t EC exe SE H y i M ET UM ES Poetam, TANE mi ! Pa n TED "uu ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM EENNICH- TOMUS XXII. Set HELSINGFORSLE. Ex officina typographica Societatis litterariae fennicae MDCCCXCVII. 12204. * To eh m P 1 "MURA! TW3I92 CTTATS 13024 ERSTER ei * œ - LETTORE 1E y E E Adice evenit aaa d ae " Np + Hp ^ 4 - d” > Var m Iz » 4 à = nd , M » : y "À 4 j iy u u > LR he d TABLE DES ARTICLES CONTENUS DANS CE TOME. Über die Palpen der Rhopaloceren. Ein Beitrag zur Erkenntnis der Verwandtschaft- lichen Beziehungen unter den Tagfaltern, von ENZIO REUTER. Mit 6 Tafeln. Zur Theorie zweier allgemeinen Klassen bestimmter Integrale, von HJ. MELLIN. Moysi expositio, edidit F. GUSTAFSSON. Lord Byrons Weltanschauung, von Dr. J. O. E. DONNER. Glossar zur altnorthumbrischen Evangelienübersetzung in der Rushworth-handschrift (die sogenannte Glosse Rushworth ?), von UNO LINDELÖF. Recherches sur les liquides par E. J. MELLBERG. Sur la forme des intégrales des équations différentielles au voisinage des points singuliers, par ERNST LINDELÖF. Über die relative Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstituirten Malonsüureester, von EDV. HJELT. Minnestal öfver Adolf Moberg. Hållet på Finska Vetenskaps-Societetens àrs- och högtidsdag den 29 April 1896 af SELIM LEMSTRÖM. 25583 ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ. TOM. XXII. X 1. ÜBER DIE PALPEN DER RHOPALOCEREN. EIN BEITRAG ZUR ERKENNTNIS DER VERWANDTSCHAFTLICHEN BEZIEHUNGEN UNTER DEN TAGFALTERN. von ENZIO REUTER. MIT 6 TAFELN. Gerade für die Ordnung der Schmetterlin jeder neue Anh: Am zur Feststellung ihrer ver s a ne en Beziehu unter nder und zu ander e in nd s n Eure em + willkor sein», Frirz MÜLLER, Kosmos. I. S. 388. = — — M, e3*9e2 P eE—————— Vorrede. In einem kleinen Aufsatz habe ich!) die Bemerkung gemacht, dass auf der inneren Fläche der Schmetterlingspalpen und zwar am Grunde des Basalgliedes sich typisch ein leieht zu bemerkender nackter Fleck findet; zugleich wurde erwäbnt, dass auf diesem Fleck, welchem ich den Namen ,Basalfleck* beizulegen vorschlug, feine Reifen oder Rillen sowie einzelne Gruben und in grosser Anzahl eigentümliche kegelartige Haargebilde vorkommen, welche letztere, obwohl namentlich bei vielen Tagfaltern und zwar vor allem bei den Nymphalinae schon bei geringer Vergrüsse- rung deutlich sichtbar, früher nicht bekannt oder wenigstens nicht in der Litteratur erwähnt waren. Die Rillen wurden nach Lawrors?) als Stridulationsorgane, die beiden letztgenannten Gebilde in Analogie mit den von KRAEPELIN ?), Forez *), HAv- SER?) u. A. auf den Fühlern verschiedener Insekten beobachteten, als Sinnesorgane gedeutet; ob die in Rede stehenden Gebilde die Empfindungen des Geruches oder etwa die eines anderen diesem gleichartigen und benachbarten Sinnes vermitteln, wurde dahingestellt, und ist noch eine offene Frage. Ich machte zugleich darauf aufmerksam, dass vor allen anderen Schmetterlings- abteilungen die Rhopalocera ein ganz besonderes Interesse darbieten, weil bei ihnen die Kegel die grósste Mannigfaltigkeit an Formen und die hóchste Entwicklungs- stufe erreichen und zugleich die grössten Verschiedenheiten in ihrer Anordnung auf- weisen. 1) Über den ,Basalfleck* auf den Palpen der Schmetterlinge. Vorläufige Mittheilung. Zool. Anz. XI. N:o 988. 1888. S. 500—504. ?) LANDors, Die Ton- und Stimmapparate der Insecten. Leipzig 1867. 3) KRAEPELIN, Über die Geruchsorgane der Gliedertiere. Hamburg 1883. 2) Forez, Études myrmécologiques en 1884, avec une description des organes sensoriels des antennes. Bull. Soc. Vaud. sc. nat. XX, 91. S. 316—380. 5) Hauser, Physiologische und histiologische Untersuchungen über das Geruchsorgan der Insecten. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 34. 1880. S. 367 —403. Ra | Ul LIBRARY E SN Aer "f II Durch weitere Untersuchungen kam ich zu der Überzeugung, dass ein eingehen- deres Studium der Palpen und zwar vor allem des Basalflecks einen nicht unbe- trächtlichen Anhalt für die Erkenntnis der verwandtschaftlichen Relationen der ein- zelnen Gattungen und Gruppen innerhalb der Rhopalocera darbóte, entschloss mich daher meine Aufmerksamkeit speziell dieser Abteilung zuzuwenden und die Untersuchung über die sämtlichen Familien und womóglich auch über die kleineren Gruppen derselben auszudehnen, sowie das Material vom einheitlichen morfologischen Gesichtspunkte aus zu behandeln. So habe ich jetzt in angedeuteter Hinsicht 302 Rhopaloceren-Gattungen !) in 670 Arten und 3557 Palpen untersucht. Die Resultate dieser meiner Studien sind in der folgenden Abhandlung nieder- gelegt. Diese gliedert sich in zwei Hauptabschnitte, und zwar werden in dem ersten die direkten mikroskopischen Untersuchungen in beschreibender Weise dargelegt, wührend in dem zweiten die auf dieselben sich gründenden Sehlussfolgerungen nebst einer Diskussion auch anderer taxonomisch zu verwertenden Merkmale eine eingehende Behandlung erfahren. Weil der Basalfleck mit den auf ihm auftretenden Gebilden niemals eine ein- gehendere Besprechung erfahren hat ?), erschien es mir angemessen in dem ersten Abschnitte eine ziemlich detaillirte Darstellung der beobachteten Merkmale zu geben. Auch ist gerade eine genaue Kenntnis aller Einzelheiten für die in dem zweiten Abschnitte dargelegten morfologischen Schlussfolgerungen nötig. Bei der Beschreibung habe ich auf drei verschiedene Momente das Hauptgewicht gelegt: 1) den allgemeinen Bau und die äussere Gestalt der Palpen nebst dem Verhalten der einzelnen Glieder, 2) die Behaarung, bezw. die Beschuppung der- selben und 3) den Basalfleck und seine Strukturverhältnisse. Die beiden erstge- nannten Momente, welche von Seiten der Systematiker vielfach als Gattungs- und Artencharaktere Verwendung gefunden haben, scheinen überhaupt von viel geringerer taxonomischer Bedeutung zu sein als das letzte Merkmal, welches sich durch die an dem Basalfleck stattfindenden und oft ziemlich ungezwungen zu verfolgenden Diffe- renzirungsvorgänge überhaupt recht gut für eine morfologische Untersuchung eignet. !) Mehrere derselben, wie Danaida, Euploea u. A. werden jetzt oft in viele selbständige Gat- tungen aufgelöst, so dass die Zahl der untersuchten Gattungen eher etwas grösser ist. Unter ihnen finden sich inzwischen 22 Gattungen der Hesperiidae, welehe Familie ich von den eigentlichen Rhopa- loceren ausscheide. 2) Obwohl die Palpen vielfaeh als systematische Charaktere verwendet worden sind und sogar mitunter, wie von ScHATZ (Die Familie und Gattungen der Tagfalter. Fürth 1835/1892) eine allerdings schwach vergrüsserte Abbildung der Palpen vieler Gattungen gegeben ist, werden nirgends die fraglichen Gebilde erwähnt. IH In dem beschreibenden Teil dieser Arbeit habe ich mich vorläufig dem von ScHaATz!) gegebenen System angeschlossen, welches namentlich durch die Aufstellung mehrerer kleinerer, wie es scheint meist ziemlich natürlicher Gruppen vor den früheren Systemen einen bestimmten Vorzug hat. In einzelnen an der respek- tiven Stelle näher angegebenen Fällen habe ich inzwischen davon gewisse Abweichun- gen gemacht. Bei der Aufzählung der Gattungen der Hesperiidae, welche in Scuarz’ Arbeit nicht berücksichtigt werden, folge ich Kırzy’s Catalog 2). Bei jeder Gat- tung werden die von mir untersuchten Arten nebst der Zahl der von jeder Art untersuchten Palpen angegeben. Von vielen Arten war mir nur möglich die beiden Palpen eines Individuums zu untersuchen, weshalb ich in diesen Fällen nicht sagen kann, ob die untersuchten Exemplare etwa individuell von dem Typus der in Rede stehenden Art abweichen. Mit Rücksicht darauf, dass bei denjenigen Arten, die ich in mehreren Individuen untersuchen konnte, mit wenigen Ausnahmen die Variationsgrenzen sich als überhaupt ziemlich eng erweisen, ist inzwischen auch bei jenen Arten eine grössere Abweichung von dem normalen Verhalten kaum zu vermuten. In dem zweiten Abschnitte, welcher die Schlussfolgerungen- enthält, habe ich mich zunächst bemüht, die auf dem Basalfleck stattfindenden Differen- zirungsvorgänge soweit möglich zu verfolgen, die bei denselben sich geltend machende Gesetzmässigkeit zu erkennen und so einige Klarheit über die Morfogenese der verschiedenen Strukturformen zu gewinnen. Obgleich meine Untersuchungen noch in mehreren Punkten lückenhaft sind — es war oft unmöglich gerade das erwünschte Material zu erhalten — so bin ich doch betreffs der soeben genannten Frage zu einem gewissen Abschluss gekommen, weshalb ich es nicht für zu frühzeitig halte, die schon gewonnenen Resultate an die Offentlichkeit zu bringen. Im Gegensatz zu diesen morfogenetischen Ergebnissen kann es, weil die fysiologische Bedeutung der auf dem Basalfleck auftretenden Organe noch unbekannt ist — die von mir angestellten Experi- mente gaben negative Resultate — und auch die biologischen Erscheinungen der Schmetterlinge selbst noch sehr mangelhaft bekannt sind, von fysiogenetischen Be- funden natürlich keine Rede sein. Die Frage vom histologischen Bau jener Or- gane bildet den Gegenstand einer besonderen Untersuchung für sich, weshalb ich in dieser Arbeit auf jede Darstellung derselben verzichte. Eine weitere Aufgabe vorliegender Abhandlung, welche im engsten Zusammen- hang mit der oben erwähnten steht, besteht darin, die Resultate meiner Untersuchun- 1) SCHATZ, op. cit. ?) KIRBY, A Synonymic Catalogue of Diurnal Lepidoptera. London 1871. IV gen zu fylogenetischen Schlussfolgerungen zu verwerten, wobei die Verhält- nisse des Basalflecks in erster Linie unsere Aufmerksamkeit verdienen, die Behaarung und der allgemeine Bau der Palpen sowie das relative Verhältnis der einzelnen Glieder eine untergeordnete Rolle spielen. Weil inzwischen, wie dies auch schon von Anderen betont ist, ein einziges Merkmal nicht alles erklären kann und ein ein- seitiges Studium leicht zu irrigen Schlussfolgerungen führt, da es an einer nótigen Kontrolle mangelt, habe ich stets meine Befunde mit den Ergebnissen anderer mor- fologischer Untersuchungen verglichen und zudem womóglich die in den deskrip- tiven Arbeiten erwähnten Tatsachen morfogenetisch zu verwerten versucht, wobei alle Lebenstadien soweit bekannt berücksichtigt worden sind. Bei dieser Vergleichung lassen sich teils die auf den verschiedenen Wegen gewonnenen Resultate gut in Einklang bringen, teils stehen sie mit einander in Widerspruch. Im letzteren Falle habe ich die Divergenzen eingehender diskutirt und die oft scheinbaren Widersprüche zu erklären versucht. Weil die Rhopalocera nur selten einer morfologischen Behandlung unterworfen worden sind und in den einzelnen bisher erschienenen Arbeiten fast ausnahmslos nur eine engere Gruppe besprochen und dann meist nur ein einzelnes Merkmal berücksichtigt wird, stehen der von mir aufgestellten Aufgabe vielfach ausserordentliche Schwierig- keiten im Wege, Schwierigkeiten, über die uns nur durch künftige eingehende morfo- logische Untersuchungen hinübergeholfen werden kann. Andererseits erschien es mir gerade deshalb um so eher geboten, die ganze Tagfalter-Abteilung durch ihre grösseren und kleineren Gruppen hindurch zunächst inbezug auf ein Merk- mal einheitlich und eingehend vom morfogenetischen Gesichtspunkte aus zu behandeln. Ich habe für diese Untersuchung die Palpen und zwar namentlich die Strukturverhältnisse des Basalflecks gewählt, welche letztere wegen ihrer ver- steckten Lage nicht dem direkten Einfluss einer Anpassung an die Aussenwelt aus- gesetzt sind und so vielfach unverfülscht die wahre Blutsverwandtschaft zu verraten scheinen, wo diese in anderen Instanzen mehr oder weniger verwischt ist. Andere mögen weitere ausgiebige Merkmale in ähnlicher Weise behandeln. Erst wenn so mehrere Merkmale beurteilt, die verschiedenen Resultate mit einander verglichen und nüher kontrollirt worden sind, wobei es ófters zu einem Kompromiss kommen muss, werden wir einen sicheren Einblickin die genealogischen Relationen der verschiedenen Tagfalter-Gruppen gewinnen. Inzwischen hat bis dahin jedes ernste Streben. einen Beitrag zur Erkenntnis derselben zu liefern, wie dies die Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist, seine volle Berechtigung. Was nun die Anordnung des Stoffes in dem zweiten Abschnitte betrifft, so habe ich in der Regel zunächst die kleineren Gruppen, Triben und Subtriben, behandelt, wobei ich stets von meinen eigenen Untersuchungen ausging; und zwar V wird zuerst eine auf die Palpenmerkmale sich beziehende Charakteristik der frag- lichen Gruppen, dann womóglieh eine kurze Darstellung der innerhalb dieser Grup- pen zu verspürenden Differenzirungsvorgänge, bezw. Entwicklungsrichtungen gegeben, sowie die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gattungen besprochen. Um den Zusammenhang nicht zu verlieren, sowie um meine Untersuchungen und Er- gebnisse mit denen Anderer nicht zu vermischen, werden in beigefügten Fussnoten öfters auch weitere Merkmale beurteilt, welche Aufschlüsse über die verwandtschaft- lichen Relationen der in Rede stehenden Gattung oder Gruppe gestatten !), wie auch die Befunde verschiedener Autoren angeführt und, falls sie mit den meinigen im Wi- derspruch stehen, näher diskutirt. Wenn die systamatische Stellung einer Gattung oder Gruppe als angefochten gilt, wird meist eine kurze Übersicht der verschiedenen Auffassungen gegeben, wobei, um zugleich den historischen Gang derselben zu ver- anschaulichen, die Jahreszahlen der zitirten Arbeiten meist zugleich ausgesetzt wer- den. Hierdurch wird der in jedem einzelnen Falle zu besprechenden Frage so zu sagen ein gewisses Relief verliehen. Von einer kleineren Abteilung gehe ich zu der nächst höheren systema- tischen Kategorie über, welche in ähnlicher Weise behandelt wird, und zwar ist zu bemerken, dass je höheren Rang diese Kategorie besitzt um desto mehr tritt, wie gebürlich, bei der taxonomischen Beurteilung eine immer grössere Summe von Merk- malen und zwar womöglich aus allen Lebensstadien in den Vordergrund. Ehe ich mich der Besprechung einer höheren Kategorie zuwende, werden öfters die gegensei- tigen verwandtschaftlichen Relationen der nächst untergeordneten Abteilungen diskutirt. Einer leichteren Übersichtlichkeit wegen habe ich nach der Behandlung der verschie- denen Gruppen die gewonnenen Ergebnisse meist in einer kurzen Zusammenfassung dargelegt, sowie am Ende der grösseren Abteilungen in einem Rückblick nochmals an einer Stelle die Resultate rekapitulirt. Diese Anordnung führt zwar zu einigen Wiederholungen, dieser Übelstand dürfte jedoch durch einen gewissen praktischen Vorteil aufgehoben werden. Nachdem ich mich so mit den verschiedenen Haupt- abteilungen der ZAopalocera s. str. und mit ihren mutmasslichen genealo- gischen Beziehungen beschäftigt habe, wird eine Darstellung ihrer gegenseitigen Relationen gegeben, dann die Frage von der genetischen Beziehung des aus der Familie Hesperiidae bestehenden Subordo Grypocera und des Subordo Rhopalo- cera in aller Kürze berührt. Schliesslich folgt ein Versuch eines Systems der Rhopalocera und ein Entwurf des Rhopaloceren-Stammbaums. 1) Bei der Beurteilung der systematischen Stellung verschiedener Gattungen und Gruppen wer- den oft viele nicht ausdrücklich erwähnte Merkmale berücksichtigt, deren Aufzählung ich namentlich in denjenigen Fällen, wo sich abweichende Auffassungen überhaupt nicht geltend machen, für über- flüssig halte. VI Auf den dieser Arbeit beigefügten Tafeln wird mit einzelnen Ausnahmen nur eine Abbildung des Basalgliedes der Palpen und zwar von dessen Innenseite gege- ben. Dies wurde teils mit Rücksicht auf den beschränkten Raum der Tafeln, teils und hauptsächlich deshalb getan, weil der Basalfleck, welcher den wichtigsten Teil bildet, jedenfalls stets zur Ansicht kommt; ausserdem wird von Schatz, obwohl in kleinem Massstab, eine Abbildung der ganzen Palpe recht vieler Gattungen gegeben. Die Abbildungen, durch welche meist nur eine Gattung jeder wichtigeren Tribus ver- treten wird, sind allzu wenige um den organischen Zusammenhang der verschiedenen Strukturformen, welche oft dureh vermittelnde Übergünge verbunden werden, zum gebührlichen Ausdruck kommen zu lassen. Es war mir aber unmóglich mehr Abbil- dungen zu geben. Zum richtigen Verständnis dieser Abbildungen kann deshalb nur ein genaues Studium der im Texte gegebenen Ausführungen beitragen. Bei der Benennung der verschiedenen systematischen Kategorien bin ich der Praxis gefolgt, die gleichwertigen Abteilungen stets dureh gleiche Endsilben zu cha- rakterisiren und zwar werden Gentes (Familien höherer Ordnung), welcher Begriff von Max Fürbringer!) eingeführt ist und den ich hier aeceptire nach dem Vor- schlag des genannten Autors mit der Endung -i (resp. -ae oder -es) bezeichnet. Die Familien, Subfamilien, Stirpes, Triben und Subtriben werden durch die End- silben -idae, -inae, -ina, -idi und -ini determinirt. Nach dem Vorgang AporrH's?) und REDTENBACHER’S 3) ist in der letzten Zeit durch die vergleichend morfologischen Untersuchungen mehrerer Autoren, wie Haas ®), SPULER 5), Comstock 5) und Packanp?) auf wissenschaftliche Gründe sich stützende !) FÖRBRINGER, Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel. II. Allgemeiner Theil. Amsterdam 1888. 2) AporPH, Ueber Insectenflügel. Nova Acta Ac. Leop. Carol. XLI. 2. 1879/80. S. 213—291. 3) REDTENBACHER, Vergleichende Studien über das Flügelgeäder der Insecten. Ann. k. k. Naturh, Hofm. I. 3. 1886. S. 153—322. 3) HAAsE, Zur Entwicklung der Flügelrippen der Schmetterlinge. Zool Anz. XIV. 1891. S. 116—117. — Zum System der Tagfalter. Iris. Dresden. IV, 1. 1891. S. 1—33. — Untersuchungen über die Mimicry auf Grundlage eines natürlichen Systems der Papilioniden. Th. I. Biblioth. Zool. (Chun und Leuckart) Bd. III. H. 8. 1891. 5) SpuLER, Zur Phylogenie und Ontogenie des Flügelgeüders der Schmetterlinge. Zeitschr. wiss, Zool. LIII. 1892. S. 597—646. °) Comstock, Evolution and Taxonomy. Ithaca, N. Y. 1893. — The Venation of the Wings of Insects. Sonderabdr. of ,The Elements of Insect Anatomy" by John Henry Comstock and Vernon L. Kellogg. Ithaca, N. Y. 1895. 1) PACKARD, On a rational nomenclature of the veins of insects, especially those of Lepidoptera. Psyche. 1895. S. 235—241. VII Bezeichnung der verschiedenen Adern der Schmetterlingsflügel ermöglicht. In dem Folgenden bin ich Haase’s Bezeichnung gefolgt. Die Adern sollen demnach, wenn dieselben in der Reihenfolge vom Vorderrande zum Hinterrande beider Flügel auf- gezählt werden, folgendermassen heissen. Vorderflügel: Subeostalis (SC); Radialis, 5 ästig (R,_,); L, 2. und 3. Medianast (M, ;); Cubitalis mit dem 1., 2. (und 3.) Cubi- talaste (C, 3); 1. und 2. Dorsalast (D, 3); der bei Papilio, Morpho und einigen Nym- phalinae vorkommende kleine Sporn am Grunde der Cubitalis ist als Cubitalsporn zu bezeichnen. Hinterflügel: Subcostalast; Subcostiradialis; hintere Radialis; 1., 2. und 3. Medianast (M, ,); Cubitalis mit dem 1., 2. (und 3.) Cubitalaste (C, 3); 1. und 2. Dorsalast (D, 54). Die bisweilen vorhandene kleine Zelle am Grunde der Hinterflügel ist als Radialzelle, die die Discoidalzellen beider Flügel begrenzenden Queradern nach ScHarz als obere, mittlere und untere Discozellulare (ODC, MDC und UDC) zu bezeichnen. Zur näheren Orientirung gebe ich nun eine kurze Darstellung der verschiedenen Palpenmerkmale, wobei zunächst eine Bemerkung betreffs der von mir gebrauchten Ausdrücke vorausgeschickt werden mag. Bei der Bezeichnung der einzelnen Teile der Palpen stelle ich mir diese stets in ihrer natürlichen Lage vor. Ich unter- scheide demnach die untere, bezw. vordere, in der Regel lànger behaarte Bauchseite (den Bauch) von der oberen, bezw. hinteren Rückenseite (dem Rücken), die gegen den Saugrüssel gerichtete Innenseite von der entgegengesetzten Aussenseite, den dem Kopfe näher befindlichen proximalen Teil der Palpe, bezw. eines Gliedes oder des Basalflecks von dem entgegengesetzten distalen. - Was nun den Basalfleck anbetrifft, so befindet er sich auf der Innenseite des Basalgliedes und zwar erstreckt er sich vom Grunde (dem proximalen Ende) dieses Gliedes aus zumeist etwa bis zur Mitte desselben, erreicht seltener dessen distales Ende und dehnt sich in Ausnahmefäl- len (z. B. Hypolycaena, Pentila, Liptena, Larinopoda u. A.; vgl. Taf. V. Fig. 69) sogar über den proximalen Teil des Mittelgliedes aus; in anderen Fällen ist er gerade entgegengesetzt auf einen kleinen Raum am proximalen Ende des Basalgliedes beschränkt (vel. z. B. Gynaecia Taf. III. Fig. 32). Der Basalfleck nimmt öfters beinahe die ganze, oder nur die halbe Breite der Innenseite des Basalgliedes ein, ist am proximalen Teil überhaupt am breitesten, wird distalwürts oft keilförmig verjüngt oder auch quer abgerundet und dann zumeist fast gleichmässig breit. Er wird unten, d. h. gegen die Bauchseite des Gliedes hin, von der unteren Schuppengrenze, am distalen Ende von der vorderen Schuppengrenze und zwar mehr oder weniger bestimmt begrenzt; oben fällt die Begrenzung des Basalflecks mit dem Rücken des Gliedes VIII zusammen oder richtiger, er erstreckt sich über den Rücken hin, um erst dann von den Schuppen begrenzt zu werden. Hinten d. h. proximalwärts geht er entweder in den in diesen Fällen oft einigermassen lang ausgezogenen Palpenstiel unmerklich über oder wird er auch durch eine mehr oder weniger tiefe Furche von dem Palpenstiel abgegrenzt; im letzteren Falle wird er entweder quer abgestutzt oder gleichmässig schief abfallend oder auch abgerundet, bezw. stumpf vorgebuchtet, oder endlich mehr oder weniger stark nach hinten und oben ausgezogen, wobei er an dem unteren Teil öfters durch eine hintere Furche eingedrückt erscheint. Die Kegel zeigen grosse Abwechselungen in ihrer Anordnung und Entwicklungs- stufe. Sie kónnen über den ganzen Basalfleck zerstreut dastehen und überall ziem- lich gleichmässig schwach entwickelt sein. Zumeist werden jedoch die distalen, bezw. die periferischen Kegel mehr oder weniger stark rückgebildet und gleichzeitig hier- mit erreichen ófters die proximalen Kegel, welche zugleich überhaupt am dichtesten angesammelt stehen, eine verhältnismässig hóhere Entwicklungsstufe. Infolge dessen erleidet auch die Form des von den Kegeln eingenommenen Gebietes manche Abwechselungen. So erscheint es öfters als ein durchaus diffuses, streifenartiges, von dem Grunde des Basalflecks aus sich meist der Mitte desselben entlang mehr oder weniger weit distalwärts erstreckendes und nach und nach verjüngtes Gebiet. Durch weiter gehende Rückbildung der distalen und entsprechend höhere Ausbildung der proximalen Kegel, wodurch der Kontrast zwischen ihnen immer hóher gesteigert wird und welche Differenzirungsvorgänge zu völligem Verschwinden jener und Allein- herrschen dieser führen kónnen, nehmen die proximalen Kegel — welche dann gewis- sermassen im Gegensetz zu den distalen kleinen Kegelgebilden als die eigentlichen Kegel bezeichnet werden können, aber jedenfalls mit jenen homolog sind!) — oft einen eircumseripten und markant begrenzten Raum am proximalen Teil des Basalflecks ein. Hand in Hand mit dem soeben geschilderten Prozess findet ein anderer nicht weniger prügnante statt. Es kommt nämlich und zwar auf dem proximalen Teil des Basalflecks, welcher Teil überhaupt eine grosse Plasticität besitzt, zur Differenzirung einer mehr oder weniger deutlichen Erhabenheit, welche in verschiedenen Formen auftreten kann. So stellt sie mitunter eine schmal streifenartige, distal wàrts verjüngte oder balkenartige, oder eine verhältnismässig breite und zumeist vorn abgerundete Anschwellung dar; oft erhebt sich namentlich ihr oberer und vorderer Rand sehr steil von dem umgebenden Basalfleck, wodurch sie als eine scharf begrenzte Vorwól- bung erscheint; in gewissen kleineren Gruppen wird er unten durch eine proximale 1) In meinem oben zitirten Aufsatz wurde wegen der damals noch in verhültnismüssig geringer Ausdehnung vorgenommenen Untersuchungen die Homologie derselben in Frage gestellt. IX Furche begrenzt und dann mehr oder weniger stark nach hinten und oben ausgezogen, so einen hinten ausgeschwungenen gestielten kissenartigen Vorsprung darstellend. Die Erhabenheit kann sich nach der Längsrichtung des Basalflecks ziehen oder eine beinahe diagonale oder auch eine quere Lage auf demselben einnehmen. Bisweilen, und zwar am prägnantesten bei gewissen Zycaenidae, kommt es statt einer Erhaben- heit zur Differenzirung eines scharf begrenzten wasserhellen Fleckes am proximalen Teil des Basalflecks. Mitunter findet eine sekundäre Rückbildung der Erhabenheit statt; niemals dürfte aber auf eine solche Rückbildung wieder die Differenzirung einer Erhöhung folgen. Die Kegel stellen chitinöse Gebilde von abwechselnder Gestalt dar. So sind sie, und zwar meist bei denjenigen Typen, wo sie über den ganzen Basalfleck zerstreut dastehen und überall beinahe gleichmässig entwickelt sind oder ein diffuses Gebiet bilden und distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz abnehmen, ziemlich schwach ausgebildet, schmächtig und spitzig, gerade. Bei der Rückbildung der distalen Kegel sinken diese zu winzig kleinen papillenartigen Gebilden herab (vgl. Fig. 26 e.), bis sie schliesslich ganz verschwinden. Die proximalen Kegel können mitunter, wie bei Parnassius und Verwandten, eine verhältnismässig kurze und recht dicke sowie ziem- lich stumpfe Gestalt erhalten. In anderen Fällen und zwar bei Formen, welche eine höher differenzirte Anschwellung, bezw. einen Vorsprung (auch wenn dieser inbezug auf seine Erhabenheit rückgebildet ist) besitzen und die distalen Kegel eine weitgehende Reduktion erfahren haben, erreichen die proximalen Kegel öfters eine recht hohe Ent- wicklungsstufe und zeigen einen sehr kräftigen Bau; sie sind dann oft schön regel- mässig parallel angeordnet, namentlich auf den stark gewölbten Vorsprungsformen mehr oder weniger kräftig gebogen und dachziegelartig übereinanderragend (Vel. Fig. 26 a—e, wo eine Abbildung verschiedener in einander allmählich übergehender Kegel von Vanessa Urticae wiedergeben wird). In der Regel sind die Kegel aufwärts, bisweilen aber auch vorwärts oder nach hinten gerichtet. Selten führt die von den distalen Kegeln eingeleitete Reduktionserscheinung zu völligem Verschwinden auch der proximalen Kegel. Die Gruben, auf deren Bau ich vielleicht bei einer anderen Gelegenheit näher eingehen werde und welche mit den Schuppenbälgen nicht zu verwechseln sind, finden sich meist in geringer Anzahl, 2 à 3—15, auf der Mitte des Basalflecks oder eher auf seiner distalen Hälfte zwischen den Kegeln, sie rücken mitunter (bei einigen Nymphalinae) ganz oder nur zum Teil in den vorderen (distalen) Teil des Vorsprungs hinein und werden dann oft unter den Kegeln, bezw. unter dem überragenden Vor- derrande des Vorsprungs selbst vüllig versteckt. Nicht selten sind die Gruben sehr undeutlich und schwierig zu entdecken, oft stechen sie aber recht deutlich von dem Basaltleck ab. Die in meinem oben zitirten Aufsatz erwähnten Rillen kommen, wenn überhaupt vorhanden, meist auf dem oberen Rande des distalen Teils des Basalflecks vor, sind aber oft sehr undeutlich und scheinen ziemlieh willkürlich aufzutreten, weshalb ich dieselben meist nicht berücksichtigt habe. Die Farbe des Chitins der Palpen, bezw. des Basalflecks kann zwischen trüb dunklem Braun und hellem Braun oder Grau oder Weisslichgelb schwanken, ja erscheint sogar bisweilen fast durchsichtig wasserhell. Die Behaarung der Bauchseite der Palpen besteht entweder auf allen drei Gliedern ans mehr oder weniger langen, abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren oder auch kommt diese Art der Behaarung ausschliesslich auf dem Basalgliede und zwar vor allem am Grunde desselben vor, während die Bauchseite im übrigen kurz anliegend behaart, bezw. beschuppt ist. Auf dem Bauche finden sich mitunter steife Stacheln oder starre Grannenhaare eingestreut. Die Innenseite der Palpen ist mit meist anliegenden Schuppen von verschiedener Gestalt mehr oder weniger dicht bekleidet; die untere und vordere Schuppengrenze des Basalflecks wird von solchen Schuppen gebildet, und zwar nehmen diese bisweilen bei einem beschrünkteren Raum des Basalflecks eine aufrecht stehende Lage ein. Selten, wie bei Miletus und Eurybia, sowie durchgehends bei den Zesperiidae treten auf der Innenseite je verschiedenartige deformirte Haargebilde auf. Der Rücken namentlich des Mittelgliedes zeigt einen Haarkamm von verschiedener Hóhe und Dicke, welcher oft gegen das Ende des genannten Gliedes hin einen mehr oder weniger deutlich abgesetzten Schopf bildet. Die Aussenseite der Palpen ist in der Regel angedrückt behaart. Um für die taxonomische Beurteilung der verschiedenen Basalflecksformen der Rhopalocera einigen Anhalt zu gewinnen, ist es zuerst nötig, einen allge- meinen Überblick über die entsprechenden Verhältnisse bei den Heteroceren zu erhalten. Bei diesen herrscht überhaupt ein Basalflecks-Typus vor, der sich durch einen ziemlich ausgedehnten Umfang, durch distalwärts verjüngte Form und meist wenig regelmässige Begrenzung auszeichnet und wo die zumeist schwach und einigermassen gleichmässig ausgebildeten Kegel, an deren Homologie mit denen der Rhopaloceren durchaus nicht zu zweifeln ist, im allgemeinen ein mehr oder we- niger diffuses und, mit Ausnahme bei Castnia, nicht erhabenes Gebiet bilden, also ein überhaupt generalisirter, indifferenter Typus. Ein ähnliches Verhalten kommt, wie früher gezeigt, noch mehr oder weniger prägnant in verschiedenen Abtei- lungen der Rhopalocera und zwar bei den in mehreren anderen Beziehungen als über- haupt relativ ursprünglich anzusehenden Formen vor; innerhalb jeder grösseren Rhopaloeeren-Abteilung und zwar auffallend genug bei Formen, die sich auch in anderen Instanzen als verhältnismässig abgeleitet erweisen, macht sieh nun aber XI eine höhere, sei es durch progressive, sei es durch retrograde Entwicklung charak- terisirte Spezialisirung geltend, eine Spezialisirung, welche überhaupt niemals unter den Heteroceren, bei denen in dieser Hinsicht überhaupt eine sehr grosse Einförmig- keit herrscht, anzutreffen ist. Es liegt mithin auf der Hand, jenen indifferenten Typus als den relativ primitiven zu betrachten. Auf denselben lassen sich auch in der Tat alle unter den Zhopalocera vorkommenden Formen mehr oder we- niger direkt und ungezwungen zurückführen. Es mag an dieser Stelle erwühnt werden, dass ich vor allem durch Lesen des oben zitirten bewundernswerten Werkes von Max FÖRBRINGER, welches vielfach auf meine Studien befruchtend eimwirkte, die wissenschaftliche Anregung zu der vorlie- senden Arbeit in ihrer jetzigen Fassung erhielt. Es ist mir ferner eine angenehme Pflicht dem Herrn Prof. Dr. Car. ÅURIVILLIUS in Stockholm meinen herzlichsten Dank für sein freundliches Wohlwollen auszu- sprechen, wodurch ich in die Lage gesetzt wurde, die reiche Litteratur der Bibliothek der Künigl. Schwed. Akademie der Wissenschaften zu benutzen, sowie für seine anerkennenswerte Freigebigkeit, mir mehrere seltene exotische Rhopaloceren — unter denen namentlich Pseudopontia, Meneris und Euxanthe hervorgehoben werden mögen — zur Verfügung zu stellen. Schliesslich erlaube ich mir mich an diejenigen gelehrten Gesellschaften, Museen und Privatpersonen, welche ein überflüssiges Material von Rhopaloceren, bezw. schad- hafte Exemplare besitzen, die für die Sammlung kaum einen Wert haben aber jeden- falls für meine Untersuchungen brauchbar sind, mit der höflichen Bitte zu wen- den, im Interesse der Wissenschaft eefälligst das Material, das sie nicht brauchen, mir zu überlassen, um dadurch mich in den Stand zu setzen, die in der vorliegenden Arbeit noch bestehenden Lücken auszufüllen und einen genügenderen Anhalt für die Erkenntnis der mutmasslichen blutsverwandtschftlichen Beziehungen namentlich der noch in systematischer Hinsicht angefochtenen Gattungen und Gruppen, sowie Klar- heit über manche noch in Dunkel gehüllte Fragen zu gewinnen. Ich gebe unten diejenigen Gattungen und Formenkreise an, von denen es vor allem erwünscht wäre Repräsentanten zur Untersuchung zu erhalten: Styx STGR, Mesapia Gray, Davidina OszwrH.. Pycina Wesrw., Amnosia Wrsrw., Mynes Dorsp., Herona Wxsrw., Calinaga Moonw, Penthema Wxsrw., Isodema Fern., Apaturidi (na- XTI mentlich der östlichen Tropen), Morphinae (vor allem der östlichen Hemisfäre), Coe- lites Wzsrw., Orinoma Gray, Anadebis Buvr., Ragadia Westw., Bletogona Kerr. Caerois HöBnN., Heteropsis Wesrw., Simiskina Dist., Perophthalma Wrsrw., Theorema Hew., Micandra Schatz, afrikanische und indo-australische Lycaenidae. Ausserdem werden Vertreter auch jeder anderen Gattung und zwar namentlich solcher, die in der vorliegenden Arbeit nieht besprochen sind, mir stets willkommen sein. Für jede, wenn auch noch so geringe Zusendung bin ich sehr dankbar. Helsingfors im Mai 1896. Enzio Reuter. Inhaltsverzeichnis Vorrede MS Untersuchungen Fam. I. Papilioniden. I. Papilio-Gruppe. IT. Parnassius-Gruppe III. Thais-Gruppe Fam. II. Pieriden . b" Gruppe I. Dismorphiden . Gruppe II. Pieriden . Gruppe III. Dryaden. Gruppe IV. Chariden Fam. III. Danaiden Fam. IV. Neotropiden L Gruppe. IL Gruppe. : Mechanitis-Gruppe . Ithomien-Gruppe. Fam. V. Acraeiden. Fam. VI. Heliconiden . Fam. VII. Nymphaliden I. Argynnis-Gruppe . IT. Melitaeen-Gruppe . III. Vanessen-Gruppe . IV. Diademen-Gruppe . V. Ageronien-Gruppe. Anhang: Bibliden- Gruppe VI. Eunica-Gruppe . A. Eunica-Gruppe (im eng. S.). B. | Catagramma- Gruppe Fam. VIII. Fam. Fam. Fam. Fam. Anhang: C. Gynaecia- Gruppe VIL Neptis-Gruppe . Limenitis-Gruppe . IX. Euthalien-Gruppe . X. Apaturen-Gruppe . . XI. Anaeen-Gruppe . . Anhang: Pseudonym- phaliden-Gruppe . Nymphalis-Gruppe Morphiden . = A. Morphiden der neuen Welt. B. Morphiden der alten Welt . XII. IX. Brassoliden . X. Satyriden I. Haetera-Gruppe IL Lethe-Gruppe . III. Myealesis-Gruppe . IV. Melanitis-Gruppe . V. Satyrus-Gruppe 1. Euptychien-Gruppe 2. Ypthima-Gruppe 3. Erebien-Gruppe 4. Satyrus-Gruppe VI. Pronophila-Gruppe Abweichende Formen XI. Libytheiden. XII. Eryciniden . Subfam. 1. Nemeobiinen . Subfam. 2. Euselasinen . XIV Lemoniinen Lycaeniden Theclinae & Lyca- Subfam. 3. Fam. XIII. Subfam. I. ninae . Subfam. 11. Fam. XIV. Lipteninae Hesperiiden . Schlussfolgerungen . Subordo Grypocera . Fam. Hesperiidae . Subordo Rhopalocera Gens I. Papiliones Fam. I. Papilionidae Trib. I. Papilionidi Trib. II. Parnassiidi . Gegenseitige Relationen der Papi- lionidi und Parnassiidi. Zusammenfassung Fam. II. Pierididae Subfam. I. in Subfam. II. Pieridinae Stirps I. Pieridina . Tribus I. Pierididi . Subtrib. 1. Pieridini Subtrib. 2. Pontiini. Zusammenfassung . Tribus II. Teracolidi . Subtrib. 1. Anthocha- ritini Z usammenfassung. Subtrib.2. Teracolini ASA D an Tribus III. Catopsiliidi Zusammenfassung Stirps II. Dismorphiina . Tribus IV. Dismorphiidi Zusammenfassung Rückblick auf die Fam. Pierididae Vergleichender Rückblick auf die Papilionidae und Pierididae. Gens Papiliones Z usammenfassung Gens II. Lycaenae. Fam. III. Lycaenidae Subfam. I. Lipteninae Subfam. II. Lycaeninae Gegenseitige Relationen der Lipte- ninae und Lycaeninae Zusammenfassung Fam. IV. rn. Subfam. I. Nemeobiinae Tribus I. Nemeobüdi TribusIl. Euselasiidi Gegenseitige Relationen der Nemeo- biidi und Euselasiidi . . . . Zusammenfassung Subfam. IT. Lor Zusammenfassung Gegenseitige Relationen der Nemeo- biinae und Lemoniinae . Zusammenfassung ds Vergleichender Rückblick auf die Lycaenidae und Erycinidae. Gens Lycaenae : Z en Sn Gegenseitige Relationen der Con tes Papiliones und Lycaenae Zusammenfassung Gens III. Libytheae Fam. V. Libytheidae . Zusammenfassung Gens IV. Danaidae Fam. VI. Danaididae . Subfam. I. Danaidinae Tribus I. Danaididi Zusammenfassung. Tribus II. Euploeidi Zusammenfassung Tribus III. Itunidi . Rückblick auf die Subfam. Danai- dinae . 2 ruso ER sd Subfam. IT. Clothildinae Zusammenfassung Subfam. IIT. Hamadrya- dinae : Zusammenfassung Subfam. IV. Ithomiinae 289. Gegenseite Relationen der Danaidi- nae, Clothildinae, Hamadryadi- nae und Ithomiinae. Rückblick auf die Fam. Danaididae . Zusammenfassung . . . . Gens Danaidae. Die verwandt- schaftliehen Relationen derselben Zusammenfassung Gens V. Satyri. M. t Fam. VII. Satyridae . Subfam. I. Satyrinae . Stirps I. Haeterina Tribus I. Haeteridi. Zusammenfassung Stirps II. Satyrina. Tribus II. Antirrhaei- di Zusammenfassung Tribus III. Lethidi. Zusammenfassung. . Tribus IV. Melanitidi Zusammenfassung Tribus V. Mycalesidi Zusammenfassung Tribus VI. Maniolidi Zusammenfassung Tribus VIT. Satyridi Zusammenfassung Tribus VIII. Ypthi- midi : Zusammenfassung Tribus IX. Eupty- chiidi . Zusammenfassung . Tribus X. Pronophi- lidi. Zen nee) Stirps III. Elymniina . Tribus XI. Elymniidi Zusammenfassung Stirps IV. Zetherina . Tribus XII. Zetheridi Zusammenfassung Rückblick auf die Subfam.Satyrinae " 341. Subfam. II. Brassolinae. Zusammenfassung Subfam. IIT. Morphinae . Tribus I. Morphidi. Tribus II. Amathusiidi Tribus III. Biidi Zusammenfassung Gegenseitige Relation der NOU Amathusiidi und Biidi . Zusammenfassung e Gegenseitige Relationen der Saty- rinae, Brassolinae und Morphinae ückblick auf die Fam. Satyridae Zusammenfassung Gens Satyri. Die verwandtse ;haftli- chen Relationen derselben Zusammenfassung Gens VI. Nymphales. Fam. VIII. Nymphalidae Subfam. I. Acraeinae. Subfam. IT. Heliconiinae Subfam. III. Nymphalinae Tribus I. Argynnidi Subtrib. Argynnini. Subtrib. 2. Cynthiini Zusammenfassung Tribus IT. Melitaeidi . Zusammenfassung Tribus IIT. Vanessidi. Subtrib. 1. Vanessini . Zusammenfassung Subtrib 2. Kallimini . Zusammenfassung Subtrib. 3. Junoniini . Zusammenfassung Subtrib. 4. Eurytelini. Zusammenfassung Rückblick auf die Tribus Vanessidi Tribus IV. Diademidi. Zusammenfassung Tribus V. Apaturidi Zusammenfassung Tribus VI. Megaluridi Zusammenfassung XVI Tribus VII. Gynaeciidi . Subtrib. 1. Aganisthini Subtrib. 2. Gynaeciini Zusammenfassung Tribus VIII. Ageroniidi. Zusammenfassung Tribus IX. Didonidi . Zusammenfassung Tribus X. Eunicidi Subtrib. 1. Eunicini Subtrib. 2. Catagrammini Zusammenfassung Tribus XI. Dynaminidi . Zusammenfassung Tribus XII. Limenitidi Subtrib. 1. Limenitini. Zusammenfassung Subtrib. 2. Parthenini. Zusammenfassung Tribus XIII. Neptidi Zusammenfassung EN Tribus XIV. Nymphalidi Tribus XV. Anaeidi Zusammenfassung : Rückblick auf die Subfam. er phalinae . Gegenseitige Relationen der i 'ae- inae, Heliconiinae und Nympha- linae. Rückblick auf die Fam. Nymphalidae or n2 Zusammenfassung E AREE Gens Nymphales. Die verwandt- schaftlichen Relationen dersel- ben Z usammenfassung Gegenseitige Relationen der Gentes. Rückblick auf die Subordo Rhopalocera s. str. Monofyletischer Ursprung desselben . Zuzammenfassung Die Rhopalocera s. 1. eine he- terogene Abteilung. Diskus- sion der genealogischen Re- lationen der Subordines Gry- pocera und Rhopalocera S. str. Paläontologische Ergeb- nisse j Z WU Pvt Versuch eines Systems der Rhopalocera . Entwurf eines Stammbaums der Rhopalocera Litteraturverzeichnis Alfabetisches Register Berichtigungen ta Erklärung der Tafeln . Untersuchungen, Fam. I. Papilioniden. I. Papilio-Gruppe. Papilio L. Leonidas FABR. INC ems di ONE) EN PRET (D var. Anthemenes WALLENGR. 92: PARIS Du ette ATEN Sh UA VARA vt Bolydanasele re regt Dolieaona ORAN a: Eurimides CRrRAM. Protesilaus L. 6. var. Mylotes Bates . 4, Sinon Fagr. (Fig. 2) 4. Hector L. 2 Podalirius L. 8; Agavus Dnv. 12. Sarpedon L. 2: Androgeos CnAw. 6. Aegistus L. 4. Torquatus CRAw. PASEO Liebe 0 Alexanor Esr. 2. IS. E E E PANNE dS Xuthus L. 9. 'emrollems- Deren DS Machaon L. 8. Palpen sehr kurz, gleichmässig gebogen, aufsteigend, fest an die Stirn ange- drückt, meistens ziemlich dick, bisweilen (Agavus, Hector etc.) merklich seitlich zu- sammengedrückt, oft stark schräg nach oben und aussen gewunden. Die beiden ersten Glieder beim c^ vollständig mit einander verwachsen, beim 9 meist deutlich getrennt. Basalglied bei diesem lang, gleichlang wie Mittel- und Endglied zusammen, am Grunde mehr oder weniger schmal gestielt, etwa von dem ersten Viertel an allmählich nach dem Ende zu verjüngt. Endglied sehr klein, kurz und stumpf eifórmig — knopfformig. Behaarung dicht, an der Innenseite aus ziemlich grossen länglichen Schuppen beste- hend, welche das distale Ende des Basalflecks von unten an nach oben in schrüger Linie begrenzen; die Bauchseite ihrer ganzen Länge nach dicht abstehend, z. T. borstenartig, behaart; der Rücken, wie auch das Endglied, anliegend kurz behaart, bezw. beschuppt. 4 Exzio REUTER. Basalfleck c. !/,—?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwärts von den dichtstehenden Schuppen schief begrenzt, mehr oder weniger stark konvex, am oberen Teil — selten auch an dem unteren (Agavus) — quer gerunzelt, hinten ohne merkliche Grenze in den Palpenstiel übergehend. Die Anordnung und Entwicklungsstufe der Kegel variirt. Bei einigen Arten (Aegistus, Dolicaon, Polydamas) sind die Kegel über den grössten Teil des Basalflecks diffus zerstreut, sehr klein. Zuweilen (Agavus, Hector) nehmen die Kegel, welche hier ausserordentlich klein, papillenförmig, bezw. kaum merkbar sind, einen beschränkten, unbestimmt begrenzten Raum an der proxi- malen Hälfte des Basalflecks ein. Bei anderen Arten (Leonidas var. Anthemenes, Po- dalirius, Sinon, Protesilaus), und zwar in successiver Progression in jetzt angegebener Reihenfolge, macht sich eine Specialisirung bemerkbar, welche sich darin äussert, dass auf der unteren Hälfte des Basalflecks eine bei Leonidas var. Anthemenes schwache, bei Sinon und Protesilaus ziemlich starke, gestreckte, bei letztgenannter birnfórmige Erhöhung von der Palpenwurzel aus nach der Längsrichtung des Gliedes oder etwas schräg nach unten hin sich zieht, welche Erhöhung nur bei Protesilaus z. T. ziemlich scharfe Grenzen besitzt. Die Kegel auf diese Erhöhung beschränkt, bei Leonidas var. Anthemenes noch sehr klein, bei den übrigen, und zwar besonders bei Protesilaus, verhältnismässig recht gut ausgebildet, an der distalen Hälfte der Erhöhung grösser und mehr dichtstehend, nach verschiedenen Seiten, aber vorwiegend nach oben gerichtet, schwach gebogen. Bei einer erklecklichen Anzahl von Arten (Alexanor, Xuthus, Machaon, Demoleus, Thoas, Androgeos, "Torquatus, Aegeus, Paris) macht sich eine ähnliche Speeialisirung geltend; hier findet sich an gleicher Stelle wie bei den vorher genannten eine balkenartige Erhöhung, welche bei Alexanor, Xuthus, Demoleus und Machaon sehr schwach und entweder nach oben oder unten durch eine Falte nicht besonders scharf begrenzt ist; bei Thoas, Androgeos ete., bisweilen auch bei Machaon, ist dieser Balken recht stark erhöht, oben und unten sehr gut begrenzt, steil ab- fallend, nach vorn und hinten dagegen sich unmittelbar in den Basalfleck fortsetzend; im Gegensatz zu der mehr gestreckten, unregelmässigen Form bei Sinon, Podalirius ete. besitzt der Balken bei den zuletzt erwähnten. eine breitere, ziemlich regelmässig rektanguläre Gestalt. Die Kegel auf den Balken beschränkt, dünnstehend, sehr Klein oder höchstens (Androgeos) mässig stark ausgebildet, erreichen bei weitem nicht die gleiche Entwicklungsstufe wie bei Sinon, Protesilaus ete., gerade, meist aufrecht stehend. Gruben kommen zwischen den Kegeln einzeln vor, sind oft sehr undeutlich und schwierig zu erkennen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 5 Ornithoptera Borsp . Rhadamanthus Borsp. 4. Sp. Lem. 2, Palpen von gleicher Gestalt wie bei Papilio. Behaarung ganz vorwiegend aus steif abstehenden, gestutzten Haaren bestehend, an diejenige mehrerer Papilio-Arten erinnernd; der Rücken kurz beschuppt. Basalfleck demjenigen von z. B. Papilio Hector ziemlich ähnlich, am oberen und z. T. auch am unteren Teil stark quer gerunzelt. Die Kegel nehmen ein ziem- lich beschränktes, nicht scharf begrenztes aber doch eireumseriptes, nicht erhabenes, eerundetes Gebiet etwa in der Mitte des proximalen Teils des Basalflecks ein. Die Kegel sehr klein, papillenartig, an ihrer Basis recht breit, etwas gestumpft, aufrecht stehend. Gruben nieht sicher beobachtet. Das Chitin dunkelbräunlich gefärbt. Erinnert an Pap. Hector. Teinopalpus Hopr. Imperialis Hope. 2. Palpen sehr lang, weit über den Kopf hervorragend, nur am Grunde gebogen, nach der Spitze zu allmählich verjüngt, deutlich dreigliedrig (5). Basalglied ziem- lich lang, schwach gebogen. Mittelglied etwa !/, länger, gerade, gleichmässig ver- schmälert. Endglied wohl !/, des Basalgliedes betragend, länglich eifórmig. Be- haarung überhaupt dicht, an der Innenseite des Basalgliedes dünner und hier aus länglichen, scharf und tief gezähnten Schuppen und kurzen Haaren, im übrigen fast ausschliesslich aus abstehenden, biegsamen Haaren bestehend; diese am Bauche des Basalgliedes diejenigen des Mittelgliedes merkbar an Länge übertreffend; Mittel- und Endglied kurz behaart. Basalfleck c. !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, demjenigen von Pa- pilio Protesilaus sehr ähnlich. Die Erhöhung weniger stark erhaben und weniger bestimmt begrenzt, übrigens der von P. Protesilaus überaus ähnlich, wie bei dieser in birnförmiger Gestalt den grösseren, unteren Teil des Basalflecks einnehmend. Die Kegel dichtstehend, in Anordnung, Form und Entwicklungsstufe denen der mehrgenannten Papilio-Art beinahe gleichkommend. Gruben undeutlich, einzeln unter den Kegeln. 1) Ornithoptera behandelt Scrarz allerdings vor Papilio, ich halte es aber für zweckmässiger, sie nach dieser Gattung zu beschreiben. 6 A Exzro REUTER. Eurycus Borsp. Cressida FAsmn. 2. Palpen sehr klein, verhältnismässig noch kleiner als bei Papilio, dick, von gleicher Gestalt wie bei dieser. Die beiden ersten Glieder mit einander vollständig verwachsen, das Endglied länglich eifórmig, verhältnismässig länger als bei Papilio. Behaarung ziemlich dicht, an der Innenseite z. T. aus länglichen Schuppen, übrigens aus am Bauche abstehenden, besonders am Grunde der Palpen langen, gestutzten Haaren bestehend; der Rücken kaum beschuppt. Basalfleck wegen der auf der Innenseite spärlichen Beschuppung von unbe- stimmter Länge, stark und ungleichmässig quer gerunzelt, an denjenigen mehrerer Papilio-Arten erinnernd. Die Kegel konnten wegen der an ihrer Wurzel fehlerhaften Palpen nicht genauer untersucht werden; so viel làsst sich jedoch feststellen, dass sie ausserordentlieh klein, papillenartig sind und etwa wie bei P. Hector, Agavus etc. einen sehr beschränkten Raum an dem proximalen Teil des Basalflecks einneh- men dürften II. Parnassius-Gruppe. Parnassius LATR. Apollo (Bp 3) 16: Phoebus FAsR. . 4. Nomion FrscH.. . 4. Mnemosyne L. . 24. Palpen mässig lang, kaum über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen, aufsteigend, sehr dünn. Basalglied lang und hoch, mehr oder we- niger stark, bei Apollo sehr stark, seitlich zusammengedrückt, distalwärts mehr all- mählich oder ziemlich schnell (Phoebus) verschmälert, mässig breit gestielt, stark ge- krümmt. Mittelglied kürzer als Basalglied, viel schmäler, kaum merklich verjüngt, gerade. Endglied bei den verschiedenen Arten von ungleicher Länge, ausgezogen, die gleiche (Nomion) oder nur etwas mehr als die halbe (Phoebus) Länge des Basal- gliedes betragend, ein wenig schmäler als das Mittelglied, allmählich verjüngt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung fast ausschliesslich aus Haaren, nur an der Innenseite des Basalgliedes zuweilen daneben aus einzelnen, kaum ge- zackten kleinen Schuppen bestehend; die ganze Bauchseite mit sehr langen, steif abstehenden, z. T. borstenförmigen feinen Haaren mässig dicht bekleidet; die Innen- seite sowie der Rücken der beiden letzten Glieder kürzer, halb abstehend behaart. Basalfleck sehr ausgedehnt, den grössten Teil des Basalgliedes einnehmend, an seiner proximalen Hälfte sich über die ganze Breite der Innenseite erstreckend, dann -1 Über die Palpen der Rhopaloceren. distalwärts allmählich schräg nach oben verjüngt, von den dünnstehenden Haaren, bezw. Schuppen ungleich und etwas undeutlich begrenzt, an dem oberen Rand, sel- tener (Apollo) auch auf dem unteren Teil, mehr oder weniger stark quer gerunzelt. Die Kegel nehmen ein ziemlich beschränktes, nicht sehr markant begrenztes, rundes oder unregelmüssie ovales Gebiet in der Mitte des proximalen Drittels des Basal- flecks ein, welehes Gebiet wegen der oft helleren Farbe und anscheinend weniger festen Konsistenz des Chitins (Nomion, Phoebus, Mnemosyne) mehr oder weniger stark von dem sonst dunkelbraun gefärbten Basalfleek absticht. Die Kegel auf genanntem Gebiet ziemlich dicht stehend, kurz, aber verhältnismässig recht robust, schnell ver- jüngt, zugespitzt, gerade oder kaum merklich gebogen, aufrecht stehend oder ein wenig aufwärts geneigt; zuweilen (Apollo, Mnemosyne) kommen ausserhalb dieses eigent- lichen Kegelgebietes noch kleinere, schmächtigere, mehr dünnstehende Kegelgebilde spärlich vor. Einige sehr undeutliche Gruben finden sich unter den Kegeln. Doritis FABR. Apollinus Hasm. 4. Palpen bedeutend kleiner und weniger hoch als bei Parnassius, ziemlich schwach seitlich zusammengedrückt, am Grunde gebogen. Basalglied von fast gleicher Länge wie das Mittelglied, ein wenig höher als dieses, in der Mitte stark, fast knieförmig gekrümmt. Mittelglied schwach verjüngt, gerade. Endglied länglich, etwa ?/, des Mittelgliedes betragend. Behaarung aus ziemlich zahlreichen, grossen, länglich keilfórmigen, scharf und tief zwei- bis dreigeteilten Schuppen und steif borstenähn- lichen Haaren bestehend, wie bei Parnassius angeordnet. : Basalfleek beinahe ?/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, schwach und undeutlich gerunzelt, wie bei Parnassius begrenzt. Das Kegelgebiet gestreckter, hell gefärbt; diese helle Farbe erstreckt sich aber auch ausserhalb des genannten Gebietes. Die Kegel schmäler und spitziger als bei Parnassius, in kleinere Kegel- gebilde übergehend. Gruben wie bei genannter Gattung. Hypermnestra Min. Helios Nick. 4. Palpen weniger lang, aber kräftiger und merklich dicker als bei Parnassius. Basalglied etwa von gleicher Lànge wie das Mittelglied, aber, besonders am Grunde, höher, seitlich leicht zusammengedrückt und daher stärker und gleichmässiger 8 ENzio REUTER. konvex als bei Parnassius, sehr stark, ziemlich gleichmässig gekrümmt. Mittelglied fast gleichmässig hoch, gerade. Endglied kaum schwächer als das Mittelglied, etwa 1/, desselben betragend, gestutzt. Behaarung dichter, von derjenigen der mehrge- nannten Gattung sonst wenig verschieden. Basalfleck etwa ?/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, an der distalen Hälfte auch nach oben hin von Haaren und Schuppen begrenzt, nicht merkbar ge- runzelt, übrigens demjenigen von Parnassius ähnlich. Das Kegelgebiet verhältnis- mässig gross, gestreckt und etwas unregelmässig elliptisch, einigermassen markant begrenzt, an dasjenige von Parnassius erinnernd. Die Kegel ziemlich dichtstehend, kurz und sehr dick, schwach zugespitzt, übrigens wie bei genannter Gattung. Gruben sehr undeutlich. Das Chitin hell bräunlichgrau, das Kegelgebiet nicht merklich heller. II. Thais-Gruppe. Thais FABR. Polyxena SCHIFF. 4. Rumina L. (Fig. 4) 6. Palpen ziemlich lang, weit über den Kopf hervorragend, am Grunde stark ge- bogen. Basalglied wie bei Zypermnestra am Grunde höher, seitlich wenig zusam- mengedrückt, sehr stark gekrümmt. Mittelglied von fast gleicher Länge, merklich schmächtiger, gerade, allmählich verjüngt. Endglied etwa 1 !/, mal so lang, gleich- mässig dünn. Behaarung derjenigen von Parnassius ähnlich. Basalfleek ?/,—5/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, zugleich an Par- nassius und Hypermnestra erinnernd, am Rücken des Gliedes ziemlich deutlich ge- runzelt. Das Kegelgebiet dem der letztgenannten Gattung beinahe gleichkommend, etwas kleiner. Kegel und Gruben wie bei Parnassius. Luehdorfia Cave. Puziloi ErscnH. 4. Palpen weniger lang und schmächtiger als bei Thais, nicht über den Kopf her- vorragend. Basalglied verhältnismässig länger, am Grunde winkelig gekrümmt, kaum zusammengedrückt. Mittelglied etwa ?/, des Basalgliedes betragend, sonst wie bei Thais. Endglied gleich lang wie das Mittelglied, dünn, zugespitzt. Behaarung von derjenigen von Parnassius und Thais nicht wesentlich verschieden. Basalfleek von etwa gleicher Ausdehnung und Begrenzung wie bei Parnassius, am Rücken des Gliedes sehr schwach gerunzelt. Das Kegelgebiet gestreckt, sehr an Uber die Palpen der Rhopaloceren. 9 das von Doritis erinnernd, durehaus unbestimmt begrenzt, diffus, z. T. etwas heller gefärbt. Kegel ungefähr wie bei letztgenannter Gattung, nach vorn und unten in winzig kleine, diffus zerstreute Kegelgebilde allmählich übergehend. Einige un- deutliche Gruben kommen unter den Kegeln vor. Serieinus Westw. Telamon Dow. 4. Palpen wie bei Thais weit über den Kopf hervorragend und am Grunde sehr stark gebogen, aber kräftiger. Basalglied sehr schwach seitlich zusammengedrückt, ausserordentlich stark gekrümmt. Mittelglied ein wenig kürzer als das Basalglied, fast ebenso stark, gerade. Endglied nur wenig schmächtiger, etwa 11/, mal so lang wie das Basalglied. Behaarung kürzer und überhaupt gróber als bei den zuletzt besprochenen Gattungen, an der Innenseite grósstenteils aus lànglichen Schuppen, am Bauche vorwiegend aus z. T. schuppenähnlichen Haaren bestehend. Basalfleek c. ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, etwa wie bei Hy- permnestra begrenzt, zugleich an Thais erinnernd. Das Kegelgebiet etwa die Mitte zwischen diesen Gattungen und Parnassius betragend, breitoval, ziemlieh markant begrenzt. Die Kegel wie bei Parnassius etc. kurz und breit; winzig kleine Kegel- gebilde kaum vorhanden. Die Gruben kommen sowohl auf wie auch vor dem Ke- gelgebiet vor. Fam. IL Pieriden. Gruppel. Dismorphiden. Leucophasia STEPE. Sinapis L. 40. Palpen kurz, nicht über den Kopf hervorragend, sehr stark seitlich zusammen- gedrückt, dünn. Basalglied aussergewöhnlich lang und hoch, vor der Mitte stark knieförmig gekrümmt, dann nach der Spitze zu verjüngt, am distalen Ende schräg abgeschnitten. Mittelglied sehr klein, etwa 1}; der Länge und !/, der Höhe des Ba- saleliedes betragend, eifórmig. Endglied noch kleiner, knopffórmig. Behaarung am Bauche abstehend, aus mässig langen, ziemlich biegsamen Haaren und schmalen zungen- oder spatelförmigen, abgerundeten Schuppen bestehend; die ganze Innenseite 9 10 ENZ10 REUTER ausschliesslich mit kleinen, fast gleichmässig schmalen oder länglich eiförmigen, am Ende gerundeten und schwach gekerbten Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken mit kaum abstehenden, zungenfórmigen Schuppen, welche am Ende des Mittelgliedes einen kleinen Schopf bilden, besetzt. Basalfleek etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde des Gliedes über den grósseren Teil von dessen Innenfläche ausgedehnt, distalwärts all- mählich verjüngt, nicht besonders bestimmt begrenzt. Die Fläche des Basalflecks zeigt zwei von der Palpenwurzel aus sich etwas schräg nach vorn und oben gegen die obere Schuppengrenze hin ziehende rinnenartige Vertiefungen oder Furchen, von denen die untere tiefer ist, und welche distalwärts allmáhlich ausgeglichen sind; der zwischen denselben befindliche gestreckte Raum des Basalflecks, welcher etwa !/, von dessen ganzer Breite beträgt, erscheint als ein fast halbeylindrischer Balken, der indessen nicht eine Erhóhung darstellt, sondern an seinem distalen Ende in gleichem Niveau mit dem angrenzenden Teil des Basalflecks zusammenstósst. Die Kegel an diesem Balken, welcher von hellerer Farbe und anscheinend zarter chitinisirt ist, am dichtesten stehend und am stärksten ausgebildet, überhaupt jedoch schwach entwickelt, schmächtig, spitzig, gerade, schwach aufwärts oder rückwärts gerichtet; sie gehen gegen die peripherischen Teile des Basalflecks hin allmählich in über den ganzen Basalfleck diffus zerstreute und sogar zwischen die Schuppen eindringende, schliesslich winzig kleine Kegelgebilde über. Gruben kommen einzeln zwischen den Kegeln vor, undeutlich. Chitin bräunlich gefärbt. Dismorphia Hüpx. Praxinoe Dovusr.!) (Fig. 5). 4. Citrinella Fzrn». 2. Medora Dovsr. 2. Palpen an Gestalt denen von Zeucophasia ähnlich. Basalglied meist weniger stark gekrümmt, sonst wie bei genannter Gattung. Mittelglied !/,—!/, des Basal- eliedes betragend, länglich eifórmig. Endglied wie bei Leucophasia. Behaarung von derjenigen der Zeucophasia nicht wesentlich verschieden; die Schuppen der Innen- seite etwas grösser und verhältnismässig breiter. Basalfleck 3/; bis gegen !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, etwas breiter als bei Leucophasia, wie bei dieser begrenzt und distalwärts verjüngt. Wie bei ge- nannter Gattung findet sich auch hier ein ähnlicher (bei Medora wenig hervortreten- der) Balken, welcher nach der Längsrichtung des Basalflecks, und zwar das mittlere 1} Die Art wurde mir von Dr. O. STAUDINGER unter dem Namen D. Arsinoides STDGR zuge- sandt. Nach Gopman und SarviN (Biologia Centrali-Americana. Vol. II, S. 174) ist Arsinoides STDGR mit Praxinoe Doug, synonym. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 11 Drittel desselben einnehmend, mehr oder weniger weit vorwärts rückt; der Balken namentlich bei Praxinoe beiderseits durch tiefe Furchen begrenzt. Kegel und Gruben wie bei Zeucophasia. Chitin weisslich, durchscheinend. Gruppe Il. Pieriden. Aporia Hügx. Crataegi L. 26. Palpen mässig lang, aufsteigend, seitlich zusammengedrückt. Basalglied ziem- lich stark gleichmässig gebogen, kaum verjüngt. Mittelglied kaum !/, des Basal- eliedes betragend, schmächtiger, gerade. Endglied etwa von gleicher Länge wie das Mittelelied, allmählich verschmälert. Behaarung der Bauchseite ziemlich dicht, fast ausschliesslich aus langen, etwas steif abstehenden, z. T. am Ende knopfartig erweiterten Haaren bestehend; die Innenseite mit länglichen, schwach zweigezähnten Schuppen dünn bekleidet; der Rücken schwach und kurz behaart. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, an der proximalen Hälfte beinahe über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, dann distalwärts verjüngt, in die Beschuppung fast keilförmig eindringend, ungleich begrenzt, schwach quer gerunzelt. Kegel schwach entwickelt, wie bei den vorhergehenden Gattungen schmächtig, spitzig, gerade, gelinde aufwärts geneigt; sie sind aber nicht wie bei Leucophasia und Dismorphia über den ganzen Basalfleck zerstreut, bilden auch nicht einen markant begrenzten Bezirk; dagegen kommen sie hauptsächlich auf einem lang gestreckten, sich von der Palpenwurzel aus längs der Mitte des Basalflecks gegen dessen distales Ende hin ziehenden, nicht erhöhten, nach und nach verjüngten Gebiete vor, welches Gebiet, weil die Kegel nach allen Seiten hin allmählich in winzig kleine Kegelgebilde übergehen, ziemlich diffus erscheint; auf dem proximalen Teil dieses (Gebietes, welcher heller gefärbt ist, stehen die Kegel am dichtesten zusammen und erlangen die höchste Ausbildung, nach dem distalen Ende des Basalflecks zu neh- men sie allmählich an Grösse und Frequenz ab. Gruben undentlich, kommen in geringer Anzahl zwischen den Kegeln vor. Chitin ziemlich dunkel braun. 1) Aporia und die folgenden Pieris SCHRK., Synchloë Hügn., Perrhybris Hügn. und Mylothris HümBN. werden von Scuarz als Subgenera der alten umfangreichen Gattung Pieris Scunk. betrach- tet. Von ihnen scheint mir wenigstens Aporia mit vollem Recht als eigene Gattung gelten zu können. Die übrigen dürften näher mit einander zusammenhängen; jedoch erschien es mir zweck- mässiger, auch sie als selbständige Gattungen, als welche sie ja von mehreren neueren Autoren angesehen werden, zu beschreiben, 12 ENzro REUTER. Pieris SCHRK. Napi L 4. Rapae L. 6. Brassicae L. (Fig. 6). 38. Palpen über den Kopf hervorragend, am Grunde gebogen, nur wenig zusammen- gedrückt. Basalglied hauptsächlich vor der Mitte gekrümmt, fast gleichmässig hoch. Mittelglied */- des Basalgliedes betragend, kaum schlanker. Endglied gleichlang wie das Mittelelied, schmächtig, ziemlich feinspitzig. Behaarung überhaupt dichter und mehr grobschuppig sowie weicher als bei Aporia; die Haare der Bauchseite besonders am Grunde recht lang, nach der Spitze der Palpe zu allmählich kürzer werdend; die Schuppen der Innenseite verhältnismässig breiter als bei genannter Gattung, ziemlich dichtstehend. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wie bei Aporia am Grunde der Palpe breit und distalwärts verjüngt, aber nicht so schmal keilförmig und weit zwischen die Schuppen eindringend, ziemlich bestimmt begrenzt. Kegel wie bei Aporia angeordnet, aber stärker entwickelt; namentlich sind die an dem proximalen Teil jenes lang gestreckten Gebietes befindlichen schon höher differenzirt und stechen dement- sprechend von den kleinen, über den ganzen Basalfleck zerstreuten Kegelgebilden schon ziemlich deutlich ab, während die auf dem distalen Teil des Basalflecks vorkommenden Kegel wie bei Aporia mehr allmählich in diese übergehen. Gruben wie bei dieser Gattung. Chitin gelblichweiss. Synchloë Hörn. Callidice Es». 8. Chloridice Hüsn. 2. Daplidice L. 24. Palpen denen von Pieris sehr ähnlich, nicht merklich zusammengedrückt. End- elied ein wenig kürzer als das Mittelglied. Behaarung von derjenigen genannter Gattung nicht wesentlich verschieden. Basalfleck von gleicher Form und Ausdehnung; die Kegel sind inbezug auf Gestalt und Anordnung sowie Entwicklungsstufe im wesentlichen mit denen von Pieris übereinstimmend; kleine Kegelgebilde über den grösseren Teil des Basalflecks diffus zerstreut. Gruben wie bei genannter Gattung. Chitin etwa wie bei Pieris. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 13 Perrhybris Hügx. Buniae HÜBx. 4. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Pieris, aber nicht zusammengedrückt. Basalglied wie bei Pieris gebogen, fast cylindrisch. Mittelglied kaum halb so lang wie das Basalglied, ein wenig dicker als dieses, gerade. Endglied etwas länger als das Mittelglied, schlank, spitzig. Behaarung weniger dicht als bei Pieris; nur die beiden ersten Glieder am Bauche abstehend behaart, und zwar ist die Behaarung zwischen denselben bisweilen ein wenig unterbrochen; die Haare, welche nieht so re- gelmässig vie bei Pieris und Synchloë an Länge abnehmen, sind besonders am Mit- telgliede merklich kürzer als bei diesen; die Schuppen der Innenseite mässig dicht- stehend, gestreckt, am Ende quer abgehauen oder schwach gekerbt; der Rücken kurz und dünn beschuppt; das Endglied ringsum mit anliegenden Schuppen bekleidet. Basalfleek !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Pieris, weniger bestimmt begrenzt, z. T. am Rücken schwach gerunzelt. Jenes von den Kegeln eingenommene, schmal keilförmige und schwach gebogene Gebiet, welches sieh bis zum distalen Ende des Basalflecks erstreckt, erscheint hier weniger diffus als bei den vorhergehenden Gattungen; dies wird bewirkt teils dadurch, dass die auf demselben befindlichen dichtstehenden Kegel eine noch hóhere Differenzirungs- stufe als bei Pieris und Synchloë erlangt haben, wodurch sie zugleich in schrofferen Gegensatz zu den winzig kleinen Kegelgebilden treten, in welche sie nicht mehr so allmählich übergehen, teils dadurch, dass diese Gebilde unterhalb des Gebietes nur spärlich vorkommen; dagegen sind sie über den ganzen oberhalb des Gebietes gele- genen Teil des Basalflecks in reichlicher Menge zerstreut. Die Kegel zeigen im übrigen die gleiche Gestalt und Anordnung wie bei den genannten Gattungen. Gruben sehr undeutlich. Chitin hell gelblichweiss. Mylothris Hüsn. Pyrrha FABR. 12. Palpen denen von Perrhybris überaus ähnlich; die einzelnen Glieder wie bei dieser Gattung. Behaarung wenig anders; das Endglied jedoch am Bauche sehr kurz und spärlich behaart. Basalfleek mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende etwas breiter, sonst dem der Gattung Perrhybris gleichkommend. Das strei- fenartige oder schmal keilfórmige Kegelgebiet weniger deutlich abstechend, wegen des 14 Exzio REUTER. namentlich auf seinem distalen Ende stattfindenden allmählichen Übergangs der Kegel in die kleineren Kegelgebilde etwas unbestimmt begrenzt. Die Kegel wie bei Perr- hybris; kleine Kegelgebilde über den ganzen Basalfleck in grosser Anzahl zerstreut. Gruben wie bei Perrhybris. Chitin mehr weisslich. Hesperocharis Fer». Marchalii Gu£n. 2. Palpen über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen. Ba- salglied vor der Mitte stark gekrümmt, gleichmässig hoch. Mittelglied ?/; des Ba- salgliedes betragend, etwas schlanker, schwach abwärts geneigt. Endglied ?/, des Mittelgliedes, zugespitzt. Behaarung der ganzen Bauchseite aus abstehenden, steifen, zugespitzten Haaren und eingemengten zungenförmigen, ziemlich scharf gezähnten Schuppen bestehend; die Innenseite des Basalgliedes dünn, die der übrigen Glieder dieht mit keilförmig-ovalen, gezühnten Schuppen bekleidet; der Rücken kurz behaart. Basalfleek !/, der Länge des .Basalgliedes einnehmend, wie bei Preris ete. am Grunde des Gliedes über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt und distal- wärts verjüngt, unbestimmt begrenzt, fein quer gestreift, an der proximalen Hälfte eine flache längliche Vertiefung zeigend. Die Kegel erlangen auf dieser Vertiefung, namentlich auf dem proximalen Teil derselben, welcher heller als die Umgebung gefärbt ist, ihre höchste Ausbildung und stellen ein von der Palpenwurzel aus bis zur Mitte des Basalflecks sich erstreckendes, schmal und etwas unregelmässig trian- guläres Gebiet dar, welches distalwärts allmählich verschwindet; die Kegel am ehesten denen von Ayporia gleichkommend, jedoch etwas stärker entwickelt; kleine Kegelgebilde über den grössten Teil des Basalflecks, aber nur mässig dicht, zerstreut, meistenteils sehr winzig. Einige Gruben kommen zwischen den Kegeln vor. Das Chitin der Palpen graubraun gefärbt. Archonias Hüzn. (Euterpe SWAINS.) Erit1as PE DD 2. Palpen am Grunde gebogen. Basalglied vor der Mitte ziemlich stark gekrümmt, kaum verschmälert. Mittelglied 2/; des Basalgliedes betragend, fast gleichhoch wie dieses. Endglied etwas kürzer, merklich dünner, zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 15 Behaarung mässig dicht; die Bauchseite der beiden ersten Glieder mit abstehenden, langen, gestutzten Haaren und damit abwechselnden ziemlieh kurzen Schuppen be- setzt; die Innenseite ungefähr wie bei Hesperocharis bekleidet; der Rücken kurz beschuppt; das Endglied ringsum mit anliegenden Schuppen, an der Bauchseite daneben mit einzelnen kurzen, halb abstehenden Haaren besetzt. Basalfleck etwa 1/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Hesperocharis etc. Weil die zur Untersuchung vorliegenden Palpen an ihrer Wurzel beschädigt waren, liessen sich die Strukturverhältnisse des proximalen Teiles des Basalflecks nicht näher feststellen; nach den auf der distalen Hälfte befindlichen Kegeln und kleinen Kegelgebilden zu urteilen, nähert sich aber Archonias am ehesten der Gattung Hesperocharis. Das Chitin bräunlich. Pereute H. 8. Charops Borsp. 4. Palpen nur am Grunde gebogen. Basalglied demjenigen von Hesperocharis ähnlich, aber nicht völlig so stark gekrümmt. Mittelglied !/; des Basalgliedes, ein wenig schwächer. Endglied etwas länger als das Mittelglied, merklich dünner, spitzig. Behaarung der Bauchseite derjenigen von Archon?as sehr ähnlich, aber dichter; auch das Endglied ist mit abstehenden, wenn auch kürzeren Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite ziemlich dichtstehend, gleichmässig schmal, z. T. haarähnlich; der Rücken z. T. nackt, dann spärlich kurz behaart. Basalfleek in Form und Ausdehnung demjenigen von Hesperocharis gleichkom- mend, wie bei dieser Gattung eine proximale, làngliche Vertiefung, welche indessen keine heller gefärbte Partie aufzuweisen hat, darstellend und fein gestreift, am Rücken ziemlich stark quer gerunzelt. Die sehr schwach entwickelten Kegel kommen hauptsáchlich auf dieser Vertiefung vor, wo sie ziemlich zerstreut dastehen; kleine Kegelgebilde spärlich vorhanden. Gruben undeutlich. Chitin dunkelbraun. Delias Huzw. Pasıthoe li... 2. Nigrina FABR. . 8. Harpalyce Don. 6. Hyparete L. . . 14. Palpen an Gestalt denen von Pereute àhnlich. Basalglied wie bei dieser Gat- tung gebogen, schwach verjüngt. Mittelglied kaum !/, des Basalgliedes betragend. 16 Enzıo REUTER. Endglied kürzer als das Mittelglied, dünn, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite dicht, von derjenigen genannter Gattung nicht wesentlich verschieden; die Innenseite mässig dieht mit länglich eirunden — keilförmigen Schuppen, die des Mittelgliedes ausserdem mit kurzen Haaren bekleidet; der Rücken kurz behaart. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, auch am distalen Ende verhältnismässig breit, nur wenig verjüngt, einigermassen bestimmt begrenzt, am Rücken schwach gerunzelt. Kegel schwach entwickelt, dichtstehend; ein besonderes Gebiet, auf welchem sie vorwiegend versammelt wären, lässt sich kaum unterscheiden; die Kegel sind nämlich beinahe über den ganzen Basalfleck zerstreut, die an dessen proximaler Hälfte befindlichen sind nur wenig höher differenzirt als die distal vor- kommenden und sie gehen nach den peripherischen Teilen des Basalflecks hin ganz allmählich in die z. T. noch zwischen die Schuppen eindringenden, weniger dicht ste- henden, kleineren Kegelgebilde über. Gruben undeutlich, zwischen den Kegeln. Chitin ziemlich dunkel braun gefärbt. Prioneris WALL. Thestylis DovsBr. 2. Palpen hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied vor der Mitte mässig stark gekrümmt, kaum verjüngt, am distalen Ende schief abgeschnitten. Mittelglied 1|, des Basalgliedes, etwas dünner, nach beiden Enden hin ein wenig verschmälert, mit dem Basalgliede ziemlich schmal zusammengefügt. Endglied gleichlang wie das Mittelglied, merklieh schlanker, wenig zugespitzt, etwas abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite dicht, zwischen den beiden ersten Gliedern unterbrochen, aus mässig langen, ziemlich starren, abstehenden Haaren und einzelnen, keilförmigen Schuppen bestehend; die Haare des Endgliedes bedeutend kürzer, spärlicher, mehr schief ste- hend; die Schuppen der Innenseite schmal, ziemlich tief gezähnt; der Rücken kurz anliegend behaart. Basalfleek wie bei Delias. Kegel überhaupt lànger als bei dieser Gattung, auf einem streifenartigen, nach oben unbestimmt begrenzten, sonst durchaus diffusen Ge- biete etwas höher differenzirt, aber zugleich wie bei Delias über den grösseren Teil des Basalflecks ziemlich dicht zerstreut und distalwärts unmerklich in die winzig kleinen, den ganzen Rest des Basalflecks ausfüllenden und weit zwischen die Schuppen eindringenden Kegelgebilde übergehend. Gruben wie bei Delias. Chitin heller, eelbbraun. Über die Palpen der Rhopaloceren. 17 Tachyris Wa. Lyneida Cram. 2. var. Hippo CRAM. 6. Palpen an diejenigen von Perrhybris und Mylothris erinnernd, etwas schlanker. Basalglied schief abgeschnitten. Mittelglied ein wenig mehr als !/, des Basalgliedes betragend, kaum dicker als dieses, ziemlich schmal mit demselben zusammengefügt. Endglied fast !/, mal länger als das Mittelglied, schmal, abwärts geneigt. Behaa- rung der Bauchseite etwas dichter, zwischen den beiden ersten Gliedern deutlicher unterbrochen, sonst derjenigen genannter Gattungen ähnlich; die Schuppen der Innen- seite recht schmal eiförmig — fast gleichmässig schmal, schwach gekerbt, mässig dicht stehend, auf dem distalen Ende des Mittelgliedes von Haaren, welche das End- glied z. T. überragen, ersetzt; der Rücken wie bei den erwähnten Gattungen beschuppt. Basalfleek kaum !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Pieris und Perrhybris, ziemlich bestimmt begrenzt. Die Kegel verhalten sich etwa wie bei dieser Gattung, sind aber weniger stark entwickelt; winzig kleine Kegelgebilde über den ganzen oberen Teil zerstreut, unterhalb des Kegelstreifens kommen sie kaum reichlicher als bei Perrhybris vor. Gruben undeutlich, zwischen den Kegeln. Chitin hell, durchscheinend weisslich. Elodina Fer». Egnatia Gopr. 2. Palpen klein, nicht über den Kopf hervorragend, hauptsáchlich am Grunde gebogen. Basalglied lang, an der proximalen Hälfte ziemlich stark aber nicht so steil gekrümmt, wie bei den vorher beschriebenen Gattungen, sowie höher als an dem gleichmässig dicken distalen Teil. Mittelglied kurz, kaum mehr als 1/, des Basal- gliedes, gleichhoch wie dessen distale Hälfte. Endglied sehr klein, kaum !/, des Mittelgliedes, eiförmig zugespitzt. Behaarung der Bauchseite kurz und weich, mäs- sig dicht, am Grunde der Palpen aufrecht, nach deren Spitze zu allmählich schiefer stehend; die Haare am proximalen Teil des Basalgliedes meist schuppenähnlich, schmal spatelförmig, mit kürzeren und breiteren Schuppen abwechselnd; die Innenseite mit ziemlich kleinen, länglich eiförmigen, ganzrandigen oder schwach gekerbten Schup- pen ziemlich dicht bekleidet; der Rücken kurz beschuppt. Basalfleck ?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, an seiner proximalen Hälfte über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwärts nur wenig ver- jüngt, mässig bestimmt begrenzt. Die Kegel nehmen wie bei Pieris etc. ein streifen- förmiges, sich von der Palpenwurzel aus bis zur distalen Schuppengrenze längs der 3 18 Enzıo REUTER. Mitte des Basalflecks ziehendes, allmählich sich verjüngendes Gebiet ein, welches z. T., und zwar proximal, heller gefärbt, nach unten einigermassen gut begrenzt ist, nach oben und distalwärts dagegen mehr diffus erscheint. Die Kegel ziemlich schwach entwickelt, dünn und spitzig, nur mässig dicht stehend, erreichen wie bei den meisten vorhergehenden Gattungen an dem proximalen Teil des Gebietes ihre hüchste Aus- bildung, nehmen distalwürts nach und nach an Grósse und Stärke ab und gehen nach dieser Richtung hin, wie auch z. T. nach oben, in die nicht besonders reichlich vorhandenen kleinen Kegelgebilde über; diese fehlen ganz unterhalb jenes Gebietes. Gruben undeutlich, zwischen den Kegeln befindlich. Chitin hell gelblich gefärbt. Pontia Borsp. (Nychitona BUTL.) Medusa CRaw. 2. Alcesta Cram. 2. Palpen sehr klein, weniger steil gebogen als bei den vorerwühnten Gattungen, aufsteigend. Basalglied verhältnismässig sehr lang, stark und ziemlich gleichmässig sekrümmt, am Grunde kaum höher.. Mittelglied kurz, etwa !/, des Basalgliedes, mehr lang als dick, am distalen Ende schief abgeschnitten. Endglied sehr klein, lànglich elliptisch, zugespitzt, abwürts geneigt. Behaarung der Bauchseite derjenigen von Elodina ziemlich Ähnlich, zwischen den Gliedern unterbrochen; die Innenseite mit sehr kleinen, länglich ovalen, zumeist ganzrandigen Schuppen dicht und schön regelmässig bekleidet; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleek ungefähr !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, sehr allmählich und schmal keilförmig verjüngt, spitz zwischen die Schuppen hineinlaufend, von den dichtstehenden Schuppen gut und bestimmt begrenzt. Die Kegel stellen ein strei- fenartiges, diffuses Gebiet, welches indessen den grósseren Teil des schmalen Basal- flecks ausfüllt, dar; sie zeigen kaum eine hóhere Entwicklungsstufe als bei Ælodina, sind etwas unregelmässig angeordnet und werden gleichfalls distalwärts allmählich kleiner und mehr dünnstehend, am Ende unmerklich zu winzig kleinen Kegelgebilden herabsinkend. Gruben undeutlich. Chitin durchscheinend weisslich. Pseudopontia Prórz. Paradoxa Fern». (Fig. 7) 8. Palpen ausserordentlich klein, stark gebogen, am Grunde erweitert, anscheinend zweigliedrig, indem wahrscheinlich das Mittelelied mit dem Basalgliede oder vielleicht mit dem Endgliede verwachsen ist. Basalglied (+ Mittelglied?) lang, an der Wurzel Uber die Palpen der Rhopaloceren. 19 sehr hoch, bis zur Mitte plótzlich, dann langsam sich verjüngend, in oder vor der Mitte stark, zuweilen kniefórmig gekrümmt, am distalen Ende nur ?/; so hoch wie am Grunde. (Mittelglied + ?) Endglied kaum !/, mal so lang, etwa gleichhoch wie das Ende des ersten Gliedes, distalwärts unbedeutend an Dicke zunehmend, fast ab- gerundet oder kaum merklich zugespitzt. Behaarung sehr dünn, ausschliesslich aus Schuppen bestehend; diese etwas gerundet keilfórmig, zwei- bis dreilappig, namentlich an der proximalen Hälfte der Bauchseite verhältnismässig gross und auf dieser Stelle abstehend, übrigens mehr oder weniger anliegend und überall ziemlich gleichförmig. Basalfleek etwa ?/, der Länge des ersten Gliedes einnehmend, nach seiner ganzen Lànge über die volle Breite der Innenseite ausgedehnt oder gleich am Ende fast unmerklich verjüngt, unbestimmt begrenzt. Kegel über den ganzen Basalfleck ziemlich dicht zerstreut und überall fast gleichmässig ausgebildet, somit kein besonderes Ge- biet darstellend, schwach entwickelt, kurz aber verhältnismässig dick, gerade, nicht besonders spitzie, zumeist schwach aufwärts gerichtet. Einige Gruben kommen zwischen den Kegeln vor. Chitin zart, weisslich, durchscheinend. Gruppe Il. Dryaden. Eurema Hüsx. (Terias SWAINS.) Nicippe CRAM. 4. Albula CRAw. 8. Elathea CRAm. 12. Hecabe I . 4. Palpen mässig lang, wenig über den Kopf hervorragend, aufsteigend, stark seitlich zusammengedrückt. Basalglied verhältnismässig sehr gross, hoch, nach beiden Enden hin verjüngt, einigermassen gleichmässig stark gekrümmt. Mittelglied kurz, ungefähr 1/, des Basalgliedes betragend, breit eiförmig. Endglied sehr klein, zuge- spitzt, abwärts gerichtet. Behaarung ausschliesslich aus Schuppen bestehend; die Bauchseite mit besonders am Basalgliede sehr grossen, dicht angepressten, aufrecht stehenden, abgernndet ganzrandigen oder schwach gezähnten Schuppen besetzt, welche einander schön regelmässig dachziegelartig decken und nach dem Ende der Palpen zu allmählich kleiner werden; die Innenseite dicht und regelmässig von breit eifór- migen oder elliptischen, zumeist mit ziemlich tiefem Sinus versehenen, ungezähnten, mässig grossen, fest angedrückten Schuppen, welche nach unten allmählich grösser werden, bedeckt; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleck ziemlich beschränkt, nur wenig mehr als !/, der Länge des Basal- gliedes und etwa die halbe Breite der Innenseite einnehmend, einigermassen gleich- 20 ENzZ1IO REUTER. mässig breit, am distalen Ende nicht merklich verjüngt, etwas unregelmässig be- grenzt. Von der Palpenwurzel aus zieht sich längs der Mitte des Basalflecks gegen dessen distales Ende hin eine gleichmässig schmale, mehr oder weniger stark erha- bene, zuweilen halbcylindrisch erscheinende, balkenartige Erhóhung, welche sich distal- wärts in den Basalfleck verliert; unterhalb des Balkens ist der Basalfleck schwach lànglieh konkav. Die Kegel kommen hauptsächlich auf dieser Erhóhung vor; dicht- stehend, schwach entwickelt, die proximalen nicht besonders stärker ausgebildet, ziemlich feinspitzig, gerade, aufwärts gerichtet; auf dem distalen und dem oberhalb des Balkens befindlichen Teil des Basalflecks werden sie von ziemlich dicht zerstreuten kleineren Kegelgebilden ersetzt, dagegen fehlen alle chitinósen Gebilde fast vollstän- dig unterhalb jener Erhóhung. Einzelne Gruben zwischen den Kegeln, sehr undeut- lich. Chitin hell gelblichweiss. Catopsilia Hs. ». (Callidryas BOISD.) Philippina CRAM. . 2. Menippe Hüsn. . . . 2. Pyranthe L. 4. NO ER T LA: IEinibiullegi LEUR: Argante Fagr. (Fig 8). 10. var. Sennae L. . 3$. CNDIRESJBUASBR. 0-052 0:92 Trite L. 4. Palpen ziemlich kräftig, wenig über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen, seitlich zusammengedrückt. Basalglied verhältnismässig hoch, am Grunde verschmälert, am distalen Ende schief abgeschnitten, vor der Mitte stark gebogen. Mittelglied ?/; bis annähernd !/, des Basalgliedes, etwa gleichhoch wie dieses, schräg breit eiförmig. Endglied sehr klein, eifórmig, abwärts gerichtet. Behaarung nur am Grunde der Bauchseite, und zwar aus verhältnismässig wenigen, Haaren, sonst fast ausschliesslich aus Schuppen bestehend; die Bauchseite etwa wie bei Eurema bekleidet, die grossen, angepressten Schuppen aber mehr abgestutzt; die Schuppen der Innenseite klein, fest 1) Catopsilia (Callidryas Borsp.) wird öfters, wie schon von HöBNER (Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. S. 98, 99) und neuerdings wieder von GopwAN und Sarviw (Biol. Centr. Am. Vol. IL, S. 140 ff) in mehrere Gattungen zerlegt. Obgleich einige der von mir untersuchten Arten ge- wisse strukturelle Unterschiede an dem Basalfleck zeigen, stimmen sie jedoch meist in der Pal- penbildung so wesentlich überein, dass es mir weder nötig noch zweckmüssig erchien, sie auf verschiedene Gattungen zu verteilen. Die einzige Art, welche bedeutendere Abweichungen auf- weist, ist C. Menippe, die als besondere Gattung Amynthia Swains. abgetrennt wurde und deren generisehe Trennung mir gerechtfertigt erscheint. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 21 angedrückt, mässig dicht stehend, gestreckt eiförmig; der Rücken anliegend beschuppt, am Mittelgliede kurz behaart. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit (bei Argante und Menippe jedoch umfangreicher), distalwärts verjüngt, etwas ungleichmässig begrenzt. Wie bei Æurema findet sich auch hier eine gestreckte Erhóhung, welche indessen an der Palpenwurzel ihre grösste Breite besitzt, sich meist sehr allmählich und unbedeutend verjüngt und gegen das distale Ende des Basalflecks hin sich un- merklich in diesen verliert; bei einigen Arten (z. B. Philea) hat diese Erhöhung sich nur wenig differenzirt, sie ist verhältnismässig schwach erhaben und nicht besonders deutlich markirt; die hóchste Differenzirungsstufe erreicht sie bei Argante, bei welcher sie als ein recht stark erhabener und sehr deutlieh abgegrenzter Balken erscheint; Menippe zeigt durch ihre gleichmässiger schmale Erhóhung eine Annäherung an die folgende Gattung Gonopteryx; unterhalb der Erhöhung ist der Basalfleck sehr schwach und breit lànglich konkav, bisweilen schwach und fein gerunzelt. Die Kegel auf jene Erhöhung beschränkt, stärker entwickelt, aber sonst denen von Æurema ähnlich gebildet; sie erreichen an der proximalen Hälfte der Erhöhung ihre höchste Ausbildung und kommen dort am dichtesten vor, werden dann distalwärts immer kleiner und undichter, bis sie in Kleine Kegelgebilde übergehen und dann schliesslich ganz verschwinden; wie bei Eurema ist der Basalfleck oberhalb der Erhöhung dicht mit kleinen Kegelgebilden besetzt, unterhalb derselben sind solche nur spärlich vor- handen, und zwar kommen sie dort bei Argante, welche wie gesagt die höchste Dif- ferenzirungsstufe der Erhöhung aufzuweisen hat, am wenigsten vor. Einzelne Gruben befinden sich hauptsächlich an der distalen Hälfte des Basalflecks, undeutlich. Chitin hell, etwa eitronengelblich gefärbt. Gonopteryx LzAcm. Rhamni L. 36. Cleopatra L. 4. Palpen an Gestalt denen von Catopsilia ähnlich. Basalglied mit etwas deut- licher abgesetztem Stiele, hoch, weniger schief abgeschnitten, wie bei genannter Gattung gebogen. Mittelglied !/, des Basalgliedes, weniger hoch, mehr eylindrisch. indglied klein, länglich eiförmig, abwärts gerichtet. Behaarung an diejenige von Eurema und Catopsilia erimnernd; die dicht angepressten Schuppen der Bauchseite am Mittelgliede fast ebenso gross wie am Basalgliede; bei Rhamni sind einzelne wenig längere Haare unter dieselben eingemischt; die Schuppen der Innenseite über- haupt grösser als bei Catopsilia, lànglich eifórmig, ganzrandig, wie bei Zurema nehmen sie gegen das Ende des Basalgliedes hin so wie nach unten in schüner Regelmässigkeit 22 Enzıo REUTER. allmählich an Grösse zu, bei Rhamni werden sie ausserdem verhältnismässig be- deutend breiter und erhalten eine etwas gerundet rechteckige Form; der Rücken wie bei den erwähnten Gattungen beschuppt. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von etwa ähnlicher Form wie bei Æurema. Die recht stark erbabene und scharf abgegrenzte balkenartige Er- höhung, welche die vordere Schuppengrenze nicht erreicht, ist derjenigen von Æu- rema ziemlich ähnlich; gleich an seinem distalen Ende erweitert sich dieser sonst gleichmässig schmale Balken und geht dann in den Basalfleck unmerklich über; der untere Teil des Basalflecks wie bei Catopsilia schwach lànglich konkav, fein undeutlich gerunzelt. Die Kegel verhalten sich wie bei Eurema; kleine Kegelgebilde oberhalb der Erhöhung sehr dichtstehend, auf dem unteren Teil des Basalflecks kommen sie dagegen weniger reichlich vor. Gruben wie bei den erwähnten Gattungen. Chitin hell gelblich. Colias FABR. Edusa FABR. . -6. PAIE OS o cs valete Myrmidone Esr. 4. Phieomone Esr. 6. AUTOTANE SEA Eiyzalllen nn mer NICE Palpen weniger kräftig als bei Catopsilia und Gonopteryx und nicht so stark seitlich zusammengedrückt. Basalglied nach dem Ende zu unbedeutend verschmälert, verhältnismässig weniger hoch als bei den genannten Gattungen, am proximalen Teil stark gekrümmt. Mittelglied !/,—?/, des Basalgliedes, nicht merklich schlanker, nach der Mitte verjüngt. Endglied klein, länglich zugespitzt, meist in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung mässig dicht; die Bauchseite mit ziemlich steif abstehenden, nach der Spitze der Palpen zu etwas ungleichmässig kürzer werdenden Haaren und im Vergleich zu den erwähnten Gattungen mit nicht besonders breiten Schuppen besetzt; bei Aurora, deren Behaarung ganz vorwiegend aus Schuppen be- steht, sind diese jedoch fast ebenso gross und breit wie bei Catopsilia und Gonopteryx, weshalb auch ihr Schuppenkleid an dasjenige genannter Gattungen erinnert; die Innenseite mit kleinen, länglich eiförmigen, fast gleichmässig schmalen, ungezähnten, angedrückten Schuppen mässig dicht bekleidet, am Mittelgliede daneben kurz behaart; der Rücken kurz anliegend beschuppt. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von ähnlicher Form und Begrenzung wie bei Catopsilia, zuweilen mit einzelnen eingemengten Schuppen besetzt. Die mehr oder weniger stark erhabene balkenartige Erhöhung, welche fast immer die vordere Schuppengrenze erreicht und nicht selten sogar überschreitet, sehr Uber die Palpen der Rhopaloceren. 23 an diejenige von Catopsilia erinnernd; unterhalb derselben erscheint der Basalfleck lànglieh konkav. Die Kegel wie bei dieser Gattung angeordnet, überhaupt weniger stark entwiekelt, mehr allmählich in die kleinen Kegelgebilde übergehend; diese oberhalb der Erhöhung reichlich vorhanden, sind aber auch unterhalb derselben ziemlich dicht zerstreut und dringen sogar zwischen die Schuppen ein. Gruben wie bei den vorhergehenden Gattungen. Chitin gelblich braun. Meganostoma REAK. Cesonia STronr. 2. Palpen fast ebenso kräftig wie bei Catopsilia und Gonopteryx, an Gestalt zugleich an diese und an Colias erinnernd. Basalglied hoch, schwach verjüngt, am Grunde gebogen. Mittelglied etwa ?/; desselben, nach beiden Enden verschmälert, in der Mitte nur wenig niedriger als das Basalglied. Endglied klein, zugespitzt, unter der Behaarung versteckt. Behaarung an diejenige gewisser Colias-Arten erinnernd; die Bauchseite zugleich mit mässig langen Haaren und ziemlich grossen Schuppen dicht besetzt; die Innenseite wie bei Colias beschuppt, am Ende des Mittelgliedes etwas dichter kurz behaart; der Rücken anliegend beschuppt, bezw. behaart. Weil die zur Verfügung stehenden Palpen am Grunde zerbrochen waren, konnte ich die Verhältnisse des Basalfleeks nicht untersuchen; soweit ersichtlich kommen dieselben denen von Colias am nächsten. Gruppe IV. Chariden. Anthocharis Bois». Eupheno Esp. 8. Cardamines L. 42. I Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, sehr schlank, nadelfórmig. Basalglied am proximalen Teil höher, gleich am Grunde gekrümmt. Mittelglied ein wenig länger als das Basalglied, gleichmässig verschmälert, gerade. Endglied kurz, ziemlich fein zugespitzt. Behaarung der Bauchseite dicht, aus langen und feinen, steif abstehenden, gegen die Spitze der Palpen hin allmählich kürzer wer- denden Haaren bestehend; die Innenseite mit mässig grossen, spatelfórmig ovalen, schwach gekerbten Schuppen, auf den beiden letzteren Gliedern ausserdem mit Haaren mässig dicht besetzt; der Rücken kurz anliegend behaart. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes oder mehr, wenigstens an der proximalen Hälfte den grósseren Teil der Breite der Innenseite einnehmend, distal- 24 EwNzro REUTER. würts verjüngt, unbestimmt begrenzt. fein quer gerunzelt, keine Erhóhung oder Anschwellung, wohl aber meist ein heller gefárbtes, bisweilen schwach vertieftes Gebiet zeigend. Die Kegel kommen hauptsächlich und am dichtesten auf diesem länglichen, z. T. ziemlich markant begrenzten Gebiete in der Mitte der proximalen Hälfte des Basalflecks vor, wo sie ihre hóchste Ausbildung erlangen und von wo sie distalwärts sehr allmählich in immer kleiner werdende und ziemlich undicht stehende Kegelgebilde übergehen, welehe ober- und unterhalb des Gebietes sehr spärlich vor- kommen; die Kegel sind ziemlich schwach entwickelt, schlank und spitzig, meist gerade. Gruben verhältnismässig deutlich, zwischen den Kegeln befindlich. Chitin bräunlich gefärbt. Midea H. 8. Scolymus Buri. 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Anthocharis. Mittelglied nur ?/; des Ba- salgliedes. Endglied kurz, umgekehrt eiförmig. Behaarung derjenigen genannter Gattung sehr ähnlich, aber die Haare der Bauchseite überhaupt gróber. Basalfleek etwas mehr als !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, meist über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, sehr an denjenigen von Anthocharis erinnernd. Die Kegel und kleinen Kegelgebilde verhalten sich etwa wie bei An- thocharis. Gruben und Farbe des Chitins ähnlich. Phyllocharis Schatz. Belia CRAM. 4. var. Ausonia Hüsen.- 4. Palpen an Gestalt denen von Anthocharis ganz ähnlich. Die einzelnen Glieder verhalten sich wie bei dieser Gattung. Behaarung der Bauchseite auf allen Gliedern gleichmässiger lang, am Grunde des Basalgliedes z. T. aus ziemlich langen und schmalen Schuppen bestehend, sonst derjenigen genannter Gattung sehr ähnlich. Basalfleck demjenigen von Anthocharis ähnlich. Die Kegel und Gruben ver- halten sich wie bei dieser. Chitin bräunlich gefärbt. Zegris Ram. Eupheme Esp. 4. Meridionalis Le». 4. Palpen weniger lang und schmächtig, aber von ziemlich ähnlicher Gestalt wie bei Anthocharis. Basalglied verjüngt, am Grunde gebogen. Mittelglied etwa ?/; des Uber die Palpen der Rhopaloceren. 25 Basalgliedes. Endglied sehr klein, fein zugespitzt. Behaarung gröber und starrer, sonst an die von Anthocharis erinnernd. Basalfleck bestimmter begrenzt, übrigens von demjenigen genannter Gattung nieht wesentlich verschieden. Die Kegel und kleinen Kegelgebilde wie auch die Gru- ben kommen denen von Anthocharis ziemlich nahe. Chitin bräunlich gefärbt. Teracolus SWAINS. Subfaseiatus Swarws. 2. Palpen wenig über den Kopf hervorragend, ziemlich kräftig, am Grunde fast rechteckig gebogen. Basalglied verhältnismässig lang, fast gleichmässig hoch, vor der Mitte stark gekrümmt. Mittelglied etwas mehr als !/, des Basalgliedes betragend, von gleicher Höhe wie dieses, unbedeutend schief verjüngt, gerade. Endglied klein, eifórmig zugespitzt, abwärts gerichtet. Behaarung mässig dicht, weich; die Bauch- seite vorwiegend mit am Grunde des Basalgliedes langen, meist schmal spatelförmigen, z. T. haarähnlichen Schuppen, welche gegen die Spitze des Gliedes hin ziemlich schnell an Länge abnehmen und auf dem Mittelgliede schon in ziemlich kurze, gleichmässi- ger breite Schuppen übergehen, bekleidet; auf ihrer distalen Hälfte ausserdem mit dünnstehenden, am Endgliede anliegenden, biegsamen Haaren besetzt; die Innenseite mit mässig grossen, länglich eifórmigen, ungezähnten Schuppen bedeckt, gleich am Ende kurz behaart; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleck etwas mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, an seiner proximalen Hälfte so gut wie die ganze Breite der Innenseite einnehmend, dann distalwärts allmählich verschmälert, etwas ungleichmässig begrenzt, schwach und fein quer gerunzelt, ohne jede Erhöhung. Die Kegel schwach entwickelt, auf dem ganzen Basalfleck und zwar sehr dicht auftretend, namentlich auf der proximalen Hälfte des Basalflecks in nahe neben einander laufenden Querreihen ziemlich regel- mässig angeordnet, meist aufwärts gerichtet, gerade oder am Ende schwach gebogen, spitzig, überall fast gleichmässig ausgebildet, an dem proximalen Teil des Basalflecks am dichtesten vorkommend. Gruben undeutlich. Chitin zart, weisslich, durchscheinend. Callosune DousL. Gavisa WALLENGR. 2. Omphale Gopr. 2 Palpen denen von Teracolus sehr ähnlich. Die einzelnen Glieder verhalten sich wie bei dieser Gattung. Behaarung durchgehends steifer als bei Teracolus; 4 26 Enzıo REUTER: die Bauchseite nur in beschränkterem Masse mit schmal spatelförmigen, bezw. haarähn- lichen Schuppen besetzt, dagegen vorherrschend mit ziemlich starren, auf den beiden ersten Gliedern abstehenden, auf dem Endgliede mehr anliegenden Haaren, welche am Mittelgliede nur wenig kärzer als am Baselgliede sind; die Innenseite mit unge- fähr ähnlichen Schuppen wie bei Teracolus bekleidet; der Rücken kurz behaart. Basalfleck demjenigen von Teracolus sehr ähnlich. Kegel und Gruben denen dieser Gattung beinahe eleichkommend. Chitin ganz ähnlich. Idmais Borsp. Fausta Ornrv. 4. Palpen kurz, aber verhältnismässie kräftig, sanfter als bei den vorher- gehenden Gattungen gebogen, aufsteigend. Basalglied lang, am Grunde kaum merklich verjüngt, gleich vor der Mitte sehr stark und ziemlich gleichmässig gekrümmt. Mittelglied gegen !/, desselben, eleichhoch wie das Basalglied. Endglied sehr klein, knopfförmig, unter den Haaren versteckt, abwärts gerichtet. Behaarung ziemlich weich; die Bauchseite mit nur am Grunde des Basalgliedes langen und aufrecht ste- henden, sonst verhältnismässig kurzen, mehr vorwärts neigenden Haaren und schmal spatelfórmigen Schuppen abwechselnd besetzt; das Endglied wie bei den vorher- gehenden Gattungen anliegend kurz behaart; die Innenseite mit verhältnismässig breiten, etwa gerundet rechteckigen, schwach gekerbten Schuppen, am Ende des Mittelgliedes daneben mit kurzen Haaren bedeckt; der Rücken wie bei Teracolus anliegend beschuppt. Basalfleek von ungefähr gleicher Form und Ausdehnung wie bei Teracolus, ähnlich begrenzt. Längs dem Rücken des Basalgliedes zeigt der Basalfleck eine sich vom Grunde der Palpe aus bis zur vorderen Schuppengrenze ziehende, recht breite und rund erhabene, distalwärts allmählich verjüngte Erhöhung, welche den Eindruck macht, als wäre der Basalfleck am oberen Rande stark wulstig verdickt; unterhalb derselben erscheint der Basalfleck undeutlich rinnenartig vertieft. Die Kegel schwach ent- wickelt; sie treten am dichtesten in der Mitte des proximalen Teiles des Basalflecks auf, wo sie auch etwas stärker ausgebildet sind, kommen übrigens, und zwar allmählich von noch kleineren Kegelgebilden ersetzt, sowohl auf jener Erhóhung als auch, obgleich mehr spärlich, beinahe über dem ganzen unteren Teil des Basalflecks zer- streut, vor. Gruben wie bei den vorhergehenden Gattungen. Chitin hellgelblich gefärbt. -1 Uber die Palpen der Rhopaloceren. 2 Ixias HüBx. 19 Marianne CRAM. 2. Pyrene L. Palpen denen von Teracolus und Callosune ähnlich, am Grunde gleichmässi- ger gebogen. Die einzelnen Glieder zeigen dieselben Verhältnisse wie bei diesen. Behaarung an diejenige von Callosune erinnernd; die Haare der Bauchseite aber weniger steif; die Schuppen der Innenseite überhaupt kleiner, bei Pyrene ziemlich lang gestreekt und weniger dicht; der Rücken kurz behaart. Basalfleck wie bei Teracolus und Callosune. Kegel stärker entwickelt; in der Mitte des proximalen Teiles des Basalflecks, wo sie auch am dichtesten vorkommen, haben sie schon eine etwas höhere Differenzirungsstufe erreicht, gehen aber ganz allmäh- lich in kleinere Kegel über, welche wie bei den genannten Gattungen angeordnet und über den ganzen Basalfleck zerstreut sind. Gruben undeutlich. Chitin etwas gelblieh weiss. Hebomoia Hüsn. Glaueippe L. (Fig. 9). 2. Palpen mässig lang, kräftig, am Grunde gebogen, etwas seitlich zusammen- gedrückt, denjenigen von Catopsilia nicht unähnlich. Basalglied lang, ziemlich gleich- mässig hoch, nur an beiden Enden fast unmerklich verjüngt, vor der Mitte gekrümmt. Mittelglied '/; des Basalgliedes, gleichhoch wie dieses. Endglied sehr klein, knopf- fórmig, abwärts gerichtet. Behaarung dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit abstehenden, etwas groben und abgestumpften, nur in ganz beschränktem Masse schup- penàhnlichen Haaren, welche nach dem Ende des Gliedes zu schnell an Länge ab- nehmen, besetzt; die des Mittelgliedes kürzer und mehr vorwärts geneigt; die Innen- l. gleichmässig schmalen Schuppen, welche r seite mit kleinen, gestreckt eiförmigen, z. am Ende des Mittelgliedes von mehr dichtstehenden kurzen Haaren ersetzt werden, bekleidet; der Rücken kurz anliegend behaart. Basalfleck ?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, an der proximalen Hälfte über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, dann distalwärts schnell, etwas keilförmig verjüngt, fein quer gerunzelt, gut und bestimmt begrenzt. Auf dem Ba- salfleck, und zwar der Mitte desselben entlang, hat sich eine Erhöhung differenzirt, welche indessen nur nach oben markant begrenzt und deutlich erhaben ist, während sie nach unten z. T. durch eine sehr undeutliche längliche Vertiefung kaum merklich angedeutet wird. Von der Palpenwurzel aus etwa bis zur Mitte des Basalflecks ist diese Erhöhung recht breit, wird hier an ihrem oberen Rande schnell nach unten 28 ENZIO REUTER. eingezogen — erscheint daher an der proximalen Hälfte etwas bauchig nach oben vortretend — verläuft dann, allmählich und gleichmässig verjüngt und zugleich immer mehr undeutlich erhaben, in den keilförmig verschmälerten distalen Teil des Basal- flecks, welehen sie fast ganz ausfüllt, bis zum Ende desselben hinein. Die Kegel beinahe über den ganzen Basalfleck sehr dicht zerstreut, erinnern inbezug auf Gestalt und Anordnung sehr an diejenige von Teracolus und Callosume, etwas stärker entwickelt; wie bei den genannten Gattungen kommen sie auf der proximalen Hälfte des Basal- flecks (hier auf dem breiteren Teil der Erhöhung) am dichtesten vor und stehen dort schön regelmässig in Querreihen angeordnet, auf dieser Stelle nur wenig höher differenzirt als die distal befindlichen; oberhalb der Erhóhung ist der Basalfleck dicht mit kleinen Kegelgebilden besetzt. Grubenwie bei den genannten Gattungen. Chitin hell gelblich. Eronia Hos. Valeria CRAM. 2. Pharis Borsp. 4. Argia Far. (Fig. 10). 4. Palpen kurz aber kräftig, von gleicher Gestalt wie bei Zebomo?a. Mittelglied etwa 1/, des Basalgliedes, breit eiförmig. Basal- und Endglied wie bei genannter Gattung. Behaarung weicher und feiner, sonst sehr an diejenige von Hebomoia erinnernd; die Innenseite mit lànglich eifórmigen (Pharis, Argia) oder gleichmäs- siger schmalen (Valeria) kleinen Schuppen wie bei erwähnter Gattung bekleidet; der Rücken ähnlich behaart. Basalfleck etwa '/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, schmäler und làn- ger keilfórmig verjüngt als bei Hebomoia, wie bei dieser begrenzt; durch den Man- gel an jeder Erhóhung sowie durch die sehr feine und dichte Querrunzelung zeigt er grosse Ähnlichkeit mit Teracolus und Callosune. Die Kegel von gleicher Gestalt und in ganz gleicher Weise wie bei Teracolus angeordnet, vielleicht noch dichter stehend, überhaupt etwas stärker entwickelt; die proximalen nur wenig hóher aus- gebildet als die distalen, welche sogar zwischen die Schuppen eindringen. Gruben und Chitin wie bei Teracolus. [SS Le, Über die Palpen der Rhopaloceren. Fam. IIl. Danaiden. Danaida LArk. GleonalGr anses, oupse RE PiMNIACelDR ANNE. on NR (reger ENAT TES NO TT SEI A Srornblusslu eue Mna FREE? Melaneus CRAM. 2. Genutia Crawm. (Fig. 12). 4. Luzonensis Fezp. (Fig. 11). 2. (Ub wsuDDusE NB: Agleoides Fen». . . 2 ACID PUS CRAN MEET Plexippus L. (Ærippus CRAM.) 14. Palpen kurz, kaum über den Kopf hervorragend, einigermassen kräftig, an den beiden ersten Gliedern ziemlich stark und gleichmässig gebogen, etwas schief hervor- stehend. Basalglied kurz, gleichmässig hoch, nicht merklieh hóher als das Mittel- glied. Dieses kaum 2 mal (Genutia, Chrysippus, Alcippus, Plexippus) oder wohl 21/, mal (Cleona, Crocea, Melaneus Luzonensis, Agleoides, Limniace, Similis) länger als das Basalglied, fast cylindrisch, gleichmässig gebogen. Endglied kleiner als das Basalglied, merklich dünner, länglich eiförmig, zugespitzt, stark abwärts ge- neigt. Behaarung der Bauchseite dicht, steif abstehend, meist ziemlich kurz, be- steht aus mässig grossen, keilfórmig-spatelfórmigen, meist flach zweigeteilten Schuppen und schuppenähnlichen Haaren von wechselnder Länge, sowie aus unter dieselben mehr oder weniger reichlich eingemengten und sie meist überragenden, steifen, etwas borstartigen Haaren, welche am Grunde des Basalgliedes am längsten sind (Cleona etc.) oder vorwiegend aus länglich zungenförmigen, ungezáhnten Schuppen, welche besonders am Mittelgliede von einzelnen, steif borstartigen Haaren überragt werden (Chrysippus, Aleippus) oder auch ganz vorherrschend aus ziemlich langen, sehr steifen und gerade aufrecht stehenden, gleich am Ende oft etwas schwach knopfartig er- weiterten Haaren (Genutia, Plexippus) bestehend; die Innenseite mit kleineren, làng- lichen, bezw. ziemlieh lang gestreckten, meist flach und etwas ungleich zweigeteilten, seltener ungezühnten, anliegenden Schuppen mehr oder weniger dicht bekleidet; der Rücken des Mittelgliedes mit einem niedrigen Haarkamm versehen, welcher distal- wärts allmählich an Höhe zunimmt und gleich vor dem distalen Ende des Gliedes einen buschigen, stark abstehenden Schopf bildet, dessen Spitze das Ende des Mittel- gliedes nicht oder kaum überragt; das Endglied halb abstehend beschuppt, bezw. kurz behaart. Basalfleck bei einigen Arten (Chrysippus, Alcippus, Genutia und Plexippus) ziemlich ausgedehnt, etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, und zwar einigermassen breit und am distalen Teil nur mässig stark,verschmálert (Chrysippus, Alcippus) oder sich distalwärts schmal keilfórmig verjüngend, in die Beschuppung 30 ENzro REUTER. eindringend (Genutia, Plexippus); bei anderen Arten viel kürzer, gegen !/, (Melaneus, Luzonensis) oder nur 2/; (Cleona, Agleoides, Crocea, Limniace, Similis) der Länge des Basalgliedes einnehmend, bei Cleona und Agleoides fast ebenso breit wie lang, bei den übrigen schmäler, gedrungener, am distalen Ende etwas verjüngt oder quer; meist ungleich begrenzt; am proximalen oberen Teil etwas stumpfeckig ausgezogen, wie bei den folgenden Gattungen durch eine Furche von dem Palpenstiel deutlich abgesetzt. Bei einigen Arten (Uhrysippus, Aleippus, Genutia, Plexippus) zeigt der Basalfleck keine merkliche Erhöhung oder Anschwellung, es findet sich aber hier ein làngliches, etwa gestreckt ovales (Chrysippus, Alcippus) oder gebogen keilfórmiges (Genutia, Plexippus) Kegelgebiet, welehes keine besonderen Grenzen besitzt, sondern nur durch das Vorhandensein wohl ausgebildeter Kegel ausgezeichnet ist und sich von der Basis des Basalflecks aus, und zwar der Mitte desselben entlang oder eher der unteren Schuppengrenze sich nähernd, etwa bis zur halben Länge des Basalflecks erstreckt. Die Kegel namentlich auf dem proximalen Teil dieses Ge- bietes gut, bei Plexippus recht gut entwickelt, dichtstehend, ziemlich kräftig, eestumpft oder etwas zugespitzt, schwach gebogen, meist aufwärts gerichtet, bei letztgenannter Art dachziegelartig einander überragend, distalwärts allmählich an Grósse und Frequenz abnehmend und unmittelbar vor dem Gebiete in kleine, spàr- lich vorhandene Kegelgebilde übergehend; der oberhalb jenes (Gebietes befind- liche Teil des Basalflecks, welcher gewöhnlich am Rücken des Gliedes etwas quer eefurcht oder gerunzelt ist, grüsstenteils mit sehr kleinen, oft papillenartigen Ke- celgebilden ziemlich dicht besetzt. Bei allen übrigen von mir untersuchten Arten findet sich aber auf dem Basalfleck eine längliche Erhóhung, welche indessen bei Cleona und Agleoides nur schwach erhaben und besonders distalwärts sehr unbe- stimmt begrenzt ist, unmerklich in die Umgebung übergeht und den proximalen aus- oezogenen Teil des Basalflecks ausfüllt, aber weder die vordere, noch die untere Sehuppengrenze erreicht; bei Crocea, Limniace, Melaneus, Luzonensis und Similis ist diese Erhöhung recht stark erhaben, oft sehr scharf begrenzt und nimmt den eróssten Teil des allerdings ziemlich gedrungenen Basalflecks ein, und zwar zieht sie sich in Gestalt eines oft am unteren Rand etwas ausgeschweiften und dementsprechend am oberen Rand schwach gewólbten länglichen Balkens vom Grunde des Basalflecks aus meist etwas schräg über denselben bis zu dessen distaler unterer Ecke, die Schuppengrenze oft berührend. Kegel auf diese Erhöhung beschränkt, bei Cleona und Agleoides mässig stark, bei Crocea, Limniace und Luzonensis recht gut ent- wickelt, ziemlich dichtstehend, von etwa gleicher Form wie bei Plexippus ete., aber oft fast gerade, aufwärts gerichtet, die auf dem distalen Ende der Erhöhung stehen- den meist etwas kleiner;,bei Cleona und Agleoides gehen die Kegel distalwärts sowie nach oben und z. T. auch nach unten hin allmählich in immer kleinere, schliesslich Uber die Palpen der Rhopaloceren. 31 papillenartige Kegelgebilde über, welche auf den peripherischen Teilen des Basalflecks zerstreut dastehen; unter den übrigen Arten finden sich nur bei Sömilis gleich vor dem distalen Ende der Erhóhung einige wenige kleine Kegelgebilde, dagegen ist der oberhalb der Erhöhung gelegene Teil des Basalflecks fast stets mit solchen besetzt. Einige Gruben kommen auf dem distalen Ende der Erhóhung oder unmittelbar vor demselben vor. Chitin bei Genutia — Plexippus einigermassen klar, bei den übrigen Arten trüb dunkelbraun. Ideopsis Homsr. Daos Borsp. 2. Vitrea BLANCH. 2. Palpen an Gestalt denen von Danaida sehr ähnlich, etwas weniger kräftig. Ba- salglied wie bei genannter Gattung. Mittelglied annähernd 21/, mal so lang, sehr unbedeutend verjüngt, gleichmässig gebogen. Endglied wie bei Danazda. Behaarung dicht. an die von D. Similis erinnernd; die der Bauchseite fast ausschliesslich aus ziemlich schmal spatelförmigen, flach zweigeteilten Schuppen, bezw. schuppen- ähnlichen Haaren, welche auf dem Basalgliede mässig lang, auf dem Mittelgliede ziemlich kurz abstehend sind, und nur unmittelbar am Grunde des Basalgliedes aus einigen wenigen längeren Haaren bestehend; die Schuppen der Innenseite wie meist bei Danaida länglich oder gestreckt, flach zweigespaltet; der Haarkamm des Rückens einen ähnlichen Schopf bildend; das Endglied halb abstehend beschuppt. Basalfleck gedrungen, etwa ?/;, der Länge des Basalgliedes und nicht die halbe Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts ein wenig verjüngt, ungleich begrenzt, am proximalen Teil stumpfeckig ausgezogen. Auch hier wird der Basalfleck fast gänzlich von einer recht stark erhabenen und scharf begrenzten, lànglichen und gleich- mässig schmalen, balkenartigen Erhöhung eingenommen, welche sehr an diejenige gewisser Danaida-Arten, wie Luzonensis, Similis u. A. erinnert und ebenfalls schräg über den Basalfleck verläuft. Kegel, kleine Kegelgebilde und Gruben kaum von denjenigen letztgenannter Art abweichend. Chitin trüb dunkelbraun. Hestia Hosx. Idea CLERCK. 2. Belia Westw. 2. Palpen kurz, kräftig, von gleicher Gestalt wie bei Danaida und Ideopsis. Ba- salglied sehr kurz. Mittelglied 2 ?/, so lang, fast cylindrisch, wie bei den genannten Gattungen gebogen. Endglied sehr klein, zugespitzt, in der Behaarung des Mittel- gliedes z. T. versteckt, abwärts geneigt. Behaarung sehr dicht; die Bauchseite mit 32 Enzıo REUTER. auf dem Basalgliede und am Grunde des Mittelgliedes ziemlich langen und groben, meist gestutzten, aufrecht stehenden Haaren besetzt, welche gegen das distale Ende des Mittelgliedes hin allmählich an Länge abnehmen und immer geneigter stehen, schliesslich anliegend; die Innenseite mit schmalen, am Basalgliede haarähnlichen Schuppen bekleidet; der Haarkamm des Rückens einen buschigen, deutlich abstehenden Schopf zeigend; das Endglied wie bei Zdeopsis beschuppt. Basalfleck sehr gedrungen, kaum mehr als !/; der Lànge des kurzen Basalgliedes einnehmend, auf die proximale obere Ecke der Innenseite beschränkt, am distalen Ende ziemlich quer, ungleich begrenzt, am proximalen Teil schwach, etwas spitz ausgezogen. Die recht stark erhabene, balkenartige Erhöhung füllt beinahe den gan- zen Basalfleck aus, erinnert zugleich an diejenige von /deopsis und Danaida Limniace und D. Luzonensis und nimmt eine fast diagonale Lage auf dem Basalfleck ein. Kegel auf diese Erhóhung beschränkt, ziemlich gleichmässig angeordnet und dicht stehend, recht gut entwickelt, wie bei Zdeopsis und einigen Danaida-Arten stark chitinisirt, ziemlich stark gebogen, aufwärts gerichtet, dachziegelartig über einander ragend, zugespitzt; winzig kleine, papillenartige Kegelgebilde kommen oberhalb der Erhöhung, aber nur sehr spärlich, vor. Unmittelbar vor der Erhóhung finden sich einige we- nige Gruben, welche z. T. unter den sie überragenden Kegeln versteckt sind. Chitin dunkelbraun. Euploea FABR. Kollari Feu». 2; Keucostictos Gum TR E Core Cram. (Fig. 13). 2. BollitanErncHser Nu? Niasica Moore. 2. ‚Hope; HELD: vd VE ER ENT Swainsonii Go. 9r Linnaei Moore (Midamus L. p.) 10. dome mia Gran Ts san Towel Burn: (Bis At) re ne Eschscholtzii Fern». 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Danaida, ziemlich kräftig, nur wenig über den Kopf hervorragend. Basalglied kurz, von gleicher Hóhe wie das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 2 !/,—2 ?/, ausnahmsweise (Eschscholtzüi) beinahe 3 mal so lang wie das Basalglied, fast eylindrisch, schwach und gleichmässig gebogen. End- glied sehr klein, länglich eiförmig, zugespitzt, z. T. in der Behaarung des Mittel- gliedes versteckt, abwärts geneigt. Behaarung sehr dicht; die Bauchseite des Ba- salgliedes sowie des proximalen Teils des Mittelgliedes mit mässig langen, z. T. schuppenähnlichen, abstehenden Haaren besetzt, welche gegen das distale Ende des Mittelgliedes hin allmàhlieh an Lànge abnehmen und meist nach und nach geneieter Uber die Palpen der Rhopaloceren. 53 stehen, oft zugleich in gleichmässig schmale, flach zweigeteilte Schuppen übergehend ; die Schuppen der Innenseite an die der meisten Danaida-Arten erinnernd, länglich, ungleich gekerbt; der Haarkamm des Rückens demjenigen von Danaida ete. àhnlich, die Spitze des Endgliedes meist erreichend oder bisweilen sogar überschreitend; das Endglied kurz beschuppt. Basalfleck ausnahmsweise (Eschscholtzii) ?/|,, meist etwas mehr als !/, oder nur 2/, (Niasica, Climena, Linnaei) der Länge des Basalgliedes einnehmend, gewöhnlich ziemlich schmal und distalwärts ein wenig verjüngt, am distalen Ende etwas abge- rundet, ungleich begrenzt, am proximalen oberen Teil mehr oder weniger stark und meist breit stumpfeckig ausgezogen. Auf dem Basalfleck befindet sich stets eine mehr oder weniger deutlich erhabene Erhóhung, welche sich bei den verschiedenen Arten etwas verschieden gestaltet!) So erscheint bei Core die Erhöhung auf der proxi- malen Hälfte des Basalflecks, welche von derselben grüsstenteils eingenommen wird, als eine ziemlich schwach erhabene und wenig bestimmt markirte, etwas ungleich- mässig elliptische und schrüg nach unten sich ziehende Anschwellung, die an ihrem unteren Teil sich distalwürts in Form eines unbestimmt begrenzten, nach und nach verjüngten Streifens fortsetzt, welches sich bis zur Nàhe der vorderen Schuppen- erenze erstreckt und allmählich ausgeglichen wird. Während die Erhöhung bei Eschseholtzii derjenigen von Core beinahe gleichkommt, unterscheidet sie sich bei Hopei hauptsáchlich dadurch, dass ihr proximaler ovaler Teil unmittelbarer in den deutlich erhabenen und ziemlich markant begrenzten, schmäleren distalen Teil über- geht. Bei Swainsonü dehnt sich der flach erhabene proximale elliptische Teil der Erhóhung nach allen Seiten hin und zwar besonders distalwürts, ihr schmälerer distaler Teil geht hierdurch grósstenteils in jenem auf und dementsprechend erscheint die Erhöhung am distalen Ende etwas zugespitzt sowie unregelmässig und ganz undeutlich begrenzt. Bei Lowe? Leucostictos und Kollari hat die Erhöhung etwa die- selbe Ausdehnung wie bei Swainsonii und nimmt somit den grössten Teil des ver- hältnismässig umfangreichen Basalflecks ein, sie besitzt eine gestreckte, etwa ungleich- mässig schmal elliptische Gestalt, ist stark erhaben und namentlich oben, bei Kollari auch an dem gerundeten distalen Ende sowie unten recht markant begrenzt. Bei 1) Dies ist nicht zu verwundern, wenn wir bedenken, in wie viele Gattungen die an Arten so reiche Gattung Æuploea in den letzteren Zeiten aufgelöst worden ist. In seiner bekannten Ar- beit A Monograph of Limnaina and Euploeina, II. (Proc. Zool. Soc. Lond. 1883, S. 253—324) hat Moore von Æuploea 46 neue Gattungen gebildet. Weil mehrere von ihnen wenig fest umgrenzt sind und kaum als selbständige Gattungen gelten können, habe ich mit ScHATZ Euploea in ihrem alten Umfang beibehalten, um so eher als die von mir untersuchten Arten inbezug auf die Pal- penbildung in mehreren Punkten mit einander recht gut übereinstimmen und zudem eine Besprechung der einzelnen Arten den Zweck meiner Untersuchungen ebenso gut fördert. on 34 Enzıo REUTER. Climena wird der Teil der Erhóhung, welcher der proximalen elliptischen An- schwellung bei Core entspricht und wenig umfangreich ist, stärker erhaben und dadurch ziemlich scharf von dem distalen schmäleren Teil derselben abgegrenzt, welcher nicht merklich erhöht und auch bedeutend kleiner ist als bei Core. Bei Niasica ist dieser distale Teil ganz verschwunden und es bleibt nur der stark erhabene und besonders oben scharf begrenzte proximale, etwas länglich elliptische Teil übrig, welcher von der vorderen Schuppengrenze entfernt bleibt. Auch bei Pollita und Linnaei verkürzt sich, bezw. verschwindet der schmälere distale Teil, während der proximale, welcher nur mässig stark und flach erhaben ist, sich etwas ausdehnt und beinahe den ganzen, verhältnismässig kurzen Basalfleck ausfüllt. Kegel besonders auf dem proximalen Teil der Erhóhung stark und gleichmässig entwickelt, kräftig, dichtstehend, schön regelmässig angeordnet, zumeist gebogen und übereinanderragend, sich aufwärts neigend, gestumpft oder zugespitzt; die auf dem distalen Ende der Erhöhung be- findlichen kleiner, und zwar nehmen die bei Core etc. auf dem schmalen verjüngten Teil stehenden distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz ab, bezw. gehen in kleine Kegelgebilde über; auch bei mehreren von denjenigen Arten, welche eine am distalen Ende stark erhabene Erhöhung besitzen, finden sich vor derselben einige we- nige kleine Kegelgebilde; solche kommen auch oft oberhalb der Erhöhung vor. Gruben auf dem distalen Ende der Erhöhung, bezw. vor demselben befindlich. Chitin ziemlich dunkel braun. Amauris HUsx. Vashti Burr. 2. Damocles BEgaAvv. 2. Hecate Burr. 2. Palpen ziemlich kurz, an die von Danaida erinnernd, bei Vashti kräftig, bei Damocles und Hecate weniger robust. Basalglied etwas höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied etwa 21/, mal länger, cylindrisch, gleichmässig gebogen. Endglied verhältnismässig gross und stark, länger als das Basalglied, schwach zuge- spitzt, abwürts geneigt. Behaarung der Bauchseite aus groben und steif abstehenden, abgestutzten Haaren von sehr wechselnder Lünge sowie aus zwischen denselben be- findlichen kurzen Schuppen bestehend; die Innenseite mit ziemlich kleinen, länglich eiförmigen oder etwas zugespitzt elliptischen, ganzrandigen, anliegenden Schuppen sehr dicht bekleidet; der Haarkamm des Rückens mit einem ühnlichen Schopf wie bei Danaida versehen; das Endglied beschuppt und kurz behaart. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, distal- würts verjüngt, ungleich begrenzt, am proximalen oberen Teil wie bei Danaida stumpf- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 35 eckig ausgezogen. Der Basalfleck wird grösstenteils von einer flach erhabenen, ge- streckten, am distalen Ende etwas zugespitzten Erhöhung eingenommen, welche ziem- lich unbestimmt begrenzt ist und sich von dem ausgezogenen proximalen Teil des Basalflecks aus etvas schräg nach unten bis zur vorderen Schuppengrenze zieht; die Erhöhung von Damocles und Hecate erinnert am ehesten an diejenige von Euploea Lowei. Kegel auf die Erhóhung beschrünkt, ziemlich dichtstehend, nicht besonders stark entwickelt, schwach gebogen, aufwürts gerichtet, zugespitzt, distalwärts meist kleiner werdend; oberhalb der Erhóhung kommen sehr spárlich winzig kleine Kegel- gebilde vor. Gruben auf dem distalen Ende der Erhöhung befindlich. Chitin dun- kelbraun. Lycorea DougL. Atergatis Dovsr. 2. Pasinuntia CRAw. (Fig. 15). 2. Palpen kurz, an Gestalt denen von Danaida ziemlich ähnlich, mässig kráftig, wie bei genannter Gattung gebogen. Basalglied sehr kurz, höher als das Mittelglied, etwas winkelig gekrümmt, an dem proximalen Teil des Rückens ein wenig bauchig gewülbt. Mittelglied 21/, mal so lang, allmählich verjüngt, gleichmässig gebogen. Endglied ziemlich ausgezogen, länger als das Basalglied, bedeutend schlanker, zuge- spitzt, abwürts geneigt. Behaarung der Bauchseite abstehend, aus schmalen zweige- teilten Schuppen, bezw. schuppenühnlichen Haaren und dieselben mehr oder weniger weit überragenden, steifen, abgestutzten oder z. T. etwas borstartigen Haaren bestehend; die Innenseite mit gleichmässig schmalen, auf dem Mittelgliede haarähnlichen zweige- teilten Sehuppen bekleidet; der Haarkamm des Rückens mit einem spitzigen Schopf versehen, welcher das Ende des Mittelgliedes ein wenig überragt; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwas mehr als 1/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wegen jener Vorwólbung des Rückens verhältnismässig recht breit, am distalen Ende ein wenig verjüngt, ungleich begrenzt, am proximalen Teil sehr unbedeutend stumpfeckig ausgezogen. Auf dem Basalfleck findet sich eine undeutlich und sehr flach erhabene, unbestimmt begrenzte, etwa breit trianguläre Erhóhung, welche am Grunde des Glie- des beinahe die ganze Breite des Basalflecks einnimmt, sich distalwärts etwas ungleich- mässig und schnell verjüngt und an dem distalen zugespitzten Ende, welches die vor- dere Schuppengrenze nicht erreicht, unmerklich ausgeglichen wird. Kegel dichtstehend, gut und ziemlich gleichmässig ausgebildet, nur schwach gebogen, aufwärts gerichtet, zugespitzt; auf dem distalen Teil der Erhöhung sind sie kleiner und dünnstehender und gehen distalwärts in kleine Kegelgebilde über; der oberhalb der Erhöhung be- 36 Exzio REUTER. findliche Teil des Basalflecks ist mit winzig kleinen, schmächtigen und spitzigen Ke- gelgebilden dicht besetzt. Auf dem distalen Ende des Basalflecks finden sich einige Gruben. Chitin bräunlich. Ituna Dovsr. Lamirus LATR. 2. Palpen an Gestalt denen von Lycorea ähnlich. Basalglied höher als das Mit- telglied, gleichmässig gekrümmt, am Rücken nicht gewólbt. Mittelglied etwa 21/3 mal länger, wie bei genannter Gattung verjüngt und gebogen. Endglied verhältnis- mässig noch mehr ausgezogen. Behaarung dichter als bei Lycorea; die Bauchseite vorwiegend mit längeren, aber sonst denen genannter Gattung ähnlichen Haaren, bekleidet; die Schuppen der Innenseite denen von ZLycorea beinahe gleichkommend, aber vorherrschend haarähnlich, bezw. in Haare übergehend; der Schopf des Rückens stumpfer; das Endglied beschuppt und kurz abstehend behaart. Basalfleek wohl !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, kaum verjüngt, am distalen Ende abgerundet, am proximalen Teil nur sehr schwach und breit stumpfeckig ausgezogen, am Rücken des Gliedes ziemlich grob gerunzelt. Es findet sich auf dem Basalfleck eine ähnliche, undeutlich erhabene und unbestimmt begrenzte Erhöhung wie bei Zycorea, welche indessen an der Mitte ihres oberen Randes ein wenig eingezogen und demnach an ihrer distalen Hälfte schmäler ist und etwa wie bei Æuploea Core, sich distalwärts nach und nach verjüngend und zwar der unteren Schuppengrenze sich nähernd, bis zur Nachbarschaft der vorderen Schuppengrenze verläuft und allmählich ausgeglichen wird. Kegel inbezug auf Ge- stalt, Anordnung und Entwicklungsstufe denen von ZLycorea gleichkommend, sie neh- men distalwärts allmählich an Grósse nnd Frequenz ab; der oberhalb der Erhóhung befindliche Teil sowie das distale Ende des Basalflecks mit ähnlichen kleinen Kegel- gebilden wie bei Lycorea dicht besetzt. Gruben und Chitin wie bei genannter Gattung. Fam. IV. Neotropiden. IL Gruppe. Tithorea Doug. Bonplandii Guér. 2. Palpen kurz, verhältnismässig kräftig, unbedeutend über den Kopf hervorragend, gleichmässig und ziemlich stark gebogen. Basalglied lang, nur wenig kürzer als das Uber die Palpen der Rhopaloceren. 31 Mittelglied, von hóherem Grunde sich bis zur Mitte verjüngend, dann fast gleich- mässig hoch, gekrümmt. Mittelglied am proximalen Teil von gleicher Höhe wie das distale Ende des Basalgliedes, allmählich verschmälert, gleichmässig gebogen. End- glied klein, weniger als !/, des Mittelgliedes, zugespitzt, unbedeutend abwärts geneigt. Behaarung mässig dicht; die der Bauchseite vorherrschend aus ziemlich langen, ab- stehenden, fein borstfórmigen Haaren und zum kleineren Teil aus zwischen denselben stehenden kurzen zweigeteilten Schuppen bestehend; die Innenseite mit keilförmigen —langgestreckten, gezähnten Schuppen und eingemengten kurzen Haaren bekleidet; der Rücken des Mittelgliedes mit einem Haarkamm versehen, welcher am Ende des Gliedes einen niedrigen, stumpfen Schopf bildet; Endglied ringsum kurz beschuppt und zugleich abstehend behaart. Basalfleck langgestreckt, #/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde des Gliedes beinahe über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, sich recht bald distalwärts allmählich verjüngend, sehr schmal und etwas gebogen keilförmig in die Beschuppung eindringend, ziemlich gut begrenzt, schwach quer gerunzelt, wie bei allen übrigen Gattungen dieser Familie am Grunde durch eine Furche von dem be- deutend schmäleren Palpenstiel deutlich abgegrenzt. Es giebt keine merkbare Erhö- hung. Die Kegel sind hauptsächlich auf einem nur oben einigermassen markant, sonst durchaus diffus begrenzten, schmal streifenförmigen Gebiete versammelt, welches sich von der Palpenwurzel aus und zwar der Mitte des Basalflecks entlang bis über die halbe Länge des Basalflecks erstreckt, sich distalwärts nach und nach verjüngend und schliesslich unmerklich verschwindend, nicht wenig an das Kegelgebiet mehrerer Pieriden erinnernd; die Kegel sind nur mässig stark entwickelt, ziemlich kurz aber nicht schmächtig, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet, unregelmässig angeordnet; die auf dem proximalen Teil jenes Gebietes befindlichen relativ am stärksten ausgebildet und am dichtesten stehend, distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz abneh- mend, nach unten und distalwärts fast unmerklich in zerstreut dastehende kleine Kegelgebilde übergehend; oberhalb des Gebietes kommen nur sehr spärlich papillen- artige Kegelgebilde vor. Mehrere Gruben finden sich etwa in der Mitte des Basal- flecks, zwischen den distalen Kegeln. Chitin dunkelbraun. Melinaea Hüsn. Egina Cram. (Fig. 16). 4. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Tithorea, ziemlich schmächtig, kaum über den Kopf hervorragend, fest an den Vorderkopf angedrückt. Basalglied fast gleich- lang wie das Mittelglied, demjenigen von Tithorea ähnlich. Mittelglied etwas deut- 38 Exzio REUTER. licher verjüngt. Endglied sehr klein, eiförmig zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung dünn, die Bauchseite mit kurzen und schmalen, tief zweigeteilten, halb abstehenden Schuppen sowie aus dieselben mässig weit überra- genden, ziemlich dünnstehenden, steifen, stachelartigen Haaren bestehend; die Innen- seite mit kleineren, gestreckt keilfórmigen, tief und scharf zweigeteilten Schuppen bekleidet; der Haarkamm des Rückens einen ziemlich langen und spitzigen, niedrigen, vorwürts ausgezogenen und das Endglied weit überragenden Schopf zeigend; das Endglied kurz beschuppt und behaart. Basalfleck ausgedehnt, etwa ?/, der Länge des Basalgliedes und den grösseren Teil der Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts nur wenig verjüngt, unbestimmt und ungleich begrenzt, am proximalen oberen Teil ziemlich stark nach hinten und zwar gerundet ausgezogen, am Rücken quer gerunzelt. Dieser ausgezogene Teil sowie ein von demselben ausgehendes und beinahe bis zum distalen Ende des Ba- salflecks sich erstreckendes, ziemlich breites, schwach verjüngtes und zugespitztes, gebogenes und bestimmt begrenztes Gebiet sticht durch seine hellere, gelbliche Farbe stark von dem sonst braun gefärbten Basalfleck ab. Kegel über beinahe den gan- zen Basalfleck durchaus diffus zerstreut, ziemlich schwach entwickelt; auf dem proxi- malen Teil des hellen Gebietes am dichtesten stehend und am besten ausgebildet, kurz aber nicht besonders schmächtig, gerade, spitzig, meist aufwärts gerichtet; sie werden nach allen Seiten hin allmählich kleiner und gehen schliesslich unmerklich in noch kleinere Kegelgebilde über, welche sogar zwischen die Schuppen eindringen. Etwa in der Mitte des Basalflecks kommen unter den Kegeln einige wenige grosse und deutliche Gruben vor. Methona Dovst. Psidii CRAm (Fig. 17). 12. Themisto HöBN. 2. Palpen an Gestalt denen von Tithorea ähnlich, aber schlanker. Basalglied et- was schneller verjüngt, sonst wie bei genannter Gattung. Mittelglied schwach gleich- mässig gebogen, allmählich verschmälert. Endglied wie bei Tithorea. Behaarung dünn; die Bauchseite mit kurzen, ziemlich tief zwei- oder dreigeteilten Schuppen und steifen, groben Haaren, welche auf dem Basalgliede mässig lang und abstehend sind, auf dem Mittelgliede allmählich kürzer und geneigter werden, besetzt; die Schuppen der Innenseite klein, keilförmig-lanzettähnlich, wie bei Melinaea gespaltet; der Haar- kamm des Rückens einen nur unbedeutend abstehenden, etwas spitzigen, wie bei letztgenannter Gattung vorwärts gerichteten Schopf zeigend, welcher indessen das Endglied nicht überragt; das Endglied wie bei Melinaea bekleidet, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 39 Basalfleck recht ausgedehnt, beinahe die ganze Länge des Basalgliedes und an seiner proximalen Hälfte ebenfalls so gut wie die ganze Breite der Innenseite ein- nehmend, distalwärts nur wenig und allmählich, etwa wie bei Melinaea verjüngt, am Rücken deutlich gerunzelt, einigermassen bestimmt begrenzt. Auch hier findet sich ein jedoch bedeutend schmäleres, viel undeutlicheres und unbestimmt begrenztes sowie nur wenig abstechendes helleres Gebiet. Kegel etwas dichter stehend und ein wenig stärker ausgebildet, sonst wie bei Melinaea; kleine Kegelgebilde ähnlich. Gruben wie bei Tithorea, oft ziemlich undeutlich. Chitin bräunlich. Hamadryas Borsp. Moorei Macr. 2. Zoilus FaAsnz. (Fig. 18.) 2. Palpen wenig über den Kopf hervorragend, aufsteigend und etwas hervorstehend, mässig kräftig, rund, hauptsüchlich am Grunde gebogen. Basalglied sehr kurz, niedriger als das Mittelglied, am Grunde nicht hóher, ziemlich stark und gleichmässig gekrümmt. Mittelglied 2?/, mal so lang, am proximalen Ende verjüngt und mit dem Basalgliede schmal zusammengefügt, distalwärts an Dicke zunehmend und an der distalen Hälfte deutlich (Moorei) oder kaum merklich (Zoilus) aufgeblasen, am dista- len Ende quer abgestutzt, sanft gebogen. Endglied fast ebenso lang wie das Basal- olied, länglich eiförmig, zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Behaarung dünn; die Bauchseite des Basalgliedes am Grunde mit mässig langen, z. T. schuppenähnlichen, weichen Haaren und einzelnen sehr feinen Stacheln, sonst vorwiegend mit etwas kürzeren, schmal spatelförmigen, schwach gekerbten abstehenden Schuppen, die des Mittelgliedes ausschliesslich mit ähnlichen aber noch kürzeren, halb anliegenden Schuppen, besetzt; die Innenseite mit etwa keilförmig eirunden oder lanzettähnlichen, flach zweigeteilten Schuppen dünn bekleidet; der Rücken mit einem Haarkamm ver- sehen, welcher am distalen Ende des Mittelgliedes einen niedrigen, unbedeutend ab- stehenden Schopf bildet; das Endglied beschuppt, am Rücken kurz behaart. Basalfleek nur etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziem- lich gleichmässig breit, am distalen Ende quer, etwa rechteckig und einigermassen bestimmt begrenzt, am proximalen Teil ziemlich gleichmässig nach hinten und oben ausgezogen, abgerundet. Auf dem Basalfleck findet sich eine beinahe die ganze Breite und etwas mehr als die halbe Länge desselben einnehmende und zwar dessen ganzen ausgezogenen proximalen Teil ausfüllende, stark erhabene Erhöhung, welche vorn und oben sieh steil von der Oberfläche des Basalflecks erhebt sowie scharf begrenzt und etwas stumpf abgerundet ist, unten dagegen allmählich ausge- glichen wird, nach hinten und oben hin sich schwach verjüngt. Kegel auf diese 40 ENz10 REUTER. Erhóhung beschränkt, ziemlich dünnstehend, mässig stark entwickelt, die auf dem oberen Teil der Erhóhung befindlichen am stärksten ausgebildet, gerade oder sehr schwach gebogen, aufwärts gerichtet, zugespitzt; kleine Kegelgebilde nicht vor- handen. Auf dem distalen Teil des Basalflecks, vor der Erhóhung, finden sich ei- nige recht deutliche, ziemlich grosse Gruben. Chitin lieht und hell gelblich- grau. I. Gruppe. Untergruppe A. (Mechanitis-Gruppe.) Mechanitis Fas. Polymnia L. 4. Lysimnia FABR. 6. Palpen am ehesten an die von Melinaea erinnernd; sehr schmal und dünn. Ba- salglied weniger lang als bei dieser Gattung, unmittelbar am proximalen Ende et- was hóher, sonst fast cylindrisch, stark und gleichmässig gekrümmt. Mittelglied un- gefähr 1/, länger als das Basalglied, fast unmerklich verjüngt, sanft gebogen. End- glied klein, eiförmig zugespitzt, deutlich abwärts geneigt. Behaarung dünn; die Bauchseite mit am Basalgliede halb abstehenden, am Mittelgliede anliegenden, kurzen, denen von Melinaea ähnlichen Schuppen besetzt, zwischen welche nur ganz spärliche, sehr feine und kurze Stachelhaare, und zwar nur auf dem Basalgliede, eingemengt sind; die Innenseite wie bei genannter Gattung bekleidet; der Haarkamm des Rückens einen ähnlichen Schopf zeigend; das Endglied wie bei Melinaea behaart. Basalfleek kaum ?/, der Länge des Basalflecks einnehmend, von gleicher Form und Begrenzung wie bei Melinaea, am proximalen oberen Ende fast ähnlich aus- gezogen. Es findet sich kein heller gefärbtes Gebiet. Kegel denen von Melinaea beinahe gleichkommend; auf der proximalen Hälfte des Basalflecks sind sie haupt- sächlich auf einem diffusen, schmal streifenartigen Gebiete versammelt und dort re- lativ am stärksten ausgebildet, besonders distalwärts allmählich in kleine, zerstreut dastehende Kegelgebilde übergehend. Gruben etwa wie bei der mehrgenannten Gat- tung. Chitin ziemlich dunkel braun. Ceratinia HUN. Dionaea Hrw. 2. Euryanassa FELD. 2. Palpen kurz, weniger schlank als bei Mechanitis, etwa die Mitte zwischen dieser Gattung und Melinaea haltend, ähnlich gebogen. Basalglied am Grunde am höchsten, bis zur Mitte ziemlich schnell, dann mehr allmählich verjüngt. Mittelglied kaum !/, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 41 länger, distalwärts verschmälert, sanft gebogen. Endglied klein, länglich zugespitzt, wie bei Mechanitis deutlich abwärts geneigt. Behaarung zugleich an die von Meli- naea und Mechanitis erinnernd; die Bauchseite mit ähnlichen, aber etwas kürzeren Haaren und Schuppen wie bei jener besetzt; die Schuppen der Innenseite etwas ge- streckter, sonst denen genannter Gattungen gleichkommend; der Haarkamm des Rückens einen Schopf bildend, welcher bei Dionaea an den von Melinaea und Mechanitis, bei Euryanassa mehr an den von Tithorea erinnert. Basalfleck demjenigen von Melinaea und Mechanitis ähnlich; am proximalen Teil ein undeutliches und durchaus unbestimmt begrenztes helleres Gebiet zeigend. Kegel hier am dichtesten stehend und am besten ausgebildet, wie bei Mechanitis hauptsächlich auf einem schmal streifenartigen, diffusen Gebiete versammelt, etwas unregelmüssig angeordnet, inbezug auf Entwicklungsstufe am ehesten denen von Methona gleichkommend, unmerklich in kleinere, diffus zerstreute Kegelgebilde über- gehend. Gruben wie bei letztgenannter Gattung. Chitin bräunlich. Napeogenes Bates. Corena Hrw. 2. Palpen kurz und schlank, gleichmässig gebogen. Basalglied etwas kürzer als das Mittelglied, wie bei Ceratinia verjüngt. Mittelglied am proximalen Ende ziemlich dick und merklieh hóher als das distale Ende des Basalgliedes, distalwärts recht stark verschmälert. Endglied sehr klein, zugespitzt eiförmig, abwärts geneigt. Be- haarung sehr dünn, anliegend, an die von Ceratinia und Mechanitis erinnernd; die Bauchseite fast ausschliesslich mit kurzen, anliegenden Schuppen, nur in sehr be- schränktem Masse und zwar an der distalen Hälfte des Mittelgliedes mit kurzen, halb abstehenden, denen von Ceratinia ähnlichen Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite etwas breiter, sonst sehr ähnlich; der Schopf des Rückens das Endglied nicht überragend; Endglied wie bei den genannten Gattungen bekleidet. Basalfleek am ehesten demjenigen von Ceratinia gleichkommend, aber kein merklich helleres Gebiet zeigend. Kegel und Gruben von denen genannter Gattung kaum abweichend. Chitin ähnlich gefärbt. Sais Hox. Promissa WEYw. 2. Palpen an Gestalt an die von Napeogenes erinnernd, aber noch schmächtiger. Basalglied verhältnismässig kürzer, ähnlich verjüngt und gekrümmt. Mittelglied un- 6 42 Enzıo REUTER. gefähr 1/, mal länger, am proximalen Ende nicht höher als das distale Ende des Basalgliedes, ziemlich stark verschmälert, schwach gebogen. Endglied wie bei Na- peogenes. Behaarung dünn; die Bauchseite mit sehr kurzen, am Basalgliede halb abstehenden, am Mittelgliede anliegenden, ziemlich schmal spatelförmigen, bezw. haarähnlichen, schwach gekerbten oder abgerundeten Schuppen und einigen wenigen dieselben nicht überragenden, sehr feinen Stachelhaaren besetzt; die Schuppen der Innenseite denen von Ceratinia ähnlich; der ziemlich lange, an den von Melinaea erinnernde, aber mehr abstehende Schopf des Rückens das sehr spärlich beschuppte Endglied deutlich überragend. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalflecks einnehmend, wie bei Napeogenes und Ceratinia verjüngt und begrenzt, kein helleres Gebiet zeigend. Kegel schwach entwickelt, dünnstehend, beinahe über den ganzen Basalfleck, diffus zerstreut, auf dem proximalen Teil desselben relativ am grössten, distalwärts allmählich in immer kleinere und dünner stehende, schliesslich winzig kleine, schmächtige Kegelgebilde übergehend. Gruben undeutlich, etwa in der Mitte des Basalflecks. Chitin wie bei Napeogenes und Ceratinia. Untergruppe B. (Ithomien-Gruppe). Dircenna Hozx. Klugii Hüsn. 2. Palpen kurz, fest an die Stirn angedrückt, stark gebogen. Basalglied am Grunde nur wenig höher, stark und gleichmässig gekrümmt. Mittelglied !/, länger, gleichhoch wie das Basalglied, fast eylindrisch, sehr schwach gebogen. Endglied klein, walzen- förmig, unbedeutend abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite verhältnismässig dicht, vorherrschend aus ziemlich groben und steifen, z. T. recht langen abstehenden Haaren und nur in sehr beschränktem Masse aus schmal spatelförmigen, tief zweige- teilten Schuppen bestehend; die Innenseite mit kleinen und sehr schmal keilförmigen zweigeteilten Schuppen sehr dünn bekleidet; der Schopf des Rückens die halbe Länge des Endgliedes nicht überragend; das Endglied sehr dünn beschuppt. Basalfleck ausgedehnt, ?/, der Länge des Basalgliedes und an seiner proximalen Hälfte beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts nur wenig verjüngt, ungleich und unbestimmt begrenzt, kein heller gefärbtes Gebiet zeigend. Kegel über einen grossen Teil des Basalflecks diffus zerstreut, ziemlich schwach ent- wickelt, wie bei den vorhergehenden Gattungen distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz abnehmend und unmerklich in winzig kleine Kegelgebilde übergehend. Einige Gruben kommen etwa in der Mitte des Basalflecks vor. Chitin dunkelbraun. Über die Palpen der Rhopaloceren. 43 Leucothyris Borsp ». Victorina Guv£n. 2. Palpen kurz, sehr schmal und dünn, fest an den Vorderkopf angedrückt, wie bei Dircenna gebogen. Basalglied am Grunde am höchsten, bis zur Mitte ziemlich schnell verjüngt, dann gleichmässig hoch, gekrümmt. Mittelglied ?/, mal lànger, von gleicher Höhe wie die distale Hälfte des Basalgliedes, cylindrisch, sanft gebogen. Endglied klein, länglich eiförmig, deutlich abwärts geneigt. Behaarung sehr dünn; die Bauch- seite mit halb anliegenden, sehr kurzen, meist ungezähnten, schmalen, z. T. haarähn- liehen Sehuppen und einzelnen sehr feinen Stacheln, an der distalen Hälfte des Mit- telgliedes daneben mit einigen wenigen groben und steifen, borstenartigen Haaren be- setzt; die Schuppen der Innenseite schmal keilförmig, flach zweigeteilt, dünnstehend; der Schopf des Rückens wie bei Dircenna; das Endglied kurz behaart. Basalfleck ?/, der Länge des Basalgliedes, demjenigen von Dircenna sehr ähn- lich, ein sehr undeutliches helleres Gebiet zeigend. Kegel wie bei genannter Gattung, unmerklich in winzig kleine Kegelgebilde übergehend, die über die peripherischen Teile des Basalflecks zerstreut sind. Gruben wie bei Dircenna undeutlich. Chitin bräunlich. Pteronymia Burr. & Druer. Antisao BATES. 2. Palpen weniger schmüchtig als bei ZLeucothyris. Basalglied verhältnismässig kräftig, am Grunde recht hoch, fast bis zum distalen Ende stark verjüngt. Mittelglied 3/, mal länger, sehr schwach verschmälert, unbedeutend gebogen. Endglied klein, eiförmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung an die von Leucothyris erinnernd; die Schuppen der Bauchseite aber meist zweigeteilt, die dünnstehenden steifen borsten- artigen Haare kommen hauptsächlich auf der proximalen Hälfte des Mittelgliedes vor; die Schuppen der Innenseite kleiner, mehr keilförmig und tiefer geteilt; der Schopf des Rückens breiter und niedriger. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes und beinahe überall so gut wie die ganze Breite der Innenseite einnehmend, somit wegen der beträchtlichen Höhe des Gliedes sehr ausgedehnt, wie bei Dircenna und Leueothyris begrenzt,-unmittelbar am Grunde ein unbestimmtes, kleines helleres Gebiet zeigend. Kegel ziemlich stark entwickelt, sehr dichtstehend, über den grössten Teil des Basalflecks diffus zerstreut; die proximalen, auf dem helleren Gebiete stehenden verhältnismässig dicker, aber !) Leucothyris und die folgenden Péeronymia und Hymenitis werden von ScHATz, allerdings nur um die Übersicht zu erleichtern, mit einigen anderen als Subgenera der Gattung Ithomia Hüpn. betrachtet. 44 Enzıo REUTER. auch die distalen einigermassen gut ausgebildet, auf den peripherischen Teilen des Basalflecks in kleinere Kegelgebilde übergehend, meist gerade, aufwärts gerichtet. Einige von den Kegeln z. T. bedeckte Gruben kommen an gleicher Stelle wie bei den vorhergehenden Gattungen vor. Chitin ziemlich dunkel braun. Hymenitis HON. Gonussa HEw. 4. Palpen denen von ZLeucothyris sehr ähnlich. Basalglied wie bei dieser Gattung, am Grunde nur wenig höher als an dem distalen Teil. Mittelglied ?/, mal länger, schwach und sehr allmählich verjüngt. Endglied ähnlich, Behaarung sehr an die- jenige von Leucothyris erinnernd; die Schuppen der Bauchseite z. T. zweigeteilt; auch auf dem Basalgliede finden sich einige, aber weniger steife, abstehende Haare; die Schuppen der Innenseite etwas tiefer geteilt; der Schopf des Rückens spitziger; das Endglied kurz behaart. Basalfleck ausgedehnt, beinahe die ganze Länge des Basalgliedes und zugleich fast die ganze Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Teil nur unbedeutend verjüngt, seiner ganzen Länge nach sich über den Rücken des Gliedes erstreckend, besonders am Rücken stark, ungleichmässig gerunzelt, kein helleres Gebiet zeigend. Kegel hauptsächlich auf den proximalen Teil des Basalflecks und zwar auf ein diffuses, etwa breit trianguläres Gebiet in der Mitte desselben beschränkt, ziemlich schwach entwickelt und dünnstehend, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet, distalwärts etwas kleiner werdend, die halbe Länge des Basalflecks nicht überschreitend; kleine Kegelgebilde nur in beschränktem Masse vorhanden und zwar mangelt es auf der ganzen distalen Hälfte des Basalflecks vollständig an allen Kegelgebilden. Einige ziemlich undeutliche Gruben finden sich in der Mitte des Basalflecks. Chitin dun- kelbraun. Fam. V. Acraeiden. Acraea FABR. '). Subgenus Hyalites DOUBL. Horta L. (Fig. 19.) 4. Palpen über den Kopf hervorragend, am Grunde stark gebogen, sehr stark auf- geblasen. Basalglied kurz, ziemlich gleichmässig dick, schwach gekrümmt. Mittel- 1) Acraea wird von Scuarz in ülterem Sinne aufgefasst und zwar werden die DoUBLEDAY schen Sectionen als Untergattungen betrachtet. Obgleich einige derselben vielleicht zusammenzuziehen Uber die Palpen der Rhopaloceren. 45 glied etwas mehr als 2!/, mal so lang, hóher als das Basalglied, an der distalen Hälfte am dieksten, sanft gebogen. Endglied ausserordentlich klein, knopfförmig zugespitzt, in der Mitte des abgestumpften Endes des Mittelgliedes eingefügt. Behaa- rung aussergewöhnlich dünn; die Bauchseite hauptsächlich nur am Basalgliede und an dem proximalen Teil des Mittelgliedes mit ziemlich wenigen, mässig langen, z. T. schuppenähnlichen, und zwar schmal spatelförmigen und flach zweigeteilten, abste- henden Haaren besetzt, an der distalen Hälfte des Mittelgliedes fast nackt oder mit einzelnen kurzen, anliegenden Haaren versehen; ausserdem ist die Bauchseite beider Glieder mit einigen sehr steifen und kräftigen, gerade aufrecht stehenden Grannen- haaren besetzt; die Innenseite des Basalgliedes sehr schuppenarm, nur mit einigen wenigen keilförmigen, schwach gekerbten Schuppen bekleidet, die des Mittelgliedes am proximalen Teil mit schmal keilförmigen Schuppen, an der distalen Hälfte mit kurzen, halb abstehenden Haaren sehr dünn bekleidet; der Rücken mit emem Haar- kamm versehen, welcher keinen deutlichen Schopf bildet; das Endglied kurz behaart. Basalfleck wegen der sehr spärlichen Beschuppung ausserordentlich unbestimmt begrenzt und scheinbar über einen recht grossen Teil des Basalgliedes ausgedehnt, am proximalen Ende ziemlich quer abgestutzt und durch eine Falte von dem Pal- penstiel deutlich getrennt. Die proximale obere Ecke des Basalflecks wird von einer mässig stark erhabenen, etwa dreieckig ovalen Anschwellung oder Vorwölbung ein- genommen, welche nach allen Seiten hin ziemlich deutlich markirt und bestimmt be- grenzt, aber nicht steil abfallend ist, am distalen Ende etwas zugespitzt. Kegel auf diese Vorwölbung beschränkt, dicht stehend, nur mässig lang aber z. T. recht dick, fast gerade, zugespitzt, aufwärts gerichtet, die distal und oben befindlichen etwas kleiner und weniger kräftig; kleine Kegelgebilde spärlich oberhalb der Vorwölbung. Vor dem distalen Ende der Vorwölbung finden sich einige Gruben. Chitin ausser- ordentlich zart, hell gelblichweiss, fast durchsichtig. Subgenus Gnesia DOUBL. Zetes L 2. Palpen schlanker als bei Æyalites, weniger stark aufgeblasen, am Grunde recht stark gebogen. Basalglied cylindrisch, ziemlich stark und gleichmässig gekrümmt. Mittelglied gegen 2?/, mal so lang, etwa von gleicher Höhe wie das Basalglied, in der Mitte am Rücken ein wenig eingezogen, dann etwas stärker angeschwollen, am distalen Ende wieder verjüngt, schwach gebogen. Endglied wie bei Hyalites. Behaa- rung dichter als bei genannter Untergattung; die Bauchseite an der proximalen sind, andere dagegen das Recht beanspruchen können, als selbständige Gattungen betrachtet zu werden, habe ich sie noch vorläufig als Untergattungen gelten lassen. 46 Exzi0 REUTER. Hälfte des Basalgliedes einigermassen dicht mit ziemlich langen, gerade aufrecht stehenden Haaren, an der distalen Hälfte desselben Gliedes sowie am proximalen Teil des Mittelgliedes dünner mit kürzeren, schmal spatelförmigen und schwach ge- kerbten, schuppenähnlichen Haaren besetzt, dann anliegend kurz beschuppt und wie- der am Ende des Mittelgliedes kurz abstehend, weich behaart, ausserdem auf beiden Gliedern wie bei Ayalites mit Grannenhaaren besetzt; die Innenseite am Basalgliede und an der proximalen Hälfte des Mittelgliedes regelmässig mit dünnstehenden, làng- lich eiförmigen, ungezähnten anliegenden Schuppen bekleidet, welche von der Mitte des Mittelgliedes an distalwärts allmählich in kurze, halbabstehende Haare übergehen; der Haarkamm des Rückens dicht und gleich, etwa beim dritten Viertel des Mittel- gliedes einen niedrigen, stumpfen Schopf bildend; das Endglied wie bei Hyalites behaart. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes und die ganze Breite der In- nenseite einnehmend, ziemlich gut, quer begrenzt, am distalen Ende fast rechteckig, am proximalen Ende abgeschrägt. Es findet sich an gleicher Stelle wie bei Ayalites eine ähnliche Vorwölbung, welche indessen weniger stark erhaben und besonders am distalen Teil unbestimmter begrenzt ist. Kegel wie bei genannter Untergattung; die am distalen Teil der Vorwölbung befindlichen merklich kleiner und schmächtiger als die proximalen, distalwärts in spärlich unmittelbar vor der Vorwölbung vorhandene winzig kleine und sehr schmächtige Kegelgebilde übergehend; solche kommen auch, und zwar ziemlich reichlich, oberhalb der Vorwölbung am Rücken des Gliedes vor. Gruben wie bei Hyalites. Chitin zart, hellgelblich. Subgenus Planema DOUBL. Inyzeloja 60mm DE Bpaea CRAM (Gea B'ABR.) . . . . 2.22 CydomianWArDe at Alcinoe Freu». var. Camerunica Aurıv. 2. Palpen ziemlich schlank, mässig stark gebogen, kaum merklich aufgeblasen. Basalglied fast gleichmässig dick, gekrümmt. Mittelglied etwas mehr als 2!/, mal so lang, von etwa gleicher Höhe wie das Basalglied, in der Mitte am Rücken schwach eingezogen, am distalen Ende unbedeutend angeschwollen, sanft wellenförmig gebogen: Endglied klein, eiförmig, schwach abwärts geneigt. Behaarung dünn; die Bauch- seite am Basalgliede und an dem proximalen Teil des Mittelgliedes hauptsächlich mit schmal spatelfórmigen, schuppenähnlichen, zweigeteilten abstehenden! Haaren dünn besetzt, sonst wie bei Gnesia beschuppt; Grannenhaare ähnlich; die Schuppen der Innenseite mássig dicht stehend, auf dem Basalgliede und meist auch auf der proxi- malen Hälfte des Mittelgliedes einigermassen breit, etwa rechteckig oval und schwach gekerbt, auf dem distalen Teil des Mittelgliedes z. T. von gestreckteren Schuppen Uber die Palpen der Rhopaloceren. 47 und kurzen Haaren ersetzt; bei Cydonia sind auch die proximalen des Mittelgliedes fast gleichmässig sehmal und etwas tiefer geteilt; der Haarkamm des Rückens zeigt einen niedrigen, nur sehwach abstehenden Schopf an gleicher Stelle wie bei Gnesia; das Endglied ähnlich behaart. Basalfleek gegen !/, (Lycoa) oder nicht völlig 1/, (Cydonia, Epaea, Camerunica) der Länge des Basalgliedes und so gut wie die ganze Breite der Innenseite einneh- mend, ziemlich gleichmässig breit, am distalen Ende quer, etwas unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende schwach abgeschrägt. Die Vorwölbung derjenigen von Hyalites und Gnesia ähnlich, am oberen Rande ein wenig eingezogen, bei Cydonia, Epaea und Camerunica mässig stark erhaben und nicht besonders bestimmt begrenzt, bei Lycoa bedeutend stärker gewölbt und namentlich unten und vorn recht scharf markirt. Kegel gut entwickelt, verhältnismässig schlanker, sonst denen von Ayalites und Gnesia ähnlich, auf die Vorwólbung beschränkt; winzig kleine Kegelgebilde kommen sehr spärlich unterhalb der Vorwölbung vor. Einige wenige Gruben finden sich auf der distalen Hälfte des Basalflecks. Chitin bei Lycoa und Cydonia hellgelblich, bei Camerunica bräunlich, bei Æpaea dunkelbraun gefärbt. Subgenus Telchinia HÜBN. Violae Fagr. 4. Serena FABR. 2. Vinidia HEew. 4. Palpen hauptsächlich am Grunde gebogen, ziemlich stark aufgeblasen. Basal- glied stark gekrümmt. Mittelglied annähernd 23/, mal so lang, meist dicker als das Basalglied, gegen sein distales Ende hin sehr schwach (Serena, Vinidia) oder ziemlich stark (Violae) und zwar allmählich blasig aufgetrieben, am distalen Ende abgerundet, sanft wellenförmig gebogen. Endglied sehr klein, knopfförmig, etwas schräg in der Mitte des Endes des Mittelgliedes eingefügt. Behaarung dünn, an die von Hyalites erinnernd; die Bauchseite mit einigen wenigen, auch am Mittelgliede abstehenden kurzen Haaren und damit abwechselnden Schuppen sowie mit steifen Grannenhaaren besetzt; die Schuppen der Innenseite auf dem Basalgliede länglich eiförmig, auf dem Mittelgliede gestreckter und z. T. in Haare übergehend, meist ungezähnt; der Haar- kamm des Rückens keinen deutlichen Schopf bildend; der Endglied wie bei den vor- hergehenden Untergattungen behaart. Basalfleck demjenigen von Zyalites ähnlich, sehr unbestimmt begrenzt. Vorwöl- bung mässig stark erhaben, etwas undeutlich markirt, am oberen Rande ziemlich stark eingezogen. Kegel wie bei Ayalites; kleine Kegelgebilde kommen oberhalb der Vorwölbung vor. Gruben wie bei genannter Untergattung. Chitin besonders bei Violae sehr zart und hell gelblich weiss, demjenigen von Hyalites gleichkommend, bei Vinida gelb. 48 Exz10 REUTER. Subgenus Actinote HÜBN. Thalia L. (Fig. 20.) 16. N 080 AGIUE'S- ee Pellenea Hüsn.. . 2. Neleus Later. . 2. Palpen mässig stark gebogen, aufsteigend, nicht merklich aufgeblasen. Basal- glied unbedeutend höher als das Mittelglied, unmittelbar am Grunde ein wenig ver- schmälert, gekrümmt. Mittelglied ungefähr 21/, mal so lang, sich schwach und all- mählich verjüngend, sanft und ziemlich gleichmässig gebogen. Endglied sehr klein, knopffórmig (Thalia, Pellenea, Neleus) oder sehr dünn und zugespitzt (Nox), abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite einigermassen dicht und gleichmässig, aus ziem- lich langen, überall abstehenden, gestutzten oder zugespitzten Haaren und dazwischen einzeln stehenden Grannenhaaren bestehend; die Innenseite mit ziemlich grossen, länglich ovalen, schwach gekerbten Schuppen und am Mittelgliede ausserdem mit kurzen Haaren mässig dicht bekleidet; der Haarkamm des Rückens etwa beim zweiten Drittel des Mittelgliedes am höchsten, keinen deutlichen Schopf bildend; das Endglied kurz behaart. Basalfleck !/,—?/, der Länge des Basalgliedes und am proximalen Teil beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, distalwárts unbedeutend verjüngt, unbe- stimmt begrenzt, am proximalen Ende ziemlich quer abgestutzt. Die Vorwölbung die gleiche Stelle wie bei den vorhergehenden Untergattungen einnehmend, schwach er- haben, elliptiseh triangulär, unten durch eine sieh etwas schräg über den Basalfleck nach oben hin ziehende, mehr oder weniger bestimmt markirte Linie begrenzt, am oberen Rande ein wenig eingezogen. Kegel am ehesten denen von Planema gleich- kommend, nach unten hin und distalwärts in einigermassen reichlich vorhandene, kleinere, schmüchtige Kegelgebilde übergehend; solehe kommen auch oberhalb der Vorwölbung spärlich vor. Gruben einzeln am distalen Ende des Basalflecks. Chitin dunkelbraun. Fam. VI. Helieoniden. Heliconius LaTr. Eucrate Hüsn. . . 2. Charitonia L. SEXY "Ammo ehuss 2 Erato L. var. Doris L. 2. iluhie a RAW LO: Melpomene L. . . . 4 Clysonymus Larz. . 2. var. Callicopis CRAM. 4. Phyllis FAsz. (Fig. 21.) 10. Palpen wenig über den Kopf hervorragend, schwach wellenförmig gebogen, aufsteigend. Basalglied ziemlich lang, wenigstens am Grunde merklich höher als das Uber die Palpen der Rhopaloceren. 49 Mittelglied. Dieses über 2 mal so lang, besonders in der Mitte oft sehr schlank, schwach gebogen. Endglied ausgezogen, aber immer kürzer als das Basalglied, läng- lich eiförmig, abwärts geneigt. Behaarung dicht, bisweilen (Clysonymus) sehr dicht; die Innenseite mit länglich eifórmigen oder seltener fast gleichschmalen (Callicopis). gezähnten, anliegenden Schuppen bekleidet; die Bauchseite mit längeren und etwas abstehenden Schuppen sowie zwischen denselben spärlich vorkommenden, langen, fein borstenartigen oder stacheligen Haaren besetzt; solche Haare finden sich z. T. auch auf der Innenseite, sind aber hier etwas kürzer; Mittelelied mit starkem Haarschopf am Ende des Rückens. Basalfleek sehr klein, gerade nur die öfters spitzig ausgezogene proximale obere Ecke des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende von den Schuppen ziem- lich bestimmt und quer abgegrenzt. Der kleine Basalfleck wird fast gänzlich von einer nach vorn und nach oben hin bisweilen bauchig vortretenden (Charitonia, Phyllis ete.), nach hinten und unten abgeflachten und schmäler werdenden Vorwöl- bung eingenommen. Die Kegel mässig entwickelt, fast gerade, kurz aber nicht schmäch- tig, zugespitzt, ausschliesslich auf die Vorwölbung beschränkt und gegen den oberen Rand derselben an Grösse allmählich zunehmend, aufwärts oder oft nach vorn hin gerichtet. Einige Gruben am distalen Ende der Vorwölbung, bezw. des Basalflecks vorhanden. Chitin gelblichweiss. Eueides Hüsn. Dianasa Hüsw. 2. Palpen von fast gleicher Gestalt und Grösse wie bei Heliconius. Basalglied kürzer, kaum höher als das 21/, mal so lange Mittelglied. Endglied deutlich ab- wärts geneigt. Behaarung ausser durch die haarähnliche Form der Schuppen der beiden letzteren Glieder hauptsächlich dadurch von der bei Heliconius vorkommenden verschieden, dass die Bauchseite des Basalgliedes nicht, wie bei genannter Gattung, fast ausschliesslich mit stacheligen, sondern ganz vorwiegend mit biegsamen Haaren und haarähnlichen Schuppen besetzt ist, somit hierin eine Annäherung an die folgen- den Nymphaliden-Gattungen zeigend. Basalfleck bedeutend umfangreicher als bei Heliconius, wohl ?/; der Länge des Basalgliedes und fast die ganze Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende quer begrenzt, am proximalen oberen Teil ein wenige spitzig ausgezogen. Die Vor- wölbung dieselbe Stelle wie bei Heliconius einnehmend, grösser, aber wegen der weiteren Ausdehnung des Basalflecks bei weitem nicht die untere und vordere Schup- pengrenze erreichend, gerundet viereckig, nach unten kaum verschmälert, ähnlich L 50 Enzıo REUTER. erhaben wie bei genannter Gattung; ihr unterer Rand vielleicht besser markirt. Die Kegel etwas stärker entwickelt, länger, oft sanft gebogen; unmittelbar vor und un- terhalb der Vorwölbung ist der Basalfleck mit ganz kleinen, schmächtigen, zerstreuten Kegeln besetzt. Gruben wie bei Heliconius. Chitin ähnlich. Fam. VIL Nymphaliden. I Argynnis-Gruppe. Metamorpha Hiüsn. Palpen über den Kopf hervorragend, am Grunde gebogen, aufsteigend, kaum aufgeblasen. Basalglied kurz, von gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses 32/3 mal so lang, sanft gebogen, in der Mitte kaum merklich eingezogen. Endglied klein, spitzig eifórmig, kaum abwärts geneigt. Behaarung ziemlich undicht; die Innenseite am Basalgliede mit spärlichen schmalen Schuppen, im übrigen aber vorwiegend mit biegsamen, anliegenden Haaren besetzt; die Bauchseite des Basalgliedes mit langen, abstehenden Haaren, welche am Mittelgliede fast durchaus von starren, gespreizten Borsten und Stacheln ersetzt werden, bekleidet; der Rücken des Mittelgliedes mit starkem Haarschopf versehen. Basalfleck von ähnlicher Form und Ausdehnung wie bei Æueides. Die Vorwölbung derjenigen genannter Gattung nieht unähnlich, auch an die gewisser Heliconius-Arten (z. B. H. Charitonia) erinnernd, aber gestreckter, nach hinten weiter ausgezogen und überhaupt stärker erhaben als bei Æueides ; ihre vordere Ecke bauchig vortretend und mehr gegen die Mitte des Basalflecks hin gerückt, weshalb die Vorwólbung eine diago- nalere Lage einnimmt. Die Kegel etwas lànger und dichter stehend, sonst denjenigen von Æueides gleichkommend; kleine Kegelgebilde kommen ausserhalb der Vorwöl- bung nicht vor. Gruben wie bei Heliconius und Æueides. Chitin zart gelblichweiss. Colaenis Hüsn. Julia FAR. 8. Delila Fasz. (Fig. 22.) 4. Palpen wie bei Metamorpha, Mittelglied nur über die Mitte hin etwas stärker erweitert. Behaarung derjenigen genannter Gattung beinahe gleichkommend; die Schuppen an der Innenseite des Basalgliedes jedoch merklich breiter, gestreckt eiförmig. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 51 Basalfleek wie bei Æueides und Metamorpha. Die Vorwölbung von Julia an diese, die von Delila mehr an jene Gattung erinnernd, besonders die erste Art zugleich eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit Heliconius Charitonia etc. zeigend, sich jedoch in der Gestalt, Lage und Erhabenheit der Vorwülbung am ehesten an Metamorpha anschliessend. Colaenis hat aber die Vorwölbung nach hinten spitziger verschmä- lert und ihre untere Grenze weniger bestimmt markirt. Die Kegel wie bei Heliconius, gerade und vorwiegend nach vorn hin gerichtet, wenig stärker entwickelt. Gruben wie bei den genannten Gattungen. Chitin ähnlich. Dione Hozx. Vanillae L: 9. Palpen denen von Colaenis und Metamorpha àhnelnd. Basalglied gestreckter und stärker gekrümmt. Mittelglied nur 2 !/, mal so lang, gegen sein vorderes Ende hin ziemlich stark aufgeblasen. Endglied kurz und ziemlich dick eifórmig !). Be- haarung nicht wesentlich von der von Colaenis verschieden, am Bauche aus kürzeren und schwächeren Stachelhaaren bestehend. Basalfleek der mehr abgeschrügten Palpenwurzel entsprechend nach hinten stärker ausgezogen, sonst derjenigen von Metamorpha und Colaenis gleichkommend. Die umfangreiche und ziemlich stark erhabene Vorwólbung nimmt den proximalen oberen und zwar den grösseren Teil des Basalflecks ein;' ihr Oberrand läuft dem Rücken des Basalgliedes paralell, ihre vordere Ecke ist spitzig umgebogen und die wohl markirte untere Grenze ist von hier an in schräg über den Basalfleck nach hinten gehender Richtung fortgesetzt, so dass die Vorwülbung dreieckig und an die der Acraeiden erinnernd erscheint, prinzipiell aber sich nicht von derjenigen der obengenannten Gattungen unterscheidet. Die Kegel wie bei Metamorpha, vielleicht etwas besser entwickelt und stärker gebogen. Gruben am vorderen Ende der Vor- wólbung in geringer Anzahl vorhanden. Chitin wie bei Metamorpha und Colaenis. Clothilda Branch. Numida Hüsn. (Fig. 23). 2. Thirza Hüsn. 2. Palpen über den Kopf hervorragend, ziemlich kräftig, am Grunde gleichmässig gebogen, gar nicht aufgeblasen. Basalglied kurz, ein wenig höher als das Mittelglied, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied 2!/, mal so lang, fast gleich- 1) Nach Schatz soll das Endglied „sehr dünn und fein zugespitzt“ sein (Exot. Schmett. II, S. 114); dies ist aber, wenigstens bei D. Vamillae, gar nicht der Fall, indem das betreffende Glied sogar viel dicker und stumpfer ist als bei Mefamorpha und Colaenis. 52 Enzıo REUTER. mässig hoch oder am Rücken in der Mitte unmerklich eingezogen, schwach gebogen. Endglied etwa von der Länge des Basalgliedes, aber bedeutend dünner, zugespitzt, wenig abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite dicht, fast ausschliesslich aus an Länge wechselnden aber z. T. ziemlich langen, steifen, aufrecht stehenden oder an der distalen Hälfte des Mittelgliedes z. T. etwas geneigten (Numida), oft unmittelbar am Ende sehr unbedeutend erweiterten und meist abgerundeten Haaren bestehend, ohne jegliche Stacheln oder Borsten; die Innenseite des Basalgliedes mit lan- zettähnlichen oder fast gleichmässig schmalen, abgerundeten oder flach und etwas ungleich gekerbten Schuppen mässig dicht bekleidet, auf derjenigen des Mittelgliedes werden diese Schuppen grösstenteils von kurzen Haaren ersetzt; der Rücken mit einem Haarkamm versehen, welcher am Ende des Mittelgliedes einen mässig stark abstehenden Schopf bildet; das Endglied am Bauche abstehend, sonst anliegend kurz behaart. Basalfleck etwas mehr als ?/, der Länge des Basalgliedes und am Grunde den grösseren Teil der Breite der Innenseite einnehmend, an der distalen Hälfte verjüngt, etwas ungleich begrenzt, am proximalen oberen Teil mässig stark aus- gezogen, von dem Palpenstiel deutlich abgegrenzt, an der distalen Hälfte am Rücken des Gliedes deutlich und ziemlich grob quer gefurcht. Die Strukturver- hältnisse des Basalflecks zugleich an die von Euploea Core und Danaida Genutia erinnernd; es findet sich nämlich auf dem proximalen ausgezogenen Teil des Basalflecks, welcher von derselben fast gänzlich eingenommen wird, etwa wie bei E. Core eine schwach aber am oberen Rande einigermassen deutlich erhabene, unten unbestimmt begrenzte, elliptische, etwas schräg nach unten gerichtete An- schwellung, welche ganz wie bei den genannten Arten an ihrem unteren Teil und zwar der Mitte des Basalflecks entlang sich distalwärts in Gestalt eines schwach erhabenen, nach und nach sich verjüngenden und zugleich allmählich ausgeglichenen, unbestimmt begrenzten Streifens fortsetzt und bis zur vorderen Schuppengrenze verläuft. Kegel auf dem proximalen elliptischen Teil stark entwickelt, kräftig, dichtstehend, gebogen und dachziegelartig übereinan- derragend, aufwärts gerichtet, gestumpft oder schwach zugespitzt; die auf dem di- stalen streifenartigen Teil der Erhöhung befindlichen nehmen distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz ab, am distalen Ende sowie am unteren Rande der Erhöhung zu kleinen, z. T. papillenartigen Kegelgebilden herabsinkend; auf dem proximalen Teil des Basalflecks und zwar oberhalb der Erhöhung finden sich wie bei der Mehrzahl der Danaiden kleine schmächtige und spitzige Kegelgebilde in reichlicher Anzahl. Einige Gruben kommen auf der distalen Hälfte des Basalflecks unter den Kegeln vor. Chitin bei Numida einigermassen hell, bei Thirza dunkel braun. = wu Über die Palpen der Rhopaloceren. Cethosia FABR. Cyane Drury. 2. Palpen kräftiger als bei den drei ersten Gattungen, stärker chitinisirt. Basal- elied sehr kurz. Mittelelied merklich dicker, beinahe 4 mal so lang, über die Mitte hin ein wenig erweitert. Endglied gestreckt, kaum kürzer als das Basalglied. Be- haarung durchaus steifer und wenigstens am Bauche des Basalgliedes dichter als bei den vorhergenannten Gattungen, sonst, abgesehen von der meist gestreckteren Form der Schuppen, sich am nächsten an diejenige von Zone anschliessend; die Grannenhaare am Bauche des Mittelgliedes sehr kräftig. Basalfleck von gleicher Ausdehnung wie bei Dione. am proximalen Ende in der Mitte eingedrückt und dann ziemlich stark ausgezogen. Die wohl entwickelte Vor- wülbung in ihrer Gestalt eine Annäherung an Argynnis zeigend, an ihrem oberen und vorderen Rande mächtig gewölbt, hinten deutlich ausgeschwungen und merkbar gestielt, kann somit schon eher als Vorsprung bezeichnet werden. Die Kegel gleich- zeitig an Dione und die grösseren Argynnis-Arten erinnernd; der Basaifleck vor dem Vorsprung mit ganz kleinen, spärlichen Kegelgebilden besetzt. Gruben wie bei Done. Chitin wie bei den meisten der folgenden Gattungen hell gelblichbraun. Cynthia Far. Arsino& CRAM. 2. var. Deione EnrcHs. 2. Palpen kräftig, schwach wellenförmig gebogen, wenig aufgeblasen. Basalglied ziemlich stark gekrümmt, gleichhoch wie das kaum mehr als 2 !/; mal so lange, gegen sein vorderes Ende hin fast unmerklich erweiterte Mittelglied. Endglied lànglich ei- fürmig, zugespitzt, sanft abwärts geneigt. Behaarung recht dicht, vorwiegend aus kurzen, zumeist anliegenden Haaren bestehend; die Innenseite des Basalgliedes, be- sonders in nächster Umgebung des Basalflecks, mit oft aufrecht stehenden Schuppen spärlich besetzt; die steif abstehenden Haare an der Wurzel des Bauches gegen das Mittelglied hin allmählich an Länge abnehmend; dieses Glied am Bauche kaum, an der Aussenseite dagegen mehr mit nicht gerade starken Grannenhaaren besetzt, am Rücken mit kurzem Haarschopf versehen. Basalfleek kurz, kaum !/, der Länge des Basalgliedes, aber die ganze Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende von den spärlichen Schuppen unbestimmt begrenzt, am proximalen Teil kaum ausgezogen. Die Vorwölbung stark erhaben den grösseren und zwar den proximalen Teil des Basalflecks einnehmend, an ihrem vorderen Rande quer über den Basalfleck fast halbkreisförmig ausgebaucht; auch unten 54 Enzıo REUTER. ziemlich stark gewölbt, mit Andeutung eines Stieles. Die Kegel sehr dichtstehend, nicht besonders stark entwickelt, schwach gekrümmt; der Basalfleck unmittelbar vor dem unteren Teil der Vorwólbung ganz spärlich mit sehr kleinen Kegelgebilden be- setzt. Am vorderen Rande der Vorwólbung sind einige meist sehr deutliche Gruben vorhanden. Cirrochroa Dovsr. Satellita Burr. 2. Palpen nur am Grunde gebogen, aufsteigend, etwas stärker aufgeblasen als bei Cynthia. Basalglied sehr kurz, kaum gebogen. Das gleichhohe, nur an seinem vor- deren Ende ein wenig verjüngte Mittelglied über 41/, mal so lang, fast gerade. Endglied sehr dünn und spitzig, nicht abwärts geneigt. Behaarung meist klein- schuppiger und mit Ausnahme an der Innenseite des Basalgliedes undichter als bei Cynthia, sonst nicht wesentlich verschieden; nur ist das Mittelglied am Bauche reich- licher mit stärkeren Grannenhaaren besetzt, am Rücken mit einem kaum merklichen Schopf versehen. : Basalfleck von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Cynthia. Die Vorwöl- bung weniger bauchig erhaben, nach oben und hinten zugespitzt, sonst sehr ähnlich. Die Kegel weniger dichtstehend, kaum gebogen, verhältnismässig dicker und stumpfer, mehr nach vorn hin gerichtet, wie die ganze Vorwólbung, überhaupt an gewisse Heliconius-Arten erinnernd. Gruben weniger deutlich sichtbar als bei Cynthia. Lachnoptera DougL. Iole FABRr. 2. Palpen bedeutend stärker aufgeblasen als bei C?rrochroa. Mittelglied etwas stärker gebogen, über die Mitte hin angeschwollen und dann schnell verjüngt. End- glied kurz, sehr dünn, nadelspitzig. Behaarung sehr an die von Cirrochroa erinnernd; die den Basalfleck begrenzenden Schuppen etwas breiter und aufrecht stehend. Basalfleck demjenigen genannter Gattung gleichkommend. Die Vorwólbung ähnlich, stark erhaben, beinahe den ganzen Basalfleck ausfüllend. Die Kegel dicht- stehend, etwas stürkerzentwickelt als bei Cirrochroa, in gleicher Weise angeordnet. Gruben ähnlich. Uber die Palpen der Rhopaloceren. D: Messaras DovsL Erymanthis Drury var. Arius FELD. 2. Palpen, besonders das Mittelglied, viel stärker aufgeblasen als bei Cirrochroa und gleichmässiger gebogen, sonst sehr ähnlich. Behaarung sowohl an Cynthia wie an Cirrochroa erinnernd, namentlich in der Form und der oft aufrechten Lage der Schuppen des Basalgliedes, in der Bildung des Schopfes sowie inbezug auf die feineren, mehr einzeln stehenden Grannenhaare des Mittelgliedes jener, durch ihre dünnere Beschaffenheit mehr dem Aussehen dieser Gattung gleichkommend. Basalfleek von demjenigen der vorhergenannten Gattungen kaum verschieden. Die Vorwólbung ähnlich gebildet, wie bei Cynthia, stark erhaben; nur ist ihr Vor- derrand schmäler bauchig vortretend und fast bis an die vordere Schuppengrenze vorgezogen; wie bei Crrochroa ist die Vorwölbung nach oben und hinten zugespitzt, nur weniger als bei jener Gattung. Die Kegel in Form und Anordnung etwa die Mitte zwischen jenen beiden Gattungen haltend. Die Gruben meist unter dem bauchi- gen Vorderrande der Vorwölbung versteckt. Atella Dousr. Phalanta Drury var. Eurytis Dovsr. Hew. 2. Palpen abgesehen von dem über die Mitte hin sehr stark aufgeblasenen und vom Rücken nach der Spitze zu schneller verjüngten Mittelgliede, nieht erheblich von denen der Gattung Messaras verschieden. Behaarung schwücher und dünner, keinen Schopf bildend; die Grannenhaare noch feiner; sonst wie bei genannter Gattung. Basalfleek demjenigen der letzten Gattungen ähnlich. Die Vorwölbung in Form und Ausdehnung sich am nächsten der von Messaras anschliessend, nach vorn hin stumpfeckiger gerundet und weniger weit nach unten umgebogen, daher ihr un- terer Teil breiter und weniger stark erhaben, wodurch die Vorwölbung nach dieser Richtung hin weniger merkbar von der Umgebung gesondert erscheint. Die Kegel weniger dicht stehend, aber kräftiger als bei Cynthia und Messaras. Gruben wie bei letzter Gattung. Euptoieta Dovsr. Claudia CRAw. 4. Hegesia CnAMw. 8. Palpen von àhnlicher Gestalt wie bei Afe/la, aber nicht vüllig so stark aufge- blasen und von den Seiten her fast unmerklich zusammengedrückt. Basalglied ge- 56 ENZIO REUTER. streckter und stärker gebogen. Mittelglied 31/,—4 mal so lang. Behaarung länger und kräftiger, von fast gleicher Stärke wie bei Messaras, mit dünnem Schopf am Rücken des Mittelgliedes. Basalfleek von lànglicher Form, merklich gestreckter als bei den nàchst vorherge- henden Gattungen, die Mitte des Gliedes erreichend, am distalen Ende ein wenig verjüngt und wohl begrenzt, am proximalen Teil ziemlich stark stumpfeckig ausgezogen, unterhalb der Vorwólbung gerunzelt. Die Vorwölbung schwach, meist nur am oberen Rande deutlich erhaben, das Zentrum der basalen Hälfte des Basalflecks einnehmend, làng- lich, gedrungen, erscheint unten an ihrem vorderen Teil bisweilen undeutlieh schmal gestielt und von hier an nach hinten geschwungen. Die Kegel ziemlieh wohl und eleichmässig entwickelt, am Stiele — oder doch an entsprechender Stelle — bedeu- tend kleiner, mehr oder weniger stark, bisweilen kaum gebogen; der Basalfleck un- mittelbar vor der Vorwólbung stets mit sehr kleinen und feinen undicht stehenden Kegelgebilden besetzt. Gruben meist am Stiele oder in der Nàhe desselben vorhanden. Argynnis FAR. Mara CRAM NC Asahipipie I. 0.102 a0 21 PDT AT ENG var. Cleodoxa Ocns. 6. Daphne ScHIFr. . 2. Niobe L.. 6 NID hiemla. See. NIS MES: var: Bris Marge 0 Aglaja L. (Fig. 24). 22. at OA MIT eus us SE Ino Rott. 26. Palpen kräftig, ziemlich stark gebogen, aufsteigend, stark aufgeblasen. Basal- glied gekrümmt. Mittelglied 2!/, bis über 3 mal so lang, am Rücken über die Mitte hin stärker angeschwollen und wieder nach der Spitze zu verjüngt. Endglied sehr klein, dünn und spitzig kegelfórmie. Behaarung meist aus langen, an der Innenseite anliegenden, am Bauche und Rücken abstehenden, bei den verschiedenen Arten (Maia recht starken, Zathonia viel schwächeren) an Stärke variirenden Haaren, denen ein- zelne Schuppen beigemengt sind, bestehend; die Schuppen an der Innenseite des Basal- eliedes meist breiter und schärfer gezähnt als bei den vorhergehenden Gattungen; das Mittelglied, am Bauche und an der Aussenseite stets mit Grannenhaaren von wechselnder Stärke und Länge besetzt, am Rücken mit mehr oder weniger deut- lichem Schopf. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, über beinahe die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, am distalen Ende von nicht besonders dicht stehenden Schuppen quer abgegrenzt, am proximalen Teil rundlich stumpfeckig ausge- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 57 zogen. Die Vorwölbung wohl ausgebildet, am oberen und vorderen Rande stark er- haben, überhaupt ähnlich geformt und dieselbe Lage wie bei Æuptoieta einnehmend, aber grösser und viel mächtiger entwickelt, mit stärker vortretender, gerundeter distaler oberer Ecke, deutlicher gestielt und nach hinten stärker ausgeschwungen, so dass sie schon als Vorsprung bezeichnet werden kann. Die Kegel am Stiele und Vorderrande des Vorsprungs sehr kurz, fast papillenartig, dann nach oben und hinten allmählich und gleichmässig an Stärke und Grösse zunehmend, zuletzt lang und wohlentwickelt, dichtstehend, mehr oder weniger gebogen und übereinanderragend, nach oben gerichtet, stumpf; der Basalfleck vor dem Vorsprung sowie unterhalb desselben mit kleinen zer- streuten Kegelgebilden besát. Einige Gruben am vorderen Rande des Vorsprungs oder vor demselben vorhanden, bisweilen von überragenden Kegeln bedeckt. Brenthis Hüsw. SERIÖS SEINE 3 iBiumihirosymesi Fel sk 368 Bormio: o: qu IBHYNIB 32 2210. Selene SCHIFF: . . . . 48. AmachusiarBspr 2 2 26 Aphirape Hivens: 2 79 9 25 DTA ENS ER RE CE D A var. Ossianus HErRBsST.. 12 Rreijalmunsyre e 12:6: Daesms CER: ET IPoiamiselb OTSD3 999 99-9 5 2- var. Arsilache Es». . . 18 Palpen schlank, mehr am Grunde gebogen, mässig oder (Aphirape, Pales) nur sehr schwach aufgeblasen. Basaiglied verhältnismässig lang, gleichmässig gebogen. Mittelglied kaum 2 !/; bis 3 mal so lang, in der Mitte mehr oder weniger angeschwollen. Endglied grösser und stärker als bei Argynnis, meist kürzer oder länglicher eiförmig, zugespitzt. Behaarung fein, überhaupt dünn, am Bauche sowie am Ende des Mittel- eliedes jedoch ziemlich stark; aus langen, feinen, abstehenden Haaren, an der Innen- seite ausserdem oder doch vorwiegend (Amathusia) aus dünnstehenden, anliegenden, ziemlich grossen Schuppen bestehend; das Mittelglied am Bauche mit langen, feinen, gerade aufgerichteten Stachelhaaren besetzt, nur selten mit emem Schopf am Rücken; das Endglied länger und mehr abstehend behaart als bei Argynnis. Basalfleck meist c. ?/;, seltener !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, über die ganze Breite der Innenseite sich erstreckend und daher recht umfangreich, am distalen Ende oft ganz unbestimmt von den spärlichen Schuppen quer begrenzt, am proximalen Teil weniger ausgezogen als bei Argynnis. Die Vorwölbung in Gestalt und Lage nicht wesentlich von der bei Argynnis verschieden, aber kleiner und viel schwächer ausgebildet, öfters nur flach erhaben und nach vorn hin bisweilen ziemlich unbestimmt begrenzt, kaum oder nur undeutlich gestielt, nach hinten stets weniger 8 58 ENzro REUTER. geschwungen als bei Argynnis. Die Kegel dünnstehend und nur mässig stark entwickelt, gerade oder sehr schwach gebogen, wie bei Argynnis nach oben an Grósse zunehmend ; vor der Vorwölbung ist der Basalfleck mit winzigen, dünnstehenden Kegelgebilden besetzt. Die Gruben mehr nach vorn hin von der Vorwölbung entfernt. Il. Melitaeen-Gruppe. Melitaea Far. "Cynthia ScHIFF. . 4. Phoebe RNOCE NE: Maturna L. 4. Didyma Ian Lane sl; Aurinia Rom. NC: TTIVIA SORTER. O2! CNET ME a Nr ESI Parthenie BogkH. . . 60. Athalia Rott. . . 24. Dietynna Esp. (Fig. 25). 6. Palpen schlank. ziemlich gleichmässig gebogen, nicht aufgeblasen. Basalglied meist von gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dies von wechselnder Länge, 2 1/,—3 mal so lang, gleichmässig hoch oder selten (Cinzxia, Phoebe) über die Mitte hin sehr schwach angeschwollen, sanft gebogen. Endglied ausgezogen, bisweilen länger als das Basalglied, zugespitzt. Behaarung mässig dicht, aus ziemlich steifen abstehenden Haaren sowie aus grossen, auf der Innenseite oft breit eifórmigen und anliegenden, am Bauche lànglichen und abstehenden, ziemlich spärlich vorkommenden Schuppen bestehend; Stachelhaare nicht vorhanden, sie sind anscheinend durch steife Haare ersetzt; das Mittelelied am Rücken bisweilen mit sehr schwachem Schopf. Basalfleek !/,—?/. der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, von den dünnstehenden grossen Schuppen meist unbe- stimmt quer begrenzt, am proximalen Ende in der Mitte oft ziemlich stark eingedrückt (Maturna, Athalia, Phoebe, Dietynna), dann nach oben zu mehr oder weniger stark ausgeschwungen. Die Vorwölbung dieselbe Stelle wie bei Æuptoieta, Argynnis und Brenthis emnehmend und nach ähnlichem Typus gebildet; sie ist meist gut, bisweilen sogar ziemlich stark (Maturna, Dictynna ete.) entwickelt, mit meist mehr oder we- niger weit nach unten fortgesetztem, gebogenem Vorderrande. Während bei einigen Arten der Stiel kaum sichtbar, ist er bei anderen, namentlich bei den vier oben er- wühnten, deren Palpenwurzel hinten stürker eingedrückt ist, schon zu ziemlicher Ausbildung gelangt, und die ganze Vorwólbung oder wohl richtiger der Vorsprung ist demgemäss gestreckter und stärker nach hinten ausgeschwungen. Seltener erscheint der gestielte Teil in eine von hinten her kommende schräge Falte wie eingedrückt (Cynthia, Didyma). Die Kegel am Stiele sehr klein und wie bei Argynnis und Uber die Palpen der Rhopaloceren. 59 Brenthis nach oben allmählieh an Grösse zunehmend, mässig stark entwickelt, oft im Verhältnis zu ihrer Länge ziemlich kräftig, schwach gebogen; vor der Vorwölbung, bezw. dem Vorsprung ist der Basalfleck mit ganz winzigen, meist sehr spärlichen, seltener reichlicher zerstreuten (Phoebe, Didyma) Kegelgebilden besetzt. Gruben meist sehr deutlich, eleieh vor dem Vorderrande der Vorwólbung gelegen oder etwas von dem- selben entfernt. Chitin bräunlich. Phyeiodes Hosw. Ianthe FABR. 4. Lansdorfi Gopm. 4. Clara BATES. 4. Palpen meist länger als bei Melitaea, hauptsächlich am Grunde gebogen, mässig aufgeblasen. Basalglied kürzer als bei genannter Gattung. Mittelglied 3 mal so lang oder mehr, bei Clara sehr schlank, bei Zansdorfi ziemlich stark aufgeblasen, fast gerade. Endglied bei Lansdorfi gestreckt, bei Zanthe und Clara lang, dünn und sehr feinspitzig. Behaarung mässig dicht, ganz vorwiegend aus besonders am Bauche grossen und dort halb abstehenden, an der Innenseite verhältnismässig breiteren und anliegenden Schuppen bestehend; die Bauchseite am Grunde ausserdem mit abstehen- den, sonst halb anliegenden, breiten und kurzen Haaren spärlich besetzt; Stachelhaare fehlend, durch steif abstehende, am Ende gerundete Haare ersetzt; das Mittelglied mit deutlichem Schopf; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend oder mehr, dem von Me- litaea ganz ähnlich. Der Vorsprung wohl entwickelt, demjenigen gewisser Melitaea- Arten, wie Maturna, Dictynna ete., an Gestalt, Lage und Ausbildung beinahe gleich- kommend, ebenso gestielt und nach hinten ausgeschwungen; sein Vorderrand meist noch weiter als bei Melitaea nach unten und hinten bogenfórmig fortgesetzt. Die Kegel am Stiele und an dem Vorderrande des Vorsprungs fein und spitzig, vorwärts gerichtet, übrigens gleich angeordnet sowie von gleicher Ausbildung wie bei den. ge- nannten Melitaeen; kleine Kegelgebilde vor dem Vorsprung kaum vorhanden. Gruben undeutlicher, sonst wie bei Melitaea. Chitin zart, sehr hell, fast durchsichtig. Gnathotriche FEı». Exelamationis Kornr. 2. Palpen aufgeblasen. Basalglied kurz und schlank. Mittelglied 3 mal so lang, ziemlieh stark angeschwollen, von der Mitte an nach der Spitze zu allmählich verjüngt. 60 Enzıo REUTER. Endglied wie bei Phyciodes lanthe und Clara. Behaarung der von Melitaea nicht unähnlich, etwas länger und feiner, ohne ausgebildeten Schopf. Basalfleck beinahe !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, sonst wie bei Melitaea und Phyciodes. Der Vorsprung etwas kleiner und weniger ausgeschwungen, im übrigen nebst den Kegeln und Gruben nicht wesentlich von demjenigen letzterer Gattung verschieden. Coatlantona Krnz. (Chlosyne BUTL.) Saundersii Dougz. HEw. 2. Palpen mässig aufgeblasen, nur am Grunde gebogen. Basalglied sehr kurz, von gleicher Hóhe wie das wohl 4 mal so lange, nur wenig angeschwollene, gerade Mittelglied. Endglied verhältnismässig gross und kräftig, allmählich zugespitzt. Behaarung kürzer als bei @nathotriche, sonst nicht wesentlich verschieden, auch an diejenige gewisser Melitaea-Arten erinnernd, mit undeutlichem Schopf. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, demjenigen der vorigen Gattungen ähnlich. Der Vorsprung verhältnismässig klein und schwach ausgebildet, mit undeutlichem, etwa wie bei Melitaea Cynthia und Didyma eingedrücktem Stiele, nur wenig nach hinten geschwungen. Die Kegel und Gruben im wesentlichen mit denen der vorigen Gattungen übereinstimmend. III. Vanessen-Gruppe. Araschnia Hox. Levana L. 4. Var Pros he Ug d Palpen über den Kopf hervorragend, nur am Grunde gebogen, nicht aufge- blasen. Basalglied kräftiger und höher als das 21/, mal so lange, nach der Spitze zu schwach und allmählich verjüngte Mittelglied. Endglied verhältnismässig kräftig, wenig kürzer als das Basalglied. Behaarung mässig dicht; die Bauch- seite mit ziemlich langen, abstehenden Schuppen und steifen, z. T. stacheligen Haaren besetzt; die Innenseite mit lànglichen, bisweilen ziemlich grossen anliegenden Schuppen, denen am Mittelgliede kurze Haare beigemischt sind, bekleidet; der Rücken am Mittegliede mit ganz kurzen, steifen Haaren, die keinen Schopf bilden, gleich- mässig versehen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 61 Basalfleck ungefähr !/, der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende von den dünnstehenden Schuppen unbestimmt und zwar gerundet quer begrenzt, am proximalen Ende wie bei mehreren Melitaeen, Phyciodes etc. in der Mitte gelinde eingedrückt, dann ziemlich stark schräg nach oben ausgezogen. Der Vorsprung wohl entwickelt, an Argynnis, mehr aber an Phyciodes und die mit stark ausgeschwungenem solchen versehenen Melitaea-Arten erin- nernd, aber gestreckter, schwach verjüngt und mehr nach oben gerichtet, genau den ausgezogenen Teil des Basalflecks einehmend, mit nach unten umgebogenem Vorder- rande, schmal gestielt. Die Kegel denen der letztgenannten Gattungen beinahe gleich- kommend, vielleicht etwas stärker gebogen; der Basalfleck unmittelbar vor dem Stiele mit dünnstehenden, ganz kleinen Kegelgebilden besetzt. Einige grosse Gruben kom- men, wenig von dem Vorderrande des Vorsprungs entfernt, vor. Chitin hell weiss- lichgelb. Symbrenthia Hun. Hyppoclus Cram. 2. Palpen ziemlich lang und kräftig, am Grunde stark gebogen. Basalglied ein wenig verjüngt, gekrümmt. Mittelglied 2!/, mal so lang, fast gleichmässig hoch, sehr unbedeutend gebogen. Endglied kürzer als das Basalglied, ziemlich kräftig, zugespitzt. Behaarung nur am Grunde des Basalgliedes aus aufrecht stehenden und zwar ziemlich langen und starken Haaren bestehend, welche gegen das distale Ende des Gliedes hin schnell an Länge abnehmen und zugleich immer geneigter stehen; die Bauchseite des Mittelgliedes mit kurzen, besonders an der distalen Hälfte des- selben sehr dicht anliegenden Haaren besetzt; die Innenseite mit gestreckten, z. T. haarähnlichen Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken mit einem niedrigen Haarkamm versehen, welcher keinen deutlichen Schopf bildet. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, distal quer begrenzt, am proximalen Teil stark ausgezogen. Der Vorsprung gut entwickelt, gestreckt, stark nach hinten und oben ausgeschwungen, mit wenig hervortretendem Vorderrande, einigermassen deutlich gestielt. Die Kegel wie bei Araschnia am Stiele sehr klein und schmächtig, auch am Vorderrande merklich kleiner als auf den proximalen und oberen Teilen, welche mit nicht be- sonders langen aber kräftigen, gebogenen Kegeln besetzt sind; der ganze Basalfleck ist ausserhalb des Vorsprungs mit winzig kleinen Kegelgebilden besát. Gruben am distalen Ende des Vorsprungs, von den Kegeln bedeckt. Chitin hell weisslichgelb. 62 Enzıo REUTER. Hypanartia Hüsn. Lethe FaAsn. 2. Kefersteinii Doug. Hrw. 2. Delius Drury. 2. Palpen an Gestalt denen von Symbrenthia ähnlich. Basalglied kurz und hoch, gekrümmt. Mittelglied 3 mal (Lethe, Kefersteinii) oder fast 4 mal (Delius) so lang, am Grunde gleich hoch wie das Basalglied, dann bei jenen nach der Spitze zu gleich- mässig schwach verjüngt, bei dieser in der Mitte am schmalsten und gegen das Ende hin wieder schwach erweitert, kaum gebogen. Endglied kräftig, gleich lang wie das Basalglied. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, aus starken Haaren bestehend, welche am Basalgliede steif aufrecht stehen und von dessen Wurzel nach dem Ende zu allmählich kürzer werden, am Mittelgliede recht kurz und angedrückt sind; das Mittelglied an der Aussenseite, bei Kefersteinii noch am Bauche, mit kurzen, steif aufgerichteten Stacheln besetzt; die Schuppen an der Innenseite des Basalgliedes bei Lethe und Kefersteinii dünnstehend, meistens länglich, in Haare übergehend, bei De- lius reichlicher vorkommend und, wenigstens die an den Basalfleck grenzenden, ziem- lieh breit keilfórmig, etwas aufrecht stehend; der Rücken mit einem niedrigen Haar- kamm, welcher einen nur schwach angedeuteten Schopf zeigt. Basalfleek ?/.—1/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, der von Zethe und Kefersteinii breit und besonders bei jener an Araschnia erimnernd, bei Delius ge- drungener, auf den proximalen oberen Teil des Gliedes beschränkt. Der Vorsprung stark entwickelt; bei den beiden erstgenannten Arten zugleich dem von Sym- brenthia und Araschnia ähnlich, gross, mächtig gewölbt, nach hinten stark geschwungen, deutlich gestielt; bei Delius breiter, an seinem hinteren Rande schwach rundlich ausge- buchtet, fast den ganzen gedrungenen Basalfleck ausfüllend. Die Kegel am Stiele und Vorderande klein und dünn, werden nach oben und hinten allmählich kräftiger sowie stärker gebogen, schliesslich besonders bei Delius ziemlich stark entwickelt und übereinandergekrümmt; bei Lethe und Kefersteinii ist der ganze Basalfleck aus- serhalb des Vorsprung mit winzig kleinen Kegelgebilden, die sogar zwischen die Schuppen dringen, besät. Die Gruben an dem vordersten Teil des Vorsprungs selbst, zwischen den Kegeln vorkommend. Das Chitin bei Zethe und Kefersteimii hell und klar gelblich, bei Delius trüber gefärbt. MÖJ Ske Ss Über die Palpen der Rhopaloceren. 6: Vanessa Far. Antiopa L. (Fig. 26). 18. lUi ES IUE S 5o et e XE TOR A A UTER Xanthomelas ScHIiFr. 4. Polychloros L. 4. Palpen hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied kräftig, merklich höher als das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied gegen 21/, mal so lang, in der Mitte schwach verdickt und dann nach der Spitze zu ziemlich stark verjüngt, sanft gebogen. Endglied kürzer als das Basalglied, wenig schwächer als das Mittelelied, mehr oder weniger zugespitzt oder auch abgestumpft (7o) Behaarung überhaupt dicht, fast ausschliesslich aus Haaren, meist nur an der Innenseite des Basalgliedes aus Schuppen bestehend; diese sind mehr oder weniger länglich oder haarähnlich, anliegend und nur am Vorderrande des Basalflecks abstehend; die Haare des Bauches von sehr wechselnder Länge, meist borstenförmig (Antiopa, Xanthomelas, Polychloros) oder biegsam, abgestutzt (Jo, Urticae); bei den drei ersteren, besonders aber bei Antiopa, ist die Bauchseite und zwar namentlich die des Mittelgliedes, daneben mit teilweise übermässig starken und groben, steif gesperrten Grannenhaaren besetzt; der Rücken des Mittelgliedes wie bei Aypanartia behaart, mit einzelnen langen Haaren, bezw. Borsten am Ende des Gliedes. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Ende quer begrenzt, an seiner proximalen oberen Ecke sehr stark, sackartig ausge- zogen. Der Vorsprung meist auf diesen sackähnlichen Teil beschränkt, lang gestreckt und sehr stark nach hinten ausgeschwungen, mehr oder weniger mächtig gewölbt und schmal gestielt. Die Kegel kräftig entwickelt, wie bei Symbrenthia und Hypanartia angeordnet; auch ist der Basalfleck fast gänzlich mit kleinen, papillenartigen Kegel- gebilden besät. Gruben wie bei Aypanartia. Grapta Kırpr. Interrogationis FABr. 2. Calbum L. 24. Egea CRAM. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Vanessa. Mittelglied über 2 !/, mal so lang wie das Basalglied, allmählich verschmälert. Endglied kaum !/, —?2/, der Länge des Mittelgliedes betragend, länglich eifórmig. Behaarung fast ausschliesslich aus Schuppen bestehend; die der Bauchseite, denen einzelne längere und feine Haare beige- mengt sind, dichtstehend und schmal keilförmig oder haarähnlich, am Grunde der Palpen mássig lang und aufrecht gerichtet, werden aber nach deren Spitze zu allmühlich 64 Enzıo REUTER. und gleichmässig kürzer und anliegender; die der Innenseite klein und schmal, denen von Vanessa ähnlich; der Rücken kurz beschuppt, am Ende des Mittelgliedes wie bei Vanessa lo und Urticae mit einzelnen feinen Haaren versehen. Basalfleek kaum !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, gedrungener, aber sonst demjenigen der Gattung Vanessa àhnlich. Der Vorsprung, die Kegel nebst den kleinen papillenartigen Kegelgebilden und die Gruben von denen der Vanessa nicht . wesentlich verschieden. Pyrameis Hüx. Atalanta L. 4. Cardui 12 6: Palpen lang, weit iber den Kopf hervorragend, an Gestalt denen von Vanessa und Grapta ähnlich. Mittelglied mehr als 3 mal so lang wie das Basalglied. End- glied !/, des Mittelgliedes oder kürzer, länglich kegelfórmig, gestutzt. Behaarung etwa die Mitte zwischen Vanessa und Grapta haltend; die Bauchseite dicht mit mäs- sig langen, gleichschmalen, gestutzten Haaren, die fast ebenso gleichmässig wie bei Grapta an Länge abnehmen, am Mittelgliede ausserdem mit einzelnen feinen Borsten besetzt; die Schuppen auf der Innenseite des Basaleliedes lànglich eifórmig; der Rücken wie bei Hypanartia behaart. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, nach hinten wie bei Vanessa und Grapta ausgezogen. Vorsprung, Kegel etc. denen der cenannten Gattungen etwa gleichkommend. Junonia Hos. Lemonias L. 4. Lavinia CRAM. . 4. Laomedia L- 2. Coenia Hisn. . 4 Oenone L 10. Genoveva Cnaw. 4. (rt yas 172 10-2 Asterienl ar LSS Almana L. 4 Palpen ziemlich kräftig, aufsteigend. Basalglied von gleicher Höhe wie das Mittelelied, gekrümmt. Mittelglied 21/, bis über, 3 mal so lang, kräftig, über die Mitte hin verdickt, schwach gebogen. Endglied meist länger als das Basalglied, kegelfórmig zugespitzt, ausnahmsweise stumpf (Lemonias). Behaarung der Bauchseite dicht, nur unmittelbar am Grunde aus Haaren, sonst aber aus kurzen zungenförmigen und zwar nach dem Ende des Mittelgliedes zu allmählich kürzer werdenden Schup- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 65 pen bestehend; die Innenseite des Basal- und Mittelgliedes mit ziemlich grossen und breiten, anliegenden, denen von Phyciodes nicht unähnlichen Schuppen bekleidet; der Rücken am Mittelgliede mit meist undeutlichem Sehopf; Endglied anliegend beschuppt oder behaart. Basalfleek wohl !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ebenso breit wie lang, am distalen Ende quer und bestimmt begrenzt, am proximalen Ende in der Mitte kaum eingedrückt, dann mässig stark schräg nach oben ausgezogen, verjüngt. Der Vorsprung diesen verlängerten Teil ausfüllend, wodurch auch seine nach oben und hinten verjüngte Form bedingt wird, ziemlich gross, nur mässig stark gewölbt, meist mit schwach gebogenem Vorderrande, hinten gerundet, nur wenig geschwungen, undeutlich gestielt. Die Kegel gleichmässiger entwickelt und weniger stark ge- bogen als bei Vanessa etc., sonst inbezug auf die Anordnung kaum wesentlich verschie- den; der Basalfleck meist in grosser Ausdehnung mit sehr kleinen Kegelgebilden, wie bei den vorhergehenden Gattungen, besüt. Die Gruben unmittelbar neben oder ein wenig von dem Vorderrande des Vorsprungs entfernt. Anartia How. latrophae L. 14. Amalthea L. 8. Palpen denen von Junonia ähnlich. Mittelglied etwa 31/, mal so lang wie das Basalglied, in der Mitte verdickt. Endglied gleichlang wie das Basalglied, kegel- fórmig zugespitzt. Behaarung zugleich an Phyciodes und Junonia erinnernd; die Sehuppen der Innenseite undichter stehend als bei dieser, aber von ziemlich àhn- licher Form; die Bauchseite mit nur am Grunde der Palpen abstehenden Haaren, sonst zumeist mit angedrückten, kurzen, schmal zungenfórmigen Schuppen bekleidet und hierin eine Annäherung an jene Gattung zeigend; der Rücken mit ziemlich star- kem Haarschopf; Endglied wie bei Junonia beschuppt. | Basalfleck demjenigen von Junonia ähnlich, aber am distalen Ende unbestimmter begrenzt, am proximalen Teil weniger stark und mehr gerundet stumpfeckig ausge- zogen. Der Vorsprung an Gestalt etwa die Mitte zwischen Phyeiodes und Junonia haltend, durch den ziemlich stark vorgebuchteten Vorderrand an jene, durch den mässig ausgeschwungenen Hinterrand aber an diese Gattung erinnernd, ziemlich kräftig entwickelt und besonders bei Amalthea sogar an seinem unteren Teil mächtig gewölbt, was demselben ein etwas fremdartiges Aussehen verleiht. Die Kegel denen von Junonia ähnlich; der Basalfleck nur in beschränktem Masse mit gleichen Kegelgebil- den wie bei Junonia etc. besetzt. Gruben wie bei dieser Gattung. 66 Enzıo REUTER. Precis How. Ida CgAM. 2. Palpen lang und schlank, am Grunde gebogen. Basalglied sehr kurz, kräftiger als das Mittelglied. Dieses gegen 4 mal so lang, schmächtig, kaum merklich ver- dickt, fast gerade. Endglied sehr gestreckt, beinahe von halber Länge des Mittelelie- des, fein kegelförmig zugespitzt. Behaarung kürzer und dünner als bei Junonia; die Bauchseite nur am Grunde der Palpen mit Haaren, sonst mit sehr kurzen, abste- henden oder nach dem Ende des Mittelgliedes zu angedrückten Schuppen besetzt; die Schuppen der Innenseite weniger breit, keilfórmig; der Rücken mit niedrigem Haarschopf; Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck wie bei Junonia ziemlich breit, am proximalen Ende quer abgeschnitten, in der Mitte eingedrückt und dann nach oben etwa wie bei Junonia ausgezogen. Der Vorsprung mit vorgebuchtetem und nach unten ein wenig umgebogenem Vorder- rande, von fast àhnlicher Gestalt und Lage wie bei Anartia latrophae. Die Kegel denen der genannten Gattungen gleichkommend; die kleinen über den Basalfleck zer- streuten Kegelgebilde etwas länger, sehr schmächtig. Gruben wie bei Junonia und Anartia. Pseudergolis Feı». Veda Korr. 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Precis. Endelied c. ?/; des Mittelgliedes betragend, kräftiger und weniger fein zugespitzt als bei genannter Gattung. Behaa- rung an der Bauchseite aus am Grunde des Basalgliedes abstehenden, sonst anliegenden Haaren, denen einzelne kurze Schuppen beigemengt sind, auf der Innenseite aus ziem- lich gestreckten, länglich keilfórmigen Schuppen bestehend; der Rücken kurz be- haart, ohne Schopf. Basalfleck am proximalen Ende in der Mitte kaum merklich eingedrückt, wie bei Junonia schräg aber schwächer nach oben ausgezogen, am distalen Ende wie bei Junonia und Precis begrenzt. Der Vorsprung an Gestalt sich am nächsten an Junonia anschliessend, aber mehr nach vorn hin in den Basalfleck gerückt. Die Kegel und Gruben wie bei dieser Gattung; kleine Kegelgebilde kaum vorhanden. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 67 Salamis Borsp. Anacardii L. 9. Palpen lang und kräftig, von ähnlicher Gestalt wie bei Vanessa. Basalglied wie bei dieser Gattung. Mittelglied 2 !/, mal so lang, gegen das Ende hin schwach erweitert. Endglied ein wenig länger als das Basalglied, ziemlich stark, kegelfórmig zugespitzt. Behaarung sehr dicht; die Bauchseite mit kammartig abstehenden und zwar meist schuppenähnlichen Haaren, die in ebenso schóner Gleichmässigkeit wie bei Grapta gegen das Ende des Mittelgliedes hin an Lànge abnehmen und zugleich anliegender werden, sehr dicht bekleidet; trotz der verschiedenen Form der Schup- pen erinnert die ganze Anordnung derselben unwillkürlich an Grapta; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes breit, am Vorderrande des Basalflecks eiförmig und aufrecht stehend, am Ende des Gliedes anliegend, viel länger und sehr dichtste- hend; die des Mittelgliedes gestreckt, anliegend; der Rücken am Mittelgliede mit starkem Haarschopf; Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck noch gedrungener als bei Grapta, fast nur auf die proximale obere Ecke des Basalgliedes beschränkt, am distalen Ende von den dichtstehenden Schuppen bestimmt und zwar gerundet quer begrenzt, am proximalen Teil fast ebenso stark wie bei Vanessa ete. ausgezogen. Der Vorsprung gestreckt, fast gleichmässig breit, stark entwickelt, wie bei Grapta den grósseren Teil des Basalflecks, bezw. den ganzen aus- gezogenen Teil desselben einnehmend, schräger nach oben gerichtet, nach hinten hin weniger tief ausgeschwungen und demgemäss weniger stark gestielt. Die Kegel noch stärker entwickelt als bei Vanessa ete., am Stiele am kleinsten, nach oben und hinten hin in noch schónerer Regelmässigkeit an Länge und Stärke zunehmend, gleich- mässig übereinanderragend; der beschränkte Raum unterhalb des Vorsprungs mit kleinen, papillenartigen Kegelgebilden besetzt. Gruben wie bei Vanessa. Kallima Wzsrw. Rumia Westw. 4. Palpen weit über den Kopf hervorragend, an Gestalt denen der Vanessa und der Salamis ziemlich ähnlich, aber weniger kräftig. Basalglied nicht merklich hö- her als das Mittelglied. Dieses 3 mal so lang. Endglied wie bei Salamis. Behaa- rung weniger dieht als bei dieser; die Bauchseite ähnlich aber nicht ganz so schön regelmässig behaart wie bei Salamis; die Schuppen der Innenseite länglich, gerundet keilförmig; die distale obere Ecke des Basalgliedes ziemlich lang und dicht behaart; der Rücken mit kurzem Haarschopf; Endglied wie bei genannter Gattung beschuppt. 68 Enzıo REUTER. Basalfleck wie bei Salamis. Der Vorsprung mit etwas stärker gewölbtem Vor- derrande, weniger gestreckt, sonst nebst den Kegeln und Gruben nicht wesentlich von dieser Gattung verschieden. Doleschallia FEr». Pratipa Feu». 2. Palpen denen von Salamis sehr ähnlich. Basalglied sehr stark gekrümmt, kräftiger als das mehr als 21/, mal so lange Mittelglied. Endglied etwa von der Länge des Basalgliedes, stark, kegelförmig zugespitzt. Behaarung sehr dicht, trotz der abweichenden, überhaupt schmäleren und tiefer gezähnten Schuppenform, jedoch im ganzen sehr an Salamis und Kallima erinnernd. Basalfleck wie bei Salamis und Kallima. Der Vorsprung an Gestalt etwa die Mitte zwischen diesen Gattungen haltend, durch die stärker nach hinten ausgeschwun- gene und deutlicher gestielte Form gleichzeitig auch an Vanessa erinnernd. Die Kegel und Gruben wie bei jenen Gattungen. Eurytela Borsp. Dryope Cram. 2. Palpen an Gestalt denen der folgenden Ergolis ähnlich, nur etwas stärker ge- bogen. Endglied von fast gleicher Stärke und halb so lang wie das Mittelglied, kegelförmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung namentlich an der Innenseite dünner als bei Ergolis; die Schuppen hier schmal keilförmig; die Bauchseite abwech- selnd mit meist abstehenden, ungleichlangen Haaren und kurzen Schuppen besetzt; der Rücken wie bei Ærgolis behaart, ohne Schopf; das Endglied dünner beschuppt. Die untersuchten Palpen waren leider am Grunde fehlerhaft, so dass eine ein- gehende Beschreibung des Basalflecks nicht gegeben werden kann. Im grossen gan- zen scheint jedoch Eurytela mit Ergolis übereinzustimmen; der Vorsprung ist aber, wie bei der unten zu beschreibenden Hypanis, am Vorderrande nur sehr schwach gewólbt und die Gruben befinden sich sowohl an wie auch unmittelbar vor dem- selben. Ergolis Borsp. Enotrea CRAM. 2. Palpen lang und schmächtig, hauptsächlich am Grunde gebogen, denen von Precis nicht unähnlich. Basalglied kurz, gekrümmt, ein wenig kräftiger als das Über die Palpen der Rhopaloceren. 69 Mittelglied. Dieses wohl 31/, mal so lang, schlank, sanft gebogen. Endglied länger als das Basalglied, verhältnismässig kräftig, kegelförmig, schwach abwärts geneigt. Behaarung kurz aber ziemlich dicht; die Bauchseite ganz vorwiegend mit kurzen Haaren, welche gegen das Ende der Palpen hin immer angedrückter werden, dicht bekleidet; die Schuppen der Innenseite denen von Precis ähnlich; der Rücken kurz behaart, ohne merklichen Schopf; das Endglied dicht und kurz anliegend behaart. Basalfleck von gleicher Ausdehnung wie bei Junonia und Precis, am distalen Ende wie bei denselben begrenzt, am proximalen Ende nicht so quer abgeschnitten, an der oberen Hälfte desselben ein wenig stärker ausgezogen als bei Precis, in der Mitte tief eingedrückt. Der Vorsprung von undeutlichem Stiele aus ziemlich stark nach hinten ausgeschwungen, dem weiter ausgezogenen Basalfleck entsprechend ge- streckter als bei Precis, fast gleichbreit, mit mässig gewölbtem Vorderrande, weniger schräg als bei Junonia und Precis nach oben gerichtet. Die Kegel schwächer und gleichmässiger lang sowie stärker gebogen, sonst wie bei den genannten Gattungen angeordnet; kleine Kegelgebilde meist nur in geringer Anzahl unterhalb des Vor- sprungs vorhanden. Gruben auf dem distalen Ende des Vorsprungs, welchem es an ausgebildeten Kegeln mangelt, vorkommend. Hypanis Borsp. Ilithyia Drury. 2. Palpen aufsteigend, von fast gleicher Gestalt wie bei Ewrytela. Basalglied gestreckter. Mittelglied 3 mal so lang, gebogen. Endglied wie bei genannter Gat- tung. Behaarung an der Innenseite besonders des Basalgliedes und der proximalen Hälfte des Mittelgliedes sehr dünn; die hier vorkommenden Schuppen denen von Eurytela ganz ähnlich; die Haare und Schuppen der Bauchseite etwas stärker; der Rücken mit angedeutetem Schopf; Endglied wie bei Ewrytela beschuppt. Basalfleek wegen der sehr spärlichen Beschuppung weit ausgedehnt, mehr als ?/|, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende sehr unbestimmt be- grenzt, am proximalen Teil ganz ähnlich wie bei Zrgolis gebildet. Der Vorsprung vielleicht ein wenig gestreckter, aber sonst von ähnlicher Form wie bei dieser Gat- tung; nur ist sein Vorderrand wie bei Æurytela nicht merklich gewölbt, sondern sehr flach erhaben und ganz unbestimmt begrenzt, demgemäss der Stiel kaum sicht- bar. Die Kegel wie bei Ærgolis; der vorderste Teil des Vorsprungs wie auch der Basalfleck unmittelbar vor demselben, wie bei Eurytela aber in noch weiterem Masse, mit ganz kleinen Kegelgebilden, zwischen denen die Gruben vorkommen, besetzt. 70 ENZ1IO REUTER. IV. Diademen-Gruppe. Vietorina BLANCE. Steneles L. 2. Palpen lang, über den Kopf hervorragend, hauptsáchlich am Grunde gebogen. Basalglied hóher als das Mittelglied, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied annähernd 3 mal so lang, fast gleichmässig hoch, sanft gebogen. Endglied etwa von der Länge des Basalgliedes, schwach abwärts geneigt. Behaarung ziemlich dicht; die Bauch- seite des Basalgliedes dicht kammartig aufrecht stehend und zwar z. T. schuppenähnlich behaart, die des Mittelgliedes mit kürzeren und halb abstehenden, gegen das Ende des Gliedes hin anliegenderen Haaren bekleidet; die Schuppen der Innenseite ziemlich breit, länglich; die Aussenseite mit kurzen und feinen Stacheln spärlich besetzt; der Haarkamm des Rückens mit starkem Schopf; das Endglied kurz anliegend behaart. Basalfleck mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, am distalen Ende regelmässig gerundet, gut begrenzt; an seiner proximalen oberen Ecke stark, etwa wie bei Vanessa ete; ausgezogen. Der Vorsprung an Gestalt und Lage an denjenigen genannter Gattung erinnernd, gestreckt, nach hinten fast un- merklieh verjüngt, schwach geschwungen, mit nur unbedeutend gewölbtem und nach unten wenig umgebogenem Vorderrande, daher kaum merkbar gestielt. Die Kegel am Stiele und Vorderrande klein und spitzig, sonst ziemlich stark entwickelt, nicht be- sonders lang aber verhältnismässig kräftig, meist gerade, nur die am hinteren Teil des Vorsprungs befindlichen ein wenig gebogen; kleine Kegelgebilde nur in unmittel- barer Nàhe des Stieles sehr spärlich vorhanden. Gruben am vorderen Teil des Vor- sprungs und zugleich unmittelbar vor demselben gelegen. Das Chitin hellgelblich gefärbt. Hypolimnas Husw. (Diadema BOISD.) Misippus L. 2. Anomala WALL. 2. Palpen über den Kopf hervorragend, wellenförmig gebogen. Basalglied am Grunde hóher, am vorderen Ende gleichhoch wie das Mittelglied, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied 2?/, mal so lang, in der Mitte schwach verdickt. Endglied von halber Länge des Mittelgliedes, nach beiden Enden schwach verjüngt, abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite an der Wurzel der Palpen aus mässig langen und schopf- artig abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren, sonst wie bei Vietorina aus mehr oder weniger angedrückten kurzen Haaren und Schuppen bestehend; die Innenseite Über die Palpen der Rhopaloceren. 71 mit mehr oder weniger gestreckten Schuppen bekleidet; der Haarkamm des Rückens mit stumpfem Schopf; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek etwa ?/; der Lànge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, am distalen Ende ungleich begrenzt, am proximalen Ende mässig stark stumpf ausgezo- cen. Der Vorsprung verhältnismässig breit, nach hinten verschmälert, gut entwickelt und deutlich erhaben, mit stark gewölbtem Vorderrande und schwach geschwungenem Hinterrande, sichtbar gestielt. Die Kegel wie bei Victorina am Stiele und Vorder- rande des Vorsprungs klein, dann nach oben allmählich an Grösse und Stärke zu- nehmend, nicht besonders dichtstehend, mässig lang, kräftig, schwach gebogen, spitzig ; winzig kleine Kegelgebilde kommen ausserhalb des Vorsprungs nur einzeln vor. Gruben wie bei Victorina. Das Chitin graubraun gefärbt. Stibochiona Burr. Nicea Gray. 2. Palpen schmächtiger und weniger stark gebogen als bei Hypolimnas. Basal- elied wie bei dieser Gattung. Mittelelied kaum 2!/, mal so lang, in der Mitte nicht verdickt. Endglied von der Länge des Basalgliedes, schwach abwärts geneigt. Behaa- rung mässig dicht; die Bauchseite am Grunde der Palpen weniger dicht und steifer abstehend behaart, sonst etwa wie bei Æypolimnas bekleidet; die Schuppen der In- nenseite länglich, auf dem Mittelgliede in Haare übergehend; die Aussenseite mit ziemlich langen, aufrecht stehenden Stacheln besetzt; der niedrige Haarkamm des Rückens ohne Schopf; das Endglied wie bei Æypolimnas beschuppt. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende wie bei genannter Gattung begrenzt, am proximalen Ende etwas stärker und schmäler ausgezogen, schräg nach oben verjüngt. Der Vorsprung umfangreich, schwach aber noch deutlich erhaben, nicht geschwungen, unten breit und daher ungestielt erchei- nend, mit quer über den Basalfleck gehendem, dann nach hinten stumpf umgebogenem Vorderrande und schief abfallendem Hinterrande, an seiner proximalen Hälfte stark verjingt. Die Kegel gut entwickelt, am Vorder- und Unterrande des Vorsprungs kleiner, nach oben schnell grósser werdend, fast gerade; kleine Kegelgebilde ausser- halb des Vorsprungs kaum bemerkbar. Gruben und Chitin wie bei Zypolimnas. Hestina Wzsrw. Assimilis L. (Fig. 27). 4. Palpen lang, aufsteigend, am Grunde stark gebogen. Basalglied sehr stark gekrümmt, hinten schrüg abfallend, nach dem Ende zu verjüngt, merklich stärker 12 Enzıo REUTER. als das Mittelglied. Dieses annühernd 3 mal so lang, schlank, schwach gebogen. Endglied bedeutend kürzer als das Basalglied, eiförmig zugespitzt. Behaarung der Innenseite ziemlich dünn, die Schuppen des Basalgliedes gestreckt keilfórmig, die des Mittelgliedes gleichmässig schmal, haarähnlich; die Bauchseite etwa wie bei Stibochiona behaart; die Aussenseite mit ganz kurzen und feinen angedrückten Stacheln spärlich besetzt; der Haarkamm des Rückens wie bei Stibochiona; das Endglied ähnlich beschuppt. Basalfleek beinahe !/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende von den dünnstehenden Schuppen ungleichmässig und unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende etwa wie bei Stibochiona aber breiter und stumpfeckiger ausgezogen, unterhalb des Vorsprungs stark gerunzelt. Der Vorsprung, welcher diesen Namen kaum mehr beanspruchen kann, wie bei genannter Gattung ziemlich weit nach vorn hin gerückt, ganz flach erhaben, ungestielt, unten sehr breit angelegt und von einer schwach gebogenen Chitinverdickung begrenzt; der Vorderrand ausgeglichen, der Vorsprung demnach vorn unmerklich in den angrenzenden Teil des Basalflecks über- gehend, von der Mitte an distalwärts schwach, proximalwärts stärker verjüngt, mit schief abfallendem Hinterrande. Die Kegel ziemlich dünnstehend, verhältnismässig kurz aber sehr kräftig und meist gleichmässig entwickelt — die am Unterrande ste- henden sind nämlich nur wenig kürzer — gerade, kammartig aufwärts gerichtet, spitzig; kleine Kegelgebilde kaum bemerkbar. Gruben am vorderen Teil des Vor- sprungs sowie vor demselben gelegen. Das Chitin trüb bräunlich gefärbt. Euripus Wzsrw. Halitherses Dovsr. Hrw. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Hestina, nur am Ende stärker abwärts gebogen. Endglied noch kürzer als bei dieser Gattung‘). Behaarung am Bauche des Basalgliedes etwas dichter, sonst wie bei Hestina. Basalleek wohl !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von demjenigen der vorigen Gattung nicht verschieden. Der Vorsprung ähnlich gebildet, ein wenig gestreckter, unten noch breiter und durch eine ziemlich starke Chitinverdickung be- grenzt, am distalen Teil schmäler, an dem proximalen ganz wie bei Hestina verjüngt. Die Kegel wie bei Hestina sehr kräftig und kammartig angeordnet, stärker chitinisirt. Gruben wie bei dieser Gattung. Das Chitin trüber. 1 Die untersuchten Palpen gehören einem cf zu. Nach ScnHarz weichen die Palpen der Q9 in ihrem Bau bedeutend von denen der cab (Die Familien und Gattungen der Tagfalter, S. 134). Uber die Palpen der Rhopaloceren. =} V. Ageronien-Gruppe. Ageronia HüBN. (inel. Peridromia BOISD.) Feronia L. (Fig. 28). 10. Arethusa CRrRAM. por Amphinome L. . . 6. Arete Dovsr. Hrw. 2. Palpen mässig lang, wenig über den Kopf hervorragend. Basalglied kaum hó- her als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied über 2!/, mal so lang, gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied kräftig, von der Länge des Basalgliedes, kegel- fürmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung an der Innenseite aus lanzettfórmigen bis fast haarähnlichen (Feronia, Amphinome) oder ziemlich breiten und eifórmigen (Arethusa), anliegenden Schuppen bestehend; die Bauchseite ziemlich dicht und zwar nur am Grunde steif abstehend, sonst anliegend kurz behaart; der Rücken am Mittel- gliede mit niedrigem Schopf; Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ungefähr ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende quer und gut begrenzt, am proximalen Ende schief abfallend, bezw. nach hinten und oben ausgezogen, mit gerundeter proximaler oberer Ecke. Der Vorsprung gut entwickelt, von kaum merkbarem oder undeutlichem Stiele aus sich gleich nach oben und hinten ziehend, gestreckt, fast gleichbreit (Arethusa) oder im genannter Richtung hin (Feronia) allmählich erweitert; sein Vorderrand bei Arethusa kaum, bei Feronia aber schon ziemlich merkbar abgeflacht, der Hinterrand nur bei Arethusa merklich ausgeschwungen, sonst ziemlich gleichmässig schief abfallend. Die Kegel wie bei Vanessa ete. am Stiele und Vorderrande sehr klein, nach oben und hinten ziemlich schnell an Grósse zunehmend, stark entwickelt, schliesslich lang und kräftig gebogen, weit übereinanderragend; der Basalfleck nur unmittelbar unterhalb des Stieles mit papillenartigen kleinen Kegelgebilden besetzt. Gruben wie bei Vanessa am vordersten Teil des Vorsprungs, zwischen den dort befindlichen sehr kleinen Kegeln durch- scheinend. Panacea Sarv. & Gop. (Pandora WESTW.) Prola Dovsı. Hew. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Ageronia. Mittelglied gleichmässig hoch, etwas stärker wellenförmig gebogen !). Endglied wie bei genannter Gattung. Be- haarung kaum von derjenigen von A. Feronia und Amphinome verschieden. 1) Nach ScHarz Abbildung der Palpe vorliegender Art (Die Fam. u. Gatt. d. Tagfalter. Taf. 20, Fig. a) ist sie am Grunde fast rechtwinklig gebogen und hat ein ganz gerades Mittel- 10 14 ENZIO REUTER. Basalfleck von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Ageronia. Der Vor- sprung undeutlich gestielt, mit ein wenig stärker vortretendem Vorderrande, sonst an Gestalt nicht wesentlich z. B. von A. Amphinome abweichend, am Hinterrande kaum ausgeschwungen. Die Kegel nebst den kleinen Kegelgebilden sowie die Gruben denen der mehrgenannten Gattung nahezu gleichkommend. Ectima Dour. Liria Far. 8. Palpen stärker wellenfórmig gebogen als bei Ageronia, sonst von ähnlicher Gestalt). Basalglied nicht höher als das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied kaum 2!/, mal so lang. Endglied kräftig, länger als das Basalglied, ziemlich stark abwärts geneigt. Behaarung verhältnismässig dünn, an der Innenseite aus eirund- lanzettförmigen Schuppen bestehend; die Bauchseite nur am Basalgliede mit abste- henden und zwar kurzen, schuppenähnlichen Haaren besetzt, sonst wie das ganze Endglied anliegend beschuppt; der Haarkamm des Rückens ohne ausgebildeten Schopf. Basalfleck wie bei Ageronia. Der Vorsprung gross: sein Vorderrand quer über den Basalfleck sich ziehend und erst dann gerundet stumpfeckig nach hinten umge- bogen, was die breitere Form des Vorsprungs bedingt; sonst wie bei genannter Gat- tung. Die Kegel ähnlich angeordnet, aber nur schwach gebogen und gerader nach oben gerichtet. Mehrere Gruben an derselben Stelle wie bei Ageronia vorhanden. Anhang:Bibliden-Gruppe. Didonis Hüsn. Biblis Fagr. (Fig. 29). 8. Palpen über den Kopf hervorragend, am Grunde gebogen. Basalglied nach dem Ende zu schwach verjüngt, am Grunde hóher als das Mittelglied, sehr stark ge- krümmt. Mittelglied 3!/, mal so lang, fast gleichmässig hoch, in der Mitte fast unmerklich abwärts gebogen. Endglied beim c^ sehr kurz, umgekehrt länglich-eiför- mig, beim © etwa !/, des Mittelgliedes betragend, kegelförmig zugespitzt, ein wenig abwärts geneigt. Behaarung an der Innenseite des Basalgliedes dünn, aus schmal glied. Die von mir untersuchten Stücke kommen inbezug auf ihre Gestalt eher den von ihm ab- gebildeten Palpen von Peridromia und Ageronia nahe. ') Die von ScHATZ abgebildete Palpe dieser Art. (op. cit. Taf 20, Fig. a) scheint allzu schlank gezeiehnet zu sein. MEE RR REN Uber die Palpen der Rhopaloceren. 75 keilförmigen-haarähnlichen Schuppen bestehend; die Bauchseite mit (bei c? mehr) aufrecht stehenden, am Basalgliede längeren, am Mittelgliede ganz kurzen, z. T. borstenähnlichen Haaren bekleidet; Mittelglied am Rücken mit von der Mitte an allmühlieh niedriger werdendem Haarkamm versehen, der keinen Schopf bildet, am Ende bei c? dicht und ringsum abstehend behaart; Endglied beim c? breit bürstenartig behaart, beim 9 anliegend beschuppt. Basalfleek ziemlich ausgedehnt, !/> der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende abgeschrügt, mit stumpfer Ecke. Der Vorsprung stellt eine den erössten Teil des Basalflecks einnehmende, unten breit angelegte und flach erhabene, oval-birnförmige, hinten kaum geschwungene Anschwellung dar, die ziemlich weit nach vorn hin in den Basalfleck gerückt ist. Die Kegel gleich an dem mit dem Rücken des Gliedes parallel laufenden Unterrande der Anschwellung ziemlich gut entwickelt und daher gleichmässig ausgebildet, ziemlich regelmässig, fast kammartig angeordnet; eleichmässig und zwar die am hinteren Teil der Anschwellung stehenden überhaupt stärker gebogen; die gerundete distale untere Ecke der Anschwellung wie auch der vor und unterhalb derselben gelegene Teil des Basalflecks mit ganz winzig kleinen Kegelgebilden besetzt. Der ebengenannte Teil der Anschwellung wird von mehreren Gruben aufgenommen. Chitin bräunlich gefärbt. Pyrrhogyra Hosw. Tıpha'l. 2. Palpen hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied gleichhoch wie das Mit- telelied, stark gekrümmt. Mittelglied 21/, mal so lang, gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied (beim c) etwa von der Länge des Basalgliedes, zugespitzt. Be- haarung der Innenseite meist aus kleinen, schmalen, ziemlich dünnstehenden Schuppen bestehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit mässig langen, abstehenden, gegen ihr distales Ende erweiterten Haaren besetzt, die des Mitteleliedes wie auch das ganze Endglied anliegend beschuppt; der Rücken des Mittelgliedes mit niedrigem Haarschopf. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wenigstens am Grunde des Gliedes über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, am distalen Ende gerundet, unbestimmt begrenzt, an seinem proximalen oberen Teil stark aus- gezogen, mit gerundeter Ecke. Der Vorsprung, der gut entwickelt ist, nimmt wegen des ausgedehnteren Basalflecks bei weitem keinen so grossen Teil desselben ein, wie bei Ageronia; mit abgeflachtem Vorderrande von schmaler Wurzel aus nach hinten schwach erweitert, am Ende gerundet, nur wenig ausgeschwungen. Die Kegel fast 76 Enzıo REUTER. 4 gleich am untersten Teil des Vorsprungs gut entwickelt, übereinanderragend, beson- ders die auf dem hinteren Teil des Vorsprungs stehenden kräftig gebogen; der vor- derste ganz abgeflachte Teil desselben ohne ausgebildete Kegel, von einigen grossen Gruben eingenommen; kleine Kegelgebilde vor und unterhalb des Vorsprungs spärlich vorhanden. Chitin hell gelblichweiss. Vila Hósx. (Olina WESTW.) Caecilia Ern». 2. Palpen schmal, stark aber allmählicher als bei Didomis gebogen, aufsteigend. Basalglied verjüngt, am Grunde hóher als das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittel- glied kaum 2 !/; mal so lang, schwach gleichmässig gebogen. Endglied von halber Länge des Mittelgliedes und viel schmäler, fast gleichmässig dick, sanft abwärts geneigt. Behaarung der Innenseite der von Didonis ähnlich, nur sind die dem Ba- salfleck angrenzenden Schuppen breiter keilfórmig; die ganze Bauchseite mit steif abstehenden, mässig langen Haaren und Schuppen besetzt; der Haarkamm des Rückens keinen Schopf bildend; das Endglied überhaupt dünn aber nach dem Ende zu etwas dichter anliegend behaart. Basalfleck von etwa gleicher Ausdehnung und ähnlich begrenzt wie bei Didonis, am proximalen oberen Ende einigermassen stark ausgezogen. Der Vorsprung mässig stark entwickelt, von fast unmerklichem Stiele aus mit flachem, abgeschrägtem Vorder- rande in gestreckter und fast gleichmässig breiter Gestalt sich schräg nach oben und hinten ziehend, schwach aber deutlich geschwungen. Die Kegel am Stiele des Vor- sprungs klein, an dessen hinterem Teil dagegen bedeutend länger, ziemlich stark vor- wärts gebogen; der vorderste, abgeflachte Teil des Vorsprungs mit nur ganz kleinen Kegelgebilden besetzt, welche auch auf dem unter und unmittelbar vor dem Vor- sprung gelegenen Teil des Basalflecks zerstreut sind. Einige Gruben auf der soeben erwähnten Stelle des Vorsprungs vorhanden. Chitin bräunlich gefärbt. Cystineura Borsp. Hypermnestra HüBx. 8. Palpen sehr zart und schmächtig, meist schwach wellenfórmig gebogen. Basal- elied kurz, etwas höher als das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelelied 3 '/; mal so lang, sanft wellenförmig gebogen, fast gleichmässig dick. Endglied von hal- ber Länge des Mittelgliedes, dünner als dieses, meist abwärts geneigt. Behaarung sehr dünn; die ganze Bauchseite mit mässig langen, biegsamen, abstehenden Haaren -1 -1 Uber die Palpen der Rhopaloceren. und Sehuppen bekleidet; die Innenseite des Basalgliedes ganz spärlich, die des Mit- telgliedes etwas dichter mit fast keilförmigen Schuppen besetzt; der Haarkamm des Rückens ohne ausgebildeten Schopf; das Endglied ringsum halb abstehend behaart. Basalfleek wegen der sehr spärlichen Beschuppung weit ausgedehnt, !/,—?/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Breite wie bei Didonis und Vila, am distalen Ende noch unbestimmter begrenzt, hinten quer abgestutzt, an seiner proxi- malen oberen Ecke sehr wenig ausgezogen. Der Vorsprung klein und schwach ent- wickelt, unten von einer sanft gebogenen, von der Schuppengrenze des Basalflecks ent- fernt bleibenden Chitinverdickung begrenzt; unmittelbar neben dieser fast unmerklich nach hinten ausgeschwungen, dann, der am proximalen Ende abgestutzten Gestalt des Basalflecks entsprechend, in Form einer ziemlich breit ovalen Anschwellung quer über den Basalfleek bis zu dessen oberem Rande sich erstreckend, meist nur an seiner oberen Hälfte deutlich erhaben; sein distaler Teil geht dagegen unmerklich in den Basalfleck über, weshalb die wirkliche Ausdehnung des Vorsprungs nach dieser Rich- tung hin nicht sicher festzustellen ist. Die Kegel mässig stark entwickelt, gleich am Unterrande des Vorsprungs ziemlich eut ausgebildet, regelmässig parallel angeordnet, ziemlich stark gebogen; die zunächst vor und unter dem Vorsprung gelegenen Teile des Basalflecks mit ganz kleinen zerstreuten Kegelgebilden besetzt. Einige Gruben finden sich vor dem Vorsprung. Chitin sehr zart, fast durscheinend gelblichweiss. VI Eunica-Gruppe. A. Eunica-Gruppe. (im engeren Sinne) Myscelia Doug. Orsis Drury. 10. Cyaniris Dovsr. HEw. 6. Palpen über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basal- glied meist gleichhoch wie das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 2 !/; bis kaum 3 mal so lang, gleichmässig hoch, sehr schwach gebogen. Endglied etwa von der Länge des Basalgliedes, fast kegelförmig, zugespitzt, kaum abwärts geneigt. Behaa- rung an der Innenseite des Basalgliedes aus eirund-keilförmigen, ziemlich scharf und fein gezähnten Schuppen, am Bauche desselben aus schopfartig abstehenden Haaren bestehend; Mittel- und Endglied ganz anliegend beschuppt, bezw. behaart; der Haarkamm des Rückens ohne merklichen Schopf. Basalfleck ?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend oder mehr, breit, am di- stalen Ende quer begrenzt, am proximalen Ende an seinem oberen Teil ziemlich stark 78 Enzıo REUTER. schräg ausgezogen, gleich unterhalb des Vorsprungs schwach gerunzelt. Der Vor- sprung gut entwickelt, mässig stark gewülbt, von nicht besonders deutlichem schma- lem Stiele aus mit wenig hervortretendem, erhabenem oder bisweilen abgeflachtem Vorderrande sich schräg nach oben und hinten ziehend, den ausgezogenen Teil des Basalfleeks ausfüllend; hinten nur wenig ausgeschwungen, bezw. schief abfallend, verjüngt. Die Kegel am Stiele des Vorsprungs klein, sie werden aber nach dessen oberem Teil sehr bald gut ausgebildet, schliesslich kräftig entwickelt, lang, stark gebogen, bisweilen sogar geschlängelt, weit übereinanderragend, meist mit vorwärts serichteten Enden; am Vorderrande sind die Kegel viel kleiner, bezw. kaum vorhanden; winzig kleine Kegelgebilde treten bisweilen ganz spärlich unmittelbar vor dem Vor- sprung auf. Gruben am vordersten, kegelarmen Teil des Vorsprungs oder gleich vor demselben vorhanden. Das Chitin hellgelblich gefärbt. Catonephele Htsn. Acontius L. (Fig. 30). 5. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Myscelia. Basalglied stärker gekrümmt, bei c? wenig, beim © deutlich höher als das Mittelglied. Dieses beim c? über 21} mal so lang, beim 9 kürzer, schlanker als bei Myscelia. Endglied wie bei dieser Gattung. Behaarung dichter und gröber, die Schuppen der Innenseite länglicher, sonst nicht wesentlich verschieden. Basalfleck !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, etwas stärker gerunzelt und am proximalen Teil stumpfeckiger schräg ausgezogen als bei Myscelia. Der Vorsprung im wesentlichen mit demjenigen genannter Gattung übereinstimmend, nur kräftiger ausgebildet, mehr nach oben gerichtet, am Hinterrande stumpfeckig ge- brochen, von der Mitte an schneller verjüngt. Die Kegel wie bei Myscelia, aber noch kräftiger entwickelt, stärker vorwärts gebogen und schóner regelmässig über- einanderragend; kleine Kegelgebilde und Gruben denen von Myscelia gleichkommend. Das Chitin ähnlich gefärbt. Eunica Hüsx. Heraclitus Porr. 4. Palpen weniger plötzlich gebogen als bei Myscelia, aufsteigend. Basalglied von gleicher Höhe wie das 2!/, mal so lange Mittelglied, mässig stark gekrümmt. End- elied beim c kurz, eiförmig, beim 9 von der Länge des Basalgliedes, zugespitzt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 19 Behaarung von derjenigen von Cutonephele nicht wesentlich verschieden, aber die Schuppen der Innenseite meist noch schmäler, die Haare am Bauche mehr schup- penähnlich. Basalfleek kaum !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende wie bei Myscelia begrenzt, gerunzelt, am proximalen Teil mässig stark ausgezogen, stumpfeckig gebrochen. Der Vorsprung weniger stark gewólbt als bei Myscelia und Catonephele, unten nur schwach erhaben und ziemlich flach ausgeschwungen, erscheint daher ungestielt und unten breit angelegt, mit stumpfeckig gebrochenem Hinterrande; sonst wie bei Myscelia. Die Kegel denen genannter Gattung gleichkommend, aber nicht so kräftig entwickelt; kleine Kegelgebilde kommen vor dem Vorsprung zer- streut vor. Die Gruben wie bei Myscelia. Das Chitin hell bräunlichgelb. Crenis Borsp. Amulia CgaAw. 2. Palpen denen von Eunica ähnlich. Mittelelied etwa 2°/, mal so lang wie das Basalglied, fast gleichmässig hoch. Endglied etwas länger als das Basalglied, ziem- lich dünn und feinspitzig. Behaarung sowohl an Hunica als Myscelia erinnernd; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes denen jener, die Behaarung der Bauch- seite mehr derjenigen dieser Gattung gleichkommend; der Haarkamm des Rückens zeigt Andeutung eines niedrigen Schopfes. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von fast gleicher Form wie bei Myscelia. Der Vorsprung weniger stark entwickelt als bei dieser Gattung, mit ganz abgeflachtem Vorderrande, gestreckter, von demjenigen der Eumica nicht wesentlich verschieden. Die Kegel und Gruben wie bei Myscelia; kleine Kegelge- bilde unterhalb und vor dem Vorsprung ziemlich reichlich vorhanden. Das Chitin trüb gelblich. Epiphile Doug. Adrasta HEw. 2. Palpen lang, mässig stark gebogen. Basalglied kurz. Mittelglied 3 mal so lang, gleichmässig hoch, sanft wellenförmig gebogen. Endglied ?/, des Mittelgliedes betragend, merklich schwächer als dieses, allmählich verjüngt, zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung durch längere und schmälere sowie durch weniger scharf gezähnte Schuppenform von derjenigen bei Myscelia verschieden; das Endglied wie auch das Ende des Mittelgliedes länger und weniger anliegend behaart. 80 Exzio REUTER. Basalfleek etwa !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Myscelia. Der Vorsprung war an seinem hinteren Teil bei den untersuchten Palpen fehlerhaft, was eine genauere Beschreibung desselben ausschliesst; sein Vor- derrand deutlich erhaben; soweit ersichtlich scheint er an Gestalt demjenigen von Myscelia nahe zu kommen. Die Kegel und Gruben wie bei dieser Gattung; kleine Kegelgebilde meist unterhalb des Vorsprungs ziemlich reichlich vorhanden. Das Chitin gleich gefärbt. Temenis Hx. Laothoé CnAw. 2. Palpen kräftig, weit über den Kopf hervorragend, wie bei Epiphile gebogen. Basalglied gleichhoch wie das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 21/, mal so lang, sonst wie bei genannter Gattung. Endglied stark, mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, länglich zugespitzt, abwärts geneigt (9). Behaarung nicht erheblich von derjenigen von Myscelia verschieden; die Schuppen der Innenseite länglich eiförmig, weniger scharf gezähnt; die Haare am Bauche des Basalgliedes meist kürzer und breiter, mehr schuppenähnlich. Basalfleck etwa von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Myscelia und Epi- phile, am proximalen Teil vielleicht stumpfeckiger ausgezogen. Der Vorsprung mit abgeflachtem Vorderrande, im wesentlichen mit demjenigen von Crenis übereinstim- mend. Die Kegel und Gruben wie bei genannten Gattungen; kleine Kegelgebilde kommen weniger reichlich als bei Crenis vor. Das Chitin gleich gefärbt. Niea Hex. Canthara Dovsr. 6. Palpen denen von Temenis sehr ähnlich. Die einzelnen Glieder verhalten sich wie bei genannter Gattung. Behaarung nur dadurch verschieden, dass die Haare am Bauche des Basalgliedes etwas feiner sind, der Haarkamm des Rückens niedriger. Basalfleck ?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, ein wenig gedrungener als bei T'emenis, am proximalen Ende stumpfeckiger, etwa wie bei Zwn?cea gebrochen. Der Vorsprung mit schwach erhabenem Vorderrande, an denjenigen von T'emenis erinnernd. Kegel und Gruben sowie kleine Kegelgebilde denjenigen dieser Gattung nahezu gleichkommend; die erstgenannten vielleicht weniger stark entwickelt. Das Chitin gleich gefärbt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 81 B. Catagramma-Gruppe. Perisama Dousr. Bonplandii Gu£m. 2. Humboldtii Guér. 2. Oppelii Larr. 2. Palpen wellenförmig gebogen, hervorgestreckt, aufsteigend, über den Kopf her- vorragend. Basalglied kurz, von gleicher Höhe wie das Mittelglied, schwach ge- krümmt. Mittelglied beinahe 3 mal so lang, fast gleichmässig hoch oder gegen das Ende hin ein wenig verdickt, sanft wellenförmig gebogen. Endglied kaum !/, des Mittelgliedes betragend, fein und scharf zugespitzt, stark abwärts geneigt. Behaa- rung der Innenseite aus breitoder schmal keilfórmigen oder fast gleichmässig schma- len, ziemlich scharf gezähnten Schuppen bestehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit verhältnismässig kurzen und zwar meist feinen, abstehenden Haaren, welche an der Wurzel des Gliedes am längsten sind, besetzt; die des Mittelgliedes nur an dessen Grunde abstehend, im übrigen anliegend kurz behaart oder daneben mit einzelnen halb abstehenden feinen Haaren versehen; der Haarkamm des Rückens ohne Schopf; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ausgedehnt, !/;, bis beinahe ?/, der Länge des Basalgliedes einneh- mend, breit, am distalen Ende quer gerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende schief abfallend mit mässig stark spitz ausgezogener proximaler oberer Ecke, unter- halb des Vorsprungs gerunzelt. Der Vorsprung eine ganz flach erhabene, fast un- merklich ausgeschwungene, ungestielte birnfórmige Anschwellung darstellend; sie ist unten breit angelegt und durch eine ziemlich undeutliche oder wenigstens angedeutete Chitinverdickung, die sich bogenfórmig in den schief abfallenden Hinterrand fort- setzt, begrenzt: nach vorn hin geht diese untere Grenzlinie in den meist gerundeten, abgeflachten Vorderrand über, welcher sich aber bald nach hinten umbiegt und in sehr spitzem Winkel ganz an der schmal ausgezogenen Ecke des Basalflecks mit dem Hinterrande zusammenstósst. Die Kegel gleich am Unterrande ziemlich gut ent- wickelt, regelmässiger kammartig parallel angeordnet und weniger stark vorwärts gebogen, sonst denjenigen von Myscelia ete. gleichkommend; kleine Kegelgebilde un- terhalb und vor dem Vorsprung ziemlich spärlich vorhanden. Die Gruben am distalen, kegelarmen Ende des Vorsprungs gelegen. Das Chitin hell gelblichweiss. 11 82 Enzıo REUTER. Callicore Hun. Clymena CRAM. 8. Neglecta Sarv. 2. Marchalii Guér. 2. Palpen am Grunde bogenfórmiger gekrümmt, sonst an Gestalt denen von Peri- sama ähnlich. Basalglied etwas länger, stärker gebogen. Mittelglied etwa 21/, mal so lang, gleichmässig dick. Endglied meist annähernd !/, des Mittelgliedes betra- gend, länglich kegelförmig, ziemlich stark abwärts geneigt. Behaarung derjenigen von Perisama ähnlich, die Schuppen der Innenseite aber meist breiter keilförmig. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Perisama. Der Vorsprung gleich gebildet, nur etwas breiter, an der Grenze des Unter- und Hinterrandes deutlicher ausgeschwungen; jener weniger deutlich markirt, nicht verdickt. Die Kegel wie bei Perisama, am Unterrande aber meist noch ganz kurz; kleine Kegelgebilde und Gruben wie bei genannter Gattung. Das Chitin hell bräunlich gefärbt. Cyclogramma Dove. Pandama Dovsr. HEew. 2. Palpen wie bei Perisama, aber am Ende nicht abwärts gebogen. Mittelglied mehr als 2!/, mal so lang wie das Basalglied, gleichmässig dick. Endglied nicht merklich abwürts geneigt. Behaarung von derjenigen von Perisama nicht wesent- lich verschieden; die Schuppen der Innenseite etwas breiter. Basalfleek beinahe !/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, von fast gleicher Form wie bei genannter Gattung. Der Vorsprung schwächer entwickelt, gleichmäs- siger breit, mit eckig umgebonenem Vorderrande und nicht deutlich markirtem Un- terrande, an denjenigen von Callicore erinnernd. Die Kegel wie bei genannter Gat- tung aber undichter; kleine Kegelgebilde kaum vorhanden. Die Gruben finden sich ganz an dem eckig hervortretenden, schuppenarmen distalen Ende des Vorsprungs. Das Chitin hell weissliehgelb. Catagramma Borsp. Brome Boris». 2. Lyca Dovsr. Hrw. (Fig. 31) 2. Pitheas Lamm. 2. Palpen weit über den Kopf hervorragend, am Grunde ziemlich stark gebogen. Basalglied kurz, höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 21/, (Pitheas) Uber die Palpen der Rhopaloceren. 83 bis über 3 mal so lang (Brome, Lyca), nach dem Ende zu verdickt. Endglied ziem- lich kräftig, etwa !/, der Länge des Mittelgliedes, länglich zugespitzt, meist abwärts geneigt. Behaarung der Innenseite aus mässig breit ei- oder keilfórmigen, wie bei Perisama ziemlich scharf gezühnten Schuppen bestehend; die Bauchseite des Basal- gliedes mit abstehenden, mässig langen (Zyca) oder kurzen (Pitheas) Haaren und Sehuppen, oder auch vorwiegend mit ganz kurzen Schuppen bekleidet; das ganze Mittel- und Endglied sehr kurz und anliegend beschuppt; der Haarkamm des Rückens meist einen niedrigen Schopf zeigend. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend oder mehr, besonders am Grunde des Gliedes breit, am distalen Teil weniger bestimmt begrenzt, am proxi- malen Ende stumpfer ausgezogen als bei Perisama. Der Vorsprung im wesentlichen wie bei genannter Gattung gebildet, aber merklich stärker erhaben und hinten stump- fer, nierenfórmiger; der Unterrand deutlich markirt, oft verdickt. Die Kegel wie bei Perisama gleich am Unterrande ziemlich gut ausgebildet, übrigens stark ent- wickelt, denen von Myscelia und Catonephele beinahe gleichkommend, bisweilen eben so stark gekrümmt, ja geschlängelt wie bei diesen; kleine Kegelgebilde nur spärlich vorhanden. Gruben wie bei Perisama. Das Chitin bräunlich gefärbt. Haematera Dour. Pyramus Far. 6. Palpen am Grunde gebogen. Basalglied gleichhoch wie das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied 21/, mal so lang, gleichmässig dick. Endglied wohl !/; des Mittelgliedes betragend, schwach abwärts geneigt. Behaarung am nächsten an dieje- nige von Cyclogramma erinnernd; der Haarkamm des Rückens kaum einen deutlichen Schopf zeigend. Basalfleek kaum !/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, derjenigen von Cyclogramma ziemlich ähnlich, nach hinten schwach ausgezogen, gerundet. Der Vor- sprung schwach entwickelt, ungleich nierenförmig, mit undeutlich verdicktem Unter- rande, sonst demjenigen von Cyclogramma sehr ähnlich. Die Kegel dünnstehend, mässig stark entwickelt, wenig stark gebogen, am nächsten denen genannter Gattung gleichkommend; kleine Kegelgebilde kaum vorhanden. Die Gruben wie bei den vor- hergehenden Gattungen gebogen. Das Chitin hell weisslichgelb. 84 Enzıo REUTER. Anhang: C. Gynaecia-Gruppe. Callizona Dovsr. Aceste L. 4. Palpen an der Grenze der beiden ersten Glieder stumpf gebrochen, aufsteigend. Basalglied lang, nach dem Ende zu schwach verjüngt, wenigstens am Grunde hóher als das Mittelglied, ziemlich schwach gekrümmt. Mittelglied nicht völlig 2 mal so lang, fast cylindrisch, sanft gleichmässig gebogen. Endglied fast kegelförmig, etwa 1/, so lang wie das Mittelglied, aufrecht gerichtet. Behaarung ziemlich dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit abstehenden, z. T. schuppenähnlichen, ziemlich bieg- samen Haaren, die am Grunde des Gliedes von bedentenderer Länge sind, besetzt; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes eiförmig, ausgekerbt, in der Nachbarschaft des Basalflecks wie bei Salamis, Kallima etc. gerade aufrecht stehend, sonst anliegend und in schöner Regelmässigkeit angeordnet, gegen das Ende des Basalgliedes hin werden sie allmählich länger und dichtstehender; Mittel- und Endglied ganz anlie- gend beschuppt; der Haarkamm des Rückens ohne Schopf. Basalfleck sehr gedrungen, etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wie bei Salamis fast nur auf die ziemlich stark ausgezogene proximale obere Ecke des sonst quer abgestutzten Gliedes beschränkt, vorwärts sehr bestimmt, quer be- grenzt. Der Vorsprung demjenigen von Salamis nicht unähnlich, sehr kräftig ent- wickelt, den ganzen gedrungenen Basalfleck ausfüllend, fast gleichbreit, gestreckt, sehr schmal und wenig dentlich gestielt, sich quer über den Basalfleck ziehend und in den hauptsächlich nach oben ausgezogenen Teil desselben fortsetzend; sein Vor- derrand stark gewölbt, der Hinterrand ganz unbeträchtlich ausgeschwungen, an sei- nem unteren Teil schwach konkav, dann gerundet stumpfeckig umgebogen. Die Kegel hauptsächlich wie bei Salamis, Kallima ete. angeordnet, aber verhältnismässig länger und kräftiger, auch am Vorderrande gleichmässiger ausgebildet; der beschränkte Basalfleck hat keinen Raum für kleine Kegelgebilde Die Gruben am vordersten Teil des Vorsprungs gelegen, meist unter den Kegeln versteckt. Das Chitin weiss- lichgelb. Gynaecia Dovsr. Dirce L. (Fig. 32). 14. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, mässig stark gebogen, wie bei Callizona gebrochen. Basalglied etwas stärker gekrümmt und merklich hóher als das Mittelglied. Dieses gerade vor dem Ende ein wenig verdickt, sonst nicht von Callizona abweichend. Endelied ähnlich, Behaarung dicht, nicht wesentlich von Uber die Palpen der Rhopaloceren. 85 derjenigen genannter Gattung verschieden; die Bauchseite des Basalgliedes dichter mit kammartig abstehenden Haaren bekleidet; die Schuppen der Innenseite meist läng- lieher; der Haarkamm des Rückens einen niedrigen Schopf bildend. Basalfleck demjenigen von Callizona überaus ähnlich. Der Vorsprung noch kräftiger entwickelt, mit einem meist stärker und zwar etwas bauchig gewölbtem Vorderrande, sonst nicht verschieden. Die Kegel ein wenig dichter stehend, wie auch die Gruben denen mehrgenannter Gattung ganz gleichkommend. Das Chitin lebhaft bräunlichgelb. Smyrna Husx. Blomfildia FABR. 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Gynaecia. Basalglied verhältnismässig noch stärker. Mittelglied schlanker, sonst wie bei genannter Gattung. Endglied läng- licher, annähernd !/, des Mittelgliedes betragend. Behaarung sehr dicht, an diejenige von Gynaecia erinnernd; die Schuppen, besonders an der Innenseite des Basalgliedes, ziemlich scharf gezähnt, auf der distalen oberen Ecke desselben Gliedes noch länger und dichter stehend als bei Gynaecia und Callizona; die Haare am Grunde des Ba- salgliedes bedeutend länger, dichter und schopfartiger abstehend als bei jener Gattung; der Rücken des Mittelgliedes mit deutlichem Schopf. Basalfleck wie bei Callizona und Gynaecia. Der Vorsprung den ganzen Basal- fleck ausfüllend, ebenso kräftig entwickelt, mit früher umgebogenem, etwas eckig vortretendem Vorderrande und schwach konvexem Hinterrande, daher noch mehr, als Jallizona und Gynaecia, an diejenige von Salamis, Kallima etc. erinnernd. Die Kegel sehr kráftig, in Gestalt und Anordnung von denjenigen jener Gattungen kaum ver- schieden. Gruben wie bei Callizona und Gynaeeia. VII. Neptis-Gruppe. Neptis Far. Lucilla ScHirr. 6. Aceris Lg». (Fig. 33). 2. Melicerta Drurr. 2. Palpen lang, hervorstehend, nur am Grunde gebogen. Basalglied nach dem Ende zu verjüngt, an der Wurzel höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied etwa 2 mal so lang, fast gleichmässig hoch, gerade oder nur am Grunde fast un- merklich gebogen. Endglied gleich lang wie das Mittelglied, meist in gleicher Rich- tung mit diesem stehend, allmählich und sehr fein zugespitzt. Behaarung der Innen- seite dünn, aus wenigstens am Basalgliede mässig breit keilfórmigen Schuppen beste- 86 Enzıo REUTER. hend; die ganze Bauchseite vorwiegend mit langen, feinen und steifen, abstehenden Haaren, denen einzelne Stacheln beigemengt sind, einigermassen dicht bekleidet 1); der Rücken mit niedrigem Haarkamm ohne Schopf. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Ende gerundet quer begrenzt, an der unteren Hälfte seines proximalen Endes infolge einer ziemlich starken Furche mehr oder weniger tief eingedrückt, dann nach oben schwach ausgezogen. Der Vorsprung einen grossen Teil des ziemlich gedrun- genen Basalflecks einnehmend, mässig stark entwickelt, von sehr schmalem, bisweilen kaum bemerkbarem Stiele aus sich in fast gleichmässiger Breite schräg nach oben und hinten erstreckend, wegen jener Furche deutlich ausgeschwungen; sein Vorderrand deutlich erhaben, gleichmässig gerundet, weit nach unten und hinten etwa wie bei Melitaea und Phyciodes bogenförmig fortgesetzt. Die Kegel dünnstehend, am Stiele sowie am Vorder- und Unterrande kleiner, ziemlich kurz aber verhältnismässig stark, fast gerade, in Form und Anordnung am ehesten an diejenigen von Victorina und Hypolimnas erinnernd; kleine Kegelgebilde ausserhalb des Vorsprungs nieht bemerk- bar. Die Gruben vor dem Vorsprung gelegen. Das Chitin gräulich gefärbt. VIII. Limenitis-Gruppe. Megalura Branch. (Timetes WESTW.) Coresia Gopr. . 9. Corinna Larr. p Chiron FaBr. . . 8. Peleus Suzz. Wo MIO Orsilochus FABR. 2. Eleucha Hüsn. (Fig. 34) 2. Palpen ziemlich lang und kräftig, am Grunde gebogen, an Gestalt denjenigen von Hypanartia sehr ähnlich. Basalglied kurz, nur bei Peleus merklich höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied über 2 !/, bis etwa 3 mal so lang, fast gleich- mässig hoch, sanft gebogen. Endglied ziemlich kräftig, etwa 1/, des Mittelgliedes betragend, zugespitzt, kaum abwärts geneigt. Behaarung an diejenige von Zypanartia erinnernd; die Schuppen der Innenseite länglich-ellipsenförmig, ziemlich dünnstehend, bei Peleus etwas dichter; die Bauchseite wie bei Hypanartia behaart, die Haare des 1) Nach ScHATz und RôBer ist ,die Behaarung der Palpen in dem grössten Teil der Arten dem typischen N. Aceris ähnlich, aber in der Frobenia-Gruppe sind sie nur kurz beschuppt und das Endglied viel kürzer als dort“: jedenfalls werden aber gleich unten die steifhaarigen, lang zugespitzten Palpen u. A. „als gutes und sicheres Unterscheidungsmerkmal“ für Neptis erwähnt (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 153). Ein Übergang von steif abstehender Behaarung zu anliegender Be- schuppung findet übrigens auch in der Limenitis-Gruppe statt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 87 Basalgliedes jedoch meist kürzer und breiter, z. T. schuppenähnlich, auch fehlen die bei Aypanartia vorkommenden Stacheln; der Haarkamm des Rückens meist ohne merklichen Schopf, mit einigen das Ende des Mittelgliedes überragenden Haaren endigend. Basalfleek meist mehr als !/, der Lànge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, am distalen Ende von z. T. halb aufrecht stehenden Schuppen quer begrenzt, an seiner proximalen oberen Ecke weniger stark, aber mehr nach oben als bei Hy- panartia ausgezogen. Der Vorsprung gut entwickelt, mässig stark gewölbt, viel schwücher als bei genannter Gattung ausgeschwungen und weniger deutlich gestielt, mehr nach oben gerichtet; sein Vorderrand quer über den Basalfleck gerundet, schwach erhaben oder sogar etwas abgeflacht; der Hinterrand schwach gleichmässig gebogen. Die Kegel schon am Stiele und Unterrande des Vorsprungs ziemlich gut ausgebildet, im allgemeinen, besonders aber auf dem vorderen Teil des Vorsprungs, lànger und gleichmässiger entwickelt als bei Hypanartia, ziemlich stark, vorwärts gebogen; kleine Kegelgebilde denen von H. Lethe und Kefersteinii überaus ähnlich, in ganz gleicher charakteristicher Weise wie bei diesen über den Basalfleck und sogar zwischen den Schuppen reichlich zerstreut. Gruben am vordersten Teil des Vorsprungs, unter den hier recht gut ausgebildeten Kegeln versteckt, seltener gleich vor dem Vorsprung gelegen. Das Chitin ganz wie bei den genannten Aypanartia-Arten gefärbt. Cyrestis Boısn. Camillus FABR. 2. Palpen weit über den Kopf hervorragend, denen von Megalura ühnlich. Basal- glied nicht höher als das 2!/, mal so lange Mittelglied. Endglied etwa ?/, des Mittelgliedes betragend, allmählich verjüngt, fein zugespitzt, abwärts geneigt. Be- haarung nicht wesentlich von derjenigen der genannten Gattung verschieden, die Schuppen der Innenseite gestreckter; der Haarkamm des Rückens einen niedrigen Schopf bildend. Basalfleck ungefähr wie bei Megalura. Die untersuchten Palpen waren leider am Grunde fehlerhaft, so dass nur die vordere Hälfte des Vorsprungs beobachtet werden konnte. Soweit ersichtlich stimmt dieser jedoch im wesentlichen mit Megalura überein, sein Vorderrand ist aber ziemlich abgeflacht. Die Kegel weniger gleich- mässig entwickelt und besonders am Vorderrande merklich kleiner als bei Megalura, sonst wie auch die kleinen Kegelgebilde denen genannter Gattung gleichkommend. Die Gruben an gleicher Stelle wie bei den meisten Megalura-Arten gelegen, treten aber wegen der dort viel kleineren Kegel deutlicher hervor. Das Chitin ähnlich gefärbt. 88 EwNzro REUTER. Dynamine Hvsn. (Eubagis BOISD.) Myrrhina Dougz. 2. Mylitta CgAw. (Fig. 35). 2. Palpen aufsteigend, am Grunde ziemlich stark gebogen. Basalglied kurz, ge- krümmt, etwa von gleicher Höhe oder eher weniger hoch als das Mittelglied. Dieses annähernd 3 mal so lang, in der Mitte angeschwollen, kaum gebogen. Endglied bei- nahe 1/, des Mittelgliedes betragend, merklich dünner, fein zugespitzt. Behaarung besonders an der Innenseite ziemlich dünn; die Schuppen hier mehr oder weniger länglich keilfórmig, bei Mylitta z. 'T. sehr schmal; die Bauchseite mit feinen, am Ba- salgliede abstehenden, am Mittelgliede halb anliegenden Haaren bekleidet; der nie- drige Haarkamm ohne Schopf; Endglied halb abstehend kurz behaart. Basalfleek mehr als ?/; der Lànge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende sehr unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende gleichmässig und ein wenig schrüg abgestutzt, nicht merklich ausgezogen. Der Vorsprung sehr schwach ausge- bildet, eine etwas schräg breit-ovale, kaum merklich erhabene, den oberen und hinteren Teil des Basalflecks einnehmende Auschwellung, welche etwas an die von Catagramma und Verwandten sowie an die der Cystineura erinnert, darstellend; unten breit angelegt, fast von gleicher Länge wie Breite, distalwärts unmerklieh in den angrenzenden Teil des Basalflecks übergehend, hinten nicht geschwungen. Die Kegel dünnstehend, mássig stark entwickelt, am Unterrande nur wenig kürzer, daher ziemlich gleichmässig ausgebildet und regelmässig parallel angeordnet, die am oberen Teil der Anschwel- lung befindlichen schwach vorwárts gebogen; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Die Gruben finden sich vor der Basis der Anschwellung, z. T. ziemlich weit von derselben entfernt. Das Chitin zart, weisslich. Adelpha Husw. (Heterochroa BOISD.) Iphiela L. 4. Cytherea L. 4. SD e m2" Palpen über den Kopf hervorragend, fast nur am Grunde gebogen. Basalglied kurz, kaum höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 3—3 !/; mal so lang, gleichmässig hoch, gerade oder nur am Grunde kaum merklich gebogen. Endglied sehr kurz, zwischen !/, und !/; des Mittelgliedes betragend, merklich dünner, zugespitzt, meist in gleicher Richtung mit diesem. Behaarung mässig dicht; die Schuppen der Innen- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 89 seite meist länglich keilfórmig, die an den Basalfleck grenzenden aufrecht stehend, sonst anliegend; die Bauchseite des Basalgliedes mit mässig langen, z. T. schuppen- ähnlichen, schopfartig abstehenden Haaren bekleidet, die des Mittelgliedes wie auch das Endglied anliegend oder halb abstehend fein behaart und daneben mit steif auf- eerichteten, spärlichen Stachelhaaren besetzt; der Haarkamm des Rückens mit niedri- gem Schopf. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Teil von den aufrecht stehenden Schuppen gut begrenzt, am proximalen Ende mässig stark stumpfeckig ausgezogen oder ziemlich gleichmässig schief abfallend. Der Vorsprung den grösseren Teil des Basalflecks einnehmend, mässig stark gewölbt, sehr gestreckt, gleich vom unteren Rande des Basalflecks sich schräg über denselben nach oben und hinten ziehend; er ist entweder undeutlich gestielt, fast gleichbreit, hinten sichtbar ausgeschwungen und stumpfeckig gebogen, mit wenig hervortretendem, fast sofort nach oben umgebogenem Vorderrande und erinnert dann entfernt an Neptis (A. Cythera, Sp. ign.); oder auch ist er an der unteren Schuppengrenze breit gewur- zelt und durch eine Chitinverdickung begrenzt, mit sofort abgeschrägtem und über die Mitte hin ein wenig eingezogenem Vorderrande, welcher mit dem schief abfallen- den Hinterrande in spitzem Winkel zusammenstösst, wodurch der Vorsprung schräg dütenförmig erscheint (A. Zphicla). Die Kegel nicht besonders dichtstehend, mässig lang aber ziemlich kräftige, gleichmässig ausgebildet indem die am Stiele, bezw. an dem Unterrande des Vorsprungs befindlichen nur wenig kürzer, fast gerade oder kaum merklich gebogen, meist aufwärts gerichtet, an diejenigen von Vietorima erin- nernd; kleine Kegelgebilde ausserhalb des Vorsprungs nicht beobachtet. Die Gruben am vorderen Teil des Vorsprungs, unter den Kegeln versteckt. Das Chitin gräulich gefärbt. Limenitis FABR. Populi L. (Fig. 36). 12. Camilla ScHirr. 2. SibyllaL. 2. Palpen allmählich gebogen, aufsteigend. Basalglied kurz, gleichhoch oder höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied 3 1/,—4 mal so lang, fast gleichmässig hoch, deutlich gebogen. Endglied sehr kurz, etwa !/; der Länge des Basalgliedes betragend, länglich eiförmig. Behaarung variirend; die Innenseite des Basalgliedes mit ziemlich breiten (Camilla, Sibylla) oder länglichen (Populi) Schuppen, welche in un- mittelbarer Nachbarschaft des Basalflecks aufrecht stehen, mässig dicht besetzt, die des Mittelgliedes bei jenen anliegend beschuppt, bei dieser halb abstehend behaart; die 12 90 Exzio REUTER. ganze Bauchseite mit feinen, steif abstehenden, z. T. stacheligen Haaren bekleidet; der Haarkamm des Rückens mit deutlichem Schopf. Basalfleek etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Teil wie bei Adelpha begrenzt, an dem unteren Teil seines proximalen Endes mehr oder weniger stark eingedrückt, dann nach oben und hinten müssig stark aus- sezogen, bisweilen fast schief abfallend. Der Vorsprung von fast gleichem Umfang und gleicher Lage wie bei Adelpha aber stärker gewólbt, an Gestalt etwa wie bei dieser Gattung variirend; meist jedoch deutlich gestielt und hinten merkbar ausge- schwungen, mit stärker erhabenem und bauchiger vortretendem Vorderrande, bisweilen sehr an denjenigen von Hypolimmas ermnernd. Die Kegel etwa denen von Adelpha gleichkommend. Die Gruben wie bei genannter Gattung oder daneben auch vor dem Vorsprung gelegen. Das Chitin bräunlich grau gefärbt. Athyma Wzsrw. Leucothoé L. 4. Palpen mässig lang, aufsteigend, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied sehr kurz, gleichhoch wie das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied mehr als 4 mal so lang, gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied wie bei Limenitis. Be- haarung dicht, an der Innenseite aus ziemlich breiten, wie bei Adelpha und Limenitis z. T. aufrecht stehenden Schuppen bestehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit kammartig abstehenden Haaren bekleidet, die des Mittelgliedes sowie das ganze Endglied anliegend kurz behaart, gegen die Aussenseite hin ausserdem mit einzelnen feinen, kurzen Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens mit deutlichem Schopf. Basalfleek etwa von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Adelpha und Limenitis, am distalen Teil sehr gut und bestimmt begrenzt, am proximalen Ende schief abfallend, schwach spitz ausgezogen. Der Vorsprung den grüssten Teil des Basalfleeks einnehmend, sehr gut entwickelt, an Gestalt sehr an die dütenähnliche Form von Adelpha und Limenitis erinnernd, unten breit, kaum deutlich gestielt, nicht merkbar ausgeschwungen; sein Vorderrand stark gewülbt, bisweilen weit vorgebuchtet und dann wie bei genannten Gattungen eingezogen, mit dem gleichmässig schief ab- fallenden Hinterrande spitz zusammenstossend. Die Kegel gut entwickelt, etwas làn- ger und dichter stehend als bei Adelpha, regelmässiger parallel angeordnet, gerade, aufwürts gerichtet. Gruben wie bei Limenitis. Das Chitin gelblieh gefärbt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 91 Pandita Moore. Sinope Moore 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Athyma. Mittelglied 41/, mal so lang wie das Basalglied. Behaarung kaum verschieden; die Schuppen der Innenseite des Mittelgliedes schmäler, die Stacheln an der Aussenseite desselben Gliedes etwas stärker und gerader empor stehend. Basalfleck demjenigen von Athyma ähnlich. Der Vorsprung im wesentlichen mit dem genannter Gattung übereinstimmend, nur ist er hinten schwach ausgeschwun- gen und sein Vorderrand gleichmässiger gerundet, vor der Spitze kaum merkbar ein- gezogen. Die Kegel und Gruben wie bei Athyma. Lebadea Fer». Ismene Dovugr. Hrw. 2. Palpen aufsteigend, schwach gebogen. Mittelglied 3!/, mal so lang wie das eleichhohe Basalglied, gleichmässig hoch, nur am Grunde schwach gebogen. End- glied ungefähr !/, des Mittelgliedes betragend, kaum merklich abwärts geneigt. Be- haarung mässig dicht; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes keilförmiger, die des Mittelgliedes noch schmäler als bei Pandita, fast haarähnlich; die Bauchseite des Basalgliedes wie bei Afhyma und Pandita, die des Mittelgliedes fest angedrückt behaart; der Haarschopf des Rückens nicht deutlich abgesetzt. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, verhältnismässig schmal, wie zusammengedrückt, am distalen Teil wie bei den vorhergehenden Gattungen be- erenzt, hinten stark ausgezogen. Der Vorsprung nach demselben Typus wie bei Athyma, Pandita ete. gebaut, der Form des Basalflecks entsprechend aber schmäler und gleichmässiger breit, sowie mehr nach hinten gerichtet, deutlich geschwungen. Die Kegel dünnstehend, mässig lang, kräftig, gerade, etwa denen von Adelpha gleichkommend. Gruben wie bei vorgenannten Gattungen. Das Chitin gelblich gefärbt. Parthenos Hügx. Sylvia CRAM. var. Brunnea Ster. 2. Palpen lang und sehr kräftig, aufsteigend. Basalglied kurz, ein wenig höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied annähernd 4 mal so lang, fast gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied sehr klein, bedeutend dünner als das Mittelglied, in 92 ENZ1IO REUTER. fast gleicher Richtung mit diesem. Behaarung an Afhyma erinnernd, aber viel stärker und diehter; die Schuppen der Innenseite breiter keilförmig, in der Nachbarschaft des Basalflecks in noch weiterem Masse gerade aufrecht stehend; die Bauchseite mit kräfti- geren Haaren und ziemlich starken, abstehenden Stacheln versehen, sonst etwa wie bei genannter Gattung bekleidet; der dichte Haarkamm des Rückens mit starkem Sehopf. Basalfleck gedrungener als bei Athyma etc. am distalen Teil sehr bestimmt begrenzt, am proximalen Ende unten durch eine Furche ziemlich tief eingedrückt, sonst abgestutzt, nur sehwach ausgezogen. Der Vorsprung beinahe den ganzen Ba- salfleck ausfüllend, sehr kräftig entwickelt, verhältnismässig kurz und breit, am sei- nem vorderen Teil etwa wie bei Athyma etc. gebildet; wegen jener tiefen Furche erscheint er hinten fast rechtwinklig gebrochen, wodurch er eine sonderbare Gestalt erhält; von der Furche abgesehen hat er jedoch mit Athyma ete. einige Ähnlichkeit. Die Kegel sehr dicht stehend, am unteren, geschwungenen Teil des Vorsprungs noch sehr klein, aber aufwärts ziemlich schnell an Grósse zunehmend, sehr kräftig, ziem- lieh schwach gebogen; kleine Kegelgebilde ausserhalb des Vorsprungs nicht vorhanden. Gruben am vorderen Teil des Vorsprungs, zwischen den Kegeln durchschemend. Pseudacraea WEsrw. Semire CRAM. 2. Palpen nur am Grunde gebogen. Basalglied verhältnismässig lànger, sonst wie bei Athyma etc. Mittelglied 3 1/, mal so lang, fast gleichmässig hoch, gerade. End- glied kurz. Behaarung nicht wesentlich von Athyma und Pandita verschieden; die Stacheln noch stürker als bei dieser, der Haarkamm des Rückens zeigt keinen deut- lich abgesetzten Schopf. Basalfleck etwas breiter, sonst demjenigen von Athyma und Pandita ganz àhn- lich. Der Vorsprung sehr an den von Athyma erinnernd, etwas stärker gewölbt und vielleicht vor der Spitze deutlicher eingezogen. Die Kegel und Gruben denen von Athyma und Pandita gleichkommend. Das Chitin hellgelblich. Hamanumida Hosw. Daedalus FAsn. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Pseudacraea und Athyma. Basalglied stark gekrümmt. Mittelglied etwa 4 mal so lang. Endglied sehr klein. Behaarung im wesentlichen mit Athyma, Pseudaeraea ete. übereinstimmend; nur einzelne, sehr schwache und kaum bemerkbare Stacheln kommen auf der Aussenseite vor; der Haar- kamm wie bei letztgenannter Gattung. Über die Palpen der Rhopaloceren. 93 Basalfleek wie bei Pseudacraea. Der Vorsprung unten breit, mit quer bis zur Mitte des Basalflecks verlaufendem und erst dann etwas eckig umgebogenem Vorder- rande, wodureh der Vorsprung breiter erscheint und sich nicht so schrüg von unten nach oben, wie bei den vorhergehenden Gattungen, zieht. Die Kegel spitziger, an der unteren Hälfte des Vorsprungs meist vorwärts, sonst gerade aufwärts gerichtet. I Gruben wie bei genannten Gattungen. Das Chitin weisslich, durchscheinend. Der = > 0° He Fa MD >> ‘@ Catuna Krnz. 2 Crithea Drury 2. 4 Palpen lang, hauptsächlich am Grunde gebogen, aufsteigend. Basalglied kurz, etwa von gleicher Höhe wie das Mittelglied, gekrümmt. Dieses 31/, mal so lang, eylindrisch, sanft gleichmässig gebogen. Endglied verhältnismässig lang, etwas mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, merklich dünner als dieses, sehr feinspitzig, in gleicher Richtung mit diesem. Behaarung mässig dicht; die Schuppen der Innenseite oval-keilfórmig, meist ziemlich tief ausgekerbt; die Bauchseite des Basalgliedes mit sehr starren und ziemlich groben, stachelartigen, abstehenden Haaren besetzt, die des Mittelgliedes ganz anliegend kurz behaart oder beschuppt; die Aussenseite mit kurzen und feinen Stacheln versehen; der Haarkamm des Rückens ohne Schopf, gegen das Ende des Mittelgliedes hin allmählich hóher werdend; das Endglied anliegend beschuppt, an der Bauchseite z. T. etwas abstehend kurz behaart. Basalfleck wie bei Hamanwnida und Pseudacraea. Der Vorsprung demjenigen von Hamanwmida ähnlich, der Vorderrand runder und breiter gewülbt, daher auch der Vorsprung noch breiter und weniger schräg. Die Kegel vielleicht etwas spitziger, sonst wie die Gruben denen der letztgenannten Gattung gleichkommend. Das Chitin wie bei Hamanumida. Pseudoneptis SNELL. '). Coenobita FaABRr. 2. Palpen ziemlich lang, bogenförmig aufsteigend. Mittelglied 21/, mal so lang wie das Basalglied, schwach gebogen, fast gleichmässig hoch. Endglied etwa !/, des 1) Die Gattung Pseudoneptis wurde wie es scheint mit vollem Recht von SNELLEN für Catuna Coenobita FABR. errichtet (Tijdschr. v. Ent. XXV. 1881. S. 223). Diese Art ist noch von ScHATZ und RöBER mit C. Crithea Drury in einer Gattung vereinigt, wenn auch ihre abweichenden Cha- raktere schon hervorgehoben werden (op. cit. S. 160—161). In der Gestalt und Behaarung der Palpen zeigen die beiden Arten merkbare Unterschiede, was ebenfalls für eine generische Tren- nung zu sprechen scheint. 94 Exzio REUTER. Mittelgliedes betragend, schwach zugespitzt, deutlich abwärts geneigt. Behaarung mässig dieht; die Schuppen der Innenseite namentlich auf dem Mittelgliede überhaupt cestreckter als bei Catuna, auf der distalen Hälfte des genannten Gliedes in Haare übergehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit ähnlichen starren Haaren wie bei Catuna besetzt, die des Mitteleliedes ebenfalls mit abstehenden, bezw. am Ende des Gliedes halb anliegenden, mässig langen, steifen, borstenartigen Haaren bekleidet; die Aussenseite mit einigermassen starken Stacheln versehen; der Rücken mit ähn- lichem Haarkamm wie bei Catuna; das Endglied z. T. auf dem Rücken halb abste- hend kurz behaart. Die zur Untersuchung vorliegenden Palpen waren am Grunde zerbrochen, so dass eine Beschreibung des Basalfleeks nicht gegeben werden kann. Chitin wie bei Hamanumida und Catuna. Aterica Borsp. Cupavia CRAMw. 2. Palpen ziemlich kurz (c7?) bogenfórmig aufsteigend. Mittelglied kaum 3 mal so lang wie das Basalglied. ?ndglied klein, eifórmig. Behaarung von derjenigen von Athyma nicht wesentlich verschieden; die Haare am Bauche des Basalgliedes aber wie bei Catuna steif borstenähnlich; der Haarkamm des Rückens dichter, das Ende des Mittelgliedes überragend. . Basalfleek wie bei Athyma, Pandita etc. Der Vorsprung an Gestalt etwa die Mitte zwischen Hamanumida und Pseudacraea haltend, wie bei jener in der Mitte des Basalflecks eckig umgebogen, aber dann etwa wie bei dieser vor der Spitze deutlich eingezogen. Die Kegel dichtstehend, etwas länger und gleichmässiger ent- wickelt sowie feinspitziger, sonst wie bei Æamanumida angeordnet, fast ganz gerade. Gruben wie bei vorgenannten Gattungen. Das Chitin gelblich gefärbt. Euryphene Borsp. Cocalia FABRr. 2. Palpen ziemlich lang, aufsteigend, hervorstehend. Mittelglied über 3 mal so lang wie das Basalglied. Endglied länglich, zugespitzt, kaum merkbar geneigt. Be- haarung dicht, die Innenseite des Basalgliedes mit breit keilfórmigen Schuppen, die Bauchseite desselben mit ziemlich kurzen, steif abstehenden Haaren bekleidet; das Mittel- und Endglied dicht anliegend kurz behaart; der Haarkamm des Rückens wie bei Aterica. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 95 Basalfleek wie bei Athyma etc. Der Vorsprung gut entwickelt, fast trapezoéden- fórmig, unten ziemlich breit; der stark erhabene Vorderrand geht von unten her et- was sehrüg naeh oben und vorn hin bis zu ?/, (von unten gerechnet) der Breite des Basalfleeks, biegt sieh hier scharf, etwas spitzwinklig nach hinten um, wird sofort ziemlieh weit naeh unten eingezogen, verlàuft dann wieder schräg nach hinten und oben, mit dem gleichmässig schief abfallenden Hinterrande einen sehr fein spitzigen Winkel bildend. Die Kegel pfriemenförmig feinspitzig, wie bei Hamanumida und Ateriea angeordnet. Gruben wie bei genannten Gattungen. Das Chitin ähnlich gefärbt. Romalaeosoma BLANCHE. (Euphaedra HÜBN.) Eleus Drury 2. Xypete Hrzw. (Fig. 37). 2. Palpen ziemlich kurz, bogenförmig aufsteigend, denen von Aterica ähnlich. Die einzelnen Glieder etwa wie bei dieser Gattung !). Behaarung dicht, charakteristisch orangebraun gefärbt, sonst sehr an diejenige von Aterica und Euryphene erinnernd; der Haarkamm des Rückens das Ende des Mittelgliedes weit überragend. Basalfleck wie bei genannten Gattungen. Der Vorsprung zugleich an Aterica und Euryphene erinnernd, eckig umgebogen wie bei dieser, dann aber wie bei jener mässig stark eingezogen. Die Kegel lang pfriemenförmig feinspitzig, sonst wie bei senannten Gattungen; der oberste Teil des Vorsprungs nebst den darauf befindlichen Kegeln in gleichmässiger Breite dunkler bräunlich gefärbt, ein Umstand, welcher schon bei einigen der vorhergehenden Gattungen, wie Hamanumida, Aterica und Eu- ryphene mehr oder weniger merkbar angedeutet ist. Die Gruben wie bei diesen Gat- tungen. Das Chitin gelbbraun gefärbt. Cymothoö Huss. (Harma WESTW.) Theobene Dovsr. Hrw. 4. Palpen an Gestalt denen von Athyma und Pandita ähnlich. Mittelglied 4 mal so lang wie das Basalglied. Endglied klein, eiförmig zugespitzt. Behaarung nicht wesentlich verschieden; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes keilförmiger, 1) Nach Scxarz und RÖöBER soll das Mittelglied gegen die Spitze hin stark anschwellend sein (op. eit. S. 162; vgl. auch Taf. 26, R. Themis a), was ich bei den von mir untersuchten Pal- pen von R. Eleus und Xypete nicht bemerkt habe. 96 Enzıo REUTER. die kammartig abstehenden Haare am Bauche desselben Gliedes etwa wie bei Catuna nnd Aterica borstenähnlicher; auf der Aussenseite des Mittelgliedes sind nur ein- zelne, sehr schwache Stacheln vorhanden; der Haarkamm des Rückens mit deut- lichem Schopf. Basalfleek wie bei genannten Gattungen. Der Vorsprung nebst den Kegeln und Gruben kaum von Pandita verschieden. IX. Euthalien-Gruppe. Euthalia Hin. (Adolias BOISD.) Garuda MoorE. 2. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, hauptsáchlich am Grunde gebo- gen. Basalglied kurz und kräftig, nach dem Ende zu schwach verjüngt, stark ge- krümmt. Mittelglied 4 mal so lang, am Grunde fast gleichhoch wie das Ende des Basalgliedes, aber schnell verschmälert, an dem mittleren Drittel sehr schmal und dünn, nur etwa 2/; der Höhe am Grunde desselben Gliedes betragend, dann wieder nach der Spitze zu fast kolbenartig verdickt, schwach gebogen. Endglied kurz, ei- förmig '). Behaarung ziemlich dicht, an der Innenseite des Basalgliedes aus keilför- migen, in der Nachbarschaft des Basalflecks aufrecht stehenden Schuppen bestehend; die Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes schopfartig abstehend behaart, sonst wie das ganze Mittel- und Endglied kurz anliegend beschuppt und behaart; die Aussenseite des Mittelgliedes mit einzelnen kurzen und schwachen Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens niedrig, am Ende des Mittelgliedes einen kurzen Schopf bildend. Basalfleek von gleicher Form wie bei Athyma ete. nur ein wenig gedrungener. Der Vorsprung mit dem Typus der Lmenitis-Gruppe ganz übereinstimmend gebaut, an Gestalt etwa die Mitte zwischen Cymothoë und Aterica haltend, eckig wenn auch nicht so stark umgebogen wie bei dieser, dagegen die schrüge, dütenáhnliche Form jener Gattung zeigend. Die Kegel weniger spitzig als bei Aterica, sonst wie die Gruben mit genannter Gattung im wesentlichen übereinstimmend. 1) Diese sonderbare Gestalt der Palpen wird von Scæarz und Rôüger nicht erwähnt, auch stimmt sie gar nicht mit der von ihnen gegebenen Abbildung der Palpe von E. Monina FABR. überein (op. cit. S. 163, Taf. 26 a). Vielleicht kommt diese Palpenbildung nur E. Garuda zu: ich konnte nicht mehrere Arten untersuchen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 91 Tanaëcia Burr. Pulasara MoorE 2. Palpen stark und gleichmässig bogenförmig gekrümmt, aufsteigend. Basalglied sehr kurz, kaum höher als das Mittelglied. Dieses 41/, mal so lang, fast eylindrisch, nur am Ende etwas verdickt, ziemlich stark gebogen. Endglied sehr dünn und klein, überaus fein nadelspitzig, kaum abwärts geneigt. Behaarung dicht, die Schuppen der Innenseite gestreckt, in der Nähe des Basalflecks aufrecht stehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit schopfartig abstehenden Haaren bekleidet; das Mittelglied an- liegend kurz behaart, wie bei Euthalia mit kurzen Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens keinen Schopf bildend, das Ende des Mittelgliedes überragend. Basalfleek wie bei Euthalia. Der Vorsprung an Gestalt kaum abweichend, nur etwas weniger und erst kurz vor der Spitze eingezogen. Die Kegel und Gruben de- nen genannter Gattung beinahe gleichkommend; der Vorsprung an seinem oberen Teil nicht dunkler gefärbt. Symphaedra HN. Dirtea Fagr. 2. Palpen am Grunde stark gebogen, aufsteigend. Basalglied kurz, gleichhoch wie das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied über 3 mal so lang, in der Mitte ein wenig verschmülert und dann gegen das Ende hin wieder verdiekt, mässig stark, allmählich gebogen. Endglied eiformig. Behaarung an diejenige von Romalaeosoma erinnernd, wie bei dieser Gattung sehr charakteristisch orangegelb gefärbt; die Schup- pen der Innenseite aber weniger breit; der Haarkamm des Rückens weniger dicht und nicht so weit das Ende des Mittelgliedes überragend. Basalfleek wie bei Romalaeosoma etc. Der Vorsprung an Gestalt und Lage demjenigen genannter Gattung überaus ähnlich. Die Kegel ganz gleich angeordnet, aber kräftiger und stumpf endigend; der oberste Teil des Vorsprungs wie bei Zo- malaeosoma und einigen anderen Gattungen dunkler gefärbt. Die Gruben wie bei den vorhergehenden Gattungen. Das Chitin wie bei Romalaeosoma. 98 ENZIO REUTER. X. Apaturen-Gruppe. Chlorippe Borsp.:) Cyane Lamm. 2. Laure Drury (Fig. 38). 6. Sp. ign. 2. Palpen ziemlich lang, über den Kopf hervorragend, am Grunde gebogen. Ba- salelied kurz, höher als das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied ungefähr 3 mal so lang, in der Mitte ein wenig verschmälert und dann wieder nach dem Ende zu schwach verdickt, fast unmerklich gebogen. Endglied verhältnismässig stark, gleichlang wie das Basalglied, kegelförmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung an diejenige von Hypamartia erinnernd; die Schuppen der Innenseite lànglich breit (Laure) bis ziemlich schmal und haarähnlich (Cyane), am distalen oberen Ende des Ba- salgliedes wie bei Vanessa ete. einen kleinen Schopf bildend; die Bauchseite des Ba- salgliedes mit steif abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren bekleidet, welche am Grunde der Palpen am längsten sind, distalwärts kürzer werden und auf dem Mit- teleliede nur halb abstehend, bezw. anliegend sind; die Aussenseite mit kurzen, schwachen, bisweilen kaum nachweisbaren Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens mit niedrigem Schopf; das Endglied anliegend beschuppt, bezw. kurz behaart. Basalfleck !/,—?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Teil gut begrenzt, am proximalen Ende ziemlich stark ausgezogen. Der Vorsprung den grösseren Teil des Basalflecks einnehmend, gut entwickelt, deutlich cewülbt, hinten ausgeschwungen und schwach gestielt, überhaupt von ähnlicher Ge- stalt und Lage wie bei Vanessa etc. Die Kegel an Form, Stärke und Anordnung kaum von denen genannter Gattung abweichend; kleine Kegelgebilde vor und unter- halb des Vorsprungs vorhanden. Gruben ganz wie bei Vanessa auf dem vordersten Teil des Vorsprungs, zwischen den hier schwach entwickelten Kegeln vorkommend. Apatura Borsp. Tras = Ilia SCHIFF. 6. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Chlorippe. Die Verhältnisse der einzelnen Glieder nicht wesentlich abweichend. Behaarung derjenigen von Chl. Cyame sehr 1) Ohlorippe wird von Scrarz und Röger als Untergattung von Apatura betrachtet (op. cit. S. 165, 166). Mit Gopmax und Sazvin (Biol. Centr.-Amerieana, I. S. 312) sehe ich sie als selbständige, wenn auch nahe verwandte Gattung an, um so eher als die Strukturverhältnisse des Basalflecks ziemlich bemerkenswerte Unterschiede zeigen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 99 ähnlich aber meist etwas dünner, die Stacheln an der Aussenseite sehr schwach. kaum bemerkbar. Basalfleck ?/.—1/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende stumpfeckig ausgezogen, schief abfallend, unterhalb des Vorsprungs ziemlich stark gerunzelt. Der Vorsprung ganz flach er- haben, erscheint unten breit angelegt und durch eine Chitinverdickung begrenzt, von da nach hinten schief abfallend, nicht ausgeschwungen; bei Iris mit quer über den Basalfleck verlaufendem und dann stumpf umgebogenem, sehr schwach gewülbtem, bei Ila mit abgeflachtem Vorderrande. Die Kegel gut entwickelt, ziemlich kräftig, am Unterrande kleiner, gerade, aufwärts gerichtet; kleine Kegelgebilde vor dem Vorsprung spärlich vorhanden, winzig klein. Gruben ganz an dem mehr oder we- niger abgeflachten Vorderrande gelegen. Das Chitin durchscheiend hellgelblich gefärbt. Die Vorsprungsbildung und die Kegel besonders von Zla erinnern sehr an Hestina und Euripus. Rohana Moore ». Parisatis Westw. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Apatwra. Mittelglied über 2!/; mal so lang wie das wenig höhere Basalglied. Endglied etwas kräftiger als das genannter Gattung. Behaarung steifer, sonst wie bei Apatura; die Stacheln an der Aussen- seite jedoch stärker und länger abstehend. Basalfleek !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil wie bei Apatura begrenzt, nach hinten und oben etwa wie bei Stibochrona ziemlich schmal ausgezogen, mit etwas gerundeter proximaler oberer Ecke. Der Vorsprung erinnert an denjenigen letztgenannter Gattung; er ist noch deutlich, wenn auch schwach er- haben, mit quer über den Basalfleck laufendem und dann wie bei Apatura Iris und Stibochiona umgebogenem, schwach gewólbtem Vorderrande, hinten schnell verjüngt, unten undeutlich begrenzt. ohne Chitinverdickung. Die Kegel mässig stark entwickelt, am unteren und vorderen Teil des Vorsprungs noch verhältnismässig klein, aber nach oben ziemlich schwach an Grósse zunehmend, gerade, aufwärts gerichtet; kleine Ke- celgebilde vor dem Vorsprung kaum bemerkbar. Gruben am vordersten Teil des Vorsprungs gelegen. Das Chitin gräulich gefärbt. 1)Die von ScHarz und RÖBER noch zu Apatura gerechnete Art Parisatis Westw. unterschei- det sich in mehreren Hinsichten und nicht am wenigsten inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks von den übrigen Apatura-Arten, weshalb ich eine generische Trennung derselben als völlig berechtigt ansehen muss. 100 Enzıo REUTER. Thaleropis STer. Jonia EvERSM. 4. Palpen kräftiger als bei Apatura, weniger heftig gebogen. Basalglied etwas höher als das Mittelglied. Dieses kaum 2!/, mal so lang, nach dem Ende zu fast unmerklich verjüngt, verhältnismässig stärker als bei Apatwra. Endglied kräftig, kegelfórmig, ein wenig länger als das Basalglied, abwärts geneigt. Behaarung diehter als bei genannter Gattung, an der Innenseite aus ziemlich grossen und breit länglichen, scharf gezähnten Schuppen bestehend; die Bauchseite des Basalgliedes wie bei Apatura abstehend, die des Mittelgliedes dagegen ganz anliegend und kurz behaart; der Haarkamm des Rückens ohne Schopf; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil weniger unbestimmt begrenzt als bei Apatura, am proximalen Ende schief abfallend, mit ziemlich schwach gleichmässig ausgezogener proximaler oberer Ecke, unterhalb des Vorsprungs weniger stark als bei Apatura, aber doch deutlich gerunzelt. Der Vor- sprung nebst Kegeln im wesentlichen mit Apatura übereinstimmend; kleine Kegel- gebilde in Menge vor demselben vorhanden. Gruben wie bei Apatura. Das Chitin ähnlich gefärbt. | Dichorragia Burr. Nesimachus Boisp. 2. Palpen aufsteigend. Basalglied etwa wie bei Apatura, wenig höher als das Mittelelied. Dieses 3 mal so lang, sanft wellenförmig gebogen. Endglied ziemlich kräftig, kegelförmig, von der Länge des Basalgliedes, abwärts geneigt. Behaarung steif; die Schuppen auf der Innenseite des Basalgliedes schmal keilförmig, die des Mittelgliedes etwas breiter; die Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes mit langen, steif abstehenden, sonst mit mehr oder weniger anliegenden kurzen Haaren bekleidet; die Aussenseite mit deutlich abstehenden feinen Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens ohne Schopf. Basalfleek etwa wie bei Apatura, aber am proximalen Ende spitzer ausgezogen, schief abfallend, unterhalb des Vorsprungs schwach gerunzelt. Der Vorsprung gestreck- ter, hinten spitziger, vorn schwach aber doch sichtbar erhaben, mit kaum merklicher Andeutung eines Stieles, sonst mit demjenigen von Apatura übereinstimmend. Kegel nicht wesentlich verschieden; kleine Kegelgebilde unterhalb und vor dem Vorsprung spärlich vorhanden. Gruben am vordersten, kegelarmen Teil des Vorsprungs gelegen. Das Chitin bräunlich gefärbt, Uber die Pulpen der Rhopaloceren. 101 XI. Anaeen-Gruppe. Anaea Hörn. (Paphia FABR.) Iphis Larr. (Fig. 39). 2. Palpen verhältnismässig kurz, aufsteigend. Basalglied sehr kurz, gleichhoch wie das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelglied 4 !/; mal so lang, fast cylindrisch, gleichmässig schwach gebogen. : Endglied klein, noch kürzer als das Basalglied, ver- jüngt. Behaarung stark und dicht; die Schuppen der Innenseite sehr dichtstehend, breit eiförmig, in der Nachbarschaft des Basalflecks aufrecht stehend, schwach ge- kerbt; die Bauchseite des Basalgliedes mit meist breiten, schuppenäbnlichen und zugenförmigen, mässig langen, abstehenden Haaren besetzt, die des Mitteleliedes kurz abstehend oder auf dem vorderen Teil des Gliedes wie auch das ganze Endglied an- liegend beschuppt; der Haarkamm des Rückens einen ziemlich starken Schopf bildend. Basalfleck beinahe !/, der Länge des sehr kurzen Basalgliedes betragend, ge- drungen, nach vorn und unten hin von den dicht und aufrecht stehenden Schuppen sehr gut begrenzt, am proximalen Ende ziemlich schwach, breit stumpf ausgezogen. Der Vorsprung mässig stark entwickelt, unten breit angelegt, an Gestalt entfernt an die Vorsprungsbildung von z. B. Symphaedra erinnernd; der von überragenden Schuppen z. T. bedeckte, etwas schräg nach vorn und oben sich ziehende Vorderrand schnell nach hinten scharf umgebogen; der deutlich erhabene Oberrand in der Mitte einge- zogen, dem oberen Rande des Basalgliedes parallel laufend, in spitzem Winkel mit dem unten schwach ausgeschwungenen, dann gerundet vorgebuchteten Hinterrande zusammenstossend. Die Kegel stark und ziemlich gleichmässig entwickelt, die am Unterrande des Vorsprungs stehenden sind nämlich nur wenig kürzer, kräftig. stumpf oder schwach zugespitzt, gerade, aufwürts gerichtet; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Die Gruben auf dem Vorsprung gelegen, von den Kegeln bedeckt. Das Chitin bräunlich gefärbt. Hypna Hüsn. Clytemnestra CmAw. 6. Palpen an Gestalt denen von Anaea ähnlich. Mittelglied etwa 4 mal so lang wie das Basalglied. Endglied länglich eifórmig. Behaarung dicht, derjenigen von Anaea ähnlich; die Schuppen der Innenseite länglicher, die abstehenden Haare des Basalgliedes gleichmässiger breit; der Haarkamm des Rückens einen stark entwickelten, aufrecht stehenden Schopf zeigend. 102 Enzıo REUTER. Basalfleck ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen Ende stärker breit ausgezogen, stumpf gerundet, im übrigen wie bei Anaea. Der Vor- sprung im wesentlichen mit demjenigen genannter Gattung übereinstimmend, etwas kräftiger entwickelt; sem Vorderrand stärker gewölbt und breiter gerundet, der Hinterrand stärker gebuchtet, stumpf- oder fast rechtwinklig gebrochen. Die Kegel und Gruben denen von Anaea beinahe gleichkommend. Anhang: Pseudonymphaliden-Gruppe. Aganisthos Borsp. Orion Fagr. (Odius FABR.) 6. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde ge- bogen, in der Gestalt an Salamis, Kallima ete. erinnernd. Basalglied sehr kräftig, ein wenig seitlich zusammengedrückt, besonders am Grunde bedeutend höher als das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied etwa 2?/, mal so lang, verhältnismässig schlank, wie bei Salamis, Kallima ete. sowie bei Gynaecia und Smyrna vor dem Ende schwach verdickt, sanft wellenförmig gebogen. Endglied etwas länger als das Basalglied, ziemlich stark, kegelförmig zugespitzt. Behaarung übermässig dicht, sowohl an diejenige von Salamis als die von Smyrna erinnernd; die Schuppen der Innenseite des Basalgliedes in der Nachbarschaft des Basalflecks ziemlieh breit, eifórmig, ganz aufrecht stehend, sonst anliegend, gegen das Ende des Gliedes hin allmählich länger werdend und auf dessen oberem Teil in einen ziemlich dichten Haarbusch übergehend; die Bauchseite desselben Gliedes mit langen, sehr dicht schopfartig abstehenden Haa- ren etwa wie bei Smyrna bekleidet; das Mittel- und Endglied dicht und anliegend schmal behaart; der Haarkamm des Rückens einen stark buschigen Schopf bildend. Basalfleck wie bei Salamis, Smyrna, Gynaecia ete., nur auf die stark sackartig ausgezogene proximale obere Ecke des Gliedes beschränkt, von den aufrecht ste- henden Schuppen sehr dicht und bestimmt quer begrenzt. Der Vorsprung sehr kräftig entwickelt, stark gewólbt, den ganzen Basalfleck ausfüllend, sehr schmal gestielt, merklich ausgeschwungen, von fast gleicher Gestalt wie bei Salamis und Doleschallia, aber mit gleichmässiger eerundetem Hinterrande. Die Kegel noch kräftiger ent- wickelt, sonst wie auch die Gruben denen genannter Gattungen beinahe gleichkom- mend. Das Chitin bräunlicheelb gefärbt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 103 Coëa HUN. Cadmus Esr. 6. Palpen von ganz gleicher Gestalt wie bei Aganisthos. Mittelglied 3 mal so lang wie das Basalglied, sonst verhalten sich die einzelnen Glieder wie bei genannter Gattung. Behaarung kaum verschieden. Basalfleek und der Vorsprung nebst den Kegeln und Gruben wie bei Aganisthos. Meeistanis Westw. Baeotus Dourz. Hrw. 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Aganisthos. Mittelglied beinahe 3 mal so lang wie das Basalglied, weniger schlank, vor dem Ende kaum merklich verdickt. Endglied wie bei genannter Gattung. Behaarung nicht wesentlich verschieden, die Haare meist etwas gröber. Basalfleck wie bei Aganisthos und Coëa. Der Vorsprung kaum verschieden, hinten etwas breiter und noch gleichmässiger abgerundet. Die Kegel am hinteren Teil des Vorsprungs verhältnismässig lànger und etwas stärker gebogen, sonst wie auch die Gruben ganz ähnlich. XII. Nymphalis-Gruppe. Siderone Hos. Dd'e ELE BN. 6: Palpen ziemlich kräftig, über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied wie bei Anaea und Hypna sehr kurz, von gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses mehr als 4 mal so lang, gleichmässig hoch, schwach gebo- gen. Endglied wie bei Hypna. Behaarung dicht, an diejenige von Anaea und Hypna erinnernd; die Schuppen der Innenseite grüsser, gestreckter; die Bauchseite etwa wie bei den genannten Gattungen behaart; der dichte Haarkamm mit starkem, abstehendem Schopf versehen. Basalfleck etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, gedrungen, wie bei Anaea begrenzt, hinten wie bei den meisten Gattungen der ZLmenitis-Gruppe schief abfallend, mit ein wenig spitz ausgezogener proximaler oberer Ecke. Der Vorsprung an Gestalt demjenigen von Romalaeosoma und Symphaedra nahe kommend und zugleich an Anaea erinnernd; der em wenig vorwärts gezogene Vorderrand 104 Enzıo REUTER. ziemlich schnell nach hinten umgebogen; der Oberrand wie meist in der Limenitis- Gruppe eingezogen, in spitzem Winkel mit dem gleichmässig schief abfallenden Hin- terrande sieh vereinend. Die Kegel und Gruben nicht wesentlich von denen von Anaea und Hypna verschieden. Zaretes Hüsn. Isidora OR AM 2. Palpen von gleicher Gestalt wie bei Siderone, nur etwas schlanker. Das Mittelelied fast 5 mal so lang wie das Basalglied, etwas stärker gebogen. Basal- und Endglied wie bei genannter Gattung. Behaarung kaum abweichend. Basalfleek wie bei Siderone, aber hinten schwach gerundet. Der Vorsprung nicht wesentlich verschieden, unten weniger breit angelegt; sein Vorderrand etwas weiter distalwürts eezogen. Die Kegel und Gruben wie bei Siderone. Charaxes Ochs. (Nymphalis LATR.) Jasius L. (Fie. 40). 10. Pelias Cram. 2. Palpen kräftig, stärker als bei Siderone, aber weniger kräftig gebogen. Basal- glied kurz, gleichhoch wie das Mittelelied, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied annähernd 4 mal so lang, in der Mitte am schmalsten, gebogen. Endglied kurz, eifórmig, abwärts geneigt. Behaarung dicht; die Schuppen der Innenseite länglich, zwei- oder dreigeteilt; die Bauchseite am Grunde des Basalgliedes mit längeren und feineren Haaren besetzt, im übrigen etwa wie bei genannter Gattung bekleidet; der Haarkamm des Rückens mit sehr dichtem und starkem Schopf; das Endglied anlie- gend beschuppt. Basalfleek ungefähr wie bei Siderone und Zaretes, am proximalen Ende mässig stark gebuchtet, gerundet. Der Vorsprung an Gestalt dem Typus der Limenitis- Gruppe nahe kommend, was besonders bei Ch. Pelias deutlich hervortritt, eut ent- wickelt, mit stark gewólbtem, mehr oder weniger scharf nach hinten umgebogenem Vorderrande, vor der Spitze eingezogen. Die Kegel länger und dichter stehend, sonst nieht wesentlich von denen bei Siderone etc. verschieden. Die Gruben an der- selben Stelle gelegen. Über die Palpen der Rhopaloceren. 105 Palla HüBx.:) Varanes CRAM. 2. Palpen kráftig, denen von Charaxes sehr ähnlich. Die einzelnen Glieder ver- halten sich wie bei genannter Gattung. Behaarung dicht, kaum verschieden. Basalfleek kaum ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, gedrungen, wie bei Charaxes ete. begrenzt, am proximalen Ende etwa. wie bei Siderone schief ab- fallend. Der Vorsprung demjenigen von Charaxes ähnlich gebildet, etwas weniger deutlich gewólbt. Die Kegel weniger lang, aber doch stark entwickelt, etwa die Mitte zwischen denen von Charaxes und Siderone haltend. Gruben wie bei diesen. Prepona Borsp. Meander CRAM. 2. Amphimachus Far. 2. Demophon L. 2. Palpen lang und kräftig, aufsteigend. Basalglied wie bei Charaxes. Mittelglied 4—41/, mal so lang, fast gleichmässig hoch. Endglied sehr kurz, !/,—!/, des Mittel- gliedes betragend, eiförmig zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Behaarung sehr dicht, im wesentlichen mit derjenigen von Charaxes übereinstimmend; die Schuppen der Innenseite in der Nachbarschaft des Basalflecks kleiner, aufrecht stehend, werden weiter distalwärts gestreckter; die Bauchseite des Basalgliedes sehr dicht und ziem- lieh lang schopfartig behaart, die des Mittelgliedes nur am Grunde abstehend, sonst mehr oder weniger anliegend und kurz schuppenähnlich behaart; der Haarkamm des Rückens mit starkem, buschigem Schopf. Basalfleek sehr gedrungen, nur auf die etwas ausgezogene proximale obere Ecke des Gliedes beschrünkt, nach vorn hin und unten sehr bestimmt von den dicht- stehenden Schuppen begrenzt, am proximalen Ende schief abfallend, bezw. mässig stark ausgezogen, stumpf gerundet. Der Vorsprung den ganzen gedrungenen Basal- fleck ausfüllend, nach demselben Typus wie bei Charaxes gebildet, sein Vorderrand bisweilen runder umgebogen; wegen der Dichtigkeit und der kräftigen Ausbildung ') Wie ersichtlich zeigt Palla in ihrer Palpenbildung keine bemerkenswerten Abweichungen von Charaxes. Weil in anderen Merkmalen keine durchgreifenden Unterschiede zwischen densel- ben bestehen, haben neuerdings mehrere Autoren, wie TRIMEN (South-African Butterflies, I. 1887, S. 315 ff), Karscx (Tagfalter von Adeli. Berl. Ent. Zeitschr. 38, 1893, S. 187) und AurıvırLıus (Tag. falter aus Kamerun. Entomologisk Tidskrift. 15. Stockholm 1894, S. 309 ff) Palla Hüex. in Cha- raxes Ocns. aufgehen gelassen. 14 106 ENzio REUTER. der Kegel ist die Gestalt des Vorsprungs ziemlich schwierig zu erkennen. Die Kegel sehr dichtstehend, weniger lang aber sonst ebenso kräftig und stark entwickelt wie bei Charaxes, nach oben zu bisweilen etwas konvergirend, was von der gedrungenen Form des Basalflecks bedingt wird. Gruben wie bei den vorhergenannten Gattungen. Euxanthe Hüsw.» (Godartia LUC.) Eurinome CnAw. 1. Palpen an Gestalt denen von Charaxes und Palla ähnlich. Basalglied kurz, schwach gekrümmt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, von ähnlicher Form wie bei den genannten Gattungen. Endglied kurz, lànglich eifórmig, abgestumpft, abwärts voeneiet. Behaarung sehr dicht, an diejenige von Charaxes und Palla erinnernd; die Schuppen der Innenseite meist keilfórmig, zwei- oder dreigeteilt; die Bauchseite des Basalgliedes mit ziemlich kurzen, ‚steif abstehenden Haaren besetzt und zwar sind die auf der distalen Hälfte des Gliedes befindlichen schuppenähnlich, schmal spatel- fórmig, ausgekerbt; die Bauchseite des Mittelgliedes nur an dessen proximalem Ende mit abstehenden, im übrigen aber mit dicht anliegenden, kurzen und schuppenähn- lichen. Haaren bekleidet; der Haarkamm des Rückens einen dichten und starken Schopf bildend; das Endglied ringsum halb abstehend beschuppt. Basalfleck etwas mehr als ?/; der Lànge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich gedrungen, nach vorn hin und unten von den diehtstehenden Schuppen wie bei Cha- raxes und Palla sehr gut begrenzt, am proximalen Ende weniger schief abfallend als bei letztgenannter Gattung. Der Vorsprung an Gestalt demjenigen von Palla sehr nahe kommend und zugleich an Prepona erinnernd, nicht besonders stark ge- wölbt, fast den ganzen Basalfleck ausfüllend. Die Kegel sehr dichtstehend und ausserordentlieh stark entwickelt, kräftig, ziemlich gleichmässig ausgebildet und re- celmüssie angeordnet, an den Enden schwach vorwärts gebogen, abgestumpft. Gruben auf dem distalen Teil des Vorsprungs gelegen, unter den Kegeln versteckt. Chitin bräunlich. !) Durch die Güte des Herrn Prof. CHR. AURIVILLIUS in Stockholm wurde ich in Stand ge- setzt die Palpe dieser hochinteressanten Gattung zu untersuchen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 107 Fam. VIIL Morphiden. A. Morphidenderneuen Welt. Morpho Fas. "Ammo Dua BIS PONT TEES ACTE SS Doo. s Laértes Drury (Fig. 41). . 6. Achillaena HUBN. 2. (Ust en aus PERRY 9 993 12: Didius Hoprrr.. . 2. Palpen nur wenig über den Kopf hervorragend, schmal, aufsteigend und etwas vorgestreckt, ziemlich gleichmässig gebogen, wie bei den folgenden Gattungen dieser Familie an ihren Spitzen weit von einander entfernt. Basalglied kurz, etwas höher als der proximale Teil des Mittelgliedes, schwach gekrümmt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, schlank, gleichmässig gebogen, in der Mitte bedeutend schmäler und dünner als an den beiden Enden, welche quer abgeschnitten sind; das distale Ende erweitert und bedeutend dicker als das proximale. Endglied sehr klein, länglich ei- fürmig, zugespitzt, fast in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede oder sehr schwach abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes aus unmittelbar am Grunde des Gliedes langen und feinen, gerade aufrechtstehenden Haaren, welchen gegen das distale Ende desselben hin breitere, schuppenähnliche und sich neigende folgen, besetzt: die Innenseite mit länglichen — schmal keilfórmigen, zwei- bis vierge- teilten, meistenteils halb abstehenden, mit Ausnahme von Didius ziemlich dicht stehenden Schuppen bekleidet; das Mittelglied am Bauche kurz beschuppt, mit ein- zelnen borstenartieen Haaren, am Rücken mit einem dichten und gleichen Haarkamm versehen, welcher vor dem distalen Ende des Gliedes einen oft recht buschigen, ge- rade abstehenden Schopf bildet; das Endglied ringsum anliegend beschuppt. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil gerun- det, von meist abstehenden oder z. T. dicht nach einander folgenden anliegenden Schuppen gut begrenzt, am proximalen Ende nur wenig ausgezogen, stumpfeckig ab- gerundet, unterhalb der Anschwellung ziemlich grob quer gerunzelt oder gefurcht. Der Basalfleck wird in der Regel fast gánzlich von einer breit gerundet ellipsen- förmigen (Laërtes) bis etwa nierenfórmigen (Anaxibia) Anschwellung eingenommen, welche wenigstens am oberen Rande gut begrenzt ist und sich deutlich von der Ober- fläche des Basalflecks erhebt, nach vorn hin dagegen weniger bestimmt markirt und unten zumeist ohne bestimmte Grenze in die Umgebung übergehend; bei Didius ist die Anschwellung sehr klein, auf die proximale obere Ecke des Basalflecks beschránkt sowie sehr schwach erhaben und unbestimmt begrenzt, dagegen der Basalfleck stárker gerunzelt als bei den übrigen Arten. Die Kegel ausschliesslich auf die Ansehwellung 108 Enzıo REUTER. beschränkt, sehr dicht stehend, an dem unteren Rande derselben ziemlich klein, aber nach oben allmáhlich an Grósse zunehmend; auf dem oberen Teil der Anschwellung gut entwickelt, lang aber verhältnismässig recht dünn und schlank, feinspitzig, gerade oder nur schwach gebogen, aufwärts gerichtet. Auf dem distalen Teil der Anschwel- lung sowie unmittelbar vor demselben finden sich einige Gruben. Chitin hell weiss- lichgelb (Laertes) bis bräunlich gefärbt (Didius, Achilles). B. Morphiden deralten Welt. Thaumantis HUsw. Lucipor WEsTw. 2. Palpen über den Kopf hervorragend, aufsteigend, schwach gebogen!). Basal- glied nicht höher als das Mittelglied, rund, schwach gekrümmt. Mittelglied 2 1/, mal so lang, fast cylindrisch, schwach gebogen, mit quer abgeschittenen Enden. End- glied sehr klein, kegelfórmig zugespitzt, unbedeutend abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes dicht, aus unmittelbar am Grunde langen und feinen, ziemlich gerade aufrecht stehenden Haaren bestehend, welche wie bei Morpho distal- wärts in kürzere, sich neigende, schuppenähnliche übergehen; die Innenseite mit kleinen länglichen oder fast gleichmässig schmal lanzettförmigen, flach zweigeteilten, dünnstehenden Schuppen bekleidet und zwar sind die unmittelbar an den Basalfleck angrenzenden z. T. emporgerichtet, die übrigen aber anliegend; das Mittelglied am Bauche wie auch das ganze Endglied anliegend beschuppt, am Rücken wie bei Morpho mit einem Haarkamm versehen, weleher indessen keinen eigentlichen Schopf bildet. Basalfleek kaum ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil breit abgerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende nur sehr unbedeutend ausgeschwun- gen, gleichmässig schief gerundet. Die Anschwellung den grósseren Teil des Basal- flecks einnehmend, etwa gerundet dreieckig und zwar ist sie am Grunde des Basal- gliedes breit und an der Mitte der vorderen Schuppengrenze stumpfeckig gerundet, namentlich oben und vorn sich steil von der Oberfläche des Basalflecks erhebend und hierdurch scharf markirt, stark gewölbt. Kegel dichtstehend, auf die Anschwel- lung beschränkt, an ihren hinteren und unteren Rändern klein, im übrigen aber gut entwickelt, lang und dünnspitzig, meist gebogen, nach vorn und oben gerichtet. Auf dem distalen Ende des Basalflecks kommen einige Gruben vor. Chitin hell gelblichbraun. !) Die Palpen vorliegender Art weichen an Gestalt von der von Schatz und RöBEr (Fam. u. Gatt. Tagf. Taf. 30, a.) abgebildeten der Th. Odana Gopr. ab. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 109 Amathusia Fas. Phidippus L. 2. Palpen lang, aufsteigend, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied kurz, von etwa gleicher Höhe wie das Mittelglied, rund, schwach gekrümmt. Mittelglied 3 mal so lang, in der Mitte unbedeutend schmäler als an den quer abgeschnittenen Enden, schwach und gleichmässig gebogen. Endglied klein, etwas ausgezogener als bei Thawmantis, wie bei dieser Gattung kegelfórmig, scharf zugespitzt, schwach ab- wärts geneigt. Behaarung derjenigen von Thaumantis ziemlich ähnlich; die Bauch- seite dichter und länger behaart; der Haarkamm des Rückens, welcher sich bis auf das Endglied erstreckt, bildet einen deutlichen Schopf. Basalfleek kaum !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, demjenigen von Thaumantis ähnlich, aber bestimmter begrenzt. Die Anschwellung den ganzen Ba- salfleck ausfüllend, grösser und mächtiger gewólbt sowie gerundeter, im übrigen an die genannter Gattung sehr erinnernd. Kegel auf die Anschwellung beschränkt, diehtstehend, sehr stark entwickelt, gleichmässig schön angeordnet, kräftiger und gleich- mässiger ausgebildet als bei Thaumantis, aber von ziemlich ähnlicher Gestalt. Die auf dem distalen Ende des Basalflecks vorkommenden Gruben sind fast völlig unter den Kegeln versteckt. Chitin hell gelblichbraun. Discophora Borsp. Continentalis STER. 2. Sondaica Borsp. 2. Palpen an Gestalt denen von Amathusia ähnlich. Mittelglied wohl 3 mal so lang wie das Basalglied, schlank, in der Mitte fast unmerklich schmäler, gleichmässig gebogen. Endglied klein, länglich zugespitzt. Behaarung von derjenigen von Ama- thusia und Thaumantis nicht wesentlich verschieden, am Bauche des Basalgliedes ausserordentlich dicht und buschig; der Haarschopf am Rücken des Mittelgliedes gut ausgebildet, abstehend. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, verhältnismässig schmäler als bei den genannten Gattungen, länglich und ziemlich gleichmässig breit, am di- stalen Ende abgerundet, eut begrenzt, am proximalen Ende einigermassen stark aus- geschwungen, stumpfwinklig gerundet. Die Anschwellung an Gestalt von derjenigen von Amathusia und Thaumantis abweichend, den ganzen Basalfleck einnehmend, unten und vorn von dichtstehenden Schuppen, die ihren unteren Rand z. T. überragen, un- mittelbar begrenzt, ziemlich breit und schón nierenfórmig, oben deutlich, vorn weniger merkbar sich von der Oberfläche des Basalflecks erhebend, unten von einer schwach 110 Enzıo REUTER. gebogenen Grenzlinie sehr bestimmt markirt, schwach und gleichmässig erhaben. Kegel ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, dichtstehend, sehr gut und gleichmässig entwickelt, lang und ziemlich kräftig, sehr schön regelmässig parallel angeordnet, aufwärts gerichtet, schwach und gleichmässig gebogen, zugespitzt. Die auf dem distalen Ende des Basalflecks befindlichen Gruben werden von den Kegeln fast vollständig bedeckt. Chitin hellbraun. Tenaris Hüsx. Macrops Fer». 2. Palpen ziemlich kurz, aber einigermassen kräftig, aufsteigend, stark und gleich- mässig gebogen. Basalglied etwas niedriger als das Mittelglied, rund, schwach ge- krümmt. Mittelglied 21/, mal so lang, kräftig, gleichmässig dick, gebogen. Endglied stärker und länglicher als bei der folgenden Gattung Clerome, zugespitzt, in fast gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung derjenigen genannter Gattung ähnlich; die Schuppen der Innenseite jedoch etwas kleiner und dünner stehend; die Bauchseite des Basalgliedes dicht und buschig mit auch am distalen Ende des Glie- des ziemlich gerade aufrecht stehenden Haaren besetzt, auch die des Mittelgliedes etwas abstehend behaart; der Haarkamm des Rückens keinen ausgebildeten Schopf zeigend. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende weni- ger bestimmt begrenzt, im übrigen etwa wie bei Clerome. Die Anschwellung von gleicher Form und Ausdehnung wie bei genannter Gattung, ebenfalls vorn und oben etwas bauchig aufgetrieben, unten unbestimmt begrenzt. Kegel und Gruben denen von Clerome beinahe gleichkommend. Chitin hell gelblichbraun. Clerome Wzsrw. Assama WresTw. 2. Palpen ziemlich kurz, aber verhältnismässig kräftig, etwas vorgestreckt, gleich- mässig gebogen. Basalelied niedriger als das Mittelglied, rund, sehr schwach ge- krümmt. Mittelglied nicht vüllig 3 mal so lang, kräftig, cylindrisch, an beiden Enden quer abgeschnitten, schwach und gleichmässig gebogen. Endglied sehr klein, länglieh eiförmig zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung am Bauche des Basalgliedes buschig, aus unmittelbar am Grunde des Gliedes langen und schmalen, gerade aufrecht stehenden Haaren, welche wie bei den vorhergehenden Uber die Palpen der Rhopaloceren. 111 Gattungen distalwärts in kürzere und breitere, halb anliegende, schuppenähnliche übergehen, bezetzt; die Schuppen der Innenseite länglich eifórmig bis ziemlich lang- gestreckt und fast gleichmässig schmal, flach zweigeteilt, in unmittelbarer Nähe des Basalfleeks aufrecht stehend, sonst anliegend, mässig dicht stehend; das Mittelglied am Bauche kurz und anliegend schuppenähnlich behaart; der Haarkamm des Rückens ohne ausgebildeten Schopf. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende gleichmässig gerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende ausgeschwungen, stumpf- winklig abgerundet. Die Anschwellung gross und sehr mächtig entwickelt, von dem hinteren Rande des Basalflecks aus etwa in halbkugelförmiger Gestalt sich über den Basalfleck, welcher von derselben gänzlich ausgefüllt wird, erstreckend, ausserordent- lich stark gewölbt, oben und besonders vorn bauchig aufgetrieben und hierdurch sehr scharf markirt, unten ziemlich unbestimmt begrenzt; bedeutend stärker gewölbt und gerundet, aber dennoch im wesentlichen mit derjenigen von Amathusia und Thaumantis übereinstimmend. Die Kegel ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, dicht- stehend, an den hinteren und unteren Rändern derselben am kleinsten, im übrigen einigermassen gleichmässig entwickelt, überhaupt mässig lang, etwas vorwärts und aufwärts gerichtet, fast gerade, spitzig. Die auf dem distalen Ende des Basalflecks befindlichen Gruben sind meist unter der Anschwellung versteckt. Chitin hell gelb- lichbraun. Fam. IX. Brassoliden. Brassolis Fasz. Sophorae L. 2. Palpen kurz, nicht über den Kopf hervorragend, ziemlich kräftig, aufsteigend, an der Grenze zwichen dem Basal- und Mittelgliede stumpfwinklig gekrümmt, rund. Basalglied etwas stärker als das Mittelglied, kaum gebogen. Mittelglied 21/, mal so lang, kräftige, fast gleichmässig dick, an beiden Enden quer abgeschnitten, schwach gebogen. Endglied sehr klein, von breiter und zwar an das Ende des Mittelgliedes dicht angedrückter Basis aus schnell verjüngt, zugespitzt. Behaarung sehr dünn; die Innenseite des Basalgliedes mit schmalen, haarähnlichen Schuppen spärlich be- kleidet, die Bauchseite desselben Gliedes dichter, aber nicht buschig mit ziemlich kurzen und schmalen, am proximalen Teil des Gliedes abstehenden, an der distalen Hälfte desselben sich neigenden Haaren besetzt; das Mittelglied an der Innenseite ausserordentlich spärlich beschuppt, im übrigen kurz und dünn behaart, am Rücken ohne Schopf; das Endglied beschuppt. 112 ENZIO REUTER. Die mir zur Verfügung stehenden Palpen waren am Grunde zerbrochen, wes- halb der Basalfleek nicht untersucht werden konnte. Opsiphanes Wesrw. Syme Hüsn. . 2. Crameri Freu». 4. Quiteria CRAM. 2. (SNS Ne ar Palpen robust, unbedeutend über den Kopf hervorragend, aufsteigend, ziemlich stark und gleichmässig gebogen. Basalglied kaum höher als das Mittelglied, fast unmerklich seitlich zusammengedrückt, schwach gekrümmt. Mittelglied 21/, mal so lang, fast gleichmässig dick, mit mehr oder weniger quer abgeschnittenen Enden, gleichmässig gebogen. Endglied klein, eifórmig zugespitzt, bei Syme etwas ausge- zogen, fast unmerklich abwärts geneigt. Behaarung bei Syme sehr an die von Amathusia und besonders an die von Discophora erinnernd; bei den übrigen Arten, von denen Quiteria und Crameri einander sehr nahe zu stehen scheinen, sind die Schuppen der Innenseite sehr dicht stehend und zwar sind die an den Basalfleck angrenzenden klein und gleichmässig schmal und'gehen distalwürts sowie nach unten hin allmählich in immer grössere, schliesslich haarühnliche, zweigeteilte, anliegende Schuppen über; die Bauchseite des Basalgliedes ausserordentlich dicht und buschig mit unmittelbar am Grunde des Gliedes langen und schmalen, gerade aufrecht stehenden Haaren be- setzt, welche distalwürts in kürzere und breitere sowie noch dichter stehende, schup- penähnliche übergehen, und bei Syme sich vorwärts neigen; Mittel- und Endglied angedrückt beschuppt oder kurz behaart, jenes am Rücken mit schwachem Schopf. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, länglich, über etwas mehr als die halbe Breite der Innenseite ausgedehnt, am distalen Ende abgerundet, von dieht an einander sich schmiegenden, z. T. über den Unterrand der Anschwellung hinüberragenden Schuppen sehr bestimmt und gleichmässig begrenzt, am proximalen Ende etwas ausgeschwungen, stumpf abgerundet. Die Anschwellung namentlich bei Syme an die von Discophora Continentalis erinnernd und bei genannter Art den ganzen Basalfleck mit Ausnahme eines schmalen Streifens am Rücken des Gliedes einnehmend, ziemlich breit elliptisch oder fast eiförmig, unten von einer gleichmässig gebogenen und zwar von einer Chitinverdiekung gebildeten Linie sehr markant begrenzt; unmit- telbar oberhalb dieser Grenzlinie in ihrer ganzen Länge sehr schwach konkav und dann sich wieder bald gleichmässig erhebend, an ihrer oberen Hälfte einigermassen stark gewölbt und am oberen Rande steil abfallend, von der Umgebung gut markirt, überall mit sehr stark und gleichmässig ausgebildeten Kegeln dieht besetzt. Bei Sp. ign. unterscheidet sich die Anschwellung von der soeben beschriebenen nur da- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 113 dureh, dass es an ihrem oberen Teil an ausgebildeten Kegeln mangelt, dagegen mit ganz winzigen papillenartigen Kegelgebilden, welche offenbar als rückgebildete Ke- gel aufzufassen sind, besetzt; das von den eigentlichen Kegeln eingenommene Ge- biet hierdureh schmäler als bei Syme, mit sehr schön und regelmässig parallel an- geordneten, gleichmässig ausgebildeten, stark entwickelten Kegeln versehen. Bei Quiterin und Crameri ist die Anschwellung, bezw. das Kegelgebiet noch bedeutend schmäler, fast gleichmässig breit und schwach gebogen (etwa als wenn die An- schwellung bei Syme ihrer Mitte entlang von einer mit der gebogenen unteren Grenzlinie parallel laufenden Linie geteilt würe), mithin von der Palpenwurzel aus in einem schwachen Bogen dem unteren Rande des Basalflecks entlang bis zur vor- deren Schuppengrenze sich ziehend. Die Kegel stark und gleichmässig entwickelt, ziemlich kräftig, parallel angeordnet und gerade aufwärts gerichtet, dicht stehend. Besonders bei Crameri zeigt die Anschwellung grosse Ähnlichkeit mit einem gebo- genen Hornkamm, dessen Zähne den kräftigen regelmässig angeordneten Kegeln ent- sprechen. Auf dem distalen Ende des Basalflecks finden sich einige Gruben, welche zumeist von den Kegeln und Schuppen bedeckt werden. Chitin hell gelblichbraun. Caligo Hörn. Idomeneus L. 2. Teucer L. (Fig. 42). 4. Beltrao HöBN. 2. Palpen lang und kräftig, weit über den Kopf hervorragend, aufsteigend, am Grunde ziemlich stark gebogen. Basalglied wie bei Opsiphanes. Mittelglied 2 1/, mal so lang, kräftig, an beiden Enden quer abgeschnitten, gleichmässig dick, fast gerade. Endglied länglicher als bei genannter Gattung, zugespitzt, abwärts geneigt. Behaa- rung derjenigen von Ops. Quiteria und Cramer? ähnlich, aber namentlich am Bauche des Basaleliedes noch dichter und länger, buschig; Mittel- und Endglied ebenfalls sehr dicht und zwar anliesend behaart, jenes mit buschigem Schopf am Rücken. Basalfleek gedrungen, !/, der Länge des Basalgliedes und nur die halbe Breite der Innenseite einnehmend, von etwa gleicher Form wie bei Opsiphanes, noch schärfer von sehr dicht stehenden und den unteren und vorderen Rand der Anschwellung ziemlich weit überragenden Schuppen begrenzt, am proximalen Ende nur sehr unbe- deutend ausgezogen, fast quer und schwach gerundet abgeschnitten. Die Anschwel- lung wie bei Ops. Syme fast den ganzen Basalfleck einnehmend, am Grunde des Gliedes am breitesten und distalwärts sich schwach verjüngend, im übrigen derjenigen cenannter Opsiphanes-Art sehr ähnlich und ebenfalls unten von einer gebogenen, gut 15 114 Enzio REUTER. markirten Chitinverdickung begrenzt. Die Kegel sehr stark und gleichmässig ent- wickelt, regelmässig schön parallel angeordnet, aufwärts gerichtet, an die von Ops. Syme und Sp. ign. erinnernd. Gruben ähnlich. Chitin hell bräunlich gefärbt. Dasyophthalma Whzsrw. Creusa Hüsn. 6. Palpen an Gestalt denen von Caligo ähnlich. Endglied jedoch etwas länger. Behaarung der Bauchseite des Basaleliedes wie bei genannter Gattung ausserordent- lich buschig, aus sehr langen abstehenden Haaren bestehend; die Schuppen der In- nenseite weniger dieht stehend als bei Caligo, verhältnismässig breiter, länglich, die an den Basalfleck angrenzenden gleichmässig schmal, z. T. den Unterrand der An- schwellung überragend, die auf dem distalen Teil des Gliedes befindlichen überhaupt länger, aber nicht haarähnlich; das Mittelglied ohne merkbar hervortretenden Schopf. Basalfleek von demjenigen der Gattung Caligo kaum verschieden. Die An- schwellung nebst den Kegeln derjenigen genannter Gattung und zwar besonders der von C. Teucer gleichkommend. Gruben ähnlich. Chitin hell gelblichbraun. E agm X. Sat yr td. o3 I. Haetera-Gruppe. Haetera Fapr. Piera L. (Fig. 43). 14. Palpen ziemlich lang und schmal, über den Kopf hervorragend, aufsteigend, etwas seitlich zusammengedrückt, am Grunde stark gekrümmt. Basalglied gleich- mässig gebogen. Mittelglied etwa 21/, mal so lang, sehr unbedeutend gebogen, von der Mitte an sich verjüngend. Endglied schlank, gestreckt, zugespitzt. Behaarung ziemlich undicht; die Bauchseite mit mässig langen, abstehenden Haaren besetzt, die Innenseite mit etwas keilfórmigen, gespaltenen oder gezähnten angedrückten Schuppen bekleidet; der Rücken kurz behaart. Basalfleek nicht völlig !/, der Länge und beinahe die ganze Breite der Innen- seite des Basalgliedes einnehmend, etwas ungleichmässig und am distalen Ende quer abgerundet begrenzt, wie bei allen folgenden Gattungen durch eine Falte von dem Palpenstiel scharf abgegrenzt; am proximalen oberen Teil stark nach hinten ausge- zogen. Der grösste Teil des Basalflecks wird von einer stark erhöhten, schuhför- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 115 migen Anschwellung eingenommen, welche den nach hinten ausgezogenen Teil des Basalflecks ausfüllt und nach vorn sowie nach oben und hinten scharf markirt ist, nach unten dagegen unmittelbar und ohne jede Grenze in den angrenzenden Teil des Basaltlecks übergeht. Die Anschwellung oder der Vorsprung, mit welchem Namen die Erhöhung vielleicht richtiger zu bezeichnen ist, ziemlich undicht mit Kegeln be- setzt, welche auf dessen unterer Hälfte sehr klein, z. T. fast papillenartig sind, auf dem oberen und zwar besonders auf dem proximalen, ausgezogenen Teil dagegen ei- nigermassen gut entwickelt, etwas schmächtig, spitzig, gerade, nach oben und zugleich ein wenig nach vorn gerichtet; ausserhalb des Vorsprungs werden jegliche Kegelge- bilde gänzlich vermisst. Vor demselben, auf dem distalen Ende des Basalflecks, kommen einige deutlich zu erkennende Gruben vor. Chitin klar und hell graugelb gefärbt. Pierella Wzsrw. Nereis Drury 4. Lena L. EN Rhea FABR. . 18. Dracontis How. 2. Palpen denen von Haetera ähnlich, etwas kräftiger und runder. Mittelglied nieht merklich verjüngt. Endglied kürzer und weniger schlank als bei genannter Gattung, lànglich zugespitzt. Behaarung an die von Haetera erinnernd, aber über- haupt dichter. Basalfleek von etwa gleicher Ausdehnung und Form wie bei genannter Gattung, aber gleichmässiger und bestimmter begrenzt, nach hinten weniger stark ausgezogen. Die Anschwellung hinten etwas zugespitzter, vorn weniger stark erhaben, unten breiter und gleichmässiger in die Oberfläche des Basalflecks übergehend. Kegel auf dem distalen oberen Teil der Anschwellung relativ am hóchsten entwickelt, inbezug auf Gestalt und Entwicklungsstufe denen der Gattung Haetera gleichkommend. Gruben wie bei dieser. Antirrhaea Hun. Archaea Hüsn. 12. Palpen wie bei Pierella kräftiger als bei Haetera, aber stärker und gleichmäs- siger gebogen. Basalglied sehr schwach seitlich zusammengedrückt. Mittelglied kräftiger und runder als das Basalglied, von gleicher Gestalt und relativer Länge wie bei Pierella. Endglied kurz, zugespitzt. Behaarung einigermassen dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit abstehenden weichen Haaren und wenigen dazwischen stehenden gleichmässig schmalen Schuppen, die des Mittelgliedes mit halb abstehenden 116 ENzro REUTER. kurzen schuppenähnlichen Haaren dicht besetzt; die anliegenden Schuppen der Innen- seite verhältnismässig gross, überhaupt gestreckter als bei den vorhergenannten Gattungen, ziemlich tief zwei- oder dreigezähnt oder gespalten; der Rücken am di- stalen Ende des Mittelgliedes Andeutung eines kurzen Haarschopfes zeigend; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich gleich- mässig quer abgerundet, besonders unten gut begrenzt und zwar wird hier die Grenze von naeh einander liegenden Schuppen gebildet, welche zugleich den unteren Rand der Anschwellung unmittelbar begleiten; am proximalen Teil und zwar gleichmässig nach hinten und oben schwach ausgezogen und etwas zugespitzt. Die Ansehwellung den gróssten Teil des Basalflecks erfüllend, von dessen distaler unterer Ecke fast diagonal sich über den Basalfleck nach der ausgezogenen proximalen oberen Ecke hin ziehend, etwa schräg und unregelmässig schmal eiförmig oder etwa schuhfömig, vorn und oben schwach aber deutlich erhaben; der proximale Teil ihrer sanft ge- bogenen unteren Grenze durch eine Verdickung des Chitins ziemlich gut markirt. Kegel ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, auf dem distalen unteren Teil derselben klein, nehmen aber proximalwärts und nach oben hin allmählich an Grösse zu, dieht stehend, überhaupt stärker entwickelt aber sonst denen von Haetera und Pierella ähnlich. Auf dem vorderen Teil der Anschwellung oder unmittelbar vor derselben kommen einige ziemlich grosse, deutliche Gruben vor. Chitin sehr klar und hell weisslichgelb. II. Lethe-Gruppe. Meneris Wesrw. Tulbaghia L. (Fig. 44). 1. Palpen lang, über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen, etwas hervorstehend. Basalglied kurz, nicht merklich hóher als das Mittelglied, mässig stark gekrümmt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, unbedeutend verjüngt, sanft gebogen. Endglied bedeutend kürzer als das Basalglied, länglich eifórmig, ab- gestumpft, nur sehr wenig abwärts geneigt. Behaarung dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit besonders am Grunde sehr langen und feinen, steif abstehenden, die des Mittelgliedes mit kürzeren und verhältnismässig etwas stärkeren, sowie weniger aufrecht stehenden Haaren besetzt; die Innenseite mit gestreckten, zwei- oder drei- geteilten Schuppen bekleidet, auf der distalen oberen Ecke des Basalgliedes gehen die Schuppen in Haare über, welche dort einen kleinen Schopf bilden; der Rücken Uber die Palpen der Rhopaloceren. 117 mit sehr niedrigem, von der Mitte des Mittelgliedes an distalwärts sich verjüngendem Haarkamm versehen; das Endglied ringsum anliegend beschuppt. Basalfleek ?/, der Länge des Basaleliedes einnehmend, fast ebenso breit wie lang, am distalen Ende gerundet, eut begrenzt, am proximalen Ende etwas stumpf- eckig ausgezogen. Der Basalfleck wird zum grössten Teil von einer Erhöhung ein- eenommen, welche sich vom proximalen Ende des Basalflecks in etwas schrüger Riehtung bis zur vorderen Schuppengrenze erstreckt; diese Erhóhung ist am oberen und vorderen Rande, welche eine gerundete Ecke bilden, sehr stark erhaben, sich stell von der Oberfläche des Basalflecks erhebend, geht dagegen an ihrer ganzen Lànge nach unten ganz unmerklich in den Basalfleck über. Kegel am unteren Rande der Erhöhung sehr klein, nehmen aber nach oben schnell an Grösse zu und sind auf der oberen Hälfte der Erhóhung ziemlich stark entwickelt aber nur mässig dick, einigermassen dicht stehend, gerade, spitzig, aufwürts gerichtet; unterhalb der Erhó- hung ist der Basalfleck mit winzig kleinen Kegelgebilden mässig dicht besetzt. Auf der distalen Hälfte der Erhöhung finden sich ein paar zwischen den Kegeln deutlich durchscheinende Gruben. Chitin hell und klar gelblichbraun. Lethe Hüsn. Chandica Moore 2. Palpen lang und schmal, über den Kopf hervorragend, vorgestreckt, am Grunde schwach gebogen. Basalglied kurz und hoch, gekrümmt. Mittelglied beinahe 3 !/, mal so lang, bedeutend niedriger als das Basalglied, in der Mitte am höchsten, dann distalwärts sich allmählich verjüngend, fast gerade. Endelied klein und schlank, ausgezogen zugespitzt, vorwärts geneigt. Behaarung nicht besonders dicht; die Bauchseite mit verháltnismüssig kurzen, ungleichmässig langen, steif abstehenden Haaren und keilförmigen, tief gespaltenen Schuppen und dazwischen eingemengten Borsten besetzt; die Innenseite mit kleinen zwei- oder dreigezähnten Schuppen be- kleidet und zwar sind die unmittelbar vor dem Basalfleck befindlichen sehr undicht n und fast gerade aufrecht stehend, die auf dem distalen Teil des Basalgliedes vor- kommenden dagegen dichter stehend, angedrückt; der Rücken des Basalgliedes wie auch das ganze Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck beinahe !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende breit und gleichmässig schwach abgerundet, einigermassen bestimmt begrenzt, am proximalen oberen Teil schwach und etwas zugespitzt ausgezogen. Er wird fast gänzlich von einer schwach erhóhten, vorn relativ am deutlichsten be- grenzten, aber sonst unbestimmt markirten, breit birnfórmigen Anschwellung ausge- 118 Enzıo REUTER. füllt, und zwar nimmt ihr schmälerer Teil die nach hinten ausgezogene Spitze des Basalflecks ein, während ihr gleichmässig schön abgerundetes breiteres Ende die vor- dere Sehuppengrenze desselben erreicht; die Anschwellung, welche unten unmittel- bar von anliegenden Schuppen begrenzt wird, ist etwas undicht mit ziemlich schwach entwickelten, regelmässig und schön angeordneten, spitzigen, sanft gebogenen, auf- wärts gerichteten Kegeln besetzt, welche auf der distalen Hälfte derselben relativ am besten ausgebildet sind und nach den peripherischen Teilen der Anschwellung hin an Grösse und Frequenz allmählich abnehmen; ausserhalb der Anschwellung kommen nur unmittelbar vor derselben ganz spärlich sehr kleine Kegelgebilde vor. Einige wenige Gruben finden sich neben dem vorderen Rande der Anschwellung. Chitin licht und hell weisslichgelb. Zophoéssa WEsrw. Goalpara Moore 2. Palpen länger und gleichmässiger gebogen als bei Lefhe. Basalglied sehr kurz. Mittelglied beinahe 4 mal so lang, sich ziemlich stark verjüngend, schwach gebogen. Endglied schlanker und ausgezogener zugespitzt als bei Lefhe. Behaarung sehr dicht; die Bauchseite mit langen, fein borstenförmigen Haaren und gleichmässig schmalen Schuppen besetzt; die Innenseite mit kleinen, etwas lang gestreckten, flach cespaltenen, anliegenden Schuppen etwa wie bei ZLefhe bekleidet; der Rücken und das Endglied ähnlich beschuppt. Basalfleek ziemlich gedrungen, gegen !/ der Länge des Basalgliedes und nur die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende etwas zugespitzt ab- gerundet, eut begrenzt, am proximalen oberen Teil nur sehr unbedeutend ausgezogen, stumpfwinklig; er wird, wie bei Lefhe, so gut wie gánzlieh von einer schwach erha- benen, breit ellipsenfórmigen und proximalwärts etwas spitzig verlängerten, ziemlich deutlich markirten Anschwellung, welche nach der Längsrichtung des Gliedes ver- läuft, ausgefüllt; diese Anschwellung ist dichter als bei ZLethe mit überall fast gleich- mässig grossen Kegeln besetzt, welche besser entwickelt und stärker gebogen sind als bei genannter Gattung und zwar beschränken sie sich ausschliesslich auf die An- schwellung. Auf dem distalen Ende des Basalflecks, z. T. von den Kegeln überragt. finden sich einige Gruben. Chitin gelblichbraun, die Kegel dunkler gefärbt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 119 Blanaida Krnbv. (Neope BUTL.) Goschkevitschii MEN. 2. Palpen kürzer als bei Zethe, aber dennoch deutlich über den Kopf hervorragend, nur sehr schwach seitlich zusammengedrückt. Basalglied nieht merklich höher als das Mittelelied. Dieses 3 mal so lang, gleichmässig verjüngt, sehr schwach wellen- förmig gebogen. Endglied gestreckter als bei Lefhe, gleichmässig schmal. Behaa- rung am Bauche des Basalgliedes aus verhältnismässig grossen, keilfórmigen, ziem- lich tief gespaltenen abstehenden Schuppen und langen, borstenförmigen Haaren be- stehend, die Bauchseite des Mittelgliedes etwa wie bei Lethe mit kurzen, breit borsten- förmigen Haaren besetzt; die Innenseite mit kleinen, ziemlich scharf gezähnten, an- liegenden Schuppen bekleidet, und zwar folgen den auf dem Basalgliede befindlichen gegen den Rücken desselben hin einige viel grössere, meist tief zwei- oder dreigeteilte Schuppen; der Rücken des Mitteleliedes mit einem niedrigen Haarkamm versehen. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, überhaupt ziemlich breit, aber am distalen Ende schmäler als bei Lethe, wie bei dieser Gattung begrenzt, am proximalen oberen Teil nach hinten ausgezogen und etwas ausgeschwungen, gerundet. Die Anschwellung, welche sich vom Grunde des Basalflecks aus in etwas schräger Richtung bis zur distalen unteren Ecke desselben erstreckt, länglicher als bei Lethe und Zophoëssa, schmal eitórmig, stärker erhaben, indem ihr distaler oberer Teil sich ziemlich steil von der Oberflüche des Basalflecks erhebt, während die Anschwellung nach unten — wie dies auch bei den vorhergenannten Gattungen der Fall ist — unmerklich in den angrenzenden Teil des Basalflecks übergeht. Kegel ziemlich sehwach entwickelt, die auf dem unteren Teil der Anschwellung befindlichen klein, nach oben hin an Grösse zunehmend, undicht stehend, fast gerade; unterhalb der Anschwellung ist der Basalfleck mit sehr kleinen Kegelgebilden undicht besetzt. Gruben wie bei Zophoössa. Chitin ziemlich hell gelblichbraun. Neorina Wzsrw. Hilda Dovsr. HEw. 2. Palpen bedeutend länger und kräftiger als bei Lefhe, cylindrisch. Basalglied sehr kurz. Mittelglied beinahe 4 mal so lang, von etwa gleicher Höhe wie das Ba- salglied, unbedeutend gebogen. Endglied kurz, länglich eiförmig, zugespitzt, vor- wärts geneigt. Behaarung an diejenige von Blanaida erinnernd; die Bauchseite 120 EwNzro REUTER. dichter aber weniger steif behaart als bei genannter Gattung; die Schuppen der In- nenseite überhaupt grösser und weniger scharf gespalten, gegen den Rücken hin in lange, haarühnliche Schuppen übergehend; der Rücken gleich vor der Mitte des Mittelgliedes den Ansatz eines Haarschopfes zeigend. Basalfleck etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende quer begrenzt; sein proximaler Teil beinahe in der ganzen Breite gleichmässig sehwaeh nach hinten und oben ausgezogen, abgerundet. Die Anschwellung, welche die vordere Schuppengrenze erreicht, breiter als bei Dlanaida, sonst an diejenige eenannter Gattung erinnernd, vorn und oben gut markirt und ziemlich stark erhaben. Kegel etwas stärker entwickelt, dichter stehend und regelmässiger angeordnet als bei Blanaida: der Basalfleek unterhalb der Anschwellung in ähnlicher Weise mit sehr kleinen Kegelgebilden besetzt. Einige Gruben finden sich auf dem distalen Ende der Anschwellung selbst, sowie unmittelbar vor derselben. Chitin hell gelb- lichbraun. Rhaphicera Butt. Satrieus Dovsr. Hew. 2. Palpen lang und schmal, nicht merklieh seitlich zusammengedrückt, am Grunde stark gebogen. Basalglied kurz, von etwa gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses etwas mehr als 2 '/, mal so lang, fast gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied wie bei Lethe. Behaarung der Bauchseite fast ausschliesslich aus langen, fein borsten- förmigen Haaren bestehend, welche auf dem Basalgliede sehr dicht stehen; die Innen- seite mit scharf und ungleich zwei- bis viergezähnten, anliegenden Schuppen be- kleidet: der Rücken des Mitteleliedes mit niedrigem, gleichmässigem Haarkamm ver- sehen; Endglied anliegend behaart. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende etwas schmäler und bestimmter begrenzt als bei Zethe, am proximalen Teil schwach ausge- zogen oder fast gleichmässig abgerundet. Die Anschwellung einen grossen Teil des Basalflecks einnehmend, weniger ausgedehnt, aber inbezug auf die Form sowie auf die Stufe der Erhabenheit derjenigen genannter Gattung beinahe gleichkommend. Kegel fast ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, inbezug auf Entwick- lungsstufe und auf ihre ganze Anordnung sehr an die der Gattung Lethe erinnernd. Einige grosse und deutlich sichtbare Gruben kommen auf derselben Stelle wie bei Neorina vor. Chitin hellbraun gefärbt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 121 Pararge Husw. Achine Sc. 6. Palpen über den Kopf hervorragend, schmal, ziemlich stark gebogen. Basal- elied nicht merklieh hóher als das Mittelglied, gleichmässig gekrümmt. Mittelglied etwas stärker gebogen als bei Rhaphicera. Endglied sehr klein, zugespitzt. Behaa- rung am Bauche des Basalgliedes sehr dicht, aus etwas längeren und feiner borsten- förmigen Haaren als bei Rhaphicera bestehend; die Schuppen der Innenseite ziemlich undicht stehend, flach zwei- oder dreigespalten; Mittel- und Endglied ungefähr wie bei genannter Gattung behaart. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes und einen grossen Teil der Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende unbestimmt begrenzt, am proxi- malen Teil sehr schwach ausgezogen, gleichmässig gerundet. Die Anschwellung von der Basis des Gliedes aus distalwärts gegen die vordere Schuppengrenze hin ver- laufend, aber weder diese noch die untere Schuppengrenze erreichend, ziemlich breit und etwas schräg eifórmig, schwach und gleichmässig erhaben, nur am oberen Rande sich deutlich von der Oberfläche des Basalflecks erhebend. Kegel schmächtiger und weniger regelmässig angeordnet, im übrigen denen der Gattung Rhaphicera gleich- kommend; auch unterhalb und unmittelbar vor der Anschwellung giebt es spärlich sehr kleine Kegel. Gruben wie bei mehrgenannter Gattung. Chitin braun. Amecera Butt. :) JN [SES eri p Prseterea en IMa ena iu 6: var. Egerides Star. (Fig. 45). 4. Hhera FABR. 5 2 22: Palpen denen von Pararge ähnlich. Die einzelnen Glieder verhalten sich wie bei dieser Gattung. Behaarung im wesentlichen mit derjenigen von Pararge überein- stimmend. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, über beinahe die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwärts oft etwas vorgezogen, verschmä- lert, unbestimmt und ungleichmässig begrenzt, am proximalen Ende quer abgeschnit- ten oder sehr schwach abgeschrägt. Die Anschwellung nur durch eine fast unmerk- liche Erhabenheit angedeutet; dieses schwach erhabene ovale oder ellipsenförmige Gebiet, welches wie bei Pararge die vordere Schuppengrenze nicht erreicht und von der unteren weit entfernt bleibt, ziemlich undicht mit einigermassen langen, schmäch- 1) Amecera ist von ScHATz und RöBEr (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 202) noch mit Pararge ver- einigt. 16 122 Enzıo REUTER. tigen, schwach gebogenen Kegeln besetzt, welche auf der Mitte des Gebietes relativ am besten entwickelt sind; der Basalfleck im übrigen und zwar besonders der unter- halb jenes Gebietes befindliche Teil sowie sein ganzes distales Ende gleichmässig mit winzig kleinen Kegelgebilden besetzt, welche hier viel verbreiteter als bei Pa- rarge vorkommen, sogar zwischen die Schuppen der Innenseite eindringen und dem Basalfleck ein für eine Satyride etwas eigenartiges Aussehen verleihen. Gruben wie bei Rhaphicera und Pararge. Chitin braun. Ptychandra Fer». Schadenbergii SEMP. 2. Palpen lang und schmal, hervorstehend, ziemlich gleichmässig gebogen. Basal- glied kurz, höher als das Mittelglied. Dieses etwa 3!/; mal so lang, sich schwach verjüngend, sanft wellenfürmig gebogen. Endglied schmächtig, spindelfórmig, zuge- spitzt, schwach vorwärts geneigt. Behaarung mässig dicht; die Bauchseite des Ba- salgliedes mit schmal keilförmigen und tief gespaltenen, abstehenden Schuppen sowie mit steifen Haaren und einzelnen Borsten, die des Mittelgliedes mit steif aufrecht stehenden Schuppen und schuppenähnlichen Haaren von wechselnder Länge undicht besetzt; die Innenseite mit ziemlich breiten, scharf zwei- bis fünfgezähnten, an- liegenden Schuppen bekleidet; der Rücken des Mittelgliedes mit niedrigem, distal- wärts sich verjüngendem Haarkamm versehen; Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, am distalen Ende breit abgerundet oder fast quer und ziemlich bestimmt begrenzt, am proximalen oberen Teil schwach ausgezogen, abge- rundet. Die Anschwellung erstreckt sich von der proximalen oberen Ecke des Basal- flecks aus in etwas schräger Richtung bis zur vorderen Schuppengrenze, fast ellipsen- förmig, oben und vorn sich ziemlich stark von der Oberfläche des Basalflecks erhe- bend, unten schwach abfallend und in den angrenzenden Teil des Basalflecks über- gehend, aber doch dadurch deutlich markirt, dass die Kegel hier eine bestimmte Grenz- linie bilden, welche von der unteren Schuppengrenze ziemlich weit entfernt bleibt und etwa mit dem Bauche des Gliedes parallel verläuft. Kegel fast ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, dicht stehend, nicht besonders lang aber verhält- nismässig robust, gleichmässig schön angeordnet, sehr schwach gebogen, zugespitzt; unmittelbar vor der distalen unteren Ecke der Anschwellung folgt ihnen eine geringe Anzahl ganz kleiner Kegelgebilde. Auf dem distalen Teil der Anschwellung kommen einige grosse, deutlich sichtbare Gruben vor. Chitin sehr licht und hell weisslichgelb. Über die Palpen der Rhopaloceren. 123 III. Mycalesis-Gruppe. Mycalesis Hözn. Asochis Hew. (Fig. 46). 2. Mineus L. 2. Palpen schmal, bei Mineus sehr schmal, aufsteigend, über den Kopf hervorra- gend, am Grunde stark gekrümmt. Basalglied von etwa gleicher Höhe wie das Mit- telglied. Mittelglied 21/, mal so lang oder länger, fast gleichmässig hoch, schwach gebogen. Endglied ausgezogen, feinspitzig, fast gerade aufwärts gerichtet. Behaa- rung am Bauche des Basalgliedes aus langen, abstehenden, schmal keilförmigen oder zungenförmigen, meistenteils tief gespaltenen Schuppen und steifen, borstenförmigen Haaren bestehend, und zwar sind die letzteren am Grunde des Gliedes vorherrschend; die Bauchseite des Mittelgliedes kurz und dicht schuppenähnlich behaart; die Innen- seite mit zwei- oder dreigezähnten, bei Mineus gleichmässig schön angeordneten, mässig dicht stehenden, anliegenden Schuppen bekleidet; Endglied angedrückt beschuppt. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende gleichmässig abgerundet und gut begrenzt, in der Mitte jedoch etwas spitzig ausge- zogen, am proximalen Ende schwach gerundet und von unten an nach oben abge- schrägt. Die Anschwellung nimmt fast den ganzen Basalfleck ein, sie ist unten und vorn unmittelbar von anliegenden Schuppen umgeben, sehr breit ellipsenförmig oder fast kreisrund, schwach und gleichmässig erhaben, nach keiner Seite hin scharf be- grenzt, wegen des Auftretens der Kegel auf derselben jedoch einigermassen gut mar- kirt. Kegel auf die Anschwellung beschränkt, dicht stehend, an dem unteren und vorderen Rande derselben klein, sonst aber gut entwickelt, ziemlich lang, gleich- mässig schön angeordnet, aufwärts gerichtet, zugespitzt. An dem vorderen Rande der Anschwellung sowie auf dem distalen, vorgezogenen Ende des Basalflecks finden sich einige sehr grosse und deutliche Gruben. Chitin licht hellgelb. Bieyelus Kırs. Italus Hrw. 2. Palpen ziemlich lang und schmal, zwischen dem Basal- und Mittelgliede winklig gekrümmt. Basalglied etwa wie bei Mycalesis. Mittelglied 3 mal so lang, sehr schwach gebogen. Endglied von ziemlich breiter Basis sich gleichmässig verjüngend, scharf zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem distalen Teil des Mittelgliedes ste- hend. Behaarung dichter, sonst aber im wesentlichen derjenigen genannter Gattung ähnlich. 124 Enzıo REUTER. Basalfleck ungefähr ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende wie bei Mycalesis abgerundet und begrenzt, an der proximalen oberen Ecke zugespitzter. Die Anschwellung füllt den ganzen Basalfleck aus, derjenigen von Mycalesis beinahe gleichkommend. Kegel stärker entwickelt und gleichmässiger ausgebildet, sonst wie bei genannter Gattung. Gruben und Chitin ähnlich. IV. Melanitis-Gruppe. Melanitis Far. Leda L. (Fig. 47). 8. Bankia FABR. 4. Palpen mässig lang, ziemlich kräftig, aufsteigend, stark gebogen. Basalglied schwach seitlich zusammengedrückt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, gleichmässig hoch, sanft gebogen. Endglied kurz, sich schnell verjüngend, zugespitzt, schwach vorwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes aus sehr dicht stehenden Haaren bestehend und zwar sind die am Grunde des Gliedes befindlichen lang und gleichmässig schmal; ihnen folgen distalwärts etwas kürzere, meist an ihrem Ende er- weiterte, flach gespaltene, schuppenähnliche Haare; die Bauchseite des Mittelgliedes dicht und kurz abstehend schuppenähnlich behaart; die Innenseite mit etwa keilför- migen, zwei- oder dreigezähnten, anliegenden Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken des Mitteleliedes zeigt in der Nähe des distalen Endes des Gliedes einen deutlichen Haarschopf; Endglied angedrückt beschuppt. Basalfleck etwas mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende abgerundet und ziemlich gut begrenzt, am proximalen Ende schwach gleichmässig abgeschrägt, gerundet. Die Anschwellung erstreckt sich von dem hin- teren Rande des Basalflecks aus in etwas schräger Richtung über die Mitte desselben gegen die vordere Schuppengrenze hin, die untere Schuppengrenze nicht berührend und oben einen ziemlich breiten Streifen des Basalflecks frei lassend, ungleich ellip- senförmig, schwach erhaben und nicht scharf aber dennoch wenigstens oben deutlich begrenzt, bisweilen auch z. T. unten durch eine schwache Chitinverdickung markirt. Kegel dichtstehend, fast ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, an dem distalen und unteren Rande derselben klein, sonst gut entwickelt und fast gleich- mässig gross, ziemlich regelmässig angeordnet, sich neigend, aufwärts gerichtet, fast ge- rade, spitzig. Am distalen Ende der Anschwellung kommen einige Gruben vor, welche z. T. von den Kegeln bedeckt werden. Chitin licht und hell gelb. Über die Palpen der Rhopaloceren. 125 Gnophodes WEsrw. Parmeno Dovsr. HEw. Palpen etwas kürzer und weniger kräftig, sonst von ähnlicher Gestalt wie bei Melunitis. Basalglied verhältnismässig weniger hoch als bei genannter Gattung, nicht merklich seitlich zusammengedrückt. Mittelglied nicht völlig 3 mal so lang. Endglied etwas ausgezogener. Behaarung an die von Melanitis erinnernd; die Haare der Bauchseite des Basalgliedes weniger steif und nicht so dicht stehend; die Schuppen der Innenseite gestreckter. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, wie bei Me- lanitis begrenzt, am proximalen Ende. vorgebuchtet, gerundet. Die Anschwellung etwas grüsser und gleichmässiger ellipsenfórmig, deutlich erhaben, sehr an die ge- nannter Gattung erinnernd. Kegel denen von Melanitis etwa gleichkommend, auf dem obersten Teil der Anschwellung jedoch verhältnismässig etwas kleiner. Gruben und Chitin wie bei Melanitis. Tisiphone Hüss. Maculata Hoprr. 2. Palpen lang und einigermassen kräftig, deutlich über den Kopf hervorragend, aufsteigend, am Grunde stark gekrümmt. Basalglied kurz, etwas weniger hoch als das Mittelglied, rund, gleichmässig gebogen. Mittelglied 3 !/, mal so lang, eylindrich, sanft wellenförmig gebogen. Endglied etwas ausgezogen, zugespitzt, unbedeutend vorwärts geneigt. Behaarung dicht; die Bauchseite des Basalgliedes sehr dicht mit steifen, breit borstenförmigen Haaren besetzt, welche distalwärts überhaupt kürzer werden, die des Mittelgliedes etwa wie bei Melanitis und Gnophodes behaart; die Schuppen der Innenseite etwas breiter, weniger dicht angedrückt; der Haarkamm des Rückens gleich vor der Mitte des Mittelgliedes einen sehr niedrigen, fast unmerk- lichen Schopf zeigend, dann sich distalwärts allmählich verjüngend; Endglied anlie- gend beschuppt. Basalfleck ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, beinahe über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, am distalen Ende gleichmässig abgerundet, gut be- erenzt, am proximalen Ende schwach vorgebuchtet, gerundet. Die Anschwellung ausgedehnt, beinahe den ganzen Basalfleck ausfüllend, vorn und z. T. unten unmittelbar von den Schuppen umgeben, sehr breit ellipsenförmig, ziemlich schwach aber deutlich und gleichmässig erhaben, nach allen Seiten hin bestimmt begrenzt und durch eine etwas dunklere Linie gut markirt. Kegel auf die Anschwellung beschränkt, einiger- 126 ENZIO REUTER. massen dicht stehend, gleichmässig und parallel angeordnet, überhaupt ziemlich gut entwickelt, wie bei Gnophodes auf dem obersten Teil der Anschwellung jedoch recht klein. Gruben wie bei Melanitis und Gnophodes. Chitin bräunlich gefärbt. V. Satyrus-Gruppe. 1. Euptychien-Gruppe. Euptychia Hügx. Hiesione Swng S Acmenis HÜBx. (Fig. 48). 8. Lydia OR SSM Ty; Dot umi. nm chers Eurytus FABR. . 2. RT ISjpynsus ono e is S | Palpen deutlich über den Kopf hervorragend, am Grunde ziemlich stark gebo- gen. Basalglied kurz, rund. Mittelglied wohl 3—31/, mal so lang, etwas ange- schwollen, in der Mitte am dicksten und dann distalwärts sich merklich verjüngend, schwach wellenförmig gebogen. Endglied meistenteils lang, schlank, zugespitzt, santt vorwärts geneigt. Behaarung variirend, überhaupt mässig dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit langen, aufrecht stehenden, an ihrem Ende oft recht breit erweiterten und z. T. fast schuppenähnlichen oder seltener (Eurytus) mit fast ausschliesslich gleich- mássig schmalen Haaren und dazwischen eingemengten kurzen Stachelhaaren besetzt; die des Mittelgliedes mit ähnlichen Haaren und zwar von sehr wechselnder Länge sowie mit kurzen, abstehenden Schuppen bekleidet; die Innenseite von ziemlich grossen und breiten, gerundet keilfórmigen, zweigeteilten oder zumeist drei- bis viergezähnten angedrückten Schuppen bedeckt; der Haarkamm des Rückens an der distalen Hälfte des Mittelgliedes einen meist kleinen Schopf zeigend; Endglied anliegend behaart und beschuppt. Basalfleck !/; bis beinahe !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, nur wenig lànger als breit, am distalen Ende zuweilen unbedeutend vorgezogen, einigermassen bestimmt begrenzt, am proximalen Ende ausgebuchtet, gleichmässig gerundet. Die Anschwellung variirend, einen grossen Teil des Basalflecks einnehmend, aber doch in der Regel weder die vordere noch die untere Schuppengrenze erreichend, eirund oder ellipsenförmig, bisweilen fast unmerklich (Hesione), meist jedoch deutlich wenn auch schwach und gleichmässig erhaben, aber etwas unbestimmt begrenzt (Libye, Acmenis u. A.), selten namentlich am oberen und vorderen Rande sich ziemlich stark von der Oberfläche des Basalflecks erhebend und hierdurch schärfer markirt (Erichtho). Kegel einigermassen dicht stehend, hauptsächlich auf die Anschwellung beschränkt, kommen aber auch spärlich unmittelbar vor derselben vor, ziemlich lang aber Uber die Palpen der Rhopaloceren. 127 schmächtig (bei Ærichtho jedoch kürzer und dicker), einigermassen gleichmässig aus- gebildet, an dem vorderen Rande der Anschwellung jedoch im allgemeinen kleiner, gerade oder sehr schwach gebogen, spitzig. Auf dem distalen, d. i. vorderen Ende der Anschwellung sowie unmittelbar vor derselben finden sich einige deutlich sicht- bare Gruben. Chiti licht weisslichgelb. Oressinoma WEsTW. Typhla Dovsr. Hrw. 4. Palpen aufsteigend, von ähnlicher Gestalt und Grösse wie bei Æuptychia. Mit- telelied wohl 3 mal so lang wie das Basalglied, fast gleichmässig dick. Endglied etwas kürzer und schlanker als bei Euptychia. Behaarung dünn, im wesentlichen derjenigen genannter Gattung ähnlich. Basalfleck am distalen Ende unbedeutend vorgezogen, wie bei Euptychia be- erenzt. Weil sämtliche zur Untersuchung vorliegenden Palpen am Grunde mehr oder weniger defekt waren, konnte die Anschwellung nebst den auf ihr befindlichen Kegeln nicht untersucht werden. Auf dem distalen Ende des Basalflecks kommen einige grosse und sehr deutliche Gruben vor. Chitin licht und hell weisslichgelb. Taygetis HüBx. Virgilia Cram. 7. Andromeda Cram. 4. Palpen etwas kräftiger als bei Zuptychia, hervorstehend, einigermassen gleich- mässig gebogen. Basalglied wie bei Fuptychia. Mittelglied kaum 3 mal so lang, von der Mitte an sich distalwärts allmählich verjüngend, schwach wellenförmig ge- bogen. Endglied wie bei genannter Gattung. Behaarung dichter als bei Huptychia; die Haare der Bauchseite gleichmässiger schmal und etwas borstenfórmig, sonst denen von Euptychia ähnlich; die Schuppen der Innenseite regelmässiger angeordnet; der Rücken des Mittelgliedes auf dem distalen Teil (etwa bei dem dritten Viertel der Länge) desselben einen ziemlich starken Schopf zeigend; Endglied wie bei Zuptychia behaart. Basalfleck etwa 3/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, länglich, am distalen Ende gleich und schön abgerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende schwach ge- rundet, ausgebuchtet. Die Anschwellung ziemlich ausgedehnt, wie bei Zwptyehia sich nicht bis zu den Schuppengrenzen erstreckend, gleichmässig schön ellipsen- oder ei- förmig, schwach aber deutlich und gleichmässig erhaben, oben und vorn meist be- stimmt begrenzt, unten durch die von den Kegeln gebildete Grenzlinie markirt. Kegel stärker entwickelt und regelmässiger angeordnet, im übrigen etwa wie bei genannter 128 Enz10 REUTER. Gattung. Die auf dem distalen Ende der Anschwellung befindlichen Gruben werden z. T. von den Kegeln bedeckt. Chitin licht hellbräunlich gefärbt. 2. Ypthima-Gruppe. Ypthima Huss. Loryma Hew. 4. Stellera Escg.. . . . 2. Sakra Moore 2. var. SEMPERA FELD. 2. Ceylonica HEw. 2. Palpen ziemlich lang, über den Kopf hervorragend, etwas hervorstehend, schwach eebogen, rund. Basalglied von gleicher Höhe wie das Mittelglied, gleichmässig ge- krümmt. Mittelglied etwa 21/, mal so lang oder länger, in der Mitte am dicksten oder fast gleichmässig dick, sehr schwach gebogen. Endglied verhältnismässig sehr lang und schlank, spitzig, unbedeutend vorwürts geneigt. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, aus sehr langen und steif abstehenden, gleichmässig schmalen (Sakra, Ceylonica) oder an ihrem Ende etwas erweiterten (Loryma, Stellera) Haaren und da- zwischen einzeln eingestrenten kurzen Stachelhaaren bestehend; die Innenseite mit länelich eiförmigen, flach gespaltenen, ziemlich regelmässig und schön angeordneten, angedrückten Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken des Mittelgliedes mit einem Haarkamm versehen, welcher in der Mitte des Gliedes oder gleich vor der- selben am höchsten ist, ohne jedoch einen Schopf zu bilden; Endglied angedrückt beschuppt. Basalfleck !/,—?/, der Länge des Basalflecks einnehmend, fast ebenso breit wie lang, am distalen Ende meist gleich gerundet und einigermassen gut begrenzt, am proximalen Ende abgerundet. Die Anschwellung meistens sehr schwach erhaben, bei Sakra fast unmerklich und zwar auf ein ellipsenfürmiges, nach allen Seiten hin un- deutlich begrenztes Gebiet beschränkt, welches etwa die Mitte des Basalflecks ein- nimmt oder sich der unteren Schuppengrenze nähert und von der Basis des Basal- flecks aus sich nur über ?/, der Länge desselben erstreckt; bei Stellera und Sempera ist sie stärker markirt, schwach aber deutlich gewölbt, wenigstens oben und vorn deutlich begrenzt, breit ellipsenfórmig und einen grossen Teil des Basalflecks ein- nehmend, doch weder die vordere noch die untere Schuppengrenze erreichend. Die Kegel auf die Anschwellung oder ein entsprechendes Gebiet beschränkt, ziemlich un- dicht stehend, schwach entwickelt, an dem unteren und vorderen Rande der An- schwellung sehr klein, schwach gebogen oder fast gerade, spitzig. Auf dem distalen Teil der Anschwellung, bezw. des Kegelgebiets, sowie unmittelbar davor, finden sich mehrere grosse und deutliche Gruben. Chitin hell gelblich. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 129 Xois HEW. Sesara Hrw. 2. Palpen stärker und gleichmässiger gebogen als bei Ypthima; das Endglied etwas kürzer und gleichmässiger schmal, sowie stärker vorwärts geneigt; im übrigen wie bei genannter Gattung. Behaarung der Bauchseite weniger dicht als bei Ypthima, die Haare viel kürzer, grösstenteils an ihrem Ende erweitert, schuppenähnlich, etwas an diejenige der Gattung Æuptychia erinnernd; die Schuppen der Innenseite wie bei Ypthima; der Haarkamm des Rückens des Mittelgliedes niedriger als bei letztge- nannter Gattung; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek am distalen Ende wie bei Ypfhima abgerundet und begrenzt. Die untersuchten Palpen waren am Grunde fehlerhaft, weshalb der Basalfleek nicht näher studirt werden konnte; so viel lässt sich jedoch feststellen, dass Xois in dieser Hinsicht eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit Ypthima und zwar am nächsten mit Y. Loryma und Verwandten zeigt. Chitin gelblich. Coenonympha Hüsw. Oedipus FABr. . . 6. Philea HUBNS- 5-922 Hiero Tuo. ni esr ser 2: Amaryllis CRAM. . . 2. Iphis Scuirr. . . 6. ID'OmusEISPA TNR APCE MCE PAC. Pamphilus L. (Fig. 49). 28. Tiphon Rorr. 16. Palpen über den Kopf hervorragend, von ähnlicher Gestalt wie bei Ypthima. Basalglied verhültnismüssig kürzer als bei dieser Gattung. Mittelglied 2 !/,—3 !/; mal so lang wie das Basalglied, cylindrich oder fast unmerklich sich verjüngend, sehr schwach wellenfórmig gebogen. Endglied ungefähr wie bei Ypthima. Behaa- rung der Bauchseite sehr dicht, aus sehr langen, aufrecht stehenden feinen Haaren, bisweilen ausserdem aus weniger dicht stehenden, an ihrem Ende erweiterten, schup- penühnlichen Haaren bestehend; die Innenseite mit grossen, breiten, gerundet eifór- migen, ungezähnten oder gekerbten, anliegenden Schuppen undicht bekleidet; der Haarkamm auf dem Rücken des Mitteleliedes distalwärts allmählich höher werdend; das Endglied mit Schuppen und kurzen angedrückten Haaren dicht besetzt. Basalfleck ?/,—!/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, nicht merklich länger als breit, am distalen Ende bisweilen etwas vorgezogen, überhaupt nicht bestimmt begrenzt, am proximalen Ende quer abgeschnitten oder nur sehr unbedeu- 17 130 Enzıo REUTER. tend ausgeschwungen und abgerundet. Die Anschwellung sehr schwach erhaben, meistenteils fast unmerklich, unbestimmt begrenzt. Das von den Kegeln eingenom- mene Gebiet ist selten über den gróssten Teil des Basalflecks ausgedehnt (ero, Ar- cania); es erstreckt sich öfters bis zur Nähe der vorderen Schuppengrenze, ist aber zuweilen recht klein, von eiförmiger bis fast kreisrunder Gestalt und auf das mitt- lere Drittel der Breite und zwar auf die proximale Hälfte der Länge des Basalflecks beschränkt (Oedipus, Iphis). Kegel schwach entwickelt, oft sehr kurz, undicht ste- hend, an den peripherischen Teilen und zwar besonders auf dem distalen Ende des Gebietes am kleinsten, fast gerade, spitzig. Auf dem distalen Teil des Basalflecks, unmittelbar vor dem Kegelgebiete, kommen mehrere recht grosse und deutliche Gru- ben vor. Chitin licht hellgelblich. Triphysa ZELL. Phryne Parr. 6. Palpen aufsteigend, ziemlich schwach gebogen, rund. Basalglied wie bei Coeno- nympha. Mittelglied nicht völlig 3 mal so lang, in der Mitte am dicksten, schwach eleichmüssig gebogen. Endglied sehr klein, eirund, gestumpft, etwas vorwärts ge- neigt. Behaarung der Bauchseite wie bei Coenonympha sehr dicht, die Haare etwas weicher und feiner; die Schuppen der Innenseite länglicher und weniger dicht stehend als bei genannter Gattung; der Haarkamm des Rückens ähnlich; das Endglied stark, etwas anliegend behaart. Basalfleck beinahe !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, sehr unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende quer abgeschnitten. Es findet sich keine merkbare Anschwellung; die Kegel bilden ein durchaus diffuses, längliches, distalwärts sich meist verjüngendes Gebiet, welches von der Basis des Gliedes aus und zwar das mitt- lere Drittel der Breite des Basalflecks einnehmend, sich etwa über ?/, der Länge des- selben erstreckt. Kegel sehr undicht stehend und verhältnismässig ausserordentlich schwach entwickelt, sehr kurz, gerade, zugespitzt. Auf der distalen Hälfte des Ba- salflecks finden sich einige recht grosse und deutliche Gruben. Chitin licht und hell gelblichbraun. Zipaetis Hrw. Scylax Hrw. 4. Palpen ziemlich lang, hervorstehend, wellenförmig gebogen, rund. Basalglied kurz. Mittelglied 3 mal so lang, distalwärts sich unbedeutend verjüngend, schwach Uber die Palpen der Rhopaloceren. 131 gebogen. Endglied kurz, zugespitzt, vorwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite mässig dicht, aus ziemlich groben und steif abstehenden, borstenfórmigen Haaren sowie aus fast schuppenähnlichen solehen von wechselnder aber überhaupt geringer Länge und dazwischen eingemengten Stachelhaaren bestehend; die Schuppen der Innenseite etwa keilfórmig, zwei- oder dreigezähnt, undicht stehend, angedrückt; der Haarkamm des Rückens wie bei Ypthima; das Endglied anliegend beschuppt und kurz behaart. Basalfleek etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende gleich abgerundet, namentlich unten ziemlich gut begrenzt, am proximalen Ende nicht ausgezogen, nur schwach abgeschrägt, stumpfeckig. Die Anschwellung nicht merk- lich erhaben, ellipsenfórmig, beinahe die vordere Schuppengrenze erreichend, dem un- teren Rande des Basalflecks genähert. Kegel auf die Anschwellung beschränkt, etwas undicht stehend, ziemlich lang, schmächtig, spitzig, gerade, auf dem proximalen oberen Teil der Anschwellung relativ am besten entwickelt. Gruben wie bei Coeno- nympha. Chitin licht und hellgelblich. nu Erebien-Gruppe. Maniola SCHRANK. (Erebia DALM.) Epiphron KNOCH D Parmenio HöBN. . 4 var. Cassiope FABR. 4. Tyndarus Bor. 4 Pharte Hügx. 2. Gorge Esp. APS MEN Er Pyrrha SCHIFF. 6. Scaear HiuBny NN 99 4S Ceto Ochs. 2. Pronoë Esp. er! Medusa SCHIFF. 4. Medea ScHırr. (Fig. 50). 4 Glacialis Es». 4. Toe lass PR IIS: Alecto Hügx. DE Euryale Esp. b Stygne HÜBN. 4. Embla Tnuws.. Disa THUNB. 4. Palpen über den Kopf hervorragend, aufsteigend, hervorstehend, schwach ge- bogen. Basalglied verhältnismässig lang, meistenteils etwas höher als das Mittelglied, schwach seitlich zusammengedrückt, ziemlich stark gebogen. Mittelglied etwa 2 mal so lang oder länger, schlank, fast gleichmässig hoch. Endglied kurz, länglich, mehr oder weniger stark vorwärts geneigt, bisweilen in der Behaarung des Mittelgliedes verborgen. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, aus langen und feinen, borsten- förmigen Haaren bestehend; die Schuppen der Innenseite von variirender Form, breit 132 Enzıo REUTER. eiförmig und ungezàhnt (Epiphron, Scaea u. A.) oder ziemlich lang gestreckt und fast gleichmässig schmal, gezáhnt (Medea, Pronoë, Ligea u. A.), undicht stehend, ange- drückt; der Rücken des Mittelgliedes mit ziemlich dünnem Haarkamm, welcher keinen Schopf bildet, versehen; das Endglied ringsum, besonders aber auf der Bauchseite, dicht und ziemlich lang und zwar etwas abstehend behaart. Basalfleck variirend, kaum !/, bis ungefähr !/, der Länge des Basalgliedes ein- nehmend, im allgemeinen nicht besonders breit, am distalen Ende meist etwas vorge- zogen, seltener abgerundet, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende mehr oder weniger stark ausgeschwungen, gerundet oder stumpfeckig. Die Anschwellung in der Regel unmerklich, selten einigermassen deutlich erhaben und gleichmässig gewölbt (Ligen), allmählich in die angrenzenden Teile des Basalflecks übergehend, niemals scharf markirt; das von den Kegeln eingenommene Gebiet inbezug auf Form und (Grösse variirend, bisweilen ziemlich ausgedehnt und einen recht grossen Teil des Basalflecks umfassend (Medea), bei den meisten Arten länglich, von der Basis des Basalflecks aus und zwar der Mitte desselben entlang sich bis zur vorderen Schup- pengrenze erstreckend (Pronoö, Ewryale, Embla u. A.), bisweilen hauptsüchlich auf die proximale obere Ecke des Basalflecks beschränkt (Pyrrha), fast immer sehr un- bestimmt begrenzt. Kegel undicht stehend, schwach entwickelt, oft sehr kurz, meisten- teils gerade, spitzig, in der Regel auf dem proximalen Teil des Gebietes am stärksten ausgebildet und nach den peripherischen Teilen desselben hin allmählich in kleinere übergehend, welche nicht selten über beinahe den ganzen übrigen Teil des Basalflecks zerstreut dastehen. Auf der distalen Hälfte des Basalflecks finden sich einige Gruben. Chitin mehr oder weniger stark bräunlich gefärbt. Leptoneura WALLENGR. Clytus L. 2. Palpen von ungefähr gleicher Gestalt wie bei Maniola, am Grunde gebogen. Basalglied weniger stark gekrümmt als bei genannter Gattung. Mittelglied wohl 21/, mal so lang, sich sehr allmählich verjüngend, unbedeutend gebogen. Endglied wie bei Maniola. Behaarung der Bauchseite wie bei dieser Gattung aus langen, feinen Haaren und ausserdem aus langgestreckten Schuppen bestehend; die Innenseite mit z. T. recht kleinen, z. T. — und zwar besonders auf den peripherischen Teilen derselben — mit ziemlich langen, fast gleichmässig breiten, schwach gezähnten Schuppen undicht bekleidet; der Rücken und das Endglied ungefähr wie bei Maniola behaart. Uber die Palpen der ‚Rhopaloceren. 135 Basalfleck etwas mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende ziemlich lang vorgezogen, verjüngt, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende nur wenig ausgeschwungen. Eine merkbare Anschwellung ist nieht zu finden. Die Kegel schwach entwickelt und dünnstehend, auf einem ziemlich beschränkten, kreis- förmigen, an der proximalen Hälfte des Basalflecks befindlichen Gebiete relativ am diehtesten stehend und am stärksten ausgebildet, im übrigen über einen grossen Teil des Basaltlecks, und zwar besonders gegen das distale Ende desselben hin, zerstreut, an die der Gattung Maniola erinnernd. Gruben ähnlich. Chitin hellbraun. 4. Satyrus-Gruppe. Satyrus Lar. [ry aii Salon. Init IE Amaxie Bsp AMENER Proserpina Cyr. . . Semele Esp. : . . . 28. var. Cordula FABR. 4 Persephone Hüsn. . 2. Fidia L. (Fig. 51). 4 Briseis Borg humle In Statilinus HurN.. . 4. Hermionesba uns gle Arethusa SCHIFF. 4 Alcyone SCHIFF. . . 2. Circe FABR. . . 6 Palpen kräftig, kaum über den Kopf hervorragend, aufsteigend, am Grunde stark gekrümmt. Basalglied hoch, ziemlich stark gebogen. Mittelglied etwa 2 !/, mal so lang, weniger hoch als das Basalglied, fast gleichmässig dick, unbedeutend cebogen!) Endglied meistenteils klein, am häufigsten lànglich eiförmig (bei Dryas etwas ausgezogen), gestumpft, mehr oder weniger, gewöhnlich stark abwärts geneigt, nicht selten von der Behaarung des Mittelgliedes bedeckt. Behaarung sehr variirend; die Bauchseite stets sehr dicht behaart und zwar sind die Haare steif abstehend, mässig lang und breit schuppenähnlich (Persephone, Briseis) oder ganz vorherrschend lang und schmal, borstenfórmig (Dryas, Cordula, Hermione) oder auch finden sich beiderlei Haarformen zugleich (Statilinus, Semele, Alcyone); die Schuppen der Innen- seite ziemlich breit und dichtstehend (Cordula, Persephone, Briseis) oder sehr schmal und langgestreckt, dünnstehend (Statilinus, Hermione, Alcyone), mehr oder weniger dicht angedrückt; der Haarkamm auf dem Rücken des Mittelgliedes ohne (Sfatilinus), ') Nach WALLENGREN soll das Mittelglied (wenigstens bei Semele) in der Mitte höher als das Basalglied sein (Skandinaviens Dagfjärilar, S. 36, 37). Bei allen von mir untersuchten Saty- rus-Palpen (auch bei denen von Semele) ist aber das Basalglied stets merklieh hóher als das in der Mitte sehr unbedeutend geschwollene Mittelglied. 134 Enzio REUTER. mit angedeutetem (Dryas, Agave, Hermione, Alcyone) oder mit ziemlich gut ausgebil- detem und abstehendem Schopf (Persephone, Briseis) auf dem distalen Ende des Mit- telgliedes; das Endglied anliegend beschuppt oder kurz behaart. Basalfleck variirend, !/,—!/, der Länge des Basalgliedes und in der Regel et- was mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, bisweilen schmäler (Agave), mehr oder weniger bestimmt, bei Persephone und Briseis sehr gut begrenzt, am distalen Ende gewöhnlich abgerundet, am proximalen deutlich ausgeschwungen, stumpfeckig gerundet. Die Anschwellung ziemlich ausgedehnt, beinahe den ganzen Basalfleck einnehmend und oft sowohl die vordere als die untere Schuppengrenze berührend, meistenteils breit und etwas schräg ei- oder ellipsenförmig, bei einigen Arten- (Cordula, Arethusa, Semele) schwach erhaben und unbestimmt begrenzt, bei an- deren (Persephone, Briseis, Hermione, Aleyone ete., besonders aber bei Fidia) we- nigstens oben und zumeist auch vorn recht stark erhaben und sich steil von der Oberfläche des Basalflecks erhebend, somit nach diesen Seiten hin sehr gut markirt, nach unten aber meist ohne merkbare Grenze in den angrenzenden Teil des Basal- flecks übergehend. Kegel fast ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, im allgemeinen dicht stehend und gut entwickelt, verhältnismässig recht kräftig, in der Mitte der Anschwellung meist am dichtesten stehend und ihre höchste Entwicklungs- stufe erreichend (mit Ausnahme von Persephone, bei welcher Art die Kegel auf einem den unteren Rand der Anschwellung begleitenden, gebogenen Streifen am besten ausgebildet sind), fast gleichmässig dick, gerade, zugespitzt. Einige Gruben finden sich auf dem distalen Ende der Anschwellung, wo sie oft von den Kegeln bedeckt werden, sowie vor derselben neben der vorderen Schuppengrenze. Chitin ziemlich licht gelbbraun. Aphantopus WALLENGR.:) Hyperanthus L. 34. Palpen mässig lang, weniger kräftig als bei Satyrus, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied ein wenig höher als das Mittelglied, mässig stark gekrümmt. Mittelglied 2!/, mal so lang, wie bei Satyrus fast gleichmässig dick, sanft wellen- förmig gebogen. Fndglied ausgezogen, deutlich länger als das Basalglied, allmählich ! Aphantopus, diese von WALLENGREN (Skand. Dagfj. S. 30) für Hyperanthus L. aufgestellte Gattung wird von ScHATZ und RÖBER mit Satyrus Larr. vereinigt, obwohl ihre generische Tren- nung von ihnen als ziemlich gerechtfertigt angesehen wird. Weil Aphantopus u. A. auch durch bedeutend schlankeren Bau der Palpen und namentlich durch das verhältnismässig recht lange Endglied von Satyrus sich unterscheidet, stehe ich nicht an, sie als selbständige Gattung zu betrachten. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 135 verjüngt, zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite dicht, aus sehr langen und feinen, abgestutzten und flach gekerbten, gerade aufrecht ste- henden oder am Endeliede neigenden und spärlicher vorkommenden Haaren bestehend; die Innenseite mit eirund-keilförmigen, zwei- oder dreigezähnten Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken mit einem sehr niedrigen Haarkamm versehen, ohne Schopf. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, am distalen Ende abgerundet, ziemlich gut begrenzt, am proximalen Ende nur unbedeutend stumpf- eckig ausgezogen. Die Anschwellung so gut wie den ganzen Basalfleck ausfüllend, breit ungleichmässig eiförmig, schwach aber dennoch einigermassen deutlich erhaben, ziemlich unbestimmt begrenzt. Die Kegel schwach entwickelt, ziemlich dünnstehend, hauptsächlich auf die Anschwellung beschränkt, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; die proximalen überhaupt etwas stärker ausgebildet, die distalen und am oberen Teil der Anschwellung befindlichen meist sehr klein, in spärlich vorhandene, z. T. papillen- artige, winzig kleine Kegelgebilde übergehend. Einige recht deutliche Gruben finden sich auf dem distalen Teil der Anschwellung sowie unmittelbar vor derselben. Chitin hellbräunlich. Epinephele How. Lycaon HüBx. 8. Tithonus L 4. JADE I nr Ida Esr. . 4. Pasiphaë Esp. 4. Palpen weniger kräftig als bei Satyrus, wie bei dieser Gattung gekrümmt. Ba- salglied weniger hoch als bei Satyrus, aber dennoch etwas höher als das Mittelglied, rund, gleichmässig gebogen. Mittelglied 3 mal so lang, im übrigen wie bei Satyrus. Endglied ausgezogen, ziemlich schlank, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, teils aus langen und schmalen, borstenförmigen, teils aus kürzeren und brei- teren, schuppenähnlichen, steif abstehenden Haaren bestehend; die Schuppen der In- nenseite länglich, zwei- oder dreigezähnt, mässig dicht stehend, angedrückt; der Haarkamm des Rückens beim zweiten Drittel der Länge des Mittelgliedes einen schwachen Schopf zeigend; das Endglied mehr oder weniger anliegend behaart. Basalfleek etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende ziemlich gleichmässig abgerundet und gut begrenzt, am proximalen Ende nicht merklich (Pasiphaë) oder nur wenig ausgeschwungen (Lycaon, Janira), gerundet oder etwas stumpfeckig. Die Anschwellung bei Pasiphaë verhältnismässig klein, bei Ida, Lycaon und Janira einen grossen Teil des Basalflecks einnehmend, breit eiförmig oder fast rund, sehwach aber wenigstens oben deutlich erhaben, niemals scharf mar- kit. Kegel ziemlich dicht stehend und einigermassen wohl entwickelt, spitzig, nicht 136 Exzıo REUTER. ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt, sondern namentlich distalwärts in schliesslich sehr kleine und ziemlich undicht stehende Kegelgebilde übergehend. Gruben wie bei Safyrus. Chitin ziemlich licht bräunlich gefärbt. Melanargia Mzre. Galathea L.. . 6: Russiae Esp. .. 8. Lachesis HüBx. 4. Occitanica Esr. 4. Palpen von ungefähr gleicher Länge und Dicke wie bei Æpinephele, am Grunde eleichmässiger gebogen, etwas hervorstehend. Basalglied wie bei genannter Gattung. Mittelglied 21/, mal so lang, sehr schwach winklig wellenförmig gebogen. Endglied wie bei Epinephele. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, vorwiegend aus langen und schmalen Haaren und verhältnismässig spärlichen, grossen, gleichmässig breiten, abstehenden Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite etwa ellipsentörmig, die auf dem distalen Ende des Basalgliedes befindlichen gestreckter, ungezähnt oder schwach gezackt, dünnstehend, angedrückt; der Haarkamm des Rückens an der schwach stumpfwinkligen Biegung des Mittelgliedes einen niedrigen, breiten Schopf bildend; das Endglied halb anliegend kurz behaart. Basalfleck etwa ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, gestreckter und weniger bestimmt begrenzt als bei Æpinephele, am proximalen Ende gerundet stumpf- eckig ausgeschwungen. Die Anschwellung ziemlich ausgedehnt, schwach gleichmässig gewölbt, oben nur wenig bestimmt begrenzt, nach unten in den Basalfleck unmerklich übergehend, bisweilen etwas heller gefärbt. Kegel etwas dichter stehend, ein läng- licheres und unten markanter begrenztes Gebiet einnehmend, im übrigen wie bei Epinephele. Einige undeutliche Gruben finden sich auf dem distalen Ende des Basal- flecks. Chitin bräunlich gefärbt. Heteronympha WALLENGR. Philerope Boisp. 8. Palpen länger, aber von fast gleicher Dicke und am Grunde ebenso stark ge- krümmt wie bei Satyrus. Basalglied sehr kurz, an das von Epinephele erinnernd. Mittelglied wohl 31/, mal so lang, wie bei Melanargia gebogen. Endglied ungefähr wie bei letztgenannter Gattung. Behaarung am Bauche des Basalgliedes sehr dicht, aus langen, schmalen, steif abstehenden Haaren bestehend; die Bauchseite des Mittel- eliedes dicht mit abwechselnden kürzeren, schuppenähnlichen und spärlicher mit Über die Palpen der Rhopaloceren. 137 langen, borstenartigen Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite ziemlich dünn- stehend, anliegend, und zwar sind die an den Basalfleck angrenzenden klein und lànglieh, die auf dem distalen Ende des Basalgliedes befindlichen langgestreckt, gleich- mässig breit, schwach gekerbt; der Rücken des Mitteleliedes mit dichtem Haarkamm versehen, ohne Schopf; das Endglied anliegend behaart. Basalfleck beinahe !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, an den von Me- lanargia erinnernd, am proximalen Ende kaum ausgeschwungen, stumpfwinklig ab- serundet. Die Anschwellung ziemlich ausgedehnt, die vordere Schuppengrenze bei- nahe erreichend, ellipsenfórmig, oben und z. T. auch vorn sich ziemlich merkbar von der Oberfläche des Basalflecks erhebend, unten wie bei Melanargia ausgeglichen. Kegel dicht stehend, ziemlich gut entwickelt, regelmässig schön angeordnet, im übrigen wie bei Melanargia und Epinephele. Gruben ähnlich. Chitin ziemlich hell gelblich- braun. Oeneis Hus. Jutta Hüex. 8. Norna THUNB. 4. Aello Es». . 6. Bore Scan. . 2. Palpen etwas lànger, aber nicht vüllig so kräftig wie bei Satyrus, am Grunde weniger stark gebogen. Basalglied verhältnismässig lang, etwas höher als das Mit- telglied, aber nicht so hoch wie bei genannter Gattung. Mittelglied 2—2 !/, mal so lang, übrigens wie bei Satyrus. Endglied ziemlich klein, lànglich. Behaarung der Bauchseite buschig, aus sehr feinen und langen, schmal borstenartigen Haaren beste- hend; die Schuppen der Innenseite lang, gleichmässig schmal, sehr dünnstehend, an- gedrückt; der Haarkamm des Rückens ziemlich hoch, ungleich, ohne Schopf; das Endglied halb abstehend, fein behaart. Basalfleck klein, nur etwa !/; der Länge des Basalgliedes und nicht viel mehr als die halbe Breite der Innenseite eimnehmend, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende unbedeutend ausgeschwungen, gerundet stumpfeckig. Die Anschwellung so gut wie den ganzen beschränkten Basalfleck einnehmend, breit ellipsenförmig oder gerundet, meistens schwach, bei Aello fast unmerklich erhaben, bei Norna dagegen deutlich und gleichmässig gewólbt, niemals scharf markirt, bisweilen von hellerer Farbe als die übrigen Teile des Basalflecks. Kegel hauptsächlich auf die Anschwellung be- schränkt, dünnstehend und schwach entwickelt, kurz und schmächtig, am Ende schwach gebogen, spitzig. Auf dem distalen Ende des Basalflecks, unmittelbar vor der An- schwellung, finden sich einige, bisweilen sehr deutliche Gruben. Chitin braun. 18 138 Exzro REUTER. VI. Pronophila-Gruppe. Steroma Westw. Modesta Star. 2. Palpen ziemlich kurz, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied kurz, eleichmüssig gekrümmt. Mittelglied annähernd 3 mal so lang, dicker als das Basal- elied, etwas angeschwollen, sanft wellenförmig gebogen. Endglied klein, nur ?/, des Basalgliedes, eifórmig, schwach abwärts geneigt. Behaarung an der Bauchseite aller Glieder gleichmässig, dicht, aus langen und steifen, borstenartigen, aufrecht stehenden Haaren bestehend; die Innenseite zumeist mit keilfórmigen, flach zwei- oder dreigezähnten Schuppen ziemlieh dünn bekleidet, und zwar werden die des Mittelgliedes gegen die Bauchseite desselben hin von haarähnlichen Schuppen ersetzt; der Rücken mit einem Haarkamm versehen, welcher keinen deutlichen Schopf bildet. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, distalwärts ein wenig verjüngt, ungleieh begrenzt, am proximalen Ende stumpfeckig ausgezogen. Es findet sich keine deutlich erhabene Anschwellung; die Kegel nehmen ein läng- liches, schräg und zugespitzt schmal eifórmiges und einigermassen markant begrenz- tes proximales Gebiet ein, welches von der Mitte des ausgebuchteten Hinterrandes des Basalflecks aus etwas schräg distalwärts und nach unten hin bis über die Mitte der Länge desselben verläuft. Die Kegel ziemlich gut und gleichmässig entwickelt, gerade, spitzig, einigermassen parallel aufwärts gerichtet, die auf dem distalen Ende des Gebietes stehenden etwas kleiner; ausserhalb desselben kommen keine Kegelge- bilde vor. Am distalen Teil des Gebietes sowie vor demselben finden sich mehrere recht deutliche grosse Gruben. Chitin hell gelblichbraun. Elina Branch. Vanessoides Br. 2. Palpen ziemlich lang, am Grunde gebogen. Basalglied wie bei Sferoma. Mit- telelied nur 21/, mal so lang, fast unmerklich verjüngt, gerade. Endglied ausge- zogen, mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, dünn, zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite derjenigen von Sferoma ähnlich, auf dem Endgliede aber kürzer; die Schuppen der Innenseite am Mittelgliede zum grossen Teil haarähnlieb; der Haarkamm des Rückens wie bei genannter Gattung. Weil die Palpen am Grunde fehlerhaft waren konnte ich den Basalfleck nicht untersuchen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 139 Eteona Wesrw. Tisiphone Boisp. 2. Palpen ziemlich lang, hervorstehend, schwach wellenförmig gebogen. Basalglied kurz, merklich höher als das Mittelelied, gleichmässig gekrümmt. Mittelglied wohl 3 mal so lang, schlank, sich allmählich verjüngend. Endglied fast gleichlang wie das Basalglied, zugespitzt, deutlich vorwärts geneigt. Behaarung ziemlich dünn; die Bauchseite mit besonders am Mittelgliede ziemlich kurzen, sehr steifen, borsten- artigen Haaren von wechselnder Länge, sowie mit einzelnen schmal keilförmigen, abstehenden Schuppen besetzt; die Innenseite mit länglichen, etwa keilförmigen, scharf zwei- oder dreigezähnten, schwach angedrückten Schuppen bekleidet; der Haarkamm des Rückens bis zur Mitte des Mitteleliedes, wo er am höchsten ist, schwach ausge- bildet, keinen deutlichen Schopf zeigend; das Endglied anliegend beschuppt und kurz behaart. Basalfleck beinahe !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, distalwärts ziem- lich schnell und gleichmässig verjüngt, etwas unbestimmt und ungleich begrenzt, am proximalen Ende deutlich ausgeschwungen, stumpfeckig. Die Anschwellung ausge- dehnt, einen grossen Teil des Basalflecks einnehmend, von der Basis desselben aus und zwar seiner Mitte entlang fast bis zur vorderen Schuppengrenze sich erstreckend, ungleich und etwas schräg ellipsenförmig, schwach aber deutlich und gleichmässig erhaben, namentlich am distalen Ende unbestimmt begrenzt. Kegel hauptsächlich auf die Anschwellung beschränkt, dicht stehend, gut entwickelt, verhältnismässig kräftig, distalwärts kleiner werdend, schliesslich in ganz kleine, dünnstehende Kegel- gebilde übergehend, fast gerade, spitzig. Einige Gruben kommen auf dem distalen Ende vor, z. T. von den Kegeln bedeckt. Chitin ziemlich dunkelbraun, die Anschwel- lung etwas heller. Lymanopoda Wesrw. Ferruginosa Burz. . . . 2. Larunda Horrr. . 2. Albocincta Hrw. (Fig. 52). 2. Affineola Star. . 2. Palpen lang, aufsteigend, etwas vorgestreckt, nur am Grunde gebogen. Basal- glied kurz, etwa von gleicher Höhe wie das Mittelglied, stark und gleichmässig gekrümmt, in der Mitte am schmalsten. Mittelglied 3 '/; mal so lang, cylindrisch, gerade oder sanft wellenfürmig gebogen. Endglied etwa von gleicher Länge wie das Basalglied, dünn, spitzig, in fast gleicher Richtung mit dem Mitteleliede. Behaarung der Bauchseite an diejenige von Steroma erinnernd; die Schuppen der Innenseite 140 | Enzio REUTER. länglich und zwar sind die auf dem distalen Ende des Basalgliedes befindlichen lang- gestreckt fast gleichmässig schmal, spitzt gezähnt, dünnstehend, angedrückt; der Haarkamm des Rückens ziemlich gleichmässig niedrig (Albocincta, Affineola) oder an der distalen Hälfte des Mittelgliedes merklich höher (Ferruginosa, Larunda), aber doch keinen Schopf zeigend; der Endglied halb abstehend kurz behaart. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde beinahe über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwärts sich allmählich schräg nach oben verjüngend, etwas zugespitzt, am distalen Ende fast den Rücken des Gliedes erreichend, fein quer gestreift; am proximalen Ende durch eine schwache Falte von dem Palpenstiele geschieden, wenig ausgeschwungen, von unten an nach oben ziemlich gleichmässig abgeschrägt. Es findet sich keine merkbare Anschwellung, sondern die Kegel nehmen ein langgestrecktes, spitzig eiförmiges oder keilförmiges, nur oben ei- nigermassen markant begrenztes Gebiet ein, welches etwa die gleiche Ausdehnung wie die Anschwellung bei Zfeona besitzt, die vordere Schuppengrenze sogar berüh- rend. Kegel mässig stark entwickelt, auf dem proximalen Teil des Gebietes relativ am gróssten sowie am dichtesten stehend, distalwärts und nach den Seiten hin all- mählich an Grósse und Frequenz abnehmend, schmal, gerade, spitzig; winzig kleine Kegelgebilde finden sich spärlich oberhalb des Gebietes. Auf dem distalen Ende des Basalflecks, zwischen den dort sehr kleinen Kegelgebilden, kommen einige deutliche Gruben vor. Chitin hell gelbbraun. Pronophila WEsrw. Thelebe Dovsr. HEw. 2. Palpen sehr lang und schlank, weit über den Kopf hervorragend, vorgestreckt, am Grunde gebogen. Basalglied kurz, hóher als das Mittelglied, gleichmässig ge- krümmt. Mittelglied 3 '/, mal so lang, sehr schlank, rund, sehr allmählich verschmä- lert, unbedeutend gebogen. Endglied länger als das Basalglied, cylindrisch, zuge- spitzt, ziemlich stark abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes mit am Grunde des Gliedes langen, sonst überhaupt ziemlich kurzen, steifen, borstenarti- gen Haaren und haarühnlichen Schuppen einigermassen dicht besetzt; die Bauchseite des Mittelgliedes mit gerade aufrecht stehenden, haarähnlichen Schuppen und einzel- nen borstenfórmigen und stachelartigen Haaren dicht bekleidet; die Schuppen der Innenseite klein, lànglich, schwach gezähnt, mässig dicht stehend, angedrückt, die auf dem distalen Ende des Basalgliedes vorkommenden etwas grösser; der Haar- kamm des Rückens sehr niedrig; das Endglied kurz behaart und beschuppt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 141 Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wie bei Lymanopoda am Grunde des Gliedes am breitesten, distalwärts etwas schneller verjüngt als bei genannter Gattung, am proximalen Ende nicht merklich ausgeschwungen, gleichmässig cerundet. Die Anschwellung sehr ausgedehnt, etwas schräg und spitzig eiförmig, breiter und plötzlicher verjüngt als das Kegelgebiet bei Zymamopoda, im übrigen von ganz gleicher Ausdehnung wie dieses, deutlich aber flach gewölbt, besonders oben, aber auch unten ziemlich markant, vorn dagegen weniger deutlich begrenzt. Kegel sehr dicht stehend, ziemlich lang, aber schmächtig, schwach gebogen, spitzig, regel- mässig angeordnet, wie bei Zymanopoda distalwärts an Grösse abnehmend, schliess- lich in winzig kleine Kegelgebilde übergehend, welche auch ausserhalb und zwar vor der Anschwellung spärlich dastehen. Gruben wie bei Zymanopoda. Chitin gel- blichbraun. Lasiophila FEL». Prosymna Hrw. 2. Palpen etwas länger und weniger schmächtig als bei Pronophila. Basalglied kurz, im wesentlichen mit dem von Lymanopoda übereinstimmend. Mittelglied wohl 31/, mal so lang, fast unmerklich verschmälert, sehr schwach wellenförmig gebogen. Endglied wie bei Pronophila länger als das Basalglied, aber dicker, schneller verjüngt, weniger spitzig und weniger stark abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite überhaupt dichter, sonst derjenigen von Lymanopoda ähnlich; die Schuppen der In- nenseite dagegen an die von Pronophila erinnernd, aber etwas gestreckter, meist dreigezähnt; der Haarkamm des Rückens etwa wie bei Lymanopoda; das Endglied dichter beschuppt und behaart als bei den genannten Gattungen. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form und Begrenzung wie bei Pronophila, am proximalen Ende jedoch mehr mit dem von Pedaliodes und Lymanopoda übereinstimmend. Die Anschwellung beinahe von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Pronophila, aber noch weniger stark erhaben und nur oben einigermassen bestimmt begrenzt. Kegel weniger stark entwickelt, im übrigen wie bei letztgenannter Gattung. Gruben ähnlich. Chitin licht hellgelb. Pedaliodes Burr. Perperna HEw. 2. Palpen kürzer und am Grunde stärker gekrümmt als bei Pronophila. Basalglied am Grunde merklich höher als an seinem distalen Ende, welches weniger hoch als das Mittelglied ist, fast unmerklich seitlich zusammengedrückt, stark gebogen. Mit- 142 Enzıo REUTER. telglied beinahe 3 mal so lang, etwas angeschwollen, von der Mitte an sich all- mählich verjüngend, sehr schwach gebogen. Endglied von fast gleicher Länge wie das Basalglied, wie bei Pronophila schlank und zugespitzt, aber nur unbedentend abwärts geneigt. Behaarung mässig dicht; die Bauchseite mit abstehenden, meist tief und scharf gezähnten, z. T. haarähnlichen Schuppen sowie mit längeren, an ih- rem Ende oft unbedeutend erweiterten Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite überhaupt grösser, sonst an diejenigen von Pronophila erimnernd; der Rücken mit niedrigem Haarkamm; das Endglied mit schwach angedrückten, schuppenähnlichen Haaren bekleidet. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, von der Mitte an sich wie bei Pronophila verjüngend, ähnlich begrenzt, am proximalen Ende deutlicher ausgeschwungen, wie bei Lymanopoda stumpfeckig abgerundet. Die An- schwellung von etwa gleicher Ausdehnung wie bei Pronophila, schwach und ungleich- mässig erhaben, nur oben deutlich gewölbt und von einer nach unten gebogenen Linie begrenzt, übrigens ohne merkbare Grenze in den Basalfleck übergehend. Kegel überhaupt ziemlich schwach entwickelt, auf dem proximalen Teil der Anschwellung am grössten und ziemlich dicht stehend, nach unten sowie distalwärts in sehr kleine, undicht zerstreute Kegelgebilde übergehend. Gruben wie bei Lymanopoda ete. Chitin licht hellgelb. Corades Dour. Hrw. Enyo HEw. 2. Palpen sehr an die von Lasiophila erinnernd, nur etwas kräftiger und stärker gebogen. Basalglied von gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses wohl 3 mal so lang, fast gleichmässig hoch. Endglied von etwa gleicher Länge wie das Basalglied, etwas stärker als bei Lasiophila, wie bei Pronophila geneigt. Behaarung von der- jenigen der Gattung Lasiophila nur wenig verschieden; die Schuppen der Innenseite etwas schmäler, die auf dem distalen Ende des Basalgliedes befindlichen lànger und dichter stehend. Basalfleek ?/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen Ende verhältnismässig weniger breit und am distalen Ende abgerundeter, sonst von dem- jenigen der vorgenannten Gattungen nur wenig abweichend, am proximalen Ende wie bei Pedaliodes ausgeschwungen. Die Anschwellung inbezug auf Form und Ausdeh- nung mit der von Zasiophila übereinstimmend, aber oben steiler gewölbt und schärfer markirt, von einer ungleichmässigeren Linie begrenzt. Kegel inbezug auf Entwick- lungsstufe, Gestalt und Anordnung denen von Zasiophila ähnlich. Gruben und Chitin wie bei dieser Gattung. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 143 Abweichende Formen. Zethera Fer». Musa Feun. (Fig. 53) 2. Hestioides Fezp. 2. Palpen nicht besonders lang, aber ziemlich kräftig, aufsteigend, ziemlieh stark gebogen, rund. Basalglied gekrümmt. Mittelglied wohl 2 mal so lang, ziemlich stark, eylindrisch, schwach gebogen. Endglied klein, bedeutend schlanker als das Mittelglied, eifórmig zugespitzt, etwas abwärts geneigt. Behaarung bei den beiden Arten etwas verschieden; die Bauchseite des Basalgliedes mit kurzen, halb anliegenden, schuppenähnlichen und steif sowie breit borstenartigen Haaren besetzt; die Innenseite mit unmittelbar an dem Basalfleck lànglichen, zumeist zweigeteilten (Musa) oder zum grossen Teil viergezähnten (Hestioides) und zwar ziemlich tief gespaltenen Schuppen mässig dicht bekleidet, welche distalwärts und besonders nach der distalen oberen Ecke des Basalgliedes zu von grösseren und gestreckteren Schuppen und schuppen- ähnlichen Haaren ersetzt werden; das Mittelglied bei Musa kurz und gleichmässig angedrückt beschuppt, ohne jegliche abstehenden Haare am Bauche, bei Hestioides da- gegen mit langen und schmalen, anliegenden Schuppen sowie mit halb abstehenden, borstenartigen Haaren bekleidet. Basalfleek etwas mehr als !/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil breit abgerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende breit und stark ausgezogen, stumpfeckig. Die Anschwellung sehr gross, so gut wie den ganzen Ba- salfleck ausfüllend, nach allen Seiten hin, besonders aber nach oben und vorn hin sehr bestimmt begrenzt, und zwar erhebt sie sich in etwas unregelmässig kuppelför- miger Gestalt steil von der Oberfläche des Basalflecks, sehr stark und gleichmässig gewölbt. Die Kegel auf die Anschwellung beschränkt, ziemlich dicht stehend, na- mentlich die auf dem oberen Teil derselben befindlichen gut entwickelt und ziemlich kräftig, schwach gebogen, meist aufwärts gerichtet, spitzig. Unmittelbar vor der Anschwellung finden sich einige undeutliche Gruben. Chitin bräunlich gefärbt. Bia Hus. Actorion L. (Fig 54). 4. Palpen lang und ziemlich schmal, über den Kopf hervorragend, am Grunde ge- bogen, an ihren Spitzen auseinanderstehend. Basalglied kurz, etwas hóher als das Mittelglied, sehr schwach gekrümmt. Mittelelied beim c? nicht völlig, beim 9 wohl 2 3 mal so lang, schlank, in der Mitte am schmalsten, sanft gebogen. Endglied klein, 144 Enzıo REUTER. zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite ziemlich dicht, aus etwas schief abstehenden, bezw. sich neigenden, z. T. schuppen- ähnlichen Haaren bestehend; die Schuppen der Innenseite länglich, etwa lanzettähn- lich keilförmig, flach zweigeteilt, die an den Basalfleck angrenzenden aufrecht stehend, die übrigen anliegend, überhaupt ziemlich dünn stehend; Mittel- und Endglied an- liegend beschuppt, jenes am Rücken mit einem niedrigen Haarkamm versehen, ohne Schopf. Basalfleck ziemlich gedrungen, etwa !/, der Länge des Basalgliedes und etwas mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Teil gleichmässig abgerundet, gut begrenzt, am proximalen Ende nach oben ziemlich stark ausgezogen, gleichmüssig abgeschrügt. Die Anschwellung einen grossen Teil des Basalflecks ein- nehmend, am Rücken des Gliedes eine streifenartige Partie frei lassend, etwas un- eleichmässig nierenförmig, oben und vorn gut begrenzt und sich deutlich von der Oberfläche des Basalflecks erhebend, unten durch eine distinkte, gebogene Grenzlinie markirt, mässig stark und etwas flach erhaben. Die Kegel auf die Anschwellung beschränkt, dicht stehend, gut und gleichmässig entwickelt, ziemlich regelmässig pa- rallel angeordnet, aufwürts gerichtet, schwach gebogen oder fast gerade, spitzig, die an dem vorderen Rande der Anschwellung befindlichen überhaupt kleiner. Auf dem distalen Ende der Anschwellung sowie unmittelbar vor demselben finden sich einige Gruben. Chitin klar und hell gelblichbraun. Elymnias Htsw. Undularis Drury (Fig. 55). 4. Lais Cram. 4. Palpen lang, deutlich über den Kopf hervorragend, hervorgestreckt, nur schwach gebogen. Basalglied von etwa gleicher Höhe wie das Mittelglied, unbedeutend ge- krümmt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, fast gleichmässig hoch, rund, sehr schwach wellenförmig gebogen. Endglied klein, länglich eifórmig, zugespitzt, etwas abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes dieht, aus ziemlich kurzen, abste- henden oder etwas vorwärts sich neigenden Haaren bestehend; die Innenseite des Basalgliedes mit recht dicht stehenden Schuppen bekleidet und zwar sind die an den Basalfleck angrenzenden aufrecht stehend, und sehr breit, etwa gerundet keilförmig, sonst anliegend, besonders bei Lais scharf und ziemlich tief, zumeist vier- oder fünfgezähnt, gleichmässig schön dachziegelartig angeordnet, gegen das Ende des Gliedes hin an Grósse zunehmend; das Mittelglied am Bauche mit wenig abstehenden und zwar denen der Innenseite ähnlichen Schuppen sowie mit zwischen denselben stehenden, verhältnismässig wenigen, kurzen schuppenähnlichen Haaren besetzt; der Uber die Palpen der Rhopaloceren. 145 Haarkamm des Rückens dicht, auf der distalen Hälfte des Mittelgliedes einen deut- lichen, wenn auch ziemlich niedrigen Schopf bildend; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, fast ebenso breit wie lang, am distalen Teil etwa halbkreisfórmig gleichmässig abgerundet, sehr gut begrenzt, am proximalen Ende schwach stumpfeckig ausgebuchtet. Die Anschwellung den ganzen Basalfleck mit Ausnahme eines schmalen Streifens am Rücken des Gliedes einnehmend, fast kreisfórmig oder am oberen Rande in der Mitte etwas eingezogen, sich dentlich von der Oberfläche des Basalgliedes erhebend, und zwar ist sie nament- lich am oberen und vorderen Rande stark und steil gewölbt, aber auch am unteren Rande gut markirt. Die Kegel auf die Anschwellung beschränkt, sehr dicht stehend und gut entwickelt, fast gleichmässig ausgebildet, einigermassen kräftig, regelmässig parallel angeordnet, schwach gebogen, spitzig. Unmittelbar vor der Anschwellung finden sich ein paar recht deutliche Gruben. Chitin hell weisslichgelb. Dyetis Borsp.:) Phegea FABR. 4. Palpen am Grunde noch weniger stark gebogen, sonst an Gestalt denen von Elymnias ähnlich. Mittelglied kaum 21/, mal so lang wie das nicht merklich höhere Basalglied. Endglied etwas länger als bei genannter Gattung. Behaarung der Bauchseite dicht, aus ganz kurzen Haaren und abstehenden, ziemlich tief gezähnten Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite länglich, nicht auffallend breit, mehr oder weniger angedrückt, zwei- oder dreigezühnt, die an den Basalfleck an- grenzenden am kleinsten und am wenigsten dicht stehend, gegen das distale Ende des Basalgliedes hin allmählich an Grósse und Frequenz zunehmend; der Haarschopf des Rückens nähert sich mehr dem distalen Ende des Mittelgliedes. Basalfleck '/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde am breitesten, am distalen Teil nicht so bestimmt und gleichmässig wie bei Zlymmias begrenzt, am proximalen gerundet. Die Anschwellung länglicher und nicht so gerundet wie die genannter Gattung, weil ihr oberer Rand in der Mitte etwas stürker eingedrückt ist, weniger stark gewülbt aber im übrigen etwa wie bei Ælymnias begrenzt. Kegel und Gruben denen genannter Gattung gleichkommend. Chitin gelblich gefärbt. 1) Ich sehe mit Butter (A Monograph of the Lepidoptera hitherto included in the Genus Elymnias. Proc. Zool. Soc. Lond. 1871. S. 518—525) Dyctis als selbständige Gattung an, weil sie sich ausser durch das abweichende Geäder auch inbezug auf die Palpen von Elymnias unter- scheidet. 19 146 Enzıo REUTER. Fam. XL Libytheiden. Libythea Fasz. Labdaca Westw. 2. Celtis FuEsssny. (Fig 56). 4. Carinenta CRAM. 4. Motya Borsp. Lee . . 4 Palpen übermässig mächtig entwickelt, ausserordentlich lang, schnabelartig sehr weit über den Kopf hervorragend, am Grunde ziemlich stark gekrümmt und dann vor oder in der Mitte abwärts gebogen. Basalglied kurz, gleichmässig dick, rund, von ungefähr gleicher Stärke wie das Mittelglied, stark gekrümmt. Mittelglied etwas mehr als 2 mal so lang, einigermassen gleichmässig dick, allmählich abwärts gebogen. Endglied aussergewöhnlich lang, wohl 1/, oder bisweilen (Motya) sogar doppelt so lang wie das Mittelglied, allmählich verjüngt, bei Motya in eine lange, feine und dünne Spitze ausgezogen, abwärts gerichtet, gerade. Behaarung ausser- ordentlich dicht, buschig, aber nur mässig lang; die Bauchseite des Basalgliedes mit abstehenden, z. T. schmal spatelförmigen und dann meist zweigeteilten Haaren, oft daneben mit lanzettähnlichen oder spatelförmigen Schuppen bekleidet, die des Mittelgliedes mit gegen das Ende desselben hin allmählich länger und feiner wer- denden sowie geneigter stehenden und das Ende des Gliedes überragenden Schuppen und Haaren sowie mit spärlichen, abstehenden feinen Borsten besetzt; die Innenseite des Basalgliedes teils mit sehr schmalen und kleinen, teils und zwar gegen die Bauch- seite hin mit grösseren, lanzettähnlichen oder keilförmig-spatelähnlichen, ziemlich scharf gezähnten oder ungezähnten (Motya) Schuppen, die des Mittelgliedes vor- herrschend mit ähnlichen gezähnten Schuppen, am Ende des Mittelgliedes ausserdem mit Haaren bekleidet; der Rücken mit einem Haarkamm versehen, welcher am Ende des Mittelgliedes am höchsten ist, ohne jedoch einen Schopf zu bilden; das Endglied am Bauche und Rücken gleichmässig halb anliegend behaart, und zwar nehmen die Haare gegen das Ende desselben hin allmählich an Länge ab. Basalfleek gedrungen, kaum !/, oder annähernd nur !/, der Länge des Basal- eliedes und etwas mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, fast ebenso breit wie lang, etwas ungleich aber gut begrenzt, an der distalen unteren Ecke ein wenig spitz verjüngt, am proximalen Teil unten durch eine von hinten her kommende breite Furche ziemlich stark und zwar bis über die halbe Länge des Basalflecks eingedrückt, dann nach oben und hinten etwas gerundet ausgezogen, von dem Palpenstiele durch eine Falte recht deutlich abgesetzt. Auf dem Basalfleck findet sich eine flach erha- bene Anschwellung, welche von dem distalen Ende jener unteren Furche aus sich in länglicher und einigermassen gleichmässig schmaler Gestalt schrüg nach oben und hinten hin in die proximale obere Ecke des Basalflecks zieht und am unteren Rande Uber die Palpen der Rhopaloceren. 147 schwach ausgeschwungen erscheint; diese Anschwellung, welche bisweilen von helle- rer Farbe ist, wird nach vorn und oben hin ganz unmerklich ausgeglichen und er- scheint daher völlig unbestimmt begrenzt, aber durch das Vorkommen gut ausgebil- deter Kegel jedoch deutlich markirt. Die Kegel dicht stehend, auf die làngliche An- schwellung beschränkt, namentlich die proximalen und oberen gut entwickelt, viel stärker ausgebildet als bei den Zycaenidae und Eryeinidae, nicht besonders lang, aber verhältnismässig stark, fast gerade oder schwach gebogen, aufwärts gerichtet, zuge- spitzt; der Basalfleck ausserhalb der Anschwellung, bezw. des Kegelgebietes, mit zer- streut dastehenden, winzig kleinen, papillenartigen Kegelgebilden mässig dicht be- setzt. Auf der distalen unteren, spitz vorgezogenen Ecke des Basalflecks, vor der Anschwellung, finden sich einige grosse, etwas undeutliche (Celtis) oder ziemlich stark abstechende (Carinenta) Gruben Chitin bräunlich. Bam X EL Eryeinıden. Subfam. 1. Nemeobiinen. Nemeobius STEPH. Lueina L. 4. Palpen klein aber verhältnismässig recht dick, aufsteigend, ziemlich stark ge- bogen. Basalglied kräftiger als das Mittelglied, rund, schwach gekrümmt. Mittel- elied nieht völlig 2 mal so lang !), merkbar verjüngt, sanft gebogen oder fast gerade. Endglied beim c??/, beim 9?/, des Basalgliedes betragend, ziemlich dünn, zugespitzt, fast in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung beim c" dichter als beim 9; die Bauchseite ziemlich dicht mit langen und feinen, abstehenden, bezw. an der distalen Hälfte der Palpen halb anliegenden Haaren und ziemlich grossen, spa- telfórmigen, zweigeteilten Schuppen besetzt, und zwar sind beim c? die Haare, beim 9 die Schuppen vorherrschend; die Innenseite mit ziemlich grossen, lanzettähnlich- keil- fórmigen, schwach gezähnten, bezw. flach gekerbten Schuppen, am distalen Ende des Mittelgliedes ausserdem mit kurzen Haaren einigermassen dicht bekleidet; der Rücken anliegend beschuppt, bezw. kurz behaart. Basalfleck sehr ausgedehnt, wenigstens am Rücken des Gliedes so gut wie die ganze Länge des Basalgliedes einnehmend, an seiner proximalen Hälfte zugleich über 1) Nach Scuarz und Röger (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 231) soll das „Basalglied nur !/,so lang als das Mittelglied* sein; das Basalglied betrügt aber mindenstens die halbe Länge des Mittel- gliedes. o 148 ENzio REUTER. die ganze Breite der Innenseite sich erstreckend, am distalen Ende etwas schräg nach oben und zwar ungleichmässig verjimgt, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende nicht scharf von dem Palpenstiele abgesetzt. Es findet sich keine Anschwellung oder Erhöhung, auch kein markantes Kegelgebiet. Die Kegel finden sich hauptsäch- lich an der Mitte der proximalen Hälfte des Basalflecks, wo sie diffus zerstreut und zwar ziemlich undicht dastehen, kommen auch spärlich auf der distalen Hälfte vor, sehr schwaeh entwickelt, winzig klein, z. T. fast papillenartig, die proximalen nicht merkbar stärker ausgebildet als die distalen, aufwärts gerichtet, spitzig. Einige grosse und deutlich sichtbare Gruben kommen auf dem mittleren Teil des Basalflecks, zwischen den Kegeln vor. Chitin ziemlich hell gräulichbraun. Dodona HEw. Ouida Moore 2. Palpen an Gestalt und Grösse denen von Nemeobius ähnlich. Basalglied nur unbedeutend kräftiger als das Mittelglied, am proximalen Ende verjüngt, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied kaum 2 mal so lang, demjenigen von Nemeobius ähnlich. Endglied etwa !/, des Basalgliedes, länglich eiförmig, zugespitzt, sehr unbedeutend abwürts geneigt. Behaarung sehr an die genannter Gattung erinnernd; die Schuppen der Innenseite vielleicht etwas lànglicher. Basalfleek am Rücken des Basalgliedes sich bis zum distalen Ende des Gliedes erstreckend, an seinem proximalen Teil beinahe über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, vor der Mitte des Gliedes sich distalwärts ungleich und ziemlich schmal schrág nach oben verjüngend, überhaupt schmäler als bei Nemeobius, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende in den Palpenstiel übergehend. Die Kegel finden sich an gleicher Stelle wie bei genannter Gattung, sind jedoch mehr auf den proximalen Teil beschränkt, durchaus diffus dastehend, ausserordentlich klein und schmächtig, spitzig, meist etwas vorwärts gerichtet. Gruben weniger deutlich als bei Nemeobius, auf derselben Stelle gelegen. Chitin dunkler gräulichbraun. Zemeros Borsp. Flegyas Cram. 2. Palpen sehr klein, an Gestalt denen von Nemeobzus und Dodona ziemlich ähnlich, dick. Basalglied an seiner distalen Hälfte ein wenig stärker als das Mittelglied, am proximalen Teil wie bei Dodona verjüngt, mässig stark gekrümmt. Mittelglied etwa Über die Palpen der Rhopaloceren. 149 1?/, mal so lang, distalwärts allmählich verjüngt, fast gerade. Endglied sehr klein, dünn, spitzig, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung nur mässig dieht; die Bauchseite mit abstehenden, bezw. halb anliegenden, ziemlich kurzen Haaren und fast ebenso langen, denen von Nemeobius und Dodona ähnlichen Schuppen be- setzt; die Innenseite fast ausschliesslich mit überhaupt etwas breiteren und keilfór- migeren, sonst sehr an die von Nemeobius erinnernden, ziemlich grossen Schuppen bekleidet, der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleck sehr ausgedehnt, so gut wie die ganze Innenseite des Basalgliedes mit Ausnahme ihrer distalen unteren Ecke einnehmend, etwas unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende in den Palpenstiel übergehend. Es giebt auch hier kein circum- scriptes Kegelgebiet, sondern die sehr schwach entwickelten Kegel stehen auf dem grösseren Teil des Basalflecks durchaus diffus und zwar ziemlich dünn zerstreut da; die auf der proximalen Hälfte befindlichen überhaupt etwas dichter stehend als die distalen, welche zugleich meist noch etwas schwächer ausgebildet sind, gerade, spitzig, vorwärts gerichtet. Gruben wie bei Nemeobius. Chitin hell gelbichgrau gefärbt. Abisara Fr». A Fylla Dovsr. Hrw. (Fig. 57). 2. Palpen verhältnismässig grösser, sonst denen von Zemeros an Gestalt sehr ähn- lich. Basalglied deutlich kräftiger als das Mittelglied, am proximalen Ende etwas schneller als bei genannter Gattung verjüngt, ziemlich stark gebogen. Mittelglied 12/, mal so lang, von gleicher Form wie bei Zemeros. Endglied ebenfalls sehr klein, aber verhältnismässig etwas dicker, eiförmig, in gleicher Richtung mit dem Mittel- gliede. Behaarung etwas dichter als bei Zemeros; die Bauchseite des Basalgliedes mit ziemlich langen, die des Mittelgliedes mit kurzen, sich vorwärts neigenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren und schmal spatelförmigen, ungezähnten oder gezackten Schuppen besetzt, die Innenseite mit lanzettähnlich- eiförmigen, ganzrandigen oder schwach gekerbten Schuppen, am Ende des Mittelgliedes daneben mit einzelnen kurzen Haaren bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa von gleicher Ausdehnung wie bei Zemeros, das distale Ende des Basalgliedes jedoch nur am Rücken des Gliedes erreichend, sonst seiner ganzen Länge nach beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, einigermassen gut begrenzt, am proximalen Ende unmerklich in den Palpenstiel übergehend, am Rücken fen quer gestreift. Kegel über den grössten Teil des ausgedehnten Basalflecks durchaus diffus zerstreut, dünnstehend, sehr schwach entwickelt und ziemlich gleich- 150 Enzıo REUTER. mässig ausgebildet, schmächtig, spitzig, meist vorwärts gerichtet. Gruben undeut- lich, auf gleicher Stelle wie bei den vorhergenannten Gattungen. Chitin dunkel graubraun. Taxila Westw. Tanita Hew. 2. Palpen sehr klein, verhältnismässig dick, ungefähr von ähnlicher Gestalt wie bei Zemeros, aber etwas stärker und gleichmässiger gebogen. Basalglied nicht dicker als das Mittelglied, am proximalen Ende verjüngt, ziemlich stark gleichmässig ge- krümmt. Mittelglied ungefähr 1?/, mal so lang, in der Mitte am dicksten, rund, sehr unbedeutend gebogen. Endglied sehr klein, eifórmig, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite einigermassen dicht, aus kurzen, z. T. schuppenähnlichen, gegen ihr distales Ende meist erweiterten und zweigeteilten, etwas steifen, sich neigenden Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite lanzettàhnlich- eiförmig, flach gekerbt; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek sehr ausgedehnt, die ganze Länge des Basalgliedes und zugleich beinahe die ganze Breite der-Innenseite einnehmend, anscheinend auch über einen kleinen ?Teil des Mittelgliedes sich erstreckend, etwas unbestimmt begrenzt, am proxi- malen Ende in den Palpenstiel übergehend. Kegel über einen ziemlich grossen Teil des Basalflecks diffus zerstreut, ausserordentlich schwach entwickelt, am ehesten den- jenigen von Nemeobius gleichkommend. Gruben ähnlich. Chitin bräunlichgrau. Stiboges Butt. Nymphidium Burr. 2. Palpen sehr klein, schlanker als bei den vorhergenannten Gattungen, aufstei- send, sehr stark und an der Grenze der beiden ersten Glieder winklig gebogen. Basalglied nicht dicker als das Mittelglied, stark gekrümmt, unmittelbar am Grunde ein wenig verjüngt. Mittelglied nur etwa !/, länger als das Basalglied, in der Mitte am dicksten, am distalen Teil verjüngt, fast gerade. Endglied sehr klein, eifórmig zugespitzt. Behaarung der Bauchseite an die von Tazxila erinnernd, aber weniger steif und zwar am Mittelgliede schuppenähnlicher; die Schuppen der Innenseite über- haupt grösser und verhältnismässig etwas breiter, sonst denen genannter Gattung ziemlich nahe kommend; der Rücken und das Endglied ähnlich beschuppt. Basalfleck sehr ausgedehnt, die ganze Innenseite des Basalgliedes und sogar das proximale Viertel des Mittelgliedes emnehmend, am proximalen Ende von dem Uber die Palpen der Rhopaloceren. 151 Palpenstiele nicht deutlich abgesetzt. Die Kegel rückgebildet, nieht sicher beobachtet. Einige undeutliche Gruben finden sich auf dem mittleren Teil des Basalgliedes. Chitin eräulich, durchsichtig. Polycaena Srer. Tamerlana STGR. 4. Palpen ziemlich lang, über den Kopf hervorragend, schmal und dünn, am Grunde stark gebogen. Basalglied etwas weniger dick als das proximale Ende des Mittel- eliedes, rund, stark gekrümmt. Mittelglied etwa 1?/, mal so lang, am proximalen Drittel recht dick, von da ab zuerst ziemlich plötzlich, dann allmählich distalwärts verjüngt, am distalen Ende nur halb so dick wie am Grunde, gerade. Endglied ver- hältnismässig langgestreckt, ?/, des Basalgliedes, dünn, zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite dicht, aus langen und feinen, ab- sestutzten, abstehenden, bezw. auf dem distalen Ende des Mittelgliedes sowie auf dem Endgliede halb anliegenden Haaren und dazwischen vorkommenden ziemlich erossen, spatelförmigen, meist gekerbten Schuppen bestehend, etwas an die von Ne- meobius erinnernd; die Innenseite mit einigermassen grossen eirund-keilfórmigen, schwach gekerbten Schuppen, die des Mittel- und Endgliedes ausserdem mit kurzen Haaren mässig dicht bekleidet; der Rücken beschuppt und kurz, halb abstehend behaart. Basalfleck annähernd ?/, der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, ziemlich gleichmässig breit, etwas ungleich begrenzt, am proximalen Ende nicht besonders deutlich von dem Palpenstiele abgesetzt. Kegel sehr dünnstehend, ausserordentlich schwach entwickelt, am ehesten denen von Nemeo- bius gleichkommend, aber noch schwieriger zu erkennen. Gruben undeutlich, in der Mitte des Basalflecks. Chitin trüb und ziemlich dunkel braun. Subfam. 2. Euselasiinen. Euselasia HUsN. Eutychus Hrw. (Fig. 58). 2. Aurantiaca SALv. Gopm. 4. Palpen sehr klein, an Gestalt sehr an die von Stiboges erinnernd, wie bei dieser Gattung an der Grenze zwischen den beiden ersten Gliedern etwas winklig gebogen, aufsteigend, rund. Basalglied nicht oder nur wenig dicker als das Mittelglied, eini- germassen stark gekrümmt, am proximalen Ende verjüngt. Mittelglied nur !/; (Eu- 152 ENzro REUTER. tychus) oder noch weniger länger als das Basalglied, ziemlich gleichmässig dick, gerade. Endglied klein, eifórmig zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittel- gliede. Behaarung der Bauchseite einigermassen dicht, aus meist sich vorwärts nei- senden, ziemlich kurzen, zum grossen Teil schuppenähnlichen und zwar gegen ihr distales Ende hin allmählich erweiterten und einigermassen scharf, zumeist zweige- teilten Haaren und dazwischen vorkommenden gezähnten Schuppen bestehend, auf dem Mittelgliede am dichtesten, nicht wenig an die von Stiboges erinnernd; die In- nenseite mit grossen und ziemlich breiten, eirund- keilfórmigen, flach gezackten, an- gedrückten Schuppen ziemlich dünn bekleidet; der Rücken sowie das ganze Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek am Rücken des Basalgliedes die ganze Länge desselben einnehmend, an seiner proximalen Hälfte über etwa die halbe Breite der Innenseite ausgedehnt, an seiner distalen Hälfte allmählich nach oben verjüngt und am distalen Ende des Gliedes nur etwa !/, der Breite der Innenseite betragend, sich anscheinend auch über einen kleinen Teil des Mittelgliedes erstreckend, ziemlich gut begrenzt, an seinem proximalen Ende in den Palpenstiel unmerklich übergehend. Kegel nicht beobachtet. Mehrere ziemlich undeutliche Gruben finden sich auf dem mittleren Teil des Basal- flecks. Chitin hell gräulich, durchsichtig. Methonella Wzsrw. Chrysomela Buri. 2. Palpen von ähnlicher Gestalt wie bei Euselasia, nur etwas gleichmässiger ge- bogen. Basalglied ziemlich deutlich dicker als das Mittelglied, sonst wie bei ge- nannter Gattung. Mittelglied !/; mal so lang, unbedeutend verjüngt, gerade. End- glied wie bei Ewselasia. Behaarung der Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes aus wenigen, sehr kurzen Haaren, im übrigen aus grossen, keilfórmig- spatelfórmigen, gezackten, fast anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mit kleineren, aber ziemlich ähnlichen Schuppen bekleidet; der Rücken und das ganze Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek die ganze Länge des Basalgliedes und zugleich beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, erstreckt sich ausserdem noch über das proximale Drittel des Mittelgliedes, ziemlich gut begrenzt, am proximalen Ende weniger un- mittelbar in den Palpenstiel übergehend, am Rücken mit deutlichen Runzeln versehen. Kegel nicht sicher beobachtet. Gruben wie bei Zuselasia. Chitin hellgrau, durch- sichtig. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 153 Helicopis FABR. Cupido L. 4. Palpen sehr klein, aufsteigend, weniger stark winklig gebogen als bei Æuselasia. Basalglied ein wenig höher als das Mittelglied, mässig stark gekrümmt. Mittelglied gleichlang wie das Basalglied, am distalen Ende ein wenig verjüngt, rund, gerade. Endglied verhältnismässig lang aber dünn, etwa ?/, (5) oder annähernd 3/, (9) des Basalgliedes betragend, zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Be- haarung der Bauchseite aus halb anliegenden, gegen ihr distales Ende hin erwei- terten und meist schuppenähnlichen gezackten Haaren sowie aus grossen, flach ge- zähnten Schuppen bestehend; die Innenseite mit ziemlich grossen, länglichen, beson- ders am distalen Teil des Mittelgliedes keilförmigen, flach gekerbten, angedrückten Schuppen bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek fast die ganze Länge des Basalgliedes und an seiner proximalen Hälfte den grössten Teil der Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Teil etwas weniger breit, anscheinend sich zugleich über einen geringen Teil des Mittelgliedes ausdehnend, etwas unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende unmerklich in den Pal- penstiel übergehend. Kegel deutlich vorhanden, etwa auf das proximale obere Viertel des Basalflecks beschränkt, wo sie ein durchaus diffuses Gebiet bilden und sogar auf dem Rücken vorkommen, einigermassen dicht stehend, sehr schwach ent- wickelt, kurz aber verhältnismässig dick, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet. Gruben undeutlich, auf dem mittleren Teil des Basalflecks. Chitin zart, weisslichgrau, durch- sichtig. Subfam. 3. Lemoniinen. (Eryeininae BATES) Eurybia Hügx. Halimede HüBx. 4. Juturna Fer». (Fig. 59) 2. Palpen einigermassen gross und kräftig, am Grunde sehr stark gebogen, rund. Basalglied etwa von gleicher Stärke wie der proximale Teil des Mittelgliedes, am proximalen Ende etwas verjüngt, stark gekrümmt. Mittelglied 2 mal so lang, an der Bauchseite über die Mitte hin ziemlich stark verdickt und dann nach dem Ende zu wieder verjüngt, schwaeh gebogen. Endglied ausserordentlich klein, sehr kurz, knopfartig zugespitzt, in fast gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung am Bauche des Basalgliedes dicht, aus ziemlich kurzen, sich vorwärts neigenden, 20 154 Enzıo REUTER. bezw. halb anliegenden, z. T. schmal spatelförmigen, schwach gekerbten Haaren und schmalen Schuppen bestehend, die Bauchseite des Mittelgliedes halb anliegend kurz beschuppt; die Innenseite nur in beschrünktem Masse mit normalen und zwar mehr oder weniger breit eifórmigen und schwach gekerbten, sehr dünnstehenden Schuppen bekleidet; dagegen ist die Innenseite des Basalgliedes fast ausschliesslich, die des Mittelgliedes zum grossen Teil und zwar an dem proximalen Viertel sowie an ihrer unteren Hälfte bis auf das zweite Drittel mit langen, mehr oder weniger aufrecht stehenden, sehr steifen und feinen, stachligen Haargebilden besetzt; ein schmales, langgestrecktes Gebiet auf der distalen Hälfte der Innenseite des Mittelgliedes bleibt vollständig nackt; die Haargebilde, welche den Palpen ein sonderbares Aussehen verleihen und in ähnlicher Form bei keiner anderen von mir untersuchten Rhopalo- ceren-Gattung sich wiederfinden, erinnern etwas an die bei den Hesperiiden vorkom- menden, unterscheiden sich aber scharf von diesen durch den vollständigen Mangel an Längsstreifen sowie durch ihre vollkommen ebenen Ränder und sind offenbar weder mit denselben noch mit den bei Miletus und Allotinus vorhandenen homolog, sondern sind schlechtweg als Stacheln aufzufassen; der Rücken mit niedrigem und gleichmässigem Haarkamm; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ?/,—!/, der Länge des Basalgliedes und am Grunde den grösseren Teil der Innenseite einnehmend, schnell nach oben schräg verjüngt, sehr unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende nicht deutlich von dem Palpenstiele abgesetzt, schräg quer gerunzelt. Auf der proximalen oberen Ecke des Basalflecks erscheint ein spitz eiförmiges Gebiet mässig stark aber deutlich und ziemlich gleichmässig angeschwollen und zwar zieht sich die untere Grenze dieses Gebietes von der Palpenwurzel aus schräg nach oben bis zum Rücken des Gliedes, während ihre obere Grenze mit dem Rücken zusammenfällt. Dieses Gebiet ist mit verhältnismässig ziemlich gut ent- wickelten und nicht besonders schmächtigen, geraden, aufwärts und vorwärts gerich- teten, spitzigen Kegeln dicht besetzt; ausserhalb des angeschwollenen Gebietes finden sich Kegel nur am Rücken des Gliedes und zwar sind die hier vorkommenden nur wenig kleiner als die vorhergenannten. An dem distalen Ende jenes Gebietes sind einige undeutliche Gruben vorhanden. Das Chitin ziemlich lebhaft hell weisslichgelb. Eunogyra Wesrw. Satyrus Westw. 2. Palpen ausserordentlich klein, allmählich bogenfórmig aufsteigend, rund. Ba- salglied ein wenig dicker als das Mittelelied, schwach gekrümmt, am proximalen Ende verjüngt. Mittelelied mit dem Endgliede fest verwachsen, zusammen etwa 2 Über die Palpen der Rhopaloceren. 155 mal so lang wie das Basalglied, distalwärts allmählich verjüngt, schwach gleich- mässig gebogen, mit gerundetem Ende. Behaarung dünn; die Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes mit einzelnen kurzen Haaren, im übrigen mit halb anlie- genden, zumeist schmal spatelförmigen, flach geteilten Schuppen besetzt; die Innen- seite mit ziemlich breit lanzettähnlichen, schwach gekerbten, angedrückten Schuppen dünn bekleidet; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleek sehr ausgedehnt, die ganze Länge des Basalgliedes und den gróssten Teil der Breite der Innenseite und ausserdem noch das proximale Viertel des fol- genden Gliedes einnehmend, unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende unmittelbar in den Palpenstiel übergehend. Kegel nur am obersten Teil der proximalen Hälfte des Basalflecks, bezw. am Rücken des Gliedes vorhanden, dünnstehend, ausserordent- lich schwach entwickelt, gerade, spitzig, aufwärts und vorwärts gerichtet, z. T. fast papillenartig. Gruben undeutlich, auf dem mittleren Teil des Basalgliedes. Chitin ziemlich hell grau, fast durchsichtig. Mesosemia Hox. Mevania HEw. 2. Sp.ign. 2. Palpen ausserordentlich klein, an Gestalt denen von Eunogyra ziemlich ähnlich. Basalglied etwa von gleicher Stärke wie das Mittelglied, am proximalen Ende in einen langen und schmalen Stiel ausgezogen, wie bei Æunogyra gekrümmt Mittel- glied annähernd 2 mal so lang, von gleicher Form wie bei genannter Gattung. End- elied klein, eiförmig zugespitzt, nicht merklich geneigt. Behaarung dichter als bei Eunogyra; die Bauchseite mit ziemlich kurzen, z. T. schuppenähnlichen Haaren und schmal spatelförmigen, flach zweigeteilten, abstehenden oder etwas geneigten Schup- pen, welche letztere auf dem Mittelgliede vorherrschend sind, besetzt, nur am proxi- malen Teil des Basalgliedes mit einigen ziemlich langen Haaren versehen; die Innen- seite mit einigermassen breit eirund- keilförmigen, schwach gekerbten Schuppen dünn bekleidet; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleek hat auf dem Basalgliede dieselbe Ausdehnung wie bei Eunogyra, erstreckt sich aber auf dem Mittelgliede bis über ?/, der Länge desselben, wie bei genannter Gattung begrenzt und in den Palpenstiel unmittelbar übergehend, am Rücken fein quer gestreift. Kegel finden sich hauptsächlich auf dem verjüngten proximalen Teil des Basalflecks, wo sie mässig dicht und durchaus diffus dastehen, sehr schwach entwickelt, meist vorwärts gerichtet; auf dem mittleren Teil und sogar einzeln auf der distalen Hälfte des Basalgliedes kommen ausserordentlich winzige, z. T. fast verschwindende Kegelgebilde spärlich vor. In der Mitte des Basalgliedes 156 Enzıo REUTER. wie auch etwa in der Mitte des von dem Basalfleck eingenommenen Teiles des Mittel- gliedes finden sich je eine recht grosse und deutliche Grube. Chitin etwas heller und durchsichtiger als bei Ewnogyra. Cremna Wzsrw. Actoris CRAM. 2. Palpen lang und dünn, über den Kopf hervorragend, am Grunde stark gebogen. Basalglied kurz, etwa von gleicher Stärke wie das Mittelglied, am Grunde verjüngt, schwach gekrümmt. Mittelglied sehr lang, 4 mal so lang wie das Basalglied, cy- lindrisch, nur am Grunde ein wenig gebogen. Endglied wohl ?/, des Basalgliedes betragend, kegelförmig zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Behaarung der Bauch- seite nur unmittelbar am Grunde des Basalgliedes aus einigen wenigen mässig langen feinen Haaren, sonst ausschliesslich aus abstehenden, bezw. an der distalen Hälfte des Mittelgliedes anliegenden, meist ziemlich breit keilförmigen und einigermassen scharf gezackten Schuppen bestehend; die Innenseite mit mehr oder weniger breit eiförmigen, ganzrandigen oder meist dreigezackten angedrückten Schuppen ziemlich dicht bekleidet; der Rücken sowie das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek etwa ?/, der Länge des Basalgliedes und ungefähr die halbe Breite der Innenseite einnehmend, einigermassen gleichmässig breit, etwas ungleich begrenzt, am proximalen Ende in den Palpenstiel übergehend, erscheint an dem proximalen und zwar dem grösseren Teil schwach gleichmässig angeschwollen. Dieses ange- schwollene làngliche Gebiet, welches etwas mehr als ?/, der Länge des Basalflecks einnimmt, geht ohne Grenzen in die Umgebung über und ist zum grössten Teil mit schwach und einigermassen gleichmässig entwickelten, schmächtigen, geraden, spitzigen und meist aufwärts gerichteten Kegeln mässig dicht besetzt; ausserhalb des genannten Gebietes finden sich Kegel nur am Rücken des Gliedes und zwar dort sehr spärlich. Gruben undeutlich, auf der distalen Hälfte des Basalflecks vorhanden. Chitin hell- grau, durchsichtig. Diorhina Mor. Periander CRAM. 4. Palpen lang, ziemlich gleichmässig verjüngt, am Grunde sehr stark winklig gebogen. Basalglied ungefähr von gleicher Höhe wie das Mittelglied, kaum merk- lich gebogen, ziemlich schmal gestielt. Mittelglied 3 !/, mal so lang, allmählich ver- jüngt, sehr schwach und zwar meist nur am Grunde gebogen. Endglied etwa von Uber die Palpen der Rhopaloceren. 157 gleicher Länge wie das Basalglied, kegelförmig, spitzig, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung ziemlich dicht, am Bauche des Basalgliedes aus mässig langen, feinen oder zumeist schmal spatelförmigen und schuppenähnlichen und dann flach zweigeteilten, weichen, vorwärts geneigten Haaren bestehend; die Bauchseite des Mittelgliedes sowie das ganze Endglied anliegend kurz beschuppt; die Innenseite mit mehr oder weniger gestreckt eiförmigen oder lanzettähnlich- elliptischen, auf dem Basalgliede und an der proximalen Hälfte des Mittelgliedes ganzrandigen, auf der distalen Hälfte des letztgenannten Gliedes schwach gekerbten, angedrückten Schuppen bekleidet; die auf dem distalen oberen Teil des Basalgliedes befindlichen m Haare übergehend; der Rücken anliegend beschuppt. Basalfleek nur etwa ?/; der Länge des Basalgliedes und weniger als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende etwas verjüngt, ungleich begrenzt, am proximalen Teil unmittelbar in den Palpenstiel übergehend. Wie bei Cremna findet sich ein schwach aber ziemlich deutlich angeschwollenes, längliches, sich distal- wärts ein wenig verjüngendes Gebiet, welches sich von dem Grunde des Stieles aus bis zum Ende des Basalflecks erstreckt und unten etwas deutlicher als bei genannter Gattung begrenzt ist. Dieses Gebiet ist mit Kegeln ziemlich dicht besetzt und zwar sind diese hauptsächlich auf dasselbe beschrünkt, kommen ausserhalb desselben nur am Rücken des Gliedes vor; nieht besonders schwach entwickelt, bedeutend länger als bei Cremma, schmächtig, gerade, spitzig, aufwärts und ein wenig vorwärts ge- richtet, einigermassen gleichmässig ausgebildet, die auf dem distalen Ende des hier unmerklich ausgeglichenen Gebietes befindlichen jedoch überhaupt etwas kleiner. Gru- ben ziemlich undeutlich, etwa in der Mitte des angeschwollenen Gebietes. Chitin etwas trüb gelblich. Ancyluris Hoss. Aulestes CRAM. 2. Im 39A UND. 4 Palpen ziemlich kurz, stark und etwas winklig gebogen, aufsteigend. Basal- glied etwa wie bei Diorhina. Mittelglied ungefähr 2!/, mal so lang, allmählich verjüngt, schwach und ziemlich gleichmässig gebogen. Endglied klein und schmal, 2/5 (c) oder wohl ?/, (2) des Basalgliedes betragend, zugespitzt, kaum merklich ab- wärts geneigt. Behaarung der Bauchseite einigermassen dicht, fast nur am Grunde des Basalgliedes aus einigen mässig langen Haaren, im übrigen aus meist schmal spatelförmigen, gerundeten oder gekerbten, am Basalgliede geneigten, am Mittelgliede anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mit ziemlich gestreckt lanzettähn- lich- keilfórmigen, ganzrandigen oder schmal gekerbten Schuppen mässig dicht be- kleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. 158 Enzıo REUTER. Basalfleck etwa !/, der Länge des Basalgliedes und beinahe die halbe Breite der Innenseite einnehmend, ungleich begrenzt, am distalen Ende nur wenig verjüngt, am proximalen unmittelbar in den Stiel übergehend, nicht wenig an den von Diorhina erinnernd. Wie bei den beiden vorhergehenden Gattungen zeigt der Basalfleck ein proximales, längliches, angeschwollenes Gebiet, welches indessen hier kleiner und un- deutlicher ist und namentlich distalwürts ganz unmerklich in die Umgebung übergeht. Kegel denen von Diorhina beinahe gleichkommend. Gruben ähnlich. Chitin ziemlich hell grau (Awlestes) oder etwas trüb bräunlich gefärbt (Inca). Themone Westw. Bastur NA 10900) 98: Palpen sehr klein, an Gestalt denen von Ancylwris gleichkommend. Basalglied unbedeutend hóher als das Mittelglied, sonst demjenigen von Diorhina und Anculyris sehr ähnlich. Mittelglied etwa 2 mal so lang, im übrigen wie bei letztgenannter Gattung. Endglied klein und schmal, annähernd !/, (c?) oder ?/, (9) des Basalgliedes betragend, nicht merkbar geneigt. Behaarung der Bauchseite beim c" überhaupt etwas länger und abstehender als beim 92; die Bauchseite hauptsächlich mit schmal spatelfórmigen, bezw. haarähnlichen, flach zweigeteilten, stark vorwärts geneigten oder am Mittelgliede meist anliegenden Schuppen, namentlich beim c? daneben mit feinen, die Schuppen ein wenig überragenden Haaren besetzt, welche am Grunde des Basalgliedes eine ziemliche Lànge erreichen; die Schuppen der Innenseite an die von Ancyluris erinnernd; der Rücken und das Endglied ähnlich beschuppt. Basalfleek demjenigen genannter Gattung beinahe gleichkommend, etwas breiter. Das proximale angeschwollene Gebiet nicht wesentlich verschieden, ziemlich unbe- stimmt, bisweilen sogar sehr undeutlich begrenzt, das distale Ende des Basalgliedes nicht erreichend. Die Kegel finden sich hauptsächlich auf dem genannten Gebiete, wo sie denen von Aneyluris ziemlich ähnlich sind; sie gehen in ausserhalb des Ge- bietes und zwar namentlich auf dem distalen Teil des Basalflecks vorkommende, im- mer kleinere, schliesslich verschwindende und dünner stehende Kegelgebilde allmäh- lich über. Gruben wie bei Ancylwris. Chitin gräulich, fast durchsichtig. Panara Wzsrw. Mhisbe Hair. 4. Palpen denen von Themone überaus ähnlich. Das Endglied etwas kürzer. Be- haarung nicht wesentlich verschieden, die feinen Haare der Bauchseite jedoch zahl- reicher und überhaupt lànger. Über die Palpen der Rhopaloceren. 159 Basalfleek etwas mehr als !/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, schmäler als bei Themone, sonst ähnlich. Er ist zum grössten Teil etwa wie bei Cremna schwach und ziemlich gleichmässig angeschwollen; dieses längliche Gebiet ist na- mentlich distalwärts unbestimmt begrenzt. Kegel überhaupt schwächer entwickelt als bei Themone, etwa die Mitte zwischen dieser Gattung und Cremma haltend, auf dem unteren Teil jenes Gebietes z. T. sehr klein; sie gehen in kleine, auf dem distalen Ende des Basalflecks in ziemlicher Menge zerstreut dastehende Kegel allmählich über und kommen wie bei den vorhergehenden Gattungen zugleich auf dem Rücken des Gliedes zahlreich vor. Gruben und Chitin wie bei Themone. Barbicornis LATR. Melanops Burr. 2. Palpen sehr kurz, aber verhältnismässig kräftig, mássig stark und etwas winklig gebogen, aufsteigend. Basalglied merklich kräftiger als das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelglied etwas mehr als 11/, mal so lang, stark verjüngt, sehr unbe- deutend gebogen. Endglied sehr klein, nur !/, des Basalgliedes betragend, kegel- förmig zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauch- seite dicht, aus ziemlich langen und feinen oder schuppenähnlichen, am Basalgliede ziemlich abstehenden, am Mittelgliede gegen die Spitze hin immer geneigteren Haaren bestehend; die Innenseite mit mehr oder weniger breit eiförmig- keilförmigen, meist deutlich gekerbten, angedrückten Schuppen mässig dicht bekleidet; der Rücken und das Endglied ziemlich anliegend beschuppt. Basalfleek annähernd ?/, der Länge des Basalgliedes und den gróssten Teil der Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende nicht merkbar verjüngt, etwas ungleich begrenzt. Es findet sich ein ziemlich ausgedehntes, làngliches, sehr schwach, fast unmerklich angeschwollenes und durchaus unbestimmt begrenztes Gebiet. Die Kegel kommen auf dem gróssten Teil des Basalflecks diffus zerstreut vor, schwach und einigermassen gleichmässig entwickelt, ziemlich dicht stehend, von gleicher Ge- stalt wie bei den vorhergehenden Gattungen, wie bei diesen finden sie sich auf dem Rücken des Gliedes in grosser Anzahl. Gruben undeutlich, etwa in der Mitte des Basalflecks. Chitin hellgrau, durchsichtig. Lymnas Branch. Bixe Borso, 2. Palpen klein, an Gestalt denen von Barbicornis ziemlich ähnlich. Basalglied stärker als das Mittelglied, sehr schwach gekrümmt. mit ziemlich kurzem Stiele. 160 Enzıo REUTER. Mittelglied 2 mal so lang, sonst wie bei genannter Gattung. Endglied ähnlich. Be- haarung ziemlich dünn; die Bauchseite mit spatelförmigen, einigermassen scharf zwei- oder dreigezackten, anliegenden Schuppen besetzt; die Schuppen der Innenseite läng- lich, eiförmig- keilförmig, ausgekerbt; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek weniger breit, sonst demjenigen von Barbicornis ziemlich nahe kom- mend. Er erscheint zum grössten Teil etwa wie bei Cremna und Panara schwach und gleichmässig angeschwollen. Die Kegel sehr schwach entwickelt, denen von Panara und Barbicornis an Gestalt und Anordnung beinahe gleichkommend. Gruben ähnlich. Chitin ziemlich dunkel braun. Symmachia HüBN. Menetas Drury 2. Palpen sehr klein, an Gestalt zugleich denen von Themone und Lymnas ähnlich, etwas winklig gekrümmt. Basalglied stärker als das Mittelglied, sehr unbedeutend geboren, am Grunde verschmälert, ziemlich schmal kurz gestielt. Mittelglied etwa 11/, mal so lang, allmählich verjüngt, fast gerade. Endglied !/; des Basalgliedes, kegelfürmig zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung an die von Themone erinnernd; die Bauchseite mit meist spatelfórmigen und ziemlich deutlich ausgekerbten oder am Ende abgerundeten, anliegenden Schuppen und aus- serdem mit einigen wenigen, am Grunde des Basalgliedes mässig langen und abste- henden, sonst sehr kurzen und stark geneigten feinen Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite gestreckt lanzettähnlich- eifórmig, abgerundet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek 1/, der Länge des Basalgliedes und etwa die halbe Breite der Innen- seite einnehmend, ungleich begrenzt, am distalen Ende ein wenig verjüngt, am proxi- malen Teil in den Stiel übergehend. Das ausserordentlich schwach und undeutlich angeschwollene sowie durchaus unbestimmt begrenzte Gebiet sehr an das von The- mone erinnernd. Kegel und Gruben kaum verschieden. Chitin Ähnlich. Mesene Wzsrw. Sagaris CRAM. 4. Palpen sehr klein, einigermassen gleichmässig gebogen, aufsteigend. Basalglied ein wenig stärker als das Mittelglied, mässig stark gekrümmt. Mittelglied 1?/, mal Uber die Palpen der Rhopaloceren. 161 so lang, allmählich deutlieh verjüngt, sanft gebogen. Endglied klein, länglich, etwa 1/, des Basalgliedes, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite meist aus spatelähnlich- keilförmigen, ziemlich scharf ausgekerbten, ge- neigten Schuppen und einzelnen feinen Haaren bestehend; die Schuppen der Innen- seite mehr oder weniger schmal keilförmig, bisweilen sehr schmal, ausgekerbt; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek etwas mehr als !/, der Länge des Basalgliedes und ungefähr die halbe Breite der Innenseite einnehmend, sehr unbestimmt begrenzt. Weil die Palpen am Grunde fehlerhaft waren, konnte ich die Strukturverhältnisse des Basalflecks nicht näher untersuchen. Chitin weisslichgrau, durchsichtig. Charis Husx. Laverna Sazv. Gopw. 2. Palpen sehr klein, ziemlich stark winklig gebogen. Basalglied kaum höher als der proximale Teil des Mittelgliedes, schwach gekrümmt. Mittelglied etwa 1 !/; so lang, ziemlich stark verjüngt, fast gerade. Endglied ausgezogen, mehr als !/; des Mittelgliedes betragend, in gleicher Richtung mit diesem, dünn, zugespitzt. Be- haarung der Bauchseite ziemlich dicht, aus mässig langen, gegen das Ende unbe- deutend erweiterten und abgerundeten, sowie aus kürzeren spatelförmigen und abge- stutzten, ungezähnten, geneigten, bezw. anliegenden Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite eiförmig-keilförmig, abgestutzt, ganzrandig oder sehr schwach gekerbt; der Rücken und das Endelied anliegend beschuppt. Weil die Palpen am Grunde zerbrochen waren, konnte ich den Basalfleek nicht untersuchen. Soweit ersichtlich findet sich jedoch eine sehr undeutliche Anschwellung und die Kegel kommen noch am distalen Ende des Basalflecks sowie am Rücken vor; sie sind denen der folgenden Gattung Calydna ähnlich. Chitin hell gelblichweiss, durchsichtig. Calydna WEsrw. Thersander CRAM. 6. Palpen klein, stark und winklig gebogen. Basalglied kräftiger als das Mittel- glied, schwach gleichmässig gekrümmt, am Grunde verjüngt und ziemlich schmal kurz gestielt. Mittelglied 1!/; so lang, demjenigen von Charis ähnlich. —End- glied weniger lang als bei dieser Gattung, ungefähr 1/, des Basalgliedes betragend, 21 162 ENzro REUTER. sonst ähnlich. Behaarung der Bauchseite dicht, nur am Grunde des Basalgliedes aus einzelnen mässig langen, abstehenden feinen Haaren, sonst aus einigermassen breit zungen- oder spatelfórmigen, meist abgestutzten oder seltener schwach gezackten, auf dem Basalgliede stark vorwärts geneigten, auf dem Mittelgliede anliegenden Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite mehr oder weniger schmal eiförmig oder elliptiseh, ganzrandig oder sehr unbedeutend gekerbt, an die von Charis erinnernd; der Rücken und das Endglied ähnlich beschuppt. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes, aber weniger als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, ziemlich gleichmässig schmal, etwas ungleich be- grenzt, am proximalen Ende in den Stiel unmittelbar übergehend. Der Basalfleck zeigt ein längliches, fast gleichmässig schmales, ziemlich deutlich angeschwollenes und am proximalen unteren Teil einigermassen bestimmt begrenztes Gebiet, welches vom Grunde des gestielten Teils aus sich fast bis zum distalen Ende des Basalflecks erstreckt, mithin den grössten Teil desselben einnimmt und distalwärts ganz unmerk- lich aufhört, erscheint bisweilen sehr unbedeutend heller gefärbt. Kegel auf diesem Gebiete dicht stehend und besonders am proximalen Teil desselben verhältnismässig: gut entwickelt, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; sie werden distalwärts allmählich kleiner und gehen in diffus über den ganzen distalen Teil des Basalflecks zerstreute und dünner stehende, immer kleinere Kegelgebilde über; auch auf dem Rücken des Gliedes kommen wie bei den vorhergehenden Gattungen ziemlich schmächtige Kegel vor. Gruben undeutlich, etwa in der Mitte jenes Gebietes. Chitin gelblich. Emesis Fasz. Lucinda CngAw. 2. Tenedia Fer. 4. Mandana Cnaw. (Fig. 61). 2. Palpen ziemlich gross, aber nicht über den Kopf hervorragend, an Gestalt denen von Calydna ähnlich, etwas kräftiger. . Basalglied weniger gekrümmt und etwas länger gestielt, sonst wie bei genannter Gattung. Mittelglied 1?/, bis annähernd 2 mal so lang, stark verjüngt, fast gerade. Endglied klein, !/,—'/; des Basalgliedes betragend, kegelförmig zugespitzt, fast in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite dicht, nur in ganz beschränktem Masse und zwar am Grunde des Basalgliedes aus einzelnen mässig langen feinen Haaren, sonst aus spatelförmigen oder langgestreckt lanzettähnlichen, abgerundeten oder flach ge- teilten, besonders auf dem Mittelgliede dicht anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mit keilfórmig- elliptischen, ganzrandigen oder schwach gekerbten ange- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 163 drückten Schuppen ziemlieh dicht bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek an den von Calydna erinnernd, am distalen Ende meist ein wenig verjüngt. Das angeschwollene Gebiet besitzt etwa den gleichen Umfang wie bei genannter Gattung, ist aber namentlich bei Tenedia deutlicher erhaben; bei Lucinda wird es distalwürts bald vollständig ausgeglichen und ist hier durchaus unbestimmt begrenzt; bei Mandana und besonders bei Lucinda ist es unten ziemlich markant und auch an dem unbedeutend verjüngten distalen Ende weniger undeutlich begrenzt. Kegel etwa wie bei Calydna, namentlich bei Lucinda in viel beschränkterem Masse, bei der mit einer deutlicheren Anschwellung versehenen Tenedia aber distalwärts in schliesslich winzig kleine Kegelgebilde übergehend. Gruben wie bei Calydna. Chitin lebhafter hellgelblich. Caria Hüsw.» Argiope Gopm. 4. Trochilus Erıcns. 4. Palpen sehr klein, denen von Symmachia sehr ähnlich. - Basalglied kaum merk- lich stärker als das Mittelglied, sonst wie bei genannter Gattung. Mittelglied und Endglied ähnlich. Behaarung sehr an die von Symmachia erinnernd; die Bauchseite mit etwas zahlreicheren feinen Haaren sowie mit am Basalgliede vorherrschend ab- gerundeten, spatelfürmig- lanzettähnlichen Schuppen besetzt, sonst kaum verschieden; die Innenseite sowie der Rücken und das Endglied ganz ähnlieh beschuppt. Basalfleck demjenigen von Symmachia überaus ähnlich. Die Strukturverhält- nisse desselben nicht verschieden. Chitin ähnlich gefärbt. Siseme Westw. Caudalis BATEsS 2. Palpen klein, verhältnismässig schlanker als bei den vorhergehenden Gattungen, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied von gleicher Höhe wie das Mittel- glied, ziemlich gleichmässig diek und schwach gekrümmt, rund, kurz und ziemlich ! Caria, welehe früher mit Symmachia vereinigt war, ist so nahe mit dieser verwandt, dass eine generische Trennung mir kaum gerechtfertigt erscheint: wenigstens dürften die beiden Gattungen nicht so weit von einander entfernt werden, wie es GopMAN und SALVIN (Biol. Centr.- Amer. I.) und nach ihnen ScHATz und RöBER (Fam. u. Gatt. Tagf.) getan haben, sondern vielmehr in unmittelbarer Nàhe neben einander stehen. 164 Enzıo REUTER. schmal gestielt. Mittelglied ungefähr 2 mal so lang, cylindrisch, schwach gebogen, am distalen Ende schief abgeschnitten. Endglied dünn und schmal, etwa ?/, des Ba- salgliedes betragend, zugespitzt, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaa- rung der Bauchseite einigermassen dicht, aus ziemlich kurzen, z. T. schuppenähnlichen Haaren und damit abwechselnden spatelfórmigen, ungezähnten oder gekerbten, ge- neigten Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite gestreckt eifórmig-lanzett- ähnlich, z. T. sehr schmal, haarähnlich; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck !/,—?/, der Länge des Basalgliedes und an der proximalen Hälfte mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Teil etwas verjüngt, sehr ünbestimmt und ungleichmässig begrenzt, am proximalen Ende in den Stiel un- merklich übergehend. Das angeschwollene Gebiet sehr undeutlich erhaben und durchaus unbestimmt begrenzt, etwa den gleichen Umfang wie bei den nächst vorhergehenden Gattungen aufweisend. Kegel und kleine Kegelgebilde wie bei Calydna und Emesis, aber etwas schwächer entwickelt. Ausser den auf dem angeschwollenen Gebiete stehenden sehr undeutlichen Gruben finden sich nahe dem distalen Ende des Basal- gliedes sowie auf dem Mittelgliede und zwar bei dem proximalen Viertel desselben je eine recht grosse und deutliche Grube. Chitin graubraun. Amarynthis Hörn. Meneria CRAM. 10. Palpen klein, bei 22 kräftiger als bei & ©, ziemlich stark winklig gebogen, an Gestalt an die von Æmesis erinnernd. Basalglied nicht stärker als das Mittel- elied, an der proximalen Hälfte oft recht stark verjüngt, von dem verhältnismässig breiten Stiele nicht scharf abgesetzt, sehr schwach gekrümmt. Mittelglied ungefähr 2 mal so lang, distalwärts stark verjüngt, sanft gebogen. Endglied !/, (c?) oder ?/, (9) des Basalgliedes betragend, von ähnlicher Form wie bei Siseme. Behaarung der Bauchseite dicht, aus ziemlich kurzen, zum grossen Teil schuppenähnlichen, geneigten, bezw. anliegenden Haaren und schmal spatelförmig- lanzettähnlichen, ungezähnten oder schwach gekerbten Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite mehr oder weniger breit und ziemlich schön regelmässig elliptisch, ganzrandig oder schwach ausgekerbt, einigermassen dicht stehend, fest angedrückt; der Rücken und das End- glied anliegend beschuppt. Basalfleck !/, der Länge des Basalgliedes und wohl die halbe Breite der In- nenseite einnehmend, gleichmässig breit, etwas unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende in den Stiel übergehend. Es findet sich ein durchaus unbestimmt begrenztes Uber die Palpen der Rhopaloceren. 165 und ausserordentlich undeutlich angeschwollenes Gebiet, welches den gleichen Um- fang wie bei Siseme und den nächst vorhergehenden Gattungen aufweist; besonders an seinem distalen Teil geht er bald ganz unmerklich in die Umgebung über. Kegel und kleine Kegelgebilde wie bei Siseme. Gruben undeutlich, in der Mitte jenes Ge- bietes. Chitin hell bräunlichgrau, durchsichtig. Metacharis Burt. Lucius FAgr. 2. Palpen nicht besonders klein, ein wenig über den Kopf hervorragend, ebenso schlank wie bei Siseme, sehr stark und am Grunde gleichmässig gebogen, aufsteigend. Basalglied fast unmerklich höher als das Mittelglied, am proximalen Ende nur wenig verjüngt, ziemlich breit gestielt, einigermassen stark gekrümmt. Mittelglied wohl 2 mal so lang, fast gleichmässig dick), schwach gebogen. Endglied etwas mehr als 1/, des Basalgliedes betragend, dünn, zugespitzt, ein wenig abwärts geneigt. Behaa- rung der Bauchseite einigermassen dicht, hauptsächlich aus mässig langen, schmal spatelförmigen und flach zweigeteilten, geneigten, bezw. am distalen Teil des Mittel- eliedes sehr kurzen und dicht anliegenden Haaren, am Basalgliede ausserdem aus ziemlich langen und feinen abstehenden Haaren bestehend; die Schuppen der Innen- seite mehr oder weniger schmal eiförmig, ganzrandig oder, und zwar zumeist am Mittelgliede, flach ausgekerbt, fest angedrückt; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ziemlich beschränkt, kaum ?/, der Länge des Basalgliedes, an seiner proximalen Hälfte den gestielten Teil, an der distalen etwa die halbe Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts verjüngt, ziemlich bestimmt begrenzt. Das ziemlich deutlich angeschwollene und einigermassen bestimmt begrenzte, verhältnismässig kurze und breite, am distalen Ende ein wenig schief nach oben verjüngte Gebiet nimmt den grössten und zwar den oberen Teil des Stieles ein und erreicht kaum die halbe Länge des Basalflecks. Die Kegel fast ausschliesslich auf dieses Gebiet beschränkt, na- mentlich auf dem oberen Teil desselben verhältnismässig recht gut entwickelt und nicht besonders schmächtig, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; unmittelbar vor dem Gebiete finden sich einige wenige kleinere Kegel; auf dem distalen Teil des Basal- flecks, wo ein paar Gruben vorkommen, fehlen die kleinen Kegelgebilde fast voll- ständig. Chitin weisslich, durchsichtig. 1) Von Schatz und RöBER wird das Mittelglied als „nach dem Ende zu stark verjüngt* angegeben (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 252). 166 ENzro REUTER. Lasaia Bars. Meris CRAM. 4. Palpen ziemlich lang, ein wenig über den Kopf hervorragend, mässig stark, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied kurz, nicht höher als das Mittelglied, am proximalen Teil stark verjüngt, etwas kürzer als bei Metacharis gestielt. Mittel- elied annähernd 3 mal so lang, nach dem distalen Ende zu kaum merklich verjüngt, sanft gebogen. Endglied sehr schmal und dünn, länger als das Basalglied, zugespitzt, fast unmerklich abwärts geneigt. Behaarung dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit zahlreichen, besonders am Grunde des Gliedes langen und abstehenden, feinen und weichen Haaren sowie mit ziemlich langen lanzettähnlichen, ungezähnten, stark geneigten Schuppen, die des Mittelgliedes mit etwa ähnlichen, aber bedeutend kürzeren und zum grössten Teil schwach gekerbten und dicht anliegenden Schuppen, wie auch mit kurzen und dünn stehenden, sehr steifen, vorwärts geneigten Haaren besetzt, welche die Schuppen gleichmässig und zwar nur wenig überragen; die Innenseite mit lanzettähnlich- elliptischen, auf dem Basalgliede z. T. recht schmalen, ganzrandigen, angedrückten Schuppen und zwar auf dem Mittelgliede dicht und gleichmässig be- kleidet; der Rücken und das Endglied dicht anliegend beschuppt. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes und ungefähr die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Teil em wenig verjüngt, etwas ungleich be- grenzt, am proximalen Ende in den Stiel übergehend. Das angeschwollene Gebiet recht deutlich erhaben und wenigstens an seiner proximalen Hälfte unten bestimmt begrenzt, langgestreckt, am distalen Ende etwas verjüngt und oft unmerklich ver- schwindend; es erstreckt sich vom Grunde des Stieles aus fast bis zum distalen Ende des Basalfleeks, so gut wie die ganze Breite desselben einnehmend, und erinnert nicht wenig an das von Æmesis. Kegel wie bei dieser Gattung. Gruben auf dem distalen Teil des Basalflecks, bezw. des angeschwollenen Gebietes. Chitin wie bei Æmesis lebhaft hellgelblich. Anatole HüBx. Nepos FABr. 2. Palpen ziemlich lang, über den Kopf hervorragend, mässig stark, hauptsächlich am Grunde und zwar einigermassen schwach gebogen. Basalglied kurz, nicht merkbar hóher als das Mittelglied, fast gerade, am proximalen Ende nur unbedeutend verjüngt, kurz gestielt. Mittelglied sehr lang, 4 mal so lang wie das Basalglied, in der Mitte ein wenig verdickt, sanft wellenfórmig gebogen. Endglied beinahe von der Länge des Basalgliedes, etwa kegelförmig zugespitzt, schwach abwärts geneigt. Behaarung Öber die Palpen der Rhopaloceren. 167 der Bauchseite des Mitteleliedes aus kurzen, halb abstehenden, bezw. anliegenden Schuppen bestehend; das Basalglied beider Palpen war fast gänzlich abgeschuppt; die Schuppen der Innenseite länglich eiförmig, ganzrandig oder schwach ausgekerbt, angedrückt; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa 3/; der Länge des Basalgliedes und wohl die halbe Breite der Innenseite einnehmend, ziemlich gleichmässig breit, unbestimmt begrenzt, dem von Cremna ähnlich. Das schwach angeschwollene und besonders am distalen Ende un- deutlich begrenzte längliche Gebiet nimmt den grösseren proximalen Teil des Basal- flecks ein. Die Kegel sehr schwach entwickelt und dünn stehend. Gruben auf der distalen Hälfte des angeschwollenen Gebietes, undeutlich. Chitin hellgrau. Echenais Hun. Galena BATES 4. Aristus STOLL 2. Philomene Star. 4. Palpen ziemlich lang, über den Kopf hervorragend, am Grunde recht stark gebogen. Basalglied kurz, etwas kräftiger als das Mittelglied, am proximalen Ende etwas verschmälert, mässig breit gestielt, schwach gekrümmt. Mittelelied etwa 2 1/, mal so lang, nach dem Ende zu unbedeutend verjüngt, fast gerade oder am Grunde sehr schwach gebogen. Endglied länger als das Basalglied, ausserordentlich dünn und schmal, feinspitzig, fast in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung etwas an die von Calydna erinnernd; die Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes mit wenigen feinen Haaren, sonst mit mässig breit zungenförmigen, abgestutzten oder etwas abgerundeten, zumeist ungezähnten Schuppen dicht besetzt, welche nach dem distalen Ende des Mittelgliedes zu immer kürzer werden und allmählich dichter an- liegen; die Schuppen der Innenseite länglich elliptisch uud ganzrandig oder, und zwar hauptsächlich auf der distalen Hälfte des Mittelgliedes, fein gezackt, dicht stehend; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, zugleich an den von Emesis und Lasaia erinnernd. Das angeschwollene Gebiet demjenigen genannter Gattungen Ähnlich und den gleichen Umfang besitzend, bei Aristus weniger sichtbar, bei Galena und Philomene dagegen deutlich erhaben und zugleich recht bestimmt markirt, gestreckt, am distalen Ende verjüngt, etwas heller gefärbt. Die Kegel bei Galena gut entwickelt und verhältnismässig kräftig, bei Philomene und Aristus schmäch- tiger und mehr denen der vorgenannten Gattungen gleichkommend; bei letztgenannter Art, bei welcher jenes Gebiet am distalen Teil nicht merklich angeschwollen ist und gar keine Grenzen zeigt, werden die Kegel distalwärts allmählich kleiner und dünner 168 Enzıo REUTER. stehend, schliesslich winzig klein; bei Philomene und namentlich bei Galena, bei welcher die Differenzirung des Gebietes am weitesten vorgeschritten ist und die Kegel eine schon ziemlieh hohe Entwicklungsstufe erreicht haben, sind diese ausschliesslich auf das Gebiet beschränkt und kleine Kegelgebilde kommen ausserhalb desselben nicht vor. Gruben am distalen Ende des Basalflecks, bezw. des angeschwollenen Gebietes. Chitin hellgelblich. Lemonias Wzsrw. Pseudocrispus Wesrw. 2. Palpen lang, deutlich über den Kopf hervorragend, am Grunde stark gebogen. Basalglied kaum merklich stärker als das Mittelglied, sonst wie bei Æchenais. Mit- telglied 2 ?/, mal so lang, von demjenigen genannter Gattung kaum abweichend. Endglied gleichlang- wie das Basalglied, sehr schmal und dünn, feinspitzig, ziemlich stark abwärts geneigt. Behaarung sehr an die von Echenais erinnernd; die zungen- fürmigen Schuppen der Bauchseite aber meist schwach ausgekerbt; die Schuppen der Innenseite überhaupt verháültnismüssig kleiner. Basalfleck etwa von gleicher Form und Ausdehnung wie bei Echenais. Das angeschwollene Gebiet deutlich erhaben und einigermassen bestimmt begrenzt, jedoch nicht so deutlich markirt wie bei E. Galena und Philomene, nicht heller gefärbt, sonst nicht wesentlich verschieden. Die Kegel denen von Æ. Philomene und Aristus beinahe gleichkommend, fast ausschliesslich auf das angeschwollene Gebiet be- schränkt, die distalen etwas kleiner als die proximalen. Gruben und Chitin wie bei Echenais. Apodemia Fein. Albinus Feu». 2. Palpen lang und sehr kräftig, am Grunde recht stark gebogen. Basalglied sehr kurz, nur wenig lànger als hoch, in der Mitte etwa von gleicher Hóhe wie das proximale Ende des Mittelgliedes, am distalen Ende ein wenig, am proximalen Drittel dagegen sehr stark und schnell verjüngt, etwas seitlich zusammengedrückt, an der proximalen Hälfte des Rückens unbedeutend vorgebuchtet, sehr kurz breit gestielt. Mittelglied 3!/, mal so lang, sehr kräftig, nach dem distalen Ende zu allmählich verjüngt, einigermassen stark gebogen. Endglied 1!/;, mal so lang wie das Basal- glied, dünn und schmal, zugespitzt, etwas abwärts geneigt. Behaarung ausschliess- lich aus Schuppen bestehend; die Bauchseite mit verhältnismässig kurzen, breit zungen- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 169 oder spatelförmigen, abgerundeten und ungezähnten, besonders am Mittelgliede dicht anliegenden Schuppen besetzt; die Innenseite überhaupt mit mehr oder weniger breit eiförmigen, die der distalen Hälfte des Mittelgliedes mit gerundet rechteckigen, ganz- randigen, angedrückten Schuppen ziemlich dieht bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek wohl ?/, der Länge des Basalgliedes und ebenfalls ungefähr ?/, der Breite der Innenseite einnehmend, von etwa breit ovaler Form, am distalen Teil quer gerundet und etwas ungleich begrenzt, am proximalen Ende unmittelbar in den breiten, kurzen Stiel übergehend. Der grösste Teil des Basalflecks wird von einer umfang- reichen, sehr breit und schön regelmässig elliptischen, recht deutlich aber etwas flach und gleichmässig erhabenen, ringsum recht gut markirten Anschwellung einge- nommen, welche der proximalen Hälfte des Rückens des Gliedes ein schwach vorge- buchtetes Aussehen verleiht. Die Kegel ausschliesslich auf dieses angeschwollene Gebiet beschränkt, ziemlich schwach entwickelt sowie gleichmässig dünn stehend, die auf der unteren Hälfte desselben befindlichen relativ stärker ausgebildet, kurz aber verhültnismüssig ziemlich dick, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; ausserhalb jenes Gebietes fehlen jegliche Kegelgebilde. Gruben vor dem distalen Ende des Gebietes. Chitin hell gelblich. Nymphidium Fasz. Lamis Cram. 2. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, dünn, am Grunde mässig stark gebogen. Basalglied kurz, ein wenig höher als das Mittelelied, am Grunde verjüngt, ziemlich breit gestielt, sehr unbedeutend gekrümmt. Mittelglied 31/, mal so lang, nach dem Ende zu allmählich verjüngt, sanft gebogen. Endglied lang, !/, des Mittel- eliedes betragend, sehr dünn, feinspitzig, fast in gleicher Richtung mit dem Mittel- oliede. Behaarung der Bauchseite nur am Grunde des Basalgliedes aus wenigen weichen abstehenden Haaren, sonst aus mehr oder weniger breit zungenförmigen, un- gezähnten oder gezackten, besonders am Mittelgliede sehr dicht anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mit gestreckt eiförmigen, ganzrandigen oder meist an der distalen Hälfte des Mittelgliedes schwach gekerbten, angedrückten Schuppen dicht bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes und weniger als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende kaum verjüngt, gut begrenzt, am proxi- malen Ende in den Stiel übergehend. Beinahe der ganze Basalfleck wird von dem länglichen angeschwollenen Gebiete eingenommen; dieses ist fast gleichmässig breit, DD 20 170 ENZIO REUTER. am distalen Ende nur ein wenig verjüngt, deutlich erhaben und ziemlich gut markirt, zugleich an das von Lasaia und Echenais erinnernd. Die Kegel auf dasselbe be- schränkt, ziemlich schwach entwickelt, die auf dem distalen Ende jenes Gebietes befindlichen kleiner, mässig dicht stehend; Kleine Kegelgebilde ausserhalb des Gebietes nieht vorhanden. Gruben am distalen Ende des Basalflecks. Chitin hell bräunlich gelb. Nymphopsis nov. gen. Caricae L. (Fig. 62). 8. Chione Bares 4. Palpen nicht über den Kopf hervorragend, mässig kräftig, am Grunde ziemlich stark gebogen. Basalglied etwas höher als das Mittelglied, am Grunde verjüngt, kurz und breit gestielt, gleichmässig schwach gekrümmt, an der proximalen Hälfte des Rückens etwas vorgebaucht. Mittelglied 2 mal so lang, gleichmässig dick, fast gerade. Endglied von der Länge des Basalgliedes oder kürzer, ziemlich dünn, zuge- spitzt, mehr oder weniger stark, bei Chione sogar sehr stark abwärts geneigt. Be- haarung der Bauchseite beim c? länger und abstehender als beim 9, aus recht schmal spatelförmigen, bezw. haarähnlichen und einigermassen breit zungenförmigen, meist !) Wegen der durchaus verschiedenen Palpenbildung habe ich die früher zu der Gattung Nymphidium gezählten N. Caricae L. und Chione Bares von dieser Gattung ausgeschieden und für dieselben eine neue Gattung Nymphopsis mit N. Caricae L. als Typus errichtet. Weil mehrere nahestehende Gattungen im Geäder mit einander durchaus übereinstimmen und ihre generische Trennung nicht selten hauptsächlich eben auf unähnliche Palpenbildung begründet ist (vgl. z. B. ScHATZ und RöBER's Bemerkung bei Aricoris, op. cit. S. 257), so glaube ich dass eine generische Scheidung von N. Chione und Caricae nebst ihren Verwandten von Nymphidium berechtigt ist. Die wichtigsten Unterschiede zwischen Nymphidium (man vergleiche auch Scxarz und RóBER's Diagnose für diese Gattung) und der neuen Gattung Nymphopsis sind die folgenden: Nymphidium: Palpen lang und dünn, im 9 beträchtlich länger als im / (nach ScHarz und RÖBER), weit über den Kopf hervorragend. Mittelglied 3 !/, mal so lang wie das Basalglied, nach dem Ende zu allmählich verjüngt, sanft gebogen. End- glied nieht abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite fast ausschliesslich aus anliegenden Schuppen bestehend. Die Anschwellung des Basalflecks fast gleichmässig breit, auf dem Rücken des Gliedes nicht bauchig vortretend. Nymphopsis: Palpen mässig kräftig, im Q nieht merklich länger als im c£, kaum über den Kopf hervor- ragend. Mittelglied 2 mal so lang wie das Ba- salglied, gleichmässig dick, fast gerade. End- glied ziemlich stark abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite zum grossen Teil (wenigstens beim /) aus abstehenden Haaren bestehend. Die Anschwellung des Basalflecks länglich elliptisch, auf dem Rücken des Gliedes etwas bauchig vor tretend. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 171 flach zwei- oder dreigeteilten Schuppen sowie aus ziemlich langen, gegen ihr Ende hin ein wenig erweiterten Haaren bestehend, welche am Grunde der Palpen abstehen, nach deren Ende zu aber allmählich geneigter, schliesslich anliegend werden; die Innenseite mit eiförmigen, ganzrandigen oder schwach ausgekerbten, angedrückten Schuppen dicht bekleidet; der Rücken und das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleek etwa !/, der Länge des Basalgliedes und etwas mehr als !/, der Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende nicht merklich verjüngt, einiger- massen gut begrenzt, am proximalen Ende in den Stiel übergehend. Das angeschwol- lene Gebiet nimmt den grössten Teil des Basalflecks ein, lànglieh elliptisch, ziemlich stark erhaben, weshalb der entsprechende Teil des Rückens etwas bauchig vortretend erscheint, meist ringsum gut, am distalen Ende jedoch bisweilen etwas unbestimmt begrenzt, bei Chione entfernt an das von Apodemia erinnernd. Die Kegel auf das angeschwollene Gebiet beschränkt, ziemlich schwach entwickelt und dünn stehend, denen von Apodemia ähnlich; ausserhalb dieses Gebietes sind kleine Kegel- gebilde kaum vorhanden. Gruben wie bei genannter Gattung. Chitin hell bräun- lichgelb. Aricoris Westw. Lagus CRAM. 2. Palpen weit über den Kopf hervorragend, am Grunde stärker gebogen, sonst denen von Nymphidium ziemlich àhnlich. Basalglied am Grunde etwas stärker ver- jüngt und länger gestielt. Mittelglied ungefähr 3 !/, mal so lang, allmählich verjüngt, nur am Grunde schwach gebogen. Endglied etwas mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, dünn und spitzig, fast in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaa- rung von derjenigen von Nymphidium nicht wesentlich verschieden; die Schuppen der Bauchseite flach gezackt; die der Innenseite breiter eiformig und fast überall sanzrandig, nur die am distalen Ende des Mittelgliedes befindlichen fast unmerklich ausgekerbt, weniger dicht stehend als bei genannter Gattung. Basalfleek annähernd ?/, der Länge des Basalgliedes und die halbe Breite der Innenseite einnehmend, fast gleichmässig breit, ziemlich gut begrenzt, am ehesten an denjenigen von Zasaia erinnernd. Das angeschwollene làngliche Gebiet erstreckt sich etwa bis zur Mitte des verhältnismässig recht gestreckten Basalflecks, am distalen Ende ein wenig verjüngt, ziemlich schwach erhaben aber wenigstens unten deutlich, am distalen Ende dagegen etwas unbestimmt begrenzt, dem von Lasaia und Nymphi- diwm nicht unühnlich. Kegel einigermassen gut ausgebildet, kräftiger als bei den genannten Gattungen, die distalen überhaupt kleiner als die proximalen; die Kegel 172 Enzıo REUTER. setzen sich vor dem Gebiete am Rücken des Gliedes fort. Gruben auf der distalen Hälfte des Basalflecks. Chitin hell und ziemlich lebhaft gelblich. Stalachtis Hus. Phlegia Crawm. (Fig. 63). 4. Calliope L. 2. SUSANN A EUER. OS Euterpe L. 6. Palpen lang und kräftig, weit über den Kopf hervorragend, beim 9 viel kräf- tiger und gedrungener als beim 5, am Grunde stark winklig gebogen. Basalglied höher‘ als das Mittelglied, am Grunde verjüngt, ziemlich lang und schmal gestielt, fast gerade. Mittelglied 1?/,—2 mal so lang, kaum merklich verjüngt, fast gerade oder schwach wellenförmig gebogen (Euterpe). Endglied von wechselnder Länge, beim 2 länger, beim meist kürzer als das Basalglied, ausnahmsweise (Calliope) fast gleich lang wie das Mittelglied, gerade, gleichmässig schmal, abgestumpft, meist etwas abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite beim c? länger und abstehender als beim 2; die Bauchseite des Basalgliedes mit halb abstehenden, bezw. geneigten, kurzen, schmal spatelförmigen und schuppenähnlichen, flach geteilten oder unge- zähnten Haaren und schmal zungenförmigen Schuppen, die des Mittelgliedes mit kür- zeren und anliegenderen, sonst aber ähnlichen Schuppen bekleidet; die Innenseite mit bedeutend kleineren, eifórmigen oder elliptischen, ganzrandigen oder schwach gekerbten angedrückten Schuppen dicht besetzt; der Rücken und das Endglied anliegend be- schuppt. Basalfleek °/;—!/, der Länge des Basalgliedes und etwa die halbe Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende ein wenig verjüngt, einigermassen gut be- grenzt, am proximalen Ende z. T. von dem Stiel bisweilen ziemlich deutlich abgesetzt. Der ganze proximale und zwar besonders der gestielte "Teil des Basalflecks erscheint etwas unbestimmt und flach angeschwollen; diese Anschwellung welche hier sowie am oberen Rande einigermassen deutlich begrenzt ist, wird distalwürts erweitert und zugleich unmerklich ausgeglichen und zeigt nach dieser Richtung hin gar keine Grenzen. Die Kegel dünn stehend, einigermassen gut entwickelt, ziemlich kurz aber nicht besonders schmächtig, die auf dem proximalen angeschwollenen Teil des Basal- flecks befindlichen relativ am stärksten ausgebildet, gerade, spitzig, aufwärts ge- richtet; sie kommen beinahe auf dem ganzen Basalfleck vor, werden aber distalwärts kleiner und dünner stehend. Gruben undeutlich, auf dem distalen Teil des Basal- flecks. Chitin hell bräunlichgelb. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 173 Fam. XIII. Lycaeniden. Subfam. I. Theelinae & Lycaeninae. Thecla FABR. Hemon OR ANN MD. ..2. Aca o Tus IBABRMIER. dh. 6: Marsyas L. (Fig. 64). 8. Syncellus CRAM. . 2. Binusisunzit ME UP} Spini Scgirr. . . 6. Meton CRAM. 22 Pruni L. Sista HEw. EO W-album KNOCH. 4. Eua Ep. A0 d Aa 9858: Palpen ziemlich lang, stark (Marsyas, Aeolus) oder schwächer (Syncellus, He- mon, Linus, Pruni u. A.)gekrümmt, ausnahmsweise (Sista) fast gerade. Basalglied zumeist mehr oder weniger stark gebogen, selten verhältnismässig ausserordentlich gross und mächtig entwickelt, von fast gleicher Länge wie die beiden übrigen, merklich schmächtigeren Glieder zusammengenommen (Meton), zuweilen nicht so stark ausge- bildet, aber dennoch bedeutend kräftiger und höher als das kaum längere, allmählich verjüngte Mittelglied (Marsyas, Aeolus, Syncellus), am häufigsten aber nicht beson- ders stark gebaut, von etwa gleicher Höhe und Dicke wie das in diesen Fällen meist ziemlich lange, gleichmässig hohe Mittelglied (Hemon, Linus, Spini, W-album, Pruni, Rubi), bisweilen wie auch das recht lange Mittelglied ziemlich schmächtig, gleich- mässig schmal (Sista). Endglied meist fein und schlank, gerade, zugespitzt, oft ziemlich stark abwärts geneigt, wie die beiden ersten Glieder bei den verschiedenen Arten von sehr wechselnder Länge, beim 9 länger als beim c. Behaarung ebenfalls sehr variirend; bei einigen Arten (Marsyas, Aeolus, Meton, Syncellus) sind die Palpen durchweg mit namentlich am Basalgliede verhältnismässig recht grossen, breit zun- genförmigen, abgerundeten oder etwas quer abgeschnittenen, meist ungezähnten, fest anliegenden, quer stehenden Schuppen dicht und regelmässig bekleidet und nur am Grunde des Basalgliedes mit wenigen, ziemlich kurzen Haaren besetzt; bisweilen sind die am Bauche der beiden ersten Glieder befindlichen Schuppen etwas abstehend, eanzrandig oder fast unmerklich gekerbt, und zwar ganz vorwiegend von breit eifór- miger Gestalt (Linus) oder mehr länglich und z. T. schmal spatelfórmig, bezw. haar- ähnlich (Hemon) oder auch deutlich gezähnt und z. T. gleichmässig schmal (Sista); bei anderen Arten sind die ebendaselbst vorkommenden Schuppen mehr aufrecht 1) Nach ScHArz und RöBER (op. cit. S. 264) sollten bei Thecla ,Mittel- und Basalglied schlank* sein; dies ist aber, wie aus dem oben Dargestellten hervorgeht, keineswegs immer der Fall. 174 Enzıo REUTER. stehend und zwar sind die des Basalgliedes z. T. ungezähnt, die des Mittelgliedes dagegen vorwiegend gezähnt, ófters sogar ziemlich scharf und spitzig gezackt (W- album, Spini, Pruni, Rubi); bei W-album sind einige schmale, haarähnliche Schuppen zwischen die breiteren eingemengt, bei Spini ist die Bauchseite der beiden ersten Glieder kurz und noch ziemlich undicht, aber doch deutlich behaart, bei Pruni und namentlich Rubi die ganze Bauchseite der Palpen lang und dicht abstehend behaart. Basalfleek ?/,—5/. der Länge des Basalgliedes einnehmend, selten über beinahe die ganze Länge des Basalgliedes ausgedehnt (Sista), mässig breit, kaum merklich verjüngt, am distalen Ende schief nach oben abgeschnitten, von den ziemlich dicht stehenden Schuppen bestimmt und gut begrenzt. Die Kegel sind bei keiner von mir untersuchten Art über den ganzen Basalfleck zerstreut, sondern kommen immer nur auf einem mehr oder weniger beschränkten proximalen Gebiete vor. Dieses meist dem oberen Rande des Basalflecks sich nähernde Gebiet ist fast stets naeh unten markant abgegrenzt, distalwärts und nach oben dagegen oft ganz verwischt. Meist sticht das Gebiet. bezw. ein Teil desselben, durch hellere, gelblichweise oder weiss- liche Farbe von dem sonst bräunlich gefärbten Basalfleck mehr oder weniger stark ab und stellt dann einen nach der Längsrichtung des Basalflecks gestreckten und etwa den mittleren Teil desselben einnehmenden, meist schmal und unregelmässig keilfórmigen, am distalen Ende zugespitzten hellen Fleck dar, welcher hóchstens die Mitte des Basalfleeks ein wenig überschreitet; bisweilen ist dieser Fleck, welcher keineswegs erhaben ist, ziemlich undeutlich und wenigstens nach oben hin etwas unbestimmt begrenzt (Hemon, Pruni, W-Album, Rubi u. A.), bei anderen Arten, wie Marsyas, Aeolus, Spini, einigermassen markant abgegrenzt. Auf dem hellen Fleck r und zwar namentlich auf dessen proximalen Teil sind die Kegel relativ am gróssten und kommen hier zugleich am diehtesten vor; nur bei einigen Arten (Marsyas, Aeolus, Syncellus) sind sie einigermassen gut ausgebildet, sonst überhaupt schwach entwickelt, ziemlich kurz aber nicht besonders schmächtig, gerade oder am Ende ein wenig ge- bogen spitzig, schwach nach oben gerichtet. Der genannte Fleck, an dem freilich die Kegel stets hauptsüchlich angesammelt sind, fällt aber nicht immer mit dem von den Kegelgebilden eingenommenen Gebiete zusammen; der ganze oberhalb des helleren Flecks befindliche Teil des Basalflecks und sogar der entsprechende Teil des Rückens des Gliedes ist oft mehr oder weniger dicht mit kleineren Kegelgebilden besetzt und den an jenem Fleck befindlichen Kegeln folgen nicht selten (Linus, Meton, Pruni ete.) distalwärts allmählich immer winziger werdende und undicht stehende Kegel- sebilde; an dem unterhalb des hellen Flecks befindlichen Teil wie auch auf dem distalen Ende des Basalflecks werden die Kegelgebilde dagegen immer vermisst. Einige, meist 4—5, Gruben kommen auf dem distalen Teil des Kegelgebietes vor. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 175 Eumaeus His. Atala Poey (Fig. 65). 4. Palpen etwas hervorstehend, sehr schwach gebogen. Basalglied ein wenig und zwar ziemlich gleichmässig gekrümmt. Mittelglied fast gerade, gleichmässig hoch, nicht merklieh schlanker als das Basalglied, beim c? etwa !/; so lang wie dieses, beim 9 verhültnismüssig etwas länger. Endglied beim c? sehr klein, eiförmig, beim 9 bedeu- tend stärker und drei mal so lang wie beim c^, nur wenig kürzer als das Basalglied, schwach abwärts geneigt. Behaarung überhaupt anliegend, nur z. T. am Bauche der beiden ersten Glieder schwach abstehend, aus ziemlich grossen, breit und etwas abgestutzt eiförmigen, bezw. spatelfórmigen Schuppen und einzelnen eingemengten kurzen steifen Haaren bestehend. Basalfleck ungefähr ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von etwa gleicher Form wie bei Thecla, etwas ungleichmässig begrenzt. Wie bei genannter Gattung findet sieh auch hier ein freilich nur wenig abstechender hellerer Fleck, welcher von etwas unregelmässig und schräg eifórmiger Gestalt und nur unten deutlich begrenzt ist, den proximalen oberen Teil des Basalflecks einnimmt und sich bis zur Mitte der Länge des Basalflecks erstreckt. Kegel und Gruben wie bei Tecla. Das Chitin ziemlich dunkel braun. Hypolycaena Fzr». Erylus Gopr. 2. Antifaunus Dovsr. Hrw. 2. Sp. ign. 2. Palpen ziemlich lang, am Grunde gebogen. Basalglied aussergewöhnlich klein, kaum (Antifaunus, Sp. ign.) oder nur wenig länger (Erylus) als hoch, stumpfwinklig oder fast rechtwinklig mit dem Mittelgliede zusammenstossend. Mittelglied 3 mal so lang wie das Basalglied, nicht merklich dicker als dieses, fast eleiehmássig hoch, sanft gebogen (Erylus) oder etwa 4 mal so lang, mächtig ausgebildet, gleich vor der Mitte am höchsten und zwar hier beinahe 2 mal so hoch wie das Basalglied, nach beiden Enden, namentlich nach dem distalen verjüngt, mit fast geradem Rücken (Antifaunus, Sp. ign.). Endglied 2, bezw. 2!/, mal so lang wie das Basalglied, sehr fein und dünn, nadelspitzig, etwas aufwärts gerichtet. Behaarung der beiden ersten Glieder aus dicht angepressten, abgestutzten, meist quer stehenden, regelmässig an- geordneten Schuppen bestehend; die der Innenseite kleiner, mehr oder weniger breit eiförmig, die der Bauchseite grösser, breit zungen- oder spatelfórmig, ziemlich gerade aufrecht stehend; gleich am Grunde der Bauchseite finden sich einzelne kurze Haare; das Endglied ringsum fein anliegend beschuppt. 176 Enzıo REUTER. Basalfleek nimmt ausnahmsweise nicht nur die ganze Länge des Basalgliedes ein, sondern erstreckt sich sogar über einen Teil des Mittelgliedes, was wohl in Korrelation zu der aussergewóhnlichen Kürze des Basalgliedes steht; der Basalfleck hat im übrigen ganz die gleiche Form wie bei Thecla und Eumaeus und ist ähnlich begrenzt. Der grosse, regelmässig elliptische helle Fleck, welcher dieht an dem oberen Rande des Basalflecks liegt, nimmt mehr als die halbe Breite des Basalflecks ein und erstreckt sich über 3/, bis beinahe 5/; der Länge des Basalgliedes (aber nicht des Basalflecks); er ist ringsum und zwar besonders unten markant begrenzt und sticht durch seine weissliche Farbe recht deutlich von dem im übrigen gelbbraunen Basalfleek ab. Die Kegel sind ausschliesslich auf den hellen Fleck beschränkt, auf dessen unterem Teil relativ am grössten und dort bei Sp. ign. ziemlich gut ausge- bildet, bei Erylus schwach entwickelt, im übrigen denen von Thecla und Eumaeus eleiehkommend; kleinere Kegelgebilde kommen nicht ausserhalb jenes Flecks vor. Gruben etwas undeutlieh unter den Kegeln auf der distalen Hälfte des Flecks befindlich. - Zephyrus Darw. Quereus L. 6. Betulae L. 6. Palpen ziemlich kurz und schlank. Basalglied einigermassen gleichmässig ge- krümmt. Mittelglied etwa 21/, mal so lang, ein wenig schmächtiger als das Basal- elied, kaum merklich verjüngt, sanft wellenfórmig gebogen. Endglied klein, beim c? länglich eifórmig, beim © etwas gestreckter, abwärts geneigt. Behaarung der Innenseite aus mässig grossen, breit eifórmigen, querstehenden und dicht anliegenden Schuppen, welche am Basalgliede meist ungezähnt, am Mittelgliede oft gezähnt sind, bestehend; die Bauchseite der beiden ersten Glieder mit grösseren, zungenfórmigen, meist ziemlich tief und scharf gezähnten, aufrecht stehenden Schuppen und mässig langen, die Schuppen überragenden, steif abstehenden, z. T. borstenförmigen Haaren bekleidet; das Endglied ringsum anliegend kurz beschuppt. Basalfleek bis */, (Betulae) oder beinahe die ganze Länge des Gliedes einneh- mend (Quereus), ziemlich breit, am distalen Teil ein wenig verjüngt, fein aber deutlich quer gerunzelt. Der länglich und unregelmässig elliptische, sehr unbestimmt be- erenzte helle Fleck sticht nur ganz wenig von dem bräunlich gefärbten Basalfleck ab; er nähert sich dem oberen Rande des Basalflecks und überschreitet die Mitte von dessen Länge. Kegel schwach entwickelt, auf dem hellen Fleck einigermassen dicht stehend, von ähnlicher Gestalt wie bei den vorher beschriebenen Gattungen; ausserhalb des Flecks kommen winzige kleme Kegelgebilde spärlich vor und zwar Über die Palpen der Rhopaloceren. 177 oberhalb des Flecks und in geringer Anzahl auch vor dessen distalem Ende. Einige zuweilen schwierige zu erkennende Gruben finden sich auf der distalen Hälfte des Flecks. Ilerda DougL. Epicles Gopr. 2. Palpen ziemlich stark gebogen. Basalglied gleichmässig gekrümmt, am Grunde der Bauchseite plötzlich eingezogen und hierdurch etwas schmal gestielt. Mittelglied nur wenig schmächtiger als das Basalglied, etwa !/, länger als dieses, sehr schwach gebogen. Endglied mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, dünn, feinspitzig, ge- rade aufrecht stehend. Behaarung nur gleich am Grunde der Bauchseite aus kurzen Haaren, im übrigen aus Schuppen bestehend; die der Innenseite anliegend, breit ei- fórmig, ungezähnt, die der Bauchseite sehr kurz abstehend, länglich, gezähnt; das Endelied wie bei Zephyrus beschuppt. Basalfleek ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen Teil ziemlich breit, distalwürts verjüngt, gut begrenzt. Jener an dem proximalen oberen Teil des Basalflecks gelegene Fleck annähernd */; der Länge und etwas mehr als !/j der Breite desselben einnehmend, nicht merklich heller als der gelblichbraune Basal- fleck gefärbt, nur unten und zwar durch eine sanft gebogene Linie markant begrenzt. Die Kegel kommen fast ausschliesslich auf diesem Fleck vor und sind namentlich auf dessen unterem Teil verhältnismässig gut ausgebildet, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; gegen den Rücken des Gliedes hin werden sie allmählich kleiner. Gruben wie bei Zephyrus. Jalmenus Hüsx. Evagoras Dow. 6. Palpen lang, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied wie bei Zlerda. Mittelglied merklich schmächtiger als das Basalglied, allmählich sich verjüngend, etwa doppelt so lang wie dieses, sehr schwach wellenförmig gebogen. Endglied fast gleichlang wie das Mittelglied, sehr fein, zugespitzt, sanft abwärts gebogen. Behaa- rung an der Bauchseite des Basalgliedes sowie des proximalsten Teils des Mittel- gliedes abstehend, nur am Grunde der Palpen aus wenigen Haaren, sonst aus Schup- pen bestehend; die Schuppen der Bauchseite des Basalgliedes zungen- oder spatel- fürmig, meist ungezähnt, die der Innenseite eifórmig; der grösste Teil des Mittelgliedes und das ganze Endglied ringsum anliegend kurz beschuppt. 12 wo 178 Enzıo REUTER. Basalfleck */, der Länge des Basalgliedes einnehmend, von gleicher Form wie bei Zlerda. Jener von den Kegeln eingenommene Fleck dem der genannten Gattung gleichkommend. Kegel dichter stehend. Gruben deutlicher, sonst ganz wie bei Ilerda. Das Chitin dunkler bräunlich gefärbt. Deudorix Hzw. Alcetas Star. 2. Palpen ziemlich lang, hauptsächlich am Grunde gebogen. Basalglied einiger- massen stark und in der Mitte am Rücken etwas winklig gekrümmt, am proximalen Ende sieh schwach verjüngend. Mittelglied !/, länger als das Basalglied und be- deutend schmächtiger, nicht merklich gebogen. Endglied schmal und fein, gerade, mehr als !/, des Mittelgliedes betragend, an dem unteren Teil des Endes des Mittel- oliedes mit diesem zusammengefügt. Behaarung ziemlich dicht; die Bauchseite des Basalgliedes an der proximalen Hälfte z. T. mit feinen, mässig langen Haaren, an der distalen Hälfte ausschliesslich mit spatel- oder zungenfórmigen, abgestutzten, z. T. sehr grossen und breiten, abstehenden Schuppen besetzt; die des Mittelgliedes mit kürzeren aber verhältnismässig recht breiten, aufrecht stehenden, angepressten Schuppen bekleidet, und zwar sind die an der proximalen Hälfte des Mittelgliedes befindlichen — wie auch die des ganzen Basalgliedes — meist ungezähnt, die an der distalen Hälfte desselben Gliedes vorkommenden dagegen schön und regelmässig ge- zähnt; die Schuppen der Innenseite, und zwar besonders die auf dem Mittelgliede gelegenen, bedeutend kleiner, breit eiförmig, fest angedrückt; das Endelied wie bei den vorhergehenden Gattungen beschuppt. Basalfleck fast die ganze Länge des Basalgliedes einnehmend, an der proximalen Hälfte ziemlich breit, distalwärts verjüngt, gut und bestimmt begrenzt. Der die Mitte der Länge des Basalflecks nicht erreichende helle Fleck sticht nur ganz wenig von dem klar und licht bräunlich gefärbten Basalfleck ab und ist nur unten einiger- massen markant begrenzt, geht aber sonst unmerklich in den angrenzenden Teil des Basalflecks über. Die Kegel, welche sich allerdings hauptsächlich auf dem genannten Fleck vorkommen, finden sieh auch unmittelbar vor und oberhalb desselben und bilden kein scharf begrenztes Gebiet; wie bei allen vorher genannten Gattungen werden alle Kegelgebilde unterhalb des hellen Flecks sowie auf dem distalen Teil des Ba- salflecks völlig vermisst; die Kegel auf jenem Fleck mässig dicht stehend, überhaupt ziemlich schwach entwickelt, etwas schmächtig. Einige, z. T. grosse und deutlich sichtbare Gruben kommen auf der distalen Hälfte des mehrgenannten Flecks vor. Über die Palpen der Rhopaloceren. 179 Sithon Husx. Meduana HeEw. 2. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend. Basalglied klein, ziemlich stark und gleichmässig gekrümmt. Mittelglied etwa 3 mal so lang, schlank. fast unmerklich gebogen. Endglied ?/; des Mittelgliedes, sich allmählich verjüngend, spitzig, schwach abwärts geneigt. Behaarung nur gleich am Grunde des Basalgliedes aus einzelnen, kurzen und weichen Haaren, sonst ausschliesslich aus Schuppen beste- hend; die an der Bauchseite des Basalgliedes wie auch die an der des proximalen Teils des Mittelgliedes befindlichen Schuppen abstehend, ziemlich lang, spatelfórmig, ge- kerbt; die auf den übrigen Teilen der Palpen vorkommenden Schuppen anliegend, kürzer, mehr oder weniger stark gezähnt; Endglied ringsum mit schmalen, ange- drückten Schuppen besetzt. Basalfleek */. der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende nicht merklich verjüngt, quer begrenzt, fein gerunzelt. Der hellere, breitelliptische Fleck, welcher die Mitte der Länge des Basalflecks nicht erreicht, nur wenig heller und ziemlich unbestimmt beerenzt, demnach undeutlich von dem hell gelblichbraun gefärbten Basalfleck abstechend. Kegel ziemlich dünn stehend und schwach entwickelt; oberhalb des Flecks gehen sie in kleinere Kegelgebilde unmerklich über, auch treten solche in geringer Anzahl unmittelbar vor dem distalen Ende des genannten Flecks auf. Gruben wie bei Deudorix. Loxura Horsr. Atymnus CRAM. 2. Palpen sehr lang, an die der Gattung Sithon erinnernd. Basalglied verhältnis- mässig sehr kurz, wie bei genannter Gattung gekrümmt. Mittelglied wohl 3 mal so lang, gleichstark wie das Basalglied, schwach wellenförmig gebogen. Endglied mehr als !/, des Mittelgliedes, im übrigen wie bei Sifhon. Behaarung dicht, derjenigen cenannter Gattung ziemlich ähnlich. Basalfleck beinahe die ganze Länge des Basalgliedes einnehmend, an der distalen Hälfte ein wenig verjüngt, schwach quer gerunzelt. Das von den Kegeln eingenom- mene Gebiet kleiner und noch undeutlicher als bei Sithon, nicht merklich heller als der Basalfleck, durchaus ohne bestimmte Grenzen. Kegel und Gruben etwa wie bei Sithon. 180 Enzıo REUTER. Aphnaeus Hüsw. Acamas Kuuc 6. Siphax Luc. 4. Palpen ziemlich lang. Basalglied kurz, ziemlich stark und etwas ungleichmássig gekrümmt, am Grunde verschmälert. Mittelglied etwas mehr als doppelt so lang, von gleicher Dicke wie das Basalglied, sehr schwach wellenfórmig gebogen. End- glied über !/, des Mittelgliedes, allmählich verjüngt, spitzig, abwärts geneigt. Be- haarung an diejenige der Gattung Sithon erinnernd; die Schuppen der Bauchseite des Basalgliedes gross, breit zungenförmie, bei Siphax abgestutzt, ungezähnt, bei Acamas z. T. scharf gezähnt; die auf dem Mittelgliede befindlichen Schuppen, von denen besonders die auf der Innenseite gelegenen bedeutend kleiner sind, bei beiden Arten meist recht scharf und dicht gezähnt. Endglied wie bei Sithon beschuppt. Basalfleek etwas mehr als !/,—3/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, verhältnismässig breit, am distalen Ende schwach verjüngt, ungleichmässig quer ge- runzelt. Das von den Kegeln eingenommene Gebiet, welches fast unmerklich an- geschwollen erscheint, verhältnismässig sehr ausgedehnt, ?/, (Siphax) oder sogar den grössten Teil (Acamas) der Länge des Basalflecks einnehmend, recht breit, schräg eiförmig, bezw. unregelmässig elliptisch, bei Siphax nur wenig, bei Acamas kaum heller als der gelblich gefärbte Basalfleck; nur die untere, ungleichmässig verlaufende Grenze angedeutet, sonst sehr unbestimmt begrenzt. Die Kegel verhältnismässig recht gut entwickelt, am unteren proximalen Teil des Gebietes, und zwar besonders bei Siphax, ziemlich lang, feinspitzig, dicht stehend; nach vorn und oben hin in kleinere Kegelgebilde, welche den entsprechenden Teil des Rückens dicht bedecken, übergehend. Einige z. T. undeutliche Gruben kommen an oder unmittelbar vor dem distalen Ende des Gebietes vor. Plebeius L. (Cupido SCHRK., Lycaena FABR.) iLltammrog S mom EN. 7: Optilete Knoom.. . . . . 18. CaSSIUSACR ANIME Battus SCHIFF. 4 Baie ticus gem M NER ANAR ATexISNSCOP TNR an ERES Telicanus Hüax. 4 Eroides FRrRiv. 2 Apoia des PATTERN PL: Icarus oqmmamme Ina Fischeri EvERSM. 4 CHITON ROC EC: AG ensis Disco oae ets NUS! leases PN Argyrognomon BERGSTR. . 4 A'SESCOP GLO DIR ES Uber die Pulpen der Rhopaloceren. 181 quereis EO TER ye wie: AN SQ SFSOBELREbD.NuA LT (G'orydonsSuopo SU vr era ce o Semiargus Rorr. (Fig. 66). 14. D'am 0 NÉS o Eee e RR HE AE e yallmrus CRD EM um D'onzelii tb CTSD "M PN 4. Diom'e de SMR/C TT MN 9: ATOS MAN AA foro fae AST ÖT MS POLE NE MES SRI IMPR: ADOASAR OLD TU Sir ner! Palpen mässig lang. meist ziemlich schmächtig. Basalglied öfters etwas höher als das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelglied wohl 2 bis gegen 3 mal länger, meist gleichmässig dick, ausnahmsweise (Baeticus) in der Mitte unbedeutend ange- schwollen, sanft wellenförmig gebogen. Endglied meist etwa gleichlang wie das Basalglied, bisweilen z. B. bei (Alsus, Icarius) merklich länger und dann sehr fein und dünn oder auch kürzer, zugespitzt. Behaarung variirend; die Bauchseite jedoch stets am Basal- und Mittelgliede abstehend behaart und zugleich mit namentlich auf dem Basaleliede recht grossen, aufrecht stehenden Schuppen besetzt, und zwar sind im allgemeinen die Schuppen auf dem Basalgliede, die Haare dagegen auf dem Mit- telgliede vorherrschend; die Schuppen meist breit, eifórmig oder etwas zungenförmig, seltener (Eroides, Icarius, Donzeli;i u. A.) verhältnismässig schmal und gestreckt keilfórmig, ungezähnt oder fein und scharf gezackt, die Haare z. T. schuppenähnlich, mässig lang, mehr oder weniger dichtstehend; die auf der Innenseite befindlichen Schuppen sind kleiner, im allgemeinen breit eiförmig, abgerundet, meist — wenig- stens die des Basalgliedes — ungezähnt, angedrückt; nicht selten ist das distale Ende des Mittelgliedes auf der Innenseite kurz und halb abstehend behaart; das Endglied anliegend beschuppt oder behaart. Basalfleck */.—5/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen Teil über beinahe die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwürts etwas ungleich- mässig verjüngt, ziemlich gut begrenzt, am Rücken des Gliedes oft fein gerunzelt. Der helle Fleck, welcher dem oberen Rand des Basalflecks genähert ist und gewühn- lich ungefähr die halbe, seltener — wie bei Baeticus, Battus u. A. — 3/, der Länge desselben einnimmt, ist etwas langgestreckt und schräg, unregelmässig eiförmig, am distalen Ende oft ein wenig aufwärts gebogen und zugespitzt, bisweilen (Damon, Donzelii, Argiolus) gestutzt oder sogar abgerundet; bei den meisten Arten sticht jener Fleck wegen seiner oft fast wasserklaren Farbe deutlich, nicht selten (Argiades, Fischeri, Argus, Damon, u. A.) sogar sehr stark von dem sonst braun gefärbten Ba- salfleck ab, und zwar ist er zugleich bei den soeben erwähnten namentlieh unten sehr markant begrenzt; bei anderen Arten dagegen (Battus, Corydon, Alsws, Arcas) sticht der helle Fleck weniger deutlich ab, bei der letzterwähnten ist er sogar sehr unbestimmt begrenzt und geht fast unmerklich in den Basalfleck über. Kegel kom- 182 Enzıo REUTER. men hauptsächlich auf dem hellen Fleck vor, wo sie auch relativ am höchsten aus- gebildet sind; mässig dicht stehend, ziemlieh kurz aber verhältnismässig dick, schwach zugespitzt, aufrecht stehend oder ein wenig aufwärts geneigt; unterhalb des Flecks finden sieh keine Kegelgebilde, wohl aber oberhalb und bisweilen auch vor demselben, und zwar sind die hier vorkommenden meist viel kleiner und schmächtiger sowie spitziger als die oben erwähnten, z. T. winzig klein. Gruben kommen auf dem distalen Ende des hellen Flecks oder ein wenig von demselben entfernt vor. Laeosopis RAMB. Roboris Esr. 2. Palpen mässig lang, von etwa gleicher Gestalt wie bei Zephyrus. Die ein- zelnen Glieder verhalten sich ähnlich. Behaarung an diejenige genannter Gattung erinnernd: die Haare der Bauchseite des Mittelgliedes etwas kürzer und steifer. Basalfleek ungefähr #/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, demjenigen von Zephyrus ähnlich. Der helle Fleck etwas breiter und weniger lang, sonst im we- sentlichen mit demjenigen genannter Gattung übereinstimmend. Kegel und Gruben ähnlich. Lycaenesthes Moore. Bengalensis Moore 2. Palpen mässig lang, schwach gebogen. Basalglied hóher als das Mittelglied, nur unbedeutend gekrümmt. Mittelglied ungefähr doppelt so lang, gleichmässig dick, sehr schwach wellenfórmig gebogen. Endglied merklich länger als das Basalglied, fein und dünn, spitzig, abwärts geneigt. Behaarung ganz vorherrschend aus Schuppen bestehend, und zwar sind die auf der Bauchseite der beiden ersten Glieder befind- lichen, namentlich die des Basalgliedes, sehr gross, breit zungenfórmig, abgestutzt, ungezühnt oder fein gezackt; Haare kommen nur einzeln zwischen den Schuppen, am Grunde des Basagliedes jedoch etwas zahlreicher, vor, jene Schuppen nur wenig überragend; die Schuppen der Innenseite kleiner, breit eiförmig, ungezähnt, fest an- gedrückt; das Endglied anliegend schmal beschuppt. Basalfleck beinahe die ganze Lànge des Basalgliedes einnehmend, breit, distal- wärts allmählich und nur wenig verjüngt, ziemlich gut begrenzt, an Plebeius erin- nernd. Der helle Fleck einigermassen deutlieh abstechend, bis zur Mitte des Basal- flecks sich erstreckend, etwas ungleich länglich ellipsenfórmig, unten deutlich, oben und am distalen Ende unbestimmt markirt. Kegel schwach entwickelt, auf dem un- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 185 teren Teil des Klecks relativ am besten ausgebildet, nach oben in winzig kleine Kegelgebilde übergehend; unterhalb des Flecks werden die Kegelgebilde vermisst, unmittelbar vor demselben finden sich sehr kleine Kegelgebilde in geringer Anzahl. Einige wenige Gruben kommen an oder gleich vor dem distalen Ende des Flecks vor. Chitin gräulich braun. Pseudodipsas FEL». Larydas CRAM. 2. Palpen denen von Lycaenesthes sehr ähnlich. Basalglied verhältnismässig etwas kräftiger. Mittelglied etwa 11/, mal so lang als das Basalglied. Endglied verhält- nismässig noch länger als bei genannter Gattung, nur wenig geneigt, sonst ganz ähnlich. Behaarung sehr an diejenige von ZLycaenesthes erinnernd; die Schuppen überhaupt breiter, meist ungezähnt, und zwar sind die den Basalfleck begrenzenden eleichmässiger breit, «gerundet rechteckig; nur am Grunde der Bauchseite finden sich einige schuppenähnliche, mässig lange Haare; das Endglied wie bei Lycaenesthes beschuppt. Basalfleck »/, der Länge des Basagliedes einnehmend, von der Mitte an distal- wärts verjünet, wie bei Zyeaenesthes begrenzt. Der helle Fleck lichter und deut- licher abstechend, schärfer markirt, im übrigen demjenigen genannter Gattung gleich- kommend. Kegel und Gruben ähnlich, vor dem hellen Fleck finden sich aber keine Kegelgebilde. Chitin wie bei Lycaenesthes. Chrysophanus Hör. (Polyommatus LATR.) Mürevaueaesi a nd AlciphronsRomTr 2 iiem Om Bis; za an Toma SEL GIEN- na wem: Hippothoé L. (Fig. 67). 16. Phlaeas L. 32. Helle Scurrr. 8. Palpen mässig lang, am Grunde gebogen, hervorstehend. Basalglied ungefähr von gleicher Höhe wie das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelglied kaum 2 mal so lang, nicht merklich verjüngt, fast gerade. Endglied ungefähr gleichlang wie das Basalglied, dünn, spitzig, nicht oder sehr unbedeutend geneigt. Behaarung ziemlich dicht; die Bauchseite der beiden ersteren Glieder mit abstehenden grossen, mehr oder weniger breit zungen- oder spatelfórmigen. gestutzten. ungezühnten — schwach 184 Enzıo REUTER. gezackten Schuppen und damit abwechselnden, z. T. schuppenähnlichen, z. T. schmalen und feinen Haaren besetzt; die Schuppen der Innenseite breit eiförmig, ziemlich gross, ungezähnt, angedrückt; das Endglied anliegend beschuppt, bisweilen an der Bauch- seite kurz, halb abstehend. Basalfleck von wechselnder Ausdehnung, !/,—?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, wie bei Plebeius verjüngt und begrenzt. Der umfangreiche helle Fleck erstreckt sich meist bis zu ?/, der Lànge des Basalflecks, schrüg eifórmig oder bir- nenfórmig — fast elliptisch, bei einigen Arten (Virgawreae, Helle) nur undeutlich, bei anderen (z. B. Hippothoö) recht stark von dem braun gefürbten Basalfleck ab- stechend, und zwar ist er bei der letzterwähnten unten durch eine braune, schwach gebogene Grenzlinie sehr scharf markirt, während er bei jenen Arten ohne scharfe Grenzen in den Basalfleck übergeht. Kegel verhältnismässig gut entwickelt, ziemlich dicht stehend, inbezug auf Gestalt und Anordnung etc. denen von Plebeius beinahe gleichkommend; diese auf dem hellen Fleck befindlichen Kegel gehen allmählich in kleinere und schmächtigere über, welche auf den oberen und distalen Teilen des Basalflecks zerstreut dastehen, während der unterhalb des hellen Flecks befindliche Teil desselben keine Kegelgebilde besitzt. Einige Gruben finden sich auf dem distalen Teil des Basalflecks vor dem hellen Fleck. Thestor Hüpn. Ballus FaAsn. 10. Nogelii H. Scan. 4. Palpen klein und schwach gebogen. Basalglied von gleicher Höhe wie das Mittelglied, unbedeutend gleichmässig gekrümmt. Mittelglied kaum länger als das Basalglied, gleichmässig dick, fast gerade. Endglied sehr klein, eiförmig, z. T. in der Behaarung des Mittelgliedes versteckt. Behaarung dicht; die Bauchseite der beiden ersten Glieder mit ziemlich langen, steif borstenartigen, abstehenden Haaren und namentlich bei Nogelii sehr grossen, zungen- oder spatelförmigen, meist sehr scharf und spitz sowie tief gezähnten Schuppen von wechselnder Länge und Breite besetzt, und zwar sind die auf dem Basalgliede befindlichen überhaupt grösser; bei Ballus sind die Haare, bei Nogelii dagegen die Schuppen vorherrschend; die Innen- seite mit kleineren, breit eiförmigen, meist gezähnten, anliegenden Schuppen, am distalen Ende des Mittelgliedes ausserdem mit halb abstehenden Haaren bekleidet; das Endglied kurz, halb abstehend behaart. Basalfleck etwa ?/, der Länge des Basalgliedes emnehmend, mässig breit, distal- wärts verjüngt. Der helle Fleck erstreckt sich bei Ballus bis zu ?/, der Länge des Basalflecks, bei Nogelii bis zur Nähe der vorderen Schuppengrenze, und ist dement- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 185 sprechend bei der letzteren verhältnismässig schmäler elliptisch, einigermassen deut- lich abstechend, aber am distalen Ende unbestimmt begrenzt. Kegel weniger stark entwiekelt als bei Chrysophanus, sonst ziemlich ähnlich, nach oben und z. T. auch distalwärts in kleinere Kegelgebilde übergehend. Gruben kommen auf der distalen Hälfte des hellen Flecks vor. Chitin bräunlich. Amblypodia Honsr. Centaurus FABR. 2. SD ipn 2. Palpen mässig lang, am Grunde stark und zwar etwas winklig gebogen. Basal- glied kräftig, bedeutend höher als das Mittelglied, ganz unbedeutend gekrümmt. Mittel- glied etwa 2!/, mal so lang, am Grunde schwach gebogen, fast unmerklich verjüngt. Endglied Klein, abgestumpft. Behaarung dicht, ganz vorherrschend aus Schuppen be- stehend; die Bauchseite des Basalgliedes mit ziemlich grossen, breit zungenförmigen, abgestutzten, ungezähnten, dicht angepressten Schuppen und am Grunde mit mässig langen, z. T. schuppenähnlichen, schief stehenden Haaren, die des Mittelgliedes mit kürzeren und schmäleren, schwach gekerbten, halb anliegenden Schuppen besetzt; die Schuppen der Innenseite auf dem Basalgliede rechteckig- eiförmig, ungezähnt, auf dem Mittelgliede kleiner, wie die der Bauchseite schwach gekerbt; das Endglied kurz anliegend beschuppt. Basalfleck 5/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, am distalen Ende unbedeutend verjüngt, etwas ungleich begrenzt, am Rücken des Gliedes fein quer gerunzelt. Es findet sich kein merklich hellerer Fleck, dagegen erscheint eine entsprechende, breitelliptische, unbestimmt begrenzte Partie des Basalflecks ein wenig angeschwollen. Die Kegel, welche fast ausschliesslich auf dieser Stelle vorkommen, sehr schwach entwickelt, schmächtig und spitzig, dünn stehend. Einige Gruben kom- men auf der distalen Hälfte jener Partie vor. Chitin gräulichbraun. Curetis Hosx. Acuta Moore 2. Palpen ziemlich lang, etwas an Amblypodia erinnernd, am Grunde stark gebogen. Basalglied nicht merklich hóher als das Mittelglied, sehr schwach gekrümmt. Mittel- glied gegen 3 mal so lang, fast eylindrisch, unbedeutend gebogen. Endglied kürzer als das Basalglied, gestumpft, ein wenig abwärts geneigt. Behaarung an die von 24 186 ENZIO REUTER. Amblypodia erinnernd; die auf der Bauchseite des Mittelgliedes befindlichen Schuppen kürzer und verhältnismässig bedeutend breiter, aufrechter stehend, nur sehr schwach gekerbt. Basalfleck demjenigen von Amblypodia beinahe gleichkommend, etwas stärker gerunzelt. Auch hier existirt kein hellerer Fleck; die entsprechende Partie, welche die halbe Lànge des Basalflecks nicht erreicht und zugespitzt breit eifórmig ist, er- scheint dagegen wie bei genannter Gattung schwach angeschwollen, ziemlich undeut- lich begrenzt. Kegel hauptsächlich auf die genannte Partie beschränkt, dünn stehend, kurz aber verhältnismässig kräftig, gerade, zugespitzt, nach vorn und oben gerichtet, distalwärts kleiner werdend; unmittelbar vor dem distalen Ende jenes Gebietes finden sich éinige kleinere Kegelgebilde. Auf der distalen Hälfte des Basalflecks kommen einige, ziemlich grosse Gruben vor. Chitin gelblichbraun. Miletus Htsw. Symethus CRAM. 2. Melanion Ferr». (Fig. 68) 2. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, grüsstenteils sehr schmal und dünn, hauptsächlich nur am Grunde gebogen, hervorstehend. Basalglied kurz, ver- hältnismässig kräftig, beinahe doppelt so hoch wie das Mittelglied, gleichmässig ge- krümmt. Mittelglied gegen 2 (Melanion) oder beinahe 2 !/, mal so lang wie das Basal- glied, sehr schmal, gleichmässig hoch, fast gerade. Endglied etwa ?/, des Mittelgliedes, noeh viel dünner, zugespitzt, in fast gleicher Richtung mit diesem. Behaarung am Bauche des Basalgliedes aus mehr oder weniger breit keilfórmigen oder spatelfór- migen, gezühnten (Symethus) oder vorherrschend ungezähnten (Melanion) Schuppen bestehend; die Innenseite desselben Gliedes nur am unteren Teil mit gewühnlichen, und zwar gezühnten, etwas kleineren als den auf der Bauchseite befindlichen Schup- pen bekleidet; im übrigen, und zwar von dem Basalfleck bis zur Nähe des distalen Endes des Basalgliedes, sowie bis auf den Rücken mit ganz eigentümlichen, schmalen, unmittelbar an beiden Enden sehr unbedeutend sich verjüngenden, mit ebenen Rän- dern versehenen Haargebilden besetzt, welche offenbar modifizirte Schuppen darstellen, etwas unregelmässig dastehen, meist aufwärts gerichtet sind und sowohl durch ihre Gestalt als Anordnung nicht wenig an die eigenartigen Haargebilde der Hesperüden erinnern, aber mit diesen nieht homolog sind !); Mittel- und Endglied ringsum anlie- gend kurz beschuppt. 1) Diese Haargebilde erinnern entfernt an die von AURIVILLIUS (Über sekundäre Geschlechts- charaktere nordischer Tagfalter, Bih. K. Sv. Vet.-Akad. Handl. Bd. 5. N:o 25, S. 24—26, 42. Taf. Über die Palpen der Rhopaloceren. 187 Basalfleck gegen ?/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, mässig breit, unten von den gewöhnlichen Schuppen gut, vorn und z. T. oben von den eigentimlichen Haargebilden und zwar ziemlich ungleich begrenzt, am distalen Ende ein wenig ver- jüngt, am proximalen Teil schwach verschmälert. Es findet sich kein heller Fleck; die Kegel nehmen aber ein recht schmal streifenartiges, vom Grunde des Gliedes aus der Mitte des Basalflecks entlang und zwar fast bis zum Ende desselben verlau- fendes, aber vom Rücken des Gliedes ziemlich weit entfernt bleibendes, distalwärts sich nur wenig verjüngendes, zugespitztes, recht bestimmt begrenztes, nicht erhabenes Gebiet ein. Kegel auf dieses Gebiet beschrünkt, ziemlich gut entwickelt und einiger- massen gleichmässig ausgebildet, indem die distalen nur wenig kleiner sind, verhält- nismässig lang, gerade, spitzig, aufwärts gerichtet; kleine Kegelgebilde sehr spärlich oberhalb des Gebietes. Gruben undeutlich, einzeln am distalen Ende des Gebietes. Chitin gelblichgrau. Allotinus Feu. Fallax Fezn. 2. Palpen denen von Miletus sehr ähnlich. Basalglied nicht völlig so kräftig. Mittelglied 2!/; mal so lang als das Basalglied, demjenigen genannter Gattung gleich- kommend. Endglied ?/, des Mittelgliedes, an der distalen Hälfte sehr schwach ab- wärts gebogen, sonst wie bei Miletus. Behaarung derjenigen genannter Gattung sehr ähnlich; die einigermassen breit spatelfórmigen Schuppen der Bauchseite des Basalgliedes überhaupt grósser; die Innenseite desselben Gliedes fast ausschliesslich mit ganz ähnlichen, eigentümlichen Haargebilden ziemlich dicht besetzt; Mittel- und Endglied wie bei Metus beschuppt. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes aber nur ungefähr die halbe Breite der Innenseite einnehmend, von den Haargebilden ungleich und etwas unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende wie bei Miletus verschmälert. Das von den Kegeln eingenommene, ziemlich umfangreiche Gebiet, welches ohne merklich lichter gefärbt IL. Fig. 18; vgl. auch Ders., Nordens fjärilar, S. IX) erwähnten und abgebildeten ,Haarschuppen*, d. h. Männchenschuppen, welche bei den (jj einiger Plebeius-Arten (P. Icarus, Bellargus, Ar- gester, Amandus, Argyrognomon werden von AuRIVILLIUS angeführt) und zwar über die Mitte des Flügels verbreitet vorkommen, sind aber verhältnismässig noch schmäler als die auf Taf. II. Fig. 18, abgebildete Schuppe; dass die von mir beobachteten Gebilde in der Tat modifizirte Schuppen sind, wird schon dadurch bewiesen, dass Übergangsformen zwischen denselben und den gewóhn- lichen Schuppen sich nachweisen lassen. 188 Enzıo REUTER. zu sein an den hellen Fleck mehrerer der vorhergenannten Gattungen erinnert, liegt unmittelbar am oberen Rande des Basalflecks und dehnt sich über den Rücken des Gliedes aus, länglich, anscheinend halbelliptisch, unten von einer gleichmässig gebo- genen Linie gut und bestimmt begrenzt. Kegel auf dasselbe beschränkt, dicht stehend, überall schwach entwickelt, sehr kurz, spitzig, aufwärts gerichtet. Gruben und Chitin wie bei Moletus. Lucia Swans. Bibulus Fansn. 4. Palpen lang, sehr schmal und dünn, am Grunde schwach gebogen. Basalglied nicht höher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied etwa 2 mal so lang, in der Mitte etwas angeschwollen, fast unmerklich wellenförmig gebogen. Endglied weniger als !/, des Mittelgliedes, fast ebenso dick, in gleicher Richtung mit diesem. Behaa- rung der Bauchseite ziemlich dicht, hauptsächlich aus mässig langen, feinen, auch auf dem Endgliede abstehenden Haaren und zum kleineren Teil aus dazwischen ste- henden, bedeutend kürzeren Schuppen bestehend; die Innenseite des Basalgliedes dünn und zwar ausschliesslich mit normalen Schuppen besetzt, die des Mittel- und End- gliedes dichter, etwa wie bei Miletus und Allotinus beschuppt; der Rücken z. T. sehr kurz, anliegend behaart. Basalfleck wenigstens ?/, der Länge des Basalgliedes und den grössten Teil der Breite der Innenseite einnehmend, unbestimmt begrenzt. Weil die mir zur Ver- fügung stehenden Palpen am Grunde zerbrochen waren, konnte ich das Kegelgebiet nicht untersuchen. Auf der distalen Hälfte des Basalflecks finden sich aber sehr dünn stehende, winzig kleine, papillenartige Kegelgebilde sowie einige recht deutliche und grosse Gruben. Chitin hell weisslichgrau. Subfam. IL Lipteninae. Tingra Borsp.: Tropicalis Borsp. 2. Palpen klein, mässig stark, am Grunde schwach gebogen. Basalglied ein wenig dicker als das Mittelglied, schwach gleichmässig gekrümmt. Mittelglied etwa !/; !) Tingra Tropicalis Borsp. wird von ScHATz und RôBer (op. cit, S. 279) zu Pentila ge- rechnet und zwar als Typus derselben betrachtet. Weil aber T. Tropicalis und Pentila Soyauxi Dewirz u. A. auch in der Palpenbildung und zwar besonders inbezug auf das ganz verschiedene Über die Palpen der Rhopaloceren. 189 lànger, cylindrisch, sanft gebogen. Endglied klein, eifórmig, unbedeutend abwärts geneigt. Behaarung sehr dünn, fast ausschliesslich aus verhältnismässig recht grossen Schuppen bestehend, und zwar sind die auf der Bauchseite befindlichen spatelförmig, meist flach geteilt, halb anliegend; ausserdem kommen einzelne sehr kurze und feine Stacheln zwischen den Schuppen vor; die Innenseite des Basalgliedes fast voll- ständig nackt, die des Mittelgliedes mit wenigen, ziemlich breit keilförmigen, schwach gekerbten, angedrückten Schuppen dünn bekleidet; das Endglied ringsum anliegend beschuppt. Basalfleck die ganze Länge des Basalgliedes und so gut wie die ganze Breite der Innenseite einnehmend, unten unbestimmt begrenzt, am proximalen, abgestutzten Ende undeutlich von dem Palpenstiel abgegrenzt. Es giebt keinen helleren Fleck oder besonderes Kegelgebiet. Kegel über den gróssten Teil des Basalflecks und zwar sehr undicht zerstreut, ausserordentlich schwach entwickelt, sehr kurz und schnell verjüngt, spitzig, papillenartig, auf dem distalen Ende des Basalflecks nicht vorhanden. Etwa in der Mitte des Basalflecks kommen zwei oder drei ziemlich grosse aber undeutliche Gruben vor. Chitin zart, hell bräunlichgrau. Pentila Wzsrw. Soyauxi DEWITZ 2. Palpen klein, an den beiden ersten Gliedern verhältnismässig recht dick, auf- steigend. Basalglied etwas hóher als das Mittelglied, sehr schwach gebogen. Mittel- glied wie bei Tingra, aber dicker. Endglied ?/, des Mittelgliedes betragend, dünn, gleichmässig schmal, zugespitzt, gerade, kaum merklich abwärts geneigt. Behaa- rung dünn, wie bei Tingra fast ausschliesslich aus Schuppen bestehend, welche überhaupt kleiner als bei genannter Gattung sind; die der Bauchseite kurz, spatel- fórmig, meist anliegend, schwach gekerbt; die Innenseite des Basalgliedes wie auch die der proximalen Hälfte des Mittelgliedes fast vollständig nackt, die distale Hälfte des letztgenannten Gliedes mit gerundet keilfórmigen, ebenfalls flach gekerbten Schuppen bekleidet; das Endglied ringsum mit schmalen anliegenden Schuppen besetzt. Basalfleck wie bei Tingra die ganze Innenseite des Basalgliedes einnehmend und ausserdem gemäss dem Mangel an Schuppen auf der proximalen Hälfte des Endglied sowie auf den Basalfleck und die ungleiche Stärke der Palpen überhaupt ziemlich grosse Differenzen aufweisen, halte ich eine generische Trennung derselben für berechtigt und nehme für Tropicalis den Boıspuvar'schen Gattungsnamen Tingra an. 190 Enzıo REUTER. Mittelgliedes bis zur Mitte desselben ausgedehnt, unbestimmt begrenzt. Wie bei ge- nannter Gattung findet sich kein besonderes Kegelgebiet, sondern die Kegel sind bei- nahe über den ganzen Basalfleck — auch auf dem Mittelgliede — und zwar ziemlich dünn aber doch bedeutend dichter als bei 7'7ngra zerstreut, auch auf dem Rücken stehend; sie sind gleichmässig rund sehr schwach entwickelt, länger als bei genannter Gattung, aber ausserordentlich dünn und schmächtig, feinspitzig. Einige Gruben finden sich sowohl auf der distalen Hälfte des Basalgliedes als auf dem proximalen Teil des Mittelgliedes, sehr undeutlich. Chitin wie bei Tingra. Liptena Dousz. Hzw. Fervida Sw. & King. 2. Sanguinea PLôrz 2. Palpen klein. mässig dick, schwach gebogen, an die von Tingra erinnernd. Basalglied unbedeutend dicker als das Mittelglied, wie bei genannter Gattung ge- krümmt. Mittelglied nur wenig länger als das Basalglied, sonst wie bei Tingra. Endglied ebenfalls klein, eifórmig!) Behaarung wie bei Tingra und Liptena ganz vorherrschend aus Schuppen bestehend; die auf der Bauchseite vorkommenden mässig gross, mehr oder weniger breit keilfórmig oder spatelfórmig, ungleich gezähnt oder gekerbt, zum grüssten Teil anliegend; einzelne Stacheln, welche etwas kräftiger als bei Tingra sind, finden sich unter den Schuppen; die der Innenseite ähnlich, aber überhaupt kleiner; das Endglied kurz beschuppt. Basalfleek die ganze Innenseite des Basalgliedes und etwa !/, derjenigen des Mittelgliedes einnehmend, wie bei den vorhergehenden Gattungen begrenzt. Kegel wie bei Pentila über den grösseren Teil des Basalflecks mässig dicht zerstreut, in- bezug auf Gestalt und Entwicklungsstufe etwa die Mitte zwischen dieser und Tingra haltend. Gruben wie bei letztgenannter Gattung. Chitin bräunlich. 1) Nach ScHATz und RÓBER (op. cit. S. 280) soll das Endglied der Palpen von Liptena lang und dünn sein und diese Gattung sich hierdurch von Pentila sehr scharf unterscheiden. Bei den zwei obengenannten Arten ist aber das Endglied wie bei Tingra Tropicalis, welche Art, wie schon vorher gesagt, von den soeben genannten Autoren als Typus der Gattung Pentila angesehen wurde — klein, eifórmig. Ein langes und dünnes Endglied findet sich in geradem Gegensatz hierzu bei Pentila Soyauxi. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 191 Larinopoda Burr. Lircaea Hew. 2. Sp. ign. (Fig. 69). 2. Palpen kurz, an den beiden ersten Gliedern recht dick, am Grunde ziemlich stark gebogen, an die von Pentila erinnernd. Basalglied kurz, ein wenig dicker als der proximale Teil des Mittelgliedes, kaum gebogen. Mittelglied etwa doppelt so lang, distalwärts an Dicke zunehmend, schwach gebogen. Endglied ?/, des Mit- telgliedes, ziemlich schlank, an der distalen Hülfte etwas angeschwollen, zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung derjenigen von Pentila sehr ähnlich, nur am Grunde der Bauchseite aus einigen wenigen, kurzen, halb abstehenden Haaren, sonst aus Schuppen bestehend, welehe denen genannter Gattung beinahe gleichkommen. Basalfleck von gleicher Ausdehnung wie bei Pentila. Kegel und Gruben ähn- lich. Chitin gelblich gefärbt. Alaena Borsp. Amazoula Borsp. 4. Palpen sehr kurz, aber dick und stark aufgeblasen, am Grunde unbedeutend gebogen. Basalglied schwach und ziemlich gleichmässig gekrümmt. Mittelglied ein wenig kürzer als das Basalglied und etwas stürker aufgeblasen, nicht merklich ge- bogen. Endglied klein, breit eifórmig (>) oder knopffórmig (9), mit dem Mittelgliede etwas schräg zusammengefügt. Behaarung der Bauchseite aus ziemlich langen und feinen, z. T. schuppenähnlichen, abstehenden Haaren und einzelnen mehr oder weniger breit keilfórmigen oder fast gleichmüssig schmalen, tief und sehr scharf zwei- oder dreigeteilten Schuppen bestehend; die Innenseite des Basalgliedes fast vollstándig nackt, die des Mittelgliedes und Endgliedes mit ähnlichen, aber anliegenden Schuppen dünn bekleidet. Basalfleek die ganze Lànge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, sehr unbestimmt begrenzt. Kegel sehr dünn stehend, über die proximale Hälfte des Basalflecks unregelmässig zerstreut, auf der distalen Hälfte desselben werden sie dagegen fast vüllig vermisst, ausserordentlich schwach ent- wickelt, papillenartig, sowohl inbezug auf Gestalt und Entwicklungsstufe als auf ihre ganze Anordnung sehr an die von Tingra erinnernd. Gruben wie bei dieser Gattung, sehr undeutlich. Chitin sehr zart, weisslich. 192 Enzıo REUTER. Fam. XIV. Hesperiiden.') Thymele Fass. Simplicius Srozz 2. Ironie us 223356: Protillus H. Sca. 2. Exadeus Cram. 2. Telegonus Htsw. Mercatus FaBr. 4. Anaphus CRam. 4. Arteurotia Burt & Daver. Tractipennis Burz. & DrucE 2. Thraeides Htsw. Salius CRAM. (Fig. 70). 2. Antoninus Lamm. 4. Entheus Hsx. Vitreus CnAM. 4. Ismene SWAINS. Iphis Drury 2. Pyrrhopyge Hör. PIS ne Acastus CRAM. 2. Ponina H. Son. 2. Eryeides Hüsx. Distans H. Ses. 2. Vulcanus Hew. 2. !) Die Gattungen dieser Familie zeigen inbezug auf die Palpenbildung so grosse Einförmig keit und stimmen in den wesentlichsten Punkten mit einander so gut überein, dass ich, um ste- tige ermüdende Wiederholungen zu vermeiden, eine für sie alle gültige Beschreibung gebe. Dies kann ich um so eher tun, als eine eingehende Besprechung der Hesperiidae, welche meiner Auffas- sung nach den Rhopalocera nicht zuzurechnen sind, ausserhalb des Rahmens vorliegender Arbeit fällt, die sich hauptsächlich mit den eigentlichen Rhopacoleren (Rhopalocera s. str. Haase) beschäftigen will. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 193 Carystus Hun. Marcus FABR. 4. Corydon Fanm. 4. Proteides Hüsn. Idas CRAM. 4. Pamphila FABR. Athenion Hisw. 2. Sylvanus Es». (Fig. 71). 14. COMMA Ss IBIDIGUe UU SH ARR: T NAE Amyntas FABR. 2. Megathymus Scupp. Yuccae Borsp. LEc. 2. Thymelieus Husw. Thaumas HUFN. 2. Lineola Ocxs. 12. Actaeon Rorr. 4. Erynnis SCHRANK. (Spilothyrus BOISD.) Alceae Esp. 8. Lavaterae Esp. 8. Hesperia Far. (Syriehtus BOISD.) Tessellum HÜBn. 4. Alveus Hüsn. . . 8. Carthami Hü BN. 6. Centaureae RAMB. 2. Malvae L. 10. Leucochitonea WALLENGR. ArS'a te 2s Pastor Fxernp. 2. Petrus HüBn. 2. SE RAN 194 Exzıo REUTER. Heteropterus Dvm. (Carterocephalus LED.) Morpheus Parr. 6. Palaemon Parr. 6. MERISIER Sylvius KNocH Nisoniades Hos. Tage sei, 16: Achlyodes Hör. "ll hraso HUBN. 2. Busirus CRAM. 2. Corbulo CRAM. 4. Antigonus Hörn. Nearchus LATR. 2. Helias Fasz. Albiplaga Fr». 2. Cecropterus H. Sch. Zarex Hüsn. 2. Palpen gedrungen, kurz, sehr breit und dick, an den beiden ersten Gliedern mehr oder weniger stark aufgeblasen, auseinander stehend, stark gebogen, dicht und fest an den Vorderkopf angedrückt. Basalglied kurz und dick, meist nur etwa !/, mal so lang wie hoch, selten (z. B. Teelegonus Mercatus) fast doppelt länger als hoch, etwas ungleichmässig nierenförmig, in der Regel am distalen Teil höher als an dem proxi- malen, am distalen Ende etwas abgerundet oder quer abgehauen. Mittelglied von wechselnder Gestalt, schwach gebogen, meist lànger, oft dicker und noch stärker aufge- blasen als das Basalglied, mit diesem schmal, oft ausserordentlich schmal und zwar an der distalen oberen Ecke des Basalgliedes zusammengefügt und zugleich eine zur Làngs- richtung desselben oft sehr schräge und schief gewundene Stellung einnehmend (äusser- liche Grenzformen: Thracides, Carystus). Endglied sehr schmächtig, meist sehr kurz und oft in der Behaarung des Mittelgliedes fast vollkommen versteckt. Behaarung überhaupt sehr dicht; die Bauchseite des Basalgliedes meist nur am Grunde mit mässig langen, abstehenden Haaren, im übrigen mit aufrecht stehenden, bezw. am Über die Palpen der Rhopaloceren. 195 distalen Ende des Gliedes geneigten, spatelförmigen, gezähnten Schuppen besetzt, die des Mitteleliedes mit sehr dicht angepressten, zungen- oder spatelfórmigen, meist scharf und fein gezackten, aufrecht stehenden und ziemlich gleichmässig langen Schuppen bekleidet; die Innenseite des Basalgliedes schuppenlos, dagegen stets mit eigentümlichen, langen und feinen Haargebilden dicht besetzt, die des Mittelgliedes meist gänzlich von kleineren, etwas keilfórmigen, gezähnten Schuppen dieht bekleidet oder seltener zum grössten Teil mit verhältnismässig recht kleinen und dünnstehenden Schuppen und bisweilen zugleich mit einigen ähnlichen Haarge- bilden besetzt (z. B. Carystus); der Rücken mit dichtem Haarkamm am Mittelgliede, ohne Schopf; das Endglied anliegend kurz beschuppt. ‚Jene ganz eigenartigen Haar- zebilde, welche der Innenseite des Basalgliedes ein dem unbewaffneten Auge samt- artig zottie behaartes Aussehen verleihen, finden sich hier ausnahmslos bei allen Æesperiiden und sind für dieselben ausserordentlich charakte- ristiseh. Sie kommen beinahe auf der ganzen Innenseite des Basalgliedes vor, bezw. fehlen an den periferischen Teilen und zwar am óftesten an den proxi- malen und unteren Rändern derselben; auf dem mittleren Teil der Innenseite am dichtesten auftretend und zugleich am längsten, den Rücken des Gliedes oft weit überragend, wegen der gekrümmten Gestalt des Basalgliedes ungleichmässig konver- eirend. Sie sind von stachliger Art, fein und dünn, sich allmählich verjüngend, nadelspitzig und zwar nach dem Austritt aus den meist grossen, oft auffallend gros- sen und nach innen, d. h. gegen das Lumen des Gliedes hin, etwa ampullenfórmig erweiterten Bälgen, in die sie gelenkartig und zwar nicht selten etwas kniefórmig eingefügt sind, bis kurz vor der Spitze mit 6—8 feinen Längsleisten versehen, welehe mit ausserordentlieh kleinen, nach dem Ende des Haares zu ge- richteten Zähnen besetzt, an ihren nadelspitzigen Enden dagegen glatt und eben, gerade, aufrecht stehend oder aufwärts gerichtet sind. Solche gezähnte Haargebilde, welche keiner Hesperiide fehlen, habe ich sonst nie, sei es unter den Heterocera, sei es unter den Rhopalocera, beobachtet; sie sind weder mit den bei Miletus und Allotimus noch mit den bei Eurybia vorkommenden, entfernt ähnlichen, aber mit ebenen Rändern versehenen Haargebilden zu verwechseln; ausserdem treten sie bei den Hesperiiden auf der ganzen Innenseite des Basalgliedes, nicht wie bei den genannten Gattungen nur auf ihrem distalen Teil auf. Basalfleck. Wegen des Vorkommens jener Haargebilde auf der ganzen Innen- seite könnte man vielleicht einwenden, dass es bei den Hesperüden keinen eigent- lichen Basalfleck giebt. Weil aber ein solcher sich bei allen übrigen Lepidopteren findet und weil bei den Hesperiiden zwischen den genannten Haargebilden ausnahmslos Kegelgebilde in mehr oder weniger reichlicher Anzahl vorkommen, müssen wir den ganzen schuppenlosen, d. h. nur mit jenen Haargebilden besetzten Teil als Ba- 196 Enzıo REUTER. salfleck auffassen. Demnach nimmt dieser ausnahmslos die ganze Innenseite des Ba- salgliedes ein, erstreckt sich sogar weit über den Rücken hin und oft zugleich über einen Teil der Bauchseite, am distalen Ende des Gliedes bisweilen von einem ein- fachen Kranz von Schuppen begrenzt. Der Basalfleck zeigt nie eine Anschwellung oder Erhöhung, auch giebt es niemals ein besonderes Kegelgebiet; er ist nämlich gänzlich oder doch zum grössten Teil mit schwach entwickelten, stets durchaus diffus dastehenden und zwar unregelmässig zerstreuten, spitzigen, geraden, aufrecht ste- henden Kegeln oft sehr dicht besát, und zwar sind nicht selten unmittelbar neben einander stehende Kegel von verschiedener Länge, sie sind aber sonst überall gleich- mässig ausgebildet, d. h. erreichen niemals auf irgend einer bestimmten Stelle eine relativ höhere Entwicklungsstufe. Gruben nicht sicher beobachtet. Chitin meist ziemlich zart. gelblich oder seltener bräunlich gefärbt. Nehlussfolgerungen. 1 u " 1 f Is uS | ec EL B i x | Nn Le ee Dg AV ten Fa COS Mu, Le RS CO CE VN ee dL L1 ee MO ai ae Reda NO ee Pages Jw Mucke PT = UE RER "7 din Pp CIIM m 2UEM 1 RN je — + LOL: A Moris qvem RS hé ©- é 149 Fh. vs DIM M i P ur mit = ‘Voies Ian wA Cai. cu E bus 9 à es a^ [2 Mfr tati P D. edet i.e ci JAP Tu u — — is u | us sm. Jo ada Dod erar Lib oA 1.2 2 NM Ü Subordo Grypocera KARSCH. (Netrocera HaAAsE). Fam. Hesperiidae. Die Hesperiidae zeigen trotz ihres Reichtums an Gattungen und Arten inbezug auf die Palpenbildung im grossen und ganzen eine auffallende Ein- förmigkeit und dokumentiren sich mit Rücksicht hierauf als eine sehr einheit- liche und geschlossene Abteilung. Sie kónnen in genannter Hinsicht durch folgende hauptsächliche Merkmale charakterisirt werden. Die dicht an den Vorderkopf angedrückten Palpen zeichnen sich vor allem durch ihre auffallend gedrungene, sehr breite und dicke Gestalt aus. Die beiden ersten Glieder, oder wenigstens das Basalglied, aufgeblasen, rund und sehr schmal mit einander zusammengefügt; das Endglied schlank, oft sehr klein. Behaarung vorwiegend aus Schuppen bestehend und zwar ist die Bauchseite, namentlich die des Mittelgliedes, mit dicht angepressten, zungen- oder spatelfórmigen, scharf gezackten, aufrecht stehenden Schuppen dicht be- kleidet; die Innenseite des Basalgliedes ist ausnahmslos mit eigentümlichen, feinen, nadelspitzigen, fein gezähnten Haargebilden dicht besetzt. Der Basal- fleck nimmt die ganze Innenseite des Basalgliedes ein, erstreckt sich ausser- dem über den Rücken und sogar über einen Teil der Bauchseite. Er ist ausser mit den soeben erwühnten Haargebilden gänzlich oder doch zum aller- gróssten Teil mit kleinen, ungleichmässig ausgebildeten, diffus und unregel- mássig zerstreut dastehenden Kegeln sehr dicht besät, und zwar erreichen diese niemals auf einem besonderen Gebiete eine relativ hóhere Differenzirungs- stufe. Es findet sich nie eine Erhóhung oder Anschwellung. 200 Enzıo REUTER. Wegen jener grossen HEinförmigkeit muss ich auf jede Einteilung der Hesperiidae verzichten ') und mich nur darauf beschränken, sie als einheitliche Abteilung zu behandeln und als solche mit den Rhopalocera s. str. (Haask), welche den eigentlichen Gegenstand meiner Untersuchungen bilden, zu ver- gleichen. Die Palpenbildung der Hesperüdae ist eine ausserordentlich charakte- ristische. Durch den eigentümlich gedrungenen, aussergewöhnlich breiten, aufgeblasenen Bau der Palpen, besonders aber durch das Vorkommen jener eigenartigen, ausschliesslich ihnen zukommenden gezähnten Haargebilde *) auf der ganzen Innenseite des Basalgliedes, weichen in der Tat die Hesperüdae nicht nur von allen übrigen Familien der Rhopalocera (im Sinne der Autoren), sondern zugleich von jeder Schmetterlings-Abteilung überhaupt so wesentlich ab, dass die Zugehörigkeit oder Nichtgehörigkeit irgend eines Schmetterlings zu den Hesperiidae durch eine mikroskopische Prüfung der Palpen, und zwar namentlich derer Innenseite, sofort und sicher entschieden werden kann ”). !) Eine naturgemässe Einteilung der Hesperiidae in kleinere Gruppen ist überhaupt mit sehr grossen Schwierigkeiten verbunden und setzt eine eingehende Kenntnis dieser kritischen Familie voraus. Zwar ist von Seiten mehrerer Autoren, wie HüBner (Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. Augsburg 1816), Speyer (Die Hesperiden-Gattungen des europäischen Faunengebiets. Stett. Ent. Zeit. 40. 1879. S. 483—484), Burzer (List of Diurnal Lepidoptera collected by Mr Spaight in Northern India. Proc. Zool. Soc. Lond. 1870. S. 728), Scupper (The two Principal Groups of Urbicolae (Hesperidae auct.). Bull. Buff. Soc. Nat. Sc. I. 1874. S. 195—196. — The Butterflies of the Eastern United States and Canada. Cambridge 1889. S. 1373), BURMEISTER (Description physique de la République Argentine. T. V. Lépidoptères. 1 Partie. Buénos-Ayres 1878. S. 245 ff.), MABILLE (Catalogue des Hespérides du Musée royal d'Histoire naturelle de Bruxelles. Ann. Soc. Ent. Belg. XXI. 1878. S. 12—44), Drs- TANT (Rhopalocera Malayana. London 1882/86. S. 368 ff), Domerty (A List of Butterflies taken in Kumaon. Journ. As. Soc. Beng. LV. 1886. S. 111), FrencH (The Butterflies of the Eastern United States. Philadelphia 1886), WarsowN (A proposed Classification of the Hesperiidae. Proc. Zool. Soc. Lond. 1893. S. 3—132) und nach ihm Gopman und SALVIN (Biologia Centrali-Americana. Rhopalo- cera. V. II. 1893 [unvollendet]), u. A., von denen sich aber einige mit nur lokalen Faunen beschäftigt haben, eine Einteilung vorgenommen, aber die von ihnen erschaffenen Gruppen besitzen meist sehr ver- schiedenen Umfang und fallen nur selten mit einander zusammen; bisher hat noch keine Einteilung der Hesperiidae allgemeine Zustimmung erfahren. 2) Wie schon früher bemerkt (S. 154, 186, 195) sind diese gezähnten Haargebilde mit denen bei Miletus und Allotinus, sowie bei Eurybia vorkommenden nicht homolog, daher mit denselben nicht zu verwechseln. 3) Es sei hier an die Unsicherheit erinnert, welche lange Zeit hindurch über die richtige Stellung von Megathymus Yuccae Boisp. Lc. herrschte. Wie es RILEY in seinem gediegenen Aufsatz über diese Art (Notes on the Yucca Borer, Megathymus yuccae (WALK.) Trans. Ac. Sc. St. Louis. III. 1876. 5. 323—344), welche von ihm als wahre Hesperiide erkannt wurde, bemerkt hat, wurde sie von BoISsDUVAL & Lg Conre (Histoire Générale et Iconographie des Lépidoptères et des Che- niles de lAmerique septentrionale. Paris 1833. Pl. 70), KrrBY (A Synonymic Catalogue of Diurnal Lepidoptera. London 1871. S. 608), Scupper (A Systematic Revision of some of the American But- terflies ete. Fourth ann. rep. Peab. Acad. Sc. Salem 1872. S. 83), EpwaARps (The Butterflies of North America. I. Philadelphia 1872) wie auch von SMITH (An introduction to a Classification of the N. A. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 201 Wenden wir uns einer spezielleren vergleichenden Betrachtung der Verhält- nisse des Basalflecks bei den Hesperiidae und den Rhopalocera s. str. zu, so fällt Lepidoptera. Bull. Brookl. Entom. Soc. VII. 1885. S. 148), oft mit einiger Reserve zu den Hespe- rüdae gezählt, von WALKER (List of the specimens of Lepidopterous Insects in the collection of the British Museum. P. VII. London 1856. S. 1583. N:o 43) und Grore (On certain species of moths from Florida. Canad. Entom. VII. 1875. S. 173) dagegen, wohl hauptsüchlich wegen der eigentümlichen Lebensweise ihrer Raupen, welche derjenigen der Castnien analog ist, zu diesen gezählt, während Scup- DER in einer spüteren Arbeit (Historical Sketch of the Generic Names proposed for Butterflies. Salem 1875. S. 213) von der Ansicht ist, dass die in Rede stehende Art „not a butterfly" ist. Nach WATSON (1. e. S. 5) stand Megathymus in British Museum noch im Jahre 1893 unter den Heterocera, und die genannte Gattung wurde auch von ihm nicht als Hesperiide betrachtet, Durch die Güte des Herrn Prof. Dr. C. V. RILEY, welcher mir ein Exemplar von M. Yuccae von Amerika übersandte, wurde ich in die Lage gesetzt, die Palpen dieser angefochtenen Art zu untersuchen und zwar konnte ich auf den ersten Blick konstatiren, dass sie inbezug auf ihre ganze Palpenbildung mit derjenigen der Hesperiidae vollständig übereinstimmt, so dass ihre Zugehörigkeit zu diesen über jeden Zweifel erhaben ist; sie besitzt nämlich die für die Hesperiidae eigentümliche gedrungene Ge- stalt der Palpen und die so ausserordentlich charakteristischen Strukturverhültnisse des Basalflecks (gezähnte Haargebilde etc.) in ausgeprägter Weise. Zugleich will ich hier bemerken, dass Megathymus, wie die Hesperiidae überhaupt, mit Castnia oder Urania, welche letztere auch bisweilen mit den Hesperiidae verbunden worden ist, in genannten Beziehungen durchaus keine Ähnlichkeiten zeigt. Auch will ich darauf aufmerksam machen, dass durch eine mikroskopische Untersuchung des Basalflecks leicht und sicher beurteilt werden könnte, ob Æuschemon Ruafflesiae MAcr., welche ebenfalls angefochtene Art ich leider nicht zur Untersuchung erhalten konnte, zu den Hesperiidae gehórt oder nicht. In diesem Zusammenhang möchte ich noch die systematische Stellung von Castnia und Urania, welehe von den verschiedenen Autoren in sehr abweichender Weise aufgefasst worden ist, mit einigen Worten berühren. Was zunächst Castnia betrifft, wurde sie von FABRICIUS (Systema Glossatorum. Illiger's Magazin f. Insectenkunde. Braunschweig 1807), RüssLer (Versuch die Grundlage für eine natürliche Reihenfolge der Lepidopteren zu finden. Jahrb. Nass. Ver. Naturk. XXXI u. XXXII. Wies- baden 1878—79. S. 224), Bar (Note critique sur les différents Systèmes de Classification des Lépidop- téres Rhopaloceres. Ann. Soc. Ent. Fr. 1878. S. 30) und BURMEISTER (Descr. phys. Rep. Arg. V. Lép. 1. 1878. S. 298) den Rhopalocera einverleibt und zwar bildet sie bei den beiden letzteren eine be- sondere Sektion, resp. Familie. Dass Castnia den Rhopalocera nicht zugezühlt werden kann wird u. A. von DALMAN (Prodromus monographiae Castniae. Holmiae 1895. S. 9, 3) und WALLACE (On the Habits of the Butterflies of the Amazon Valley. Trans. Ent. Soc. Lond. 1853. S. 264) sowie von den unten angeführten Autoren hervorgehoben. Unter diesen hat LATREILLE (Genera crustaceorum et in- sectorum. IV. Parisiis et Argentorati 1809. — Considérations générales sur l'ordre nature des animaux. Paris 1810. — Encyclopédie méthodique. IX. Paris 1819. — Familles naturelles du régne animal. Paris 1825. — Les Crustacés, les Arachnides et les Insectes. II. Paris 1829) die Gattung Castnia in Be- ziehung zu den Sphingidae gebracht, während PAcKARD (Notes on the Family Zygaenidae. Proc. Essex Inst. IV. Comm. 1864. Salem 1866. S. 7—47) sie als Subfamilie der Familie Zygaenidae betrachtet, Mac LzAvy (A few Remarks tending to illustrate the Natural History of two annulose Genera, viz. Urania of Fabricius, and Mygale of Walckenaer. Trans. Zool. Soc. Lond. I. 1835. S. 188) und Wesrwoop (An Introduction to the modern Classification of Insects. Il. London 1840. S. 370) dagegen auf eine Verwandtschaft mit Urania hinweisen. Krus (Über die Lepidopteren-Gattung Synemon. Nebst einem Nachtrage über Castniae. Abhandl. kóniel. Akad. Wiss. Berlin 1850. S. 256) und PLüTz (System der Schmetterlinge. Mittheil. naturw. Ver. Greifswald. XVII. Berlin 1886. S. 1, 8—9) haben, wegen der Ähnlichkeiten in Form und Lebensweise der Raupen, Castnia mit Hepialus, Cossus, Sesia etc. in einer neben die Sphingidae gestellten, wie es scheint aus sehr heterogenen Elementen zusam- mengesetzten Abteilung vereinigt. Ich kann nämlich die Vermutung nicht unterdrücken, dass die ühn- liche Form der Raupen von der eigentümlichen Lebensweise derselben (sie wohnen in von ihnen ge- 26 202 Enzıo REUTER. es sofort in's Auge, dass bei jenen kein nackter, d. h. jeglicher Haargebilde ermangelnder und nur mit Kegelgebilden besetzter Basalfleck existirt, wie dies bohrten Gängen, daher diese Raupen ,Bohrer*, Xylotropha, genannt) bedingt wird und demmach einen adoptiven Charakter darstellt. Einige der genannten Formen weichen bekanntlich als Imagines recht scharf von einander ab. Borspuvar (Histoire naturelle des Insectes. Species général des Lépidoptères Hétérocères. I. 1874) und Wesrwoop (A Monograph of the Lepidopterous Genus Castnia and some allied Groups. Trans. Linn. Soc. Lond. Zool. I. 1877. S. 155—907), welcher letztere bemerkt, dass die Verbindung von Castnia und Verwandten „with the Hesperüdae is more remote than with any other group of the Diurna, in consequence of the simple arrangement of the veins of the wings in the Hespe- riidae", heben die Schwierigkeiten hervor, der Castnia ihren richtigen Platz anzuweisen, und scheinen in derselben einen selbständigen Typus zu erblicken. - Dieser Ansicht muss ich völlig beistimmen. Mit Rücksicht auf ihre Palpenbildung, besonders hinsichtlich der Strukturverhültnisse des Basalflecks, nimmt Castnia eine durchaus isolirte Stellung ein und zwar ist sie die einzige mir bekannte Heteroceren-Gattung, deren Basalfleck eine freilich schwache, aber doch deutliche Anschwellung aufweist. Es sei hierzu noch bemerkt, dass diese Verhältnisse keine ursprünglichen, sondern nach gewisser Richtung hin schon ziemlich spezialisirte sind, was mir anzu- deuten scheint, dass Castnia zu den am höchsten stehenden Heterocera gehört und zugleich schon ei- nen langen selbständigen Entwicklungsgang hinter sich hat. Urania wurde z. T. wie Castnia von LiNNÉ (Systema Naturae. Ed. XII. T. I. P. II. 1767) in Papilio gestellt und ebenfalls von FABRICIUS (l c.) als Rhopalocere betrachtet. Den Rhopalocera zuge- zählt wurde sie ferner noch von LATREILLE (opp. eitt., sowie ausserdem in Cuvier's Règne animal III. Paris 1817), LrAcu (Entomology. Edinb. Encyclopoedia. IX. 1. Edinburg 1815. S. 130), Lucas (Papillons. Chen uw's Encyclopédie d'Histoire naturelle. Paris 1853—79. S. 229) und Newman (Concerning the Classification of Butterflies. Entomologist. V. 1870. S. 40) und zwar von den beiden ersteren den Hesperiidae einverleibt, bezw. als nächste Verwandte neben sie gestellt. Von den Rhopalocera ausgeschieden, aber noch in Beziehung zu denselben gebracht, wurde sie von DALMAN (Försök att när- mare bestämma Slägtet Casinia Fabr. samt de detsamma tillhörande arter. Vetensk. Acad. Handl. T. 45. Stockholm 1824), und Mac LEAY (op. cit.) macht auf die in allen Ständen bestehenden durch- ereifenden Unterschiede von Hesperidae aufmerksam. Wesrwoop (Observations on the Uraniidae. Trans. Zool. Soc. Lond. X. 1879. S. 515) reiht Urania in die Bombycidae ein, nach BorspuvAr (Mono- eraphie des Agaristidées. Rev. et Mag. Zool. 1874. S. 29) bildet sie einen Teil seiner Familie Agaristi- dées und MaABILLE (Recensement des Lépidoptères hétérocères observés jusqu'à ce jour à Madagascar. Ann. Soc. Ent. Fr. Sér. 5. T. 9. 1879. S. 818) stellt sie neben Saturnidae in die Nachbarschaft von Noctuae. Eine vermittelnde, resp. intermediüre Stellung zwischen den Noctuae und Geometrae nimmt Urania nach BorspuvaLz (Anomalie du genre Urania. Ann. Soc. Ent. Fr. 1833. S. 250), GuENÉE (Histoire naturelle des Insectes. Species général des Lépidoptères. Uranides et Phalénites. I. Paris 1857) und Prörz (l. c. S. 3, 27) ein und wird sogar den letzteren zugezählt von HÖBNER (Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. Augsburg 1816) Kruc (l c. S. 254) und PackArp (Monograph of the Geometrid Moths or Phalaenidae of the United States. Washington 1876). Urania zeigt inbezug auf die Palpenbildung weder mit den Hesperiidae noch mit Castnia irgend eine Ähnlichkeit und ist sicher mit denselben in keiner Weise näher verwandt. Dagegen kommen so- wohl der Bau der Palpen als die Strukturverhültnisse des Basalflecks denen von rebus sehr nahe, und zwar treten diese Ähnlichkeiten bei dem mit Urania nahe verwandten Nyctalemon (N. Menoetius Horrr. wurde von mir in betreffender Hinsicht untersucht) noch prägnanter als bei Urania selbst her- vor. Auf eine Annäherung von Urania zu Erebus wurde ja schon von Wesrwoop (l. c.) aufmerksam gemacht und nach seiner Angabe hat Fagricrus einige Uraniae unter Erebus gebracht (1. e. Note). Auch MABILLE (1. c.) hebt die Beziehungen von Urania zu Erebus hervor und Prómz hat die Urani- dae unmittelbar nach Ærebina gestellt (1. c.). Über die Palpen der Rhopaloceren. 203 bei den letztgenannten ausnahmslos der Fall ist"). Bei den Hesperiidae sind die Kegel so gut wie über den ganzen Basalfleck diffus zerstreut und eine ähnliche Tatsache findet sich auch mehrmals unter den Rhopalocera s. str.; die Kegel stehen aber dann bei diesen ziemlich regelmässig angeordnet da und sind überall gleichmässig ausgebildet oder nehmen doch gleichmässig und allmählich distalwärts an Grösse ab, während sie bei jenen unregelmässiger hingestreut erscheinen, und zugleich fast überall verschieden grosse aber doch stets schwach entwickelte Kegel durcheinander stehen. Auch erreicht der Basalfleck bei den .Rhopalocera s. str. niemals eine so grosse Breite wie bei den Hesperiidae, bei denen er sich nicht nur wie bei jenen über den Rücken, sondern sogar auch über einen Teil der Bauchseite des Basalgliedes er- streckt. In sämtlichen Familien der Rhopalocera s. str. lassen sich immer, wie wir unten sehen werden, die Strukturverhältnisse des Basalflecks, so be- trächtliche Differenzen sie auch aufweisen können, ungezwungen, direkt oder mittelbar, auf eine gemeinsame primitive Urform zurückführen und zwar wird diese Grundform, wie schon angedeutet, von einem ziemlich ausgedehnten, nackten, mit gleichmässig schwach ausgebildeten und regelmässig diffus zer- streut dastehenden Kegeln besetzten Basalfleck repräsentirt. Der Basalflecks- typus der Hesperüdae stellt nun aber ein mit jener Grundform der Rhopalo- cera s. str. ganz unvergleichbares Quale dar. Es besteht mithin zwischen beiden Abteilungen ein fundamentaler, prinzipieller Unterschied. Unter den Rhopalocera s. str. treten in allen Familien auf dem Basalfleck Differenzirungsvorgänge auf — es mag sich nun um eine Weiterentwicklung oder Rückbildung handeln — welche Vorgänge bei den verschiedenen Fami- lien und Gruppen in verschiedener Weise zum Ausdruck kommen, und zwar betreffen sie in jenem Falle meist nicht nur die Kegel allein, sondern oft zugleich den proximalen Teil der Oberfläche des Basalflecks selbst und sind daneben recht häufig mit einer Verminderung des Umfangs des Basalflecks verbunden. Bei den Hesperidae lässt sich trotz ihrer reichen Entfaltung an Gattungen und Arten kein merkbarer Differenzirungsvorgang verspüren, der Basalfleck hat bei allen Gattungen fast genau dieselbe umfangreiche Ausdeh- nung, es bildet sich niemals ein circumscriptes Kegelgebiet und die Kegel !) Dass hin und wieder an den Rändern des Basalflecks, namentlich auf einem mehr oder weniger breiten Streifen am proximalen unteren Rande desselben jene eigentümlichen Haargebilde z. T. fehlen, ist keineswegs dahin zu deuten, dass dieser beschränkte nackte Raum den eigentlichen Basalfleck dar- stellt, denn die Kegelgebilde finden sich stets auf dem grössten Teil der Innenseite zwischen den Haar- gebilden. — Es ist zu beachten, dass bei Miletus, Allotimus und Eurybia, welche an die der Hesperü- dae entfernt ähnelnde Haargebilde besitzen, diese sich nur auf dem distalen Teil der Innenseite des Basaleliedes finden, dass somit hier ein deutlicher nackter Basalfleck vorkommt. 204 Enzıo REUTER. erreichen, wie schon fräher erwähnt, nie auf einer bestimmten Stelle eine re- lativ höhere Entwicklungsstufe; auch kommt nirgends eine Erhöhung oder Anschwellung zu Stande. Die Hesperiidae scheinen inbezug auf die Verhält- nisse des Basalflecks schon eine recht bemerkenswerte Festigkeit gewonnen zu haben, sie zeigen in genannter Hinsicht gewissermassen stereotype Erschei- nungsformen, was uns vermuten lässt, dass sie in Genepistase verharren, und zugleich deutet jener spezifische, unvermittelte Unterschied von allen übrigen Schmetterlingsabteilungen auf eine schon früh eingetretene Entwicklung nach ganz selbständiger Richtung hin. Die Hesperiidae treten in vielen anderen Beziehungen in sehr scharfen Gegensatz zu allen übrigen Familien der Rhopalocera (im Sinne der Autoren) !). Sie zeichnen sich in der Tat durch eine betrüchtliche Anzahl taxonomisch bedeutsamer Charaktere aus, welche einen prinzipiellen Unterschied von den letzteren. als Gesamtheit bekunden. Eine Zusammenstellung mehrerer dieser Charaktere ist von Haase gegeben ”) und ausserdem werden in den Werken verschiedener Autoren, von denen namentlich die von ScuppEn?), Prórz*) und 1) Dieser Gegensatz wird von mehreren Autoren dadurch betont, dass die Hesperiidae, obwohl sie noch den Rhopalocera zugezählt wurden, als gleichwertige Abteilung allen übrigen Familien der- selben gegenüber gestellt worden sind. Diese Anordnung wurde u. A. von den folgenden Lepidoptero- logen durchgeführt: GEorrRov (Histoire abregée des Insectes qui se trouvent aux environs de Paris. IT. Paris 1762), FApricrus (Entomologia systematica etc. T. III. P. 1. 1793), welcher in seiner „Gattung“ Hesperia auch die jetzigen Zycaenidae, die von ihm auch in anderen Arbeiten mit Hesperia ver- wechselt worden sind, vereinigte, LATREILLE (Précis des Caractères génériques des Insectes. Brive 1797; ausserdem in den früher erwähnten Werken von 1809, 1810, 1819 und 1825), Cuvier (Tableau élémentaire de l'histoire naturelle des animaux. Paris 1798), LeAcH (Entomology. Edinb. Encycl. IX. 1. 1815), DALMAN (Försök till systematisk Uppställning af Sveriges Fjürillar. Vetensk. Acad. Handl. T. 37. Stockholm 1816. S. 48—101, 199—225), RAwBuR (Faune entomologique de l'Andalousie. Paris 1839. — Catalogue systématique des Lépidoptères de l'Andalousie. Paris 1858), Wesrwoop (An Intro- duction to the modern Classification of Insects. IT. London 1840. S. 347), WALLENGREN (Skandina- viens Dagfjärilar. Malmö 1853. — Kafferlandets dagfjárilar, insamlade åren 1838—1845 af J. A. Wahl- berg. Vetensk. Acad. Handl. Ny Ser. T. II. N:o IV. Stockholm 1857), GuENÉE (Faune du départe- ment d'Eure-et-Loir. Lépidoptères. Chartres 1867), SNELLEN (De Vlinders van Nederland. Macrolepi- doptera. 's Gravenhage 1867), SPEYER (Die Hesperiiden-Gattungen des europäischen Faunagebiets. Stett. Ent. Zeit. 39. 1878. S. 168) und Prórz (System der Schmetterlinge. Mittheil. naturw. Ver. Greifswald. XVII. 1886. S. 1—44). Auch von anderen Systematikern, wie SCUDDER (On the Classification of But- terflies. etc. Trans. Amer. Ent. Soc. VI. 1877. S. 69. — The Butterflies of the Eastern United States and Canada. Cambridge 1889. 5. 105—107), SurrH (An Introduction to a Classification of the N. A. Rhopalocera. Bull. Brookl. Entom. Soc. VII. 1885. S. 141) und Trımen (South-African Butterflies. III. 8. 260), welche jene Anordnung nicht vorgenommen haben, wird jedoch mehr oder weniger direkt ange- deutet, dass der Unterschied zwischen den Hesperiidae einerseits und allen übrigen Familien der Rho- palocera (im Sinne der Autoren) andererseits merklich grósser ist, als derjenige, welchen diese Familien untereinander zeigen. Von einigen Autoren werden die Hesperiidae sogar, wie wir unten sehen werden, ganz von den Rhopalocera ausgeschieden und wie diese als selbständige Subordo betrachtet. ?) Haase, Zum System der Tagfalter. Iris. Dresden. IV. 1891. S. 18—20, 26—27. *) SCUDDER, locc. citt. 5) PLÔTZ, l.c 8.8. Über die Palpen der Rhopaloceren. 205 TRrIMEN ') hervorgehoben werden mögen, noch andere Merkmale angeführt, welche geeignet sind, die Kluft zwischen den Hesperüdae und den übrigen Familien der Rhopalocera s. 1.”) noch mehr zu erweitern. Indem ich auf die in den genannten Werken gegebenen Ausführungen verweise, beschränke ich mich auf eine Aufzählung der hauptsächlichsten un- terscheidenden Merkmale. Der wichtigste Unterschied zwischen den Hespe- riidae und den übrigen Rhopalocera s. 1. besteht in dem ganz abweichenden Geäder; dieses lässt sich, wie es Haase nachgewiesen hat, nicht wie das „der übrigen Tagfalter auf das im Puppenflügel der Papilioniden zurückführen“, die Hesperiidae bilden inbezug hierauf „einen selbständig entwickelten Ausläufer eines erloschenen Stammes“ und wir dürfen nach ihm „inbezug auf das Flügelgeäder die Hesperiiden von den übrigen Tagfaltern aus- schliessen“). Eine bemerkenswerte Abweichung von diesen zeigen die Hes- periidae, mit einigen wenigen Ausnahmen, durch den Besitz von zwei Paar Dornen an den Hinterschienen, worin sie mit den meisten Heterocera überein- stimmen. Sehr scharf und konstant unterscheiden sie sich auch durch die weite Entfernung der Fühler an ihrer Basis. Als weitere wichtige Unterschiede sind zu bemerken: die spindelfórmige, am Ende in eine mehr oder weniger deutlich hakige Spitze ausgezogene Form der Fühler, welche eine hóhere Glie- derzahl als die der übrigen Rhopalocera s. 1. aufweisen (Haase); der dicke Kopf, welcher in einer horizontalen, nicht wie bei den übrigen Tagfaltern in einer vertikalen Ebene liegt (Scupper); der lange Rüssel, dessen zwischen den grossen, runden Augen befindlicher Ausgangspunkt bei den Hesperiidae hüher liegt als bei den anderen Tagfaltern (Scupver); die zwischen Fühlerbasis und Augenrand sich findenden steifen Haarbüschel. Hierzu kommt, dass nach SCHNEIDER die Flügelschuppen der Hesperüdae „einen entschiedenen Typus und zwar einen solchen, der der allgemeinen systematischen Stellung der Hesperiden angemessen, uns naturgemüss von den Rhopaloceren zu den Hete- roceren überführt^*), und nach WarrrEx die Hesperüdae mit den Sphingiden „im Bau der Mundtheile speciell des Rüsselpalpus - - - weit mehr als mit den 1) TRIMEN, op. cit. S. 259—201. 2) Das heisst im Sinne der Autoren. >?) Comstock weicht in der Deutung des Geäders der Hinterflügel der Hesperüdae von HAASE ab, oder richtiger, ist HAasE's zweiter, von ihm als eventuell bezeichneten Deutung beigetreten. Auch von Comstock werden indessen die Hesperüdae ebenfalls mit Rücksicht auf das abweichende Geäder von den Tagfaltern ausgeschieden. (Evolution und Taxonomy. Ithaca, N. Y. 1893). *) SCHNEIDER, Die Schuppen an den verschiedenen Flügel- und Körpertheilen der Lepidopteren. Giebel’s Zeitschr. f. gesammt. Naturwiss. Dritte Folge. Bd. III. 1878. S. 17. 206 Exzıo REUTER. echten Rhopaloceren übereinstimmen“'). Weniger Gewicht dürfte, wie es auch Haase meint, der bei den Zesperiidae nicht selten von derjenigen der übrigen Rhopalocera s. 1. abweichenden Flügelhaltung beizumessen sein. Die Raupen der Hesperiidae zeichnen sich durch dünnen Hals und grossen Kopf aus, ha- ben im Gegensatz zu denen der übrigen Tagfalter am Rücken des ersten tho- rakalen Segmentes einen transversalen hornigen Schild (ScuppER) und „leben fast allgemein wicklerartig^ (Prörz). Ihre Puppen, welche oft eine lange Rüs- selscheide besitzen (Trimex), „ruhen an der Hinterleibsspitze und mit einer Schlinge um den Leib befestigt zwischen zusammengesponnenen Blättern“ (Prörz), hierin eine Annäherung an viele Heterocera zeigend. Es sei hierzu noch bemerkt, dass die Hesperüdae einen sehr homogenen und enggeschlosse- nen Formenkreis darstellen, was ja von mehreren Autoren ausdrücklich her- vorgehoben worden ist °). Es besteht mithin zwischen den Hesperüdae und den übrigen Tagfaltern eine Summe von z. T. ganz durchgreifenden Unterschieden, gegen welche die unten zu besprechenden angeblichen Übereinstimmungen weit zurücktreten, und zwar übertreffen jene Differenzen diejenigen, welche die einzelnen Familien oder Familien-Gruppen der übrigen Tagfalter untereinander darbieten, sehr an Prügnanz. Dies steht wieder in vollem Einklang mit den von der Unter- suchung der Palpen gewonnenen Ergebnissen und daraus lässt sich derselbe Schluss ziehen, dass nämlich die Hesperüdae einen in sich abgeschlossenen und den übrigen Tagfaltern, als Gesamtheit betrachtet, scharf entgegengesetzten Formenkreis darstellen. Mit Rücksicht hierauf müssen wir, wie dies schon 1) WALTER, Palpus maxillaris Lepidopterorum. Jen. Zeitschr. Naturw. XVIII. 1885. S. 155. 2) Es mügen u. A. foleende Aussprüche angeführt werden: ,Ich halte die Hesperiinen für eine der am schürfsten abgeschlossenen Familien“ (HERRICH-SCHÄFFER, Prodromus Systematis Lepidopte- rorum. III. 1870. S. 50.). — „This latter family /Hesperiidae] is the most homogeneous . . .“ (SCUDDER, On the Classification of Butterflies. Trans. Amer. Ent. Soc. VI. 1877. S. 70). — ,Nul groupe n'offre en effet une plus grande homogénéité, aussi bien sous le rapport des premiers états que sous celui des insectes parfaits“ (Bam, Note critique sur les différents systèmes de Classification des Lépidoptères Rhopalocères. Ann. Soc. Ent. Fr. Sér. 5. T. 8. 1878. S. 29). — ,Abgesehen vielleicht von diesem ein- zelnen Falle [Euschemon Rafflesiae MAcr., dessen 4 eine ausgebildete Haftborste besitzt], bilden die Hesperiiden eine sehr natürliche, in sich abgeschlossene Abtheilung der Tagfalter, die als solche viel leiehter durch scharfe Charaktere zu umgrenzen, als in ebenso natürliche und zugleich scharf definir- bare Gattungen aufzulösen ist . . .“ (Speyer, Die Hesperiiden-Gattungen des europäischen Faunage- biets. Stett. Ent. Zeit. 39. 1878. S. 169). — „The Hesperiidae constitute a family very distinct from all other butterflies; their structure is indeed so peculiar, and in the main so constant, that they seem almost entitled to rank as a Sub-Order of the Lepidoptera‘ (Trımen, South-African Butterflies. III. London 1889. $. 260). Über die Palpen der Rhopaloceren. 207 Warrter '), HaasE?), KarscH”) und Cowsrock *) getan haben, die Hesperiidae ganz von den übrigen Rhopalocera s. 1. ausscheiden, zu diesen in schroffen Gegensatz stellen und in jenen eine mit den letzteren äquivalente Subordo erblicken. Diese wurde von Haase Netrocera genannt, von Kamsen aber in Grypocera umgetauft, weil „der Name Netrocera von Ferper als Genusname bei Lepidopteren schon vorher verwendet wurde”); ich habe daher die vou KarscH gegebene Bezeichnung acceptirt. Wie es besonders Haase und Cow- stock ^) hervorheben, bilden nach Ausschliessung der Hesperiidae die übrigen Tagfalter, welche wir als Rhopalocera s. str. (Haase) /Rhopalocera vera (KarscH)] zu bezeichnen haben, eine einheitliche und gut umschriebene Abteilung, „deren Aderverlauf sich auf den im Puppenflügel von Papilio nachgewiesenen zurückführen lässt“?) und deren Strukturverhältnisse des Ba- salflecks, wie dies schon bemerkt wurde, ebenfalls von einer gemeinsamen, von derjenigen der Grypocera verschiedenen, Grundform abgeleitet werden kónnen. Nach dieser Feststellung des systematischen Ranges der Hesperiidae tritt die Frage in den Vordergrund, ob diese etwa mit irgend einer anderen Abteilung in naher Verwandtschaft stehen, bezw. zu welcher sie am ehesten Relationen aufzuweisen haben. Ich will zuerst einige kritische Bemerkungen über die hauptsächlichen verschiedenen Anschauungen, welche hierüber von den Autoren vertreten worden sind, vorausschicken. Wir haben dann zwischen angeblichen Beziehungen nach zwei entgegengesetzten Richtungen hin zu scheiden, Beziehungen zu den Zhopalocera s. str. und zu den Heterocera, resp. zu gewissen speziellen Formengruppen unter denselben. Zunächst die Rhopalocera s. str. Der Umstand, dass die Æesperiidae allgemein den Rhopalocera s. 1. zugezählt worden sind, ist wohl dahin zu deuten, dass ebenso allgemein die Auffassung herrscht, nach welcher die Hesperiidae unter diesen ihre relativ nüchsten Verwandten haben. Wird durch jene systematische Anordnung schon eine Beziehung zu den Rhopalocera s. str. überhaupt angedeutet, so wird von einigen Autoren noch auf speziellere 1) WALTER, l. c. 2?) HAASE, Syst. Tagf. S. 26, 33. >) KarscH, Insecten von Baliburg (Deutsch-Westafrika) gesammelt von Herrn Dr. Eugen Zintgraff. Sonderabdruck Entom. Nachr. XVIII. 1892. S. 17. — Ders., Die Insecten der Bergland- schaft Adeli. Tagfalter von Adeli. Berl. Ent. Zeitschr. XXXVIIT. 1893. S. 169. +) Comsrock op. cit. S. 98, 110. 5) Vgl. KaAnscH, locc. citt. *) CoMSTOCK, op. cit. S. 111, D)PEIAASEN Lech 8227, 208 Enzıo REUTER, Relationen zu einzelnen Rhopaloceren-Familien mehr oder weniger direkt hingewiesen. So wird eine Annäherung an die Ærycinidae von Hors- FIELD '), HERRICH-SCHÄFFER *), Dan?) und Domerry‘), an die Lycaenidae u. A. von Scorori”), FABricius ”), HerricH-ScHÄFFER und Bucnawxaw-WnurrE ?) angegeben. Am häufigsten werden indessen unter den Tagfaltern die Papilio- nidae als die relativ nächsten Verwandten der Hesperiidae betrachtet. Was nun die angeblichen Beziehungen zu den Ærycinidae betrifft, so sollen diese in ähnlicher Eiform (Douerry) oder Raupenform (Homsrrerp) be- stehen oder wohl hauptsächlich in der bei den Ærycinidae und Hesperüdae vorkommenden variirenden Flügelhaltung (Bar) oder vielleicht nur in einer äusseren habituellen Ähnlichkeit (Hrxrıcn-Scnärrer) sich zeigen. Indessen hat es Donerry selbst nicht ausser jeden Zweifel gesetzt, ob die Erycinidae mit Rücksicht auf die Eiform wirklich derselben Abteilung, wo die Hesperti- dae stehen, zuzurechnen sind, und ausserdem scheint mir das von ihm unter- suchte Material von .Erycinidae (in der genannten Arbeit werden nur drei Gattungen dieser Familie mit im ganzen fünf Arten angeführt) allzu beschränkt zu sein, um allgemeine Schlussfolgerungen zu gestatten. In der Raupenform kann ich keine näheren Anschlüsse zwischen den Hesperidae und Erycinidae sehen und gegen Hoxsrıerv’s Anordnung hat sich übrigens schon Wesrwoon ausgesprochen ?). In der eigentümlichen Flügelhaltung bestehen freilich zwischen den genannten Familien einige Analogieen. Wie ich aber weiter unten nach- zuweisen suchen will, ist jene von derjenigen der übrigen Tagfalter abwei- chende Flügelhaltung innerhalb der Ærycinidae selbständig, sekundär erworben und demnach können wir der genannten biologischen Erscheinung durchaus keinen taxonomischen Wert beilegen. Noch weniger Beachtung verdient die zwischen einigen Erycinidae und Hesperiidae sich vorfindende ha- !) HoRSFIELD, Descriptive Catalogue of the Lepidopterous Insects contained in the Museum of the Honourable East-India Company. London 1828. 2) HERRICH-SCHÄFFER, Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa. I. Die Tag- schmetterlinge. Heft 34. Regensburg 1848. S. II. 3) Ban, Note critique sur les différents systèmes de Classification des Lépidoptères Rhopalocéres. Ann. Soc. Ent. Fr. (5) VIII. 1878. S. 5—30. 1) DOHERTY, A List of Butterflies taken in Kumaon. Journ. As. Soc. Beng. LV. 1886. S. 108. 5) ScoroLr, Entomologia Carniolica. "Vindobonae 1763. 5) FABRICIUS, Systema Entomologiae. Flensburgi et Lipsiae 1775. — Genera Insectorum. Chi- lonii 1776. — Mantissa Insectorum. II. Hafniae 1787. — Entomologia systematica. T. III. P. I. Haf- niae 1793. — Systema Glossatorum, in Illiger's Magazin f. Insectenkunde. Braunschweig 1807. 7) HERRICH-SCHÄFFER, Prodromus Systematis Lepidopterorum. III. Regensburg 1870. S. 50. 8) BUCHANAN- WHITE, On the Male Genital Armature in the European Rhopalocera. Trans. Linn. Soe. Lond. Zool. (2) I. 1878. S. 366. *) DovBLEDAY and Wesrwoop, The Genera of Diurnal Lepidoptera. II. London 1852. S. 506, Über die Palpen der Rhopaloceren. 209 tuelle Ähnlichkeit; eine ebenso grosse Ähnlichkeit zeigen andere Erycinidae mit Repräsentanten mehrerer anderer Tagfalterfamilien. Die ZLycaenidae und Hesperiidae wurden wie es scheint wegen der ge- ringen Grósse der Schmetterlinge, vielleicht auch wegen ihrer mit kleinen Flecken versehenen Flügel von Fagetcrus vereinigt), nach BucHANAN-WHITE sollen jene Familien in den äusseren Geschlechtswerkzeugen der Männchen enge Beziehungen zu einander aufweisen, während Herricn-ScHÄrrer auf anscheinende Ähnlichkeiten im Geäder und Fühlerbildung aufmerksam macht. Jene von Fagricius angegebenen mutmasslichen Gründe zur Vereinigung der Lycaenidae und Hesperidae können wir ohne weiteres übergehen und inbezug auf die von BucHANAN-WHite hervorgehobenen Beziehungen muss ich Haase’s Ansicht beitreten, nach welcher die äusseren Genitalanhänge der Männchen „für die Unterscheidung nahe verwandter, äusserlich schwer trennbarer Species von grösserer Bedeutung zu sein scheinen, als für die Bildung natürlicher Gruppen, wie man aus den gründlichen Untersuchungen von P. H. Gosse *) an der Gattung Papilio bereits ersieht^?). Es ist allerdings wahr, was Herricu- SCHÄFFER sagt, dass „die bei allen Hesperiinen gesonderten Rippen der Vdfl. und die schwächere R 5 [2. Medianast] unter den übrigen Tagfaltern nur bei einem Theil der Lycaeninen“ vorkommen, es verdient aber unsere volle Beachtung, dass, wie es HerricH-ScHÄFFER selbst bemerkt, „doch bei diesen die Zahl der gesonderten R. der Vdfl. nie auf 12 steigt“. Denn dass ,ge- sonderte Rippen“ bei gewissen ZLycaenidae, und zwar bei Thecla und Ver- wandten, vorkommen, ist auf Verkümmerung, bezw. Verwachsung ge- wisser Radialäste, zurückzuführen, deren nur drei statt fünf vorhanden sind, welche einen von einander unabhängigen Verlauf zeigen. Dieser Ader- verlauf ist nun aber, wie auch die Verkümmerung des 2. Medianastes, wie wir unten sehen werden, nachweisbar innerhalb der Lycaenidae selb- ständig aufgetreten und sie stellen unbedingt sekundäre Erschei- nungen dar. Die anscheinenden Ähnlichkeiten sind daher sehr trügerisch ; im Geäder bestehen vielmehr zwischen den Lycaenidae und Hesperüdae durch- 1) FABRICIUS hat die Abteilung, welche die jetzigen Lycaenidae und Hesperiidae umfasst, fol- gendermassen charakterisirt: Plebeji parvi; larva saepius contracta. Rurales alis maculis obscurioribus /Lycaenidae der Autoren, Coenonympha]. Urbicolae alis saepius maculis pellucidis [Hesperiidae der Autoren]. Ausserdem hat FABRICIUS einige echte Lycaenidae mit den Hesperiidae verwechselt. 2) Gosse, On the Clasping-organs ancillary to Generation in certain Groups of the Lepidoptera. Trans. Linn. Soc. Lond. Zool. (2) II. 1883. S. 265-345. Pl XXVI—XXXIII. 3) HAASE, Syst. Tagf. S. 21. 210 ENZIO REUTER. greifende Unterschiede. Auch in der Fühlerbildung finden sich keine struk- turellen Ähnlichkeiten '). Es sei noch bemerkt, dass neuerdings UmAarman mit Rücksicht auf die Puppenform auf eine eventuelle genetische Beziehung der Lycaenidae zu den Hesperiidae aufmerksam macht, er hebt aber hervor, dass sein Material gerade für diese Beurteilung ein sehr beschrünktes war”). Über die gegenseitige Stellung der Papilionidae und Hesperüdae herr- schen ziemlich divergirende Ansichten. Von einer wahren uud engen Ver- wandtschaft zwischen denselben will Scupper wissen?) und nach BucHANAN- Wire soll zwischen den Papilionidae und Hesperiidae eine, wenn auch we- niger enge Verwandtschaft, als die zwischen den letzteren und den Lycaenidae, bestehen ^). Speyer ?), Trimex 5), Suir ?) u. A. sehen in dem Vorhandensein von sechs vollkommenen Füssen in Verbindung mit dem Besitz eines blattartigen Dornes an den Vorderschienen bei den Papilionidae eine Annäherung an die Hesperiidae, und schliesslich führt Donerry der Eiform wegen die beiden Fa- milien zu einer Gruppe”). Andererseits sprechen sich z. B. LEDERER ?), Ba- res ©) und Speyer") nachdrücklich gegen die Auffassung von einer näheren Ver- bindung der Papilionidae und Hesperiidae aus. Jene Ähnlichkeiten in der Fussbildung, auf welche man jedenfalls stets das Hauptgewicht gelegt hat, verlieren aber meines Erachtens sehr an Bedeutung, wenn man an der Tat- sache festhält, dass die Papilionidae hierin nicht nur mit den Hesperiidae, sondern auch mit der Mehrzahl der Heterocera eine ebenso grosse Überein- !) Eine Ähnlichkeit findet sich gewissermassen darin, dass bei einigen Lycaenidae an der Füh- lerbasis ein kleiner Haarschopf vorkommt, es kann indessen sehr in Frage gestellt werden, ob dieser Schopf mit jenen steifen Haarbüscheln der Hesperiidae überhaupt irgend etwas zu tun hat. ?) CHAPMAN, Notes on Butterfly Pupae, with some remarks on the Phylogenesis of the Rhopalo- cera. Entom. Record and Journ. of Variation. VI. 1895. 5. 106. 3) SCUDDER, On the embryonic larvae of Butterflies. Ent. M. Mag. VIII. 1871. S 126. — In sei- nen späteren Arbeiten scheint indessen ScuDDER diese angebliche Verwandtschaft nicht so eng anzusehen. *) BUCHANAN-WHITE, l. c. 5) SPEYER, Kritische Bemerkungen zu dem Catalog der Lepidopteren Europas und der angren- zenden Länder von Dr. O. Staudinger & Dr. M. Wocke. Stett. Ent. Zeit. 23. 1862. 5. 172. 5) TRIMEN, On some remarkable Mimetic Analogies among African Butterflies. Trans. Linn. Soc. Lond. XXVI. 1868/70. S. 501. — South-African Butterflies. III. London 1889. S. 2. 7) SurrH, An introduction to a Classification of the N. A. Rhopalocera. Bull. Brookl. Entom Soc. VII. 1885. S. 148. 8) DOHERTY, l. c. ?) LEDERER, Versuch die europäischen Lepidopteren in möglichst natürliche Reihenfolge zu stellen, nebst Bemerkungen zu einigen Familien und Arten. Verh. zool. bot. Ver. Wien. II. 1852. Wien 1853. S. 16. 10) BATES, Contributions to an Insect Fauna of the Amazon Valley. Journ. Ent. I. London 1862. S. 219. 1) SPEYER, Die Hesperiden-Gattungen des europäischen Faunagebiets. Stett. Ent. Zeit. 39. 1878. S. 168. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 211 stimmung zeigen; jene Ähnlichkeiten brauchen daher garnicht eine spezielle Annäherung der Papilionidae gerade zu den Hesperiidae zu bedeuten. Die genannten Familien stehen andererseits in vielen Beziehungen so weit von einander entfernt, dass kaum an eine nähere Verwandtschaft zwischen den- selben zu denken ist. Ich werde bei späterer Gelegenheit auf diesen Punkt noch zurückkommen. Wir kónnen in der Tat in keiner Rhopaloceren-Familie taxonomisch wich- tige Merkmale auffinden, welche auf eine entschiedene, nahe und wahre Bluts- verwandtschaft mit den Hesperüdae hinweisen. Dagegen giebt es, wie wir oben sahen, eine betrüchtliche Summe von z. T. ganz fundamentalen Cha- rakteren, welche die Grypocera von den Aopalocera s. str. scharf unterscheiden. Mit Rücksicht hierauf sowie auf das soeben über die Papilionidae Gesagte ist die Frage von der gegenseitigen Stellung der Grypocera und Rhopalocera s. str., sowie von derjenigen der Hesperiidae und Papilionidae speziell, vielleicht am ehesten dahin zu entscheiden, dass weil, wie wir unten finden werden, die Grypocera sich unzweifelhaft an die Heterocera anschliessen und unter den Rhopalocera s. str. jedenfalls die Pa- pilionidae den Heterocera relativ am nächsten stehen, die Hesperiidae, un- ter allen Tagfaltern von den Papilionidae, ohne mit ihnen irgend eine nühere Relation zu besitzen und ohne mit ihnen oder mit den Rhopalocera s. str. überhaupt in direkten genetischen Zusammen- hang gebracht werden zu kónnen, dennoch relativ am wenigsten entfernt stehen. Wenn wir uns jetzt der Frage von den Relationen der Grypocera zu den Heterocera zuwenden, will ich sogleich darauf aufmerksam machen, dass die Autoren einstimmig der Ansicht sind, dass unter allen Familien der Æhopa- locera s. 1. die Hesperiidae den Heterocera unzweifelhaft am nächsten stehen; demgemäss weisen sie ihnen immer die tiefste Stellung unter den Tagfaltern an. In der Tat schliessen sich die Hesperüdae in vielen wichtigen Instanzen an die Heterocera an. Es seien hier erwähnt: die vollkommene Ausbildung aller Beinpaare, der Besitz eines blattartigen Anhanges an den Vorderschienen (weleher indessen bei einigen Formen fehlt), das allgemeine Vorkommen zweier Dornenpaare an den Hinterschienen — ein Charakter, welcher sonst nur den Heterocera und zwar allgemein zukommt — der dicke Kopf, die weite Ent- fernung der Fühler an ihrer Basis, der meist schwerfüllige Kórperbau, das Eingeschlossensein der Puppe in einem Gewebe; hierzu kommt, dass bei den Männchen von Æuschemon Rafflesiae Macr., dessen wahre Hesperiiden-Natur 212 ENzrio REUTER. aber noch von einigen Autoren angezweifelt wird, eine Haftborste vorkommt, welche sonst einen spezifischen Heteroceren-Charakter darstellt. Scupper hebt sogar hervor, dass die Hesperüdae ‚are in many points more closely allied to some of the higher moths, than they are to any other butterflies“'). Wie früher (S. 201 und 202, Note) bemerkt wurden die Hesperiidae von einigen Autoren in nächste Beziehung zu Castnia oder Urania gebracht, bezw. mit denselben in eine Gruppe vereinigt. Ausser den schon dort ge- nannten Lepidopterologen haben noch Bar”), MöscHrer”) und Haase‘) eine Annäherung der Hesperiidae an Castnia hervorgehoben, ohne sie jedoch zu dieser Gattung in intimere Beziehung zu stellen. Andererseits haben na- mentlich HERRICH-SCHÄFFER ”), Wesrwoon‘) und Trimen”) kräftig betont, dass durchaus keine wahre Verwandtschaft zwischen den Zesperiidae und Castnia besteht, und ich habe auch schon meine mit dieser Auffassung übereinstim- mende Ansicht ausgesprochen, weshalb ich glaube, dass wir uns mit vorliegen- der Frage nicht weiter aufzuhalten brauchen. Auf Ähnlichkeiten im Geäder der Hesperüdae mit demjenigen der Thy- rididae und Sphingidae hat Herrıcn-ScHÄrrer aufmerksam gemacht?), und Comstock hat ebenfalls hervorgehoben, dass die Hesperüdae und Thyrididae im Geäder einen ähnlichen Typus zeigen. , Whether this similarity'* sagt er aber „has arisen independently, or whether it indicates a closer genetic rela- tionship than has been assigned to these families heretofore I will not pre- sume to say, with my present knowledge. The fact that in the Hesperidae the frenulum brace is well preserved, may have some bearing on the settle- ment of the question?) Wazrer hat, wie schon früher angeführt, auf eine gewisse Übereinstimmung im Bau der Mundteile zwischen den Hesperüdae !) SCUDDER, On the Classification of Butterflies. Trans. Amer. Ent. Soc. VI. 1877. S. 69. A BAR Le C S90; 3) MÖSCHLER, Die Schuppenflügler (Lepidopteren) des Königl. Regierungsbezirks Wiesbaden und ihre Entwickelungsgeschichte von Dr. Adolph Rüssler. Besprochen von H. B. MÖSCHLER. Stett. Ent. Zeit. 43. 1882. S. 495. *) HAASE, l. e. S. 26. 5) HERRICH-SHÄFFER, Prodr. syst. Lep. III. 1870. S. 50. °) Wesrwoop, Monograph of the Lepidopterous Genus Castnia and some allied Groups. Trans. Linn. Soc Lond. 2. Ser. Zool. I. 1877. S. 157—158. 7) TRIMEN, South-African Butterflies. III. 1889. S. 260: ,The connection so long supposed — from the resemblance of the antennae and general facies — to exist between them and the singular moths of the Castnia group has been proved illusory, as no wider disparity in the whole Order can be found than that shown by the simple almost unbranched condition of the neuration of the wings in the Hes- peridae and its highly complicated arrangement in Castnia and allied forms*. 3) HERRICH-SCHAFFER, l. c. *) COMSTOCK, Evolution and Taxonomy. S. 107. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 213 und den Sphingidae hingewiesen?) und nach Swrrü nähern sich unter den He- terocera die Zygaenidae am ehesten den Hesperiidae inbezug auf die äusseren Genitalanhänge der Männchen”). Diese anscheinenden Relationen der Hespe- riidae zu den genannten Heteroceren-Abteilungen dürften sich indessen nur auf die soeben erwähnten Ähnlichkeiten beschränken, wenigstens kann ich keine weiteren bemerkenswerten Übereinstimmungen zwischen denselben auf- finden. In der Palpenbildung und zwar speziell inbezug auf die Strukturver- hältnisse des Basalflecks weichen sämtliche angeführten Heteroceren-Familien von den Hesperüdae scharf ab. Ich muss daher dem folgenden Ausspruch Trmen’s völlig beitreten: „it is very noteworthy that, although their most striking characters - - - - certainly approximate them to moths (Heterocera) generally, it is not found, upon close examination, that the Hesperidae are nearly related to any particular Heterocerous group or family“). Früher wurde nachgewiesen, dass die Hesperüdae auch unter den Rho- palocera s. str. keine näheren Verwandten besitzen. Wir müssen dem- nach die Hesperiidae als eine durchaus isolirt dastehende Abtei- lung betrachten. Mit Rücksicht auf die oben angeführten Auseinandersetzungen dürften wir die Grypocera als jetzige Repräsentanten eines von dem Hetero- ceren-Stamme früh abgetrennten und selbst längst ausgestorbenen Zweiges auffassen können, welcher sich z. T. in einer mit der Entwicklungsbahn der von den höheren Heteroceren- Abteilungen und von den Rhopalocera s. str. reprüsentirten Zweigen etwa parallelen Richtung entwickelt, aber dennoch gleichzeitig durch Ausbildung einiger spezifischer Charaktere eine ziemlich grosse Selbständigkeit erworben hat. Zugleich dürften wir in ihnen gewisser- massen einen intermediären Typus zwischen den Heterocera und Rhopalocera s. str. zu erblicken haben, jedoch nicht in dem Sinne, als bildeten die Gry- pocera — wie es Speyer meint — eine „genealogische Durchgangsgruppe zwischen den Heteroceren und Rhopaloceren^?) Vielmehr dürften wir einer richtigeren Auffassung ihrer mutmasslichen Stellung viel- leicht am nüchsten kommen, wenn wir — indem wir uns das Bild 1) WALTER, Palp. max. Lep. Jen. Zeitschr. Naturw. XVIII. 1885. $. 155. 2) SurrH, Notes on some structural characters of the Lepidoptera. Entomologica Americana. I. N:o 9. Brooklyn 1885. S. 165. 3) TRIMEN, S. A. Buttfl. IIT. 1889. S. 260. #) Speyer, Die Hesperiden-Gattungen des europäischen Faunagebiets. Stett. Ent. Zeit. 39. 1878. S. 168. 214 Enzıo REUTER. eines stereometrischen Stammbaums vorstellen — uns denken, dass der Zweig, welcher zu den Grypocera führt, von einem ziemlich tief stehenden Abzweigungspunkt ausgehend und unabhängig in die Hóhe aufsteigend, etwa in einer Ebene einerseits mit denjenigen Zweigen zu liegen kommt, welche von gewissen hóher stehenden Heterocera vertreten werden, andererseits mit dem Zweige, der den Rhopalocera s. str. den Ursprung gegeben hat. Subordo Rhopalocera s. str. HAASE. (Rhopalocera vera KARScH.) Gens I. Papiliones. Fam. I. Papilionidae. Trib. L Papilionidi. So charakteristisch auch die Palpen der zur Tribus Papilionidi gehören- den Gattungen sind, hält es dennoch schwierig, dieselben durch allgemein zutreffende Merkmale genügend zu kennzeichnen. Diese Gattungen zeichnen sich vor allem durch sehr kleine und — wie Scnarz') so treffend bemerkt — wurstartig gekrümmte, fest an die Stirn angedrückte Palpen aus, deren beide erste Glieder beim Männchen meist vollkommen verwachsen sind; allein hierin bildet Teinopalpus durch seine sehr langen, deutlich 3-gliedrigen Palpen eine recht auffällige Ausnahme. Des weiteren werden sie durch den recht ausge- dehnten, am distalen Teil von unten nach oben hin schräg begrenzten, an dem nackten Rücken des Gliedes mehr oder weniger stark gerunzelten Ba- salfleck charakterisirt. Die Kegel zeigen in Anordnung und Entwicklungs- stufe ziemlich grosse Differenzen, wie dies schon allein aus der Beschreibung der Gattung Papilio zur Genüge hervorgeht. Obwohl die extremen Formen der Gattung Papilio inbezug auf die Struk- turverhältnisse des Basalflecks bedeutend von einander abweichen, lassen sie sich dennoch leicht von einer gemeinsamen Grundform herleiten, wie ich unten 1) ScHATZ, Die Familien und Gattungen der Tagfalter, systematisch und analytisch bearbeitet. Fürth 1886. S. 42. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 215 nachzuweisen suchen will. Bei einer über eine gróssere Zahl von Arten aus- gedehnten Untersuchung würden wir auch sicher Formen auffinden, welche sich als vermittelnde Übergünge erweisen und die scheinbar schroffen Unter- schiede weniger auffällig machen würden. Andererseits sind jene Differenzen nicht gerade auffallend, wenn wir bedenken, dass die umfangreiche Gattung Papilio mit ihren e. 450 Arten solch eine Mannigfaltigkeit an wechselnden Formen wie fast keine andere Tagschmetterlingsgattung zeigt. Diese Mannig- faltigkeit spiegelt sich — wie man dies schon a priori erwarten kónnte — obgleich in geringerem Grade, auch in den Strukturverhältnissen des Basal- flecks ab. Wegen dieses Formenreichtums wird bekanntlich die Gattung Papilio von einigen Autoren, wie C. und R. FrLpER!) ScHAtz”), Hasse”) u. A. in meh- rere Sektionen oder Gruppen geteilt. Uns interessirt zunächst die neuer- dings erschienene Arbeit Haase’s, weil das umfangreiche Material von mor- fologischem Gesichtspunkte aus behandelt wird und besonders, weil er die Gattung Papilio zunächst in drei gróssere Formenkreise oder Untergattungen geteilt hat. Die wenigen mir zur Verfügung stehenden Arten stellen Re- prüsentanten nur einzelner jener zahlreichen kleinen Gruppen dar, was mir natürlich jede Beurteilung ihres systematischen Wertes verbietet. Auch für eine eingehende Besprechung der drei Untergattungen Haasr’s ist das von mir untersuchte Material bei weitem nicht hinreichend, ich glaube jedoch, meine Befunde kónnen vielleicht einige Andeutungen über die Berechtigung dieser Einteilung liefern. Die von mir untersuchten Arten werden auf Haask's Untergattungen Papilo s. str., Cosmodesmus und Pharmacophagus folgender- massen verteilt: Papilio s. str. umfasst: Alexanor, Machaon, Xuthus, Demo- leus, Thoas, Androgeos, Torquatus, Aegeus und Paris; Cosmodesmus: Sinon, Protesilaus, Podalirius, Dolicaon, Aegistus, Sarpedon, Leonidas var. Anthe- menes; Pharmacophagus: Polydamas, Agavus, Eurimides var. Mylotes, Hector (und die beiden Ornithoptera-Arten). Sehen wir nun, inwieweit meine Befunde in Einklang mit jener Eintei- lung Haase’s gebracht werden können. Für diesen Zweck ist es nötig zuerst noch eine eingehendere Besprechung der Palpen vorauszuschicken, sowie fest- zustellen, ob nicht schon mit Hilfe des geringen vorliegenden Materials doch 1) FELDER, C. und R. Species Lepidopterorum. Verh. zool. bot. Ges. Wien. XIV. 1864. S. 289—318. ?) SCHATZ, op. cit. S. 438—417. *) Haas, Untersuchungen über die Mimiery auf Grundlage eines natürlichen Systems der Papi- lioniden. I. Bibliotheca Zoologica (Chun und Leuckart) Bd. III. H. 8. Stuttgart 1891, 216 Enzıo REUTER. etwaige Aufschlüsse über die hauptsächlichsten Entwicklungsrichtungen, welche sich inbezug auf die Palpenbildung innerhalb der grossen Gattung Papilio geltend machen, erhalten werden kónnen. Um die Übersicht zu erleichtern, wollen wir vorläufig die drei Untergattungen Haasr's annehmen. Was zuerst die allgemeine Gestalt der Palpen anbetrifft, so besitzen die Arten der Untergattungen Pharmacophagus und Cosmodesmus — abgesehen von der in allen drei Untergattungen sich vorfindenden Verwachsung der beiden ersten Glieder — eine von dem normalen Bau noch nicht besonders abwei- chende Form: die Palpen sind einfach nach oben gebogen, ausserdem kaum oder nur in unbetrüchtlichem Masse ausserder schief gekrümmt. Die Arten der Untergattung Papilio s. str. haben dagegen ihre Palpen recht stark schief nach aussen gewunden; bei denselben ist jene Tendenz zu schiefer Krümmung mithin am weitesten fortgeschritten, was eine entsprechende Entfernung von der normalen, ursprünglicheren Form bedeuten dürfte. Wenden wir uns nun den Strukturverhältnissen des Basalflecks zu. We- gen einer richtigen Beurteilung dieser Verhältnisse bei den Papilio-Arten, wie bei den Rhopalocera überhaupt, müssen wir zunächst an das Verhalten der Heterocera erinnern. Diese besitzen — so weit sie von mir in dieser Hinsicht untersucht worden sind — fast ausnahmslos einen freilich oft mit querlaufenden Rillen versehenen, aber sonst vollkommen ebenen Basalfleck, welcher keine Anschwellung oder sonstige differenzirte Erhöhung darbietet'). Die Kegel nehmen bei ihnen in der Regel ein ausgedehntes, durchaus diffuses Gebiet ein, welches sich von der Wurzel der Palpen aus über den gróssten Teil des Basalflecks erstreckt; die meist schwach entwickelten Kegel selbst werden distalwärts allmählich kleiner. Weil dieser Typus bei verschiedenen Heteroceren-Unterordnungen ziemlich einfórmig und vorherrschend auftritt, ist er den wechselnden und in mannigfaltiger Weise differenzirten Erscheinungs- formen der Rhopaloceren gegenüber unbedingt als der ursprünglichere aufzu- fassen. Eine ähnliche Anordnung zeigen nun aber auch einige von mir un- tersuchte Papilio-Arten, nàmlich Polydamas, Dolicaon und Aegistus, deren die erste Haase's Untergattung Pharmacophagus, die beiden letzteren seiner Cosmodesmus angehören. Von solchen Formen, welche in dieser Hinsicht mithin den Heterocera unzweifelhaft relativ am nächsten stehen, ausgehend, finden wir dass jenes ausgedehnte, diffuse Kegelgebiet bei einigen Arten der Untergattung Pharma- 1) Nur bei Castnia zeigt der Basalfleck ausnahmsweise eine Erhabenheit. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 217 cophagus markanter wird (Ornithoptera Rhadamathus, O. sp. ign)') und zugleich auf einen ganz kleinen Raum an dem proximalen Drittel des Basal- flecks beschrünkt ist, ohne indessen irgend eine Anschwellung oder Erhóhung zu bilden; innerhalb derselben Untergattung hat ausserdem noch eine Reduk- tion der Kegel stattgefunden, welche bei Agavus und Hector, deren Kegel fast vollstindig rückgebildet sind, am weitesten fortgeschritten ist. Anders in der Untergattung Cosmodesmus. Von Arten mit ausgedehntem, diffusem und vollkommen ebenem Kegelgebiete (Dolicaon”), Aegistus) kommen wir über Formen wie Leonidas var. Anthemenes zu solchen (Podalirius, Sinon, Prote- silaus), bei denen sich eine ziemlich starke, gestreckte, nach der Längsrich- tung des Gliedes hin sich ziehende Erhóhung differenzirt hat, auf welche al- lein die Kegel beschränkt sind. Bei den ersterwähnten (Dolicaon, Aegistus) sind die diffus zerstreuten Kegel überall ziemlich gleichmässig schwach ausge- bildet, in demselben Masse aber, in dem eine Spezialisirung durch das Ent- stehen und die zunehmende Stärke der Erhabenheit fortschreitet, werden auch die Kegel immer lünger und kräftiger und erreichen — unter den von mir unter- suchten Arten — bei Protesilaus ihre hóchste Ausbildung. Hier bemerken wir mithin eine fast gerade entgegengesetzte Entwicklungsrichtung wie bei Pharmacophagus. Es bleiben unter den von mir untersuchten Arten noch eine Anzahl von Formen übrig, welche augenscheinlich unter sich näher als mit irgend einer der vorher genannten verwandt sind. Dieser Formenkreis fällt genau mit Haase’s Untergattung Papilio s. str. zusammen. Keine dieser Arten besitzt mehr ein ausgedehntes, diffuses Kegelgebiet; dieses nimmt einen mehr oder weniger beschränkten, dem unteren Rande des Basalflecks oft ge- näherten Raum ein. Während das Gebiet bei einigen Arten (Alexanor, Xuthus, Demoleus und bisweilen Machaon)?) ziemlich undeutlich begrenzt und kaum merklich erhaben ist, bildet es bei anderen eine starke, rektanguläre, balkenartige Erhöhung, welche von der unregelmässigeren und gestreckteren der Cosmodesmus-Arten leicht zu unterscheiden ist und bei Arten wie Tor- quatus, Paris etc. eine recht hohe Differenzirungsstufe erreicht hat. Im Ge- gensatz zu Cosmodesmus erfahren die Kegel bei steigender Entwicklung des ! Die Gattung Ornithoptera wird von Haase (l. c.) aufgegeben und ihre Arten seiner Untergat- tung Pharmacophagus zugezählt. 2) Dolicaon zeigt hinsichtlich ihrer Palpenbildung grosse Ähnlichkeit mit Polydamas, was viel- leicht dahin zu beurteilen ist, dass sie beide der gemeinsamen Grundform noch ziemlich nahe stehen. 3) Es ist bemerkenswert, dass die genannten vier Arten, welche unter allen mir bekannten For- men der Untergattung Papilio s. str. inbezug auf jene balkenartige Anschwellung noch am wenigsten differenzirt sind, Repräsentanten gerade derjenigen drei Gruppen darstellen, welche von Haasr als Stammgruppen, mithin als die am wenigsten abgeleiteten, angesehen werden. 28 218 ENZIO REUTER. Balkens keine entsprechende Zunahme an Grösse, sondern bleiben überall auf gleicher, ziemlich niedriger Entwicklungsstufe stehen. Ich glaube somit, wir kónnen trotz dem unzureichenden Untersuchungs- material mit Rücksicht auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks innerhalb der umfangreichen Gattung Papilio s. 1. Andeutungen von drei verschiedenen Entwicklungsrichtungen in ihren Hauptzügen erkennen, welche Richtungen ziemlich genau mit Haase’s drei Untergattungen zusammenfallen. Es scheint mir dies für die Berechtigung seiner Einteilung zu sprechen, und wir haben deshalb noch einen weiteren Grund, seine drei Untergattungen definitiv anzu- nehmen. So weit stimmen mithin die Ergebnisse meiner Untersuchungen mit denjenigen HaasE's überein. Inbezug auf den genetischen Rang dieser Untergattungen stehen aber meine Befunde mit denen Haase’s nicht in Einklang. Wie aus dem Vorher- sehenden hervorgeht, bieten Pharmacophagus und Cosmodesmus durch die mit ausgedehntem, diffusem Kegelgebiete versehenen Formen!) eine Annüherung an die Heterocera, bei jener Untergattung zeigt zugleich der Basalfleck wegen der Nichtausbildung irgend einer Anschwellung oder Erhöhung des Kegelge- biets eine geringere Spezialisirung als bei Cosmodesmus. In Papilio s. str. dagegen hat keine von mir untersuchte Art solch eine ursprüngliche Palpen- bildung aufzuweisen, diese Untergattung stellt sich vielmehr mit Rücksicht auf die schief gewundene Gestalt der Palpen und die am weitesten fortge- schrittene Differenzirung jener balkenartigen Erhöhung als abgeleitetst dar. Hauptsächlich durch die Untersuchung der Flügelzeichnung der Papilionidae kommt nun Haase zu dem entgegengesetzten Schluss, dass die Rinnenfalter (Papilio s. str.) als die ursprünglichste, die „Aristolochienfalter / Pharmacopha- jus] als abgeleiteteste Untergattung anzusehen und wohl auf Rinnenfalter-artige Vorfahren - - - zurückzuführen^ sind”). Da mein Untersuchungsmaterial ein sehr beschränktes war, wage ich meine von den Schlussfolgerungen HaasE's abweichende Ansicht von dem fyletischen Rang der resp. Untergattungen nur als Vermutung auszusprechen. Nichtsdestoweniger wollte ich diese meine ab- weichenden Befunde hervorheben, um so mehr als sie mit einer Schätzung !) Eben diese Formen lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass Pharmacophagus und Cosmo- desmus untereinander näher als mit Papilio s. str. verbunden sind, was auch HAASsE bemerkt (op. cit. S. 15). 2) Haase, Untersuchungen über die Mimiery. I. S. 101; vgl. auch S. 116. — Im Gegensatz hier- zu will ich betonen, dass wenigstens die Palpenbildung der Untergattung Pharmacophagus sich nicht von derjenigen der Papilio s. str. ableiten lässt, wir haben eher allen Grund anzunehmen, dass die Vorfahren dieser Untergattung in genannter Hinsicht der Untergattung Pharmacophagus näher standen, was schon oben angedeutet wurde, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 219 der von der Entwicklungsgeschichte der Raupen gewonnenen Merkmale — so- weit dieselben bekannt sind — durchaus übereinstimmen, welche Schätzung dagegen mit den auf die Imagines sich beziehenden fylogenetischen Schluss- folgerungen Haask's und Fickerr’s nicht ungezwungen vereinbar ist"). Auch will ich die sehr bemerkenswerte Tatsache ausdrücklich hervorheben, dass ge- rade bei Arten, welche der Untergattung Pharmacophagus angehören (Orn. DBrookeana Warr., Pap. Semperi FgLp., Sesostris Cram. und in weniger präg- nanter Weise P. Perrhebus Borsp., Cauca OrsrEnTH. und Anchises L.), die Hinterflügel am Innenrande nicht oder nur wenig ausgeschnitten sind, dagegen eine unter den Papilionidae übermässige Entwicklung zeigen, sowie, dass we- nigstens bei den zwei erstgenannten Arten der 2. Dorsalast, obgleich an seiner Basis verkümmert, dennoch vorhanden ist?) während in den Untergattungen Cosmodesmus und Papilio s. str. die Hinterflügel am Innenrande stets stark ausgeschnitten sind und zugleich der 2. Dorsalast immer vollständig rückge- bildet ist. Es kann darüber gar kein Zweifel obwalten, dass dieser Umstand bei den erwähnten Arten der Untergattung Pharmacophagus dem der beiden anderen Untergattungen gegenüber als der entschieden ursprünglichere zu betrachten ist — dies wird durch einen Vergleich der Flügelbildung eines entwickelten Schmet- terlings und einer Puppe von Papilio vollständig bewiesen — und der genannte Umstand verleiht demnach meiner Auffassung eine sehr wichtige Stütze. Auch 1) Vgl. Haase, op. cit, S. 1—9 und FrickEnT, Ueber die Zeichnungsverhältnisse der Gattung Ornithoptera. Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. IV. 1889. S. 756. — Haasz sagt: „Darf man jedoch das Merk- mal der Entwickelung ihrer [Raupen] Anhangsgebilde verwerthen, so gelangt man zu dem Schluss, dass P. Philenor unter den erwähnten Gruppen /P. Machaon L., Turnus L., Trochilus L. Ajax L., Phile- nor L.] von Papilio die ursprünglichste Raupenform [mit Scheindornen] behalten hat. Aehnliche roth- gefärbte Fleischdornen besitzen nun auch sämmtliche sicher bekannte Raupen der indischen Hector-, Pompeus- und Priamus- und der südamerikanischen Aeneas-Gruppe, ja es erhalten sich bei ihnen sogar noch die mittleren Scheindornen bis ins letzte Stadium“. Und FrckERT bemerkt: „Wir haben es in den Ornithoptera-Arten sowohl wie in den Arten der vorerwähnten drei Papilio-Gruppen (nox-, coon-, po- lydorus-Gruppe) mit Formen zu thun, die offenbar gegenüber unseren Segelfaltern sehr vorgeschritten sind. Nun zeigen aber ihre Raupen eine Form, wie sie die Segelfalter nur in den ersten Stadien der Entwicklung ebenso wie die meisten übrigen Papilio-Arten haben. Nach dem biogenetischen Grund- gesetze würen mithin die Raupen der letzteren Arten auf einem phyletisch hóheren Standpunkte als die der Ornithoptera-Arten. Die letzteren sind in den ersten beiden Ständen gegen Pupilio podalirius L. z. B. zurückgeblieben, im dritten aber, dem der Imago, sind sie ihm sehr voran geeilt“. Es sind nun gerade diejenige Arten und Arten-Gruppen, deren Raupen die ursprünglichste Form besitzen, welche zu HaasEs Untergattung Pharmacophagus gehören, also derselben Untergattung, welche in ihrer Palpenbildung meiner Ansicht nach ebenfalls die relativ ursprünglichsten Verhältnisse aufzuweisen hat; es findet sich somit eine parallele Entwicklung in den Raupen- und Imagostadien. Wenn also FICKERT sagt dass, ,wührend Raupen und Puppen in der Genepistase verharrten, die Schmetterlinge weiter vorangeschritten^ sind (l c. S. 757), so hat dies (vielleicht!) inbezug auf die Flügelzeichnung seine Gültigkeit, nicht aber auf die Palpenbildung. 2) Vgl. SCHATZ, op. cit. S. 38. 39, 44. ge TR i N 220 ENZIO REUTER. zeigen unter den Pharmacophagus-Arten die Ornithoptera-Formen durch ihren schwerfälligen Bau gewissermassen ein heterocerenartiges Aussehen. Ein wei- terer gemeinsamer Zug der oben genannten Arten ist der, dass sie alle ziem- lich einförmig dunkel gefärbt sind. Gerade diese dunkle Zeichnung will Haase von der bei Papilio s. str. allgemein auftretenden helleren, dunkel quer- gebänderten ableiten. Ich muss aber gestehen, dass diese Betrachtungsweise mich nicht befriedigt, dass Haase’s Auseinandersetzungen hierüber mir nicht überzeugend vorkommen. Ich kann kaum den Gedanken zurückweisen, dass den- noch die einfarbig dunkle Zeichnung der Papilionidae die ursprünglichere ist, welche Auffassung von Warrace, welcher die reiche malayische Papilio-Fauna sehr eingehend studirt hat, verfochten wird!). Die beiden von mir untersuchten Ormithoptera- Arten, welche der Pom- peus-Gruppe angehóren, stimmen hinsichtlich ihrer Palpenbildung besonders mit P. Hector?) sehr gut überein, so dass auch inbezug hierauf Haase’s Ver- einigung derselben in der Untergattung Pharmacophagus völlig gerechtfertigt erscheint). Obwohl die Palpen von Teinopalpus durch ihre ungewöhnliche Länge sofort von denen aller übrigen der Tribus Papilionidi angehörenden Gattungen abweichen, kommen doch die Strukturverhältnisse des Basalflecks denen eini- ger Papilio-Arten, und zwar unter den von mir untersuchten besonders denen von P. Protesilaus sehr nahe, wie dies schon aus der Beschreibung von Tei- nopalpus hervorgeht. Die enge Verwandtschaft zwischen Teinopalpus und Pa- pilio wurde schon von mehreren Autoren wie DouBLEDAY”), Scmavz?) u. A. erkannt. Während meine Befunde diese Auffassung noch mehr bestätigen bietet jene Ähnlichkeit mit P. Protesilaus und Verwandten noch ein besonderes In- teresse, weil sie eine spezielle Annäherung an die Untergattung Cosmodesmus !) WALLACE, Darwinism. ?nd. ed. 1889. S. 290; schwedische Auflage. Stockholm 1890. S. 305. ?) Die sowohl in Raupen- und Puppen- als Imagostadium bestehenden engen Beziehungen gerade dieser Papilio-Art oder doch derjenigen Gruppe, welcher sie angehört, mit den Ornithoptera-Arten, werden von einigen Autoren mehr oder weniger direkt hervorgehoben; man vergl. z. B. SCHATZ, op. cit. S. 41, 43; FICKERT, l c. S. 756; HAASE, op. cit. S. 1, 9, 23 u. A. Im Gegensatz hierzu werden von C. & R. FELDER (Spec. Lepid.) P. Hector und Verwandte von Ornithoptera weit entfernt. 3) Vel. HAASE, op. cit. S. 23. — Haase vereinigt sowohl die Pompeus- als auch die Priamus- Gruppe von Ornithoptera in genannter Untergattung. FICKERT will nur die Pompeus-Gruppe der Gattung Papilio einreihen, während die Priamus-Gruppe allein, auf nur vier Arten beschränkt, die noch als selbständige Gattung betrachtete Ornithoptera bilden. (FicKERT, l. c. S. 760). Leider konnte ch keine Art der Priamus-Gruppe inbezug auf ihre Palpen untersuchen, so dass ich mich darüber nicht äussern kann, ob Haase’s Anordnung auch in diesem Punkt durch die Strukturverhältnisse des Basalflecks ihre Bestätigung findet. 4) DOUBLEDAY and Wesrwoop, The Genera of Diurnal Lepidoptera. I. London 1846/50. 5. 2. 5) SCHATZ, op. cit. S. 47. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 221 bedeutet, was wiederum in vollem Einklang mit Haasr's aus ganz anderen Gründen gewonnener Ansicht von den Verwandtschaftsverhültnissen der Gat- tung Teinopalpus steht. Er hebt nämlich ausdrücklich die enge Beziehung zwischen dieser Gattung und der zu Cosmodesmus gehörenden JZvan- Gyas- Gruppe hervor und meint, dass wir „Teinopalpus als peripherische Form eines gemeinsamen nordindischen Stammes ansehen dürfen, dessen Endglieder uns einerseits in der Evan-Gruppe, andererseits in Teinopalpus erhalten sind"). Eurycus dokumentirt sich durch seine ganze Palpenbildung als unzweifel- haft den Papilionidi angehórig?) und zwar scheint diese Gattung wegen der in dem Basalfleck bestehenden strukturellen Ähnlichkeiten mit P. Hector und Agavus am ehesten mit der Untergattung Pharmacophagus verwandt zu sein®). Die Beziehungen zu der Hector-Gruppe von Papilio werden auch von Haase hervorgehoben ‘), während C. und R. Fever auf eine Annäherung an die Philenor-Gruppe aufmerksam gemacht haben’). Weil die genannten Pa- pilio-Formen sämtliche Glieder der Untergattung Pharmacophagus darstellen, stimmen unsere Auffassungen in einem Punkt, d. h. insofern es sich um eine nähere Verwandtschaft von Æuwrycus mit genannter Untergattung von Papilio handelt, gut überein. Haase’s Ansicht, dass wir „Eurycus auf Aristolochien- faltern /Pharmacophagus/ entsprechende Vorfahren zurückzuführen und als peripherischen Ausläufer derselben anzusehen“ haben‘), scheint mir auch des- 1) HAASE, op. cit. I. S. 103; vgl. auch S. 36. — Leider lag mir kein Glied der Evan- Gyas- Gruppe zur Untersuchung vor, was mit Rücksicht auf HAAsE's Befunde von besonderem Interesse ge- wesen würe. ?) Eurycus wurde hauptsächlich wegen des Vorkommens jener hornartigen Begattungszeichen der Weibehen sowie des an Parnassius erinnernden durchsichtigen Aussehens der Flügel bisher allgemein als mit dieser Gattung näher verwandt angesehen, oder wenigstens wurde seine intermediäre Stellung zwischen den Papilionidi und Parnassiidi hervorgehoben. Zu den Vertretern letzterer Auffassung gehören — um nur einzelne Beispiele anzuführen — DounsLEDpAv (Gen. Diurn. Lep. I. S. 24—25) und SCHATZ, nach dessen Ansicht Ewrycus (und Ewryades) „noch Ueberbleibsel eines längst vergangenen Stammes sind, welcher sich nach 2 Richtungen hin, zu den heutigen Papilioniden und Parnassiern, ent- wickelt hat, diese Mittelformen selbst aber im Aussterben begriffen sind“ (op. cit. S. 48). Die angeblich nahe Verwandtschaft zwischen Eurycus und Parnassius wird von KirBy durch die Anreihung der Gattungen unmittelbar nebeneinander angedeutet (Syn. Cat. S. 514) und dieselbe Auffassung wird u. A. auch von MURRAY ausgesprochen (Proc. Ent. Soc. Lond. 1872. S. XXXIII) ELwes will Eurycus und Euryades sogar ganz aus dem Verwandtschaftskreis der Papilionidi entfernen und dieselben intim mit Parnassius und Zuehdorfia, durch Vereinigung der vier Gattungen in einer besonderen Familie, Par- nassüdae, verbinden (On Butterflies of the Genus Parnassius. Proc. Zool. Soc. Lond. 1886. S. 17). — Eine entfernte Verwandschaft mit den Parnassiidi dürfte übrigens nicht ganz ausgeschlossen sein, weil auch diese in genetischer Beziehung zu Aristolochienfalterartigen Vorfahren stehen dürfte. *) Die nächste Verwandte von Ewrycus ist jedoch wahrscheinlich Zuwryades, welehe Gattung ich nicht untersuchen konnte. *) HAASE, op. cit. I. S. 10, 105. 5) C. und R. FELDER, l. c. 5) Haass, l. c. 222 Enzıo REUTER. halb eine grössere Wahrscheinlichkeit, als die von Scmarz vertretene (vgl. S. 291, Note 2) für sich zu haben, weil die Strukturverhältnisse des Basal- flecks bei Æurycus abgeleiteter erscheinen, als bei einigen Formen der Unter- gattung Pharmacophagus, wie z. B. P. Polydamas. Trib. II. Parnassiidi. Die von mir untersuchten Gattungen von Semavz! Parnassius- und Thais- Gruppen (Parnassius Larr., Doritis Fapr., Hypermnestra MEx., Thais FABR., Luehdorfia Cuva. und Sericinus Wesrw.) zeigen in ihrer Palpenbildung so viele Übereinstimmungen, dass ich es für nötig halte, sie zusammen zu be- handeln. Ihre Palpen sind aufsteigend, am Grunde stark gebogen, immer deutlich dreigliedrig. Basalglied sehr stark gekrümmt, fast sichelfórmig oder winklig gebogen, mehr oder weniger deutlich seitlich zusammengedrückt, hóher als das gerade Mittelglied; Endglied in gleicher Richtung mit diesem. Behaarung mässig dicht, vorwiegend aus langen, steifen Haaren, seltener daneben aus Schuppen bestehend. Basalfleck sehr ausgedehnt, distalwärts allmählich sehrüg nach oben verjüngt, etwas ungleichmässig und wenig bestimmt begrenzt, keine Anschwellung oder sonstige Erhóhung zeigend. Das Kegelgebiet ziemlich be- schränkt, nicht besonders markant begrenzt, die Mitte des proximalen Drittels des Basalflecks einnehmend. Kegel mässig dicht stehend, kurz aber verhältnis- mässig dick, zugespitzt, meist gerade, bisweilen in kleinere Kegelgebilde über- gehend. Gruben spärlich vorkommend, sehr undeutlich. Diese Übereinstimmungen sind so auffällig, die Differenzen in der Palpen- bildung zwischen den T'hais- und Parnassius-Gruppen') dagegen meist unbe- trüchtlich und von der Art, dass es fast unmóglich erscheint, die eine der- selben durch konstante und ihr allein zutreffende Merkmale genügend zu kenn- zeichnen und von der anderen scharf abzugrenzen’), um so mehr als es For- men giebt, welche gewissermassen eine intermediüre Stellung einnehmen. We- der die Strukturverhältnisse des Basalflecks noch die Behaarung der Palpen oder das relative Längenverhältnis der Palpenglieder gestatten eine naturge- müsse Verteilung in Gruppen; wenn überhaupt eine Gruppirung jener Gat- 1) Diese Gruppen sind weiterhin in Sinne von Scuarz aufgefasst. 2) Die Gattungen der Thais-Gruppe haben das Basalglied überhaupt stärker gekrümmt, als die der Parnassius-Gruppe; dieses Merkmal ist aber für die Thais-Gruppe nicht spezifisch, indem die den Parnassiern angehórende Hypermnestra in dieser Hinsicht die von Scuarz der Thais-Gruppe zuge- zählten Luehdorfia übertrifft. Über die Palpen der Rhopaloceren. 223 tungen mit Rücksicht auf die Palpen vorgenommen werden kónnte, so wäre es nach der relativen Länge der Palpen selbst, welche bei Thais und Sericinus (sowie bei der mir unbekannten Armandia) weit über den Kopf hervorragen, bei den übrigen Gattungen aber die Höhe des Kopfes nicht überschreiten. Diese Gruppirung fällt aber mit ScmarZz' nicht genau zusammen, indem Lueh- dorfia bei den Parnassiern zu stehen käme'). Jedenfalls sind aber jene Diffe- renzen zwischen den Gattungen der Thais- und Parnassius-Gruppen entschieden nicht so gross, wie die Unterschiede, welche die extremen Formen der Tribus Papilionidi unter sich in dieser Hinsicht aufzuweisen hatten. Es können da- her mit Rücksicht auf die Palpenbildung die Thais- und Parnassius-Gruppen keineswegs als mit den Papilionidi üquivalente Abteilungen betrachtet werden. Zusammen bilden sie dagegen eine ziemlich gut umgrenzte und eng geschlos- sene Formen-Gruppe, welche eher mit den Papilionidi gleichwertig sein dürfte. Wir werden nun, ehe wir die mutmasslichen Beziehungen jener Gattungen zu einander und zu den Papilionidi besprechen, in aller Kürze erörtern, inwie- weit andere Merkmale für das Auseinanderhalten der Thais- und Parnassius- Gruppen sprechen oder ob eine Beurteilung derselben etwa in gleicher Rich- tung wie meine oben dargestellte Auffassung geht. Nach Semarz wird die Parnassius-Gruppe folgendermassen charakterisirt: ,Palpen mässig lang, nicht über den Kopf hervorragend. Subcostale [Radialis| meist 4ästig. Mediana am Grunde ohne Querast*, die Thais-Gruppe dagegen: „Palpen lang, über den Kopf hervorragend; Subcostale [Radialis| 5ästig, Mediana am Grunde ohne Querast^)*. Von jener Gruppe macht aber, wie Scuarz selber bemerkt, Doritis durch ihre 5-àstige Radialis, von dieser wiederum Luehdorfia durch ihre kürzeren Palpen eine bemerkenswerte Ausnahme, so dass die Gruppen- diagnose für diese Gattungen, obwohl sie in verschiedene Gruppen verteilt worden sind, in der Tat gleich lauten würde! Nach Haask besitzen die Gat- tungen der Thais-Gruppe eine wohlentwickelte Präradialzelle der Hinterflügel, während eine entwickelte Zelle in der Parnassius-Gruppe nicht vorkommt’). Wie er aber an einer anderen Stelle (S. 106) andeutet, ist solch’ eine Zelle in jener Gruppe nicht immer vorhanden; sie kann nämlich bei Thais selbst fehlen; dagegen ist eine Präradialzelle bei Parnassius bisweilen undeutlich vorhanden. Das Vorkommen, resp. Fehlen der Begattungsmarke der Weib- 1) Dass Luehdorfia u. A. wegen der Kürze ihrer Palpen in der Thais-Gruppe eine isolirte Stel- lung einnimmt, wird auch von Schatz selbst (op. cit. S. 50) und besonders von HiAAsE (Unters. Mi- micry. I. S. 109, 111) hervorgehoben, welcher sogar andeutet, dass Luehdorfia vielleicht den Parnassiern beizurechnen wáre. *) SCHATZ, op. cit. S. 48, 50. 3) Haase, Unters. Mimiery. I. 5.8. 224 Enzıo REUTER. chen kann nicht als Gruppencharakter gelten!), denn einerseits fehlt sie nach Haase anscheinend bei der zur Parnassius-Gruppe gehörigen Hypermmestra, andererseits kommt sie bei der zur Thais-Gruppe gezählten Luehdorfia vor”); nach Srurer sollen Spuren davon, wenn auch in äusserst rudimentärer Form, sogar bei Thais sich finden?). Auch die Schuppenform der Flügel, die Ge- stalt der Schenkel der Füsse und übrige näher untersuchte strukturelle Merk- male bieten bei den Gattungen beider Gruppen ein ähnliches Schwanken wie die vorher erwähnten Charaktere und können nicht als Einteilungsgründe für eine naturgemässe Gruppirung dienen. In der Flügelzeichnung und Färbung zeigen die zur Thais-Gruppe gehörigen Gattungen ziemlich grosse Überein- stimmung und unterscheiden sich recht gut von Parnassius und Doritis, hierin bietet aber wiederum Zypermnestra, welche zu den Parnassiern gehört, grós- sere Ähnlichkeit mit Thais als mit diesen. Weder in dem Raupen- noch in dem Puppenstadium — soweit dieselben bekannt sind — finden wir Unterschiede, welche jene Gruppen von einander scharf abgrenzen kónnen; auch dieselben Nahrungspflanzen (Aristolochiaceen) der Raupen sind für einige Formen beider Gruppen gemeinsam‘). So dürfte eine Trennung der Thais- und Parnassius-Gruppen auch mit Rücksicht auf diese ganze Summe von Merkmalen nicht füglich aufrecht erhalten werden kónnen; vielmehr treten ihre gegenseitigen Beziehungen mehrmals prägnant hervor. Wie schon Scmarz und Haase be- merken, fehlt der Cubitalsporn der Vorderflügel ausnahmslos in beiden Gruppen, während er den Papilionidi konstant zukommt?) Dies scheint mir ebenfalls für die Zusammengehórigkeit jener Gruppen zu sprechen, sowie zugleich anzu- deuten, dass sie zusammen, den Papilionidi gegenüber, als einheit- liche und gleichwertige Abteilung zu stellen sind. So kommen wir zu demselben Schluss wie durch die von der Untersuchung der Palpen gewon- 1) Wie schon früher gesagt, will Ezwes wegen des Vorhandenseins dieser Begattungszeichen der 99 die vier Gattungen Æurycus, Euryades, Parnassius und .Luehdorfia in eine besondere Familie, Parnassiidae, zusammenführen (On Butterflies of the Genus Parnassius, Proc. Zool. Soc. Lond. 1886, S. 17, 18). Über diese Klassification hat sich TRIMEN ungünstig ausgesprochen (South-African Butter- flies. III. 1889. S. 192 Note) und ich bin mit ihm hierin ganz einverstanden. Auch will ich ausdrücklich hervorheben, dass ELwes’ Anordnung mit Rücksicht auf die Palpenbildung keineswegs berechtigt er- scheint, denn sümtliche Gattungen der Parnassius- und Thais-Gruppen zeigen in dieser Hinsicht un- tereinander entschieden intimere Beziehungen als es zwischen Parnassius und Luehdorfia einerseits und Eurycus andererseits der Fall ist. 2) HAASE, op. cit. S. 8, 9. 3) SPULER, Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. VI. 1892. S. 477. 3) Vgl. Haase, Unters. Mim. I. S. 2, 110; IT. S. 156. 5) Vel. ScHATz, op. cit. S. 40, 48, 50; HAASE, op. cit. I. S. 7, 8, 106, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 225 nenen Resultate und ich sehe mich deshalb veranlasst, Scuarz’ Thais- und Par- nassius-Gruppen als Tribus Parnassidi zu vereinigen. Für ein Zusammenziehen dieser Gruppen hat sich auch Haase ausgesprochen !). Gegenseitige Relationen der Papilionidi und Parnassiidi. Wenn wir wieder unsere Aufmerksamkeit auf die Palpenbildung der Gat- tungen der Parnassidi lenken, ergiebt sich, dass die Gestalt der Palpen, die Form und Ausdehnung des Basalflecks, die Lage des Kegelgebietes, sowie das Fehlen jeder Anschwellung unter allen Formen der Papilionidi am ehesten eine Annäherung an die Untergattung Pharmacophagus zeigen. Während aber bei Pharmacophagus eine Neigung zum Rückbilden der Kegel stattfindet, tendiren bei den Parnassiidi dieselben sich in kräftigere, recht dicke Form umzuwan- deln. Jene Berührungspunkte mit Pharmacophagus sind von besonderem In- teresse, weil auch andere Umstände nach Haase auf nähere Beziehungen zu den Aristolochienfaltern hindeuten’). Welche Gattung der Parnassüdi die ursprünglichste Palpenbildung darbietet, ist mit Rücksicht auf die ziemlich grosse Einförmigkeit namentlich in der Struktur des Basalflecks nicht leicht zu beurteilen. Durch das etwas diffuse Kegelgebiet und verhältnismässig reich- liche Vorkommen kleiner Kegelgebilde dürften jedoch Luehdorfia und Doritis?) wenigstens in dieser Hinsicht vielleicht relativ am primitivsten erscheinen, während andererseits Sericinus*) in der schuppenartigeren Behaarung der Pal- 1) HAASE, Unters. Mimiery. I. S. 111. — Auch von einigen älteren Autoren, wie BORKHAUSEN (Naturgeschichte der Europäischen Schmetterlinge. Frankfurt 1788), BRUANT (in Société Philomatique de Paris. Extraits des procés-verbaux des seänces pendant l'année 1854. S. 31) u. A. werden die euro- päischen Repräsentanten der Parnassius- und Thais-Gruppen (im Sinne von Scuarmz) in engere Bezie- hung zu einander als zu denen der Papilionidi gebracht; im Gegensatz hierzu hat Scorozr (Introd. Hist. nat. Pragae 1777) Thais von den Parnassiern entfernt und in dieselbe Abteilung wie Papilio gestellt. 2) Vgl. HAASE, op. cit. S. 106 u. A. *) Luehdorfia und Doritis ähneln einander nicht nur in den Strukturverhältnissen des Basalflecks, sondern auch in dem allgemeinen Palpenbau. Die Beziehungen von Zuehdorfia zu Doritis werden schon von ScHATZ (op. cit. S. 50) und ferner von SPULER (Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. VI. 1892. S. 476 etc. und Haase (op. cit. I. S. 109) hervorgehoben und ihre intermediäre Stellung zwischen den Parnassiern und Thais bemerkt. „Die Stellung dieser eigen- thümlichen Gattung“, sagt ScHATZ, „ist weder genau in der Thais-Gruppe, noch bei den Parnassiern. Die grösste Ähnlichkeit in der Struktur hat sie noch mit Doritis, ihre äussere Erscheinung aber stellt sie unzweifelhaft in die Nachbarschaft von Thais". Es kann indessen meines Erachtens in Frage ge- stellt werden, ob nicht L»ehdorfia, ungeachtet der habituellen Ähnlichkeit mit Thais, doch in der Tat in engerer Verwandtschaft zu Doritis steht. *) Sericinus wird von Haase als die ursprünglichste Gattung der Thais-Gruppe betrachtet (vgl. op. cit. I. S, 106). 29 226 Enzıo REUTER. pen vielleicht eine engere Beziehung zu den Papilionidi darbietet; dagegen stellen sich Thais und Parnassius wegen ihres besser umschriebenen Kegel- gebietes als abgeleiteter dar?) Hypermmestra unterscheidet sich von den übrigen Gattungen durch den kräftigeren Bau der Palpen, erinnert aber in den Strukturverhältnissen des Basalflecks zugleich an Parnassius und Thais. Wie schon vorher erwähnt, finden wir unter den Papilionidi bei den Untergattungen Pharmacophagus und Cosmodesmus Formen, welche ein ganz diffuses Kegelgebiet mit überall ziemlich schwach und gleichmässig entwickelten Kegeln besitzen, welche Formen wegen ihrer strukturellen Übereinstimmung mit dem unter den Heterocera vorherrschenden Typus als die relativ primi- tivsten der ganzen Tribus Papilionidi anzusehen sein dürften. Solch’ ein ur- sprüngliches Verhalten zeigt nun keine Gattung der Parnassüdi mehr; dass namentlich bei Luehdorfia noch ein etwas diffuses Kegelgebiet mit am proxi- malen Teil des Basalflecks nur wenig stärker differenzirten Kegeln vorkommt, deutet jedoch unzweifelhaft auf eine Abstammung dieser Tribus von Formen mit durchaus diffusem Kegelgebiete hin. Mit Rücksicht hierauf erweisen sich 1) Parnassius (sowie Doritis, mit welcher Parnassius früher vereinigt war) wurde wegen des eigenartigen Habitus des Schmetterlings, namentlich aber wegen des abweichenden Verpuppungsmodus sowie wegen der Puppen- und Raupenform nicht selten ganz von den Papilionidae getrennt oder auch als abirrende Form dieser Familie betrachtet. So wurde — um unsere Übersicht auch auf die ülteren Autoren auszudehnen — die Gattung von LINNÉ (Systema Naturae. Ed. XII. 1767. S. 754) mit den jetzigen Acraeen, Heliconiern und Neotropiden, von JABLONSKY und Hergsr (Natursystem aller bekannten in- und ausländischen Insekten. V. S. 5. Berlin 1792) mit den Acraeen, deren 9 © merkwürdigerweise fast ähnliche Anhüngsel der Geschlechtsorgane wie die von Parnassius besitzen, vereinigt, von SCOPOLI (Entomologia Carniolica. 1763), Cuvier (Tabl. élém. d'hist, nat. anim. 1798) und STEPHENS (A Systematic Catalogue of British Insects. London 1829) dagegen in die Nachbarschaft von den Pieridae gebracht, von KocH (Entwurf einer Aenderung des Systems der Lepidopteren. Stett. Ent. Zeit. 21. 1860. S. 231) sogar diesen einverleibt. Unter neueren Autoren hat besonders EDWARDS die Ansicht, Parnassius sei von den Papilionidae weit zu trennen, nachdrücklich hervorgehoben (Notes upon a small collection of butterflies, made in Judith Mtns. Montana, in 1883 by Wm. M. Courtis. Papilio. III. 1884. S. 159) und Newman stellt die betreffende Gattung in eine andere Hauptabteilung als Papilio (Con- cern. Class. Buttfl. Entomologist. V. 1870. S. 39, 40). ELwes’ Auffassung bezüglich der Stellung von Parnassius habe ich schon erwühnt. — HERRICH-SCHÄFFER verfällt in ein entgegengesetztes Extrem, wenn er sagt, dass „eine Trennung von Papilio, Thais und Doritis [incl. Parnassius] kaum zu recht- fertigen“ ist (Syst. Bearb. Schmett. Eur. I. 1843,56. S. II). Mit den meisten jetzigen Systematikern bin ich der Ansicht, dass Parnassius und Doritis entschieden den Papilionidae zuzurechnen sind. Ich will nochmals hervorheben, dass ihre Palpen mit denen der Gattung Thais und deren Ver- wandten so übereinstimmend gebaut und besonders die Ähnlichkeiten in den Strukturverhältnissen des Basalflecks so prügnant sind, dass an einer wahren und nahen Blutsverwandtschaft zwischen jenen Gat- tungen und diesen nicht zu zweifeln ist. Die in der Palpenbildung bestehenden Beziehungen aller dieser Gattungen mit Papilio, und zwar zunächst mit der Untergattung Pharmacophagus, habe ich schon früher erwähnt. Die Zusammengehórigkeit der Verwandtschaftskreise von Parnassius und Thais mit den Papilionidi ist übrigens bekanntlich durch mehrere bedeutsame Merkmale bewiesen und so allge- mein anerkannt, dass ich mich mit dieser Frage nicht weiter aufzuhalten brauche. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 227 die Papilionidi als die fyletisch ältere Abteilung, als die Parnas- siidi') und zu demselben Schluss gelangt man durch Verwertung einer ganzen Summe anderer Merkmale, wie dies besonders Haase nachgewiesen hat”). Wie oben gesagt zeigen die Parnassiidi in ihrer Palpenbildung nähere Beziehungen zu der Untergattung Pharmacophagus, bei dem inbezug auf die Kegel stattfin- denden Differenzirungsvorgang macht sich aber eine ganz andere Entwicklungs- tendenz geltend. Wenn wir an diesen Tatsachen festhalten und bedenken, dass die Untergattung Pharmacophagus — wenigstens nach ihrer Palpenbil- dung zu urteilen — die fyletisch ältesten Formen der Papilionidi darstellen dürfte, scheint es mir wahrscheinlich, dass die Parnassiidi sich sehr früh von dem gemeinsamen Stamme abgezweigt haben, und zwar von Vorfahren entstammen, welche denjenigen, die späterhin zu den heutigen Aristolochienfaltern führten, nahe standen. Zusammenfassung. Von dem ursprünglichen Papilionidenstocke dürften sich somit zwei Hauptzweige abgetrennt haben, von denen der eine zu den jetzigen Papilionidi, der andere zu den Parnassiidi geführt hat und zwar dürfte der von den Parnassiidi reprüsentirte Zweig aus Formen, die den am tiefsten stehenden Gliedern der Papilionid? nahe standen, sich heraus differenzirt haben. 1) Dass in den Papilionidi mit dem Entstehen und Weiterausbilden einer balkenartigen Erhóhung des Basalflecks gewissermassen eine höhere Spezialisirungsstufe als unter den Parnassiidi erreicht wird, lässt sich nieht leugnen, diese hohe Spezialisirung kommt ja schon in der ganzen üusseren Erscheinung der zahlreichen, prachtvoll ausgeschmückten Arten der ausserordentlich formenreichen Gattung Pa- pilio prägnant zum Vorschein; allein die Frage von dem fyletischen Rang ist nicht nach den am höchsten differenzirten und am meisten spezialisirten, sondern nach den am wenigsten modifizirten, ur- sprünglichsten Formen zu beurteilen. 2?) HAASE, op. cit. — In seiner Arbeit: Zur Stammesgeschichte der Papilioniden. Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. VI. 1892. S. 465—498, sucht SPULER wahrscheinlich zu machen, dass Thais unter allen Papi- lionidae die primitivste Form repräsentirt, sowie dass von Thais-ähnlichen Formen aus sich die übrigen Papilionidae entwickelt haben. Ohne mich auf eine Beurteilung über die Berechtigung seiner Behaup- tungen — welche meines Erachtens von Eımer (Bemerkungen zu dem Aufsatz von A. Spuler: zur Stammesgeschichte der Papilioniden. ibid. VII. 1893. S. 187—205) wie auch durch Haase's Unter- suchungen zur Genüge widerlegt worden sind — einzulassen, will ich mit besonderer Rücksicht darauf, dass nach Spurer’s Behauptung „die Verhältnisse der Palpen - - - - - in keiner Weise dem, was“ er „durch Vergleichung der Aderung, der Schuppen und der Zeichnung feststellen konnte, wider- sprechen“ (l. c. S. 470), ausdrücklich hervorheben, dass die Ergebnisse meiner Untersuchungen der Pal- pen keineswegs mit den von SPULER gezogenen fyletischen Schlüssen in Übereinstimmung stehen. Mit Ermer und Haase sehe ich Papilio unter allen Papilionidae als die entschieden ursprünglichste Gattung an, während Thais, wie dies aus meinen obenstehenden Erörterungen hervorgeht, eine schon etwas abgeleitete Form darstellen dürfte. 228 Enzıo REUTER. Fam. IL Pierididae. Subfam. I. Pseudopontiinae. Die Palpen von Pseudopontia sind von denen der übrigen Pierididae durchaus verschieden gebildet. Ihre aussergewóhuliche Kleinheit und ihr schwacher Bau, welche Umstände an die Palpen eines so tief stehenden Schmetterlings wie /lepialus erinnern, verraten eine sehr niedrige Entwick- lungsstufe und lassen es mutmasslich erscheinen, dass Pseudopontia der Ver- treter eines sehr alten Formenkreises ist. Auch durch die eigentümliche Ge- samtgestalt, die anscheinende Zweigliedrigkeit und die ausserordentlich spär- liche, nur aus wenigen Schuppen bestehende Bekleidung der Palpen unter- scheidet sich diese Gattung scharf von allen Z'/erididae!). Dagegen lassen sich die Strukturverhältnisse des Basalflecks mit denen einiger echten Pierididae ziemlich gut vergleichen und zwar verrüt die diffuse Anordnung der schwach ausgebildeten Kegel sowie der grosse Umfang des Basalflecks ein recht pri- mitives Verhalten. Die isolirte Stellung von Pseudopontia kommt bekanntlich auch in meh- reren anderen Merkmalen zum Vorschein. Ich erinuere zunáchst an das ganz eigentümlich verzweigte Geüder und an die durchaus kolbenlosen, nackten Fühler, deren Glieder — wie schon Prörz bemerkt”) — meist deutlich abge- schnürt sind, wodurch die Fühler z. T. ein etwa perlschnurförmiges Aussehen erhalten. Wegen ihrer eigenartigen, abweichenden Charaktere wurde Pseudo- pontia von Burrer nicht nur von der Familie Pierididae, sondern sogar von den Zhopalocera überhaupt ausgeschlossen, indem die Gattung von ihm als Heterocere betrachtet wurde?) Neuerdings hat Dixey die besonders von Scxarz *) hervorgehobenen näheren Beziehungen dieser Gattung zu den Pierididae als zweifelhaft bezeichnet’). Auch meines Erachtens bestehen keine intimen Relationen zwischen Pseudopontia und den übrigen Pierididae; ich halte es aber 1) Leider hatte ich nicht Gelegenheit die Palpen der interessanten und seltenen Gattung Styx STGR. zu untersuchen; vielleicht steht Pseudopontia in betreffender Hinsicht zu dieser Gattung nicht in so scharfem Gegensatz wie zu den übrigen Pierididae. Nach ScHATZ (op. cit. S. 56) sind nämlich bei Styx die Basal- und Mittelgliede der Palpen fast zusammengewachsen, die Verwachsung scheint jedoch nicht so vollständig wie bei Pseudopontia zu sein. Übrigens bleibt es immerhin noch sehr zwei- felhaft, ob Styx überhaupt den Pierididae zugezählt werden kann. 2) PLôrz, Pseudopontia Calabarica n. gen. et. n. sp. Stett. Ent. Zeit. 31. 1870. S. 348. 3) BumvLER, Revis. Pierinae. Cist. ent. I. 1870. S. 33—58. Auch von Kırzy wird die wahre Rho- paloceren-Natur der Gattung Pseudopontia angezweifelt (vgl. Syn. Cat. S. 638). 3) SCHATZ, op. cit. S. 65. 5) Dıxey Phylog. Pierinae. Trans. Ent. Soc. Lond. 1894. 5S. 290, Note. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 229 keineswegs für berechtigt, mit Burzer die Gattung den Heterocera zuzuzählen, denn sie besitzt — soweit ich finden kann — mit Ausnahme der kolbenlosen Fühler" keine spezifischen Heteroceren-Charaktere. Wenn wir so ihre Zugehörigkeit zu den Rhopalocera als lediglich gesichert betrachten, entsteht die Frage, wo sie unter diesen ihren richtigen Platz findet. Wenn sie überhaupt irgend einer der jetzt angenommenen Familien einverleibt werden kann, sind es — mit Rücksicht auf die vollkommen entwickelten Vor- derfüsse beider Geschlechter — nur die Papilionidae und Pierididae, von denen hier die Rede sein kann. Dass Pseudopontia unmöglich den ersteren zuge- zühlt werden kann, geht sogleich daraus hervor, dass sie keine der spezifischen Papilioniden-Charaktere (blattartiger Dorn an den Vorderfüssen, Vorhandensein eines 2. Dorsalastes der Vorderflügel [,, kleine Papilionen Ader“ Scnarz], ausge- schnittener Innenrand der Hinterflügel und das Fehlen des 2. Dorsalastes da- selbst etc.) zeigt. Es bleibt uns somit übrig, die Gattung Pseudopontia ent- weder als Repräsentant einer eigenen Familie zu betrachten, oder auch mit den Pierididae zu vereinen. Es muss zugestanden werden, dass auf den ersten Blick vor allem das merkwürdige Geäder, wie auch die eigentümliche Fühler- und Palpenbildung zu Gunsten der ersteren Alternative zu sprechen scheinen. Da indessen nach der von ScHarz gegebenen Deutung des Geäders von Pseudopontia, dasselbe eine Vergleichung mit demjenigen einiger wahren Pierididae gestatten dürfte, da ferner auch unter den Papilionidae Formen mit anscheinend zweigliedrigen Palpen vorkommen und demgemäss vielleicht auch hier diesem abweichenden Merkmal weniger Wert beizulegen ist, und da zudem die Strukturverhältnisse des Basalflecks am ehesten an die einiger niedriger stehenden Pierididae erin- nern, dürfte es vielleicht noch am rätlichsten sein, die in Rede stehende Gat- tung dieser Familie einzuverleiben, um so mehr als sie, wie es Prórz und Scuarz bemerken?) einige nicht zu verkennende Anklänge an dieselbe zeigt. !) Auch dieses Merkmal ist bei Pseudopontia ein sehr trügerisches und stellt nur ganz scheinbar einen Heteroceren-Charakter dar. Die Anwesenheit oder das Fehlen einer Fühlerkolbe ist übrigens ein sehr relatives Merkmal; es giebt ja in verschiedenen Rhopaloceren Familien mehrmals Formen, deren Fühler deutlich abgesetzte Kolben entbehren, wenn auch dieser Mangel vielleicht nirgends so prägnant wie bei Pseudopontia ist; daher die Bezeichnung , Rhopalocera“ sehr unglücklich gewählt. Ein viel sichereres Unterscheidungsmerkmal an den Fühlern der Rhopalocera und Heterocera — welche Abteilungen keineswegs gleichwertig sind — besteht meines Erachtens darin, dass bekanntlich an den Rhopaloceren- Fühlern wenigstens die mittleren Glieder mehr lang als dick, bei den Heteroceren-Fühlern dagegen die- selben Glieder nicht länger wie dick sind. Mit Rücksicht hierauf erweist sich Pseudopontia ent- schieden als echte Rhopalocere. 2) PLOTZ, l. c.;, SCHATZ, l. e. 230 ENz10 REUTER. Wie schon oben angedeutet, steht jedenfalls Pseudopontia unter den Pie- rididae völlig isolirt da; auch scheinen mir jene Abweichungen entschieden von der Art zu sein, dass sie die Gattung in schroffen Gegensatz zu allen übrigen Genossen der Familie stellen. So dürfte es sich empfehlen, Pseudopontia als Vertreter einer besonderen Subfamilie — Pseudopontiinae — den übrigen Pierididae, die ich als Subfamilie Pieridinae zusammenfasse!), ge- genüberzustellen, und zwar haben wir wahrscheinlich in jener den Überrest eines alten, längst ausgestorbenen Stammes zu betrachten’), daher dürften die Anknüpfungen zwischen den Subfamilien in eine verhältnismässig frühe fylogenetische Zeit zurückzuverlegen sein. Subfam. II. Pieridinae. In der Subfamilie Pieridinae lassen sich mit Rücksicht auf die Palpen- bildung und die Strukturverhältnisse des Basalflecks sowie auf andere struk- turelle Merkmale, welche unten näher besprochen werden sollen, zunächst zwei grössere Abteilungen unterscheiden, von denen die eine wieder in drei Haupt- gruppen zerfällt und welche fast vollständig mit den von Scnarz gebildeten Gruppen zusammenfallen *). In Übereinstimmung mit dem oben bei der Be- 1) Wenn Styx wirklich den Pierididae angehört, dürfte sie als Repräsentant einer dritten Subfa- milie betrachtet werden müssen. 2) Vgl. den Ausspruch von STAUDINGER in: Exotische Tagfalter in systematischer Reihenfolge mit Berücksichtigung neuer Arten. Fürth 1888. S. 26—27. Auch Drixzv, welcher Pseudopontia als ei- nen Schmetterling ,incertae sedis* betrachtet (vgl. 1. c. S. 334), stimmt der Ansicht von dem hohen Alter derselben bei (l. e. S. 290 Note). 3) Eine Gruppirung der jetzt in der Familie Pierididae vereinigten Formen wurde mehrmals und in verschiedener Weise vorgenommen. So finden wir eine Einteilung derselben schon von SCHIFFER- MILLER & DENIS (Systematisches Verzeichniss der Schmetterlinge der Wienergegend. Wien 1776) und zwar mit Rücksicht auf die verschiedene Raupenform durchgeführt; nach dieser Einteilung, welche in- dessen — wie auch in mehreren der unten zu erwühnenden Arbeiten — nur auf die europäischen Arten Bezug hat, werden diese auf zwei Formenkreise verteilt, von denen der eine etwa ScHATZ drei Grup- pen Dismorphiden, Pieriden und Chariden, der andere seiner Gruppe Dryaden entspricht. Jene zwei Formenkreise wurden von Scopozr (Introductio ad Historiam naturalem. Pragae 1777) und OCHSENHEI- MER (Die Schmetterlinge von Europa. I. 2. Leipzig 1808. S. 141, 172) angenommen und denselben ent- sprechen auch die beiden zuerst, und zwar von FABRIcIUS (Syst. Gloss. Illig. Mag. VI. 1807. S. 283, 284) aufgestellten Pierididengattungen Pontia und Colias, welehe sich mit den Gattungen Pieris und Colias bei LATREILLE (Gen. erust. et ins. IV. 1809. — Consid. gén. 1810. — Enc. Méth. IX. 1819. S. 10. — Fam. nat. règne anim. 1825. S. 467. — Crust. Arachn., Ins. IT. 1829. — Cuviers Règne animal. Ed. II. Insectes. Paris 1829) decken und welche gewissermassen noch als Gruppen (im heutigen Sinne) aufgefasst werden können. Auch die von GuzNÉE (Faune dép. d'Eure-et-Loire. Lépid. Chartres 1867. S. 10) angenommenen „Familien“ Pieridae und Rhodoceridae fallen mit den erwähnten Formenkreisen zusammen. Eine Einteilung der Pieridinae in zwei Gruppen wird auch von Gopman und SALVIN (Biol. C.- Am. IL 1889. S. 113, 173) durchgeführt, allein ihre Gruppen Pierina und Dismorphina sind keineswegs mit den oben erwähnten kongruent, weil diese aus der Gattung Dismorphia (s. 1.) allein, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 231 sprechung der Papilionidae Gesagten dürften wir auch hier diejenigen Palpen- typen als die relativ ursprünglichsten anzusehen haben, welche einen umfang- reichen Basalfleck, an dem sich noch keine Erhóhung oder Anschwellung dif- ferenzirt hat, besitzen, und welche die Kegel gleichmässig schwach ausgebildet und über den ganzen Basalfleck ziemlich regelmässig diffus zerstreut haben. Solche Formen giebt es noch in zwei der oben erwähnten Gruppen, welche aber sonst durch verschiedenen Palpenbau wie auch durch strukturelle Un- terschiede im Dasalfleck von einander abweichen; in der einen dieser Gruppen sind die Strukturverhältnisse des Basalflecks jedoch mehr scheinbar primitiv. Die Gruppe, welche das ursprünglichste Verhalten zeigt, ist die "Tribus Pieri- didi, welche ScHatz Gruppe Püieriden entspricht und sich ungezwungen in zwei Untergruppen — die Subtriben Pieridini und Pontiini — zergliedern lässt. Stirps I. Pieridina. Tribus I. Pierididi. Subtrib. 1. Pieridini. Diese Subtribus zeichnet sich durch meist weit über den Kopf hervorra- gende, am Grunde gebogene Palpen aus, deren Mittelglied die Hälfte (genau "/,— 4) des Basalgliedes beträgt und nicht oder nur wenig schwächer als dieses ist. Endglied meist gleichlang oder länger als das Mittelglied, nie weniger als 7/4 derselben betragend, allmählich verjüngt, spitzig. Die Bauchseite der Palpen steif abstehend behaart, die Innenseite mit spatelfórmigen, gezáhnten Schuppen bekleidet. Basalfleck '/; oder mehr der Länge des Basalgliedes einnehmend, an der proximalen Hälfte beinahe über die ganze Breite der In- jene aus den übrigen Pieridinae besteht. Drei wie es scheint sehr artifizielle Hauptgruppen werden von BUTLER (A Revision of the Genera of the Subfam. Pierinae. Cistula Entomoiogiea. I. London 1870. S. 39, 40, 52) aufgestellt und die Gattung auf dieselben in ganz merkwürdiger Weise verteilt. Auch Scupper (Syst. Rev. Amer. Buttfl. 1872. S. 58, 61, 63. — Buttfl. East. Un. St. & Can. 1889. S. 1040, 1137, 1154) hat drei Gruppen angenommen, welche mit Soæarz Pieriden-, Chariden- und Dryaden- Gruppen zusammenfallen (die zu ScHATZ' Gruppe Dismorphiden gehörigen Gattungen werden in Scup- DER's Werken nicht berücksichtigt). Vier Gruppen werden schliesslich von HÖBNER (Verz. bek. Schmett. 1816) und ScHATZ (op. cit. 1886. S. 57, 58, 66. 70) aufgestellt, und zwar fällt Hüsxer’s Fam. Voracia mit den Pieriden, seine Fam. FRUGALIA so ziemlich mit den Chariden von SCHATZ zusammen, wüh- rend seine Fam. Frugacia und Fidelia zusammen sich beinahe mit ScHATZ Dryaden decken (Leuco- phasia wird in Hügners Fam. Frugalia, Enantia — welche einen Teil von Dismorphia bildet — in die Fam. Fugacia gestellt, während der Rest von Dismorphia unter den jetzt die Neotropinae bildenden Gattungen steht). 232 Enzıo REUTER. nenseite ausgedehnt, distalwärts verjüngt, niemals eine Erhöhung oder An- schwellung zeigend. Die relativ primitivsten Verhältnisse des Basalflecks dürfte unter allen von mir untersuchten Formen der ganzen Tribus Pierididi die Gattung Delias besitzen, welche das oben dargestellte ursprüngliche Verhalten in prägnanter Weise zeigt. Ihr sehr nahe kommt Prioneris, bei welcher jedoch die über- haupt etwas stärker ausgebildeten Kegel auf einem, allerdings durchaus dif- fusen, proximalen, streifenartigen Gebiete sich schon etwas hóher differenzirt haben. Einen kleinen Kreis von unter sich eng verbundenen Formen, welche auch zu den soeben erwähnten in naher Verwandtschaft stehen, stellen die Gattungen Pereute, Archonias und Hesperocharis dar. Unter ihnen tritt be- sonders bei Hesperocharis, welche sich dadurch in dieser Hinsicht als abge- leiteter erweist, eine verhältnismässig noch stärkere Differenzirung der proxi- malen Kegel hervor, wodurch diese — ohne indessen noch ein markantes Ge- biet zu bilden — in etwas schrofferen Gegensatz zu den nicht mehr so reich- lich vorhandenen kleineren Kegelgebilden treten). Mit Aporia, welche sich durch kürzere, allmáhlicher gebogene und etwas seitlich zusammengedrückte Palpen auszeichnet, dürfte eine neue Reihe eróffnet 1) Dixey hält Ewucheira socialis Wesrw. für die älteste jetzt lebende Pieridine (On the Phylogeny of the Pierinae, as illustrated by their Wing-markings and Geographical Distribution. Trans. Ent. Soc. Lond. 1894. S. 309, 392); leider hatte ich nicht Gelegenheit die Palpen derselben zu untersuchen; es wäre aber sehr interressant zu erfahren, ob nicht auch diese Gattung jene primitiven Verhältnisse des Basalflecks aufzuweisen hat. — Nach demselben Verfasser bilden nun in der östlichen Hemisphere De- lias und Prioneris, in der westlichen Pereute und Archonias (nebst den nahe mit ihnen verwandten Leodonta und Catasticta, von denen jene von Scuamz mit Delias, diese mit Archonias noch vereinigt wird) kleine Formengruppen, welche nur wenig jünger als Æucheira sein sollen und welche er als „Pie- rines of the second grade“ bezeichnet (vgl. Dixey, l. c. S. 302, 318). Meine Auffassung von dem re- lativ hohen Alter der ebengenannten Gattungen steht mithin so ziemlich mit Dixgy’s in Einklang. — Die nahe Verwandtschaft zwischen Delias und Pereute, welche wie DrxEv bemerkt (l. c. S. 299) von mehreren Autoren, wie DouBLEDAY und Wesrwoop (Gen. Diurn. Lep. I. S. 35), WALLACE (On the Pieridae of the Indian and Australian Regions. Trans. Ent. Soc. Lond. (3) IV. 1867, S. 344), BUTLER (Rev. Gen. Pier. S. 40) und ScHArz (op. cit. S. 63) hervorgehoben wird, kommt auch in der Ähnlich- keit der Palpenbildung zum Vorschein. Archonias, die jedenfalls mit Pereute nahe verwandt ist, wird von BUTLER (l. c. S. 42) in eine ganz andere Division als Pereute gestellt. BuTLER's Gruppen-Eintei- lung ist in mehreren Hinsichten sehr artifiziell und kann keineswegs als Ausdruck der wahren Ver- wandtschaftsverhültnisse unter den Pierididae gelten. Hesperocharis, welche Gattung von HERRICH- ScHÄrrer (Prodr. Syst. Lep. II. 1868) ziemlich weit von Archonias und Pereute entfernt, von KIRBY (Cat. S. 431) und Scxarz (op. cit. S. 62) dagegen in unmittelbare Nachbarschaft zu denselben gestellt und vom letztgenannten Autor als mit Archonias nahe verwandt bezeichnet wird, ist von Dixey (1. c. S. 321) in nähere Beziehung zu Perrhybris (Pieris s. str. Buvr., Dixey) gebracht. Meines Erachtens bestehen keine intimeren Relationen zwischen Hesperocharis und Perrhybris. Jene Gattung erscheint, nach den Verhältnissen des Basalflecks zu urteilen, entschieden älter als Perrhybris und nähert sich sehr an Archonias und Pereute. Soweit ich Dixey richtig verstehe, zeigt Æesperocharis auch in der Flügelzeichnung mehrere primitive Züge (vgl. Dixey, l. e. S. 320). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 233 werden. Die Gattung steht nicht in direkter Beziehung zu den vorher er- wähnten, scheint dennoch mit denselben genetisch zusammenzuhängen. Wie bei den genannten Gattungen ist auch bei Aporia das Chitin der Palpen — welches indessen auf dem proximalen Teil des Basalflecks z. T. heller erscheint — dunkelbraun, während es bei sämtlichen unten zu erwähnenden Gattungen dieser Gruppe durchgehends hell gelblichweiss oder weisslich gefärbt ist. Auch bei Aporia bietet der Basalfleck ziemlich ursprüngliche Verhältnisse dar. Die Kegel sind aber nicht so gleichmüssig wie bei Delias und Prioneris über den- selben zerstreut; es macht sich schon hier eine Tendenz zu hauptsächlichem Anhäufen derselben auf einem mittleren, làngsgehenden, streifenartigen Gebiete geltend, welches indessen noch durchaus diffus erscheint, und die proximalen Kegel haben auch schon etwas stärkere Ausbildung erlangt; distalwärts sowie nach oben und unten hin gehen die Kegel ganz allmählich in kleinere Gebilde über') Bei den wie es scheint unter sich sehr eng verwandten Pieris und Synchloë hat jene Tendenz einen betrüchtlichen Fortschritt gewonnen; durch die erreichte merklich hóhere Entwicklungsstufe der Kegel auf jenem streifen- artigen Gebiete, und zwar besonders auf dessen proximalen Teil, erscheint 1) Aporia (Pontia FABR., Dixey) wird ebenfalls von Dixey als eine sehr alte Form angesehen; die Gewohnheit ihrer jungen Raupen, in Gesellschaft zu leben, soll nach ihm ein Zeichen von Verwandt- schaft mit Ewcheira sein, deren Raupen bekanntlich in gemeinsamen Gespinnsten wohnen (Dixey, I. c. S. 303). Die Auffassung von dem hohen Alter von Aporia wird auch von Scxarz geteilt und zwar hebt dieser Autor die angeblich nahen Beziehungen (welche in dem ganzen Habitus, in dem von den übrigen Pieris-Arten verschiedenen Flug, in der Form der Palpen und vor allem in der eigentümlichen, von derjenigen aller übrigen Pierididae abweichenden Gestalt der Flügelschuppen beständen) zwischen Ap. Crataegi L. und den Parnassiern mehrmals kráftig hervor; er will in der genannten Art eine wirk- liche Mittelform zwischen den Papilionidae und den Pierididae, ein Überbleibsel des gemeinsamen Stam- mes dieser Familien sehen (vgl. Scrarz, op. cit. S. 39, 49, 58, 60). Auch EcKSTEIN sieht in der schwachen Bestäubung der Flügel von Aporia Crataegi einen Anschluss an die Gattung Parnassius (Der Baum- weissling, Aporia Crataegi Hb. Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. VI. 1892. S. 232). — Es lässt sich nicht leugnen, dass Aporia in der Tat durch ihre verhültnismüssig kurzen, seitlich zusammengedrückten Palpen sowie dureh die Behaarung derselben eine nicht unbetrüchtliche Ähnlichkeit mit Parnassius be- sitzt, andererseits bestehen aber in den Verhältnissen des Basalflecks, namentlich in der Gestalt und An- ordnung der Kegel, ziemlich grosse Unterschiede; in letztgenannter Hinsicht nühert sich Aporia eher an Doritis und Zuehdorfia. Einige der obengenannten Ähnlichkeiten, so die schwache Bestäubung der Flügel, dürften inzwischen wohl auf Konvergenzanalogie zurückzuführen sein. Obgleich ich somit in denselben nicht unbedingt ein Zeichen spezieller Verwandtschaft zwischen den Parnassiidi und Aporia sehen und dieser Gattung nicht etwa eine direkt vermittelnde Rolle zwischen den Pierididae und Papi- lionidae zuerkennen kann, scheinen mir dennoch jene gemeinsamen Züge einige Beachtung zu verdienen. Jedenfalls gehören nämlich die Pierididae und Papilionidae einem gemeinsamen Stamme an; dies wird» wie wir später sehen werden, durch mehrere bedeutsame Merkmale bewiesen und darauf hin deuten auch die nicht nur bei Aporia speziell, sondern auch bei anderen älteren Pierididae und einigen Papi- lionidae bestehenden strukturellen Ähnlichkeiten in dem Basalfleck. — Nach HERRICH-SCHÄFFER soll sich Aporia Crataegi den Danaididae nähern (Syst. Bearb. Schmett. Eur. Heft. 34. S. II); spezielle Beziehungen zu denselben kann ich bei Aporia nicht auffinden. 234 EwNzro REUTER. dasselbe schon ziemlich deutlich differenzirt. Während Mylothris in angedeu- teter Hinsicht etwa auf derselben Stufe wie die letzterwühnten Gattungen steht, geht die Differenzirung bei Perrhybris, welche sich durch die überaus ähnliche Palpenbildung als mit Mylothris eng verbunden erweist, entschieden noch weiter, und zwar geschieht dies in doppelter Weise, indem nicht nur die auf dem betreffenden Gebiete dicht stehenden Kegel noch hóhere Ent- wicklungsstufe erreicht haben und hierdurch in schroffen Gegensatz zu den kleinen Kegelgebilden treten, sondern auch zugleich diese meist eine Rück- bildung erlitten haben und am distalen Teil des Basaiflecks sowie unterhalb des Streifens z. T. verschwunden sind, weshalb sie hier nur spärlich vor- kommen!) Tachyris zeigt in der allgemeinen Palpenbildung grosse Ähnlich- keit mit Mylothris und Perrhybris zugleich, in der Struktur des Basalflecks kommt sie dieser Gattung recht nahe. Subtrib. 2. Pontiini. Die der Subtribus Pontüni zugehörigen Gattungen haben kleine, nicht über den Kopf hervorragende, ziemlich allmählich gebogene Palpen. Basalglied verhältnismässig lang. Mittelglied nur etwa '5,—// so lang wie das Basalglied. Endglied sehr klein, länglich eifórmig, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite verhältnismässig kurz und weich, z. T. schuppenähnlich; die Innenseite mit kleinen, länglich eifórmigen, meist ganzrandigen Schuppen ziemlich dicht be- kleidet. Basalfleck gegen '/ der Länge des Basalgliedes einnehmend, keine Erhóhung zeigend. Durch die Gestalt der Palpen sowie durch die distalwärts nur wenig verschmälerte Form des Basalflecks schliesst sich Ælodina noch an die Sub- tribus Pieridini an, während Pontia durch den schmal verjüngten Basalfleck mehr von derselben abweicht. In der Gestalt und Anordnung der Kegel auf einem diffusen, schmal streifenartigen, nicht erhóhten Gebiete stimmen die beiden Gattungen mit einigen Formen der Pieridini, wie Pieris und Ver- wandten, ziemlich gut überein, unterscheiden sich dagegen von genannter Sub- tribus durch die Form der auf der Innenseite befindlichen kleinen Schuppen 1) Während Synchloë und Pieris (Ganoris bei Dixey) von Dixey als Abkómmlinge von Aporia (Pontia Dixey) betrachtet werden (Phylog. Pier. S. 306, 326), sind Perrhybris (Pieris Dixex) und My- lothris (die amerikanischen Arten) in Beziehung zu der Archonias und Pereute nahestehenden Catas- ficta, gebracht (S. 319) und dadurch ziemlich weit von den ersteren entfernt. Es sei hier nur erwähnt, dass Perrhybris und Mylothris in ihrer Palpenbildung entschieden viel grössere Übereinstimmungen mit Synchloë und Pieris als mit Archonias und Verwandten zeigen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 235 und zeigen wieder hierin, wie auch durch die geringe Grösse der beiden letzten Palpenglieder, gewisse Ähnlichkeit mit den Dismorphiidi und mit ei- nigen Formen der Tribus Catopsiliidi"). Wegen der verschiedenen Palpenbildung treten Ælodina und Pontia in ziemlich merkbaren Gegensatz zu den übrigen Gattungen der Tribus Pierididi, die Unterschiede sind aber keineswegs so bedeutend, dass sie füglich eine totale Trennung jener Gattungen von der genannten Tribus gestatteten?). Auch durch andere Merkmale, wie durch die zarte Flügeltextur und gewisse gemein- same Züge im Geäder, dokumentiren sich Ælodina und Pontia als unter sich nüher verwandt, als mit irgend einem anderen Glied der Tribus Pierididi und zugleich stehen sie in dieser, weil sie zu keiner anderen Gattung derselben nähere Beziehungen besitzen, ziemlich isolirt da. Es dürfte demnach eine na- turgemässe Gruppirung sein, wenn man Ælodina und Pontia als beson- dere Subtribus den übrigen Gattungen der Pierididi gegenüber stellt?) Zusammenfassung. Mit Rücksicht auf das oben Gesagte und weil der Basalfleck bei Ælodina und Pontia nicht besonders ursprüngliche Verhältnisse zeigt, sondern schon !) Die in Rede stehenden Gattungen werden auch mitunter in Beziehung zu den letzterwühnten Formen gebracht. So wird von FzrpER (Reise der Österreichischen Fregatte Novara. Lepidoptera Rhopalocera. Wien 1864/67. S. 215) und KirBy (Cat. S. 440) Elodina, von Moore (The Lepidoptera of Ceylon. I. London 1880/81. S.117) und TRIMEN (S.-A. Buttfl. IIT. S. 7) Pontia (Nychitona Burr.) in unmittelbare Nachbarschaft von Ewrema He. (Terias Swaıns.), welche in die Tribus Catopsilüdi gehört, gestellt; bei BUTLER (Catalogue of Diurnal Lepidoptera described by Fabricius in the collection of the British museum. London 1869. S. 229) steht sie zwischen dieser Gattung und Dismorphia. Auch nach ScHATZ soll einige Verwandtschaft zwischen Pontia und Eurema bestehen (op. cit. S. 66). ?) Berührungspunkte mit der Subtrib. Pieridini bestehen, wie oben gezeigt, namentlich in den Strukturverhältnissen des Basalflecks. ?) Vgl. ScHATz, op. cit. S. 65. — Nach ihm bilden Elodina und Pontia mit Pseudopontia und Leueidia „eine kleine engere Gruppe für sich innerhalb der typischen Pieriden*. Pseudopontia, welche nach ScHATZz unstreitig der Tribus Pierididi angehören soll (S. 58), verhält sich aber, wie schon früher gezeigt, in vielen Beziehungen so ganz abweichend, dass ich sie entschieden nicht der genannten Tribus und mithin auch nicht der Subtrib. Pontii zuzühlen kann. Die geringe Grösse der Palpen von Elodina und Pontia zeigen zwar anscheinend eine Annäherung an Pseudopontia, allein die ausserordentlich schwach entwickelten Palpen dieser Gattung sind so verschieden gebaut, dass kaum an eine nühere Verwandtschaft mit jenen Gattungen zu denken ist; auch der Basalfleck bietet keinen nüheren Anschluss an Elodina und Pontia und die Form der Schuppen bei Pseudopontia ist eine ganz andere, als jene eiformig ganzrandige bei den genannten Gattungen. Ob Leucidia, die ich nicht aus Autopsie kenne, wirklich der Subtrib. Pontiini und der Trib. Pierididi überhaupt zuzurechnen ist, dürfte zweifelhaft sein. Dixey stellt diese Gattung in unmittelbare Beziehung zu Eurema, also in die Tribus Catopsiliidi (Dixey, Phylog. Pier. S. 313). 236 Enzıo REUTER. eine merkbare Differenzirung der Kegel aufzuweisen hat, haben wir vielleicht diese Gattungen der Pontiini als Endausläufer eines selbständig inner- halb der Tribus Pierididi entwickelten, jetzt ausgestorbenen Zweiges anzusehen, welcher eine fylogenetisch jüngere Abteilung als die Pie- ridini darstellen dürfte"). Tribus II. Teracolidi. Die von mir untersuchten Gattungen der Tribus Teracolidi lassen sich, wie wir unten sehen werden, zwanglos auf zwei kleinere, natürliche Abtei- lungen verteilen, als deren typische Vertreter Anthocharis Borsp. und T'eracolus Swaixs. bezeichnet werden können und welche ich als Subtribus Anthocharitini und Subtribus Teracolini nenne. Die Tribus Teracolidi ist die andere jener zwei Gruppen der Subfamilie Pieridinae, in welcher wir noch die oben (S. 231) erwähnten usprünglichen Verhältnisse des Basalflecks, welche indessen hier nur anscheinend primitiv sind, auffinden kónnen, und zwar kommen dieselben vorzugsweise in der Sub- tribus Teracolin? zum Vorschein. Da inzwischen die Subtribus Anthocharitini in mehreren Beziehungen der Tribus Pierididi nüher kommt, als es die Tera- colini tun, und weil sie wahrscheinlich die ältere Abteilung von beiden dar- stellt, soll sie zuerst besprochen werden. Subtrib. 1. Anthocharitini. Palpen lang, weit über den Kopf hervorragend, schlank, nadelfórmig. Ba- salglied am proximalen Teil höher, gleich am Grunde gebogen. Mittelglied wenigstens ”/; so lang wie das Basalglied, bisweilen dieses an Länge über- treffend, allmählich verschmälert. Endglied kurz und dünn. Behaarung der Bauchseite ganz vorwiegend aus langen, steif abstehenden Haaren bestehend; die Innenseite mit mässig grossen, länglichen, schwach gekerbten Schuppen besetzt, die der beiden letzten Glieder daneben kurz behaart. Basalfleck '/, der Länge des Basalgliedes einnehmend oder noch mehr, wenigstens an der !) Auch Dixey betont die isolirte Stellung von Elodina und Pontia, welche Gattungen (vielleicht mit den afrikanischen Mylothris-Arten) er als ,relics of an ancient fauna of the Eastern Hemisphere coeval with the earliest forms represented by the present Delias stock, and anterior to the various branches which have diverged from that genus or from Metaporia“ zu betrachten geneigt ist (DIXEY; 1. e. S. 307—308, 392). Meine Auffassung weicht mithin nicht sehr von seiner ab. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 231 proximalen Hälfte die ganze Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts verjüngt, keine Erhóhung, wohl aber bisweilen eine schwache Vertiefung zei- gend. Die überhaupt ziemlich schwach entwickelten Kegel hauptsüchlich auf einem oft heller gefürbten, z. T. einigermassen markant begrenzten, lünglichen Gebiete in der Mitte der proximalen Hälfte des Basalflecks, wo sie auch ihre hóchste Differenzirungsstufe erreichen, angehäuft; sie gehen distalwürts in kleinere Kegelgebilde, welche auf den proximalen unteren und oberen Teilen des Basalflecks nur ganz spärlich vorkommen, unmerklich über. Chitin brüun- lich gefárbt. Die Subtribus Anthocharitini stellt eine recht homogene Abteilung dar’); ihre Glieder stimmen in der Palpenbildung mit einander sehr gut überein und scheinen unter sich sehr nahe verwandt zu sein. Durch die gestreckte Pal- penform, die lange und steife Behaarung der ganzen Bauchseite, die gekerbte Form der Schuppen der Innenseite und das bräunlich gefärbte Chitin zeigen die Anthocharitini bemerkenswerte Anklänge an die Pierididi. In dem um- fangreichen, unbestimmt begrenzten Basalfleck und dem Fehlen jeder Erhóhung haben wir noch ziemlich ursprüngliche Verhältnisse zu sehen. Betreffs der Kegel hat aber schon eine nicht unbeträchtliche Differenzirung stattgefunden, welche teils dureh das Erreichen einer merklich hóheren Entwicklungsstufe bei den auf jenem Gebiete befindlichen Kegeln, teils durch eine Rückbildung der kleinen Kegelgebilde oberhalb und unterhalb des Gebietes zum Vorschein kommt. Wenn ich eine bestimmte Gattung in der Tribus Pierididi nennen soll, zu welcher die Anthocharitini am ehesten in Beziehung stehen dürften, so wäre es Aporia. In der 'Tat vereinigt sie in sich die meisten oben genannten Merkmale, durch welche die genannte Subtribus eine Annäherung an die Pie- rididi zeigt, aber — so zu sagen — in ursprünglicherem Zustande, und die allgemeine Palpenbildung überhaupt, wie auch speziell die Strukturverhältnisse des Basalflecks lassen sich sehr leicht von denen genannter Gattung herleiten. Hiermit will ich jedoch keineswegs sagen, dass die Subtribus Anthocharitini etwa in direkter genetischer Beziehung zu Aporia stände”). !) Pulia, welehe mit Rücksicht auf ihr abweichendes Geüder die Homogenitüt stóren würde, ge- hört wahrscheinlich in die Tribus Pierididi. Vgl. unten S. 239, Note 1. ?) ScHATZ hebt die mutmassliche Verwandtschaft von Phyllocharis „mit der Daplidice-Gruppe von Pieris* (Synchloë) hervor (op. cit. S. 71). Dixey stellt Anthocharis (incl. Phyllocharis) in, wenn auch nicht direkte, genetische Beziehung zu Synchloë, welche er wieder als Abkómmling von Aporia betrachtet, und zwar liefere der von Anthocharis repräsentirte Zweig den von Aporia hervorgegangenen Stamm erst nach der Abzweigung aus demselben von Teracolus, welche Gattung mit Synchloë ge- 238 Enzıo REUTER. Zusammenfassung. Mit Rücksicht auf das oben, wie auch unten in der Note Angeführte, halte ich es für ziemlich wahrscheinlich, dass der von den Anthocharitini repräsentirte Zweig von dem Stamme, welcher von Aporia-ähn- lichen Vorfahren zu Synchloë und Pieris führt, und zwar vor der Abzweigung dieser Gattungen, sich abgetrennt hat. Subtrib. 2. Teracolini. Palpen nur wenig über den Kopf hervorragend, kräftig. Basalglied ver- hältnismässig lang, fast gleichmässig hoch, vor der Mitte stark gebogen. Mit- telglied gegen ', bis nur '/, so lang wie das Basalglied, von meist gleicher Stärke wie dieses. Endglied ganz klein, eifórmig zugespitzt oder knopfförmig. Behaarung der Bauchseite mässig lang, meist ziemlich weich, zugleich aus Haaren und grossen Schuppen bestehend; die Innenseite mit mässig grossen, mehr oder weniger länglich eifórmigen oder gestreckten, ganzrandigen, aus- nahmsweise (/dmais) ziemlich breiten und schwach gekerbten Schuppen be- kleidet. Basalfleck ”/; (Hebomoia) — mehr als 7, der Länge des Basalgliedes einnehmend, an seiner proximalen Hälfte so gut wie über die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, dann distalwürts verjüngt, schwach und fein quer gerunzelt. Chitin zart.durchscheinend weisslich oder hell gelblich gefärbt. Wie aus einem Vergleich der oben gegeben Charakteristik der Teracolini mit derjenigen der Anthocharitini hervorgeht, weichen sie in der Palpenbildung recht stark von einander ab. Auch im Geäder finden sich einige ziemlich bemerkenswerte Unterschiede. So bilden bei den Gattungen der Anthocharitini netisch zusammenhünge (vgl. Dixey, 1. c. S. 306, 311, 316—318, 326—321). Es scheint mir aber, wenn wir nun speziell die Palpenbildung in Betracht nehmen, kaum wahrscheinlich, dass die von Anthocharis und Verwandten vertretene schmüchtige, lang und steif behaarte, braun chitinisirte Palpenform von der kräftigen, weich schuppenähnlich behaarten und zart weisslich chitinisirten von Teracolus herzuleiten sei, welche sich wiederum der an Anthocharis erinnernden, gestreckten, steif behaarten und braun ge- färbten Form von Aporia gegenüber unstreitig als abgeleiteter erweist. Viel natürlicher und unge- zwungener lässt sich dann, wie oben gesagt, die Anthocharis-Form eben von Aporia ableiten. Auch ist eine Abstammung der Anthocharis-Form von Synchloö wenig mutmasslich, weil die ebenfalls hell chitinisirten Palpen dieser Gattung einen merklich gedrungeneren Basalfleck besitzen und weil die Differenzirungsvorgünge in einer anderen Richtung hin — ich erinnere an die Anordnung der Kegel auf einem schmal streifenartigen Gebiete — und gewissermassen noch weiter als bei den Gattungen der Anthocharitini gegangen sind. Inzwischen verdienen die von den genannten Autoren erwühnten Tat- sachen Beachtung, weil sie jedenfalls auf einen genetischen Zusammenhang der Anthocharitini mit dem Aporia-Stamme hindeuten. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 239 die beiden letzten Äste der fünfteiligen Radialis!) eine kurze Gabel, welche in den Vorderrand der Vorderflügel ausläuft oder die Flügelspitze selbst um- fasst, wührend bei der einzigen Gattung der Teracolin? mit fünfästiger Radialis, Eronia, die beiden Äste der merklich längeren Gabel unterhalb der Spitze in den Aussenrand der Flügel verlaufen. Bei den Anthocharitini ist der Sub- costalast der Hinterflügel meist gerade oder nach innen, in der Subtribus 7*- racolini dagegen mehr oder weniger stark nach aussen gebogen?) Bei den Gliedern jener Subtribus sind die Discoidalzellen beider Flügel verhältnis- mässig grósser, die Abtrennungsstelle der hinteren Radialis der Hinterflügel befindet sich merklich weiter von der Flügelwurzel entfernt, und demgemäss ist auch die hintere Radialis kürzer als in der Subtribus Teracolim. Schon die oben genannten Unterschiede scheinen mir zur Genüge anzu- deuten, dass wir mit zwei ziemlich natürlichen Formenkomplexen, deren Glieder je unter sich eng verbunden sind, zu tun haben. Wegen der ganz unähnlichen Palpenformen, welche, soweit meine Erfahrungen reichen, durch keine Über- gangsform verbunden werden, sind diese Komplexe in der Tat so scharf von einander geschieden, dass ich, wenn wir auf diese Tatsache besonderes Gewicht legten, mich versucht fühlen kónnte, die beiden Abteilungen als eigene Triben zu betrachten. Da indessen einige gemeinsame Züge zwischen denselben be- stehen, so in dem äusseren Habitus — ich erinnere zunächst an die bekannte, bei den Gliedern beider Abteilungen ziemlich allgemein auftretende lebhafte, meist rótliche Färbung der Vorderflügelspitze der Männchen — und weil zudem die Raupen und Puppen wenigstens einiger Arten beider Formenkreise angeb- lich ziemlich ähnlichen Habitus zeigen”), erscheint es mir noch am rätlichsten, die beiden Abteilungen als Subtriben in eine Tribus zusammenzufassen. Es wurde oben erwähnt, dass der Basalfleck in der Subtribus Teracolini anscheinend primitive Strukturverhältnisse aufzuweisen hat. Es sind dann vor !) Die Gattung Phulia, welche von ScHArz seiner Gruppe Chariden (meiner Tribus Teracolidi) zugezählt wird und von ihm vielleicht eher in Beziehung zu den Anthocharitini als zu Teracolus und Verwandten gestellt werden würde, besitzt eine nur vier- oder dreiästige Radialis (vgl. Schatz, op. cit. S. 72). Ihre Zugehörigkeit in jene Gruppe ist aber sehr zweifelhaft. Drixzv stellt sie, wie ich glaube mit grösserem Recht, in die Tribus Pierididi (Dixey, l. e. S 307, 323). Eine fünfästige Radialis käme daher den Anthocharitini ausnahmslos zu. Es sei hier noch erwähnt, dass Phulia auch die übrigen, gleich zu erwähnenden, für die Anthocharitini charakteristischen Merkmale meist nicht besitzt. 2) Dass bei Midea der Subcostalast der Hinterflügel gleich am Ende schwach nach aussen ge- bogen ist (vgl. SCHATZ, op. cit. S. 71), kann jenes für die Anthocharitini charakteristische Merkmal kaum aufheben. 3) Die früheren Stände der meisten exotischen Formen sind indessen noch völlig unbekannt; viel- leicht werden sich bei künftiger genauerer Kenntnis derselben bemerkenswerte Unterschiede zwischen den beiden Formenkreisen auch hierin erweisen. 240 Enzıo REUTER. allem die Gattungen Teracolus und Callosune, an welche sich Ixias und Eronia nahe anschliessen, bei denen diese scheinbar primitiven Züge am prägnantesten hervortreten. Der weit ausgedehnte Basalfleck, welcher bei den erwähnten Gattungen noch keine Andeutung einer Erhóhung zeigt, ist mit sehr schwach entwickelten Kegeln, welche bei Teracolus fast überall gleichmässig ausgebildet sind, vollständig und dicht besät. Ein annähernd ähnliches Verhalten zeigte der Basalfleck auch in der Tribus Pierididi bei Delias und Prioneris, allein die Kegel sind bei Teracolus und Verwandten in ganz anderer Weise wie bei diesen Gattungen angeordnet, indem sie in dicht und ziemlich regelmässig ne- ben einander verlaufenden Querreihen stehen‘). Diese Anordnung der Kegel scheint für die Gattungen der Subtribus Teracolini sehr charakteristisch zu sein und dürfte, weil sie erst innerhalb der genannten Subtribus selbständig entstanden ist, dem Verhalten von Delias etc. gegenüber, welches eher an dasjenige vieler Heterocera erinnert, als abgeleiteter zu deuten sein; die verhältnismässig schwache Ausbildung der Kegel dürfte wohl in Korrelation zu dem ungewöhnlich dichten Vorkommen derselben stehen. So haben wir in diesen Strukturverhältnissen bei den oben erwähnten Gattungen der Teracolini nicht ein sehr ursprüngliches, sondern ein pseudoprimitives Verhalten zu sehen; diese Subtribus erweist sich demnach hierin, wie auch mit Rück- sicht auf ihre ganze Palpenbildung überhaupt als fylogenetisch jüngere Abteilung als die Tribus Pierididi. Durch die grosse Übereinstimmung in der Struktur des Basalflecks und durch die ähnliche Palpenform dokumentiren sich Callosune und Ixias als mit Teracolus sehr eng verwandt. Bei Callosune und noch mehr bei Ixias haben aber die Kegel in der Mitte der proximalen Hälfte des Basalflecks sich schon z. T. etwas höher differenzirt, worin diese Gattungen ein abgeleiteteres Verhalten zeigen. Idmais, welche von Butter und einigen anderen Autoren?) mit Callosune und Teracolus in eine Gattung unter dem Namen Teracolus vereinigt wird, zeigt dagegen in ihrer Palpenbildung mehrere bemerkenswerte Unterschiede. So sind ihre Palpen gleichmässiger gebogen und das Endglied merklich kleiner als bei Teracolus und Callosune; die Schuppen der Innenseite weichen durch ihre breite, gerundet rechteckige und schwach gekerbte Form von denen der !) Auch durch das zarte, weissliche Chitin der Palpen unterscheiden sich jene Gattungen der Teracolini von denjenigen der Pierididi, deren Basalfleck jenes primitive Verhalten zeigt; das Chitin ist nämlich bei diesen ziemlich dunkel braun gefärbt. 2?) BUTLER Revis. Pierinae. S. 36; vgl. auch Trımen, South-Afr. Buttfl. III. S. 82 und Dixey, l. c. S. 311, Note. Über die Palpen der Rhopawoceren. 241 genannten Gattungen ab; die grössten Abweichungen finden sich aber an dem Basalfleck, welcher am oberen Rande wulstig verdickt, darunter undeutlich rinnenartig vertieft erscheint; auch das Chitin ist nicht weisslich, sondern gelb- lich gefärbt‘). Wenn diese Unterschiede bei resp. Arten sich konstant er- weisen werden, scheint es mir nicht rütlich, Idmais mit Teracolus und Callo- sune in eine Gattung zusammenzuziehen. Eronia stellt gewissermassen ein Zwischenglied zwischen Teracolus und Hebomoia dar; an diese erinnert das ausserordentlich kleine, knopfförmige Endglied, die Behaarung und die etwas schmal verjüngte Form des Basalflecks; an jene Gattung erinnern vor allem die sehr ähnlichen Strukturverhältnisse des Basalflecks, welche keine Erhöhung besitzt, wie auch das zarte, durch- scheinend weissliche Chitin der Palpen. In der Tat zeigt der Basalfleck so grosse strukturelle Übereinstimmung mit Teracolus, dass an einer wahren und nahen Blutsverwandtschaft von Æronia mit dieser Gattung nicht zu zweifeln ist”), und zwar dürfte, wegen der überhaupt stürkeren Ausbildung der Kegel, Eronia die abgeleitetere Form sein. Hebomoia zeigt, wie schon angedeutet, in der Palpenbildung mehrere Berührungspunkte mit Æronia, an welche Gattung sie sich am ehesten an- schliessen dürfte. Ein bemerkenswerter Unterschied, wodurch sich Hebomoia 1) Nach Scxarz soll Idmais u. A. auch in dem Bau der Palpen genau mit Callosune überein- stimmen (op. cit. S. 73); dies ist aber, wie aus dem oben Dargestellten hervorgeht, wenn wir die Palpen näher untersuchen, keineswegs der Fall. Während ich somit für /dmais ihre Geltung als selbständige Gattung verteidigen will, scheint mir was Teracolus und Callosune anbetrifft, eine Zusammenziehung derselben in eine Gattung auch mit Rücksicht auf die ühnliche Palpenbildung eher berechtigt zu sein. Obwohl Ixias im Geäder nicht so grosse Ähnlichkeit mit Callosune zeigt, wie es Idmais tut, glaube ich doch, jene Gattung stehe zu Teracolus und Callosune in entschieden engerer Verwandtschaft als diese. *) Eronia unterscheidet sich allerdings von Teracolus und allen übrigen Gattungen der Teraco- lini durch den Besitz einer fünfästigen Radialis (der fünfte Ast kann indessen nach Dixey mitunter fehlen; 1. e. S. 316) der Vorderflügel und deswegen hat auch BUTLER Eronia weit von Teracolus etc. entfernt und in die Nachbarschaft von Anthocharis und Verwandten, welche ebenfalls eine fünf- ästige Radialis besitzen, gestellt (Burz. Revis. Pierinae. S. 38). Trotz dieser Verschiedenheit im Geäder wage ich die Behauptung, dass Eronia mit jener Gattung entschieden näher als mit diesen ver- wandt ist. Das Vorhandeusein oder Fehlen eines Radialastes ist bei den Pierididae ein sehr relatives Merkmal, indem zwei unstreitig sehr nahe verwandte Gattungen, wie z. B. Pieris und Synchloë (an deren enger Verwandtschaft wohl Niemand zweifeln dürfte) sich hierin verschieden verhalten können. Von TRIMEN (South-Afr. Buttfl. III. S. 169) wird Eronia zwischen Colias und Callidryas, also in meine Tribus Calopsiliidi gestellt. In der Tat erinnern, wie schon Schatz bemerkt (op. cit. S. 74) die Palpen von Eronia (und Hebomoia) durch ihre etwas zusammengedrückte Gestalt, durch das annähernd gleiche relative Längenverhältnis der einzelnen Glieder, sowie durch die ühnliche Beschuppung der Innenseite an einige Formen der Cafopsilüdi (Colias und Catopsilia-Arten); auch erinnert nach Scxarz die Leda- Gruppe von Æronia „durch die leuchtend gelbe Flügelfärbung an die Catopsilien*. Ich werde später auf diese bemerkenswerten gemeinsamen Züge zwischen den Teracolini und den Catopsiliidi zurück- kommen. 31 242 Enzıo REUTER. nicht nur von Eronia, sondern auch von den übrigen Gattungen vorliegender Subtribus abweicht, besteht darin, dass bei Hebomoia auf dem verhältnismässig beschränkten Basalfleck, und zwar der Mitte desselben entlang, sich eine nach oben ziemlich stark erhabene, gestreckte Erhóhung differenzirt hat, und hierin zeigt die Gattung eine beträchtliche Annäherung an die Catopsilüdi. Dass sie dennoch der Subtribus Teracolini angehört, wird schon durch die durchaus ähnliche Gestalt und charakteristische Anordnung der Kegel in regelmässigen Querreihen bewiesen. Wegen dieser verhältnismässig hohen Differenzirungs- stufe zeigt der Basalfleck von Hebomoia die abgeleiteteste Form in der ganzen Tribus Teracolidi. Eine Annäherung von Hebomoia an die Catopsiliidi besteht übrigens noch (wie oben, S. 241 Note 2 erwähnt) in anderen Merkmalen der Palpen. Scuarz betont, dass Hebomoia sich „in der Fühler- und Palpenbildung den Dryaden [Catopsiliidi mihi] nähert“, und ihre Raupen sollen nach ihm „ganz den Ca- topsilien-Raupen ähneln“'). Auch der riesige Körperbau und die dichte Be- schuppung der Flügel erinnern an die Catopsilien. Wenn wir alles dies zu- sammenstellen, lässt sich die Vermutung kaum zurückweisen, dass wir in He- bomoia gewissermassen ein verbindendes Mittelglied zwischen den Teracolidi und Catopsilüdi vor uns haben. Auch will ich ausdrücklich betonen, dass jene Differenzirungsvorgänge bei Hebomoia das Entstehen der balkenartigen Erhöhung, welche für die Gattungen der Catopsiliidi so ausserordentlich cha- rakteristisch ist, vollständig erklären, wie auch dass hierdurch die Frage von der genetischen Beziehung der Catopsiliidi wesentlich beleuchtet wird. Die Palpenform der Teracolini lässt sich wie die der Anthocharitini von derjenigen der Pierididi und zwar von der der Subtribus Pieridini ableiten, die Veränderungen gehen aber in beiden Subtriben nach verschiedener Richtung hin. Während in der Subtribus Anthocharitini die in der Subtribus Pieridini allgemein vorkommende gestreckte Palpenform eine noch weitere Verlängerung erfahren hat und die lange, steife Behaarung, die gekerbte Form der die Innenseite be- kleidenden Schuppen, sowie die braune Färbung des Chitins — wodurch die Anthocharitini eine Annäherung an Aporia zeigt — noch beibehalten wird, tritt uns in der Subtribus Teracolini eine Verkürzung der zugleich kräftiger werdenden Palpen entgegen, deren Endglied eine immer kleinere, zuletzt knopffórmige Ge- stalt anzunehmen tendirt, die steife Behaarung wird von einer weicheren, schup- penähnlicheren, die spatelähnliche, gekerbte Form jener Schuppen von einer eiför- migeren, ganzrandigen, und die braune Farbe des Chitins von einer helleren, !) SCHATZ, op. cit. S. 73, 74. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 243 weisslichen ersetzt; wegen des letztgenannten Umstandes erinnert die Subtribus Teracolini wieder eher an Pieris und Synchloë, durch die übrigen angeführten Merkmale wird zugleich der Übergang zur Tribus Cafopsiliidi angebahnt. Auch in den Strukturverhältnissen des Dasalflecks, welche in beiden Subtriben von denen der Pierididi ableitbar sind, machen sich, wie wir oben gesehen haben, verschiedene Differenzirungsvorgänge geltend. Zusammenfassung. Bei einem Rückblick auf das oben Gesagte und wenn wir uns noch an das früher bei der Besprechung von der Subtribus Anthocharitini Erwühnte erinnern, scheint mir die Vermutung nahe zu liegen, dass die Anthocharitini und Teracolini zwei nach verschiedener Richtung hin entwickelte Äste darstellen, welche sich von dem Aporia-Stamme, vor der Ab- trennung von Synchloë und Pieris, abgezweigt haben und von denen der von den Anthocharitini reprüsentirte Ast, wegen der oben erwähnten Ähnlichkeiten mit Aporia, den Stamm früher verlassen haben dürfte). Trib. III. Catopsiltid i. Palpen mässig lang, kräftig, stark seitlich zusammengedrückt. Basalglied verhältnismässig gross, hoch, hauptsächlich vor der Mitte gebogen. Mittelglied von wechselnder Länge, aber immer bedeutend kürzer als das Basalglied. Endglied klein, ei- oder knopfförmig. Behaarung der Bauchseite nur in be- schränktem Masse aus Haaren, dagegen ganz vorwiegend oder ausschliesslich aus sehr grossen, dicht angepressten breiten Schuppen bestehend; die Innen- seite von eiförmigen oder fast gleichmässig schmalen, immer ganzrandigen, fest angedrückten Schuppen bekleidet, bisweilen (Colias, Meganostoma) am Ende des Mittelgliedes daneben kurz behaart. Basalfleck /,—”/, der Länge des Basalgliedes einnehmend (selten länger), gedrungener als in den vorher- gehenden Triben, distalwärts wenig verjüngt, unregelmässig begrenzt. Von 1) Nach Dixey ist die Flügelzeichnung von Teracolus auf diejenige der Gattung Synchloë zu- rückführbar; Teracolus und Verwandte werden demnach von ihm als mehr oder weniger direkte Ab- kömmlinge von Synchloë betrachtet (Dixey, l. e. S. 311, 326). Meine soeben ausgesprochenen Schlüsse weichen daher insofern von denjenigen Dixev’s ab, als meines Erachtens die Teracolini nicht in genetischer Beziehung zu Synchloë stehen; auch stellt meiner Ansicht nach die Anthocharitini die fylogenetisch ältere Abteilung dar, während sie von Drxey als fyletisch jüngere angesehen wird (vgl. oben S. 237, Note 2) Dagegen sind wir darin einig, dass die in Rede stehenden Formenkreise mit dem von Aporia hervorgegangenen Stamme genetisch zusammenhängen. 244 Enzıo REUTER. der Palpenwurzel aus zieht sich längs der Mitte des Basalflecks mehr oder weniger weit nach vorn eine meist sehr deutlich differenzirte balkenartige Er- hóhung; unterhalb derselben erscheint der Basalfleck schwach länglich konkav. Die Kegel kommen hauptsáchlich auf dieser Erhóhung vor und erreichen auf dem proximalen Teil derselben ihre hóchste Ausbildung. Chitin meist gelblich gefärbt. Ich habe früher darauf aufmerksam gemacht, dass in der Subtribus Tera- colini und in derselben namentlich bei Hebomoia bemerkenswerte Berührungs- punkte mit der Tribus Catopsiliidi existiren. In dieser ist es wieder vor allem. die Gattung Colas, welche die Anklänge an die Teracolin noch am prägnantesten hervortreten lässt'). Diese gemeinsamen Züge kommen in meh- reren Merkmalen zum Vorschein; sie zeigen sich in der noch etwas gestreckten, wenig zusammengedrückten und ziemlich scharf gebogenen Gestalt der Palpen, in der noch grossenteils aus Haaren bestehenden Behaarung der Bauchseite, in dem verhältnismässig ausgedehnten Basalfleck; ferner in der mitunter am proximalen Teil noch ziemlich breiten und nur schwach differenzirten Erhóhung, welche hierdurch eine Annäherung an Hebomoia zeigt, sowie in dem Vor- kommen der kleinen Kegelgebilde auf dem ganzen Basalfleck und durch die ziemlich schwache Ausbildung auch der proximalen Kegel; dagegen ist jene regelmässige Anordnung der Kegel hier schon verwischt. An Colias schliesst sich ungezwungen Meganostoma an, welche neuerdings von Gopwax und SALVIN mit Colias vereinigt wurde”). Eine andere Gattung, welche sich als mit Co- lias nahe verwandt erweist, ist Catopsilia. Sie zeigt bereits in ausgeprügter Weise die für die Gruppe charakteristische gedrungene, zusammengedrückte Palpenform, und die Bauchseite der Palpen ist schon fast ausschliesslich mit grossen und breiten. fest angepressten Schuppen bekleidet. Der ebenfalls noch ziemlich ausgedehnte Basalfleck besitzt eine ähnliche, distalwürts verjüngte Er- hóhung wie bei Colias; während bei einigen Catopsilia-Arten die Erhöhung noch schwach erhaben und etwas undeutlich markirt ist, hat sie schon bei an- deren eine recht hohe Differenzirungsstufe erreicht (vgl. die Beschreibung von Catopsilia). Die Kegel sind überhaupt stärker entwickelt als bei Colias und zwar zeigen die proximalen eine verhältnismässig noch hóhere Entwicklungs- stufe als bei dieser Gattung; zugleich haben die kleinen Kegelgebilde unter- 1) Nach Dixey zeigt unter allen Gattungen der Catopsiliidi gerade Colias auch in den Fárbungs- und Zeichnungsverhältnissen der Flügel noch am deutlichsten die Beziehungen zu Ixias und Teracolus ausgeprüet (l c. S. 312), was mit meinen Befunden hinsichtlich der Palpenbildung gut im Einklang steht. 2) GODMAN and SALVIN, Biol. C.-Am. II. S. 151. — Auch DixEY hebt die enge Verwandtschaft zwischen Meganostoma und Colias hervor (1. c. S. 314). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 245 halb der Erhöhung eine Rückbildung erfahren, welche mit der immer weiter- gehenden Differenzirung der Erhöhung etwa gleichen Schritt hält!). Amynthia (Cat.) Menippe stimmt in dem allgemeinen Palpenbau gut mit den Catopsilia-Arten überein, zeigt dagegen in den Strukturverhältnissen des Basalflecks viel gróssere Übereinstimmung mit Gonopteryx; sie besitzt nämlich eine ganz ähnliche, stark erhabene und gleichmässig schmale, an ihrem distalen Ende erweiterte und dann in den Basalfleck unmerklich übergehende balken- artige Erhöhung wie Gonopteryz?). Auch Æurema vereinigt in sich Merk- male von Catopsilia und Gonopteryx; mit jener hat sie die gleiche Gestalt der Palpen und die gleichen relativen Verhältnisse der einzelnen Glieder ge- meinsam, mit dieser stimmt sie dagegen in dem Besitz eines gedrungenen Basalflecks und in der Struktur desselben recht gut überein; auch durch die breitere Form und regelmässige Anordnung der Schuppen der Innenseite zeigt sie eine Annäherung an Gonopteryz?). Bei Amynthia, Gonopteryx und Eurema zeigen die Kegel eine verhältnismässig ziemlich niedrige Differenzirungsstufe. Die genannten Formen bilden vielleicht einen von dem Catopsilia-Zweig früh abgetrennten Ast. Jwrema bildet unter den von mir untersuchten Gattungen vorliegender Tribus in gewisser Beziehung, so durch die am stärksten zusam- mengedrückte Gestalt der Palpen, die ausschliesslich aus Schuppen bestehende Behaarung, sowie durch den am meisten gedrungenen Basalfleck, die von dem Verhalten der Subtribus Teracolini am meisten abweichende Form. Betreffs der Strukturverhältnisse des Basalflecks wird aber die höchste Differenzirungs- stufe in Catopsilia erreicht. Zusammenfassung. Wir konnten somit von der von der Subtribus Teracolini repräsentirten Palpenform ausgehend, die stufenweisen Umänderungen sowohl inbezug auf die Gestalt und Behaarung der Palpen als auch auf die Verhältnisse des Basal- 1) Es tritt uns hier die schon früher bemerkte Tatsache in prägnanter Weise entgegen, dass je- nachdem die proximalen Kegel stärkere Ausbildung erlangen oder die Differenzirung einer Erhöhung: oder Anschwellung an dem Basalfleck fortschreitet, sehr oft in dem gleichen Masse eine Rückbildung der distalen Kegel und ein allmähliches Verschwinden der kleinen Kegelgebilde stattfinden. Wir werden analoge Erscheinungen vielfach und in verschiedenen Familien finden. ?) Auch Schatz bemerkt, dass Amynthia Menippe „ein merkwürdiges Mittelelied^ zwischen Ca- topsilia und Gonopteryx bildet (op. cit. S. 68). 3) Eurema, welche von Kırpy (Cat. S. 441) und TrIMEN (South-Afr. Buttfl. III. S. 10) weit von dem Verwandtschaftskreis der Catopsilia entfernt wird, gehört, wie es auch Scrarz betont (op. cit. S. 66), ganz unzweifelhaft in die Tribus Catopsiliidi, wie dies ausser durch die von Scnarmz hervorgeho- benen Merkmale noch durch ihre ganze Palpenbildung bewiesen wird. 246 Exzıo REUTER. flecks, welche zu der typischen Form der Tribus Catopsiliidi führen, verfolgen, und es dürfte demnach kaum ein Zweifel darüber obwalten, dass sich die Palpenform dieser Gruppe aus derjenigen der Teracolini entwickelt hat. In der Raupen- und Puppenform lassen sich unverkennbare Ähnlichkeiten, welche unzweifelhaft auf wahre Blutsverwandtschaft zwischen den genannten Formen- kreisen hindeuten, nachweisen. Wenn wir noch hinzufügen, dass die Zeich- nungsverhältnisse der Flügel bei den Gattungen der Catopsiliidi nach Drxey von denen der zu den Teracolini gehörigen Zeias und Teracolus abzuleiten sind”), und uns nochmals der übrigen früher erwähnten Anknüpfungspunkte zwischen beiden Abteilungen erinnern, kónnen wir mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass die Catopsiliidi von Vorfahren, welche den jetzigen Gat- tungen der Teracolini nahe standen, ihren Ursprung ableiten. Stirps II. Dismorphiina. Tribus IV. Dismorphiidi. Wenu ich jetzt die Tribus Dismorphiidi folgen lasse, will ich hiermit nicht angedeutet haben, dass sie etwa in näherer Beziehung zu der zuletzt besprochenen Tribus stünde, sondern geschieht das, weil die Gattungen der- selben als Reprüsentanten eines selbstündig entwickelten Zweiges anzusehen sein dürften und weil sie mithin nicht in die von den vorher erwühnten For- men gebildeten Entwicklungsreihen — ohne die Kontinuität derselben ganz zu unterbrechen — eingezwängt werden konnten. Palpen kurz, nicht über den Kopf hervorragend, sehr stark seitlich zusam- mengedrückt, dünn. Basalglied verhältnismässig aussergewöhnlich lang und hoch, nach der Mitte verjüngt, am distalen Ende schief abgeschnitten. Mittelglied klein, '4—./, so lang wie das Basalglied und viel niedriger als dieses, eifórmig. End- glied sehr klein, ei- oder knopffórmig. Behaarung der Bauchseite mässig lang, ziemlich weich, zugleich aus Haaren und Schuppen bestehend, die Innenseite ausschliesslich mit kleinen, meist gerundeten Schuppen mässig dicht bekleidet. Basalfleck etwa ?4,—'/ der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, schwach verjüngt, etwas unbestimmt begrenzt; der mittlere Teil des Basalflecks stellt seiner Länge nach, wegen zwei von der Palpenwurzel aus mehr oder we- niger weit nach vorn rückenden rinnenartigen Vertiefungen oder Furchen, einen 1) Dixey, 1. e... S. 312—310. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 247 mehr oder weniger stark hervortretenden Balken dar, dessen Oberfläche in gleichem Niveau mit dem distalen Teil des Dasalflecks liegt. Die Kegel schwach ausgebildet, an dem proximalen Teil des Balkens nicht merklich hóher diffe- renzirt, nach allen Seiten hin ganz allmählich in diffus auf dem ganzen Basal- fleck zerstreute und weit zwischen die Schuppen eindringende, kleinere Ke- gelgebilde übergehend. Von den beiden Gattungen dürfte Leucophasia die abgeleitetere sein. Durch die Var. Amurensis Men. von L. Sinapis L., „bei welcher“ — wie ScHATZ bemerkt — „sich noch ganz deutlich die für die meisten Dismorphiden so charakteristisch sichelfórmig umgebogene Flügelspitze erhalten hat", schliesst sich diese Gattung am Dismorphia an). Durch ihre allerdings merklich stärker zusammengedrückte Gestalt, durch die annähernd ähnlichen relativen Längenverhältnisse ihrer einzelnen Glieder sowie durch die Beschuppung der Innenseite zeigen die Palpen der Tribus Dismorphiidi eine entfernte äusserliche Ähnlichkeit mit denen der Catopsiliidi. Wie in dieser stellt auch in jener Tribus der Basalfleck ein balkenartiges Gebilde dar, welches indessen in beiden Triben keineswegs als homolog zu betrachten ist. Während es sich in der Catopsiliidi um eine wahre Erhöhung handelt, welche sich allmáhlich aus der Oberfläche des Dasalflecks differenzirt hat, liegt der Balken bei den Gattungen der Dismorphiidi, wie soeben gesagt, seiner ganzen Länge nach in gleichem Niveau mit dem distalen Teil des Ba- salflecks, er wird hier nur durch das von der Palpenwurzel aus stattfindende Eindringen zweier Furchen gebildet, ist mithin nicht als Erhóhung aufzufassen. Die analogen Gebilde haben daher in beiden Gruppen ganz verschiedenen Prozessen ihre Entstehung zu verdanken, es liegt nicht etwa eine Parallele, welche auf eine ursprüngliche Blutsverwandtschaft hinwiese, vor. Ein solches Verhältnis, wie es der Basalfleck bei den Gattungen der Dismorphüdi zeigt, findet sich in keiner anderen Gattung der Subfamilie Pieridinae wieder; es ist dies eine einzelne Erscheinung, welche der genannten Tribus eine recht isolirte Stellung verleiht. Die oben erwähnten Verhältnisse der Kegel ver- raten einen noch ziemlich ursprünglichen Zustand und lassen sich am ehesten mit denen von Delias und Prioneris vergleichen. Die kurze, sehr stark zu” sammengedrückte, dünne Gestalt der Palpen sowie ihre ganz verschiedene Behaarung verbieten jedoch jeden näheren Anschluss an diese Gattungen. d 1) Vel. Scxarz, op. cit. S. 57; vgl. auch MÉNÉTRIEs, Lépidoptéres de la Sibérie orientale et en particulier des rives de l'Amour, in L. v. Schrenck's Reisen und Forschungen im Amur-Lande. II. 1, St. Petersburg 1859. S. 15. Tab. I. F. 4, 5. 248 Enzıo REUTER. Die Palpenform der Dismorphiidi lässt sich nicht durch irgend eine vermit- telnde Zwischenform auf diejenige einer jetzt lebenden Pieridide direkt zurück- führen und zwar verbindet sie mit teilweise noch ziemlich primitiven Verhält- nissen eine recht weitgehende Spezialisirung, was mir anzudeuten scheint, dass die Tribus Dismorphiidi eine ziemlich alte Abteilung darstellt). Auch durch andere Charaktere, wie besonders durch das ganz eigenartige Geüder und die angeblich durchaus verschieden gebildeten sekundären Ge- schlechtsorgane der Männchen, unterscheiden sich die Gattungen der Dismor- phiidi recht scharf von allen übrigen Pieridinae”). Wegen der angeführten Unterschiede wird in der Tat die isolirte Stel- lung der Tribus Dismorphiidi so auffällig und die Tribus tritt in so starken Gegensatz zu allen übrigen Pieridinae, dass mir das Vorgehen Gopman’s und 1) Die Stellung der Gattung Dismorphia im System wurde vielfach angefochten. Mehrere Arten dieser Gattung ahmen bekanntlich gewisse Heliconinae und Neotropinae vollständig nach. Wegen die- ser tüuschenden Ähnlichkeit, welche von den meisten älteren Autoren als Zeichen wahrer Verwandtschaft aufgefasst wurde, wurde die Gattung mehrmals in mehr oder weniger direkte Beziehung zu diesen ge- bracht. Während HüBner (Verz. bek. Schmett. 1816. S. 10) die nachahmenden Formen der genannten Gattung zwischen seine ,Saides* und ,Mechanitae* — welche den jetzigen Neotropinae angehören — stellte, bildet Dismorphia (Leptalis Darm.) bei Bar (Note critique. 1878. S. 25) eine eigene, zwischen den Méchanitides (Neotropinae) und Piérides eingeschaltete Tribus Leptalides. Den Pierididae zuge- zählt wurde die Gattung von BoıspuvAu (Histoire naturelle des Insectes. Species général des Lépidop- tères. I. Paris 1836. S. 412) sowie von DouBLEDAY (Gen. Diurn. Lep. I. 1847. S. 35), aber noch als mit den ,Heliconiden* (auch die jetzigen Neotropinae einbegreifend) wirklich nahe verwandt betrachtet, und auch Fr. MÖLLER scheint zu einer ähnlichen Auffassung zu neigen (Einige Worte über Lepíalis. Jen. Zeitschr. f. Naturw. X. 1876. S. 6). Nach HERRICH-SCHÄFFER, welcher noch einige Analogieen zwischen Dismorphia und den ,Heliconinen* hervorhebt, „gehört die Gattung jedenfalls an die äusserte Periphe- rie der Pieridinen* (Prodr. Syst. Lep. II. 1868. S. 2); in einer anderen Arbeit (Syst. Bearb. Schmett. Eur. I. H. 34. 1848. S. II) spricht er die Ansicht aus, dass die (unter den europäischen Pierididae) iso- lirt stehende Lewcophasia sich den Danaididae näherte). Schon BLANCHARD und BnuLLÉ (Histoire naturelle des Insectes. Paris 1851. S. 425) stellen die angeblichen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Dismorphia und den Heliconinen in Abrede. In seiner epochemachenden Arbeit (Journ. Ent. I. 1862. S. 230) hebt aber Bamrs ganz nachdrücklich den fundamentalen Unterschied in allen hauptsächlichsten Charakteren zwischen Dismorphia und den von ihr nachgeahmten „Heliconiden“ hervor, was neuerdings wieder von GopMAN und Sarviw betont wurde (Biol. C.-Am. IT. 1889. S. 173—174). Jetzt dürfte wohl mehr Niemand im Ernst in der äusserlichen Ähnlichkeit zwischen den Dismorphien und Neotropinen ete, welche auf Mimikry zurückzuführen ist, ein Zeichen wahrer Blutsverwandtschaft sehen. Auch die ganz verschiedene Palpenbildung spricht gegen eine Verwandtschaft der erwähnten Formen. — Von denjenigen Autoren, welehe Dismorphia als unzweifelhaft echte Pieridide betrachten, wird ziem- lich einstimmig ihre isolirte Stellung hervorgehoben. Während sie bei ScrrATZ nebst Leucophasia, noch eine mit seinen Pieriden,- Dryaden- und Chariden-Gruppen gleichwertige Abteilung bildet, stellen Gop- MAN und SALVIN die Dismorphien als „Group Dismorphina“ in Gegensatz zu den übrigen Pieridinae, die in der „Group Pierina“ vereinigt werden (vgl. op. cit. S. 113, 173). Diese Gruppirung scheint auch von HAASE angenommen worden zu sein (Unters. Mimiery. II. 1893. S. 64). ?) Vgl. wegen Dismorphia Bar (l c. S. 26), GopwAw und SALVIN (l. e.), wegen Leucophasia BucHANAN-WmurTE (Male Genit. Armat. Eur. Rhop. S. 365), wegen beider Gattungen SCHATZ (op. cit, S. 57, 58). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 249 Sazviws, die Dismorphien als besondere Abteilung den übrigen Gliedern vor- liegender Subfamilie gegenüberzustellen, am ehesten einer naturgemässen Grup- pirung zu entsprechen scheint!) Ich fasse demgemäss die vorher besproche- nen Gruppen der Subfamilie Pieridinae (die Triben Pierididi, Teracolidi und Catopsiliidi) als Stirps Pieridina zusammen, welche etwa mit der Stirps Dismorphiina, die nur die Tribus Dismorphiidi mit den Gattungen Dis- morphia (s. 1.) und Leucophasia enthält, äquivalent sein dürfte. Ich kam durch eine Beurteilung der Palpenmerkmale zu dem Schluss, dass die Dismorphiidi eine alte Abteilung darstellen dürfte. Dieser Auffas- sung widerspricht in keiner Weise die Aderbildung. Auch die Flügelzeichnung der am wenigsten modifizirten Formen hat noch ziemlich primitive Verhältnisse aufzuweisen ”). Zusammenfassung. In Anbetracht der genannten Tatsachen erscheint es mir ziemlich wahr- scheinlich, dass die Tribus Dismorphiidi Repräsentanten eines von dem Pieridinen-Stamme früh abgetrennten, jetzt ausgestorbenen Zweiges darstellt, welcher durch einseitige Entwicklung gewisser spezifischer Züge eine ziemlich grosse Selbständigkeit erworben 1) Nach dem wörtlichen Ausspruch Gopman’s und SALVIN's „The Dismorphina are peculiarly tropical American, and there is nothing like them in any portion of the Old World“ sollte diese Gruppe nur die Gattung Dismorphia (s.l. umfassen. Leucophasia ist aber ihrem Geäder und der Palpenbildung nach unstreitig nahe mit Dismorphia verwandt und muss mit in diese Gruppe gerechnet werden. 2) Vel. Fr. MÜLLER (l e. S. 11) und Drxzv (l. c. S. 321). Obgleich die genannten Autoren darin übereinstimmen, dass bei Dismorphia noch ziemlich ursprüngliche Zeichnungsverhältnisse vorkommen und von beiden die schwarz und gelbgefürbte Tracht der weissen gegenüber als die primitivere be- trachtet wird, weichen sie in der Frage von der mutmasslichen Ableitung jener Zeichnung von einander ab. Während ich einerseits nicht unbedingt auf MüÜrLer’s Auffassung eingehen kann, scheinen mir andererseits auch die Ausführungen DrxEv's über diesen Gegenstand nicht überzeugend. Wenn die Flügelzeichnung von Dismorphia mit derjenigen von Perrhybris (Pieris bei Dixey) sieh vergleichen lässt, dürfte dies wohl zum grossen Teil darauf beruhen, dass die Zeichnung von Perrhybris ebenfalls eine durch Nachahmung, und zwar mit derjenigen von Dismorphia nach paralleler Richtung hin ge- hende, stark veränderte ist. Betreffs des Geüders erkennt DrxEv selbst den sehr beträchtlichen Unter- schied zwischen Dismorphia und Perrhybris an. Die angebliche Annäherung, welche Hesperocharis — die übrigens meines Erachtens nicht in so enger Beziehung zu Perrhybris steht (vgl. oben, S. 232 Note), wie es Dixey vermutet — im Geäder an Dismorphia zeigen sollte, scheint mir von geringer Bedeutung zu sein; jedenfalls dürfte inzwischen Hesperocharis, weil sie wahrscheinlieh eine ältere Form als Perr- hybris darstellt, der Gattung Dismorphia relativ näher stehen. Wenn wir uns jetzt der Palpenbildung zuwenden, muss ich ausdrücklich betonen, dass ich bei derselben gar keine nüheren Anschlüsse an Perr- hybris auffinden kann. Ich kann demnach Dixev's Ansicht von einer mutmasslichen genetischen Bezie- hung der Dismorphia zu Perrhybris nicht beistimmen. 32 250 Enzıo REUTER. hat. Die Frage, ob die Stirps Pieridina oder Dismorphiina die fylogenetisch jüngere Abteilung repräsentirt, ist schwierig zu entscheiden; mit Rücksicht darauf, dass die Dismorphiina in der Palpenbildung keine so primitiven Züge zeigt, wie einige Formen der Pieridina, wie auch darauf, dass nach Dixey die relativ ursprünglichsten Zeichnungsverhältnisse — welche indessen bei Dismorphia wegen der weitgehenden Nachahmung sehr verwickelt sein dürf- ten — in der Pieridina vorkommen, haben wir vielleicht die Dismor- phiina als den von dem gemeinsamen Stocke später abgetrennten Zweig zu betrachten, und zwar dürften unter den Gattungen der Stirps Pieridina diejenigen, welche eine dunkle, hell gefleckte Flügelfärbung und jene oben (S. 231, 232) erwähnten, primitiven Verhültnisse des Basalflecks besitzen, also — unter den von mir untersuchten — Delias, Prioneris, Pereute etc. mit den Dismorphiina relativ am nächsten verwandt sein. Rückblickauf die Fam. Pierididae. Wenn wir die oben gezogenen Schlüsse über die mutmasslichen genealo- gischen Beziehungen innerhalb der Familie Pierididae kurz zusammenfassen, ergiebt es sich, dass wahrscheinlich von dem Pierididen-Stocke aus zu- nüchst, und zwar recht früh, ein kleiner Ast, welcher von der Sub- familie Pseudopontiinae repräsentirt wird, sich abgezweigt haben dürfte, während ein anderer, von dem Stamme später abgetrennter und stark entwickelter Ast der Subfamilie Pieridinae den Ursprung gegebenhat. Dieser Ast dürfte sich in zwei weitere gespalten haben, von denen der eine, vielleicht früher abgezweigte und reich entfaltete, von der Stirps Pieridina, der andere, weniger stark entwickelte, von der Stirps Dismorphiina vertreten wird. Der von den Pieridina repräsentirte Ast hat zunächst der Tribus Pierididi ihren Ursprung gegeben, welche zwei wahrscheinlich früh geschiedene Zweige, die zu den jetzigen Subtriben Pieridini und Pontiini führten, aussendet. Von jenem Zweige und zwar wahrscheinlich von Vorfahren, die über Aporia-ähnlichen Formen zu Pieris und Synchloë führten, dürfte sich die Tribus Teracolidi, welche wiederum in zwei kleinere Zweige, in die wahrscheinlich relativ früher abgetrennte Subtribus Anthocharitini und in die Subtribus Teracolini gespalten wird, ab- gezweigt haben. Aus dem von den Vorfahren der letztgenannten Subtribus repräsentirten Formenkreis dürfte schliesslich die Tribus Uber die Palpen der Rhopaloceren. 251 Catopsiliidi, welche den Gipfel der ganzen Familie darstellt, sich heraus differenzirt haben. VergleichenderRückblick auf die Papilionidae und Pierididae. Gens Papiliones. Werfen wir nun einen vergleichenden Rückblick auf die zwei zuletzt be- handelten Familien, Papilionidae und Pierididae. Wir finden dann, dass in jener in der Tribus Papilionidi und zwar bei den Untergattungen Pharma- cophagus und Cosmodesmus von Papilio hinsichtlich des Basalflecks ein sehr generalisirter Typus vorkommt, welcher demjenigen mehrerer Heteroceren- Abteilungen noch ziemlich nahe steht. In der Tribus Parnassüdi hat inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks eine Differenzirung stattgefunden; die von dieser Tribus reprüsentirte Form ist aber ganz unzweifelhaft von jener, soeben erwühnten, abzuleiten. Betreffs der Gestalt der Palpen habe ich schon bemerkt, dass die in der Tribus Papilionidi so allgemein vorkommende, an ihren beiden ersten Gliedern zusammengewachsene und gewunden gebogene Form als abgeleitet zu betrachten ist; dass demgemäss die von der Unter- gattung Pharmacophagus vertretene, nur wenig gewundene, weniger abgeleitet ist, und die sich bei den Parnassiidi vorfindende, normal deutlich dreigliedrige und einfach aufwürts gebogene Form von dem allgemeinen Schmetterlingstypus am wenigsten abweicht. Wir kónnen demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf zurückschliessen, dass die gemeinsamen Stammeltern der Triben Papi- lionidi und Parnassiidi und also die mutmasslichen Vorfahren der Familie Papilionidae Palpenformen besassen, welche etwa mit der von den Parnassiüdi reprüsentirten Gestalt noch jene ursprünglichen bei Pharmacophagus vorkom- menden Strukturverhältnisse des Basalflecks vereinigten. Wenden wir uns jetzt der Familie Pierididae zu. Auch in dieser finden wir noch, und zwar bei Delias, Prioneris etc. ähnliche, ursprüngliche Verhältnisse des Basalflecks; andererseits erweisen sich bei diesen Gattungen die Palpen wegen ihrer ge- streckten, weit über den Kopf hervorragenden Gestalt wiederum als abgeleitet. Durch ihre kürzere und auch im übrigen auffallend ähnliche Gestalt zeigen die Palpen von Aporia, welche indessen an dem Basalfleck nicht völlig so ursprüngliche Strukturverhältnisse wie Delias und Prioneris aufzuweisen haben, eine beträchtliche Annäherung an die Parnassierform. Hierzu kommt, dass die genannten Pierididen-Gattungen in der Behaarung der Bauchseite der Palpen eine recht grosse Übereinstimmung mit den Parnassiern zeigen. Es 252 Enzıo REUTER. scheint mir alles dies darauf hinzudeuten, dass wir die generalisirte Stamm- form der Pierididen-Palpen auf jene Urform der Papilioniden-Palpen zurück- zuführen haben, dass die Pierididae mit den Papilionidae genetisch zusammenhängen. Es ist von den Lepidopterologen vielfach auf Berührungspunkte zwischen einzelnen Gliedern der genannten Familien aufmerksam gemacht worden, welche gemeinsame Züge auf eine wahre Verwandtschaft zwischen diesen hindeuteten, und zwar ist es unter den Papilionidae besonders Parnassius, unter den Pie- rididae Mesapia und Davidina, sowie Aporia, bei denen diese Anknüpfungen zu Tage treten sollen!) Ausserdem sind noch Berührungspunkte zwischen der: Pierididen-Gattung Zegris und den Papilioniden-Gattungen Thais und Par- nassius bemerkt?). Wenn auch die angeführten Ahnlichkeiten, so die weissliche Farbe von Parnassius und den Pierididae, oft nur oberflüchlicher Natur sein dürften und die angeblich verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den spe- ziellen, erwähnten Gattungen demnach überschätzt worden sind, glaube ich, einige jener übereinstimmenden Merkmale kónnen dennoch als Indizien einer wahren Blutsverwandtschaft zwischen den Familien gelten. So wäre natür- lich die Tatsache, dass die: Puppen von Zegris in ganz ähnlicher Weise wie die der Gattungen Parnassius und Doritis”) in einem von mehreren Seiden- füden bestehenden Gespinnst ruhen, nicht etwa als Zeichen einer intimeren Verwandtschaft zwischen den genannten Gattungen aufzufassen. Diese biolo- gische Eigentümlichkeit, welche vielen Heteroceren-Abteilungen ganz konstant zukommt, dürfte, weil es sich hier kaum um eine innerhalb der Papilionidae 1) Wie früher erwähnt (S. 296 Note) wurde auch Parnassius öfters in nähere Beziehung zu den Pierididae gebracht; dass sieh die Papilionidae durch Parnassius an die Pierididae anschlössen, wurde noch von DounBLEDAY (Gen. Diurn. Lep. I. 1846. S. 1), Lucas (in Chenu's Encycl. 1853/79. S. 31, 32), Bar (Note critique Classif. S. 27), Scxarz (op. cit. S. 49), Haase (Zum System der Tagfalter. Iris Dresden. IV. 1891. S. 27) u. A. hervorgehoben. Andererseits sei nach HERRICH-SCHÄFFER „die Ver- bindung von Doritis [incl. Parnassius] mit den Pieriden nur scheinbar* (Syst. Bearb. Schm. Eur. H. 31. 1848. S. II) und TRIMEN (S.-A. Buttfl. III. 1889. S 193) ist der Ansicht, dass die Annäherung, welehe Parnassius an die Pierididae zeigt, sehr gering ist. — Was die oben genannten Pierididen-Gattungen betrifft, konnte ich die ausserordentlich seltenen Mesapia und Davidina, welche ursprünglich unter die Papilionidae eingereiht wurden und nach ScHarz wahrscheinlich den Übergang zu den Parnassiern bilden (op. cit. S. 39, 58, 59), leider nicht untersuchen, nach TRIMEN (l. c.) sollen sie aber keine struk- turelle, sondern nur eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Parnassius zeigen. In den von Schatz hervor- gehobenen und auch von mir (S. 933 Note) bemerkten Berührungspunkten zwischen Aporia und Par- nassius haben wir aber nicht blos mit superfiziellen, sondern z. T. auch mit wirklich strukturellen Ähnlichkeiten zu tun, was eben ScHaTZ zu dem Ausspruch veranlasst, dass hier „auch eine innere Verwandtschaft zu der Parnassius-Gruppe bestehen muss“ (S. 49). 2) Vel. WarLACE (Pier. Ind. and. Austr. Reg. S. 314), Murray (Proc. Ent. Soc. Lond. 1872. 8. XXXIV), TRIMEN (l. c. Note 1). ?) Vel. E. HOFMANN, Die Raupen der Grossschmetterlinge Europas. Stuttgart 1893. S. 2. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 255 und Pierididae selbständig neu erworbene Eigenschaft handeln kann, vielmehr ein Erbteil von gemeinsamen Vorfahren, welche diese Gewohnheit noch allge- mein besassen, bilden und sich in beiden Familien bei den erwähnten Gat- tungen noch erhalten haben. Von den übrigen Genossen dieser Familien, wie auch von allen anderen Abteilungen unter den Rhopalocera s. str., welche eine Tendenz zeigen, sich immer mehr von dem heterocerenähnlichen Verpuppungs- modus zu entfernen, ist dagegen jene Eigentümlichkeit aufgegeben worden). Ausser jenen bei den einzelnen Gliedern auftretenden Anknüpfungen, welche bei einer taxonomischen Beurteilung vielleicht von weniger stringenter Bedeutung sind, haben nun bekanntlich die Papilionidae und Pierididae meh- rere Merkmale gemeinsam, darunter zwei ganz fundamentale Charaktere, näm- lich den Besitz von sechs vollkommen entwickelten Beinen bei beiden Geschlech- tern und die gleiche Anheftungsart der Puppen; in ersterer Hinsicht unter- scheiden sie sich zugleich von allen übrigen Rhopaloceren-Familien. Wegen dieser übereinstimmenden Charaktere, deren grosse taxonomische Dedeutung jetzt von den Lepidopterologen und Morphologen allgemein anerkannt wird, wurden die Papilionidae und Pierididae von Bares als Subfamilien in eine Familie, Papilionidae, zusammengefasst’) und diese Anordnung wird jetzt in den meisten neueren Werken befolgt”). Eine Beurteilung der genannten Cha- raktere in Verbindung mit den oben erwühnten Anknüpfungen lässt uns mit ziemlicher Sicherheit darauf schliessen, dass die Papilionidae und Pieri- didae einem Stamme angehören. Obgleich die Papilionidae und Pierididae somit in ihren Hauptcharakteren mit einander übereinstimmen, zeigen sie andererseits einige recht bemerkens- werte Unterschiede, von denen ich die folgenden als die wichtigsten hervor- heben will. Die Papilionidae tragen an den Vorderfussschienen einen blatt- artigen Dorn, ihre Vorderflügel besitzen einen wohlentwickelten, von der 1) Vel. HAASE, 1. e. S. 21—23. 2) Bares, Journ. Ent. I. 1862. S. 218, 219, 220; ibid. II. 1864. S. 177. 3) Auch von vielen älteren Autoren (vor Bares), wie LEAcH (in Samouelle's The entomolo- gists useful compendium ete. London 1819. S. 234), Swaınson (A sketch of Natural Affinities of the Lepidoptera Diurna of Latreille. Philos. Magaz. Ser. II. Vol. I. 1827. S. 187. — On The History and Natural Arrangement of Insects. London 1840. S. 86), Horsriezn (Descr. Cat. Lep. Ins. Mus. Hon. East. Ind. Comp. 1828), STEPHENS (Syst. Cat. Brit. Ins. 1829), Borspuvaz et LzcowTE (Hist. gén. Icon. Lép. Chen. lAmer. sept. 1833), Wesrwoop (Introd. Mod. Class. Ins. II. 1840. S. 347), BLANCHARD et BruLLÉ (Hist. nat. Ins. 1851. S. 420), Lucas (Histoire naturelle des animaux articulés. III. Paris 1849, in Exploration scientifique de l'Algérie pendant les années 1840—42. Zoologie. — Papillons, in Ch enu's Ene. 1853/79) und STAINTON (A Manual of British Butterflies and Moths. I. London 1857. S. 12) wur- den die Papilioniden- und Pierididen-Gattungen in einer Abteilung vereinigt, was immerhin beweist, dass ihre Zusammengehörigkeit schon längst und allgemein erkannt wurde. 254 Enzıo REUTER. Wurzel aus frei in den Innenrand verlaufenden 2. Dorsalast"), ihre Hinter- flügel sind am Innenrande ausgeschnitten, wodurch der Hinterleib unbedeckt bleibt, und entbehren demgemäss in der Regel den 2. Dorsalast. Bei den Pierididae fehlt dagegen ausnahmslos der Dorn an den Vorderfussschienen, ebenso existirt kein selbständiger, frei entwickelter 2. Dorsalast der Vorder- flügel, ihre Hinterflügel haben stets einen wohl entwickelten Innenrand, welcher den Hinterleib wie in einer Rinne umschliesst, und einen gut entwickelten 2. Dorsalast. Als weitere für die Papihonidae charakteristische Merkmale, welche sie von den Pierididae unterscheiden sollen, werden noch allgemein hervorge- hoben: die einfachen Klauen?) und die eigentümliche Stellung der UDC der Vorderflügel, wodurch die 2. und 3. Medianäste sowie die 1. und 2. Cubi- taläste alle als Äste der Cubitalis erscheinen?) Schliesslich sei noch bemerkt, 1) Nach TRIMEN soll der 2. Dorsalast der Vorderflügel bei Doritis fehlen (Mimet. Anal. S. 501, Note. — South.-Afr. Buttfl. IIT. 1889. S. 2); ein solcher kommt jedoch auch bei dieser Gattung vor. 2) Leptocircus curius, welche Art zweispaltige Klauen besitzt, macht davon eine Ausnahme. Die Klauen der Pierididae sind dagegen immer ,zweispaltig^. Haase zeigt indessen (Syst. Tagf. S. 11), dass der ,Unterschied der Klauen von Papilioniden und Pieriden kein durchgreifender ist, da es sich auf die stärkere Ausbildung des Sockels bei letzteren beschränkt“. 3) Comstock will gerade diesem Unterschiede einen sehr grossen taxonomischen Wert beimessen. Wegen der genannten Eigentümlichkeit in der Aderbildung, sowie wegen der verschiedenartigen Re- duktion der Innenrandfelder in den beiden Flügelpaaren, teilt er die Rhopalocera (von denen er die Hesperiidae ausgeschlossen hat) in zwei Hauptabteilungen, von denen die eine die Papilionidae (excl. Pie- rinde der Autoren) allein, die andere alle übrigen Rhopaloceren-Familien (auch die Pierididae, welche von ihm als selbständige Familie betrachtet werden) umfasst. Er spricht sich folgendermassen aus: .It [die Rhopaloceren-Abteilung] contains two distinet lines of descent which separated very early in the history of the group. In one, after the abortion of the base of media, vein V, [2. Medianast HAAsE] migrated towards cubitus, forming a four-branched cubitus; in the other, this vein migrated in the opposite direction. There was also a difference in the order of the reduction of the anal areas of the two pairs of wings*. (Evolution and Taxonomy. S. 111). Auf S. 112 macht er auf ,the great extent of the gap that separates the Papilionidae (as limited here) from the other families of butterflies" auf- merksam. Diese Kluft wird jedoch, glaube ich, durch folgende Tatsachen, welche unsere volle Beachtung verdienen, bedeutend vermindert: 1:0, dass, wie ScHarz bemerkt, eine ganz ähnliche Aderbildung „bei der Pieriden-Gattung Dismorphia (in den Htfln. auch noch bei einigen Neotropiden) vorkommt“ (ScHATZ op. eit. S. 34, 39; vel. auch Gopman and SarviN, Biol C.-Am. II. S. 113); 2:o, dass wir „einen deutlich erhaltenen Rest der Innenrandsader (2. Dorsalis, Papilionaris) der Vorderflügel, der sich aller- dings nach kurzem Verlauf an den Cubitalstamm anlegt, in der ,gegabelten Submediana* finden“, welche „Eigenthümlichkeit bisher bei vielen Pieriden, allen Danaiden, Neotropiden, Libytheiden, Eryciniden, Ly- caeniden, einigen Satyriden - - - angetroffen wurde“ (Haas, Syst. Tagf. S. 19); 3:0, dass bei einigen Papilionidae, z. B. Orn. Brookeana, Pap. Semperi ete., eine oft übermässige Entwicklung des Innenrandes, welcher indessen so umgeschlagen ist, dass der Hinterleib unbedeckt bleibt, beobachtet wird, sowie dass in diesen Fällen ein 2. Dorsalast, obgleich oft an seiner Basis verkümmert, dennoch vorhanden ist (vgl ScHArz, op. cit. S. 38, 39, 44). Ich gestehe, dass die Papilionidae wegen einiger ihnen zu- kommenden Eigentümlichkeiten gewissermassen im Gegensatz zu den übrigen Familien der Rhopalocera s. str. stehen, es scheint mir aber daraus nicht mit Notwendigkeit zu folgen, dass die Abzweigung der Papilionidae in so frühe fylogenetische Zeit, wie es Comstock meint (vgl. 1. c. S. 112), zurückzuverle- gen sei. Die soeben bemerkten Tatsachen scheinen mir eher für eine etwas modifizirte Auffassung zu Uber die Palpen der Rhopaloceren. 255 dass die Raupen der Papilionidae sich durch den Besitz von zwei zurückzieh- baren fleischigen Fäden an dem prothorakalen Segmente von denen der Pieri- didae (und zugleich fast aller übrigen Lepidopteren ‘)) unterscheiden. Die Bedeutsamkeit dieser Unterschiede soll ihrerseits nicht unterschätzt werden; es kónnen in Anbetracht derselben meines Erachtens die Papilionidae und Pierididae gerecht den Rang von Familien beanspruchen. Weil aber diese Familien unzweifelhaft zu einander in näherer Beziehung als zu irgend einer anderen Familie stehen und um ihren genetischen Zusammenhang in gebührlicher Weise zum Ausdruck zu bringen, fasse ich sie unter einer Abteilung hóheren Ranges, welche ich nach dem Vorgang Fürsrınger’s’) als Gens bezeichne und mit dem Namen Papiliones benenne, zusammen. Von den beiden Familien zeigen die Papilionidae durch den Besitz jenes blattartigen Dornes an den Vorderfussschienen, welches Merkmal auch den Hesperiidae zukommt, und ein allgemeiner Charakter der Heterocera ist, eine beträchtliche Annäherung an diese. Ebenso zeigen die Papilionidae wegen der selbständig entwickelten 2. Dorsalastes und der meist wohl ausgebildeten ODC der Vorderflügel, sowie wegen der noch ziemlich allgemein auftretenden Präradialzelle der Hinterflügel, eiu relativ ursprünglicheres Verhalten als die Pierididae, bei denen in den Vorderflügeln der 2. Dorsalast, wie schon er- wähnt, sich an den Cubitalstamm anlegt und die ODC meist ganz verschwun- den oder wenigstens sehr kurz ist und in den Hinterflügeln eine Präradialzelle nie mehr vorkommt. Andererseits haben aber die Pierididae den 2. Dorsalast der Hinterflügel noch vollständig ausgebildet, während derselbe bei den Papi- lionidae rückgebildet ist; aber die Pierididae erweisen sich wieder dadurch als abgeleitet, dass bei ihnen die Vorderfüsse, obgleich noch vollständig aus- gebildet, ein wenig kürzer als die Mittel- und Hinterfüsse sind, somit schon einen geringen Beginn der unter den Rhopalocera so allgemein stattfindenden Reduktion der Vorderfüsse zeigend. Bezüglich der Palpenbildung habe ich schon oben die Zurückführbarkeit der Pierididen-Form auf die Urform der Pa- pilionidae erwähnt. Wir haben somit allen Grund die Papilionidae sprechen, und jedenfalls deuten jene für die Papilionidae und Pierididac gemeinsamen Charaktere, so- wie die zwischen denselben bestehenden, früher erwühnten Anknüpfunespunkte auf einen genetischen Zusammenhang derselben hin. 1) Nach BorspvvAL besitzt die Raupe von Urania Rhipheus ganz wie Papilio am ersten Seg- mente zwei retraktile Tentakeln (Faune entomologique de Madagascar, Bourbon et Maurice, partie des Lépidoptéres. Paris 1834. S. 2, 113). ?) FÜRBRINGER, Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel. II. Allgemeiner Theil. Amsterdam 1888. S. 1139. 256 Exzio REUTER. als die fyletisch ältere Abteilung zu betrachten, welche Auffassung von den jetzigen Lepidopterologen wohl allgemein geteilt werden dürfte). Ich habe mehrmals auf die in der Gens Papiliones und zwar besonders in der Familie Papilionidae vorkommenden Anknüpfungen an die Heterocera aufmerksam gemacht. In der Tat zeigen gerade die Papilionidae und Pieri- didae unter allen Familien der Rhopalocera s. str. noch die meisten Berüh- rungspunkte mit diesen. So haben keine anderen Rhopaloceren-Familien als die zwei oben genannten, wie die Grypocera und alle Heterocera, sechs voll- kommen entwickelte Beine in beiden Geschlechtern”). Durch den vollkomme- nen Schluss der Discoidalzelle beider Flügel durch eine konvexe Querader gehóren die Papilionidae und Pierididae zu denjenigen Familien, welche noch den ursprünglichen, auch in dem Puppenflügel bestehenden, Zustand zeigen *). Bei den Papilionidae und Pierididae zeigt auch der Basalfleck noch unter allen Rhopalocera s. str. die relativ primitivsten und an das Verhalten meh- rerer Heterocera noch am prägnantesten erinnernden Verhältnisse. Wie Haasz bemerkt sind „bei den Raupen der Tagfalter die Spinndrüsen noch so stark entwickelt und finden so vielseitige Anwendung (bei Raupennestern etc.), dass wir annehmen dürfen, dass die Vorläufer der Tagfalter ihre Puppe in einen losen Cocon einschlossen^*). Diese biologische Eigentümlichkeit hat sich, wie schon früher erwähnt wurde, unter den Papilionidae noch bei Parnassius und Doritis, Reste davon auch bei Thais, unter den Pierididae bei Zegris, aber in keiner anderen Familie der Rhopalocera s. str., erhalten. Auch die bei !) MAYER will in der weissen Farbe der Pierididenflügel ein ursprüngliches Verhalten sehen, ,da offenbar die Schuppen bei ihrem phylogenetischen Auftreten zuerst farblos waren und erst später meist durch sexual selection farbige Wandungen erhielten* (Ueber Ontogenie und Phylogenie der Insekten. Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. 10. 1876. S. 175), und demgemäss den Pierididae einen niedrigen genetischen Rang zuteilen, WALLACE scheint von entgegengesetzter Ansicht zu sein, was aus folgendem Ausspruch von ihm hervorgeht: , There are, in fact, many indications of a regular succession of tints in which colour development has ocurred in the various groups of butterflies from an original grayish or brownish neutral tint^ (Darwinism. 2nd. edition. 1889. S. 274: zitirt nach Dixev (Phylog. Pierinae. S. 290, Note 1). — Darwinismen, bemyndigad ófversüttning af Gustaf F. Steffen. 1890. S. 304—305). Was speziell die Pierididae anbetrifft, hat Dixey betont, dass „the wings in the earliest form of Pierine were uni- formly overspread with a dark neutral tint“ (1. c. S. 290) und er hat zugleich in ganz überzeugender Weise dargetan, dass die weisse Farbe, welche bei den Pierididae so allgemein vorkommt, allmählich in der fylogenetischen Entwicklung Eingang gefunden hat, immer mehr die ursprüngliche dunkle Fär- bung verdrängt und schliesslich ganz vorherrschend (sekundär!) auftritt. Auch Haase ist der Ansicht, dass die weisse Farbe der Pierididae erst durch sekundäre Verdrängung der dunklen zu Stande kommt (vgl. Haase, Unters. Mim. II. S. 35). ?) Diese Erscheinung kommt jedoch ausnahmsweise einigen wenigen Lycaeniden-Gattungen zu. *) Nach GODMAN und SALVIN soll jedoch bei den genannten Familien in nicht wenigen Fällen die UDC zum Teil rückgebildet sein (Biol. C.-Am. II. $. 113). *) HAASE, Syst. Tagf. S. 21—22. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 251 den übrigen Gliedern der genannten Familien vorkommende Anheftungsart der Puppe, welehe am Hinterende und um den Leib durch einen Gürtel befestigt ist, hat sich hier (wie auch bei den meisten Lycaenidae) noch am wenigsten von dem ebengenaunten Verpuppungsmodus entfernt. Die aus den Papilio- nidae und den Pierididae bestehende Gens Papiliones steht dem- nach den Zefterocera unzweifelhaft noch relativ am nächsten und nimmt unter den Rhopalocera s. str. den niedrigsten genetischen Rang ein. Eine entgegengesetzte Auffassung macht sich noch indessen bis- weilen geltend. Ich werde auf die Frage von dem genetischen Range der Papiliones später in anderem Zusammenhang zurückkommen und werde dann zugleich die verschiedenen Ansichten besprechen. Wie schon früher (S. 210) erwähnt, wurden wegen der vollkommenen Ausbildung der Vorderfüsse in beiden Geschlechtern in Verbindung mit dem Besitz jenes blattartigen Dornes an den Schienen derselben, sowie wegen der Verpuppungs-Art von Parnassius, die Papilionidae vielfach als mit den Hespe- riidae nahe verwandt angesehen. Wenn wir aber bedenken, dass diese Vor- derfussbildung nicht nur den Papilionidae und Hesperiidae zukommt, sondern für alle Heterocera gerade allgemein Regel ist, muss der fragliche Charakter, wie ich dies schon oben (S. 210, 211) betont habe, kei- neswegs als Indizium einer intimen Verwandtschaft der Papilionidae mit den Hesperüdae aufgefasst werden. Die Sache lässt sich meines Erachtens ebenso gut dahin beurteilen, dass dieser allgemeine Heteroceren-Charakter sich in den Hesperiidae und Papilionidae unabhängig erhalten hat und darf der Auffassung keine Hindernisse in den Weg legen, nach welcher die beiden Abteilungen ganz selbständige, in mehreren Beziehun- gen divergirende Entwicklungsrichtungen eingeschlagen haben und man demnach in eine recht frühe Vergangenheit zurückgehen muss, um die genealogischen Verbánde zwischen denselben zu finden. Da die Coconfabrication unter den Heterocera eine weit verbreitete Eigen- tümlichkeit ist, kann man auch inbezug hierauf gegen die vermeintlich intime Verwandtschaft zwischen den Zesperüdae und den Papilionidae und gegen die angeblich genetische Beziehung dieser zu jenen einen ähnlichen Einwand machen, weil zudem, wie es Trımen bemerkt, „the remarkable pupa of Par- nassius, more heteroceroid (in its blunted form, bluish efflorescence, and nu- merous threads of support in a cocoon of leaves) than most of these known among the Hesperiidae^ ist') In der Tat erweisen sich, wie früher nachge- !) TRIMEN, Mimet. Anal. S. 502. 258 Enzıo REUTER. wiesen, die Hesperiidae durch eine ganze Summe von sehr beträchtlichen Dif- ferenzen als so weitab von den Papilionidae und den übrigen Ahopalocera s. str. stehend, dass durchaus nicht an eine nähere Blutsverwandtschaft zwischen ihnen zu denken ist. Zusammenfassung. Aus den oben dargelegten Auseinandersetzungen lassen sich folgende all- gemeine Schlüsse, welche über ziemlich grosse Wahrscheinlichkeit verfügen dürften, ziehen. Die Gens Papiliones, welche mit den Hesperiidae nicht direkt genetisch zusammenhängt und mit denselben überhaupt nur entfernte Verwandtschaft besitzen dürfte, leitet ihren Ur- sprung von dem Verwandtschaftskreis irgend einer (jetzt ausgestor- benen) Heteroceren-Abteilung') her und stellt wahrscheinlich den am tiefsten stehenden Stamm des Rhopaloceren-Stockes vor. Von diesem Stamme aus dürften sich ziemlich früh zwei starke Aste, welche sich gewissermassen in paralleler Richtung entwickelten, ab- gesondert haben, von denen der eine und zwar der früher abge- zweigte von der jetzigen Familie Papilionidae reprüsentirt wird, der andere, von dem gemeinsamen Stamme weiter entfernte, zu der heutigen Familie Pierididae geführt hat. Die weitere mutmassliche Verästelung der genannten Hauptäste wurde schon bei der Besprechung der resp. Familien dargestellt. Gens IL Lyeaenae. Fam. ML Lycaenidae. Die Familie Lycaenidae stellt trotz ihres grossen Reichtums an Arten eine ziemlich einheitliche und abgeschlossene Abteilung dar. Einerseits wegen dieser im grossen und ganzen herrschenden Einfórmigkeit, andererseits wegen der oft sehr grossen Unbeständigkeit mehrerer Charaktere wird eine weitere Einteilung der Familie ausserordentlich erschwert. Wohl sind vielfach Ver- 1) Die Frage, in welcher der jetzt existirenden Heteroceren-Abteilungen wir die mit den mut- masslichen Vorfahren der Gens Papiliones (und der Rhopalocera s. str. überhaupt) relativ am nächsten verwandten Formen zu suchen haben, werde ich weiter unten berühren. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 259 suche gemacht worden, die Lycaenidae in kleinere Gruppen zu zerlegen'), aber fast stets mit unbefriedigendem Resultat. Obgleich mehrere der betref- fenden Einteilungen einem gewissen praktischen Zweck dienen kónnen, wenn es sich nur um europäische oder sonstige beschrünkte Lokalfaunen handelt, werden sie, wenn man die ungeheure Anzahl der exotischen Formen heranzieht, nicht mehr stiehhaltig; es treten alsdann zwischen den einzelnen Gruppen vielfaeh Übergangsformen auf, welche über die allzu streng gezogenen Grenzen gegenseitig hinübergreifen und mithin die aufgestellten Gruppen als artifiziell erscheinen lassen. Ausserordentlich erschwert wird die Einteilung noch da- durch, dass gerade in letzter Zeit eine so grosse Anzahl von neuen Arten und Gattungen aufgestellt worden ist und weil es an jeder umfassenden einheit- lichen Bearbeitung des so reichlich angewachsenen Materials mangelt. Es ist vielleicht gerade wegen der oben erwähnten Schwierigkeiten, dass einige der- !) Eine Enteilung in drei Gruppen mit Thecla, bezw. Plebeius oder Chrysophanus als Typen wurde vorgenommen u. A. von SCHIFFERMÜLLER und DENIS (Syst. Verz. 1776), Scororr (Introd. Hist. nat. 1777), BORKHAUSEN (Nature. Eur. Sehmett. I. 1788), ScuUDDER (Syst. Revis. Am. Buttfl. 1872. S. 50 ff. — Butterfl. East. Un. St. and. Can. 1889. S. 798 ff); in einer anderen Arbeit fügt SCUDDER hierzu noch eine vierte Gruppe, welche nur die Gattung ZEwmaeus enthält (Synonymie List of the But- terflies of North America, North of Mexico. P. II. Rurales. Bull. Buff. Soc. Nat. Sc. 1876. S. 103 ff.). Die von Plebeius und Chrysophanus vepräsentirten Gruppen werden zusammengefasst und als eine Gruppe der von Thecla vertretenen gegenübergestellt von GvENÉE (Faune département d? Eure-et-Loire. Lépidoptères. 1867. S. 30 ff), Burzer (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 158 ff. — The Butterflies of Malacca Trans. Linn. Soc. Lond. 1879. S. 546 ff., u. A), FRENCH (Buttfl. East. un. States. 1886. S. 955 ff.), GopMAN and SALVIN (Biol. Centr.-Am. Vol. IT. 1887. S. 3, 5, 101) u. A. Alle oben erwähnten Werke mit Ausnahme von BurLER's beziehen sich auf eine nur beschränkte Anzahl von Gattungen, weshalb die gegebenen Einteilungsgründe meist für die zahlreichen Exoten keine hinreichende Gültigkeit be- sitzen; aber auch die Einteilung BurLER's in Lycaeninae und Theclinae, welche die Exoten berück- sichtigt, ist nach ScHarz und RÖBER nicht acceptabel, „da es zwischen beiden Gruppen keine Grenzen giebt“ (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 262). Eine ganz merkwürdige und durchaus artifizielle Einteilung in drei Gruppen: Curetaria, Castalaria und Aphnaria wurde von DirsrANT (Rhop. Malay. 1882/86 S. 196, 214, 233) vorgenommen und zwar sollten sich diese Gruppen durch das Vorkommen oder Fehlen schwanz- artiger Anhängsel an den Hinterflügeln sowie durch die relativen Verhältnisse der Länge und Breite der Hinterflügel von einander unterscheiden. ScHArtz und RómER haben die vollkommene Unhaltbarkeit dieser Einteilung zur Evidenz nachgewiesen (loc. cit.) und ich will nur hinzufügen, dass nach GoDMAN und SALVIN jene Anhängsel in der Gattung Thecla allein bei einigen Arten sehr gut ausgebildet sind, bei anderen dagegen durchaus fehlen. „So varied“, sagen sie „are these filaments in their development, that we only see our way to make use of them in our classification in a very subordinate sense" (Biol. Centr.-Am. IL S. 3). DonuzgnTY hat eine hauptsächlich auf die Eiform begründete Einteilung der Fam. Lycaenidae in sechs Subfamilien: Amblypodinae, Deudoriginae, Theclinae, Lycaeninue, Poriti- nae und Gerydinae vorgenommen (Buttfl. Kumaon. Journ. As. Soc. Beng. LV. 1886. S. 110, 196 ff.): in einer späteren Arbeit (On certain Zycaenidae from Lower Tenasserim. Ibid. Vol. LVIII. 1889. S. 409—440) werden die Amblypodinae und Theclinae zusammengezogen, dagegen eine neue Subfamilie Liphyrinae hinzugefügt. Vielleicht können wenigstens einige dieser Abteilungen, z. B. die Gerydinae, eine gewisse Berechtigung beanspruchen. Die Liphyrinae dürfte wohl mit Scxarz und RÖBER'S Lipte- ninae zusammenfallen. 260 Enzıo REUTER. jenigen Autoren, welche über verhältnismässig reiches Material verfügen konn- ten, wie Moore"), TRriMes”), SEwrER?), MARSHALL und de Nrc£vinnE*) u. A. auf jede Einteilung der Lycaenidae verzichtet haben. Trımen sagt sogar aus- drücklich: „This sameness throughout so very numerous an assemblage of species renders the task of classification exceedingly diffieult; and no lepidop- terist has hithertoo found characters adequate to warrant the establishment of divisions or subfamilies^?). Neuerdings haben aber Scuarz und RöBEr, welche im Gegensatz zu den soeben erwähnten Lepidopterologen ZLycaenidae aus allen Teilen der Erde behandeln, die Familie Lycaenidae in zwei Subfamilien: T'heclinae & Lycae- ninae und Lipteninae geteilt, welche als recht natürlich und ziemlich gut um- grenzt erscheinen. Jedenfalls dürfte ihre Einteilung allen bisherigen Gruppi- rungen der Lycæniden-Gattungen entschieden vorzuziehen sein. Es ist sehr auffallend, dass, während die Ergebnisse meiner Untersuchungen von den Ly- cæniden-Palpen mit keiner der früheren Einteilungen vereint werden konnten, dagegen die von mir in betreffender Hinsicht untersuchten Gattungen sich ungezwungen auf die beiden Subfamilien Scmarz' und RöBer's verteilen las- sen; es scheint mir dies eine nicht uninteressante Bestätigung des systematischen Wertes der ebengenannten Einteilung und zugleich ein weiterer Beweis dafür, dass diese Gruppirung wirklich in der Natur begründet ist. Subfam. I. Lipteninae. Die von mir untersuchten Gattungen der Subfamilie Zäpteninae haben kleine oder mässig grosse aber verhültnismüssig dicke und runde, am Grunde gebogene, etwas hervorstehende Palpen. Die Behaarung, welche mit Aus- nahme von Alaena ganz vorherrschend aus meist angedrückten Schuppen be- steht, ist wenigstens an der Innenseite recht dünn. Der unbestimmt begrenzte und von dem Palpenstiel nicht deutlich abgesetzte Basalfleck ist stets sehr ausgedehnt; er nimmt ausnahmslos wenigstens so gut wie die ganze Innenseite des Basalgliedes ein, erstreckt sich sogar ófters über einen Teil des Mittel- gliedes und zeigt niemals einen helleren Fleck. Die Kegel bilden nie ein markantes Gebiet, sondern sind durschaus diffus und gleichmässig und zwar !) Moore, The Lepidoptera of Ceylon. I. 1880/81. 2) TRIMEN, South-Afr. Buttfl. IT. 1888. 3) SEMPER, Reisen im Archipel der Philippinen. Die Tagfalter. 1886/92. ^) MARSCHALL and de NrcÉvrLLE, The Butterflies of India, Burma and Ceylon. IIT. 1890. ^) op. cit. S. 8. Über die Palpen der Rhopaloceren. 261 zugleich meist über den grössten Teil des Basalflecks undicht zerstreut; sie sind sehr schwach und gleichmässig ausgebildet, bisweilen papillenartig. Gruben undeutlich, etwa in der Mitte der Innenseite des Basalgliedes gelegen. Unsere Beachtung verdienen vor allem die Strukturverhältnisse des Ba- salflecks und zwar namentlich die von Pentila, Liptena und Larinopoda. Bei diesen Gattungen hat inbezug hierauf noch keine Differenzirung oder Speziali- sirung stattgefunden, jene Verhältnisse erinnern sehr an die der Untergattung Pharmacophagus unter den Papilionidae und der Gattung Delias unter den Pierididae, welche beide — wie wir schon vorher haben kennen lernen — in genannter Hinsicht einen primitiven "Typus darstellen. Diese bei Pentila, Liptena und Larinopoda vorkommenden generalisirten Strukturverhältnisse dürften demgemäss ebenfalls als relativ ursprüngliche aufzufassen sein. Im Vergleich hiermit dürften dagegen die Verhältnisse bei Tingra und besonders bei Alaena'), bei denen die Kegel zu papillenartigen Gebilden herabgesunken und auf einen kleineren Raum beschränkt sind, ganz in Analogie mit dem bei Papilio Agavus und Hector bemerkten Verhalten, schon abgeleiteter sein, weil hier eine sekundäre Reduktion der Kegel eingetreten ist. Diese Auffassung von den relativ primitiven Verhältnissen bei Liptena ete. lässt sich mit einigen anderen interessanten Tatsachen, auf welche ich unten aufmerksam machen werde, sehr gut vereinen. Subfam. II. Lycaeninae’). Palpen meist ziemlich lang, bisweilen recht lang, hauptsächlich am Grunde gebogen. Behaarung dicht; die Bauchseite mit angepressten, bezw. anliegenden grossen Schuppen, bisweilen ausserdem mit abstehenden Haaren besetzt; die meist breit eiförmigen Schuppen der Innenseite wenigstens am Mittelgliede mehr oder weniger quer angeordnet. Basalfleck von wechselnder Ausdehnung, meist mehr als '/, selten nur etwa "4 und bisweilen so gut wie die ganze Länge des Basalgliedes einnehmend, ausnahmsweise (Hypolycaena) sich sogar 1) Alaena, welche früher zu den Acraeinae gerechnet wurde und deren wahre Lycaeniden-Natur zuerst von ScHATZ entdeckt wurde, weicht durch die meist aus abstehenden Haaren und tief geteilten Schuppen bestehende Behaarung von den übrigen mir bekannten Gattungen der Subfamilie Zipteninae ab, stimmt dagegen inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks ziemlich gut mit ihnen überein und zwar kommt sie der Gattung Tingra am nächsten. 2) Diese Subfamilie wird von ScHATZ und RÖBER , T'heclinae & Lycaeninae“ benannt. Wenn man auch leicht verstehen kann, weshalb die genannten Lepidopterologen diese Bezeichnung gebraucht haben, ist solch’ein Doppelname nicht mit der wissenschaftlichen Praxis vereinbar; ich nenne die Subfamilie daher schlecht und recht Zycaeninae. 262 Enzıo REUTER. über einen Teil des Mittelgliedes erstreckend, aber dann mit deutlichem hellem Fleck versehen; nur an seinem proximalen Teil bisweilen über beinahe die ganze Breite der Innenseite ausgedehnt, distalwärts mehr oder weniger deutlich verjüngt und bestimmt begrenzt, am proximalen Ende nicht besonders scharf von dem Palpenstiele abgegrenzt. Auf dem proximalen Teil des Basalflecks befindet sich ein, meist dem oberen Rande des Basalgliedes sich nähernder, durch lichtere Farbe mehr oder weniger deutlich abstechender, wenigstens unten ziem- lich markant begrenzter heller Fleck, oder, wenn ein solcher nicht deutlich sichtbar, wird das entsprechende Gebiet jedenfalls, durch das Vorkommen der Kegel ausschliesslich oder doch hauptsáchlich auf demselben, ausgezeichnet. Die Kegel ziemlich schwach oder müssig stark entwickelt, gerade, spitzig, schwach aufwärts gerichtet; sie kommen, wie schon angedeutet, auf dem hellen Fleck oder auf entsprechender Stelle relativ am dichtesten vor und erlangen zugleich dort ihre hóchste Ausbildung, bisweilen ausschliesslich auf den hellen Fleck beschrünkt; sie gehen oft distalwürts in meist nur unmittelbar vor dem hellen Fleck spärlich vorhandene kleinere Kegelgebilde über; auch ist der oberhalb jenes Flecks befindliche Teil des Basalflecks, bezw. der Rücken des Gliedes, zumeist mit kleinén schmüchtigen Kegeln besetzt, dagegen fehlen stets alle Kegelgebilde unterhalb des hellen Flecks sowie auf dem distalen Ende des Basalflecks. Gruben meist 4—5 auf dem distalen Teil des hellen Flecks oder ein wenig vor demselben vorhanden. Es sind in letzter Zeit so viele neue Lycaeniden-Gattungen aufgestellt worden, dass die von mir untersuchten nur einen verhältnismässig geringen Teil der ganzen Anzahl bilden. Ich muss deshalb auf jede Spekulationen über die etwaigen speziellen Entwicklungsrichtungen verzichten, welche inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks innerhalb der Subfamilie Lycae- ninae stattfinden, und mich darauf beschränken, die allgemeine Differenzirungs- tendenz, die sich innerhalb der Subfamilie geltend macht, festzustellen. Diese Tendenz làsst sich folgendermassen kurz charakterisiren. Die Kegel, welche bei keiner von mir untersuchten Art mehr, wie dies in der Subfamilie Lipteninae der Fall ist, gleichmässig ausgebildet sind und über beinahe den ganzen Basalfleck gleichmässig zerstreut dastehen, — na- mentlich auf dem unteren Teil des Basalflecks scheint nämlich schon längst eine Reduktion der Kegel stattgefunden zu haben, da solche dort nirgends in der Subfamilie Lycaeninae von mir beobachtet worden sind — haben das Be- streben sich auf einem proximalen Gebiete hóher zu differenziren, wührend gleichzeitig besonders die distalen Kegel allmählich rückgebildet werden; auf Uber die Palpen der Rhopaloceren. 263 dem genannten Gebiete werden sie zwar oft verhältnismässig dick, erreichen jedoch eine nur mässig hohe Entwicklungsstufe und behalten ihre ursprüng- liche gerade und spitzige oder wenigstens zugespitzte Gestalt bei. Zugleich beginnt meist das in Rede stehende Gebiet oder doch ein hauptsächlicher Teil desselben etwas hellere Farbe anzunehmen. Der so entstandene helle Fleck, welcher sich zuerst nur ganz wenig von dem übrigen Basalfleck unter- scheidet und fast stets unten markant begrenzt ist, aber keine Erhóhung dar- stellt, nimmt an Helle zu und wird schliesslich wasserklar und fast durch- sichtig; er ist dann meist ringsum deutlich, bisweilen sogar sehr scharf be- grenzt und sticht recht stark von dem sonst bräunlich gefürbten Basalfleck ab. Wenn der helle Fleck diese hohe Differenzirungsstufe erreicht hat, sind die Kegel meist fast ausschliesslich auf denselben beschrünkt; die distalen Kegel- gebilde sind verschwunden und auch die oberhalb des Flecks befindlichen kleinen Gebilde, welche sich sonst am zähesten erhalten, sind ebenfalls oft vollständig rückgebildet Der helle Fleck wechselt bei den verschiedenen Gat- tungen oft sehr an Prägnanz und zeigt in dieser Hinsicht sogar bei den Arten einer und derselben Gattung nicht unbedeutende Unterschiede. Wenn ich jetzt zu einer kurzen Besprechung der einzelnen Gattungen übergehe, will ich zuerst bemerkt haben, dass Miletus und Allotinus, welche offenbar unter einander eng verwandt sind und sich durch lange und sehr schmale Palpen auszeichnen, von allen übrigen von mir untersuchten Gattungen sich dadurch sehr scharf unterscheiden, dass die Innenseite des Basalgliedes, statt mit normalen Schuppen, in grosser Ausdehnung mit ganz eigenartigen Haargebilden besetzt ist"), die anscheinend deformirte Schuppen vorstellen und dem Basalgliede ein recht eigentümliches Gepräge verleihen, welches auf den ersten 1) Es wäre von grossem Interesse die Untersuchung der Palpen über die in letzter Zeit neu auf- gestellten Gattungen, welche angeblich dem Verwandtschaftskreis von Miletus und Allotinus angehören (Malais Dom., Logania Disr, Paragerydus Dist., Miletographa RöB., Megalopalpus RöB. und viel- leicht noch andere), auszudehnen, um sich davon zu überzeugen, ob jene eigentümlichen Haargebilde bei allen diesen Formen und zwar nur in genanntem Verwandtschaftskreis vorkommen. In diesem Falle wäre eine erneute eingehende Untersuchung auch anderer Merkmale erwünscht; ich kann nämlich die Vermutung nicht unterdrücken, dass, wenn einmal bei genauer und einheitlicher Bearbeitung des in den letzten Dezennien so ausserordentlich stark angewachsenen Materials von Zycaenidae, in der Subfa- milie Zycaeninae kleinere natürliche Gruppen unterschieden werden können, gerade der Verwandtschafts- kreis von Miletus und Allotinus eine der natürlichsten und am meisten abgeschlossenen darstellen wird; die Gruppe dürfte dann mit DongRTv's Gerydinae zusammenfallen, welche Abteilung durch sehr flache Eiform sowie durch eigentümliche Struktur der „Prehensores“ von seinen übrigen ,Subfamilien* der Lycaenidae abweichen soll. (Vgl. DouERTY, Buttfl. Kumaon. S. 110, 131—132. — Zycaen. Low. Tenass. S. 414—415, 436 ff). Die Angabe (S. 415), dass in der Subfamilie Gerydinae die Tarsen der Vorderfüsse in beiden Geschlechtern denen der Mittel- und Hinterfüsse gleich sind, wird in einem spä- teren Aufsatz berichtigt (A List of the Butterflies of Engano, whit some Remarks on the Danaidae. Journ. As. Soc. Beng. Vol. LX. 1891. S. 29, Note). 264 Enzıo REUTER. Blick sofort an die Hesperüdae erinnert; gleichzeitig dokumentiren sie sich durch die Verhältnisse des Basalflecks als unzweifelhaft zu den Lycaeninae angehörend'). Jene Haargebilde, welche ihre Schuppennatur bisweilen noch er- kennen lassen, besitzen aber im Gegensatz zu den mit fein gezühnten Längs- streifen versehenen Gebilden der Æesperiidae ebene Ränder; sie sind bis zum Ende gestreift und unmittelbar am Ende nur sehr unbedeutend verjüngt, wäh- rend die Haargebilde der Hesperüdae fein nadelspitzig ausgezogen und am Ende nicht gestreift sind. Die erwühuten Gebilde von Metus und Allotinus sind demnach mit denen der Zesperüdae nicht homolog. Daraus folgt na- türlich auch, dass die in Rede stehenden Gebilde nicht etwa als Zeichen einer Blutsverwandtschaft zwischen den Lycaenidae und Hesperiidae aufzufassen sind?). Miletus und Allotinus unterscheiden sich übrigens von den Hesperiidae sehr scharf durch den durchaus verschiedenen Bau ihrer Palpen, sowie durch das Vorkommen eines recht markanten Kegelgebietes, während ein solches unter den Hesperiidae niemals von mir beobachtet worden ist und wohl sicher auch bei keiner Hesperiide existirt. Lucia scheint zu keiner. anderen von mir untersuchten Gattung in beson- ders naher Beziehung zu stehen. Weil ich wegen der am Grunde fehlerhaften Palpen die Strukturverháltnisse des Dasalflecks leider nicht untersuchen konnte, kann ich über die mutmasslichen verwandtschaftlichen Relationen dieser Gat- tung keine bestimmte Ansicht aussprechen. Pseudodipsas, Lycaenesthes, Plebeius und Chrysophanus stimmen sowohl in der allgemeinen Palpenbildung als inbezug auf die Verhältnisse des Basal- flecks, welcher einen meist deutlichen, bei den zwei letzten Gattungen sogar bisweilen recht scharf abstechenden hellen Fleck zeigt, gut mit einander überein?) und scheinen einen Komplex von unter sich näher verbundenen Formen dar- 1) Bei Miletus kommt die Lycaeninen-Natur des Basalflecks nur wenig zum Vorschein, Allotinus zeigt aber inbezug auf das Kegelgebiet, welehes zugleich einen freilich fast unmerklich helleren Fleck darstellt, eine unverkennbare Ahnlichkeit mit mehreren Lycaeninen-Gattungen. 2) Auffallend ist, wie oft die Zycaenidae von den älteren Autoren mit den Hesperiidae verwech- selt worden sind; bei mehreren der neueren Lepidopterologen stehen die beiden Familien noch unmit- telbar neben einander, doch ist nicht immer zu ersehen, ob diese Anordnung etwa ein Ausdruck für eine vermeintlich nähere Beziehung zwischen denselben sein soll. 3) Besonders hat dies auf Plebeius und Chrysophanus Bezug, welche auch in allen anderen struk- turellen Merkmalen einander beinahe gleichkommen und sogar oft, wie z. B. von SmirH, als identisch angesehen werden (SmitH, Synopsis of the genera of the N. A. Rhopalocera. Bull. Brookl. Entom. Soc. Vol. VI. 1883. S. 43). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 265 zustellen. An dieselben schliesst sich Thestor an"), nimmt jedoch wegen ihrer kleinen Palpen und abweichenden Behaarung unter ihnen eine etwas isolirte Stellung ein, welche auch durch andere Merkmale zum Ausdruck kommt’). Eine Annäherung an die Erycinidae, die Scuarz und Rôger in dem Dorn am Ende der Tibia sowie in der Zeichnung und Färbung der Unterseite der Flügel sehen wollen, zeigt Thestor nicht in der Palpenbildung, da nur die geringere Grósse der Palpen allein wohl kaum dahin zu beurteilen ist. Bei den mir bekannten Reprüsentanten der Gattungen Amblypodia und Curetis, welche inbezug auf die Gestalt und Behaarung der Palpen sehr an einander erinnern, zeigt der Basalfleck keinen merkbar helleren Fleck; das entsprechende Kegelgebiet erscheint dagegen, wie dies auch bei Aphnaeus der Fall ist, fast unmerklich angeschwollen. Auch bei Loxura, welche mit Sithon ziemlich nahe verwandt sein dürfte, findet sich kein deutlicher heller Fleck, bei Deudorix tritt er aber schon merkbar hervor. An letztgenannte Gattung reihen sich ziemlich ungezwungen Jalmenus und Ilerda, Lacosopis”) und Zephyrus an, welche wieder mit Tecla, Eumaeus und Hypolycaena zu einem umfangreichen Kreis von unter einander mehr oder weniger nahe ver- bundenen Formen zusammentreten. Was die Gattung Tecla anbetrifft, zeigen einige ihrer Arten in der ganzen Palpenbildung, d. h. sowohl in dem allgemeinen Bau, in der Stürke und in den relativen Längenverhältnissen der einzelnen Glieder als auch in der Behaarung und in den Strukturverhältnissen des Basalflecks so betrüchtliche Unterschiede, dass die Differenzen, und zwar namentlich die erstgenannten, nicht nur vóllig ebenso gross sind wie diejenigen, welche verschiedene Gattungen, wie z. B. Plebeius und Chrysophanus, Pseudodipsas und Lycaenesthes und an- dere mehr in den genannten Beziehungen zeigen, sondern dieselben sogar bis- weilen um ein Bedeutendes übertreffen. Diese Tatsachen scheinen mir ganz bestimmt darauf hinzudeuten, das Thecla — diese an Artenzahl reichste Rho- paloceren-Gattung — in ihrem jetzigen Umfange keineswegs einheitlicher Natur ist, und lassen es als sehr mutmasslich erscheinen, dass sie mit den übrigen Lycaeniden-Gattungen durchaus nicht gleichwertig ist. Ich kann daher der 1) Nach BUCHANAN- WHITE bildet Thestor mit Rücksicht auf die äusseren Geschlechtsorgane der Männchen mit Laeosopis und Thecla eine Gruppe und soll in genannter Hinsicht kaum generische Unterschiede zeigen. Thestor scheint mir aber mit den eben genannten Gattungen viel entfernter ver- wandt zu sein als mit Crysophanus. Dagegen nähert sich Plebeius inbezug auf die männlichen Ge- nitalien der letztgenannten Gattung (BucHANAN-WHITE, Male Genit. Armat. Eur. Rhop. S. 365). 2) Vgl. ScHATZ und RÔBER (op. cit. S. 275). ?) Laeosopis wird von ScHATZ und RÖBER weit von Zephyrus entfernt. In der Palpenbildung zeigt sie aber mit dieser Gattung die grüsste Übereinstimmung. 34 266 Enzıo REUTER. Ansicht ScHatz und Röser’s nur vollkommen beitreten, dass „eine eingehende Bearbeitung dieser Gattung, d. h. eine systematische Untersuchung möglichst aller bekannten Arten, wohl die Notwendigkeit einer Spaltung ergeben würde“?). Eumaeus, diese in systematischer Hinsicht vielfach angefochtene Gattung), erweist sich mit Rücksicht auf ihre Palpenbildung und besonders inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks als eine echte Lycaenide und zwar schliesst sie sich am nächsten der Gattung Thecla an. Ihre Zugehórigkeit zu den Ly- caenidae wird hierdurch noch mehr bestätigt. Das Errichten einer besonderen Tribus für Zwmaeus scheint mir höchstens nur dann über einige Berechtigung zu verfügen, wenn man mit Scupper auch die Triben , Theclidi*, „Ouprdidi“ und , Chrysophanidi^ — welche indessen wie früher bemerkt ohne Grenzen in einander übergehen — aufrecht erhält, und nicht einmal in diesem Falle lie- 1) ScHATz und RÔBER (op. eit. S. 264; vgl. auch S. 27). 2) So wird Æumaeus von Goparr unter dem Namen ÆEumenia zwischen die Brassolidae und Satyridae der jetzigen Autoren eingereiht (Enc. meth. IX. Suppl. S. 826. 1823). Bo1spuvAL (Spec. gén. I. 1836) und DouBLEDAY (nach ScuppER 1875. S. 413, siehe unten!) haben für genannte Gattung eine besondere Familie (Æwménides Borsp., Eumaeidae DougL.) errichtet, welche von jenem zwischen die Pierididae und Lycaenidae, von diesem zwischen die Erycinidae und Lycaenidae eingeschaltet wurde. Zu den Ærycinidae gerechnet wurde sie von GUERIN-MENEVILLE (Iconographie du Règne Ani- mal. Insectes. Texte S. 489. Paris 1844), Lucas (Papillons. 1853/79. S. 221) und SwrrH (Synops. gen. N. A. Rhop. 1883. S. 43). Unter die Lycaenidae der neueren Autoren wurde die Gattung schon von Hügner (Sammlung exotischer Schmetterlinge. Augsburg 1806/16) gestellt; ihre Zugehörigkeit zu dieser Familie wird u. A. auch von HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. Syst. Lep. III. 1870. S. 14), WEstwoop (Gen. Diurn. Lep. IL. 1859. S. 469), Bares (Journ. Ent. I. 1862. S. 220), KrnBy (Cat. 1871. S. 426) und noch anderen unten zu erwähnenden Autoren erkannt. Barxs bemerkt, nachdem er auf die geschlossenen Discoidalzellen der Flügel aufmerksam gemacht hat: ,if the lower discocellular nervule prove to be aborted constantly in the numerous aberrant genera of Lycaenidae of Eastern Asia, the genus Ewmaeus might form a subfamily of Lycaenidae founded on the closure of the wing-cells*. Nach Scupper soll die Gattung eine intermediüre Stellung zwischen den Lycaenidae und Erycinidae, welche von ihm als Subfamilien in eine Familie vereinigt werden, einnehmen, wird aber den Zycaenidae zugezählt (The Structure and Transformations of Eumaeus Atala. Mem. Bost. Soc. Nat. Hist. Vol. II. 1875. S. 413— 419) und zwar bildet sie in einer spüteren Arbeit desselben Verfassers (Syn. List. Buttfl. N. Am. N. Mex. II. 1876. S. 103) unter den letzteren eine besondere Tribus neben drei anderen, welche je von Thecla, Plebeius und Chrysophanus repräsentirt werden. In einer „Note on the Group Eumaeidi“ (Gopman & SaLvIN, Biol. Centr.-Am. II. 1887. S. 110—112), wo die systematische Stellung der Gattung einer eingehenden Diskussion unterzogen wird, hült ScUDDER an seiner früheren Ansicht fest und zwar soll die von Ewmaeus vertretene Tribus sich einerseits durch die von Thecla reprüsentirte an die übrigen Triben seiner Subfamilie Lycaeninae, andererseits — namentlich wegen der Form der Raupe in ihren früheren; Stadien — an} die Lemoniinae anschliessen. Gopman und SaLviw stellen Ewmaeus ohne Bedenken in die Familie Zycaenidae und heben sogar ihre enge Verwandtschaft mit Thecla sehr kräftig hervor: „so closely is Ewmaeus connected with Thecla in all essential points of structure that we acknowledge that we have not satisfactorily produced characters whereby the two may be sharply defined“ (Biol. Centr.-Am. II. S. 5). Von SrAUDINGER wird Ewmaeus als eine ziemlich stark abweichende Lycaenide betrachtet (Exot. Tagf. I. 51888. S. 289). Nach ScHarz und RÖBER „stimmt sie in dem Hauptcharakter der Lycaenen vollständig mit dem Typus überein“, besitzt aber daneben viele eigentüm- iche Abweichungen (op. cit. S. 266). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 267 fern die Palpen von Æumaeus, wenn man von der etwas abweichenden her- vorstehenden Stellung derselben absieht, einen halbwegs genügenden Grund zur Abscheidung dieser Gattung von den Theclidi, wenn auch Eumaeus — wie dies vorzugsweise Scupper eingehend nachgewiesen hat") — sich durch gewisse andere abweichende Eigentümlichkeiten von denselben unterscheidet. Hypolycaena stellt inbezug auf die an dem Basalfleck stattgefundenen Differenzirungsvorgänge nach gewisser Richtung hin das Endresultat dar und scheint in dem Verwandtschaftskreis von Thecla in betreffender Hinsicht etwa eine ähnliche Stellung einzunehmen wie Plebeius und Crysophanus in dem von ihnen und ihren Verwandten gebildeten engeren Formenkomplex. Gegenseitige Relationen der Lipteninae und Lycajeninae. Wenden wir uns jetzt einer vergleichenden Betrachtung der Subfamilien Lipteninae und Lycaeninae zu. Ich will dann zuerst daran erinnern, dass es in jener Subfamilie Formen giebt (Pentila, Liptena, Larinopoda), welche in- bezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks noch keine Differenzirungs- vorgänge aufzuweisen haben. Bei keiner mir bekannten Art der Subfamilie Lycaeninae findet sich mehr solch’ein ursprüngliches Verhältnis; die in ge- nannter Hinsicht am wenigsten spezialisirten Formen, welche noch ein ziemlich diffuses Kegelgebiet besitzen, bei denen noch kein hellerer Fleck bemerkbar ist und die proximalen Kegel sich nur sehr wenig höher als die distalen differen- zirt haben und annähernd auf einer ebenso niedrigen Entwicklungsstufe wie bei den genannten Gattungen der Subfamilie Lipteninae stehen, zeigen aber deutlich, dass die Strukturverhältnisse auch der am meisten spezialisirten — die durch vermittelnde Zwischenformen vielfach mit den nur wenig modifizirten verbunden sind — ganz unzweifelhaft auf die ursprünglichen Verhältnisse von Pentila etc. zurückzuführen sind, dass also von diesem Grundtypus heraus in der Subfamilie Lycaeninae Differenzirungsvorgänge nach etwas verschiedenen Richtungen hin stattgefunden haben. Es dokumentirt sich daher inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks die Subfamilie Lipteninae als die rela- tiv ursprünglichere. Im Geäder unterscheidet sich die Subfamilie Lipteninae von derjenigen der Zycaeninae vor allem durch die fünfästige Radialis, welche Ader in der letztgenannten Subfamilie vier- bezw. dreiästig erscheint („in Zraota und in wenigen Arten im c fünfüstig^, ScHatz und Röper, op. cit. S. 262). Aus der !) SCUDDER, loce. cit. 268 Enzıo REUTER. Entwicklungsgeschichte des Geäders im Puppenflügel, sowie aus einem ver- gleichenden Studium des definitiven Geäders an den Imagines, wissen wir, dass diese fünfästige Radialis der durch das Ausfallen, bezw. Verwachsen gewisser Äste entstandenen vier- oder dreiästigen gegenüber als die ursprünglichere aufzufassen ist. Wie es Scuarz und Röger hervorgehoben haben, finden wir „vornehmlich unter den afrikanischen Gattungen [in der Subfamilie Lipteninae!] Formen, deren Geäder sich durchaus nicht vom normalen Typus unterscheidet, wo die untere Radiale [2. Medianast] genau dieselbe Stärke wie die obere Radiale [1. Medianast] besitzt und ebenfalls quer oder doch schief zur Sub- costale [Radialis] steht“'). Diese normalen Verhältnisse sind ebenfalls im Ver- gleich zu der für die Subfamilie Lycaeminae charakteristischen Aderbildung, welche sich durch einen sehr zarten und dünnen 2. Medianast sowie durch ebenso feine, bezw. z. T. atrophische MDC und UDC auszeichnet, als relativ ursprünglicher zu deuten. Es sei auch bemerkt, dass der Subcostalast der Hinterflügel bei einigen Gattungen der Subfamilie Lipteninae noch vorhanden, dagegen in der Subfamilie Lycaeninae allgemein rückgebildet ist. Dass die Gattungen der Lipteninae ungeschwänzte Hinterflügel besitzen, ist vielleicht an und für sich von nur geringer taxonomischer Bedeutung, weil ebenso gerundete Hinterflügel mehrmals auch unter den ZLycaeninae vor- kommen; es bleibt immerhin auffallend, dass jene Anhängsel an den Hinter- flügeln erst innerhalb letztgenannter Subfamilie zu Stande zu kommen scheinen, denn wir haben eher Grund anzunehmen, dass ungeschwünzte Flügel unter den Lycaenidae eine relativ primitivere Form darstellen. Die Lycaenidae schliessen sich nämlich in einigen später zu besprechenden Beziehungen an die Pierididae an, welche niemals solche Anhängsel besitzen, und zwar treten diese Bezie- hungen am prägnantesten bei mehreren Gattungen der Subfamilie Lipteninae hervor. In welcher Gattung der Subfamilie Lycaeninae die Anknüpfungen an die Lipteninae vorzugsweise zum Vorschein kommen, darüber kann ich mich nicht aussprechen; vielleicht finden sich vermittelnde Formen unter den ebenfalls afrikanischen Gattungen, welche sich, obgleich der Subfamilie Lycaeninae an- gehórend, durch Pierididenartiges Aussehen auszeichnen. Es sei schliesslich noch erwähnt, dass nach der Ansicht Donerry’s Li- phyra — die einzige indo-australische Gattung der Subfamilie Lipteninae — wahrscheinlich den àltesten Typus der jetzt lebenden Lycaenidae repräsentirt !) ScHATZ und RÖBER, op. cit. S. 260. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 269 und ihre nächsten Verwandten unter den afrikanischen Gattungen hat, welche den übrigen Teil genannter Subfamilie bilden”). Zusammenfassung. Wir kommen mithin durch eine Reihe von Auseinandersetzungen zu dem- selben Schluss wie durch die taxonomische Beurteilung der Strukturverhält- nisse des Basalflecks und dürften demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf schliessen kónnen, dass in der Familie Lycaenidae die Subfa- milie Lipteninae eine fylogenetisch ältere Abteilung, als die der Lycaeninae darstellt. Fam. IV. Erycinidae. Ehe ich zur Behandlung der Familie Zrycimidae gehe, ist es nótig einige Bemerkungen über die von mir angenommene Begrenzung ihrer Subfamilien vorauszuschicken. Zum leichteren Verständnis will ich zuerst einen kurzen Überblick über die von Seiten der Systematiker gemachte Einteilung der Ery- cinidae geben. Bares, welcher zum ersten Male eine Weiterspaltung dieser Familie durchgeführt hat, unterschied in derselben mit Rücksicht auf die An- heftungsweise und Gestalt der Puppe drei Subfamilien: Ærycininae, Stalach- tinae und Libytheinae?). In einer späteren eingehenden Bearbeitung der Ery- cinidae wird zunächst Libythea von der Familie ausgeschieden und dann diese nach Verschiedenheiten im Geäder in drei Subfamilien: ANemeobznae, Eury- goninae und Erycininae eingeteilt”). Die Subfamilie Nemeobiinae umfasst nach ihm alle altweltlichen Gattungen, sowie die südamerikanischen Alesa, Burybia, Eunogyra, Mesosemia, Cremna und Hyphilaria; die Eurygoninae enthält nur Eurygona (Euselasia Hüex.) und Methonella, die Erycininae alle übrigen Gattungen der Familie. Diese Einteilung wird von Burner”) und Kırey°) acceptirt, nur bildet bei ihnen Libythea noch immer eine Subfamilie unter den Eryeinidae und die Subfamilien Æurygoninae und Erycininae werden von dem letztgenannten Autor Fuselasiinae, bezw. Lemoniinae genannt. ^ Gopwaw und 1) DoHERTY, Lyc. Low. Tenass. Journ. As. Soc. Beng. LVIII. 1889. S. 416. 2) BATES, Journ. Ent. I. 1862. S. 290. — Vgl. auch Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 515 und Journ. Ent. IT. 1864. S. 176—177. 3) Bates, A Catalogue of Ærycinidae, a Family of Diurnal Lepidoptera. Journ. Linn, Soc. Zool. IX. 1868. S. 367—459. *) BUTLER, Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 135 ff. 5) KirBy, Cat. S. 282 ff. 270 Exz10 REUTER. SALVIS, welche Libythea als Repräsentanten einer eigenen Familie betrachten, teilen die Familie Ærycinidae nur in zwei Subfamilien, Nemeobünae und Eryci- ninae, ein, und zwar unterscheidet sich jene von Bares gleichgenannter Sub- familie durch Einverleibung von Eurygona, Methonella, Hades und Helicopis mit derselben sowie durch die Ausscheidung der Gattungen Alesa, Eurybia, Eunogyra, Mesosemia, Cremna und Hyphilaria, während diese nur durch die Zufügung der letztgenannten Gattungen von Bares’ Subfamilie Ærycininae ab- weicht!) Scuarz und Röser beschränken die Subfamilie Nemeobinae auf die Gattungen der alten Welt allein; ihre Subfamilie Fuselasiinae besteht aus Euselasia, Methonella, Hades, Helicopis und Perophthalma, die Subfamilie Erycininae (von ihnen Lemoniinen genannt) fällt mit Gopman’s und Sarviw's zusammen’). Seuarz und Rüpers Subfamilien Nemeobünae und Euselasiinae haben einige sehr wichtige Merkmale, wodurch sie sich zugleich von der Subfamilie Lemoniinae unterscheiden, gemeinsam. Bei den beiden erstgenannten findet sich kein ,Dasalnerv^ an den Hinterflügeln, während ein gut entwickelter in der letzterwähnten stets vorhanden ist; der 2. Medianast der Vorderflü- gel ist bei jenen von gleicher Stärke wie der 1. Medianast”), bei dieser da- gegen ausserordentlich zart und dünn; ausserdem ist bei den ersteren die Discoidalzelle in der Regel durch normale Discozellularen geschlossen und zwar ist wenigstens die MDC stets gut ausgebildet, bei der letzteren sind die Discozellularen oder doch eine derselben in geringerem oder grösserem Masse atrophisch; hierzu kommt, dass die Nemeobünae nnd ÆEuselasiinae auch mit Rücksicht auf die Palpen unter einander viel grössere Übereinstimmung zeigen als mit den Lemonünae. In Erwägung dieser Tatsachen scheinen mir die beiden ersteren Subfamilien mit der letztgenannten nicht gleichwertig zu sein, vielmehr dürften sie zusammen eine mit dieser äquivalente Abteilung bilden. Gemäss dieser Auffassung ziehe ich sie mit Gopman und Sarvrw in eine Sub- familie, welche ich den Lemoniinae gegenüber stelle, zusammen und zwar sehe ich sie als Triben Nemeobüdi und Æuselasiidi der Subfamilie Nemeobünae an; diese Triben werden durch die weiteren von Scmarz und Rößer angegebenen, weniger hervorragenden Merkmale von einander unterschieden. Gegen die 1) Gopman and Sauvın, Biol. Centr.-Am. I. S. 361, 362 und 374 Note. 2) ScHATZ und RÖBER, Die Familien nnd Gattungen der Tagfalter. S. 228, 229, 230, 234, 236. 3) Bei Helicopis, deren Zugehörigkeit zu den Æuselasiinae übrigens nicht ausser Zweifel ist, ist der 2. Medianast der Vorderflügel nach Schatz und Rôger viel schwächer als der 1. Medianast, aber „durch eine deutlich entwickelte MDC dennoch so mit der SC [Radialis] verbunden, dass er als Ast derselben gelten kónnte* (op. cit. S. 935). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 271 Vereinigung der Nemeobiidi und Euselasüdi in eine Subfamilie konnte man allerdings einwenden, dass die beiden Triben einen durchaus verschiedenen geografischen Verbreitungsbezirk besitzen, dieser Umstand scheint mir aber von geringerer Bedeutung zu sein, als die genannte Summe struktureller Überein- stimmungen, und analoge Verbreitungsverhältnisse finden sich ja übrigens viel- fach in den Subfamilien, Triben etc. anderer Rhopaloceren-Familien. Subfam. l. Nemeobiinae. Tribus I. Nemeobiidi. Palpen meist klein, bisweilen sehr klein, ziemlich stark und einigermassen gleichmässig oder etwas winklig gebogen, aufsteigend. Basalglied kurz gestielt. Mittelglied niemals mehr als 2 mal so lang, nach dem distalen Ende zu ver- jüngt. Endglied klein, in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite zugleich aus abstehenden Haaren und sich neigenden, bezw. anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mässig dicht beschuppt. Ba- salfleck wenigstens am Rücken des Basalgliedes die ganze Länge desselben und meist zugleich fast seiner ganzen Lünge nach, oder doch an dem grósseren proximalen Teil, die ganze Breite der Innenseite einnehmend, sich bisweilen anscheinend auch über einen kleinen Teil des Mittelgliedes erstreckend, un- bestimmt begrenzt. Es findet sich weder eine Anschwellung noch ein mar- kantes Kegelgebiet. Die Kegel durchaus diffus dastehend, schwach entwickelt, oft sehr klein, bezw. verschwindend. Bezüglich der Strukturverhültnisse des Basalflecks ist hervorzuheben, dass bei Abisara und Zemeros die Kegel über den gróssten Teil des Basalflecks gleichmässig diffus zerstreut und zugleich gleichmässig schwach ausgebildet sind, was, in Verbindung mit der etwa ähnlichen Ausdehnung des Basalflecks, sofort an die Verhältnisse bei Penta, Liptena und Larinopoda in der Sub- familie Lipteninae unter den Lycaenidae erinnert; nur sind die Kegel bei Abisara und Zemeros durchgehends mehr vorwärts gerichtet. Ganz in Überein- stimmung mit dem bei der Besprechung der Subfamilie Lipteninae Gesagten dürften wir diese generalisirten Verhältnisse von Abisara und Zemeros als die relativ ursprünglichsten zu betrachten haben. In Analogie mit der in soeben genannter Subfamilie hervorgehobenen Erscheinung macht sich auch bei dem Nemeobiidi eine Tendenz zu sekundärer Rückbildung der Kegel bemerkbar, und zwar wird diese Reduktion zuerst von den periferischen, namentlich den distalen Kegeln eingeleitet. So sind bei Nemeobius und Dodona die auf den 272 Enzıo REUTER. soeben erwähnten Teilen des Basalflecks einst vorgekommenen Kegel fast voll- ständig verschwunden, während die proximalen und mittleren stark rückgebildet, bezw. zu papillenartigen Gebilden herabgesunken sind. Am weitesten ist die Reduktionserscheinung bei Sfiboges vorgeschritten, indem hier auch die mittleren und proximalen verschwunden sind; ich habe nämlich bei dieser Gattung das Vorkommen von Kegelgebilden nicht sicher konstatiren kónnen. Abisara, Zemeros und Taxila scheinen unter sich sehr nahe verwandt zu sein, Während Dodona mit Nemeobius, dessen richtige systematische Stellung von den älteren Systematikern fast immer verkannt wurde'), näher verbunden ist. Stiboges scheint zu keiner anderen Gattung in besonders naher Verwandt- schaft zu stehen und eine ziemlich isolirte Stellung nimmt Polycaena wegen ihrer verhältnismässig langen und dünnen Palpen ein, deren lange Behaarung am Bauche etwas an die einer Plebeius-Art erinnert; die Strukturverhültnisse des Basalflecks stimmen aber mit dem Typus der Nemeobüdi völlig überein. Tribus II Euselasiidi. Palpen sehr klein, mässig stark und ziemlich allmählich gebogen, aufstei- gend. Basalglied breit und einigermassen kurz gestielt. Mittelglied höchstens '/j länger als das Basalglied, verjüngt. Endglied in gleicher Richtung mit dem Mittelgliede. Behaarung der Bauchseite aus sich stark neigenden Haaren und anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite mit ziemlich grossen Sehuppen etwas dünn bekleidet. Basalfleck ausgedehnt, so gut wie die ganze Innenseite des Basalgliedes und zugleich einen geringen Teil des Mittelgliedes einnehmend. Es findet sich keine Anschwellung und auch kein markantes Kegelgebiet. Kegel bei Helicopis sehr schwach entwickelt, etwa auf das proxi- male obere Viertel des Basalflecks beschrünkt; bei Æuselasia und Methonella fehlen jegliche Kegelgebilde. Die Gattung Helicopis unterscheidet sich von den unter sich nahe ver- wandten Æuselasia und Methonella nur durch sehr unbedeutend verjüngtes Mittelglied und etwas ausgezogenes Endglied sowie durch den Besitz aller- dings schwach entwickelter, aber dennoch deutlich vorhandener Kegel. Auch 1) Nemeobius wurde nämlich wegen seines Melitaea-ähnlichen Habitus von fast allen älteren Au- toren mit dieser Gattung vereinigt. So befangen waren die Systematiker von der ähnlichen äusseren Erscheinung der Imagines, dass z. B. Scororr, welcher mit Rücksicht auf die Raupenform die euro- päischen Rhopaloceren-Arten in Gruppen verteilte, Nemeobius Lucina mit den Melitaea-Arten trotz ihrer fundamental verschiedenen Raupen in einer Gruppe vereinigte! (Scororr, Introd. Hist. nat. 1777). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 213 in anderen Beziehungen, wie im Geäder, weicht sie von diesen Gattungen ab, wie dies ScHatz und Röser nachgewiesen haben’), und nimmt überhaupt unter den Euselasüdi eine isolirte Stellung ein. Ihre Zugehörigkeit zu diesen scheint mir noch nicht vóllig gesichert zu sein, ich zähle sie deshalb nur mit Reserve denselben zu. Aus dem vollständigen Mangel an jeglichen Kegelgebilden bei Æuselasia und Methonella darf man nicht darauf hin schliessen, dass der Dasalfleck der Vorfahren dieser Gattungen von Hause aus ohne Kegel war, dass also das Fehlen der Kegel ein primitiver Zustand wäre. Das Vorkommen von Kegeln auf dem Basalfleck ist eine nicht nur unter den Ahopalocera, sondern auch unter den verschiedenen Heteroceren-Abteilungen so allgemein auftretende Erscheinung, dass wir schon mit Rücksicht hierauf solch’einen Einwurf zu- rückweisen können. Ferner können wir ex analogia — wenn wir uns an die bei den nahestehenden Nemeobiidi bemerkte, stufenweise zu verfolgende Rück- bildung der Kegel erinnern — ohne Bedenken die Behauptung wagen, dass auch bei den Gattungen der Æuselasiidi eine sehr weit gegangene sekundäre Reduktion stattgefunden hat, dass demnach der von Æuselasia und Methonella reprüsentirte kegellose Basalfleckstypus von einem mit Kegeln versehenen abzuleiten ist. Gegenseitige Relationen der Nemeobiidi und Euselasiidi. Die Gründe, welche mich veranlassten die Nemeobüdi und KEuselasüdi als Triben in einer Subfamilie zu vereinigen, habe ich schon oben angegeben. Es waren dies zunächst wichtige Übereinstimmungen im Geäder, dann Ähn- lichkeiten in der Palpenbildung. In der Tat zeigen die beiden Triben inbezug auf den allgemeinen Bau und die Behaarung der Palpen keine wesentlichen Unterschiede. Auffallend ist ferner die ähnliche Ausdehnung des Basalflecks. In beiden Triben konnten wir eine Reduktionserscheinung der Kegel konsta- tiren; es zeigt sich somit in denselben eine ganz ähnliche Entwicklungsrichtung, ein Umstand, welcher sich mit Rücksicht auf die unzweifelhaft relativ nahe Verwandtschaft der beiden Formengruppen ungezwungen auf eine von gemein- samen Vorfahren vererbte Tendenz zurückführen liesse. !) ScHATZ und RöÖBER, op. cit. S. 235; nach ihnen zeigt Helicopis im Geäder eine Annäherung an die Lemontinae, unter welche sie von Bares gestellt wurde. Das Vorkommen der Kegel auf dem proximalen oberen und zwar hauptsächlich dem gestielten Teil des Basalflecks lässt sich mit dem unter den Lemoniinae allgemein stattfindenden Verhalten gut vereinen. [uv e 274 ENzro REUTER. In der Tribus Nemeobiidi finden sich Gattungen (Abisara, Zemeros), welche noch durch ziemlich ursprüngliche Verhältnisse des Basalflecks ausge- zeichnet sind (vgl. oben S. 271). Keine von mir untersuchte Gattung der Euselasiidi hat solche generalisirte, primitive Verhältnisse aufzuweisen, was aus den soeben dargelegten Auseinandersetzungen zur Genüge hervorgeht. Die Nemeobiidi zeigen durchschnittlich inbezug auf den Basalfleck entschieden ein relativ ursprünglicheres Verhalten als die Æuselasiidi. Die Tatsache, dass bei jenen ein fünfästiger Radialis der Vorderflügel ganz vorherrschend ist, bei diesen dagegen ein vierästiger schon sehr allgemein vorkommt, fällt eben- falls zu Gunsten eines relativ primitiveren Zustands der Nemeobiidi aus. Zusammenfassung. So weit man aus diesen wenigen Zeugnissen einige Schlüsse zu ziehen berechtigt ist, stellt es sich als die grösste Wahrscheinlichkeit heraus, dass unter den beiden Triben die Nemeobiidi als die relativ ältere Abtei- lung anzusehen ist. Der Umstand, dass die Triben einen entgegengesetzten geografischen Verbreitungsbezirk haben, ist vielleicht dahin zu beurteilen, dass dieselben sich ziemlich früh von dem gemeinsamen Stamme aus ab- gezweigt haben. Subfam. Il. Lemoniinae. Palpen von wechselnder Länge, nicht selten über den Kopf hervorragend, meist stark und winklig gebogen. Basalglied am proximalen Ende mehr oder weniger stark verjüngt und stets in einen deutlichen Stiel ausgezogen. Mittel- und Endglied von sehr wechselnder Länge, dieses beim 9 oft länger als beim c^, nicht selten abwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite hauptsächlich nur am Basalgliede aus Haaren, sonst aus sich mehr oder weniger stark neigen- den oder öfters dicht anliegenden Schuppen bestehend; die Innenseite ziemlich dicht beschuppt. Basalfleck ausnahmsweise die ganze Länge des Basalgliedes und sogar einen betrüchtlichen Teil des Mittelgliedes einnehmend und dann zugleich über den grössten Teil der Breite der Innenseite ausgedehnt (Æuno- gyra, Mesosemia), sonst stets viel beschränkter, meist ungefähr '5, niemals mehr als ?, der Länge des Basalgliedes und selten mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, etwas ungleich aber doch stets deutlich begrenzt, in den gestielten Teil übergehend. Mit Ausnahme von Æunogyra und Metho- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 275 nella findet sich stets wenigstens die Andeutung einer schwachen Anschwellung an dem proximalen oberen Teil des Basalflecks. Kegel bei den genannten Gattungen ausserordentlich schwach entwickelt und fast nur am Rücken der proximalen Hälfte des Basalgliedes und zwar spärlich vorkommend ; sonst stets auf dem angeschwollenen Gebiete oder auf entsprechender Stelle deutlich aus- gebildet und entweder auf dasselbe beschrünkt oder doch hier am besten ent- wickelt, meist zugleich auf dem Rücken und oft auch auf dem distalen Teil des Basalflecks vorkommend, aufwärts gerichtet, gerade, spitzig. Mesosemia und Eunogyra zeichnen sich durch die ausserordentlich ge- ringe Grösse sowie die schwache und allmähliche Biegung ihrer Palpen aus und unterscheiden sich hierdurch, besonders aber durch die sehr weite Aus- dehnung des Basalflecks wie auch durch die sehr weit gegangene Rückbildung und das ausserordentlich spärliche Vorkommen der Kegel, sehr scharf von allen übrigen mir bekannten Gattungen der Subfamilie Lemonünae ab. Diese Verhältnisse erinnern dagegen sehr an die Æuselasiidi, so dass man mit Rück- sicht hierauf sich sogar versucht fühlen könnte, sie diesen zuzuzählen. Weil die in Rede stehenden Gattungen aber einen gut entwickelten Basalnerv be- sitzen sollen, scheint es mir bis auf weiteres nicht rätlich, sie von der Sub- familie Lemoniinae abzuscheiden. Vielleicht wäre es richtiger, sie vorläufig als besondere Tribus innerhalb der Lemoniinae zu betrachten; zwar bieten sie im Geüder keine bemerkenswerten Unterschiede von einigen anderen Genossen genannter Subfamilie, unterscheiden sich aber nach Scmarz und RöBEr von allen übrigen Gattungen durch die sehr hochgradige Verkümmerung der c c- Vorderfüsse'). Erst wenn eingehende vergleichende Untersuchungen eines reichlicheren Materials eventuell eine festere Begründung der einen oder an- deren Auffassung liefern werden, kann die Frage von der wahren Stellung der betreffenden Gattungen entschieden werden; ich habe mich deshalb nur auf Andeutungen beschränken müssen. Wenn Mesosemia und Enogyra wirklich der Subfamilie Lemonünae angehören — ich reihe sie nur mit Reserve in dieselbe ein — dürften sie jedenfalls als Repräsentanten eines isolirten, vereinzelten Zweiges zu betrachten sein, welcher innerhalb dieser Subfamilie sich selbständig und mit Rücksicht auf die Struktur- verhältnisse des Basalflecks retrograd entwickelt hat. Wenn wir von den eben genannten Ausnahmen absehen, lassen sich bei sämtlichen übrigen von mir untersuchten Gattungen vorliegender Subfamilie, trotz der sehr wechselnder Länge und der dadurch oft bedingten verschiedenen 1) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 237. 276 Enzıo REUTER. Gestalt der Palpen, die Strukturverháltnisse des Basalflecks ungezwungen auf einen und denselben Grundtypus zurückführen und macht sich eine und die- selbe, wenn auch bisweilen etwas modifizirte Entwicklungstendenz geltend, welche der bei Mesosemia und Eunogyra sowie in der Subfamilie Nemeobiinae bemerkten durchaus entgegengesetzt ist. Während nämlich in dieser auf dem ausgedehnten Basalfleck gar keine Andeutung einer Anschwellung irgendwo zu Stande kommt und eine Tendenz zur Rückbildung der Kegel ganz in den Vordergrund tritt, findet sich in der Subfamilie Lemonnae auf dem relativ viel beschrünkteren Basalfleck ein unverkennbares Streben zur Differenzirung einer Anschwellung auf dem proximalen oberen Teil des Basalflecks und Hand in Hand hiermit eine Neigung zu hauptsächlichem Ansammeln der Kegel auf diesem Gebiete und zugleich eine Bestrebung der Kegel sich auf demselben relativ hóher zu differenziren. Unter diesen Gattungen lassen sich mit Rücksicht auf die Palpen min- destens drei Formenkreise unterscheiden, von denen einer alle von mir unter- suchten Gattungen mit Ausnahme von Eurybia und Stalachtis umfasst, der zweite von jener und der dritte von dieser Gattung reprüsentirt wird. In dem ersten und sehr umfangreichen jener drei Formenkreise lassen sich die stufenweisen Abänderungen von Formen mit kaum angedeuteter An- schwellung und durchaus diffusem Kegelgebiete bis zu solchen, die ein deut- lich erhabenes und recht scharf markirtes Gebiet besitzen, sehr gut ver- folgen, wenn auch natürlich nicht alle Gattungen in ununterbrochener Reihe nach einander angeordnet werden kónnen. Ich will die allmählich sich stei- gernde Spezialisirung in kurzen Zügen skizziren. Eine noch sehr niedrige Differenzirungsstufe finden wir einerseits bei Cremna, bei welcher der Basal- fleck an seinem proximalen grósseren Teil nur sehr schwach gleichmässig an- geschwollen erscheint und die schwach entwickelten Kegel kein markantes Gebiet bilden, andererseits bei Ancyluris und der nahe verwandten Diorhina, bei denen das längliche angeschwollene Gebiet am proximalen Ende etwas deutlieher erhaben ist, aber distalwürts durchaus ohne Grenzen in die Umge- bung übergeht. An diese Gattungen schliessen sich ungezwungen Themone und Panara an, während die anscheinend unter sich näher verbundenen Barbicornis und Lymnas ein breiteres und überhaupt ausgedehnteres Gebiet besitzen. An den Verwandtschaftskreis von Themone und Panara reihen sich ferner Sym- machia und die ihr sehr nahe stehende Caria, sowie Amarynthis und Siseme an. Bei allen diesen Gattungen ist jenes Gebiet noch ziemlich undeutlich an- geschwollen und namentlich am distalen Teil unbestimmt begrenzt, bei Calydna Uber die Palpen der Rhopaloceren. 211 und Æmesis wird aber schon wenigstens die proximale Hälfte der Anschwellung einigermassen deutlich markirt. Mit Anatole und Lemonias, welche auf kaum hóherer Differenzirungsstufe stehen als Calydna und Emesis beginnt vielleicht eine neue Reihe, welche sich jedoch am nächsten an die soeben genannten Gattungen anschliessen dürfte. Bei Lasaia und Metacharis sowie bei Aricoris, Echenais und Nymphidium hat die Differenzirung der Anschwellung schon ei- nige Festigkeit gewonnen, indem bei ihnen das betreffende Gebiet ziemlich stark angeschwollen und oft auch am distalen Teil deutlich markirt erscheint; die Kegel sind oft auf das genannte Gebiet beschrànkt, gehen jedoch noch bisweilen distalwärts in ausserhalb desselben stehende allmühlich über. Die hóchste Differenzirungsstufe wird endlich einerseits von Nymphopsis, anderer- seits von Apodemia erreicht. Bei ihnen ist jenes Gebiet recht stark ange- schwollen, was zur Folge hat, dass der Rücken des Basalgliedes an dem proxi- malen Teil etwas bauchig vorgewölbt erscheint; zugleich ist diese Anschwellung ringsum recht deutlich begrenzt, bei Apodemia sogar sehr scharf markirt; die Kegel sind ausschliesslich auf dieselbe beschrünkt und ziemlich gut ausgebildet, von kleinen Kegelgebilden sind bei Nymphopsis nur einige Spuren zu finden, bei Apodemia fehlen sie vollständig. Es ist eine nicht uninteressante Erscheinung, dass freilich nicht ausnahmslos und kontinuirlich, aber dennoch durchschnittlich der immer weiter gehende Spezialisirungsvorgang an dem Basalfleck etwa parallel mit einer Verlängerung der Palpen verlüuft. Dieser Umstand in Verbindung mit der Tatsache, dass die Palpen der Subfamilie Nemeobzinae, welche inbezug auf den Basalfleck — wie ich unten nachweisen werde — entschieden ursprünglichere Verhältnisse aufzuweisen haben, fast stets von sehr geringer Grósse sind, lässt es mutmass- lich erscheinen, dass unter den Ærycinidae eine geringe oder mässige Ent- wicklung der Palpen die relativ ursprünglichere ist. Mit solch einer An- schauung steht in gutem Einklang noch eine andere ebenfalls im grossen und ganzen parallele Erscheinung, die nämlich, dass gerade diejenigen Gattungen, welche am wenigsten spezialisirte Strukturverhültnisse des Dasalflecks darbieten, eine verhältnismässig geringe Verkümmerung der Discozellularen zeigen und sich mithin von dem ursprünglichen Verhalten noch relativ am wenigsten ent- fernt haben, während bei denjenigen Gattungen, bei denen die Differenzirung des angeschwollenen Gebietes und der Kegel schon weiter vorgeschritten ist, die Discozellularen meist in hóherem Masse atrophisch sind. Die Palpen von Æwrybia, welche der Vertreter des zweiten jener drei Formenkreise ist, zeichnen sich durch sehr stark gekrümmtes Basalglied, durch 278 Enzıo REUTER. über die Mitte hin angeschwollenes Mittelglied — eine Form, welche bei keiner anderen Gattung der Ærycinidae beobachtet wurde — sowie durch ausserordentlich kurzes, gestumpftes Endglied aus. Von allen übrigen Gat- tungen weicht Æwrybia ferner durch das Vorkommen eigentümlicher Stacheln auf der Innenseite des Basal- und z. T. auch des Mittelgliedes ab, welche Stacheln den schon durch ihre Gestalt sehr charakteristischen Palpen ein recht fremdartiges Aussehen verleihen. Auf dem ziemlich beschränkten Basalfleck befindet sich ein verhältnismässig recht stark angeschwollenes und deutlich mar- kirtes, trianguläres, schräg nach oben verjüngtes und spitziges Gebiet; die vor- würts gerichteten Kegel sind fast ausschliesslich auf dasselbe beschrünkt und einigermassen gut ausgebildet. Diese Verhältnisse, welche eine ziemlich hohe Differenzirungsstufe verraten, lassen sich mit denen keiner anderen mir be- kannten Gattung der Subfamilie Lemonünae direkt vergleichen und stehen daher ziemlich unvermittelt da. Æurybia nimmt mithin inbezug auf ihre Pal- penbildung eine etwas isolirte Stellung ein. Mit Rücksicht hierauf liegt die Vermutung nahe, dass Æuwrybia in derjenigen Abteilung der Subfamilie Lemo- niinae, welche im Gegensatz zu Eunogyra und Mesosemia eine progressive Ent- wicklungsrichtung eingeschlagen hat, sich schon ziemlich früh selbständig ent- wickelt hat. Der dritte Formenkreis umfasst die Gattung Stalachtis und schliesst sich dem zuerst behandelten an. Séalachtis hat besonders im weiblichen Geschlechte kräftige, rechtwinklig gebrochene und an ihrer Aussenseite charakteristisch weiss gefleckte Palpen, deren Endglied verhältnismässig gross und stark ist. Auch hier kommt es auf dem Basalfleck zur Bildung einer Anschwellung; diese, welche nur am Grunde des Basalflecks sowie am oberen Rande deutlich erhaben ist, wird aber distalwärts allmählich erweitert und zugleich unmerk- lich ausgeglichen; die Kegel sind einigermassen gut entwickelt und verhältnis- mässig dick, an dem proximalen, bezw. deutlich angeschwollenen Teil am besten ausgebildet, werden aber distalwärts allmählich kleiner und kommen auch auf dem distalen Teil des Basalflecks vor. Die bei Stalachtis auftretende Form der Anschwellung lüsst sich nicht als direktes Resultat der in dem ersten Formenkreis bemerkten Entwicklungsrichtung betrachten, vielmehr dürften wir hier als bewirkende Ursachen etwas divergirende Differenzirungsvorgänge an- nehmen müssen und zwar scheint mir zugleich das noch über den gróssten Teil des Basalflecks zerstreute Vorkommen der Kegel anzudeuten, dass die von Séalachtis vertretene Form sich von dem Verwandtschaftskreis niedrigerer oder mittlererer Formen jenes ersten umfangreichen Formenkreises heraus dif- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 219 ferenzirt hat. Die Ansicht, nach welcher Stalachtis eine im Vergleich zu der Mehrzahl der Gattungen der Lemoninae modifizirte Entwicklungsrichtung re- präsentirt, gewinnt durch eine taxonomische Beurteilung auch anderer Merk- male an Wahrscheinlichkeit. So zeichnet sich Séalachtis schon durch ihren ausserordentlich charakteristischen, abweichenden Habitus aus!) und unter- scheidet sich, wie dies Scmarz und Rósrn nachgewiesen haben, von allen an- deren Gattungen der Lemon?nae durch „die Mündung der unteren Discocellu- laren in den Ursprung des 3. Medianastes sowohl im Vorderflügel als Hinter- flügel^?) und hier begegnet uns auch die sonst nicht unter den Lemonünae beobachtete Erscheinung, dass die hintere Radialis und der 1. Medianast der Hinterflügel auf gemeinsamen Stiele stehen, welches Merkmal jedoch nach den genannten Autoren in Séalachtis nicht absolut konstant ist”). Die in der Subfamilie Lemonnae hauptsächlich mit Rücksicht auf die Palpen unterschiedenen Formenkreise wollen keineswegs etwa den Wert von abgeschlossenen systematischen Gruppen beanspruchen. Ich habe auch des- halb auf jede Einteilung in Triben und Subtriben verzichtet (es ist überhaupt fraglich, ob solche in vorliegender Subfamilie sich füglich bilden lassen), weil das Geäder wegen der ausserordentlich grossen Einförmigkeit keine genügenden Anhaltspunkte für naturgemässe Gruppirungen bietet, weil die auf die relative Grösse der Palpen sowie auf die Färbung der Fühler begründeten Abteilungen keine abgegrenzten genealogischen Einheiten darstellen dürften und weil über- haupt die Kenntnis der ganzen Subfamilie mir bisher noch allzu mangelhaft zu sein scheint. Mit den oben dargelegten Auseinandersetzungen habe ich hauptsächlich nur beabsichtigt, Andeutungen über einige in dieser Subfamilie zu unterscheidenden hypotetischen Entwicklungsrichtungen sowie über die mut- masslichen gegenseitigen Beziehungen derselben zu geben, Vermutungen, welche bei eventueller Bearbeitung der Ærycinidae von morphologischem Standpunkt aus vielleicht einige Gesichtspunkte an die Hand geben können. 1) Wie Schatz und Röser bemerken, wurden die Stalachtis-Arten wegen ihrer, habituellen Ähnlichkeit mit den Neotropinae von einigen älteren Autoren zu diesen, bezw. zu den damals mit ihnen verwechselten Heliconinae gerechnet: GoDART, Enc. meth. IX. 1819. S. 225 f. — EscHscHoLrz, Be- schreibung exotischer Schmetterlinge. Kotzebue, Reise um die Welt. III. 1821. S. 213. — Perry, Delectus animalium articulatorum. 1830—34. S. 153. Kocu stellt St. Calliope und Susanna in seine Tribus Idea, welche eine recht bunte Gesellschaft enthält, zwischen Colaenis und Acraea (Entwurf Aend. Syst. Lep. S 232). 2) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 258. 3) Bates errichtete in seinen früheren Arbeiten, wie schon oben erwähnt, wegen der nur am Hinterende stattfindenden Befestigung der Puppe von Stalachtis für diese Gattung eine besondere Sub- familie; später gab er aber diese Gruppirung auf, weil die Puppe von Æmesis mandana eine ähnliche Anheftung zeigt (Cat. Eryc. S. 368 Note). 280 Enzıo REUTER. Zusammenfassun g. Unter Berücksichtigung der oben ausgesprochenen Reserve kónnen wir die angedeuteten Vermutungen folgendermassen zusammenfassen. In der Sub- familie Lemoniinae lassen sich (vornemlich) mit Rücksicht auf die Palpen zunächst zwei wahrscheinlich früh getrennte Entwicklungs- richtungen unterscheiden, von denen die eine und zwar die von Eunogyra und Mesosemia repräsentirte von retrograder, die an- dere, welche alle übrigen von mir untersuchten Gattungen um- fasst, von progressiver Art ist. Ob diese oder jene die relativ ursprüng- lichere, wage ich nicht zu entscheiden, es muss diese Frage bis auf weiteres offen bleiben, wie auch diejenige, ob entweder die bei Eunogyra und Mesosemia bemerkte Rückbildung der Kegel selbstündig erst innerhalb der Subfamilie Lemoniinae entstanden ist oder ob diese Tendenz etwa von gemeinsamen Vor- fahren mit den Euselasüdi vererbt worden sei und ob die soeben genannten Gattungen nicht vielleicht eher dem Verwandtschaftskreis der Æuselastidi an- gehóren. Von den durch progressive Entwicklung charakterisirten Formen hat sich wahrscheinlich zuerst Eurybia und später Séa- lachtis heraus differenzirt, während der bei weitem grósste Teil der Gattungen sich noch lange Zeit so ziemlich nach einer Richtung hin entwickelt hat. Gegenseitige Relationender Nemeobiinae und Lemoniinae. Es wurde oben gezeigt, dass in der Subfamilie Nemeob?inae und zwar in der Tribus Nemeobiidi sich Formen vorfinden, welche noch ziemlich ur- sprüngliche Verhältnisse des Basalflecks darbieten, Formen, bei denen in genannter Hinsicht kaum eine merkbare Differenzirung sich geltend gemacht hat. In der Subfamilie Lemoniinae hat überall eine deutliche Differenzirung stattgefunden, ob es sich um die retrograde oder um die progressive Ent- wicklungsrichtung handelt. In jener Entwicklungsrichtung bildet die weitge- gangene Rückbildung der Kegel, in dieser das Vortreten einer wenigstens an- gedeuteten Anschwellung oder doch die Spezialisirung der proximalen Kegel jedenfalls ein abgeleitetes Verhalten; jene in der Subfamilie Nemeobiinae be- merkten Strukturverhältnisse sind mithin relativ ursprünglicher. Diese Sub- familie zeigt noch darin einen entschieden ursprünglicheren Zustand, dass bei ihr der 2. Medianast der Vorderflügel von gleicher Stärke ist wie der 1. Me- dianast und die Discozellularen in der Regel normal ausgebildet sind, während Uber die Palpen der Rhopaloceren. 281 in der Subfamilie Lemoniinae der 2. Medianast ausserordentlich zart und dünn ist und. wenigstens die untere, zumeist auch die mittlere Discozellulare mehr oder weniger stark atropisch erscheinen. Ferner wurde die Subfamilie Nemeo- biinae durch das Fehlen eines Basalnervs an den Hinterflügeln, die Subfamilie Lemonünae durch den Besitz eines gut ausgebildeten solchen charakterisirt. Auch dieser Umstand lässt sich sehr gut taxonomisch verwerten. ScHarz und Röger sagen über die Bedeutung des Basalnervs: „Die Bestimmung desselben hängt sicherlich mit der Gewohnheit der meisten Eryciniden zusammen, sich mit platt angelegten Flügeln, wie die Spanner, zu setzen. Diese Ansicht ge- winnt an Wahrscheinlichkeit dadurch, dass gerade die Æuselasia-, Methonella- und Helicopis-Arten, denen dieses Organ fehlt, mit aufrecht stehenden Flügeln ruhen, wie uns Dr. Hanser, welcher diese Thierchen jahrelang im Amazonas beobachtet hat, ausdrücklich versichert'). Es giebt nun allerdings unter den Arten mit Haftborsten einige, welche trotzdem in der Ruhe die Flügel aufrecht tragen. Dies verstösst aber nicht gegen die ausgesprochene Ansicht, denn es zeigt nur, dass diese Ruhestellung auch bei Besitz des Organs möglich ist, während der Mangel desselben die flache Ausbreitung der Flügel unmöglich macht“ °). Hieraus dürfte sich somit ergeben, dass das Vorhandensein dieses Basalnervs in Korrelation zu der angeführten biologischen Eigentümlichkeit steht. Es ist wohl nun gar nicht daran zu zweifeln, dass diese auffallende Flügelhaltung nicht etwa ein Erbteil von primitiven Vorfahren ist, sondern unter den Lemonünae selbständig und sekundär angenommen wurde. Wir kön- nen also mit ziemlicher Sicherheit darauf hin schliessen, dass der Besitz des Basalnervs bei den Lemonünae ein sekundäres, das Fehlen desselben bei den Nemeobrinae dagegen ein relativ primitiveres Verhalten bedeutet. Es entsteht nun die Frage, zu welcher von den beiden Triben der Sub- familie Nemeobünae die Lemoniinae am ehesten in Beziehung stehen. Um einen Anhaltspunkt bei der Beantwortung dieser Frage zu gewinnen, will ich zunächst daran erinnern, dass bei der bei weitem grössten Zahl der Gattungen der Lemoniinae (allen mit Ausnahme von Eunogyra und Mesosemia) die Kegel stets deutlich vorhanden sind und eine progressive Entwicklung zeigen. Nun ist es kaum glaublich, dass diese Formen von solchen abzuleiten sind, welche eine so prägnante Tendenz zur Rückbildung der Kegel darbieten, wie es die Æuselasidi tun. Vielmehr dürfte die Abscheidung der Lemoniinae !) Vgl. auch HAHNEL, Entomologische Erinnerungen an Süd-America. Iris. Dresden. III. 1890. S. 913, 226. ?*) ScHarz und RÔBER, op. cit, S. 228, 96 282 Enzıo REUTER. von dem gemeinsamen Stamme aus schon vor dem Auftreten jeuer Tendenz zur retrograden Entwicklung stattgefunden haben und somit die Lemoniinae der Tribus Nemeobiidi relativ näher stehen, in welcher wir noch den ersten Beginn zu der genannten Tendenz verspüren können, welcher sich mithin von den indifferenten Urformen weniger weit entfernt hat. Betreffs des von Eunogyra und Mesosemia repräsentirten Formenkreises blieb es unentschieden, ob die retrograde Entwicklung hier selbständig aufgetreten ist, ob es sich also um eine Konvergenz-Analogie handelt, oder ob diese Entwicklungsrich- tung etwa auf Vererbung jener Tendenz von gemeinsamen Vorfahren mit den Euselasiidi zurückzuführen sei. Im letzteren Falle sind die genannten Gat- tungen vielleicht richtiger dem Verwandtschaftskreis der Æuselasidi zuzu- rechnen, sonst müssen wir wohl für die Subfamilie Lemon?inae eine difyletische Abstammung annehmen. Zusammenfassung. Wie ersichtlich dringt in der Subfamilie Nemeobiinae in den Vordergrund eine Anzahl primitiver Merkmale von entscheidender taxonomischer Bedeutung; während in der Subfamilie Lemoniinae ursprüngliche Verhältnisse, welche nicht zugleich unter den Nemeobiinae vorkommen, sich kaum auffinden lassen. Es stellt sich daher mit recht grosser Wahrscheinlichkeit heraus, dass die Sub- familie Nemeobiinae die fyletisch ältere, die Subfamilie Lemo- niinae dagegen die fyletisch jüngere Abteilung der Familie Eryci- niidae darstellt und zwar dürften die Lemoniinae in der Subtribus Nemeobiidi ihre nächsten Verwandten haben. VergleichenderRückbliek auf dieLycaenidae und Erycinidae. Gens Lycaenae. Dass die Familien Ærycinidae und Lycaenidae in ziemlich naher Beziehung zu einander stehen, dürfte wohl als allgemein anerkannt angesehen werden. Von einigen Autoren, wie Swaınson'), BLANCHARD und Bruzré”), Lucas”) und ScuppEr‘) !) SWAINSON, Hist. and Nat. Arrang. Ins. S. 94. ?) BLANCHARD et BRULLÉ, Hist. Ins. S. 460. ff. *) Lucas, Papillons. S. 205 ff. *) SCUDDER, Syst. Revis. Buttfl. 1872. S. 49 ff. — Struct. and Transf. Eum. Atala. 1875. S. 419. — Syn. List Buttfl. N. Am. N. of Mex. II. 1876. S. 102 ff. — Classif. Buttfl. 1877. S. 71. — Note Eu- maeidi. Biol. C.-Am. II. 1887. S. 110, — Buttfl. East. Un. St. and Can. 1879. S. 767 ff. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 283 werden sogar diese Familien als so eng mit einander verbunden betrachtet, dass sie (meist als Sektionen oder Subfamilien) in einer Familie vereinigt wer- den. Vor allem hat Scupper die wahre Blutsverwandtschaft zwischen den Lycaenidae und Eryeinidae kräftig hervorgehoben und zugleich durch das Dar- legen einer ganzen Summe übereinstimmender und von allen Lebenstadien hergenommener Merkmale seiner Auffassung eine feste Begründung gegeben. Weilseine Ausführungen in eingehender und überzeugender Weise die gegen- seitigen Relationen der genannten Familien zu Tage treten lassen, erlaube ich mir dieselben z. T. wörtlich anzuführen. Scupper sagt: „I have ventured to depart from the ordinary customs of entomologists by considering the Lemo- niinae and Lycaeniinae as subfamilies of one great group, instead of classing them as distinct families“. - - - „In brief, it may be said that these two groups bear to each other almost identical relations to those borne to each other by the Pierinae and Papilioninae. Those who consider these two latter groups as members of a single family should regard the Lycaeniidae as forming a family group of similar significance". - - - „The agreement of the two sub- families, Lemoniinae and Lycaeninae, in the characteristics at this stage |Eistadium] of life are so complete that it is impossible with our slight know- ledge of the former, to formulate any satisfactory diagnostic distinctions". » The caterpillar as it leaves the egg is distinguished by the presence of chitinous annuli or lenticular elevations, serially arranged on the dorsal side of the body; these are not found at this stage, at least in the same region, in any other group, and they are here found in both of the subfamilies. "The adult caterpillar is remarkable for its generally onisciform shape, so that in the Lycaeninae at least they are recognizable at a glance". - - - „In the other subfam., the Lemoniinae, there is greater variability of form, but we never find any with the great elongation of the body characteristic of all the other families". - - - „Ihe chrysalids of the two groups agree with each other again and differ from those of all others in their compactness and brevity, while at the same time they offer one peculiarity, found in no other group and which holds here throughout both; viz, the head cannot be seen from above, being bent over and forming a part of the ventral surface only; sometimes the same is true of the last abdominal segment". - - - „Add to this the character long known to be peculiar to them, the close girding of the chrysalis, with the flatness and uniformity of the ventral surface, characters which with rare exceptions they share together and in which they differ from all other butterflies, and it 284 ENzio REUTER. will be seen that the lower stages of these two great groups of smaller but- terflies have quite as many and as important characters in common, if not, indeed, far more in number and value, than can be found in any other group of subfamilies among butterflies". „In the perfect stage, we also find important characters common to these two groups and distinguishing them from the rest of the butterfly world". - - - „the difference between the two subfamilies is comparatively slight, while they both differ from all other butterflies in the broad fact that the front legs of the male are, and those of the female are not, aborted; in no other group, excepting in the single aberrant subfamily Libytheinae (on that account placed here by Bares), are the legs sexually heteromorphous, while here it is uni- versal, though varying in degree. The difference between the two subfamilies is that of degree; the difference between the family and other families is one of independent character. Add to this the unique character of the abdominal appendages of the male shared by both the subfamilies and we have a tota- lity of characters drawn from all stages, held by these two groups in common and in distinction from others, which cannot be exceeded by any other com- bination of subfamilies in a homogeneous whole^") Die angeführten Tatsachen lassen wohl kaum einen Zweifel mehr darüber obwalten, dass die Lycaenidae und Zrycinidae in viel engerer Beziehung zu einander als zu irgend einer anderen Rhopaloceren-Abteilung stehen. Sie weisen zugleich mit Bestimmtheit darauf hin, dass zwischen denselben eine wahre innere Bluts- verwandtschaft besteht, wir dürften daher mit Sicherheit darauf schliessen können, dass die Lycaenidae und Erycinidae genetisch zusammen- hängen. Ich stimme der Ansicht Scupper's bei, dass die Relationen zwischen den ebengenannten Familien etwa von gleicher, wenn nicht noch intimerer Natur sind, wie die zwischen den Papilionidae und Pierididae. Demgemäss vereine ich die Lycaenidae und Erycinidae in einer Gens, 1) Scupper, Buttfl. East. Un. St. and Can. S. 769—771. — Vgl. auch Ders., Classif. Buttfl. S. 71— 72. — Note Ewmaeidi (Biol. Centr.-Am. II. S. 110). In der zuletztgenannten Arbeit hebt SCUDDER noch hervor: „the very general agreement of that two groups [Erycinidae und Lycaenidae] in the imago in such important characters as the narrowness of the front of the head between the eyes, so that the antennal sockets encroach upon the orbits, the antennal structure, the close union of the mesothorax and metathorax — — —“. Auf übereinstimmende Merkmale, bezw. auf verwandtschaftliche Relationen zwischen den Zrycinidae und Lycaenidae wird noch von mehreren anderen Autoren, wie HERRICH- SCHÄFFER (Syst. Bearb. Schmett. Eur. I. Die Tagschmetterlinge. 1843/56. S. II), Sur (Synopsis N. A. Rhopalocera. S. 38), MARSCHALL and de NrcfvirLE (Buttfl. India, Burma and Ceylon. II. S. 306), Gop- MAN and SALVIN (Biol. Centr.-Am. II. S. 4) u. A. aufmerksam gemacht. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 285 Lycaenae, wie ich es ähnlich mit den Papilionidae und Pierididae getan habe *). Wenn wir es somit als leidlich gesichert betrachten, dass die Ærycinidae und Zycaenidae einem gemeinsamen Stamme angehören, drängt sich zunächst die Frage auf, bei welchen Gliedern, bezw. in welchen engeren Formenkreisen beider Familien wir etwa speziellere Anknüpfungen zwischen diesen zu suchen haben. Ich will dann zuerst die Bemerkung vorausschicken, dass nach Scupper die Gattung Æwmaeus ein vermittelndes Glied zwischen den Ærycinidae und Lycaenidae darstellt?) Scmarz und Röser sind der Ansicht, dass in dem Verwandtschaftskreise der Gattung "Thecla sich „Formen finden, die als An- klänge an die Eryciniden aufzufassen sind. So ähneln viele Theclen gewissen Theope-Arten, Lamprospilus Genius kónnte wohl bei oberflüchlicher Betrach- tung wegen seiner Gestalt und der Zeichnung und Färbung der Oberseite, welch’ letztere sogar durchsichtige Flecken zeigt, für eine Anteros-Art ge- halten werden, und Thecla Endymion unterscheidet sich von gewissen Euse- lasien nur durch den Besitz der Hinterflügel-Schwünzchen *?). Die von den letztgenannten Autoren hervorgehobenen Anklänge sind aber entschieden von ganz oberflächlicher Art, welche mit der Frage von einer wahren Blutsverwandtschaft nichts zu tun haben und demnach keine Aufschlüsse über engere Relationen gestatten. Freilich besitzen die genannten Formen auch gewisse strukturelle Ähnlichkeiten, welche scheinbar für eine nähere Ver- wandtschaft derselben zu sprechen scheinen; sowohl bei den erwähnten Æryci- nidae als Lycaenidae ist nämlich in den Vorderflügeln der 2. Medianast viel schwächer als der 1. Medianast und die Discozellularen sind mehr oder we- niger verkümmert. Diese Merkmale sind aber trügerisch, indem sie von ent- schieden sekundärer Natur und zwar in beiden Familien von Formen mit gleichstarken Medianästen und normal ausgebildeten Discozellularen abzuleiten sind, können daher durchaus nicht als Indizien einer spezielleren Verwandt- schaft gelten. Es mag hierzu noch bemerkt werden, dass unter den Lycae- nidae die Gattung Thecla und ihre Verwandten, zu denen nach Sonarz und Rósrg auch Æumaeus gehört, unter den Ærycinidae die angeführten Gattungen, wie die Subfamilie Lemoninae überhaupt, relativ hochstehende Formen dar- 1) Obgleich ich die Papilionidae und Pierididae sowie die Lycaenidae und Eryeinidae noch als Familien betrachte, besitzen sie jedoch meiner Ansieht nach denselben relativen Rang, wie ihn ScuppER ihnen zuerkennt, was durch die Vereinigung der beiden ersteren und der beiden letzteren in einer Gens zum Ausdruck kommt. 2) ScupDER, Struct. and Transf. Ewmaeus Atala. S. 414, 417—418. — Note Ewmaeidi. S. 112. 3) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 262. 286 ENZIO REUTER. stellen, wie ich dies schon vorher angedeutet habe. Nach Scupper sollte Æu- maeus, wie schon früher erwähnt, eine eigene Tribus innerhalb der Lycaenidae bilden, welche Thecla und Verwandten am nächsten stehe und jedenfalls von SevppER als hochstehende (vielleicht am höchsten stehende) Form der Lycae- nidae betrachtet wird. Es ist nun eine Absurdität, wenn man gerade unter den relativ hoch differenzirten Formen zweier mit einander genetisch zusam- menhángender Familien, also etwa in den Endtriben zweier wenn auch ge- wissermassen konvergirender Zweige des Stammbaums diejenige Formen zu finden glaubt, bei denen die gegenseitigen Anknüpfungen am ehesten zum Vorschein kümen, welche die auf wirkliche Blutsverwandtschaft zurückzufüh- renden, d. h. von gemeinsamen Vorfahren vererbten übereinstimmenden Merk- male am prägnantesten aufzuweisen hätten! Während ich mit Scupper, wenn es sich um die verwandtschaftlichen Beziehungen der Zycaenidae und Erycinidae im allgemeinen handelt, ein- verstanden bin, kann ich mithin weder seiner noch Scuarz’ und Röger’s An- sicht über die vermeintlich spezielleren Relationen zwischen den einzelnen Gliedern beider Familien (Subfamilien nach Scupper) beitreten. In diesem Punkte weicht meine Auffassung nicht nur von ihrer, sondern, wie ich glaube, auch von derjenigen aller übrigen Autoren ab, welche überhaupt Andeutungen über ihren Standpunkt in der betreffenden Frage gegeben haben. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, dass die Anknüpfungen zwischen den genannten Familien nicht unter den am höchsten oder doch relativ hoch differenzirten, sondern im Gegenteil unter den am wenigsten spezialisirten Formen, welche die relativ ursprünglichsten Verhält- nisse darbieten, zu suchen sind. Ich habe schon oben nachzuweisen ge- sucht, dass unter den Zycaenidae die Subfamilie Lipteninae (und zwar am ehesten die Gattungen Pentila, Liptena, Larinopoda), unter den Erycinidae die Tribus Nemeobüdi in der Subfamilie Nemeobünae (besonders Abisara und Zemeros) aller Wahrscheinlichkeit nach als die primitivsten Vertreter beider Familien aufzufassen sind. In der Tat zeigen die soeben genannten Reprä- sentanten dieser Familien inbezug auf den Basalfleck Strukturverhältnisse, welche wir in den respektiven Familien als die relativ ursprünglichsten zu be- trachten haben, die noch sehr an einander erinnern und, wie es scheint, von denen der gemeinsamen Stammformen sich nur wenig entfernt haben dürften. Die Lipteninae und Nemeobüdi, bezw. Nemeobünae besitzen ferner mehrere wichtige strukturelle Merkmale gemeinsam, welche zugleich ganz unzweifelhaft primitiver Art sind. Ich erinnere an die in beiden Formenkreisen ganz vor- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 287 herrschend auftretende fünfästige Radialis und die gleichstarken 2. und 1. Medianäste der Vorderflügel, sowie an die normal gut ausgebildeten Discozel- lularen; als ein innerhalb respektiver Familie relativ primitives Verhalten tritt hierzu noch bei den Nemeobiinae das Fehlen jenes Basalnervs der Hinter- flügel, welcher auch unter den ZLycaenidae niemals zur Ausbildung kommt und bei einigen Gattungen der Lipteninae findet sich, wie allgemein bei den Erycinidae, noch ein deutlicher Subcostalast der Hinterflügel, welcher wiederum bei den übrigen ZLycaenidae fehlt. Es lässt sich gar nicht verleugnen, dass die bei weitem grósste Summe primitiver und zugleich taxonomisch bedeutsamer Merkmale, welche überhaupt den Lycaenidae und Ery- cinidae gemeinsam sind, gerade in der Subfamilie Lipteninae einerseits, in der Subfamilie Nemeobiinae, bezw. in der Tribus Ne- meobiidi, andererseits sich vorfinden. Es scheint mir daher die Ansicht über ziemlich grosse Wahrscheinlichkeit zu verfügen, nach welcher bei den ebengenannten engeren Formenkreisen die gegenseitigen genetischen Beziehun- gen zwischen beiden Familien vorzugsweise zum Vorschein kommen, nach wel- cher also die Lipteninae und Nemeobiidi je den gemeinsamen Stam- meltern relativ am nächsten stehen. Mit dieser Auffassung sehr gut verein- bar ist die nicht uninteressante "Tatsache, dass die geografischen Verbreitungs- bezirke eben der genannten primitiven Formenkreise (Indo-Australien und Afrika) z. T. zusammenfallen, was mir anzudeuten scheint, dass das Entstehungszent- rum beider Familien in die óstlichen Tropen zu verlegen sei. Während in den Papilionidae und Pierididae, wie bei allen Heterocera beide Geschlechter sechs vollkommene und gleichmüssig entwickelte Füsse be- sitzen, sind bekanntlich in den Zycaenidae und Ærycinidae nur bei den Weibchen die Vorderfüsse noch von demselben vollkommenen Bau wie die Mittel- und Hinterfüsse, d. h. deutlich normal gegliedert und am letzten Gliede mit Klauen versehen, aber doch schon von merklich geringerer Grósse als die Mittel- und Vorderfüsse, und zwar ist dies bei den Erycinidae in noch hóherem Grade der Fall. In den beiden letztgenannten Familien sind die 77 - Vorderfüsse umgebildet; bei den Lycaenidae sind sie fast stets von gleicher Grósse wie die der 9 9, der Tarsus ist an der Innenseite dicht be- dornt und endet in einen dornigen Haken; bei den Ærycinidae sind dagegen die c"c- Vorderfüsse sehr stark verkümmert, bedeutend kleiner als die der 99, der Tarsus ist auf zwei, bezw. ein Glied reduzirt, klauen- und dornenlos. Die Rückbildung der Vorderfüsse ist mithin bei den Lycaenidae entschieden weniger weit vorgeschritten als bei den Ærycinidae. Hierzu kommt, dass bei 288 ENz10 REUTER. einigen Lycaenidae (Deloneura, Arrugia, Lachnocnema nach Trımex'), Aslauga nach Scuarz und Röser”), Theclopsis nach Gopman und Sazvix *) auch die &- Vorderfüsse wie die der 9 9 vollkommen entwickelt sind, d. h. einen fünfglied- rigen Tarsus besitzen, wie dies immer unter den Papilionidae und Pierididae, niemals aber mehr unter den Erycinidae der Fall ist). Die Lycaenidae ste- hen mithin inbezug auf die Fussbildung dem ursprünglichen Verhalten unzwei- felhaft näher als die Erycinidae. Bei den Lycaenidae sind die Puppen in der Regel wie bei den Pierididae und Papilionidae sowohl am Hinterende als durch einen Gürtel um den Leib, und zwar in aufrecht stehender Lage befestigt’), wenn auch ausnahmsweise Fälle vorkommen, wo die Puppen frei auf einem Blatte liegen oder nur am Leibesende befestigt und dann noch eine „horizontale oder schwach geneigte Stellung“ einnehmen?) Bei den Ærycinidae sind die Puppen freilich noch allgemein am Hinterende und mit einem Gürtel befestigt, aber meist „auf einem Blatte oder irgend einem anderen Gegenstand liegend“ oder „frei und aufrecht auf einem Blatte“ stehend, bisweilen frei am Schwanzende in geneigter Stellung aufgehängt’). Nach Haase dürften die Ærycinidae mit den Lycaenidae „anfänglich noch die Gürtelpuppen gemein gehabt haben. Denn dass die Pup- penbefestigung sich selbständig erst innerhalb dieser Familie nach verschie- denen Richtungen hin entwickelte, beweist die nach den einzelnen Gattungen verschiedene Anheftungsart“°), und ich muss dieser Ansicht völlig beitreten. Auch inbezug auf die Befestigungsart der Puppen kommen die Lycaenidae dem bei den Pierididae und Papilionidae fast immer vorhandenen und unter den Ehopalocera jedenfalls als relativ ursprünglich anzusehenden Verhalten näher, als es die Ærycinidae tun. Leider ist unsere Kenntnis der Raupen besonders der Ærycinidae noch so mangelhaft, dass sie keine allgemeinen fy- !) TRIMEN, South.-Afr. Buttfl. II. S. 9, 225, 227, 234; III. S. 4. ?) SCHATZ und RÖBER, op. cit. S. 259, 282. 3) GODMAN and Sauvın, Biol. Centr.-Am. IT. S. 99, 100. *) DoHERTY giebt an, dass in seiner Subfamilie Gerydinae (Miletus und Verwandte) die Tarsen der Vorderfüsse in beiden Geschlechtern denen der Mittel- und Hinterfüsse gleich seien (Lycaenidae Lo- wer Tenasserim. S. 415), was indessen in einem späteren Aufsatz (Buttfl. Engano. S. 29, Note) von ihm berichtigt wird. 5) Mit Rücksicht hierauf wurden auch die Zycaenidae und die Erycinidae mit den Papilionidae und Pierididae von BorspuvAL iu seiner Abteilung „Suceineti“ vereinigt (Spec. gén. Lep. I. 1836). *) Vel. TRIMEN, op. cit. II. S. 17, 18; vel. auch ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 260. 7) Vgl. BATES, Journ. Ent. I. 1862. S. 220. — Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 515. — Journ. Ent. II. 1864. 5. 176, 177. — Vol. auch. ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 298. *) HAASE, Syst. Tagf. S. 98. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 289 logenetischen Schlussfolgerungen gestattet. Haase will jedoch die Raupenform der Ærycinidae auf die der Lycaenidae zurückführen. Schon mit Rücksicht auf die oben angeführten Tatsachen dürften wir aber mit einiger Sicherheit den Lycaenidae ein höheres fylogenetisches Alter als den Eryeinidae zuerkennen können. Zusammenfassung. Von dem Stamme, welcher von der Gens Lycaenae repräsentirt wird, hat sich also wahrscheinlich zuerst der von den Lycaenidae vertretene Ast, dann der von den Ærycinidae vertretene abgezweigt, und zwar dürfte der letztgenannte sich von Formen herausdiffe- renzirt haben, die den jetzigen Lipteninae den Ursprung gegeben haben. Gegenseitige Relationen der Gentes Papiliones und Lycaenae. Aus dem oben Angeführten lässt sich schon vermuten, dass zwischen den Gentes ZLycaenae und Papiliones einige Relationen bestehen, und zwar ist es in jener vorzugsweise die Familie Lycaenidae, welche gewisse Anklünge an die Pierididae zeigt. Trımzn sieht in dem Umstand, dass bei einigen Gat- tungen der Lycaenidae (wie Deloneura, Arrugia und Lachnocnema) die c c- Vorderfüsse vollständig und normal gegliedert sind, ein entschiedenes Zeichen einer Verwandtschaft mit den Pierididae'). In der Tat beweist diese Tatsache, sowie die, dass noch ausnahmslos die 9 9-Vorderfüsse vollkommen entwickelt sind, nicht nur, dass die Lycaenidae (und mit ihnen die Ærycinidae) unzwei- felhaft von Formen mit in beiden Geschlechtern normal ausgebildeten Vor- derfüssen abzuleiten sind, sondern auch, dass sie diesen Formen noch relativ nahe stehen. Ferner deutet der Umstand, dass bei den Lycaenidae und Ery- cinidae die Vorderfussschienen wie bei den Pierididae dornenlos sind, nicht wie bei Papilionidae und allen Heterocera einen blattartigen Dorn tragen, auf einen nàheren Anschluss der Gens Lycaenae an die Pierididae. Auf gemein- same Züge im Geäder zwischen einigen tiefer stehenden Lycaenidae und ge- wissen Pierididae hat Scmarz aufmerksam gemacht?). Es ist auch eine inte- 1) TRIMEN, L. c. 2?) SCHATZ, op. cit. S. 53. — Als solche gemeinsame Züge, und zwar zwischen dem Verwandtschafts- kreis von Liptena und den ZEwremen und Pontia unter den Pierididae, bemerkt ScHATZ: „die Stellung der Subcostaläste [Radialäste], das Fehlen der Prücostale [des Subcostalastes], das Einmünden der Adern 37 290 Enzıo REUTER. ressante Tatsache, dass gerade unter den soeben erwähnten Lycaenidae sich mehrere Formen finden, welche „auch äusserlich durch die rein weisse oder gelbe, unter den Lycaenen ganz abnorme Flügelfärbung an die Euremen oder Pontia erinnern") Diese Ähnlichkeit wie auch die im Geäder bestehenden Berührungspunkte dürften jedoch nicht etwa einen speziellen Anschluss an die genannten Pierididae bedeuten, wohl kónnen sie aber vielleicht als Indizien einer genetischen Beziehung zu den Pierididae überhaupt gelten. Auch in der ähnelnden Form der Dufteinrichtungen will Haase eine „nähere Verbindung“ zwischen den Lycaenidae und Pierididae sehen’). Dass die Struk- turverhältnisse des Basalflecks bei Liptena und Verwandten sich mit denen der tiefer stehenden Pierididae gut vergleichen lassen, habe ich schon früher (S. 261) bemerkt. Wegen der von ScHatz hervorgehobenen vermeintlichen näheren Beziehung der genannten Zycaenidae zu Pontia und Eurema mag hier ausdrücklich be- merkt werden, dass der nächste Verwandtschaftskreis von Liptena inbezug auf den Basalfleck bedeutend primitivere Verhültnisse darbietet als die genannten Pierididae, und zwar besonders als Eurema, welche den Tribus Catopsiliidi angehört, die sich als überhaupt relativ hoch differenzirt dokumen- tirt. Wir dürften demnach auch mit Rücksicht hierauf nicht an eine Ablei- tung der Lycaenidae von dem engeren Verwandtschaftskreis der angeführten Pierididae denken kónnen oder dieselben etwa in direkten Zusammenhang mit diesen zu bringen suchen. Zusammenfassung. In Anbetracht des oben Dargelegten sowie mit Rücksicht auf die Anhef- tungsart der Puppe dürften wir wohl mit Haase als sehr wahrscheinlich an- sehen kónnen, dass die ,Familien der Succincti einen gemeinsamen Ursprung haben*?. Wenn wir uns zugleich der schon recht spezialisirten Form der Raupen der Lycaenidae erinnern, welche sich wahrscheinlich nicht in die Einschnitte des Aussenrandes, nicht in die Kerben*. Was das Fehlen des Subcostalastes der Hinterflügel betrifft, ist dieses Merkmal jedoch vielleicht eher als in den beiden Familien selb- ständig aufgetreten anzusehen, weil der Subcostalast noch in einigen Gattungen der Lycaenidae und zwar gerade in dem Verwandtschaftskreis von ZLipíena vorkommt, und zudem der Subcostalast unter den Pierididae erst bei den Catopsiliidi, welche die am höchsten differenzirten Formen dieser Familien darstellen dürften, ausgefallen ist. !) ScHATZ, op. cit. S. 53. 2) HAASE, l. c. S. 27. 3) HAASE, 1. c. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 291 in allzu kurzer Zeitepoche ausgebildet hat, haben wir Grund die genealo- gischen Verbände der Gentes Papiliones und Lycaenae in eine relativ frühe Vergangenheit zurückzuverlegen. Vielleicht haben wir, indem wir für die Papiliones und Lycaenae gemein- same Abstammung annehmen, die oben angeführten Umstünde dahin zu beur- teilen, dass die Abtrennung des Zweiges, welcher die Gens Lycaenae reprüsentirt, in der Nachbarschaft derjenigen Stammfasern stattge- funden hat, welche späterhin zu den Teracolini und Catopsiliidi führten. Gens III. Libytheae. Fam. V. Libytheidae. Die Familie Zäbytheidae besteht aus der Gattung Libythea allein. Die Charakteristik dieser Gattung kann demnach auch für die Familie gelten. Es seien aber noch an dieser Stelle die hervorragendsten Palpencharaktere der- selben angeführt. Palpen enorm entwickelt, ausserordentlich lang, schnabelartig vorgestreckt. Basalglied kurz, stark gekrümmt. Mittelglied mehr als 2 mal so lang, abwärts gebogen. Endglied ausserordentlich lang, über 1/4 des Mittelgliedes oder noch mehr betragend, allmählich spitz verjüngt, abwärts gerichtet. Behaarung ausserordentlich dicht und buschig, aber nur mässig lang; die Bauchseite des Basalgliedes mit abstehenden Schuppen und Haaren besetzt, die des Mittel- gliedes distalwärts allmählich länger und feiner behaart; das Endglied am Bauche und Rücken gleichmässig halb anliegend behaart, und zwar nehmen die Haare gegen das Ende des Gliedes hin allmählich und regelmässig an Länge ab. Basalfleck gedrungen, '/)—"/, der Länge des Basalgliedes und et- was mehr als die halbe Breite der Innenseite einnehmend, gut begrenzt, am proximalen unteren Teil durch eine von hinten her kommende breite Furche ziemlich stark und zwar bis über die halbe Länge des Basalflecks eingedrückt, dann nach oben und hinten etwas gerundet ausgezogen, von dem Palpenstiele durch eine Falte deutlich abgegrenzt. Der Basalfleck zeigt eine flach aber deutlich erhöhte, bisweilen etwas heller gefärbte Anschwellung, welche von dem distalen Ende jener unteren Furche aus sich schräg nach oben und hinten in die proximale obere Ecke des Basalflecks zieht und am unteren Rande schwach ausgeschwungen erscheint, nach vorn und oben unmerklich ausge- 292 Enzıo REUTER. glichen wird. Kegel dicht stehend, auf der länglichen Anschwellung, nament- lich auf ihrem proximalen oberen Teil gut entwickelt, nicht besonders lang aber verhältnismässig recht stark, fast gerade, aufwärts gerichtet, viel kräftiger als bei den Lycaenidae und Erycinidae; ausserhalb der Anschwellung ist der Basalfleck mit zerstreuten, z. T. papillenartigen Kegelgebilden mässig dicht besetzt. Libythea steht mit Rücksicht auf die Palpenbildung in der ganzen Tag- falterwelt durchaus isolirt da. In der Tat findet die ausserordentlich stark, schnabelartig verlängerte Gestalt der Palpen in keiner anderen Rhopaloceren- Familie ihr Gegenstück und auch die abwärts gebogene Form und die distal- würts an Länge zunehmende Behaarung des Mittelgliedes sowie das ausserge- wöhnlich lange Endglied, welches am Rücken und Bauche gleichmässig behaart ist, stellen. ganz eigenartige Gebilde dar. Auch die Strukturverhältnisse des Basalflecks lassen sich, wie wir unten sehen werden, mit denen keiner anderen Familie direkt vergleichen. Ehe wir zur Diskussion der Frage von der systematischen Stellung der Libythea übergehen, mag erwähnt werden, dass diese von den Autoren in recht abweichender Weise aufgefasst worden ist. So wird die Gattung bald unter die Nymphalidae im Sinne von Scmarz (d. h. in die Subfamilie Nymphalinae mihi) oder wenigstens im Sinne von Bares gestellt, bald wird sie — und zwar meist als besondere Subfamilie — den Erycinidae zugezühlt, bald wieder als selbständige Familie betrachtet '). !) Unter die Nymphalidae (in dem weitesten Sinne) eingereiht wurde Zibythea von vielen älteren und auch von mehreren neueren Autoren, welche letztere sie meist als Repräsentanten einer eigenen Sub- familie derselben betrachteten. Es seien angeführt: LATREILLE (Histoire naturelle des Crustacés et des Inseetes. XIV. Paris. 1805. — Gen. Crust. et Ins. IV. 1809. — Cuvier’s Regne anim. III. 1817. — Fam. nat. régne anim. 1825. — Crust. Arachn. et Ins. II. 1829. — Cuvier's Regne anim. Ins. II. 1836. — In Consid. gen. 1810, steht Zibythea zwischen Colias und Danaus und in Encycl. méth. IX. 1819, zwischen Pieris und Danais) FABRICIUS (Syst. Gloss. 1807), HoRSFIELD (Descr. Cat. Mus. 1828/29), BorspuvAL (Europaeorum Lepidopterorum Index methodicus. I. Parisiis 1829. — Spec. gén. I. 1836. — Genera et Index methodicus Europaeorum Lepidopterorum. Parisiis 1840), BLANCHARD et BRULLÉ (Hist. nat. Ins. 1851) HEYDENREICH (Lepidopterorum Europaeorum catalogus methodicus. Leipzig 1851), BRUANT (Soc. Philom. Paris 1854. S. 31), Lucas (Papillons 1853/79), SCUDDER (Syst. Rev. Am. Buttfl. 1872. S. 49. — Syn. List. Buttfl. N. Am. N. Mex. 1875. S. 269. — Class. Buttfl. 1877. S. 69, Note. — Buttfl. East. Un. St. a. Can. 1889. S. 113. ff.), BunMEIsTER (Descr. phys. Rep. Arg. V. 1. 1878. S. 195), SurrH (Synops. gen. N. A. Rhop. 1883. S. 40. — Introd. Class. N. A. Lep. 1885. S. 142, 146), EDWARDS (The Butterflies of North America. II Ser. II. Boston 1884) und FnENoH (Buttfl. East. Un. St. 1886). Von den folgenden Systematikern wird Libythea den Erycinidae (Lemoniidae) zugezählt und zwar von allen, mit Ausnahme von BAR und PRYER, als eigene Subfamilie betrachtet: Bares (Contrib. Ins. Faun. Am. Vall. Journ. Ent. I. 1862. S. 290. — Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 515. — Journ. Ent. II. 1864. S. 176. — In einer spüteren Arbeit, Cat. Eryc. 1868. S. 368, wird Libythea von den Ery- cinidae ausgeschieden), BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 135), KrnBv (Cat. 1871. S. 282), Bar (Note Uber die Palpen der Rhopaloceren. 293 Wenn wir nun zunächst die Palpenbildung der Libythea mit derjenigen der genannten Familien und zwar zuerst mit der der Nymphalidae (im Sinne von ScHArz) vergleichen, ergiebt sich, dass schon die oben hervorgehobenen charak- teristischen Eigentümlichkeiten jede nähere Verbindung zwischen Libythea und den Nymphalinae (welche Bezeichnung ich, um Missverständnisse zu vermeiden, an Stelle von Scarz Familienname Nymphalidae für die in Rede stehende Abteilung künftig gebrauchen will) verbieten. Was speziell den Basalfleck an- betrifft, ist er bei ZLibythea fast ebenso gedrungen wie bei den recht hoch differenzirten Nymphalinae, die proximale untere Furche sowie die schrüge Lage der Anschwellung zeigt allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Verhalten einiger Nymphalinen-Gattungen, die Anschwellung selbst aber lässt sich keineswegs in Beziehung zu derjenigen irgend einer Gattung der Nympha- linae bringen, sie muss entschieden als das Resultat einer von der unter den Nymphalinae stattgefundenen unabhängigen, ganz verschiedenen Entwicklungs- richtung aufgefasst werden. Eher zeigt sie eine Annäherung an die Danai- dinae und auch die trüb braune Farbe des Chitins lässt sich am ehesten mit der bei diesen vorherrschenden vergleichen. Es ist aber zu bemerken, dass die scheinbare Ähnlichkeit der Anschwellung nicht bei den niedrigen, sondern bei einigen relativ hoch stehenden Danaidinae zu finden ist, und übrigens hat die Anschwellung bei ZLibythea nicht die gleiche diagonale Lage wie bei diesen Danaidinae. Die Kegel erreichen nicht die Ausbildung der Nymphalinae und erit. Class. 1878, S. 14, 15, 29), Moore (Lep. Ceyl. I. 1880/81. S. 67), DisrANT (Rhop. Malay. 1882/86. S. 185), PLürz (Syst. Schmett. 1886. S. 1, 6), MARSCHALL & de NICÉVILLE (Buttfl. Ind. Burm. a. Ceyl. II. 1886. S. 299), Pryer (Rhopalocera Nihonica. Yokohama 1886/89), SEwPER (Reis. Arch. Phil. V. 1. 1886/92. S. 154), TRIMEN (South.-Afr. Buttfl. IT. 1888, S. 2), STAUDINGER (Exot. Tagf. I. 1. 1888. 8. 238) und Haase (Syst. Tagf. 1891. S. 33). RreBE vereinigt Libythea mit den Lycaenidae in einer Familie Libytheidae (Beiträge zur Lepidopteren-Fauna von Gross-Ceram. Iris. Dresden. II. 1890. S. 247), was jedoch vielleicht auf einem Versehen beruht, weil er angeblich Schatz’ System folgt. Eine eigene Fa- milie repräsentirt Zibythea in den Werken von OcHsENHEIMER (Schmett. Eur. I. 2. 1808. S. 191), Ram- BUR (Faune And. 1839. — Cat. Lép. And. 1858), LEDERER (Vers. Lep. nat. Reihenf. 1853. S. 16), Hxr- NEMANN (Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz. I. Braunschweig 1859. S. 69), FELDER (Spe- cimen faunae lepidopterologicae riparum fluminis Negro superioris in Brasilia septentrionali. Wien. Ent. Monatsschr. VI. 1862. S. 74, zwischen den Zrycinidae und Danaidae. — Reise Novara. II. 2. 1864/67. S. 313), EDWARDS (Buttfl. N. Am. I. 1868/72. S. 24), WALLACE (Notes on Eastern Butterflies. Trans. Ent. Soc. Lond. 1869. S. 334, zwischen den Eurytelidae und Nymphalidae. — The Geographical Distri- bution of Animals. II. London 1876. S. 475), HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. Syst. Lep. III. 1870. S. 3), STAUDINGER (Catalog der Lepidopteren des Europaeischen Faunengebiets. Dresden 1871. S. 14), FREY (Die Lepidopteren der Schweiz. Leipzig 1880), MóscnurER (Die Familien und Gattungen der europäischen Tagfalter. Abhandl. Naturf. Ges. Görlitz. XVI. 1879), Lang (Rhopalocera Europae. London 1884. S. 151), Gopman and SALVIN (Biol. C.-Am. I. 1884. S. 359), DoHErTy (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 110), BRAMSON (Die Tagfalter Europas und des Caucasus. Berlin 1890. S. 57), Scharz und RÔBER (op. cit. 1892. S. 296) u. A. 294 Enzıo REUTER. haben nicht den gleichen Bau; sie nähern sich eher dem Typus der Danai- dinae, obwohl die Ähnlichkeit mit diesem keine besonders prägnante ist. Die Palpenbildung von Libythea gestattet mithin durchaus keinen Anschluss an die Nymphalinae. Auch ist mit Rücksicht auf die- selbe an eine nähere Verbindung mit den Danaidinae nicht zu denken. Eine vergleichende Betrachtung der Palpen von Liébythea mit denen der Erycinidae zwingt uns zu dem Zugeständnis, dass in der ganzen Tagfalterwelt ein schrofferer Gegensatz inbezug auf die relative Grósse und die Konfigura- tion der Palpen kaum zu finden ist. Auch die dichte, buschige Behaarung, welche etwa in der Mitte der Palpen ihre grósste Höhe erreicht, auf dem Rücken einen dichten Haarkamm bildet und sogar das Endglied sowohl am Bauche als auch auf dem Rücken halb abstehend bekleidet, findet bei keiner einzigen Gattung der Ærycinidae eine annähernde Ähnlichkeit, sondern ist vielmehr von der in dieser Familie herrschenden, ziemlich einfórmigen Be- haarung durchaus verschieden. Bei Libythea ist der Basalfleck gedrungener als bei den Ærycinidae; dieser Umstand ist jedoch von keiner taxonomischen Bedeutung, weil die Ausdehnung des Basalflecks unter den Ærycinidae sehr wechselnd ist. Dagegen besteht zwischen den Ærycinidae und Libythea ein ganz durchgreifender Unterschied darin, dass die bei jenen auftretende meist ovale oder elliptische Anschwellung stets den proximalen oberen Teil des Ba- salflecks einnimmt und zwar dem oberen Rande desselben parallel verläuft, während die Anschwellung von Libythea, wie schon früher hervorgehoben, sich schräg über den Basalfleck von unten an nach oben in die proximale obere Ecke zieht; demgemäss sind die Kegel nicht wie bei den Erycinidae am oberen Rande des Basalflecks, sondern auf dieser schräg verlaufenden Erhóhung relativ am stürksten entwickelt. Diese Unterschiede sind ganz be- sonderer Berücksichtigung wert, weil sie entschieden beweisen, dass die Mor- phogenese der Anschwellung von Libythea eine andere ist, als bei den Æry- cinidae, d. h. dass diese beiden Anschwellungsformen ihre Entstehung ganz verschiedenen Differenzirungsvorgängen zu verdanken haben. Die Kegel zeigen einen ganz anderen, viel kräftigeren Bau als bei den Ærycinidae und die Gru- ben finden sich auf ganz anderer Stelle als bei diesen. Mit Rücksicht auf die Palpenbildung kann Libythea demnach den Erycinidae entschie- den nicht zugezühlt werden, ja sie kann überhaupt zu diesen nicht in nahe Beziehung gebracht werden. Auch zu keiner anderen Familie kón- nen wir inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks nühere Relationen auffinden Uber die Palpen der Rhopaloceren. 295 Die Gattung Libythea zeigt also in den soeben besprochenen Beziehungen einen entschiedenen Typus, welcher durch keine Zwischenformen mit den Typen der übrigen Familien verbunden ist. Während der Basalflecktypus von Libythea einerseits durch das Vorhandensein von kleinen Kegelgebilden auf dem ganzen Basalfleck noch einen deutlichen Anschluss an jene primitiven, durch das Vorkommen von gleichmässig diffus zerstreuten Kegeln charakteri- sirten Basalflecksformen aufweist, zeigt er andererseits durch die gedrungene Form des Basalflecks, durch die deutlich erhabene Anschwellung und die ziemlich starke Ausbildung der Kegel auf demselben, schon zugleich eine eini- germassen hohe Spezialisirung. Alles dies lässt es mutmasslich erscheinen, dass die Palpenbildung von Libythea das Resultat einer recht lange Zeit hindurch nach selbständiger Richtung hin stattgefundenen Dif- ferenzirung darstellt, welche Bildung wegen des Erlóschens der frü- heren Glieder vorliegender Entwicklungsreihe in der Gegenwart unvermittelt dasteht. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf andere Charaktere. Die haupt- süchlichen Gründe, welche den Anlass gaben, Libythea in Beziehung zu den Nymphalidae (im Sinne von Bares) und speziell zu den Nymphalinae zu brin- gen, sind: habituelle Ähnlichkeiten mit den Vanessen sowie mit Æurytela und Verwandten, welche Ähnlichkeiten in der Flügelzeichnung und in dem unre- gelmássigen, vorgebuchteten Aussenrand der Vorderflügel bestehen sollen, an- scheinende Ähnlichkeiten im Geäder mit den letzterwähnten und die freie Auf- hängung der Puppe. Ich bin aber entschieden der Ansicht, dass man auf die äussere Ähnlichkeit allzu grosses Gewicht gelegt und die scheinbaren Ähn- lichkeiten im Geäder gleichfalls sehr überschätzt hat. Es fehlt jeder Beweis, dass die Zeichnungsverhältnisse der Flügel bei Libythea auf dieselbe Grund- form wie die der genannten Nymphalinae überhaupt zurückgeführt werden können und ich muss mich einer vermeintlichen Ableitbarkeit der Zeichnung derselben von einer gemeinsamen Stammform gegenüber sehr skeptisch stellen; es liegt meines Erachtens hier ein ganz analoger Fall vor, wie die Ähnlich- keit zwischen Nemeobius und Melitaca, welche so lange Zeit hindurch die Systematiker irreführte. Es lässt sich allerdings nicht verleugnen, dass die Flügelform von Zäbythea an die der erwähnten Nymphalinae erinnert, allein bei vergleichender Betrachtung ihrer Vorderflügel sehen wir, dass der Aus- senrand bei den Nymphalinae fast immer auf dem 1. Medianast (ausnahms- weise bei dem auch sonst abweichenden Protogonius auf 3. Medianast), jeden- falls niemals wie bei Libythea auf dem 2. Medianast am weitesten vorspringt, 296 Enzıo REUTER. weshalb wir auch diese Bildungen kaum auf gemeinsamen Ursprung zurück- führen kónnen. Was das Geäder anbetrifft, so ist dasselbe bei weitem nicht dem der oben erwähnten Nymphalinae so ähnlich, wie man es wahrschein- lich zu machen gesucht hat. Bei Vanessa und Verwandten sowie bei Ergolis, Eurytela etc. verläuft im Vorderflügel der 3. Radialast in die Flügelspitze, die 4. und 5. Radialäste dagegen in den Aussenrand, während bei Libythea der 3. Radialast in den Vorderrand und zwar weit von der Spitze entfernt, der 4. Radialast ebenfalls in den Vorderrand vor der Spitze ausmündet und der 5. Radialast allein in den Aussenrand endet. Ausserdem sind die Disco- zellularen ganz verschieden und auch der Verschluss der Discoidalzelle durch dieselben ein ganz anderer. Sehr bemerkenswert ist schliesslich, dass Libythea eine ,gegabelte Submediana^, d. h. einen Rest der 2. Dorsalis an den Vor- derflügeln besitzt, welcher Charakter — nachdem auch Clothilda aus den Nympha- linae ausgeschieden werden muss — bei keiner Nymphaline. vorkommt. Dass übrigens Libythea entschieden nicht in nähere Beziehung zu den erwähnten Nymphalinae gebracht werden kann, hat schon Leperer zur Genüge nachge- wiesen'). Auf die ähnliche frei hängende Anheftung der Puppe von Libythea und den Nymphalidae (Bares)?) scheinen diejenigen neueren Systematiker, welche Libythea in diese grosse Familie eingereiht haben, vielleicht das grösste Gewicht gelegt zu haben, und dieses Merkmal verdient an und für sich einige Beachtung. Wenn wir aber uns dessen erinnern, dass innerhalb der Lycae- nidae und Ærycinidae selbständig verschiedene Anheftungsweisen der Puppen aufgetreten sind und wenn wir zugleich an den unten zu besprechenden durch- greifenden Unterschieden zwischen Libythea und den Nymphalidae festhalten, so verliert dieser Charakter meines Erachtens nicht wenig an Bedeutsamkeit. Ich muss mich mit dem folgenden Ausspruch von W. Mütter völlig vereini- gen: „Ob es berechtigt, diesem Merkmal besonderen Werth beizulegen, muss fraglich erscheinen. Dass das Aufgeben jeder Hülle, auch des Gürtels, der Uebergang zu freier Aufhängung an verschiedenen Punkten selbständig vor- kommen kann und vorgekommen ist (Libytheinae) muss wohl angenommen werden“°). Als weitere Anklänge von Libythea an die Nymphalidae (Bares) werden hervorgehoben: der allgemeine robuste Bau des Schmetterlings, der breite Kopf, die Struktur der Fussklauen sowie die der äusseren Genitalan- 1) LEDERER, Versuch natürl. Reihenf. S. 38. 2) Mit W. Mütter (Südam. Nymphalidenraupen) und Haase (Syst. Tagf.) bin ich der Ansicht, dass die grosse Familie Nymphalidae von Bates nicht als genealogische Einheit aufrecht erhalten werden kann. 3) W. MüLLER, l. c. S. 243, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 297 hänge der Männchen, die Form der Flügelschuppen, welche „vollständig den Vanessaschuppen gleichen“”) sollen. Diese Merkmale dürften jedoch nur von untergeordneter taxonomischer Bedeutung sein. Andererseits bestehen aber ganz durchgreifende Unterschiede. Das Geäder von Libythea ist von demje- nigen jeder anderen Abteilung der Nymphalidae s. 1. (Bates) noch mehr ver- schieden als von dem der oben besprochenen Nymphalinae. Bei Libythea sind die Vorderfüsse der 9 ©, obwohl kürzer als die Mittel- und Hinterfüsse, den- noch ganz normal fünfgliedrig gebaut, während bei den Nymphalidae s. |. be- kanntlich nicht nur die Vorderfüsse der cc, sondern auch die der 9 9 aus- nahmslos verkümmert sind, und die Raupen von Libythea sind sowohl im em- bryonalen als auch im erwachsenen Zustande von denen jeder Abteilung der Nymphalidae s. |l. durchaus verschieden, was von ganz fundamentaler Bedeu- tung ist. Auch im Bau der Fühler und in der Eiform weicht Libythea von allen Nymphalidae s. l. ab. Wenn wir uns noch der durchaus verschiedenen Palpenbildung erinnern, haben wir eine Summe von Differenzen, welche die angeblichen Ähnlichkeiten sehr an Prügnanz übertreffen und wir dürften dem- nach die Libytheidae keineswegs in direkte, nicht einmal in nahe Be- ziehung zu irgend einer Abteilung der Nymphalidae (Bares) stellen kónnen. Diejenigen Autoren, welche Libythea in die Erycinidae eingereiht haben — sei es als integrirenden Teil derselben, sei es als Repräsentanten einer eigenen Subfamilie — haben diese Anordnung hauptsächlich mit Rücksicht auf die ähnliche Fussbildung getroffen. „Eine anscheinende Verwandtschaft zu den Eryeiniden liegt“, wie es ScHAtz und Röger bemerken, ferner „in der, aber nur geringen, Entwicklung des Htfl.-Basalnervs, in der Verkümmerung der Discocellularen und in der Verlängerung der Coxa der Vorderfüsse über die Verbindung mit dem Femur hinaus. Der zweite Charakter ist aber, wie bekannt, durchaus nicht den Eryciniden allein eigen, und der Htfl.-Basalnerv zeigt bei den Hesperiden eine noch gróssere Entwickelung als bei den Ery- ciniden*?). Dass bei Libythea wie bei den Erycinidae in den Vorderflügeln ein Rest der 2. Dorsalis („gegabelte Submediana^) vorhanden ist, braucht garnicht als Zeichen einer spezielleren Verwandtschaft mit den Erycinidae aufgefasst zu werden, weil dieselbe Aderbildung auch bei den Pierididae, Lycae- nidae, Danaididae u. A. vorkommt. Es lässt sich indessen nicht verleugnen, dass Libythea im Geäder der Vorderflügel gewisse Ähnlichkeiten mit Nemeo- !) SCHNEIDER, Schupp. Lepid. S. 14. *) SCHATZ und RÔBER, op. cit. S. 226. 298 ENZIO REUTER. bius zeigt, wie z. B. die gleiche Abzweigung der Radialäste und die äbnliche Stellung der Discozellularen, welche aber bei Nemeobius normal ausgebildet, nicht wie bei Libythea verkümmert sind. Es treten aber diesen Ähnlichkeiten mehrere bemerkenswerte Unterschiede zwischen Libythea und den Erycinidae gegenüber. Ich gestatte mir die Erórterungen Scmarz' und Röger’s über diese Frage wörtlich anzuführen: „Sie [die Libytheidae] unterscheiden sich von den Eryeiniden in verschiedenen Charakteren so ausserordentlich, dass wir sie als eine den Eryciniden gleichwertige Familie betrachten. Die Familiencharaktere liegen in 1) der ganz ausserordentlichen Entwicklung der Palpen, wie sie unter den Tagschmetterlingen nicht wieder anzutreffen ist und derjenigen bei den Eryciniden schroff gegenüber steht, 2) der Flügelform, welche unter den Eryciniden gleichfalls keine Ana- logie findet, 3) der geographischen Verbreitung der mit dieser Familie sich deckenden einzigen Gattung, welche in Europa, Indo-Australien, Afrika und Nord- und Südamerika ihre unter sich ähnlichen Vertreter hat, während keine Gattung der Eryeiniden in der alten und auch in der neuen Welt zugleich vertreten ist, im Gegentheile sogar viele Eryciniden-Gattungen ein sehr beschränktes Verbreitungsgebiet besitzen, und 4) in der Form der Raupe, welche viel schlanker als die Eryciniden- Raupen und nur mit äusserst kleinen, mit blossem Auge kaum erkennbaren wenigen Härchen bekleidet, also fast nackt ist, während z. B. Nemeobius Lu- cina eine ziemlich starke, borstige Behaarung zeigt). Scupver hebt nachdrücklich hervor, dass „neither in the egg, the larva nor the chrysalis is there the slightest indication of any special relationship with the Lemonünae [Erycinidae ]"?), und er fügt noch folgende Bemerkung hinzu: „Furthermore, if it /Libythea] were to be placed with the Lemonünae in the family Lycaenidae, it would destroy ot once the unity of character belonging to this family^?). Ich habe früher nachgewiesen, dass die Palpen- bildung von ZLibythea in keiner Weise eine direkte Vergleichung mit derje- nigen der Ærycinidae gestattet, sondern vielmehr einen entschiedenen Typus darstellt. Eine Abschätzung der Berührungspunkte und Abweichungen ergiebt also, dass diese nach ihrer spezifischen und qualitativen Art jene an taxono- 1) ScHATzZ und RÔBER, |. c. 2) SCUDDER, East. Un. St. a. Can. S. 751. 3) SCUDDER, op. cit. S. 752. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 299 mischer Bedeutsamkeit weit übertreffen und auch die Einreihung von Liby- thea in die Erycinidae als völlig unberechtigt und unhaltbar er- scheinen lassen. Dass Libythea auch keiner anderen Familie einverleibt werden kaun, dürfte ich als allgemein anerkannt voraussetzen kónnen. Als Resultat der obenstehenden Diskussion ergiebt sich, dass, wenn auch Libythea einige Ähnlichkeiten mit den Nymphalidae s.l. und Erycinidae besitzt, sie sich zugleich durch wichtige Merkmale auszeichnet, welche zu den Fa- miliencharakteren derselben durchaus im Widerspruch stehen. Man darf nicht einseitig auf die freie Aufhängung der Puppe oder auf den Bau der Vorder- füsse allein entscheidendes Gewicht legen, vielmehr müssen wir eine ganze Summe von Merkmalen und zwar von allen Lebensstadien berücksichtigen. Dann stellt sich aber unleugbar ein Gesamtcharakter heraus, wel- cher für Libythea entschieden einen selbständigen, spezifischen Typus bekundet, und zwar ist dieser Typus mit keinem anderen nahe verbunden, sondern steht recht isolirt da") Wir dürften demnach die Gattung ZLibythea nicht nur als den Vertreter einer selbständigen Familie, Libytheidae, sondern sogar einer eigenen Gens, Libytheae, betrachten müssen. Auch die sehr weite geografische Verbreitung dieser Gattung lässt sie als eine sehr alte erscheinen, was noch dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, dass Libythea als fossil bekannt sein soll”). Für die Beurteilung der Frage von den genetischen Beziehungen der Gens Libytheae liefern die imaginalen Charaktere keine direkten Anhaltspunkte. Auf indirektem Wege können wir aber einige Wahrscheinlichkeitsschlüsse ziehen. Es ergab sich, dass die ziemlich stark differenzirten Strukturverhält- nisse des Basalflecks von Libythea nicht etwa von dem Verwandtschaftskreis jetzt lebender Formen mit schon differenzirter Anschwellung abzuleiten sind, vielmehr dürften sie wahrscheinlich als das Endresultat eines selbständigen Differenzirungsvorgangs von Formen mit diffus zerstreuten Kegeln aufzufassen sein. Auch die ausserordentlich stark verlängerte Gestalt der Palpen, die Verkümmerung der o- Vorderfüsse und die freie Aufhängung der Puppe stellen jedenfalls ziemlich hoch differenzirte Verhältnisse dar. Wenn wir dies mit den Tatsachen verbinden, dass die Libytheidae zu keiner der relativ hoch !) Die isolirte Stellung von Zibythea wird ja auch von mehreren Autoren betont. Man vergleiche z. B. Aussprüche von LEDERER (Vers. natürl. Reihenf. S. 38), Bar (Note critique Classif. S. 29), MAr- SCHALL and de NicÉviLLE (Buttfl. Ind. Burm. & Ceyl. I. S. 21; II. S. 301), TRIMEN (South.-Afr. Buttfl. II. S. 3), GoDMAN and SarviN (Biol C.-Am. I. S. 359. Note) u. A. ®) Nach HaasE, Syst. Tagf. S. 27. 300 Exzio REUTER. differenzirten Familien in Beziehung zu stellen sind, liegt die Vermutung nahe, der Familie Libytheidae eine schon lange Zeit hindurch selb- ständig stattgefundene Entwicklung zuzuerkennen und Libythea als den Endausläufer eines erloschenen Stammes anzusehen. Wir dürften demnach weit zurück gehen müssen, um die genealogischen Rela- tionen der Gens Libytheae aufzufinden und dieselben erst in dem Verwandtschaftskreis relativ tief stehender Formen suchen. Es ist nun sehr bemerkenswert, dass die Raupen von Libythea denen der Pierididae ausserordentlich ähnlich sind, wie dies ja von mehreren Autoren hervorgehoben worden ist") sowie, dass auch die Eiform mit dem Pierididen-Typus überein- stimmt). Vielleicht haben wir diese auffallenden Ähnlichkeiten dahin zu beur- teilen, dass die Gens Libytheae in genetischer Beziehung zu Pieri- didenartigen Vorfahren steht; mit den soeben dargelegten Auseinander- setzungen liesse sich diese Auffassung jedenfalls ungezwungen vereinen. In diesem Falle wären die zwei ersten Stadien von Libythea den zwei letzteren gegenüber, von denen besonders die der Imago ziemlich weit gehenden Diffe- renzirungen unterworfen worden ist, in Genepistase zurückgeblieben. Es ist von Seiten der Autoren vielfach ausgesprochen worden, Libythea vermittele den Übergang von den Ærycinidae zu den Nymphalidae (im Sinne von Bares). Zwar lässt sich nicht verleugnen, dass die Lebytheidae mit Rück- sicht auf einige Charaktere gewissermassen eine intermediäre Stellung zwischen den genannten Familien einnimmt, diese intermediäre Stellung ist aber — das will ich ausdrücklich betonen — entschieden nicht in der Weise aufzufassen, als sollte die Familie ZLibytheidae die Kluft zwischen den Ærycinidae und Nymphalidae in genealogischer Hinsicht überbrücken. Nein, vielmehr dürfte der von den Libytheidae vertretene Ast eine von denen der beiden genannten Familien unabhängige Entwicklungsreihe repräsentiren, der Endtrieb dieses Astes nimmt aber wahrscheinlich an dem Stammbaum einen Platz ein, der sich zwischen den von den Ærycinidae und gewissen Abteilungen der Nym- | phalidae (Bares) repräsentirten Zweigen befindet. Zusammenfassung. Die mutmassliche systematische Stellung von ZLibythea lässt sich also folgendermassen kurz definiren. Die in der Gegenwart isolirt stehende 1) Vel. Wesrwoop (Introd. mod. Classif. II. S. 353, Note. — Gen. Diurn. Lep. II. S. 413), Bur- MEISTER (Descr. phys. Rep. Arg. V. 1. S. 197), MARSCHALL and de NIcÉvILLE (Buttfl. Ind. Burma a. Ceyl. II. S. 301), TRIMEN (South-Afr. Buttfl. IT. S. 4), u. A. 2) DoHERTY, Buttfl. Kumaon. S. 108, 110. — ManscHarL and de NICEVILLE, I. c. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 301 Gattung Libythea, welche nicht nur eine selbständige Familie, son- dern auch eine eigene Gens repräsentirt, ist wahrscheinlich als ein- ziger Vertreter und zwar als der Endausläufer eines ausgestorbenen Stammes zu betrachten, welcher vielleicht seinen Ursprung von Pierididenartigen Vorfahren herleitet und dessen Gipfel (die jetzige Gattung Libythea) etwa zwischen dem von den Erycinidae vertretenen Zweig und den von den Danaididae (mihi) und Nymphalidae (mihi) reprüsentirten Ästen steht. Gens IV. Danaidae). Kam) LDanardrdaee Subfam. I. Danaidinae. Während der allgemeine Bau und der Gesamthabitus der Palpen in der Subfamilie Danaidinae einigermassen einförmig ist, lassen sich mit Rücksicht auf die Verhältnisse des Basalflecks ziemlich ungezwungen zunächst drei For- menkreise unterscheiden, welche verschiedene Entwicklungsrichtungen reprä- sentiren dürften. Zwar können diese Formenkreise nicht durch ein einziges konstant zutreffendes strukturelles Merkmal von einander scharf getrennt wer- den, sie dokumentiren sich aber durch ihre ganzen äusseren Erscheinungs- formen als recht natürliche Formengruppen, so dass die Zugehörigkeit jeglicher Art zu der einen oder der anderen derselben sogleich zu erkennen ist. Es dürfte demnach berechtigt sein, jene drei Formenkreise als besondere Triben aufzufassen. Eine derselben umfasst die Gattungen Danaida Larr.?), Amauris Hüex., Ideopsis Honsr. und Hestia Hüex., die zweite besteht aus der umfang- reichen Gattung Æuploea Fasz. und die dritte aus den spezifisch amerika- nischen Gattungen Ituna Douez. und Lycorea Dovsr. 1) Pluralisform des Gattungsnamens Danaida LATR., vgl. Note 2. Nicht von Danaus oder Da- nais gebildet und auch nicht mit dem gleichlautenden Familiennamen der Autoren zu verwechseln. g g ?) Wie es AURIVILLIUS hervorgehoben hat, wird „der Gattungsname Danaida LATR., (1805) (ty- pus plexippus) von LATREILLE nur im Singularis gebraucht, ist ganz korrekt gebildet (von dem klas- sischen Wort Danaidae, arum; die Danaiden) und ist demnach wie BuTLER irgendwo behauptet, keine Pluralisform* (Beiträge zur Kenntniss der Insektenfauna von Kamerun. 2. Tagfalter. Entom. Tidskr. Stockholm. XIV. 1893. S. 259). Mit AURIVILLIUS halte ich daher aus Prioritütsrücksicht den alten LA- TREILLE schen Namen Danaida bei. 302 Enzıo REUTER. Einer Behandlung der einzelnen Triben mag eine allgemeine Charakte- tistik der Palpen vorliegender Subfamilie vorausgehen. Palpen kurz, kaum über den Kopf hervorragend, ziemlich kráftig, eini- germassen stark gebogen. Dasalglied kurz, oft hóher als das Mittelglied, ge- krümmt. Mittelglied 2 bis 274, ansnahmsweise annähernd 3 mal so lang wie das Basalglied, schwach und gleichmässig gebogen. Endglied von wechselnder Länge, stets deutlich abwärts geneigt, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite dieht, abstehend, aus steifen und groben Haaren und Schuppen bestehend; die Innenseite mit kleineren, länglichen anliegenden Schuppen mehr oder weniger dicht bekleidet; der Rücken mit einem Haarkamm versehen, welcher stets einen starken, abstehenden Schopf zeigt; das Endglied anliegend beschuppt, bezw. halb abstehend kurz behaart. Der an seinem Umfange wechselnde Ba- salfleck am proximalen Teil meist schwach stumpfeckig ausgezogen, von dem Palpenstiele stets deutlich abgesetzt. Kegel gut entwickelt, stark chitinisirt, in der Regel schwach gebogen, aufwärts gerichtet; kleine Kegelgebilde kom- men wenigstens auf dem oberhalb der proximalen Hälfte des eigentlichen Ke- gelgebietes befindlichen Teil des Basalflecks vor. Chitin mehr oder weniger dunkel braun gefürbt. Tribus I. Danaididi?. Ehe ich zur Darlegung der Differenzirungsvorgänge übergehe, welche in- bezug auf die Verhältnisse des Basalflecks innerhalb der Tribus Danaididi statt- gefunden haben dürften, will ich einige Bemerkungen über die Gattung Danaida vorausschicken. Diese Gattung, welche den bei weitem gróssten Teil vorliegen- der Tribus bildet, zeigt in ihren extremen Formen inbezug auf dem Basalfleck recht grosse Unterschiede, was indessen garnicht auffallend ist, wenn wir be- denken, dass diese formenreiche Gattung vielfach in Sektionen oder sogar in mehrere selbständige Gattungen gespalten worden ist *). 1) Entspricht MoonE's Gruppe Zimnaina (A Monograph of Limnaina and Euploeina ete. Proc. Zool. Soc. Lond. 1883. S. 901—252), DougnTv's Danais-Group und Hestia-Group (Buttfl. Engano. S. 10) und RorscuiLp's Subfamilie Danainae (Notes on a Collection of Lepidoptera made by William Do- herty in Southern Celebes ete. Iris. Dresden. V. 1892. S. 430). 2) So haben DovsLEDAY (Gen. Diurn. Lep. I. 1847. S. 84 ff.) und Butter (A Monograph of the Diurnal Lepidoptera belonging to the Genus Danais. Proc. Zool. Soc. Lond. 1866. S. 43—59; Supple- ment to a Monograph of the Genus Danais. Ibid. S.171—175) die Gattung Danaida (Danais), welche bei ihnen noch die Arten der jetzigen Gattungen Amauris s.l. und Ideopsis s. 1. einbegreift, in vier Sektionen geteilt, von denen die erste der Gattung Amauris entspricht, die zweite hauptsächlich aus den braunen Arten Berenice, Gilippus, Plexippus, Chrysippus ete. die dritte aus den meisten übrigen Arten der Gattung Danaida (im Sinne von ScHATz), zu denen bei BUTLER noch als Sektion 3 a einige Uber die Palpen der Rhopaloceren. 303 Mit Rücksicht auf die Palpenbildung können wir in der Gattung Danaida — wie dies aus der Beschreibung der Gattung hervorgeht — ungezwungen zwei grüssere Artengruppen unterscheiden, und zwar gehóren unter den von mir untersuchten Arten zu der einen Genutia, Chrysippus, Alcippus und Plexip- pus’), zu der anderen Cleona, Agleoides, Crocea, Melaneus, Luzonensis, Lim- niace und Similis?) Wahrscheinlich lassen sich diese Hauptgruppen noch in Unterabteilungen zerteilen, wegen des geringen mir zur Verfügung stehenden Materials muss ich aber auf eine weitere Gruppirung verzichten. Jene Haupt- gruppe können wir inzwischen als Anosia-Gruppe, diese als Radena-Gruppe bezeichnen. Unter allen Danaididi finden wir in der Anosia-Gruppe von Danaida die relativ ursprünglichsten Verhältnisse des Basalflecks, aber auch in der Radena-Gruppe sind bei Cleona und Agleoides die Differenzirungsvorgänge verhältnismässig wenig vorgeschritten?). jetzt zu Ideopsis gezählten Arten hinzutreten, besteht, die vierte bei DouBLEDAY die Arten ohne sexual spot“ im männlichen Geschlechte, bei BUTLER nur Id. Gaura und Dacos umfasst. Eine Einteilung in Gruppen wird auch von DrsrANT (Rhop. Mal. S. 11 ff.), MARSCHALL & de Nicévizze (Buttfl. Ind., Burm. Ceyl. I. S. 31 f£), ScHATZ (op. cit. S. 79—80) u. A. vorgenommen. Moore hat (Lep. Ceyl. S. 3 ff.) die alte LAvREILLE'sche Gattung Danaida in einige neue Gattungen gespalten, in einer späteren Arbeit (A Monogr. Limn. and Eupl.) hat er aus derselben sogar siebzehn selbständige „Gattungen“ gebildet, von denen mehrere auch in seinem grossen Werke Lepidoptera Indica. London 1890 ete. (unvollendet) aufge- nommen worden sind, und MoorE's Gattungen werden von vielen neueren Autoren angenommen. SEM- PER hat jedoch (Reis. Arch. Philipp. S. 5 ff) mehrere dieser Gattungen zusammengezogen und HAASE (Duftapparate indo-australischer Schmetterlinge. IIT. Corr.-Bl. Iris. Dresden 1888. S. 287—292) hat diese Zusammenziehung noch weiter geführt, indem er in der Gattung Danaida nur von drei Untergattungen Radena, Tirumala und Anosia wissen will. Sicherlich ist Moore in seiner Spaltung allzu weit gegangen. 1) Die Gruppe fällt so ziemlich mit DoUBLEDAY's und BumLER's Sektion 2, Schatz’ Chrysippus- Plexippus- und Erippus-Gruppen sowie Haase’s Untergattung Anosia HB. zusammen. Es ist zu beachten, dass die Arten dieser Gruppe in ihrer ganzen äusseren Erscheinung — sie sind durchgängig von brauner Grundfarbe mit weissen oder braunroten Zeichnungen — wie auch inbezug auf die Dufteinrichtungen eine grosse Übereinstimmung zeigen, was in vollem Einklang mit den Ähnlichkeiten in der Palpen- bildung steht. 2) Diese Gruppe entspricht DouBLEDAY's und BurLER's Sektion 3; sie umfasst Schatz’ Tytia-, Cleona-, Limniace- und Similis-Gruppen sowie HAAsxE's Untergattungen Radena s.l. und Tirumala. Die Arten dieser Gruppe unterscheiden sich durch ihre schuppenarmen und z. T. ,glasigen* Flügel von denen der vorigen Gruppe. 3) Nach Haase scheint „die Untergattung Anosia ... die älteste Danaerform darzustellen“ (1. c. S. 292), welehe Ansicht auch von Fr. MÖLLER, und DisrANT ausgesprochen wird (nach HAASE, Mim. II. S. 23). Für das relativ hohe Alter der Anosia-Gruppe spricht auch die weite geografische Verbrei- tung derselben. Wenn auch nach Serrz (Lepidopterologische Studien im Ausland. Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. IV. 1889. S. 775) die Invasion des D. Plexippus (Erippus Cram.) in Australien uud auf verschie- denen Inseln von neuestem Datum ist und nach Haase (Mim. II. S. 49, Note) ,die amerikanischen Arten von Danaus selbst, dem subg. Anosia angehörig, erst in späterer Zeit von Norden eingewan- dert zu sein" scheinen, übertrifft dennoch, selbst wenn wir von diesen Invasionen absehen, die Verbrei- tung der Anosia-Gruppe weit diejenige der Radena-Gruppe. In letzterwühnter Arbeit (S. 23) hat Haase dagegen „die Cleona-Gruppe als der Stammform der Gattung am nächsten stehend“ bezeichnet, 304 Enzıo REUTER. Bei der Anosia-Gruppe, die durch das kurze Mittelglied, welches höch- stens nur 2 mal so lang wie das Basalglied ist, sowie durch das klar braun gefärbte Chitin der Palpen charakterisirt wird, ist der Basalfleck noch recht ausgedehnt, er nimmt °/, der Länge des Basalgliedes ein und dringt bei den unter sich sehr nahe verwandten Genutia und Plexippus in schmal keilfórmiger Form wie bei vielen Pierididae in die Beschuppung ein; es hat sich noch keine bemerkbare Anschwellung differenzirt, die Kegel nehmen ein längliches, bei den genannten Arten gebogen keilfórmiges, noch nicht scharf markirtes Gebiet ein und gehen distalwürts allmählich in kleinere, schliesslich recht kleine Kegelgebilde über. Auch die Anordnung der Kegel, welche indessen stark ausgebildet sind, erinnert bei D. Genutia und Plevippus an diejenige mehrerer Pierididen-Gattungen, welche ein streifenartiges Kegelgebiet besitzen. In der ÆRadena-Gruppe, bei welcher das Mittelglied der Palpen wenig- stens 2'/; mal so lang wie das Basalglied ist und das Chitin sich durch mehr oder weniger trüb dunkelbraune Farbe auszeichnet, ist der Basalfleck weniger umfangreich als in der Anosia-Gruppe, er erreicht nämlich nicht die halbe Länge des Basalgliedes. Bei Cleona und Agleoides zeigt der Basalfleck auf seinem proximalen, etwas stumpfeckig ausgezogenen Teil eine nur schwach er- habene Erhóhung, welche distalwürts ohne merkliche Grenzen in die Umge- bung übergeht und weder die vordere noch die untere Schuppengrenze er- reicht; die Kegel, welche auf jener Erhóhung relativ am besten ausgebildet sind, nur mässig stark entwickelt, sie gehen hier nicht nur distalwärts, son- dern auch nach oben und sogar z. T. nach unten hin allmählich in kleinere Kegelgebilde über, welche auf den periferischen Teilen des Basalflecks zer- streut dastehen. Bei Similis, Melaneus, Luzonensis, Limniace und Crocea ist die Differenzirung der Erhöhung, welche recht stark erhaben und meist sehr scharf begrenzt ist, schon ziemlich weit gegangen, und zwar nimmt diese in Gestalt eines länglichen, meist schwach gebogenen Balkens auf dem Basalfleck, welcher von ihr zum grössten Teil eingenommen wird, eine schräge, schliess- lich fast diagonale Lage ein; Hand in Hand hiermit werden einerseits die Kegel auf der Erhöhung noch stärker ausgebildet und dicker chitinisirt, dun- kelbraun, während andererseits die periferischen Kegelgebilde eine Rückbildung erfahren haben, bezw. fast vollständig verschvunden sind. Von solchen Formen, wie uns die zuletzt besprochenen darbieten, kom- men wir ungezwungen zu Jdeopsis, bei welcher Gattung der Basalfleck nur 7; der Länge des Basalgliedes und nicht die halbe Breite der Innenseite beträgt, also recht gedrungen ist. Inbezug auf die Erhóhung wie auch auf die Be- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 305 haarung der Palpen schliesst sich Zdeopsis am ehesten an D. Similis und Lu- zonensis an. Bei Hestia ist die Verkürzung des Basalflecks, welcher hier kaum mehr als !'; der Länge des Basalgliedes und nur auf die proximale obere Ecke der Innenseite beschrünkt ist, am weitesten vorgeschritten; die stark erhabene, diagonale Erhóhung füllt beinahe den ganzen Basalfleck aus; die recht gut entwickelten, gebogenen Kegel sind ausschliesslich auf die Er- hóhung beschrünkt, stark chitinisirt, fast schwarzbraun, und auch das Chitin des Basalflecks ist sehr dunkel braun gefärbt; oberhalb der Erhóhung kom- men winzig kleine, papillenartige Kegelgebilde nur sehr spärlich vor. Es lassen sich mithin die stufenweisen Umänderungen verfolgen, welche von Formen mit ausgedehntem Basalfleck, noch nicht differenzirter Erhöhung und diffuser oder extensiver Anordnung der Kegel zu der von Hestia reprà- sentirten gedrungenen Form des Basalflecks, welche durch stark differenzirte Erhöhung und sozusagen intensive Anordnung der Kegel ausgezeichnet wird, hinüberführen!); es liegt eine entschiedene Entwicklungsrichtung vor, charak- terisirt durch eine immer weiter gehende Konzentration. Wahrscheinlich würde die Untersuchung eines reichlichen Materials noch viele Arten entdecken, welche als vermittelnde Übergangsglieder jene nur in aller Kürze angedeutete Entwicklungsreihe als eine zusammenhängende, aber freilich an verschiedenen Punkten divergirende Nebenäste entsendende Kette von sich allmählich höher differenzirenden Formen hervortreten lassen. 1) Es ist eine interessante Tatsache, dass eine Beurteilung auch anderer Merkmale zu überein- stimmenden Schlussfolgerungen betreffs der gegenseitigen Beziehungen der genannten Formen führt. Während in der Anosia-Gruppe von Danaida der 1. Radialast stets einen freien Verlauf zeigt, finden sich in der Radena-Gruppe Formen (z. B. Similis) bei denen der 1. Radialast die Subcostalis kreuzt, bezw. mit derselben z. T. verwachsen ist, ein Merkmal, welches eben für Ideopsis und Hestia charak- teristisch ist. Auch inbezug auf die Duftorgane des (/ zeigen gewisse Arten der Radena-Gruppe (Si- milis etc.) einen guten Übergang zu Ideopsis, was zuerst Haase (Duftapp. I. S. 99) nachgewiesen hat. „Diese beiden Charaktere“, sagt ScHATZ, „vereint mit den längeren Fühlern und den halbdurchsichtigen weisslichen Flügeln gestalten die Arten dieser Gruppe [Similis-Gruppe, welche MoonE's Gattung Ra- dena entspricht] zu den äussersten Grenzformen der Danais-Arten überhaupt und verbindet diese Gat- tung mit der folgenden Ideopsis“ (op. cit. S. 79). Auch Haas» hat eine ähnliche Auffassung ausge- sprochen (Duftapp. III. S. 292; Mim. II. S. 23). Auch inbezug auf die Stellung von Hestia stimmen meine Befunde mit denen Scharz’ und Haasr's, welche sich auf ganz andere Untersuchungen gründen, gut überein (vgl. ScHATZ, op. cit. S. 80; Haase loce. citt). So bemerkt Haase: „Die Gattung Hestia endlich, ohne Dufteinrichtungen auf den Hinterflügeln, würde den Endpunct der Entwickelungsreihe in- discher Danaiden bilden, zumal auch ihre Zeichnung durch Aufhellung am stärksten modifizirt ist" (Mim. II. S. 23). DoHertY (Buttfl. Engano. S. 16—17) kommt durch eine vergleichende Untersuchung der Haarpinsel am Hinterleibsende der Männchen ebenfalls zu dem Schluss, dass Hestia (besonders die als Gattung Nectaria unterschiedenen Arten) in genannter Hinsicht die hóchste Entwicklung erreicht hat, er will aber Hestia in nähere Beziehung zu Euploea (Macroploea und Stictoploea) bringen. Auch inbe- zug auf die keulenartig umgebildeten Vorderfüsse der Weibchen zeigt Hestia eine bedeutend stärkere Modifizirung als Danaida, 39 em m 306 Enzıo REUTER. Amauris schliesst sich inbezug auf die Palpenbildung am ehesten an die Radena-Gruppe von Danaida an!). Die Verkürzung des Basalflecks ist nicht besonders weit gegangen, auch ist die Erhóhung, obgleich schon den gróssten Teil des Basalflecks einnehmend und einen ziemlich ausgeprägten Typus dar- stellend, nicht scharf markirt und nicht in gleicher Weise balkenartig erhaben wie bei Hestia, Ideopsis und bei den höher differenzirten Danaida- Arten, son- dern ziemlich flach gewólbt und am distalen Ende etwas zugespitzt, dagegen sind das Chitin und die Kegel wie bei den genannten Formen dunkel braun gefärbt. Die Amauris-Form lässt sich demnach nicht in jene Entwicklungs- reihe direkt einpassen, diese Gattung scheint einen kleinen Seitenzweig des von den Danaididi repräsentirten Astes darzustellen?), welcher Zweig wahr- scheinlich von Formen, die zu der Radena-Gruppe von Danaida führten, sich heraus differenzirt hat und dessen divergirende Entwicklungsbahn vielleicht von verschiedenen Existenzbedingungen in seiner afrikanischen Heimat bedingt worden ist, nicht aber die gleiche Hóhe der Differenzirung wie der Hauptast erreicht hat. Zusammenfassung. In der Tribus Danaididi ist die Gattung Danaida s. |. als die äl- teste aufzufassen und zwar haben wir wahrscheinlich in der Ano- sia-Gruppe (Gattung Anosia H»., Untergatt. Anosia Haase) diejenigen Formen zu suchen, welche sich von den Vorfahren der Tribus noch relativ am wenigsten entfernt haben. Von Stammfasern, welche der Zadena-Gruppe den Ursprung gaben, dürfte einerseits der Amauris-Zweig, andererseits der von /deopsis und Hestia repräsentirte sich abgezweigt haben. 1) Diese Auffassung ist mit derjenigen Haase’s sehr gut vereinbar, nach welcher „die Formen der Gattung Amauris Hp. in der Ausbildung der Dufteinrichtung, die am Ende der ersten Dorsalastes der Hinterflügel liegt, und in dem selbständigen Verlauf des zweiten Radialastes vom Zellende den in- dischen Arten des subg. Radena Moore nüher* stehen (Mim. II. S. 39), und zwar soll wenigstens À. Niavius L. sich „am nächsten an die Zeichnung der indischen Cleona-Untergruppen* anschliessen. 2) Wie dies von ScHarz (op. cit. S. 84) betont wurde, zeigen die Amauris-Arten in ihrer ganzen Erscheinung ein recht eigentümliches Geprüge. Dies deutet ebenfalls auf eine ziemlich selbständige und divergirende Entwicklungsrichtung hin. — Unter den von mir untersuchten drei Amauris-Arten stimmen Damocles und Hecate inbezug auf die Palpenbildung unter sich viel besser als mit Vashli überein; die letztgenannte Art ist auch bekanntlich von Moore als eigene Gattung Cadytis von Amau- ris ausgebrochen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 307 TribusII. Euploeidi?. Obgleich die Tribus Æuploeidi aus der Gattung Euploea Fasr. allein be- steht, stellt sie dennoch die formenreichste Abteilung der Subfamilie Danai- dinae dar. Æuploea wird wie Danaida meist in mehrere Gruppen geteilt, bezw. in selbständige Gattungen aufgelüst”). So hat z. B. Moore”) von der- selben sogar sechsundvierzig neue Gattungen gebildet, welche indessen zum grössten Teil auf ganz unbedeutende und relative Merkmale begründet worden sind, „deren Charaktere fast immer von Theilen hergenommen, welche bisher zur Unterscheidung der Arten benutzt wurden**) Wenn also eine so weit- gehende Spaltung durchaus nicht zu rechtfertigen ist, kann sie dennoch als eine gute Illustration des Formenreichtums der Gattung dienen; in der Tat zeigt Æuploea eine so grosse Fülle von in mannigfacher Weise wechselnden Formen, dass es garnicht zu verwundern ist, wenn dieser Formenreichtum auch inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks zum Vorschein kommt. Haase?) welcher in überzeugender Weise die Unhaltbarkeit der Moore’schen „Gattungen“ dargetan und zugleich bemerkt hat, dass auch die von ihm er- schaffenen grösseren Gruppen, denen die von BurLER und SEMPER angenom- menen Gattungen beinahe entsprechen, nicht unverändert aufrecht erhalten werden kónnen, weist nach, dass mit Rücksicht auf die Dufteinrichtungen der Männchen in der Gattung Æuploea ungezwungen drei Formengruppen sich un- terscheiden lassen, welche er als Untergattungen Crastia (He.), Salpinx und Trepsichrois He. betrachtet. Diese Einteilung Haase’s ist von ganz beson- derem Interesse, weil die Ergebnisse meiner Untersuchungen über die Palpen mit derselben gut im Einklang stehen. Ich sehe in diesen übereinstimmenden Befunden einen plausiblen Grund Haasr’s Untergattungen anzunehmen und will hier bemerken, dass unter den von mir untersuchten Arten Core, Esch- scholizii, Swainsonii, Hopei, Climena und Niasica der Untergattung Crastia, 1) Entspricht Moone's Gruppe Zuploeinae (mit Ausschluss von Hamadryas) (Monogr. Limn. and Eupl. II. Proc. Zool. Soc. 1883. S. 253— 324), DoHERTY'S Euploea Group (Buttfl. Engano. S. 10) und RoTscHILD's Subf. Ewploeimae (Notes Coll. Lep. South. Cel. S. 432). 2) Vgl. die Arbeiten von BUTLER (A Monograph of the Diurnal Lepidoptera belonging to the Genus Euploea. Proc. Zool. Soc. Lond. 1866. S. 268—302. — On the Butterflies in the Collection of the British Museum hitherto referred to the Genus Euploea of Fabricius. Journ. Linn. Soc. Zool. XIV. 1878. S. 290—303), Moore (Lep. Ceyl. — Monogr. Limn. and Eupl. — Lep. Indica), DisrANT (Rhop. Malay.), MARSCHALL and DE NicÉviLLE (Buttfl. Ind., Burm. Ceyl), SEMPER (Reis. Arch. Phil.), ScHATZ (Fam. u. Gatt. Tagf), Haase (Duftapp. III. Iris. Dresden. 1888. S. 292—301), Doncrry (Buttfl. Engano. S. 16—17) u. A. *) Moore, Monogr. Limn. and Eupl. *) SCHATZ, op. cit. S. 82, 5) HAASE, l. c. 308 Enzıo REUTER. Pollita, Lowei, Leucostictos und Kollari der Untergattung Salpinx und Linnaei der Untergattung Trepsichrois angehört. Weil ich die Untersuchung nur über eine geringe Anzahl von Arten ausdehnen konnte, sind die unten zu gebenden kurzgefassten Andeutungen über die mutmasslichen Differenzirungs- vorgänge an dem Dasalfleck keineswegs als definitive Resultate aufzufassen, wenn auch gerade jene Übereinstimmung mit den Schlussfolgerungen Haase's ihnen ein gewisses Mass von Wahrscheinlichkeit zu verleihen scheint. Die relativ ursprünglichsten Verhältnisse des Basalflecks finden sich unter den von mir untersuchten Arten bei Core, Eschscholtzü, Swainsonii und Hopei. In dieser Formengruppe erreicht der Basalfleck noch die grósste Ausdehnung (,—!/5 der Länge des Basalgliedes) und auch die Struktur desselben bietet eine verhältnismässig geringe Spezializirung dar, wenn auch stets wenigstens der proximale Teil des Kegelbietes eine freilich schwach aber doch deutlich sichtbare Erhöhung zeigt. Um eine Darstellung der verschiedenen Differen- zirungsvorgünge geben zu können, ist es nötig, die in dem beschreibenden Teil dargelegten Ausführungen über die einzelnen Arten zu rekapituliren und ich will dann, um einen Anhaltspunkt zu gewinnen, zuerst die Verhältnisse von Core, welche denen der gemeinsamen Stammform noch relativ nahe zu stehen scheinen, ausführlicher erwähnen. Bei dieser Art, mit welcher Æsch- scholtzii in genannter Hinsicht beinahe gleichkommt, wird die proximale Hälfte des Basalflecks von einer noch recht schwach erhabenen und wenig bestimmt begrenzten, ungleichmässig ovalen und sich schräg nach unten zie- henden Erhóhung eingenommen, welche an ihrem unteren Teil sich distalwärts als ein kaum sichtbar erhabener, unbestimmt begrenzter, allmáhlich sich ver- jüngender und schliesslich ausgeglichener, mit immer kleiner werdenden Kegeln besetzter Streifen bis zur Nähe der vorderen Schuppengrenze fortsetzt. Bei Hopei geht der proximale Teil der Erhóhung, welcher bedeutend stürker er- haben ist als bei Core, unmittelbarer in den ebenfalls deutlich erhabenen und ziemlich markant begrenzten, nach und nach verjüngten distalen Teil über. Als gemeinsame Grundform der soeben erwähnten Arten dürften wir wohl eine Form annehmen kónnen, welche ein streifenartiges Kegelgebiet besass, das mit der schwachen Erhabenheit von Core (oder vielleicht mit überhaupt noch nicht differenzirter Erhabenheit!) den unmittelbaren Übergang des proxi- malen Teils in den distalen, wie bei Hopei, vereinigte. Es ist nun sehr be- merkenswert, dass eine Form, die dieser Grundform sehr nahe steht, in der Tribus Danaididi und zwar in der Anosia-Gruppe von Danaida zu finden ist; auch inbezug anf die Anordnung der Kegel und die noch ziemlich hell- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 309 braune Farbe des Chitins stimmen die genannten Euploea-Arten mit den Arten der Anosia-Gruppe überein. Swainsonii kommt Core und besonders Eschscholtzii nahe; hier dehnt sich aber der flach erhabene elliptische proxi- male Teil des Kegelgebietes besonders distalwürts aus, wodurch der schmälere distale Teil in jenem grósstenteils aufgeht, aber noch am Ende streifenartig und nicht merkbar erhaben erscheint. | Von den genannten wenig spezialisirten Formen lassen sich nun die höher differenzirten ableiten und zwar können wir drei hauptsächlichste Entwicklungs- ‚richtungen unterscheiden. So entsteht, wenn wir von Core ausgehen, bei welcher Art die Erhöhung am oberen Rande schon den Beginn einer Abschei- dung der proximalen elliptischen Hälfte von der distalen zeigt, durch zuneh- mende Erhabenheit dieses proximalen Teils, begleitet von einer tieferen und von oben an weiter nach unten gehenden Einschnürung, sowie durch gleich- zeitige Reduktion des distalen Teils des Kegelgebietes ungezwungen die schon ziemlich scharfe Trennung zwischen den beiden Hälften, wie dies Climena darbietet. Eine noch weiter gehende Differenzirung nach derselben Richtung hin führt zu der von Niasica repräsentirten Form, bei welcher der kräftig ge- wölbte proximale Teil nicht nur nach oben, sondern auch nach vorn hin stark erhaben ercheint, der distale Teil dagegen durchaus rückgebildet worden ist. Für die Richtigkeit dieser Deutung der Morfogenese der Erhöhung von Nia- sica spricht die Tatsache, dass das distale Ende der Erhöhung bei weitem nicht die vordere Schuppengrenze des ziemlich gedrungenen Basalflecks erreicht, und besonders der Umstand, dass während die Gruben bei Core und Eschscholtzii gerade auf dem distalen Teil des Kegelgebietes selbst stehen, befinden sie sich bei Niasica ausserhalb der Erhöhung, von dem scharf markirten distalen Ende derselben entfernt, aber dennoch auf ent- sprechender Stelle des Basalflecks wie bei den soeben genannten Arten. Diese Differenzirungsrichtung wird mithin durch eine gesteigerte Entwicklung des proximalen, dagegen durch eine zu völligem Verschwinden gehende Rückbildung des distalen Teils des Kegelgebietes, wie dieses bei Core und Æschscholtzi auftritt, charakterisirt, und fällt mit Haase’s Untergattung Crastia zusammen. Denken wir uns den bei Swainsonii schon ziemlich umfangreichen proxi- malen Teil des Kegelgebietes noch immer weiter distalwärts ausgedehnt, so kommen wir zu Formen wie sie Lowei, Pollita, Leucostictos und Kollari zeigen. Während bei den beiden erstgenannten die Erhöhung noch einigermassen flach erhaben und nicht besonders markant begrenzt ist, wird sie bei Leucostictos am oberen Rande sowie an der abgerundeten distalen oberen Ecke stärker 310 Enzıo REUTER. gewölbt und schärfer markirt. Kollari zeigt aber eine noch weiter fortgeschrit- tene Differenzirung, indem hier die langgestreckte Erhöhung, welche am distalen Teil fast ebenso breit ist wie an dem proximalen, beinahe die vordere Schup- pengrenze des noch verhältnismässig umfangreichen Basalflecks erreicht, ihrer ganzen Länge nach am oberen Rande wie auch an dem gerundeten distalen Ende kräftig gewölbt und sehr scharf markirt ist und sogar unten eine recht distinkte Begrenzung zeigt. Die Gruben werden mit in der Erhöhung aufge- nommen. Es liegt also hier eine andere Entwicklungsrichtung vor, die durch eine Ausdehnung des proximalen, urspränglich breiteren Teils des zugleich stär- ker gewölbt werdenden Kegelgebietes über den anfangs schmäleren distalen hin ausgezeichnet wird, welcher letztere in jenem aufgeht und die gleiche Breite und den gleichen Grad von Erhabenheit wie derselbe erreicht. Die Repräsentanten dieser Entwicklungsrichtung gehören Haase’s Untergattung Sal- pinz an. Die von E. Linnae? — welche Art Haase's Untergattung Trepsi- chois angehört — vertretene Form endlich wäre einerseits durch Ausdehnung des proximalen Teils, der flach erhaben verbleibt, andererseits durch Reduktion des distalen Endes des Kegelgebietes von der durch Æschscholtzi oder Swainsonii repräsentirten abzuleiten; mit diesem Differenzirungsvorgang ist eine starke Verkürzung des Basalflecks verbunden. Die Kegel, welche ziemlich gleich- müssig ausgebildet sind, zeigen überhaupt eine stürkere Entwicklung als bei den zuletzt genannten Arten, dagegen sind die kleinen Kegelgebilde oberhalb der Erhóhung bedeutend winziger und weniger zahlreich. Es geht aus dem oben Gesagten hervor, dass unter den Æuploeidi in der Untergattung Crastia, und zwar bei Core und Verwandten, die relativ primitivsten Verhältnisse des Basalflecks vorkommen, welche zugleich unver- kennbare Anklünge an die Anosia-Gruppe von Danaida zeigen, sowie dass von jenen Basalflecksformen diejenigen der Untergattungen Salpinx und Trep- sichrois sich ableiten lassen. Es verdient nun unsere volle Beachtung, dass nach Douerry unter den Euploeen gerade der Verwandtschaftskreis von Core (Euploea sensu Don.) inbezug auf die Analpinsel den relativ ursprünglichsten Zustand zeigt und sich hierin an die Danaididi anschliesst, wie auch, dass die bei der Untergattung Salpinx auftretende Form offenbar von derjenigen der ebengenannten Euploeen abzuleiten sei!) Nach Haase zeigt wieder die Untergattung Crastia die am wenigsten spezialisirte Form der Dufteinrich- tung und zwar sollen in derselben ebenfalls Übergünge zu der Untergattung !) DOHERTY, Buttfl. Engano. S. 16. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 311 Salpinz vorkommen, während Trepsichrois komplizirtere Duftapparate besitzt '). Auch Haase’s Ausführungen über die Zeichnungsverhältnisse der Flügel lassen sich mit dem soeben Angeführten ziemlich gut vereinen. Nach ihm „be- wahrte diejenige Untergattung, welche keine hóher entwickelten Duftein- richtungen besitzt, Crastia Hsr., die einfachste und zugleich meist in beiden Geschlechtern gleiche Zeichnung“ und zwar zeigt die Zeichnung gerade bei Core ete. relativ grosse Ursprünglichkeit, während eine selbständige Ausbil- dung der Zeichnung von ebenfalls ziemlich ursprünglichen Formen in den Un- tergattungen Salpinx und Trepsichrois zu finden sei. Alle drei Untergat- tungen dürften sich somit nach Haase ,von einem Stamme aus entwickelt haben, der, wie das Weibchen von Eu. Linnaei und Eu. Euctemon Hew. be- weisen, noch Radena-ähnlich?) gezeichnet war^?) Auch ScHatz bemerkt, dass „das Muster der Zeichnung [bei den 99 von E. Linnaei (Midamus L.) und Verwandten] in seiner Anlage mit demjenigen von Danais übereinstimmt“ *). In Erwägung aller dieser Tatsachen lässt sich der Gedanke nicht zurück- weisen, dass die Æuploeidi in genetischer Beziehung zu den Danaididi stehen. Zusammenfassung. Wir dürften demnach mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass die Euploeidi von Danaida-ähnlichen Vorfahren entstammen, und zwar erscheint es mutmasslich, dass die Abzweigung des von den Euploeidi repräsentirten Astes in einer Zeitepoche stattge- funden hat, wo die Spaltung der Gattung Danaida in die Anosia- und Radena-Gruppen noch im ersten Beginn war. Tribus III. Itunidi. Die Gattungen Lycorea und Ituna, deren richtige systematische Stellung bis vor kurzer Zeit fast immer verkannt worden ist”), erweisen sich durch die 1) Haase, Duftapp. III. S. 296—301. 2) Die Verhältnisse des Basalflecks deuten dagegen, wie erwähnt, auf einen näheren Anschluss von Æuploea an die Anosia-Gruppe der Gattung Danaida hin. Es lässt sich aber wohl denken, dass die Vorfahren von Euploea mit einer Radena-ähnlichen Zeichnung noch jene ursprünglichen Ver- hältnisse des Basalflecks vereinigten. 3) Haase, Mimicry. II. S. 24—25. *) ScHATZ, op. cit. S. 83. — Moore scheint dagegen diese Ahnlichkeit auf Mimikry zurückführen zu wollen (vgl. Moore, Monogr. Limn. and Eupl. I. Tab. I. A. S. 208; II. Pl. XXIX. Fig. 3 und 4). 5) Bei den älteren Autoren machten Lycorea und Ituna einen integrirenden Teil der jetzigen It/ıo- miinae, (Neotropiden ScHarz), welche Bates Danaoid-Heliconidae entsprechen. Wenn FELDER (Spec. al Enzıo REUTER. ganze Konfiguration der Palpen, die Kürze des Basalgliedes und nicht am wenigsten durch die Strukturverhältnisse des Basalflecks als entschieden den Danaidinae, nicht den Jthomiinae, angehörig. Der breite und etwas mehr als die halbe Länge des Basalgliedes einnehmende Basalfleck zeigt ein be- sonders bei Lycorea an seinem flach und undeutlich erhabenen proximalen Teil breites, dann mehr oder weniger schnell verjüngtes und namentlich bei Ituna strcifenartig erscheinendes, unbestimmt begrenztes Kegelgebiet, dessen allmählich ausgeglichener distaler Teil bis zur Nachbarschaft der vorderen Schuppengrenze verläuft und welches bei Ituna nicht wenig an das von Da- naida Genutia und Æuploca Core erinnert. Kegel ziemlich gut ausgebildet, fann. etc. Wien. Ent. Monatsschr. VI. 1862. S. 74) und nach ihm fast alle Systematiker die Danaoid- Heliconidae von den echten Heliconiern trennten und mit den eigentlichen Danaidinae in eine Familie vereinigten, wurde hierdurch allerdings eine Annäherung auch von Zycorea und Jfuna an die letztge- nannten angebahnt, die beiden erwühnten Gattungen wurden aber noch von den meisten Autoren in die nächste Beziehung zu den übrigen südamerikanischen Gattungen gebracht. BUTLER, welcher noch die Danaoid-Heliconidae bei den echten Heliconimae stehen lässt, stellt jedoch schon Zycorea in die Da- naidinae (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 1). Weiter unten in derselben Arbeit (S. 111 ff.) führt BUTLER zu Bares’ Subfamilie Heliconinae alle die übrigen Danaoid-Heliconidae, obgleich BATES an dem von BUTLER zitirten Orte (Journ. Ent. II. 1864. S. 176) die Danaoid- Heliconidae seiner Subfamilie Danai- nac einverleibt hat. Bares sagt nämlich über die Danainae: „this subfamily includes the greater part of the Heliconidae of authors“. In einer Arbeit von BUTLER und Druck (List of the Butterflies of Costa Rica, with Descriptions of new Species. Proc. Zool. Soc. Lond. 1874. S. 330) werden Zycorea und Ituna unmittelbar nach Danaida gestellt und von der Sektion „Heliconoid Danainae“ (Ithomiinae) ausgeschieden. BATEs, welcher Lycorea und Ituna noch seinen Danaoid-Heliconidae zuzählt, hat schon auf gewisse Merkmale (Fehlen des Haarschopfes der Männchen am Vorderrande der Oberseite der Hinterflügel, Besitz von ausstülpbaren Haarbüscheln am Hinterleibende der Männchen), wodurch sich Lycorea und Ituna von den übrigen Genossen der Danaoid-Heliconidae scharf unterscheiden, aufmerk- sam gemacht (Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 502, 510). Frırz MÖLLER hat nicht nur die- selbe Bemerkung gemacht (Ueber Haarpinsel, Filzflecke und ähnliche Gebilde auf den Flügeln männ- licher Schmetterlinge. Jen. Zeitschr. f£. Naturw. XI. 1877. S. 112), er hebt sogar nachdrücklich die nahe Beziehung von Zycorea und Ituna zu Danaida und Verwandten hervor (/fwna und Thyridia. Ein merkwürdiges Beispiel von Mimiery bei Schmetterlingen. Kosmos III. 1879. S. 100— 108). GoDMAN und SALvIN (Biol. C.-Am. I. S. 1 ff) haben die mehrmals erwähnten Gattungen definitiv von den Itho- miae (von ihnen als „Group Ithomiina* der Subfamilie Danainae aufgefasst) abgeschieden und mit Danaida in eine besondere Gruppe ,Danaina“ gestellt. ScHarz folgt ihnen, geht aber noch einen Schritt weiter, indem er die Ithomiinae als selbständige Familie ,Neotropiden* von der Familie „Da- naiden* trennt. Die Zugehörigkeit der Gattungen Zycorea und Itwna zu den Danaidinae wird von ihm ausser jeden Zweifel gesetzt. „Wenngleich sie nun“, sagt er „ihrer äusseren Erscheinung nach mehr mit den letzteren [Danaid-Helieoniern, d. h. Ithomiinae] übereinstimmen, so zeigt doch der Besitz aller hauptsächlichsten Merkmale, dass sie zu den echten Danaiden gehören. Die « haben am Lei- besende ebenfalls 2 Haarbüschel, die 9 Q- Vorderfüsse haben dieselbe keulenförmige Gestalt und das 1te Palpenglied ist stets kürzer als das Mittelglied. Auch ist das Geäder in beiden Geschlechtern vüllig gleich und eine Präcostalzelle deutlich vorhanden. Über den Raupenzustand ist leider bis jetzt nichts bekannt, aber selbst in dem Falle, dass ihre Form nicht dem allgemeinen Danaidentypus ent- sprechen sollte, wären auch obige Charaktere allein hinreichend, um ihre Stellung in dieser Familie zu rechtfertigen*. (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 84). Diese Auffassung von der systematischen Stellung der er- wühnten Gattungen findet durch die Befunde meiner Untersuchungen ihre volle Bestátigung. TR a o uu S Su aao c E ad LL sna Über die Palpen der Rhopaloceren. 513 wie bei den eben genannten Arten distalwärts an Grösse und Frequenz ab- nehmend und schliesslich unmerklich in kleine Kegelgebilde übergehend; der oberhalb der Erhóhung, bezw. des Kegelgebietes befindliche Teil des Basal- flecks, welcher bei Lycorea vorgewölbt erscheint, wie bei Danaida ete. mit winzigen, schmächtigen Kegelgebilden dicht besetzt. Chitin einigermassen licht bräunlich. Wie ersichtlich lassen sich die Strukturverhältnisse des Basalflecks von Lycorea und Ituna, welche Gattungen allein die spezifisch amerikanische Tribus Itunidi bilden und einander recht nahe zu stehen scheinen, mit denjenigen der am wenigsten spezialisirten Formen der vorhergehenden Triben (und zwar am ehesten mit denen von Dan. Genutia) recht gut vergleichen, mit welchen Formen jene Gattungen auch die lichtbraune Farbe des Chitins gemeinsam haben. Mit Rücksicht auf das dichte und über einen grossen Teil des Basal- flecks zerstreute Vorkommen kleiner Kegelgebilde, von denen sich die mässig stark entwickelten eigentlichen Kegel namentlich bei J/w»a noch nicht beson- ders scharf abstechen, zeigen Lycorea und Zfuna ebensowenig differenzirte Verhältnisse wie die am meisten generalisirten Repräsentanten der Tribus Da- naididi. Die Basalflecksform der Zfunidi ist nicht von derjenigen der tiefer stehenden Danaididi unmittelbar abzuleiten, sie kann auch nicht zu derselben in so direkte Beziehung wie der von den Zuploeidi vertretene Typus gebracht werden. Dagegen sind jene beiden Formen auf eine gemeinsame Grundform zurückzuführen, von welcher Form einerseits die der relativ wenig modifizirten Danaididi, wie D. Genutia u. A., andererseits diejenige der Ituna und Ly- corea sich noch nicht besonders weit entfernt hat. Nach Haase lässt sich die Flügelzeichnung von Lycorea, welche Gattung sich im Geäder am ehesten an gewisse Danaida-Arten anschliesst, „auf die- jenige von indischen Danainen zurückführen, während die Färbung den aus- gesprochenen neotropischen Ton angenommen hat" und zwar hält er für wahr- scheinlich, dass die „Tracht der Lycorea-Arten ursprünglich derjenigen der paläotropischen Danaus-Arten noch mehr entsprach“, dass die Lycorea- Arten ,aus schwarzbraunen, mit weissen Querbinden gezierten Formen hervorgingen, wie sie sich ausser bei Danaern der alten Welt auch bei einigen Neotropinen Columbiens (Tithorea, Ithomia) erhielten“ !). Die Flügelzeichnung von Zfwna soll nach Haase auf den Zycorea-Typus zurückzuführen sein. Während die oben angeführten "Tatsachen auf einen ziemlich nahen ge- netischen Zusammenhang der Itunidi mit den Danaididi deuten, besitzen ande- !) Haase, Mimicry. IL S. 49—50, 314 Enzıo REUTER. rerseits Lycorea und Ituna einige Merkmale, welche sie in Gegensatz zu den Danaidinae der alten Welt stellen. Es sind vor allem zu erwähnen die lang- gestreckte Flügelform und die eigentümliche Färbung, wodurch die genannten Gattungen eine täuschende Ähnlichkeit mit gewissen Ithomiinae zeigen !), was eben die Verwechselung derselben mit diesen verursachte. Auch durch den Verschluss der Discoidalzelle der Hinterflügel, welcher indessen bei Lycorea und //wna ein verschiedener ist, weichen die Gattungen von dem allgemeinen Typus der Danaidinae ab. So dürften wir wohl die Tribus Zéunidi als einen von dem Da- naidinen-Stamme entsprossenen kleinen Ast auffassen können, welcher seinen Ursprung von altweltlichen Vorfahren herleitet, die den jetzigen tiefer stehenden Danaida-Arten nahe standen, und in der neuen Heimat — sei es auf dem von Haase vermuteten Wege, sei es durch veränderte, aber mit denen der Ithomiinae gleiche Lebensbedingungen überhaupt — eine von derjenigen der übrigen Danaidinae diver- girende Entwicklungsbahn, die zu superfizieller Ähnlichkeit mit den /thomiinae führte, eingeschlagen hat. Rückbliekauf die Subfam. Danaidinae. Die oben dargelegte Auffassung von den mutmasslichen genetischen Re- lationen der Triben vorliegender Subfamilie lässt sich folgendermassen kurz ausdrücken. Es hat sich von dem Danaidinen-Stamme wahrscheinlich zu- nächst ein Ast abgezweigt, welcher von der Tribus Danaididi repräsentirt wird und dessen relativ ursprünglichste Vertreter in der Gattung Danaida und zwar wahrscheinlich in der Anosia- !) Diese Ähnlichkeit ist eine rein habituelle und sekundär entstandene; in allen ihren hauptsäch- lichsten strukturellen Merkmalen stimmen Zycorea und Ituna, wie oben erwähnt, entschieden mit den Danaidinae überein. Wenn also ScHATZ (op. cit. S. 84) sagt, dass Ztuna eine beträchtliche Annähe- rung an die Ithominae zeigt und einen deutlichen Übergang zu denselben bildet, ist dieser Aus- spruch keineswegs von genetischem Gesichtspunkte aus zu rechtfertigen, diese Ähnlichkeit von Ituna mit den Ithomünae ist durchaus nicht als eine von gemeinsamen Vorfahren ererbte aufzufassen. Wie es Fr. MÜLLER betreffs Ifwna Ilione Cram. und Thyridia (Methona) Megisto FELD. ausdrücklich her- vorhebt, könnte dies nur dann der Fall sein, „wenn in ihnen die Tracht der Urahnen aller Ithomiinen und Danainen sich erhalten hätte. Daran aber ist nicht zu denken“. Es liegt nach MÜLLER hier „ein Fall erworbener Ähnlichkeit vor, ein Fall von Nachahmung oder Mimicry“ (Ituna und Thyridia. S. 103). Dieselbe Auffassung wird auch von HaasE ausgesprochen und zwar scheint ihm „die typisch südameri- kanische Tracht“ von Lycorea und Ituma „erst in der neuen Heimath erworben zu sein, vielleicht durch Anpassung an dort schon lebende immune Gattungen der Neotropinen* (l. e. S. 50). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 315 Gruppe derselben zu suchen sind. Von Vorfahren, die diesen Formen nahe standen, dürfte sich einerseits ein reichlich ent- falteter Zweig, welcher den Æuploeidi den Ursprung gegeben hat, abgetrennt haben, andererseits ein kleiner, stark divergi- render Zweig, der zu den Ztwnid? geführt hat und sich nach der Seite des Stammbaumes hin biegt, wo sich die Ithomiinae be- finden. Subfam. II. Clothildinae. Diese Subfamilie, deren einzige Vertreterin die in systematischer Hinsicht vielfach angefochtene und von ScHatz in die Argynnis-Gruppe seiner Familie Nymphaliden gestellte Gattung Clothilda ist‘), wird durch folgende Palpen- merkmale charakterisirt, die mit denen der genannten Gattung zusammenfallen und von welchen an dieser Stelle die hauptsächlichsten noch erwähnt werden mógen. 1) Von den meisten Lepidopterologen wird diese interessante Gattung den Nymphalidae (im Sinne von ScHATZ) zugezühlt und zwar in nächste Beziehung zu den Argynnidi oder Vanessidi ge- bracht, obwohl ihr Platz unter denselben ófters als unsicher bezeichnet worden ist. BLANCHARD (Hist. nat. Ins. III. 1840. S. 440) stellt Clothilda zwischen Cethosia und Vanessa, DouBLEDAY (Gen. Diurn. Lep. 1848. S. 155) zwischen Dione und Cirrochroa, also in den Verwandtschaftskreis von Argynnis, bemerkt aber, dass sie sich durch ihre wohl ausgebildete Discozellularader der Hinterflügel von allen ihren Verwandten unterscheidet und durch ihre weniger angeschwollenen Palpen sich von Argynnis und Verwandten entfernt und eine Annäherung an Vanessa zeigt. Lucas (Papillons. 1853/79. S. 85) folgt der Anordnung DousLEDAY's. FELDER (Ein neues Lepidopteron aus der Familie der Nymphaliden und seine Stellung im natürlichen Systeme. Jena 1861. S. 5, 7 Note 3) ist der Ansicht, dass Clothilda unter allen Nymphalinae die meisten Berührungspunkte mit den Satyrinae darbietet und macht darauf aufmerksam, dass bei ihr der 4. Radialast der Vorderflügel, wie bei den letztgenannten, in den Vor- derrand verlàuft. HERRICH-SCHÄFFER, weleher oft ganz sonderbare Zusammenstellungen macht, stellt Clothilda neben so verschiedenartige Gattungen wie Meneris, Romalaeosoma etc. Nach seiner Ansicht ist sie von Argynnis durch den Aderverlauf wesentlich verschieden, erinnert dagegen durch den von der Wurzel aus gesonderten Ursprung der Subcostiradialis und hinteren Radialis der Hinterflügel an die Danaidinae und Brassolinae, stimmt ausserdem durch die kurze Subcostiradialis der Hinterflügel, sowie durch die ähnliche Aderverzweigung der Vorderflügel ganz mit Danaida überein, ,deren lichte Flecke sogar bei 07. Thirza auf ähnliche Weise vertheilt sind“ (Prodr. Syst. Lep. I. 1864. S. 22, 30), Die Ähnlichkeit von Cothilda mit Argynnis hält er für nur scheinbar (op. cit. S. 36). Sauvın (A Synopsis of the genus Clothilda. Trans. Ent. Soc. Lond. 1869. S. 391) macht auf die grosse Ähnlichkeit von gewissen Clothilda-Arten mit Argynnis aufmerksam, hebt aber die wegen des Vorhandenseins einer wohl ausgebildeten UDC der Hinterflügel anomale Stellung der Gattung unter den Nymphalinae überhaupt hervor. BurLER und Druck (Buttfl. Costa Rica. 1874. S. 349) haben die Gattung zwischen Phyciodes und Eunica eingeschaltet. Von KirBY (Syn. Cat. 1871. S. 150), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1885. S. 87) und GoDMAN & SALVIN (Biol. C.-Am. I. 1879/86. S. 172) wird Clothilda in den Verwandt- schaftskreis von Argynnis gestellt; nach den letztgenannten Autoren ist sie aber inbezug auf die üus- seren Geschlechtswerkzeuge der Männchen sehr von genannter Gattung verschieden. ScHarz (op. cit. S. 114—115) stellt die Gattung „nur mit äusserster Reserve“ in die Argynnis-Gruppe und bezeichnet ihre Zugehörigkeit zu den Nymphalidae überhaupt als zweifelhaft. Dixry (On the phy- logenetie significance of the wing-markings in certain genera of the Nymphalidae. 'Prans. Ent. Soc. 316 Enzıo REUTER. Die über den Kopf hervorragenden Palpen ziemlich kräftig, nicht aufge- blasen. Basalglied kurz, Mittelglied 2 '/, mal so lang, fast gleichmässig dick. Behaarung der Bauchseite dicht, zum gróssten Teil aus steifen und aufrecht stehenden Haaren bestehend, ohne jegliche Stacheln oder Borsten. Basalfleck etwas mehr als 7, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen oberen Teil mässig stark ausgezogen, an der distalen Hälfte verjüngt und zwar am Rücken des Gliedes wie bei den meisten Danaidinae deutlich quer gefurcht. Die schwach und nur an dem proximalen elliptischen Teil, und zwar am oberen Rande desselben, einigermassen deutlich erhabene Anschwel- lung erinnert zugleich an die von Æuploea Core und besonders an die von Da- naida Genutia; sie setzt sich der Mitte des Basalflecks entlang distalwärts in Gestalt eines schwach erhabenen, nach und nach sich verjüngenden und zugleich allmählich ausgeglichenen, unbestimmt begrenzten Streifens bis zur vorderen Schuppengrenze fort. Kegel am proximalen Teil stark entwickelt, gebogen, distal- würts allmáhlich an Grósse und Frequenz abnehmend, schliesslich zu kleinen, fast papillenartigen Gebilden herabsinkend; oberhalb des proximalen Teils der Erhöhung finden sich wie bei den meisten Danaidinae winzige und spitzige Kegelgebilde in grosser Anzahl. . Clothilda weicht sowohl durch die Gestalt der Palpen, als auch durch die vóllig verschiedenen Strukturverhältnisse des Basalflecks sehr scharf von den Argynnidi ab, wie dies zur Genüge aus der Beschreibung der Gattung (S. 51—52) hervorgeht, wo die von denen der Argynnidi abweichenden Merkmale mit gesperrter Schrift angeführt werden. So unterscheidet sich namentlich die Anschwellung nicht nur von derjenigen der genannten Tribus, sondern auch von dem Typus der ganzen Familie Nymphalidae s. str. überhaupt so ausserordentlich und Clothilda steht mit Rücksicht hierauf in derselben so vóllig isolirt da, dass schon dieser Umstand jede Verbindung von Clothilda mit den Nymphalidae als durchaus unberech- tigt erscheinen lässt. Dagegen schliesst sich diese Gattung inbezug auf ihre ganze Palpenbildung den Danaidinae recht nahe an, wie dies aus der soeben Lond. 1890. S. 89—129) will die allerdings sehr ühnliche Flügelzeichnung der 07. Pantherata von der- jenigen der Gattung Argynnis ableiten. Die Danaididenartige Zeichnung von Ol. Thirza, Insignis ete. wird von ihm garnicht besprochen; vielleicht würde ein Versuch, auch sie auf die von Argynnis zurück- zuführen, noch grössere Schwierigkeiten darbieten; übrigens scheinen mir seine Ausführungen über CJ. Pantherata nicht überzeugend. Haase (Syst. Tagf. 1891. S. 32) betrachtet Clothilda „als eine Nym- phaline, welche genetisch zu Danainen in derselben Beziehung steht, wie Colaenis zu den Heliconiern*. Als den einzigen Vertreter der Auffassung, nach welcher C/othilda garnicht dem Nymphalinae zuzu- rechnen ist, sondern „trotz der Färbung und Zeichnung zu den Danaiden zu versetzen“, haben wir DIETRICH (Zur Systematik der Schmetterlinge. Stett. Ent. Zeit. 23. 1862. S. 470) zu bezeichnen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 311 1 ] gegebenen Charakteristik hervorgeht. In der Tat sind jene Ähnlichkeiten mit den erwähnten Danaidinae so auffallend, dass man mit Rücksicht hierauf geneigt wäre, die Danaidinae unbedingt als die relativ nächsten Verwandten von Clothilda zu bezeichnen. Auch die Behaarung der Palpen, namentlich von CI. Thirza, zeigt eine überraschende Ähnlichkeit mit mehreren Danaida-Arten. Es müssen aber noch andere Merkmale in’s Feld geführt werden, um der Beurteilung von der systematischen Stellung dieser interessanten Gattung eine festere Begründung zu geben. Eine ziemlich ausführliche Darstellung der Charaktere, welche für und gegen die Einreihung von Clofhilda unter die Nymphalinae sprechen, ist schon von Schatz gegeben worden). Es sei aber dennoch gestattet, an dieser Stelle jene Charaktere mit noch einigen anderen Revue passiren zu lassen. Diejenigen Merkmale, welche eine Annäherung an die Nymphalinae und zwar an Argynnis und Verwandten zeigen, sind das Einmünden der UDC der Hinterflügel in den Ursprung des 1. Cubitalastes?), vor allem aber die ganz Argynnis-ähnliche Flügelform und Zeichnung einzelner Arten, wie Cl. Panthe- rata Mart. und Numida Högs. Besonders der letzte Umstand scheint für die meisten Systematiker von entscheidender Bedeutung gewesen zu sein. Dieser habituellen Ähnlichkeit darf jedoch, denke ich, nicht allzu grosses Ge- wicht beigemessen werden, wenn man bedenkt, dass andere Arten derselben Gattung (Thirza, Insignis etc.) ein ganz verschiedenes und zwar an die Da- naidinae erinnerndes Aussehen zeigen. Diese Tatsache in Verbindung mit dem Besitz mehrerer Charaktere, welche denen der Nymphalinae durchaus widersprechen, macht es zum mindesten zweifelhaft, ob die Argynnis-ähnliche Zeichnung als die relativ ursprünglichere und nicht eher als eine später (viel- leicht durch Nachahmung) erworbene aufzufassen ist, und dementsprechend scheint mir die taxonomische Beweiskraft der äusserlichen Ähnlichkeit mit Argynnis garnicht unanfechtbar. Von den Nymphalinae sehr scharf unterschieden wird Clothilda durch folgende Charaktere: die wohl ausgebildete und vollkommen röhrige UDC beider Flügel, welche einen vollständigen Verschluss der Discoidalzelle bewirkt; der am Grunde deutlich gegabelte 1. Dorsalast (Rest des 2. Dorsalastes) der Vorderflügel; die Abzweigung des Subcostalastes der Hinterflügel vor der 1) SCHATZ, op. cit. S. 114—115. 2?) Oder unmittelbar nach dem Ursprung des 1. Cubitalastes, welches Verhalten die von mir un- tersuchte C7. Thirza zeigte. 318 Enzıo REUTER. Abzweigung der Subcostiradialis von der hinteren Radialis; die kurze Sub- costiradialis der Hinterflügel, welche in den Vorderrand vor der Mitte des- selben verläuft; die durchaus verschiedenen Strukturverhältnisse des Basalflecks. Es sei bemerkt, dass mehrere dieser Merkmale von fundamentaler Bedeu- tung sind. Es ist nun von grossem Interesse, dass einige der eben genannten Merk- male gerade zu den Charakteren der Danaidinae zu rechnen sind oder doch in Einklang mit denselben stehen. So kommen die róhrige UDC und der gegabelte 1. Dorsalast den Danaidinae ausnahmslos zu; jene Stellung des Subcostalastes der Hinterflügel findet sich mehrmals in der genannten Subfa- milie; endlich sind nicht nur die Verhältnisse des Basalflecks, sondern auch — was schon oben erwähnt wurde — die Behaarung der Palpen denen einiger Danaidinae sehr ähnlich. Ein weiteres Merkmal, welches sogar zu den Haupt- charakteren der Danaidinae gehört, hat Clothilda noch mit diesen gemein, namentlich die keulig verdickten Vorderfüsse der Weibchen. Ferner besitzt sie, wie viele Danaidinae, eine deutliche Radialzelle; eine solche ist dagegen unter den Nymphalinae eine grosse Seltenheit (vorhanden z. B. bei Parthenos Hr»., Pseudacraea WxsTw., Coenophlebia Fer. und Charaxes Ocus.) Das Einmünden des 4. Radialastes der Vorderflügel in den Vorderrand ist nach Schatz mehr ein Charakter der Satyriden, kommt aber bei den Danaidinae garnicht selten vor, was schon Hzmmrcn-ScenirrER bemerkt. Auch könnte der Danaidinen-artige Habitus von Cl. Thirza, Insignis etc. mit fast ebenso grossem Recht, wie der Argynnis-ähnliche für eine Zugehörigkeit der Gat- tung zu den Nymphalinae spricht, als Wahrscheinlichkeitsgrund für eine Ver- wandtschaft mit den Danaidinae angeführt werden. Wie ersichtlich werden die Charaktere, welche für die Einreihung von Clothilda unter die Nymphalidae (in meinem Sinne) sprechen, von denjenigen, welche gegen ihre Stellung unter denselben reden, sowohl an Anzahl als auch an taxonomischer Bedeutung weit übertroffen. Ich finde des- halb keinen Grund mehr, die genannte Gattung bei den Nympha- lidae stehen zu lassen. Es fragt sich aber nun, welcher anderen Familie sie vielleicht einzuver- leiben wäre. Die einzige, welche hier in Betracht kommen kann, ist die der Danaididae, weil die Charaktere von Clothilda denjenigen der Danaidinae un- zweifelhaft am nächsten kommen, ja mit denselben sogar z. T. zusammenfallen, so dass man sich versucht fühlen könnte, sie dieser Subfamilie zuzuzählen. Clothilda besitzt aber noch andere, von denen der Danaidinae abweichende Uber die Palpen der Rhopaloceren. 319 Merkmale, bezw. zeichnet sich durch Mangel an gewissen spezifischen Danai- dinen-Charakteren aus, was wiederum eine direkte Vereinigung der Gattung mit der genannten Subfamilie nicht rätlich erscheinen lässt. Der wichtigste Unterschied zwischen Clothilda und den Danaidinae besteht wohl iu dem vollstindigen Mangel an jeglichen geschlechtlichen Auszeich- nungen der Männchen '), welche bei den Danaidinae in einer oder anderen Form so allgemein auftreten und einen der Hauptcharaktere derselben bilden. Eine weitere bemerkenswerte Verschiedenheit zeigt Clothilda in der Form und geringen Ausdehnung der Discoidalzelle namentlich der Hinterflügel, welche von einer für eine Danaidine ungewóhnlichen Kürze und Breite ist. Das Einmünden der UDC der Hinterflügel in den Ursprung des 1. Cubitalastes ist, wie Scmarz bemerkt, bei den Danaidinae ausserordentlich selten, auch wird nirgends in dieser Subfamilie eine so kurze, in den Vorderrand schon vor dessen Mitte auslaufende Subcostiradialis der Hinterflügel angetroffen. Clothilda kann somit ohne Zwang auch den Danaidinae nicht einverleibt werden. Sie dürfte indessen unter diesen ihre nächsten Ver- wandten finden und hat in der Tat mit denselben so viele und wichtige Be- rührungspunkte gemein, dass wir kaum an einem genetischen Zusammen- hang der genannten Gattung mit den Danaidinae zweifeln können. Es dürfte demnach am ehesten einer naturgemässen Anordnung entsprechen, wenn wir Clothilda als Vertreter einer eigenen Subfamilie — Clothildinae — der Familie Danaididae auffassen, welche Subfamilie ihren Ur- sprung wahrscheinlich von Danaidinen-artigen Vorfahren ableitet”). Zusammenfassung. Die ziemlich isolirt stehende Gattung Clothilda, welche bisher zumeist unter die Nymphalinae eingereiht worden ist, dürfte eher mit den Danaidinae genetische Relationen besitzen und ist viel- leicht am besten als Reprüsentant einer eigenen Subfamilie der Danaididae zu betrachten, und zwar hat wahrscheinlich dieser von der Subfamilie Clothildimae vertretene Zweig sich später als der der Danaidinae von dem gemeinsamen Stamme abgezweigt. 1) Wenigstens ist mir nichts von solchen männlichen Auszeichnungen bei Olothilda nach der Litteratur bekannt, auch habe ich vergebens nach solchen bei C7. Numida und Thirza gesucht. Viel- leicht liessen sich etwaige sekundüre Geschlechtscharaktere der Männchen bei lebenden oder frisch getöteten Individuen auffinden; so zeigen z. B. nach ScHArz die meisten Euploea-g 3 die charakte- ristischen Haarpinsel am Hinterleibsende nicht mehr in getrocknetem Zustande (op. cit. S. 75, Note). ?) Leider sind die früheren Stadien von ClofAilda, deren Kenntnis für eine richtige Auffassung der verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Gattung von grossem Gewicht wäre, noch völlig unbekannt, 320 Enztio REUTER. Subfam. III. Hamadryadinae'). (Palaeotropinae HAASE). Auch die vorliegende Subfamilie, welche neuerdings von Haase aufge- stellt worden ist, wird nur von einer Gattung, Hamadryas, reprüsentirt ?), deren wichtigste Palpenmerkmale unten rekapitulirt werden. Palpen wenig über den Kopf hervorragend, mässig kräftig. Basalglied sehr kurz. Mittelglied 2°, mal so lang, mit dem Basalgliede schmal zusam- mengefügt, am distalen Teil ein wenig aufgeblasen. Endglied etwa von der Länge des Basalgliedes. Behaarung dünn. Basalfleck etwa ”/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, einigermassen gleichmässig breit, am distalen Ende quer begrenzt, am proximalen Teil schwach nach hinten und oben aus- gezogen, abgerundet. Es findet sich auf dem Basalfleck eine den proximalen Teil einnehmende, längliche, stark erhabene Erhöhung, welche vorn und oben deutlich markirt ist, unten dagegen allmählich ausgeglichen wird und die Mitte der Länge des Basalflecks ein wenig überschreitet. Kegel auf diese Erhöhung beschränkt, mässig stark entwickelt, gerade oder sehr schwach gebogen; kleine Kegelgebilde fehlen. Chitin licht und hell gelblichgrau. Von den /thomiinae unterscheidet sich Hamadryas sehr scharf durch das kurze Basalglied der Palpen?), durch den kurzen Basalfleck und die Struktur- verhältnisse desselben, welche von denen der soeben genannten durchaus ver- schieden sind, was durch eine Vergleichung der Beschreibung von Hamadryas (S. 39, 40) mit denjenigen der Ithomiinen-Gattungen recht deutlich zum Vor- !) Der Konsequenz wegen und nach allgemeiner Praxis sollte der Name vorliegender Subfamilie von dem Namen der sie reprüsentirenden Gattung gebildet werden und also Hamadryadinae heissen. ?) Hamadryas wurde von den älteren Autoren meist unter die jetzigen Ithomiinae (Neotropiden Schatz) gebracht und mit ihnen oft den Heliconiinae zugezählt. KirBy (Syn. Cat. S. 17) stellt die Gattung nebst den Ithomiinae in die Danaidinae, von ScHATZ wird sie seiner Familie Neotropiden einverleibt (op. cit. S. 91). In nähere Beziehung zu den echten Danaidinae wurde sie schon von Ba- TES (Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 495, Diagram S. 497, 498) gestellt. Auch Serrz (Lepi- dopterologische Studien im Ausland. Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. IV. 1889. S. 774) und Moore (Monogr. Limn. and Ewpl. II. S. 953, 256) zählen sie den Danaidinae zu und zwar wird die Gattung vom letzt- genannten Autor mit Æuploea in eine Gruppe vereinigt. Haase (Syst. Tagf. S. 29. — Mimicry II. S. 25, 96) betrachtet Hamadryas als den Repräsentanten einer eigenen Subfamilie seiner Familie Danao- morpha (Danaididae mihi). 3) ScHATZ giebt an, dass das Basalglied der Palpen von Hamadryas wie bei den Ithomiinae länger als das Mittelelied sei (op. cit. S. 91). Dies ist aber keineswegs der Fall. Das Mittelglied ist gerade umgekehrt, wie schon erwähnt, nicht weniger als 2?/, mal so lang wie das Basalglied. Mit Rücksicht auf die Bildung der Palpen, welche ScHArz als wichtiges Indizium einer wahren Verwandt- schaft von Hamadryas mit den Ithomiinae betrachtet, ist die Gattung im Gegenteil entschieden von dem Verwandtschaftskreis der Ithomiinae zu entfernen, Uber die Pulpen der Rhopaloceren. 321 schein kommt. Ein wichtiger Unterschied zwischen //amadryas und den Itho- miinae besteht noch darin, dass die Männchen jener Gattung unterhalb der hinteren Radialis der Hinterflügel keine Haarbüschel besitzen, welche Ein- richtungen dagegen für die Ithomiinae so ausserordentlich charakteristisch sind '). Hierzu kommt, dass bei Hamadryas der 5. Radialast der Vorderflügel vor der Flügelspitze in den Vorderrand ausläuft, nicht wie bei den Jthom?inae in den Aussenrand oder doch gleich hinter der Spitze mündet. Beachtung verdient noch, dass der einfache Subcostalast der Hinterflügel von Hamadryas nach aussen gebogen ist, bei den Ithomiinae dagegen, wenn einfach, stets nach innen gerichtet. Auch hat die Discoidalzelle der Hinterflügel genannter Gattung eine für die J/Aomnae ungewöhnliche Form, zeigt jedoch indessen eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Tithorea. Schliesslich befindet sich der ziemlich beschränkte geografische Verbreitungsbezirk von Hamadryas auf ganz entgegengesetztem Teil der Erdkugel als derjenige der Ithomiinae. Anderer- seits soll Zamadryas nach Scnarz durch den Bau sowohl der œ œ- als auch der 9 9- Vorderfüsse, welche letztere fadenfórmig seien, mit den Ithomiinae übereinstimmen ^); im Gegensatz hierzu werden aber die Vorderfüsse der Weibchen von Moore als angeschwollen bezeichnet?). In der äusseren Er- scheinung zeigt Hamadryas grosse Ähnlichkeit mit den Ithomiinae. Wenn auch die zuletzt angeführten Umstände eine Annäherung von Hamadryas zu den Zthomimae zu bedeuten scheinen, können wir doch schon mit Rücksicht auf die schroffen Widersprüche, welche inbezug auf die ganze Palpenbildung zwischen denselben bestehen, wie auch wegen des Mangels jener Haarbüschel bei Hamadryas, diese Gattung den Jthom?nae nicht füglich zurechnen. In Gegensatz zu Scmarz Behauptung schliesst sich Hamadryas durch die Palpenbildung den Danaidinae entschieden viel näher an als den Z{homüinae. Sie zeigt dasselbe relative Längenverhältnis der beiden ersten Palpenglieder und auch die Verhältnisse des Basalflecks lassen sich mit denen der Danai- dinae viel besser vergleichen, wenn auch die von Hamadryas vertretene Form zu derjenigen keiner speziellen Gattung ebengenannter Subfamilie in direkte Beziehung zu bringen ist, sondern eher das Endresultat eines von dem bei !) Nach Haase (Duftapp. I. S. 101) ist bei Hamadryas der Vorderrand der Hinterflügel etwas nach unten umgebogen und diese Bildung wird von ScHamz als der erste Beginn jenes bei den Itho- minae sich vorfindenden Duftapparates angesehen. Es kann indessen in Frage gestellt werden, ob diese beiden Bildungen so ohne weiteres zu homologisiren sind. 2) SCHATZ, op. cit. S. 91. >?) Moore, Monogr. Linn. and Eupl. II. S. 253. — Moore sagt: „fore tarsi of female tumid and acutely spined at apex". — (Mir lagen nur & «- Vorderfüsse zur Untersuchung vor). 4l 322 Exzio REUTER. den Danaidinae auftretenden ziemlich früh geschiedenen, aber gewissermassen nach paralleler Richtung hin gehenden Differenzirungsprozesses darzustellen scheint. Auch findet die licht gelblichgraue Farbe des Chitins unter den Danaidinae keine Analogie. Übrigens besitzt Hamadryas keinen der spezi- fischen Danaidinen-Charaktere, welche nicht auch den übrigen Subfamilien der Danaididae zukommen, es mangeln ihr dagegen einige derselben, wie die Haarpinsel am Hinterleibsende der Männchen; auch durch den Bau der 9 9- Vorderfüsse weicht sie von den Danaidinae ab Hamadryas kann somit auch nicht bei diesen eine Mitbürgerschaft beanspruchen. An eine nähere Verbindung von Hamadryas mit Clothilda ist nicht zu denken. Dagegen kann kein Zweifel darüber obwalten, dass die mehrgenannte Gattung der Familie Danaididae zuzuzählen ist. So bleibt uns nichts anderes übrig, als für Hamadryas eine besondere Subfamilie aufzustellen, wie dies schon Haase getan hat, ohne indessen dieses Vornehmen näher zu begründen, als durch den Aus- spruch, dass die Gattung „eines der Verbindungsglieder zwischen beiden Un- terfamilien /Danaidinae und Zthominae] und einem Pieridenühnlichen Vor- läufer zu sein“ scheint '), und .zwar wird diese Subfamilie von ihm Palaeo- tropinae genannt. Hamadryas nimmt gewissermassen eine intermediäre Stellung zwischen den Danaidinae und Ithomünae ein, ohne indessen den Übergang von der einen Subfamilie zu der anderen zu bilden; auch ist sie mit keiner derselben besonders nahe verwandt. Mit welcher von beiden die Hamadryadinae nähere Relationen besitzen, ist schwierig zu entscheiden. Im Gegensatz zu ScHATz halte ich es aber für wahrscheinlich, dass sie zu den Danaidinae in relativ nähere Beziehung zu bringen ist, denn, wenn auch die angeblich fadenför- migen Vorderfüsse der Weibchen und die àussere Erscheinung des Schmet- terlings für eine Verwandtschaft mit den /thomZnae zu sprechen scheinen ?), zeigt Hamadryas in ihren strukturellen Merkmalen keinen so grossen Wider- spruch mit den Danaidinae wie mit den Ithomiinae (vgl. oben S. 320). Je- denfalls dürfte inzwischen die Abzweigung der Hamadryadinae von dem ge- meinsamen Stamme aus in ziemlich frühe Zeit zu verlegen sein, ehe einerseits die keulenfórmig umgebildeten © 2- Vorderfüsse der Danaidinae, andererseits 1) HAASE, Syst. Tagf. S. 99. . ?) Mit Rücksicht darauf, dass die Ithomiinae sich noch durch Formen mit ziemlich breiten Flü- gel mit den Danaidinae verbinden, ist es wahrscheinlich, dass die verlängerte Flügelform von Hama- dryas auf selbständigem Wege entstanden ist und demnach nicht ein Zeichen spezieller Verwandtschaft mit den Zéhomiinae darstellt, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 323 die Haarbüschel am Vorderrande der Hinterflügel bei den Zthominae zu Stande gekommen waren. Zusammenfassung. Die Gattung Hamadryas ist als Vertreterin einer eigenen Subfamilie, Hamadryadinae, der Familie Danaididae aufzu- fassen, welche Subfamilie vielleicht den Danaidinae relativ am nüchsten steht und deren Abzweigung jedenfalls in recht früher Zeitepoche, ehe noch die spezifischen Charaktere der Danai- dinae und Zthomiinae sich ausgebildet hatten, stattgefunden haben dürfte. Subfam. IV. Ithomiinae P. (Neotropiden SCHATZ). Dass die Gattungen der Ithomiinae eine abgeschlossene Abteilung für sich bilden, wurde erst vor kurzer Zeit erkannt?) Den Gegensatz zwischen ihnen und den echten Danaidinae hat besonders Scmarz hervorgehoben und zwar macht er vor allem auf die verschiedene Form und Nahrungspflanze der Raupen, auf die verschiedenartigen geschlechtlichen Auszeichnungen (Duftein- richtungen) der Männchen und die durchaus unähnliche Bildung der 9 9- Vor- 1) Es ist wohl richtiger diese Subfamilie Ithomiinae zu nennen (vgl. S. 320 Note 1), um so eher als dieser Name schon früher als ScHaTz seinen Familiennamen Neotropiden in die Systematik ein- führte, gebraucht worden ist. ?) Die jetzigen Zéhominae wurden von allen Lepidopterologen vor Barzs mit den Heliconiinae vermengt. Bares macht zuerst einen distinkten Unterschied zwischen Acraeoid-Heliconidae oder den echten Heliconiinae und Danaoid-Heliconidae oder den jetzigen Ithomiinae, welche letztere er in Bezie- hung zu den echten Danaidinae (Danainae proper Barzs) bringt (Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 496, 516 ff). BURMEISTER stellt die Gattungen der Ithomimdae noch in seine Familie Heli- coniadae, trennt sie aber als Subfamilie ,Heliconiades danaidoides^ von seiner Subfam. ,Heliconiades nymphalidoides ou vrais H.* (Descr. Rep. Arg. S. 112 ff.). Den Danaidinae einverleibt werden die Itho- miinen-Gattungen von FELDER (Spec. faun. lep. ete. 1862. S. 74. — Reise Novara. 1864/67. S. 314 ff.) und nach ihm von fast allen Systematikern. Eine Ausnahme macht Bam, welcher die Ithomiinae als eigene Tribus Méchanitides zwischen seine Triben Danaides und Leptalides einschaltete (Note crit. 1878. S. 24). Innerhalb der Subfamilie Danaidinae fassen BUTLER und DmucE die Gattungen der Itho- minae als besondere Sektion „Heliconoid-Danainae“ auf (Buttfl. Costa Rica. 1874, S. 331 ff). GoDMAN und SALVIN teilen die Subfamilie Danaidinae in zwei Gruppen, Danaina und Ithomiina, ein (Biol. C.- Am. I. 1879. S. 1 ff), welche letztere von Scharz zum Range einer besonderen Familie, Neotropiden, erhoben wurde (Fam. u. Gatt. Tagf. S. 85). Von Haase werden die Neotropiden Scnawvz' als Subfa- milie seiner Familie Danaomorpha betrachtet (Syst. Tagf. S. 29, 33). 324 Exzi0o REUTER. derfüsse aufmerksam). Hierzu kommt das verschiedene relative Lüngenver- hältnis der beiden ersten Palpenglieder. Wenn auch diese unterscheidenden Merkmale für die /thomiinae eine gewisse Selbständigkeit bekunden und eine unmittelbare Einreihung derselben unter die Danaidinae als durchaus unna- türlich und unberechtigt erscheinen lassen, bestehen andererseits zwischen beiden Formenkreisen bemerkenswerte Übereinstimmungen. So charakterisiren sich die Danaidinae und Ithomiinae nach W. Mürrer „als einheitliche Gruppe in der Larve durch zwei Merkmale, durch die Vermehrung der primären Borsten um die Borste 1a und durch die Unbeweglichkeit der Puppe. Nach der Verbreitung dieser Merkmale“, setzt er fort, „dürften beide von der ge- meinsamen Stammform als Erbtheil übernommen sein, verdienen, so unscheinbar sie sind, volle Beachtung als Character der ganzen Gruppe“ °). Das Geäder der Vorderflügel der Ithominae entspricht dem allgemeinen Typus der Da- naidinae und die Imagines beider Abteilungen zeichnen sich durch ähnliche biologische Eigentümlichkeiten (Geselligkeitstrieb etc.) aus. Von taxonomischer Bedeutung ist noch die Zurückführbarkeit der Flügelzeichnung der primitivsten Vertreter der Ithomiinae auf Danaidinenartige Formen (vgl. unten, S. 326) und die Palpen beider Formenkreise sind in ähnlicher Weise schwarz und weiss gefleckt und tragen am hücken des Mittelgliedes einen ühnlichen Haarschopf. Es besitzen in der Tat die Danaidinae und Ithominae viele gemeinsame Züge, welche entschieden auf cine wahre Blutsverwandtschaft zwischen den- selben hindeuten, und jedenfalls sind die Danaidinae unzweifelhaft als die nächsten Verwandten der Ithomiinae zu bezeichnen, was Scuarz selber erkennt. Es scheint mir demnach am geeignesten, die Danaidinae und Ithomiinae auch nicht als besondere Familien aufzufassen, sondern als Subfamilien in einer Familie zu vereinigen, wie schon Haase dies getan hat?). Es herrscht unter den Gattungen der Subfamilie Z{homiinae inbezug auf die Palpenbildung so grosse Einförmigkeit, dass mit Rücksicht hierauf eine Einteilung derselben in Triben nicht ohne grosse Schwierigkeiten durchzu- führen sein dürfte *). Übrigens stellen die von mir untersuchten Arten einen 1) SCHATZ, Op. cit. S. 71. ?) W. MÜLLER, Südam. Nymphalidenraupen. S. 242. 3) Vel. S. 323 Note 2. +) GODMAN und SALVIN teilen die Ithomiinae (ihre Group Ithomiina) in zwei Hauptabteilungen ein und zwar werden zu der einen die Gattungen geführt, bei welchen Tibia und Tarsus der cf g- Vorderfüsse deutlich vorhanden sind, zu der anderen diejenigen, welche im männlichen Geschlechte Tibia und Tarsus der Vorderfüsse zu einem Knopf verkümmert haben (Biol. C.-Am. 1). Dieselben Haupt- gruppen werden auch von ScHATZ (op. cit. S. 87 ff.) und Haase (Mimiery. II. S. 118 ff.) angenommen. Ausserdem unterscheidet Scrarz in der letzteren Gruppe zwischen zwei Untergruppen, als deren Uber die Palpen der Rhopaloceren. 325 so geringen Bruchteil dieser an Arten und Gattungen reichen Subfamilie dar, dass ich mich über die etwaigen Entwicklungsrichtungen, welche eine einge- hende Untersuchung eines reichlichen Materials vielleicht an dem Basalfleck verspüren könnte, kein sicheres Urteil bilden kann. Ich muss mich deshalb auf eine Behandlung der Subfamilie als einheitliche Abteilung beschrünken. Sie wird durch folgende Palpenmerkmale charakterisirt. Palpen kurz, nur unbedeutend über den Kopf hervorragend, meist ziem- lich schmächtig und fest an den Vorderkopf angedrückt, einigermassen gleich- mässig und stark gebogen. Basalglied verhältnismässig lang, am Grunde am höchsten. Mittelglied kaum oder höchstens nur ?/j länger als das Basalglied, allmählich und schwach verjüngt. Endglied klein, eiförmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung dünn; die Bauchseite der Palpen von kurzen, tief zweige- teilten Schuppen und mässig langen, ziemlich steifen, meist abstehenden Haaren bekleidet; die Innenseite mit kleinen keilförmigen Schuppen dünn besetzt; der niedrige Haarkamm des Rückens bildet am Ende des Mittelgliedes einen deut- lichen Schopf, welcher das kleine Eindglied oft überragt. Basalfleck ausge- dehnt, wenigstens ”;, bisweilen sogar fast die ganze Länge des Basalgliedes und an der proximalen Hälfte beinahe die ganze Breite der Innenseite einneh- mend, distalwärts allmählich verjüngt, meist ungleichmässig begrenzt, am Rücken fein gerunzelt, bisweilen der Mitte entlang etwas heller gefärbt, ohne jegliche Erhöhung oder Anschwellung. Kegel ziemlich schwach entwickelt, auf der Mitte des proximalen Teiles relativ am besten ausgebildet und am dichtesten stehend, ein durchaus diffuses, streifenartiges Gebiet bildend, un- mittelbar in kleinere über den ganzen übrigen Basalfleck zerstreute Kegel- gebilde übergehend, kurz und schmächtig, spitzig, gerade. Chitin bräunlich. Durch den noch verhältnismässig kräftigen Bau und die starke, ziem- lich lange Behaarung der Palpen, wodurch sie sich zugleich von den übrigen Zfhominae recht merkbar unterscheidet, zeigt Tithorea eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit dem Typus der Danaidinae, wenn auch anderer- Typen Mechanitis und Ithomia zu betrachten sind. Wie die von mir untersuchten Gattungen auf diese Gruppen verteilt sind, ergiebt sich aus dem beschreibenden Teil meiner Arbeit (vgl. S. 36—44). Es mag hier noch Haase's Spaltung der zwei Hauptabteilungen erwähnt werden. Die erste derselben wird mit Rücksieht auf das Geüder der Hinterflügel in zwei kleinere, die zweite nach der Bildung der ® Q-Vorderfüsse ebenfalls in zwei Untergruppen geteilt, und zwar werden die von mir unter- suchten Gattungen in denselben folgendermassen gruppirt: I. Weibchen mit 5 Tarsaleliedern, Mánnchen mit entwickelter Tibia und Tarsus an den Vorderfüssen. a. Flügelgeäder in beiden Geschlechtern gleich: Tithorea. b. Flügelgeäder in beiden Geschlechtern verschieden: Melinaea, Methona. 1I. Männchen mit knopfartig verkümmerter Tibia und Tarsus der Vorderfüsse. a. Weibchen mit 5-gliedrigen Vorderfüssen: Leucothyris, Pteronymia, Hymenitis. b. Weibchen mit 4-gliedrigen Vorderfüssen: Dircenna, Mechanitis, Ceratinia, Napeogenes, Sais. 326 Enzıo REUTER. seits durch das lange Basalglied der Ithomiinen-Typus deutlich ausgeprägt ist. Auch der Basalfleck dringt wie bei den am wenigsten spezialisirten Danaididi schmal keilförmig in die Beschuppung ein und die Struktur desselben kommt wegen der durchaus diffus streifenartigen Anordnung der Kegel, die unmittel- bar in kleinere Gebilde übergehen, der Form, welche wir als Grundform der Danaididi annehmen müssen, sehr nahe und erinnert zugleich an die Verhält- nisse mehrerer Pierididae. Eine Abweichung von den übrigen Jthomiinae und einen bemerkens- werten Anschluss an die Danaidinae zeigt Tithorea — und zwar besonders die Arten der Bonplandi-Gruppe — auch durch die ziemlich bedeutende Grüsse und den verhältnismässig robusten Bau des Schmetterlings, durch die schürfere Zuspitzung und grössere Breite der Vorderflügel sowie durch die Zeichnung und Färbung der Flügel, welche noch nicht den charakteristischen neotropischen Ton erworben hat. Auch die kräftige Beschuppung der Flügel nähert Tithorea den Danaidinae und lässt sie als den in dieser Hinsicht primitivsten Vertreter der Zthomünae hervortreten, denn die in dieser Subfa- milie so allgemein auftretende schuppenarme, bezw. glasige Tracht stellt ent- schieden und nachweisbar eine sekundäre Erscheinung dar. Auch die Abzwei- gung des 2. Radialastes der Vorderflügel von der Zellspitze, nicht wie bei den übrigen Z/homnae hinter derselben, dürfte ein relativ primitives Ver- halten verraten. Nach ihrer Vorderfussbildung gehört Tithorea zu derjenigen Gruppe der Subfamilie, welche die relativ ursprünglichsten Verhältnisse auf- weist (vgl. S. 325 Note) und schliesslich ist sie die einzige Ithomiinen-Gattung, bei welcher das Geäder der Hinterflügel wie bei den Danaidinae in beiden Geschlechtern noch gleich ist, während dasselbe bekanntlich bei allen übrigen Gattungen vorliegender Subfamilie eine (sekundäre!) immer weiter gehende Differenzirung zeigt '). Tithorea stellt demnach ganz unzweifelhaft den ursprünglichsten jetzt be- kannten Repräsentanten der Ithomiinae dar und steht unter diesen unbedingt dem Danaididen-Stamme noch relativ am nächsten, wie Haase dies nachdrück- lich hervorgehoben hat?) und was übrigens von den Lepidopterologen jetzt allgemein anerkannt werden dürfte. Zugleich liefert diese interessante Gattung der Auffassung, nach welcher die Ithomiinae mit den Danaidinae ge- netisch zusammenhängen, eine sehr wichtige Stütze. 1) Vel. hierüber: ScHATZz, op. cit. S. 88; HAASE, Mimicry. II. S. 50—51, 119—190. 2) HAASE, op. cit. S. 119. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 327 Unter den übrigen von mir untersuchten Zthomiinae schliessen sich Tithorea am ehesten die Gattungen Melinaea und Methona an”), welche in- dessen unter sich viel näher als mit T#horea verwandt zu sein scheinen und durch schmächtigere Gestalt sowie durch dünnere und kürzere Behaarung der Palpen sich schon merklich weiter von dem Danaidinen-Typus entfernt haben, wie sie dies ja auch inbezug auf ihre ganze Erscheinung tun. In Korrelation zu der spärlichen Beschuppung der Innenseite dürfte wohl nicht nur bei den beiden soeben erwähnten, sondern auch bei mehreren der folgenden Gattungen die weite Ausdehnung des Basalflecks stehen und nicht einen primitiven Zustand, sondern eine sekundäre Erscheinung darstellen, welche mit der bei einigen Lipteninae und Nemeobünae beobachteten analog ist; im Gegensatz hierzu ist die schmal keilförmig verjüngte und an die von Danaida Genutia ete. erinnernde Form des Basalflecks bei Tithorea (vgl. oben, S. 326) als re- lativ ursprünglicher zu bezeichnen. Unter den Gattungen, welche im männlichen Geschlechte knopfartig ver- kümmerte Tibia und Tarsus der Vorderfüsse besitzen, zeichnet sich Dircenna durch noch einigermassen starke Behaarung der Palpen aus. Obgleich die früher in der Gattung Zthomia vereinigten und unter sich nahe verbundenen Leucothyris, Pteronymia und Hymenitis viel schmälere und dünner behaarte Palpen haben, dürften sie dennoch mit Rücksicht auf die ähnlichen Verhält- nisse des Basalflecks am ehesten mit Dircenna verwandt sein, was vollkommen im Einklang mit der von Scuarz ?) und Haase?) vertretenen Auffassung steht. Wegen der vollständigen Rückbildung aller Kegelgebilde auf der ganzen di- stalen Hälfte des Basalflecks bietet Hymenitis unter den zuletzt erwähnten Gat- tungen die relativ grösste Differenzirung dar. Mechanitis, welche wie Leu- cothyris und Hymenitis sehr schlanke und dünn behaarte Palpen hat und in- bezug hierauf den Typus der Ithomiinae in ausgeprägter Weise repräsentirt, zeigt eine nicht unbedeutende Ähnlichkeit mit Melinaea, was von besonderem Interesse ist, weil sie auch in anderen Beziehungen der letztgenannten Gattung nahe steht‘). Während Ceratinia sich näher an Mechanitis anschliesst, scheinen Napeogenes und Sais, welche beide inzwischen inbezug auf die Palpenbildung !) Es mag hier daran erinnert werden, dass die beiden Gattungen derselben Hauptgruppe wie Tithorea angehören (Vgl. S. 325 Note). *) ScHATz rechnet Dircenna zu derselben Untergruppe (Ithomien-Gruppe) wie die drei soeben ge- nannten Gattungen. 3) Vgl. Haasz, Mimicry. II. S. 52. *) Vgl. ScHATZ, op. cit. S. 88, 92. 328 Enzıo REUTER. auch der Ceratinia ähneln, in ziemlich intimer Verwandtschaft zu einander zu stehen '). Gegenseitige Relationen der Danaidinae, Clothildinae, Ha- madryadinae und Ithomiinae Rückblick auf die Fam. Danaididae. In dem Vorhergehenden habe ich schon einige Vermutungen über die Beziehungen der Clothildinae und Hamadryadinae zu den Danaidinae ausge- sprochen. Jetzt wollen wir zunächst die Relationen der Ithominae zu den Danaidinae festzustellen suchen und dann auch ihre Stellung zu den zwei übrigen Subfamilien der Danaididae kurz besprechen. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Palpenbildung, so haben wir die Tatsache zu konstatiren, dass sich inbezug auf die Verhältnisse des Ba- salflecks bei den Danaidinae und Ithomimae zwei ganz verschiedene Entwick- lungsrichtungen geltend machen. Während bei jenen eine entschiedene Ten- denz zur Verkürzung des Basalflecks, begleitet von einer immer weiter ge- henden Konzentration des Kegelgebietes und einer Zunahme an der Entwick- lungsstufe der Kegel ganz vorherrschend auftritt, strebt bei den Zfhomiinae der Basalfleck sich eher noch weiter auszudehnen, das Kegelgebiet nebst den Kegeln verhält sich aber hierbei in der ganzen Subfamilie fast vollständig indifferent; es scheint, als ob inbezug hierauf bei den Ithomünae ein Stillstand in der Entwicklung eingetreten wäre. Hierdurch lässt es sich erklären, dass die Ithomünae überhaupt viel weniger differenzirte Verhältnisse des Basalflecks als die Danaidinae zeigen, sowie dass bei einem Vergleich der Struktur des- selben auch bei den als ursprünglichst anzusehenden Vertretern beider Sub- familien, jene einen relativ primitiveren Zustand verraten; sie haben dadurch die von den gemeinsamen Vorfahren ererbten generalisirten Strukturverhält- nisse des Basalflecks besser als die Danaidinae bewahren können. Nach Fr. MürLver zeigen die Ithomiinae überhaupt oder doch mehrere ihrer Gattungen darin einen ursprünglicheren Zustand als die Danaidinae, dass bei jenen das Flügelfeld zwischen dem 1. Dorsalast und 2. Cubitalast der Hinterflügel in- bezug auf die Zeichnung noch als Doppelfeld (wegen des früheren Vorhanden- seins des 3. Cubitalastes) erscheint, bei diesen dagegen einfach ist”). An- 1) Es ist eine interessante Tatsache, dass gewisse Ceratinia-Arten, Napeogenes und Sais dieselbe abnorme Aderbildung der Hinterflügel besitzen. Vgl. ScHArz, op. eit. S. 94, 95. ?) FR. MÖLLER, Ituna und Thyridia. S. 102, Über die Palpen der Rhopaloceren. 329 dererseits zeigen die Ithomäinae in der starken Verkümmerung der &c-Vor- derfüsse der Mehrzahl der Gattungen, in der grossen Differenz des eigentüm- lichen Hinterflügelgeäders bei beiden Geschlechtern und in der Schuppenarmut der Flügel ausgeprägt sekundäre Charaktere. Sie haben inbezug hierauf eine viel höhere Differenzirungsstufe als die Danaidinae erreicht und zugleich hier- durch, wie auch durch den schlanken Bau und die dünne Behaarung der Palpen, durch die verlängerte Flügelform und die Abzweigungsart der Radial- äste der Vorderflügel, sich von der Stammform entschieden bedeutend weiter entfernt, als es die Danaidinae getan haben. Betreffs der angegebenen Discrepanz in der Entwicklungshöhe der verschiedenen Merkmale ist zu bemerken, dass die Summe der sekundären Kinzelbefunde jedenfalls grösser ist als die der primitiven, wie auch dass jene an Prägnanz diese unbedingt übertreffen. Von einiger Bedeutung für die Beurteilung der gegenseitigen Relationen der Da- naidinae und Ithomiinae ist noch die Zurückführbarkeit der Flügelzeichnung der Jthomiinae durch die von Tithorea auf eine Danaidinenartige Tracht. Wenn wir von der höheren Spezialisirung der Strukturverhältnisse des Basalflecks bei den Danaidinae absehen, zeigt diese Subfamilie kaum in anderer Hinsicht als durch die eigentümlich keulenartige Umbildung der 9 2-Vorderfüsse eine von dem ursprünglichen Zustande, d. h. von dem Verhältnis der gemeinsamen Stammeltern, weiter gehende Abweichung als die Zfhomiinae. Die oben dargelegten Auseinandersetzungen führen uns zu dem Schlusse, dass die Danaidinae die fyletisch ältere, die Ithomiinae die jüngere Abteilung von beiden darstellen. In Erwägung der Tatsache, dass diese Subfamilien trotz ihrer noch deutlich zum Vorschein kommenden Blutsverwandtschaft dennoch meh- rere beträchtliche Strukturunterschiede darbieten, welche sicherlich erst während einer recht langen Zeitepoche sich ausbilden konnten und auf eine entsprechend lange divergirende Entwicklungsbahn beider Subfamilien hindeuten, liegt es auf der Hand anzunehmen, dass die Abzweigung derselben von dem gemein- samen Stocke aus recht früh stattgefunden hat, eine Auffassung welche schon von Fr. Mürter ausgesprochen wurde ') und durch die entgegengesetzte geo- grafische Verbreitung dieser Formenkreise noch mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Dass die /thomiinae in keiner nahen Verwandtschaft mit den Helico- nünae stehen, dürfte ich als von den jetzigen Lepidopterologen allgemein aner- kannt voraussetzen können. Was die Relationen der Ithomiinae zu den Clothildinae und Hamadrya- dinae betrifft, kann ich mich auf das oben bei der Besprechung respek- !) FR. MÜLLER, op. cit. S. 101, 103. 42 330 Enzıo REUTER. tiver Subfamilien Angeführte beschrünken, denn aus der Erkenntnis der ver- wandtschaftlichen Beziehungen dieser drei Subfamilien zu den Danaidinae er- giebt sich auch ihre relative Stellang zu einander. Nur will ich noch an dieser Stelle die Auffassung aussprechen, dass die Clothildinae nach ihren Cha- rakteren den Danaidinae viel näher als den Zfhomüiinae stehen, dass sie wahr- scheinlich erst nach der Scheidung der beiden letztgenannten Subfamilien von einander, und zwar von dem grossen Zweige, welcher zu den Danaidinae führte, sich heraus differenzirt haben. Dagegen dürften die Æamadryadinae sich wenigstens ebenso früh wie die Ithomiinae von dem allgemeinen Danai- diden-Stamme abgetrennt und eine von der der Ithomiinae unabhängige Ent- wicklungsbahn eingeschlagen haben, welche sich eher in einer mit derjenigen der Danaidinae parallelen Richtung bewegte, aber gleichzeitig zu einer äusseren Ähnlichkeit mit den Ithomiinae führte, Zusammenfassung. Es dürften sich von dem alten Danaididen-Stamme aus recht früh drei Äste abgezweigt haben. Einer derselben, und zwar ein reich entfalteter, welcher in ziemlich vertikaler Richtung auf- steigt und die am wenigsten modifizirten Abkömmlinge des Stam- mes darstellt, sendet wahrscheinlich kurz nach der Trennung von dem allgemeinen Stamme einen kleinen Zweig aus, der von den Clothildinae repräsentirt wird, während der stark entwickelte Hauptzweig selber den Danaidinae den Ursprung giebt. Ein zweiter, kleiner Ast, der mit dem erstgenannten etwa parallel und zwar zwischen diesem und dem dritten Hauptaste verlaufen dürfte, führt zu der Subfamilie Hamadryadinae. Dem dritten Aste, der sich in ziemlich divergirender Richtung nach der Seite der Heli- coniinae hin biegt, haben die Zthomiinae ihren Ursprung zu verdanken. Gens Danaidae Die verwandtschaftlichen Relationen derselben. Die Familie Danaididae, welche bei mehreren und zwar meist den älteren Autoren nur die sogenannten „echten Danaiden* umfasst, bei den meisten neueren Systematikern dagegen auch die Ithomäinae und die denselben ein- verleibten Hamadryadinae einbegreift, wird nach dem Vorgang Bares’ allgemein Uber die Palpen der Rhopaloceren. 331 als Subfamilie seiner grossen Familie Nymphalidae betrachtet, in welcher be- kanntlieh alle Abteilungen mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vor- derfüssen vereinigt sind, und zwar wurde die genannte Subfamilie von meh- reren Lepidopterologen als die am hóchsten stehende Abteilung der Rhopa- locera betrachtet und an das Ende des Systems gestellt. Diese Vereinigung aller Abteilungen mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vorderfüssen (die Tetrapoda Bar, Amblyopoda Haase) scheint allerdings auf den ersten Blick eine gewisse Berechtigung für sich zu haben, es bestehen aber ande- rerseits zwischen einigen Subfamilien der Barzs’schen Nymphalidae, wie wir unten sehen werden, ganz durchgreifende Widersprüche. Es macht sich übrigens so gut wie in der ganzen Tagfalterwelt eine Tendenz zur Verkümme- rung der œo- (und auch der 22-) Vorderfüsse bemerkbar. Schon bei den Pierididae sahen wir, dass die Vorderfüsse der Männchen, obgleich noch voll- ständig gegliedert, dennoch etwas kürzer als die Mittel- und Hinterfüsse sind. Dei den Lycaenidae sind die c?c- Vorderbeine schon stark verkürzt und ihre Tarsen nicht mehr deutlich gegliedert, während die nur wenig verkürzten 22-Vorder- beine noch vollkommen gegliederte Tarsen besitzen. Bei den Ærycinidae und Libytheidae ist diese Verkürzung, bezw. Verkümmerung bedeutend weiter ge- gangen. Da diese Tendenz schon bei den Pierididae, obwohl noch erst von den Männchen, eingeleitet wird — wir haben hier mit der so häufig vorkom- menden männlichen Präponderanz zu tun — und so allgemein in der Tagfal- terwelt auftritt, lässt es sich wohl denken, dass an verschiedenen Punkten eine stärkere Verkümmerung auch der 22-Vorderfüsse unabhängig zu Stande gekommen und daher eine Vereinigung aller Abteilungen mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vorderfüssen von morfogenetischem Gesichts- punkte aus nicht zu rechtfertigen sei. Einer der wichtigsten Hauptcharaktere von Bares’ Familie Nymphalidae ist ferner die freie Aufhängung der Puppe. Ich habe schon früher (vgl. S. 252—253, 288) angedeutet, dass inbezug auf die Befestigungsart der Puppe eine ausgeprägte Tendenz zum Aufgeben jeder Hülle unter den ÆRhopalocera eine ganz allgemeine Erscheinung ist. Inner- halb der Lycaenidae und Erycinidae fanden wir einen Wegfall des Gürtels an verschiedenen Punkten selbständig vorkommend, auch kamen wir zu dem Schlusse, dass das freie Aufhängen der Puppe bei Libythea unabhängig von der bei den Nymphalidae (Bares) sich vorfindenden ähnlichen Erscheinung aufgetreten ist (vgl. S. 296). Mit W. Mürrer ') sehe ich es als wahrschein- lich an, dass der Übergang zum freien Aufhängen auch bei den Danaididae 1) W. MÜLLER, Südam. Nymphalidenraupen. S. 243. 332 Enzıo REUTER. selbstándig stattgefunden hat, um so eher als die Danaididae und Nymphalidae (in meinem. Sinne) inbezug auf die Raupen in sehr schroffem Gegensatz zu einander stehen. Ich erlaube mir W. Mürver’s Aussprüche hierüber wörtlich anzuführen, weil seine Befunde für die Beurteilung der verwandtschaftlichen Relationen der Danaididae von ausserordentlicher taxonomischer Bedeutung sind. „Danach scheinen bei der Larve Merkmale, auf die wir Schlüsse be- züglich der engeren Verwandtschaft von Danainae [incl. Ithomiinae] und ei- gentlichen Nymphalidae bauen könnten, überhaupt zu fehlen. Andererseits existiren tief greifende Unterschiede. Wir glauben mit einiger Sicherheit an- nehmen zu dürfen, dass die gemeinsame Stammform aller eigentlichen Nympha- lidae.als Raupe mit Dornen bedeckt war* — —. , Wo heute die Raupen echter Nymphalidae dornenlos sind, da sind, wie wir glauben nachgewiesen zu haben, die Dornen ausgefallen. Bei den Danainae fehlt jeder Anhalt für eine ähnliche Annahme; ich betrachte die Danainae als von Haus aus dor- nenlos. Was wir von dornähnlichen Gebilden bei Danainen finden (Schein- dornen bei Danais, Ifst-Zipfel bei Mechanitis), das sind Gebilde, die morpho- logisch nichts mit den Dornen der echten Nymphalidae zu thun haben; von diesen Dornen unterscheiden. sie sich schon durch die Genese, da sie als selbständige Ausstülpungen ohne engere Beziehungen zu den primären oder secundären Borsten entstanden. Ein weiterer bemerkenswerther Unterschied zwischen Danainae und echten Nymphalidae liegt in der Bildung des Kopfes, der besonders bei Danais klein, zum Theil einziehbar^, — — „während die echten Nymphalidae (auch im ersten Stadium) durch einen ziemlich grossen Kopf ausgezeichnet sind“. — — „Ich glaube, man wird mit Rücksicht auf das Gegebene die Anschauung für berechtigt halten, dass, wenn die Danainae überhaupt mit den echten Nymphalidae zu vereinigen sind, sie allen übrigen Nymphalidae als selbständige Gruppe gegenüberzustellen sind, eine Anschauung, zu der meines Wissens auch Andere an der Hand einer Untersuchung der Imagines gekommen“ '). Auch Scuarz erkennt die durchgreifenden Unter- schiede zwischen den aus seinen Danaiden und Neotropiden einerseits, aus den Acraeiden, Heliconiden und Nymphaliden andererseits bestehenden For- menkreisen. Sie stellen nach ihm zwei „wenigstens in der heutigen Insekten- 1) W. MÜLLER, 1. e. — In seiner grossartigen Arbeit, The Butterflies of the Eastern United States and Canada. Cambridge 1889. S. 113, stellt Scupper die Danaididae (von ihm Æuploeinae genannt und auch die Jthominae einbegreifend) wegen der verschiedenen Raupenform in gewissen Gegensatz zu den übrigen Subfamilien von Barzs’ Nymphalidae und erteilt ihnen in dieser eine ziem- lich tiefe Stellung neben den ebenfalls als Subfamilie der Nymphalidae aufgefassten Libytheinae zu. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 333 j welt ganz verschiedene Stümme*!) dar, welche sich „fundamental durch die Raupen- und Puppenform, im vollkommenen Insekt durch die verschiedene Struktur des Geäders, und die Fühler- und Palpenbildung* unterscheiden. Er kann deshalb der Bares’schen Vereinigung aller Familien mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vorderfüssen unter dem Kollektivnamen „Nympha- liden“ nicht beistimmen ?). Haase schliesst sich der von Scnarz vertretenen An- sicht an und löst die Nymphalidae Bates” in drei selbständige Familien, Sa- tyromorpha, Danaomorpha und Acraeomorpha auf, von denen die mittlere meiner Familie Danaididae entspricht?). Den oben angeführten Unterschieden will ich nur noch hinzufügen, dass die kurze Gestalt der Palpen, die Be- haarung mit dem charakteristischen Schopfe am Rücken sowie die Struktur- verhältnisse des Basalflecks, welche z. T. zwar analoge aber nicht homologe Differenzirungsvorgänge aufweisen, einen von denjenigen der Satyridae (mihi) und Nymphalidae (mihi) durchaus verschiedenen Typus darstellen. Auch durch einige biologische Figentümlichkeiten der Imagines dokumentiren sich die Danaididae als eine ziemlich einheitliche Gruppe den beiden anderen gegenüber. In Anbetracht des oben Dargelegten müssen wir die Danaididae ganz von dem engeren Kreise der Nymphalidae Bares entfernen und unbedingt als eine selbständige Familie betrachten, ja wir dürften wohl sogar dieselben schon wegen der fundamental verschiedenen Form der Rau- pen, deren Morfogenese entschieden darauf hindeutet, dass die Danaididae einem ganz anderen Stamme als einerseits die Satyridae, andererseits die Nymphalidae angehóren, und deren grosse taxonomische Bedeutung bisher fast allgemein übersehen worden ist, als Repräsentanten einer eigenen Gens, Danai- dae, auffassen. Wenden wir uns jetzt der Frage von den verwandtschaftlichen Relationen der Gens Danaidae zu, so ergiebt sich schon aus dem oben Gesagten, dass dieselbe weder zu den Satyridae (m.) noch zu den Nymphalidae (m.), von denen besonders die letzteren keineswegs so primitive Merkmale wie noch die Danaidae aufweisen, sondern wie wir weiter unten sehen werden im Gegenteil eine viel hóhere Differenzirungsstufe erreicht haben, in nähere ge- netische Beziehung zu bringen ist. Früher (S. 294, 297) wurde hervorge- hoben, dass auch an eine engere Verbindung zwischen den Danaidae und Li- bytheae nicht zu denken ist. Für eine intimere Verwandtschaft der Danaidae mit der Gens Lycaenae fehlt jeder Anhalt. Dagegen zeigen die Danaidae ') Ein dritter Stamm wird nach seiner Auffassung von den Sa/yridae reprüsentirt. *) Vgl. ScHATZ, op. cit. S. 75, 101, 109. 3) HAASE, Syst. Tagf. S. 28 ff. 334 Exzio REUTER. einige Anknüpfungspunkte mit den Pierididae und es ist nun eine sehr be- merkenswerte Tatsache, dass die Arten der jetzigen Subfamilie Danaidinae von einigen der ältesten Autoren in nächste Beziehung zu den Pierididae ge- bracht worden sind”). Es wurde oben (S. 304, 326) bemerkt, dass in der Subfamilie Danaidinae bei den relativ ursprünglichsten Formen, wie Danaida Genutia und Plevippus, in der Subfamilie /tÀomnae bei Tithorea der Basalfleck an denjenigen ge- wisser Pierididae erinnert und zwar zeigt sich diese Ähnlichkeit in der schmal keilfórmig zwischen die Schuppen eindringenden Form desselben sowie in der gleichen Anordnung der distalwärts allmählich an Grösse und Frequenz ab- nehmenden Kegel auf einem nach und nach verjüngten, diffus streifenartigen Gebiete. Somarz ist der Ansicht, dass zwischen den Pierididae und Danai- dinae eine wirkliche Verwandtschaft besteht, ,dass die Danaiden in gewisser Richtung näher zu den Pieriden verwandt sind, als zu einer andern Familie" ?) und zwar sollen unter diesen die Anklünge an die Danaidinae vorzugsweise bei Æronia zum Vorschein kommen (gemeinsame Züge im Geäder, ähnliche Dufteinrichtungen der Männchen, äusserliche Âhnlichkeit der Weibchen, welche letztere "Tatsache er jedoch auf eine Nachahmungserscheinung zurückzuführen geneigt ist)?). Haase bemerkt, dass die Danaididae „durch die dunkle, in- tercostal aufgehellte Flügelfärbung an die Pieriden“ erinnern und macht eben- falls auf Ähnlichkeiten in den Duftapparaten bei den Danaidinae, bezw. Itho- nüinae und Pierididae aufmerksam *). Wenn wir auch den oben erwähnten Berührungspunkten keinen entschei- denden taxonomischen Wert zuerkennen kónnen, lässt es sich dennoch nicht verleugnen, dass die Danaididae zu keiner anderen Familie nähere oder gar so nahe Anschlüsse wie zu den Pierididae zeigen. Es lässt uns diese Tatsache wahrscheinlich erscheinen, dass die Gens Danaidae, obwohl keine intime Verwandtschaft mit den Pierididae besitzend, jedenfalls in gene- tischer Beziehung zu diesen relativ am nächsten steht. Mit Rücksicht auf die in mehreren Fällen schon recht hohe Differenzirungsstufe (starke Verkümme- 1) So hat LINNÉ die jetzigen Danaidinae und Pierididae in seiner Subgenus Danaus vereinigt und zwar wurde dasselbe in zwei Abteilungen: Danai candidi und Danai festivi gespalten, von denen. jene den heutigen Pierididae, diese den Danaidinae entspricht (Systema Naturae. Ed. X. 1758, Ed. XII 1767). Dieselbe Einteilung wurde u. A. auch von Fagricius (Syst. Ent. 1775; Gen. Insect. 1776; Mant. Ins. 1787; Ent. syst. 1793) angenommen. In letzter Zeit hat besonders ScHA'rz die Beziehungen zwischen den Pierididae und Danaidinae hervorgehoben. ?) SCHATZ, op. cit. S. 6; vgl. auch S. 76. 3) SCHATZ, op. cit. S. 53, 74. 1) HAASE, Syst. Tagf. S. 29, 30. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 335 rung der o- und auch der 9 2-Vorderfüsse, freie Aufhängung der Puppe eto.) dürfte aber die Abtrennung der Gens Danaidae in eine recht frühe Zeit zu verlegen sein und zwar hat sich die Entwicklungsbahn derselben nach anderer Richtung hin bewegt, als die der Gentes Lycaenae und Libytheae, welche wir ebenfalls in Beziehung zu Pierididenühnlichen Vorläufern brachten. Weil ver- hältnismässig primitive Merkmale bei den Danaididae noch in weiterer Aus- dehnung als bei den Satyridae (m.) und Nymphalidae (m.) auftreten und weil zugleich die verwandtschaftlichen Relationen der Danaididae zu relativ so tief stehenden Formen wie die Pierididae viel prügnanter als die der letztgenannten zum Vorschein kommen, kann ich im Gegensatz zu Bares und mehreren von seinen Nachfolgern nicht die Gens Danaidae als die fyletisch jüngste Abtei- lung der Æhopalocera ansehen; demnach hat sie auch nicht am Ende des Systems ihre richtige Stellung. Ich werde auf diese Frage noch später zu- rückkommen. Zusammenfassung. Die Familie Danaididae, welche keineswegs, wie oft angesehen, als die fyletisch jüngste und am höchsten stehende Abteilung des Rhopaloceren-Stammbaums aufzufassen ist, kann nicht mit den Sa- tyridae (m.) und Nymphalidae (m.) in Bares! grosser Familie Nympha- lidae, die keine genealogische Einheit darstellt, vereinigt werden. Sie dürfte vielmehr besser als Repräsentant einer eigenen Gens, Danaidae, betrachtet werden und zwar steht diese wahrscheinlich am ehesten zu den Pierididae in genetischer Beziehung, die Ab- zweigung des von der Gens Danaidae repräsentirten Stammes von Pierididenartigen Vorfahren aus dürfte sich aber recht früh voll- zogen haben. EIS Sa by Fo VA TS Dy Pra e. Subfam. I. Satyrinae. Eine Einteilung der Satyridae (im Sinne der Autoren) in Gruppen ist, wenn man von Hüsxer’s') mehr auf die habituelle Ähnlichkeit der Schmetterlinge !) HÜBNER, Verz. bek, Schmett, 1816, 336 ENZIO REUTER. als auf wirkliche Strukturmerkmale begründete Spaltung der Familie absieht, in so gut wie allen systematischen Arbeiten unterlassen worden, auch in solchen, in denen eine Gruppirung der Gattungen einiger anderen Familien (resp. Subfamilien) vorgenommen worden ist. Hierbei ist indessen zu erwähnen, dass HERRICH-SCHÄFFER ') allerdings von dem Hauptbestandteil der Satyridae, welcher seine Familie Satyrina bildet, einige kleinere Formenkreise — die Dna, Hetaerina, Ragadina und .Elymniüna — abgetrennt hat, diese werden aber von ihm als selbständige Familien betrachtet. In der Tat ist eine Einteilung der durch ziemlich grosse Einförmigkeit ausgezeichneten Subfamilie Satyrinae in naturgemässe Unterabteilungen wegen des Mangels an prägnanten und bei allen Gliedern eines Formenkreises konstant zutreffenden Merkmalen sowie wegen unserer noch unzureichenden morfologischen Kenntnis nicht ohne Schwierig- keiten durchzuführen. Es lassen sich dennoch, wie dies Scmarz und RöBER dar- getan haben”), die Gattungen der Satyrinae ziemlich ungezwungen um gewisse Typen gruppiren. Wenn auch diese von ihnen gebildeten Gruppen nicht im- mer sicher begrenzt und bisweilen auch etwas künstlich zusammengesetzt er- scheinen, ist jedenfalls die Anordnung der genannten Autoren als ein we- sentlicher Fortschritt in der Auffassung von den mutmasslichen Verwandt- schaftsbeziehungen der Gattungen der Satyrinae zu bezeichnen. Auch die Palpenbildung liefert keine entscheidenden und immer stichhal- tigen Gruppencharaktere, es machen sich auch inbezug auf dieselbe wie auf die meisten übrigen Merkmale bei den Gliedern einer und derselben Gruppe einige Schwankungen geltend. Wegen dieser Schwankungen sind die auf dem Basalfleck stattgefundenen Differenzirungsvorgänge oft recht schwierig zu ver- folgen und es wäre ein viel reichlicheres Material vonnöten, um zu einem ge- wissen Abschluss in der soebengenannten Hinsicht zu kommen. Ich kann mir deshalb oft kein sicheres Urteil bezüglich der mutmasslichen verwandtschaft- lichen Relationen der einzelnen Gruppen und Gattungen der Satyrinae bilden, muss mich bisweilen nur auf Andeutungen beschränken. Es fällt auf, dass sich in verschiedenen Gruppen Gattungen finden und zwar solche, die noch ziemlich wenig differenzirte Strukturverhältnisse des Ba- salflecks aufweisen, welche inbezug hierauf nicht sehr von einander abweichen. Weil einige dieser Gattungen in anderen Beziehungen (auch in gewissen Pal- penmerkmalen) keine näheren Berührungspunkte mit einander besitzen, dürfte wohl jene Ähnlichkeit dahin beurteilt werden, dass die in Rede stehenden !) HERRICH-SCHÄFFER, Prodr. syst. lep. S. 11 ff. 2) ScHATZ und RÖBER, Fam. u. Gatt. Tagf. S. 196 ff, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 331 Gattungen je der gemeinsamen Stammform der verschiedenen Gruppen in ge- nannter Hinsicht relativ am nächsten stehen, sich von dieser generalisirten Grundform noch verhältnismässig wenig weit entfernt haben, ohne damit eine besonders nahe gegenseitige Verwandtschaft respektiver Gattungen zu be- kunden. In der Tat lassen sich von den Basalflecksformen dieser Gattungen aus meist die innerhalb jeder einzelner Tribus stattfindenden Entwicklungs- richtungen wenigstens in ihren Hauptzügen erkennen oder doch vermuten. In dem Folgenden schliesse ich mich hauptsächlich der Gruppirung Scnarz’ und Rôüger’s an, weil die Befunde meiner Untersuchungen sich einigermassen mit dieser vereinen lassen oder doch meist zu derselben nicht in Widerspruch stehen. In einigen Punkten, so in der Frage von dem systematischen Range gewisser Abteilungen, weiche ich inzwischen von der Auffassung der genannten Autoren ab, wie dies unten an betreffendem Orte näher angegeben werden wird. Stirps I. Haeterina. TribusI. Haeteridi. Die unter sich eng verbundenen Gattungen Pierella und Haetera, welche mit der nahe verwandten Cithaerias die Tribus Haeteridi bilden, werden durch folgende Palpenmerkmale charakterisirt. Palpen ziemlich lang und schmal, am Grunde stark gekrümmt. Mittel- glied etwa 275 mal so lang wie das Basalglied. Endglied gestreckt, zuge- spitzt. Behaarung ziemlich undicht, am Bauche aus mässig langen abstehenden Haaren, an der Innenseite aus keilfórmigen, gezühnten Schuppen bestehend; der Rücken kurz behaart. Basalfleck nicht völlig '/; der Länge des Basal- gliedes, dagegen annähernd die ganze Breite von dessen Innenseite einnehmend, am distalen Ende quer begrenzt, an der proximalen oberen Ecke nach hinten ziemlich stark ausgezogen, zum gróssten Teil von einer nach hinten ausge- schwungenen, stark erhabenen Anschwellung eingenommen, welche besonders bei Haetera nach oben und vorn scharf markirt, nach unten ausgeglichen ist. Diese Anschwellung ziemlich undicht mit geraden, spitzigen, etwas schmächti- gen und schwach vorwärts gerichteten Kegeln besetzt, welche nur auf der oberen Hälfte derselben einigermassen gut entwickelt sind; ausserhalb der An- schwellung keine Kegelgebilde. Chitin klar und hell graugelb gefärbt. Obgleich der allgemeine Bau der Palpen von Pierella und Haetera voll- kommen dem Typus der Satyrinae entspricht und auch die allerdings etwas dünnere Behaarung derselben an diejenige einiger Satyrinae, wie Antirrhaea, 43 338 ENzro REUTER. erinnert, stehen andererseits die genannten Gattungen inbezug auf die Struktur- verhältnisse des Basalflecks unter diesen einigermassen unvermittelt da. Die An- schwellung von Pierella lässt sich freilich noch mit derjenigen einiger anderen Satyrinae vergleichen, die schuhfórmige, recht stark erhabene und hinten aus- geschwungene von Haetera aber, welche eine recht hohe Differenzirungsstufe verrät, erweist sich als eine unter den Satyrinae ganz ungewöhnliche Form und stellt überhaupt eine der äussersten Grenzformen der ganzen Subfamilie dar. In sehr schroffem Gegensatz zu allen übrigen Satyrinae stehen nun die Haeteridi durch zwei wichtige und für dieselben ausserordentlich charakteristische Merkmale, nämlich durch die gegen die Wurzel stattfindende Gabelung des 1. Dorsalastes der Vorderflügel') (Rest des 2. Dorsalastes und die ganz eigentümliche Stellung der hinteren Radialis zur Subcostiradialis der Hinter- flügel, wodurch eine ziemlich grosse dreieckige Radialzelle ein- geschlossen wird. Hauptsächlich wegen dieser Merkmale hat Hzrmnmrcn- ScmirrER?) sogar für die drei genannten Gattungen eine besondere Familie errichtet. Weil indessen die MHaeteridi in mehreren Punkten, wie in dem Ausmünden des 4. Radialastes der Vorderflügel in den Vorderrand, in dem Aufgeblasensein der Subcostalader derselben Flügel, in dem allgemeinen Dau der Fühler und Palpen etc. mit den echten Satyrinae übereinstimmen, weil ferner inbezug auf die Zeichnung und Färbung der Flügel bei Pierella ein 1) Durch die Gabelung des 1. Dorsalastes der Vorderflügel, die zarten, durchsichtigen Flügel ei- niger Arten und die wenig behaarten Palpen sollten nach Scrarz und RÖBER (op. cit. S. 196, 197) Cithaerias, Haetera und Pierella einen Übergang von den Satyrinae zu den Ithomiinae bilden und Barres (Journ. Ent. IT. 1864. S. 176 Note) sieht ebenfalls in dem erstgenannten Merkmale ein Indizium einer nahen Verwandtschaft zwischen den soeben erwühnten Formenkreisen. Das erste Merkmal ist freilich, wie Schatz und RöBER hervorheben, „ein ausgezeichneter Charakter der Danaiden und Neo- tropiden“, ich glaube aber, diesem Umstande darf nicht allzu grosser Wert zugemessen werden, wenn man bedenkt, dass dieselbe Aderbildung auch den Zibytheidae, Eryeinidae, Lycaenidae und vielen Pie- rididae zukommt, was mir wiederum darauf hinzudeuten scheint, dass sie auch bei den primitiven, jetzt ausgestorbenen Tagfalterabteilungen überhaupt eine sehr häufige und weitverbreitete Erscheinung war. Jedenfalls muss das genannte Merkmal keineswegs eine Verwandtschaft speziell zu den Ithomiünae be- deuten. In dem übrigen Geüder zeigen die Haeteridi keinen Anschluss an die Ithomiinae. Auch die zarten, durchsichtigen Flügel sind durchaus nicht als Zeichen einer wirklichen Blutsverwandtschaft zwischen den Ithomiinae und den Haeteridi aufzufassen. Die Schuppenarmut stellt in beiden Formen- kreisen nachweisbar eine sekundär erworbene Erscheinung dar (vgl. unten S. 339, 340), wir haben hier entschieden nur mit einer Konvergenzanalogie zu tun. Es lässt sich nicht verleugnen, dass die Palpen von Cithaerias, Haetera und Pierella weniger stark behaart sind, als die der übrigen Saty- rinae, dass in der schwachen Behaarung eine Annäherung au die Ithomiinae bestehe, kann ich aber garnicht finden, weil nicht nur die Anordnung und Form der Schuppen, bezw. der Haare, sondern auch die ganze Palpenform und die Strukturverhältnisse des Basalflecks in beiden Abteilungen durchaus verschieden sind. 2) HERRICH-SCHÄFFER, |. c. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 339 deutlicher Übergang zu dem unter den Satyrinae so weitverbreiten dunklen Flügelmuster besteht und überdies die Haeteridi einige Berührungspunkte mit der Gattung Antirrhaea besitzen, welche Berührungspunkte inzwischen nicht so intimer Art sein dürften wie dies Scuarz und RöBer glauben wollen '), er- scheint eine so scharfe Trennung der Haeteridi von den Satyrinae nicht ge- rechtfertigt. Andererseits dokumentiren sich aber die Haeteridi hinlänglich dureh die zwei oben angegebenen Hauptcharaktere, durch die ausgeprägte Tendenz zum Rückbilden der Flügelbeschuppung sowie, wenn auch in weniger auffallender Weise, der Behaarung der Palpen — welche Tendenz in keinem anderen Formenkreise der Satyrinae zum Vorschein kommt — nach Seırz °) ausserdem durch biologische Eigentümlichkeiten als eine sehr natürliche, eng geschlossene und scharf abgegrenzte Gruppe, und zwar stellt dieselbe keine mit den übrigen von Scuarz und Röser gebildeten Gruppen taxonomisch äqui- valente Abteilung dar, sondern reprüsentirt wegen ihrer spezifischen und gegen diejenige der übrigen Satyrinae scharf kontrastirenden Charaktere eine Abteilung hóheren systematischen Ranges, welche eher mit dem von allen übrigen be- nannten Gruppen der soeben erwühnten Autoren zusammengesetzten Formen- kreise gleichwertig sein dürfte’). Demgemäss fasse ich die Haeteridi als Vertreter einer besonderen Stirps, Haeterina, auf. Unter den Satyrinae kommt eine dunkle, braune Grundfarbe der Flügel sehr weit verbreitet und zwar in jeder Gruppe vor. Es lässt uns diese Tat- sache vermuten, dass diese dunkle Tracht in den verschiedenen Gruppen der Satyrinae als Erbteil von den gemeinsamen Stammeltern übernommen worden ist, daher als eine relativ ursprüngliche aufzufassen. Eine dunkelbraune Grund- farbe zeigen nun unter den Haeteridi noch die Pierella-Arten, die Beschup- pung der Flügel ist aber schon in dieser Gattung viel dünner als in der Regel bei den Satyrinae. Jene schon oben erwähnte Tendenz zum Rückbilden der Beschuppung lässt sich bei den verschiedenen Arten genannter Gattung gut verfolgen, es kommen schon hier solche mit halbdurchsichtigen Flügeln vor. Bei Haetera und Cithaerias ist dieser Reduktionsprozess viel weiter gegangen, er hat zu jenen schónen, durch schwache und zarte, durchsichtige Flügel aus- !) Vgl. ScHATZ und RÓBER, op. cit. S. 197. *) Serrz, Lepidopterologische Studien im Ausland. Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. IV. 1889. S. 919. 3) Als einigermassen gleichwertige Abteilungen sind wahrscheinlich noch die aus Elymnias und Dyctis einerseits, aus der isolirt stehenden Gattung Zethera andererseits bestehenden Formenkreise zu betrachten. — Die in systematischer Hinsicht vielfach angefochtene Gattung Bia, welche oft den Sa- tyrinae zugezählt worden ist, hat vielleicht unter den Morphinae ihren richtigen Platz. Über die syste- matische Stellung von Heteropsis kann ich, da ich diese ausserordentlich seltene Gattung nicht aus Au- topsie kenne, mir kein Urteil bilden. 340 Exzio REUTER. gezeichneten Formen geführt; die Schuppenarmut derselben ist entschieden als das Resultat einer sekundären und zwar recht weit gehenden Umbildung aufzufassen, worauf schon Haase!) aufmerksam gemacht hat. Auch inbezug auf die Behaarung der Palpen findet bei den genannten Gattungen eine etwa parallele Erscheinung statt. Die Palpen von Pierella sind nämlich schon ver- hältnismässig dünn behaart, die von Aaetera noch etwas dünner, die von Cithaerias nach ScHatz und Röger ?) nur ganz spärlich behaart. Früher wurde erwähnt, dass die Anschwellung von Pierella eine weniger hohe Differenzi- rungsstufe als die von Zaetera aufweist. Mit Rücksicht auf die noch nicht besonders grosse Ausdehnung der Discoidalzellen weicht Pierella weniger weit als Haetera und Cithaerias von dem allgemeinen Typus der Satyrinae ab und jene Gattung besitzt im Vorderflügel noch eine, wenn auch schwach entwickelte ODC, welche bei diesen fehlt; dagegen ist die Subcostalis bei Haetera am wenigsten angeschwollen. In Erwägung des oben Angeführten dürften wir mit ziemlicher Sicherheit Pierella als die relativ ursprünglichste Gat- tung der Tribus Zaeteridi, Haetera und Cithaerias jedenfalls als abgeleitete Formen betrachten. Wenn auch der genetische Zusammenhang der Haeteridi mit den übrigen Satyrinae durch Pierella deutlich genug zum Vorschein kommt, besitzt jener Formenkreis jedoch unter diesen keine nahen Verwandten. Die angeblichen Beziehungen zwischen den Haeteridi und Antirrhaea sind sicherlich nicht so eng, wie allgemein angenommen worden ist; ich kann diese Gattung aus Gründen, die weiter unten dargelegt werden, nicht einmal der Stirps Hae- terina zurechnen, sondern glaube, dass sie eher in der Stirps Satyrina ihren richtigen Platz findet. Trotzdem besitzen die Haeteridi die meisten Berührungspunkte mit Antirrhaea — auch inbezug auf den Bau und die Be- haarung der Palpen schliessen sie sich am ehesten dieser Gattung an — und dürften jedenfalls mit derselben, wenn auch nicht nahe, dennoch relativ am nüchsten verwandt sein. Bei den Haeteridi sind entschieden primitive Charaktere (das Vorhan- densein eines Restes des 2. Dorsalastes der Vorderflügel, der freie Ursprung der hinteren Radialis von der Subcostiradialis der Hinterflügel und die Bil- dung einer Radialzelle) ), in welchen Beziehungen die Haeteridi einen ur- 1) HAASE, Syst. Tagf. S. 29. ?) ScHATzZ und RÖBER, op. cit. S. 198. — Ich hatte Gelegenheit, die spärliche Behaarung an zwei allerdings am Grunde zerbrochenen Palpen von Cithaerias zu bestütigen. 3) Auch Haase macht auf die in der Haetera-Gruppe bestehende Ursprünglichkeit des Geäders aufmerksam. Syst. Tagf. S. 29. : Uber die Palpen der Rhopaloceren. 341 sprünglicheren Zustand als die übrigen Abteilungen der Satyrinae zeigen, mit Merkmalen, die eine recht weit gegangene Spezialisirung bekunden (die hohe Differenzirungsstufe der Anschwellung des Basalflecks, die dünne, bezw. stark rückgebildete Beschuppung der Flügel) vereinigt, was in Verbindung mit dem schroffen Gegensatz, welcher in einigen Punkten zwischen den Zae- teridi und den übrigen Satyrinae besteht, darauf hinzudeuten scheint, dass die genannte Tribus einen verhältnismässig alten Formenkreis bildet, welcher ziemlich früh eine selbständige Entwicklungsbahn einge- schlagen hat. Zusammenfassung. Die Tribus Haeteridi, welche eine eigene Stirps, Haeterina, innerhalb der Subfamilie Satyrinae reprüsentirt, dürfte einen ver- einzelten und von dem allgemeinen Satyrinenstamme früh abge- trennten Zweig darstellen, welcher wahrscheinlich von Formen entsprossen ist, die den Vorfahren der Tribus Antirrhaeidi relativ am nüchsten standen. Stirps II. Satyrina. Tribus II. Antirrhaeidi. Die einzige diese Tribus reprüsentirende Gattung, Antirrhaea, hat einiger- massen kräftige und stark gebogene Palpen, deren Mittelglied 2%, mal so lang wie das schwach seitlich zusammengedrückte Basalglied ist. Behaarung einigermassen dicht, am Bauche aus mässig langen, abstehenden, bezw. an dessen distaler Hälfte halb anliegenden Haaren und Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite verhältnismässig gross, ziemlich tief gezähnt; der niedrige Haarkamm des Rückens die Andeutung eines kurzen Schopfes zeigend. Basalfleck ungefähr '4 der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende quer abgerundet, am proximalen Teil nach hinten und oben gleichmässig schwach abgeschrägt; er wird zum grössten Teil von einer unregelmässig schmal eiförmigen Anschwellung eingenommen, welche etwa diagonal über dem- selben verläuft, vorn und oben schwach erhaben, hinten und z. T. unten durch eine Chitinverdickung markirt ist. Kegel auf die Anschwellung beschränkt, wenigstens am oberen Teil derselben ziemlich stark ausgebildet, gerade. Chitin sehr klar weisslichgelb. 342 Enzıo REUTER. In dem Bau und der Behaarung der Palpen, welche inzwischen dichter ist, zeigt Antirrhaea einige Ähnlichkeit mit den Haeteridi, mit denen sie auch das hell gefärbte Chitin gemeinsam hat. Die hintere Begrenzung des Basalflecks ist aber von derjenigen der Haeteridi wesentlich verschieden, die schwach erhabene Anschwellung ist so zu sagen weiter nach vorn in den Ba- salfleck gerückt und nimmt auf demselben eine andere, mehr diagonale Lage ein; ihr Hinterrand fällt nicht wie bei der genannten Tribus mit dem Hin- terrande des Basalflecks zusammen, ist auch garnicht ausgeschwungen, sondern gleichmässig und zwar ziemlich stark abgeschrägt, wie auch z. T. der Unter- rand durch eine Chitinverdickung deutlich markirt. Die Kegel sind nicht wie bei den Zaeteridi etwas nach vorn, sondern eher ein wenig nach hinten ge- richtet, was aus einem Versehen bei der Beschreibung von Antirrhaea nicht angegeben wurde. Jede dieser Einzelheiten für sich würde vielleicht nicht viel bedeuten, zusammen bewirken sie aber einen ziemlich grossen Unterschied zwischen dem Basalfleck von Antörrhaea und demjenigen der Haeteridi. Wäh- rend einerseits diese Verschiedenheit einen nahen Anschluss der Gattung An- tirrhaea an die Haeteridi zu verbieten scheint, steht andererseits die genaunte Gattung hinsichtlich der Palpenbildung auch unter den Satyrina recht unver- mittelt da. Unter diesen sind vielleicht die Melanitidi als diejenigen Formen zu bezeichnen, mit deren Palpenbildung die von Antirrhaea am ehesten sich vergleichen liesse, die Berührungspunkte sind aber keineswegs intimer Art. Antirrhaea ist von den meisten Autoren in unmittelbare Nachbarschaft von Haetera und Verwandten gestellt worden, bei Wzsrwoop ‘) macht sie sogar eine Sektion dieser Gattung aus und Schatz und RöBer betrachten Antirrhaea als abirrende Form der Zaetera-Gruppe?). Es lässt sich allerdings nicht verleugnen, dass gewisse Antirrhaea- und Pierella-Arten, wie die letztgenannten Autoren dies hervorheben, eine habituelle Ähnlichkeit zeigen, auch bestehen zwischen jener Gattung und den Haeteridi einige übereinstimmende Züge im Geäder. Diesen Ähnlichkeiten, die jedenfalls von verhältnismässig untergeord- neter taxonomischer Bedeutung sind, treten aber nun mehrere beträchtliche Differenzen entgegen, welche Antirrhaea sehr scharf von den Haeteridi trennen. So ist der 1. Dorsalast der Vorderflügel wie auch bei allen übrigen Satyrina 1) DoUBLEDAY and Wesrwoop, Gen. Diurn. Lep. II. S. 365. ?) ScHATz und RÖBER, op. cit. S. 197, 198. — Es mag an dieser Stelle bemerkt werden, dass nach den genannten Autoren Pierella inbezug auf die Stellung der UDC der Hinterflügel von dem bei Haetera bestehenden normalen Verhalten „in der Richtung mach Antirrhaea hin" abweichen soll (S. 197), was indessen, wie dies schon ihre unmittelbar oben gegebenen richtigen Angaben und die Abbil- dungen auf. Taf. 33 zeigen, nicht der Fall ist. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 343 einfach, nicht wie bei den Haeteridi gegabelt, und die hintere Radialis der Hinterfliigel ist in ganz normaler Weise mit Subcostiradialis verwachsen, ohne mit dieser irgend eine Radialzelle zu bilden. Die Subcostalis der Vorder- flügel ist nur verdickt, nicht aufgeblasen, und die Discoidalzellen besitzen eine normale Grösse. Nach Gopman und Sazvin hat Antirrhaea wenig mit Hae- tera gemeinsam und unterscheidet sich inbezug auf die äusseren Geschlechts- werkzeuge der Männchen beträchtlich von genannter Gattung und ihren Ver- wandten '); diesem Umstande ist aber vielleicht nur wenig Gewicht beizumessen, weil auch Haetera in fraglicher Hinsicht von Cithaerias und Pierella abweicht’). Für Antirrhaea eigentümlich ist noch der auf der Rückseite der Vorderflügel der Mànnchen und zwar oberhalb des stark nach dem Innenrand gebogenen 1. Dorsalastes befindliche Haarkranz, wodurch sich diese Gattung nicht nur von den Haeteridi, sondern — was Scmarz und Röger hervorheben — von allen Satyrinae unterscheidet, wie auch die in Korrelation hierzu stehende unge- wöhnlich starke Ausbuchtung des Innenrandes der Vorderflügel selbst. Aus dem oben Angeführten ergiebt sich, dass die Haeteridi gerade hin- sichtlich ihrer Hauptcharaktere, deren Anomalie eben die scharfe Trennung der genannten Tribus von den übrigen Satyrinae veranlasste, zu Antirrhaea in ebenso schroffem Gegensatz wie zu den anderen Gattungen vorliegender Sub- familie stehen, mit welchen Antirrhaea in den in Rede stehenden Punkten übereinstimmt. Mit Rücksicht hierauf ist an eine nahe Verbindung der ge- nannten Gattung mit den Zaeteridi nicht zu denken, ja Antirrhaea kann über- haupt der Stirps Haeterina nicht füglich zugezählt werden, sondern ist viel- mehr in die Stirps Satyrina zu stellen, welche den Hauptbestandteil der Sub- familie bildet. Weil inzwischen Antirrhaea auch unter den Satyrina keine intimen Verwandten hat, dürften wir diese Gattung als Vertreter einer eigenen Tribus, Antirrhaeidi, betrachten, welche in der letztgenannten Stirps einiger- massen isolirt dasteht. Die Vermutung, dass die Antirrhaeidi mit Rücksicht auf die oben erwähnten übereinstimmenden Züge unter allen Satyrinae die relativ nächsten Verwandten der Haeteridi bilden, habe ich schon früher ausgesprochen. Zusammenfassung. Die Gattung Antirrhaea, welche meist in die Nachbarschaft von Haetera und Verwandten gestellt worden ist, mit den- 1) GODMAN and SALVIN, Biol. C.-Am. I. S. 69. ?) GODMAN and SALvIn, op. cit. S. 65. 344 ENZ1IO REUTER. selben aber keine nahe Verwandtschaft besitzt, dürfte eher eine eigene Tribus, Antirrhacidi, der Stirps Satyrina vertreten, und zwar ist der von ihr repräsentirte Zweig als cin ziemlich isolirt stehender Ausläufer des die genannte Stirpsdarstellenden Stammes aufzufassen. Tribus III. Lethidi. Obwohl die Palpen der zur Tribus Lethidi gehörigen Gattungen in einem oder anderem Punkte von einander abweichen, lassen sich doch einige ge- meinsame Merkmale feststellen. Palpen deutlich über den Kopf hervorragend, hauptsächlich am Grunde gebogen, etwas hervorstehend. Basalglied kurz, oft hóher als das Mittelglied. Dieses etwas mehr als 27%, bis annüherend 4 mal so lang, distalwürts ver- jüngt. Endglied bedeutend kürzer als das Basalglied, schlank, zugespitzt, ab- wärts geneigt. Behaarung dicht; die Bauchseite vorwiegend mit besonders am Grunde oft sehr langen, steif abstehenden Haaren von abwechselnder Lünge; die Innenseite mit gezähnten Schuppen bekleidet; der Rücken fast anliegend beschuppt, bezw. mit einem niedrigen, distalwürts sich verjüngenden Haar- kamm versehen, welcher nur ausnahmsweise ( Neorina) die Andeutung eines schwachen Schopfes zeigt. Basalfleck ziemlich ausgedehnt, meist /,—), der Länge und den grössten Teil der Breite der Innenseite einnehmend, am proximalen Teil nur schwach ausgezogen. Inbezug auf die Strukturverhültnisse des Dasalflecks lassen sich innerhalb der Tribus zwei Differenzirungsrichtungen erkennen, welche durch ihre am wenigsten modifizirten Repräsentanten unter sich sehr nahe verbunden sind, deren äusserste Grenzformen aber von einander ziemlich stark abweichen. Die am meisten generalisirten Verhältnisse des Basalflecks finden wir unter allen von mir untersuchten Gattungen bei Amecera') und zwar nament- lich bei einigen Arten, wie A. Maera und Megaera. Bei diesen ist der recht umfangreiche, über die halbe Länge des Gliedes und beinahe die ganze Breite der Innenseite sich ausdehnende Basalfleck distalwürts mehr oder we- niger weit und zwar etwas spitz vorgezogen, sowie ungleichmässig und unbe- stimmt begrenzt, wie dies bei den primitivsten Repräsentanten mehrerer der !) Inbezug auf die Zeichnung der Flügel und die schwach aufgeblasene Form der Subcostalis der Vorderflügel (Vgl. unten S. 349) scheint Amecera nicht ein entsprechend ursprüngliches, aber auch kein besonders abgeleitetes Verhalten zu zeigen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 345 vorher behandelten Familien der Fall ist. Es findet sich noch keiue merk- bare Anschwellung, eine solche ist indessen durch eine fast unmerkliche Er- habenheit angedeutet; andere Arten, wie A. Aegeria haben den Basal- fleck weniger ausgezogen und die Erhabenheit am oberen Rande etwas deut- licher begrenzt. Die schmächtigen, undicht stehenden und etwas unregel- mässig angeordneten Kegel, welche in der Mitte der proximalen Hälfte des Basalflecks, bezw. auf jener Erhabenheit relativ am besten ausgebildet sind, gehen allmählich in schliesslich winzig kleine Kegelgebilde über, welche beinahe auf dem ganzen übrigen Basalfleck und zwar besonders auf dessen unteren und distalen Teilen in reichlicher Menge zerstreut dastehen, nament- lich bei den beiden erstgenannten Arten sogar zwischen die Schuppen ein- dringen. Durch die gleiche Gestalt der Palpen, welche runder als bei den übrigen Gattungen der Tribus sind und einen verhältnismässig langen Basal- glied besitzen, wie auch durch die ähnliche Behaarung namentlich der Bauch- seite, schliessen sich Pararge und Rhaphicera der Gattung Amecera recht nahe an, und zwar scheint besonders Pararge mit dieser eng verbunden zu sein '). Der Basalfleck von Pararge hat annähernd dieselbe Ausdehnung wie bei Amecera, ist aber nicht merklich distalwärts verlängert. Die bei Amecera angedeutete Erhabenheit stellt hier schon eine schwach und gleichmässig er- höhte und zwar breit und etwas schräg eiförmige Anschwellung dar, welche indessen nur am oberen Rande einigermassen deutlich markirt ist. Die schwach entwickelten und wie bei Amecera unregelmässig angeordneten Kegel sind hauptsächlich auf dieselbe beschränkt und winzig kleine Kegelgebilde giebt es nur noch ziemlich spärlich unterhalb und unmittelbar vor der Anschwellung. Rhaphicera hat einen schon merklich gedrungeneren und am distalen Ende bestimmter begrenzten Basalfleck, die deutlicher markirte, flach erhabene und etwa breit birnförmige Anschwellung nimmt einen grösseren Teil des Basal- flecks ein als bei Pararge, die Kegel kommen fast ausschliesslich auf der- selben vor und kleine Kegelgebilde sind nur in sehr geringer Anzahl aus- !) Pararge wird ja auch noch von mehreren Autoren mit Amecera in einer Gattung vereinigt; eine generische Trennung scheint jedoch auch mit Rücksicht auf die verschiedenen Strukturverhältnisse des Basalflecks gerechtfertigt zu sein. — Nach ScHArTz und RÖBER (op. cit. S. 202) ist Rhaphicera „sehr nahe mit Pararge verwandt, namentlich mit P. Megaera, mit welcher sie auch oberseits eine äusserliche Aenlichkeit besitzt“. Inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks schliesst sich aber Rhaphicera der P. Achine näher als Amecera Megaera oder irgend einer anderen Amecera-Art an. Andererseits zeigt aber Rhaphicera auch mit Lethe in genannter Hinsicht beträchtliche Ähnlichkeiten. Es mag hier auch bemerkt werden, dass Rhaphicera inbezug auf die Stellung, Form und das relative Längenverhältnis der Discozellularen beider Flügel besser mit Lethe als mit Pararge und Amecera übereinstimmt. Rhaphicera nimmt gewissermassen eine intermediäre Stellung zwischen jener und den letztgenannten Gattungen ein. 44 346 Enzıo REUTER. serhalb der Anschwellung vorhanden. Obgleich die Palpen von Lethe und Zophoëssa inbezug auf die Behaarung der Bauchseite von einander merkbar abweichen, dokumentiren sich jedoch die beiden Gattungen durch mehrere Übereinstimmungen in der Palpenbildung, wie durch die ziemlich stark seitlich zusammengedrückte Form speziell des Basalgliedes, die ähnliche Beschuppung der Innenseite und des Rückens, die gleiche Form des Basalflecks etc. als unter sich ziemlich eng verbundene Formen?) und zwar scheinen sie mit Rücksicht auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks derselben Entwick- lungsrichtung wie die soeben besprochenen Gattungen anzugehóren. Der Ba- salfleck von Lethe erinnert sofort an denjenigen von Rhaphicera, die am di- stalen Teil breitere und schärfer begrenzte Anschwellung füllt aber beinahe den ganzen distal gleichmässig abgerundeten und einen verhältnismässig gerin- geren Teil der Breite der Innenseite einnehmenden Basalfleck aus; die schwach entwickelten und regelmässig schön angeordneten Kegel verhalten sich unge- fahr wie bei ZAaphicera. Zophoëssa stellt den Endpunkt der Entwicklungs- richtung dar, ihr Basalfleck ist recht gedrungen, nimmt nur gegen '4 der Länge des Basalgliedes und die halbe Breite der Innenseite ein und wird so gut wie gänzlich von der noch.immer flach erhabenen Anschwellung ausgefüllt, welche unten wie auch bei Lethe unmittelbar von anliegenden Schuppen be- grenzt wird; die stärker chitinisirten und zwar bräunlich gefärbten sowie eini- germassen dicht stehenden Kegel haben eine bedeutend hóhere Entwicklungs- stufe erreicht und sind zugleich beinahe auf der ganzen Anschwellung gleich- mässig ausgebildet, während die kleinen Kegelgebilde vollständig rückge- bildet sind. Gehen wir wieder von Amecera aus und denken wir uns den oberen Teil der bei A. Aegeria bemerkten Erhabenheit und zwar namentlich dessen distales Ende scharf begrenzt und sich ziemlich steil von der Oberfläche des Basal- flecks erhebend, so kommen wir zu Formen wie sie uns Blanaida und Neo- rina darstellen. Diese Gattungen, welche unter sich in der Palpenbildung grosse Übereinstimmungen zeigen, weichen zwar durch das kürzere Basal- glied und die mehr an Lethe erinnernde Behaarung der Bauchseite von Ame- cera ab, zeigen aber andererseits unverkennbare Anklänge an die letztgenannte Gattung, und zwar kommen dieselben bei Planaida prägnanter zum Vor- schein °). Der Basalfleck hat im Verhältnis zu der Kürze des Gliedes fast 1) Die nahe Verwandtschaft zwischen Lethe und Zophoössa spricht sich bekanntlich auch in meh- reren anderen Strukturmerkmalen und in dem ähnlichen Habitus aus. 2) BUTLER (Ann. Nat. Hist. Ser. 3. Vol. XIX. 1867. S. 166) und ScHarZz & RÖBER (op. cit. S. 200, 901) haben auf die Ähnlichkeiten, welche Blanaida einerseits mit Lethe (Geüder, Flügelform), Uber die Palpen der Rhopaloceren. 347 ebenso weite Ausdehnung wie bei Amecera, ist aber am distalen Ende, be- sonders bei Neorina, von den Schuppen einigermassen quer abgerundet begrenzt. Die am oberen Rande stark erhabene Anschwellung, welche an ihrer ganzen Länge unmerklich nach unten in den Basalfleck übergeht und bei Neorina beinahe die vordere Schuppengrenze erreicht, dagegen im Gegensatz zu der- jenigen von Lethe und Zophoëssa von dem unteren Schuppenrande weit ent- fernt bleibt, zeigt bei erstgenannter Gattung auch insofern eine fortgeschrit- tenere Differenzirung als ihre distale obere Ecke weiter nach unten umgebogen ist als bei Blanaida. Die Kegel, welche bei Dlanaida inbezug auf die Ge- stalt und Anordnung sehr an die von Amecera erinnern, haben bei Neorina eine etwas höhere Entwicklungsstufe erreicht, sind zugleich regelmässiger angeordnet und dichter stehend, den Übergang zu Meneris vermittelnd; winzig kleine Kegelgebilde kommen unterhalb der Anschwellung besonders bei Blanaida, wenn auch weniger zahlreich als bei Amecera, jedoch in ziem- lich grosser Anzahl vor. Die Gattung Meneris, deren richtige systematische Stellung meist verkannt worden ist‘), schliesst sich inbezug auf die Palpen- bildung den zuletzt besprochenen ziemlich ungezwungen an. Wohl ist die Behaarung der Bauchseite merklich länger und feiner und der Rücken ist wie bei Lethe und Zophoëssa fast anliegend beschuppt, die Gestalt der Palpen wie auch die Form und Struktur des Basalflecks scheinen aber eine engere Be- ziehung zu Blanaida und Neorina zu verraten, und zwar sind bei Meneris die Differenzirungsvorgänge nach derselben Richtung hin, aber zugleich noch weiter gegangen als bei diesen. Der Basalfleck ist allerdings nur wenig gedrungener, die Anschwellung dagegen etwas grösser und bedeutend kräftiger erhaben, andererseits mit Pararge (d. h. Amecera) (Zeichnung der Flügel) besitzt, aufmerksam gemacht und zwar sieht BUTLER die Berechtigung einer generischen Trennung der Blanaida von Lethe als zweifel- haft an. Gegen diese Auffassung will ich hervorheben, dass Blanaida nicht nur in der Flügelzeichnung — was schon ScHATZ und RónER betonen — sehr von Lethe verschieden ist, sondern auch dass ihr Basalfleck auf keine nähere Verwandtschaft mit dieser Gattung hindeutet. — Dass Neorina unter den Satyrimae eine durchaus isolirte Stellung einnähme, wie dies DoHERTy meint („the true Neorinas are singular insects, and can only be retained in the Satyridae on account of the difficulty of putting them anywhere else“. Notes on Assam Butterflies. Journ. As. Soc. Beng. LVIII. 1889. S. 124 Note) kann ich garnicht finden, vielmehr scheint sie mit einigen Gattungen der Tribus Zethidi ziemlich nahe ver- wandt zu sein. 1) Von den meisten Autoren wird Meneris unter die Nymphalinae gestellt. Schon von HUBNER (Verz. bek. Schmett. 1816. S. 60) wurde sie indessen als Satyride betrachtet und Wesrwoop (Gen. Diurn. Lep. II. 1851. S. 996) bezeichnet ihre Stellung unter den Nymphalinae als sehr zweifelhaft, macht zugleich auf die Beziehungen der Gattung zu den Satyrinae aufmerksam. Trimen (South-African But- terflies. I. 1887. S. 63, 123) zählt sie mit einiger Reserve den Satyrinae zu, ScHATZ und ROBER (op. cit. S. 200) heben dagegen nachdrücklich ihre Zugehörigkeit zu diesen und zwar zu dem Verwandtschafts- kreis von Zethe hervor. Dass Meneris hier den richtigen Platz hat, wird auch durch ihre ganze Pal- penbildung bestätigt. 348 ENZIO REUTER. sowie vorn und oben schärfer markirt, die Kegel überhaupt stärker entwickelt, kleine Kegelgebilde nur spärlich vorhanden. Auch Piychandra gehört nach ihrc* Palpenbildung der Tribus Lethidi an”) und zwar erinnert die Behaarung der Bauchseite und des hückens am ehesten an Lethe; die Gattung schliesst sich aber durch die sehr breite und am distalen Ende quer begrenzte Form des Basalflecks sowie durch die allerdings etwas abweichende Gestalt der An- schwellung, welche kürzer und an der Breite gestreckter ist aber ganz in Übereinstimmung mit dem Verhalten von Blanaida und Neorina von der un- teren Schuppengrenze weit entfernt bleibt, der von diesen Gattungen, nicht der von Lethe repräsentirten Entwicklungsrichtung an. P/ychandra erweist sich mit Rücksicht auf die recht stark gewölbte Anschwellung, die gut ent- wickelten und zwar gleichmässig ausgebildeten Kegel, welche eine ziemlich markante untere Grenzlinie bilden, sowie mit Rücksicht auf das vollständige Fehlen jeglicher Kegelgebilde ausserhalb der Anschwellung als eine hoch diffe- renzirte und zwar zugleich als die am meisten spezialisirte Form unter den der jetzt behandelten Entwicklungsrichtung angehörigen Gattungen. Jene beiden in der Tribus Lethidi bemerkten Differenzirungsrichtungen haben also das gemein, dass sie zu einer allmählich weiter gehenden Konzen- tration führen. Während aber in der einen der Basalfleck eine deutliche Neigung zeigt immer gedrungener zu werden, und die Anschwellung, welche inbezug auf die Erhabenheit auf einer ziemlich niedrigen Stufe stehen bleibt, schliesslich den ganzen Basalfleck einnimmt, tendirt sich in der anderen die Anschwellung bei kaum merkbarer Verminderung des Basalflecks, welcher von derselben nicht einmal annähernd ausgefüllt wird, eine allmählich stärker erhabene und schärfer markirte Gestalt anzunehmen. Hand in Hand hiermit geht in den beiden Formenkreisen eine stärkere Ausbildung der Kegel, be- gleitet von einer zunehmenden Rückbildung der ausserhalb der Anschwellung befindlichen kleinen Kegelgebilde. Dass in den respektiven Formenkreisen die eine Basalflecksform nicht direkt von der anderen abzuleiten ist, d. h. dass jene beiden Entwicklungsrichtungen keine geradlinigen Entwicklungs- reihen repräsentiren, dürfte ich kaum hervorzuheben brauchen. In der Subfamilie Satyrinae ist das Vorhandensein von Augenflecken in den Randzellen der Flügel eine überaus allgemeine und zugleich so charak- 1) Nach Scrarz und RÖBER (op. cit. S. 203) ist Péychandra als eine abirrende Form der Lethidi zu betrachten. In det Tat nimmt die Gattung auch durch die etwas fremdartige Form der Anschwel- lung und das sehr licht und hell weisslichgelbe Chitin der Palpen in dieser Tribus eine etwas isolirte Stellung ein, stimmt aber in mehreren wichtigen Palpenmerkmalen mit einigen Gattungen der Tribus Lethidi so gut überein, dass sie nicht füglich von derselben entfernt werden kann. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 349 teristische Erscheinung, dass es auf der Hand liegt anzunehmen, dass sie ein gemeinsames Erbteil darstellen, dass demnach solehe Augenflecken oder doch helle Randflecken schon bei den Vorfahren der Satyrinae vorkamen, zumal auch die mit dieser Subfamilie genetisch zusammenhängenden Morphinae und Brassolinae Augenflecken in recht weiter Ausdehnung besitzen '). Diese Au- genflecken können bei den Satyrinae in mannigfacher Weise abwechseln. Bald kommen sie sowohl auf den Vorder- als Hinterflügeln und zwar in allen Randzellen gleichmässig ausgebildet vor, bald sind sie in gewissen, bezw. in allen. Randzellen nur schwach angedeutet, ja es lassen sich sogar oft kaum einige Spuren von denselben nachweisen; bald wieder sind sie in einigen Zellen kleiner oder fehlen, während sie in anderen sehr mächtig entwickelt sind und sich sogar über zwei oder z. T. noch über mehrere Zellen ausdehnen. Ein vergleichen- des Studium der Flügelzeichnung der Satyrinae lehrt uns, dass wo bei diesen Andeutungen von Augenflecken vorkommen, sie nicht den ersten Beginn jener schön ausgebildeten Augen bilden, sondern gerade im Gegenteil Reste von einer früher vorhandenen Augenfleckenreihe darstellen ”), sowie, dass die müchtig entwickelten Augen als aus zwei oder mehreren in einander zusam- mengeflossenen, bezw. zusammengeschmolzenen einfachen Augen entstanden aufzufassen sind, dass ferner die gleichmässige Ausbildung der Augenflecken, bezw. der hellen Randflecken in allen Randzellen beider Flügel unter den Satyrinae die relativ ursprünglichste Zeichnungsform darstellt, eine Auffassung die Schatz und Hószn, welche auf die Gesetzmässigkeit in der Abänderung der Augenflecken aufmerksam gemacht und auch die Stellung und Ausbildung jener Flecken mit recht gutem Erfolge in systematischer Hinsicht benutzt haben, an verschiedenen Stellen mehr oder weniger direkt angedeutet ha- ben, zu der auch andere Autoren gekommen sind und welche ausserdem von der Ontogenie des Puppenflügels bestätigt wird”). Eine vollständige !) Die Augenflecken der Morphinae und Brassolinae sind jedoch inbezug auf ihre Morfogenese mit denen der Satyrinae vielleicht nicht gleichzustellen; denn ihre Lage auf den Flügeln entspricht meist nieht der Lage, welche die bei den Satyrinae vorkommenden Augen einnehmen, welche letzteren sich mehr saumwärts befinden. 2) Dies beweisen u. A. sehr schön einige durch ausgebildeten Saison-Dimorfismus ausgezeichneten Arten. Vgl. DoHErRTY, Buttfl. Kumaon. Journ. As. Soc. Beng. LV. 1886. S. 105—106. Notes on Assam Butterflies. Ibid. LVIIT. 1889. S. 120. — pg NICÉvILLE, On the Life-History of certain Calcutta Species of Satyrinae, with special Reference to the Seasonal Dimorphism alleged to occur iu them. Ibid. LV. 1886. S. 229—230. °) Vel. C. ScHAFFER, Beiträge zur Histologie der Insekten. Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. III. 1889. S. 648, 649. — VAN BEMMELEN, Uber die Entwicklung der Farben und Adern auf den Schmetterlings- flügeln. Tijdschr. Ned. Dierk. Ver. 2. Ser. Deel. II. Aflevering 4. 1889. S. 239, 241—242. — SPULER, 350 Enzıo REUTER. Reihe von unter sich gleichförmig ausgebildeten Augenflecken findet sich nun besonders auf den Hinterflügeln vielfach in der Tribus Lethidi, welche somit inbezug hierauf ein relativ primitives Verhalten zeigt und zugleich die als ur- sprünglich anzusehende braune Grundfarbe der Flügel in weiter Ausdehnung besitzt. Einen anderen Charakter der Lethidi stellt die meist nur verdickte, selten aufgeblasene Subcostalis der Vorderflügel dar. Das Aufgeblasensein dieser und anderer Hauptadern der Vorderflügel ist ein unter den Satyrinae recht häufiges Merkmal. Mit Rücksicht darauf, dass alle Glieder einiger Triben keine aufgeblasenen Adern besitzen, wie auch darauf, dass Gattungen einer und derselben Tribus und zwar oft nahe verwandte Formen sich hierin verschieden verhalten kónnen, indem zuweilen ganz unvermittelt bald jene, bald diese Ader aufgeblasen sein kann, haben wir aber wahrscheinlich die unter den Rhopaloceren normale, nicht aufgeblasene Form der Adern, welche auch für die Morphinae und Brassolinae charakteristisch ist, ebenfalls als die fylogenetisch ältere Form der Satyrinae, d. h. als die bei den Vor- fahren dieser Subfamilie vorhanden gewesene zu betrachten, die anormale, aufgeblasene Form vielleicht auf sogenannte „unabhängige Entwicklungs- gleichheit^ ^) zurückzuführen. -Die Frage, ob die in der Tribus Lethidi (mit wenigen Ausnahmen) stattfindende Mündung der UDC der Hinterflügel in den Ursprung des 1. Cubitalastes bei den Satyrinae ein relativ ursprünglicheres oder abgeleiteteres Merkmal darstellt, als der Verlauf derselben Ader in den Bug des 3. Medianastes, wage ich, weil genügende Anhaltspunkte noch fehlen, nicht zu entscheiden ?). Zur Phylogenie der einheimischen Apatura-Arten. Stett. Ent. Zeit. 51. 1890. S. 268, 279. — Die Auf- fassungen von SCHÄFFER und VAN BEMMELEN weichen in einem Punkte von einander ab. Während nümlich jener Autor eine Reihe von separaten Flecken als die fylogenetisch ültere Zeichnung betrachtet, fasst dieser eine ,ununterbrochene Randfleckenreihe von unter sich gleichförmigen Flecken“ als die ur- sprünglichere auf. Jedenfalls sehen sie aber beide eine gleichmässige Ausbildung von hellen Flecken, bezw. Augen als einen relativ primitiven Zustand der Satyrinenzeichnung an. Von grossem Interesse ist die von SCHÄFFER beobachtete Tatsache, dass die Zeichnung des Hinterflügels während der ontoge- netischen Entwicklung der Puppenflügel sich langsamer entwickelt als die des Vorderflügels (S. 648), was von VAN BEMMELEN (S. 941) bestütigt wird, wie auch der von SCHÄFFER gezogene Schluss, dass ,überall da, wo die Fleckenreihen sich finden, die Hinterflügelzeichnung, wenigstens in Bezug auf diesen Punkt, eine primitivere ist, als die Zeichnung bei Formen mit ausgebildeter Binde* (S. 649). Im Zusammenhange hiermit steht vielleicht die Erscheinung, dass bei den Satyrinae die Augenflecken in der Regel (einige Ausnahmen bestehen) auf den Hinterflügeln sich in dem ursprünglicheren Zustande länger erhalten als auf den Vorderflügeln; auch bleiben sie auf der Rückseite der Flügel meist länger als auf der Oberseite stehen. 1) Vel. Eimer, Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmetterlingen. Jena. 1889. S. 9—10. ?) Es mag erwähnt werden, dass bei der fossilen JVeorinopis sepulta (Borsp.) Burr., welche auch eine vollständige Reihe von einigermassen gleichmässig ausgebildeten Randaugenflecken besass Uber die Palpen der Rhopaloceren. 351 Zusammenfassung. Mit Rücksicht auf das oben Angeführte und wenn wir uns noch dessen erinnern, dass in der Tribus Lethidi sich Formen mit noch verhältnismässig recht ursprünglichen Strukturverhältnissen des Basalflecks finden, dürften wir diese Tribus als einen von dem die Satyrina repräsen- tirenden Stamme ziemlich früh abgetrennten Zweig betrachten. Tribus IV. Melanitidi?. Palpen mässig lang und einigermassen kräftig, stark gebogen. Basalglied kurz. Mittelglied 3—3 ' mal so lang, gleichmässig hoch. Endglied merklich kürzer und dünner als das Basalglied, schwach vorwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, am Basalgliede aus lüngeren, steif abstehenden, am Mittelgliede aus kurzen, angepressten, schuppenartigen Haaren bestehend; die Innenseite anliegend und ziemlich dicht beschuppt; der Haarkamm des Rückens bei Melanitis und Gnophodes einen deutlichen, bei Tisiphone einen sehr nied- rigen Schopf bildend. Basalfleck etwa ' der Länge des Basalgliedes und den gróssten Teil der Breite der Innenseite einnehmend, am distalen Ende abge- rundet, am proximalen Teil schwach vorgebuchtet. Die Anschwellung, welche die untere Schuppengrenze nicht erreicht, etwas ungleichmüssig breit ellipsen- fórmig, schwach aber deutlich und ziemlich gleichmässig erhaben, einigermassen gut begrenzt. Kegel auf die Anschwellung beschrünkt, überhaupt ziemlich gut entwickelt und regelmässig angeordnet, fast gerade; ausserhalb der Anschwel- lung finden sich kaum einige kleine Kegelgebilde. Melanitis und Gnophodes, welche als typische Repräsentanten vorliegender Tribus zu betrachten sind, stimmen in der Palpenbildung in den wesentlichsten Punkten gut mit einander überein und sind offenbar unter sich sehr nahe verwandt?) Obwohl ihre Anschwellungsform keine besonders prägnante Ähn- die erstgenannte Mündungsweise der UDC auf den Hinterflügeln (und auffallenderweise auch auf den Vorderflügeln) existirte. Vgl. Scupper, Fossil Butterflies. Mem. Amer. Assoc. Adv. Sc. I. Salem. 18752. 8..10% PEIUS 7.28, 9. !) Bei ScHATZ und RöBER geht ihre Mycalesis-Gruppe der Melanitis-Gruppe voraus, Ich nehme aber die entgegengesetzte Reihenfolge an, weil die Melanitidi ursprünglichere Verhältnisse als die My- calesidi darzubieten scheinen. 2) Von TRIMEN (South.-Afr. Buttfl. I. S. 111. ff) und Karscx (Tagf. Adeli. S. 211) wird sogar Gnophodes mit Melanitis in einer Gattung vereinigt. Neuerdings hat sich aber wieder AURIVILLIUS (Entomologisk Tidskr. 14. 1893. S. 263), die nahe Verwandtschaft der beiden Gattungen erkennend, für die generische Berechtigung von Gnophodes ausgesprochen. 352 ENZIO REUTER. lichkeit mit derjenigen irgend einer der Tribus Lethidi angehörigen Gattung aufweist, lässt sie sich doch mit Rücksicht auf ihre Morfogenese am ehesten mit der von den Zethidi reprüsentirten Form vergleichen und zwar kommt sie der von ZLethe vertretenen Entwicklungsrichtung näher; der Basalfleck selbst aber hat nicht eine entsprechende Reduzirung an Grüsse erfahren, sondern erinnert hierin eher an Neorina und Verwandten. Wenn wir überhaupt die Basalflecksform der genannten Gattungen in Beziehung zu derjenigen der Le- thidi bringen, so dürften jedenfalls die an dem Basalfleck stattgefundenen Dif- ferenzirungsvorgänge schon, bevor jene beiden innerhalb der Lethidi unterschie- denen Entwicklungsrichtungen sich erkennen liessen, d. h. sich von der neu- tralen Stammform heraus differenzirt hatten, eine unabhängige Entwicklung eingeschlagen haben. Tisiphone bietet inbezug auf die Palpenbildung einige beachtenswerte Un- terschiede von den beiden oben erwähnten Gattungen. Das verhältnismässig kürzere Basalglied ist gleichmässiger rund, der Haarkamm des Rückens bildet einen kaum nennenswerten Schopf und verjüngt sich von der Mitte ab wie bei den Lethidi allmählich distalwürts. Die auf den ersten Blick auffallendste Unähnlichkeit besteht vielleicht jedoch in dem grossen Umfange der ziemlich flach erhabenen Anschwellung, deren untere Grenze durch eine deutliche Chitinverdickung bezeichnet ist; andererseits stimmen aber die Anordnung, Form und Entwicklungsstufe der Kegel sowie die kurze Behaarung der Bauch- seite recht gut mit denen der Gattungen Melanitis und Gnophodes überein. Während jene Unterschiede einen nahen Anschluss der Tisiphone an diese (Gattungen verbieten, sind sie gleichwohl nicht so erheblich, um eine Tren- nung derselben von vorliegender Tribus zu rechtfertigen. Auch inbezug auf den äusseren Habitus nimmt Tisiphone unter den Melanitidi eine isolirte Stel- lung ein; dass sie trotzdem denselben angehört, wird durch mehrere überein- stimmende Strukturmerkmale und gemeinsame Züge bewiesen, wie dies ScHarz und RósreR hervorgehoben haben '). Jedenfalls stellt inzwischen Tisiphone eine periferische Form der Melanitidi dar ”). Durch die kurze und dichte, schuppenartige Behaarung der Bauchseite der Palpen weichen die Melanitidi von der Mehrzahl der Satyrinae ab und zeigen zugleich hierin, weil sicherlich die unter den Satyrinae überaus häufige lange und feine Behaarung eine relativ ursprünglichere Erscheinungsform darstellt, 1) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 207. 2) Mit den Morphinae, zu denen sie von Goparr (Encycl méth. IX. 8.452) gezählt worden ist, hat Tisiphone keine Verwandtschaft, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 353 ein abgeleitetes Verhalten. Auch inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks ist, wie dies aus der oben gegebenen Charakteristik der Tribus hervorgeht, schon eine einigermassen hohe Spezialisirung eingetreten. Die Melanitidi, für welche die zweispaltigen Klauen der Mittel- und Hinterfüsse charakteristisch sind), haben wie in der Regel die Lethidi keine Ader aufgeblasen, dagegen mündet die UDC der Hinterflügel nicht wie zumeist bei diesen in den Ur- sprung des 1. Cubitalastes, sondern in den Bug des 3. Medianastes. Hierbei ist indessen zu bemerken, dass unter den Lethidi die Gattung Péychandra in diesem Punkte mit den Melanitidi übereinstimmt sowie, dass auch bei anderen Gattungen derselben Tribus, wie bei Orinoma und Anadebis, die UDC erst nach dem Ursprunge des 1. Cubitalastes ausmündet. Andererseits mündet unter den Melanitidi bei Tisiphone die UDC merkbar vor dem Buge des 3. Medianastes, hierin eine Annäherung an die Lethidi zeigend. Inbezug auf die Flügelzeichnung, und zwar speziell mit Rücksicht auf die Augenflecken der Randzellen, bieten die Melanitidi ein abgeleiteteres Verhalten als die Lethidi dar. Tisiphone hat indessen noch auf der Rückseite der Hinterflügel eine vollständige Reihe von Augen, eine solche findet sich auch bei dem 2 der den Melanitidi angehörigen Gattung Bletogona, während beim c einige der Au- genflecken verschwunden sind, was hinlänglich auf eine Ableitung der Zeich- nungsform der Melanitidi von Formen mit gleichmässig gut ausgebildeten Au- genflecken in den Randzellen hindeutet. Dies wird noch stärker bewiesen durch die interessanten Saison-dimorfen Melanitis-Arten, deren in der Regenperiode lebende Zeitformen eine Reihe von gut entwickelten Augen besitzen, während diese bei den Formen der Trockenperiode, welche zugleich eine blassere und zwar mehr blattähnliche Färbung und Flügelform angenommen haben, ganz oder z. T. obliterirt worden sind ?). Zusammenfassung. Mit Rücksicht auf die oben angegebenen Berührungspunkte zwischen den Melanitidi und Lethidi, welche indessen nicht besonders prügnant hervortreten, dürfen wir vielleicht die Vermutung aussprechen, dass der von den Mela- nitidi repräsentirte Zweig seinen Ursprung von Formen her- leitet, die den Vorfahren der Lethidirelativ am nächsten standen, und demnach mit diesen am ehesten genetisch zusammenhängt. 1) Eine Ausnahme macht nach ScHATZ und RöBER (op. cit. S. 205, 206) die Gattung Coerois, welche trotzdem dem Verwandtschaftskreise von Melanitis angehören soll. ?) Vgl. Donerry (Buttf. Kumaon. S. 106. — Not. Assam. Buttfl. S. 120) und px NICÉVILLE Life-Hist. Caleutta Satyr. S. 229—930). 45 [SE] e na ENZIO REUTER. Tribus V. Mycalesidi. Palpen schmal, am Grunde stark gekrümmt. Mittelglied 2, bis 3 mal so lang wie das Basalglied, fast gleichmässig hoch. Endglied ausgezogen, scharf zugespitzt. Behaarung dicht; die Bauchseite des Basalgliedes mit steif borstenförmigen Haaren und schmal zungenförmigen Schuppen besetzt, die des Mittelgliedes kurz und dicht schuppenähnlich behaart; der Haarkamm des Rückens mit deutlichem Schopfe. Basalfleck etwa ”/; der Länge des Basal- gliedes und den grösseren Teil der Breite von dessen Innenseite einnehmend, am distalen Ende abgerundet. Die breit ellipsenförmige oder fast kreisrunde, schwaeh und gleichmässig aber deutlich erhabene, nicht scharf begrenzte An- schwellung füllt beinahe den ganzen Basalfleck aus. Kegel auf dieselbe be- schränkt, dicht stehend, recht gut entwickelt und ziemlich gleichmässig ausge- bildet sowie regelmässig aufwärts gerichtet. Chitin licht hellgelb. Die Gattungen Mycalesis und Bicyclus') zeigen in der Palpenbildung, trotz dem überhaupt schlankeren allgemeinen Bau, einige nicht zu verkennende Ähnlichkeiten mit den Melanitidi. Es sind u. A. zu bemerken die kurze, schuppenartige Behaarung der Bauchseite des Mittelgliedes, die gute Ausbil- dung eines Haarschopfes am Rücken, die ungefähr gleiche Form und Aus- dehnung des Basalflecks. Auch die allerdings etwas rundere und verhältnis- mässig umfangreichere Anschwellung kommt inbezug auf die Erhabenheit der- jenigen der Melanitidi ziemlich nahe. Die Kegel zeigen dagegen eine be- deutend hóhere Entwicklungsstufe und verleihen zugleich durch ihre regel- mässige Anordnung dem Basalfleck ein recht charakteristisches, von demjenigen der übrigen Triben abweichendes Aussehen. 1) Wie aus der Beschreibung der Palpen respektiver Gattungen (S. 123, 194) hervorgeht, kommt die Palpenbildung von Bicyclus derjenigen der Gattung Mycalesis recht nahe. Die von ScHArz und RÖBER (op. cit. S. 204) hervorgehobenen nahen verwandtschaftlichen Relationen zwischen den beiden Gattungen gewinnen hierdurch noch mehr an Intimitüt. Die von KirBy (Syn. Cat. S. 47, 87) vorge- nommene weite Trennung derselben ist demnach sehr unnatürlich; wie dies schon jene Autoren bemerken, hat Bicyclus mit Æuptychia, neben welche sie von KIRBY gestellt worden ist, gar keine nahen Rela- tionen. Andererseits besitzen die Mycalesidi auch mit Ypthima und Verwandten, in der Nachbarschaft von welchen Mycalesis bei WEstwoop (Gen. Diurn. Lep. S. 392), Burter (Cat. Diurn. Lep. S. 32), KirBy (op. cit.) u. A. steht, keine nähere Verwandtschaft. An dieser Stelle mag noch erwähnt werden, dass MARSCHALL und DE NIOÉVILLE (Buttfl. Ind, Burma and Ceyl. I. S. 102) und LeecH (Buttfl. China, Jap. and Corea. I. S. 10) die Gattung Mycalesis in den Verwandtschaftskreis der Lethidi gestellt haben. — Die abweichende Gattung Ragadia, welche von ScHaTZ und RöBER ihrer Mycalesis-Gruppe zuge- zählt wird, hatte ich leider nicht Gelegenheit zu untersuchen, kann mir deshalb kein sicheres Urteil über ihre systematische Stellung bilden. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 355 Mit den Lethidi haben die Mycalesidi die Ausmündungsart der UDC der Hinterflügel gemein), die Discoidalzelle wird aber von deu Discozellularen in sehr charakteristischer Weise quer, nicht wie bei den Lethidi schief geschlossen. Sowohl von den Lethidi als von den Melanitidi werden dagegen die Mycalesidi sehr scharf unterschieden durch den stark aufgeblasenen Zustand nicht nur der Subcostalader, sondern oft auch der Cubital- und Dorsalader. Wie gewisse Melanitidi und die meisten Lethidi haben auch einige Arten vorlie- gender Tribus auf der Rückseite der Hinterflügel eine vollständige Reihe von Augenflecken, diese sind aber nicht unter sich gleichförmig ausgebildet und der Reduktionsprozess derselben folgt anderen Gesetzen als bei den Melanitidi. Während nämlich bei diesen die verschiedenen Augenflecken auf der Unterseite der Hinterflügel bei ihrer Reduzirung mehr den gleichen Schritt halten, zeigen bei den Mycalesidi gewisse Augen eine Neigung sich zu vermindern, bezw. zu verschwinden, andere und zwar bestimmte Augen behalten dagegen ihre ursprüngliche Grösse bei oder streben sogar sich noch mehr zu vergrössern. Auf den Vorderflügeln sind es vor allem das zwischen dem 1. und 2. Cubi- talaste und das zwischen dem 1. und 2. Medianaste befindliche Auge, auf den Hinterflügeln ebenfalls das zwischen dem 1. und 2. Cubitalaste, sowie das zwischen der hinteren Radialis und dem 1. Medianaste stehende, welche die grösste Ausbildung erreichen, bezw. am längsten persistiren. Oberseits sind meist nur einzelne dieser Augen sichtbar. Wie bei den meisten Lethidi sind auch bei vielen Arten der Mycalesidi zwischen dem 2. Cubitalaste und dem 1. Dorsalaste der Hinterflügel zwei Augen, bezw. ein Doppelauge vorhanden, eine Erscheinung, welche übrigens auch in mehreren anderen Triben vorkommt und einen deutlichen Beweis dafür liefert, dass die zwischen den zuletzt er- wühnten Adern befindliche Zelle ursprünglich aus zwei Zellen besteht, durch die Verkümmerung des 3. Cubitalastes aber einfach gewesen ist. Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass wie bei den Melanitidi auch bei vielen Myca- lesidi ein ausgeprügter Saison-Dimorfismus existirt. Zusammenfassung. Während einerseits die Mycalesidi sich als eine ziemlich gut begrenzte und eng geschlossene Abteilung dokumentiren, treten andererseits bei ihnen ') Bei Bicyclus mündet die UDC nicht, wie in der Regel, in den Ursprung des 1. Cubitalastes, sondern zwischen dem 1. und 2. Cubitalaste, ein ganz ähnliches Verhalten zeigt aber auch unter den Lethidi die Gattung Amecera. — Inbezug auf die Discozellularen der Hinterflügel verhält sich Ragadia, 350 Enzıo REUTER. Merkmale hervor, welche gewisse Anklünge an die Melanitidi und Lethidi zeigen. Vielleicht haben wir dieselben dahin zu beurteilen, dass die My- calesidi mit den Melanitidi in genetische Beziehung zu den den Vorfahren der Lethidi nahe stehenden Formen zu bringen sind, in mehreren Punkten aber sich nach divergirender Richtung hin entwickelt haben. Tribus VI. Maniolidi . Wenn ich jetzt die Tribus Maniolidi folgen lasse, geschieht dies nicht um damit etwa einen nüheren Anschluss derselben an die zuletzt besprochenen Triben anzudeuten, sondern weil mit ihr — wie unten näher begründet — ein neuer Hauptstamm der Stirps Satyrina beginnen dürfte, zu dessen relativ am wenigsten modifizirten Vertretern die Maniolidi zu rechnen sind. Die hauptsächlichsten Palpenmerkmale der Tribus mógen an dieser Stelle rekapi- tulirt werden. Palpen über den Kopf hervorragend, aufsteigend, schwach gebogen. Ba- salglied meist hóher als das Mittelglied, schwach seitlich zusammengedrückt. Mittelglied 2—2 '/ mal so lang, fast gleichmässig hoch. Endglied bedeutend kürzer als das Basalglied, vorwärts geneigt, bisweilen in der Behaarung des Mittelgliedes versteckt. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, lang und fein borstenfórmig; der dünne Haarkamm des Rückens keinen Schopf zeigend; das Endglied ringsum dicht und besonders auf der Bauchseite ziemlich lang ab- stehend behaart. Der am proximalen Teil gerundet oder stumpfeckig ausgeschwungene Ba- salfleck, welcher bei ZLeptoneura mehr als '4, bei Maniola ', oder bisweilen deren Stellung in vorliegender Tribus mir übrigens nicht ganz unanfechtbar zu sein scheint, bekannt- lich sehr abweichend von allen übrigen Satyrinae. 1) ScHATZ und RÖBER vereinen in ihrer grossen Satyrus-Gruppe „alle Satyriden-Genera, bei denen die UDC in einem spitzen Winkel mit der Mediana und zwar im Buge des 3. Astes verbunden, die Costale [Subcostalis] meistens (oder doch eine der übrigen Hauptadern) aufgeblasen ist und die Fuss- klauen einfach sind" (op. cit. S. 207). Diese grosse Gruppe wird von ihnen in vier Untergruppen, Eu- ptychien-Gruppe, Ypthima-Gruppe, Erebien-Gruppe und Satyrus-Gruppe, geteilt und zwar folgen diese in der angegebenen Reihenfolge nach einander. Jene umfangreiche Satyrus-Gruppe, welche, wie dies SCHATZ und RÖBER selbst zugestehen, künstlich zusammengesetzt ist, scheint mir inzwischen mit den übrigen Triben der Satyrina nicht gleichwertig zu sein, eher dürfte dies je mit den vier soeben ge- nannten Untergruppen der Fall sein, welche sich zwar ,nicht leicht durch ein einzelnes scharfes Merk- mal charakterisiren lassen“, aber dennoch jede einen sehr charakteristischen Habitus zeigen und gut begrenzte und eng geschlossene Formenkreise bilden. Demgemäss betrachte ich sie als selbständige Triben, was indessen keineswegs mit der Auffassung im Widerspruch steht, nach welcher sie unter sich enger als mit irgend einer der vorher besprochenen Triben verwandt sind, wie dies andererseits auch mit den Lethidi, Melanitidi und Mycalesidi der Fall ist. Uber die Palpen der Rhopaloceren. os Qt -1 . nur '4 der Länge des Basalgliedes einnimmt, hat noch mehrere relativ primi- tive Verhältnisse aufzuweisen. So ist er am distalen Ende meist verjüngt, bezw. vorgezogen und unbestimmt begrenzt. Auf demselben ist in der Regel noch keine merkbare Anschwellung zu finden; auch bei derjenigen Art, welche sie vielleicht am besten ausgebildet hat, Ligea, zeigt sie noch keine hohe Differenzirungsstufe und besitzt auch keine bestimmt markirten Grenzen. Das Kegelgebiet, welches bisweilen (Medea) über einen recht grossen Teil des Basalflecks ausgedehnt ist und sich bei den meisten Arten (Pronoë, Euryale, Embla u. A.) etwas breit streifenartig oder keilfórmig von der Basis des Ba- salflecks aus, der Mitte desselben entlang bis zur vorderen Schuppengrenze erstreckt, erscheint noch vielfach ziemlich diffus. Die schwach entwickelten Kegel, welche meist auf dem proximalen Teil des Gebietes am stärksten aus- gebildet sind, gehen allmählich in kleine Kegelgebilde über, welche nicht selten über beinahe den ganzen übrigen Teil des Basalflecks zerstreut dastehen; bis- weilen haben sich inzwischen die Kegel auf eine mehr beschrünkte Stelle konzentrirt und zeigen nicht den gleichen unmittelbaren Übergang in klei- nere Gebilde. Des weiteren werden die Maniolidi dadurch charakterisirt, dass nur die Subeostalis der Vorderflügel, nie die Cubitalis und Dorsalis aufgeblasen, ja bisweilen (Leptoneura) sogar nur verdickt ist, hierin im Verhältnis zu den Satyridi, Ypthimidi und Euptychidi ein relativ ursprünglicheres Verhalten zeigend. Nach ScHatz und Röser, welche versucht haben, die Stellung und Ent- wicklung der Augenflecken auf den Flügeln zur Charakterisirung jener vier Untergruppen ihrer grossen Satyrus-Gruppe zu benutzen, liegt das äusserliche Kennzeichen der Maniolidi darin, „dass — wenn die Augenzeichnung über- haupt entwickelt ist — die 2 Augen zwischen den Radialen [1. und 2. Me- dianästen] und UR [2. Medianaste] und M, oft zusammenfliessen, aber nicht wie in der Ypthima-Gruppe, zu einem grossen Auge verschmelzen“ '). Auf einer anderen Stelle wird die Erebien-Gruppe folgendermassen charakterisirt: „stets 2 Augen, zwischen OR [1. Medianaste] und UR [2 Medianaste] sowie UR und M, bisweilen noch mehrere, entwickelt, oft auch verkümmert, die vorderen oft zusammengeflossen“ *). Wie sich aus den unten gegebenen Aus- 1) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 213. 2) Op. cit. S. 205. — Diese Aussprüche geben indessen kein klares Bild von der Augenflecken- zeichnung der Maniolen und lassen die Augen der Hinterflügel ganz unberücksichtigt. Auch könnte man, wenn man daran festhält, dass eine vollstindige Reihe von unter sich gleichfórmig ausgebildeten Augenflecken einen relativ ursprünglichen, das Fehlen von Augenflecken oder das Zusammenfliessen 358 Enzıo REUTER. führungen ergiebt, zeigen in der Tat bei den Maniola-Arten die zwei Augen zwischen M, und M, sowie M, und M, eine wenn auch nicht besonders präg- nante Tendenz in einander zusammenzufliessen, welche Tendenz indessen bei bezw. Zusammenschmelzen einiger derselben dagegen einen relativ abgeleiteten Zustand bedeutet, die Auf- fassung erhalten, dass die Maniolidi in der in Rede stehenden Hinsicht überhaupt ein schon recht stark differenzirtes Verhalten zeigen. Dies ist aber nicht der Fall. Zwar giebt es Arten, bei denen alle Augenflecken verschwunden sind, solehe kommen aber auch in den übrigen der mehrgenannten Un- tergruppen ScHATZ' und RÖBER's vor. Andererseits finden sich aber unter den Maniolidi mehrere Arten, die noch recht ursprüngliche Zeichnungsverhültnisse darbieten. Um einige Anhaltspunkte für eine taxonomische Beurteilung des fyletischen Ranges der Maniolidi zu gewinnen, habe ich nämlich die Augenfleckenbildung von zwischen 30 und 40 Maniola-Arten genauer untersucht. Hierbei, wie auch bei einer ühnlichen Untersuchung an anderen Gattungen, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ein ausgedehntes und eingehendes Studium der Entwicklungsgesetze der Augenflecken von sehr grossem Interesse wäre und ein wichtiges Hilfsmittel zur Erkenntnis der verwandtschaftlichen Relationen der Arten, Gattungen und Gruppen der Satyrinae darbieten würde. Es sei gestattet, eine kurzgefasste Darstellung der Augenfleckenbildung der Maniola-Arten zu geben. Hierbei muss die Bemerkung vorausgeschickt werden, dass hauptsächlich die Unterseite der Flügel berücksichtigt wird, an welcher sich die Augenflecken, die denjenigen der Oberseite entsprechen, zumeist länger erhalten, sowie dass bei Arten, welche inbezug auf die Augenbildung variiren, speziell die grösste Zahl der beobachteten Augen und der am besten ausgebildete Zustand derselben hervorgehoben werden wird. Diese Bemerkung gilt auch für die weiter unten zu gebenden gleichartigen Darstellungen. Zunüchst die Vorderflügel. Eine wollstindige Reihe von Augenflecken (in den Randzellen, wo Augen überhaupt aufzutreten pflegen) habe ich bei Ewryale Esp., Evias Ler., Stygne HB. und Medusa SCHIFF. gefunden, und zwar waren namentlich bei einigen Individuen der erstgenannten Art die Augen unter sich fast gleichmässig gross. Das Auge zwischen R, und M, ist oft sehr klein, nicht selten aber recht deutlich vorhanden. Ein mehr oder weniger gut ausgebildetes Auge auf der in Rede stehenden Stelle habe ich ausser bei den vier oben erwähnten Arten noch bei Afer Esp., Melas HERBST, Parmenio Borr. u. A. beobachtet; (Zeptonewra bildet demnach hierin, wie dies ScHarz und RÖBER angeben (op. cit. S. 213 Note) keine spezielle Ausnahme unter den Maniolidi). Alle Augen mit Ausnahme von einem sind oft noch bei Afer, Melas, Medea ScHirr., Parmenio, Ceto Ochs. und Oeme Esp. var. Spodia Sram. (Q) vorhanden, und zwar wird bei den zwei letztgenannten das Auge zwischen R, und M,, bei den vier ersteren das zwischen C, und D, eingebüsst. Die zwei Augeu zwischen M, und M, sowie M, und M, können oft von gleicher Grösse wie die übrigen und von einander getrennt sein, bei den meisten Maniola-Arten sind sie indessen relativ am grüssten und berühren einander oder sind in verhältnismässig wenigen Füllen und zwar am prägnantesten bei Embla THUNB., Parmenio und Oeme var. Spodia zusammengeflossen. Bei der Rückbildung der Augenflecken herrscht überhaupt eine recht grosse Gesetzmüssigkeit. Zuerst verschwindet in der Regel das Auge zwischen C, und D,, dann folgt das zwischen R, und M,. Während diese Augen bei verhältnismässig wenigen Arten vorkommen, sind die übrigen vier noch recht häufig vorhanden. Unter denselben wird die Reduktion von dem Auge zwischen M, und C, eingeleitet, kaum länger erhält sich das zwischen C, und C, . Am längsten per- sistiren jene zwei Augen zwischen M, und M, sowie M, und M,, welches letztere sich am zähesten zu er- halten scheint. Bei einigen Arten werden auch diese zwei Augen reduzirt und zwar finden sie sich in Form von kleinen schwarzen Punkten noch bei z. B. Eriphyle Frr. und Arete Fagr. Endlich sind bei wenigen Arten — unter den von mir untersuchten bei Mnestra Esr., Glacialis Esp., und Pharte Hp. — bisweilen die letzten Reste auch dieser Augen ganz verschwunden; dagegen bleibt bei ihnen noch die in nachweisbarem Zusammenhange mit den Augen stehende rótliche Augenrandbinde übrig. Gehen wir jetzt zu den Hinterflügeln über. Eine vollständige Reihe von unter sich einigermassen gleichfürmigen Augen kommt (wenigstens oft) bei Afer, Evias, Euryale, Ceto, Medusa, (besonders bei var. Psodea He.) und Oeme var Spodia (9), und zwar in den Randzellen zwischen der hinteren Ra- dialis und D, vor; bei der erstgenannten Art tritt hierzu noch ein Auge zwischen der Subcostiradialis Uber die Pulpen der Rhopaloceren. 359 einigen exotischen Maniolidi noch mehr in den Vordergrund tritt"). Anderer- seits verdient aber die Tatsache unsere ganze Beachtung, dass bei der Gat- tung Maniola das Vorkommen von mehreren gut ausgebildeten Augen eine recht häufige Erscheinung ist, ja es können sogar einige Arten dieser Gattung auf den beiden Flügeln eine vollständige Reihe von unter sich ziemlich gleich- förmigen Augen besitzen, eine Zeichnungsform, die weder unter den Sa- tyridi noch unter den Ypthimidi anzutreffen ist und wodurch mithin die Maniolidi wieder ein primitiveres Verhalten als diese Triben zeigen; einige Euptychüdi haben zwar noch eine vollständige Augenfleckenreihe, sie bieten aber in anderer Beziehung abgeleitetere Verhältnisse dar. Ausserdem will ich noch daran erinnern, dass bei den Maniolidi die Behaarung der Bauch- seite der Palpen durchgehends lang und fein borstenförmig ist, welche Form wir ebenfalls für die Satyrinae als die relativ ursprünglichere betrachten dürften (vgl. S. 352), in jeder der drei übrigen Triben findet dagegen ein Übergang zu einer kürzeren und schuppenartigeren statt. Zusammenfassung. Es lässt sich, wenn wir nochmals alles das oben Angeführte in’s Auge fassen, garnicht verleugnen, dass die Maniolidi mehrere primitive Merkmale besitzen, welche sowohl an Anzahl als an Prägnanz diejenigen der Satyridi, "pthimidi und Euptychiidi übertreffen und jener Tribus einen verhältnismässig niedrigen fyletischen Rang innerhalb der Stirps Satyrina anweisen. Weil zugleich die Maniolidi zu den vorher besprochenen Triben keine näheren und der hinteren Radialis auf. Beachtung verdient, dass mitunter, wie bei Afer, Cefo und Medusa var. Psodea, in der Randzelle zwischen C, und D, noch zwei Augen vorhanden sein können, während sich bei den meisten Arten nur noch ein Auge findet. Bei Stygne, Pirene HB., Epiphron Kwocu und Parmenio habe ich alle Augen mit Ausnahme von einem beobachtet, und zwar ist es bei den drei erst- genannten das zwischen der hinteren Radialis und M,, bei der letztgenannten Art das zwischen C, und D,, welehes rückgebildet worden ist. Auf den Hinterflügeln verschwindet — wenn wir von dem nur bei einer einzelnen Art beobachteten Auge zwischen der Subcostiradialis und der hinteren Radialis absehen — zuerst das Auge zwischen der hinteren Radialis und M;, dann das zwischen C, und D,, ihm folgt das zwischen M, und M,. Die drei Augen zwischen M, und M, M, und C,, C, und C, erhalten sich am längsten und sind bei der Mehrzahl der untersuchten Arten vorhanden, und zwar scheint unter ihnen das letztgenannte am zähesten, jedoch nicht so zäh wie auf den Vorderflügeln die zwei Augen zwischen M, und M,, M, und M, zu persistiren. Bei einigen Arten sind auch die letztem drei Augen total verschwunden, u. A. bei den oben erwähnten Mnestra, Glacialis und Pharte, welehe mithin ohne jegliche Augenflecken auftreten können. Bei Leptoneura Clytus L. kommt auf der Rückseite der Hinterflügel eine vollständige Reihe von gleichmässig gut ausgebildeten Augen vor, während auf den Vorderflügeln nur drei in einander zu- sammengeflossene Augen zwischen R, und M,, M, und M, sowie M, und M, vorhanden sind ') Wie z. B. bei der angeblich mit Maniola nahe verwandten Gattung Callerebia Burn. 360 Enzıo REUTER. Anschlüsse zeigen, dürften sie einem neuen Hauptstamm der genannten Stirps angehóren und zwar einen verhältnismässig ziemlich früh abgetrennten Zweig desselben repräsentiren. Tribus VII. Satyridi. Palpen ziemlieh kräftig, aufsteigend. Basalglied hóher als das Mittelglied. Dieses an Länge wechselnd, gleichmässig dick, schwach gebogen. Behaarung der Bauchseite besonders am Basalgliede stets sehr dicht, meist aus langen borstenfórmigen Haaren bestehend, nicht selten aber auch schuppenähnlich. Der Basalfleck '—'4 der Länge des Basalgliedes und nur unmittelbar am Grunde den grósseren Teil der Breite der Innenseite einnehmend, in der Regel gut begrenzt und am distalen Ende abgerundet, am proximalen Teil mehr oder weniger stark ausgeschwungen, gerundet stumpfeckig. Die Anschwellung über- haupt verhältnismässig gross, zumeist die vordere, seltener auch die untere Schuppengrenze erreichend. Die Kegel meist dicht stehend und gut ent- wickelt, hauptsáchlich oder fast ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkt. Inbezug auf die Struktur des Basalflecks weist keine Gattung der Tribus Satyridi so ursprüngliche Verhältnisse auf, wie wir sie noch bei den Ma- niolidi fanden, an welche die Satyridi überhaupt in der Palpenbildung nicht unbeträchtliche Anklänge zeigen. Als die in genannter Hinsicht am wenigsten abgeleiteten Gattungen dürften wir indessen Melanargia, Oeneis und Epinephele zu betrachten haben. Bei der erstgenannten, welche einen am distalen Ende etwas verjüngten und wenig bestimmt begrenzten Basalfleck besitzt, zeigt die nicht deutlich markirte Anschwellung eine noch recht niedrige Differenzirungs- stufe und die Kegel gehen distalwärts ziemlich allmählich in kleinere über. Oeneis hat allerdings einen recht beschränkten Basalfleck, die Anschwellung ist aber meistens schwach, bisweilen sogar fast unmerklich erhaben, jedenfalls niemals bestimmt begrenzt; auch die Kegel sind schwach entwickelt. Drei unter sich anscheinend eng verwandte Gattungen, die übrigens auch mit Oeneis näher verbunden sind, stellen Æpinephele, Aphantopus und Satyrus dar. Bei Epinephele findet schon ein Übergang der bei Oeneis ausschliesslich vor- handenen fein und lang borstenförmigen Behaarung der Bauchseite der Palpen in eine etwas schuppenartige statt, der Basalfleck ist am distalen Ende ziemlich gleichmässig abgerundet und gut begrenzt, die Anschwellung noch einigermassen schwach aber doch wenigstens oben deutlich erhaben; sie zeigt mithin eine etwas fortgeschrittenere Differenzirung als die beiden zuerst besprochenen Uber die Palpen der Rhopaloceren. 361 Gattungen; die Kegel sind indessen nicht ausschliesslich auf die Anschwellung beschrünkt, sondern gehen namentlich distalwärts in kleinere Gebilde über. Bei Aphantopus wird der Basalfleck beinahe günzlich von der ziemlich deutlich erhabenen Anschwellung ausgefüllt und die Kegel kommen hauptsächlich nur auf dieser vor, wenn auch winzig kleine Kegelgebilde ausserhalb derselben noch spärlich vorhanden sind. Satyrus zeigt in mehreren Beziehungen das am meisten abgeleitete Verhalten, was durch den allgemeinen robusten Bau der Palpen, durch die oft verhältnismässig recht kurze und schuppenartige Behaarung der Bauchseite und durch den meist gedrungenen Basalfleck in Verbindung mit der immer deutlich, oft sogar recht stark erhabenen und dann von der Oberflüche des Basalflecks sich steil erhebenden Anschwellung nebst den fast ausschliess- lich auf dieselbe beschränkten, gut entwickelten und oft recht kräftigen Kegeln prägnant zum Vorschein kommt. Heteronympha, welche vielleicht der Gattung Epinephele relativ am nächsten steht, aber weder mit dieser noch mit irgend einer anderen der genannten Gattungen nahe verwaudt zu sein scheint, bietet ebenfalls durch die zum grossen Teil schuppenartige Behaarung der Bauchseite und die an ihren oberen und vorderen Rändern ziemlich stark erhabene An- schwellung einigermassen abgeleitete Verhältnisse dar”). !) Aus der folgenden vergleichenden Betrachtung einiger anderer Merkmale und zwar namentlich der Augenfleckenzeichnung der Flügel ergiebt sich, dass eine taxonomische Beurteilung derselben sich im grossen ganzen mit den aus der Untersuchung der Palpen gewonnenen Befunden in Einklang bringen lässt. Eine Ausnahme macht indessen Melanargia. Bei dieser Gattung ist nur die Subeostalis aufge- blasen, und auf der Rückseite der Hinterflügel finden sich mehrere unter sich ziemlich gleichförmig gut ausgebildete Augen, nämlich in den Randzellen zwischen der hinteren Radialis und M,, M, und M,. M, und C,, ©, und C,, C, und D,, und zwar sind in der zuletztgenannten Zelle meistens zwei Augen, bezw. ein Doppelauge vorhanden. Andererseits besitzen aber die Vorderflügel nur ein Auge, zwischen M, und M,; mit Rücksicht auf die eigenartige Zeichnung und Färbung der Flügel, welche unter den übrigen Satyridi keine Anologie findet, erweist sich Melanargia als ziemlich abgeleitet und die ausserordentlich starke Verkümmerung der Vorderfüsse beider Geschlechter verraten ebenfalls eine hohe Differenzirungs- stufe, was wiederum darauf hinzudeuten scheint, dass die vorliegende Gattung trotz der ziemlich wenig spezialisirten Verhältnisse des Basalflecks nicht zu den relativ ursprünglichsten Repräsentanten der Tribus Satyridi zu rechnen ist. Oeneis zeigt den übrigen Safyridi gegenüber darin ein primitiveres Verhalten, dass bei ihr bloss die Subcostalis verändert und zwar nur verdickt ist. Betreffs der Flügelzeichnung ist zu bemerken, dass einige Arten, wie Tarpeia PALL., auf den Vorderflügeln nicht weniger als fünf Augenflecken besitzen können und zwar zwischen R; und M,, M, und M,. M, und M, M, und C,, C, und C,; auf den Hinter- flügeln kónnen ebenfalls fünf Augen, nämlich zwischen der hinteren Radialis und M,, M, und M,, M, und M, M, und C,, C, und C, gleichzeitig vorhanden sein. Auf den Vorderflügeln erhält sich, wie bei Satyrus, am zühesten das Auge zwischen C, und C, und besonders das zwischen M, und M,, auf den Hinterflügeln das zwischen C, und C, . Eine so grosse Anzahl von Augenflecken habe ich bei keiner anderen Gattung vorliegender Tribus beobachtet; Oeneis kann somit auch hierin ein relativ pri- mitiveres Verhalten als die übrigen Salyridi zeigen. Andererseits können bei einigen Formen vorlie- gender in dieser Hinsicht sehr variabler Gattung, wie bei Oe. Bore ScHN., alle Augenflecken eingebüsst werden. — Nach ScHarz und RöBERr (op. cit. S, 218) sowie Ep wrs und EDWARDS (A revision of the 46 362 Enzıo REUTER. Obgleich diese Palpenmerkmale und die unten in der Note angeführten Befunde noch nicht hinreichend sind, um sichere fylogenetische Schlüsse zu gestatten, scheint jedoch die Annahme über einige Wahrscheinlichkeit zu ver- fügen, nach welcher Oeneis und Æpinephele unter den von mir untersuchten Gattungen der Sa/yridi die verhältnismässig ursprünglichsten Vertreter dar- stellen, Satyrus dagegen als der am meisten abgeleitete zu betrachten ist. genus Oeneis. Trans. Ent. Soc. Lond. 1893. S. 457) soll Oeneis eine arktische Form von Satyrus dar- stellen. Mit Rücksicht darauf, dass Oeneis überhaupt primitivere Merkmale als Satyrus besitzt, haben wir indessen vielleicht den angeführten Ausspruch dahin zu modifiziren, dass Oeneis, demselben engeren Stamme wie Satyrus angehörend, einen hauptsächlich in den arktischen Ländern zur Entwicklung ge- langten Zweig repräsentirt, welcher von Formen abstammt, die der jetzigen Gattung Satyrus den Ur- sprung gegeben haben. Epinephele, welche Gattung die Subcostalis und Cubitalis aufgeblasen hat, kann mitunter (bei Telmessia ZELL.) noch auf den Vorderflügeln vier, auf deu Hinterflügeln fünf allerdings ungleichmässig ausgebildete Augenflecken zeigen; bei Tithonus kann beinahe dieselbe Anzahl vorhanden sein, indem die Hinterflügel nur vier statt fünf Augen besitzen, und zwar sind in der Regel auf den Vorderflügeln die zwei Augen zwischen M, und M, sowie M, und M, in einander zusammengeflossen; das letztgenannte Auge erhält sich demnach länger als bei Satyrus, bei welcher Gattung es meist ganz verschwunden ist; überhaupt sind bei Zpinephele mehr Augen als bei Satyrus ausgebildet. Aphantopus, welche Gattung meist mit Satyrus, bisweilen auch mit Epinephele vereinigt worden ist, trägt auf den Vorderflügeln drei Augen, je eins zwischen M, und M,, M, und C,, C, und C,, auf den Hinterflügeln fünf, nämlich zwischen der hinteren Radialis und M,, M, und M,, M, und C,, C, und C, sowie C, und D,. Aphantopus Hyperanthus L. verhält sich inbezug auf die Augenfleckenbildung abweichend von den Arten der Gattung Satyrus, was noch mehr die schon früher (S. 134 Note) emp- fohlene generische Trennung der genannten Art gerechtfertigt erscheinen lässt. Satyrus, bei welcher Gattung meist die Subcostalis und Cubitalis aufgeblasen sind oder bisweilen die letztgenannte nur verdickt ist, besitzt eine noch bedeutend geringere Anzahl von Augenflecken als die vorher besprochenen Gattungen. Nur ganz ausnahmsweise finden sich (wie bei Individuen von Per- sephone HB.) im ganzen sechs ungleichmässig ausgebildete Augen, drei auf den Vorderflügeln und drei auf den Hinterflügeln. Die allermeisten Arten besitzen auf den Vorderflügeln nur zwei entwickelte Augen, je eins zwischen M, und M, sowie C, und C,, welche unter sich ziemlich gleicheross sind; bis- weilen kommen zwischen M, und M,, M, und C, noch kleine Pünktchen vor, welche vielleicht Reste von Augen darstellen. Auf den Hinterflügeln tritt meist nur ein ausgebildetes Auge, zwischen C, und C, auf, selten ist ein solches noch zwischen C, und D, und in einzelnen Fällen zwischen M, und M,, bezw. M, und C, angedeutet. — Der Formenreichtum und die grosse Mannigfaltiskeit, die nicht nur in der äusseren Erscheinung, sondern auch in strukturellen Merkmalen innerhalb der Gattung Satyrus herrscht, kommt auch inbezug auf die Palpenbildung zum Vorschein. Der kräftige, gedrungene Bau der Palpen scheint freilich (im Gegensatz zu dem Verhalten von Aphantopus) allen Arten gemeinsam zu sein, be- sonders in der Behaarung und der Erhabenheit der Anschwellung zeigen aber die einzelnen Arten oder Artengruppen ziemlich bedeutende Differenzen, wie dies aus der Beschreibung der Gattung (S. 133 — 134) zur Evidenz hervorgeht. Inwieweit diese abweichenden Palpenmerkmale auf die von Schatz und RÖBER (op. cit. S. 216) aufgezählten Formenkomplexe zutreffen, muss wegen des unzureichenden Materials unent- schieden bleiben. Es mag an dieser Stelle bemerkt werden, dass die verschiedenen Satyrus-Arten in- bezug auf die Augenflecken, bezw. auf die Reduktion derselben, unter sich übereinstimmen und in dieser Hinsicht, wie auch gewissermassen inbezug auf die Palpenbildung, als Gesamtkomplexus der als selb- ständige Gattung betrachteten Art Hyperanthus aufzufassen sind. Heteronympha hat alle drei Hauptadern, d. h. Subcostalis, Cubitalis und Dorsalis aufgeblasen. Inbezug auf die Augenzeichnung scheint sie sich am ehesten der Gattung Epinephele anzuschliessen, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 565 Beachtung verdient die Tatsache, dass die Satyridi in manchem mit den Maniolidi übereinstimmen. So bieten besonders die relativ am wenigsten modifizirten Repräsentanten jener Tribus in der Palpenbildung mehrere Berüh- rungspunkte mit den zuletztgenannten dar. Im Geäder finden sich bekannt- lich viele gemeinsame Züge und auch inbezug auf die Flügelzeichnung, lassen sich nicht zu verkennende Ähnlichkeiten nachweisen (Augenrandbinde und die Beziehung der Augen zu derselben, Zeichnung der Rückseite, besonders der Hinterflügel), welche unzweifelhaft bei einem eingehenden morfogenetischen Studium der Zeichnungsverhältnisse der den genannten Triben angehörigen Formen ohne Schwierigkeiten auf eine gemeinsame Grundform zurückgeführt werden können. Bemerkenswert ist noch, dass beide Triben beinahe denselben geografischen Verbreitungsbezirk haben. An einer wirklichen und zwar einer recht engen Blutsverwandtschaft zwischen den Satyridi und den Manioldi dürfte demnach nicht zu zweifeln sein; diese Ansicht dürfte wohl auch von den meisten Lepidopterologen geteilt werden. Zugleich haben wir mit Rück- sicht auf die in dem Vorhergehenden hervorgebrachten Befunde, dass die Ma- niolidi in vielen Beziehungen ursprünglichere Verhältnisse als die Satyridi darbieten, welche Befunde in den jetzt gegebenen Ausführungen durch die Feststellung des relativ abgeleiteteren Zustandes und der höheren Differenzi- rung der zuletztgenannten Tribus komplettirungsweise näher begründet und noch mehr bestätigt wurden, die Satyridi als die fyletisch jüngere Abteilung von beiden zu betrachten. Zusammenfassung. Wir dürften also annehmen, dass die Satyridi mit den Maniolidi gemeinsamen Ursprungs sind, und zwar ist wahrscheinlich der von jener Tribus repräsentirte Zweig Formen entsprossen,die den jetzigen Maniolidi ziemlich nahe standen. Tribus VIII. Ypthimidi. Palpen mässig kräftig, aufsteigend und etwas hervorstehend, rund. Ba- salelied von gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses 27, bis 3 mal so lang, selten noch etwas lünger, in der Mitte am dicksten oder beinahe gleich- mässig dick. Endglied verhältnismässig lang und zugespitzt, ausnahmsweise (Triphysa) kurz und eirund. Behaarung der Bauchseite sehr dicht, ganz vor- 364 Enzıo REUTER. herrschend aus langen und fein borstenförmigen, seltener aus etwas schuppen- ähnlichen, gegen ihr distales Ende hin erweiterten (Xois) oder grob und steif borstenfórmigen und an Länge abwechselnden (Zipaetis) Haaren bestehend; der niedrige Haarkamm des Rückens nie einen Schopf bildend. Basalfleck meist gegen "5 der Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, mássig bestimmt begrenzt, am proximalen Teil quer abgeschnitten oder nur sehr schwach abgerundet, niemals deutlich ausgeschwungen. Die Anschwellung, wenn über- haupt sichtbar, sehr flach erhaben und meist unbestimmt begrenzt. Kegel kurz und schwach entwickelt, dünnstehend. Inbezug auf die Palpenbildung haben wir unter den von mir untersuchten Gattungen der Ypthimidi bei Coenonympha die relativ ursprünglichsten Ver- hältnisse zu suchen. So besteht die Behaarung der Bauchseite fast ausschliess- lich aus sehr langen und gleichmässig feinen, nur selten ausserdem aus jeden- falls verhältnismässig spärlichen schuppenähnlichen Haaren. Der ziemlich um- fangreiche, überhaupt unbestimmt begrenzte und am distalen Ende noch mit- unter etwas vorgezogene Basalfleck zeigt meistens keine merklich erhabene, bisweilen eine sehr schwach erhöhte, jedenfalls aber nicht markant begrenzte Anschwellung. Die oft ein ziemlich diffuses Gebiet bildenden und besonders distalwärts allmählich noch kleiner werdenden Kegel können zuweilen noch über den grössten Teil des Basalflecks zerstreut sein oder nehmen doch zumeist einen verhältnismässig umfangreichen Bezirk ein; bisweilen macht sich inbezug auf die Kegel eine Rückbildung geltend, welche in der Regel auch zu einer Reduktion des Umfanges des Kegelgebietes führt. Zriphysa schliesst sich der Gattung Coenonympha recht nahe an '), unterscheidet sich aber sofort durch das sehr kurze Endglied der Palpen; ein ziemlich kleines Endglied können in- dessen auch einige Coenonympha-Arten, wie C. Philea, zeigen. Inbezug auf die Form und die Struktur des Basalflecks bietet Triphysa bemerkenswerte Ähnlichkeiten besonders mit den durch jene Reduktion der Kegel ausge- zeichneten Coenonympha-Arten dar, nur ist bei Zriphysa, welche ausserordent- lich schwach entwickelte Kegel besitzt, die Rückbildung derselben noch be- deutend weiter fortgeschritten. Der Basalfleck von Ypthima ist weniger umfangreich als bei den zwei oben erwáhnten Gattungen, bestimmter begrenzt und am distalen Ende gleich- mässiger abgerundet. Die Anschwellung, welche bisweilen fast unmerklich erhaben ist, zeigt jedoch überhaupt insofern eine hóhere Differenzirungsstufe, als sie mitunter einigermassen deutlich gewólbt und wenigstens z. T. ziemlich 1) Auch im Geüder stimmen beide Gattungen recht gut mit einander überein. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 365 gut markirt ist; auch die Kegel bilden kein so diffuses Gebiet wie noch oft bei den vorhergehenden Gattungen, sondern sind auf einen markant begrenzten Raum beschränkt. Xois weicht zwar durch die kürzere, schuppenähnliche Behaarung der Bauchseite der Palpen von Ypthima ab — eine Annäherung an solch'eine Behaarung zeigen indessen auch einige Ypthima-Arten, wie Lo- ryma und Stellera — scheint aber inbezug auf den Basalfleck im wesentlichen mit dieser Gattung übereinzustimmen, was noch mehr die enge Verwandtschaft beider Gattungen bestätigt '). Zipaetis steht mit Rücksicht auf die ziemlich grobe und etwas steif borsten- fürmige sowie verhältnismässig kurze Behaarung der Bauchseite der Palpen unter den Ypthimidi einigermassen isolirt da, erweist sich aber durch den allge- meinen Bau der Palpen und durch die Verhältnisse des Basalflecks, welche dem Typus der Tribus entsprechen, als hieher gehörig, und zwar dürften sich diese am ehesten mit denen der Gattung Coenonympha, besonders C. Oedipus und C. Dorus vergleichen lassen, obwohl die Kegel überhaupt eine hóhere Ent- wicklungsstufe zeigen ?). 1) Xois stimmt bekanntlich in mehreren Strukturmerkmalen mit Ypthima sehr gut überein und ist unzweifelhaft mit derselben sehr eng verbunden. 2) Betreffs der Augenfleckenzeichnung der Flügel ist zu bemerken, dass die Coenonympha-Arten auf der Rückseite der Hinterflügel recht häufig zwischen der hinteren Radialis und D, eine vollständige Reihe von oft unter sich ziemlich gleichmüssie gut ausgebildeten Augen besitzen, von denen inzwischen einige mitunter fehlen künnen, und zwar ist das Auge in der ursprünglich aus zwei Zellen bestehenden Zelle zwischen C, und D, nicht selten mehr oder weniger sichtbar doppelt angedeutet, so dass alles in allem sieben Augen vorhanden sein kónnen. Auf den Vorderflügeln künnen (bei C. Amaryllis 9) nicht weniger als fünf entwickelte Augen, nàmlich in den Randzellen zwischen R; und C,, gleichzeitig auftreten, mitunter sind noch drei, bei C. Oedipus z. B., zwischen M, und M,, M, und C,, C, und C, vorhanden; zumeist besitzen aber die Coenonympha-Arten auf den Vorderflügeln nur ein, und zwar ein einfaches Auge, nämlich zwischen M, und M,, welches mithin in der Regel am längsten persistirt. — Triphysa hat auf den Hinterflügeln eine ähnliche ganze Reihe von unter sich gleichgrossen Augen wie die Coeno- nympha-Arten, nicht selten fehlt jedoch das Auge zwischen C, und D,, welches, wenn vorhanden, ein- fach erscheint. Auf den Vorderflügeln kommen wie bei C. Amaryllis fünf Augen vor, welche wie die der Hinterflügel stets gut ausgebildet sind, und zwar nehmen sie von oben nach unten, d. h. gegen den Innenrand der Flügel hin, successive unbedeutend an Grósse zu. Bei Ypthima steigt die Anzahl der Augen niemals auf eine so hohe Ziffer wie bei den oben ge- nannten Gattungen. Auf den Hinterflügeln dürfte kaum oder nur ausnahmsweise eine so vollständige Reihe vorhanden sein, wenigstens zeigen die Augen nicht dieselbe gleichmüssige Ausbildung; auch bei Ypthima können in der Zelle zwischen C, und D, noch zwei kleine Augen, bezw. ein Doppelauge, vor- handen sein. Die Vorderflügel tragen nur ein inzwischen doppelgekerntes und demnach offenbar aus zwei zusammengeschmolzenen Augen bestehendes grosses Auge, welches den Zwischenraum zwischen M, und M, ausfüllt, ja sogar, wenn seine helle Umrandung mit in Betracht gezogen wird, oft nach beiden Seiten über die genannten Adern weit hinübergreift. — Xois stimmt inbezug auf das Auge der Vorderflügel mit Ypthima überein, auf den Hinterflügeln fehlen dagegen jegliche Augenflecken. 266 Enzıo REUTER. Während Coenonympha und Triphysa, wie unten aus der Note ersichtlich, inbezug auf die Augenfleckenbildung ursprünglichere Verhältnisse als Ypthima und Xors darbieten, zeigen sie dagegen in dem sehr stark aufgeblasenen Zu- stande aller drei Hauptadern ein abgeleiteteres Verhalten; die beiden letztge- nannten Gattungen haben nämlich nur die Subcostalis und Cubitalis, Zipaetis bloss die Subcostalis aufgeblasen. Die c'c-Vorderfüsse, welche in der Tribus Ypthimidi überhaupt stark verkümmert sind, haben aber wiederum besonders bei Coenonympha, aber auch bei Triphysa, eine weniger weitgegangene Re- duktion erlitten. Jedenfalls dürften — wenn wir nochmals an die relativ ur- sprünglichen Verhältnisse der Palpenbildung bei Coenonympha erinnern — wenigstens bei dieser Gattung die primitiven Merkmale denen der Gattung Ypthima und Xois gegenüber die Oberhand gewinnen, was darauf hinzudeuten scheint, dass Coenonympha relativ weniger weit von der gemeinsamen Stamm- form sich entfernt hat. Wie schon angedeutet, dürften einerseits Coenonympha und Triphysa, an- dererseits Ypthima und Xois je einen kleinen Spross des die Tribus Ypthi- midi darstellenden Zweiges bilden, Zipaetis leitet vielleicht ihren Ursprung von Coenonympha-ühnlichen Vorfahren her. Vielleicht würden die gegenseitigen verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Formenkreise durch eine Untersuchung auch der übrigen vorliegender Tribus zuzuzühlenden Gattungen näher beleuchtet werden, ich war aber nicht in der Lage mehrere Formen zu studiren. Auch die Ypthimidi zeigen einige bemerkenswerte Berührungspunkte mit den Maniolidi. Abgesehen von der ähnlichen vorherrschend fein borstenfór- migen Behaarung der Bauchseite, welche auch in anderen Triben vorkommt, zeigt die Behaarung der Palpen noch durch den gleich gebildeten niedrigen Haarkamm des Rückens eine gewisse Übereinstimmung. Die Struktur des Basalflecks lässt sich auf die der am wenigsten spezialisirten Maniolidi ziemlich ungezwungen zurückführen. Inbezug auf die Augenfleckenbildung erinnern diejeni- gen Arten der Ypthimidi, welche in dieser Hinsicht die relativ ursprünglichste Form darbieten, wie z. B. Coenonympha Amaryllis, nicht wenig an mehrere Ma- niola-Arten. Es wurde früher (S. 358—59) bemerkt, dass besonders bei den exotischen Maniolidi auf den Vorderflügeln die zwei Augen zwischen M, und M, Zipaetis, welche Gattung noch eine ziemlich grosse Anzahl von Augen besitzt, lässt sieh auch inbezug auf die Augenfleckenbildung, sowie infolge gemeinsamer Züge im Geäder, wie dies SCHATZ und RÖBER (op. cit. S. 213) bemerken, am ehesten mit Coenonympha vergleichen. Zipaetis dürfte dem- nach nicht dem Verwandtschaftskreise von Pronophila, wo sie bei KirBy (Cat. S. 103) und STAUDINGER (Exot. Tagf. S. 232) steht, zuzuzählen sein. In dieser ausschliesslich amerikanischen Tribus nähme sie auch mit Rücksicht auf ihren ganz entgegengesetzten geografischen Verbreitungsbezirk eine durchaus isolirte Stellung ein. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 367 sowie M; und Ms, welche am längsten persistiren, eine Tendenz zeigen, inein- anderzufliessen; dieselbe Tendenz zeigt sich nun auch in der Tribus Ypthi- midi, ebenfalls bei den exotischen Formen, ist aber noch weiter fortgeschritten, indem jene zwei Augen, die sich oft allein (in den Vorderflügeln) erhalten, wie dies Scmarz und RöBEr bemerken, ganz zusammengeschmolzen sind. Es liegt auf der Hand zu vermuten, dass diese Parallele auf eine ursprüng- liche Blutsverwandtschaft beider Triben hindeutet. Eine ähnliche Augenrand- binde, wie bei den Maniolidi und Satyridi findet sich oft auch bei den Ypt^i- midi und zwar am prägnantesten bei mehreren Coenonympha-Arten. Die Zeicl nung der Rückseite der Flügel weist überhaupt auf einen genetischen Zusam- menhang der genannten Triben hin, deren geografische Verbreitungsgebiete zum grossen Teil mit einander zusammenfallen. In der Struktur des Basalflecks können die Ypthimidi noch beinahe ebenso ursprüngliche Verhältnisse wie die Maniolidi darbieten, durch die stärker aufgeblasenen Hauptadern, durch die über- haupt weiter gehende Modifizirung der Augen und die stärkere Verkümmerung der c c-Vorderfüsse erweisen sie sich aber, wie schon früher angedeutet, als ent- schieden abgeleiteter, weisen andererseits in einigen Beziehungen, wie überhar in der Palpen- und Augenfleckenbildung, ursprünglichere Verhältnisse 2 Vx Satyridi auf. Zusammenfassung. Vielleicht haben wir, mit Rücksicht auf das oben Angdhrte, die Bezie- hungen der Ypthimidi zu den Maniolidi und Satyridi in 9* Weise aufzufassen, dass der von den Ypthimidi reprüsentirte Zwe? den von den Ma- niolidi vertretenen Stamm schon früher ve»'655: ehe noch die Sa- tyridi sich von demselben heraus differe-Zirt hatten. Tribus IX. Eyptyehiidi. Palpen deutlich über den Kopf jrvorragend, etwas hervorstehend, "rund. Basalglied kurz. Mittelglied etwa s—3 l/, mal so lang, schwach wellenförmig gebogen. Endglied ziemlich 1>'8 und schlank, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite überhaupt mässig dicht, in der Regel und zwar besonders am Mit- telgliede aus gegen ihr gstales Ende oft recht breit erweiterten Haaren und damit abwechselnden kirzeren Schuppen bestehend; die Schuppen der Innen- seite verhältnismässis gross und breit; der Haarkamm des Rückens einen mehr oder weniger deatlichen Schopf zeigend. Basalfleck '/, bis beinahe '/, der 368 Enzıo REUTER. Länge des Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, einigermassen gut begrenzt, am proximalen Teil schwach ausgebuchtet, gerundet. Die Anschwellung ge- streckt, jedoch die Schuppengrenzen nicht erreichend, meist schwach und gleich- mässig erhaben, nur selten am oberen und vorderen Rande markant begrenzt. Die ziemlich dicht stehenden und einigermassen gut entwickelten Kegel haupt- süchlich auf die Anschwellung beschränkt, am vorderen Rande derselben im allgemeinen kleiner werdend. Euptychia und Taygetis stimmen in der Palpenbildung im wesentlichen it einander überein?). Welche von beiden die ursprünglichere Form dar- stellt, ist schwierig zu entscheiden. Durch die noch am distalen Ende mitunter etwas vorgezogene und nicht so bestimmt begrenzte Form, sowie durch die weniger stark differenzirten Strukturverhältnisse des Basalflecks zeigt Huptychia ein relativ weniger abgeleitetes Verhalten, andererseits scheint aber die Be- haarung der Bauchseite der Palpen bei Æuptychia sich überhaupt weiter von der gleichmässig schmalen Form entfernt zu haben”). Das Geäder, welches übrigens bei Æuptychia, besonders inbezug auf die Stellung der Radial- äste, ziemlich stark variirt^), liefert für die Beantwortung vorliegender Frage "nen genügenden Anhaltspunkt; betreffs der Flügelzeichnung ist zu bemerken, FRERE TE Gattungen noch auf beiden Flügeln eine vollständige Reihe von DN X3 : à ODMAN & SALVIN (Biol. C.-Am. I. S. 74, 94) und ScHarz & RÔBER (op. cit. S. 208, 209) sin 5 x OR ER: x D cn ; le el in Zen der beiden Gattungen, weil diese in einander übergehen, sehr schwierig zu ziehen, sed Zwischen dede’ Angabe jener Autoren inbezug auf die Palpenbildung kein bestimmter Unter- Ser Chen existiren. Es mag indessen erwähnt werden, dass alle von mir, allerdings nur wenige, untersuchte _, ; : : : zd : A : wptychia-Palpen sich durch eine licht weisslichgelbe, durchscheinende Farbe des Chitins auszeichneten, 7 d E 5 a Re 5 NE PME 0 2 fhrend die der Taygetis-Arten immer hellbräunlich gefärbt waren; inwie- weit dieser Unterschied ein k. ui à : : nr AN TNI É stantes Merkmal darstellt, bleibt jedoch unentschieden, jedenfalls dürfte er einige Beachtung verdienen. ; A i Diurn. Lep. S. 355), Lucas (Pa su] Dass Taygetis, welche von einigen Autoren, wie WESTWOOD (Gen. à 3 s 0007 AUS CAPI à 179), KirBY (Cat. S. 108) und STAUDINGER (Exot. Tagf. S. 235) in den Verwandtschaftskreis von Pro ; ist. i i j bander ist wis dios ERE DI phila gestellt worden ist, in der Tat mit Ewptychia eng ver- st, w s jene o : ANE : noch mehr De ARE J : i diee Autoren hervorheben, wird durch die ähnliche Palpenbildung dies ci MD dud VR RE AD9- hiermit will ich auf ein kleines Merkmal, welches aller- 5 ] Iu ] er j ^ 5 meo E . en hdi et en Ba ker Genom: ebez, ns auf die Zugehörigkeit der Gattung Taygetis zu den pliy chia it Z ‘on ilidi, hinde - vi cn n : ME ENTE E PD A CM. hindeute aufmerksam machen. Das auf der Rückseite der Hin- "sch ^, und C 'e i 3 Ape É : : 3 " và einge Ar S : e u m Auge ist Dc tion bei Taygetis, wie bei Euptychia — wenn über- : 1 — stet h, wühr i "o 3 = DE = Es Bees icm me e in der genan..y Randzelle bei den Gattungen der Pronophilidi d w 3 »' rücke zwei & = : eee bus nicht ganz rückgebildet, zwei Aus, oder doch ein deutliches Doppelauge steht. °) Eine ziemlich gleichmässig feine Behaarung findet : NORD E ARSA ER A Arten, wie. E. Eurytus. ich indessen noch bei einigen Zuptychia 3) Uberhaupt bieten die Charaktere dieser an Arten zahlreichen Satyriden-Gattung einen ziemlich grossen Wechsel dar; es ist daher garnicht auffallend, wenn dieser Vechsel sich auch än der Struktur des Basalflecks abspiegelt. — Wegen der Mannigfaltigkeit der Zuptyw;a-Formen hat ja BUTLER (A Monograph of the Genus Zuptychia. Proc. Zool. Soc. Lond. 1866. S. 458- 504) die Gattung in sieben Hauptdivisionen, Gopman und SALvIN (op. cit.) in acht solche eingeteilt, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 369 Randaugen besitzen kónnen, es scheint aber als ob bei Taygetis, welche auch keine so bunte Flügelfärbung wie gewisse Æuptychia-Arten zeigt, überhaupt eine gleichmässigere Ausbildung der Augen anzutreffen sei). Oressinoma, welche durch den normalen Zustand der Subcostalis der Vorderflügel, den aufgeblasenen dagegen der Cubitalis und Dorsalis nicht nur in der Tribus Zuptychüdi, sondern unter den Satyrinae überhaupt eine Aus- nahmestellung einnimmt, stimmt in der Palpenbildung, soweit ich diese unter- suchen konnte, ganz gut mit Æuptychia überein und hat bei dieser Gattung un- zweifelhaft ihre nächsten Verwandten zu suchen. Während bei den drei vorangehenden Triben die Behaarung der Bauch- seite der Palpen in der Regel sehr dicht ist und fast ausschliesslich oder meistens doch überwiegend aus ziemlich langen und gleichmässig schmalen, fein borstenfórmigen Haaren besteht, kommt diese Form bei den Æuptychidi nur ausnahmsweise vor, dagegen tritt in derselben ganz vorherrschend eine dünnere, mehr schuppenähnliche Behaarung auf. Die Zeichnung der Rück- seite der Flügel lässt sich bei jenen drei Triben ungezwungen auf eine ge- meinsame Grundform zurückführen, dies ist aber nicht der Fall mit der sehr charakteristischen streifenartigen Zeichnung der Euptychüdi, welche von der- jenigen der drei in Rede stehenden Triben recht stark abweicht und wodurch mithin die Æuptychiidi diesen gegenüber eine ähnliche Ausnahmestellung wie hinsichtlich der Palpenbehaarung einnehmen; dieser Ausnahmestellung ent- spricht auch die verschiedene geografische Verbreitung der letztgenannten Tribus ?). Wenn auch die Æuptychiidi @mithin keine intimen Relationen mit irgend einer der erwähnten drei Triben zu besitzen scheinen, lässt sich dennoch nicht 1) Während nämlich die Augen bei Taygetis die ursprünglich regelmässige Anordnung noch in ziemlich grosser Ausdehnung bewahren, ändern sie sich bei Æuptychia vielfach und oft in recht hohem Masse ab, und zwar geschieht dies teils durch Zusammenfliessen, teils durch Rückbilden gewisser Augen. Wie dies ScHATz und RÖBER (S. 208) bemerken, ist auf den Vorderflügeln das zwischen M, und M, stehende Auge, welches einfach bleibt, auf den Hinterflügeln stets dasjenige zwischen C, und C, und M, und M, am meisten ausgebildet, bezw. am lüngsten persistirend. Aus einer vergleichenden Unter- suchung der Augenbildung von ÆZuptychia wird sich erweisen, dass die Rückbildung der Augen hier anderen Gesetzen als in den drei zuletzt besprochenen Triben folgt, was auch seinerseits für die Selb- ständigkeit der übrigens durch die sehr charakteristische äussere Erscheinung ausgezeichneten Tribus Euptychiidi spricht. ?) Jene drei Triben sind nämlich vorherrschend paläogeisch (die Maniolidi und Ypthimidi aus- schliesslich, die Satyridi ganz überwiegend), während die Æwptychiidi in der neotropischen Region ihr Hauptquartier hat. Die einzige nicht neogeische Form ist die ausserordentlich seltene, mit Ewptychia angeblich nahe verwandte Palaeonympha Opalina BuTL., welche auffallenderweise nur auf einem von dem eigentlichen Verbreitungsgebiet der Tribus so weit entfernten Orte wie Shanghai angetroffen ist Das isolirte Vorkommen dieser Art deutet auf eine einst ausgedehuter gewesene Verbreitung der Tribus hin. 41 310 Enzıo REUTER. verleugnen, dass sie mit den Ypthimidi einige Anknüpfungspunkte haben. So zeigen die Palpen der Æuptychiidi in der allgemeinen Gestalt, in dem verhält- nismássig langen und schlanken, sowie meist nur beschuppten oder doch in der Regel anliegend behaarten Endglied ), in dem am proximalen Teil nur schwach ausgebuchteten Basalfleck, sowie in der gleichen Ausdehnung der bisweilen noch fast unmerklichen Anschwellung gewisse Ähnlichkeiten besonders mit Ypthima; dass die Behaarung der Bauchseite der Palpen von Xois an dieje- nige der Euptychia recht stark erinnert, verdient vielleicht nur wenig Beach- tung. Auch in dem überhaupt zarten Körperbau der Schmetterlinge stim- men, wenn wir von den robusteren Taygetis-Arten absehen, die Fuptychiidi mit den Ypthimidi überein. Es spricht alles dies für die Annahme, dass die Euptychiidi am ehesten mit den Ypthimidi verwandt sind ?). Aus einer taxonomischen Beurteilung der/die Æuptychiidi auszeichnenden Charaktere ergiebt sich, dass die Tribus in einigen Beziehungen, wie in der Augenfleckenbildung und in dem Zustande der Hauptadern, wenn auch nicht gerade primitivere, dennoch ebenso ursprüngliche, bezw. nicht stärker modifi- zirte Verhältnisse als die Ypthimidi darbietet, in anderen Beziehungen hin- gegen, wie in der Palpenbildung (Behaarung der Bauchseite, Struktur des Ba- salflecks) überhaupt abgeleiteteres Verhalten zeigt. Zusammenfassung. ? Es stellt sich demnach als die grösste Wahrscheinlichkeit heraus, dass die Æuptychiidi Vorfahren entstammen, die denen der Ypthi- aniidi relativ am nächsten standen, und zwar dürfte der von jener Tribus reprüsentirte Zweig, welcher mit Rücksicht auf die spezifische streifenartige Zeichnung der Rückseite der Flügel einen hóheren Grad von Selbständigkeit erworben und nach divergirender Richtung hin sich entwickelt hat, von dem gemeinsamen Stamme vielleicht früher oder doch ebenso früh wie die Ypthimidi sich abgezweigt haben, aber gleich- zeitig, wie auch die letztgenannte Tribus, wegen des Vorhanden- seins einiger ziemlich hoch differenzirten Merkmale ziemlich weit in die Hóhe aufsteigen. !) Nach Gopman und SaLviN (op. eit. S. 74) ist jedoch bei E. squamistriga FEuD. das Endglied an der Behaarung versteckt. 2) Nach der Ansicht ScHATtz und RÖBER's ist die Tribus Zuptychiidi mit den Ypthimidi nahe verwandt und vertritt diese in der neuen Welt (op. cit. S. 207). Uber die Palpen der Rhopüloceren. 371 "ribus X. Pronophilidi. Palpen meist lang, oft sehr lang, vorgestreckt, am Grunde gekrümmt. Basalglied kurz, ziemlich stark gebogen, am Grunde am hóchsten. Mittelglied in der Regel wenigstens annähernd 3 mal so lang, oft länger. Endglied aus- gezogen, etwa von der Länge des Basalgliedes oder noch länger, ausnahms- weise klein (Steroma) '), meistens vorwärts geneigt. Behaarung der Bauchseite wechselnd, nicht selten aus langen und steifen, borstenartigen Haaren beste- hend, oft aber, namentlich am Mittelgliede, schuppenähnlich; der Haarkamm des Rückens niedrig, keinen Schopf bildend; das Endglied beschuppt und zu- gleich halb abstehend kurz behaart. Basalfleck meist '/> oder seltener ?/ der Länge des Basalgliedes und unmittelbar am Grunde so gut wie die ganze Breite der Innenseite einnehmend, distalwärts verjüngt, etwas spitzig oder bis- weilen schwach abgerundet, ziemlich unbestimmt begrenzt, am proximalen Ende ein wenig ausgeschwungen, bezw. unbedeutend stumpf ausgezogen. Es kommt oft keine merkbare Anschwellung vor; wenn eine solche vorhanden, ist sie nur am oberen Rande deutlich erhaben und markant begrenzt; das Kegel- gebiet länglich keilförmig, bezw. ungleichmässig spitz eiförmig, von der Basis des Basalflecks aus sich gegen die vordere Schuppengrenze ziehend. Kegel mässig stark entwickelt, nach unten und namentlich distalwärts meist in kleine, allerdings nicht besonders zahlreich vorhandene Kegelgebilde übergehend. Steroma und Elina scheinen unter sich näher als mit irgend einer der folgenden Gattungen verbunden zu sein”). Zwar sind die einzelnen Palpen- glieder nicht ganz gleich, besonders weicht Steroma durch das kleine End- glied nicht nur von Elina, sondern auch von dem allgemeinen Typus der Tribus ab, die feine und lange borstenfórmige Behaarung der Bauchseite wie auch die der Innenseite und des Rückens ist aber bei beiden Gattungen sehr 1) Ein kurzes Endglied soll nach ScHAvz und RómzR (op. cit. S. 219) auch die vorliegender Tri- bus angeblich zuzuzählende Gattung Calisto HON. besitzen. 2) Auch ScHarz und RóBER bemerken, dass sie nebst einigen anderen mir nicht zugänglichen Gattungen innerhalb der Pronophilidi einen engeren Verwandtschaftskreis bilden. Dass die ge- nanten Gattungen „als eine Fortentwicklung des Satyrus-Typus zu betrachten sein dürften und Steroma als die äussere Grenzform desselben, während sich Elina mehr an die Epinephele-Form anlehnt, von welcher einzelne Arten bereits einen Übergang darstellen“ (Schatz und RÓBER, op. cit. S. 220), trifft wenigstens inbezug auf die Palpenbildung keineswegs zu; bei Steroma sind die Strukturverhältnisse des Basalflecks im Gegenteil bedeutend weniger stark differenzirt als bei Æpinephele und besonders bei Sa- tyrus. Von einem wirklichen Übergang von den Gattungen der Satyridi kann übrigens von genetischem Gesichtspunkte aus jedenfalls keine Rede sein, um so weniger als die Abzweigung der Pronophilidi von dem Stammbaum — wie ich unten nachzuweisen versuchen werde — wahrscheinlich in einer früheren Zeitepoche als die der Satyridi stattgefunden haben dürfte. 319 Enzıo REUTER. ähnlich; eine vergleichende Untersuchung über die Struktur des Basalflecks konnte ich wegen des fehlerhaften Zustandes der Ælina-Palpen nicht anstellen. Bei Eteona sind zwar die allgemeinen Charaktere der Tribus gut ausge- prügt, sie unterscheidet sich aber von allen übrigen mir aus Autopsie bekannten Gattungen derselben durch die verhältnismässig dicke und robuste Gestalt der allerdings nicht besonders langen Kegel, durch die dunkelbraune Farbe des Chitins, sowie durch die etwas abweichende, sehr steife Behaarung der Bauch- seite und steht mit Rücksicht hierauf, wie auch hinsichtlich ihrer ganzen äus- seren Erscheinung, in der Tribus etwas isolirt da. Dagegen dürften die unten zu besprechenden Gattungen einen Kreis von unter sich eng verwandten Formen bilden. Eine noch ziemlich lange und borstenfórmige Behaarung der Bauchseite der Palpen und zugleich von dem generalisirten Verhalten nur wenig entfernte Strukturverhältnisse des Basal- flecks bietet Lymanopoda dar"). Dieser Gattung schliesst sich ziemlich nahe Lasiophila an sowohl durch die Behaarung als auch durch die Struktur des etwas verkürzten Basalflecks, welche eine unbedeutend stärkere Modifizirung zeigt. Pronophila erweist sich dagegen durch die überwiegend schuppenähn- liche und zwar besonders am Mittelgliede ziemlich kurze Behaarung, durch die allerdings flach aber doch einigermassen deutlich erhabene und markant begrenzte Anschwellung, sowie durch die stärkere Ausbildung der Kegel als eine bereits abgeleitetere Form”). Bei Pedaliodes, deren Behaarung noch nicht eine so schuppenähnliche Natur wie bei Pronophila erreicht hat, zeigt die Anschwellung insofern eine höhere Differenzirungsstufe als sie an ihrem oberen, sich ein wenig nach unten umbiegenden Rande deutlich erhaben und besser markirt ist, während die Kegel aber keine entsprechende Zunahme an Grösse erfahren haben. Corades zeigt in der Gestalt der Palpen, in der Be- haarung, sowie in der Struktur des etwa den gleichen Umfang besitzenden aber am distalen Ende abgerundeteren Basalflecks überhaupt eine recht grosse 1) Die Zymanopoda-Arten weichen inbezug auf die Flügelzeichnung recht stark von einander ab und zwar tragen mehrere derselben ein ziemlich buntes und, wie es scheint, von der ursprünglichen Tracht recht stark abgeändertes Kleid; andererseits zeichnen sich aber einige Arten, wie L. Euopis GopM. & Sarv., durch eine verhältnismässig sehr primitive Flügelzeichnung aus. — Man vergleiche die Abbildungen Gopman’s und Sauvın’s (Biol. C.-Am. I. Tab. IX. F. 9—12). 2) Pronophila ist von KirBy (Cat. S. 108), STAUDINGER (Exot. Tagf. S. 235), Scxarz und RÓBER (op. cit. S. 221) u. A. mehr in die Nähe von Lasiophila als von Pedaliodes gestellt. Die erstgenannte Gattung scheint mir indessen nach der Palpenbildung zu urteilen, mit Pedaliodes nüher als mit La- siophila verwandt zu sein, was wohl auch die Ansicht BurLer’s war, weil er in seiner monografischen Arbeit (Revision of the Group of Lepidopterous Insects hitertho included in the Genus Pronophila of Wesrwoop. Ann. & Mag. Nat. Hist. (3) XX. 1867. S. 966—268) Pronophila (im engeren Sinne) und Pedaliodes- in unmittelbare Nachbarschaft zu einander stellte. rm) " PQ Uber die Palpen der Rhopaloceren. 313 Ähnlichkeit mit Lasiophila'); die Anschwellung, welche nicht wenig an die von Pedaliodes erinnert, ist aber bedeutend stärker erhaben, am oberen Rande einigermassen steil gewólbt, und zwar hat sie bei der in Rede stehenden Gattung eine, wenn auch nieht besonders hohe, so doch unter allen mir be- kannten Pronophilidi die relativ höchste Differenzirungsstufe erreicht. Die Pronophilidi zeigen in der Palpenbildung noch mehrere primitive Züge; so die noch oft vorkommende lange borstenförmige Behaarung der Bauchseite, welche mitunter, wie bei Sferoma und Ælina, an diejenige von Maniola erinnert, andererseits aber auch nicht selten in eine schuppenartige übergegangen ist; ferner der umfangreiche, distalwärts verjüngte und unbestimmt begrenzte Basalfleck und die überhaupt nur wenig differenzirten Strukturver- hältnisse desselben, welche sich bisweilen dem generalisirten Zustande einiger Maniola-Arten nähern. Im Gegensatz zu den unmittelbar vorhergehenden Triben wird die fortschreitende Differenzirung des Basalflecks nicht von einer merk- baren Verminderung des Umfanges desselben begleitet. Der Umstand, dass nur die Subcostalis der Vorderflügel aufgeblasen, die Cubitalis dagegen, wenn nicht normal, meist nur verdickt ist, bekundet für die Tribus eine nur mittlere Differenzirung. Ob die bei den Pronophilidi ziemlich allgemein auftretende, in die Discoidalzelle hineinragende, sogenannte rücklaufende Ader — welche auffallenderweise bei nahe verwandten Formen bald vorhanden ist, bald fehlt — ein relativ primitives oder ein sekundäres Merkmal darstellt, entzieht sich zur Zeit jeder sicheren Beurteilung. Auch lässt sich die Entscheidung, ob die quere Stellung der UDC der Hinterflügel, und zwar im Buge des 3. Medianastes, als ein ursprüngliches oder abgeleitetes Verhalten zu betrachten ist, nicht ohne weiteres treffen; es liegt aber die Vermutung nahe, die letztere Al- ternative für berechtigter anzusehen. Unter dieser Voraussetzung würden die Pronophilidi also in genannter Hinsicht ein noch stärker modifizirtes Verhältnis als die Maniolidi und Satyridi zeigen, welcher letztgenannten Tribus sie sich übrigens hierin am meisten nähern. Was die Flügelzeichnung betrifft, fällt es auf, dass in mehreren Gattungen sich Arten mit einfach dunkelbrauner Grund- 1) Nach BUTLER (l.c. S. 267) sind die Pronophila-Arten mit der Gattung Corades nahe verwandt. Dies trifft zwar insofern zu als alle zuletzt besprochene Gattungen mehr oder weniger eng mit einander verbunden sind, ich bin aber der Ansicht, dass die Beziehungen von Lasiophila zu Corades diejenigen der Gattung Pronophila zur letztgenannten an Intimitüt übertreffen. Dafür spricht nicht nur die auffallende Ähnlichkeit in der Palpenbildung, sondern auch die grössere Übereinstimmung im Geäder zwischen Lasiophila und Corades. — Jedenfalls steht Corades trotz ihrer abweichenden Flügelform und Zeichnung in wirklicher und zwar recht enger Blutsverwandtschaft mit dem erwähnten Formenkreis, hat dagegen mit Bia, welcher sie in den soeben genannten Beziehungen ähnelt, gar keine näheren Relationen, was jedoch mehrmals behauptet worden ist. 314 FENZIO REUTER. farbe und einer rotbraunen Binde vor dem Aussenrande der Vorder- und Hinterflügel, oder doch der einen derselben, finden, und zwar ist es sehr bemer- kenswert, dass gerade bei den so gefärbten Arten die (in der rótlichen Binde stehenden) Augen wenigstens auf den Hinterflügeln meist in relativ grosser Anzahl vorhanden sind und zugleich eine ziemlich gleichmässige Ausbildung zeigen. Solche Arten giebt es z. B. in den Gattungen Oxeoschistus Bumr., Pronophila Wxsrw., Lymanopoda Wesrw., Pedaliodes Burr. und Trophonina Rör. Es liegt auf der Hand anzunehmen, dass die genannte, noch für einzelne Arten verschiedener Gattungen gemeinsame Tracht, der Stammform der Pro- nophilidi relativ am nächsten steht, mithin die relativ ursprünglichste Zeich- nungsform dieser Tribus darstellt, sowie dass von solchen Formen aus bei den verschiedenen Gattungen die Flügelzeichnung sich nach divergirender Richtung hin abgeändert hat. Es verdient nun unsere volle Beachtung, dass jene Tracht sehr an die der Maniolidi erinnert — sie wird ja von den Au- toren als ,Erebienhaft^ bezeichnet — deren primitive Natur schon früher hervorgehoben wurde; dagegen haben andere Pronophilidi eine recht abge- leitete Flügeltracht aufzuweisen. Die Pronophilidi, wie überhaupt die aller- meisten Satyrinae, zeigen gar keine Nachahmungstendenz '), es fehlt daher jeder Anhalt für die Ansicht, dass hier etwa eine Mimikry-Erscheinung vorläge; dies kann übrigens schon aus dem einfachen Grunde nicht der Fall sein, weil die Maniolen auf ganz entgegengesetztem Teil der Erde leben. Auch haben wir keinen Grund anzunehmen, dass jene Ähnlichkeit nur eine äusserliche, auf blosser Konvergenz-Analogie beruhende sei. Vielmehr scheint die Annahme berechtigt, dass diese parallele Erscheinung einen primitiven Zusammenhang der Maniolidi und Pronophilidi bedeutet, um so eher als die genannten Triben sich auch durch übereinstimmende biologische Eigentümlichkeiten auszeichnen. Zusammenfassung. Fassen wir das oben Angeführte zusammen, so dürfte die Ansicht über ziemlich grosse Wahrscheinlichkeit verfügen, nach welcher zwischen den von den Manöolidi und den Pronophilidi repräsen- tirten Stämmen eine wirkliche Blutsverwandtschaft besteht. Mit Rück- !) Nach Serrz (Lep. Stud. Ausl. S. 922) soll Lymanopoda nachahmende Arten enthalten, wirklich mimetische Formen finden sich aber unter den Satyrinae nach HAAsE (Mimiery. IT. S. 32—35, 106) nur in den Gattungen Zlymmias, Zethera und Orinoma. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 915 sicht darauf, dass bei den Pronophilidi ziemlich primitive Merkmale mit schon einigermassen hoch differenzirten vereinigt sind, dürften die genealogischen Verbände in nicht allzu späte Zeit — jedenfalls bedeutend vor die Abzweigung der Ypthimidi und Euptychiidi — zu verlegen sein, und zwar dürfte die Abspaltung der Pronophilidi in der Nachbarschaft derjenigen Stammfasern erfolgt sein, welche späterhin den Maniolidi (und den Satyridi) den Ursprung gaben. Stirps III. Elymniina. Tribus XI. Elymniidi. Die vorliegende, aus Ælymnias und Dyctis bestehende Tribus wird durch folgende Palpenmerkmale ausgezeichnet. Palpen lang, hervorgestreckt, schwach gebogen. Dasalglied von etwa gleicher Höhe wie das Mittelglied. Dieses gegen 2 '4 bis 3 mal so lang, fast gleichmässig dick. Endglied etwas vorwärts geneigt. Behaarung der Bauch- seite am Basalgliede aus ziemlich kurzen Haaren und Schuppen, am Mittel- gliede vorwiegend aus z. T. nur halb abstehenden kurzen gezähnten Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite gegen das distale Ende des Basal- gliedes hin allmählich an Grösse zunehmend; der dichte Haarkamm des Rückens einen deutlichen Schopf bildend; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck etwa '4 der Länge des Basalgliedes einnehmend, am Grunde am breitesten, ziemlich gut begrenzt. Die Anschwellung über den grössten Teil des Basal- flecks ausgedehnt, gut ausgebildet, besonders an dem in der Mitte etwas ein- gedrückten oberen wie auch an dem gerundeten vorderen Rande stark und steil gewölbt, sowie scharf markirt. Die Kegel auf die Anschwellung be- schränkt, dicht stehend und verhältnismässig recht gut sowie ziemlich gleich- mässig ausgebildet und regelmässig parallel angeordnet. Durch die schuppenartige Behaarung der Bauchseite, durch den beschränkten Umfang des Basalflecks, vor allem aber durch die hohe Differenzirungsstufe der Anschwellung und der Kegel dokumentiren sich Dyctis und Elymmias als recht stark abgeleitete Formen, und zwar trifft dies auf die letztere Gattung in relativ höherem Masse zu. Obgleich einerseits die Palpenbildung der Ælym- nüdi im grossen ganzen dem Typus der Satyrinae entspricht, zeigen die Palpen jedoch andererseits gar keine näheren Berührungspunkte mit denjenigen irgend einer der übrigen Triben, und zwar entfernen sich die Ælymnidi in dieser 316 Enzıo REUTER. Hinsicht von den von den Maniolidi und Pronophilidi repräsentirten Haupt- stämmen noch weiter als von dem von den Lethidi, Melanitidi und Mycalesidi vertretenen. Die Tribus Ælymniidi steht mithin mit Rücksicht auf die Palpen- bildung und nicht am wenigsten inbezug auf die Struktur des Basalflecks unter den Satyrinae ziemlich unvermittelt da. Der Mangel an jeglichen verbindenden Übergangsformen scheint darauf hinzudeuten, dass die hohe Spezialisirungsstufe der Struktur des Basalflecks als das Resultat eines verhältnismässig lange Zeit hindurch stattgefundenen und zwar nach selbständiger Richtung hin gegangenen Differenzirungsprozesses darstellt, dessen frühere Entwicklungsglieder erlo- schen sind. Die Auffassung von der systematischen Stellung der meist in einem Ge- nus vereinigten Gattungen Ælymnias und Dyctis wechselt bei den verschie- denen Autoren!) Dass sie mit den übrigen Gattungen der Eurytelidae, bezw. der JBDiblidae, welche ganz unzweifelhaft echte Nymphalinae sind und auch von den neueren Autoren ziemlich allgemein als solche betrachtet werden, durchaus in keiner wirklichen Blutsverwandtschaft stehen, dürfte ich als jetzt von den meisten Lepidopterologen anerkannt voraussetzen; ich brauche daher auch 1) Mit EBurytela Boısp., Ergolis Boısp. und Hypanis Borsp. machen die genannten Gattungen bei BorspuvAL (Faune ent. Mad. 1833. — Spec. gén. I. 1836) seine Familie Biblites (Biblidae) aus und diese Anordnung wird von BLANCHARD et BruLLÉ (Hist. nat. Ins. 1851. S. 443) und FELDER (Reise Novara. 1864/67. S. 450 ff.) angenommen. — Von Wesrwoop (Gen. Diurn. Lep. 1851. S. 403 ff.) wird diese Familie, welche noch einige andere Gattungen umfasst und nach seiner Ansicht eher den Rang von einer Subfamilie beanspruchen sollte, Ewrytelidae benannt. An den zuletzt erwähnten Autor schliesst sich WALLACE (Notes East. Buttfl. S. 321) an. — HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. syst. Lep. I. 1864. S. 15) hat Elymmias von den Eurytelidae getrennt und aus ihr eine eigene Familie, Zlymnüina, gebildet. Als Vertreter einer selbständigen Familie wird Elymnias u. A. auch von DrgrRICH (Syst. Schmett. 1862. S. 471), WALLACE (Geogr. Distr. Anim. II. 1876. S. 471), SAALMÜLLER (Lepidoptera von Mada- gascar. Abth. 1. Abhandl. Senckenb. Nat. Ges. XVII. 1. 1884. S. 89), RiBBE (Beitrag zur Kenntniss der Lepidopteren-Fauna der Aru Inseln. Corr. Bl. Iris. Dresden. 3. 1886. S. 82), Doxerry (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 109, 120; und andere Arbeiten), MöscHLER (Beiträge zur Schmetterlings-Fauna der Goldküste, Abh. Senckenb. Nat. Ges. XV. 1. 1887. S. 61) und Serrz (Lep. Stud. Ausl. 1889. S. 921) betrachtet. — Eine beson- dere Subfamilie der grossen Familie Nymphalidae Barres bildet Ælymnias bei KirBy (Cat. 1871. S. 112), BUTLER (Buttfl. Malacca. 1879. S. 537), MARSHALL and DE NICÉVILLE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. T. 1882/83. S. 17, 263), KHErL (Die Rhopalocera der Insel Nias. 1884. S. 19), Prörz (Syst. Schmett. 1886. S. 1, 6), MABILLE (Histoire physique, naturelle et politique de Madagascar. XVIII. Histoire naturelle des Lépi- dopteres. I. 1886. S. 80), Semrer (Reis. Arch. Phil. 1887. S. 60) und Rorscminp (Notes Coll. Celebes. 1892. S. 434). — Den Satyrinae einverleibt wird Elymnias von Lucas (Papillons. 1853/79. S. 178), Butter (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 38, als ,aberrant Satyrinae*), Moore (Lep. Ceyl. I. 1880/81. S. 25), DisrANT (Rhop. Malay. 1882/86. S. 58), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1888. S. 237), RiIBBE (Lep. Faun. Gross-Ceram. 1890. S. 246), ScHATz und RÖBER (op. cit. 1892. S. 925), KarscH (Tagf. Adeli. 1893. S. 212), AumirviLLIUS (Tagf. Kamerun. 1893. S. 262) u. A. und dieser Auffassung schliesst sich auch Haase (Duftapp. indo-austr, Schm. I, 1886. S. 105, — III. 1888. S. 315. — Mimiery. II. 1892. S, 32— 24) an. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 377 kaum hervorzuheben, dass Ælymnias und Dyctis in der Palpenbildung keine Berührungspunkte mit den in Rede stehenden Gattungen zeigen. Dagegen kann ich nur der Ansicht beistimmen, dass Elymnias und Dyetis den Satyrinae zuzuzählen sind. Dies wird vor allem be- wiesen durch die Raupenform, welche mit dem Typus der Saty- rinae vollkommen übereinstimmt und diese Übereinstimmung ist deshalb von ganz einschneidender taxonomischer Bedeutung, weil die Satyrinae bekannt- lich eine ausserordentlich charakteristische und die ganze Subfamilie hindurch konstante Raupenform besitzt und weil zudem diese Subfamilie gerade in dem Raupenstadium sich am schärfsten von den übrigen Abteilungen unterscheidet. Zwei weitere für die Satyrinae charakteristische Züge, nämlich die aufgeblasene Subeostalis?) der Vorderflügel und die Ausmündung des 4. Radialastes der- selben Flügel in den Vorderrand, finden sich bei Elymnias und Dyctis wieder. In dem allgemeinen Körperbau erinnern diese Gattungen an die grösseren Sa- tyrinae und hierzu kommt, dass sie in ihren Gewohnheiten, sowie in der Art des Fluges ebenfalls sehr den Satyrinae ähneln ?). Betrachten wir also die Zugehörigkeit der Gattungen Elymnias und Dyctis zu den Satyrinae als lediglich gesichert, haben wir andererseits eine Summe von Differenzen, wodurch die Ælymnidi in Gegensatz zu den übrigen Ge- nossen dieser Subfamilie treten, festzustellen. So unterscheiden sich die Elymniidi von allen jetzt lebenden Satyrinae durch die Einmündung der langen und nach innen gebogenen UDC in den Ursprung des 1. Cubitalastes so wohl auf den Vorderflügeln als auf den Hinterflügeln?) Weitere be- merkenswerte Charaktere der Ælymnidi sind die deutlich entwickelte Radial- zelle der Hinterflügel, die kurze gerade Subcostiradialis und das Ausmünden der hinteren Radialis in den Vorderrand der Hinterflügel, weit vor dessen 1) Wie schon früher bemerkt, ist die Subcostalis der Vorderflügel bei den Safyrinae bei weitem nicht ausnahmslos aufgeblasen, der aufgeblasene Zustand derselben kann indessen als für die Satyrinae charakteristisch gelten. 2) Vel. WALLACE, Notes on Eastern Butterflies. Trans. Ent. Soc. Lond. 1869. 5. 321 und MARSHALL and pE NICEVILLE, Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. I. S. 263. 3) Eine ähnliche Mündungsweise der UDC auf allen Flügeln zeigt, wie schon früher (S. 350 Note 2) erwähnt, die fossile unzweifelhaft den Satyrinae zuzuzählende (vgl. Buzzer, A Catalogue of Diurnal Lepidoptera of the family Satyridae in the collection of the British Museum. London 1868. S. 190) Neorinopis sepulta (Borsp.) Burr. (Vgl. Scupper, Fossil buttfl. S. 10. Pl. I. F. 9). Mit Rücksicht hierauf stellt diese anomale Aderbildung keinen driugenden Grund dar, die Elymmüldi ganz von der Subfamilie Satyrinae zu trennen, weist aber jedenfalls der genannten Tribus eine vüllige Ausnahme- stellung in der Gegenwart an. In den Hinterflügeln zeigt die UDC, wie dies ScHArTz und RÖBER hervorheben, bei einigen Saíyrinae, wie Haetera, Antirrhaea, bei den Lethidi und Mycalesidi, die gleiche Einmündungsart, weshalb nach der Ansicht der genannten Autoren die erwähnte Aderbildung bei Elymnias „kein Beweis dafür ist, dass diese Gattung den Satyriden nieht nahe steht“ (op. eit. S. 225). 48 318 EwNzro REUTER. Aussenrande ). Inbezug auf die Flügelzeichnung entfernen sich die Elymmiidi ziemlich weit von dem allgemeinen Typus der Satyrinae, indem die meisten Arten auf der Rückseite der Flügel eine sehr charakteristische Wellenzeich- nung tragen und zugleich die sonst bei den Satyrinae so allgemein auftre- tenden Randaugenflecken vollkommen entbehren; solche kommen nämlich bei den Elymniidi ganz ausnahmsweise vor. Ein sehr charakteristischer und die genannte Tribus vielleicht am meisten auszeichnender Zug ist die mehr oder weniger stark ausgeprügte Nachahmungssucht, welche um so bemerkens- werter ist, da, wie dies Serrz hervorhebt, „gerade die Satyriden in constanten und selbständigen Formen floriren“ ?; auch mit Rücksicht hierauf dokumentirt sich mithin die vorliegende Tribus als eine gegen die übrigen Satyrinae recht stark kontrastirende Abteilung. Es mag noch bemerkt werden, dass nach Douerry die Eiform der Ælymniidi sich durch bedeutendere Grösse von der- jenigen der übrigen Satyrinae unterscheiden soll?). Alle oben stehende eigenartige und abweichende Charaktere bekunden für die Ælymniidi eine ganz isolirte Stellung und verleihen ihnen zugleich einen recht hohen Grad von Selbstündigkeit. Wenn wir nun auch aus den oben angeführten Gründen die Ælymniidi einerseits nicht füg- lich von der Subfamilie Satyrinae trennen können, dürften wir sie mithin andererseits auch nicht als eine mit je einer der übrigen Triben äquivalente Abteilung betrachten, sondern müssen ihnen den Rang einer selbständigen Stirps, Ælymniina, innerhalb der Subfamilie Satyrinae zuerkennen. Es wurde früher bemerkt, dass die Ælymnüdi inbezug auf die Palpen- bildung, wenn sie auch keine nahen Berührungspunkte zeigen, sich doch verhält- nismássig weniger weit von dem von den Lethidi etc. vertretenen Haupstamme zu entfernen scheinen. Es ist nun gerade mit den diesem Hauptstamme ange- hórenden Triben, deren geografische Verbreitungsbezirke übrigens zum gros- sen Teil mit demjenigen vorliegender Tribus zusammenfallen, dass die Elymniidi in der Einmündungsweise der UDC der Hinterflügel übereinstimmt. Beachtung !) Wenn wir von den Haeteridi absehen, welche daneben eine ganz ungewöhnliche Stellung der Subcostiradialis zeigen, ist eine deutliche Radialzelle, wenn auch mitunter, wie bei Neorina und Lepto- neura Clytus, vorhanden, jedenfalls unter den Satyrinae eine sehr grosse Seltenheit. Bei einigen Gat- tungen, wie Oressinoma, Buptychia, Xenica und Lymanopoda, ist die Subcostiradialis der Hinterflügel zwar annähernd ebenso kurz wie bei den Elymmiidi, hat aber niemals den gleichen charakteristischen geraden Verlauf. Auch mündet die hintere Radialis zuweilen bei den übrigen Satyrinae in den Vor- derrand der Hinterflügel, aber stets näher zum Aussenrande hin. 2) Serrz, Lep. Stud. Ausl. S. 922. 3) DoHERTY, Buttfl. Kumaon. S. 109, Über die Palpen der Rhopaloceren. 319 verdient ebenfalls, dass Neorinopis sepulta (Borsp.) Burr., welche ausnahmsweise auch in den Vorderflügeln dieselbe Einmündungsart der UDC wie die Ælym- nüdi besitzt, dem Verwandtschaftskreise der Lethidi am ehesten zuzuzählen ist oder doch demselben relativ am nächsten steht '); dagegen findet sich bei den Gattungen, welche den von den Maniolidi etc. und von den Pronophilidi repräsentirten Stämmen angehören, auch niemals in den Hinterflügeln eine ähn- liche Aderbildung. Mit den Mycalesidi besitzen die Ælymniidi einige Berüh- rungspunkte: wie die lange nach innen gebogene UDC der Vorderflügel, die kurze keilfórmige Discoidalzelle der Hinterflügel und die Dufteinrichtungen der Männchen; diese Ähnlichkeiten sind jedoch vielleicht als Konvergenz-Analogien aufzufassen. Jene angedeuteten Anknüpfungen sind noch allzu vager Art, um etwaige Schlüsse über die mutmasslichen genealogischen Beziehungen der Elymmniidi zu gestatten. So viel lässt sich jedoch vielleicht vermuten, dass diese Tribus von dem von den Lethidi vertretenen Hauptstamme relativ am wenigsten weit absteht. Mit Rücksicht auf die ziemlich markanten und spezifischen Züge der Ælymnidi, welche sicherlich eine lange Zeitepoche be- durften, um ihre jetzige Ausbildung zu erlangen, dürfte die Abzweigung der Stirps Elymniina schon lange vor der Spaltung der Stirps Satyrina in jene mehrmals erwähnten Hauptstämme, aber anderer- seits mit Rücksicht darauf, dass die Haeteridi ursprünglichere Merkmale darbieten, vielleicht erst nach der Abtrennung der Stirps Haeterina, von dem allgemeinen Satyrinen-Stamme statt- gefunden haben. Zusammenfassung. Die aus den Gattungen Elymnias und Dyctis bestehende Tribus Elymniidi dürfte am ehesten als Vertreter einer beson- deren Stirps, Elymniina, der Subfamilie Satyrinae zu betrachten sein, und zwar scheint die Vermutung nahe zu liegen, dass der von der genannten Stirps reprüsentirte Zweig seinen Ursprung von Vorfahren ableitet, welche denjenigen Formen relativ am nüchsten standen, die späterhin zu dem von den Lethidi etc. ver- tretenen Hauptstamme der Stirps Satyrina führten. !) Vel. Burner, Lepidoptera Exotiea. London 1869/74. S. 197. — Scupper, Fossil Buttfl. S. 9—33, 76. 380 Exzio REUTER. Stirps IV. Zetherina. Tribus XIL Zetheridi. Die Charakteristik dieser Tribus fällt mit derjenigen der Gattung Zethera zusammen, deren richtige systematische Stellung sehr unsicher ist”). Unten werden die hauptsüchlichsten Palpenmerkmale wiedergegeben. Palpen mässig lang, ziemlich kräftig, einigermassen stark gebogen, rund. Mittelglied wohl 2 mal so lang und etwa von gleicher Dicke wie das Basalglied. Endglied klein, eifórmig zugespitzt, geneigt. Behaarung mässig dicht, die Bauchseite des Basalgliedes mit kurzen, schuppenähnlichen und steifen, breit borstenfórmigen Haaren besetzt, die des Mittelgliedes anliegend beschuppt oder daneben halb abstehend borstenartig behaart. Basalfleck etwas mehr als '/; der Länge des Dasalgliedes einnehmend, am distalen Teil breit abgerundet, am proximalen breit stumpfeckig ausgezogen. Die beinahe den ganzen Basal- fleck ausfüllende Anschwellung sehr mächtig entwickelt, besonders an den einen Halbkreis darstellenden oberen und vorderen Rändern ungewóhnlich stark und zwar etwas kuppelartig gewölbt. Die ziemlich dicht stehenden Kegel auf die Anschwellung beschränkt, gut ausgebildet, verhältnismässig recht kráftig. Es mag sofort hervorgehoben werden, dass die Palpenbildung, namentlich die Strukturverhältnisse der Basalflecks, jede Verbindung der Gattung Zethera mit den Nymphalinae zu verbieten scheinen. Auch unter den Satyrinae steht die Gattung in dieser Hinsicht isolirt da. Ihre Palpen lassen sieh jedoch, wenn auch die Anschwellung an diejenige einiger Morphinae, wie Tenaris und Clerome, erinnert, am ehesten mit denen der .Elymmüdi vergleichen. Die kurze, schuppenartige und steife Behaarung der Dauchseite verrät ein abgelei- tetes Verhalten, entschieden noch mehr tut dies aber die aussergewóhnlich kräftig gewólbte und stark ausgebildete Anschwellung, welche sich gewisser- massen als eine Modifizirung und zugleich noch weiter gehende Spezialisirung des Typus der Ælymniidi auffassen lässt. !) Unter den Nymphalinae und zwar in den Verwandtschaftskreis meiner Tribus Diademidi wird die Gattung von ihrem Begründer FELDER gestellt (Ein neues Lepidopteron. 1861. S. 26. — Reise Novara, 1867. S. 416). Den Nymphalinae einverleibt wird sie auch von HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. syst. Lep. 1864. S. 35), weleher sie inzwischen in nühere Beziehung zu den ebenfalls unter den Nympha- linae stehenden Morphinae gebracht hat. — Den Satyrinae zugezählt, und zwar öfters als abirrende Form derselben betrachtet wird sie von Kiry (Cat. 1871. S. 45), SEMPER (Ueber die Arten der Tag- faltergattung Zethera, Felder. Verhandl. Ver. naturw. Unterhaltung zu Hamburg. III. 1878. S. 117. — Reise Arch. Phil. 1886. S. 36), MARSHALL and DE NricÉvrLLE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. I. 1882/83. 8. 95, 97), Haase (Duftapp. ind. austr. Schm. I. 1886. S. 104. — Mimiery. II. 1892. S. 34), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1887. S. 223) und ScHarz und RöBER (op. cit. 1889. S. 223). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 381 Wenden wir uns jetzt anderen Charakteren zu. Wie die Palpenbilduug stehen der schwache Bau des Körpers, die zarte Textur der Flügel und die zarten Fühler der Gattung Zethera in ziemlich schroffem Widerspruch mit dem Typus der Nymphalinae. „Am entscheidendsten für ihre Absonderung von den echten Nymphaliden* — sagen ScHarz und RósER — „spricht wohl die Form der UDC der Vdfl. Diese ist zwar in der Mitte verkümmert, aber die zurückgebliebenen Rudimente sind von gleicher Stärke wie die übrigen Adern“ '),während bekanntlich bei den Nymphalinae die UDC beider Flügel stets ganz verkümmert ist, bezw. durchaus fehlt. Schon die erwähnten Differenzen scheinen mir so prinzipieller Art zu sein, dass Zethera den Nym- phalinae nicht füglich zugezählt werden kann. Andererseits sprechen für ihre Zugehörigkeit zu den Satyrinae eben die drei erstgenannten Merkmale, wie auch das Ausmünden des 4. Radialastes in den Vorderrand der Vorderflügel, und hierzu kommt, wie erwähnt, dass Zethera inbezug auf die Palpenbildung sich am ehesten an die Elymnüdi an- schliesst. Dagegen ist keine der Hauptadern aufgeblasen, was inzwischen nicht so viel bedeutet, weil ja unter den Satyrinae mehrmals solche Formen vorkommen. Von weit grösserer taxonomischer Bedeutung ist aber der Umstand, dass — wie dies die eben genannten Autoren hervorheben —, die UDC der Htfl. nur durch eine zarte, schwache Linie (Hautverdickung) reprüsentirt^?) ist, was wieder mit dem allgemeinen Charakter der Satyrinae nicht im Einklang steht. Unter den mit den Satyrinae genetisch zusammenhängenden Morphinae finden sich sowohl Formen mit offener als ausnahmsweise auch mit geschlossener Discoidalzelle der Hinterflügel und diese Tatsache macht es weniger auffallend, dass auch unter den Satyrinae Formen mit atrofischer UDC der genannten Flügel vorkommt. Eine vollkommen verkümmerte UDC der Hinterflügel ist ja übrigens in der Tat bei einer echten Satyrine, nämlich bei den Männchen von Ragadia, anzutreffen, was mir die Bedeutung der anomalen Aderbildung bei Zethera abzuschwächen scheint. Ob diese Erscheinung eine Annäherung an die Morphinae verrät, ist sehr schwierig zu entscheiden; auffallend bleibt immerhin, dass Zethera auch inbezug auf die Anschwellung einige Ähnlichkeit mit gewissen Morphinae zeigt. Wenn ich jetzt mit Rücksicht darauf, dass Zethera die relativ meisten Berührungspunkte mit den Satyrinae zu besitzen scheint, die Gattung zu dieser Subfamilie zähle, geschieht dies nicht ganz ohne Reserve. Jedenfalls 1) ScHATZ und RÖBER, op. cit. S. 223. 2) SCHATZ und RÔBER, |. c. 382 Enzıo REUTER. nimmt die Tribus Zetheridi sowohl mit Rücksicht auf das Geäder als auf die Palpenbildung und die äussere Erscheinung in derselben eine so isolirte Stellung ein, dass wir für sie eine besondere Stirps, Zetherina, errichten müssen. Demnach dürfte Zethera auch nicht in dem Verwandtschaftskreise der Lethidi, neben Orinoma, wohin sie z. B. Kmv, SEMPER und STAUDINGER !) stellen, ihren richtigen Platz haben. Die äussere Ähnlichkeit zwischen Ori- noma Damaris und Zethera Hestioides ist wohl dahin zu beurteilen, dass bei der Nachahmung ähnliche Formen beiden Arten zum Vorbild dienten, in der Struk- tur aber scheinen sie keine näheren Berührungspunkte zu zeigen °). Inzwischen steht Zethera, wie die Elymmniidi, überhaupt, z. B. im Geäder, dem von den Lethidi vertretenen Hauptstamme relativ näher als den von den Maniolidi und Pronophilidi repräsentirten. Die Frage, wo wir die Anknüpfungen der Stirps Zetherina am ehesten zu suchen haben, ist überaus schwierig zu entscheiden, weil bei der durchaus unvermittelt dastehenden Gattung Zethera überhaupt keine bestimmten verwandtschaftlichen Züge mit irgend einer anderen Form zum Vorschein kommen. Es wurde oben bemerkt, dass die Palpenbildung von Zethera sich am ehesten mit derjenigen der Elymmiidi vergleichen lässt, mit diesen hat jene Gattung auch den mimetischen Zug gemein. Allein im Geäder weichen sie so erheblich von einander ab, dass auch an eine nähere Verwandtschaft zwischen Zethera und den ÆElymniidi nicht zu denken ist. Die früheren Stände von Zethera, welche sicherlich Licht über die verwandtschaft- lichen Relationen der Gattung bringen würden, sind leider bisher noch unbekannt. Zusammenfassung. Es dürfte sich bis auf weiteres am ehesten empfehlen, die Zethe- ridi als Repräsentanten einer eigenen Stirps, Zetherina, zu be- trachten, welche vielleicht als ein vereinzelter Ausläufer des all- gemeinen Satyrinen-Stammes aufzufassen ist. Nur mit Reserve wage ich die hypotetische Annahme, dass die Abzweigung jener Stirps in relativ nächster Nachbarschaft derjenigen Stammfasern erfolgte, von denen einige den Elymmiina, andere dem von den Lethidi reprüsentirten Hauptstamme späterhin den Ursprung gaben. Andererseits ist aber vielleicht die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen, dass Zethera in Beziehung zu Morphinenühnlichen Vor- fahren zu bringen sei. 1) locc. citt. 2) Leider lagen mir nicht die Palpen von Orinoma zur Untersuchung vor. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 383 Rückblick auf die Subfam. Satyrinae. Stellen wir die in dem Vorhergehenden gemachten Schlussfolgerungen über die vermutlichen genealogischen Relationen innerhalb der Subfam. Saty- rinae nochmals an einem Orte zusammen. Es dürfte sich von dem allgemeinen Satyrinen-Stamme aus und zwar von Formen, die den Vorfahren der Antirrhaeidi relativ am nächsten standen, zunüchst und zwarziemlich früh ein kleiner vereinzelter und stark divergirender Zweig abgetrennt haben, welcher der Stirps Haeterina den Ursprung gegeben hat. Von demselben Stamme haben sich mutmasslich in dem weiteren fylo- genetischen Verlauf zwei andere, ebenfalls schwach entwickelte Zweige heraus differenzirt, von denen der eine, vielleicht früher abgezweigte, von der Stirps Ælymniina, der andere von der Stirps Zetherina repräsentirt wird, und deren Abzweigung vielleicht in relativ nüchster Nachbarschaft derjenigen Stammfasern erfolgte, die sich späterhin zu dem von den Lethidi vertretenen Hauptzweige ausbildeten. Der stark entwickelte zentrale Hauptteil des genannten Stammes selbst setzt sich dagegen in die Stirps Satyrina fort und dürfte sich zunächst in drei Hauptzweige gespalten haben. Einer derselben hat wahrscheinlich, nachdem er ziemlich früh einen kleinen divergirenden, von den Antirrhaeidi repräsentirten Ast abge- sandt hatte, sich in zwei Aste geteilt, von denen der eine zu den Lethidi geführt hat, während der andere sich sofort wiederum in zwei, von den Melanitidi und den Mycalesidi vertretene, Zweige gabelte. Aus den zentralen Stammfasern des zweiten jener drei Hauptzweige dürfte der von den Maniolidi reprüsentirte Ast seine Herkunft ableiten und von diesem hat sich ein zweiter starker Ast abgezweigt, welcher den Satyridi den Ursprung gegeben hat. Schon vor der Abzweigung desselben dürften sich inzwischen zwei weitere Âste von dem zuletzt genannten Hauptzweige abgetrennt haben, von denen der eine, und zwar der von den Ypthimidi repräsentirte, wahrscheinlich von den den Vorfahren der Maniolidi relativ nahe stehenden Formen herstammt, wührend derandere, vielleicht früher heraus differenzirte, welcher nach divergirender hichtung hin in die Höhe aufsteigend zu den Æuptychiidi geführt hat, mehr perife- rischen Stammfasern entsprossen sein dürfte. Dem dritten Haupt- zweige des die Stirps Satyrina darstellenden Stammes endlich, 384 Enzıo REUTER. welcher wahrscheinlich in der Nàhe derjenigen Stammfasern sich abgezweigt hat, die spáterhin zu den Maniolidi führten, haben die Pronophilidi ihren Ursprung zu verdanken. Subfam. II. Brassolinae. Palpen kráftig, aufsteigend, ziemlich stark gebogen. Basalglied ein wenig stärker als das Mittelglied, schwach gekrümmt. Mittelglied 2 ' mal so lang, fast gleichmässig dick, an beiden Enden mehr oder weniger quer abgeschnitten. Endglied klein, zugespitzt. Behaarung ausnahmsweise (Brassolis) dünn, in der Regel sehr dicht; die der Dauchseite des Basalgliedes meist ausserordentlich dieht und buschig, aus unmittelbar am Grunde des Gliedes sehr langen und schmalen, aufrecht stehenden Haaren bestehend, welche distalwürts in kürzere und breitere, z. T. schuppenähnliche übergehen; die Bauchseite des Mittel- gliedes angedrückt beschuppt, bezw. kurz behaart; der Haarkamm des Rückens mitunter einen starken Schopf bildend. Basalfleck '/4— 7; der Länge und hóchstens ein wenig mehr als die halbe Breite der Innenseite des Basalgliedes einnehmend, länglich, am distalen Ende abgerundet, meist sehr bestimmt von dicht an einander sich schmiegenden Schuppen begrenzt, am proximalen Teil in der Regel nur wenig ausgezogen. Die Anschwellung die ganze Länge des Basalflecks einnehmend, oben einen mehr oder weniger breiten Streif desselben frei lassend, länglich, elliptisch bis etwas zugespitzt nierenfórmig oder gleich- mässig schmal, unten durch eine gebogene und dicht neben der Schuppen- grenze verlaufende Chitinverdickung mehr oder weniger markant begrenzt, gut ausgebildet, mit in der Regel sehr stark und zwar zumeist gleichmässig ent- wickelten, schön und regelmässig parallel angeordneten Kegeln dicht besetzt. Von der Mehrzahl der Brassolinae unterscheidet sich die Gattung Pras- solis durch ihre verhältnismässig kurzen und dünn behaarten Palpen. Eine Annäherung an genannte Gattung zeigt indessen eine Opsiphanes-Art"), die wahrscheinlich ©. Cassiae L. darstellt, deren Palpen ich später — nachdem schon die Beschreibung derjenigen vorliegender Gattung dem Drucke über- liefert worden war — zu untersuchen Gelegenheit hatte, und zwar besteht diese Annäherung nicht nur in der ähnlichen Gestalt und Behaarung der Palpen, sondern auch die Strukturverhältnisse des Basalflecks scheinen, soweit ersichtlich, denen der Brassolis nahe zu kommen. Unter allen von mir unter- !) Bemerkenswert ist, dass Opsiphanes, welehe Gattung nach ScHATZ und RÖBER ,gewisser- massen eine Mittelform zwischen Caligo und Brassolis bildet^ auch inbezug auf ihre äussere Erschei- nung „durch Arten, wie O. Josephus, in Brassolis übergeht“ (Scxarrz und RÖBER, op. cit. S. 192). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 985 suchten Brassolinae erweist sich zugleich bei der genannten Opsiphanes-Art (vielleicht mit Ausnahme von Brassolis, deren Basalfleck ich nicht näher unter- suchen konnte) die Struktur des Basalflecks, jedenfalls hinsichtlich der Kegel, als relativ am wenigsten spezialisirt. Der am oberen Teil ausnahmsweise ziem- lich lang und schmal proximalwürts ausgezogene Basalfleck besitzt zwar eine deutlich erhabene, lüngliche, am unteren Rande mässig scharf markirte An- schwellung, die auf derselben stehenden Kegel sind aber nur schwach ent- wickelt und der oberhalb der Anschwellung befindliche Teil des Basalflecks ist mit kleinen Kegelgebilden dicht besetzt. Auch bei Brassolis Sophorae trägt das distale Ende des Basalflecks ähnliche kleine Kegelgebilde, eine unter den Brassolinae überhaupt seltene Erscheinung, welche jedenfalls ein relativ ursprüngliches Verhalten verrät. Von diesen Formen aus lassen sich die innerhalb vorliegender Subfamilie stattgefundenen Differenzirungsvorgánge recht gut verfolgen. Zunächst haben die auf der Anschwellung stehenden Kegel eine stärkere und zwar gleichmässige Ausbildung erlangt und gleichzeitig findet eine Rückbildung der ausserhalb, d. h. vor und oberhalb derselben befind- lichen Gebilde statt, während die Anschwellung selbst am unteren Rande durch eine Chitinverdickung besser markirt wird. Solch eine Form bietet uns noch z. B. Opsiphanes Syme dar. Ein weiterer Fortschritt in der Differenzi- rung besteht darin, dass die auf dem oberen Teil der Anschwellung ste- henden Kegel eine allmähliche Reduktion erfahren, während die auf der unteren Hälfte derselben befindlichen immer höhere und schliesslich eine sehr starke Entwicklungsstufe erreichen. Über Formen, wie uns O. sp. ign. darbieten, führt dieser Differenzirungsvorgang zu den von O. Quiteria und Cramer? reprá- sentirten, bei denen auch der obere Teil der Anschwellung selbst, welche schmäler als bei den vorher genannten Arten ist, mit von dem Reduktions- prozesse betroffen worden zu sein scheint (Vgl. die Beschreibung, S. 112— 113). Von der von O. Syme reprüsentirten Basalflecksform sind offenbar auch die der Caligo und Dasyophthalma abzuleiten. Bei diesen Gattungen, welche anscheinend unter sich eng verbunden sind”), ist gewissermassen ein noch hóherer Grad von Konzentration eingetreten: der Basalfleck ist gedrungener und bestimmter begrenzt, die Anschwellung wird am unteren und vorderen Rande von sehr dicht stehenden Schuppen noch weiter überragt und die Kegel, namentlich die proximalen, haben eine sehr starke Ausbildung erreicht. Inwie- weit die verhältnismässig dünne Behaarung der Palpen von Prassolis eine relativ primitive Erscheinung, ist fraglich, vielleicht steht sie in Korrelation !) Die beiden Gattungen stimmen u, A. auch im Geäder im wesentlichen mit einander überein. 49 386 Enzıo REUTER. zu der etwas aufgeblasenen Gestalt der Palpen. Dagegen dürfte der Umstand, dass die Behaarung der Bauchseite der Palpen von Drassolis aus allerdings nur mässig langen und meist halb anliegenden Haaren, jedenfalls nicht aus Schuppen besteht, sowie der ziemlich niedrige Haarkamm des Rückens bei genannter Gattung und mehreren Opsiphanes-Arten, dem stark buschigen von Caligo gegenüber, in Analogie mit den Safyrinae einen relativ ursprünglichen Zustand verraten. Jedenfalls sind bei Prassolis und Opsiphanes inbezug auf die Palpenbildung relativ weniger abgeleitete Formen als bei Caligo und Da- syophthalma anzutreffen '). Die Abteilung, in welcher wir inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks am ehesten Anknüpfungspunkte mit den Drassolinae finden, dürfte wohl die unten zu besprechende Subfamilie Morphinae sein. Unter den bisher behandelten Abteilungen aber ist es entschieden die Subfamilie Satyrinae, mit welcher die Prassolinae in genannter Hinsicht und zwar na- mentlich inbezug auf die Morfogenese der Anschwellung sich am besten vergleichen lassen. Es muss aber zugestanden werden, dass wir bei den Brassolinae, auch bei den am: wenigsten modifizirten Formen — so weit meine Erfahrungen reichen — in der Palpenbildung keine näheren Berührungs- punkte mit irgend einer speziellen Form der Satyrinae auffinden können: die Beziehungen jener Abteilung zu dieser stellen sich überhaupt als ziemlich ent- fernte dar. Diese Entfernung dürfte hauptsächlich auf zwei Ursachen zurück- zuführen sein. Einerseits haben die Brassolinae keineswegs so primitive Ver- hältnisse des Basalflecks wie wir sie noch vielfach unter den Satyrinae fanden und welche eine direkte Vergleichung der Brassolinae mit diesen gestatteten, aufzuweisen; andererseits scheinen bei den Brassolinae die an dem Basalfleck stattgefundenen Differenzirungsvorgänge recht früh eine divergente und zwar ganz spezifische Entwicklungsrichtung eingeschlagen zu haben, welche zu ganz anderen Strukturformen geführt hat. Hierzu kommt die ungewöhnlich starke Entwicklung der Kegel (mit Ausnahmen bei Brassolis und Ops. Cassiae), welche bei den Satyrinae nicht annähernd erreicht wird. Aus dem oben Dar- gelegten ergiebt sich zugleich zur Evidenz, dass die Drassolinae in den in 1) Im Einklang hiermit steht die Tatsache, dass eben bei Caligo die Augenbildung die grösste Spezialisirung erreicht; ebenso ist vielleicht die kleine Radialzelle der Hinterflügel bei Caligo der wohl ausgebildeten der meisten übrigen Brassolinae gegenüber als ein relativ abgeleiteter Zustand zu deuten. Auch die Raupen von Caligo dürften durch den Besitz von Scheindornen, welche nach W. MÜLLER (1. c. S. 209) eine sekundäre und zwar wahrscheinlich sehr neue Bildung darstellen, von der Stamm- form der Brassolinen-Raupen sich weiter als die der übrigen Gattungen vorliegender Subfamilie ent- fernt haben. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 381 Rede stehenden Beziehungen entschieden einen abgeleiteteren Zustand zeigen als die Satyrinae, eine Auffassung, welche auch keineswegs dadurch verworfen wird, dass bei jenen die Behaarung der Bauchseite der Palpen wenigstens am Mittelgliede zumeist aus Schuppen oder doch aus anliegenden kurzen Haaren besteht. Dass in der Tat die Brassolinae mit den Satyrinae genetisch zusammen- hüngen, wird hinlünglich bewiesen durch die Form und Entwicklungsgeschichte der Raupen, welche wie die der Satyrinae ausschliesslich an Monokotyledonen leben; auch die Puppen der Brassolinae (und der Morphinae) stimmen in ge- wissen Beziehungen mit denen der Satyrinae überein!) Das Geäder zeigt einige nicht zu verkeunende gemeinschaftliche Züge mit dem der Satyrinae; die Hauptadern sind indessen niemals aufgeblasen oder angeschwollen. Wie in der letztgenannten Abteilung sind auch bei den Brassolinae die Flügel ganz vorherrschend trüb gefärbt und tragen ebenfalls auf der Rückseite meh- rere Augen, welche wie auch die der Morphinae inzwischen vom Saume weiter entfernt stehen, als bei den Satyrinae. Wenn auch die angeführten Charaktere einerseits auf eine ursprüngliche Blutsverwandtschaft zwischen den Brassolinae und Satyrinae hindeuten, zeichnet sich jene Abteilung andererseits durch mehrere eigenartige Züge aus, welche diese Verwandtschaft als eine nicht besonders enge erscheinen lassen. Es sind u. À. zu erwähnen: im Raupenstadium der nach vorn stark abfallende und mit einem Kranz von 6 bis 8 nach hinten gerichteten ungleich langen Hörnern versehene Kopf, im imaginalen Stadium der riesige Körperbau, der ganze Habitus, welcher durch die meist sehr müchtig entwickelten und zwar auf bestimmten Stellen — auf den Vorderflügeln meistens zwischen dem 1. und 2. Medianaste, auf den Hinterflügeln zwischen der Subcostiradialis und der hinteren Radialis sowie zwischen dem 1. und 2. Cubitalaste — stehenden Augen’), wie auch durch die eigentümlich gesprenkelte Rückseite der Flügel etwas ausserordentlich Charakteristisches darbietet und jede Verwechselung mit anderen Formen ausschliesst; endlich die ganz eigenartige Lebensweise der Schmetterlinge, welche nicht am wenigsten dazu beitrügt, die Brassolinae 1) Vel. W. MÜLLER, op. cit. S 194. ?) Bei den allermeisten Brassolinae sind nur die genannten Augen vorhanden. Mitunter kommt aber noch auf den Vorderflügeln je ein Auge zwischen R, und M, oder M, und M,, auf den Hinterflügeln je eins zwischen M, und M, sowie M, und M,. Ganz ausnahmsweise, wie bei Ops. Vercingetoryx SrGR. und (weniger deutlich) bei Brassolis Strix BATES, findet sich auf den Hinterflügeln noch eine beinahe vollständige Reihe von unter sich ziemlich gleichfórmig und mässig stark ausgebildeten Augen, und zwar in allen Randzellen zwischen Subcostiradialis und C,, welche Erscheinung in Analogie mit dem Verhalten bei den Satyrinae als ein relativ ursprünglicher Zustand aufzufassen ist. Ia LIBRARY wA TT | «2 388 Ewzro REUTER. als eine sehr gut umgrenzte und in sich abgeschlossene Abteilung hervorstehen zu lassen. Mit Rücksicht auf das oben Angeführte dürfte die in der Natur bestehende Gruppirung am ehesten ihren richtigen Ausdruck finden, wenn wir nach dem Vorgang W. Mürzer’s und Haasr's die Brassolinae (und die Morphinae) mit den Satyrinae als Subfamilien in einer Familie vereinigen '). Zusammenfassung. Die Brassolinae gehóren demselben Stamme wie die Satyrinae an und zwar sind mit Rücksicht auf die markanten und spezi- fischen Züge jener Subfamilie die genealogischen Verbände wahr- scheinlich in ziemlich frühe Zeitepoche zurückzuverlegen. Subfam. IIl. Morphinae. Ehe ieh zur Behandlung der verschiedenen Triben der Morphinae schreite, will ich zuerst einige Bemerkungen über die systematische Stellung der ganzen Abteilung vorausschicken, welche von den Autoren in verschiedener Weise aufgefasst worden ist ?). 7) In noch engere, wie es scheint allzu intime, Beziehung zu den Satyrinae werden die Gat- tungen der Brassolinae von einigen Autoren, wie FELDER (Reise Novara. S. 453 ff) und BUTLER & DrucE (Buttfl. Costa Rica. S. 338— 39) gestellt, welche sie den Satyrinae direkt einverleibt haben; von dem erstgenannten Verfasser werden auch die Morphinae als integrirender Teil der Satyrinae betrachtet. ?) Den Nymphalinae zugezählt werden die jetzigen Morphinae von BAmES (Journ. ent. I. 1862. S. 220. — Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 515. — Journ. Ent. II. 1864. S. 175), HERRICH- SCHÄFFER (Prodr. Syst. Lep. 1864), BURMEISTER (Descr. Rep. Arg. 1878. S. 187 ff.) und Distant (Rhop. Malay. 1882/86. S. 67 ff). Bei BURMEISTER bilden sie innerhalb der Nymphalinae nebst den Brassolinae eine Unterabteilung, Morphoides, welche als mit mehreren anderen Gruppen, die etwa meinen Triben entsprechen, gleichwertig betrachtet und zwar in die Nachbarschaft seiner Apaturidae gestellt wird, die ausser Apatura noch den Verwandtschaftskreis von Anaea und Prepona etc. enthält. Von Bates und DISTANT werden die Morphinae als besondere Gruppe allen übrigen Nymphalinae gegenüber gestellt. Einige Gattungen unserer Morphinae, nàmlich Amathusia, Zeuxidia und Discophora, werden von WzsTwoon (Gen. Diurn. Lep. II. 1850. S. 326 ff) und Lucas (Papillons. 1853/79. S. 162—623) den Nymphalinae einverleibt, wo sie unmittelbar nach Kallima stehen, während die übrigen Gattungen der Morphinae mit: den jetzigen Brassolinae zu einer besonderen Abteilung zusammengestellt werden, welche von jenem Autor allerdings mit Reserve als selbständige Familie, von diesem als Unterabteilung der grossen Familie Nymphalidae (s. 1.) betrachtet wird. Als Subfamilie oder Familie, jedenfalls aber als Unterabteilung der Familie Nymphalidae (im Sinne von Barzs=Suspensi Borsp., Tetrapoda BAR, DOHERTY) und zwar als mit den Nymphalinae, Danaidinae, Satyrinae etc. äquivalente Gruppe aufge- fasst werden die Morphinae von Borspuvar (Spec. gén. I. 1836), BLANCHARD & BRULLÉ (Hist. nat. Ius. 1851. S 454), Butter (Cat. Diurn. Lep. 1869. S, 49. — Buttfl. Costa. Rica. 1874. S. 339), KIRBY (Cat. 1871. S. 115), Ban (Note crit. 1878. S. 20), GoDMAN & Sazvin (Biol. C.-Am. I. 1881. S. 113), MARSHALL & DE NicÉviL.LE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. 1882/83. S. 17, 981 ff), Prörz (Syst. Schmett. 1886. S. 1, 5), Dougnry (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 109, 121), wie auch noch von mehreren anderen "————— —————— —ÓÓ «"«——————— ——" Uber die Palpen der Rhopaloceren. 389 Was die angeblichen Relationen zu den Nymphalinae anbetrifft, so sollen sie hauptsächlich darin bestehen, dass die beiden Abteilungen eine offene Discoidalzelle der Hinterflügel besitzen '); mitunter werden als vermeintliche Berührungspunkte gewisse andere Ähnlichkeiten im Geäder, sowie in der Flügel- form zwischen einzelnen Morphinen- und Nymphalinen-Gattungen angeführt °); als weiterer Beweisgrund für eine mutmassliche Verwandtschaft der genannten Formenkreise wird bisweilen auch die habituelle Ähnlichkeit der Raupen der Morphinae mit denen einiger Nymphalinae, wie Apatura, angegeben ?). Schliess- lich werden die Schwierigkeiten hervorgehoben, die beiden Abteilungen durch konstante und zutreffende Charaktere von einander zu trennen *). Das erstgenannte Merkmal scheint allerdings auf den ersten Blick für eine nähere Verwandtschaft zwischen den Morphinae und den Nymphalinae zu sprechen. Wir dürfen uns aber nicht einfach mit der genannten tatsächlichen Ähnlichkeit an und für sich begnügen, wir müssen vielmehr, um diese Ähn- lichkeit richtig taxonomisch beurteilen zu können, die Sache von morfogene- tischem Gesichtspunkte aus betrachten. Nun finden sich unter den Morphinae nebst den Gattungen mit offener Hinterflügelzelle auch solche, bei denen diese Zelle durch eine róhrige UDC vollkommen geschlossen ist ( Hyantis, Xanthotaenia). Diese Erscheinungsform ist, wie dies die Morfologie des Flügelgeäders zur Evidenz beweist, entschieden die ursprünglichere: die offene Zelle ist ganz unzweifelhaft von der geschlossenen Form abzuleiten. Dass bei den Morphinae sich noch Gattungen mit geschlossener Hinterflügelzelle finden, neueren Autoren. Den Rang einer selbständigen Familie besitzen sie neuerdings wieder bei STAUDINGER (Exot. Tagf. 1887. S. 187) sowie ScHATZ & RÔBER (op. cit. 1889. S. 181). Den Satyrinae einverleibt werden sie u. A. von HonsrrELD (Cat. Lep. Ins. Mus. E. I. C. 1898/29), SWAINSON (On the History and Natural Arrangement of Insects. Lardners Cabinet Cyclop. 1840. S. 94, 95) und FELDER (Spec. faun. lep. Negro. 1862. S. 122. — Reise Novara. 1864/67. S. 453 ff) Schliesslich werden die Morphinae von W. MÖLLER (Südam. Nymphalidenraupen. 1886. S. 194 ff.) und Haase (Syst. Tagf. 1891. S. 29, 33) mit den Brassolinae und Satyrinae in der erweiterten Familie Sa/yridae vereinigt. 1) Vgl. z. B. Bares (Journ. Ent. II. S. 175) und MARSHALL and DE NicÉvILLE (op. cit. S. 282). 2) So soll nach BurLER (Cat. Diurn. Lep. S. 42 Note) Morpho mit Gattungen, wie Smyrna und Euxanthe (Godartia), im Geäder vieles gemeinsam haben, und WEstwoop (On the Oriental Species of Butterflies related to the Genus Morpho. Trans. Ent. Soc. Lond. New. Ser. IV. 1856. S. 169) findet kaum einen Unterschied zwischen den Gattungen der jetzigen Morphinae und Kallima. Auch ScHATZ und RóBER (l. c.) sehen in dem Vorhandensein des Cubitalsporns bei Morpho ein Indizium einer nüheren Verwandtschaft dieser Gattung mit den Nymphalinae. Wie sie selbst zugeben, bieten aber auch diejenigen Nymphalinen-Gruppen, welche ihn besitzen, nur wenig verwandtschaftliche Züge, wes- halb wir diesem Merkmal keinen besonderen Wert beimessen dürften. 3) Vol. u. A. Bares (Journ. Ent. II. 1864. S. 178) und Bam (1. e). — Eine vermeintliche Ver- wandtschaft zwischen Apatura keinen den Morphinae wird übrigens auch von HonsrrELD (l. c.) und BURMEISTER (l. c.) angedeutet. *) Vel. Wesrwoop (Gen. Diurn. Lep. 8.333. — Orient. Spec. Morpho. 8.169), Bares (Journ, Ent. II. S. 177), DisrANT (op. cit. S. 66) u. A. 390 Enzıo REUTER. ist, wenn wir die Morphinae als einheitliche Abteilung betrachten, logisch dahin zu beurteilen, dass diese Abteilung zunächst ebenfalls aus For- men mit geschlossener Zelle abstammt; es liegt auf der Hand anzu- nehmen, dass erst in dem engeren Verwandtschaftskreise der Mor- phinae die Hinterflügelzelle sekundär durch Verkümmerung der UDC offen geworden ist. Nun ist es sehr bemerkenswert, dass sämt- liche Nymphalinae — seitdem wir Clothilda aus denselben ausscheiden mussten — und zwar in besonders prägnantem Grade eben diejenigen Formen, zu denen die Morphinae vorzugsweise von den Autoren in Beziehung gebracht worden sind, nicht nur auf den Hinterflügeln, sondern oft auch auf den Vorderflügeln, wo die Morphinae stets eine geschlossene Zelle aufweisen, eine offene Discoidalzelle besitzen; jedenfalls ist die UDC auch der Vorderflügel mehr oder weniger stark verkümmert. Es fehlt daher mit Rücksicht hierauf jeder Anhalt die Morphinae in gene- tische Beziehung zu den Nymphalinae zu stellen. Die Annahme, dass die Nympha- linae und Morphinae als nächstverwandte Abteilungen von gemeinsamen Vorfahren herstammen oder etwa die Nymphalinae von Morphinen-ähnlichen Stammeltern abzuleiten seien, steht in schroffem Widerspruch mit unserer übrigen morfolo- gischen Kenntnis, namentlich mit der Entwicklungsgeschichte der Raupen; auch dürfte wenigstens die letztgenannte Auffassung keinen Vertreter gefunden haben. Das Offensein der Zelle erscheint übrigens weniger auffallend, wenn wir an der Tatsache festhalten, dass sich in verschiedenen Rhopaloceren- Abteilungen eine Tendenz zur Verkümmerung der UDC bemerkbar macht. So wurde z. B. eine offene Hinterflügelzelle unter den Satyrinae bei Ragadia konstatirt. Es handelt sich hier offenbar um eine selbständig sekundär innerhalb der Subfamilie entstandene Erscheinung. Es kann daher sehr wohl auch unter den Morphinae ganz unabhängig von der parallelen Erschei- nung bei den Nymphalinae die UDC der Hinterflügel atrofirt worden sein, eine Annahme, welche wir in der Tat, wie oben angedeutet, als die einzige logische bezeichnen müssen. Ich kann also aus den dargelegten Gründen die offene Hinterflügelzelle entschieden nicht als Indizium einer wirk- lichen Blutsverwandtschaft zwischen den Morphinae und Nymphalinae be- trachten. Diejenige Ähnlichkeit, welche die Autoren wohl als den Haupt- grund für eine angebliche Verwandtschaft zwischen den genannten Abteilungen angeführt haben, ist einfach als Konvergenz Analogie aufzufassen. Betreffs der angeblichen Ähnlichkeiten zwischen einzelnen Gattungen bei- der Abteilungen lässt sich nich tverleugnen, dass solche bis zu einem gewissen Grade bestehen, es existiren aber andererseits durchgreifende Unterschiede, Über die Palpen der Rhopaloceren. 391 welche die taxonomische Bedeutung jener Ähnlichkeiten autheben. So ist bei Smyrna und Zwranthe die UDC der Vorderflügel verkümmert, bei Morpho dagegen — wie überhaupt bei allen Morphinae — vollkommen róhrig, und der Verlauf der Radialüste ist ein durchaus verschiedener, um zunüchst die hervorragendsten Unterschiede zu erwähnen. Der ähnelnden Flügelform von Amathusia und Zeuxidia mit Kallima gegenüber sind bekanntlich mehrere wichtige Strukturunterschiede zu stellen, die ich kaum hervorzuheben brauche; die blattähnliche Zeichnung der Rückseite der Flügel ist offenbar ganz unab- hängig durch Anpassung zu Stande gekommen. Vor allem steht aber Kallima in sehr schroffem Gegensatz zu den Morphinae durch die durchaus ver- schiedene Form und Entwicklungsgeschichte der Raupe, welche Be- merkung auch auf Smyrna Bezug hat. Bezüglich der ähnlichen Raupenform von Apatura mit derjenigen der Morphinae ist einzuwenden, dass hier sicher nur ein Fall von Konvergenz- Analogie vorliegt. Die Ontogenese der Raupe von Apatura stellt nach den eingehenden Untersuchungen W. Mörnrer's ') diese Gattung in Beziehung zu den Vanessen, was, wie wir dies weiter unten sehen werden, durch mehrere andere Momente bestätigt wird; die Apatura-Form hat morfogenetisch mit der Morphinen-Form entschieden nichts zu tun, sie ist auch nicht mit derjenigen der sogenannten Dornenlosen, an welche die Morphinae eher erinnern, als homolog zu betrachten, d. h. nicht auf den gleichen Ursprung zu- rückzuführen. Auch das Geäder von Apatura schliesst jede nähere Verbin- dung mit den Morphinae aus. Die Frage, ob die Morphinae in Beziehung zu den Dornenlosen zu stellen sind, wie dies W. MürrEm mit Rücksicht auf die Raupen vermutet, werde ich später in anderem Zusammenhange diskutiren, hier will ich nur die Resultate dieser Diskussion soweit antizipiren, dass die obeu stehende Frage meines Erachtens verneinend beantwortet werden muss. Die unterscheidenden Charaktere der Morphinae und Nymphalinae sind gewiss nicht leicht zu geben. Die Schwierigkeiten, welche einem derartigen Versuch begegnen, beruhen zum grossen Teil darauf, dass einerseits die Nym- phalinae recht verschiedene Formen enthalten, die inzwischen in nachweisbarem organischen Zusammenhange mit einander stehen, andererseits es auch unter den Morphinae wechselnde Formen giebt. Der Unterschied zwischen den ge- nannten Abteilungen liegt in der Tat nicht in einem eiuzigen sie scharf trennenden Merkmal, es lässt sich aber bei einem genauen Vergleich für die Gattungen der Morphinae eine Summe von bisweilen anscheinend unansehnlichen gemein- 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 164, 392 Enzıo REUTER. schaftlichen Zügen feststellen, von welchen jeder einzeln für sich vielleicht nicht viel bedeutet und von denen einige hin und wieder auch unter den Nympha- linae vorkommen, die aber hier nirgends in derselben Kombination anzutreffen sind und jedenfalls zusammen den Morphinae ein ganz bestimmtes, nicht zu verkennendes Gesamtgepräge verleihen, welches die Morphinae als eine ein- heitliche Abteilung für sich hervortreten und die Einreihung derselben unter die Nymphalinae durchaus unnatürlich und unberechtigt erscheinen lässt. Es mögen von diesen gemeinschaftlichen Zügen folgende erwähnt werden: im Verhältnis zu dem schwachen Körperbau meist sehr bedeutende Entwicklung der Flügel; die schwache Textur derselben; Verlauf des 3. Radialastes der Vorderflügel in den Vorderrand und des 4. Astes ebenfalls in den Vorder- rand oder doch in die Flügelspitze, niemals wie in der Regel bei den Nym- phalinae, in den Aussenrand '); stets durch eine röhrige UDC vollkommen geschlossene Discoidalzelle der Vorderflügel; Ausbildung von Augenflecken auf der Rückseite der Flügel; sehr schlanke, allmählich zu einer Kolbe ver- dickte Fühler; vorderseits am Grunde nicht erweiterte, auseinanderstehende Palpen; charakteristische Form der Raupen, welche im ersten Stadium in ge- wisser Hinsicht in scharfem Gegensatz zu den Nymphalinae stehen, wie ich dies weiter unten (Vgl. S. 410) näher angeben werde. Was speziell die Palpenbildung anbetrifft, so muss ich zunächst ausdrück- lich hervorheben, dass wenigstens die Strukturverhältnisse des Basalflecks durchaus keine direkte Vergleichung mit denen irgend einer Nymphaline gestatten, was um so bemerkenswerter ist, weil — wie wir dies später sehen werden — gerade bei den Nymphalinae die verschiedenen Basalflecks- formen sich sehr schön und ungezwungen von einander ableiten lassen. Ich bin geneigt, die Behauptung zu wagen, dass die Anschwellungs- form der Morphinae sich in keiner Weise in Beziehung zu derjenigen der Nymphalinae bringen lässt, vielmehr dürfte sie eine durchaus verschiedene Morfogenese gehabt haben, was wiederum mit Bestimmtheit darauf hinzudeuten scheint, dass die Morphinae einem ganz anderen Stamme als die Nymphalinae angehören. In der Tat, je tiefer wir so zu sagen in das Wesen der Morphinae und der Nymphalinae eindringen und die spezi- 1) Bei Stichophthalma und Enispe, welche nur vier Radialäste besitzen, ist die von ScHATZ und RÖBER (vel. die Abbildungen des Flügelgeäders resp. Gattungen, op. cit. Taf. 30 und 31) als SC, [R}] bezeichnete Ader, welche in den Aussenrand mündet und eine scheinbare Ausnahme von dem oben erwähnten Verlauf der in Rede stehenden Ader darbietet, richtiger als R, zu deuten. Es ist nämlich, wie dies MARSHALL & DE NICÉVILLE bemerken (op. cit. S. 982), der 2. Radialast, nicht der 5., welcher hier rückgebildet worden ist, Eine Änderung der Zifferfolge ist aber nicht berechtigt, weil homologe Gebilde immer gleich zu bezeichnen sind. Über die Palpen der Rhopaloceren. 393 fische Natur beider Abteilungen erkennen lernen, um desto klarer wird sich, ich stehe nicht an diese Vermutung auszusprechen, — wenn wir sämtliche Charaktere der JMorphinae einerseits, der Nymphalinae andererseits in über- sichtlicher Weise Revue passiren lassen, das Wesentlichste derselben wie in einem Brennpunkt zusammenfassen und zugleich die Dinge von morfogene- tischem Gesichtspunkte aus betrachten — ergeben, dass zwischen beiden Abtei- lungen jeder nähere organische Zusammenhang fehlt. 5o dürften wir mit Rücksicht auf die oben dargelegten Auseinandersetzungen die Mor- phinae nicht den Nymphalinge zuzühlen, ja sie überhaupt nicht in Beziehung zu diesen bringen. Während einerseits jene Züge eine Entfernung der Morphinae von den Nymphalinae bekunden, bieten andererseits mehrere derselben (Flügeltextur, Verlauf der Radialäste, geschlossene Vorderflügelzelle, Augenfleckenbildung, Fühlerbildung, Raupenform) eine Annäherung an die Satyrinae und Brassolinae dar. Ganz besondere Beachtung verdient die Tatsache, dass nach W. MöLLERr die Entwicklungsgeschichte der Raupe auf einen genetischen Zusammenhang der Morphinae mit den Brassolinae und Satyrinae hindeutet') Für eine Ver- wandschaft zwischen den Morphinae und Satyrinae spricht noch der Umstand, dass nach Angaben von Schneiper „bei den unmittelbar [an die Satyriden] sich anreihenden Morphiden sich auch der Schuppentypus der Satyriden wohl aus- geprägt, nur noch in höherem Maasse entwickelt zeigt“ ^. Die Palpen der Morphinae lassen sich, wie unten ersichtlich, namentlich inbezug auf die Struk- turverhältnisse des Basalflecks, morfogenetisch am ehesten mit denen der Brassolinae vergleichen, was mit den durch die Untersuchungen der Entwick- lungsgeschichte der Raupen gewonnen Resultaten im Einklang steht. Es dürfte in der Tat darüber kaum ein Zweifel obwalten, dass die Morphinae in wahrer Blutsverwandtschaft mit den Brassolinae und Satyrinae stehen. Jedenfalls besitzen aber die Morphinae genügende Charaktere und spezi- fische Züge, um sie als gleichwertige Abteilung den beiden anderen gegenüber zu stellen. Dies dürfte von den jetzigen Lepidopterologen so allgemein aner- kannt sein, dass ich mich nicht mit einer Aufzühlung der fraglichen Merk- male aufzuhalten brauche. Das am meisten auffallende, jedoch nicht ganz stichhaltige strukturelle Unterscheidungsmerkmal besteht wohl in der offenen Hinterflügelzelle, welche bei den Satyrinae ausnahmsweise vorkommt, bei den Morphinae dagegen mehr zum Charakter geworden ist. So haben wir denn 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 194—995. ?) SCHNEIDER, Die Schuppen ete. S. 14. 50 394 Enzıo REUTER. die Morphinae mit den Brassolinae und Satyrinae als Subfamilie in einer Familie zu vereinigen. Tribus I. Morphidi. Die Charakteristik vorliegender Tribus fällt mit derjenigen von Morpho zusammen, welche Gattung allein die Tribus bildet. Die hauptsächlichsten Palpenmerkmale sind, wie folgt: Palpen wenig über den Kopf hervorragend, schmal, etwas vorgestreckt. Basalglied kurz, etwas höher als der proximale Teil des Mittelgliedes. Dieses etwa 3 mal so lang, schlank, in der Mitte bedeutend schmäler als an den quer abgeschnittenen Enden, von denen das distale dicker als das proximale. Endglied sehr klein, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite unmittelbar am Grunde des Basalgliedes aus langen und feinen, abstehenden Haaren, welche distalwärts von schuppenartigen ersetzt werden, am Mittelgliede vorherrschend aus kurzen Schuppen bestehend; der Haarkamm des Rückens dicht, unmittelbar vor dem distalen Ende des Mittelgliedes einen oft recht starken Schopf bildend. Basalfleck '/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende gerundet, gut begrenzt, am proximalen Teil stumpfeckig abgerundet, zum grössten Teil von der meist am oberen Rande gut begrenzten und deutlich erhabenen, nach vorn und unten dagegen wenig bestimmt markirten Anschwellung eingenommen. Die dicht stehenden, ausschliesslich auf die Anschwellung beschränkten Kegel auf dem oberen Teil derselben gut entwickelt, aber verhältnismässig dünn, feinspitzig, aufwärts gerichtet. Die von mir untersuchten Morpho-Arten zeigen inbezug af die Struktur- verhältnisse des Basalflecks gewisse Abwechselungen, was indessen garnicht auf- fallend ist, wenn wir uns an den Formenreichtum dieser Gattung erinnern. Welche Art die relativ ursprünglichste Form darstellt, ist schwierig zu ent- scheiden. Vielleicht tut dies M. Anaxibia, deren unten unbestimmt begrenzte, etwas nierenförmige Anschwellung Anknüpfungen bei den beiden übrigen Triben der Morphinae findet und sich zugleich am ehesten an die Form der Drasso- linae anschliesst. Das mir zugängliche Material ist für die Entscheidung sol- cher speziellen Fragen ein zu unvollständiges. Jedenfalls dürfte aber die geringe Ausbildung der Anschwellung und das beschrünkte Vorkommen der schwach entwickelten Kegel bei M. Didius nicht einen primitiven Zustand ver- raten, sondern eher auf eine sekundäre Rückbildung zurückzuführen sein. Als weitere Charaktere dieser ausschliesslich südamerikanischen Tribus gelten übrigens: der Besitz eines sogenannten Cubitalsporns (Mediansporns Uber die Palpen der vhopaloceren. 395 Scnarz und Röser) am Grunde der Cubitalis der Vorderflügel, die Abzwei- gung zweier Radialäste vor dem Zellende, die verhältnismässig langgestreckte Form der Discoidalzelle der Vorderflügel, der eigenartige, durch die zumeist — wenigstens bei den Männchen — mehr oder weniger schön blau gefärbte Ober- seite der Flügel ausgezeichnete Habitus, das Leben der Raupen (soweit bisher bekannt) auf Dikotyledonen. Die Augenflecken der Rückseite der Flügel, welche wie die der Brassolinae (vgl. S. 387) weiter vom Saume entfernt als bei den Satyrinae stehen, kommen bei einigen Arten, namentlich auf den Hinterflügeln, noch in ziemlicher Anzahl vor. So können z. B. bei M. Anawibia — auffallenderweise bei derselben Art, welche unter den von mir untersuchten mutmasslich die relativ ursprünglichste Basalflecksform aufweist") — auf den Vorderflügeln vier wenigstens durch helle Flecke angedeutete, auf den Hinter- flügeln sechs unter sich ziemlich gleichförmig ausgebildete Augen stehen, und zwar auf jenen Flügeln in den Randzellen zwischen M, und C;, auf diesen in jeder Zelle zwischen der hinteren Radialis und D,. Auch bei anderen Arten zeigen die Augen eine beinahe ähnliche Ausbildung, bei M. Menelaus L. var. Melacheilus Srar 2 können auf den Hinterflügeln sogar sieben Augen auf- treten, indem in der Zelle zwischen C, und D, deren zwei stehen?), eine Erscheinung die übrigens nicht ausschliesslich bei dieser Art vorkommt und welche wir vielfach auch unter den Satyrinae fanden. Oft sind aber einige Augen und zwar auf den Vorderflügeln das zwischen M, und Ms, auf den Hinterflügeln gleichfalls das zwischen M, und M; wie auch das zwischen M, und M; im Verhältnis zu den übrigen schwach entwickelt, bezw. ganz rückgebildet. Bei den meisten Morphidi sind indessen auf den Vorderflügeln die Augen zwischen M, und M,, M, und C, sowie C, und C, auf den Hinterflügeln die zwischen der hinteren Radialis und M,, M, und C,, C, und C, sowie C, und D, vorhanden. !) Inbezug auf die Flügelfarbe gehört aber M. Anawibia, welche auch im weiblichen Geschlecht, obwohl in geringerem Masse als im männlichen, auf der Oberseite prachtvoll blau gefärbt ist, wahr- scheinlich nicht zu den Formen, welche die relativ ursprünglichste Tracht darbieten. Diese blaue Farbe der Morpho-Arten, welche, wie dies ScHATZz (op. cit. S. 29—31) nachgewiesen hat, nicht etwa auf einem abgelagerten blauen Farbstoff, sondern auf Interferenzerscheinungen beruht, ist unzweifelhaft sekundür erworben. Die Schuppen der blauen Morpho-Arten sind an und für sich einfach dunkel gefärbt, die ursprüngliche Grundfarbe der Gattung dürfte demnach dunkelbraun gewesen sein, was auch durch die Farbe der meisten Weibchen und derjenigen Männchen zur Genüge bewiesen wird, bei denen jene Interferenzerscheinungen noch nur in geringem Masse auftreten. Die Weibchen haben hier, wie über- haupt in der Tagfalterwelt, die ursprünglichere Tracht bewahrt. *) Vgl. STAUDINGER, Exot. Tagf. I. Text. S. 907. II. Abbild. Taf. 68. 396 Enzıo REUTER. Tribus II. Amathusiidi. Palpen über den Kopf hervorragend, aufsteigend, krüftiger als bei den Morphidi. Basalglied von gleicher Höhe oder niedriger als das Mittelglied, rund. Mittelglied 2 /, bis 3 mal so lang, fast gleichmässig dick oder in der Mitte nur unbedeutend schmäler als an den quer abgeschnittenen Enden, von denen das distale nicht dicker als das proximale. Endglied klein, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite an die der Morphidi erinnernd, am Grunde des Basalgliedes meist dicht und buschig und zwar aus langen und schmalen, auf- recht stehenden Haaren bestehend, welche distalwárts iu kürzere, z. T. schup- penähnliche übergehen; das Mittelglied am Bauche angedrückt kurz beschuppt, bisweilen daneben kurz halb abstehend behaart; der Haarkamm des Rückens entweder ohne Schopf oder auch einen solchen deutlich bildend. Basalfleck >, bis '/; der Länge des Basalgliedes einnehmend, einigermassen breit, am distalen Teil abgerundet, bestimmt begrenzt, am proximalen mehr oder weniger ausgeschwungen, gerundet. Die Anschwellung meist den ganzen Basalfleck ausfüllend, stets deutlich erhaben und scharf markirt, oft sogar ausserordent- lich mächtig gewólbt und dann besonders vorn bauchig aufgetrieben. Die Kegel dicht stehend, ausschliésslich auf die Anschwellung beschránkt, über- haupt gut, oft sogar recht stark entwickelt und gleichmässig ausgebildet, meist schwach gebogen, aufwürts oder bisweilen z. T. nach vorn gerichtet. Unter den von mir untersuchten Gattungen der Amathusiidi scheint Di- scophora die relativ am wenigsten differenzirten Verhältnisse des Basalflecks darzubieten. Der Basalfleck ist länglicher als bei den übrigen Gattungen, die etwas nierenfórmige Anschwellung, welche an die der Morpho Anaxibia erin- nert und wie diese sich ungezwungen auf die von Opsiphanes Syme reprüsen- tirte Form, mit welcher sie eine auffallende Ähnlichkeit besitzt, zurückführen lässt, ist zwar deutlich erhaben, aber doch nicht so stark gewülbt wie bei den anderen mir bekannten Amathusüdi; auch inbezug auf die Anordnung und gleichmássige Entwicklung der Kegel zeigt Discophora bemerkenswerte Berüh- rungspunkte mit der genannten Opsiphanes-Form. Während Discophora durch die längliche Form des Basalflecks und der Anschwellung unter den Amathu- sidi einigermassen isolirt dasteht, lassen sich die übrigen Gattungen, welche einen kürzeren und verhältnismässig breiteren Basalfleck besitzen, ungezwungen in Beziehung zu einander bringen. Wenn wir von Thaumantis ausgehen, bei welcher Gattung die an der Mitte der vorderen Schuppengrenze stumpfeckig gerundete Anschwellung noch keine besondere Grósse oder auffallende Ent- wicklungsstufe zeigt, kommen wir über Formen, wie uns Amathusia darbietet, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 397 deren Anschwellung am vorderen Rande abgerundeter und zugleich kräftiger gewölbt ist, ganz ungezwungen zu den unter sich offenbar nahe verwandten Tenaris und Clerome'), bei denen die bauchig aufgetriebene und mächtig ent- wickelte Anschwellung eine ausserordentlich starke Differenzirungsstufe erreicht hat. Inwieweit die Ähnlichkeit der Anschwellung der beiden letztgenannten Gattungen mit derjenigen von Zethera auf Konvergenz-Analogie zurückzuführen oder etwa als Indizium einer näheren Verwandtschaft aufzufassen ist, muss, wie früher gesagt, bis auf weiteres eine offene Frage bleiben. Den Morphidi gegenüber charakterisirt sich die auf das indoaustralische Gebiet beschränkte Tribus Amathusiidi durch Fehlen des Cubitalsporns, durch Abzweigung nur eines Radialastes, welcher oft mit der Subcostalis und dem 2. Radialast z. T. verwachsen ist, vor dem Zellende °), durch die kurze und breite Form der Discoidalzelle der Vorderflügel sowie durch das Leben der Raupen an Monokotyledonen. Bei den Amathusidi können mitunter, und zwar bei Stichophthalma, die Augen in ebenso grosser Zahl wie bei gewissen Mor- phidi vorhanden sein. So kann bei St. Howqua Westw. und Camadeva Wesıw. auf den Vorderflügeln eine Reihe von fünf Augen, nämlich in den Randzellen zwischen R; und C, auf den Hinterflügeln die gleiche Zahl von Augenflecken und zwar zwischen der hinteren Radialis und C, stehen, welche Augen unter sich einigermassen gleichfórmig ausgebildet sind, und Discophora Bambusae Fer. zeichnet sich nach STAUDINGER'S Angabe „durch eine Reihe von fünf ziemlich gleich grossen Augenflecken vor dem Aussenrande der Unterseite der Htfl. aus“ *). Bei Aemona findet sich auf beiden Flügeln eine ähnliche Reihe, die Augen sind aber zu kleinen Punkten herabgesunken. Von verhältnismässig wenigen Ausnahmen abgesehen, sind aber bei den Amathusidi die Augen- flecken der Vorderflügel ganz rückgebildet und auf den Hinterflügeln kommen meist nur zwei Augen, zwischen der hinteren Radialis und M, sowie C; und Cs, vor. Obgleich die Amathusidi einen einheitlichen Formenkomplex den Mor- phidi gegenüber bilden, lassen sich jedoch Anknüpfungen zwischen beiden Triben noch leicht auffinden. , Die Verwandtschaft der indischen Morphiden zu den südamerikanischen zeigt sich“, um einen Ausspruch von Scmarz und 1) Nach ScHATz und Rôger steht Clerome „generell der Gattung Tenaris am nächsten, mit welcher sie im Aderverlaufe fast genau übereinstimmt und sich nur in den Palpen und der Lünge ein- zelner Adern unterscheidet“ (op. cit. S. 188). Die Palpen der genannten Gattungen mögen in der äus- seren Gestalt etwas von einander abweichen, inbezug auf den Basalfleck stimmen sie aber sehr gut mit einander überein. ?) Mit Ausnahme von Hyantis, bei weleher Gattung zwei Âste vor dem Zellende abgetrennt sind. *) STAUDINGER, Exot. Tagf. S. 190. 398 ENZIO REUTER. Rôger anzuführen, bei Stichophtalma „noch am schönsten in der prachtvollen St. Camadeva Wesrw. aus dem Himalaya-Gebiet erhalten, welche in ihrer ganzen Erscheinung, in der Form der Flügel und der vollständigen Ausbil- dung der Augen unwillkürlich an die Achilles-Form von Morpho erinnert“. - - - „Selbst die Zeichnung auf der Rückseite lässt sich, abgesehen von der gelb- lichen Grundfärbung, bis zu einem bestimmten Grade mit derjenigen des M. Achilles vergleichen* ". Auch in der Palpenbildung existiren einige allerdings nicht besonders prägnant hervortretende Berührungspunkte zwischen beiden Triben. Vor allem spricht aber für die Verwandtschaft derselben die gleiche Form der Raupen, welche sich inzwischen, wie früher erwühnt, ganz konse- quent von verschiedenen Pflanzenformen ernähren, was um so auffallender ist, als die Raupen der beiden, den Morphinae nächst verwandten, Subfamilien Drassolinae und Satyrinae ausschliesslich, wie die der Amathusiidi, auf Mono- kotyledonen leben. Die gegenseitigen Beziehungen beider Triben werde ich später näher besprechen. Tribus III. Biidi. Die isolirt stehende und in systematischer Hinsicht vielfach angefochtene Gattung Bia”) ist als einziger Vertreter vorliegender Tribus zu betrachten. Es mógen unten die wichtigsten Palpenmerkmale rekapitulirt werden. Palpen lang und ziemlich schmal. Basalglied etwas hóher als das Mit- telglied. Dieses etwa 3 mal so lang, schlank, in der Mitte am schmalsten, sein distales Ende weniger dick als das proximale. Endglied klein, zugespitzt. Behaarung der Bauchseite ziemlich dicht, aus etwas schief abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren bestehend; das Mittelglied anliegend beschuppt; 1) ScHATZ und RÔBER, op. cit. S. 185. 2) So wird Bia von Wesrwoop (Gen. D. L. II. 1850. S. 321) und Lucas (Papillons 1853/79. S. 160) unter die Nymphalinae und zwar unmittelbar nach Siderone eingereiht. Den Satyrinae zuge- zühlt oder doch in Beziehung zu denselben gebracht wird sie aber von den allermeisten Autoren, wie WALLACE (Habits Buttfl. Am. Vall. 1853. S. 961—062), FELDER (Ein neues Lep. 1861. S. 4, 43 Note 39), DIETRICH (Syst. Schmett. 1862. S. 470), KigBv (Cat. 1871. S. 111), Prörz (Syst. Schmett. 1886. S. 6), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1888. S. 236), Scrarz und RÖBER (op. cit. 1889. S. 224), HAHNEL (Ent. Erinn. Südam. 1890. S. 248), Haase (Syst. Tagf. 1891. S. 99) etc. Eine eigene Familie bildet sie bei HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. syst. Lep. 1864); für diese Anordnung hat sich auch DIETRICH (l. c.) even- tuell ausgesprochen. In die Nühe der jetzigen Morphinae nnd Brassolinae wird die Gattung von Hüpner (Verz. bek. Schmett. 1816. S. 51) gestellt. Als Morpho-Art wird sie von GopART (Enc. Méth. IX. 1723. S. 446) angeführt und den Morphinae, zu denen sie nach Haas (l. c.) einen Übergang von den Satyrinae bildet, wird die mehrgenannte Gattung ausnahmsweise von BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 46) zugezühlt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 399 der Haarkamm des Rückens niedrig, ohne Schopf. Basalfleck etwa '4 der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Teil gleichmässig abgerundet, gut begrenzt, am proximalen nach oben ausgezogen, abgeschrägt. Die An- schwellung den grössten Teil des Basalflecks einnehmend, etwas ungleichmässig nierenförmig, oben und vorn deutlich erhaben, unten durch eine gebogene Grenzlinie markirt, flach gewölbt. Die Kegel auf die Anschwellung beschränkt, dicht stehend, gut und gleichmässig ausgebildet, schwach gebogen. Inbezug auf die Palpenbildung zeigt Bia gleichzeitig Berührungspunkte mit den Morphidi und Amathusiidi. In der allgemeinen Gestalt der Palpen nähert sich die Gattung mehr jener Tribus, in der ganzen Struktur des Basal- flecks aber, welche unwillkürlich an Discophora continentalis erinnert, schliesst sich Bia dieser enger an. Diese Ähnlichkeiten sind um so bemerkenswerter, als Bia auch in mehreren anderen Strukturmerkmalen nicht zu verkennende Anklänge an die Amathusüdi zeigt. In der Tat, wie dies Scuarz und Röser bemerken, „die meisten Charaktere, welche dieser Gattung eigenthümlich sind, wie die grosse Vdfl.-Zelle, der schiefe Schluss derselben, die Stellung der Subcostaläste [Radialàste], die Haarschópfe auf den Htfin.'), die langen behaarten und an der Spitze auseinanderstehenden Palpen erinnern unzwei- felhaft an die Morphiden, mehr aber an die östliche Form derselben, z. B. Zeuxidia, Discophora etc. als an Morpho selbst“ *- -. Auch die Fühler haben dieselbe allmählich verdickte Form, und annähernd ähnlich geschwänzte Gestalt der Hinterflügel kommt z. B. in der Gattung Zeuxidia vor. Als die hauptsüchlichsten Merkmale, welche für eine Zugehórigkeit der Gattung Dia zu den Satyrinae sprechen sollen, werden allgemein angesehen: die geschlossene Discoidalzelle der Hinterflügel und der angeschwollene Zustand der Hauptadern der Vorderflügel; ausserdem wird vielfach noch auf eine ver- meintliche Verwandtschaft mit Corades hingewiesen. Was zunächst das erste Merkmal betrifft, so stellt es allerdings einen allgemeinen Charakter der Saty- rinae dar. Wie unter diesen aber in genannter Hinsicht eine Ausnahme vor- kommt (Ragadia), finden sich ja solche in gerade entgegengesetztem Sinne auch unter den Morphinae und zwar bei den Amathusidi; ich erinnere an die geschlossene Hinterflügelzelle von Hyantis und Xanthotaenia. Hieraus ergiebt sich, dass der geschlossene Zustand der erwähnten Zelle eine Ein- reihung von Bia unter die Morphinae durchaus nicht zu verbieten braucht. Dass !) ,Diese merkwürdige Bildung zeigt keine Satyride weiter, aber wir finden sie fast in genau derselben Weise bei den Zeuxidien der östlichen Tropen wieder" (Scharzz und RÖBER, op. cit, S. 225). *) SCHATZ und RÔBER, op. cit. S. 224. 400 ENZ1IO REUTER. angeschwollene Hauptadern bei den Satyrinae eine recht allgemeine und cha- rakteristische. Erscheinung sind, kann nicht verleugnet werden; das zweite jener angeführten Merkmale verdient jedenfalls Beachtung. Abgesehen davon aber, dass der Zustand der Hauptadern unter den Satyrinae selbst eine grosse Veründerlichkeit aufweist, ist inzwischen das Aufgeblasensein derselben nicht ausschliesslich auf die Satyrinae beschränkt; eine ganz ähnliche Erscheinung finden wir bei einigen unzweifelhaft echten Nymphalinae') und auch unter den Morphinae zeigt eine Gattung, Clerome, schwach angeschwollene Adern. Es lässt sich also wohl die Annahme denken, dass, wie in den letzteren Fällen, auch bei Bia die in Rede stehende Erscheinung auf selbständigem Wege zu Stande gekommen sei, um so eher als Bia in so vielen anderen Punkten von dem Typus der Satyrinae abweicht. Wenn auch Bia in ihrem äusseren Habitus eine gewisse Ahnlichkeit mit Corades aufweist, so zeigt sie jedoch anderer- seits so erhebliche strukturelle Unterschiede, dass kaum an eine wirklich nahe Blutsverwandtschaft zwischen denselben zu denken ist. Inbezug auf die Lebensweise und die Art des Fluges dürfte Bia ebenso gut mit den Morphinae wie mit den Satyrinae verglichen werden. Für eine sichere Entscheidung der Frage von der mutmasslichen syste- matischen Stellung vorliegender Gattung wäre die Kenntnis der früheren Stánde derselben und besonders entwicklungsgeschichtliche Daten von allergrósster Bedeutung. Mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Standpunkt unserer Kenntnis làsst sich aber jedenfalls nicht verleugnen, dass eine taxonomische Vergleichung derjenigen Instanzen, welche einerseits für die Zugehórigkeit der mehrgenannten Gattung zu den Morphinae, andererseits zu den Satyrinae sprechen, zu Gun- sten einer nüheren Verwandtschaft mit jenen ausfällt Weil zudem Bia kaum so spezifische Züge zu besitzen scheint, um füglich eine selbstándige Subfamilie zu bilden, vielmehr, wie schon erwähnt, in ihren meisten Charak- teren sich den Morphinae anschliesst, dürfte es sich am ehesten empfehlen, die Gattung, wenigstens vorläufig, den Morphinae zuzuzählen. Andererseits kann Bia aber nicht einfach unter die Morphidi oder die Amathusüdi einge- reiht werden. Mit Rücksicht auf ihre äussere Erscheinung und zwar beson- ders durch die eigentümlich gestreifte Rückseite der Flügel, welche etwas an die Brassolinae erinnert, durch die Abwesenheit von Augenflecken, welche sicherlich rückgebildet worden sind und von denen bisweilen noch einige un- deutlichen Spuren zu sehen sind, sowie durch die verschiedene Stellung und 1) Ergolis Borsp., Eurytela Borsp., Hypanis Borsp., Didonis Hüen., Pyrrhogyra HöBN., Vild Kire., Cystineura Boisp., Bulboneura Gopm. & SALV., Lucinia Hüpn. "n"--"-————S———————— "Coon M S s n T Uber die Palpen der Rhopaloceren. 401 Biegung des Subcostalastes der Hinterflügel steht Bia unter den Morphinae wiederum vereinzelt da. So müssen wir wohl für die genannte Gattung eine besondere Tribus, Biidi, innerhalb der Morphinae errichten. Zusammenfassung. Die zumeist den Satyrinae zugezählte, jedenfalls in der Gegen- wart ziemlich isolirt stehende Gattung Bia dürfte wohl am ehesten unter den Morphinae ihren richtigen Platz finden und zwar wahr- scheinlich am besten als Vertreter einer eigenen Tribus, Biidi, aufzufassen sein. Gegenseitige Relationen der Morphidi, Amathusiidi und Biidi. Es wurde früher bemerkt, dass in allen drei 'Triben der Subfamilie Mor- phinae sich Anschwellungsformen finden, welche auf die der Prassolinae und zwar auf die von Opsiphanes Syme repräsentirte Form zurückgeführt werden können; es wurde zugleich angegeben, dass unter den Morphidi und Amathu- süüdi eben diese Formen mutmasslich als die relativ ursprünglichsten aufzu- fassen seien. Wenn wir die in Rede stehenden Formen unter sich vergleichen, ergiebt sich, dass die Morphidi in fraglicher Hinsicht die relativ am wenigsten differenzirten Verhältnisse aufzuweisen haben; auch inbezug auf die Behaarung der Palpen erweist sich die genannte Tribus verhältnismässig am wenigsten modifizirt, wenn wir in Analogie mit den Satyrinae die dicht anliegende, schuppenartige Behaarung der Bauchseite als ein abgeleitetes, die haarähn- liche und mehr oder weniger abstehende dagegen als ein relativ ursprüngliches Verhältnis auffassen, was jedenfalls berechtigt erscheint. In dem Folgenden wollen wir nun zunächst die gegenseitigen Beziehungen der Morphidi und Amathustidi diskutiren und dann die Stellung der Biidi zu denselben besprechen. Hierbei haben wir darauf Acht zu geben, dass die Merkmale, welche eine Annäherung an die Prassolinae oder Satyrinae ver- raten, mit denen die Morphinae unzweifelhaft genetisch zusammenhängen, dem- entsprechend eine verháltnismássig geringe Entfernung von den gemeinsamen Stammformen bekunden dürften, diejenigen Merkmale dagegen, welche die spezifischen Charaktere der Tribus bilden, eher als von sekundärer Natur seiend zu betrachten sind. Was zunächst das Geäder anbetrifft, so zeigen die Morphidi unzweifel- haft einen ursprünglicheren Zustand als die Amathusiidi durch die Abzweigung 5l 402 ENzro REUTER. zweier Äste der stets finfästigen Radialis der Vorderflügel vor dem Zellende, sowie durch den immer freien Verlauf derselben. Auch schliessen sich die Morphidi dureh die langgestreckte Form der Discoidalzelle der Vorderflügel, durch den queren Verschluss derselben, durch die verhältnismässig grosse MDC der Vorderflügel und nicht am wenigsten durch das Vorkommen einer mehr oder weniger deutlichen Radialzelle der Hinterflügel, welche nirgends unter den Amathusüdi anzutreffen ist, den Drassolinae und gleichzeitig z. T. den Satyrinae entschieden viel näher an, als es die A4mathusiidi tun. Eine Annà- herung ån diese Subfamilien besteht bei den Morphidi noch in der von der Wurzel weiter entfernten Abzweigung der hinteren Radialis der Hinterflügel. Die Amathusüdi bieten zwar darin einen primitiveren Zug dar, dass die Discoi- dalzelle der Hinterflügel ausnahmsweise noch geschlossen ist; durch die Abzwei- gung nur eines Radialastes vor dem Zellende ") und die meist recht weit nach demselben stattfindende Abtrennung der 2. und 3. Radialäste, durch das Ver- wachsen einiger Äste unter sich und mit der Subcostalis?) und die mitunter auftretende vüllige Rückbildung des 2. Astes, durch die charakteristische breite und meist schief geschlossene Form der Discoidalzelle der Vordertlügel hingegen, zeigen die Amathusiidi wieder ein abgeleiteteres Verhalten. Inwie- weit das Vorhandensein oder das Fehlen des Cubitalsporns der Vorderflügel ein primäres oder sekundäres Merkmal darstellt, entzieht sich zur Zeit jeder Beurteilung. Inbezug auf die Augenfleckenbildung der Flügel haben wir zu bemerken, dass allerdings einige Amathusiidi eine ebenso vollständige Reihe von unter sich ziemlich gleichfórmig ausgebildeten Augen wie die Morphidi aufzuweisen haben, es lässt sich aber andererseits garnicht verleugnen, dass die sekundär eingetretene Differenzirung, bestehend in der Rückbildung gewisser und in der Weiterbildung anderer Augen in jener Tribus durchschnittlich entschieden weiter gegangen ist als in dieser. Dagegen besitzen die Amathusiidi wenigstens auf der Oberseite der Flügel überhaupt eine trübere Tracht als die meist schön. blau gefürbten Morphidi, sind aber oft auch sehr reich gefärbt. Mit 1) Ausnahme: Hyantis; vgl. S. 397 Note 2. 2) Bei der Gattung Bia entspringt nach der Angabe ScHarz' und RÖBER's „der 2. Subcostalast [Radialast] unmittelbar vor dem Zellende, verwüchst aber über die Hälfte und ein gut Theil bis über das Zellende hinaus mit dem Hauptzweige der Subcostale [Radiale] und steigt hier erst auf, so dass der 2. Ast anscheinend erst nach dem Zellende entspringt“ (op. cit. S. 225). Diese Bildung scheint mir wesentlich zu einem richtigen Verständnis der entsprechenden Aderbildung der Amathusiidi beizu- tragen. In Analogie mit dem Verhalten bei Bia haben wir hier wahrscheinlich die weit nach dem Zellende stattfindende Abzweigung des 2. Radialastes auf ein noch innigeres und zwar zugleich über eine noch weitere Strecke hinaus erfolgtes Zusammenwachsen des proximalen Teils des genannten Astes mit dem Hauptstamme der Radialis zurückzuführen, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 403 Rücksicht darauf, dass diese blaue Farbe, wie schon früher (S. 395 Note 1) gezeigt, nur auf Interferenzerscheinungen beruht und die Schuppen selbst einfach braun gefürbt sind, ist es aber sehr schwierig zu entscheiden, ob die blaue Fürbung der Morphidi einen abgeleiteteren Zustand als das ziemlich bunte Kleid mehrerer Amathusiidi verrät: es hat sich innerhalb der beiden Triben die Tracht von eintónig brauner indifferenter Grundform aus nach ganz divergenten Richtungen hin abgeändert, was eine Abschätzung des relativen Grades der Abänderung in den beiden Triben wenigstens zur Zeit unmög- lich macht. Es wurde oben auf die sehr interessante "Tatsache aufmerksam gemacht, dass sämtliche bekannte Raupen der Satyrinae und Brassolinae ausschliesslich an Monokotyledonen leben, sowie dass dies auch die Raupen der Amathusüdi tun, wührend die der Morphidi sich im Gegenteil nur von Dikotyledonen er- nähren (Vgl. S. 387, 395, 398). Es liegt auf der Hand zu vermuten, dass die Raupen der gemeinsamen Stammformen der Satyrinae, Brassolinae und Morphinae auf Monokotyledonen lebten, dass demnach das Übersiedeln der Raupen der Morphidi auf Dikotyledonen sekundär stattgefunden hat. Es ist indessen nieht ohne weiteres zu entscheiden, ob diese veründerte Wahl von Futterpflanzen, deren Ursache uns nicht bekannt ist, als Indizium eines fyle- tisch jüngeren Alters der Gruppe zu betrachten ist, obwohl solch eine Annahme nahe zu liegen scheint. Dagegen ergiebt sich aus der oben dargelegten Ver- gleichung, dass jedenfalls die Mehrzahl von relativ primitiven Strukturmerk- malen sich auf der Seite der Morphidi befindet, sowie dass andererseits die Amathusiidi mehrere ausgeprügt abgeleitete Züge darbieten, was wiederum eher darauf hinzudeuten scheint, dass die Morphidi die fyletisch ältere Abtei- lung von beiden darstellt. Mit Rücksicht darauf, dass die beiden Triben von einander ziemlich abweichende Züge besitzen, dürfte die Scheidung derselben von dem gemeinsamen Stamme sich verhältnismässig früh vollzogen haben. Wie früher angedeutet, schliesst sich Bia in der Struktur den Amathu- siidi entschieden näher als den Morphidi an, ein auffallender Umstand, weil ihr geografischer Verbreitungsbezirk mit derjenigen der Morphidi zusammenfällt, die Heimat der Amathusüdi dagegen sich auf gerade entgegengesetztem Teil der Erde befindet. Wenn wir überhaupt Bia den Morphinae zuzuzühlen haben, welche Annahme jedenfalls über die grósste Wahrscheinlichkeit zu ver- fügen scheint, dürften die Biidi also am ehesten in genetische Beziehung mit den Amathusiidi zu bringen sein. Mit Rücksicht hierauf, sowie in Anbetracht der Tatsache, dass nicht nur die Morphidi, sondern auch die Brassolinae, denen die Morphinae relativ am 404 Exzio REUTER. nächsten stehen und mit denen noch auch die Amathusiidi einige Berührungs- punkte gemein haben, ausschliesslich auf das südamerikanische Gebiet be- schränkt sind — die Drassolinae haben in der östlichen Hemisfäre nicht einmal einen vikariirenden Formenkreis aufzuweisen — ist vielleicht die eigentüm- liche geografische Verbreitung der Triben der Morphinae in der Gegenwart dahin zu deuten, dass das Entstehungszentrum derselben in die westlichen Tropen zu verlegen sei. Von den gemeinsamen Vorfahren musste dann ein Teil zu den Morphidi geführt, ein anderer den Amathusiidi, resp. den Büdi den Ursprung gegeben haben, von denen die letztere Tribus in ihrem einzigen Vertreter, Bia Actorion, den vereinzelten Rest eines in Südamerika geblie- benen, selbst längst ausgestorbenen Zweiges repräsentirt, während der von den Amathusüdi vertretene Formenkreis von irgend welchen Ursachen immer weiter nach den östlichen Tropen verdrängt worden ist und durch das Er- löschen der zwischenliegenden Formen hier eine von derjenigen der ‚büdi weit entfernte Heimat erhielt. Zusammenfassung. Es stellt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit heraus, dass der die Subfamilie Morphinae darstellende Stamm sich ziemlich früh in zwei Äste gespalten hat, von denen der eine den Morphidi die Entstehung gegeben hat, der andere, nachdem er einen klei- nen Ausläufer abgesandt hatte, welcher von der Tribus Piidi ver- treten wird, späterhin zu den Amathusiidi führte. Gegenseitige Relationen der Satyrinae, Brassolinae und Morphinae Rückblick auf die Fam. Satyridae. Die hauptsächlichsten Gründe, welche den Anlass gaben, die Satyrinae, Brassolinae und Morphinae als Subfamilien in einer Familie, Satyridae, zu vereinigen, habe ich schon früher an verschiedenen Stellen angegeben. Es waren dies mehrere wichtige gemeinschaftliche Charaktere und verwandtschaft- liche Züge: Übereinstimmungen im Geäder (wie der Verlauf des 4. Radial- astes der Vorderflügel in den Vorderrand) ), ähnliche Fühlerbildung, schwache 1) Der 4. Radialast mündet freilich auch bei einigen Nymphalinae in den Aussenrand; dieser Verlauf tritt aber ganz vereinzelt und in sonst ziemlich weit entfernten Gruppen auf und kann den taxonomischen Wert des gemeinsamen Charakters der Satyrinae, Brassolinae und Morphinae nicht abschwächen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 405 Textur der Flägel, die in allen Abteilungen auftretende dunkelbraune Grund- farbe der Flügel und die charakteristische Augenfleckenbildung der Rückseite, welche unzweifelhaft auf einen primüren genetischen Zusammenhang der drei Formenkreise hindeutet. Auch die Form der Anschwellung des Basalflecks der Drassolinae und Morphinae liesse sich am ehesten inbezug auf ihre Ge- nese mit derjenigen der Satyrinae vergleichen und nach Haase sind „die über ein Duftschuppenfeld streichenden und die in eine Falte versteckbaren Strahl- haarbüschel bei den Unterfamilien ähnlich entwickelt“ ')., Auch mit Rück- sicht auf die Eiform sind die erwähnten Abteilungen nach Donerry ?) in einer Hauptgruppe zu vereinigen. Vor allem aber sind zu beachten die gleiche Form und die Entwicklungsgeschichte der Raupen. Indem ich bezüglich dieses Punktes auf die interessante Arbeit W. Mürrer’s verweise, gestatte ich mir hier kurz die Gründe wörtlich anzuführen, welche nach ihm mit Rücksicht auf die Raupe für den genetischen Zusammenhang der Satyrinae, Brassolinae und Morphinae sprechen: „Alle Raupen haben im wesentlichen den gleichen Habitus, sind nach der Mitte hin verdickt, tragen am Kopf kurze, gedrungene Fortsätze oder Hörner, am hinteren Körperende eine Schwanzgabel; Hörner und Schwanzgabel sind beide mehr oder weniger deutlich bereits im ersten Stadium vorhanden’). - - - Alle Raupen mit Ausnahme der Gattung Morpho leben an Monocotylen, bei allen besitzen die Puppen nur eine bewegliche Segmentverbindung. Schliesslich scheint - - - die Puppe‘) von Antirrhaea ein vermittelndes Glied zu bilden“ ^?) In der Tat, mit Rücksicht auf alle die zwischen den Satyrinae, Brassolinae und Morphinae existirenden Beziehungen muss ich der Ansicht W. Mürter’s durchaus beistimmen, ja sogar noch aus- drücklicher als er hervorheben, dass die genannten Subfamilien entschie- den nüher unter sich als mit irgend einer der übrigen Abteilungen verwandt sind, dass sie aus einem gemeinsamen Stamme hervor- gegangen sind”). Unter den drei Subfamilien zeichnet sich die der Satyrinae den zwei anderen gegenüber durch eine Mehrzahl von relativ primitiven Merkmalen aus. 1) HAASE, Syst. Tagf. S. 29. 2) DoHERTy, Buttfl. Kumaon. S. 108. 3) Von mir hervorgehoben. — Hierdurch unterscheiden sie sich zugleich scharf von denjenigen Nymphalinae, deren Raupen ähnlichen Habitus besitzen. Vgl. unten. S. 410. #) Es ist offenbar von MÜLLER nicht die Puppe, sondern die Raupe gemeint. — Man vergleiche die Aussprüche auf S. 193, 195. 5) W. MÖLLER, op. cit. S. 194. *) FELDER (Reise Novara. S. 453 ff.) hat die Gattungen der Brassolinae und Morphinae sogar den Satyrinae einfach einverleibt. 406 Exzio REUTER. So besteht die Behaarung der Bauchseite der Palpen noch ganz vorherrschend aus langen und feinen aufrecht stehenden Haaren, und der Haarkamm des Rückens zeigt meistenteils keinen ausgebildeten Schopf. Der Basalfleck stellt mitunter — durch den verhältnismässig weiten Umfang, durch seine oft noch distalwärts verjüngte und unbestimmt begrenzte Form, durch das nicht selten bestehende primäre Fehlen einer Anschwellung, bezw. durch den ersten schwachen Beginn zur Differenzirung einer solchen, durch die vielfach vorhan- dene diffuse Anordnung der nur müssig stark ausgebildeten Kegel, die oft ganz allmählich in nicht selten recht zahlreich vorkommende und zerstreut dastehende kleine Kegelgebilde übergehen — eine Form dar, welche dem generalisirten, indifferenten Verhalten der gemeinsamen Stammeltern der drei Subfamilien entschieden relativ am nächsten steht. Im Geäder findet sich unter den Satyrinae bei den Haeterina noch recht primitive Züge (deutlich erhaltener Rest des 2. Dorsalastes der Vorderflügel, freier Ursprung der hin- teren Radialis von der Subeostiradialis der Hinterflügel; vgl. oben S. 340); die geschlossene Discoidalzelle kommt mit einzelnen Ausnahmen regelmässig bei den Satyrinae vor. Auch mit Rücksicht auf die Flügelform, sowie auf die vorherrschend dunkelbraune Flügelfärbung und die vielfach noch gleich- mässig ausgebildete Augenfleckenbildung hat diese Subfamilie sich unzweifelhaft relativ am wenigsten von den gemeinsamen Stammformen entfernt. Hinsichtlich der Raupenform erweist sich nach W. Mürrer wiederum die Satyrinae als die ursprünglichste der drei Subfamilien '). Andererseits zeigen die Satyrinae durch den aufgeblasenen Zustand der Hauptadern und die meist stärkere Verküm- merung der o-Vorderfüsse ein abgeleiteteres Verhalten als die Prassolinae und Morphinae. Mit Rücksicht darauf, dass unter den Satyrinae sich auch viele Gattungen mit ganz normaler Aderbildung finden, wie auch infolge des ziemlich willkürlichen Auftretens der beiden soeben genannten Merkmale, haben wir jedoch vielleicht denselben keinen besonders grossen Wert beizumessen. Jedenfalls dürften wir inzwischen, wenn wir alle oben angeführten primitiven Züge in Betracht nehmen, unter den drei Subfamilien den Satyrinae, welche auch von allen die weiteste geografische Verbreitung haben, den relativ tiefsten fyletischen Rang anweisen. Die Brassolinae und Morphinae besitzen einige gemeinschaftliche Züge, welche den Satyrinae meist nicht zukommen, was auf eine relativ nähere Ver- wandtschaft zwischen den beiden erstgenannten Subfamilien hinzudeuten scheint. Hierfür spricht u. A. nach W. Mörrer der Umstand, „dass bei beiden die 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 197—98. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 407 Kopfborsten im ersten Stadium vermehrt, dass die Hörner am hinteren Kopf- rand entspringen, nach hinten gerichtet sind“ ). Als Schmetterlinge zeichnen sich die Brassolinae und Morphinae den Satyrinae gegenüber z. D. durch die sehr bedeutende Grösse, durch die gleiche Lage der Augenflecken der Flügel aus, und schliesslich ist zu bemerken, dass in der Palpenbildung deutliche Beziehungen zwischen den Brassolinae und Morphinae noch zum Vorschein kommen, während solche zwischen den genannten Subfamilien und den Satyrinae sich als ziemlich ferne erweisen ”). Durch die in der Regel offene Hinterflügelzelle, durch die Stellung der Radialäste der Vorderflügel, welche nicht selten ein sekundäres Verwachsen zeigen und von denen einer (R,) mitunter völlig rückgebildet ist, sowie durch den meist schiefen Verschluss der Discoidalzelle der Vorderflügel erweisen sich die Morphinae als eine abgeleitetere Abteilung im Vergleich zu den Prassolinae, welche wiederum, ausser in den soeben angeführten Punkten, noch durch die in weiterer Ausdehnung auftretende trübe Färbung der Flügel ein relativ ursprünglicheres Verhalten zeigen, aber andererseits in ihren jetzigen Formen meist nicht die gleichmässige Ausbildung der Augen besitzen, wie wir die- selbe noch bei einigen Morphinae finden. Wenn wir also aus den oben dargelegten Gründen die brassolinae und Morphinae in nähere Beziehung zu einander als zu den Satyrinae bringen und 1) W. MÖLLER, op. cit. S. 195. — Eine charakteristische Eigentümlichkeit der Raupen der Bras- solinae und Morphinae ist noch der „pudelkopfartige“ Kopf; einen annähernd ähnlich gebildeten Kopf besitzt aber auch das Räupchen von Antirrhaea Archaea, weleher Umstand nach Mörner wiederum vielleicht für engere Beziehungen zwischen den Morphinae und Satyrinae zu sprechen scheint. — Die Brassolinae stimmen allerdings darin besser mit den Satyrinae als mit den Morphinae überein, dass die Discoidalzelle der Hinterflügel stets geschlossen ist. Dieser Zustand kommt ja aber in den meisten Abteilungen regelmüssig vor, findet sich auch bei einigen Morphinae und verdient jedenfalls bei einer Beurteilung der verwandtschaftlichen Relationen nicht die gleiche Beachtung, wie die oben angeführten Übereinstimmungen zwischen den Brassolinae und Morphinae. 2) Die Brassolinae wurden früher, z. B. von Wesrwoop (Gen. Diurn. Lep. 1851. S. 332 ff.), z. T. mit den Morphinae vereinigt. In nähere Beziehung zu einander als zu den Satyrinae werden die Brassolinae und Morphinae übrigens von mehreren Autoren gebracht. So reihen u. A. LATREILLE (Cuviers Régne anim. Ins. II. 1829) und Lucas (Papillons. 1853/79. S. 164, 172) die genannten For- menkreise unmittelbar nach einander ein, trennen sie aber durch Einschiebung anderer Gruppen von den Satyrinae. BURMEISTER (Descr. Rep. Arg. 1878. S. 189) betrachtet sogar die Brassolinae und Morphinae nur als Gruppen einer ,Subfamilie^ Morphoides der Fam. Nymphalidae, wührend die Satyrinae bei ihm eine selbständige Familie bilden. Die relativ nüheren Beziehungen zwischen den Brassolinae und den Morphinae werden übrigens von mehreren Lepidopterologen mehr oder weniger direkt angedeutet. Vgl. z. B. Bar (Note crit. 1878. S. 20), Scupper (Buttfl. East. Un. St. & Can. 1889. S. 113), ScHATz und RÖBER (op. cit. S. 190) u. A. Andererseits wurde bisweilen, wie von BUTLER und Druce (Buttfl. Costa Rica. 1874. S. 338—39) die Gattungen der Brassolinae einfach den Satyrinae einverleibt, wäh- rend die Morphinae eine eigene Subfamilie bilden; dagegen hat FELDER (Spec. Negro sup. 1862. S. 122) die Morphinae, nicht aber die Brassolinae, unter die Satyrinae eingereiht. 408 Enzıo REUTER. die Morphinae als die wahrscheinlich fyletisch jüngste Abteilung betrachten, erscheint jedenfalls mit Rücksicht darauf, dass die Brassolinae und Morphinae unzweifelhaft recht markante und spezifische Züge aufzuweisen haben und zugleich beide noch Anklänge an die Satyrinae darbieten, die Annahme be- rechtigt, dass die Abzweigung der Brassolinae und Morphinae kurz nach einander und zwar ziemlich früh von Stammfasern erfolgte, die späterhin den Satyrinae den Ursprung gaben. Zusammenfassung. Der die Familie Satyridae darstellende Stamm hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach ziemlich früh in drei Äste gespalten. Zu- nächst gab er einen starken und reich entfalteten Ast ab, welcher von den Satyrinae repräsentirt wird und den zentralen Stammfasern seine Entstehung zu verdanken hat. Dann dürften zwei kleinere Äste, die sich nach verschiedenen Richtungen hin entwickelt haben, in nächster Nachbarschaft von einander dem Stamme entsprossen sein, von denen der eine zu den Brassolinae, der andere zu den Morphinae geführt hat, und zwar neigt sich der letztgenannte Ast, welcher den Stamm relativ am spätesten verlassen haben dürfte, nach der Seite des Rhopaloceren-Stammbaums hin, wo sich der von den Nympha- linae vertretene Zweig findet "). Gens Satyri. Die verwandtschaftlichen Relationen derselben. Nachdem wir nun die gegenseitigen Relationen innerhalb der Fam. Saty- ridae besprochen haben, wollen wir zu der Frage von den mutmasslichen ver- wandtschaftlichen Beziehungen der Familie Satyridae selbst übergehen. Es mag dann zuerst bemerkt werden, dass von Seiten der Autoren am häu- figsten auf eine vermeintlich nähere Verwandtschaft der Satyridae mit den 1) Durch diese Auffassung von dem mutmasslichen Verlauf der resp. Äste des Stammbaums dürfte die von den Autoren so oft betonte intermediäre Stellung der Morphinae zwischen den Satyrinae und Nymphalinae wohl am ehesten ihren richtigen Ausdruck finden. Diese intermediäre Stellung ist nicht in der Weise aufzufassen, als sollten die Morphinae in genealogischer Hinsicht den Übergang von den Satyrinae zu den Nymphalinae, oder umgekehrt, vermitteln. Nein, vielmehr dürften die hervorgeho- benen Ähnlichkeiten zwischen den Morphinae und Nymphalinae, wie früher angedeutet, dahin beurteilt werden, dass die Entwicklungsbahn des die Morphinae darstellenden Zweiges, welcher von einem ganz verschiedenen Stamm ausgeht, sich in einer mit derjenigen der Nymphalinae konvergirenden Richtung bewegte und so zu ähnlichen, aber doch nicht zu gleichen Formen führte, ^ Über die Palpen der Rhopaloceren. 409 Nymphalinae aufmerksam gemacht worden ist, und zwar mit denjenigen Formen derselben, deren Raupen, wie die der Satyridae, in der Mitte am dicksten und nach beiden Enden zu verjüngt sind, am Hinterende eine Schwanzgabel besitzen und eigentliche Dornen entbehren, d. h. Apatura, sowie Nymphalis, Prepona, Anaea und Verwandten. Am entschiedensten spricht sich für die Auffassung von einer engen Verwandtschaft der Satyridae mit den Nymphalinae W. Mürver aus und zwar betrachtet er die Satyridae ,als einen Zweig, hervorgegangen aus der Gruppe der Nymphalinae, die wir kurz als die Dornenlosen bezeichneten (Anaea, Pre- pona etc.)' ). Diese sogenannten Dornenlosen, welche, wie es W. Mürter zur Evidenz nachgewiesen hat, von dornentragenden Formen abzuleiten sind, stellen nun nicht nur im Raupenstadium, sondern auch als Imagines (vielleicht auch als Puppen) entschieden den am meisten abgeleiteten Formenkreis unter den Nymphalinae dar, welche Subfamilie selbst ganz unzweifelhaft zu den am hóchsten differenzirten und fyletisch jüngsten Abteilungen der ganzen Tagfal- terwelt gehört. Nach Mörner sind es bei den Raupen „folgende Punkte, die für die behaupteten engeren Beziehungen zwischen Dornenlosen einerseits, Satyridae andererseits zu sprechen scheinen“. Zunächst der allgemeine Habitus, welcher habitueller Ähnlichkeit er jedoch mit Rücksicht darauf, dass bei den Nympha- linae ganz ähnliche Formen in verschiedenen Gruppen selbständig entstanden sind, wenig Wert beilegt?). Ein wertvolles Merkmal zum Nachweis engerer Beziehungen zwischen den fraglichen Formenkreisen bietet sich, glaubt Mörrer, in der Verschiebung des Stigma 5 aus der Reihe, welches Merkmal sich bei Prepona ete., sowie unter den Satyrinae bei Taygetis, Antirrhaea und Peda- liodes findet. „Wenn die Verschiebung in den genannten Gattungen eine sehr unbedeutende, wenn sie bei anderen Gattungen sowie in den Familien der Brassolinae und Morphinae ganz geschwunden ist, so thut das“ Mürter’s Ansicht nach „dem theoretischen Werth des Merkmals keinen Eintrag“. Die- ser Auffassung gegenüber muss ich mich aber bis auf weiteres skeptisch verhalten. Die Verschiebung dürfte, wie dies MüLter selbst erkennt, in Korre- lation zu dem ungleichmässigen Dickenwachstum der verschiedenen Segmente 1) Die Annahme von einer mutmasslichen Beziehung der Satyrinae zu den Nymphalinue scheint sich oft auf eine — übrigens ganz richtige — Erkenntnis der Verwandtschaft jener Subfamilie mit gewissen Gattungen der jetzigen Morphinae zu stützen, welche früher mit Unrecht den Nym- phalinae einverleibt waren. Vgl. oben S. 388 Note 2. 2?) W. MÜLLER, op. cit. S. 195. 3) Zu solehen Formen sind z. B. Apatura zu rechnen, deren Raupe, trotz der gleichen Kórper- form, nach W. MÖLLER den Dornenlosen wahrscheinlich nicht zuzuzühlen ist (Vgl. oben S. 391). 52 410 Enzıo REUTER. stehen, was ebenso wohl die Annahme zu gestatten scheint, dass die sehr unbedeutende Verschiebung bei einigen Satyrinae unabhängig von der paral- lelen Erscheinung bei den Dornenlosen enstanden sei. Wenigstens liegt kein dringender Grund vor, diese Erscheinung auf gemeinsamen Ursprung zurück- zuführen. Eine weitere Stütze findet Mörrer in der Beweglichkeit der Puppe. Die Ausführungen Mürrer’s über diesen Punkt scheinen mir auch keineswegs überzeugend. Die genannte Stütze gründet sich in der Tat lediglich auf eine recht vage Annahme. Es sollen nämlich „die Verhältnisse der Beweglich- keit in der Gruppe der Dornenlosen ins Schwanken gekommen“ sein, und „aus solch schwankenden Verhältnissen“ sollte dann „sehr wohl eine beschränkte Beweglichkeit der Puppe, wie wir sie bei den Saty- ridae finden (nur 7, 8 beweglich verbunden) hervorgehen“ ‘) können. Als Indizien einer engeren Beziehung der Satyridae zu den Dornenlosen werden noch angeführt „die auffallende Ähnlichkeit in der Kopfform von Nymphalis und den Brassolinae* sowie angebliche Ähnlichkeiten in der Zeichnung gewisser Segmente der Raupe von Nymphalis iasius mit denen von Dynastor und Caligo, wobei inzwischen zu bemerken ist, dass „die Übereinstimmung in der Lage“ der in Rede stehenden Flecke „keine vollständige, doch geht sie so weit, dass die Annahme genetischer Beziehungen nahe liegt“ ?). Andererseits verdient die von Mütter selbst hervorgehobene Tatsache unsere volle Beachtung, dass, „wo nicht [bei den Raupen der Satyridue und zwar ausnahmslos in allen drei Subfamilien] Hörner und Schwanzgabel ausge- fallen, beide bereits im ersten Stadium vorhanden, wodurch sie wenigstens bezüglich der Hörner im scharfen Gegensatz stehen mit den Nymphalinae“ ?), bei denen die Hörner erst nach der ersten Häutung sichtbar werden. Was zunächst die Schwanzgabel anbetrifft, so sind, wie dies W. MéürrER selbst zugesteht, die Sst 12 der Nymphalinae (nach Mürzer mit der Schwanz- gabel der Dornenlosen gleichzustellen) und die Schwanzgabel der Satyridae „aus verschiedenen Gebilden hervorgegangen, also nicht im vollen Sinn homo- log“ '). Eine Homologie derselben will Mörner doch mit Rücksicht darauf aufrecht erhalten, dass die Schwanzgabel der Satyridae in der Fylogenese aus der Sst 12 der Nymphalinae hervorgegangen sei, eine Behauptung, zu welcher es dem genannten Autor inzwischen nicht gelungen ist, den Nachweis zu liefern, obwohl seine Ausführungen hierüber vielleicht einen gewissen Schein von Recht !) Von mir hervorgehoben. ?) Vgl. hierüber: W. MÜLLER, op. cit. S. 196—97. 3) W. MÜLLER, op. cit. S. 194; vel. auch S, 205, *) W. MÜLLER, op. cit. S. 207, Über die Palpem der Rhopaloceren. 411 beanspruchen kónnen. Auch bezüglich der Genese der Kopfhórner, deren Auftreten bei den Satyridae schon im ersten Stadium Mörrer durch Zurück- rücken des Charakters während der Fylogenese in ein früheres Stadium zu erklären versucht, ist nichts sicher festgestellt, es fehlt noch der Nachweis, dass diese Hórner der Nymphalinae und Satyridae wirklich homologe Gebilde darstellen. So lange aber die Homologie namentlich der Schwanzgabel der Satyridae mit den Sst 12 der Nymphalinae nicht nachgewiesen worden ist, welche letztere Gebilde nach Mörrer als Reste (bei den Satyridae eventuell wohl als die einzigen Reste, weil die Hörner wahrscheinlich „ohne directe Beziehung zu borstentragenden Wärzchen als selbständige Ausstülpungen des Kopfes entstanden“) ') einer früheren Bedornung aufzufassen sind, so lange ist es auch nicht festgestellt, dass die Raupen der Satyridae überhaupt von einst bedornten Formen abzuleiten sind, was dagegen mit den Dornenlosen unzweifelhaft der Fall ist. Es kónnte dann ebensowohl die Annahme ge- macht werden, dass. die Raupen der Satyridae wie die der Danaididae von Haus aus dornenlos sind. Jedenfalls hat der genannte Gegensatz zwi- schen den Raupen der Satyridae und den Dornenlosen noch keine überzeu- gende oder befriedigende Erklärung gefunden. In der Tat, es ist noch kein stringenter Beweis dafür vorgebracht, dass die Raupen der Satyridae von der Gruppe der sogenannten Dornenlosen ihre Her- kunft ableiten, ja, dass die Satyridae überhaupt in genetischer Bezie- hung zu den Nymphalinae stehen. | Es schien mir nötig, das jetzt behandelte Tema eingehender zu besprechen sowie die Berechtigung jener von W. Mürter gezogenen Schlüsse wenigstens in Frage zu stellen, weil die Ergebnisse meiner Untersuchungen — so wesent- lich sie sich auch mit denen Mürrter’s in Einklang bringen lassen, so lange es sich um die Formen innerhalb der Nymphalinae handelt — gerade im vorliegenden Punkt mit den Schlussfolgerungen des genannten Autors durchaus im Widerspruch stehen. Dass zwischen den Dornenlosen und den Raupen der Satyridae eine nahe Formverwandtschaft besteht, lässt sich garnicht verleugnen, es fragt sich aber ob dieselbe mit einer wirklichen Bluts- verwandtschaft zusammenfällt. Es versteht sich von selbst, dass — es bestände noch so grosse Inkongruenz der Formverwandtschaft zwischen z. B. Raupen und Schmetterlingen — jedenfalls eine richtige morfologische Erkenntnis, d. h. eine richtige taxonomische Beurteilung der verschiedenen Lebensstadien dieser und anderer metamorfischen Arten von morfogenetischem Stand- 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 128. 412 Enzıo REUTER. punkte aus zu denselben Schlussfolgerungen hinsichtlich der Blutsver- wandtschaft der in Rede stehenden Formen führen muss '). Es können daher die durch das Studium der Ontogenese der Raupen gewonnenen Schlüsse durch Befunde, erhalten aus einer vergleichenden Betrachtung der Imagines, ergänzt oder kritisch auf ihren taxonomischen Wert geprüft werden. Gelangt man auf den verschiedenen Wegen zu verschiedenen Resultaten, so liegt es auf der Hand, dass wenigstens auf der einen Seite die Tatsachen nicht richtig gedeutet worden sind. Gehen wir nun zu einer kritischen Vergleichung der Imagines der soge- nannten Dornenlosen und der Familie Satyridae über. Wir wollen dann zu- nächst die Frage aufstellen: erfüllt der Formenkreis der Dornenlosen, von dem nach W. Mürrer die Satyridae hervorgegangen sein sollen, in dem imaginalen Stadium die Forderungen, die wir in demselben Stadium von den Vorfahren der Satyridae unbedingt verlangen dürfen? Es müssen dann zu diesem Zweck zuerst jene Postulate festgestellt werden; wir wollen dies mit Bezug- nahme auf einige der hervorragendsten Charaktere tun, die zur Beantwortung der aufgestellten Frage besonders geeignet erscheinen. Bei den Satyrinae und Brassolinae ist die Discoidalzelle der Hinterflügel, wie wir gesehen haben, in der Regel durch eine röhrige UDC vollkommen geschlossen, dies ist auch bei einzelnen Morphinae der Fall. Wenn wir die genannten Subfamilien als einheitliche Abteilung betrachten — und dies dürfen wir ja — so müssen wir darauf zurückschliessen, dass die gemeinsamen Vorfahren derselben ebenfalls vollkommen geschlossene Discoidalzelle besassen. Mit Rücksicht darauf, dass bei den Satyrinae (in der Stirps Haeterina) Formen mit deutlich erhaltenem Rest eines 2. Dorsalastes der Vorderflügel sich finden, liegt es auf der Hand anzunehmen, dass dieser primitive Zug im Geäder auch bei den Vorfahren derselben anzutreffen sei. Auf Grund einer Vergleichung der Flügelfarbe und Zeichnung bei den drei Subfa- milien — welche Gründe an resp. Orten näher angegeben worden sind — kamen wir zu dem Resultat, dass die gemeinsamen Stammeltern der Satyrinae, Brassolinae und Morphinae eine ziemlich eintönig dunkelbraune Grundfarbe sowie (wenigstens auf der Rückseite der Flügel) eine vollstándige Reihe von unter sich gleichförmig ausgebildeten Augenflecken gehabt haben müssten. Wenden wir uns jetzt der Palpenbildung zu. Mit Rücksicht darauf, dass bei den Satyrinae die Behaarung der Bauchseite ganz vorherrschend lang und fein 1) Vel. WEISMANN, Studien zur Descendenz-Theorie II. Ueber den phyletischen Parallelismus bei metamorphischen Arten. Leipzig 1876. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 413 borstenförmig, abstehend ist, von welcher Art der Behaarung sich auch bei den Brassolinae und Morphinae noch Spuren finden — obwohl bei den beiden zuletzt erwühnten Subfamilien die haarfórmige Bekleidung, namentlich am Mit- telgliede, meist in eine schuppenartige übergegangen ist — sowie in Anbetracht dessen, dass die Satyrinae nicht selten noch ziemlich primitive Verhältnisse des Basalflecks aufzuweisen haben (vgl. oben S. 406) und verhältnismässig wenig differenzirte Strukturverhältnisse auch bei einzelnen Drassolinae (ich erinnere an Opsiphanes Cassiae) und Morphinae vorkommen, ist es berechtigt darauf zurückzuschliessen, dass solch ursprüngliche, generalisirte Verhältnisse den Stammformen der genannten Subfamilien zukamen. Es fragt sich nun also: erfüllt der Formenkreis der Dornenlosen die oben angeführten Postulate, die wir aus logisch zwingenden Gründen von den Vor- fahren der Satyridae verlangen müssen? Entschieden nicht! Bei den Imagines der Dornenlosen ist die UDC der Hinterflügel niemals róhrig, sondern stets verkümmert, die Discoidalzelle daher niemals in dem- selben Sinne wie bei den Satyridae geschlossen. Hin Rest des 2. Dorsal- astes der Vorderflügel ist nirgends in der ganzen Subfamilie Nymphalinae zu finden"). Inbezug auf die Flügelfärbung zeigen die Nymphalinae überhaupt eine grosse Abwechselung; um so auffallender muss es darum erscheinen, dass wir gerade diejenige Flügelfärbung und Zeichnung, welche die mutmasslichen Stammformen der Satyridae aller Wahrscheinlichkeit nach besassen, in dem durch leuchtende oder doch bunte Farben ausgezeichneten Formenkreis der Dornenlosen, ja beinahe in der ganzen Subfamilie Nymphalinae vergeblich suchen. Weder die Behaarung der Palpen noch die Strukturverhältnisse des Basalflecks bei den Gattungen des genannten Formenkreises entsprechen den aufgestellten Forderungen. Eine lange und abstehend borstenfórmige Behaa- rung der Bauchseite auch des Mittelgliedes findet sich allerdings bei einigen Nymphalinae, durchaus nicht aber in der Gruppe der Dornenlosen. Und die Struktur des Basalflecks zeigt gerade bei diesen inbezug auf die Differenzi- rungsstufe der Anschwellung, besonders aber der Kegel, beinahe die hóchste Ausbildung, welche überhaupt in der Tagfalterwelt erreicht wird! In der Tat, weit davon entfernt, die verlangten Postulate zu erfüllen, weicht der Formenkreis der Dornenlosen im Gegenteil, wie überhaupt die Subfa- milie Nymphalinae — vor allem aber gerade der genannte Formen- kreis! — in den angeführten unleugbar taxonomisch wichtigen Punkten aus- 1) Clothilda, welche diese Aderbildung besitzt, ist, wie früher gezeigt, von den Nymphalinae auszuscheiden. 414 Exzro REUTER. serordentlich stark von dem hypotetischen Zustand der mutmasslichen Vor- fahren der -Satyridae ‘ab, und zwar dokumentirt er sich zugleich in den genannten Instanzen, wie noch in anderen imaginalen Merkmalen, als ent- : schieden viel abgeleiteter, nicht nur als jene hypotetischen Stamm- formen der Satyridae, sondern auch als jede der gegenwärtigen Subfamilien Satyrinae, brassolinae und Morphinae! Es findet sich gar keine Berechtigung zu der Annahme, dass von solch stark abgeleiteten und hoch differenzirten Verhältnissen nun die relativ viel ursprünglicheren und entschieden weniger spezializirten der Satyrinae abzu- leiten seien. So ist es z. B. kaum denkbar, dass — wenn überhaupt durch Rückschlag oder aus irgend welchen Ursachen eine Wiederherstellung der einst rückgebildeten UDC in den ursprünglich röhrigen Zustand möglich wäre — diese Erscheinung in so umfassendem Masse wie in den ganzen Subfamilien Satyrinae, Brassolinae und z. T. auch in den Morphinae, bezw. bei den Vorfahren derselben, stattgefunden hütte, sowie dass diese róhrige Ader abermals (bei Aagadia unter den Satyrinae, bei den meisten Morphinae) verkümmert sei. Ebenso wäre es eine vóllige Widersinnigkeit, etwa durch retrograde Entwicklung die generali- sirten Strukturverhältnisse des Basalflecks vieler Satyrinae von den überaus hoch differenzirten der Dornenlosen. ableiten zu wollen und von jenen sonach als pseudoprimitiv anzusehenden Formen aus wieder eine allgemeine, tatsächlich stattfindende, progressive Entwicklung innerhalb der genannten Subfamilie anzunehmen. Die ganze Struktur des Basalflecks der am wenigsten modifizirten Satyrinae lüsst es übrigens durchaus unzweideutig erscheinen, dass wir hier mit wirklich primären, nicht mit pseudoprimitiven Verhältnissen zu tun haben. Schon diese Tatsachen spotten jedes Versuchs, die Satyridae mit Rücksicht auf die Imagines von dem Formenkreis der Dornenlosen abzuleiten. In der Tat, wo Ähnlichkeiten im Imago-Stadium zwischen den Satyridae und Nympha- lidae vorliegen, finden sie sich vorherrschend gerade bei den unzweifel- haft relativ am meisten abgeleiteten Formen und beziehen sich auf schon stark abgeänderte Merkmale (z. B. die offene Hinterflügelzelle bei den Morphinae; vgl. das früher, S. 389—90 hierüber Gesagte); es handelt sich lediglich um eine Konvergenz-Analogie, die Ähnlichkeiten sind nicht als Erbteil von gemeinsamen Vorfahren übernommen: es besteht allerdings auch bei den Imagines eine gewisse Formverwandtschaft, nicht aber eine wahre Blutsverwandtschaft. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 415 Wir kommen also durch eine Vergieichung der Imagines zu ganz ver- schiedenen Resultaten als W. Mörrer durch die Untersuchung der Raupen. Es fragt sich nun, welehe von beiden über grósseres Mass von Wahrschein- lichkeit verfügt. Ich will noch darauf aufmerksam machen, dass jene behaup- teten genetischen Beziehungen der Satyridae zu den Dornenlosen sich wesent- lich, wenn nicht lediglich, auf mehr oder weniger unsichere Vermutungen und Annahmen stützen, wenigstens konnte ich keinen ganz unanfechtbaren, strin- genten Beweisgrund dafür finden. Die von morfogenetischem Gesichtspunkte aus vorgebrachte Vergleichung der Imagines scheinen mir dagegen logisch bindende Beweise, sagen wir lieber zwingende Wahrscheinlichkeitsschlüsse an die Hand zu geben, welche eine Ableitung der Satyridae von dem Formen- kreis der Dornenlosen zum mindesten widersinnig erscheinen lassen und mit ganz besonderer Bestimmtheit auf einen von demjenigen der Dornenlosen durchaus unabhängigen Ursprung der mehrfach genannten Familie hindeuten. Ich stehe deshalb mit Rücksicht darauf, dass die Blutsverwandt- schaft, d. h. die Abstammung der Raupen natürlich keine andere als die der Imagines sein kann, nicht an, einen starken Zweifel über die Richtigkeit der von W. Mörrer gelieferten Deutung der Tatsachen sowie der darauf sich stützenden Schlüsse, soweit sie auf vorliegende Frage Bezug haben, auszusprechen. Ich bin meinerseits davon überzeugt, dass, wie die Imagines, auch die Form der Raupen der Satyridae nicht von derjenigen der Dornen- losen abzuleiten ist, dass hier ein ausgeprägter Fall von Konvergenz-Ana- logie vorliegt, ja, ich neige sogar der Ansicht zu, dass die Raupen der Satyridae überhaupt nicht, wie die Dornenlosen, von bedornten Formen ihren Ursprung herleiten, dass sie eher von Haus aus dor- nenlos sind. Ich will zu den .oben angeführten Tatsachen noch einen Umstand hin- zufügen, welcher gegen Mrrrm's, jedenfalls aber für die von mir hervorgeho- bene Auffassung spricht. Die Raupen der Dornenlosen leben, wie überhaupt die der Nymphalinae, auf Dikotyledonen, die der Satyrinae und Brassolinae sowie der indischen Morphinae, wie erwähnt, ausschliesslich auf Monokotyle- donen, die der Morphidi (Gattung Morpho) dagegen auf Dikotyledonen. Nun erscheint es wenig mutmasslich, dass die Raupen einer so umfang- reichen Abteilung, wie die Fam. Satyridae, ganz allgemein und so zu sagen mit einem Male von Dikotyledonen zu Monokotyledonen übergegangen seien, was aber angenommen werden muss, wenn die Saty- ridae aus der Gruppe der Dornenlosen hervorgegangen sind. Man kónnte vielleicht hiergegen einwenden, dass andererseits in der Subfamilie Morphinae 416 ENZIO REUTER. ein Ubergang von Monokotyledonen zu Dikotyledonen stattgefunden hat. Ganz abgesehen davon, dass es vielleicht näher liege, das Leben an Monokotyle- donen, welche Pflanzen ja in einer früheren geologischen Periode als die Diko- tyledonen auftraten, für ursprünglicher zu halten — was jedoch nur mit Re- serve für den in Rede stehenden Fall angenommen werden darf — bietet jedenfalls ein einfacher Übergang einer kleineren Gruppe (Morphidi) von Monokotyledonen zu Dikotyledonen etwas weniger Auffallendes als das Übersiedeln eines sehr grossen Formenkreises (Fam. Satyridae) von Dikotyledonen zu Monokotyledonen und die Rückkehr eines Teils desselben (Morpho) zu den Dikotyledonen; denn, dass das Leben der Morpho-Raupen auf Dikotyledonen eine sekundäre, nicht eine primäre Erscheinung darstellt, ist schon aus dem Grunde wahrscheinlich, weil, wie gesagt, die Raupen der indischen Morphinae, wie die der Satyrinae und Bras- solinae, auf Monokotyledonen leben und zudem die Raupen der Morphinae überhaupt nicht so ursprüngliche Verhältnisse wie z. B. die der Satyrinae darzubieten scheinen. Schliesslich muss ich die Annahme als eine sehr grosse Unwahrscheinlichkeit bezeichnen, dass ein so reich entfalteter Stamm, wie der der Familie Satyridae von einer entschieden so hoch differenzirten und unzweifelhaft fyletisch jungen Abteilung wie die der Dornenlosen seinen Ursprung herleiten sollte. Es stellt sich also mit Rücksicht auf das oben Dargelegte mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit, ich wollte beinahe sagen mit ziemlicher Sicher- heit heraus, dass die Satyridae nicht aus dem Verwandtschaftskreis der Dornenlosen hervorgegangen, ja, dass sie überhaupt zu den- selben durchaus in keine Beziehung zu bringen sind. Betrachten wir dies als leidlich gesichert, so füllt dadurch zugleich jede Berechtigung zu der Annahme weg, dass die Satyridae gar zu den Nymphalinae oder etwa zu den mit diesen genetisch zusammenhängenden Heliconiinae oder Acraeinae, d. h. zu der Familie Nymphalidae überhaupt in Beziehung ständen. Hat die Ansicht von einer Blutsverwandtschaft zwischen den Satyridae und den Dornenlosen wegen des ähnlichen Habitus der Raupe wenigstens noch einen Schein von Recht, einem eventuellen Versuch, die Satyridae in Bezie- hung zu irgend einem der übrigen Formenkreise der Fam. Nymphalidae bringen zu wollen, fehlt auch dieser Schein. Niemand, der die Dinge von streng wissenschaftlichem Standpunkte betrachtet, hat wohl übrigens mit Ernst an eine Ableitung der Satyridae von anderen Nymphalidae als den Dornenlosen (oder Apatura) gedacht. So dürfen wir denn die Satyridae als Reprä- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 417 sentanten eines von demjenigen der Nymphalidae ganz verschie- denen Stammes betrachten. Einige Autoren wollen von einer näheren Verwandtschaft zwischen den Satyridae und zwar speziell den Satyrinae und den Danaidinae, bezw. den Itho- minae, wissen. Bares sowie ScHAtz und RöBer sehen, wie schon vorher erwähnt, der Gabelung des 1. Dorsalastes der Vorderflügel, die letztgenannten Autoren ausserdem in der spärlichen Behaarung der Palpen und in den durchsichtigen Flügeln bei den Haeterina eine Annäherung der Satyrinae an die Ithomiinae. Dass die beiden zuletzt erwähnten Ähnlichkeiten entschieden auf Konvergenz- Analogie zurückzuführen sowie, dass an eine nahe Blutsverwandtschaft zwischen den in Rede stehenden Formenkreisen nicht zu denken ist, habe ich schon früher in anderem Zusammenhange (S. 338 Note 1) betont. Nach Mamsmann und pe NicÉvinLE sollen die Satyrinae durch Zethera mit Æuploea verbunden sein). Æuploea unterscheidet sich aber nicht nur von Zethera, sondern von den Satyrinae überhaupt, bekanntlich durch eine grosse Anzahl ganz erheb- licher Merkmale, so dass wir uns kaum mit einer weiteren Widerlegung solch einer Auffassung aufzuhalten brauchen. Von Trimen ist die starke Verküm- merung der © +-Vorderfüsse als Zeichen einer engeren Verwandtschaft zwischen den Satyrinae und Danaidinae gedeutet worden"). Hiergegen ist aber einzu- wenden, dass der Grad der Verkümmerung innerhalb der beiden Formenkreise ziemlich stark variirt, dass die hochgradige Verkümmerung das in fraglicher Hin- sicht am meisten abgeleitete Verhalten unter denselben verrät, dass sie so zu sagen das Endresultat einer in jeder von beiden Abteilungen stattfindenden pa- rallelen Entwicklungsrichtung darstellt. Dieser sekundüre Zustand ist daher völlig beweisunfühig, er deutet garnicht auf eine spezielle Verwandtschaft der genannten Formenkreise hin, ebensowenig wie die stark verkümmerten c'c'-Vor- derfüsse der Ærycinidae etwa eine Annäherung dieser Familie an die eine oder andere jener beiden Subfamilien bedeutet. Die Systematiker sollten sich doch stets dessen erinnern, dass man überhaupt nicht nach denjenigen Merk- malen, welche die von dem ursprünglichen Zustande je am stärksten abgeän- derten Verhältnisse darbieten — auch wenn hierin eine gewisse Ähnlichkeit bestände — sondern im Gegenteil nach den am wenigsten modifizirten Formen auf eine eventuelle Blutsverwandtschaft zwischen zwei Formenkreisen zu schlies- sen hat. Von morfologischem Standpunkte aus dürfen wir ohne Bedenken das von Trimex hervorgehobene Argument verwerfen. Es findet sich in der !) MARSHALL and DE NICÉVILLE, Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. I. S. 95. 2) TRIMEN, South-Afr. Buttfl. I. S. 63, 53 418 Enzıo REUTER. Tat kein halbwegs genügender Grund, welcher einen näheren Anschluss der Satyridae an die Danaididae berechtigte. Es wurde oben erwühnt, dass alle Tagfalter-Abteilungen mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vorderfüssen und nur am Hinterende aufgehängten Puppen von Bates und seinen Nachfolgern in eine einzige grosse Familie der Nymphalidae vereinigt werden. Ich habe mich gegen diese Vereinigung aus- gesprochen und zugleich die Ansicht geltend zu machen versucht, dass die genannten Merkmale keineswegs auf eine intimere Verwandtschaft zwischen allen Abteilungen, welche dieselben aufweisen, hinzudeuten brauchen. Die ge- legentlich der Besprechung der Fam. Danaididae angeführten Gründe, welche für diese meine Ansicht sprechen und infolge deren wir für die letztgenannte Familie eine ziemlich grosse Selbstündigkeit annahmen, haben zum gróssten Teil auch auf die Fam. Satyridae Bezug. Ich kann daher bezüglich dieses Punktes einfach auf die dort gegebenen Ausführungen verweisen !). Wir sind übrigens soeben zu dem Schluss gekommen, dass die Fam. Saty- ridae weder mit den Nymphalidae (in meinem Sinne) noch mit den Danai- didae näher verbunden sind. Es lässt sich in der Tat garnicht verleugnen, dass durch die Vereinigung jener Abteilungen als unabhängig nebeneinander stehenden Subfamilien in Bares’ Fam. Nymphalidae der relative Wert respek- tiver Abteilungen durchaus nicht zum gebührenden Ausdruck kommt. Es kann darüber kein Zweifel herrschen, dass die Danaidinae und Ithomiinae nebst den Clothildinae und Hamadryadinae unter sich viel näher verwandt sind, als mit irgend einer der übrigen Subfamilien von Barres! Nymphalidae, dass dies wie- derum der Fall ist mit den Satyrinae, Brassolinae und Morphinae einerseits und mit den später zu besprechenden Acraeinae, Heliconünae und Nympha- linae andererseits, dass dagegen die genannten Subfamilien je der respektiven drei grósseren Abteilungen eher in annähernd gleichem relativen Verhältnis zu einander stehen, dass, wie dies Scuarz und Rüger sowie Haasr hervorge- hoben haben, die Familien Danaididae, Satyridae und Nymphalidae wahr- scheinlich drei ganz verschiedene Stämme repräsentiren. Wir dürfen also, weil die Familie Satyridae auch zu keiner anderen in nähere Beziehung zu bringen ist, daher füglich nicht irgend einer der vorher besprochenen Gen- tes einverleibt werden kann, für sie eine eigene Gens, Satyri, auf- stellen. Es entsteht nun die Frage, zu welcher Abteilung die Gens Satyri am ehesten in Beziehung zu bringen sei, d. h. den Ahnen welches jetzt existi- !) Vgl. S. 331—333. Über die Palpen der Rhopaloceren. 419 renden Formenkreises die Vorfahren der genannten Gens relativ am nächsten ständen. Ich móchte dann an jene oben angeführten Postulate erinnern, die wir für die mutmasslichen Vorfahren der Familie Satyridae aufstellten. Ei- nige dieser Forderungen (Besitz einer róhrigen UDC beider Flügel, Rest der 2. Dorsalis der Vorderflügel, z. T. auch die dunkelbraune Flügelfürbung) erfüllen allerdings gewisse Formen der Gens Danaidae, inbezug auf die Ver- hältnisse der Palpen lässt sich aber die Gens Satyri entschieden nicht in Be- ziehung zu den Danaidae bringen. Auch die Gentes Libytheae und Lycaenae entsprechen den aufgestellten Forderungen nicht, wir müssen in der Tat bis zur Gens Papiliones zurückgehen, um dieselben einigermassen erfüllt zu finden, und zwar ist es die Familie Pierididae, welche vor allem hier in Betracht kommen kann. Eine vollkommen róhrige UDC ist bei diesen stets vorhanden, der Rest eines 2. Dorsalis kommt sehr verbreitet vor und war offenbar bei den Vorläufern der Pierididae eine ganz regelmässige Erscheinung. Die Flü- gelfarbe ist zwar in der genannten Familie vorherrschend weiss; wie dies Dixex !) nachgewiesen hat, sind aber die weissen Formen von dunkel braun gefürbten abzuleiten, und zwar ist ihre jetzige Tracht durch allmähliche Ver- drüngung der braunen Grundfarbe durch Weiss entstanden. Bei den als ur- sprünglichst anzusehenden Arten der heutigen Pierididae tritt in der Tat die dunkelbraune Farbe noch ganz vorherschend auf und die Vorläufer derselben waren unzweifelhaft eintónig dunkelbraun gefärbt. Die fein borstenförmige, abstehende Behaarung der Bauchseite der Palpen bei den Satyrinae erinnert unwillkürlich an diejenige der tiefer stehenden Pierididae und die Form und Struktur des Basalflecks bei den am wenigsten modifizirten Satyrinae lässt sich ebenfalls entschieden am besten mit der der relativ primitivsten Pierididae vergleichen. Die in der Gens Satyri so allgemein auftretenden Augenflecken können wir freilich nicht auf entsprechende Bildungen bei den Pierididae zurück- führen, es lässt sich aber denken, dass sie, wie augenscheinlich die Augen- punkte bei den Zycaenidae, sich später als neue Charaktere in dem weite- ren fylogenetischen Verlauf des Stammes ausbildeten. Die Gens Satyri ist selbstverständlich nicht von den jetzigen Pierididae abzuleiten, nicht einmal in nahe Beziehung zu denselben zu bringen; es muss jedenfalls eine sehr lange Zeit verflossen sein, seitdem die Vorfahren der Gens Satyri sich von den Ahnen der heutigen Pierididae heraus differenzirt haben. Es war dem- nach während dieser grossen Zeitepoche ausreichende Gelegenheit zum all- mählichen Entstehen solch einer Neubildung gegeben, dagegen wäre das Auf- 2) Dixey, Phylog Pier. S. 290. 420 Enzıo REUTER. treten von Augenflecken bei den Satyri zum mindesten sehr auffallend, wenn man die Satyridae in so direkte Beziehung zu den Dornenlosen bringen wollte, wie dies W. Mürter getan hat, weil die fragliche Neubildung dann ganz plötzlich und unvermittelt entstanden sein müsste. Mit meiner soeben dargelegten Auffassung von den mutmasslichen genea- logischen Beziehungen der Gens Satyri sehr gut vereinbar ist die von Haase ausgesprochene Ansicht, nach welcher wir die Wurzel seiner Familien Satyro- morpha, Danaomorpha und Acraeomorpha (meiner Satyridae, Danaididae und Nymphalidae) „bei Formen mit [in beiden Geschlechtern] normalen Vorder- beinen zu suchen haben“ '); solche finden sich ja unter den Rhopalocera s. str. nur in der Gens Papiliones?). Die Ableitbarkeit der Raupenform der Satyri von derjenigen der Pierididae ist noch nicht direkt konstatirt, es man- gelt überhaupt an jeglichen diesbezüglichen Versuchen. Soweit ersichtlich dürften inzwischen soleh einer Annahme keine Hindernisse im Wege stehen. Haase macht schon darauf aufmerksam, dass die Raupen der Satyrinae an diejenige der Pierididae erinnern?). Was die Puppen anbetrifft, so sind sie bekanntlich in der Regel, wie die der Danaididae und Nymphalidae am Hinterende frei aufgehängt, es giebt nun aber auch einige Arten (Satyrus Cire, Briseis, Semele und Fidia) deren Puppen in einem losen, mit Erd- klümpchen verwobenen Cocon liegen ). Es wurde vorher bemerkt, dass auch die Puppen einiger Gattungen der Papiionidae und Pierididae in einem von mehreren Seidenfäden bestehenden Gespinnst ruhen, dass dieser Verpuppungs- modus unter den Rhopaloceren als der relativ ursprünglichste anzusehen und zwar als ein bei den in Rede stehenden Gattungen noch erhaltener Rest einer 1) HAAsE, Syst. Tagf. S. 28. ?) Mit Ausnahme einzelner Zycaenidae (vel. oben S. 288). 3) HAASE, l. c. 1) MarLoy, Observations sur quelques chenilles de Satyres. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 1838. S. 266. Nach CHAPMAN (On the Cocoon of Epinephele ianira. Entomologist. 27. 1894. S. 102—103) macht die Raupe auch dieser Art bisweilen ein Cocon. Bei Scupper (Class. Buttfl. S. 80) findet sich eine dem widersprechende Angabe. Nach ihm sollen nämlich die Puppen von Oeneis Semidea, Melanargia Ga- lathea, Satyrus Circe und S. Semele auch die letzten Reste der (bei den aufgehängten Puppen vor- handenen) Seidenfäden verloren haben und nach der Erde gefallen sein, was er als den in fraglicher Hin- sicht am hüchsten differenzirten Zustand unter den Tagfaltern betrachtet und dementsprechend den Satyrinae den höchsten Platz am Stammbaume anweist. Nach TRrwEN (South-Afr. Buttfl.) liegt die Puppe von .Leptonewra Clytus frei unter Steinen. HOFMANN (Raupen. S. 19—21) giebt an, dass die Verwandlung von Melanargia, sowie von Maniola Aethiops ,an der Erde", die von M. Lappona Esp. „frei an oder unter der Erde“, die von Oeneis Bore „unter der Erdoberfläche“ und von Satyrus „in oberflächlichen Erdhóhlen* stattfindet. Bezüglich Oeneis Bore vgl. SANDBERG (lakttagelser over ark- tiske sommerfugles metamorphoser. Ent. Tidskr. IV. 1883. S. 11). Der Verpuppungsmodus kann somit innerhalb der Satyrinae wechseln. Über die Palpen der Ikhopaloceren. 421 früher bei den mutmasslichen heterocerenähnlichen Vorfahren der Rhopalocera allgemein vorhanden gewesenen Eigentümlichkeit aufzufassen ist, sowie dass unter den Ahopalocera sich eine Tendenz zum Aufgeben jeder Hülle der Puppe ganz allgemein geltend macht'). Es liegt auf der Hand zu vermuten, dass auch bei den genannten Satyrinae solch ein Rest eines ursprünglicheren Zustandes sich erhalten hat”). Jedenfalls verdient die genannte Tatsache un- sere ganze Beachtung. Sie scheint, einmal, ihrerseits gegen die Ableitung der Satyridae von den Dornenlosen zu sprechen, deren Puppen wie die der sämtlichen übrigen Nymphalinae ausnahmslos frei aufgehängt sind, dann, darauf hinzudeuten, dass der Übergang zur freien Aufhüngung auch innerhalb der Gens Satyri selbständig stattgefunden hat, sowie noch eine weitere Stütze für die von mir vertretene Auffassung zu liefern, dass die Gens Satyri am ehesten in Beziehung zu der Gens Papiliones zu bringen, jedenfalls von relativ tief stehenden Formen abzuleiten ist, und zwar am wahrscheinlichsten von For- men, die den Vorläufern der Pierididae relativ am nächsten standen. Zusammenfassung. Die Familie Satyridae, welche zumeist in Beziehung zu den Nym- phalinae und zwar zu denjenigen Gattungen derselben, deren Raupen ähnlichen Habitus besitzen (Apatura, die ,Dornenlosen“ MöLLER's), gebracht worden ist, steht aller Wahrscheinlichkeit nach in keiner nahen Blutsverwandtschaft zu denselben, ist auch nicht in nähere Beziehung zu den Danaidae zu bringen. Sie bildet vielmehr inner- halb Bares’ grosser Familie Nymphalidae einen eng geschlossenen Formenkreis, welcher einem ganz anderen Stamme als die soeben genannten Abteilungen angehóren dürfte. Weil sie zudem auch in keine der vorher behandelten Gentes unterzubringen ist, haben wir sie wahrscheinlich am besten als Vertreter einer eigenen Gens, Satyri, aufzufassen, deren Vorfahren wir am ehesten unter den den Ahnen der Pierididae relativ am nächsten stehenden Formen zu suchen haben. 1) Vgl. S. 252—523, 288, 331 vorliegender Abhandlung. ?) Hiermit wird die auf S. 256 durch einen Lapsus gemachte Angabe, dass Reste des fraglichen früheren Verpuppungsmodus sich unter den Rhopalocera s. str. ausschliesslich bei den Papilionidae und Pierididae erhalten haben sollten, berichtigt. — Dass die Puppen der meisten Satyrinae am Hin- terende aufgehängt sind, dass diejenige einzelner Arten frei an der Erde liegen, kann der taxono- mischen Bedeutung des soeben genannten Umstandes keinen Eintrag tun. Die Sache lässt sich viel- mehr einfach dahin beurteilen, dass die verschiedenen Verpuppungsmoden erst innerhalb der Satyrinae sich ausgebildet haben, wie wir eine analoge Erscheinung schon früher bei den Zycaenidae und Ery- cinidae konstatirt haben (vgl. oben S. 288). 499 Enzıo REUTER. Gens VI. Nymphales. Fam. VIII. Nymphalidae. Subfam. I. Acraeinae. Die früher oft mit den jetzigen Heliconünae und Ithomäinae vereinigte Subfamilie Acraeinae besteht nur aus Fagrrous Gattung Acraea'). Die allgemeinen Palpenmerkmale der Subfamilie lassen sich folgendermassen kurz ausdrücken. Palpen über den Kopf hervorragend, hauptsüchlich am Grunde gebogen, mehr oder weniger stark aufgeblasen, rund. Basalglied einigermassen gleich- mässig dick, gekrümmt. Mittelglied 2/5 bis annähernd 2°/, mal so lang, von wechselnder Gestalt. Endglied sehr klein, dünn und zugespitzt oder meisten- teils knopffórmig. Behaarung wechselnd, oft, namentlich auf dem Mittelgliede, recht dünn; die Bauchseite des Mittelgiedes und z. T. auch des Basalgliedes stets mit starren und kräftigen, gerade aufrecht stehenden Grannenhaaren be- setzt; der Haarkamm des Rückens keinen deutlichen Schopf bildend. Basal- fleck bisweilen wegen der sehr spärlichen Beschuppung ausserordentlich unbe- stimmt begrenzt und dann scheinbar über einen recht grossen Teil des Basal- gliedes ausgedehnt, bei normaler Beschuppung aber etwa '/; bis * der Länge und so gut wie die ganze Breite der Innenseite des Gliedes einnehmend, am proximalen Teil abgestutzt oder schwach abgeschrügt, von dem Palpenstiel durch eine Falte deutlich getrennt. Auf der proximalen oberen Ecke des Basalflecks findet sich eine mehr oder weniger deutlich erhabene, etwa drei- eckig elliptische, am oberen Rande meist etwas eingezogene, keineswegs gestielt erscheinende Anschwellung, welche an dem oft ein wenig zugespitzten distalen Ende mitunter noch nicht deutlich markirt ist. Die Kegel hauptsüchlich auf diese Anschwellung beschrünkt, mässig lang aber verhältnismässig dick, fast gerade, zugespitzt, aufwürts gerichtet. Ausserhalb der Anschwellung finden sich meist in spärlicher Anzahl kleine, z. T. winzige Kegelgebilde. FaBricius” Gattung Acraea wird öfters in mehrere (gewöhnlich sechs) Sektionen oder Untergattungen eingeteilt, welche — oder doch einige dersel- ben — nicht selten als selbständige Gattungen betrachtet werden und sich u. A. durch verschiedene Palpenform von einander unterscheiden sollen. Die !) Die Gattung Alaena, welche früher den Acraeinae zugezühlt wurde, ist eine Lycaenide, wie dies Scnamz (op. cit. S. 101, 280—981) zuerst nachgewiesen hat. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 423 angeblichen Unterscheidungsmerkmale sind aber fär die in Rede stehenden Formengruppen nicht immer stichhaltig ). Was speziell die Palpen betrifft, so wechselt die Form derselben bedeutend innerhalb der Gattung Acraea (s. L), es hält aber schwer, mit Rücksicht hierauf bestimmt umgrenzte Arten- gruppen zu unterscheiden; einerseits ist dieselbe Palpenform nicht immer für jene Untergattungen Ausschlag gebend, andererseits finden sich vermittelnde Übergänge zwischen denselben. Am ehesten treten die südamerikanischen Arten, welche die Untergattung, resp. Gattung, Actinote bilden, durch ihre fast garnicht aufgeblasenen, dunkelbraun chitinisirten, dicht und zwar am Bauche recht lang und fein borsteiförmig abstehend behaarten Palpen in Gegen- satz zu den übrigen Acraeen. Unter den von mir untersuchten Arten der östlichen Hemisfäre zeichnen sich Æpaea und Alcinoe var. Camerunica, welche der Gattung Planema (im Sinne von Aurıvırrıus) angehören, ausser durch die dunkel behaarten und an der Aussenseite weissgestreiften Palpen noch durch das mehr oder weniger stark bräunlich gefärbte Chitin und schwach aufge- blasene Form derselben aus, wodurch sie sich von allen übrigen mir bekannten östlichen Arten, die licht behaarte und hell geblich oder weissgelblich, bezw. fast durchsichtig chitinisirte Palpen besitzen, unterscheiden. Ob die Planema- Arten sich inbezug auf ihre Palpen konstant von den übrigen Acraeen trennen lassen, kann ich wegen des geringen mir zugänglichen Materials nicht ent- scheiden, will aber jedoch bemerken, dass die eine der von mir untersuchten Arten (Alcinoe var. Camerunica) hierin schon eine nicht geringe Annäherung an die zuletzt erwähnten Acraea-Arten darbietet. Wenn man eine Gruppirung der Arten der sehr umfangreichen Gattung Acraea (s. 1.) durchführen will, scheinen mir jedenfalls mit Rücksicht auf die Palpenbildung am ehesten Acti- 1) So sieht sich -TRIMEN (South-Afr. Buttfl. I. S. 128 ff.) veranlasst, einige dieser Untergattungen und zwar Hyalites, Gnesia und Telchinia in eine Gattung, Acraea, zusammenzufassen, welcher er zwei andere, Planema und Pardopsis, gegenüber stellt. Ihm schliesst sich inbezug auf die Vereini- gung der drei zuerst genannten HAAsE an (Mimiery. II. 5. 40). KArRscH macht auf die schwankenden Charaktere der Gattungen auch in ihrer von TRIMEN gegebenen Umgrenzung aufmerksam; es bleibt seiner Ansicht nach nichts übrig, als die afrikanischen Acraeinae, wenn man nicht etwa Planema auf die Epaea- und die Æuryta-Grüppe einschränken will — was ihm indessen auch recht künstlich er- scheint — ,bei Acraea zu belassen und sorgfältiger als es bisher geschehen, eine natürliche Gruppirung der Arten dieser Gattung zu begründen“ (Tagf. Adeli. S. 193). Nach AunmiviLLIus können die Pla- nema-Arten, wenn man die Lycoa- und Æsebria-Gruppen aussondert, „so weit sie bekannt sind, durch die sehwarzen an den Seiten weissgestreiften Palpen, durch die jenseits des Zellendes (sehr selten am Zellende) entspringende Rippe 11 [1. Radialast] der Vorderflügel, durch die kurze Mittelzelle der Hin- terflügel und durch die mit langen Rückendornen und ohrenáhnlichen Kopfhörnern bewaffneten Puppen von allen Acraeen sofort getrennt werden" (Tagf. Kamerun. Ent. Tidskr. 14. 1893. S. 280). Mit Rück- sicht auf die Puppenform unterscheidet AURIVILLIUS unter den Acraeinue vier Formengruppen, näm- lich: 1. Acraea (die meisten afrikan. Arten) und Pareba; 2. Lycoa- und Esebria-Gruppe von Acraea ; 3. Actinote; 4 Planema (vgl. 1, c, S. 290—291). 424 Exzro REUTER. note und Planema (im Sinne von Aurtviuvıus) das Recht von Untergattungen oder vielleicht eher von selbständigen Gattungen den übrigen Acraeen als Gesamtkomplexus gegenüber beanspruchen zu können !). Welche von ihnen die relativ primitivsten Vertreter der Subfamilie dar- stellen, wage ich wegen unserer gegenwärtigen mangelhaften morfologischen Kenntnis nicht zu entscheiden, ich will mich deshalb nur auf eine Besprechung der Palpenbildung beschrünken. Unter allen von mir untersuchten Acraeinae scheinen die Actinote-Arten die relativ am wenigsten differenzirten Struktur- verhältnisse des Basalflecks darzubieten?). Die Anschwellung ist nur sehr schwach erhaben und, namentlich vorn, z. ©. noch etwas unbestimmt begrenzt, die nicht besonders stark entwickelten Kegel gehen nach unten hin und distal- wärts in noch einigermassen reichlich vorhandene und auf einem ziemlich grossen Teil des Basalflecks zerstreut dastehende kleine Kegelgebilde über; der Basalfleck selbst ist distalwürts ein wenig verjüngt und unbestimmt begrenzt. Wie oben erwähnt, sind die Palpen der Actinote-Arten meist sehr schwach aufgeblasen, normal beschuppt und am Bauche dicht und abstehend lang be- haart, was ebenfalls relativ ursprüngliche Verhältnisse verraten dürfte, denn es liegt auf der Hand, in der stark aufgeblasenen Form und in der in Korre- lation dazu stehenden dünnen Behaarung der Palpen eine sekundäre Erschei- nung zu erblicken?), um so eher als gerade die Actinote-Arten durch ilire verhältnismässig dünne Palpenform eine beträchtliche Annäherung an die mit den Acraeinae ganz unzweifelhaft genetisch zusammenhängenden und nahe ver- wandten Heliconiinae zeigen, sich daher in fraglicher Hinsicht relativ am we- nigsten von der gemeinsamen Stammform entfernt haben dürften; mit den Heliconiinae haben die Actinote-Arten übrigens auch das geografische Verbrei- tungsgebiet gemein und besitzen im Gegensatz zu den afrikanischen Formen nach Seitz „ganz genau den Heliconidenflug“ '). An Actinote schliessen sich am ehesten die Planema-Arten durch die noch verhältnismässig wenig stark aufgeblasenen, einigermassen dick chitinisirten und bräunlich gefärbten Palpen sowie durch die ziemlich dichte und dunkle Behaarung derselben an, welche indessen vorherr- 1) Vielleicht ist auch Pareba DouBL. als besondere Gattung aufrecht zu halten, ich hatte leider nicht Gelegenheit die Palpen derselben zu untersuchen. *) Dagegen sind bei Ac/inote, namentlich bei A. Callianira und Verwandten, die I c/-Vorderfüsse auffallenderweise relativ am stärksten verkümmert. ®) ScHATZ hat (op. cit. S. 102) diese Korrelation bei den verschiedenen Gruppen von Acraea bemerkt, scheint aber von gerade entzegengesetzter Voraussetzung auszugehen, indem er die stärkere Behaarung in Beziehung zu dem Abnehmen des Grades der Aufblasung stellt. In Analogie mit zahl- reichen Fällen in anderen Familien dürften wir aber annehmen, dass auch hier umgekehrt eine stufenweise zunehmende Aufblasung der Palpen die dünnere Behaarung, bezw. Beschuppung zur Folge gehabt hat. +) Serrz, Lepidopterologische Studien im Ausland. (Zool. Jahrb. Abth. Syst. IV. 1889. S. 778), Uber die Palpen der Rhopaloceren. 425 schend schuppenühnlich ist. Über Arten, wie À. Lycoa und Cydonia, kommen wir endlich zu Zetes, Violae und Horta, deren Palpen sehr stark aufgeblasen, weisslichgelb und sehr zart chitinisirt sowie, namentlich an der Innenseite, dünn behaart, bezw. beschuppt sind; bei ihnen haben auch die Anschwellung und die Kegel ihre hóchste Differenzirungsstufe erreicht, die kleinen Kegel- gebilde dagegen eine immer weiter gehende Reduktion erfahren !). Es ist mehrmals von den Autoren darauf hingewiesen worden, dass die Acraeinae gewisse Eigentümlichkeiten mit den Parnassiern gemein haben °). Die am meisten auffallende Ähnlichkeit besteht in dem Besitz von taschen- förmigen Hinterleibsanhängen bei den Weibchen, deren Entstehung nach Rocrx- HOFER bei einigen Gruppen der Gattung Acraea auf dieselbe Ursache wie bei den Parnassiern und zwar auf ein von den Männchen wührend der Kopu- lation abgesondertes Sekret zurückzuführen sei, „während die amerikanischen Acraeen (Actinote) einen mehr einfach kegelfórmigen, soliden Fortsatz besitzen, der durch gleichmässige, oft dichte Behaarung, sowie starke Bewimperung an den Rändern auf eine andere morphologische Bildung schliessen lässt“ ?). Wei- tere Ähnlichkeiten mit den Parnassiern besitzen die Acraeinae in den halb- durchsichtigen Flügeln und in der Form der Klauen der mittleren und hinte- ren Füsse einiger Arten. Die erstgenannte Erscheinung kommt in der Tat ausser bei den Acraeinae nur bei den Parnassiern etc. vor, jene unterscheiden sich aber in sehr vielen Beziehungen so erheblich von diesen, dass jedenfalls nicht an eine nahe Verwandtschaft zwischen denselben zu denken ist, weshalb es zum mindesten sehr zweifelhaft erscheint, ob wir hier mit wirklich homo- logen Gebilden zu tun haben, welche auf gemeinsamen Ursprung hindeuten; wenigstens dürfen wir in den genanntem Ähnlichkeiten nicht ohne weiteres Indizien einer Blutsverwandtschaft der Acraeinae mit den Parnassiern erblicken. Andererseits stehen aber die Acraeinae ganz unzweifelhaft mit den He- liconiinae und Nymphalinae in nahem genetischem Zusammenhang, welche Be- hauptung ich weiter unten näher begründen werde. 1) Der scheinbar weite Umfang des Basalflecks bei A. Horta, Violae ete. ist nieht ein primäres Verhältnis, sondern im Gegenteil eine auf Rückbildung der Schuppen beruhende sekundäre Erscheinung. 2) Von einigen Autoren, wie JABLONSKY und Hergsr (Natursyst. Ins. V. 8.5) werden die Acraeen sogar mit Parnassius in einer Familie vereinigt. Auch Linné (Syst. Nat. ed. XII. 1767. S. 754 ff.) stellt Parnassius und Acraea neben einander. Vel. oben S. 226 Note 2 vorliegender Abhandlung. 3) ROGENHOFER, Ueber die taschenfürmigen Hinterleibsanhünge der weiblichen Schmetterlinge der Acraeiden (Verhandl. k. k. zool-bot. Ges. Wien. XLII. 1892. S. 580; vgl. auch S. 581). Siehe ferner: ROGENHOFER, Neue Lepidopteren des k. k. naturhistorischen Hofmuseums (ibid. S. 574—575, Figg. 1—3). — Nach diesem Autor ähnelt die indische Gruppe Pareba inbezug auf die genannten Anhänge mehr den amerikanischen Arten (1. c. S. 580), 54 426 Enzıo REUTER. Subfam. II. Heliconiinae. Die Subfamilie Aeliconiinae, welche früher recht verschiedenartige For- men, wie die Ithomiinae, Hamadryas, die Acraeinae u. A. enthielt !), besteht in den meisten neueren Arbeiten aus Heliconius und Æueides, von denen die letztgenannte Gattung bisweilen den Nymphalinae zugezählt worden ist”). Von einzelnen neueren Autoren werden auch Metamorpha, Colaenis und Dione, welche sonst allgemein unter den Nymphalinae stehen, den Heliconiinae ein- verleibt. Die drei Gattungen wurden zuerst von Fritz MüLLer in unmittel- bare Beziehung zu diesen gebracht?) und zwar hat der genannte Forscher in überzeugendster Weise den Nachweis für die enge Zusammengehórigkeit der- selben geliefert. Die oft bis in die kleinsten Einzelheiten gehenden Überein- stimmungen, welche den Fritz Mörrer veranlassten, Metamorpha, Colaenis und Dione mit Æueides und Heliconius in einer Gruppe, der ,Maracujäfalter“ *), zu vereinigen, beziehen sich auf eine recht grosse Anzahl struktureller, fysiolo- gischer und biologischer Merkmale, von denen einige in derselben Weise aus- schliesslich den genannten Gattungen eigentümlich sind, nämlich: Eiform, Ge- stalt und Bedornung der Raupen, die Futterpflanze derselben, Puppenform, Afterwülste der Männchen, Stinkkölbehen auf der Rückseite des Hinter- leibsendes der Weibchen, Duftschuppen auf der Oberseite nahe dem Vorderrande der Hinterflügel der Männchen, unterseits in charakteristischer Weise behaarte Längsadern der Flügel, viele wichtige Züge im Geäder, Fühler und Mundteile, Lebensweise der Imagines, geografische Verbreitung’). Die sehr grossen Übereinstimmungen zwischen den in Rede stehenden Gattungen im Raupen- stadium wie auch als Puppen werden durch die eingehenden Untersuchungen 1) Vgl. oben S. 320 Note 2, S. 393 Note 2. ?*) Wie z. B. von DouBLEDAYv (Gen. D. L. S. 145), Lucas (Papillons. S. 80) und MóscHLER (Beiträge zur Schmetterlings-Fauna von Jamaica. Abhandl. Senckenb. naturf. Ges. XIV. 3. 1886. S. 97). 3) Colaenis und Dione (Agraulis) wurden zwar schon von Koch (Entwurf einer Aenderung des Systems der Lepidopteren. Stett. Ent. Zeit. 21. 1860. S. 232) von Argynnis und Verwandten getrennt und in dieselbe Abteilung wie Heliconius gestellt, diese Abteilung enthält aber eine recht bunte Ge- sellschaft, wodurch die spezielle Beziehung der genannten Gattungen zu Heliconius weniger deutlich markirt wird. Metamorpha war bis vor Kurzem und auch von MÜLLER mit Colaenis vereinigt. *) Maracujä ist der portugiesische Name der Futterpflanze (Passiflora) der Raupen der in Rede stehenden Gattungen. 5) Es wird des näheren auf die interessanten Arbeiten Fr. MÜLLER's über diese Frage hinge- wiesen: Die Maraeujáfalter. Stett. Ent. Zeit. 38. 1877. S. 492—496. — Beobachtungen an brasilianischen Schmetterlingen: Acraea und die Maracujáfalter als Raupen, Puppen und Schmetterlinge. Kosmos. I. 1877. S. 218—224. — Die Duftschuppen der männlichen Maracujáfalter. Ibid. S. 391—395. — Die Duft- schuppen des Männchens von Dione Vanillae. Ibid. II. 1878. S. 38—41. — Ueber Haarpinsel, Filzflecke und ähnliche Gebilde auf den Flügeln männlicher Schmetterlinge. Jen. Zeitschr. Naturw. XI. 1877. S. 112. — Die Stinkkólbchen der weiblichen Maracujäfalter. Zeitschr. wiss. Zool. XXX. 1878. S. 167—170. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 427 W. Mürzer’s bestätigt '). Scnarz erkennt zwar die nahe Verwandtschaft der Gattungen Metamorpha, Colaenis und Dione mit Heliconius und ÆEueides an, hebt aber hervor, dass Dione mit den typischen Argynniden durch die aufge- blasenen Palpen zusammenhängt, so dass sich eine „fast ununterbrochene Reihe von Übergängen nachweisen lässt, welche eine Trennung der Colaenis-Gruppe von den übrigen Argynniden nicht räthlich erscheinen lässt“ ?). Neuerdings hat sich auch Haasr gegen die von Fr. und W. MürLter vorgenommene Gruppi- rung ausgesprochen?) Einige der von ihm gemachten Bemerkungen, dass nämlich einerseits gewisse (von ihm näher angegebene) der von Fr. MÖLLER angeführten Merkmale nicht ausschliesslich den Maracujà-Faltern zukommen, sondern auch bei einigen Nymphalinae und zwar vorzugsweise in dem Ver- wandtschaftskreis von Argynnis anzutreffen, andererseits einzelne jener Merk- male nicht bei allen Arten der Maracujá-Falter ausgebildet sind, haben zwar z. T. ihre Berechtigung und verdienen jedenfalls Beachtung ^) Es lässt sich 1) W. MÜLLER, Südam. Nymphalidenraupen. — Dieser Autor will mit Rücksicht auf die ähnliche Raupenform auch den Verwandtschaftskreis von Argynnis derselben Gruppe wie die der Maracujá-Falter (und Acraea) einordnen. Hiergegen ist aber einzuwenden, dass in dem Imago-Stadium mehrere der von Fr. MÖLLER hervorgehobenen Merkmale, welche eben die drei Gattungen Metamorpha, Colaenis und Dione mit Heliconius und Eueides verbinden, sich nicht bei den Argynnidi finden. Andererseits sind die Melitaeidi und Vanessidi so nahe mit den Argynmidi verwandt, dass dieser Formenkreis kaum füglich von jenen so weit zu trennen ist; wenigstens müsste man dann die Heliconüinae und Acraeinae den Nymphalinae einverleiben, wie dies W. MÜLLER vorgeschlagen hat. — Fr. MÜLLER macht darauf aufmerksam, dass Acraea, Heliconius, Colaenis (incl. Metamorpha) und Dione ein recht hübsches Beispiel für den Mangel an fyletischem Parallelismus darbieten (Acraea und die Maracujä- Falter etc.); dies dürfte auch auf Argynnis und Cethosia Bezug haben. In der Tat, die Form- verwandtschaft der Raupen ist entschieden viel grüsser als die der Puppen oder Imagines, die fyletische Entwicklung der verschiedenen Stadien ist demnach nicht parallel gelaufen, und zwar haben sich die Puppen und Imagines stärker veründert, wührend die Raupen in Genepistase verharren. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Formverwandtschaft der Raupen auch eine wirkliche Blutsverwandtschaft verrät, auf einen ursprünglichen genetischen Zusammenhang der in Rede stehenden Formen hindeutet. Wenn nun die genannten Gattungen sich als Falter, nicht aber als Raupen, auf drei verschiedene Sub- familien verteilen lassen, fragt es sich, ob man im vorliegenden Falle dem grüsseren Formabstande jener oder dem geringeren dieser einen entschiedeneren Wert beizumessen hat. Nach Fr. MÖLLER (l.c. S. 990) dürfte wenigstens für einige Arten ,der Formabstand der Raupen kaum ihrer Blutsverwandt- schaft entsprechen*. Vielleicht sind die Tatsachen in der Weise am besten aufzufassen, dass wir die drei Subfamilien aufrecht zu erhalten, dieselben aber in nahe genetische Beziehung zu einander zu bringen haben. 2) ScHATZ, op. cit. S. 119. — Es lüsst sich zwar nicht verleugnen, dass die aufgeblasene Form der Dione-Palpen eine Annäherung an die der Argynnidi darzubieten scheint, von dieser weicht sie aber durch das verhältnismässig lange Basalglied ab, welches eher an den Typus von Eueides und Heliconius erinnert. Auch in der Form der Anschwellung zeigt Dione eine geringere Ähnlichkeit mit den Argynnidi als Metamorpha und Colaenis. 3) HAASE, Mimicry. II. S. 58 f. *) HAasE weist u. A. nach, dass Fr. MÜLLER einige Tatsachen übersehen hat, von denen hier erwähnt werden mag, dass die Raupen auch von Cethosia an Passiflora leben, dass der ,Mediansporn* (Cubitalsporn) für zahlreiche Gattungen der Argynnis-Gruppe nachgewiesen ist. Übrigens verweise ich auf die Arbeit Haase’s selbst. 498 Ewzro REUTER. aber trotzdem nicht verleugnen, dass dennoch mehrere wichtige gemeinschaft- liche Charaktere übrig bleiben, welche die sogenannten Maracujä-Falter unter sich verbinden und dieselben in Gegensatz auch zu den Argynnidi stellen, Übereinstimmungen, die unzweifelhaft auf eine innere Blutsverwandtschaft hin- deuten und nicht etwa auf Konvergenz-Analogie oder Mimikry-Erscheinung zurückzuführen sind. Der einzige wichtige Unterschied zwischen Metamorpha, Colaenis und Dione einerseits, Heliconius und Eueides andererseits, besteht wohl darin, dass bei diesen die Discoidalzelle der Hinterflügel geschlossen, bei jenen dagegen wie bei den meisten Argynnidi und anderen Nymphalinae offen ist”). Dieser Unterschied tritt aber. wie dies Fr. MöLLer betont *), der sonst in allen Hauptpunkten herrschenden Übereinstimmung im Bau des Geäders gegenüber in den Hintergrund und ist vielleicht von geringerer Bedeutung als allgemein angesehen wird, weil ganz analoge Fälle auch anders (bei den Amathusüdi unter den Morphinae) vorkommen. Was nun die Palpen anbetrifít, so herrscht inbezug hierauf bei den Ma- racujá-Faltern keine so grosse Einförmigkeit wie in mehreren anderen Merk- malen, obwohl die einzelnen Gattungen auch hinsichtlich derselben ziemlich ungezwungen in Beziehung zu einander gebracht werden kónnen. Hierbei ist zu bemerken, dass Metamorpha, Colaenis und Dione einige unten näher zu erwühnende Ähnlichkeiten mit den Argynnidi zeigen, dagegen sind auffallen- derweise in anderen Beziehungen die Unterschiede zwischen den genannten Gattungen und Æueides weniger gross als zwischen dieser und der mit ihr unzweifelhaft nahe verwandten Gattung Heliconius. Die Palpenbildung spricht also nicht gegen eine Vereinigung von Metamorpha, Colaenis und Dione mit den beiden zuletzt genannten, wenn sie auch andererseits gerade nicht eine solche besonders befürwortet; es kommt überhaupt darauf an, welchen Zügen grösserer Wert beizumessen ist. Jedenfalls muss zugestanden werden, dass die Palpen jener drei Gattungen nichts Charakteristisches aufzuweisen haben, was nicht, wenigstens in annähernd ähnlicher Weise, auch den Argynnedi zukommt; inbezug auf die Palpenbildung ist daher die Begrenzung der Heli- coniinae im Sinne von Fr. Mürrer gegen die Argynnidi hin keine schroffe. !) Gegen die von Fr. MÜLLER (Die Maracujäfalter. S. 496) gemachte Behauptung, dass die offene Discoidalzelle der Hinterflügel von Colaenis diese Gattung nicht nur von Heliconius, sondern „ganz ebenso von etwa 50 der 113 von H. Sch. angenommenen Nymphalinen-Gattungen* unterscheidet, ist einzuwenden, dass bei den in Rede stehenden Nymphalinae die UDC doch stets verkümmert, nicht wie bei Heliconius vollkommen röhrig ist, daher die Discoidalzelle bei jenen nieht in gleicher Weise „ge- schlossen*, wie bei dieser Gattung. 2) FR. MÜLLER, ]. c. S. 494. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 429 Mit Rücksicht auf das oben Angeführte erscheint jedoch bei unserer gegen- würtigen Kenntnis der Tatsachen einerseits ein engeres Zusammenhalten der Gattungen Heliconius, Eueides, Metamorpha, Colaenis und Dione gerechtfertigt, andererseits ist aber auch nicht zu übersehen, dass zwischen ihnen und den Argyn- nidi bemerkenswerte Berührungspunkte existiren, welche auf einen ursprüng- lichen Zusammenhang der beiden Formenkreise hindeuten. Es handelt sich aber nun darum, ob die Merkmale, welche die Maracujá-Falter unter sich verbinden und sie in Gegensatz zu den Argynnidi und den übrigen Nymphalinae stellen, jene zwischen ihnen und den Argynnidi bestehenden Berührungspunkte an taxo- nomischer Bedeutung und Prügnanz so weit übertreffen, dass die Maracujá-Falter den Rang einer eigenen Subfamilie beanspruchen kónnen oder ob sie etwa eher als Unterabteilung (Tribus oder vielleicht Stirps) der Nymphalinae auf- zufassen seien. Es muss zugestanden werden, dass es Instanzen giebt, welche für und gegen diese beiden Auffassungen sprechen. Es scheinen mir übrigens die Tatsachen, soweit sie bisher bekannt sind, eine Einreihung der fraglichen Gruppe in die eine oder andere dieser systematischen Kategorien, welche ja als mehr oder weniger künstliche Abstraktionen anzusehen sind und der in der Natur bestehenden Gruppirung nur unvollkommen entsprechen, überhaupt nicht ohne Zwang zuzulassen. Mit Anerkennung dieser Schwierigkeiten und unter Berücksichtigung jener Anknüpfungen an die Argynnidi scheint es mir — allerdings nicht ohne Reserve — und zwar hauptsüchlich mit Rücksicht auf die von Fritz Mörrer hervorgehobenen Gründe, am rätlichsten, der Anordnung des genannten Autors wenigstens bis auf weiteres zu folgen, d. h. die Gattungen Heliconius, Eueides, Metamorpha, Colaenis und Dione als Repäsentanten einer eigenen Subfamilie, Zeliconiinae, der Nymphalidae aufzufassen, doch will ich nochmals bemerken, dass ich nicht ganz überzeugt bin, damit das Richtige getroffen zu haben. Dagegen unterliegt es keinem Zweifel, dass die Nym- phalinae durch die Argynnidi in nahem genetischen Zusammenhang mit den Heliconiinae (und den Acraeinae) stehen; auf diesen Punkt werde ich später zurückkommen. Wenden wir uns jetzt einer eingehenderen Besprechung der Palpenbil- dung der in Rede stehenden Gattungen zu. Weil die Palpen einiger dersel- ben bald in diesem, bald in jenem Punkte von einander abweichen und des- halb eine treffende und zugleich ausreichende Charakteristik der Palpenbildung vorliegender Subfamilie in ihrer jetzt angenommenen Umgrenzung etwas schwierig zu geben ist, will ich auf solch eine allgemeine und umfassendere Charakte- ristik verzichten, dagegen bei der Besprechung der einzelnen Gattungen die hauptsächlichsten verbindenden und unterscheidenden Züge hervorheben. Hier 430 Enzıo REUTER. mag doch bemerkt werden, dass die Palpen sämtlicher Gattungen am Bauche stets. mit steif aufrecht stehenden starken Grannenhaaren, am Rücken mit einem deutlichen Haarschopf versehen sind, dass die den proximalen oberen Teil des Basalflecks einnehmende Anschwellung oder Vorwólbung deutlich erhaben, oben und vorn gut markirt ist, unten dagegen allmühlich in die Umgebung übergeht und niemals gestielt erscheint; die meist mässig stark entwickelten Kegel sind auf die Anschwellung beschrünkt, am unteren Rande derselben am kleinsten, schwach gebogen, aufwärts oder oft zugleich vorwärts gerichtet; kleine Kegelgebilde sind noch mitunter ausserhalb der Anschwellung vorhanden. Chitin weisslichgelb. . Keine der in Rede stehenden Gattungen zeichnet sich vor den anderen durch eine überwiegende Mehrzahl von primitiven Palpenmerkmalen aus, die für sie eine besondere Annäherung an die mutmassliche Stammform bekunden würden. In- dessen scheint unter den genannten Gattungen Zueides in gewisser Hinsicht die am wenigsten modifizirte Form darzubieten, welche in sich Züge von Heliconius einerseits, von den unter sich nahe verwandten Metamorpha, Colaenis und Dione andererseits vereinigt und zu welcher die von jener und von diesen Gattungen repräsentirten Formen, wenn sie sich auch nicht direkt von der- selben ableiten, sich dennoch am ehesten in Beziehung bringen lassen. Die Palpen von Jweides sind von normaler Dicke, die mässig dichte, hauptsächlich schwärzlich gefärbte Behaarung besteht am Bauche des Basal- gliedes zum grossen Teil aus einigermassen langen und feinen, abstehenden Haaren, im übrigen aus Schuppen und, namentlich auf der Innenseite des Mittelgliedes, aus anliegenden kurzen Haaren. Der am proximalen oberen Teil nur ein wenig verjüngte, bezw. etwas spitz ausgezogene Basalfleck nimmt wohl 7; der Länge und so gut wie die ganze Breite der Innen- seite des Basalflecks ein; während die Anschwellung und die auf derselben stehenden Kegel kaum eine hóhere Differenzirungsstufe als bei den übrigen Gattungen darbieten, zeigt Æueides jedenfalls durch das Vorhandensein von ziemlich zahlreichen, kleinen und schmächtigen Kegelgebilden vor und unter- halb der Anschwellung ein relativ primitiveres Verhalten"). An Æueides 3) Als Raupe scheint inbezug auf die Zeichnungsverhältnisse ebenfalls Zueides und zwar E. Aliphera einen ursprünglicheren Zustand, als die übrigen Gattungen darzubieten. (Vel. W. MÜLLER, op. cit. S. 15—16). Auch ist bei Æueides noch, wie bei Heliconius, die Discoidalzelle der Hinterflügel durch eine vollkommen rührige UDC geschlossen. Die eigentümliche Stellung der Æueides-Puppe aber, welche in der Weise gebogen ist, dass „der Körper, die Bauchseite nach oben gerichtet, horizontal oder wenigstens der Anheftungsfläche parallel“ ist, stellt freilich eine sekundäre Erscheinung dar, die ursprüngliche vertikal hàngende Lage wird aber, wie dies W. MÜLLER (op. cit. S. 8) bemerkt, anfangs auch von der Eueides-Puppe eingenommen, wodurch die scheinbar grosse Abweichune von dem primitiven Zustande in der Tat bedeutend verringert wird. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 431 schliesst sich Helicontus ungezwungen durch die allerdings schlankere und durch ein längeres Endglied ausgezeichnete Form der Palpen, sowie durch die ebenfalls schwärzlich gefärbte Behaarung derselben an, welche letztere jedoch ganz überwiegend aus Schuppen besteht, von denen besonders die auf der Innenseite des Basalgliedes befindlichen inbezug auf Gestalt und Anord- nung sehr an die von Æueides erinnern. Dagegen weicht Heliconius durch den kleinen, meist nur auf einen sehr unbetrüchtlichen Raum am Grunde des Basalgliedes beschränkten und sehr bestimmt begrenzten Basalfleck, welcher fast gänzlich von der Anschwellung ausgefüllt wird, ziemlich bedeutend von Eueides ab und zeigt zugleich hierin, wie auch durch das Verschwinden der kleinen Kegelgebilde ausserhalb der Anschwellung ein merklich abgeleiteteres Verhalten ). Die vorn gerundete, bisweilen etwas bauchig hervortretende, nach unten und hinten etwas verschmälerte Gestalt der Anschwellung lässt sich nicht direkt aus der mehr viereckigen von Æueides ableiten ?), sie wird übrigens vielleicht von der gedrungenen Form des Basalflecks selbst bedingt. Die Pal- pen von Metamorpha, Colaenis und Dione haben ebenfalls mehrere, z. T. aber andere Züge als die von Heliconius mit den Æueides-Palpen gemein, und zwar bieten sie inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks, wie unten ersichtlich, sogar grössere Ähnlichkeit mit dieser Gattung dar, als es Heliconius tut. An- dererseits zeigen sie auch eine beträchtliche Annäherung an die Form der Argynnidi. Freilich sind die Palpen von Metamorpha und Colaenis nur wenig, die von Done auch nicht besonders stark aufgeblasen, so dass die Abweichung von Æueides in dieser Hinsicht nicht sehr erheblich ist, die hell (gelblich) gefärbte, am Bauche des Basalgliedes aus zahlreichen langen, abstehenden feinen Haaren bestehende und durch eine überhaupt gestrecktere Form der Schuppen ausgezeichnete Behaarung erinnert aber mehr an einige Gattungen der Argynnidi, wie Cethosia und Argynnis selbst, als an Æueides, wenn sie sich auch ziemlich ungezwungen mit derjenigen der zuletzt genannten Gattung ver- gleichen lässt. Dagegen kommt die Form und Ausdehnung des Basalflecks der von Æueides recht nahe und inbezug auf die Anschwellung lassen sich sowohl Metamorpha als besonders Colaenis sehr gut in Beziehung zu derselben 1) Dies steht wieder mit der von W. MÜLLER, (l. c.) ausgesprochenen Vermutung im Einklang, dass die bei den übrigen Gattungen der Heliconiinae (in dem jetzt angenommenen Umfange) im ersten Stadium vorkommende, wahrscheinlich als relativ ursprünglich anzusehende, durch wechselnde helle und dunkle Segmente charakterisirte Zeichnungsform bei Heliconius verloren gegangen ist, wonach also diese Gattung sich in fraglicher Hinsicht als abgeleitet erweist. 2) Dies lässt sich mit dem Ausspruch HaAAsE's vereinen, dass „die beiden Gattungen Heliconius und Eueides als selbständige Ausläufer eines Stammes entstanden zu sein scheinen, von denen Æueides He. durch das deutlich keulenförmige Fühlerende mehr an Acraea erinnert“ (Mimiery. II. S. 55), 432 Enzıo REUTER. Gattung bringen; die Kegel zeigen meist dieselbe Anordnung wie bei Helico- nius und Eueides, haben aber bei Metamorpha und namentlich bei Dione eine höhere Entwicklungsstufe erreicht; die bei Fueides vorkommenden kleinen Kegelgebilde sind zum grossen Teil rückgebildet, finden sich jedoch mit- unter noch in geringer Anzahl vor der Anschwellung. Nach der Palpen- bildung zu urteilen schliesst sich unter den drei in Rede stehenden Gattungen Colaenis am ehesten an Æueides an'). Mit Colaenis nahe verwandt, und zwar besonders durch C. Delila mit ihr verbunden, scheint Metamorpha zu sein, welche ja früher mit Colaenis vereinigt war. Dione nimmt mit Rücksicht auf das kurze und am Ende gerundete Endglied, sowie auf den stärker nach hinten ausgezogenen Basalfleck und die dreieckig erscheinende Anschwellung nebst den stark ausgebildeten Kegeln eine mehr isolirte Stellung ein”), zeigt aber in anderer Beziehung Berührungspunkte sowohl mit Metamorpha als mit Colaenis. Subfam. III. Nymphalinae. Tribus I Argynnidi. Vorliegende Tribus unterscheidet sich von Scmarz! Argynnis-Gruppe da- durch, dass einerseits Clothilda, die hier durchaus isolirt dastände und welche ich als Repräsentanten einer eigenen Subfamilie der Danaididae betrachte (vel. S. 315—319), andererseits Metamorpha, Colaenis und Dione, die den Heliconiinae einverleibt wurden, von der genannten Gruppe ausgeschieden wor- den sind. !) Bemerkenswert ist, dass einige Colaenis-Arten, wie C. Julia, auch in der äusseren Erscheinung eine auffallend grosse Ähnlichkeit mit gewissen Arten der Gattung Fueides, und zwar E. Aliphera und Verwandten zeigen. Inwieweit diese Ähnlichkeit auf eine nahe Blutsverwandtschaft hindeutet oder etwa als Konvergenz-Analogie oder Mimikry-Erscheinung aufzufassen ist, wie dies HAASE (Mimicry. II. S. 60) annimmt, kann gegenwärtig nicht sicher festgestellt werden; mit Rücksicht auf die vielseitigen gemein- schaftlichen strukturellen Übereinstimmungen zwischen Colaenis und ZEueides scheint mir aber die erste Alternative vieles für sich zu haben. Gegen die Annahme von einer mimetischen Anpassung der E. Aliphera an C. Julia lässt sich übrigens der sehr erhebliche Gróssenunterschied der beiden Arten anführen; diese Art ist bekanntlich beinahe doppelt so gross wie jene. 2) Von den übrigen Gattungen unserer Heliconiinae unterscheidet sich Dione auch durch die Struktur der Klauen, sowie durch die Silberflecken auf der Unterseite der Flügel. Das Vorkommen dieser Silberflecken ist oft als Zeichen einer näheren Verwandtschaft mit Argynnis gedeutet worden. Es lässt sich in der Tat nicht verleugnen, dass gewisse Dione-Arten hierdurch, wie auch durch die breitere Flügelform, eine nicht geringe Ähnlichkeit mit Argynnis zeigen. Wie dies Fr. MÜLLER betont, gilt aber auch hier, dass „es nicht zu sagen ist, wie viel man bei dieser Aehnlichkeit auf Rechnung der Bluts- verwandtschaft, wie viel etwa auf Rechnung täuschender Nachahmung -zu setzen habe“ (Acraea und die Maracujäfalter. S. 219). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 433 Unter den übrigen Genossen dieser Gruppe lassen sich zwei Formenkreise unterscheiden, welche zwar in allen Hauptcharakteren mit einander überein- stimmen, sich aber dennoch, wie unten ersichtlich, durch gewisse eigenartige Züge auszeichnen, welche die Glieder der respektiven Formenkreise unter sich nüher verbinden und ein engeres Zusammenhalten dieser Glieder zu recht- fertigen scheinen. Ich fasse diese Formenkreise, als deren Typen Argynnis und Cynthia zu betrachten sind, als Subtriben, Argynnini und Cynthimi, der Tribus Argynnidi auf. Ich gebe zunächst eine Darstellung der für die beiden Subtriben gemein- samen Palpenmerkmale und gehe dann zur Behandlung der einzelnen Sub- triben über. Palpen mehr oder weniger stark aufgeblasen. Basalglied kurz. Mittel- glied 2 ' bis gegen 4 mal so lang, wenigstens über die Mitte hin stärker aufgeblasen als das Basalglied. Endglied klein, oft sehr dünn, spitzig. Be- haarung der Bauchseite am Basalgliede dicht, aus langen und steifen, abste- henden Haaren, am Mittelgliede aus kürzeren und feineren, distalwürts sich allmählich stärker neigenden Haaren bestehend; die Innenseite des Basalgliedes beschuppt, die des Mittelgliedes an der unteren Hälfte kurz und fein behaart, an der oberen Hälfte dünn beschuppt; der Haarkamm des Rückens dünn, keinen oder nur einen schwachen Schopf bildend; die Bauchseite, wenigstens am Mittelgliede, stets mit starren aufrecht stehenden Grannenhaaren besetzt. Basalfleck '/, bis annähernd ' der Länge und beinahe die ganze Breite der Innenseite einnehmend, einigermassen gut begrenzt. Die Anschwellung oder Vorwólbung stets scharf markirt und stark erhaben. Die Kegel auf dieselbe beschränkt, gut ausgebildet, meist schwach gebogen. Gruben meist vor der Anschwellung in geringer Anzahl vorhanden. Chitin hell gelblichbraun. Subtrib. 1. Argynnini. Diese Subtribus, welche aus den Gattungen Cethosia, Argynnis, Brenthis und Huptoieta besteht, wird durch folgende spezielle Züge der Palpen aus- gezeichnet. Die proximalen, d. h. den Basalfleck begrenzenden Schuppen der Innen- seite des Basalgliedes wie die übrigen Schuppen anliegend, nicht aufrecht stehend. Der Basalfleck bisweilen am distalen Ende ein wenig verschmälert, am proximalen Teil in der Mitte eingedrückt, dann an der oberen Hälfte mehr oder weniger stark und zwar gerundet stumpfeckig nach hinten ausgezogen. Die Anschwellung meist das Zentrum des proximalen Teils des Basalflecks 55 434 ENZIO REUTER. einnehmend, in der Regel am Vorderrande etwas eckig nach unten umgebogen und am Hinterrande ziemlich stark ausgeschwungen, wodurch sie unten mehr oder weniger deutlich gestielt erscheint und eher als Vorsprung bezeichnet werden kann, gut ausgebildet und besonders am oberen Rande stark gewölbt, ausnahmsweise (einige Brenthis-Arten) nur flach erhaben. Die Kegel am Stiele des Vorsprungs meist sehr klein, papillenartig, übrigens wohl entwickelt und zwar auf dem proximalen oberen Teil am besten ausgebildet, gebogen; winzig kleine Kegelgebilde stets vor und unterhalb des Vorsprungs in grós- serer oder geringerer Anzahl vorhanden. Diejenigen Gattungen, welche am ehesten Beziehungen zu den Heliconünae aufweisen, sind Argynnis und Cethosia. Inbezug auf die Behaarung der Palpen zeigen sie, wie früher erwähnt, nicht geringe Ähnlichkeit mit Metamorpha, Co- laenis und Dione. Die Strukturverhältnisse des Basalflecks weisen ebenfalls bemer- kenswerte Berührungspunkte mit denen der genannten Gattungen und der Zwei- des auf, deuten aber nicht auf eine so direkte Beziehung zu diesen hin, wie im allgemeinen angenommen wird. Die Anschwellung, bezw. der Vorsprung ist höher differenzirt, mächtiger gewölbt und hinten bedeutend stärker ausgeschwun- gen; auch die Kegel sind kräftiger ausgebildet und stärker gebogen, dagegen kommen die kleinen Kegelgebilde ausserhalb des Vorsprungs in reichlicherer Anzahl vor. Von jenen beiden Gattungen hat Cethosia weniger stark aufge- blasene Palpen, bei Argynnis ist aber die Behaarung der Bauchseite in viel ausgedehnterem Masse auch am Mittelgliede abstehend, fein und lang borsten- förmig und zeigt hierdurch ein ursprünglicheres Verhalten. Inbezug auf den Umfang und auf die Begrenzung des Basalflecks kommen die beiden Gattungen einander beinahe gleich. Der Vorsprung ist bei einigen Argynnis-Arten we- niger stark, bei anderen aber ebenso kräftig ausgebildet wie bei Cethosia; dagegen sind die Kegel in der Regel bei Argynnis weniger robust und der Basalfleck ist in grösserer Ausdehnung als bei Cethosia mit kleinen Kegelge- bilden besetzt, was ebenfalls ein relativ weniger abgeleitetes Verhalten bedeutet '). 7) Durch die Abzweigung zweier Radialäste vor dem Ende der Discoidalzelle der Vorderflügel zeigt Argynnis ebenfalls ein ursprünglicheres Verhältnis als die übrigen Gattungen dieser Subtribus; bei Brenthis und Cefhosia steht nur der 1. Radialast vor dem Zellende, bei Æuptoieta können sogar alle Radialäste nach demselben sich abzweigen. Cethosia wird von ScHArz (op. cit. S. 115) als mit Dione ganz eng verwandt bezeichnet. Mit dieser Gattung hat sie zwar die anhangslose Form der Klauen, wodurch sie sich zugleich von allen übrigen Argynnidi abweicht, gemein; auch deuten der gut ausgebildete Cubitalsporn, die ähnliche Rau- penform und die gleiche Futterpflanze (Passifloren) derselben auf eine Beziehung zu den Heliconiinae überhaupt (im Sinne von Fr. MÜLLER) hin; mit Rücksicht auf die verschiedene Flügelform und Fär- bung, die kurze Form der Discoidalzelle der Vorderflügel und den verschiedenen Schluss derselben, sowie den nach aussen gebogenen Subcostalast der Hinterflügel, in welchen Beziehungen Cethosia dagegen Über die Palpen der Rhopaloceren. 435 Brenthis, welche Gattung noch von mehreren Systematikern mit Argynnis ver- einigt wird, deren generische Trennung aber vóllig gerechtfertigt erscheint, unterscheidet sich von Argynnis recht gut durch die merklich schlankere Pal- penform. Während die Gattung sich hierdurch einerseits von der charakte- ristischen Argynnis-Form entfernt, nähert sie sich andererseits dem Typus der Melitaeidi. Durch die auch am Mittel- und Endgliede längere und aufrechter stehende, fein borstenförmige Behaarung der Bauchseite, durch den überhaupt grösseren Umfang des Basalflecks und die schwächer ausgebildete Anschwel- lung scheint Brenthis sogar primitivere Verhältnisse als Argynnis darzubieten; die flach erhabene Anschwellung einiger Arten dürfte aber nicht eine primäre Erscheinung darstellen, sondern vielmehr auf sekundäre Rückbildung zurück- zuführen sein, wie wir bei den Melitaeidi ein ganz analoges Verhalten finden. Jedenfalls besitzt Brenthis mit den Heliconiinae, mit denen die Argynnidi doch ganz unzweifelhaft genetisch zusammenhängen, keine so nahen Berührungs- punkte, wie dies Argynnis tut. Vielleicht deuten jene zuerst genannten primi- tiven Züge auf eine ziemlich frühe Scheidung der Gattung Brenthis von Argynnis- ähnlichen Formen hin. Drenthis dürfte sich dann nach der Richtung der Melitaeidi hin abgeändert haben, an welche sie ausser durch die wenig aufge- blasene Gestalt der Palpen, noch durch das verhältnismässig lange Basalglied und kräftige Endglied, durch die ziemlich grossen Schuppen der Innenseite des Basalgliedes, sowie bekanntlich durch die überhaupt geringe Grösse und ganze äussere Erscheinung des Falters erinnern; durch die niemals fehlenden, freilich nicht besonders starken Grannenhaare am Bauche des Mittelgliedes unter- scheidet sich aber Brenthis sofort von den Melitaeidi und stimmt hierin wieder mit dem Typus der Argynnidi völlig überein. Unter allen Gat- tungen vorliegender Subtribus hat Æuploieta die am stärksten aufgeblasenen Palpen. Sie schliesst sich am ehesten der Gattung Argynnis an. Ihre Anschwellung ist zwar am Vorderrande weniger deutlich erhaben und hinten nicht so stark ausgeschwungen, besitzt aber dieselbe gestreckte Form wie sehr gut mit Argynnis übereinstimmt — die dunkle Tracht lässt sich am ehesten mit derjenigen der unten zu erwähnenden dunklen Argynnis-Weibehen vergleichen — erscheint mir aber ScHATz Annahme von einer so engen Verwandtschaft mit Dione nicht gerechtfertigt. Der Cubitalsporn und die Raupen- form nähert sie ebenso viel der Argynnis wie der Dione. Übrigens steht, wie dies Haasr (Mimicry. II. S. 59) bemerkt, die Hauptfutterpflanze von Argynnis, Viola, den Passifloren nahe und auch die Kuptoieta- Raupen leben an den letztgenannten Pflanzenarten. Ich bin entschieden der Ansicht, dass Cethosia, trotz dem mit Dione ähnlichen Bau der Klauen und der gleichen Futterpflanze der Raupen, mit Argynnis viel enger als mit dieser Gattung verwandt ist; auch inbezug auf die Palpenbildung, namentlich die Struktur des Basalflecks, schliesst sich Cethosia der Gattung Argynnis bei weitem viel näher als Dione an. Von einigen Autoren, wie’ BUTLER (Cat. Diurn. Lep. S. 100), Semrer (Reis. Arch. Phil. S. 100) und Leeca (Buttfl. Chin. Jap. Cor. S. 119) wird Cethosia auffallenderweise weit von Argynnis entfernt. 436 Exzio REUTER. bei Argynnis und die Kegel kommen denen der genannten Gattung ziemlich nahe '). Es ist schon vorher erwähnt, dass die Raupenform von Argynnis und Cethosia ganz unzweifelhaft auf eine wahre Blutsverwandtschaft mit den Heli- coniinae und Acraeinae hindeutet; diese wird noch mehr durch die Puppenform bestätigt. Als Indizium einer spezielleren Verwandtschaft mit den Helico- niinae lässt sich auch die gleiche Wahl der Futterpflanze der Cethosia- und Euptoieta-Raupen anführen. Auch in dem Imago-Stadium bestehen mehrere bemerkenswerte Berührungspunkte mit den Heliconänae. Es sind u. A. zu erwähnen einige gemeinschaftliche Züge im Geäder, z. B. das Vorhandensein eines Cubitalsporns der Vorderflügel, welcher indessen bei einigen Argynnidi anscheinend verloren gegangen ist; durch den nach aussen gebogenen Sub- costalast der Hinterflügel zeigt dagegen die Tribus Argynnidi eher eine Annä- herung an die Acraeinae. Inbezug auf die Dufteinrichtungen der Männchen lassen sich ebenfalls Berührungspunkte zwischen Argynnis und den Heliconiinae nachweisen. Auch in der Palpenbildung zeigt die ganze Tribus Argynnidi auffallende Übereinstimmung mit den Heliconinae und Acraeinae. Ich denke hier weniger an die aufgeblasene Form der Palpen, welche von den Seiten der Autoren mehrmals als Zeichen einer näheren Verwandtschaft zwischen dem Verwandtschaftskreis von Argynnis und den Acraeinae gedeutet worden ist. Die Gestalt der Palpen zeigt innerhalb beider Abteilungen ziemlich grosse Schwankungen, es finden sich in beiden, wie in der Regel bei den Heliconiinae, auch nur sehr wenig oder fast garnicht aufgeblasene Palpen, welche Form vielleicht eher, weil offenbar dem normalen Typus näher stehend, als die in jeder dieser Abteilungen relativ ursprünglichere, dementsprechend die aufgeblasene Gestalt als die sekundäre und daher für eine Beurteilung der verwandtschaftlichen Relationen beweisunfähige aufzufassen ist. Viel grös- seren Wert lege ich auf die ausnahmslos bei allen Acraeinae, Heliconiinae und Argynnidi vorkommenden und für die genannten Formenkreise ausserordentlich charakteristischen, in ähnlicher Weise am Bauche des Mittelgliedes und z. T. auch des Basalgliedes stehenden starren Grannenhaare, welche in keiner anderen Abteilung der Nymphalinae durchgehends so stark ausgebildet oder für die ganze Abteilung annähernd so bezeichnend sind, wie dies bei den Argynnidi der 1) Nach ScHarz (op. cit. S. 118) kann Euptoieta als der amerikanische Vertreter von Afella gelten. Im Gegensatz zu ScHATZ' Behauptung ist die Form der Palpen von Euploieta und Atella nicht wesentlich verschieden, dagegen weicht jene Gattung inbezug auf die Form und die Strukturverhält- nisse des Basalflecks bedeutend von dieser ab und gehört ganz unzweifelhaft dem Verwandtschaftskreis von Argynnis an, dürfte aber mit Atella nicht näher verbunden sein. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 437 Fall ist). Diese sehr bemerkenswerte Übereinstimmung dürfte unzweifelhaft ein Erbteil von gemeinsamen Vorfahren darstellen, sie bestätigt in sehr schöner Weise den mit Rücksicht auf die gleiche Raupenform gezogenen Schluss, dass die Acraeinae, Heliconiinae und Argynnidi, (und mit diesen die Nymphalinae) mit einander genetisch zusammenhängen. Für die Zusammenhörigkeit der Acraeinae und Heliconiinae mit den Argynnidi spricht nach Haase noch „die Ausbildung der Genitalklappen des 9. Hinterleibsseg- ments der Männchen, welche bei Heliconius und Fueides”) ebenso deutlich hervortreten und beschuppt sind, wie bei Colaenis und sich auch noch durch die Gattungen der Argynnis-Gruppe hindurch verfolgen lassen“ °). Es wurde oben bemerkt, dass vor allem Argynnis und Cethosia Bezie- hungen zu den Heliconiinae darbieten, sowie dass sich Argynnis durch ver- hältnismässig ursprünglichere Züge auszeichnet. Es ist nun eine sehr inte- ressante und bemerkenswerte Tatsache, dass gerade einige Argynnis-Arten und Varietäten, wie A. Diana Cram., Sagana Dover. Hew. und Paphia L. var. Valesina Esr., hauptsächlich im weiblichen Geschlechte, eine schwärzliche, weiss oder doch licht gefleckte Flügeltracht besitzen, welehe — und zwar vor allem die von A. Diana 9 — Dixer im Gegensatz zu ScuppER ‘), wie es mir scheint aus trifftigen Gründen und mit vollem Recht als die dem ältesten Typus der Argynnidi und somit aller Wahrscheinlichkeit nach der Nymphalinae über- haupt nahe stehende deutet?); von dieser dunklen Tracht ist nach Dixey die gewóhnliche rostrote und schwarz gefleckte der meisten Argynnis- (und wohl auch der Brenthis-)Arten abzuleiten. Diese Auffassung wird auch von Haase °) geteilt. Es verdient Beachtung, dass auch mehrere Cethosia-Arten im weib- lichen Geschlechte, welches ja in der Regel im Gegensatz zu den im allge- meinen stärker modifizirten Männchen sich konservativer verhält und so auch die ursprüngliche Tracht besser bewahrt, in mehr oder weniger dunkel gefärbtem Kleide auftreten. Die Zeichnungsverhältnisse der Cethosien sind freilich nicht von fylogenetischem Standpunkte aus studirt, wie dies Dixey in so erfolgreicher Weise mit den Argynnis-Arten getan hat, es liegt aber auf der Hand, auch bei Cethosia, welche unzweifelhaft mit Argynnis nahe verwandt !) In gewissen Triben, z. B. bei den Vanessidi und Limenitidi finden sich ähnliche, wenn auch bedeutend weniger starke Grannenhaare, was um so interessanter ist, weil gerade die genannten Triben in mehr oder weniger naher genetischer Beziehung zu Argynnis-ähnlichen Formen stehen dürften. *) Haaskz schreibt Eneides. 3) HAASE, Syst. Tagf. S. 31. +) SCUDDER, Buttfl. East. Un. St. & Can. I. S. 533. *) Dixey, Phylog. signifie. wing-mark. Nymph. Vgl. spez. S. 106 Note. 5) Haaszg, Mimicry. II. S. 29. 438 Exzro REUTER. ist, diese dunkle Tracht als eine relativ ursprüngliche aufzufassen. Drxey vermutet sogar, dass, wenn wir im Stande wären, hinsichtlich der fylogene- tischen Entwieklung der Flügeltracht der Argynnidi und verwandter Formen- kreise noch weiter rückwärts zu gehen, vielleicht ein Typus aufzufinden wäre, bei welehem die dunkle Färbung durchaus eintónig war, wie dies mit dem basalen Teil der Flügel von A4. Diana noch der Fall ist, bei welchem also noch keine Differenzirung zwischen der Grundfarbe und den lichten Flecken stattgefunden hatte '). Vorausgesetzt, dass jene dunkle Tracht der oben genannten Argynnis- Arten in der 'Tat eine relativ fyletisch alte ist, welche Auffassung über sehr grosse Wahrscheinlichkeit verfügt, so kann mithin die Flügeltracht der Argyn- nini nicht etwa auf diejenige von Metamorpha, Colaenis und Dione, welche Gattungen nach der Ansicht mehrerer Autoren den Übergang der Heliconiinae zu den Argynnini vermitteln sollen, zurückgeführt werden, denn sie fordert, wie dies Dixey andeutet, jedenfalls einen dunklen Typus als Urform. Nun finden sich auch bei den Heliconiinae und Acraeinae vielfach Arten mit schwärzlicher oder doch dunkler Grundfarbe, was uns vermuten lässt, dass die jetzt so abwechselnde Flügeltracht der Genossen auch dieser Subfamilien in Analogie mit dem Verhalten bei den Argynnini von einer (monotonen) dunklen Grundform abzuleiten ist; hieraus wäre zu folgern, dass auch die gemeinsamen Vorfahren der genannten drei Formenkreise dunkel gefärbt waren. Vielleicht haben wir mit Rücksicht hierauf, sowie in Anbetracht der übrigen oben erwähnten Berührungspunkte der Argynnini mit den Heliconiinae und Acraeinae darauf zu schliessen, dass die Argynnini von Formen ihren Ursprung herleiten, die den gemeinsamen Vorfahren der Acraeinae und Heliconiinae noch ziemlich nahe standen. Subtrib. 2. Cynthiini. Die übrigen von mir untersuchten Gattungen der Tribus Argynnidi, näm- lich Cynthia, Cirrochroa, Lachnoptera, Messaras und Atella, bilden einen Kreis von unter sich näher verbundenen Formen, die ich als Subtribus Cynthini zusammenfasse. Sie wird durch folgende Züge der Palpenbildung von den Argynnini unterschieden. Die proximalen Schuppen der Innenseite des Basalgliedes aufrecht stehend, die übrigen anliegend. Der Basalfleck mehr breit als lang, am distalen Ende 2) Dreier le CS. 119, Öber die Palpen der Rhopaloceren. 439 quer begrenzt, am proximalen Teil nicht merklich eingedrückt und an der oberen Ecke nur sehr unbedeutend ausgezogen, daher der Hinterrand ziemlich steil abfallend. Die Anschwellung sich quer über den Basalfleck ziehend und den grósseren Teil desselben einnehmend, am Vorderrande gerundet und zwar meist etwas bauchig gewólbt, hinten nicht ausgeschwungen und unten nicht gestielt erscheinend, gut ausgebildet. Die Kegel weniger stark, aber gleich- mässiger entwickelt als bei den Argynnini; winzig kleine Kegelgebilde unmit- telbar vor dem unteren Teil der Anschwellung nur sehr spärlich oder fast garnicht vorhanden. Keine der von mir untersuchten Gattungen der Cynthiini zeigt inbezug auf den Basalfleck eine besonders prügnante Annäherung an den Typus der Argynnini. Durch die noch etwas eckig umgebogene, sehr wenig bauchig aufgetriebene, unten verhältnismässig breite und ziemlich allmählich in die Umgebung übergehende Gestalt der Anschwellung scheint Atella am wenigsten von der Argynnis-Form abzuweichen und erinnert zugleich etwas an die An- schwellungsform von Æueides. Andererseits bietet aber Cynthia durch die noch nicht besonders stark aufgeblasene Gestalt der Palpen, durch das relativ lange Basalglied, sowie durch die dichte und lange wenn auch ziemlich grobe Behaarung der Bauchseite vielleicht ein ursprünglicheres Verhalten dar, die Form der Anschwellung deutet aber auf eine schon ziemlich weit gegangene Entfernung von dem Typus der Argynnini hin; dagegen finden sich bei Cyn- thia vor der Anschwellung kleine Kegelgebilde, obwohl in viel geringerer Aus- dehnung als bei Argynnis und Verwandten, so doch in grósserer Anzahl als bei den übrigen Cynthüni') Unter sich und wie es scheint mit Cynthia nahe verwandt sind Lachnoptera und Cirrochroa?), von denen die letztgenannte Gat- 1) Cynthia wird von einigen Autoren, wie DousLEDAY (Gen. D. L. S. 112), Lucas (Papillons. S. 106), Moore (Lep. Ceyl. S. 52), ELwEs & DE NICÉVILLE (List of the Lepidopterous Insects collected in Tavoy and in Siam during 1884—85 by the Indian Museum Collector under C. E. Pitman. Part. II. Rhopalocera. Journ. As. Soc. Beng. LV. P. II. 1886. S 421) mehr oder weniger weit von den übrigen Genossen vorliegender Subtribus entfernt. Nach W. MÜLLER wäre Cynthia „mit Rücksicht auf die Gestalt der Puppe vielleicht zu den Adelphinae zu stellen“ (op. cit. S. 165). Die Raupe von Cynthia weicht aber sehr stark von dem charakteristischen Typus des genannten Formenkreises ab, schliesst sich dagegen inbezug auf die Bedornung, nach der von RiBBE (Einige noch nicht bekannte Raupen und Puppen von Schmetterlingen aus dem deutschen Schutzgebiet in der Südsee. Iris. Dresden. VIII. 1895. Taf. III. Fig. 1) gegebenen Abbildung der Raupe von C. Sapor Gopm. & SALVv. zu urteilen, dem Argynnis-Typus ungezwungen an. — Auch nühme Cynthia mit Rücksicht auf ihre ganze Palpenbildung und besonders wegen der verschiedenen Gestalt der Anschwellung in dem Verwandtschaftskreis von Adelpha (meiner Tribus Limenitidi) eine völlig isolirte Stellung ein, steht aber in genannter Hinsicht den Gattungen Lachnoptera und Cirrochroa recht nahe. *) Cirrochroa wird zwar meist in die Nähe der übrigen Cynthiini gestellt, in einigen neueren Arbeiten, wie MARSHALL & DE NicÉVILLE, (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. II. 1886. S. 107), Woop-MASON 440 ENzro REUTER. tung inbezug auf die Gestalt der Kegel eine ziemlich grosse Ähnlichkeit mit Heliconius aufweist. Auch Messaras gehört trotz den von ScHatz hervorgeho- benen Anomalien ') unzweifelhaft diesem Formenkreise an; nicht nur die ganze Gestalt und die Behaarung der Palpen, sondern auch die Strukturverhältnisse des Basalflecks lassen keinen Zweifel hierüber obwalten. Die Cynthüni stimmen, wie schon oben erwähnt, in dem allgemeinen Bau und im wesentlichsten auch in der Behaarung der Palpen — die charakte- ristischen Grannenhaare kommen hier in ebenso kräftiger Ausbildung wie bei der vorhergehenden Subtribus vor — mit den Argynnini gut überein, die an dem Basalfleck stattgefundenen Differenzirungsvorgänge sind aber in den beiden Abteilungen nach verschiedenen Richtungen hin gegangen. Der Anschwellungs- typus der Cynthini ist nicht von demjenigen der Argynnini direkt abzuleiten oder umgekehrt, dagegen lassen sich beide Typen auf eine Grundform und zwar, wie es mir scheint, am ehesten auf eine Form, die derjenigen der Gat- tung Æueides nahe steht, zurückführen. Von dieser Form aus dürfte durch allmähliches Verjüngen der proximalen oberen Ecke und gleichzeitiges Aus- schweifen des Hinterrandes des Basalflecks, wie wir ein analoges, obwohl we- niger prägnantes Verhalten schon bei Metamorpha und Colaenis Delila finden, die von den Argynnini repräsentirte gestreckte, hinten ausgeschwungene und mehr oder weniger deutlich gestielt erscheinende Form, welche wir als Vor- sprung bezeichnen können, entstehen. Denken wir uns andererseits den bei Eueides hinten noch fast garnicht ausgeschweiften und oben kaum merkbar ausgezogenen proximalen Teil des Basalflecks sich den Abänderungsanstössen gegenüber indifferent verhalten, dagegen den distalen Teil der Anschwellung von denselben betroffen, und zwar so, dass ihr Vorderrand immer weiter nach unten und dann nach hinten rückt und gleichzeitig der obere Rand der An- schwellung sich sofort nach unten umbiegt und in den Vorderrand übergeht, kommen wir über Formen, wie uns fella darbietet, zu der quer über den Basalfleck sich erstreckenden, vorn halbkreisfórmig bauchig erscheinenden Form & DE NICÉVILLE (List of the Lepidopterous Insects collected in Cachar. P. IT. Rhopalocera. Journ. As. Soc. Beng. LV. P. II. 1886. S. 358) und Hampson (The Butterflies of the Nilgiri District, South India. Ibid. LVII. P. II. 1888. S. 353) wird sie aber durch Einschiebung fremdartiger Gattungen von denselben getrennt. Dass sie mit Cynthia und Lachnoptera nahe verwandt ist, dürfte jedoch unzweifelhaft sein. Darauf deutet u. A. auch der Umstand, dass die genannten drei Gattungen (wie auch Terinos) im männ- lichen Geschlechte auf den Hinterflügeln zwischen dem 2. und 3. Medianaste, wie dies Sorarz bemerkt, eine ganz ähnliche eigentümliche Hautfalte besitzen. — Es mag hier nebenbei bemerkt werden, dass Schatz auf Taf. 14 für Cirrochroa und Lachnoptera die von ihm sonst als OR und UR bezeichneten Adern der Hinterflügel aus Versehen SC,, resp. OR nennt. 1) ScHATZ, op. cit. S. 117. — Messaras ist sicher in keiner Weise mit den Satyrinae verwandt, obwohl sie anscheinende Ähnlichkeiten mit diesen zeigt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 441 von Messaras, Lachnoptera, Cirrochroa und Cynthia. Während die von den Argynnini eingeleitete Entwicklungsrichtung, allerdings mit gewissen Modifika- tionen, sich auch in einigen der folgenden Triben geltend macht, beschrünken sich, soweit meine Erfahrungen reichen, die bei den Cynthiini stattfindenden Differenzirungsvorgünge auf diese Subtribus allein, es lässt sich keine Weiter- entwicklung derselben in einer anderen Abteilung verfolgen. Die Cynthiini dokumentiren sich also mit Rücksicht auf die Strukturver- hältnisse des Basalflecks den Argynnini gegenüber als eine ziemlich einheit- liche und natürliche Abteilung. Auch in einigen anderen Strukturmerkmalen stimmen die Gattungen der Cynthiini unter sich besser als mit den Argynnini überein. So ist bei jenen die Discoidalzelle der Vorderflügel kürzer als bei diesen, die Subcostalis der Vorderflügel mündet bei den Cynthiini vor der Mitte des Vorderrandes, bei den Argynnini in oder meist nach der Mitte des- selben aus, die Discoidalzelle der Hinterflügel ist in jener Abteilung schmäler und der Abzweigungspunkt der hinteren Radialis befindet sich verhültnismássig näher zur Flügelwurzel als in dieser Gruppe. Die angeführten Unterschiede mögen zwar ziemlich geringfügig erscheinen, sie stellen freilich die beiden Abteilungen keineswegs in scharfen Gegensatz zu einander, aber ich glaube dennoch, dass die hier vorgenommene Gruppirung in der Natur begründet ist '). Wie in der Subtribus Argynnini finden sich auch unter den Cynthini und zwar namentlich in der Gattung Cynthia Arten, die im weiblichen Geschlechte eine dunkle Tracht besitzen, welche sich mit derjenigen der dunklen Argynnis- 1) Auch ScHATZ deutet an, dass die indischen Argynniden etwas von dem Typus seiner Argynnis- Gruppe abweichen. Seiner Vermutung, dass „solche Gattungen, wie Messaras, Cynthia, Atella ete. ganz anderen Stämmen angehören und dass ihre bisherige Stellung, welche sich hauptsächlich auf die aufgeblasenen Palpen gründet, durchaus unrichtig ist“ (op. cit. S. 113), kann ich nicht beistimmen. Ab- gesehen von der aufgeblaseneu Gestalt, stimmen die Palpen der indischen Argynniden auch in der Be- haarung, ich erinnere vor allem auf die charakteristischen Grannenhaare, mit den übrigen Argynnidi so auffallend überein, dass an einer wahren Blutsverwandtschaft zwischen denselben kaum zu zweifeln ist. Wir dürften eher annehmen, dass die Cynthiini demselben Stamme wie die Argynnini angehören, dass die beiden Abteilungen aber zwei verschiedene, von diesem Stamme heraus differenzirte Zweige reprüsentiren. — SEMPER bildet von den indischen Argynniden eine besondere, naeh Cynthia benannte Gruppe (auch die Gattung Cethosia enthaltend), welche er durch seine Cyrestis- und Vanessa-Gruppen von der mit Hypolimnas in einer Gruppe vereinigten Argynnis, wie es mir scheint, allzu weit trennt (Reis. Arch. Phil. S. 99 ff). Viele Autoren, welche eine Einteilung in kleinere Gruppen nicht durch- geführt haben, wie FELDER (Reise Novara. S. 386 ff), Kırzy (Cat. S. 151 ff), BUTLER (Buttfl. Ma- laeca. S. 543 ff), Woop-Mason & DE NicÉviLLE (List of Diurnal Lepidoptera from Port Blair, Anda- man Islands. Journ. As. Soc. Beng. XLIX. P. II. 1880. S. 227), DrsrANT (Rhop. Mal. S. 173 ff.), Srau- DINGER (Exot. Tagf. S. 88 ff), Rorscnuirp (Notes Coll. South-Cel. S. 435 ff.) und noch mehrere Andere, haben die Zusammengehürigkeit der Gattungen meiner Subtribus Cynthiini durch die unmittelbare Einreihung derselben nach einander angedeutet, 96 442 ENZIO REUTER. Weibchen vergleichen lässt und, wie dies Haase hervorhebt?), als eine ur- sprüngliche Zeichnungsform aufzufassen ist. Es liegt auf der Hand anzuneh- men, dass hier eine Parallele vorliegt, welche auf einen primären nahen Zusam- menhang der beiden Subtriben hindeutet, wie dies ja schon durch die übrigen zwischen ihnen bestehenden betrüchtlichen Berührungspunkte bewiesen wird. Ich habe früher bemerkt, dass die Cynthiini und Argynnini inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks nicht durch direkte Übergangsformen mit einander verbunden sind, dass sie sich aber beide in fraglicher Hinsicht auf eine gemeinsame Grundform und zwar auf eine Form, die unter den jetzigen Gat- tungen ihren relativ nächsten Vertreter in Jweides finden dürfte, zurückführen lassen. Es ist nun sehr bemerkenswert, dass, wie dies W. Mörrer bemerkt, die Puppe von Cirrochroa in vielen Instanzen mit derjenigen von Æueides überein- stimmt; infolge dessen, sowie mit Rücksicht auf die Bedornung der Raupe, ver- mutet der genannte Autor, dass Cirrochroa „vielleicht in die Hauptgruppe I, in der sich die Heliconinae finden“, gehört’). Wie früher erwähnt, ist W. MirrER geneigt, auch Argynnis und Cethosia den Heliconiinae zuzuzählen; gegen diese intime Vereinigung habe ich mich aber (S. 427 Note 1) schon ausgesprochen. Vielleicht haben wir die angeführten Beziehungen der Argynnini und Cynthiini mit den Heliconiinae und die gegenseitigen Berührungspunkte beider Subtriben eher in der Weise aufzufassen, dass die gemeinsamen Stammeltern dieser Subtriben unter den den Vorfahren der Heliconiinae (und Acraeinae) nahe stehenden Formen zu suchen sind, dass aber die genannten Subtriben schon ziemlich früh eine selbständige, in gewissen Beziehungen parallele, in anderen mehr divergente Entwicklungsrichtung eingeschlagen haben. Mit Rücksicht darauf, dass die Argynnini sowohl inbezug auf die Palpenbildung (überhaupt abstehendere und làngere Behaarung der Bauchseite, umfangreicherer Basalfleck, reichlicheres Vorkommen von kleinen Kegelgebilden), als auch im Geäder (UDC der Hinterflügel meist noch in Form einer zarten Schei- nader vorhanden) und Flügeltracht ursprünglichere Züge als die Cynthiini aufweisen, sowie wegen der verhältnismässig engeren Berührungspunkte jener Subtribus mit den Heliconiinae, dürften wir die Argynnini wahrscheinlich als die fyletisch àltere Abteilung von beiden betrachten. !) HAASE, Mimicry. II. S. 29. 2) W. MÜLLER, op. cit. S. 169. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 443 Zusammenfassung. Die Tribus Argynnini zeigt recht enge Beziehungen zu den Acraeinae und besonders zu den Heliconiinae, die genannte Tribus ‘und mit ihr die ganze Subfamilie Nymphalinae steht mit den beiden soeben erwähnten Subfamilien unzweifelhaft in nahem genetischem Zusammenhange. Weil die Tribus Argynnidi, unter allen Triben der Nymphalinae, den Acraeinae und Heliconiinae entschieden rela- tiv am nächsten steht, dürfte sie den niedrigsten Ast des die Nym- phalinae darstellenden Stammes repräsentiren, welcher Ast wahr- scheinlich seinen Ursprung von Formen herleitet, die den gemeinsa- men Ahnen jener beiden Subfamilien noch ziemlich nahe standen, und sich mutmasslich früh in zwei Zweige gespalten hat, von denen der eine und zwar der früher abgezweigte zu den Argynnini, der andere zu den Cynthiini geführt hat. Tribus II Melitaeidi. Palpen von wechselnder Gestalt, ziemlich schlank oder bisweilen (Gnatho- triche) sogar einigermassen stark aufgeblasen. Basalglied gleich hoch oder in der Regel schlanker, niemals aber kräftiger als das Mittelglied. Dieses von wechselnder Länge, 2'/4 bis wohl 4 mal so lang wie das Basalglied. End- glied ausgezogen, nicht selten länger als das Basalglied, zugespitzt. Behaa- rung der Bauchseite aus abstehenden borstenförmigen Haaren, bezw. grossen, z. T. halb anliegenden Schuppen bestehend; die Schuppen der Innenseite ver- hältnismässig gross und breit; Grannenhaare am Bauche nicht vorhanden. Der Basalfleck '/; bis beinahe '5 der Länge und fast die ganze Breite der Innenseite des Basalgliedes einnehmend, etwas unbestimmt quer begrenzt, am proximalen Teil wie bei den Argynnini in der Mitte eingedrückt, dann nach oben ziemlich stark ausgezogen. Die Vorwölbung, bezw. der Vorsprung inbezug auf die Lage und Gestalt demjenigen der Argynnini sich anschliessend; der Vorderrand des Vorsprungs meist nach unten und hinten mehr oder weniger weit bogenförmig fortgesetzt, dieser demnach in der Regel deutlich gestielt; zuweilen ist der untere Teil der Vorsprungs eingedrückt, wodurch er unge- stielt erscheint. Die Kegel wie bei den Argynnini angeordnet, verhältnis- mässig robust und ziemlich stark gebogen; kleine Kegelgebilde meist spärlich vorhanden. Gruben vor dem Vorderrande des Vorsprungs gelegen. 444 ENZIO REUTER. Die Palpen von Melitaea zeichnen sich vor denen der übrigen Gattungen vorliegender Tribus durch noch vorherrschend lange und fein borstenförmige Behaarung des Bauches aus, welche, besonders in einigen Arten, lebhaft an die von Brenthis erinnert, mit welcher Gattung Melitaea auffallender Weise auch noch inbezug auf das bräunlich gefärbte Chitin übereinstimmt. Auch zeigt Melitaea, durch das überhaupt reichlichere, obwohl nicht besonders zahlreiche Vorkom- men von kleinen Kegelgebilden ein relativ primitiveres Verhalten, während der Vorsprung durchschnittlich wenigstens keine höhere Differenzirungsstufe als bei den übrigen Gattungen aufweist. Ob die in der Regel nicht aufgeblasene, bisweilen höchstens etwas angeschwollene Gestalt der Palpen von Melitaea eben- falls einen relativ ursprünglichen Zustand verrät, die stärker aufgeblasene Form der übrigen Gattungen dem entsprechend eine abgeleitete und mithin von der aufgeblasenen Gestalt der Argynnidi unabhängig innerhalb der Tribus Melitaeidi entstandene, muss unentschieden bleiben. Für diese Auffassung spräche vielleicht die Tatsache, dass Melitaea in fraglicher Hinsicht sich ungezwungen der Brenthis anschliesst, sowie, dass keine der übrigen Gat- tungen überhaupt so prägnante Berührungspunkte mit den Argynnini darbietet, wie gerade Melitaea '). Phyciodes erweist sich durch ihre Palpenbildung, wie ja auch bekanntlich durch mehrere andere strukturelle Merkmale als mit Melitaea nahe verwandt, dokumentirt sich aber wie oben angedeutet, hinsichtlich der Behaarung, sowie der Struktur des Basalflecks, als überhaupt abgeleiteter ”). Die Palpen von Gnathotriche haben Züge sowohl mit Phyciodes als Coatlantona 1) Es mag u. A. noch bemerkt werden, dass auch inbezug auf die Stellung der UDC der Vor- derflügel, welche Ader kurz nach der Abtrennung des 1. Cubitalastes mündet, sowie inbezug auf die ganze Erscheinung des Falters ebenfalls Melitaea unter allen Gattungen vorliegender Tribus den Argyn- nidi und zwar der Gattung Brenthis relativ am nächsten steht. Einen relativ weniger abgeleiteten Zug zeigt Melitaea auch dadurch, dass bei ihr die UDC der Hinterflügel mitunter noch nicht völlig verschwunden ist, während bei den Melitaeidi überhaupt die Discoidalzelle der Hinterflügel vollkommen offen ist. 2) Phyciodes wird von Kırpy (Cat. S. 171) und einigen neueren Systematikern mit Presia Borsp. vereinigt. Eine generische Trennung derselben ist, soweit meine allerdings sehr beschränkte Erfahrungen reichen, auch inbezug auf die Palpen nicht aufrecht zu erhalten. Es finden sieh zwar in der Gattung Phyciodes (s. 1.) etwas abweichende Palpenformen, auffallenderweise zeigen aber hierin Lansdorfi und Clara, welche der Zresia zugezählt wurden, unter sich grössere Unterschiede, als Clara und Tante, welche letztgenannte Art der Gattung Phyciodes (s. str.) angehört. Die Unhaltbarkeit ihrer generischen Trennung wird übrigens von ScHATZ (op. cit. S. 120) hervorgehoben. — Die scheinbaren Beziehungen von Phyciodes (Eresia) zu den Heliconiinae, welche von mehreren, namentlich von den ülteren Autoren mehr oder weniger direkt angedeutet werden, sind sicherlich ganz äusserlicher Art. Die Ähnlichkeit mit gewissen Heliconiinae und Acraeinae beruht offenbar auf Nachahmung, sie weist nicht auf eine nähere Verwandtschaft mit denselben hin; im Gegenteil stellen aller Wahrscheinlichkeit nach die Heli- coniinenühnlichen Arten die abgeleiteteren, die Melitaeenartigen dagegen die ursprünglicheren, daher der Stammform der Tribus nüher stehenden Formen dar. Über die Palpen der Rhopaloceren. 445 gemein, was schon Scnmarz?) bemerkt, sind aber nicht so schwach verdickt, wie er behauptet. Die von Scmarz hervorgehobene Ahnlichkeit zwischen Coatlantona und Araschnia”) kommt inbezug auf die Palpenbildung nicht zum Vorschein, wenn es sich auch gerade nicht verleugnen lässt, dass das kräftige Endglied und die ziemlich stark gebogene Form der Kegel anscheinend eine Annäherung an die Vanessini überhaupt darbieten. Nach ihrer Palpenbildung gehört inzwischen Coatlantona ganz unzweifelhaft den Melitaeidi, nicht den Vanessidi an, zu denen sie nach Scuarz, welcher die Gattung indes noch seiner Melitaeen-Gruppe zuzählt, wegen jener angeblichen Ahnlichkeit mit Araschnia und trotz ihrer mit den Melitaeen übereinstimmenden Struktur viel- leicht doch besser zu stellen wäre. Ihre Zugehórigkeit zu den Melitaeidi wird u. A. bewiesen durch den zarten Bau der Palpen, worin Coatlantona mit Phyciodes und Gnathotriche völlig übereinstimmt, während die Vanessidi im Gegenteil überhaupt stark chitinisirte Palpen besitzen ?), ferner durch die grossen Schuppen speziell des Basalgliedes, sowie durch die Gestalt des am Stiele eingedrückten Vorsprungs, welche stark an die gewisser Melitaea-Arten erinnert, dagegen in ühnlicher Form nirgends bei den Vanessidi auftritt. Die Tribus Melitaeidi bildet trotz der inbezug auf den Grad der An- schwellung wechselnden Gestalt der Palpen einen recht natürlichen Kreis von unter sich nahe verwandten Formen und zeigt nicht zu verkennende Berüh- rungspunkte mit den Argynnini. So ist der Vorsprung nach demselben Typus gebaut, entfernt sich aber bei einigen Melitaeidi durch seine nach hinten noch stärker ausgeschwungene Gestalt und den nach unten weiter umgebo- genen Vorderrand, wodurch er zugleich deutlicher gestielt erscheint, noch merklicher als bei den Argynnini von jener (auf S. 440 erwähnten) als relativ ursprünglich anzusehenden Grundform *); auch die Kegel, welche inbezug auf die Anordnung denen der genannten Subtribus gleichkommen, bieten durch ihre überhaupt kräftiger gebogene Form ein abgeleiteteres Verhalten dar. Die für die ganze Tribus Argynnidi so charakteristischen Grannenhaare am Bauche der Palpen fehlen dagegen bei den Melitaeidi durchaus, sind aber anscheinend durch steife Haare ersetzt. 1) ScHATZ, op. cit. S. 121. 2) SCHATZ, op. cit. S. 121, 123. ?) Araschnia zeichnet sich jedoch durch verhültnismüssig wenig stark chitinisirte Palpen aus, wenn diese auch nicht den gleichen zarten Bau wie bei den genannten Melitaeidi besitzen. 3) Die bei einigen Melitaea-Arten, wie M. Cynthia und Didyma, sowie bei Coatlantona vorkom- mende, am Stiele eingedrückte und dadurch weniger stark ausgebildete Vorsprungsform stellt ganz unzweifelhaft eine sekundáre Erscheinung dar. 446 ENz1IO REUTER. Ausser diesen allgemeinen Anknüpfungen der Melitaeidi an die Argyn- nini bestehen noch, wie oben erwähnt, bei Melitaea spezielle Berührungspunkte namentlich mit Brenthis. In der Tat, schon die ganze Erscheinung der Falter beider Gattungen bietet eine prägnante Ähnlichkeit dar, welche wohl auf eine wirkliche Blutsverwandtschaft hinweist, jedenfalls nicht auf Nachahmung zurückzuführen ist. Die vielseitigen Beziehungen zwischen Melitaea und Bren- this dürften übrigens so allgemein bekannt und anerkannt sein, dass sie nicht besonders hervorgehoben zu werden brauchen. Die Tribus Melitaeidi ist nach Scuarz ') durch ihre Raupenform gut charakterisirt und zwar dürfte diese Form von der von den Argynnini reprä- sentirten abzuleiten sein, welche letztere der Stammform der Nymphalinae wahrscheinlich am nächsten steht ^). Auch inbezug auf die Puppenform schliessen sich die Melitaeidi den Argynnini an; so scheint z. B. diejenige der Melitaea- Arten sich am ehesten mit der von Drenthis vergleichen zu lassen. Mit Rück- sicht auf alle oben dargelegten Berührungspunkte der Melitaeidi mit den Ar- gynnidi und zwar speziell mit den Argynnini, dürfte es berechtigt sein, darauf zu schliessen, dass jene Tribus in genetischer Beziehung zum letztgenannten Formenkreis steht. : Zusammenfassung. Wir dürften also die genealogischen Relationen der Melitaeidi so formuliren, dass der von dieser Tribus repräsentirte Ast aller Wahrscheinlichkeit nach von Formen herstammt, die den Vorfahren der Argynnini nahe standen, und zwar scheint die Abzweigung des- selben in relativ nüchster Nachbarschaft derjenigen Fasern erfolgt zu sein, die späterhin zu Brenthis führten. Tribus III. Vanessidi. Der Formenreichtum der grossen Tribus Vanessidi kommt auch hinsicht- lich der Palpen zum Vorschein. Die Abweichungen, welche die einzelnen Glieder dieser Tribus in einer oder anderer Richtung darbieten, sind aber 1) SCHATZ, op. cit, S. 119. 2) Vel. W. MÜLLER, op. cit. — MÖLLER's Gruppirung von Melitaea und Phyciodes, welche eine Unterabteilung seiner Diademinae bilden, kann ich nicht beistimmen. Die Beziehungen wenigstens einiger der übrigen Diademinae, welehe Gruppe nicht ganz homogen erscheint, scheinen mir zu den Vanessinae (Vanessini m.) jedenfalls enger zu sein, als zu den Melitaeidi, wie ich dies weiter unten nüher begründen werde. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 447 keineswegs so erheblicher Art, dass sie den allgemeinen Typus verwischen könnten. Doch lassen sich die von mir untersuchten Gattungen der Vanes- sidi mit Rücksicht auf diese Unterschiede ziemlich ungezwungen auf vier klei- nere Gruppen oder Subtriben verteilen, welche von Vanessa, Kallima, Junonia und Æurytela repräsentirt werden und sich auch durch andere Merkmale als einheitliche engere Gruppen innerhalb der Vanessidi dokumentiren, wie dies auch von Scuarz bemerkt wurde. Ich bezeichne sie als die Subtriben Vanes- sini, Kallimini, Junoniini und Eurytelini. Subtrib. 1. Vanessini. Diese Subtribus wird durch die Gattungen Pyrameis, Vanessa, Grapta, Araschnia, Hypanartia und Symbrenthia gebildet. Inbezug auf die Behaa- rung der Palpen weichen diese Gattungen zwar nicht unbedeutend von einander ab, sie stimmen aber sonst in einer Mehrzahl von Merkmalen unter sich viel besser als mit irgend einer der übrigen Gattungen vorliegender Tribus überein. Palpen lang, hauptsáchlich am Grunde gebogen. Basalglied gekrümmt, kräftiger als das hóchstens schwach verdickte, an Länge wechselnde Mittel- glied. Endglied verhältnismässig lang, nur wenig schwächer als das Mittel- glied, meist kegelfórmig und schwach zugespitzt. Die Schuppen der Innen- seite in der Regel anliegend; der Rücken mit einem dünnen und niedrigen Haarkamm versehen, welcher keinen deutlichen Schopf bildet, aber am Ende des Mittelgliedes durch einzelne längere Haare ausgezeichnet wird. Basalfleck Va bis etwa '/, der Länge und meist den grössten Teil der Breite der Innen- seite des Basalgliedes einnehmend, distal quer begrenzt, am proximalen oberen Teil stark, oft sehr stark, sackartig ausgezogen. Der Vorsprung gut ent- wickelt (wenn nicht sekundär rückgebildet), gestreckt, meist sehr betrüchtlich nach hinten ausgeschwungen, deutlich aber schmal gestielt. Die Kegel am Stiele oft sehr klein, auf dem oberen und zwar dem hinteren Teil des Vor- sprungs kräftig ausgebildet, stark gebogen; ausserhalb des Vorsprungs ist der Basalfleck mit kleinen, etwa papillenartigen Kegelgebilden ziemlich reichlich besät. Die Gruben befinden sich ausnahmsweise (Araschnia) z. T. vor dem Vorsprung, übrigens stets auf dem vordersten Teil desselben. Es ist gerade in der letzten Zeit eine reichliche Litteratur entstanden, in welcher die Vanessen Gegenstand der Untersuchungen sind und u. A. auch die Frage von den verwandtschaftlichen Beziehungen derselben besprochen wird. In der Tat, fast keine Tagfaltergruppe ist so vielseitig behandelt und keine Gruppe bietet wohl wegen der wichtigen descendenzteoretischen Schlussfolge- 448 Enzıo REUTER. rungen und Betrachtungen über allgemeine biologische Fragen, zu denen meh- rere jener Untersuchungen geführt haben, das gleiche wissenschaftliche und zwar zugleich dasselbe aktuelle Interesse, wie gerade die der engeren Va- nessen |). 1) Durch die von DoRFMEISTER (Über die Einwirkung verschiedener, während der Entwicklungs- perioden angewendeter Würmegrade auf die Färbung und Zeichnung der Schmetterlinge. Mittheil. na- turw. Ver. Steiermark. 1864. S. 99—108. — Über den Einfluss der Temperatur bei der Erzeugung der Schmetterlings-Varietäten. Sep. Abdr. Mittheil. naturw. Ver. Steierm. 1879. Graz 1880), WEISMANN (Studien zur Descendenz-Theorie I. Leipzig 1875. — Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. Abdr. aus den Zool. Jahrb. Abth. Syst. VIII. 1895), MERRIFTELD (Conspicuous effects on the markings and colouring of Lepidoptera caused by exposure of the pupae to different tempera- ture conditions. Trans. Ent. Soc. Lond. 1891. S. 155—168. — The effects of artificial temperature on the eolouring of several species of Lepidoptera, with an account of some experiments on the effects ot = light. Ibid. 1892. S. 33—44. — The effects of temperature in the pupal stage on the colouring of Pieris napi, Vanessa atalanta, Chrysophanus phleas and Ephyra punctaria. Ibid. 1893. S. 55—67. — Tem- perature Experiments in 1893 on several species of Vanessa and other Lepidoptera. Ibid. 1894. S. 425 —438. — The results of Experiments made last Season on Vanessa c-album and Limenitis sibylla. Ibid. 1895. Proceed. S. X—XIII) Sranpruss (Ueber die Gründe der Variation und Aberration des Falterstadiums bei den Schmetterlingen mit Ausblicken auf die Entstehung der Arten. Sonderabzug aus der Insektenbórse. Leipzig. 1894. — Handbuch der paläarktischen Gross-Schmetterlinge für Forscher und Sammler. Zweite gänzlich umgearbeitete und durch Studien zur Descendenztheorie erweiterte Auflage des Handbuches für Sammler der europäischen Gross-Schmetterlinge. Jena. 1896) und FiscHER (Trans- mutation der Schmetterlinge infolge Temperaturünderungen. Experimentelle Untersuchungen über die Phylogenese der Vanessen. Berlin. 1895. — Neue experimentelle Untersuchungen und Betrachtungen über das Wesen und die Ursachen der Aberrationen in der Faltergruppe Vanessa. Berlin. 1896) ange- stellten sehr interessanten Temperaturexperimente mit den Puppen verschiedener Arten der Vanessen sind bedeutende Beiträge zur Erkenntnis der gegenseitigen verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Schmetterlinge geliefert worden. Es gelang nämlich auf experimentellem Wege, und zwar vorwiegend durch Anwendung von Kälte, teils bei di- oder polymorfen Arten, bezw. Di- oder Pylogoneuonten (vgl. WEISMANN, Stud. z. Desc. T. S. 12 Note) eine als fylogenetisch jünger anzusehende Form in die fylogenetisch ältere umzuprägen, teils gelegentlich dann und wann in der freien Natur vorkommende und als atavistisch betrachtete Varietäten oder Aberrationen künstlich zu erzeugen, teils bei Monogoneuonten, und zwar bei fast garnicht variablen Arten, Formen hervorzurufen, die ursprünglichere Zeichnungsverhältnisse als die fragliche Art selbst darboten und so älter als irgend welche jetzt lebende Form derselben zu sein schie- nen. Wie dies besonders Sranpruss bemerkt, zeigen von dem Typus der Gattung, bezw. der Artgruppe, abweichende Formen durch die Temperaturbehandlung oft eine sehr beträchtliche Annäherung an diesen selben Typus. Die so erzeugten Formen sind demnach allgemein — und wohl mit Recht — als Rückschlags- formen gedeutet worden. (In seiner oben zitirten späteren Arbeit hat jedoch WEISMANN die von ihm in jener früheren Arbeit ausgesprochene Ansicht über den Rückschlag dahin modifizirt, das ser „den Begriff des Rückschlags überhaupt nicht mehr beim Saison-Dimorphismus anwenden“ möchte, es scheint ihm zweckmässiger und geeigneter, „den Begriff des Rückschlags auf diejenigen Fälle des Wiederauftretens einer früher dagewesenen Lebensform zu beschränken, welche nicht in regelmässigem Cyelus, also normaler weise erfolgt“, d. h. für acyclische Arten [Neue Vers. S. 65, 68]). Wie diese Rückschlagsformen entstehen, ob die Temperatur dieselben stets durch direkte Einwirkung hervorruft, ob sie wenigstens in einigen Fällen nur indirekt wirkt, die Rolle eines „auslösenden Reizes“ spielt, ob „diese Rückschlagsformen als durch Hemmung der rekapitulierten phyletischen Zeichnungsstadien zu erklären“ sind, sowie ob die Befunde der Temperaturexperimente für die „Präformation oder Epigenese* reden, das sind alles Sachen, welche mit den in vorliegender Abhandlung zu besprechenden fylo- genetischen Fragen nichts direkt zu tun haben. Über die Palpen der Rhopaloceren. 449 Trotz dieser vielseitigen Behandlung sind die gegenseitigen verwandt- schaftlichen Relationen der einzelnen Arten und Artgruppen, bezw. Gattungen, bei weitem noch nicht völlig aufgeklärt, die von den verschiedenen Autoren ausgesprochenen Ansichten hierüber stehen nicht immer mit einander im Ein- klang. Im Folgenden will ich eine Vergleichung der aus meinen Unter- suchungen über die Palpen resultirenden Befunde mit denen der fraglichen Autoren geben, wobei inzwischen zu bemerken ist, dass ich im Gegensatz zu diesen überhaupt auf eine Behandlung der einzelnen Arten nicht eingehen kann, einmal, weil das mir zur Verfügung stehende Material nur wenige Arten umfasst, dann, weil die Untersuchung der Palpenbildung überhaupt nicht fyloge- netische Schlussfolgerungen über die Arten einer Gattung gestattet, wie dies mit dem Studium z. B. der Flügelzeichnung der Fall ist. Die jetzigen Gattungen Araschnia, Pyrameis und Grapta wurden oft früher, wie auch noch gegenwärtig von einigen Lepidopterologen, mit Vanessa in einer Gattung vereinigt und können den übrigen Gattungen vorliegender Subtribus gegenüber als die eigentlichen „Vanessen“ bezeichnet werden. Die generische Trennung derselben erscheint indessen auch mit Rücksicht auf die Palpen gerechtfertigt). Zwar stimmen die genannten Gattungen in dem all- gemeinen Bau der Palpen ziemlich gut mit einander überein, auch inbezug auf die Struktur des Basalflecks lassen sich nicht immer bestimmte Grenzen zwischen ihnen ziehen, hinsichtlich der Behaarung der Palpen, und zwar namentlich der Bauchseite, weichen aber die verschiedenen Gattungen merkbar von einander ab, wie dies ja auch Scnarz hervorgehoben hat?) In Vanessa lassen sich aber mit Rücksicht auf die Behaarung noch zwei ziemlich scharf getrennte Artgruppen unterscheiden, was von ScHarz nicht erwähnt wird, wenn er auch gefunden hat, dass ,die Bekleidung der Palpen nicht in allen Arten gleich“ ist. In der einen dieser Gruppen (Urticae, Io) sind die Haare der Bauchseite, abgesehen von den dünnstehenden und ziemlich fein stachelartigen, verhältnismässig biegsam und am Ende abgestutzt, in der anderen Gruppe (Polychloros, Xanthomelas, Antiopa) dagegen starr und grob borstenfürmig, scharf zugespitzt, und ausserdem finden sich bei den drei zuletzt genannten Arten, namentlich am Mittelgliede, übermässig starke und grobe, fast schwert- 1) Dass diese Gattungen sich auch vom fylogenetischen Standpunkte aus als Repräsentanten ver- schiedener Entwieklungsreihen dokumentiren, geht aus DixEv's (Phyl. signif.) und SrurEws (Phylog, Apat. S. 269) Untersuchungen hervor und wird noch mehr durch jene Temperaturexperimente STAND- russ’ und FrscHER's bestätigt (Vgl. Sranpruss, Handbuch. 2. Aufl. S. 275 ff., 284; Fischer, Transm. S. 92—24). 2) SCHATZ, op. cit. S. 124, 50 ENZ10 REUTER. schneidenähnliche, steif ausgespreizte Grannenhaare, welche bei Urticae und Io durchaus fehlen und mit denen der Argynnidi etc. nicht zu verwechseln sind. Es ist dies von ganz besonderem Interesse, weil genau dieselbe Gruppirung durch mehrere andere Merkmale begründet wird ') und zwar ist der interessanteste Nachweis der engen gegenseitigen Beziehungen von V. Urticae und /o einerseits; von V. Polychloros, Xanthomelas und Antiopa andererseits, durch die oben erwähnten schönen Experimente Sranpruss’ erbracht’). Wenn also dieser Autor sagt, wir werden „trotz der grossen Differenz des gegenwärtigen Falter- kleides sehr nahe verwandtschaftliche Beziehungen zwischen“ 7o und Urticae „mit gutem Grunde annehmen können“, sowie „die Ueberzeugung gewinnen müssen, dass die Verwandtschaft zwischen Van. antiopa und polychloros trotz des gegenwärtig so verschiedenen Raupen- und Falterstadiums eine sehr nahe ist“, so werden diese Aussprüche durch die Behaarung der Palpen vollkommen bestätigt. Es mag, ehe wir zu der speziellen Behandlung der einzelnen Gattungen übergehen, zuerst bemerkt werden, dass sich diese hinsichtlich der Palpen- bildung ungezwungen auf eine gemeinsame Stammform zurückführen lassen, und zwar steht diese hypotetische Stammform dem Typus der Argynnini recht nahe. Kine Annäherung an diesen Typus besteht sowohl in der Behaarung — vor allem durch die bei mehreren Gattungen am Bauche der Palpen vor- kommenden Stacheln, welche freilich merklich feiner sind als die Grannen- haare der Argynnidi, aber dennoch unwillkürlich an diese erinnern und mit denselben aller Wahrscheinlichkeit nach homolog sind — als auch in der Struktur des Basalflecks. Die oben (S. 440) bemerkte, von den Argynnini vertretene Entwicklungsrichtung der an dem Basalfleck stattfindenden Differen- !) Vel. Sranpruss, Handbuch. 1896. S. 263—266, 278. Siehe ferner BUCHANAN-WHIrE, On the Male Genital Armature in the European Rhopalocera (Trans. Linn. Soc. Lond. 1878. S. 366). 2) Durch Einwirkung von Kälte auf die Puppen von V. Io entstand nämlich eine höchst beach- tenswerte Form, ab. Fischeri Srprs., welche eine sehr beträchtliche Annäherung an Urticae zeigte und „den vorher bloss geahnten phyletischen Zusammenhang der io mit urticae mit einem Schlage als Sicherheit“ hinstellte (Vgl. Sranpruss, Ueber die Gründe ete. — Handbuch. 2. Aufl. S. 276; FISCHER, Transmut. S. 7, 90; WEISMANN, Neue Versuche. S. 51). In ganz analoger Weise konnte STANDFUSS durch Einfluss verminderter Temperatur die ebenfalls in ihrem gegenwärtigen Kleide unter den Vanessen durchaus isolirt dastehende V. Antiopa wesentlich umgestalten, „so zwar, dass dadurch eine Konver- genz nach dem Typus der Van. polychloros, xanthomelas hin" stattfand (Handb. S. 279). Beachtung verdient, dass die gleiche Temperaturbehandlung der Puppen von Urticae und Polychloros, welche Arten bisher als unter sich sehr eng verwandt betrachtet worden sind, ganz verschieden einwirkte; auf Grund dessen, wie auch wegen anderer Unterschiede, macht Sranpruss die Bemerkung, dass wir gewiss irregehen würden, wenn wir uns durch die grosse Analogie des gegenwärtigen Falterkleides der beiden Arten verleiten liessen, den Verwandtschaftsgrad zwischen ihnen als einen sehr engen anzusehen" (Vel. op. cit. S. 277—278, 293 — 294). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 451 zirungsvorgänge wird von den Vanessini in gewisser Hinsicht noch weiter fortgesetzt: ich erinnere an die noch stärker nach hinten und oben ausgezo- gene Form des Basalflecks, an die dementsprechend gestrecktere und kräftiger ausgeschwungene sowie (falls nicht sekundäre Rückbildung eingetreten ist) deut- licher gestielte Gestalt des Vorsprungs, an die auf dem oberen Teil desselben krüftiger ausgebildeten und stärker gebogenen Kegel; dagegen haben die auf dem Stiele und z. T. auch die auf dem vordersten Teil des Vorsprungs be- findlichen Kegel meist eine merkbare Reduktion erfahren, namentlich sind die erstgenannten oft zu recht kleinen Gebilden herabgesunken. Solch eine Weiterbildung des Argynnis-Typus zeigt nun Pyramets, welche zugleich durch die abstehende und auch sonst ähnliche Behaarung der Bauch- seite der Palpen, sowie durch die ziemlich helle Farbe des Chitins eine An- näherung an die Argynnini zu verraten scheint"). Auch Vanessa zeichnet sich dureh lange und abstehende Behaarung der Bauchseite der Palpen aus. Jene beiden Artgruppen (Urticae, Io — Polychloros, Xanthomelas, Antiopa) sind trotz der erwähnten Unterschiede der Behaarung unter sich näher als . 3) Nach Dixey (l. c. S. 122) sind in der Entwicklungsreihe, welche zu der Gattung Pyrameis führt, die Zeichnungsverhültnisse der ursprünglichen gemeinsamen (Argynnis-ähnlichen) Stammform aller Vanessen noch am besten bewahrt. Von der ohne Zweifel richtigen Voraussetzung ausgehend, dass die gezühnte und unregelmüssige Form des Aussenrandes der Vorderflügel bei Vanessa und den verwandten Gattungen von der bei weitem hüufigeren ebenen und kontinuirlichen abzuleiten ist, eine Auffassung, welche er durch Vergleichung des Aussenrandes der fertigen imaginalen Flügel mehrerer Arten mit dem an der Oberflüche respektiver Puppen markirten Aussenrande der Vorderflügel bestütigt findet — es wird darauf aufmerksam gemacht, dass ,a more ancestral condition of the imago is preserved in the pupal sculpture and markings* — hebt Pourrow (The External Morphology of the Lepidopterous Pupa: its Relation to that of the other Stages and to the Origin and History of Metamorphosis. Trans. Linn. Soc. Lond. 1891. S. 955 ff., 262—263) hervor, dass Pyrameis Cardui und Atalanta einen ursprünglicheren Zustand als die übrigen Vanessen darbieten, was mit Dixev's Befunden gut im Einklang steht. Dagegen scheint STANDFUSS der Ansicht zuzuneigen, dass eine stärker geeckte Flügelform wenigstens in einigen Fällen einer weniger stark gezáhnten vorausgegangen ist (vgl. seine Ausführungen über die verschiedenen Antiopa-Formen. Handbuch. 2. Aufl. S. 282). Dass die Grapta-Arten geeckte, die Pyrameis-Arten nicht geeckte Flügel besitzen, soll übrigens nach Sranpruss dadurch seine Erklärung finden, dass „die Vor- fahren dieser Arten zufolge ihres tropischen Wohnsitzes in der Vergangenheit von anderen Faktoren getroffen wurden" als die Grapta-Arten, die er als von nördlicher Provenienz seiend betrachtet, welche „als alte Formen der nördlichen Faunen lange Epochen niederer Temperaturen durchzumachen hatten" und deren Charakter als ,Eckflügler überhaupt als eine Folge langandauernder Einwirkung niedriger Temperaturgrade zu fassen sein“ soll (1. c.). Wegen der greifbaren Reaktionsfähigkeit der Einwirkung üusserer Faktoren auf P. Cardui und Atalanta wil er diesen Arten kein sehr hohes fylogenetisches Alter beimessen (S. 980—981, 284). Die ausserordentliche Verbreitung der P. Cardui, „welche bei oberflächlicher Betrachtung ein hohes Alter wahrscheinlich zu machen scheint“, kann Sranpruss’ An: Sicht nach wegen der grossen Flugfähigkeit der genannten Art ,gegen diese Annahme nicht in die Wagschale geworfen werden“ (S. 281). Dennoch, wenn wir berechtigt sind, mit Rücksicht auf die Palpenbildung Schlüsse über das relative fylogenetische Alter der Gattung Pyrameis zu ziehen, so scheinen diese eher zu Gunsten der von DIxEY und PourroN vertretenen Auffassung zu sprechen. 452 Exzro REUTER. mit irgend einer anderen Gattung verwandt, und zwar scheint jene Gruppe durch das Vorhandensein feiner, an die Grannenhaare der Argynnidi erinnern- der Stacheln sich eher der soeben genannten Tribus zu nähern, während diese Artgruppe durch die übermässig starken, schwertschneidenähnlichen Grannenhaare sich weiter von dem Typus entfernen. Durch die ganz vorherrschend schuppenähn- liche und am Mittelgliede mehr anliegende Behaarung der Bauchseite sowie durch den gedrungeneren Basalfleck zeigt Grapta ein abgeleiteteres Verhalten als die beiden vorher genannten Gattungen ). Sowohl bei Vanessa als Grapta finden sich noch Vorsprungsformen, welche an die von Pyrameis und somit auch an Argynnis erinnern; bei Vanessa macht sich aber oft eine Ausgleichung des Vor- derrandes des Vorsprungs, welche zu einer Reduktion eines grossen Teils des letztgenannten führen kann, und gleichzeitig eine Rückbildung namentlich der am Vorderrande befindlichen Kegel geltend, wodurch diese Gattung wieder mehr von dem Typus abweichen kann. Araschnia weicht inbezug auf die Palpenbildung von den drei bisher besprochenen Gattungen bedeutend mehr, als diese von einander ab, und zwar scheint sie zugleich überhaupt relativ ursprünglichere Verhältnisse darzu- bieten. So ist die ganze Bauchseite der Palpen abstehend behaart, wie auch mit einzelnen Stacheln besetzt, und der Basalfleck besitzt einen verhältnismässig grossen Umfang; der noch nicht besonders stark ausgeschwungene Vorsprung erinnert gleichzeitig an die Argynnini und Melitaeid?; inbezug auf die Kegel zeigt Araschnia sogar grössere Ähnlichkeit mit diesen. Wie bei den Argynnini und Melitaeidi befinden sich die Gruben bei Araschnia z. T. noch vor dem Vor- derrand des Vorsprungs, wührend sie bei allen übrigen von mir untersuchten Gattungen de: Vanessini sämtlich stets in den vordersten Teil des Vorsprungs selbst gerückt sind. Araschnia nimmt also in vorliegender Tribus in gewisser Hinsieht eine etwas isolirte Stellung ein, was uns vielleicht vermuten lässt, dass 1) Dixzv giebt an (1. c. S. 194), dass die letzte der drei von der ,Protovanessa* herausdifferen- zirten Entwieklungsreihen durch die Gattung Grapta zu Vanessa Polychloros, Urticae etc. führt, wonach also Grapta einen fylogenetisch älteren Typus als Vanessa repräsentirt. Dies wird mit Rück- sicht auf die Palpenbildung nicht bestätigt. Nach SruLER (Phyl. Apat. S. 269) reprüsentiren die Grapta- Arten „einen Zweig der Urticae-Io-Gruppe, der sich in anderer Richtung entwickelt“, welcher Ansicht ich eher zuzustimmen geneigt bin. Pounron macht ebenfalls auf den abgeleiteten Zustand der Vorder- flügel von Grapta C album aufmerksam, welche einen sehr stark gezähnten Aussenrand, „which is the culmination of specialization in this direction (1. c. S. 263, Erklärung zu Fig. 25: bei dieser Figur scheint mir indessen die eckige Form der Flügel etwas übertrieben zu sein) Dagegen scheint Stanpruss den Grapta-Arten ein relativ hohes fylogenetisches Alter beimessen zu wollen (Handb. 2. Aufl. S, 282); vgl. oben. S. 451 Note 1. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 453 sie den Repräsentanten eines von dem gemeinsamen Stamme ziemlich früh geschiedenen vereinzelten Zweiges darstellt '). Hypanartia schliesst sich, und zwar durch ihre westlichen Arten, inbezug auf die Behaarung und die Vorsprungsbildung am ehesten der Gattung Pyra- meis an”). Auch bei Hypanartia ist die Bauchseite der Palpen mit Stacheln 1) Auf einen näheren Anschluss von Araschnia zu Grapta ist von einigen Autoren wie WEIs- MANN (Stud. Dese. IT. S. 178—179) und Dixey (l. c. S. 124) hingewiesen, und zwar machen sie auf die ähnliche Bedornung der Raupen aufmerksam, welche letztere von denen der übrigen engeren Vanessen durch den Besitz zweier Kopfhörner abweichen. Der von WEISMANN angeführte Unterschied im Geäder zwischen Araschnia und allen anderen , Untergattungen* der alten Gattung Vanessa ist nicht ganz zutref- fend, dagegen unterscheidet sich Araschnia, wie dies Scxarz (op. cit. S. 123) betont, durch die Abzwei- gung nur eines Radialastes vor dem Zellende von den übrigen Gattungen, bei denen stets zwei Äste vor demselben stehen. Es lässt sich nicht verleugnen, dass Araschnia durch die Winterform Levana, welche, im Gegensatz zu DoRFMEISTER’s Ansicht (Über die Einwirkung ete.) jetzt allgemein, so von WEISMANN (Stud. Desc. I. S. 14, 17, 27 u.a. O. — Neue Vers. S. 57), EmmER (Die Entstehung der Arten auf Grund von Vererben erworbener Eigenschaften nach den Gesetzen organischen Wachsens. I. Jena. 1888. S. 125, 128) und Dixey (l. c. S. 124), als die primäre betrachtet wird, inbezug auf die Zeichnung sich der Grapta anschliesst, sie scheint mir aber doch nicht in direkte Beziehung zu dieser Gattung gebracht werden zu können. — Nach Dixey (l. c. S. 193) ist A. Levana „in some respects interme- diate between the present members of the genus Pyrameis and the Argynnids“ und dies hat gewisser- massen auch auf die Palpenbildung Bezug. Obwohl ich bei den Palpen von Araschnia einige Ähnlichkeit mit den Melitaeidi konstatirt habe, dürfte sie nicht auf einen direkten Anschluss an diese Tribus hindeuten. Schatz’ Ansicht von der angeblich engen Beziehung der genannten Gattung zu den Melitaeidi und zwar speziell zu Coat- lantona (op. cit. S. 121, 123) kann ich demnach nicht beistimmen. Seine Behauptung, dass die letzt- genannte Gattung „unzweifelhaft die Stammform* von Araschnia sei, wird mit Rücksicht auf die Palpenbildung in keiner Weise bestütigt (vgl. oben S. 445). Bei Araschnia, wie auch bei anderen Vanessini, finden sich am Bauche der Palpen Stachelhaare, welche, wie oben erwühnt, mit den Grannen- haaren der Argynnidi homolog sein dürften und wahrscheinlich ein Erbteil von Argynnis-ähnlichen Vorfahren darstellen, während bei Coatlantona, sowie bei den Melitaeidi überhaupt, jegliche solche Stachelhaare fehlen; diese sind hier verloren gegangen und durch andere steife Haare ersetzt. Die ge- nannte Tatsache scheint mir einerseits gegen eine engere Verbindung mit den Melit«eidi, andererseits für eine nähere Beziehung zu den Argynnini zu sprechen und somit DrxEv's Auffassung zu bestätigen. Dass wir in der Zimenitis-ähnlichen Tracht von A. prorsa den Exponenten einer Nachahmungs- erscheinung zu erblicken hätten, wie dies WEISMANN (Aussere Einflüsse als Entwicklungsreize. Jena. 1894. S. 17—18. — Neue Vers. S. 56) allerdings mit Reserve vermutet, scheint mir nicht mutmasslich. WEISMANN selbst verkennt nicht „die Schwierigkeiten, welche einem Beweis, dass hier Mimicry vorliegt, entgegen stehen“ und gegen seine Annahme haben sich auch sowohl Ermer (Die Artbildung und Ver- wandtschaft bei den Schmetterlingen. II. Theil. Jena. 1895. S. 44) als Sranpruss (Handb. 2. Aufl. S. 294) ausgesprochen. ?) Dies steht recht gut im Einklang mit SgrrTZ' Bemerkung, dass die Hypanartia-Arten „in ih- rem Wesen an die Pyrameis“ erinnern (Lep. Stud. Ausl. Zool. Jahrb. Abth. Syst. IV. 1889. S. 906), sowie mit der von Dixey (l. c. S. 123) vertretenen Auffassung, nach welcher „from the stem leading off from the „Protovanessa“ towards the genus Pyrameis is emitted the branch represented by the genus Eurema (Hypanartia)“. Die Ansicht von einer relativ nahen Beziehung der tropischen Gattung Hyp- anartia zu Pyrameis kann nur an Wahrscheinlichkeit gewinnen durch Stanpruss’ Annahme, dass die Wiege der Gattung Pyrameis, im Gegensatz zu Vanessa und Grapta, welche von nürdlicher Pro- venienz sein sollen, gerade in den Tropen sich zu denken ist (Handb. 2. Aufl. S. 269, 282) und zwar soll, um zunächst von der Herkunft der jetzt über die ganze Welt verbreiteten P. Cardui zu reden, der 454 Exzro REUTER. besetzt, welche stärker als bei irgend einer anderen Gattung der Vanessini sind und ausserdem durch die kurze und gestutzte Form von dem allgemeinen Typus abweichen. Dagegen sind sie bei Symbrenthia ausgefallen, welche auch durch die kürzere, schuppenähnliche und anliegendere Behaarung der Bauchseite des Mittelgliedes einen abgeleiteteren Zustand verrát. Besonders bei Hypanartia ist der ganze Basalfleck ausserhalb des Vorsprungs mit winzig kleinen Kegelgebilden reichlich und ziemlich gleichmässig besät, was nicht ohne Interesse ist, weil dieser Umstand für Anknüpfungen einer später zu besprechenden Tribus, Megaluridi, an Hypanartia-ähnliche Formen zu reden scheint. ch habe früher erwähnt, dass wir als gemeinsame Stammform der Va- nessini einen Typus annehmen dürften, der dem Argynnis-Typus relativ nahe steht. Dieser Schluss ist von ganz besonderem Interesse, weil dadurch Dixev’s Befunde in sehr schóner Weise bestütigt werden. Der genannte Autor ist nämlich durch seine vortrefflichen und eingehenden vergleichenden Unter- suchungen der Flügelzeichnung der hierher gehórenden Arten gerade zu der Ansicht gekommen, dass die Vanessini von Argynnis-ähnlichen Formen ihren Ursprung herleiten!). Scheinen schon diese auf ganz verschiedenen Wegen gemeinsame Stammvater dieser Art und ihrer nächsten Verwandten nach WEISMANN (Ueber den Einfluss der Isolirung auf die Artbildung. Leipzig. 1872. S. 101) ursprünglich einen Teil Amerikas bewohnt haben, wührend dagegen WAGNER (Über den Einfluss der geographischen Isolierung und Kolonienbildung auf die morphologischen Veränderungen der Organismen. München. 1870. Gesammelte Aufsätze. Basel. 1889. 113—114) die genannte Art als eine ursprünglich europüische und zwar vorwiegend nórdliche auf- zufassen scheint. — Unter den drei von mir untersuchten Hypanartia-Arten erweisen sich, wie oben angedeutet, die beiden südamerikanischen, Zethe und Kefersteini, als relativ weniger abgeleitet als die afrikanische Delius, welche letztgenannte Art nicht unbetrüchtliche Unterschiede von jenen darbietet, so ScHATZ! Bemerkung (op. cit. S. 194), dass Hypanartia eine wenig harmonische Gattung darstellt, bestütigend; vielleicht wäre eine generische Trennung der afrikanischen Arten gerechtfertigt. 1) Die Ableitung der Vanessen-Tracht von einer Argynnis-ähnlichen Zeichnung scheint wenig- stens in einem Punkte durch ScHÄFFER's Bemerkung bestütigt zu werden, die nümlich, dass ,phyloge- netisch die Binde [vor dem Aussenrande der Hinterflügel] aus einer Reihe von Flecken hervorgegangen ist" (Beiträge zur Histologie der Insekten. Zool. Jahrb. Abth. Anat. III. 1889. S. 649). Eine entgegen- gesetzte Ansicht hat BEMMELEN (l. c. S. 240—241) ausgesprochen und zugleich behauptet er, wie auch SpuLER (Phyl. Apat. S. 979), dass die dunklen Flecken der Argynnis den hellen der Vanessen ent- sprechen, was inzwischen von Dixey (l c. S. 127) bestritten wird, dessen Ausführungen auch über den soeben erwähnten Punkt viel eingehender sind und zugleich durch die dargelegten Nachweise überzeu- gender erscheinen (vgl. 1. c. S. 97—105), als SPULER's kategorische Behauptung. Schliesslich möchte ich noch kurz einen Umstand berühren, welcher in Zusammenhang mit den oben behandelten Fragen steht. Wie dies u. A. ScHAFFER (l. c.); BEMMELEN (l. c.), UREcH (Beobach- tungen über die verschiedenen Schuppenfarben und die zeitliche Succession ihres Auftretens (Farben- felderung) auf den Puppenflügelchen von Vanessa urticae und Io. Zool. Anz. XIV. 1891. S. 466—473. — Beobachtungen über die zeitliche Succession des Auftretens der Farbenfelder auf den Puppenflügelchen von Pieris brassicae. Ibid. XV. 1892. S, 984—290, 993—999. — Beiträge zur Kenntnis der Farbe von Insektenschuppen. Zeitschr. wiss. Zool. 57. 1894. S. 309), Sranpruss (Handbuch. 1. Aufl. 1891. 8. 112; Uber die Palpen der Rhopaloceren. 455 erzielten Schlüsse über recht grosse Wahrscheinlichkeit zu verfügen, so wird diese Wahrscheinlichkeit fast zu vollkommener Sicherheit erhoben, wenn wir hierzu noch die durch W. Mörrer's Untersuchungen der Raupen gewonnene Resultate heranziehen, nach denen ,eine Vermehrung der Dornenreihen von 6 [Argynnis-Typus] auf 9, ein Hinzufügen der Ds- und Pedreihen zu Formen geführt hat, wie sie uns heute die Vanessinae bieten“ '). Zusammenfassung. Es stellt sich demnach in Erwägung des oben Angeführten mit ziemlicher Sicherheit heraus, dass die Vanessini Vorfahren ent- stammen, welche denen der jetzigen Argynnini und zwar am ehesten denen der Gattung Argynnis nahe standen. Subtrib. 2. Kallimini. Unter den von mir untersuchten Gattungen dürften Salamis, Doleschallia und Kallima eine zweite Subtribus innerhalb der Tribus Vanessidi bilden. Die Palpen der genannten Gattungen zeichnen sich durch sehr dichte, am Grunde der Bauchseite kammartig abstehende und zwar schuppenähnliche Behaarung 9. Aufl. 1896. S. 202) und Fischer (Neue exp. Unters. S. 42) bemerken, entstehen auf den Puppen- flügelchen der Schmetterlinge die verschiedenen Farben stets in bestimmter Succession und zwar treten zuerst die helleren, später die dunklen Farben auf, in folgender Reihenfolge: Weiss, Gelb, Rot, Braun, Schwarz. „Diese ontogenetische Reihenfolge“ soll nun nach Urgcx „die Rekapitulation der Species- entstehung betreffend Farbenmusters in phylogenetischem Zeitlaufe* sein; er schliesst daraus, dass die zuerst auftretenden hellen Farben die fylogenetisch älteren, die später erscheinenden dunklen demnach die fylogenetisch jüngeren seien und kommt so zu dem überraschenden Schluss, dass ,die Vanessen zuerst weisslich waren“, was mit unseren übrigen Erfahrungen und zwar namentlich, wie dies FIScHER (l. e. S. 61) betont, mit den Ergebnissen der Temperaturexperimente in schroffem Widerspruch steht. SruLER (Beitrag zur Kenntniss des feineren Baues und der Phylogenie der Flügelbedeckung der Schmet- terlinge. Zool. Jahrb. Abth. Anat. VIII. 1895. S. 530—531) und besonders FrscHEm (l.c. S. 43, 61—63) haben aber neuerdings nachgewiesen, dass ,die Succession der Farben keine Rekapitulation phyletischer Farbenfolgen sein“ kann und also „keine Schlüsse auf die phyletische Entwicklung der Schmetterlinge gestattet“ (FrscHER). Umkcn's Versuch, durch die anscheinende Übereinstimmung der Reihenfolge der je vorherrschenden Farbe bei Papilio, Vanessa, Hipparchia und Apatura mit der an der V. Zo—Puyppe beobachteten ontogenetischen Farbenfolge eine Stütze seiner oben erwähnten Auf- fassung zu vindiziren, ist doch allzu naiv. Hinsichtlich desselben hat schon Spurer (l. c. S. 530) sich folgendermassen ausgesprochen: ,derartigen Ausführungen gegenüber verzichte ich auf jede Kritik". 1) Die von W. MüLLER (l. c. S. 198) bemerkte Tatsache, dass inbezug auf die Bedornung der Raupen in gewisser Beziehung „die Vanessinae ursprünglichere Verhältnisse bieten als Acraea etc.” (auch Argynnis), findet in der Struktur des Basalflecks eine Parallele, in so weit als bei den Vanessini die kleinen Kegelgebilde viel reichlicher vorhanden sind als bei den Acraeinae, Heliconünae und Ar- gynnidi (Vgl. oben S. 447, 454), 456 Enzıo REUTER. aus, welche wie bei Grapta, aber noch schöner und regelmässiger, gegen das Ende des Mittelgliedes hin an Länge abnimmt und zugleich anliegender wird. Der Basalfleck fast nur auf die proximale obere Ecke der Innenseite des Basalgliedes beschränkt. Der Vorsprung sehr stark entwickelt, den gróssten Teil des Basalflecks einnehmend, meist weniger tief ausgeschwungen, aber sonst nach gleichem "Typus wie bei den Vanessini gebildet. Die Kegel ähnlich angeordnet, aber überhaupt kräftiger entwickelt, in sehr schöner Re- gelmässigkeit übereinander gebogen; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Gruben befinden sich, wie in der Regel bei den Vanessini, auf dem vorderen Teil des Vorsprungs. In der Subtribus Kallimini macht sich den Vanessini gegenüber eine progressive Entwicklung geltend, welche sich durch eine prügnante "Tendenz zu einer immer gedrungener werdenden Form des Basalflecks, müchtigeren Ausbildung des Vorsprungs und kräftigeren Entwicklung der Kegel auszeichnet. Hand in Hand hiermit ist eine fast vollkommene Rückbildung der bei den Vanessini reichlich vorhandenen kleinen Kegelgebilde gegangen. Auch die ganz vorherrschend schuppenähnliche Behaarung der Bauchseite dürfte als eine Entfernung von der ursprünglicheren, noch bei mehreren Vanessini vor- kommenden haarähnlichen Form aufzufassen sein. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Kallimini einen entschieden höher differenzirten und abgeleiteteren Typus als die Vanessini reprüsentiren, und zwar verdient der Umstand Beach- tung, dass dieser Typus sich ungezwungen auf denjenigen der zuletzt erwähnten Subtribus zurückführen lässt, während er keinen näheren Anschluss an die von den Jwnonüni und Æurytelini vertretene Form darbietet. Dies scheint mir mit Bestimmtheit darauf hinzudeuten, dass die Kallimini mit den Vanessini bedeutend enger als mit den beiden letztgenannten Subtriben verwandt sind, und zugleich die Vermutung zu gestatten, dass sie aus den Vanessini her- vorgegangen sind. Dieser Auffassung dürften, so weit ich finde, die übrigen bekannten Merkmale der in Rede stehenden Gattungen nicht widersprechen. Unter den drei Gattungen vorliegender Subtribus sind Kallima und Doleschallia unter sich enger als mit Salamis verbunden, was ja auch durch die ganz àus- sere Erscheinung zum Vorschein kommt '). !) Schatz macht auf Übergünge in dem Flügelschnitt zwischen Salamis und Precis aufmerksam. Dem gegenüber will ich aber nochmals bemerken, dass Salamis inbezug auf die ganze Palpenbildung viel besser mit Doleschallia und Kallima als mit Precis übereinstimmt und unzweifelhaft derselben Entwicklungsrichtung wie jene Gattungen angehört, welche von der von Precis reprüsentirten merkbar verschieden ist. Durch Arten, wie S. Anteva WARD. nähert sich Salamis auch in ihrer äusseren Er- scheinung der Kallima und Doleschallia. — Kallima wurde früher oft weit von den Vanessen entfernt, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 457 Zusammenfassung. Die oben angeführten Befunde scheinen also für die Ansicht zu sprechen, dass die Kallimini einen von den Vanessini herausdifferenzirten Zweig repräsentiren. Subtrib. 3. Junoniini. Eine dritte Subtribus wird von Junonia, Precis, Pseudergolis, Anartia und Victorina gebildet. Die Behaarung ihrer Palpen ist meist mässig dicht; die Bauchseite nur unmittelbar am Grunde mit aufrecht stehenden Haaren, sonst mit mehr oder weniger anliegenden kurzen Haaren, bezw. Schuppen bekleidet. Der Basalfleck ziemlich ausgedehnt, am proximalen Ende in der Mitte sehr schwach eingedrückt, dann mässig stark schräg nach oben ausge- zogen. Der Vorsprung meist nicht besonders lang gestreckt, verjüngt, schwach ausgeschwungen, überhaupt undeutlich gestielt. Die Kegel gleichmässiger und weniger kräftig als bei den Vanessini ausgebildet, mässig stark gebogen, bezw. auf dem vorderen Teil des Vorsprungs fast gerade; kleine Kegelgebilde oft noch reichlich vorhanden. Gruben am Vorderrande des Vorsprungs sowie in unmittelbarer Nähe vor demselben gelegen. Obwohl die Junonzini in dem allgemeinen Bau der Palpen dem Vanessen- Typus entsprechen '), treten sie jedoch durch die oben angeführten Merkmale und zwar speziell durch die Verhältnisse des Basalflecks in gewissen Gegen- satz zu den Vanessini und Kallimini. Die etwas verschiedene Vorsprungs- bildung der Junoniini deutet darauf hin, dass hier andere Differenzirungsvor- günge als bei den vorher genannten Subtriben tätig gewesen sind, und dafür spricht auch der Umstand, dass bei den Junoniini die Gruben nicht, wie bei den Vanessini und Kallimini, sämtlich in den Vorsprung gerückt sind, son- dern sich noch z. T. vor demselben befinden, wodurch jene Subtribus sogar So hat Wesrwoop (Gen. D. L. S. 324) sie ganz; am Ende der Nymphalidae nach Amaea (Paphia Wesrw.) und Siderone gestellt. BurLER bildet von Kallima, Siderone und Anaea (Paphia) eine besondere Gruppe innerhalb der Subfamilie Nymphalinae (Cat. Diurn. Lep. S. 46), während die nahe verwandte Doleschallia in einer anderen Arbeit (Buttfl. Malacca. S. 539) neben Charaxes steht. In unmittelbare Nachbarschaft von dieser Gattung und zwar weit von den Vanessen getrennt, wird Kal- lima auch neuerdings von LEEcH (Buttfl. China, Jap. and Corea. 1892. S. 121) gestellt. In letzterer Zeit werden jedoch Kallima und Doleschallia wegen der mit dem Vanessa-Typus übereinstimmenden Raupenform ziemlich allgemein dem Verwandtschaftskreis dieser Gattung eingereiht. Ihre Beziehung zu den Vanessini wird, wie oben ersichtlich, durch die Palpenbildung noch mehr bestätigt. !) Auch in anderen Beziehungen, wie im Geäder, Flügelzeichnung, Raupenform etc. stehen be- kanntlich die Junoniini dem Typus der Vanessini nahe. 58 458 Enzio REUTER. einen ursprünglicheren Zustand als die letztgenannten darbietet. Die Form der Junoniini ist wahrscheinlich nicht von derjenigen der Vanessini abzuleiten. Vielmehr dürften wir mit zwei, allerdings aus gemeinsamen Stammformen her- vorgegangenen aber verhältnismässig früh getrennten, verschiedenen Entwick- lungsrichtungen zu tun haben, von denen die eine, die von den Vanessini und Kallimini reprüsentirte, durch eine überhaupt stark progressive Entwicklung charakterisirt wird, während in der anderen eher ein Stillstand in der Ent- wicklung eingetreten ist”). Unter den vier Gattungen bietet Junonia mit Rücksicht auf die Gestalt des Vorsprungs sowie auf das oft noch sehr reich- liche Vorkommen kleiner Kegelgebilde das relativ ursprünglichste Verhalten ?). Dieser Gattung reihen sich die unter einander eng verbundenen Precis und Pseudergolis ziemlich ungezwungen an?) Dagegen stehen Anartia und Victo- rina einigermassen isolirt da und kónnen in Gegensatz zu den übrigen Gat- tungen vorliegender Subtribus gestellt werden; bei ihnen sind die kleinen Kegelgebilde fast vollständig rückgebildet *). 1) „Junonia, Precis, Salamis und deren Verwandte Napeocles und Rhinopalpa stehen“ nach ScHArz (op. cit. S. 125) „in einem gewissen Gegensatz zu den Vanessen im engeren Sinne und bilden eine kleine Gruppe für sich*. Die genannten Gattungen haben zwar, wie dies ScHATZ bemerkt, einige Züge gemein; wie schon vorher hervorgehoben, unterscheidet sich aber Salamis inbezug auf die Ver- hältnisse des Basalflecks recht bedeutend von den Junoniini und gehört in dieser Beziehung einer an- deren Entwicklungsrichtung an. Sie kann mit Rücksicht hierauf nicht füglich den Junoniini zugezählt werden, schliesst sich dagegen den Kallimini ungezwungen an. Napeocles und Rhinopalpa konnte ich nieht untersuchen, mit Rücksicht auf ihre strukturelle und habituelle Ähnlichkeit mit Salamis dürften sie aber ebenfalls der letztgenannten Subtribus zuzuzählen sein. Ich will hier bemerkt haben, dass die jetzt vorgeschlagene Gruppirung der in Rede stehenden Gattungen bisher einen mehr hypotetischen Wert besitzt und noch eine durch weitere vergleichende Untersuchungen zu erreichende festere Begrün- dung verlangt. Jedenfalls erschien es mir aber nötig, auf diese meine, von der von ScHArz vertre- tenen, abweichende Auffassung aufmerksam zu machen. ?) Von einigem Interesse ist, dass Junonia inbezug auf die Flügelzeichnung gerade mit derjenigen Gattung der Vanessini, welche nach Dixey in dieser Abteilung die relativ primitivsten Zeichnungs- verhältnisse zeigt, nämlich Pyrameis, nicht zu verkennende Berührungspunkte aufzuweisen hat. 3) Dass Precis mit Junonia nahe verwandt ist, dürfte als ziemlich allgemein anerkannt ange- nommen werden. Es wäre interessant zu konstatiren, ob die ziemlich merkbaren Unterschiede in der Palpenbildung konstante und massgebende Trennungsmerkmale zwischen den beiden in mehreren Bezie- hungen in einander übergehenden Gattungen darbieten. *) Obwohl Anartia und Victorina keine näheren Berührungspunkte mit den übrigen Gattungen der Junoniini zeigen, dürften sie vielleicht am ehesten in dieser Subtribus ihren richtigen Platz haben, und zwar scheinen sie von der Gattung Junonia relativ am wenigsten weit zu stehen. Nach ScHATZ gehört das Genus Anartia „seinen ganzen Charakteren nach der Vanessen-Gruppe an, obwohl es hierin eine vollkommen isolirte Stellung einnimt* und wird von ihm unmittelbar nach Junonia eingereiht. Dagegen hat er Victorina in seine Diademen-Gruppe gestellt (vgl. op. cit. S. 126, 131). In der letzt- genannten Gruppe nähme aber Victorina mit Rücksicht auf ihre Palpenbildung vielleicht eine noch mehr isolirte Stellung als in der Subtribus Junoniini ein; auch durch ihre geografische Verbreitung ist Victorina von den übrigen Genossen der ScHaTzschen Diademen-Gruppe geschieden, wenn wir davon absehen, dass Hypolimnas Misippus als Irrgast in Südamerika vorkommt. Obgleich Victorina Uber die Palpen der Rhopaloceren. 459 Bei der Beschreibung der Palpen von Junonia und Anartia (vgl. oben S. 65) wurde auf gewisse Anklänge dieser Gattungen an Phyciodes aufmerk- sam gemacht. "Vielleicht lässt sich mit Rücksicht hierauf, sowie in Anbetracht der oben erwähnten Berührungspunkte der Araschnia mit den Melitaeidi, ver- muten, dass die gemeinsamen Stammeltern der Junoniini und Vanessini mit den Vorfahren der Melitaeidi, welche letztgenannte Tribus ja ebenfalls von Argynnis-ähnlichen Ahnen ihren Ursprung herleiten dürfte, gewisse Züge gemein hatten, dass diese Züge bei den Junonini, welche eine mit derjenigen der Melitaeidi mehr parallele Entwicklungsbahn eingeschlagen, sich besser bewahrt haben, während von den Vanessini die von den Argynnini eingeleitete Entwicklungsrichtung unverfülschter fortgesetzt worden ist und zu immer hóhe- rer Spezialisirung geführt hat. Zusammenfassung. Die Junoniini dürften mit den Vanessini eng genetisch zusam- menhängen und zwar lässt sich vielleicht am ehesten die hypote- tische Annahme machen, dass die Wurzel beider Subtriben unter Argynnis-ähnlichen Formen zu suchen ist, welche zugleich mit den Vorfahren der Melitaeidi noch einige Anknüpfungen besassen. Subtrib. 4. Eurytelini. Ergolis, Eurytela und Hypanis bilden eine weitere kleine Subtribus inner- halb der Vanessidi. Ihre Palpen sind lang und ziemlich schmächtig, das Endglied viel länger als das kurze Basalglied, etwa halb so lang wie das Mittelglied. Behaarung der Bauchseite recht kurz, aus abwechselnden kurzen Haaren und Schuppen bestehend; die Innenseite des Basalgliedes von Kurytela und Zypanis spärlich beschuppt; der Haarkamm des Rückens ohne oder nur mit schwach angedeutetem Schopf. Der Basalfleck besonders bei den soeben genannten Gattungen wegen der spärlichen Beschuppung ziemlich ausgedehnt, inbezug auf die Palpen keine auffallende Ähnlichkeit mit Anartia aufweist, scheint sie doch mit dieser Gattung relativ am nächsten verwandt zu sein. Wie dies W. MÜLLER nachweist, bestehen inbezug auf die Raupen- und Puppenform bemerkenswerte Übereinstimmungen zwischen den genannten Gattungen, weshalb er auch aus ihnen eine kleine Gruppe bildet, welcher ,sich noch die weiteren, nicht genügend bekannten Gattungen Junonia, Precis, Doleschallia, Hypolimnas mehr oder weniger eng anschliessen dürften“ (Sidam. Nymphalidenr. S. 157; vgl. auch 24, 25, 155). Unter den zuletzterwähnten Gattungen steht meines Erachtens Doleschallia besser mit Kallima und Salamis in einer besonderen Subtribus. Hypolimnas ist vielleicht als Repräsentant einer eigenen Tribus zu betrachten. 460 Enzıo REUTER. am proximalen Ende etwas stärker ausgezogen als bei den Junoniini und dementsprechend der Vorsprung gestreckter, fast gleichmässig breit, nur un- mittelbar am hinteren Ende verjüngt, wegen einer Abflachung des Vorder- randes kaum gestielt erscheinend. Die Kegel überhaupt gleichmässiger als bei den Junoniini ausgebildet, am vordersten Teil des Vorsprungs in kleine Kegelgebilde, welche sonst spärlich vorkommen, übergehend. Gruben sowohl vor als auch auf dem Vorsprung gelegen. In dem schlanken Bau der Palpen sowie inbezug auf die Anordnung und Ausbildung der Kegel kommen die Æwrytelini der Gattung Precis ziemlich nahe, ausserdem zeigt Ærgolis in der Beschuppung des Basalgliedes eine nicht geringe Ahnlichkeit mit derselben Gattung. Auch inbezug auf die Gestalt des Vorsprungs lassen sich die Æurytelini am ehesten mit Precis vergleichen. Dies scheint mir darauf hinzudeuten, dass die Æurytelini in genetischer Be- ziehung zu den Junoniini stehen, und zudem lassen die erwähnten Berührungs- punkte es mutmasslich erscheinen, dass die Gattungen Zurytela, Ergolis und Hypanis keineswegs so isolirt dastehen, wie früher ziemlich allgemein ange- nommen wurde '). Im Gegensatz zu jener progressiven Entwicklung der Kallimini, haben wir in der Subtribus Eurytelini im Vergleich mit den Junoniini inbezug auf 1) Über die systematische Stellung der fraglichen Gattungen haben sich verschiedene Ansichten geltend gemacht. Hauptsächlich wegen der aufgeblasenen Subeostalis der Vorderflügel wurden sie (oder irgend eine von ihnen) von mehreren Autoren, wie Borspuvar (Faune ent. Madag. Bourb. et Maur. 1833. S. 54. — Spec. gen. Lep. I. 1836. S. 166), BLANCHARD & BRULLÉ (Hist. nat. Ins. 1851) Wesrwoop (Gen. D. L. 1851. S. 403 ff), Lucas (Papillons. 1853/79. S. 175 f.), WALLENGREN (Kaffer- landets Dagfjärilar, insamlade åren 1838—1845 af J. A. Wahlberg. Vetensk. Akad. Handl. Ny. Ser. T. II. N:o. IV. 1857. S. 29), HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. Syst. Lep. 1864), FELDER (Reise Novara. 1864/67. S. 450 1f), TRrwEN (Rhopalocera Africae australis. IT. 1866. S. 910 ff.), WALLACE (Notes East. Buttfl. 1869. S. 321 ff), DoHErtY (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 109, 124, — The Butterflies of Sumba and Sambava. Journ. As. Soc. Beng. 1891. S. 170), Semper (Reis. Arch. Phil. 1886/92. S. 65) u. A., entweder allein oder mit Æymnias, Didonis, Vila und Cystineura (bezw. mit irgend einer derselben) vereinigt, als Repräsentanten einer besonderen Familie (resp. Subfamilie) und zwar als die Biblidae BorspuvALS' oder Ewrytelidae Wesrwoon’s betrachtet. Den Nymphalidae s. str. (= Nymphalinae BATES) ein- verleibt werden sie dagegen von mehreren Lepidopterologen, wie Kock (Entwurf. Aend. Syst. 1860. S. 233) BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 69 f, 114. — Buttfl. Malacca. 1879. S. 545), KirBy (Cat. 1871. S. 194 ff), Moore (Lep. Ceyl. 1880/81. S. 43 ff), Woop-Mason & De NrcÉviLLE (Diurn. Lep. Port Blair. 1880. S. 228), Disranr (Rhop. Malay. 1882/86. S. 135 ff.), SAALMÜLLER (Lep. Madag. 1884. S. 81), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1886. S. 105 f), MARSHALL & DE NICÉVILLE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. II. 1886. S. 7 ff), MAnrL.LE (Hist. phys. nat. pol. Madag. Hist. nat. Lep. I. 1886. S. 146 ff), MÖSCHLER (Schmetterlingsf. Goldk. 1887. S. 57), TRrwEN S.-Afr. Buttfl. I. 1887. S. 256 ff), ScHATZ (op. cit. 1887. S. 199 f), RorscHinp (Notes Coll. Lep. South-Celebes. 1899. S. 435), Karscx (Tagf. Adeli. 1873. S. 177 f), AURIVILLIUS (Tagf. Kamerun. 1894. S. 978 f.) u. A., nehmen aber in den verschiedenen Werken einen oft recht verschiedenen Platz ein, obwohl sie jedoch zumeist in die Nachbarschaft der Vanessen gebracht sind. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 461 die Verhältnisse des Basalflecks gewissermassen eher eine retrograde Erschei- nung zu bemerken. Während bei den Kallimini die Differenzirungsvorgünge zu einer immer stärkeren Konzentration geführt haben, wird gerade umgekehrt bei den JEwrytelini der Basalfleck wieder sekundär umfangreicher, was, wie schon oben erwähnt, in Korrelation zu der spärlicheren Beschuppung der Innenseite des Basalgliedes steht, und der Vorsprung hat am vorderen Teil eine merkbare Reduktion des Grades der Erhabenheit erlitten. Unter den drei Gattungen schliesst sich am ehesten Zrgolis den Junoniini und zwar am nächsten der Gattung Precis an. Bei Eurytela und Hypanis sind jene Re- duktionserscheinungen schon weiter gegangen, wodurch sich diese Gattungen mehr von dem Typus der Junoniini entfernen. Dass die Æurytelini echte Nymphalinae sind und zwar dem weiteren Verwandtschaftskreis der Vanessen angehóren, wird schon durch die Raupen- und Puppenform bewiesen!). Auch entspricht das Flügelgeäder derselben, abgesehen von der aufgeblasenen Subcostalis — welche gar keine Annäherung an die Satyrinae bedeutet, wie mehrmals angenommen worden ist — voll- kommen dem Typus der Vanessidi und stimmt am ehesten mit demjenigen von Precis und Pseudergolis überein, was mit meinen Befunden in vollem Einklang steht. Schliesslich mag noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass Ergolis inbezug auf die Flügelzeichnung sehr stark an die Gattung Pseudergolis und einige Precis-Arten erinnert, sowie dass gerade die Gattung, Precis, mit welcher die Æwrytelini nach meinen Befunden die meisten Be- rührungspunkte besitzen, fast genau dieselbe geografische Verbreitung wie diese hat. Zusammenfassung. Ergolis, Eurytela und Hypanis dürften also wahrscheinlich am besten als Subtribus der Tribus Vanessidi betrachtet werden und ') Die Form der bisher bekannten Raupe, der von Ergolis Ariadne L., ist merkwürdigerweise von einigen Autoren z. T. recht verschieden beurteilt worden. SEMPER (op. eit. S. 65 Note) bezeichnet die Raupen- und Puppenform als ,von den Nymphaliden abweichend“; Wesrwoop (op. cit. S. 409) findet die fragliche Raupe einer Nymphalidenraupe ähnlich; W. MÜLLER (op. cit. S. 165, 166) sieht sie als echte Nymphalidenraupe an, findet aber wegen unzureichender Notizen keinen halbwegs genügenden Anhalt für ihre Stellung im System; nach WALLACE (lc. S.332) stimmt die Raupe mit dem Junonia- Typus überein; nach ScHarz (op. cit. S. 130) gehört sie ganz dem Typus der Vanessa-Raupen (und so auch dem der Junonia) an. Die genannten Autoren stützen sich jedoch alle auf HonRsFIELD's Abbildung (Deser. Cat. Lep. Ins. Mus. Hon. E. I. C. II. 1829. Pl. VII. F. 6, 6 a; bezw. HoRSFIELD & MOORE, Cat. Lep. etc. I. 1857. Pl. VI. F. 6, 6 a) der Raupe und Puppe von Erg. Ariadne L. (Coryta CRAM.) Meinerseits muss ich der von WALLACE und ScHarz vertretenen Ansicht unbedingt beistimmen. 462 Enzıo REUTER. zwar scheint diese Subtribus am ehesten zu den Jwnoniini in gene- tischer Beziehung zu stehen. Rückblick auf die Tribus Vanessidi. Die oben dargelegten Schlüsse über die mutmasslichen gegenseitigen Relationen der verschiedenen Subtriben vorliegender Tribus kónnen folgender- massen ausgedrückt werden. Der von der Tribus Vanessidi vertretene Zweig, welcher sich wahrscheinlich von Formen heraus differenzirt hat, die den Vorläu- fern der jetzigen Argynnini relativ am nächsten standen und zugleich einige Züge mit denen der Melitaeidi gemein hatten, dürfte sich zunächst und zwar ziemlich früh in zwei Äste gespalten haben. Der eine dieser Äste sendet zuerst den von den Vanessini, dann den von den Kallimini vertretenen Zweig ab, der andere Ast spaltet sich ebenfalls dichotomisch und zwar führt der Hauptzweig zu den Junoniini, während der kleinere Nebenzweig den Æurytelini den Ursprung gegeben hat. Tribus IV. Diademidi. Inbezug auf die Zusammensetzung und Umgrenzung der jetzt zu besprechen- den Abteilung herrschen bei denjenigen Autoren, welche die Gattungen auf kleinere Gruppen verteilen, von einander recht stark abweichende Auffas- sungen '). Keine derselben erscheint mir ganz befriedigend, ich gestehe aber zugleich, dass ich gegenwärtig über diese Frage mir kein sicheres Urteil bilden kann. Unter den von mir untersuchten Gattungen scheinen mir in- zwischen vielleicht nur Hypolimnas und Stibochiona der vorliegenden Tribus 1) So umfasst BUTLER's Gruppe Diademae die Gattungen Pseudacraea (Panopea), Hypolimnas (Diadema), Hestina, Meneris, Agrias und als „aberrant Genera“ noch Smyrna, Pyrrhogyra und Euxanthe (Godartia), wie ersichtlich recht verschiedenartige Formen (Cat. Diurn. Lep. S. 95 ff). DOHERTY bildet aus Hypolimnas, Stibochiona und Dichorragia eine kleine Gruppe, welche er unmittelbar nach der Junonia-Gruppe stellt und als Unterabteilung seiner ,Subfamilie* Apaturinae (= Vanessinae) be- trachtet. (Buttfl. Kumaon. S. 123). Semper’s Hypolimmas-Gruppe besteht aus Argynnis und Hypo- limmas (Reis. Arch. Phil. S. 125). ScHamz vereinigt in seiner Diademen-Gruppe die Gattungen Victo- rina, Hypolimnas, Stibochiona, Amnosia, Mynes, Hestina, Herona, Euripus, Calinaga, Penthema und Isodema (op. cit. S. 130 ff). Schliesslich erinnere ich an W. MürLER's Einreihung der Gattung Hypo- limmas (vgl oben S. 459 Note). Die dort aufgezählten Gattungen bilden mit Phyciodes und Melitaea MöÖLLER's Diademinae. Über die Palpen der Rhopaloceren. 463 1 I anzugehören !); diese Gattungen zeigen jedoch inbezug auf die Palpenbildung unter sich keine nahen Berührungspunkte. Wenn ich dieselben dennoch in einer besonderen Tribus vereinige, geschieht dies nur mit Reserve und unter dem ausdrücklichen Hinweis darauf, dass ihre mutmasslichen verwandtschaft- lichen Relationen durch künftige eingehendere Untersuchungen und vor allem durch Vergleichung eines reichlicheren Materials der hierher gehórenden und nahe stehenden Formen sich vielleicht als andere erweisen werden. Es hält schwer, wegen der gegenwärtig mangelhaften Kenntnis der Formen, die eventuell vorliegender Tribus angehóren, diese Abteilung hinsicht- lich der Palpenbildung zu charakterisiren. Es mögen indessen die für Hypo- limnas und Stibochiona gemeinschaftlichen Merkmale angegeben werden. Palpen schwach wellenförmig gebogen. Basalglied am Grunde höher als das 2'/, bis 2°/, mal so lange Mittelglied. Endglied gestreckt, wenigstens von der Länge des Basalgliedes. Behaarung der Bauchseite mässig dicht, nur am Grunde der Palpen aus abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren, sonst aus mehr oder weniger angedrückten kurzen Haaren und Schuppen bestehend; die In- nenseite mit gestreckten, bezw. in Haare übergehenden Schuppen besetzt; das Endglied anliegend beschuppt. Basalfleck ?/; der Länge des Basalgliedes ein- nehmend, ziemlich breit, am distalen Ende ungleich begrenzt, am proximalen Ende einigermassen stark ausgezogen. Der Vorsprung gross, nach hinten verschmälert. Kegel gut entwickelt, auf den Vorsprung beschränkt; kleine Kegelgebilde ausserhalb des Vorsprungs kaum bemerkbar. Gruben am vor- deren Teil des Vorsprungs sowie unmittelbar vor demselben gelegen. Chitin graubraun gefärbt. Inbezug auf die Vorsprungsbildung zeigen die oben genannten Gattungen ziemlich bemerkenswerte Unterschiede. Bei Hypolimnas ist der Vorsprung, namentlich an der distalen oberen abgerundeten Ecke, stark gewölbt, hinten schwach aber sichtbar ausgeschwungen sowie unten deutlich gestielt; die Gestalt desselben wie auch die Anordnung und schwach gebogene Form der Kegel 1) Hierzu kommen vielleicht noch einige mir unbekannte Gattungen der ScrmATZ'schen Diademen- Gruppe. Victorina dürfte eher den Junoniini angehören. Hestina und Euripus zeigen inbezug auf die Palpenbildung und vor allem auf die Vorsprungsform eine so auffallende Ähnlichkeit mit Apatura, dass sie den Apaturidi zugezühlt werden müssen. Schatz’ Diademen-Gruppe scheint demnach kei- neswegs homogen zu sein, eine eingehende Revision der in dieselbe gestellten Gattungen ist noch von nöten. Es mag hier u. A. nebenbei bemerkt werden, dass neuerdings Amnosia von HAGEN (Verzeichniss der von mir auf Sumatra gefangenen Rhopaloceren. Iris. Dresden. VII. 1. 1894. S. 6) mit Rücksicht auf ihre Lebensweise als Morphine, von MARTIN (Verzeichniss der in Nordost-Sumatra gefangenen Rhopaloceren Ibid. VIII. 2. 1896. S. 238) wegen gewisser Züge im Geäder und der Flügelzeichnung als Satyrine betrachtet wird. Ich bedauere, dass ich keine Repräsentanten der fraglichen Gattungen untersuchen konnte. 464 Enzıo REUTER. zeigen nicht unbeträchtliche Anklänge an die von Argynnis repräsentirte Form, ohne indessen diesem Typus vóllig gleich zu kommen; jedenfalls lüsst sie sich jedoch am ehesten auf denselben zurückführen ). Bei Stibochiona ist der um- fangreiche und an der proximalen oberen Ecke verschmülerte Vorsprung mehr flach aber doch deutlich erhaben, unten breit und ungestielt erscheinend, am Hinterrande durch Ausgleichen der hinteren Ausschweifung schräg abfallend ; die Kegel fast gerade, gleichmüssiger als bei Hypolimnas ausgebildet. So verschiedenartig gebildet der Vorsprung von Stibochiona nun auch auf den ersten Blick erscheint, dürfte er jedoch vielleicht von der geschwungenen Form von Hypolimnas sich ableiten lassen, und zwar etwa ähnlichen Differen- zirungsvorgängen seine Entstehung zu verdanken haben, wie sie sich vor unseren Augen in der Tribus Limenitidi sehr schön abspielen; die Umgestaltung ist aber bei Sfibochiona nach etwas anderer Richtung hin gegangen. Eine analoge Erscheinung werden wir auch in der Tribus Apaturidi finden?). Vielleicht lassen sich bei einer sehr zu wünschenden vergleichenden Untersuchung eines reichlicheren Materials unter den in fraglicher Hinsicht noch unbekannten ver- wandten Gattungen und Arten Formen auffinden, welche sich als vermittelnde Übergänge erweisen und so die genannten Unterschiede zwischen Hypolimnas und Stibochiona weniger auffallend machen werden. In Übereinstimmung mit den soeben bemerkten Anknüpfungen der Gat- tung Hypolimnas an Argynnis sind bei den Diademidi wie bei den Argynnidi noch Gruben vor dem Vorsprung vorhanden, welche Eigenschaft inzwischen auch anderen Abteilungen zukommt. Einige Beachtung verdient vielleicht der Umstand, dass die Palpen von Stibochiona an der Aussenseite und z. T. auch am Bauche des Mittelgliedes mit einigermassen gut ausgebildeten, auf- recht stehenden Stacheln besetzt sind, welche wahrscheinlich, wie diejenigen einiger Vanessini mit den Grannenhaaren der Argynnidi homolog sind und so 1) Wie früher (S. 462 Note 1) erwähnt wird Hypolimnas von SEMPER sogar mit Argynnis in einer besonderen Gruppe vereinigt. Sie ist aber mit dieser Gattung sicher nicht so nahe verwandt, um zu solch einer Vereinigung zu berechtigen. Hypolimnas hat weder die aufgeblasene Form und das hell bräunlich- gelbe Chitin der Palpen, noch die charakteristischen Grannenhaare, welche keiner Gattung der Argyn- nidi fehlen. Dagegen besitzen die Palpen von Stibochiona gut ausgebildete Stacheln. Wenn auch die genannten Unterschiede keine intime Verbindung von Hypolimnas mit Argynnis gestatten, stehen sie keineswegs der Auffassung von einer entfernteren Verwandtschaft jener Gattung mit den Argyn- nidi, bezw. einer Ableitung der Hypolimnas von Argynnis-ähnlichen Vorfahren im Wege. ?) Durch künftige Untersuchungen wird festzustellen sein, ob Stibochiona mit Rücksicht auf die Vorsprungsbildung, welche etwas an die von Apatura Iris und Rohana erinnert, richtiger der von den Apaturidi repräsentirten Entwicklungsreihe zuzuzählen ist. In anderen Merkmalen stimmt Stibochiona aber besser mit Hypolimnas überein, weshalb ich sie in nähere Beziehung zu dieser Gattung gestellt habe. Vielleicht liegt hinsichtlich der Ähnlichkeit des Vorsprungs nur eine Konvergenz-Analogie vor. Über die Pulpen der Rhopaloceren. 165 eine Annäherung an diese Tribus bedeuten dürften. Auch im Geüder kommen die Diademidi (in der hier angenommenen Umgrenzung) in den Hauptzügen dem Typus der Argynnidi sehr nahe. Mit Rücksicht auf das oben Ange- führte sowie auf die Tatsache, dass die Raupen- und Puppenform von Hypo- limnas (soweit bisher bekannt) derjenigen gewisser Vanessidi ähnlich ist”), liegt die Vermutung nahe, dass die Diademidi eine Abteilung darstellt, welche mit den Vanessidi nahe verwandt ist und mit diesen in genetischer Beziehung zu den Argynnini steht. Zusammenfassung. Die Tribus Diademid?, deren Umgrenzung noch etwas unsicher erscheint, dürfte einen Zweig repräsentiren, welcher von Argynnis-ähnlichen Vorfahren und zwar von denen, welche den Stammeltern der Vanes- sidi relativ am nüchsten standen, seinen Ursprung herleitet. Tribus V. Apaturidi. Palpen deutlich über den Kopf hervorragend. Basalglied stets hóher als das Mittelglied, ziemlich stark gekrümmt. Mittelglied 2 ' bis 3 mal so lang, schwach gebogen. Endglied verhältnismässig kräftig, meist von der Länge des Basalgliedes, abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes steif und zwar etwas schopfartig abstehend; die Bauchseite des Mittelgliedes halb abstehend, gegen das Ende des Gliedes hin anliegender und kürzer, bezw. schuppenartig behaart; feine Stacheln an der Aussenseite des Mittelgliedes oft nachweisbar; der Haarkamm des Rückens ohne oder mit sehr schwachem Schopf. Basalfleck ziemlich ausgedehnt, meist gegen ‘ der Länge des Basal- gliedes einnehmend, am distalen Ende überhaupt wenig bestimmt begrenzt, am proximalen Teil mehr oder weniger stark ausgezogen. Der Vorsprung von wechselnder Gestalt, bisweilen (Chlorippe) stark gewölbt, deutlich ausgeschwun- !) Nach W. MÜLLER (op. cit. S. 26) stimmen die Raupen von Hypolimnas inbezug auf die An- ordnung der Dornen mit denen von Victorina überein. Die Hypolimnas-Raupen waren ihm inzwischen nur nach zwei Spiritusexemplaren und nach Litteraturangaben bekannt und nicht inbezug auf ihre Entwicklungsgeschichte untersucht. Die fragliche Gattung wird ja auch von dem genannten Autor zu denjenigen gezählt, welche als „nicht genügend bekannt“ bezeichnet werden (vgl. S. 157). Jedenfalls widersprieht jene Angabe nicht der Auffassung, dass Hypolimnas mehr oder weniger direkt von einer Argynnis-ähnlichen Form abzuleiten ist. Ich habe früher darauf aufmerksam gemacht, dass Victorino. und Hypolimnas inbezug auf die Palpenbildung so beträchtliche Unterschiede aufweisen, dass sie nicht ungezwungen scheinen in einer Tribus vereinigt werden zu können. 59 466 Enzıo REUTER. gen und gestielt, zumeist aber flach erhaben, hinten schräg abfallend, unge- stielt und unten durch eine Chitinverdickung begrenzt; der unterhalb des Vor- sprungs befindliche Raum des Basalflecks dann in der Regel mehr oder we- niger stark gerunzelt. Die Kegel selten (Chlorippe) gebogen, sonst gerade, parallel aufwürts gerichtet, verhältnismässig kurz aber meist recht dick; kleine Kegelgebilde mitunter vor dem Vorsprung spärlich vorhanden. Gruben auf dem vordersten Teil des Vorsprungs und nicht selten unmittelbar vor dem- selben gelegen. Wenden wir uns den einzelnen Gattungen zu, so haben wir zunächst die überraschende Ähnlichkeit zu bemerken, die Chlorippe, welche Gattung unter allen von mir untersuchten Apaturidi inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks sich entschieden als relativ am wenigsten abgeleitet erweist, in ihrer ganzen Vorsprungsbildung, in der Form, Ausbildung und Anordnung der Kegel, sowie hinsichtlich der Lage der Gruben mit den Vanessini zeigt; kleine Kegelgebilde kommen ebenfalls bei Chlorippe stets, wenn auch weniger reich- lich vor; auch die Behaarung erinnert nicht wenig an die von Hypanartia und der allgemeine Bau der Palpen zeigt nicht zu verkennende Anklänge an dieselbe Gattung. In der Tat, die Berührungspunkte sind so prägnant, dass sich uns die Vermutung unwillkürlich aufdrüngen muss, dass wir es mit wirklich blutsverwandten Formen zu tun haben und dass Chlorippe in genetischer Beziehung zu den Vanessini steht. Die Unterschiede in der Vorsprungsbildung zwischen Apatura und Chlo- rippe sind ziemlich bedeutend und zwar grósser als zwischen dieser und den Vanessini. Einerseits in Chl. Cyane, welche einen schwach geschwungenen und wenig stark gewölbten Vorsprung besitzt, andererseits in A. Iris, bei welcher der Vorderrand des Vorsprungs noch sichtbar erhaben ist, finden wir indessen Formen, die uns ahnen lassen, dass die flach erhabene, hinten schrüg abfallende, unten breit angelegte und durchaus ungestielt erscheinende Gestalt des Vorsprungs der Apatura von der von Chlorippe repräsentirten Form abzuleiten ist; Hand in Hand mit dieser Umwandlung ist die gebogene Form der Kegel in eine gerade und gleichmässiger ausgebildete übergegangen. Auch inbezug auf die Behaarung der Palpen zeigen die Apatura-Arten die grösste Ähnlichkeit mit CA. Cyane. Vielleicht würde die Untersuchung meh- rerer Arten beider Gattungen die gegenseitigen Beziehungen derselben noch deutlicher zum Vorschein kommen lassen. Dass diese Gattungen jedenfalls unter sich eng verwandt sind, wird ja übrigens nicht nur durch das in allen Hauptzügen übereinstimmende Geäder und andere strukturelle Merkmale, sowie Uber die Palpen der Rhopaloceren. 467 die ganze äussere Erscheinung der Schmetterlinge, sondern auch durch die gleiche Raupen- und Puppenform hinlänglich bewiesen. Sie werden bekannt- lich ófters sogar in einer Gattung vereinigt, eine generische "Trennung der- selben erscheint jedoch auch mit Rücksicht auf die verschiedene Struktur des Basalflecks gerechtfertigt '). Der Gattung Apatura schliesst sich inbezug auf die Vorsprungsbildung und die Kegel Thaleropis ungezwungen an^). Auch ist der Basalfleck unter- halb des Vorsprungs wie bei jener Gattung, obwohl weniger stark, gerunzelt; durch das reichliche Vorkommen kleiner Kegelgebilde vor dem Vorsprung zeigt Thaleropis gewissermassen ein ursprünglicheres Verhalten als Apatura. Die wie es scheint unter sich nahe verwandten Hestina und ÆEuripus stimmen in der ganzen Struktur des Basalflecks so vollständig mit dem .4pa- tura-Typus überein, dass ich sie den Apaturidi einverleiben muss ?); sie zeigen 1) Diese Trennung wurde zuerst von BorspuvAL (Considérations sur des Lépidoptéres envoyés du Guatemala à M. de l'Orza. Paris. 1870. S. 47) vorgenommen. Nachdem wird aber Ohlorippe wieder mehrmals mit Apatura vereinigt. So bildet sie noch bei Schatz und RóBER (op. cit. S. 166) eine Un- tergattung von Apatura. Von anderen neueren Autoren, wie GopMAN & SALvIN (Biol C.-Am. I. S. 312) wird dagegen die generische Trennung aufrecht erhalten. 2) Thaleropis Jonia wurde von EvERSMANN (Entomographia Imperii Rossici. T. V. Lepidoptera Rossica. Mosquae. 1851. S. 111), welcher sie zuerst beschrieben hat, als Vanessa, von HERRICH-SCHÂFFER (Syst. Bearb. Schm. Eur. VI. S. 6) als Apatura, von KirBy (Cat. S. 191) mit Reserve als Precis-Art betrachtet. Neben Vanessa, und zwar als eigene Gattung, steht sie bei STAUDINGER (Cat. Lep. Eur. Faun. 1871. S. 17), MöscHLER (Fam. u. Gatt. Eur. Tagf. 1879) und LANG (Rhopalocera Europae. Vol. I. London. 1884. S. 219). Die später von STAUDINGER (Lepidopteren-Fauna Kleinasiens. Horae Soc. Ent. Ross. XIV. 1878. S. 260—262) bekannt gemachte Raupen- und Puppenform von Thaleropis stimmt genau mit der von Apatura überein. Die Gattungen werden mit Rücksicht hierauf von W. MÖLLER (op. cit. S. 163) für nahe verwandt gehalten; von ScHATz und RÖBER wird Thaleropis bekanntlich der Apa- turen-Gruppe zugezühlt. Die oben erwühnten Auffassungen der verschiedenen Autoren von der syste- matischen Stellung der Thaleropis sind deshalb von ganz besonderem Interesse, weil die Gattung, bevor die früheren Lebensstadien derselben bekannt waren, fast stets in Beziehung zu den Vanessidi gebracht wurde. Vgl. unten S. 469—471. ?) Hestina und Ewripus werden ziemlich allgemein neben Hypolimnas und Verwandten gestellt. In die Nachbarschaft des Verwandtschaftskreises von Apatuwra werden die Gattungen aber von LEECH (Buttfl. Chin. Jap. Cor. S. 140 ff.) eingereiht, bei MARSHALL & DE NICÉVILLE (steht Hesfina unmit- telbar nach Apatura, während Euripus weit von ihr getrennt wird (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. S. 55, 15). In direkte Beziehung zu den Apaturen werden sie dagegen von DoHERTY gebracht, welcher sie mit den aus der alten Gattung Apatura ausgebrochenen Potamis und Sephisa in einer Abteilung, der Subfam. Euripinae, vereinigt (Buttfl. Kumaon. S. 194; vgl. auch Notes Ass. Buttfl. S. 126 Note). Auch SEMPER hat Ewripus mit Rohana in seiner Apatura-Gruppe verbunden. Ausser durch die Struktur des Basal- flecks schliessen sich Hestina und ZEwripus auch im Geäder ungezwungen der Gattung Apatura an, und zwar stimmen sie hierin sogar besser als Thaleropis mit Apatura überein. Dagegen weichen sie inbezug auf ihre äussere Erscheinung recht bedeutend von dieser Gattung ab. Diese Unähnlichkeit dürfte jedoch dadurch ihre befriedigende Erklürung finden, dass die Zeichnung und wohl auch die Form der Flügel von Hestina und Euripus durch den ausserordentlich stark ausgeprägten mimetischen Zug sich von dem normalen Typus stark abgeändert haben. Die Nachahmungssucht ist gerade für Hypo- limnas sehr charakteristisch und könnte vielleicht als Indizium einer Annäherung an diese Gattung 468 Enzıo REUTER. eine Weiterentwicklung der von Apatura eingeleiteten Tendenz und stellen zugleich unter allen Gattungen dieser Tribus — soweit dieselbe von mir unter- sucht wurde — in genannter Hinsicht die extremsten Formen dar. Sie haben in der Tat die charakteristisch abgeflachte Form des Vorsprungs am meisten ausgeprügt. Die den unteren Rand desselben bezeichnende Chitinverdickung ist sehr stark und setzt sich namentlich bei Æuripus ziemlich weit distalwärts fort, so dem Basalfleck ein ganz eigentümliches Aussehen verleihend. Die Runzeln unterhalb des Vorsprungs sind noch gróber als bei Apatura und die Kegel haben eine im Verhältnis zu der ziemlich geringen Länge recht bedeutende Dicke erlangt; dagegen sind die kleinen Kegelgebilde fast voll- kommen rückgebildet. Die Gruben, welche bei CAlorippe wie bei den Vanes- sini auf dem vorderen Teil des Vorsprungs gelegen sind und bei Apatura und Thaleropis ganz an dem schon ziemlich stark abgeflachten Vorderrand liegen, finden sich bei Hestina und Æuripus z. T. anscheinend vor dem Vorsprung; sie dürften hier wegen der ausserordentlich weit gegangenen Abflachung sekundür wieder aus dem Vorsprung herausgetreten sein. Auch Dichorragia gehórt nach der Struktur des Basalflecks den Apatu- ridi an”). Durch die schmale, hinten zugespitzte Form des Vorsprungs weicht sie aber merkbar von den übrigen Gattungen ab und dürfte mit keiner der- selben näher verwandt sein. Rohana bietet inbezug auf die Strukturverhält- nisse des Dasalflecks so bedeutende Unterschiede von Apatura, dass ihre gene- rische Trennung von dieser als völlig berechtigt betrachtet werden muss’). Ihr Vorsprung ist deutlich, wenn auch ziemlich schwach gewólbt und hat ungefähr dieselbe Form wie bei Sfibochiona, erinnert aber auch durch den ähnlich umgebogenen Vorderrand etwas an den von Apatura Iris. Am stärk- sten unterscheidet sich Rohana von allen mir bekannten Apaturidi durch die schwache Ausbildung der Kegel; auch hat der Unterrand des Vorsprungs nicht nur keine Chitinverdickung aufzuweisen, sondern ist sogar recht undeut- lich begrenzt und der Basalfleck unterhalb desselben nicht gerunzelt. Inbezug beurteilt werden. Wie dies der hervorragende Beobachter Serrz bemerkt (Lep. Stud. Ausl. S. 915), finden sich aber auch in der Gattung Apatwra selbst unbedingt mimetische Arten, weshalb die genannte biologische Eigentümlichkeit kaum einer Vereinigung von Hestina und Euripus mit den Apaturidi im Wege stehen kann. Leider sind die früheren Lebensstadien der fraglichen Gattungen noch unbe- kannt. 1) Auch diese Gattung wird mitunter, wie von DoHERTY (l. c. 8.123) und LEECH (op. cit. S. 132) dem Verwandtschaftskreis von Hypolimnas zugezählt. Von SEMPER (op. cit. S. 85) wird sie der Adolias- Gruppe einverleibt. 2) Rohana wird von DomzxRTY (1. c.) in die Junonia-Gruppe gestellt und als mit Precis ver- wandt bezeichnet, weleher Auffassung ich keineswegs beitreten kann. Über die Palpen der Rhopaloceren. 469 auf den allgemeinen Bau und die Behaarung der Palpen stimmt Rohana dagegen gut mit Apatura überein, weshalb sie wohl am besten als ein vereinzelter, ziemlich früh abgetrennter Ausläufer des Apatura-Stammes anzu- sehen ist. Die oben erwähnten nicht zu verkennenden Berührungspunkte der Chlo- rippe mit den Vanessini, welche mich zu der Vermutung veranlassten, dass diese Gattung (und mit ihr die Apaturidi überhaupt) zu den Vanessini in genetischer Beziehung steht, sind von ganz besonderem Interesse, einmal, weil die richtige systematische Stellung der Apaturen wegen der eigentümlichen und sehr charakteristischen Raupenform, welche bekanntlich an die der Dor- nenlosen (Charaxes, Prepona, Anaea und Verwandten) und der Satyridae erinnert, bis auf die letzte Zeit ziemlich allgemein verkannt worden ist"), dann, weil sie die von einigen Autoren neuerdings ausgesprochenen Ansichten über die genealogischen Relationen der Apaturen vóllig bestätigen. Auf Grund seiner vergleichenden entwicklungsgeschichtlichen Untersuchun- gen der Nymphalinenraupen glaubt nämlich W. Mörrer, dass wir Apatura, trotz der grossen habituellen Ähnlichkeit der Raupen, „nicht der Gruppe der Dornenlosen einreihen dürfen!^ Wenn auch der genannte Autor sich über die Beziehungen von Apatura und Thaleropis zu irgend einer Gruppe kein sicheres Urteil bilden kann, weist er auf die Möglichkeit hin, „Apatura den Vanessinae einzureihen, speciell mit Z/ypanartia zu einer Gruppe zu vereini- gen“ und zwar ,sprechen sich Beziehungen aus in folgenden Punkten: 1) Wahl der Futterpflanze (Urticinen), 2) Gewohnheit der Raupen, welche bei 1) So wurde Apatura von einigen älteren Autoren, wie HERBsT und JABLONSKY (Natursyst. VIII. 1796), Schrank (Fauna Boica. Bd. II. Abt. 1. Ingolstadt. 1801) und HonsrigLD (Descr. Cat. I. 1898) sogar mit den Satyridae vereinigt. Morris (Synopsis of the described Lepidoptera of North- America, Washington. 1862) will Apatura nebst dem Verwandtschaftskreis von Charaxes den Liby- theidae einverleiben. Andere Systematiker, wie BorspuvAL (Gen. et Ind. meth. Eur. Lep. 1810. S. 24), RAMBUR (Cat. syst. Lep. And. 1858. S. 17), SrAUDINGER (Cat. 1871. S. 15), Bar (Note crit. 1878. S 21), Frey (Lep. Schweiz. 1880), LANG (Rhop. Eur. I. 1884. S. 153) u. A. haben Apatura und Charaxes in einer besonderen Familie vereinigt, als gleichwertige Abteilung den übrigen Nymphalinae gegenüber gestellt und, wie es scheint, als Bindeglied zwischen diesen und den Satyridae angesehen; dieselbe Anordnung wird in mehreren europäischen Lepidopterenverzeichnissen befolgt. Auch von denjeni- gen Autoren, welche die wahre Nymphalinennatur der Apaturen erkannt haben, werden sie recht oft in unmittelbare Nachbarschaft zu dem Formenkreis der ,Dornenlosen* oder von Limenitis gebracht. — Mit den Satyrinae haben die Apaturidi entschieden nichts zu tun. Ebenso sicher ist, dass sie keines- wegs ein Vermittlungsglied zwischen den Nymphalinae und Satyrinae darstellen. Auch spricht die ganze Struktur des Basalflecks gegen jede nähere Verbindung mit dem Verwandtschaftskreis der „Dor- nenlosen“; dieser Anordnung widersprechen ebenfalls das ganz unühnliche Geüder und die durchaus ver- schiedene Puppenform. Dass die Apaturidi intimere Beziehungen zu den Limenitidi besässen, kommt inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks nicht zum Vorschein, obwohl sie diesen relativ bedeutend näher als den Nymphalidi und Anaeidi stehen dürften. 470 Enzıo REUTER. Thaleropis und Hypanartia überaus ühnlich, 3) Gestalt der Puppe", in welcher letzterer Hinsicht speziell Thaleropis und Hypanartia die engsten Beziehungen zeigen). Auch bei den Imagines bestehen bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen den Apaturidi und Vanessini. So machen Scxarz und Rörer, welche indessen noch die Apaturen-Gruppe zwischen den Limenitis- und Anaeen- Gruppen eingeschaltet haben, auf mehrere gemeinschaftliche Züge im Geäder, die gleiche Bedornung der 9 2-Vorderfüsse und Berührungspunkte in der Flü- gelzeichnung aufmerksam, von welchen Merkmalen einige zugleich gegen eine Verwandtschaft mit den Limenitidi einerseits, mit Charaxes, Anaea und Ver- wandten andererseits sprechen, und zwar neigen sie sich ,der Ansicht Dr. W. Mürrer’s zu, dass die Apaturen den Vanessen am nächsten stehen und daraus hervorgegangen sind“”). Schliesslich haben wir zu bemerken, dass Dixey ?) die Flügelzeichnung unserer europäischen Apatura-Arten auf die von Argynnis und zwar speziell von A. sagana 2 zurückführen will, während Spu- LER ausdrücklich hervorhebt, dass ,die Apaturiden [mit Rücksicht auf Flügel- zeichnung] am nächsten mit den Vanessen und zwar denen der Pyrameis- Gruppen verwandt sind, wenn sie auch durch die weissen Querbindeflecken scheinbar in nächste Beziehung zu den Liminitis-Arten gebracht werden“). Wenn wir alle erwähnten Tatsachen, welche recht gut mit einander im Einklang stehen, in Erwägung ziehen, gewinnt die oben ausgesprochene Ver- mutung von den genealogischen Relationen der Apaturidi sehr an Wahrschein- lichkeit. Die genannte Tribus ist demnach nicht mit dem Formenkreis der „Dornenlosen“ (meine Triben Nymphalidi und Anaeidi) verwandt, ist also im System nicht neben sie zu stellen ), geschweige dann mit denselben zu einer besonderen Subfamilie, bezw. Familie zu vereinigen und in Gegensatz zu den übrigen Nymphalinae zu bringen‘). Die Apaturidi stehen überhaupt unter 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 163—164; vel. auch S. 86. 2) ScHATZ und RóEER, op. cit. S. 165. — Siehe auch Scupper (Buttfl. East. Un. St. & Can. I. S. 927—928). Man vergleiche auch das oben auf S. 467, Note 2 Gesagte. 3) Drxzgv, Phylog. signif. (Trans. Ent. Soc. Lond. 1890. S. 89—199). !) SPULER, Phylog. Apat. (Stett. Ent. Zeit. 1890. S. 276). — Weil nach Dixzv die Flügelzeichnung auch der Vanessini von Argynnis-ähnlichen Formen abzuleiten sind, scheinen die Apaturidi und Va- nessini auch seiner Ansicht nach jedenfalls relativ nahe verwandte Formenkreise darzustellen, wenn sie auch nicht von ihm in so direkte Beziehung zu einander, wie von MÖLLER und SPULER gebracht werden. 5) Weil die Diademidi mit den. Vanessidi in genetischer Beziehung zu den Argynnini stehen dürften, hielt ich es für zweckmässig sie vorher zu besprechen. Ich will also durch die Reihenfolge nieht angedeutet haben, als ständen die Apaturidi den Diademidi am nächsten. *) Gegen diese Anordnung hat sich schon WEISMANN ausgesprochen, mit der trefflichen Bemer- kung, dass dies „nur auf Grund des Baues der Raupen geschehen würde, der der Imagines würde dabei unberücksichtigt bleiben, da sich für diese Gattungsgruppe /Apatura- Über die Palpen der Rhopaloceren. u den Nymphalinae nicht so isolirt da, wie öfters angenommen; sie zeigen im Gegenteil ganz entschiedene genetische Beziehungen zu den Vanessini, sind aber mit ihnen nicht so intim verbunden, um die von W. Mürter aller- dings mit Reserve vorgeschlagene Einreihung derselben in die genannte Tribus zu rechtfertigen. Zusammenfassung. Es stellt sich also mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit heraus, dass der von der Tribus Apaturidi vertretene Zweig den jetzigen Vanessini nahe stehenden Formen entstammt, und zwar dürfte er sich so wohlmit Rücksicht auf die charakteristische und von dem Typus der Vanessini abweichende Raupenform, als auch auf die stark umge- bildete Vorsprungsbildung, welche sich wahrscheinlich nur während einer längeren Zeitepoche umwandeln konnten, bedeutend früher als die Kallimini von dem Stamme, welcher zu den Vanessini führt, heraus differenzirt haben. Tribus VI. Megaluridi. Diese kleine, aus den unter sich eng verwandten Gattungen Megalura und Cyrestis?) bestehende Tribus, wird durch folgende Palpenmerkmale cha- rakterisirt. Palpen merklich über den Kopf hervorragend, an Gestalt denen von Hy- panartia ähnlich. Basalglied nur ausnahmsweise (M. Peleus) merklich höher als das Mittelglied. Dieses 2, bis 3 mal so lang, fast gleichmässig hoch. Endglied ziemlich kräftig, gestreckt, '/> bis 7; des Mittelgliedes betragend, zugespitzt. Behaarung im wesentlichen an die von Hypanartia erinnernd, jedoch ohne jegliche Stacheln. Basalfleck wenigstens '/ der Länge der Basalgliedes einnehmend, ziemlich breit, am distalen Ende quer und bestimmt begrenzt, am proximalen weniger stark als bei den Vanessini ausgezogen. Der Vorsprung nach dem Typus dieser Subtribus gebaut, aber hinten merklich schwächer ausgeschwungen, weniger deutlich gestielt und mehr nach oben gerichtet, am Vorderrande schwach erhaben oder sogar etwas abgeflacht. Die Kegel am Nymphalis (Charaxes)] keine andern, gemeinsamen Charaktere aufstellen lassen, als die, welehe sie mit den übrigen Nymphaliden-Gattungen gemein haben* (Stud. Descend. II. S. 173). 7) Hierzu gerhört wahrscheinlich noch die mir aus Autopsie nicht bekannte Chersonesia, 472 Enzıo REUTER. Unter- und Vorderrande bedeutend stärker ausgebildet als bei den Vanessini, gleichmässiger entwickelt, überhaupt merklich länger und verhältnismässig schlanker, deutlich gebogen; kleine Kegelgebilde ganz wie bei Hypanartia Lethe und Kefersteinü. Gruben in der Regel am vordersten Teil des Vorsprungs. Chitin wie bei den genannten Aypanartia-Arten klar und hell- gelblich gefärbt. : Wie aus der obenstehenden Charakteristik sowie aus der Beschreibung der Palpen der in Rede stehenden Gattungen (vgl. oben S. 86—87) ersicht- lich, zeigen Megalura und Cyrestis inbezug auf den allgemeinen Bau und die Behaarung der Palpen, wie auch auf die sie Struktur des Basalflecks so auffal- lende Ähnlichkeit mit den Vanessini und zwar namentlich mit Hypanartia, dass es eher nótig erscheint, auf die sie trennenden als auf die gemeinschaft- lichen Merkmale aufmerksam zu machen. In det Tat, mit Rücksicht aus- schliesslich auf die Palpenbildung, kónnte man sich sogar wegen dieser bemer- kenswerten Berührungspunkte versucht fühlen, Megalura und Cyrestis als diver- girenden Zweig der Vanessini aufzufassen oder doch die genannten Gattungen als gleichwertige Subtribus der Tribus Vanessidi zu betrachten und zwar un- mittelbar neben die Vanessini einzureihen. Durch die gleichmässige Ausbil- dung, vor allem aber durch die bedeutende Länge der Kegel, welche nirgends in der ganzen Tribus Vanessidi annähernd erreicht wird, unterscheiden sich aber Megalura und Cyrestis merkbar von allen Subtriben derselben, welche in fraglicher Hinsicht nicht bedeutend von einander abweichen. Weil Megalura und Cyrestis auch in anderen Beziehungen, wie durch die Bedornung der 9 9- Vorderfüsse und im Geäder — ich erinnere vor allem an das Ausmünden des 4. Radialastes in oder vor der Spitze der Vorderflügel statt in den Aus- senrand — von allen Vanessidi abweichen und sich inbezug auf das letzt- genannte Merkmal, wie auch hinsichtlich der eigentümlichen Raupen- und Puppenform ) als eine besondere Abteilung für sich dokumentiren, dürften wir sie am besten als Repräsentanten einer selbständigen "Tribus, Megalu- ridi, betrachten. Jedenfalls sind aber die oben erwähnten Anknüpfungen der Megaluridi mit Hypanartia so auffallend — nicht am wenigsten ist dies der Fall mit den kleinen Kegelgebilden, welche in überaus ähnlicher charak- teristischer Weise über den ganzen Basalfleck zerstreut sind — dass sie un- sere ganze Beachtung verdienen. Sie scheinen mir ganz unzweifelhaft darauf 1) Vgl. wegen Megalura: SmoLL (Papillons exotiques Amsterdam. 1791. S. 10. T. 2. Fig. 2), und W. MÜLLER (op. cit. S. 166—167), wegen Cyrestis: RrBBE (Einige noch nicht bekannte Raupen und Puppen etc. Iris. Dresden. VIII. 1895. S. 114—115. T. III. Fig. 14, 15). Inbezug auf die Puppen- form weichen die beiden Gattungen indessen nicht unbedeutend von einander ab, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 473 hinzudeuten, dass der Verwandtschaftskreis von Megalura und Cyrestis, deren systematische Stellung von den Autoren oft in recht verschiedener Weise auf- gefasst worden ist”), in ziemlich enger genetischer Beziehung zu den Vanes- sini und zwar relativ am nächsten zu Zypanartia-àhnlichen Vorfahren steht. Auch im Flügelschnitt und in der Zeichnung (namentlich der Oberseite) zeigt Megalura bekanntlich bemerkenswerte Anklänge an Hypanartia. Von ganz besonderem Interesse sind aber nun die Bemerkungen W. Müzzer’s über die Raupen und Puppenform von Megalura, welche ich mir erlaube, wörtlich anzuführen. „Sehen wir“ sagt der genannte Autor „bei der Puppe von den !) Neben Victorina oder Hypolimnas, bezw. in den Verwandtschaftskreis der Diademen, werden Megalura und Cyrestis (resp. die eine von ihnen) vielfach, wie von Wesrwoop (Gen. D. L. 1850. S. 260 ff), BLANCHARD & BmRuLLÉ (Hist. nat. Ins. 1851. S. 446 ff), Lucas (Papillons. 1853/79. S. 124), FELDER (Reise Novara. 1864/67. S. 411), KirBY (Cat. 1871. S. 219 f), Scupper (Syn. List. Buttfl. N. Am. 1875), Woop-Mason & DE NricÉvILLE (List Diurn. Lep. Port Blair. 1880. S. 229), GopMAN & SALvIN (Biol. C.-Am. I. 1883. S. 282), SAALMÜLLER (Lep. Mad. I. 1884. S. 82), MABILLE (Hist. phys. Madag. 1886. S. 154), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1886. S. 132 ff), AumiviLLiUs (Tagf. Kamerun. 1894. S. 280) und mehreren Anderen gestellt. Unter die Limenitidi eingereiht werden sie (bezw. die eine Gat- tung) von ScHATZ & RÖBER (op. cit. 1888. S. 155) und KAnscH (Tagf. Adeli. 1893. S. 181). Bei Bur- MEISTER (Descr. phys. Rep. Arg. 1878. S. 160) bilden die fraglichen Gattungen als Gruppe Megaluridae einen Teil seiner Subfamilie Falcipennes, welche unmittelbar nach den Vanessidae folgt. BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 67 ff, 82) vereinigt Megalura (Timetes, Marpesia) mit Gynaecia, Hypanartia und Victorina in einer Gruppe, Timetides, und zwar werden die jetzt allgemein unter Megalura zu- sammengeführten Timetes und Marpesia durch Hypanartia von einander getrennt; dagegen steht Cyrestis neben Salamis in seiner unmittelbar danach folgenden Gruppe Vanessides. In einer späteren Arbeit BuTLER's (Buttfl. Malacca. 1879. S. 545) wie auch von DrsTANT (Rhop. Malay. 1882/86. S. 139 ff.) wird Cyrestis (in dem letzteren Werke nebst Chersonesia) zwischen Ergolis und Parthenos eingeschaltet. BUTLER & DrucE (Buttfl. Costa Rica. 1874. S. 345) haben Marpesia und Megalura zwischen Victorina und Hypanartia gestellt. In nächste Nachbarschaft der Vanessidi, bezw. ganz unter dieselben einge- reiht wird der Verwandtschaftskreis von Megalura noch von mehreren neueren Autoren, wie DOHERTY (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 122. — Buttfl. Sumba and Sambava. 1891. S. 171), ELwes & DE NICÉVILLE (Lep, Ins. Tavoy. 1886. S. 421), SEMPER (Reis. Arch. Phil. 1886/89. S. 110), MARSHALL & DE NICÉVILLE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. II. 1886. S. 948), Leecx (Buttfl. Chin. Jap. Cor. 1892. S. 247) u. A. Auch Haasr (Syst. Tagf. 1891. S. 24) macht auf die mutmassliche Verwandtschaft von Oyrestis mit den Vanessen aufmerksam und W. MÖLLER hebt, wie wir dies sogleich sehen werden, die Beziehungen von Megalura mit Hypanartia hervor. An Victorina und Hypolimnas zeigen Megalura und Cyrestis inbezug auf die Palpenbildung gar keine näheren Anklänge, weshalb ich dem Ausspruch ScHArz und Röger’s, dass sie keinesfalls mit diesen in der Struktur übereinstimmen, beitreten kann. Aber ebensowenig können Megalura und ihre Verwandten unter den Zimenitidi stehen. Wenn die genannten Autoren behaupten, dass „die Verwandt- schaft der Megaluren mit dem Limenitis-Typus sich hauptsächlich in der Palpenform, der Stellung der Präcostale [des Subcostalastes] und den 9 Q-Vorderfüssen“ zeigt, so trifft dies wenigstens nicht bei dem ersten Merkmal zu. In der äusseren Konfiguration und der Behaarung der Palpen möge mit gewissen Gattungen der Limenitidi einige Ähnlichkeit bestehen, durch das kräftige und verhältnismässig recht lange ('/.—?/, des Mittelgliedes betragende) Endglied unterscheiden sich aber Megalura und Cyrestis sofort von allen wahren Limenitidi, deren Endglied stets viel kürzer ist (typisch nur etwa !/;, ausnahmsweise ungefähr !/, der Länge des Mittelgliedes betragend); auch inbezug auf die Strukturverhültnisse des Basalflecks sind die Unterschiede zwischen jenen Gattungen und den Limenitidi ganz erheblich. Dage- gen lässt sich die ganze Palpenbildung, wie erwähnt, sehr gut mit derjenigen der Vanessini vergleichen. 60 474 Enzıo REUTER. eigentümlich gestalteten Anhängen ab, die, ebenso wie die enormen Rücken- dornen der Raupe, wohl Erwerbungen neueren Datums, so bleibt eine Form, die ziemlich deutliche Beziehungen zu einer bestimmten Gruppe zeigt. Die deutlich seitlich comprimirte Form mit der ausgeprügten Rückenkante, der lang gezogene Cremaster erinnern sofort an Hypanartia, zu welcher Form allerdings die hintere Begrenzung des Sattels nicht passen würde. Passen würde dagegen zu dieser Verwandtschaft die Angabe über Futterpflanzen, die der Mehrzahl und den glaubwürdigeren Angaben nach den Urticaceae ange- hóren. Sollten weitere Untersuchungen meine Vermuthungen bestütigen, so hátten wir in einer Gruppe drei als Raupe, Puppe und Schmetterlinge !) habi- tuell móglichst verschiedene Gattungen zu vereinigen — Hypanartia, Apatura, Megalura ?). Ebensowenig wie die Apaturidi dürften wir inzwischen die Megaluridi so direkt mit Hypanartia verbinden. Dagegen haben wir an der Tatsache festzuhalten, dass die Megaluridi mit Rücksicht auf die Raupen- und Puppen- form jedenfalls in Beziehung zu Hypanartia-ähnlichen Formen gebracht werden kónnen. Da nun auch die Ergebnisse meiner Untersuchungen zu dem Schluss führen, dass die Megaluridi morfologisch mit Hypanartia-ähnlichen Formen zusammenháüngen, dürfte es nicht zu gewagt sein, wenn wir auf Grund dieser übereinstimmenden Befunde die Annahme machen, dass die Tribus Mega- luridi von Vorfahren, welche denen der jetzigen Gattung Hypanartia relativ am nächsten standen, ihren Ursprung herleiten. Es wurde früher bemerkt, dass auch die Apatwridi wahrscheinlich in genetischer Beziehung zu den Vanessini stehen und zwar wurde auf speziellere Anknüpfungen der Gattung Clorippe gerade an Hypanartia aufmerksam gemacht (vgl. oben S. 466, 469 ff). Sowohl hinsichtlich der genealogischen Relationen der Apaturidi als der der Megaluridi lassen sich mithin die aus meinen Unter- suchungen resultirenden Befunde sehr schön mit denen W. Mürrrm's in Ein- klang bringen. Betreffs der in der Palpenbildung bestehenden Berührungs- punkte der Megaluridi mit Hypanartia ist zu bemerken, dass sie diejenige der Apaturidi an Prägnanz übertreffen. Auch in diesem Punkt finden wir eine Parallele zwischen Mörrer's und meinen Ergebnissen, insoweit als nach seinen Angaben Megalura deutlichere Beziehungen als Apatura zu der soeben genannten Gattung aufzuweisen scheint?). Sowohl bei den Apaturidi als bei 7) Als Schmetterlinge können jedoch, wie soeben bemerkt, Megalura und Hypanartia einen recht ühnlichen Habitus aufweisen. ?) W. MÜLLER, op. cit. S. 167. 3) Vgl. W. MÜLLER, op. cit, S. 163—164, 167, (C05 WOOD Uber die Palpen der Rhopaloceren. 475 den Megaluridi sind die Dornen der Raupen rückgebildet '), die Kórperform derselben ist aber in beiden Abteilungen eine verschiedene. Auch bei Hypan- artia macht sich nach Mörrer eine Reduktion der Dornen bemerkbar. Viel- leicht haben die Apaturidi und Megaluridi die Tendenz zum Rückbilden der Dornen ursprünglich als Erbteil von Zypanartia-ühnlichen Formen übernom- men, sich dann aber nach divergirenden Richtungen hin umgestaltet. Mit dieser Vermutung wäre die oben ausgesprochene Auffassung von den gene- tischen Beziehungen der beiden fraglichen Triben vereinbar und jene von W. Mürter vorgeschlagene Vereinigung der Gattungen Hypanartia, Apatura und Megalura in einer Gruppe würde insoweit über eine gewisse Berechtigung verfügen, als die von den genannten Gattungen reprüsentirten Zweige doch in einer frühen Zeitepoche genealogisch zu verbinden wären. Die relativ nüheren Anknüpfungen der Megaluridi an Hypanartia haben wir vielleicht dahin zu beur- teilen, dass sie sich relativ später als die Apaturidi von den Hypanartia- ähnlichen Vorfahren herausdifferenzirt haben. Zusammenfassung. Es scheint also ziemlich wahrscheinlich, dass die Vorfahren der Megaluridi denen der Apaturidi nahe standen, dass der von jener Tribus repräsentirte Zweig, wie der von dieser vertretene, dem Stamme entsprossen ist, welcher späterhin den Vanessini den Ur- sprung gegeben hat; es lässt sich zugleich vermuten, dass die Ab- zweigung des erstgenannten Zweiges später als die des letzter- wühnten stattgefunden hat, und zwar dürfte sie aller Wahrschein- lichkeit nach in nächster Nachbarschaft derjenigen Stammfasern erfolgt sein, die zu dem Verwandtschaftskreis von Hypanartia führten. Tribus VII. Gynaeciidi. Diese Abteilung wird hier in weiterem Sinne als von Scuarz und RöBEr aufgefasst, indem ich derselben ausser den Gattungen Callizona, Gynaecia und Smyrna noch drei andere, Aganisthos, Coëa und Megistanis allerdings nicht ohne Reserve zuzühle. Die Tribus Gydaeciidi lässt sich ungezwungen ') Die langen unpaaren Rückendornen dürften nach MÜLLER „morphologisch nichts mit eigent- lichen Dornen zu thun haben“ (op. cit. S. 166). 476 Enzıo REUTER. in zwei kleinere Abteilungen zergliedern, von denen die eine, die Subtribus Aganisthini, aus den drei letztgenannten, die andere Subtribus, Gynaeciini, aus den drei ersteren Gattungen besteht. Jene entspricht Scuarz’ und RöBERr's Pseudonymphaliden-Gruppe, diese fällt mit ihrer Gynaecia-Gruppe zusammen, welche von den genannten Autoren weit von einander getrennt werden. Es kann zwar fraglich erscheinen, ob die beiden Abteilungen füglich so direkt, wie dies hier geschehen ist, mit einander zu verbinden sind; diese Formen- kreise haben aber einige Berührungspunkte gemein, die darauf hinzudeuten scheinen, dass sie unter sich relativ näher als mit irgend einem anderen ver- wandt sind und vielleicht mit einander genetisch zusammenhüngen. Die hier angenommene Gruppirung ist somit nicht ganz unanfechtbar, es wird künftigen Untersuchungen vorbehalten, sie eventuell nüher zu begründen oder eine andere bessere an die Stelle zu setzen. Als gemeinschaftliche Palpenmerkmale der beiden Subtriben gelten: der ausserordentlich gedrungene, nur auf die ziemlich stark ausgezogene proximale obere Ecke der Innenseite des Basalgliedes beschränkte Basalfleck, welcher distal sehr dicht und scharf von ganz aufrecht stehenden Schuppen quer begrenzt wird; der sehr kräftig entwickelte und mächtig gewölbte Vorsprung, welcher den ganzen Basalfleck ausfüllt und mit recht kräftigen Kegeln dicht besetzt ist; ferner die überhaupt auffallend dichte, im grossen und ganzen gleichartige Behaarung. Subtrib. 1. Aganisthini. Diese Subtribus wird ausser durch die soeben erwähnten noch durch folgende spezielle Merkmale charakterisirt. Basalglied sehr kräftig, merklich höher als das verhältnismässig schlanke, vor dem distalen Ende schwach ver- dickte, 2°/,—3 mal so lange, sanft wellenfórmig gebogene Mittelglied. End- glied etwas länger als das Basalglied, ziemlich stark, kegelförmig zugespitzt. Behaarung übermässig dicht; die Bauchseite des Basalgliedes lang, sehr dicht und schopfartig abstehend behaart; der Haarkamm des Rückens einen stark buschigen Schopf bildend; im übrigen sind die Palpen anliegend beschuppt, bezw. kurz angedrückt behaart. Der sehr kräftig entwickelte Vorsprung an Gestalt dem der Kallimini ziemlich ähnlich, am proximalen oberen Teil etwas gleichmässiger abgerundet. Die Kegel noch kräftiger, sonst wie auch die Gruben, dem Verhalten der genannten Subtribus beinahe gleichkommend. Die Aganisthini zeigen ersichtlich inbezug auf die Palpenbildung mehrere bemerkenswerte Berührungspunkte mit den Vanessidi und zwar vor allem mit Über die Palpen der Rhopaloceren. 471 den Kallimini. Diese Ähnlichkeit kommt sowohl im allgemeinen Bau und in dem Verhalten der einzelnen Glieder der Palpen, als auch durch die sehr gedrungene Form des Basalflecks und besonders durch die Gestalt und mäch- tise Entwicklung des Vorsprungs, ferner durch die Anordnung und Form der Kegel sowie die Lage der Gruben zum Vorschein. Jene bei den Kallimini (vgl. oben S. 456) bemerkte Tendenz hat so zu sagen bei den Aganisthini ihren Gipfel erreicht; auch die Behaarung ist zu aussergewóhnlicher Fülle gelangt. Andererseits besitzen die Aganisthini in gewissen Beziehungen, wie in ihrer ganzen äusseren Erscheinung, ein recht charakteristisches Geprüge, welches sie als einen ziemlich eng geschlossenen Formenkreis hervortreten, und trotz der soeben bemerkten Ähnlichkeit in der Palpenbildung eine etwaige Ein- reihung derselben als Subtribus in die Tribus Vanessidi nicht rätlich erscheinen lässt. Dazu kommt, dass sie vielleicht am ehesten mit den Gynaeciini ver- wandt sein dürften '), welche letztere nach W. Mörrer mit Rücksicht auf die Raupen- und Puppenform seiner aus den Vanessinae und Diademinae beste- henden Gruppe II nicht zuzuzühlen sind, wenn sie auch deutliche Beziehungen zu derselben zeigen?) Die Aganisthini werden deshalb mit den Gynaeciini in einer besonderen Tribus vereinigt. Im Einklang mit den erwähnten Berührungspunkten der Aganisthini mit den Vanessidi steht auch der Umstand, das jene Subtribus, wie dies Sonarz und Rüser bemerken, im Geäder dem Vanessentypus entspricht. Schon diese Tatsachen lassen es mutmasslich erscheinen, dass die Aganisthini von dem Verwandtschaftskreis der Vanessidi und zwar am ehesten von den den Kallimini ähnlichen Vorfahren hervorgegangen sind. Jedenfalls haben sie mit den Anaeidi oder Nymphalidi, in die Nachbarschaft von welchen sie früher ziemlich allgemein gestellt wurden ?), entschieden nichts 1) Von Aganisthos ist die Raupe und Puppe bekannt. Nach W. MÜLLER wäre mit Rücksicht auf dieselben die einzige Gruppe, der die genannte Gattung angehóren kann, ,diejenige deren Vertreter Gynaecia, Smyrna; auch würde dazu die Futterpflanze wohl passen. Ich würde“, setzt er fort, „das Thier ohne Bedenken in diese Gruppe gestellt haben, wenn nicht die Bedornung, besonders die Art der Verzweigung eine wesentlich andere zu sein schiene. Ist die Raupe in dieser Beziehung richtig gezeichnet, was ich allerdings bezweifle, so würde die Gattung als Vertreter einer besonderen Gruppe aufzufassen sein* (op. cit. S. 169). Diese Auffassung stimmt so ziemlich mit meinen Befunden überein. ?) Vgl. W. MÜLLER, op. cit. S. 158, 199. >) Die systematische Stellung der in Rede stehenden Gattungen war immer sehr unsicher und zwar wurden sie, wie oben erwähnt, meist in den Verwandtschaftskreis von Charaxes und Anaea gestellt. So wird Aganisthos von BorspuvAL & Leconte (Hist. gén. Lép. Amer. Sept. 1833. S. 194) zwischen Vanessa und Charazes eingereiht, von Wesrwoop (Gen. D. L. 1850. S. 301, 311) und Lucas (Papillons. 1853/79. S. 148, 155) wird Aganisthos zwischen die neben Prepona stehende Batesia (Pan- 478 Enzıo REUTER. zu tun, was schon von den soeben genannten Autoren, welche indessen die Gattungen, in ihrer Pseudonymphaliden-Gruppe vereinigt, als Anhang nach der Anaeen-Gruppe eingereiht haben, mit Hinweis an das ganz verschiedene Geüder und die Raupenform (soweit bisher bekannt) ausdrücklich hervorge- hoben wird”). Von den drei Gattungen sind Aganisthos und Coëa, welche ja mitunter in einer Gattung vereinigt worden sind, offenbar unter sich sehr nahe ver- wandt, in der Palpenbildung finden sich keine merkbaren Unterschiede zwischen ihnen. Hinsichtlich der Gestalt des Vorsprungs kommen sie den Kallimini nüher als es Megistanis tut, welche durch die nach hinten etwas erweiterte und gleichmüssiger gerundete Form desselben mehr vom Typus abweicht. Subtrib. 2. Gynaeciini. Für die Subtribus Gynaeciüni gelten folgende spezielle Palpenmerkmale. Palpen an der Grenze der beiden ersten Glieder etwas stumpf gebrochen. Basalglied verhältnismässig lang, hóher als das kaum 2 mal so lange Mittel- glied. Endglied etwas kürzer als das Basalglied. Behaarung dicht, besonders bei Smyrna an die der Aganisthini erinnernd, aber schwücher; der Haarkamm des Rückens nicht immer mit deutlichem Schopf. Der kräftig entwickelte Vor- sprung mit sehr starken, vielleicht etwas gleichmässiger ausgebildeten, aber dora) und Apatura, Megistanis dagegen zwischen Palla (Philognoma) und Protogonius gestellt. BLAN- CHARD & BRULLÉ (Hist. nat. Ins. 1851. S. 452) reihen Aganisthos unmittelbar nach Charaxes ein. HERRICH-SCHÄFFER (Prodr. Syst. Lep. 1864) stellt Megistanis neben Pycina, Hypanartia (Eurema) und die eigentlichen Vanessen, Aganisthos weit von ihnen entfernt zwischen Victorina und Rhino- palpa. Bares (Journ. Ent. II. 1865. S. 335, 339) weist der Gattung Aganisthos ihren Platz zwischen Apatura und Prepona, der Megistanis zwischen Agrias und Hypna an. BumLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 54, 55) stellt die beiden Gattungen in seine Gruppe Apaturae zwischen Charaxes und Pre- pona; neben der letztgenannten Gattung stehen sie auch bei BUTLER & DRUCE (Buttfl. Costa Rica. 1874. S. 341). Bei Kirpy (Cat. 1871. S. 963, 274) und STAUDINGER (Exot. Tagf. 1886. S. 160, 174) steht Aganisthos neben Prepona, Megistanis neben Palla. Von BURMEISTER (Descr. Rep. Arg. V. Lép. I. 1878. S. 186) wird Megistanis in seine Gruppe Apaturidae zwischen Hypna und Prepona einge- reiht. Später (op. cit. II. 1879. S. 19. T. V. Fig. 5, 6) bildet Burmeister die Raupe von Aganisthos Odius FABR. (Orion FABR.) ab und hält wegen der Bedornung derselben die Gattung für mit dem For- menkreis von QCafonephele verwandt, gegen welche Auffassung sich W. MÜLLER (op. cit. S. 169) aus- spricht. Zu dem oben Dargelegten ist zu bemerken, dass Coca zumeist entweder mit Aganisthos oder Megistanis vereinigt ist. GoDMAN & SALVIN (Biol. C.-Am. I. 1884. S. 324 ff.) trennen sie wieder und schalten alle drei Gattungen neben einander zwischen Prepona und Agrias ein. MöscHLEr (Die Lepi- dopteren-Fauna der Insel Portorico. Abhandl. Senckenb. naturf. Ges. XVI. 1890. 5.98) stellt Aganisthos zwischen Apatura und Prepona. Betreffs Schatz’ und Röger’s Anordnung siehe unten im Text. 1) SCHATZ und RÖBER (op. cit. S. 169, 171 f.). nius c Ec - Über die Palpen der Rhopaloceren. 479 sonst wie bei der vorigen Subtribus angeordneten Kegeln. Die Gruben meist unter diesen versteckt. Auch die Gynaeciini zeigen, obwohl weniger prägnant als die Aganisthini, in der Palpenbildung und zwar namentlich in der Behaarung, sowie in der gedrungenen Form und der Struktur des Basalflecks, einige Berührungspunkte mit den Kallimini, wie dies aus der Beschreibung der in Rede stehenden Gattungen (vgl. oben S. 84—85) hervorgeht. Was bei der Besprechung der Aganisthini hinsichtlich jener Tendenz der an dem Basalfleck bemerkten Dif- ferenzirungsvorgünge gesagt wurde, hat auch auf die Gynaec?ini einigen Bezug, nur scheint die fragliche Weiterentwicklung von dieser Subtribus nicht so direkt, bezw. nach paralleler Richtung hin, wie von jener fortgesetzt worden zu sein. Bei den Gynaeciini macht sich neben der zu einer immer stürkeren Konzentration leitenden Weiterentwicklung ausserdem noch eine, wenn auch nicht sehr erhebliche, so doch deutlich bemerkbare Divergenz von der von den Kallimini, bezw. den Aganisthini repräsentirten Entwicklungsrichtung geltend. Während bei Smyrna, welche inbezug auf die Verhältnisse des Ba- salflecks unter den Gynaeciini den relativ am wenigsten abgeleiteten Zustand darzubieten scheint, in fraglicher Hinsicht die Beziehungen zu den Aganisthini wie auch zu den Kallimini noch recht deutlich hervortreten, weichen nämlich die unter sich nahe verwandten Callizona und Gymaecia') durch den abgerun- deten und besonders bei der letztgenannten Gattung bauchig gewólbten Vor- derrand sowie durch den gleichmässig ausgeschweiften Hinterrand des Vor- sprungs, wodurch dieser sogar eine beinahe gleichmässig schmale und quer über den Basalfleck schwach gebogene Gestalt erhalten kann, merkbar von dem ursprünglichen Typus ab. Nach Scemarz und Rüger stimmt die vorliegende Abteilung „im Geäder ebenso gut mit dem Eunica-Typus, als mit den Diademen überein“ °) und es 1) Die enge Verwandtschaft zwischen Callizona und Gynaecia wird allgemein richtig erkannt und zwar werden die Gattungen von den meisten Autoren neben einander in unmittelbare Nachbarschaft des Formenkreises der Catagrammen gestellt; dagegen wird Smyrna fast stets neben Agrias und Ver- wandten eingereiht. BUTLER (Cat. Diurn. Lep. S. 66, 67, 99) hat merkwürdigerweise alle drei Gat- tungen von einander getrennt, indem Callizona in seiner Gruppe Catagrammae, Gynaecia in der Gruppe Timetides steht und Smyrna als abirrende Gattung der ziemlich heterogenen Gruppe Diademae betrachtet wird. Die Zusammengehörigkeit von Smyrna zu Gynaecia wurde erst vor Kurzem von W. MÜLLER (op. cit.) und zwar auf Grund der ähnlichen Raupenform nachgewiesen, Von Agrias und Verwandten, d. h. meiner Tribus Nymphalidi, unterscheidet sich Smyrna inbezug auf die Palpenbildung und zwar durch die verschiedene Struktur des Basalflecks recht bedeutend, erweist sich demnach als in keiner Weise mit ihnen verwandt; dagegen lassen sich ihre Beziehungen zu Gynaecia deutlich genug erkennen, was im Einklang mit den Ergebnissen W. MÜLLER’s steht. ?) SCHATZ und ROBER, op. cit. S, 150, 480 Enzıo REUTER. lässt sich nicht verleugnen, dass sie mit denselben in genannter Hinsicht Be- rührungspunkte aufzuweisen hat. Allein die Palpenbildung der Gynaeciini steht in schroffem Widerspruch wenigstens mit derjenigen der Eunicen und Cata- grammen ) und zwar gilt dies vor allem von den Verhältnissen des Basalflecks. Gerade bei den zuletzt genannten Formenkreisen ist er nämlich ausnahmslos recht ausgedehnt, während die Gynaeciini im Gegenteil unter allen Nympha- linae beinahe den am meisten gedrungenen Basalfleck besitzen. Auch die Gestalt des Vorsprungs der Gynaeciini ist von derjenigen der Æuwnicini und Catagrammini durchaus verschieden und die Form der Kegel bei diesen Abtei- lungen eine ganz andere”). Hierzu kommt, dass zwischen den verschiedenen Typen keine vermittelnden Übergänge vorkommen *). Dem gegenüber will ich nochmals hervorheben, dass die Gynaeciini, wie auch die Aganisthini, inbezug auf die Palpenbildung und nicht am wenigsten auf die Strukturver- hältnisse des Basalflecks, sich ungezwungen mit dem Typus der Kallimini ver- gleichen lassen. Ich kann demnach die Vermutung nicht unterdrücken, dass die vorliegende Subtribus in keiner nahen verwandtschaftlichen Beziehung zu den Eumicidi steht, vielmehr scheinen mir meine Befunde am ehesten auf eine Ableitung derselben (und der Aganisthini) von Vorfahren, welche denen der Kallimini relativ am nächsten standen, hinzudeuten *). !) Schatz’ und RÖBER's Ewnica-Gruppe wird in die Ewnica-Gruppe (im engeren Sinne) und die Catagramma-Gruppe, denen als Anhang die Gynaecia-Gruppe angereiht wird, eingeteilt. 2) Vel. die Abbildungen des Basalflecks von Gynaecia Dirce L. (Fig. 32) mit denen von Cato- nephele Acontius L. (Fig. 30) und Catagramma Lyca Dousr. Hrw. (Fig. 31), von welchen letzteren jene als Typus der ZEwnicini, diese als Typus der Catagrammini betrachtet werden kann. 3) Es sind von mir Reprüsentanten verhültnismüssig vieler Gattungen der in Rede stehenden For- menkreise inbezug auf die Palpenbildung untersucht worden, welche je unter sich recht gut übereinstim- men, weshalb ich die Behauptung wage, dass auch unter den mir aus Autopsie nicht bekannten keine Übergangsformen zwischen den Æunicidi und Gynaeciini zu erwarten sein dürften. +) W. MÜLLER vereinigt Gynaecia und Smyrna in einer kleinen Gruppe, welche ein vermittelndes Glied zwischen seinen Haupteruppen II und III bilden soll. ,Der Gruppe II schliesst sie sich an“ sagt er ,durch die Wahl der Futterpflanze (Urticinen), durch die Zusammensetzung der Ds-reihe (Ds ant 4—11, psí 11) z. Th. auch durch die Bedornung von 12, weiter durch das Fehlen einer Trutz-oder Schutzstellung. Der Gruppe IIT (der wir die Gattungen zurechnen) schliesst sie sich an wesentlich durch die Gewohnheit des Rippenbauens, die Entwicklung der Dornen, Gestaltung der Hórner (abwech- selnd nach aussen und innen gerichtete Dornenpaare).- -- Die Puppen schliessen sich der Gruppe II an in der Art der Anheftung, der Gestalt des Cremasters, der Gruppe III in der scharfen Begrenzung des Sattels nach hinten auf Segment 5“ (op. cit. S. 158). Spüter giebt er an, dass der von Gynaecia und Smyrna vertretene Zweig ,sich nur an einem Punkt bezüglieh der Kürperform [der Raupen] (so- weit dieselbe nicht durch das Rippenbauen beeinflusst ist) von den Diademinae entfernt, die dort spora- disch auftretende verzweigte Gestalt der Dornen wird hier zum Character der Gruppe, die Dornenform complicirt sich“ (S. 199). Hierbei ist zu bemerken, dass Mürter's Hauptgruppe II zunächst in zwei Untergruppen, Vanessinae und Diademinae, zerfällt, von denen die letztere einen Teil meiner Tribus Vanessidi und zwar u. A. Doleschallia, d.h. den Verwandtschaftskreis meiner Kallimini umfasst, während der Hauptbestandteil seiner Gruppe III aus den Ageronien und Æpicaliinae (Ewnicidi Über die Palpen der Rhopaloceren. 481 Zusammenfassun g. Mit Rücksicht auf das oben Dargelegte lässt sich vielleicht am ehesten vermuten, dass der von der Tribus Gynaeciidé repräsentirte Zweig sich von dem Stamme, welcher von den den Vanessini ühn- lichen Formen späterhin zu den Kallimini führte?) herausdifferen- zirt hat, und zwar dürfte dann dieser Zweig sich ziemlich früh in zwei weitere gespalten haben, von denen der eine, der von der Sub- tribus Aganisthini vertretene, eine mit derjenigen der Kallimini gewissermassen parallele Entwicklungsbahn eingeschlagen, wührend der andere, welcher die Subtribus Gynaeciini bildet, sich nach mehr divergirender Richtung hin entwickelt hat. Tribus VIII. Ageroniidi. Palpen mässig lang. Basalglied nicht oder sehr wenig hóher als das Mittelglied, gekrümmt. Mittelglied etwa 2 '/ mal so lang oder länger, gleich- mässig hoch. Endglied kräftig, wenigstens von der Länge des Basalgliedes, kegelfórmig zugespitzt, abwärts geneigt. Behaarung mässig dicht; die Bauch- seite nur am Basalgliede mit schopfartig abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren besetzt, sonst anliegend kurz behaart, bezw. beschuppt; der Haarkamm des Rückens höchstens einen niedrigen Schopf bildend. Basalfleck etwa 7/, m.) besteht. — Wenn die Gruppe Gynaecia-Smyrna aus MÜLLER’s Gruppe III ausgeschieden und seiner Gruppe II, zu welcher sie ja nach MÖLLER's eigenen Angaben bemerkenswerte Beziehungen aufweist, zugezählt würde, so würde durch diese Anordnung einerseits die verwandtschaftlichen Relationen der Gynaeciini, wie sie sich nach meinen Befunden als mutmasslich herausstellen, wie ich glaube, zum riehtigeren Ausdruck kommen, andererseits würde MürnLER's Hauptgruppe IIT, in der so veränderten Umgrenzung, auch nach den Ergebnissen meiner Untersuchungen als eine sehr natürliche hervor- treten, was dagegen nieht der Fall ist, wenn die Gynaeeiini in derselben beibehalten werden. Viel- leicht würde ein erneutes Studium der Raupen zu Gunsten dieser modifizirten Gruppirung ausfallen. Jedenfalls stehen aber die Gunaeciini auch nach der von MÜLLER vertretenen Auffassung, d. h. wenn sie der Gruppe III zugezühlt werden, in genetischer Beziehung zur Gruppe II. 1) Salamis, Kallima und Doleschallia, welche meiner Subtribus Kallimini angehören, kommen nur in den östlichen Tropen vor, und zwar erstreckt sich ihr geografisches Verbreitungsgebiet von Afrika bis zu den polynesischen Inseln, während die Gynaeeiidi auf Amerika und zwar hauptsächlich auf Süd- amerika beschränkt sind. Zu den nächsten Verwandten von Salamis gehört nun aber auch eine süd- amerikanische Gattung, Napeocles, welche früher sogar mit derselben vereinigt war, die ich aber leider nicht untersuchen konnte. Die genannte Tatsache deutet auf eine in früheren Zeitepochen stattgefun- dene sehr ausgedehnte Verbreitung des Verwandtschaftskreises der Kallimini hin. So legt auch die geografische Verbreitung meiner Auffassung über die genetische Beziehung der Gynaeciidi zu den Kal- limini keine Hindernisse in den Weg. 61 482 Enzıo REUTER. der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende quer begrenzt, am proximalen Teil nach hinten und oben ausgezogen und zwar an der proxi- malen oberen Ecke gerundet, oder auch schief abfallend. Der Vorsprung gut entwickelt, zumeist undeutlich gestielt und schwach geschwungen. Die Kegel wie bei den Vanessini angeordnet, die auf dem proximalen oberen Teil des Vorsprungs am längsten, kräftig gebogen; kleine Kegelgebilde spärlich vor- handen. Die Gruben befinden sich wie bei den Vanessini auf dem vordersten Teil des Vorsprungs. Die Palpen der Ageronüdi haben einige allerdings nicht sehr intime Anklänge an die der Vanessidi aufzuweisen. Bei den hinsichtlich der Vor- sprungsbildung am wenigsten modifizirten Formen (Panacea, Ageronia Arethusa, und A. Amphinome), deren Vorsprung noch merkbar gestielt, vorn eckig umge- bogen und hinten deutlich ausgeschwungen erscheint, lassen sich die Bezie- hungen zu dem Vanessen-Typus noch einigermassen deutlich erkennen. Von der von den soeben genannten Aygeroniidi vertretenen Vorsprungsform ist durch Abschrägung und teilweise Abflachung des Vorderrandes sowie durch Aus- gleichung des Hinterrandes die von A. Feronia repräsentirte Form abzuleiten, welche von dem kaum bemerkbaren Stiele sich sofort noch oben und hinten zieht und sich zugleich nach derselben Richtung hin schwach erweitert. Durch diese Gestalt des Vorsprungs, sowie durch die stark vorwürts gebogene Form der auf dem proximalen oberen Teil desselben befindlichen Kegel, zeigt .4. Feronia eine nicht geringe Ähnlichkeit mit dem Typus der Zunicini. Durch die breite Gestalt des Vorsprungs, wie auch durch die verhältnismässig breite Schuppenform und schwache Behaarung der Palpen, weicht Æctima von den übrigen Ageronédi ziemlich bedeutend ab; wenn sie auch kaum füglich von diesen getrennnt werden kann), scheint sie jedenfalls mit Rücksicht auf die Palpenbildung einen periferischen Ausläufer der Tribus darzustellen. Viel näher unter sich verwandt dürften Panacea und Ageronia sein, was aus den Berührungspunkten jener Gattung besonders mit A. Amphinome hervorgeht). Wenn nun auch inbezug auf die Palpenbildung einige Relationen der Ageroniidi mit den Vanessidi mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sich feststellen lassen, hält es schwieriger die speziellen Glieder der letztgenannten Tribus anzugeben, zu denen die Ageronädi zunächst in Beziehung stehen. Mit Rück- sicht auf die Gestalt des Vorsprungs von Panacea und À. Arethusa, die !) Nach W. MÜLLER (op. cit.) steht Æctima im Raupenstadium der Gattung Ageronia sehr nahe. 2) Auch im Geäder und Habitus zeigen die beiden Gattungen unter sich ziemlich grosse Ähn- lichkeit. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 483 Anordnung und das allgemeine Verhalten der Kegel, sowie auf die Lage der Gruben lässt sich inzwischen vielleicht die Annahme machen, dass die mut- masslichen Vorfahren der Ageroniidi am ehesten unter Formen zu suchen sind, die dem Verwandtschaftskreis der Vanessini relativ am nächsten standen, und zwar dürfte wegen der ziemlich grossen Aus- dehnung des Basalflecks, welche weder in der Tribus Ageroniidi noch bei den mit ihr genetisch zusammenhängenden Didonidi und .Ewnicidi ein Bestreben sich zu vermindern, sondern eher eine entgegengesetzte Neigung zeigt, die Abzweigung des von den Ageroniidi repräsentirten Astes schon bevor die von den Vanessin? eingeleitete, an dem Basalfleck zu be- merkende Tendenz zu immer weitergehenden Konzentrirung einge- treten war, stattgefunden haben, also die genealogischen Verbände in eine ziemlich frühe Zeitepoche zurückzuverlegen sein. Es muss zugestanden werden, dass die Ageronädi im Geäder und in der Flügelform keine näheren Anknüpfungen an die Vanessini aufweisen, wie auch, dass sie hinsichtlich der äusseren Erscheinung und der sonderbaren Lebens- gewohnheiten der Schmetterlinge ziemlich isolirt dastehen ). Die oben ge- machte Annahme betreffs der genealogischen Relationen dieser Tribus kónnte mit Rücksicht hierauf in Frage gestellt werden. Andererseits dürften aber, wie ich dies unten näher begründen werde, die Ageroniidi unzweifelhaft mit den Æunicini relativ nahe verwandt sein, in welchem letzterem Verwandt- 1) Die systematische Stellung der Ageronien ist von den Autoren in recht verschiedener Weise aufgefasst worden. Wegen einer irrigen Beobachtung von LACORDAIRE betreffs der Befestigungsweise ihrer Puppen werden sie von Borspuvar (Spec. gen. Lép. I. 1836) als selbständige Familie innerhalb der Succincti betrachtet. Eine besondere Familie repräsentiren sie auch bei DouBLEDAY (Gen. D. L. 1847. S. 81) und Epwanps (Buttfl. N. Am. I. 1868/72. S. 11), und zwar wird dieselbe von jenem Autor zwischen die Pierididae und Danaididue, von diesem zwischen die Danaididae und Nymphalidae gestellt. Noch bei BLANCHARD & BRuLLÉ (Hist. nat. Ins. 1851. S. 433) und Lucas (Papillons. 1853/79 S. 61) werden sie als mit den jetzigen Danaidinae, Heliconiinae ete. gleichwertige Abteilung betrachtet. Unter die Satyridae eingereiht wird Ageronia von SmirH (Synops. gen. N. A. Rhop. 1883. S. 42, —, In einer späteren Arbeit desselben Verfassers, Introd. elassif. N. A. Lep. 1885. S. 145, wird die Gattung jedoch den Nymphalinae zugezählt). Bares (Proc. Ent. Soc. Lond. 1858. S. 23. — Trans. Linn. Soc. Lond. XXIII. 1862. S. 515. — Journ. Ent. I. 1862. S. 220. — Ibid. II. 1864/65. S. 175, 177, 311) und FELDER (Ein neues Lep. 1861. S. 4, 18 Note 11) haben ihre richtige Stellung unter den Nymphalinae erkannt, und die Auffassung der genannten Forscher wird von fast allen spáteren Autoren geteilt, obgleich Ageronia unter den Nymphalinae oft einen verschiedenen Platz erhált. So wird sie — um mur dieje- nigen Lepidopterologen, welche eine Einteilung in kleinere Gruppen vorgenommen haben, zu nennen — von BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 86) in seine Gruppe Adoliades gestellt, wührend BURMEISTER (Deser. Rep. Arg. 1878. S. 147) die Ageronien als besondere Gruppe zwischen seine Argynnidae und Vanessidae einschaltet. W. MÜLLER (op. cit. S. 155, 159) bildet aus Ageronia und Ectima eine kleine zwischen die Gruppe Gynaecia-Smyrna und seine Æpicaliinae eingereihte Gruppe, bei ScHarz (op. cit. S. 135) steht die Ageronien-Gruppe zwischen den Diademen- und Zwnica-Gruppen. — Von den früheren Autoren werden Panacea und Æctima meist weit von den eigentlichen Ageronien entfernt. 484 Enzıo REUTER. schaftskreis nun sich Formen finden, die, obgleich in anderen Merkmalen sich abgeleiteter als die Ageroniidi erweisend, sowohl im Geäder als im Flügelschnitt und äusseren Habitus bemerkenswerte Anklünge gerade an die Vanessini darbieten, was wiederum zu Gunsten einer verwandtschaftlichen Beziehung der gemeinsamen Vorfahren der Ageronädi und Æunicidè mit Formen, die den Stammeltern der Vanessini relativ nahe standen, zu sprechen scheint. Vielleicht haben wir die Tatsachen dahin zu beurteilen, dass bei den Ageroniidi Reste des ursprünglicheren Zustandes, welche Schlüsse über die wahren blutsverwandtschaftlichen Beziehungen gestatten, sich nur in einzelnen Merkmalen erhalten haben, während in anderen Charakteren solche Spuren verwischt worden sind und eben hierdurch die Ageronidi als einigermassen isolirt dastehen. Nach W. Mürrer bilden die Agero»üdi mit Rücksicht auf die Raupen- und Puppenform eine kleine Gruppe seiner Hauptgruppe III, deren Wurzel in der Hauptgruppe II zu suchen ist, ob unter den Vanessin«e oder Diade- minae blieb inzwischen unentschieden ). — Jedenfalls kann meine oben ausge- sprochene Auffassung von den mutmasslichen Relationen der Ageroniidi bis auf weiteres nur als hypotetische Annahme gelten, welche mir indessen gegen- würtig über gróssere Wahrscheinlichkeit als jede andere mir bekannte zu ver- fügen scheint. i Zusammenfassung. Die Frage von den genealogischen Beziehungen der Tribus Ageroniidi entzieht sich gegenwürtig jedem sicheren Urteil, doch lässt sich vielleicht am ehesten vermuten, dass der von derselben repräsentirte Zweig in relativ nüchster Nachbarschaft derjenigen Fasern des Nymphalinen-Stam- mes sich abgetrennt hat, die späterhin zu den Vanessini geführt haben, dass aber die Abzweigung desselben — oder richtiger des Stam- mes, von welchem er, sowie die von den Didonidi und Eunicidi ver- tretenen Zweige, spätere Verüstelungen bilden (vgl. weiter unten) — in einer verhältnismässig frühen Vergangenheit und zwar jedenfalls bevor die der Kallimini und Gynaeciini, sowie wahrscheinlich auch die der Apaturidi und Megaluridi, welche beiden letzteren Triben unzweifelhaft noch engere Beziehungen zu den Vanessinae aufweisen, stattgefunden hat. 1) Vel. W. MÜLLER, op. cit. S. 199. E Über die Palpen der Rhopaloceren. 485 "T md bus x. Didonid i; Die Tribus Didonidi, in welcher ich mit einiger Reserve die Gattungen Vila, Didonis und Cystineura vereine ‘), erscheint nicht ganz homogen. Ob- wohl die Palpen der oben genannten Gattungen in einigen Punkten nicht unbe- trächtlich von einander abweichen, lassen sich jedoch folgende gemeinschaft- liche Merkmale feststellen. Das Basalglied wenigstens am Grunde hóher als das fast gleichmässig dicke Mittelglied. Endglied wenigstens beim © etwa '5 des Mittelgliedes be- tragend, sanft abwärts geneigt. Behaarung dünn, nach dem Ende des Mittel- eliedes hin oft dichter werdend; die Bauchseite der beiden ersten Glieder mit abstehenden, mässig langen Haaren und Schuppen besetzt; der Haarkamm des Rückens ohne merklichen Schopf. Basalfleck ausgedehnt, wenigstens '/ der Länge des Basalgliedes und beinahe die ganze Breite von dessen Innen- seite einnehmend, am distalen Teil von den dünnstehenden Schuppen unbe- stimmt begrenzt, am proximalen Ende mässig stark oder nur sehr schwach ausgezogen. Der Vorsprung schwach erhaben, am Vorderrande mehr oder weniger stark abgeflacht. Die Kegel gleich am Unterrande des Vorsprungs einigermassen gut entwickelt; die auf dem proximalen Teil desselben befind- lichen am besten ausgebildet, deutlich vorwärts gebogen, die auf dem vorderen abgeflachten Teil stehenden dagegen sehr klein, bezw. zum grossen Teil rück- gebildet; kleine Kegelgebilde finden sich einigermassen zahlreich vor und un- terhalb des Vorsprungs. Gruben auf dem abgeflachten Teil des Vorsprungs, am Vorderrande oder ein wenig vor demselben gelegen. !) Diese drei Gattungen wurden, wie bei der Besprechung der Ewrylelini (S. 460 Note) erwähnt. früher öfters mit Elymnias, Eurytela, Ergolis und Hypanis vereinigt und bildeten (mit ihnen) BorspuvaL's Biblidae, resp. WEsrwoop's Eurytelidae. Vielfach wird auch Pyrrhogyra, welche aber wohl am besten den Æunicini zuzuzählen ist (vel. weiter unten), in die Nachbarschaft der genannten Gattungen gebracht, weshalb sie mit in dieser Übersicht besprochen werden mag. Ausser in den an dem soeben genannten Orte angeführten Werken, welche auf jene drei Gattungen Bezug haben, werden sie noch in einer Arbeit FELDER's (Spec. faun. Lep. Negro. 1862. S. 191 ff) als selbständige Familie betrachtet. Während bei Wesrwoon (Gen. D. L. 1851. S. 405 ff.) Didonis, Cystineura und Vila einen Teil seiner Familie Æurytelidae ausmachten, wurde Pyrrhogyra weit von ihnen entfernt und zwar in die Nymphalidae zwischen Bunica (Callianira Wesrw.) und Lucinia gestellt (op. cit. S. 252). Unter die Nymphalidae (bezw. Nymphalinae) eingereiht werden die Gattungen von fast allen neueren Autoren, und zwar hat BUTLER sie weit von einander getrennt, indem Didonis zwischen Peridromia und Symphaedra in seiner Gruppe Adoliades, Pyrrhogyra als abirrende Gattung unter den Diademae und Cystinewa neben Catuna (Iaera HöBN.) in der Gruppe Argynnides steht (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 87, 100, 102). JURMEISTER (Descr. Rep. Arg. 1878. S. 175 ff.) hat die vier in Rede stehenden Gattungen als besondere Gruppe neben Catagramma und Verwandten in seine Subfamilie Spatulipennes gestellt. Von den meisten Autoren werden die Gattungen inzwischen in die Nachbarschaft von Ageronia und Verwandten gebracht; Pyrrhogyra wird aber oft von den drei übrigen mehr oder weniger weit entfernt. 486 Enzıo REUTER. Der Vorsprung ist bei den drei Gattungen vorliegender Tribus recht verschieden. So ist er bei Vila ziemlich gestreckt und wegen einer von hinten kommenden, noch deutlich zu erkennenden Falte einigermassen sichtbar ausgeschwungen, erscheint daher noch als ein Vorsprung. Bei Didonis ist die hintere Falte mitunter noch angedeutet, was vielleicht eine Annäherung an die von Vila repräsentirte Vorsprungsform bedeutet '), jedenfalls auf eine Ableitung von einem geschwungenen Typus hinweist; übrigens stellt der Vor- sprung von Didonis eine nur flach erhabene, unten breit angelegte, hinten kaum merkbar geschwungene, bezw. etwas abgeschrägte Anschwellung dar, welche an diejenige der Catagrammini erinnert). Der kleine Vorsprung von Cystineura ist fast unmerklich ausgeschwungen, unten durch eine Chitinver- dickung begrenzt, nur an dem oberen Teil merkbar erhaben, vorn noch stärker als bei Vila und Didonis abgeflacht?). Auf den ersten Blick scheint Cystineura mit diesen beiden Gattungen nur weniges gemein zu haben. Wenn wir aber von einer entfernten Ähnlichkeit in der Vorsprungsbildung absehen, kommen dennoch einige Beziehungen zu Vila durch den schwachen und schlan- ken Bau der Palpen, die ähnliche Behaarung der Bauchseite, den umfangreichen Basalfleck, sowie durch die in ganz gleicher Weise zerstreuten kleinen Kegel- gebilde zum Vorschein ‘); durch das kurze Basalglied und den flach erhabenen Vorsprung zeigt Cystineura andererseits gewisse Anklänge an Didonis. Cysti- neura dürfte sich demnach der Gattung Vila relativ am nächsten anschliessen, scheint aber ebensowenig wie Didonis mit ihr nahe verwandt zu sein. Es kann überhaupt fraglich erscheinen, ob die Vereinigung der drei Gattungen !) ScHATz und RónER (op. cit. S. 139) bemerken, dass „in der ähnlichen, wenn auch nicht so auffallenden Bekleidung des Endgliedes [von Vila] sich eine geringe Verwandtschaft zu Didonis zeigt“. Die Ähnlichkeit der Behaarung des Mittelgliedes, und zwar bei allen drei Gattungen, scheint mir eher Beachtung zu verdienen. Bei ihnen ist nämlich die Bauchseite auch des Mittelgliedes in gleicher Weise abstehend behaart, während sie bei denjenigen Triben, welche überhaupt als mit den Didonidi verwandt betrachtet werden künnen, mehr oder weniger anliegend behaart, bezw. beschuppt ist. Diese auffallende Übereinstimmung scheint mir einigermassen für eine Verwandtschaft der drei Gattungen zu sprechen. 2) In anderen Beziehungen, wie durch die verschiedene Behaarung der Bauchseite der Palpen, weicht aber Didonis merkbar von den Catagrammini ab. Auch mit Rücksicht auf die Raupen- und Puppenform kann sie nicht diesem Formenkreis zugezühlt werden. Die anscheinende Ähnlichkeit in der Vorsprungsbildung dürfte demnach auf Konvergenz-Analogie zurückzuführen sein. 3) Bei Cystineura steht wahrscheinlich die Lage der Gruben vor dem Vorsprung in Korrelation zu der starken Abflachung des Vorderrandes desselben. *) Nach ScHATz und RÖBER (op. cit. S. 139) erscheint Cystinewra am ehesten mit Vila verwandt, welcher sie auch inbezug auf den Flug und die Lebensweise der Schmetterlinge ühneln soll. Wenn auch, wie dies GoDMAN & SALviN (Biol. C.-Am. I. S. 277) hervorheben, zwischen Cystineura und Di- donis ziemlich bemerkenswerte Unterschiede bestehen, dürften die genannten Gattungen jedoch in jeder anderen Tribus noch isolirter dastehen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 487 in einer Tribus berechtigt ist. Vielleicht stellen sie vereinzelte Ausläufer eines einst reichlicher entfalteten, jetzt zum grössten Teil ausgestorbenen For- menkreises dar. Hierfür scheint die geringe Artenzahl respektiver Gattungen und die isolirte Stellung derselben zu sprechen. Weil inzwischen die frag- lichen Gattungen einige gemeinsame Anknüpfungen haben, welche einen aller- dings nicht besonders engen organischen Zusammenhang derselben ahnen lassen und die genannten Gattungen zu einander vielleicht in relativ nähere Bezie- hung als zu anderen Formen zu stellen scheinen, dürfte es sich jedoch emp- fehlen, sie bis auf weiteres als eine besondere Tribus zusammenzufassen. Unter ihnen zeigt inbezug auf die Struktur des Basalflecks offenbar Vila den relativ am wenigsten abgeleiteten Zustand und zwar erinnert der Vor- sprung dieser Gattung am ehesten an denjenigen gewisser Ageronädi, wie À. Arete und Arethusa"). Die schon bei ihnen deutlich bemerkbare Abflachung des Vorderrandes tritt bei Vila noch prügnanter hervor. Durch Weiterbilden dieser Tendenz und gleichzeitiges Ausgleichen des ursprünglich deutlich aus- geschwungenen Hinterrandes sollten sich vielleicht über Formen, wie uns Vila darbietet, die von Didonis und Cystineura repräsentirten Vorsprungsformen von dem Typus der Ageroniüdi etwa in ähnlicher Weise ableiten lassen, wie die Catagrammen-Form aus dem Typus der Æunicini entstanden ist. Die Didonidi sind aber mit den Ageronidi bedeutend entfernter als die Æunicini und Catagrammini unter sich verwandt. Hierfür spricht u. A. auch die ab- weichende Behaarung der Bauchseite, welche bei den Didonidi auffallenderweise auch am Mittelgliede abstehend, bei den Ageronädi dagegen anliegend ist, wodurch, wie auch durch das reichlichere Vorkommen kleiner Kegelgebilde, jene Tribus sogar ursprünglichere Verhältnisse als diese aufzuweisen hat. Abgesehen von der aufgeblasenen Subcostalis, welche inzwischen auch bei den Ageronidi mitunter verdickt ist, dürften die Didonidi sich im Geäder am ehesten der genannten Tribus anschliessen, wenn sie auch hierin keine intimen Berührungspunkte zeigen. Die früheren Lebensstadien sind nur von Didonis bekannt. Nach W. Mäinrer bildet die Gattung mit Rücksicht auf die Raupen- und Puppenform eine besondere kleine Gruppe seiner Haupt- gruppe III, in der sich die Ageronien und Æunicidi (Epicalünae Mörner) finden. Zu welchem Formenkreis sie am ehesten in Beziehung steht wird nicht angegeben. Doch scheinen mir die von ihm angeführten Tatsachen der !) ScHATZ und RÖBER machen auf Berührungspunkte auch im Geäder zwischen Vila und den Ageronien aufmerksam, was noch mehr für die Beziehungen vorliegender Tribus zu den Ageroniidi zu sprechen scheint, 488 Ewzio REUTER. oben angedeuteten Vermutung betreffs der genetischen Relationen der Didonidi nicht zu widersprechen. Zusammenfassung. Die Tribus Didonidi, in welcher vielleicht die unter sich nur entfernt verwandten Gattungen Vila, Didonis und Cystineura zu vereinigen sind, ist mit keiner anderen besonders nahe verbunden; es scheint aber die Annahme über einige Wahrscheinlichkeit zu verfügen, nach welcher die genannte Tribus am ehesten zu den Ageroniidi in genetischer Beziehung steht, und zwar dürfte, wegen der einigermassen isolirten Stellung der Didonidi, der von ihnen repräsentirte Zweig sich ziem- lich früh von dem zu den Ageroniidi führenden Aste abgetrennt haben. Tribus X. Eunicidi. Diese Abteilung wird von mir in weniger weitem Sinne als von ScHarz und Röser aufgefasst. Von den genannten Autoren wird nämlich zu derselben ausser den Eunicen und Catagrammen noch als Anhang die Gymaecia-Gruppe zugezühlt, welche letztgenannte ich von dem Verwandtschaftskreis der Eunicidi ausgeschieden und als Subtribus mit den Aganisthini in eine besondere Tribus gestellt habe (vgl. oben S. 475, 478 ff.). In der so erhaltenen Umgrenzung erscheint die Tribus Eunicidi als ein recht natürlicher Formenkreis und zwar lässt sie sich sowohl mit Rücksicht auf die Verhältnisse des Basalflecks als auch hinsichtlich des Geäders und der äusseren Erscheinung der Schmetterlinge ungezwungen in zwei, wie es scheint unter sich nahe verwandte und recht homogene Subtriben, die Æunicini und Catagrammini, zergliedern. Subtrib. 1. Eunicini. Palpen deutlich über den Kopf hervorragend. Basalglied in der Regel (mit Ausnahme von Catonephele) von gleicher Höhe wie das Mittelglied, mehr oder weniger stark gekrümmt. Mittelglied 2 "4 bis 3 mal so lang, gleichmässig hoch. Endglied bisweilen in beiden Geschlechtern von verschiedener Länge, beim 9 etwa gleich lang oder lünger als das Basalglied, schwach abwärts geneigt. Behaarung am Bauche des Basalgliedes aus mässig langen, schopf- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 489 artig abstehenden, z. T. schuppenähnlichen Haaren bestehend; die Inneuseite desselben wie auch das ganze Mittel- und Endglied anliegend behaart, bezw. beschuppt; der Haarkamm des Rickens hóchstens einen sehr schwachen Schopf bildend. Basalfleck ziemlich ausgedehnt, ?/ bis '/ der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende nicht besonders bestimmt quer begrenzt, am proximalen oberen Teil ziemlich stark schräg ausgezogen. Der Vorsprung mässig stark gewölbt, meist undeutlich gestielt, mit kaum wenig hervortre- tendem, schwach erhabenem oder überhaupt mehr oder weniger abgeflachtem Vorderrande sich schräg nach oben und hinten ziehend und den ausgezogenen Teil des Basalflecks ausfüllend, hinten nur wenig ausgeschwungen, bezw. schief abfallend, mitunter stumpfeckig gebrochen. Die Kegel nicht besonders dicht stehend, an dem abgeflachten Vorderrande des Vorsprungs klein, sogar öfters ganz fehlend, sonst fast gleich am Stiele gut ausgebildet, namentlich am proximalen oberen Teil des Vorsprungs kräftig entwickelt, lang, stark vor- wärts gebogen; kleine Kegelgebilde mehr oder weniger reichlich, oft nur spär- lich vorhanden. Gruben am vordersten, kegelarmen Teil des Vorsprungs oder unmittelbar vor demselben gelegen. Myscelia und Catonephele erweisen sich hinsichtlich der Palpenbildung als unter sich sehr nahe verwandt '), was frühere Angaben noch mehr bestä- tigt. Zwei weitere einander nahe stehende Gattungen stellen ZÆunica und Crenis dar”). Epiphile erinnert zugleich an Myscelia und Temenis, scheint aber mit keiner derselben besonders eng verbunden zu sein. Der letztge- nannten Gattung reihen sich dagegen ungezwungen einerseits Nica, anderer- seits Pyrrhogyra an *). 1) Gopman’s & SALVIN's Anordnung, nach welcher Myscelia und Catonephele durch mehrere Gattungen von einander getrennt werden (Biol. C.-Am. I. S. 229, 240), kann ich demnach nicht bei- stimmen. Dagegen werden von ScHATZ und RÖBER (op. cit. S. 141) die sehr engen Beziehungen zwischen den fraglichen Gattungen ausdrücklich hervorgehoben. ?) Es ist sehr bemerkenswert, dass die afrikanische Gattung Crenis, trotz ihres isolirten Vor- kommens in einem ganz entgegengesetzten Weltteil, sich niehtsdestoweniger als der sonst ausschliess- lich auf Süd- und Centralamerika beschränkten Tribus Punicidi entschieden angehórend erweist. BuT- LER's Anordnung, nach welcher Crenis und Æunica von Myscelia und Catonephele (seiner Gruppe Epicaliae) getrennt und in die Gruppe Argynnides typicales gestellt werden (Cat. Diurn. Lep. S. 112, 113), erscheint mir daher keineswegs berechtigt. 3) Die verschiedenen Ansichten über die systematische Stellung von Pyrrhogyra wurden bereits oben (S. 485 Note) z. T. erwähnt. Von Schatz und RöBER wird sie noch mit Didonis, Vila und Cystineura in der Bibliden-Gruppe vereinigt. Sie gehört aber wegen ihrer ganzen Palpenbildung unzweifelhaft in die Tribus Æunicid und zwar in die vorliegende Subtribus; wie soeben angedeutet, schliesst sie sich am ehesten der Gattung Temenis an. Nach W. MÜLLER weisen auch die Angaben über die Raupen von Pyrrhogyra „unzweifelhaft auf die nächste Verwandtschaft dieser Gattung mit Temenis hin“ (op. cit. S. 48). Durch Mürrer’s Gruppirung der Gattungen seiner Æpicaliinae, nach 62 490 Ewzro REUTER. Die Æunicini zeigen in dem allgemeinen Bau der Palpen ziemlich grosse Ähnlichkeit mit den Ageronüdi; auch die Behaarung bietet keine wesentlichen Unterschiede dar. Bei den AgeronZdi finden wir mitunter, wie bei À. Feronia, eine von dem ursprünglicheren, noch bei Panacea und À. Arethusa zu bemer- kenden deutlich ausgeschwungenen Typus abweichende Vorsprungsform, welche am Hinterrande nur wenig ausgeschweift, ziemlich stark schräg nach oben gerichtet und vorn merkbar abgeflacht ist. Während diese Form unter den Ageroniidi nur Ausnahme ist, wird sie bei den Æunicini zum Charakter und zwar sind die Differenzirungsvorgänge hier nach angedeuteter Richtung hin zugleich noch weiter gegangen. Auch die schon bei den Ageronidi bemerk- bare Rückbildung der auf dem vordersten, abgeflachten Teil des Vorsprungs befindlichen Kegel macht sich bei den Æuwnicini in noch höherem Masse gel- tend. Dagegen haben die auf dem proximalen oberen Teil desselben stehenden Kegel im allgemeinen eine noch bedeutendere Länge erreicht und zwar sind sie zugleich noch stärker vorwärts gebogen, öfters sogar geschlängelt. Während die Eunicini mithin in der Palpenbildung beträchtliche Anklänge an die Ageronüdi aufweisen, lässt sich andererseits bisweilen — und zwar unter den von mir untersuchten Formen am ehesten bei denjenigen Individuen von Myscelia, welche ausnahmsweise einen einigermassen kräftig entwickelten und am Vorderrande ziemlich stark gewölbten Vorsprung besitzen, also einen relativ ursprünglichen Zustand verraten — eine nicht zu verkennende Ähn- lichkeit mit dem Typus der Vanessini verspüren, mit welchem wir ja auch die relativ am wenigsten abgeleitete Vorsprungsform der Ageronidi verglichen. Durch das überhaupt reichlichere Auftreten kleiner Kegelgebilde kommen die Eunicini dem Verhalten der Vanessini sogar näher als dies die letztgenannte Tribus tut. Beachtung verdient nun, dass die Kunicini vielfach auch im Geäder, im Flügelschnitt und Zeichnung recht bemerkenswerte gemeinschaftliche Züge mit den Vanessini aufweisen, was schon von verschiedenen Autoren erkannt wurde?) und noch mehr die Vermutung zu gestatten scheint, dass die Æuni- welcher Temenis, Pyrrhogyra und Epiphile mit Callicore, Haematera und Catagramma näher als mit Myscelia, Catonephele und Eunica verbunden werden, scheinen mir dagegen die gegenseitigen ver- wandtschaftlichen Beziehungen der fraglichen Gattungen z. T. nicht zum richtigen Ausdruck zu kommen. Vgl. weiter unten bei den Catagrammini. 1) So bemerkt z. B. DouBLEDAY (Gen. D. L. S. 218): ,Cybdelis and the following genera [Myscelia (inel. Catonephele) ete.] have many of the characters of Vanessa and its allies* und ScuATZ & RÖBER (op. eit. S. 141) sagen: „in der Gattung Myscelia ist der Eckflügeltypus noch am schärfsten ausgeprägt und sie bildet demnach ein sehr schönes Übergangsglied der Eunica-Gruppe zu den vorhergehenden Vanessen*. Auch wird der Verwandtschaftskreis der Eunieen oft in die Nachbarschaft der Vanessen gestellt, wodurch die Autoren wahrscheinlich die gegenseitigen Beziehungen derselben hervorgehoben haben wollten. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 491 cini doch mehr oder weniger enge genealogische Relationen mit den Vorfahren der Vanessini besitzen. In den soeben genannten Merkmalen bieten dagegen die Ageroniidi, wie schon früher erwähnt, keine näheren Anknüpfnngen mit den Vanessini dar, wenn auch solche inbezug auf die Palpen zum Vorschein kommen; sie schliessen sich darin auch den Æunicini nicht besonders eng an. Die oben angeführten Berührungspunkte in der Palpenbildung zwischen den Eunicini und Ageroniidi sind aber so prügnanter Art, das kein Zweifel darüber obwalten dürfte, dass wir es hier mit zwei wirklich blutsverwandten Formen- kreisen zu tun haben, was ja auch durch die Form und Entwicklungsgeschichte der Raupen sowie durch die Puppenform zur Genüge bewiesen wird”). Vielleicht haben wir die erwähnten Tatsachen dahin zu beurteilen, dass die Æunicini und Ageroniidi einem gemeinsamen Stamme angehóren, welcher seinen Ursprung von Formen herleitet, die den Vorläufern der Vanessini relativ am nächsten standen , dass aber die von diesen Vorfahren ererbten Vanessen-ähnlichen Züge sich überhaupt bei den Eunicini besser bewahrt haben, während die Ageronüdi, welche in einigen Punkten, wie inbezug auf die Vorsprungsbildung und nach W. Mürver auf die Raupenform, ursprünglichere Verhältnisse als die Funicidi darbieten, in anderen Beziehungen sich weiter von der gemeinsamen Stammform entfernt haben, wobei jene Züge verwischt worden sind, wie sich ja auch die Tribus Ageroniidi durch die eigenartigen Lebensgewohnheiten der Schmetterlinge als ein ziemlich abweichender Formenkreis dokumentirt (vel. oben S. 483—484). Subtrib. 2. Catagrammini. Im Bau und in der Behaarung der Palpen zeigen die Catagrammini keine wesentlichen Unterschiede von den Punicini, nur ist das Endglied meist stärker abwärts geneigt. Basalfleck überhaupt ausgedehnter, etwa '/ oder bisweilen noch mehr der Länge des Basalglides einnehmend, besonders am Grunde des Gliedes breit, am proximalen Teil mässig stark und zwar spitzer als bei den Æunicini ausgezogen. Der Vorsprung eine ganz schwach erha- bene, fast unmerklich ausgeschwungene, ungestielte, birn- oder etwa ungleich- mässig nierenfórmige Anschwellung darstellend, welche unten breit angelegt und nicht selten durch eine schwach gebogene Chitinverdickung begrenzt, vorn meist stark abgeflacht, hinten schief abfallend ist. Die Kegel in der Regel ?) Vel. W. MÜLLER, op. cit. S. 103—104, 199 u. A. 492 Enzıo REUTER. gleich am Unterrande ziemlich gut ausgebildet, regelmässiger und zwar kam- martig parallel angeordnet sowie bisweilen weniger stark vorwürts gebogen, sonst denen der Æunicini gleichkommend; kleine Kegelgebilde überhaupt sehr spärlich vorhanden. Gruben am vordersten, abgeflachten und kegelarmen Teil des Vorsprungs, bezw. anscheinend unmittelbar vor demselben gelegen. Die Catagrammini schliessen sich in der Palpenbildung den Æunicini ungezwungen an, durch die soeben beschriebene, sehr charakteristische Gestalt des Vorsprungs, welche allen von mir untersuchten Arten ausnahmslos konstant zukommt, unterscheidet sich aber jene Subtribus sofort von der letztgenannten. Durch eine noch deutlich sichtbare Andeutung einer von hinten kommenden Falte, welche sich bei den Æunicini ziemlich allgemein erkennen lässt und eben die hier oft noch schwach ausgeschwungene Form des Vorsprungs be- wirkt, sowie durch die unbestimmte Begrenzung des Unterrandes desselben und die dort verhältnismässig schwache Entwicklung der Kegel — welche Verhältnisse als relativ ursprüngliche aufzufassen sind — zeigt inzwischen Callicore auch inbezug auf den Basalfleck eine beträchtliche Annäherung an die J7unicini. Nahe mit Callicore verwandt sind Perisama und Cyclogramma). Haematera dürfte sich am ehesten der letztgenannten Gattung anschliessen. Bei Catagramma hat sich die Gestalt des Vorsprungs am weitesten von dem Typus der Æunicini entfernt), sie zeigt den Typus der Catagrammini am meisten ausgeprägt. Trotz dem auf den ersten Blick ziemlich grossen Unterschied in der Vorsprungsbildung lässt sich der Catagramma-Typus sehr gut von demjenigen der Æunicini ableiten, was schon durch die soeben bemerkten, bei Callicore bestehenden Berührungspunkte angedeutet wurde. Denken wir uns nämlich die bei den Æunicini beobachteten Reduktionsvorgünge, welche bei ihnen mehr in ihrer Entstehung sind, weiter fortgesetzt und zwar nicht nur auf den vor- dersten Teil des Vorsprungs beschrünkt, sondern den ganzen Vorsprung um- fassend, also die Erhabenheit desselben reduzirt und in Zusammenhang hier- mit jene hintere Falte ausgeglichen, so sehen wir diesen Typus sich dadurch 1) Cyclogramma wurde von DoUBLEDAY (Gen. D. L. S. 219) mit Cybdelis vereinigt und noch von KinBy (Cat. S. 197) in ihre unmittelbare Nachbarschaft gestellt. BUTLER & Druck (Buttfl. Costa Rica. S. 349) haben sie weit von Callicore und Catagramma getrennt und nebst Ewnica merkwür- digerweise zwischen Clofhilda und Coatlantona (Chlosyne) gestellt, mit denen sie garnicht verwandt ist. Die enge Verwandtschaft von Cyclogramma mit Callicore haben dagegen ganz richtig GoDMAN & SALVIN (Biol. C.-Am. I. S. 952) sowie SCHATZ & RÖBER (op. cit. S. 147) nachdrücklich hervorgehoben. ?) Auf eine ganz entsprechende Erscheinung hat W. MürLER hinsichtlich der Bedornung der Raupen von Haematera und Catagramma aufmerksam gemacht (vel. op. cit. S. 88—89). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 493 zugleich in jenen umwandeln . Dass in der Tat der fragliche Differenzirungs- prozess den so geschilderten Gang durchgemacht hat, stellt sich durch eine Vergleichung des Vorsprungs von z. B. Myscelia, Catonephele und Nica einer- seits, Callicore, Catagramma und Haematera andererseits als eine sehr grosse Wahrscheinlichkeit heraus. Gemäss dieser bei den Catagrammini weiter ge- gangenen heduktionserscheinung ist der vordere Teil des Vorsprungs noch stärker als bei den Æunicini abgeflacht und die hier befindlichen Kegel über- haupt in ausgedehnterem Masse rückgebildet. Auch die kleinen Kegelgebilde sind zum gróssten Teil verkümmert, dagegen haben die auf dem Vorsprung stehenden Kegel — welche ganz die gleiche, charakteristisch vorwürts gebo- gene, bezw. mitunter geschlüngelte Gestalt wie bei den Æunicini besitzen, was ebenfalls dazu beiträgt, die enge verwandtschaftliche Beziehung beider Subtriben in prägnanter Weise hervortreten zu lassen — eine gleichmässigere Ausbildung erlangt, eine Erscheinung, die überhaupt mit der Abflachung des Vorsprungs parallel zu gehen scheint. Zufolge der genannten Reduktions- vorgänge liegen die Gruben anscheinend vor dem Vorsprung. Der Basalfleck hat denselben Umfang oder zeigt sogar eine schwache Tendenz, sich noch weiter auszudehnen ^). Schon die oben dargelegten Tatsachen deuten ganz unzweifelhaft auf eine genetische Beziehung der Catagrammini zu den Æuni- eini hin. Die nahe Verwandtschaft der Æunicini und Catagrammini wurde hin- länglich und zwar ziemlich allgemein anerkannt und demgemäss die Glieder derselben von den meisten Autoren in unmittelbare Nachbarschaft zu einander gestellt). W. Mürrer hat die fraglichen Gattungen mit Rücksicht auf die haupenform in einer Gruppe, der Zpicaliinae, vereinigt, welche in zwei Unter- ') Eine weitgehende Reduktion der Erhabenheit des Vorsprungs fanden wir auch bei den Apa- turidi; der Prozess geht aber dort nach einer etwas anderen Richtung hin und resultirt in eine ver- schiedene Form. Besonders scharf unterscheiden sich in den beiden fraglichen Entwicklungsreihen die Kegel, welche bei den Apatwridi verhültnismüssig recht kurz und dick, ganz gerade sind, bei den Catagrammini dagegen ziemlich lang und stark gebogen. Die an die der Catagrammini erinnernde Vorsprungsbildung bei Didonis ist, wie früher erwähnt, wahrscheinlich als Konvergenz aufzufassen. ?) Die ganzen jetzt bei den Æunicini und Catagrammini konstatirten Differenzirungsvorgänge stehen in ausserordentlich schroffem Gegensatz zu den bei den Gynaeciini (vgl. oben S. 479) beobachteten, welche letztere Abteilung von ScHATZ und RöBEr in Beziehung zu ihrer Eunica-Gruppe gebracht ist. Ich möchte nochmals hervorheben, dass die Gynaeciini einer durchaus anderen Entwicklungsrichtung gefolgt sind und demgemäss einem anderen Stamme als die Ageronidi und Eunicidi angehören dürften. °) Es giebt jedoch hiervon einige Ausnahmen. So hat Butter (Cat. Diurn. Lep. S. 63, 83) die in Rede stehenden Formenkreise ziemlich weit, und zwar durch seine Gruppen der Timetides und Va- nessides, von einander getrennt und BURMEISTER (Deser. Rep. Arg. S. 163, 171) hat die als Mysceliadae bezeichnete Gruppe nebst den Megaluridae seiner Subfamilie Fulcipennes, die Catagrammidae dagegen zwischen den Eubagidae und Byblididae der nächstfolgenden Subfamilie Spatulipennes einverleibt. 494 Enzıo REUTER. gruppen eingeteilt wird. Die erstere dieser Untergruppen enthält „Gattungen, welche an Euphorbiaceen leben (Myscelia, Catonephele, Eunica)“, die letztere „solche die an Sapindaceen leben (Temenis, Pyrrhogyra, Epiphile, Callicore ete. /Haematera, Catagramma])*"). Ich habe oben gezeigt, dass die Æunicini und Catagrammini, in dem von mir angenommenen Umfang, wegen konstant zutreffender Unterschiede in der Vorsprungsbildung sich als recht natürliche und gut umgrenzte Formenkreise dokumentiren. Diese Abteilungen fallen nun aber nicht mit jenen Untergruppen Mürrer’s, dagegen mit den von Scuarz und Röser auf gewisse Unterschiede im Geäder begründeten vollständig zu- sammen. Demnach gehören auch Temenis, Pyrrhogyra und Epiphile in die- selbe Subtribus wie Myscelia, Catonephele und Eunica. Mit Rücksicht auf diese auffallende Übereinstimmung meiner Befunde mit der von den beiden zuletzt genannten Autoren vorgenommenen Gruppirung, welche auch hinsicht- lich der äusseren Erscheinung der Schmetterlinge als eine sehr ungezwungene erscheint, dürfte es überhaupt in Frage gestellt werden, ob die Futterpflanzen der Raupen in vorliegendem Falle für die Einteilung in Untergruppen von entscheidender taxonomischer Bedeutung sind, um so mehr als Mürrer’s letz- tere Untergruppe mit Rücksicht auf die Bedornung der Raupen nicht ganz homogen zusammengesetzt zu sein scheint und zudem die Raupen von Callicore gerade inbezug auf die Futterpflanze eine Ausnahme machen. Es wurde oben nachgewiesen, dass die Vorsprungsbildung der Catagram- mini von derjenigen der Æunicini abzuleiten ist, die letztgenannte Subtribus zeigt also in fraglicher Hinsicht entschieden einen relativ ursprünglicheren Zustand. Dies gilt auch vom Geäder, weil die Subtribus Æunicini, wie dies Scmarz und Röser bemerken „fast stets 2 Äste vor dem Zellende und geschlos- sene Zellen besitzt, während die andere, die Catagrammen und deren Verw. begreifend, nur 1 SC-Ast [Radialast] vor dem Zellende und die Zellen meist offen haben*?) Ganz in Übereinstimmung hiermit zeigt nach W. Mörrer seine erstere, die Gattungen Myscelia, Catonephele und Eunica umfassende Untergruppe ,die ursprünglicheren Verhältnisse, einmal in der Wahl der Futterpflanze, sodann in der vollständigen Erhaltung der Bedornung^?) Wir 1) W. MÜLLER, op. cit. S. 159; vel. auch S. 155. 2?) ScHATZz und RÔBER, op. cit. S. 140. 3) W. MÜLLER, op. cit. S. 159. — Unter den Gattungen der zweiten MULLER' schen Unter-Gruppe zeigen auch diejenigen, Callicore, Haematera und Catagramma, welche meiner Subtribus Catagrammini angehören, mit Rücksicht auf die weiter gegangene Rückbildung der Bedornung einen abgeleiteteren Zustand als die übrigen, meiner Subtribus Æunicini zugezühlten Gattungen Temenis, Pyrrhogyra und Epiphile. i j Uber die Palpen der Rhopaloceren. 495 können also mit Sicherheit darauf schliessen, dass die Catagrammini mit den Æunicini eng genctisch zusammenhängen, wie auch, dass jene Subtribus die fyletisch jüngere von beiden ist. Zusammenfassung. Mit Rücksicht auf das oben bei der Besprechung der Subtribus Æunicini sowie auf das soeben Dargelegte stellt es sich als die grósste Wahrschein- lichkeit heraus, dass der von der Tribus Æunicidi repräsentirte Zweig demselben Stamme wie der von den Ageroniidi vertretene angehört — welcher Stamm seine Entstehung Formen zu verdanken haben dürfte, die denjenigen, welche späterhin zu den Vanessini führten, relativ am nächsten standen und dessen Abzweigung in verhältnis- mässig frühe Zeit zu verlegen ist (vgl. oben S. 484) — und zwar hat jener Zweig in seinem weiteren Verlaufe zwei anderen den Ursprung gegeben, von denen der eine, der früher abgezweigte, von den Euni- cini, der andere von den Catagrammini reprüsentirt wird. Tribus XI. Dynaminidi. Der einzige Repräsentant dieser Abteilung, welche vielleicht nicht den Rang einer selbständigen Tribus beanspruchen kann, ist die Gattung Dyna- mine. Es mögen die hauptsächlichsten Palpenmerkmale derselben zur Cha- rakteristik der Tribus rekapitulirt werden. Palpen nur am Grunde gebogen, aufsteigend. Basalglied etwa von gleicher Hóhe wie das annühernd 3 mal so lange, in der Mitte angeschwollene Mittel- glied. Endglied beinahe '; des Mittelgliedes betragend, fein zugespitzt. Be- haarung der Bauchseite am Basalgliede aus abstehenden, am Mittelgliede aus halb anliegenden Haaren bestehend, überhaupt ziemlich dünn; der niedrige Haarkamm des Rückens ohne Schopf. Basalfleck mehr als 7; der Länge des Basalgliedes einnehmend, breit, am distalen Ende sehr unbestimmt begrenzt, am proximalen nicht merklich ausgezogen, gleichmässig und zwar etwas schräg abgestutzt. Der Vorsprung sehr schwach ausgebildet, eine verhältnismässig kurze und etwa ebenso breite, schrüg-ovale, kaum sichtbar erhabene, unten breit angelegte, hinten steil abfallende, distalwärts in den angrenzenden Teil des Basalflecks unmerklich übergehende Anschwellung darstellend. Die dünn- stehenden Kegel mässig stark entwickelt, ziemlich gleichmässig ausgebildet und 496 Exzio REUTER. parallel angeordnet, die oberen deutlich vorwärts gebogen; kleine Kegelge- bilde fehlen. Die Gruben vor der Basis der Anschwellung, z. T. in einiger- massen weiter Entfernung von derselben gelegen. Dynamine unterscheidet sich von den vorhergehenden Catagrammini haupt- süchlich durch etwas verschiedene Gestalt der Palpen und durch halb anlie- gende, nicht angedrückte, und zwar fast ausschliesslich aus kurzen Haaren bestehende Bekleidung des Mittelgliedes aus. Inbezug auf die Verhältnisse des Dasalflecks schliesst sie sich dagegen denselben unzweifelhaft am nächsten an, obwohl die Gestalt des Vorsprungs, oder wohl richtiger der Anschwellung, einige Ähnlichkeit auch mit der von Cystineura darbietet. Während nun aber der Vorsprung bei den Catagrammini von einigermassen gestreckter Form und stets wenigstens oben merkbar erhaben ist, erscheint er bei Dyna- mine verhältnismässig bedeutend kürzer und kaum sichtbar gewölbt. Um diese Vorsprungsform inbezug auf ihre Morfogenese richtig zu beur- teilen, müssen wir uns der bei den zuletzt behandelten Abteilungen bemerkten Differenzirungsvorgänge erinnern. Bei denselben haben wir eine nicht zu verkennende Tendenz zum Rückbilden des Vorsprungs konstatirt, und zwar ist sie bei den .Ageronüdi und Æunicini noch so zu sagen im Entstehen, bei den Didonidi einerseits, den Catagrammini andererseits dagegen recht stark ausgeprägt. Überall beginnt nun diese Rückbildung am Vorderrande des Vorsprungs und schreitet von dort aus weiter proximalwärts, wie wir dies bei den Didonidi und Catagrammini beobachten können. Hand in Hand hiermit geht eine heduktion der an dem vordersten, stets am meisten abge- flachten Teil des Vorsprungs stehenden Kegel, welche Erscheinung bei den ÆEunicini mitunter, bei den Catagrammini ziemlich allgemein zum völligen Ver- schwinden der fraglichen Kegel geführt hat; infolge dessen kommen die Gruben wenigstens z. T. anscheinend vor dem Vorsprung zu liegen. Durch die Annahme einer nach derselben Richtung hin noch weiter gegangenen Rück- bildung lässt sich die Enstehung der von Dynamine reprüsentirten Vorsprungs- bildung sehr gut erklären, und zwar ist diese Annahme die einzige befriedi- sende oder denkbare. Durch eine noch in ausgedehnterem Masse stattge- fundene Rückbildung der distalen Kegel, wird einerseits eben die scheinbar verhültnismássig kurze Form des Vorsprungs bedingt, welcher wegen der voll- ständigen Abflachung seines vorderen, unmerklich in den angrenzenden Raum des Basalflecks übergehenden Teils nach vorn hin nur durch das Vorhanden- sein der Kegel bezeichnet wird, andererseits die auffallende, anscheinend weit von dem Vorderrande des Vorsprungs entfernte Lage der Gruben begreiflich. Durch die gleiche Anordnung und deutlich vorwärts gebogene Gestalt der Öber die Palpen der Rhopaloceren. 497 oberen Kegel sowie durch das auch im übrigen ähnliche Aussehen des Basal- flecks erinnert Dynamine recht betrüchtlich an die Catagrammini. In der Tat, mit Rücksicht auf das oben Dargelegte dokumentirt sich Dynamine ent- schieden als derselben Entwicklungsrichtung wie die zuletzt besprochenen Triben angehórend, und man kónnte sich deshalb versucht fühlen, sie als Re- präsentanten einer nach den Catagrammini zu stellenden Subtribus der Tribus Punicidi zu betrachten '). Der (unten in der Note erwähnten) Anordnung Senmarz und Rürer’s gegenüber will ich ausdrücklich hervorheben, dass die Stellung von Dynamine unter den Limenitidi wegen der ganz unähnlichen Verhältnisse des Basalflecks und zwar namentlich wegen der durchaus verschiedenen Vorsprungsbildung, welche ganz andere Differenzirungsvorgänge als bei den Limenitidi voraussetzt, sowie wegen des verschiedenen Palpenbaues überhaupt als entschieden unnatürlich erscheint. Wegen derselben Gründe ist an eine Verwandt- schaft auch mit Neptis nicht zu denken. Die genannten Autoren heben die von derjenigen der Catagrammen verschiedene Struktur der Gattung Dynamine hervor. Wenn nun auch diese Gattung mit Rücksicht hierauf denselben nicht füglich einfach einverleibt werden kann, zeigt sie jedoch meines Erachtens in genannter Hinsicht, wie z. B. im Geäder, ebenso grosse oder eher noch grós- sere Ähnlichkeit mit dem Typus der Æunicini und Catagrammini?) als mit dem der Limenitidi. Gerade eins der Hauptmerkmale dieser Tribus, der Cubitalsporn, fehlt durchaus bei Dynamine, wie dies von Schatz und Röser selbst anerkannt wird, und zwar nimmt die fragliche Gattung ja auch ihrer An- sicht nach unter den Limenitidi eine isolirte Stellung ein. Zu Neptis steht Dynamine in sehr schroffem Gegensatz vor allem durch die durchaus verschie- dene Stellung der hinteren Radialis, sowie des 1. und 2. Medianastes der Hin- terflügel zur Subcostiradialis. Inbezug auf die Raupen- und Puppenform cha- rakterisirt sich Dynamine nach W. Mürrer als seiner Gruppe III angehórig, !) In den Verwandtschaftskreis der Catagrammen wird Dynamine auch von den allermeisten Autoren gestellt. „Sie mit den Æpicalinae [= Ewnicidi m.] zu vereinigen scheint“ inzwischen W. MÜLLER „unmöglich mit Rücksicht auf die Gestalt und Beweglichkeit der Puppe". Die Gattung wird von ihm demnach als besondere Gruppe zwischen die Æpicaliinae und Didonis eingeschaltet (op. cit. S. 156, 159). Scuarz und RóBER stellen Dynamine mit einiger Reserve in die Limenitis- Gruppe, machen aber zugleich auf ihre eventuelle Verwandtschaft mit Neptis aufmerksam (op. cit. S. 112, 154, 156). ?) Einige Beachtung verdient u. A., dass die für Dynamine charakteristische Stellung der Ra- dialäste der Vorderflügel — der 4. Ast mündet nämlich in den Vorderrand oder in die Flügelspitze aus, was bei den Nymphalinae überhaupt eine ziemlich grosse Seltenheit ist — unter den Eunicini bei Bulboneura, unter den Catagrammini bei Haematera, Antigonis und Catagramma anzutreffen ist. 63 498 Enzıo REUTER. „ohne zu einer anderen Gruppe besonders nahe Beziehungen zu zeigen“ '); sie scheint jedoch gewisse Anklänge an die Limenitidi zu zeigen. Ob diese eine wahre Verwandtschaft mit dem zuletzt genannten Formenkreis bedeuten, erscheint inzwischen fraglich, die Raupe von Dynamine wird von Mürrer überhaupt als „eine durch abweichende Lebensweise stark veränderte“ be- zeichnet. Trotz der soeben erwähnten Anklänge an die Limenitidi, deren taxono- mische Bedeutung noch nicht aufgeklärt ist, scheint mir mit Rücksicht auf die oben dargelegten schroff widersprechenden Strukturverhältnisse eine gene- tische Beziehung der Dynamine zu den Limenitidi durchaus un- wahrscheinlich; die Gattung kann meines Erachtens nicht demselben Stamme wie diese Tribus angehören. Es stellt sich vielmehr als die grösste Wahr- scheinlichkeit heraus, dass Dynamine eine Gruppe repräsentirt, welche viel- leicht am besten den Rang einer selbständigen Tribus (eventuell nur den einer Subtribus der Eunicidi?) beansprucht, jedenfalls aber relativ am nächsten zur zuletztgenannten Tribus in genetischer Beziehung stehen dürfte. Zusammenfassung. Die genealogischen Relationen der aus der Gattung Dynamine allein bestehenden Tribus (Subtribus?) Dynaminidi lassen sich viel- leicht am ehesten durch die Annahme ausdrücken, dass der von ihr repräsentirte Zweig dem von der Tribus Æunicidi vertretenen ent- sprossen ist, und zwar wahrscheinlich vor dessen Spaltung in Sub- triben, sowie in relativ nächster Nachbarschaft derjenigen Stamm- fasern, die späterhin den Catagrammini den Ursprung gaben. Tribus XII. Limenitidi. Diese und die folgenden Triben schliessen sich nicht den zuletzt behan- delten an, sondern gehóren einem neuen und zwar recht starken Zweig des Nymphalinen-Stammes an, dessen Wurzel ziemlich weit zurück zu verlegen sein dürfte. Die Tribus Limenitidi stellt, wenn so fremdartige Formen wie Megalura und Verwandte sowie Dynamine, welche Scaarz und Röger derselben aller- !) W. MÖLLER, op. cit. S. 159. Über die Palpen der Rhopaloceren. 499 dings mit Reserve zugezählt haben, ausgeschieden werden, und wenn wir von Parthenos absehen, welche Gattung vielleicht am besten als Vertreter einer besonderen Subtribus innerhalb der Limenitidi zu betrachten ist, eine ziemlich einheitliche und gut umgrenzte Gruppe dar. Freilich weicht gerade die Gattung Limenitis, welche allgemein als Typus dieses Formenkreises betrachtet wird, in einigen Beziehungen, wie inbezug auf die Behaarung und z. T. auch auf die Gestalt des Vorsprungs, von der Mehrzahl der Gattungen vorliegender Tribus ab, diese Abweichungen können jedoch keineswegs die charakteristischen Züge der Tribus verwischen, sie sind vielmehr von grosser Bedeutung für eine richtige Erkenntnis der genealogischen Relationen des ganzen Limenitis- Zweiges. Subtrib. 1. Limenitini. Palpen mässig lang. Basalglied kurz. Mittelglied in der Regel wenig- stens 3 mal, mitunter sogar 4'/) mal so lang wie das Basalglied. Endglied überhaupt sehr klein, zumeist nur '/,—";, ausnahmsweise (Catuna, Pseudo- neptis) ungefähr '/, des Mittelgliedes betragend. Behaarung (mit Ausnahme von Limenitis und z. T. Adelpha) nur am Grunde der Bauchseite schopfartig abstehend, sonst anliegend; die Bauchseite, bezw. Aussenseite des Mittelglie- des mit aufrecht stehenden, an Länge wechselnden aber stets nachweisbaren Stacheln besetzt; der Haarkamm des Rückens ófters einen Schopf bildend. Basalfleck ?/, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am distalen Ende von aufrecht stehenden Schuppen stets gut und zwar quer begrenzt, am proxi- malen schief abfallend, ausnahmsweise (Limenitis z. T., Adelpha Cytherea, A. Sp. ign.), an seinem unteren Teil eingedrückt. Der Vorsprung gut entwickelt, mit stets deutlich erhabenem, mehr oder weniger stark vorgebuchtetem und dann vor seiner Vereinigung mit dem Hinterrande, mit welchem er in einen spitzen Winkel ausläuft, eingezogenem Vorderrande, im übrigen von ver- schiedener Gestalt. Die Kegel nicht besonders dicht stehend, gut entwickelt, wenigstens am oberen Teil des Vorsprungs aufwürts gerichtet, in der Regel fast gerade; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Die Gruben vor dem Vor- sprung oder an dessen vorderem Teil gelegen. Die extremen Formen vorliegender Subtribus weichen inbezug auf die Gestalt des Vorsprungs anscheinend so bedeutend von einander ab, dass sie auf den ersten Blick kaum in irgend eine nähere Beziehung zu einander gebracht werden zu können scheinen. Sie sind aber durch vermittelnde 500 Enzıo REUTER. Zwischenformen sehr schön und zwar in so ununterbrochener Reihe, wie sonst kaum irgendwo, mit einander verbunden. Um den organischen Zusammenhang zwischen den fraglichen Extremen nachweisen zu können und zugleich einigen Anhalt fär die Beurteilung der morfogenetischen Beziehung des Vorsprungs der Limenitini überhaupt zu gewinnen, ist es nötig, zunächst diejenigen Formen aufzusuchen, welche in der in Rede stehenden Hinsicht die ursprünglichsten Verhältnisse darbieten. Es wurde oben bemerkt, dass Limenitis und z. T. Adelpha in einigen Punkten von den übrigen Limenitim abweichen. Innerhalb der erstgenannten Gattung wechselt die Gestalt des Vorsprungs bedeutend und zwar ist bei einer und derselben Art, L. Populi, diese Abwechselung am meisten ausgeprägt. Bei einigen der untersuchten Palpen ist der Basalfleck am proximalen Ende durch eine von hinten kommende Falte ziemlich stark eingedrückt, der Vor- sprung dementsprechend merklich ausgeschwungen und deutlich gestielt und zeigt im Gesamthabitus eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit dem von Hypolimnas. Bei anderen Palpen ist die hintere Falte viel schwächer, bezw. durch eine flache Ausschweifung vertreten; der Vorsprung zeigt demgemäss schon ein ziemlich verschiedenes Aussehen, obgleich sein Vorderrand kaum eine Abänderung erlitten hat. Bei noch weiteren Exemplaren ist jene Falte ganz ausgeglichen, fast unmerklich angedeutet; der Hinterrand des Basalflecks, bezw. des Vorsprungs demnach fast gleichmässig schief abfallend; Hand in Hand hiermit ist eine Umgestaltung des Vorderrandes gegangen, indem er vor der Spitze des Vorsprungs deutlich eingezogen ist, dieser zieht sich hier von dem unteren Rande des Basalflecks etwas schrüg nach oben und hinten hin und làuft in einen ziemlich spitzen Winkel aus: er stellt die typische Form der Limenitini dar. Wenden wir uns nun den Kegeln zu. Bei den zuerst erwähnten Palpen vorliegender Art, mit noch sichtbar geschwungenem Vorsprung, sind die Kegel schwach aber deutlich gebogen, sie erinnern inbezug auf die Form und Anordnung noch am ehesten an die der Argynnim, der. Melitaeidi und die der Gattung //ypolimmas; bei den zuletzt erwähnten Palpen zeigen sie die bei den meisten übrigen Limenitini ausschliesslich vorkommende gerade und aufwürts gerichtete Form ziemlich gut ausgeprügt. Der Über- gang von der gestielten und ausgeschwungenen Form des Vorsprungs und der gebogenen Gestalt der Kegel zu der für die Limenitini charakteristischen dütenähnlichen Vorsprungsbildung und geraden Kegelform spielt sich mithin bei L. Populi vor unseren Augen noch sehr deutlich ab. Auch die steif abstehende feine Behaarung der ganzen Bauchseite der Palpen bei allen von mir untersuchten Limenitis-Arten verrät einen ursprünglichen Zustand. — Lime- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 501 nitis dokumentirt sich mithin inbezug auf die Palpenbildung den übrigen Gat- tungen vorliegender Subtribus gegenüber als eine relativ primitive Form. Selbst das grosse Schwanken inbezug auf die Gestalt des Vorsprungs deutet darauf hin, dass Linenitis in fraglicher Hinsicht sich noch nicht völlig von dem Typus des Verwandtschaftskreises, aus dem sie hervorgegangen ist, entfernt hat, dass so zu sagen die die Subtribus Limenitini charakterisirende Tendenz zum Umbilden des Vorsprungs noch im ersten Beginn ist, noch nicht Stabilität erreicht hat. Ein mit Limenitis etwa paralleles Verhalten zeigt Adelpha. Auch hier besitzt der Vorsprung noch mitunter (A. Cytherea, Sp. ign.) eine schwach geschwungene und etwas undeutlich gestielte Form, welche sich bei A. Iphicla vollständig in den charakteristischen, unten breit angelegten, hinten gleich- mässig schief abfallenden und am Vorderrande vor der proximalen oberen Spitze eingezogenen Typus umgewandelt hat, und die Bauchseite auch des Mittelgliedes ist noch z. T. etwas abstehend behaart. Adelpha erweist sich demnach wie Limenitis als in angedeuteter Hinsicht relativ wenig abgeleitet. Keine andere mir bekannte Gattung der Limenitini zeigt solch ein pri- mitives Verhalten wie die beiden oben erwühnten. Die Behaarung ist ziem- lich uniform, und zwar am Bauche des Mittelgliedes schuppenähnlich anlie- gend, oder hat wenigstens keine erheblichen Unterschiede aufzuweisen. Anders inbezug auf den Vorsprung. Wohl hat der Limenitis-Typus einige Festigkeit gewonnen, die von Limenitis und Adelpha eingeleitete Umgestaltung desselben ist aber nicht stehen geblieben; sie zeigt vielmehr entschieden eine allmäh- liche Weiterentwicklung und gleichzeitig findet eine Umbildung der Form der Kegel statt. Diese stufenweise Abänderung kommt sehr schön zum Vor- schein, wenn die Gattungen nach gewisser Folge nach einander angereiht werden, sie geht jedoch nicht immer nach einer hichtung hin, sondern diver- girt an verschiedenen Punkten. So schliessen sich den Gattungen Limenitis und Adelpha am ehesten Athyma, Pandita, Cymothoë und Lebadea inbezug auf die noch mehr oder weniger dütenähnliche Gestalt des Vorsprungs an, dessen Vorderrand nicht besonders stark vorgebuchtet und vor der Spitze nur wenig eingezogen ist, wie auch hinsichtlich der Anordnung und verhältnismässig stumpfen oder doch nicht feinspitzigen Form der Kegel. Psewdacraea kommt denjenigen Formen von Athyma mit etwas stärker vorgewölbtem Vorder- rand recht nahe; bei jener Gattung sind aber die auf dem unteren Teil des Vorsprungs, welcher bei den meisten Lmenitini von unten an schwach wellenfórmig nach oben erhaben ist, befindlichen Kegel bedeutend spitziger und schmächtiger sowie mehr vorwärts, die an der oberen Hälfte des Vor- me — = 502 Enzıo REUTER. sprungs stehenden dagegen, wie bei allen Limenitini, gerade aufwärts gerichtet !). Bei Hamanumida und Catuna hat sich der Vorsprung insoweit von der düten- ähnlichen Form entfernt, als sein Vorderrand sich von dem unten breit ange- legten Unterrande quer bis zur Mitte oder über die Mitte des Basalflecks hin- zieht, um sich erst dann allmählich nach hinten umzubiegen und mit dem Hinterrande ohne merkliche Einziehung vor der Spitze zu vereinigen; die Kegel wie bei Pseudacraea angeordnet, die am oberen Teil des Vorsprungs befindlichen sind aber ebenfalls ziemlich feinspitzig ?). Aterica, Romalaeosoma und Æuryphene scheinen unter sich näher verwandt zu sein. Der Vorsprung wie bei Hamanumida und Catuna unten breit, tritt aber etwas über die Mitte des Basalflecks hin distalwürts eckig hervor, ist dann besonders bei Euryphene scharf umgebogen, am oberen Rande ziemlich stark eingezogen und läuft nach hinten und oben hin in einen sehr spitzen Winkel aus; die Kegel ausserordentlich fein nadelspitzig ausgezogen. Die Gattungen Tanaëcia, Euthalia und Symphaedra, deren Stellung im System in verschiedener Weise aufgefasst worden ist?), schliessen sich inbezug auf die Palpenbildung und: nicht am wenigsten auf die Vorsprungsform den Limenitini so eng an, dass ich nicht anstehe, sie diesen einzuverleiben. Na- mentlich zeigt Symphaedra hinsichtlich der Gestalt des am oberen Teil ganz ühnlich dunkler gefürbten Vorsprungs sowie durch die Anordnung der Kegel 1) Dass Pseudacraea in der Tribus Limenitidi ihre richtige Stellung hat, was ScHATz und RöBER nachdrücklich hervorheben (op. cit. S. 154, 160), wird durch meine Befunde vüllig bestätigt. 2) Auch Catuna gehört ganz zweifellos den Limenitidi an, unter denen sie ja auch bei den neueren Autoren vielfach steht. 3) Ganz von dem Verwandtschaftskreis der Limenitidi entfernt werden die fraglichen Gattungen, welche früher öfters mit einander sowie mit einigen jetzt in andere Gattungen gestellten Arten verei- nigt waren, von einigen neueren Autoren, wie MooRE (Lep. Ceyl. I. 1880. S. 31 ff), DrsrANT (Rhop. Malay. 1882/86. S. 112 ff), SEwPrR (Reis. Arch. Phil. 1886/92. S. 85 ff.) und LEEcH (Buttfl. Chin. Jap. Cor. 1892. S. 134). In die Nachbarschaft von einem Teil meiner Limenitidi, bezw. unmittelbar nach denselben eingereiht werden die Gattungen dagegen, oder wenigstens irgend eine von ihnen, von WEST- woop (Gen. D. L. 1850. S. 289, 294), Lucas (Papillons. 1853/79. S. 141, 143), FELDER (Reise Novara. 1864/67. S. 431), KirBy (Cat. 1871. S. 952 ff), STAUDINGER (Exot. Tagf. 1886. S. 152 ff), MARSHALL & DE NICÉVILLE (Buttfl. Ind. Burm. Ceyl. III. 1891. S. 185 ff.) u. A. Bei BurLer (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 86 ff.) bilden die fraglichen Gattungen einen Teil seiner Gruppe Adoliades, in welcher ausser den meisten afrikanischen Limenitiden noch so fremdartige Formen wie Ageronia, Peridromia und Didonis stehen. ScHarz und RöBER stellen sie als besondere Gruppe, deren Hauptcharakter „in der ganz auffallend verschiedenen Form der Raupen, welehe mit langen, horizontal stehenden und fiederartig verzweigten Dornen besetzt sind, auf dem Kopfe aber keine Hórner tragen", liegen soll, gleich nach den Limenitidi, bemerken aber zugleich, dass es wohl möglich ist, dass spätere Systematiker sie mit den Zimenitidi vereinen werden (op. cit. 1888. S. 163). Unter diese werden sie in der Tat schon von Woop-Mason (List. Diurn. Lep. Port. Blair. 1880. S. 229), Domerry (Buttfl. Kumaon. 1886. S. 124 ff. — Buttfl. Sumb. and Samb. 1891. S. 174 ff.) sowie von RorscHILD (Notes Coll. Lep. South-Celeb. 1892. S. 438) gestellt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 503 eine frappante Ähnlichkeit mit Romalaeosoma, mit welcher sie auffallender- weise auch die überaus ähnliche, sonst bei keiner anderen Gattung vorkom- mende, sehr charakteristische gelbbraune Farbe der Palpenbehaarung gemein hat; andererseits unterscheidet sich aber Symphaedra von Romalaeosoma durch die stumpfe Form der Kegel, welche aber mehreren anderen Limenitini zukommt. Jedenfalls sind inzwischen die genannten Übereinstimmungen so prägnant, dass an einer nahen Verwandtschaft zwischen den beiden Gattungen nicht zu zweifeln ist!) Tanaëcia und .Ewthalia scheinen unter sich näher als mit Symphaedra verwandt zu sein, inbezug auf die Vorsprungsbildung und die Kegel erinnern sie zugleich an Cymothoë und Aterica. Wir können also die eigentümlichen Vorsprungsformen von z. B. Ewry- phene, Romalaeosoma, Symphaedra durch eine ganze Reihe vermittelnder Zwischenglieder ungezwungen auf die dütenähnliche Form von Adelpha und Limenitis zurückführen. Bei diesen Gattungen tritt nun aber wieder die gene- tische Beziehung dieser dütenähnlichen Form zu der gestielten und deutlich ausgeschwungenen sehr schón hervor. Es gelang uns somit nicht nur den organischen Zusammenhang der oben erwähnten Extreme, welche anscheinend so verschiedenartig sind, unter sich klar zu legen, sondern auch den Typus aufzuweisen, welcher als die gemeinsame Stammform der verschiedenen Vor- sprungsbildungen aufzufassen ist, von welchem sie alle ursprünglich hervorge- gangen sind, und zwar steht dieser Typus der von Hypolimnas und Argynnis repräsentirten relativ am nächsten. Gerade deshalb, weil wir die einzelnen Glieder sehr gut mit einander verbinden können, stehe ich nicht an, die Subtribus Zämenitini — in dem 1) Neuerdings sind durch AURIVILLIUS die Raupen und Puppen einiger Romalacosoma-Arten bekannt gemacht worden und zwar entsprechen sie vollständig dem charakteristischen Typus von Symphaedra und Euthalia, weshalb auch der Autor hervorhebt, dass die Gattungen (Romalaeosoma, Euthalia) ohne Zweifel sehr nahe verwandt sein müssen; auch lassen sich die genannten Raupen sehr gut in Beziehung zu der von Catuna Crithea bringen (Tagf. Kamerun. 1894. S. 291. Taf. 5. Fig. 2, 3—5). Dagegen werden die Puppen von Euthalia und Symphaedra von W. MÜLLER (op. cit. S. 168) nicht zutreffend mit denen von Prepona und Anaea verglichen. Mit den Danaidinae (Euploeinae) hat Euthalia, welehe von CHAPMAN (Notes Buttfl. Pupae. S. 128) mit Rücksicht auf die Puppenform in Beziehung zu denselben gebracht wird, entschieden nichts zu tun. Durch die von Y. SJósTEDT gemachte Entdeckung der früheren Stünde von Romalaeosoma werden einerseits meine Befunde, welche mich zu der oben angeführten Auffassung von den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen der Gat- tungen Romalaeosoma und Symphaedra schon früher führten, ehe mir die fraglichen Raupen bekannt waren, in sehr schöner Weise bestätigt, andererseits fällt jener von ScHATz und RÖBER hervorge- hobene Hauptunterschied zwischen den Limenitis- und Euthalien-Gruppen ganz weg und wird eine Vereinigung beider Gruppen völlig gerechtfertigt. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass Zuthalia (Adolias) inbezug auf die Biologie des Schmetterlings nach Serrz (Lep. Stud. Ausl. S. 916) sich „in jeder Hinsicht an die Gattung Limenitis“ anschliesst, was noch mehr für die nahe Verwandtschaft mit den Limenitidi zu sprechen scheint. 504 ENZ1I0 REUTER. hier angenommenen Umfang — trotz der verschiedenen Vorsprungsformen als eine recht homogene zu bezeichnen. Die gemeinschaftlichen Züge der sie zusammensetzenden Gattungen sind nicht nur inbezug auf die Palpenbildung, sondern auch sonst in der Struktur der Schmetterlinge, wie z. B. im Geäder, und in der äusseren Erscheinung in der Tat charakteristisch genug, um die Zugehörigkeit zu der Subtribus unzweifelhaft zu machen und diese Abteilung selbst ziemlich gut zu umgrenzen !). Wenden wir uns jetzt der Frage von den genealogischen Relationen der Limenitini zu. Von einiger Bedeutung für die Beurteilung derselben erscheint mir die soeben festgestellte Tatsache, dass die Vorsprungsbildung dieser Abtei- lung ursprünglich von einem Typus abzuleiten ist, der demjenigen der Argyn- nini und Hypolimnas nahe steht. Auch deutet der Umstand, dass wir bei Limenitis und Adelpha noch eine auf der ganzen Bauchseite der Palpen fein abstehende Behaarung antreffen, darauf hin, dass die Limenitidi von Formen abstammen, bei denen ebenfalls solch eine Dehaarung vorkommt, bei denen diese also nicht in eine schuppenähnliche und anliegende übergegangen ist. Eine ausgesprochen fein abstehende Behaarung findet sich nun nur bei den Argyn- nini, den Melitaeidi und z. T. bei den Vanessini, sowie bei der später zu besprechenden Tribus Neptidi”). Beachtung verdient noch, dass die ganze Tribus Limenitidi sich durch den Besitz von Stachelhaaren am Bauche, bezw. an der Aussenseite der Palpen auszeichnet, welche Stacheln oft ziemlich stark ausgebildet sind und steif aufrecht stehen, mitunter aber ganz kurz und nur an der Aussenseite, aber jedenfalls stets nachweisbar sind. Das Vorkommen solcher Stacheln haben wir auch in einigen anderen Abteilungen und zwar bei den Vanessini, Diademidi und Apaturidi konstatirt; in keiner derselben treten aber diese Gebilde so allgemein und zugleich noch so gut ausgebildet auf, wie in der Tribus Limenitidi. Das genannte Merkmal dürfte ebenfalls eine beträchtliche Annäherung an die Argynnidi bedeuten (vgl. oben S. 450, 464)?). Es mag schliesslich noch daran erinnert werden, dass bei den ZLimenitini die Gruben sich in der Regel wenigstens zum Teil vor dem Vorsprung befinden, 1) Ich kann deshalb Burzer’s (Cat. Diurn. Lep. S. 57 ff., 86 ff.) Anordnung, die Gattungen auf zwei besondere Gruppen zu verteilen, durchaus nicht beistimmen, und zwar am allerwenigsten seinem Verfahren, diese so weit — durch die Gruppen der Catagrammae, Timetides, Vanessides und Epica- liae — von einander zu trennen. 2) Auch bei den Didonidi kommt eine abstehende Behaarung vor, diese ist aber weniger präg- nant, als bei den soeben genannten Abteilungen. 3) Mit Rücksicht auf die übrigen Charaktere der Limenitidi fehlt jeder Anhalt für die Annahme, dass die Stacheln derselben von irgend einer der soeben erwühnten drei Abteilungen erworben seien. Vielmehr erscheint es am mutmasslichsten, dass die fraglichen Gebilde in allen diesen Abteilungen als Erbteil von Argynnis-ähnlichen Vorfahren übernommen sind, Über die Palpen der Rhopaloceren. 505 und zwar stellt diese Lage hier eine primäre, nicht wie z. D. bei den Cata- grammini, Dynamenidi u. A. eine sekundäre, pseudoprimitive Erscheinung dar. Es ist nun sehr bemerkenswert, dass auch in anderen Beziehungen nicht zu verkennende Berührungspunkte zwischen den Limenitini und Argynnidi bestehen, wie dies vor allem ScHarz hervorgehoben hat, dessen Ausspruch hierüber ich mir wörtlich anzuführen erlaube. Er sagt: „wenn man die Genera in der bisher üblichen Folge nach diesem Merkmal [Besitz oder Mangel des Cubitalsporns (Mediansporns Scmarz)] in 2 Reihen ordnet, so findet man, dass die Gattungen mit einem Sporn schon bald bei Argynnis aufhören und erst wieder mit LZnenitis anfangen. Nach unserer Meinung muss zwischen diesen beiden Gruppen doch eine engere Verwandtschaft bestehen, als bisher ange- nommen wird. Scheinbar steht dem die beiderseitige Raupenform entgegen, nicht aber das Flügelgeäder, welches sich manche übereinstimmenden Züge bewahrt hat. So liegt auch bei Argynnis der 2. Subcostalast [Radialast] fest an der Hauptader an, wie bei Limenitis, und die UDC der Htfl. mündet stets in die Abzweigungsstelle des 2. Medianastes [1. Cubitalastes] oder kurz davor. Es sind dies gewiss nur Kleinigkeiten, aber verwandtschaftliche Züge erhalten sich oft nur in solchen Spuren. Es gelingt vielleicht auch später, wenn die Entwicklungs- gesetze der Raupen erst genauer studirt sein werden, auch hier diese schein- baren Gegensätze aufzuklären. Aber vor allem der Beachtung werth scheint uns doch die so merkwürdig abweichende Flügelfärbung der 9 9 von Argynnis Sagana Dovsr. Hrw. zu sein, welche ja auf den ersten Blick so frappant an die 22 von Limenitis Populi erinnert. Eine Nachahmungserscheinung kann es unmöglich sein, da dieser specifische Zug nicht in der Argynnis-Gruppe vorkommt und die Fluggebiete beider Arten zudem, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, nicht zusammenfallen. Vielleicht liegt hier ein eklatanter Fall von Atavismus vor, und es spricht für diese Ansicht, dass es gerade die 22 sind, welche stets die ursprüngliche Stammform festhalten - -*'). Ganz im Einklang mit dieser Auffassung, sowie mit den Ergebnissen meiner Unter- suchungen, stehen nun Dixeyr's Befunde, nach denen die Flügelzeichnung der Limenitis-Arten von derjenigen des Argynnis Sagana 9, welches die ursprüng- liche Argynnis-Zeichnung noch ziemlich gut erhalten zeigt, abzuleiten ist”). Die oben dargelegten übereinstimmenden Befunde, welche auffallender- weise auf ganz verschiedenen Wegen zu demselben Schluss führen, scheinen 1) SCHATZ, op. cit. S. 111. ?) Dixey, Phylog. signif. — Sputer (Phylog. Apat. 8.279) stimmt Drxev's Auffassung nicht bei. Er hat inzwischen dieselbe in keiner Weise widerlegt. 64 506 ENZIO REUTER. mir mit ziemlicher Bestimmtheit darauf hinzuweisen, dass die Limenitini in genetischer Beziehung zu den Argynnini stehen ?). Es wurde oben bemerkt, dass diejenigen Palpen von Limenitis Populi, welche inbezug auf die Gestalt des Vorsprungs die ursprünglichsten Verhält- nisse darboten, in genannter Hinsicht zugleich an den Typus der Argynnini und den von Hypolimnas erinnerten. Bei dieser Gattung sind Stacheln am Bauche der Palpen kaum bemerkbar, solche sind aber bei der wahrscheinlich den Diademidi angehórenden Stibochiona gut ausgebildet; dagegen ist die Be- haarung der Bauchseite des Mittelgliedes bei den Diademidi schon in eine anliegende und überwiegend schuppenähnliche übergegangen. Auch in anderen Beziehungen, wie z. B. im Geäder, existiren einige Berührungspunkte zwischen den Limenitidi und Diademidi, obgleich andererseits jene , durch wichtige und constante Charaktere scharf von diesen getrennt“ werden?) Die erwähnten gemeinschaftlichen Züge sind nun wahrscheinlich nicht dahin zu beurteilen, als sei die eine der fraglichen Triben etwa aus dem Verwandtschaftskreis der 1) Nach CHAPMAN (Not. Buttfl. Pup. S. 128, 130) sind die Limenitidi [White Admirals, Nympha- lidi CAP.) unzweifelhaft „one of the lower tribes of the Nymphalinae“ und haben denselben Grad der Beweglichkeit der Puppensegmente wie die Apaturidi und Vanessidi beibehalten. W. MÜLLER ist, wie schon früher erwühnt, der Ansicht, dass die Wurzel seiner Gruppe III, welche auch den Verwandt- schaftskreis von Limenitis (Adelphinae MÜLLER) enthält, entweder unter den Vanessinae oder Diade- inae zu suchen ist. Nach meiner Auffassung kommen die verwandtschaftlichen Relationen der Lime- nitidi eher dadurch zum richtigen Ausdruck, wenn wir annehmen, dass sowohl die Vanessidi und Dia- demidi als auch die Limenitidi von Argynnis-ähnlichen Vorfahren hervorgegangen sind. MÜLLER fasst seine Hauptgruppen III und IV in einer grósseren Abteilung, welche er die Rippenbauenden nennt, zusammen. „Es ist kaum denkbar“, sagt er, „dass eine so eigenartige Gewohnheit, wie die Rippen zu bauen, oder eine so eigenartige Modification derselben, wie die Blattstückchen anzuhängen, zweimal selbständig in der Stammesgeschichte der Nymphalinen aufgetreten, und es folgt daraus, dass wir alle Rippenbauenden als einem gemeinsamen Stamm angehörig, als einheitliche Gruppe aufzufassen haben, ein Gesichtspunkt, dessen Werth nur dadurch geschmälert wird, dass die Gewohnheit auch wieder aufgegeben werden kann und bisweilen aufgegeben worden ist“ (op. eit. S. 138). Diese Auffas- sung erscheint plausibel genug, doch steht sie im Widerspruch mit meinen Befunden. Zu der Gruppe der Rippenbauenden gehören die folgenden meiner Triben: die Gynaeciidi, Ageroniidi, Didonidi, Euni- cidi, Dynamenidi, Limenitidi, sowie die unten zu besprechenden Neptidi, Nymphalidi und Anaeidi. Ich habe nun schon früher (S. 480, 493 Note 2) nachdrücklich hervorgehoben, dass wir meiner Ansicht nach für die Gynaeciidi entschieden eine andere Abstammung als für die Ageronidi und die mit ihnen mehr oder weniger eng zusammenhängenden und einem gemeinsamen Hauptzweig angehörenden Didonidi, Eunicidi und Dynamenidi annehmen missen. Auch scheint mir eine taxonomische Beurteilung der mir bekannten Tatsachen nur die Auffassung zu gestatten, dass wir für den von den Limenitidi repräsentirten Ast, mit welchem die Neptidi, Nymphalidi und Anaeidi genetisch zusammenhängen dürften, ebenfalls eine von denen der beiden soeben erwähnten verschiedene Herkunft anzunehmen haben. Demnach wäre die Gruppe der Rippenbauenden nicht so einheitlicher Natur, wie dies MÜLLER glaubt. Dieser Widerspruch zwischen MÜLLER’s und meinen Befunden ist um so bemerkenswerter, weil diese im übrigen meist recht gut mit einander im Einklang stehen. Vielleicht werden künftige Untersuchungen diese Kontroverse in befriedigender Weise aufklären. ?) SCHATZ & RÖBER op. cit. S. 153. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 507 anderen hervorgegangen. Vielmehr därften sie Erbteile von gemeinsamen oder doch einander nahe stehenden Vorfahren darstellen. Wie ich dies früher nachzuweisen versucht habe, stehen nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach die Diademidi, wie auch die Vanessidi, ebenfalls in genetischer Beziehung zu Argynnis-ühnlichen Vorfahren. Die Wurzel je der drei genannten Triben ') dürfte demnach unter den einander sehr nahe stehenden Formen zu suchen, bezw., wenn wir noch weiter rückwürts gehen, wohl ursprünglich sogar mehr oder weniger eng genetisch zu verbinden sein. In jeder der in Rede ste- henden Triben finden sich noch Formen, die je noch deutliche, obgleich nicht immer in demselben Merkmal oder, wenn dies der Fall, nicht in demselben Grade erhaltene Beziehungen zu den angedeuteten Vorfahren, welche, wie früher erwähnt, denen, die späterhin zu den Argynnini führten, relativ am nüchsten standen, aufzuweisen haben. Von solchen, von der ursprünglichen Stammform und mithin auch von einander noch nicht besonders weit entfernten Formen ausgehend, haben sich dann die verschiedenen Triben nach divergi- renden Richtungen hin entwickelt und in ihren äussersten Grenzformen zu schon ziemlich stark abweichenden Typen geführt. Mit dieser Auffassung scheinen mir die Tatsachen sich recht gut vereinen zu lassen, einmal, die nicht zu verkennenden Beziehungen der Vanessidi, Diademidi und Limenitidi zu den Argynnidi, dann, die jedenfalls existirenden gegenseitigen Berührungs- punkte zwischen jenen drei Triben, welche sonst kaum eine befriedigende Erklärung finden würden. Zusammenfassung. Es stellt sich demnach mit grosser Wahrscheinlichkeit heraus, dass der von den Limenitidi') reprüsentirte Zweig sich in der Nach- barschaft derjenigen Stammfasern, welche späterhin zu den Argyn- nidi führten, von dem Nymphalinen-Stamme heraus differenzirt hat, und zwar dürfte er von ähnlichen oder vielleicht mit denen der Vanessidi und Diademidi ursprünglich gemeinsamen Vorfahren sei- nen Ursprung herleiten, d. h. die Abzweigung desselben etwa gleich- 1) Weil die Subtribus Zimenitini, welche den weitaus grössten Teil der Tribus LZimenitidi bildet, in ihren am wenigsten modifizirten Formen ursprünglichere Verhältnisse als die aus der Gattung Parthenos bestehende Subtribus Parthenini darbietet und die genealogischen Beziehungen zu den mutmasslichen gemeinsamen Stammeltern deutlicher zum Vorschein kommen lässt, dürften die soeben betreffs der Subtribus Limenitini gewonnenen Resultate für die ganze Tribus gelten. 508 Enzıo REUTER. zeitig und beinahe an derselben Stelle wie die Abtrennung der von den beiden letztgenannten Triben vertretenen Zweige stattgefunden haben. Subtrib. 2. Parthenini. Mit einiger Reserve betrachte ich Parthenos als Vertreter einer beson- deren Subtribus innerhalb der Limenitidi‘). Da diese Subtribus aus der genannten Gattung allein besteht, fällt die Charakteristik derselben mit derje- nigen von Parthenos zusammen. Ich erwähne hier deshalb zunächst nur dieje- nigen Palpenmerkmale, welche vorzugsweise die Gattung in Gegensatz zu den übrigen Limenitidi stellen. Von diesen weicht Parthenos recht bedeutend durch die eigenartige, an dem proximalen unteren Teil scharf eingedrückte und infolge dessen recht- winklig gebrochen erscheinende Vorsprungsbildung ab. Wenn wir von der tiefen hinteren Furche absehen, welche eben die sonderbare Gestalt des Vor- sprungs bewirkt, lässt sich dieser inzwischen einigermassen mit demjenigen gewisser Limenitidi vergleichen, mit Rücksicht auf die deutlich gebogene Form und die Anordnung der auffallend dicht stehenden und übereinanderragenden sowie am untersten Teil des Vorsprungs sehr schwach ausgebildeten und nach oben hin allmühlich an Grósse zunehmenden Kegel steht aber Parthenos jeden- falls unter den Limenitidi recht isolirt da. Sie lässt sich in der Tat inbezug auf die Strukturverhältnisse des Basalflecks keineswegs in jene bei den Lime- nilini konstatirte Entwicklungsreihe hineinpassen. Es könnte mit Rücksicht hierauf sogar überhaupt zweifelhaft erscheinen, ob Parthenos gar der Tribus Limenitidi zuzuzühlen ist. Andererseits zeigt aber Parthenos einige Merk- male der Limenitini gut ausgeprägt; so den allgemeinen Bau der Palpen und das relative Längenverhältnis der einzelnen Glieder (das Endglied ist auch bei Parthenos sehr klein) die im grossen und ganzen ähnliche Form der Schuppen, sowie das Vorkommen gut ausgebildeter Stacheln an der Bauchseite der Palpen, was wiederum es am rätlichsten erscheinen lässt, die fragliche Gat- tung bei den Limenitidi zu belassen. 1) Parthenos wird von BUTLER (Cat. Diurn. Lep. 1869. S. 101) mit Cethosia, Catuna und Cysti- neura in einer Gruppe, Argynnides, vereinigt. Auch in einer späteren Arbeit (Buttfl. Malacca. 1879. S. 544) hat derselbe Autor die Gattung unmittelbar nach dem Verwandtschaftskreis von Argynnis eingereiht. SEMPER (Reis. Arch. Phil. 1886/92. S. 96) betrachtet Parthenos als Vertreter einer selb- ständigen, zwischen seine Adolias- und Cynthia-Gruppen eingeschalteten kleinen Gruppe. Von den meisten Autoren wird die Gattung inzwischen in die Nachbarschaft des Verwandtschaftskreises von Limenitis gestellt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 509 Ein ganz analoges Verhalten zeigt Parthenos nun auch in anderen Merk- malen. So sagen ScHarz und Röser: „die Gattung Parthenos steht unter den Limenitiden vóllig isolirt da, nicht allein hinsichtlich ihres abweichenden Geäders, sondern auch durch den ganzen Habitus und den eigenthümlichen Färbungsstyl. Doch stehen andere Merkmale wieder in vollem Einklang mit dem Limenitis- Typus, so dass Parthenos wohl kaum von dieser Gruppe getrennt werden kann, sondern zu den abweichendsten Formen derselben gerechnet werden muss“ '). Die früheren Stände der in Rede stehenden Gattung sind durch Moore’s ’) Abbildungen der Raupe und Puppe von P. cyaneus und Rieses°) von P. Aspila bekannt. Weil die Bedornung der Raupen und nicht am wenigsten die Gestalt der Dornen gerade bei den Limenitidi ausserordentlich stark ab- wechselt und zudem die Raupen verhältnismässig nur sehr weniger Arten bekannt sind, ist es schwierig zu sagen, ob die Art der Bedornung eine Ein- reihung der Gattung in diese Tribus gestattet oder nicht. Die Gestalt der Dornen scheint zwar derjenigen keiner anderen bisher bekannten Limenitiden- Raupe nahe zu kommen, doch sind die Unterschiede nicht grósser als dieje- nigen, welche die Raupen gewisser unzweifelhaft dieser Tribus angehórenden Arten in genannter Hinsicht unter sich aufzuweisen haben. Darin, dass die Raupe am Kopfe keine Hörner, an den 1., 12. und 13. Segmenten keine Dornen trägt, auf den 2.—11. dagegen mit solchen versehen ist, stimmt Par- thenos dagegen mit einigen Limenitidi, wie Pseudoneptis, Catuna, Romalacosoma und Cymothoë überein *). Erst genaue vergleichende entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an einer Mehrzahl von Raupen kónnen inzwischen darüber entscheiden, ob Parthenos inbezug auf die Raupenform in Beziehung zu den Limenitini gebracht werden kann. Was die Puppenform betrifft, so scheint sie mir am ehesten an diejenige gewisser Limenitini, wie Cymothoë Amphicede Cnaw. zu erinnern; aus der Abbildung geht jedoch nicht hervor, ob die Puppe von Parthenos, wie in der Regel die der Limenitini, eine ausgeprügte Rücken- kante besitzt, auch wird davon nichts im Text gesagt. Wenn wir die oben angeführten Tatsachen zusammenstellen, erscheint es vielleicht am besten, die Gattung Parthenos wenigstens bis auf weiteres der Tribus Limenitidi zuzuzühlen; wegen jener von denen der übrigen Limenitidi ziemlich stark abweichenden Charaktere dürfte es sich jedoch empfehlen, die fragliche Gattung als Vertreter einer besonderen Subtribus zu betrachten. 1) SCHATZ & RÖBER, op. cit. S. 159. 2) Moore, Lep. Ceyl. T. 24. Fig. 1, 1 a. ?) RIBBE, Raup. und Pupp. Schm. Südsee. S. 115. Taf. III. Fig. 8, 9. +) Vgl. AunIVILLIUS. Tagf. Kamerun. S. 286, 291, 307. Taf. 5. Fig. 1—6. 510 ENZIO REUTER. Zusammenfassung. Bei unserer gegenwärtigen Kenntnis der Tatsachen lässt sich vielleicht am ehesten annehmen, dass die Gattung Parthenos, welche eine beson- dere Subtribus der Limenitidi reprüsentiren dürfte, einen von dem Limenitis-Stamme früh abgetrennten vereinzelten Ausläufer dar- stellt. Tribus XIII. Neptidi?. Diese Tribus besteht allein aus der Gattung Neptis, deren hauptsächlichste Palpenmerkmale unten angeführt werden mógen. Palpen lang, hervorstehend. Basalglied am Grunde höher als das Mittelglied. Dieses etwa 2 mal so lang, fast gerade. Endglied gleich lang wie das Mittelglied, sehr fein zugespitzt. Behaarung am Bauche aller Glieder steif abstehend und fast ausschliesslich aus langen, feinen borstenförmigen Haaren bestehend ”); einzelne feine Stacheln vorhanden; der niedrige Haarkamm des Rückens ohne Schopf. Basalfleck etwa 7, der Länge des Basalgliedes einnehmend, am proximalen unteren Teil durch eine Furche mehr oder weniger tief eingedrückt, dann nach oben ausgezogen. Der Vorsprung mässig stark entwickelt, deutlich erhaben, von sehr schmalem Stiele aus sich in fast gleichmässiger Breite schräg nach oben und hinten ziehend, deutlich ausgeschwungen; sein Vorderrand nach unten und hinten etwas bogenförmig fortgesetzt. Die Kegel dünnstehend, ziemlich kurz, aber verhältnismässig kräftig, fast gerade; die auf dem Stiele sowie auf dem Vorder- und Unterrande stehenden kleiner; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Die Gruben vor dem Vorsprung gelegen. Durch das kurze Mittelglied, vor allem aber durch das aussergewöhnlich lange Endglied, unterscheidet sich Neptis sehr scharf von den Limenitidi. In der Tat, wenn Neptis dem Verwandtschaftskreis von Limenitis, in welchen die Gattung von den meisten Autoren gestellt wird, zugezählt würde, so würde mit Rücksicht auf den Bau der Palpen die sonst ziemlich grosse Homogenität der Limenitidi durchaus gestört. Wie dies Scmarz und Röger nachdrücklich hervorheben, weicht Neptis nun auch in mehreren anderen Beziehungen von den Limenitidi beträchtlich ab und steht als Schmetterling ziemlich isolirt da. 1) Diese Tribus würde im System, wenn die Abteilungen in lineärer Reihe angeordnet wären, eher vor der Tribus Zimenitidi stehen. Es erscheint mir aber zweckmässiger, diese vordem zu be- sprechen. 2) Vel. oben S. 86 Note. Über die Palpen der Rhopaloceren. 511 »Dies wird durch die Form der Palpen, die Bildung und Richtung der Prä- costale [des Subecostalastes], die verschiedene Ausmündung der Costale [Sub- costiradialis] der Htfl. in beiden Geschlechtern, das isolirte Vorkommen eines Duftapparates (nach Haase) und andere kleinere Abweichungen bewiesen, und daher glauben wir", setzen die genannten Autoren fort, „dass die Verwandt- schaft zu Limenitis und speziell zur indischen Gattung Athyma, mit welcher Neptis eine allerdings ganz aussergewöhnliche äussere Ähnlichkeit zur Schau trägt !), nieht so gross ist, als bisher angenommen wurde“ ”). Ich kann auch nur ScHATz und Röser’s Vorgehen beistimmen, die Gattung Neptis aus dem Verwandtschaftskreis der Limenitidi auszuscheiden und als Repräsentanten einer selbständigen Tribus zu betrachten. Trotz der ganz verschiedenen Palpenform zeigt Neptis andererseits nichts- destoweniger in gewissen Beziehungen, wie durch die ähnliche, steif abste- hende Behaarung der ganzen Bauchseite der Palpen, Berührungspunkte mit Limenitis. Auch erinnern die hinten eingedrückte Form des Basalflecks, die Vorsprungsbildung, die Gestalt und Anordnung der Kegel sowie die gleiche Lage der Gruben nicht wenig an die am wenigsten modifizirten Formen von L. Populi, welche ja unter den Limenitidi die relativ ursprünglichsten Verhält- nisse darboten. Es lässt uns dies wieder vermuten, das Neptis, obgleich sie der Tribus Lzmenitidi nicht füglich einverleibt werden kann, dennoch ursprüng- lich demselben Stamme angehórt, eine Auffassung, die wohl fast von allen Lepidopterologen geteilt werden dürfte und ausserdem durch die Raupen- und Puppenform hinlànglich bewiesen wird. Das von Limenitis hinsichtlich ihrer relativ ursprünglichen Verhältnisse Gesagte hat auch auf Neptis zum gróssten Teil Bezug. Bei dieser Gattung hat sich sogar die ursprüngliche gestielte und ausgeschwungene Form des Vorsprungs, welcher überhaupt auf einer ziemlich niedrigen Differenzirungs- stufe stehen geblieben ist, gewissermassen besser als bei Limenitis erhalten, weil er gar keine Tendenz zeigt, sich in eine dütenähnliche Form umzuwan- deln. Die allerdings wenig auffallende Umgestaltung des Vorsprungs geht bei Neptis eher nach anderer Richtung hin als bei den Limenitidi, ich erinnere an den ziemlich weit nach unten und hinten gebogenen Vorderrand des Vor- sprungs ), was darauf hinzudeuten scheint, dass Neptis einer anderen Entwick- 1) Diese frappante äussere Ähnlichkeit wird von den genannten Autoren als „eine Nachahmungs- erscheinung und nicht als das Resultat einer nahen Verwandtschaft“ aufgefasst. ?) SCHATZ & ROBER, op. cit. S. 192. 3?) Dieser Verlauf des Vorderrandes, welcher dem Vorsprung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem- jenigen gewisser Melitaeidi verleiht, dürfte in den beiden Formenkreisen ganz unabhängig enstanden sein, da diese keine anderen nahen Berührungspunkte aufzuweisen haben. 512 ENzro REUTER. lungsrichtung als die Limenitidi angehört, sowie dass die Abtrennung des von Neptis repräsentirten Zweiges von dem gemeinsamen Stamme schon früher stattgefunden hatte, als noch jene für die Limenitidi charakteristische Tendenz zum Umbilden des Vorsprungs eingeleitet war. Für eine verhältnismässig frühzeitige Scheidung der beiden Formenkreise scheinen auch die beim Schmetterling ziemlich stark abweichenden Merkmale zu sprechen, im Rau- pen- und Puppenstadium treten aber die gegenseitigen Beziehungen deutlicher hervor ?). Zusammenfassung. Die Gattung Neptis dürfte am besten als Vertreter einer beson- deren Tribus, Neptidi, aufzufassen sein, welche sich von demselben Stamme wie die der Limenitidi und zwar ziemlich früh heraus diffe- renzirt hat. Während aber der von dieser Tribus repräsentirte Zweig zu einer Fülle von recht hoch differenzirten Formen geführt hat, scheint der kleinere Neptis-Zweig gewissermassen auf relativ niedriger Stufe stehen geblieben zu sein. Tribus XIV. N yum ph'alid. Paipen kräftig, deutlich über den Kopf hervorragend. Basalglied sehr kurz, etwa von gleicher Hóhe wie das Mittelglied. Dieses ausnahmsweise (Euxanthe) 3 mal, in der Regel wenigstens 4 mal so lang wie das Basalglied, gleichmássig hoch. Endglied klein, eifórmig. Behaarung dicht und stark, nur am Grunde der Bauchseite abstehend, im übrigen mehr oder weniger anliegend, zum grossen Teil schuppenähnlich; der Haarkamm des Rückens einen starken, buschigen Schopf zeigend. Basalfleck gedrungen, distal und unten von aufrecht stehenden Schuppen sehr gut und bestimmt begrenzt, am proximalen Ende schief abfallend oder schwach, bezw. müssig stark gebuchtet. Der Vorsprung gut ausgebildet, unten breit angelegt, mit mehr oder weniger stark nach hinten umgebogenem Vorderrande, oben vor der Spitze etwas ein- gezogen, überhaupt an Gestalt an den Typus der Lmenitidi erinnerud. Die Kegel sehr dicht stehend und kräftig entwickelt, infolgedessen die Gestalt des Vorsprungs oft schwierig zu erkennen, ziemlich gleichmässig ausge- !) W. MÖLLER, op. cit. — Von ihm wird Neptis einfach dem Verwandtschaftskreis von Limenitis einverleibt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 513 bildet, gerade, aufwürts gerichtet, stumpf; kleine Kegelgebilde nicht vorhanden. Gruben auf dem vorderen Teil des Vorsprungs gelegen, von den Kegeln bedeckt. Unter allen mir bekannten Gattungen der Nymphalidi scheint Siderone inbezug auf die Palpenbildung die relativ ursprünglichsten Verhältnisse darzu- bieten und zwar kommen bei dieser Gattung zugleich die Beziehungen zu den Limenitidi am prägnantesten zum Vorschein. So ist der Basalfleck verhält- nismässig wenig gedrungen, am proximalen Ende ganz wie bei den meisten Limenitidi gleichmässig schief abfallend; der Vorsprung lässt noch sehr deut- lich den Limenitiden-ähnlichen Typus erkennen und die Kegel kommen inbezug auf die Gestalt, Anordnung und Ausbildungsstufe denen einiger Limenitidi, wie Adelpha, Athyma ete. recht nahe. Eng mit Siderone verbunden ist die Gattung Zaretes, welche ja fast stets mit derselben vereinigt wurde '). Unter sich sehr nahe verwandt sind Charaxes und Palla”). Ch. Pelias zeigt noch in der Vorsprungsbildung bemerkenswerte Anklänge an die Lime- nitidi; im übrigen haben sich die soeben genannten Gattungen überhaupt schon mehr von dem Typus der erwähnten Tribus entfernt. Der Basalfleck ist merklich gedrungener und wird demgemäss zum gróssten Teil von dem Vorsprung eingenommen; die Kegel sind dichter stehend, länger und über- haupt mächtiger entwickelt?). Bei Prepona macht sich die bei den vorher genannten Gattungen bemerkbare Tendenz zu einer immer stärkeren Konzen- tration betreffs der Verhältnisse des Basalflecks in noch höherem Masse geltend, weil bei ihr der sehr gedrungene Basalfleck nur auf die proximale obere Ecke der Innenseite des Basalgliedes beschränkt ist und vollständig von dem Vorsprung ausgefüllt wird; durch den mehr oder weniger vorge- buchteten Hinterrand des Basalflecks zeigt Prepona eine Annäherung an die Anacidi. 1) Siderone (incl. Zaretes) wurde bis auf die letzte Zeit fast stets in unmittelbare Nachbarschaft von Anaea und Verwandten gestellt. Eine Ausnahme macht KocnH (Entwurf Aend. Syst. 1860. S. 233), welcher die Gattung in den Verwandtschaftskreis der Vanessidi und zwar neben Precis einreiht; mit diesen besitzt aber Siderone sicherlich keine intime Verwandtschaft. Dass sie, wie dies W. MÖLLER (op. eit. S. 156) sowie Schatz und RöÖBER (op. cit. S, 111, 173, 174) bemerken, den Nymphalidi einzu- verleiben ist, wird auch durch die Palpenbildung bestätigt. 2) Von Trımen (South-Afr. Buttfl. I. S. 315) und KanscH (Tagf. Adeli. S. 187) wird Palla sogar mit Charaxes in einer Gattung vereinigt. 3) Eine Trennung der Gattung Charaxes (Nymphalis Latr.) von dem engeren Verwandtschafts- kreis der Prepona, Agrias und Siderone, wie sie W. MÖLLER (l c.) vorgenommen hat, erscheint mir mit Rücksicht auf die Palpenbildung nicht berechtigt. Charaxes dürfte vielmehr mit Prepona nahe verwandt sein, was auch von ScHATZ & RÖBER (op. cit. S. 177) hervorgehoben wird. 65 514 Enzıo REUTER. Die Gattung Æuxanthe, erweist sich hinsichtlich ihrer Palpenbildung als entschieden der Tribus Nymphalidi angehórig!). Zwar ist das Mittelglied verhältnismässig kürzer als bei den übrigen Gattungen vorliegender Tribus, durch den allgemeinen Bau und die Behaarung der Palpen, vor allem aber durch die Strukturverhältnisse des Basalflecks, schliesst sich Æuxanthe inzwischen den Nymphalidi und zwar am ehesten den Gattungen Charaxes und Palla sehr ungezwungen an. Die Tribus Nymphalidi, welche sich als eine recht einheitliche Abteilung dokumentirt, zeigt inbezug auf die Palpenbildung beträchtliche Anklànge an die Lznenitidi?) Diese Anklänge kommen durch das kurze Basalglied, das sehr kleine Endglied, die im wesentlichen ähnliche Behaarung — doch fehlen die bei den Limenitidi allgemein auftretenden Stacheln, welche hier rückge- bildet sein dürften — vor allem aber durch die besonders bei Siderone und auch noch bei Charaxes bestehende Ähnlichkeit des Vorsprungs, welcher sich recht gut auf den Typus der Limenitidi zurückführen lässt, ferner durch die ähnliche gerade Form und die gleichmässige Ausbildung der Kegel, zum Vorschein. Auch im Geäder finden sich einzelne Züge, welche auf eine Ver- 1) Æuxanthe (Godartia) wurde fast stets, so von Wesrwoon (Gen. D. L. 1850. S. 282), Lucas (Papillons. 1853/79. S. 137), Burzer (Cat. D. L. 1869. S. 100), KirBy (Cat. 1871. S. 228), SAALMÜLLER (Lep. Madag. 1884. S. 82) STAUDINGER (Exot. Tagf. 1886. S. 140), MÖSCHLER (Schm. Faun. Goldk. 1887. S. 57), MABILLE (Hist. Phys. nat. & polit. Madag. Hist. nat. Lep. 1887. S. 167), TRIMEN (South.-Afr. Buttfl. I. 1887. S. 299) und AvunrviLLiUs (Verzeichniss einer vom Herrn Fritz Theorin aus Gabun und dem Gebiete des Camerunflusses heimgebrachten Schmetterlingssammlung. Entom. Tidskr. 12. 1891. S, 206) in die Nachbarschaft des Verwandtschaftskreises von Hypolimnas oder wenigstens neben die in die Nähe desselben eingereihte Pseudaeraea gestellt. Ihre Verwandtschaft mit den Nymphalidi wurde zuerst von ScHATZ und RÖBER (op. cit. S. 180) erkannt und diese Ver- wandtschaft wurde durch die von Juxop (Sur quelques larves inédites de Rhopaloceres Sud-Africains. Bull. Soc. Se. Nat. Neuchatel. XX. 1892. S. 25—29) beschriebene Raupen- und Puppenform von E. Wa- kefieldii zur vollen Evidenz bewiesen. In einer späteren Arbeit von AuniviLLIUS (Tagf. Kamerun: 1894. S. 309) wurde sie demgemäss in unmittelbare Nachbarschaft von Charaxes eingereiht. In die- sem wie in vielen anderen Füllen kommt die wahre Verwandtschaft, welehe wegen der abweichenden Erscheinung des Schmetterlings verkannt wurde, noch in den Strukturverhältnissen des Basalflecks recht gut zum Vorschein, weshalb ich glaube, dass die richtige systematische Stellung auch mehrerer anderen in angedeuteter Hinsicht noch nicht untersuchten Gattungen, dessen frühere Lebensstadien bisher unbe- kannt und deren verwandtschaftliche Relationen noch in Dunkel gehüllt sind, durch das vergleichende Studium des Basalflecks aufgeklürt werden wird. 2) Nach CHAPMAN (Not. Buttfl. Pup. S. 128) ist Charaxes „very close to the Euplocinae [.Damnai- dinde], and has no near relationship to the Apaturidi or Nymphalidi* [= Limenitidi m.]. Dieser Auffassung kann ich durchaus nicht beistimmen. Vielmehr zeigt Charaxes, wie auch die ganze Tribus Nymphalidi, nicht zu verkennende Berührungspunkte mit den Limenitidi. Andererseits ist sie meines Erachtens in keiner Weise mit den Danaidinae nüher verwandt. Der von CHAPMAN hervor- gehobenen Ähnliehkeit der Puppe gegenüber lässt sich eine ganze Summe struktureller Unterschiede zwischen den Danaidinae und -Nymphalidi aufstellen. Ich kann nicht die Vermutung unterdrücken, dass aufs CHAPMAN sich durch eine Konvergenz-Analogie hat täuschen lassen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 515 wandtschaft mit den Lemenitidi hindeuten, wie z. B. das Vorhandensein eines Cubitalsporns, wenn auch bekanntlich andererseits bemerkenswerte Unterschiede in der Aderbildung zwischen den fraglichen Formenkreisen bestehen. Beach- tung verdient vor allem aber der Umstand, dass nach W. Mörrer die Nym- phalidi mit Rücksicht auf die Entwicklungsgeschichte der Raupen von dem Verwandtschaftskreis der Limenitidi abzuleiten sind”), mit welcher Auffassung meine soeben erwähnten Befunde gut im Einklang stehen. Wir dürften also annehmen, dass die Nymphalidi in genetischer Beziehung zu den Limenitidi stehen. Tribus X V. Anaeidi. Die Palpen der von mir untersuchten Gattungen vorliegender Tribus, Anaea und Hypna, stimmen im allgemeinen Bau sowie inbezug auf die Be- haarung und die Strukturverhültnisse des Basalflecks im wesentlichen mit denen der Nymphalidi überein. Sie unterscheiden sich aber hauptsüchlich dadurch, dass der Dasalfleck am proximalen Ende in seiner ganzen Dreite schwach ausgezogen und stumpf gerundet oder sogar fast rechtwinklig gebrochen ist. Der gedrungene und sehr bestimmt, wie bei den Nymphalidi von aufrecht stehenden Schuppen, begrenzte Basalfleck wird fast gänzlich von dem Vor- sprung eingenommen, welcher sich an Gestalt am ehesten mit demjenigen der Nymphalidi vergleichen lässt und entfernt an den Typus der Limenitidi erin- nert, aber zugleich wegen der breit ausgezogenen Form des Basalflecks ein von beiden abweichendes Aussehen darbietet. Die Kegel denen von Prepona am nächsten kommend. Bei den Limenitidi und Nymphalidi finden wir in der Regel einen pro- ximal gleichmässig schief abfallenden Basalfleck, welcher indessen in der letz- teren Tribus bisweilen (Charaxes, Prepona z. T.) schon merkbar nach hinten gebuchtet, niemals aber in dem Masse wie bei den Anaeidi stumpf breit aus- gezogen ist. Dass diese Form des Basalflecks nicht etwa mit der bei Limenitis Populi und Adelpha bemerkten ausgezogenen und geschwungenen gleichzu- stellen ist, wird schon dadurch bewiesen, dass die genannte Form bei den zuletzt- erwähnten Gattungen stets durch eine von hinten kommende und in den Basal- fleck eindringende Furche bewirkt wird, während sie bei den Anaeidi durch einfaches Ausziehen des Basalflecks in seiner ganzen Breite zu Stande kommt. Die Anaeidi zeigen demnach nicht ein relativ ursprüngliches, sondern gerade 1) Vgl. W. MÜLLER, op. eit. S. 160 —163. 516 Enzıo REUTER. umgekehrt ein abgeleiteteres Verhalten als die Nymphalidi und Limenitidi, und zwar haben wir allen Grund anzunehmen, dass die von jener Tribus reprüsentirte Form durch sekundäre Umgestaltung von der der Nymphalidi und mit dieser ursprünglich von derjenigen der Limenitidi abzuleiten ist. Die oben erwähnte grosse Ähnlichkeit in der Palpenbildung zwischen den Anaeidi und Nymphalidi deutet unzweifelhaft auf eine nahe Verwandt- schaft zwischen den beiden Formenkreisen hin”). Diese Verwandtschaft wird ja übrigens nicht nur durch viele übereinstimmende Strukturmerkmale der Schmetterlinge — ich erinnere, um zunächst nur einige gemeinschaftliche Züge im Geäder hervorzuheben, an den so charakteristisch vor der Flügelspitze herabgebogenen 4. Radialast der Vorderflügel und an die von diesem und dem 5. Radialaste gebildete auffallend lange Gabel, welche Merkmale ausschliesslich diesen beiden Triben zukommen?) sowie an das im wesentlichen ähnliche Geäder der Hinterflügel — sondern auch durch die Raupen- nnd Puppenform hinlänglich bewiesen. Man könnte sich sogar mit Rücksicht hierauf versucht fühlen, die beiden Formenkreise als Subtriben in einer Tribus zu vereinigen, welche W. Mürrers Gruppe der Dornenlosen entsprechen würde; weil sie aber in anderen Beziehungen nicht unbetrüchtliche Unterschiede darbieten und sich als ziemlich engeschlossene Abteilungen erweisen, werden sie hier als besondere Triben aufgefasst. Es wurde oben bemerkt, dass die Triben Nymphalidi und Anaeidi inbe- zug auf die Palpenbildung Beziehungen zu den Limenitidi aufzuweisen haben, und zwar kommen diese Beziehungen in jener Tribus noch recht gut zum Vorschein — sie treten namentlich bei Siderone und z. T. auch bei Charaxes deutlich hervor — während die Anklänge dieser Tribus sich als mehr ent- fernte herausstellen und gewissermassen durch die Nymphalidi vermittelt werden. Die beiden fraglichen Formenkreise werden nun mit Rücksicht auf die Pup- penform von W. Mürrer in nahe Beziehung zu einander gebracht, in der Gruppe der Dornenlosen zusammengefasst?), und zwar wird diese Gruppe, wie schon bei der Besprechung der Tribus Nymphalidi erwähnt, von ihm als einen von dem Verwandschaftskreis der Limenitidi hervorgegangenen Zweig 1) Dass dagegen zwischen diesen Triben und den Gattungen Aganisthos, Coca und Megistanis, welehe ófters in den Verwandtschaftskreis derselben gestellt worden sind, keine nahe Blutsverwandt- schaft besteht, habe ich schon früher (S. 477—478) nachgewiesen. 2) Vel. Schatz und RÖBER, op. cit. S. 169, 173. 3) W. MÖLLER, op. cit. — Gemäss diesem Autor sollen die Satyridae aus der Gruppe der Dornen- losen hervorgegangen sein. Wie ich dies früher (S. 409—416) nachzuweisen versucht habe, sind aber die Dornenlosen mit den Satyridae entschieden in keiner Weise verwandt. Auch besteht keine nahe Verwandtschaft zwischen den Dornenlosen und den Apaturen; vel. oben S. 469—470. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 517 betrachtet). Wir können also darauf schliessen, dass die Nymphalidi und Anaeidi gemeinsamen Ursprungs sind und zwar stellt es sich mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit heraus, dass wir die gemeinsame Wurzel derselben unter Formen zu suchen haben, die den jetzigen Limenitidi ziemlich nahe standen. Wie inbezug auf die Basalflecksform zeigen die Anaeidi auch durch das Verwachsen einiger der Radialäste der Vorderflügel sowohl unter sich als mit der Subeostalis, wie auch durch das öfters stattgefundene Rück- bilden der 1. Radialastes entschieden ein abgeleiteteres Verhalten als die Nymphalidi, was vielleicht dahin zu beurteilen ist, dass die Anaeidi die fyle- tisch jüngere Abteilung von beiden darstellt. Wenn nun auch die Ergebnisse meiner Untersuchungen betreffs der Frage von den genealogischen Relationen der Nymphalidi und Anaeidi sich der Hauptsache nach mit denen W. Mürver’s recht gut vereinen lassen, weichen sie in einem anderen Punkt nicht unwesentlich von diesen ab. Nach Mürrer soll nämlich Neptis diejenige Gattung seiner Gruppe Adelphinae sein, zu welcher die Dornenlosen (Nymphalidi und Anaeidi) inbezug auf die Raupenform am ehesten in Beziehung ständen, welche „gewissermassen im Keim einige der charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Dornenlosen enthält“ °). Aus Grün- den, die ich früher (vgl. oben S. 510—511) dargelegt habe, sehe ich mich aber veranlasst, Neptis ganz von der Tribus Limenitidi zu entfernen und als Reprä- sentanten einer eigenen Tribus zu betrachten. Der soeben erwähnten Auffas- sung Mürrer’s gegenüber muss ich ganz nachdrücklich hervorheben, dass die Nymphalidi und Anaeidi, so vielseitige Anklänge sie nun auch an die Lime- nitidi aufzuweisen haben, zu der Gattung Neptis dagegen inbezug auf die Palpenbildung, wie auch hinsichtlich anderer imaginaler Charaktere, durchaus keine Beziehungen darbieten. In der Tat, weit entfernt, dass Neptis den Übergang zu den fraglichen zwei Triben vermittele, scheint sie im Gegenteil mit denselben in keiner Weise näher verwandt zu sein. Die Dornenlosen zeigen nun aber auch zu Adelpha und Limenitis im Raupen- und Puppenstadium bemerkenswerte Berührungspunkte und dies steht wieder mit meinen Befunden gut im Einklang. Zwar kann ich mir darüber kein sicheres Urteil bilden, zu welcher Gattung der Limenitidi die Nympha- lidi und Anaeidi am ehesten in Beziehung stehen; weil die Kegel bei den beiden zuletzt erwähnten Triben stets ziemlich stumpf, niemals wie bei den meisten höher differenzirten Limenitidi feinspitzig sind, liegt es aber auf der 1) W. MÜLLER op. cit. S. 160 ff., 199. 2) W. MÜLLER, op. cit. S. 161. 518 Enz10 REUTER. Hand zu vermuten, dass die Vorfahren jener Triben ebenfalls unter Formen mit stumpfen Kegeln, wie sie noch z. B. Limenitis, Adelpha, Athyma etc. besitzen, zu suchen sind. Mit der oben angedeuteten Modifikation, d. h. wenn wir von der Gattung Neptis absehen, welche Mörrer selbstverständlich nicht „als die directe Stammtorm der Dornenlosen“ betrachtet, sondern „nur die Stammform in dem Formenkreis der Adelphinae /[Limenitidi m.] zu finden“ glaubt"), bin ich also, wie schon oben angedeutet, mit dem genannten Autor einverstanden. Mit Rücksicht auf die ziemlich markanten und spezifischen Cha- raktere, wie z. D. die lange Gabelung der 4. und 5. Radialäste der Vorder- flügel, dürften wir inzwischen die Nymphalidi und Anaeidi nicht in allzu direkte Beziehung zu den Limenitidi bringen, d. h. die genealogischen Ver- bände in nicht besonders späte Zeitepoche verlegen. Zusammenfassung. Wir dürfen also mit ziemlicher Sicherheit den Schluss ziehen, dass von dem Aste, welcher zu den Limenitidi führt, sich verhält- nismässig früh ein starker Zweig herausdifferenzirt hat, der sich bald in zwei kleinere Zweige gabelt, von denen der eine und zwar der früher abgetrennte den Nymphalidi, der andere, welcher den letzten Ausläufer des von den Limenitidi etc. reprüsentirten Haupt- zweiges darstellt, den Anaeidi den Ursprung gegeben hat. Rückblick auf die Subfam. Nymphalinae. Die Subfamilie Nymphalinae stellt unter allen Abteilungen der Rhopalo- cera entschieden den am reichsten entfalteten Formenkreis dar. Mit Rück- sicht hierauf ist es gerade nicht auffallend, wenn wir innerhalb derselben mehr kleine Gruppen als in irgend welcher anderen Abteilung zu unterscheiden haben. Diese Gruppen kónnen nun aber recht gut mit einander genealogisch verbunden werden, sie lassen sich ziemlich ungezwungen als Verzweigungen gewisser grüsserer Hauptüste erkennen. Diese Hauptäste selbst stehen aber wieder unter sich in verhältnismässig enger genetischer Beziehung, keiner von ihnen nimmt eine besonders isolirte Stellung ein, wie dies z. B. mit einigen Gruppen der Satyrinae der Fall ist. Eben dieser nahe organische Zusam- menhang der einzelnen Gruppen gestattet nicht eine Verteilung derselben auf 1) W. MÖLLER, op. cit. S. 163. D a 5 Über die Palpen der Rhopaloceren. 519 besondere Stirpes. Sie werden deshalb neben einander als Triben angeführt, einige von ihnen in Subtriben eingeteilt. Es wird zugestanden, dass diese Triben durchaus nicht immer denselben systematischen Wert besitzen, es ist aber ganz unmöglich stets gleichwertige Abteilungen zu bilden, weil eine völlige Äquivalenz unserer artifiziellen systematischen Kategorien wohl über- haupt nur selten in der Natur bestehen dürfte. In dem Vorhergehenden wur- den die gegenseitigen genealogischen Relationen der verschiedenen Abteilungen der Subfamilie Nymphalinae, wie sich dieselben in jedem einzelnen Falle als mut- masslich herausstellten, an respektiven Orten näher begründet. Jetzt wollen wir die gewonnenen Ergebnisse in aller Kürze an einer Stelle zusammenfassen. Der allgemeine Nymphalinen-Stamm sendet zunächst den von der Tribus Argynnidi repräsentirten Ast ab, welcher sich wahr- scheinlich früh in zwei Zweige spaltet, von denen der eine und zwar der früher abgetrennte zu den Argynnini, der andere zu den Cyn- thiini führt. In unmittelbarer Nähe des genannten Astes und zwar in relativ nächster Nachbarschaft derjenigen Fasern, die späterhin zu dem Verwandtschaftskreis von Brenthis führten, dürften sich der von der Tribus Melitaeidi vertretene Zweig herausdifferenzirt haben. Den Stammfasern, welche denjenigen nahe standen, die in dem wei- teren fylogenetischen Verlauf den Argynnini den Ursprung gaben, dürften ursprünglich drei weitere Äste ihre Entstehung zu ver- danken haben. Einer dieser Äste und zwar ein besonders mächtig entwickelter, in welchem sich gewissermassen der zentrale Hauptteil des Nympha- linen-Stammes fortsetzt, wird wieder sofort und zwar in vier Zweige geteilt. Der erste, d. h. der zunächst abgezweigte, dessen Stamm- fasern vielleicht ursprünglich einen mit denen der Melitaeidi etwa parallelen Verlauf hatten, führt zu der Tribus Vanessidi und hat sich wahrscheinlich früh in zwei kleinere Zweige gespalten, welche sich wiederum dichotomisch gabeln, und zwar sendet der eine jener kleineren Zweige zuerst das von den Vanessini, dann das von den Kallimini vertretene Ästchen ab, während der andere zunächst den Junoniini, später den Eurytelini den Ursprung gegeben hat. Von dem Ästehen, welches späterhin zu den Kallimini führte, und zwar kurz nach dessen Abtrennung von dem die Vanessini repräsenti- renden, dürfte sich vielleicht am ehesten der von der Tribus @ynae- ciidi vertretene Spross herausdifferenzirt haben, welcher mutmass- lich ziemlich früh einerseits den zu den Aganisthini, andererseits 520 ENZIO REUTER. den zu den Gynaeciini leitenden Schoss abgesandt haben mag. Der zweite jener vier Zweige, welcher eine verhältnismässig grosse Selb- ständigkeit erreicht hat und ziemlich weit in die Höhe aufsteigt, wird von der Tribus Apaturidi, der dritte von der Tribus Megalu- ridi reprüsentirt, dessen Abzweigung mutmasslich etwas später als die des soeben genannten und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach (wie auch die der Apaturidi) in nächster Nachbarschaft derjenigen Stammfasern erfolgt sein dürfte, die zu dem Verwandtschaftskreis von Zypanartia führten. Der vierte Zweig, welcher wie der der Vanessidi verhältnismässig stark entwickelt ist, aber im Gegensatz zu diesem mehr periferischen Stammfasern seine Entstehung zu ver- danken haben dürfte, und dessen Abtrennung vielleicht noch früher als die der beiden zuletzt besprochenen Zweige stattgefunden hat, dürfte sich zunächst und zwar ziemlich früh in zwei weitere Zweige gespalten haben. Der eine von ihnen, bei welchem die periferischen Fasern zu überwiegen scheinen, gabelt sich wiederum dichotomisch und zwar wird der früher abgesandte Spross von der Tribus Agero- niidi, der später abgetrennte von der Tribus Didonidi reprüsentirt. Der andere der soeben genannten Zweige dürfte zunächst einen klei- nen, von den Dynaminidi vertretenen Nebenspross entsandt haben, welcher in relativ nächster Nachbarschaft derjenigen Fasern ent- stammt zu sein scheint, die sich späterhin zu den Caíagrammini umbildeten, während der einigermassen starke Hauptteil desselben zu der Tribus Zunicidi führt und zwei Verästelungen abgiebt, von denen die früher abgezweigte den Æunicini, die später herausdiffe- renzirte den Catagrammini den Ursprung gegeben hat. Der zweite jener drei in der Nachbarschaft von einander und von den ursprünglichen Stammfasern der Argynnini abgezweigten Äste wird von der Tribus Diademidi reprüsentirt. Der dritte Ast, wel- cher kräftig entwickelt ist, jedoch bei weitem nicht die gleiche Stürke wie der zuerst besprochene erreicht, teilt sich, nachdem er einen kleinen periferischen und gewissermassen auf relativ niedriger Stufe stehen gebliebenen, von der Tribus Neptidi vertretenen Aus- làufer entsandt hat, und zwar in ziemlicher Entfernung davon, zunüchst in zwei einigermassen starke Zweige. Der eine von ihnen und zwar der früher abgetrennte, welcher von der Tribus Lime- nitidi reprüsentirt wird, giebt einen vereinzelten kleinen Spross ab, der zu den Parthenini führt, während der Hauptbestandteil des- Über die Palpen der Rhopaloceren. 521 selben sich in die reichlich entfaltete und äberhaupt hoch differen- zirte Subtribus Limenitini fortsetzt. Der andere der soeben genann- ten Zweige, welcher weit in die Höhe aufsteigt, spaltet sich wieder in zwei weitere, von denen der zuerst abgetrennte zu den Nympha- lidi, der zweite zu den Anaeid? geführt hat. Gegenseitige Relationen der Acraeinae, Heliconiinae und Nymphalinae. Rückblick auf die Fam. Nymphalidae. Es wurde früher (vgl. S. 422—443) nachgewiesen, dass zwischen den Acraeinae, Heliconiinae und Argynnidi vielseitige und zwar ziemlich enge Beziehungen bestehen, Beziehungen, welche in allen Lebensstadien prägnant zum Vorschein kommen und ganz entschieden auf einen genetischen Zusam- menhang der fraglichen Abteilungen hindeuten. Aus dem Vorhergehenden geht ferner hervor, dass die übrigen Triben der Nymphalinae gerade mit den Argynnidi sich ursprünglich mehr oder weniger nahe genealogisch verbinden lassen. Es dürfte nicht nótig sein, die an den respektiven Stellen vorge- brachten Beweise hier zu wiederholen, ich kann mich auf einen einfachen Hinweis auf die dargelegten Auseinandersetzungen beschrünken. Aus denselben ergiebt sich unzweifelhaft, dass die Acraeinae, Heliconiinae und Nymphalinae unter sich viel enger als mit irgend einer anderen Abteilung verwandt sind und entschieden einem gemeinsamen Stamme angehóren. Sie werden demnach als Subfamilien ‘) in der Familie der Nymphalidae vereinigt’). Unter den drei Subfamilien dürften die Acraeinae die relativ ursprüng- lichsten Verhältnisse des Basalflecks darbieten. Die oft nur schwach erha- bene und nach allen Seiten hin unbestimmt begrenzte Anschwellung, bezw. 1) Auf eine eventuell noch intimere Vereinigung der fraglichen Formenkreise habe ich oben (S. 497 Note, 429) aufmerksam gemacht. 2) Die Familie Nymphalidae in meinem Sinne ist also mit der gleich benannten Familie der Autoren nicht koneruent, weder wenn diese in dem alten, engeren Sinne, noch in dem neueren, weite- ren Sinne von BarEs u. A. aufgefasst wird. Dagegen fällt sie mit Haase’s Familie Acraeomorpha zusammen; von der Anordnung dieses Autors weicht aber die meinige insofern ab, als ich Clothilda ganz von dem Verwandtschaftskreis der Nymphalidae entfernt habe, auch werden die Gattungen Meta- morpha, Colaenis und Dione mit den Heliconiinae in einer Subfamilie vereinigt, für welche eventuelle Anordnung sich inzwischen auch HAASE ausgeschprochen hat (Syst. Tagf. S. 31). Auch Scxarz betont, dass „der Werth der einzelnen Familien [nach der alten und auch nach Bares’ Anordnung] zu einander ein ganz ungleicher* ist und zwar glaubt er, „dass sich der Begriff der Nymphaliden fester dadurch umgrenzen lässt, wenn sie nur mit den Heliconiern, Acraeen und Morphiden [!] vereinigt“ werden. Dass die letztgenannte Abteilung mit den Satyrinae und Brassolinae genetisch zusammenhängt und mit den Nymphalinae keine nahe Verwandtschaft zeigt, habe ich oben nachzuweisen versucht (vgl. S. 389—393, 409 —416). 66 522 Enzıo REUTER. Vorwölbung, in Verbindung mit der kurzen, kaum gebogenen Gestalt und dem ziemlich undichten Vorkommen der Kegel, welche an den periferischen Teilen der Anschwellung und zwar namentlich distalwärts in die allerdings nicht reichlich vorhandenen kleinen Kegelgebilde noch mitunter ohne scharfe Grenze übergehen, wie auch die Lage der Gruben ausserhalb der Anschwellung, alles dies verrät eine verhältnismässig niedrige Differenzirungsstufe !) und lässt uns darauf schliessen, dass diese Formen der Acraeinae sich von der hypotetischen gemeinsamen Stammform aller Nymphalidae relativ am wenigsten entfernt haben?) Innerhalb der Acraeinae macht sich indessen schon eine Tendenz zu kräftigerer Entwicklung der Anschwellung, bezw. der Vorwölbung oder des Vorsprungs sichtbar, die schwach erhabene Anschwellung der am wenigsten modifizirten Acraeinae verbirgt in sich gewissermassen die Potenz zur Ausbil- dung der verschiedenen Vorsprungsbildungen der Nymphalinae. Während es bei den Heliconiinae noch Formen giebt, welche in angedeu- teter Hinsicht eine kaum merklich hóhere Differenzirungsstufe als die Acraeinae aufweisen, zeigen die Nymphalinae überhaupt einen bedeutend kräftiger ent- wickelten Vorsprung, soweit derselbe nicht, was nicht selten der Fall ist, sekundär rückgebildet ist. Diejenigen Acraeinae und Heliconünae, welche sich inbezug auf die Vorsprungsbildung oder Anschwellung als relativ am wenigsten abgeleitet erweisen, haben den Basalfleck am proximalen Ende gleichmässig abgeschrägt oder abgestutzt, während die in genannter Hinsicht höher differenzirten schon eine deutliche Ausschweifung des Hinterrandes des Basalflecks zeigen. Die letztere Form verrät also hier einen relativ abgeleite- teren Zustand. Bei den als verhältnismässig ursprünglich anzusehenden Nympha- linae tritt nun aber die ausgeschweifte und ausgeschwungene Form des Basal- flecks in der Regel und zwar recht prägnant auf; diese ausgeschwungene Form kann aber vielfach und’ zwar selbständig an verschiedenen Punkten durch Aus- gleichung der von hinten kommenden Falte wieder gleichmässig schräg abfallend werden. Diese Form, welche bei den auch in anderen Beziehungen verhältnismässig stark modifizirten Abteilungen anzutreffen ist, stellt demnach nicht, wie die abgestutzte bei den Acraeinae und Heliconiinae, eine primäre sondern eine sekundäre oder richtiger (im Verhältnis zu der soeben genannten der Acraeinae und Heliconünae) eine tertiäre Erscheinung dar. 1) Es findet sich gar kein Grund für die Auffassung, dass hier, wie bei einigen Nymphalinde, nicht eine wirklich primitive, sondern eine pseudoprimitive Erscheinung vorliege. ?) Die besonders an ihrer Basis dicke Gestalt der Kegel ist jedoch vielleicht nicht als ein primi- tives Verhalten, sondern wäre eher als eine innerhalb der Acraeinae sekundär erworbene Eigenschaft aufzufassen. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 523 Auch die Kegel zeigen bei den Nymphalinae überhaupt eine verhältnis- mässig merklich hóhere Differenzirungsstufe als bei den beiden übrigen Sub- familien. Ganz in Analogie mit dem soeben hinsichtlich der Vorsprungsbil- dung Angeführten, haben wir die ófters bei diesen Subfamilien und zwar vor allem eben bei den durch eine scharf differenzirte Anschwellung ausgezeich- neten Arten vorkommende gerade oder kaum merklich gebogene Gestalt der Kegel als eine relativ primitive Form zu betrachten. Wenn aber ein gerader Kegeltypus unter den Nymphalinae (wie bei den Apaturidi, Limenitidi, Nym- phalidi und Anaeidi) angetroffen wird, ist derselbe nachweisbar von der bei den ursprünglicheren Abteilungen der Nymphalinae vorkommenden (und auch bei den höher modifizirten Acraeinae und Heliconiinae zu bemerkenden) gebo- genen Form abzuleiten, bietet daher nicht ein wirklich primäres, sondern nur ein pseudoprimitives Verhalten dar. In den genannten Beziehungen verraten also die Nymphalinae unter den drei Subfamilien den relativ am meisten abgeleiteten Zustand. Dagegen zeigen sie durch das bei einigen Triben noch sehr reichliche Vorkommen der über den gróssten Teil des Basalflecks zerstreut dastehenden kleinen Kegelgebilde ein ursprünglicheres Verhalten als die beiden anderen Subfamilien ; auch findet sich noch ausnahmsweise, und zwar bei Æuptoieta, ein einigermassen allmäh- licher Übergang der Kegel in kleine Kegelgebilde statt. Inbezug auf die Behaarung der Palpen, und zwar durch die abstehende Behaarung der Bauch- seite, zeigen einige Nymphalinae ebenso ursprüngliche Verhältnisse als die Acraeinae und Heliconiinae. Bei diesen Subfamilien findet sich, allerdings in verkümmerten Zustande, noch ein Rest der 2. Dorsalis der Vorderflügel; auch die Zellen beider Flügel sind bei den Acraeinae durch eine róhrige Ader vollkommen geschlossen, bei den Heliconünae kommt dieser Verschluss noch bei Æueides, und Heliconius vor, während bei den früher den Nymphalinae zugezählten Metamorpha, Co- laenis und Dione die UDC der Hinterflügel ganz rückgebildet, demnach die Zelle offen ist. Bei den Nymphalinae dagegen ist kein Rest der 2. Dorsalis mehr zu bemerken und die Discoidalzelle der Hinterflügel ist niemals durch eine röhrige Ader ‘), sondern entweder nur durch eine verkümmerte UDC geschlossen oder auch ganz offen; auch die UDC der Vorderflügel ist in einigen Abtei- lungen der Nymphalinae vollständig rückgebildet, welche Erscheinung bei den Acraeimae und Heliconiinae nirgends anzutreffen ist. Während die Nympha- 1) Clothilda, welche die soeben genannten Merkmale besitzt, ist aus den Nymphalinae auszu- scheiden. Vgl. oben S. 315—319. 524 Exnzıo REUTER. linae mithin in den soeben erwähnten Instanzen einen abgeleiteteren Zustand als die Acraeinae und Heliconiinae aufweisen, dürften andererseits diese Sub- familien durch die langgestreckte und von dem normalen Typus der Rhopalo- ceren abweichende Flügelform sich weiter als jene von der gemeinsamen Stammform entfernt haben. Hinsichtlich der Flügelfarbe und Zeichnung ist es gegenwärtig unmóglich zu entscheiden, welche Subfamilie die ursprünglichsten Verhältnisse darzubieten haben mag. In allen finden sich noch Formen, welche sich verhältnismässig wenig von einem eintönig dunklen Typus entfernen, welchen Typus die gemeinsamen Vorfahren der fraglichen Subfamilien mut- masslich ursprünglich repräsentirt haben dürften (vgl. oben S. 438). Inbezug auf die Raupen- und Puppenform bieten vielleicht die Acraeinae die ursprünglichsten Verhältnisse dar, obwohl die Zeliconéinae und die Argyn- nidi unter den Nymphalinae, wie schon früher erwähnt, sich hierin eng an jene anschliessen. Im grossen Ganzen erweisen sich aber jedenfalls die Nym- phalinae in diesen Beziehungen entschieden als die abgeleitetste Abteilung. Aus dem oben Dargelegten ergiebt sich, dass keine der fraglichen drei Subfamilien sich in jeder Hinsicht den anderen gegenüber als ausgesprochen ursprünglicher, bezw. abgeleiteter erweist. Jedoch lässt sich nicht verleugnen, dass die Acraeinae überhaupt die meisten relativ ursprünglichsten Charaktere aufzuweisen haben, während bei den Nymphalinae die abgeleiteten Merkmale überwiegen. Wir dürften demnach die Acraeinae als die fyletisch älteste, die Nymphalinae als die relativ jüngste von ihnen betrachten, welcher Auffassung wohl die meisten Lepidopterologen beitreten dürften. Mit Rücksicht auf die vielseitigen und ziemlich engen Berührungspunkte, welche die genannten Sub- familien je unter sich darbieten, erscheint es inzwischen mutmasslich, dass sie sich kurz nach einander von dem gemeinsamen Stamme abgezweigt haben. Zusammenfassung. Wir können also mit ziemlicher Sicherheit darauf schliessen, dass der Stamm, welcher die aus den Subfamilien Acraeinae, Heli- coniinae und Nymphalinae bestehende Familie Nymphalidae reprä- sentirt, etwa gleichzeitig drei Äste entsandt hat, von denen zwei kleinere, und zwar die von den Acraeinae und Heliconiinae vertre- tenen, (mit Rücksicht auf die abweichende langgestreckte Flügelform etc.) eine von der Längsrichtung des Stammes etwas divergirende aber mit einander einigermassen parallele Entwicklungsbahn einge- Uber die Palpen der Rhopaloceren. 525 schlagen haben dürften, während der dritte, welcher zu der Subfa- milie Nymphalinae führt und in den die Hauptmasse des Nympha- liden-Stammes übergeht, ziemlich vertikal und weit in die Hóhe aufsteig t. Gens Nymphales. Die verwandtschaftlichen Relationen derselben. Während einerseits die Acraeinae, Heliconiinae und Nymphalinae unter sich recht enge und vielseitige Beziehungen darbieten, dürfte andererseits die aus ihnen zusammengesetzte Familie Nymphalidae zu keiner anderen Abteilung besonders intime Relationen aufweisen. Die genannten Subfamilien werden indessen öfters, wie schon früher an verschiedenen Orten erwähnt, von den Autoren in Beziehung zu gewissen anderen Formenkreisen gebracht; so wird schon durch Bares’ Vereinigung aller Abteilungen mit in beiden Geschlechtern verkümmerten Vorderfüssen und mit frei hàngender Puppe — welche Anord- nung von den meisten neueren Lepidopterologen befolgt wird — ein näherer Anschluss der fraglichen Subfamilien mit den Danaididae und Satyridae ange- deutet. Einige Systematiker wollen sogar, wie wir gesehen haben, von einer recht engen Verbindung namentlich der Nymphalinae oder doch einiger Gat- tungen derselben mit gewissen Abteilungen und zwar speziell mit den Saty- rinae oder Morphinae, bezw. mit den Danaidinae wissen. In dem Vorhergehenden habe ich nachzuweisen versucht, dass weder jene noch diese Abteilungen mit den Nymphalinae, bezw. mit den Acraeinae und Heliconiinae, in wirklich naher Blutsverwandtschaft stehen, vielmehr wurde hervorgehoben, dass die Familien Danaididae und Satyridae wenigstens in der Gegenwart zwei von dem von den Nymphalidae reprüsentirten ganz ver- schiedenen Stimmen angehóren, und zwar wurden, gerade um dieser Auffas- sung einen prägnanten Ausdruck zu verleihen, die genannten Familien je als Vertreter einer besonderen Gens betrachtet. Ich brauche die Gründe, welche mich zu der erwähnten Auffassung veranlassten, nicht hier wieder zu disku- tiren, sondern weise auf die an den respektiven Stellen gegebenen Ausfüh- rungen hin!) Weil die Familie Nymphalidae auch zu keiner anderen Ab- teilung so intime Beziehungen aufweist, um mit derselben füglich in einer Gens vereinigt werden zu können, erscheint es am rätlichsten, sie als Vertreter einer besonderen Gens, Nymphales, zu betrachten. 1) Vel. oben S. 330—335, 409—421. 526 Enzıo REUTER. Es drängt sich jetzt die Frage auf, zu welcher Abteilung die Gens Nym- phales am ehesten in genetische Beziehung zu bringen ist. Um für die Beur- teilung dieser Frage hinsichtlich der Palpenbildung einigen Anhalt zu gewin- nen, wollen wir zunächst darauf zurückzuschliessen versuchen, wie wir uns die Verhältnisse des Basalflecks bei der mutmasslichen hypotetischen Urform der Nymphalidae zu denken haben. Aus einem Vergleich dieser Verhältnisse bei den Acraeinae, Heliconiinae und bei den als ursprünglichst anzusehenden Triben der Nymphalinae ergiebt sich, dass weder die eine noch die andere der frag- lichen Subfamilien, bezw. Triben, in jeder Hinsicht den relativ primitivsten Zustand darbietet. Wenn wir von den respektiven Abteilungen die ursprüng- lichsten Merkmale nehmen und auf Grund derselben die genannte Urform zu rekonstruiren versuchen, so würde sich diese etwa folgendermassen gestalten. Der Basalfleck dürfte einen einigermassen ausgedehnten (annähernd die halbe Länge und beinahe die ganze Breite der Innenseite des Basalgliedes einneh- menden) Umfang besessen haben, am distalen Teil von anliegenden Schuppen müssig bestimmt begrenzt, am proximalen Ende schrág abfallend, bezw. abge- stutzt, jedenfalls nieht ausgeschwungen gewesen sein. An dem Basalfleck war die Differenzirung einer proximalen Erhabenheit wahrscheinlich in ihrer ersten Entstehung, sie hatte noch nicht zu einer bestimmt geformten oder überhaupt zu einer markant begrenzten Anschwellung geführt. Auch gingen die nicht besonders stark entwickelten proximalen Kegel ohne scharfe Grenze in die distalen, bezw. in über den gróssten Teil des Basalflecks zerstreute kleine Kegelgebilde über. Die Anschwellung oder Vorwölbung der Acraeinae und Heliconiinae, bezw. der Vorsprung der Nymphalinae dürfte nicht von einer schon differenzirten Erhabenheit irgend einer anderen Abteilung, bei welcher eine solche überhaupt zu Stande gekommen ist, abzuleiten sein. Vielmehr haben wir mit Rücksicht auf den Zustand, welchen die Anschwellung in ihrer relativ ursprünglichsten Form unter den Nymphalidae uns darbietet, den Grund anzunehmen, dass die fraglichen Gebilde innerhalb dieser Familie eine andere Morfogenese als bei jenen anderen Abteilungen gehabt und zwar schon kurz nach dem ersten Beginn der Differenzirung eine verschiedene Ent- wicklungsrichtung eingeschlagen haben. Es erscheint demnach mutmasslich, dass die von den Nymphalidae vertretenen Anschwellungs-, bezw. Vorsprungsformen unabhängig von den bei den anderen Familien stattfindenden paral- lelen Erscheinungen von einem Typus mit durchaus diffusem, noch nicht sichtbar erhabenem Kegelgebiete und mit über den ganzen Basalfleck zerstreut dastehenden Kegelgebilden abzuleiten sind. Die Tatsache, dass bei allen drei Subfamilien der Nymphalidae und zwar vorwie- Über die Palpen der Rhopaloceren. 521 gend bei Formen, die auch in anderen Beziehungen relativ ursprüngliche Ver- hältnisse aufzuweisen haben, die Behaarung der Palpen an der ganzen Bauch- seite abstehend ist, dürfte wohl in Analogie mit dem Verhalten bei anderen Abteilungen dahin zu beurteilen sein, dass diese Art der Behaarung auch den Vorfahren der Nymphalidae eigen war. Solchen Formen, welche inbezug auf den Basalfleck und die Behaarung der Palpen dem soeben geschilderten Typus entsprechen, begegnen wir, wenn wir durch die vorher behandelten Abteilungen rückwürts gehen, erst bei den Pierididae, und zwar bei den ursprüng- lichsten Genossen derselben, wenn auch annähernd ähnliche Form schon bei den relativ primitivsten Repräsentanten gewisser anderer Formenkreise, wie der Lycaenidae, anzutreffen sind; diese Formen besitzen jedoch nicht in gleicher Weise und auch nicht in anderen Beziehungen die Voraussetzungen, die wir auf die mutmasslichen Vorläufer der Nymphalidae stellen müssen. Jedenfalls deuten schon die genannten Tatsachen darauf hin, dass wir die Vorfahren der Gens Nymphales unter relativ tief stehenden Formen zu suchen haben. Mit dieser Auffassung steht die von Haase vertretene Ansicht gut im Einklang (vgl. oben S. 420). Die gleichen Forderungen, die wir hinsichtlich des Verschlusses der Dis- coidalzellen und der ursprünglichen Flügeltracht von den Ahnen der Satyridae verlangten, gelten auch für die der Nymphalidae. Dass diese Postulate von den Pierididae oder doch von Pierididen-ähnlichen Vorläufern erfüllt werden '), wurde schon früher (S. 419) erwühnt. Es ist übrigens inbezug auf andere imaginale Merkmale, so lange dieselben nicht vom morfogenetischen Gesichts- punkte aus beurteilt werden, schwer bei den Nymphalidae prägnante Bezie- hungen zu einer bestimmten Abteilung nachzuweisen. Wenden wir uns jetzt den Raupen zu. Während im Raupenstadium die verschiedenen Gruppen innerhalb der Nymphalidae (im meinem Sinne), wie dies W. Mürter nachgewiesen hat, meist recht gut in Beziehung zu einander gebracht werden kónnen, liegen dagegen die genealogischen Relationen der ganzen Familie wenig klar vor Augen. Die Raupen der Nymphalidae?) sind bekanntlich zumeist mit Dornen von oft recht verschiedenartiger Gestalt bewaffnet. Wenn bei einer erwachsenen Nymphalidenraupe die Dornen fehlen [bei den ,Dornenlosen^ (Nymphalidi, Anaeidi), Apaturidi, weniger prägnant bei Catagramma, Haematera] so sind sie, wie dies W. Mörrer nachgewiesen 1) Bei den Pierididae sind nicht selten gewisse Radialüste verkümmert. Diese Rückbildung hat inzwischen ganz unzweifelhaft erst innerhalb der genannten Familie stattgefunden; die Vorfahren der- selben besassen offenbar normaler Weise fünf Radialäste. ?) Diese Abteilung wird künftig, wenn nicht anders bemerkt, stets in meinem Sinne gemeint, 528 Exzıo REUTER. hat, sekundär ausgefallen; die fraglichen Formen sind aus denen mit wohl entwickelter Bedornung hervorgegangen '). Nun wissen wir nach Mörner, dass die Dornen der Nymphalidae durch Umbildung der Wärzchen sekundärer Borsten entstanden sind, dass sie mit den primären Borsten direkt nichts zu tun haben?) was auch von Dxan?) bestätigt wird. Diese primären Borsten, welche bei allen Nymphalidenraupen stets im ersten Stadium, in welchem näm- lich die Dornen noch nicht auftreten, vorhanden sind, während der Ontoge- nese der Raupen aber öfters rückgebildet werden, stellen, wie dies schon die Bezeichnung an die Hand giebt, ganz unzweifelhaft eine primitive, generalisirte Erscheinung dar. Die Dornen sind also wiederum im Vergleich zu denselben entschieden sekundärer Art. Diese Tatsachen lassen uns darauf schliessen, dass die Dornen erst innerhalb der Nymphalidae zur Differenzirung gelangt sind, dass demnach die Nymphalidae nicht von dornentragenden 5), wohl aber von Formen mit ähnlichen primären Borsten abzuleiten sind. Solche Borsten finden sich nun in zahlreichen Schmetterlingsabteilungen; nach W. MüLLer ist es sogar „im hohen Grade wahrscheinlich, dass sich diese Borsten in allen Schmetterlingsfamilien werden nachweisen lassen, sobald wir die ersten Stadien untersuchen“, und zwar haben wir es nach dem genannten Autor hier augen- scheinlich „mit einer auf gemeinsamen Ursprung zurückzuführenden Bildung zu thun“. „So wäre es“, um mit MürLLer zu sprechen, „immerhin denkbar, dass ein genaues Studium der Modificationen, welche die primären Borsten erleiden, einigen Anhalt für die Erkenntniss der Verwandtschaft abgäbe, da wir es, und das ist ja Voraussetzung jeder solchen Untersuchung, mit den Modificationen homologer Gebilde zu thun haben. Selbstverständlich würde es eigens auf diesen Punkt gerichteter Untersuchungen bedürfen“ °). Wir können also wenigstens bis auf weiteres wegen unserer gegenwärtig mangelhaften mor- fologischen Kenntnis nicht mit Bestimmtheit entscheiden, zu welcher speziellen Abteilung die Nymphalidae mit Rücksicht auf die Raupenform am ehesten in Beziehung zu stellen sind. Vielleicht ist inzwischen der von MürrER bemerkte Umstand, dass die Vermehrung der Borsten, wie sie bei den Nymphaliden mit 1) W. MÜLLER, op. cit. — Vel. u. A. S. 109. ?*) W. MÜLLER, op. cit. S. 110, 250. *) Dyar, Additional notes on the Classification of lepidopterous larvae (Trans. New York Acad. Sc. XIV. 1895. S. 52). *) „Durch die Genese der Dornen lassen sich“ übrigens nach W. MÜLLER (op. cit. S. 110) „die dornentragenden Nymphalinen allen andern dornentragenden Raupen gegenüber charakterisiren*, wenig- stens soweit seine Kenntnis über Genese der Dornen reicht. 5) W. MÜLLER, op. cit. S. 944. — Solche Untersuchungen sind schon u. A. von Dyar (l c.) be- gonnen. Das von ihm untersuchte Material von Rhopaloceren scheint inzwischen noch zu gering zu sein, um sichere Urteile zu gestatten, Über die Palpen der Rhopaloceren. 529 der ersten Häutung stattfindet, sich auch bei den Pierididae findet, wenn wir denselben mit unseren ibrigen Befunden vergleichen, als Indizium einer An- näherung der Nymphalidae an die zuletztgenannte Familie zu deuten. Es ist aber hiergegen einzuwenden, dass der ähnliche Vermehrungsmodus nicht auf die genannten Abteilungen beschränkt ist '). Wahrscheinlich giebt uns die Puppenform eine entscheidendere Auskunft über die verwandtschaftlichen Relationen der Nymphalidae. Cuarman hebt näm- lich die bemerkenswerte Übereinstimmung hervor, welche nicht nur inbezug auf die allgemeine Gestalt, sondern auch auf die Beweglichkeit zwischen den Puppen der Pierididae und denen der tiefer stehenden Nymphalidae (Acraei- nae, Heliconiinae und gewissen Triben der Nymphalinae, wie die Vanessidi, Argynnidi und Apaturidi) herrscht?). Mit Rücksicht hierauf sowie auf die ähnliche Eiform stellt der genannte Autor die Nymphalidae (auch die Liby- theidae, Satyridae und Danaididae einbegreifend) in nächste Beziehung zu den Pierididae?), und zwar nimmt er für diese Familien sogar einen gemeinsamen Ursprung von Papilioniden-ähnlichen Vorfahren an. Onmnarwaw's Befunde lassen sich also mit meinen durch die Untersuchung der Palpen gewonnenen Er- gebnissen einigermassen in Einklang bringen). Wie wir des näheren die Stellung der Gens Nymphales zu den Pierididae und ihre mutmasslichen ver- wandtschaftlichen Relationen mit den übrigen Gentes, welche ebenfalls in mehr oder weniger enge Beziehung zu den Pierididae gebracht wurden, zu denken haben, werde ich in dem folgenden Abschnitte kurz besprechen. Zusammenfassung. Die Familie Nymphalidae dürfte, wie schon früher erwähnt, mit den Danaididae und Satyridae keine genealogische Einheit !) Er findet sich nämlich nach dem genannten Autor bei den Sphingiden. ,Auch die Vermehrung bei den Hesperiden dürfte auf denselben Modus zurückzuführen sein" (op. cit. S. 245). ?) CHAPMAN, Notes on Butterfly Pupae etc. S. 125 ff. — Unter den Pierididae sollen die Anknüp- fungen mit den Nymphalidae am prügnantesten bei Aporia und Delias zum Vorschein kommen (vgl. S. 126), also gerade bei den relativ ursprünglichsten Gattungen, welche auffallenderweise auch inbezug auf die Verhältnisse des Basalflecks und auf die Behaarung der Palpen der oben erwühnten hypote- tischen Urform der Nymphalidae am besten entsprechen. -3) „The Nymphalid is a Pierid that has lost the girth“ (CHAPMAN, L. c. S. 196). *) Dagegen kann ich, wie schon früher erwähnt, seiner Auffassung von der angeblich relativ nahen Beziehung der Satyrinae, Brassolinae und Danaidinae zu gewissen Nymphalinae, nicht beitre- ten. Das von CHAPMAN untersuchte Material gerade dieser Abteilungen war ein sehr geringes, was auch von ihm selbst beklagt wurde, 67 530 ENzro REUTER. bilden, sondern einem anderen Stamme als diese angehören und ist demnach als Vertreter einer selbständigen Gens, Nymphales, zu betrachten, scheint aber ebenfalls am ehesten ihren Ursprung von Formen herzuleiten, die denjenigen, welche späterhin zu den Pieri- didae führten, relativ am nächsten standen. Gegenseitige Relationen der Gentes. Rückblick auf die Subordo Rhopalocera s. str. Mono- fyletischer Ursprung desselben. Unter den Xhopalocera s. str. habe ich sechs Hauptabteilungen, Gentes, unterschieden. Es waren diese: I. Gens Papiliones (mit den Familien Papi- lionidae und Pierididae); II. Gens Lycaenae (mit den Fam. Lycaenidae und Erycinidae); TL Gens Libytheae (mit der Fam. Libytheidae); IV. Gens Da- naidae (mit der Fam. Danaididae); V. Gens Satyri (mit der Fam. Satyridae) und VI. Gens Nymphales (mit der Fam. Nymphalidae). Die Gründe, welche mir zu dieser Gruppirung den Anlass gaben, wurden schon oben bei der Besprechung der respektiven Abteilungen eingehender dargelegt, weshalb ich dieselben nicht wieder zu erwähnen brauche. In dem Vorhergehenden wurden die mutmasslichen verwandtschaftlichen Verhältnisse innerhalb der verschiedenen Gentes behandelt, wie auch einige Andeutungen betreffs der genealogischen Beziehungen der Gentes selbst gege- ben. Jetzt wollen wir die Frage von den gegenseitigen Relationen der in Rede stehenden Gentes näher diskutiren. Wenden wir uns zunächst der Palpenbildung zu. Bei einem vergleichenden Rückblick auf die Verhültnisse des Basalflecks bei den verschiedenen Gentes fällt es auf, dass je bei ihren relativ am wenigsten modifizirten Formen meist noch ein ziemlich primitiver Typus sich erkennen lässt, und zwar wird der- selbe, wie schon erwähnt, durch einen einigermassen umfangreichen, distal unbestimmt begrenzten, proximal — wenn nicht unmerklich in den Palpenstiel übergehend -— abgeschrägten oder abgestutzten, jedenfalls nicht ausgeschwun- genen Basalfleck charakterisirt, an dem noch keine Erhabenheit zu bemerken ist und wo die noch einigermassen gleichmässig schwach ausgebildeten Kegel ein diffuses Gebiet bilden. Auch in denjenigen Gentes, Libytheae und Nymphales, bei denen dieser primitive Typus nicht mehr zu finden, sondern (bei ihren jetzigen Vertretern) schon eine Differenzirung sich geltend gemacht hat, sind ja Uber die Palpen der Rhopaloceren. 531 die Strukturverhültnisse nicht von einem anderen schon spezialisirten, sondern ebenfalls von einem, dem soeben geschilderten sehr ähnlichen, generalisirten Typus abzuleiten. In den sämtlichen Gentes, und zwar bei Formen, die sich als überhaupt relativ ursprünglich dokumentiren, finden wir eine abstehende und zwar in der Regel mehr oder weniger feine borstenfórmige Behaarung der ganzen Bauchseite der Palpen; von dieser Behaarung aus lässt sich in jeder Gens der Übergang zu einer mehr oder weniger oder sogar beinahe ausschliess- lich schuppenähnlichen nachweisen. Ich glaube, dass wir die erstgenannte Art der Behaarung unter den Rhopalocera s. str. als eine verhältnismässig ursprüngliche betrachten müssen!) und mit einiger Sicherheit die Annahme machen kónnen, dass die Vorfahren aller Gentes soleh eine Behaarung besassen. Wir dürften also sowohl inbezug auf die Behaarung als auf den Basalfleck die verschiedenen Gentes auf einen gleichen indifferenten Typus zurückführen, was wiederum die Vermutung von einer gemeinsamen Abstammung der fraglichen Gentes hervorruft. Von diesem primitiven Typus aus haben sich nun innerhalb der einzelnen Gentes verschiedene Differenzirungsvorgänge geltend gemacht, welche teils ausgeprügt progressiver, teils mehr oder weniger regressiver Art sind und jedenfalls immer weiter von der ursprünglichen Form führen. Die verschie- denen Gentes, welche je hinsichtlich der fraglichen Beziehungen in ihren am wenigsten modifizirten Formen von dem ursprünglichen Grundtypus wie auch von einander noch relativ wenig abstehen, divergiren allmählich stärker und stellen in ihren Endausläufern recht verschiedenartige Formen dar; mit- unter hat inzwischen der Differenzirungsprozess in einzelnen kleineren Abtei- lungen eine konvergirende Richtung eingeschlagen und zu ähnlichen Formen geführt, welche aber nachweisbar eine verschiedene Morfogenese hinter sich haben. Es ist eine recht auffallende Tatsache, dass die Extreme, d. h. die am meisten abgeleiteten und die ursprünglichsten Formen einer und derselben Gens, öfters von einander bedeutend stärker abweichen, als dies die primitivsten Repräsentanten verschiedener Gentes tun. Dies giebt an die Hand, dass die Differenzirungsvorgänge nicht nur, wie schon angedeutet, überhaupt erst innerhalb des Rahmens der Gentes zu Stande gekommen sind, sondern auch dass sie eine sehr grosse Energie auf- weisen. 1) Es mag hier bemerkt werden, dass nach KELLoGG die lange und schmale, haarähnliche Form der Schuppen der Lepidopterenflügel ebenfalls die ursprünglichere, generalisirte, die breite und kurze dagegen die spezialisirte Form darstellt (The Taxonomie Value of the Scales of the Lepidoptera. Kans. Univ. Quart. Vol. III. 1. 1894. S. 55, 57). 532 Enzıo REUTER. Wenn wir des näheren die bei den respektiven Gentes und Familien statt- findenden Differenzirungsvorgänge mit einander vergleichen, so haben wir hin- sichtlich derselben einerseits eine Divergenz, andererseits eine parallele Erschei- nung zu bemerken. Die Divergenz, welche aus mehreren abweichenden Einzel- heiten besteht, die in dem Vorhergehenden erwähnt worden sind, bewirkt, dass als Gesamtresultat der respektiven Differenzirungsprozesse sich oft durchaus verschiedenartige Gebilde herausstellen. So erinnere ich — um nur einzelne höher differenzirte Repräsentanten verschiedener Abteilungen anzuführen — an die verhältnismässig breite balkenartige Erhóhung einiger Papilionidae und die schmale und langgestreckte gewisser Pierididae (Catopsilia, Eurema ete.), an den garnicht erhabenen, fast wasserhellen und scharf umgrentzen Fleck meh- rerer Lycaenidae, an die am proximalen oberen Teil des Basalflecks etwas bauchig hervortretende Anschwellung einzelner Erycinidae, an die flache Erhabenheit des Basalflecks bei Libythea, sowie an die verschiedenen Anschwellungs-, bezw. Vorsprungsformen der Danaididae, Satyridae und Nymphalidae. Die Parallele besteht u. A. darin, dass sich überall eine nicht zu verkennende Tendenz zum Rückbilden der distalen, bezw. der periferischen Kegel und meist gleichzeitig hiermit, als ob dadurch ein gewisses Mass von Energie entbunden und mit zum Aufbau der proximalen Kegel benutzt wurde, in der Regel eine ebenso entschiedene Neigung zur müchtigeren Ausbil- dung der letztgenannten zeigt; auch bleiben bei einer hie und da stattfin- denden weitgehenden Rückbildung der Kegel zumeist die proximalen am lüngsten persistiren. Dieser Vorgang stellt überhaupt den ersten Beginn der Differen- zirung dar und führt spüter durch verschiedene Modifikationen zu den ver- schiedenen Formen über. Durch ihn wird ein immer stärkerer Kontrast zwischen den distalen und proximalen Kegeln angebahnt, bis schliesslich die letzteren öfters ein mehr oder weniger markant begrenztes Gebiet bilden. Eine andere Parallele, welche ziemlich allgemein vorherrscht, ist das Streben zur Differen- zirung einer proximalen Erhabenheit — der proximale Teil des Basal- flecks bietet überhaupt die grösste Plasticität dar — welche Erhabenheit in- zwischen, wie soeben erwähnt, in verschiedenen Formen auftritt ). Es ist nun sehr bemerkenswert, dass diese Erscheinungen — wenigstens soweit meine Erfahrungen reichen — überhaupt nicht in anderen Schmetterlingsabteilungen ?), auch nicht bei den früher allgemein den Rhopaloceren zugezählten Hesperiidae, 1) Statt einer Erhabenheit kommt mitunter wie bei den Zycaenidae ein mehr oder weniger markant begrenzter, oft recht stark abstechender Fleck zu Stande. 2) Nur bei Castnia findet sich eine schwache Erhabenheit, welche sich indessen mit derjeningen keiner Rhopaloceren-Abteilung direkt vergleichen lässt. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 533 sondern nur bei den verschiedenen Gentes der Rhopalocera s. str. anzutreffen sind. Mir scheint diese Tatsache anzudeuten, dass hier Parallele vorliegen, welche auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten. Weil wir inzwischen annehmen dürfen, dass die fraglichen Differenzirungsvorgánge erst innerhalb der verschiedenen Gentes auftraten, dass diese also noch von einem indiffe- renten Typus abzuleiten sind, wäre daraus — ganz in Analogie mit dem von Cmuaprwaw hinsichtlich anderer Merkmale und zwar speziell betreffs der Verkümmerung der Vorderfüsse gezogenen Schluss — zu folgern, dass das gemeinsame Erbteil nicht in der schon ausgebildeten parallelen Dif- ferenzirung, sondern in der Tendenz oder wenigstens in der Potenz zum Ausbilden derselben liegt). Es wurde bei der Behandlung der respektiven Gentes mehr oder weniger direkt die Ansicht ausgesprochen, dass in jeder Gens die Flügeltracht wahr- scheinlich ursprünglich von einer ziemlich eintónig dunklen Grundform abzu- leiten sei?). Vorausgesetzt, dass dieser Schluss richtig ist, dürften wir also auch die Flügeltracht der Vorfahren aller Gentes auf einen ähn- lichen indifferenten Typus zurückführen ?). Im Geäder herrscht bei den verschiedenen Gentes der Rhopalocera s. str. im grossen Ganzen eine nicht zu verkennende Übereinstimmung vor und zwar kommt 1) Vgl. CHAPMAN, Not. Buttfl. Pup. S. 130. 2) In der Gens Libytheae wurde diese Frage nicht besprochen, weil die wenigen Arten für die Beurteilung derselben keinen sicheren Anhalt bieten. Die Flügeltracht dieser Arten widersprechen aber keineswegs der soeben dargelegten Auffassung. 3) Eine ähnliche Ansicht scheint auch von WALLACE (vgl. oben S. 256 Note 1) und Dixey (Phyl. signif. Wingmark. Nymph. — Phylog. Pier.) geteilt zu werden. Dagegen halten wenigstens bei den Papilionidae Eimer (Artbild. und Verw. Schmett. I—II) FrckERT (Zeichn. Ornith.) und HaAsz (Unters. Mimicry) die Längsstreifung (von Haase Querstreifung bezeichnet) für die ursprünglichste Zeichnungs- art; ErwER will sogar die allgemeine Schlussfolgerung ziehen, „dass überall die älteste, ursprünglichste Zeichnung der Thiere eine Längsstreifung gewesen sein muss, aus welcher vielfach eine Flecken- zeichnung entstand, aus der sich weiter Querstreifung entwickelte. Zuletzt erst“ meint er „tritt häufig Einfarbigkeit auf“ (Artbild. I. S. 2). Ich habe schon bei der Besprechung der Papi- lionidae (S. 220) die gerade entgegengesetzte Ansicht geltend gemacht, dass auch bei ihnen die Ein- farbigkeit die primitive Färbungsart darstelle. — Die Erklärung erscheint meines Erachtens übrigens viel befriedigender, nach welcher die verschiedenen Zeichnungs- und Färbungsformen sich ursprünglich aus einer indifferenten, monotonen Grundform entwickelt haben, wobei es inzwischen nicht von einer eigentlichen Zeichnung die Rede sein kann. Die Längsstreifung scheint mir in der Tat schon einiger- .massen spezialisirt zu sein. Dagegen sehen wir allgemein in dem Tierreich in den verschiedensten Abteilungen und in den verschiedensten Merkmalen ein Streben, sich von einer indifferenten zu einer immer spezialisirteren Form umzubilden. Dies braucht garnicht als „Vervollkommung“ im Sinne Nä- GELIS aufgefasst zu werden. Die Spezialisirung kann vielmehr, wie dies auch ErwER hervorhebt, oft in einer Vereinfachung bestehen, wie dies z. B. mit dem Geäder der Rhopaloceren der Fall ist. Esist übrigens nicht die Möglichkeit ausgeschlossen, dass die Längsstreifung wieder zur Einfarbigkeit füh- ren kann. 534 Enzıo REUTER. dieselbe, wie dies zu erwarten ist, bei den in fraglicher Hinsicht am wenig- sten modifizirten Repräsentanten am prägnantesten zum Vorschein, während die hauptsächlichsten Unterschiede nachweisbar meist innerhalb jeder Gens entstanden sind. Das Geäder der einen Abteilung ist nun aber nicht einfach von dem fertigen Geäder einer anderen Rhopaloceren-Abteilung abzuleiten; dagegen lässt sich die Aderbildung aller Abteilungen der Rhopalocera s. str. — wie dies Haase nachgewiesen hat — im Gegensatz zu derjenigen der Hespe- rüdae leicht auf das Geäder im Puppenflügel der Papilioniden, also jedenfalls auf einen relativ ursprünglichen Typus zurückführen '). Einen normalen Bau der Vorderfüsse besitzen die Falter in beiden Ge- schlechtern unter allen Gentes der Rhopalocera s. str. nur bei den Papiliones; in jeder anderen Gens sind entweder bei den cc" allein (Lycaenae?), Liby- theae) oder in beiden Geschlechtern (Danaidae, Satyri, Nymphales) die Vor- derfüsse mehr oder weniger stark verkümmert. Dass diese verkümmerte Form ursprünglich aus einer normal gebauten hervorgegangen ist, ist selbstverstünd- lich. Es fragt sich nun aber, ob dies in den verschiedenen Gentes mittelbar oder unmittelbar geschehen ist, d. h. ob die in beiden Geschlechtern verküm- merte Form der Vorderfüsse einer Gens von der ebenfalls in beiden Geschlechtern oder von der nur in dem einen Geschlecht deformirten Form einer anderen Abtei- lung abzuleiten ist, oder endlich ob die Verkümmerung in den verschiedenen Gentes unabhängig von noch in beiden Geschlechtern normal gebauten Formen begonnen hat. Diese Frage ist zwar nicht ohne weiteres zu entscheiden; wenn wir aber zur Beurteilung derselben auch andere Merkmale mit in Betracht nehmen und dieselben unter sich vergleichen, glaube ich mit HaasE?), dass die letzte Alternative über die grösste Wahrcheinlichkeit verfügt. Neuerdings hat auch CHAPMAN betreffs der ZLycaenidae die Ansicht ausgesprochen, dass bei ihnen die beginnende Verkümmerung der Vorderfüsse ganz unabhängig von dem ähnlichen Prozess bei den übrigen Abteilungen stattgefunden hat *). Es wurde in dem Vorhergehenden bemerkt, dass unter den Rhopaloceren sich allgemein eine Tendenz zum Aufgeben jeder Hülle der Puppe geltend macht und zwar hat diese Tendenz bei den Abteilungen mit frei aufgehängter Puppe ihren Höhepunkt erreicht. Es wird jetzt und zwar mit vollem Recht von den Lepidopterologen angenommen, dass dieser Verpuppungsmodus, wie auch der der Succincti, sich ursprünglich von einem in einem Cocon liegenden 1) Vgl. Haase, Syst. Tagf. S. 19. ?) Dass einzelne Ausnahmen sich bei den Zycaeninae finden, ist schon früher (S. 988) erwähnt. 3) HAASE, op. cit. * CHAPMAN, Not. Buttfl. Pup. S. 130. Über die Palpen der Rhopaloceren. 535 Typus entwickelt hat; diese Annahme wird ja übrigens dadurch bewiesen, dass sowohl bei den Suspensi als bei den Succincti eine deutliche Beziehung zu dem genannten Typus sich nachweisen lässt. So finden sich bei den Satyrinae, welche in der Regel eine frei aufgehüngte Puppe haben, ausnahmsweise Arten, deren Puppen in einem losen Cocon ruhen; ob es sich hier um einen noch erhaltenen Rest des ursprünglichen Verpuppungsmodus oder etwa um einen Rückschlag handelt, tut dem teoretischen Wert der genannten Tatsache keinen Eintrag. Andererseits kommen in der normal durch eine Gürtelpuppe ausge- zeichneten Gens Papiliones, und zwar sowohl bei den Papilionidae als bei den Pierididae, ebenfalls Arten mit in einem Gespinnst liegenden Puppen vor. Wir dürften also, wie dies namentlich Haase hervorhebt, jedenfalls annehmen, dass die Vorläufer der Tagfalter sich als Puppen in einen Cocon einschlossen '). Es fragt sich nun wieder, ob bei den verschiedenen Abteilungen der Suspensi die freie Aufhängung der Puppe auf selbstündigem Wege entstanden ist und ob jene Abteilungen in ihrer Fylogenese das Stadium der Succincti durchlaufen haben, oder ob die freie Aufhängung sich direkt aus dem durch einen Cocon ausgezeichneten Verpuppungsmodus entwickelt hat. Eine ganz sichere, entscheidende Antwort auf diese Fragen ist wenigstens betreffs der sämt- lichen in Rede stehenden Abteilungen gegenwärtig nicht móglich. Was zunächst das erste Moment betrifft, so dürften wir inzwischen mit einiger Wahrscheinlich- keit darauf schliessen, dass wenigstens bei den Libytheae und Satyri der Über- gang zur freien Aufhüngung unabhángig von den übrigen Gentes stattgefunden hat”); auch scheint mir vieles dafür zu sprechen, dass dies ebenfalls mit den Danaidae und Nymphales der Fall ist, d. h. dass die mutmasslichen gemein- samen Vorfahren der fraglichen Gentes nicht schon diesen hoch differenzirten Verpuppungsmodus besassen. Dass die Suspensi fylogenetisch das Stadium der Succincti durchlaufen haben, dürfte wohl ziemlich allgemein angenommen werden und es lässt sich in der Tat garnicht verleugnen, dass viele Umstände für diese Auffassung sprechen; eine wichtige Stütze hierfür ist — wenigstens so weit es die Gens Nymphales betrifft — durch Cmarwaw's Untersuchungen erbracht worden. Damit ist aber weder gesagt, dass die Suspensi aus irgend einer jetzt existirenden Abteilung der Succincti hervorgegangen seien, noch behauptet, dass jene nicht unabhängig von diesen — obwohl die gleiche frühere Ent- wicklungsstufe durchlaufend — von dem in einem Cocon eingeschlossenen Typus sich haben entwickeln kónnen. Für die letztgenannte Vermutung scheint 1) HAASE, Syst. Tagf. S. 22. 2) Vgl. oben S. 296, 421, 536 EwNzro REUTER. mir vielmehr namentlich der bei den Satyrinae ausnahmsweise vorkommende ursprüngliche Verpuppungsmodus zu sprechen, um so eher als auch andere Befunde sich damit gut vereinen lassen. Es verdient übrigens Beachtung, dass CHAPMAN gerade mit Rücksicht auf die Puppenform zu der Ansicht gekom- men ist, „that the lowest (i. e., most ancestral) forms in all the families are really very close together, and that it is only in the higher tribes that the families are widely separated" ". So dürften wir auch hier, in Analogie mit den hinsichtlich des Basalflecks, der Vorderfüsse und des Geäders bemerkten Erscheinungen, annehmen, dass nicht der ähnliche Verpup pungsmodus selbst, wohl aber die Tendenz zum Aufgeben jeder Hülle der Puppe ein gemeinsames Erbteil darstellt. Was die Raupen der Tagfalter anbetrifft, so sind die bisher angestellten vergleichend morfologischen Untersuchungen?) meist noch mehr vorläufiger Art; sie besitzen nicht den Umfang um sichere fylogenetische Schlüsse betreffs der grösseren Abteilungen der AZAopalocera zu gestatten. So viel lässt sich jedoch schon ahnen, dass die Anknüpfungen der verschiedenen Gentes erst bei einem recht generalisirten, primitiven Typus zu suchen sind. Noch weniger ist unsere gegenwärtige Kenntnis der Eiform für eine diesbezügliche Beur- teilung spruchreif ?). Aus einem Vergleich der oben dargelegten Auseinandersetzungen ergiebt sich, dass sich die verschiedenen Gentes der Rhopalocera s. str. in einigen taxonomisch nicht unwesentlichen Instanzen je auf einen ähnlichen und zwar auf einen recht generalisirten Typus zurückführen lassen, was wiederum darauf hindeutet, dass die fraglichen Abteilungen ursprünglich einander ver- hältnismässig nahe standen, sowie dass sie von dieser generalisirten, indifferenten Urform aus früh — d. h. schon lange, ehe bei irgend einer von ihnen die jetzigen spezifischen Charaktere zur Differenzirung gelangt wa- ren — eine selbständige, in gewissen Beziehungen parallele, in anderen 1) CHAPMAN, l. c. S 130. 2) Vgl. u. A. GRUBER, Ueber nordamerikanische Papilioniden- und Nymphaliden-Raupen (Jen. Zeitschr. f. Naturw. XVII. 1884. S. 465—489), W. MÜLLER, op. cit. — PACKARD, Notes on some points in the External Structure and Phylogeny of Lepidopterous Larvae (Proc. Bost. Soc. Nat. Hist. XXV. 1891. S. 82—114), Dyar, Classification of Lepidopterous Larvae (Ann. New York Acad. Sc. VIII. 1894. S. 194—932) sowie Additional notes on the classification of lepidopterous larvae. (Trans. New York Acad. Sc. XIV. 1894/95. S. 49—62). Vgl. auch ScuDDEr, Buttfl. East. Un. St. & Can. 3) Vgl. hierüber u. A. Domerry (Buttfl. Kumaon), Scupper (op. eit.), Sgrrz (Ueber Schmetter- lingseier. Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. IV. 1889. S. 485—492). — Nach DoHErry dürfte die Eiform sich überhaupt nicht für primüre Einteilungen eignen, Uber die Palpen der Rhopaloceren. 591 allmählich stärker divergirende, bezw. in einzelnen Zweigen wieder konvergirende Entwicklungsbahn eingeschlagen haben). Die Zurückführbarkeit der verschiedenen Gentes auf einen gleichen Urty- pus scheint mir der Auffassung ein nicht geringes Mass von Wahrschein- lichkeit zu verleihen, nach welcher die fraglichen Abteilungen von einer gemeinsamen Stammform abzuleiten sind. Namentlich scheinen mir die Ergebnisse meiner Untersuchungen der Palpen für diese Ansicht zu sprechen. Es dürfte angemessener sein, dieselbe in anderem Zusammenhange näher zu begründen; ich móchte jedoch gleich hier antizipiren, dass wir aller Wahr- scheinlichkeit nach für die Subordo Rhopalocera s. str. eine monofyletische Abstammung anzunehmen haben. Es fragt sich nun, wie wir uns näher die gegenseitigen Relationen der Gentes zu denken haben. Entsprechend dem soeben genannten Schluss betreffs der früh eingetretenen selbständigen Entwicklung der respektiven Abteilungen, stellt es sich als wahrscheinlich heraus, dass die Gentes sich, wenn auch nicht gerade gleichzeitig, so doch kurz nach einander von dem gemein- samen Stamme abgezweigt haben. Es dreht sich nun die Frage darum, in welcher Reihenfolge diese Abzweigung erfolgt sein dürfte. So lange wir uns mit den kleineren Gruppen, d. h. mit den feineren Verästelungen des Stammbaums beschäftigten, konnten wir uns oft mit einiger Sicherheit in ange- deuteter Hinsicht äussern oder doch Schlüssse ziehen, welche meist über ein ziemlich grosses Mass von Wahrscheinlichkeit verfügten. Wenn wir nun aber zu den Hauptabteilungen der Zhopalocera s. str., zu den Gentes übergehen, mithin mit- den grösseren Stämmen des Rhopaloceren-Stambaumes operiren werden, stehen uns selbstverständlich weit bedeutendere Schwierigkeiten im Wege. Die bisher bekannten Tatsachen sind in der Tat noch so mangel- haft, dass sie für eine sichere Beurteilung vorliegender Frage noch keineswegs spruchreif erscheinen. Wir müssen uns also bis auf weiteres lediglich mit Vermutungen begnügen und auf blosse Andeutungen beschränken, wobei wir hauptsächlich nur in zusammenstellender Weise die in den verschiedenen vor- her behandelten Abschnitten vorliegender Abhandlung dargelegten Auseinander- setzungen rekapituliren wollen. !) Zu einem ziemlich ähnlichen Resultat ist auch CHAPMAN hinsichtlich der Puppenform gekom- men (vgl. 1. c. S. 130, 150). — Wenn wir die respektiven Abteilungen nach ihren höher differenzirten Formen mit einander vergleichen, so fällt es auf, dass in den verschiedenen Gentes eine sehr ungleiche Entwicklungshöhe erreicht wird, was auf eine recht ungleich rasche Energie der Differenzirungsvorgänge hindeutet, 68 538 Exzio REUTER. Es ist oben bemerkt worden !), dass die Gens Papiliones sich durch mehrere relativ primitive Merkmale auszeichnet und zwar treten diese am prägnantesten bei den Papilionidae zum Vorschein, welche zugleich nicht zu verkennende Anknüpfungen an die Heterocera darbieten ?). In der Tat, keine andere Gens vereinigt in sich eine gleiche Summe primitiver Charaktere. Wir dürften demnach, wie schon früher hervorgehoben, ohne Bedenken die genannte Gens unter allen Ehopalocera s. str. als den von dem gemeinsamen Stamme relativ am frühesten abgezweigten Ast betrachten; mit Rück- sicht darauf, dass sich innerhalb der genannten Gens eine ziemlich hohe Spe- zialisirung geltend macht (ich erinnere z. B. an die Gattung Papilio) dürfte der fragliche Ast inzwischen ziemlich weit in die Hóhe emporsteigen. Die übrigen Gentes wurden von mir zu den Papiliones und zwar vor allem zu den Pierididae in mehr oder weniger enge (oder richtiger in ent- fernte) Beziehung gebracht. Damit wollte ich aber keineswegs gesagt haben, als hätten sich die in Rede stehenden Gentes von der genannten Familie herausdifferenzirt, vielmehr wurde soeben die frühzeitige selbständige Ent- wicklung der respektiven Abteilungen hervorgehoben. Die mutmasslichen Rela- tionen der verschiedenen Gentes zu den Pierididae dürften eher meiner Auf- fassung nach dadurch zum Ausdruck kommen, wenn wir, unter der Voraus- setzung eines monofyletischen Ursprungs der Subordo Rhopalocera s. str. annehmen, dass die Fasern des Rhopaloceren-Stammes, welche zu den respektiven Gentes geführt haben, je in relativ nächster Nachbar- schaft derjenigen sich abgezweigt haben, die in dem weiteren fylo- genetischen Verlauf den Pierididae die Entstehung gaben, und in dem Stamme, ehe noch eine àussere Abzweigung derselben sicht- bar ist, gewissermassen eine Strecke lang sich am ehesten um die zuletztgenannten gruppiren. Demnach sollen die Stammfasern der Pieri- didae dem Zentrum des Stammes näher als die der Papilionidae liegen. Unter den fraglichen fünf Gentes bietet die Gens Lycaenae in ihren am wenigsten modifizirten Formen (in der Familie Lycaenidae) den übrigen gegen- über eine Mehrzahl ursprünglicher Verhältnisse dar?) und dokumentirt sich als eine in vielen Beziehungen überhaupt noch auf relativ niedriger Differenzi- rungsstufe stehende Abteilung, wenn sich auch andererseits nicht verleugnen lässt, dass ihre Raupen einen ziemlich hohen Grad von Spezialisirung verraten. 1) Vgl. speziell S. 955—958. 2) Der generalisirte Zustand der Papilionidae wird auch von DYAR (op. cit.) sowie von CHAPMAN (op. cit). hervorgehoben. 3) Vol. u. A. S. 287—290. Über die Palpen der Rhopaloceren. 539 Jedenfalls därften wir aber die Abzweigung auch dieser Gens in eine verhältnismässig frühe Zeitepoche zurückverlegen. Ein wenig später als die Zycaenae, aber an einer anderen Seite des Stammes, dürfte sich der von der Gens Zäbytheae vertretene Zweig, welcher einen vereinzelten Ausläufer darstellt, herausdifferenzirt haben. Die drei Gentes Danaidae, Satyri und Nymphales erweisen sich alle als abgeleiteter als die vorher genannten; jede von ihnen zeigt indessen noch mehr oder weniger deutliche Beziehungen zu Pierididen-artigen Vorläufern; diese Beziehungen treten aber z. T. in recht verschiedener Weise hervor. Bei den Danaidae kommen die Anknüpfungen an die genannten Vorläufer namentlich in dem Imagostadium zum Vorschein und zwar sind sie viel präg- nanterer Art, als diejenigen, welche die beiden übrigen Gentes aufzuweisen haben. Die Nymphales zeigen nach Cuarman in ihren tiefer stehenden Abtei- lungen in der Puppenform eine ziemlich grosse Ähnlichkeit mit den Pierididae a) in dem imaginalen Stadium existiren dagegen zwischen ihnen keine näheren Berührungspunkte. Die Satyri bieten weder als Imagines, noch in der Pup- penform so deutliche Anklänge an die Pierididae dar, wie dies einerseits die Danaidae, andererseits die Nymphales tun; durch das Vorkommen eines pri- mitiven Verpuppungsmodus zeigen sie aber auch ihrerseits eine beträchtliche Annäherung an einen generalisirten Typus, wie dies ja auch durch die ursprüng- lichen Züge im Geäder bei den Haeterina, sowie durch die oft noch einiger- massen wenig modifizirten Verhältnisse des Basalflecks zum Vorschein kommt’). Vielleicht haben wir die in dem Vorhergehenden bei der Besprechung der verschiedenen Gentes näher diskutirten Tatsachen dahin zu beurteilen, dass unter den drei in Rede stehenden Abteilungen die Danaidae den relativ fyletisch ältesten, die Satyri einen nur wenig jüngeren, die Nymphales aber jedenfalls den jüngsten Formenkreis darstellen; die zuletztgenannte Gens ist zugleich als die jüngste Abteilung des ganzen Rhopaloceren-Stammes zu betrachten und bildet, so zu sagen, den höchsten Gipfel desselben). Auf die Frage, wo wir in den respek- 1) Vgl. oben S. 529. ?) Vgl. oben S. 330—335, 419—421, 529. 3) Die Frage, welche Rhopaloceren-Abteilung als die am höchsten stehende zu betrachten ist, wird von den Autoren in verschiedener Weise beurteilt. Die meisten älteren und einige neuere, wie LEDERER (Vers. Lep. Reihenf. 1853. S. 15), WALLACE (On the Phenomena of Variation and Geographical Distribution as illustrated by the Papilionidae of the Malayan region. Trans. Linn. Soc. Lond. XXV. 1865. S. 2—3. — Contributions to the theory of Natural Selection. London. 1870. S. 133—140), RÓSSLER (Vers. natürl. Reihenf. 1878/79. S. 224. — Die Schuppenflügler (Lepidopteren) des Kel. Regierungsbezirks Wiesbaden und ihre Entwicklungsgeschichte. Jahrb. Nassau. Ver. Naturk. XXXIII u. XXXIV. 1880/81. 540 Enzıo REUTER. tiven Gentes speziellere gegenseitige Anknäpfungen zu suchen haben, kann ich mich nicht näher einlassen; ich muss mich nur auf die bei der Behandlung der verschiedenen Gentes in einzelnen Füllen gegebenen Andeutungen be- schränken. Wir wollen jetzt die Frage näher berühren, ob der Subordo Rhopalocera s. str. mono- oder poly-, bezw. difyletischen Ursprungs ist. Diese Frage wird von den meisten Systematikern ') nicht einer direkten Beurteilung unterworfen, jedoch scheint im allgemeinen die Ansicht von einer monofyletischen Abstam- mung zu herrschen. Für eine polyfyletische Abstammung haben sich aber Packagp und Hawrsow direkt ausgesprochen, wobei inzwischen zu bemerken ist, dass nach ihrer Auffassung, wie gewöhnlich, die Rhopalocera auch die Hesperiidae umfassen. Wenn wir aber von dieser Familie absehen, so unter- scheiden die genannten Autoren unter den Rhopaloceren noch drei weitere Stämme, für welche sie je einen verschiedenen Ursprung annehmen. Die respek- tiven Stàmme werden jedoch nicht von den beiden Autoren zu denselben For- menkreisen in genetische Beziehung gebracht ?). S. 339), Smith (Synops. gen. N. A. Rhop. 1883. S. 38. — In einer späteren Arbeit: Introd. Class. N. A. Lep. 1885. S. 141 hat dieser Autor seine frühere Ansicht aufgegeben) u. A. haben den Papilionidae den höchsten Platz im System angewiesen. Auch ScHATz hat noch die Papilionidae „an die Spitze des Systems“ gestellt, da er ,in ihnen den vollkommensten Typus der Schmetterlingsform“ erblickt (op. cit. S. 38), Jetzt werden die Papilionidae aber von den allermeisten Autoren mit Recht als die am tiefsten steh- ende Familie der Rhopalocera s. str. betrachtet; es mag hier nebenbei erwähnt werden, dass besonders die von WALLACE hervorgehobenen Gründe für die vermeintlich hohe Stellung der Papilionidae von TRIMEN (Mim. Anal. Afr. Buttfl. S. 501) zur Genüge widerlegt worden sind. Von den neueren Syste- matikern werden zumeist die Danaidinae, wie es scheint, wegen der starken Verkümmerung der Vor- derfüsse, seltener, so von SCUDDER (Classif. Buttfl. S. 73. — Buttfl. East. Un. St. & Can. S. 113), die Satyrinae an die Spitze des Systems gestellt. Mit Haase (Syst. Tagf.) dürften wir eher aus Gründen, die in dem Vorhergehenden näher angegeben sind, die Nymphalinae als die am höchsten differenzirte Abteilung betrachten. Durch die Annahme mehrerer Gentes, welche je einen früh selbstündig ent- wiekelten Ast des Rhopaloceren-Stammes darstellen, findet übrigens die Erscheinung, dass verschiedene Abteilungen und zwar oft in verschiedenen Beziehungen sich als hoch differenzirt erweisen, eine natür- liche Erklàrung; die Abteilungen stellen je den hóchsten Gipfel der verschiedenen Âste dar. 1) Die älteren Systematiker, für welche die fylogenetische Forschungsart noch unbekannt war, kommen natürlich hier nicht in Betracht. 2) So hat PACKARD die Ansicht ausgesprochen, dass die Rhopaloceren-Familien „Papilionidae, Lycaenidae and Nymphalidae [im Sinne von Bares] have more or less directly descended from at least Bombyeine-like Lepidoptera“ (Not. Phyl. Lep. Larv. S. 111) und zwar vermutet er, dass „while the Nymphalidae may have originated from Arctian-like forms, the Papilionidae, at least the genus or group Papilio, arose from Attacid-like forms“. Die Zycaenidae, für deren mutmassliche Abstammung er keine nüheren Angaben giebt, ,form a lateral shoot, perhaps parallel to the Nymphalidae* (S. 114). — HawrsoN sagt: „here [hinsichtlich der Rhopalocera] I am doubtful if we have not four different stocks: the Hesperidae arising from the Castnüdae; the Erycinidae and the Lycaenidae from near the Callidulidae; the Papilionidae, as also the Pierididae and Nymphalidae from the Zygaeno-Cossid stock; but these suggestions are not based on any very careful examination“ (vgl. Tutt, An attempt to corre- late the results arrived at in recent Papers on the Classification of Lepidoptera. Trans. Ent. Soc. Lond. 1895. S. 360). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 541 Dieser Auffassung von einer polyfyletischen Abstammung der Rhopalo- cera s. str. gegenüber, welche später von Packarp aufgegeben zu sein scheint ), will ich nochmals daran erinnern, dass die verschiedenen Gentes inbezug auf mehrere Merkmale sich auf einen gemeinsamen generalisirten Urtypus zurückführen lassen. Besondere Beachtung verdient die Tatsache, dass sie, während sie sich von diesem indifferenten Typus aus nach verschie- denen Richtungen hin entwickeln, wie wir gesehen haben gleichzeitig in den Differenzirungsvorgängen vielfach Parallelen aufweisen und in mehreren ver- schiedenen Instanzen — wie inbezug auf die an dem Basalfleck stattfindenden Spezialisirungsvorgänge, auf die Verminderung, bezw. Verkümmerung der Vor- derfüsse, auf die Verkümmerung eines grósseren oder minderen Teils der UDC der Hinterflügel, sowie auf das Streben zum Aufgeben jeder Hülle der Puppe — von einer nicht zu verkennenden ähnlichen Tendenz beherrscht zu werden scheinen. Diese parallelen Erscheinungen treten nun in jeder Gens der Rhopa- locera s. str. mehr oder weniger prägnant auf, sie sind dagegen nicht bei den Heterocera (und auch nicht bei den Grypocera) anzutreffen, oder machen sich wenigstens nicht in demselben Sinne geltend. Es liegt daher auf der Hand anzunehmen, dass diese auffallenden Parallelen einen ursprünglich gemeinsamen Ursprung bekunden, dass die fragliche Tendenz ein Erbteil von gemeinsamen Vorfahren darstellt. Wenn wir ausserdem noch bedenken, dass das Geäder der verschiedenen Gentes der Rhopalocera s. str. nach einem gleichen Typus gebaut ist, dass die respektiven Abteilungen durch die Fühlerform, durch die Ruhelage der Flügel, durch die ganze áussere Erscheinung sowie durch das Leben in dem Tageslicht in ziemlich schroffen Gegensatz zu allen anderen Schmetterlingsabteilungen treten, so kann hierdurch die Ansicht von einer monofyletischen Abstammung der in Rede stehenden Subordo nur an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Es scheint mir in der Tat kaum denkbar, dass solch eine Summe übereinstimmender und spezifischer Eigenschaften auf verschiedenen Wegen, d. h. durch Züchtung ursprünglich heterogener Formen zu Stande gekommen sei. Zusammenfassun g. Die oben dargelegten Vermutungen lassen sich folgendermassen zusam- menfassen. Der den Subordo Rhopalocera s. str. darstellende Stamm 1) Vgl. PACKARD, On the Phylogeny of the Lepidoptera (Zool. Anz. 1895. N:o 477. S. 236) sowie On a new Classification of the Lepidoptera (Amer. Natur. 1895. S. 803). 542 ENZ1O REUTER. dürfte sich früh in sechs ziemlich weit in die Höhe aufsteigende Hauptäste verzweigen, und zwar wird zunüchst der von der Gens Papiliones reprüsentirte Ast abgetrennt. In relativ nüchster Nach- barschaft derjenigen Stammfasern, die sich späterhin zu den Pieri- didae umbildeten, aber an verschiedenen Seiten des Stammes, dürfte die Abzweigung der übrigen Hauptüste stattgefunden haben. Von ihnen hat sich mutmasslich zuerst der von den Lycaenae, kurz danach der von den Libytheae vertretene Ast abgezweigt. Etwas später folgt der von den Danaidae, dann der von den Satyr? und zuletzt der von den Nymphales reprüsentirte Ast, welcher letztere den hóchsten Gipfel des ganzen Stammes bildet. Die Rhopalocera s. l. eine heterogene Abteilung. Diskussion der genealogischen Relationen der Subordines Grypocera und Rho- palocera s. str. Paläontologische Ergebnisse. Nachdem wir nun für den Subordo Rhopalocera s. str. eine monofyle- tische Abstammung angenommen haben, drängt sich die Frage auf, ob auch die Grypocera mit dem genannten Subordo gemeinsamen Ursprungs sind oder nicht. Diese Frage ist schon in dem Vorhergehenden eingehender behandelt, ich kann mich demnach auch hier darauf beschrünken, die früher gezogenen Schlüsse in aller Kürze zu rekapituliren. Es ist schon mehrmals erwähnt, dass die Hesperiidae, welche den Subordo Grypocera bilden, von den allermeisten Autoren den Rhopaloceren zugezählt werden, und zwar wird die genannte Familie allgemein als die am tiefsten stehende Abteilung derselben betrachtet. Im Gegensatz hierzu habe ich die Ansicht geltend zu machen versucht, dass die Hesperiidae durchaus von dem Verwandtschaftskreis der Rhopaloceren auszuscheiden und als Repräsentanten eines besonderen Subordo aufzufassen sind, welcher in keinen direkten genetischen Zusammenhang mit den Rhopalocera s. str. zu bringen ist). Die beiden Subordines sind demnach nicht gemeinsamen Ursprungs und die Rhopalocera (im Sinne der Autoren) stellen eine heterogene Abteilung dar. 1) Vgl. oben S. 200—211, 257—958. Über die Palpen der Rhopaloceren. 543 Es wäre jetzt die Frage zu beantworten zu welchen Formenkreisen die Subordines Grypocera und Rhopalocera s. str. in genetischer Beziehung stehen. Diese Frage liegt eigentlich ausser dem Rahmen vorliegender Abhand- lung, deren Aufgabe es hauptsächlich war, die mutmasslichen genealogischen Relationen innerhalb der eigentlichen Tagfalter-Gruppe, d. h. der Rhopalocera s. str. zu beurteilen. Ich muss übrigens sogleich zugestehen, dass meine Untersuchungen keinen halbwegs genügenden Schluss betreffs der ge- nannten Frage gestatten. Es fehlt in der Tat gegenwärtig überhaupt noch jeder Anhalt für eine sichere Beurteilung derselben, weshalb wir es am besten tun, bis auf weiteres auf jede eingehendere Besprechung derselben zu ver- zichten. Es mógen daher ausser einer kurzen Darstellung der wichtigsten verschiedenen Auffassungen der Autoren noch einige Andeutungen in frag- licher Hinsicht gegeben werden. Was nun zunächst die Grypocera, bezw. die Hesperüdae anbetrifft, so wurden ihre angeblichen verwandtschaftlichen Relationen schon vorher erwähnt. Die von einzelnen Autoren angeführten vermeintlichen Berührungspunkte zwischen den Hesperüdae und Thyrididae oder Sphingidae sind, wie früher (S. 212— 213) hervorgehoben, sicherlich nicht als Indizien einer nüheren Verwandt- schaft aufzufassen. Ziemlich allgemein werden die Hesperüdae in Beziehung zu Castnia, bezw. zu den Xylotropha gebracht. Wenn wir ganz von den älteren Autoren absehen, welche Castnia den Rhopaloceren zugezählt haben (vgl. oben S. 201 Note), so wollen doch noch mehrere neuere Autoren von solch einer Beziehung wissen. Ich habe früher (S. 212) schon erwähnt, dass diese Auffassung von Bar, Möscerer und Haase vertreten wird. Neuerdings hat sich auch Haursox für die Ableitung der Hesperiidae von den Castnüdae ausgesprochen '), und Pacxarp, welcher in einer früheren Arbeit?) hervorge- hoben hat, dass der Ursprung der Zesperiidae nicht aufgeklärt ist, scheint später die genannte Familie ebenfalls von den Castnüdae ableiten zu wollen ?). Dagegen will CHapmax den genealogischen Verband der Hesperüdae bei den angeblichen gemeinsamen Vorfahren von Hepialus, Cossus etc. suchen*). Früher habe ich schon hervorgehoben, dass inbezug auf die Palpenbildung die Hesperüdae sich keineswegs von dem Castnia-Typus ableiten lassen. Auch 1) Vgl. S. 540. Note 2. ?) Vgl. PACKARD, Not. Phyl. Lep. Larv. S. 111, 114. 3) Siehe das von PAckARD (Phylog. Lep., Zool. Anz. 1895, S. 236 und Classif. Lep., Amer. Natur. 1895. S. 803) gegebene Schema. ^) CHAPMAN, Not. Buttfl. Pup. S. 149, 544 Enzıo REUTER. wenn wir von jenen eigenartigen Haargebilden der Hesperiidae absehen, welche — soweit meine Erfahrungen reichen — ausschliesslich in dieser Familie, aber hier stets vorkommen, und mit Rücksicht hierauf vielleicht erst inner- halb derselben sich ausgebildet haben, so bietet Castnia jedenfalls, wie früher betont, durch den verhältnismässig wenig umfangreichen Basalfleck und die deutlich bemerkbare Anschwellung einigermassen spezialisirte Verhältnisse dar und zeigt zugleich eine durchaus andere Struktur als bei den Hespertidae, was gegen jede Ableitung dieser Familie von dem Verwandtschaftskreis der genannten Gattung spricht. Zwischen den Hesperüdae und Castnia bestehen übrigens, wie dies u. A. HerrıcH-ScHÄrrer, Westwoop und Trimen hervorge- hoben haben, so bemerkenswerte Unterschiede, dass auch mit Rücksicht hier- auf an eine Verbindung zwischen ihnen kaum zu denken ist?) Was nun Cossus und Hepialus betrifft, so besitzt die erste Gattung einen ausserordent- lich kleinen Basalfleck mit wenigen diminitiven Kegeln (und mehreren Gruben) und unterscheidet sich also aufs Schärfste nicht nur von den Hesperidae und den Rhopalocera s. str., sondern auch von Castnia und Hepialus *), erinnert dagegen eher an gewisse Microlepidopteren wie die Tortricidae. Auch He- pialus bietet in der Struktur: des Basalflecks so wenig Übereinstimmendes mit den Hesperüdae, dass mir jeder Gedanke an eine Verwandtschaft zwischen ihnen ausgeschlossen erscheint. In der Tat, wir können die Hespe- rüdae wenigstens inbezug auf die Palpenbildung überhaupt zu keiner mir bekannten Abteilung in Beziehung bringen. Die genannte Familie bildet nicht nur in fraglicher Hinsicht, sondern auch in vielen anderen Instanzen, einen in der Gegenwart durchaus isolirt dastehenden Formenkreis. Ich móchte des- halb nochmals die schon früher ausgesprochene Ansicht hervorheben, dass nämlich die Hesperiidae, welche wohl mit Recht als Repräsen- tanten eines besonderen Subordo zu betrachten sind, einen verein- zelten Ausläufer eines selbst schon längst ausgestorbenen Stam- mes darstellen, sowie dass die genetische Beziehungen der Grypocera gegen- würtig noch durchaus in Dunkel gehüllt sind. 1) Vel. oben S. 212. 2) Die Aylotropha scheinen demnach, wie schon früher (S. 201—202 Note) betont, eine recht heterogene Abteilung zu bilden. Sie wird ja auch jetzt wieder von mehreren Autoren, wie Comsrock (Evolution and Taxonomy. 1893), CHAPMAN (On some neglected points in the structure of the pupae of Heterocerous Lepidoptera. Trans. Ent. Soc. Lond. 1893. S. 97—119), KezLoG& (Taxon. Val. Scal. Lep. 1894), Dyar (Classif. Lep. Larv. 1894. — Addit. Not. 1895), Hampson (On recent contributions to the Classification of the Lepidoptera by Prof. J. H. Comstock and Dr. T. A. Chapman. Ann. & Mag. Nat. Hist. 1894. S. 254—261) und Packanp (New. Classif. Lep. 1895. — Vgl. auch Phylog. Lep. 1895) aufgelöst und ihre Glieder z. T. weit von einander getrennt. Über die Palpen der Rhopaloceren. 545 Wenden wir uns jetzt den Zrhopalocera s. str. zu. Für diejenigen Auto- ren, welche diese Gruppe von den Zesperidae ableiten oder für die beiden Abteilungen einen gemeinsamen Ursprung annehmen — und zwar gehóren zu denselben die allermeisten — steht die Frage von den Vorfahren der Rhopa- locera s. str. in engster Beziehung zu der soeben behandelten von den mut- masslichen Stammformen der ZHesperédae") Wenn wir aber für die beiden Formenkreise eine verschiedene Abstammung annehmen, haben natürlich die hinsichtlich der Grypocera gewonnenen Resultate nicht ohne weiteres auf die Rhopalocera s. str. Bezug. Erinnern wir uns nun der hypotetischen Urform des Basalflecks der zuletztgenannten Abteilung, so leuchtet schon aus dem oben Angeführten zur Evidenz ein, dass weder Castnia noch Cossus die Forderungen erfüllen, die wir von den mutmasslichen Stamm- form der Rhopalocera s. str. verlangen müssen. Zepialus besitzt zwar einen ausgedehnten und mit wenig stark ausgebildeten Kegeln ziemlich gleichmässig besetzten Basalfleck. Mit Rücksicht darauf, dass die Palpen von Hepialus offenbar einer hochgradigen Verkümmerung unterworfen sind und wenigstens inbezug auf ihre allgemeine Gestalt eine sekundäre Umbildung er- litten haben dürften, bietet eine taxonomische Beurteilung derselben aber über- haupt grosse Schwierigkeiten dar. Unter den Heteroceren finden sich übri- gens vielfach, wie bei mehreren Bombycidae”), Noctuidae, Geometridae etc. Formen, die inbezug auf den Basalfleck mehr oder weniger entfernt an jenen hypotetischen generalisirten Urtypus der Rhopalocera s. str. erinnern. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass ein ähnlicher Typus früher unter den Schmet- terlingen weiter verbreitet war; gerade deshalb wird es aber zugleich wenig- stens gegenwärtig unmöglich zu entscheiden, zu welcher Abteilung die Rhopa- 1) Es mag hier erwähnt werden, dass nach MAYER „die zu suchende Verbindung [mit den Xylo- tropha], das Protorhopaloceron, wahrscheinlich in der Mitte zwischen den Weisslingen /Pierididae] und Dickküpfen /Hesperiidae] gestanden“ hat (Ueber Ontogenie und Phylogenie der Insekten. Jen. Zeitschr. Naturw. X. 1876. S. 175). MAYER's Ausführungen über die Lepidoptera sind überhaupt sehr oberfläch- lich. sehr konfus und enthalten viele Irrtümer. So sollten u. A. nach dem genannten Autor die Diurna (Rhopalocera) „stets ein retinaculum besitzen“ [sie!. Dieses Merkmal wird ohnehin als eine nach- trägliche Bildung bezeichnet; dass gerade das Umgekehrte der Fall ist, also das retinaculum eine verhält- nismássig primitive Erscheinung darstellt, wird aber durch Comsrock’s vortreffliche eingehende Unter- suchungen (Evol. and Tax.) zur Evidenz bewiesen. Ob man mit Mayer berechtigt ist, ,die Equites [Papilionidae] wegen ihrer ,geschwünzten Flügel“ einfach von den als relativ ursprünglich anzusehenden Abteilungen wegzurechnen, erscheint zum mindesten sehr fraglich. Die Acraeinae werden merkwür- digerweise anscheinend den Gruppen mit in beiden Geschlechtern vollkommen ausgebildeten Vorder- füssen zugezählt! Dass die weisse Farbe der Pierididae erst sekundär entstanden ist, wird durch Dixzv's Befunde festgestellt (Phylog. Pierinae). ?) Im alten Sinne. Diese wie es scheint sehr heterogene Gruppe wird jetzt und zwar mit Recht in mehrere verschiedene Abteilungen aufgelöst, 69 546 Exzio REUTER. locera s. str. in relativ nächste Beziehung zu bringen sind”). So viel lässt sich jedoch schon ahnen, einmal, dass aller Wahrscheinlichkeit nach die mut- masslichen Vorfahren des fraglichen Subordo weder unter den Hesperii- dae, noch in den Verwandtschaftskreisen von Castnia, Cossus etc. zu suchen sein dürften, dann, dass die Rhopalocera s. str. in der Gegen- wart keineswegs so isolirt wie die Grypocera dazustehen scheinen, oder anders gesagt, dass sie (wenigstens inbezug auf die Palpenbildung) sich viel unge- zwungener als diese mit gewissen jetzt existirenden Heteroceren-Abteilungen vergleichen lassen. Auf die Frage von den genealogischen Relationen der Khopalocera s. str. näher einzugehen, erscheint übrigens wegen der noch sehr fragmentarischen morfologischen Untersuchungen anderer Merkmale jetzt ganz unmöglich, ohne sich in ganz vage Vermutungen zu verlieren, weshalb wir gegenwürtig auf dieselbe verzichten müssen. Dass die Rhopalocera s. str. die fyletisch jüngste und am höchsten differenzirte Abteilung der ganzen Lepidopteren-Ordnung darstel- len, darin sind wohl die Lepidopterologen allgemein einverstanden; die Beweise hierfür sind auch schon in den verschiedensten Werken dargelegt. Eine Auf- zählung derselben würde also nur eine blosse Wiederholung längst bekannter und anerkannter Tatsachen sein, weshalb wir uns mit dieser Frage nicht weiter aufzuhalten brauchen ?). In welche geologische Epoche die Herausdifferenzirung des Rhopaloceren- Stammes zu verlegen sei, kann gegenwürtig nicht sicher entschieden werden. Die Anzahl der bisher bekannten fossilen Rhopaloceren ist eine sehr ge- ringe ”) und die jetzigen palüontologischen Funde geben keine sichere Auskunft betreffs der soeben aufgeworfenen Frage. Unter den in Rede stehenden Fos- silien stammen inzwischen — wenn wir von den zwei Hesperiidae absehen — 1) Ich muss hier bemerken, dass ich keine Reprüsentanten einiger kleinerer und zwar namentlich aussereuropüischer Heteroceren-Gruppen, dagegen einzelne Vertreter fast aller grósseren Abteilungen inbezug auf den Basalfleck untersuchte habe. ?) Es mag nur hier erwähnt werden, dass die Rhopaloceren auch inbezug auf das Nervensystem sich als die am meisten abgeleitete Schmetterlingsabteilung dokumentiren (Vgl. BRANDT, Vergleichen d- anatomische Untersuchungen über das Nervensystem der Lepidopteren. Horae Soc. Ent. Ross. XV. 1879. S. 80). 3) So geben Scupper (Fossil Butterflies. Mem. Amer. Assoc. Adv. Sc. I. 1875) und OPPENHEIM (Die Ahnen unserer Schmetterlinge in der Sekundär- und Tertiürperiode. Berl Ent. Zeitschr. XXIX. 1885. S. 831—349) neun fossile Rhopaloceren (incl zwei Hesperiidae) an. Später (The fossil butter- flies of Florissant. Eighth ann. rep. Un. St. Geol. Surv. 1886 —87. P. I. 1889. 5. 433—474. Pl. LII—LIIT) werden von SCUDDER sieben neue Rhopaloceren-Fossilien beschrieben, so dass die ganze Zahl von RAo- palocera s. str. sich auf vierzehn beläuft (hierzu kommen zwei Hesperiidae). Uber die Palpen der Rhopaloceren. 547 elf vom Oligocän ‘) und drei vom mittleren Miocän ”) her. Es fällt auf, dass die fossilen Rhopaloceren den jetzt lebenden recht nahe stehen, sowie, dass sich keine Übergänge zwischen den verschiedenen Familien finden?). Nicht nur die Familien- und Subfamilien-Charaktere unserer jetzigen Rhopaloceren sind gut ausgeprägt, sondern auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Tribus lässt sich meist schon leicht nachweisen; ja zwei Fossilien, Hugonia Atava (Heer) und Pontia Freyeri (Hrrer) werden sogar in recente Gattungen gestellt‘). Scupper macht besonders darauf aufmerksam, dass die Vorderfüsse derjenigen fossilen Arten, bei denen sich diese bewahrt haben (Prolibythea vagabunda, Nymphalites obscurum) „agree in all essential points with what we should expect to find in living forms belonging to the same groups, showing that at the earliest epoch at which butterflies are yet known these peculiar differences [inbezug auf die Verkümmerung der Vorderfüsse], marking the upward pro- gression of forms, were already in existence. We must therefore” setzt er fort ,look for the proofs either of great acceleration in development when butterflies first appeared or of the existence of butterflies at a far earlier period than we yet know them" ”). Dieser Vermutung Scupver’s kann ich nur vóllig beistimmen. Demnach dürfte der Rhopaloceren-Typus sich wahrscheinlich wenigstens schon im Beginn der Tertiär-Periode ausgebildet haben. Zusammenfassung. Die Rhopalocera s. str. dürften mit den Grypocera in keiner näheren Verwandtschaft stehen. Ihre genealogischen Relationen sind — wie auch die der Grypocera — noch nicht aufgeklärt; doch dürfte der negative Schluss einige Wahrscheinlichkeit dafür ent- !) Darunter vier vom Kalkmergel von Aix (Provence) — nebst einer Raupe, die als den Satyridae angehörig gedeutet wird — und sieben von Florissant (Colorado). Die Funde von Aix werden von Scup- DER (op. cit. 1875. S. 70) und OPPENHEIM (l. c. S. 346) als dem Obereocän, in Scupper’s Arbeit von 1889 (S. 440) und von ZitTEL (Handbuch der Palaeontologie. I. Abth. Palaeozoologie. II. 1881/85) dage- gen als dem Oligocän angehórig angegeben. 2) Aus Radoboj in Kroatien. Diese Funde werden abweichend von OPPENHEIM dem Oberoligocän zugerechnet. :) Die von Scupper (Foss. Buttfl. Flor. S. 445—446) bemerkte anscheinende Ähnlichkeit der Nymphaline Prodryas Persephone mit den Hesperüdae dürfte nicht als eine Vermittelung zwischen den beiden Abteilungen aufgefasst werden. *) Vgl. SCUDDER, opp. citt. 5) SCUDDER, Foss. Buttfl. Flor. S. 440. 548 Enzıo REUTER. halten, dass sie nämlich nicht, wie öfters angenommen, zu Castnia oder Cossus in genetische Beziehung zu bringen sind. Es lässt sich inzwischen ahnen, dass unter den beiden Subordines die Rhopalo- cera S. str., welche die fylogenetisch jüngste Schmetterlingsabtei- lung darstellen, sich ungezwungener als die Grypocera zu gewissen Heteroceren-Abteilungen werden in Beziehung stellen lassen. Die Herausdifferenzirung des Rhopaloceren-Stammes dürfte wenigstens im Beginn der Tertiär-Periode stattgefunden haben. . Versuch eines Systems der Rhopalocera. Nachdem ich in dem Vorhergehenden die systematische Stellung der ver- schiedenen Abteilungen hóheren und niederen Ranges eingehender diskutirt habe, will ich jetzt die daraus resultirenden Befunde in Form eines Systems der Rhopalocera zusammenstellen. Der wichtigste äussere Unterschied des hier vorgeschlagenen Systems von den meisten früheren besteht in der totalen Ausscheidung der Hesperiidae aus den Rhopalocera, sowie darin, dass gewisse Familien, und zwar die Papilionidae und Pierididae einerseits, die Lycaenidae und Erycinidae andererseits, in einer Abteilung höheren Ranges, Gens, verei- nigt werden, während die übrigen Familien, die Libytheidae, Danaididae, Saty- ridae und Nymphalidae ebenfalls als Vertreter verschiedener Gentes betrachtet werden). Inbezug auf die Einteilung der drei zuletztgenannten Familien in Subfamilien stimmt meine Anordnung mit derjenigen Haasr’s ?) im wesentlichen überein, nur habe ich Clothilda aus den Nymphalinae ausgeschieden und als Repräsentanten einer besonderen Subfamilie innerhalb der Danaididae aufge- fasst. Dagegen hat wegen der in vielen Instanzen überhaupt ursprünglicheren 1) In einem soeben erschienenen kleinen Aufsatz von Turr (The Classification of the British Butterflies. Entom. Rec. VII. 12. 1896. S. 300—301), welcher eine Kompilation der verschiedenen neuerdings publizirten Rhopaloceren-Systeme darstellt, werden die Hesperiidae als Vertreter einer besonderen Superfamilie in Gegensatz zu den übrigen Rhopalocera (im Sinne der Autoren), welche in die Superfamilie Papilionides zusammengefasst werden, gestellt. Innerhalb der Papilionides werden zwei Divisionen, Zycaenida und Papilionida, unterschieden, von denen jene die Zycaenidae und Erycinidae (Lemoniidae), diese die Familien Papilionidae, Pierididae, Nymphalidae (mit den Sub- familien Nymphalinae und Danainae) und Satyridae (mit den Subf. Apatwrinae, Satyrinae und Erebiinae) umfasst. Auf eine nähere Diskussion der hier gegebenen Gruppirung einzugehen, welche übrigens in mehreren Punkten und zwar namentlich betreffs der Triben mit der meinigen übereinstimmt, findet sich mehr keine Gelegenheit; ich weise auf die schon früher dargelegten Auseinandersetzungen hin. Aus schon zur Genüge angeführten Gründen kann ich keineswegs der von Turr gemachten Einrei- hung der Danainae und Apaturinae beitreten. 2) Haase, Syst. Tagf. Uber die Palpen der Rhopaloceren. 549 Verhältnisse der Danaididae, