Ausprägung des Byssus- ausschnittes und die geringere Feinheit der Radialrıppen bei der erstgenannten Art als Speciesunterschiede aufzufassen sind, er- scheint nicht ganz sicher. Die Berippung erinnert an Avzculo- pecten aquisgranensis, der äussere Umriss (besonders von Aviculo- pecten perovalis) an den im nachfolgenden beschriebenen Av. Schulzi. Jedoch unterliegt der äussere Umriss infolge ursprünglicher, indi- vidueller Abweichungen und infolge nachträglicher Verdrückung stets gewissen Schwankungen. Beide Arten finden sich im »Spiriferensandstein« (= obere Coblenzschichten) des Oberharzes an der Festenburg und dem Töberschekopf. Aviculopeeten Oceani GOLDFUSS sp. Taf. XVII, Fig. 10. Pecten Oceani Goupruss, Petr. Germ. II, p. 41, t. 88, f. 10. Die Art unterscheidet sich von allen bisher beschriebenen durch die gleichmässige Ausbildung der Rippen und die sehr deut- A 10 [219] Aviculopecten. 21 liche Abgrenzung der Ohren. Das abgebildete Stück ist ein Stein- kern dieser im Mitteldevon der Eifel zu den grössten Seltenheiten gehörenden Form. Anwachsstreifen sind vorhanden, wie ein auf dem hinteren Öhre verbliebener Rest der Schale zeigt. Auch im der viel reicher entwickelten Zweischalerfauna des amerikanischen Devons ıst nichts Analoges bekannt. Sammlung der geologischen Landesanstalt. 1 Exemplar. Avieulopeeten prumiensis n. sp. TaRT, Kiel. Die vorliegende Art besitzt Kippen von durchweg gleicher Stärke; jedoch sind die Ohren breiter und weniger deutlich von der übrigen Schale abgesetzt. Die neue Form steht Awiculopecten exacutus HALL!) und Aviculopecten formio HALL?) überaus nahe; von der ersteren, dem amerikanischen Mitteldevon angehörenden Art unterscheidet sich der vorliegende Avzculopecten nur durch grössere Breite der Schale und die gröberen, weniger scharf aus- geprägten, wellig verlaufenden Radialrippen. Das einzige Exemplar dieser überaus seltenen Art stammt aus den oberen Coblenzschichten von Waxweiler bei Prüm und be- findet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Avieulopeeten Schulzi °) n. sp. Taf. T, Fig. 10. Die neue Art steht in der europäischen Devonfauna vorläufig ziemlich isolirt, jedoch findet sich eine verwandte, gleich alte Form %) in der »Chemung group« von Nordamerika. Der äussere Umriss ist stark in die Breite gezogen, die Ohren sind deutlich abgesetzt; unter dem vorderen Ohr der allein vor- I) Ye. 1.3, f. 18 — 22. jabıd. 1. 514..20,-21- ®) Ich benenne die neue Art nach Herrn Bergassessor Dr. Eve. Scuurz in Bonn. #) Aviculopecten duplicatus, ]. ec. t. 81, f. 9, 10. Die Aehnlichkeit der ameri- kanischen Art mit Aviculopecten Schulzi ist weniger hervortretend als bei den in die Liste aufgenommenen »vicariirenden« Arten. 29 Aviculidae. Aviculopectininae. [220] liegenden rechten Klappe findet sich ein ziemlich tiefer Byssus- ausschnitt. Die eigentliche Schalenoberfläche ist nur mit feinen Anwachsstreifen bedeckt und erscheint bei oberflächlicher Betrach- tung vollkommen glatt: Dagegen sind die beiden Ohren mit feinen Radialstreifen besetzt. Die neue Art kommt im obersten Oberdevon von Stollberg bei Aachen zusammen mit Aviculopecten aquisgranensis n. sp., vor. Das von F. ROEMER gesammelte Originalexemplar befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Aviculopeeten n. sp. Pecten sp. Danes, Zeitschr. d. Deutsch. geol Ges. 1868, p. 501, t. 11, f.5. Ein kleiner, wenig günstig erhaltener Aviculopecten scheint mit Aviculopeceten Schulzi am nächsten verwandt zu sein. Das Vorkommen sehr deutlicher Anwachsringe und das Fehlen von Radialrippen deutet darauf hin. Die Art entstammt dem höheren Oberdevon von Oberkunzen- dorf, den Schiefern mit Cardiola retrostriata (Cypridinen- Schiefer) und steht somit im Alter der Aachener Species sehr nahe. b) Subgenus Pterinopecten HALL. Aviculopeeten (Pterinopecten) dauniensis n. sp. Taf. I, Fig. 3—8B. Die Höhe der allein vorliegenden linken Klappe beträgt 2°, die Breite 3,9°®. Die Muschel ist flach gewölbt, ein wenig ungleich- seitig, der Schlossrand gerade, das hintere Ohr undeutlicher ab- gesetzt als das vordere. Die Sculptur ist auf der Innenseite der dünnen Schale fast mit derselben Deutlichkeit sichtbar wie auf der Oberfläche und besteht aus kräftigen, alternirend gestellten Radial- rippen, sowie aus schuppenartig verlaufenden Anwachsstreifen. Die Sculptur der Ohren stimmt mit der des Mitteltheils der Schale [22 1 ] Aviculopeeten (Pterinopecten). 93 überein; nur stehen die Radialrippen dichter und die Anwachs- streifen sind schärfer ausgeprägt. Vorkommen in den quarzitischen Bänken der unteren Coblenz- schichten von Stadtfeld bei Daun. Sammlung des Verfassers. Der äussere Umriss ist ähnlich wie bei den amerikanischen Formen Perinopeceten multiradiatus Harn!) (Upper Heldenberg group) und Vertumnus Harn?) (Hamilton group); jedoch sind bei beiden Arten die Radialstreifen feiner und mehr zusammengedrängt. Aviculopeeten (Pterinopeeten) eifeliensis n. sp. Taf. I, Fig. 6. ? Aviculopecten Neptuni Osuuerr (non Gornpruss) (Documents pour servir & l’ötude des Faunes Devoniennes dans l’Ouest de la France. Mem. Soc. geol. de France (3), Basmz01881 82), pr 25, tr A, ck Die Art unterscheidet sich von den vorher beschriebenen sowie von den beiden genannten amerikanischen Formen vor Allem durch die geringere Länge des Schlossrandes. Der Umriss ist ziemlich gleichmässig gerundet und die Oberfläche mit kräftigen alter- nirenden Radialrippen bedeckt. Auf dem vorderen, etwas kleineren Ohr treten die Radiallinien gegenüber den Anwachsstreifen zurück. Die Ohren laufen beide in deutliche Spitzen aus. Die Anwachs- streifen treten infolge von ungünstiger Erhaltung auf der Schale nicht besonders deutlich hervor. Die Art stammt aus dem weichen Thonschiefer der oberen Coblenzstufe von Prüm. In demselben Horizont, den Schichten von Nehou, findet sich in Nordfrankreich eine durchaus überein- stimmende Art, die von ÖEHLERT als Aviculopecten Neptuni be- zeichnet worden ist. Die Unterschiede sind augenfällig, wie ein von GERVILLE gesammeltes, im Berliner Museum befindliches Exemplar erkennen lässt. Bei der Eifler oberdevonischen Art ist der Wirbel weit nach vorn gerückt, bei der unterdevonischen Form liegt derselbe viel ME ert2l, 6.6; 7. )L.e.t5,f.1—8. 34 Aviculidae. Aviculopectininae. [222] ad mehr hinten; ferner ist die Gestalt der vorderen Ohren ab- weichend und die Radialsculptur bei Avzculopecten Neptuni erheb- lich feiner. Avzculopeeten Neptuni bei ÖEHLERT, t. 4, f. la, stimmt fast vollkommen mit unserer Fig. 6 überein. Fig. 1 bei OEHLERT übertrifft das Eifler Exemplar um mehr als das Doppelte an Grösse. Eine geringe Verschiedenheit der äusseren Form besteht darin, dass die französischen Exemplare verhältnissmässig etwas breiter sind als das rheimische; doch dürfte dieser Unterschied belanglos sein. Aviculopeeten (Pterinopeeten) Calceolae n. sp. tere I a 5% Die neue Art steht dem gleich alten, der Hamilton group entstammenden Aviculopecten (Pterinopecten) Vertumnus HALL) überaus nahe; bei beiden Formen beobachtet man breite, unregel- mässig alternirende Radialrippen, welche durch die Anwachsstreifen einen unregelmässigen, wellenförmigen Verlauf erhalten. Auch bei der europäischen Art ist die Breite erheblicher als die Höhe. Die Unterschiede bestehen im Wesentlichen darin, dass bei der ameri- kanischen Form die wenig deutlich abgesetzten Ohren annähernd gleich lang sind, während bei der europäischen Species das vordere Ohr erheblich kleiner ist als das andere. Die eigenthümliche Sculptur gestattet keine Verwechselung mit einer anderen Art des deutschen Mitteldevons. Am ähnlichsten ist der nachfolgend be- schriebene Aviculopecten Wulf. Der Abdruck der vorliegenden linken Klappe wurde von E. KAysEr in den unteren Calceolaschiefern von Loogh bei Hilles- heim in der Eifel gefunden. Im selben Stück liegen zahlreiche Exemplare von Spirifer elegans. Aviculopeeten (Pterinopeeten) mosellanus n. sp. Taf. I, Fig. 4. Die linke Schale ist fast gänzlich flach; die Ohren sind kaum abgegrenzt, das nach vorn gelegene erscheint wesentlich grösser De ee [223] Aviculopeceten (Pterinopecten). 25 als das andere. Die Oberfläche ist mit kräftigen, gleichmässig ausgebildeten Radialrippen und sehr deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. Auf dem Steinkern treten die Radialstreifen kaum her- vor. Die Art schliesst sich in der äusseren Gestalt und der Be- rippung zunächst an Pferinopeeten crenicostatus HaLn an (]. c. 7282.. 1.14). 2 Steinkerne aus den oberen Coblenzschichten von Coblenz (Laubach), 3 Abdrücke wahrscheinlich aus demselben Horizonte von Winningen bei Coblenz. Eine ganz ähnliche, wegen mangel- hafter Erhaltung nicht näher bestimmbare Form findet sich in der oberen Coblenzstufe bei Prüm. Die untersuchten Exemplare befinden sich im Berliner Museum und in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Avieulopeeten (Pterinopeeten) Wulfi n. sp. Taf. II, Fig. 7. Umriss vierseitig, unten abgerundet; der hintere Flügel ist in eine längere, der vordere in eine etwas kürzere, zugeschärfte Spitze ausgezogen, die Wölbung der Schale flach. Die Seulptur besteht aus wenig hohen, breiteren und alternirenden schmalen Radialrıppen sowie aus sehr deutlichen feinen Anwachsstreifen. Die Lisamentarea ist mit sehr kräftigen Linien bedeckt und ver- hältnissmässig niedrig. Der grosse Muskeleindruck liegt nahe dem unteren Theile des Hinterrandes. Die beiden vorliegenden Exemplare stammen aus den unteren Coblenz-Schichten von St. Johann bei Zendscheid und von Aren- rath bei Wittlich. Das erstere wurde von Herrn Kreisthierarzt Wtrr in Gerolstein gefunden, nach dem ich die Art benenne. Der in Zinkdruck dargestellte Steinkern (von dem auch der Abdruck vorliegt) wurde von Herrn Landesgeologen GREBE ge- sammelt. Avieulopecten Wulf steht dem vorher beschriebenen A. loo- ghiensss am nächsten; die Sculptur und Gestalt ist dieselbe; nur die Ohren sind verschieden ausgebildet. Insbesondere ist das 36 Aviculidae. Aviculopectininae. [224] hintere Ohr kürzer und mit einer charakteristischen vorstehenden Spitze versehen. Die Unterschiede, welche die beschriebene Art von Avtculopecten consolans BARR.!) aus dem böhmischen Unter- Kiel. Aviculopecten (Pterinopecten, Wulf n. sp. Steinkern aus den rothen Zendscheider Schichten (Untere Coblenzstufe) von Arenrath bei Wittlich. (Geol. Landesanstalt.) devon (Taf. II, Fig. 6) trennen, sind gerinsfügiger Natur (Gestalt des vorderen Ohres, Abweichungen der Sculptur). Bei der im all- gemeinen vorherrschenden faunistischen Verschiedenheit zwischen dem böhmischen und rheinischen Unterdevon ist das Vorkommen verwandter Formen besonders wichtig. Von amerikanischen Arten stehen der beschriebenen Form Aviculopecten laetus ?), Vertumnus und cerenicostatus®) nahe; be- sonders augenfällig ist die Aehnlichkeit der letztgenannten ober- devonischen Form mit Ariculopecten Wulf. ) Systeme Silurien Vol. VI, t. 222. Aviculopecten Niobe und multiplicans id. ibid. t. 221 dürften mit der erstgenannten Art zusammenfallen. SSH, retten pre: 1.0.1.8, £.3,4, 1.82, £. 14, p. 68. [225] Aviculopecten (Orbipecten). Da Subgenus Orbipeeten nov. nom. = Lyriopeceten HALL non CONRAD. Ligamentarea meist kurz, stets hoch und mit deutlicher Längsstreifung versehen. Flügel undeutlich abgesetzt, Vorder- flügel meist klem. Der Name ZLyropecten wurde von CONRAD für ein anderes, recente und tertiäre Formen umfassendes Subgenus aufgestellt. Da die Aehnlichkeit der Namen nothwendig zu Ver- wechselungen Anlass giebt, schlage ich die obige Aenderung vor. Die wenig zahlreichen deutschen Arten gehören zwei an- scheinend wesentlich verschiedenen Formenreihen an; die einen (A. Hasbachi) besitzen kreisrunden Umriss, kurze Ligamentarea und sehr kräftige alternirende Rippen, die anderen (A. Follmanni) eine längere Ligamentarea und zahlreiche annähernd gleich starke Rippen. Einige amerikanische Formen bilden den Uebergang. a) Gruppe des Aviculopecten Hasbachi. Aviculopeeten (Orbipecten) Hasbachi D’ArcH. VERNEUIL sp. Taf. I, Fig. 5. Peeten Hasbachi p’Arcn. Verxeum in Murcnısox and Sepewick, older deposits of the renish provinces. (Transactions geol. soc. of London, Vol. VI, 1842.) t. 36, f. 13. » » Ferv. Rorner, rheinisches Uebergangsgebirge, p. 77, t. 5, f. 7. Der Umriss ist annähernd kreisrund, die Wölbung flach, nur in der Nähe des Buckels etwas mehr ausgeprägt. Die Oberfläche ist mit 10—11 stark hervortretenden, gerundeten Radialrippen von etwas ungleicher Grösse bedeckt, in deren Zwischenräumen je 1—2 kleinere Rippen liegen. Die concentrischen Anwachsstreifen erscheinen verhältniss- mässig wenig deutlich ausgeprägt. Das vordere Ohr ist gross, mit feinen Radiallinien bedeckt, das hintere Ohr winzig klein. Die Muschel ist ausserordentlich dickschalig. Ausser dem ziemlich mangelhaft erhaltenen Originalexemplar von DE VERNEUIL und dem auf t. I, Fig. 5 noch einmal abgebildeten Original F. RoEMmER’s ist nichts von dieser seltenen und schönen 238 Aviculidae. Aviculopectininae. [226] Muschel bekannt geworden. An dem letzterwähnten Stück sind, wie es scheint, beide Klappen erhalten, doch ist von der rechten nur ein kleines Stück (rechts auf der Figur) sichtbar. Beide Exemplare stammen aus dem mittleren Mitteldevon (—= Crmoidenschicht) von Refrath bei Köln. In Amerika sind verwandte Formen im Mitteldevon wesentlich häufiger. Auf Tafel 8 und 82 des öfter citirten Harrv’schen Werkes sind eine ganze Reihe hierher gehöriger Arten abgebildet: am ähnlichsten ist A. (Orbipecten) Cymbalon (l. c. t. 24, f. 8). Ob ein Unterschied zwischen der in Rede stehenden Art und der nachstehend besprochenen besteht, ist bei der sehr mangel- haften Erhaltung der letzteren kaum zu entscheiden. Die Sculptur scheint im wesentlichen übereinzustimnen. Für eine Trennung von Aviculopecten alternans könnte man nur die etwas bedeutendere Grösse des Vorderflügels anführen. Aviculopeeten (Orbipeeten) alternans A. ROEMER sp.? Taf. XVII, Fig. 3. Pterinea alternans A. Rosmer, Beitr. zur geognostischen Kenntniss des nordwestl. Harzesal, sp 1 St22201-21. Die ungenaue Ergänzung und die im allgemeinen wenig ge- lungene Zeichnung bei A. ROEMER geben keinen Begriff von der zoologischen Stellung der Art. Doch liess die Untersuchung des (in der Pfeilrichtung) stark verdrückten Originalexemplars soviel erkennen, dass eine mit der vorher beschriebenen idente oder nahe verwandte Form vorliegt. Die Oberflächensculptur besteht aus kräftigen Radialrippen, die mit Linien zweiter und dritter Ordnung alterniren. Das kleine vordere Ohr ist mit feinen Radialrippen, der grössere Hinterflügel nur mit Anwachsstreifen bedeckt, welche auch auf der übrigen Schale sichtbar sind. Das im kgl. Oberbergamt zu Clausthal befindliche Original- exemplar A. ROEMER’s stammt aus den Üalceolaschiefern des Auerhahns, wo die Art nicht gerade selten zu sein scheint. [2 D) 7] Aviculopeeten (Orbipecten). 99 Aviceulopeeten (Orbipeeten) hereynieus BEUSHAUSEN sp. Monotis hercynica Beusnausen, diese Abhandl. Bd. VI, H. 1, p.6l, t. 2, f. 4. Die Art erinnert im Acusseren an die triadische Gattung, zu der sie mit Vorbehalt gestellt wurde. Doch erscheint es nahe- liegender, die Form an Avzeulopecten Hasbachi anzuschliessen: Die Seulptur (alternirende Rippen) ist ähnlich, das vordere Ohr, welches bei der Harzer Art scheinbar fehlt, dürfte auch bei einem ent- sprechend kleinen Exemplar von Aviculopecten Hasbachi kaum sichtbar sein. Der Verlauf der Anwachslinien bei dieser Art giebt ein Bild von dem Umriss der Jugendform. Das einzige, von BEUSHAUSEN beschriebene Exemplar besitzt etwa die Grösse des Taf. I, Fig. 11 abgebildeten Aviculopecten und stammt aus dem Spiriferensandstein des Oberharzes. b) Gruppe des Aviculopeceten Follmanni. Avieulopeeten (Orbipeeten) Follmanni n. sp. Taf. I, Fig. 12. Taf. Il, Fig. 3 - 9a. Aus den unteren Coblenzschichten von Vallendar, Daaden und Oberstadtfeld liegen 3 Exemplare eines grossen Aviculopecten vor; die Höhe des grösseren, Taf. II, Fig. 9 abgebildeten Exemplars ist etwas bedeutender als die der betreffenden Figur, da der Unter- rand der Schale verletzt ist. Die Art übertrifft alle übrigen deutschen Aviculopecten an Grösse. Der Umriss ist vierseitig, die Flügel sind annähernd gleich gross und wenig deutlich abgesetzt. Die Wölbung der Schale ist flach, die linke Klappe erscheint etwas stärker gewölbt als die rechte, die Oberfläche ist mit Einschluss der Flügel von unregel- mässig alternirenden Radialrippen bedeckt. Auch auf dem Stein- kern sind dieselben theilweise wahrnehmbar. Die Anwachsstreifen treten ebenfalls deutlich hervor. Die hohe, parallel gestreifte Ligamentarea erinnert sehr an die devonischen Avsculiden. Unter dem Wirbel sind die Ligamentstreifen ein wenig aufgebogen. 30 Avieculidae. Aviculopectininae. [228] Von deutschen Arten ist A. (Orbipecten) mosellanus (Ober- Coblenzschichten) zunächst verwandt; jedoch ist die Berippung wesentlich gröber, und die feineren alternirenden Strahlen fehlen. Die Unterschiede von der amerikanischen mitteldevonischen Art ergeben sich aus dem Vergleich der Figuren. Ich benenne die der unteren Coblenzstufe eigenthümliche Art nach meinem Freunde Dr. FOLLMANN, der das eine der drei vor- liegenden Exemplare bei Vallendar gefunden hat; ein anderes wurde von Herrn Würr bei Stadtfeld, das dritte von mir bei Daaden im Siegen’schen gesammelt. Aviculopecten n. sp. Anhangsweise sei ein interessanter, leider nur mangelhaft er- haltener Aviculopecten erwähnt, den ich im obersten Oberdevon von Nord-Devonshire in den sogenannten Pilton-Beds bei Saunton Beach, unweit Barnstaple sammelte. Die Muschel ist annähernd symmetrisch, die Ohren in der Form wenig von einander ab- weichend, der Umriss z. Th. infolge von Verdrückung breiter als hoch. Die Sculptur weicht von der der anderweitig bekannten Arten ab. Die Schalenoberfläche ist dicht mit Radialrippen be- deckt, die durch schmale Furchen von einander getrennt werden. Jede Radialrippe trägt wiederum 3—-4 feinere Radialstreifen, die ihrerseits die ganze Schale gleichmässig bedecken (also nicht mit den stärkeren Rippen alterniren). Die Anwachsstreifen sind fein und bilden dort, wo sie die Radialstreifen kreuzen, perlschnur- artige Knötchen. Die Art kommt in den braunen, lockeren Sandsteinschichten des Oberdevon zusammen mit Spirifer Verneuli und Produetus praelongus SOW., Rhynchonella laticosta PritL. und zahlreichen Crinoiden vor. [229] Avicula. >31 II. Aviculinae. | Avicula Krrm. RAS IS TTTEVTEDOSTVR Die Gattungsunterscheidung der palaeozoischen Avseuliden beruht im wesentlichen auf dem Vorhandensein oder dem Fehlen sowie auf der Ausbildung von Schlosszähnen, der Entwickelung der Ohren und des vorderen Muskeleindrucks, ferner aueh. auf der äusseren Gestalt und der Sculptur. So unterscheidet sich Pterinaea von Avicula durch das regelmässige Vorkommen von Schloss- und hinteren Seitenzähnen. Andeutungen der einen oder der anderen finden sich zwar auch bei Formen, die noch zu Avicula gerechnet werden, doch ist ein vollkommener Uebergang noch nicht beob- achtet. Ferner ist die schwache Entwickelung des vorderen Schliess- muskels bemerkenswerth, der bei den mesozoischen (von der Trias an), tertiären und lebenden Aviculae stets fehlt (P. FiscHER) und bei den palaeozoischen Formen nur ausnahmsweise vorkommt (Avicula [Actinopteria] Boydi CoNRAD, 1. HALL, 1. c. p. 113). Bei den von mir untersuchten Formen wurde ein vorderer Adductor niemals beobachtet, während derselbe bei Pterinaea stets wohl entwickelt ist. Die wesentlichen Unterschiede, welche Gosseletia von Pterinaea trennen, sind das Fehlen des vorderen sowie die undeutliche Ab- grenzung des hinteren Ohres und ferner die verschiedene Wölbung der Schalen. Aehnlich verhält sich Limoptera zu Avicula. Hin- gegen hat HALL einige Genera Actinopteria, Leiopteria und Lepto- desma lediglich auf Unterschiede der Sculptur und geringere Ab- weichungen der Form begründet. Actinopteria mit Radialsculptur und Leiopteria ohne solche gehen ohne Grenze in einander über; bei Actinopteria Boydii!) zeigt die linke Klappe Radialrippen, während dieselben auf der linken Schalenhälfte fehlen. Ebenso wenig besteht irgend ein durchgreifender Unterschied zwischen !) Palaeontology of New-York. Vol. V, t. 19. 32 Aviculidae. Aviculinae. [230] den devonischen zu Actinopteria bezw. Leiopteria gestellten Formen und den jüngeren Aviculae, man müsste denn auf das vollständige Verschwinden des vorderen Adductors besonderen Werth legen. Leptodesma besitzt einige Merkmale, die vielleicht für die Abtren- nung eines Subgenus ‚ausreichen; der Vorderflügel ist verhältniss- mässig gross und zugespitzt, der Hinterflügel trägt einen lang- gestreckten Seitenzahn und läuft nach hinten in eine weit vor- gezogene Spitze aus. Jedoch finden sich ganz ähnliche Unterschiede der äusseren Form und des Zahnbaues bei den lebenden Formen, die Herr Professor VON MARTENS mir zu zeigen die Güte hatte. So ist ein Seitenzahn überaus deutlich bei der brasilianischen Avicula pelagica entwickelt. Ebenso kommen Formen vor, die mit Leptodesma übereinstimmen. Jedoch hat man noch niemals daran gedacht, auf derartige Verschiedenheiten lebender Arten Untergattungen zu begründen, so wenig man sich sonst vor der Aufstellung solcher zu scheuen pflegte. Der Unterschied von ZDeiopteria und Actino- pteria entspricht den Abweichungen, welche die Gruppen der Pterinaea laevis (keins) und lineata aufweisen. Sowie man die frag- lichen Sectionen von Avicula als »Gattungen« ansieht, wird man auch bei anderen Gattungen zu einer verhältnissmässigen Ver- mehrung der Genusnamen schreiten müssen. Wer hieran besonderen Gefallen findet, hat nur nöthig, sich für die einzelnen, im Nachstehenden unterschiedenen Gruppen von Avicula, Pterinaea, Gosseletia u. s. w. neue Bezeichnungen auszu- denken. Wenn man die in der neueren Ammoniten-Systematik angewandten Grundsätze für maassgebend ansieht, wird man sich dieser Anforderung nicht entziehen können. Eine Abtrennung der palaeozoischen Aviculae von den jün- geren Formen könnte höchstens erfolgen, weil die ersteren eine ebene, mit deutlichen Parallelstreifen versehene Ligsamentfläche besitzen. Jedoch ergab eine Untersuchung verschiedener lebender Arten, dass eine Streifung der Ligamentfläche auch bei diesen, wenn- [231] Avieula. 33 gleich undeutlicher wahrnehmbar ist. Die Grube in der Mitte der Ligamentfläche, welche ebenfalls die lebenden Arten auszeichnet, ist mit hinreichender Deutlichkeit nur bei einem Theil derselben, sowie bei der Untergattung Meleagrina wahrnehmbar. Man wird daher sagen können, dass die palaeozoischen Avr- culae mit den jüngeren, insbesondere den lebenden Formen in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen, dass hingegen die ersteren durch einige Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet sind, welche den letzteren theilweise fehlen. Dahin gehört auch die radiale Berippung der Schale, an Stelle derer sich zuweilen radiale Farbenstreifen finden. Die Nothwendigkeit einer weiteren Gliederung des grossen Formenreichthums von Avicula ergiebt sich jedoch schon aus praktischen Rücksichten (um die Bestimmung zu erleichtern). Dass die einzelnen Formenreihen in einander übergehen, wurde bereits betont. Eine phylogenetische Zusammengehöriskeit der Arten einer Gruppe ist nicht zu verkennen, und bildet die sachliche Begrün- dung für den Versuch einer Eintheilung. Es lassen sich unterscheiden: 1) Gruppe der Avicula reticulata. » Actinopteria« mit gröbe- ren hadialrippen; besonders im Unter- und Mittel- devon verbreitet; 2) Gruppe der Avicula Wurmi. » Actinopteriax mit feiner Radialstreifung; im wesentlichen oberdevonisch. 3) Gruppe der Avicula Mariae mit Radialfurchen; ver- treten durch Avicula Mariae n. sp., A. Inostranzewi WENJUKOFF und A. Grewingki W ENJUKOFF. 4) Gruppe der Avicula quadrata. Die Sculptur besteht aus eigenthümlich gegabelten Radialrippen; je eine Art im Oberdevon des Harzes und Unterdevon von Böhmen. 5) Gruppe der Avicula Winteri — Leiopteria HALL. 6) Gruppe der Avicula lamellosa GOLDF. — Leptodesma HALL (+ Actinopteria Boydi Haur). Abh. IX, 3, 3 34 Aviculidae. Aviculinae. [23 2] | l. Gruppe der Avicula reticulata GoLpruss sp. Taf. II und XIV. Avicula retieulata GoLDFrUuss sp. (non HisInGEr)). Taf. II, Fig.7. Taf. XIV, Fig. 4—4b. Pterinaea reticulata Gouor. Petr. Germ. II, p. 136, t. 120, f. 2. Avicula reticulata ForLımann, 1. c., p. 204. Die vortreftliche Abbildung bei GoLDrFuss stellt einen Abdruck der rechten Schale aus dem Mitteldevon (Lenneschiefer) von Iser- lohn dar. Bezeichnend für die Art ist die regelmässige Kreuzung der Anwachs- und Radialstreifen. Die Anwachsstreifen bilden an den Stellen, wo sie die etwas stärkeren radialen Rippen treffen, dachziegelförmige Erhöhungen. Das vordere Ohr ist scharf ab- gesetzt und verhältnissmässig lang. Bei den typischen Exemplaren, vor allem bei der Abbildung von GoLprFuss, ist die Höhe erheb- lich geringer als die Breite der Muschel. Parallel zum Hinter- rand verläuft ein schmaler langer Seitenzahn, der auf Steinkernen sichtbar ist. Die vorliegenden Exemplare entstammen dem Lenneschiefer von Dielinghofen bei Iserlohn und Elberfeld (Coll. WALDSCHMIDT). Eine kleinere Varietät findet sich in grosser Häufigkeit im unteren Stringocephalenkalk in der Schicht mit Rensselaeria amyg- dala und Dechenella Verneuii zwischen Gerolstein und Pelm. Nach FoLLmAnN hat die Art ihre Hauptverbreitung an der Grenze von Mittel- und Oberdevon. Als weiterer Fundort wird l.c. Keldenich (Eifel) angeführt. Bei Elberfeld kommt die Art nach E. WALDSCHMIDT im Grauwackenschiefer vor, welcher den mittleren Stringocephalusschichten 2) entspricht. !) Pterinaea reticulata wurde ursprünglich unter diesem Namen aus dem Öber- silur von Gotland durch Hısıncer beschrieben und die devonische Art von Gorp- russ mit derselben identifieirt. Jedoch gehört nach Lixvsrröm die Gotländer Form zu Aviculopecten, so dass die Bezeichnung der devonischen Art nicht ge- ändert zu werden braucht. 2) Die mitteldevonischen Schichten des Wupperthales (Beilage zum Bericht über die Oberrealschule zu Elberfeld 1837/88) p. 13 f. [233] Avicula. 35 Avienla retieulata mut. nov. praecursor. Taf. IH, Fig. 8. Ein aus dem älteren Unterdevon stammendes Exemplar steht der mitteldevonischen Form im Aeusseren jedenfalls sehr nahe. Die Höhe ist jedoch bedeutender und die Sculptur etwas ab- weichend; die bei Pterinaea reticulata deutlich entwickelten An- wachsstreifen treten auf dem Haupttheil der Schale erheblich zurück. Die Erhaltung ist insofern eigenthümlich, als ein Mittel- ding von Abdruck und Steinkern (»Sculptursteinkern«) vorliegt, an dem die Zähne immer nur unsicher festgestellt werden können. Ich glaube das Vorhandensein eines hinteren Seitenzahnes an der Grenze des Flügels annehmen zu dürfen; derselbe liess sich aller- dings nur durch Präpariren mit der Nadel feststellen. Die Liga- mentarea ist deutlich wahrnehmbar. Das einzige vorliegende Stück befindet sich ohne Fundorts- angabe in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Das Vorkommen von Tropidoleptus laticosta auf derselben Platte deutet auf tieferes Unterdevon; nach dem Gestein (Grau- wacke) kommt untere Coblenzstufe oder Siegener Grauwacke in Frage. Aviceula fenestrata FOLLMANN (GOLDFUSS). Taf. XIV, Fig. 11-11d. Avicula fenestrata FouLımasn, über devonische Aviculaceen, p. 201, t. 2, f. 4a, 4b. Der Umriss der Schale ist ungefähr quadratisch, das hintere Ohr weit ausgebreitet, das vordere kurz abgestutzt. Die Form der Ohren bildet den wesentlichsten Unterschied von der sonst nahe verwandten Avicula reticulata GOLDF.; bei letzterer ıst das vordere Ohr wesentlich grösser und nicht abgestutzt, der Hinter- rand ist ferner bogenförmig ausgeschweift, während derselbe bei der vorliegenden Art kaum eine Einbiegung zeigt (Taf. XIV, Fig. 11b, 11d). Ferner kommt der schuppige Charakter der Anwachsstreifen bei der vorliegenden Art viel deutlicher zum Ausdruck als bei den vorhergehenden. Die linke Klappe ist wie bei den meisten hierher gehörigen Formen stärker gewölbt und mit deutlicheren Radialstreifen ver- 3*F 36 Aviculidae. Aviculinae. [2 34] sehen als die rechte; doch ist letztere ebenfalls noch deutlich CONVex. Die Art findet sich im oberen Theile des Mitteldevon bei Blankenheim (oberen Stringocephalenkalk), Soetenich (teste FOLL- MANN) und Keldenich in der Eifel, ferner im »Lenneschiefer« (wohl ebenfalls oberes Mitteldevon) bei Sundewig unweit Iserlohn. 7 Exemplare im Berliner Museum und der geologischen Landes- anstalt. Avicula Justi n. sp. Taf. III, Fig. 11. Die vorliegende Art, welche ich nach dem Finder, Herrn Just in Zellerfeld benenne, steht unter den oberdevonischen Avr- culae etwas isolirt und schliesst sich den älteren Arten an. Die Form erinnert durch die Kleinheit des vorderen Ohres und den oblongen Umriss an Avicula Wurmi. Jedoch ist die Oberflächen- sculptur wesentlich verschieden. Die Rippen sind grob und alter- niren, die Anwachsstreifen treten kaum hervor. Die Ligamentarea, deren Freilegung an einem Exemplar gelang, ist niedrig (ca. I1mm hoch), langgestreckt und ganz undeutlich gestreift. Die Art findet sich im Iberger Kalk bei Grund; ausser den beiden von Herrn Just gefundenen Exemplaren habe ich ım Göttinger Museum 1 Stück gesehen und in der Sammlung des kgl. Oberbergamts zu Clausthal zwei Exemplare untersucht, die von A. ROEMER als Avicula Ibergensis bestimmt waren. Sehr bemerkenswerth ist die Uebereinstimmung in Form und Sculptur, welche die vorliegende Art mit Pierinaea (Vertumnia) reversa HALL!) aus der Ohemung group zeigt. Die Harr’sche Bestimmung dieser Art als Pierinaea ist in keiner Weise gesichert, da das Schloss unbekannt ist. Die specifischen Unterschiede der beiden variirenden Formen beruhen wesentlich auf der verschie- denen Form der Flügel. 1) 1. c. p. 104, t. 24, £. 6, 12; t. 84, £. 9. [235] Avicula. 37 Ein mit Awicula Justi zweifellos sehr nahe verwandte, wenn nicht idente Art findet sich im unteren Oberdevon des Marten- berges bei Adorf und wurde dort von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelt (Taf. XIV, Fig. 7). Umriss und Form der Rippen ist im wesentlichen dieselbe; doch lässt die Verschiedenheit der Grösse und die nicht sonder- lich günstige Erhaltung keine sichere Entscheidung zu. Die Martenberger Form besitzt einen deutlich entwickelten Vorder- flügel, während dieser bei sämmtlichen Iberger Exemplaren ab- gebrochen ist oder zu fehlen scheint. Avieula trevirana n. sp. Taf. III, Fig. 6. Die Art steht zwischen Avicula retieulata und rigomagensis; an letztere erinnert der Umriss, an erstere die Sculptur. Die Sculptur ist etwas feiner, die Rippen sind weniger hoch als bei Avicula rigomagensis. Die Wölbung ist flach; eine Angabe der Grössenverhältnisse erscheint unnöthig, da die Figur mit dem Original genau übereinstimmt. Die bildliche Darstellung ist combinirt aus einem Sculptursteinkern und einem auf der Gegen- platte desselben Exemplars gemachten Wachsabguss. Das einzige vorliegende Exemplar stammt aus dem obersten Unterdevon (heller Schieferthon) der Grube Schweicher Morgen- stern bei Trier (Augusta Trevirorum). Sammlung des natur- historischen Vereins zu Bonn. Ein phylogenetischer Zusammenhang von Avicula rigomagensis mit Avicula reticulata und trevirana ıst höchst wahrscheinlich, ob- wohl der Verlauf der »Filiation« bei der Seltenheit der hierher gehörigen Formen nur annähernd genau angegeben werden kann. Avicula rigomagensis n. sp. Taf. III, Pig. 2. Diese schöne, grosse Art, von der allerdings nur Abdruck und Steinkern der linken Klappe vorliegen, unterscheidet sich durch die Höhe der ziemlich gedrängt stehenden Radialrippen von allen 38 Aviculidae. Aviculinae. [236] bisher beschriebenen Formen. Die Rippen sind ziemlich unregel- mässig vertheilt und auch die Art ihrer Einschiebung scheint keinen bestimmten Regeln zu folgen. Die Anwachsstreifen sind fein und zahlreich. Der kleine vordere und der grosse, hinten gelegene Flügel ist scharf abgesetzt, der letztere mit feinen Radial- streifen bedeckt. Hervorzuheben ist der Umstand, dass auf dem Steinkern die kräftigen Radialrippen der Oberfläche kaum sichtbar sind. Das vollkommene Fehlen der Zähne lässt die Zurechnung dieser und der verwandten Arten zu Avicula gesichert erscheinen. Von der nahestehenden Avicula dillensis unterscheidet sich die vorliegende Art vor allem durch die Beschaffenheit der Radial- rippen. Aehnlich ist ferner Limoptera bohemica BARRANDE bei BArroIs, Faune du calcaire d’Erbray, t. 10, f. 9a, b. Es liegt keine Veranlassung vor, diese Art zu Limoptera zu rechnen. Das einzige, in schräger Richtung verzerrte Exemplar stammt aus der Siegener Grauwacke von Unkel bei Remagen (Rigomagus) und befindet sich im Berliner Museum. Eine eigenthümliche Aehnlichkeit der Sculptur besitzt die Art mit Pierinaea dichotoma KRANTZ. Jedoch weicht der Bau des Schlosses wesentlich ab. Das Vorhandensein bezw. das Fehlen von Zähnen konnte in jedem Falle mit Sicherheit festgestellt werden. Avicula laevicostata FOLLMANN. Taf. IV, Fig. 5. Forımann, 1. ec. p. 195, t.5, f. 4, 4a. Die Art unterscheidet sich von allen bisher beschriebenen durch die geringe Zahl und die kräftige Entwickelung der Radial- rippen. Die linke Schale ist stärker gewölbt als die rechte. Die Anwachsstreifen sind scharf ausgeprägt und verhältnissmässig weit von einander entfernt. Für Weiteres kann auf die ausführliche Beschreibung FOLLMANN’s verwiesen werden. Nach dem bisher vorliegenden Material konnte leider nicht festgestellt werden, ob die Art zu Avicula oder zu Pierinaea (in die Nähe von Pt. fasciculata und dichotoma) gehört. [237] Avicula. 39 Das eine der beiden vorliegenden Stücke (Sammlung der Universität Marburg) stammt aus den unteren Coblenzschichten von Zendscheid in der Eifel. Ein anderes, jedenfalls sehr nahe stehendes Exemplar war wegen schlechter Erhaltung nicht ganz sicher bestimmbar und stammt aus den unteren Coblenzschichten von Vallendar (Museum zu Halle). Das Öriginalexemplar ForL- MANN Ss wurde in den oberen Coblenzschichten von Olkenbach ge- funden. Avieula dillensis n. sp. Taf. III, Fig. 9. Taf. XIV, Fig. 17. Die Muschel ist quer-eiförmig, annähernd gleichklappig und ziemlich dünnschalig. Das vordere Ohr ist gross, das hinten liegende noch ausgedehnter, beide erscheinen deutlich ab- gesetzt. Auf dem untenstehend abgebildeten Exemplare, das in der Richtung des Pfeiles verzerrt und plattgedrückt erscheint, ist STERN NE I NL NN: N Se EEE r ITS ONERTETUNHEN: er RER N Avieula dillensis n. sp. Oberste Coblenzschichten. Grube »Schöne Aussicht« ‚Rupbachthal. Geologische Landesanstalt. die Plastik der äusseren Form vollkommen verwischt. Die Schale ist mit kräftigen Radialrippen bedeckt, zwischen denen sich je eine, oder je drei und mehr feinere Zwischenrippen einschieben. Ausser- # 40 Aviculidae. Aviculinae. [238] dem finden sich Anwachsstreifen, die auf dem vorderen Ohr die Radialsculptur fast verdecken, sonst aber vor dieser zurücktreten. Zwei Exemplare aus den obersten Coblenzschichten der Haiger- hütte bei Haiger in der geologischen Landesanstalt und in meiner Sammlung; das vollständige, im Zinkdruck dargestellte Stück wurde von E. KAYsEr im gleichen Horizont auf der Grube »Schöne Aus- sicht« (Rupbachthal) gesammelt. Avicula migrans BARR. sp. (Pterinaea) aus dem böhmischen Fj steht der vorliegenden Art nahe und unterscheidet sich vor allem durch die schwächeren Radialstreifen. Avieula n. sp. Eine neue, leider nur durch mangelhaft erhaltene Exemplare vertretene Art dürfte an dieser Stelle zu nennen sein. In den Hunsrückschiefern von Gemünden fanden sich zwei Exemplare einer ziemlich kleinen, dünnschaligen Form, deren Umriss am meisten an Avicula reticulata praecursor (Taf. III, Fig. 8) erinnert; doch ist die Höhe geringer. Von allen übrigen hierher gehörigen Formen unterscheidet sich die Art durch das Fehlen der Radial- sculptur auf dem grossen, flach ausgedehnten Hinterflügel. Die Länge des Schlossrandes beträgt 2,5“, die Höhe 2°. Zwei Klappen, die offenbar früher zusammengehört haben, liegen neben- einander auf einer Platte. Geologische Landesanstalt. 2. Gruppe der Avicula Wurmi A. RoEMER. (Arten mit feinerer Radialsculptur.) Avieula troglodytes FOLLMANN (GOLDFUSS). Taf. III, Fig. 5. Avicula troglodytes FoLıLmanx (GoLpruss), ]. ce. p. 202, t. 3, f.6—6b. Die Muschel, welche äusserlich mit Pterinaea lineata grosse Aehnlichkeit besitzt und gewissermaassen ein verkleinertes Abbild derselben darstellt, ist von FOLLMANN eingehend beschrieben worden. [239] Aviecula. 41 Auch bei Avicula troglodytes ıst die linke Klappe vollständig mit feinen Radialstreifen bedeckt, die sich bei der rechten nur auf dem hinteren Flügel finden. Die Vermuthung, dass diese Art ebenso wie Avicula fenestrata (GOLDF.) FOLLMANN zu Pierinaea gehören möchte, hat sich nach Untersuchung des Schlosses nicht bestätigt. Abweichend von Pterinaea lineata sind beide Klappen fast gleich- mässig gewölbt. Die beiden von mir gesammelten Exemplare stammen aus den mergeligen Calceolaschichten zwischen Pelm und Gerolstein. Avieula elathrata SANDBERGER. Tas oRE 102108: Avicula clathrata SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 286, t. 39, f. 18 —18d. Die Zugehörigkeit der beiden abgebildeten Exemplare zu der eitirten Art ist nicht ganz sicher; für die Vergleichung der Ab- bildungen ist, abgesehen von der Altersverschiedenheit, vor allem der Umstand in Betracht zu ziehen, dass die Fig. 18 bei SANDBERGER schematisch gehalten, und dass jedenfalls der Wirbel unrichtig gezeichnet ist. Die wesentliche Eigenthümlichkeit der Struktur, das Abwechseln stärkerer und schwächerer Radialrippen und das Auftreten feinerer Anwachsstreifen ist auch bei den vorliegenden Exemplaren wahrnehmbar. An dem kleineren Stück erkennt man deutlich das Alterniren der Rippen, das durch die Einschiebung schwächerer Radialstreifen bedinst wird. An Avtcula troglodytes erinnert die äussere Form und die verhältnissmässig nicht unbe- trächtliche Grösse des vorderen Flügels; jedoch ist die Radial- sculptur durchaus abweichend. Dasselbe ist bei Avicula Wurmi A. Rom. der Fall, mit der die Gebrüder SANDBERGER wohl nur auf Grund der mangelhaften älteren Abbildungen ihre mittel- devonische Art identificirt hatten. Die abgebildeten Stücke stammen ebenso wie das Original SANDBERGER’s aus dem Stringocephalenkalk von Villmar und be- finden sich im Berliner und Münchener Museum. 49 Aviculidae. Aviculinae. [240] Avieula Wurmi A. RoEMER. Taf. III, Fig. 4—4d. Avicula Wurmi A. Rormer, Versteinerungen des Harzgebirges, p. 21, t. 6, f. 7. » » Tscuersyscuhew, Materialien zur Kenntniss der devonischen Ab- lagerungen in Russland (Memoires du Com. geologique I, 3 tale): Pterinaea Wurmü Cuarze, Fauna des Iberger Kalks, p. 369. ? Avicula Wurmü F. Maurer, die Fauna der Kalke von Warpcırues, p. 224, t. 9, £. 17. Actinopteria Wurmiü Tscherxyschew, die Fauna des mittleren und oberen Devon am Westabhang des Ural, t. 7, f. 15. Der Umriss der Muschel ist rhombisch, nach vorn verschmälert, das vordere Ohr auffallend klein, das hintere gross und mit Radial- streifen bedeckt. Die verhältnissmässig feine Sculptur besteht aus alternirenden Radialrippen und feinen Anwachsstreifen. Die Schale ist ziemlich dick, die Ligamentarea 3— 3,5 "" hoch. Zähne fehlen vollkommen. Abgesehen von der Sculptur unterscheidet sich die Art vor allem durch die geringe Grösse des vorderen Ohres von den vorher beschriebenen Formen. Die Art ist räumlich weit verbreitet. Die vorliegenden 5 Exem- plare (Berliner Museum, Oberbergamt zu Clausthal) entstammen dem unteren Oberdevon von Grund und Rübeland.. Aus dem gleichen Horizont führt TSCHERNYSCHEW Avicula Wurmi vom W est- abhange des Ural an (See Koltuban im Orenburgschen Gouverne- ment). Eine nahe verwandte oder idente Form kommt ferner in England vor, und Actinopteria subdecussata HALL!) aus den Hamilton group von Nordamerika unterscheidet sich nur durch geringfügige Merkmale. Die Avicula Wurmi, welche MAURER aus dem Mitteldevon der Grube Haina bei-Wetzlar abbildet, ist jedenfalls mit der ober- devonischen Form sehr nahe verwandt. Jedoch erinnert die gröbere Sculptur mehr an Avicula clathrata, von der sie sich wiederum durch geringere Grösse des Vorderohres unterscheidet. Es scheint demnach eine echte Zwischenform vorzuliegen. Ferner ist als verwandte Form Avicula intermedia VEHLERT !) Palaeontology of New York, Vol. V, p. 110, t.17, f. 23, 25 — 27, 29 —31. [241] Avicula. 43 zu nennen (Mem. de la societe geologique de France, 3 ser., Bd. 2, t. 3, f. 1). Die Sceulptur dieser unterdevonischen Art ist auffallend ähnlich und der Umriss nur wenig abweichend. Avieula Boenigki DAmEs sp. Pterinaea Boenigki Dames, Ueber die in der Umgegend Freiburgs in Niederschlesien auftretenden devonischen Ablagerungen. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1868, p. 501, t. 9, £. 6. Wie Dames 1. ec. hervorhebt, steht die Art Avrcula Wurmi aus dem Iberger Kalk am nächsten; sie ist wohl als locale Varietät derselben aufzufassen. Die Unterschiede der Avicula Wurmi be- stehen in der grösseren Kürze des Schlossrandes und der weniger ausgeschweiften Form des vorderen Ohres; ferner sind bei der Harzer Art die Radialrippen gröber und auch in der Wirbelgegend deutlich ausgebildet. Auch besitzt nach der Beschreibung das vordere Ohr von Avicula Boenigki zwei dicke, scharf hervortretende Rippen, die jedoch auf der Abbildung nicht angegeben sind. Der Schlossrand ist unbekannt; die Gattungsbestimmung muss dem- nach nach den äusseren Merkmalen erfolgen. Die Art findet sich selten im Kalk des unteren Oberdevon bei Oberkunzendorf. Avieula aemiliana n. sp. Taf. III, Fig. 1—1b. Auch die vorstehende Art schliesst sich nahe an Avicula Wurmi an. Die Unterschiede bestehen vornehmlich in der stärkeren Ausbildung des vorderen Ohres und der grösseren Feinheit der Radialsculptur. Die überaus feinen Rippen alterniren undeutlich und tragen an der Kreuzungsstelle mit den Anwachsstreifen feine Körnchen. Hie und da treten Andeutungen von concentrischen Runzeln auf. Zwei Exemplare dieser seltenen und schönen Art verdanke ich Herrn Just in Clausthal; dieselben entstammen dem unteren Öberdevon des Winterbergs bei Grund. 44 Aviculidae. Aviculinae. [24 2] Avieula ibergensis A. ROEMER. Taf. III, Fig. 3. Avicula Ibergensis A. Rormer. Beiträge zur Kenntniss des nordwestl. Harzes. III. p. 147, 4. 22, £. 3. Pterinaea Ibergensis Cuarske, Fauna des Iberger Kalkes, p. 370. Die Art scheint überaus selten zu sein; ich kenne nur das Originalexemplar A. ROEMER’s in der Olausthaler Sammlung. Die grössere Ausdehnung des vorderen Ohres erinnert an Avicula aemiliana. Der wesentliche Unterschied, welcher die vor- liegende Form von dieser und von anderen Arten trennt, ist das Hervortreten stärkerer Rippen zwischen je 4—8 schwächeren Radialstreifen; auch diese letzteren alterniren in unregelmässiger Weise mit einander. Die feineren Anwachsstreifen bringen eine ziemlich regelmässige Gitterung der Oberfläche hervor. CLARKE giebt das Vorhandensein einer hohen und breiten Ligamentarea an. Unteres Oberdevon von Grund. 2. Gruppe der Avicula Mariae n. sp. Avicula Mariae n. sp. Taf. IV, Fig. 12—12d. Die vorliegende Form unterscheidet sich durch Eigenthümlich- keiten der Sculptur von allen bisher beschriebenen radialgerippten Aviculae. Auch unter den gleich alten, von HALL als Actinopteria bezeichneten Formen findet sich nicht. ähnliches. An Zepiodesma erinnert die lange Spitze, in welche der Hinterflügel ausläuft. Doch ist bei sämmtlichen von Harz zu Leptodesma gestellten Arten die Oberfläche nur concentrisch gestreift. Bei den zu Actinopteria gestellten Formen ist die Schale, abgesehen von den Anwachsstreifen von schmalen, mehr oder weniger kräftigen Radialrıppen bedeckt. Hier finden sich dagegen schmale Radialfurchen, welche un- regelmässig gebrochen verlaufen und zwischen sich breitere Felder stehen lassen. Zwischen den Hauptfurchen finden sich noch feinere vertiefte Linien. Auf dem grossen Hinterflügel treten die An- wachsstreifen deutlicher hervor. [243] Avicula. 45 Die Form der Muschel ist schräg rhombisch, die Vorderseite fällt ziemlich steil ab. Der Wirbel ist spitz, die Schlosslinie gerade, das vordere Ohr klein und ebenfalls zugespitzt. Beide Klappen sind convex, die linke ist jedoch stärker ge- wölbt und auf der diagonal verlaufenden Kammhöhe mit mehreren eigenthümlichen, knotenartigen Anschwellungen besetzt. Wie bereits erwähnt, steht die Art unter den Avieulae ziemlich isolirt; Byssopteria radiata HALL scheint eine ähnliche Oberflächen- sculptur zu besitzen. Dagegen finden sich bei zwei von WENJUKOFF aus Russland beschriebenen Arten, Avticula Inostranzewi!) und Grewingki?) die bezeichnenden Furchen der Oberfläche wieder. Auch die äussere Form stimmt eanz gut überein und Avscula Inostranzewi lässt die knotenförmigen Anschwellungen mit genü- gender Deutlichkeit erkennen. 20 Exemplare (darunter 2 doppelklappige) aus den Mergeln des Oberdevon vom Vichtbachthal bei Aachen. Sammlung der geologischen Landesanstalt, der technischen Hochschule zu Aachen und des Berliner Museums. Wie Herr Professor HOLZAPFEL mir auf eine Anfrage gütigst mittheilte, findet sich Avicula Mariae in einer etwa 1” mächtigen Bank von Schiefern, die auf dem Breiniger Berg in compactem Kalk eingelagert ist, und ausserdem noch Spirifer Verneuihi (in weiterem Sinne), CUyrtia Murchisoniana, Atrypa aspera, Stropho- mena retrorsa KAYS., Phillipsastroea ananas und pentagona sowie Arachnophyllum rhenanum SCHLÜT. sp. enthält. Ferner hob der- selbe hervor, dass entgegen der Darstellung von DECHEN’s über der (auch von diesem erwähnten) Schieferbank ?) Stringocephalus Burtini nicht mehr vorkommt. Ein Zusammenvorkommen von I) Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen und centralen Russland a A 9 Debitel. ®) Geologische und palaeontologische Uebersicht der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen p. 164. Der Name Pferinaea subfalcata Coxkan, unter dem die Art eitirt zu werden pflegt, ist offenbar unzutreffend. Wenigstens kommt in Harr’s neuer umfassenden Monographie der Zweischaler des amerikanischen Devon nichts vor, was mit der vorstehenden Art verglichen werden könnte. 46 Aviculidae. Aviculinae. [2 44] String. Burtini und Spirifer Verneuili sei ebenso wenig zu beob- achten. 4. Gruppe der Avicula quadrata TRENKNER, Avicula quadrata TRENKNER. Taf. VII, Fig. 3, 3A. Avicula quadrata Trexkner, Palaeontologische Novitäten, p. 23, t. 3, f. 49. Pterinaea quadrata Cuarke, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 371, t. 6, f. 4. Die Sculptur weist der Art eine durchaus eigenthümliche Stellung an; in Amerika würde man eine neue Gattung für die- selbe errichten. Die Oberfläche ist mit Radialrippen bedeckt, welche durch feinere Furchen von einander getrennt sind und sich ganz unregelmässig strahlenförmig vertheilen. Die Anwachs- streifen stehen in verhältnissmässig grossem Abstande von ein- ander. Die Ohren sind verhältnissmässig gross und deutlich ab- gesetzt, die Schale ist stark gewölbt und nur wenig schief. Das Originalexemplar TRENKNER’s, das einzige, welches bisher bekannt geworden ist, stammt aus dem unteren Oberdevon des Ohnemannsbrinks bei Grund und befindet sich im Göttinger Museum. Die einzige sonst bekannte Art, welche mit Avicula quadrata nahe verwandt ist, findet sich bemerkenswertherweise im Unter- devon (F5) von Böhmen; Avicula palliata BARR.!) zeigt in Sculptur und äusserer Form grosse Uebereinstimmung. 5. Gruppe der Avicula Winteri n. sp. (Leiopteria HALL.) Die Gruppe derjenigen Avzculae, welche nur Anwachsstreifen besitzen und bei denen das hintere Ohr nicht in einem zuge- spitzten Sporn ausläuft, ist im deutschen Devon nur durch wenige Arten vertreten. Die genannten äusseren Merkmale erleichtern die Abgrenzung von den verwandten Formen, dürften jedoch, wie !) Syst&me Silurien du centre de la Boh@me, Vol. VI, t. 226. [245] Avieula. 47 oben auseinander gesetzt wurde, nicht hinreichen, um eine be- sondere generische oder auch nur subgenerische Bezeichnung »Leiopteria« zu rechtfertigen. Avieula Winteri !) n. sp. RasslV. Rieil. Der Umriss der Art ist stumpf keilförmig, die beiden Flügel sind wenig deutlich begrenzt und vorn wie hinten abgerundet. Die Schale ist sehr dünn und mit feinen, regelmässigen Anwachs- streifen bedeckt. Die stumpfe Endigung des hinteren Flügels unterscheidet die Art von allen verwandten Formen; der Umriss ist bei manchen amerikanischen Arten ähnlich, so vor allem bei Leiopteria laevis Harn?) aus der Hamilton group. Ich sammelte je ein Exemplar der neuen Form in den Cal- ceolamergeln zwischen Pelm und Gerolstein und bei Baselt unweit Prüm; am letzteren Fundort liegt die Art in dem Uebergangs- horizont von Calceola- und Crinoidenschichten und an beiden Orten zusammen mit Gosseletia distincta FOLLMANN. Avicula Eberti n. sp. Taf. IV, Fig. 1. Die gerundete Form der Flügel erinnert an die vorher be- schriebene Art; jedoch ist die Wölbung der Schale geringer, die Abgrenzung der Flügel deutlicher und der vordere derselben grösser als bei Avicula Winteri. Ferner ist die Muschel schräg verlängert, ein Unterschied, der sich mit zunehmender Grösse immer mehr ausprägt. Das grössere der beiden vorliegenden Exem- plare misst 5,6°% in der Diagonale. Die Anwachsstreifen sind ziemlich kräftig. !) Ich benenne die Art nach dem verstorbenen Apotheker Herrn Winter in Gerolstein. 2) Palaeontology of New York, Vol. V, t. 20, £. 5; t. 17, f. 7—11. 48 Aviculidae. Aviculinae. [246] Die beiden Stücke stammen aus dem braunen, glimmerreichen Sandstein des obersten Oberdevon der Umgegend von Aachen (Stollberg und Strasse Venwegen-Cornelimünster), wo sie zusammen mit Aviculopeeten aquisgranensis n. sp. und A. Schulzi n. sp. vor- kommen. Beide befinden sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Avicula oblonga TRENKNER. Taf. VII, Fig. 8. Avicula oblonga Trexkser, Palaeontologische Novitäten, p. 22, t. 3, f. 48. Pterinaea oblonga Cıarke (non Trexsser), Fauna des Iberger Kalkes, p. 372. Die Art schliesst sich in Bezug auf Sculptur und äussere Form noch am nächsten den beiden vorstehenden Arten Avscula Winteri und Eberti an, steht aber doch innerhalb der glatten Aviculae (Leiopteria HALL) ziemlich vereinzelt. Aehnliche Arten aus dem europäischen Devon sind nicht bekannt, in Amerika ist Leiopteria Mitchelli HALL (]. c. t. 88, f. 26) wenigstens in Bezug auf die weite Entfernung der Anwachsstreifen einigermaassen ver- gleichbar; die letzteren treten bei Avicula oblonga als deutliche Erhebungen auf. CLARKE weist auch auf die Aehnlichkeit der Art mit Avicula Benediana aus dem Kohlenkalk hin. Der Umriss der Muschel ist etwas schräg oblong, das vordere kleinere Ohr ist deutlich abgesetzt, das andere ist grösser und undeutlich begrenzt. Die Art findet sich als Seltenheit im unteren Oberdevon (Ohnemannsbrink) bei Grund; es ist nur das TRENKNER’sche, jetzt in Göttingen befindliche Originalexemplar bekannt geworden. Avieula n. sp. Taf. VI, Fig. A. Eine grosse Avicula von ovalem Umriss und concentrisch gestreifter Oberfläche, die der Harr'schen »Gattung« Leiopteria zu- sehören würde, findet sich im Gedinnien, dem ältesten nur in Belgien bezw. an der belgischen Grenze bekannten Unterdevon. [247] Avieula. 49 Ein unverdrücktes, aber mangelhaft erhaltenes Exemplar stammt aus dem unteren Gedinnien von Arimont bei Malmedy (Hohes Venn), das andere Stück aus dem oberen Gedinnien des schon länger bekannten Fundortes Mondrepuits (Belgien). Die mangel- hafte Erhaltung erlaubt keine sichere Unterscheidung der Frage, ob eine oder zwei nahe verwandte Arten vorliegen. Es wurde daher von der Aufstellung eines Speciesnamens Abstand genommen. 6. Gruppe der Avicula lamellosa GoLDruss sp. (Leptodesma HALL.) —- Aetinopteria HALL ex parte. Abgesehen von den bei Hart als Leptodesma bezeichneten Formen wurden im Nachstehenden auch einige »Actinopterien« hierher gerechnet, bei denen die Radialsculptur nicht aus Rippen, sondern aus leicht verwischten Furchen besteht. Bei den letzteren (vor Allem bei Actinopteria Boydi und Avicula lamellosa) streckt sich der Hinterflügel weit vor. (= Leptodesma.) Avieula erenato-lamellosa SANDBERGER em. Taf. IV, Fig. 5—5e. Avicula erenato-lamellosa SANDBERGER, Versteinerungen Nassaus, p. 288, t. 29, f. 16. Pterinaea lamellosa ZeıLer ex parte, Verhandlungen des naturh. Vereins d. preuss. Rheinlande 1357, t. 3, f. 3 (cet. excl.). Avicula pseudolaevis FoLLmann, über devonische Aviculaceen, p. 199 (ex parte), 0), 6 2, Zeh Avicula crenato-lamellosa, Maurer N. J. 1888, II, p. 65. Die von FOLLMANN |]. c. eingehend beschriebene Art erscheint, wie auch der genannte Forscher hervorgehoben hat, in zwei Varie- täten, von denen die eine mehr gerundet, die andere mehr lang- gestreckt ist. Beiden gemeinsam sind die Merkmale der Sculptur und der Form der Flügel. Die Sculptur besteht aus concentrischen Anwachsstreifen, welche auch auf dem Steinkerne sichtbar sind, sowie aus feinen vertieften Radiallinien, welche eine Zähnelung der Anwachsstreifen hervorbringen. Die sehr viel feinere Sculptur Abh. IX, 3. 4 50 Aviculidae. Aviculinae. [248] bildet den Hauptunterschied von Arzcula lamellosa. Parallel zum Hinterrande verläuft zuweilen ein schmaler Längszahn. Die Wirbel ragen besonders auf Steinkernen weit vor, die Flügel sind deutlich abgesetzt. Der vordere ist meist etwas abgestumpft und durch eine nur auf Steinkernen wahrnehmbare Querleiste abgegrenzt. Der Hinterflügel läuft in eine lange Spitze aus, die auf Fig. 5a fast vollständig erhalten ist. Besonders gross erscheint dieselbe bei der citirten Abbildung SANDBERGER’s, die zweifellos ein Exem- plar der vorliegenden Art darstellt, welchem der Vorderflügel fehlt. Es erscheint jedoch nach der Zeichnung SANDBERGER’s nicht aus- geschlossen, dass auch der Unterrand der Schale abgebrochen sei, — man vergleiche die vorliegende Fig. 5b eines grösseren Sıng- hofener Exemplars. Die gerundete und die langgestreckte Form der Avcula pseudo- laevis wurden, wie erwähnt, von FOLLMANN nicht getrennt, da beide zusauinmen vorkämen und durch zahlreiche Uebergangsformen ver- bunden seien. Unter meinem umfangreichen, von zahlreichen Fund- orten stammenden Material sind Uebergangsformen verhältniss- mässig selten; vielmehr gelang es eigentlich, jedes Stück einer der unterschiedenen Varietäten zuzuweisen. Vor Allem ist auch hervor- zuheben, dass der Formunterschied mit dem weiteren Wachsthum erhehlich zunimmt. Da die Abbildungen von DE VERNEUIL und ÖEHLERT zweifellos die gerundete Form darstellen, so ist für diese die Bezeichnung var. pseudo-laevis anzuwenden. Die schlankere, von SANDBERGER abgebildete Forın behält den Namen crenato- lamellosa. Die schlankere Form kommt in Deutschland wesentlich häufiger vor als var. pseudolaevis. Als Fundorte sind zu nennen: a) Siegener Grauwacke; Grube »Einigkeit« bei Herdorf (der Fund- ort wird in der Literatur gewöhnlich als »Käuser Steimel« be- zeichnet): b) untere Coblenzschichten; Singhofen und Ergeshausen bei Katzenellubogen in Nassau, Ober-Stadtfeld und Gemünd bei Daun, Zendscheid (Eifel), Vallendar bei Coblenz, Daaden im Siegenschen. Exemplare der sehr häufigen Art befinden sich in sämmtlichen von mir untersuchten Sammlungen. Die Synonymik für die gerundete, im Obigen bereits mit- beschriebene Form würde lauten: - 2 49] Avicula. Sl Avieula erenato-lamellosa SANDBERGER var. pseudo-laevis OEHLERT. bey AU Aanes Iley —1lello> Avieula laevis Ver. (non GoLpr.), Bull. soc. geol. de France [2], t. XII, 2. Abth., p- 1002,29, 1.4, 42. Avicula pseudo-laevis Orurerr, Mem. de la societe geologique de France [3], t. II, pP. 23, t. 3, £.5,5a (1882). Abgesehen von dem spanischen und nordfranzösischen Vor- kommen ist die Art nur bei Zendscheid in der Eifel (Marburger und Berliner Museum, Sammlung des Verfassers), Oberstadtfeld (Coll. FOLLMANN) und bei Singhofen gefunden worden. Taf. IV, Fig. 5e stellt eine Uebergangsform zwischen der Varietät und der typischen Art dar. Avicula lamellosa GoLDruss sp. Taf. IV, Rig. 2 4e. Pterinaea lamellosa Gouvruss, Petr. Germ. 11, p. 136, t 120, £.1. » » Zeiver, Versteinerungen der älteren rheinischen Grauwacke. Verhandl. d. naturhist. Vereins d. preuss. Rhein- lande 1897,'t..3, f. 1, 2 (non 3). Avicula lamellosa FoLLmann, ]. c. p. 196. Wie FOLLMAnN |. c. auseinandersetzt, ist die vorliegende Art, welche mit Actinodesma obsoletum zusammen in der unteren Siegener Grauwacke (ältestes Unterdevon) vorkommt, meist mit derselben verwechselt worden. Doch bildet die allerdings nur selten sicht- bare Beschaffenheit des Schlosses ein leicht wahrnehmbares Unter- scheidungsmerkmal. Naheliesender ist eine Verwechselung mit Avccula crenato- lamellosa (u. s. w.. Die äussere Form und die Grundanlage der Sculptur ist genau dieselbe. Jedoch erscheint die letztere bei der in Rede stehenden Art gröber ausgebildet 1), die Wölbung der Schale ist oft deutlicher ausgesprägt (Fig. 4a). Vor Allem zeichnet sich Avicula lamellosa durch den Besitz eines deutlichen, parallel zum Hinterrande verlaufenden Seitenzahnes aus (Fig. 4b). ) Bei Fig. 4c ist in Wirklichkeit die Seulptur nicht erhalten und die Er- gänzung auf dem Rücken der Schale etwas ungenau. 4* 52 Aviceulidae. Aviculinae. [250] Ein solcher ist bei Avwrcula erenato-lamellusa uur ausnahmsweise angedeutet. Die Art kommt als Seltenheit im unteren Theile des Unter- devons vor; die abgebildeten Stücke stammen aus dem Singhofener Porphyroid-Schiefer und dem Taunusquarzit des Katzenloches bei Idar. Ein weiteres Exemplar stammt aus dem Hunsrückschiefer von Gemünden (geol. Landesanstalt). FOLLMANN citirt die Art aus der Siegener Grauwacke von Siegen und Menzenbereg. Avieula Arduennensis STEININGER sp. Taf. IV, Fig. 6— 6b. Pterinaea arduennensis SrEInInGEr, geognostische Beschreibung der Eifel, p. 55 ED ES 1er Die Steinkerne der vorliegenden Arten, an denen fast immer beide Klappen erhalten sind, weichen von denen der Avicula pseudo- laevis nur unerheblich ab; wie bei dieser Art ist die linke Klappe ein wenig stärker gewölbt als die rechte; jedoch erscheint der Wirbel mehr zugespitzt, der Haupttheil der Schale am Unterrande etwas verbreitert und schärfer gegen die Flügel abgegrenzt. Aller- dings würden diese verhältnissmässig geringfügigen Unterschiede nicht zur Trennung der Arten berechtigen, wenn nicht die Ober- flächenseulptur einige Verschiedenheiten zeigte. Die wellig ver- laufenden Anwachsstreifen sind weiter von einander entfernt, ähn- lich wie bei Avicula lamellosa. Badiale Furchen finden sich auch hier. Auf dem Hinterflügel erscheinen ganz feine mit der Lupe erkennbare Rippen. Ein ungewöhnlich wohl erhaltener Abdruck gestattete die Anfertigung eines Wachsabgusses, der die geringsten Einzelheiten erkennen lässt. Die Spitze des Hinterflügels ist selten vollständig erhalten. Die Steinkerne sind in dem harten Thon- schiefer vortrefflich ausgeführt; man nimmt deutlich den grossen Muskeleindruck auf der Hinterseite wahr. Avieula arduennensis stellt die gerundetere Form neben der schlankeren,, langgezogenen Avicula lamellosa dar; beide stehen also im selben Verhältniss zu einander wie Avicula erenato-lamellosa und var. pseudo-laevis, deren Sculptur wesentlich feiner ist. Jedoch [251] Avieula. 53 bezeichnet Avicula arduennensis das höhere Unterdevon (obere Coblenzstufe von Daleiden und Rossbach), während Avzcula lamel- losa auf die tieferen Schichten beschränkt ist. Avicula (Actinopteria) Boydi HALL (l. ce. t. 19) ist mit der beschriebenen Art nahe verwandt. Avicula eoncentrica A. ROEMER sp. Taf. IV, Fig. Ja—9d. Pterinaea laevis GoLpr. ex parte, Petr. Germ. II, t. 119, f. la, cet. exel. (non Pterinaea laevis Goupr. et auct.). Pterinaea concentrica A. Rorm., Palaeontogr. Ill. (Beiträge zur geolog. Kenntniss des nordwestl. Harzgebirges I.) p. 3, t.1 f. 4. » » Bevsnausen, |. c. 1.2, 0.8, 12. —+ Pterinaea minuta Beusuausen, 1. c. t.2, f. 10. Die kleine Art, welche in dem oberen Unterdevon des Ober- harzes (Kahleberg, Schalke) gar nicht selten ist, unterscheidet sich von der vorher beschriebenen Form durch das fast vollkommene Fehlen von Radialsculptur. Man bemerkt an den Anwachsstreifen nur ganz schwache Andeutungen von der für die vorher beschriebene Art so bezeichnenden Undulirung. Weitere Unterschiede sind die geringere Grösse, die Zuspitzung des Vorderflügels und das Fehlen der auf demselben befindlichen Querleiste.e Der Hinterflügel läuft ebenfalls in eine scharfe Spitze aus; Unterschiede zwischen bauchigen und schlankeren Formen finden sich ebenso wie bei Avicula pseudo- laevis, doch in minder ausgeprägtem Grade. Die Verschieden- heiten zwischen den bauchisen und den mehr kantigen Schalen beruhen wesentlich auf Verdrückung. GoLpruss stellte die vorliegende Art zu Pierinaea laevis, A. RoOEMER beschrieb sie später als Pierinaea concentrica. Da der charakteristischen Abbildung von GoLpruss zweifellos ein Harzer Exemplar zu Grunde liegt, so wäre der Name Avicula laevis (im Gegensatz zu Pterinaea laevis) wieder aufzunehmen. Da jedoch auch eine Avicula laevis HALL sp. (Leiopteria) vorhanden ist, dürfte der Einfachheit halber der RoEMER’sche Name beizubehalten sein. Pferinaea minuta BEUSHAUSEN ist wohl nur ein bauchiges, verdrücktes Exemplar der vorliegenden Art. 54 Avıculidae. Aviculinae. [252] Berliner und Hallenser Museum; aus dem letzteren eine Platte mit einem Dutzend sehr kleiner Exemplare; im Berliner Museum liegen 10 Stücke. Avicula bodana A. RoEMER. Taf. IV, Fig. 10—10b. Avicula bodana A. Rormer, Palaeontographica IX, (Beiträge zur geologischen Kenntniss d. nordwestl. Harzgebirges III), p. 6, tallben3g: Pterinaea bodana Crarke, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 371. Der Umriss der Schale ist schief rhombisch, die beiden Flügel sind wenig deutlich abgesetzt, der vordere derselben ist abgestutzt oder etwas verlängert. Die Wölbung der Schale unterliegt einigen Schwankungen; die Anwachsstreifen sind verhältnissmässig ungleich ausgebildet. Auf dem hinteren Ohr setzt sich der Oberrand als flache Kante ab. Die für »Leptodesma« bezeichnende spitze Ver- längerung des Hinterflügels ist zwar nirgends erhalten; jedoch deutet das Zurückbiegen der Anwachsstreifen am Oberrande auf das Vorhandensein derselben hin. Die Abbildung bei A. ROEMER bringt ein besonders grosses Exemplar zur Darstellung, das dreiseitig begrenzt ıst und insofern ein ungenaues Bild giebt. Es beruht dies zweifellos auf der mangelhaften Erhaltung oder Präparation des Originalexemplars. Jedoch lassen die drei abgebildeten vollständig präparirten Exemplare keinen Zweifel darüber, dass sich der Unterrand am Vordertheil der Muschel weiter ausbreitet. Die Avicula bodana, welche WENJUKOFF !) aus dem Devon von Petino in Russland abbildet, stimmt aus dem angeführten Grunde recht gut mit der Abbildung A. RoEMER’s, nicht aber mit der bei Rübeland vorkommenden Form überein. Dieselbe stellt eine neue Art dar, deren Unterschied von der — übrigens nahe verwandten — Arvicula bodana vor allem in der Ver- ) Die Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen und centr@len Russland, t. 7, f. 9, 10. (Beschreibung russisch). [253] Avıcula. > schmälerung der Schale unter dem Wirbel beruht. Man könnte sie als Avicula Wenjukojii bezeichnen. ÜLARKE stellt die vorliegende Art zu Pterinea. Die Dünne der Schale an den Wiırbeln lässt das Vorkommen von Zähnen daselbst undenkbar erscheinen. Avicula bodana ist am Bergfeld bei Kübeland in einem grauen korallenarmen Kalke des unteren Oberdevon keineswegs selten (Geologische Landesanstalt und Berliner Museum; 25 Exemplare). Sie kommt dort mit Spörfer dispunctus, Rhynchonella pugnus und Avteulopecten polytrichus zusammen vor. Wie bereits A. ROEMER hervorhob, sind bisher nur linke Klappen gefunden worden. Die von demselben Forscher vermuthete Altersverschiedenheit des er- wähnten Fundortes, die sich wesentlich auf das Fehlen der ge- nannten Arten in der Hauptmasse des Iberger Kalkes und das Vorkommen von Rhynchonella cubordes, Dielasma elongatum und Phillipsastraea ın dem letzteren stützt, ist nicht vorhanden. Es handelt sich nur um untergeordnete Faciesunterschiede. Avieula languedoeiana n. sp. Taf. IV, Fig. 7—7e. Avicula sp., Frecu, die palaeozoischen Bildungen von Cabrieres. Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. 1857, p. 377. Der vorliegenden Art, die sich nahe an Avrcula laevis und bodana anschliesst, fehlt jede Spur von Radialrippen und auch die Anwachsstreifen sind überaus undeutlich ausgeprägt. Die Vorder- und Hinterflügel sind unverhältnissmässig klein und zuge- spitzt. Die vorstehende Spitze des Hinterflügels ist selten erhalten. Der Haupttheil der Schale ist oval gestaltet und aufgebläht. Beide Klappen sind gleichmässig gewölbt. Von Avicula bodana unterscheidet sich die Art durch die eiförmige Rundung und die zugespitzte (nicht abgestutzte) Form des vorderen Ohrs. Die Art wurde ziemlich häufig von mir in den schwarzen Kalkknollen des unteren Oberdevon von Val d’Isarne bei Uabrieres (Languedoc) gefunden. 56 Avıculidae. Aviculinae. [254] Von amerikanischen Arten steht Zeptodesma lepidum Harn aus der Chemung group von New-York der neuen Form sehr nahe. Avicula lepida HALL var. nov. famenniensis. Taf. VII, Fig. 2. GossELET hat in den höheren Schichten des belgischen Ober- devon eine Anzahl von Arten der amerikanischen Chemung group wiedergefunden, deren Bestimmung ich nach Durchsicht des in Lille befindlichen Materials zum grösseren Theil bestätigen kann. Eine weitere von GOSSELET nicht angeführte Form möge in obiger Weise bezeichnet werden. Die Unterschiede von der amerika- nischen Art!) bestehen in der stärkeren Ausbauchung der Schale am Unterrand und der etwas geringeren Grösse der zugespitzten Vorderflügel. Im übrigen herrscht vollkommene Uebereinstimmung. Die Unterschiede von der südfranzösischen Art bestehen im der bedeutenderen Grösse, der stärkeren Wölbung und der ge- ringeren Ausdehnung des Vorderflügels. 4 Exemplare aus dem Famennien von Aublain und Angleur in Belgien. Coll. STAINIER, Brüssel. Avieula Schencki nov. sp. 2) TafzEV, Rı028, 32. Der Umriss dieser Art stimmt ungefähr mit Avicula ardu- ennensis und Gervillei überein. Jedoch ist der Haupttheil der Schale sehr viel gewölbter und dicker und die Sculptur besteht lediglich aus feinen Anwachsstreifen. Auch hier lässt sich das Vorhandensein einer Spitze am Hinterflügel nur aus dem Verlauf der Anwachsstreifen folgern. Ein dem Hinterrande parallel verlaufender Seitenzahn ist un- gewöhnlich gross und deutlich. De Vers]. Harne 1.e..028910.16:28.21, 0.40! 2) Ich benenne die neue Art nach meinem Freunde Dr. ApouLr ScHenex in Halle a. S. [255] Avicula. a7 Ein am Unterrande wenig verdrückter Steinkern und der dazu gehörige Abdruck der neuen Art stammt von Rhense bei Coblenz und befindet sich in der Sammlung des naturhistorischen Vereins in Bonn. In derselben Platte findet sich u. a. Spirifer carinatus; die neue Art dürfte daher den oberen ÜÖoblenzschichten angehören. Verwandt mit der beschriebenen Art ist Aricula Kerfornei ÖOEHL. !) aus dem oberen Unterdevon von Nordfrankreich. Sculptur und Umriss sind ähnlich; jedoch ist der Vorderflügel der franzö- sischen Art kleiner und die Wölbung flacher. OÖEHLERT rechnet diese Art (ebenso wie Fig. 2 und 3 derselben Tafel, die wahr- scheinlich ident sind) zu Leropteria HALL; doch glaube ich aus der starken Vorbiesung der Anwachsstreifen auf dem Hinterflügel das Vorhandensein einer vorgestreckten Spitze und somit die Zuge- hörigkeit zu der in Rede stehenden Gruppe folgern zu können. Unvollkommen bekannte Arten von Avicula. Einige weitere in der Litteratur beschriebene Arten von Avicula sind mir nicht durch eigene Anschauung bekannt ge- worden: so von radialgerippten Formen Avicula trapeziformis A. RoEm., eine unvollkommen erhaltene, wahrscheinlich auf der Abbildung ?) unrichtig ergänzte Art aus dem unteren Oberdevon von Rübeland. Ebendaher stammt Avicula semiglobosa A. RoEM.°), eine mit Avscula Wurmi verwandte Art und Avicula tumida A. Rom. *%), eine unvollkommen erhaltene, mangelhaft dargestellte Art, deren genauere Deutung kaum möglich sein dürfte. Die Originale waren in der Clausthaler Sammlung nicht mehr auf- zufinden. Pterinaea concentrica A. RoEMm. von Grund soll nach CLARKE zu Macrodon gehören. D Bull soc. geol. de France [3], XVI, f. 1, 1a. 2) Beiträge zur Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges IV, t. 25, f 6. DER e 1705,.1.:8. Dt eH.95.,77. 58 Aviculidae. Aviculinae. [256] ? Avieula Goldfussi Arch. VERNEUIL. Awicula Goldfussi w’Axcn. et de Vern., Transactions geol. soc. of London VI, 1542. (Description of the fossils in the older deposits of the Rhenish pro- vinces) p. 373, t. 36, f. 15. Die Muschel, von der mir kein Exemplar zu Gesicht ge- kommen ist, nimmt eine ziemlich vereinzelte Stellung ein. Zwei deutlich hervortretende, etwas gebogene Kiele grenzen den Haupt- theil der Schale gegen den der hinteren Flügel, bezw. gegen die steil abfallende concav eingebogene Vorderseite ab. Der Vorder- flügel ist sehr klein, die Oberfläche von feinen concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Von den bisher beschriebenen Arten ist Avscula Winteri noch am nächsten verwandt. Vorkommen im oberen Mitteldevon von Paffrath. ? Avicula Saturni GoLDFUss. Avicula Saturni GoLpruss, Petr. Germ. p. 125, t. 116, f.3a, b. Nach der Abbildung unterscheidet sich die vorliegende Art von der obigen durch das Fehlen des kleinen Vorderflügels.. Ferner giebt FOLLMANN !) einen langen Zahn auf der Hinterseite der rechten Klappe an, während D’ARCHIAC und VERNEUIL für die sehr nahe verwandte oder idente Avzicula Goldfussi das Fehlen von Zähnen auf der Schlossfläche hervorheben. Da eine gene- rısche Verschiedenheit zwischen so ähnlichen Formen unwahr- scheinlich ist, erscheint die Annahme am naheliegendsten, dass die Zähne von den älteren Forschern wegen ungünstiger Erhal- tung übersehen worden sind; man würde somit die beiden oder die eine Art zu (@osseletia und zwar in die Nähe von @Gosseletia securiformis zu stellen haben. Als Fundort von Avicula Saturni wird das Mitteldevon von Gerolstein angegeben. !) Ueber devonische Aviculaceen p. 205. [257] Avicula. 99 Ueber einige unrichtig zu Avicula gestellte Arten. Eine Anzahl von Aviculiden sind von MÜNSTER aus dem Cly- menienkalk des Fichtelgebirges beschrieben worden; durch Unter- suchung der in Berlin befindlichen Originale liess sich nachweisen, dass die Mehrzahl derselben nicht zu den in der vorliegenden Arbeit behandelten Zweischalergruppen gehört. In die Verwandt- schaft von Lunulicardium sind zu stellen: 1. Avicula rugosa Mstr. Benz I, p252rt. 1], 19, 27 Aneulargabbosanid.- ibid. p. 52,1. 1, f. 4; 3. Arvicula injlata id. ibid. p. 53, t. 11, f£5; 4. Avicula pro- blematica id. ibid. p. 53, t. 11, £. 6. Noch zweifelhafter ist die Deutung von Avicula semiauricu- lata ıd. ibid. t. 11, f. 1], und elongata ıd. ibid. t. 11, f. 2, vor allem weil unter diesen Namen heterogene Dinge zusammengefasst worden sind. Die Abbildungen und ein Theil der Berliner Exemplare er- innern am meisten an Lunulicardium, daneben befinden sich je- doch noch andere Stücke, die mit Posidonia venusta vergleichbar sind. Ein Exemplar aus dem Kästchen mit Avicula semiauriculata ist sicher, ein anderes aus dem Kasten mit Avdcuwla elongata viel- leicht mit dieser Form zu identificiren. Bei der ungünstigen Er- haltung der betreffenden Stücke ıst eine sichere Entscheidung nicht möglich. Subgenus Pteronites M’Coy (1884). Die Gattung wurde von M’Coy ursprünglich in sachgemässer Weise als Subgenus von Arvicula aufgefasst ). Die Diagnose des englischen Forschers ist auch jetzt, nachdem eine grössere Anzahl devonischer Formen zu der Gattung gestellt worden ist, noch ziemlich zutreffend. Der Umriss ist dreieckig, die Schlosslinie entspricht der rössten Ausdehnung der Schale. Der Wirbel ist ganz oder fast oO oO ganz nach vorn gerückt. Der kleine (zuweilen vollkommen !) Sepewıcx and M’Cor British, Palaeozoie Fossils.. London and Cambridge 1854, p. 391. 60 Aviculidae. Aviculinae. [258] fehlende) Vorderflügel hebt sich ebenso wenig wie der Hinter- flügel von dem Haupttheil der Schale scharf ab. Die linke Klappe ist mehr gewölbt als die rechte. Ein schmaler Seiten- zahn unmittelbar an der Schlosslinie, sowie ein kleiner Schloss- zahn ist von M’Coy beobachtet worden. Die eigenthümliche äussere Form macht die Unterscheidung von verwandten Gattungen leicht. Pteronites umfasst zwei durch äussere Charaktere getrennte und in ihrer geologischen Verbreitung scharf geschiedene Formen- reihen. Zu der einen Gruppe, welche dem ursprünglichen Typus entspricht, gehören Formen, bei denen die grösste Höhe der Muschel zwischen Wirbel und Hinterrand liest und dem letzteren genähert ist; der Hinterflügel endet also mit senkrecht abfallendem Rande. Hierher gehören die Arten des amerikanischen uud belgischen Oberdevon, denen sich die carbonischen Formen anschliessen. Eine scharfe Grenze gegen Leptodesma ist nicht vorhanden )). Die zweite, kleinere Gruppe gehört dem Unterdevon an: Die grösste Höhe der Muschel liegt in der Nähe des Wirbels, und der Hinterflügel läuft in eine scharfe, weit vorgezogene Spitze aus. Diese Gruppe ist bislang ziemlich isolirt, doch besteht eine grössere Formähnlichkeit mit Pieronites s. str. als mit Avicula oder Pterinaea. Avicula (Pteronites) longialata KRANTZ sp. Taf. IX, Fig. 22, Pterinaea longialata Kranrz, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande ete. 1857, p. 166, t. 6, £. 1. Die Länge des erhaltenen Schlossrandes beträgt I ®, wozu noch ca. 1!/,°® als nothwendige Ergänzung des abgebrochenen Hinterendes kommen. Die grösste, hinter dem Wirbel liegende Höhe (Breite bei KRAnTz) ist 3°®. Die Wölbung verläuft diagonal, fällt nach oben und hinten zu steil, im übrigen sanft ab. Ein !) Arten wie Leptodesma aliforme Haun (1. e. t. 22, f. 28; t. 91, £. 2) gehören wohl eher zu Pferonites; andere Arten, wie Leptodesma Jason (t. 91, f. 4—6) und weitere, auf derselben Tafel abgebildete Formen scheinen einen Uebergang zu vermitteln, [259] Avicula (Pteronites). 61 vorderes Ohr ist kaum abgesetzt. Die Anwachsstreifen treten deutlich hervor. Parallel zum Hinterrande scheint ein lang- gestreckter Seitenzahn zu verlaufen. Die Art, von der nur das Krantz’sche Origimalexemplar be- kannt geworden ist, stammt aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg. Die Platte ist ausserdem ganz erfüllt von Spirifer primaevus. Verwandt mit der beschriebenen Art sind nur Pterinaea? Bonnissenti ÖEHLERT!) und Dalimieri VEHLERT?), deren Zusammen- hang von ÖEHLERT bereits richtig erkannt ist. Beide stammen aus dem oberen Unterdevon von Nehon. Avieula (Pteronites) belgiea nov. sp. Taf.IX, Fig. 21. ? Pteronites profundus Hau: bei Gosserer, 6ieme note sur le Famennien. Ann. de la societe geologique du Nord. Bd. 14 (1887), p- 14. Auf das Vorkommen von Pteronites im belgischen Oberdevon hat zuerst GOSSELET hingewiesen, und ich kann nach Vergleichung der Originalexemplare diese Bestimmung nur bestätigen. Aller- dings ist die Uebereinstimmung des ebenfalls 1. c. angeführten Pteronites rostratus HALL mit der amerikanischen Art nicht als gesichert anzusehen. Pteronites af. profundus 1. ec. von Mariembourg ist höchst- wahrscheinlich ident mit dem vorliegenden, von Marche les Dames aus demselben Horizont stammenden Exemplar. Auch dieses ist zunächst mit Pferonites profundus?) verwandt. Die Unterschiede von der amerikanischen Art sind unwesentlich: der Vorderflügel ist etwas länger, und der Hinterflügel ist fast senkrecht abgestutzt, während bei Pteronites profundus +) die obere Spitze des Flügels !) Memoires de la soc. geol. de France, 3. Serie, Bd. 2, t. 3, f. 2, p. 20. 2) Pierinaea Dalimieri, ibid. f. 3, p. 21, Pteronites Dalimieri Ozur., Bull. soc. geol. [3], t. XVI, p. 645, t.16, £. 1. ®) Betreffs der Uebereinstimmung des vorliegenden und des von Gosserkr bestimmten Exemplars muss ich mich allerdings auf mein Gedächtniss verlassen. Hay, Liest. 22, 3.125 — 21,.P: 230: 62 Avieulidae. Aviculinae. [260] nicht unerheblich vorragt. Die grösste Höhe der Muschel liegt somit in geringer Entfernung vom Hinterrande. Die Anwachs- streifen sind zahlreich und fein, treten aber wenig hervor. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, steht Pteronites profundus der unterdevonischen Gruppe des Pteronites longialatus etwas näher als die belgische Art. Limoptera Harn 1869. Nara\sa Ne Myalinodonta Ozuterr, 1881. Paropsis ÖsuLert, 1SS8. Die nahen Beziehungen von Limoptera und Myalinodonta sınd bisher noch nicht genügend betont worden. Zu beiden »Gattungen« gehören grosse, radıal gerippte Aviculiden mit breiter gestreifter Ligamentarea, gering entwickeltem (oder fehlendem) Vorderohr, grossem Hinterohr und kaum angedeuteten Zähnen. Bei Zimo- ptera und Myalinodonta ist ferner die linke Klappe stärker gewölbt als die rechte, welch letztere annähernd horizontal oder schwach convex zu sein pflegt. Bei beiden Gattungen liegst ferner ein sehr kleiner vorderer Muskeleindruck unmittelbar unter dem Wirbel, während sich der grosse Hintermuskel etwa in der Mitte der Schale befindet. Die Gattungen stehen in nahen Beziehungen zu Pterinaea und Gosseletia; an erstere erinnert die breite Ligamentarea, an letztere die schwache Entwickelung des vorderen Ohres. Eine scharfe Grenze gegen Avicula giebt es überhaupt nicht; denn für eine geringe Entwickelung des Vorderohres finden sich auch hier Beispiele, so Actinopteria decussata !). Immerhin lässt das Vor- handensein der hohen Ligamentarea die Abtrennung berechtiet erscheinen. Ob man Myalinodonta als Subgenus bezw. Section von Li- moptera festhalten oder gänzlich einziehen soll, ist im wesentlichen ) Harz, Palacontology of New-York, Vol. V, t. 17, f. 23—31. [261] Limoptera. 63 gleichgiltis. Andeutungen von Schlosszähnen finden sich hier wie dort. Das Vorhandensein eines schiefen hinteren Seitenzahns giebt Harr !) an, ohne ihn abzubilden; auf t. 5, f. 1 bei ÖEHLERT findet sich ein derartiges Gebilde angedeutet und ist bei Zimo- ptera orbieularis von Coblenz (vergl. den Anhang) sicher vorhanden. An sich giebt das Vorhandensein einiger kleiner Zähnchen keine Veranlassung zu generischen Unterscheidungen (vergl. Avcula). Den einzigen eventuell festzuhaltenden Unterschied bildet die Entwickelung des vorderen Ohres. Bei Limoptera cancellata Harn?) ist dasselbe recht deutlich, bei Limoptera macroptera Hart) klein, bei Zimsptera curvata HALL®) so gut wie nicht vorhanden. Bei Myalinodonta normaniana?) fällt die Vorderseite steil ab, bei Limoptera birida SANDB. sp. und semiradiata n. sp. ist der Vorderrand concav eingebogen. Avzicula (Paropsis) orbicularis ÖOEnHL. 6) stimmt, abgesehen von der fehlenden Radialsculptur in allen wesentlichen Merkmalen sowohl mit Mwyalinodonta wie mit Perinaea bijida überein. Der Name Paropsis ist demnach überflüssig (vergl. unten). Es dürfte bei dieser Sachlage am natürlichsten sein, die amerikanischen Arten als Gruppe der Limoptera macroptera HALL der Formenreihe der Limoptera normanniana D’ORE. sp. gegenüber- zustellen; letzterer schliessen sich 4 Arten, darunter die seit langem bekannte Pferinaea bifida SANDB. aus dem deutschen Unterdevon an. Die nahe Verwandtschaft von Pterinaea biida und Myalino- donta normanniana ergab sich aus der Untersuchung eines im Berliner Museum befindlichen Exemplars der letzteren Art. Die Gruppe der ZLimoptera macroptera kennzeichnet sich durch das Vorhandensein eines z. Th. sehr kleinen Vorderohres, die Gruppe der Limoptera bifida durch das vollkommene Fehlen des- selben. Ein Byssusausschnitt unterhalb des Wirbels bezw. Vorder- ohres ist bei beiden vorhanden. !) Harr, Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 17, f. 23—31. 71.926,89. 35/8: 92, 8-8. Sn lse: 1,27. ) t. 28, f.1—3. °) Orstert, Memoires soe. geol. de France ser. 3, Bd. II, t. 5, £. 1. °) Bull. soec. geol. [3] XVI, p. 647, t. 15, £.1. 64 Aviculidae. Aviculinae. [262] Die Schalen von Zimoptera sind äusserlich der linken Klappe von Meleagrina vergleichbar, die ebenfalls statt des vorderen Ohres einen Byssuseinschnitt aufweist. ZITTEL und FOLLMANN stellen Zimoptera bifida und eine ver- wandte Form Limoptera gigantea zu Pseudomonotis BEYR. Trotz aller äusseren Aehnlichkeit verbietet jedoch das Vorkommen einer hohen gestreiften Bandarea die Zurechnung zu dem mesozoischen Genus. Ebenso fehlt der bezeichnende tiefe Byssusausschnitt unter dem vorderen rechten Ohr bei den devonischen Formen. Herr Geheimrath BEYRICH erklärte die Zurechnung von Pterinaea biida zu Pseudomonotis ebenfalls als unzutreffend. Die Gruppe der Limoptera macroptera ist nach den bisherigen Erfahrungen in Europa nicht vertreten. Innerhalb der Gruppe der Limoptera bifida lassen sich unter- scheiden a) Arten mit Radialstreifen: Limoptera bifida, semiradiata, normanniana und eine neue mitteldevonische Form; b) solche ohne dieselben: Limoptera gigantea, rhenana und orbicularis. a) Arten mit Radialstreifen. Limoptera bifida SANDBERGER sp. Tafel VI, Fig. 2—2b. Avicula bifida SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 286, t. 30, f.S, Sa, 8b (in der Tafel- erklärung als Pterinaea angeführt). Die Muschel wird stets in verdrücktem Zustande gefunden, so dass die wahre Gestalt nur schwer festzustellen ist. Die beiden Abbildungen Sa und 8b bei SANDBERGER bilden bezeichnende Beispiele für die Extreme der Verzerrungen. Unsere Fig. 6 ent- spricht ungefähr der wahren Gestalt; vielleicht ist die Höhe etwas grösser. Die Schale ist mit sehr kräftigen dichotomirenden Radial- rıppen bedeckt, welche auch auf der Innenseite (bezw. auf den Steinkernen) wahrnehmbar sind. Die grössten Exemplare kommen fast Limoptera rhenana Taf. VI, Fig. 2 gleich. [263] Limoptera. 65 Die gewölbte linke Klappe überragt mit ihrem Wirbel die flache oder wenig concave rechte Klappe. Der unmittelbar unter dem Wirbel liegende Byssusausschnitt ist bei beiden Klappen gleich deutlich ausgebildet. Das Schloss ist völlig zahnlos, die gerade Ligamentarea deutlich gestreift, die unter dem Wirbel liegende Vorderseite ebenfalls mit concentrischen Streifen bedeckt, welche auf einen blättrigen Bau der Schale hinweisen. L. bijida wurde bisher fast ausschliesslich ın den an der unteren Grenze der Coblenzschichten liegenden Porphyroidschiefern der Gegend von Singhofen in Nassau gefunden. Die Art kommt daselbst recht häufig vor und ist in allen Sammlungen verbreitet. Da die Steinbrüche in den Porphyroidschiefern noch andauernd in Betrieb sind, ist Limoptera bijida an Ort und Stelle jederzeit leicht zu erlangen. Ein grobrippiges Exemplar vom Gemünder Maar (untere Coblenzschichten, Coll. FOLLMANN) dürfte ebenfalls hierher gehören. Ausserdem führt FOLLMANN (]. c. p. 207) die Art noch aus der älteren Siegener Grauwacke (BECHER’scher Stein- bruch von Herdorf) an. Ein grobgeripptes schlecht erhaltenes Exemplar von Zenscheid (©. Wurr) stellt wohl eine neue Art dar, ist aber nicht sicher zu bestimmen; wahrscheinlich gehört dasselbe zu Limoptera und würde sich dann am nächsten an /. bijida anschliessen. Limoptera semiradiata nov. sp. TaraVAe ss: Pterinaea aff. lineata E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. 8, f. 2, p. 21. Die Art gehört dem oberen Theil der unteren Coblenzstufe an und ist somit als jüngere Mutation der Zimoptera bifida an- zusehen. Sie steht der letzteren überaus nahe, so dass die Be- schreibung durch die Hervorhebung der Unterschiede erschöpft wird. Die Schalen von Limoptera semiradiata sind im allgemeinen breiter als lang, obwohl auch hier die Verdrückung die Gestalt mehr oder weniger beeinflusst. Die linke Klappe ist gewölbt, die rechte beinah flach, die Ligamentarea verhältnissmässig breit (Fig. 8). Die am Rande gespaltenen Radialrippen sind weniger Abh. IX, 3. B) 66 Aviculidae. Aviculinae. [264] kräftig, d.h. auf Steinkernen meist nicht sichtbar und auch auf der Oberfläche nur hie und da hervortretend (semiradiata). Ins- besondere fehlen dieselben auf dem Flügel. Ferner ist das hintere Ohr kürzer und die Ligamentarea niedriger als bei Limoptera bifida. Ein wohl erhaltener Abdruck lässt erkennen, dass die Radialrippen von deutlich hervortretenden, schuppenartigen Anwachsstreifen gekreuzt werden (Fig. 5, 6). Unter den vorliegenden 13 Exemplaren befindet sich nur eine einzige rechte Klappe. Die Art ist ziemlich häufig in den unteren Coblenzschichten von Zendscheid (St. Johann) in der Eifel; ver- einzelte Exemplare sind bei Stadtfeld und Gillenfeld vorgekommen. Aus jüngeren Horizonten (Coblenzquarzit, obere Coblenz- schichten und Hauptquarzit des Harzes) stammt je ein im Kondel- wald bei Bertrich und bei Daleiden (Fig. 7) und im Klostergrund bei Michaelstein (KAYSER |. c.) gefundenes Exemplar, deren Be- stimmung wegen ungünstiger Erhaltung nicht ganz sicher ist. Die untersuchten Exemplare befinden sich in Berlin (Museum), Marburg, München, Bonn (naturhistorischer Verein) und in der Sammlung von Herrn Wurr (Gerolstein). Eine gerippte, durch stark entwickelten Flügel ausgezeichnete Limoptera, die mit der vorstehend beschriebenen nahe verwandt, aber noch unbeschrieben ist, findet sich in den Üalceolaschiefern (Schistes de Porsguen) von Keronezon bei Brest. Limoptera orbi- cularis OEHL. sp. aus französischem Unterdevon besitzt eine ähn- liche Form, unterscheidet sich aber durch das Fehlen der Radıal- sculptur. b) Arten ohne Radialstreifen. Limoptera gigantea FOLLMANN sp. )). Taf. V, Fig. 4. Pseudomonotis gigantea (ScuLürer) Forımass, über devonische Aviculaceen, p. 206, 9,2108: Limoptera gigantea ist nach den bisherigen Erfahrungen der grösste Zweischaler des Devon, und übertrifft andere Limopterae !) Forzmany hat bei dieser Gelegenheit einen von ScuLürer herrührenden Manu- scriptnamen angewandt; zutreffender ist wohl Forznann als Autor zu betrachten, [265] Limoptera. 67 sowie Pterinaea ostreiformis noch bei weiten. Das grösste auch von FOLLMANN untersuchte Exemplar (Fig. 4) misst 18% Höhe, 12°® orösste Breite (Mitte der Schale) und S—9°® Länge des Ober- randes. Die Art unterscheidet sich von den beiden vorher be- schriebenen Formen durch das Fehlen der Radialrippen, und die im Verhältniss zur Breite bedeutendere Höhe der Schale. Ferner ist der Flügel ziemlich kurz. Die Schale scheint verhältniss- mässıg dünn gewesen zu sein. Die rechte Klappe ist flach. Die Art kommt zusammen mit Homalonatus ornatus, Limoptera binda, Tropidoleptus laticosta und Rensselaeria strigiceps, sehr zahl- reichen Tentaculiten und Zweischalern im Becherschen Steinbruch bei Herdorf vor. FOLLMANN rechnet die betreffenden Schichten vermuthungsweise zu der unteren Üoblenzstufe; jedoch gehören dieselben der älteren Siegener Grauwacke an. Die Grammysia hamiltonensis welche FOLLMANN von daher anführt, ist wahrschein- lich als Grammysia pes anseris ZEIL. et WÖRTG.!) zu bestimmen; wenigstens habe ich ein vortrefflich erhaltenes Exemplar dieser für das älteste Unterdevon bezeichnenden Muschel an der frag- lichen Stelle gefunden. Limoptera rhenana nov. sp. Rave Bros ka. Während Limoptera semiradiata die jüngere Mutation von Limoptera bifida darstellt, ist die vorliegende Art als Nachkomme von Limoptera gigantea aufzufassen. Aeussere Form, Grösse und Sculptur zeigen weitgehende Uebereinstimmung; dabei lassen sich jedoch eine Anzahl von Unterschieden namhaft machen, so dass die Formenreihe einerseits als deutlicher Beweis für eine Ent- wickelung der Arten dienen kann und andererseits eine Anzahl brauchbarer Leitfossilien liefert. Limoptera rhenana unterscheidet sich von allen europäischen Arten der Gattung durch die relative Höhe der Ligamentfläche !) Sanpgeeger, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, Dos £1 68 Aviculidae. Aviculinae. [266] und von Limoptera gigantea durch die Verschiedenheit des Um- risses. Bei der letzteren Art biegt sich die Vorderseite der Muschel ziemlich weit vor, bei Limoptera rhenana ist dieselbe ab- gestutzt. Ausserdem erscheint die Breite und die Geringfügigkeit der Einbuchtung des Hinterflügels bemerkenswerth. Die Schalen- oberfläche war wahrscheinlich nur mit Anwachsstreifen bedeckt; wenigstens lassen die vorliegenden Steinkerne keine Spur von Radiallinien erkennen. Die 3 vorliegenden Exemplare dieser schönen Art stammen aus den unteren Ooblenzschichten von Stadtfeld (ges. von Herrn Wurr), Vallendar (ges. von Dr. FOLLMANN) und Daaden (Samm- lung des Verfassers; wegen ungünstiger Erhaltung nicht ganz sicher bestimmbar). Nahe verwandt mit der vorliegenden Art ist die als jüngere Mutation aufzufassende Limoptera orbicularis OEHL. !) sp. aus dem höheren Unterdevon von Nordfrankreich (la Baconniere) und der oberen Coblenzstufe von Üoblenz (vergl. den Anhang); die Art zeichnet sich durch gerundete Form und spitz vorspringenden Flügel aus. ÖEHLERT vergleicht die Art mit Pierinaea plana GoLpr.; doch beruht die letztere, wie F. ROEMER und FOLLMANN nachgewiesen haben, auf mangelhaft erhaltenen rechten Klappen von Pterinaea lineata GOLDF. 2). Posidonia Bronx 1828. Taf. XIV. Posidonomya Bonn. Posidonella ve Kon. °). Die Gattung, welche einige der bekanntesten palaeozoischen Leitfossilien enthält, ist in Bezug auf Benennung und syste- 3) Boll. Kroe, Sol. |Eil, AN 1 Sr, 5 Te 2) FouLumann, devonische Aviculaceen, p. 135. 3) Das vordere Ohr, welches bei Posidonia sehr klein wird (P. Becheri, Taf. XIV, Fig. 6, 6a) fehlt bei Posidonella gänzlich; doch ist die Uebereinstimmung mit Posidonia Becheri so gross, dass ich beide kaum zu verschiedenen Gruppen stellen möchte. Allerdings gehören beide zu einer anderen Gruppe als Posidonia venusta. Doch ist der Unterschied zwischen den beiden Gruppen nicht grösser, als zwischen den Formenreihen der Zimoptera megaptera und normanniana. [26 7] Posidonia. 69 matische Stellung Gegenstand mannigfacher Meinungsverschieden- heiten gewesen. Die ältere Bezeichnung Posidonia BRONN wurde von demselben Autor (»unnöthiger- und wunbequemerweise« QUENSTEDT) wegen der Uebereinstimmung des Namens mit einem Seetang in Posidonomya verändert. Eine Verwechselung mit dem lebenden Tang ist wohl kaum zu befürchten, wie denn überhaupt — nach herkömmlichen Grundsätzen — in der Synonymik nur dort Umtaufen zu vollziehen sind, wo Irrthümer eintreten könnten. Im vorliegenden Falle ist der Name Posidonomya nicht nur un- bequem, sondern auch irreführend; denn mit einer Mya hat unsere Muschel sicher nichts zu thun. Systematisch erfuhr die Stellung von Posidonia insofern eine Veränderung als dieselbe zu den Palaeoconchae NEUMAYR gestellt worden ist. Die devonischen Arten der Gattung geben wenig Aufschluss über die zoologische Verwandtschaft; es werden daher hier die Abbildungen einer silurischen und carbonischen Art beigefügt, welche die nahe Verwandtschaft mit Avzicula deutlich zeigen: Posidonia Becheri SCHLOTH. sp., das bekannte Leitfossil des Culm (Taf. XIV, Fig. 6—6A) besitzt eine deutliche Liga- mentarea mit vorderem Ohre; beide treten auf den dem Berliner Museum gehörigen Stücken klar hervor. Posidonia glabra (Mstr. bei BARR. Syst. Silur. Vol. VI, t. 228, I, Taf. XIV, Fig. 9—9b aus der Mitte von E stammend) bildet endlich eine zweifellose Uebergangsform zwischen Posidonia und Avicula, zu welcher letz- teren Gattung die Art von BARRANDE gestellt wurde. Dieselbe be- sitzt grosse Aehnlichkeit mit der devonischen Posidonia hians'). Die jüngeren Posidonien der Trias und des Lias sind neuer- dings grossentheils zu anderen Gattungen, Pseudomonotis (Posidonia Clarae) und zu Aulacomya gestellt worden. Sicher gehört zu Posidonia s. str. wohl noch Posidonia Wen- gensis aus den Wengener Schichten von Wengen in Südtirol, die (nach einem selbstgesammelten Exemplar) ganz das Aussehen einer kleinen Posidonia Becheri besitzt. 1) Die abweichende Auffassung der einzelnen Formen prägt sich am deut- lichsten darin aus, dass Posidonia von den einen mit Avicula vereinigt, von den anderen in eine ganz verschiedene Ordnung gestellt wird. 70 Aviculidae. Aviculinae. [268] Posidonia venusta MÜNSTER. Taf. XIV, Fig. 15—15B. Posidonia venusta Münster, Beiträge II, p. 51, t. 10, f. 12. » » Richter u. Uxeer, Palaeontologie des Thüringer Waldes (1856) p. 114, t. 1, f. 33—35. Posidonia manipularis Rıcarer u. Unxcer, ]. c. p. 126, t. 2, f. 50—54. ? Avicula leptotus Rıcurer, Beitrag zur Palacontologie des Thüringer Waldes (1845) p. 44, t. 5, f. 149—150. Avicula obrotundata SANDBERGER, p. 285, t. 30, f. 10—10c. Posidonomya venusta F. Rosmer, Geognostische Beobachtungen im polnischen Mittelgebirge. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges21866, Po 1 132 » » Barroıs, Faune du calcaire d’Erbray, p. 26 Anm. » » Warpscaamipr, Zeitschr. d. geol. Ges. 1885, p. 924 Anm. » » F. Rorner, Lethaea palaeozoica, t. 35, f. 17. » » F. A. Rormer, Beiträge zur geolog. Kenntniss des nord- westlichen Harzgebirges I, Palaeontogr. IIT, p- 42, t. 6, f. 15 (verdrücktes Exemplar). Posidonomya striatosulcata 1d. ibid. p. 42, t. 6, f. 16. Die vorliegende Art gehört zu den verbreitetsten und be- kanntesten devonischen Zweischalern; sie unterliest in ihrer äusseren Form mannigfachen Schwankungen, die besonders die Länge des vor dem Wirbel gelegenen Theiles der Schale betreffen. Als Typus ist Fig. 15b anzusehen, ein Münster’sches Original, das zugleich die mittlere Grösse und die gewöhnliche Form der Muschel darstellt. Bei anderen Exemplaren ist die Wölbung stärker ausgeprägt und der Vordertheil der Muschel kürzer. Nur die verkalkten Exemplare geben sicheren Aufschluss über die Form; ‚die häufig im Cypridinenschiefer vorkommenden Muscheln sind durch Druck derart verzerrt und verdrückt, dass man eine ganz verschiedene Gattung vor sich zu haben glaubt. Trotz der grossen Zahl der verglichenen Exemplare liess sich über die inneren Merkmale der Muschel nur wenig feststellen. Die feine concentrische Berippung ist stets zu beobachten (Fig. 15b), der ÖOberrand ziemlich lang und gerade, die Ligamentfläche muss schon wegen der Feinheit der Schale ganz niedrig sein. Ein un- deutlicher Abdruck derselben wurde an einem Schieferexemplar beobachtet. [269] Posidonia. rel Posidonia venusta hat ihre Hauptverbreitung im mittleren und oberen Oberdevon und zwar sowohl in den Schiefern wie in den Kalken. Seltener ist die Art im unteren Oberdevon; das Fig. 15, 15b abgebildete Exemplar aus den rothen Eisenkalken von Sessacker bei Oberscheld dürfte daher stammen. Eine genauere Angabe der Fundorte ist überflüssig; die Art ist überall in Europa von Kielce in Polen bis Westfrankreich, vom südlichen England bis nach Kärnten (Gross-Pal am Plöckenpass) in den betreffenden Schichten eine der häufigsten Erscheinungen. Posidonia venusta var. nov. carintiaca. Taf. XIV, Fig. 16. Zwei kleine Exemplare, die im Clymenienkalk am Plöcken- pass (Kärnten) zusammen mit der Hauptform vorgekommen sind, unterscheiden sich von dieser durch die stärkere Wölbung, vor allem aber durch die Abstutzung der Vorderseite. Die sonst gerade Lisamentlinie erscheint hier vollkommen umgebogen. Obwohl Uebergänge nicht vollkommen fehlen, erscheint eine besondere Bezeichnung für diese abweichende Form angebracht. Posidonia venusta var. nov. eifeliensis. Taf. XIV, Fig. 14, 14a. Auch die vorliegende, abweichender gestaltete Varietät findet sich zusammen mit der Hauptform in schwarzen kalkigen Schiefern des oberen Oberdevon bei Oos, unweit Büdesheim. Die Unter- schiede liegen in der bedeutenderen Grösse, welche etwa das Doppelte von Posidonia venusta beträgt, dem ovalen Umriss, der geringen Länge der Ligamentlinie und dem Vorhandensein einer sehr feinen Radialsculptur. Von den beiden, im vorstehenden kurz charakterisirten Formen liest nur ungenügendes Material vor, und es muss bei der grossen Vielgestaltiskeit von P. venusta noch zweifelhaft bleiben, ob man es mit gleichzeitig lebenden Arten oder Varietäten zu thun hat. DD) Aviculidae. Kochiinae. [270] Posidonia hians \WALDSCHMIDT sp. Taf. XIV, Fig. 13, 13a. Avicula hians Wauvscuuior, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1885, p. 924, t. 40, f. 4. Die Art steht, wie WALDSCHMIDT richtig erkannte, Posidonia venusta am nächsten und unterscheidet sich durch die deutliche Abgrenzung des vorderen Öhres. Sie erinnert durch dieses Merkmal vor allem an Posidonia glabra MÜnsT. bei BARR. sp. aus dem Obersilur. Bemerkenswerth bei Pos. hians ist ferner das starke Klaffen der Muschel auf der Vorderseite. Die Schale ist 11—14”® Jang und breit, die Länge des Schlossrandes beträgt 2/s von der der Schale. Der einzige bisher bekannt gewordene Fundort ist die Ense bei Wildungen, wo die Art sich in den schwarzen Kalklinsen des unteren Oberdevon findet. Die von mir untersuchten und abge- bildeten Exemplare wurden von Herrn Prof. HOLZAPFEL gesammelt und befinden sich in der kgl. technischen Hochschule zu Aachen. III. Koehiinae. Kochia Frech. Taf. VI. Roemeria A. C. Kocn (non M. EpwaArps et Hure). ÖOnychia SANDBERGER. Sehr ungleichklappig, die linke Schale stark gewölbt mit über- gebogenem Schnabel, die rechte Klappe stellt einen flachen, wind- schief verbogenen Deckel dar. Die Flügel sind klem. Die Ligamentfläche ıst deutlich gestreift, sehr hoch, kurz und concav gebogen. Zähne fehlen vollkommen. Die undeutliche Begrenzung der Flügel, die Höhe der Ligamentfläche und vor allem die abnorme Ungleichklappiekeit reichen vollkommen hin, um die Gattung von anderen Aviculiden zu unterscheiden. Die hohe Liga- mentarea kehrt bei ZLimoptera wieder, an die sich die Gattung [271] Kochia. 75 wohl zunächst anschliesst. Doch ist hier die Ungleichklappiekeit viel geringer, sowie die Entwickelung und Begrenzung des hinteren Flügels deutlicher. F. RoEMER stellte Kochia zu den (apuliden. E. KAYSER wies ihr die richtige Stellung im System an, hielt jedoch die Unter- schiede nicht für bedeutend genug, um eine generische Trennung zu rechtfertigen. CARL Koch hatte bereits vorher auf die eigen- thümliche Art eine Gattung Roemeria begründet, deren Name je- doch als Synonym eines devonischen Korallengenus in Fortfall - kommen muss. Ueber die bei der Beschreibung von Kochia capuliformis von E. KAYsER zum Vergleich herangezogene Avicula dispar SANDB. (Clymenienkalk) vergleiche unten. Hingegen kommt der ebenfalls l. c. erwähnte Zdimir solus BARR. (G3) nicht in Betracht. Der- selbe ist, wie ich an einer anderen Stelle nachgewiesen habe, ein Brachiopod 1). Eine weitere Form, welche wirkliche Verwandtschaft mit Kochia capuliformis besitzt, ist Avicula ewimia VERN.?), aus dem Mitteldevon des Don. Die Muschel ist stark ungleichklappig, die linke Schale concav, die rechte flach darauf liegend. Auf der flachen Schale verlaufen neben dem hinteren Ohr einige Falten, sonst erscheint die Schale nur mit Anwachsstreifen bedeckt. Leider ist die Erhaltung des einzigen bekannten Öriginalexemplars zu mangelhaft, um mit Sicherheit unterscheiden zu können, ob Avicula eximia zu Kochia gehört. SANDBERGER?) hat neuerdings die Bezeichnung Kochia durch Onychia ersetzen zu müssen geglaubt, da die erstere schon für eine lebende Pflanze vergeben sei, und da es viele Naturforscher des Namens KocH gegeben hat und noch giebt. Beide Thatsachen sind zweifellos richtig, aber für die vorliegende Frage ohne Be- 2) 1) Derselbe wurde zuerst von Nov4k und mir als Uncites bestimmt, später hat der erstgenannte die Schlossgegend präparirt und die Zugehörigkeit der ziem- lich unregelmässig ausgebildeten Schale zu Pentamerus nachgewiesen. ?2) Wexsuxorr, Fauna des devonischen Systems im nordwestlichen Russland, = uE32. °) Saxpsercer, Entwickelung der unteren Abtheilung des devonischen Systems in Nassau, p. 11. 74 Aviculidae. Kochiinae. [272] deutung. Eine Verwechselung der lebenden Pflanze und der de- vonischen Muschel ist kaum zu befürchten, und die doppelte An- wendung eines Namens für derartige Dinge widerspricht in keiner Weise den üblichen nomenclatorischen Grundsätzen. Auch eine Verwechselung mit einem anderen Kocn kann kaum in Frage kommen: jeder Geologe, der mit unserem Leitfossil zu thun hat, wird wissen, um wen es sich handelt. Andererseits ist der Name Onychia nicht glücklich gewählt; abgesehen davon, dass die Aehn- lichkeit mit einer Klaue (ovv&) sehr gering ist, erinnert diese Be- zeichnung viel mehr an fossile hakentragende Tintenfische (Ony- . chites QUENST.). Kochia eapuliformis ©. KocH sp. Taf. VI, Fig. 6—6f. Naticopsis sp. F. Roener, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XVII, p. 592, t. 17, £. 9. Lamellibranche indetermine, Gosssuer, Esquisse geologique du Nord de la France, tl, 24. i Avicula® n. sp., Kayser, Jahrbuch d. geol. Landesanstalt für 1580, p. 262. Roemeria capuliformis, C. Kocn, ibid. p. 204. Avicula capuliformis, E. Kayser, Jahrbuch d. geol. Landesanstalt für 1882, t. 4, Kar 05 Alk Die Art bildet in erwachsenem Zustand von der Seite ge- sehen einen vollkommenen Halbkreis, der Rücken ist sehr schmal die Oberfläche wahrscheinlich mit feinen Anwachsstreifen bedeckt, die nur am Stirnrande deutlicher hervortreten. Unter dem Wirbel über dem Ligament liest eine hohe, eine Art Area darstellende dreieckige Fläche. Die kleine Klappe, von der 2 Steinkerne vor- liegen, ist windschief verbogen. Die Hinterseite ist flach und von einer ziemlich deutlichen Ligamentlinie begrenzt, die Vorderseite von einer diagonal verlaufenden Kante ab schief nach unten ge- bogen. Die Aviculidenform ist bei jüngeren. Exemplaren (Fig. 6b, 6c) deutlicher als bei erwachsenen. Die Schale ist bei beiden Klappen am Wirbel stark verdickt. Die Abnormität der äusseren Form wird noch durch die häufigen Verdrückungen er- höht. Im übrigen kann auf die ausführliche Beschreibung und kritische Besprechung von KAYSER verwiesen werden. [273] Kochia. 75 Kochia capuliformis ist ein sehr verbreitetes Leitfossil des ältesten Unterdevon (Taunusquarzit und Siegener Grauwacke) am Rhein, in Belgien und Schlesien (Würbenthal). Als rheinische Fundorte im Taunusquarzit sind zu nennen: Abentheuer im Huns- rück, Steinkopf bei Leissel, Katzenloch bei Idar (hier sehr häufie), Seifen bei Dierdorf (Siegener Grauwacke), Bendorf bei Coblenz)), Singhofen (Nassau) im Porphyroidschiefer, Mormont (Belgien). Um die Aehnlichkeit der Form zwischen Kochia und Gereillia zu veranschaulichen, sind einige Exemplare von Gervillia Joannis Austriae (Ob. Trias) neben Kochia capuliformis abgebildet. Eine eingehendere Besprechung findet sich im allgemeinen Theil. Loxopteria 2) nov. subgen. Die hierher gehörigen Arten stehen, wie schon von KAYSER hervorgehoben wurde, Kochia capuliformis am nächsten, unter- scheiden sich jedoch in der äusseren Form so erheblich, dass die Aufstellung einer besonderen Untergattung geboten erscheint. Während bei Kochia die stärkste Wölbung in der Mitte der Schale liest, ist dieselbe bei ZLoxopteria nach hinten gerückt, so dass — abweichend von allen anderen Aviculaceen — die Hinterseite der Schale steiler abstürzt, als die Vorderseite. Ein Vorderflügel ist ebensowenig vorhanden, wie bei Aochia; der Hinterflügel, welcher bei dieser Gattung kaum angedeutet erscheint, ist bei Lowopteria deutlich vorgestreckt und steht schief zu dem Haupttheil der Schale, der von vorn nach hinten zusammengedrückt ist. Den Hauptunterschied zwischen Kochia und Loxwopteria bildet somit die Gestalt der kleinen Klappe; dieselbe besteht bei beiden Gruppen aus zwei windschief zu einander gestellten Flächen, welche sich an einer diagonal verlaufenden Mittellinie berühren. Bei Loxopteria stossen der Hinterflügel und der Haupttheil der Schale unter einem einspringenden, bei Kochia unter einem ausspringenden Winkel an einander; bei letzterer Gattung besteht die kleine 1) Hier an der unteren Grenze der Üoblenzschichten. 2) Ao&ös schief, <ö rt£pov der Flügel. 76 Aviculidae. Kochiinae. [274] Klappe aus einem steil abstürzenden Vordertheil und einer flügel- losen Hinterseite. Die Ligamentarea ist bei Loxopteria (und Kochia s. str.) hoch, schräg verzogen und nur undeutlich gestreift. Der Umriss der Muschel bleibt rund und ist niemals wie bei Kochia s. str. in die Länge gezogen. Die kurze Diagnose der Untergattung lautet nach dem vor- hergehenden: Wie Kochia, jedoch ist ein deutlich abgesetzter Hinterflügel vorhanden; infolge dessen zeigt die, aus zwei schräg zu einander gestellten Flächen bestehende kleine Klappe einen einspringenden (nicht einen ausspringenden Winkel). Ligament- fläche undeutlich gestreift. Kochia ist nach den bisherigen Erfahrungen auf das tiefere Unterdevon, Loxopteria auf das obere Oberdevon beschränkt; ein Uebergang der einen Gruppe in die andere ist wahrscheinlich, aber noch nicht nachgewiesen. Bemerkenswerth ist die äussere, nicht auf wirklicher Ver- wandtschaft beruhende Aehnlichkeit von Loxopteria und der ober- silurischen Antipleura bezw. von Kochia und Gervillia. Kochia (Loxopteria) laevis n. sp. TafsVD Eiezsr ae. Die Muschel ist gerundet, die Kante zwischen Vorder- und Hinterseite stumpf, die Oberfläche mit feinen, nur unter der Lupe wahrnehmbaren Anwachsstreifen bedeckt. Die Aehnlichkeit mit Kochia capuliformis ist somit grösser als bei der nachfolgenden Art Kochia dispar. Vor allem erinnert auch die kleine Klappe infolge der geringeren Ausdehnung des Flügels mehr an die unterdevonische Art. Kochia laevis erreicht etwa dieselbe Grösse wie Kochia dispar, das grösste, auf Fig. 3 dargestellte Exemplar ist unvollkommen erhalten. Kochia laevis wurde bisher nur im Clymenienkalk von Wil- dungen gefunden; 4 von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelte Exemplare befinden sich in der technischen Hochschule zu Aachen. [275] Kochia. a Kochia (Loxopteria) dispar SANDBERGER sp. Taf. VI, Fig. 4—4h. Avicula dispar SanDBErGer, Versteinerungen des rheinischen Schichtersystems in Nassau, p. 284, t. 29, £. 14. Avicula dispar Kayser, Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon IV. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1873, p. 636. Für die eingehendere Beschreibung kann auf die Charakteri- sirung des Subgenus Lowopteria verwiesen werden. Von Kochia laevis unterscheidet sich die vorliegende Art durch die mehr zu- sammengedrückte Form der Schale, die scharf hervortretende Kante, von der ab die Hinterseite steil abfällt, sowie durch das Vor- kommen deutlicher Radialrippen und -Streifen. Die Deutlichkeit der Rippen ist sehr wechselnd; eine derselben liegt auf der Hinter- seite, 5— 7 auf der Vorderseite der grossen Klappe. Doch ver- wischen sich die Radialrıppen zuweilen vollkommen. Die kleine Klappe lässt nur Andeutungen von Rippen erkennen. Radial- linien sind in drei verschiedenen Abstufungen vorhanden, die ziemlich unregelmässig mit einander alterniren. An den Kreuzungs- stellen der Radiallinien und der schräg verlaufenden Anwachs- streifen entstehen kleine Anschwellungen. Trotz der guten Erhaltung der aus Pyrit bezw. Brauneisen- stein bestehenden mit beiden Klappen erhaltenen Kerne gelang es nicht, über die Lage der Muskeleindrücke ins Klare zu kommen. Der vordere Eindruck liest (wenn er überhaupt vorhanden war), unmittelbar unter dem Wirbel, der hintere Adductor der grossen Klappe inserirt sich zwischen der Hauptkante und der Radial- rippe der Hinterseite; in der kleinen Klappe liegt derselbe etwa in gleichem Abstand vom Ober- und Unterrande unmittelbar neben dem Flügel. Kochia dispar findet sich durchweg im höheren Öberdevon und zwar im Eisenstein von Oberscheld, im Clymenienkalk des Enkebergs und in den Schiefern von Nehden (Zone des Goniatites curvispina). Besonders häufig erscheint die Art an dem letzt- genannten Fundort; fast in allen untersuchten Sammlungen be- 78 Aviculidae. Pterinaeinae. [276] finden sich Belegstücke von dort. Jedoch sind trotz der grossen Zahl der Exemplare gut erhaltene Stücke überaus selten. Kochia (Loxopteria) rugosa n. sp. Irene NIE mie Gr Der Es liest nur die abgebildete linke Klappe vor, die im Umriss mit der vorher beschriebenen Art übereinstimmt. Abgesehen von dieser Aehnlichkeit, auf die auch die Etikette BEYRıcu’s hinweist, ist die Verschiedenheit der Sculptur sehr in das Auge fallend. Die Radialrippen und, wie es scheint, auch die Radıallinien fehlen vollkommen; dafür ist die Schale, abgesehen von den Anwachs- streifen, von kräftigen concentrischen Rippen bedeckt. Die Wöl- bung ist flach. Der Flügel ist leider abgebrochen und die Liga- mentfläche nicht erhalten. Das einzige Exemplar wurde im Jahre 1855 von BEYRICH im Oberdevon (rother eisenschüssiger Kalk) von BEILSTEIN bei Öberscheld gesammelt und befindet sich im Berliner Museum. IV. Pterinaeinae. Pierinaea GoLpruss em. Die wesentlichsten Unterschiede, welche die Gattung von Avicula trennen, bestehen in dem Vorhandensein deutlicher Schloss- und Seitenzähne, sowie eines tief eingesenkten vorderen Schliess- ınuskels, welcher letzterer bei den palaeozoischen Avticulae meist und bei den jüngeren Arten der Gattung (von der Trias an) stets fehlt. Seiten- und Schlosszähne sind zwar auch zuweilen bei Avicula angedeutet, jedoch finden sich niemals beide neben einander. Die Angabe bei GoLpFuss, dass der hintere Adductor sich auf dem Ohr inserirt habe, ist bereits mehrfach berichtigt worden, kehrt aber trotzdem in sämmtlichen Lehrbüchern wieder. Für Pteri- [277] Pterinaea. 79 naea laecıs ist die betreftende Beobachtung sicher unrichtig, bei Pterinaea costata und fasciculata liess sich jedoch nachweisen, dass der Adductor in der That mit seinem oberen Theile noch auf den Hinterflügel hinübergreift. Der betreffende Muskeleindruck liegt stets unterhalb des Endes der Seitenzähne; wo diese, wie bei Pterinaea laevis, lineata und vwentricosa die Grenze zwischen dem Flügel und dem Haupttheil der Schale bilden, liest der Muskel ganz auf dem letzteren. Wenn hingegen der Seitenzahn in der Mitte des Hinterflügels liegt, greift der Adductor noch auf diesen hinüber. Die Angabe von GOLDFUSS ist somit in sehr ein- geschränktem Maasse richtig; an und für sich ist das Merkmal in keiner Hmsicht bedeutsam. Wenigstens liegt bei Pterinaea byssifera, einer zur Gruppe der Perinaea costata gehörigen Art, der hintere Schliessmuskel ganz auf dem Haupttheil der Schale. Eine bemerkenswerthe Eisenthümlichkeit von Pterinaea ıst die ausgeprägte Ungleichklappigkeit der Schalen. Die linke Valve ist stets gewölbt, die rechte flach oder fast concav. Die erstere ist wesentlich kräftiger und trägt bei den Gruppen a und b die Radialsculptur, welche bei der rechten Klappe auf den Flügel be- schränkt ist. Nach der Sculptur, der Ausbildung des vorderen Ohres, der Vertheilung der Schlosszähne und der allgemeinen Form und Wölbung der Schale lassen sich eine Anzahl natürlicher Formen- reihen unterscheiden: a) Gruppe der Perinaea costata. Kräftige Radialsculptur auf der convexen linken Klappe; die rechte concave Schalenhälfte nur auf dem hinteren Ohr mit schwächeren Radiallinien. Vorderes Ohr deutlich abgesetzt. Schloss- und Seitenzähne deutlich getrennt. Die Gruppe ist horizontal und vertical am weitesten verbreitet: Ausser zahlreichen Arten des mitteleuropäischen Unterdevon ge- hören hierher einige seltene Formen aus dem älteren Mitteldevon der Eifel und sämmtliche amerikanische Arten, die vom Unter- devon bis in das höhere Oberdevon (Chemung group) hinaufreichen. b) Gruppe der Pferinaea lineata. Linke Klappe gewölbt, rechte flach. Radialstreifen fein. Vorderes Ohr undeutlich. Unter- devon der rheinischen Provinz. (0,6) >) Aviculidae. Pterinaeinae. [278] c) Gruppe der Pferinaea laevis. Nur concentrische Anwachs- streifen. Linke Klappe gewölbt, rechte concav oder flach gewölbt. Schloss- und Seitenzähne deutlich getrennt. Vorderes Ohr ziem- lich gross und deutlich abgesetzt. Unterdevon der rheinischen Provinz. d) Gruppe der Pterinaea ventricosa. Schloss- und Seitenzähne nicht getrennt, Nur concentrische Anwachsstreifen. Linke Klappe stark gewölbt, rechte deckelförmig concav. Vorderes Ohr undeut- lich begrenzt. Unterdevon und tiefstes Mitteldevon der rheinischen Provinz. Die zuletzt genannte Gruppe unterscheidet sich von allen übrigen durch das Vorkommen einer ununterbrochenen Reihe von Schloss- und Seitenzähnen, und könnte wegen dieses, an Actino- desma erinnernden Merkmals zum Vertreter einer Untergattung (etwa Mecropteria) erhoben werden. Die vier namhaft gemachten Gruppen sind zwar gut unter- scheidbar, ermangeln jedoch andererseits nicht der Uebergangs- formen. An einer Art aus der Gruppe der Pierinaea lineata konnte das Vorkommen von undeutlichen Zahnleisten zwischen Schloss- und Seitenzähnen beobachtet werden. Pterinaea laevis zeigt zu- weilen Andeutungen von Radialrippen (Taf. X, Fig. 3b) und bei einigen Arten aus der Gruppe der Pierinaea costata wird die Radialsculptur fein, so dass nur noch die deutlichere Ausbildung des Vorderflügels den Unterschied von der Gruppe der Pierinaea lineata bildet. Die geologische Vertheilung von Pterinaea ist insofern eigen- artig, als nach der starken Entfaltung von Individuen und Arten im Unterdevon die Gattung bereits im unteren Mitteldevon Europas fast verschwindet. Aus dem letzteren sind nur 3 Arten in ebenso vielen Exemplaren bekannt geworden, während die Gattung in Amerika noch im höheren Oberdevon häufiger vorkommt. Man wird nicht fehlgehen, wenn man das fast vollkommene Verschwinden der Gattung in Europa mit dem bedeutenden Facies- wechsel zwischen Unter- und Mitteldevon in Verbindung bringt. Schlammige und noch mehr sandige Littoralbildungen scheinen für das Gedeihen von Pterinaea besonders günstig gewesen zu sein. [2 7 9] Pterinaea. | Erstere fehlen im rheinischen Mitteldevon vollkommen und letztere treten hinter den kalkigen Sedimenten sehr zurück. Die drei ver- einzelten mitteldevonischen Pterinaeen entstammen bezeichnender- weise sämmtlich der Facies der Oalceolamergel. Andererseits sind in Amerika sandic-schiefrige Bildungen im Mitteldevon (Hamilton group) und Oberdevon (Ohemung group) sehr verbreitet. Man wird also das Verschwinden von Pferinaea durch heterope Verhältnisse zu erklären haben. -— Das Fehlen der Gattung in dem sandigen Oberdevon (Famennien, Pilton beds etc.) von Belgien und Südengland erklärt sich daraus, dass Pterinaea in den europäischen Meeren schon lange vorher ausgestorben war. Auf geographische Unterschiede deutet andererseits das Fehlen der mit Pferinaea lineata, laevis und ventricosa verwandten Formen in Amerika hin. a) Gruppe der Pterinaea costata. Taf. VIIT; IX. Pterinaea ecostata GOLDFUSS. Taf. VII, Fig. 2, Taf. IX, Fig. 4—8. Pterinaea costata Goupruss, Petrefacta Germaniae 11, p. 137, t. 120, f. 4. » » _ SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 292, t. 30, f.6 (Copie nach Gorp- Fuss). » » Forrmann, Ueber devonische Aviculaceen p. 188. Pterinaea Paillettei FoLumanx (non Verneuil) 1. ce. t. 3, £. 1. Pterinaea costata E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, p. 19, t.7, f. 104; t.8, ade Die Art bleibt an Grösse hinter Pierinaea fasciculata zu- rück. Das Fig. 4 (Taf. IX) abgebildete Stück ist ungewöhnlich gross. Die Form ist wegen der fast regelmässig vorkommenden Verdrückung schwer festzustellen; Fig. 4 stellt ein normales Exemplar dar. Die Steinkerne sind auch bei mangelhafter Er- haltung leicht an dem Vorhandensein von 6-—-8 Radialrippen !) Der Vorderflügel ist unrichtig ergänzt. Abh. IX, 3. 6 82 Aviculidae. Pterinaeinae. [280] kenntlich, die nur selten undeutlich werden. Beide Flügel sind scharf abgesetzt, der vordere ist verhältnissmässig gross. Der hintere Muskeleindruck liest unmittelbar unter dem Ende des Seitenzahnes zum Theil auf dem Flügel (Fig. 4); der kleine vordere Eindruck liegt an der gewöhnlichen Stelle auf dem vor- deren Ohr. Unter dem Wirbel liegen je drei Schlosszähne; in der rechten Klappe (bezw. im Steinkern der linken) convergiren die beiden äusseren Zähne der Art, dass der dritte kleine Zahn zwischen ihnen eingeschlossen ist. Hinter diesen drei Zähnen liegt zuweilen noch ein vierter. Auf dem hinteren Flügel der linken Schalen- hälfte liegen zwei, in der rechten Klappe ein langgestreckter grosser Seitenzahn, oberhalb dessen sich die Andeutung eines zweiten kleineren findet. Die rechte Klappe ist, trotz der Häufig- keit linker Schalenhälften bisher noch nicht gefunden worden. Der Zahnbau derselben kann sich jedoch wenig oder gar nicht von dem Negativ auf den Steinkernen der linken Klappe unter- scheiden. Die Gestalt der rechten Schale war, wie die Vergleichung mit anderen Arten ergiebt, flach, die Sculptur wenig ausgeprägt. Das Fehlen der rechten Klappen ist wohl durch ihre Dünnschalig- keit zu erklären. FOLLMANN trennt die im älteren Unterdevon (Taunusquarzit und Siegener Grauwacke) vorkommenden Formen ab und be- zeichnet sie als Pierinaea Paillettei VERN. et BARR.!), deren Ori- ginal zum Vergleich copirt wurde (Taf. VIII, Fig. 3). Der Vergleich einer grösseren Anzahl von Exemplaren, die aus dem Taunusquarzit, den unteren und oberen O©oblenzschichten stammen, zeigt jedoch, dass die Art im Wesentlichen unverändert durch sämmtliche unterdevonischen Stufen hindurchgeht. Weder die Steinkerne noch die Abdrücke der äusseren Schale zeigen irgendwelche erheblichen Unterschiede. Die Zahl (6—7) und der gegenseitige Abstand der Radialrippen lässt gewisse untergeordnete Verschiedenheiten erkennen, die sich jedoch auch zwischen Exem- 1) Bull. soe. geol. de France ser. 2. Bd. 12b, t. 29, f. 3, p. 1003. [281] Pterinaea. 83 plaren finden, die aus derselben Schicht und von demselben Fund- orte stammen. Die von FOLLMANN |. c. hervorgehobenen Unter- schiede der beiden Arten erklären sich wohl aus der Verzerrung durch Gebirgsdruck. Pterinaea Paillettei VERN. unterscheidet sich dagegen durch einige, nicht erhebliche Abweichungen der Sculptur, die sich bei keinem der zahlreichen von mir untersuchten Exemplare der Pterinaea costata wıederfanden. Bei Pt. Paillettei ist der Raum zwischen den Radialrippen durch radial verlaufende Linien zweiter und dritter Ordnung ausgefüllt, während diese Linien bei Pf. co- stata durchweg die gleiche Stärke haben. Das hintere Ohr ist bei Pt. costata von zahlreichen ziemlich kräftigen Radialrippchen be- deckt, die der spanischen Art fehlen. Bei Pt. Paillettei ist end- lich das vordere Ohr durch eine einzige stärkere Rippe nach hinten zu abgegrenzt, während bei Pf. costata nur zwei schwächere Rippen auf dem vorderen Theile dieses Ohres liegen. Pterinaea costata besitzt ihre Hauptverbreitung in den unteren Coblenzschichten und ist hier stellenweise recht häufig, so bei Daaden im Siegenschen , bei Stadtfeld unweit Daun und bei Coblenz (Pfaffendorf und Vallendar, hier etwas seltener). Nicht so häufig ist die Art in den oberen Coblenzschichten, so bei Ems und Prüm (Eifel), sowie im Hauptquarzit des Harzes (Michael- stein und Astberg bei Wernigerode). FOLLMANN citirt ausserdem als Fundort Bausendorf bei Wittlich (obere Coblenzschichten). Dazu kommen die meist nach FOLLMANN angeführten Fundorte der Pterinaea Paillettei: Taunus- quarzıt von Abentheuer im Hundsrück, vom Idarwald bei Kirn (Geologische Landesanstalt) und Mormont in Belgien; Siegener Grauwacke: Stucksley im Siebengebirge, Menzenberg, Grube Alte Mahlscheidt am Hohenseelbachskopf. Pterinaea costata befindet sich fast in sämmtlichen untersuchten Sammlungen und die Zahl der verglichenen Exemplare ist sehr bedeutend. Doch sind die Stücke meistens ungünstig erhalten. Die verschiedenen Figuren veranschaulichen die Mannigfaltig- keit der durch Verdrückung hervorgebrachten Formen. 84 Aviculidae. Pterinaeinae. [282] Pterinaea costulata A. RoEMER. Nee BG, er 35 Yes Pterinaea costulata A. Roemer, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nord- westlichen Harzgeb. I, p. 3, t. 1, £. 3. Pterinaea fasciculata Beusnuausen non GoLvruss. Diese Abhandlungen Bd. VI, | H. 1, p.57, 1.2, £. 11. Die Zwergform des Oberharzer Spiriferensandsteins unter- scheidet sich von Pt. fasciculata durch einige Merkmale, die ihre Abtrennung rechtfertigen dürften. Der Steinkern ist nicht, wie bei der genannten Art, glatt, sondern zeigt die sämmtlichen Haupt- rippen. Der Hinterflügel ist unverhältnissmässig klein, der Vorder- flügel dagegen sehr ausgedehnt und an seinem Vorderrande von zwei kräftigen Rippen begrenzt, welche bei Pterinaea fascieulata mehr zurücktreten. Endlich sind die Seitenzähne wahrscheinlich weiter nach hinten gerückt; wenigstens befinden sich dieselben bei einem am Hinterende zerbrochenen Stück nicht an der Stelle, wo sie bei der verwandten Art liegen. Die in Olausthal befind- lichen Originalexemplare A. ROEMER’s sind zwar ziemlich mangel- haft erhalten, lassen jedoch die hervorgehobenen Unterschiede mit genügender Deutlichkeit erkennen. Ausserdem liegen zwei Stücke vom Fusse des Kahleberges am Kellerhalser Teich und vom Bocks- berg vor. Museen von Berlin und Halle. Das Berliner Exem- plar stammt aus demselben Blocke, welcher das von BEUSHAUSEN abgebildete Exemplar von Koenenia Lasü enthält. Pterinaea fascievlata GoLDFuss. Taf. VII, Fig. 1, 1a, Taf. IX, Fig. 13. Pterinaea fasciculata Goıpruss, Petrefacta Germaniae II, p. 137, t. 129, £. 5. > » SANDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 293, t. 130, f. 7. » » Forımans, Ueber devonische Aviculaceen, p. 187, t.3, f. 3. » » E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits p. 20, t. 7, £. 11. Die Art umfasst ziemlich grosse Formen; doch ist mir kein Exemplar bekannt geworden, welches die citirte Abbildung von GoLpruss in dieser Hinsicht übertroffen hätte. Der Vorderflügel ist rund abgestutzt, der grosse Hinterflügel am Hinterrande [283] Pterinaea. 85 schwach eingebogen (die Ergänzung bei FOLLMANN t. 3, f. 3, ist un- richtig). Der Haupttheil der Schale ist mit 10—12 kräftigen Radial- rippen bedeckt, die meist deutlich alterniren, zuweilen aber auch gleichmässig stark ausgebildet sind. Feinere Radialstreifen finden sich auf den Flügeln; auch die Anwachsstreifen treten deutlich hervor. In der linken Klappe liegen vier unregelmässig gestellte vordere Schlosszähne, zu denen wohl noch ein fünftes Zähnchen kommt (Taf. VII, Fig. 1a). Hinter dem Wirbel liegen drei Seitenzähne, die zuweilen gespalten sind. In der rechten Klappe befinden sich wahrscheinlich vier Schloss- und zwei Seitenzähne. Die Seltenheit der rechten Klappen ist, gegenüber der ausser- ordentlichen Häufigkeit linker Schalenhälften, sehr auffällg. Mir ist von ersteren bisher nur ein kleines Exemplar zu Augen gekommen; dasselbe ist fast vollkommen flach. Während Pferinaea costata in den unteren Coblenzschichten häufig, in den oberen selten ist, findet sich Pierinaea fasciculata ausschliesslich in der oberen Stufe. Allerdings führen FOLLMANN und Kayser !) die Art auch aus den unteren Üoblenzschichten an; doch ist mir kein daher stammendes Exemplar zu Augen ge- kommen. In dem genannten Horizont ist die Art ziemlich häufig, so unweit Miellen bei Ems, Michaelstein im Harz (Hauptquarzit), bei Coblenz (Condethal, Laubbach), Kemmenau, Daleiden, Gru- pont (Belgien), im Coblenzquarzit bei Rhens und im Bienhornthal (Coblenz) u. s. w. Ferner sammelte ich einen, vielleicht hier- zu gehörigen Abdruck in den oberen Calceolaschichten von Rips- dorf in der Eifel. Exemplare befinden sich in sämmtlichen unter- suchten Sammlungen. Pterinaea jlabella CoxraAD aus der Hamiltongroup (Mittel- devon) von Nordamerika ist mehrfach (z. B. von FOLLMANN) mit der vorliegenden Art identificirt worden, unterscheidet sich jedoch, wie der Vergleich mit amerikanischen Exemplaren lehrt, durch mehrere Merkmale. Die Oberflächensculptur besteht bei Pterinaea Jabella aus verhältnissmässig schwachen Hauptrippen, zwischen denen 3—7, wohl auch noch mehr feinere Radialstreifen liegen 2). ') Fauna des Hauptquarzits, p. 20. ?) Harr, Palaeontology of New-York, t. 15, f. S-10 und t. 14. 6 Aviculidae. Pterinaeinae. [284] Bei Pterinaea fascieulata beobachtet man zwar meist ein Alterniren der Hauptrippen, jedoch sind die dazwischen liegenden Radial- linien zweiter Ordnung so fein, dass sie nur mit dem Ver- grösserungsglas erkennbar sind. Ferner ist das vordere Ohr von Pterinaea jlabella nur mit schwach ausgeprägten Radialstreifen be- deckt. Unter dem Wirbel sind regelmässig nur 4 Zähne vor- handen; und man beobachtet in der linken Klappe nur zwei Seitenzähne. Ueber die Selbstständigkeit der beiden fraglichen Arten kann kein Zweifel obwalten. Jedoch bleibt die nahe, wohl durch phylogenetischen Zusammenhang zu erklärende Verwandtschaft um so auffälliger als die Altersverschiedenheit ebenso gross ist wie die räumliche Entfernung. Pterinaea fasciculata gehört dem oberen Unterdevon, Pterinaea flabella dem oberen Mitteldevon an. Bei Pterinaea flabella ist auch die rechte Klappe vollständig beobachtet worden; dieselbe ist flach, beinah concav und zeist ganz ähnlich wie Pterinaea lineata nur auf dem hinteren Flügel Radialstreifen; sonst ist sie nur mit Anwachsstreifen be- deckt. Man wird für. die Oberfläche der rechten Schale von Pterinaea faseiculata eine ähnliche Sculptur annehmen dürfen. Die Unterschiede von der nahe verwandten Pierinaea costata er- geben sich aus dem Vergleiche der Abbildungen unmittelbar. Die Sculptur von Pterinaea fasciculata ist viel reicher in Folge der grösseren Zahl und mannigfacher Differenzirung der Radialrippen. Die Gestalt der — an sich veränderlichen — Schlosszähne zeigt keine erheblichen Verschiedenheiten; hingegen liest unter dem starken Seitenzahn der rechten Klappe!) bei Pterinaea fasciculata ein dritter Zahn, der bei Pterinaea costata fehlt. Das Vorhanden- sein bezw. Fehlen von Radialrippen auf den Steinkernen wurde schon oben angeführt. Die beiden Arten ähneln sich auch darin, dass die rechte Klappe von Pterinaea fasciculata überaus selten ist; das erste überhaupt gefundene Exemplar (Taf. IX, Fig. 3) sammelte ich bei Miellen unweit Ems. ) = Vertiefungen auf dem Steinkern der linken Schalenhälfte. [285] Pterinaea. 87 Pterinaea subeostata nov. sp. (Taf. VII, Fig. 7 und Taf. XVIIL.) Die neue Art, welche sich zunächst an Pterinaea fasciculata }) anschliesst, unterscheidet sich von dieser durch die weniger schiefe Form der Schale, den geraden Verlauf der Schlosslinie, welche nicht am vorderen Ohr abgestutzt ist, und die Gestalt der Zähne. Die 4 scharf ausgeprägten Schlosszähne weichen in ihrer relativen Grösse etwas von Pferinaea fasciculata ab; ferner sind die beiden hinteren Seitenzähne gleich gross, kürzer und viel mehr nach vorn gerückt. Das Originalexemplar, ein vortreffllich erhaltener Steinkern der linken Klappe, stammt aus den oberen Ooblenzschichten von Coblenz und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Im selben Stücke liegen noch ein Abdruck von Pleurotomaria dalei- densis F. ROEMER, Bellerophon macromphalus A. ROEMER und ein neuer Schizodus aus der Verwandtschaft von Schizodus carinatus F. RoEMER. Pterinaea byssifera nov. sp. Taf. IX, Fig. 20 —20e. Durch vorsichtige Präparation gelang es, die Durchschnitte der Schlosszähne in beiden Klappen freizulegen, so dass die Zu- sehörigkeit der Art zu Pterinaea, trotz ihrer äusseren Aehnlichkeit mit Avicula fenestrata gesichert ist. In der stärker gewölbten linken Schalenhälfte liegen 4 ziemlich feine Zähne, in der schwächer sewölbten rechten Klappe liegen deren 5, von denen die beiden äusseren stumpf, die beiden inneren scharf zugespitzt sind. Seiten- zähne sind nicht sichtbar, aber wahrscheinlich vorhanden. Bemerkenswerth ist das Vorhandensein einer ziemlich aus- gedehnten, für den Austritt des Byssus bestimmten Oeffnung auf der abgestutzten Vorderseite der Schale An der Zugehörigkeit ') Zwei neuerdings erhaltene Exemplare erweisen die Verwandtschaft der neuen Art mit Pferinaea laevis (vergl. den Anhang). 88 Aviculidae. Pterinaeinae. [286] zu Pterinaea ist um so weniger zu zweifeln, als auch die Ober- flächensceulptur und das Verhältniss der beiden Klappen durchaus mit einigen amerikanischen Pterinaeen !) übereinstimmt. Die schuppige Gestaltung der Anwachsstreifen stimmt voll- kommen mit den citirten Figuren der Pierinaea flabella überein; verschieden ist nur die relative Stärke und die Aufeinanderfolge der Radialrippen. Auf abgeriebenen Theilen der Schale erscheint ein verhältnissmässig einfaches, quadratisches Gitterwerk. Der Vorderflügel ist sehr klein und abgestutzt, der Hinter- flügel gross, auf der gewölbten linken Klappe deutlicher abgesetzt als auf der rechten und ebenfalls mit Radialstreifen bedeckt. Die Radialsculptur ist auf der flachen, gewölbten, rechten Klappe viel weniger deutlich als auf der linken und im wesentlichen auf den Hinterflügel beschränkt. Der Umriss ist viereckig, der hintere Schliessmuskel gross, etwa in der Mitte der Schale gelegen, der Manteleindruck überaus deutlich. Das einzige vorliegende Exemplar habe ich vor Jahren in den oberen Calceola-Mergeln zwischen Gerolstein und Pelm gesammelt. Pterinaea diehotoma KRrRANTZz. Taf. IX, Fig. 16. Pierinaea dichotoma Krasız, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande 1857; p. 157, t. 11, £. 5. Aeussere Form und Sculptur erinnern am meisten an die vor- stehende Art. Doch sind die Radialrippen gröber und die An- wachsstreifen treten sehr zurück. Das Originalexemplar von KrRANTZ war ungenügend präparirt; bei weiterem Arbeiten trat ein eigenthümliches, spitz vorspringendes Vorderohr zu Tage, wie es bei keiner anderen Art vorkommt. Ferner liess sich an dem Sculpturstein ein kurzer hinterer Seitenzahn nachweisen. Die Art scheint überaus selten zu sein; denn ausser dem, aus der Siegener Grauwacke des Menzenbergs stammenden Original !) Pterinaea flabella Harı, 1. c.t. 15, f. 8S—10; Pterinaea consimilis, chemungensis, l2e, 3216: [287] Pterinaea. 89 ist nichts weiteres bekannt geworden. Sammlung des naturhisto- rischen Vereins zu Bonn. Auf die eigenthümliche Uebereinstimmung der Sculptur mit Avteula rigomagensis wurde bereits hingewiesen. Eine nahe ver- wandte Pierinaea kommt im oberen Oberdevon von Nordamerika vor. b) Gruppe der Pterinaea lineata. 123, IDG Pterinaea lineata GoLDFuss. Taf. IX, Fig. 17 — 19a. Pterinaea lineata Goıpruss, Petrefacta Germaniae, p. 135, t. 119, f. 6. » elongata » Kelslonael 10% 11895 in JUIGETE, 5% » plana » id. ibid. t. 119, f. 4, ex parte. » lineata SanDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 289, t. 30, f.1. (Copien nach GoLDruss.) » » F. Rorner, Lethaea palaeozoica, Atlas t. 24, f.1. (Copien nach GoLpruss.) » » Forrmans, Ueber devonische Aviculaceen, p. 185, t. 3, f. 2, 2a. Pseudomonotis minuta Maurer, Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 11). Die Art ist mehrfach, zuletzt sehr eingehend von FOLLMANN abgebildet und beschrieben worden; auch auf die Uebereinstimmung von Pterinaea elongata und plana mit Pterinaea lineata wurde schon des öfteren aufmerksam gemacht. Der Umriss unterliegt einigen Schwankungen und ist bald höher, bald niedriger, das hintere Ohr ist stärker oder schwächer vorgezogen (GOLDFUSS l.c. £.4b bis f. 6a). Der Vorderflügel ist bei jungen Exemplaren kaum angedeutet (Fig. 19) und auch bei grösseren Exemplaren in der linken Klappe schwächer entwickelt als in der rechten. Diese Verschiedenheiten werden zum Theil durch Verdrückungen ‚veranlasst, sind zum Theil aber ursprünglich und kehren in ganz !) Pseudomonotis minuta ist ein in der Höhenrichtung stark verzerrter Stein- kern, bei dem der Seitenzahn in eine, bei der Verzerrung entstandene Furche zu liegen kam. Da die Schlosszähne abgebrochen sind, erscheint die Deutung als Pseudomonotis erklärlich. 90 Aviculidae. Pterinaeinae. [288] ähnlicher Weise bei der nahe verwandten Pferinaea EXPAnSsa - MAURER wieder. (Man vergleiche die Beschreibung dieser Art). Es sei noch hervorgehoben, dass die bei FOLLMANN I. c. f. 2 abgebildeten 3 Schlosszähne auf der flachen, runden Schale nicht der Regel entsprechen, gewöhnlich erscheinen deren nur 2, welche auch zuweilen undeutlich werden; Lage und Form des vorderen Schliessmuskels varıirt nach dem Alter des Thieres. Bei jungen Exemplaren (Taf. IX, Fig. 17) steht derselbe annähernd senkrecht, mit geringer Neigung nach vorn. Bei grösseren Stücken (FoLL- MANN t. 3, f. 2) ist derselbe schief nach hinten gedehnt. Da die, vornehmlich im älteren Unterdevon verbreitete Form als besondere Art (bezw. Mutation) aufzufassen ist, so bleibt Pterinaea lineata s. str. auf die oberen Coblenzschichten beschränkt und ist hier stellenweise, besonders in der Umgegend von Ems bei Kemmenau und Miellen recht häufig. Ausserdem kommt die Art vor bei Lahnstein, Laubach bei Coblenz, Daleiden, Olkenbach und W itt- lich in der Moselgegend. Auch die im OCoblenzquarzit bei Ems, Niederlahnstein, Rhens und im Bienhornthal bei Coblenz vorkom- menden Formen dürften hierher gehören. KRANTz und FOLLMANN |) citiren die Art aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg; jedoch gehören die in Frage kommenden Exemplare der Bonner Sammlung zu der folgenden Art. Pterinaea expansa MAURER sp. em. FRECH. No, 10%, Die NL IIS, Pterinaea lineata auct. ex parte. Avicula exvpansa Maurer, die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 9. Die neue Art stimmt in den meisten Beziehungen mit Pterinaea lineata überein und ist daher auch bisher mit derselben verwechselt worden. Während jedoch auf der flachen oder con- caven rechten Schale von Pterinaea lineato nur der Hinterflügel einige radiale Streifen zeigt, im Uebrigen aber mit concentrischen Anwachsstreifen versehen ist, weist hier die ganze Oberfläche beider Klappen deutliche Radialsculptur auf (Fig. 12), die auch auf dem ) Verhandlungen des naturhist. Vereins der Rheinlande 1857, p. 158. [289] Pterinaea. 9] Steinkerne sichtbar hervortritt. Der Unterschied wurde an einer hinlänglichen Zahl von Exemplaren beobachtet, und dürfte eine specifische Trennung um so mehr rechtfertigen, als noch andere Verschiedenheiten hinzukommen. Pferinaca lineata besitzt einen tief eingebuchteten Hinterrand, die Spitze des Flügels und der untere Theil der Schale ragen weit vor; bei Pferinaea expansa ist dieser Sinus kaum angedeutet oder fehlt ganz. Ferner beträgt die Zahl der deutlichen Seitenzähne in der linken Klappe bei Pferinaea expansa zwei, zuweilen findet sich auch noch die Andeutung eines dritten; bei Pferinaea lineata ist nur ein einziger kräftiger Seiten- zahn und zuweilen noch die Andeutung eines zweiten vorhanden, Im übrigen stimmen die zwei Mutationen überein. In beiden Klappen liegen je zwei bis drei (ausnahmsweise vier) schräg ge- stellte Schlosszähne. Bemerkenswerth ist ein Exemplar von Stadt- feld, an dem zwischen Schloss- und Seitenzähnen einige leisten- artige Anschwellungen sichtbar sind, so dass, wie bei der Gruppe der Pferinaea ventricosa, eine scharfe Grenze zwischen beiden nicht vorhanden ist. Der Unterschied der breiten und hohen Exemplare ist noch erheblicher als bei Pierinaea lineata. Da jedoch alle Uebergänge (vollständiger, als die Abbildungen erkennen lassen) vorliesen, erschien die Abtrennung einer Varietät nicht angezeigt. Die Art ist in den unteren Ooblenzschichten von Zendscheid in der Eifel nicht selten. Weniger häufig ist die Art bei Stadt- feld, Daaden, Pfaffendorf und Ehrenbreitstein, sowie in der Siegener Grauwacke von Menzenberg, Unkel bei Remagen und Seifen bei Dierdorf. Zwei ungünstig erhaltene Steinkerne aus den oberen Coblenz- schichten von Daleiden (geologische Landesanstalt) zeigen Radial- streifen auf beiden Klappen, sind jedoch im übrigen gröber skulpturirt, so dass die Zugehörigkeit zu der vorliegenden Art noch zweifelhaft ist. Das Originalexemplar von MAURER’s Avicula expansa stammt ebenfalls aus den oberen Coblenzschichten von Lahneck, gehört aber palaeontologisch sicher zu der vorliegenden Art. Die Bestimmung als Avicula erklärt sich dadurch, dass an dem beide Klappen umfassenden Steinkern, das Ohr über dem hinteren Seitenzahn abgebrochen ist, so dass Zähne überhaupt zu fehlen scheinen. 92 Aviculidae. Pterinaeinae. [2 90] e) Gruppe der Pterinaea laevis. nein 101, 0X, 2X, Pterinaea laevis GOLDFUSS. Taf. II, Fig. 10— 13; Taf. X, Fig. 3— 3b. Pterinaea laevis GouLpruss, Petrefacta Germaniae II, p. 135, t. 119, £. 1. » » _ SANDBERGER, 1. c., p. 289, t. 30, f.1. (Copie nach Gorpruss ) » » Zurrer, Handbuch der Palaeontologie II, p. 33. (Copie nach GoLpruss.) » » Eoremann, 1.c. p. 184, 1.3, f. 1. Der Umriss der Schale ist nicht ganz beständig, bald höher, bald breiter, doch kennzeichnet die senkrecht zur Schlosslinie ge- stellte, steil abfallende Vorderwand die Art hinlänglich. Der Vorderflügel ist gross, deutlich abgesetzt und nach unten zu durch _ eine tiefe Bucht begrenzt. Der Hinterflügel ist ebenfalls gross und weit vorgestreckt. Die Abstutzung desselben auf der Hinter- seite, welche die Abbildung von GOoLDFUSss zeigt, ist wahrschein- lich durch Bruch hervorgerufen. Die in sämmtlichen Lehrbüchern (auch in dem jüngst erschienenen von STEINMANN) immer wieder abgedruckte Figur ist somit in Bezug auf Art- und Gattungs- merkmale ungenau bezw. falsch. Die linke Klappe ist stark gewölbt, die rechte concav, wie ein vorzüglich erhaltener Steinkern aus dem Berliner Museum er- kennen lässt. Die concave Klappe zeichnet sich durch die sehr scharfe Begrenzung des vorderen Ohres aus und trägt, abgesehen von den ausgeprägten concentrischen Streifen auf dem Hinterflügel noch Andeutungen radialer Linien. Die rechte Klappe war bisher unbekannt und ist wahrschein- lich meist mit der ähnlich aussehenden rechten Schale von Pterinaea lineata verwechselt worden, auf der gewölbten linken Schale zeigen sich Andeutungen von kräftigeren Radialrippen. Die Ligamentarea ist entsprechend der Dicke der Schale hoch und zeigt unter dem Wirbel eine stumpfwinklige Knickung. Die Verwirrung, welche die Angabe von GOLDFUss betreffs des beil- förmigen, auf dem Hinterohr gelegenen Muskeleindrucks ange- richtet hat, ist bereits von F. ROEMER und FOLLMANN berichtigt [291] Pterinaea. 99 worden. Doch ist die Zeichnung desselben Muskeleindrucks auf FoLLmanns Abbildung nicht ganz genau. Auf Fig. 3, Taf. X ist das Original FOLLmAnN’s daher noch einmal abgebildet. Wesentlich deutlicher treten die beiden Adductoreindrücke und der Mantelsaum auf der anderen Abbildung, Taf. II, Fig. 10, hervor. Bemerkenswerth ist hier noch das Vorkommen punktförmiger Ein- drücke nahe dem Wirbel. Man unterscheidet in der linken Klappe wie in der rechten 3 Schlosszähne und je zwei lange Seitenzähne. Eine Jugendform von Pierinaea, deren Zugehörigkeit zu der vorliegenden Art immerhin wahrschemlich ist, findet sich auf Taf. II, Fig. 12 abgebildet. Der Hauptunterschied des kleinen Exemplars, das im allgemeinen sehr an Taf. X, Fig. 3 (FOLLMANN) erinnert, bildet die Abstutzung und geringe Grösse des Vorder- flügels. Doch erscheint es nicht ausgeschlossen, dass dies Merk- mal erst mit zunehmenden Alter mehr ausgebildet wurde. Die Art ist in den oberen Coblenzschichten, aus denen allein typische Exemplare mit Sicherheit bekannt geworden sind, ver- hältnissmässig selten; z. B. sammelte ich am Eisenbahndamm von Miellen bei Ems, wo Pterinaea fasciculata und lineata massenhaft, (als häufigste Versteinerungen) vorkommen, nur zwei mangelhaft erhaltene Exemplare der Pterinaea laevis. Als weitere Fundorte sind Niederlahnstein, Laubach bei Coblenz, Kemmenau bei Ems und der Coblenzquarzit des Bien- hornthales (Coblenz) zu nennen. In den von mir genauer unter- suchten Sammlungen (geologische Landesanstalt, Berliner Museum, naturhistorischer Verein zu Bonn) befinden sich etwa 10 Exemplare der Art. Pterinaea laevis GOLDFUSS mut. nov. praeeursor. Taf. I, Fig. 1A—15b; Taf. IX, Fig. 10. Die in dem ältesten Unterdevon vorkommenden Formen unter- scheiden sich durch einige constaute Merkmale von der typischen, höheren Schichten angehörenden Art und sind daher als Mutation abzutrennen. Der Vorderflügel der linken Klappe ist im Verhält- niss grösser, der der rechten kleiner als bei der Hauptform, die 94 Aviculidae. Pterinaeinae. [2 92] Abgrenzung des Vorderflügels verläuft nicht senkrecht, sondern etwas schräg zur Schlosslinie. Der Hinterflügel ist weniger aus- gebreitet und der Umriss ausgewachsener Exemplare annähernd rhombisch, der Hinterflügel somit weniger vorgestreckt. Ferner ist die rechte Klappe ınehr gewölbt und die Schlosszähne scheinen einige Abweichungen von Pferinaea laevis zu zeigen; jedenfalls sind im Vergleich mit dieser die hinteren Seitenzähne schwächer und dem Oberrande mehr genähert. Zwei mit beiden Klappen erhaltene Steinkerne von Unkel am Rhein (Siegener Grauwacke); je ein Exemplar aus demselben Horizont von Seifen bei Dierdorf (Coll. MAURER) und dem Taunus- quarzit vom Leyenküppel am Niederwald (Geologische Landes- anstalt). Hierher dürfte auch die bei KRANTZ erwähnte Pterinaea laevis von Menzenberg gehören. Pterinaea nov. sp. Von einer neuen, in die Verwandtschaft von Pterinaea laevis gehörenden Art liegt leider nur ein Bruchstück vor; dasselbe stellt den unvollständig erhaltenen Abdruck des oberen Theiles der linken Schale dar. Man erkenut deutlich concentrische Streifung, ein verhältnissmässig kleines hinteres Ohr und die Andeutung von zwei Seitenzähnen auf demselben. Die geringe Grösse des fraglichen Ohres und die schräge Ausbreitung der Schale nach hinten würde allein hinreichen, um die vorliegende Form von anderen zu unterscheiden. Jedoch empfiehlt sich die Aufstellung einer neuen Art erst auf Grund von besserem Material. Das beschriebene Exemplar stammt aus den unteren Coblenz- schichten von Stadtfeld bei Daun und befindet sich im palaeonto- logischen Museum zu München. Sowohl die vorliegende, wie die beiden im folgenden zu be- schreibenden neuen Arten gehören zur Formenreihe der Pierinaea laevis; sie stellen Seitenzweige dar, welche von Pierinaea laevis mut. praecursor ausgegangen sind. Hingegen ist aus den unteren Coblenzschichten noch keine Form bekannt, welche als Zwischenglied der genannten Mutation und der Pierinaea laevis aufzufassen wäre. [29 3] Pterinaea. 95 Pterinaea lodanensis nov. sp. Taf. X, Fig. 4, 4a. Es liest eine fiach gewölbte rechte Klappe vor, deren Umriss abgesehen von dem vorspringenden, dreieckigen vorderen Ohr, annähernd quadratisch ist. Der Vorderflügel erscheint deutlich abgesetzt. Die Oberfläche ist mit schwach ausgeprägten concentrischen Streifen bedeckt. Man unterscheidet zwei schräg verlaufende Schlosszähne und ebensoviele Seitenzähne, von denen der obere erheblich kleiner ist, als der untere. Der vordere Muskeleindruck ist gross, der hinten gelegene auffallend klein. Von Pterinaea laevis unterscheidet sich die neue Art vor allem durch die Wölbung der rechten Schale, welche bei der ersten flach oder concav ist, ferner durch die dreieckige Form des vorderen Öhres, die auffallende Kleinheit des vorderen Muskeleindrucks und die geringere Höhe der Ligamentfläche. Die Verdickung der Schale am Wirbel ist ähnlich ausgeprägt wie bei Pterinaea laevis. Das vorliegende Exemplar, das ich Herrn Professor KAYSER verdanke, stammt aus dem Coblenzquarzit der Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein; in dem Handstück befindet sich ausserdem je ein Abdruck von Pterinaea lineata GOLDF. und Orthoceras Sp. HarL hat für Pterinaeen, bei denen die rechte Schale gewölbt, die linke dagegen flach ist, die Untergattung Vertumnia aufge- stellt. Die zu derselben gerechneten Formen !) sind besser als Pterinopeeten zu bezeichnen. Pterinaea Follmanni nov. sp. Taf. X, Fig. 5. Auch Pterinaea Follmanni unterscheidet sich durch die Wöl- bung der rechten Schale und den vierseitigen Umriss von Pferinaea I) Palaeontology of New-York V, p. 105, t. 82, f. 19, 20, t. 24, f. 9— 13, f.6, £.12. Die äussere Form und Seulptur stimmt vollkommen mit dem ge- nannten Subgenus von Aviculopeeten überein, Schloss- und Ligamentfläche sind unbekannt. 96 Aviculidae. Pterinaeinae. [2 94] laevis. Von dieser Art und von Pierinaea lodanensis erscheint die neue Form ferner durch einige Eigenthümlichkeiten des Zahn- baus getrennt. Die drei Schlosszähne der rechten Klappe stehen mit Ausnahme des am meisten nach hinten zu gelegenen senkrecht. Ausserdem sind drei Seitenzähne vorhanden, von denen der oberste am kleinsten ist. Der vordere Muskeleindruck ist klein und wenig deutlich, wie bei Prerinaea lodanensis. Der vordere Flügel ist dreiseitig und durch eine geradlinige, ziemlich scharfe Kante abgegrenzt. Derselbe stimmt mit keiner der verwandten Arten überein, um- somehr, als die Oberseite etwas nach unten geneigt ist. Die Bandfläche ist schmal, wie bei Pterinaea lodanensis. Es liegt nur ein, aus den unteren Coblenzschichten von Zend- scheid stammender Steinkern vor, an dem die Sculptur der Ober- fläche nicht beobachtet werden konnte. Das Originalexemplar befindet sich im geologischen Museum der Universität Marburg. Eine neue Pierinaea vom selben Fundort beschreibt SCHLÜTER 1) als zur Gruppe der Pferinaea costata gehörig. Die Oberfläche der vorliegenden Form ist, wie erwähnt, unbekannt; an sich würde das Fehlen von Radialsculptur auf dem Steinkern nicht gegen die Zugehörigkeit zur Gruppe der Pterinaea costata (cf. Pterinaea Jascieulata) sprechen. Leider ist aus der Diagnose SCHLÜTER’s nicht viel zu entnehmen und eine Abbildung fehlt. Man fragt sich bei dem Durchlesen derartiger Beschreibungen ?) unwillkürlich, für wen dieselben wohl bestimmt sein könnten; denn die Wiedererkennung der neuen Arten ist nicht einmal dem Specialisten möglich. ) Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft 1837, p. 129. (Pterinaea Sancti Johannis n. sp.) 2) Dieselbe Mittheilung enthält noch die Beschreibung von Panzerfischen, Acanthochonia und Pleurodietyum. [295] Pterinaea. 97 d) Gruppe der Pterinaea ventricosa. Pterinaea veutrieosa GOLDFUSS. Taf. X, Fig. 1—-1e. Pterinaea ventricosa, GoLpruss, Petrefacta Germaniae Il, p. 134, t. 119, £. 2. » » SANDBERGER, Versteinerungen des rhein. Schichtensystems in Nassau, p- 289, t. 30. f. 2. » » Forumann, 1.c. p. 191 (non t.5, f. 7. » n. sp. Beusuausen, diese Abhandlungen (Bd.VI, H.1, p. 59, t. 2, f.7a,b. Die Schale ist verhältnissmässig schmal, stark gewölbt und im unteren Theile nach hinten umgebogen. Vorder- und Hinter- flügel sind ungewöhnlich kurz. Infolge der mannichfachen Ver- drückungen variirt der äussere Umriss so stark, dass ich anfäng- lich geneigt war, zwei verschiedene Arten aufzustellen. Doch ergab sich nach Vergleichung weiteren Materials, dass die äussere Form meist durch mechanische Ursachen geändert wird. Die Bandarea ist sehr breit und liegt horizontal. (Fig. 1b.) Diese und die folgen- den Arten unterscheiden sich von den übrigen Pferinaeen da- durch, dass die Schlosszähne und die Zähne des hinteren Ohres ohne Abgrenzung in einander übergehen. Die Zahl der Zähne beträgt bei der vorliegenden Art im Maximum 10 —12; doch finden sich grosse Verschiedenheiten in der Ausbildung derselben; so sind an dem jungen, Fig. 1c abgebildeten Exemplare kaum einige An- deutungen wahrzunehmen. Der vordere Muskeleindruck ist klein und liegt unmittelbar unter dem Schloss; der andere auf der Hinterseite der Schale gelegene ist etwa 3—4mal so gross und befindet sich in geringer Entfernung von den hinteren Schlosszähnen. Nach der Abbildung kann die Zugehörigkeit von Pterinaea n.sp. BEUSHAUSEN zu der vorliegenden Art keinem Zweifel unterliegen. Man vergleiche besonders Fig. 1. Als Eigenthümlichkeit der Harzer Form hebt BEUSHAUSEN einen Kamm hervor, welcher auf dem Steinkern schräg nach hinten verlaufen soll. Jedoch tritt derselbe auf den Abbildungen kaum hervor. Die vorliegenden 14 Exemplare (Geologische Landesanstalt, Breslauer und Marburger Museum, Coll. FOLLMANN) stammen Abh. IX, 3. 7 co 8 Aviculidae. Pterinaeinae, [296] sämmtlich aus den oberen Ooblenzschichten von Coblenz, Ober- und Nieder- Lahnstein. Das grosse abgebildete Stück fand sich (nach der genaueren Fundortsangabe) im unteren Theil der oberen Coblenzstufe an der Hohenrheiner Hütte bei Oberlahnstein. Die Exemplare, welche ich von dieser Art sowie von Pt. expla- nata und ovalıs kenne, sind sämmtlich linke Klappen. Bei der Eigenthümlichkeit der Zahnbildung und der geringen Breite der Flügel kann man kaum annehmen, dass die rechten Klappen schon unter anderem Namen beschrieben worden sind. Pterinaea ostreiformis nov. sp. Taf. XI, Fig. 9—9e. Avicula sp. E. Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. S, f.1, 1a, p. 18. Im äusseren Umriss steht die neue Art der vorher beschrie- benen ziemlich nahe; jedoch ist die Schlosslinie wesentlich kürzer, die Ausdehnung des hinteren Flügels geringer, die Wölbung der Schale trotz der bedeutenderen Grösse viel flacher und der Unter- rand weniger stark nach hinten zu umgebogen. Die Schale ist ausserordentlich dick und besteht aus zwei Lagen, einer unteren, aus weissem, grobkörnigem Kalkspath zusammengesetzten, und einem dünnen, braunen, oberflächlichen Ueberzug, der nur an wenigen Stellen erhalten ist. Ausser den kräftig ausgeprägten, zuweilen blätterig ausgebildeten Anwachsstreifen bedecken zarte Radial- rippen die ganze Schalenoberfläche. Bei Pterinaea ventricosa finden sich nur feine Anwachsstreifen. Das Vorhandensein von deutlichen Schlosszähnen — 5 in der linken, 4 in der rechten Klappe — wurde durch Abschaben der Aussenseite des Schlosses nachgewiesen. (Fig. 9, IA.) Die concave, deckelartig aufliegende, rechte Klappe verleiht zusammen mit der dicken, blätterigen Schale der Muschel ein austernartiges Ansehen. Die rechte Klappe ist, ausser bei der vor- liegenden Form, noch nie in der Gruppe der Pierinaea ventricosa beobachtet worden. Die Ohren sind an dem vorliegenden Exemplar leider nicht gut erhalten, das vordere fehlt gänzlich und von dem hinten gelegenen ist die obere Ecke abgebrochen. Doch ist das [297] Pterinaea. 99 Vorhandensein eines wenig vortretenden hinteren Ohres mit aller Sicherheit festgestellt. In der linken Klappe wurde der ovale hintere Muskeleindruck beobachtet; derselbe liest ziemlich hoch. Das wohl erhaltene, unverdrückte ÖOriginalexemplar dieser höchst seltenen Art wurde von mir in der Zone des Spirifer cultri- Jugatus auf dem Berge gegenüber von Lissingen, unweit Gerolstein gesammelt. Dasselbe ist in natürlicher Grösse dargestellt. Ausser- dem gehört hierher der von E. Kayser |. c. abgebildete Steinkern !) aus dem Hauptquarzit des Klostergrundes bei Michaelstein ( Harz). Zwar ist die Aehnlichkeit des Steinkerns mit unserem Schalenexem- plar scheinbar nur gering; doch vermochte ich mich durch Vergleich der Originale von der Uebereinstimmung derselben zu überzeugen. In geologisch-stratigraphischer Hinsicht ist das Vorkommen einer Art des rheinischen tieferen Mitteldevon im Hauptquarzit des Harzes nicht ohne Interesse. Dasselbe bildet einen weiteren Beweis für die hohe Stellung, welche der letztere im Unterdevon einnimmt. Pterinaea explanata FOLLMANN. Taf..-X, Fig. 2—2c. 1885. Pierinaea explanata, FoLLnmann, ]. c. p. 193, t.3, f. 4. Die Art steht Pferinaea ventricosa ın Bezug auf den Bau des Schlosses nahe und unterscheidet sich vor allem durch die äussere Form. Der hintere Flügel ist erheblich länger als bei den ge- nannten Arten, der Vorderflügel um so kürzer. Ausserdem wölbt sich der vordere untere Theil der Schale stark vor. Die ganze Muschel ist somit nicht nach unten und hinten verlängert, sondern einigermaassen symmetrisch ausgebildet. Die Wölbung ist noch be- deutender als bei Pierinaea ventricosa (Fig. 2a, Fig. 1). Vor allem bemerkenswerth ist die starke Entwickelung und bedeutende Anzahl der Schlosszähne. (Man vergl. Fig. 2b, 2c mit Fig. Ic und la). Die Art stammt nach FOLLMANN aus den unteren Coblenz- schichten von Ems und Niederlahnstein; da jedoch die mir durch zahlreiche Excursionen wohlbekannte Umgegend der genannten !) Ein anderer, ebendort t.7, f. 9 abgebildeter Steinkern ist nicht näher bestimmbar. 7i= 100 Aviculidae. Pterinaeinae. [298] Orte vor allem durch die Entwickelung der oberen Coblenzstufe und das fast vollständige Fehlen der unteren Schichten ausgezeichnet ist, so dürfte die Fundortsangabe dementsprechend zu ändern sein. Die vorliegenden Stücke stammen, soweit sie eine genauere Fundortsbe- zeichnung tragen, aus der oberen Coblenzstufe derselben Gegend. Pterinaea ovalis FOLLMANN. 1885. Pterinaea ovalis ForLımann, ]. c. p. 192, t. 3, f. 5. Die Art unterscheidet sich von Pierinaea ventricosa durch die Länge des hinteren Flügels, und von Pferinaea explanata, mit der Pt. ovalis die Verdickung der Schale und den Umriss gemein hat, wesentlich durch die starke Entwickelung der Zähne. Während Pterinaea explanata 6—8 Schlosszähne besitzt, die in der Mitte unterbrochen sind, weist die vorliegende Art deren 12 —14 auf. Obere Coblenzschichten vom Laubbachthal bei Coblenz und Lieserthal bei Wittlich. Ueber einige bisher zu Pterinaea gestellte Arten. Die von KRAntz !) beschriebenen Pterinaeen aus der Siegener Grauwacke von Menzenberg sind mir z. Th. nicht durch eigene Anschauung bekannt geworden. Ueber dieselben ist folgendes zu bemerken: Pterinaea truncata scheint nicht, wie die ROEMER’sche Art, eine Gosseletia zu sein, da das Vorhandensein eines Vorder- flügels hervorgehoben wird; jedoch könnte es sich auch um Gosse- letia carinata handeln, bei der auf dem Steinkern ein Vorderflügel scheinbar vorkommt (vergl. unten). Pterinaea ventricosa wird wohl auf die von GOLDFUSS mit Pierinaea zusammengeworfene Avicula pseudolaevis zurückzuführen sein. Von den zahlreichen (12) Pterinaeen?), welche CLARKE aus dem !) Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rhein- lande XIV. (1857, p. 157 £.) ?) Die Fauna des Iberger Kalkes, III. Beilageband zum Neuen Jahrhuche, p- 362. [299] Actinodesma. 101 Oberdevon des Iberges anführt, gehört keine einzige zu diesem Genus. Die meisten sind als Avicula zu bezeichnen. Nach welchen zoologischen Grundsätzen der genannte Forscher bei der Bestimmung der Gattungen in diesem Falle verfahren ist, erscheint nicht leicht verständlich. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass eine Bemerkung von ZITTEL !) den Autor veranlasst hat, sich weiterer Bemühungen für überhoben zu halten. Pterinaea brilonensis Kays.?) aus dem Briloner Eisenstein (oberster Stringocephalenkalk) gehört nicht zu den Aviculiden, sondern zu Modiolopsis oder einer verwandten Gattung. KAYSER erinnert selbst an die Formähnlichkeit mit Modiomorpha, hebt aber das Vorhandensein leistenförmiger Zähne hinter dem Wirbel als unterscheidend hervor. Pierinaea elegans GOLDF. (Petr. Germ. II, t. 119, f. 9a, 9b) ist als Cypricardinia zu bezeichnen, und zwar gehören Fig. 9a und 9b zu zwei verschiedenen Arten, von denen die eine aus dem Mitteldevon der Eifel, die andere aus dem Kohlenkalk von Ratingen stammt. Pterinaea trigona und carinata GOLDF. (l. c.) gehören zu Gosseletia und werden daher unten beschrieben werden. Pterinaea bicarinata GOLDF.?) aus ‘der Siegener Grauwacke ist eine Grammysia. Actinodesma SınngerGer. Taf. VII, VIII und XVIII. Glyptodesma Harr. Ectenodesma Harr. Dolichopteron Mavker. Nach der ursprünglichen Diagnose der Brüder SANDBERGER ist Actinodesma eine durch ungewöhnliche Länge der Flügel ausgezeichnete Gattung, die sich zunächst an Gervilleia an- ‘) Handbuch der Palaeontologie II, p. 32. »Die aus palaeolithischen, nament- lich silurischen und devonischen Ablagerungen eitirten Aviculen gehören grössten- theils zu Pierinaea, Pteronites und andern verwandten Gattungen«. ?) Zeitschr. d Deutsch. geol. Ges. 1572, p. 675, t. 27, £. 2. ®) Petr. Germ. II, t.119, £.3. Lethaea geognostiea, 3. Aufl., p. 407. 102 Aviculidae. Pterinaeinae. [300] schliesst, »das Ligament liegt innerlich in zahlreichen, schmalen Gruben« 1). Die Diagnose erscheint von vornherein deshalb un- wahrscheinlich, weil die Form der angeblichen Ligamentgruben selbst auf der schematisirt gehaltenen Abbildung SANDBERGER’s viel mehr Aehnlichkeit mit den Zähnen von Pterinaea als mit den Ligamentgruben von Gervilleia oder Perna besitzt. In der That zeigen auch Fig. 7a und 10 auf Taf. VII über den Zähnen eine breite Ligamentfläche, welche wie bei Pterinaea mit parallelen Streifen bedeckt ist. Auch auf Taf. VIII, Fig. 6 ist die gestreifte Ligamentfläche oberhalb der Zähne deutlich wahrnehmbar. Zu den gleichen Anschauungen über die Stellung von Actinodesma ist er- freulicherweise ungefähr gleichzeitig mit mir FRIEDRICH MAURER gelangt, dem sich SANDBERGER angeschlossen hat. (Neues Jahr- buch 1888, II, p. 58 — 60, t. 2). Dolichopteron MAURER ist von dem Autor selbst wieder eingezogen worden. Actinodesma ist somit in die nächste Nachbarschaft von Pteri- naea zu stellen und zwar ähneln die hierher gehörigen Formen in Bezug auf die Sculptur am meisten Pterinaea laevis, ın Hin- sicht auf den Zahnbau Pferinaea ventricosa. Auch bei der letzt- genannten Gruppe besteht keinerlei Scheidung zwischen Schloss- und Seitenzähnen; allerdings ist die äussere Gestalt der Muschel bei den fraglichen Formenreihen sehr verschieden. Einen Uebergang zu Pterinaea und zwar zur Gruppe der Pterinaea laevis vermitteln Actinodesma Annae und obsoletum, deren Vorderflügel nicht wie bei den übrigen hierher gehörigen Formen lang ausgezogen sind. Es entsteht auch hier, wie so oft beim Bekanntwerden von Verbindungsgliedern die Frage, ob man die gesammten durch mannigfache Merkmale mit einander verknüpften Formen ver- einigen oder in eine Reihe kleinerer Gruppen trennen soll. Der letztere Weg dürfte vorzuziehen sein, schon weil im anderen Falle der Ueberblick über die zahlreichen Aviculaceen des Unter- devons sehr erschwert sein würde. Die Diagnose von Actinodesma lautet nach dem vorher- gehenden: !) Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 282. [30 1] Actinodesma. 103 Schale mit feineren oder gröberen Anwachsstreifen, seltener mit einfachen Radialrippen. Linke Klappe gewölbt, rechte flach oder concav. Beide Flügel meist in lange Spitzen ausgezogen. Unmittelbar unter der Ligamentfläche verläuft eine ununterbrochene Reihe von Zähnen; dieselben sind vorn und unter dem Wirbel kurz, hinten meist schräg und verlängert. Glyptodesma HALL stimmt mit der in dieser Weise definirten Gattung Actinodesma vollkommen überein und ist somit einzu- ziehen. Von den Harr’schen Arten erinnert Glyptodesma erectum (Hamilton group) am meisten an Actinodesma vespertilio, Glypto- desma occidentale an Actinodesma Annae. Ferner ist die Gattung Zetenodesma HALL !) einzuziehen. Nach der Diagnose des Verfassers ist der einzige Unterschied von Glyptodesma (= Actinodesma) die grössere Länge und Zuspitzung des vorderen Flügels, sowie das Vorkommen von Radialstreiten. Auch der Zahnbau ist nicht abweichend, die einzige bekannte Art Eetenodesma birostratum HALL ?) zeigt einen schiefen Seiten- zahn und schwache Andeutungen von vorderen Zähnen. Eine generische Unterscheidung von Ectenodesma und Actinodesma wäre ebensowenig zu rechtfertigen, wie eine Trennung von Pferinaea laevis und lineata oder Gosseletia securiformis und truncata. Immerhin ist Actinodesma birostratum als Vertreter einer be- sonderen Gruppe aufzufassen, die sich, wie es scheint, auch durch den Besitz eines starken hinteren Seitenzahnes auszeichnet (HALL, Bet 22, 1.21). Ausserdem könnte man eine Gruppe mit kurzem Vorderflügel (A. obsoletum, Annae, occidentale) trennen von einer anderen mit langem Vorderflügel. (A. malleiforme, respertilio, erectum, Bigoti). Jedoch lehrt ein Blick auf Taf. XIII bei HALL, dass die Länge des Vorderflügels je nach dem Alter des Exemplars erhebliche Verschiedenheiten erkennen lässt. Zu Actinodesma gehört zweifellos Avicula (Glyptodesma) Bigoti ÖEHLERT ?) aus dem oberen Unterdevon (obere Coblenzschichten) !) Harr, Paleontology of New-York, Vol. V, p. XIV. aulre p222>, 5.23, 1.21.30, t..34,.£. 20. ®) Bull. soe. geol. de France [3] Bd. XV], p. 633, t. 13, f. 1. 104 Aviculidae. Pterinaeinae. [302] von Nordfrankreich. Die scheinbar abweichende Entwicklung der Zähne (3 Zähnchen unter dem Wirbel) dürfte durch die mangel- hafte Erhaltung zu erklären sein. 1. Actinodesma malleiforme SpB., Obere Coblenzschichten. 2. _Actinodesma respertilio MAURER, Obere Üoblenzschichten. 3. Actinodesma erectum HALL sp., Sandstein der Hamilton group (Oberes Mitteldevon) New-York. 4. Actinodesma erectum var. obligqua CONRAD sp. Eben- daher. 5. Actinodesma Bigoti VEHLERT sp., Ob. Coblenzschichten Nordfrankreich. 6. Actinodesma occidentale HALL sp., Upper Helderberg, (Grenze von Mittel- und Unterdevon), Kentucky, Indiana. 7. Actinodesma Annae n. sp., Untere Coblenzschichten. 8. Actinodesma obsoletum GOLDFUSS sp., Stufe des Spir. primaevus (Taunusquarzit und Siegener Grauwacke). 9. Actinodesma birostratum HALL sp. (Eetenodesma) Che- mung group (Oberes Oberdevon) New-York. Actinodesma malleiforme SANDBERGER. Taf. VII, Fig. 10; Taf. VIIL, Fig. 5, 5a. — SANDBERGER, |]. c. p. 282, t. 22, £. 17, 17a. — Actinodesma obliguum Maurer, N. J. 1888, II, p. 60, t. 2, f. 3. Die Form der schwach gewölbten Schale ist oval, die Flügel sind ungewöhnlich lang, die Anwachsstreifen fen. Die Zähne sind vorn klein, unregelmässig und senkrecht gestellt, hinter dem Wirbel länger, kräftiger und schräg gegen den oberen Rand ge- neigt. Die Art erreicht ebenso wie die folgende eine sehr be- trächtliche Grösse. Die linke Klappe ist stärker gewölbt als die rechte. Actinodesma malleiforme ist, wie bereits SANDBERGER hervorhob, selten; die meisten Citate der Litteratur beziehen sich auf die nachfolgende Art. Actinodesma malleiforme findet sich in den oberen Coblenz- schichten an der Hohenrheiner Hütte bei Lahnstein (unter Theil des genannten Horizonts) sowie bei Laubbach (Coblenz), ferner [303] Actinodesma. 105 nach SANDBERGER bei Kemmenau unweit Ems. Sammlung der Universität Marburg und des naturhistorischen Vereins zu Bonn. Aetinodesma vespertilio MAURER. Taf. VII, Fig. 1, 1a; Taf. VIII, Fig. 4, 4A, Ab; Taf. XVIH, Fig. 5, 5a. 2 Actinodesma vespertilio MAurer, ibid., p. 60, t. 2, f. 3. Die Art steht der vorher beschriebenen nahe, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass die Zähne durchweg kleiner und senkrecht zur Schlosslinie gestellt sind. Ferner ist die linke Klappe stärker gewölbt, die rechte hingegen concav. Auch scheint der Haupttheil der Schale regelmässiger gerundet zu sein, als bei der Eier 3. Actinodesma vespertilio Maurer. Steinkern. Die an und für sich stärker gewölbte linke Klappe trägt noch einen Theil der dicken Schale. Die Flügel sind abge- _ brochen. Obere Coblenzschichten, Laubbach bei Coblenz. Coll. Maurer. vorher beschriebenen Art. Der Ansatz der Schale an den Flügeln gross. Die Art erreicht ferner bedeutendere Grösse als Actinodesma malleiforme und besass Flügel ist breit, auch die Schlossfläche ist 106 Aviculidae. Pterinaeinae. [304] von wahrhaft monströser Länge (vergl. den Anhang und Taf. XVII). Auf dem mittleren Theile der Steinkerne finden sich feine, korn- förmige Tuberkeln (Eindrücke der Schale) in radiärer Anordnung. Dieselben reichen nur bis zum Manteleindruck und sind auch bei Actinodesma malleiforme beobachtet worden. Der kleine vordere Muskeleindruck liegt vor dem Wirbel, unmittelbar unter der Schlosslinie, der grössere, hinten gelegene Muskeleindruck be- findet sich etwas über der Mitte der Schale. Es muss hervorgehoben werden, dass die Selbständigkeit der beiden beschriebenen Arten (bei der Seltenheit gut erhaltener Exemplare) nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Die Art findet sich zusammen mit der vorher beschriebenen, jedoch häufiger als diese in den oberen Coblenzschichten bei Lahnstein, Miellen unweit Ems und Coblenz. Berliner Museen, Halle, Naturhistorischer Verein zu Bonn, Sammlung des Herrn FR. MAURER. Actinodesma Annae nov. sp. Taf. VIL, Fig. 11, Taf. VIII, Fig. 6— 6b. Avicula lamellosa GoLpr. bei B£crarn, Bull. soc. Belge de geol. et paleont. 1, (1887) ta, 1A, 5. Die Art erinnert in der äusseren Form etwas an Pferinaea, insbesondere Pfterinaea laevis; der Vorderflügel ist verhältniss- mässig kurz und abgestumpft, und die Spitze des Hinterflügels ist nur wenig verlängert. Jedoch stimmt der Zahnbau mit Actino- desma malleiforme überein; die vorn und am Schloss gelegenen Zähne sind kurz und senkrecht gestellt, allerdings wesentlich kräftiger, als bei Actinodesma malleiforme. Auch die hinter dem Schloss liegenden Seitenzähne grenzen unmittelbar an die Liga- mentfläche und sind schräg verlängert. Die (allein vorliegende) linke Klappe ist hoch gewölbt, den Wirbel überragend, die Sculptur besteht aus kräftigen, gezackten Anwachsstreifen und feineren Radiallinien. Diese seltene Art ist auf die unteren Coblenzschichten be- schränkt; ich sammelte je ein Exemplar bei Valleudar (Coblenz) [305] Actinodesma. 107 und bei Daaden im Siegen’schen. Endlich liest je ein von Stadt- feld bei Daun stammendes Stück in den Sammlungen der Uni- versitäten Halle und München. Die Art ist im gleichen Horizont in Belgien bei Pesche un- weit Couvin und bei St. Michel vorgekommen. Ich verdanke Herrn BECLARD einige Abgüsse der dort vorkommenden Form, insbesondere auch einen Ausguss seines Originalexemplars; das letztere zeigt eine eigenthümliche Abstutzung des Vorderflügels, die jedoch, wie mir scheint, durch die unvollständige Erhaltung des Abdrucks zu erklären ist. Die unterbrochenen Radiallinien und die schuppige Form der Anwachsstreifen sind an diesem Exemplar gut zu beobachten. Actinodesma obsoletum GoLpruss sp. Taf. VII, Fig. 5— 7a. Avicula obsoleta Goupruss, Petr. Germ. II, p. 124, t. 116, f. 1a (non Ib). Pterinaea lamellosa Kraxrz (non Gorpr.), Verh. d. naturw. Vereins d. Rheinlande u. Westfalens 1857, p. 157, t. 9, f. 4. r Pterinaea aculeata id. ibid. p. 159, t. 9, f. 5. Avicula obsoleta FouLmann, 1. c. p. 197, t. 5, f. 3. Avicula (Pterinaea) lamellosa BicLarn ex parte, Fossiles Coblenziens de St. Michel, Bull. soc. Belge de geologie ete. I, p. 65. Infolge der schlechten Erhaltung der grossen Mehrzahl der gefundenen Exemplare herrscht über die Gattungs- und Artbe- stimmung der vorliegenden Form eine Unklarheit, wie sie glück- licherweise nur selten vorkommt. Nach Untersuchung von fast sämmtlichen Originalexemplaren der namhaft gemachten Autoren und nach Vergleichung weiteren Materials bin auch ich noch nicht zur vollkommenen Klarheit über die Art gelangt. Doch lässt sich so viel mit aller Bestimmtheit sagen, dass im älteren rheinischen Devon zwei zu den Aviculiden gehörige Muscheln vorkommen, die in Bezug auf Sculptur und Form der Schale ein- ander überaus nahe stehen, aber im Bau des Schlosses wesentliche Verschiedenheiten zeigen. Die eine Art besitzt einen schmalen Seitenzahn, der zuweilen rudimentär wird, und ist zu Avicula zu rechnen; die andere Art zeigt eine breite Schlossfläche, die 108 Aviculidae. Pterinaeinae. [306] mit zahlreichen, theils seukrecht, theils schräg gestellten Zähnen versehen ist. Das Vorhandensein dieser Zähne und die dadurch bedingte Zugehörigkeit der Art zu Actinodesma war bisher noch nicht festgestellt ) worden. Ferner ist hervorzuheben, dass die rechte Klappe von Actinodesma obsoletum (wie bei den übrigen Arten der Gattung) flach, bei Awcula lamellosa hingegen in dem- selben Maasse wie die linke Klappe gewölbt ist. Gorpruss und FOLLMANN, der die GoLpruss’schen Original- exemplare untersucht hat, haben die beiden Arten auf Grund von anderen weniger hervortretenden Unterschieden getrennt. Es ist wenigstens in hohem Grade wahrscheinlich, dass die oben be- schriebene Avrcula lamellosa mit der GOLDFUSss’schen Avicula la- mellosa ident ist; die vorliegende Art ist sicher nicht von Avicula obsoleta 1. c. Fig. 1a?) verschieden. E. KAYSER und F. BECLARD haben Avicula obsoleta und la- mellosa vereinigt, was angesichts der Aehnlichkeit der Sculptur und äusseren Form sehr nahe lag; BECLARD macht ausserdem mit Recht auf die Formverschiedenheit der Abbildungen von GOLDFUSS (Fig. la) und FOLLMANN aufmerksam. Die betreffende Abweichung ist zweifellos vorhanden, erklärt sich aber daraus, dass der Hinter- flügel und die Hinterseite an dem Originalexemplar FOLLMANN’s (wie die Untersuchung desselben ergab) unvollständig erhalten ist; ergänzt man die betreffenden Umrisse, so bleibt eine ganz un- wesentliche Verschiedenheit übrig, die sich aus der Verdrückung des GoLpruss’schen Exemplars erklären lässt. Angesichts der Abweichungen im Schlossbau, Taf. VII, Fig. 7, 7a bezw. Taf. IV, Fig. 4, kann über die Verschieden- heit von Avicula lamellosa und Actinodesma obsoletum trotz der äusseren Aehnlichkeit ein Zweifel nicht wohl obwalten. Hingegen bin ich über die Unterscheidung von Actinodesma obsoletum und Annae noch zu keinem ganz sicheren Ergebniss gelangt. Die Vergleichung ergiebt einige Abweichungen des Schalenumrisses !) Zwei Exemplare, eine rechte und linke Klappe aus dem Taunusquarzit (Fig. 7, 7a) verdanke ich Herrn Prof. Hoızarrer. 2) Fig. 1b l.c. gehört zu einer grossen, nicht näher bestimmbaren Limoptera aus der Verwandtschaft von Limoptera gigantea Fouumann. [307] Gosseletia. 109 und der Sculptur. Der Umriss von Actinodesma obsoletum ist weniger schräg als der der anderen Art, der Hinterflügel erscheint daher mehr ausgebreitet und auf der Hinterseite fast geradlinig abgeschnitten. Ferner ist die Sculptur bei Actinodesma Annae feiner und der Steinkern daher — abgesehen von wenig deutlichen Anwachsstreifen — annähernd glatt; bei Steinkernen von Actino- desma obsoletum ist die Radialsculptur fast überall sichtbar. End- lich sind Schlossfläche und Zähne bei der in Rede stehenden Art grösser als bei der vorher beschriebenen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die namhaft gemachten Unterschiede auf verschiedener Erhaltung, Verdrückung etc. be- ruhen. Jedoch ist eine spätere Zusammenziehung der vorläufig getrennten Arten viel weniger umständlich als eine nachträgliche Trennung. Die beschriebene Art ist in den älteren Schichten des rhei- nischen und belgischen Unterdevon, im Taunusquarzit und der Siegener Grauwacke ziemlich verbreitet, während Actinodesma Annae für die untere ÜOoblenzstufe bezeichnend ist. Die bisher bekannt gewordenen Fundorte der Siegener Grauwacke sind (z. Th. nach FoLLmAann): Abentheuer, Menzenberg, Dillenburg, Bruck an der Ahr, Schieferberg bei Zeppenfeld im Siegenschen, Fischbach bei Betzdorf, Grube alte Mahlscheidt bei Herdorf ım Siegenschen. Taunusquarzit: Katzenloch bei Idar, Niederwald, Ehrenfels; ein schlecht erhaltenes Stück mit ungewöhnlich breiter Schlossfläche (Neuhof bei Eisen in Birkenfeld), das von E. KAYSER als Actinodesma malleiforme bestimmt wurde, gehört wahrscheinlich ebenfalls zu der vorliegenden Art. V. Ambonychiinae. Gosseletia Barroıs 1881. OÖ. FoLımann hat die Gattungs-Beschreibung von BARROIS dadurch vervollständigt, dass er das Vorhandensein von Seiten- zähnen nachwies und die Lage der Muskeleindrücke beschrieb. 110 Aviculidae. Ambonychiinae. [308] Das letztere Merkmal ermöglicht auch eine sichere Unter- scheidung von Ambonychia HALL. Bei Ambonychia soll, wie HALL!) bemerkt, der vordere Muskeleindruck ganz fehlen; jedoch liess sich an einigen wohl- erhaltenen Steinkernen der typischen Ambonychia radiata unmittel- bar unter dem Schloss ein winzig kleiner vorderer Muskel unter- scheiden. Ebenso erwähnt P. FISCHER ?) einen sehr kleinen rudi- mentären, vorderen Eindruck. Auch führt HALL?) eine Gruppe von Formen mit 2 Muskeleindrücken an, über deren generische Zugehörigkeit zu Ambonychia er nicht ganz sicher zu sein scheint. Jedenfalls steht soviel fest, dass nur das Vorhandensein eines deutlichen, meistens tief eingeschnittenen, vorderen Muskeleindrucks Gosseletia von Ambonychia unterscheidet. Bezeichnend ist ferner die ausserordentliche Dickschaligkeit von @osseletia in der Schloss- gegend, während Ambonychia dünnschaliger ist. Alle übrigen Merkmale, die Lage und Gestalt des hinteren Muskels, die Bildung des Schlosses, die Sculptur und äussere Form sind über- einstimmend oder lassen keine wesentliche Verschiedenheit er- kennen. Man kann @osseletia wohl als den Nachkommen der silurischen Ambonychia auffassen. Mit Pterinaea stimmt Gosseletia andererseits in Bezug auf die Bildung der Muskeleindrücke und des Schlosses überein; jedoch ist die erstere Gattung stark ungleichklappig und besitzt zwei deutlich ausgeprägte Flügel. Man beobachtet oft auf den Vorder- seiten von @osseletia-Steinkernen eine ohrförmige Ausbreitung, die jedoch nicht einem wirklichen Ohr der Schale entspricht, sondern durch die Dickschaligkeit der Muschel in der Wirbel- gegend veranlasst wird. Die Vergleichung von Schalenexemplaren und Steinkernen von @osseletia securiformis machte die richtige Erklärung ähnlicher Verhältnisse auch bei anderen Arten (@. cari- nata) möglich %). !) Palaeontology of New-York, Vol. III, p. 269. 2) Manuel de Conchyliologie, p. 962. Sulzer p. 210: 4) Vergl. Forumann 1. cc. p. 210, Anmerkung. [309] Gosseletia. 150] Im Nachfolgenden sind die Gosseletien in mehrere, leicht unterscheidbare Gruppen getheilt, welche sich vor allem durch das Vorhandensein oder Fehlen radialer Rippen sowie durch Ver- schiedenheiten des Zahnbaues unterscheiden. a) Gruppe der Gosseletia microdon. Die Oberfläche ist durch kräftige Anwachsstreifen und Radialrippen gegittert. Die Schloss- und Seitenzähne sind über- aus schmal und kurz. Gosseletia mierodon nov. sp. Taf. XIII, Fig. 5. Der Umriss ist quer-eiförmig, die Vorderseite abgestutzt; Vorder- und Hinterrand stossen unter spitzem Winkel aneinander; die Hinterseite ist gerundet. Die Muschel ist besonders am Wirbel sehr dickschalig; die Entfernung der Spitze des Steinkernes vom Wirbelende beträgt 1,3% bei 6°® Höhe und 5°“ Breite. Die Sculptur der Oberfläche ist nicht erhalten. Der hintere Muskeleindruck ist 1°“ lang, flach eingesenkt und liegt im oberen Theile der Hinterseite; der vordere Muskeleindruck ist klein, tief eingesenkt und befindet sich dicht unter dem Schloss. Die Schlosszähne sind schmal, kurz und bedecken nur einen sehr ge- ringen Theil der grossen Schlossfläche. Es liest nur der Stein- kern einer rechten Klappe vor, dessen Schloss also dem der linken Klappe entspricht. Es befinden sich in demselben zwei Schloss- zähne und ein kurzer schmaler, weit nach hinten gelegener Seiten- zahn. Das Schloss der rechten Klappe scheint — nach den Ein- drücken des Steinkernes zu schliessen — zwei Schloss- und zwei Seitenzähne besessen zu haben. Die auf der abgebildeten Schloss- fläche befindliche lange Leiste oberhalb der Zähne ist der aus- gefüllte Gang eines bohrenden Wurms oder Schwammes. Ich sammelte ein Exemplar in den oberen Coblenzschichten von Miellen bei Ems. 199. Aviculidae. Ambonychiinae. [310] Die Art stellt eine Zwischenform von @osseletia und Myalina, besonders Myalina bilsteinensis, dar; die bei dieser Form ganz fehlen- den Schlosszähne sind bei jener schwach entwickelt. Andererseits ist Gosseletia microdon mit den folgenden Arten und Gosseletia securiformis verwandt. Gosseletia cancellata MAURER. Taf. XIV, Fig. S— Sb. Gosseletia cancellata Maurer, die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon, p. 10. » curvata id. ibid. p. 10. Die beiden von MAURER aufgestellten Arten, deren Original- exemplare — die einzigen bisher gefundenen — mir vorliegen, glaube ich vereinigen zu müssen. Der in die Augen fallende Unterschied, die stärkere Wölbung der Schale von @osseletia cur- vata, beruht auf der verschiedenartigen Erhaltung. Der Steinkern von G@osseletia cancellata ıst flach zusammengepresst, der der anderen Art gewölbt. Auch das Fehlen der drei Schlosszähne von Gosse- letia cancellata bei dem Original von @osseletia curvata ist durch die ungünstige Erhaltung zu erklären. An dem Ende des Hinter- randes liegen drei kurze schmale Seitenzähnchen. Die Muschel ist langgestreckt, der Wirbel ragt spitz nach vorn, die eingebogene Vorderseite fällt steil ab, der untere Theil der Schale ist breiter als der Oberrand. Der Eindruck des vorderen Schliessmuskels ist unter der Spitze des Steinkerns sichtbar. Die Zahl der Zähne und die äussere Gestalt unterscheidet die Art von der nächstverwandten @osseletia microdon; eine Verweclhse- lung mit anderen Formen ist nicht leicht möglich. Die beiden von Herrn FRIEDRICH MAURER gefundenen und in der Sammlung desselben befindlichen Originalexemplare stammen aus den oberen Ooblenzschichten von Laubbach bei Ooblenz. Gosseletia pseudaleetryonia nov. sp. Die neue Art schliesst sich zunächst an @. cancellata an, von der sie sich durch gestrecktere Form, geringere Breite und stärkere Wölbung der Schale unterscheidet. Besonders wesentlich [3 11] Gosseletia. 113 ist die Verschiedenheit der Sculptur, welche bei der vorliegenden Form vollkommen an die gestreiften Austern erinnert (Alectryonia). Die Gitterung der Schale ist weniger deutlich als bei @. cancellata, umsomehr als in der Mitte die Radialrippen, am hKande die An- wachsstreifen stärker hervortreten. Schloss und Seitenzähne sind vorhanden, aber in dem groben Material nur undeutlich wahr- nehmbar; auch die Streifung der Ligamentarea ist nur bei ge- nauer Betrachtung erkennbar. Das einzige vorliegende Exemplar (Steinkern und Abdruck) wurde von Herrn Dr. FOLLMAnNn im Coblenzquarzit des Mühl- thals bei Rhens gefunden und befindet sich in dessen Sammlung. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Goss. pseudalectryonia Goss. pseudalectryonia. Steinkern. Abguss der Aussenseite. Gosseletia pseudalectryonia nov. sp. Steinkern und Abguss von vorn und oben. Coblenzquarzit, Mühlthal bei Rhens. Nat. Grösse. Wahrscheinlich kommt die Art auch bei Grupont in Belgien vor; wenn mich mein Gedächtniss nicht täuscht, so entsprechen die oben erwähnten, austernartigen Pterinaeen (die ich im Brüsseler Museum sah), der vorliegenden Art. Abh, IX, 3, 8 114 Avieulidae. Ambonychiinae. [31 2] b) Gruppe der Gosseletia devonica BARROIS. Gosseletia securiformis FOLLMANN. Taf. XVI, Fig. 2—5. 1885. Gosseletia securiformis FoLumann, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westfalens, Bd. 42, p. 209, t. 4, £. 3, 3a, 3b. Die Höhe eines mittelgrossen Exemplares beträgt 4“, die Breite 41/, ®. Der Umriss ist gerundet dreiseitig, die breite Vorderseite in der Mitte eingesenkt, die Wirbel ragen ein wenig vor. Vorder- und Hinterseite sind durch einen gleichmässig ge- rundeten, schwach gebogenen Kiel von einander getrennt. Die Schalen scheinen fast vollkommen gleichklappig zu sein. Die Oberfläche ist mit deutlichen Anwachsstreifen und nach FOLLMANN ausserdem noch mit fein welligen, vom Wirbel ausstrahlenden Linien bedeckt. | Die Schalen sind am Wirbel verdickt; der Umriss des Stein- kerns weicht daher von dem des beschalten Exemplars ausser- ordentlich ab. Der Steinkern ist in der Wirbelgegend mit zahl- reichen Körnchen bedeckt. Die lange gerade Ligamentarea besitzt eine Höhe von 8—9""® (Fig. 2, 2a). Der vordere Muskeleindruck ist klein, tief eingeschnitten und liegt unmittelbar unter dem Wirbel auf einem Vorsprung des Steinkerns. Der hintere Muskeleindruck ist etwa 3mal so gross als der vordere und liest unter dem Hinter- ende des Schlossrandes. An zwei präparirten Schlössern, die den gegenüberliegenden Klappen angehören, sind je 4 parallel gestellte Schlosszähne wahrzunehmen, von denen der vierte die grösste Länge besitzt. Die Seitenzähne liegen getrennt am hinteren Ende der Schlossfläche. In der rechten Klappe stehen deren zwei, von denen der obere grösser als der untere ist; in der linken Klappe scheinen 3 Seitenzähne vorhanden zu sein. Vorkommen in den oberen Coblenzschichten 1/,%® nördlich der Bastenmühle im Lieserthal bei Wittlich. 17 meist doppel- klappige Exemplare im Berliner Museum. [313] Gosseletia. 115 In der äusseren Form ist @osseletia triguetra HALL!) aus der Hamilton group des Staates New York sehr ähnlich; auch die Zähne sind nicht wesentlich verschieden. Ein in die Nähe der beschriebenen Art gehöriges Exemplar aus der Siegener Grau- wacke von Seifen bei Dierdorf weist auf das Vorkommen der Gruppe in diesen tiefen Schichten hin, ist aber wegen unvoll- kommener Erhaltung nicht näher bestimmbar. Gosseletia alta FOLLMANN. Taf. XVI, Fig. 6 — 7a. 1885. Gosseletia alta ForLımann, 1. c. p. 211, t.4, f. 1, 1a, 1b. Diese mit Gosseletia securiformis zusammen vorkommende Art steht derselben überaus nahe, unterscheidet sich jedoch durch einige Merkmale der äusseren Form und der Schlossbildung; die Unterschiede sind allerdings bei der starken Verdrückung der in jenen Schichten vorkommenden Versteinerungen nicht immer deut- lich wahrnehmbar. Der Umriss ist nicht, wie bei @osseletia securi- Jormis dreiseitig, sondern rhombisch; jedoch ist die dem Wirbel segenüberliegende Ecke abgerundet. Vorder- und Hinterrand sind parallel, Vorder- und Oberrand stossen unter spitzem Winkel an einander. In jeder Klappe stehen vier, ungefähr parallele Schlosszähne. Die beiden mittleren Zähne der linken Klappe scheinen oben mit einander in Verbindung zu stehen; allerdings war dies Merkmal nur an dem Abdruck eines rechten Schlosses zu beobachten. 15 Exemplare im Berliner Museum. Gosseletia schizodon nov. sp. Taf. XIII, Fig. 6, 6A. Es liegt zwar nur ein am Hinterrande zerbrochener Stein- kern der linken Schale vor; jedoch lässt die eigentümliche Be- schaffenheit des vortrefllich erhaltenen Schlosses die Aufstellung !) Palaeontology of New-York, Vol. V, 1, p. 265, t. 31, f. 9— 17. 8* 116 Aviculidae. Ambonychiinae. [3 14] einer neuen Art gerechtfertigt erscheinen. Die Form des Stein- kernes, insbesondere auch das Vorkommen kleiner Punkte auf der Wirbelgegend desselben, stimmt durchaus mit @osseletia alta über- ein. Der tief eingesenkte vordere Muskeleindruck ist halb so gross, wie bei dieser Art. Die Oberfläche ist mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Man zählt in dem, dem rechten Schloss entsprechenden Ab- druck der linken Klappe vier Schlosszähne, von denen der vordere divergirt, während die übrigen parallel angeordnet sind. Der am weitesten nach hinten liegende Zahn, der aut dem abgebildeten Steinkern durch den Buckel verdeckt ist, besteht aus einer ein- fachen niedrigeren Leiste. Von den übrigen Zähnen spalten sich auf der Unterseite kleine Nebenzähnchen ab D), und zwar beob- achtet man an dem ersten Zahn zwei, an dem zweiten und dritten je einen Nebenzahn. In ähnlicher Weise ist im dem linken Schloss der unten zu beschreibenden @osseletia Kayseri der zweite Schlosszahn ungleich gespalten. Seitenzähne sind nicht sichtbar; die Ligamentarea beginnt erst hinter dem Wirbel und ist un- gewöhnlich schmal. Das von E. KAyYsER gesammelte Originalexemplar stammt aus dem Coblenz-Quarzit von Oberlahnstein und befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Gosseletia (?) minor nov. sp. Taf. XVI, Fig. 18. Die Zugehörigkeit der vorliegenden kleinen Schale zu @osse- letia erscheint zwar keineswegs sicher, da die Freilesung des Schlosses nicht möglich war; jedoch ist die Aehnlichkeit der äusseren Form mit Gosseletia alta und distincta augenfällig. Die Vorderseite ist schräg abgestutzt; parallel zu derselben verläuft ein Kamm, der ähnlich wie bei Gosseletia distincta gestaltet ist. Der Wirbel ist wie bei Gosseletia alta etwas vorgebogen. Die Anwachsstreifen sind deutlich erkennbar. I) Schizodon Spaltzahn. i [31 5] Gosseletia. 117 Das vorliegende Exemplar wurde von mir in dem unteren Oberdevon von Rübeland gesammelt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die vorliegende Art mit Myalina bodana A. Rorm. !) identisch ist; die vorliegende Ab- bildung derselben ist verzeichnet und kann daher nicht berück- sichtigt werden. ÜLARKE stellt Myalina bodana zu Modiomorpha ?). Da das Originalexemplar verloren zu sein scheint, ist eine Ent- scheidung unmöglich. Gosseletia distineta FOLLMANN. Taf. XV], Fig. 17. Gosseletia distincta FoLımann, 1. c. p. 214, t. 5, f. 5, 5a. Höhe des abgebildeten Exemplars ca. 6°“, Breite 3,8°%, Ent- fernung der Kiele von einander 3,8. Schale quereiförmig mit hervorragendem Wirbel. Der Kiel, welcher die flache Vorderseite abtrennt, ist gerundet und ver- schwindet in der Nähe des Unterrandes allmählich. Die Liga- mentarea ist verhältnissmässig kurz (3%®). Die Oberfläche ist mit deutlichen concentrischen Anwachsstreifen und ganz feinen, nur mit der Lupe einigermaassen erkennbaren radialen Linien bedeckt. Das Schloss einer linken Klappe liess sich wenigstens theil- weise herauspräpariren. Dasselbe besteht aus 3 (oder 4?) paral- lelen Zähnen, die kräftiger ausgebildet und weniger schräg ge- stellt sind, als bei @osseletia securiformis. Dieser Art steht Gosseletia distincta am nächsten, unterscheidet sich jedoch durch einige Abweichungen der äusseren Gestalt (Fig. 4, Fig. 17), die flache Form des Kiels und die wesentlich geringere Länge der Ligamentarea. Ich sammelte Gosseletia distincta in der von KAYSER ein- gehend beschriebenen Zwischenschicht des Calceola- und Crinoiden- horizonts am Eisenbahnübergang zwischen Baselt nnd Schwirz- !) Palaeontographiea IX (Beiträge etc. II) t. 2, f. 11a,b, ?2) Fauna des Iberger Kalkes, p. 375, 118 Aviculidae. Ambonychiinae. [316] heim in der Prümer Kalkmulde; ausserdem findet sich die Art wahrscheinlich in denselben Schichten bei Pelm unweit Gerolstein. 6 Exemplare im Berliner Museum und der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Gosseletia Ibergensis A. ROEMER sp. Taf. XVII, Fig. 5, 5a, 5b. Mytilus Ibergensis A. Rorm., Palaeontographica IX (Beitr. IV) p. 162, t. XI, f. 10. Gosseletia Ibergensis CuLarke, Fauna des Iberger Kalkes, p. 374, t. 6, f. 7. Die Öriginalexemplare von CLARKE und A. ROEMER, sowie ein weiteres selbst gesammeltes Stück liegen zum Vergleich vor. Wie bereits CLARKE hervorgehoben hat, steht die vorliegende Spezies Gosseletia triqueira HALL aus der Hamilton group so nahe, dass man nach der äusseren Form nicht an der Zugehörig- keit zu derselben Gattung zweifeln würde. Von den aus Europa beschriebenen glatten Gosseletien unterscheidet sich die Iberger Art dadurch, dass Vorder- und Oberrand unter rechtem Winkel zu- sammenstossen. An zwei der genannten Exemplare ist das Schloss nicht erhalten, und an dem von ÜLARKE abgebildeten Stücke ist die Ligamentarea leider durch die ungeschickte Präparation zer- stört worden. Auf CLarkE’s Abbildung sind der hintere lang- gestreckte Zahn und die Zahngruben an der Seite desselben Kunst- producte und daher auf Fig. 13b nicht angegeben; höchst wahr- scheinlich befand sich an ihrer Stelle die Ligamentarea. Auch die beiden vorderen Zähne sind etwas zerbrochen. Ich glaube unmittelbar oberhalb des zweiten Zahnes noch Reste der Liga- mentarea zu sehen, und in diesem Falle würde die Bestimmung als Gosseletia keinem Zweifel unterliegen. Vor dem Schloss ist der kleine vordere Muskeleindruck ziem- lich deutlich unterscheidbar. Die steil abfallende Vorderseite der Muschel ist in der Mitte vertieft, die Oberfläche mit feinen An- wachsstreifen bedeckt, die auf der Vorderseite deutlicher hervor- treten. Vorkommen: Im unteren Oberdevon des Winterbergs und Ibergs bei Grund. [317] Gosseletia. 119 ec) Gruppe der Gosseletia truncata F. ROEMER sp. Die Oberfläche ist mit radialen Rippen versehen, die Vorder- seite abgestutzt und von einem deutlichen Kiel begrenzt. Gosseletia truncata F. RoEMER. Taf. XII, Fig. 2—4a. 1544. Pterinaea truncata F. Rosmer, Rheinisches Uebergangsgebirge, p. 78, t. 2, alla: Der Umriss ist schräg dreiseitig; Vorder- und Öberrand stossen unter spitzem Winkel zusammen, der Wirbel ragt etwas vor; die Vorderseite ist concav eingesenkt, die Hinterseite ab- gerundet. Der die Vorderseite begrenzende Kiel ist ziemlich scharfkantig und verläuft geradlinig. Die Oberfläche ist mit regelmässigen, ziemlich breiten Radialrippen bedeckt, die durch schmale Furchen getrennt werden und zuweilen durch die An- wachsringe der Schale unterbrochen sind. Beide Klappen er- scheinen ziemlich gleichmässig gewölbt. Der tief eingesenkte kleine vordere Muskeleindruck liest dicht unter dem Wirbel, der hintere Adductor befindet sich unterhalb der Seitenzähne und ist nur undeutlich wahrnehmbar. Eine verhältnissmässig schmale Ligamentarea begleitet den Oberrand der Schale. Unter dem Wirbel stehen in jeder Klappe 4 parallele Zähne, die von oben nach unten an Länge allmählich zunehmen. Am hinteren Ende der Ligamentarea befinden sich in jeder Klappe drei ziemlich gleich lange Seitenzähne. 12 z. Th. mit beiden Klappen erhaltene Exemplare aus den oberen Coblenzschichten von Prüm, Daleiden, Fachingen bei Balduinstein, Coblenz und Ems im Berliner und Breslauer Museum, sowie in den Sammlungen der geologischen Landes- anstalt und des naturhistorischen Vereins zu Bonn. F. ROEMER giebt 1. c. die Art noch von Houffalize in Belgien an. 120 Aviculidae. Ambonychiinae. [3 1 8] Gosseletia angulosa nov. sp. Taf. XII, Fig. 1—1C. Der Umriss ist dreiseitig. Vorder- und Oberrand sind gerad- linig und stossen unter spitzem Winkel zusammen, die Unterseite ist abgerundet. Der die Vorderseite abgrenzende Kiel ist zuge- schärft. Die Oberfläche erscheint mit scharfen Radialrippen be- deckt. Die Ligamentarea und die Muskeleindrücke sind wie bei der vorher beschriebenen Art gestaltet. Unter dem überragenden Wirbel befinden sich jederseits drei Schlosszähne Der lang- gestreckte Seitenzahn der linken Klappe beginnt erst in der Mitte der Schlosslinie.e In der rechten Klappe ist der Seitenzahn in zwei Aeste gegabelt. Vorkommen im unteren Theile der oberen Ooblenzschichien an der Hohenrheiner Hütte, unweit Niederlahnstein. Ein vortreff- lich erhaltenes Exemplar (Steinkern und Abdruck) in der Samm- lung der geologischen Landesanstalt. Von Gosseletia truncata und trigona unterscheidet sich die Art durch die Zuschärfung des Kiels, von @osseletia truncata ausserdem noch durch die geringere Zahl und die abweichende Beschaffenheit der Zähne. Gosseletia trigona GOLDFUSS sp. Taf. XI, Fig. 5— 7a. Pterinaea trigona Gouor. Petr. Germ. II, p. 137, t. 120, f. 3. Avicula daleidensis STEININGER, geognostische Beschreibung der Eifel, p. 56, ba le. Gosseletia (Pterinaea) trigona Fouımann, 1. c. p. 194 und 216. ? Gosseletia radiata Fouımann, 1. c. p. 212. Die Höhe des grössten vorliegenden Exemplars beträgt 6,5 ®, die Breite (etwas unterhalb des Schlossrandes) 5,3 ®. Die Art steht der vorher beschriebenen in vielen Beziehungen nahe, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass Vorderkante und Oberrand annähernd einen rechten Winkel mit einander bilden, während derselbe bei Pierinaea angulosa und truncata spitz ist. [31 9] Gosseletia. 121 Ferner ist die Schale viel stärker gewölbt. Die äussere Form unterliegt bei den Steinkernen aus dem Bienhornthal und von Daleiden mannichfachen Schwankungen; insbesondere bildet sich Fig. 10. Fig. 9. > Gosseletia trigona GoLDF. Sp. Gosseletia trigona Goupr. Coblenzquarzit, Bienhornthal bei Coblenz. (stark verlängerte Form). Steinkern (Ein in der Pfeilrichtung verzerrter aus dem Coblenzquarzit des Mühl- Steinkern.) 1:1. thales bei Rhens (Coll. FoLrmans). 1:1. die eckige, den Vorderrand begrenzende Kante erst bei vorschrei- tendem Wachsthum aus. Doch beruht das wechselnde Verhältniss von Länge und Höhe der Muschel z. Th. auf Verdrückung. Die Schlosszähne (3— 4) sind verlängert und schräg gestellt, ähn- lich wie bei @osseletia truncata. Der erste (von oben gerechnet) ‘und dritte Zahn sind wesentlich stärker als der zweite und vierte. Zahl und Beschaffenheit der Seitenzähne konnte nicht genauer beobachtet werden. Die Öberflächensculptur stimmt mit der der vorher beschriebenen Arten überein. 19 Exemplare aus den oberen Coblenzschichten von Daleiden, Ems und Miellen bei Ems, sowie aus dem ÜCoblenzquarzit des Bienhornthales bei Coblenz und des Mühlthales bei Rhens. Ber- liner und Marburger Museum, geologische Landesanstalt. Samm- lungen der Herren Dr. FOoLLMAnN und SCHWERD in Coblenz, so- wie des: Verfassers. | 122 Aviculidae.. Ambonychiinae. [3 20] Die Originalexemplare zu STEININGER’S Avicula daleidensis be- finden sich in der geologischen Landesanstalt zu Berlin (Fig. 5a, 5b), so dass über die Bestimmung ein Zweifel nicht bestehen kann. Auch Gosseletia radiata FOLLMANN wird vom selben Fundorte angegeben. Das Aussehen der Emser (@. trigona) und der Daleidener Steinkerne (@. daleidensis) ıst verschieden, da auf den letzteren die Sculptur der Oberfläche zum Theil erhalten ist, während die ersteren einen einfachen Ausguss der Innenseite darstellen. An- fangs glaubte ich zwei Arten unterscheiden zu müssen, jedoch ergab sich die Uebereinstimmung der verschiedenen Exemplare durch die Vergleichung eines grösseren Materials. Gosseletia carinata GOLDFUSS- FOLLMANN sp. Taf. XII, Fig. 8-11; Taf. XIV, Fig. 3. 1385. Pierinaea carinata Foutmann, 1.c. p. 194, t.5, f. 6, 6a. (non Gorpruss Petr. Germ. II, p. 136, #8), 35 Eh Der Umriss ist quer-eiförmig bis dreiseitig, die Vorderseite gerade abgestutzt, ein Kiel erscheint kaum angedeutet. Die äussere Form der Schale unterliegt an und für sich gewissen Schwankungen, welche durch die häufige Verzerrung noch bedeutend vermehrt werden. Die Oberfläche ist mit regelmässigen Radialrippen be- deckt, die die Schale vollständig durchsetzen; dieselben finden sich daher auch auf dem Steinkerne. Nur die stark verdickte W irbel- gegend ist glatt. Die Radialrippen werden von feinen Anwachs- streifen durchschnitten. Die dem Schlossrande parallele Ligamentarea verschmälert sich nach vorn und hinten zu allmählich. Der kleine vordere Muskeleindruck liegt auf einer ohrförmigen Fläche des Steinkerns vor dem Vorderrande. Diese vordere Ausbreitung entspricht je- doch nicht einem auf der Aussenseite sichtbaren Ohr, sondern ist, ähnlich wie bei Gosseletia securiformis, durch die starke Ver- dickung der Schale in der Wirbelgegend hervorgerufen. Herr (Greheimrath BEYRICH hat mich auf dieses eigenthümliche Verhalten [321] Gosseletia. 123 aufmerksam gemacht. Das Merkmal erleichtert die Erkennung der in Bezug auf die äussere Form überaus variabelen Art. Das Schloss des Steinkerns der rechten Klappe besteht aus 5 grösseren und zwei kleineren, vom Wirbel aus nach vorn und hinten divergirenden Zähnen. Die vorderen drei Zähne hängen oben mit einander zusammen. Der dritte ist am kräftigsten aus- gebildet; vor dem zweiten und dritten Schlosszahn steht je ein isolirtes Zähnchen. Hinter dem dritten Schlosszahn folgen noch zwei verlängerte, schräg gestellte Zähne. Die beiden hinteren Seitenzähne sind der Schlosslinie parallel und stehen in einiger Entfernung vom Wirbel. Auf einem nur unvollständig erhaltenen Steinkern der linken Klappe beobachtet man 4 Schlosszähne, die von vorn nach hinten an Länge zunehmen; die hinteren Zähne sind schräg, die vorderen ungefähr senkrecht gegen den Schloss- rand gestellt. Vorkommen: Einige verdrückte und daher nicht ganz sicher bestimmbare Exemplare liegen vor aus der Siegener Grau- wacke des Siegerlandes und des Menzenberges bei Bonn. Das Hauptlager der Art sind die unteren Coblenzschichten: Ober-Stadt- feld bei Daun, Zendscheid bei Gerolstein, Vallendar unterhalb Coblenz (in dem an der Vereinigung von Fehrbach und Löhrbach gelegenen Steinbruch). Im Coblenzquarzit bei Ems und Hunzeler Wald bei Singhofen. 12 Exemplare in der Sammlung der geologischen Landes- anstalt, dem Berliner, Göttinger, Marburger Museum und meiner Sammlung. Pterinaea carinata GOLDF. (l. c. t.119, f.8) von Lewiston, ÖOneida Co. in Nordamerika gehört nach HALL zu Ambonychia. Die im Vorangehenden gewählte Bezeichnung gründet sich darauf, dass GoLDFUuss in der Bonner Sammlung auch einige rheinische, von Ambonychia carinata abweichende Exemplare als Pterinaea carinata bezeichnet hat. Den letzteren gebührte daher eigentlich ein neuer Name. Da jedoch FOLLMANN die GoLpruss’sche Be- zeichnung gewählt hat, mag dieselbe auch hier beibehalten werden, um die Synonymik nicht unnöthig zu verwirren, 124 Aviculida.. Ambonychiinae. [322] Gosseletia af. carinatae GOLDFUSS- FOLLMANN sp. In der Siegener Grauwacke von Menzenberg kommt eine mit der vorstehend beschriebenen nah verwandte Muschel vor, die sich besonders durch den dreieckigen Umriss und die Ausbreitung der Schale nach hinten auszeichnet. Da jedoch das einzige (im Göttinger Museum befindliche) Exemplar stark verdrückt ist und der Abdruck des Schlosses fehlt, so erscheint eine genauere Be- stimmung unthunlich. Unvollkommen bekannte Arten. Ausser den vorstehend besprochenen Arten beschreibt FoLL- MANN noch zwei Formen, die mir aus eigener Anschauung nicht bekannt geworden sind, Gosseletia lunulata FOLLMANN !) aus der oberen Coblenzstufe von Lüdenscheid, und die nicht abge- bildete G@osseletia eifeliensis FOLLMANN aus den Cultrijugatus- schichten der Hillesheimer Mulde. Die letztere Art scheint zu Gosseletia zu gehören, die erstere weicht jedoch in der äusseren Form von allen übrigen bekannten Arten ab und könnte, da das Schloss nicht bekannt ist, nach der äusseren Gestalt vielleicht zu Myalina gerechnet werden. Sie erinnert an Myalina circularis und rhenana. Weitere Arten aus dem rheinischen Unterdevon hat FRIEDRICH MAURER beschrieben ?); dieselben sind noch nicht abgebildet, konnten aber von mir berücksichtigt werden, da der genannte Herr die Originalexemplare mir in liebenswürdiger Weise zu- gänglich gemacht hat. Gosseletia cancellata und curvata wurden bereits oben erwähnt. 1. Gosseletia proflecta MAURER |]. c. p. 10 und 2. Gosseletia plana MAURER mser. gehören in die Nähe von Myalina crassitesta Kays. sp. und bdilsteinensis F. RoEM. sp., wo dieselben besprochen werden sollen. | Yalzernpr 2.1.4.1. 2. 2) Palaeontology of New-York, Bd. V, 2. Abth., t. 52. [323] Gosseletia. 125 3. Gosseletia rhenana MAURER (]. c. p. 10, obere Coblenz- schichten von Laubbach bei Üoblenz) ist ein merkwürdig ge- stalteter Steinkern nebst Abdruck, den ich als ein verzerrtes Bruchstück der Wirbelgegend von Actinodesma deuten zu können glaube. An den Anwachsstreifen des Steinkerns ist mit Sicher- heit zu erkennen, dass sich der nach hinten zu gelegene Ab- schnitt der Schale in einen deutlichen Flügel fortsetzt; der Stein- kern selbst stimmt mit dem Ausguss der Wirbelgegend von Acti- nodesma überein. Ein Paar nach vorn liegende Zähnchen sind wohl Schlosszähne von Actinodesma, die durch Bruch oder Ver- zerrung an diese Stelle gelangt sind. 4. Gosseletia tenuestriata MAURER (]. c. p. 10, 11 aus der Siegener Grauwacke von Seifen bei Dierdorf) ist zweifellos eine neue, durch die zahlreichen feinen und regelmässigen Anwachs- streifen der Oberfläche ausgezeichnete Art, über deren generische Bestimmung ein sicheres Urtheil nicht abzugeben ist. Als Gosse- letia ıst die Art wohl nicht zu bezeichnen, da die Schale ein deutlich abgesetztes vorderes Ohr aufweist. Man könnte, da Schlosszähne vorhanden sind, an Megambonia HALL, eine durch den Besitz eines vorderen Öhres ausgezeichnete Gattung der Familie Megalodontidae denken. Cyrtodontopsis nov. subgen. Taf. XIII, XIV. Flachgewölbt, verlängert, in der äusseren Form einer Modiola ähnlich. Der erste und dritte, deutlich gekerbte Schlosszahn bilden ein V und schliessen den zweiten ein. Seitenzähne wohl entwickelt und von den Schlosszähnen deutlich getrennt. Untere bis obere Coblenzschichten. In Bezug auf den Bau des Schlosses und die äussere Form bildet die Untergattung einen vollkommenen Uebergang zwischen den glatten Gosseletien (Gr. d. @. devonica) und der im Folgen- den beschriebenen Cyrtodonta. 126 Aviculidae. Ambonychiinae, [324] Gosseletia (Cyrtodontopsis) Kayseri FREcH. Taf. XII, Fig. 1—3. ? Gosseletia ? Kayseri Frecn bei Kayser, Fauna des Hauptquarzits, t. 8, f. 6. Die Höhe der Muschel beträgt am Hinterrande 2,8 — 3m, die Länge 6°”. Cyrtodontopsis Kayseri, welche im Aeusseren einer grossen Modiola gleicht, ist die typische Art und zugleich auch die einzige, von der hinlängliches Material vorliegt. Die Schale erscheint in der Wirbelgegend verschmälert; von hier aus ver- läuft eine flache Aufwölbung nach unten und hinten. Ein eigent- licher Kiel fehlt vollständig. Die Schale ist mit schwachen con- centrischen Anwachslinien bedeckt. Die beiden Klappen sind gleichmässig gewölbt. Dieselben sind weniger dickschalig, als bei den vorher beschriebenen Arten. Die Ligamentarea ist bei ausgewachsenen Exemplaren 4 lang und 4”® hoch; der ziemlich grosse, hintere Muskeleindruck liegt unmittelbar unter dem Schlossrande. Der vordere Muskel- eindruck ist etwa halb so gross, schwach eingesenkt und unmittel- bar unter dem Vorderende des Schlosses gelegen. Der die beiden Muskeln verbindende Manteleindruck verläuft in geringer Ent- fernung (4—5"") vom Unterrande parallel zu demselben. Man zählt 6 Schlosszähne in der rechten Klappe (bezw. in dem Ab- druck der linken) und 5 Schlosszähne in der linken (bezw. in dem Abdruck der rechten). In dem rechten Schloss stossen der erste und dritte Zahn, die am kräftigsten ausgebildet sind, am oberen Theile zusammen und bilden so einen Bogen, in dem der zweite kleinere Zahn liegt. Der 4. und 5. Zahn sind schmal, der sechste ist gerundet. Im linken Schloss convergiren der erste und dritte Zahn; der innerhalb des Bogens liegende zweite Zahn ist ziemlich breit, keilförmig und undeutlich gespalten. Am hinteren Ende der Ligamentarea beobachtet man in einiger Ent- fernung vom Schlosse in jeder Klappe zwei parallele Seitenzähne, von denen der oben gelegene der kürzere ist. Ich sammelte Gosseletia Kayseri in den oberen Üoblenz- schichten am Eisenbahndamm bei Miellen zwischen Ems und [325] Gosseletia. 127 Oberlahnstein ). Herr Professor KAYSER hat mich auf diesen überaus reichen Fundpunkt devonischer Zweischaler aufmerksam gemacht. Ausserdem liegen 8 Exemplare aus der Gegend von Ems in der geologischen Landesanstalt und im Berliner Museum. Gosseletia (Cyrtodontopsis) quarzitica nov. sp. Taf. XIV, Fig. 1. Aus dem die oberen Coblenzschichten unterlagernden Coblenz- quarzit stammt die rechte Klappe einer Gosseletia, die der vorher be- schriebenen Form nahe steht, jedoch in einigen leicht wahrnehmbaren Merkmalen abweicht. Die Schale ist wesentlich kürzer und unter dem Wirbel verhältnissmässig höher; die Zähne sind kürzer und im allgemeinen schwächer entwickelt. Die Schlosszähne sind auf Bı212% Gosseletia quarzitica nov. sp. Steinkern der Schale und Abdruck des Schlosses (letzteres vergr... Coblenzquarzit. Bienhornthal bei Coblenz (Coll. Schwerd). dem Steinkern durch die Ausfüllung des unter dem Wirbel ge- legenen Hohlraumes etwas verdeckt, während sie bei der typischen Art um beinahe 1/,°® hervorragen. Die (nicht ganz deutlich er- !) Zwei mit der Etikette » Niederlahnstein« versehene Stücke (Fig. 1, 2) stammen entweder ebenfalls von Miellen oder aus der unmittelbaren Fortsetzung der dort anstehenden Schichten. Das Gestein ist genau dasselbe und enthält ebenfalls Spirifer carinatus Schxur, 128 Aviculidae. Ambonychiinae. [326] kennbare) Zahl der Schlosszähne ist geringer und der obere Seiten- zahn im Schloss der linken (= Steinkern der rechten) Klappe weniger kräftig. Die vorliegenden 4 Exemplare wurden von Herrn Dr. FoLr- MANN im Mühlthal bei Rhens, sowie im Bienhornthal bei Coblenz gesammelt und befinden sich z. Th. im Museum zu Halle, z. Th. in Privatsammlungen zu Coblenz. Gosseletia (Cyrtodontopsis) praecursor nov. sp. Taf. XIII, Fig. 4, 4a; Taf. XIV, Fig. 2. Der auf Taf. XIII, Fig. 4 abgebildete Abguss einer glatten Gosseletia steht zweifellos der vorher beschriebenen Gosseletia Kayseri überaus nahe, unterscheidet sich jedoch durch die ab- weichende Form des Umrisses. Der Oberrand ist wesentlich kürzer; dafür erscheint die Schale nach hinten unten zu ausge- dehnt und verbreitert, während sie bei Gosseletia Kayseri hier zu- gespitzt ist. Zu derselben Art, wie der Abdruck, gehören wahrscheinlich zwei Steinkerne, die im gleichen Horizont (untere Coblenzschichten) an einem anderen Fundorte gefunden sind. Die Wölbung der Schale ist ebenfalls flach, und der Umriss des Steinkerns stimmt, soweit die etwas unvollständige Erhaltung zu erkennen erlaubt, Fig. 13. Gosselelia praecursor nov. sp. Steinkern. Untere Coblenzstufe, Daun. Coll, Forımann, [327] Gosseletia. 129 mit dem Abdruck überein. Der vordere Muskeleindruck tritt deutlich hervor. Die Anordnung der kräftigen Schlosszähne scheint ähnlich zu sein wie bei Gosseletia Kayseri; ihre Zahl dürfte 3—4 betragen. Die Seitenzähne sind wesentlich kürzer und, wie es scheint, zahlreicher als bei der genannten Art. Der Abdruck wurde von mir bei Daaden im Siegenschen ge- sammelt, die Steinkerne stammen aus den unteren Coblenzschichten von Stadtfeld bei Daun und befinden sich im palaeontologischen Museum zu München sowie in der Sammlung des Herrn Dr. FOLLMANN. Gosseletia (Cyrtodontopsis) Halfari nov. sp. Aus dem Hauptspiriferensandstein des Bocksberges (westliche Abdachung) liest der untenstehend abgebildete Steinkern einer grossen Muschel vor, die sich zunächst an die vorher beschrie- bene Gosseletia quarzitica anschliesst.e Man könnte die erstere für die Altersform der letzteren halten; jedoch deutet die erheb- liche Vorbiegung der Vorderseite auf eine specifische Verschieden- heit hin. Auch die nicht uubeträchtliche Höhe der gestreiften Ligamentarea und der dem Oberrande parallel verlaufende Längs- kamm mag als Unterscheidungsmerkmal hervorgehoben werden. Fig. 14. un - mr. --n on ---77 Gosseletia (Cyrtodontopsis) Halfari n. sp. ?/s der natürlichen Grösse. Hauptspiriferensandstein, Bocksberg (Westharz). Abh. IX, 3, 9 130 Aviculidae. Ambonychiinae. [328] Der Umriss der Muschel erinnert am meisten an Modiola oder ähnliche Formen, doch lässt das Vorhandensein einer hohen ge- streiften Ligamentarea keinen Zweifel betreffs der systematischen Stellung zu. An dem vorliegenden Exemplar bemerkt man eine deutliche Emporwölbung des Mitteltheils der Muschel. Der vordere Muskeleindruck und die Mantellinie sind ziemlich gut unterscheidbar. In Bezug auf das geologische Alter stimmt die rheinische Form mit der im Westharz vorkommenden überein. ÜOoblenz- quarzit und Hauptspiriferensandstein sind im Wesentlichen homotax. Das einzige vorliegende Exemplar wurde von Herrn HALFAR, dem zu Ehren ich die Art benenne, gefunden und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Die Reconstruction des Um- risses beruht auf dem Vergleich mit Gosseletia quarzitica. Cyrtodonta Bıruıes !). Taf. IV. 1859. Harr, Palaeontology of New-York, Vol. III, p. 270 und 523. 1854. Beusuausen, Oberharzer Spiriferensandstein. Diese Abhandlungen Bd. VI, 10,1 07% Die im Oberharzer Spiriferensandstein vorkommenden, neuer- dings zu Cyrtodonta gestellten Formen sind bisher bald in die Nähe von Pierinaea, bald in die Verwandtschaft von Arca versetzt worden, ohne dass man zu sicheren Ergebnissen gelangt wäre. Der Vergleich des Schlosses von Cyrtodonta mit dem von Gosse- letia (Oyrtodontopsis) Kayseri verbreitet mehr Licht über die Stellung der ersteren. Die eigenthümlichen, V-förmigen Schlosszähne, die für Cyrtodonta charakteristisch sind, finden sich auch bei Gosseletia Kayseri. Allerdings ist der obere Bogentheil bei @osseletia Kayseri weniger deutlich, so dass der Uebergang zu den parallelen Zähnen der typischen Gosseletien hierdurch vermittelt erscheint. Einige ') Der Name Cyrtodonta ist wohl der Bezeichnung Cypricardites Coxran vorzuziehen, einmal aus dem von Zırrer hervorgehobenen nomenelatorischen Grunde, vor allem aber, weil Coxxan unter der Gattung Cypricardites ganz heterogene Dinge, wie Grammysia u. a. zusammengefasst hat. [329] Cyrtodonta. 131 weitere kleine Unterschiede lässt der zweite Schlosszahn erkennen, der im Abdruck des rechten Schlosses bei @osseletia Kayseri zwei- fach, bei Cyrtodonta Beyrichi dreifach getheilt erscheint. Die Grundelemente des Schlossbaues sind jedoch dieselben. Die hinteren Schlosszähne und die Seitenzähne stimmen bei den ver- glichenen Arten überein; nur die Querfurchen der Schlosszähne fehlen bei Cyrtodonta. Eine weitere Aehnlichkeit von Oyrtodonta und Gosseletia Kayseri liegt in der geringen Grösse des vorderen Muskeleindrucks. Der- selbe ist bei Cyrtodonta flach, bei den meisten Arten von @osse- letia tief eingesenkt. (Gosseletia Kayseri steht auch in dieser Hin- sicht Cyrtodonta näher als die übrigen Formen. Die Ligamentarea ist bei den von BEUSHAUSEN abgebildeten, z. Th. auch von mir untersuchten Stücken nirgends erhalten; hingegen ist dieselbe mit vollkommener Deutlichkeit bei einem Exemplar des Münchener Museums oberhalb der Schlosszähne sichtbar. Die Streifen ver- laufen etwas schräg gegen den Schlossrand. Öyrtodonta steht nach dem Vorhergehenden der Gruppe der Gosseletia Kayseri so nahe, dass man an eine Vereinigung denken könnte. Doch würde in diesem Falle die Gattung einen zu er- heblichen Umfang gewinnen. Auch rechtfertigt das Vorkommen der eigenthümlichen bogenförmigen, ungefurchten Schlosszähne, sowie die geringe Entwickelung der Ligamentfläche eine Ab- trennung hinreichend. Cyrtodonta declivis A. ROEMER sp. Taf. IV, Fig. 2— 2b. BEUSHAUSEN beschreibt drei Arten: Oyrtodonta declivis A. RoEM., Beyrichi BEUSH. und Kayseri BEUSH. !) aus dem »Hauptspiriferen- sandstein« des Kahleberges, der Schalke und des Bocksberges. Cyrtodonta Beyrichi, deren Originale ich im Berliner Museum untersucht habe, bildet eine wohlbegrenzte, durch den Besitz von 5 Schlosszähnen (davon zwei Hufeisenzähne) ausgezeichnete Form. ern. l, 9* 132 Aviculidae. Ambonychiinae. [330] Dagegen ist Cyrtodonta Kayseri, von der ein einziges Exemplar bekannt ist, wahrscheinlich nur ein verzerrter Steinkern von Cyrto- donta declivis. Der Schlossbau stimmt nach den Abbildungen ganz überein. Es liegen drei grössere und ein kleiner hinterer Schloss- zahn, sowie 2— 3 Seitenzähne in jeder Klappe (Taf. IV, Fig. 2). Die beiden vorderen Zähne der rechten Klappe sind oben ver- schmolzen und bilden ein V. Von den Seitenzähnen ist der obere kürzer, als der untere; zuweilen liegen zwischen Schloss- und . Seitenzähnen noch kleinere Zahnleisten (Fig. 2a). Der Haupt- unterschied von Cyrtodonta Kayseri und dechvis besteht in der schrägen Form des Umrisses bei der ersteren Art. Doch sind derartige Abweichungen bei unterdevonischen Formen meist durch Verdrückung zu erklären. Ein weiterer Unterschied scheint dann in der abweichenden Begrenzung des Unterrandes von Cyrto- donta Kayseri zu liegen. Doch ist dieser (bei Fig. 7), wie es scheint, ungenau ergänzt und könnte ebenso gut eine andere Be- grenzung erhalten, die der Figur mehr Höhe unter dem Wirbel verleihen würde. Vor allem bildet in Bezug auf die äussere Form das abgebildete Exemplar des Münchener Museums (Fig. 2b) einen wahren Uebergang zwischen Cyrtodonta declivis und Kayseri. Es liegen demnach zwei Arten vor: 1. Cyrtodonta declivis A. RoEM. (= Cyrtodonta Kayseri BEUSH.) 2. Oyrtodonta Beyrichi BEUSH. Hierzu kommt noch eine neue Form: 3. Cyrtodonta orbieularis nov. sp. Taf. IV, Fig. 3. Das einzige vorliegende Exemplar, ein Steinkern der rechten Klappe, ist nicht gerade günstig. erhalten, jedoch unverdrückt; derselbe zeigt in der Form und in der Gestalt des Schlosses leicht wahrnehmbare Unterschiede von den beiden anderen Arten. Der Umriss der Muschel ist regelmässig oval und viel mehr gerundet als bei C. declivis und Beyrichi. Ferner ist die Art dünn- schaliger, und infolge dessen erscheinen die Schlossfläche, sowie [331] Byssopteria. 133 die auf derselben befindlichen Zähne wesentlich kleiner und niedriger, als bei den genannten Arten. Die Anordnung der Zähne ist, wie es scheint, ähnlich der bei Oyrtodonta Beyrichi beobachteten. Zwei Schlosszähne umfassen sich gegenseitig, ein dritter, einfacher, liest hinter den beiden )). Am Hinterende der deutlich gestreiften Ligamentarea liegen in der rechten Klappe 2, in der linken 3 schmale Seitenzähne. Das Originalexemplar wurde am Schalker Teich im Spiriferen- sandstein von Herrn Professor HOLZAPFEL gesammelt und befindet sich in der technischen Hochschule zu Aachen. Byssopteria Harz 2). Die Gattung Byssopteria dürfte durch die Beschreibung Haur’s noch nicht hinlänglich begründet sein. Vor allem ist die Erhaltung der bisher gefundenen Exemplare zu ungünstig. Das Innere ist noch niemals beobachtet worden, doch deuten die äusseren Merkmale darauf hin, dass Byssopteria radiata HALL?) zunächst mit Myalina verwandt ist. Formen wie Myalina Kayseri scheinen den Uebergang zu den typischen Mya- linen zu vermitteln. Auf die Aehnlichkeit mit den untersilurischen Ambonychien hat HALL selbst hingewiesen. - Jedoch macht das Fehlen von Seitenzähnen bei der zweifellos nahe verwandten Mya- lina Kayseri diesen Zusammenhang unwahrscheinlich. Es ist sicher, dass die vorliegende neue Art mit der von Hart beschriebenen Byssopteria radiata verwandt ist. Byssopteria (?) semiplana nov. sp. Taf. XI, Fig. 8, 3a. Es liest ein mit beiden Klappen erhaltenes Exemplar vor. Die rechte Schale ist ein wenig gewölbt, die linke flach. Vorder- !) Die Zeichnung ist nicht vollkommen correct. 2) Diese und die beiden folgenden Gattungen können keiner der 6 Unter- familien zugerechnet werden. 3) Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 32, f. 21, 22, p. 252. 134 Aviculidae. Genera incertae sedis. [332] und Oberrand bilden wie bei Byssopteria radiata einen rechten Winkel. Die Sculptur besteht aus feinen Anwachsstreifen und breiten, flachen, unregelmässig gegabelten Radialrippen. Die Liga- mentarea ist nicht erhalten. Die Unterschiede von der Art des amerikanischen Oberdevon bestehen in der geschweiften Form des Unter- und Hinterrandes, in der flacheren Wölbung und der geringeren Grösse der Schalen. Ein Exemplar aus dem rheinischen Unterdevon ohne nähere Fundortsangabe in der Sammlung des naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen. Nach dem Gestein könnte man am ehesten an untere Coblenzschichten denken. Palaeopinna Harr. Der Name HALr’s ist wenig glücklich gewählt, da keine wirk- liche Verwandtschaft mit Pinna besteht und auch die Aehnlichkeit der äusseren Form sehr gering ist. Die Gattung begreift grosse dünnschalige, radial gestreifte, wenig gewölbte, vorn klaffende Muscheln. Der Wirbel ist ganz nach vorn gerückt (noch mehr als bei Pteronites), die Vorderseite erscheint mehr oder weniger deutlich abgestutzt. Die Schlosslinie trägt eine schmale Ligament- area. Der hintere Flügel verläuft ohne Begrenzung in den Haupt- theil der Schale. Bei der einzigen europäischen Art zieht eine kräftige, auf der Innenseite gelegene Leiste diagonal vom Wirbel aus nach unten. Die Gattung ist auf das ältere Devon der nordamerikanischen 1) und rheinischen Devonprovinz beschränkt. Eine nahe Verwandt- schaft mit Byssopteria ist nicht zu verkennen. Bei den amerika- nischen Formen bildet die grössere Höhe der letzteren Gattung einen in’s Auge fallenden Unterschied. Für wesentlicher möchte ich das Vorhandensein der diagonalen Innenleiste halten. !) Oriskany sandstone und Upper Helderberg, etwa dem mittleren und oberen Unterdevon entsprechend. Auch die amerikanischen Arten gehören zu den grössten Seltenheiten, WE [333] Palaeopinna. Pachypteria. 135 Palaeopinna gigantea KRANTZ sp. Taf. XIV, Fig. 10. Pterinaea gigantea Kranız, Verhandlungen des naturhistorischen Vereins d. preuss. Rheinlande 1857, p. 159, t. 10, £. 1. Die Höhe des Originalexemplars beträgt 10°“, der Oberrand ist unvollkommen erhalten und dürfte ungefähr dieselbe Länge besessen haben. Die Radialstreifen alterniren unregelmässig und werden von feinen Anwachslinien durchschnitten. Auf der ab- gestutzten Vorderseite, deren Begrenzung nicht sonderlich deutlich ist, biegt sich der Unterrand ein wenig vor. Das Originalexemplar ist ein Abdruck der rechten, flachen, nur am Wirbel wenig ge- wölbten Schale. Bei den amerikanischen Arten ist die linke Klappe etwas stärker gewölbt. Die Ligamentarea ist 3"" hoch und schimmert durch. Die diagonale Leiste im Inneren ist 3 — 4" breit und 3°“ lang. Die Art ist bisher nur in der Siegener Grauwacke des Menzen- berges gefunden. Ausser dem in der Sammlung des naturhisto- rischen Vereins zu Bonn befindlichen Originalexemplar habe ich noch ein ebenfalls von KrAnTtz am gleichen Fundorte gesammeltes Stück gesehen, das im British Museum (Natural History) aufbe- wahrt wird. Pachypteria or Kon. Pachypteria (?) vetusta BEYRıcH mser. Taf. VII, Fig. 9—9b. Die ältesten, sicher bestimmbaren Austern sind im Muschel- kalk gefunden worden; Praeostrea BARR. aus dem böhmischen Obersilur ist ein ganz zweifelhaftes Gebilde. Hingegen hat DE Koninck eine Muschel des belgischen Kohlenkalkes, die einer devonischen Art ähnlich ist, zuerst als Ostrea, später als neues Aviculidengenus Pachypteria !) beschrieben. !) Faune du calcaire earbonifere V, (1835), p. 201, t. 40, f.1—5. 136 Aviculidae. Genera incertae sedis. [334] Die letztere wurde ım Jahre 1835 von BEYRICH im oberen Mitteldevon von Villmar gefunden und in den Beiträgen zur Kenntniss der Versteinerungen des rheinischen Uebergangsge- birges (I)!) als Ostrea kurz erwähnt. Die betreffende Etikette trägt den Manuscriptnamen Ostrea vetusta. Leider ist das kleine Exemplar bisher das einzige seiner Art geblieben; auch die bel- gische Form ist nur unvollkommen bekannt. Man muss daher darauf verzichten, an Pachypteria Erörterungen über eine eventuelle Abstammung der Ostreiden von den Aviculiden zu knüpfen. Das kleine vorliegende Exemplar ist dickschalig, im Umriss “gerundet und ungleichklappig; die grössere, stärker gewölbte Schale ragt mit der Spitze über die andere vor. Die Oberfläche ist mit unregelmässigen Runzeln und Anwachsstreifen bedeckt und zeigt keine Andeutung von radialer Sculptur. Am Wirbel klafft die Muschel (wie Pachypteria 1. ce. t. 40, f. 3). Der Rand zeigt jedoch nur die zahlreichen Schichten der dicken Schale; von Zähnen oder von einer Ligamentfläche ist — vielleicht infolge mangelhafter Erhaltung — nichts sichtbar. Das Klaffen der Schalen auf der Vorderseite deutet vielleicht auf das Vorhandensein eines Byssus hin, ein Merkmal, das entschieden für die Aviculiden sprechen würde. Unter dem Wirbel der grossen Klappe findet sich eine Auf- biegung der Schalschichten, so dass man hier eine Ligamentgrube wie bei Osirea vermuthen könnte. Das Innere der Muschel ist unbekannt. Pachypteria wurde von DE KonInck auf Grund des Vor- handenseins eines geraden Schlossrandes (der der vorliegenden Art fehlt) zu den Aviculiden gestellt. Noch mehr erinnert an die fragliche Gattung der deutliche Eindruck, welchen der Mantelsaum im Inneren der Schale zurückgelassen hat. Trotzdem DE Konınck das Vorhandensein eines geraden Schlossrandes als wesentlich für Pachypteria anführt, ist derselbe auf seinen Abbildungen gar nicht oder nur unvollkommen erhalten. An der devonischen Art ist der Oberrand gerundet. ) Berlin 13357, p. 16. [335] Myalinoptera. 137 Man würde Pachypteria als eine Zwischenform der Austern und Aviculiden auffassen können, wenn die Combination des deut- lichen Mantelsaums (Pachypteria nobilissima DE Kon.) bezw. des geraden Schlossrandes mit einer Ligamentgrube am Wirbel (P. vetusta) zweifellos festgestellt wäre. Weitere Aufschlüsse sind nur von der Auffindung besser erhaltener Exemplare zu erwarten. VI. Myalininae. Myalinoptera nov. gen. Typus: Avieula erinita A. RoEMER. Taf. XI. Der Umriss ist oval, die Vorderseite gerade abgestutzt, die beiden Klappen sind stark gewölbt und mit feinen Streifen bedeckt. Auf der Vorderseite befindet sich in beiden Schalen ein deut- licher Byssusausschnitt; zwischen demselben und dem Wirbel liest in der rechten Klappe ein gerundetes kleines Ohr, das in der linken Klappe kaum angedeutet ist. Ein hinteres Ohr ist nur undeutlich abgegrenzt. Die Ligamentfläche entspricht ungefähr der Länge des Oberrandes. Der äussere Umriss erinnert am meisten an einige im folgen- den neu beschriebene Myalinen, Myalina circularis nov. sp. und Myalina Kochi nov. sp. Doch ist die Ligamentfläche von Myali- noptera wie bei Avicula entwickelt. Eigenthümlich für die neue Gattung ist die Gestaltung der Vorderseite unter dem Wirbel, die ungleiche Entwickelung des Ohres und das Vorhandensein eines, auch in dem Verlauf der Anwachsstreifen deutlich ausge- prägten Byssusausschnitts. Die Gattung steht Myalina und Byssopteria nahe. Die einzige bisher beschriebene Art, welche Myalinoptera erinita näher steht, ist Pterinaea striatocostata GIEBEL bei BARROIS 138 Aviculidae. Myalininae. [336] Faune du calcaire d’Erbray, t. 10, f. 8—8e. Zu Pterinaea kann die Art schon deshalb nicht gehören, weil die beiden Klappen gleichmässig convex gewölbt sind. Die allgemeine Form stimmt mit Myalinoptera erinita überein, nur ist in der linken Klappe ein vorderes Ohr noch angedeutet und in der rechten Klappe der Vorderflügel umfangreicher als bei der oberdevonischen. Auch im übrigen erinnert die ältere Art in der äusseren Form mehr an Avicula; man darf somit folgern, dass Myalinoptera striatocostata sich von irgend einer feingestreiften Avicula abge- zweigt habe, und dass Myalinoptera crinita eine eigenartiger diffe- renzirte Form dieser Reihe darstellt. Myalinoptera erinita A. ROEMER sp. Taf. XI, Fig. 1— 7A. Avicula crinita A. Roemer, Versteinerungen des Harzgebirges, p. 21, t. 6, f. 8. Pierinaea crinita Ouarke, die Fauna des Iberger Kalkes, p. 369. Die Schale ist annähernd gleichklappig, beiderseits stark ge- wölbt, nach vorn steil abfallend. Ein Kiel ist nicht vorhanden, das hintere Ohr erscheint kaum abgesetzt. Der Umriss der Schale ist ziemlich regelmässig oval gerundet, nur der Wirbel ragt etwas vor. Die ganze Oberfläche ist mit Anwachsstreifen und sehr feinen, regelmässigen Radiallinien bedeckt. Auf der Vorderseite folgt zunächst dem Wirbel ein Vorsprung des Schalenrandes und sodann eine Ausbuchtung für den Byssus. Der Schlossrand wird von einer langen, vollkommen geraden und verhältnissmässig hohen Ligamentarea gebildet, die mit parallelen Streifen bedeckt ist. Zähne fehlen vollständig. Bemerkenswerth ist die ungleiche Höhe, welche die Ligament- area bei annähernd gleich grossen Exemplaren besitzt (Fig. 1a, b). Das Fig. 5 abgebildete Exemplar ist im Umriss runder als die übrigen und stellt vielleicht eine besondere Varietät dar. Zahlreiche Exemplare aus dem unteren Oberdevon von Grund in den Museen von Berlin und Halle, Clausthal sowie in der Sammlung des Verfassers. [337] Myalina. 139 Myalinoptera alpina nov. gen. nov. sp. Taf. XVII, Fie. 1, la. Abgesehen von den beiden erwähnten Arten findet sich im Unterdevon, und zwar ım Riffkalk des Wolayer Thörls (Karnische Alpen) noch eine dritte Form, welche sich durch die Kürze des Oberrandes bei gleichzeitiger Ausbreitung der Schale nach unten auszeichnet. Der steil abfallende Vorderrand der allein vorliegenden linken Klappe ist eingebogen und das dort befindliche Ohr von geringer Grösse. Die Sculptur stimmt im wesentlichen mit M. striatocostata überein. Die eigenthümliche Verbreitung der Gruppe im Unter- und Oberdevon und ihre Beschränkung auf Korallen- bildungen ist bemerkenswerth. Das einzige vorliegende Exemplar habe ich bei Gelegenheit meiner geologischen Aufnahmen in den Karnischen Alpen 1889 gesammelt. Myalina pr Kon. MateloR0V, XV, XV: Mytilus auct. Mytilarca Hau. Plethomytilus Hau. Die äussere Form erinnert an Mytilus. Ein hinteres Ohr ist zuweilen schwach angedeutet. Oberfläche meist nur concentrisch, seltener radial gestreift oder mit eigenthümlichen Ornamenten (M. ornata) versehen. Die hohe und langgestreckte, deutlich ge- streifte Ligamentfläche sowie die Ungleichheit der Schalen weisen auf nahe Verwandtschaft mit den palaeozoischen Aviculiden hin. Ebenso erinnert die Form und Vertheilung der Muskeleindrücke an Pterinaea und G@osseletia, nicht an Mytilus. Der vordere (selten der Beobachtung zugängliche) Muskeleindruck ist einfach, klein und tief eingesenkt. Obersilur. Devon. Kohlenkalk. 140 Aviculidae. Myalininae. [338] Für ganz übereinstimmende Muscheln aus dem amerikanischen Devon hat HALr die Gattung Mytilarca aufgestellt ), welche eben- so wie Myalina sehr mannigfache Formen umfasst. Die als Sub- genus Plethomytilus bezeichneten Arten entsprechen am genauesten der Gattung Myalina im Sinne von DE KONINCK und SANDBERGER; es sind gewölbte Muscheln mit concentrischen Anwachsstreifen; ein Kiel findet sich niemals angedeutet. Die Ligamentfläche ist geradlinig und verhältnissmässig hoch, nur selten (ähnlich wie bei Myalina rhenana) etwas länger gestreckt. Unter der Ligamentarea fällt die Schale unmittelbar ab, Zähne fehlen. Eine glatte Schloss- fläche wie bei Mytilarca chemungensis HALL?) ist ebenfalls nicht vorhanden. In diese Gruppe gehört die Mehrzahl der bekannten Arten. Hiervon sind diejenigen Formen abzutrennen, bei denen unter der Ligamentarea noch eine glatte oder mit Zähnchen ver- sehene Schlossfläche liest. In der äusseren Gestalt sind die hier- her gehörigen Arten ausgezeichnet durch einen scharfen, dem Vorderrande parallelen Kiel, von dem aus die Schale steil nach vorn abfällt. Den Typus bildet Pterinaea bilsteinensis F. ROEMER, die ein zahnloses Schloss besitzt und daher nicht, wie BARROIS annahm, zu Gosseletia gerechnet werden kann. Einen Uebergang zu der ersten Gruppe stellt Myalina chemungensis HALL dar, die eine gleichmässig gerundete Oberfläche und ausserdem kleine Zähne aufweist. Wer auf die Unterschiede der äusseren Form grossen Werth lest, könnte für die Gruppe der Myalina bül- steinensis den HaLL’schen Namen Mytilarca beibehalten; allerdings sind unter demselben auch einige zur ersten Gruppe gehörige Formen einbegriften. Zu einer dritten Gruppe gehören einige neue Formen. Das augenfälligste Merkmal ist die radiale Berippung der Oberfläche. Ein stumpfer Kiel ist vorhanden; die Schlossfläche unter dem Wirbel ist glatt. Der vordere Muskeleindruck ist klein und tief !) Vergleiche besonders Palaeontology of New-York, Vol. V, Part. I (Lamelli- branchiata 1), t. 30 — 33. 2 1.c. 1.32, £. 10. [339] Myalina. 141 eingesenkt. Diese Gruppe bildet den Uebergang zu @osseletia bezw. der zweifelhaften Byssopteria. Die palaeozoischen Myalinen sind vielfach, so noch neuer- dings von BARRANDE als Mytilus beschrieben worden. Jedoch besitzt z. B. Myalina confraterna BARR. sp. (Unterdevon F, von Konieprus) eine breite, gestreifte und ziemlich hohe Ligament- fläche, unterhalb deren, wie bei manchen Arten von Mytilarca, zwei kleine Seitenzähne stehen (Taf. XVII, Fig. 9). a) Myalina s. str. (Gruppe der Myalina rhenana nov. sp.) = Plethomytilus Hart. Myalina eireularis nov. sp. Taf. XVI, Fig. 1. Höhe 3,8“, Breite ca. 3®. Die Schale ist, abgesehen von dem spitz vorragenden Wirbel, gerundet und, wie es scheint, nur mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Die Wölbung ist gleichmässig und sehr flach. Der vordere Muskeleindruck liegt, wie es scheint, ziemlich weit unterhalb des Wirbels. Die Schale ist an dieser Stelle stark verdickt und zeigt keinerlei Andeutung von Zähnen. Die Ligamentarea ıst 3”"% hoch, kurz und mit deut- lichen horizontalen Streifen bedeckt. Obere Coblenzschichten D) Coblenz. Ein Exemplar in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Am nächsten verwandt ist die rheinische Art mit Myalina oviformis CONRAD sp.?) aus der Hamilton group des Staates New-York. Insbesondere findet sich bei beiden Arten eine kurze und hohe Ligamentarea. Die europäische Art ist im allgemeinen breiter und besonders in der Wirbelgegend mehr abgerundet. ) Die Etikette trägt die Bezeichnung »Unterdevon«. Verschiedene in dem- selben Stück enthaltene Exemplare von Spirifer paradoxus gehören der für die oberen Coblenzschichten bezeichnenden Mutation an. 2) Mytilarca (Plethomytilus) oviformis Hauu, Palaeontology of New - York, Belzy; 1, p. 255, 1.31, f. 18, 1.87, £. 8. 142 Aviculidae. Myalininae. [340] Myalina Justi nov. sp. Taf. XVIL, Fig. 7, 7a. Die Myalinen mit langer Schlosslinie und annähernd quadra- tischem Umriss gehen, wie M. Justi und die folgenden Arten be- weisen, bis in das Oberdevon hinauf. Aus dem Mitteldevon ist bisher noch nichts hierher gehöriges bekannt geworden. Die Aehnlichkeit des Umrisses zwischen der in Rede stehenden und der vorher beschriebenen Form ist auffällig. Der Unterschied beruht im Wesentlichen auf der Höhe der Wölbung, die, wie Fig. 7a erkennen lässt, bei der vorliegenden Art (im Gegensatz zu Myalina circularis) ziemlich ausgeprägt ist. Ferner ist die Dicke der Schale und somit auch die Höhe der Ligamentfläche bei der unterdevonischen Art erheblicher als bei der in Rede stehenden. Auf der ziemlich steil abfallenden Vorderseite befindet sich im Innern der Schale eine Furche, die am Steinkern als Leiste deutlich hervortritt. Unterhalb derselben liegt dicht am Wirbel der Eindruck des vorderen Muskels. Das einzige vorhandene Exemplar wurde von Herrn JusT im unteren Oberdevon am Winterberg bei Grund gefunden. Myalina (?) acuta MÜNSTER sp. Inoceramus acutus Münster, Beiträge III, p. 49, t. 10, f. 4. Ein von MÜNSTER bestimmtes Stück des Berliner Museums, vielleicht das Originalexemplar, gehört wohl in die Verwandtschaft der soeben beschriebenen, sicher zu Myalina gehörigen Art. Die äussere Form ist die gleiche; jedoch ist die in Rede stehende Art weniger hoch, und ihr Wirbel ragt weit vor. Allerdings ist die Gattungsbestimmung unsicher, da das Schloss nicht erhalten ist und Lunulicardien von ähnlichem Umriss im Öberdevon vor- kommen. Die Art kommt im Clymenienkalk von Schübelhammer im Fichtelgebirge vor. ng? [34 1] Myalina. 143 Myalina Kochi nov. sp. Taf. XVII, Fig. 1. Zunächst an Myalina eircularis schliesst sich eine weitere ober- devonische Form an. Allerdings erscheint die Aehnlichkeit auf den ersten Blick geringer, jedoch ist das sonst vortrefflich erhaltene Originalexemplar von Myalina Kochi vorn und unten etwas ver- drückt, sodass der Umriss in Wirklichkeit grössere Rundung zeist. Die Wölbung ist verhältnissmässig bedeutend. Die Ober- fläche ist mit sehr deutlichen, scharf eingeschnittenen Anwachs- streifen versehen, die Ligamentarea sehr kurz, wie bei Myalina oviformis HALL sp. In dem äusseren Umriss erinnert die vor- liegende Art an Mytilarca (Plethomytilus) Knappi HALL aus der Hamilton group von New-York. Jedoch besitzt diese Form eine längere Ligamentarea. Das vorliegende, in natürlicher Grösse abgebildete Exemplar stammt aus dem rothen Goniatitenkalk (wahrscheinlich des unteren ÖOberdevon) von Oberscheld und befindet sich in der geologischen Landesanstalt. Dasselbe wurde von dem verstorbenen Landes- geologen ©. KocH gesammelt. Ein zweites, kleineres Exemplar stammt aus den schwarzen Kalken des unteren Oberdevon von Bicken und stimmt trotz seiner um das dreifache geringeren Grösse in der Form gut mit dem Oberschelder Stück überein. Jedoch ist wiederum bei dem Bickener, in Göttingen befindlichen Stück die Oberfläche so mangelhaft erhalten, dass eine vollkommen sichere Bestimmung nicht möglich erscheint. Myalina solida MAURER. Myalina solida Maurer, Die Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon (1886) p. 13. Die Art bildet, was die äussere Gestalt betrifft, den Ueber- gang von den breiten zu den langgestreckten Formen und steht Muyalina Kochi bezw. Myalina Beushauseni am nächsten. Der Umriss ist oval, der Wirbel ragt nur wenig vor. Die Vorderseite fällt 144 Aviculidae. Myalininae. [342] steil ab, der Steinkern ist hier concav eingebogen. Die gestreifte Ligamentarea ist kurz und niedrig, die Anwachsstreifen der Ober- fläche sind wenig ausgeprägt. Fig. 15. Myalina solida Maurer. Wachsabguss des Originalexemplars 1:1, Untere Coblenzschichten. Nellenköpfehen bei Coblenz. Das ÖOriginalexemplar, welches mir von Herrn MAURER freundlichst zugesandt wurde, stammt aus der Zweischalerfacies der unteren Öoblenzschichten (= Haliseritenschiefer MAURER) vom Nellenköpfchen bei Ehrenbreitstein. Myalina rhenana nov. sp. Taf, XVI, Ei, 13— 13. Höhe 2,2%, Breite 1,5%. Die Muschel hat einen kreis- förmigen Umriss, jedoch springt der Wirbel weit vor. Die Oberfläche ist glatt, nur mit der Lupe erkennt man feine Anwachsstreifen. Die linke Schale ist stärker gewölbt als die rechte. Auf der Vorderseite liegt unter dem Wirbel eine Ein- buchtung, in deren Grunde sich ein schmaler Byssuseinschnitt befindet. Der Oberrand der Schale ist gerade, die darunter liegende Ligamentarea verhältnissmässig lang (1,2° und 1,5”® hoch). Schlosszähne fehlen vollständig. Die Ligamentarea klafft nach aussen weit; am hinteren Ende derselben erscheint ein kurzer, kaum bemerkbarer Seitenzahn. Der vordere Muskeleindruck ist klein und liegt dicht unter dem Wirbel, der hinten befindliche Eindruck ist nicht wahrnehmbar. Durch den weit vorspringenden Wirbel und die lange Area unterscheidet sich die neue Art von allen verwandten Formen. [343] Myalina. 145 Vorkommen: Im Mitteldevon von Paftrath; nach dem Ge- stein oberster Stringocephalenkalk. Zwei doppelklappige Exemplare in der geologischen Landes- anstalt. Myalina Beushauseni nov. sp. Taf. XVI, Fig. 16, 16A. Die Schale ist verlängert und stark gewölbt; der höchste Punkt der Wölbung ist dem Wirbel genähert. Der gewölbte Theil verläuft vom Wirbel aus geradlinig nach unten und fällt nach vorn steil ab. Die Oberfläche erscheint glatt, kaum erkennt man mit der Lupe einige Spuren von Anwachsstreifung; ausser- dem beobachtet man nahe dem Rande feinkörnige, unregelmässige, quer gegen die Anwachsringe gerichtete Radialfurchen, die der von SANDBERGER !) abgebildeten Sculptur vergleichbar sind. Obwohl das Innere nicht bekannt ist, lässt doch die äussere Form, vor allem das Vorhandensein eines geradlinigen Oberrandes die Zurechnung zu Myalina durchaus gesichert erscheinen. Ein Exemplar aus dem Mitteldevon der Eifel (ohne nähere Bestimmung) in der Sammlung der geologischen Landesanstalt. Am nächsten verwandt ist Myalina gibbosa HALL sp.2) aus der Chemung group des Staates New-York. Den wesentlichsten Formunterschied bildet der geradlinige Oberrand bei der euro- päischen Art. Auch zwei der von SANDBERGER beschriebenen Arten, Myalina jimbriata?) und crassa*) stehen Myalina glabra nahe, unterscheiden sich jedoch hinlänglich durch die äussere Form. Bei beiden ist die für Myalina bezeichnende Ligamentarea beob- achtet. Die eigenthümliche Oberflächensculptur erinnert in etwas an Myalina ornata (vergl. unten). !) Sanpgerger, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, t. 29, f. 116. 2) Harz, Palaeontology of New-York, Vol. V, 1, p. 262, t. 33, £. 20, t. 87, f. 7. ®) SANDBEREER, ]. c. p. 280, t. 29, £. 11. Eure 9228151. 9976112 Abh. IX, 3, 10 146 Aviculidae. Myalininae. [344] Myalina tenuistriata SANDBERGER. Myalina tenuistriata SAnDBERGER, Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 230, t. 29, f. 10, 10a. Die SANDBERGER’sche Art erinnert in der äusseren Form am meisten an Myalina Beushauseni; allerdings sind die scharfen Winkel, welche die beiden Figuren aufweisen, in Wirklichkeit wohl kaum vorhanden. Wenigstens fehlen dieselben bei den vorliegenden Fig. 16. Myalina tenwistriata SAnDBERGER. Oberdevon. Sessacker bei Oberscheld. Copie nach SAnDBErRGErR, Verst. Nass., t. 29, f. 10a. Exemplaren. Auch die feinen Radialstreifen, welche auf der oben- stehend wiedergegebenen Figur SANDBERGER’s die Schalenober- fläche völlig bedecken, sind bei den vorliegenden Exemplaren nicht ganz so regelmässig ausgebildet. Doch kann betrefis der Bestim- mung ein Zweifel nicht obwalten, um so mehr, als die unter- suchten Stücke des Berliner Museums ebenfalls aus dem unteren ÖOberdevon (rother Eisenkalk) von Sessacker bei Oberscheld stammen. Myalina prisca GoLDFuss sp. Taf. XVI, Fig. 12. 1540. Mytilus priscus Goupruss, Petr. Germ. II, p. 284, t. 160, f. 13. Der Umriss der Muschel ist bei dem abgebildeten Exemplar regelmässig keilförmig, nur der Öberrand erscheint hinter dem Wirbel ein wenig vorgebogen. Am Unterrande ist der hintere Theil der Schale etwas ausgebreitet. Die Muschel erscheint hinter dem Wirbel am stärksten gewölbt und verflacht sich gleichmässig nach dem Unterrande zu. Die Oberfläche ist mit feinen aber deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. [345] Myalina. 147 Das Schloss ist zwar bei dieser Art ebenso wenig wie bei der vorher beschriebenen bekannt, doch lässt die Uebereinstimmung der Form mit Myalina crassa SANDB. die Gattungsbestimmung ge- sichert erscheinen. Den wesentlichsten Unterschied bildet die Dick- schaligkeit der SANDBERGER’schen Art. Die sämmtlichen hierher gehörigen Formen sind, wie schon GoLpFuss hervorhob, ım rheinischen Mitteldevon überaus selten. Von der beschriebenen Art konnte ebenfalls nur ein einziges, im Berliner Museum befindliches Exemplar von Gerolstein untersucht werden. Myalina Beyrichi nov. sp. Taf. XVI, Fig. 14— 14b. Der Umriss der Schale stimmt mit Myalina prisca fast völlig überein, doch ist die neue, ziemlich dickschalige Art mehr ge- dreht. Der Vorderrand ist concav aufgebogen (Fig. 14a), während derselbe bei Myalina prisca geradlinig verläuft. Der Oberrand der Schale verflacht sich allmählich, während derselbe bei Myalina prisca steil abfällt. Die Anwachsstreifen sind kräftig entwickelt und sogar noch auf dem Steinkerne wahrnehmbar. Die Ligamentarea konnte nicht freigelegt werden, doch lässt die äussere Form keinen Zweifel an der Zugehörigkeit zu Myalina. Das Originalexemplar wurde im Jahre 1835 von BEYRICH im rothen Goniatitenkalk (Unteres Oberdevon) von Sessacker bei Ober- scheld gesammelt und auch bereits als neue Art erkannt (mser.), jedoch nicht mit Namen belegt. Berliner Museum. Myalina Klockmanni nov. sp. Taf. XVIL, Fig. 14. Die Muschel steht Myalina villmarensis in Bezug auf die Kürze des Schlossrandes und die verlängerte Form nahe, unterscheidet sich jedoch durch die Verbreiterung der Schale am Unterrande. Sie erinnert in dieser Hinsicht sehr an Myalina chemungensis 10* 148 Aviculidae. Myalininae. [346] Harz sp.) aus dem mittleren Oberdevon von New-York, eine Art, die ebenfalls durch die Kürze des Schlossrandes ausgezeichnet ist. Die Vorderseite der Harzer Art fällt steil ab, die Oberfläche ist mit concentrischen Anwachsstreifen bedeckt. Das einzige vorliegende Exemplar wurde im unteren Ober- devon von Rübeland durch Herrn Just in Zellerfeld gefunden. ‘ Vom gleichen Fundort beschreibt A. ROEMER 2) eine Myalina bodana, die jedoch in der äusseren Form von Myalina abweicht und nach CLARKE zu Modiomorpha zu stellen ist. Myalina villmarensis nov. sp. Taf. XVII, Fig. 4—4b. Die Schale ist stark in die Länge gezogen, Vorder- und Hinterrand verlaufen annähernd parallel. Der Vorderrand fällt steil ab, die Anwachsstreifen sind kräftig ausgebildet, die Liga- mentarea ist, entsprechend dem allgemeinen Umriss, sehr kurz. Das Originalexemplar stammt aus dem Stringocephalenkalk von Villmar und befindet sich im Berliner Museum. Von der ebenfalls dort vorkommenden Myalina jimbriata SANDB. unter- scheidet sich die neue Art durch geringere Breite, geradlinigen Verlauf der Wölbung sowie durch das Fehlen der eigenthümlichen Öberflächenseulptur. Im Umriss kommt Myalina villmarensis der amerikanischen Myalina wmbonata HALL?) nahe. Myalina ornata A. RoEMER. Taf. XVII, Fig. 13— 130. Myalina ornata A. Roemer, Palaeontographica IX (Beiträge ete. IID, t. 2, f. 12a, b, Crarse |. c. p. 873. Die Art erinnert in der Form an Myalina villmarensis, zeigt jedoch eine ausgesprochene Zuspitzung in der Wirbelgegend. Die DI. e. p. 258, t.,32, f. 8— 1A. ?) Beiträge zur geognostischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges IV, p.162, 1.25, 2. 01.2 Gräser, lee. PRSUD. 3) 1. ce. t. 32, £. 17. [347] Myalina. 149 jungen Exemplare besitzen einen annähernd symmetrischen Um- riss (Fig. 13), bei erwachsenen biegt sich die Spitze nach vorn (Fig. 13a). Abgesehen von den Anwachsstreifen ist die Schale mit unregelmässigen, welligen Furchen bedeckt (Fig. 13c, Ver- grösserung), die in mancher Hinsicht an die -Öberflächensculptur von Myalina jimbriata SANDB. erinnern. Die Ligamentfläche soll nach der Angabe A. Roemer’s bis zur halben Höhe der Schale hinabreichen, ein Merkmal, das an den vorliegenden Stücken nicht wahrnehmbar ist. Vielmehr zeichnet sich die Ligamentarea durch Kürze aus. Der hintere, gerundete Muskeleindruck ist auf einem Steinkerne wahrnehmbar. 7 Exemplare aus dem unteren Oberdevon von Grund und Rübeland in dem Museum zu Halle und den Clausthaler !) Samm- lungen. Myalina ornata A. ROEMER var. nov. lata. Taf. XVI, Fig. 8— SB. Die Form steht in Bezug auf Länge der Ligamentarea, Wölbung und Oberflächensculptur der vorher beschriebenen überaus nahe, nur ist der Umriss mehr gerundet und der untere Theil der Schale wesentlich breiter. Da Zwischenformen nicht bekannt sind, glaube ich die vorliegende Form wenigstens als Varietät ansehen zu müssen. Die scheinbare Verschiedenheit der Sculptur beruht auf ungleichmässiger Verwitterung sowie auf der schematisirten Be- handlung von Fig. SB. 2 Exemplare aus dem unteren Öberdevon von Grund im mineralogischen Museum zu Halle. Wahrscheinlich ist das von CLARKE (]. c. p. 273) als Myalina cf. oviformis CONRAD 2) be- schriebene Stück mit der abgebildeten Varietät identisch. Eine gewisse Aehnlichkeit ist zwischen der in Rede stehenden Form und der amerikanischen Art vorhanden, doch fallen die Unter- schiede in der äusseren Form und Sculptur sofort in’s Auge. ) Ein Exemplar von Myalina ornata befand sich mit Myalina intumescens zu- sammen auf demselben Klötzchen. Die Etiquette A. Rormer’s gab den letzteren Namen an. =) Harz. ib.e, t.31, p. 256. 150 Aviculidae. Myalininae. [348] b) Gruppe der Myalina bilsteinensis F. RoEMER sp. — Mytilarca HALL ex parte. Myalina bilsteinensis F. RoEMER sp. Taf. XV, Fig. 3—4a; Taf. XVI, Fig. 9— 10. 1844. Pterinaea bilsteinensis F. Rormer, das rheinische Uebergangsgebirge p. 77, 1:26, .tala,abrend: 1881. Gosseletia bilsteinensis C. Barroıs, Terrains anciens des Asturies et de la Galice p. 275. 18855. » » Forzmann, Verhandlungen des naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande und Westfalens, p. 209, 210. Die Art ist die grösste Myalina des Devon. Schalen ein wenig ungleich, die rechte Klappe ist etwas stärker gewölbt als die linke; die Verschiedenheit ist bei jungen Exemplaren kaum wahrnehmbar und nimmt mit dem Alter zu. Der Umriss ist dreiseitig, der Unterrand gerundet, der Wirbel springt über den geradlinigen Vorderrand vor. Die herzförmig begrenzte Vorder- seite wird vom übrigen Theil der Schale durch einen Kiel ge- trennt, der bei älteren Exemplaren auch nach hinten zu deutlich abgesetzt ist. Der Kiel verläuft im Allgemeinen gerade, doch findet sich nahe dem Wirbel eine schwache Ausbiegung nach vorn. Die Oberfläche ist mit deutlichen Anwachsstreifen bedeckt. Die riesigsten Exemplare, wie sie auf Taf. XV genau in den natürlichen Grössenverhältnissen abgebildet wurden, kommen nur bei Bilstein vor; von allen übrigen Fundorten liegen ausschliess- lich mittelgrosse Stücke vor. Auf der ziemlich breiten Schlossfläche unter dem Wirbel findet sich keine Andeutung von Zähnen. Die Ligamentfläche ist 5”%® hoch, mit deutlichen Längsstreifen bedeckt und verläuft bis an die Spitze des Wirbels dem Oberrande parallel. 1) Einige Maassangaben mögen hier angeführt werden: Taf. XV, Fig. 3 (Schalenexemplar) Höhe 8,3 °®, Breite 6,5 m. Ein grosser Steinkern vom selben Fundort Höhe 9,5 m, Breite ca. 7m. Taf. XVII, Fig. 9: Höhe 3,5 m, Breite 2,2°m, Die aus der Eifel und von Schwelm stammenden Exemplare sind um die Hälfte bis ein Drittel kleiner als die Bilsteiner Stücke. [349] Myalina. 151 Die Schale ist besonders am Wirbel ungewöhnlich dick; der Hohlraum zwischen dem Ende des Wirbels und dem Beginn des Steinkerns beträgt bei dem grössten vorliegenden Steinkern 3 m, Infolge der Dickschaliskeit ist das Aussehen eines Steinkerns ausserordentlich verschieden von dem eines Schalenexemplars. (Taf. XV, Fig. 3—4.) Die Annahme von BARROIS, der die Ab- bildung des Steinkernes bei F. ROEMER t. 6, f.1c zu einer anderen Art stellen wollte, hat bereits FOLLMAnN berichtigt. Auf der Vorderseite des Steinkerns liegt unmittelbar unter dem Wirbel eine Einsenkung, die einer Verdickung der Schale entspricht. Ausserdem zieht vom Wirbel aus eine Körnchenreihe nach aussen und unten, an deren Stelle auf der Schale eine Reihe von Ein- drücken liest. Diese Eindrücke stellen die obere Endigung der Mantellinie dar. Unmittelbar unter dem Wirbel befindet sich der sehr kleine, schwach eingesenkte vordere Muskeleindruck (a bei Fig. 4). Der hintere Muskeleindruck liegt in einer Entfernung von 1— 11/,°® vom Oberrande der Schale. Die Art kommt in den Calceolaschichten bei Gerolstein, den Cultrijjugatusschichten von Uexheim unweit Hillesheim und bei Schwelm und Bilstein unweit Olpe in Westfalen vor. F. ROEMER rechnet die hier anstehenden Schichten (l. ce. p. 78) zu dem »jüngeren kalkig-thonigen System« d. h. zum Mitteldevon, eine Ansicht, die durch die Auffindung der Myalina bilsteinensis im Eifeler Mitteldevon bestätigt wird. Genauer dürfte das betreffende Lager den Oultrijugatusschichten gleichzustellen sein. Die übrigen bei Bilstein mit Myalina bilsteinensis vorkommenden Versteine- rungen gehören durchweg zu eigenthümlichen Arten: Modiolopsis nov. sp., Modiomorpha nov. sp. verwandt mit M. lamellosa SANDE. sp. und drittens ein Spirifer, der in der äusseren Form mit Spirifer aperturatus SCHLOTH. var. cuspidata QUENST. (von Refrath), in der Art der Berippung und der geringen Breite des Sinus mit Spirifer Winteri KAYSER von Gerolstein übereinstimmt. Zur Untersuchung kamen über 30 Exemplare, bei denen meist beide Klappen erhalten sind. Dieselben befinden sich im Berliner Museum, der Sammlung der geologischen Landesanstalt und in meiner Sammlung. In ganz besonderer Menge scheint 152 Avieulidae. Myalininae. [350] die Art bei Schwelm vorzukommen, von wo eine Menge mittel- grosser verdrückter Exemplare vorliegen. Myalina bilsteinensis F. ROEMER sp. var. nov. minor. Taf. XVI, Fig. 11, 11a. In den obersten Coblenzschichten (unmittelbar unter dem Orthocerasschiefer) kommt an der Haigerhütte bei Haiger in Nassau eine Zwergform der Myalıina bilsteinensis vor. Dieselbe unterscheidet sich, abgesehen von der geringen Grösse, durch bedeutendere Höhe, geringere Breite und scharf ausgeprägten Kiel von der typischen Art. Genauere Maassangaben sind wegen der Verzerrung, der die in den fraglichen Schichten vorkommenden Versteinerungen unterworfen waren, nicht wohl zu machen. Ich sammelte in den fraglichen Schichten zwei Exemplare. Vielleicht gehört hierher auch eine mir von Herrn F. MAURER unter dem Manuscriptnamen @osseletia plana zugesandte Form aus den oberen Coblenzschichten von Laubbach bei Coblenz. Die Form der Schale ist recht ähnlich, die Schlossfläche ohne Spur von Zähnen. Eine genauere Bestimmung ist wegen der Ver- drückung des Steinkerns nicht ausführbar. Myalina erassitesta KAYsER sp. Taf. XVII, Fig. 12 —12d. Pterinaea ? crassitesta Kayser, Ueber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits, Jahrb. dies. Anstalt für 1834, p.'13, t. 3,8. 3; 1.4, 2.13. ? Gosseletia proflecta Maurer, Fauna des rechtsrheinischen Unterdevon p. 10. Kayser giebt ]. c. eine sehr ausführliche Beschreibung dieser bemerkenswerthen Formen, deren systematische Stellung unbe- stimmt blieb. Trotz der mangelhaften Erhaltung kann jedoch an der Zugehörigkeit der Art zur Gruppe der Myalina biüsteinensis ein Zweifel nicht wohl bestehen; die Uebereinstimmung der be- treffenden Steinkerne’ ist trotz der Verdrückung augenfällig. [351] Myalina. 153 An dem einen der KAayser’schen Orisinalexemplare (t. 4, f. 1) ist eine kurze Ligamentarea deutlich zu unterscheiden. Vorder- flügel und Schlosszähne fehlen wie bei allen Myalinen; die Vorder- seite der Muschel ist auch auf dem Steinkern durch eine scharfe Kante begrenzt. Bei Beschreibung der fraglichen Art weist KAYsER auf die Körnchen des Steinkerns als eine bis dahin wenig be- achtete Erscheinung hin. Dieselben Körnchen haben sich, wie ein Blick auf die Tafeln zeigt, bei fast allen grossen glatt- und dickschaligen Aviculiden, bei Pierinaea, (Gosseletia, Limoptera, Actinodesma wiedergefunden. Die KAyseEr’schen Originalexemplare, 9 an der Zahl, stammen aus dem Taunusquarzit der Stromberger Neuhütte unweit Bingen und befinden sich in der geologischen Landesanstalt. Höchst wahrscheinlich ist Gosseletia proflecta MAURER aus der Siegener Grauwacke mit der Kayser’schen Art ident; zu @osseletia kann Original von Gosseletia proflecta Maurer. Wahrscheinlich = Myalina crassitesta Kayser sp. (1:1). Siegener Grauwacke, Seifen bei Dierdorf. Coll. Maurer. In der Richtung des Pfeiles stark verzerrt, 154 Aviculidae. Myalininae. [352] die betreffende Form nicht gehören, weil Seitenzähne fehlen. Die Stelle, wo die Schlosszähne sich befinden könnten, ist an dem vor- liegenden Original leider abgebrochen. Die Ligamentarea ist hoch und deutlich gestreift; die von KAYSER beschriebenen Körnchen sind auf dem Steinkern gut sichtbar. Leider sind sämmtliche vor- handenen Stücke derart verdrückt und verzerrt, dass auch durch unmittelbaren Vergleich der Originalexemplare keine vollkommene Gewissheit darüber zu erlangen war, ob die Form der Siegener Grauwacke mit der des Taunusquarzits ident sei. Vorläufig mögen beide vereinigt bleiben. Eine andere kleine, mit Mwyalina crassitesta jedenfalls sehr nahe verwandte Form findet sich im Taunusquarzit (Gres d’Anor) bei Mormont in Belgien recht häufig. Die hier vorkommenden Exemplare zeichnen sich sämmtlich durch ihre um 1/3 geringere Grösse aus. Ausserdem ist der Umriss stets gerundet, niemals dreieckig und die Vertiefung der Vorderseite unter dem Wirbel deutlicher ausgeprägt. Auch eine bogenförmige bei Myalina bil- steinensis (Taf. XV, Fig. 4) vorkommende Leiste findet sich auf der Vorderseite des Steinkerns (Fig. 12e). Die Ligamentfläche ist deutlich wahrnehmbar. Leider ist bei den 10 in der Sammlung des Verfassers befindlichen Exemplaren die Erhaltung zu mangel- haft, so dass ein vollkommen sicheres Urtheil über die Zugehörig- keit der belgischen Form zu Myalina crassitesta nicht gewonnen werden konnte. Dieselbe mas vorläufig als Myalina crassitesta var. bezeichnet werden. Myalina Calceolae nov. sp. Taf. XVII, Fig. 11, 11a. Die vorliegende Art ist eine Zwischenform von Myalina bil- steinensis und dimidiata. Der spitze Winkel, welchen Ober- und Vorderrand mit einander bilden, steht genau in der Mitte zwischen den bei den genannten Arten beobachteten. Hingegen ist — ab- weichend von diesen — die Wölbung der Schale flacher und der Wirbel nicht vorgebogen. Die den Vordertheil begrenzende [353] Myalina. 155 Kante verläuft vollkommen geradlinig. Die Ligamentarea ist lang gestreckt. Abgesehen von dem Vorhandensein gröberer Anwachs- linien liess sich über die Oberflächenbeschaffenheit nichts fest- stellen, da das einzige vorliegende Exemplar (rechte Klappe) ein Steinkern ist. Derselbe wurde von Herrn Lehrer Just (Zellerfeld) in den Calceolaschiefern an der Schalke gefunden. Myalina dimidiata GoLDFUuss sp. Taf. XVI, Fig. 15, 15a. 1840. Cardium dimidiatum Goupruss, Petrefacta Germ. II, p. 284, t. 160, f. 16. 1876. Mytilus (2) dimidiatus F. Rozmer, Lethaea palaeozoica t. 29, f. 3a, 3b. Höhe des grösseren der vorliegenden Steinkerne 2,8 °%, Breite 1,5 °®, Höhe der Wölbung auf der Vorderseite ca. 0,9 ”. Die Muschel ist keilförmig gestaltet, die Vorderseite abge- stutzt und etwas länger als die Hinterseite. Die rechte Klappe scheint stärker gewölbt zu sein, als die linke. Der Wirbel ragt ein wenig vor. Der die Vorder- und Hinterseite trennende Kiel ist weniger ausgeprägt als bei Myalina bilsteinensis. Die Ober- fläche ist mit deutlichen Anwachsfurchen und Streifen bedeckt. Die Ligamentarea ist ziemlich lang, die Schale unter dem Wirbel etwas verdickt. Der hintere Muskeleindruck liest in dem Winkel, welchen Unter- und Hointerrand bilden; der vordere Muskeleindruck scheint dicht unter dem Wirbel zu liegen. Von Myalina bilsteinensis unterscheidet sich die vorliegende Art vor allem durch die geringere Breite, von Myalina prisca durch die starke Ausprägung des Kiels. Von den amerikanischen Arten hat Myalina carinata HALL sp. in der äusseren Form grosse Aehnlichkeit. Diese Art ist hinter dem Wirbel etwas verbreitert. Es lagen vor zwei mit beiden Klappen erhaltene Exemplare aus dem Mitteldevon von Daleiden (Berliner Museum) und aus dem Stringocephalenkalk von Hagen (Sammlung der geologischen Landesanstalt). 156 Aviculidae. Myalininae. [354] Myalina mytiloides A. RoEMER sp. Cardiomorpha mytilloides A. Rozmer, Palaeontogr. IX (Beiträge IV) p. 7, t. 2, f. 14. Myalina mytiloides Cuarke, die Fauna des Iberger Kalkes p. 373. Diese sowie die folgende oberdevonische Art schliesst sich in allen wesentlichen Merkmalen zunächst an Myalina dimidiata an. Der Unterschied der vorliegenden Form ist sehr gering- fügig und besteht vor allem in der deutlicheren Abrundung des Uebergangs zwischen Vorder- und Hinterrand. Ferner ist der Wirbel nicht vorgebogen. Eine phylogenetische Ableitung der jüngeren Form von der älteren kann somit wohl mit einiger Sicherheit angenommen werden. Unteres Oberdevon des Bergfeldes bei Rübeland. Myalina intumescens A. ROEMER sp. Taf. XVII, Fig. 16— 16b. Mytilus intumescens A. Roemer, Palaeontogr. III, p. 32, t.5, f.1. Muyalina intumescens Care |. c. p. 372. Der Umriss der Art weicht von Myalina dimidiata ab und erinnert durch die grössere Rundung etwas an Myalina prisca. Jedoch bedingt die stärkere Wölbung und die steile Absenkung der Vorderseite eine nähere Verwandtschaft mit der erstgenannten Art. Die einzelnen Exemplare von Mwyalina intumescens zeigen einige Unterschiede in Bezug auf den äusseren Umriss und die Gestaltung des Schlossrandes, die vielleicht einen Uebergang zu der vorher beschriebenen Art andeuten. Die Ligamentarea, welche ich bei einem Exemplar der Clausthaler Sammlung freizulegen vermochte, ist auffallend niedrig und kurz, die Streifung un- deutlich. Unteres Oberdevon von Grund. 4 Exemplare in den Olaus- thaler Sammlungen und dem palaeontologischen Museum zu München. [355] Myalina. 157 Myalina speciosa TRENKNER. Taf. XVII, Fig. 15—15b. Myalina speciosa Trexkner, Paläontologische Novitäten vom nordwestlichen Harz. Halle 1865, p. 21, t. 3, f.-46. » » CrArke, die Fauna des Iberger Kalks, p. 372, t. 6, f. 12, 13. Die Art ist mit Myalina dimidiata verwandt und unterscheidet sich von derselben in der äusseren Form durch die flache Aus- breitung des Oberrandes. Eine Annäherung an Arten der vorher besprochenen Gruppe, wie M. rhenana und ornata, ist somit un- verkennbar. Die Oberfläche ist mit blättrigen Anwachsstreifen bedeckt. Die Ligamentarea ist, entsprechend der geringen Dicke der Schale, auffallend niedrig. Eine »Septumähnliche Platte« unter dem Wirbel, von der CLARKE spricht, ist in Wirklichkeit an dem betr. Originalexemplar nicht vorhanden. Der Oberrand ist auf der Zeichnung bei CLARKE unrichtig dargestellt. Die Art scheint ausserordentlich selten zu sein; denn ausser den beiden Originalexemplaren TRENKNER’s, welche vom Ohne- mannsbrink (unt. Oberdevon) stammen, ist nichts hierher Ge- höriges gefunden worden. Myalina nov. sp. Mit Myalina carinata HALL!) scheint eine neue Art aus dem Coblenzquarzit von Ems verwandt zu sein, die wegen mangel- hafter Erhaltung nicht näher bestimmt werden kann. Reste von Zähnen sind unter dem Wirbel wahrnehmbar. In einem Stein- kern der rechten Klappe, (dessen Schloss also dem der linken entspricht) liegt vorn ein kleiner schmaler Zahn und dahinter ein grösserer. Die bei Myalina carinata vorhandenen Seitenzähne fehlen. Die Ligamentarea ist niedrig und sehr kurz (0,6 bei 3°® Höhe und 1,3°% Breite der Muschel). Die Muschel ist langgestreckt und am Unterrande etwa doppelt so breit als in der Wirbelgegend. ) Palaeontology of New-York, Vol. V, t. 32, f. 15-19. 158 Aviculidae Myalininae. [35 6] Ich sammelte 3 Exemplare in dem Quarzitsattel, der bei Ems die Lahn durchsetzt. c) Gruppe der Myalina lodanensis nov. sp. Myalina lodanensis !) nov. sp. Taf. XIV, Fig. 12; Taf. XV, Fig. 1, 1a. Die Entfernung des Wirbels vom Unterrande beträgt bei dem grössten vorliegenden Steinkerne (Fig. 1) 10”. Die meisten Stücke bleiben jedoch kleiner. Die Schale ist stark verlängert, Fig. 18. Myalina lodanensis nov. sp. Ein in diagonaler Richtung etwas verquetschter Steinkern. Coblenzquarzit, Bienhornthal bei Coblenz, !) Lodana, die Lahn. | | | | [357] Myalina. 159 vorn abgestutzt und mit einem dem Vorderrande parallelen, ge- rundeten Kiel versehen. Die linke Klappe ist etwas stärker ge- wölbt als die rechte. Die Oberfläche ist mit 1—3""” breiten Radialrippen bedeckt. Die Anwachsstreifen sind deutlich aus- geprägt und unterbrechen stellenweise die radiale Sculptur. Die Schale ıst am Wirbel stark verdickt und nach dem Rande zu verschmälert. Die Ligamentarea ist kurz (3,6 ®) und mit deutlichen Liga- mentstreifen bedeckt. Zähne fehlen vollständig. Unter dem Wirbel befindet sich an der Vorderseite eine ziemlich ausgedehnte, glatte Fläche. Die Muskeleindrücke liegen dicht unter dem Vorder- bezw. Hinterende der Ligamentarea. Der vordere Ein- druck ist klein und tief eingesenkt, der hinten liegende etwa dreimal so gross und wenig deutlich. Die Art findet sich im Coblenzquarzit an der Niverner Hütte bei Niederlahnstein, bei Ems, Rhens, Bienhornthal bei Coblenz, und Altenvers bei Frohnhausen, wie es scheint, ziemlich häufis; in den oberen Coblenzschichten (Kemmenau bei Ems) ist die- selbe viel seltener. Geologische Landesanstalt, Museen von Berlin, Göttingen, Halle, Sammlungen des Herrn Dr. FoLLMANN und des Verfassers. Myalina lodanensis var. nov. lata. Taf. XV, Fig. 2, 2a. Die Entfernung des Unterrandes vom Wirbel beträgt bei Fig. 2 7,5 °“, die Länge der Ligamentarea 3,7. Ein aus demselben Niveau wie Myalina lodanensis s. str. stammender Steinkern von Oberlahnstein stimmt mit der genannten Art in allen wesentlichen äusseren und inneren Merkmalen überein, besitzt jedoch eine im Verhältniss längere Ligamentarea und dem- gemäss grössere Breite; der Umriss ist gerundet dreiseitig. Die grösste Höhe der Wölbung liegt in der Mitte, während sie sich bei der typischen Art näher am Wirbel befindet. Die genannten Formverschiedenheiten können durch die abweichende Grösse der Exemplare nicht erklärt werden. 160 Aviculidae. Myalininae. [358] Das ÖOriginalexemplar befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt und ist von E. KAysER gesammelt worden. Die Uebereinstimmung der äusseren Form und Sculptur mit Gosseletia truncata ist bemerkenswerth. Der Unterschied beruht auf dem vollkommenen Fehlen der Zähne bei der vorliegenden Art (Tat X, Eig3. — Par. XV, Big. 2). Die beschriebene Varietät zeigt einige Aehnlichkeit mit Byssopteria radiata HALL); doch besitzt diese aus dem Ober- devon (Chemung group) stammende Art einen gerundet vierseitigen Umriss. Die kleine Gruppe der gestreiften Myalınen hat mit den typischen Ambonychien (Gruppe der A. radiata HALL) grosse Aehnlichkeit und unterscheidet sich von diesen nur durch das Fehlen der Schlosszähne und die abweichende Lage des vorderen Muskels. Sehr nahe steht die Gruppe ferner » Anomalodonta« ?) (bezw. Megaptera und Opisthoptera MEER ?); Anomalodonta besitzt ebenfalls keine Schlosszähne, wie ein mir vorliegendes Exemplar von Anomalodonta gigantea (Hudson river group) erkennen lässt; im Aeusseren unterscheidet sich diese Art von Myalina lodanensis durch flache Wölbung der Schale und vierseitigen Umriss. Hoplomytilus Sanpserger. Hoplomytilus erassus SANDBERGER. — Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, p. 281, t. 29, f. 13 —13ec. Die Gattung stimmt im Aeusseren mit Myalina überein und unterscheidet sich von dieser nur durch das Vorkommen eines verlängerten Seitenzahnes in der rechten Klappe, sowie vor allem 1) Palaeontology. of New-York Vol. V, 1, p. 252, t. 32, f. 21, 22. 2) S. A. Mırver, Cineinnati quart. journ. of science I, 1874, p. 17, £.7—8 (teste Barroıs). 3) Meerx and Worrsen, Geol. survey of Illinois III, pag. 337; Geol. survey of Ohio. Palaeontology I, p. 132 (teste Mexx). Vergl. unten. [359] Hoplomytilus. 161 durch das Vorhandensein einer unter dem Wirbel liegenden, frei in das Innere der Schale hineinragenden Platte. SANDBERGER vermuthet, dass dieselbe zur Aufnahme eines Muskels gedient Fig. 19. Hoplomytilus erassus Saxpe., Stringocephalenkalk Villmar, Copie nach SANDBERGER. habe; die Annahme ist um so wahrscheinlicher, als eine Ligament- fläche deutlich zu beobachten ist. Auch finden sich bei anderen Zweischalern, z. B. bei der cretaceischen Gattung Corbulamella, derartige Muskel-tragende Platten; hier ruht der hintere Adductor auf einer solchen. Die Art wurde ursprünglich durch die Brüder SANDBERGER aus dem Stringocephalenkalk von Villmar beschrieben und neuer- dings von WHIDBORNE im gleichen Horizont in Süd -Devonshire gefunden. Nachträge. Während des Druckes der vorliegenden Arbeit erhielt ich von Herrn Dr. FOLLMANN (Coblenz) eine grössere Sammlung unter- devonischer Zweischaler, die abgesehen von bekannten Dingen, auch einige Formen enthielt, welche theils für die dortige Gegend, theils überhaupt neu waren. Noch wichtiger sind die Ergän- zungen der Kenntniss einiger schon publicirter Arten. Vor allem ergab sich für Actinodesma eine wahrhaft monströse Länge der Flügel; alle bisher abgebildeten Exemplare (Taf. VII, Fig. la; Abh. IX, 3. 11 162 Nachträge. [360] Taf. VIII, Fig. 5a) sind in dieser Hinsicht unvollkommen er- halten. Aviculopecten. Zu Seite 18. Aviceulopeeten Jugleri A. RoEMER, Taf. XVII, Fie. 2 kommt, wie ein ziemlich gut erhaltener Abdruck (Coll. FOLLMANN) beweist, nicht nur im Harz, sondern auch in den oberen Coblenz- schichten bei Mürlenbach unweit Gerolstein vor. Zu Seite 23. Avieulopeeten eifeliensis nov. sp. Taf. 1, Fig. 6. Taf. XVIII, Fig. 2 besitzt nach dem neu vorliegenden Material eine ziemlich erheb- liche Verbreitung in den oberen Coblenzschichten. Es liegen 5, durchgängig sicher bestimmbare Exemplare vor von der Ahler Hütte und Müllers Bruch bei Oberlahnstein, sowie von Wittlich (Coll. Dr. MÜLLER ın Wittlich). Eine gewisse Uebereinstimmung scheint mit dem etwas zweifelhaften Aviculopeceten radiatus GOLDF. (Taf. I, Fig. 2) zu bestehen. Wenn sich nachweisen lässt, dass das Fehlen der Spitze des Hinterflügels bei der letztgenannten Art nur auf ungünstiger Erhaltung beruht, so wäre meine neue Species wieder einzuziehen. Zu Seite 29. Aviculopeeten Follmanni nov. sp. liest in einem vierten, dem grössten bisher beobachteten Exemplar vor. Dasselbe besitzt eine Höhe von 10° (Taf. II, Fig. 9: 8,5%) bei einer Breite von 8°® und stammt von Oberstadtfeld. Das Exemplar ist im allgemeinen schlecht erhalten, besitzt aber einen ziemlich wohl erhaltenen Umriss und lässt erkennen, dass auf der Reconstruction Taf. II, Fig. 9 die Vorderseite etwas zu breit ge- rathen ist. [361] Aviculopeceten. Avicula. Limoptera 163 Avicula. Zu Seite 51. Avicula erenato-lamellosa var. pseudolaevis OEHL. liest in weiteren Exemplaren vor aus den unteren Coblenzschichten des Nellenköpfchens bei Ehrenbreitstein (sogenannte Haliseriten- schiefer) und von der linken Rheinseite zwischen Laubbach und Königsbach bei Coblenz (ein grosses schönes Exemplar, Coll. FOLLMANN). Limoptera. Zu Seite 68. Limoptera orbieularis ÖEHLERT sp. Taf. XVII, Fig. 3—3e. Avicula (Paropsis) orbicularis Orstert, Bull. soc. geol. de France [3], Bd. 16, P-647,,42 19, 8, 15.12: Ueber die Beziehungen, in welchen diese Art zu den übrigen Limopterae steht, ist bereits oben das Nöthige bemerkt worden. Von der nahestehenden ZLimoptera rhenana unterscheidet sich Limoptera orbicularis, wie ihr Name besagt durch den kreis- föormigen Umriss. Wirbel und Hinterflügel ragen spitz vor. Die Sculptur besteht lediglich aus Anwachsstreifen, zwischen denen sich (bei den französischen Exemplaren) radıiäre Eindrücke finden. Die linke Klappe ist stark gewölbt, die rechte concav eingebogen, die Ligamentarea niedrig. Vom Wirbel verläuft schräg nach hinten und unten in jeder Klappe ein 2°% langer Zahn. Die Höhe des grösseren, von OEHLERT abgebildeten Stückes beträgt 7,5°%; die beiden von Dr. FOLLMANnN gesammelten Exemplare, welche leider nur unvollständig erhalten sind, dürften 3— 4 mehr besessen haben. Vorkommen: Coblenzquarzit des Bienhornthales bei Coblenz in braunem, ziemlich weichen Sandstein, der in Bezug auf petro- graphische Beschaffenheit und den Charakter der Fauna mit den 11% 164 Nachträge. [362] Schichten von Miellen übereinstimmt. Jedoch finden sich u. a. bei Coblenz einige ältere Formen (@. quarzitica), die bei Miellen fehlen. Posidonia. Zu Seite 72. Posidonia hians WALDSCHMIDT sp. Herr Prof. HoLzArrEL theilt mir mit, dass diese Art nicht nur bei Wildungen, sondern auch bei Günterod und Bicken vor- käme, niemals aber zusammen mit Manticoceras intumescens oder Cypridinen gefunden werde. Vielmehr kämen in ihrer Gesell- schaft Tentaculiten sowie Tornoceras cf. brilonense, cf. circum- flexifer und Anarcestes cf. lateseptatus vor. Es sei also wahr- scheinlicher, dass dieselbe dem Mitteldevon (sog. Hercyn) ange- höre. Dieses geologische Alter stimmt auch mit dem Auftreten der nahe verwandten böhmischen Obersilurform besser überein. Pterinaea. Zu Seite 87. Pterinaea subeostata nov. sp. Taf. XVII, Fig. 4—4d. Zwei grössere auf Taf. XVIII abgebildete Exemplare lassen erkennen, dass die Art nicht mit Pierinaea fasciculata verwandt ist, wie ursprünglich auf Grund der schwach angedeuteten Rippen angenommen wurde, sondern in die Gruppe der Pterinaea laevis gehört. Der Abdruck der Schale stimmt, soweit er erhalten ist, vollkommen mit Fig. 3b, Taf. X überein, zeigt also wie diese, Andeutungen von Radialrippen. Von Pterinaea laevis unterscheidet sich die Art dadurch, dass bei ausgewachsenen Exemplaren die Höhe der Schale bedeutender ist als die Breite. Ferner sind die Schlosszähne zahlreicher und weniger schräg gestellt und der Vorderflügel bei ausgewachsenen Exemplaren klein. [363] Posidonia. Pterinaea. Actinodesma. 165 Die abgebildeten Exemplare stammen aus den Coblenzquarzit des Bienhornthales und den oberen Coblenzschichten des Laub- bachthales bei Coblenz. Ferner liegt ein solches aus dem Coblenz- quarzit von Oberlahnstein vor. Actinodesma. Zu Seite 105. Actinodesma vespertilio MAURER. Ta SON, Ne 5,88 Die 9,5 ® langen Flügel des nebenstehend abgebildeten jugend- lichen Exemplars habe ich mit aller Vorsicht präparirt und mich dabei von der Vollständigkeit der Erhaltung überzeugt. Das Verhältniss derselben zu der geringen Höhe der Schale (2,2 °”) ist sehr eigenthümlich. Die starke Wölbung der linken Schalen- hälfte darf als specifischer Unterschied von Actinodesma malleiforme (Taf. VIII, Fig. 5a) hervorgehoben werden. Die rechte Valve ist auch im Abdruck concav (vergl. den Zinkdruck S. 105). Das wichtige von Herrn Dr. FOLLMANN gesammelte Stück stammt aus den oberen Coblenzschichten von »Müllers Bruch« bei Oberlahnstein. Die Erhaltung der Versteinerungen ist in dem dort vorkommenden weichen, braunen, glimmerigen Sandstein da- durch bemerkenswerth, dass fast nur Abdrücke gefunden werden. Eine Ausfüllung des Innenraums fehlt besonders bei zweiklappigen Exemplaren, wie dem vorliegenden, vollständig. Nachtrag zur stratigraphischen Tabelle. In einer recht umfangreichen, während des Druckes der vor- liegenden Abhandlung erschienenen Mittheilung (N. J. 1890, II, p- 201— 248) verficht Herr F. MAURER seine schon wiederholt 166 Nachträge. [364] veröffentlichten Anschauungen über das Unterdevon. Neue!) Be- obachtungen werden kaum beigebracht oder sind, wie die Be- schreibung der oberen Unterdevongrenze zwischen Lissingen und Mürlenbach, ohne Bedeutung; denn gerade hier wird die längst be- schriebene, für die Deutung stratigraphischer Verhältnisse äusserst wichtige Verwerfung gar nicht erwähnt. Ueberhaupt erfordern die Auseinandersetzungen des Verfassers eine eingehende Wider- legung nicht. Die Ansichten über Lagerungsverhältnisse, Gliede- rung und Parallelisirung der Schichten beruhen auf einzelnen Ex- cursionen und Petrefactenaufsammlungen, durch welche die jahre- lang fortgesetzten, von erfahrenen Gelehrten wie L. Koch und E. KAysER geleiteten Kartenaufnahmen der Königl. geologischen Landesanstalt berichtigt werden sollen. Auch in palaeontologischer Hinsicht finden sich noch zahl- reiche irrige Angaben: Wer die Schnur’schen Brachiopoden nicht berücksichtigt ?2), dafür aber das glücklicherweise längst ad acta geleste Korallensystem LupwidG’s wieder ausgräbt (Parmasessor Lupw. —= Combophyllum M. Epw. et H.), überhebt selbst seine Gegner weiterer Auseinandersetzungen. Die einzige, unter solchen Umständen mögliche Form der Kritik ist das Schweigen. 1) Doch mag als Curiosum die Ansicht Maurer’s erwähnt werden, dass meine Arbeit über das Unterdevon (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1889, p. 175), welche — nicht eben zu meiner Freude — eine ganze Anzahl brieflicher und gedruckter Discussionen veranlasst hat, »auf Selbständigkeit keinen Anspruch machen könnte«. 2) Spirifer ignoratus F. Maurer erweist sich nach den Abbildungen — ab- gesehen von einer heterogenen Form von Stadtfeld — als ident mit Spirifer carinatus Scuxur. Dass ich den Spirifer ignoratus anfänglich für Sp. auriculatus hielt, erklärt sich aus der unklaren, nicht durch Figuren erläuterten Beschrei- bung Maurer’s. [365] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 167 Tabelle LI. Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. ES °S © oe 55 S Ss os, 2| Ss s[2 | SS, 8 83 = Die verticale Verbreitung Sasse silersinn ae Se E s si sP,N=SI< | 2 | = wso I=-.S SI» Ss|oS 2 Q > ©:2 4 der devonischen Heteromyarier 3 I: 5Ss# 25 3 8 Aare DE = 2 |e>osa8s.|. |2| > “8: = in Deutschland 2 = m Ser 290 = a” S Ze en 2 \wa| 2 | = ä|mzE$ I. Pecten. Subgenus Pleuronectites. | 1 | Pecten? re devonicus n. sp. t. XVII, 1. OR : RE lee : „| II. Aviculopecten s. str. 2 | Aviculopecten pelmensis n. sp. t.1, f.7a—7b. .| . ; | Sr 3 » amtiquus Ge. sp. a... : 5 Se ea 4 » polytrichus Pau. sp. t.L, f.9-9b| . | + 5 » linteatus Gr. sp., Belgient. I, f£3—5 | + |. : ; 5 b 6 » Jugleri A. Rorm. sp. t. XV, f.2| . i 5 2 . 1 + 7 » Neptun Ges spetall, 2.1 22... 2 5 8 » Kaas GE spte eae 3 i 3 E MIE9R: 3 » aquisgranensis n. sp. t.L, f. 1—-1Ib | + : 10 » gracilis BEusn. == 11 » perovalis Beusn. . TE i ; ; : iz 12 » Oeeani. Gr. spIt ANMIL 8. 10, .: ale ? 13 » DEUMIENSTS ASP. I, El ale. i ; : iz: 14 » Sehnlzesı, Sb al nl i 15 » (OstrolatusaGr:sspe a N. BEN a Ir 16 » ESE(DAHES)IN.. Gore Ar als Taunusquarzit 168 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [366] Laufende Nummer Aal +2 | =! as NS on jeb} — > 5 0 SS |28| S| 8| SS |. Ense 5 Ies| 2, .S[)2 Sie ae ä R 5 3 | SsIaR la N oO NS Fa S |X = Die verticale Verbreitung BR |5S en Ess) Sun g sE2 S © | S a S rn [>) 2 281.2 o.8|,.S| zu Seren ze [@) (@) D2S|D SIoS NS © © en . 4 H R arı . | [u =} S [| Zee = = (5) = a0 7 der devonischen Heteromyarier n \aujE23 E 2 2 : S|r Se. in Deutschland = NEU a sel. | Oi 3% 8 | o® S Q Sl @) . © =| Ss nS Gel &| ©| ©, (Se > on| 2 = A |l=sg A. Subgenus Pterinopecten Harr. Aviculopecten (Pterinopecten) dauniensis n. sp. t.1, el : - s E - . I + » » eifeliensis n. sp. t. 1, f. 6 Be Zn » » Calceolae n. sp. t.1, IE REN Fr zellen. » mosellanus n. sp. t. 1, » » Wulin.sp.t. I, f.7| . 5 5 : : > aueh B. Subgenus Orbipecten nov. nom. Aviculopecten (Orbipecten) Hasbachi v’Arcn. Vern. SPRUCH OT Enge ul la. i 3 ; ; a » » alternans A. Rom. sp.? KRITERIEN A | =# » » hercynicus Beusn. sp. | . © e . > || FF » » Follmanni n. sp. t. 1], 25 ts ga - : : 6 5 lee II. Avicula. A. Gruppe der Avicula reticulata (Actinopteria Harr). Avicula retieulata Gr. sp. t. III, f. 7: t.XIV, f.4—4b : sh » » mut. nov. praeeursor t.IIl, £.8| . | . Ä A : ; VAR ? » fenestrataFoLun. (Gorpr.)t.XIV,f. 11-114 S „ || = x » REINE RE os) U ER ee re EZ » mean n. spatall u . 2... 1.0: n ; ı : .1-+ 2 F a >. Muomagensis n. sp. ll, 2. . |. . | & - : - . 5 » laevieostata Form. t. XIV, f.5 + + » dillensis n. sp. t. ll, f. 9 + A a er ar SE 5 5 5 5 5 B . -F [367] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 169 Is8| 2 ad 5 = 8 gs Ss S S = as li de Ss® = Die verticale Verbreitung 2 |5S Sn essen a|ı=| 58 Ss8 S & 2 a3|,2\,:221< || 25853 > S oN| © X = © der devonischen Heteromyarier = un cH Er = les & :3| Oo |e 2a zu < areznananlej= 250.5 © | © BRSOH re IN 05 R = in Deutschland S Sol Ss)s- DES aı 158: & 5 ala 0 ale 2 = a lıss B. Gruppe der Avicula Wurmi A. Ron. (Actinopteria Harr) 35 | Avicula troglodytes (Goupr.) Form. t. III, f. 5 + 36 » clathrata Sasne. t. Ill, f. 10, 10a . + 37 » Wurmi A. Roem. t. IU, f.4—4d +| ? 38 » Boenigki Danmes sp. -- 39 » aemiliana n. sp. t. III, f. I + 40 » ibergensis A. Roem. t. III, f. 3 = €. Gruppe der Avicula Mariae n. sp. 41 | Avicula Mariae n. sp. t. IV, f. 12 —12d + D. Gruppe der Avicula quadrata Trexan. + 42 | Avicula quadrata Treskz. t. VII, f£3—3A an E. Gruppe der Avicula Winteri n. sp. (Leiopteria). 43 | Avicula Winteri n. sp. t. IV, £. 11 I 44 » bern SparalV.,. rear 45 » oblonga Treskz. t. VI, f.8. .. 46 » n. sp. t. VII, f. 4 (Gedinnien) . F. Gruppe der Avicula lamellosa Gr. sp. (Leptodesma). 47 | Avicula erenato-lamellosa Saspe. t. IV, f.5—5e == 48 » » var. pseudolaevis OenL. ea + 49 » lamellosa Gr. sp. t. IV, f.4—4c. == tr 50 » arduennensis Steix. sp. t. IV, f.6—6b 3 al » concentrica A. Rorn. sp. t. IV, f. Ja—9d - af 92 » bodana A, Rorm. t. IV, f£, 10 —10b. Sr 170- Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [368] Laufende Nummer 60 61 67 68 69 70 zı a L———————————————————————————————— nn Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland Avicula lepida Han var. famenniensis t.VIl,f.2 | + » Schencki n. sp. t. IV, f.8,8a .. ?» trapeziformis A. Roen. ?» semiglobosa A. Rosn. P» tumida A. Ron. ?» Goldfussi Arcn. Ver. >» Saturni GE. Subgenus Pteronites. Avicula (Pteronites) longialata Kranrz sp. t.IX, f.22 beigieo,.n. sp. tt. IX, 1.21 » » IV. Limoptera HALr. Limoptera bifida Saxoe. sp. t. VI, f. 2— 2b » semiradiata n. sp. t.V, f.1—3,5—8 » gigantea Forın. t.V, f.4. » rhenana n. sp. t. VI, f. 1, 1a 5 » orbicularis Ozur. t. XVII, f.3—3e. V. Posidonia Bronx. Posidonia venusta Müsst. t. XIV, f. 15 —15b var. nov. carintiacat. XIV, f. 16 var. nov. eifeliensis t. XIV, f.14, a te Keike » hians Waupschm. sp. t. XIV, f. 13, 13a » » » » VI. Kochia nov. nom. Kochia capuliformis Kock sp. t. VI, f.6—6f. . intumescens 9. Oberes Oberdevon Unteres Oberdevon, Stufe d. @. S. +4 + u Stufe des Stringocephalus Burtimi T. 6. Stufe der Calceola sandalına Zone des Spirifer cultrijugatus 4. Obere Coblenzstufe 3 3. Coblenzqnarzit 9%. Untere Coblenzstufe ++ Stufe des Spir. pri- maevus: Siegener Grau- wacke, Hunsrückschiefer, 1. Taunusquarzit [369] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 171 an .n {eb} oh 1, = a a8 Sys salz) | Sl oe = N pet SS Elke es = Die verticale Verbreitung a gserneasles Ela | 8 85 = Sen barseszs| a) Des A So nenn Ss | |.a:: © der devonischen Heteromyarier Delete Ss one 8022 I o | sn un Sn Da a ES range = Suse es el ee ee = in Deutschland = SEES SD ao are E 2 ıP8| 2) S|ı SO | |P as z Eee ZU IS 8 on] 2 Si a |— SR = Loxopteria nov. subgen. 72 | Kochia (Loxopteria) laevis n. sp. t. VI, f.3—3e | + 73 » » dispar Sans. sp.t.VI,f.4-4h | + 74 » » 7IOSE W. 3: & N, ED 5 > VII. Pterinaea GoLpr. A. Gruppe der Pterinaea costata Goror. 75 | Pterinaea costata Gr. t. VII, f. 2; t. IX, f.4—8 ar | Fe ar 76 » costulata A. Roem. t. IX, f. 9, 9a =ie 77 » fascieulata Gr. t. VII, f.1, A (DS, f. 13... Ele hr: . RR == 78 » byssifera n. sp. t.IX, f.20—20e . . & . . | + 79 » dichotoma Kranzz t. IX, f.16 . . .|.» . B. Gruppe der Pterinaea lineata Goıpr. 80 | Pferinaea lineata t. IX, f. 17 —19 h +| + sl » expansa Maurer sp. t. 1X, f. 11-14. SP. 8. ar C. Gruppe der Pterinaea laevis Goror. 82 | Pierinaea laevis Gr. t. Il, f. 10—13; t.X, f.3—3b => 83 » laevis mut. nov. praecursor t. Il, £. 14 bis15ap 107 ee 5 5 S4 » STDCOSLOLORa SPAN EIER. ee > : ; ar ar 85 » De ne here . - > - . Jo le 86 » lodanensis n. sp. t. x, £ table s o : : | a 87 » Holhmenm 22 sp 1ER are - 5 3 let D. Gruppe der Pterinaea ventricosa Goupr. 88 | Pterinaea ventricosa Gr. t.X, f.1—-le ...|. : Bde | =# 89 » ostreiformis n. sp. t. XL, f.9—-9e .„ .|. ö i lee uliec =“ Laufende Nummer 172 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [370] an . je] er = as S En © = I» 3. © s |es| &| s| SjE |. 2 See 2 88.2, ,28|8 See Die verticale Verbreitung = 155 S73S83 2: 8 See ai = Ss SI a S S = Q' | = Ic} A = =! 2 5 ©, Oele Sl SET der devonischen Heteromyarier na \nsl3<|E s|S 8| O a\ Be so | en Sm SıN ee | Dee 5 85|.21.8,.815|18 |: le.83 in Deutschland 2 Sr sSsseel 2 | OPrerer © Bel 5) & So (Erbe .|.5l &| 0) Se es ur + alas Pterinaea explanata Forım. t. X, f.2—2 + » ovalis Forın. ai VIll. Actinodesma Sanp». em. | Actinodesma malleiforme Saspe..t. VII, f. 10; t. VII, 0.05 De) N » vespertilio Maurer t. VII, f.1, la; | t. VIII, f.4—4b; t.XVIIL £.5,5a | at » Annae nov. sp. t. VII, f£. A t-oVAUT, | 6 6b. - iz » obsoletum Ge. sp. t. VII, f.5 — 7a + IX. Gosseletia Barrors. A. Gruppe der Gosseletia mierodon n. sp. Gosseletia microdon n. sp. t. XIII, f =D » cancellata Maurer t. XIV, f 8- Sb 4 » pseudalectryonia n. sp. (Text p. 113) . | -- B. Gruppe der Gosseletia devonica Barkoıs. Gosseletia securiformis Forum. t XV, f. 2 —5 —- » alta Forum. t. XV], f.6— 7a + » schizodon n. sp. t. XIII, f. 6, 6A + | » (2) minor n. sp. t. XV], f. 18 —- | » distineta Fouım. t. XV, f. 17 = | » Ibergensis A Ron. sp. t. XVII, f.15-15b 4 C. Gruppe der Gosseletia truncata F.Roen. sp. Gosseletia truncata F. Rorm. sp. t. XII, f.2—4a + » angulosa n. sp. t. XII, f.1— le + » trigona Gr. sp. t. XII, f. 5—7a IL [37 1] Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 173 | 1. Stufe des Spir. pri- E Die verticale Verbreitung = Er =n as 3S E S. 3 A . R 5 OS ES BOBS DS > S =) © der devonischen Heteromyarier ebene oe | 8 © = ae s Q «Dd = in Deutschland 2 = ES58 SS 2 |ı9 = E ee > on] 2 = aA 108 | Gosseletia carinata Gr.-Forrn. sp. t. XI, f.8—1]; ERXIEBe ; A . ; || Sr | 109 » Eijehensis: Norvmah eh ce le i 3 lastrullienz ; Pe | D. Subgenus Cyrtodontopsis nov. gen. 110 | Gosseletia (Cyrtodontopsis) En n. sp. t. XII, = 20% zb Bil » » quarzitican.sp. t. xıv, rl : Belle, 2 ; > ; | = 112 » » praecursor n.sp.t. x, f.4, Aa; 1. XIV, f. 2 : : : 6 : B ne 113 » » Halfari n. sp. (Zinkdr.) ; 6 ö P 5 . | + s | X. Cyrtodonta BiLLınGs. 114 | Oyrtodonta declivis A. Rorm. sp. t. IV, f.2—2b —+ 115 » Beyrichi Brusn. > 116 » orbicularis n. sp. t. IV, 63 he | Xl. Byssopteria HALr. | | 117 | Byssopteria (2) semiplana n. sp. t. XL, f.8,8a .| . : > 5 ; : ß ? | Ali. Palaeopinna Harr. 118 | Palaeopinna gigantea Kraxız sp. t. XIV, f. 10 Xlil. Pachypteria DE Kon. 119 | Pachypteria (2) vetusta Beyer. mser. t.VII,f£.9—9b | . || ar XIV. Myalinoptera. I | 120 | Myalinoptera erinita A. Rorm. sp. XI, £1l—7A| . + | 2 maevus: Siegener Grau- wacke, Hunsrückschiefer Taunusquarzit 174 Die verticale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. [3 72] Die vertieale Verbreitung der devonischen Heteromyarier 7. Stufe des Stringocephalus Burtini Stufe der Calceola sandalına 5. Zone des Spirifer cultrijugatus 4. Obere Coblenzstufe 6. in Deutschland 3. Coblenzquarzit Untere Coblenzstufe Laufende Nummer 9. Oberes Oberdevon 8. Unteres Oberdevon, Stufe d. @. intumescens 2. XV. Myalina. A. Gruppe der Myalina rhenana. 121 | Myalina eireularis n. sp. XVL fl ....|. i h 5 .1+ 122 » Dust at an a 123 » Deut MUNSTuep Ei el 124 » Kochen sp ESS Ze al 125 » sokda Maurer (Zinkdruck) . . . . - \ 2 e 7 5 2 - h=$ 126 » rhenana n. sp. t. XV], £.15-13e . .| . ar 127 » Beushauseni n. sp. t. XV], f£.16,16A .| . Id a 123 » tenuistriata Sanpe. (Zinkdruck) . . - + 129 » miiscan Kommen RM, SDE ern ; | S- 130 » Beyrichi n. sp. t. XVI, £.14—14b. En 131 » Klockmanni n. sp. t. XVIL, f.l4. . . le 132 » villmarensis n.sp t.XVU, f.4—4b .|. | SP 133 » ornata A. Rorm. t. XVIl, f. 13— 13ec SE 134 » » var. nov. lata t.XVI, f.3—8B - 135 » fimbriata SAnDe. . al: 136 » CTILSROR SENDE ee ee: = || 9 B. Gruppe der Myalina bilsteinensis. 137 | Myalina bilsteinensis F. Roxn. sp. t. XV, f.3—4a; DaegEnn, 1: : 5 or je 138 » » mut. nov. minor t. XVL,f. 11, ass e - . . . | + 139 » crassitesta Kays. sp. t. xl, £ 12-124 5 140 » ealeeolae n. sp. t. XVOL, f. il, 1la. .| .- ; Near 141 » dimidiata GoLdr. sp. t. Eee .I+ 142 » mytiloides A. Roem. sp. . . . » 57 143 » intumescens A-Rorm. sp. t. XVII, f.16 — 16b.. & 1. Stufe des Spir. pri- maevus: Siegener Grau- wacke, Hunsrückschiefer, Taunusquarzit TI rn [373] Die vertieale Verbreitung der devonischen Heteromyarier in Deutschland. 175 A es a | as .S a) & 4 038 2 Se Sie See See ® DES] Ss NS N N . > . . . MS nn N - SQ oO .m = Die verticale Verbreitung = ss ooleoriası e|e | EıSems = ® OS, DIN I5:0| aj|a oz zZ = BEslosless|s | Ss | 2 Zaee s . = S S|| ® en) D) der devonischen Heteromyarier a mes er 3 SIE8S | © 5 | © Ki 2 = oem üıaSN.|o ee |» "ss 2 3 sales alas | Ss ee: E in Deutschland Ss ESP SNosSorn| = OS |88 Re © Ss S °S R + -J ns 3 SS & OO | | pP 2 I een " o ESES >> an (02) = a — S = 144 | Myalina speciosa Tresexer t. XVII, f. 15 —15b == 145 » DE SP Pe re rer Saal ae. inte C. Gruppe der Myalina lodanensis. 146 | Myalina lodanensis n. sp. t. XIV, f.4;t. XV, f.1,la| . : ß : | 5 147 » » er (aa N IN, 625 DE. oa lo 5 . . - 148 » MumaulatoBRovem Spy el 5 © > - | + Hoplomytilus. 149 | Hoplomytilus crassus Sanoe. (Textbild) . . .| . 1 + Anmerkung zur Tabelle. Die wenigen’aus anderen Gebieten beschriebenen Arten sind in der vorstehenden Tabelle nicht enthalten. Allsemeine Broebnisse, Ik Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. Die von den verschiedenen Autoren unterschiedenen Gat- tungen fossiler und lebender Aviculiden sind durch STOLICZKA, ZiTTEL!) und P. FiscHEr ?) neuerdings in übersichtlicher Weise zusammengestellt worden. Jedoch ergab die Untersuchung der devonischen Vertreter der Familie einige nicht unerhebliche Aenderungen: Es wurden z. B. nicht weniger als 12°) Gattungen eingezogen (Streblopteria, Leiopteria, Actinopteria, Leptodesma, Glyptodesma, Eetenodesma, Paropsis, Vertummia (= Pterinopecten) Myalinodonta, Mytilarca, Plethomytilus, Posidoniella) ein Unter- nehmen, das nach der Ansicht hervorragender Forscher ver- dienstlicher ist, als die Aufstellung neuer Genera. Schon des- halb dürfte eine erneute Uebersicht der Gattungen am Platze sein. 1) Handbuch II, p. 31. 2) Manuel de Conchyliologie p. 950. ®) Zur Vervollständigung dieser Totenliste sei erwähnt, dass in den nach- folgenden Ausführungen die Wesenlosigkeit einer Anzahl weiterer Gattungen nachgewiesen wird: Pernopecten, Euchondria, Prospondylus, Euchasma, Eopteria, Anomalodonta, Rhynchopterus; Dalila, Paracardium, Vevoda, Dualina, Sluzka, Spanila. [375 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 177 Da die Aviculiden (s. str.) nach unseren bisherigen Erfahrungen im Devon in Bezug auf die Zahl der Gattungen und Arten den Höhepunkt erreichen, so bietet selbstredend die Feststellung der Verwandtschaftsverhältnisse der devonischen Formen den Schlüssel für das Verständniss der geologischen Geschichte dieser wichtigen Gruppe. Allerdings stellt sich hierbei die Nothwendigkeit heraus, von der üblichen einfachen Aufzählung der aus den verschiedensten Formationen stammenden Genera abzugehen. Die Palaeontologie, deren Entwickelung nur auf zoologischer Grundlage erfolgen konnte, ist erklärlicherweise auch formell voll- kommen von dieser Wissenschaft abhängig geblieben. Die Unter- suchung der lebenden Thiere liefert das System, den Rahmen, in den die zum Theil ausserordentlich abweichenden ausgestorbenen Formen wohl oder übel hineingepresst werden. Oder mit anderen Worten: auf die von der jetzt lebenden Fauna dargestellte Ebene werden die mannigfach verästelten und verzweisten Stämme der ausgestorbenen Thierwelt projicirt. Die in dieser Weise construirte Zeichnung kann selbstredend kein klares Bild von den gegen- seitigen Beziehungen und der Entwickelung der verschiedenen Gruppen geben. Nichts zeigt die Unanwendbarkeit des zoologischen Projections- systems besser als die im Vorstehenden behandelten Zweischaler- gruppen. In der Jetztwelt steilen die Familien der Aviculiden, Pectiniden und Mytiliden scharf geschiedene, eigenartig differen- zirte und leicht unterscheidbare Gruppen dar, deren Zwischen- glieder längst erloschen sind. In den mesozoischen Formationen waltet annähernd dasselbe Verhältniss ob. Im Palaeozoicum, vor allem im Devon wäre hingegen eine Dreitheilung der gesammten Formenmenge nach den für die lebenden Formen massgebenden Grundsätzen ebenso schwierig wie unnatürlich. Wenn man Avicu- lopecten zu den Pectiniden rechnet, wie es gewöhnlich geschieht, so lest man nur auf die äussere Form Werth und sieht von einem wahrscheinlich wichtigeren inneren Merkmal, der langgestreckten Abh. IX, 3. 12 178 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [376] Ligamentarea, vollkommen ab. In genau derselben Zwitterstellung steht Myalina zwischen Aviculiden und Mytiliden }). Man begeht also auf jeden Fall eine sachliche Unrichtigkeit, wenn man die palaeozoischen Heteromyarier in das System der lebenden Muscheln einbezieht. Entweder stellt man in der all- gemein üblichen Weise Myalina zu den Mytiliden, Aviculopecten zu den Pectiniden, und trennt damit zwei Gattungen von Avscula, welche dieselbe charakteristische Lage des Ligaments und die gleiche Form der Muskeleindrücke, wie diese besitzen. Oder man rechnet die beiden fraglichen Gattungen zu den Aviculiden, während die äussere Gestalt derselben auf ganz andere Familien hinweist. Zu welchen Irrthümern diese Zwangslage Veranlassung geben kann, zeigt am besten der betreffende Abschnitt des von einem der erfahrensten Specialisten (P. FISCHER) verfassten Manuel de Conchyliologie. Hier steht Myalina bei den Mytiliden und Mytlarca, deren Identität mit Myalina oben ausführlich erörtert wurde, bei den Aviculiden! Die gewöhnlich in Lehrbüchern angewandte Form der ein- fachen Aufzählung der Genera ist ferner auch schon deshalb un- praktisch, weil man in einer solchen unverhältnissmässig lange Zeit zum Aufsuchen einer Gattung verwenden muss. Die einfache Aufzählung der Genera und Species entsprach der älteren Anschauung von einer selbstständigen Schöpfung einer 1) Dabei ist es noch nicht einmal wahrscheinlich, dass das Devon oder, genauer gesagt, das Unterdevon Europas und das höhere Devon Amerikas diejenige Formation ist, in der die Hauptentwickelung des Heteromyarier- stammes stattgefunden hat. Aviculopecten, Avicula, Ambonychia und Myalina liegen aus viel älteren Bildungen, z. Th. schon aus dem Untersilur vor; im grossen und ganzen ist allerdings die Zahl der bisher bekannt gewordenen silurischen Aviculiden gering. Dagegen sind in den am besten durchforschten Devongebieten gerade solche Facies entwickelt, die für das Gedeihen der Hetero- myarier günstig waren, während derartige Bildungen im Silur fehlen. Immerhin kann die Hauptentwickelung des Aviculidenstammes zeitlich nur wenig vor dem älteren Devon stattgefunden haben; denn es gelingt, in diesen Schichten noch eine ganze Anzahl von Uebergangsformen ausfindig zu machen, welche ver- schiedenartige Typen, wie Aviculopecten, Pterinaea und Mwyalina mit einander verbinden. [377) I Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 179 jeden Art, deren Nebeneinander somit auch sachlich begründet erschien. Die graphische Darstellung, welche der neueren Auf- fassung von der Einheit der organischen Welt Ausdruck verleiht, ist der Stammbaum, der ohne Frage auch ein übersichtlicheres Bild einer Thiergruppe zu gewähren vermag. Doch hat diese Art der Versinnbildlichung andere Nachtheile zur Folge. Bei der Aufstellung eines Stammbaums wird der Verfasser, um jeder Gattung eine Stelle anzuweisen, hypothetische Ansichten zur Darstellung bringen müssen; selbst wenn einige Bedenken oder Einschränkungen in Form von Anmerkungen ausgedrückt werden, pflegen doch bei öfterer Wiedergabe der ursprünglichen Meinungen gerade diese Einschränkungen zu verschwinden. Es ist jedenfalls eine häufig beobachtete Thatsache, dass lediglich durch mehrfache Wiederholung eine an sich recht hypothetische und unsichere An- nahme grössere Glaubhaftigkeit gewinnt. Vor allem steht aber die ganze graphische Darstellung eines Stammbaums mit den thatsächlichen Verhältnissen im Widerspruch. Wenn ich, um bei dem vorliegenden Falle zu bleiben, die Ab- stammung der Pectiniden in folgender Weise darstelle: Carbon | Avieulopecten. Pecten (Pleuronectites, Entolium) | Devon | Aviculopeeten. Peecten (2?) (Pleuronectites) | | Silur | Avzsculopecten so muss jeder daraus folgern, dass die fortlebenden Avwiculopecten im Silur oder Devon!) einen Seitentrieb hervorgebracht haben, aus welchem sich Peeten entwickelte. In Wirklichkeit liegt aber die Sache anders. Avzculopecten erreichte im Devon, besonders im Mittel- und Oberdevon, den Höhepunkt seiner Entwicklung in Bezug auf Zahl und Mannigfaltigkeit der Arten. Aus einer der zahlreichen Subgenera oder Formenreihen, deren Kenntniss gerade !) Die Bestimmung des einen bisher vorliegenden devonischen Pleuronectites ist nicht ganz zweifellos. 12* 180 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [378] im vorliegenden Falle noch viel zu wünschen übrig lässt, hat sich wahrscheinlich an der Grenze von Silur und Devon Pleuroneetites entwickelt. Keine der bisher bekannten Gruppen von Avzeulo- pecten kann jedoch mit Sicherheit als specieller Ausgangspunkt von Pleuronectites bezeichnet werden; wahrscheinlich handelt es sich um ein mit Aviculopecten verwandtes Genus, das bisher noch un- bekannt geblieben ist. Trotzdem gestattet ein »Stammbaum« keine andere Darstellung als die obenstehende, die von vorn- herein ungenaue Vorstellungen erwecken muss. Ein viel oder nichts besagendes Fragezeichen macht die Sache keineswegs klarer. Eine Angabe des Zusammenhangs verwandter Gattungen durch Zahlen, wie sie in der unten folgenden Tabelle angenommen wurde, ist viel allgemeiner und entspricht somit den zu Grunde liegenden Thatsachen besser als der genealogische Strich | oder das Wurzelzeichen Y . Endlich sind auf die gewohnheitsmässige Anfertigung von Stammbäumen logische Ungeheuerlichkeiten wie die »polyphyle- tischen Gattungen« und wunderliche Hypothesen wie diejenige der gleichzeitigen Entstehung der Pferde in Amerika und Europa zurückzuführen. Ein klassisches Beispiel für derartige Arbeiten hildet eine die Aviculiden und verwandte Gruppen behandelnde phylogenetische Studie, die mir während des Druckes zuging !). Der Verfasser macht im wesentlichen den Versuch, seine Forschungen über die Ontogenie der Zweischaler für die Stammesgeschichte zu ver- werthen und bietet, so lange er sich auf seinem zoologischen Ge- biete bewegt, vieles Interessante und Bedeutsame. Weniger glück- lich sind die palaeontologischen Abschnitte, in denen besonders die neuen Ideen über Stammesgeschichte fast durchweg mit den That- sachen im Widerspruch stehen. Die allgemeine Verbreitung einer zweiklappigen Embryonal- Schale »Prodissoconch« bei den Pelecypoden, die dem Protoconch der Gastropoden homolog ist und bei einzelnen Gattungen schon !) Roserr T. Jackson, Phylogeny of the Pelecypoda. The Avieulidae and their allies. Memoirs of the Boston society of natural history. Vol.IV. No. VII. [379] I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 181 früher bekannt war, erscheint recht bedeutsam. Doch dürfte der gelehrt klingende Ausdruck Prodissoconch durch eine verständ- lichere Bezeichnung wie Embryonalschale zu ersetzen sein. Auf dieses Gebilde ist die eigenthümliche Form der links oder rechts gedrehten Schale von Antipleura oder des mit einem mützen- förmigen Aufsatz versehenen Gehäuses von Slava zurückzuführen. Ganz verfehlt ist die phylogenetische Speculation des Verfassers, der wegen der äusseren Aehnlichkeit der nussförmigen Embryo- nalschalen mit den lebenden Nucula und wegen des angeblichen Vorkommens der Gattung im tiefsten Untersilur dieselbe für den »iype-ancestor« von Avicula, ÖOstrea, Pecten etc. hält. Die ovale, gleichmässig gerundete Embryonal-Schale ist offenbar schon aus mechanischen Gründen die Urform des Pelecypodengehäuses; von den für Nucula bezeichnenden Merkmalen, von Reihenzähnen und einer Ligamentgrube unter dem Wirbel, ist an dem Prodis- soeonch nichts zu beobachten; endlich unterscheiden sich die untersilurischen »Nuculae« durch die äussere Lage des Ligaments (Ctenodonta) und das Vorkommen von 4-—-5 Adductoren (Myo- plusia NEum.) von der lebenden Gattung. Der älteste bekannte Zweischaler Fordilla BARR. (Öberstes Cambrium) hat keine Be- ziehungen zu den Nuculiden. Die Urzweischaler waren altcam- brisch oder praecambrisch und haben sich bisher allen Nachfor- schungen zu entziehen gewusst. In der speciellen Entwickelung der vorliegenden Gruppen ist der Nachweis zweier Adductoren bei der jungen Auster von Wichtigkeit. Der vordere derselben geht während der embryo- nalen Entwickelung verloren — ein Analogon zu dem Verluste desselben Muskels während der geologischen Entwickelung von Avıcula. Bemerkenswerth ist ferner das Fehlen des Fusses und Byssusorgans bei dem Austernembryo. Den sehr wahrscheinlichen Zusammenhang von Austern und Aviculiden vorausgesetzt, handelt es sich hier um das Verschwinden eines durch die Lebensweise überflüssig gewordenen Organs auf sehr früher Entwickelungsstufe. Aus der Entwickelungsgeschichte von Perna ist hervorzu- heben, dass die linke Schalenhälfte ursprünglich grösser und stär- ker gewölbt ist, als die rechte. Dieses embryouale Merkmal ist 182 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [380] bei verschiedenen palaeozoischen Gattungen mit convexer linker und concaver oder flacher rechter Klappe noch dauernd: Aectino- desma, Limoptera, Kochia, Lowopteria, Pterinaea, (mit Ausnahme von Pt. lodanensis und Follmanni). Bei einigen im wesentlichen gleichklappigen Gattungen, wie Myalina, Avicula, Gosseletia, ist die linke Klappe zuweilen noch ein wenig stärker gewölbt (Taf. XIV, Fig. 11; Taf. XVI, Fig. 13c, 15a). Die lebende Vola mit gewölbter rechter und flacher linker Klappe verhält sich gerade umgekchrt, hat also ihre Gestalt durch spätere Anpassung erhalten. Weniger glücklich ist, wie erwähnt, der Verfasser in seinen palaeontologischen Abschnitten, die im wesentlichen eine kritiklose Compilation aus den neueren Lehrbüchern sind. Da die Systematik besonders der älteren Heteromyarier durch die vorliegende Arbeit eine erhebliche Umgestaltung erfährt, erledigt sich die Kritik dieser Theile im wesentlichen von selbst; jedoch möge die Methode des Verfassers an einigen Beispielen erörtert werden. Als einfache Flüchtigkeiten sind die Entdeckung einer böhmischen Obersilur- stufe E; und die Angabe anzusehen, dass die Entwickelung des Ligamentes bei Pecten und Aviculopecten die gleiche sei. Zu inhaltlichen Ausstellungen giebt der Stammbaum des Ver- fassers, der im wesentlichen bekannte Dinge enthält, immerhin noch Anlass. (Vergl. auch oben.) Vulsella und Malleus gehören in die Verwandtschaft von @ervilleia,; die Annahme, dass Perna der Vorfahre von Gervilleia und Ostrea sei, ist unhaltbar ange- sichts des Umstandes, dass die älteste Perna im Muschelkalk (P. vetusta GOLDF.), die erste Gervilleia im Buntsandstein und die älteste, sicher bestimmbare Auster im Muschelkalk auftritt, wäh- rend ein höheres Alter dieser letzteren Gruppe immerhin wahr- scheinlich ist. Der Urahn sämmtlicher Aviculiden soll » Rhom- bopteria« mira BARR. aus dem Obersilur sein. Jedoch sind unter- silurische Aviculae bekannt; Avicula mira ist der Vertreter eines durch eigenthümliche Sculptur gekennzeichneten, im Devon aus- sterbenden Seitenzweiges und qualifizirt sich zum allgemeinen Stammvater nur durch die zufällige Aehnlichkeit des äusseren Um- risses mit der jugendlichen Avicula sterna aus den amerikanischen Meeren, deren Sculptur durchaus verschieden ist. [381] I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 183 Ueberhaupt lässt sich der Verfasser viel zu sehr durch zufäl- lige, äusserliche Aehnlichkeiten zwischen embryonalen lebenden Muscheln und ausgestorbenen Gattungen zu kühnen Schlussfolge- rungen verleiten. Es ist als ein Glück anzusehen, dass derselbe verhältnissmässig wenig Bekanntschaft mit der palaeontologischen Litteratur besitzt; er würde sonst noch viel wunderbarere Entdeck- ungen machen. Z. B. besteht, wie der Verfasser hervorhebt, eine gewisse Formähnlichkeit zwischen einer jungen Perna und Posi- donia (non! Rhombopteria) glabra BARR. sp.; daher ist die letztere der Stammvater der ersteren !). Von einer Aufzählung weiterer Beispiele kann abgesehen werden; jeder Palaeontologe wird in seinem eigenen Arbeitsgebiet mehrfache Bestätigung für die Ansıcht finden, dass die einfache Aufzählung der Gattungen ein unklares und unübersichtliches, der »Stammbaum« andererseits ein mehr oder weniger hypothe- tisches Bild von den Verwandschaftsverhältnissen einer Thier- gruppe giebt. Eine gründliche Abhilfe könnte selbstverständlich nur durch eine vollkommene Aenderung der veralteten Formen der Nomen- clatur und Systematik erfolgen, und eine solche Umgestaltung würde nur auf Grund allgemeiner Vereinbarungen erfolgen können. Doch liesse sich durch eine an sich nicht erhebliche Aende- rung den oben bezeichneten Uebelständen wenigstens theilweise abhelfen. Wenn man die eine Ebene, auf die bisher die mannig- fache Thierwelt vergangener Perioden projizirt zu werden pflegte, durch eine Mehrzahl von Flächen ersetzt, so muss die Klarheit der Anschauung nothwendig gewinnen. Mein Vorschlag geht also — auf den vorliegenden Fall angewandt — dahin, die systema- tische Uebersicht der Heteromyaria derart zu gestalten, dass nicht alle Gattungen auf Grundlage der Systematik der lebenden For- men nach einander aufgeführt werden (cf. die Handbücher von ZiTTEL und P. FIscHErR), sondern (im vorliegenden Falle): 1) Modiolopsis Munieri Bıcor erinnert noch weit mehr an die lebende Form. Ergo ist, im Sinne Jackson’s, Modiolopsis der Urahn von Perna u. s. w. 184 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [382] A. Altpalaeozoische Heteromyarıer (Silur und Devon), B. Jungpalaeozoische Heteromyarier (Carbon, Permo- carbon, Perm), C. Mesozoische Heteromyarier, D. Tertiäre und lebende Heteromyarier. A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier. (Silur und Devon.) Als sicher hierher gehörig können nur die Familien Avzculidae und Mytilidae") angesehen werden. Zwar sind auch vereinzelte Reste bekannt geworden, welche auf das Vorhandensein von echten Pectiniden (Pleuronectites? devonicus nov. sp., Taf. XVII, Fig. 8) und Ostreiden (Praeostrea BARR.; Pachypteria ? vetusta BEYR., Taf. VI, Fig. 9) hinweisen; jedoch ist von sämmtlichen genannten fast durchweg nur in je ein bis zwei Exemplaren vorliegenden Arten das Innere der Muschel unbekannt und die Bestimmung somit mehr oder weniger unsicher. Die Familie der Aviculiden gliedert sich im Devon in 6 Unter- familien, von denen meist silurische Vertreter bekannt sind (1 Avieulopectininae, 3 Aviculinae, 4 Pterinaeinae, 9 Ambonychüinae, 6 Myalininae). Nur die kleine und eigenthümliche Unterfamilie der Kochüinae ıst ausschliesslich devonisch. Ueber die obersilurischen Heteromyarier ist im allgemeinen folgendes zu bemerken: Die Kenntnisse, die wir von silurischen Muscheln besitzen, sind im allgemeinen recht lückenhaft, und besonders erscheinen die Gattungsbestimmungen infolge der mangelhaften Bekanntschaft mit dem Inneren durchweg unsicher. Die Avzcula-ähnlichen Muscheln werden meist als Pterinaea bezeichnet, obwohl bei keiner derselben die bezeichnenden Schlosszähne bisher nachgewiesen 1) Wie Herr Dr. Brusnausen mir während des Druckes der Arbeit mit- theilte, gehören einige Arten aus den Coblenzschichten zu Modiola s. str.; die deutlichen Abdrücke der Schlossgegend gestatten kaum einen Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmung. [383] A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier (Silur und Devon). 185 worden sind. Nur bei Avzcula cometula BARR. (Syst. Sılur., Vol. VI, t. 356, £.1; Ea) sind schwache Seitenzähne entwickelt. Undeutliche Schlosszähne finden sich ferner bei der eigenthümlichen Av. mira (Ibid. t. 226, III, f£.9, 11). Pterinaea retroflexa W AHLENBERG sp. !) (England und Gotland) erinnert in der äusseren Forin noch am meisten an Pterinaea laevis, die gewöhnlich als Pterinaea reticulata auct.2) bezeichnete Muschel an Pierinaea dichotoma KRANTZ, aber ebenso an die radialgestreiften Avzculae. Das Vorkommen von Pterinaea im Sılur ist somit vorläufig noch als zweifelhaft anzusehen °). Auch die radıalgestreifte Avicula Danbyi M’Coy (Brit. Pal. Foss. Pl. 11, f. 11—15; Ober-Ludlow), welche der obersilurischeu Avicula (? Pterinaea) correcta BARR. (Vol. VI, t. 223, IV, Fig. 1—6) überaus nahe steht, besitzt eine flache, ungestreifte rechte Klappe, ein Merkmal, das allerdings den ähnlich sculpturirten Gruppen von Pferinaea und Avicula gemeinsam ist. Avveula findet sich bereits im Untersilur, kommt aber im Obersilur in grösserer Mannigfaltigkeit vor, wie die Tafeln von 217 — 230 bei BARRANDE |]. c. beweisen. Ebendaselbst sind auch einige obersilurische Posidonien ab- gebildet, von denen eine Art in dem vorhergehenden Theil be- sprochen worden ist (Posidonia glabra BARR. sp.). Die obersiluri- schen (E,) Myalinen sind durchweg als Mytilus bestimmt (BARR. Syst. Sılur., Vol. VI, t. 185, III, ££.5—7; t. 210, t. 284, f. 22 — 23). Zu Myalina gehören von obersilurischen Arten ferner Ambonychia acutirostra HALL und aphaea HALL aus der Niagara group (20th. !) Ich habe eine grössere Anzahl von Exemplaren dieser in den Diluvial- geschieben häufigen Art gesammelt und solche von anderen Fundstellen unter- sucht, aber niemals das Schloss beobachten können. 2) Die eigentliche Hısıxcer’sche Art soll nach Lispsrröm zu Aviceulopecten gehören. ®) Diese Beobachtung steht im Widerspruch zu der gewöhnlichen Annahme und vor allem auch zu den Angaben Neumare’s (Zur Morphologie des Bivalvenschlosses p- 397), der Pierinaea aus morphologischen Gründen für den ursprünglichen Typus der Aviculiden hält. Hier und an anderen Orten erklären sich die Verschieden- heiten der Auffassung vor allem aus der Bereicherung des thatsächlichen Beob- achtungsmateriales, welche in Bezug auf palaeozoische Muscheln seit der Arbeit Neumayr’s erfolgt ist. 186 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [384] Ann. Report of the regents of the university of the state of New-York p- 336, t. 14, f. 2, 3). Die beiden Formen besitzen keine Spur von Zähnen und sind ungestreift, sie erinnern im Aeusseren am meisten an Myalina intumescens und Myalina Justi. Die auf der- selben Tafel f. 13—15 abgebildete Amphicoelia dürfte nicht zu den Aviculiden, sondern in die Verwandtschaft von Modiolopsis gehören. Von obersilurischen Avtculopecten-Arten ist vor allem zu nennen: Avziculopeeten Cybele BARR. (]. c. t. 228; Ey); ferner giebt LınpstRröM das Vorkommen der Gattung aus den höheren Schichten von Gotland an. Die von BILLINGS aus seiner sogenannten Quebec group (wohl = Vaginatenkalk) beschriebenen Gattungen Eopteria !) und Euchasma?) sind ganz zweifelhafte Reste; jedoch stimmen die- selben nicht mit einander überein. Zuchasma erinnert in der äusseren Form am meisten an die radialgestreiften Myalinen. Eopteria kann hingegen nicht zu den Aviculiden gestellt werden. Eopteria Richardsoni besitzt eine gewisse Aehnlichkeit mit » Dualina<; jedoch ist ein sicheres Urtheil bei der ungünstigen Erhaltung und der wenig vortheilhaften Art der Illustration nicht wohl möglich. NEUMAYR ist geneigt, Kopteria zu seinen Palaeoconchen zu stellen. Wie unzuverlässig übrigens die Angaben von BILLINGS sind, be- weist u. a. seine » Avicula« Hermione, eine runde, glatte Muschel mit zerbrochenem Vorder- und Hinterrand, der man jeden belie- bigen Gattungsnamen geben könnte. Es würde am besten sein, gegenstandslose Genera wie Euchasma und Eopteria völlig zu unterdrücken; höchstens liesse sich eine Aufzählung unter den Gattungen incertae sedis rechtfertigen. Die ebenfalls von BILLINGS beschriebene Preronitella scheint sich nur unerheblich von Avicula zu unterscheiden und erinnert in der Form an Pteronites. Das Verhältniss der Gattungen Ambonychia und Gosseletia wurde oben besprochen; wahrscheinlich fällt Aromalodonta mit der ersteren Gattung zusammen. Bei der letztgenannten Form sollen die Zähne allerdings fast vollständig rückgebildet sein; aber !) Palaeozoie Fossils 1865 (Geological survey of Canada, p. 306, 307). ulse.p. 361, [385] A. Die altpalaeozoischen Heteromyarier (Silur und Devon). 187 wenn dies der Fall wäre, käme nur die Gruppe der Myalina loda- nensis in Frage. Allerdings lässt ein im Berliner Museum befindliches, sonst wohl erhaltenes Exemplar von Anomalodonta gigantea MILL. an der Schlosslinie wenig erkennen, stimmt aber in der äusseren Form so gut mit Ambonychia radiata HALL, dem Typus der Gattung, über- ein, dass eine Vereinigung das naturgemässeste sein dürfte. Verwandt mit Ambonychia ist Cyrtodonta (Cypricardites, Pa- laearca), welche zuerst aus dem Untersilur Nordamerikas be- schrieben wurde, aber auch in den gleichalten Schichten Europas, in dem Caradoc Englands und dem Gres de May vorkommt (Cyrtodonta quadrata und obscura). Ein Exemplar von Cyrtodonta quadrata, das ich im Museum of practical geology in London gesehen habe, stimmt in Bezug auf die Gestalt der Schlosszähne, Adductoren und Ligamentfläche vollkommen mit den oben behandelten Arten aus dem Unterdevon überein. Wie die Ausführungen des beschreibenden Theiles beweisen, bilden ('yrtodonta, Cyrtodontopsis und Gosseletia (insbesondere die Gruppe der Gosseletia devonica) eine natürliche, ununterbrochene Reihe. Auffallend ist nur der Umstand, dass an der oberen Grenze des Unterdevon Vertreter der drei Gattungen noch neben einander vorkommen. Die Möglichkeit ist nicht auszuschliessen, dass die gestreiften Gosseletien näher mit den gestreiften Ambonychien als mit den glatten Gosseletien zusammenhängen. Leider ist die Kenntniss der obersilurischen Muscheln noch zu unvollkommen, um eine be- stimmte Entscheidung zu ermöglichen. Die berührte Frage ist jedoch von untergeordneterer Bedeu- tune g, weil an der nahen Verwandtschaft von C'yrtodonta, Gosseletia und Ambonychia von vorn herein kein Zweifel möglich ist. Viel eher darf das sehr geringe Maass von Differenzirung als eigen- thümlich angesehen werden, welches die erwähnten Gattungen während des langen Zeitraumes zwischen mittlerem Untersilur und oberem Unterdevon erfahren haben. Ferner ist die Annäherung an Pterinaes merkwürdig. Die Anordnung und Grösse der Adductoren 188 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [386] ist dieselbe geblieben, und die Zähne haben bei verschiedenen Arten der einen und anderen Gruppe zuweilen genau die gleichen Formen angenommen: Gosseletia truncata — Pterinaea lineata; Gosseletia carinata — Pterinaea laevis. Man könnte an eine un- mittelbare Verwandtschaft der beiden Gattungen um so eher glauben, als bei beiden glatte und radiärgestreifte Formen vor- kommen. Doch ergiebt eine genauere Untersuchung, dass es sich nur um zufällige Convergenzerscheinungen handelt. Der Charakter der radiären Berippung ist bei den fraglichen Gattungen ab- weichend; ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Pterinaea ausnahmslos ungleiche Schalen besitzt, während die Klappen von Gosseletia in Bezug auf die Höhe der Wölbung kaum Verschie- denheiten aufweisen. Ferner ist das hintere Ohr bei Gosseletia kaum abgegrenzt und das vordere fehlt vollkommen. Die Uebereinstimmung des Zahnbaues kommt dem gegenüber nicht in Betracht, besonders wenn man bedenkt, dass die Zähne bei den Aviculiden viel grössere Variabilität zeigen als bei anderen Zweischalern. Auf das scheinbare Vorkommen eines Ohres bei @Gosseletia wurde mehrfach hingewiesen. Immerhin bilden die beiden besprochenen Gattungen ein bezeichnendes Beispiel einer äusserlichen Ueberein- stimmung, welche trotz innerer Unterschiede entstehen kann. Dass bei phylogenetischen Speculationen gerade derartige Ver- hältnisse sorgfältig berücksichtigt werden müssen, liegt auf der Hand. Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier. Von einer Wiederholung der Diagnosen und Synonyma, die in einem Lehrbuche natürlich nothwendig wären, wurde mit Rücksicht auf die obigen ausführlichen Darlesungen abgesehen. Die Gattungen, bei denen nichts besonderes bemerkt ist, kommen nur im Devon vor. Die in jüngere Formationen hinaufgehenden Genera sind gesperrt gedruckt. [387] Uebersicht der altpalaeozoischen Heteromyarier. 189 Familie Aviculidae. I. Aviculopectininae. Aeussere Form meist an Peeten erinnernd; seltener sind Avicula-ähnliche Formen. Ligamentlinien dem Rande parallel, Ligamentfläche gestreift, Zähne fehlen. Aviculopecten. Silur, Devon. Subgenera: Pterinopecten, Örbipecten. Crenipecten. Il. Aviculinae. Schale Avzeula-ähnlich, ziemlich gleichklappig, Umriss variabel, Zähne fehlen (abgesehen von schwachen Andeutungen bei Avicula), Flügel deutlich abgesetzt. Der Vorderflügel zuweilen rudimentär (einige Arten von Limoptera und Posidonia). Posidonia. Sılur, Devon. Avicula. Silur, Devon. Subgenera: Pteronites (Uebergang zu Aviculopinna), Ptychopteria (Im Devon Amerikas). Die 6 im vorstehenden unterschiedenen Formenreihen von Avicula, die sich mit den Harr’schen Gattungen Actinopteria, Leiopteria und Leptodesma nur zum Theil decken, könnten eben- falls als Subgenera unterschieden werden. Limoptera. Zweifelhaft sind: ? Byssopteria, ? Palaeopinna, ? Pachypteria (? Ostreidae oder ? Spondylidoe). 190 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [388] Ill. Kochiinae. Schalen sehr ungleichklappig; linke gewölbt, rechte deckel- artig aufliegend. Ligamentarea hoch, Zähne fehlen. Flügel meist undeutlich. Kochia. Deutsches und russisches Devon. Untergattung: Loxopteria. Oberdevon. IV. Pterinaeinae. Schale Avzicula- oder Malleus-ähnlich, ungleichklappie, linke Klappe stärker gewölbt. Zähne stets vorhanden, reihenförmig oder in Schloss- und Seitenzähne gegliedert. Pterinaea ? Silur, Devon. Actinodesma. Unterdevon. V. Ambonychiinae. Schale fast gleichklappig, der Vorderflügel fehlt, der Hinter- flügel undeutlich begrenzt. Zähne in Schloss- und Seitenzähne gegliedert. Ligamentarea sehr hoch. Ambonychia. Silur. Gosseletia. Untergattung: Cyrtodontopsis. Unterdevon. Cyrtodonta. Untersilur, Unterdevon. Anmerkung. Unter dem Namen Limanomia hat Boucuarp-Cnanrereaux 1850 eine angeblich za den Anomiiden gehörige Muschel von Boulogne beschrieben, die mir nicht durch eigene Anschauung bekannt geworden ist. Da echte Anomien erst vom Lias an bekannt sind, ist das vereinzelte Auftreten einer dahin ge- hörigen Gattung nicht eben wahrscheinlich. Eine von Barranpe aus dem Obersilur (Es) beschriebene ? Pinna gehört sicher nicht zu den Aviculiden, sondern wahrscheinlich zu den sogenannten Palaeoconchen. [389] B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. 191 VI. Myalininae. Schale wie bei der vorhergehenden Unterfamilie oder Mytilus- ähnlich, annähernd oleichklappig. Zähne fehlen meist ganz. Myalina. Silur. Devon. Untergattung : Mytilops. Devon. a) | De Hoplomytilus Familie Mytilidae. Modiola. B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. (Carbon, Permocarbon, Perm.) Wie in dem vorhergehenden Abschnitt, soll auch hier die Uebersicht der Gattungen gewissermaassen nur skelettartig gegeben werden. Die kritische Besprechung einzelner Formen und ihres phylogenetischen Zusammenhangs wird etwas mehr Raum erfordern. Die verschiedenen grossen Monographien DE KonInck’s geben eine zufriedenstellende Uebersicht der verschiedenen Kohlenkalk- faunen von Belgien, Kärnten und Australien. Um so umständlicher und schwieriger ist die Benutzung der amerikanischen Litteratur, deren palaeontologische Namen jetzt allerdings von MILLER zusammengestellt sind. Doch wird die Untersuchung der Gattungen dadurch im höchsten Grade er- schwert, dass kaum eine europäische Bibliothek die zahllosen kleinen, meist nur mit Namenregistern und Verzeichnissen ange- füllten Publicationen vollständig besitzt. Unglücklicherweise haben die amerikanischen Autoren zudem noch eine Vorliebe für neue Gattungsnamen !), die vielfach ohne Abbildung und zureichende 1) Auf die unzureichende Begründung von Euchasma und Eopteria, Anoma- lodonta, Glyptodesma, Leptodesma, Vertumnia u.a. wurde bereits hingewiesen. 192 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [390] Diagnose publieirt werden; dieselben schleppen sich dann wie eine ewige Krankheit durch die verschiedenen Lehrbücher und Ueber- sichtstabellen hin, ohne dass irgend Jemand mit Bestimmtheit etwas über die Bedeutung der Namen anzugeben wüsste. Die Heteromyarier erfahren im Carbon eine erhebliche Ver- änderung. Eine Anzahl älterer Unterfamilien, die Pierinaeinae, Ambonychüinae und Kochünae sterben aus, und andere eigenthüm- lich differenzirte Formen entfernen sich weiter von dem ur- sprünglichen Stamme der Aviculiden; Limidae (2), Pectinidae, My- tilidae und Pinninae kommen bereits in typischen Vertretern vor. Die Ostreiden !) sind zweifelhaft. Das Bild, welches die ursprüng- lich so einheitlich und einfach gestaltete Gruppe bietet, ist also ein bei weitem mannigfacheres geworden. Trotzdem hat sich die . Zahl der Gattungen ein wenig (von 22 auf 18) vermindert und die Zahl der aus dem Carbon beschriebenen Arten ist ebenfalls geringer als die der devonischen. Die Zahl der letzteren dürfte insgesammt auf circa 450 zu veranschlagen sein. Neu für das Carbon sind folgende Gattungen und Untergattungen: DLima (2), Enntolium, Pleuronectites, Aviculopinna, Pinna, Limatulina, Rutotia, Monopteria (Obercarbon, Amerika); Anthracoptera (Obercarbon), Leiomyalina und Asphanaia (beide aus Australien). Im Permo- carbon und Perm schreitet die Entwicklung neuer Gattungen weiter fort: Pecten s. str., Oxytoma, Pseudomonotis, Bakewellia (Perm), Atomodesma, Muytilus, Septifer, ? Lithodomina, Lithodomus, Liebea. Dagegen sind von devonischen Formen im Carbon verschwun- den: Orbipecten, Ptychopteria, Limoptera, Byssopteria, Palaeopinna, Myalinoptera, Hoplomytilus, sowie die drei erwähnten grösseren Gruppen. Der Zusammenhang der verschiedenen neuen Familien und Gattungen mit dem Stamm der Avieculiden ist zum Theil bis in’s einzelne zu verfolgen (Pinna), zum Theil wenigstens höchst wahr- scheinlich. Als nicht vollkommen sicher ist das Vorkommen der Limiden anzusehen. Vereinzelte carbonische Formen, die von Bleiberg in 1) Ausser der oben besprochenen Pachypteria werden Ostrea patercula Vern. und matercula Wınen. sowie unbestimmbare Formen aus dem Permocarbon eitirt. [391] B. Die jungpalaeozoischen Hetvromyarier. 195 Kärnten und Nordamerika beschrieben worden sind, ähneln ın der äusseren Erscheinung einer Lima, und in noch höherem Grade trifft dies für eine permocarbonische Muschel zu. Doch ist von keiner derselben bisher das Innere bekannt geworden. Immerhin ist die Zugehörigkeit zu Lima wahrscheinlich, umsomehr, als eine kleine, aus dem belgischen Kohlenkalk beschriebene Form, Lima- tulina radula DE Kon., genau die Mitte zwischen der Gestalt von Aviculopecten und von Lima hält. Ein etwas zweiıfelhafter Pectinide (Pleuroneetites) ist, wie er- wähnt, bereits im Oberdevon gefunden worden. Diese triadische Untergattung, über deren Uebereinstimmung mit Streblopteria wohl kein Zweifel bestehen kann, tritt im Kohlenkalk in grösserer Artenzahl auf und ist ferner im Permocarbon, sowie im Muschel- kalk verbreitet. Das Hauptmerkmal der hierher gehörigen Formen ist der tiefe Byssusausschnitt in der rechten Klappe. Weniger arten- reich, aber ebenfalls schon typisch entwickelt kommt das durch grössere Höhe der Ohren der rechten Klappe ausgezeichnete Sub- genus Eintolium ım Kohlenkalk vor und reicht bis in den Jura hinauf. Typische Pectenarten finden sich erst im Permocarbon Ost- indiens; Pecten T) prototextorius WAAGEN ?) bildet einen besonders bezeichnenden Vorläufer der mesozoischen Formen. Ob als Vorläufer der Pleuronectiten und Entolien glatte For- men, wie Aviculopeeten Schulzi nov. sp. (Taf. I, Fig. 10) anzu- sehen sind, ist bei der Lückenhaftigkeit der Ueberlieferung nicht zu entscheiden. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit kann man die gestreiften Aviculopecten-Arten des Kohlenkalks als die Vorfahren der typischen Peetines des Permocarbon deuten. Von ganz be- sonderer Wichtigkeit ist in dieser Hinsicht die Abbildung des Inneren von Aviculopeeten caelatus, welche DE Konınck 3) giebt. D) Wie wenig glücklich die Hervorziehung einiger uralter Namen bei P. Fıscher sei, wurde schon oben erörtert: Am wenigsten dürfen die alten, ohne Diagnose veröffentlichten Katalognamen von Borren und Krem auf Aner- kennung rechnen. 2) Salt-Range-Fossils t. 23, f. 10. ®2) Faune du caleaire carbonifere ete. V, Annales du Musee Royal de Belgique, t. 38, f. 8. Abh. IX, 3. 13 194 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [392] Man sieht hier in der Mitte der leider etwas undeutlich gezeich- neten Ligamentfläche eine in das Innere vorspringende Verbrei- terung. Diese Form dürfte das Mittelglied zwischen einer line- aren Ligamentfläche und einer Ligamentgrube bilden. Die Zusammenziehung des Ligamentes in eine oder in einzelne Gruben oder in eine schmalere Linie des Schlossrandes vollzieht sich bei dem gesammten Stamme der Heteromyarier während der Zeit des oberen Palaeozoicum. Wenigstens ist dieser Vorgang als die gemeinsame »Tendenz« aufzufassen, welche sich bei der Ab- zweigung von Pecten, Lima, Mwytilus und der Unterfamilie der Per- minae beobachten lässt. Bei diesem Umformungsvorgang ist ferner der Umstand von Wichtigkeit, dass die älteren Formen niemals sofort verdrängt werden, sondern neben den moderneren Typen — wenngleich ın verminderter Anzahl — fortdauern. So lässt sich das Zusammen- vorkommen von Lima und Pecten mit Aviculopecten (bis zum Permocarbon), von Modiola und Mytilus mit Myalına (ebenso weit), von Avicula, Aviculopinna und Pinna erklären. Analog ist das Zusammenvorkommen von Oyrtodonta, Oyrtodontopsis und Gosseletia im oberen Unterdevon. Es gewinnt demnach den Anschein, als ob der Kampf um’s Dasein, die Ablösung einer Thiergruppe durch eine andere, bei den Zweischalern weniger lebhaft gewesen sei als bei anderen Ordnungen, z. B. bei den Ammonitiden des Mesozoicum oder den Trilobiten des Sılur. Die Verkleinerung des Raumes, welchen das Ligament in der Gelenkung der Schalen einnimmt, war offenbar eine dem Thiere günstige Veränderung, und auf dieser beruht der durchgehendste Unterschied zwischen palaeozoischen und jüngeren Heteromyariern. Wir finden bei den letzteren im wesentlichen drei Modificationen, welche sich so zu sagen als praktisch erweisen und somit bei den verschiedenen Gruppen ausdauern: Das Ligament liegt in einer Schlossgrube (Spondylus, Lima, Pecten ete.), in zahlreichen Gruben des Schlossrandes ( Perninae), oder in einer schmalen, dem Schloss- rande parallelen Furche mehr innerlich oder äusserlich. (Jüngere Aviculiden, Pinninae, Mytilidae, Prasinidae.) [393] B. Die jungpalaeozoischen Heteromyarier. 195 Abgesehen von den erwähnten drei Modalitäten der Reduction der Ligamentfläche lässt sich noch eine vierte bei einer vereinzelten Form des australischen Kohlenkalks nachweisen. Hier ist das Ligament auf die obere Hälfte der breiteren verlängerten Schloss- fläche beschränkt, während die untere Hälfte derselben eine ein- fache glatte Ebene bildet. (Vergl. unten die Beschreibung von Leiomyalina nov. subgen.) Diese vierte Methode der Reduction hat sich offenbar als unpraktisch erwiesen, denn sie wird bei jüngeren Formen nicht mehr gefunden. Es scheint also auch hier neben den »adaptiven« auch eine inadaptive Reduction der Ligamentfläche vorzukommen. Mit seltener Deutlichkeit ist die Abzweigung der Gattung Pinna von Avicula zu verfolgen. Avicula extenuata HALL sp. (Leptodesma HaLu 1. c. t. 22, f. 23) bildet den natürlichen Ueber- gang zu der Untergattung Pteronites. Pteronites belgica (Taf. IX, Fig. 21) ist mit Avdculopinna verwandt. Noch näher stehen einige amerikanische Arten der Chemung group. Bei manchen carbo- nischen Forinen verschwindet die Grenze der Gattungen dadurch, dass der Umriss dreieckig wird und der Wirbel mehr und mehr nach vorn rückt. Derartige concentrisch gestreifte Formen sind von MEER als Aviculopinna bezeichnet worden und kommen im Kohlenkalk von Nordamerika und Belgien vor. Wie schwer es hält, noch irgend eine Grenze zu ziehen, beweist der Umstand, dass Pieronites subventricosus DE Kon.!) nur als Jugendexemplar von Aviculopinna spathula DE Kon. ?) aufzufassen sein dürfte. Die typischen Pinnen, von denen riesige Formen bereits im Kohlenkalk auftreten, unterscheiden sich von Aviculopinna nur durch die vollkommene Endständigkeit des Wirbels und das Vor- kommen einer Radialsculptur. Auch für den Uebergang von Myalina und Modiola liegen einige Andeutungen vor. Die mittel- devonischen Modiolen gehören z. Th. zu anderen Gattungen 3). 1 Set, %) Z. B. sind Modiola sinuosa WENsUKoFF und aviculoides Ver. bei Wensur., Fauna des devonischen Systems etc. t. 8, f.1,2 zu Oypricardinia oder Modio- morpha zu stellen. 13* 196 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [394] »Modiola (Mytilops)« praecedens und metella (Oberes Ober- devon) HALL (1.c. t. 22, 23) sind vielleicht als die letzten Vertreter ‚derjenigen Gruppe von Myalina aufzufassen, welche den Uebergang zu Modiola gebildet hat. Doch ist eine sichere Entscheidung un- möglich, da das Innere der beiden Arten nur unvollkommen be- kannt ist. Uebersicht der jungpalaeozoischen Heteromyarier. Die fettgedruckten Gattungen kommen bereits in älteren Formationen vor, gesperrter Druck bezeichnet das Hinauf- gehen in jüngere Bildungen. Ia. Limidae. Lima. Carbon (?); Permocarbon und jünger. I. Pectinidae. Pecten s. str. Permocarbon und höher. Subgenera N): Pleuroneetites Devon, Carbon und Permocarbon. Entolium. Permocarbon. Hinnites (= Prospondylus ZIMMERMANN). Zechstein und Bellerophonkalk. (Vergl. unten.) II. Aviculidae. I. Aviculopectininae. Avieulopeeten. Bis zum Bellerophonkalk. Subgenera: Pterinopeeten. Bis Obercarbon (Pt. papyraceus). Limatulina. Kohlenkalk. Grenipeeten. Bis zum Kohlenkalk. (Vergl. das unten über Pernopecten und Euchondria gesagte.) !) Ein von Sracnz aus dem Tiroler Bellerophonkalk als 2 Vola beschriebener Rest dürfte kaum hierher gehören; derselbe ist unvollständig erhalten und seiner systematischen Stellung nach zweifelhaft. Hingegen erinnern die Arten von Avieulopeceten durchaus an carbonische Formen. [395] Uebersicht der jungpalaeozoischen Heteromyarier. 197 Il. Aviculinae. Avicula. Subgenera: Pteronites. Bis zum Kohlenkalk. Monopteria. Obercarbon, Amerika. (Vergl. unten.) ? Rutotia. Kohlenkalk. Oxytoma. Vom Permocarbon an. Posidonia. Pseudomonotis. Vom Permocarbon an. Ill. Pinninae. Pinna. Vom Kohlenkalk an. Aviculopinna (Subgenus). Kohlenkalk. VI. Myalininae. Myalina. Bis zum Kohlenkalk. Subgenera: ? Aphanaia. Kohlenkalk, Australien. (Vergl. unten). Leiomyalina nov. subgen. Carbon, Australien. (Vergl. unten.) Atomodesma. Permocarbon, Salt-Range. Anthracoptera. Obercarbon )). VII. Perninae. Mit Ligamentgruben längs der Schlosslinie. Vom Zechstein an. Bakewellia. Zechstein. III. Mytilidae. Septifer. Vom Permocarbon an. Lithodomus. Vom Permocarbon an. !) Die Gattung konnte nicht näher untersucht werden. 198 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [396] Subgenus: ? Lithodomina. Permocarbon. Mytilus. Vom Permocarbon an. Modiola. Vom Devon an. Liebea. Permocarbon und Zechstein. (Vergl. unten.) Aus dem oben angeführten Grunde fehlen in der Aufzählung der jungcarbonischen Heteromyarier die Diagnosen; jedoch habe ich mich von der Selbständigkeit der im vorstehenden ange- führten Gattungen oder Untergattungen überzeugt. Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. Euchondria MEEK und Pernopeeten WINCHELL. Zu den wahrscheinlich überflüssigen Gattungen gehören Eu- chondria und Pernopecten. Die letztere wurde (!ohne Abbildung) von WINCHELL!) aufgestellt und als ein Avvculopecten mit Liga- mentgruben definirt. Die typische schon früher beschriebene Art, Aviculopeeten limaeformis WHITE und WHITFIELD ?), ist ebenfalls nirgends abgebildet worden und hat daher ein völlig obscures Dasein geführt. In Folge dessen hat MEEKX den kleinen glatt- schaligen Pecten neglectus GEINITZ zum Typus einer neuen Gattung Euchondria erhoben, deren Diagnose fast wörtlich mit derjenigen von Pernopecten übereinstimmt. Die Abbildung der Schlosslinie ist mir allerdings nirgends zu Gesicht gekommen, obwohl auch WAAGEN eine kleine Kuchondria subpusilla W AAGEN hierher stellt?). Mit der Diagnose dieser beiden unvollkommen bekannten Formen stimmt nun Crenipecten HALL, ein Aviculopeeten mit einer Reihe von Schlosszähnen, ungefähr überein. Crenipecten geht, wie die gute Abbildung WArcorrT's beweist, bis in das Carbon (Eureka District) hinauf. Erwägt man nun, dass bei Actinodesma die !) Proc. academy nat. sciences. Philadelphia 1865, p. 125. 2) Proc. Boston society of natural history VII, 1862, p. 295. 3) Salt-Range Fossils t. 24, f. 4. [397] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 199 reihenförmigen Schlosszähne für Ligamentgruben angesehen worden sind, so liegt es nahe, eine ähnliche Verwechselung auch bei Pernopecten anzunehmen. Jedenfalls können unvollkommen be- kannte Gattungen, wie die beiden erwähnten, nicht weiter be- rücksichtigt werden. Monopteria MEEK und WORTHEN. Besser begründet ist die Untergattung Monopteria MEER und WORTHEN!), eine Avicula mit mangelndem Vorderflügel und einem scharfen, dem Hinterflügel parallelen Kiel auf der Schale. Das Vorkommen von einer Ligamentarea mit parallelen Längsfurchen wird ausdrücklich hervorgehoben. Das Subgenus schliesst sich an Avrcula und nicht an Pferinaea an, wie das Fehlen der Zähne beweist. Um eine Vorstellung von diesem häufig citirten, aber doch so gut wie unbekannten Genus zu geben, habe ich die einzige mir bekannt gewordene Figur reproduciren lassen. Aus dem Untercarbon und Perm sind keine ähnlichen Formen bekannt. Avicula (Monopteria) longispina Cosr. sp. Copie nach Kentucky Geol. Survey, Vol. III, Taf. VIII, Fig. 62). Productive Steinkohlenformation, Kentucky (Provi- dence, Hopkins county). Aphanaia DE Kon. Die carbonische Gattung Aphanaia wurde von DE KoNInck 3) aus Neu-Südwales beschrieben und mit Rücksicht auf die unge- !) Meer u. Worrarn, Proc. Chicago Academy of sciences, Vol. I (1865), p: 20. 2) Eine I. ce. t.8, f. 7 abgebildete » Plicatula« ist ein ganz zweifelhaftes Gebilde. %) Recherches sur les fossiles paleozoiques de la Nouvelle Galle du Sud (Ex- trait des Me&moires de la soeiete royale des sciences de Liege, 2. serie, t. VI, P2302, 2.21). 200 I. Zur Systematik und Stammesgeschiehte der Heteromyarier. [398] wöhnliche Grösse und die wellige Form der Anwachsstreifen mit Inoceramus verglichen. Die Aehnlichkeit zwischen den beiden Gruppen ist jedoch nur als eine äussere Analogie der Form auf- zufassen, wie sie zwischen Kochia und Gervilleia, Actinodesma und Malleus, Aviculopecten und Pecten, Limoptera und Pseudomonotis be- steht. Jedoch hat Aphanaia keine Ligamentgruben wie /nocera- mus und schliesst sich nahe an Myalina an. Allerdings scheint die Gruppe einen eigenthümlichen Charakter zu besitzen, nämlich die Zweitheilung des grossen hinteren Adductors. Von geringerer Bedeutung ist die Ungleichklappigkeit, sowie ferner die Grösse der wenigen hierher gehörigen Arten. Die grösste Form, Apha- nara gigantea !), kommt an Breite unserer Limoptera gigantea gleich und übertrifft dieselbe an Höhe noch um ein Drittel. Im Umriss ähnelt die Art dem /noceramus labiatus, in den Grössenverhältnissen Inoceramus Öuwvieri und den Riesenformen des Emscher Mergels. Die Theilung des Adductors ist zweifelhaft. Bei einer nahe verwandten (unrichtig als Mytilus?) bezeichneten) Myalina. e. t. 21, f. 1 beobachtet man deutlich, dass die Trennung durch eine An- wachsfurche bedingt ist, und bei Aphanaia gigantea scheint eben- falls ein derartiger Beobachtungsfehler vorzuliegen. Eine selbstständige Gattung ist Aphanaia auf keinen Fall; es kann sich nur fragen, ob man dieselbe als Untergattung bei- behält oder ganz einzieht. Für die Annahme einer Untergattung spricht nur die eigenthümliche Aehnlichkeit mit /noceramus. Da- gegen ist eine gewisse Ungleichklappigkeit auch bei anderen My- alinen zu beobachten (M. lodanensis), und die blosse Grösse kann um so weniger als Gattungsmerkmal aufgefasst werden, als auch die mitvorkommenden Avsculopecten an Grösse alle anderen be- kannten Arten überragen. Sowohl Aviculopecten Follmanni, wie die grössten Arten des belgischen Kohlenkalks werden von Avı- culopecten leniusculus DAanA °) übertroffen. Es scheint, dass ent- sprechend den Pygmaeenfaunen (St. Cassian) auch Gigantenfaunen DIE e0.223172826. 2) Auch Mytilus crassiventer 1. c.t.21,f.2 gehört zu Myalina. let. 2l, 1.8: 399 Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 201 wo vorkommen. Es kann wohl kaum ein Zufall sein, dass grosse Zweischaler (Limoptera gigantea, Palaeopinna gigantea) am Rhein auf die Siegener Grauwacke beschränkt sind. Schon die Riesen- formen der unteren Coblenzstufe sind kleiner, und weiter oben scheinen grosse Zweischaler überhaupt zu fehlen. Leiomyalina nov. subgen. Wie Myalina, aber unter der gestreiften Ligamentarea liegt eine lang gestreckte glatte!) Fläche, welche an Höhe der ersteren ungefähr gleich ist. Unter dem Wirbel befindet sich ein zahn- artiger Wulst. Die grossen, sehr dickschaligen, in der äusseren Form zwischen Myalina und Perna stehenden Muscheln kommen im Kohlenkalk von Neu-Süd-Wales vor (Kilama). M. (Leiomyalina) antaretica nov. sp. Die äussere Form erinnert an Aphanaia Mitchelli DE Kon.?), doch besteht, abgesehen von der Verschiedenheit der Erhaltung, ein deutlicher Unterschied in der Sculptur der Oberfläche: Leio- myalina antarctica besitzt eine glatte, dicke Schale mit feinen An- wachsstreifen, Aphanaia Mitchelli grobe concentrische Runzeln. Es befindet sich ein riesiges Exemplar, dessen Dimensionen aus der Abbildung ersichtlich sind, ım Königl. Museum für Natur- kunde ın Berlin. Dasselbe stammt aus carbonischen mergeligen Kalken (ohne nähere Bezeichnung) von Kilama in Neu-Süd- Wales. Einige weitere Arten von Leiomyalina sind von DAnA eben- falls aus Neu-Süd-Wales (Harpers Hill) unter dem Namen Eury- desma ®) beschrieben worden. Indessen gehört wohl die an erster Stelle beschriebene Art, Eurydesma_elliptieum Dana (non -a)%) zu 1) Astos glatt. 2) Recherches sur les fossiles pal&ozoiques dela Nouvelle Galle du Sud. t. 21, f. 3. °) U. S. Exploring Expedition. Geology by J. D. Dana p. 699, 700, t. 7, f. 6—8, t. 8, f. 1. meer, 166 202 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [400] Cardiomorpha, bezw. es ist für den Namen Cardiomorpha die Be- zeichnung Eurydesma wieder einzuführen. Dagegen sind E. glo- bosum, sacculus und cordatum typische Heteromyarier. Fig. 21 —23. Myalina (Leiomyalina) antarctica nov. gen., NOV. sp. Verschiedene Ansichten. Carbon. Kilama, Neu-Süd-Wales. Königl. Museum für Naturkunde. Berlin. Circa ®/9 der natürl. Grösse. Das Schloss von Eurydesma sacculus (M’Coy) Dana (l. e. t. 7, f. Sc) ist offenbar dem nebenstehend abgebildeten überaus ähn- [401] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 203 lich. Die drei namhaft gemachten Arten von Leiomyalina (Bury- desma) unterscheiden sich von der neuen Species durch leicht wahrnehmbare Abweichungen der äusseren Form. Fig. 22. Liebea WAAGEN. Der vertical gestellte Vorderflügel in der linken Klappe er- innert etwas an Myalinoptera. Die Ligamentarea zeigt noch eine gewisse Aehnlichkeit mit Myalina, stimmt aber mehr mit Mytilus 204 1]. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [402] überein. Das eigenthümlichste Merkmal scheint die Ausbildung von Ligamentgruben bei älteren Exemplaren zu sein. Im grossen und ganzen schliesst die Muschel sich enger an die Mytiliden an. Die häufig erörterte Streitfrage der Zugehörig- keit von Liebea zu den Mytiliden oder ?Aviculiden verliert inso- fern viel von ihrer Bedeutung, als die palaeozoischen Vertreter beider Familien noch keineswegs scharf von einander geschieden sind. Prospondylus ZIMMERMANN. Die Merkmale der bisher nur durch Prospondylus Liebeanus vertretenen Gattung sind durch E. ZIMMERMANN in überaus ein- gehender und sorgfältiger Weise beschrieben worden !), und nur die Deutung derselben kann noch zweifelhaft bleiben. ZIMMER- MANN rechnet die Gattung trotz des vollkommenen Fehlens von Zahnleisten zu den Spondyliden, »da die anderen Merkmale (Band- feld, Bandgrube, Mangel des Byssusausschnittes)« eine Zurechnung zu den Pectiniden nicht gestatten. Das Vorhandensein des Bys- susausschnittes ist nun für die Pectiniden nicht eben bezeichnend; allerdings ist ein solcher bei Peeten varius und opercularis (Chlamys bei P. FıscHEr), den Typen der Gattung, deutlich entwickelt, fehlt aber z. B. bei Vola (Peeten Jacobaeus) und Amussium vollkommen. Betrefis der Bandgrube und des Bandfeldes giebt ZIMMERMANN (l. ce. p. 116) selbst zu, dass auch Zinnites »schon ein höheres Bandfeld mit verlängerter Bandgrube« nach Angabe einiger Autoren besässe. Berücksichtigt man ferner, dass diese beiden Merkmale ausschliesslich von der Dicke der Schale abhängen, so verlieren dieselben jegliche Bedeutung für die Bestimmung der Familie. Da auch die Sculptur und äussere Form von Prospondylus vollkommen mit den Hinniten des Muschelkalks übereinstimmt, ist die Gattung einzuziehen. Besonderen Werth legt ZIMMERMANN ?) darauf, dass Prospon- dylus (im Gegensatz zu Spondylus) mit der rechten Klappe fest- !) Jahrbuch der Königl. preuss. geol. Landesanstalt 1885 p. 103, Taf. II. 2?) Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. 1589 p. 380 (Maisitzung). [403] Bemerkungen über einige carbonische Gattungen. 305 gewachsen sei. Da Prospondylus der Zahnleisten vollkommen ent- behrt und somit überhaupt kein Spondylide ist, brauchte auf diese Angabe nicht weiter eingegangen zu werden; jedoch pflegt das in Rede stehende Merkmal im allgemeinen überschätzt zu werden. Gerade die Spondylen verhalten sich in dieser Hinsicht ganz ver- schiedenartig. Der bekannte Spondylus spinosus und die mit dem- selben verwandten Arten wachsen nicht fest, und der lebende Spondylus imperialis von Guadeloupe führt, wie Herr Geh.- Rath BEYRICH in der unten citirten Sitzung der Deutsch. geol. Ges. hervorhob, sogar eine freischwimmende Lebensweise, verhält sich also zu der Masse der Spondylen wie manche schwimmende Peecten- Arten zu Hinnites. Bei der Besprechung der Gattung Terguemia TATE em. NOETLING hat ZIMMERMANN (]l. c. p. 117) das Referat von BENECKE ?) nicht berücksichtigt, das eine sehr zutrefiende Kritik der von NOETLING geäusserten Ansicht enthält. BENECKE hebt]. c. hervor, dass eine ihm vorliegende Platte mit Ostrea Haidingeri (alpines Rhaet) mehrere rechte Klappen auf dem Gestein fest- gewachsen zeigt. »Diese Auster gehört zu den stark gefalteten und erinnert in ihrem Habitus schon sehr an Formen aus der Gruppe der Ostrea Marshi | Alectryonia], welche mit der linken Klappe festwächst. Beide Arten generisch zu trennen, nur auf das Anwachsen hin, was z. B. bei Chama doch nur als ein unter- geordnetes Merkmal gilt, scheint uns gewagt, so lange nicht noch andere Unterschiede gefunden sind.« Eine Untergattung für rechts anwachsende Austern sei eventuell annehmbar, doch müssten dabei noch die äusseren Eigenthümlichkeiten der Schale berücksichtigt werden. »Das nur möchten wir vermieden sehen, Formen von so abweichendem Aussehen, wie OÖ. ostracina, complicata, Haidin- geri u.s. w. in eine Gattung zu stellen, und dagegen die einander so ähnlichen Hahnenkammaustern generisch zu trennen. Unseren sonstigen Erfahrungen widerspricht es durchaus nicht, dass ver- schiedene Gruppen jurassischer Austern ihre triadischen Vorläufer gehabt haben, während eine Aenderung der Lebensgewohnheiten !) Neues Jahrbuch 1881, II, p. 72. 206 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [404] sonst gleichorganisirter Thiere an der doch nur künstlichen For- mationsgrenze ein ganz sonderbares Zusammentreffen wäre.« C. Die mesozoischen Heteromyarier. Die Entwickelung der Heteromyarier am Beginn des Meso- zoicum kommt an Lebhaftigkeit derjenigen der Devonzeit gleich. Wie ım Carbon, so ist auch hier eine lebhaftere Differenzirung der einzelnen Stämme, sowie ein Verschwinden der Zwischen- formen zu beobachten. Von den letzteren sind die Aviculopeeti- ninae gänzlich, und die Myalininae so gut wie gänzlich ver- schwunden. Nur die ?triadische Gattung Atomodesma von Timor ist als der letzte Ausläufer dieser Unterfamilie anzusehen. An die Stelle der beiden alterthümlichen Gruppen sind die formenreichen Familien der Pectiniden und Mytiliden getreten, welche sich zur Carbon- bezw. Silurzeit abgezweigt und welche dann auf Kosten des zurückbleibenden alten Stammes immer mehr zugenommen haben. Eine ganz ähnliche Entwickelung durchlaufen die Limiden; die palaeozoischen Formen sind, wie erwähnt, wenig zahlreich und ihrer systematischen Stellung nach nicht über jeden Zweifel er- haben. In der unteren Trias tritt aber Lima bereits in grosser Mannigfaltigkeit der Individuen und Arten auf, und in den Cas- sianer Schichten kommt daneben eine kleine Art von Limea vor. Die Spondyliden ähneln den Limiden insofern, als auch bei ihnen das Ligament sich in eine Grube zurückgezogen hat. Die nähere Abstammung der Familie ist nicht klar, obwohl an der all- gemeinen Zugehörigkeit zu den Heteromyariern nicht zu zweifeln ist. Palaeozoische Vorläufer (? Aviculopecten), wie sie bei den soeben besprochenen Familien auftreten, fehlen hier !); die ältesten zu Placunopsis ?) gehörigen Formen treten ziemlich unvermittelt in der Trias auf. 1) Die generische Bestimmung der verschiedenen als Placuna oder Placu- nopsis bezeichneten Kohlenkalkarten ist unsicher. 2) Placunopsis wird von P. Fıscner, wie es scheint, richtiger zu den Ano- milden gerechnet; dann würde Plicatula als ältester, sicher bestimmter Spondy- lide aufzufassen sein. Tabellarische Uebersicht der Gattungen der palaeozoischen Heteromyarier. und Subgenera sind durch den Druck unterschieden. Der allgemeine Zusammenhang der Gruppen wird durch übereinstimmende Zah’en angedeutet. Striche werden nur angewandt, wo ein phylogenetischer Zusammenhang deutlicher erkennbar ist. Die arabischen Ziffern (1) bezeichnen die Unterfamilien, die römischen (I) de Familien Die zweifelhaften Austern und Anomien sind in die Tabelle nicht mit aufgenommen. R Zu Seite 206. D Die Genera \ Ia. Ik il; 22 2a. 7. GR VI Limidae. Pectinidae. Aviculopectininae. Aviculinae Pinninae. Perninae. Myalininae. Mytilidae. Lima, Hinnites,. Peeten s. str. <—— — Aviculopecten. aa en Pinna., Bakewellia. Atomodesma. TE ———— (Zechstein.) Entolium. (Bis Bellerophonkalk.) Pstudomonotis. Apieuia. (Zechstein.) Mytilus. Modiola ? Septifer. Lithodomus. Liebea. iv = F ; IT Pleuronectites. ryiorzaz ® Lithodonina. m m mm ee la. IE ll, 2. 2a. 6. . ? Limidae. Pectinidae. Aviculopectininae. Aviculinae. Pinninae. Myalininae. VI. Pleuronecltee. nn I ——— a — Pinna. en Mpytilidae. Ä ren Avieulopecten. ÜUrenipecten. Posidonia. Avicula. ? Anthracoptera. Myalina. Modiola. FE 2 Lima. < ——— Limatulina, (Nord - Amerika.) Pteronites, —— —— > Avieulopinna. (Obercarbon.) Leiomyalina. 2 (Kärnten und Pterinopecten. Monopteria. (Australien.) N Sa: 4 Nordamerika.) (Obercarbon, Nord-Amerika,) en 3 I. pP tanara. ] ? Rutotia. (Australien.) JIL le 2. 3. 4. >. 6. VI. ? Pectinidae. Aviculopeetininae. Aviculinae. Incertae. Kochiinae. Pterinaeinae. Ambonychiinae. Myalininae. Mytilidae. Fi I Tr I m ne nn) 0 un a ———nn Ru —— —_ Modiola. 2.) ? Pleuronectites. Aviculopecten. Ürenipecten. Posidonia. Avicula. Limoptera. Byssopteria. Palaeopinna. Pachypteria. Kochia. Pterinaea. Actinodesma. Gosseletia. Cyrtodontopsis. Cyrtodonta. Myalinoptera. Myalina. Hoplomytilus. 7 =) Pterinopeeten. (Nord- Amerika.) ‚Pteronites. Loxopteria. Orbipecten. Ptychopteria, (Nord-Amerika.) EEE MEERE EEE EEE EEE N, 0 m —_—_— m ? Pterinaea. (Untersilur.) 1. 22 4. 5. 6. h Aviculopectininae. Aviculinae. ? Pterinaeinae. Ambonychiinae. Myalininae. 3 \ : i R - a Alunen open Amer la > Posidonia. == Myalina. Cyrtodonta, (Untersilur.) Ambonychia. (Untersilur.) ? Pteronitella. (Untersilur.) (Untersilur.) ) 7 ® . . . Q . “ ) Wenn nichts anderes bemerkt ist, sind die silurischen Arten nur aus dem Öbersilur bekannt. [405] C. Die mesozoischen Heteromyarier. 207 Die im unteren Zechstein vorkommende Gattung Prospondylus ZIMMERMANN kann, wie erwähnt, nicht als Vorläufer der Spondy- liden angesehen werden. Von besonderer Bedeutung ist das Auftreten der Austern im unteren Muschelkalk !), welche zusammen mit den Anomiilden, Pec- tiniden u.s. w. gewöhnlich als Unterordnung der Monomyaria zu- sammengefasst werden, eine Bezeichnung, die nicht eben glücklich gewählt erscheint. Vor allem ist Avzcula, der wichtigste Vertreter der Heteromyarier, ebenfalls nur mit einem Adductor versehen. Man wird daher am besten thun, den Gegensatz von Hetero- myariern und Monomyariern dadurch zu beseitigen, dass man den letzteren Namen fallen lässt. Die erstere Bezeichnung kann dann der grossen Gruppe derjenigen Muscheln erhalten bleiben, welche sich durch ungleiche Ausbildung der Adductoren von den Homo- myariern unterscheiden. Innerhalb der Heteromyarier unterscheidet man am besten einige Unterordnungen, die im Anschluss an P. FiscHER mit den Namen der wichtigsten Familien zu belegen sind, also Ostreacea, Pectinacea u. S. W. Doch glaube ich besonders mit Rücksicht auf die geologische und stammesgeschichtliche Entwickelung einige Abänderungen einführen zu sollen. Um dieselben leichter hervortreten zu lassen, stelle ich die Gruppirungen von ZITTEL und FISCHER neben die neu vorgeschlagene. ZITTEL (STOLICZKA). A. Monomyaria. Ostreidae (LAM.) GRAY, Anomiidae GRAY, Spondylidae GRAX, Limidae D’ORB., Pectinidae Lam. ln De B. Heteromyaria. 6. Aviculidae D’ORB., 7. Mytilidae Lam. I) Vergl. das oben über Terguemia gesagte. 208 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. 8. > am na an oa [406] Prasinidae STOLICZKA [Mit Sicherheit nur recent bekannt. ] Pinnidae GRAY [Von P. FıscHER und dem Verfasser als Unterfamilie zu den Avicu- lidae gestellt]. P. FiscHEr. A. Ostreacea. Östreidae, Anomiüidae. B. Peectinacea. Dimyidae, Spondylidae, Limidae, Pectinidae. C. Mytilacea. Prasinidae, Aviculidae, Mytilidae. Verfasser. A. Ostreacea. Östreidae. Anomiütdae. B. Spondylacea. Spondylidae (+ Dimyidae). 0. Peectinacen. Limidae. Pectinidae. Avieulidae. D. Mytilacea. Mytilidae. Prasinidae. [407] C. Die mesozoischen Heteromyarier. 209 Dass die gesammten Aenderungen im Grunde sehr wenig erheblich sind, geht schon daraus hervor, dass die Reihenfolge der Familien im wesentlichen dieselbe bleibt. Stellt man die Pinnidae zu den Aviculiden, so stimmt die ZırterL’sche Anordnung z. B. mit der meinigen vollkommen überein. Die Abweichungen von P. FiscHer erklären sich, wie bereits erwähnt, durch die nothwendige Rücksichtnahme auf die geolo- gische Entwickelung. Es ist nicht wohl angängig, die Limiden und Pectiniden, welche der Stammgruppe am ähnlichsten geblieben sind, von dieser zu trennen. Die Mytiliden (nebst den Prasiniden !)) sind eine durch ab- weichende Schalenform und eigenthümliche Entwickelung der Muskulatur ausgezeichnete Gruppe, welche sich zwar gleichzeitig mit den Pectiniden abgezweigt, aber dann selbständig weiter ent- wickelt hat. Die Spondyliden nähern sich durch die äussere Form den Austern, während der Besitz eines Fusses vielmehr auf die Ver- wandtschaft mit Pectiniden und Limiden hinweist. Ganz eigen- artig ist, wie schon von allen Beobachtern hervorgehoben wurde, der Schlossapparat entwickelt. Die Zähne alterniren nicht mit den Gruben, wie bei den übrigen Muscheln; vielmehr stehen auf der Schlossfläche selbständige Leisten, denen Einsenkungen auf der gegenüberliegenden. Seite entsprechen. Functionell ist die Charniervorrichtung durch die hakenförmige Umbiegung der Zähne bei einzelnen recenten Spondylen überaus vervollkommnet und ähnelt, wie BRoNN hervorhob, dann am meisten der der Brachio- poden. Die Familie der Dimyiden unterscheidet sich nur durch den Besitz zweier Muskeln von den Spondyliden und dürfte natur- gemässer als Unterfamilie aufzufassen sein. Das Thier von Dimya ist unbekannt und, wie das Beispiel von Avzcula beweist, erscheint das Vorkommen von ein oder zwei Muskeln oft als ein Merkmal von untergeordneter Wichtigkeit. D) Von denen P. Fıscner wohl mit Recht Modiolopsis, Hippopodium und Myo- concha entfernt hat. Abh. IX, 3. 14 210 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [408] Immerhin dürfte die schon in der oberen Trias !) vorkom- mende Gattung Dimyodon den Uebergang zu den älteren, zwei- muskeligen Aviculae vermitteln. Die Bindeglieder sind unbekannt. Doch könnte die Beobachtung nicht ohne Werth sein, dass ge- legentlich auch bei älteren Aviculiden die für die Spondyliden bezeichnenden Schlossleisten vorkommen. Ein derartiges Gebilde zeigt Palaeopinna gigantea KRANTZ sp. (Taf. XIV). Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. Die Aufzählung der Gattungen soll nur im Sinne des oben gekennzeichneten Princips eine Uebersicht der Entwickelung geben; von einer kritischen Durcharbeitung der gesammten Formen, wie sie für die ersten beiden Abschnitte erfolgt ist, wurde in dem nachfolgenden abgesehen. Aus demselben Grunde konnten auch die zahlreichen Untergattungen nicht erwähnt werden. Vollständige Uebersichten geben bekanntlich die Handbücher von P. FISCHER und ZITTEL, von denen der eine mehr die lebenden, der andere mehr die fossilen Formen berücksichtigt. Um die Uebersichtlichkeit zu erhöhen, sind die bereits im Palaeozoicum vorhandenen Gattungen fett, die m das Tertiär hinauf reichenden Genera gesperrt ge- druckt. A. Ostreacea. 1. Familie Ostreidae. Ostrea. Die vollständigste Uebersicht der Gattungen, Unter- gattungen u.s. w. giebt P. FiscHER, Manuel S. 925 bis 929 von deren Wiederholung hier abgesehen werden kann. Nur sei hervorgehoben, dass die dort erwähnte Praeostrea BARR. ein ganz zweifelhafter Rest ist, und dass die gewöhnlich zu den Spondy- liden gestellte Gattung Tergwemia wohl sicher hier- her gehört (vergl. -oben). 1) Dimyodon intusstriatus [non -um; 6 odovs der Zahn] Eummr. sp., nach v. Wörrmanv auch in den Raibler Schichten; ursprünglich wurde die Art aus dem Rhaet beschrieben. [409] Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. nl 2. Familie Anomiidae. Anomia. Placunopsis. Trias und Jura. B. Spondylacea. 3. Familie Spondylidae. Plicatula. Spondylus. Unterfamilie Dimyinae. Dimyodon. Obere Trias und Brauner Jura. C. Pectinacea. 4. Familie Limidae. Lima. Vom Muschelkalk ab. Limea. Von der oberen Trias (Cassianer Sch.) ab. 5. Familie Peetinidae. Peeten)). Hierher gehört als Subgenus u.a. der schon im (2) Devon und Carbon vorkommende Pleuronectites (Trias). Semipecten. Wahrscheinlich vom Jura an. Hinnites. Vola KLEIN (= Pecten PATER BELON bei FISCHER). Von der Kreide an. 6. Familie Aviculidae. Avieulinae. Avieula). ) Die Aufzählung der Untergattungen wurde unterlassen; zu denselben ge- hört wohl auch Amussium, das von P. Fıscner als selbständiges Genus aufge- fasst wurde. 2) Unter den mesozoischen Gattungen wurde Rhynchopterus Mzzx et Wortnen nicht mit aufgeführt. Die einzige hierher gehörige Art, Rhynchopterus obesus sieht auf der Abbildung aus wie eine Avicula, deren Hinterflügel fortgebrochen ist. Der Vorderflügel ist deutlich abgesetzt und ragt spitz vor. Die Oberfläche ist concentrisch gestreift. Vorausgesetzt, dass das betreffende Exemplar nicht verletzt wäre (was am wahrscheinlichsten sein dürfte), ist Rhynchopterus als Untergattung unmittelbar an Avicula anzuschliessen. 14* Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [410] Subgenera: Oxytoma. Bis zur Kreide. Pseudoptera MEER. Kreide. Meleagrina. Vom oberen Jura an. Pseudomonotis. Bis zum Jura einschl. Cassianella. Trias. Posidonia. Die letzte, sicher hierher gehörige Art scheint P. Wengensis (Wengener Schichten) zu sein. Pergamidia. Trias (Kleinasien; vergl. unten). Monotis. Trias. Daonella. Trias. Halobia. Trias. Aucellinae. Die eigenthümliche auf den Norden (Oberer Jura und untere Kreide) beschränkte Gattung Aucella stellt in der äusseren Form ein Analogon zu Myalina dar und verdient wohl als Vertreter einer beson- deren Unterfamilie angesehen zu werden, die sich am nächsten an Posidonia auschliesst. Pinninae. Pinna. Trichites. Jura und untere Kreide. Inoceraminae. Gervilleia. Hoernesia. laibler Schichten. (Vergl. unten.) Inoceramus. Jura und hauptsächlich Kreide. Perna. Von der Trias an. Odontoperna nov. subgen. Raibler Schichten. (Vergl. unten.) Pteroperna. Die geringe Anzahl der Ligament- gruben erinnert an die Aviculiden, zu denen die Gattung auch meist gestellt wird. In der äusseren Form gemahnt die Art an die Gruppe der Avicula lamellosa (Leptodesma). Mittlerer Jura. Pterinella. Neocom (Bulgarien, vergl. unten). [41 1] Uebersicht der mesozoischen Heteromyarier. 213 Myalininae. Atomodesma BEYR.!). Trias (das geologische Alter steht nicht vollkommen fest). Timor (vergl. unten). D. Mytilacea. 7. Familie Mytilidae. Mytilus. Bruc. Mysidia. Trias (Kleinasien, vergl. unten). Subgenus: Pachymytilus. Oberer Jura. Septifer. Modiola. Lithodomus. Modiolarca. Bemerkungen über einzelne Gattungen. Ueber einzelne erst vor kurzem beschriebene oder unge- nüsend bekannte Gattungen der vorstehenden Liste erscheinen einige Bemerkungen nothwendig: Pergamidia BITTNEr. In einer, im Druck befindlichen Arbeit über Trias- Petre- facten aus Kleinasien (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- )) Atomodesma Beyer. ist eine interessante Zwischenform von Posidonia und Inoceramus. Der gerundete Umriss, der gerade Schlossrand , die groben concentrischen Rippen, sowie die faserige Structur der Schale stimmen mit Inoceramus überein. Jedoch fehlen auf der ca. lI!/;mm hohen Ligamentfläche die für /noceramus bezw. Perna bezeichnenden Gruben. An Posidonia hians er- innert andererseits das Vorhandensein eines deutlich abgesetzten vorderen Ohres. Die beiden (im Berliner Museum befindlichen) Arten der Gattung, Atomo- desma exaratum Beyer. und mytiloides Beyer. sind zwar in der Abhandlung über den Kohlenkalk von Tımor beschrieben worden, gehören aber, wie l. c. bemerkt wird, wahrscheinlich der Trias an; die Gattung wird in den Lehrbüchern stets als palaeozoisch angeführt. Auch die Gattung Perna kommt bereits in der Trias vor; Perna vetusta GorLpr. aus dem deutschen Muschelkalk besitzt nicht nur die faserige Schale nnd die bezeichnende rhombische Form, sondern auch die Ligamentgruben der jüngeren Vertreter der Gattung. 214 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [412] anstalt Bd. 41, 1891) beschreibt A. BITTNER eine interessante Aviculide mit hoher Ligamentarea und klaffender Byssusspalte, die etwas an die palaeozoischen Myalinen erinnert. Zwar weist die deutliche Ausbildung eines Vorderflügels in beiden Klappen auf die Aviculineu hin, aber die Abrundung der Hinterseite (bezw. das Fehlen eines Hinterflügels) ist ein Merkmal der alten Myalinen (und der Mytiliden). Jedoch ist das Ligament bei der letzteren Familie abweichend entwickelt. Auch die Byssusspalte auf der Vorderseite findet sich bei einzelnen Myalinen (Myalina Beyrichi sp. Taf. XVI, Fig. 14). Hoernesia LAUBE. Von ZITTEL und verschiedenen anderen Forschern wurde Gervilleia socialis und andere Muschelkalkarten zu der Taf. VI, Fig. 7—7c abgebildeten Lauge’schen Gattung gerechnet. Wie die vergleichende Untersuchung verschiedener jurassischer und tria- discher Gervilleien erwies, variirt die Entwickelung und Zahl der Zähne, sowie die relative Grösse der beiden Schalenhälften derart, dass auf diese Merkmale keine Gruppirung begründet werden kann. Hingegen zeichnet sich Hoernesia Joannis Austriae durch die geringe Anzahl der Ligamentgruben (2—3) sowie die deutliche Entwickelung einer Querscheidewand unter dem Wirbel aus, und unterscheidet sich hierdurch von den Formen des Muschel- kalkes, vor allem von @ervilleia socialis. Nur @Gervilleia sub- globosa ÜREDN. besitzt eine Querscheidewand und ist auch ım Aeusseren der Raibler Form sehr ähnlich. Ich glaube diese beiden Arten als Vertreter einer Untergattung oder Section auf- fassen zu müssen, deren Unterschiede von der Hauptgattung nicht sehr erheblich sind. Viel mehr Eigentümlichkeiten zeigt die comprimirte solen- ähnliche Gervilleia angusta GF., wie verschiedene wohl erhaltene Exemplare aus den Cassianer Schichten des Set Sass (Richt- hofen-Riff) beweisen. Die bisher vorliegenden Abbildungen dieser eigenthümlichen Form stellen mangelhaft erhaltene 1) Exemplare dar, oder sind unvollkommen ausgeführt 2). ) Gorpruss. Petr.- Germ. II, t. 175, f. 6. ?) v. Wönrnmans, Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanstalt 1889, p. 208, t. 7, Te [415] Bemerkungen über einzelne Gattungen. 315 Odontoperna nov. subgen. Die von v. HAuER beschriebene und gut abgebildete Perna Bouei aus den Raibler Schichten !) wird neuerdings von v. WÖHR- MANN 2) auf Grund des Vorkommens eines Schlosszahnes zu @er- villeia gestellt. Auch ich habe an verschiedenen selbst gesammelten Raibler Exemplaren das Auftreten von 2—3 schrägen Oardinal- zähnen beobachten können, halte aber angesichts der grossen Ver- schiedenheit der Schalenform eine Zurechnung der obertriadischen Art zu Gervilleia nicht für statthaft. Die letztere Gattung besitzt dünne, schräg verlängerte, sehr ungleiche Schalen, während sich Perna Bouei wie die typischen Pernen durch Gleichklappiskeit, rhombischen Umriss und Dickschaliskeit auszeichnet. Da andrerseits die typischen Pernen der Zähne entbehren, erscheint die Aufstellung eines Subgenus der einfachste Ausweg. Es ist an und für sich leicht verständlich, dass in dem durch excessive Entwickelung der Zweischaler ausgezeichneten Horizonte der Raibler Schichten verschiedene Seitenzweige von @ervilleia und Perna wie Hoernesia, Odontoperna und die (schon in den Cassianer- Schichten auftretende) @Gervilleia angusta zur Entwickelung ge- langen. Die Aenderung der Lebensbedingungen zur Zeit des folgenden Hauptdolomites und Dachsteinkalkes hat das baldige Verschwinden dieser Formen zur Folge gehabt. Pterinella TouLa. TovrA, Denkschriften d. k. k. Akademie Wien. Math. naturw. Kl., Bd. 44, II. Abtheilung, p. 31, Taf. II. Die Gattung stammt aus dem Unterneocom von Belince in Bulgarien, und ist wegen des Vorkommens mehrerer (circa 3) Ligamentgruben in die Verwandtschaft von Perna zu stellen. Die Aehnlichkeit mit palaeozoischen Typen hat bereits TouLA richtig erkannt und in der Form des Namens angedeutet. Der Umriss erinnert am meisten an die weniger langflügeligen Formen von f. 19. Leider ist diese fleissige Arbeit über die Fauna der Carditaschichten in- folge der schlechten Ausführung der Tafeln nur soweit benutzbar, als ältere, kenntliche Abbildungen vorliegen. !) Ein Beitrag zur Kenntniss der Raibler Schichten 1857, t.5, f.1—2. 2.1. e. p..207, 4.7, 1.16 —18. 216 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [414] Actinodesma, vor allem an Actinodesma Bigoti OEHL. sp. Auch die zahlreichen, dicht gedrängt stehenden, hohen gekörnelten Zähne finden sich, wenn auch nicht in so excessiver Entwickelung, bei anderen Arten von Actinodesma (Actinodesma malleiforme, Taf. VIII, Fig. 5, und vespertilio Taf. VII, Fig. 1a) wieder. Noch mehr er- innern die Zähne von Pferinaea ventricosa (Taf. X, Fig. 1a) und explanata (Taf. X, Fig. 2b, 2c) an Pterinella. Mysidia BiTTNer. Zusammen mit Pergamidia (siehe oben) kommt ein grosser Mytilide vor, bei dem der hintere Schlossrand durch eine Ligament- rınne ausgehöhlt ist; letztere wird nach innen durch eine zahn- artige Längsleiste begrenzt. Das Hauptmerkmal bildet ein kräf- tiger, unter dem Wirbel stehender Schlosszahn. D. Die tertiären und recenten Heteromyarier. Die lebhafte Entwickelung und Differenzirung, welche der Stamm der Heteromyarier im Devon und dann noch einmal an der Wende von palaeozoischer und mesozoischer Aera durchlief, hat der ganzen Gruppe ein bleibendes Gepräge aufgedrückt. In späteren geologischen Epochen sind nur noch vereinzelte Familien (Prasiniden) und Unterfamilien (Dimyinae, Inoceraminae), sowie Gattungen und Untergattungen zur Entwickelung gelangt, welche von den vorhandenen nicht allzu sehr abweichen. Dabei hat die Massenhaftigkeit der Arten und vor allem der Individuen, welche die flacheren Theile!) der Meere anfüllen, eher zu- als abgenommen. Die Heteromyarier sind somit als eine urconservative Zweischaler- Gruppe aufzufassen, welche ihren Platz im Haushalte der Natur seit den früheren Abschnitten der mesozoischen Aera in voll- kommener Weise ausfüllt, und aus diesem Grunde nur unerhebliche Veränderungen erfahren hat. 1) Daerydium ist, wie es scheint, die einzige echte, hierher gehörige Tief- seemuschel, welche im Atlantischen Meere bis zu 3000 ® abwärts vorkommt. Modiolaria und Lima bewohnen abyssische und litorale Regionen. een anne vererker E wen [415] D. Die tertiäten und recenten Heteromyarier. DT Wenn schon im Laufe des Mesozoicum das Aussehen der verschiedenen Familien sich im ganzen nur unerheblich änderte, so beschränken sich die Neuerungen während der jüngeren Erd- perioden fast ausschliesslich auf die Familie der Mytiliden. Eine eisenthümliche, allerdings nur unvollkommen bekannte Gattung Prasina wird gewöhnlich als Vertreterin einer besonderen Familie aufgefasst, die von den Mytiliden abzuleiten ist; eine grössere An- zahl neuer Gattungen sind ferner innerhalb dieser alten Gruppe unterschieden worden. Ausserdem sind einige neuartige Genera bei den Anomiiden zu vermerken; im übrigen ist die Tertiärzeit durch das allmälıge Erlöschen zahlreicher, mesozoischer Aviculiden (z. B. Aucella, Ino- ceramus, Pseudomonotis, Gervilleia!) gekennzeichnet. Die Ostreiden, Spondyliden, Limiden und Pectiniden bleiben dagegen im wesent- lichen unverändert. Einige neue tertiäre (bezw. recente) Gattungen, zeigen einen gemeinsamen, parallelen Entwickelungsgang. Pedum, Vulsella und Crenatula sind aus Semipecten, Meleagrina und Perna durch An- passung an eine halbparasitäre Lebensweise im Innern von Spongien oder Korallenstöcken hervorgegangen. Bei den Mytiliden, die schon durch ihre Schalenform auf ein derartiges Einbohren bezw. Eingraben hingewiesen waren, hat sich eine solche höhlenbewohnende Gattung schon viel früher ent- wickelt. Ein Zithodomus wird durch WAAGEN bereits aus dem Per- mocarbon beschrieben, und in den Korallenstöcken der norischen Zlambachschichten (Ob. Trias) beobachtete ich wiederholt Bohr- sänge, welche mit denjenigen recenter Lithodomen übereinstimmen. Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier. Die bereits in älteren Bildungen vorkommenden Gattungen sind fett gedruck. A. Ostreacea. 1. Familie Ostreidae L. Ostrea mit verschiedenen Untergattungen. ») Nur eine Art ist aus dem Eocän beschrieben worden. 2318 I. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [416] 2. Familie Anomiidae. Anomia L. Placunanomia BROD. Recentes Miocaen (Californien). Carolia CAUTRAINE. Unt. Eocän (Aegypten). Placuna BRUG. — Recent. B. Spondylacea. 3. Familie Spondylidae. Plieatula Lam. — Recent. Spondylus Lam. — Recent. Dimya A. RoAuLr. Tertiär und Recent. C. Pectinacea. 4. Familie Limidae. Lima BruG. — Recent (verschiedene Subgenera). Limea BRonGn. — Recent. 5. Familie Peetinidae. Peeten. — Recent (zahlreiche Untergattungen und Sec- tionen). Semipeeten Av. et REEVE. — Recent 1). Hinnites DErR. — Recent. Vola Kein. — Recent. 6. Familie Aviculidae. Aviculinae. Avieula. — Recent. Subgenus: Meleagrina Lam. — Recent. Vulsella. Unregelmässige flügellose Schale; im Aeussern an ÖOstrea erinnernd, in den wesentlichen Merkmalen mit Avicula übereinstimmend. Eocän bis Recent. Ist wie Pedum durch parasitäre Lebensweise (in Spongien) deformirt. \) Hierbei gehört — nach freundlicher Mittheilung des Herrn Professor von Martens — Pedum (Subgenus), das als ein, durch die Lebensweise in Korallen- stöcken deformiter Semipecten anzusehen ist. [417] Uebersicht der tertiären und recenten Heteromyarier. 919 Pinninae. Pinna. — Recent. Inoceraminae. Gervilleia. Bis zum Eocän. Perna. — Recent. Örenatula. Lebt in Spongien und steht zu Perna in demselben Verhältniss wie Pedum zu Semipecten. Malleus. Liebend. D. Mytilacea. 7. Familie Mytilidae. Mytilus BruG. — Recent. Septifer REcLuz. — Recent. Modiola Lam. — Recent. Lithodomus Cuv. — Recent. Idas JEFFREYS. — Recent. Urenella BROWN. — Recent. Vom Eocän ab (mit ver- schiedenen lebenden Untergattungen). AÄrcoperna CoNRAD. Eocän. Hochstetteria VELAN I. — Recent. Daerydium TORELL. — Recent (mit einem lebenden Sub- genus). Modiolaria (BEcK) Lovkn. — Recent (mit einem lebenden Subgenus). Modiolarca GREG. — Recent. Byssanodonta D’ORB. — Recent. Wie die folgenden Gat- tungen im Süsswasser (Paranä). Dreissensia VAN BEN. Miocän bis Recent. Untergattungen: Congeria PARTSCH, und Dreissensio- mya FUCHS aus sarmatischen Tertiärbildungen. My- tilopsis CosM. Tertiär und Recent. 8. Familie Prasinidae. Prasina DEsH. Lebend. Einige weitere lebende Unter- gattungen (oder Gattungen) scheinen noch hierher zu gehören. 2320 1. Zur Systematik und Stammesgeschichte der Heteromyarier. [418] Schlussbemerkungen. Den Vortheil, den eine systematische Uebersicht durch die im vorstehenden skizzirte Aenderung gewinnt, besteht nicht nur in der leichteren Uebersichtlichkeit. Auch in sachlicher Hinsicht liegt ein Fortschritt darin, dass schon durch die blosse Anord- nung die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse zur Darstellung gebracht werden. Dass man hierbei gezwungen wird, eine Anzahl von Gattungen öfter zu nennen, ist ein kaum ins Gewicht fallender Nachtheil. Das ganze Kapitel »geologische Entwickelung und Stammesge- schichte« ist dafür bereits in der Anordnung selbst enthalten und kann daher fortfallen. Die Diagnose wird nur einmal gegeben, die jeweilig neu auftretenden Formenreihen, Sectionen oder Unter- gattungen sind schon durch die Reihenfolge der Aufzählung als solche gekennzeichnet. Die vorliegende Anordnung soll insbesondere die Uebersicht solcher Gruppen erleichtern, welche noch zahlreiche unvollkommen bekannte oder isolirte Gattungen umfassen, die in einem Stamm- baum ausgelassen, oder an hypothetischen Stellen eingefügt werden. Selbstverständlich wird in jeder einzelnen Gruppe die An- zahl der Listen je nach der Lebhaftigkeit, mit der die Entwicke- lung und Differenzirung vor sich geht, verschieden sein. Im vor- liegenden Falle reichen vier derselben vollkommen aus. Aber auch bei Gruppen, deren geologische Geschichte eine lange und wechselvolle ist, wird man mit einer ziemlich beschränkten Zahl von Listen auskommen. Selbst bei den Ammonitiden, welche sich von der Mitte des Palaeozoicum bis zum Ende der Kreide- zeit in fast gleichbleibender Lebhaftiskeit weiter entwickeln, dürfte eine siebenfache Uebersicht wahrscheinlich ausreichen (I. Devon- Carbon, II. Permo-Carbon, Ill. Trias, IV. Lias, V. Oberer Jura, VI. Kreide und event. VII. Obere Kreide). Man hat das eben skizzirte Princip gewissermassen unbewusst in der Systematik derart angewandt, dass man die zu verschiedenen Stämmen gehörigen, aber auf gleicher Entwickelungshöhe stehenden [41 9] Schlussbemerkungen. 32] Gruppen einer Ordnung oder Klasse zu einer systematischen Einheit zusammen fasste. Hierauf beruht z. B. die ältere Glie- derung der Ammonitiden in Goniatiten, Ceratiten und Ammoniten, die Eintheilung der Krokodiliden, und vor allem die Anordnung in Neo- und Palaeocrinoiden, deren Unhaltbarkeit zuletzt von NEU- MAYR schlagend nachgewiesen worden ist. Hier prägt sich die Berücksichtigung geologischer Verhältnisse gleich im Namen aus; auch bei den Ammonitiden werden wenigstens die Goniatiten mit ihren sehr verschiedenartigen Formenreihen noch immer als »Fa- miliex in der palaeontologischen Rangliste geführt. Mit demselben Rechte hätte man z. B. die augenlosen, cam- brischen Trilobiten als eine systematische Gruppe auszeichnen können. Allen diesen tastenden und in ihrer Ausführung verunglückten Classificationsversuchen liest die richtige Beobachtung zu Grunde, dass die gleichzeitig lebenden und auf gleicher Entwicklungsstufe stehenden Gruppen derselben Klasse eine gewisse Anzahl von Merkmalen mit einander gemein haben. Derartige »geologische« Merkmale sind bei den Ammonitiden die gerundete, gezackte oder geschlitzte Form der Loben, bei den Krokodiliden die Lage der Uhoanen und die amphicoele bezw. procoele Ausbildung der Wirbel, bei den Crinoiden die Gelenkung der Kelchtafeln. Man wird auch diesen, zweifellos vorhandenen Aehnlichkeiten dadurch gerecht werden, dass man die gleichzeitig bezw. inner- halb eines bestimmten Zeitraums lebenden Gattungen in der systematischen Anordnung zusammen aufführt, muss sich aber selbstredend darüber klar sein, dass diese gleichzeitigen Formen trotz mannigfacher Uebereinstimmnng verschiedenen Stämmen an- gehören. I0E Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Peectiniden. In dem beschreibenden Theile der vorliegenden Arbeit finden sich diejenigen Angaben, welche für die Wiedererkennung und Be- stimmung der zahlreichen Arten nothwendig sind; im nachfolgenden sollen die Beobachtungen über die Entwickelungsgeschichte der ein- zelnen Arten, Formenreihen und Gattungen zusammengestellt werden, soweit dieselben ein allgemeineres zoologisches bezw. phylogenetisches Interesse beanspruchen dürfen. Die Angaben über die grösseren systematischen Einheiten finden sich in dem vorhergehenden Abschnitte. Es ist selbstverständlich unmöglich, die einzelnen Gruppen hier in gleichmässiger Weise zu berücksichtigen; Gattungen, wie Pleuroneectites, Byssopteria, Palaeopinna, Myalinoptera, Hoplomytilus, welche eine oder zwei, von allen übrigen scharf geschiedene Arten geliefert haben, werden im nachfolgenden kaum erwähnt werden. Von besonderem Interesse sind dagegen die grossen, formenreichen in lebhafter Entwickelung befindlichen Gruppen, wie Avicula, Pterinaea und @osseletia. Allerdings lässt sich meist nur bei den unterdevonischen Arten einiges über die Art und Weise der Entwickelung angeben. Die Species der höheren Devonhorizonte sind gewöhnlich nur durch wenige Exemplare vertreten, und die »lästigen« Uebergangs- formen fehlen so gut wie ganz. Die Diagnosen und Unterschiede können daher mit einer Schärfe angegeben werden, wie sie em Systematiker der älteren Schule nur irgend verlangen könnte. Da- gegen sind vermittelnde Formen im unteren Devon, entsprechend a [421] Der »Isodimorphismus« einiger Aviculiden. 223 der grösseren Zahl der untersuchten Exemplare, um so reichlicher vorhanden. Dieselben verdienen das, in früherer Zeit zuweilen gebrauchte Epitheton »lästig« insofern mit Recht, als der Beobachter meist in Zweifel sein wird, ob eine kleine Abweichung der Schalensculptur bezw. des Umrisses auf einer zoologischen Verschiedenheit oder auf mechanischer Verdrückung und Verzerrung beruhe. Infolge des starken Gebirgsdruckes, welcher die rheinischen Schiefer und Grauwacken betroffen hat, ist die äussere Form nur ausnahms- weise gut erhalten. Der »Isodimorphismus«< einiger Aviculiden. Mit dem oben angewandten krystallographischen Kunstaus- druck konnte man die eigenthümliche, aber auch bei Ammoniten häufig beobachtete Erscheinung bezeichnen, dass innerhalb ver- schiedener Gruppen dieselben Formen der Schale wiederkehren. Vor allem copiren die durch Ligamentgruben ausgezeichneten Inoceraminen die palaeozoischen Aviculinen. Pteroperna erinnert an die als Leptodesma beschriebenen Aviculae, Gervilleia (G. Joannis Austriae, Taf. VI) an Kochia capuliformis und Inoceramus selbst an Aphanaia. Sogar die sonderbare T-Form von Actinodesma kehrt gewissermassen in dem lebenden Malleus wieder. Manche Mya- linen (M. rhenana) erinnern an Perna (Isognomon), andere (Mya- lina bilsteinensis) an Pachymytlus. Innerhalb der Gruppe der Aviculinen ähnelt die lebende Perl- muschel (Meleagrina margaritifera) den devonischen Limopteren. Weniger klar liest das Verhältniss von Pterinaea ostreiformis zu den Austern: Man könnte hier auch muthmaassen, dass die Austern sich mit der erwähnten Art von den Aviculiden abge- zweigt hätten. Ein derartiges Wiederkehren derselben Formen in verschie- denen systematischen Gruppen kommt häufiger vor und ist wohl dadurch zu erklären, dass die gleichen physikalischen Verhältnisse auch den gleichen Einfluss auf die äussere Gestalt ausüben. 924 II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [422] Aviculopecten. Die ziemlich zahlreichen, hierher gehörigen Arten sind durch- weg, wie erwähnt, Seltenheiten. Es ist daher nur hier und da mög- lich, Andeutungen eines phylogenetischen Zusammenhangs aufzu- finden. Ein solcher scheint zwischen den nachfolgend genannten Arten zu bestehen: Avieulopecten linteatus GOLDF. sp. Oberes Oberdevon, | Aviculopecten polytrichus PHILL. sp. Unteres Oberdevon, | Aviculopecten pelmensis nov. sp. Mitteldevon, Aviculopecten Jugleri A. ROEM. sp. Oberes Unterdevon. Die äussere Form, die Gestalt der Ohren bleibt bei den an- geführten Arten ungefähr dieselbe; nur die Feinheit der radialen und concentrischen Sculptur nimmt zu. Wie kaum bemerkt zu werden braucht, soll durch diesen oder durch andere Stammbäume nicht ausgedrückt werden, es sei gerade der vorliegende Aviculo- pecten pelmensis der Nachkomme von Aviculopecten Jugleri. Viel- mehr haben im Unter- und Mitteldevon zwei stammesgeschichtlich verwandte, mannigfach differenzirte Gruppen gelebt, von denen zufällig die oben bezeichneten Arten uns erhalten geblieben sind. Die übrigen zu Aviculopeeten s. str. gerechneten Arten stehen mehr oder*weniger isolirt; die hauptsächliche Entwickelung der Gattung hat während der späteren Devonzeit stattgefunden. Jeden- falls ist eine Gruppirung der verschiedenen Formen nur mit Zu- hilfenahme der oft citirten Harr’schen Monographie möglich. Die 5 zur Untergattung Pterinopecten gestellten Arten gehören drei verschiedenen Gruppen an: Aviculopecten dauniensis (Taf. 1, Fig. 8) und Wulf (Taf. II, Fig. 7) unterscheiden sich durch die Form der Flügel und die Sculptur von den übrigen drei Formen, die offenbar näher unter einander verwandt sind. Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man Avzculopecten Calceolae nov. sp. (Unt. Mitteldevon Taf. I, Fig. 3) von Avzeulopecten mosellanus (Oberes Unterdevon Taf. I, Fig. 4) ableitet. [423] Aviculopeeten. Avicula. 3235 Noch ausgesprochenere Verschiedenheiten als bei Pterinopecten bestehen bei den 2 Formenreihen, welche im vorangehenden als Orbipecten bezeichnet worden sind. (Taf. I und II). Avieulopecten geht (einschliesslich Pterinopecten) bis in den Kohlenkalk hinauf und entwickelt hier noch eine ziemlich grosse Manmnisfaltigkeit. Avicula. Die verschiedenen Gruppen, welche innerhalb der grossen Gattung Avicula unterschieden worden sind, beruhen, wie er- wähnt, auf phylogenetischer Verwandtschaft der einzelnen Formen. Auch die beiden, nur durch je eine Art vertretenen Gruppen der Avicula Mariae und quadrata haben ihre Vorläufer im Mitteldevon Russlands bezw. im Unterdevon (F>) von Prag. Allerdings ist eine gemeinsame Abstammung der einzelnen Formenreihen nicht nachzuweisen, vor allem weil die Anzahl der bisher bekannten silurischen Arten verhältnissmässig zu gering ist. Allerdings deutet schon der Umstand, dass bei den radial ge- streiften Formen die rechte Klappe dieser Sculptur fast völlig ermangelt, auf einheitlichen Ursprung der gestreiften und glatten Formen hin. Die beiden Gruppen der Avccula reticulata und Wurmi, welche sich nur durch gröbere oder feinere Ausbildung der Radialsculptur unterscheiden, gehen zweifellos in einander über und stellen eine Parallelgruppe zu den mit Pierinaea costata und lineata ver- wandten Arten dar. Die häufig gemachte Beobachtung, dass Schlosszähne bei den Aviculae ganz oder fast ganz fehlen, lässt die Gattungsbestimmung als gesichert erscheinen. Den beiden Gruppen von Pterinaea und Avicula ist ferner gemeinsam, dass die rechte Klappe viel schwächer gewölbt ist und der Radialsculptur ganz oder theilweise ermangelt (Taf. III, XIV). Dieselbe schwankt bei Avicula und Pterinaea zwischen ähnlichen Extremen von feinen und groben Rippen. Avicula aemiliana und rigomagensis (Taf. II, Fig. 1— 2) bilden in dieser Hinsicht Analoga zu Pterinaea fasciculata und lineata (Taf. IX, Fig. 1 u. 13). Auch Abh. IX, 3. 15 9226 IH. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [424] fehlen grobgerippte Formen wie Pterinaea costata bei den Aweulae nicht ganz. Die Aufstellung eines »Stammbaumes« ist für die beiden an erster Stelle behandelten Gruppen noch am ehesten möglich — selbstverständlich mit der bereits hervorgehobenen Ein- schränkung. Eine Vergleichung der auf Tafel III und XIV abgebildeten Muscheln lässt den Zusammenhang zwischen den einzelnen Formen erkennen. Die von Avzicula troglodytes und clathrata abstammen- den feinrippigen Formen wurden nach der am besten bekannten Art als Gruppe der Avicula Wurmi bezeichnet. Die Formenreihen der Avicula reticulata und Wurmi. Unteres | Ober- A. Justi A. Boenigki A. Wurmi — A. aemiliana — A. ibergensis | 3 devon \ u | ER | RN | >= E Oberes | Mittel- A. fenestrata A. reticulata A. clathrata devon Unteres |) F Mittel- | A. troglodytes 4 devon | I% U RR TE RE EINE Ja Obere mA Coblenz- ) 4. dillensis A. trevirana ya schiebten BR Bi A nn SED L——_ä___“_ JE Untere | / Coblenz- A. retieulata 4A. laevicostata E praeeursor schichten \ x SE BAT TEN RE ET N FE REN RETTEN U ST, EDSTTREE Fa BI - M Tieferes nn | E Unter- A. rigomagensis devon [425] Die Formenreihen der Avicula reticulata und Wurmi. a Die Gruppe der Avicula lamellosa (Leptodesma Hauı) zeichnet sich durch die dornförmige Verlängerung des Hinterflügels aus und scheint in zwei Reihen zu zerfallen, von denen die eine aus- schliesslich unterdevonisch ist. Die verschiedenen, durch radiale Furchen ausgezeichneten Formen, die sich um Avscula lamellosa gruppiren, sind so nahe mit einander verwandt, dass man füglich im Zweifel über die Berechtigung der einzelnen Namen sein kann: Im vorstehenden wurde mit Rücksicht auf das Vorhandensein kleinerer Unterschiede und die verschiedene Alterstellung die Form des tieferen Unterdevon als Avicula lamellosa, diejenigen der unteren Coblenzschichten als Avicula crenato-lamellosa und var. pseudolaevis!), diejenige des oberen Unterdevon als Avzcula arduen- nensis bezeichnet (sämmtlich auf Taf. IV). Diejenigen Arten, welche nur eine concentrische Streifung der Oberfläche zeigen, sind mehr in den oberen Devonschichten verbreitet. Avicula laevis und Schencki finden sich im oberen Unterdevon; aus dem Mitteldevon ist bisher keine hierher ge- hörige Art bekannt geworden. Im unteren Oberdevon sind Avicula bodana A. RoOEM. und languedociana nov. sp. (wie die vorgenannten Arten auf Taf. IV) als nah verwandte, vicariirende Arten aufzu- fassen. Avicula lepida HALL var. nov. famenniensis kennzeichnet das höhere Oberdevon. Ein phylogenetischer Zusammenhang der 5 zuletzt genannten Arten ist überaus wahrscheinlich. ) Die Wiedereinführung der Bezeichnung »crenato - lamellosa« für die Sing- hofener Art erfolgte auf Grund einer besonderen Arbeit von F. Maurer, welche die Richtigstellung der Synonymik einiger Zweischaler bezweckte (Neues Jahrb. für 1888, II, p. 65). Leider wird auch diese bescheidene Aufgabe nur in un- vollkommener Weise gelöst, da eine Untersuchung des im Wiesbadener Museum ausgestellten Original-Exemplars unterblieben ist. Dasselbe besitzt einen Vorder- - flügel, der etwas vom Gestein bedeckt ist, einen ungewöhnlich stark entwickelten Hinterflügel und ist im ganzen fast unversehrt (hierdurch wird die oben p. 50 geäusserte Vermuthung berichtigt). Die Verschiedenheit von den Singhofener Exemplaren ist augenfällig; es kommt hinzu, dass das Original SanpserGer’s nicht von Singhofen, sondern von Ebenbach stammt. Dasselbe stellt eine eigen- thümliche, bisher nirgends wieder gefundene Art dar. Die gerundete Singhofener Form ist — im Sinne ForLmann’s — als A. pseudolaevis zu bezeichnen; die ver- längerte Varietät unterscheide ich nunmehr, um die Nomenclatur nicht noch mehr zu verwirren, einfach als »var.« 3238 I. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [426] Limoptera. Die im Anschluss an Avicula behandelten kleinen Gruppen Pteronites, Posidonia, Kochia und Loxwopteria enthalten wenige Arten, und diese lassen unter sich nur selten irgend welchen Zusammenhang erkennen. Hingegen ist bei Limoptera ein solcher nachweisbar. Dass die altweltlichen Arten eine von den ameri- kanischen verschiedene Formenreihe darstellen, wurde bereits oben bemerkt; ebenso, dass sich bei den ersteren radıal-gestreifte und glatte Arten unterscheiden lassen. Die aus Nordfrankreich be- schriebenen Formen sind mit den deutschen nahe verwandt; man könnte die Beziehungen der einzelnen Arten unter sich graphisch in der nachfolgenden Weise veranschaulichen: (Die französischen Arten sind gesperrt gedruckt.) Limoptera. Mittel- o L. nov. sp. devon i Obere Coblenz- L. orbicularis Oknr. L. Normanniana Ornr. sp. L. semiradiata” schichten | een Br Untere a | En. = Coblenz- L. Ban nov. Sp. L. semiradiata schichten r L. bifida Spe. Tieferes Bi Unter- L. gigantea Fon. we devon Se NR a Pterinaea. Die systematischen Merkmale von Pterinaea sind im beschrei- benden Theile eingehend besprochen worden; ebenso wurde be- [427] Limoptera. Pterinaea. 229 reits der Nachweis versucht, dass die vier zu der Gattung ge- hörigen Formenreihen phylogenetisch wohl begründet sind. Viel weniger klar ist die Frage des gemeinsamen Ursprungs dieser Reihen. Radial gerippte Formen (Pferinaea retroflewa HısınG. sp. non GOLDF. u. a.) treten bereits im Obersilur von Gotland und Eng- land sowie in der gleichalten und isopen Niagara group auf. Allerdings ist die Schlossgegend noch niemals näher untersucht worden. Aus demselben Grunde ist der Zusammenhang der glatt- schaligen Arten des Obersilur (Pterinaea retroflexa) mit den ent- sprechenden devonischen Arten noch unklar. Auch die Form- ähnlichkeit ist im allgemeinen gering; nur Pferinaea Bonnissenti ÖOEnHL.!) aus dem Unterdevon Nordfrankreichs scheint gewisse Be- ziehungen zu der bekannten obersilurischen Pterinaea retrojlexa Hıs. zu besitzen. Die älteren Formen, welche einen gemeinsamen Ursprung der verschiedenen Pterinaeengruppen beweisen könnten, fehlen, wie sich aus dem Vorstehenden ergiebt, so gut wie vollständig. Jedoch lassen sich manche Schlüsse aus einer Vergleichung der devonischen Arten ableiten. Die Grundelemente der Radialsculptur sind bei den Gruppen der Pterinaea lineata und costata die gleichen. Bei der letzteren, zu der, wie erwähnt, sämmtliche amerikanische Arten gehören, erscheinen einzelne Rippen kräftiger ausgeprägt; es ist nun gewiss kein Zufall, dass bei Pterinaea dichotoma, einer der ältesten Formen, diese gröberen Rippen weniger deutlich hervor- treten 2). Auch die concentrisch gestreifte Gruppe der Pterinaea laevis scheint von gerippten Formen abzustammen. Wenigstens lässt ein auf Taf. X, Fig. 30 abgebildeter Ausguss der Schale noch deutliche Spuren von Radialsculptur erkennen. 1) Mem. de la societe geologique de France. 3.ser. B.11, t.3, f£.3. Aller- dings ist auch das Schloss dieser, mir durch eigene Anschauung bekannten Art noch nicht beobachtet worden. ?2) Allerdings ist dasselbe Merkmal der feineren Rippen bei der mitteldevo- nischen Pferinaea byssifera zu beobachten. 230 U. Die Entwiekelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [+28] Die Formenreihe der Pterinaea ventricosa unterscheidet sich von den übrigen dadurch, dass die Zähne eine ununterbrochene Reihe bilden: Aber bei einem, Taf. IX, Fig. 11 dargestellten Ab- guss der Innenseite von Pferinaea espansa kann man ebenfalls deutlich das Vorhandensein einiger Zahnleisten zwischen Schloss- und Seitenzähnen beobachten. Wenn man auf Grund der vorhergehenden Ausführungen auch nicht angeben kann, wie die einzelnen Gruppen von Pierinaea zusammenhängen, so ist der Schluss doch nicht ungerechtfertigt, dass ein solcher Zusammenhang überhaupt besteht. Eine graphische Darstellung der verwandtschaftlichen Bezie- hungen ist für die Gruppen der Pterinaea ventricosa und lineata wegen der unbedeutenden vertikalen Verbreitung, bezw. der ge- ringen Zahl der in Frage kommenden Arten unthunlich; bei den beiden anderen Gruppen erleichtert ein solcher »>Stammbaum« jedoch die Uebersicht ohne jede Frage. Die Gruppe der Pterinaea costata. Mittel- Pt. fasciculata? Pt. byssifera devon ? Fi Obere | Coblenz- ) Pt. costulata (Harz) Pt. Jascieulata Pt. costata schichten \ en: Untere | Coblenz- Pt. costata schichten | Stufe des Spirifer ) Pt. dichotoma Pt. costata Pprimaevus \ / [429] Actinodesma. Gosseletia. 231 Die Gruppe der Pterinaea laevis. Obere | Coblenz- \ Pt. laevis Pt. subcostata schichten | 3: Coblenz- 2 i ee \ Pt. lodanensis 94 quarzıt ( u Untere Ss Coblenz- Pt. nov. sp. Pt. Follmanni schichten | >. = er Stufe des > a Spirifer Pt. laevis praecursor primaevus Actinodesma. Bei Actinodesma ist die Thatsache von Bedeutung, dass die beiden, näher mit Pierinaea verwandten Formen, Actinodesma ob- soletum und Actinodesma Annae in der Stufe des Spirifer primaevus bezw. ım den unteren Öoblenzschichten vorkommen. Die beiden typisch entwickelten, langflügelisen Arten sind in den oberen Coblenzschichten zu Hause. Uebergangsformen zwischen den älteren und jüngeren Arten sind bisher noch nicht bekannt ge- worden. Auf die bemerkenswerthe Thatsache, dass der Zahnbau von Actinodesma mit der äusserlich stark abweichenden Gruppe der Pterinaea ventricosa im wesentlichen übereinstimmt, wurde be- reits hingewiesen. Gosseletia. Bei wenigen Gruppen hat die Zahl der Formen theils durch Beschreibung neuer Arten, theils durch Berichtigung der älteren 232 1. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [430] Gattungsbestimmungen eine so erhebliche Bereicherung erfahren, wie bei @osseletia. Auch lässt sich fast überall unschwer der Nachweis führen, dass die zu »Formenreihen« zusammengestellten Arten in der That auch phylogenetisch mit einander verwandt sind. Aber trotzdem zeigen wenige Gruppen die Lückenhaftigkeit unserer bisherigen Kenntnisse in so einleuchtender Weise. Denn wenn sich auch aus der Gestalt der Muschel, der Beschaffenheit des Schlosses und anderen Merkmalen der Nachweis der Zu- sammengehörigkeit mit emem hohen Grade von Wahrscheinlich- keit führen lässt, so fehlen doch die verbindenden Glieder zwischen den einzelnen Formenreihen. Die Gruppe der Gosseletia carinata erscheint in der Siegener Grauwacke, diejenige der (@. Kayseri (Cyrtodontopsis) in den unteren Coblenzschichten und die Formenreihen der @osseletia microdon und devonica in der oberen Ooblenzstufe. Die Gruppe der Gosseletia devonica. Ober- LER ii G. we devon Oberes G. devonica G. triquetra Mittel- (Asturien) EEE (Nord- Be devon Ss Unteres G. distineta ST Mittel- devon Obere Coblenz- schichten \ G. alta G. NG um en — u Coblenz- 5 quarzit G. schizodon [431] Actinodesma. Gosseletia. ; 208 Die zur Gruppe der @osseletia mierodon gehörigen Arten sind zu wenig zahlreich und die als Cyrtodontopsis bezeichneten Formen grossentheils zu wenig bekannt, um zu theoretischen Erörterungen über die Stammesgeschichte Anlass zu geben. Klarer ist der Zu- sammenhang der verschiedenen, zur Gruppe der @osseletia devonica gehörigen Arten. Ueber Cyrtodonta und Cyrtodontopsts vergleiche man das im systematischen Theil Gesagte. Die Gruppe der Gosseletia truncata. In ganz analoger Weise, wie bei Avicula und Pterinaea kommt auch bei der Gattung @Gosseletia neben den glattschaligen Arten eine durch Radialstreifung der Oberfläche gekennzeichnete Formenreihe vor. Wie ein Blick auf die Tafeln XII bezw. XVI zeigt, ist die Aehnlichkeit der Form und des Schlossbaus zwischen dieser Gruppe und den glattschaligen Arten augenfällis. An der Zusammengehörigkeit mit der Formenreihe der @osseletia devonica kann um so weniger gezweifelt werden, als der Charakter der Be- rippung bei den vorliegenden Formen von dem bei Pterinaeen und Aviculen beobachteten abweicht. Die Radialrippen sind viel gleich- mässiger ausgebildet, und der schuppige, durch Anwachsstreifen bedingte Charakter tritt bei den Gosseletien ganz zurück. Die hierher gestellten Arten zeichnen sich mehr oder weniger durch den Besitz eines scheinbaren Vorderflügels aus; derselbe kommt jedoch nur bei Steinkernen vor, und erklärt sich durch die Verdickung der Schale auf der Vorderseite unter dem Wirbel Verel2Tar. XII, Rıe. 9). Die phylogenetische Zusammengehörigkeit der 4 hierher zu: rechnenden Arten ist unverkennbar. In der Siegener Grauwacke finden sich vereinzelte Exemplare, die mit der, in den unteren Coblenzschichten verbreiteten Gosseletia carinata nahe verwandt oder ident sind. Die letztere Art geht bis in den Coblenzquarzit hinauf und spaltet sich in den oberen Coblenzschichten in 3 Formen. Am nächsten ist Gosseletia trigona mit der älteren Art verwandt; Etwas entfernter stehen Gosseletia truncata und angulosa, an deren 234 IH. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Pectiniden. [432] phylogenetischen Zusammengehörigkeit jedoch auch nicht ge- zweifelt werden kann. Während die Zusammengehörigkeit von Gosseletia carinata und trigona durch das WAAGEN’sche Wurzel- trigona ausgedrückt werden könnte, stammen die beiden carınala zeichen m anderen Formen möglicherweise von einer bisher unbekannt ge- bliebenen Varietät der Gosseletia carinata ab. In phylogenetischer Hinsicht ist auf folgende Beobachtung Werth zu legen: Die ältere Gosseletia carinata zeigt eine viel grössere Unbeständigkeit der äusseren Gestalt, als ihre Nach- kommen. Wenn die Formverschiedenheit von den auf Taf. XII, Fig. 9, 10, 11 und Taf. XIV abgebildeten Stücken auch zum Theil auf Verdrückung zurückzuführen ist, so bleibt doch immer noch ein grösseres Maass von Variabilität, als bei den jüngeren Arten übrig. In den oberen Coblenzschichten erreicht unsere leicht kennt- liche und wohl charakterisirte Gruppe den Höhepunkt ihrer Ent- wickelung und zugleich ihr Ende. Schon aus der obersten Zone der Coblenzschichten sind mir keine. hierher gehörigen Formen bekannt geworden. Pachypteria. An die Aviculiden schliessen sich eine Reihe von Gattungen an, die bisher nur unvollkommen bekannt geworden sind, oder aber in ihrer Vereinzelung keine näheren verwandtschaftlichen Beziehungen zu besitzen scheinen. Es sind dies Byssopteria, Pa- laeopinna und Pachypteria. Byssopteria (Taf. XI) und Palaeopinna (Taf. XIV) sind wenigstens unter sich näher verwandt und besitzen einige Aehn- lichkeit mit Myalina. Palaeopinna erscheint besonders durch die innere Querleiste am Wirbel ausgezeichnet. Am merkwürdigsten ist zweifellos Pachypteria wegen der ausgesprochenen Aehnlichkeit mit einer Auster. Leider ist der innere Bau zu wenig bekannt, und eine bestimmte Entscheidung [4 33] Pachypteria. Myalina. 235 [# über die Frage, ob man es bereits mit einer echten Ostreide oder mit einer austerartigen Aviculide zu thun habe, somit unmöglich. Dass an und für sich eine austernähnliche Schale noch nicht die Zurechnung zur Gattung Ostrea begründet, beweist u. a. Pte- rinaea ostreiformis, deren deutliche Zähne über die systematische Stellung keinen Zweifel lassen. Auch an die lebende Unioniden- gattung Aetheria mag erinnert werden, welche ebenfalls ganz wie eine Auster aussieht. Ueber die Abstammung der wichtigen Familie der Ostreiden liegen also noch keine sicheren Beobachtungen vor, wenn auch an einem Zusammenhang derselben mit den Aviculiden kaum zu zweifeln ist. Myalina. Die zahlreichen zu Myalina gehörigen Formen geben am wenigsten Aufschluss über die Fragen der Stammesgeschichte. Gerade von den hierher gehörigen Arten ist mir eine Anzahl nicht aus eigener Anschauung bekannt und von den übrigen liegen durchweg nur wenige Exemplare vor. Ausserdem ist man für die Beurtheilung der systematischen Stellung meist ausschliesslich auf die, in ganz unbestimmter Weise variirende äussere Form angewiesen. Nur ausnahmsweise liefert die Sculptur brauchbare Unterscheidungsmerkmale (Myalina ornata). Aus den angegebenen Gründen erwies sich der Versuch als undurchführbar, auch die Myalinen in natürliche Gruppen einzu- teilen. Man kann ohne Schwierigkeit zwischen allen abgebildeten Formen grössere oder geringere Aehnlichkeiten ausfindig machen. Nur an der phylogenetischen Zusammengehörigkeit der dick- schaligen Riesenformen Myalina crassitesta und büsteinensis dürfte nicht zu zweifeln sein. Auch Myalina ornata und jimbriata bieten infolge der übereinstimmenden Sculptur wirkliche Ver- gleichungspunkte. Im übrigen könnte man noch nähere Bezie- hungen, z. B. zwischen Myalina solida (Unterdevon) und prisca (Mitteldevon), zwischen Myalina villmarensis (ob. Mitteldevon) und Klockmanni (unt. Oberdevon) ausfindig machen. Allerdings hat die genauere Untersuchung der devonischen Myalinen einen unbe- 236 II. Die Entwickelung der devonischen Aviculiden und Peetiniden. [434] streitbaren Vortheil, die Abschaffung der unnöthigen Namen My- tilarca und Plethomytilus zur Folge gehabt. Im Gegensatz zu den scheinbar allzu zahlreichen Beziehungen, welche die verschiedenen Myalinen untereinander aufweisen, stehen die Gattungen Myalinoptera und Hoplomytilus ziemlich vereinzelt. Allerdings scheint die oberdevonische Myalinoptera von der unter- devonischen Art abzustammen (Myalinoptera striatocostata GIEB. bei BARROIS sp.), welche grössere Aehnlichkeit mit Avicula besitzt, als die eigenartig differenzirte jüngere Form. h II. Die geographische Verbreitung der devonischen Avieuliden. Die geographische Verbreitung der devonischen Zweischaler liefert weitere Beweise für das Vorhandensein verschiedener Meeres- provinzen, deren Unterscheidung ursprünglich auf die eigen- thümliche Vertheilung der Brachiopoden und Korallen begründet worden war. Die Devonablagerungen in Belgien !), Südengland, im nördlichen und westlichen Frankreich, sowie in Asturien und den Pyrenäen gehören zur rheinischen Devonprovinz und enthalten die Zweischaler des deutschen Devon, soweit die Faciesentwicke- lung das häufigere Auftreten dieser Thiere begünstigte. Eine grössere Anzahl mittel- und oberdevonischer Versteine- rungen aus Süddevonshire hat neuerdings G. F. WHIDBORNE in einer vorläufigen Mittheilung beschrieben bezw. namhaft gemacht. Die drei Fundorte, welche alles in allem bisher 334 Arten gelie- fert haben, sind Woolborough, Lummaton und Chudleigh. Die beiden ersteren gehören, wie ich durch eigene Untersuchung fest- stellen konnte, dem mittleren bezw. unteren Stringocephalenkalk, Chudleigh dem unteren Oberdevon an. Auffällig ist die häufige Anführung von Arten aus dem Unterdevon (F) von Böhmen; an der Richtigkeit der Bestimmung ist um so mehr zu zweifeln, als ja auch die Zweischaler-»Arten< von Barrande dringend einer Umarbeitung bedürfen, und die Abbildungen im VI. Bande des Systeme Silurien zwar offenbar von geschickten Zeichnern, aber ohne nachherige Correctur hergestellt worden sind. !) Hier ist die Uebereinstimmung am augenfälligsten. 238 II. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. [436] Auch im übrigen zeugt die Publication von einer nicht allzu eingehenden Kenntniss der fremden Litteratur. Mecynodon cari- natus (GOLDF. (Megalodon obliguus PHILL.) wird z. B. noch als Me- galodon angeführt, auch eine Anzahl neuer » Mytili« beschrieben. Von Wichtigkeit ist u. a. das Vorkommen von Hoplomytilus crassus SANDB. und Avicula Wurmi A. RoEM.; auf die zahlreichen nicht abgebildeten neuen Arten !) von Avdcula, » Pterinaeas, Avi- culopecten, »Mytilas«, Myalina näher einzugehen, liegt keine Ver- anlassung vor. Die ersten ausführlichen Beschreibungen englischer Devon- Zweischaler gab J. PnıtLLips. Trotz der skizzenhaften Form der Abbildungen vermag ich so viel zu erkennen, dass die Zweischaler des marinen Devon in England vollkommen mit denen des Con- tinents übereinstimmen. Auch die von mir untersuchten Londoner Sammlungen gestatten den gleichen Schluss; erwähnt sei hier nur eine grosse dickschalige Myalina aus Nord-Devon, (Ilfracombe- beds), welche mit der, in homotaxen Schichten vorkommenden Muyalina bilsteinensis ident oder nahe verwandt ist. Das Devon der Ardennen stimmt durchaus mit dem rheinischen überein; nur im westlichen Frankreich, wo im oberen Unterdevon eine kalkige Entwickelung platzgreift, finden sich eigenthümliche Formen, so Pterinaea (?) Dalmieri OEHLERT und verschiedene Grammysien. Als stellvertretende Arten sind u. a. Avzcula Kerfornei ÖEHL. (für Avicula SCHENCKI nov. sp.) und Limoptera normanniana OEHL. sp. (für Limoptera semiradiata nov. sp.) aufzufassen; Avrcula inter- media OEHL. steht der oberdevonischen Avicula Wurmi A. RoEM. nahe. Ferner ist hervorzuheben, dass innerhalb der tieferen Unter- devonbildungen des Westens, in den Quarziten von Plougastel und den Sandsteinen von Landennevec die faunistische Ver- schiedenheit mehr hervortritt, als in den höheren, der oberen Coblenzstufe entsprechenden Schichten von Nehou. Die ab- 1) British Association Bath, Sept. 1858. (Referat im geological Magazine, Febr. 1839, p. 78. [437] Ill. Die geographische Verbreitung der devonischen Avieuliden. 239 weichende Fauna der Kalke und Mergel dieser Stufe ist zum Theil wohl auf heterope Entwicklung zurückzuführen — denn die Grauwacke von Nehou besitzt eine überraschende, faunistische Aehnlichkeit mit den oberen Coblenzgrauwacken. Hingegen ent- halten die älteren Bildungen, die petrographisch mit dem Taunus- quarzit übereinstimmen, eine wesentlich verschiedene Fauna. Ins- besondere gehören die Zweischaler der Schichten von Plougastel, Gahard und Landennevec, welche Herr Dr. BARROIS mir zu zeigen die Güte hatte, fast durchweg neuen Arten an. Am grössten ist die Verschiedenheit innerhalb des Gres de Plougastel, der dem Gedinnien annähernd homotax sein dürfte und ausschliesslich eigenthümliche ) Arten enthält. Man wird jedenfalls für die Bildung dieses ältesten Unterdevon irgend welche geographische Differenzirung der Meere anzunehmen haben. Die wenigen Zweischaler, welche durch BARROIS aus dem Devon Asturiens bekannt geworden sind, schliessen sich ebenfalls eng an rheinische Typen an; insbesondere ist die Verwandtschaft von @osseletia devonica BARROIS (oberes Mitteldevon) mit Gosseletia alta und distincta hervorzuheben. Die durch die Ablagerungen von Languedoc vertretene süd- französische Provinz der Mitteldevonzeit hat aus dieser Abthei- lung, abgesehen von einem Conocardium keinen Zweischaler ge- liefert. Auch aus dem Unterdevon, dessen Fauna grosse Aehn- lichkeit mit Greifenstein besitzt, liegt nur ein vereinzeltes Exem- plar von Allorisma vor. Hingegen finden sich in den schwarzen bituminösen Kalkknollen des unteren Oberdevon zahlreiche, meist zu Lunulicardium gehörende Zweischaler, die ebenso wie die zu- sammen vorkommenden Cephalopoden fast durchweg mit deutschen Arten übereinstimmen. Die in den gleichen Schichten vorkom- mende Aricula languedociana ist mit der oberdevonischen Avieula bodana A. ROEM. nahe verwandt. Aus Südspanien (Sierra Morena) sind durch VERNEUIL eine Anzahl unterdevonischer Zweischaler (Avicula sp. sp., Pterinaea ') Diese Bemerkung bezieht sich auch auf die Brachiopoden und Tri- lobiten. 240 II. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. [438] Paillettei) sowie einige weitere Fossilien (Uryphaeus laciniatus, Rhynchonella Orbignyana, Combophyllum, Athyris undata; Phillips- astrea) bekannt geworden !), welche sämmtlich auf eine Verbin- dung des südspanischen Devonmeeres mit dem rheinischen hin- weisen. Von Interesse ist das östlichste Vorkommen des Unterdevon am Bosporus, wo die faunistischen und Facies-Charaktere der rhei- nischen Schichten unverkennbar hervortreten. Pterinaea lineata und Spirifer auriculatus, die ich in der geologischen Reichsanstalt zu Wien sah, deuten sogar auf einen ganz bestimmten deutschen Horizont, die obere Coblenzstufe hin. In den, die steirische Pro- vinz des Mitteldevon vertretenden Ablagerungen von Graz fehlen die Zweischaler, wie überall, wo Korallen herrschend auftreten. Der Osten Europas, vor allem ganz Russland, war wahr- scheinlich zur Zeit des Unterdevon Festland; um so auffallender ist die nahe faunistische Uebereinstimmung der uralischen Unter- devonschichten mit den gleich alten Bildungen Böhmens und Kärntens. Von Zweischalern finden sich wenig günstig erhaltene Reste von Conocardium, Praelucina (Dalila) »Vlastax, Cardiola und Avicula, welche durchweg an westliche Formen erinnern. Die höheren Devonbildungen Russlands mit ihrer artenreichen und individuenarmen Fauna beherbergen hingegen einige Zwei- schaler, welche mit deutschen Arten nahe verwandt sind. So erinnert Avicula Mariae nov. sp. an Avicula Inostranzewi und Grewingki WENJUKOFF, Avicula bodana A. ROEM. an Av. Wenju- kofi nov. nom. (— Av. bodana WENJUKOFF non A. ROEM.), Kochia capuliformis KOCH sp. an Avvcula ewimia VERN. und Myalina dimi- diata GF. sp. an Myalina uncinata Eıcuw. sp. Die Fauna der höheren Devonschichten des Ural stimmt mit den rhemischen — wohl in Folge der isopen Beschaffenheit der Schichten — besser überem als diejenige Mittelrusslands, zeigt aber andererseits An- klänge an Nordamerika. 1) Bulletin de la societe geol. de France. Ser. II, Bd. 12, t. 28, 29 (1855) p- 964 ff. [439] III. Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. 241 Böhmen. Ein Vergleich der deutschen und böhmischen Aviculiden ist mit Rücksicht auf die Hercynfrage von besonderem Interesse. Bei Betrachtung der nachfolgenden kleinen Liste ist der Umstand bemerkenswerth, dass böhmische Unterdevonarten an solche der höheren deutschen Horizonte erinnern. Die gleiche Beobachtung wurde schon früher an den Brachiopoden, Trilobiten und Cephalo- poden gemacht und erklärt sich aus der isopen Entwickelung des böhmischen Fa und des höheren deutschen Devon. Die geringe faunistische Aehnlichkeit zwischen dem böhmischen und rheinischen Unterdevon ist ebenfalls eine Folge der abweichenden Faciesent- wickelung. Wo, wie im Harz, in Westfrankreich und anderorts, kalkıge Bildungen im Unterdevon auftreten, stellt sich auch die Thierwelt von F5 und Gj ein. Ein Vergleich mit Böhmen ist ferner insofern lehrreich, als einzelne vollkommen isolirte Formen des deutschen Devon, wie Avicula quadrata, Avicula oblonga und Avieulopeeten (Pterinopecten) dauniensis ihre nächsten Verwandten bezw. Vorfahren daselbst besitzen. Avicula oblonga (Unt. Ober- devon) stellt sich als der letzte Ausläufer einer uralten, bis in das tiefere Untersilur (Avscula patricia BARR. D5) hinabreichenden Gruppe dar. Andrerseits ist die nahe Verwandtschaft der beiden oberde- vonischen Posidonien (P. hians und venusta) mit einigen Arten des höheren ‚böhmischen Devon hervorzuheben. Das Unterdevon der Karavanken und Karnischen Alpen stimmt mit dem böhmischen überein, hat aber bisher nur wenige Arten von Praelueina, Conocardium und Aviculopecten geliefert, welche sich ebenfalls den ersteren anschliessen; eigenthümlich ist eine grosse dickschalige, zu Gosseletia oder Myalina gehörige Muschel. Abh. 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Die geographische Verbreitung der devonischen Aviculiden. 243 Nord - Amerika. Wie aus dem vorangehenden hervorgeht, kommen nirgends in den zahlreichen Devon-Ablagerungen Europas Faciesbildungen vor, die sich in Bezug auf den Reichthum der Zweischalerfauna mit den deutschen Bildungen vergleichen lassen. Ebensowenig ist dies der Fall mit den gleich alten, aber unter abweichenden geo- graphischen Bedingungen gebildeten Devonschichten der Süd- hemisphäre (»Capformation«, Australien, Falklandinseln). Hingegen ist aus Nordamerika durch HALL eine reiche, aller- dings besonders den höheren Devonschichten (HamILron — ob. Mitteldevon, CHEMUNG — ob. Oberdevon) angehörende Zweischaler- fauna beschrieben worden. Die im vorstehenden monographisch behandelten Familien und Gattungen sind in der ersten Abthei- lung des fünften Bandes der Palaeontology of New-York enthalten. Eine eingehendere Vergleichung ist also schon äusserlich sehr erleichtert. Die nachfolgende Tabelle gewährt ein anschauliches Bild der Beziehungen, und enthält nur vicariirende Arten. Ueber- einstimmende Species kommen in Deutschland nicht vor, sind aber aus dem oberen Oberdevon der Ardennen in grösserer Zahl durch GOSSELET namhaft gemacht worden. Ich habe Gelegenheit gehabt, in Lille einen Theil der GossELEr’schen Originale durch- zusehen und kann für die folgenden Arten die bereits publicirten Bestimmungen durchaus bestätigen: 1. Avicula potens HALL. sp. (Leptodesma HALL. ]. c. t. 22, f. 26) Jeumont. Wie die folgenden Arten aus dem Famennien. 2. Avicula Orodes HALL. sp. (Leptodesma HALL. |. c. t. 24, f. 10; non mytiliforme HALL). 3. Avicula longispina HALL sp. (Leptodesma HALL t. 21, f. 14). 4. Avicula robusta HALL sp. (Leptodesma HALL t. 21, f. 16). 5. Avicula umbonata HALL sp. (Leptodesma HALL t. 22, 1413). Fraglich ist die Bestimmung von Pieronites profundus HALL. Die von GosSELET als Myalina gibbosa HALL sp. (Mytilarca 16* Ycı . eo... u ic a SE ERSGEN DS07 een | L -70um pwuogumbapy) "wou "Aou 277DF7 « “al N SEXonmı av StumUunıoo « an serwqo a Se ne ol m ei « (5 "Tea "IHSO Sıaanjopnasd. 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"ISSP] UEIO1IOAIOU AEIN ZUTAOAdUOART uSYosturmI pun uoeyostueyrieue op poıgos1ogun uep Zapeyasıomz Jep Sungromao‘ op gone ssep “usged.e uepjege], oIp pun ueßunıynysny uoFrgo or (j 6) 09 0079, als Marzay eek « Ad 'N ae Fe aa « SZ 4) ° 0020 ds med sısuahumuayy « q 'o »Ryun SE ERRIDUN DS R DR ) N EEE Seren 07010079 « a N saqg le aus) og « 9% ) EEE una 7800020) « d'nN SE UND ENagn « ca H "/£ SAH 2ddouyy, « « ‘a oO Sıeyan re u SO SSURONT; « 17 H " aavg szuwofiao (smyhwogMAg) vunohny q'n eaqg SEI Zdsnu eo monD DUDEN ER 0) re 9 arg; OO BRıeahossIheT ar al “009 ds u Dumydnuas (5) muuagdossig | 6 H ee ernaypy Donbuu 019}3850%) an 140 er r WTIOT SUUuo/tımaas ©12708509 | TG ) er av sısuabunmuayg « an saggunp |* * ° 0 -ZENVEN DULOZOr/ORD « 0% H ee Er ERTTELEFITEEN 5 'q a eıqo ea) DIDMOWSD[ wonundaT | GI 4) " TIVg Dpunfoud. 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Der Unter- schied der Artenzahl dürfte in Wirklichkeit weniger bedeutend D) sein, da Harr’s Material aus dem ganzen Osten der vereinigten Staaten stammt, während unsere Liste noch durch ca. 30-40, aus England und Frankreich stammende Arten vermehrt werden müsste. Ausserdem fasst der amerikanische Forscher den Artbe- griff ausserordentlich eng. Aus dem amerikanischen Unterdevon ist bisher nur eine ge- ringe Anzahl von Heteromyariern ?) beschrieben worden, deren Erhaltung meist viel zu wünschen übrig lässt. Die in den tieferen Helderberg-Schichten (Pentamerus und Shaly limestone) vorkom- menden Arten gehören zu Avseulopecten (l. e. t.51, f£.1—6, 11) und Avseula (t. 51, f. 6—10, t. 52, 53). Die auf t.52 und 53 abgebildeten Arten Amicula textilis HALL und communis HALL sind ohne Zweifel sehr nahe mit Avscula trevirana und Av. dil- lensis (Taf. III) verwandt. Avicula textilis geht in einer Mutation (var. arenaria HALL) bis in den Oriskany sandstone hinauf (l. c. t. 109, £. 1, 2), dessen Faciesentwickelung und stratigraphische Stellung ungefähr mit den rheinischen Ooblenzschichten überein- stimmt. »Megambonia« lamellosa ?) (. c. t. 109, f. 5, 6 Oriskany) ist als stellvertretende Form von Av. pseudolaevis (t. 4, f. 13) var. aufzufassen und im gleichen Verhältniss steht » Avdcula« recticostata Haut (l.c. t. 109, £.3) zu Av. (Pterinopecten) mosellanus (t.1, f. 4). In Anbetracht der isopen Entwickelung des rheinischen Unterdevon und des Oriskany sandstone ist die Geringfügigkeit der vorkommenden Zweischalerreste besonders auffallend. 1) Die in einer vorläufigen Mittheilung von mir gemachten Angaben sind hiernach zu berichtigen. 2) Harr, Palaeontology of New York III. %) Da die Art nicht bei Megambonia belassen werden kann, und eine Avicula lamellosa schon von Goupruss beschrieben worden ist, wäre die amerikanische Form neu zu benennen (etwa Avicula Halli nov. nom.) IV. Die Stellung der Palaeoconchen und die Stammes- geschichte der Zweischaler. In der systematischen Beschreibung wurden die Posidonien und weiterhin Monotis, Daonella und Halobia in die unmittelbare Nähe von Avicula gestellt. Die Mehrzahl der Conchyliologen ist bekanntlich dieser An- sicht; dagegen hat M. NEUMAYR?), dem sich später STEINMANN?) anschloss, auf die Möglichkeit hingewiesen, dass diese dünnschaligen Formen die letzten Ausläufer einer palaeozoischen Gruppe der »Palaeoconchen« darstellen. An und für sich würde diese systematische Streitfrage keine Behandlung in einem gesonderten Abschnitte erheischen, wenn dieselbe nicht von principieller Wichtigkeit wäre: |NEUMAYR und STEINMANN haben die Palaeoconchen als Stammgruppe gedeutet, aus der die übrigen Zweischaler hervorgegangen sind. NEUMAYR geht in dem oben erwähnten, überaus geistvoll ge- schriebenen Aufsatz davon aus, dass der Zahnbau von ausschlag- gebender Wichtigkeit für die Gliederung der Zweischaler sei; er unterscheidet verschiedene Typen der Bezahnung, die taxodonte, heterodonte, desmodonte, schizodonte und versucht dann den Nach- weis, dass die durch ein indifferentes, »cryptodontes« Schloss ausgezeichneten Palaeoconchen den gemeinsamen Ausgangspunkt der mannigfachen Zweischalerstämme darstellen. !) Zur Morphologie des Bivalvenschlosses. 2) Elemente der Palaeontologie, p. 238. 248 IV. Die Stellung der Palaeoconchen [446] NEUMAYR hat auch hier das unbestreitbare Verdienst, ein grosses Gebiet zuerst unter einem einheitlichen Gesichtspunkte betrachtet zu haben. Dass der erste Versuch nicht sofort zum Ziele führt, ist eine, in der Geschichte der Wissenschaft häufig wiederkehrende That- sache, welche das Verdienst des Pfadsuchers nicht im mindesten zu schmälern geeignet ist. Die Stellung der Palaeoconchen als gemeinsamer Ausgangs- punkt aller übrigen Zweischaler dürfte aus geologischen und zoolo- gischen Gründen nicht haltbar sein. In zoologischer Hinsicht sind eine Reihe wichtiger Merkmale gar nicht oder nur unvollkommen bekannt, was auch NEUMAYR selbst unverhohlen hervorgehoben hat. Die Zahnbildung ist an einer sehr beschränkten Anzahl von Gattungen und Individuen beobachtet worden!) und gemahnt noch am meisten an die Reihenzähne der Taxodonten. Ueber Lage des Ligaments, des Mantelsaums und der Muskeleindrücke ist nichts oder nichts sicheres bekannt. Die wenigen Muscheln, welche z. B. die Muskeleindrücke deutlich erkennen lassen (Cypricardinia und Modiolopsis?)) werden von P. Fischer — nach Ansicht des Verfassers mit Recht — mit den Oarditen verglichen. Doch könnte man alle diese Beobachtungen mit der unvoll- kommenen Erhaltung der alten Muscheln erklären, und die Mös- lichkeit, sogar Wahrscheinlichkeit der Ansichten NEUMAYR’s ein- räumen — wenn nicht das geologische Auftreten die an sich nur halb begründete Auffassung als nicht annehmbar erscheinen liesse. Die Palaeoconchen (über die zu denselben gehörigen Gat- tungen vergl. unten) erscheinen fast ausnahmlos im höheren Ober- silur (E>) der böhmischen Silurprovinz (Böhmen, Südfrankreich, Pyrenäen, Catalonien) sowie in gewissen Cephalopoden-Facies 1) Barranpe Systöme Silurien Vol. VI besonders t. 359 und 360 zeichnet Schlösser von Praecardium und Praelucina (= Paracardium). — CoxkAru, über einige silurische Peleeypoden. Sitzungsber. d. Wiener Akademie 1887. 2) Allerdings enthält die Familie Modiolopsidae bei P. Fıscuer einige he- terogene Dinge (Cyrtodonta), welche zu den Aviculiden gehören. Zirrer rechnet Modiolopsis zu den Prasiniden. [447] und die Stammesgeschichte der Zweischaler. 349 des Mittel- ) und Oberdevon ?), fehlen aber im Untersilur ?) so gut wie gänzlich. Jedenfalls sind die Gattungen, welche NEUMAYR als in erster Linie zu den Palaeoconchen gehörend aufführt %, !) Cephalopodenkalke von Hlubocep (G3) und Bicken. 2) In den schwarzen Goniatitenkalken von Cabrieres und den überein- stimmenden Schichten Deutschlands (Wildungen, Altenau, Martenberg u. s. w.) Im Clymenienkalk des Fichtelgebirges. 3) Sluzka Barr. ist die einzige von Neumayr erwähnte Palaeoconche, welche bereits im obersten Unterdevon (Ds, Böhmen), vorkommt; jedoch dürfte die Gat- tung einzuziehen sein, da sie ganz heterogene Dinge umfasst. Die ältesten Formen von Sluzka besitzen — trotz der gegentheiligen Angabe Barkaxpes (l. c. p. 160) zum Theil deutliche Schlosszähne, so Barranne, Systeme Silurien Vol. VI, t. 2651, f.S, 9. Die untersilurischen Taxodonten werden von BarranpEe meist Nucula, Leda, Arca? genannt; nur einmal (t. 267, IV) findet sich für eine aus D; stam- mende Form der Name Sluha (= -Servitor). Die eben erwähnte Sluzka Arachne aus D; stimmt nun im wesentlichen mit Sluha überein. Zur selben Gattung ge- hört u.a. Arca? Kosoviensis (t. 265, II). Ein Name — etwa sServiior — kann noch nicht endgiltig aufgestellt werden, bevor eine eingehendere Vergleichung mit Ctenodonta stattgefunden hat. Die radial gestreiften, aus G stammenden Arten von »Sluhas (]. c. t. 155, 195, 358) gehören wahrscheinlich zu Praelucina (vergl. unten). Lyrodesma planum Coxrap, die älteste Palaeoconche von der ein (ungefähr mit Praecardium übereinstimmenden) Schloss bekannt ist, stammt aus dem höchsten Untersilur Nordamerakas (Hudson River group), ist also bei weitem jünger, als die ältesten, im Gres Armoricain und in Dı vorkommenden Üteno- donten (Nucula bei BARRANDE). *) Es seien nun kurz die von Neumark (l. c. p. 391) als Typen der Palaeo- conchen genannten Gattungen aufgezählt. Einige sachliche und nomenclatorische Aenderungen der Barranpe’schen Namen erschienen hierbei nöthig. Ueber die Unanwendbarkeit der ezechischen Bezeichnungen dürfte ein Zweifel nicht wohl möglich sein, {man vergleiche die treffenden Bemerkungen TraurscHorp's). Glücklicherweise erledigt sich eine Anzahl derselben ohne weiteres, z. B. ist Da- lila ident mit Praelucina, Vevoda mit Paracyclas u. s. w. Bei einer Neubearbeitung der böhmischen Zweischaler, welche auch aus sachlichen Gründen unbedingt er- forderlich ist, wird nebenher auf diese sprachlichen Aenderungen zu achten sein. Typen der Palaeoconchen nach Neumarr: (ardiola Es, Praecardium Es, Puella [= Panenka Barr., die lateinische Bezeichnung wurde von Barranpe als Erläuterung hinzugesetzt] Eg und G3. Praelucina [= Dalila + Paracardium; man vergleiche Praelucina t. 68, mit Dalla t. 59], Antipleura [= Dualina ex parte] E, Regina [= Kralowna] Fs und G, vor allem G3, ? Praelima Ez bis H., Lunulicardium Es bis Oberdevon, Matercula [= Maminka, s. 0.) E, Silurina Es, Soror [= Sestra] Gı und G3, Goniophorella nov. nom. [= Tetinka E + Spanila E), Leptynoconcha noy. nom. [Aentvvos, tenuis = Tenka) E, nahe verwandt ist Mila E, 250 IV. Die Stellung der Palaeoconchen [448] sämmtlich obersilurisch. Allerdings kommen Cardiola und andere Gattungen in den sogenannten Colonien, nach BARRANDE also in D; vor; die Colonien sind jedoch als dislocirte Bruchstücke von Es; zu betrachten. Dagegen treten schon im mittleren Untersilur (Trenton limes- tone) Nordamerikas typische Aviculiden, Avrcula s. str. und zahl- reiche Arten von Ambonychia !) auf. Auch in Böhmen finden sich im tieferen (D>) und höheren Untersilur Aviculiden, über deren richtige Bestimmung kein Zweifel möglich ist (BARR. 1. c. t. 227); man wird vielleicht die älteste Art Avicula patricia BARR. (l. c. t. 227, V) aus D, als Vertreter einer Untergattung?) beibehalten, die sich ebenso wie die gleichalten amerikanischen Arten durch gleichmässige Abrundung der Flügel, Grösse des Vorderohres und ovale Form auszeichnet. Die letzten Ausläufer dieser uralten Gruppe sind Avicula scala BARR. (Es t. 227, ID) und Avicula oblonga TRENEN. aus dem Oberdevon (t. III, £. 8). Daneben finden sich in Amerika, Böhmen, Frankreich und anderwärts Nuculiden (Ctenodonta), die zum Theil sogar schon im tiefsten Untersilur (D}D; und Gres Armoricain) erscheinen. Eine durch die eigenthümliche Entwickelung der Musculatur ausgezeichnete Gattung ist Anuscula (Babinka BARRANDE |. c. t. 226, VI); doch hat der Zahnbau derselben immerhin noch die meiste Aehnlichkeit mit dem der Heterodonten. Diejenigen untersilurischen Zweischaler, welche zwar von NEU- MAYR nicht ausdrücklich erwähnt, aber doch zusammen mit den namentlich von ihm aufgeführten den Palaeoconchen zugerechnet werden könnten, sind ganz zweifelhafte Dinge. Z. B. lässt sich über die »Gattung« Synek BARR. nur so viel sagen, dass die un- Paracyelas Harr. [= Vevoda Barr. + Paracyclas Barr. + Isocardia Barr. non Lam.] Es. Die Identität der genannten Gattungen geht aus folgenden Ver- gleichen hervor: Paracyclas bohemica t. 129, £. 10 ist nahe verwandt mit Vevoda crassus t. 14, f. 7; Paracyclas bohemica t. 67, £. 16 ist ident oder kaum verschieden von Vevoda ewspectans t. 15, f. 12 u. s. w. l) Harz Palaeontology of New-York Vol. I, Taf. 36. 2) Rhombopteria Jackson, Avicula gratissima aus Ds (t. 191, f. 1-5, t. 227, III ist keine Aviculide, [449] und die Stammesgeschichte der Zweischaler. 251 deutlichen Abdrücke und Steinkerne Zweischaler sind. Eine nä- here Bestimmung ist unthunlich. Aus dem vorstehenden ergiebt sich, dass die typischen Pa- laeoconchen bei weitem jünger sind als die ältesten Angehörigen der Taxodonten und Aviculiden. Es liest somit von vornherein näher, die Palaeoconchen als einen aberranten Seitenzweig dieser älteren Formen aufzufassen. An die Taxodonten eriunern in erster Linie die Reihenzähne, (BARR. t. 359, 360) die einzigen Anzeichen einer Schlossbildung, welche bisher überhaupt beobachtet wurden. Auch NEUMAYR hebt (l. ec. p. 409, 410) die Aehnlichkeit von Taxodonten mit Praecardium, Praelucina, Regina |Kralowna] hervor. Mit der Hy- pothese eines aberranten Seitenzweiges stimmt auch viel besser die Thatsache überein, dass zu den Palaeoconchen einige der wunder- lichsten Muschelschalen gehören, welche man überhaupt kennt. Es ist nicht wohl möglich, eigenartig differenzirte Formen wie Antipleura mit ihren schräg gegenüberstehenden Wirbeln und rechts und links »gedrehten« Schalen, oder Traraconcha nov. nom. (= Slava) mit der mützenartig!) aufgestülpten, excessiv ent- wickelten Embryonalschale, als Stammväter der Zweischaler zu betrachten. Dieselben entfernen sich von der gewöhnlichen Form der zweiklappigen Muschel fast ebenso weit, wie etwa die Rudisten. Aus der Thatsache, dass bereits im Untersilur Vertreter ver- schiedener Stämme der Zweischaler, der Heteromyarier, der Taxo- donten und der ? Heterodonten neben einander auftreten, ergiebt sich, dass der gemeinsame Ausgangspunkt derselben viel weiter zurück, also mindestens in der cambrischen Periode gelegen hat. 1) Wie bereits oben bemerkt wurde, sind die ezechischen Gattungsnamen, soweit dieselben überhaupt zoologisch begründet sind, den herkömmlichen Grund- sätzen der Nomenclatur anzupassen. Die tiarenartige Aufstülpung des Wirbels auf die Schale ist jedenfalls bezeichnender als der Name Slava, der bekanntlich Gloria und Vivat bedeutet. Mit demselben Rechte könnte ein Magyar oder Serbe Gattungsnamen wie Eljen und Zivio vorschlagen; Gärtnernamen wie Reine Claude oder Gloire de Dijon würden mit demselben Rechte wie Kralowna (Reine) pulchra oder Slava (Gloire) bohemica Eingang in die wissenschaftliche Nomenclatur finden können. 252 IV. Die Stellung der Palaeoconchen ete. [450] Wie diese Urmuscheln ausgesehen haben mögen, ist auf con- structivem Wege kaum zu ermitteln; die Lösung der Frage muss also der Zukunft vorbehalten bleiben. Wenn dieser Schluss auch wenig befriedigt, so ist andrerseits zu erwägen, dass die Zwei- schaler nicht den einzigen Stamm des Thierreiches darstellen, über dessen Entwickelung wir in unzureichender Weise unterrichtet sind. Die Testicardines und Ecardines unter den Brachiopoden, die Tabulaten und Pterocorallier unter den Anthozoen sind Gruppen, deren gemeinsamer Ursprung aus vergleichend anatomischen Gründen wahrscheinlich ist, ohne dass es bisher gelungen wäre, die Stammväter auch wirklich zu finden. Register. Vorbemerkung. In das nachfolgende Register wurden nur die Namen der- jenigen Gattungen und Arten aufgenommen, die entweder abgebildet (in diesem Falle ist nur die Figurnummer angegeben) oder eingehender besprochen worden sind. Zu letzteren gehören auch alle diejenigen Formen, deren systematische Stellung bezw. Benennung irgend welche Aenderung erfahren hat; aus diesem Grunde sind auch die eingezogenen Gattungen aufgenommen worden. Die gil- tigen Gattungen sind mit fetter, die eingezogenen mit gewöhnlicher Schrift, die Arten cursiv gedruckt. Bei den beschriebenen Arten wird nur die Abbildung eitirt; wo sich ausserdem noch eine Seitenzahl angegeben findet, wird an der betreffenden Stelle die Beschreibung in irgend welcher Weise ergänzt. Eingezogene Arten sind nicht erwähnt. Seite Tafel Figur ESTER sn ae ee SLON — _ Erausdesıun, Annaesmovaßsp.. sueıe era VII 11 — VII 6—6b » IUTOTI RR Se eure 108 = — » BIEOSTLOFITEEE ee 0 — _ » ERECHIT EEE a ee 103 = = » IRRE EN VI 10 — VIII 5, 5a » VERHIOTDD & e el0n — — » ODSOLETINTEE I Sr een ers — .. Vu 5— 7a » DESDERHT ONE EI RESTE TE VII ,, I® — VII 4—4b — 2A 5, De per ee A ee OLE — — SSL LEIDEN ee RN 0) — — NE TEEN KL Esel) = — > nujanten ne ee LS E — Eesalmlanta hen nr een ae _ —— IT ETE A VE N 3 = = ESCHE. RE ee ee 200 —_ —— 254 Register. Seite Aphanaia 199 Atomodesma . 213 Avicula . 31, 225 Avicula aculeata 16 » aemiliana n. SP. — » BES 6 242 » arduennensis . = » bodana . = » _ Boenigki = » clathrata = » concentrica = » cometula iR: 185 » crenato-lamellosa (s. str ) 227 Anm. » dillensis n. SP. 3 —— » Eberti n. sp. rn » fenestrata . = ?» Goldfussi . 58 » Grewingki 45, 240 » Halli 246 » ibergensis . — » Imostranzewi . 45, 240 » intermedia 21 » Justi n. Sp. = » Kerfornei . 57, 238 » laevicostata e = » laevis „ 153, 245 » lamellosa . Sr = » lepida var. famenmiensis . — » Mitchelli 245 » Mariae n. sp. = » normata 242 » oblonga =; » palliata 242 » pseudolaevis . 164° » » , var. — » quadrata . = » reticulata . = » » mut. nov. praecursor = » rigomagensis n. SP. = pP» Saturni 58 » scala AL 242 » Schencki n. Sp. . - == ?» semiglobosa 97 » Theta 245 [452] Figur 1 6—6b 10 - 10b 10, 10a 9—9d 9 1 11—11d 3 ıl 5 4—4c 2 12—12d S 13 —15b 5—5e 3—3A 7 4—4b S 2 S, Sa [453] ? Avicula trapeziformis » trevirana n. SP. » troglodytes . er tumida » Wurmi » Winteri n. np. » nD. SP. Aviculopeeten. (Pierinopecten und Orbi- pecten siehe unten) » aequnlateralıs . » antiquus » aqwisgramensis n. SP. - » convezxus » duplicatus . » exacutus » Fasciculatus » Fossulosus . » gracils » glei » linteatus sp., Belgien . » Neptuni » Oceani . » pelmensis n. SP. » perovalıs » polytrichus » Pprumiensis n. Sp. » radiatus » rechcosta . » reticulatus » Schulzi n. Sp. » (2) striolatus . » Vertummus » n. SP. - Aucella Babinka Byssopteria Byssopteria radiata » semiplana Cardium dimidiatum . Cardiomorpha mytiloides Crenatula Crenipecten Cypricardites Cyrtodonta Oyrtodonta Beyrichi 14, 224 20 16 256 Register. Seite Tafel Oyrtodonta deelivissp2 a er _ IV » orbieularis n. Sp. » 2» 2... —— IN » JUAIBOLO ee: 187 = Cyrtodontopsis . . . EN 125 == Oyrtodontopsis Halfari nlehaes) Eee 1297 _ » Kayser D2SDa sr bee -- XII » JOREEUNSOTBOERSPE = XII —_ XIV » GUOTZANCONOSPIE — XIV Dahlan cr et RE ee S 249 —_ Dimyamarıı ee a en Ale Ne a 209 — Dimyodonwarzn su. 0% men) a ln side 210 — » TVUSSUHÜOTIS 210 — Dolichopterone a are: 101 — &DualInamm Mn Se ey 249 _ IKetenodesmı a 101 —_ Hopteriaep rue ko a ae 196 = Ruchasm as er 196 — Glypiodesmae ae Eau ee 101 —_ Goniophorella I. 7. 2. 2... nu. 2a: 249 — Gosseletarı rl... anal ae ee MOTEZST _ GTOSSCletaNON ER ee 239 XVI » RTUDRU TE I 5 a 8 a 8,0 — XU » CanGellatan: ee: — XIV » CONUTOLOe : — »0E — XIV » io EUlURe 0 5 her 124 — » dev once A233 — » dasanctan nn A: nee: 239 XVI » EISCHENSISGE ea nee are Me: 124 — » bERGENSESarn A ce _ XVII » (Omanorsn spe Een = XVI » microdon n. Sp. . . = XII » pseudalectryonia n. Sp. asiedenck) alle — » SChzOdONERSDImI = XII » securiformis . . re — XVI » trigona ana) Su eure: 121 XU » TOUR a 118 = » TUN COLE VS N BL: — Xu iinntest nn. u RE en 204 _ Hoernesia . . . Se FE 25 214 =- Hoernesia Joannis Ansiniae SH A ÄRE 214 VI » BUBGIOROSEM N TE De wel se Bes 214 = Hoplomytilus . . . a — Hoplomytilus crassus aan) een 160 — [455] Register. Kochia £ Kochia capuliformis » eximia Kralowna k Beamyalna. ER ee Leiomyalina antarctica (Zinkdruck) . Leiopteria Leptodesma . Leptynoconcha Liebea Limanomia Limatulina Limoptera . Limoptera bifida » cancellata . » gigantea » macroptera » normannia » orbicularis » rhenana n. Sp. » semiradiata n. SP. Loxopteria Loxopteria dispar . » laevis » rugosa . Lunulicardium Lyriopecten . Lyrodesma Lyropecten Matercula Maminka . So Meleagrina margaritifera Biswopteria, .' ...-.: ee: » longispina (Zinkdruck) Myalina . RER LE Myalina acuta 5 » Beushauseni n. sp. . » Beyrichi n. sp. . » bilsteinensis » » mut. nov. minor 2 calceolae n. Sp. . » carinata » chemungensis Abh. IX, 3. XVII VI v Figur 6—6f 2—2b 4 3—3C I. Le 1—3, 5—8 4—4h 3—3e 9, De 16, 16A 14—14b 3—4a 9— 10 u Juter Il, le 258 Register. Seite Tafel Ih alimalkeınenlumsEnas — XVI 3) Con TOtenNan a = XVII DL SS Rue 145 — » erassitesta sp. (Zinkdruck) . . . . 153 XVu DINO or oo — XVI u 2 RUNDER De. vo ec a 145 _ DE ET N oa —= Das antumescens) 2 WE — XV » JUSHONIESDN er 2 Re ee = XVu DE ERloChnannEn Spa — XVo DE re oe En — » IROCIIEnEISp. 0 ne RER Baal cl ee ke — XVII » loulamensisen Spa er: — XIV = XV » » var-alatalue um nee —— XV » kann wa 6 oe Ba 124 — DE mayeloides® Sn men. ee. 1156 — » ornata . ME = XVII » 2 ar, many (dee oe do — XVI » a OO 5 one oo 149 — WE 7:0 Te170 ers ar 242 — DEREN TISCH N Re ee —_ XVI » MRENaNOSDESD er: — XVI DBIS CCHRISE En ee er 242 — DE Be a 245 — » Soda Zınkaruck) ri Er 143 — D GREEN oe ne _ XVII » tenuistriata (Zinkdruck) . . .» .. 146 — DE EvUlhnamensisn asp: _ XVIL WNallnedomm 0 0 8 8 oo oo 000 8 162 — Myalmoptera. 2 2 nee 137 — Myalinoptera apna N. u... = XVII » CINE SE Eh a — XI » STRUOO COST, 137 — IMySsidialze mn NE rn ee 216 _ IM yılarea. Se lea ER ee le re 140 — Odeontoperna ger m. 2 men. 215 = OdontopennaB oe 215 — Onychiasar eo SEM. SW ned en en 73 — Orbipecten SIR En 27 — Orbipecten, allernons® 2 22er — XVII » OymbaloT ee er: 28 = » ROUND 6 6 00 ol ale = I _ 11 » lasbacNV SE — I [457] Register. Orbipecten hercynieus . Pachypteria Pachypteria nobilissima » vetusta Palaearca . Palaeopinna Palaeopinna gigantea . Panenka Paracardium . e Barsaeyclas. eu „0... Pecten (Pleuronectites) . ; Pecten (Pleuronectites) devonicus nov. Sp. . » » prolaevigatus noVv. nom. Pedum Pergamidia Perna vetusta Pernopecten . Plethomytilus Posidonia Posidonia Becheri . » consanguis . » glabra » hians » insidiosa » venusta a En » » var. noy. carintiaca . » » var. nov. eifeliensis » Mengensisı 2 .o%. Posidoniella (Ein p. 68 untergelaufener Druck- fehler: Posidonella sei hier berichtigt) ? Praelima . a A Praelucina . Praeostrea Prospondylus ; Prospondylus Liebeanus Pterinaea ne Pterinaea byssifera n. Sp. - » costata » costulata . » consimilis » chemungensis » dichotoma » expansa . » explanata le 260 Register. Pterinaea fascieulata . » Nabella » Follmanni n. sp. » laevis » » mut. nov. praecursor . » lodanensis n. SP. . » lineata B » ostreiformis n. SP. » ovalıs » Paillettei . » ? reticulata . » ® retroflexa . » Sancti Johannis? . » subcostata n. SP. - » ventricosa » n. Sp. Pterinella Pterinopecten Pterinopecten Calceolae » consolans . » dauniensis n. Sp. » ? eifeliensis n. SP. » mosellanus n. Sp. » Wulf n. sp. Pteronitella. Pteronites . Pteronites belgica » Bonnissenti . » Dalimieri » longialata » profunda Pteroperna Ptychopteria . Puella Besinal. .. Rhombopteria Rhynchopterus . Bi 212, 223 189 249 249 182, 1839 211 !) Hierher gehört u. a. die untersilurische A. patricia Barr. [0,2] ren | [9,0] oo) [459] Register. Rhynchopterus obesus (Avieula) Roemeria . N Sestra . Silurina . Slava Soror . Spanila Streblopteria a: Streblopteria laevigata . » 2... Sluha Sluzka . ? Synek Tenka . Tetinka Tiaraconcha Vertumnia Vevoda Vulsella . Seite 9311 78 249 249 251 249 249 11 il 249 249 250 249 249 251 232 250 2 261 Figur A.W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45/46. u ’ [43 Li, 217 Veröffentlichungen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit 7 bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Paul Parey hier, alle übrigen bei der Simon Schropp’schen Hoflandkartenhand- lung (J. H. Neumann) hier erschienen. I. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten. Im Maafsstabe von 1: 25000. (Fri Lieferung 1. Blatt Zorge, Benneckenstein, ne Ellrich, Nord- hausen”), Stolberg . . . 12 — » 2. » DButtstedt, Eekartsberga, Rosla, kodie Magdala, Tena?) 12 — » 3. >» Weorbis, Bleicherode, m Ndr.-Orschla, Gr.-Keula, für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen ... . 2 Mark. » » Doppelblatt der mit obigem 7 bez. Lieferungen 3 » ) DER » Denubrigengliieterungene 2.2.0: 4» Immenrode . . a » 4. » Sömmerda, re Stotteraheim, Nena Erfurt, Weimar . . BEL re 3 Ja RO RR » 3. >» Gröbzig, Zörbig, ee Sa RN » 6. » Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, Lauter- bach, Eimmersweiler, Hanweiler (darunter 3 * un blätter) RBB ANE DIET RR ae . 20 — » 7T.. » Gr.-Hemmersdorf, * Saarlouis, *Heusweiler, “Friedrichs. thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . . 18 — » 8 » Waldkappel, a Sontra, a Hönebach, Gerstungen . . . 12 — » 9. » Heringen, Kelbra nebst Blatt mit 2 Profilen durch das Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im Anhange, Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedtt 20 — » 10. » _Wincheringen, Saarburg, Beuren, Freudenburg, Perl, A A » 11. » + Linum, Cremmen, Nauen, Marwitz, Markau, Rohrbeck 12 — 2 a 1 » Naumburg, Stössen, Camburg, Osterfeld, Bürgel, EISEnBPLGI a URN ee a *) (Bereits in 2. Auflage). Lieferung 13. Blatt Langenberg, Grossenstein, Gera, Ronneburg . » » » » » 14. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 0. 36. 37. » t Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow . » Langenschwalbach, Platte, een Eltville, Wies- baden, Hochheim . . u er » Harzgerode, en] Leimbach, > Schmelz Wippa, Mansfeld © B R » Roda, Gangloft, ee Triptis, Pörmitz, Zeulenroda » _ Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . . . .. » Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Quer- furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg . . . - » + Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte und Bohr- register) + Wurst ae ee ee » Rödelheim, Frankfurt a. M., Se Sachsen- hausen . a » 7 Ketzin, Fahrland er, Potsdam, eh » Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (die beid. letzteren m. je 1 Profiltaf. u.1 geogn. Kärtch.) » Tennstedt, Gebesee, Gräfen-Tonna, Andisleben . » Mühlhausen, Körner, Ebeleben . . . a » r Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- ste A Hart- mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, A » Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Be Rudol- stadt, Orlamünde = Y » 7 Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Schönerlinde, Bernau, Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands- berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister) » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Merten Neustadt an der Heide, Sonneberg ö » Limburg, Eisenbach (nebst Tsgerstättenan Kettenbach {nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein f Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke, Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » Schillingen, Hermeskeil, Losheim, el Be Lebach ; » r Lindow, Gr.-Mutz, Kl. a wa Ba Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 7 Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, - Bamme, Garlitz, Tremmen. SE Bohrkarte und Bohrrerister)p Wr rer SU » Hersfeld, Friedewald, NR Eiterfeld, Geisa , Lengsteld . SR ee » Altenbreitungen, a Oberkatz (aebei 1 Profil- tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel ) Y Lieferung 38. Blatt F Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 39. » Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt (hierzu eine Illustration) EN N ER » 40. » Saalield, Ziegenrück, Probstzella, Liebengrün . » 41. » Marienberg, Rennerod, Selters, Westerburg, Mengers- kirchen, Montabaur, Girod, Hadamar . ae » 42. » 7 Tangermünde, Jerichow, Vieritz, Schernebeck, Weissewarthe, Gentbin, Schlagenthin. (Mit Bohr- karte und Bohrregister) . SEHE rg ne ae » 43. » rRehhof, Mewe, Münsterwalde, Marienwerder (Mit Bohrkarte und Bohrregister) ER » 44. » Coblenz, Ems, Schaumburg, Dachsenhausen, Rettert » 45. » Melsungen, Lichtenau, Altmorschen, Seifertshausen , Ludwigseck, Rotenburg . 2 » 47. » 7 Heilsberg, Gallingen, Wernegitten, Siegfriedswalde. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) Se » 48. » TParey, Parchen, Karow, Burg, Theessen, Ziesar. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) ER Mark 1. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Bd.I, Heft1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte und Profilen; von Dr. H. Eck . . » 2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von Prof. Dr. E. E. Schmid » 83. 6Geogn. Darstellung des Srommkohlenzöhireen al Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S., nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättchen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres » 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. L. Meyn Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Be lerakohlen. Galamarien mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holzschn.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. » 2. r Rüdersdorf und Umgegend. An geogn. nn erandlago agro- nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn. ale Karte; von Prof. Dr. A. Orth ; » 8. T Die Umgegend von Berlin. Augen! Erläuter. Zu ae agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten Berlins, nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. Dr. G. Berendt » 4. Die Fauna der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. Mark 3— Bd. Ill, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. I. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 2. + Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe.. A » 3. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen &eolog. Uebersichtskarte von Schleswig-Holstein; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Verf.; von Prof. Dr. @. Berendt » 4. Geogn.Darstellung desNiederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile etc.; von Bergrath A. Schütze & Bd. IV, Heft 1. Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, I. Gly- phostoma (Latistellata), nebst 7 an: von Prof. Dr. Clemens Schlüter . : NS » 2. Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von S Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von ©. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H. v. Dechen » 3. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln; von Dr. P. Friedrich = ° >» 4. Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen a von Dr. OÖ. Speyer nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A. v. Koenen Bd. V, Heft 1. Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer Ir 2. Beiträge zur fossilen Flora. III. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss » 3. t Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens von Dr. E. Laufer. Mit 1 Titelbilde, 1 an 2 Holzschnitten und einer Bodenkarte . . nt - » 4. Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens, nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe 37 Bd. VI, Heft 1. Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand- steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 lithogr. Tafeln ; von Dr. L. Beushausen on » 2. Die Trias am Nordrande der Eifel zwischen Commern, Zülpich und dem Roerthale. Von Max Blancken- horn. Mit 1 en a 1 Profil- und 1 Petrefakten-Tafell . . ae he (Fortsetzung auf dem Umschlage!) Mark 10 14 — 24 — u a 5 2 SE A a EZ er Bd. VII, Heft 1. Bd. VI; Heft 3. Die Fauna des samländischen Tertiärs, Von Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung’ 1: Vertebrata, Lieferung Il: Crustacea und Vermes. Lieferung VI: Eehinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text- tafeln, Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln Die Fauna des samländischen Pertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung 1V: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf. Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Von Dr. Felix Wahnschaffe. Mit einer Karte in Bunt- druck und 8 Zinkographien im Text. & Tertiärs und ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- ergebnissen dieser Gegend, von Prof. Dr. G. Berendt. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text Untersuchungen über den inneren Ban westfälischer Carbon-Pflanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu Tafel I—-VI. — Beiträge zur.fossilen- Flora. IV. Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. I. Die Gruppe der Fayularien, übersichtlich zusammengestellt von. Prof. Dr. Ch. E. Weiss.: Hierzu Tafel VII—-XV Mark 19 — . Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch- Eoinerkchen (1—9).. — Aus der Anatomie lebender Pteridophyten und von Cycas revolnta.. Vergleichsmaterial für das pbytopalaeontelogische Studium der Pflanzen -Arten älterer Formatioren. Von Dr. H. Potonie. Hierzu Tafel XVI-XXI (6). Re Beiträge zur Kenntniss der Gattung Lopilate Von Prof. Dr. W..Brauce: in EST UIESDEIE ER Hierzu ein Atlas mit Tafel I—VIIl ..T (Siehe unter IV. No.8.) : 2. Ueber die geognostischen Verhältnisse der re ‘von Dörnten nördlich Goslar, mit besonderer Bei 2 ‘ rüeksiehtigung ‘der Fauna des oberen: Lias. ‘ Von: Dr. August Denckmann in An, ‚ Hierzu ein 3 Ale Atlas mit Aalen N . Geologie der Umgegend von Haiger bei Dillenburg (Nassau). Nebst einem palaeontologischen Anhang, Von Dr. Fritz Freeh. Hierzu 1 Karte und 2 Petrefaeten-Tafeln r 3 . Anthozoen des rheinischen Mittel. rn Von Dr. 3 Clemens Sehlüter. Mit 16 lithographirten Tafeln . . Die Echiniden des Nord- und Mitteldeutschen Oligoeäns.. Von Dr. Theodor. Ebert in Berlin. Hierzu ein Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafell . . ... = dem handschriftlichen Nachlasse ‘des Verfassers be- arbeitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Taf. . Die devonischen Avienliden Deutschlands. Ein Beitrag zur. Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 5 Tabellen, ‘23 Text- bilder und ein. Atlas mit en Tafeln ? 10 R ‚Caspary: Einige fossile Hölzer Preussens. Naeh 42 10—.. RO Bd. X, Heft. Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Lieferung I: Lieferung II: Mark Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Molluskn- Strombidae — Muricidae — Buceinidae. Nebst Vorwort und 23 Tafeln . ... . ri » 2. Das Norddeutsche Unter-Oligoeän und seine Mollusken- er Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Conidae — Volutidae — Cypraeidae, Nebst 16 Tafeln ... . . En ee Neue Folge (Fortsetzung dieser Abhandlungen in einzelnen Heften). Heft 1. Unterharzes. Von E. Bazım. Mit 13 Steindruck- und 11 Licht- drucktafeln °. . .. ER re. Heft 3. Die Foraminiferen der Auer Kreide. NaK tenaz Beissel.- = Hierzu ein Atlas mit 16 Tafeln . . .. 3 ae It. Jahrbuch der Kai und Bergakademie. Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie fü das Jahr 1830. Mit geogn. Karten, Proßlen etc. ...... Dasselbe für die Jahre rs Mit del: re Profilen ete. 8 Bände, Band. . . . BAR. ee 20 IV. Sonstige Karten und Schriften: 1. Höhenschiehtenkarte des Harzgebirges, im Maafsstabe von 1: ‚100000 2. Geologische Uebersichtskarte des Harzgebirges, im Maafsstabe on 1:100000; zusammengestellt von Dr. K. A. Lossen .„ . . 3. Aus der Flora der Steinkohlenformation (20 Taf. Abbild. d. wichtigsten Steinkohlenpflanzen m. kurzer Beschreibung); von Prof.Dr.Ch.E.Weiss 4. Dr. Ludewig Meyn. Lebensabriss und Schriftenverzeichniss desselben; von Prof.Dr.G.Berendt. Mit einem Lichtdruckbildniss von L. Meyı 5. Geologische Karte der Umgegend von Thale, bearb. von E. A. L und-W. Dames. Maafsstab 1:25000 ... 2... . 6. Geologische Karte der Stadt Berlin im Maafsstabe 1: 15000, ge log, aufgenommen unter Benutzung der K. A, Lossen’ ‚schen. bar Karte der Stadt Berlin durch G. Berendt.. . . 7. Geognostisch-agronomische Farben-Erklärung für die K r der Umgegend von Berlin, von Prof, Dr. 8: Berendt stabe 1:100000, in 2 Blättern. Hördukgezeben: von gr Preuss. geolog. Landesanstalt. Hierzu als »Bd. VIII, Heft le vorstehend genannten Abhandlungen: Geognostische Beschreib ‚der Umgegend von Berlin, von G. Berendt und W. Dames Mitwirkung von F.Klockmann 2,32... A.W, Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreibers Die Fauna des Hauptquarzits und der Zorger Schiefer de Br Preuss. geolog. Landesanstalt: = mpazı E ® ge ee CT ER EN Wit RER al 4 Iris le ge ir BEN BRUCH ne I Fi 5 ER x s von Preussen und den 'Thüringischen Staaten. || n N Br Abhandlungen zur veologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. BERLIN. Im Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1892. Durchschnitt durch eine zerdrückte und zum Theile gefaltete, untermiocäne Mergelbank : Frankfurter Hafen, deren Trümmer wieder durch Kalkspath verkittet worden sind. Nach einer Photographie von Hsxmann Maas in Frankfurt a,M. Die Tertiär- und Diluvial-Bildungen des Untermainthales, der Wetterau und des Südabhanges des Taunus von Dr. Friedrich Kinkelin Dozent der Geologie am Senckenbergianum in Frankfurt a/M. Mit zwei geologischen Uebersichtskärtehen und 12 Abbildungen im Text. nn nn Herausgegeben von der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt. IANANANNANAINIIANANIIANIIIIINANANANINTININaNNNN BERLIN. Im Vertrieb bei der Simon Schropp’schen Hof- Landkartenhandlung. (J. H. Neumann.) 1592. Tektonischer Veberblick. Das Gebiet, welches sich längs des Südrandes des Taunus erstreckt und dann östlich bis an den Nordwestrand des vorderen Spessarts sich ausdehnt, und dessen tertiäre und diluviale Schichten- gebilde im Nachfolgenden eine zusammenfassende Behandlung und in engerem Rahmen auch eine kartographische Darstellung er- fahren sollen, ist in seinem nördlichen und östlichen Theile schon von R. LupwiıG !) und besonders in seinem westlichen, südlichen und südwestlichen Theile von C. KocH ?) beschrieben worden. Die mannigfaltigen Aufschlüsse der letzten Jahre und meine Begehung der Landschaft haben vielfach zu einer anderen Be- stimmung des Alters und zu einer anderen Vorstellung über die Entstehungsweise unserer tertiären und diluvialen Ablagerungen geführt. Den grösseren Umfang dieser Darlegung habe ich dem tek- tonischen Ueberblick über die oben bezeichnete Landschaft ein- geräumt. Es hat sich mehr und mehr herausgestellt, dass diese Landschaft eine vielfach gestörte ist, dass einzelne Theile der- selben gegen einander verschoben sind, dass solche Verschiebungen von verschiedenem Betrage sind und zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben. Je mehr Mittheilungen uns über die dem 1) Geologische Specialkarte des Grossherzogthum Hessen, Section Friedberg und Section Offenbach. 2) Erläuterungen zur geolog. Specialkarte von Preussen ete. Blätter Frankfurt, Sachsenhausen, Rödelheim, Schwanheim, Königstein, Hochheim, Wiesbaden, Elt- ville. (Im Nachstehenden abgekürzt durch »Frankfurt«, »Sachsenhausen«, »Rödel- heim« etec.). Abh. IX, 4. 1 9 Tektonischer Ueberblick. [46 2] Auge sonst entzogenen Schichtenstufen werden, desto mehr über- zeugen wir uns davon, dass diese Landschaft ein in mehr oder weniger grosse Stücke zerbrochener Theil der Erdoberfläche ist. Ich habe einzelne grössere Schollen zusammenfassend behandelt, wenn auch solche wieder als von Störungslinien durchsetzt erkannt wurden; ich habe also gewissen Störungslinien eine grössere Be- deutung beigemessen als anderen. Es sind nicht alle Störungen, die erkannt sind, in den Kärtchen eingezeichnet, zum Theil, weil es noch mehrfach an ausreichenden Anhaltspunkten fehlt, die Richtung derselben sicher zu bestimmen, dann aber auch, weil zwischen der Herstellung der Kärtchen und der schliesslichen Fertigstellung des Manuscriptes reichlich 3 Jahre liegen, während welcher Zeit neue Aufschlüsse die Einsicht in den geologischen Bau unserer Landschaft nicht unwesentlich gemehrt und frühere Vorstellungen berichtigt haben. Die Hauptschollen, in welche die Landschaft zerfällt, sind folgende: Scholle Luisa-Flörsheim, | Rupelthonstreifen zwischen Flörsheim und Breekenheim, Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt, Scholle Hanau-Seligenstadt, Unteres Niddathal, Mittlere Wetterau, Scholle Flörsheim-Igstadt, Scholle Igstadt — Schierstein-W alluf, Xheingau westlich von Nieder Walluf—Budenheim. [463] Aufsehlüsse längs des Mains. 3 Aufschlüsse längs des Mains von Frankfurt bis zum Basalt am Ende des Untercanals bei Niederrad. Es war in den ersten Tagen des Jahres 1884, dass die ersten Spatenstiche zum Zwecke der nun längst vollendeten Canalisirung des Mains geschahen. Hierbei erfolgte die Ausräumung von fünf ca. 8” tiefen, ca. 12” breiten und etwa 100” langen Schleusen- kammern mit ebensovielen, an dieselben sich anschliessenden Ober- und Untercanälen. Die Schleusenkammern, je mit einem Nadelwehr, befinden sich alle auf der linken Mainseite und zwar bei Niederrad unterhalb Frankfurts, bei Höchst gegenüber Nied, bei Kelsterbach gegenüber Okriftel, bei Raunheim schräg gegen- über Flörsheim und endlich oberhalb Kostheim schräg gegenüber Hochheim. Diese Aufschlüsse förderten die Geologie hiesiger Gegend be- sonders in zweierlei Beziehung: 1. wurde ein bisher kaum gekanntes Schichtenglied, das Ober- pliocän, blossgelegt, 2. liessen jene Aufschlüsse Störungen verschiedenen Alters, welche den Schichtenbau durchsetzen, erkennen. Kaum eine jener Baugruben hat nicht bisher Unbekanntes und geologisch Interessantes zu Tage gebracht oder die bisherige Anschauung über den Schichtenbau berichtigt. Zu obigen Baugruben kamen in den letzten 8—9 Jahren noch manche andere Gelegenheiten, welchedazu angethan waren, nichtallein die Ausdehnung jener Störungen und die Ausbreitung der verschie- denen tertiären und diluvialen Schichten klarzulegen, sondern auch Momente vor Augen zu führen, welche für die geologische Tektonik unserer Gegend von wesentlichem Einflusse waren und sind. In ersterem Sinne ist vorerst die Ausräumung der ca. 115” langen, 1” 4 Aufschlüsse längs des Mains. - [464] 37" breiten und 9” tiefen Klärbeckenbaugrube unterhalb Nieder- rad, woselbst die Abwasser Frankfurts ihre festen Bestandtheile zum Absatz bringen sollen, zu nennen. Hiezu kommen noch zahlreiche Anschnitte, Schächte, Bohrlöcher. Besonders die zahl- reichen Bohrlöcher im Frankfurter Stadtwald zur Erforschung des Terrains, welchem Grundwasser für Frankfurt entnommen wird, zeigen die südliche Ausbreitung des oberpliocänen Schichten- complexes, und speciell durch die Bohrlöcher « und N wurde die Kenntniss über die Vorgänge während der Oberpliocänzeit unserer Gegend wesentlich vermehrt. In Bezug auf die Druckkräfte, welchen die Tertiärschichten ausgesetzt waren, und auf die Wirkung derselben bot die grosse Baugrube des Frankfurter Hafens interessante Profile dar. In einer kurzen Recapitulation gehen wir von Frankfurt aus und verfolgen vorerst eine Ost-West-Richtung. Hafenbau. — Im Hafenbau zeigten sich die untermiocänen Letten durchzogen von parallelen Mergelbänken verschiedener Stärke. Die Letten und Mergelbänke erschienen in Wellenlinien!) gelegt, Mulden und Sättel darstellend, und zwar nichtallein von Ost nach West, sondern auch von Nord nach Süd. Meinen Bericht über die Hafen- baugrube aus dem Jahre 1885 ergänzend, theile ich im Folgenden . Verhältnisse mit, die erst nach Abfassung jenes Berichtes beob- achtet wurden, oder die sich erst bei der weiteren Ausschachtung mehr klärten. Was in erster Linie den Schichtenbau angeht, so zeigte ein in nordsüdlicher Richtung in den Mergelschichten ausgegrabener Gang, von dem dann nach Ost und West weiter ausgeräumt wurde, dass auch in der Richtung von Nord nach Süd sich ein welliger Verlauf der Schichten darbot, dass derselbe jedoch wesentlich flacher war. Quer durch die Baugrube, ungefähr °/; derselben einnehmend, lief eine flache Mulde, die sich gegen dasProfil der südlichen Quaimauer wieder zu einem Sattel heraufbog. — Von stratigraphischer Bedeutung !) Vergl. die Tafel im Senck. Ber. 1885, p. 177—199. Grosse Photographieen des Profils dieser Baugrube sind von ©. Börrcher in Frankfurt a'M. hergestellt und u.a. in der geologischen Landesanstalt in Berlin und im Senckenbergischen Museum zu Frankfurt aufgestellt. [465] Aufschlüsse längs des Mains. 5 ist ein Verhältniss, welches sich schon im Schichtenprofil!) ausspricht, auf das ich aber in meinem Berichte 1885 nicht aufmerksam ge- macht habe, da sich meine Vermuthung erst bei weiterer Aus- schachtung bestätigt hat. Es fanden sich die aus dem untermiocänen Letten Frankfurts wohlbekannten, meist grossen, laibartigen Sep- tarıen, deren innere Klüfte vielfach mit sehr hübschen, weingelben, spitzen Kalkspathrhomboödern bekleidet sind, nur in einer einzigen Schichtenlage. Ueber der 0,8—1,0" starken Mergelbank i, die im Querschnitt in Fig. 1 abgebildet ist, wurde nirgends eine solche Sep- tarıe beobachtet. Zwischen den Mergelbänken iundk, die ein schwarz- grauer Letten trennt, schieben sich gegen Westen ein paar dünne mergelige Bänke mit lettigen Zwischenschichten ein, wenn nicht Mergelbank i, die westlich nicht mehr erscheint, in diese Mergelbänke zerspalten ist. Die grossen Septarien stellen sich nun erst zwischen jenen dünnen Mergelbänken ko, kı, ka einerseits und der starken Mergelbank k andererseits ein; ihr Zug geht aber weiter westlich in die kalkig-sandige Schicht »cer«, die noch Septarien eingeschlossen enthält, über. Da nun die Schicht »cer« und die unmittelbar darunter- liegenden hellgrauen, glatten Letten in weiter Gegend durch die Vergesellschaftung ihrer Lebewelt als obere Üerithienschichten orientirt sind, so möchte wenigstens im Boden Frankfurts ein Gleiches auch von den grossen Septarien gelten, die dann fast denselben Horizont darstellen. Dies bestätigende Funde kenne ich aus der Lenaustrasse und der Unterlindau. Auch die starken Mergelbänke | und m erscheinen in ihrem Verlaufe als kalksandige Streifen zwischen den Lettenschichten. Die kalksandigen Schichten beobachtete ich übrigens in der Hafenbaugrube nur in den Schichten k, l und m. Dass der Gebirgsdruck, welcher die Mergel- und Lettenlager im Hafen in Mulden und Sättel gelegt hat, die dünneren Mergel- bänke durch zahlreiche Querrisse in Stücke theilte und die stärksten Mergelbänke, besonders Bank i und m, in Tausende von kantigen, grösseren und kleineren Trümmern zerdrückte, dies I) Senck. Ber. 1885, Tafel mit der Profilansicht der Nordseite der Hafen- baugrube.. 6 Aufsehlüsse längs des Mains. [466] beweist, dass derselbe diese Schichten erst erfasst hat, als die Mergelbänke längst verhärtet waren. Das Titelbild (Fig. 1))), welches den Querschnitt einer so geborstenen Mergelbank dar- stellt, zeigt nun aber, dass auch die Trümmer in Faltenlinien gelegt wurden, die um so steiler scheinen, je grösser der Wider- stand gegen den Druck war; auch in den zartesten Nieder- schlägen innerhalb dieser Bank kann man die Wirkung des Druckes durch den faltigen Verlauf der Schichtenfugen verfolgen, die z. B. durch Cyprislagen gegeben sind. Spätere Infiltrationen haben die Trümmer zu einer Breccie verkittet, die Fig. 1 darstellt. Dass die Mergelbänke schon längst verhärtet waren, ehe die Faltung derselben geschah, und dass die faltende Bewegung nicht alle Mergelbänke in gleichem Maasse erfasste, zeigte auch ein seltsames Fig. 2. Zwei auf einer Strecke von ca. 20% von einander getrennte Mergelbänke in der Hafenbaugrube in Frankfurt. Profil (Fig. 2): ca. 120” westlich von der Eisenbahnbrücke (jetzige Kaiser Wilhelmsbrücke) auf der linken Mainseite waren zwei un- mittelbar übereinander liegende Mergelbänke, deren Mächtigkeit je 0,4—0,5"” war, auf eine Strecke von ca. 20" von einander ge- trennt, so dass sie an den beiden Stellen, wo sie wieder unmittel- bar auf einander lagen, einen Winkel von ca. 2,50 bildeten. Der freie Zwischenraum war mit Wasser gefüllt. Es ist noch werth hervorzuheben, dass die Cerithienschicht mit ihrem unmittelbar liegenden hellgrauen, glatten Letten sich in 3 Schichten gliedern liess von oben nach unten: 1. sinterige kalkige Schicht mit zahlreichen Nestern von Po- tamides plicatus pustulatus (AL. BRAUN), !) Die beiden Hälften jenes Stückes der ca. 1 ® mächtigen, zertrümmerten Mergelbank sind im Senckenbergischen botanischen Garten in Frankfurt a/M. aufgestellt. [467] Aufschlüsse längs des Mains. 7 2. Thon wit demselben Fossil und mit T’ympanotomus co- nieus BOETTG., durch kleine Trümmer von Mytılus Faujasii BRoNGN. glitzernd, und glatter, hellgrauer Thon, reich an vorzüglich erhaltenen Hydrobia obtusa SANDB. und Paludina phasianella BoETTG. Aus diesen Lagen stammen auch die Skeletreste eines Vogels. Diese Horizontesind von hervorragender stratigraphischer Bedeu- tung ; speciell in Frankfurt stellen sie sich in dem Letten- und Mergel- complex im dortigen Untergrunde, in welchem vielfach mit Hy- drobien und mit Cypris erfüllte Schichten einander folgen, erst in tieferen Lagen ein und lassen so einen oberen und unteren Ho- rizont unterscheiden; den ersteren rechne ich noch zu den Hy- drobienschichten, den letzteren zu den oberen Cerithienschichten. Während die Schicht »cer« durch ihre Fauna unter den zahlreichen Schichten hervorragt, so bot die Bank ı insofern besonderes Interesse, als sie ziemlich reich an Pflanzen- resten war; es ist auch der Gesteinsbeschaftenheit nach höchst wahrscheinlich dieselbe Schicht, welche Lupwıe 1853 die zahl- reichen Pflanzenreste, Blätter und Früchte — letztere in Stein- kernen und Hohlabdrücken — lieferte, die er in Palaeontographica V, S. 132—151 beschrieben hat. Nach oben war im Hafenbauprofil noch eine Schichtenfolge be- sonders reich an Fossilien, nämlich die Letten über der Bank g, welche auf mehreren Schichtenfugen in grosser Menge die Skelette von Perca moguntina in allen Altersstufen zeigten; andere Fisch- © reste sind selten. Eine Schichtfolge wie im Hafen zeigt u. a. auch der Brunnen- schacht in der Eisfabrik an der Mainzer Landstrasse, ca. 1®” nordnordwestlich vom Hafen gelegen. Unter 1” Flugsand und 5” Kies und Sand folgten 22” Letten mit plattigen Lagen, dann 2" Fels, d.i. eine harte Mergelbank, unter dieser 10” Letten, auch von obiger Beschaffenheit, mit einer Felsschicht nach unten abgeschlossen. Nizza. — Ein vom Hafenbau etwa 1°" entferntes, ostwärts gelegenes Bohrloch von 50” Teufe oberhalb des Nizzagartens (Senck. Ber. 1885, S. 196—199) liess erkennen, dass im Mainthal 8 Aufschlüsse längs des Mains. [468] zwischen Frankfurt und Sachsenhausen die Oerithienschicht, ob- wohl sie in der Hafenbaugrube durch Faltenlegung der Tertiär- schichten an einer Stelle bis ca. 5,5 ” an die Oberfläche heraufstieg, eine grössere Tiefe als 50" unter Terrain einnimmt. Ausserdem boten die Bohrproben in den obersten Schichten eine Fauna, die man anderwärts wohl als obere, d.h. von Hydrobien ausschliesslich nur Hydrobia ventrosa enthaltende Hydrobienschichten bezeichnen würde, insofern in den obersten Schichten Hydrobia inflata ausblieb, und die Fauna abgesehen von Fischresten fast nur von Hydrobia ventrosa MONT. vertreten war. In der Hafenbaugrube sowohl, wie im Bohrloch Nizza er- kannte man auch, dass der untermiocäne Letten und nicht der Cyrenenmergel!) die Ursprungsstätte der Schwefelquellen (»Grind- brunnen« 2) ist; andere Thatsachen, deren noch in der Folge Er- wähnung geschieht, lassen solche Quellen in unserer Gegend fast als Erkennungsmittel des untermiocänen Lettens erscheinen. Schleusenkammer bei Niederrad. Von der Hafenbau- grube mainabwärts bot die ausgeräumte Schleusenkammer-Baugrube einen mindestens ebenso überraschenden Anblick (Senck. Ber. 1884, S. 219—229), wie die Hafenbaugrube, indem hier die Tertiär- letten gangartig von Kalksinterstöcken vertical durchsetzt waren °). Basalt am »Pol«. In gewisser Weise eine Bestätigung für die Deutung der Entstehungsgeschichte (Senck. Ber. 1884, S. 227) dieser Sinterstöcke lieferte eine Baugrube, die, unmittelbar an der Einmündung des Unterkanals der Niederräder Schleuse in den Main, am »Pol« angelegt, bestimmt war, die Sohle des Mains zu vertiefen. Es zeigte sich hier die letztere von grobbänkigem, ziemlich frischem Anamesit, der lithologisch ganz mit den übrigen Vorkommen bei Frankfurt und Hanau übereinstimmt, in 80—120 “ Breite durchzogen. Dieser Basalt verbindet wahrscheinlich den- jenigen der Luisa) mit der noch immer mächtig ausgebreiteten 1) »Rödelheim« p. 8. 2) »Ueber Grindbrunnen hiesiger Gegend«, Ber. d. Vereins f. Förderung des Verkehrslebens in Frankfurt a/M. 1886. 3) Grössere Photographieen dieser seltsamen Profile sind im Senckenbergischen Museum aufgehängt. *) Luisa ist die erste’ Station auf der Bahnstrecke Frankfurt-Darmstadt. [46 9] Scholle Luisa- Flörsheim. 9 Decke in Bockenheim ete. In ihm möchte auch das Widerlager zu erkennen sein, welches die westwärts gedrängten, durchfeuch- teten, plastischen Lietten staute und zwang, sich in Falten zu legen. Einfallen der Schichten bei Frankfurt. — Bevor wir in der Beschreibung der Tertiärschichten und der sie durchsetzenden Dislocationen in ostwestlicher Richtung weiter gehen, ist ein Ver- hältniss hervorzuheben, welches sich u. a. durch die Niveaus, in wel- chen die Cerithienschichten in Frankfurt gefunden wurden, zu erkennen gibt, dass nämlich die Schichten ein Einfallen nach dem Main zeigen, (Senck. Ber. 1885, S. 161—175), resp. dass die Tertiärschichten z. B. nördlich Frankfurts ein wesentlich höheres Niveau einnehmen, als innerhalb des engen Mainthales zwischen Frankfurt und Sachsen- hausen. Dasselbe ging auch aus der Uebereinstimmung der eigen- artigen Conchylienfauna der Schleusenkammer Niederrad (Senck. Ber. 1854, S. 230—236 und 258— 2830) einerseits und derjenigen des Avestein (Paläont. XXIV, S. 188— 198) andrerseits hervor. Die Cerithienschichten im Norden der Stadt liegen ca. 20” höher als in der Hafenbaugrube und die Pupenschicht vom Avestein liegt ca. 14” höher als diejenige in der Niederräder Schleuse. Die Wirbelthierfauna (Senck. Ber. 1884, S. 236— 244) aus der- selben bestimmtdurch ihre Uebereinstimmung mit der vonH. v. MEYER beschriebenen Weisenauer das Alter der Schleusenkammer-Schichten als dem unteren Untermiocän angehörig; dasselbe ergibt auch der Vergleich der Conchylien. Scholle Luisa-Flörsheim. Eine weitere Ueberraschung bot die nur 1,2%” vom Polbasalt westlich gelegene Baugrube des Klärbeckens. Unter der jüngsten Mainterrasse, welche auch die Lettenschichten des Hafens und der Schleusenkammer Niederrad deckt, lag ein grauer, glimmerhaltiger, kalkfreier, feiner Sand, dem ein Braunkohlenflötzchen eingebettet war. Dass diese totale Aenderung in den Tertiärschichten mit jenem den Main durchquerenden Basaltgang in Beziehung steht, d. h. dass demselben östlich die Untermiocänletten, westlich die 10 Scholle Luisa- Flörsheim. [470] eben beschriebenen eigenartigen Sande anliegen, machen auch die geologischen Verhältnisse im Osten von Luisa, zusammengehalten mit dem Profil des Bohrloches « (Senck. Ber. 1885, S. 202 ff.) zwischen Luisa und Oberforsthaus sehr wahrscheinlich. Das Alter jener grauen Klärbeckensande, denen auch weisse Quarzkiesel eingestreut waren, ergab sich aus einer ziemlich reichen Flora (Senck. Abh. XV, 1. Heft) in jenem Flötzchen. Diese Flora ist von oberpliocänem Alter, wenn sie auch das oberpliocäne Leit- fossil, die Pinus Cortesü BRONGN., nicht enthält, da sie mit nach- barlichen Floren (Mittlere Wetterau und Seligenstadt) zahlreiche Pflanzen gemein hat (Senck. Abh. XV, S. 41 u. 42), diesen Floren aber jene Föhre angehört. — Die Klärbeckenflora ist wohl die bisher reichste Oberpliocänflora und gibt daher über die klimatischen Verhältnisse, welche denjenigen der Diluvialzeit unmittelbar voraus- gehen, den sichersten Aufschluss. Vollkommener wurden die Pliocänablagerungen aus den zahl- reichen Bohrlöchern (Senck. Ber. 1885, S. 202—210) im Frank- furter Stadtwald — westlich von der Luisa bis nach Goldstein- Rauschen — bekannt. Hiernach wechsellagern jene grauen, von den hangenden, jungdiluvialen Sanden gut unterschiedenen Sande, welche im Korn etwas schwanken, mit kalkfreien T'honlagen von verschiedener Stärke, die jedoch keine fortlaufenden Schichten sind, sondern sich oft bald wieder auskeilen !). Diese Schichten sind in verschiedenen Niveaus von Braunkohlenstückchen durchschwärmt. Auf den Ursprung der Sande wies neben dem Glimmergehalt auch noch eine den obersten Pliocänschichten angehörige Kiesschicht im Brunnenschacht der chemischen Fabrik Griesheim hin, welche Geschiebe führte, die zweifellos Buntsandstein aus dem Spessart sind, sowie gerundete Lydittrümmer, die auf das Fichtel- gebirge hindeuten; ferner sind den Sanden mehrfach wenig ge- rundete weisse Quarzkiesel eingelagert, die schon im Klärbecken auffielen und um so zahlreicher auftreten, je näher die Lokalität dem Taunus liegt. 1) Ein grosses Schiehtenprofil, die stratigraphischen Verhältnisse des Frank- furter Stadtwaldes darstellend, ist im Tiefbauamt für das Senckenbergische Museum durch Herrn Hırm. Kruse hergestellt worden. [471] Scholle Luisa - Flörsheim. 11 Verfolgen wir nun weiter mainabwärts die einander folgenden Aufschlüsse. Wir werden Veranlassung haben, nochmals nach dem Luisabasalt zurückzukehren, um die Mächtigkeit des jung- tertiären Sandcomplexes festzustellen. Nied-Höchst. — Dasselbe Profil wie das Klärbecken bot auch die Schleuse Höchst, welche unmittelbar Nied gegenüber liest. Brunnengrabungen in Nied zeigten, dass diese Sande mit ihren Thoneinlagerungen auch auf die rechte Seite des Mains sich erstrecken. Auch in Nied, dann ın den Sanden unter der Mainsohle und der Baugrube des Nadelwehrs, besonders aber in denen der Schleusen-Baugrube, befindet sich ein kleines Flötzchen mit Früchten ete., welche mit den Pflanzenresten im Klärbecken über- einstimmen und im oberpliocänen Schichtencomplex wohl demselben Horizont angehören, wie dıe des Klärbeckens. Auch noch etwas weiter mainaufwärts auf der rechten Flussseite fand man in einem Brunnenschacht in der chemischen Fabrik ın Griesheim dieselben Schichten, deren wir vorhin schon bei dem Hinweis nach dem Spessart gedacht haben. In keinem dieser eben erwähnten Aufschlüsse wurde das liegende Untermiöcän erreicht; dasselbe gilt auch von einem neueren Bohrloch in der Gelatinefabrik des Herrn Dr. G. FıscHEr in Nied, das bis 283" unter Terrain niedergebracht wurde. Ich führe hier dieses Bohrprofil auf, da es einiges Besondere zeigt, was in der Folge bei Bohrlöchern mit ähnlicher Schichten- folge Anknüpfungspunkte liefern wird, und lasse darauf die Mit- theilung über dasjenige Bohrprofil folgen, welches sich auch erst kürzlich — im Sommer 1890 — gelegentlich der Herstellung eines Brunnenschachtes auf dem Terrrain der Höchster Farbwerke un- mittelbar am Mainufer ergab; auch hier, und zwar in 32" Teufe, erreichte man das liegende Untermiocän nicht. Bohrloch in der Gelatinefabrik in Nied links der Nidda und rechts des Mains, gegenüber der Höchster Schleuse), abs. Höhe ca. 91” über NN. Von oben nach unten folgten: 1) Siehe auch das Bohrprofil im Senck. Ber. 1884/85, S. 214, abs. Höhe dieselbe. 12 Scholle Luisa- Flörsheim. [472] Mächtigkeit Teufe 1) Gelbbrauner Lehm 2) Feiner Sand . 3) Brauner Thon ah 4) Brauner erdiger Sand mit groben Geröllen . 5) Hellgrauer sehr Kenesicher Sand & 6) Hellgrauer sandiger hen, mit Lignitfetzchen EN 7) Reiner grauer Sand 8) Brauner mooriger Thon . 9) Hellgrauer, ziemlich feiner, glimmeriger Sand mit zahl- reichen Lignitstücken. Die Probe enthält ein wenig ge- rundetes, ca. 2°” dickes Ba stück 10) Derselbe Sand ri, gerun- deten Quarzkieseln (max. 4°® Durchmesser) und Braun- kohlenflötzchen 11) Grauer Sand, etwas a als der vorherige 3 12) Fast glatter fetter Thon mit wenig sandiger Beimischung 13) Grober Quarzsand mit vielen Kieseln von Quarz und Bunt- sandstein; letzterer seltener (Durchmesser derKiesel höch- stens 6—7°%), denselben liegen auch Oonglomerate aus Sand mit kleineren weissen, fast kantigen Quarzkieseln (ganz wie im Oberpliocän von Bad Weilbach) bei. Die Schicht enthält auch Einlagerungen von hellgrauemsandigem Thon 14) Hellgrauer sandiger Thon . 4,0 m 0,5 m 0,3" 0,8 m 2,1 m 0,5" 2,1” 4,3 m 2,8” 0,8 m 5,8" 0,6" 3,4 m 4,0% 4,5" 4,8 m a Be - 9,6 m ) Tl 8,2 m 10,3” 14,6.” 17,4” 1320 | Or pliocän Im m 24,0” 24,6" 28,0% } | nicht durchbohrt. [473] Scholle Luisa- Flörsheim. 13 Das Bohrloch x im Gebiete der Höchster Farbwerke, welches von Herrn Oberingenieur Wach hergestellt wurde, hat an seiner Mündung die abs. Höhe 88"; die Mündung trifft noch in das Niveau des gestauten Mains. Mächtigkeit Teufe 1) GrobergelberKiesundSand 2,5 * 2,5 ”= ) Alluvium 2) Grober Kies und Schlamm 0,5 = 3,0 " und 3) Grober Sand mit etwas Kies 2,0 " 5,0 = ) Diluvium 4) Gelber Kies und Sand . 2,75% W”N 5) Feiner gelberKiesmitLignit 1,40% 9,15” 6) FeinergrauerKiesund Sand 2,65” 11,80 ” 7) Feiner grauer schlichiger Sand, enthaltend eine Nuss von Juglans cinerea fossilis!) GemrBung Rınk 2 232.,%202773,00% 8) Feiner grauerKiesundSand 0,60" 13,60” 9) Hellblauer fester Letten . 0,40” 14,00 ® Ober 10) Feiner grünlich weisser [Sander en en 2 4,50:2018,902 11) Grober grauer Kies und pliocän —. Sand mit Geröllen von Quarz und Buntsandstein 2,50” 21,00 " 12) Fester blauer Letten 3,102 13) Blauer, etwas sandiger IBelteng 202, 20....22,950098.902 14) Grober weisser Sand . . 1,00” 29,50” 15) Eester blauer Leiten . . 2,75% 3225, Etwa 700” mainabwärts von dem eben beschriebenen Bohrloch und ca. 330% vom Mainufer entfernt, links von und unmittelbar an der Mainzer Landstrasse nach Sindlingen bei einem noch zu den Höchster Farbwerken gehörigen Gebäude gelegen (Arbeiter- Schlafsäle), in 92” über NN., wurde von Herrn Oberingenieur J. Wach ein zweites Bohrloch 5 zum Zwecke der Herstellung eines Brunnens niedergebracht. Von oben nach unten folgen sich: 1) Juglans tephrodes Uxcer. 14 Scholle Luisa - Flörsheim. [474] ‚ Mächtigkeit Teufe 1), Tüehmigerssande 22 sr Laer 2) Bräunlicher Sand mit kan- Alluvium tigen und gröberen Ge- und schieben von Buntsandstein, Diluvium ydit und’Quarz..2 2.2. 210,027 ae 3) Reiner Quarzsand mit grösse- \ ren edlen von Quarz ama / On gebleichteın Buntsandstein. 3,5" 15,00” ) Dr 4) Dunkelschmutziggrüner fet- \ ter „Betten eu... 2.03 172 502 5) Kalksintersand mit grösseren Kalksinterknollen, ganz wie in der Niederräder Schleusen- kammer. . une 0 2a bNzünlicher heiten 7.2. 042771950 Var 7) Sandiger Sinter mit verhär- Nez tetem Mergel, Cypris- und Helix-Trümmer enthaltend 1,7” 21,20” 8) Bläulich grauer Leiten. . 0,8” 22,00 ” Zwischen den letzten beiden Bohrlöchern geht somit eine Schichtenstörung durch, da die Oberkante des Miocän im Bohrloch 5 mindestens 16" höher liegt, als in dem wenig mainaufwärts lie- genden Bohrloch a. Die Frage, in welcher Richtung diese Dislocation streicht, scheint ziemlich sicher durch einen Aufschluss gegeben, der gelegentlich einer Bohrung gewonnen wurde, welche die Stadt Höchst nordöstlich von Sindlingen, etwa 1/,*® von diesem Dorf, an der Höchst-Sindlinger Landstrasse ausführen lies. Es hat dieses Bohrloch die Bezeichnung VI erhalten. Es folgten sich von oben nach unten: - Teufe 1) Grober Kies mit wenig gerundeten Maingeschieben ». . u. 2. m 2230n0l0En Grenze unsicher [475] Scholle Luisa- Flörsheim. 15 Teufe 2) Weisslicher Sand mit weissen kantigen Quarzstücken (enthält das Fragment einer Braunkohlenfrucht) . . . . . 10,00» 3) Etwas sandiger hellgrauer, von bräun- lichen Streifen durchsetzter Thon. . 12,00” 4) Wenig schlichiger Quarzsand . . . 14,60% 5) Heller Quarzsand mit gröberen kantigen Quaxzstuckens sn 2.09 , 3028 12.820 22.28,16:80% 6) Hellgrauer gleichförmiger Thon . . 21,50” nicht durchbohrt. Hiernach ist in diesem Bohrloch das Alluvium und Diluvium wie im Bohrloch « mächtiger als 6”; die Schichtenfolge entspricht überhaupt derjenigen im Bohrloch a. Das Fragment einer Braun- kohlenfrucht zeigt, dass Bohrloch VI noch innerhalb des Höchst- Raunheimer oberpliocänen Flötzchens liegt, dass somit die Schichten von Bohrloch VI den obersten Partien des oberpliocänen Schichtencomplexes zugehören. Das Untermiocän ist also nicht er- reicht und würde erst in grosser Tiefe angetroffen werden. Die Gebirgsstörung, von welcher bald die Rede sein wird, welche durch das Gegenüber von Altalluvium und Mitteldiluvium an den beiden Ufern von Flörsheim sich kundgibt, und welcher auf der Strecke zwischen Höchst und Flörsheim der Main in seinem WSW.— ONO.-Lauf zu folgen scheint, hat in dem Befund obiger drei benachbarten Bohrlöcher eine Bestätigung erfahren. Kelsterbach. — In der nächsten Schleuse, unterhalb Kelster- bach gelegen, erreichte man die jungtertiären oder prädiluvialen Sande nicht; dagegen waren dort diluviale Sande und Geröll- schichten in 25” Mächtigkeit angeschnitten, gleichsam der Quer- schnitt eines früheren, von Gross-Ostheim oberhalb Aschaffenburg fast rein ostwestlich gerichteten Mainlaufes, auf dessen Ablagerungen eben der südlich des Mains so sehr ausgedehnte Waldcomplex zwischen Sachsenhausen und Sprendlingen steht. Uebrigens liess das Nivean, bis zu welchem diese Diluvialterrasse herabreicht, jene prä- diluvialen Sande und Thone auch noch nicht erwarten. 16 Scholle Luisa - Flörsheim. [476] Wenig östlich von Kelsterbach stiess man nämlich in einem Bohrloch auf das Oberpliocän erst in fast 31” Teufe!), so dass man also das Oberpliocän in der Kelsterbacher Schleuse wahrschein- lich erst erreicht haben würde, wenn dieselbe 9“ tiefer ausge- schachtet worden wäre. Raunheim. — Wenn auch in der Baugrube Raunheim dieselben Schichten wie in der Schleuse Höchst ausgehoben wurden, und das Braunkohlenflötzchen nur Stammstücke enthielt, so ge- winnen die Verhältnisse hier doch erhöhtes Interesse — einmal durch die Nähe von Bad Weilbach, sodann durch die Nähe des Flörsheimer älteren Tertiärs. Durch das Profil im Bruch von Bad Weilbach und durch die lithologische Uebereinstimmung von daselbst auftretenden Schichten mit denjenigen der Raunheimer Schleuse sind die hier vorgefundenen prädiluvialen Sand- und Thonschichten als postmiocän erkannt und als pliocän bezeichnet worden (Senck. Ber. 1885, S. 215—223); die nähere Altersbestimmung erfuhren sie dann durch die im Klär- becken und in der llöchster Schleuse aufgefundenen Früchte. Verwerfungen. — Es sind schon durch die Diluvial- und Alluvialbildungen, die, nur vom Main getrennt, einander un- mittelbar gegenüberliegen und zwar in fast völlig gleicher absoluter Höhe, Schichtenstörungen angezeigt: Links begleitet den Main die schon erwähnte jüngste Mainterrasse, die von Aulehm bedeckt ist, rechts aber liegt eine Geröllterrasse (Klephas primigenius-Stufe), in welcher schon mehrfach ausgestorbene Thiere gefunden worden sind, und welche von Löss bedeckt ist. Zwischen den oben mitgetheilten Bohrlöchern im Gebiete der. Höchster Farbwerke, deren Kenntniss ich der gefälligen Mittheilung des Herrn WAcH danke, scheint diese Verwerfung in nordöstlicher Richtung durchzuziehen. Es sind Anzeichen vorhanden, dass auch südlich von Raun- heim eine Schichtenstörung verläuft, über welche hinaus die plio- I) Senck. Ber. 1389, S. 147, Anm. [477] Scholle Luisa- Flörsheim. I cänen Schichten nicht weiter südlich fortsetzen. Da ist zuerst zu nennen eine Schwefelquelle östlich von der Station Raunheim, so- dann aber die durch Herrn Stadtbaurath LinpDLeY mir mitgetheilte Thatsache, dass der Kalkgehalt des Wassers südlich von Raun- heim bedeutend zunimmt. Das Nächstliegende ist, hier eine unter den jungen Flussgeschieben befindliche Fortsetzung der unter- miocänen Schichten nach Norden zu vermuthen, welche 7*® südlich bei Bauschheim gleich einer Insel innerhalb der Rheinthalsenke aus den jüngeren Anschwemmungen als Kalk hervorragen; hier- durch würde sich ungefähr eine südliche Grenze des oberpliocänen Beckens Luisa-Flörsheim zu erkennen geben. Die Baugrube der Schleuse Kostheim erreichte kein Tertiär, sondern lag in einer jüngeren Flussterrasse. Liegendes der Pliocänschichten. Ueber das Liegende der oberpliocänen Sande und Thone hat zuerst das Bohrloch « in der Nähe des Luisabasaltes Aufschluss gegeben. In 30” unter Tag war man, nachdem 17,1” Pliocän durchbohrt war, auf Basalt gestossen, den Herr Prof. RosENBUSCH für identisch mit dem Luisabasalt erklärt hat. Weiter westlich traf man in keinem der zahlreichen Bohrlöcher, obwohl z. B. eines bis 60" unter Terrain reichte, und man darin 44,3" Pliocänschichten durch- sunken hatte, auf Basalt. Es war für die Geologie hiesiger Gegend von Werth, den Betrag der pliocänen Senkung festzustellen resp. das zu erwartende Untermiocän unter dem Öberpliocän und seine Tiefenlage nach- zuweisen. Aus einem zu Ende 1887 niedergebrachten Bohrloch, dem westlichsten der langen Reihe, welches etwa 4°” von Luisa entfernt ist, scheint sich dies mit ziemlicher Sicherheit zu er- geben. Dieses Bohrloch N ist angesetzt in 100,55” abs. Höhe und reichte anfänglich bis 10,25” über Normalnull. Unter einem 10,9”. starken Diluvialsand etc. folgte, wie in allen Bohrlöchern im Stadt- wald, das Pliocän, welches in wechsellagernden hellgrauen Sanden und Thonen besteht. Besonders ist herauszuheben, dass Abh. IX, 4. 2 18 Scholle Luisa- Flörsheim. [478] Mächtigkeit Teufe in Schicht 15) wenig schlichiger Quarz- sand mit zahlreichen lig- nitischen Braunkohlen- stückchen lag . . . . 1,60% 58,78—-60,38= > » 22) grober Quarzsand, mitsehr wenigen kleinen Geröllen (Durchm. höchstens 1°”) von Lydit und Quarz . 1,50” 74,0 — 75,50% » » 23) grauer schlichiger Quarz- sand mit Braunkohle, 1,877. 79,9 rar » » 25) Sand mit groben Geröllen (zumeist von Quarz, selten von ausgelaugtem Bunt- sandstein). . . "....- ., 2,9802 7852 Sal. | » » 26) dunkelbrauner sandiger | Thon, der ganz von Bi- tumen durchtränkt war, auch lignitische Braun- | kohlenstückchen führte neben z. Th. sehr stark gerundeten Quarzkieseln 0,60% 81,10—81,70% » » 27) zweifacher Wechsel von fettem Thon und fein- sandigem Thon °. . . 7,45" 81.708913 Nun stiess man auf eine Sandschicht, in welcher mehr oder weniger gerundete, individualisirte Thonstücke eingelagert sind. Diese grünlichen Stücke schienen Verwitterungsrückstände eines feldspäthigen massigen Gesteines darzustellen; sie wurden nach der Tiefe etwas grösser, bis der Bohrer, auf festes Gestein treffend, nur mehr langsam vorwärts kam und nur zerstossenes, gepulvertes Material brachte. Erst bei Anwendung eines grösseren Meissels kam fester Fels aus dem Bohrloch, welches eine Tiefe von 90,3” erreicht hatte; es ist das Gestein ein feldspathreicher Basalt. Herr Prof. RosEngusch hatte wieder die Freundlichkeit, denselben zu [479] Scholle Luisa - Flörsheim. 19 untersuchen. »Nach eingehender Vergleichung der Präparate von 1885 (Bohrloch «) und 1888 (Bohrloch N) sind sie von dem- selben Gestein. Die Zusammensetzung und der Gang der Ver- witterung sind in beiden identisch, die zierliche Intersertalstructur in jedem Detail die gleiche«. Obige Schichtenfolge erinnert besonders in den tieferen Schichten des Pliocäns unmittelbar an diejenige im Bohrloche «, die ich zum Vergleiche kurz recapitulire (Senck. Ber. 1885 S. 202): h ; Mächtigkeit 7) Hellgrauer Letten mit dunklem bitu- mmosemwlieitenes 22 2. 1,85 ” 8) Dunkelgrauer bis schwarzer bitu- minöser Letten mit Braunkohle; Holz scheint stark ausgelaust, zerfasert, ist hellbraun, mehrfach auch lebhaft glänzend und schwarz; Früchte nicht vor- handen, Braunkohle in Trümmern in den Letten eingeknetet . . lo 9) Dunkelgrünlichgrauer Letten, an der Luft dunkler werdend, sehr feier ea: 5 10) Basaltfels, dicht, grau etc.; die oberste Lage etwas thonig und (>) „18 m durch eine Menge gröberer Bröckchen wenig verwitterten Basaltes sandig . . . . . . nicht durchbohrt. Die Vergleichung der Schichten beider Bohrlöcher stellt sich also, wie folgt: Bohrloch « Bohrloch N Mächtigkeit Schichte Schichte Mächtigkeit 02 — ul UNS — 026 = Von a Ze — 7,43 % Basald — 107 —31u032 — Thon u. Basalt. Es scheint kein Zweifel, dass. wir bei der übereinstimmenden Folge und entsprechenden lithologischen Beschaffenheit auch gleich- I% [7 20 Scholle Luisa - Flörsheim. [480] alterige Gebilde vor uns haben, dass also die Pliocänschichten in der Tiefe durchgehen. Von den Resultaten, welche durch obige Bohrlöcher gefördert sind, hebe ich nur folgende hervor: Die bisher konstatirte Maxi- malmächtigkeit der Pliocänschichten beträgt nahezu 80 ”, was auch, soweit es sich aus Obigem ergiebt, ungefähr dem Betrag!) der Senkung der Pliocänschichten zwischen Luisa und Oberkante des Basaltes im Bohrloch N nahe steht. Dass die wahre Maxi- malmächtigkeit aber bedeutender ist, ergiebt sich schon daraus, dass, wenn auch älteres Diluvium die Pliocänsedimente bedeckt und dadurch geschützt hat, es wenig wahrscheinlich ist, dass dieselben bis zur Oberdiluvialzeit, aus der die hangenden Sande etc. des Pliocäns stammen, keine Einbusse erlitten haben; übrigens bekundet sich eine solche schon aus der welligen, unebenen OÖber- fläche der Pliocänschichten?), welche aus der absoluten Höhe der Oberkanten der Pliocänschichten in den zahlreichen Bohrlöchern im Stadtwald und Aufschlüssen längs des Mains sich ergiebt. Die Plioeänschichten ruhen fast. allenthalben auf Gebilden aus der Untermiocänzeit; für ein untermiocänes Gebilde hielt ich auch den Luisa-Basalt und machte ausserdem geltend, dass der Basalt im Bohrloch N einer Decke angehöre. Schon im Obigen sind Verhältnisse (Kalksinterstöcke in der Niederräder Schleuse) dargelegt, welche das Hervorbrechen von Basalt in der Frankfurter Gegend zum Schlusse der Untermiocän- zeit erkennen lassen. Hiefür dürfen auch die Lapilli, welche die Avesteinfauna begleiten, zum mindesten bezüglich des Avestein- basaltes herangezogen werden (Palaeontogr. XXIV, S. 188). Nach dem thatsächlich Festgestellten ist es das Wahrschein- lichste, dass die Basalte aus dem Bohrloche @ und N nicht allein aus derselben Zeit stammen, sondern dass sie auch mit einander in Verbindung stehen, also ein und demselben Lavastrom ange- hören. In diesem Falle bildete die Basaltdecke eine von Luisa nach Westen sich senkende schiefe Ebene, die also, am Besaltgange ı) Terrainkante Luisa -- Terrainoberkante Basalt im Bohrloch N = ca. 104 ® — 114m — 92,6", 2) Senck. Ber. 1885. S. 225. [481] Scholle Luisa- Flörsheim. 21 festgehalten, der sinkenden Scholle um so weiter nach unten folgte, je entfernter sie vom Gang ist. (Jahrbücher d. nassauischen Ver. f. Naturkunde Bd. 42, 1889 S. 110—120). Diese Annahme konnte nur durch eine Bohrung durch den Basalt mittelst Diamantbohrer sicher gestellt werden. Ich danke es nun dem lebhaften Interesse der städtischen Behörden, insbesondere dem ehemaligen Oberbürger- meister von Frankfurt, Herrn Dr. MIiQUEL und dem Herrn Stadt- Bauinspector FEINEIS, dass dieses für die Erkenntniss der Schicht- folge in unserer Gegend wichtige Bohrloch N fortgesetzt wurde. Dies ist in diesem Jahre 1891 zwischen 28. Februar und 18. April (mit einiger Unterbrechung) geschehen, und es ist nur dem Geschäftsgebahren des Bohrunternehmers DEHNHARDT in Burg- dorf (Hannover), zuzuschreiben, dass die Bohrung bis heute nicht Alles, was ich durch sie sicherzustellen erwartete, sicher eruirt hat. Was zuerst festzustellen war, ist durch das Herausschneiden eines 11,4” langen Basalt-Bohrkernes ermittelt worden. Es hat sich da- durch die oben geäusserte Vorstellung, dass der Basalt im Bohrloch N einer Decke und keinem Gang angehöre, erwiesen. Die Ansicht, dass diese Decke mit dem Basalt in Bohrloch « und dem von Luisa selbst, deren lithologische Uebereinstimmung durch die Untersuchung von Herrn Prof. ROSENBUSCH constatirt ist, in Zu- sammenhang stehe und zwar in dem oben dargelegten Zusammen- hang, darf auch als genügend erwiesen gelten. Was die Gesteinsbeschaffenheit des Basalts angeht, so fällt vor Allem seine Uebereinstimmung mit dem im Heyv’schen Bruch in Bockenheim und dem in den westlichen Brüchen des Steinheim- Dietesheimer Lagers anstehenden auf; der Basalt im Bohrloch N ist lichtgrau, fest, porös und in manchen Partien von Blasen durchsetzt und zeigt auf Klüften das weissliche Zersetzungsproduct, welches ich (Senck. Ber. 1883, S. 284) als Steinheimit beschrieben habe. Die Klüftigkeit bewirkte bei der Bohrung viel Hindernisse, sodass diese relativ langsam vorwärts schritt und eine stärkere Ab- nutzung der Diamanten und des Stahlkranzes veranlasste. Die längsten völlig zusammenhängenden Kerne sind 0,3” lang. Die Maximalleistung der Bohrung war bei fest zusammenhängenden Bohrkernen 2,61 = in 10 Stunden. Die Bohrkerne haben einen 22 Scholle Luisa - Flörsheim. [482] Durchmesser von 75"”®. Besonders blasig ist der an sich ziem- lich frische Anamesit in den unteren Partien; Blasenräume zeigt er aber schon in + 7,76” Höhe. Im untersten Bohrkerne sind die Blasenräume in die Länge gezogen; besonders die grösseren derselben bilden schwach geneigte Reihen. Mehrfach sieht man innerhalb dieser Hohlräume Drusen von feinen Feld- spathkryställchen. Merkwürdig ist die ganz ebene Unterfläche des letzten Bohrkernes. Die Lava scheint sich daher sehr dünn- flüssig unter Wasser auf der ganz ebenen sandigen Sohle des Beckens ausgebreitet zu haben. In 100.69 ” Teufe d. ı. in — 0,14” abs. Höhe liegt die Sohle des Basaltes. Unter derselben wurde nun noch folgendes Profil durchteuft: Mächtigkeit Teufe Feiner schlichiger grauer Sand mit Lignitfetzchen ....,.. 2.0. 92402722 0aalekz Reiner hellgrauer etwas grobkörniger Sand =..." ee oe. 2 u NS Grauer fetter Letten 2.2. 2 295.002 7055 Feiner etwas thoniger grünlich grauer Sand: ee en ae se alu een Fetter grünlich grauer Thon . . . 3,05” 117,65" nicht durchbohrt. So sicher ich den Nachweis einer Basaltdecke erwartete, so wenig dachte ich unter dem Basalt Ablagerungen zu treffen, die mit denen in seinem Hangenden völlig übereinstimmen. Die Uebereinstimmung der geologischen Gebilde in der Tiefe von Bohrloch N (von 91,48” Teufe an) mit denjenigen bei Eckenheim, die ich unten eingehend beschreiben werde, bedürfte nur des Nachweises von fossilführendem Untermiocän unter den vorbasal- tischen fossillosen Sanden und Thonen. Die Sande unter dem Basalte und über dem untermiocänen Oyprisletten bei Eckenheim habe ich (Senck. Ber. 1883, S. 265 ff. und 1885, S. 259 fi.) als Corbiculasande bezeichnet und diese entsprechend der Auffassung, dass der Basalt unserer Landschaft untermiocänes Alter habe, auch von untermiocänem Alter gehalten. In meiner Abhandlung » Bei- [483] Scholle Luisa- Flörsheim. 23 träge zur Geologie der Umgebung von Hanau« im Ber. d. Wetter. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 98 habe ich diese Sande von Ecken- heim als oberpliocäne Absätze bezeichnet. Hiermit sei also die Bezeichnung »Corbiculasande« für die Eckenheimer Sande, die ich als eine locale fluviatile Bildung aus dem Ende der Unter- miocänzeit gehalten hatte, eingezogen. In Bezug auf die über dem Basalt im Bohrloch N liegenden tiefsten Schichten möchte ich auf die oben in den Bohrregistern als Schicht 9—13 (Gelatinefabrik Nied) und als Schicht 11—15 (Farbwerk Höchst, Bohrloch am Main) aufgeführte Zusammen- setzung derselben hinweisen; sie scheinen .eine ähnliche Schicht- folge darzustellen. Von unten nach oben folgen auf das Liegende fettere Letten und darauf Sande mit groben Geröllen von Bunt- sandstein etc. Nördliche und östliche Grenze der Luisa-Flörs- heimer Scholle. — Die nördliche oder genauer nordwestliche Grenze der Luisa-Flörsheimer Senkungsscholle bildet zwischen Flörsheim und Höchst ungefähr der Main; weiter östlich, sehr wahrscheinlich schon in Höchst selbst, tritt sie auf die rechte Mainseite und läuft dann nördlich Nied und Griesheim!). Oest- lich endet sie wohl an dem »Pol« Basalt, welcher, am Ausgange des Unterkanales der Niederräder Schleuse gelegen, den Main durchquert, wahrscheinlich die nördliche Fortsetzung des Luisa- basaltganges ist und den letzteren mit der Spalte verbindet, aus welcher der Basalt in Bockenheim zum Ausfluss kam. Dass wirk- lich in der Richtung »Pol«-Bockenheim eine Störungslinie durch- geht, erkennt man nicht allein in den zu beiden Seiten des Pol- basaltes gelegenen Baugruben des Klärbeckens westlich und der Niederräder Schleuse ‚östlich, sondern auch aus den Profilen, 1) Eine Directive für die wahrscheinliche Fortsetzung dieser Störungslinie bot das Vorkommen einer Schwefelquelle, welche ganz nahe links der Land- strasse Nied-Bockenheim etwas vor dem Eintritt in den Nieder Wald hervorbricht und zweifellos aus Hydrobienletten stammt, der, nach dem Vorkommen in Bad Weilbach, Frankfurter Hafen ete. zu urtheilen, bis nahe an die Terrainober- fläche reicht und von Diluvium und höchstens noch von wenig mächtigem Ober- pliocän bedeckt ist. Eine Schwefelquelle bricht auch auf dem rechten Ufer der Nidda zunächst der Einmündung derselben in den Main hervor. 24 Scholle Luisa- Flörsheim. [484] welche die Bohrungen in der KLeyer’schen Fabrik einerseits und in der von derselben nur 1,1” entfernten, östlich von ihr ge- legenen Eisfabrik anderseits zeigen. In dem Krrver’schen Bohr- loche (Senck. Ber. 1890, S. 122—124) folgten von oben nach unten auf ca. 12” Diluvium 22” Oberpliocänschichten, so dass die Oberkante des Untermiocäns, welches mit einer Kalksinterlage und Cyprissand anhebt, erst 34” unter Terrain liegt, während sie im Bohrloche der Eisfabrik unmittelbar unter einer 6 ” mächtigen Diluvialdecke gefunden wurde. Die Oberfläche verräth diese Störung auch hier nicht, denn die Mündung beider Bohrlöcher besitzt völlig gleiche absolute Höhe. Weiter nördlich gelegene Aufschlüsse, zwischen welchen wohl dieselbe Schichtstörung durch- zieht, werden bei Besprechnng der Frankfurter Theilscholle er- örtert werden. Wie schon angedeutet wurde, ist die Ostgrenze der Luisa- Flörsheimer Scholle der Luisa-Basaltgang, dessen Richtung ziem- lich genau in die Linie fällt, in welcher die Rheinebene an den Gneissen etc. des Odenwaldes niedersank. Für die genauere Be- stimmung jener östlichen Grenze hat eine im März 1891 ausge- führte Brunnenausschachtung am westlichen Ende von Neu-Isenburg einen weiteren Anhaltspunkt geliefert. 1,4 *® östlich von der Station Isenburg unmittelbar rechts an der nach dem Orte führenden Strasse stiess man, nachdem 10% Sand mit groben Rollsteinen und grösseren Buntsandsteingeschieben aus- gehoben waren, auf Basalt, welcher 2,5 * tief durch Sprengung ausgebrochen wurde Der Basalt ist stark verwittert und zeigt kugelige Ablösung, Für die diesem Basaltvorkommen gegebene Deutung ist es wesentlich, dass bei Herstellung der in den beiden nachbarlichen Grundstücken gelegenen Brunnen kein Basalt angetroffen wurde. Im westlich gelegenen Brunnen fand die Grabung 15,3" (49'), im östlichen 13,5 ® (43’) tief statt. Es stellte sich hiernach das Streichen des Luisaganges von Luisa bis Neu- Isenburg als von NNW. nach SSO. gerichtet dar. Die Verwerfung scheint an der Westgrenze des Rothliegenden von Sprendlingen weiter zu ziehen. Dass nahe dem Südwestende Neu-Isenburgs die Verwerfungslinie durchzieht, ist durch die bedeutende Mächtig- [485] Rupelthonstreifen zwischen Flörsheim und Breckenheim. 35 keit des Diluviums (12” ohne das Liegende zu erreichen) ange- zeigt, während im Orte das Tertiär ziemlich nahe an die Ober- fläche tritt. Der Rupelthonstreifen zwischen Flörsheim und Breckenheim Kehren wir zu den stratigraphischen Verhältnissen in der Nähe von Flörsheim zurück. Hier wurde wenige Schritte vom letzten Hause unterhalb Flörsheim der Oberpliocänsand noch aus 28" Tiefe gefördert, während unmittelbar an ihn das zweitälteste Schichtglied des Mainzer Tertiärbeckens, der Rupelthon, anstösst. Wir erwähnten schon kurz S. 16 des Rupelthons bei Flörsheim. Dieser zieht in SSO.-Richtung vom Gebirge in einem ge- streckten schmalen Streifen nach dem Main herab, wo er nur mehr 1/,&® breit ist. Die Westseite dieses Streifens ist durch eine Verwerfungslinie gebildet, welche in N. 38 bis 40% W. ver- läuft. Der Betrag der Verwerfung, in welcher an der Luisa und bei Neu-Isenburg das Oberpliocän und das obere Oberoligocän anein- ander liegen, ist nicht von solcher Bedeutung, wie der an der öst- lichen Begrenzungslinie des Rupelthonstreifens. Immerhin liegt un- mittelbar am Rupelthon der Oyrenenmergel, welcher ebenfalls in der Thongrube zu Tage ausgeht. Das Liegende des Uyrenenmergels, den Rupelthon, hat man bei einer Bohrung daselbst in 75” Teufe noch nicht erreicht; aus dieser Tiefe wurden nämlich noch Exemplare von Potamides plicatus var. Galeotti gefördert. Der Thon hat ein südwestliches Einfallen von ca. 10°, so dass die tiefsten Schichten mit Zeda, welche in der östlichen Grube zum Anschnitt kommen, erst bei 14” Tiefe in der westlichen Grube erscheinen; in letzterer Grube ging man bis zu einer Tiefe von 16—17”. In dem weiten, auf eine Länge von etwa 90” klar zu übersehenden Profile der östlichen Grube beobachtete man (October 1891) am östlichen Ende ein schwaches Einfallen von 2—3° nach NO; dasselbe wird auch von einer Verwerfung durchsetzt, deren Sprunghöhe etwa ?/," beträgt; dieselbe streicht WNW. durch die Grube und zeigt ein Einfallen von ca. 80° nach NO. Beide alttertiäre Schichtstufen sind nur von älterem Diluvium und Löss bedeckt. 36 Rupelthonstreifen zwischen Flörsheim und Breckenheim. [486] Die östliche Grenzlinie des Rupelthonstreifens, die aber nicht mit soleher Sicherheit wie die westliche Grenzlinie ausfindig ge- macht werden konnte, ist die Dislocationslinie, welche mit dem An- einanderstossen von Pliocän und Rupelthon am Main, wie wir ge- schen haben, anhebt. Sie muss aber alsbald zwischen Rupelthon und untermiocänem Letten verlaufen. Der Letztere gibt sich schon als Liegendes des Diluviums an der Station Flörsheim durch den Schwefelbrunnen daselbst zu erkennen; ausserdem geht im Bruch bei Bad Weilbach 2*® östlich von Flörsheim der untermiocäne Kalk, dem discordant das Oberpliocän angelagert ist, zu Tage aus. Denselben Anhaltspunkt wie an der Station Flörsheim hätte man auch für das Liegende in Bad Weilbach, auch wenn das Unter- miocän nicht schon, durch seine Fossilien gekennzeichnet, anstünde. Eine reichliche Schwefelquelle ist nämlich im Park von Bad Weilbach gefasst, und auch im Bruch daselbst drang eine schwache Schwefelquelle hervor; sie hat sich jedoch wieder verloren. Bei Flörsheim stossen also sowohl der die untere Wetterau er- füllende untermiocäne Letten als auch der oberpliocäne Sand an die östliche auch NNW.—SSO. streichende Grenzlinie des Rupelthon- streifens an. Die weitere Angabe des Verlaufes letzterer Verwerfungs- linie auf dem Kärtchen beruht nur auf in Wicker eingezogenen Erkundigungen. Nach Mittheilung des Bürgermeisters KopP liegt das erste Haus von Wicker, von Bad Weilbach her, noch auf Thon, der mit dem im Orte, also Rupelthon, übereinstimmt; er ist dunkel, schwer, durch Bearbeitung aber doch zum Weinbau taug- lich. Auf demselben blauen Thon liegt weiter auch Wallau. — In 660° (=206") Höhe scheint der Rupelthon nördlich von Breckenheim auf Rothliegendem, das noch zum Gebirg zu rechnen ist, aufzuruhen. — Hier sei noch der Beobachtung von ächtem Cyrenenmergel nicht weit von Medenbach am Wege nach Langen- hain rechts gedacht, woselbst in anscheinend anstehendem blau- grauem Mergel ('yrena convexa BRONGN. und Potamides Lamarcki BRONGn. sp. gesammelt wurden (Senck. Ber. 1873/74 S. 94). Einer im Senckenbergischen Museum liegenden, von Dr. O©. BOETTGER gesammelten Gesteinsprobe nach zu urtheilen, reicht der mittel- oligocäne Meeresthon wie der Meeressand bis Medenbach, welches [487] Rupelthonstreifen zwischen Flörsheim und Breckenheim. DM noch in den Rupelthonstreifen fällt. Ersterer ist ein blauer Thon mit zahlreichen Nodosarien und wurde bei einer Brunnengrabung gefördert. Die südöstliche Fortsetzung dieses Thons ist bisher nur bis an den Main verfolgt worden; in dessen Sohle gab er sich durch hervorragende Buckel, gebildet von Septarien, die vom Wasser nicht so rasch er eichen werden, wie der Thon, ın dem sie liegen, zu erkennen. Der so umgrenzte sellläomsneeiften stellt nach dem hier Er- örterten eine Scholle dar, die wie am Gebirge festgehalten er- scheint, während die anstossenden tertiären Schichtstufen Senkungen verschiedenen Grades erlitten haben. Aber auch im Landschafts- relief ragt er stellenweise gleich einem Wulst über die seitlich an ihm abgesunkenen Tertiärschichten hervor; in Wicker nimmt er z. B. die Höhe ein, während die Petrefakten führende Schicht des Cyrenenmergels daselbst nur wenig über der schmalen Thalfläche gegenüber der Steinmühle in den Weinbergen ansteht. Aehnlich äussert sich Koch in Erl. zu Bl. Hochheim S. 16. Ueber die Fortsetzung des Rupelthonstreifens südlich des Mains liegen keine Beobachtungen vor; eine Anzahl geologischer Thatsachen, deren innerer Zusammenhang nicht sicher und klar ist, macht es aber wahrscheinlich, dass der Rupelthonstreifen auch ungefähr mit dem Main abschneidet. Zu diesen Verhältnissen ge- hört in erster Linie, dass die am Rothliegenden von Nackenheim entlang ziehende Rheinthalspalte in ihrer nordnordöstlichen Fort- setzung durch den Main bei Flörsheim streicht, dass in derselben Linie auch der Bruch bei Bad Weilbach liegt, welcher mancherlei Schichtstörungen zeigt, dass dann auch nahezu in dieselbe die östliche Grenze des 600’ hoch am Südfuss des Gebirges liegenden Cyrenenmergels von Diedenbergen fällt. Weiter ist noch anzu- führen, dass v. REeınacH das Lorsbacherthal in ursächliche Be- ziehung zu dieser Störungslinie bringt (Jahrbücher d. nass. Ver. f. Naturk. 1887 Taf. IV S. 260). Schliesslich möchte ich hier darauf hinweisen, dass wirklich dieser Cyrenenmergel das nörd- lichste Vorkommen von älterem Tertiär am Südabhang des Taunus ist, dass nördlich Hofheim, wo das Lorsbacherthal nach aussen mündet, nur Miocän und Pliocän dem Gebirg an- oder aufliegt. ( 3 Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. [488] Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. Wir kommen nun an die Beschreibung der östlich sich an die Luisa-Flörsheimer anschliessenden Scholle. Wie die westliche Grenze der letzteren in dem Luisa-Basaltgang, resp. in der in seiner Richtung streichenden rheinischen Störungslinie liegt, so erscheint auch die östliche Grenze durch Basalt angezeigt. a. Oestliche Grenze der mitteltertiären, östlich vom Luisa-Basalt gelegenen Scholle. Im östlichen Theile unserer Landschaft hat sich durch neue Aufschlüsse die Vorstellung über den geologischen Aufbau nicht unwesentlich geändert im Vergleich zu derjenigen, welche bei Redaction der Uebersichtskärtchen vor 3Jahren gegolten hat und in denselben zur Darstellung gelangt ist. Dass die Steinheimer Basaltdecke aus mehreren Spalten her- vorbrach, die in dem nun von derselben bedeckten Gebiet selbst befindlich waren, schien mir nach Erscheinungen, welche in den noch stark in Betrieb befindlichen Steinbrüchen zu sehen sind, als das Wahrscheinlichste (Senck. Ber. 1883 S. 282ff). Diese Er- scheinungen bestehen in der keilförmigen Einschaltung von grob- bänkigem Basalt zwischen säulenförmigem, sodass die von unten nach oben sich erweiternden, anders struirten Basaltmassen als Gänge im Säulenbasalt sich darstellen. Obiger Anschauung, welche auch HORNSTEIN aussprach (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1867 S. 335), wurde bisher von keiner Seite widersprochen. So erschienen die geologischen Verhältnisse bei Steinheim ganz analog denjenigen .bei Luisa, und ich zog daher im Ueber- sichtskärtchen II durch den Wilhelmbad-Steinheimer Basalt mit um so grösserer Zuversicht eine Verwerfungslinie, als nach dem bisher bekannt gegebenen es wahrscheinlich war, dass die Gegend westlich von Steinheim unter den Diluvial- und Alluvialablage- rungen von ÜÖyrenenmergel erfüllt sei (»Offenbach« 9—22), wäh- rend östlich vom Steinheimer Basalt unter den jüngeren An- schwemmungen die pliocänen Sande und Thone liegen. Was das Liegende des Basaltes angeht, so bestand dasselbe nach den Aus- sagen der Arbeiter aus dunklem Letten, dem Braunkohlenstamm- stücke eingelagert sind. Im Sommer 1890 hat Herr Dr. SCHAUF [489] Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. 29 den Steinheimer Basalt studirt und hierbei in einem neuen An- bruch beobachtet, dass nicht allein dem säuligen Basalt auf eine kurze Strecke ein Braunkohlenflötzchen eingeschaltet ist, so dass an dieser Stelle ein oberes und ein unteres Basaltlager durch das Flötzchen getrennt erscheinen, sondern auch, dass dasselbe in einen jener grobbänkigen Keile eindrang. Hiernach war es evident, dass diese keine Gangausfüllungen sind, und dass somit der Steinheimer Basalt eine ununterbrochene Decke ist, die sich über ungestörtes Tertiär ausbreitet. Damit harmonirt nun auch das Alter des gelegentlich einer Brunnenbohrung im RoUSSELLE’schen Bruch bei Dietesheim zu Tage geförderten unmittelbar Liegenden des Basaltes. Es ist letzteres dasselbe Schichtglied, welches unter jungem Diluvium die Luisa- Flörsheimer Scholle erfüllt, das Oberpliocän. Die Bohrproben, die ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. ScHhaur danke, bestehen von oben nach unten aus: Mächtigkeit Teufe 1) grobem, gleichförmigem Quarzsand . 1,87% 1,87" D)ekellerauemwlhon En 20 2,52 3) grauem, gleichförmigem Sand, der, weil wasserführend, nicht durchbohrt wurde. Als Liegendes des Sandes 3) ist somit ein zweites Thonlager anzunehmen. Sand und Thon sind fossillos. Dass das Oberpliocän nicht nur unter der Basaltdecke durchzieht, sondern sich auch westlich weiter fortsetzt, zeigte ein im Juni 1883 nahe dem Main östlich von Dietesheim zunächst des Ortes niedergebrachtes Bohr- loch; auch an dieser Stelle spreche ich gern Herrn Dr. MorITz WOLFF meinen verbindlichsten Dank aus für die Ueberlassung’aller Proben aus den zahlreichen Bohrungen, welche derselbe in der Umgebung von Hanau vorgenommen hat. Von oben nach unten folgten in dem Dietesheimer Bohr- loch!) folgende Schichten: !) Bezüglich der feinsandigen mergeligen Gesteinsprobe mit Concretionen, die nach Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 94 von Dietesheim stammen soll, ist in Bezug auf den Fundort derselben ein Irrthum unterlaufen ; sie stammt aus dem Gr.-Auheimer Bohrloch. 30 Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. [490] Mächtigkeit Teufe 1)u.2) Sandiger Lehm . . . 2,50” 2,50”) Alluvium u. 3) Kies und Geröllsteine . 8,00” 10,50”\ Diluvium. 4) Graulich weisser reiner Quarzsand mit einem grösseren Braunkohlen- stückchen Er 5) Grauer fetter Thon mit | Kohlenspuren > .,.2..2:0.252220550 6) Feiner graulich weisser Onarzsand > ...220.0785392.223.9562 %) Grauer Dhon 22 22.20, 0LEE2 A525 N 8) Quarzsand mit Thon- Pliocän. schichten 220.2 2222239012 927639,2 9) Lichtgrauer Quarzsand (über 1"® Kornstärke) mit schlichigen Partien 7,00” 34,95 w/ 9,750 20,25 m \ \ \ So ist nun der lang gehegte Wunsch, das Liegende des Ba- saltes und das Alter des von den jüngeren Gebilden bedeckten Tertiärs zwischen Mühlheim und Dietesheim kennen zu lernen, er- füllt. Die Ueberlagerung des Oberpliocäns durch Basalt in Hanau scheint sich auch aus der Zusammenstellung des Bohrloches in der NıcoLAy’schen Brauerei in Hanau (Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889 S. 16) und der Notiz in »Offenbach« S. 50 zu er- seben, dass an der wallonischen Kirche in Hanau Basalt bemerkt worden sei. Die Steinheimer Basaltdecke, deren Maximalmächtigkeit 12 bis 15" ist, ist hiernach höchstens von oberpliocänem Alter. Dass aber vulkanische Gebilde von solch jungem Alter in unserer Land- schaft zahlreich vorkommen, dafür werden wir in der Folge noch mehrere Belege beibringen. b. Frankfurter Theilscholle — östliche Grenzen. Wenn an der Obermainbrücke noch Kalkbänke mit Stenomphalus cancellatus cristatus BORTTG. (Palaeontogr. XXIV S. 203), welche den oberen Cerithienkalken angehören, durch den Main ziehen, die [491] Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. Sl südliche Abdachung des Röderberges mit der nördlichen Sachsen- hausens (Quirinusstrasse) verbindend, so bewegt sich dagegen etwas weniger oberhalb das Mainwasser über den mitteloligocänen Rupelthon, der z. B. auf der rechten Seite des Mainthales als das unmittelbar Liegende der jüngsten Mainterrasse schon mehrfach erreicht wurde. Die beiden Theilschollen grenzen also dort aneinander, wo das durch Erosion stark ausgeweitete Mainthal westlich auf den nord- südlich ziehenden Abhang des Röderberges trifft und eben in Folge dieser Verwerfung oberhalb Frankfurts sich stark verengt (Senck. Ber. 1885, S. 167). Obwohl auch südlich des Mains in der Fortsetzung des Ab- hanges des Röderberges gegen das obere Untermainthal ein etwas steilerer Hang nach Osten schaut, so lassen doch die Aufschlüsse, welche auf den Höhen südlich Sachsenhausens sich geboten haben, erkennen, dass die steilere Böschung nicht in der Fortsetzung der NS. gerichteten Verwerfung längs des Röderberges liegt, sondern dass die südliche Fortsetzung derselben etwas westlich jener stei- leren Böschung des Mühlberges durch die 148" erreichende Ter- tiärhöhe geht. Wenn man den Hainerweg in Sachsenhausen südlich aufwärts wandert, so trift man in der zu jenem querliegenden Quirinus- strasse in 108” Höhe auf die dichten, z. Th. bläulichen Kalke, welche neben reichlichen Corbiculen auch Cerithien und Stenomphalus enthalten, also dem oberen Cerithienkalk angehören und hier nörd- lich, dem Mainthale zu, einfallen, wie die gleichalterigen Schichten auf der rechten Mainseite südlich gegen den Main. Weiter auf- wärts wurde in 129% Höhe beim Umbau des Hainertempelchens (8” unter Terrain) eine Pernabank, also unterer Cerithienkalk, an- getroffen. Noch weiter südlich in ca. 142” absoluter Höhe, schon auf der sich nach S. schwach abdachenden Hochfläche gelegen, kam vor einigen Jahren bei Herstellung des Brunnenschachtes im Garten des Herrn Gärtner HOFFMANN in Sachsenhausen unter Kies und wenig mächtigem Kalk (Cerithienkalk) gelber Letten in ca. 135,5" Meereshöhe und darunter eine Planorben führende Braunkohlen- schicht, bekanntlich die oberen Horizonte des Üyrenenmergels, zum 32 Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisabasalt. [492] Unter weiter unten genauer mittheilen werde, in Horrmann’s Brunnen- Vorschein. der Planorbenschicht folgten dann, wie ich schacht die ächten Cyrenenmergelschichten mit tieferen Lagen, deren Fauna ganz mit derjenigen übereinstimmt, die BOETTGER 4*” öst- lich an der kalten Kling (»Beitrag«, S. 20) gesammelt hat. Westlich und zunächst von diesen oligocänen Schichten stehen die untermiocänen Kalke der Sachsenhäuser Warte (ca. 148 m), süd- südwestlich diejenigen der Oberschweinstiege (118 ®) ete. an, die Kaum 700 » östlich vom Basalt im v. BETHMANN schen Park »Luisa« geht im Eisenbahn- einschnitt in ungefähr 110® eine Cordiculabank, die Potamides pli- catus pustulatus (AL. BRAUN) und Helix subsoluta SANDB. führt, durch. In 118 bis 119” Höhe stiess man auch bei emer Brunnen- sich bis zur Luisaverwerfung erstrecken. ausschachtung im Hause des Herrn Seifenfabrikant WITTich in Neu-Isenburg 3 bis 4” unter Terrain (122” NN.) auf die Schichten des oberen Cerithienkalkes, welche in einem Betrage von 5—6" ausgehoben wurden. die tieferen kalksandig. Die oberen Lagen waren Tympanotomus submargaritaceus SANDB. SP. » conicus BOETTG. Sp. Potamides plicatus pustulatus AL. BRAUN sp. schlanke Form Stenomphalus cancellatus TuoM. ein Fragment Neritina flwviatilis L. sp. > callifera SANDB. Litorina moguntina A. BRAUN . Hydrobia obtusa SANDB. ın Kalk und Marsa) » ventrosa MONT. SP. . » Uebergang zu H. inflata SANDB. Nematura lubricella A. BRAUN sp. Helix subsoluta SANDB. Vongerio !Brardı RAurLSsp ar Mytilus Faujasii BRONG. . Corbieula Faujasüi DESH. sp. » donacina Au. BRAUN Sp. Cypris sp. im thonigen Mergel mehr mergelig, Die hier gesammelten Fossilien sind: häufig. selten. sehr häufig. häufig. häufig. selten. häufig. nicht häufig. selten. selten. nicht selten. häufig. selten. nicht häufig. selten. häufig. [493] Frankfurter Theilscholle. 33 Dieselben Schichten mit ähnlicher Fauna liegen auch 1" unter der Oberfläche bei Bansa’s Mühle in Neu-Isenburg, also in ca. 121” Meereshöhe. In der Frankfurter Theilscholle ist die verbreitetste tertiäre Schichtenstufe das Untermiocän, welches in sehr grosser, über 100" betragender Mächtigkeit bei der von der Stadt ausgeführten und von Oberingenieur EyYssEn geleiteten Bohrung zur Herstellung eines artesischen Brunnens!) constatirt ist. Der tiefste, durch Fossilien genau erkannte Horizont, welchen man hier erreicht hat, ist, ab- gesehen von dem Üyrenenmergel im Eyssen’schen Bohrloch, der untere Oerithienkalk. Denselben traf man in einem Brunnen- schacht im Nordosten von Bornheim in 103’ 32") Tiefe; aus dem- selben sammelte von KOENEN eine Perna; denselben Horizont hat BOETTGER in einem tiefen Brunnen an einem der Hasenpfade in Sachsenhausen durch Modiola angusta festgestellt. Vor Jahren hat auch BOETTGER am östlichen Fuss des Röderberges nahe an der Röderhof-Landstrasse zwei Steinkerne von Perna gesammelt. Der obere Cerithienkalk ist in geringer Tiefe längs des Röder- berges nach Süden (Senck. Ber. 1884, S. 192) entwickelt. Der wichtigste Horizont in dieser Scholle ist derjenige von Tympanotomus conicus und Potamides plicatus pustulatus mit Hy- drobia obtusa im Letten des Frankfurter Untergrundes; derselbe ist von BOETTGER und von mir an. zahlreichen Stellen im Norden Frankfurts nachgewiesen (Senck. Ber. 1885 S. 183 und 184); ich trage aus Berichten über die Sitzungen des Vereins für natur- wissenschaftliche Unterhaltung, 21 Jahre nach der Mittheilung in denselben, noch folgende Notizen nach: v. FRITSCH fand bei einer Brunnengrabung in der Fichardstrasse verkieste Gehäuse von Palu- ) Es war diese Bohrung bis vor Kurzem die tiefste in hiesiger Gegend niedergebrachte (»Offenbach« S. 23—25). Die einzelnen durchstossenen Schichten sind auf ihren Gehalt an Fossilien ete. von Lupwıc beschrieben, und es war dar- um für die Erkenntniss der Schichtenfolge von besonderem Interesse, die Oertlich- keit genau festzustellen. Ich danke es den gefälligen Bemühungen der Herren Stadtbaurath W. H. Lisorey und Ingenieur B. Zırcner, dass solches nun ge- schehen; hiernach befand sich das Bohrloch in einer Terrainhöhe von 130,5 über Normal-Null und in einer Entfernung von 65” östlich von der Achse der Friedberger Landstrasse; Lupwıe gibt für diesen Punkt 125,03” an. Abh. IX, 4. 3 24 Frankfurter Theilscholle. [494] eo dina pachystoma (wohl phasianella BOETTG.), Limnaeus minor, eine Helix, Tympanotomus margaritaceus (Tymp. conicus), Potamides plicatus pustulatus und Melania Eschert. In der Nähe dieser Fundstelle in der Eschersheimer Land- strasse wurde aus dem Brunnen des Herrn RıcHARrD Paludina phasianella in völlig gleicher Erhaltung wie in der Hafenbaugrube, ausserdem Paludina succineiformis gefördert; weiter östlich, in der Lersnerstrasse, fand Herr C. Jung im Letten eine Paludina pha- sianella und am Oederweg wurde unter kalksandiger Schicht in 15' Tiefe dasselbe Fossil gesammelt. In der Kepplerstrasse konnte Herr C. Jung gelegentlich einer Brunnengrabung die Cerithien- schichten mit Tympanotomus conicus in glattem, grauem Thon und Potamides plicatus pustulatus in kalksandiger Lage constatiren, so dass die lithologische Beschaffenheit der Schichten, wie der Er- haltungszustand der Fossilien mit denen in der Hafenbaugrube völlig übereinstimmen. Bei einer Brunnengrabung fand BOETTGER in der Tenaustrasse eine neue Paludina, auch Potamides plicatus pustulatus mit roth- bänderiger Färbung. Dem geologischen Horizont entspricht auch der Fund einer Septarie, die vor Kurzem bei einer Canal- ausschachtung in derselben Strasse zum Vorschein kam; Septarien und kalksandige Cerithienschichten scheinen sich nämlich in der Hafenbaugrube gegenseitig zu vertreten (Senck. Ber. 1885, Schichtenprofil im Frankfurter Hafen). Kürzlich kam, was ich der gefälligen Mittheilung von Herrn Ingenieur WEHNER danke, der Cerithienhorizont bei einer Grabung in der Eichwaldstrasse-Burg- strasse in Bornheim unter 4” Sand und aufgefülltem Boden in 117” Meereshöhe zu Tage; auch die seltene Stenothyra Jungi BOETTG., welche aus der Cerithienschicht des Hafens beschrieben wurde, fand sich hier neben Hydrobia obtusa und Hydrobia aturensis ın 2 Exemplaren, was die Identität des Horizontes ganz sicher stellt. Damit stimmt auch der Fund von Paludina phasianella in der Burgstrasse (C. JunG) und eine Notiz Dr. O. VOLGER’s überein, wonach im Brunnen des Eckhauses an dem Ausgange, der von Bornheim zur Friedberger Warte hinaufführt, unter Kalk in 16 Tiefe schwarzer und grauer Letten mit Cyprisschichten lag und [495] Frankfurter Theilscholle. 35 der untere lichtgraue Letten, etwa in 26’ Tiefe, ganz durchspickt ist von schön erhaltenen Hydrobia obtusa. Darunter kam daselbst eine Septarie und damit Wasser. — Auch im Osten der Stadt wurden Fossilien gefunden, die auf ein Durchgehen der eben be- sprochenen Lettenschichten bis dahin schliessen lassen. Es wurde aus dem Letten gelegentlich einer Brunnengrabung am Sandweg Paludina phasianella, Limnaeus pachygaster und Neritina fluwviatılis gesammelt. Dass nahe der Hafenbaugrube der durch seine Fos- silien gut gekennzeichnete Schichtencomplex der oberen Oerithien- schichten bis fast an die Oberfläche heraufsteigt, nur bedeckt von ganz jungen Sedimenten, zeigt der Fund von T'ympanotomus conicus und Hydrobia obtusa ın der Gutleutstrasse (F. BAADER). Hinzu kommt noch der Fund eines verkiesten Potamides plicatus pustulatus von der Ecke der Schlesingergasse und der Neuen Mainzerstrasse. Am klarsten lag die Schichtenfolge des Frankfurter Bodens be- züglich der oberen Üerithienschichten und unteren Hydrobien- schichten beim Bau des Hafens offen und zwar in 40” Mächtigkeit (Senck. Ber. 1885, Schichtenprofil), dann bezüglich der oberen Lagen der Hydrobienletten im Bohrloch Nizza in ca. 50" Mächtig- keit (Senck. Ber. 1885, S. 196). Ein tiefer Brunnen wurde vor nahezu 10 Jahren in der BrÖNNER’schen Fabrik zwischen Frankfurt und Bockenheim aus- geschachtet; nichtsdestoweniger sind mir doch erst jetzt die von dieser Grabung aufbewahrten Gesteinsproben, welche bezüglich ihrer Höhenlage sorgfältig bezeichnet sind, zur Untersuchung zu- gegangen. Die gütige Zustellung derselben danke ich der Liebens- würdigkeit der Herren Dr. FIKENTSCHER und Dr. Ruorr dahier. Von den Schichten, deren Teufe und Mächtigkeit im Folgenden aufgeführt werden, sind leider die Letten nur in geringem Betrage aufbewahrt, während die festeren Bänke, ev. Septarien, die bei der Grabung grösseren Widerstand boten, wohl vollständig vertreten sind. Das Hangende der Untermiocänschichten sind, was aus: einer nachbarlichen Kiesgrube ersichtlich ist, diluviale Sande und Kiese, die, nach ihrer Gesteinsbeschaffenheit zu urtheilen, aus dem Maingebiet stammen, und deren geologischer Horizont nach den Funden von mehreren Mammuthbackenzähnen in der 3* 36 Frankfurfer Theilscholle. [496] Schwindstrasse und einem gleichen Fund bei der Germania in Bockenheim die Hlephas primigenius-Stufe ist. Der BRÖNNER’sche Brunnenschacht liegt zwischen diesen Oertlichkeiten; das Wasser desselben ist, wie so manches im Hydrobienletten, schwefelwasser- stoffhaltig; die von Herrn Dr. JuLıus LOEWE ausgeführte Ana- Iyse habe ich im Ber. d. Vereins f. Beförderung d. Verkehrslebens in Frankfurt 1886 mitgetheilt. Terrainoberfläche 100% M.H. 1) 2) 3) 4) 3) 6) 2) Dichter Mergel von muscheligem Bruch Lichtgrauer Letten mit Steinnestern Dichter Kalkmergel von muscheligem Bruch mit Braunspath (letzterer nicht mehr vorhanden) Lichtgrauer Letten, in Wasser bröckelig zerfallend (Schlämm- material reich an grauen kleinen Mergelconcretionen) Graue Mergelseptarie, auf den Kluft- flächen von kleinen gelben Kalk- spathkrystallen überkrustet . Hellgrauer Letten, in Wasser bröckelig zerfallend Lichtgraue geschichtete harte Mer- gelbank, in welcher eine sinterige schwammige, in grosser Menge Muscheltrümmer (ÜCongerien) ent- haltende Schicht mit einer der Scha- lentrümmer entbehrenden schwam- migen Kalksinterschicht durch hell- grauen dichten Kalkmergel ver- bunden ist; ımn den Poren des Kalksinters sitzen oben und unten meist kantige Quarzkörner (1,0 ®®) Mächtigkeit Teufe 0,5 7 Tausaio00m 3, Bars 3,0 a » 0,7 5 my, 2,00 m » 6,50 ® 10,00 ® 10,05 ® 13,05 m 14,25 = 0,11” » 16,25” [49 7 Frankfurter Theilscholle. 8) Weisser reiner Quarzsand, fast nur auskantigen Quarzkörnern (3/4 1””) 9) Grauer, von Quarzkörnern erfüllter Letten mit kleinen schaligen Kalk- trümmern . Re . 10) Hellgrauer glatter Letten, in den oberen Lagen mit Einstreuungen von schwarzer mulmiger und lıg- nitischer Kohle und Quarzkörnern wie bei 7, 8u. 9; in den unteren Schichten grünlich und völlig fos- sillos 11) Grauer Letten mit unebenem Bruch, leicht zerfallend, mit Fischwirbel- chen NER ART, 12) Dichter grauer Mergel 13a) Dichter grauer Mergel von glattem muscheligem Bruch, mit wenig Wasser. SE ER RR 13b) Grauer Letten mit erdigem Kalk- sinter durchsetzt, auch Kalkknollen enthaltend, fossillos; dabeiliegt auch verhärteter Mergel, auf den sich wohl allein die Mächtigkeitsangabe bezieht . EL N: 14) Letten, streifig durch hellen erdigen Kalksinter, fossillos; auf der Eti- quette als sehr fester dunkler Schieferletten bezeichnet . 15) Dichter Mergel von muscheligem Bruch, ganz erfüllt von Hydrobia ventrosa ER AIR EINE 16) Hellgrauer Letten mit verhärtetem Mergel, der von Hydrobien ganz durchzogen ist 0,25 nm 3,0" 323 m 0,31" 0,04 ® 0,58 ” 5,94” 0,92 ® 0,28 ” 37 aus 16,40 ” » » » » 16,64 ” 18,54 m 22,05 ® 49,14" 54,53 ” 61,63 ® 62,11” 68,15 ” 72,45 " 38 17) 18) 19) 20 I 21a) 21b) 22) 23) 24) Frankfurter Theilscholle. Hellgrauer Letten, leicht schlämm- bar, fast fossillos Schaliger mergeliger Kalksinter und verhärteter Mergel, erfüllt von Hy- drobien Feste ee eh an Be drobien, auch durchsetzt von Adern von Braunspath, der in Klüften auch deutlich krystallisirt ist; die letzten 20 °® führten so viel Wasser, dass nun 7mal täglich elevirt werden musste gegen 4mal täglich vordem. Darunter war fossilloser Letten, weissgrau, kalkig und sehr fest Dichter Mergel, reich an Hydrobien, dabei ein Stück aus einer Septarie mit krystallinischer Kalkspathkruste uud braunen schaligen Stücken. Die Hauptschicht war wohl der schalige graue Letten mit ar und Fischresten Eben solcher dunkler grauer TERN unmittelbar über dem sehr wasser- reichen festen Mergel . Feste Mergelbank, z. Th. reich an Hydrobien . Dunkelgrauer rend schali- ger Letten mit Schnecken . Grauer Letten voll kleiner Cypris, mit festen Kalkknauern, Hydrobien enthaltend . Sandiger dunkelgrauer Letten mit Hydrobien . [498] 7,19” aus 72,74% 0,47 ” 0,93 m 0,87 ” 1,43 ® 0,66 ” 2,02 m » » » » 79,93 ® 80,71" 89,14” 95,37 = 96,24” 97,67” 99,73 m » 100,39 ” [49 9] Frankfurter Theilscholle. 39 Durch Schlämmung wurden folgende Fossi- lien gewonnen: aus 4) Hydrobia ventrosa MOoNT. sp. Pseudamnicola!) sp. jung 1 Ex. Oypris jaba DESM.‘. . ..2.. von 110,5 —.13,5 “ » 9) Fragmente von Hydrobien Fragmente von unbestimmbaren Muschelschalen, 7 2. 2.2.2 7...23» 8716,64 18,542 » 13) HAydrobia ventrosa MoNT. sp. iS klemerRischwbeln 27.2.2 795226146362, 2 » 14) Embryonalwindungen von Hy- drobien IC ypmase a seeso2rlel 68, 1 » 16) Hydrobia ventrosa MoNT. sp. ziemlich zahlreich Fragment von Limnaeus sp. Uypris faba DEsM. Fragment eines Fischwirbels . » 72,45— 72,74” » 20) Hydrobia ventrosa MOoNT. sp. 10 Ex. Hydrobia injlata FAus.sp. 3 Ex. Jugendformen von Hydrobien- arten Zahlreiche Fischreste mit einem grösseren Wirbel 1 Zähnchen eines Sparoiden . » 21a) Hydrobia ventrosa MONT. sp. ziemlich zahlreich Hydrobia aturensis NNOULET, nicht selten 89,14—?95,37 m Y Congeria Brardü FAuJ. sp., ein Schlossstück !) Anm. Pseudamnicolen beschreibt Borrresr in Senck. Ber. 1884, S. 276; von den daselbst aufgeführten stammt Pseudamnicola Rüppelli Borrıe. aus dem untermiocänen Letten der Schleusenkammer. 40 aus 22) » 23) 24) Frankfurter Theilscholle. Fischreste, darunter 1 kleiner Wirbel Zahlreiche kleine Mergelcon- cretionen . Hydrobia ventrosa MONT. sp. wenige Hydrobia obtusa SANDB., wenige Uypris faba DESM., sehr wenig Fischreste Zahlreiche kugelige Mergel- concretionen . ai Hydrobia ventrosa MONT. sp. zahlreich Hydrobia aturensis NOUL. nicht selten Hydrobia obtusa SANDB., nicht selten Fragment einer Muschelschale Cypris faba Desm., selten Fischreste Viele Mergelconcretionen, klein, kugelig 30 Hydrobia ventrosa MoNT., zahl- reich Hydrobia aturensis NOUL., ziem- lich zahlreich Hydrobia obtusa SANDB., zahl- reich Hydrobia inflata FAUJ. sp., 1 Ex. Üypris faba Desm., häufig Mergelconcretionen, klein, kuge- lig, nicht häufig [500] von 95,37— 96,24 ” » 97,60— 99,10 ” » 99,73—100,39 ® » 100,39—102,41 ” So unbedeutend auch die Fossilien sind, welche dieser Brunnen- schacht geboten hat, so stellt derselbe nichts destoweniger, da die tiefsten, fossilführenden Schichten besser vertreten sind, Be- [501] Frankfurter Theilscholle. 41 deutsames fest. Er steht in Uebereinstimmung mit dem im Nizza- Bohrloch und im Hafenbau Ermittelten, worin bisher die Kenntniss der Schichtenfolge im Untergrunde von Frankfurt beruhte. In erster Linie constatiren wir, dass in ca. 100 ” Teufe noch keine Spur einer cerithioiden Schnecke sich fand, dass aber in dieser Tiefe doch noch die Hydrobia obtusa in Gesellschaft der anderen sich erhalten, und dass sogar unter denselben sich schon, wenn auch in geringer Zahl, Hydrobia injlata eingestellt hat. Etwa 10” höher tritt Aydrobia inflata schon ın grösserer Zahl auf. Ueber das Aussterben derselben gibt der BRÖNNER’sche Brunnenschacht keinen Aufschluss; da dürften sich die tieferen Schichten des Nizza-Bohr- loches anfügen. Es scheint, dass — so geben es die Fossilien an die Hand — die oberen Schichten desselben den obersten Hy- drobienschichten angehören, so dass wir die Cerithienschichten im Nizza-Bohrloch kaum in geringerer Teufe als 100” zu erwarten hätten. Schon in weniger als 11/,*“ Entfernung (Nizza-Bohrloch bis Schichte »cer« im Hafen) scheint also die Aufwulstung der Schiefer- letten und Mergelbänke von solcher Bedeutung zu sein, dass Schichten aus einer Tiefe von 100 ” bis fast an die Oberfläche heraufgepresst wurden. Einen gleichen Horizont möchten wohl die fischreichen Schichten im Hafenbau und in Schicht 20 im BRÖNNER’schen Brunnenschachte darstellen. Mergelbänke von der lithologischen Beschaffenheit von Schicht 19 sind in der Hafen- baugrube vorgekommen; ihr Horizont ist jedoch nicht festgestellt. Dass die in Schicht 20 getroffene Septarie dem Zuge grosser Septarien in der Hafenbaugrube entspricht, ist nicht unwahrschein- lich, da jener Zug auch wenig über den Hydrobia obtusa-Schichten liegt. Schichten von der Gesteinsbeschaffenheit von Schicht 8 und 9 sind mir im Untergrunde Frankfurts noch nicht vorgekommen. Obige Vorstellung, dass längs des Mains in Frankfurt Schichten aus einer Tiefe von 100” bis fast an die Oberfläche heraufgepresst worden seien, möchte bei solch jungen Gebilden, wie es die unter- miocänen Letten sind, fast abenteuerlich klingen, und es würde wohl allgemein als erwiesen betrachtet werden, dass die Schichtenstörung, welche zwischen dem Nizza-Bohrloch und dem Hafen existirt, eine 42 Frankfurter Theilscholle. [502] Verwerfung sei, wenn hier wie dort nur durch eine Bohrung die Schichtenfolge bekannt wäre. Nun habe ich aber in zusammen- hängendem Profile thatsächlich die Faltenlegung der Letten und Mergel und dabei die Aufwulstung älterer Schichten während der Ausschachtung des Hafens auf eine Länge von 575” von Ost nach West zu beobachten Gelegenheit gehabt (Senck. Ber. 1885 Tafel D). Aus diesem Profil ist ersichtlich, dass die Höhendifterenz zwischen den Schichten an der Zickzackbrücke und bei »cer«, also auf eine horizontale Entfernung von ca. 375%, ungefähr 40 ® beträgt. Inner- halb des Profils hat sich also auf eine relativ kleine Entfernung eine Aufpressung von solchem Betrag dargestellt. Die älteren, auf- gewulsteten Schichten liegen westlich. Nichtsdestoweniger möchte ich eine Verwerfung zwischen Nizza- Bohrloch und Zickzackbrüche am Hafen nicht in Abrede stellen. Welcher Antheil aber der einen und welcher der anderen Dis- location beizumessen ist, ist nicht zu ermitteln. Der neueste Aufschluss, welcher für den Schichtenbau bei Frank- furt von Interesse ist, hat jene mit »cer« im Hafenbauprofil be- zeichnete Schicht auch im Westen Frankfurts zu Tage gebracht. Unter 3,55 ”" diluvialem Sand mit Maingeschieben wurde in der Cronbergerstrasse zwischen Ober- und Unterlindau tertiärer, in feuchtem Zustande schwärzlicher Letten 0,3 ” tief ausgehoben. Derselbe setzt sich von oben nach unten aus etwas feinsandigen lichtgrauen Lettenschichten, die ganz durchspickt sind von Hydrobia obtusa, dann aus schiefrig bröckeligem Mergel, dessen Schichtfuge nach oben durch zahlreiche Trümmer von Conchylien, von Fisch- und Schildkröten-Knochen bestimmt ist, und endlich aus mageren Letten mit zahlreichen Stücken von T’ympanotomus conicus BOETTG. zu- sammen. Diese letztere Schicht liegt hier in 96,7” M.H., im Hafen lag sie in ca. 85,5” M. H. Derselben gehörten daselbst auch Haufwerke von Potamides plicatus pustulatus (A. BRAUN) an. Aus dieser Schichtenlage kam uns (Senck. Ber. 1885, S. 184) aus ca. 98” M. H. in der Wöhlerstrasse ein Lettenklotz voll Potamides plicatus pustulatus zu. Die Fundpunkte der Schicht »cer« in der Wöhlerstrasse und in der Cronbergerstrasse liegen ziemlich genau 1*“ östlich vom ne nn u > Su u u Se Ze nn al ze u Ze ee [503] Frankfurter Theilscholle. 43 Brunnenschacht der ehemals Brönner’schen Fabrik. Wenn man das Verhältniss der Cerithienschicht in der ÜCronbergerstrasse zum Schichtcomplex im BRÖNNER’schen Brunnenschacht ähnlich dem oben besprochenen zwischen der Cerithienschicht im Hafen- bau und in dem Nizzabohrloch auffassen wollte, so läge immerhin insofern ein Unterschied vor, als im ersten Falle die aufgepressten älteren Schichten östlich, im letzten westlich liegen. Da nun westlich der Stadt die nördliche Fortsetzung der Luisaverwerfung zwischen der Frankfurter Theilscholle und dem unteren Niddathal durch- streicht, so möchte es kaum zweifelhaft sein, dass hier mindestens der Hauptantheil an der Schichtenstörung der Verwerfung, und nicht der Faltung der plastischen Schichten und Mergelzüge, zukommt. Durch Aufschlüsse, die sich Ende 1891 geboten haben, ist die Strecke, innerhalb welcher diese rheinische Schichtenstörung durchgeht, nicht unbeträchtlich genauer festgestellt, als durch die eben mitgetheilten Aufschlüsse in der Wöhler- und Uronberger- strasse einerseits und dem Brunnen in der BRÖNNER’schen Fabrik andererseits. Bohrungen und eine Brunnenausschachtung im Dox- DORF’schen Etablissement, Bockenheimer Landstrasse 136 zunächst der Bockenheimer Warte und von der BRÖNNERr’schen Fabrik nur ca. 0,4%” entfernt, zeigten zu meiner grossen Ueberraschung eine Entwicklung der Untermioeänschichten, wie sie bisher in solcher Eigenart fast nur die Niederräder Schleusenkammer bot; daselbst durchsetzten, wie auf Seite 8 schon kurz mitgetheilt, Kalksinter- stöcke von beträchtlicher Breite die schwärzlich gebänderten von Kalksinterpartikelchen durchschwärmten gelblich bis grünlich grauen Letten. Im Bohrloch am Kesselhaus auf dem Terrain von Herrn B. Doxporr folgten sich folgende Schichten: Gartenerde, unten mit Sand gemischt . . . . . 2, KeineriSande Sala einher 2,08 Gelblich und weisslich graue Letten mit kleinen und verhältnissmässig wenig Kalksinterstückchen . . 1,3” Dunklere Letten (Kalksinterpartikelchen enthaltend) und zusammenhängende kugelig-schalige Kalksin- terbildung, nicht durchteuft bis .... ...0..2,0% 44 Frankfurter Theilscholle. [504] Halten wir die stratigraphischen Verhältnisse im Osten und Westen des Polbasaltes und die zwischen DonpoRF und BRÖNNER zusammen, so spricht sich in denselben nicht allein die rheinische, ungefähr Süd-Nord streichende Störung, sondern auch der Quer- bruch, welcher zwischen dem unteren Niddathal und der Pliocän- scholle Luisa-Flörsheim durchgeht, aus. Zum Verständniss dieser tektonischen Verhältnisse ist es nothwendig, uns über den Horizont der Schleusenkammer und der Donporr’schen Untermiocängebilde zu orientiren. Dass diese demselben Horizont angehören, dafür spricht nicht allein ihre lithologische Beschaffenheit, sondern besonders die beiden eigenthümlichen Faunen. Es ist selbstverständlich, dass der wesentlich umfangreichere Aufschluss, wie ihn die Schleusen- kammer bot, eine quantitativ und qualitativ reichere Lebewelt lıe- ferte.e Wenn aber besonders auch die eigenartigsten Organismen- reste beiden gemeinsam sind, so kann der Beweis für die völlige Uebereinstimmung im Alter als genügend erbracht erachtet werden. Die aus dem Tertiärletten und Kalksinter im Donporr’schen Areal ausgeschläimmten Organismen sind: 1) Heliv Kinkelini v. accedens BOETTG., 1 vollständiges Stück (Senck. Ber. 1884, Taf. IV, Fig. 17), andere Fragmente scheinen zu Helix Kinkelini BOETTG. Typ. zu gehören. 2) Helix crebripunctata SANDB., wenige Bruchstücke. 3) Vallonia lepida Reuss, 2 Stücke. 4) Leucochilus nouletianum Dur. sp. typ., 1 vollständiges Stück und mehrere Fragmente. 9) Vertigo callosa REuss, 1 vollständiges Stück. 6) Seltsame Kalkplättchen, in der Arbeit über die Nieder- räder Schleusenkammer als Eiertäfelchen bezeichnet. 7) Kalkknötchen von krystallinem Kalk (Senck. Ber. 1884,- Taf. III, Fig. 19), 2 Stücke. 8) Bauchschuppen von Pseudopus moguntinus BOETTG., 3 Stücke. 9) Geocarpus miocaenicus KınKk. (Senck. Ber. 1884, Taf. III, Fig. 147), 6. Stücke. Weniger charakteristische Reste sind: 10) Wirbel, Otolithen und andere Fischreste. [505] Frankfurter Theilscholle. 45 11) Ein Schlundzähnchen von Alburnus miocaenicus Kınk. (Senck. Ber. 1884, Taf. III). 12) Ein Vogelknochenfragment. 13) Cypris faba Desm., zahlreich. 14) Lagena sp., 1 Stück, nach der Bestimmung von Herrn Erıch SPANDEL. (Senck. Ber. 1892, S. 44 Anm.) 15) Glanzkohlenstückchen und inkrustirte Pflanzenstengelchen. Auf die grosse Uebereinstimmung der Schleusenkammerfauna mit der von BOETTGER beschriebenen aus dem Gundlachienletten im Brunnen des von RoTHscHILD’schen Pachthofes, der neben den basaltischen Lapilli auch von Kalksinterstückchen durchschwärmt war, habe ich u. A. schon in Senck. Ber. 1885, S. 169 hingewiesen. Während aber die Schleusenkammer der Cerithien und Hydrobien entbehrte, Fossilien, die orientirend sind, erkennen wir aus der Beimischung von Potamides plicatus pustulatus und Hydrobia obtusa zur Gundlachienfauna, dass diese, also auch die Fauna der Schleusenkammer, den tiefsten Schichten des Untermiocäns ange- hören, wenn sie nicht den obersten Oerithienschichten zuzuschlagen sind. Diese untersten Schichten des Untermiocäns sind im Don- DORF schen Areal nur von 4.5% Diluvium bedeckt, während sie in der BRÖNNER’schen Fabrik in mehr als 100” Teufe liegen. Die Fortsetzung der durch die Niveaudifferenz der gleich- altrigen Schichten zwischen DONDORF und BRÖNNER örtlich ziem- lich genau festgestellten Störung nach Norden scheint mir auch durch die das untermiocäne Ginnheimer Braunkohlenflötz unter- teufenden Kalksinter (Senck. Ber. 1885, S. 252) erkennbar. Ich möchte noch hervorheben, dass solche kalksinterreiche Tertiärbildungen bisher nur im Westen Frankfurts, längs der unge- fähr Süd-Nord streichenden östlichen Rheinthalspalte beobachtet sind. Auch auf den Querbruch zwischen unterem Niddathal und Pliocänscholle Luisa-Flörsheim habe ich oben hingewiesen; der- selbe zeigt sich dadurch, dass am Main das tiefe Untermiocän der Schleuse, nur durch Basalt getrennt, an den oberen Schichten des ÖOberpliocäns anliegt, während 3*® nördlich die tiefsten Schichten 46 Frankfurter Theilscholle. [506] des Untermiocäns an die oberen dieses mächtigen Schichteneom- plexes anstossen. Während also innerhalb der Frankfurter Scholle, wenigstens in Frankfurt und Sachsenhausen, somit besonders dem Main entlang, jene Gleitbewegungen den Schichtenbau beherrschen, welche sich auf’s auffälligste in der Hafenbaugrube dem Auge darboten, so zeigen sich dieselben östlich begrenzt durch eine Störungslinie, welche sie am Mitteloligocän in die Tiefe sinken und Unter- miocänschichten in solcher Mächtigkeit ablagern liess, wie wir sie uns im Nizzabohrloch zu denken haben, — westlich dagegen be- grenzt durch eine Störungslinie, längs welcher das untere Niddathal noch beträchtlich tiefer absank. Die Senkung der Frankfurter Scholle scheint sich übrigens auch in der Höhenlage der Bornheimer Diluvialterrasse, welche der Elephas antiquus-Stufe angehört und hier nur die Höhe von 121” (390') einnimmt, auszusprechen; dann aber zeigt sie sich in den Niveaudifferenzen tertiärer Horizonte mit Stenomphalus (Senck. Ber. 1884, S. 188 f.). Eine Störungslinie begrenzt die Scholle nach Norden, also nach dem Plateau von Friedberger Warte— Bergen, und geht nach Nordwest von dem Punkte aus, in welchem der ostwestlaufende Abhang von Bergen-Seckbach und der nord- südlich laufende des Röderberges zusammentreffen. Ob damit ein Basaltvorkommen ın Bornheim, dessen THEOBALD zweimal Er- wähnung thut, zusammenhängt, ob überhaupt dasselbe existirt, kann ich nicht angeben. Innerhalb der Scholle kommen noch Höhendifferenzen gleicher Horizonte vor, die kaum auf den durch jene Gleitbewegung er- zeugten wellenförmigen Verlauf der Schichten zurück zu führen sind. An der Friedberger Warte liegt der Horizont mit Potamides plicatus pustulatus etc. in ca. 137,5” (»Beitrag«,. S. 29), während derselbe südlicher, nämlich in der Eichwaldstrasse, an der Bornheimer Land- strasse, Koselstrasse, Zeisselstrasse, Neuhofstrasse etc. nur zwischen 110—115” zu schwanken scheint. Die Höhendifferenz der genannten Strassen und der Cerithienschicht im Hafen ist allerdings auch un- gefähr 25”. Völlig unverständlich sind die Angaben Lupwig’s über die Schichtenfolge und Mächtigkeit im Eyssen’schen Bohrloch, [507] Frankfurter Theilscholle. 47 dessen Mündung zwischen Friedberger Warte und Bornheimer Landstrasse liegt. Bei der Ausschachtung des Bassins C des Friedberger Sammel- reservoirs kamen Dislocationen zur Beobachtung, ähnlich sınd, wie ıch sie aus den Profilen der Mosbacher Sand- grube u. a. (Senck. Ber. 1889, S. 118) beschrieben habe. Um- stehende Abbildung stellt die Nordwand der Baugrube zu einer ge- welche denjenigen wissen Zeit dar; man sieht einen nach unten convergirenden Sandkeil zwischen untermiocänen Kalk und Letten eingeschaltet. Die obere Breite desselben, von West nach Ost gemessen, betrug 5”; bei der Tiefe der Baugrube von 6” wurde das untere, scharfe Ende des Keils nicht erreicht, doch betrug die Breite desselben im Niveau der Sohle der Baugrube nur noch ungefähr 1/3”. Der Inhalt dieser keilförmigen Spalte war ein gleichförmiger rother, etwas lehmiger Sand. Westlich dieser Spalte sieht man die oberen Schichten der ruppigen und plattigen Kalke der Spalte zu nach abwärts gebogen. Zwischen die Untermiocänschichten und den Sand schiebt sich nach unten geschleppter oder gerutschter schmutzig grauer Letten, der ursprünglich das Liegende des Sandes und das Hangende des Kalkes gebildet haben muss; er ist also von unsicherem, diluvialem oder untermiocänem Alter und bildet gleichsam die seitliche Hülle des Sandkeils. Zwischen dem Letten sind vielfach Sandpartien eingeschoben, so dass manche Theile des Lettens als abgetrennte, nach unten geschleifte Fetzen erscheinen. Der plattige, gebänderte Kalk (unter der zweiten Bank ruppigen, knollisen Kalkes) stösst scharf gegen die abwärts bewegten Sande und Letten; er zeigt also kaum mehr eine Be- einflussung seiner Lagerung, wie dies bei den oberen unter- miocänen Kalken desselben Profils auf der Westseite zu beobachten war. Weniger steil ist die Verwerfungsfläche auf der östlichen Seite des Sandkeiles; der abwärts geschleppte, schmutzig graue Letten erscheint stärker und enthält ebenfalls Sandpartien einge- schlossen; solche trennen, sich zwischenschaltend, fast auf der ganzen östlichen Längsseite den Letten vom Kalk. Eine lebendige Vorstellung von dem Vorgange, welcher ein solches Bild er- zeugte, wie es dies Profil darbietet, gaben mehrere von den Unter- 48 Frankfurter Theilscholle. [508] miocänschichten abgelöste und dem Sand und Letten eingebettete Kalkstücke. Das Untermiocän ist auf der Ostseite des Sandkeiles Fig. 3. Nördliche Wand einer Baugrube südlich von der Friedberger Warte. Sa ei Untermiocäner Kalk Untermiocäner (2) Letten Diluvialer Sand nicht ganz übereinstimmend mit dem auf der Westseite ent- wickelt; es erscheint hier mehr als massiger, knolliger Algen- kalk. — In der östlichen Fortsetzung der Nordwand der Bau- grube zeigten sich noch zwei, jedoch wesentlich kleinere, nach unten sich verjüngende Spalten im Tertiär, die aber weniger von Sand, vielmehr fast ausschliesslich von Letten, welche in dem oberen Theile der Spalten braun und in dem unteren grau waren, erfüllt sich zeigten. Bei weiterer Ausschachtung in nördlicher, also in zu obigem Profil paralleler Richtung, verschwand der Sand alsbald gänzlich, sodass schliesslich eine ziemlich glatte W.-O. streichende Lettenwand, die Miocänschichten senkrecht durchsetzend , eine W.-0O. streichende Verwerfungsfläche darstellte. Der Sandkeil war also nördlich durch diese abgeschlossen und auf der östlichen wie auf der westlichen Seite von Letten, wie in einen Mantel, eingehüllt. Innerhalb derselben Baugrube, etwa 4" von der Nordwand ent- fernt, also südlich von derselben, blieb längere Zeit zum Transport der ausgegrabenen und ausgebrochenen Massen ein Streifen stehen, dessen nach Norden gerichtete, jener Nordwand gegenüber liegende Wand das Profil zeigte, das Fig. 4 darstellt. Der hier zwischen [509] Frankfurter Theilscholle. 49 Fig. 4. Profil in einer Baugrube südlich von der Friedberger Warte, in ostwestlicher Richtung. isenschienen lzschwellen die Tertärschichten in verticaler Richtung eingeschobene röthliche, ziemlich lockere Sandkeil war wenig convergent nach unten und wesentlich schmaler als der oben beschriebene Sandkeil; die übrigen Verhältnisse sind, wie in der Abbildung zu sehen, fast ganz übereinstimmend mit Fig. 3. An der Oberkante des stehen- gebliebenen Streifens ist der Sand 2” breit. Die Sandausfüllung in letzterem liegt nicht rein südlich, sondern südöstlich von dem Sandkeil der Nordwand. Auf der Südwand der Baugrube, welche etwa 7—8"” von der Nordwand entfernt lag, war von einer eingeschalteten Sandmasse nichts mehr zu sehen, sodass diese einen nach Süd sich ver- jüngenden Keil gebildet zu haben scheint. Sehen wir ab von der Eigenart der Schichtenstörung, welche Sprünge oder Risse im Tertiär vor Augen führte, so erwächst aus dem hierbei Beobachteten noch, dass diluviale Sande in der Höhe von ungefähr 150° in der Umgebung der Friedberger Warte (Oberfläche der Baugrube ca. 148”) vorhanden waren. Soweit nicht Reste derselben sich in Senken erhielten, ist diese Fluss- bildung völlig denudirt; es hat diese Abwaschung aber schon vor Absatz des Lösses stattgefunden, da derselbe hier allenthalben, so- weit er überhaupt noch erhalten und noch nicht zum Zweck der Ziegelfabrication abgebaut worden ist, unmittelbar auf dem Tertiär aufruht. Es sind also aus der die Tertiärschichten überlagernden, jetzt abgetragenen Terrasse die Sande samt den liegenden Letten in die im Tertiär entstandenen Spalten eingesunken. Hierbei Abh. IX, 4. 4 F 50 Frankfurter Theilscholle. [510] sind die Letten in Fetzen auseinander gerissen worden und haben Kalkbrocken mit nach unten geschleppt. Vergleichen wir das Niveau dieser Terrasse, welches demjenigen der Elephas antiquus-Stufe am Südostrand des Taunus ungefähr ent- spricht, mit demjenigen der Schotterterrasse, welche in der Burgstrasse in Bornheim den Backenzahn von Elephas antiguus enthielt, so er- gibt sich eine Senkung der südlich von dem Sammelreservoir gelegenen Schichten von ungefähr 30”. Während auf der Höhe der Hohen Strasse allenthalben, abgesehen vom Löss, das kalkige Untermiocän, mehrfach auch das obere Oberoligocän (beim Heiligen- stock), zu Tage ausgeht, am Nordabhang gegen Vilbel und zunächst der hessischen Landesgrenze auch das untere Oberoligocän und obere Mitteloligocän (der untere Öerithienkalk, die vielfarbigen Sande an der Strassengabel und der Cyrenenmergel), sind auf dem Westabhang, also etwa westlich der Eschersheimer Landstrasse, weder anstehend, noch in der Tiefe kalkige Miocänschichten anzutreffen; die Miocän- schichten daselbst sind vielmehr, soweit man sie kennt, Schieferletten, die im Niddathal unter Diluvium allein herrschend sind. Auf dem Westabhange der »Hohen Strasse«, in der Umgegend von Ecken- heim, Bockenheim, Ginnheim, also östlich der durch Basaltausbrüche fixirten nördlichen Fortsetzung der Luisaverwerfung, sind im Han- senden des fossilführenden untermiocänen Lettens sandige, sandig- thonige und thonige Schichten ausgebreitet, die ich in Rücksicht auf ihre Lage unter dem Basalt in Eckenheim, in der Nähe des Braunkohlenschachtes von Ginnheim und unter dem Basalt im Heyv’schen Bruch in Bockenheim als Corbiculasand bezeichnet und somit dem Untermiocän angeschlossen hatte, da ich den hangenden Basalt, wie schon oben erwähnt, für untermiocän hielt (Senck. Ber. 1885, S. 259ff.). Durch den Nachweis, dass Basalt- Ergüsse nicht nur zur Untermiocänzeit erfolgt sind, sondern dass solche auch während der Oberpliocänzeit (siehe Schichtverhältnisse bei Steinheim, Hanau und Dietesheim) stattgefunden haben, ferner durch die lithologisch ähnliche, zum Theil völlig übereinstimmende Entwickelung jener Corbiculasande einerseits und des oberpliocänen Schichtcomplexes andererseits, endlich durch die Existenz von Sand- steinen in der nördlichen und mittleren Wetterau, nämlich bei [5 1 1] Frankfurter Theilscholle. Sl Münzenberg und am Öppertshäuser Hof bei Altenstadt (Senck. Ber. 1890, S. 116), die sich durch ihre Fossilien sicher als unter- miocäne, ev. Oorbiculasande auswiesen, ist an diesem Orte eine eingehendere Besprechung der stratigraphischen Verhältnisse der nordwestlich von Frankfurt gelegenen Gegend nothwendig. Bisher sind mir in ihr folgende Aufschlüsse bekannt: der Brunnenschacht im Pachthof zwischen Schloss Grüneburg und der Irrenanstalt auf dem Avestein, der Heywv’sche Basaltbruch, eine grosse Zahl von Brunnenbohrungen in Bockenheim, die Hänser’sche Thongrube, der Braunkohlenschacht zwischen der Hänser’schen Ziegelei und Ginnheim mit zahlreichen Bohrungen in dessen nächster Nähe und endlich die Aufschlüsse und Brunnen- grabungen bei Eckenheim. Nach Vorführung dieser Verhältnisse werden dieselben mit der schon beschriebenen Schichtenfolge im Bohrloch @ und N im Stadtwald, wie auch mit derjenigen in der weiter unten genauer zu erörternden Hanau - Seligenstadt-Dietes- heimer Pliocänsenke in Vergleich zu ziehen sein. Die Aufschlüsse in Bockenheim danke ich fast ausschliesslich den liebenswürdigen Mittheilungen des Herrn E. HEruUSLER in Bockenheim, welcher seit Jahren die Anhaltpunkte sammelt, die zu einem Verständniss der geologischen Verhältnisse daselbst führen können. Die Profilaufnahme, welche BOETTGER (Palaeontogr. Bd. X XIV, S. 188) aus dem Brunnen vom Avestein (ehemaliger BARTMANN’s Hof, jetzt von ROTHSCHILD’scher Pachthof) mittheilt, stammt leider aus der Zeit nach Fertigstellung der Grabungen, auch ent- hält sie keine Maasse. Das aber ist sicher, dass unter einem ca. 13” mächtigen Basaltlager schiefrige Letten lagen, welche mit Gundlachia und mehreren in der Niederräder Schleusenkammer gefundenen Conchylien (darunter Hydrobia obtusa) Lapilli einge- bettet enthielten. Im Liegenden dieser Letten stiess man auf ein zweites Basaltlager. Die Brunnenausschachtung geschah Ende 1873 (September—November); da man in 60—65' Teufe nicht genügend Wasser hatte, so ging man tiefer, sodass nach Angabe von Herrn BARTMANN jun. jetzt der Brunnenschacht eine Tiefe von 33 — 34” hat. Ob die Gundlachia führenden Cyprisletten unmittelbar unter dem oberen Basalt oder ob dazwischen 4* 59 Frankfurter Theilscholle. [51 2] andere Sedimente lagen, darüber liegt keine Notiz vor. Wenn wir in den folgenden Aufschlüssen unter dem Basalt niemals fossil- führendes Untermiocän, sondern ausschliesslich fossillose Sande und Thone antreffen, so werden wir kaum zweifeln können, dass bei dem fast zweifellosen Zusammenhange der Basaltlager auch am Avestein der obere Basalt dasselbe unmittelbar Liegende hatte, wie es in zahlreichen Aufschlüssen in nächster Nähe beobachtet worden ist. So gewiss, wie jene Lapilli einem vulkanischen Er- guss angehören, ebenso gewiss kann der Bockenheimer Basalt, den allenthalben eine mehrere Meter starke Schichtenfolge von fossil- losen Sanden und Thonen vom fossilführenden Untermiocän- letten trennt, der Zeit der Ausstreuung jener Lapilli nicht angehören; wohl aber wird der liegende Basalt vom Ave- stein aus dieser Zeit stammen, in welcher er sich als Lava auf der Sohle des Tümpels ausgebreitet hat, in dem die Gund- lachien etc. lebten und in den die Landconchylien, wie Helix crebripunctata, Leucochilus obstructum u. a. eingeschwemmt wurden. Es hat also am Avestein ein zweifelsohne untermiocäner Lava- ausfluss stattgefunden, dessen Betrag uns nicht bekannt ist; der spätere Lavaausbruch ist zu einem Basaltlager von 12 — 14" Mächtigkeit erstarrt. Bei Canalisirung der Irrenanstalt hatte ich 1887 Gelegenheit, als Liegendes des Basaltes lichtgrauen, z. Th. sandigen, bröckeligen, fossillosen Thon zu beobachten, der auch das Hangende des Schieferlettens in der Grüneburgstrasse ist; in der östlichen Fortsetzung sah ich diesen Schichtcomplex als gelben schlichigen Sand in der Fichardstrasse entwickelt. Einer Mittheilung von Herrn RünL sen. zufolge traf man bei Herstellung des Brunnens im Maschinenhaus der Irrenanstalt unter dem Basalt auf lebhaft gelb und roth gefärbten Sand; da derselbe wasserführend war, so grub man nicht weiter und erreichte daher den Schieferletten, den man aus früheren und tieferen Grabungen aus der Fichardstrasse und aus der Grünburgstrasse kennt, nicht. Westlich von dem tiefen Brunnen im von ROTHSCHILD’schen Pachthof, etwa 11/,*® entfernt, ist der Basalt, von wenig mäch- tigem Diluvium überlagert, in einem 12—13" tiefen Bruch seit vielen Jahren aufgeschlossen. Während die Oberkante des Terrains am [513] Frankfurter Theilscholle. 53 Brunnen im Pachthofe auf dem Avestein in 121” liegt, ist die des Basaltes im Heyr’schen Bruch in ca. 111” gelegen. Wie schon erwähnt, ruht dieser grobbänkige, hellgraue poröse Basalt auf 0,2” mächtigem, röthlichgelbem lockerem Sandstein, der von blauem Thon unterteuft wird (Senck. Ber. 1885, S. 263). Kaum 100" östlich von der jäh abfallenden nördlichen Basalt- wand des Heyr'schen Bruches wurden gelegentlich der Her- stellung des Brunnens in der Villa des Herrn von ArAnD folgende Schichten ausgehoben: Mächtigkeit 1) Letten mit Kalkausscheidungen . 1,9 23% Gelbbrauner Sandy m ae. wer. Da 3) Letten .. NR 1.2 4) Mooriger Thon mit mulmiger Braunkohle (0,2” Ligenit) . . 1,2% 5) Sandiger Thon, auf Klüften mit Eisenfärbungen hellbräunlichgelb durchsetzt, schöne Gypskrystalle enthaltend =... 21. Ben =. 2,0% Ser DunklenstettersKhon. 2... 2,0% WeBasalee er nronichtdurchbrochen. Da das Diluvium in diesem Brunnen und dasjenige auf dem Heyr’schen Steinbruch gleiche absolute Höhe haben und die Mäch- tigkeit des Basaltes im Heyr’schen Bruch 12” beträgt, so wäre also unter dem AranpD’schen Brunnenschacht nur noch 6—7" mäch- tiger Basalt vorhanden. Die Basaltoberfläche scheint hier eine Mulde darzustellen, über deren Bedeutung ich mich erst äussern kann, wenn das Alter der zwischen dem 1,7—2,8” mächtigen Diluvium und dem Basalt liegenden Schichten erkannt ist. Be- vor wir nun die stratigraphischen Verhältnisse im Osten und Süd- osten Bockenheims weiter verfolgen, möchte ich die Aufschlüsse aufführen, welche in nordwestlicher Richtung vom Heyr’schen Bruch den Basalt von grösserer Breite erkennen lassen und ihn als einen Basaltstrom darstellen, der, vom Avestein ausgehend, noch ın bedeutender Mächtigkeit das nördliche Bockenheim erreicht hat; aus 54 Frankfurter Theilscholle. [514] diesen Aufschlüssen wird z. Th. auch das Liegende des Basaltes in ziemlicher Stärke erkannt. Brunnen im Eiswerk von HaAck am Steinweg, Oberfläche 105%, 0,5 := WSW. von Hryr. Mächtigkeit Mutterboden und Diluvum ... 5a Basalt: . 0 ana en ee anne Blauer “Lietten? er 2 22 en Kohliser Thon. > ae 1050 Weisser sog. Flussandd), ee RO lbetten, nicht, durehteutt 3,22. Sea Nördlich davon liegt nahe der verlassene Steinbruch von EıcH- MANN an der Ginnheimerstrasse. Mächtigkeit Muttererde ". u... een are 2. 15 Sonn Heller Liehm.. ... 2 ee Are Dunkler Behm 2 27272 er an Feiner Kies mit schwarzer ER Os eiese, ... 2 2ese A i 0,792 Weisser Kies mit in Be el grobem Kies. ur ren Kies und Sand. 227 „en 22.002795. Kies, auch mit Sande 2 222 22. .20858. Basalt.. \... ne en en 2.002 Tuetten ...) 2°. ze Eee 2 ee Im Zusammenhang mit den eben besprochenen Basalten dürfte wohl auch der Basalt in der. sogenannten Steinkaute inmitten Bockenheims stehen, ferner derjenige, auf welchem das Rath- haus und die katholische Kirche erbaut sind, dann auch die aus der Umgebung des Bockenheimer Bahnhofes und der Weserstrasse, endlich die am westlichen Ende der »schönen Aussicht« gelegenen Basaltmassen, deren Mächtigkeit wenigstens vom Rathhaus und von der Weserstrasse in einem Betrag von 10—11” bekannt ist. Das ') Unter der Bezeichnung »Flugsand« verstehen die Brunnenmacher dahier osen, feinen, leichtfliessenden Sand. A ee u a Be de DE u 1 mel ne a m le 4 Fig. 5. [5 1 5] Frankfurter Theilscholle, 55 (Die Diluvialschichten sind abgehoben gedacht.) Verbreitung des Basaltes im NW. von Frankfurt a./M. ///,, N ZIEZZ, ZANE KARA DIE Z f % Y N FRIST isch y% FF YA } UT, EEE Ay 0 IENEIETES u Tnenh M en BD & @ ” LAnRanT ES a N ran } ea g16 5 / EREAIER er ELDER HHOL AR ZSAN 2 A NY, a EV/ 8 at n| Y NT) ; x X Ra) h NETT CO Bay WAT‘ = IA RERIYS ? 1 We )-- Ole 7 27 I nt, PLA X 2 A Az a, D | N DR MM Di E . MM 4 /) R s DI; = Unterm es A E % E © UNE DUDEN SR RR Z, UN; N] AL; GE, N = SL _ > MESSEN MR: =: _ 56 Frankfurter Theilscholle. [516] westlichste Ende dieser Basaltausbreitung reicht dann noch über die Gasfabrik und die Wirthschaft »Germania« am Rödelheimer Sandweg hinaus, an welch’ letzterer Lokalität der Basalt von 3 bis 4” Kies und Sand bedeckt ist, in welchem sich vor einigen Jahren ein Backenzahn von Hlephas primigenius fand. Das west- lichste Basaltvorkommen ist auf dem Kärtchen nicht mehr ver- zeichnet; es wurde bei der Wirthschaft von ALzenz am Rödel- heimer Sandweg zunächst der Barriere der Homburger Bahn con- statirt. Verfolgen wir von Ost nach West die Oberflächen dieser Basaltmassen, die allenthalben von mehr oder weniger mächtigem Diluvium überlagert sind, so ergibt sich, dass solche um so tiefer liegen, je näher sie der abgesunkenen Scholle des Niddathales sind. Im Heyr’schen Bruch hat die Oberkante des Basaltes un- gefähr die absolute Höhe von 110”, bei EICHMANN an der Ginn- heimerstrasse, wie am Marktplatz (katholische Kirche) und am westlichen Ende der »schönen Aussicht« die Meereshöhe von 97 bis 98”, hinter der »Germania« sogar nur von 94—95“%. Von letzterem Orte ist die Mächtigkeit des Basaltes nicht bekannt; bei Herrn SCHÖNBERG an der »schönen Aussicht« erschien er nur 3" stark, da die ältere Brunnensohle schon 12" unter der Oberfläche lag. Auch hier, wie bei Haack etc. etc. liegt der Basalt auf Thon und Sand: 4” semischter Thon, 1" Flugsand. Durch Bruchbetrieb und Brunnengrabung ist nun auch noch im Nordosten Bockenheims Basalt aufgeschlossen worden. West- lich Villa Leonhardsbrunn ist derselbe in einer Stärke von 6” ausgebrochen worden; nach Angabe von Herrn BARTMANN jun. stiess man in den Aeckern bei Leonhardsbrunn allenthalben auf ver- witterten Basalt. Südlich von dem obigen Bruch in der oberen Königstrasse bot sich bei zwei benachbarten Brunnengrabungen (HEIMPEL und SAALMÜLLER) folgendes Schichtenprofil. Terrain 103”. er A [517] Frankfurter Theilscholle. 57 Mächtigkeit Muttenerden nz.) waren sea Basals year er: N Rees Gelberzundeerauer Sand nr Ser eos Gelbgebänderter grauer Thon . .. . . 125” DimkelblauersiRhon 2.127 ans Seller Rothmarmericter"blauer Thon 7.7. 2..2.0202 Gelbgebänderter hellblauer Thon . . . 0,75" Gelber fettiger Thon TE RTL ONE: Gelber graugebänderter sandiger Thon, untenaweisser#Sandusar ne RO Dlursand ERINNERN Das fossilführende Untermiocän ist demnach hier nicht er- reicht worden. Vor Allem ist hervorzuheben, dass die Basaltsohle im HeyL- schen Bruch mit der 1/"® südöstlich im SAALMÜLLER’schen Brunnen in der absoluten Höhe übereinstimmt. Ob der Basalt in diesem Brunnen nur einem ersten, wenig mächtigen Lavaerguss angehört, oder ob die geringe Mächtigkeit einer mehr oder weniger tiefen Verwitterung und nachfolgenden Abwaschung zugeschrieben werden muss, ist nicht mehr zu ermitteln, da der Basalt nur von 1,5 ® Muttererde bedeckt ist. Anders liegt dies mit der unter der Sohle des v. ARAnD’schen Brunnens höchstens 6—7" starken Basaltmasse. Das Hangende derselben besteht aus einem Schichtencomplex (siehe Profil S. 53), den ich nach seiner Schichtenfolge und Gesteinsbeschaftenheit, aber auch entsprechend seiner Lage zum liegenden Basalt, seinem Alter nach genau angeben zu können glaube. Ich weise diesbe- züglich nur auf die zwei Bohrprofile « und N im Frankfurter Stadtwald, resp. die unmittelbar über dem Basalt derselben ge- legenen Schichten hin. Bei Bohrloch « nahe dem Öberforsthaus (Senck. Ber. 1885 S. 202) heisst es: 7) hellgrauer Letten mit dunklem bituminösem Letten; 8) dunkelgrauer bis schwarzer bituminöser Letten mit Braun- kohle etc., die Braunkohle in Trümmern und Fetzen; 58 Frankfurter Theilscholle. [5 1 8] 9) dunkelgrünlichgrauer Letten, an der Luft dunkel wer- dend, sehr fett; 10) Basaltfels. Aehnlich lautet die Beschreibung der Schichten 26— 31 im Bohrloch N (Jahrb. d. Nassau. Ver. f. Naturk. 1889, S. 113). Es gehören somit im v. ARAND’schen Brunnen die Schichten 3—7 den untersten nachbasaltischen Oberpliocänschichten zu. Es stellt sich in Folge dessen das Alter des Bockenheimer Basaltes als oberplio- cänes heraus. Die obere Basaltlage von ca. 5” Mächtigkeit ist dann gleichalterig den Oberpliocänschichten im v. ArAnp’schen Brunnenschacht, und diese sie überragende Basaltmasse hat die gleichsam in einer Mulde gelegenen Pliocänschichten vor der Denudation geschützt, während sonst allenthalben die nachbasal- tischen Oberpliocänschichten, sofern sie nicht in Senken liegen, der Denudation zur Diluvialzeit erlegen sind. Zwischen dem Brunnen v. ARAND’s und demjenigen SAAL- MÜLLER’s und HEIMPEL’s hat sich leider bisher kein Aufschluss ge- boten. Dagegen kenne ich solche weiter südwestlich, also zwischen den beiden oben ihren Aufschlüssen nach beschriebenen Basaltströmen, demjenigen, welcher mehr als die Hälfte Bockenheims von Nord- westen bis Südwesten überdeckt, und demjenigen, welcher nur westlich von Villa Leonhardsbrunn und in der oberen Königstrasse sich gezeigt hat. Hier scheint in südwestlicher Richtung ein Streifen durchzugehen und mit den Sedimenten im unteren Nidda- thal zusammenzutreten, welcher, abgesehen von diluvialer Ueber- lagerung, sich durch das Fehlen des Basaltes kennzeichnet, dann aber auch dadurch, dass unmittelbar unter dem Diluvium das fos- silführende Untermiocän folgt. Ausser den ziemlich allgemein verbreiteten C’ypris-Schichten ist dieser Horizont meist noch durch Braunkohle und an der unteren Königstrasse durch die Einlagerung einer im Untermiocän häufigen Septarie (»feuersteinartiges Gestein«, sagt der Brunnengräber) fixirt. Die hangenden Tertiärschichten des Untermiocäns sind denudirt, da sie nicht, wie z. B. im nordwestlichen Theile von Bockenheim, von einer Basaltdecke geschützt waren; auf die de- $ ee ne u u ne a nl u a 4 [519] Frankfurter Theilscholle. 59 nudirte Oberfläche lagerten sich die mittelplistocänen Sande und Kiese. Als untermiocäne Fossilien nenne ich eine von Herrn HEUSLER in der Falkstrasse gefundene Melanopsis callosa und Cor- bicula Faujasü, ferner eine in der Nähe des Bahnhofs von Dr. BOETTGER gefundene Helix (Pentatenia) sp. (Bruchstücke) und Pupa quadriplicata AL. BRAUN. Nördlich vom Hryr’schen Bruch befinden sich zwischen dem Militär-Lazaretlı und der Perlenfabrik an der Ginnheimerstrasse noch zwei verlassene Basaltbrüche. Wichtiger sind die stratigraphischen Verhältnisse in der HänseL’schen Ziegelei und der Umgebung des Braunkohlenschachtes der Gewerkschaft Jacob vor Ginnheim, ca. 1°® nördlich des Hryr’schen Bruches. In der Hänser’schen Dampfziegelei sah ich im Herbst 1887 unter Löss und diluvialem Sand und Kies, die jedoch vielfach abgetragen waren, ein nordsüdlich laufendes Profil auf etwa 40" Länge often, das in den oberen Partien eine Mulde darstellte. Die Mulde war er- füllt mit grauem fettem Thon, in dem die knolligen weissen Kalk- männchen und feinkreidige Streifen vor Allem auffielen. Das Schichtenglied, welches unter diesem Thon liegt, ist auf der Süd- seite ein reiner weisser, gelbgebänderter feiner Sand, der nach der Nordseite des Profils zu grau und schlichig wird und hier nur mit wenig Streifen sehr feinen reinen Sandes durchzogen ist. In diesem Schichtengliede liegt jener fette Thon eingelagert, auf dessen Ge- winnung es die betr. Ziegelei besonders abgesehen hat. Weiter nördlich hiervon sah ich auf diesem letzteren Thon unmittelbar verwitterten Basalt aufruhen. Derselbe ist zum grössten Theil schon in braunen und olivengrünen Thon verwandelt, in welchem weniger zersetzte Basaltbrocken liegen. Es scheint dies fast der letzte nördliche Ausläufer des Bockenheimer Basaltes zu sein (siehe Bohrloch 8 auf S. 61); derselbe steht diesem Basaltvor- kommen in der Hänser’schen Ziegelei wenigstens näher, als der Basalt von Eckenheim. Verbindende Basaltvorkommen zwischen dem letzteren und dem von Grüneburg-Avestein sind mir nicht bekannt. In der nächsten Nähe der Hänser’schen Ziegelei liegt das Braunkohlenwerk Grube Jacob, woselbst der sichere Nach- 60 Frankfurter Theilscholle. [5 20] weis eines grösseren Braunkohlenflötzes innerhalb der Un- termiocänschichten (Senck. Ber. 1885, S. 255 —264) durch das Auffinden charakteristischer untermiocäner Fossilien im Schiefer- letten erbracht wurde, auf welchem die Braunkohle (1,5 —2” mächtig) liegt. So viel mir bekannt, ist für die Annahme, der ich auch beipflichte, dass nämlich die Flötze von Salzhausen, Hessenbrücken und, wie ich in der Folge zeigen kann, von Bom- mersheim und Gonzenheim einen gleichen Horizont einnehmen und von untermiocänem Alter sind, kein thierischer Rest als Beleg vorhanden. Ich werde in der Folge Belege beibringen, welche zeigen werden, dass jene Flötze auch von gleichem Alter des Ginnheimer Flötzes sind, welches durch das Vorkommen von Braunkohle bei Eschersheim mit dem Bommersheimer Flötze ver- bunden scheint. Ich führe das Profil des Braunkohlenschachtes Grube Jacob, so weit es für die hier erörterte Frage von Interesse ist, an: Mündung ca. 112,5”. Mächtigkeit Sandıger Lehm.) Wear re el Sand mit Kies ne I RL Graulich weisser Thon, kalkhaltig . . 3—4” Schmutzig grauer Quarzsand mit gelbbrau- nen Streifen, kleine Quarzkieselchen ent- hältend: >... iso aD II Grauer Thon...) ed 0.0 00 Braunkohle, meist holzig . . . . 1,5-2,0% Grauer bis grüner Schieferletten mit Cypris, Hydrobia ventrosa MoNT., Otolithus (Gobius) Jrancofurtanus KOKEN und anderen Fisch- resten; in den oberen Partien sandig . 3,0” NierigeröRalksinter . 0 8 ERS N Von den Bohrregistern, die durch zahlreiche Bohrungen in der nächsten Umgebung des Schachtes gewonnen wurden, seien zwei aufgeführt, um die Uebereinstimmung in der Schichtenfolge [521] Frankfurter Theilscholle. 61 erkennen zu lassen. Ich verweise ausserdem auf die schon im Senck. Ber. 1885, S. 262 mitgetheilten Profile im Bohrloch D und No. 25. Die Bohrungen sind mit Spülung geschehen. Bohrloch No, 8. Mächtigkeit Ich HB 0 ONE REIT Basalttuff (wohl verwitterter Basalt?) 0,75” Blauerlletten:) 2... Scan... 10% Grauer&Bhon en ut Rriebsandü@einerz Sana)n 22 20.22202021,02 Blauer honae Mrl IE N BE N ED AhLIEbSandagte sn SERBIEN TERN IRHan EINEN IN OT Hmiebsandksen st Rue enter 2 gen Grauer Ehonr er Na ee IBraunkohlere re EWR NE RD ET Bohrloch No. 5. Mächtigkeit IRchme Meat res m N ao ve er Gelberäletten? 7.2 2.2.0... 2.2 2002 Werke lernten. ve Aleissen Sande, u 2 use HE era Gelberdseitenis 7 ie Warner le Gelber Sande BEI ER ER ME NVEISSET Sand PRRRN N IR N (Gelberölietten? 2 02 a udn Blanerälsettene 10. 1. m a 228 Braunkohle, „at. = une un ld Grüner Letten USER IN6NT nicht durchbohrt. 62 Frankfurter Theilscholle. [522] Etwa 3 *" nordöstlich von der Hänser’schen Ziegelei, bei den ersten Häusern Eckenheims von Frankfurt aus, waren 1887 die unter dem Löss gelegenen Gebilde in ziemlich ausgedehnten Sand- gruben zu sehen, welche ich zuletzt eingehend im Senck. Ber. 1885, S. 259—264 beschrieben habe. Die verschiedenen Auf- schlüsse mit einander combinirt geben ungefähr folgendes Profil: Terrainoberkante 135 —136 ” abs. Höhe. Mächtigkeit 1) öss,» 2 ABER RE En ca 2): Basaltdecke‘ ’; I. ar re 3) Hellgrauer, fast weisser Thon mit weissen Kalkmännchen, fossillos . 1.50 4) Verschiedenfarbige Kiese und feine Sande, letztere zum Theil schlichig, fossillos. . = 0.02. 2000 oo. nA dene 5) Schiefriger Letten mit Cypris, Oto- lithus (Fobius) francofurtanus KOKEN nicht durchsunken. Im Zusammenhang mit den zwei Basaltlagern am Avestein hat die Angabe von KIRCHMANN (Senck. Ber. 1885, S. 261), dass man bei einer Brunnengrabung in Eckenheim in der Tiefe von 20 ” schwarzen Fels getroffen hat, Bedeutung. Neue und erweiterte Aufschlüsse haben die oben kurz zu- sammengefassten Schichtenverhältnisse klarer gezeigt. Das Hangende links der Strasse (von Frankfurt kommend) ist grobbänkiger, stark zerklüfteter und verwitterter Basalt, der daselbst eine Mächtigkeit von ca. 4” besitzt, sich aber südlich, gegen Frankfurt, alsbald auskeilt, so dass nun discordant unmittelbar der Löss anlagert und nach oben im selben Niveau, wie der Basalt, ausgeht; als Liegen- des des Lösses ist ein hellbräunlicher, feiner, streifiger Sand zu beobachten, der also hier weder von tertiärem Thon, noch von Basalt bedeckt ist und zum selben Niveau aufsteigt, wie in nächster Nähe der hellgraue, von Basalt überlagerte Thon. Im grössten Anschnitt beobachtete ich (April 1891) folgendes Profil: [523] Frankfurter Theilscholle. 63 Mächtigkeit Basar ana a er a Ca Schwarze 1), nach unten lichter wer- dende Thonschicht mit welliger Ober- Hächert aan. ER 02 Hellgrauer Thon, reichlich von weissen Kalkstreifen nach allen u durchzogen . . = 159052,00 Hellgrauer ee en Se Kalkstreifen. . . . en. 1292 Schicht carmesinrother Thon Fa Nor 0,05 " Rother und gelber reiner Sand mit Quarzkıeselm nn ar me 249 hu. Das Liegende, das vielleicht schon der fossilführende untermio- cäne Schieferletten ist, war nicht zu beobachten. In weiterer Umgebung erkennt man, dass der hellgraue mit Kalkstreifen oder mit Kalkconcretionen durchsetzte Thon nicht allenthalben das Hangende des Sandes und unmittelbar Liegende des Basaltes ist, sondern dass der Sand auch bis zum Niveau des Thones heraufsteigt, sodass also die Sande und die Thone mit Kalkconcretionen demselben Horizont angehören. Der Basalt nimmt nach Eckenheim, nach Norden hin, an Mächtigkeit zu, nach Süden hin ab und verschwindet dann ganz. Bevor ich an die zusammenfassende Betrachtung gehe, erinnere ich noch an eine Erscheinung, die ich schon im Schichtenprofil der Hafenbaugrube dargestellt und daselbst mit »Niddaterrasse« be- zeichnet habe. Kaum irgendwo bietet sich in so klarer Weise die denudirte Oberfläche des Untermioeäns dar, wie eben da. Das Profil zeigte am Eingang in den Hafen, also am Westende der betr. Bau- srube (Senck. Ber. 1885, Profiltafel), im Untermiocänletten eine von Nord nach Süd durchziehende, etwa 60” breite und 7— 8" tiefe Mulde von feinen Sanden, welche mit schlichigen Sanden wechsellagern und i) Nach gefälliger Untersuchung von Herrn Dr. Jakosı, Assistent am physika- lischen Verein, besteht die schwarze Masse aus Thonerde, Eisenoxyd und Kiesel- säure, in geringerer Menge aus Kalk, Phosphorsäure und einer Spur Chromoxyd, sodass also weder Mangan noch Kohle diese Färbung zuzuschreiben ist. 64 Frankfurter Theilscholle. [524] Fig. 6. Grundriss der von Nord in die Hafenbaugrube hereinreichenden Auswaschung des Untermiocäns, welche mit schlichigem Sande und liegenden Geröllen erfüllt ist. N. Nordl. Quawmauer d. Hafens SEHR in lekeuekinage AN “ N 7 Schliehiger Untermiocäner Sand mit Letten Geröllschieht als tiefstes Schichtenglied Rollsteine enthalten. Nach Süden stieg die Auswaschungsmulde in einer kleinen Bucht oder Sackgasse wieder aufwärts, sodass dieser so fremdartige Schichtencomplex nach Süden noch innerhalb der Baugrube sich auskeilte. Die Sohle der Gerölle lag am südlichsten Punkte in 87,2” M.H. Mit keiner Schichtenfolge zeigen diese sandigen Schichten eine solche Uebereinstimmung als mit den oberpliocänen. Bezüglich der Beimischung von Bunt- sandstein !) unter jenen Geröllen verweise ich auf Schicht 25) im Bohrloch N im Frankfurter Stadtwald, welche allerdings über Basalt liegt, ferner auf Schicht 13) im Bohrloch in der Gelatine- fabrik Nied, dann auf Schicht 11) im Bohrloch am Main im Ge- biet der Höchster Farbwerke, die wohl auch als nachbasaltische Oberpliocänschichten gelten müssen. Es finden sich aber bei li- thologischer Uebereinstimmung auch Oberpliocänschichten, die eben- so wie hier im Hafen unmittelbar über dem Untermiocän liegen; ich verweise diesbezüglich auf Schicht 3) des Bohrloches an der !) Unter den Geröllen waren in grösster Menge Quarze vertreten, ziemlich zahlreich sind ausgelaugte Buntsandsteingeschiebe, dann ein Stück Carneol und ein Stück Lydit. [525] Frankfurter Theilscholle. 65 Mainzer Landstrasse nach Sindlingen (siehe oben) und auf ähn- liche Schichten im Krever’schen Bohrloch an der Höchster Strasse (Senck. Ber. 1890, S. 123). Ich glaube in diesen letzteren Ablage- rungen die ältesten Oberpliocänschichten zu erkennen, mit welchen sich die erneute Wasserfüllung in Gestalt von Flussschotter ein- leitete; letzterer stammt aus Osten, aus dem Buntsandsteingebiet, aus welchem auch heute der Main in’s Becken eintritt. Das steht fest, dass diese Sande sammt Geröllen ein Ge- bilde sind, das auf der ungleich denudirten Oberfläche des unter- miocänen Lettens abgelagert wurde, und wahrscheinlich ist es, dass die dasselbe transportirenden Wasser die muldenartige Ver- tiefung ausgewaschen haben, in welcher diese Sande zum Absatz kamen. Fassen wir zusammen, was aus der Schichtenfolge bei Bocken- heim bei einem Vergleich mit derjenigen in den oberpliocänen Senken von Luisa-Flörsheim und Hanau-Seligenstadt zu folgern ist. Die meisten geologischen Horizonte bieten die mit einander combinirten Profile aus dem v. Aranp’schen Brunnen und dem Heyr’schen Bruch. Es folgt hier von oben nach unten 1) eine hier wenig mächtige Schichtenfolge von Thon, Kies und Sand, welche schon ihrer Höhenlage nach dem Diluvium angehört und aus der Verbindung nach Norden über Hänser’s Ziegelei, den Braunkohlenschacht, Ginnheim, Eschersheim etc. als fossillose, unter Löss liegende, altdiluviale Flussterrasse orientirt ist; 2) eine ca. 5” mächtige Folge von moorigem Thon, sandigem und fettem Thon; während der moorige Thon an die Schichten 7 und 8 im Bohrloch # zwischen Luisa und Forsthaus und an Schicht 26 im Bohrloch N im Goldstein Rauschen (Frankfurter Stadtwald) er- innert, welche auch nur durch wenig mächtige Lettenlagen vom liegenden Basalt getrennt sind, zeigt sich durch die hellgelblichen Streifen und die Ausscheidung von Grypskrystallen eine grosse Uebereinstimmung mit den pliocänen Thonen von Bad Weilbach, aus der Grube Haid auf der Höhe zwischen Niederhofheim und Soden, denjenigen bei Öberhöchstadt und endlich eine völlige Uebereinstimmung mit einem Thon von der Höllenziegelhütte süd- lich von Steinheim bei Hanau; diese Sedimente im v. ARAnD’schen Abh. IX, 4. B) 66 Frankfurter Theilscholle. [526] Brunnen gehören somit dem oberpliocänen Schichtencomplex an. 3) Basalt von ungefähr 12” Mächtigkeit, 4) gelber, lockerer Sand- stein. Von den unter Basalt liegenden Schichten sind am vollständig- sten gekannt, diejenigen in der Hänser’schen Ziegelei, in den ver- schiedenen Bohrlöchern in der Nähe des Braunkohlenschachtes Grube Jakob und besonders auch die bei Eckenheim. Es sind fossillose reine Quarzsande, Quarzkiesel führende Sande, thonige Sande und Thone. Unter diesen Sedimenten lässt der unmittelbar unter Basalt liegende fette Thon mit Kalkconcretionen in Ecken- heim und in der Hänser’schen Ziegelei, abgesehen von der un- mittelbaren Ueberlagerung von Basalt, die Uebereinstimmung im Alter dieser Schichten erkennen. 5) Das Liegende dieser fossillosen Sande und Thone, Schieferletten mit Braunkohle, habe ich aus der Hänser’schen Ziegelei nicht zu sehen bekommen, wohl aber aus dem nahen Braunkohlenschacht und aus einem Brunnen in Eckenheim. Nach Mittheilung von Herrn Steiger Kraus liegt es aber auch unter dem fossillosen Thon der Ziegelei. Vom gleichen Horizont sind die Schieferletten mit Braunkohlen in Bockenheim, welche nur von Diluvium überlagert sind. Zu einem Vergleich fordert vor Allem die Schichtenfolge im Bohrloch N auf, welche unter dem Diluvium die Oberpliocänschichten enthält — hier in der Senke allerdings von viel bedeutenderer Mäch- tigkeit als im v. Aranp'schen Brunnenschacht; die Oberpliocän- schiehten daselbst stimmen hingegen, wie schon erwähnt, ziemlich mit den Öberplioeänschichten im Bohrloch « am Öberforsthaus überein. Nun folgt im Bohrloch N eine Basaltdecke von gleicher Mächtigkeit und von grosser lithologischer Uebereinstimmung mit der im Heyr’schen Bruch. Weiter folgt ein Wechsel von kalk- freien Sanden und Thonen, deren völlige Identität mit denjenigen im Hangenden des Basaltes im Bohrloch N keine Trennung derselben zulässt, auch wenn in unserer Landschaft sich ausserdem keine ober- pliocänen, vorbasaltischen Sedimente fänden; solche sind aber aus dem Hanau-Dietesheim-Seligenstadter Becken evident, sowohl durch die vielfach volle Uebereinstimmung mit den nachbasaltischen in der Luisa-Flörsheimer Senke (Bohrloch N etc. etc.), als durch die Pflanzenreste, die sich bei Steinheim und Seligenstadt fanden [527] Frankfurter Theilscholle. 67 (Senek. Abhdlg. XV, S. 45), und unter welchen sich auch das oberpliocäne Leitfossil, Pinus Cortesiöi BRONGN, findet. Aus der Schichtenfolge in der Gegend südlich von Steinheim, welche des Näheren bei der Besprechung der Scholle Hanau- Seligenstadt dargelegt wird, ist ersichtlich, dass die Bildung zahl- reicher Braunkohlenflötze, welche dem pliocänen Schichtencomplex dieser Scholle eingelagert sind, also das Braunkohlenflötz bei Seligenstadt, das untere vom Katzenbuckel bei Hainstadt, dasjenige von der Höllenziegelhütte (»Oftenbach«, S. 26, Anm.) und die anderen durch Bohrung bei Krotzenburg etc. (Ber. der Wetterauer Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 10—16) festgestellten der Basalt- eruption daselbst vorausging. Es sind übrigens von Herrn Dr. ScHAUF in der wissenschaftlichen Sitzung der Senckenbergischen natur- forschenden Gesellschaft (Senck.-Ber. 1891, S. LXXXII) Beobach- tungen mitgetheilt worden, denen zufolge Basaltergüsse der Ab- lagerung von Braunkohlenfllötzen nicht allein vorausgingen, was längst bekannt ist (Senk.-Ber. 1884, S. 173), sondern auch un- mittelbar folgten, so dass es auch interbasaltische Flötze hier gibt. In der Umgegend von Bockenheim sind demnach wie im Bohrloch N Sedimente vorhanden, deren Absatz zur Oberpliocän- zeit sowohl dem Erguss des Basaltes vorausging, als auch dem- selben unmittelbar folgte. Das fast völlige Fehlen von einer einiger- massen bedeutenden Verwitterung des Basaltes im Bohrloch N, wie sie aus einer freien ungeschützten Lage des Basaltes von der Untermioeänzeit bis zur Oberpliocänzeit erfolgen musste, war mir längst aufgefallen. Wenn nicht eine völlige Denudation des ver- witterten Theiles des Basaltes, wie ich annahm, statt gefunden hatte, so musste schon die fast völlige Frische des Basaltes im Bohrloch N darthun, dass derselbe fast unmittelbar nach seinem Ausflusse von einer schützenden Decke überlagert worden ist; diese Decke können aber nur die oberpliocänen Sande oder Thone gewesen sein. Das oberpliocäne Alter des Basaltes folgte also schon mit grosser Wahrscheinlichkeit aus dem Fehlen einer einiger- massen bedeutenden Verwitterung der Oberfläche des Basaltes. Das oberpliocäne Alter der Basalte im Hryr’schen Bruch und im Bohrloch N wird aber zweifellos dadurch, dass sie auf 5* 68 Frankfurter Theilscholle. [52 8] Oberpliocän-Sedimenten lagern. Wäre noch eine Bestätigung dessen erwünscht, so dürfte die frappante Uebereinstimmung in der Mächtigkeit aller dieser Basaltergüsse — im Heyr’schen Bruche, im Bohrloch im Haack’schen Eiswerk und im Brunnen im v. Roruschıtp’schen Pachthof bei der Grüneburg einerseits, im Bohrloch N in der Luisa-Flörsheimer Senke und in den Brüchen zwischen Dietesheim und Steinheim in der Hanau - Seligenstadter Senke andererseits — als solche gelten. Die meisten Basalte hiesiger Gegend stammen aus der Ober- pliocänzeit und bilden ein Zwischenlager in den Sedimenten aus dieser Zeit; sie bezeichnen eine besondere, wahrscheinlich kurze Episode aus derselben. Der den Basalt unterlagernde Sand von Eckenheim, früher als Corbicula-Sand bezeichnet, ist demnach auch, wie alle vorbasalti- schen Schichteneomplexe von fossillosen Quarzsanden und Thonen, oberpliocänen Alters, was ich schon im Ber. d. Wetter. Ges. f. d. ges. Naturk. in Hanau 1889, S. 98—110 dargelegt habe. Zwingende Beweise lieferte die im Beginn dieses Jahres vervollständigte Kenntniss der Schichtenfolge im Bohrloch N und die Schichtenfolge, welche sich aus der Combination des Bohrprofils im v. ARAND- schen Brunnenschacht mit der Schichtenfolge im Hryr’schen Bruch ergab. Wo nun dem Öberpliocän kein Basalt eingelagert war, da wurden nicht allein die jüngeren Oberpliocänschichten zur Diluvial- zeit weggeschwemmt, sondern vielfach auch die älteren Oberplio- cänschichten. Nachbasaltische oberpliocäne Sedimente haben sich fast nur in Senken erhalten; zu denselben rechne ich, ausser den Sedi- menten in der Luisa-Flörsheimer Senke und im Wetterauer Braun- kohlen-Becken, die oberen Absätze in der Nähe der Höllenziegelhütte bei Steinheim (»Offenbach«, S. 26) und die am Katzenbuckel bei Hainstadt. Wo der Basalt, nicht mehr von Oberpliocänschichten bedeckt, zu Tage ausgeht, wie bei Steinheim und in der Wetterau, hat er eine mehr oder weniger tiefgehende Verwitterung, auch wohl, je nachdem die Abschwemmung des Oberpliocäns früher oder später perfekt wurde, eine Einbusse in seiner Mächtigkeit erfahren. [529] Frankfurter Theilscholle. 69 Meine Vorstellung, welche die Erhaltung des tiefsten nachbasalti- schen Oberpliocäns im v. Aranp'schen Brunnen erklären soll, habe ich schon oben dargelegt. Dass wirklich zur Untermiocänzeit auch sandige Schichten im Becken zum Absatze kamen, dass es wirkliche Corbieula-Sande innerhalb - desselben gibt, zeigen am sichersten die Corbicula führenden oberen Schichten im Münzenberger Sandstein - Com- plex und die von verkieselten undeutlichen Oongerien erfüllten plattigen Sandsteine in der Nähe des Oppertshäuser Hofes (Senck. Ber. 1890, S. 113—116). Es sind dies jedoch wohl nur locale, fluviatile Gebilde im Gegensatze zu der weiten Verbreitung der im oberpliocänen Süsswassersee abgesetzten Sedimente. Ich kann es nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass zu Ende der Unter- miocänzeit in unserer Landschaft durchaus jede Bedingung fehlte, welche in weiter Verbreitung zur Bildung von solchen kalkfreien Sanden und Thonen führen konnte, welche nicht allein in der Schichtenfolge, wie dies thatsächlich der Fall ist, sondern auch in der Zeitfolge unmittelbar nach fossilreichen Kalken und Letten zum Absatze kamen. Solche kalkfreie oder kalkarme Gebilde setzen voraus, dass unsere Landschaft in weiter Ausdehnung und auf lange Zeit hinaus tiefgehender Verwitterung ausgesetzt, also der schützenden Wasserbedeckung beraubt war. Um die Verbreitung des Basaltes im Gebiete Avestein-Grüne- burg und die Verbindung desselben mit dem in Bockenheim genauer festzustellen (vergl. Fig. 5), habe ich zahlreiche Nachfrage gehalten und die Gegend mehrfach begangen. Werthvolle Mitthei- lungen verdanke ich besonders Herrn BARTMANN jun., Besitzer des Oekonomiehofes am südöstlichen Fusse des Avesteins.. Für die nördliche Grenze der Basaltausbreitung ist es von Interesse, dass gelegentlich der Fundirung eines Schlotes in der Drahtfabrik von CustoL am Affensteiner Weg, also unmittelbar gegenüber der Irrenanstalt, in 225 ” M. H., kein Basalt getroffen wurde. Unter ziem- lich mächtigem Löss folgte Thon und Schieferletten mit C’ypris. — In einem Brunnen an der Miquelstrasse, schräg gegenüber dem v. ROTHSCHILD’schen Wasserthurm, liegt das Diluvium, aus 1 bis 11/," Löss und 3—4" Kies bestehend, unmittelbar auf weissem 70 Frankfurter Theilscholle. [530] feinem oberpliocänem Sand (1!/,” stark), dem nach unten Letten (? untermiocäner Schieferletten) folgt; solchen habe ich auf der Halde des Brunnenschachtes im v. ROTHSCHILD’schen Weasser- thurm gesammelt. Nach einer Mittheilung von Herrn Geheim- rath Dr. H. Horrmann, dem ehemaligen Director der Irrenanstalt, trat der Basalt am südöstlichen Theile des Mittelgebäudes der Irrenanstalt nicht mehr an die Oberfläche; er verliert sich nach Osten. Das Gebäude zeigte an dieser Seite Sprünge, was wohl dem Umstande zuzuschreiben ist, dass es hier nicht mehr auf festem Fels ruht. Weiter östlich traf man beim Bau des Affen- steiner Kellers wieder ziemlich mächtigen Basalt. Im BARTMANN- schen Oekonomiehof, südlich vom Affensteiner Keller gelegen, fehlt derselbe völlig, während er westlich und nordwestlich in dünneren >) - Lagen als sog. »Tagstein« (verwitterter Basalt) allgemein verbreitet ist. — Im Grüneburg-Avestein-Gebiet waren ehedem an zahlreichen Stellen Basaltbrüche angelegt, die aber nun allenthalben wieder eingeebnet sind. Der Nordrand dieser Decke verläuft etwa 50” südlich der sich Ost-West streckenden Miquelstrasse. In der Depression westlich von der Grüneburg ist beim Bau der hier Nord-Süd ge- richteten Miquelstrasse kein Basalt angetroffen worden; in den Aeckern um Leonhardsbrunn kommen hingegen nach der Mit- theilung von Herrn BARTMANN allenthalben Basaltbrocken vor. So ist die Verbindung des Grüneburgbasaltes mit dem Bockenheimer nicht gewiss, aber doch sehr wahrscheinlich; immerhin kommen sich ihre Grenzen sehr nahe, wie es die im Plan angegebenen Aufschlüsse erkennen lassen. Gänzlich fehlt der Basalt in dem Hügel, auf welchem die MAnrtAu’sche Villa!) steht, und in dem nördlich hiervon gelegenen Terrain. !) In dem 3" (28' Frankfurter Werkmaass) tiefen Brunnen dieser Villa stiess man nach freundlicher Mittheilung des Herrn Arserr MAnrau bei ca. 61/y, m Teufe auf eine etwa 0,5” starke kohlige Schicht, unter welcher kiesiger Sand folgte. Um diese letzte Angabe des Vorkommens einer sandigen Schicht sicher zu stellen, hatte Herr Mantau die Freundlichkeit, eine Bohrung von der Sohle des Brunnens aus vornehmen zu lassen. Dieselbe wies aus, dass gelber schlichiger Sand dieselbe bildet; es ist demnach jene Kohlenschicht oberpliocänen Alters und steht wohl in gleichem Horizont und im Zusammenhange mit der Schicht 4) [531] Frankfurter Theilscholle. 71 Während nun ein ziemlich kurzer Strom sich südwärts die obere Königsstrasse heraberstreckt, ohne die Bockenheimer Landstrasse zu erreichen, dehnt sich der Basalt nördlich, westlich und südwestlich über den grössten Theil von Bockenheim aus. Zwischen diese Hauptmasse des Basaltes und den kleinen östlichen Lappen schiebt sich, wie schon auf S. 58 erwähnt, ein ziemlich breiter Streifen, in welchem die diluviale Terrasse unmittelbar auf unter- miocänem, Fossilien führendem Schieferletten liegt. Die nörd- lichste Spur des Basaltes ist der verwitterte Basalt in der Hänser’- schen Ziegelei, und die westlichste Grenze läuft ungefähr längs der Ginnheimer Landstrasse. Im Südwesten Bockenheims erreicht diese Decke noch in bedeutender Mächtigkeit den Bahnhof und breitet sich noch weiter westlich über die Gasfabrik bis zur Barriere der Homburger Eisenbahn aus, hier allenthalben von den Geröllen der Primigeniusstufe unmittelbar überlagert, während, wie schon erwähnt, auf dem nordöstlichen Theil der Bockenheimer Basaltdecke in einer von derselben gebildeten Mulde die untersten postbasaltischen Oberpliocänschichten sich erhalten haben. Landschaftlich fällt es schon auf, dass von dem Kalkplateau der Hohen Strasse die Gegend nach Westen sich stufenartig ab- senkt, sodass der Mittelstufe z. B. Eckenheim angehört, während die dritte Stufe das untere Niddathal bildet. Auf der höchsten Stufe, also auf der relativ wenig gestörten »Hohen Strasse« steht die Friedberger Warte (ca. 160” Höhe) und die Berger Warte (ca. 206” Höhe) mit nur von Löss bedecktem kalkigem Unter- miocän, dann der Heiligenstock, woselbst das kalkige obere Oberoli- gocän mit Stenomphalus cancellatus eristatus und Corbicula donacına des v. Aranp’schen Brunnens, welche von sandigem Thon unterteuft wird. Zu- nächst liegt nach Norden ein Grundstück, das ehedem dem Lehrer Herrn Harr- mans in Bockenheim gehörte. Laut Angabe des Brunnenmachers MAcLorr in Bockenheim ist die Schichtenfolge im Brunnen daselbst folgende: Mächtigkeit Hehmz= = = SER a Wilder Sand gs Sand mi Tetten) Sal Er a NER DR Schmieriger weisser Letten. . . . sm Weisser Letten mit blauen Adern und ie let 3.0 Weissgelblicher Kalkstein ?) . . . . . 0,5% mit viel Wasser nieht durchsunken. 72 Frankfurter Theilscholle. [532] (ca. 172 =” Höhe) in einem Bruch ansteht; aus einem früheren Bruch an der Kreuzung der Landstrasse und der hessischen Landesgrenze (176” Höhe) stammt eine Perna aus dem unteren Cerithienkalk. Auf der nächst tieferen Stufe liegt Eckenheim (130” Höhe) mit schieferlettigem Untermiocän, hangenden oberpliocänen Sedi- menten und 4” mächtigem Basalt; diese Stufe senkt sich gegen Ginnheim und Eschersheim (112,5 ” Höhe). Die tiefste Stufe: bil- det das untere Niddathal (100—103 ® Höhe). Die Schichten, welche dasselbe erfüllen, sind aus dem Brunnenschacht der BRÖNNER’- schen Fabrik ersichtlich, woselbst die oberen Oberoligocänschichten noch unter dem Meeresspiegel liegen. Die Störung zwischen der zweiten und dritten Stufe zeigt sich auch im Diluvium, wenn auch in geringerem Betrage (10— 12") (siehe »Sandlöss« in der HÄnser’- schen Ziegelei). Der Betrag der Schichtenstörung zwischen dem kalkigen Unter- miocän der Friedberger Warte und Festeburg einerseits und dem schieferlettigen Untermiocän im Untergrunde Eckenheims, welches etwa in 124” liegt, andererseits, lässt sich nicht genauer angeben. Die Unsicherheit besteht darin, dass innerhalb des Untermiocäns eine weitere präcise Gliederung noch nicht festgestellt ist; dieselbe ist besonders darum schwierig, weil das Untermiocän faciell verschieden entwickelt ist, und so die gleichalterigen Horizonte nicht durch eine übereinstimmende Fauna sicher zu erkennen sind. Es sind leider aus dem Schieferletten von Eckenheim nur zwei Fossilien — Üypris sp. und Otolithus francofurtanus — bekannt, und wenigstens erstere treten in zahlreichen Horizonten des lettigen und mergeligen Untermiocäns auf. Man könnte etwa auch auf das Tertiär im Brunnen des RotuscHILD’schen Pachthofes greifen, welches durch die Hydrobia obtusa in seiner Fauna als dem untersten Untermiocän zugehörig sich zu erkennen gibt. Die Gundlachienschicht daselbst beginnt ungefähr in 100” Höhe, die Cerithienschicht mit Tym- panotomus conicus in der Cronberger Strasse liegt in 96,7” und die Cerithienschicht mit Potamides plicatus pustulatus in der Wöhler- strasse in ca. 98”. Ungefähr denselben Horizont stellen die Schichten dar, die bei einer Brunnengrabung bei der Friedberger Warte aus ca. 137” M. H. ausgeworfen wurden (»Beiträge«, S. 29). [533] Hohe-Strassen - Theilscholle. 73 Der Höhenunterschied der ungefähr gleichaltrigen Schichten würde somit ungefähr 40” ausmachen. Die durch den Luisabasalt fixirte östliche Rheinspalte scheint sich nach dem eben Erörterten nach Norden in zwei Sprünge zu theilen. c) Hohe-Strassen-Theilscholle. Die östliche Theil- scholle der zwischen den beiden Pliocänschollen gelegenen mittel- tertiären Scholle, deren westliche Grenze durch den NS.-laufenden Abhang des Röderberges deutlich in die Erscheinung tritt, besteht aus miocänen und oligocänen Sedimenten, welch letztere ‚dem Rothliegenden unmittelbar aufliegen. Nördlich des Mains bilden die Tertiärschichten ein ca. 100” über den Fluss sich erhebendes Plateau, das sich von der Mainebene nach oben aus Rupelthon, fossilarmem Thon und Schleichsand, aus Oyrenenmergel!), Ceri- thienkalk und aus zum grossen Theil von Löss bedeckten Hydro- bienschichten aufbaut und sich nach Westen stufenartig gegen das Niddathal abdacht. An der Bergerwarte erreicht der Löss eine absolute Höhe von 205”. Am östlichen Rand dieses Plateaus hat vor zwei Jahren v. REINACH (Senck.-Ber. 1890, S. 125—129) eine Störung zwischen Cyrenenmergel, der mit Süsswasserschichten am Hartigwäldchen oberhalb Hochstadt noch in 150” fossilführend ansteht, und oberen Hydrobienschichten festgestellt. Andere be- deutende Störungen sind mir auf diesem Theil der Landhöhe, die wir nach THEOBALD die .»Hohe Strasse« nennen, nicht bekannt. 1) In der Schichtenfolge ist der unter unterem Cerithienkalk liegende vielfarbige Quarzsand mit hangendem grobem Conglomerat noch nachzutragen. Dieses Ge- bilde steht an der Strassengabel südlich Vilbel in einer weiten Grube an und ist bis gegen Seckbach (in Schächtchen am Eselsweg) zu verfolgen. Dieser Quarzsand wird zumeist schon zum Öberoligocän gestellt und scheint ungefähr vom Alter der unteren Schichten des Münzenberger Sandsteines und etwas älter als die unter den oberen Cerithienkalken der mittleren Wetterau z. B. bei Rendel und Ilben- stadt gelegenen Quarzsande zu sein. So differirt die Schichtenfolge im nordöstlichen Theil des Mainzer Tertiärbeckens nicht unwesentlich von der in Rheinhessen, wo- selbst in diesem Horizont keine Sande entwickelt sind (Senck. Ber. 1890, S. 109 ff.). Der durch Perna gekennzeichnete oberoligocäne Horizont, welchen v. Korxen als Hangendes des vielfarbigen Sandes am Nordhang von »Russland« gegenüber Vilbel beobachtet hat, stand auch südlicher auf der »Hohen Strasse« zunächst der hessischen Landesgrenze an. 74 Hohe - Strassen - Theilscholle. [534] Nicht unwesentlich verschieden ist das landschaftliche Relief süd- lich des Mains, das von dem nach Süden sehenden Abhange der »Hohen Strasse« durch das ungefähr 5*" breite, durch Auswaschung gebildete Mainthal getrennt ist. Die absolute Höhe der oberen Grenze des Cyrenenmergels am Hainerweg (135 ”) und diejenige zwischen Seckbach und Hochstadt (ca. 156,5 ”) lässt schon, indem wir den Oyrenenmergel südlich und nördlich des Mains in seiner höchsten Lage zum Ver- gleiche herangezogen haben, erkennen, dass die Tertiärschichten südlich des Mains innerhalb der Hohe-Strassen-Theilscholle nicht unwesentlich tiefer liegen, als diejenigen nördlich desselben. Weiter östlich nehmen aber die Höhen des südlichen Theiles noch mehr ab. Oberhalb Oberrad steht der obere Üerithienkalk in Brüchen mit plattigen, von Potamides plicatus pustulatus (Steinkerne und Hohlabdrücke) ganz erfüllten Kalken noch in 122%, immerhin wesentlich niederer als am nördlich liegenden Hange. In ziemlich gleicher Höhe oberhalb Oberrad fand ich auch Stenomphalus. Oestlich von Oberrad sind nun die Untermiocän- und Öberoligo- cänschichten zumeist denudirt, sodass sich schon daraus die Ab- dachung und Verflachung des Terrains nach Osten ergibt. Zwischen Oberrad und Offenbach, in unmittelbarer Nähe der Kreuzung der Bebraer Bahn und der Frankfurter Strasse, zu- nächst der hessischen Landesgrenze, in dem sog. Lehen, hat Herr SPANDEL (in ca. 102” M.H.) einen fossilreichen grüngrauen, gelb geflammten Mergel gefunden, welcher zahlreiche kleine Kalk- concretionen führt und den Fossilien nach, die fast alle nur in Trümmern vorliegen, Cyrenenmergel ist. Die Fossilien sind: Cytherea subarata SANDB. Potamides Lamarcki BROGN. R plicatus BRUG. Balanus sp. Drei Cypris- Arten. Polymorphina sp. (Quinqueloculina sp. klein und Discorbina sp. [535] Hohe - Strassen - Theilscholle. 75 Innerhalb Offenbachs ist neuerdings der Meeresthon von Herrn ERICH SPANDEL an zahlreichen Stellen erkannt worden, so (von West nach Ost) beim neuen Krankenhaus in der Sprendlinger Strasse, woselbst der braune Rupelthon viele einzelne Gyps- kryställchen und auch Fischwirbel führt; sandige Zwischenlager desselben von gelblicher Farbe enthalten zahlreiche Foraminiferen und Muscheltrümmer; in der Ludwigstrasse 5“ unter der Oberfläche liegt typischer Rupelthon. Weitere Fundpunkte sind in der Kaiserstrasse und Sprendlingerstrasse (in der Nähe des alten Krankenhauses). Im Östende der Stadt ist der Meeres- thon von Herrn SPANDEL an der Kreuzung der Wald- und Bismarckstrasse, ferner westlich vom Friedhof in der Gerber- strasse bis zum Main hin, hier allenthalben von 1!/,— 2" mäch- tigem Flussschotter bedeckt, beobachtet worden. Nach gefälliger Mittheilung SPAnDEL’s fanden sich an letzteren Fundorten ausser Gypskrystallrosetten und zahlreichen Foraminiferen: Leda Deshayesiana Ducn. Nucula Chasteli NYST » Greppini DESH. Natica Nysti D’ORB. Fusus multisulcatus NYST Pleurotoma Selysüi DE Kon. Murex Deshayesii Nyst und ein Fragment von Perna. Die obere besonders fossilreiche Schicht des Rupelthons inner- halb Offenbachs ist von hellgrünlichgrauer Farbe. Derselbe steht ausserdem von der alten Brücke (jetzt Fähre) an mainaufwärts (mit Pyritausscheidungen), ferner unmittelbar östlich von der Rohrmühle in einer Grube an (BOETTGER, Beitrag, S. 16); es ist dies dieselbe Localität, welche in der Literatur unter dem Namen ScHRAMM’sche Oelmühle geht und auf der Generalstabskarte als chemische Fabrik bezeichnet ist. Der Rupelthon wird von ca. 1” fossillosem, hell- grauem, viele kleine Kalkconcretionen enthaltendem Letten über- lagert und ist in der Sohle obiger Grube, wie hier allenthalben, von bräunlicher Farbe. Ueber dem fossillosen Letten liegt eine ca. 76 Hohe- Strassen - Theilscholle. [536] 1,5” hohe Schicht jungen Sandes. Weiter östlich konnte Herr SpanpEL den Rupelthon noch im Klingenfloss auf ca. 3/4” Ent- fernung von obiger Grube durch Bohrung etwa 1” unter der Oberfläche erkennen. Eine weitere Fundstelle von Rupelthon in ungefähr derselben Höhe wie in der Grube an der Rohrmühle war die GRÜNWwALD’sche Ziegelei an der Offenbach - Bieberer Strasse hinter dem ersten Drittel des Weges nach Bieber rechts von der Strasse (BOETTGER, Beitrag, S. 16). — Bekannt ist der Meeresthon besonders auch aus der Thongrube am Erlenbruch bei Offenbach, woselbst er von 5—4"” mächtigem Letten mit weissen Kalkconcretionen bedeckt ist. Auch in der Gerberstrasse war die obere etwa !/) ” mächtige Lettenschicht mit kleinen länglichen Concretionen durchsetzt. Das südlichste bekannte Vorkommen ist nahe der Tempelseemühle am Weasserreservoir von Offenbach unmittelbar unter Terrain durch die für den Meeresthon charakte- ristischen Foraminiferen von BOETTGER nachgewiesen. Wie schon erwähnt, ist das Hangende des Rupelthones an der Rohrmühle ein fossilloser Letten mit zahlreichen kleinen röhrigen Kalkconcretionen. Aehnlicher Letten scheint eine weite Ausbreitung zu haben; er fand sich u. a. in einem Wassergraben zwischen dem Erlenbruch und der umfangreichen Thongrube (Tempelseemühlenbruch), aus welcher der Thon für die Cement- fabrication an der Tempelseemühle gegraben wird, auch in der Depression!) zwischen dem Hügel, den diese Industrie ständig mindert, und dem Buchhügel, auf welchem die im Acker zer- streuten Kalke den Aufbau desselben erkennen lassen. Uebrigens ist der Horizont dieses Kalkes auch dadurch fest- gestellt, dass am Buchhügel, also in nächster Nähe des Rupelthones am Erlenbruch, von BOETTGER in grösserer Menge Pisidium anti- quum A. BRAUN gefunden wurde. Die östliche Fortsetzung dieses Üerithienkalkes hat Herr SPANDEL ungefähr in halber Höhe des Bieberer Berges, von dem Buchhügel nach dem Aussichtsthurm, beobachtet. Es muss hiernach zwischen dem Rupelthon des Erlen- ') Eine kleine Probe enthielt neben 3—4 Concretionen 2 Hydrobien -Stein- kerne. [557] Hohe- Strassen - Theilscholle. ZT bruchs und dem Üerithienkalk des Buchhügels eine Störung durch- gehen. Aehnlichen Letten, wie solcher eben von der KRohr- mühle erwähnt wurde, hat Herr SPAnDEL als Liegendes der Schotterterrasse — das »Rohr« genannt —, die sich nördlich vom Schneckenberge, über der Klingenwiese südlich erhebt, in dieselbe durchschneidenden Rinnsalen beobachtet. Wir sahen solchen Letten aber auch weiter östlich in einer von Herrn Ingenieur MOHRMANN neu angelegten umfangreichen Schottergrube zwischen der Rohr- mühle und Rothen Warte; der Letten zeigt hier lebhafte Färbung vom Gelbgrünen in’s Graugrüne und hat wellige Oberfläche; über die- selbe breitet sich, die Mulden ausfüllend, die 1—2” mächtige Schotterterrasse aus. An der Rothen Warte befanden sich früher Thongruben im Betrieb, die aber jetzt überwachsen sind; der hier entnommene Letten enthält die Kalkconcretionen reichlicher als der aus der MoHRMANN’schen Grube. Wir verfolgten die ober- flächlich gelegene Letten noch weiter östlich, entnahmen Proben der Sohle des Bieberbaches unterhalb der Käsemühle, also un- gefähr in der Mitte zwischen Bieber und Mühlheim; etwa 1/, k“ südöstlich von hier ist im Wald auf dem Weg nach Lämmer- spiel Letten von einem Bächlein in ziemlicher Erstreckung offengelegt. Die letzteren beiden Letten entbehren der Kalk- eoncretionen; während der erstere aus dem Bett des Bieberbaches wenig Brauneisenknötchen enthält, ist der weiter östlich befind- liche reich an graulich weissen Thonknöllchen, aus welchen recht auffällig dreieckige Flächen von Magnetitkryställchen hervor- glänzen; dieselben weisen sich hiedurch als Verwitterungspro- dukte von Basalt sicher aus. Noch weiter östlich liegt Letten, den man nach seinem Aussehen von demjenigen an der Rothen Warte nicht unterscheiden kann, im Hangenden des Basaltes süd- lich von Dietesheim (Kregs’scher Bruch); er ist jedoch hier con- cretionenlos und führt nur sehr feinen Sand. Alle diese fossillosen Letten hat R. Lupwıg in seiner Karte von Blatt Offenbach dem Cyrenenmergel zugewiesen. Ob dieselben überhaupt einem und demselben Horizont angehören, ist nicht erwiesen; eine Stütze für die Annahme eines ungefähr übereinstimmenden Alters dieser Letten liegt hiernach nicht in ihrer lithologischen Beschaffenheit, 78 Hohe- Strassen - Theilscholle. [538] sondern einzig in ihrer oberflächlichen Lage und in ihrem Mangel an charakteristischen Fossilien. Das Hangende der betr. Letten ist allenthalben, wo solches erhalten ist, Kies und Sand. Bei der Fossillosigkeit dieser Letten resp. bei dem Mangel an charakteristischen Fossilien in denselben sind bezüglich ihres Alters zwei Deutungen möglich. Es ist möglich, dass der Theil dieser Letten, welcher unmittelbar auf Rupelthon lagert, auch zeitlich unmittelbar dem Absatze des fossilführenden Rupelthons gefolgt ist; eine andere Möglichkeit besteht in dem ziemlich gleichen Alter aller dieser oberflächlich liegenden Letten; das Alter kann dann nur ein diluviales sein. Das Erstere könnte von dem bröckeligen Letten in der Thongrube an der Rohrmühle, dann auch von der östlichen Ausbreitung dieses Lettens im Rohr, in der MOHRMANN’schen Schottergrube und an der Rothen Warte gelten. Ich glaubte der zweiten Annahme den Vorzug geben zu sollen besonders deshalb, weil die zahlreichen Schlämmproben sich immer nahezu fossillos ergaben, die wenigen fossilen Reste aber keinen bestimmten Horizont erkennen liessen. Herrn SPANDEL ist es hingegen gelungen, in dem hangenden, grünlich - grauen bröckeligen Letten von der Rohrmühle »die den Meeresthon sicher bestimmenden Foraminiferenschalen, allerdings in winzigen Formen und von grosser Dünne« nachzuweisen (Ber. d. Offenbacher Ver. f. Naturk. 1892, S. 216). Ich pflichte Herrn SPANDEL nach diesem Resultate seiner sorgfältigen Untersuchung völlig bei, den Letten von der Rohrmühle, den aus den Wasserrissen im Rohr, aus der MoHrmAnN’schen Grube und von der Rothen Warte als grünen Meeresthon (Weinkauf) zu orientiren. Für die anderen oben aufgeführten, oberflächlichen Letten wird dagegen ein diluviales Alter das zutreffende sein. Ueber die Ausdehnung des Rupelthones östlich von der oben erwähnten Bohrstelle im Klingenfloss liegt kein direkter Nachweis vor; es ist aber kein Grund vorhanden, ihn nicht bis zum Hydro- bienkalk bei Mühlheim fortziehend zu glauben, entsprechend der von VON REINACH nachgewiesenen Lagerung von Cyrenenmergel und Hydrobienkalk oberhalb Hochstadt. Obige Erörterung spricht in hohem Grade für diese Annahme; eine wenige Meter tiefe [539] Hohe- Strassen - Theilscholle. 79 Bohrung würde zum sicheren Nachweise ausreichen, ob der Rupel- thon östlich bis in die Nähe von Mühlheim sich erstreckt. Südlich von Offenbach, bei der Tempelseemühle, wird, wie schon erwähnt, ein Hügel, die Mark genannt, welcher sich aus Thon und Kalk aufbaut, zur Oementfabrikation abgetragen. Der Thon ist von verschiedener Färbung, grün, grau uud dunkel- bräunlichgrau; er ist fossillos; der graue führt wenig rundliche Kalkausscheidungen (Max.-Grösse 5 ”®), der grüne entbehrt der Kalkeoneretionen, enthält dagegen ziemlich reichlich schwärz- liche, sehr kleine Pyritkügelchen. Auf der Kochn’schen Karte sind diese Thone, die Verbindung des Rupelthones am Erlen- bruch und an der Tempelseemühle herstellend, als Rupelthon eingezeichnet. Das Hangende dieses Thones ist ein mulmiger oder dichter Kalk und ın den unteren Lagen ein reichlich mit Kalk verkittetes Conglomerat von Quarzkörnern. C. Koch hat das Kalk-Profil in »Sachsenhausen« S. 5 ausführlich beschrieben. Aus dem Cerithienkalk der »Mark« erwähne ich noch folgende Fossilien: Stenomphalus Heusleri BOETTG. nov. form. Clausilia Kinkelini BOETTG. n. sp. (Nachrichtsbl. d. d. malakozoolog. Ges. 1885, S. 145 u. 117). Üytherea incrassata SOW. Perna Sandbergeri DESH. Mytilus Faujasii BRONG. Der Thon zeigte die Oberfläche eines flachen Hügels, auf welchem der Cerithienkalk abgelagert wurde. Ich habe diese Discordanz für eine Erscheinung gedeutet, die zwischen Mittel- und Oberoligocän eine kurze Zeit der Unterbrechung der Wasser- bedeekung erkennen lasse, wonach also zu Ende der Mitteloligocän- zeit und vor Absatz der oberoligocänen Üerithiensande und -Kalke unsere Landschaft zum Theil trocken gelegen hätte. (Senck. Ber. 1890, S. 120). Die Oberfläche des fossillosen Thones mag unge- fähr 15" über dem benachbarten Rupelthon am Erlenbruch und etwa 10” über dem an der Tempelseemühle gelegen sein. Die Klarstellung der stratigraphischen Verhältnisse südlich 80 Hohe- Strassen - Theilscholle. [540] von Offenbach hängt wesentlich von der Altersbestimmung dieser fossillosen Thone ab. Wären die eben besprochenen Vorstel- lungen über die Vorgänge zu Ende des Mitteloligocäns zutreffend, so hätten wir in diesen Thonen das unmittelbar Hangende des Rupelthones zu erkennen; sie wären also die der Denudation nicht erlegenen untersten Schichten der Oyrenenmergelgruppe. Bietet hingegen das Profil in jenem Bruch zwei Sedimente dar, deren Absatz sich unmittelbar folgte, so ist der Thon daselbst das oberste Schichtenglied des Cyrenenmergels, und es muss zwischen Tempelseemühle und dem betr. Bruch eine Schichtenstörung durch- gehen, ähnlich wie eine solche zwischen dem Erlenbruch und Buch- hügel angezeigt ist. Verfolgen wir nun, auch zum Zwecke dieser Klarstellung, die geologischen Verhältnisse um Offenbach, soweit sie durch Aufschlüsse sicher erkannt sind, weiter. An der Kalten Kling im Süden von Offenbach hat BOETTGER (Beitrag, S. 20) den Oyrenenmergel, und zwar den Fossilien nach zu urtheilen, aus den hohen und tieferen Lagen nachgewiesen, und eine Brunnengrabung gab vor ein paar Jahren Herrn SPANDEL Gelegenheit, nahe bei der VoLLMmAr’schen Stearinfabrik am Salig, links der Sprendlinger Strasse von Offenbach kommend, ungefähr ?/4*”" südlich des neuen Krankenhauses, wo, wie schon erwähnt, in ca. 3” Teufe unter Schotter braunfarbiger Rupelthon liest, folgendes Profil aufzunehmen: Terrain ca. 110” Mächtigkeit 1). Wiesenerde-..) „ WR 2): Grauer Leiten 1.1.2.2 20 08 ER 3) Braunkohle und darunter Süsswassersande mit Planorben und Eimnaeen” 2 2) WIE Ich zweifle nicht, dass diese Schicht 3) den völlig gleichen Horizont bildet, wie die Planorbisschicht im Brunnenschacht des Horrmann’schen Gartens am Hainerweg, über welchen unten Ge- naueres mitzutheilen ist. Die Höhendifferenz dieser Schichten be- trägt ungefähr 24”, wodurch sich ebenfalls ein östliches Einfallen zeigt. Die Entfernung der beiden Punkte ist ungefähr 32/4 ®. [541] Hohe- Strassen -Theilscholle. Su Die nıedere Lage der Tertiärschichten südlich Offenbachs ist dem- nach nicht blos durch die Abtragung der jüngeren Tertiärschichten, sondern auch durch Serkung bedingt. Für unsere Frage ist von Bedeutung, dass am Hainerweg, wie am Salig die Planorbisschicht von Letten überlagert ist, dessen hangender Kalk am Hainerweg noch in geringem Betrage erhalten, oberhalb Salıg aber zusammen mit einem Theil des Lettens abgetragen ist. Im HorFFMANN’schen Brunnenschacht ist nämlich der betr. Letten 10”, am Salıg höch- stens 6” stark. Aus dem Juli 1858, ın welchem das neue Wasserreservoir für Offenbach an der Kalten Kling ausgegraben worden zu sein scheint, liegt von da ausser den Fossilien des typischen Cyrenenmergels eine Gesteinsprobe im Senckenbergischen Museum mit der Eti- kette, von VOLGERs Hand geschrieben: »Süsswassermodermergel mit Verkiesungen, über der Braunkohle, unweit Lautersborn ober- halb Offenbach«. Auf diesem sandigen bituminösen Mergel ist Planorbis cornw deutlich zu erkennen; die lithologische Beschaffen- heit desselben ist völlig übereinstimmend mit der Planorbis - Schicht im Salig und gehört bei der geringen Entfernung der beiden Localitäten — Kalte Kling und Salıg — höchst wahrscheinlich demselben Flötzchen an. Eine Folge der ungleichen Denudation ist es ebenfalls, dass sich der Cerithienkalk nördlich der Cementfabrik an der Tempelsee- mühle und der untermiocäne Kalk der Bieberer Höhen aus der Landschaft inselartig herausheben. Gelegentlich der kurzen Besprechung der östlichen Grenze der von den oberpliocänen Senken in die Mitte genommenen Schollen gedachte ich schon des Umstandes, dass ganz im Osten dieser Scholle der Hydrobienkalk bei Hochstadt in das Niveau des Cyrenenmergels und bei Mühlheim wahrscheinlich in das des Rupelthones verworfen ist. Die östliche Ausdehnung dieses un- gefäihr N—S streichenden Kalkstreifens ist nicht bekannt, reicht aber kaum bis Dietesheim. Vor Allem könnten hierüber Bohrungen zwischen Mühlheim und Dietesheim Aufklärung schaffen. Was aber die südliche Fortsetzung dieses Kalkstreifens angeht, so möchte wohl zweifellos in dieselbe der fossilführende Hydrobien- Abh. IX, 4. 6 2 Hohe- Strassen -Theilscholle. [542] [0 »} kalk fallen, welchen von REemAcH am Main bei Mühlheim ge- legentlich einer Brunnengrabung im Orte und am Ufer des Mains constatirt hat (Senck. Ber. 1889, S. 338 und 1890, S. 125). Hier beobachteten Herr SPANDEL und ich ausser dichtem Kalk und von grossen Hydrobia ventrosa und Helices erfüllten Kalken eine schalig-sinterige dunkle Kalkschicht, in welcher von Hydrobia ventrosa gebildete Phryganeenköcher in grosser Zahl aneinander lagen — eine Phryganeenbank, wie sie u. a. von Mombach und Weisenau bei Mainz bekannt ist. Die Schichtenfolge war nicht zu beobachten. Was die Frage nach dem weiter südlichen Verlaufe der schmalen Hochstadt-Mühlheimer Kalkscholle anlangt, so scheint dieselbe im Allgemeinen durch eine überraschende Entdeckung Herrn SPANDEL’s in Obertshausen sich zu beantworten. Herr SPANDEL stellte näm- lich fest, dass bei Obertshausen, also südsüdwestlich von Mühl- heim und ungefähr 6*“ davon entfernt, in 7” Teufe unter etwa 6" mächtigem Letten Cerithienkalk und zwar in Gestalt der dem unteren Cerithienkalk angehörigen Pernabank durchzieht. Die Pernabank habe ich westlich unter dem Hainertempelchen bei Sachsenhausen und Koch bei der Tempelseemühle constatirt. Der Obertshäuser Kalk ist dicht und zuckerkörnig und lässt neben festen Schaalenresten von Perna Sandbergeri noch zahlreiche Hoblabdrücke von Potamides plicatus enodosus erkennen. Es ist somit kaum zu bezweifeln, dass die Obertshäuser Kalkbänke die östliche Fortsetzung des Cerithienkalkes von der Mark zunächst der Tempelseemühle bilden, dass also die nördlich einfallende Graben- senke zwischen Tempelseemühle und Rohrmühle bei Offenbach, wo- von unten eingehend die Rede sein wird, wohl bis zur westlichen Grenzlinie der oberpliocänen Hanau-Seligenstadter Scholle reicht, und dass somit 6%” südlich vom Main der Cerithienkalk ebenso an das Oberpliocän anstösst wie im Main bei Dietesheim der Hydrobienkalk. Die Grabensenke ist somit östlich bis an die west- liche Verwerfungslinie des Oberpliocäns ausgedehnt. Die schmale, südlich einfallende Hochstadt-Mühlheim-Theilscholle bricht aber, wahrscheinlich wenig südlich vom Main, an der nördlich einfallen- den, in der Grabensenke liegenden Scholle ab. [543] Hohe-Strassen -Theilscholle. 83 Der Letten über der Perna-Bank von Obertshausen ist von hell- grauer Farbe, von weissen kreidigen Kalkflasern durchzogen und enthält in ziemlicher Menge unregelmässig gestaltete kreideweisse Kalkeoneretionen; die häufigsten Kalkceoncretionen sind klein und von kugeliger Gestalt oder stengelig. An Organismen sind darin: Schalenfragmente von Perna (?), der Steinkern einer Zitorina (?), der Steinkern einer Hydrobia, einige einzelne und Doppelschalen von Cypris und ein glänzendes, spiralig gestreiftes Kügelchen, vielleicht einer Chara-Frucht angehörig. Dieser Letten scheint somit demselben Schichtencomplexe wie der liegende Kalk zugehörig zu sein. Hierzu bemerke ich, dass nach der Aussage der Leute in Obertshausen, u. A. der Herren Maurer- meister OTT und WINTERER, bei Obertshausen Thon vorkommt, in- ° welchem Braunkohlenstämme enthalten sind; hierüber berichtet auch Lupwie in »Öffenbach« S. 33, und man könnte darnach vermuthen, dass das Oberpliocän über den östlichen Bruchrand der mittel- tertiären Scholle ebenso übergreift, wie dies z. B. bei Bocken- heim am westlichen Bruchrand derselben Scholle der Fall ist. In dem oben beschriebenen, Kalkconcretionen führenden Letten be- obachtete ich keine Spur eines kohligen Restes. Nordöstlich von Obertshausen und fast rein südlich von Dietesheim, davon 4*” entfernt, liegt bei Hausen, am Steinheimer Weg ausserhalb des Ortes, am Rande des Waldes, eine dem Maurermeister VETTER gehörige Thongrube. Aus derselben ver- danke ich Herrn SPANDEL zwei Lettenproben. Die eine von olivengrüngrauer Farbe, gelb geflammt, ausgefroren und dadurch bröckelig schuppig zerfallen, zertheilt sich leicht in Wasser und ist sichtlich durch eingewehten Sand verunreinigt. Sie lieferte mir durch Schlämmung folgende Reste: Schlundzähne von aff. Alburnus miocaenicus KınK. Fischwirbel. Otolithus (Gobius) francofurtanus KOKEN. Otolithus nov. Sp. 6* 4 Hohe - Strassen -Theilscholle. [544] [e'o) Diverse Fischskelettheile. Schalentrümmer von Conchylien, darunter Hydrobien, zu- meist Muscheln. Kleine graue kugelige Mergelconcretionen. Die zweite Lettenprobe vom selben Aussehen, jedoch nicht zerfroren, zerfällt im Wasser klumpig und ballt sich wieder; sie enthielt zwei Cypris-Schälchen, zahlreiche kleine Thoneisenaus- scheidungen und keinen Sand. Dem Letten der VETTER’schen Grube sind grosse Mergelseptarien von muschelig- splitterigem Bruch, wie sie aus dem Untergrunde Frankfurts wohl bekannt sind, eingelagert; diese Mergelconcretionen der VETTER’schen Grube enthalten Steinkerne von Hydrobien. Ein kürzlicher Be- such daselbst zeigte, dass in diesen schiefrigen Letten Lagen vor- kommen, die ganz erfüllt sind von kleinen Gypskrystallen und eine ungemein grosse Zahl von Gobiiden-Otolithen vom verschie- densten Alter enthalten. Auf 2—300 Stück der letzteren kommen nur 9 Oyprinoiden-Schlundzähnchen. In ähnlicher Weise kommen Gypskryställchen im Cerithienletten der Koselstrasse (Frankfurt) vor; die ausserordentliche Menge von Gobiiden-Otolithen erinnert an den Schieferletten, auf dem der oberpliocäne Sand von Ecken- heim liegt; die Bruchstücke von Conchylien in jenem Hausener Schieferletten gehören Hydrobia obtusa und Mytilus an; im Uebrigen stimmt die Fauna dieser gypshaltigen Schicht mit der oben aufge- führten überein; es ist derselben nur noch Cypris aba beizu- fügen. Hiernach gehört der Hausener Mergel einem sehr tiefen untermiocänen Horizonte an, der dem oberen Cerithienletten nahe liegt. Ungefähr aus demselben Horizont stammen die Mergel, die wir als Halde einer Brunnengrabung am südlichen Ende von Lämmerspiel, etwa 1*" nördlich von der VETTER’schen Thongrube, sammelten; aus diesem Mergel schlämmte ich folgende Fossilien aus: Potamides plicatus pustulatus A. BR. zahlreich. 1 Bruch- stück (SPANDEL). Hydrobia obtusa SANDB. Mytilus Faujasii BRONGN. [545] Hohe - Strassen - Theilscholle. 85 Oypris faba Desn. Alburnus miocaenicus Kınk. Schlundzähne. Fischwirbel und andere Fischreste. Otolithus (Gobiide). Glanzkohlenstückchen und Braunkohle. Kalkconcretionen, darunter wenige kugelige Stücke von Kalkseptarien. Aus dem Brunnenschacht von einem der letzten Häuser von Lämmerspiel am Steinheimer Weg erhielt ich von Herrn SPANDEL eine Mergelprobe, aus der ähnliche Fossilreste, wie aus dem Mergel von Hausen gewonnen wurden; unter denselben befanden sich neben zahlreichen Helix- Trümmern zwei gut erhaltene Planorbis und viele Schälchen von C'ypris faba; Herr SPANDEL fand in solchem Mergel noch Fragmente von Bryozöenästchen (? aft. Urisia Ed- wardsi Rss.). Längs des Steinheimer Weges konnte er dann von Lämmerspiel aus diese Mergel mit ähnlichen Fossilien und unregel- mässig gestalteten Kalkausscheidungen noch 1*® in östlicher Rich- tung mittels des Bohrers verfolgen. Ein mit dem Hausener Letten lithologisch übereinstimmen- der, welchen Herr SPANDEL einem Strassengraben am Wege zwischen Obertshausen und Lämmerspiel entnahm, hinterliess beim Schlämmen ausser wenigen Thoneisenausscheidungen keine Rück- stände; er wird von sandigem dunkelgrauem, zahlreiche Mergel- knöllchen führendem, diluvialem Thon überlagert. Diese tertiären Thone scheinen nach den in dieser Abhand- lung über die Umgebung von Frankfurt gegebenen Mittheilungen einen tieferen Horizont der Hydrobienschichten darzustellen, was bei dem nördlichen Einfallen der Grabensenke auch ihre Lage zum Cerithienkalk von Obertshausen wahrscheinlich macht. Für die hier mitgetheilten stratigraphischen Verhältnisse ist es wichtig, dass der obere Cerithienkalk im NW von der Käsemühle und bei einer Brunnengrabung in 43' Teufe an dem Offenbach zuge- wendeten Ende Biebers (BOETTGER, »Beitrag«, S. 27) anstehend gefunden wurde. BOETTGER fand hierbei Cerithien, Hydrobien und Üongerien. 6 Hohe - Strassen - Theilscholle. [546] Was das Vorkommen der Tertiärschichten in nächster Um- gebung des Mains angeht, so liegen sie heute nur in der Fluss- rinne selbst und unmittelbar am Ufer frei. Von Osten be- ginnen sie da mit den eben besprochenen oberen Hydrobien- schichten von Mühlheim; von Reinach hat festgestellt, dass die Flussschwelle bei Rumpenheim Rothliegendes ist (Senck. Ber. 1890, S. 125). Rechts vom Main, am ersten Bahnwärterhäuschen von der Dörnigheim-Hochstädter Station nach Wilhelmsbad, gerade an der Waldecke, befindet sich ein Schwefelwasserstoff führender Brunnen, der sein Wasser zweifellos aus untermiocänem Letten erhält. Im Sommer und Herbst 1890 wurde weiter abwärts, zwischen Fechenheim und Bürgel, zur Vertiefung des Flussbettes ein Rupel- thonbuckel weggebaggert. Eine kleine Probe desselben lieferte mir neben Bruchstücken von Leda und zahlreichen Nodosarien, Fischwirbel und andere Fischreste Längs Offenbach setzt sich der Rupelthon, wie schon erwähnt, am Ufer gut erkennbar fort. Wo heute der Main bei Offenbach in ungefährer Fortsetzung der Hauptstrasse S—N von einer steinernen Brücke überspannt wird, also am nordwestlichen Ende Offenbachs, liegt ein grauer feinsandiger Thon, in dem ich keine Foraminiferen!) fand. Abwärts von der Mainbrücke liegt der Schleichsandstein, den Oberstabsarzt SPEYER unterhalb Offenbachs im Mainbett am sogen. Weinstein, Dr. OÖ. VoOLGER am Seehof anstehend erkannt haben (VOLGER, Beiträge zur Geologie des Grossh. Hessen etc., S. 28). Es steht ersteres Vorkommen höchst wahrscheinlich in naher Verbindung mit den blätterführenden Sandsteinen in der Domstrasse (Senck. Ber. 1884, S. 201 und 202). Bei der Ausschachtung, die zum Legen der Röhren für die Mainwasserleitung nach der Druck- luftanlage in Offenbach (März 1891), zwischen Taunusstrasse und Main, ausgeführt wurde, also südöstlich von dem im !) Die bei Feststellung des Untergrundes der drei Brückenpfeiler gewonnenen, je 10® langen Bohrkerne, die ich der Güte der Herren Pr. Horzmann & Co. verdanke, zeigten sich bei der Untersuchung mehrerer Proben fossillos; die von Herrn Dr. Max Levy angewendete Schlämmmethode hat ihm jedoch hieraus ein paar mikroskopisch kleine Foraminiferengehäuse geliefert. [547] Hohe - Strassen - Theilscholle. 87 Main anstehenden Schleichsandstein und nördlich von der Dom- strasse, kam aus 6” Teufe unter Kies der mit knauerartigen Bänken wechsellagernde Schleichsand zum Vorschein. Das Inter- essanteste, was mir diese Grabung zeigte, ist der Nachweis, dass die von BOETTGER (Senck. Ber. 1873/74) unter dem Namen Cyrenen- mergelgruppe zusammengefassten Stufen in völliger Ueberein- stimmung aus Rheinhessen in die Gegend um Öffenbach a/M. durchstreichen. Ich habe das Durchgehen des Schleichsandes in der Abhandlung: Sande und Sandsteine im Mainzer Becken (Senck. Ber. 1884) nachgewiesen. Das Durchstreichen von Westen über den Rhein bis Offenbach gilt nun auch von den unmittelbar darüber- liegenden Schichten mit halb mariner, halb brackischer Fauna, die BOETTGER Ühenopus-Schichten nennt, und die ich meist als obere Meeressande bezeichnet habe. Bei weiterer Grabung der Wasserleitung zur Druckluftanlage in südlicher Richtung bot sich folgendes Profil, das von oben nach unten aus folgenden Schichten zusammengesetzt ist: 1) Auelehm. 2) Thoniger Sand (Schlickschicht) mit vielen alluvialen Süss- wasser-Conchylien, schwarzen glänzenden Samen und Braunkohle. 3) Kies und Sand. 4) Fossilarmer Letten, die oberste Schicht von 5) sandigem blaugrünem Letten mit der Fauna des unteren Cyrenenmergels!) resp. oberen Meeressandes. 6) Schleichsand und -sandstein, jedoch ohne Blattspuren. Darunter folgt dann wohl unmittelbar der fossillose feinsan- dige Thon, der an der Offenbacher Brücke im Main entwickelt ist und ın der nicht weit entfernten Gasfabrik ın 10” Teufe er- reicht wurde. !) Beim Graben des Wasserreservoirs auf der »kalten Kling« scheint man auf die Fossilien derselben Schicht gestossen zu sein, da Borrrezr auf der Halde u. A.: Chenopus tridactylus, Typhis cuniculosus, Oytherea subarata und Corbulomya subarata sammelte. Ausserdem fand sich diese Schichte, durch Oytherea subarata, Oytherea incrassata und Corbulomya crassa gekennzeichnet (Senck. Ber. 1373/74, S. 93 und 94), auch in Diedenbergen. 88 Hohe - Strassen - Theilscholle. [548] So würden also bei westlichem Einfallen die Mitteloligocän- Schichten im Main bei Offenbach ununterbrochen einander folgen. Von den westlich von Offenbach im Mainthal von Alluvial- schotter ete. bedeckten Tertiärgebilden sind mir folgende That- sachen bekannt geworden. 1) In der Frankfurter Anilinfabrik in Fechenheim traf man unter 6” Sand und Kies den blauen Thon mit Septarien; er war in 40” Teufe noch nicht durchbohrt. 2) Am Röderspiess durchsenkte man nach gütiger Mittheilung des Herrn Verwalter OÖBERBECK 8,5” Kies und 6” Rupelthon, der auf Roth- liegendem ruht, in welches die Ausschachtung noch 35” tief fort- gesetzt wurde. 3) Nur etwa 10” westlich von diesem Schacht fehlt der Thon völlig, und das Rothliegende steigt bis zum Kies herauf. 4) Am Erlenbach unterhalb des Bornheimer Felsenkellers nahe dem Röderwäldchen liegt unter 1” Moorerde Thon, der mit 30% nicht durchbohrt war. Man ersieht hieraus u. A., dass im Mainthal die Auswaschung bis auf den Rupelthon herab stattfand, und dass der letztere auch unterhalb Offenbach durch den Main geht; so steht auch bei Seckbach und am Seehof der Schleichsandstein in ent- sprechendem Niveau an. Das Lagerungsverhältniss zwischen Fechen- heim und Röderspiess möchte wohl aus beistehender Skizze, Fig. 7, Kiga. Idealer Durchschnitt längs des Mains bei Offenbach, von Ost nach West. Röderspiefs nö: > nach N zurückliegend __ Main Nestliches & östl. Ofenhach mm 93 BES Rupelthon fossilloser Chenopusschicht feinsandiger und Schleichsand Thon sich ungezwungen erklären und denjenigen Verhältnissen entsprechen, welche die in Falten gelegten untermiocänen Letten und Mergel- bänke beim Hafenbau, also etwa 5*" unterhalb, dem Auge dar- [549] Hohe - Strassen- Theilscholle. 89 boten. — Ich füge hier eine Skizze Fig. 8 bei, welche die stratigraphi- schen Verhältnisse im Westen Offenbachs von Nord nach Süd ver- ständlich machen soll, wenn auch die verschiedenen Thatsachen, welche in ihr dargestellt sind, zum grösseren Theile erst im Nachfol- genden mitgetheilt werden. Die Vorstellung, welche dieser Skizze zu Grunde liegt, ist ebenfalls dem beim Hafenbau in Frankfurt Beobachteten entnommen, wo die plastischen Letten mit den zwi- schenliegenden Mergelbänken auch von Nord nach Süd wellen- förmigen Verlauf zeigten (Ber. d. Ver. f. Beförd. d. Verkehrs 1886). Das Auffälligste ist, dass auf der Sprendlinger Strasse, in fast‘ gleichem Niveau unter dem Diluvium beim neuen Krankenhaus in Offenbach Rupelthon ansteht und °/4““" südlich, fast bis zur Oberfläche reichend, die obersten Schichtenglieder des Oyrenen- mergels liegen, deren südliches Einfallen beobachtet ist; das nörd- liche Einfallen der unteren Cyrenenmergelschichten (Schleichsand- stein und Chenopusschichten) habe ich im Canal zur Wasserleitung nach dem Druckluftwerk beobachtet. Auch an der Kalten Kling ist, wie oben erwähnt, die Existenz der Chenopusschicht durch die daselbst gesammelten Conchylien constatirt. In der Gasfabrik wurde in ca. 10” Teufe der fossillose feinsandige Thon f beobachtet. Obwohl aus Obigem eine fast ungestörte Lage der mitteloli- gocänen Schichten sich darstellt, enthält die Hohe-Strassen-Theil- scholle doch mancherlei stratigraphische Räthsel. Vor Allem zeigen die absoluten Höhen, in welchen das Rothliegende angetroffen wurde, Störungen, welche von REINACH genauer studirt hat. Seit langer Zeit ist das Rothliegende mit dem Melaphyr an der Kaiser- ley als Schwelle im Main bekannt; im NEUBECKER’schen Bohr- loch in Offenbach erreichte man das Rothliegende erst in ca. 108" unter Terrain, und in dem von LupwıG beschriebenen Bohrloch an der Oelmühle (= Rohrmühle — chemische Fabrik) bei Offen- bach (»Offenbach«, S. 14) ist man sogar erst in ca. 191” Teufe auf Rothliegende Schichten gestossen. Ueber die Oertlichkeit, an welcher dieses Bohrloch angesetzt wurde, hat Herr SPANDEL Genaueres erfahren, was mit der Angabe Lupwig’s, dass die Mün- dung 306° (= 95,5”) abs. Höhe habe, nicht übereinstimmt; es liegt dieselbe am nördlichen Rande des Rumpenheimer Waldes, [550] Hohe- Strassen-Theilscholle. spp3lawueueıkg) sap 4yoIy9saasswAssıng Be IERAELUÜENERGNG) ‚ss puesyorjyog pun uoy,g AeSıpuesurer Yyoıyossndousyg Biich: sapuogoıygoy AOSOJJISSOT uoyypodny d9d1pusszıend) s212g0 Sud = SH ı "png yoeu pıon uoA ‘Aupy ueey]) dep yoeu umem woA Yruyosyoanc] Aofeop] "8 SL sapuaZaıygoy SOAOT IL N 2% EI 5 8 ga SI Ei > IS Sn DS RS sopuagauggoy saıojuf] [551] Hohe - Strassen -Theilscholle. 9] sog. Luhrwaldes, etwa 1/“" südöstlich von der Thongrube an der Rohrmühlee Damit stimmt hingegen die Einzeichnung des Vor- kommens von Fossilien @ in die nach geologischen Aufnahmen von G. THEOBALD und R. Lupwic hergestellte Karte überein. Die abs. Höhe der Mündung des Bohrloches ist ca. 104,5”. Nach Lupwi@s Angaben reichte die Bohrung bis 245” unter Terrain, der Cyrenenmergel . . -. - . . . bis 149,6* der marine Tertiärmergel (Rupelthon) » 191,5” der Schieferthon des Rothliegenden . » 213,0” und im festen Sandstein wurde noch BEebohnt Sn engen ea. 08.249,00 Abgesehen davon, dass der obere Theil des Cyrenenmergels Lupwi@e’s zu einem kleinen Theil den diluvialen Gebilden, zum grösseren den oberen und unteren Cerithienschichten zugehörig ist, ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Oyrenenmergel auch zu mächtig von ihm angegeben ist, weil die tieferen, von LUDWIG dem Cyrenenmergel zugewiesenen Schichten ohne Zweifel schon dem Rupelthon angehören werden. Die Grenze dieser beiden Schichten- stufen liegt daher nicht in 149,6”, sondern zwischen 94,0" und 149,6”. Der graublaue dichte Kalkstein in 149,6 ® ist ohne Zweifel eine Septarie. Wenn also der Betrag der Verwerfung, welche zwischen der Thongrube an der Rohrmühle und dem ca. 1/, ® süd- östlich von ihr entfernten Bohrloch durchzieht, nicht 150” ist, so ist er doch bedeutend und, nach den Lupwiıg’schen Angaben zu urtheilen, mindestens 100”. — Ein zweites von dem eben be- sprochenen nur etwa 100” entferntes Bohrloch (»Offenbach« S. 15) wurde, da in demselben auch die jüngeren Schichten — 13” Hy- drobienkalk und 6” Cerithiensand — durchbohrt wurden, bei den Offenbacher Felsenkellern aufgesetzt; hier stiess man also erst 19” unter Terrain auf den Thon (Cyrenenmergel. Der Thon, welcher jedenfalls nicht allein Cyrenenmergel und Rupelthon, son- dern auch noch die Üerithienschichten einschliesst, wurde 177” tief durchstossen, ohne dass man auf das Rothliegende traf. Nach den Angaben über das Bohrloch an der Rohrmühle zu urtheilen, müsste es aber erreicht worden sein, wenn 14— 15” tiefer gebohrt worden wäre. 92 Hohe-Strassen -Theilscholle. [552] Es ist kein Zweifel, dass diese beiden Bohrlöcher auf der- selben abgesunkenen Scholle, welche nur auf der Südseite des Mains gelegen ist, sich befinden. Fast rein nördlich von diesen Bohrlöchern, auf der rechten Mainseite, am Südabhange der Hohen Strasse steht der Cyrenenmergel nach Herrn KELLNER und Dr. OÖ. VOLGER »im Feld bei den Quellen des Baches der Ziegelhütte bei Bischoffsheim« an; die im Jahre 1858 von Herrn KELLNER ge- sammelten Fossilien sind: Potamides plicatus var. Galeotti, sehr zahlreich. Murex conspicuus, 2 Ex. Cominella cassidaria, 4 Ex. Cytherea incrassata, mehrere Bruchstücke. Der Aufschlüsse im Hartigwäldchen oberhalb Hochstadt ist an anderem Orte Erwähnung geschehen. Worauf ich hier nun noch besonders hinweisen möchte, ist das, dass die Schichtenfolge, welche aus den im Bohrloch Oelmühle von LupwıG angeführten Fossilien, allerdings nicht klar, erkennbar ist, derjenigen ungefähr entspricht, welche auch ausserdem aus der Umgebung Offenbachs, u. a. bei Seckbach und am Hainerweg, constatirt ist. Von der Oyrenenmergelgruppe haben wir aus unserer Land- schaft nur ein zusammenhängendes Schichtenprofil; es ist dasselbe jedoch zu wenig detaillirt, auch sind in demselben die tiefsten Glieder dieser Schichtengruppe nicht mehr vertreten. Dieses Profil wurde bei der Brunnengrabung im HorrmanNn’schen Garten am Hainerweg in Sachsenhausen (138" Höhe) gewonnen. Von oben nach unten folgten sich: Mächtigkeit 1) Wenig Sand und Mainkies . . . — 2), Kalk. m. ee 3) Gelber Letten . . . 2 0 4) Schwarze sandige Teiche mit Planorben. © u nee NORD Oy- 9), Braunkohlen are A 6) Bröckeliger blauer Thon, mit Sandioc lan Mergel und mürbem en wech- muB Slbeonan SE u 20,0 7) Feiner Sand, nicht durchatossen ae [553] Hohe - Strassen -Theilscholle. 93 Die Oberkante des Cyrenenmergels liegt demnach in 135,5”; in Bezug auf den Schichtenbau der Gegend ist es bemerkenswerth, dass auf der linken Mainseite der Uyrenenmergel bis zu be- trächtlicher Höhe ansteigt, welche jedoch diejenige auf der rechten Seite, wie schon dargelegt, nicht erreicht; auf der letzteren liegt der Cyrenenmergel oberhalb Seckbach und oberhalb Hochstadt am Hartigwäldchen in gleicher Höhe, ein Beweis für die ziemlich ungestörte Lagerung der das Plateau zwischen Seckbach und Hoch- stadt bildenden Tertiärschichten, wofür aber auch die Höhenlage der vielfarbigen Sande in der Kiesgrube an der Strassengabel süd- lich Vilbel spricht. Hier möchte ich noch auf das Profil eines Bohrloches bei Sachsenhausen auf der linken Seite des Mains, welches, zur Untersuchung der Verbindungsbahn niedergebracht, in v. DECHEN, Erläuterungen zur geologischen Karte der khein- provinz etc., Bonn i884, mitgetheilt ist, hinweisen. Die obersten Schichten von ca. 7” Mächtigkeit scheinen diluvial zu sein, die tieferen dem Cyrenenmergel anzugehören. Es scheint das Bohr- loch oberhalb Sachsenhausen gegen Oberrad zu niedergestossen worden zu sein (Senck. Ber. 1884, S. 212). Eine Höhenangabe und nähere Ortsangabe findet sich in v. DECHEN’s »Erläuterungen« nicht. Zahlreiche Aufschlüsse besitzen wir über diese Horizonte am Südabhange der Hohen Strasse aus der nächsten Umgebung Seck- bachs; sie umfassen einzeln nie die ganze Cyrenenmergelgruppe oder auch nur einen grösseren Theil derselben. Da die Schächte und Bohrlöcher von verschiedenen Höhen des Abhanges aus nieder- gebracht sind, so lässt sich erwarten, dass man diese Schacht- und Bohrprofile mit einander combiniren kann. Ohne völlig sicher zu sein, wie sich dieselben vertical genau aneinander anschliessen, theile ich sie hier mit, wie es absolute Höhe und lithologische Beschaffenheit an die Hand geben, um ein ungefähres Normal- profil für die Cyrenenmergelgruppe hiesiger Gegend zu gewinnen. Ich verdanke sie der gefälligen Mittheilung Herrn BoMmNÜTERr’s. Schächtchen in der Nussgartenstrasse, 50” südlich vom Esels- weg, Mündung in 540' = 169” abs. Höhe (Senck. Ber. 1890, S. 110). 94 Hohe -Strassen -Theilscholle. [554] Teufe Abs. Höhe 1) Dammerde und Lehm . . ., 2. 1,52Zhszib gas 2) Sandigerverschiedenfarbiger Thon 1,0% » 166,5” 3) Kalk mit zwei Schichten je 0,15” mächtigen grünen feinsandigen Thones 2... «Us. 0. wer 0, MO 4) Weisser und gelber Kies mit weissen is, nussgrossen Kieseln . 3, 0m za 5) Er: a grüner tan völlig concretionsfreier Thon mit kalkiger Sandbank und kreidigen Kalkausscheidungen . . . . . 2,7= » 153,8” 6) Blauer, ebenfalls concretionsloser Thon mit Anthracotherium . . 0,5% » 153,3” Braunkohlenschacht, Mündung 480’ = 150". Teufe Abs. Höhe Ackererde und Lehm, 1,0” stark —-" bis 149,0” 8) Verschiedenfarbige, z. Th. sandige und unreine Letten . . . . . 5,0= » 144,0m 9) Triebsand mi... 2 MN OF een 10) Blauer glimmeriger fossilienfüh- render Letten, z. Th. durch Schaa- lentrümmer sandig erscheinend . 4,3” » 139,2” ID)EBraunkobleess ser . , Ba 12) Grauer Letten, kurz und bröcke- lig, mit Kohle, Pyrit und Petre- faeten sn. ne. la ine nn, ee 13) Braunkohle . 22.2, .ı 0,720, 237,02 14) Sand und blauer Letten mit en: eretionen, enthielt Hippopotamus- Reste. . 2 WER WEN Abu Bohrloch 3, sehr nahe dem Schacht gelegen, hat ein fast über- einstimmendes Profil; es reichte über 27,7” tiefer als der Schacht. [555] Hohe- Strassen -Theilscholle. 95 Teufe Abs. Höhe 15). Blauer Betten... .; 212: » 222, 192.0n05hi1s121.0% 16) Blauer Letten mit Sand und Koh- lenspuren . . ee > li, Bohrloch 11 wurde von 436 e 136”) Höhe 40,0” tief nieder- gestossen; die tieferen Schichten von 28,3% Mächtigkeit sind als 17) blauer Letten bezeichnet. Die Teufe Abs. Höhe Schlämmprobe, die aus den tief- sten Partien dieses Schichtencom- plexes stammt und ein schiefriger feiner, z. Th. feinsandiger, licht- grauer Thon war, enthielt folgende Foraminiferen: Quinqueloculina, Polymorphina und Dimorphina (Senck. Ber. 1884, S. 170); sie entspricht somit nach Gesteins- beschaffenheit und Foraminiferen- fauna den tiefsten Schichten der Cyrenenmergelgruppe aus dem Canal der Druckluftletung . . —" bis 96,0” Bohrloch 4, ungefähr halbwegs zwischen dem Braunkohlen- schacht und Bergen, in 156” Meereshöhe angesetzt, wurde 70,3” tief niedergebracht; es ist somit das tiefste der in der Umgebung von Seckbach niedergestossenen Bohrlöcher; Teufe Abs. Höhe eshreiehteralso) ur. 2 2 his Seen DietiefsteSchichtenfolge von 43,9” Mächtigkeit ist als blauer Letten bezeichnet; es ist somit hieraus die Grenze zwischen den unteren Schichten der Cyrenenmergel- gruppe und dem Rupelthon nicht ersichtlich. Bemerkenswerth ist, dass in diesem Bohrloch keine Braunkohle angetroffen wurde, was zu erkennen gibt, dass das Flötz vom Braunkohlenschacht aus nach Osten nicht 1°” weit reicht. 96 Hohe-Strassen -Theilscholle. [556] Das Bohrloch 13, ca. 0,75*"® südwestlich vom Schacht gelegen, wies die Braunkohle in ca. 129” Meereshöhe noch 0,3” mächtig nach. Westlich vom Schacht beobachtete Herr BOMNÜTER west- südwestliches Einfallen. Von dieser Schichtenfolge wird wohl Schichte 2) dem Unter- miocän, 3) wahrscheinlich noch demselben Horizont und dem Oe- rithienkalk zuzurechnen sein. In Schichte 4) dürfen wir mit Sicherheit das südlichste Vorkommen der vielfarbigen Sande und Kiese an der Strassengabel (Läusebaum) südlich von Vilbel er- kennen, welche stratigraphisch den tieferen Schichten des Münzenberger Blättersandsteines gleichalterig erscheinen. Die Schichten 5) und 6) gehören dann den oberen Horizonten des Cyrenenmergels an, in welchen ein zu Sandstein verkitteter höherer Schleichsand vorkommt. Ich darf nicht unterlassen zu bemerken, dass zwischen diesen fetten Thonen und den südöstlich von Offenbach im Tempelseemühlenbruch anstehenden eine grosse Aehn- lichkeit vorhanden ist. Welche Gestemsbeschaffenheit der Schichte 7) resp. der absoluten Höhe 153,3 — 149,0” entspricht, ist aus Obigem nicht ersichtlich. Was beim Vergleich von diesen com- binirten Profilen mit der Schichtenfolge im Brunnenschacht am Hainerweg auffällt, ist, dass bei Seckbach die durch die Planorben erkennbare Süsswasserschicht fehlt; denn die Schichte 10) enthält eine Fauna (Senck. Ber. 1884, S. 168), welche derjenigen von 6) am Hainerweg (siehe unten bei »Öyrenenmergel«) sehr nahe steht; es befand sich in der ersteren unter den Schalentrümmern nur die Spindel eines Limnaeus; die Süsswasserfauna ist dagegen ungefähr 4*m nördlich von Seckbach bei Massenheim westlich von Vilbel von BOETTGER (»Beitrag« S. 21), dann bei Hochheim (BOETTGER »Beitrag«, S. 20) und bei Diedenbergen (siehe unteres Niddathal) erkannt. Das Hangende des oberen schwachen Braunkohlenflötzchens mit Planorben bei Diedenbergen sind blaue Letten von 18” Mäch- tigkeit. Die Mächtigkeit der Oyrenenmergelgruppe ist aus Obigem nicht ganz genau zu bestimmen; immerhin beträgt sie zum min- desten 60”. Im Allgemeinen erkennt man, dass die Cyrenenmergel- gruppe mit Thonen beginnt, denen reichlich feiner Sand beigemengt [557] . Hohe-Strassen -Theilscholle. 97 ist, während die oberen Thone, welche unmittelbar vom Cerithien- kalk überlagert sind, fette Thone sind. Das bisher aus der Offenbacher Gegend Mitgetheilte hat ge- zeigt, dass die Schichtenfolge daselbst dieselbe ist, wie sie in Rhein- hessen existirt, insbesondere was die Schichtenglieder der Cyrenen- mergelgruppe in lithologischer und faunistischer Entwicklung an- geht; es gilt dies auch von der Schichtenfolge, welche vis-A-vis am Südhang der »Hohen StrasseS | OSSE.LLIF URS) C) u9aT doneıs -YOuNTH Rap wem Re N en en ST SR 23 RS 3 Sa DER gg © IS IR NN nm Zrroyes addnıg STaz.teu ‘049 puus -To3rwwusuetAg -ueuarkg -yoroTyoS yIeH 'anz uoyL SoPp 4yoryos gi Josaoun soapuagaıy -uorgoapÄH -USLyLIENy AOSOJISSOF -AOSseASssnSg -usuerkg uoyyedny -UJoY IPATEBUT TO) || ( ‘0097 : [ uouorsuowImg -Jeoio‘ aop Sundunlao‘A 00087: U9LOISUAWI[T - [eJuoZLIOF dop Sundunlao "(wOOT 22) uoyos wrsonans um oIM “eu MENSLITORTN SAjpsoLp YEOLLNOgT UODS NMYAHOS UI AO SSEPOS ‘oa T, „0G *d UL AO Juundoq 92ZI7S Aesoıp ur ‘uouursod EMOT, m6F] Ur 4810 uoyyjodny uop 4887] SImanry "puis FgorW MT ed uoFyorgosusyyueg oıp pun „0, "wo eddnanjosuowusuenkg eIp "u00T "wD uomyjodny dep ssep “wreuuy dop dojun ‘oyussusgein ouedopesd eTynwigoy Q S S S N S op pum opmweospodiuoT, Jop uoagosıaz op yaanp YLuayoasyaan-r "6 Ad R rk NT 5 ar wisg en. u RE 100 Hohe- Strassen -Theilscholle. [560] vexe Oberfläche des unter dem Cerithienkalk gelegenen Thoncom- plexes des Hügels an der Tempelseemühle zurückkommen. Die hierfür (Senck. Ber. 1890, S. 120) gegebene Erklärung scheint nicht zutreffend zu sein, da sich diese Thone nicht als den unteren, sondern den obersten Oyrenenmergelschiehten zugehörig herausstellten; es muss also jene Erscheinung nicht einer Ab- tragung zwischen Mittel- und ÖOberoligocänzeit zugeschrieben werden. Nicht unwahrscheinlich ist, dass sie durch das Aus- weichen des durchfeuchteten plastischen Thones, der von mehrere Meter mächtigem Cerithienkalk belastet ist, nach den Seiten des Hügels bewirkt wurde. Etwas näher muss ich nun noch auf das neueste tiefe Bohrloch in Offenbach, das NEUBECKER’sche, eingehen, das leider nicht in dem Maasse nutzbar wurde, wie es hätte im Interesse der Stratigraphie hiesiger Gegend ausgenützt werden können. Dass die , 100” feiner grauer Thon im Hangenden nur dem Rupelthon an- gehörten, ist insofern sichergestellt, als beim Fassen der Quelle ein ziemlich weiter Schacht angelegt wurde, welcher nur in den gelb- lichgrauen Rupelthon eindrang. Der bis 5” Tiefe in der nächsten Nähe des NEUBECKER’schen Bohrloches in der Ludwigstrasse aus- gehobene Thon hat übrigens Herrn SPANDEL die typische Rupel- thon-Foraminiferenfauna geliefert. Es gehen also von den 100” wohl nur 4—5" von der Mächtigkeit des Rupelthones ab. Weiter ist bemerkenswerth, dass unter dem Meeresthon ca. 8 Meeres- kalk lag (Senck. Ber. 1885, S. 256), und dass in einem durch Diamantbohrung ausgeschnittenen Bohrkern, und zwar aus ca. 190% Teufe, Bergrath TECKLENBURG in kalkigem Sandstein Skeletreste eines Sauriers entdeckte; er hat damit den Nachweis für das Vor- handensein !) des mittleren Rothliegenden auf der rechten Rhein- seite geliefert. Das ungefähre geognostische Profil der Kaiser Friedrich-Quelle resp. des NEUBECKER’schen Bohrloches, in dem schliesslich ein an Lithion reicher alkalischer Säuerling aufstieg, ist nach den Be- stimmungen von Herrn Landesgeolog H. GREBE in TECKLENBURG’s Tiefbohrkunde mitgetheilt. ') Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1886, S. 681 ff. [56 1 ] Hohe- Strassen-Theilscholle. 101 Betreffs des tertiären Untergrundes der oberdiluvialen Fluss- ablagerungen südlich des Sachsenhausen-Bieberer Tertiärzuges und nördlich des Rothliegenden von Sprendlingen besitzen wir keine weiteren Nachweise (Senck. Ber. 1885, S. 236). Bei Ausräumung dieser oberdiluvialen Flussrinne werden daselbst die nördlichen Uferabhänge von denselben Tertiärschichten gebildet worden sein, welche rechts und links vom heutigen Mainthal oberhalb Frank- furt anstehen. So wurde z. B. in dem Brunnenschacht der VoLL- MAR’schen Fabrik auf dem Salıg ein südliches Einfallen der oberen Schichten der Cyrenenmergelgruppe von SPANDEL beobachtet. Besondere Erwähnung verdient, dass auf der zwischen Luisa und Mühlheim-Dietesheim liegenden Scholle noch nirgends Ober- pliocän nachgewiesen werden konnte, es also gänzlich der Abtragung erlegen ist, dass aber geringfügige Reste von alten Diluvialgeröllen oberhalb Sachsenhausen liegen. Auf der rechten Mainseite, in Bornheim, ist die ältere mittel- diluviale Terrasse durch den Fund eines Backenzahnes von Klephas antiquus festgestellt (Senck. Ber. 1886, S. 146); doch differirt die Höhenlage der Gerölle über Sachsenhausen und der in Bornheim um 23—25%. Eine tiefere und etwas jüngere Terrasse bezeichnet der Fund am Seehof, dessen unten gelegentlich der Besprechung der Klephas primigenius-Stufe gedacht wird. Etwas oberhalb wurde 1891 nach gefälliger Mittheilung von Prof. R. Lersıus im Kies am Salıg bei Offenbach ein Backenzahn von Elephas primigenius gefunden. Aus derselben Terrasse bewahrt seit längerer Zeit das Sencken- bergische Museum einen jungen Backenzahn, der nach H. Ponrıd’s gütiger Bestimmung der Milchmolar M.M I. eines Elephas primi- genius ist (Senck. Ber. 1886, S. 146, Anm. 3); er kommt vom Apothekenhof (C. v. FRITscH) in Sachsenhausen (Ecke der Schweizer- strasse und Mörfelder Landstrasse); seine Erhaltung lässt auf ein lehmig-sandiges Lager schliessen. Zunächst dieser Localität wurde aus lockerem Sand gelegentlich einer Kellergrabung ein weiterer Backenzahn vom Mammuth gefunden, der in der Souchayschule in Sachsenhausen aufbewahrt wird. Alle diese Funde sind auf der linken Mainseite, diejenigen auf der rechten Seite des Mains, be- sonders in Frankfurt, sind im Senck. Ber. 1889, S. 110, aufgeführt. 102 Scholle Hanau- Seligenstadt. [562] Ich kann den Wunsch nicht unterdrücken, dass Aufschlüsse zwischen Mühlheim und Dietesheim über die Lagerungsverhältnisse Aufklärung geben möchten, so dass in diesem Stück unserer Land- schaft, das bis vor Kurzem eine wahre terra incognita war, die wesentlichsten geologischen Fragen entschieden würden. Scholle Hanau- Seligenstadt. Die östliche Grenze der von Pliocänschichten erfüllten Scholle, die nach Norden über Hanau, nach Süden über Seligenstadt sich hinauserstreckt, scheint von dem permischen Gebirge von Ravolz- hausen, Langendiebach, Bulau, Alzenau, Dettingen, Klein-Ostheim, Main-Aschaff und dem Gneiss von Aschaffenburg gebildet; doch greifen die Pliocänschichten, ja sogar Miocänschichten über diesen östlichen Rand. Die geologischen Gebilde innerhalb dieser Scholle zeigen keine grosse Mannigfaltigkeit. Ausser den Alluvial- und Di- luvialablagerungen verschiedenen Alters sind es fast nur Sedimente aus der Oberpliocänzeit, die wir kennen. Lupwıg, welcher, wie oben erwähnt, die thonigen Gebilde dieser Gegend in weiter Umgegend bis an den Rand des Vorspessart als Cyrenenmergel kartirte, macht in der Erläuterung zu dieser Karte »Öffenbach«, S. 11 die treftende Bemer- kung, dass »die Hauptmasse des Cyrenenmergels in der Section Offen- bach weniger Mergel als Thon ist«. Mit Ausnahme der schon erwähn- ten Bohrung an der Fasanerie bei Gross-Steinheim (»Friedberg«, S. 21) hat neuerdings nur eine einzige Bohrung das liegende Mittel- tertiär zu Tage gefördert. Die oberpliocänen Gebilde sind theils lacustre kalkfreie Sande und Thone, theils Lavamassen, die an zahlreichen Stellen über diesen deckenartig ausgebreitet sind, W —O zwischen Dietesheim und Steinheim aber eine 3,75%" breite zu- sammenhängende Decke bilden. Die westliche Grenze dieser oberpliocänen Scholle ist,. wie schon erwähnt, durch das Miocän östlich von Mühlheim und das Miocän bei Hochstadt und Wachenbuchen (Senck. Ber. 1890, S. 129) gegeben. Ueber die südliche Fortsetzung dieser Grenze resp. über die westliche Grenze der oberpliocänen Scholle südlich des Mains habe ich oben bei Besprechung der stratigraphischen [563] Scholle Hanau- Seligenstadt. 103 Verhältnisse bei Hausen und Obertshausen (Hohe-Strassen-Theil- scholle) nähere Mittheilungen gemacht. Die Anhaltspunkte, die wir zur Beurtheilung der Geologie dieser Landschaft besitzen, sind folgende: 1) Bei Seligenstadt (Senck. Ber. 1884, S. 172—174 und Senck. Abh. XV, 1. Heft, S. 20) wird em Braunkohlenflötz abgebaut, dessen Mächtigkeit fast ohne Zwischenmittel zwischen 4 und 16" schwankt; sein Alter ergibt sich durch die Zapfen von Pinus Cortesit BRONGN., welche es führt,. als oberpliocän. Das Liegende ist blaugrauer Thon, der mir aber von Seligenstadt noch nie vor- gelegen hat. 2) Im ganzen Thale Hanau-Aschaffenburg linksmainisch aus- geführte, sehr zahlreiche Bohrungen (Gewerbebl. f. d. Grossh. Hessen 1584, S. 9— 12) haben die allgemeine Verbreitung solcher Flötze erwiesen. 3) Zunächst und südlich der grossen Basaltdecke, westlich von Gross-Steinheim, gibt LupwıG auf der geologischen Karte ein blätterführendes Flötzchen an; in Palaeontogr. VIII, S. 52 berichtet er aber, dass THEOBALD nächst der Höllenziegelhütte (»Offenbach«, S. 26, Anm.) zwischen Thon und Sand ein !/; —1/,® mächtiges Braunkohlenlager gefunden habe, in dessen Dach viele Blätter und Früchte vorkamen, dass ferner Nachgrabungen von Dr. ©. RÖSSLER und Lehrer Russ viele Tannenzapfen und Blätter von Populus, Saliz, Alnus und (Qwercus gefördert haben. Die Höllenziegelhütte liegt ca. °/4*” südlich von dem durch ein Blättchen auf der Karte markirten Flötzchen. Die meisten der hier gefundenen Früchte stimmen mit solchen aus den oberpliocänen Flötzen der Wetterau und des Untermainthales überein (Senck. Abh. XV, S. 41 — 46). Es sind dies die Frucht von Frenelites Europaeus Lupw. sp., dann die Zapfen von Pinus Strobus L. und Picea latisguamosa Lupw. sp., welche sich auch in den Flötzchen des Klärbeckens und der Höchster Schleuse fanden, endlich Pinus Ludwigi SCHIMPER, die jedoch nur bei Steinbeim und im Klärbecken gefunden wurde. So ist nur Pinus Steinheimensis Lupw. aus dem Klärbecken und der Höchster Schleuse nicht bekannt. 104 Scholle Hanau- Seligenstadt. [564] Auf die lithologische Beschaffenheit des Thones aus der Höllen- ziegelhütte habe ich schon hingewiesen (S. 65). Nach einer neueren Begehung der Gegend südlich von Gr.-Steinheim erscheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass es sich bezüglich der fossilen Pflanzenreste bei Steinheim, über die Lupwi@ berichtet, um zwei Lokalitäten handelt: 1. um diejenige, welche LupwıIG auf der geologischen Karte als blätterführend be- zeichnet hat, 2. diejenige unmittelbar unter der Höllenziegelhütte. Bei der Herstellung des für das _neugebaute Schulhaus von Gr.-Steinheim bestimmten Brunnens zeigt sich, dass hier in ca. 120% Höhe unter 11/,” Mutterboden sehr verwitterter Basalt ansteht; bisher sind 61/5,” Basalt durchbrochen. Etwa 400% südlich vom neuen Schulhause wurde der faule Basalt unter dem hellen Sande erst in 11” Tiefe erreicht, sodass sich also wohl schon nahe unter den letzten Häusern Gr.-Steinheims der Basalt in der Tiefe ver- liert. Bis gegen die Höllenziegelhütte steht allenthalben der feine gelbliche Sand an. Mehrfach ist derselbe von meist deutlich ge- schichtetem thonigem Sande, sog. Vomel, bedeckt, in welchem an mehreren Orten schiefrige Quarzitknauer zu liegen scheinen; solche Blöcke sieht man daselbst ausgegraben an der Oberfläche liegen. Genau an der Lokalität, die LupwiG auf der Karte als Pflanzen- führend bezeichnet, beobachtete ich kürzlich mit Herrn SPANDEL in einem kleinen Aufschluss solchen schiefrigen Sandthon, der lithologisch mit einzelnen Stücken des Gesteins ziemlich überein- stimmt, welches mit Blattabdrücken im Hanauer Museum liest und höchst wahrscheinlich von THEOBALD stammt. Ungefähr in gieicher Höhe wie dieser Sandthon (ca. 120” Höhe) sieht man nahe dem grossen Nussbaum an der Landstrasse Steinheim-Weisskirchen am Abhang nach dem Mainthal zwischen dem letzten Hause Gr.-Steinheims und der Höllenziegelhütte grauen Thon, der aus verwittertem Basalt hervorgegangen zu sein scheint, während gegenüber dem grossen Nussbaum an der Landstrasse der feine hellbräunliche Sand mit eingestreuten kantigen Quarz- stückchen ansteht. Von der Höllenziegelhütte zieht sich am Abhang ein grosser, durch Rutschungen in seiner Schichtenfolge nicht genau überseh- [565] Scholle Hanau - Seligenstadt. 105 barer Aufschluss fast bis in’s Thal; er zeigt oben den allent- halben anstehenden lichtgelben Sand, von wenigen, bis 0,2% starken thonigen Bändern durchzogen, in einer Mächtigkeit von ca. 41/;,® und darunter grauen fetten Thon, der ziemlich scharf gegen den Sand abschneidet. Dieses Profil beschreibt THEOBALD in »Öffenbach«, S. 26, Anm., jedoch ohne Angabe von Maassen. Etwa 300” südlich von diesem Aufschluss befindet sich ein zweiter umfangreicherer Anschnitt, der in einem Theile ein klares Profil darbietet und nahezu bis zur Thalfläche herabreicht. Hier erscheint der Sand ca. 5” mächtig; das Liegende, scharf gegen den Sand abschneidend, ist ca. 4” mächtiger fetter Thon von grauer und brauner Farbe. Ungefähr 11/,® unter der Sohle des jetzigen An- schnittes liest im fetten Thon ein Flötzchen, das reich an lieni- tischer Braunkohle ist und eine Stärke von 0,2— 0,4” hat. Der Thon setzt dann weiter nach der Tiefe fort. Bisher sind hier im Hangenden keine Blattabdrücke und in der Kohle keine Früchte gefunden worden, mit Ausnahme eines Früchtchens von Nyssites ornithobromus Lupw., das Herr v. ReınacH die Güte hatte, mir zu überlassen. Wir haben hiernach südlich von Gr.-Steinheim möglicher weise zwei Pflanzen-führende Schichten zu unterscheiden, von denen die obere post- oder interbasaltisch, die untere praebasaltisch wäre. Seltsam ist es immerhin, dass LupwIG in unmittelbarer Nähe der Höllenziegelhütte den Fund von fossilen Pflanzen nicht andeutet. Gelegentlich des Besuches des Hanauer Museums fand v. REINACH einige, zum Theil von THEOBALD etiquettirte Platten mit Blattab- drücken von Steinheim; von SPEYER (? Oberstabsarzt) befinden sich, ebenfalls von Steinheim, ein paar Platten im Senckenbergischen Museum. H. ENGELHARDT war so freundlich, diese Pflanzenreste einer Durchsicht zu unterziehen. Nach seiner Bestimmung ge- hören diese Reste folgenden Pflanzen an: Pinus sp. (Steinheimensis Lupw.?) 1, Juncus rostratus HEER 1, Poacites laevis AL. BRAUN 3, Populus latior Au. BRAUN v. rotundata 1, Fagus dentata GOEPP. (?) 2, 106 Scholle Hanau-Seligenstadt. [566] Quercus Steinheimensis LUDWw. 4, » Drymeja ÜNGER ], Betula sp. ], Carpinus sp. 1, Ulmus sp. ], Juglans acuminata AL. BRAUN |, Malpighiastrum teutonieum ETT. 1, Rhammus Eridani HEER 2?, Nyssa ornıthobroma UNGER Früchtchen 1. Die Pflanzenreste von Steinheim, welche R. LupwIG vorge- legen haben, sind in Palaeontogr. Bd. VIII beschrieben und ab- gebildet. 4) Eine volle Uebereinstimmung findet auch zwischen den bei einer Bohrung im Main bei Hanau gewonnenen Bohrproben (Senck. Abh. XV, S. 3) und solchen aus den Bohrlöchern im Frankfurter Stadtwald statt und zwar sowohl in der Schichtenfolge, als auch in der lithologischen Beschaffenheit der mit einander wechsellagernden, mit Braunkohlenfetzchen durchschwärmten Sande und Thone. Die Bohrung in diesem Horizont geschah bis 12” tief. Zu den Aufschlüssen, welche mir vor 4 Jahren, da diese Ab- handlung im Anschluss an die beiliegenden Kärtchen nieder- geschrieben wurde, bekannt waren, kamen zahlreiche neue. 5) Eine Bohrung in der NıcoLAy’schen Brauerei in Hanau zeigte unter 11,5” Diluvium das Oberpliocän 33,7” mächtig (Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 92). 6) Eine ähnliche Schichtenfolge lieferten nach den Aufnahmen Prof. Bückına’s die 8 Bohrlöcher, welche zur Feststellung des Untergrundes niedergebracht wurden, auf welchem die Mainbrücke zwischen Gross- und Klein-Auheim gebaut wurde; sie zeigen deut- lich, dass die diluvialen Sande und Geschiebe auf denudirter, welliger Oberfläche des Oberpliocäns abgelagert wurden (Ber. d. Wetterau. Ges. 1889, S. 89). 7) Weiter mainaufwärts sollte auch zwischen Gross- und Klein-Krotzenburg eine Brücke über den Main gebaut werden; [567] Scholle Hanau-Seligenstadt. 107 die hier niedergebrachten 10 Bohrlöcher wurden von Herrn Prof. BÜcKINnG aufgenommen; aus ihrer Schichtenfolge hebe ich hier nur hervor, dass in 3 Horizonten Flötze von mehr oder weniger grosser horizontaler Ausdehnung und Mächtigkeit auftreten (Ber. d. Wetterau. Ges. 1889, S. 88). 8) Anderem Interesse dienten die von Herrn Dr. M. WoLrF in Berlin im Sommer 1888 zum grössten Theil auf der rechten Mainseite niedergestossenen Bohrlöcher. Von den 12 Profilen, welche die Bohrlöcher boten, deren Proben Dank der Güte Dr. WouLrr's dem Senckenberg’schen Museum überwiesen wurden, theile ich zur Kennzeichnung der Schichtenfolge nur drei mit; sie con- statiren dieselbe lithologische Beschaffenheit der wechsellagernden Sande und Thone, wie auch die Einlagerung von Braunkohlen- flötzen in dieselben. Das Bohrloch I in der Flur Kahl, an der Waldecke gelegen, zeigte von oben nach unten folgende Schichten: Mächtigkeit Teufe Behmeers Sand 222 72727855 27785 2) Alluyiumu: Hesteraksesem 0 222245227 77246) Diluvaum Hellgelber magerer Thon. 1,2 ” 132 Gelblicher gebundenerfeiner Sandler Were re a] Aa ln 29 Gelblichweisser Sandthon 5,1 ” 20,35 % Feiner gelblicher, etwas gebundener Sand . . 1,650 22,0 " Lichtgelber, ziemlich fetter Ole Thon . N liocs : pliocän Gelblicher, etwas thoniger fenertSand W. I... 22 Ds Lichtgelber magerer Thon 1,7 = 26,85” Gelblicher, etwas thoniger Sande, 2. 2 zu Au ea a Gelblicher magerer Sand- / LHono. Sut B sr re ANNO 108 Scholle Hanau-Seligenstadt. [568] Bohrloch VIlI Flur Gross-Welzheim No. 4055 Mächtigkeit Lehmiger lockerer Sand . 0,65" Sandiger Lehm 1902 ADAM MERGERT. Feiner röthlichbrauner Sand mit wenig Geröllen 2,65 ® (Gerölles nt Sander Wr 76 0 Hellgrauer gebundener Sand 1,20” Lichtfleischfarbiger bis grauer magerer Thon . 0,70” Kohlen . Aa Thoniger Sand mit starken Kohlenspuren . 1,05 " Kohlen . 5 13,30 ° DhonemitsKohlenwe 7 2 750 Kohlen . 620 Thonigerdunkelgrauer Sand 0,95 ” Teufe 0,65% 2,15" Alluvium u. Diluvium 4,80 m 12,40 m 13,60 = \ en I 14302 IS \ Ober- 16,830®/ pliocän 0107 30,852 2, 09,2 33,00 9) Dazu kommt noch eine Bohrung östlich von Seligenstadt, an der Wasserburg vor Klein-Welzheim, also auf der linken Main- seite mit 6,75” Ackererde und Kies und 36,25” Oberpliocän. Das Liegende wurde auch hier nicht erreicht. 10) Wegen seiner randlichen Lage nahe dem alten Gebirg und der nahezu grössten erreichten Tiefe führe ich noch ausführ- ich das Bohrregister vom Bohrloch XIV, Flur Dettingen, JAKOB JunG 2757, an. Mächtigkeit 1) Sandıger Lehm . . 04% 2) Thoniger Lehm . . 0,6 " 3) Heller reiner, z. Th. feiner Sand 1,7 ® 4) Röthlicher Sand mit mehr oder weniger ge- rundeten Maingeschie- ben . Teufe 0,4 ” 1,02 Alluvium 2,1 und Diluvium SD [569] Scholle Hanau - Seligenstadt. 5) Feiner reiner, sehr glimmerreicher weisser Sand 6) Sand aus kantigen Quarzstückchen (1 bis 3 »® Kornstärke) 7) Weisser fetter Thon 8) Weisslicher Sand (Kör- ner I|—2"" stark) . 9) Weisser fetter Thon . 10) Sand (Körner unter und über ] ®® Durchm.) 11) Graulichweisser Thon 12) Weisslicher Quarzsand (1”® Kornstärke) . 13) Graulichweisser san- diger Thon, oben fett, unten mager, mit Koh- lenspuren . 14) Graulicher a 7 Th. etwas gebunden 15) Weisser bis grauer Thon, z. Th. fett, z. Th. sandıg, mit Kohlen- spuren . 16) Grauer ee Sand 17) Grauer, z. Th. fetter, z. Th. sandiger Thon mit Kohle 18) Grauer sandiger Thon mit starken Kohlen- spuren . De 19) Schwärzlicher fetter . Thon mit Kohle 20) Graulichweisser Thon Mächtigkeit 0,5 1,4 m m m Teufe 9,7 m 11,8 ® 13,4 ® 17,2 ® 17,6 " 18,5 ” 18,95 ® 23,15 24,75 25,35" 34,5 ® 35,9 m - 109 Ober- Pliocän 110 Scholle Hanau -Seligenstadt. [570] Mächtigkeit Teufe 21) Weisslicher gebunde- ner Sand mit Kohlen- spureng Wr 2 oe Rn oO 22) Hellgrauer glimme- N 2 & Pliocän riger sandiger Thon, dieser wie alle oberen kalkfri . 2... .. 025m 4195” 11) Hierher ziehe ich endlich noch die Ablagerungen, welche den westlich das Mainthal einsäumenden Hügelzug aufbauen, der von seinem höchsten Punkte, dem Katzenbuckel, aus, oberhalb der Horzmann’schen Ziegelei bei Hainstadt, durchbohrt worden ist. Dieser Punkt überragt die Pliocänschichten im Thal um ca. 20”. Ueber das Alter der Ablagerungen, welche den Katzenbuckel bilden, unsicher, habe ich diese Sedimente vor 4 Jahren als altes Diluvium dl in das Uebersichtskärtchen I eingezeichnet. Dieser Darstellung steht besonders ein Umstand entgegen; in unserer Landschaft ist nicht allein keine stratigraphisch oder paläontolo- gisch sichergestellte Diluvialbildung von solcher Zusammensetzung vorhanden, wie sie sich in den Thonen und Sanden am Katzen- buckel darstellt, sondern in ihrer Eigenart stimmen letztere vielmehr ausserordentlich mit den seither bekannt gewordenen Schichten in den Krotzenburger Bohrlöchern etc. überein, so dass mir ihr ober- pliocänes Alter jetzt ausser Zweifel scheint, wenn auch leider noch keine Zapfen oder irgend ein anderer specifischer organischer Rest dieses Alter sicherstellt (Ber. d. Wetterau. Ges. 1889, S. 91 und 92). Innerhalb gewisser Grenzen zeigt auch das oben besprochene Profil von der Höllenziegelhütte, ca. 2,5%” nordwestlich vom Katzen- buckel, das THEOBALD nach seiner Schichtenfolge genauer be- schrieben hat, Uebereinstimmung mit Schichten am Katzenbuckel. Hiernach wäre also dieser Hügelzug die westliche Uferböschung des Mains, der sich im Öberpliocän eine breite Rinne ausge- waschen hat. Wenn auch im Hainstadter Profil sich zwischen die Thone und Sande kein Basalt einschiebt, so scheint es mir doch im Hin- [571] Scholle Hanau Seligenstadt. 111 blick auf die Höhenlage des Katzenbuckels wahrscheinlich, dass die oberen Schichten dem postbasaltischen Oberpliocän angehören. Unter Flugsand und Waldboden breitet sich in den für die Thonwaarenfabrik von Prır. Horzmann & Co. bei Hainstadt an- gelesten Gruben am Katzenbuckel ein rother Thon (1—2") aus, welcher die wellige Oberfläche einer Schicht gelb und weiss ge- bänderten, etwas schlichigen feinen Sandes (ca. !/, ®) bedeckt. Da- runter liegen weisslich graue bis fleischfarbige Thone, von blauem fettem Thon unterteuft, durchzogen von mehreren Kohlenbändern und durchsetzt auch von kohligen Stammtheilen. Hierbei sollen auch Zapfen gefunden worden sein. Diese Thonschichten haben eine ungefähre Mächtigkeit von 2”; das Liegende sind rostbraune Thone von 1—2" Stärke. Nun folgen sich gegenseitig auskeilende Thone von grauer Farbe und weisse und gelbe, z. Th. schlichige Sande, die nach dem Thale zu orange gebändert sind; die über diesem Sand liegenden Sandthone werden bei den Arbeitern » Vomel« genannt. Unter dem Vomel kommt nun der gelbe gebänderte Sand, der nach den Angaben des Aufsehers eine Mächtigkeit von ca. 10% haben soll. Der Sand wird nur soweit ausgehoben, bis Wasser kommt. Nun folgt fetter Thon mit einem Braunkohlenflötz, das wieder von Sand und Thon unterteuft werde. Da mir aus diesem unteren Thon keine Probe erreichbar war, so weiss ich nicht, ob er noch dem Pliocän zugehört oder ob er von untermiocänem Alter ist; das letztere erscheint mir in Rücksicht auf die Tiefenlage der mitteltertiären Schichten in der Fasanerie, bei Gr. Auheim, bei Dietesheim etc. nicht wahrscheinlich. In dem mächtigen Sand der Thongrube auf dem Katzenbuckel wird nach Angabe des Auf- sehers eine Lage angetroffen, die aus gerundeten Basaltstücken besteht, die genau in einer Weise verwittert sind, wie man es im Kregs’schen Bruche bei Dietesheim, bedingt durch aus der Tiefe aufsteigende Quellen, beobachten kann; auch Knauerlagen von durch Brauneisen verkittetem Sand führt dieser Sand, aus dem Vomel stammen Stücke von schiefrigem Quarzit. Ein mir gütigst von Herrn Oberingenieur GUTMANN mitge- theiltes Bohrprofil aus dem District Katzenbuckel lautet folgender- maassen: 112 Scholle Hanau-Seligenstadt. [572] Mächtigkeit 1), Elumus, Maldbodens re, EEE 2) Thonschicht in röthlicher fleischfar- bener blauer und rostgelber Färbung 5,00” 3) Grauer thonhaltiger Sand (»Vomel«) 3,65 ” 4), Rostfarbener Sande 2 Lu 2226,0080 5), HellblauenRhonzer 2.107 2.22 72722600 6), Dunkelblauer Thon 72 277.22 7270,7055 7) Dunkelvother ARhone na 2 20753,08 8) Hellblauer Thon mit Sand . . . 0,30% 9). Gelber! Thon 2 „ue8.3 2.2 2373850905 10) Gelbblauer fetter Thon . . . . 0,80” 11),Braunkoble A. 26 ur 2 2002206055 12) Brauner magerer Thon . . . . 0,30” 13) Grüngelber Thon mit Sand . . . 1,70” 14) Schwarzgrüner Thon 0 durchbohrt Die Bohrung reicht 29,55" unter Terrain. Da die absolute Höhe des Punktes, von dem die Bohrung ausging, ungefähr 124" ist, und die Höhe der Thalfläche 106” beträgt, so reichte demnach die Bohrung 11,55” unter das Niveau der Thalfläche. Ueber die Verbreitung der Ablagerungen vom Katzenbuckel ist durch Ab- bohrung von PhHıL. HoLzmann & Oo. und auch von Bergrath TECKLENBURG festgestellt, dass sie sich nordsüdlich etwa 1”, ost- westlich etwas weniger als 1 km ausdehnen. Vergleichen wir die am Katzenbuckel anstehenden oder durch Bohrung erkannten Schichten mit denjenigen zwischen Gr.-Stein- heim und der Höllenziegelhütte, so ergibt sich für die ersteren ungefähr folgende Altersbestimmung: Postbasaltisch sind die oberhalb des Vomels und Sandes liegenden Schichten mit dem Braunkohlenflötzchen ; Interbasaltisch erscheinen der Vomel und Sand, vielleicht auch ein Theil des liegenden Thones; Präbasaltisch ist dann der untere Theil des letzteren mit dem unteren Braunkohlenflötz. [573] Scholle Hanau - Seligenstadt. 113 12) Zu den Aufschlüssen südlich des Mains zählen schliesslich noch die zwei Bohrlöcher bei Dietesheim, die ich oben bei Be- sprechung der östlichen Grenze der miocän-oligocänen, östlich vom Luisa-Basaltgang gelegenen Scholle bezüglich ihrer Bedeutung für das Verständniss der Geologie der Scholle Hanau-Seligenstadt ein- gehend erörtert habe. Dass wir uns hier auf einer gesunkenen Scholle befinden, er- hellt auch aus dem Niveau, welches die unter dem Main auf Oberpliocän liegenden Flussschotter mit Hlephas antiguwus bei Hanau einnehmen, und dem Niveau der gleichaltrigen Terrasse in Bornheim (122®) und Mosbach (150) ete., die nichtsdesto- weniger auch auf gesunkenem Terrain aufruhen. Liegendes des Oberpliocäns. Ueber das Liegende der Pliocänschichten in der Scholle Hanau-Seligenstadt war bisher nur eine Thatsache bekannt. Lupwıc theilt in »Friedberg« S. 21 mit, dass in der Fasanerie bei Gross- Steinheim 50” unter Tag ein 1,5% starkes Braunkohlenlager aufgefunden worden sei, über welchem im Sand Cyrena subarata und Üerithium plicatum in einer mehrere Decimeter starken Lage vorkamen. Halten wir diese Angabe damit zusammen, dass z. B. an der Wasserburg zwischen. Seligenstadt und Klein- Welzheim das Oberpliocän noch in 43 ” nicht durchbohrt war, so ist es mehr als zweifelhaft, dass die oben genannten Fossilien dem mitteloligocänen Cyrenenmergel angehören, wenn auch mehrfach die Oberpliocänschichten auf stark denudirter Oberfläche zum Absatz kamen. Aus der Hanauer Umgegend ist constatirt, dass die Denudation höchstens bis auf das obere Ober- oligocän gereicht hat. Ich sprach schon im Ber. d. Wetterau. Ges. 1889, S. 94 die Vermuthung aus, dass jene Fossilien eher dem Horizont der oberen Üerithienschichten angehörten. Abgesehen von der bekannten Unzuverlässigkeit Lupwıg'scher Angaben, stellt aber der von Prof. BückınG gelegentlich seiner Aufnahme der Section Langenselbold 1876 gemachte Fund von Hydrobienkalk bei Ravolzhausen (Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 105) ausser Zweifel, dass sich das Untermiocän östlich über das alte permische Gebirg ausdehnt und somit in der Scholle Hanau-Seligenstadt das Liegende des Oberpliocäns ist. Abh, IX, 4. 8 114 Scholle Hanau - Seligenstadt. [574] Eine weitere Bestätigung dieses Sachverhaltes gab auch eines von den vielen von Herrn Dr. Morırtz WoLrr in der Landschaft südlich von Hanau niedergestossenen Bohrlöchern, deren Proben er mir in dankenswerther Weise zur Verfügung gestellt hat. In einem Gemeindegrundstück in der Flur Gross-Auheim, wenige hundert Schritte vom Bahnhofsgebäude, also nahe dem Ostrande der Scholle Hanau-Seligenstadt, ergab sich nach den vorliegenden Proben folgendes Profil: Bohrloch XVI Mächtigkeit Teufe 1) Tuehme engen 2 te 28 0:30 0,30, 2) Kies mit Geröllsteinen . . 3,25 3,99 | 3) Weissgrauer Letten. . . 6,30 9,85 2rKalkfreier Thon. . 2.28..0°4,50727 77415 5) Grauer Thon hellgrauer Thon: Probe I, II, III kalkfreı Schwärzlich-grauer Thon: ProbeIV,V,VIkalkhalig 2,60 16,75 | 6) Hellgrauer Thon, kalkhaltig, mit Sandkörnern 22,2.7:050 17205 7) Durch dunklere Partien mar- morirterscheinender Thon, kalkhaltıg; von 3 Proben brauste Probe 2 mit Salz- säurernieht 2 ee 8) Verhärteter Mergel mit muscheligem Bruch, wahr- scheinlich einer Septaria angehörig, zeigt zahlreiche Abdrücke von Östracoden- schälehenz2 3 7 rer EEE 9) Im Aussehen mit 7) über- einstimmender kalkhalti- ger Thon, eine Mergel- probe enthält Braunkohlen- Stückchen. SHIT er te 31,55 nicht durchbohrt. [575] Scholle Hanau - Seligenstadt. 115 Die Schichten 1 und 2 gehören dem Alluvium und Diluvium, die Schichten 3, 4 und 5, (I, II, III) dem Oberpliocän, und die Schichten 5 (IV, V, VD, 6, 7, 8 und 9 dem unteren Untermiocän, ev. dem oberen Oberoligocän, zu. Die Schichte 7) Probe 1 enthält Helix-Fragmente. Die Schichte 9) ist ein Schichtencomplex, der ın 6 Horizonten, als 1, 2, 3, 4, 5 und 6 bezeichnet, unter den Bohrproben ver- treten ist. Die durch Einzeichnung ihres relativen Horizontes markirten Stücke liess ich vorderhand noch unberührt und unter- zog nur die nicht näher bezeichneten Stücke der Bohrproben von Schichte 9) der Untersuchung. Ueberraschend war das Resultat derselben und darum um so interessanter, da der tertiäre Horizont dieser Proben nicht allein durch die Fossilien und ihre litholo- gische Beschaffenheit mit einem bestimmten Horizont aus der Schichtenfolge des Frankfurter Hafens (unter »cer«) völlig überein- stimmt, sondern auch dem Horizont sehr nahe zu stehen scheint, der in kalkiger Entwickelung auf dem Küppel östlich von Ravolz- hausen zu Tage ausgeht. Die Fossilien in Schichte 9 sind: Hydrobia obtusa SANDB. in grosser Zahl und typischer Form » aturensis NOUL. Fragmente von Fischwirbeln Kleine Stücke Glanzkohle. Der Kalk von Ravolzhausen ist nicht aus Hydrobia ventrosa Moxnr., sondern, wie ein gut erhaltenes, von Herrn von REINACH gesammeltes Stück zeigt, aus Hydrobia obtusa SANDB. zusammen- gesetzt: Ein solches verkittetes Haufwerk von Hydrobia obtusa, wie es von Hydrobia ventrosa MoxT. in allen Sammlungen aus dem Mainzer Becken vertreten ist, war mir bisher noch nicht auf- gestossen. Die Hydrobien im Ravolzhauser Kalk sind ausschliess- lich Steinkerne. Meine Deutung der Cerithienschichten in 50” Teufe bei der Fasanerie hat dadurch sehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen, dass, wie schon angedeutet, die Cerithienschicht »cer« im Hafenbau un- mittelbar über der von Hydrobia obtusa so reichlich durchspickten g* 116 Scholle Hanau - Seligenstadt. [576] glatten lichtgrauen Thonschicht liegt, die auch kleine glänzend schwarze Kohlenpartikel führt. Aus obiger Schichtenfolge scheint mir zu folgen, dass im Bohrloch der Fasanerie das Oberpliocän unmittelbar auf einem Horizont aufruht, der fast völlig mit demjenigen identisch ist, der als Liegendes des Oberpliocäns im Gross-Auheimer Bohrloch sich darstellt, so dass demnach das Oberpliocän bei der Fasanerie bis ca. 50” reicht. Es ist dies, so weit bis jetzt bekannt, die Maximal- mächtigkeit des vorbasaltischen Oberpliocäns.. Bei Dettingen reicht es bis 41,25", bei Klein-Welzheim bis 43 %, bei Dietesheim bis 34”, ohne durchbohrt zu sein. Obige Maximalmächtigkeit bleibt hinter der Mächtigkeit des nachbasaltischen Oberpliocäns zurück. immerhin kann man die grossen Lavaergüsse hiesiger Gegend ungefähr in die Mitte der Oberpliocänzeit setzen. Stellen wir die Höhe der Sohle des Oberpliocäns an der Fasa- nerie derjenigen im Gr.-Auheimer Bohrloch gegenüber — ca. 50” und ca. 15,5" — so stellt sich in der östlichen Pliocänscholle ein Verhältniss dar, wie es sich u. a. in der westlichen Pliocänscholle (Luisa-Flörsheim) zeigte, dass nämlich die Schollen nicht vertical, sondern in schiefer Ebene ın die Tiefe sinken; es scheint auch hier die Scholle am östlichen Bruchrand aufgebogen, gleichsam an demselben festgehalten zu sein, so dass die Mächtigkeit des Ober- pliocäns von Ost nach West zunimmt. Dem entsprechen auch die Angaben Lupwig’s (»Offenbach«, S. 11), dass bei Seligenstadt, Weisskirchen, Obertshausen und Rem- brücken die Mächtigkeit des Cyrenenmergels so gross sei, dass Bohrlöcher bei 40% Tiefe seine Unterlage noch nicht erreichten; Braunkohlen von geringer Stärke enthalte er auch an diesen Punkten. Ausser der Basaltdecke Steinheim-Wilhelmsbad liegen Eruptiv- massen auch zwischen Kahl und Alzenau, dann an den Häuser- äckern und im Wald bei Dettingen, ferner in der Stritt bei Aschaffenburg, wo ehedem der Basalt, den Gneiss durchbrechend, beobachtet wurde (vergl. Kırtr, Skizze d. geognost. Verh. d. Um- gegend v. Aschaffenburg, Programm des Lyceums zu Aschaffenburg für 1839/40, S. 21). [577 ] Scholle Hanau - Seligenstadt. 1017 Was die Ausdehnung der östlichen Pliocänsenke nach Norden betrifft, so möchte ich vor Allem auf die Verbreitung des Lösses nördlich von Hanau insofern hinweisen, als die südlich vom Löss gelegenen, jüngeren Ablagerungen den Weg bezeichnen, den der jüngste Main entsprechend den Niveauverhältnissen einschlug. Hierbei wurde der lockere Löss in der Senke völlig weggespült. Das südlichste Vorkommen des Lösses nördlich von Hanau ist Bruch- köbel, woselbst an der Station eine mehrere Meter mächtige Löss- wand ansteht. Dass aber hier, wo ich auf dem Kärtchen II eine Störungslinie angedeutet habe, auch eine Störung durchgeht, das lassen die Profile erkennen, welche die Thongrube an der Fechen- mühle bei Bruchköbel darbietet; sie zeigen deutlich mehrere Ver- werfungen der thonigen und sandigen Schichten, allerdings nur von geringem Betrag. Der hangende Löss scheint hier noch in die Schichtenstörung gezogen. Da in Bälde die Erläuterung zu Blatt Windecken von Herrn A. von REINACH zu erwarten ist, so unter- lasse ich die Beschreibung der Landschaft nördlich und nordwest- lich Bruchköbel bei Hanau, beziehe mich hier nur auf meine Dar- legsung über das Alter der Sande und Thone von Marköbel, Ravolzhausen etc. (im Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. 1889, S. 105—110) und füge hier nur noch bei, dass LUDWIG aus einem Bohrloch von Oberissigheim (»Friedberg«, S. 21) das Vorkommen von Cerithium plicatum und Cyrena subarata anführt; es scheint mir wahrscheinlich, dass auch diese Fossilien den oberen Cerithienschichten angehören, ganz ebenso wie diejenigen von der Fasanerie; auch hier mögen die bei der Bohrung gewonnenen Muscheln nur fragmentär gewesen sein, sodass LupwIG Reste von Congeria oder Corbicula mit solchen von Cyrena verwechselte. In dem beigegebenen Uebersichtskärtchen haben die fossillosen Sande und Thone etc. nördlich Bruchköbel noch die der früheren Auffassung entsprechende Bezeichnung als Cerithiensande by er- halten (Senck. Ber. 1885, S. 265). Der Bezeichnung by ist jedoch ein Fragezeichen beigefügt, da mir diese Altersbestimmung schon zur Zeit der Herstellung der Kärtchen nicht gesichert schien. Ueber den Zusammenhang, der zwischen den oberpliocänen Absätzen der beiden Pliocänsenken stattfand, werden wir wohl in 118 Scholle Hanau - Seligenstadt. [578] Bälde von Seiten der grossherzogl. hessischen Geologen Genaueres erfahren. Oestlich von Darmstadt konnte ich mich unter Führung von Dr. ©. CueLıus von der völligen Identität der jungtertiären Ge- bilde daselbst und der oberpliocänen Schichten in der von mir in dieser Abhandlung beschriebenen Landschaft überzeugen; auch hier ist eine Strecke — sie wird hier vom Rothliegenden eingenommen — frei von diesen charakteristischen Sedimenten, so dass wahrschein- lich diejenigen östlich vom Rothliegenden der Hanau-Seligenstädter Senke angehören. An sich scheint es mir aus der Geschichte der geschilderten Landschaft, für welche ich hier Beiträge bringe, zu folgen, dass die Oberpliocänabsätze, wenn auch in geringerer Mächtigkeit, auch auf der Miocän-Oligocän-Scholle und so auch über dem Rothliegenden östlich von Darmstadt existirt haben. Der Abtragung zur Diluvialzeit glaube ich es zuschreiben zu sollen, dass die Oberpliocänsedimente, welche s. Z. diejenigen im Westen und Osten verbanden, heute fehlen. Von besonderem Interesse ist es, dass auch hier die Ober- pliocänschichten!) auf den oberen Cerithienschichten liegen. In grosser Zahl sind Potamides plicatus pustulatus, Hydrobia obtusa etc. am Carlshof bei Darmstadt in Schichten zu sammeln, die auch lithologisch mit den entsprechenden aus dem Frankfurter Hafen übereinstimmen; zwischen die Oerithien- und Öberpliocänschichten (Notizbl. d. Ver. f. Erdk. z. Darmstadt IV. Folge 11. Heft, 1890, S. 2) schieben sich auch hier keine Miocänschichten. 1) Lupwıs führt in der Erläut. zu Blatt Darmstadt, S. 40—42 und Blatt Worms, S. 23 die weissen kaolinreichen Quarzsande von Darmstadt unter Vor- behalt im Pliocän auf. Aus der Section Darmstadt und Worms werden noch zahlreiche Oertlichkeiten genannt, bei welchen solche Sedimente vorkommen. Nachdem Lersıus solche Sedimente in seinem Mainzer Becken 1883, S.147—153 den Dinotheriensanden zugewiesen, folgt er nun in der Geologie Deutschlands» S. 639— 646 meiner Orientirung; auch die lithologisch mit den Oberpliocänbildungen zwischen Taunus und Spessart übereinstimmenden Absätze im Unter-Elsass werden nun von van WervEcke und ScaumacHzr, nachdem man sie nach dem Vorgange Davsr£r’s für unteres Diluvium gehalten hatte, zum Oberplioeän gezogen (Berichte d. oberrhein. geolog. Vereins 1891, $. 15— 21); derselben Orientirung schliesst sich auch Gurzwinuer an (Verhandl. d. naturf. Ges. in Basel 1890, Bd. IX, S, 234). [579] Unteres Niddathal. 119 Unteres Niddathal. Wenden wir uns nun in der übersichtlichen Betrachtung über den Schichtenbau der zwischen Spessart und Taunus gelegenen Tertiärlandschaft wieder westlich, und gehen wir von der Dislocations- linie aus, welche die nördliche Grenze des zwischen Luisa und Flörsheim gelegenen pliocänen Einbruches bildet; zugleich halten wir uns auch westlich von der durch die Basaltdurchbrüche Luisa, Niederräder Unterkanal (»Pol«), Bockenheim, Eschersheim und Bonames gegebenen Linie. Die westliche Grenze dieser Scholle ist das alte Gebirge, an das die Tertiärgebilde discordant an- stossen, wenn sie dasselbe nicht ebenso überlagern. Die süd- westliche Begrenzunsgslinie ist die von Flörsheim durch Wicker gegen das alte Gebirge streichende, die östliche Grenze des Rupelthon- streifens darstellende Verwerfungslinie, die wir des Genaueren schon beschrieben haben. Da die Thallandschaft fast allenthalben mit Diluvialgebilden überschüttet ist, so beschränkt sich die Kenntniss- nahme des Liegenden der Gerölle und des Lösses fast nur auf die Wasserrisse, welche jene durchschnitten und das Tertiär er- reicht haben. Es sind solche Stellen nicht eben zahlreich, aber sie reichen völlig aus, um zu zeigen, dass die Kartirung des Tertiärs von Blatt Rödelheim zum grössten Theil unrichtig ist. Zu jenen Anhaltspunkten kommt dann das Tertiär, welches unmittelbar an den Gebirgsrand anstösst oder über denselben übergreift. Diese letzteren Tertiärschichten sind die miocänen Letten und Kalke an der Niederhofheimer Höhe, in nächster Nähe Sodens und am Fusse des Taunus gegen Oronthal und Cronberg, woselbst sie in der Nähe des Schafhofes kalkıg entwickelt sind; hier scheint der Kalk, aus welchem LupwıG eine ziemlich grosse Reihe von Petrefacten aufführt, zum grossen Theil ausgebrochen zu sein. Der miocäne Kalk verräth sich übrigens auch in den Geschieben des Westerbaches. In solchen schiefrigen Kalkgeschieben er- kannte ich: Melanopsis callosa AL. BRAun, Hydrobia obtusa SANDB., Neritina callifera SANDB. und Congeria Brardi Faus., letztere in sehr grossen Exemplaren. Die an Horizonten reichste tertiäre Schichtenfolge ist an der 120 Unteres Niddathal. [80] etwa 1!” westlich von Soden gelegenen Niederhofheimer Höhe zu beobachten. Sie ist besonders in einer Muthungsgrube auf Eisen (Haid) festgestellt worden (SANDBERGER Conch. d. Mainzer Beckens, S. 449). Obwohl dieselbe eine Teufe von 112’ (—= 35") erlangte, erreichte man das alte Gebirge nicht als Liegen- des. Die in den unteren 77’ angetroffenen, von Kohlen in manchen Schichten durchschwärmten Letten mit kalkigen Zwischenlagern scheinen, nach den organischen Resten zu urtheilen, dieselben Schichten zu sein, welche in der Hafenbaugrube angeschnitten waren — also die unteren Untermiocän- und die oberen Cerithienschichten. Neben Corbiculen und Üongerien kamen zwischen den Fischschichten auch Cerithien vor. Die Unter- miocänschichten sind dann bis zur Höhe von ca. 668' (= 188%) von den pliocänen Ufergebilden (in SANDBERGER, Conch. d. Mainzer Beckens, S. 449 sind dieselben als diluvial bezeichnet) in 35’ Mäch- tigkeit überlagert. Bei einem Besuch an der Niederhofheimer Höhe 1887 traf ich den untermiocäuen Kalk in einem kleinen Bruch anstehend. Auf dem Weg von Soden nach Münster, vor der sog. Schmihl bei Münster sammelte BOETTGER (Palaeontogr. XIV, S. 206) in einem Wasserriss Hydrobia ventrosa MOoNT., Congeria Brardi FAuJ. und Cypris. Am Ausgang des südwestlich ziehenden, westlich von Soden gelegenen Thälchens, in ca. 540° (— 170%) liegt unter Löss Letten mit Hydrobienkalk; in Soden selbst steht ein Brunnen 13—16” im miocänen Kalk (von ReınAach). — In jenem Wiesenthälchen westlich von Soden liegt ein kleines, das Thal herabziehendes, etwa 0,5” mächtiges Braunkohlenflötz. Dass dasselbe, wenn es nicht ganz jung ist, was mir als das Wahr- scheinlichste erscheint, aus der Untermiocänzeit stammt, möchte aus seiner Höhenlage (475'—505' —= 149”—157”) im Vergleich zu den Schichten in der Grube Haid!), dann auch aus der Bei- mischung von Schwefelwasserstoff in der einen und anderen So- dener Quelle zu schliessen sein; jedenfalls gehört es nicht dem !) Eine kohlenführende Schicht in dem Schacht »Haid« liegt in ungefähr 508’ — 157% Höhe. [58 1] Unteres Niddathal. 121 Cyrenenmergel (b;3s an. Dass die das Flötz führenden Schichten auf Glimmersericitschiefer liegen, erkennt man aus dem Anstehenden zu beiden Seiten des Thälchens.. So möchte es auch für das Tertiär der Niederhofheimer Höhe wahrscheinlicher sein, dass es nicht, in tiefere Tertiärhorizonte fortsetzend, auf einer abgesunkenen Randscholle liegt, sondern unmittelbar auf altem Gebirge. Es macht dies auch die Tiefbohrung wahrscheinlich, welche 1857 den Sprudel in Soden förderte. Von Tertiär spricht zwar GIEBELER in seinem Bericht (Jahrb. d. Ver. f. Naturk. in Nassau 13. Band, S. 338 ff.) nicht; es lässt sich nichts destoweniger die Stärke desselben aus der Angabe erkennen, dass nach einigen Fuss Schiefergerölle mit einzelnen Quarzitstücken der anstehende Sericitschiefer in 26' (= 8") er- reicht wurde; das dazwischen liegende Gestein war wohl Tertiär. Hier läge also dasselbe in ca. 8” Teufe auf dem alten Gebirge auf. Aehnlich wie bei Soden setzen sich in nordöstlicher Richtung die Tertiärschichten längs des Gebirgshanges gegen Cronthal und Oberhöchstadt fort. Dicht hinter Soden links von dem Wege nach Cronthal liegen Thone mit Hydrobia ventrosa, und unten an der Sulzbach zunächst Soden wurde am Gehänge in 4’ Teufe Kalk mit Hydrobia ventrosa gefunden (BOETTGER); bei Cronthal selbst ist fossilloser, oberpliocäner Thon in Gruben aufgeschlossen. In der südwestlichen Ecke der in Rede stehenden Scholle hat sich bei Diedenbergen, entsprechend dem hohen Niveau, welches der Rupelthon bei Breckenheim einnimmt, in relativ hohem Niveau auch die mitteloligocäne Brackwasserbildung in Schächten und Bohrlöchern anstehend gefunden. Die Mündung des Schachtes, aus welchem 1883—84 Braun- kohle gefördert wurde, liegt in ca. 620’ (= 193"). Als oberste Schicht ging nach gütiger Mittheilung von Herrn DAMMER ein 18” mächtiger blauer Letten zu Tage aus; unter demselben lag die wenigwerthige blätterige, obere Kohlenschicht mit Planorbis cornu 0,7= stark; dieselbe trennte ein 15” starker graublauer Letten von dem 2—2,5” starken Flötz, das aus muscheliger, guter, fast schwarzer Braunkohle bestand. Das Alter dieser Schichten ist durch die in letzterem Letten eingeschlossenen Fossilien: Cyrena convexa BRONG. und Tympanotomus margaritaceus BROCCHI bestimmt. 122 Unteres Niddathal. [582] Ein Bohrloch (No. 3), in 690’ (= 215”) Höhe angesetzt, wies nach gefälliger Mittheilung von Herrn BomNnÜTER folgendes Profil auf: 1) Diluvium 2) Letten und Kalk, Schwefelwasserstoff führend . 3) Blaugrauer Letten . 4) Braunkohle 5) Blaugrauer Letten . 4,00 = 31,00 ® 8,00” 0,15 ® 29,35”. Jedenfalls repräsentiren die 31” Letten und Kalk die Unter- miocän- und Cerithienschichten. Die blaugraue Lettenschicht von 8” Stärke über dem schwachen Braunkohlenflötz wird wohl schon der Cyrenenmergelgruppe zugehören. Auch in tiefere Niveaus niedergebrachte Bohrlöcher!) führen stets auf dem blauen Letten liegenden gelben Letten und Kalk an, was auch mit dem an der I) Es gaben z.B. h Bohrloe No.4, Terrain Bohrloch 540' = 169m No.6, Terrain südlich von Marxheim MAD lu ya u RS 2.00 ® 2) Letten und Kalk, Schwefelwasser- or alarm 6 0 oo 005 WR 3), Blaugrauer Betten . 2°... 21700 EB: aun ko hey 0,04 m S)RBlaugrauersleiten ann 0,20% 6) Braunkohleke ee rar 0,06 m 7), Blausrauer Betten . I 2 2: SE OS) Braunxo ey 0,150 S)EBlaugraueraliettient ee een IO)PBraunkohlerser er As IDEBlausrauer Ketten. ra 6,027 2)uBraunkehlers ee 120 TS)E Gelber Wetten == 14) Blaugrauer Letten . . . .. 8,39 m 712.00 ca. 590’ — 1]; 1,252 la 3,00 ® Spuren 14,00 m 0,70 m 2,00 & 0,40 m 4,59 U 0,66 m 46,04 m 0,15 9 12,58 % 93,36 m In diesen Bohrregistern werden wohl Schicht S im Bohrloch No. 4 und Schicht 6 im Bohrloch No. 6 demselben Flötzchen angehören; für beide ist das Hangende blaugrauer Letten von ca. 17 Mächtigkeit, welche ungefähre Mächtig- keit derselbe Horizont auch im Braunkohlenschacht hat. [583] Unteres Niddathal. 123 Oberfläche beobachteten Befund übereinstimmt und erkennen lässt, dass auch hier, wo die Schichtenfolge dieselbe ist, wie am Süd- abhange der »Hohen Strasse«, Rutschungen von jüngeren Schichten in tiefere Niveaus stattgefunden haben. So stellt dies die Karte auch zunächst Diedenbergen dar, indem Miocänkalk südlich von diesem Orte notirt ist, also in tieferem Niveau ansteht, als der Cyrenen- mergel nördlich davon. Was die Lagerung der Pliocänschichten, welche hier in der geologischen Karte mit bß; bezeichnet sind, betrifft, so werden wir später Gelegenheit haben, sie darzulegen. Auf die Verwerfung (westl. Rheinthalspalte) (Fig. 10), die hier in fast genau südnördlicher Richtung durchgeht und wohl mit den Schichtenstörungen, die im Bruch von Bad Weilbach beobachtet wurden, in Verbindung steht, haben wir schon hingewiesen. Sie veranlasste, da älteres Tertiär in höherem Niveau stehen blieb, eine Terrassirung. Während das alte Diluvium auf der Kanzel über Diedenbergen in ca. 720’ (= 225”) lagert, liegt dasselbe bei Bad Weilbach, wo es von Pliocän und Miocän unterteuft ist, in 480 — 420’ (= 150—130°). Bei Marxheim schneidet mit dem Lorsbacher Thal das ältere Tertiär ab; nördlich davon kenne ich am östlichen Abhang des Gebirges keine älteren als untermiocäne Bildungen (siehe Profil von Grube »Haid«). v. Reinach hält es für wahrscheinlich, dass die Bildung des Lorsbacher Thales (Jahrb. d. Ver. f. Naturk. in Nassau 1887, S. 260 ff.) mit der rheinischen Dislocationslinie Nierstein - Nackenheim - Flörsheim-Bad Weilbach (Senck. Ber. 1885, S. 242) in Beziehung steht. Was noch bemerkenswerth scheint, ist, dass die immerhin tiefen Bohrlöcher (72 und 93”) um Diedenbergen den Rupelthon kaum, das alte Gebirge, also hier das Rothliegende, jedenfalls nicht erreicht haben; letzteres steht 21/,*"® nördlich in 840’ —730' (— 262— 225”) Höhe zu Tage. Dass in Diedenbergen in der Tiefe auch die tieferen Horizonte des Cyrenenmergels vorhanden sind, zeigt eine Mittheilung BOETTGER’s, nach welcher bei einer Brunnen- grabung!) daselbst in zähem, etwas hellgefärbtem Mergel Corbu- !) Der Brunnenschacht bei Kreckmann, in 615’ (= 190%) angesetzt, ging 60’ tief und zeigte 6’ mächtige Braunkohle. Gl + [0.0] ei uR008 -wuyopny -1[079Q PIyoyuneig yımı osSe1Ia], wnIANJLA anyg ang wnrAnJIa, pun uro yu [odaou sopuogaıy aofoıyos -[eLANJIY seI0q0 ssoT -Ssnuodtmmg -Sunbyuy sormun wmoordıegg -orumesgun -ueusıkg uonpedny -g904 -SnungL, SB mM Ez3 BER Br DER DIEBE ara ee ‘os jebardssa132W x II SS IR E) IN 7 RHGEER RR IN N IS 2 SEE RL IN N SS ERTL] wa sTeg Fe N’ I v WMSCH N IN "[OJJLANQ - uOS1EquopeL] Sunygory Aeayeposun ur JNuyosyoAan(] ‘OL SA 124 [585] Unteres Niddathal. 195 lomya crassa, Uytherea subarata und Cytherea inerassata sich fanden (Senck. Ber. 1873/74, S. 93) — eine Thatsache, die auch in Rück- sicht auf die Funde von BOETTGER (Beiträge S. 20 und 21) und diejenigen, über welche ich bei Besprechung der geologischen Ver-. hältnisse in der Umgebung von Öftenbach a/M. berichtet habe, von Interesse ist, insofern das Diedenberger Vorkommen das Bindeglied bildet zwischen der Schichtenentwickelung bei Offenbach und in Rheinhessen. Einem nahezu gleichen Horizont gehören auch die hellen Mergel an, welche westlich von Wicker zwischen der Steinmühle bei Wickerund diesem Dorfe, links der Wicker in einer Thongrube (ca. 390° — 122”) aufgeschlossen sind; in denselben sammelte ich nämlich mit Herrn W. WOLTERSTORFF Üytherea incrassata SOW., Üytherea subarata SANDB., Pectunculus obovatus Lam. und Cardium eingulatum GOLDF. Dieses Vorkommen gehört übrigens der westlich der Rupelthonscholle Flörsheim-Breckenheim gelegenen Scholle zu. 1,5 #“ nördlich von Diedenbergen oberhalb Marxheim ergibt sich in einer Schlucht und auch am Fusspfad, der längs dieser Schlucht nach Marxheim herabführt, eine Schichtenfolge, die ganz derjenigen entspricht, die von Niederhofheim bis Oberhöchstadt zu beobachten ist, nämlich ältestes Diluvium in Gestalt sehr grober Gerölle, Pliocän, vorherrschend als Sandthon, Untermiocänkalk und -Letten. Den Kalk erkennt man bei Marxheim aus einzelnen beim Ackern heraufgebrachten Stücken. Hierbei trage ich noch das Vorkommen von Hydrobienkalk mit Hydrobia inflata nach, welchen v. REINACH westlich und zu- nächst dem Hofhäuser Hof am Waldrand aufgeschlossen hat; seine Oberkante in ca. 535’ (= 167) stimmt ziemlich genau mit derjenigen der ca. 0,5” südlich von diesem Hof entfernten Sandkaute über- ein. Auf dieses Lagerungsverhältniss werden wir noch eingehender zurückkommen. Zerstreut liegende kieselige Kalke wurden u.a. auch auf der »Pech« bei Niederhofheim beobachtet. 126 Unteres Niddathal. [586] Wenden wir uns vom Gebirgsrand wieder mehr dem Inneren des Beckens zu und lassen wir das, was bisher über die Stratigraphie des unteren Niddathales ermittelt worden ist, mit der südwestlichen Grenzlinie beginnen. Des Schwefelwasserstoffbrunnens am Bahn- hof Flörsheim habe ich schon oben gedacht und auch hieraus schon gefolgert, dass in nicht bedeutender Tiefe untermiocäner Letten liegt. 21/,"® rein nördlich von der Station liegt der Bruch bei Bad Weilbach, dessen Schichtenfolge ich ziemlich eingehend in Senck. Ber. 1885, S. 218 dargelegt habe. Daselbst ist auf einer Karten- skizze S. 242 angedeutet, dass durch diesen Bruch eine nicht un- bedeutende Störung geht. Diese Dislocation habe ich in derselben Abhandlung mit einer westlichen Rheinspalte — Nackenheim, Flörsheim — in Beziehung gebracht. Ein kürzlicher Besuch (April 1891) liess durch einen neuen Anbruch die betr. Störung noch viel deutlicher als früher erkennen. Derselbe liegt zwischen dem alten Anbruch von kalksandigem Hydrobienkalk!) und dem Kartoftelkeller des Herrn FrAcH. Hier fallen die Kalkbänke unter Fig. 11. Längschnitt durch den Flach’schen Bruch bei Bad Weilbach. X meEeEe€ m SS 8 Hydrobien- Kalkeonere- Oberpliocänes Ober- Dünnplattiger Unteres Löss Kalk tionen mit Conglomerat pliocäner Oberpliocäner Diluvium Süsswasser- Thon Sandstein eonchylien ') In diesem Kalk hat Herr W. Worresstorrr zahlreiche Helix moguntina gesammelt, woraus sich ergibt, dass er den oberen Horizonten der Hydrobien- schichten angehört. Hiermit harmonirt auch der Fund eines sogen. Schlangen- eies daselbst, [587] Unteres Niddathal. 127 60—70° nach Südost ein; am westlichen, nach Osten sehenden Hang des Bruches stehen die Miocänkalke noch an, und, ihnen un- mittelbar discordant angelagert, zeigen sich die Pliocänbänke, eben- falls nach Ost, jedoch nur ca. 15°, geneigt. Diese starke Störung macht es auch erklärlich, dass die mergeligen Knollen mit Zim- naeus sp., Planorbis dealbatus, Grewia 1. c. S. 219 eben dort, wo eine Schwefelquelle hervorbricht, zu Tage lagen. Auch im Diluvium sind hier Schichtenstörungen zu beobachten und zwar in der dem Bruch nördlich unmittelbar anliegenden Sandkaute Nach unten sich verjüngende Keile von Sand oder Kies zeigen sich gegen die gleichalterigen Schichten allerdings nur in geringem Betrag verschoben. U. A. zeigte sich ein Ost— West streichender Keil groben Kieses an reinen feinen Sand anstossend; sowohl am ÖOstrand, wie am Westrand der Kaute ist die Ver- werfung besonders deutlich dadurch, dass der Kies sammt groben Geröllen durch weisslichen mulmigen Kalk lose verbunden ist. Letzterer ist aus dem überlagernden, nunmehr thonigen Löss aus- gelaugt und zwischen den groben Geschieben wieder abgeschieden. Ein interessantes Profil bietet sich eben (October 1891) an der Strasse von Hofheim nach dem Capellenberg dar, gegenüber dem Wohnhaus des Herrn Lederfabrikanten ENGELHARDT. In einer Mulde, gebildet von nordwärts aufgebogenen, nordöstlich einfallenden oberpliocänen Sandthonen, liegen hier scharf ge- schieden die Schotter des Unterdiluviums. Der weisse bis licht- graue Thon enthält, wie u. A. derjenige in der Grube » Haid « oberhalb Niederhofheim, Gypskryställchen und ist, wie z. B. der Pliocänthon im Bruch bei Bad Weilbach, auf den Klüften licht- gelb überzogen. Gegenüber, auf der rechten Seite des hier aus- mündenden Lorsbacherthales, auf der »Mark« steht derselbe ober- pliocäne Horizont ca. 15” mächtig in Gestalt lichtgelber sandiger Thone an, wie sie oberhalb Marxheim, von grobem Unterdiluvium bedeckt, am Weg vom »Rausch« herab zu Tage ausgehen. Auf der »Mark« scheint das unmittelbar Hangende der dort mächtige fossil- führende Löss zu sein. Die Sandthone des Oberpliocäns sah ich s. Z. auch in der Halde des Brunnens der Üorrectionsanstalt unter- halb Hofheim. 128 Unteres Niddathal. [588] Östnordöstlich von Hofheim sind im Interesse der Wasser- versorgung der Stadt Höchst a/M. 5 Bohrlöcher längs der Elisabethenstrasse zwischen Zeilsheim und dem Westerbach unter- halb Eschborn niedergebracht worden, welche überraschende That- sachen zu Tage gefördert haben. Herr Bürgermeister Dr. GEBESCHUS in Höchst a/M. hatte die grosse Freundlichkeit, mir die Bohrproben zur Revision der Bohrregister, die ich der gütigen Mittheilung des Herrn Oberingenieur WaAcH auf dem Höchster Farbenwerk danke, zugehen zu lassen. Die Bohrlöcher folgen sich von West nach Ost: IV, etwa 1,75 nordöstlich von Zeilsheim; V, unmittelbar nördlich vom Liederbach gelegen und von Bohrloch IV ungefähr 1,4"” entfernt; II, ca. 0,75 km ostnordöstlich von V; III, nördlich oder auf der linken Seite vom Sulzbach und etwa 1,4%” von II entfernt, endlich I höchstens 1/4” westlich vom Westerbach und etwa 1/,*" von der in der Kreuzung der Elisabethenstrasse und Chaussee Rödelheim — Eschborn gelegenen, tiefen Kieskaute (auf der General- stabskarte mit Backsteinfabrik bezeichnet). Da Bohrloch IV und V, II und III je ziemlich überein- stimmende Schichtenfolgen bieten, so führe ich nur die Bohrregister von IV, III und I auf. Was in erster Linie hier auffällt, ist, dass das fossilführende Untermiocän im Bohrloch III bis 9,6” (im Bohrloch IH sogar bis 7,3”) Teufe heraufsteigt, während westlich im Bohrloch IV diese Schichtenstufe erst in 25,2” Teufe erreicht wird; in V traf man den Kalk noch nicht, da nur bis zur Teufe von 25,0” ge- bohrt worden ist. Ich bemerke hierzu, dass ©. Koch (»Rödelheim«, S. 11) 1878 bei Sossenheim Litorinellenkalk beobachtet hat, der aber später mit Diluvialsand verschüttet war; auf der geologischen Karte ist dieses Vorkommen zunächst dem Ort notirt, wo kürzlich das Bohrloch III niedergestossen wurde, hiernach liest diese Stelle auf einem Streifen, in welchem die Oberfläche des Untermiocäns relativ hoch liegt, auf einem der Streifen, die ich in der Folge als Kalkrücken bezeichnet habe. Nordwestlich von dieser Lokalität hat ein Schurf nahe dem Läusborn auf der linken Seite des Schwalbaches, der sich unter- 0681 00°8T 123 GEFI "uwordaogg m 06°71 001 nn: Unteres Niddathal. >) —, > ra ee on) -wınTAan [589] 00°E omoyL, 00°ez UoyT, Aoywwelj>od 901 2.1878 “aoqjen) purg aaur11og[od) - * ujosory -zaenl)uoPpunıaS SEMIO purg JOyoıungagqFyoTT Jul Aouloy " pues JOuUIoYy ° uoyongs -pu®g uouspunges Joy00] *u9sQ.1od yım pueg Joursy One ee morT Jaouneiggq[fasifoy yıuu JOSSI9 MA ERS -puesyung? yone 4y9T9J[eLA tuogaryos -96) UTDTOSUAgO Aw soryp dogoan) " uagaıyosax) u9JP9pun.Ie0 yone "UL 'z uagoas yıuı soryp Jopuaysgsoq uayonIS - ızaen®) pun -zuen®) 108 - ‘ a 14uey snw “route Tg To “6 “T "URIOLWIOIUN jdısqQ ee ne De - -"UB90OL ra "wnran OFI 8°0 SIDE 0 0e 0 up en u9so] uopunı yıur a Jopyung I ridhg) UOA 22 PONTE yıuı *U9UOLW.IDUOD -YN[eyJ uoneıdtpoy ven yıuı uo9gorT i " (osnoyag dope.uıapeın Op ur 9IMm) “ao4uısy[eyf "9° sommzuent) AONBId AOUTO 7 up» aoyaıpunan) " "uouyJ, JO4IeH (7sorypaopuoys4soq uoyoanIszaen?) u9d -1Juey se “19goAaK) O0. uonarg JOone.ıan) uoyg9r] pun soryp Jourog " umorg aoaıpurg Joye]o "OL zaemzenn) ıdasgo "UB9OL S : Ta GIG Goa oFuoT, -u9yongsıojoImossnung], AlueMm yım Yıp/T pun zent) “uregspuesgung suyg (1 ser e . 6& “u yoıuyge ° uoumy -U189g-sWudh) yıuu yzJosyoanp zumd ‘Yyaıp urogsypeyl ° » Zıpues Juroy9s uoyf A487 ° » uoy, Joypra pueszien?) uY ° Smpey Jyoru “Sıp -ues"’['z°uoy [104 -PFA9NBASgäTTUN.AK ° purg a9oruoqL, ; el uneug 0 “uoy J onen) rer RS UOET Jd9UBZ UaSsIom UIOM [PO pun wyorg ° * wiyorg Jagen) RT | LEIFORUENESERO "I OYOUSIAHMN wOLL PyPRgaogo "III PyUAyS9AoW uw EIT AydRpgaogO "AL &) Abh. IX, 4. 130 Unteres Niddathal. [590] halb des Dorfes Sulzbach mit dem Sulzbach vereint, ebenfalls fossilführendes Miocän blossgelegt, dessen BOETTGER in Palaeon- togr. XXIV, S. 206 Erwähnung thut. Aus den kalkigen Schichten gibt BOETTGER Üongeria Brardiü Faus. und Hydrobia ventrosa MOoNT. an. Am Dengelborn bei Schwalbach wurden gleichfalls Aydrobia ventrosa und Congeria gesammelt. Wir erkennen also zwischen Bohrloch II und V (Entfernung ca. 0,75*®) eine Verwerfung von 15-17” Betrag, ferner eine solche Schichtenstörung zwischen Bohr- loch III und I, deren Ausmaass jedoch, da im Bohrloch I das fossilführende Untermiocän nicht erreicht wurde, nicht bekannt ist; auch in der von Bohrloch I nur 0,5%” entfernten, oben er- wähnten Kieskaute sieht man nur jüngere Schichten. Es erscheint somit das fossilführende Untermiocän als ein, zwischen jüngeren "Schichten an der Elisabethenstrasse mindestens 1,4®%, höchstens 4,3 3% breiter hervorragender Streifen), der vom Gebirgsrand bei Soden gegen den Main in südöstlicher Richtung herabzieht; man ist dadurch versucht, eine Uebereinstimmung mit dem Streichen des Rupelthonstreifens Breckenheim-Flörsheim zu vermuthen. Links und rechts von den untermiocänen fossilführenden Streifen ziehen Senken, über deren Breite, wenigstens was die westliche angeht, keine Anhaltspunkte vorliegen. Das Untermiocän im Bohrloch b bei Höchst links der Strasse nach Sindlingen (siehe oben), dessen Schichtenfolge im der Hauptsache mit der in Bohrloch III überein- stimmt, reicht bis 16,7% an die Oberfläche, gehört also einem ähnlichen Kalkrücken oder Streifen an; da es aber ebensowohl dem westlich von IV und V, wie dem östlich von IV und V gelegenen, also dem Streifen II-III zugehören kann, so ist hieraus eine un- gefähre Breite der Senke, in welcher die Bohrlöcher IV und V liegen, nicht zu erkennen. Im ersteren Falle müsste die westliche Grenze der Senke IV-V westlich und nahe Bohrloch IV vorbei- ziehen. Wie ich glaube, habe ich die Gründe dafür, dass die prädiluvialen und postmiocänen, fossillosen, kalkfreien Sande und Thone dem Öberpliocän angehören, überzeugend bei Darlegung der Schichtenfolge in der Umgegend von Bockenheim, Ginnheim !) Auf demselben befinden sich die Bohrlöcher IT und II. nl ; * Fe a u u En [591] Unteres Niddathal. 131 und Eckenheim auseinandergesetzt. Speziell die unmittelbar auf Miocänkalk oder -Letten liegenden Oberpliocänschichten am Taunus- hang sind die ältesten Öberpliocänschichten, denen die tiefsten Öberpliocänschichten in den Pliocänsenken zeitlich entsprechen; an die eben erörterten tektonischen und stratigraphischen Verhält- nisse werden wir bei Besprechung der Absätze am Hofhäuser Hof anknüpfen, dann auch bei der Darlegung der Schichtenfolge im Bom- mersheimer Braunkohlenschacht. Wenn diese ältesten Oberpliocän- schichten in den wenig tiefen Senken, deren Existenz die eben besprochenen Bohrlöcher erkennen liessen, liegen, sind sie natürlich in entsprechend grösserer Stärke noch erhalten, als in den jene begleitenden, weniger gesunkenen Streifen. In der ungleichen, um etwa 2” differirenden Höhe der Oberflächen des untermiocänen Kalkes in den beiden einander so nahe gelegenen Bohrlöchern II und III spricht sich deutlich die Denudation nach der Unter- miocänzeit aus. Zu obigen durch Bohrung gewonnenen Thatsachen kommt noch die Schichtenfolge in Sossenheim, die bei Brunnen- grabungen, dann und wann wohl auch in den tiefen Kieskauten, zu beobachten ist. Die mittelplistocäne Terrasse, in welcher die letzteren angelegt sind, bildet hier gegen das in sie eingeschnittene Nidda- thal eine deutliche Terrainstufe. In Sossenheim liegen nämlich unter 4—4,5” Löss, dessen oberste 11/5" starke Partie entkalkt scheint, (Brummelochs nennen die Ziegelarbeiter diesen dichteren, schwer zu bearbeitenden Lehm) 1—2,5” mächtiger, grauer Kies mit eingebetteten Lettenfetzen und mehr oder weniger mächtige Schichten sandigen Lettens.. In letzterem haben sich schon mehrfach gut erhaltene Zähne von Zlephas primigenius gefunden. Darunter liegen röthliche, discordant geschichtete Sande mit kie- sigen Zwischenschichten, die lebhaft an die Sande der Mosbacher Gruben erinnern; Lydit und Buntsandstein sind zahlreich unter den Geschieben; Fossilien sind dagegen aus denselben nicht be- kannt. Darunter folgen zwei Horizonte reinen Sandes, die durch Lagen grober Geschiebe getrennt sind. In 10— 11” Teufe folgt der weisse feine oberpliocäne Sand, wie er in der Hofhäuser Sandgrube zu sehen ist. Damit stellt sich dann stets Wasser ein, was auf liegenden Thon schliessen lässt. Soweit man nun 9# 132 Unteres Niddathal. [592] aus der lithologischen Beschaffenheit dieser Oberpliocänschichten schliessen kann, liegt Sossenheim schon auf dem Streifen, auf welchem auch Bohrloch I und die Kiesgrube bei Eschborn sich befinden; es ist der nordöstliche von den drei im Obigen unter- schiedenen, durch Verwerfungen von 15—20” Sprunghöhe ge- trennten Streifen. Soweit die Sandgrube an der Ostseite des Westerbaches gegen- über Bohrloch I reicht, bietet sie ein mit Bohrloch I ziemlich über- einstimmendes Profil dar. Von oben nach unten folgen sich: Löss, an Lössmännchen reich. . . . 3,5—4” Eine mächtige, aus Sand und Kies be- stehende Flussterrasse, scharf gegen den Löss abschneidend; der Sand zeigt vielfach discordante Schichtung 8—9 ” Ein sich auskeilendes Lettenlager . . IE Weisser reiner Quarzsand, dessen Mäch- tigkeit nach Angabe des Besitzers der Gruber ar Mh 1 E stark sei, und der von weissem Thon unterteuft werde, auf welchem sich das Wasser sammelt. Ueber die Richtung der Verwerfungen habe ich Vermuthungen geäussert, die durch neue Aufschlüsse sich wohl als irrig ergeben können, die aber durch solche, indem sie eine genauere Festlegung ermöglichen, sich auch wohl bestätigen können. Für Schichten- störungen, wie sie sich aus den eben besprochenen Bohrprofilen etc. ergeben haben, scheinen sich auch weiter nördlich, u. A. bei Hom- burg v. d. H., Anhaltspunkte zu bieten (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 777). Jedenfalls erscheint die zwischen Taunus und Spessart gelegene Tertiärlandschaft als ein um so zerstückelteres Stück Erdrinde, jemehr der Einblick in den Bau sich durch neue Aufschlüsse schärft. Der dem Sulzbach nächste Taunusbach ist der Westerbach, welcher oberhalb Cronberg und Oberhöchstadt nördlich des weissen Berges entspringt; derselbe durchfliesst in seinem Oberlauf Ober- nA re [593] Unteres Niddathal. 133 höchstadt, Niederhöchstadt, Eschborn, nimmt seinen Weg unter- halb Eschborn zwischen Bohrloch I und der eben beschriebenen Sandgrube und mündet unterhalb Rödelheim in die Nidda. BOETTTGER erwähnt schon in seinem »Beitrag« S. 32, dass in Eschborn ein durch Brunnengrabung aufgeschlossener hellblauer, z. T. schiefriger Thon mit sehr dunklen Kalkseptarien neben Otolithen und Cypris auch Hydrobia ventrosa MONT. und Limnaeus pachygaster THoM. enthält. Nördlich vom Orte, bei der oberen Mühle, steht miocäner oolithischer Kalk, in welchem ich C'ypris-Schälchen erkannte, un- mittelbar an der ziemlich hohen Bachböschung an. Etwas ober- halb Niederhöchstadt steht dann der miocäne Letten, durch zahlreiche Hydrobien gekennzeichnet, auf eine kurze Strecke im Bachbett und zu beiden Seiten desselben an. Dass dieser Letten nicht den oberen Untermiocänschichten angehört, sondern den untersten Lagen des Untermiocäns, lässt sich aus den Hydrobien- arten schliessen. Während die einen Schichten Hydrobia ventrosa Mont. führen, enthalten andere lithologisch übereinstimmende Lettenschichten des kleinen Aufschlusses Hydrobia obtusa SANDB., begleitet von Congeria Brardü, den Schlundzähnen einer Tinca und Fischwirbeln. So reicht die Denudation häufig bis auf die Schichten mit Hydrobia obtusa und sogar auf die mit Potamides plicatus pustulatus; ich erinnere an den Kalk von Ravolzhausen, an das Bohrloch Gr. Auheim, an den Aufschluss von Carlshof bei Darmstadt, an den in Neu-Isenburg. Die nächst höhere Terrainstufe bildet auf dem linken Hang von Niederhöchstadt aufwärts gegen Oberhöchstadt das durch die kantigen, in Sand und Thon eingebetteten Quarzkieselchen kenntliche Oberpliocän; südlich von Oberhöchstadt ist es als Sandthon und Thon entwickelt, in welchem Gypskrystalle vorkommen; dasselbe Vorkommen beobachtet man auch im pliocänen Thon auf der Höhe zwischen Niederhofheim und Soden, dann auch im plio- cänen Thon über dem Basalt des v. Aranp’schen Brunnens bei Bockenheim. Diese Thone zwischen Nieder- und Oberhöchstadt sind in der Karte als Rupelthon, die liegenden untermiocänen Letten im Bachbett als Cyrenenmergel notirt; für beide Be- stimmungen finden sich keine Belege in Gestalt von Fossilien 134 Unteres Niddathal. ö [594] (»Rödelheim«, S. 8). Heute stehen die auf der geologischen Karte eingetragenen Thongruben nicht mehr offen. Beim Eintritt in Oberhöchstadt, überhaupt allenthalben in seiner Umgebung, ist in Kiesgruben 4— 6” mächtig eine grobkiesige Flussterrasse aufgeschlossen, welche bis 720’ (= 225”)und gegen das Gebirge noch höher ansteigt; sie ist als »mitteloligocäne Strand- gerölle« kartirt. Die gerundeten Kiesel sind meist lose, aber auch mit Brauneisen etwas verbunden. Ueber dieser Terrasse breitet sich fast allenthalben der Löss aus, der auch bis in die Depressionen derselben folgt. Dass der Letten, welcher auch oberhalb Nieder- ursel in der von Stierstadt über Weisskirchen herabziehenden Depression erkennbar ist, dem Miocän und nicht dem oligocänen Cyrenenmergel angehört, erkennt man aus der Art der Schichten- folge, welche nach gütiger Mittheilung von Herrn E. HEUSLER sich bei einer Brunnengrabung in Stierstadt (161 abs. Höhe) ge- zeigt hat: Mächtigkeit 1) "Gartenerdey „ss! 2 IR. ra 30 SO 2) Eehmese re 3) Erzkies (grober Ries) 2 2.227... 225705. 4), Grünlich”blauer Thon ar. 2727760 5) Relsschicht (Mergelbankyr ar 22 6) Schwarzer Thon mit viel Schnecken . 1,0” 7) Eelsschicht (Mergelbank) . . .. . Omu Dieser Wechsel von Thon und Mergel fand bis zu 24” Teufe statt; weiter wurde nicht gegraben. Solche Schichtenfolge zeigt im hiesigen Tertiär nur der untermiocäne Letten (Senck. Ber. 1885, S. 177— 199); sie fand sich, wie schon erwähnt, u. A. auch in dem Brunnenschacht der Eisfabrik an der Mainzer Landstrasse, also im südlichen Theil des eben besprochenen, als unteres Nidda- thal bezeichneten Gebietes. In dem Thälchen, das nordöstlich von Stierstadt gegen die Strasse hinaufzieht, brechen aus dem den Kies überlagernden Letten Quellen hervor von salinischem Geschmack und immer gleicher Temperatur. Indem wir auf die Quellen näher eingehen, [595] Unteres Niddathal. 135 ist hervorzuheben, dass die Vorstellung C. Koct#’s, nach welcher das Auftreten von Schwefelquellen ein sicheres Anzeichen für Cyrenenmergel sei, speciell also die Schwefelquellen im Nieder- Wald die bituminösen grauen Mergel daselbst als Cyrenenmergel erkennen liessen, zum Theil zu der irrigen Kartirung im Blatt Rödelheim geführt hat. Ich bin, wie ich schon bei Besprechung der Schichtenverhältnisse bei Flörsheim und Raunheim angedeutet habe, zu einer anderen Vorstellung gekommen. Dadurch, dass mir das Auftreten von Schwefelquellen einer- seits in dem untermiocänen Letten an vielen Stellen — einmal an verschiedenen Orten Frankfurts (BRÖNNER’s Brunnen, Schüppen- gasse, Nizzabrunnen, Brunnen am ehemals FrAnc’schen Lagerplatz und Grindbrunnen im Frankfurter Hafen, woselbst beim Bau des- selben an mehreren Stellen Schwefelwasserstoff aufstieg), dann im Bad Weilbach und im Bruch daselbst, bei Sulzbach, Sossenheim und Homburg v. d. Höhe — bekannt ist, andererseits keine einzige im Öyrenenmergel entspringende Schwefelquelle, komme ich zum Schlusse, den untermiocänen Letten durch das Hervorbrechen von Schwefelquellen für angezeigt zu halten. Nach Mittheilung von Prof. OÖ. BOETTGER hat derselbe in einer in Höchst 1874 ab- gehaltenen Sectionssitzung des Vereins für Naturkunde in Nassau zuerst auf diese Beziehungen hingewiesen. Fast an allen Orten, wo in dieser Landschaft Schwefelquellen bekannt sind, hat man das Vorhandensein der untermiocänen Letten durch ihre leitenden Fossilien feststellen können. Aus den bekannten geologischen Verhältnissen ist zu schliessen, dass auch der Faul- brunnen von Wiesbaden und die Schwefelquellen von Soden und Höchst aus dem untermiocänen Letten entspringen. Und so ist gerade die Oertlichkeit, wo letztgenannte Quelle liegt, zur näheren Be- stimmung der Dislocationslinie zwischen Untermiocän und Pliocän von Interesse, und mit dieser Verwerfung wird es wohl zusammen- hängen, dass in Höchst die einen Brunnen im Sand, die anderen im Letten stehen. Bommersheimer Braunkohlenschacht; Kohlenhori- zonte. Am südlichen Hange der Höhe, auf welcher zwischen Bommersheim und Kahlbach Basalt durchgebrochen zu sein scheint, 136 Unteres Niddathal. [596] findet man unmittelbar südlich von dem letzteren und in etwas tieferem Niveau einen eigenthümlichen, schwammigen, wenig ver- bundenen, blendend weissen Quarzsand!), dem selten etwas ge- rundete Quarzstückchen eingebettet sind. Nördlich von dem Basalt mündet der Schacht, welcher in früheren Jahren Braunkohle för- derte. Auf der Koct#’schen Karte ist die Bommersheimer Höhe (510— 540’ — 159 —169”) als braunkohlenführender Oyrenen- mergel kartirtr Wir haben im Folgenden die Berechtigung zu dieser Kartirung zu prüfen. Das jüngste geologische Gebilde ist wohl Löss und eine aus groben Geröllen bestehende Fluss- terrasse, welche oberhalb Kahlbach in einer Kiesgrube?) in 480’ — 150" Höhe ansteht und auch nordwestlich über die Mündung des Bommersheimer Schachtes sich fortsetzt. In hohem Grade auf- fällig waren mir die braunen Schieferthone, welche die Halde bilden. Mit diesen Schieferthonen völlig übereinstimmend kenne ich solche, welche auf das Bestimmteste einem höheren Niveau angehören, als der Cyrenenmergel ist. Das Profil weiter festzustellen, ist misslich, da die eigenen Beobachtungen sich fast nur auf eine alte Halde beziehen, eine Controle der Literaturberichte aber nicht möglich ist, da eben keine unmittelbaren Aufschlüsse existiren und auch so bald nicht auf solche zu hoffen ist. Die Literaturberichte sind aber besonders um dessentwillen nicht sicher, weil es zur Zeit, aus welcher sie stammen, kaum bekannt oder beachtet war, dass Braunkohle nicht bloss im Cyrenenmergelhorizont, sondern, wie ich dies aus dem Braunkohlenschacht Grube Jakob bei Ginn- heim durch die leitenden Petrefakten nachgewiesen habe (Senck. Ber. 1885, S. 261 — 265), sich auch im Untermiocän eingelagert findet?). Zu diesem untermiocänen Braunkohlenhorizont kommt nun aber noch ein dritter, der oberpliocäne, der in der Wetterau von \) Bei Herstellung der Kärtchen habe ich diesen Sand für dem Basalt an- gelagertes Oberpliocän gehalten. 2) Diese Gerölle sind ebenso wie die oben erwähnten weissen lockeren Sande aul der Lupwıe’schen und Kocn’schen Karte als Cerithiensand kartirt. °) Auch in der Kartirung der Braunkohle bei Soden hat jene Unkenntniss irregeführt, und dasselbe mag auch bezüglich des Alters der Braunkohle von Station Weisskirchen gelten, die wahrscheinlich mit dem Bommersheimer Braun- kohlenflötz zusammenhängt. [597] Unteres Niddathal. 137 R. Lupwiıc längst, im Untermainthal aber von mir erst seit 6 — 7 Jahren erkannt worden ist. (Senck. Ber. 1885, S.200 ff. und Senck. Abh. XV, Heft 1). Auch pliocäne Braunkohle wurde als Cyrenenmergelbraun- kohle gedeutet, so in der Koc#'schen Karte diejenige von Nied und in der Lupwi@'schen Karte diejenige zwischen Hanau und Aschaffenburg, speziell von Steinheim. — Ein vierter Kohlen- horizont endlich ist der oberdiluviale aus dem Schwanheimer Wald (Senck. Ber. 1889, S. 150), von welchem schon SANDBERGER (Geognost. Skizze des Taunus, in »die nassauischen Heilquellen beschrieben durch einen Verein von Aerzten« etc., Wiesbaden 1851, S. 10) gesprochen hat. Die lithologische Uebereinstimmung des braunen Schiefer- thones auf der Halde des Bommersheimer Braunkohlenschachtes mit dem im Ginnheimer Braunkohlenschacht, welche noch durch das Ausblühen von feinen Gypsnädelchen erhöht wird, möchte vor Allem dafür sprechen, dass auch im Bommersheimer Schacht unter- miocäne Braunkohle angestanden habe. Es gewinnt dies an Wahr- scheinlichkeit durch ein lithologisch und stratigraphisch überein- stimmendes Vorkommen, das zwischen Ginnheim und Bommersheim gleichsam ein Bindeglied zwischen diesen beiden Braunkohlen führenden Schichten bildet. Auf der Braunkohlenhalde von Eschers- heim, auf der Nordseite des Ortes nahe beim Bahnwärterhäuschen gelegen, sammelte ich ebensolche Schieferthonstücke mit Gypsaus- blühungen, welche jedoch im Gegensatze zu dem Schieferthon von Ginnheim keine Conchylien führen. Zwischen den 2,5 ** von einander entfernten, in gleicher Lage, am selben Hang der Hohen Strasse nach der Nidda zu gelegenen Schieferthonen von Ginnheim und Eschersheim geht keine Störung durch. Ueber das Liegende des Basaltes in Eschersheim habe ich nichts erfahren können; im Basaltbruch zeigt er sich von der diluvialen Terrasse !) unmittelbar überlagert(Senck. Ber. 1884, S.186). Ein Schichtenprofil nördlich von Eschersheim, welches höchst wahr- scheinlich dasjenige des Braunkohlenschachtes ist, ist aus »G. A. ) In der Kocn’schen Karte ist auch dieser diluviale Sand als Cerithien- sand kartirt. 138 Unteres Niddathal. [59 8] WILLE, Geognostische Beschreibung der Gebirgsmasse zwischen dem Taunus- und Vogelsgebirge etc., Mainz 1828, S. 84« zu entnehmen. Es folgen hiernach von oben nach unten: Lehm‘ >: ar BR ET u Thon EI EIER RE WERE Grus’ mitkSander SEE IE Schwarzer Ihon See 3 Kohle mit Brde’semischt. 2 res Schwarzer Thon mit Kohlentheilchen . 6’ Beine Braunkohle a Ener Die Schichtenfolge in Ginnheim und Eschersheim ist demnach ziemlich dieselbe, d.h. auch bei Eschersheim sind im Hangenden des untermiocänen kohlehaltigen Schieferthones wahrscheinlich fos- silloser Thon und Sand, die im Basaltbruch in Eschersheim, ent- sprechend der Schichtenfolge in der HäÄnser’schen Ziegelei, das Liegende des Basaltes bilden werden. Die Bommersheimer Kohle soll (laut Wetterauer Bericht 1850/51, S. 174) auf Litorinellenkalk liegen, und nach Palaeontogr. XV, 1867, S. 238 sollen in diesem bei Bommersheim sogenannte Schlangen- eier gefunden worden sein. Dazu kommt ferner das benachbarte Vorkommen von Basalt. Auf meinen Fund eines sowohl durch seine feinkörnige Textur, als auch durch seine Fossilien, unter welchen besonders die Cerithien deutlich sind, als Cerithienkalk gekennzeichneten Stückes auf der Bommersheimer Höhe ist kein besonderer Werth zu legen; es kann dasselbe recht wohl blos verschleppt sein. Alles das spricht also für ein untermiocänes Alter der Bommersheimer Kohle. Dass nun aber andererseits der tiefste Braunkohlenhorizont im Bommersheimer Schacht (und damit auch derjenige, welcher vorherrschend verwerthet wurde) der ältesten (oligocänen) Braun- kohle unserer Gegend angehören könnte, dafür kann man Folgendes geltend machen: 1. Die Beschaffenheit der Kohle wird als pech- artig bezeichnet, sodass sie also an die Kohle des untersten Flötzes von Diedenbergen erinnern würde. 2. Von Dr. Trapp in Homburg v. d. Höhe sind in der Bommersheimer Kohle die Samen von [599] Unteres Niddathal. 139 Follieulites Kaltennordheimensis \), welche Lupwıc fälschlich einer Hippophaö (dispersa) zuwies, nachgewiesen worden. Diese Samen wurden aber fast allenthalben im Braunkohlenhorizont aus der Mitteloligocänzeit (»Beitrag« 20 und 21 und Senck. Ber. 1884, S. 168) gefunden und sind auch als Leitfossilien des Cyrenenmergels angesprochen worden. Da nun aber die Flora von Salzhausen, die nach ihrer Zusammensetzung jünger als die des mitteloligocänen Schleichsandes und des oberoligocänen Blättersandsteins von Münzenberg, sonach wohl eine untermiocäne Flora (Senck. Ber. 1884, S. 264) ist, ebenfalls reichlich diese frag- lichen Samen oder Früchte führt, so ist doch die Wahrscheinlich- keit grösser, dass auch das Bommersheimer Flötz, welches diese Samen enthielt, dem Untermiocän zugehört. Es verdient aber Beachtung, dass auf der Halde weder ein dem Cyrenenmergel litho- logisch ähnliches Gebilde, noch die solchem meist eingelagerten Conchylien zu beobachten sind. Und doch müsste der Cyrenen- mergel, wenn er aus dem Schacht gefördert worden wäre, als untere Schicht auf der Halde, welche heute allerdings eine nun- mehr sehr geminderte ist, zu oberst liegen. So dürfte nach dem Mitgetheilten es das Wahrscheinlichere sein, dass die Bommersheimer Kohle nur untermiocän war, dass also der Schacht keine tiefere Kohle erreichte. Unter solchen und anderen Umständen ist es jedenfalls unthunlich, oberflächlich Cyrenenmegel, der doch jedenfalls von höheren Tertiärstufen bedeckt ist, zu kartiren. Diese Darlegungen werden durch eine Entdeckung, welche ich im Senckenbergischen Museum (Juli 1890) gemacht habe, völlig bestätigt; bei der Ueber- führung der fossilen Pflanzen nach den nun für die palaeon- tologische Sammlung bestimmten neuen Sälen stiess ich auf eine Collection fossiler Blattabdrücke und Früchte von Bommers- heim und Gonzenheim. Als Schenker ist BansA genannt. Herrn GoTTLıeg Bansa dahier, der leider derweilen verstorben ist, verdanke ich sehr schätzenswerthe Mittheilungen über das Unternehmen des Grubenbaues bei Bommersheim. Hiernach !) Rorze bezeichnet diese Samen als Carpolithes minutulus StErne. 140 Unteres Niddathal. [600] waren es 3 Frankfurter Handelshäuser, darunter auch das Bansa’sche, welche gemeinsam 1829 denselben in Angriff nahmen, nachdem schon in früheren Jahren ein Kaufmann HorRSTMANN zu Höchst a./M. durch den Steiger Fr. KnocHE »nicht unbedeutende Bohr- und Versuchs-Arbeiten nach nützlichen Fossilien und zwar in den herzoglich-nassauischen Aemtern Höchst, Reichelsheim und zuletzt im Amt Königstein, namentlich in den Gemarkungen Bommersheim und Kahlbach« hatte ausführen lassen. Der Bommersheimer Bergbau wurde nach Angabe von Herrn G. BansA eingestellt, da die Kohle vorherrschend mulmig war und daher mit Verlust gearbeitet wurde. 1841 erwarb das Werk ein Engländer SERGANT (?), der jedoch keine Braunkohle förderte, sondern Lehm mit Braunkohlenklein zur Herstellung von Back- steinen mengte. Es hat sein Missliches, die Verhältnisse eines Werkes aufklären zu wollen, das seit 40—45 Jahren stillsteht, und von welchem keine schriftlichen Aufzeichnungen erhältlich waren. Nach den Mittheilungen, welche mir noch besonders von Herrn Bürgermeister WEIGAND in Bommersheim wurden, ist die Braun- kohle von den Herren BansA aus drei Schächten in grossem Maass- stab gefördert worden, da 30—40 Arbeiter hierbei beschäftigt waren. Das gute Braunkohlenklein wurde an Fabriken verkauft, welche daraus bei Vockenhausen etc. Buchdruckerschwärze herstellten. Ein Unternehmer, wahrscheinlich SERGANT, versuchte es später, das Haldenmaterial zur Alaunfabrikation zu verwenden. Jetzt ist nur noch sehr wenig von der Halde vorhanden. Nach obigen Angaben müsste das Werk wohl 12 bis 14 Jahre in starkem Be- trieb gestanden haben. Die geologischen Verhältnisse sind aus einem Promemoria des Steigers Fr. KnocHhE zu Kahlbach über die im November und December 1829 angestellten Bohrversuche zu ersehen. Bei dem Interesse, das diese Aufzeichnungen verdienen, führe ich beide Bohrregister (No. V und No. VII) an, die in jenem Promemoria, das auch schon Herrn HoRSTMANN vorgelegen hatte, mitgetheilt sind. KnocHE gibt auch in dem Promemoria an, dass die Kohle schwarz anzusehen sei, wenig Holz enthalte, und dass beim Ver- brennen derselben weisser Letten zurückgeblieben sei. Auf dem ar wm (dolle or fer) 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16- KT. 18. 19. 20. [601] Unteres Niddathal. Bohrversuch No. V. Mächtigkeit Teufe . Dammerde, Lehm und Letten . Kies. f . Grober Kies . . Gelber Letten . Fester Sand und Kies in der Grösse von Erbs . . Gelber zarter Letten . Gelber fester . Grauer Sand . . Weisser Letten, sehr Sand zart . a RE Vermischte Koblen Grauer Sand . Weisser Letten, rauh Grauer flüssiger Sand Letten mit schmierigen Kohlen . a Vermischte Kohlen, mehr rein als oben Grauer Sand . K.ohlen- Bituminöser Schwarzer letten ; Weisser Letten Schwarzbrauner bitu- minöser Letten mit Kohlen, welche noch nıcht rein sind Kohlen, etwas reiner als die oberen del 8’ 8’ 2) 10' Jet > 32 | 18’ 50' 11 51’ 3 54 4. 58" 2’ 10” 60" 10”) 3 5 63 BY 1 64’ 3" 4 68’ 3" eg 4’ oh 9" 27 6” a 3” 110 76’ 3" 9 TS 3 2 80 3 g’ SEsh 7 95 3” 141 Bohrversuch No. VII. Mächtigkeit Teufe . Dammerde . 3% . Lehm \ #16l . Gelber Letten . 10° . Schwarzbrauner fetter Letten 3 44' . Weisser Letten 10' . Schmierige Kohle, die GütesvonlRort 22226, . Brauner Letten, sehr weich, wo das Bohr- loch kaum offen blieb 10' 89 9" 142 Unteres Niddathal. [602] Punkt des Bohrversuches No. V wurde ım März 1830 ein Schacht niedergeschlagen, um mittelst dieses das Braunkohlenlager zur ge- naueren Beurtheilung aufzuschliessen. KNoCcHE berichtet dann von ausserordentlichen Wasserzuflüssen in der Teufe von 40’ und räth, da auch noch die Gebirgsschichten 7 und 8 genugsam mit Wasser begleitet sein werden, da weiter die in den Gebirgs- schichten 10, 14, 15 und 20 erbohrten Brauukohlen- Vorkommnisse mit allzu bösen Ober-, Zwischen- und Unterlagerungen begleitet werden, an und für sich auch nicht von einer so besonderen Qua- lität sind, »statt den kostspieligen Schacht niederzuschlagen, das dort gewiss noch edler vorkommende Braunkohlenlager erst mittels einiger Bohrversuche näher aufzusuchen, und falls ein solches Unternehmen günstig ausfiele, welches wohl in Erwägung, dass die Kohlen des Bohrversuches No. V weit besser als die des Bohr- versuches No. VII waren, und letztere mehr ausgehendes oder ver- drücktes Kohlengebirg zu sein schienen, nicht zu bezweifeln stehen dürfte, dann erst da mit einem Fundschacht niederzugehen, wo das erreichte Resultat am vortheilhaftesten dafür spräche«. Das Promemoria datirt vom 31. Juli 1830. Es ist hiernach nicht wahrscheinlich, dass das Bohrregister V dem Schacht entspricht, aus welchem in der Folge Kohle ge- fördert wurde. Aus dem Vergleich der beiden Bohrregister No. V und No. VII scheint ersichtlich, dass das Mundloch von VII um etwa 12’ tiefer lag als das von V, da wohl der gelbe Letten (V 4 und VII 3) eine durchgehende Schicht ist, sodass in Bohrloch VI der diluviale Kies fehlt. Trifft dies zu, so reicht demnach das Bohr- loch VII 61/5’ tiefer als das Bohrloch V. Des Weiteren ersehen wir aus den Bohrprofilen, dass hier kein Anhaltspunkt vorliegt, den Schichtencomplex unter dem gelben Letten zwei oder mehreren tertiären Horizonten zuzuzählen. Es ist ferner ersichtlich, dass der oberflächlich anstehende weisse Sand, von dem oben schon die Rede war, nicht dem Basalt an- liegt, sondern eine durchgehende Schicht ist, welche in V 4 und 5 erscheint, in VII durch Letten vertreten ist (siehe Schichtenverhält- nisse bei Eckenheim); der weisse Sand ist demnach das Liegende des Basaltes, oder er ist von demselben durchbrochen. [603] Unteres Niddathal. 143 Halten wir die Bommersheimer Schichtenverhältnisse mit den- jenigen bei Eckenheim, Bockenheim (v. ARANnD’s Brunnen etc.), Ginnheim (Braunkohlenschacht etc.) zusammen, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass die Schichten im Bohrloch V von 5 nach unten der Schichtenfolge an diesen Localitäten entsprechen, wenn auch ın den bituminösen Schieferletten von Bommersheim keine Cypris, keine Zydrobia, keine Fischschuppe und auch keine Otolithen vorkommen. Auf die lithologische Uebereinstimmung dieser Zwischenmittel, dıe auch in der Bansa’schen Oollection vertreten sind, habe ich schon oben hingewiesen. Es wird somit Schichte 5, 6, 7, 8 und 9 ım Bohrversuch V dem Öber- pliocän zuzurechnen sein. Der grossen Uebereinstimmung der so eigenartigen (@uarzsande von der Bommersheimer Höhe, der Hofhäuser Sandgrube, von Schichte 5 im Bohrloch I nordöstlich von Sossenheim, im Liegenden der Sandgrube am Westerbach vor Eschborn und im Brunnenschacht von JACOB ÖTT in Sossenheim ist oben schon gedacht. Was mir von grossem In- teresse erscheint, ist besonders die lithologische Beschaffenheit der- jenigen Schiefer, welche in der Bansa’schen Collection Früchte und Blattabdrücke enthalten; es ist geradezu unmöglich, diejenigen von Bommersheim, Gonzenheim und Salzhausen !) zu unterscheiden, so dass sie als unter ganz gleichen Verhältnissen gebildete Flötze erscheinen und schon aus der Altersbestimmung der Bommers- heimer Kohle sich diejenige von Salzhausen und Gonzenheim ergibt. Die floristische Uebereinstimmung möchte ich darum schon für zweifellos halten. Wir haben längst die Salzhauser Flora nach ihrer Zusammensetzung als dem Untermiocän zugehörig ange- sehen (Senck. Ber. 1885, S.264). Die Verhältnisse, welche der Bom- mersheimer Schacht zu Tage gefördert hat, haben nun auch an der Hand der lithologischen Uebereinstimmung der pflanzenführenden Schichten den stratigraphischen Beweis für die Richtigkeit jener Annahme geliefert. Was den Basalt auf der Bommersheimer Höhe angeht, welcher etwa bis 150” heraufreicht, aber tiefer ausgeht als die tiefstgelegene 1) Das Senckenbergische Museum besitzt — ein Geschenk des Herrn Dr. Oskar Borrıser — eine reiche Sammlung von Blattabdrücken, Früchten und Insekten von Salzhausen. 144 Unteres Niddathal. [604] Halde, so fragt es sich, ob er der Rest eines Basaltstromes ist, oder ob er hier als Gang in die Tiefe fortsetzt. Mit Sicherheit ist dies nach dem bisher Bekannten nicht festzustellen. Das aber steht fest, dass er über dem weissen, seltsam schwammigen Quarzsand zu Tage ausgeht, dass er aber in dem nördlich gelegenen, vom anstehenden Sand ca. 1,5%® in horizontaler Richtung entfernten Schacht resp. Bohrloch V nicht mehr auftritt, demnach, wenn er ein Lager bilden sollte, nicht diese Breite oder Länge besitzt. Es ist also nur sicher, dass der Basalt, wie in Eckenheim, Hänser’s Ziegelei, Bockenheim und wohl auch Eschersheim, jünger ist, als der Ab- satz von Oberpliocän, das unter ihm und südlich von ihm zu Tage ausgeht. Braunkohle bei Massenheim. Von 4—5" Diluvium be- deckt, also etwa in 108” Meereshöhe, traf VOLGER vor Jahren nahe bei Massenheim rechts der Nidda auf Braunkohle. Aus BoETTGER’s Liste der dort gesammelten Fossilien (»Beitrag« S. 21 bis 23) ersieht man, dass hier die Süsswasserschicht des Oyrenen- mergels, wie sie am Hainerweg, bei der Vorımar’schen Fabrik bei Offenbach etc. entwickelt ist, angestanden hat, »eine schiefrige, braunkohlenhaltige Schichtlage«, wie sie BOETTGER beschreibt. Neben den specifischen Süsswasserschnecken fanden sich auch andere auf stärkeren Salzgehalt hinweisende Arten. Tertiärschichten bei Vilbel. Nordöstlich von Vilbel hat nach Mittheilung von v. KoENEN auch bei Gronau ein Schacht (ca. 420'—= 130” abs. Höhe) gestanden, der ın 82’ Teufe, also in 109” abs. Höhe ein Flötz pechartiger Kohle und darüber wie darunter die Fossilien der unteren Cyrenenmergellagen enthielt (N. Jahrb. f. Min. etc. 1884, III. Beilageband, S. 128). Nahe jenem VOoLGEr’schen Schurf stehen nach Kock un- mittelbar an der linken Seite des Erlenbaches Cerithiensande an, welche, wie oben schon erwähnt, an der Strassengabel südlich von Vilbel (hier in ca. 154”) als fossillose, kalkfreie, vielfarbige (Quarzsande in einer weiten Grube gegraben werden. Die etwas dunkler roth gefärbten Sande und Gerölle, welche am Erlenbach einen steilen, ca. 5" hohen Abhang bilden, sind jedoch nichts anderes, als das die ganze Wetterau sich herabziehende, | [605] Unteres Niddathal. 145 ältere, von Löss überlagerte Diluvium, das hier vom Erlenbach offen gelest ist und auch im Profil des Massenheimer Schurfes auf- geführt ist. Dieses Diluvium bildet am westlichen Hang der »Hohen Strasses, ungefähr im selben Niveau wie am Erlenbach, z. B. zwischen Eschersheim und Ginnheim eine deutliche Terrasse, in welche sich die junge Nidda ihr Bett gegraben hat; dieselbe ist von LupwIG und KocnH ebenfalls dem Cerithiensand zugewiesen. Auf die oligocäne Braunkohle stiess man kürzlich in einem der ersten Häuser von Vilbel (von Frankfurt kommend). Es steht somit im Thal in der Umgegend Vilbels allenthalben der Cyrenen- mergel an, nur von Löss und Geröllen bedeckt. In dem südöstlich von Vilbel gelegenen Thälchen ist der Rupelthon bei mehreren von Dr. VOLGER unternommenen Schurf- arbeiten angetroffen worden, bei einer derselben sogar der auf Rothliegendem liegende Meereskalk (BOETTGER, »Beitrag«, S. 14 und 15). Dislocation zwischen der mittleren Wetterau und dem unteren Niddathal. Das tectonisch Hervorhebenswertheste ist, dass die untermiocänen Letten des unteren Niddathals (96°) im Niveau nur wenig von den Cyrenenmergelschichten bei Massen- heim (108®) differiren. Diese Lage von zwei im Alter sehr ver- schiedenen Horizonten lässt sich verschieden deuten. Man könnte die Sachlage etwa so auffassen, dass die untermiocänen Letten in concordanter, aber (nach Art von nahe dem Ufer gelegenen See- ausfüllungen) geneigter Ueberlagerung auf resp. an dem Cyrenen- mergel nach Südwest anliegen. Beim Vorkommen von Basalt auf der Bommersheimer Höhe und bei Bonames, welchen man sich als eine das Thal durchquerende Spaltenausfüllung denken könnte, möchte die Vorstellung einer verticalen Verrückung der südlich vom Ba- salt liegenden Tertiärschichten gegen die nördlichen die wahrschein- lichere sein — derart dass jene sich gesenkt oder doch stärker gesenkt haben als die letzteren (Senck. Ber. 1885, S. 251). Hierfür sprach auch, dass keine zwischen Untermiocän und oberem Mitteloligocän (Cyrenenmergel) befindlichen Schichten aus der unteren Wetterau zwischen Hoher Strasse und Taunus bekannt waren. Im Folgenden möchte ich eine dritte Deutung darlegen, die mir jetzt als die Abh. IX, 4. 10 146 Unteres Niddathal. [606] wahrscheinlichere erscheint. Die Mündung des Bommersheimer Braunkohlenschachtes befindet sich auf der Koc#’schen Karte in 540' = 170“ angegeben. Das Pliocän beginnt hiernach in 161” und reicht bei einer Mächtigkeit von 12,5" bis 148,5”, wo das denudirte Untermiocän anhebt; dasselbe überlagerte also mit dem wenig mächtigen Oberoligocän die Süsswasserschicht bei Massenheim in einem Betrage von ca. 40=. Es scheinen hiernach die Kohlen führenden Schichten des Untermioecäns den tieferen Partien dieses Horizontes anzugehören. Es er- innert dies daran, dass die Pflanzenschichten im Untermiocän des Frankfurter Winterhafens, welche LupwıG (Palaeont. V, S. 132 bis 151), allerdings wenig zuverlässig, beschrieben hat, sodass eine Revision!) wohl erwünscht wäre, nur 10— 15” über der Cerithien- schicht »cer« liegen, also hier den unteren Schichten des in Frank- furt so mächtigen Schichtencomplexes der untermiocänen Hydrobien- letten zugehören. Es stimmt damit auch die Schichtenfolge mit ihren thierischen und pflanzlichen Einschlüssen, welche BOETTGER aus einem Brunnen bei der Friedberger Warte (»Beitrag«, S. 29) beschrieben hat, überein. Vergleichen wir nun das Niveau der Süsswasserschicht bei Massenheim mit demjenigen, in welchem wir dieselbe unter der Brönner’schen Fabrik voraussetzen müssen. Aus den Fossilien des 104" tiefen Brunnenschachtes in letzterer ergab sich, dass in — 4 Meereshöhe die oberen Cerithienletten (Schichte »cer« ım Hafen- bauprofil) noch nicht erreicht sind, wenn auch wahrscheinlich nur wenige Meter tieferes Bohren nöthig gewesen wäre, um auf sie zu stossen, dass also die tiefsten Schichten dieses Schachtes immer noch zu den Hydrobienschichten gehören. Schätzen wir hier die oberen und unteren Cerithienschichten (Oberoligocän) mit den fossillosen Thonen im Hangenden der Süsswasserschicht des Cyre- nenmergels nur 35” mächtig, so befände sich das Niveau der letz- teren in — 39% Höhe. Die gesuchte Niveaudifferenz der Süss- !) Eine solche Revision könnte mit Benutzung der bei Erweiterung und Ver- tiefung des Frankfurter Hafens 1885 und 1886 gesammelten Blattabdrücke etc. stattfinden, obwohl diese Ausbeute nicht so bedeutend gewesen zu sein scheint, wie im Jahre 1853. [607] Unteres Niddathal. 147 wasserschichten im Süden des unteren Niddathales und derjenigen bei Massenheim wäre dann ungefähr 150%. Ziehen wir weiter in Betracht, dass die Letten im Westerbach oberhalb Nieder-Höchstadt (ea. 160”), der Beimischung von Hydrobia obtusa nach zu urtheilen, mindestens den tiefsten Hydrobienschichten zuzurechnen sind, dass ferner mit dem Bommersheimer Basalt, wenn auch der- selbe eine Gangausfüllung ist, keine Verwerfung verknüpft ist, da die Oberpliocänschichten, welche unter dem Basalt liegen, nördlich und südlich desselben durchziehen, so spricht sich in obiger Ni- veaudifferenz der Süsswasserschicht des Oyrenenmergels mehr eine von Nord nach Süd, also gegen das Rheinthal, zunehmende Sen- kung aus — wie ich sie an der Hand der Niveaus der Oberpliocän- schichten im unteren Niddathal im Senck. Ber. 1890, S. 121 ff. dargelegt habe — als eine jähe Verwerfung!) zwischen dem Mittel- oligocän der mittleren Wetterau und dem Untermiocän des unteren Niddathales (Senck. Ber. 1885, S. 251). Dieser meiner früheren Auffassung entspricht die Einzeichnung einer Verwerfungslinie, welche die Basalte von Bommersheim und Bonames verbindet. Es gewinnt meine zuletzt dargelegte Vorstellung an Wahr- scheinlichkeit, weil sie mit anderen Schichtenstörungen hiesiger Gegend ähnlicher Art, welche in dieser Arbeit beschrieben sind, im Einklang steht. Die sich nach Süden senkende Scholle ist also auf der einen Seite vom Gebirgsrand begrenzt, auf der an- deren von dem nordwestlichen Abhang der Hohen Strasse bei Vilbel, woselbst die Tertiärschichten, wie oben beschrieben, im Allgemeinen ungestört einander folgen, ferner von dem N.—S. ge- richteten westlichen Abhange jenes Landrückens, welcher Abhang durch die Basalte Eschersheim-Bockenheim markirt ist. Trotz der beträchtlichen Niveaudifferenz von 150*, welche für gleiche Hori- zonte zwischen Massenheim und Bockenheim besteht, wäre bei der zuletzt erörterten Auffassung die Neigung der Schichten des unteren Niddathales auf der ca. 5*”® langen Strecke nach Süden doch nur 12/4°. 1) Es waren mir damals zwischen Hohe Strasse und Taunus einerseits und Massenheim und Bockenheim andererseits noch keine Aufschlüsse bekannt. 10* 148 Mittlere Wetterau. [608] Mittlere Wetterau. Nur in Kürze sei es, des Zusammenhanges der Darstellung der Tertiärgebilde halber und wegen eines gewissen Abschlusses nach Norden, gestattet, theils auf ältere, theils auf neuere Daten gestützt, die Landschaft geologisch zu beschreiben, welche in der Section Friedberg von LUDWIG aufgenommen und kartirt worden ist, der sich viele Jahre als kurhessischer Salinen-Inspector zu Nauheim aufhielt. Seine Erläuterungen enthalten werthvolles Ma- terial, das zu gewinnen sich sobald nicht wieder Gelegenheit bieten mag; zahlreiche Notizen sind nicht anzuzweifeln und zu übergehen, wenn auch seine Angaben nicht immer zuverlässig sind. Die Kar- tirung ist eine vielfach verfehlte. Da der östliche Theil der Section Friedberg, von Von REINAcH kartirt und beschrieben, bald edirt werden wird, so beschränke ich meine Beschreibung auf den westlichen Theil derselben, innerhalb dessen keine Permschichten zu Tage anstehen, und auch die jungen Eruptiverscheinungen nicht entfernt in so bedeutender Entwickelung sich zeigen, wie im öst- lichen. Vor wenigen Jahren hat Dr. BODENBENDER diese Landschaft von Münzenberg über das Pliocänbecken und Ilbenstadt gegen Vilbel ete. begangen (N. Jahrb. f. Min. 1884, III. Beilage-Band, I. Heft, S. 126— 141). Ich habe besonders, wie im Folgenden genauer mitgetheilt, die Oberpliocänschiehten im Westen verfolgt, ferner die Gebilde, welche den oligocänen Münzenberger Sand- und Thonsteinen entsprechen, auf der Ostseite bei Ilbenstadt und Rendel. Die Beschreibung beschränkt sich somit auf die östlich vom Taunusrand und westlich vom Rothliegenden von Kilianstätten, Büdesheim, Nauenburg, Erbstadt gelegene Landschaft, in welcher das mit oberpliocänen Flötzen erfüllte Gebiet nördlich liegt. Stratigraphisches. In ziemlicher Uebereinstimmung mit dem Tertiär der »Hohen Strasse« ist die Schichtenfolge in dem südlich des pliocänen Braunkohlenbeckens, also ungefähr südlich von Wickstadt, gelegenen Theile der mittleren Wetterau. Als Normalprofil dürfen wir die von LupwıG eingehend beschriebenen [609] Mittlere Wetterau. 149 geologischen Verhältnisse bei Karben betrachten, woselbst in der Thalfläche der Nidda wie bei Massenheim der Uyrenenmergel durch Fossilien sichergestellt ist (»Friedberg« 1855, S. 22 —27). Darauf folgen nach oben: Cerithienschichten (Cerithiensand, Land- schneckenschichten und Cerithien- Kal N ee. (en Ba Litorinellenkalk (Hydrobienschichten) . ca. 24,0 " endlichwzunoberst, Behny u. ze 2m Wenn also die absolute Höhe der Thalfläche ca. 110 " ist, so reichen die Cerithienschichten etwa . . . bis 133,5 " und die Hydrobienschichten (Laichen- teldyee a en yessse ne bis: 19/0008 und höher ). In westlicher und nordwestlicher Richtung folgt nun bei Holzhausen v. d. Höhe, Oberrosbach, Obermörlen dass Oberplioem a 22.272722. bis) 185 190 2 BODENBENDER gibt (l. cc. S. 27) zwischen Gross- und Klein- karben den Üerithienkalk zu beiden Seiten des Selzerbaches in einem Steinbruch über Quarzkiesel und unter Kalk mit Hydrobia injlata FAuJ. anstehend an. Bemerkenswerth ist es, dass bei Wickstadt in geringer Tiefe durch Brunnengrabungen oft die Leitfossilien des Cyrenenmergels zum Vorschein kamen (»Friedberg«, S. 21). Wichtig sind Bohrungen zwischen Kaichen und Ilbenstadt, aus welchen sich eine Fortsetzung des Cyrenenmergels von Gronau nach Norden darstellt (»Friedberg«, S. 21 und 22). Dieselben zeigten: ) Die Kohlenlager bei Gonzenheim und im Schacht am Schildt in der Seulberger Gemarkung liegen in 166—169 ® M.-H. 2) Bei Ockstadt ist die Oberkante des Oberplioeäns in ca. 169”, zwischen Friedberg und Nieder-Wöllstadt in etwa 162” und bei Ossenheim in 163 M.H. 150 Mittlere Wetterau. [610] die Hydrobienschichten als Kalkbank und san- dige Bank mit Corbieula Faujasıw etc. . . 2,0” die Cerithienschichten als gelben Thon, zu unterst mit Cerithien und Perna . . . . 1,0» '&% | Braunkohle ohne Holzreste (?Süsswasserschicht) 0,5 ® < be Lettenbank '-. . „u.a 0.0.0002 Kl EX Braunkohle ve a Me 0,022 2 Blauen Mergel mit Cyrena convexa BRONGN. 25,0 ” Ö Sandigen Letten.... . u u co 2 1 Me In neuerer Zeit (Ber. d. Wetter. Ges. f. d. ges. Naturw. 1889, S. 96 — 105 und Senck. Ber. 1890, S. 111 ff.) habe ich die Schichtenverhältnisse bei Rendel und bei Ilbenstadt beschrieben. Ausserhalb der Nordseite von LRendel wird fossilloser gelber feiner Quarzsand (Oberkante 152 ”), der etwa 4,5% tief ausge- graben ist, ohne dass das Liegende erreicht wurde, von oberem Üeri- thienkalk überlagert; derselbe ist von verbogenen Lettenstreifen durchsetzt und enthält Potamides plicatus pustulatus ete.; 300” nörd- lich wird der plattige untere Hydrobienkalk (156% H.) gebrochen. — Unmittelbar vor dem Eisenbahneinschnitt bei Ilbenstadt (von Assenheim kommend) sieht man über Kalken, die noch den un- teren Hydrobienschichten !) anzugehören scheinen, fossillose gelb- liche Sande von 5” Mächtigkeit mit eingelagerten Thonpartien. In die Sande sind zwei Basaltdecken, wie in muldenförmigen Vertiefungen liegend, eingebettet. Die Lagerungsverhältnisse er- innern u. a. an die von Eckenheim. Der Sand, der dem auf dem stark ausgefurchten Relief der Miocänschichten liegenden Ober- pliocän zuzuweisen ist, steht schon in 158” an dem Kreuzungs- punkte Ilbenstadt-Bönstadt-Hanau an. Das Profil im Ilbenstadter Eisenbahneinschnitt ist übrigens auch schon von LEPSIUS und von BODENBENDER besprochen worden, von Letzterem besonders nicht unwesentlich abweichend von meiner Darstellung. = Zu den wichtigsten geologischen Belegen gehört das Bohr- loch X bei Bad Nauheim (»Friedberg«, S. 8 und 9), welches !) Neben Hydrobia ventrosa und Uebergangsformen zu Hydrobia inflata glaube ich auch Steinkerne von Hydrobia obtusa zu erkennen. [6 11] Mittlere Wetterau. 151 im Jahrb. d. nass. Ver. f. Naturk. 1853, S. 14 als Bohrloch 4 be- zeichnet ist; es ist dieses Bohrloch sehr nahe dem Gebirge, zwi- schen diesem und dem Pliocänbecken gelegen. Kurz zusammen- gezogen wurden hier durchteuft von oben nach unten: Mächtigkeit Alluvium rel ER IERFERHDNU Oberpliocäner Sand und Thon wechsel- lagernd (nach Lupwiıc Blättersandstein) 8,8 " Gelber Letten mit Hornsteinconglomerat 2,9 ” Hydrobienschichten, aus diversen Letten mit sandigen Zwischenschichten be- stehend; in schiefrigem Thon Hydrobia ventrosa und Cypris mit Braunkohle! . 23,25 ” Weisser Letten und weisser Sand mit Quarzgrandar ne Tre rar Thonschiefer des Quarzites (zersetzt zu weiss- und rothstreifigem glimmerigem Isetten)ne en ea ln tra sold Quarzit, fast feinkörniger Quarzsandstein 2,0 ” Dan Daran schliesse ich noch den Nachweis des Oberpliocäns längs des Gebirges und zwar entweder auf diesem (Köppern, Oberrosbach) oder auf Hydrobienschichten liegend, wie es sich u. a. aus dem Bohrloch X ergibt. Ein Bohrloch von grösserer Tiefe wurde am Seedamm bei Homburg v. d. H. angesetzt; man traf den grauen und blauen Thon und Mergel mit Zwischenlager von Kalkstein und Quarzsand in ungefähr 22’; zu oberst enthielten die Schichten Litorinellen, in grösserer Tiefe Cerithien. Die Bohrung erreichte hier nicht das Gebirg, obwohl sie bis 84,8 " unter Tag fortgesetzt wurde. (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 776). Als tiefstes Tertiär hat von REInACH Sande beobachtet, die, weil unter dem Rupelthon liegend, wohl zutreffend dem mittel- oligocänen Meeressand zuzustellen sind (Ber. d. Wetter. Ges. f.d. ges. Naturk. 1889, S. 79 und 80). 152 Mittlere Wetterau. [612] Nach den eben vorausgeschickten Belegen scheint mir die oben begrenzte Landschaft mit Ausnahme des Einbruches im Norden, welcher zur Ansammlung der pliocänen Flötze führte, von wenig bedeutenden Schichtstörungen betroffen. Schichtenglieder. — Das tiefste, durch Fossilien gekenn- zeichnete, durchgehende Tertiär mag immerhin der Rupelthon sein, dessen Verbindung zwischen Vilbel im Süden, Ziegenhain im Norden und Eckhardroth bei Romsthal im Nordosten kaum zu bezweifeln ist; obige Entdeckung von REınAcH’s scheint dieses zu bestätigen. Bei Gronau (Schachtmündung in ca. 420’ — 131”) ist der Rupelthon in 112” unter Tag nicht erreicht; wir hätten ihn immerhin etwa 10” tiefer zu erwarten, da die tiefsten Schichten dieses Schachtes (120'’— 37,5 ” unter Terrain) nach den da- selbst gesammelten Conchylien, unter welchen nach BOETTGER Potamides plicatus papillatus, nach VON KoENEN u. a. Tiphys cuniculosus, Pectunculus obovatus, Corbulomya crassa sich be- fanden, zu den unteren Schichten der Cyrenenmergelgruppe ge- hören (N. Jahrb. f. Min. 1884, III. Beilageband, I. Heft, S. 26). Im Vilbeler Tbälchen wurde der Rupelthon im Wealdschacht (Mündung, ca. 390” —121 7) schen m 3407 1062 ENEZER erreicht. Die Thalschaften sind somit, soweit sie nicht gegen das Gebirg ansteigen, von dem an manchen Orten Braunkohlen führenden Cyrenenmergel gebildet, einer unmittelbaren ungestörten Fortsetzung des Schichtengebildes, das aus der Umgegend von Vilbel oben angeführt wurde!). Aus der von VON KOENEN gege- 1) Wo die geologische Karte damit nicht übereinstimmt und das Kartirte nicht sicher durch Fossilien belest ist, scheint mir dasselbe zweifelhaft. Ein Umstand, aus welchem Unsicherheit erwächst, ist, dass es mindestens drei verschiedene tertiäre Braunkohlenhorizonte gibt, und dass dieselben sicher nur durch die Schichtenfolge oder die in Zwischenmitteln eingebetteten Conchylien oder die Zusammensetzung der Pflanzenreste in solchen Zwischenmitteln, nicht aber aus der Kohle selbst zu be- stimmen sind. Fehlen die ersteren Anhaltspunkte, so ist wohl der letztere allein zur Feststellung des ungefähren Horizontes befähigt, wenn die erhaltene fossile Flora ein ausreichend sicheres und vollkommenes Bild der Vegetation gibt, oder wenn sie charakteristische Formen, Leitfossilien, enthält. Als viertes Erkennungs- mittel kommt dann die absolute Höhe, welche die betr. Kohle einnimmt, voraus- gesetzt, dass innerhalb des ungestörten Gebietes, in welchem sie liegt, aus anderen fan [613] Mittlere Wetterau. 153 benen Liste ist ersichtlich, dass im Gronauer Schacht auch die Süsswasserschicht (Planorbis solidus TmoMm.) entwickelt ist. Ge- denken wir der Schichtenfolge auf der Nordwestseite der »hohen Strasse« südlich von Vilbel, so scheint es kaum zweifelhaft, dass auch nördlich des pliocänen Braunkohleubeckens der Cyrenen- mergel als Liegendes des Münzenberger Sandsteines vorhanden ist. LupwıG erwähnt nämlich im Liegenden desselben einen 15" mächtigen auf Culm liegenden Thon (Palaeontogr. VIII, S. 40— 42). Nach BODENBENDER befindet sich (Dissertationsarbeit S. 32) bei Rockenberg unter 29’ Sand, 4’ Kohlen, was auch für Cyrenenmergel sprechen möchte. Von Ober-Erlenbach gibt LupwıG Braunkohle aus dem Cyrenenmergel an (»Friedberg«, S. 22). Schon der Höhenlage nach kann die Braunkohle nicht aus dem Cyrenenmergel stammen, es müsste denn die Kohle aus grosser Tiefe kommen, wovon LupwıG nicht spricht; er belegt diese Orientirung mit dem Vor- kommen von Cerithium plicatum var. Galeotti und Cyrena subarata. Nichtsdestoweniger führt er in »Friedberg«, S. 31 an, dass man daselbst Bänke des Litorinellenkalkes bemerke, welche fast nur aus CUypris bestehen und auf anderen Lagen ruhen, die zahllose Litorinellen und einzelne eingespülte Landschnecken enthalten. Aehnliche Schichten!) sind neuerdings durch den Strassenbau am Eingang nach Nieder-Erlenbach zu beobachten. Der Erlenbach Aufschlüssen die Höhenlage der verschiedenen Horizonte bekannt ist. In den Zwischenschichten der Cyrenenmergelflötze sind bisher keine näher bestimm- baren Pflanzenreste gefunden worden, ausser einem kleinen Früchtchen, das dem- jenigen ähnlich ist, das von Zexxer von Kaltennordheim als Folliculites Kalten- nordheimensis beschrieben worden ist. Das Cyrenenmergelfrüchtehen wurde bisher auch immer mit diesem Namen bezeichnet. Oben habe ich nun nachge- wiesen, dass die Braunkohlen von Salzhausen, Gonzenheim, Bommersheim, welche reich an diesen Früchtchen sind, untermiocänes Alter haben. Wenn sich nicht gut erkennbare Unterschiede zwischen dem untermiocänen und mitteloligocänen Früchtehen ausfindig machen lassen, lässt sich dasselbe somit nicht als Leit- fossil des Cyrenenmergels halten. !) Der Strassenbord vor Nieder-Erlenbach zeigte das Untermiocän bei süd- östlichem Einfallen von 7— 8° ca. 3,5” stark angeschnitten, als oolithische Kalk- sande, die viermal mit festen Lagen plattigen Kalkes wechsellagern und von braunen schiefrigen Letten unterlagert sind. 154 Mittlere Wetterau. [614] ist nun wohl geeignet, in seinem südöstlichen Laufe bei Holz- hausen v.d. H. (185 ”) pliocäne, bei Ober- und Nieder-Erlenbach untermiocäne Braunkohle, wenn vorhanden, bloss zu legen; im Thal steht dann ja auch bei Vilbel und Massenheim mitteloligocäne Braunkohle (108”) an. RoLLE erwähnt wirklich aus einer ein paar hundert Schritt oberhalb Ober-Erlenbach an der rechten Seite des Baches dicht am Wasserspiegel anstehenden Braunkohle Carpolithes minutulus STERNB. LUDWIG kartirt aber im ganzen Thal von Holzhausen bis Massenheim Oyrenenmergel und gibt auch im erläuternden Text (»Friedberg«, S. 19) Cyrenenmergel an. In gleicher Weise lässt LupwıG auch von Niederrosbach über Nieder-Wöllstadt und Patterweil bis Dortelweil den Cyrenen- mergel auf seiner Karte herabziehen, eine Kartirung, die einfach | unmöglich ist. Was nun aber speziell den Horizont der Braun- kohle von Ober-Erlenbach angeht, so hat sich RoLLE vergebens nach den Conchylien des Cyrenenmergels umgesehen; ihm scheint das Auftreten der Oerithienschichten — er versteht darunter die von LupDwIG aufgeführten Schichten mit Cerithium plicatum Galeotti Nyst und (yrena subarata BRONN — im unmittelbar Liegenden der Ober-Erlenbacher Braunkohle problematisch, er möchte im Liegenden der Kohle eher die oberen thonigen Schichten der Lito- rinellenzone vermuthen, um so mehr, da die Litorinellenschichten weiter thalabwärts bei Nieder-Erlenbach deutlich entblösst seien, und von Ober-Erlenbach thalaufwärts ein Basaltlager liegt (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 781). Nach den zu Tage stehenden Gebilden und sicher erwiesenen Aufschlüssen folgt von oben Öberpliocän bei Holzhausen v. d. H., Basalt thalaufwärts von Ober-Erlenbach, Braun- kohle bei Ober-Erlenbach, deren Hangendes weisser, von Basalt überlagerter Sand sei (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 771), Hydrobien- schichten bei Nieder-Erlenbach und unter Diluvium Cyrenenmergel im Thal bei Massenheim. Die Schichtenfolge in dem vom Erlen- bach durchflossenen Thälchen entspricht demnach ganz und gar der auch in dieser Abhandlung von mir beschriebenen. Wenn es auch nördlich, bis Friedberg und Bad Nauheim, der Aufschlüsse wenige gibt, so dürfen wir doch daselbst die gleiche Schichtenfolge voraussetzen. Es belegt dies u. a. auch das Bohr- [61 5] Mittlere Wetterau. 155 loch X bei Bad Nauheim, dessen tiefster tertiärer Horizont jedoch nicht der Cyrenenmergel, sondern höchstens die Cerithienschichten, (weisser Letten und weisser Sand mit Quarzgrand, 4,35” mächtig) sind. Wir dürfen daraus wohl schliessen, nicht allein dass der Einbruch an dieser Stelle des Gebirges erst nach der Mitteloligo- cänzeit erfolgt ist, sondern auch dass überhaupt zur Oberoligocän- zeit Senkungsbewegungen in der mittleren Wetterau stattfanden. Auf den Oyrenenmergel folgen nun nach oben entweder die unteren brackischen Cerithienschichten mit einigen marinen Con- chylien, oder es folgen meist fossillose Sande, die wir nach der Schichtenfolge als die nördliche Fortsetzung der vielfarbigen Sande an der Strassengabel bei Vilbel halten müssen. Anstehend habe ich jene von Rendel angeführt. Sie verbinden die Sande von der Strassen- gabel mit den unteren Schichten des Münzenberger Blättersand- steines und scheinen die Nordsüdrichtung eines oberoligocänen, in das Becken bei Vilbel einmündenden, Flusses anzudeuten. Das Einsinken der östlich des Taunus gelegenen Gegend nach dem Rheinthal machte sich durch die Ausdehnung des Beckens zur Oberoligocänzeit allmählich auch in der mittleren, zur Untermiocän- zeit in der oberen Wetterau geltend. So rückt die Mündung des Flusses nördlich, und die Mächtigkeit seiner meist sandigen Ab- sätzee werden nach Norden mächtiger und umfassen um so mehr Horizonte, je weiter nördlich sie liegen. (Senck. Ber. 1890, S. 109—118.) Die Letten und Sandschichten mit Quarzgranden im Bohrloch X bei Bad Nauheim scheinen nach ihrer Gesteins- beschaffenheit und ihrem Hangenden zu schliessen, auch diesen fluviatilen Sedimenten anzugehören. Am Steinberg bei Münzen- berg in der oberen Wetterau führen die Sandsteine Reste einer Vegetation (Palaeontogr. VIII, S. 42 ff. und Sitzungsber. d. Wiener Akademie 1868, S. 80 ff.), die mit derjenigen der Schleichsande in der Öyrenenmergelgruppe noch grosse Uebereinstimmung haben. (Senck. Ber. 1884, S. 195 und 217). Die oberen Schichten dieser Sandsteine enthalten eine Lage mit Corbicula-Steinkernen. Grobe Quarz-Conglomerate trennen diese Corbiculasandsteine von oberen Hydrobienkalken, deren LupwıG (Palaeontogr. VII, S. 42) Er- wähnung thut, die VOLGER bei Griedel gesammelt hat, und deren Vor- 156 Mittlere Wetterau. [6 1 6] kommen BODENBENDER (].c. S. 31) mit seiner Ansicht über das Ilbenstädter Profil in Einklang glaubt, indem er diesen Kalk als Cerithienkalk auffasst; ich sah den Hydrobienkalk auf dem Wege von Griedel nach Münzenberg kurz vor Münzenberg in ca. 210” Höhe anstehend (Senck. Ber. 1890, S. 114). Die Anschauung, welche ich eben dargelegt habe, dass nämlich der Münzenberger Sandstein mehr als einen tertiären Horizont umfasst, hat übrigens auch VON SANDBERGER in seinen Oonchylien des Mainzer Tertiär- beckens 1863 vertreten, was mir bei Abfassung des Aufsatzes über »eine Episode aus der Mittleren Tertiärzeit des Mainzerbeckens« nicht gegenwärtig war. Die Corbicula-Sandsteine scheinen eine Ver- breitung nach Osten zu haben, wenn die plattigen, fast ganz aus Trümmern von Congerien, wie es scheint, bestehenden Sandsteine vom Öppertshäuser Hof demselben Horizont angehören; daselbst soll auch ein ganzes Lager Litorinellenkalk in Quarz umgewandelt anstehen (»Friedberg« S. 29). Der fossilienführende Cerithiensand, der bei Kleinkarben an- steht, ist eine locale Wetterauer Facies aus dem Beginn der Ober- oligocänzeit und stellt jedenfalls die früheste Ablagerung dar, in welcher sich durch die veränderte Fauna die grössere Mächtig- keit des brackischen Wassers demonstrirt; sie ist wohl mit der ebenfalls localen Bildung des Landschneckenkalkes bei Flörsheim gleichzeitig. Zu Beginn der Oberoligocänzeit sind demnach ver- schiedene Localbildungen entwickelt, während die den Schluss des Mitteloligocäns ungefähr fixirenden Süsswasserschichten des Cy- renenmergels von ziemlich allgemeiner Verbreitung sind. Der Zeit zwischen brackischem Oyrenenmergel und brackischem Cerithien- kalk gehören hiernach in unserer Landschaft die mannigfaltigsten Schichtengebilde an. Das nördlichste bekannte Vorkommen von Cerithienkalk scheint das zu sein, von dem LupwıG »Friedberg« S. 19 — bei Hassel- heck westlich von Bad Nauheim — spricht, wo der Cerithien- kalk in der Tiefe unter Litorinellenkalk nachgewiesen sei. Aeltere Basalte. In der nördlichen Wetterau haben auch ältere als oberpliocäne Basaltergüsse stattgefunden. Hierzu werden der Basalt vom Wingertsberg bei Griedel, der daselbst als Ganz [617] Mittlere Wetterau. 1577 mit horizontalen dicken Säulen ansteht, dann die Basaltkuppe, auf welcher die Ruine Münzenberg steht, gehören. Hier stellt sich der Basalt im Anbruch in Büscheln oder Garben von dünnen Säulen dar. Diesem letzteren Durchbruche wird von Lrrsıus die eigenartige Veränderung der Thonsteine und Blättersandsteine vom Steinberg zugeschrieben. In Rücksicht auf das untermioeäne Alter der Braunkohlenflötze spricht für ältere vulkanische Ergüsse dann noch der Bericht DIEFFENBACH’s (»Giessen« S. 49), dass in der Gegend von Annerod unter Schieferkohle blasiger Basalt liegt, ferner der Lupwıg’s über das Profil des Hessenbrücker Hammers (»Giessen« S. 56 und Palaeontogr. VIII, S.42—44). Auch Bückıne spricht von älteren vulkanischen Ergüssen (17. Ber. der oberhess. Ges. f. Natur- und Heilk. S. 87—90). Das Alter der Basalte, welche die Taunusschiefer durchbrechen und denselben aufgesetzt sind, zu beurtheilen, sind mir keine Anhaltspunkte bekannt. Die Einzeich- nung derselben in die beiliegenden Karten verdanke ich der Güte des Herrn A. von REINAcH. Bei der ausserordentlichen Entwickelung des Basaltes in der mittleren Wetterau, im Westen des Vogelsberges, haben sich die präbasaltischen Oberpliocänschichten allenthalben als fos- sillose Sande und Thone, vielfach zu Tage anstehend, erhalten: In den westlichen Theil der mittleren Wetterau, die Landschaft, die wir hier schildern, reichen die Basalte nicht mehr in solcher Masse, wie sie im östlichen ausgebreitet liegen; doch kommen sie dem Gebirgsrand ziemlich nahe. Bei Assenheim war ein Aufschluss zu beobachten, der unter 3" mächtigem Basalt 1” gelben und weissen Letten zeigte; dar- unter befinden sich 4—5"” Sand, der wieder auf einer Lettenbank liegt. In welcher Tiefe das Miocän erreicht wird, ob etwa dieser letztere Letten demselben angehört, ist nicht ermittelt. Auch unter dem Basalt, welcher bei Assenheim in einem grossen Bruch ge- wonnen wird, wurde gelegentlich einer Brunnengrabung nahe dem Viaduct, etwa 6” über der Strasse Assenheim-Bönstadt, gelber Sand erreicht. Hierher gehört auch eine Notiz Lupwig’s, die ich allerdings wesentlich anders deute. LupwiIG schreibt »Friedberg« S. 31: »Der Basalt von Fauerbach II ruht auf einer gelben Ocker- 158 Mittlere Wetterau. [618] schicht von 0,05—0,1” Stärke, welche in einen weissen Thon ver- läuft, der durch Kalkknollen mit Zitorinella acuta (= Hydrobia ventrosa) seine Stellung im geologischen System erhält.« Sollte es wirklich zutreffend sein, dass jene Knollen Hydrobien enthielten und dem weissen Thon eingelagert sind, so würde ich diese Knollen für in den pliocänen Thon eingeschwemmt halten. — Von ober- pliocänem Alter werden dann auch die Conglomerate unter dem Basalt bei Schwalheim am westlichen Rand des oberpliocänen Ein- bruches sein. Aus den Mittheilungen Rorre’s (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 775 und 776) ist ersichtlich, dass das Oberpliocän oder der Lupwıg’sche Dünensand bei der Bohrung am Seedamm bei Homburg v. d. H. 18—22' stark auf Litorinellenthon liegt, dass eben- solcher loser Triebsand nur 200 Schritt nordöstlich in der Braun- kohlengrube von Gonzenheim auf blauem Letten, der 2’ mächtige Braunkohle enthielt, ziemlich mächtig lag, endlich dass südwestlich davon eine Sandkaute den tertiären Sand von ca. 5" mächtigem Basalt überlagert gezeigt hat. Die Bohrung am Seedamm wurde in 84,8” eingestellt, hat aber unter Litorinellenkalk in grösserer Tiefe auch noch Schichten mit Cerithien erreicht. Meine Darlegungen finden sich so in voller Uebereinstimmung mit den Orientirungen, die RoLLE für die Umgebung von Homburg v. d. Höhe wahrscheinlich scheinen. In Mitte der mittleren Wetterau schliessen die oberpliocänen Letten mit dann und wann eingelagertem Sand und Kies Braun- kohlenflötze in grosser Ausdehnung und nicht unbeträchtlicher Mächtigkeit ein (N. Jahrb. f. Min. 1884, III. Beilageband, S. 134 bis 139). Die Schichtenfolge bei Dornassenheim unweit Friedberg ist laut Sonderabdruck aus FR. WALCHNER’s Geognosie, die Darstellung der geologischen Verhältnisse des Mainzer Tertiärbeckens u. s. w. Sala: 1) Lehm und Thon gelber und grauer arbeit ls NR 58' 2) Bitummöser Betten? 7 neo 3) Braunkohle Hd 2 1 MER EN Rn 4) Weisser, Thon I Di a MO [6 1 9] Mittlere Wetterau. 159 5) Braunkohle, theils erdig, theils bitu- minösesWEiolz’ .. .1 7.0. 2 ll 20) (wird vorzugsweise abgebaut.) 6) Grauer sandiger Thon . . . „ . 10-12 %-Braunkehle: 2. 23.2202 Z7moRes! Die von LupwIG aus dieser jungen Wetterauer Kohle aufge- führten Früchte u. s. w. stimmen mehrfach mit solchen, welche von GEYLER und mir aus dem Untermainthal beschrieben worden sind, überein. Da jene Flötze u. a. auch das oberplioeäne Leit- fossil Pinus Cortesii BRONGN. !), dann auch Juglans tephrodes UNGER?) enthalten, so kann von einem miocänen Alter derselben (N. Jahrb. f. Min. 1884, III. Beilageband, S. 146) nicht die Rede sein. Ausreichende Anhaltspunkte für das pliocäne Alter hatte übrigens schon LupwıG (Palaeontogr. V, S. 84) gegeben, wel- cher Orientirung auch SANDBERGER in der Uebersichtstabelle zu Land- und Süsswasser-Oonchylien der Vorwelt 1870—75 beige- treten ist. Den Einbruch des von Oberpliocänschichten und lie- gendem Basalt erfüllten Beckens erkennt man u. a. aus dem Ver- gleich der absoluten Höhe des Miocäns auf der Bönstadter Höhe (210%) und des umgebenden Basaltes (bei Wisselsheim 183" im Westen, des Eulskopf bei Leidhecken 216” im Osten, am Ilben- stadter Eisenbahneinschnitt ca. 200% im Süden) mit der Meeres- höhe der Oberpliocänschichten bei Ossenheim, Dornassenheim u. s. w. (135). Am Taunusrand — von Holzhausen über Köppern, Ober- rosbach nach Obermörlen — nehmen entsprechend der oben notirten Höhenlage der verschiedenen Tertiärstufen die oberpliocänen Ufer- bildungen meist ein hohes Niveau — 190” Meereshöhe — ein. Die Schichtenfolge ist aus dem Bohrloch X bei Bad Nauheim, sowie auch aus der Bohrung am Seedamm bei Homburg v. d. Höhe (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 776) ersichtlich. Sonst scheint der 1) Von Dorheim ist dieser Kiefernzapfen von Lupwıc unter 3 Namen aufge- führt als: Pinus tumida, resinosa und Schnittspahni. 2) Iuglans tephrodes Une. haben wir als /uglans cinereat L. fossilis beschrieben, da wir die oberplioeänen Früchte nicht von den recenten zu unterscheiden ver- mochten (Senck. Abh. Bd. XV, 8. 32). 160 Mittlere Wetterau. [620] striete stratigraphische Beweis für das Alter dieser Schichten, die hier z. T. auf dem Gebirg aufruhen, auch noch in der Höhenlage und im Zusammenhang mit lithologisch gleich entwickelten und ihrem Alter nach auch durch das Liegende orientirten Schichten gegeben; unmittelbar sind jedoch die liegenden Hydrobienschichten weder bei Ockstadt noch bei Holzhausen v. d. Höhe nachgewiesen. Bei Ockstadt liegt die Oberkante des Oberpliocäns in 165” Höhe, in ziemlich gleicher Höhe also wie zwischen Friedberg und Ober- Wöllstadt und am Össenheimer Wäldchen. Für die tiefe Lage des Pliocäns bei Ockstadt möchte eine später dargelegte Dislocation daselbst die Erklärung geben. Des localen Einbruches der Oberpliocänschichten mit ihrem Basalt ist oben schon gedacht. In Bezug auf die Höhenlage der Schichten in der mittleren Wetterau im Vergleich mit den ent- sprechenden Horizonten in der nördlichen oder oberen Wetterau will ich nur auf die absolute Höhe der Cerithienschichten bei Karben (134”) und der Münzenberger Sandsteine bei Griedel und Münzenberg (185 — 210”) hinweisen. Scholle Flörsheim-Igstadt. Wir haben das Untermainthal verlassen dort, wo sich an die westliche Grenze des von Störungen unberührt gebliebenen Rupel- thonstreifens, der sich von Breckenheim südsüdöstlich nach Flörs- heim herabzieht, die nächsthöhere Tertiärstufe in bedeutender Mächtigkeit anlegt, während an der östlichen Grenze Untermiocän und auch noch in kurzer Strecke Oberpliocän anstösst. Da der Rupelthon für die Cementfabrikation von Bedeutung ist, so suchte man ihn mainauf- und mainabwärts; hierbei ergab sich aber die geringe Breite, in welcher der Main an diesem und über diesen Thon hinfliesst. Wenn nun aber auch die westliche Verwerfung am Rupelthonstreifen nicht entfernt den Betrag hat, wie die östliche, so mag sie doch wohl 90% ausmachen, da sich Potamides plicatus GaleottiNxsT, ein Leitfossil des Cyrenenmergels, ganz nahe der westlichen Grube des Flörsheimer Thones erst in 75” Teufe fand. [62 1 ] Scholle Flörsheim - Igstadt. 161 In dieser westlich gelegenen Flörsheim-Igstadter Scholle bildet also der Cyrenenmergel die Thalebene, ist allerdings zumeist und reichlich von aufgestreuten Diluvialsanden und -geröllen verdeckt. Im südöstlichen Theile der Scholle haben sich einige Kalk- partien erhalten, "nämlich der locale Landschneckenkalk und über ihm der Cerithienkalk, deren lithologische Beschaffenheit ihnen schon eine längere Dauer garantirt, die ihnen aber durch jahrhunderte- langen Abbau sehr gekürzt ist. Dass die Sedimentbildung zwischen Mittel- und Oberoligocän hier ununterbrochen fortdauerte, zeigt sich aus dem Umstand, dass der unterste Horizont des Land- schneckenkalkes, wie VON FRITSCH gefunden hat, auf einem Quarz- conglomerat aufruht, das Steinkerne von Üyrena convexa BRONGN. führt, und dass auch unterste Kalkschichten ganz von eben solchen Steinkernen durchschwärmt sind. Hiernach repräsentirt der ca. 10” mächtige Landschneckenkalk die jüngere Zeit der Oyrenenmergel- gruppe, also die Süsswasserschichten ; dasselbe gilt auch von den unteren Partien der ÜOerithienschichten, welche letztere durch das Auftreten des grossen und schönen Potamides Rahtü AL. BRAUN gekennzeichnet sind, so hier wie auch auf dem Weg von Nierstein nach Dexheim (Lersıus, das Mainzer Becken, S. 211). Zunächst bei Hochheim war, wie dies die Petrefactenliste BOETTGER’s von dort ergibt (»Beiträge«, S. 20), die Süsswasserschicht entwickelt, mit welcher der Cyrenenmergel meist nach oben ab- schliesst. So treten in nächster Nähe recht verschiedene facielle Entwicklungen auf aus der Zeit, die aus dem Mitteloligocän in’s Oberoligocän hinüberleitet (Senck. Ber. 1890, S. 119). Die jüngeren Tertiärschichten scheinen ganz und gar, oder wenigstens bis auf ganz geringfügige Reste, denudirt zu sein. Mit Sicherheit kann ich auch die Unterlagerung des Diluviums durch Pliocän, wie es bei Massenheim etc. als Oberer Tertiär-Sand auf der Koch#’schen Karte notirt ist, nicht bestätigen. Westlich ist diese längs des Mains 6—6,5*® breite Scholle ihrer ganzen Länge nach, vom Gebirge gegen den Main und Rhein, von den jüngeren untermiocänen Kalken und Thonen begrenzt. Wie die südliche Grenze der Scholle verläuft, ist bei der so mächtigen Aufschüttung junger nnd älterer Flussanschwemmungen im Rhein- Abh. IX, 4. au 162 Scholle Flörsheim - Igstadt. [622] thal nicht ermittelt; ich erwähne nochmals den Miocänkalk von Bauschheim inmitten dieser Flussgebildee Wenn in Obigem darauf hingewiesen ist, dass die Verwerfungslinie, welche, durch Flörsheim fast NS. ziehend, die älteren Tertiärschichten südöstlich abschneidet, in der Verlängerung der Rheinthalspalte Nierstein- Nackenheim liegt, so darf hier auch darauf aufmerksam gemacht wer- den, dass die zwischen dem Cyrenenmergel von Igstadt und dem ÖOberpliocän von Bierstadt durchstreichende Schichtenstörung wohl in der Fortsetzung des Absturzes liegt, in welchem unmittelbar das mit jungen Geröllen, Sanden und Letten bis in grosse Tiefe erfüllte Rheinthal an die Tertiärhöhen von Bodenheim, Laubenheim, und Weisenau anstösst. In diese Scholle Flörsheim-Igstadt fällt auch die alte Braunkohle von Hochheim. Dasselbe mag wohl ebenfalls vom östlichen Kostheim gelten. Hier stiess man bei einer Bohrung im Osten von Ostheim unter 56” mächtigem Kies und Sand auf fossillosen Thon und Thonmergel. A. GRooss, dem ich diese Mittheilung danke, hält dafür, dass dieser thonige Schichtencomplex nicht dem Miocän angehöre, so dass er dann nur mitteloligocänen Alters sein kann. Auf den Gehalt an Foraminiferen ist der Thon nicht untersucht worden. Beide westliche Rheinspalten, von denen hier gesprochen ist, reichen also nördlich bis an’s Gebirge. Das zwischen ihnen liegende Gebiet fällt vom Gebirge gegen das Rhein- thal beträchtlich ein, wie dies schon bei dem diesem Gebiet an- gehörigen Rupelthonstreifen dargelegt wurde. Nördlich der Flörs- heim-Igstadter Scholle liegt der Medenbacher Meeressand, dessen Liegendes der Phyllit des Gebirges ist. Grabensenke Igstadt-Niederwalluf. Es ist von Interesse, auch weiter nach Westen die geologischen Verhältnisse zu verstehen. Bei Igstadt liest noch in 660’ (— 206”) der Cyrenenmergel (Senck. Ber. 1873/74 S. 93), ohne von jüngeren Schichten über- lagert zu sein, und nach Koch ist auch der Schleichsand, ähnlich wie bei Seckbach, vorhanden; derselbe machte sich beim Bau der Bahn Wiesbaden-Niedernhausen durch Rutschungen besonders unangenehm bemerkbar (»Wiesbaden« S. 17). [623] Grabensenke Igstadt- Niederwalluf. 163 Dieselben Tertiärschichten ziehen sich von Nieder- Walluf nach dem Gorother Hof vor Frauenstein hinauf. Daselbst ist der Cyrenenmergel in 480' (=150") laut geologischer Karte durch seine Fossilien erkannt; der Schleichsandstein, der hier reich an Pflanzen- abdrücken ist und auch marine Oonchylien führt, unter welchen Sphenia elongata BOETTG. hier am zahlreichsten vorkommt, steht aber halbwegs von Schierstein nach Walluf rechts von der Strasse an (»Eltville« S. 27”—30). C. Koch, der diese wichtige Stelle entdeckt hat, hat sie auch nach Möglichkeit ausgebeutet und die Flora dieses Sandsteines nach Bestimmungen von GEYLER veröffentlicht. Zwischen der westlichen Grenzlinie der Scholle Flörsheim-Igstadt einerseits und der durch das Zutageausgehen des Oyrenenmergels am Gorother Hof und die östliche Grenze des Schleichsandsteines vor Nieder-Walluf gegebenen Linie andererseits findet sich ober- flächlich fast nirgends älteres als miocänes Tertiär. Nur am Neu- berg bei Kostheim und bei der kahlen Mühle zwischen Wiesbaden und Schierstein (»Wiesbaden« S. 21 und 23) stehen die obersten Partieen der Üerithienschichten an, deren Fossilien ebenso ver- gesellschaftet sind, wie sie es im Hafen von Frankfurt in den so- genannten Üerithienschichten »cer« waren. Auch tiefere Hydrobienschichten kommen selten zu Tage, wie z. B. die Corbiculabänke bei Oastel. Sehr bedeutend ist dagegen zwischen den beiden Linien der obere Hydrobienkalk entwickelt. Sonst spielen auf der Oberfläche dieser zwischen Igstadt und Nieder-Walluf gesunkenen Scholle noch Hauptrollen die Pliocän- schichten und das Diluvium ). Da ich die Pliocän- und Diluvial- gebilde in der Folge noch eingehend beschreiben werde, so führe ich hier nur Bierstadt, Dotzheim und die Schiersteiner Schlucht als Oertlichkeiten an, wo das Pliocän in charakteristischer Entwicklung 1) Die Plioeänschichten sind auf Blatt »Wiesbaden« hei Dotzheim als bas, bei Bierstadt z. B. als bß, bezeichnet; Kocn hätte hier besser be notirt, womit er und auch Lersıus Gebilde verstanden, die ungefähr vom Alter der Eppelsheimer San '’e sind. Wo aber auf der Karte »Wiesbaden« westlich von Igstadt bßs notirt ist, sollte die für Hydrobienthon eingeführte Bezeichnung bö, stehen. Wie z. B. bei Oberhöchstadt die Bezeichnung des Meeressandes ba in eine dem Unter- diluvium entsprechende umzuändern ist, so auch im Blatt »Wiesbaden« etc. Andere Richtigstellungen ergeben sich aus dem hier Gesagten. 11 164 Grabensenke Igstadt- Niederwalluf. [624] und in sicher orientirender Schichtenfolge zu beobachten ist. Auf jüngerem Tertiär als auf den oberen Hydrobienschichten kann das Pliocän im Mainzer Becken nicht liegen; dass dies in der Scholle Wiesbaden stattfindet, ist jedenfalls der bedeutenden graben- artigen Senkung zwischen Igstadt und Nieder-W alluf zuzuschreiben. Die Diluvialschichten, welche sowohl unmittelbar am Gebirgs- rand auf dem Gebirge aufruhend, wie auch in der Mitte der Wies- badener Bucht sehr ansehnliche Aufschüttungen in Form von Blöcken, Geröllen, Geschieben, Sanden und schwachen Thonein- lagerungen darstellen, zeigen die vollständigste Schichtenfolge in den Mosbacher Sandgruben. Die allgemeinste Oberflächenschicht ist auch hier der Löss. Auch auf der linken Rheinseite sind die Störungslinien, welche diesen Graben östlich und westlich begrenzen, deutlich zu erkennen. Die östliche Grenze ist die oben besprochene Rheinthalspalte Boden- heim-Weisenau. Die westliche Grenze ist bei Budenheim durch das Aneinanderstossen von Hydrobienkalk, welcher im Niveau der Ludwigsbahn zu Tage steht, und Oyrenenmergel, welcher von hier aus westlich gegen Bingen fort und fort an den Bergen hinzieht, gegeben. So gehen denn zwischen Heidesheim und Wackern- heim die Öerithienschichten in ihrer ganzen Folge bis zum Plateau hinauf. Die Miocänschichten sind also westlich von der Linie Frauenstein-Budenheim längs des Rheins völlig weggewaschen, so dass der Cyrenenmergel bis gegen Bingen überall in geringer Tiefe unter der Oberfläche liegt, während rheinaufwärts bei Mombach und Mainz im selben Niveau die Hydrobienschichten, meist nur durch Geröllschichten dem Auge entzogen, anstehen. So stiess man in der Lederfabrik in Mainz, welche sich nur 5—6” über dem mittleren Rheinspiegel befindet, erst in 94" Teufe, nachdem die Hydrobien- und Cerithienschichten durchstossen worden waren, auf eine Grandschicht, aus weicher Kohlenstückchen zu Tage ge- fördert wurden. Grooss hält diese Schichte für äquivalent den Süsswasserschichten von Dromersheim, Ingelheim, Sauerschwaben- heim ete., mit denen die Cyrenenmergel fast allenthalben nach oben abschliessen. In Mainz liegt diese Grandschicht dem- nach in — 8” Meereshöhe, bei Wiesbaden, also auf derselben ab- Zu 8. 165 [625]. 1-Dimensionen 1:50000, der Vertical- Dimensionen 1 : 5000 Durchschnitt in der Richtung Mosbach-Rambach Ver! t “ Yerjüngter | Horizontal" h der Be RE =: VER z a E En aa HI Pe er = / U =} arte. ey Sun ne Mosbarker Ber, BADGHEDR:HOHBHRRDUNNDERCAT Bıerstadt 1075) Bee TA = Ss Gi r a g TIITINT TEEN A= ee De IIIMAIPINITN Tl ae a Sn ITIIANNS III 7 DEE > N) Upy er S & IUN TRIIIN “N Dart Ba Bj SE o x 3 N HN LEE 3 L < i 2 2 = x N $ Wiesbaden ARURR wu rom N I RE LTINEEER 2 S ad NEN ii 2 RLEZZ WIDITITER R IIR,STE IIEITEITTTOR u IURLUNNEREN N IN 27, FE um = > En NN an „SHFEITTITIINEE II IN N N NN NN IN N IN \N i \; y IR N € < BN SR IIINIITN IITN N IN RN N TTTTASSFÄRLIITUTT IN III s ee SIR SS DEN IN IQ N\ SS SED II Ir IN NITTITIIIN N III TIIIIION N Ban I ne ul Sn Na DIDI, Sa 2 =H -# N N N a ER N N SSW. IA See N NRRSS Sr a N | DD N 8 N &" “ [. 5 NNO. z Su & Nntegel »Ar RS ee N ee. 2 2 £ SS Y A ID. a AN IN , % 7a % e2 RZ . 4 En \ ee a z of ( ö : | f h A Ns Z METER ’ f f 14 ö ur F f ' R f m N iz j f u. N \ r S \ a N aan Pr nr. — rn I u [6 25] Grabensenke Igstadt-Niederwalluf. 165 gesunkenen Scholle, liegt sie wohl 15— 20" höher (Jahrb. d. Nassau. Ver. f. Naturk. Bd. 43, 1890, S. 35). Zwischen dem oberen und unteren Mainz muss ungefähr O.-W. eine Störung streichen, da die Hydrobienschichten einerseits am Kästrich und Hardenberg (122—128”), andererseits ungefähr im Niveau des Rheins (80%) anstehen. Ueber den Betrag der Senkung zwischen Igstadt und Nieder- Walluf gibt die Kenntniss der Mächtigkeit der Tertiärschichten in einem zunächst Wiesbaden niedergestossenen Bohrloch (Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. Bd. 43, S. 35—383) Aufschluss. Das Mund- loch desselben liegt in ca. 340’ (= 106”); in 210” Teufe beginnen etwa die unteren sandigen Cyrenenmergelschichten, die wir oben als obere Meeressande oder Schleichsande und Chenopusschichten bezeichnet haben (siehe S. 86). Da nun dieser Horizont bei Igstadt in 585 (183 ”) ansteht, so beträgt zwischen Igstadt und dem Salzbachthal bei Wiesbaden die Senkung ungefähr 290”. Bei Nieder-Walluf stehen übrigens die Schleichsandsteine nur in ca. 290° (= 91"), so dass die Rheingauscholle im Vergleich zur Igstadt-Flörsheimer Scholle auch in tieferem Niveau liegt. Da aber die Schichten unmittelbar am Fuss des Gebirges immer höher liegen, als weiter im Becken, so lassen sich die gegebenen Anhalts- punkte (Niveau der Schleichsande) nicht ganz sicher zu einem Vergleich der Höhenlage der beiden Schollen verwenden. Zu- verlässiger lässt sich dieses Verhältniss aus den Höhenlagen des fossilführenden Cyrenenmergels bei Igstadt (660') und am Gorother- hof (480) — beides Lokalitäten nahe dem Gebirge — feststellen. Daraus ergäbe sich aber immerhin eine tiefere Lage der Rhein- gauscholle von ca. 60”. Rheingau westlich von der Linie Walluf-Budenheim. Die Rheingauer Scholle südlich des Taunus verhält sich be- züglich der Denudation ganz wie diejenige, welche die Wiesbadener Senke östlich flankirt; nirgends haben sich jüngere oligocäne oder miocäne Schichten nachweisen lassen. Dass sich aber diese Schichten auch hier abgelagert haben — die Üerithien- und 166 Rheingau westlich Walluf- Budenheim. [626] Hydrobienschichten — das sagt uns die gut entwickelte Schich- tenfolge südlich des Rheins zwischen Budenheim, Ingelheim, Gau- algesheim, vom Cyrenenmergel bis zum oberen Hydrobienkalk und zum ÖOberpliocän oberhalb Ingelheim. Nur allein oben im Gebirge, also ausserhalb der Senke, haben sich in ca. 840' (— 262”) noch Reste von untermiocänem Kalk erhalten, eine werthvolle Marke für den wohl ursprünglichen Stand des untermiocänen Brackwasserspiegels. Aber auch von den Tertiärstufen, die älter sind als der Cy- renenmergel, waren, den Rheinspiegel nur wenig überragend, die Schleichsandsteine, die dem unteren Schleichsand im östlichen, den oberen Meeressanden oder Chenopus-Schichten im westlichen Rhein- hessen entsprechen, etwas oberhalb Nieder-Walluf, wie eben er- wähnt, gelegentlich aufgeschlossen. Bei Oestrich hat man dagegen bei einer Bohrung den Meeressand als Conglomerat auf Quarzit und Sericitschiefer liegend erreicht. Leider sind in der betreffenden wichtigen Mittheilung (SANDBERGER, Conch. d. Mainz. Beck. 1863, S. 406) keine Maasse angegeben. In diesem Bohrloch erscheinen denn auch auf dem groben eisenschüssigen Conglomerat von Quarzit und Schieferbrocken, das, verglichen mit den anstehenden Gebilden bei Geisenheim und Hallgarten, dem mitteloligocänen Meeressand entspricht, von unten nach oben: 3) grauer und grüner Thon mit Muscheltrümmern, 4) Sphärosideritlager, die höchst wahrscheinlich dem Rupelthonhorizont angehören. Ihnen folgen dann weiter nach oben 5—7) blaue und grüne Thone mit Cyrena convexa BRONGN. u. s. w., Braunkohlen- schmitzen und Gypskrystalle. Schicht 5) und 7) sind durch ein Sphärosideritlager, das dieselben Versteinerungen führte, getrennt. Schicht 7) scheint zu Tage ausgegangen oder doch nur von Flussschotter bedeckt gewesen zu sein. Auf dem Gebirge aufruhend, also in höherem Niveau, sind jene Conglomerate in ziemlich unbedeutenden Ablagerungen — in der Oestricher Sandgrube bei Hallgarten in ungefährer Höhe von 660' (— 206 ”) und auf dem Rothenberg bei Geisenheim in ca. 420 (— 131 ») — anihren Fossilien ihrem Horizont nach erkannt worden. Auf das so durch Verwitterung und Abwaschung stark reducirte [627] Rheingau westlich Walluf- Budenheim. 167 Tertiär legen sich nun als Quarzsande die Oberpliocänschichten, und auf diese die Diluvialterrassen auf, die da, wo sie auf dem Ge- birge aufruhen, ein Niveau erreichen, das ziemlich mit dem bei Hofheim und Bierstadt übereinstimmt. Als Plioeänschichten hat schon A. Grooss in den Erläuterungen zu Sektion Mainz 1867, S. 67—70, die theils den Hydrobienkalk theils den Cerithienkalk auf der rheinischen Hochebene über- deckenden Quarzsande und Kiese bezeichnet. Lepsıus hat die- selben, obwohl sie fossillos sind, den Dinotheriensanden zugewiesen. Ich habe mich u. a. oberhalb Ober-Ingelheim überzeugt, dass diese Sande lithologisch in allen Stücken mit den Pliocänschichten des Rheingaues übereinstimmen, die, soweit ich sie kenne, von den sogen. Frauensteiner Sandgruben bis zu denen am Holzweg oberhalb Geisenheim fast nur sandig entwickelt sind. Das Alter der thonig -sandigen, auf Hydrobienschichten lagernden Sedimente oberhalb Laubenheim, die sich nach Boden- heim und Oppenheim fortzusetzen scheinen, ist immer noch nicht genügend aufgeklärt. Man könnte sie wohl in Rücksicht auf ihre Flora (SANDBERGER, Oonch. d. Mainz. Beck. S. 455 und Senck. Ber. 1885, S. 211) für die Vertreter der Obermiocänzeit im Mainzer Becken halten, wofür etwa auch die Auffindung eines Dinotherium-Zahnes, dessen VoLTZ Erwähnung thut, in sofern spricht, als die fluviatilen Dinotheriensande nach Maassgabe ihrer Fauna aus der Zeit zwischen Öbermiocän und Unterpliocän stammen. Dass die Oberpliocänschichten gerollte Kiesel enthalten, ist hier, wo wir der Abflussrinne des Pliocänsees so nahe sind, wesentlich. Nördlich von den sog. Frauensteiner Sandgruben, wo das Ober- pliocän auf der geologischen Karte mit dem Zeichen des Schleich- sandes bz, notirt ist, unmittelbar hinter dem Gorother Hof, bevor die Taunusgesteine an dem Wege nach Frauenstein anstehen, also noch innerhalb der Senke, ist in 480—510' (= 150—159” Höhe) in hohem Protil eine Terrasse in einer Kiesgrube angeschnitten. Gelbröthlicher Sand und gebänderter feiner Sand ist von gerun- deten Geschieben und Kieslagen durchzogen. Die Geschiebe, 168 Rheingau westlich Walluf- Budenheim. [628] Quarzite und Sericitgneisse, erreichen 20° Durchmesser und sind in starker Verwitterung begriffen. Auch diese Terrasse ist von Koch als Meeressand und Strand- bildung (ba) bezeichnet. Seitlich gegen die Strasse steht als Hangendes der Terrasse Löss an. Die Schichtenfolge ist also auch hier dieselbe wie zwischen Nieder- und ÖOberhöchstadt, nur dass hier das Liegende des Pliocäns, wie bei Diedenbergen, der mitteloligocäne Cyrenenmergel ist, während bei Niederhöchstadt unter dem Pliocän unmittelbar tiefe Schichten des Untermiocäns liegen. Die Denudation in der Zwischenzeit zwischen Unter- miocän und Oberpliocän hat_somit im Rheingau tiefer gegriffen als in der unteren Wetterau. Die Ablagerung, welche auf der geologischen Karte mit Da, bezeichnet ist, beobachtete ich nicht; sie muss aber, entsprechend der an anderen Orten gewonnenen Vorstellung, das Oberpliocän (Frauensteiner Sande) mit dem altem Diluvium (Gorother Terrasse) verbinden. Auf hohem Niveau (in ca. 720'—= 225”) traf ich etwa 1” oberhalb Dotzheim, von Frauenstein kommend, eine ziemlich aus- sedehnte Flussterrasse von etwa 5,9” Mächtigkeit. In ungefähr gleicher Höhe (in 725—750' — 225— 234”) war bei meinem letzten;Besuch an den obersten Häusern von Hall- garten ein_ Anschnitt im,Diluvium. Das Profil ‚zeigte als Lie- gendes groben (2—3"" Korngrösse) Sand, darüber mit unebener Oberfläche grauen Letten (0,3 — 0,6” stark), welcher von Geschiebe- lehm nach Koch mit grossen an den Kanten gerundeten Quarzit- blöcken bedeckt ist. Ganz scharf und eben ist der Letten gegen den hellgrauen Sand, dessen Körner zumeist gerundet sind, abgeschnitten. Der .Letten enthält bröckelige Kalkausscheidungen, ganz wie der Diluvialthon von der Gehspitze (Niederrad). Dass diese Ab- lagerung auf dem Gebirge liegt, erkennt man aus dem im Ort selbst anstehenden Sericitgestein. Das Oberpliocän, das zunächst Hallgarten in einer tiefen Sandgrube angeschnitten_ ist, liegt in 630° (=215") Höhe. Das Liegende desselben ist nicht zu beob- achten; etwa l/,*® westsüdwestlich befindet sich die Oestricher Sandgrube, von der oben die Rede war; in ihr bildet nun der [629] Senkung von Randschollen des Gebirges. 169 Meeressand (siehe im Folgenden »Meeressand bei Hallgarten «) das Liegende des oberpliocänen Sandes. Weiter westlich ist die Diluvialterrasse gut ausgeprägt beim Schloss Vollrath, dann oberhalb Johannisberg, am Spitzelehn und in grösseren Kiesgruben bei der Antoniuskapelle in ca. 840’ (= 262") oberhalb Geisenheim und in 900’ (280”) am Ebenthal oberhalb Rüdesheim. Aehnliche Terrassen setzen sich an den Gehängen weiter westlich am Niederwald fort. In entsprechend niedrigerem Niveau liegt am Gebirgshang längs des Rheins oberhalb Geisenheim und Rüdesheim auch das Oberpliocän in charak- teristischer Ausbildung. Senkung von Randschollen des Gebirges. l. Geisenheim. Im Obigen haben wir die absolute Höhe des Meeressand-Üonglomerates vom Rothenberg bei Geisenheim, als in ca. 150” liegend, angegeben. Da die Meereshöhe am Oden- waldD), im Nahegebiet?), am Schwarzwald?) und an den Vo- gesen*) in der frühen Mitteloligocänzeit in ca. 300 ” über dem heutigen Meeresniveau lag, so müssten die nördlich und wenig unterhalb der Spitze des Rothenberges gelegenen Bänke mit Ostrea, Pectunculus etc. ca. 150" unter dem Spiegel des damaligen Meeres abgelagert worden sein. Gegen eine solche Tiefe spricht aber die Lebensweise der Genera, welchen diese Fossilien angehören. Wo wir Austernbänke — eine solche liegt ) Lersıvs, das Mainzer Becken 1833, S. 49. 2) Senck. Ber. 1886, S. 137. 3) Auf der Seite des Schwarzwaldes liegt in Oberbaden bei Lörrach der Meeressand in 324% abs. Höhe (Lersıus, Oberrheinische Tiefebene ete. 1885, S. 85.) *#) Von den Höhenangaben über den Meeressand an den Vogesen, die ich der gütigen Mittheilung von Prof. Anprrar danke, führe ich nur folgende an: am anstehenden Gestein des Scharrachberges fand Anprear, wie ehedem Dauv- er&e an dem des grossen Bastberges, Bohrlöcher; auf Blatt Sulz u./W. werden von Meeressand und Asphaltkalk Höhen von 230— 240” erreicht; der Rupel- thon geht dagegen bis mindestens 270%. In Rücksicht auf seine Höhenlage ist das seltsamste Vorkommen des marinen mitteloligocänen Conglomerates das auf dem Schönberg b. Freiburg in 646” Höhe. 170 Senkung von Randschollen des Gebirges. [630] nach Mittheilung von Herrn GERGENS jun. noch tiefer als die eben erwähnten Bänke — treffen, glauben wir uns vielmehr in geringer Tiefe nahe dem Strande. Es scheinen mir diese Verhältnisse kaum anders erklärlich, als dass von dem Gebirg, welches ich in meiner bisherigen Darstellung als fest angenommen habe, sich hier zwischen Mittel- oligocän und ÖOberpliocän eine Randscholle gesenkt habe. Es finden sich nämlich die Pliocän- und Diluvialgebilde nördlich von Geisenheim ın Höhen, ın denen sıe fast allenthalben am Südrande des Gebirges, und zwar auf demselben, also ausserhalb der Senken (erstere in ca. 600’, letztere in ca. 840 — 900’) gefunden werden. 2. Ockstadt ın der Wetterau. Wie erwähnt, ruht ober- halb Ockstadt in ca. 190 ” Meereshöhe eine alte Diluvialterrasse unmittelbar auf Taunusquarzit, also etwa so hoch wie innerhalb desselben Beckens die alte Diluvialterrasse bei Oberhöchstadt liest; eine höhere Terrasse existirt aber bei Ockstadt den Winterberg hinauf nicht, sodass es mir nicht zweifelhaft dünkt, dass diese Ockstädter Terrasse zu der hohen und ältestdiluvialen, dem »Taunus- schotter «< contemporären Flussanschwemmung gehört. Zu dem Falle der Senkung einer Gebirgs-Randscholie an der westlichsten Grenze des hier besprochenen Gebietes fügte sich demnach ein zweiter bei, der an der östlichsten Grenze des Süd- fusses des Taunus gelegen ist. 3. Bad Nauheim. Bei dieser Gelegenheit ist es auch am Platz, auf das Niveau des Quarzites ım Bohrloch X bei Bad Nauheim hinzuweisen. Das Mundloch desselben liest etwa in Ordinate 140%, die Oberkante des Quarzites in demselben ın 60% Teufe, also in Ordinate + 80%. Dasselbe Schichtenglied steht aber am Johannisberg, also in nächster Nähe, in 800' oder 274 ” an, also fast 200” höher als die Oberfläche des Taunusquarzites in jenem Bohrloch. Aus dem Bohrprofil lässt sich rücksichtlich der Zeit der Senkung schliessen, dass solche kaum älter als ober- oligocän ist, da sich dem alten Gebirge aufliegend kein Cyrenen- mergel im Bohrloch X fand. Schon an sich möchte man die Vorstellung von einer Sen- kung von Randschollen des Gebirges für wohl begründet halten, [631] Zusammenfassung. 1678] da das Tertiärbecken ja nur aus solchen Bewegungen der rand- lichen Gebirgsmassen hervorgegangen ist, so dass obige Beobach- tungen eben nur spezielle Fälle darstellen. Effektive Beweise für die Richtigkeit obiger Schlussfolgerungen werden freilich erst genaue Studien an den Gebirgsschichten liefern. Zusammenfassung. Die nach ihren tectonischen Verhältnissen beschriebene Land- schaft erscheint in zahlreiche Schollen von ungleicher Ausdehnung zertheilt, welche alle, aber ın sehr ungleichem Maasse und zu ver- schiedenen Zeiten, sich senkten, wodurch die Sohle des zwischen Taunus und Spessart gelegenen Beckens tiefer gelegt wurde. Von dieser Senkung scheint in gewissem Sinne allein der Rupelthonstreifen ausgeschlossen zu sein, welcher als schmaler SSO. ziehender Horst zwischen den Senken, die ihn fast von allen Seiten umgeben, ruhig stehen blieb. Die Senkungen sind in den von Nord nach Süd folgenden Schollen um so beträchtlicher, je mehr südlich, also je näher sie dem Rheinthal zu gelegen sind. Die rheinischen Verwerfungslinien setzen sich, ungefähr N—S. streichend, auch ın unsere Landschaft noch fort. In die östliche fällt der Luisabasaltgang, an welchem westlich das Oberpliocän der Luisa-Flörsheimer Senke, östlich das Untermiocän der Frank- furter Theilscholle sich gegenüber liegen. Dieser Sprung scheint sich nordwärts in zwei zu spalten, die gegen das untere Nidda- thal eine zweimalige Abstufung bedingen. Nördlich der Linie Berkersheim-Vilbel sind diese Störungen in der westlichen Wet- terau nicht mehr zu erkennen. Die westliche Rheinthalspalte verläuft über Flörsheim, wo sie den Rupelthonstreifen abschneidet, gegen das Lorsbacher Thal; westlich von dieser Dislocationslinie blieb am Rande des Gebirges in höherem Niveau älteres Tertiär stehen; östlich von derselben ist das Tertiär abgesunken, sodass auch das jüngere in tieferem Niveau liegt. Zwischen dieser westlichen Rheinthalspalte und in nördlicher Richtung dem nordöstlich verlaufenden Bruchrande des Gebirges 172 Zusammenfassung. [632] einerseits und der östlichen Rheinthalspalte andererseits erscheint die Landschaft — westliche Wetterau und Untermaingegend unter- halb Frankfurt — in zwei grosse Schollen durch einen Quer- sprung getheilt, welcher ungefähr der Richtung des Mains folgt. In der südlich von diesem Quersprung gelegenen Scholle ist die Sohle des mindestens 110 ” mächtigen Oberpliocäns tiefer als der heutige Meeresspiegel, während das mehr oder weniger denudirte Untermiocän nördlich von jenem Quersprung von den tiefsten Schichten des Oberpliocäns bedeckt ist und vielfach auch das unmittel- bar Liegende des Diluviums bildet. Dem Taunus entlang sind die Tertiärgebilde von Sprüngen durchsetzt, welche NW.— SO. ungefähr senkrecht zum Streichen des Gebirges, also in ungefähr gleicher Richtung wie das Gebirge von Quarzgängen durchsetzt ist, streichen. Der Betrag der Sen- kungen längs dieser Sprünge nimmt vom Rupelthonstreifen an in südwestlicher Richtung zu und zwar in zwei Stufen. Es bilden die letzteren die Igstädter und die Wiesbadener Senke. Da östlich und westlich an die Miocänablagerungen der letzteren dieselben Oligocänschichten anstossen, so erscheint die Wiesbadener Senke als ein Graben. Wohl ungefähr in gleicher Richtung durchziehen auch die untere Wetterau Störungen, welche von geringerem verticalem Ausmaasse zur Bildung in das Gebirge einspringender Buchten Veranlassung gegeben zu haben scheinen. Es sind Anhaltspunkte vorhanden, welche zeigen, dass auch längs des Südrandes des Gebirges Randschollen abgesunken sind, in- dem sich der Zusammenhang mit dem Gebirge gelöst hat. In der Richtung von West nach Ost nehmen zwei von Ober- pliocän erfüllte Senken eine Scholle in die Mitte; diese mittel- tertiäre Scholle ist aber wieder von Dislocationen durchsetzt. Die westliche Grenze derselben ist die östliche Rheinthalspalte, die östliche Grenze läuft zwischen Hochstadt-Hanau und Mühlheim- Dietesheim durch. Auf beiden Seiten der mitteltertiären Scholle stellt sich dem Untermioeän Oberpliocän gegenüber. In dieser Scholle laufen zwei Verwerfungen ungefähr NS. den Main durchquerend — längs Röderberg und Hochstadt-Mühlheim — durch, wodurch [633] Zusammenfassung. 173 beiderseits die Hydrobienschichten an den Cyrenenmergel anzu- liegen kamen. Der Aufbau der mitteltertiären Scholle ist somit insofern ein symmetrischer, als sich an das Oligocän der Hoch- strassen- Theilscholle, welche als Ganzes die geringste Senkung erfahren hat, westlich und östlich das Untermiocän anlegt. Die Symmetrie setzt sich beiderseits noch fort, indem sich hier an das Untermiocän Pliocänschollen anschliessen. Es ist also die An- ordnung der gegeneinander verschobenen Schollen gerade ent- gegengesetzt derjenigen, welche längs des Taunus zwischen Igstadt und Walluf herrscht. Während hier die mittlere Senke — es ist die Wiesbadener Grabensenke — diejenige ist, in welcher die jün- seren Tertiärgebilde, das Untermiocän, oberflächlich ausgehen, ist längs des Mains die Stufenfolge derart, dass die mittelste mit den ältesten tertiären Gebilden oberflächlich ausgeht, und östlich und westlich zwei Stufen sich anfügen, deren oberflächliche Tertiärgebilde um so jünger sind, je entfernter sie von jener mitt- leren Oligocänscholle liegen; auch nördlich des Mains ergibt sich dasselbe Gesetz über den Betrag der Senkung, wenn auch die des unteren Niddathales nicht so bedeutend ist, als dies bei der durch Quersprung von ihm getrennten, südlich gelegenen Luisa- Flörsheimer Scholle der Fall ist. Innerhalb der oligocänen Scholle hat südlich des Mains ein Einbruch von bedeutendem Betrag statteefunden. Die Ost- grenze dieser grabenartig eingesunkenen Theilscholle scheint mit der Ostgrenze der mitteltertiären Scholle, zu der sie gehört, zu- sammenzufallen. Es sind dann Thatsachen mitgetheilt worden, welche zu erkennen gaben, dass auch in querer, nicht näher bestimmbarer Richtung auf dem nördlich des Mains gelegenen Theile der Frank- furter Theilscholle Schichtstörungen stattgefunden haben. Mehrfach spricht sich im Ausmaasse der Senkungen an ver- schiedenen Punkten der abgesunkenen Schollen ein dieselbe in un- gleichem Maasse treffendes Niedergehen aus, so dass die gleich- alterigen Schichten schiefe Ebenen bilden. Es gilt dies von der Luisa - Flörsheimer Senke, in welcher das den oberpliocänen Schichten eingeschaltete Basaltlager westlich einfällt. Im selben 174 Zusammenfassung. [634] Sinne ist wohl auch die Höhenlage der das Liegende des Ober- pliocäns in der östlichen Pliocänsenke bildenden Untermiocän- oder Oberoligocänschichten zu verstehen. Ein im allgemeinen südliches Einfallen haben die vom Taunusrand nach dem Rheinthal zu sich streckenden Schollen, speciell der Rupelthonstreifen und die Graben- senke Wiesbaden-Mainz. Dieses Verhältnisses ist schon bezüglich der zwischen den Rheinthalspalten gelegenen, von Nord nach Süd sich folgenden, in einem Quersprung an einander verschobenen Schollen gedacht, sodass die Luisa-Flörsheimer Senke wohl süd- westliches Einfallen hat. Ein nördliches Einfallen hingegen zeigt der grabenartige Einbruch östlich von Offenbach, südlich des Mains. Neben den Verwerfungen sind es durch Druck bedingte Gleit- bewegungen, welche als Schichtenstörungen auftreten, indem sie besonders die plastischen Schichten in Falten gelegt haben, während die damit wechsellagernden festen Mergelbänke zerdrückt wurden. Solcher wellenförmiger Verlauf der Schichtfugen ist sowohl von Osten nach Westen, wie auch von Norden nach Süden innerhalb der Hafen- baugrube beobachtet worden. Ungleichheiten der Bewegung innerhalb einer Scholle haben Risse in den Tertiärschichten, keilförmige Sprünge, veranlasst, welche sich mit hangendem Material füllten. Eine längere Unterbrechung in der Wasserbedeckung hat während der Tertiärzeit innerhalb der beschriebenen Landschaft nur zwischen dem Untermiocän und dem Öberpliocän stattgefunden ; sehr wahrscheinlich ist, dass auch am Abschluss des Mitteloligo- cäns der grössere Theil unserer Landschaft einige Zeit trocken lag. Für die Bildungsgeschichte des Oberrheinthales ist es von Interesse, dass die oberen Mitteloligocänschichten lithologisch wie faunistisch und floristisch im Untermaingebiet und in Rhein- hessen völlig übereinstimmend entwickelt sind. Durch die eingehende, durch neue Aufschlüsse unterstützte Be- schäftigung besonders mit denjenigen Horizonten in unserer Ge- gend, welche durch Fossilien nicht gekennzeichnet sind, sind wir der richtigen Altersbestimmung derselben wesentlich näher gekommen. So wurde u. a. das Oberpliocän im Rhein-Main-Gebiete in bedeutender Ausdehnung erkannt. Die Zusammensetzung der, [635] Zusammenfassung. 175 soweit bisher bekannt, artenreichsten Oberpliocänflora stützt letz- tere Orientirung. Es ist die Oberpliocänzeit als die Zeit erkannt, in welcher die meisten vulcanischen Ausbrüche in unserer Landschaft erfolgt sind; es stammt auch die östliche Rheinthalspalte aus der Mitte der Oberplioeänzeit; wenigstens datirt aus dieser Zeit das Empor- dringen des Basaltes in derselben. Diese vulcanischen Ergüsse bilden eine kurze Episode aus der Mitte der Oberpliocänzeit. Der ältere Basalt stammt aus der Untermiocänzeit. Grewisse tiefe Schichten des Oberpliocäns lassen erkennen, dass der südwest- deutsche oberpliocäne Süsswasserssee von Östen, aus dem heutigen Maingebiete, Zuflüsse erhielt, dass also schon zur Ober- pliocänzeit Thalfurchen existirten, in welchen zur Diluvialzeit enorme Trümmermassen des Obermaingebietes in unsere Landschaft transportirt worden sind. Die als mitteloligocäne Strandgebilde kartirten fossillosen mächtigen Schottermassen gehören dem ältesten Diluvium an. Die vorliegende Beschreibung soll nur eine übersichtliche Dar- stellung bieten, in welcher die neu gewonnenen Thatsachen und die daraus abgeleiteten Vorstellungen mit den Forschungen von OÖ. BOETTGER, C. CHELIUS, K. von Fritsch, C. Koch, R. Lrr- sıus, R. LupwIG, A. von REINACH, F. ROLLE, FR. von SAND- BERGER, W. SCHAUF, E. SPANDEL, G. THEOBALD, OÖ. VOLGER u. A. verknüpft sind. Weitere Mittheilungen über die Geologie des hier beschrie- benen Gebietes behalte ich mir vor. Die einzelnen Schichtenstufen des Tertiärs und Diluviums. Tertiär. Marines (= Unteres und Mittieres) Mitteloligocän (be). Das marine, untere und mittlere Oligocän gliedert sich in: 1. Den sogenannten Meeressand, eine Ablagerung, die sich in relativ seichtem Meer auf denudirter Oberfläche beim Eindringen des Meeres zum Beginn!) der Mitteloligocänzeit in nicht be- deutender Mächtigkeit absetzte. Seine Fauna ist besonders von Weinheim bei Alzey und von Waldböckelheim bekannt. 2. Den Rupelthon, der, in tiefem Meere abgesetzt, auch eine ent- sprechende Fauna führt und eine bedeutende Mächtigkeit erlangt hat. Der sogenannte Meeressand. Wie an den Vogesen und am Odenwald, so haben sich auch an den südlichen Taunushängen Gebilde gefunden, die sich durch ihre Fossilien als mitteloligocän und durch ihre Beschaffenheit als Strandgebilde darstellen. Es ist klar, dass, da die hangenden Mitteloligocänschichten sich in einem durch Senkung bedeutend vertieften Becken abge- 1) Die eocänen Sedimente des Rheinthales reichen nicht bis in unser Ge- biet; eine Beobachtung von Hrn. Carr Jung scheint jedoch zu erkennen zu geben, dass sie weiter nördlich reichen, als bisher bekannt ist. Hr. Jung fand zwischen Westhofen und Enzheim rechts der Chaussee auf der Höhe einen dichten splitterigen Kalk anstehend, der sehr dem obersten Jurakalk beim Rhein- fall von Laufen ähnelt, von Prof. Anpreax aber als Buchsweiler Kalk erkannt wurde, dessen nördlichstes bekanntes Vorkommen bisher UÜbstadt und Matsch war; Fossilien — Limnaeen, Paludinen, Planorben ete. sind jedoch im Westhofer Kalk noch nicht beobachtet worden. Hier sei noch eine andere Beobachtung von Herrn ©. Jung erwähnt, welcher in Kirchheimbolanden Panopaea Heberti, ein Meeressand-Fossil, gesammelt hat. [637] Meeressand. RT lagert haben, der Meeressand nur oberflächlich erhalten bleiben konnte, wenn die Ufer der Bucht, deren Sedimente der sogenannte Meeressand sind, über die Verwerfungslinien hinaus, auf die Felsen des Grundgebirges reichten. Es ist nur besonderen Umständen zuzuschreiben, dass diese Strandabsätze nicht alle bis auf die letzte Spur von den diluvialen Fluthen, die sich in ungefähr gleicher Höhe bewegten, weggeschwemmt wurden. Es ist daher auch wenig wahrscheinlich, dass solche noch mehrfach aufgedeckt werden. Die innerhalb der Verwerfungen liegenden mitteloligocänen Meeressandbildungen müssen wir daher in der Tiefe suchen; es müssten denn innerhalb der Senke Partien existiren, welche jene Senkung nicht mitgemacht haben. So würden also örtlich dreierlei Meeressandbildungen zu unter- scheiden sein: 1. solche, welche, von der Denudation verschont, auf dem Gebirge aufruhen, 2. solche, welche in der Tiefe der Senke liegen und 3. solche, welche innerhalb des Beckens auf einem nicht oder weniger gesunkenen Meeresboden abgesetzt wurden. Auf dem Gebirge liefern folgende Punkte Strandgebilde aus dem Beginn der Mitteloligocänzeit: Geisenheim. — Von diesen Ablagerungen geschieht 1853 von SANDBERGER in seinen »Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken« S.5 und 6 Erwähnung. Es heisst darin: »Die beiden äussersten Ablagerungen finden sich bei Eschbach un- weit Landau und am Rothenberg bei Geisenheim .... Zwischen Geisenheim und Rüdesheim wird das sehr eisenschüssige Con- glomerat von mehr oder weniger zerkleinerten und abgerollten Fragmenten der Schiefer und Quarzite des Taunus gebildet.« In seiner geognostischen Skizze des Taunus, 1851, S. 8 und 9, bemerkt er: »Die betreffende kleine Tertiärablagerung am Rothenberg ist so hoch mit Löss bedeckt, dass sie nur auf grössere Erstreckung sichtbar wird, wenn die Lössdecke durch Gewässer durchbrochen und weggespült wird.« Abh. IX, 4, 12 178 Meeressand. [638] Nach diesen und brieflichen Mittheilungen voN SANDBERGER’S kommen hier folgende Fossilien vor: Pectunculus crassus PHIL. (obovatus LAM.) » arcuatus V. SCHLOTH. (angusticostatus LAM.) Östrea callifera Lam. Corbula subpisum D’ORB. (subpisiformis SANDB.) Cardium tenuisulcatum NXST Calyptraea striatella NYST Natica gigantea AL. BR. (crassatina Lam. sp.) » Guillemini PAYR. (Nystii D’ORB.) Cerithium laevissimum V. SCHLOTH. sp. » ° lima DeEsH. Teredo anguinus SANDE. Nach Mittheilungen von Hrn. Prof. v. SANDBERGER hat s. Z. Dr. GERGENS hier eifrig gesammelt, und es waren die Weinbauern, welche ihm das Material lieferten. In der Folge scheint der Fund- punkt verloren gegangen zu sein; ich habe mich sehr bemüht, ihn wieder ausfindig zu machen, was schliesslich durch die gütigen Mittheilungen V. SANDBERGER’S, besonders aber mit Hülfe von Hrn. A. Reuss in Geisenheim durch Hrn. GERGENS jun. gelang. Es sind zwei Bänke gröberen, eisenschüssigen Conglomerates, welche, ungefähr Ö.-W.ziehend und auf dem Phyllitquarzit aufruhend, wenige Meter unter dem Gipfel des Rothenberges bei Geisenheim auf der Nordseite desselben sich finden. So mehr geschützt, haben sich die Strandgerölle erhalten. Es ist aber auch die Festigkeit des Conglomerates, welche diese tiefsten Tertiärbildungen, nachdem da- selbst die jüngeren Tertiärschichten abgeschwemmt worden sind, bis heute ausdauern liess. Die etwas abgerundeten Geschiebe- stücke von Quarz und Quarzit erreichen eine Dimension von 4—5°®, In Partien, die wenig Geröllstücke enthalten und daher reicher an Sand und Kittmittel sind, sieht man die Spuren von Meeres- conchylien in Gestalt von Hohlabdrücken und Steinkernen zahl- reich und auch leidlich mannigfaltig; man sammelt sie am besten in Rosseln, d. s. Steinhaufen, welche beim Bearbeiten des Bodens aus den zunächst gelegenen Rebgärten zusammengetragen werden. [639] Meeressand. 179 Zu obigen Fossilien füge ich nur noch Cytherea splendida MER. und Peeten sp. Nach Angabe von Hrn. GERGENS jun. liegt eine Austernbank westlich und 20—25” tiefer. Der Gipfel des Rothenberges hat 492’ Meereshöhe, so dass also die absolute Höhe jener Bänke ungefähr 140” ist. Von Büdesheim bei Bingen, am Südabhange des Rochus- berges, besitzt Hr. SPANDEL Steinkerne von Peetunculus. Waldlaubersheim. — Von dem Plateau südwestlich von Bingen bespricht Lersıus (das Mainzer Becken S. 35) ein Vor- kommen von Meeressand, das demnach die Verbindung zwischen Geisenheim und Waldböckelheim herstellt. Nach gefälliger Mittheilung von Hrn. v. ReınAcH liegen etwa 32km südlich von Waldalgesheim am Südhang eines langgestreckten Quarzitrückens nach Waldlaubersheim zu in geringer Entfernung von einander zwei Sandgruben. In denselben wechseln Schichten feinkörnigen Quarzsandes mit solchen ziemlich fest verkitteten gröberen Materiales — Korngrösse etwa eine Linse. In den letz- teren hat v. REınAcH als Abdrücke oder Steinkerne gesammelt: Pectunculus obovatus, Cardium sp., Cytherea incrassata, Cytherea splendida, Cassidaria depressa und Balanophyllium inaequidens. Diese Localität mit einem dem Geisenheimer Conglomerat ganz entsprechenden Gestein liegt in ungefähr 270” abs. Höhe. 1,5%® westlich und ziemlich in gleicher Höhe liegen Sand- gruben, welche gelben Sand mit gröberen Quarzkörnern, jedoch ohne Petrefakten enthalten. Zwischen diesen Sandgruben und zwischen Weiler, an der Nordseite obigen Höhenzuges, liegt die Muthung »Rüdesheimer Wald« (in etwa 230”), und hier im Wald fand v. REINACH Blöcke eines groben Conglomerates, welches ebenfalls Petrefakten führte. Es sind dies: Pectunculus obovatus, Pectunculus angusticostatus, Arca rudis (Abdruck) und Steinkerne von Teredo. Diese Blöcke liegen jedoch hier nicht an primärer Lagerstätte; beim Schurfe wurden nämlich solche in Lehm eingelagert ange- troften. 12* 180 Meeressand. [640] Hallgarten. — Etwa 1%” südwestlich von Hallgarten ent- deckte ©. Koch in der zur Gemarkung Oestrich gehörigen Sand- grube!) »in einer zu Sandstein verkitteten, mittelkörnigen, sehr dunkel gefärbten Schicht zwei undeutliche, aber erkennbare Ab- drücke von Pectunculus.« In Begleitung von Koca fand ich auch einen schlechten Steinkern. Der Fundort ist auf der Koc#’schen Karte nicht notirt. Dieses aus kleineren (3—4"””), wenig gerundeten Trümmern bestehende, gleichförmig erscheinende Conglomerat ist nicht so fest wie das von Geisenheim. Es stellt eine niedere, durch die Sohle der Sandgrube ziehende Bank dar, deren lithologische Be- schaffenheit sich deutlich von dem darauf gelagerten gelblichen pliocänen Juarzsand abhebt. Hier demonstrirt sich demnach die vor der Oberpliocänzeit geschehene Verwitterung und Abspülung in grösstem Maassstabe, da der ganze Complex tertiärer Schichten bis herab zum Meeressand beseitigt ist. Dass aber diese Schichten wirklich den Meeressand überlagert haben, erkennt man aus dem Vorkommen von Hydrobienkalk, den Kocn in 830—853' (= 259—265”) Höhe bei Bubenhausen un- weit Rauenthal innerhalb des Gebirges constatirt hat). Als Liegendes des Meeressandconglomerates von Hallgarten ist das Gebirge nicht unmittelbar, sondern nur aus dem Zusam- menhang der südwestlich und nordöstlich anstehenden Taunus- schiefer zu erkennen. Die absolute Höhe der oben beschriebenen Bank mit Pectunculus-Spuren beträgt ungefähr 615’ (= 1,5”). Medenbach. — Weit ab, in nordöstlicher Richtung, befindet sich die dritte Fundstelle am Südabhang des Taunus, deren Entdeckung O. BOETTGER zu danken ist; sie ist nicht viel ansehnlicher als die eben beschriebene von Hallgarten. Direkt hinter dem Ort auf einer über die Thalfläche links des Medenbaches nur etwa 1—1,5” sich erhebenden Terrainstufe liegen zwei kleine Sandgruben. In den- selben sieht man kantige Geschiebe von Quarz- und Phyllit- schiefer, welche in der unteren Schicht zum Theil mit Kalk ver- kittet sind. Die obere Schicht wird durch ein nicht völlig durch- !) Erläuterungen zu Blatt Eltville S. 35. [641] Meeressand. 181 gehendes Leettenlager von der unteren getrennt. Kleine kreidige Kalkconceretionen sind zahlreich. Diese Ablagerungen geben sich auch Iinks am Bord des steil gegen Wildsachsen aufwärts führenden Pfades durch die ihnen eigenen Fossilien zu erkennen. Es sind Trümmer von Schalen der Ostrea callifera, Schlossfragmente u. s. w. von Perna und Zähne von Lammna. BOETTGER hat daselbst auch einen Balanus auf einer Auster sitzend gefunden — der klarste Beweis, dass diese Trümmer eine Meeresstrandbildung und keine fluviatile Ablagerung sind (Königstein S. 27). Diese Ablagerung fällt noch in das beiliegende Kärtchen. Die absolute Höhe des Medenbacher Mitteloligocänsedimentes liest in 650— 670’ (= 203 bis 209%); unter ihm muss der Phyllit durchziehen, den man süd- lich von Medenbach gegen Breckenheim anstehend sieht. Dass in Medenbach BOETTGER auch Meeresthon gefunden hat, ist schon S.26 erwähnt; auch v. REinacH gibt den Rupelthon an und zwar in ca. 220” Höhe (Jahrb. d. nass. Ver. f. Naturk. 1890, S. 38). Innerhalb der Senke ist das mitteloligocäne Conglomerat erkannt: bei Oestrich, wo es bei einer Bohrung (SANDBERGER, Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens 1863, S. 406), auf Seriecit- schiefer und Quarzit auflagernd und von Rupelthon überlagert, angetroffen wurde. Dass das Hangende des Conglomerates Rupel- thon ist, scheint aus dem citirten Profil (S. 161) ersichtlich. Leider fehlt bei dieser interessanten Mittheilung SANDBERGER’S die Angabe von Maassen, sodass die absolute Höhe des Meeres- conglomerates, und damit die Höhendifferenz zwischen ihr und der Höhe desselben Horizontes bei Hallgarten unbekannt ist. Wiesbaden. — Von dem vor kaum 2 Jahren 800” südlich von Wiesbaden im neuen Schlachthaus 236” tief niedergestossenen Bohrloch ist schon die Rede gewesen. Folgendes ist die Aufstellung nach v. REINACH)): der Öyrenenmergel ist anstehend bei 120” Teufe bis bei 218” Teufe; bei 218” ist grauer Letten mit unbestimmbaren Conchylien und Fischresten notirt; 1) Jahrbuch d. nass. Ver. f. Naturk. 43, 1890, S. 36, 182 Meeressand. [642] der Rupelthon ist bei 224/25” Teufe als bräunlich- grauer Letten mit viel Foraminiferen aufgeführt, der Meeressand von 227— 232" Teufe, und zwar in 227/29” als Rollstücke von Sericitgneiss mit Sanden und vielen abgeschliffenen Muschelbruchstücken, von denen nur Ostrea (callifera Lam.?) bestimmbar war, bei 230/32” als in feinkörnigen Sand verwandelter, zertrümmerter Sericitgneiss, worin einige Bruchstücke von Ostrea sich befinden; das Liegende ist bei 236” Teufe als anstehender Serieit- gneiss erreicht. Nach AnprREAE’s Bestimmung der Foraminiferen dürfte der Rupelthon in diesem Bohrloch den Amphisyle - Schichten des Rupelthones angehören. Die Beschaffenheit des sog. Meeressandes scheint mit derjenigen bei Medenbach am nächsten übereinzu- stimmen. Am gründlichsten kennt man die innerhalb der Senken in beträchtlicher Entfernung vom Gebirge gelegenen Sedimente aus dem Beginn der Mitteloligocänzeit aus dem Vilbeler Wald- schacht durch BOETTGER. Denselben hat s. Z. VOLGER auf Stein- kohlen durchteuft. Aus 120’ (=37,5") Teufe beschreibt BOETTGER in seiner Inauguraldissertation (»Beiträge«, S. 15 und 16) eine unter 60’ mächtigem Rupelthon!) liegende und auf Rothliegendem aufsit- zende, seltsame Ablagerung. Ich recapitulire dieses wichtige Profil, da BöTTGEr’s Inauguraldissertation wohl nicht leicht erreichbar ist. »Nach unten geht der Thon ganz allmählich in einen tiefschwarzen Sand und schliesslich in ein grauschwarzes, lockeres, thonig-kalkiges Quarzgeschiebelager über, das in seinen oberen Lagen noch Abdrücke von Tylodına und Nucula, in seinen unteren, mehr kalkigen Partien dagegen ziemlich häufig Zähne von Haien und anderen Meeres- fischen eingebacken enthält. Die in dieser Schicht auf- tretenden Geschiebe sind scharfkantig und äusserlich von Eisenoxydulsilicat grüngefärbt. Darunter liegt in etwa !) Den Rupelthon bedeckte ca. 50’ starker Löss. [64 3] Meeressand. 183 120' Teufe in geringer Mächtigkeit festes unzersetztes Conglomeratgestein, welches aus vielen kleinen Quarz-, Thon- und Schieferbröckchen bestand, die mit kohlen- saurem Kalk und Sphärosiderit verkittet sind. Es ent- hält dieses Gestein viel Grüneisenkörner und nicht selten die Hohlräume von Schnecken und Muschelarten. Unter diesen Schichten folgen in über 30’ Mächtigkeit Lagen von lebhaft gefärbten mennigrothen und weissen, vielfach gebänderten kalkigen Sanden, welche zum Theil abgerundete Geschiebe enthalten und nach VOLGER noch zum Tertiär ge- hören; darunter zuletzt fester Sandstein des Rothliegenden.« Jene Schnecken- und Muschelarten sind solche, die nur im Horizont des Meeressandes vorkommen. Rücksichtlich des Kalkgehaltes stimmen auch die Sande und Knauerlagen von Weinheim!) und Waldböckelheim?) überein, wo- selbst manche Lagen richtiger als sandige Kalksteine zu bezeichnen sind. Der Meereskalk von Vilbel liegt nach Obigem in ungefähr 85% Meereshöhe. Meereskalk im NEUBECKER’schen Bohrloch. — Eine Tiefbohrung fand vor einigen Jahren dadurch, dass ihr Endzweck — Gewinn von Wasser — erreicht wurde, ihren Abschluss in der NEUBECKER’schen Fabrik in Offenbach a/M. Während der ersten 100” wurde fast ausschliesslich blauer Thon durchbohrt. Unter dem Rupelthon und unmittelbar auf Rothliegendem sass eine nach Mittheilungen von Herrn NEUBECKER ca. 8” starke Kalkschicht ?). Dieser weissliche Kalk ist dicht und zeigt Quarz- körner eingebacken, ist also wohl ein Aequivalent des Meereskalkes im Waldschacht von Vilbel. Er liegt ungefähr in der Höhe des Meeresspiegels, so dass die Höhendifferenz in der Lage des sog. Meeressandes am Gebirge und im Becken ungefähr 300” ausmacht. Dass im Brunnenschacht des Röderspiess im Mainthal ober- halb Frankfurts sich kein Meereskalk als Zwischenschicht zwischen Rupelthon und Rothliegendem vorfand —- es liegt jener Schacht 1) SAnDBERGER, Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken u. s. w, 1853, 8. 6. 2) Senck. Ber. 1886, S. 138. 3) Senck. Ber. 1885, S. 256. 184 Meeressand. [644] ziemlich in der Linie Vilbel - Offenbach und zwischen diesen beiden Orten — mag wohl davon herrühren, dass der kalkig ent- wickelte Meeressand nur in den Depressionen der sehr unebenen Oberfläche des Rothliegenden sich abgelagert hat, dass aber jene Stelle, an welcher im Schacht der Thon auf Rothliegendem auf- sitzt, eben keine solche Depression ist. Bis vor kurzem war als einzige Stelle, die den Absatz aus frühster Mitteloligocänzeit innerhalb des Beckens noch oberflächlich, wie auf einer Klippe aufruhend, zeigt, das Tertiär auf dem Nie- derberg in Vilbel bekannt. Dieselbe erwähnt BOETTGER zuerst und nur kurz in seiner Inauguraldissertation 1869, S. 15 und gibt dann im 13. Ber. d. Ver. f. Naturk. in Offenbach 1871/72, S. 70 von derselben Localität folgendes Profil der Tertiärschichten von oben nach unten: 1), GrauerZkupeltbon 22 BE 2) Weisser zerklüfteter Kalkmorgel in einersBankeaı . 2 2% Dee 3) Eisenoxydreiches Gerölle mit kleinen Geschieben von Quarz, die durch kalkiges Bindemittel verkittet sind, darın häufig Lamnazähne und Split- ter von Dadozylon!) . . » 8,9 4) Grünlich gefärbte, gröbere Geröllbank mit denselben Petrefacten. . . . » 4,5" 5) Weissgelbe feine Kalkmergel ohne Kieslagen und Versteinerungen. . » 6,0” 8 darunter 6) Glimmerige röthliche Thone, fein ge- schichte 2: 2a 7) Mächtige Bänke von ehe ad !) Die Trümmer dieser: verkieselten Holzstämme stammen aus dem Roth- liegenden, wovon ich mich 1889 überzeugen konnte; bei der Festigkeit und Härte derselben ist es nicht zu verwundern, dass wir sie auf dritter und viel- leicht auf vierter Lagerstätte im Diluvium und Alluvium häufig antreffen. [645] Meeressand. 185 Vor 7—8 Jahren wurden auf einer Excursion mit meinen Hörern in dieser unbedeutenden Ablagerung zahlreiche Haizähne gefunden; jetzt ist sie durch den Ausbruch des Rothliegenden Sandsteines darunter beseitigt, oder sie ist verschüttet und nicht zugänglich. Von bedeutenderer Mächtigkeit beobachtete ich den Meeressand in dem benachbarten Steinbruch (Riedinger); hier liegt derselbe ungeschichtet in einer von dem rothen Letten gebildeten Mulde, die erst kürzlich blossgelegt worden ist; im Sand sind Trümmer ver- kieselter Holzstämme und Eisenconcretionen eingelagert, in grösserer Menge aber auch kantige Blöcke aus dem zunächst gelegenen Roth- liegenden. Kleinere Geschiebe sind zu Conglomeraten verkittet, und in diesen sieht man Schalenfragmente; Lamna-Zähne sind bisher noch nicht aufgefunden worden. Büdesheim in der Wetterau. — Durch die Entdeckung von Sand und Geröllen unter Rupelthon bei Büdesheim") durch v. REINACH ist die Ausbreitung des sog. Meeressandes noch 5" nordöstlich von Vilbel wahrscheinlich; es ist wenigstens das Nächst- liegende, den unmittelbar unter dem durch Conchylien und Fora- miniferen festgestellten, von Septarien reichlich durchspickten Rupel- thon befindlichen Sand für mitteloligocänen Meeressand zu halten, wenn auch dieser Sand fossillos erscheint. Soweit man den Meeres- thon unterlagernden Sand- und Geröllschichteneomplex kennt, hat er eine Mächtigkeit von ca. 3,9”. Soweit bisher bekannt, bezeichnet also der Meeressand von Büdesheim ungefähr die nördlichste Grenze der frühmitteloligocänen Meeresbucht. Wenn sich die Meeressand- und Kalkbildungen in unserem Gebiet überhaupt durch ihre geringe Mächtigkeit auszeichnen, so liegt uns auf dem Niederberg die nach Maass und Physiognomie unansehnlichste vor. Die Art und Form dieser Strandgebilde entspricht der grossen Entfernung (270—300*”) der Taunusufer von dem offenen Meer, das wohl erst in der Schweiz zu suchen ist. West- ) Ber. d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. zu Hanau 1887—1889, 8. 79. 186 Meeressand. [646] liche Verbindungen'), also mit dem Pariser Becken, sind zwar schon behauptet, aber noch nicht durch verbindende Ablagerungen belest worden. Die Strandgerölle. — Die übrigen auf der geologischen Karte als aus der Zeit des Meeressandes stammend notirten Ablagerungen gehören zum grössten Theil dem ältesten Diluvium an, in welchem auch erst Lydit, der von Koch und von mir bei Schloss Voll- raths gefunden wurde, zu erwarten ist. Einen grösseren Gegen- satz als die sog. Strandgerölle und den Rupelthon, die doch zeit- lich einander folgen sollten, kann man sich nicht denken. Nicht unwesentlich anders ist das Verhältniss zwischen den durch Fossilien erkannten mitteloligocänen Strandbildungen und dem Schichtengebilde, das, allerdings in beträchtlicher Tiefe ab- gesetzt, eine seinem Absatz voraus- oder parallel gehende Senkung erkennen lässt. Es ist die bedeutende absolute Höhe?) des mitteloligocänen Wasserspiegels, aus welcher wohl die Deutung beträchtlicher aus- gedehnter Diluvialterrassen als mitteloligocäner Strandbildungen er- wuchs. Durch die ältesten Diluvialfluthen, die eine mit jener ziem- lich übereinstimmende Höhe erreichten, ist uns aber auch die arge Lückenhaftigkeit der mitteloligocänen Strandbildungen verständlich. Neben dieser Uebereinstimmung existirt zwischen den dilu- vialen, durch Brauneisen verkitteten Conglomeraten und zwischen den Meeressand-Oonglomeraten von Hallgarten, Geisenheim und Waldlaubersheim eine lithologische, in sofern als es bei den ersteren auch solche gibt, in welchen die Trümmer von verschiedener Grösse eine geringe Rundung an den Kanten zeigen. Dass die lithologische Beschaftenheit der Trümmer selbst eine übereinstim- mende sein kann, versteht sich in sofern von selbst, da es doch zur mittleren Oligocänzeit wie zur ältesten Diluvialzeit dasselbe Taunusgebirge war, das sie lieferte Wir müssen uns daher !) Anoprear und Kırıan. Briefwechsel über das Alter des Melanienkalkes und die Herkunft des Tertiärmeeres im Rheinthal. Bes. Abdruck aus d. Mitth. d. Commission f. d. geol. Landes-Untersuchung v. Elsass-Lothringen. Bd.I. 2) Heppenheim 300% (Lersıus, Mainzer Becken, S. 49); Waldböckelheim 300” (Senck. Ber. 1886, $. 137). [647] Meeressand. 187 betr. der Deutung entschieden an die Art der Ablagerung und an das Vorhandensein, resp. den Mangel an Fossilien, halten. Schwieriger als anderswo ist die Deutung einzelner Pro- file, die sich in der Höhe zwischen Lorsbach und Langen- hain, links der Strasse im Wald, darbieten. Die Ablagerungen sind dort in 4--5 Kies- und Sandgruben aufgeschlossen. Bedeu- tend ist der östlichste Aufschluss in der Lorsbacher Sandgrube, welche wechsellagernde Kies- und Sandschichten zeigt, unter welchen da und dort Partien durch Brauneisen zu mehr oder weniger starken Knauern verkittet sind; diese deutliche Terrasse hat 8—10” Mächtigkeit. Ebenfalls Terrassenbildung zeigen die zwei westlichsten Aufschlüsse: die Sand- nnd die Kiesgrube von Langenhain. In ersterer sind die feineren Sande von weissen Thonlagen durchzogen; gröber ist das Korn in der tiefer gelegenen Kiesgrube; es ziehen sich durch die Schichten 2—4°” starke, schalige Lagen von mit Brauneisen verkitteten Conglomeraten. Indem nun die Kieslage zwischen zwei solchen Lagen auch ver- kittet ıst, wird die Bank, welche ebenso wenig, wie die schaligen Lagen, durchzieht, stärker. Und so zeigen sich denn in den zwei Anbrüchen, welche in ungefähr gleicher Höhe zwischen den eben beschriebenen gelegen sind, mächtige Bänke von 1—1,5"” Stärke, die, mehrere übereinander, sich in einer Mächtigkeit von ca. 10” darbieten. Durch den unmittelbaren Zusammenhang der besprochenen Ablage- rungen ist es zweifellos, dass sie alle dasselbe Schichten- glied darstellen. Wenn man nun eben in Rücksicht auf die Be- schaffenheit der Sedimente in den zwei mittleren Anbrüchen, denen KocH mit Recht die Bezeichnung Steinbruch gibt, von jenem Zusammenhang absieht und wohl den Fund von einem Peetunculus- Steinkern u. dergl., wie bei Geisenheim, erwarten könnte, so unter- schied sich doch das Lorsbacher Conglomerat vom Geisenheimer durch seine beträchtlichere Mächtigkeit; es ist übrigens trotz eifrigen Suchens noch nie in ersterem eine Spur eines marinen 1) Die Mächtigkeit ist somit im Aufschluss hier bedeutender, als in der Münsterer Sandgrube unter dem Lorsbacher Kopf. 188 Rupelthon. [648] Fossiles und überhaupt eines Fossiles gefunden worden. So scheint mir die Kartirung meines Freundes KocH nicht die zu- treffende; von einem jüngeren tertiären Horizont als dem mittel- oligocänen kann aber überhaupt nicht die Rede sein. Strand- bildungen setzen sich aus dem Gestein zusammen, welches das Ufer bildet; so ist es in Medenbach, so auch am Rothenberg bei Geisenheim der Fall. Bei Lorsbach-Langenhain steht aber kein Quarzit an, der zu dem Oonglomerat die hauptsächlichsten Trüm- mer hätte liefern können, sondern wie bei Medenbach Phyllit, an den sich Rothliegendes anlegt. Die Medenbacher mitteloligocäne Strandbildung ist die den Lorsbacher Conglomeraten zunächst ge- legene, lithologisch aber von denselben sehr verschieden, obwohl das Ufergestein hier dasselbe ist. Rupelthon. — Betreffs der Verbreitung des Rupelthones trage ich nur noch nach, dass derselbe wohl nur oberhalb Breckenheim auf Rothliegendem lagert, so dass das Meeresufer zur Zeit des Rupelthones nur selten über die Verwerfungslinie übergegriffen zu haben scheint. Den Listen der Fossilien aus dem Rupelthon, welche BoETT- GER (»Beiträge« 1869, S. 16— 18), v. Fritsch (Senck. Ber. 1870/71, S. 36—40), KocH (Erläut. zu Batt Hochheim 1880, S. 13) und SANDBERGER (Conchylien des Mainzer Beckens 1863) gegeben haben, und welche von R. Lersıus (das Mainzer Tertiärbecken 1883, S. 66—73) und von A. AnDREAR (Ein Beitrag zur Kenntniss des Elsässer Tertiärs, II. Theil 1884, S. 168) zusammengefasst worden sind, füge ich hier noch das bei, was BOETTGER im X1I. Ber. des Offenbach. Ver. 1870, S. 71 mitgetheilt hat, und was von mir der- weilen gesammelt worden ist: Halitherium Schinzi Kaur, eine Ulna leg. BorrTTG. Flörs- heim. Halitherium sp. zahlreiche Skelettheile in der Sammlung des Ver. in Offenbach, vom Erlenbruch bei Offenbach. Myliobatis toliapieus AG. Gaumenplatte, Flörsheim. Notidanus recurvus AG., ein Zahn, Flörsheim. Galeocerdo aduncus AG., Zähne, Flörsheim. [649] Rupelthon. 189 Die mancherlei Funde von Knochenfischen warten noch näherer Bestimmung; darunter ist eine Trichiuriden- oder Xiphiuriden- Form und ein Zepidopus sp. zu nennen. Callianassa Michelottü Mn. Epw. leg. BOETTGER, Öffen- bach. Callianassa Ledae v. FRITSCH leg. BOETTG., Offenbach. Pollieipes? sp. leg. BOETTG., Offenbach. Phasianella ovulum? Phil.? sp. leg. BoETTG., Offenbach. Dentalium? sp. n. leg. BOETTE., Offenbach. Murex tristichus BEYR. leg. BOETTG., Offenbach. Fusus elongatus NYST leg. BOETTG., Offenbach. Pleurotoma belgica GOLDF. leg. BOETTG., Offenbach. » Selysü DE Kon. var. gracilis SANDB. leg. BOETTG., Offenbach. | Pleurotoma latislavia BEYR., Flörsheim. Chenopus speciosus V. SCHLOT., Erlenbruch bei Offenbach. Cancellaria minuta A. BRAUN, leg. BoETTG., Offenbach. Pholadomya Puschi GOLDF., leg. BoETTG., Breckenheim (Senck. Ber. 1882/83, S. 264). Cytherea incrassata SOW., Flörsheim; leg. BoETTG., Vilbel und Offenbach. Cardium sp. alf.anguliferum SANDB , leg. BOETTG., Offenbach. Pectunculus obovatus LAM. leg. BOETTG , Offenbach. » angusticostatus LAM., leg. BOETTG., Offenbach. Axinus unicarinatus NYST leg. BOETTG., Offenbach. Pecten pictus GOLDF. leg. BOETTG., Breckenheim. Terebratulina sp. n. leg. BOETTG., Offenbach. Schizaster? acuminatus GOLDF., leg. BOETTG., Offenbach. Ueber die Fischreste des Rupelthones stehen uns in Bälde von A. ANDREAE, über die Foraminiferenfauna von E. SPANDEL weitere Mittheilungen in Aussicht. Von den fossilen Pflanzen von Flörsheim gab GEYLER (Senck. Ber. 1883, S. 285—287) eine Liste; zu derselben sind noch fol- gende ebenfalls von GEYLER im Senckenbergischen Museum auf- gestellte Pflanzenreste hinzuzufügen: 190 Rupelthon. [650] Bambusa sepultunculus UnG. Terminalia Fenzliana Ung. Frucht? Embothrytrites leptospermos ETT. Was nun die Gliederung des so mächtigen Rupelthones an- geht, so ist zweifellos, dass die im Main bei Offenbach-Fechenheim anstehenden, Fischreste und Nodosarien führenden Thone, weil sie jedenfalls nicht tief unter dem feinsandigen Thon der Offen- bacher Brücke gelegen sind, oberen Horizonten angehören. In Flörsheim, am Erlenbruch bei Offenbach u. s. w. ist die Ober- fläche des Rupelthones eine denudirte und der Betrag der Denu- dation nicht zu schätzen. Aus den Flörsheimer Profilen scheint ersichtlich, dass erst in einer gewissen Tiefe die von Norden ein- gewanderte Leda, wenigstens in grösserer Menge, auftritt; in der westlichen Grube daselbst liegt Leda 14” tief, in der neu angelegten östlichen Grube ungefähr 3” unter der Oberkante des Rupelthones. Eine sichere Gliederung wird wohl nur aus der eingehenden Untersuchung der Vertheilung der Foraminiferen sich ergeben. In dieser Hinsicht hat eine kürzlich im Offenbacher Bericht 1891, S. 232 — 237 publizirte Arbeit von E. SPANDEL einen er- freulichen Anfang gemacht; SPANDEL konnte die oberen Schichten des Rupelthones an der Hand seiner Studien über die Foraminiferen- fauna in denselben in der folgenden Weise gliedern. Von oben nach unten folgt: dem Schleichsand; Aufschlüsse im Main- bett und bei der Gasbereitungsanstalt \ (S. 85—87), etwa 10% mächtig. 2) Grüner oder grauer, gelbgeflammter bröck- liger sandfreier Mergel; obere Schichten fossilreich, untere Schichten sehr fossilarm. Die oberen Schichten schliessen kleinere 1) Grauer Sandthon, fossillos, unmittelbar unter | Oberster (nach WEINKAUFF.) Meeresthon. unregelmässig begrenzte Kalkconcretionen und Gypskrystallrosetten ein, die unteren Schichten enthalten sehr zahlreich kleine röhrige Kalkconcretionen und Thoneisen- Grüner Meeresthon u Zu [651] Rupelthon. 191 klümpchen; Aufschlüsse am Klingenrain, in der Gerberstrasse, in der Bismarck- strasse und der südlichen Kaiserstrasse (S. 75 und 76); etwa 8” mächtig. 3 IF, Hellgrauer bröckliger sandfreier Mergel- mit Ausscheidungen von Kalkmehl, mit \ Thoneisenklümpchen und auffallend dünn- | schaligen Foraminiferen; 2" mächtig. Grüner Meeresthon (nach W EINKAUFF.) Daran schliesst sich eine Schicht eines in nassem Zustande dunkelgrauen sandfreien —a fossilreichen Thones, circa 2" mächtig. 4) Dunkelbraungrauer schiefriger Sandthon mit grauen kalkhaltigen und gelbbraunen Free — sandreichen Zwischenlagen, mit Septarien und Gypskrystallen, mit vielen Fischresten, wenig Weichthier- und Foraminiferenresten, öfter auch Pflanzenresten. Aufschlüsse im Mainbett längs der ÖObermainstrasse, bei Fechenheim (S. 86) und an der Sprend- | linger Strasse (S. 75), besonders auch Flörs- heim (S. 25); über 15” mächtig. Es sei noch besonders darauf hingewiesen, dass die tiefsten Schichten des mächtigen Ru- Fischschiefer (Amphisylenschiefer). pelthon-Schichtencomplexes bei Vilbel an- stehend oder ın der Tiefe sind, weil sıe hier unmittelbar auf Meeresthon aufruhen. Eine Analyse des Offenbacher Rupelthones von Erlenbruch hat Dr. Tu. PETERSEN im XII. Ber. des Offenb. Ver. 1870/71, S. 94 publicirt. Oberes Mitteloligecän (Cyrenenmergelgruppe) (bß). BOETTGER hat den Schichtencomplex zwischen Rupelthon und Cerithienschichten unter dem Namen »ÜCyrenenmergelgruppe« (Senck. Ber. 1873/74, S. 50—102) zusammengefasst. Ich folge ihm, da auch die oberen Meeressande wegen der Beimengung 192 Oyrenenmergel-Gruppe. [652] brackischer Thiere mit dem eigentlichen brackischen Cyrenen- mergel verknüpft sind, und überhaupt der ganze Schichtencomplex die langsame Wandlung darstellt, welchen eine rein marine Fauna in Folge der Abnahme des Salzgehaltes des Wassers und des Hinzutrittes von Brackwasser- und Süsswasserthieren erfährt. Ausserdem werden die Verhältnisse im Becken durch locale facielle Entwickelungen beeinflusst. Die Cyrenenmergelgruppe glie- dert sich von unten nach oben in folgende Schichtstufen: I. Die unteren Schleichsande und Schleichsand- steine. Sie schliessen sich durch die marine Fauna, welche sie auch in dem hier behandelten Theil des Mainzer Beckens (Nieder-Walluf) enthalten, an die zunächst folgende Schicht- stufe. Il. Die oberen Meeressande oder Ohenopusschichten, wie sie BOETTGER nach dem Leitfossil Chenopus tridac- iylus nennt. III. Der eigentliche Cyrenenmergel. IV. Die Süsswasserschichten. Sie stimmen zeitlich nahe oder völlig mit dem oberen Schleichsande überein. Den Uebergang von Rupelthon in obigen Schichtencomplex bilden in der Offenbacher und Seckbacher Gegend fossillose fein- sandige Thone in ziemlicher Mächtigkeit; sie sind das unmittelbar Liegende der Schleichsande. Untere Schleichsande und -sandsteine. ' Dieselben sind vor allem lithologisch charakterisirt, da ihre Beschaffenheit eine sehr leicht kenntliche ist; stratigraphisch stellen sie sandige Schichten dar, die den Cyrenenmergel unterlagern. Lithologisch fast völlig übereinstimmende Sande kommen als Zwischenlager und auch als Hangendes des Cyrenenmergels vor. Der wichtigste und, wie ich in der Abhandlung »über Sande und Sandsteine im Mainzer Becken« dargelegt habe, am allgemeinsten verbreitete dieser Schleichsand-Horizonte ist der unterste, insofern er imrheinhessischen und Frankfurter Becken lithologisch, floristisch und stratigraphisch übereinstimmt, resp. eine durchgehende Schicht bildet, die jeden- [653] Cyrenenmergel- Gruppe. 193 falls die Existenz des Rheinthales, resp. einer grösseren Depression zwischen Rheinhessen und Untermaingebiet zu damaliger Zeit aus- schliesst (Senck. Ber. 1884, S. 195 — 218). Die Schleichsande, meist von lichtbräunlicher, aber auch grau- licher Farbe, sind feine Sande, welche aus splitterigen, niemals gerundeten Trümmern bestehen, die auch bei ihrer Kleinheit sich in ihrem Durchmesser und ihrer Gestalt (Plättchen, Körner, Splitter) sehr verschieden zeigen und etwa zwischen 0,5 — 0,1 "% schwanken. Die Körner sind von verschiedener Gesteinsbeschaffenheit; Quarz- körner scheinen nur etwa ein Drittel auszumachen; ein anderer Theil ist kohlensaurer Kalk, dessen Menge beim Seckbacher Schleich- sand ca. 28pÜt. ausmacht. Dieser Kalk kann nicht, wie beim Klein- karbener Sand, z. Th. auf Schalentrümmer bezogen werden, da Schalen hier völlig fehlen. Sonst fallen noch gelbliche und bräun- liche Trümmerchen auf, ferner glänzend schwarze (? Hornblende), und am auffälligsten sind die oft recht zahlreichen silberweissen Glimmerschüppchen. Am nächsten, auch dem äusseren Aussehen nach, steht diesen Sanden der Kleinkarbener Oerithiensand, der zwar gröber ist, aber z. Th. zahlreiche gerundete Körner enthält und, nach seinen Bestand- theilen zu schliessen, aus der Zertrümmerung desselben Gebirges hervorgegangen zu sein scheint; er enthält noch reichlicher Glimmer- blättchen. Es sind im Becken noch mehrfach tertiäre Sandhorizonte ent- wickelt, die sich fast ausschliesslich als völlig kalkfrei darstellen. Die Pliocänsande z. B. bestehen fast nur aus Quarzkörnern, zeigen allerdings vielfach Glimmerflitterchen; letztere fehlen u. a. völlig den als Schleichsande kartırten, oberpliocänen Frauensteiner Sanden. Die pliocänen Sande stimmen überhaupt in allem mehr mit den Sanden des Münzenberger Blättersandhorizontes überein. Die Schleichsande sind nun häufig durch ein reichliches kalkiges Bindemittel zu plattigem oder auch knauerigem Sandstein verkittet, welcher die Flora jener Zeit dauerhafter aufbewahrt hat, als die lockeren Sande (Stadecken in Rheinhessen). Hervorhebenswerth ist vor allem, dass die Flora des unte- ren Schleichsandes viel näher derjenigen des Münzenberger Blätter- Abh, IX, 4, 13 194 Cyrenenmergel- Gruppe. [654] sandsteines steht, als der des Rupelthones (Senck. Ber. 1873/74, S. 103—112, und 1884, S. 197— 217). Es gilt dies nicht allein von den Floren von Seckbach, Offenbach, Selzen, Stadecken etc., sondern auch von der ebenfalls von GEYLER bestimmten Flora des von KocH entdeckten Blättersandsteines von Nieder- Walluf (»Eltvills«, S. 29). Von den 42 Genera, welche bisher von Flörs- heim?) bekannt sind, sind nur 9 dem Flörsheimer Rupelthon und dem unteren Schleichsand gemeinsam, von den 60 Arten des Flörsheimer Thones sogar nur 5. Aus dem Schleichsande sind 37, zu 26 Gattungen gehörige Arten bekannt. Wie schon erwähnt, werden bei Nieder-Walluf die Blatt- abdrücke auch von einigen marinen Conchylien begleitet, darunter Steinkerne von Sphenia elongata BOETTG. in grosser Menge; es ist hiernach dieser Sandstein vom Alter desjenigen von Elsheim -Sta- decken, von wo BOETTGER freilich eine ungleich reichere Fauna be- schreiben konnte, die, abgesehen von den Land- und Süsswasser- Conchylien, fast völlig der Fauna der Chenopusschichten identisch ist (Senck. Ber. 1873/74, S. 95 — 97). Dass ich im Schleichsandstein im Main unterhalb Offenbachs und in dem Einschnitt der Wasserleitung der Druckluftanlage daselbst keine Blattabdrücke beobachtete, habe ich schon erwähnt, nichts destoweniger scheint es mir doch zweifellos, dass derselbe dieselbe Schichtenlage darstellt, welcher Geh. Rath GREIM in Offenbach Bilättersandstein entnommen hat. Ob aber der Blätter- sandstein, den VOLGER?) als Zwischenlage im Mergel vom Seehof zwischen Sachsenhausen und Oberrad gefunden hat, auch hierzu gehört, ist nicht erwiesen; er kann auch einem höheren Schleich- sandhorizont angehören. Im westlichen Theile unserer Land- schaft, so bei Wicker, treten an Stelle der Sande meist petre- factenfreie Thone, die glimmerig werden können und dann hier und da Spuren von Pflanzenresten führen (Senck. Ber. 1873/74, S. 92). !) Senck. Ber. 1882/83, S. 235 — 287. ?) Beiträge zur Geologie des Grossh. Hessen etc., 1858, I. Heft, S. 28. [655] Cyrenenmergel- Gruppe. 195 Oberer Meeressand. — Dass nicht allein der Schleich- sand, sondern in ähnlicher faunistischer Entwickelung der obere Meeressand Rheinhessens in das Frankfurter Becken reicht, dafür hat BOETTGER in seiner Abhandlung über die Cyrenenmergelgruppe (Senck. Ber. 1873/74, S. 93 u. 94) Anhaltspunkte gegeben, deren wir schon bei der Besprechung der geologischen Verhältnisse von Offenbach und Diedenbergen gedacht haben. Sicher gestellt ist der Zusammenhang des westlichen und östlichen Theiles des Tertiärbeckens aus der Zeit des oberen Meeressandes durch die Fauna, die ich in der Schichte 5 des Profils der Ausschachtung für die Druckluftanlage in Offenbach nach dem Main zu gesammelt habe. Die nach dem Trocknen des sandigen Lettens durch Schlämmen gewonnenen Fossilien sind folgende: Zahl Nematura lubricella AL. BR. . . . . . selten (6) » compressiuscula AL. BR... . . zahlreich Hydrobia Dubuissoni BoUIL. . . . . .» 2 » ventrosa v. elongata AL. BR. . 1 Phasianella ovulum PHIL. . . . . . „zahlreich Potamides plicatus (BRUG.). . . . . . sehr zahlreich » Lamarcki (BRONG.). . . . . sehr zahlreich » aeUt10038:MBORLEEIE 1 Gerithionsisn span June ee 1 Vermetus af. cristatus SANDB. . . . . 1 Litorina obtusangula SANDB., Gewinde auf- fallend hoch . . 2 Natica Nysti D’ORB,, klein und ale zahlreich Chenopus tridactylus AL. BR., Bruchstück 1 Mon nen ne u el 1 Tiphys cuniculosus NYST, jung . . . . zieml. zahlreich Fusus? jung . SR FE 1 Pleurotomide, Beuchötdek sr) - 1 Cylichna sp., ähnlich C. Laurenti Bosc und wie diese unten spiralig gefurcht, aber oben um das etwas aufgewulstete Ge- 192 196 Cyrenenmergel-Gruppe. [656] winde herum ebenfalls mit 3 tiefen Spi- ralfurchen. Bruchstück ea ä 1 Sphenia papyracea SANDB., Eee . nicht selten alt Ponopaeas 2 ee 1 Corbulomya crassa SANDB., Aerleh typisch, rechte Schale besser erhalten. . . . sehr zahlreich Corbula subarata SANDB. . . . . . . zienl. zahlreich Syndosnya elegans DESH. . . . . . . nicht selten Tellina Nysto Dusm u. 2 2 02.2..2.miekigsehren Caryatis incrassata (SOW.) u. lunulata (olım Cytherea), zum grossen Theil junge Exemplare . . . . zahlreich Callista subarata ae ae Oh) sehr zahlreich Cardium scobinula MER. . . . . . zieml. zahlreich » planistria BOETTG. (Senck. Be 1873/74, 8.85) . . »... 2.0.22. Ziemlszahlserch Tuchnolaaın dtilatolorSt 1 Dasaea noseon (SANDES) er 1 Nucula piligera SANDB., Bruchstücke . . häufig Mytilus acutirostris SANDB., Bruchstücke zahlreich Modiola sp. (2’oangusio), ung 2 2.2: 1 Östrea longirostris !), mit mehreren auf- sitzenden@Bolonusasp er 1 Cytherideen in thonigen Zwischenlagen . zahlreich Balanusısp. # u.a a ee ee 2 Röhren wur g N. Era ee a er 5) Quinqueloeulina 2 2.2 er nichtahante: Bolymorphina 2 N En ner nich@ehsmue: Cornuspira . . . ? le Galeus tenuis PROBST >, een sch 1 !) Diese Ostreenart wurde von ©. Koch bei Igstadt gefunden. ?) Bei der niederen Stellung der Spitze gegen die Basis könnte der Zahn auch zu Sciolodon Kraussi Prost gezogen werden; ein grösseres Exemplar eines solchen Zahnes fand Borrreer gelegentlich einer Brunnengrabung an der alten Mühle östlich von Offenbach a/M., und Dr. W. Schaur hat ein solches im Meeressand von Wöllstein in Rheinhessen gesammelt. [657] Cyrenenmergel- Gruppe. 197 Eigentlicher Cyrenenmergel. — Der Cyrenenmergel ist in den letzten 8 Jahren in grösserer Entwickelung in mehreren Schächten offen gelegt worden, so oberhalb Seckbach durch zahl- reiche Bohrlöcher und in einem Braunkohlenschacht (Senck. Ber. 1884, S. 168— 170); das Bemerkenswertheste ıst das Fehlen der Süsswasserschichten!) daselbst und das Vorkommen von einigen Ske- letresten von Hippopotamus Seckbachensis KINK., dann in Schächten, die zur Förderung von Thon angelegt waren, in der Nähe jenes Braunkohlenschachtes an der Nussgartenstrasse, 50” südlich des Eselsweges zwischen Heiligenstock und Bergen. Das Schichten- profil dieser Schächtchen habe ich oben (»Hochstrassen - Theil- scholle« S. 93) schon mitgetheilt. In der Schicht 15) wurden von Herrn HıssgEen mit Schädel- bruchstücken vorzüglich erhaltene Zähne eines grossen Anthra- cotherium gefunden, von welchen ich bald im Zusammenhang mit anderen Resten derselben Gattung eine Beschreibung zu geben hoffe. Es sind dies, abgesehen von Halitherium im Meeressand und Rupelthon, zusammen mit dem Hippopotamus Seckbachensis die ältesten im Mainzer Becken aufgefundenen Säugethierreste. Es sind dies Thiere, welche es erlauben, die Gebilde in dem nun schon ziemlich isolirten, grössten Tertiärbecken Deutschlands mit solchen auswärtiger Tertiärcomplexe dem Alter nach zu vergleichen. Auf der linken Mainseite oberhalb Sachsenhausen in 138" (Aneroid) Meereshöhe?), beim Aufstieg links vom Hainerweg im Garten von Herrn Gärtner HorFFMANnN in Sachsenhausen, nahe der Kaisertanne gelegen, gönnte ein Brunnenschacht von ca. 40” Teufe einen Einblick in die Folge, das Niveau und die Fauna der Schichten. Ueber Folge und Höhenlage der Schichten ist oben bei Besprechung der Hochstrassen-Theilscholle (S. 92) berichtet. Aus den thonigen (a) und sandigen (b)-Schichten unter der Braunkohle sind nach völligem Trocknen folgende Fossilien aus- geschlämmt worden: !) Unter den Schalresten befand sich nur eine einzige Limnaeenspindel. 2) Nach einer mir durch Herrn Ingenieur Sarrı.er vom städtischen Tiefbau- amt gewordenen Notiz ist die absolute Höhe dieses Punktes 144,16” NN. 198 Cyrenenmergel- Gruppe. Oyrena convexa Bronen. (semistriata Desn.) . \ Caryatis incrassata (Sow. olim. Oytherea) Callista subarata (SanDe.) . Corbula subarata SAnDB. Cardium scobinula Mer. Sphenia elongata BoErtc. » papyracea Ar. Br. . , Syndosmya elegans Desn. Tellina Nysti Des». Modiola sp. . Mytilus acutirostris SAnDe. . Nematura lubricella Au. Br. » compressiuscula Au. Br. . Hıydrobia Dubuissoni Bruır. Phasianella ovulum Pi. Potamides plicatus Bruc. (v. enodosa, multinodosa und Galeotii) Potamides Lamarcki Broxen. . Natica Nysti D’Ore. . Tiphys euniculosus Nysr Odontostoma subula SANDB. Balamus sp. . Quinqueloculina sp. n: Otolithus (Gobüde) dispar Koxen Fischwirbel von Gobius sp. Chara Meriani Ar. Br. Verschiedene Früchte und Samen, dar- unter af. Follicultes Kaltennord- heimensis ZENKER . ar und Oinnamomum Scheuchzeri Heer . [27 1 mehrere Bruch- stücke — - — — + sehr zahlreich sehr zahlreich 5 + nicht selten zahlreich — 3 Bruchstücke — häufig + + sehr zahlreich + -- [658] b 2 jung 1 und zahlreiche junge Schalen ++++++ zahlreiche Bruch- stücke + zahlreich zahlreich 3 3 sehr zahlreich nicht selten 1 — zahlreich 5 1 Bruchstück + Die Petrefacten waren zumeist zerbrochen und z. Th. ver- rundet, welch letzteres besonders von den Cerithien auffällt. Die etwas grösseren und zarteren Muscheln sind nur in Bruchstücken da und nur aus ihren erhaltenen Schlosspartien erkennbar. Aus obiger Liste ist heraushebenswerth, dass Potamides pli- [659] Cyrenenmergel - Gruppe. 199 catus schon in einer Form erscheint, welche nach oben (Cerithien- schichten) zunimmt; es ist nämlich nicht die ächte var. Galeott:, sondern nähert sich mehr der var. pustulata. In entgegengesetzter Richtung, also nach der rein marinen Vergangenheit, weisen besonders Tiphys, Phasianella und Odon- tostoma. Die Fauna setzt sich also aus Organismen zusammen, die an frühere marine Existenzbedingungen erinnern, und aus solchen, die erst in der Folge (im brackischen Wasser) ihre Haupt- entwickelung erleben. Von der oben mitgetheilten Fauna aus den Ausschachtungen für die Druckluftleitung in Offenbach unterscheidet sich die aus dem Brunnen in HorrMmAnn’s Garten dadurch, 1. dass letztere das Leitfossil des Cyrenenmergels und höhere Horizonte kenn- zeichnende Varietäten von Potamides plicatus enthält, 2. dass eine ziemliche Zahl mariner Conchylien nicht mehr vorhanden sind: Chenopus tridactylus, Litorina obtusangula, Vermetus af. eristatus, Oylichna aft. Laurenti, Corbulomya crassa, Lucina undulata, Nucula piligera, Ostrea longirostris etc. Süsswasserschichten. — In der schwarzen, sandig-lettigen Schicht 4, welche nach ihrem Aussehen eine aus zusammengeweh- ten Blättern hervorgegangene Braunkohlenlage darstellt und ganz erfüllt ist mit zerdrückten Planorben, wurden erkannt: Planorbis cornu Brongn. = solidus Tuo., Ancylus decussatus REUSS. und Limnaeus sp. Nach diesem Befund und der oben schon mitgetheilten Beobachtung SPAnDEL’s am Salıg (S. 80) steht nun fest, was BoETTGER (Senck. Ber. 1873/74, S. 94) für noch nicht con- statirt, aber wahrscheinlich hält, dass nämlich auch im nordöst- lichen Theile des Beckens, wenn auch lithologisch anders als im westlichen, — in Rheinhessen und im Rheingau (Hattenheim), — der ächte Oyrenenmergel von Süsswasserschichten überlagert ist. Es ist darum auch nicht zweifelhaft, dass die von BOETTGER seiner Zeit bei Hochheim und Offenbach („Beitrag“, S. 20 und 21) und von v. KoEnEn bei Gronau (BODENBENDER, Inaugural- 200 Cyrenenmergel- Gruppe. [660] Dissertation, S. 26, und Neues Jahrb. f. Min., 1884, III. Beilage- band, S. 128) auf Halden gesammelten Süsswasserconchylien aus dieser Süsswasserschicht stammen. Uebrigens stimmt die Be- schreibung, die BOETTGER von der aus dem Massenheimer Schacht („Beitrag“ S. 21 u. 22) gibt, völlig mit der Beschaffenheit derselben am Hainerweg in Sachsenhausen, an der VoLLmAr’schen Fabrik bei Offenbach und endlich dem oberen Kohlenlager bei Dieden- bergen (Senck. Ber. 1884, S. 172) überein. Ich beobachtete auch in Diedenbergen dort eine schieferige, braunkohlenhaltige Schichtenlage, welche ziemlich zahlreich specifische Süsswasserschnecken führte. Leider hatte der eben berührte Braunkohlenschacht von Diedenbergen dasselbe Schicksal, wie der von Seckbach und wie alle bisher nieder- gebrachten, so dass heute im Untermaingebiet keine ältere tertiäre Braunkohle mehr gefördert wird. Die schlechten finanziellen Er- folge mit derselben, die nicht in ihrer Qualität, sondern in ihrer geringen Mächtigkeit und schwierigen Gewinnung (wegen Tiefen- lage und Wasserhaltung) und endlich in der Concurrenz mit der Steinkohle begründet sind, werden wohl auch leider für die Folge Unternehmungslustige davon abhalten, sie zu gewinnen, was im Interesse des geologischen Verständnisses und der Kenntniss der oligocänen Thierwelt der hiesigen Landschaft recht zu bedauern ist. Auf einen Schleichsandhorizont, welcher, nach Hangendem und Liegendem (Senck. Ber. 1882/83, S. 280 und 1884, S. 195) zu urtheilen, der jüngeren Oyrenenmergelzeit zuzählt, habe ich oben schon hingewiesen; es ist der von Sandsteinbänken durch- zogene Sand vom Scheelberg zunächst der Strassengabel südlich von Vilbel. Es scheint derselbe die Ablagerung eines Flüsschens zu sein, das vielleicht in den Süsswassertümpel von Massenheim mündete. Die Melania Escheri MER.), welche von Paludina pa- chystoma SANDB. in diesem Schleichsandstein begleitet wird, er- ') Es ist das Vorkommen am Scheelberg das früheste Auftreten der Melania Escheri in unserer Gegend; sie hat, wenn auch stets schwach vertreten, bis ins beginnende Untermiocän ausgehalten; der Horizont an der eisernen Hand, wo Borrrorr die Melania fand, ist wohl demselben im Bohrloch der Gebrüder Becxer in Darmstadt (Notizbl. d. Ver. f. d. Erdk. z. Darmstadt, IV. Folge, 11. Heft, >. 5) sehr nahe stehend, auch sehr nahe der oberen Grenze der Cerithienschichten. | [66 1 ] Cerithien- und Hydrobien - Schichten. 201 innert an einen Horizont, der zwischen Oassel und den nördlichen Partien des Mainzer Tertiärbeckens entwickelt ist und von LupwıG als Melanıenschichten der hessischen Tertiärformation (Palaeont. Bd. 14, S. 10) bezeichnet wurde. Eine Abnormität in der Schichtenfolge der Cyrenenmergel- gruppe hat kürzlich v. ReınacH oberhalb Hochstadt durch eine Bohrung festgestellt. In Rheinhessen sind die mitteloligocänen Süsswasserschichten kalkig entwickelt, bilden aber allenthalben das Hangende des ächten Oyrenenmergels; bei Hochstadt ist nun zwar die Süsswasserschicht im Gegensatz zu all den kohlig blätterigen Gebilden mit Planorbis etc. im Untermaingebiet und in der Wetterau kalkıg entwickelt, hat aber die brackischen Mergel mit Cyrena convexa etc. nicht allein als Liegendes, sondern wird auch noch von solchen im Betrage von 5“ überlagert (Senck. Ber. 1890, S. 127). Die Münzenberger Sande habe ich im folgenden Abschnitt aufgeführt, wenn ich auch glaube, dass ihre tiefsten Partien mit den obersten Schichten der Oyrenenmergelgruppe in näherer Be- ziehung stehen, als mit den Cerithienschichten. Oberoligocän und Untermiocän (Cerithien- und Hydrobien- Schichten !). Sowohl die lithologische Beschaffenheit der hangenden Schichten des Mitteloligocäns, als auch die sich im Wandel der Fauna kundgebende Veränderung der Tiefe des Beckens zeigt !) Bezüglich der nach Erscheinen von Sınperreer, Land- und Süsswasser- Conchylien der Vorwelt 1870—75, neu beschriebenen Fossilreste aus den Üeri- thien- und Hydrobienschichten verweise ich auf: Borrteer, Clausilienstudien, Cassel 1377. Palaeontogr. XXIV, S. 188—207. Ber. d. Offenbacher Ver. f. Naturk. 1883, 8. 217. Senck. Ber. 1884, S. 175 ff., S. 230— 280. Senck. Ber. 1885, S. 187 und 188. Notizbl. d. D. malak. Ges. 1835, S. 116 und 145. Notizbl. d. Ver. f. Erdk. in Darmstadt 1886 (IV. Folge, 7. Heft), Jahrb, d. nass. Ver, f. Naturk. 42, S. 227—327, 202 Cerithien- und Hydrobien-Schichten. [662] eine neue Schichtenstufe an. Wenn die Vorgänge innerhalb des Mainzer Beckens die maassgebenden wären, so berechtigte eine solehe Dislocation wohl dazu, die derselben vorausgehenden und die derselben folgenden Schichten verschiedenen Abtheilungen zuzu- weisen. Es ist dies bezüglich des Cyrenenmergels und der Oeri- thienschichten auch früher geschehen, da ersteren oberoligocänes Alter zugeschrieben wurde, während letztere das tiefste Unter- miocän bildeten. Durch die Einweisung der Cerithienschichten in das Niveau der oberoligocänen marinen Sande von Cassel (v. KoEnEn, Extrait des Ann. de la Soc. geol. de Belg. t. XII Memoires 1885, S. 194—205) erscheint jedoch der Unterschied zwischen Cyrenenmergel- und Cerithienschichten abgeschwächt, sofern jene nur einen Schichtencomplex einer Unterabtheilung, diese eine Unterabtheilung derselben Abtheilung, nämlich des Oli- gocäns, bilden. Den Cyrenenmergel sammt Chenopusschichten und Schleichsand hat übrigens v. KoENEn schon früher (1879) dem mächtigen Mainzer Mitteloligocän (Meeressand und Rupelthon) zu- gerechnet, indem er geltend machte, dass derselbe einfach infolge allmählichen Brackischwerdens des Absatzmediums aus dem Rupel- thon hervorgegangen und somit nicht von ihm als eine besondere Unterabtheilung zu trennen sei. Ueber dem Cyrenenmergel-Complex folgen. ausser Sanden hauptsächlich Kalksteine, aber auch Mergel und Letten, die SANDBERGER ungefähr folgendermaassen gliederte: 1) Litorinellenkalk. Die Litorinellen (= Hydrobien) sind neben den Congerien allein herrschend; Corbiculen und Cerithien sind ausgestorben; die Süsswasser- mollusken haben zugenommen; das Wasser ist nahezu süss. 2) Corbicula-Schichten. Dieselben weisen sich durch Corbicula- Arten und ein paar Cerithienarten noch als brackisch aus; hier tritt Hydrobia inflata auf. Die marinen Mollusken der Cerithienschichten sind verschwunden; hierher gehören auch die oberen Schichten der Münzen- berger Sandsteine mit Corbicula Faujasi. [6 63] Cerithien- und Hydrobien- Schichten. 203 3) Cerithien- und Landschnecken-Kalk und Blätter- sandstein. Erstere sind noch gekennzeichnet durch mehrere marine Fossilien; die Blättersandsteine führt SANDBERGER von Münzenberg, Rockenberg und Seck- bach auf. SANDBERGER stellt Schichte 2) und 3) in der Tabelle zu Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt 1870—75 zu- sammen ins Untermiocän, was er in »Die Oonchylien des Mainzer- beckens« 1863, S. 440 begründet; die Litorinellenkalke werden von SANDBERGER ins Mittelmiocän gestellt. Dass die Vorgänge, die sich in der eben kurz skizzirten Wandlung der Wassermollusken-Fauna spiegeln, unmerklich in einander übergehen, wie dies beim Uebergang des Rupelthones in den Cyrenenmergel geschah (Senck. Ber. 1884, S. 170), liegt in der Natur der Sache, und es ist daher schwer, besonders zwi- schen 1) und 2) scharfe Grenzen zu ziehen. Es schieben sich z. B. allein aus Hydrobia ventrosa bestehende Schichten zwischen die Corbieulaschichten, sodass man nur bei bedeutendem vertikalen Aufschluss mit einiger Sicherheit entscheiden kann, welchem Horizont man die betreffende Schicht zuzuweisen hat). Bedenkt man ferner, dass die facielle Entwicklung dieser Schichten insofern Schwierigkeiten bietet, als der Corbicula-Horizont, wo er als Letten und thoniger Mergel auftritt — es ist dies gerade in der Frank- furter Gegend hauptsächlich der Fall — keine Corbiculen enthält, so erkennt man die Oorbiculen als wenig oder nicht geeignet, als Leitfossilien in einer Schichtenfolge zu dienen, die in bedeu- tender Entwicklung und Mächtigkeit als thonige Facies auftritt. Es fehlen dann die Anhaltspunkte für die Unterscheidung der Hydrobienschichten und Corbieulaschichten, wenn nicht die in den unteren Partien der letzteren noch existirenden Üerithien- und 1) Auf Blatt Frankfurt sind den oberen Hydrobienschichten bei Sachsen- hausen und in Bornheim Schichten zugewiesen, die zweifellos dem unteren Horizont, also den Corbicula-Schichten Sannpeerckr’s angehören, obwohl diese Lettenschiefer nur Hydrobia ventrosa Mont. führen. Auch die Hafenbaugrube und manche Schichten im Untergrund Frankfurts zeigten innerhalb der sogen. Corbieula-Letten solche Ventrosenbänke. 204 Cerithien- und Hydrobien- Schichten. [664] Hydrobienformen dieselbe ermöglichen. — Welche Schwierig- keiten aber die Trennung von 2) und 3) mit sich bringt, hat BODENBENDER (Inaug.-Diss. S. 27), indem er Aeusserungen v. KoENneEn’s citirte, dargelegt. Mit der Vorstellung SANDBERGER’s, dass die Münzenberger Blättersandsteine die Horizonte der Cerithien- und Corbicula- schichten umfassen, stimme ich nicht nur völlig überein; ich habe auch dieses vereinzelt scheinende Vorkommen mit den Vorgängen im südlicheren Theile des Beckens zu verknüpfen gesucht (Senck. Ber. 1890, S. 109— 118). Einen Beleg für obige Vorstellung habe ich in der Ueberlagerung des Münzenberger Sandstein-Complexes von Hydrobienkalk zwischen Griedel und Münzenberg gefunden; es war mir bei der Mittheilung dieser Thatsache aus dem Ge- dächtniss gekommen, dass BODENBENDER erwähnt, dass LupwIe diese Kalke schon aufgefunden hat. Wenn auch der liegende Thon bei Münzenberg etc. nicht durch Fossilien seiner geologi- schen Stellung nach erkannt ist, so reicht doch die im Blätter- sandstein so vorzüglich erhaltene Flora, welche derjenigen des Schleichsandes sehr nahe steht (Senck. Ber. 1884, S. 215 u. 216), dazu aus, die Annahme SANDBERGER’S für die wahrscheinlichste zu halten. Es lässt sich des Weiteren aber auch ein Zusammen- hang mit südlicher gelegenen Quarzsanden zeigen, die theils durch ihr Liegendes, theils nur durch ihr Hangendes orientirt sind. Der südlichste Punkt ist die Sandgrube (Läusebaum) an der Strassengabel bei Vilbel. Prof. v. KoEnEN hat beobachtet, dass die hier anstehenden vielfarbigen, jedoch nur in ihren obersten Schichten zu quarzitischen Conglomeraten verkitteten Quarzsande von einer Pernabank der unteren Cerithienkalke über- lagert werden. (Sep. aus d. Ber. üb. d. XVII. Vers. d. oberrhein. geol. Vereins und Senck. Ber. 1884, S. 183 und 184.) Bei Rendel bildet das Hangende von Quarzsanden der obere Üerithienkalk mit Potamides plicatus pustulatus (Senck. Ber. 1890, S. 112). Noch weiter nördlich, am Steinberg bei Münzenberg, ist auch der Hori- zont als Sand entwickelt, der in kalkiger Facies durch Corbicula- Bänke ausgezeichnet ist. Dass aber die Corbiculen im Münzen- berger Sandstein zeitlich mit letzteren übereinstimmen, zeigt der [665] Cerithien- und Hydrobien -Schichten. 205 hangende Hydrobienkalk hier und dort. Unter Anderem sind die Corbicula-Sande, ganz erfüllt von verkieselten schlecht erhal- tenen Congerien, am Öppertshäuser Hof zu Sandstein verkittet. LupwıG’s Gliederung der über dem Cyrenenmergel gelegenen Mainzer Tertiärschichten scheint mir, soweit nicht die Stellung des Rupelthones berührt wird, bestimmter, klarer, als diejenige SANDBERGERS in »ÜÖonchylien des Mainzer Tertiärbeckens 1863«. Nach ihm gehen die Cerithienschichten so weit nach oben, als eben noch Cerithien zu finden sind; er führt wenigstens in den Petrefactenlisten seiner Litorinellenschichten keine ÜOerithien auf. Es fällt nun der grössere Theil der Corbiculaschichten den Cerithienschichten Lupwig’s noch zu; das Hangende seiner Oerithienschichten sind seine Litorinellenschichten (Litorinellenkalk und -thon). C. Koch, welcher ebenso wie BOETTGER bei Gliederung des Tertiärs ın seinen Publikationen sich an SANDBERGER anschliesst, hat darauf hingewiesen, dass die unteren Litorinellenschichten Lupwig’s, welche ungefähr mit den oberen Üorbieulaschichten SANDBERGER’s zusammenfallen, eine Hydrobia führen, welche in den oberen Litorinellenschichten LupwiG’s oder in den Litori- nellenschichten SANDBERGER’s ausgestorben ist; es ist dies die Hydrobia inflata FAus. Ich habe hiernach am Schlusse meiner Abhandlung »über Sande und Sandsteine etc.« (Senck. Ber. 1884, S. 218) einen Gliederungsvorschlag ungefähr folgender Art gemacht: ( obere, ohne Aydrobia injlata, 1) Hydrobien- |) untere, reich an Hydrobia inflata, ohne Schichten. oder doch selten mit Öorbiculen, ohne Cerithien. obere, mit Potamides plicatus pustulatus, Tympanotomus conicus, Hydrobia obtusa 2) Cerithien- ' und H. injlata, bei kalkiger Entwicklung Schichten. mit Corbieula Faujasi und donacina und Stenomphalus cancellatus var. cristata, ohne marine Conchylien; 206 Cerithien- und Hydrobien -Schichten. [666] ‘untere Kalke mit Perna, Cytherea, Modiola 3, Omuten- angusta, Stenomphalus typ. en \ Cerithiensand brackisch, Münzenberger Blättersandstein fluviatıl. Landschneckenkalk local. Obwohl die Hydrobia inflata die unteren Partien der Hydro- bienschichten kennzeichnen, so sehe ich doch davon ab, diese als untere Hydrobienschichten oder Inflatenschichten abzugliedern, da das Vorkommen der Hydrobia inflata auch in den oberen kalkig entwickelten Cerithienschichten zu Missverständnissen führen kann. Immerhin ist das Vorkommen dieser Aydrobia von stratigraphischer Bedeutung, da sie die Schichten erkennen lässt, in welchen sich Hydrobien- und Cerithienschichten berühren. Bestimmter fixirte das Auftreten der Hydrobia obtusa die Grenze der beiden Schichtencomplexe. Wie oben erwähnt, tritt in dem Hafenbauprofil mit dem Potamides plicatus pustulatus und Tympanotomus conicus in den thonig entwickelten oberen Oerithien- schichten noch die typische Hydrobia obtusa SANDB. in Menge auf. Bekanntlich hat SANDBERGER letztere aus den unteren Cerithienschichten von Kleinkarben beschrieben. Es ist nun mehr- fach von mir hervorgehoben worden, dass gerade Schichten mit einer mit der Schicht »cer« (Hafenbauprofil) ganz übereinstimmen- den Fauna an zahlreichen Orten auftreten, ja, dass mehrfach eben bis auf diese Schichten die Denudation während der Zeit, da das Becken vor der Oberpliocänzeit trocken lag, stattgefunden hat; ich erinnere an die Aufschlüsse im Hafenbau, in der Wöhler- und Uronbergerstrasse, im Brunnenschacht des RoTHScHILD’schen Pachthofes, in der Zeissel-, Kosel-, Neuhof- und Burgstrasse, am Karlshof bei Darmstadt, im Wırrich#’schen Brunnenschacht in Neu-Isenburg, bei Hausen südlich Offenbach a/M., an der Kahle- mühle zwischen Wiesbaden und Schierstein u. a. Es sind aber auch zahlreiche Stellen bekannt, wo die Hydrobia obtusa ohne die cerithioiden Conchylien in Menge auftritt, in Schichten, die mehr- fach den oberen thonigen Cerithienschichten lithologisch ähnlich sind; ich erinnere an die tiefsten Schichten im Bohrloch von Gr. [667] Cerithien- und Hydrobien - Schichten. 207. Auheim, ferner an die im Brunnenschacht der ehemaligen BrRÖNNER’'schen Fabrik, dann an die Schichten im Wasserriss oberhalb Niederhöchstadt und an den Hydrobienkalk bei Ravolz- hausen. Aus der Schichtenfolge im BRÖNNER'schen Brunnen- schachte ist es zweifellos ersichtlich, dass solche Schichten über den thonigen Cerithienschichten liegen, da in dem hangenden, thonig entwickelten mächtigen tertiären Schichtencompiex daselbst sich keine Spur einer cerithioiden Schale gefunden hat. Somit erscheint es als gesichert, dass diese Schichten über den obersten Cerithienschichten liegen, und es ist höchst wahrscheinlich, dass auch die Hydrobia obtusa-Schichten dort, wo infolge der tief- greifenden Abtragung keine hangenden miocänen Schichten er- halten sind, diesem nahe über den Üerithienschichten liegenden Horizonte angehören, sodass auch an diesen Fundorten wohl mit Sicherheit in naher Folge nach unten die: Cerithienschichten zu erwarten wären; die Hydrobia obtusa-Schichten geben somit diese Nähe zu erkennen. Wir werden allerdings diese Schichten noch zu den Hydrobienschichten ziehen müssen. Dass nämlich Hydrobia obtusa auch noch in die unteren Hydrobienschichten hinaufsteigt, zeigt ein Fund, den ich im Markloch von Rhinoceroswirbeln aus den Hydrobienschichten vom Hessler bei Mosbach (DYCKERHOFF’sche Brüche) gemacht habe. Es zeigte sich hier in nicht geringer Zahl und in typischer Form Hydrobia obtusa in Gesellschaft einer grossen Zahl von Hydrobia ventrosa und einer Helix subsoluta SANDB. af. Girondica NouL. Die Skeletreste des Rhinoceros- leichnames lagen in einer Schichte, welche 22” unter der Ober- kante der Hydrobienschichten im Hessler sich befindet, also den tieferen Schichten daselbst angehört. Hier liegen auf den Hydro- bienschichten unmittelbar die mittelplistocänen Mosbacher Sande mit Knochen; Oberpliocän und Taunusschotter fehlen. Dann hat auch BOETTGER Hydrobia obtusa mit H. ventrosa und Melanopsis callosa im Hydrobienthon von Mainz und von Appenheim in Rheinhessen (Palaeontogr. XXIV, S. 180) beobachtet. In den Fällen, wo die Odtusa-Schichten unmittelbar von wesentlich jün- gerem geologischen Gebilde, von Oberpliocän oder Diluvium, überlagert sind, ist es freilich nicht ausgeschlossen, dass diese 208 Cerithien- und Hydrobien - Schichten. [668] Obtusa-Schichten der Hydrobia obtusa-Schicht »v« (Hafenbau- profil, Koselstrasse etc.), welche unmittelbar unter der Cerithien- schicht »cer« liegt, entspricht, da es nicht unmöglich ist, dass diese hangende Schicht »cer« denudirt, dass also die Denudation an diesen Localitäten tiefer gegriffen hat, als dort, wo die Schichte »cer« noch erhalten ist (Karlshof b. Darmstadt ete.). — Auch darauf möchte ich nochmals aufmerksam machen, 1. dass in dem 50 ” tiefen, nur Hydrobienschichten durchsenkenden Bohrloch im Nizza in den tieferen Schichten sich Hydrobia inflata eingestellt hat, noch nicht aber Hydrobia obtusa, 2. dass auch ım 100 ® starken Hydrobienschichtencomplexe des BRÖNNER’'schen Brunnens die HAydrobia inflata über der Hydrobia obtusa folgt, nicht aber in den tieferen Schichten schon erscheint, welche Hydrobia obtusa führen. Wenn also Hydrobia obtusa nicht eben ein Leitfossil der Cerithienschichten ist, so zeigt ihr Auftreten doch die Nähe der- selben mit Bestimmtheit an. Ein Umstand, der mich besonders auch veranlasste, von der SANDBERGER- BOETTGER’schen Gliederung abzugehen und die Lupwi@'sche für die geeignetere zu halten, ist die relativ geringe \ächtigkeit der SANDBERGER’schen Cerithienschichten!), welche als oberoligocäne Section, verglichen mit der so enorm mächtigen (175—200 ®) mitteloligocänen Section, auch bei Berücksichtigung des zwischen beiden sich einschiebenden Hiatus eine unverhältniss- mässig geringe Zeit repräsentiren kann. Das Räsonnement von KoENEN’s, welches ihn die Cyrenen- mergelgruppe dem Rupelthon angliedern liess, müsste dann auch die Hydrobienschichten den Cerithienschichten als derselben, also der oberoligocänen, Section angehörend anfügen. Jedenfalls hat es sein Missliches, bei Schichten, die in un- unterbrochener Zeitfolge einander überlagern, ohne dass Störungen und wesentliche Aenderungen in den Lebensbedingungen erfolgten, tiefgreifende Gliederungen vorzunehmen, wie sie hier geschehen, !) Bei Vilbel ist der untere Cerithienkalk nur 4—5 ® stark, bei Flörsheim haben Landschneckenkalk und Cerithienkalk doch eine ungefähre Mu von 17% ‚Lersıus, Mainzer Becken, $. 104). [669] Cerithien- und Hydrobien -Schichten. 209 wenn man zwischen Cerithienschichten und Hydrobienschichten die Grenze zwischen Oligocän und Miocän setzt. Bisher ist nur die Wasser bewohnende Thierwelt innerhalb unseres Tertiärbeckens bei der Gliederung zu Wort gekommen, was innerhalb eines abgeschlossenen Beckens dem Prinzip ent- spricht, bei der Gliederung der Sedimente in erster Linie die marine Thierwelt für bestimmend zu halten. Es ist aber ebenso zutreffend, zur Feststellung des Alters der durch die Brackwasser- oder Süsswasserthiere gegliederten Schichtengruppen eines abge- ‚schlossenen Beckens diejenigen Organismen heranzuziehen, die von dieser Abgeschlossenheit nicht berührt worden sind. Solche Or- ganismengruppen sind die Landschnecken und die Säugethiere. Können diese mit marınen Horizonten identifieirt werden, so würde die geologische Altersbestimmung der Schichtengruppe im abge- schlossenen Becken evident werden. Sind nun, was das Mainzer Tertiärbecken angeht, die Land- schnecken durch die Arbeiten BOETTGER’s, VON SANDBERGER’S und THoMAE’s gut gekannt, so kann dies für die hier be- sprochenen Schichtengruppen von den Säugern nicht gesagt werden. Aus dem untersten Theil der Cerithienschichten, dem Landschneckenkalk bei Flörsheim, kennt man nur wenige Säuge- thiere (Lepsıus, Mainzer Becken, S. 122). Grösser ist dagegen die Zahl und Mannigfaltigkeit von Säugethierresten, die in den sogen. Corbiculathonen von Weisenau (Neues Jahrb. f. Min. 1843, S. 379 und 1846, S. 473), der Niederräder Schleusenkammer (Senck. Ber. 1884, S. 236) und im Nordbassin von Frankfurt (Humboldt 1887, S. 372) einerseits und in den Hydrobienschichten vom Kästrich ın Mainz, Mombach-Budenheim und Biebrich-Mos- bach bei Wiesbaden !) andererseits gefunden wurden. Ich bemerke hier, dass C. KocH die Weisenauer und Mainzer Knochenreste zusammen mit denjenigen von Wiesbaden, Mombach und Budenheim ) Jahrb. f. Min. 1843, S. 379; Darstellung der geologischen Verhältnisse des Mainzer Tertiärbeckens ete., besonderer Abdruck aus Fr. Warcnwer’s Geognosie, 2. Aufl., 5.58 und 59; SanpBERGER, Ueber die geognostische Zusammensetzung der Umgegend von Wiesbaden 1849 und Erläut. zu Blatt Wiesbaden, S. 32 u. 33. Abh. IX, 4. 14 210 Cerithien- und Hydrobien - Schichten. [670] unter Litorinellenkalk (bd3) aufzählt, und dass Lersıus ebenfalls diese Faunen nicht zu scheiden wagt und daher vorläufig auch noch die Weisenauer Fauna in seinem Abschnitt »Litorinellenthon« aufzählt. Alle diese Reste haben nicht entfernt eine solche kritische Be- arbeitung!) erfahren, dass auf sie eine Gliederung in zwei Schichtengruppen — die ÜCorbiculaschichten und die Hydrobien- schichten (SANDBERGER) — gegründet werden könnte. Zudem liegt es in der Natur der Sache, dass das Vorkommen von Säuge- thierresten in brackischen Absätzen wahrscheinlich nur auf wenige Localitäten beschränkt ist. So glaube ich vorderhand das Richtigere zu treffen, wenn ich nur die wasserbewohnenden Thiere und unter diesen nur die häufigsten und verbreitetsten, in unserem Becken zur Gliederung nütze — also Thiere, welche in allen Facies vorkommen, deren Auftreten oder Absterben in weiter Ausdehnung einen geologischen Horizont kennzeichnet. Organismen dieser Art sind aber bei uns vor Allem die sogenannten Cerithien und die Hydrobien (Litori- nellen). Die Corbiculen eignen sich nicht hierzu, da sie in einer Schichtenfolge, die horizontal wie vertical als thonige oder mergelige . Facies grosse Ausdehnung hat, fehlen oder äusserst selten sind. Die kalkfreien Sande entbehren im Oberoligocän und Untermiocän unseres Beckens fast ausschliesslich der Schaleneinschlüsse, viel- leicht, weil solche durch Auflösung verloren gegangen sind. Die Miocänzeit wäre also im Mainzer Becken durch das Ver- schwinden der marinen und ausgesprochen brackischen Wasser- mollusken fixirt; es bleiben nunmehr nur die schwachbrackisches Wasser liebenden Hydrobien, Oongerien und Mytilen; während die Mannigfaltigkeit derselben sehr gering ist, nimmt der Formenreich- thunı der Süsswassermollusken, der Paludinen und Limnaeen, zu. Es ist ersichtlich, dass mich bei dieser Darlegung hauptsäch- lich die Schichtenfolge der mächtigen, von knolligen Kalkausschei- ı) Mit Vergnügen würde unser Material von Flörsheim, Weisenau, Schleu- senkammer, Nordbassin, Hessler einem Fachmann zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden. Es befinden sich u. a. darunter der älteste Giftzahn Provipera Boettgeri Kınx. (Zoolog. Anzeiger 1892) und die ältesten, weil ebenfalls unter- miocänen, Geweihreste von Palaeomeryx. [671] Cerithien- und Hydrobien - Schichten. 2311 dungen durchschwärmten und von Mergelbänken durchzogenen Lettenschichten, auf welchen u. A. Frankfurt liegt, geleitet hat. Die Schichtenfolge, welche beim Bau des Frankfurter Hafens beobachtet werden konnte, eine Mächtigkeit von ca. 40 ” reprä- sentirend (Senck. Ber. 1885, S. 177—190), das Bohrloch in der Untermainanlage oberhalb des Nizzagartens (ebenda 1885, S. 196 bis 199) von 50 ® durchsenktem Untermiocän und der Brunnen- schacht in der BRÖNNERschen Fabrik, S. 35—41, sind die Auf- schlüsse von grösserem Zusammenhang. Aus der Hafenbaugrube ist besonders hervorzuheben, dass die Cerithien den tieferen Schichten angehören und nicht allmählich aussterben, sondern zuletzt noch in grosser Menge erscheinen. Dass diese Cerithienschicht, mit welcher nach oben die Cerithien abschliessen, eine durchgehende Schicht ist, dafür sind auch für das Gebiet der Stadt Frankfurt ziemlich zahlreiche Belege bei- gebracht !). Aus dem Nizza-Bohrloch bestätigt sich die Abnahme der Hydrobia inflata (Faus.) nach oben, welche in 20” Teufe der Hydrobia ventrosa (Monr.) völlig das Feld räumt, ım 40—45 “ häufig ist und unter 45,5” von 2—3 Üorbicula -Bruchstücken, in 47,5—50,25 ” von einer zweischaligen jungen Corbieula Faujast DesnH. begleitet wurde. Die Schichten mit den Cerithien und Hydrobia obtusa SANDB. wurden nicht erreicht. Eine weitere Einsicht in diese Verhältnisse liefert ein von Lupwiıg beschriebenes Bohrloch ?), das bei einer Tiefe von 187,56 ” ) Zu den in obiger Abhandlung aufgeführten Fundstellen kommt eine in der Eichwaldstrasse hinzu, über welche ich neulich von Herrn Ingenieur Werner Mit- theilung erhalten habe; in der 4-5 % tiefen Ausschachtung folgte auf aufgefülltes Material schlichiger Sand und darunter der Tertiärletten. Fauna und Gesteins- material des letzteren entsprechen völlig jener Schichtlage im Hafenbau, die ganz durchsetzt war von Tympanotomus conicus Borrre. und Hydrobia obtusa SANDB., begleitet von wenig Aydrobia aturensis und H. ventrosa. Die Oberkante dieses Horizontes lag hier in 116= NN, im Hafenbau in ca. 90%, 2) Herm. v. Meyer spricht (Museum Senckenbergianum Bd. I, S. 283) von einer Tiefe von nur 270’, gibt aber dieselbe Veranlassung zur Bohrung an, wie Lun- wıc — »bei Anlegung der neuen Wasserleitung in der Höhe nicht weit vom neuen Friedhof«. Nach den Akten des städtischen Bauamtes ist die Veran- lassung zu diesem Bohrloch, das der Stadt Frankfurt mehr als 30000 Gulden ge- 14* 912 Cerithien- und Hydrobien -Schichten. [672] bis 57,06 ® unter Normalnull niedergetrieben wurde, (»Offenbach«, S. 23), indem es die Mächtigkeit der einzelnen Schichtenstufen bis zum Cyrenenmergel im Untergrund Frankfurts, ferner das Verhältniss in der lithologischen Entwickelung derselben, ob kalkig oder thonig, zeigt. Leider sind die einzelnen Schichten nicht genauer auf die in ihnen enthaltenen Fossilien untersucht worden. Zahlreiche faunistische und stratigraphische Daten gibt BoETTGER’s Abhandlung über die Fauna der Corbiculaschichten (Palaeontogr. XXIV). Das hier über die Gliederung der den OprenenmnereN] über- lagernden Tertiärschichten im Mainzer Becken Dargelegte möchte ich nicht als etwas positiv Feststehendes, aber immerhin als etwas für unsere Mainzer Verhältnisse praktisch Verwerthbares hin- stellen, und da meine Untersuchungen über die verticale Verbrei- tung der Fossilien nicht abgeschlossen sind, so soll jene Gliederung nur zur Prüfung durch competente Beurtheiler dargelegt sein. Besondere Untermioeänbildungen. In der Umgebung Frank- furts sind innerhalb der Untermiocänschichten besondere Bildungen beobachtet worden. Eine solche besondere Facies stellen die Ab- lagerungen dar, in welchen die Schleusenkammer von Nieder- rad ausgegraben wurde (Senck. Ber. 1884, S. 219 — 280). Diese Ablagerungen entbehren aller Wasser bewohnenden Mollusken und damit derjenigen Fossilien, welche für den Horizont charakteristisch sind. Es liest an der ganz eigenartigen Entstehungsgeschichte der in Rede stehenden Ablagerung, dass derselben allein nur Land- conchylien und Reste von meist minutiösen Wirbelthieren einge- lagert sind. Unter denselben ist ein Süsswasserfischchen, Alburnus miocaenicus KınK. und ein Panzerhecht, Lepidosteus Strausi KINK., letzterer aus einer Schuppe erkannt. Es scheinen hier nahe dem kostet hat, die Anlage eines artesischen Brunnens gewesen, welcher Zweck je- doch nicht erreicht wurde. Die Notiz v. Meyer’s betrifft ein früheres Stadium der Bohrung, welche von Anfang 1843 bis Mitte 1847 währte. In den tieferen Teufen rückte die Bohrung täglich ungefähr 2’ vorwärts. In dem oben eitirten Aufsatz gibt H.v. Merir die exacte Beschreibung der bei Herstellung eines 48’ tiefen Brunnens durchteuften Schichten und der darin aufgefundenen Organismen- reste. Maasse fehlen. [673] Cerithien- und Hydrobien -Schichten. 213 Basaltgang am Ende des Untercanals viele kalkreiche Kohlen- säurequellen hervorgebrochen zu sein, die in den Letten mehr oder weniger starke, dieselben vertical durchsetzende Kalksinter- stöcke abschieden und die Existenz von Thieren ausschlossen, während andererseits die Vegetation der die Kalkausscheidung fördernden Algen eine sehr üppige war. Besonders an der Hand der Fauna, welche aus dem unter einer und auf einer Basaltdecke gelegenen Tertiärthon aus der Nähe der Grüneburg von BOETTGER beschrieben ‘wurde und neben eingeschwemmten Landconchylien auch Reste von Wasser- mollusken (Palaeontogr. XXIV, S. 188—197) enthielt, konnten die Sedimente von der Schleusenkammer zeitlich orientirt werden. Nach dem sehr unbedeutenden Auftreten von Potamides und von Hydrobia obtusa zu schliessen, gehört die Ablagerung höchstens zu den tiefsten Hydrobienschichten. Hervorhebenswerth ist auch, dass in diesen Thonen von Grüneburg-Avestein kleine basaltische Rapilli eingestreut liegen, von welchen oben schon eingehend die Rede war. Zu den von Kalksinter erfüllten Lettenablagerungen in der Schleusenkammer von Niederrad und im Brunnenschachte des RorascHiLp’schen Pachthofes in der Nähe der Grüneburg kamen Ende vorigen Jahres (1891) noch die tertiären Bildungen in der Nähe der Bockenheimer Warte im Donporr’schen Grund- stücke, die ich oben S. 43 —45 beschrieben habe; sie scheinen unter denselben Bedingungen gebildet, wie die Schichtengebilde der Schleusenkammer und, der Zusammensetzung der Fauna nach zu urtheilen, auch zur selben Zeit. Dass diese von Kalksinter durchsetzten Letten sich auf die Gegend im Westen von Frank- furt und speciell auf die Nähe der Basaltausschüttungen daselbst beschränken, habe ich schon oben hervorgehoben. Bei Grabung des Nordbassins für Aufnahme von Main- wasser wurde ein Lettenlager gefunden, erfüllt mit mannichfaltigen Wirbelthierresten, von welchen ich im Senck. Ber. 1886, S. 68 und in der Zeitschrift »Humboldt« 1837, S. 372 einen vorläufigen Bericht gegeben habe. Bezüglich der in den Untermioecänschichten vorgefundenen 214 Cerithien- und Hydrobien - Schichten. [674] Wirbelthierreste verweise ich ausserdem auf die Publicationen von H. v. MEYER im N. Jahrb. f. Min. 1843 und 1846, dann auf Senck. Ber. 1885, S. 230—256. Manche der in »Wiesbaden« S. 31—33 aufgeführten Thiere mögen auch den unteren Miocänschichten und nicht allein dem Litorinellenkalk (SANDBERGER) angehören. Hier sind auch die Krokodile und Fischreste von Messel bei Darmstadt (Palaeontogr. 1877, Suppl. III, Senck. Ber. 1884, S. 165 und Senck. Ber. 1884, S. 165—167 zu erwähnen. Die genauere Bearbeitung des Messeler Ganoiden ist in Bälde von A. ANDREAE zu erwarten (Verh. d. Naturhist. Med. Vereins zu Heidelberg, N. F., I. Bd., I. Heft, 1892). Mit Leprdosteus Strausi KınKk. be- schreibt A. ANDREAE Reste einer Amia, die er Amia Kehreri nennt. In nächster Nähe der Hänser’schen Ziegelei zwischen Bockenheim und Ginnheim liegt, Ginnheim zu, das Braunkohlen- werk »Grube Jakob«, woselbst der sichere Nachweis eines grösseren Braunkohlenflötzes innerhalb der Untermiocänschichten er- bracht wurde (Senck. Ber. 1885, S. 259—264), indem die charak- teristischen Fossilien in dem untermiocänen Schieferletten nachge- wiesen wurden, in welchen die Braunkohle (1,5 —2 ” mächtig) eingelagert ist. Leider sind mir die von Herrn Bergingenieur Heım gesammelten, bestimmbaren Pflanzenreste, von welchen ich erst nach Jahren durch Herrn HEUSLER erfuhr, nicht zu Gesicht gekommen. Soviel mir bekannt, ist für die Annahme, der ich auch bei- pflichte, dass die Flötze von Salzhausen und Hessenbrücken einen ungefähr gleichen untermiocänen Horizont einnehmen, kein Thier- rest als Beleg vorhanden. LupwıIG spricht nur von dem Zahn von Palaeomeryx medius v. MEYER, der in einem schwachen Thonmittel über dem unteren Kohlenflötz von Hessenbrücken gefunden wurde (Palaeontogr. VIII, S. 43); ın Blätter führendem Braunkohlen- schiefer fand sich dann noch der Abdruck einer Froschlarve (Rana Salzhausenensis H. v. MEYER) in Salzhausen. Durch die stratigraphischen Verhältnisse bei Bommersheim ist die zeitliche Uebereinstimmung zwischen den Braunkohlenflötzen von Bommersheim und Ginnheim, durch den Erhaltungszustand [67 5] Cerithien- und Hydrobien - Schichten. 215 des die Blattabdrücke führenden Gesteins in den Flötzen von Bommersheim und denen von Salzhausen die Zusammengehörig- keit beider sofort ersichtlich. Der sicherste Nachweis ergibt sich aber aus der Zusammensetzung der Bommersheimer Flora, welche ich unter dem gütigen Beirath H. ENGELHARDT’s be- stimmt habe. In dasselbe Tableau gehören nun auch noch die Braunkohlenflötze von Eschersheim, Gonzenheim und Hessen- brücken; von Hessenbrücken berichtet LUDWIG von einem unter dem Sohlletten des Flötzes, also unter Untermiocän liegenden Basalt (Palaeontogr. VIII, S. 42), was an den unteren Basalt vom Avestein erinnert. In der Bommersheimer Flora, welche sich zumeist aus sowohl in Nervatur, als Berandung wohlerhaltenen Blättern, dann auch aus Früchten und Samen zusammensetzt, sind folgende Pflanzen vertreten: Hysterium opegraphoides GOEPP. sp. An N S 1 Zäpfchen u. zahl- \ Glyptostrobus europaeus HEER. ' reiche Blättchen (s tragende Aestchen \ Unbestimmbare Tannen- oder Föhrenzapfen 8 S IBetuloasps Kätzchen 2.2.2.7. 00200305 » Rindenstücke Alnus Kefersteinü GoEPP. sp., Zapfen 48 Carpinus Heeri ETr. IS Quercus G'melini AL. BR. . DS Juglans vetusta HEER . ; 1 Carya acuminata Au. Br. sp., Blatt? ; il S » » » Frucht. 1l » ventricosa BRONGN. sp., Früchte zahlreich S U WcostatonÜNGE Se n2u ss Saliv media AL. BR. 1 S » tenera AL. Br. (?) 1 » elongata O. WEBER 1 Artocarpidium Wetteravicum ETT. . 25 Ficus daphnes ETT. 335 216 Cerithien- und Hydrobien -Schichten. Ficus Wetteravica ETT. » tiliaefolia AL. BR. sp. Cinnamomum lanceolatum HEER Scheuchzeri HEER Anona lignitum Ung. (?), Frucht Pistacia Mettenü UnG., Früchte a a So = N nn zahlen Ss Sapindus lignitum Un. 28 Acer trilobatum STBG. Sp. zahlreich » » Frucht ; ES » » var. producta AL. Bo Ä 2m) Celastrus oayphyllus UNnG. Y > dubius UnG. (sehr ähnlich ee BIS ENnGHDT.) 1\ Vitis teutonica AL. BR. DS Nyssa europaea UNG. 38 Eucalyptus oceanica Une. (?) 1 Eugenia haeringiana UNG. 1 Cassia Sp. 2 ?S » lignitum ie Blatt und uch l » phaseolites UNG. 38 » Fischer‘ HEER . 21:8 » Berenices Une. . 1 Machaerium sp. (2) 1 Vaccinium acheronticum UNG. 2?S Myrsine Doryphora UnG. IL: SEES Diospyros lotoides UNG., ie 7 » brachysepala AL. BR. 3 » Parthenon UnG. 1 Bumelia Plejadum UNG. 38 Pawetta borealis UnG., Blüthe l » » » Blüthenstand 1 » » » Frucht (?) (noch nicht abgebildet) ZUR Gardenia Wetzleri HEER, Frucht nd es zahlreich S [676] [677] Cerithien- und Hydrobien - Schichten. 217 Noch unbekannt, zu welchen Pflanzen gehörig: Carpolithes Kaltennordheimensis ZENKER Sp. in Haufen S » Seifhennersdorfensis ENGHDT. in Haufen S Thierspuren sind: Xylophagengänge auf der Innenseite einer Rinde, wahrscheinlich von den Larven eines Bockkäfers herrührend . . .. |] Gallen @)Lauffeinemf Blatter u u. 2. me 0 Die Pflanzenreste aus dem Braunkohlenflötz von Gonzen- heim, die bei demjenigen von Bommersheim auch als ein Ge- schenk von Herrn BansA lagen, sind: Pinus pinastroides UnG. (= Pinus platylepis GLOCKER), von V. ETTINGHAUSEN mit Pinus nodosa LUDWIG zusammengezogen!) 1 S Cupressinozylon GöpP., Samen (ENxGEL- HARDT, Braunkohlen des Königreichs Sachsen). ©.) wesen. ımlHaufen-S Carya ventricosa BRONGN.sp. . . . zahlreich S Pistacia Mettenü UNG. . . . . . zahlreich S Gardenia Wetzleri HEER. . . . . zahlreich S Carpolithes Kaltennordheimensis ZENK. Sp. zahlreich S Die relative Häufigkeit ist aus den den Namen beigegebenen Zahlennotizen, soweit es das Material im Senckenbergischen Mu- seum angeht, ersichtlich. Die von LupwıG und v. ETTINGHAUSEN aus Salzhausen auf- geführten Arten sind durch ein S bezeichnet. Dass in unserer kleinen Bommersheimer Flora viele Salz- hausener Arten nicht vertreten sind, kann bei der relativ doch ) Die mit Knoten besetzten rhombischen Felder bei dem vorliegenden Theil eines Zapfens sind länger, niedriger, mehr flachbogig begrenzt, und der Zapfen derselben ist nicht unwesentlich grösser als derjenige von Pinus nodosa Lupwiıc. 218 Cerithien- und Hydrobien - Schichten. [678] unbedeutenden Aufsammlung bei Bommersheim und Gonzenheim nicht Wunder nchmen. Von 46 Formen von Bommersheim sind dagegen wieder nur 32 von V. ETTINGHAUSEN (Sitzungsber. der math. naturw. Olasse, LVII. Band I. Abth., S. 807—894) aus Salz- hausen aufgeführt; es wären somit 13 Formen in Bommersheim vorhanden, welche von Salzhausen nicht angegeben werden; diese Zahl kann sich mindern, da von diesen 13 Arten 4 nicht völlig gesichert sind, was durch Fragezeichen angedeutet ist. Der Unter- schied in den beiden Floren wird sich aber auch deshalb min- dern, da die von LupwI@ und v. ETTINGHAUSEN von Salz- hausen nicht besprochenen Bommersheimer Arten zum Theil eine andere Deutung durch beide erfahren haben. Nur vier Gattungen werden von Salzhausen nicht aufgeführt, nämlich Zucalyptus oceanica (?) und Eugenia haeringiana, der Fa- “ milie der Myrtaceen zugehörig, Machaerium, eine Leguminosen- gattung, und Pavetta borealis, welche zu den Rubiaceen gehört. Von Bommersheim und Gonzenheim gibt LupwıgG (Palaeon- togr. VIII, S. 32) nur die von ihm zu Hippopha dispersa Lupw. gezogenen Carpolithes Kaltennordheimensis ZENK. sp.) an. Was nun das Vorkommen der Bommersheimer Blätter und der Früchte von Bommersheim und Gonzenheim angeht, so ist dies völlig übereinstimmend, mit dem, was LupwıiG von Salzhausen be- richtet. Die Blätter bilden zum Theil das Material der mehr oder weniger dünngeschieferten, braunen bis schwarzen bituminösen Blätterkohle, während die Früchte meist in ganzen Haufen einer dickbänkigen Braunkohle (Fruchtschicht) eingebettet sind. In dünnen Lagen hat die schwarze Blätterkohle im Bruch ein pech- artiges, muscheliges Aussehen. Bezüglich der Floren zur Untermiocänzeit muss ich noch auf die Arbeit LupwıG’s in den Palaeontographica Bd. V über die fossilen Pflanzen vom Frankfurter Winterhafen und auf die Be- sprechung derselben durch BOETTGER im Senck. Ber. 1884, S. 278 !) v. Errınenausen hält übrigens jenes Blättchen, auf das Lupwıc Hippophae pispersa gründete, für ein Leguminosen-Theilblättehen; A. Scuen« (Zırrev’s Hand- buch der Palaeontologie II. Abtheilung, S. 649) hält dafür, dass wir über die Herkunft von Carpolithes Kaltennordheimensis überhaupt nichts wissen. [67 9] Tertiärablagerungen unbestimmten Alters auf dem Gebirge. 219 hinweisen. Beim Hafenbau im Jahre 1884 und 1885 wurden von mir auch, wenn auch nicht in solcher Menge wie bei der ersten Ausschachtung des Hafens 1857, Pflanzenreste gesammelt, die hoftentlich bald eine Bearbeitung erfahren werden. Tertiärablagerungen auf dem Gebirge von unbestimmtem Alter. Noch erübrigt, von Ablagerungen zu berichten, die innerhalb des Gebirges gelegen, betr. ihres Alters, weil sie fossillos sind, keine genauere Bestimmung zulassen, immerhin aber kein jüngeres und kein höheres als tertiäres Alter besitzen. Thon und Braunkohle bei Noth Gottes. Nördlich von Geisenheim zwischen und auf den Felsen der Phyllitgruppe lie- gend, breiten sich solche Gebilde aus, deren Tiefe im Betrag von 40— 80 = durch Bohrungen nach gefälliger Mittheilung von Herrn Grubenbesitzer A. REuss in Geisenheim festgestellt ist. Ein neuer- lich zunächst und nördlich der Antonskapelle niedergebrachtes Bohrloch (Mündung des Bohrloches in ungefähr 840’ — 262 ” Meereshöhe) durchteufte von diesen Tertiärschichten 54 ”, ehe es auf den festen Fels aufstiess; vom 36. bis 46. ® durchziehen den roth und weiss gefleckten Thon zahlreiche Schnüre von Mangan- erz und Brauneisen. Die Manganerze, welche .nördlich von Geisenheim z. B. auf Grube Schlossberg in diesen Schichten liegen, haben, wie mir Herr Reuss gütigst mittheilte, als Liegen- des nicht Dolomit, wie am Fuss des nordöstlichen Taunus (Ober- rosbach), sondern Quarzit etc. Das Profil eines in der Nähe der Grube Schlossberg (südlich von Marienthal) im Thalgrund ange- setzten Bohrloches zeigte Thon (Lager der Manganeıze) . . . 12” Haunusschottern u 3. Lan KotbensBetten,, u „4. ur Sta a Rothen Schiefer, z. Th. aufgelöst . . 7» Blauen; Schiefers .. S: 1.002 v2. sis 48,2 endlich zu unterst Quarzsand . . . 1%, der aber nicht weiter durchteuft wurde. 220 Tertiärablagerungen unbestimmten Alters auf dem Gebirge. [680] Die Tertiärschichten sind also Thone, welchen abwech- selnd Sand und Kies eingelagert ist; sie enthalten auch schiefrige mit Bitumen getränkte Thone, welche infolge ihres Gehaltes an Eisenkies in der ALLMANN’schen Grube auf Alaun verarbeitet wurden. Die lockeren kohligen Partien wurden z. Th. als Schwärze verkauft und sollten wohl auch als Braunkohlenbriquets verwendet werden. Diese Grube erreicht man, wenn man von Geisenheim her, das ehemalige Kloster Noth Gottes rechts lassend, den Weg aufwärts verfolgt. Etwa 5 Minuten östlich liegen die Gruben, aus denen durch Tagebau grauer fetter feuerfester Thon gegraben wird. Derselbe enthält in seinen obersten Lagen kleine, aber ziemlich häufige, bröckelige Kalkconcentrationen, wie sie u. A. im Diluvialthon an der Gehspitze im Frankfurter Stadtwald vor- kommen. Dann trifft man auch auf Partien, welche wie die Oberpliocänthone kantige Quarzkiesel eingesprengt enthalten. Die tieferen Lagen scheinen frei von Concretionen und Quarz- kieseln zu sein. Der Aufschluss zeigt, dass dieser Thon, wenn auch nicht von weither, so doch geschwemmt und abgelagert wurde, also nicht der Rest säcularer Verwitterung ist. Gering- fügige, kohlige und pyritische Putzen im Thon lassen den Zu- sammenhang der einander so nahe gelegenen Thone erkennen. Es scheinen die beschriebenen Thone etc. eine in das Gebirge einspringende längliche Bucht zu erfüllen, welche sich östlich vielleicht nach dem Becken öffnete, wenn sie überhaupt mit dem- selben in Verbindung stand. Nach der absoluten Höhe des Beckens zur Zeit des Meeressandes (ca. 300 ”) und zur Zeit des Hydrobienkalkes (ca. 260 ”) zu urtheilen und nach dem reichlichen Gehalt erdiger Braunkohle, welche im Becken, abgesehen von der Öberpliocänzeit, besonders zu Ende der Mitteloligocänzeit sich bildete, mag es nicht unwahrscheinlich sein, dass diese Ablage- rungen aus letzterer Periode stammen, wofür übrigens nicht einmal eine Aehnlichkeit in der Art der Sedimente geltend gemacht werden kann. Aus der Gegend von Naurod, also auch innerhalb des Ge- birges, lieferte vor Jahren eine Thongrube durch Tagebau feuer- festen Thon (Senck. Ber. 1888, S. 143). Der Art der Ablagerung Zwischenzeit zwischen Untermiocän und Öberpliocän. 221 [681] p und des Materiales nach möchte derselbe den eben beschriebenen Gebilden am ehesten zuzuzählen sein. Aus dem Gebiete der Mosel etc., vom Triasplateau, beschreibt H. GREBE (Jahrb. d. kgl. preuss. geol. Landesanst. für 1881, Ober- rothliegendes, S. 478) tertiäre Absätze aus Höhen von 1100—1200' (343— 365”); es sind übrigens Quarzgerölle, und, wie GREBE sagt, kommen zum Theil recht mächtige, auch grosse, stark gerundete Braunkohlenquarzite im Sande vor. Zwischenzeit zwischen Untermiocän und Oberpliocän. Gehören der obere Hydrobienkalk und -thon noch, wie ich es nach SANDBERGER (Land- und Süsswasser-Conchylien d. Vor- welt 1870—75) annehme, dem Untermiocän an, so ist es die Mittel- und Obermiocänzeit, wie auch die Unter- und Mittelpliocän- zeit, während welcher unsere Landschaft in Gebirg und Thal säcularer Verwitterung unterstand. — Aus jenen Perioden sind keine Absätze vorhanden: die hier besprochene Landschaft war durch Ablauf des Beckens trockengelest und blieb es bis ins Oberpliocän hinein, während im südlichen Theile des Mainzer- beckens u. A. bei Eppelsheim die Zeit zwischen dem Obermiocän und Unterpliocän durch fluviatile Absätze mit einer reichen Säuge- thierfauna vertreten ist. Eine mittlere Bestimmung des Betrages der Abtragung wäh- rend dieser Zwischenzeit erwächst u. A. aus der unmittelbaren Ueberlagerung des Oberpliocäns auf den tiefsten Schichten des Untermiocäns in Frankfurt, welche eine Ablagerung von ungefähr 100 ® untermiocäner Schichten voraussetzt. Mit der bedeutenden Herabminderung der Jahrestemperatur, die sich auffällig gegen das Ende der Pliocänzeit einstellte, wurden die Niederschläge reichlicher, und die fliessenden Wasser bemäch- tigten sich nun im Gebirge, an den Gehängen und im Thal der mehr oder weniger tief, an sich aber fast völlig ausgelaugten Ver- witterungseducte. Dieselben sind also nur Quarzkörner, von der Verwitterung des Taunusquarzites, des Buntsandsteines und anderer Gesteine herrührend, ferner an Alkalien arme Thone, hauptsächlich 222 Zwischenzeit zwischen Untermiocän und Oberpliocän. [682] wohl aus den krystallinisch schiefrigen, feldspathhaltigen Schiefern hervorgegangen, und die aus den Gangquarziten des Gebirges stam- menden Quarzkiesel. Betrefis der Entstehungsgeschichte der Ober- pliocänschichten am Süd- und Nordrande des Taunus bin ich mehrfach missverstanden worden (N. Jahrb. f. Min. 1890 I, S. 448 und SIEVERS, Zur Kenntniss des Taunus, 1890, S. 13). Ich habe (Senck. Ber. 1889, S. 59—62) auf den Umstand hingewiesen, dass die Kiese und Sande des Oberpliocäns jener Landschaft keinen Taunusquarzit führen, dass sich dieselben daher nur aus den Quarzgängen des Taunus recrutirt zu haben scheinen, was vermuthen liesse, dass der Taunusquarzit zur Ober- pliocänzeit noch nicht blossgelegen habe. Weiter wies ich dann nach, dass jedoch das nicht der Fall sein könne, da sich u. a. schon im Rothliegenden zwischen Hochheim und Langenhain Taunusquarzit finde. Ich sage dann |. c. S. 62, dass sich obiges Verhältniss dadurch erkläre, »dass der Taunusquarzit bei Ablagerung der Pliocänschichten ebenso in seine Körner aufgelöst war, wie die Schiefer und Gneisse des Taunus dem Zerfall anheimgefallen waren.«< Es gehört ausser der Schichtenfolge und der Lebe- welt mit zu den Beweisen, dass die als Oberpliocänschichten bezeichneten Sedimente eben diesem Horizonte angehören, der Umstand, dass sie je nach dem Tiefgang der Verwitterung und De- nudation auf und an verschiedene Tertiärschichten zu liegen kamen. Dazu kommt dann freilich ihre lithologisch gleiche Beschaffen- heit und gleiche Structur, die auf jenem eben kurz berührten Vorgang der säcularen Verwitterung beruht. Recapituliren wir kurz, was, im früheren Theile dieser Ab- handlung zerstreut, mitgetheilt ist. Bei Hallgarten in der ÖOestricher Sandgrube liegt der an- sehnlich mächtige pliocäne Sand auf dem ältesten, auch stark re- ducirten tertiären Sediment, dem Conglomerat aus der Zeit des früh-mitteloligocänen Meeressandes. Im Rheingau (Gorother Hof), dann ebenfalls nahe dem Ge- birge, bei Diedenbergen, umlagern die kalkfreien Quarzsande und Thone aus der jüngsten Tertiärzeit den restirenden Cyrenenmergel. Auf Rupeltlion, auch auf Cerithienkalk, als unmittelbar Lie- [683] Oberplioeän. 233 gendem, fand ich, soweit mir erinnerlich, nirgends das Ober- pliocän; auf der Igstadter Scholle, woselbst die Denudation bis auf den Oerithienkalk und Cyrenenmergel reichte, ist mir kein Gebilde aus der jüngsten Tertiärzeit zu Gesicht gekommen, liegt ja dort an einer Stelle bei Wicker, die ich in der Folge noch näher besprechen werde, der mittelplistocäne Mosbacher Sand un- mittelbar auf Cerithienkalk. Die geringste, aber nichtsdestoweniger vielfach kaum geringe, Denudation zeigt sich da, wo das Öberpliocän auf den obersten Lagen der Cerithienschichten oder auf den Hydrobienschichten liegt, denn z. B. in Grube Haid, auch wohl am Seedamm bei Homburg und im Bohrloch X bei Bad Nauheim, wurden die Cerithienschichten bald unter den Öberpliocänschichten erreicht. Die geringste Einbusse erlitten die Untermiocänschichten in den Senken. Auf dem jüngsten Untermiocän liegen die Oberpliocän- bildungen in der Wiesbadener Senke. Vielfach ist aus der Höhenlage, wie auch aus dem Zu- sammenhang der anstehenden Gebirgsschichten ersichtlich, dass die Denudation der Tertiärschichten bis auf das Gebirge ging, was wohl meist weniger zu bedeuten hat, da auf demselben das Tertiär keine solche Mächtigkeit besass, wie in den Senken — so oberhalb Geisenheim, zunächst Hallgarten, bei Dotzheim, vielleicht in der Münsterer Erdkaute, dann bei Köppern, Oberrosbach, Ober- mörlen etc. Oberpliocän (bs). Wir haben schon im vorausgeschickten Ueberblick Belege für oberpliocäne Ablagerungen in verschiedenen Senken des beschrie- benen Gebietes dargelegt; sie bestehen in den Floren, die LupwıiG als pliocän (Palaeontogr. V, 81—100), aber auch als oligocän (Palaeontogr. VIII, S. 52) bezeichnet hat, ferner in Floren, welche GEYLER und ich aus Baugruben, die unterhalb Frankfurts längs des Mains lagen (Senck. Abh. Bd. XV, Heft 1) als oberpliocän beschrieben haben. Thierische Reste aus dieser Zeit und aus hiesiger Gegend sind nur die unbestimmbaren Knochensplitter aus dem pliocänen Conglomerat von Bad Weilbach. 324 Oberplioeän. [684] Eine Gliederung gestatten diese z. Th. mächtigen Ablagerungen nur dort, wo oberpliocäner Basalt vorkommt; man kann dann von oben nach unten unterscheiden: postbasaltische Sande und Thone mit Braunkohlenflötzen, Basalt, präbasaltische Sande und Thone mit Braunkohlenflötzen. Wir gruppiren die Sedimente aus der Öberplioeänzeit in solche, welche a) in besonderen und grösseren Senken liegen, b) in Senkungsfeldern liegen, die unmittelbar dem Südfuss des Taunus folgen, oder solche Sedimente, welche unmittelbar auf dem Gebirg aufruhen, c) mehr dem Inneren des Beckens angehören. a) Pliocänschichten in besonderen Senken. Zusammen- fassend referire ich ın Kürze über die beiden linksmainischen Pliocän-Senken nur so viel, dass die Beschaffenheit der dieselben füllenden Sedimente, obwohl dieselben in der einen Senke im grössten Betrag postbasaltisch, in der anderen vorherrschend präbasaltisch sind, eine sehr grosse Uebereinstimmung zeigen. Sie bestehen sowohl in der Hanau-Seligenstadter wie in der Luisa- Flörsheimer Senke aus einem vielfachen Wechsel von kalkfreien, meist feinen grauen Quarzsanden mit eingelagerten, sich mehr oder weniger bald auskeilenden, kalkfreien oder kalkarmen Thonen und in verschiedenen Niveaus befindlichen Ansammlungen von Braunkohle. Während in der westlichen Senke hauptsächlich die postbasaltischen Sedimente bekannt sind, gilt dies in der östlichen von den praebasaltischen. Wenn nun auch die Einlagerung von Braunkohlenflötzen vor und nach den vulcanischen Ausbrüchen und in beiden Senken erfolgt ist, und die postbasaltischen ober- pliocänen Absätze die bedeutenderen sind, so übertrifft doch die praebasaltische Braunkohlenbildung in der östlichen Senke bei weitem die postbasaltische in der westlichen, woselbst sie, soweit ich bisher weiss, besonders in den jüngeren Oberpliocänschichten entwickelt ist. rd [685] Öberplioeän. 3235 Jene lithologische Uebereinstimmung der Sedimente in den beiden Senken macht es einerseits höchst wahrscheinlich, dass sie ihnen besonders aus einem und demselben Quellgebiet zugeführt wurden, andererseits dass die in denselben angesammelten Wasser mit einander im Zusammenhang standen. Derselbe kann auch sehr wohl über die zwischenliegende Scholle, von welcher die Diluvial- fluten das Oberpliocän, weil hier wahrscheinlich wenig mächtig, wegwuschen , stattgefunden haben. In diesem Falle muss das Niveau des Sees höher gestanden haben, und man muss dann auch am Gebirge aus dieser Zeit Gebilde und zwar die Ufergebilde er- warten. Hierauf deuteten schon die weissen Kiesel in der Raun- heimer Baugrube im westlichsten Theile der Luisa- Flörsheimer Senke hin. Dass aber wohl der Hauptzuzug von Wasser zur allmählichen Füllung des ausgedehnten Oberpliocänsees schon zum Beginn der Oberpliocänzeit von Osten aus dem Buntsandstein- gebiet kam, dafür sprechen nicht allein die vorherrschenden, viel- fach glimmerigen Sande, sondern noch bestimmter die in mehreren oberpliocänen Schichtenlagen vorkommenden Buntsandgerölle, die sogar, wenn auch selten, von Lydit begleitet sind. Beiträge lieferte aber sowohl der krystallinische Vorspes- sart, als auch der Taunus. Wenn dies für die östliche Senke selbstverständlich ist, so ist die Erkennung von Trümmern, die dem Vorspessart entstammen, doch nicht ohne Bedeutung; für solche dürfen wir Körner halten, welche aus Quarz und verwittertem Feld- spath (Kaolin) bestanden und (nach der gefälligen Untersuchung von Herrn Dr. SCHAUF) reichlich Manganerz enthalten; sie waren in grosser Zahl einer Thonschicht eingebettet, die aus einem Bohr- loch bei Gross Welzheim gefördert wurde. In den oberen Ober- pliocänschichten waren vom Klärbecken nach der Raunheimer Schleuse zunehmend dem Sand milchweisse, wenig serundete Quarzkiesel beigemengt, welche wohl aus den Quarzgängen des Taunus herrühren. Wenn die fast ausschliesslich feinen Sande zu erkennen gaben, dass es langsam und ziemlich gleichförmig bewegte Wasser waren, welche, im westlichen Spessart entspringend, jene Senken langsam füllten, so zeigen die Geröllschichten inner- - Abh, IX, 4. 15 226 Öberplioeän. [686] halb des Oberpliocäns, dass die Wasser zeitweise auch befähigt waren, gröberes Material zu transportiren. Ueber die Maximalmächtigkeit der Oberpliocänschichten können wir keine bestimmten Angaben machen, auch wenn wir die in den beiden Senken gewonnenen Thatsachen combiniren. Es liegt dies nicht allem an dem nicht bekannten Betrag der Abtragung der jüngsten Oberpliocänschichten, sondern mehr noch an der Eigenart der Senkung in unserem Gebiet, auf welche ich besonders auch in der obigen Zusammenfassung am Schlusse des tektonischen Ueber- blickes hingewiesen habe. Ueber den Betrag des postbasaltischen Oberpliocäns sind wir aus den Daten, die aus dem Bohrloch N gewonnen worden sind, informirt. Würde ein Bohrloch weiter westlich niedergestossen werden, so würde das untere Ende dieses Schichtencomplexes, vorausgesetzt, dasselbe würde auch durch liegenden Basalt erkennbar sein, sicherlich in grösserer Tiefe liegen. Die Mächtigkeit des präbasaltischen Oberpliocäns dürfen wir, wenigstens für die Hanauer Senke, zu nahezu 50” annehmen, da man auf die liegende Oerithienschicht im Bohrloch der Fasanerie bei Steinheim (»Friedberg«, S. 21) in 50” Teufe traf; für Diluvium und Alluvium ist etwa 5% ın Abzug zu bringen. Dass die oberpliocänen Basaltergüsse gleichzeitig waren, ist, nach der völlig übereinstimmenden Mächtigkeit derselben zu urtheilen, kaum in Zweifel zu ziehen. So ergäben sich also aus folgenden Maassen: 73” postbasaltische Sedimente, 12” Basalt, 45% präbasaltische Sedimente, als Minimum der Maximalmächtigkeit des Oberpliocäns in den beiden Senken 135". Ein von Basalt nicht unterbrochenes oberpliocänes Profil hat kürzlich R. Lersıus, indem er sich der von mir dargelegten Charakteristik der oberpliocänen Gebilde (Senck. Ber. 1889, S. 40 bis 69) anschloss, im Notizbl. d. Ver. f. Erdk. z. Darmstadt 1890, IV. Folge, 11. Heft, S. 4 und 5) beschrieben; die Gesammt- mächtigkeit des Oberpliocäns beträgt in dem Bohrloch der Gebrüder BECKER ungefähr 115”. [687] Oberpliocän. 23937 Weiter müssen wir hier noch des postbasaltischen Einbruchs- beckens in der mittleren Wetterau zwischen Ossenheim, Berstadt, Hungen gedenken, welches besonders wegen der im selben ent- wickelten weit ausgebreiteten, im Mittel etwa 5” mächtigen, durch 2—3 Zwischenmittel getrennten Braunkohlenflötze längst einlässlich studirt ist (Palaeontogr. V, S. 81—110). Durch Bohrungen etc. ist es erwiesen, dass die Wetterauer Braunkohlenthone auf Basalt liegen (»Friedberg«, S. 35). Besonders im Ausgehenden, aber auch tiefer im Innern der Flötze, liegen zwischen den Kohlen taube Mittel von Sanden oder sandigem Letten, deren lithologische Be- schaffenheit den engen Zusammenhang mit den am Südrand des Taunus entwickelten Oberpliocänschichten erkennen lässt, wie er sich auch bei dem Vergleich derselben in Bad Weilbach einer- seits und derjenigen in der Schleuse Raunheim, die ebenfalls ein oberpliocänes Braunkohlenflötz enthielt, andererseits auffällig zeigt. Hauptsächlich ist es das Braunkohlenlager von Dorheim gewesen, das nun längst ausgenommen.ist und ehedem Lupw1IG die mancherlei Früchte, Samen etc. geliefert hat, welche er in dem V. Band der Palaeontographica beschreibt. Was die Floren angeht, die vor Allem geeignet waren, das oberpliocäne Alter aller dieser Absätze festzustellen, so möchte ich hier nur hervorheben, dass die postbasaltische Wetterauer Braunkohle mit der wahrscheinlich praebasaltischen von Seligen- stadt die Pinus Cortesii BRONGN. gemein hat. Beim Vergleich der bisher bekannten Floren von Steinheim (siehe oben S. 103— 105 und »Offenbach«, S. 26), die wahrscheinlich auch präbasaltisch, möglicher Weise auch interbasaltisch ist, und den Floren, die aus den postbasaltischen Braun- kohlenflötzen unterhalb Frankfurts gewonnen wurden, zeigt sich, dass ihnen Firenelites Europaeus Lupw., Pinus Ludwiyi SCHIMP. (= oviformis Lupw.), Pinus Strobus L. und Picea latisguamosa Lupw. gemeinsam sind. Die grösste floristische Uebereinstimmung besteht aber zwischen diesen postbasaltischen Flötzen des Klär- beckens bei Niederrad und der Schleuse Höchst a/M. am Unter- main einerseits, und den postbasaltischen in der mittleren Wetterau andererseits; sie ist bezüglich folgender Pflanzen constatirt: Pinus 19” 228 Oberpliocän. [688] montana MırL. ( = breris Lupw.), Potamogeton Miqueli GEXL. u. Kınk., Betula alba L., (orylus Avellana L. fossilis, Nyssites obovatus WEBER Sp., Nyssites ornithobromus UNG. sp., Juglans cinerea L. (= tephrodes UnG.), Juglans cinerea L. f. parva GEYL. u. Kınk., und Juglans globosa Lupw. Wenn auch, vorausgesetzt, dass die Bestimmungen Lupwıig@’s zutreffend sind, in der Wetterau ausser den amerikanischen Formen noch westasiatische vorkommen, so trägt doch der Charakter der Flora der Wetterau und des Untermainthales keinen »ganz anderen Charakter« (N. Jahrb. f. Min. 1890 I, S. 448); ein miocänes Alter ist jedenfalls völlig ausgeschlossen. Da aus den Mittheilungen in LEpsıus, Geologie von Deutsch- land I, S. 643, sich nur eine ungenügende Vorstellung über die Zusammensetzung der von mir aus den Oberpliocänschichten unter- halb Frankfurts, und zwar aus dem Klärbecken bei Niederrad (nicht Schleusenkammer) und aus der Schleusenkammer Höchst, zusammengebrachten und mit GEYLER gemeinsam beschriebenen Flora ergibt, so lasse ich hier die Liste dieser Flora folgen: Frenelites Europaeus LUDWIG sp., Taxodium distichum HEER pliocaenicum, Pinus montana MILLER fossilis, » Askenasyi GEYL. u. Kınk., » Ludwigi SCHIMPER, » (Cembra L. fossilis, » Strobus L. fossilis, Larix Europaea UL. fossils, Abies Loehri GEYL. u. KINK., Abies pectinata D.C.(?) fossilis, Picea vulgaris LINK fossdis, Picea latisguamosa LUDWIG, Potamogeton Miqueli GEYL. u. KInKk., Betula alba U. fossilis, Carpinus Sp., Quercus Sp., Fagus pliocaenica GEXL. u. KINK., [689] Oberplioeän. 229 Corylus Avellana L. fossilıs, Ligwidambar pliocaenicum GEYL. u. Kınk, Nyssites obovatus ©. WEBER sp., Nyssites ornithobromus ÜNGER Sp., Aesculus ? Hippocastanum L. fossilhs, Juglans cinerea L. fossilis, » forma mucronata GEYL. u. KInk., » » Goepperti LupwIG — Juglans tephrodes UNGER, » » typus Jossilis, » » parva GEYL. u. Kınk., » globosa LUDWIG, Carya Illinoensis W ANGENR. sp. fossilis, » cvata MILLER sp. fossilıs, » ? alba MILLER fossilis, Rhizomites Spletti GEXL. u. KINK., » Moenanus GEXL. u. KINK., Carpites sp., Leguminosites sp. Bezüglich des allgemeinen Interesses, welches sich an diese Flora knüpft, verweise ich auf die Abhandlung in Senck. Ab- handl. XV, Heft 1 und im Senck. Ber. 1889, S. 70—73. b) Pliocänschichten am Südfuss des Taunus. Der Zusammenhang der eben beschriebenen Plioeängebilde mit den- jenigen am Fuss des Gebirges ergibt sich dort am zuversicht- lichsten, wo sie einander zunächst liegen. Es ist dies der Fall im Untermainthal in der Baugrube Raunheim und im Steinbruch oberhalb Bad Weilbach (siehe oben S. 126 und Senck. Ber. 1885, S. 215— 223). Es sind hier drei Momente, welche die Gleichzeitigkeit von Gebilden aus dem einen und dem anderen Schichtenprofil sicher- stellen: 1) Die lithologische Beschaffenheit und die Art ihres Absatzes. 2) Das Alter des Liegenden, welches im Hinblick auf das im vorigen Abschnitt Besprochene jeder ältere tertiäre 230 Oberpliocän. [690] Horizont sein kann — vom obersten Untermiocän bis zum ältesten Mitteloligocän. Gerade dieser Umstand ist zum Theil die Ursache, dass die Pliocänschichten bisher so verschiedene Deutung erfuhren. 3) Das Hangende, das, wo es sich erhalten hat, das Bild einer fluviatilen Terrasse bietet. Diese drei Momente sind es denn auch allein, welche auf dem weiten Zug von Obermörlen bis Rüdesheim zur Bestimmung des oberpliocänen Horizontes herbeigezogen werden können. Organische Reste fehlen nämlich in diesen Uferbildungen gänzlich — mit Ausnahme von Braunkohlen, die, manchmal vor- handen, absolut kein Erkennungsmittel für das Alter abgeben, da sie keine Früchte oder Blätter führen. Den Zusammenhang des fossillosen Pliocäns mit solchem, das durch die Flora orientirt ıst, kann man ebenso wıe zwischen Raun- heim und Bad Weilbach auch in der mittleren Wetterau feststellen, nämlich aus dem Zusammenhang der Braunkohlenlager von Ossen- heim und der Sande erkennen, welche bei Ossenheim die Braun- kohlenlager umgeben und zu denselben führen. Zeigen die Pliocänschichten am Beckenrand auch bezüglich der Gesteinsbeschaffenheit und der Art des Absatzes an den verschiedenen Orten, wo sie erhalten sind und zur Beobach- tung stehen, mancherlei Abänderungen, so sind sie doch alle zu- sammen gut charakterisirt und bei unmittelbarer Betrachtung meist sofort als solche zu erkennen. Es sind meist scharfkantige Quarzsande, welche, aus den Quarz- gängen und aus den verwitterten Taunusschiefern stammend, oft blendend weiss sind, vielfach aber auch durch Eisenoxyde gelb- lich, bräunlich, ja sogar lebhaft roth gefärbt sind. Selten sind sie ganz locker, wie dies in den Stadtwald-Bohr- löchern gewöhnlich beobachtet wurde; sie zeigen sich vielmehr am häufigsten durch thonige Beimengung etwas gebunden. Sie gehen so, indem die thonige Beimischung zunimmt, allmählich in Sand- thone über, welchen, indem die sandige Beimischung sich mindert, fette, hellgraue Thone ohne Ordnung eingelagert sind. [691] Oberpliocän. 231 In sehr vielen dieser Ablagerungen, und zwar in den Sanden, Sandthonen und Thonen, findet man, meist auch ohne jede Ord- nung, kantige weisse Quarzkiesel eingebettet. Von weitem geben sich oft schon die Pliocänschichten durch ihre reine weisse oder hellgraue Farbe zu erkennen. An einigen Orten sind die Sandthone und Thone von zart- gelblichen Streifen durchzogen, so bei Bad Weilbach, auf der Niederhofheimer Höhe, auch bei Mosbach. Dieses Verhältniss zeigte sich, wie schon erwähnt, auch bei dem sandigen Thon im v. AranD’ schen Brunnenschacht und in einem Thon aus der Höllenziegelhütte bei Steinheim. Da sich an einigen Lokalitäten (bei Oberhöchstadt, auf der Niederhofheimer Höhe und in der Mosbacher Sandgrube) Gypsausblühungen fanden, so schien es, dass Schwefel diese eigenthümliche Streifung und Flammung be- wirke. Hr. Dr. B. Lepsiıvus hatte die Güte, die Thone daraufhin zu untersuchen; es scheint hiernach diese Färbung von stark wasserhaltigem Eisenhydroxyd bewirkt zu sein. Hauptsächlich der mannigfaltigen Verwendung!) der Thone und Sandthone ist es zu danken, dass in dem pliocänen Schichten- complex zahlreiche Gruben angelegt sind; aber auch die Sande erfahren, wenn sie locker sind, technische Verwendung (Senck. Ber. 1888, S. 138— 158). Von den Thonen sind, soweit mir be- kannt, nur die von Dr. Th. PETERSEN ausgeführten Analysen einiger Thone Hainstadts (ebenda S. 156) bekannt gemacht. Eine Besonderheit der Pliocänbildungen, wenn auch keine ganz allgemeine, ist die, dass zwischen den Sandthonen Bänke von sehr festem Conglomerat in einer Stärke von 3—15 ® ein- gelagert sind. In denselben sind die weissen, kantigen Quarzkiesel von Brauneisen und Kieselsäure verkittet. Im Gegensatze zu allen folgenden Oberpliocänschichten am Südfuss des Taunus scheinen im Bruch oberhalb Bad Weilbach auch die oberen, jüngeren Schichten des Oberpliocäns erhalten, wo sie discordant dem Untermiocän an- und aufliegen. Diedenbergen. — Von Bad Weilbach nordöstlich gehend, traf ich an den ersten Häusern Diedenbergen’s gelegentlich einer !) Senck. Ber. 1888, S. 141—147, 232 Oberplioeän. [692] Brunnengrabung graulich weissen Sandthon mit eingebackenen Quarzkieseln. Auf der geologischen Karte ist in weiter Umgebung von Diedenbergen b 4 notirt; es ist dies derjenige Horizont, der allent- halben in der Folge als Oberpliocän kartirt werden muss. C. Koch bezeichnete ihn »weisse Tertiärthone und Thonsande« und bemerkt (»Wiesbaden« S. 20), dass sie sich zwischen Schichten einschieben, welche älter als der Oyrenenmergel sind, und solchen, welche jünger sind, daher zum Cyrenenmergel zu gehören scheinen und vielleicht eine besondere versteinerungsleere Strandform desselben repräsentiren; da aber im Blatt Wiesbaden die Cerithienschichten fehlen, so könnten sie auch diese oder vielleicht eine noch höher liegende Schicht vertreten, und es bleibe eine genaue Bezeichnung ihres Horizontes bis dahin auszusetzen, dass ihr Vorkommen neben den hier fehlenden Cerithien- und Oorbicula-Schichten zusammen nach- gewiesen werde. Dass dieses bisher nicht gelungen sei, spreche eigent- lich dafür, dass in den gedachten Schichten die Repräsentanten der fehlenden zu suchen seien. Die wechselnden Schichten von Thon und sehr feinem Sand schlössen vielfach Bänke ein, welche aus kleinen und mittelgrossen, runden Quarzkieseln bestehen. In den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Geröllen liege, fest eingepresst, bisweilen die Kiesel conglomeratisch bindend, der feine Thonsand. Jedenfalls entstamme dieses Kieselmaterial den höher gelegenen Strandkieseln einer älteren Tertiärschichtt.. Die Thon- schichten dieser Ablagerung seien niemals so fett und zäh, wie die Thone des Oyrenenmergels, auch nicht so kalkreich, vielmehr ent- hielten sie immer viel freie Kieselerde in der feinsten Sandform; sie hätten eine hellgraue oder weissliche Farbe und dienten an vielen Stellen ihres Vorkommens zur Fabrikation feuerfester oder gewöhn- licher Ziegelsteine. Auf’s anschaulichste ist hier die Eigenart des oberpliocänen Schichtencomplexes von KocH angegeben, so dass damit derselbe, sobald er typisch entwickelt ist, beschrieben ist. Nur in Bezug auf die Rundung der Quarzkiesel ist noch zu bemerken, dass solche erst gegen Westen sich einstellt. Dass ich [693] Oberplioeän. 233 betreffs des unmittelbaren Ursprunges der Quarzkiesel mit KocH differire, ist schon aus dem vorausgegangenen Abschnitt ersichtlich. Wir sehen, wie unsicher Koch die von ihm dargelegte Örientirung des Schichtencomplexes erscheint. Das Verständniss der Verhältnisse, welche diesen Schichten- complex in seine jetzige Lage zu den verschiedenen Tertiärschichten brachten, erwächst eben aus den Vorgängen, die sich von Ende der Untermiocänzeit bis zur Oberpliocänzeit in der besprochenen Landschaft ereignet haben und in einer tiefgehenden Verwitterung bestehen. Hierzu können dann auch noch kleinere Rutschungen ge- kommen sein, die wohl besonders seit der Diluvialzeit verändernd auf die gegenseitige Lage mancher tertiärer Schichtenglieder und so auch der oberpliocänen eingewirkt haben. Nördlich und nordwestlich von Diedenbergen ist der Oyrenen- mergel, z. B. beim Braunkohlenschacht, fast zu Tage ausgegangen (S. 121); somit scheint der miocäne Kalk, der südlich Diedenbergen kartirt ist, an ihm abgerutscht zu sein, oder, was noch wahrscheinlicher ist, ihm in Folge der fast rein S.-N. ziehenden linksrheinischen Ver- werfung Nackenheim-Flörsheim-Bad Weilbach-Diedenbergen discor- dant dem Oyrenenmergel anzuliegen. Bei Diedenbergen schneidet der Cyrenenmergel ab und liegt in der unteren Wetterau (Unteres Niddathal) in grosser Tiefe. Ein ähnliches Lagerungsverhältniss wird auch nördlich Bad Weilbach existiren; doch fehlen hier die Aufschlüsse; man beobachtet nur die steile Stellung der unter- miocänen Kalke. Der Schichtenfolge oberhalb von Marxheim haben wir schon gedacht. Auf dem Weg nach Hofheim ist neuerdings ein sogenanntes Rettungshaus gebaut worden. Die Brunnengrabung daselbst (13” tief) förderte auch die unter Kies liegenden Pliocänschichten zu Tage. — In Hofheim selbst, nahe dem Schwarzbach, in der ENGELHARD’schen Lederfabrik, wurde bei einer Brunnengrabung im thonigen Sand in ca. 7” Tiefe sogar Braunkohle gefunden. Hornauer Bucht. — Die weitaus grösste Entwickelung besitzt das Pliocän in der sog. Hornauer Bucht. Hier, und zwar auf der südöstlichen Seite, geben sich die Pliocängebilde ausser 234 Oberpliocän. [694] durch ihre Eigenart auch durch die Schichtenfolge zu erkennen. Etwa auf der halben Höhe von Niederhofheim nach der Wilhelms- höhe bei Soden trifft man links von der Strasse in den Aeckern, an dem schwach geneigten südlichen und westlichen Hang der Niederhofheimer Höhe miocänen Kalk; im Sommer 1887 bestand daselbst sogar ein kleiner Kalksteinbruch. Weiter aufwärts be- merkt man dünnplattigen, sandigen Brauneisenstein in zahlreichen Stücken, und auf dem Gipfel sind die Schichten ganz so, wie sie Koch für bßs beschreibt, in Gruben aufgeschlossen. Der graue fette Thon zeigt die gelben Streifen und auch zahlreiche grössere Gypsspathkrystalle, wohl der Grund, warum der Thon für Her- stellung brauchbarer Backsteine ungeeignet ist. Oben gedachten wir schon der Muthungsgrube Haid auf der Niederhofheimer Höhe (SANDBERGER, Conchylien des Mainzer Beckens S. 449). Das Pliocän, das SANDBERGER daselbst als Di- luvium betrachtet, zeigte nachstehende Schichtenfolge, von oben nach unten: Dammerde mit Eisensteingeschieben. . . . .„ 3 Grüner Lettenidam in 7 Val mise RN Gelber Sand. mie ee Eisenstein‘ WED, N2H Ar =B3 Bin 6a SE ARE. Grauer Bhon Hm a TI TEIE] (selber! Sand . Mia na 2, HRS RER EG) Grauer! Thon HEM.-a1 DyR DREIER IRRE] Gelber "Sand... Sm mein. a2 WERE Se Grauer Thon und Schnüre von Marienglas . . 1’ Der Nachweis des Liegenden ist anderwärts im Hornauer Becken nicht erbracht. Die Art der Ablagerung und ihre lıtholo- gische Zusammensetzung ist aber eine so gleichartige, dass es keinem Zweifel unterliegt, dass die Sande, Sandthone und Thone, welche die Bucht erfüllen, derselben Zeit angehören, wie die von der Niederhofheimer Höhe; sie sind daher auch allenthalben als hß« kartirt. | Hofhäuser Sandgrube. — Von Hofheim kommend, trifft man etwa zuerst auf die Sandgrube vor dem Hof »Hausen vor der [695] Oberpliocän. 335 Sonne«; es steht hier der blendend weisse, etwas gebundene Sand in einer ca. 5” hohen Wand an, die noch mit 0,5—2,0 ” Schotter bedeckt ist. Der Sand ist wie bei Bad Weilbach in manchen Partien knauerartig verkittet, und diese Knauer zeigen auch dieselben an Tropfsteinbildungen erinnernden Auswaschungen. - Am Sandstein interessirte ein schwammiges, löcheriges Aussehen um so mehr, da er darin völlig mit dem Pliocänsand im Liegenden des Basaltes auf der Bommersheimer Höhe übereinstimmt. Mit Recht vergleicht Koch diese Sande mit den sog. Stubensanden von Frauenstein, die er jedoch den Schleichsanden bfı zuweist. Die Hofhäuser Sande sind übrigens nicht so gleichförmig und auch weniger locker, wie die Frauensteiner. Nur etwas mehr als 1*® nordöstlich liegen die Gruben der Fabrik feuerfester Steine (Gebrüder Sachs); hellgrauer und fleisch- farbiger Thon liegt in einem von kantigen Quarzkieseln durch- spickten Sandthon, der auch Zwischenlager von lockerem, weissem, scharfkantigem Sand und Kies enthält. Der Brunnen von Gebrüder SAcHs zeigte nach gefälliger Mittheilung folgendes Profil: Dammerde) Ar DIET RN DEAN AUUTER NEED) Fetter Thon, Sandthon mit Sand und weissen Kieseln, der Thon nesterweise . . . . 25 Sands wasserführend!: Tamara N SRAEEB! Bröckeliger Thon, kein Wasser . . . . 40 Leider habe ich diesen sog. bröckeligen Thon nicht gesehen; im Zusammenhang mit dem, was uns die Bohrlöcher IV und V bei Unterliederbach zeigen, liesse sich vermuthen, dass er einen älteren tertiären Horizont darstellt. Bei Besprechung der Bohrlöcher (s. S. 128—132), die im Inter- esse der Wasserversorgung der Stadt Höchst niedergebracht worden sind, habe ich schon auf die Höhenlage des Hofhäuser Pliocäns im Verhältniss zu dem zunächst dem Hof anstehenden untermiocänen Kalk, dann auch auf die Höhendifferenz zwischen dem Hofhäuser Pliocän und demjenigen auf der Höhe zwischen Niederhofheim und 236 Oberpliocän. [696] Soden (Grube Haid) hingewiesen. In Verbindung mit der sich in den Bohrlöchern III, I, V und IV, resp. III und IV dar- stellenden Verwerfung des Untermiocäns im Betrag von ca. 16” habe ich eine wenig tiefe Grabensenkung, ungefähr senkrecht zum Streichen des Gebirges, zu erkennen geglaubt. Münsterer Erdkaute. — Von Münster aus erhebt sich der Nordostabhang des vom Stauffen nach dem Kapellenberg zie- henden Bergrückens; längs der Fahrstrasse begegnet man zwei grossen Thongruben. Die tiefer gelegene liefert das Material der Ziegelfabrik in Münster und die in 720' (= 225”) Höhe gelegene, ausserordentlich ausgebreitete ist die »Erdkaute« der Gemeinde Münster, aus welcher für die zahlreichen kleinen Ziegeleien ge- graben wird. Gebänderte, mit Quarzkiesel durchsetzte Sandthone sind das Hangende des Thones in der ersten Grube, in welchem sich schalige Brauneisenconcretionen ganz entsprechend dem Vor- kommen in den unteren oberpliocänen Thonen der Niederhof- heimer Höhe zeigen; Gyps fand sich jedoch hier nicht. Dieselben Sedimente bieten sich in der oberen Grube; doch zeigen sie sich hier etwa 1 —1,5” stark von in braunem Sand und Kies liegen- den, groben diluvialen Geschieben überlagert, die da und dort von Lettenbändern durchzogen sind. Wie in den Gruben der Fabrik feuerfester Steine südlich Münster, sind auch manche Streifen der sonst blendend weissen Sandthone fleischfarben bis carmoisinroth gefärbt; auch die fetten Thone zeigen mannigfaltige Färbung. Das Profil dieses Schichtencomplexes ist etwa 7” tief zu ver- folgen; darin ziehen die gleichartigen Schichten nicht völlig durch, sondern die verschiedenen Sedimente keilen sich seitlich aus, so dass z. B. die fetteren Thone mehr als Nester in den Sandthonen eingeschlossen sind, die das Hauptmaterial darstellen. Zwei- bis dreimal ziehen jene schon beschriebenen ausserordentlich festen Quarzconglomerate mit kieseligem, eisenschüssigem Bindemittel als Bänke zwischen den Thonlagern durch. KocH hat diese Thone und Thonsandlager, die, wie er zutreffend bemerkt, ziemlich genau so aussehen, wie die »petrefactenfreien Schichten bß: von weiss- lichem Tertiärthon, Sand und Quarzgeröllen«, zu seinen Strand- [697] Oberplioeän. 237 geröllen bzı gezogen und dem unteren Meeressand zugerechnet. Auch insofern als sie noch die Art der Ablagerung eines Schutt- kegels in der Bucht eines Sees an sich tragen, sind sie, abgesehen von der lithologischen Uebereinstimmung mit den Pliocänbildungen, gewiss mehr zum Oberpliocän, als zu dem auf demselben aufie- streuten fluviatilen Diluvium zu stellen. Es ist ein lithologisch gut charakterisirtes tertiäres Schichten- glied, das auch sein Hangendes, dessen Ablagerung unmittelbar folgte, sicher bestimmt. Dass die Münsterer Erdkaute noch im Bereich des Gebirges liegt, möchte aus ihrer hohen Lage — 720° (= 225") -— wahr- scheinlich sein; an der Niederhofheimer Höhe erreicht das Pliocän nur etwa 610° (= 189”). Herr v. Reinach hat gelegentlich des Besuches der deutschen Naturforscherversammlung auf dem Stauffen gezeigt, dass die Hornauer Bucht durch eine Grabensenkung hervorgerufen ist; auf eine ziemliche Strecke unmittelbar zu ver- folgen, steigt die eine Felswand, längs welcher die Senkung statt- fand, senkrecht in die Höhe, so dass sich die östlich anliegenden Hänge nur als ein Haufwerk abgebröckelten, verwitterten Materiales darstellen. Soweit südlich ist nun die Verwerfung nicht zu ver- folgen, als die Münsterer Erdkaute liegt, so dass es nicht sicher ist, ob unter dem Pliocän unmittelbar Gebirgsschichten oder ein älteres Tertiär sich befindet. Nördlich von Soden steht das Pliocän in den Thongruben oberhalb Cronthal, in den verlassenen Thongruben von Oberhöch- stadt, welche wegen der Ausscheidung von Gyps von Koch als Rupelthon kartirt wurden, und endlich westlich von Stierstadt links an der Strasse nach Oberursel an. Die Vorstellung über das Alter der Quarzsande und der mit ihnen in Verbindung stehenden Thone am Südfuss des nordöst- lichen Taunus hat manche Wandlungen durchgemacht. LupwiG hat sie (»Friedberg« 1855) gleich kartirt und zwar rücksichtlich ihrer Gesteinsbeschaffenheit als Aequivalente der Blättersandsteine’ von Münzenberg. Diesen Horizont hielt er wegen der Schichten- folge im Bohrloch X bei Bad Nauheim für jünger als die Litori- 238 Oberplioeän. [698] nellenkalke!); er hielt sie aber doch wohl für noch dem Litorinellen- kalk zeitlich nahe, in Rücksicht auf die grosse Verschiedenheit der Flora von Münzenberg und Rockenberg einerseits und derjenigen Dorheims ete. andererseits. Letztere hat er in Widerspruch mit den meisten Mainzer Geologen sofort durch ihre Früchte richtig als Pliocän erkannt. In der Folge wurde es ihm sehr wahrscheinlich, dass der Thon unter dem Münzenberger Sandstein Cyrenenmergel sei, und wir sehen schon auf Blatt Offenbach 1858 jene vielfar- bigen, von ihm auch als Dünensande bezeichneten Sande, welche in unmittelbarer Verbindung mit den auf Blatt Friedberg als Blätter- sandsteine (42) kartirten Sanden stehen, ım östlichen Theile des letzteren Blattes als Cerithiensand (40a) dargestellt, der unter Lito- rinellenkalk liegt. Dasselbe geschah auch mit ähnlich aussehenden Gebilden im nordwestlichen Theile des Blattes Offenbach, also mit den Sanden von der Strassengabel bei Vilbel (Unterer Horizont der Münzenberger Sandsteine), von Seckbach (Unterer Schleich- sand), von Eckenheim (Unteres Oberpliocän), Ginnheim (Unterdi- luvium) und Kahlbach (Öberpliocän und Unterdiluvium). Dieser Kartirung folgt dann auch C. Koch. Bei Neukartirung von Blatt Friedberg wäre LupwiG genöthigt gewesen, diese letzteren Bil- dungen in Verbindung mit den Dünensanden des Westens des Blattes Friedberg zu betrachten, und er würde den Irrthum bald gefunden haben, da eben diese Dünensande auf Litorinellenschich- ten und nicht unter denselben liegen wie die Sande von der Strassengabel und von Seckbach, von welchen die ersteren un- mittelbar unter Cerithienkalk, die letzteren sogar unter Oyrenen- mergel liegen. Jedenfalls wäre bei Neukartirung die Bezeichnung und Kartirung als Blättersandsteine für diese westlichen Dünen- sande geändert worden. Vielleicht würde er dann auch gefunden haben, dass diese westlichen Dünensande der Section Friedberg in näherer Verbin- dung mit anderen jüngeren Tertiärgebilden sind, dass nämlich die Thone und Sande, welche im Pliocänbecken der mittleren Wetterau !) Derselben Alterbestimmung folgt auch Dirrrzswach in seiner Erläuterung zur Section Giessen 1856. [699] Oberplioeän. 239 auf Basalt liegen, in unmittelbarem Zusammenhang mit jenen Quarz- sanden (Dünensande nach LupwiG) und Thonen am Gebirgsrand stehen. In der Friedberger Gegend rückt der Basalt dem Gebirge etwa so nahe wie südlich bei Bommersheim und -ist demselben viel näher als bei Bonames, Eschersheim und Bockenheim. Oest- lich Friedberg, das selbst auf Basalt steht, bekommt man bei Schwalheim auch die unter dem Basalt liegenden Sande in Gestalt von rötblichgelb gebänderten Quarzsanden zu sehen, die in den oberen Partien mit den in dieselben eingelagerten gerundeten Quarzkieseln zu einem eigenthümlichen, wie durch Frittung ver- kitteten Oonglomerat verbunden sind. RoLLE bezeichnet nun zwar die Sande am Südfuss des Taunus als »Dünensande LupwiG«, hält es aber auch für Bedenken erre- send sie zum Münzenberger Sandstein zu stellen. Dass in derselben Gegend Gebilde von ähnlicher oder gleicher Entstehung, die vor Allem durch den Gesteinsaufbau des Gebirges, aus dessen Zertrümmerung sie sich bilden, ihrer Gesteinsbeschaffen- heit nach bedingt sind, wenn auch zu verschiedenen Zeiten ent- standen, lithologisch einander sehr nahe stehen werden, ist leicht verständlich. Was aber für die lithologische Uebereinstimmung gilt, trifft noch in höherem Maasse von der Art der Ablagerung zu, wenn eben die Entstehungsgeschichte eine gleiche ist, wenn z. B. zwei verschiedenaltrige Sedimente Flussgebilde sind. Für den Stratigraphen sind aber eben diese, sofern keine Fossilien zur Un- terscheidung der Horizonte vorhanden sind, und die Bestimmung des Liegenden Schwierigkeiten hat, die grössten Steine des An- stosses. Ueber das Vorkommen der oberpliocänen Ablagerungen in der Umgegend von Homburg v. d. H. führe ich vorerst die Beobachtungen RoLre’s an. Er deutet (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 775 und 776) an, dass in derselben der blaue Litorinellenthon von Sand überlagert ist. Südwestlich von der ehemaligen Braun- kohlengrube auf Gonzenheimer Gemarkung, wo um 1822/23 die landgräfl. hessische Regierung Braunkohle gefördert hat, lag unter ca. 1,5” blasigem Basalt feinkörniger, thoniger, graulich-weisser 240 Öberpliocän. [700] Sand, 2’ bloss; solcher Sand lagerte in jener Grube in einer Mächtigkeit von ca. 30’ auf Litorinellenthon, der 2’ mächtige Braunkohle enthielt und dessen Oberkante in ca. 170” M.-H. sich befand. In solchem Letten war auch am Schildt 800 Schritt süd- westlich von Seulberg in geringem Betrage Braunkohle eingelagert; in diesem schiefrigen Letten fand RoLLE auf der Halde ausser Holz auch Blattabdrücke von Echitonium Sophiae WEB., von Salix und Dryandroides (nach GEYLER’s Bestimmung); er gehört nach RoLLE zum oberen Litorinellenthon. Diesem Horizont wird wohl auch die Braunkohle von Ober-Erlenbach zuzuzählen sein, obwohl sie LupwiG den Üerithien- oder Oyrenenschichten zuweist.. Ich trage hier noch nach, dass ROLLE in seiner » Uebersicht der geologischen Verhältnisse von Homburg vor der Höhe 1886, S. 15« die Vermuthung ausspricht, dass dem Bommersheimer Braunkohlenflötz, da es genau in der Linie von Öbererlenbach und ÖObereschbach gelegen ist, wohl auch die Braunkohlenlager angehören, die Nordost in Südwest, von Obererlenbach über Gonzen- heim und Obereschbach nach Kahlbach sich hinziehen. Nach RoLLE soll’ der Bommersheimer Bergbau bis zum Jahre 1840 stattgefunden haben. Andere über dem braunkohlenführenden Litorinellenthon lie- gende Sande sind, wie dies auch ROLLE gewiss mit Recht annimmt, als LupwıG’sche Dünensande anzusprechen. Was mich annehmen lässt, dass die nach RoLLE über Litorinellenthon liegenden Sande der Umgegend Homburgs — ob sie wie in Eckenheim etc. und nahe dem Seedamm bei Homburg und südwestlich von der Gonzenheimer Braunkohlengrube von Basalt überdeckt sind oder nicht — Pliocän- sande sind, habe ich schon eingehend dargelegt. Aus den in der- selben Arbeit RoLLE’s enthaltenen eingehenden Mittheilungen hebe ich noch Folgendes hervor. »Zu Friedrichsdorf traf man bei Anlage des Bierkellers in Foucar’s Wirthshaus den »Dünensand« (als mehrmals mit weissem Letten wechsellagernd) 34’ mächtig an. Nördlich von Friedrichsdorf, in der Gemarkung Dillingen, be- obachtete ich Plioeänsande in der Geisrsschen Sandgrube. In derselben sah ich sie 1,5 ” anstehend als gröbere, röthlich- und braungebänderte Sande mit gut geschichteten Quarzgeröllen wechsel- [701] Oberplioeän. 341 lagernd und von einer 1,5 % starken Schichte groben, gerollten Diluviums bedeckt. Etwa 1: westlich von Seulberg sah ich diese Pliocän- schichten in einer Grube etwa 4 ” mächtig aufgeschlossen; es sind gelbliche und weisse Quarzsande, die reichlich mit gerundeten Quarzkieseln durchspickt sind und mehr oder weniger sandige Thon-Zwischenlager führen. Auf dem Weg von Homburg nach Seulberg über die Hardt, deren Rücken wohl vorherrschend von Phyllit gebildet ist, trifft man, bevor der Weg im Wald abwärts führt, aus dem Waldboden hervorsehend, fünf glänzend gerundete Blöcke unmittelbar am Weg. Es sind ausserordentlich feste, kieselige Conglomerate, die als Bestandtheile Gangquarz von Nuss- bis Hirsekorngrösse, dann auch gerundete Trümmer von Taunusquarzit erkennen lassen. Anstehend traf ich dieses Gestein, das an die Tertiärquarzite anderer Gegenden erinnert, noch nirgends; dagegen sah ich es noch in einem losen Block über dem Pliocänsand von Oberrosbach. RoLtE sah mit solchen genau übereinstimmende Conglomerate bei Gonzenheim in beträchtlich tieferem Niveau, den »Dünensand« überlagernd (N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 778). Mächtig, und darum das Relief der Landschaft ganz wesent- lich bestiminend, stellen sich die Ablagerungen des oberpliocänen Sisswassersees auf der Höhe, die von Holzhausen v. d. Höhe gegen Köppern sich erstreckt, dar. In scharfem Absturz sind sie von dem aus dem Köpperner Thal hervorbrechenden Erlenbach durchschnitten und so von dem Fuss des Gebirges getrennt. In zahlreichen Sandkauten sieht man sie rechts von der hochgelegenen Weinstrasse aufgedeckt; sie bekunden sich auch durch ihre hohe Lage als jüngstes Tertiär (siehe Mittlere Wetterau S. 149). Der einzige Bestandtheil der weissen, gelben und rothen Sande scheint hier der Gangquarz; ferner finden sich Thone und Sande, welche, ganz conform den Sedimenten der Münsterer Bucht, weisse Quarzkiesel eingestreut enthalten. Stark treten hier auch die lagerartigen Brauneisen-Quarzconglomerate auf, von demselben Aussehen, wie in der Münsterer Erdkaute; doch sind hier die Quarzkiesel ge- rundet. Abh, IX, 4. 16 242 Oberpliocän. [702] Links vom Erlenbach bei der Maglofsmühle — es ist die Köppern zunächst gelegene Mühle — ist Quarzit, der gegen das Thal südlich vortritt, anstehend; bis dahin reicht die Ent- wickelung der Sande. Ueberschreiten wir das Thal, so trifft man unmittelbar am Fuss des Gebirges, wohl dem letzteren aufruhend, dieselben wieder, also wohl eine dem Gebirg folgende Mulde er- füllend. Im Liegenden derselben, oder ihren tiefsten Lagen zuge- hörig, finden sich die Eisen- und Manganerze, welche auf einem in seinen obersten Lagen sandigen Dolomit von wellig unebener Oberfläche aufruhen. Nur kurz sei die erdige Braunkohle von Beinhards erwähnt, über welche RoLLE im N. Jahrb. f. Min. 1877, S. 178 berichtet hat; ihre Höhenlage ist ungefähr 172 "; nach dem Hangenden zu urtheilen, dürfte sie pliocänen Alters sein. Ueber Niederrosbach und Oberrosbach (179® M.-H.), wo ausgedehnte Gruben von weiss und bräunlich gebänderten Sanden (z. Th. mit. gerundeten Quarzkieseln) aufgeschlossen sind, er- strecken sich die Pliocänbildungen — bei Oberrosbach 12 ® mäch- tig — dem Fuss des Gebirges folgend, bis Ockstadt (165 ®). Die Sandgrube im Süden dieses Ortes zeigt ein ca. 8” mäch- tiges Profil von gelben, braun und rothgeflammten feinen Quarz- sanden, die jedoch nur in den tiefsten Schichten gerundete Quarz- kiesel eingebettet enthalten und in manchen Lagen schlichig sind. Eine Ueberlagerung von Geröll oder Löss findet hier nicht statt; dagegen beobachtet man, das Dorf aufwärts steigend, an dem den Weg begleitenden Hang bedeutende Diluvialbildungen, die sich weiter aufwärts als eine unmittelbar auf Taunusquarzit!) aufruhende, ausgedehnte Flussterrasse darstellen, in welcher die Taunusquarzit- gerölle neben den Quarzgeröllen die zahlreichsten sind. Die dilu- vialen Sande sind auch vielfach mit Brauneisen verkittet zu bank- artigen Knauern, welche mit Schichten grösserer gerundeter Kiesel wechsellagern. !) Der Taunusquarzit ist hier plattig entwickelt und wird stark für eine Fabrik feuerfester Steine ausgebrochen. Von hier sollen die von Lupwıc be- schriebenen, senkrecht durchragenden versteinerten Baumstämme (Jahrb. d. Nass Ver. f. Naturk. 1853, S.13 und 14) stammen. ul Lu 2 2 Am Zu ze Du A de [703] Oberpliocän. 243 Der nördlichste Aufschluss, an dem ich das Pliocän sah, ist derjenige von Obermörlen. Eine oberhalb der Heftersheimer Mühle an der Usa angelegte Ziegelei verarbeitet die Thone und Sandthone, wie dies in grösserem Massstab von der BoEINnG’schen Fabrik feuerfester Steine in Bad Nauheim geschieht. Eben diese Industrie hat Gelegenheit gegeben, gerade in der Gegend von Nauheim den pliocänen Schichtencomplex nach Schichtenfolge und Mächtigkeit kennen zu lernen. Bis zu weit grösseren Teufen gingen aber die Bohrungen zur Gewinnung neuer Quellen. Das geologisch Bemerkenswertheste bei Obermörlen scheint nur, dass hier auch wenig abgerundete Taunusquarzite im Pliocänthon ein- gebettet gefunden werden. Das seltene Vorkommen von Taunus- quarzit fällt auch Lupwıe (»Friedberg«, S. 33) auf. Die ausserordentliche Entwickelung der Ufergebilde des jung- tertiären Süsswassersees zwischen Bad Nauheim und Holzhausen ist wohl erklärlich aus einer schon frühen Existenz von Usa und Erlenbach, welche die in grosser Menge im Gebirge liegenden Ver- witterungsprodukte nach aussen transportirten. Ganz typisch entwickelt, wie in der Münsterer Bucht, ist das Oberpliocän auf den Hiydrobienletten und -Kalken des Bier- stadter Plateaus aufgelagert; es orientirt dann auch die weiter nach oben auf dem Gebirg aufgestreuten Sande mit Geröllen und Blöcken. Lithologisch übereinstimmend — Sandthon mit Quarzkieseln — ist das Oberpliocän, welches in der Schlucht oberhalb Schier- stein ansteht; dasselbe ist hier auf einem stehengebliebenen Miocän- kalkfels auf- und angelagert, während weiter oben in der Schlucht der Mosbacher Sand reich an Fossilien ansteht. Durch die Ausbeutung des Thones in den Pliocänschichten sind solche bei Dotzheim mehrfach tief ausgegraben und zeigen daher auch den mit weissen Quarzkieseln durchsetzten weissen thonigen Sand, welcher von Diluvium bedeckt ist. Tiefe Gruben findet man links der Landstrasse nach Wiesbaden, bei den letzten Häusern von Dotzheim, aber auch südlich von Dotzheim, wo für das Biebricher Thonwerk ausgegraben wird. Die Oberkante dieser Süsswasserabsätze liegt in 600—630' (= 187—197 ”), ebenso hoch 16* 244 Oberplioeän. [704] wie bei Bierstadt. In Dotzheim wird das Liesende wohl un- mittelbar der Sericitgneiss sein, der daselbst in grossen Brüchen ausgebrochen wird. Was die Art der Sedimente angeht, so verweise ich auf die Beschreibung der Schicht bas in der Erläuterung zu Blatt Eltville (S. 26), woselbst KocH die Schwierigkeit einer richtigen Orien- tirung dieser fossillosen Gebilde bespricht. Betr. die pliocänen Bildungen im Rheingau, welche zur Zeit meiner Begehung nicht offen standen, verweise ich auf die Locali- täten, welche auf der KocH’schen Karte in weiter Entwickelung mit b34 und b«a bezeichnet sind; hiernach findet sich brauner Thoneisen- stein als Zwischenlager z. B. auch bei Walluf und besonders aus- gezeichnet bei Oestrich. Westlich von Dotzheim-Schierstein ist das Oberpliocän wieder mehr in der Weise ausgebildet, wie es in der Wetterau längs des Fusses des Gebirges zu beobachten ist; es sind feine, verschiedenfarbige Quarzsande, welche in manchen Partien wohl schlichig und mit Thoneinlagerungen von geringerem Ausmaass durchsetzt sind, die aber zumeist locker sind, wie bei Ockstadt, Oberrosbach etc. Die Sande, welche Koch als Stubensande von Frauenstein bezeichnet und als Schleichsande?) kartirt hat, sind, nach der Notiz auf der geologischen Karte zu urtheilen, dass beim Gorother Hof fossilführender Cyrenenmergel ansteht, demselben ähnlich wie beı Diedenbergen an- und aufgelagert; sie stehen rechts und links der Strasse von N. Walluf nach Frauenstein in etwa 3 Gruben offen. In diesen z. Th. weissen, meist aber lichtgelben, von weissen und röthlichen Bändern durchzogenen, geschichteten kalkfreien Sanden finden sich nun auch, wenngleich nicht häufig, gerundete Quarzkiesel von Haselnuss- bis Nussgrösse. Durchaus gleichförmig sind die Quarzsande westlich von Hall- garten; die zunächst Hallgarten gelegene Hallgartener Sandgrube zeigt ein 8" mächtiges blendend weisses Profil. Der Sand mit abgerundeten Quarzkieseln ist horizontal geschichtet. Das Liegende in der südwestlich davon gelegenen Oestricher Sandgrube mit einer ') Die lithologische Beschaffenheit der Schleichsande habe ich oben be- sprochen. [7 05] Oberplioeän. 345 ca. 10 = mächtigen Wand, welche aus etwas gröberem gelblichem Sand besteht, ist, wie schon erwähnt, das Meeressandconglomerat mit Peetuneulus. Die Oberkante dieser Sande liegt in ca. 690’ eG alsn): In grösster Farbenmannigfaltigkeit sind die groben Quarz- sande am östlichen Ende von Johannisberg in einer ca. 6” tiefen Grube zu beobachten; man glaubt sich in die vielgenannte Sandgrube an der Strassengabel südlich von Vilbel versetzt. Die Färbungen — gelb, weiss, braun, lebhaft roth — gehen auch hier nicht durch, sondern beschränken sich auf Nester und flammige, wellig begrenzte Partien. Schmutziger Sand mit groben quarzi- tischen Geschieben überlagert den Pliocänsand. Verfolgt man von Geisenheim, den Gipfel des Rothen- berges links lassend, den Holzweg, so begegnet man in ca. 550’ (— 172") einer ziemlich ausgedehnten flachen Grube, in welcher dunkelbrauner schlichiger Sand und sandiger Thon ansteht; der erstere stimmt mit den ebenfalls als Formsande ausgebeuteten Ab- lagerungen überein, welche sich nördlich von Johannisberg in etwa 750’ (— 234”), südlich des Bienenkopfes und rechts von dem von den Hoheneichen herabkommenden Bache befinden. Nach den Sanden südlich des Bienenkopfes zu urtheilen, ge- hören obige Sande (in 172”) dem Diluvium zu. Weiter nördlich als jene flache Grube, jedoch noch vor Spitzelehn, sind zwei Sandgruben offen, die wie in Johannisberg verschieden- farbige, gelbe, roth geflammte, in unteren Teufen weisse Sande zeigen, welche in manchen Partien etwas schlichig, sonst aber rein und fein sind; denselben sind hier keine Quarzkiesel eingestreut, wie dies in der Johannisberger Sandgrube der Fall ist. Wie diese liegen sie ungefähr in 600’ (= 187”) Höhe. Die eine Sandgrube am Holzweg ist bis 7” tief aufgeschlossen, ohne das Liegende zu erreichen. Ueberlagert sind die Sande von etwa 2” mächtigem Schotter aus gerundeten Geröllen, welcher die ganze Hochfläche bedeckt. Von den Diluvialterrassen über der Antoniuskapelle (870' — 271” Höhe) und am Ebenthal oberhalb Rüdesheim wird unter »Taunusschotter« die Rede sein. 246 Oberplioeän. [7 06] ce) Oberpliocän im Inneren des Beckens. Sowohl die Bohrlöcher im Nordwesten von Höchst, welche uns über das Liegende des zwischen Zeilsheim und Sossenheim die Gesammt- Oberfläche bildenden Diluviums belehrt haben, als auch das Bohr- loch in der Krryer’schen Fabrik an der Höchster-Strasse im äussersten Südwesten Frankfurts haben erkennen lassen, dass das Untermiocän nicht allenthalben, wie es im Kärtchen II dargestellt und z. B. bei Bockenheim und Frankfurt vielfach der Fall ist, das unmittelbar Liegende der diluvialen Sande und Schotter ist, sondern dass sich dazwischen auch mehrfach die Absätze theilweise er- halten haben, welche zum Beginn der Öberpliocänzeit auf der denudirten Oberfläche des Untermiocäns im jungen Süsswassersee ausgebreitet wurden. Als anstehend habe ich dieses restirenden Oberpliocäns innerhalb des Beckens schon gedacht aus dem Tiefsten der tiefen Kiesgrube unterhalb Eschborn nahe dem Wester- bach, dann aus dem linken Hang der von demselben Bach durch- flossenen Depression, die sich gegen Niederhöchstadt etc. herab- zieht. — Von besonderem Interesse ıst, dass auch innerhalb des unteren Niddathales charakteristischer Pliocänsand unter Basalt im Hangenden des Braunkohlenflötzes zwischen Bommersheim und Kahlbach zu Tage ausgeht. Es ist das ein äusserst zarter, schwammiger weisser, an Diatomeensand erinnernder, schwach ge- bundener Sand. Das Verständniss dieses eigenthümlichen Sedi- mentes, das mit anderen, sehr differenten in den geologischen Karten von LupwıG und Kocha zum Cerithiensand gestellt worden ist, war erst durch die Beobachtung des lithologisch sehr über- einstimmenden Gebildes in der Sandgrube am Hofhäuser Hof gegeben (Senck. Ber. 1889, S. 50), das volle Verständniss aber erst durch das oben mitgetheilte Schichtprofil des Bommersheimer Braunkohlenschachtes, S. 141. — Dass auf der linken Seite der Nidda bei Eschersheim und Bonames das präbasaltische Pliocän existirt, wie es aus der Umgebung von Bockenheim und Ecken- heim oben nachgewiesen wurde, dürfen wir wohl mit Sicherheit annehmen. Der postbasaltischen Pliocänbildung im v. ArAnD’schen | Brunnenschacht ist aber schon mehrfach Erwähnung geschehen. Folgen wir von der Bommersheimer Höhe den Spuren des [707] Oberplioeän. 947 Pliocäns weiter nördlich, so treffen wir mehr innerhalb des Beckens solches in Gestalt gelber, feiner Sande in Gruben angeschnitten auf dem über Nieder-Erlenbach sich erhebenden Plateau, das, westlich vom Erlenbach begrenzt, ziemlich zusammenhängend gegen Holzhausen v. d. H. sich ausdehnt. Unmittelbar vor Nieder- Erlenbach (von Vilbel kommend) ist auch das Liegende des Pliocäns in schönem Anschnitt rechts an der Strasse zu sehen; es besteht daselbst aus einer mehrfachen Folge von oolithischem Kalksand und plattigem Kalk, dessen Liegendes schliesslich brauner schiefriger Hydrobienletten ist. Die Schichten fallen unter 7—8° nach Südost ein. Oestlich von Ockstadt, 3%” vom Gebirg und etwa I'm südlich von Friedberg, sind beiderseits der Strasse nach Ober- Wöllstadt die pliocänen Sande und Sandthone, denen auch Streifen sehr fetten weissen Thones eingelagert sind, in noch auffallenderem Maasse, als dies in den Sandkauten von OÖberros- bach zu beobachten ist, wellig gebogen, so dass man glauben möchte, dass während ihrer Ablagerung Verschiebungen statt- fanden, die jene leicht beweglichen Sedimente in Falten legten; man sieht die lithologisch verschiedenen Bänder kurze Mulden und steile Sättel bilden. Etwa 4:® rein östlich ist am OÖssenheimer Wäldchen ein ca. 4” hoher Anschnitt, welcher die Eigenart des ober- tertiären Horizontes unmittelbar am Rande des mit Kohlenflötzen erfüllten Wetterauer Pliocänbeckens deutlich zur Anschauung bringt — verschiedenfarbige Thone mit feinen weissen oder braun gebänderten Quarzsanden, denen Quarzgeschiebe, aber auch kleine Partien Thon nesterweise eingelagert sind.. — Nun hätten wir noch das schon oben besprochene Vorkommen von Sanden und Conglomeraten zu erwähnen, welche am Westrand des Wetterauer Pliocänbeckens unter Basalt bei Schwalheim 11/,%&® nordöstlich von Friedberg liegen. Der Vollständigkeit halber wäre nur noch anzuführen, dass nördlich und östlich des Kalkrückens der mittleren Wetterau das präbasaltische Pliocän u. a. im Ilbenstädter Eisen- bahneinschnitt stark entwickelt ist und durch dasjenige im Norden 248 Diluvium. [708] Hanaus dem Oberpliocän in der Hanau-Seligenstädter Senke die Hand reicht. Eingehend wird diese Landschaft in der nächsten Zeit von Herrn A. von REINACH beschrieben werden. Diluvium. Das Diluvium hiesiger Gegend (Senck. Ber. 1889, S. 79— 150) gliedert sich von den älteren zu den jüngeren Gebilden fort- schreitend in folgende Ablagerungen: a) Unterplistocän. 1) Das Unterplistocän stellt sich als eine fossillose Terrasse dar; sie enthält z. Th. grobe Gerölle und grössere gerundete Blöcke und ist da und dort durchzogen von Lettenstreifen; sie erreicht auf dem Gebirge aufgestreut eine Höhe von ca. 300 %; in der Senke als Liegendes jüngerer Diluvialablagerungen ist sie besonders deutlich zwischen Hofheim und Mosbach zu beobachten. Diese Gebilde entsprechen dem Alter nach dem von CO. Koch als Taunusschotter !) bezeichneten Horizont in der Mosbacher Terrasse. b) Mittelplistocän. 2) Das tiefste Schichtenglied des Mittelplistocäns ist eine an feinen Sanden reiche Terrasse, welche in den Senken, wo sie erhalten ist, den sog. Taunusschotter überlagert und in der Wiesbadener Senke eine reiche Conchylien- und Säugerfauna beherbergt; sie ist also entweder durch die eine oder durch die andere Fauna gekennzeichnet. Unter den Säugern darf allein der Elephas antiquus FALc., weil in hiesiger Gegend mehrfach constatirt, als Leitfossil gelten; !) Eine besondere diluviale Schicht dı »Flussgeschiebe und Sande unter Taunusschotter« (Blatt Königstein, Hochheim) kann ich nicht unterscheiden, wie sie denn auch im Profil von Mosbach nicht vorhanden ist; es sind dieselben mit dem Taunusschotter gleichzeitig, aber weiter in’s Becken hinein gebaute Partien der alten Terrasse, die daher auch im Allgemeinen ein wesentlich feineres Korn haben (vergleiche Sandgruben von Kriftel und Hofheim). [709] Diluvium. 949 ich werde daher für diese Stufe die Bezeichnung Zlephas Anti- quus-Stufe gebrauchen. Dieselbe greift nirgends auf die Gebirgs- schichten über und legt sich auch in den Senken auf den Taunus- schotter nur da auf, wo solcher etwa eine Ordinate von 450’ (= 14") erreicht, nicht aber auf »Taunusschotter«, der bedeutendere Höhenlagen einnimmt. Auch in den tieferen Senken findet sie sich nicht, sondern es liegt daselbst die dritte Diluvialterrasse unmittelbar auf dem Tertiär auf, so dass der Aufschüttung der letzteren eine Zeit stärkeren Transportes vorausgegangen sein muss. 3) Das zweite mittelplistocäne Schichtenglied ist die dritte diluviale Flussterrasse, aus meist gröberen Geröllen bestehend; sie ist von geringerer Mächtigkeit; in der Thalfläche der Wetterau und auf der rechten Thalseite des unterhalb Frankfurts gelegenen Untermainthales liegt sie unmittelbar auf Tertiär; auch im Mainthal oberhalb Frankfurt haben sich Reste derselben er- halten; sie erreicht nur eine Höhe von ungefähr 330' (= 130"). Nicht selten sind in dieser Terrasse Zähne von Elephas primigenius BLUMENB., wonach man sie als Hlephas primigenius-Stufe be- zeichnen kann. Sie ist ebenso wie die älteren Diluvialstufen viel- fach von Löss bedeckt. 4) Löss- und lössartige Sedimente; in denselben kommen auch noch Reste von Klephas primigenius vor, oft begleitet von solchen des Rhinoceros antiquitatis BLUMENBACH (= tichorhinus Cuv.), während in den Mosbacher Sanden mit dem Klephas antiquus der Rhinoceros Mercki JAEGER vorkommt. ec) Oberplistocän. 5) Hierher gehört eine Terrasse — wir nennen sie die Kelsterbacher Terrasse — die, reich an grossen Blöcken, ein höheres Niveau einnimmt, als dies heute bei der Primigenius- Terrasse der Fall ist, da sie keine, resp. nur eine relativ geringere Senkung erfahren hat; sie erreicht eine Höhe von 360’ (=112,5 "), überragt also den heutigen Mainpegel bei Frankfurt um ca. 20”. Seit Jahrtausenden von Wald bedeckt, ist sie der Organismen- reste, welche keinen Schutz durch überlagernden Löss oder Lehm genossen haben, durch Auslaugung verlustig gegangen. Sie ist die 250 Diluvium. [710] Aufschüttung eines von Gross-Ostheim bis Kelsterbach ziemlich ostwestlich gerichteten Mainlaufes. 6) Obwohl noch viele Centner schwere Blöcke enthaltend, wird die Geröll-Terrasse, die etwa 16" tiefer liegt, als die eben angefülırte Kelsterbacher Terrasse, und eine Mächtigkeit von 4—5" hat, nicht mehr zum Diluvium gerechnet. Die ın derselben liegenden Säugethiere und Conchylien stimmen fast völlig mit der heutigen Fauna der Umgegend überein. Die Terrasse bedeckt das Mainthal oberhalb Niederrad und bildet die linke Mainthal- seite weiter mainabwärts bis unterhalb Flörsheim, wo sie auch nach rechts übergreift. Die jüngste Mainterrasse, die auch ihre Zeitgenossin im Niddathal hat, wird überlagert von Aulehm; es sind derselben auch mehrfach Torfbildungen eingebettet — ein Hinweis auf die mannigfaltigen Verschiebungen, welche der Fluss in horizontaler Richtung erfuhr. An der Abstufung der verschiedenalterigen Schotter- und Sand-Terrassen betheiligte sich vor Allem der Niedergang des Wasserspiegels und die Verminderung der Flussbreite resp. der Wassermenge von der Unterplistocänzeit bis zur Alluvialzeit, ferner die Erosion der älteren und höheren Terrassen. Dadurch sind schon innerhalb der älteren, d. h. vor dem Löss entstandenen Diluvialterrassen zwischen der rechten Mainseite und dem Süd- abhang des Taunus innerhalb der Senke 3 Schotterterrassen, die sich stufenartig übereinander erheben, zu unterscheiden. Betrachten wir besonders die Abstufung der Terrassen im Untermain-Thal von Hofheim-Höchst abwärts bis Wiesbaden- Mosbach, so zeigt sich, dass auch Senkungen für diese Ab- stufungen von wesentlicher Bedeutung sind. Zur Erläuterung seien die Terrassen beschrieben, die von Diedenbergen-Langenhain gegen Kelsterbach-Raunheim entwickelt sind. Zwischen Lorsbach und Langenhain ist die unterplistocäne Terrasse auf dem Rothliegenden aufruhend in ca. 330”, oberhalb Hofheim auf dem Capellenberg ebenfalls auf dem Rothliegenden in 290”. Auf der Kanzel nordwestlich über Diedenbergen liegen die altdiluvialen Schotter auf älterem, schon am Gebirg abge- [711] Diluvium. 251 sunkenem Tertiär !) in 230”. Beim Dorf Weilbach, wohl schon östlich von der Dislocationslinie Nackenheim - Flörsheim - Bad Weilbach - Diedenbergen, ist das Hangende des Taunusschotters, die sog. Antiguus- Stufe ?) in 130” aufgeschlossen, und an der Landstrasse Marxheim-Weilbach sieht man den fossillosen Taunus- schotter mit seinen Sanden in mehreren Gruben in 112” Höhe. Am deutlichsten ausgeprägt ist die Terrassirung von hier gegen den Main, wo sich die von Löss überlagerte Primigenius- Stufe, ebenfalls auf jüngerem Tertiär liegend, nur 3—4" über den Mainspiegel erhebt, also in ca. 90” Höhe ansteht. Ob diese letzte Terrassirung durch Erosion oder durch Schichten- störung veranlasst ist, bot sich bisher kein Anhaltspunkt. Auf der linken Mainseite liegt, hingegen in fast gleicher Höhe wie die Primigenius-Terrasse, der jüngste Mainschotter, von der Primigenius-Terrasse durch die Verwerfungs-Linie getrennt, welcher der Main von Höchst nach Flörsheim ungefähr folgt. Ueber die jüngste Main-Terrasse erhebt sich nun, durch den früher etwas östlicher fliessenden alluvialen Main angeschnitten, die Kelsterbacher Terrasse, z. B. gegenüber Okriftel, bis 112,5 ". Ueber die Niveaux, welche die diluvialen Schichten in der Wiesbadener Gegend einnehmen, kann ich folgende Angaben machen. Zwischen Bierstadt und Rambach traf ich in einer Kies- grube die altdiluvialen Schotter in 919’ (= 287 ®), jedenfalls dem Sericitgneiss unmittelbar aufliegend. In den weiten Sandgruben bei Mosbach liegt dagegen der »Taunusschotter« in 126—130 ”; hier erreicht das Hangende desselben, die Mosbacher Sande, eine Meeres-Höhe von 144”; bei der geringen Mächtigkeit dieses %) Im Bohrloch 3 (#90'’ = 216,5”) ca. 400% nördlich von Diedenbergen wurden durchstossen: 4,0” Kies und Sand, 27,0” Letten und gelber Kalk, 37,0” blaugrauer Letten mit einem schwachen Braunkohlenflötzchen (Cyrenenmerge)). >) Wenn schon die Beschaffenheit und die Schichtungsart der Sande in einer zunächst Dorf Weilbach gelegenen Grube kaum zweifeln liess, dass sie dem Horizont der sog. Mosbacher Sande angehören, so wurde dies zur Gewissheit durch den Fund eines Oberarmes von Elephas antiquus (Senck. Ber. 15889, S. 112). 252 Unterplistoeän. [7 1 2] Horizontes bei Dorf Weilbach harmonirt dessen Niveau ziemlich mit dem bei Mosbach. Die Fundpunkte der Antiguus-Stufe zwischen Weilbach und Mosbach liegen bei Delkenheim etwas höher, auf dem Cerithienkalk zwischen Wicker und dem Landschneckenkalk des Falkenberges bei Flörsheim etwas tiefer. Aus der Höhendifferenz des Unterplistocäns in der Wiesbadener Gegend ergibt sich nach Obigem als Betrag der Senkung ca. 150”, während die Differenz zwischen den Höhen des Schleichsandes bei Igstadt und im Bohr- loch am Wiesbadener Schlachthaus einen fast doppelt so grossen Betrag für das Ausmaass der Senkung liefert! Unterplistocän (dı z. Th.). Terrasse vom Alter des »Taunusschotters«. Am Südfuss des Taunus stammt das Material, welches diese Terrassen zusammensetzt, fast ausschliesslich aus diesem Gebirge. Neben den gerollten Gangquarzen tritt darin vor Allem der Taunus- quarzit in den Vordergrund. Dieser und die weniger fortge- schrittene Verwitterung der anderen Taunusgesteine drücken diesem Schichtengliede, welches auf der Koch#’schen Karte, soweit es eine Höhe von 600—900' (= 187—280”) erreicht, als mitteloligocäner Meeressand gedeutet wurde, einen gut ausgeprägten Stempel auf; seine Eigenart tritt deutlicher dort hervor, wo die Terrasse, das Ober- pliocän überlagernd, unmittelbar mit demselben verglichen werden kann. Bei Kriftel sieht man in der Terrasse, wenn auch noch selten, Geschiebe aus Buntsandstein, die wahrscheinlich Maingeschiebel) sind; häufiger sind sie in der Sandgrube bei Bad Weilbach ; im Taunus- schotter von Mosbach erscheinen darin sowohl gerollte Buntsandstein- geschiebe, als auch grössere kantige Buntsandsteinblöcke. Der Lydit, welcher auch bei Kriftel in der Terrasse gefunden wird, ist nicht unbedingt als Maingeschiebe anzusprechen, da solcher auch in der oberen Wetterau ansteht und thatsächlich auch in der älteren, dem Taunusschotter wohl contemporären Niddaterrasse in grosser Menge sich vorfindet. Lydit, der im einen wie im ') Buntsandstein und Lydit finden sich übrigens schon in verschiedenen Hori- zonten des oberpliocänen Schichtencomplexes (8. 12,13, 14,18, 129) als Geschiebe vor. [7 | 3] Unterplistocän. 353 anderen Falle das Untermainthal unterhalb Höchst passirt hat, habe ich bei Schloss Vollraths in ca. 600’ (= 187”) Höhe beob- achtet. Noch höher, in ungefähr 210” Höhe, sammelten H. GREBE und ich etwas unterhalb Lierschied, links am Weg nach St. Goars- hausen, in einer Sandgrube von ca. 6" Höhe, in welcher der Sand zum Theil zu einem groben Sandstein verkittet ist, neben kleinen Trümmern von Achat, Carneol, Porphyrit und Porphyr von der Nahe Gerölle von Buntsandstein. Diese Terrasse ist von einem gelben lockeren Thon bedeckt, der demjenigen unterhalb des Lorsbacher Kopfes, über welchen ich bald Näheres berichten werde, sehr ähnlich ist. Unzweideutig ist die Schichtenfolge längs des Westerbaches von Niederhöchstadt nach Oberhöchstadt, dann in der Umgegend von Münster am Taunus gegen den Lorsbacher Kopf, von Kriftel- Hofheim den Kapellenberg aufwärts, in der Sandgrube von Bad Weilbach (Senck. Ber. 1885, S. 216—223), von Marxheim die Schlucht hinauf, in der Wiesbadener Bucht bei Mosbach und von Bierstadt gegen Rambach, weiter westlich dann z. B. bei Hall- garten und besonders nördlich von Geisenheim-Rüdesheim. In der vorausgegangenen übersichtlichen Beschreibung sind die meisten dieser Localitäten schon mehr oder weniger eingehend erörtert worden. Betr. des Profils, das in der Wiesbadener Senke vom untermio- cänen Hydrobienletten, der beim Fundiren von Häusern in Mos- bach ausgehoben wird, durch das Pliocän, den Taunusschotter, die Maingeröllschicht, die Mosbacher Sande bis in den Löss reicht, verweise ich u.a. auf die Erläut. zu Bl. Wiesbaden S. 39 ff. und auf Senck. Ber. 1889, S. 98—119. Nach meinen Ablesungen am Aneroidbarometer (Ausgangspunkt Station Mosbach 98,7” über NN.) liegt die Sohle des Taunusschotters in. . . . 126” die Maingeröllschicht in. . . 130” die höchste Höhe der Mosbacher kadk. in Aal der-Ikösszendlichsteretbis 2 :- . .. ..., 140m 254 Unterplistocän. [714] In den eben genannten Erläuterungen S. 38 gibt Koch für die oberen Tertiärsande (Oberpliocän) eine Mächtigkeit von 48” an; die Oberkante des Miocäns und damit die Sohle des Pliocäns läge somit in ca. 117®. Wesentlich höhere Niveaux zeigen die Hydrobienschichten, das Pliocän und das dem »Taunusschotter« gleichalterige Diluvium in nächster Nähe des Gebirges bei Wiesbaden. Ich ging diese Schichten u. a. in folgender Richtung ab. Vom Bahnhof (108,75 ” über NN.) ausgehend, überzeugt man sich auf dem Weg nach Bierstadt etwa in 500’ (= 156") beim Neubau von Häusern, dass das Plateau, auf welchem Bierstadt steht, aus den oberen Unter- miocänkalken besteht. In ca. 600’ (—= 187") stehen zwei Thon- gruben, welche den zwei Ziegeleien in Bierstadt einen Theil des von ihnen verarbeiteten Rohmateriales liefern; den Beweis, dass dieser fossillose Thon!) dem Miocän angehört, liefert eine die Thonschiehten überlagernde Kalkbank. Die nächste Terrainstufe auf dem Bierstadter Plateau liegt nördlich, unmittelbar hinter Bier- stadt. In zwei grösseren Thongruben, die eine Profilhöhe von etwa 5” haben, sieht man die pliocänen Sandthone mit den ein- gelagerten Sandstreifen, weissen Quarzkieseln und grauen Thonen. Weiter aufwärts begleiten die Strasse nach Kambacı Flusssande mit wechsellagernden Geröllschichten und grösseren gerundeten Quarzitblöcken?); in welcher Mächtigkeit sie das Liegende, das nach dem Zusammenhang im West und Ost die älteren krystallinen Taunusschiefer sind, bedecken, ist nicht zu beobachten; nahezu ihren höchsten Punkt erreichen sie in einer ausgedehnten Kies- grube am Bingen in 900’ (= 280“) Höhe. Welche Mächtigkeit die Aufstreuung der hohen Diluvial- terrasse vom Alter des »Taunusschotters« besitzt, ist bisher an keiner Localität sicher zu erkennen, jedenfalls ist sie an verschiedenen !) Betr. Fossillosigkeit stimmt dieser Thon demnach mit demjenigen im Profil von Bad Weilbach überein, der nach der Schichtenfolge zu den oberen Hydrobienschichten zählt. ?) An einem solchen mass ich eine Länge von 1,2", eine Breite von 1,2” und eine Höhe von 0,7%, [7 1 5] Unterplistoeän. 255 Orten von verschiedener Stärke. Diese Mächtigkeit wenigstens in einem Falle zu ermitteln und damit auch das Liegende der- selben sicher zu erkennen, liess Herr von REINACH in der Nähe der Kalkschneise, nämlich im sogen. Dreigrabenschlag, einen 12” tiefen Schacht abteufen. In der Kalkschneise liegt der Devon- kalk, der unterhalb des Lorsbacher Kopfes dem Taunusphyllit an- oder eingelagert ist, fast zu Tage. Jener Schacht durch- senkte gelb und weiss gefärbte, auch gebänderte, durch Ein- mengung sehr feiner Taunusflitterchen lockere feine Thone!), die, von einer sandigen Schicht durchzogen, in 3,25% Teufe von feinem Sand unterlagert sind. Darunter folgen grobe, sehr zer- setzte Quarzitgerölle, welche in den oberen Partien roth gefärbt sind. Dann kommen ın 12% Teufe Sand, Kies, Gerölle und zwischen- liegende Letten. Der feste Fels, welcher, nach dem im Lorsbacher Thal z. B. zwischen Ilmen- und Hammermühle sich darbietenden Profil zu urtheilen, Rothliegendes ist, wurde also nicht erreicht, so dass in dieser Depression (840' —= 262”) zwischen Kapellenber« (930’ = 290”) und Lorsbacher Kopf (984’ — 307") das Diluvium immerhin mehr als 12” mächtig ist. Diese Ablagerungen über- decken, auch nach dem zu urtheilen, was man am östlichen und südlichen Abhange des Kapellenberges beobachten kann, wie mit einem Mantel das unterliegende Gebirge. Besonders beim Auf- stieg nach dem Kapellenberg von der 480’ (= 150”) hohen Terrasse ın Hofheim, erinnert ein Anschnitt durch das sich darbietende Profil — Sande mit Geröllen und Blöcken und mit eingelagerten Thonstreifen — an das Profil des Taunusschotters in den Mosbacher Sandgruben (Senck. Ber 1889, S. 99). Nordnordöstlich vom Lorsbacher Kopf liegt die Münsterer Sandgrube. In derselben ist eine typische Flussterrasse ange- schnitten, welche in wechselnden Schichten von gelbbraunem Sand, feinem Kies und grobem Geröll aus Quarzit und Quarz besteht, denen auch Geschiebe von Sericitschiefern in geringerer Menge bei- gemengt sind. Auch hier finden sich, wie in den Pliocänschichten ) Der Thon enthält Brauneisenconeretionen und kleine lösskindelartige Gebilde. 956 Unterplistocän. [7 1 6] der Münsterer Erdkaute, plattige, mit Eisenhydroxyd verkittete Conglomerate. Die Oberkante der Kiesgrube liegt in Ordinate 855’ — 266”, während das Pliocän in der Münsterer Erdkaute 720’ = 225") nicht übersteigt. In bedeutendster Mächtigkeit (11—12”), wohl auf Rothlie- gendem ruhend, ist das alte Diluvium auf der Höhe zwischen Lorsbach und Langenhain, also auf der zunächst liegenden, parallel laufenden Höhe, heute in 4 Sandgruben aufgeschlossen, die ich S.187 in dem Abschnitt über »marines Mitteloligocän« besprochen habe. Niddaterrasse. — Auf der linken Seite der Nidda zieht sich von Gronau oberhalb Vilbel am Rande der nach dem Nidda- thal (99—98 ®) abgestuften Hochfläche über Berkersheim, Eschers- heim, Ginnheim bis an die Bockenheimer Basaltbrüche eine hier 115” M.-H. kaum übersteigende Terrasse, die zur Nidda, be- sonders zwischen Eschersheim und Ginnheim, wo sie sich am be- deutendsten noch erhalten hat, steil abfällt. Wie weit die Terrasse östlich reicht, ist bei der allgemeinen Lössbedeckung nicht zu beobachten. Man erkennt sie nahe Preungesheim gegen Eschers- heim ;"im sog. Mittelfeld, etwa 1/,*® östlich vom Abhang, zwischen Ginnheim und Eckenheim, beobachtete ich die Terrasse in einer Grube unmittelbar von typischem Löss überlagert; dagegen be- deckt, wie oben schon erwähnt, bei Eckenheim der Löss unmittel- bar den Basalt oder, wo dieser nicht vorhanden ist, den oberpliocänen Sand. Die den diluvialen Sanden eingelagerten Kiese enthalten fast ausschliesslich wenig gerundete Quarzite; nicht selten sind die schwarzen gerundeten Lydite und verkieseltes Holz aus dem Roth- liegenden; dagegen gehören zu den seltenen, aber meist auch zu den grösseren Geschieben, diejenigen von Buntsandstein. Was nun das Liegende dieser Niddaterrasse angeht, so ist zu beobachten, dass sie sowohl zwischen Bonames und Eschersheim, wie auch bei dem nahe der Niddabrücke befindlichen, in einem grobbänkigen Basalt stehenden Steinbruch in Eschersheim auf Basalt und zwar 6” mächtig aufruht. Im Schacht der »Grube Jacob« (vergl. Senck. Ber. 1885, S. 252) und auf dem benach- barten zur Hänser’schen Ziegelei gehörigen Grundstück liegen [717] Unterplistoeän. 357 die Sande und Kiese dieser Terrasse über dem oberplioeänen Thon und Sand, dessen Lagerung S. 59— 61 beschrieben ist. Das Hangende ist der Löss, was sich bei Eschersheim und Ginnheim, sowie zweifellos im Terrain der HÄnser’schen Ziegelei zeigt, woselbst diese Terrasse von 2 ” mächtigem typischen Löss mit Succinea oblonga bedeckt ıst. Im Löss von Ginnheim, nur etwa 1 !® von der Ziegelei entfernt, sind dem Löss zahlreiche kleine kantige Quarzgeschiebe eingestreut, so dass er wie umgelagert erscheint; Herr E. HEUSLER hat jedoch Succinea oblonga in dem- selben gefunden, und ausserdem überzeugte ich mich, dass gerade in den unteren Lösshorizonten solche Einstreuungen (so auch im Löss über dem Mosbacher Sand bei Mosbach) öfter vorkommen. Ueber das Lössprofil in der Hänser’schen Ziegelei werde ich unten noch eingehender berichten. Im Schichtenprofil des HÄnsEr’schen Grundstückes waren die Sande mit den Kiesen und Kiesschichten ca. 3” mächtig, in Ginnheim, wo sie in zahlreicher Gruben nahe den obersten Häusern zu sehen sind, ist das Liegende nicht erreicht. Folgen- des Profil gibt daher nicht die volle Mächtigkeit. Von oben nach unten folgen: 1) Mit Quarzkieselchen durchsetzter Löss 2—2,5 ” 2) Rothbraun geflammte Sande, horizontal nach oben abschneidend . . . . 2.30 3) Schlichige Sande mit wenigen ne höchstens 0,1 ” mächtigen reinen Sandzwischenlagen . . . . . . 1.32 4) Gleichförmiger heller Kies . . . . 1, 5) Rothbrauner Sand mit grobem Kies . eu Diese Sande und Kiese sind von R. Lupwig und C. Koch als Cerithiensand kartirt, wahrscheinlich weil sie ihnen wegen der lebhaften und verschiedenen Färbung mit dem oberoligocänen Sand und Kies von der Strassengabel südlich Vilbel übereinzustimmen schienen. Nach Obigemsind sie lithologisch, besonders aber stratigraphisch sehr verschieden von den letzteren. Abh, IX, 4. 17 958 Unterplistocän. [718] Auf der rechten Seite der Nidda ist längs des Gebirges diese Terrasse viel breiter entwickelt, fällt aber weniger in die Augen, da sie fast allenthalben von Löss bedeckt ist; sie senkt sich allmäh- lich vom Gebirg nach dem alluvialen Niddathal und ist vielfach von kleinen aus dem Taunus kommenden Bächen durchschnitten. So steht sie u. A. bei Oberhöchstadt in 600’ (= 185 *), ober- halb Kahlbach in 470’ (=150), bei Massenheim in 360' (— 112,5°), daselbst in Kiesgruben aufgeschlossen, an. In der Nähe des letzten Ortes bildet sie auf der linken Seite des Erlenbaches einen jähen Abhang. Auch hier, wie östlich der Nidda, finden sich keine Fossilien, obwohl sie die den Löss unmittelbar unterlagernde Terrasse ist, welche daher wohl dem fossillosen Unterdiluvium angehört. Während die oberpliocänen Thone am Gebirgsrand bei Ober- höchstadt, Cronthal, Schwalbach und Soden als Rupelthon bas (Blatt Rödelheim) kartirt sind, wurden die diese begleitenden resp. überlagernden Kiese von Koch zum Theil als Meeressande baı gedeutet. Bezüglich des Alters steht bei ihrer totalen Fossillosigkeit nur sicher, dass die Terrasse älter als Löss und jünger als die ober- pliocäne Basaltdecke ist. Da die Primigeniusstufe bei Rödelheim etc. in der Senke von Löss überlagert ist, so möchte sie wohl älter, als die Flussschotter mit Zlephas primigenius sein. Das Wahrscheinlichste ist also, dass sie zum ältesten Diluvium gehört. Mittelplistocän. Stufe des Elephas antiquus (dı z. Th.) Es ist theils die Conchylien-, theils die Säugethier-Fauna, welche das Mittel- plistocän erkennen lässt. In vollkommenster Erhaltung sind die der Stufe des Elephas antiquus zugehörigen Gebilde dort zu finden, wo die Mainwasser sich mit den Rheinwassern mischten, nämlich bei Mosbach - Schierstein; diese Gebilde liegen am Süd- fuss des Taunus von Hofheim bis Mosbach auf »Taunus- schotter«e und halten, wie oben erwähnt, nicht stark differirende Niveaux ein. [7 19] Mittelplistocän. 259 Der westlichste Fundort der Mosbacher Sande — so wird vielfach dieser Horizont auch bezeichnet — liegt halbwegs zwischen Schierstein und Nieder- Walluf, wo dieselben durch die Main- geschiebe auffallen; sie scheinen hier ungefähr im Niveau der Strasse an den mitteloligocänen Blättersandstein anzustossen. C. Koch hat daselbst auf der Karte Conchylien notirt. Ueber die Conchylienfauna der Schiersteiner Schlucht, der Sandgruben von Mosbach und vom Petersberg bei Castel haben Ar. BRAun, F. SANDBERGER, ©. KOCH, CHR. BRÖMME, O. BOETTGER und A. ANDREAR berichtet. Aus der Liste der Conchylien, welche AL. BRAUN und F. SANDBERGER gaben, hat ©. Koch (»Wiesbaden«, S. 43) Cyelo- stoma elegans MÜLL. sp. gestrichen; dasselbe ist wieder in die- selbe einzusetzen, nachdem ich besonders an der Nordwand der östlichen Sandgrube zu Mosbach in ziemlicher Zahl die Gehäuse von Cyclostoma elegans aus dem Mosbacher Sand gesammelt habe; dieselben sind auch absolut von gleicher Erhaltung wie die anderen Conchylien des Mosbacher Sandes. Vom recenten Üyclostoma_ele- gans unterscheidet sich das mittelplistocäne durch eine nicht unbe- trächtlich geringere Grösse. Die von SANDBERGER gegebene Liste von Säugern hat C. KocH in seinen Erläuterungen zu Blatt Wiesbaden, S. 51, um Felis spelaea GOLDF. und Castor n. sp. vermehrt; A. ANDREAE hat bei Mosbach ausserdem noch Lepus timidus und ich Ursus arctos L und Sores oder Plecotus gefunden. Die von KocH und mir gesammelten Geweihreste, welche Koch dem Cervus hibernicus Owen zuschreibt, habe ich als zu Alces latifrons gehörig erkannt (Senck. Ber. 1889, S. 104 und 105). Nachdem ich eine nicht un- bedeutende Sammlung von Mosbacher Säugethierresten zusammen- gebracht habe, stellt es sich nachgerade als sicher heraus, dass in Mosbach, d. h. in der Antiquusstufe, Bos primigenius BoJ. nicht vorkommt. Von Rindern hat zu jener Zeit bei Mosbach nur Bison priscus BoJ. gelebt, vertreten durch zahlreiche Reste von Hornzapfen, Kiefern etc.; die 8 Hornzapfen unserer Sammlung gehören alle diesem letzteren an. Ebensowenig wie für Bos pri- migenius finde ich auch für das Vorkommen von Cervus tarandus 17% I60 Mittelplistocän. [720] in meinem Material irgend einen Anhaltspunkt. So fehlt mir auch ein sicherer Beweis für die Existenz von Alces palmatus KLEIN sp.; die charakteristische kurze Basis des Geweihes eines solchen ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen; zwei Fragmente breiter Schaufeln könnten einer Varietät von Alces palmatus angehören, eine Varietät, die heute mehr als eine Abnormität erscheint. Von Hippopotamus major Cuv., haben sich neuerdings Ulna und Radius und die beiden Astragalı gefunden. Bezüglich der Häufigkeit der beiden Elephas-Arten in den Mosbacher Sanden scheint sich aus meiner im Senckenbergischen Museum aufgestellten Sammlung jetzt zu ergeben, dass das Mam- mut den Plephas antiguus an Zahl eher übertraf. Lepsıius (Geologie von Deutschland 1887—1892, S. 652) . scheint ANDREAEs und meine Publicationen über die Mosbacher Säugethierfauna (A. ANDREAE, der Diluvialsand von Hangen- bieten ı/Unter-Elsass 1884, S. 32 und 33 und F. Kınketin, der Pliocänsee und die ehemaligen Mainläufe 1889, S. 103—107) nicht zu kennen; er würde sonst die neueren Funde aufgeführt und die Berichtigungen in der Bestimmung auch schon früher gemachter Funde berücksichtigt haben. In diesem Falle hätte auch seine Auseinandersetzung über das Klima jener Zeit anders gelautet, da er sich hierbei besonders auch auf das Vorkommen vom Rennthier bezieht. Meine ziemlich bedeutende Sammlung von Geweihresten aus den Mosbacher Sanden enthält nicht einen einzigen Tarandus- Geweihrest, was ich schon in meiner oben genannten Abhandlung mitgetheilt habe. Wenn überhaupt zur Diluvialzeit den Taunus Gletscher bedeckt haben, wofür ich keinen Anhaltspunkt kenne, so war dies jedenfalls zur Mittelplistocänzeit, wo u. A. das Nil- pferd am Fuss des Taunus lebte, nicht mehr der Fall. Nach der Erhaltung der in der östlichen Mosbacher Grube erworbenen Schädelchen von Arctomys Marmotta möchte ich glauben, dass solche aus dem im Hangenden der Mosbacher Sande befind- lichen sandigen Löss stammen und nicht aus den Mosbacher Sanden. Ich unterlasse es, hier eine Liste der sicher erkannten Säugethierreste aus dem unteren Mittelplistocän von Mosbach zu geben, da dies meinerseits schon in der oben eitirten Abhandlung [7 21 ] Mittelplistocän. 961 geschehen, und ın Bälde in den Publicationen der Kgl. geolog. Landesanstalt eine auf ein grösseres Material(aus den Aufsammlungen von A. ANDREAE, F. KınkELin, O©. Koch und A. RoEMER stammend) sich stützende Arbeit von Herrn Dr. HENRY SCHROEDER zu er- warten ist. Oestlich von Mosbach zeigt sich die Antiguus-Stufe, auch durch zahlreiche Maingerölle gekennzeichnet, auf Taunusschotter aufruhend, in einem Hohlweg bei Delkenheim!) und in einer Kiesgrube (in 480’ = 150” Höhe) an der Strasse von Massenheim nach Wallau, etwa 1 =" östlich von Delkenheim, wiederum Conchylien führend An letzterem Fundort sind besonders Valvaten und Pisidien häufig; mannigfaltiger ist die Fauna im Hohlweg bei Delkenheim. Ich sammelte: Succinea putris L., Succinea Pfeiferi ROSSM., Suecinea oblonga var. elongata AL. BRAUN, Limnaeus truncatulus MÜLL., Planorbis umbilicatus MÜLL., Valvata naticina MENKE, Valvata macrostoma STEENBUCH, Valvata piscinalis MÜLL., Valvata alpestris BLAUNER, Clausilia parvula STUDER, Helix obvoluta MÜLL., Helis hispida L., Pisidium amnicum MÜLL. und Pisidium supinum A. SCHUM. Was hier auffallen muss, ist, dass die Conchylienschalen, trotzdem sie oberflächlich liegen und nicht wie in Mosbach von Löss überlagert werden, sich gut erhalten haben. Die Denudation des Löss scheint hiernach nicht weit zurück in der Vergangenheit zu liegen. !) An den Localitäten bei Delkenheim, welche die Mosbacher Conchylien- fauna führen, kartirte Kocu »Flusssande unter dem Taunusschotter.« 962 Mittelplistoeän. [722] Südlich, etwa 1*® von Wicker, wird der Wickerbach, der Weidenmühle schräg gegenüber, von Kalkfelsen, die ca. 4” mächtig in einem Bruch aufgeschlossen sind, stark überragt. Die kürzlich daselbst mit Herrn W. WOLTERSTORFF gesammelten Fossilien, unter welchen neben Helices und Potamides plicatus sich auch Pota- mides Rahtii fand, lassen erkennen, dass dieser Kalk zu dem Land- schneckenkalk oder zu den tiefsten Oerithienschichten gehört. Auf dem Kalk ruht ein 5,5—6" mächtiges Sandlager, das auch durch seine Conchylien, die jedoch nicht reichlich zu sam- meln sind, als Mosbacher Sand-Horizont sich ausweist. Von C. Jung und von mir wurden hier folgende Conchylien ge- sammelt: Helix arbustorum L. Helix hispida L. Pupa muscorum L. Clausilia (dubia oder pumila). Succinea oblonga DRAP. Succinea Pfeifferi RossMm. Succinea putris L. Limnaeus truncatulus MÜLL. Limnaeus palustris DRAP. Planorbis umbilicatus MÜLL. Planorbis corneus L. Valvata depressa ©. PFEIFF. Valvata naticina MENKE. Pisidium amnicum MÜLL. Die Gerölle in den Kiesschichten sind vorherrschend Bunt- sandstein und Lydit. Diese Sande und Kiese sind bis zum Land- schneckenkalk von der Falkenburg zu verfolgen, und auch hier sieht man sie noch 1—1,5” stark über dem Landschnecken- kalk; zumeist aber bildet der Löss das unmittelbar Hangende des- selben, ein Beweis, wie beträchtlich die Denudation vor der Löss- zeit war. Vor 2—3 Jahren wurde in 420—450' (= 130—140 ®) Höhe oberhalb Dorf Weilbach, links an dem Hang, welcher sich an der [723] Mittelplistocän. 963 Weilbach herabzieht, etwa 800 ” westnordwestlich vom obersten Haus in Weilbach, in einer Sandgrube ein riesiger Oberarm von Elephas antiquus FaLc. gefunden; es war dieser zur Mosbacher Fauna gehörige Rest am Südabhang des Taunus der am weitesten nach Nordosten gefundene, bis v. REINACH aus einer Sandgrube über Kriftel der Senckenbergischen Sammlung den Oberarmknochen eines Rindes übergab. Schon die Lagerungsweise der Sande in der Weilbacher Sandgrube macht es wahrscheinlich, dass wir in der- selben eine Terrasse vom Alter der Mosbacher Sande vor uns haben; ihr Profil zeigt, wie dies auch in den Mosbacher Sand- gruben allenthalben zu sehen ist, discordante Schichtung. Das nächste Vorkommen der Antiquusstufe mainanfwärts do- cumentirt sich durch den im Kies der Burgstrasse in Bornheim ge- fundenen Backenzahn von Elephas antiquus (Senck. Ber. 1886, S. 145 ff). Weiter mainaufwärts ist die Antiquusstufe nur noch sichergestellt durch den Fund eines Stosszahnes und eines Backen- zahnes von Elephas antiquus, welche beim Bau der Eisenbahn- brücke über den Main bei Hanau aus dem groben Kies, welcher hier von Ordinate 97,57 (Mainsohle) bis 94,1 reicht, aufgefunden wurden. Ein Gebilde aus der Zeit der Mosbacher Sande, als der Main über Bornheim den Weg nahm, wird wohl der Flugsand ober- halb Bischoffsheim sein, welcher in einer Höhe von 141” am Südabhange der »hohen Strasse« liegt (Senck. Ber. 1883, S. 275). Der Höhenlage nach scheint auch der Sand von Sprend- lingen, der noch östlich der rechtsrheinischen Verwerfungsspalte, die durch »Luisa« zieht, lagert, dem Mosbacher Sandhorizont oder überhaupt einem altdiluvialen Horizont anzugehören (Senck. Ber. 1885, S. 223 und 229); er liegt in ca. 420’ (= 130") und ent- hält Thoneinlagerungen, in welchen sich Zähne und Geweihreste von einem Hirsch befanden, dessen nähere Bestimmung nach den- selben jedoch nicht möglich ist. Diese Thone mit den schlichigen Sanden wurden nach gefälliger Mittheilung von Herrn Stud. Wırtich kürzlich auch beim Bau des Forsthauses südlich von Neu-Isenburg aufgeschlossen. Aus dem nachbarlichen Sand von Langen hat C. CneLıus die Liste einer der Mosbacher Fauna 264 Mittelplistocän. [724] nahestehenden Conchylienfauna bekannt gemacht (N. Jahrb. £. Min. 1886, Bd. I. S. 14). Hiezu kam nun noch kürzlich der Fund eines Backenzahnes von Zlephas antiquus in denselben schlichigen Sanden (Senckenbergisches Museum). Stufe des Elephas primigenius (dı z. Th.). In einer geringe- ren Höhenlage als die eben besprochene Schichtenstufe liegen längs des heutigen Mains Sande und Kiese, — je nach der Scholle in etwas verschiedenem Niveau — in welchen nicht selten Reste von Elephas primigenius BLUMENB., meist Backenzähne, sich erhalten haben; in diesen Sanden und Kiesen hat sich noch niemals der Skeletrest eines Hlephas antiquus FALc. vorgefunden; an Stelle von Rhinoceros Mercki ist Rhinoceros antiquitatis getreten. Wie oben schon erwähnt, hält diese Terrasse mit dem han- genden Löss bei Flörsheim, hier auf Rupelthon etc. aufruhend, die Thalstufe inne, auf welcher sich Landstrasse und Eisenbahn be- findet. Das Niveau von 330’ (— 103") nimmt sie bei Bockenheim und in der Schwindstrasse ın Frankfurt ein; weiter zieht sie in der Höhe der Zeil (101”) durch Frankfurt. Aus den Geschieben dieser Terrasse ergibt sich, dass bei Bockenheim, ja sogar noch bei Rödelheim dieselben (Buntsandstein, Lydit, Muschelkalk, Granit, Gneiss etc.) der Main mitgebracht hat. (Senck. Ber. 1885, S. 248.) Bei Höchst führt diese Stufe u. a. auch Conchylien; BOETTGER bestimmte dieselben als Valvata contorta MENKE. Pupa alpestris (= parcedentata SANDB. part.) und Pupa muscorum L. In der mittleren Wetterau sind die Funde von Säugethier- knochen in diluvialen Geröllen nicht häufig; vor Jahren kam dem Senckenbergischen Museum je ein Backenzahn von Elephas primi- genius von Dortelweil und Nieder-Erlenbach zu. Von höherem dilu- vialem Alter ist auch der Süsswasserkalk in der Nähe der Station Karben nahe dem Selzerbrunnen; in diesem Kalk sammelte Herr F. BAADER: | Limnaeus palustris MÜLL. Bithynia tentaculata L. Succinea Boettgeriana CLESS. und Helix sericea DRAP. [7 25] Mittelplistocän. 265 Von Sachsenhausen, also von der linken Mainseite, befindet sich seit Jahren im Senckenbergischen Museum der dritte Milch- molar einer Elephantenart, die nach Ponuic’s gefälliger Bestimmung Elephas primigenius ist und nach gütiger Mittheilung von v. Fritsch aus dem Apothekerhof stammt. Von völlig übereinstimmender Erhaltung ist das Fragment einer Geweihschaufel von Alces pal- matus GRAY, welche ebenfalls von Sachsenhausen herrührt. Zunächst der Stelle, von der obiger Mammuthmilchmolar kam, ist noch ein kleiner Mammuthbackenzahn im Kies beim Fundiren eines Hauses zum Vorschein gekommen; derselbe wird in der SoucHAY-Schule in Sachsenhausen aufbewahrt. Ebenfalls auf der linken Mainseite fanden sich oberhalb Frankfurt bei Fassung der Seehofsquelle (Notizbl. d. Ver. f. Erdk. in Darmstadt 1858, S. 104), der Erhaltung nach zu urtheilen, in moorigem schlichigem Sand zahlreiche und mannigfaltige diluviale Knochenreste in entsprechender Höhe, ein Beweis, dass der Main in der Mittelplistocänzeit seinem ursprünglichen Laufe ziemlich getreu geblieben ist. Ich hebe aus dieser Fauna besonders hervor, dass die zahlreichen Mammuthreste von Skelettheilen von Rhino- ceros antiquitatis BLUMENB. und nach Bestimmung H. v. MEYERr’s auch von solchen von Bos priscus BOJ. begleitet waren; auch Ge- weihe, welche dem Kennthier oder ähnlichen Geweihträgern zu- gehören, befanden sich in diesem Haufwerk diluvialer Knochen. Noch weiter mainaufwärts wurde voriges Jahr im gelben Mainsand mit Geröllen am Salıg bei Offenbach über dem Cyrenen- mergel ein Elephantenzahn gefunden, der nach gütiger Mittheilung von Prof. LEpsıus in Darmstadt einem Elephas primigenius ange- hörte. Die Angabe der Fundstellen von Hlephas primigenius ist in- sofern unsicher, als nicht mehr controlirbare Angaben betr. Mam- muthzähne nicht mit Bestimmtheit auf Zlephas primigenius bezogen werden können. Besonders im Untermaingebiet oberhalb Offen- bach sind sowohl E. antiquus-, wie E. primigenius-Zähne gefunden worden. Diese Zähne wurden aber früher nicht unterschieden, sondern allgemein als Mammuthzähne bezeichnet. So sind also die Notizen, für welche Belegstücke nicht vorliegen, auch diejenigen, wo der wissenschaftliche Name Elephas primigenius gegeben ist, 266 Mittelplistoeän. [7 26] nicht mit Sicherheit auf die jüngere mittelplistocäne Stufe zu be- ziehen. Wenn einerseits die zwei mittelplistocänen Terrassen durch ihre Fossilien und ihre Niveaux zu unterscheiden sind, so liegt anderer- seits ein leicht constatirbares Erkennungsmittel, wodurch sich diese Terrassen als älter wie die Kelsterbacher Terrasse darstellen, darin, dass die älteren von ächtem Löss bedeckt sind, während letzterer als Hangendes den jüngeren Terrassen abgeht. Schwierigkeiten in der Orientirung können insofern bestehen, als der Löss da und dort in weiter Ausdehnung abgeschwemmt ist. Es gilt dies z. B. vom Mainthal oberhalb Frankfurts, wo mir an den Abhängen der Löss!) nur in Seckbach erhalten bekannt ist, während er sonst allent- halben, rechts und links, so auch von der Seehof- Ablagerung (ca. 112,5”), die ein besonderer Umstand vor Zerstörung geschützt haben muss, abgewaschen ist. Es hebt sich die Primigenius- Terrasse überhaupt oberhalb Frankfurt über die jüngere Mainterrasse nur wenig heraus, da sie durch den jüngeren Main fast völlig entführt ist. Erst wenn wir das Niddathal hinter uns haben, tritt von Höchst-Sossenheim gegen Hofheim, von Flörsheim gegen Diedenbergen die Abstufung einer jüngeren Terrasse deutlich her- vor, die, wie gesagt, sich aber durch ihre Fossilien und die Löss- überlagerung als viel älter zu erkennen gibt, als ihr Gegenüber auf der linken Mainseite. Löss (de). — Die Verbreitung des Löss, des verbreitetsten Sedimentes unserer Landschaft, die Fauna desselben, wie auch dessen lithologische Beschaffenheit, haben in den Arbeiten von E.W. BENEcKE und E. CoHEN (Geognost. Beschreibung der Um- gegend von Heidelberg, Strassburg 1879), A. BRAun (Deutsch. Naturf.-Vers. Mainz 1842, S. 142), ©. CaeLivs (Einige Diluvialfaunen des nördlichen Odenwaldes, Notizbl. d. Ver. f. Erdk. in Darm- stadt 1884), F. KınkELin (Der Pliocänsee des Rhein- und Main- thales und die ehemaligen Mainläufe, Senck. Ber. 1889), ©. Koch (»Wiesbaden« 1880, S. 54—57 und »Eltville«, S. 40—44), R. Lup- wıG (Geogenie der Wetterau 1858, S. 159 und »Offenbach«, !) Der Löss liegt links der Strasse von Bornheim nach Seckbach an den ersten Häusern Seckbachs in eirca 115"; diese Tieflage mag z. Th. durch Rutschung des Untergrundes veranlasst sein, [727] Mittelplistocän. 267 S. 40 — 41), F. v. SANDBERGER (Land- und Süsswasser-Conch. ‘der Vorwelt 1870 —75, S. 866 bis 902 und »Ueber die Ablage- rungen der Glacialzeit und ihre Fauna bei Würzburg« 1879) und E. SCHUMACHER (Die Bildung und der Aufbau des oberrheinischen Tieflandes, Strassburg 1890) eine eingehende Darstellung erfahren. Vor Allem fällt auf, dass der Löss oder, wie Lupwıc ihn nennt, der Lehm mit Suceinea oblonga auf der linken Seite des Unterlaufes des Mains fast völlig fehlt und auch auf der rechten Seite desselben besonders in dem östlichen Theil unserer Land- schaft stark nach Norden zurücktritt, während er unterhalb Höchst unmittelbar bei Höchst an die rechte Mainseite heranreicht und sich so dem lithologisch ähnlichen, aber wesentlich jüngeren Auelehm gegenüber stellt. Wie erwähnt, überdeckt der Löss im unteren Niddathal die älteren Diluvialbildungen und lässt dieselben, auch dort, wo sie der Fossilien entbehren, als solche erkennen. An den flachen Gehängen der östlich nach der Nidda sich senkenden Hügel reicht der Löss fast bis in die mit jungen Flussgeschieben er- füllte Rinne. Im Taunus z. B. bei Auringen wurde er in einer Höhe von 720—750' (= 225—234 ”) angetroffen. Das Tertiär der »hohen Strasse« überdeckt er meist und vom Westrand der- selben an über die Friedberger Warte, über Vilbel bis Issigheim und hat an der Berger Warte eine Höhe von 680' (= 213"). Auf dem schmalen Tertiärrücken von Oberrad-Sachsenhausen ist der Löss denudirt, auch ım Mainthal scheint er völlig wegge- waschen zu sein; nur bei Seckbach reicht er bis ca. 370’ (= 115") herab. — Auf der linken Mainseite kenne ich den Löss nur bei Gross-Ostheim, wo er, auf dem Buntsandstein ziemlich mächtig liegend, doch fast bis in das von oberdiluvialem Sand und Geröll erfüllte Thal herabzieht. Der Löss ist im Vorspessart allenthalben ausgebreitet und erhebt sich daselbst bis 200” über die Thalsoble. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Löss nirgends von irgend einem geologischen Gebilde überlagert ist. Trotz seines relativ hohen Alters ist dieser Umstand leicht verständlich. Es ist nämlich in hiesiger Gegend aus der Diluvialzeit nur das fliessende Wasser, welches neue Gebilde auftrug. Bei der Feinheit und 268 Mittelplistocän. [728] Lockerheit des Löss ist er aber dort, wo sich fliessendes Wasser bewegte, alsbald abgeschwemmt worden. Löss und jüngere Ge- bilde schliessen sich aus. In unserer Gegend ist der Löss auch das jüngste Sediment, welches noch ausgestorbene Thiere d. h. Thiere, welche in histo- rischer Zeit nicht mehr existirten, führt. Bezüglich der näheren Umstände, unter welchen im Löss Säugethierreste gefunden wurden, verweise ich auf Senck. Ber. 1889, S. 136— 138 und gebe hier eine Liste der bisher in unserer Landschaft vorgefundenen Säugethierreste: Elephas primigenius BLUMENB. Rhinoceros antiqwitatis BLUMENB. Eguus caballus L. Cervus hibernicus OWEN sp. (?) Rangifer tarandus L. sp. Hyaena spelaea GOLDF. (?) Canis lupus L. Cricetus frumentarius PALLAS. Spermophilus rufescens BLAS. Arvicola sp. Arctomys marmotta L. sp. Vielfach ist es beobachtet, dass die untersten Lösslagen ge- schichtete, lehmige Sande, sog. Sandlösse !) sind. Es ist nun mehrfach gerade dieser Sandlöss, welcher gegenüber der meist eintönigen Lössfauna eine grössere Mannigfaltigkeit von Schalen birgt (»Wiesbaden«, S. 56, »Eltville«, S. 42—44, Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk., Bd. 38, S. 79 u. 80 und Senck. Ber. 1885, S. 248 und 1889, S. 127—13D) In Bezug auf die Umstände, unter welchen sich diese Sande und sandigen Lehme wie die mit ihnen in engster Verbindung stehenden Sedimente gebildet haben, ist es wichtig, dass sich unter den Schalen sowohl solche finden, die Süsswasser-Mollusken an- gehört haben, als auch solche, welche, wie z. B. Vallonia tenuilabris Ar. Braun, Pupa columella v. MART. und Pupa parcedentata AL. ') Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1886, S. 695. [729] Mittelplistocän. 269 Braun, ein kälteres Klima anzeigen, da sie nordische oder aus- schliesslich höheren Gebirgen angehörige Formen sind (SANDBERGER, Land- und Süsswasser-Moll. d. Vorwelt, S. 796, 876, 891). Im Sandlöss von Hänser’s Ziegelei zwischen Bockenheim und Ginnheim haben sich nur die gewöhnlichsten Lössschnecken Succinea oblonga DRAP. und Pupa muscorum L. vorgefunden. Eine sandlössartige Bildung habe ich vor zwei Jahren in dem Steinbruch am Niederberg bei Vilbel beobachtet, welcher Bruch am Eingange in das NS. laufende, nach dem Plateau aufsteigende und in gerader Richtung nach Bergen führende Thälchen liegt; es ist der südlichere von den zwei eben im Betrieb befindlichen Brüchen und wird von Herrn RIEDINGER verwaltet. Es liegt hier an der Nord- und Ostwand des Bruches der fossilreiche Löss einem rothen Letten auf, der wohl zum liegenden Rothliegenden Sand- stein gehört. Nach NO., wo der Rothliegende Fels bis auf die Höhe des Niederberges heraufsteigt, keilt sich das Lösslager aus, welches nach W. eine Mächtigkeit von ca. 5” erreicht; die oberste Lage von ca. 1” ist stark entkalkt. Die an Oonchylien reiche Schicht von 11/;—2 ” Mächtigkeit bildet die tiefste Lage des Löss, welcher dann entweder auf dem rothen Letten oder auf dem in einer Mulde des Lettens gelegenen ungeschichteten Meeressand (S. 185) lagert. Der Löss ist sandig und ganz erfüllt besonders von kleinen Concretionen; darunter befinden sich Lehmknöllchen mit schwärz- lichem Ueberzug; am zahlreichsten sind jedoch die kleinen Löss- männchen und Kalkröhrchen. Die kleinen Quarzkörner, manchmal mit Lehm verbunden, sind meist gerundet; ihre Grösse übertrifft 1,5 ”® selten, die grösseren Quarzstücke sind meist kantig und erreichen eine Grösse von 5 "®. Die kugeligen schrotförmigen Kalkspathconcretionen, welche nach SCHUMACHER und STEINMANN im umgelagerten Löss ent- halten sind (G. STEINMANN, »Ueber Pleistocän und Pliocän in der Umgegend von Freiburg i. Br. 1890, S. 67—69) habe ich nicht beobachtet. Die durch Ausschlämmen auf dem Sieb gewonnene Fauna, die nach der Zahl wie nach der Mamnigfaltigkeit der Schalen als eine reiche zu bezeichnen ist, hat auch in der Mischung der 270 Mittelplistocän. [7 30] Thiere, welchen die Schalen angehörten, einiges Eigenthümliche. Sie besteht aus folgenden Arten: ‚Anzahl Ne ın meiner Helix arbustorum L. ganz und in Frag- Sammlung nach, Huperze menten. jsdr.s Frl a sw ee lo) 9 Helix hispida L.. . “2 m EN) 348 » striata var. N Ber 2) 20 Vallonia tenullabris BRAUN . . 0,2) 76 » costata MÜLL. mit V. leheiles .. (845) 856 Patula, pygmasa, DRAP re) —_ Hyolinia fulva MÜLL. gross. . . . . (83) 167 Agriolimas agrestis L. pP: . -» » - . (62) 44 ?2 Arion Kalkconeretion . . . al) 1 Succinea oblongal)RAP., var. aa 793) 1718 » putris iD (1) 36 Olausiho, parvula STUD. 2 nn @20) 524 » dubia DRAR. wa Bee) — » pumila ZIEGL. oa leer (@ab) = Pupa muscorum L. mit diversen Formen (1752) 5327 3 Stern NOITHAE ar en htal eeann 10 >, eolumello v. BREGEI NE 2 .72[END) 474 Vertigo parcedentata var. (Genesü Grepır (3) 120 » » var. 1, 2, 3, 4 dentata — 100 » alpestris AuD. grösser und 2 Gau- \ mentalteny.oP: Ess ar LABEL 25 SD yomaeoaDEREIEr Er | 6 » arctica WALL.!) SALSER 1 Zusislhıbrieoa NGER spa ee) 4 Planorbis rotundatus POIRET. . . . x. — d Limnaeus truncatulus MÜLL. sehr ge- streckt, zum kleinen Theil var. turrita, CBESSı. 7..0..(48) 126 Pisidium fontinalis PFEir. 1 Klappe, j jung, IA) 1 4754 9998 ') Vertigo aretica Waruvens. ist lebend nur aus Lappland, Nord- und Mittel- schweden, aus Sibirien in 64° n. Br. und aus dem subalpinen Gebiet des Riesen- gebirges bekannt. Für unser Gebiet ist sie völlig neu. [731] Mittelplistoeän. al Herr HEUSLER hatte die Freundlichkeit, die von ihm an der- selben Localität aus Sandlöss gesammelten Conchylien (ca. 10000) behufs der ungefähren Feststellung des quantitativen Verhältnisses der einzelnen Arten zu zählen; seine Resultate geben auch in sofern die Reichhaltigkeit dieser Ablagerungen an Conchylien zu erkennen, als die Mengen der Fossilien auf die des Lösses, aus dem sie aus- geschlämmt wurden, bezogen sind; sie waren nämlich in 160 bis 180 Liter Löss enthalten. Die Zahlenangaben meiner Samm- lung habe ich in Klammern beigesetzt. Die Bestimmung der kritischen Pupa-Arten verdanke ich Herrn Prof. OÖ. BOETTGER, welchem ich auch hier meinen besten Dank ausspreche. Von Säugethierresten sind Geweihstücke vom Ren, Zehenglied und Ulna vom Pferd etc. gefunden worden. Der bemerkenswertheste Fund ist der einer rechten Unterkieferhälfte vom Wolf. Ich kann an derselben nichts finden, was dieselbe von der des recenten Wolfes wesentlich unterschiede. Nach den Kauflächen am Reiss- zahn und der Grösse des äussersten Incisivs zu urtheilen gehörte jene Unterkieferhälfte keinem jungen Thiere an. Nach obiger Fauna zu schliessen, kann es nicht zweifelhaft sein, dass diesen sandigen Löss langsam fliessendes Wasser her- beigetragen hat, und dass in der Nähe Laubwaldungen vorhanden waren, welche in ihrem Schatten genug Feuchtigkeit erhielten, um einer relativ reichen und mannigfaltigen Molluskenfauna zu genügen. Im Anschluss an obigen Fund muss ich noch hervorheben, dass sich auch im Löss unserer Gegend Reste von Steppennagern gefunden haben — Spermophilus rufescens, Arvicola und ÜUricetus Jrumentarius — worüber im Senck. Ber. 1889, S. 157 zusammen- fassend berichtet ist. Hier trage ich noch nach, dass in dem 3” mächtigen sandigen Löss der Horzmann’schen Ziegelei in Rödelheim sich ausser den im Senck. Ber. 1885, S. 248 schon aufgeführten Süsswasser- conchylien noch Planorbis glaber JEFFR. und einzelne Schalen eines Pisidiums fanden. 972 Mittelplistocän. [732] Auch über die Fauna dieses Sandlösses verdanke ich Herrn E. HeusLEer cine quantitative Aufstellung: Suceinea oblonga 2 ....27669 » DUTEISE 3 Pupa muscorum . . . . . 143 Limnaeus palusirs: . :» . 22 Planorbis umbilicatus . . . B) 2» rotundatus . - - 9 » Olaberz NR 3 Pisidium, einzelne Schalen . 8 852. Das Liegende ist wenig mächtiger reiner feiner gelber Sand und etwas Thon, welche auf dem groben Kies mit Rähinoceros antiquitatis liegen. Als ganz reiner Sand ist dieser Horizont westlich von Wicker gegenüber der Steinmühle nahe dem Wicker- bach entwickelt; andere Fossilien als Suecines oblonga fanden sich daselbst nicht. Eher eine Breccie, die von bräunlichweissem kalkreichem Lössmaterial mehr oder weniger verbunden ist, ist das zwischen Löss und Schotterterrasse befindliche Schichtglied zu nennen, welches sich vielfach vorfindet; in demselben sind häufig Knochen diluvialer Säuger eingebettet, welche dann von diesem Gebilde wie incrustirt erscheinen. Das Senckenbergische Museum besitzt solche Funde von Praunheim und Sossenheim. Sehr locker ist dieses, 11, —4°® grosse kantige Brocken Quarz, Quarzit und Schiefer führende Gebilde mehrfach in den durch Auswaschung des feinen lichtgrauen Mosbacher Sandes entstandenen Mulden, welche im Senck. Ber. 1889, S. 115 beschrieben sind. Aus dieser losen Breccie rühren Zähne und andere Knochen vom Pferde her. Wahr- scheinlich aus dem Schichtglied, welches in der östlichen Sand- grube bei Mosbach jene losen Conglomerate überlagert und sich nur durch die geringere Grösse der kantigen Geschiebe unterscheidet, stammen Kopf- und Extremitätenknochen vom Murmelthier, welche das Senckenbergische Museum besitzt; sie sind nicht incrustirt; die Art ihrer Erhaltung und das anhängende Material lassen jene [7 3 3] Mittelplistocän; 273 Lagerstätte erkennen. Aus demselben, von kleineren Gesteins- stücken erfüllten Lehm sammelte ich Valvata alpestris BLAUNER. Diese Breccien enthalten auch Lösskindeln und haben eine Mächtigkeit von 21/gy—3” mit Einschluss der oberen dunkel- braunen verlehmten Ackerkrume. Das mächtigste Sandlössprofil bietet die HÄnsEL’sche Grube bei Ginnheim. Das Profil, das sie in ihrer östlichen Partie bietet, ist oben besprochen worden; es setzt sich von oben nach unten aus typischem Löss (ca. 3”), aus diluvialem Kies und aus oberplio- cänem Sandthon zusammen, unter welchem bei Tiefgrabung schon Braunkohle zum Vorschein gekommen ist. Nach Westen, also nach dem Niddathale, ist hingegen folgendes Schichtenprofil zu beob- achten. Auf 1%/4—21/g” typischen Löss mit Schnecken folgt 21/s bis 2% in manchen Streifen lehmiger, zumeist geschichteter, fast reiner Sand, welcher durch einen dünnen Geröllstreifen von 1” schwärzlichem und braunem thonigem Löss geschieden ist; darunter folgt wieder ein Geröllstreifen (circa 0,1 ”) und unter diesem ge- schichteter sandiger, zu unterst sehr thoniger Lehm von ebenfalls 1” Mächtigkeit. Das Liegende ist ein schwarzer, mit Lehm gemischter Sand, der nicht aufgeschlossen ist, und dessen Mächtigkeit nach Mittheilung des Verwalters der Ziegelei 3—4” beträgt. Nun folgt der grobe diluviale Kies. Die absolute Höhe dieses Horizontes zeigt also innerhalb der Hänser’schen Ziegelei eine Verwerfung von ca. 10 — 12” Betrag; dieselbe Sprunghöhe lässt auch die Tiefe eines auf dem abgesunkenen Theil der Grube befindlichen Brunnens erkennen. Es sei noch gestattet, den mächtigsten Lössaufschluss, den ich in unserer Landschaft kenne, zu beschreiben. Wenn auf dem Weg Soden—Nieder-Hofheim, der das von NW. herabziehende Thälchen rechts lässt, die Steigung beginnt, sieht man rechts vom Weg alsbald eine etwa 16” hohe Lösswand vor sich. Von oben folgt auf etwa 3” typischen Löss 4 — 5” von parallelen sandigen Streifen durchsetzter Löss; das übrige Profil ist durch Ab- stürzen verdeckt; doch erkennt man, dass der Löss tiefer rothbraun wird und auch wohl gelbe thonige Partien führt; in der Sohle der Abh. IX, 4. 18 974 Mittelplistoeän. [734] Grube ist noch nicht das Liegende des mindestens 16” mächtigen Lösses erreicht. Etwas weniges weiter aufwärts liegt unmittelbar vor der Wilhelmshöhe eine ältere Ziegelei, sie zeigt nur ca. 6” hohe Wände, bot aber ehedem denselben Anblick, wie er heute etwas unterhalb besteht. Der oberste hellgelbliche typische Löss von 3m Stärke ist von ein paar parallelen Streifen mit kantigen Quarzkieseln durchzogen; der darunter liegende Löss ist von rothbrauner Farbe, führt aber weder Sand- noch Geschiebestreifen. Das Liegende des Lösses sieht man noch um den Brunnen auf- geschüttet; es ist der so wohl charakterisirte oberpliocäne weisse thonige Sand mit eingebackenen kantigen weissen Quarzkieseln. Nach Mittheilung des Ziegeleibesitzers liegt er hier nahezu 18” tief. Die Oberkante des Löss ist an der Wilhelmshöhe in 600' (— ca. 190%); das Oberpliocän liegt demnach in der oberen Ziegelei in ca. 170” Höhe. Westlich liegt die Grube »Haid«, von der schon mehrfach die Rede war (SANDBERGER, Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens 1863, S. 449); hier ist das Oberpliocän, 34' (= 11") mächtig, in ca. 190”, jedoch nicht von Löss be- deckt, aufgeschlossen; aus dem weissen Thon, der nesterweise im Sandthon liegt, wurden s. Z. die Ziegel zu einem Ringofen her- gestellt. Aus den eben notirten Höhen von Löss und Ober- plioecän und dem Fehlen von diluvialen Geröllen im Liegenden des Lösses erkennen wir, dass ehedem die ganze Bucht zwischen Dachberg und Capellenberg von den Süsswasserabsätzen aus der Oberpliocänzeit erfüllt war. Zur frühen Diluvialzeit wurde das Thälchen zwischen Grube »Haid« und Dachberg in den ober- plioeänen Sedimenten ausgefurcht. An den westlichen Abhang legte sich nun der Löss in einer Mächtigkeit von nahezu 18” an. Zum Gesammtbild der geologischen Vorgänge in der Um- gebung von Soden ist es noch von Interesse, dass nordöstlich davon, links von dem Weg nach Cronthal, von v. FRITSCH der fossilienführende Hydrobienkalk (in ca. 170”) anstehend ge- funden wurde. Es sei noch des in hiesiger Gegend, soweit mir bekannt, höchst gelegenen, die drei Lössconchylien führenden Lösses ober- halb Auringen, den ©. Koch und ich fanden (KınkELin, Ueber [735] Mittelplistoeän. 275 die Eiszeit 1876, S. 20), gedacht; er steht dort an einem Weg- bord in ca. 255% Höhe an. Auffallend ist es, dass man mehrfach den tieferen Lösslagen kantige Geschiebe beigemengt findet, so bei Ginnheim, Mosbach, Castel etc. Tiefste Lagen des Lösses sind es auch, welche mit den liegenden, oft kantigen Geschieben zu groben Conglomeraten verkitten und Knochenreste diluvialer Thiere eingebacken ent- halten; ein solches Conglomerat!) von Sossenheim enthielt die Schädeldecke von Rhinoceros antiquitatis, Stücke eines Stosszahnes von Elephas primigenius und Pferdeknochen. Nach dem Vorgange SANDBERGER’s unterscheidet man oft Berg- und Thallöss; SANDBERGER bemerkt, dass sie sich litholo- gisch nicht unterscheiden, dass aber der Berglöss zum Unterschied von Thallöss keine Säugethierreste führe; KocH erwähnt je- doch (»Königstein«, S. 31) den Fund von Mammuthzähnen im Löss zwischen Münster und Kelkheim, also ın einer Höhe von 600—700' (185— 220”). Ich glaube, dass man diese Unter- scheidung fallen lassen kann, da der hoch gelegene Löss ganz ununterbrochen in den sog. Thallöss übergeht, und wenigstens für hiesige Gegend es nur Senkungen sind, welche den Thallöss in die tiefe Lage gebracht haben; in anderem Sinne gebraucht STEINMANN diesen Namen; er versteht darunter die fluviatilen Bildungen, welche als Sandlöss aufgeführt sind. In seiner Abhandlung über die Bildung und den Aufbau des oberrheinischen Tieflandes (Mittheil. d. Commission f. d. geol. Landesuntersuchung von Elsass-Lothringen, Bd. II, S. 246—303) zeigt SCHUMACHER, dass die tiefsten Lösslagen in der Strassburger Gegend entkalkte Lehme sind. Ich habe über tiefe kalkarme Lehmlagen unter Löss in unserer Gegend (Senck. Ber. 1885, S. 248 und 1889, S. 129) referirt. Diese rothen schweren Lehme zwi- schen Rödelheim und Eschborn enthielten jedoch Zähne und 1) Ein solches Vorkommen ist auch in der Sandgrube bei Mauer im Elsenz- thal zu beobachten. Nicht allein, dass hier die grossen Blöcke hauptsächlich im obersten Theile des Sandprofils sich zeigen; sie stecken eigentlich im über- lagernden untersten Löss, der sehr conchylienreich und in den untersten Lagen auch ganz durchsetzt ist von Sand und Kies. 18* 976 Oberplistoeän. [7 36] Knochen; von besonderem Interesse ist der Fund eines geschlagenen Feuersteinmesserchens. Geschiebelehm. Seinem Alter nach nicht sicher bestimm- bar ist ein von Geröllen durchsetzter Lehm an den Hängen des Taunus, welchen Koch »Geschiebelehm« nannte, und dessen Entstehungsgeschichte in den Erläuterungen zu Blatt Eltville, S. 39 und zu Blatt Platte, S. 27 angegeben ist. Er ist ein Ge- bilde, das mit dem, was unter demselben Namen in Norddeutsch- land verstanden wird, in gar keiner Beziehung steht. Der von SzaBo gebrauchte Namen »Locallehm« möchte wohl dieses Gebilde richtiger bezeichnen. Seine Entstehungsgeschichte ist hingegen am deutlichsten aus der Bezeichnung als Verwitterungslehm (STEINMANN) erkennbar. Oberplistocän (d3). Kelsterbacher Terrasse. Südlich vom Tertiär von Offen- bach-Sachsenhausen und nördlich vom Rothliegenden bei Sprend- lingen etc. dehnt sich eine Hochfläche ostwestlich von der Main- ebene oberhalb Aschaffenburg bis zum steilen Abfall bei Schwan- heim und Kelsterbach. Im Schwanheimer Wald in 17 ® Mächtig- keit (Fenring’sche Grube), gegenüber Okriftel (Schleusenkammer Kelsterbach) in 25 ® Mächtigkeit 2) quer abgeschnitten, zeigt sich diese Hochfläche, erfüllt mit Sand und Kies, als eine bedeutende Flussterrasse. Ihre Terrainoberfläche liegt bei Gr. Wallstadt, wo der Main, bisher zwischen den Buntsandsteinfelsen eingeengt, in’s Weite tritt, in 120%; das Miocän bei der Oberschweinstiege (118 ® M.-H.) bei Sachsenhausen erreicht diese Terrasse nahezu; bei Kelsterbach hat sie noch eine Meereshöhe von 360' (= 112,5 ”) und bildet hier den steilen Absturz, der zur jüngsten, 287' (— 90") hoch gelegenen Flussterrasse, auf welcher Schwanheim und Kelster- bach liegen, niedersteigt. Durch ihre Geschiebe erweist sich die Kelsterbacher Terrasse als eine Mainterrasse. ® ') In keinem dieser beiden Aufschlüsse wurde das liegende Tertiär erreicht. [737] Oberplistoeän. 2377 Zur Feststellung ihres Alters können, trotz bedeutender Auf- schlüsse, keine Organismenreste dienen, da mit Ausnahme eines kleinen Flötzchens bei Schwanheim !) noch keine Spur von solchen aufgefunden werden konnte. Die Ursache dieses Mangels spricht sich auch im Mangel der kalkigen Maingeschiebe, des Muschel- kalkes und des Jurakalkes aus, welche der Main und seine Neben- flüsse im oberen Laufe mit sich führen; es ist der seit Jahr- hunderten hier angesiedelte Wald, dessen an Kohlensäure reiche Wasser versickernd allmählich allen Kalk im lockeren Untergrund aufgelöst haben. Als diluvial?) erkennen wir trotzdem diese Terrasse: 1) weil sie die jüngste Terrasse noch um ca. 50’ — 16" überragt, 2) weil !) SAnDBERGER, Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Grossherzog- thums Nassau 1874, S. 51 und Senck. Ber. 1889, S. 150. 2) Von dem Gedanken ausgehend, dass zur Diluvialzeit die klimatischen Verhältnisse in Mitteldeutschland im Wesentlichen von den Glacialgebieten im Norden und Süden beeinflusst wurden, und dass daher die geologischen Gebilde in Mitteldeutschland in ihrer Folge auch entsprechend den Vorgängen im Norden und Süden beschaffen sein müssen, habe ich das Unterdiluvium unserer Gegend der Zeit der grossen oder vorletzten Eiszeit, das Mitteldiluvium der Interglacial- zeit, d. h. der Zeit vom Beginn des Absehmelzens der Gletscher bis zum er- neuten Hervorbrechen derselben, endlich das Oberdiluvium der Zeit des wieder- holten Vordringens derselben bis zu ihrem Rückgang zugeschrieben. Hierbei habe ich auf Verhältnisse hingewiesen, die vor der Lösszeit ein nochmaliges, wenn auch geringes Sinken der Jahreswärme oder Zunehmen der atmosphärischen Wasserdünste wahrscheinlich machen (Senck. Ber. 1889, S. 126 und 159). So ist besonders der Löss als interglaciales Gebilde dargestellt worden (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1886, S. 695 und Senck. Ber. 1889, 5. 98— 144 und 15) bis 161). — Einen direkten Beweis für das interglaciale Alter des Lösses hat E. Brückser bei Gelegenheit seiner Studien über das Glacialgebiet der Salzach (Pener’s geographische Abhandlungen 1886, Bd. I, Heft 1) erbracht. Die Frage nach dem Alter des Lösses hat sich in neuester Zeit auch bei den gemeinsamen Studien des Plistocäns der Nordschweiz und des südlichen Badens seitens Sreın- mans und Du Pasauıer, und zwar in Uebereinstimmung mit obiger Orientirung, beantwortet. Sreısmann und Du Pasavıer (Mittheilungen d. Grossh. Bad. geolog. Landesanstalt, IV. Bd., XIII. Heft), erkennen ebenfalls zwei durch eine Inter- glacialzeit getrennte Perioden weiter Eisbedeckung; an je eine Glacialbildung in Gestalt von Moränen schliesst sich eine fluvio-glaciale Terrasse an. Die ältere, an die vorletzte Eiszeit sich anschliessende Terrasse hat den Namen Hoch- terrasse erhalten; sie ist z. B. bei Klingnau 70" über der Terrasse, welche sich den Moränen der letzten Eiszeit anschliesst; die letztere nennen SrEınmanx 978 Oberplistoeän. [738] sie in ungemeiner Menge kantige Blöcke enthält, deren Transport kältere und längere Winter voraussetzt, als sie heute vorkommen. und Du Pasquier Niederterrasse. Eine Terrasse vom Alter der Hochterrasse befindet sich z. B. am Ausgange des Wehrathales im Niveau der Niederterrasse. Die Hochterrasse hat wellige erodirte Oberfläche und zeigt sich z. B. bei Klingnau von Moränenmaterial bedeckt. Das Hangende des letzteren, wie der Hochterrasse überhaupt, ist Löss. Die Niederterrasse ist nie von Löss bedeckt, ist also jünger als der Löss. Bezüglich der näheren Altersbestimmung des Lösses ist aus meinen Dar- legungen im Senck. Ber. 1889, S. 115—117, 124—125 u. 159, woselbst ich man- nigfache Beweise dafür erbracht habe, dass der Löss auf den stark erodirten und denudirten mittelplistoeänen Terrassen lagert, ersichtlich, dass Du PAsaumr’s Ansicht hierüber (l. c. 407) der meinigen conform ist. — Nach meiner Vor- stellung beruht die Thatsache, dass der Löss niemals von jüngerem Schotter bedeckt ist, in der Eigenthümlichkeit desselben, bei Ueberfluthung leicht und schnell abgewaschen zu werden, nicht aber darin, dass kein fliessendes Wasser sich über denselben ergossen hat. Wie bezüglich der Altersbestimmung des Lösses ziemliche Uebereinstimmung herrscht, so dürfte man erwarten, dass auch die anderen diluvialen Gebilde im Norden der alpinen und ebenfalls im Süden der Schwarzwald - Vereisung einer- seits und in dem Untermaingebiet bezüglich im Gebiete des unteren Oberrhein- thales andererseits einander entsprechen. Ich glaube eine solche Ueberein- stimmung darin zu erkennen, dass das Unterdiluvium unserer Gegend der vorletzten Ausdehnung der Gletscher, die Mosbacher Terrasse der Hochterrasse, die Primigenius-Terrasse dem Moränenmaterial auf letzterer und die Kelsterbacher Terrasse, die trotz der Veränderung des Mainlaufes ohne Unterbrechung in der Ablagerung der alluvialen Mainterrasse fortsetzt, den Niederterrassen entspricht. Eingehend hat Schumacner die Terrassen in den Vogesenthälern und an der Vogesenseite des oberen Oberrheinthales studirt, deren Absatz von ähnlichen klimatischen Verhältnissen bedingt sein muss, wie sie im unteren Oberrheinthal und Untermainthal zur Diluvialzeit geherrscht haben. Er unterscheidet (Mittheil. d. geolog. Landesanstalt von Elsass-Lothringen III, 2, 1892): 1. eine älteste, theilweise sehr hochgelegene Terrasse, die mit dem lie- genden Pliocän in inniger Verbindung steht; auch in unserem Gebiete, z. B. bei Dotzheim, ist die Grenze zwischen Pliocän und Unterdiluvium kaum festzustellen ; die beiden Absätze gehen in einander über (s. S. 168, 237 u. 244). Die älteste diluviale Terrasse in diesem von SchumAcHer begangenen Gebiete setzt sich theils aus einer sandig-thonigen, fast lehmigen,, theils aus einer an grossen Blöcken und Geschieben reichen Facies zusammen. Sie möchte mit meinem Unterdiluvium (»Taunusschotter« Kocn) zeitlich überein- stimmen. Köcnum-Schrunserger hat sie Diluvium d’&boulement, Dauszie depöts [7 3 9] Oberplistocän. 279 Von Kelsterbach stammen u. a. ein enormer Spessartgneissblock und ein Basaltblock, deren Gesammtgewicht laut Frachtschein 2367 kg betrug; sie sind im Senckenbergischen Garten aufge- stellt. Die geringe Härte und Mächtigkeit der Buntsandstein-Bänke erklärt es, warum die Buntsandsteinblöcke, die in ungeheurer Zahl durch den Trockenbagger gewonnen wurden, selten länger als 60— 70 °® und selten höher als 15 °® waren. Die nähere Altersbestimmung ergibt sich aber daraus, dass der Löss in der weiten Erstreckung der Kelsterbacher Terrasse erratiques genannt. Die zeitliche und stratigraphische Identität der ältesten Diluvialterrase (Schumacnzr) und des Deckenschotters der Schweiz scheint noch nicht sicher zu sein, da Gurzwitzer es für wahrscheinlich hält, dass der Decken- schotter noch oberpliocänen Alters ist (Ber. d. oberrhein. geolog. Vereins 1892, S. 13), während die älteste Diluvialterrasse das Pliocän überlagert, wie es auch in unserer Landschaft allenthalben zu beobachten ist. Mittlere Diluvialschotter, welche als graue Sande und Gerölle rheinischen Ursprunges sind, befinden sich auf hochgelegener, welliger, fast ganz von Löss eingenommener Fläche und bilden die Fortsetzung der linksseitigen Hochterrasse der Schweizerischen Geologen. Sie entsprechen wahrscheinlich — zeitlich und lithologisch — ziemlich genau den mittelplistocänen Terrassen im Untermain- gebiet. Schumacher berichtet von keinen Fossilien in denselben; der von A. Anpeeae beschriebene Diluvialsand von Hangenbieten mit Mosbacher Con- chylienfauna wird wohl diesem Horizonte zugehören. Im Weilerthal wurde die Ueberlagerung des mittleren Diluvialschotters auf den ältesten diluvialen Ab- lagerungen beobachtet. Auch ScuumacHer macht auf Erosionswirkungen in seinem »mittleren Diluvialschotter« vor Ablagerung des Lösses aufmerksam und erwähnte, dass die tieferen Theile der Lössmasse mit verwitterten Geröllen des Hochterrassenschotters durchsetzt seien. »Das Verstreichen eines gewissen Zeit- raumes zwischen der Ablagerung der mittleren Diluvialschotter und der Bil- dung des Lösses« (l. c. XXXV]) habe ich für das untere Oberrheinthal und das Untermaingebiet längst eingehend dargelegt. Die jüngeren Diluvialschotter gehen meist weniger hoch über das Niveau der Flüsse hinauf, als die mittleren. Es sind hier Vogesen- und Rheinschotter zu unterscheiden; diese zeitlich mit dem Niederterrassenschotter übereinstim- menden Ablagerungen hält Sonumacner für älter als die Endmoränen der Hoch- vogesen, doch ist nach ihm der Altersunterschied kein wesentlicher. Auch be- züglich der stratigraphischen Stellung des »jüngeren Diluvialschotters« ist Ueber- einstimmung mit der »Niederterrasse« vorhanden. Lössartige Ablagerungen von solcher Lage, dass sie an die »jüngeren Diluvialschotter« angeschlossen werden müssen, erwähnt Schumacher; sie haben eine sehr bedeutende Verbreitung, wahr- scheinlich entsprechen sie unserem Aulehm; aus unserer Landschaft kenne ich wenigstens aus dieser Zeit kein Gebilde, das als wahrer Löss anzusprechen wäre. 980 Oberplistocän. [740] als Hangendes fehlt, während er, selbst noch ausgestorbene Thiere enthaltend, an zahlreichen Orten nur Terrassen bedeckt, in denen ebenfalls solche Säuger eingebettet liegen. Es muss der Löss bei der Erosion der Flussrinne, die in der Folge jene Terrasse auf- nahm, weggeschwemmt worden sein. Wäre die Terrasse älter als der Löss, so müsste sich auf der weiten, zur Abschwemmung wenig geeigneten Hochfläche Löss finden. Wo sich in diesem Gebiet Terrainanschwellungen zeigen, sind es bewachsene Flugsandhügel )). Von technischer Bedeutung sind Thonlinsen, die den Sanden an zahlreichen Orten eingelagert sind. Eine solche von ca. 200” Länge, welche im Hangenden und Liegenden Sand zeigte, wurde beim Bau der Bahn Babenhausen-Seligenstadt angeschnitten. Zahl- reiche sumpfige oder auch mit Wasser bedeckte Stellen bekunden die Verbreitung solcher diluvialer Thonlinsen. Als Sohle dieses alten Mains ist bei Neu-Isenburg in 26' Tiefe der Miocänkalk noch angetroffen worden (Senck. Ber. 1885, S. 236), während westlich von der Luisa-Verwerfung die Terrasse auf den Pliocänsanden liegt (l. c. 1885, S. 202—208). Durch die Bohrlöcher im Goldstein Rauschen und weiter westlich gegen Kelsterbach im Hinkelstein Forst sind vom städti- schen Tiefbauamt auf eine Länge von ca. 7*® und eine Breite von ca. 31/,“® an zahlreichen Punkten die absoluten Höhen der Oberkanten des Oberpliocäns, welches hier das Liegende dieser Terrasse bildet, festgestellt worden — in solcher Zahl, dass es möglich wäre, mittelst derselben das Relief der oberplistocänen Rinne, in welche die Schotterterrasse aufgeschüttet worden ist, (Senck. Ber. 1889, S. 146 2) hier ungefähr darzustellen. Hiernach !) Bei Babenhausen beobachtete ich u. a. einen solchen Hügel von 10” Höhe und beträchtlicher Länge. — Als die Frurıne’sche Grube im Schwan- heimer Wald, welche das Material für die neuen, nach dem Frankfurter Haupt- bahnhof einmündenden Bahnkörper lieferte, geöffnet wurde, zeigte sich, an die ca. 15 ® mächtige Sand- und Kieswand diskordant mit starkem Einfallen ange- legt, ein sehr feiner, gleiehförmiger Sand, der nur angeweht sein kann. ?) In diesen Angaben ist auf Zeile 19 von oben statt No. 21 — No. 211, auf Zeile 20 von oben statt 87,45m — 76.65 %, auf Zeile 17 von unten statt 202 — 203, anf Zeile 10 von unten statt 203 — 208 zu setzen. [74 1] Öberplistocän. 281 ist hier 33,85 ” die grösste Teufe des Oberpliocäns, resp. die grösste Mächtigkeit des Oberplistocäns. Wesentlich steiler als auf der rechten Seite war auf der linken oder südlichen Seite die Ufer- böschung der Flussrinne des oberplistocänen Mains. Da die Terrasse aus der Zeit der El. primigenius-Stufe auf der Hohestrassen - Theilscholle zwischen den Tertiärhöhen, also auf der Scholle, welche während der Tertiärzeit die relativ ge- ringste Dislokation erfahren hat !), einerseits und die Gross-Ost- heim - Kelsterbacher Terrasse andererseits nahezu gleiche absolute Höhe haben, so konnte man vermuthen, sie wären etwa die gleich- zeitigen Anschwemmungen eines sich in der Gegend von Seligen- stadt gabelnden Maines. Es ist übrigens nicht die Fossillosigkeit der Kelsterbacher Terrasse, sondern nur die Ueberlagerung der Primigenius-Stufe durch Löss, welche eine solche Vorstellung aus- schliesst. Im Vorausgeschickten ist es schon dargelegt, dass es Senkungen sind, welche den ursprünglich in höherem Niveau abgesetzten Löss in tieferes Niveau gebracht haben, als die jüngere Terrasse einnimmt. Dass die Wasser, welche die Kelsterbacher Terrasse auf- schütteten, die oben beschriebene Richtung nahmen, d. h. sich so- fort bei Gross-Ostheim nach Westen wendeten und demnach einen kürzeren Weg als jetzt einschlugen, gibt sich u. a. auch aus der grossen Armuth an krystallinen Spessartgesteinen zu erkennen, welche dagegen in der jüngsten Terrasse, die dem heutigen Main als Ufer dient, sehr häufig sind. Dann fallen besonders bei Baben- hausen, ferner in der Nähe der Trachyt- und Melaphyrberge bei Dietzenbach die sehr zahlreichen und grösseren Lyditgeschiebe auf. Nach Südwest verschmilzt die Terrasse mit den Schotter- massen, welche von den Zuflüssen aus dem Odenwald dem Rhein- thal zugeführt wurden und in demselben liegen blieben. Beim Gundhof liegen noch ausschliesslich Maingerölle, welche man auch 1) Die Schotterterrassen oberhalb Luisa sind, soweit mir bekannt, die ein- zigen Lokalitäten, in denen möglicher Weise die Primigenius-Stufe in ursprünglicher Höhe liegt; sonst liegen die Flussanschwemmungen aus dieser Zeit allenthalben in Senken. 282 Alluvium. [742] bei Mörfelden noch beobachtet. Von der rechten Uferseite nenne ich die in Kiesgruben aufgeschlossene Terrasse südlich von der Tempelseemühle Dass sie den Oberräder Kalkrücken, der bis zu 118" bei der Oberschweinstiege absinkt, nicht erreicht, ist oben schon bemerkt. Dieser Tertiärrücken ist dagegen an manchen Stellen dünn mit einer älteren Schotterablagerung bestreut. Koch hat der Kelsterbacher Terrasse dieselbe Bezeichnung gegeben wie der Mosbacher, nämlich dı. In der Legende von Bl. Schwanheim, Rödelheim, Frankfurt und Sachsenhausen ist die erstere als »obere Diluvialgeschiebe und Sande«, auf dem Bl. Wies- baden, Hochheim, Eltville als »Flussgeschiebe und Sande über dem Taunusschotter (Mosbacher Sande)« bezeichnete Wenn man aber das Diluvium gliedert und speciell, wenn man den Löss, der zeitlich zwischen diese Flussterrassen fällt, besonders als da kartirt, so ist das Zusammenziehen zeitlich so ungleicher Ab- lagerungen unter eine Bezeichnung unthunlich. Es haben näm- lich unteres Mittelplistocän und Öberplistocän dieselbe Bezeich- nung erfahren. Alluvium (a). Jüngste Terrasse. — Wohl durch die eigenen Schutt- anhäufungen abgedrängt, schlug der Main von Aschaffenburg ab wieder seine frühere Richtung ein, die er schon zur Zeit des Mittelplistocäns verfolgt hatte, und der er also heute im Unterlaufe wieder folgt: er durchsägte den Gneiss bei Aschaffenburg, hielt den nördlichen Lauf bis Hanau ein und setzte dann zwischen den Basalten von Wilhelmsbad und Steinheim die frühere Erosions- arbeit fort; oberhalb Frankfurt hielt er sich etwas mehr süd- lich und grub die schmale Rinne zwischen Frankfurt und Sach- senhausen. Die Abschwemmung betraf zum grossen Theil die älteren Diluvialterrassen, von welchen nur geringe Reste zurückblieben; sie erreichte aber auch tiefere Schichten, z. B. oberhalb Frankfurts sogar den Rupelthon. Wie wir schon in der einleitenden tektonischen Uebersicht dargelegt haben, folgte der Main wenigstens von Höchst bis [743] Alluvium. 383 Flörsheim einer Verwerfungslinie. Die der Ausräumung folgende Aufschüttung schwankt zwischen 4—6"”, und auf dieser Terrasse, die öfters noch mächtige Blöcke führt (Senck. Ber. 1885, S. 210), liegen nun die übrigen Alluvialbildungen, der Aulehm und die verschiedenen jungen Moore. Den tiefsten Horizont des Aulehms, welchen ich bei Offenbach (Schacht der Druckluftleitung), im Hafenbau von Frankfurt, in einem Brunnen in Griesheim, in den Schleusen von Höchst und Raunheim (Senck. Ber. 1885, S. 178, 211, 213) beobachtet habe, bildet ein schlichiger Sand; er besitzt eine Mächtigkeit von ca. 0,1—0,4” und ist das unmittelbar Hangende des jüngsten Mainschotters. Dieser schlichige Sand führt meist eine grosse Zahl Süsswasser-Conchylien, die sich von den recenten nicht unterscheiden. Bei Offenbach fanden die Herren Ingenieur A. AsKENASY und Prof. AskEnAsY in demselben in grosser Zahl glänzend schwarze Samen eingebettet. Dieser Schlick schliesst auch viele lignitische Stammstücke ein. Eine noch mannigfaltigere Conchylienfauna führen die Moore bei Enckheim und Offenbach. Von derselben will ich nur hervor- heben, dass der jetzt dort herrschende Limnaeus stagnalis fehlt; dasselbe gilt auch von Heliu pomatias, nemoralis, hortensis, erice- torum candidula, arbustorum, Bulimus ete.; die in der Moorfauna reichlich vertretenen Valvaten fehlen dagegen den heutigen Ge- wässern dieser Gegend. Die Moorfauna von Enkheim, welche Maulwurfhaufen an die Oberfläche bringen, ist aus 2 Muscheln, 19 ım Wasser lebenden und 14 Land bewohnenden Schnecken zu- sammengesetzt, von welch letzteren 13 auf feuchtem Lande zu Hause sind, während Clausilia biplicata eingeschwemmt ist oder auf Weidenbäumen zunächst dem ehemaligen Teich lebte. Junge Kiesanschwemmungen ziehen dann auch längs des Niddalaufes die Wetterau herab, wie auch aus den Querthälern des Taunus in das Becken. Eines Aufschlusses im Norden Frankfurts (Eckhaus Oederweg- Adlerflychtplatz, 109,5” hoch) muss ich noch gedenken, den ich vor zwei Jahren ausgebeutet habe. Es fanden sich bei einer. Kellergrabung im obigen Haus schlichige Sande, die eine reiche Conchylienfauna enthielten. Aus der Zusammensetzung derselben 284 Alluvium. [744] 208 BOETTGER (Nachrichtsbl. d. Deutsch. Mal. Ges. 1889, S. 187) höchst interessante Schlüsse über das landschaftliche Bild hiesiger Gegend zur Altalluvialzeit. Jene Conchylienfauna setzt sich aus 46 Landschnecken, 6 Süsswasserschnecken, 2 Muscheln und Fisch- und Froschresten zusammen, wozu noch Reste vom Maulwurf und von der Wühlmaus kommen. Zur Begründung der Altersbestim- mung hebt BOETTGER hervor, dass in jener Fauna 3 Land- schnecken vorkommen, die heute in Hessen-Nassau ausgestorben sind, dass aber trotzdem keine diluviale Art in derselben vertreten sei. Aus der Mischung der besprochenen Fauna schliesst er weiter, dass in vorhistorischer Zeit der lichte Wald vom Taunus noch bis an den Main gereicht habe, dass solcher besonders aus Buchen bestand mit Erlen, die den Bachrändern entlang ange- siedelt waren; die mit Gebüsch bewachsene Landschaft scheint von schwachen Wasserfäden durchzogen gewesen zu sein. Be- züglich des Klimas konstatirt er eine etwas niedrigere Temperatur und grössere Feuchtigkeit, als das jetzige Mainthal besitzt. Dieser Ablagerung gehört auch die kleine Fauna an, über welche im Senck. Ber. 1889, S. 110 berichtet worden ist. Abth. Plistocän Abth. Plioeän | Abth. Miocän Abtheil. Oligoeän Schichtenstufen. Alluvium. S. 282. ; Oberes Diluvium: Kelsterbacher Flussschotterabla (m 1HOssp re re Sandlöss | Diluvium. ( Mittleres Diluvium S. 248. Primigenius - Stufe Antiquus- Stufe \ Unter - Diluvium (»Taunusschotter« Kocn) Postbasaltisches Oberpliocän Ober-Pliocän. gerung 285 Localitäten. Jüngste Flussterrasse mit Aulehm und Torfbildungen. Gross-Ostheim bis Kelsterbach. ' Wetterau, Hohe Strasse, Rechtsseitiges Untermainthal, Südabhang des Taunus. = Niederberg bei Vilbel, Häxser’s Grube bei Bockenheim, Rödelheim, Mosbach, Schierstein. Offenbach, Seehof, Frankfurt, Bockenheim, Rödelheim, Höchst, Sossenheim, Flörsheim, Mittlere Wetterau. Hanau, Bornheim, Kriftel, Weilbach, Wicker, Delkenheim, Hessler bei Castel, Mosbach, Schierstein, Nieder-Walluf. ‚ . Südliches Gehänge des Taunus und in der Senke längs desselben, Unteres Nidda- thal, Westrand der Hohen Strasse. .Inisa-Flörsheimer Senke mit Flötzen im Klärbecken, in der Schleuse Höchst und Rauenheim, Bad Weilbach, Wetterauer Braunkohlenbecken mit Flora bei Dorheim ete, Arand’s Brunnen, Gross-Steinheim, Hainstadt. Luisa, Luisa-Flörsheimer Senke (Bohrloch « und N.), Frankfurt. Bockenheim, Eschers- heim, Bonames, Bommersheim, Steinheim-Wilhelmsbad, Mittlere Wetterau. | Eekenheim, Ginnheim, Bommersheim, Ober-Erlenbach, N.-Wöllstadt, Ilbenstädter Eisenbahneinschnitt ete. - Hanau-Seligenstädter Senke mit Braunkohlenflötzen, mit Flora bei Steinheim und Seligenstadt. Luisa-Flörsheimer Senke, Unteres Niddathal, Südlicher Fuss des Taunus. 8,233. Basalt . Präbasaltisches Oberplioeän Obere Hydrobienschichten Unter- Miocän. (Hydrobien- / hi ; schichten.) Untere Hydrobienschichten . und \ Unterabtheil. Ober- Obere Cerithienschichten Oligocän. (Cerithien- schichten.) Untere Cerithienschiehten S. 201. Landschneckenkalk ee N ae / Unterster Münzenberger Blättersandstein Süsswasserschichten . Oberes. ( C Unterabtheil. ee Mittel- / Chenopusschichten Oligocän. \ \ Schleichsandstein Slzeı Mittleres. Rupelthon. S$. 188 Unteres. Meeressand. $.176 . | | | ge sn os | Hessler bei Castel, Erbenheimer Thälchen, Wiesbaden. Bad Weilbach, Hochstadt, Oberste Lettenschichten in Frankfurt (Nizzabohrloch, Brönners Brunnen), Südfuss des Taunus. ‚Untergrund von Frankfurt, Eckenheim, Hohe Strasse, Bieberer Höhe, Sachsen- häuser- und Oberräder - Berg. Untere Wetterau, Südfuss des Taunus, Mittlere Wetterau, Bauschheim. nn im Frankfurter Hafen, in Flötzen von Ginnheim, Bommersheim, Gonzen- eim etc. Oberer Münzenberger Sandstein, Sandstein am Oppertshäuser Hof. [ Niederhöchstadt, Niederräder Schleuse. Brunnen von Rothschild’s Pachthof. Brön ners Brunnen, Ravolzhausen, Gross-Auheim (Bohrloch), Hausen. R Untergrund von Frankfurt (Norden und Westen, Frankfurter Hafen), Bornheim, Seckbach. “Hohe Strasse, N.-Isenburg, Oberrad, Mittlere Wetterau (Rendel), Kahle Mühle bei Wiesbaden, Karlshof bei Darmstadt. | Kalk bei Flörsheim, Nördlicher Abhang der Hohen Strasse, Mark bei Offenbach, Obertshausen. 2 | Sand von Kleinkarben und Rendel, Münzenberger Sandstein mit Flora, Mark bei Offenbach. Zwischen Flörsheim und Hochheim. - Münzenberg, Rockenberg, Strassengabel bei Vilbel. Vorzmar’s Fabrik bei Offenbach, Horrmasv’s Brunnen in Sachsenhausen, Massen- heim bei Vilbel, Diedenbergen, Hochheim und oberer Schleichsand am Scheel- berg bei Vilbel. Hochstadt, Bischofsheim, Seekbach, Kalte Klingebei Offenbach, Horrmann’s Brunnen in Sachsenhausen, Diedenbergen,Wicker, Hochheim, Igstadt, Rheingau, Gronau. Südhang der Hohen Strasse (Seckbach) Blättersandstein. Wassercanal der Druck- luftleitung in Offenbach, Kalte Kling, Mainbett und Domstrasse (Blätter- sandstein) in Offenbach, Seehof, Igstadt, Nieder-Walluf (Blättersandstein\. Mainthal von Fechenheim bis Röderspiess oberhalb Frankfurt, Untergrund von Offenbach (Wasserreservoir, Erlenbruch, Klingenrain, Rohrmühle, Schramm’s und Neubecker’s Bohrloch), Wiesbaden (Bohrloch), Flörsheim auch mit Pflanzenresten, Wieker, Breckenheim, Niederberg und Waldschacht bei Vilbel, Medenbach. Niederberg bei Vilbel, Medenbach, Hallgarten, Geisenheim, Rochusberg bei Bingen, Waldlaubersheim. In der Tiefe: Meereskalk im Schacht von Vilbel und Bohrloch von Neubecker in Offenbach, Wiesbaden (Bohrloch), Oestrich. B* f ir j iv r; ’ f N MY Ken Fr Di & PN 2 u, S a 1 3 Y x { S Sn: 3 D ir un» & 2 Er he x = % rn ) \ . 5 $ j 7] ” Bin 4 & N f : h2 { { H Eh N AN R 2 5 + wird en { + ji f Ei rd Mr f \ + iv Y N Tuer PN Bor a rg iu BE e j ’ u" EEE di “ 1 rot EIN Re LEE BLEI: Air 10 el a N Ä h a DR 4. Liste der auf die Geologie des Mainzer Beckens und seiner näheren Umgebung hezüglichen Literatur 1884 — 1893 1). Basel. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. 1883. F. v. SANDBERGER. Die Conchylien des Lösses am Bruderholz bei Basel. 1890. A. GUTZWILLER. Beitrag zur Kenntniss der Tertiärbildungen der Um- gebung von Basel, mit 1 Tafel. Berlin. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. 1889. TH. EBERT. 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Notiz über die geologische Aufnahme im Grossherzogthum Hessen. (IV. Folge, Heft 9.) E. EGGER. Chemische Analyse von tertiären und diluvialen Gesteinsarten aus den Brüchen von Weisenau und von Laubenheim bei Mainz. G. GREIM. Der Granitgneiss und Graphitschiefer bei Gadernheim, mit 2 Tafeln. C. CHeLıus. Mittheilungen aus dem Aufnahmegebiet, mit 1 Tafel. » Zu den Basalten zwischen Rhein, Main und Neckar. » Granit und Minette an der Hirschburg bei Lautershausen, mit 1 Tafel. » Notizen aus dem Aufnahmegebiet des Sommers 1888, mit 1 Tafel. (IV. Folge, Heft 10.) A. ScHopp. Kurze Mittheilung über die geolo- gische Aufnahme der Blätter Fürfeld, Wöllstein und Bingen. (IV. Folge, Heft 11.) R. Lersıus. Das Bohrloch der Gebrüder Becker in der Mauerstrasse zu Darmstadt. R. Lepsıus. Ueber die fossilen Reste aus dem mitteloligocänen Meeres- sand bei Heppenheim. R. Lepsıus. Frittung von Rothliegendem Sandstein in einem Bohrloch. A. STRENG. Uebersicht über die eruptiven Gesteine der Section Giessen. (IV. Folge, Heft 12.) C. CHeLius. Analysen aus dem chemischen La- boratorium der geologischen Landesanstalt in Darmstadt. C. CuELius. Neue Basaltvorkommen im Odenwald. Gewerbeblatt für das Grossherzogthum Hessen. R. MiTscHERLIcCH. Das Braunkohlenwerk Grube Amalia bei Seligenstadt. C. CHELIUSs. Bohrungen auf Thon bei Urberach. R. Lepsıus. Baumaterialien im Grossherzogthum Hessen, Referat von Ü. CHELIUS. Frankfurt a/M. Museum Senckenbergianum. Bd.|. H. v. Meyer. Vorkommen des Lebias Meyeri Ac., eines fossilen Fisches im Thone von Frankfurt a/M. Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. TH. GEYLER und F. KınkELin. Die Oberpliocänflora aus den Baugruben des Klärbeckens bei Niederrad und der Schleuse bei Höchst a/M., mit 4 Tafeln. Bd. 15, Heft 1. a A he Er A mm 2 EEE nam LU u EU [751] Literaturverzeichniss. 291 1853. A. ANDREAE und W. KoEnIG. Der Magnetstein vom Frankenstein an der Bergstrasse, mit 2 Tafeln und 2 Zinkographieen im Text. Bd. 15. Bericht der Senekenbergischen naturforsehenden Gesellschaft. 1884. F. KINKELIn. Ueber Fossilien aus Braunkohlen der Umgebung von Frankfurt a/M. F. KINKELIN. Hyopotamus Seckbachensis KınK., mit 1 Tafel und Text- figuren. F. KInKELIn. Ueber Sande und Sandsteine im Mainzer Tertiärbecken. » Die Schleusenkammer von Frankfurt-Niederrad und ihre Fauna, mit 2 Tafeln. OÖ. BOETTGER. Fossile Binnenschnecken aus dem untermiocänen Corbi- cula-Thon von Niederrad bei Frankfurt a/M., mit 1 Tafel. FR. RITTER. Ueber neue Mineralfunde im Taunus. 1885. F. KınkELin. Geologische Tektonik der Umgegend von Frankfurt a/M. mit 2 Profilen im Text. F. KınkELin. Die Tertiärletten und -Mergel in der Baugrube des Frank- furter Hafens, mit Profiltafel. Anhang I: Grindbrunnenquelle, mit 2 Textabbildungen. II: Bohr- loch in der Untermainanlage oberhalb Nizza. F. KinkELin. Die Pliocänschichten im Untermainthal. » Senkungen im Gebiete des Untermairthales unterhalb Frankfurts und des unteren Niddathales, mit 4 Skizzen im Text. F. KınkELin. Ueber Corbicula-Sande in der Nähe von Frankfurt a/M. I. 1886. » Der Meeressand von Waldböckelheim. » Ueber sehr junge Unterkiefer von Elephas primigenius und Elephas africanus. _ F. KInkKELin. Ueber die Geologie der unteren Wetterau und des unter- halb Frankfurts gelegenen Mainthales. Protokollauszug. 1857. A. ANDREAE. Ueber das elsässische Tertiär und seine Petroleumlager nebst einigen neuen Bemerkungen und Beobachtungen über das Tertiär in der Oberrheinebene. A. AnDREAE. Ein neues Raubthier aus dem mitteloligocänen Meeressand des Mainzer Beckens, Dasyurodon Flonheimensis A. ANDREAE, mit 1 Taf. Fr. RıTTER. Zur Geognosie des Taunus. F. KınkeLin. Beiträge zur Kenntniss der Diluvialzeit im westlichen Mitteldeutschland. Protokollauszug. 1885. F. KınkELin. Die nutzbaren Gesteine und Mineralien zwischen Taunus und Spessart. F. KınkELin. Neues aus dem Mainzer Becken. Protokollauszug. 1889. F. KınkELin. Der Pliocänsee des Rhein- und Mainthales und die ehe- maligen Mainläufe. Ein Beitrag zur Kenntniss der Pliocän- und Di- luvialzeit des westlichen Mitteldeutschlands, mit 5 Textabbildungen. F. KınkELın. Erläuterungen zu den geologischen Uebersichtskarten der Gegend zwischen Taunus und Spessart, mit 2 Karten. 1320. A. v. REınacH. Geologisches aus der Untermaingegend. Abh. IX, 4. 19 292 Literaturverzeichniss. [752] 1890. F. KınkELin. Eine Episode aus der mittleren Tertiärzeit des Mainzer Beckens. W. ScHauF. Ueber Staufenbasalt. Protokollauszug. 1892. » Beobachtungen an der Steinheimer Anamesitdeeke, mit 4 Tafeln. F. KInKELIN. Altes und Neues aus der Geologie der Frankfurter Land- schaft. F. ©. NoLL. Zwei Beiträge zur Geschichte des Rheinthales bei St. Goar, mit 2 Tafeln. I. Veränderungen in der Höhenlage des Rheinbettes. II. Ein Gräberfeld. Kleinere Notizen befinden sich auch in den geologischen Sectionsberichten der Senekenbergischen naturforschenden Gesellschaft. 1884—1393. Jahresbericht des Physikalischen Vereines. 1873/74. R. FRESENIUS. Analyse des Grindbrunnens. 1875/76. J. ZIEGLER. Mittheilungen über den Grindbrunnen. 1883/84. TH. PETERSEN. Ueber die salinische Schwefelquelle nächst der Unter- mainanlage. 1888. TH. PETERSEN. Ueber die alkalische Mineralquelle zu Oftenbach a/M. Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik. 1888. K. OPPERMANN. Die Thäler des Taunus und ihre anthropogeographische Bedeutung. Bericht des Vereins für Beförderung des Verkehrslebens in Frankfurt a/M. 1887. F. KınKELin. Ueber Grindbrunnen in der Frankfurter Gegend. Jahresbericht des Frankfurter Taunus-Clubs. 1883. FR. RITTER. Die Gesteine des Taunus. Malakozoologische Blätter. 1892. O0. BOETTGER. Drei neue mitteloligocäne Mollusken aus deutschem Rupelthon. N. F. Bd. XI. Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft. 1585. 0. BOETTGER. Neue Stenomphalus-Form (Rapaninae) aus dem Mainzer Becken. O0. BOETTGER. Notiz über zwei COlausilinae des Mainzer Beckens. » Ostdeutsche Arten im Mosbacher Sand. 1889. » Zur Molluskenfauna der russischen Gouvernements Pol- tawa, Perm und ÖOrenburg I. OÖ. BOETTGER. Eine Fauna im alten Alluvium der Stadt Frankfurt aM. [753] Literaturverzeichniss. 293 1890. ©. BOETTGER. Zur Molluskenfauna des russischen Gouvernements Perm und des Gebietes südöstlich von Orenburg II. Freiburg i/B. Bericht der naturforschenden Gesellschaft. 1887. G. STEINMANN. Zur Entstehung des Schwarzwaldes, mit 1 Tafel, Bd. III, Heft 1. 1889. G. STEINMANN. Die Nagelfluh von Alpersbach im Schwarzwald, ein Beitrag zur Geschichte der allemannischen Tafel, mit Zinkographien. Bd. IV, Heft 1. 1890. G. STEINMANN. Ueber die frühere Vergletscherung des Schwarzwaldes, Vortrag. Giessen. Berieht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1886. J. M. LEDRoIT. Ueber die sogenannten Trachydolerite des Vogelsberges. (24. Bericht.) - 1890. A. STRENG. Verbreitung des Bimsteinsandes in der Umgegend von Giessen. (27. Bericht.) G. GREIM. Ueber eine theilweise versteinerte Braunkohle. » Eine neue Limatula aus dem Oligocän des Mainzer Beckens, mit 1 Tafel. J. UntL. Ueber eine eigenthümliche Säulenbildung im Tagebau des Braunstein-Bergwerkes in der Lindner Mark bei Giessen. J. UntL. Ueber Regentropfenspuren daselbst, mit 1 Tafel. A. STRENG. Die Entstehung des Rheinthales von Basel bis zum Meere, Vortrag. 1891. A. STRENG. Uebersicht über die eruptiven Gesteine der Section Giessen. (28. Bericht.) 1892. A. STRENG. Ueber die basaltischen Kraterbildungen nördlich und nord- östlich von Giessen. (29. Bericht.) Göttingen. Nachriehten von der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften und der @eorg-Augusta-Universität. 1887. A. v. KoENEn. 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Ueber eine diluviale Säugethier- fauna aus dem ÖOber-Elsass. Bd. I. 1888. B. FÖRSTER und H. BECKER. Ueber Schildkrötenreste aus dem Unter- oligocän des Sundgaues. Bd.1. 1859. L. DÖDERLEIN. Nachtrag zur diluvialen Säugethierfauna von Vöcklings- hausen im Ober-Elsass. E. SCHUMACHER. Zur Verbreitung des Sandlöss im Elsass. H. Bückıng. Das Rothliegende des Breuschthales. 1890. E. SCHUMACHER. Die Bildung und der Aufbau des oberrheinischen Tieflandes ete., mit 5 Tafeln u. 27 Figuren im Text. E. W. BENECKE und L. VAN WERVECRKE. Ueber das Rothliegende der Vogesen. A. ANDREAE. Weitere Beiträge zur Kenntniss des Ohigoeäns im Elsass. Ba. II. 1892. E. SCHUMACHER. Uebersicht über die Gliederung des elsässischen Di- luviums. Stuttgart. Neues Jahrbuch für Mineralogie ete. 1882. A. ANDREAE, Notiz über das Tertiär im Elsass. Bd. II. 1884. H. SomMERLAD. Leueit- und Nephelinbasalt des Vogelsberg. Bd. II. G. GrEIM. Fauna des Diluvialsandes von Darmstadt. Bd. 1. [757] 1884. er cn Rn 1888. 1889. 1890. 1891. 1392. 1893. Literaturverzeichniss. 297 OÖ. BOETTGER. Realia fossil, Lebende Vertreter zweier Hochheimer Landschnecken. Bd. II. W. BODENBENDER. Ueber den Zusammenhang und die Gliederung der Tertiärbildungen zwischen Frankfurt a. M. und Marburg -Ziegenhain. III. Beilageband. E. CoHEN. Berichtigung bezüglich des »Olivin-Diallaggesteines« von Schriesheim (Odenwald). Bd. 1. G. GREIM. Der Diluvialsand von Darmstadt. Bd. I. M. SCHLOSSER. Ueber das geologische Alter der Faunen von Eppelsheim und Ronzon ete. Bd. II. C. CHELIUSs. Ueber eine mittelpleistocäne Fauna im Thon von Langen nördlich von Darmstadt. Bd. 1. A. v. KoEnEn. Ueber das norddeutsche und belgische Ober-Oligocän und Mioeän. Bd. I. A. STRENG. Ueber den Dolerit von Londorf, mit 1 Tafel, Bd. II. FR. MAURER. Palaeontologische Studien im Gebiete des rheinischen Devon, mit 1 Tafel. Bd. Il. C. CHELIUs. Die lamprophyrischen und granitophyrischen Gang-Gesteine im Grundgebirge des Spessarts und Odenwaldes. Bd. II. Fr. MAURER. Paläontologische Studien im Gebiete des rheinischen Devon, mit 1 Tafel. Bd. II. E. GOLLER. Die Lamprophyrgänge des südl. Vorspessarts. IV. Beilage- band. G. GREIM. Die pleistocänen Schichten bei Raunheim in Hessen. Bd. I. F. KınkeELin. Das Altalluvinm und Pliocän in der Raunheimer Schleuse. Band 1. F. v. SANDBERGER. Synonymie einiger devonischer Versteinerungen. Bd. I. » Ein merkwürdiges Geröll aus dem pleistocänen Sande von Mosbach bei Wiesbaden. Bd. 1. FR. MAURER. Paläontologische Studien im Gebiete des rheinischen Devon. Band II. A. SAUER und C. CHELIUSs. Die ersten Kantengeschiebe im Gebiete der Rheinebene. Bd. II. A. SAUER. Zur Lössfrage. Bd. II. A. LEPPLA. Zur Lössfrage (eine Entgegnung an Herrn A. SAUER). Bd. II. C. CHELıus und ©. VoGEL. Zur Gliederung des Löss. Bd. I. A. v. KoEnen. Ueber das Alter der Schotterterrassen. Bd. 1. C. CHELIUs. Flugsand auf Rheinalluvium und zur Jetztzeit. Bd. I. H. Eck. Mastodon aff. longirostris Kaup von Lahr. Bd. 1. A. v. KoEnEn. Ueber die Casseler Tertiärbildungen. Bd. 11. A. LeppLa. Was ist Ober-Rothliegendes? Bd. II. Fr. MAURER. Palaeontoloyische Studien im Gebiet des rheinischen Devon, mit 4 Tafeln, Bd. 1. 398 Literaturverzeichniss. [7 58] Bericht über die Versammlung des oberrheinischen geologischen Vereines. 1884. F. KınkELin. Ueber Tertiärvorkommnisse aus der Umgegend von Frankfurt a/M. FR. RıiTTER. Einschlüsse im Nauroder Basalt. RAUTERT. Das RAUTERT'sche Wasserwerk in Mainz. A. STRENG. Neue Mineralfunde aus dem nördlichen Theile des Vereins- gebietes. 1355. R. Lepsıus. Ueber die geolog. Specialkarte des Grossherzogthums Hessen. 1389. R. HÄRcHE. Ueber die Lagerungsverhältnisse des Thones von Klingen- berg a/M. 1890. A. Knor. Ueber Kalkabscheidungen aus wässeriger Lösung. 1891. L. VAN WERVECKE. Ueber das Pliocän des Unter-Elsass. 1892. A. GUTZWILLER. Die tertiären und pleistocänen Ablagerungen der Um- gebung von Basel. C. SCHMIDT. Mittheilungen über Moränen am Ausgange des Wehra- thales. G. STEINMANN. Die Moränen am Ausgange des Wehrathales. F. MÜHLBERG. Bericht über die Excursionen vom 22.—25. April 1892, mit einer Profiltafel. F. Die diluvialen Bildungen des Gebietes: Terrassen, Löss. Humboldt, Monatsschrift für die gesammten Naturwissenschaften. 1837. F. KınkeuLin. Die Geschichte des Mainzer Tertiär-Beckens, seine Thier- und Pflanzenwelt. I und II. Wien. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1383. F. SANDBERGER. Ueber den Basalt von Naurod bei Wiesbaden und seine Einschlüsse. Wiesbaden. Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. 1385. CH. BRÖMME. Die Conchylienfauna des Mosbacher Diluvialsandes. 1586. F. KınKELiIn. Zur Geologie des unteren Mainthales und der unteren Wetterau. R. FRESENIUS. Neue chemische Untersuchung des Kochbrunnens zu Wiesbaden. 1587. A. v. Reınacn. Das Lorsbacher Thal. 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Pupa (Vertigo) parcedentata-Genesü und ihre Varie- täten-Reihe in der Eiszeit und der gegenwärtigen Periode. 1 Tafel. 1888. H. Lenk. Zur geologischen Kenntniss der südlichen Rhön. 1390. K. FracH. Paläontologische Beiträge, N. F., 24 Bd., mit 1 Tafel (enthält Bemerkungen über Vertigo callosa und angulifera, Carychium minutissi- mum ete.). 1851. F. SANDBERGER. Geognostische Skizze des Taunus in: Die nassauischen Heilquellen beschrieben durch einen Verein von Aerzten. 1860. E. HassEncamP. Geologisch-paläontologische Untersuchungen über die Tertiärbildungen des Rhöngebirges, in Würzburger naturwissenschaft- licher Zeitschrift I. Bd., 1 Tafel. 1865. F. ODERNHEIMER. Das Berg- und Hüttenwesen im Herzogthum Nassau mit 11 Plänen und 7 Tafeln. Wiesbaden. 1873. F. SANDBERGER. Das Oberrheinthal in »Ausland« 1873 und im Tagblatt der Wiesbadener Naturforscherversammlung. 1875. M. ScHmiDT. Grindbrunnen in Frankfurt a/M. 1881. C. KocH. Bodenverhältnisse Frankfurts in A. 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Der Kreis Höchst in gesundheitlicher Beziehung ein- schliesslich einer geschichtlichen und geologischen Beschreibung des- selben, bei JOH. ALT. 1888. R. Fresenius. Chemische Analyse der Natron-Lithionquelle zu Offen- bach a/M., Wiesbaden. H. W. LispLeY. Boden- und Wasserverhältnisse von Frankfurt a/M. in A. Spiess: Die hygienischen Einrichtungen von Frankfurt a/M., A. MAHLAU, Frankfurt a/M., Festschrift. 1890. G. STEINMANN und FR. GREEFF. Geologischer Führer der Umgegend von Freiburg i/Br., mit 5 Tafeln und 16 Phototypen. C. CHEeLıus. Die Umgegend von Heppenheim a. d. Bergstrasse. 1891. W. SIEVERS. Zur Kenntniss des Taunus, mit 1 Karte. ENGELHORN. 1887 — 92. R. Lepsıus. Geologie von Deutschland und den angrenzenden Ge- bieten I, mit 1 geologischen Karte, 1 Tafel farbiger Profile und mit 136 Profilen im Text, ENGELHORN. 1892. W. JÄnNICKE. Die Sandflora von Mainz, ein Reliet aus der Steppenzeit. Frankfurt a/M. K. W. v. GÜMBEL. Geologie von Bayern, Vorspessart. S. 606. Kassel, bei Tu. FIscHEr. Taunusclub. Taunusführer mit 1 Routenkarte, 2 Plänen und 1 Tafel Ansichten. A. NEHRING. Die geographische Verbreitung der Säugethiere im öst- lichen Russland und ihre Bedeutung für die mitteleuropäische Diluvial- fauna in: »Ausland« No. 46 und 47. Inhaltsübersicht. Tektonischer Ueberblick RR Ka) Rs Aufschlüsse längs des Mains von Frankfurt bis zum Basalt am Ende des Untercanals bei Niederrad Scholle Luisa- Flörsheim . : : Der Rupelthonstreifen zwischen F Tone und Breeknhemn 5 Mitteltertiäre Scholle östlich vom Luisa - Basalt . a) Oestliche Grenze der mitteltertiären, östlich vom Luisa- Basalt gelegenen Scholle b) Frankfurter Theilscholle — östliche Granzen. ce) Hohe-Strassen - Theilscholle Scholle Hanau-Seligenstadt Liegendes des Oberpliocäns . Unteres Niddathal . Bommersheimer Brsunkahleaschacht, Kohlecherizene Dislocation zwischen dem unteren Niddathal und der mitt- leren Wetterau . Mittlere Wetterau . Ye Scholle Flörsheim -Igstadt . Grabensenke Igstadt-Niederwalluf Rheingau westlich von der Linie Walluf- Budenhem. Senkung von Randschollen des Gebirges . Zusammenfassung Die einzelnen Schichtenstufen des Tertiärs und Diluviums El Terträr. al. 2.74. men) Te Marines (= unteres und mittleres) Mittelolisocän (b«) Meeressand Rupelthon . 2 ; Oberes Mitteloligocän es & a Oberoligocän (Cerithienschiehten) (by) und Untermiocän (Hy- drobienschichten (bÖ). ns Wr ee ee Besondere Untermiocänbildungen . Bra Tertiärablagerungen auf dem Gebirge von unbestimmtem Alter Seite 1—175 3—)9 9—25 25—27 23—102 28 —30 30—73 73—102 102—118 1153—118 119—147 155 —144 145—147 143 —160 160—162 162—165 165 —169 169 —171 171—175 176— 254 176— 248 176—191 176—18S 188— 191 191—201 201—-212 212—219 219—221 302 Inhaltsübersicht. [762] Seite Zwischenzeit zwischen Untermiocän und Öberplioeän . . . . 221—223 Oberplioean (che) 2 22 Se 7 a) Oberpliocän in besonderen Senken . . . 2.2.2... 224—229 b) Oberpliocän am Südfluss des Taunus . . . . 2... 229 —245 c) Oberpliocän im Inneren des Beckens . . . . . .....246—248 I Diluyaumer gr a nee u we ee ae Unterplistoeän (dı z. Th) OEET) EERU IT Er ar Mittelplistoeän . . u 2 le Stufe des ehe on dı zZ. Th) ul es Stufe des Elephas primigenius (dı z. Th) . . . . . 264—266 Kosss(dP) rue ae a ER Oberplistoeän (d3). . . . aneelane Ale wlan Mer, Jüngste Terrasse (Alluvium a) ee Tabelle sr re . 285286 Liste der auf die Genlosie, eier Mainzer Beckän und seiner näheren Umgebung Be Literatur 1884—1893 . . 287-300 Inhaltsübersicht . . . . ee. co SO —E. A.W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45/46. GEOLOGISCHE UEBERSICHTSKARTE der Gegend zwischen Taunus und Spessart. DR STD ” S dry N “‘ au Q AO 7 e => a, 7 ——% > = > I N “ nr oe <= aansu AIR an (7 = = / — I 32, E wZ7 — = rg We See 5 | Ser Dez F | | Geogr: Angtil, Ravenstein, Frankfurt "M 1388. Maasstab 1:170,000 Rüsselshm. m hnnmigebeogr Melle: Die (urven geben die Höhen in Metern über dem Nullounkt des Amsterdamer Fegels an. gr: Anst:L nstein, Frankfu o % F2 HRilomater. GEOLOGISCHE UEBERSICHTSKARTE der Gegend zwischen Taunus und Spessart nach Abdeckung des Diluviums. Abhandl. d. geolog. Landesanstalt Bd.IX Heft 4. / 2 Ta£ll N S I + — y “ \ | \ \ ORZE ITS nn ar, ner As Wr N 5x 'Z = z — ; x > 3 “ ? h R \ . 7 1 ? ? = green 6 I N - 3 . = 1-4 ” 1 © er 2 D B n | E > 5 - N EX x fi 4 > > a IA \ F Blorec ES — asus CE Se Te) N s ES r DB | y . - - VE, ? P Ze Be men: © nn ni ıQ Pl Fi EN 7» h ö R > 7 4 ed . m u Se a7 . El Ö BE k ER \ U x 1 Ag z RI = OS So 2 BaRLEER U 3 \ ? . R aa I J „“ 5 5 ; urar 7 Darg en - - - { x „ en E & Fr — = ‘ S — i ; 5 / RE \ ao N Nee} e R Zn G PR N z ı Dig [ I & Pape ENTTE, an “ — b a pn ; > 5 ER > 3 k N k - _ \ : 7 ® N DR & = G m N — BAT Te 2 Blei n Ö z s r o u) 1 & PEST j IF er te “= n : N :L.Ra in, Frankfurt/M .1889. e Bun: sun feogr-Meile. Die (urven geben die Höhen in Metern über dem Nullpunkt des AmsterdamerFegels an. Geogr: Anst:L.Ravenstein, Franklur ° 1 2 E YKilometer. 5 u OR III IH Ba BR INN LU mer | MH Taunusgesteine. Rothliegendes u. Marines Mitteloligoeän. Cyrenenmergelu. Cerithienschichten mit den Hydrobienschichten. Oberpliocan. Diluv unt. d. Löss. Zechstein. Schleichsande. Münzenberger Sanden. Eruptivgesteine. Ben ED Löss. Diluv jünger als Löss. Alluvium. B.- Basalt Verwerfungen. Veröffentlichungen der Königl. Preussischen geologischen Landesanstalt. Die mit 7 bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Paul Parey hier, alle übrigen bei der Simon Schropp’schen Hoflandkartenhand- lung (J. H. Neumann) hier erschienen. I. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten. Im Maassstabe von 1: 25000. \ für das einzelne Blatt nebst 1 Heft Erläuterungen ... 2 Mark. (Preis ) » » Doppelblatt der mit obigem f bez. Lieferungen 3 » \ De » » übrigen Lieferungen ...... 4.» Lieferung 1. Blatt Zorge, Benneckenstein, Hasselfelde, Ellrich, Nord- hausen”), Stolberg . . » 12 — » 2. » _ Buttstedt, Eckartsberga, Rosla, all, Mel Jena®) 12 — » BR » Worbis, Bleicherode, ne, Nar.-Orschla, Gr.-Keula, Immenrode . . . 12 — » 4. » Sömmerda, Cölleda, Stetternhöim, Nermark Erfurt, Weimar . . N een „12 » 9. » Gröbzig, Zörbig, Potersberk SER = » 6. » Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, lauter“ bach, Emmersweiler, Hanweiler" (darunter 3 * Doppel- blätter) BR 20 — 7. >». Gr.-Hemmersdorf, * Saarlouis, *Heusweiler, "*Friedrichs- thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) . . 13 — » 8. » Waldkappel, HN Ee, Netra, Hönebach, Gerstungen . . . o o 12 — » =, » Heringen, Kelbra nebst Blatt ni 8 Profilen durch az Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im Anhange, Sangerhausen, Sondershausen, Franken- hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt 20 — >. >10: » Wincheringen, ame Beuren, a Per], Merzig, 7 . A 12 — DIE » T Linum, Cremmen, Nauen, Marwitz, Märkan, onebeer 12 — >, . 12. » Naumburg, Stössen, ar: Osterfeld, Auge Eisenberg . . 12 — » » Langenberg, Grossenstein, Gora, Ronneburg. ee 2 8: » 14. » 7 Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow- . . 6 — 2 > » Langenschwalbach, Platte, een, Eltville, jene baden, Hochheim . . 12 — » 16, » Harzgerode, Pansfelde, Teimbach: Se anda, Wipnra, Mansfeld . . 1 — » 17. -».. Roda, Gangloft, Neustadt, Triptis, Pörmitz, Zeulenroda 2 — #5 18. » _ _Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . . . Bo Y m de y Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Trekeltoda, a furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg a . 13 — » 20. » + Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin, Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte und Bohr- register)... „2: Eee 10 — ®#) Bereits in 2. alas Lieferung 21. Blatt Rödelheim, Frankfurt a. M., Schwanheim, Sachsen- » » » » 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. “ Y hausen . » + Ketzin, Fahrland ee Potsdam, Beelitz, Wildenbruch » Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf (die beid. letzteren m. je 1 Profiltaf. u.1 geogn. Kärtch.) » Tennstedt, Gebesee, Gräfen-Tonna, Andisleben » Mühlhausen, Körner, Ebeleben » r Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- en Alt- an mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf : » _ Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerode » Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Ras Rudol- stadt, Orlamünde ; » + Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, ea Be Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands- berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister) » Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt an der Heide, Sonneberg » Limburg, Eisenbach (nebst euer) ko Kettenbach (nebst 1 Lagerstättenkärtchen), Idstein 7 Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke, Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister). . . » Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Wahlen, Tebach a N a en » 7 Lindow, Gr.-Mutz, Kl.-Mutz, Wustrau, Beetz, Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . » 7 Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck, Bamme, Garlitz, Tremmen. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) A Se Hersfeld, Friedewald, Vacha, Eiterfeld, > Lengsfeld . ie * Altenbreitungen, Wäsungen, One (nebst Tiere tafel ), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel) » 7 Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg, Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt (hierzu eine Illustration) ea » Saalfeld, Ziegenrück, Probetzeln Tiebenerin » Marienberg, Rennerod, Selters, Westerburg, Men- gerskirchen, Montabaur, Girod, Hadamar T Tangermünde, Jerichow, Vieritz, Scherneheeke Weissewarthe, Genthin, een (Mit Bohr- karte und Bohrregister) . » TRehhof, Mewe, Münsterwalde, een (Mit Bohrkarte und Bohrregister) 3 » Coblenz, Ems (mit 2 En Schaumburg, Dachsenhausen, Rettert . Melsungen, Lichtenau, Altmerschen Seifertshansen, Ludwigseck, Rotenburg . » _Buhlenberg, Birkenfeld, Nohfalhen, Rein: Ottweiler, St. Wendel. (In Vorbereitung.) » 7 Heilsberg, Gallingen, Wernegitten, Degkielvalz (Mit Bohrkarte und Bohrregister) Y Y Y Y v Mark ge 12 — 10 — Sie we 12 — gs 12 — Al= 12 — 2 — ler 112 — 13 — al — 12 — 10 — SZ 5 — — 16 — 21 — DE 10 12 — 12 — Mark Lieferung 48. Blatt Parey, Parchen, Karow, Burg, Theessen, Ziesar. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . . . ... 18 — » 49. » Gelnhausen, Langenselbold, Bieber (hierzu eine Profiltafel), Lohrhaupten. . SR N — » 50. » Bitburg, Landscheid, Welschbillig, “ Sehweich, Trier, Rialzelese: 12 — » 5l. » Mettendorf, Oberweis, Wallendorf, Bollendorf. Re 3 — » 52. » Landsberg, Halle a./S., Gröbers, Merseburg, Kötzschau, Weissenfels, Lützen. (In Vorbereitung.) » 53. » t Zehdenick, Gr. Schönebeck, Joachimsthal, Liebenwalde, Ruhlsdorf, Eberswalde. (Mit Bohrkarte und Bohr- register.) (In Vorbereitung.) » 54. » rPlaue, Brandenburg, Gross-Kreutz, Gross -Wusterwitz, Göttin, Lehnin, Glienecke, Golzow, Damelang. (Mit Bohrkarte und Bohrregister). . . . .... 27 — » 959. » Stadt Ilm, Stadt Remda, Königsee, Schwarzburg, Gross - Breitenbach, Gräfenthal. . . 12 — » 56. » Themar, Rentwertshausen, Dingsleben, Hildburghausen I — » 57. » Waida, Waltersdorf, Naitschau, Greiz . . 2. 2..2..2.8— Il. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten. Mark Bq.I, Heft 1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono- graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn. Karte und Profilen; von Dr. H. Eck . . 8 — » 2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen Thüringens, nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von BrorsDrSEEESScchmildem. er 2 50 » 3. 6eogn. Darstellung des Kannikmealliieu und "Roth- liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S., nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättchen, 1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres 12 — » 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte, 2 Taf. Profile, 1 Titelbilde und 1 Holzschn.; von Dr. Meynza. RE N en ee, Or Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Bora. _ Steinkohlen-Calamarien, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fructificationen, 1 Atlas von 19 Taf. und 2 Holzschn.; von Prof. Ch. E. Weiss. . 20 — ».2. 7 Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. Grundlage agro- nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn.-agronomischen Karte; VonebrofaDaa On am. |. 0 92 » 8. T Die Umgegend von Berlin. Allgem. Erläuter. z. geogn.- agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten Berlins, nebst 10 Holzschn. und 1 Kärtchen; von Prof. Dr. G. Berendt . : 3 — » 4. Die Fauna der ältesten Devon- Ablagerungen des Harzes, nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. . . 24— Bd. III, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. II. Die Flora des Roth- liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien, nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss . 5— » 2. f Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d. Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr. Erkanter und Dr Er Wahnschafter, 0. 22.279 Mark Bd. III, Heft 3. Die Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein als Erläut. zu der dazu gehörigen @eolog. Uebersichtskarte von Schleswig-Holstein; von Dr. L. Meyn. Mit An- merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens- abriss des Vert.; von Prof. Dr. G. Berendt . .. 10 — » 4. Geogn.Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein- kohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile ete.; von Bergrath A. Schütze . . 14 — Bd. IV, Heft1. Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide, 1h Gly- phostoma (Latistellata), nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter . . 6 — » 2. Monographie der Homalonotus-Arten des Rheinischen Unterdevon, mit Atlas von S Taf.; von Dr. Carl Koch. Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens- abriss desselben von Dr. H.v.Dechen . . . I — » 3. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärllora der Syn Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem Atlas mit 31 Lichtdrucktafeln; von Dr. P. Friedrich 24 — » 4. Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen von Dr. O. Speyer. Nebst dem Bildniss des Verfassers, und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A.v. Koenen 16 — Bd. V, Heft 1. Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim, nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer . 450 » 2. Beiträge zur fossilen Flora. IL. Steinkohlen-Calamarien II, nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss 24 — » 3. + Die Werder’schen Weinberge. Kine Studie zur Kennt- niss des märkischen Bodens. Mit 1 Titelbilde, 1 Zinko- graphie, 2 Hulzschnitten und einer Bodenkarte; von Dr. EiTaufer B— » 4. Uebersicht über den Sehichtenanfban Ostthüringens, nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost- thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe ... 6 — Bd. VI, Heft 1. Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer nen steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 oz Tafeln; von Dr. L.Beushausen .. 1— » 2. Die Trias am Nordrande der Eifel Zwikchen one Zülpich und dem Roerthale. Mit 1 geognostischen Karte, 1 Profil- und 1 Petrefakten- Tafel; von Max Bianekenhorn#?%: 2. 10310307, PIETEREFTEN » 3. Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata. Lieferung Il: Crustacea und Vermes. Lieferung VI: Echinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text- tafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln . . .». .. 20 — » 4. Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr. Fritz Noetling. II. Theil. Lieferung III: Gastropoda. Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa. Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf. 10 — Bd. VII, Heft1. Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Mit einer Karte in Buntdruck und 8 Zinkographien im ; Text; von Dr. Felix Wahnschaffe . . . 5— » 2. Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch- -pommerschen Tertiärs und ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr- ergebnissen dieser Gegend. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen im Text; von Prof. Dr. G. Berendt . . . ....93—- (Fortsetzung auf dem Umschlage.) N a Bd. VUI, Heft 3. Untersuchungen übor den inneren Bau westfälischer Carbon-Pflanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu Tatel I—-VI. — Beiträge zur fossilen Flora. IV. Die Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete, I. Die Gruppe der Favularien, übersichtlich zusammengestellt von Prof. Dr. Ch. E. Weiss. Hierzu Tafel VU—XV Mark (1—9). — Aus der Anatomie lebender Pteridophyten und von (ycas revoluta. Vergleichsmaterial für das phytopalaeontologische Studium der Pflanzen - Arten älterer Formationen. Von Dr. H. Potonie. Hierzu Tafel XVI—-XXI (1—6).. »4u Beiträge zur Kenniniss der Gattung Lepidotus. Von Prof. Dr. W. Branco in aDenlenE a Hierzu ‚ein Atlas mit Tafel I-VII . . Re Ba. VIII, Heft 1. F (Siehe unter IV. No. 8.) » 2. Ueber die geognostischen Verhältnisse der Ungegend x von Dörnten nördlich Goslar, mit besonderer Be- rücksichtigung der Fauna des oberen Lias. Von Dr. August Denckmann in Marburg. Hierzu ein ‚Atlas mit Tafel I-X (Nassau). Nebst einem palaeontologischen Anhang. ' re, Von Dr; Fritz. Frech. Hierzu 1 geognostische Karte ER - und 2 Petrefakten-Tafeln . “2 » ‘4. Anthozoen des rheinischen Mittel-Devon. Mit 16 litho- graphirten Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter Bd. Ix, Heft 1. Die Eehiniden des Nord- und Mitteldeutschen Vligocäns. Von Dr. Theodor ‚Ebert in Berlin. Hierzu ein ‚Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafel = >» 2 ‚R. Caspary: Einige fossile Hölzer Prämie, 2 2 Nach dem handschriftlichen Nachlasse ‚des Verfassers be- arbeitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Taf. u i Die devonischen Avienliden Dentschlands. Ein Beitrag 20 — 12 ee Ä ron » 3. Geologie der Umgegend' von Haiger bei Dillenburg ER er wa 16. I Fa zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 5 Tabellen, 23 Text bilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln . ER a Die Tertiär- und ‚Diluvial-Bildungen des Untermain. thales, der Wetterau und des Südabhanges des z - Taunus. ‘Von Dr. Friedrich Kinkelin in Frank- N 2 furt a/M. Mit zwei ‚geologischen Uebersichtskärtehen ERS AN RER er und 13 Abbildungen im Text . . Ba, x, Haft 1. Das Norddeutsche Unter- Oligoeän und seine Mollusken- Nebst Vorwort und 23 Tafeln . . 2% > 2 Das ‚Norddeutsche Unter-Oligoeän. und seine Mollusken- ' Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen 'in Göttingen. Fauna. Von Prof. Dr. A, von Koenen in Göttingen. ee . Lieferung I: Strombidae —_ ‚Murieidae. — Buceinidae, NE A an ya DIR ET REEL. Lieferung II: Conidae — Volutidae = rege Ei “ Nebst 16 Tafeln. ER - midae — Cerithidae — Turritellidae. ‚Nebst 13 Tafeln. 2 Haliotidae — Fissurellidae — Calyptraeidae — ee ee ne Se 10 ale ah Bee n3 N ZUR} 3 Das Norddeutsche Unter- Oligoeän und. seine Nollusken. ER ID ve: ' Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. Feb pi . Lieferung. III: Natieidae — Pyramidellidae — Euli- % EL REES 4. Das Norddentsche Unter-Oligoeän und seine Mollusken- N RR At - Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen. ; : . Lieferung IV: Rissoidae — Littorinidae — Turbinidae Patellidae. II. Gastropoda Opisthobranchiata. II. Gas- > u A tropoda Polyplacophora. 2. Scaphopoda — 3. ‚Pteropoda ET, , % 1153 h ‚None Folg ©. - Die Fauna des Era an und ı ‚ Unterharzes. ‚Mit 13 Steindruck- und 11 Prof. Dr. B. Kayser. Rare A Die Foraminiferen der Aachener Kreide; Hierzu ein Atlas mit 16 Tafeln . . Die regulären Echiniden der Kofidanraen x i 'daridae. Salenidae. Mit 14 Taf., von Prof. Dr ©; ‚ Benenortinehe: Beschreibung der Gegend ve Rothenfels, Gernsbach und Herrenalb. Von 00. geognostischen Karte. . . ‚Die Braunkohlen-Lagerstätten am ü isne am Stellberg. Mi > assessor A. Uth bl nd} de ‚ge 1: Geogl der Umgegend von Berlin, von G Be; endt un IIININUINGININ DATE DUE SEP 10 2004 DEMCO, INC. 38-2931 hi ur: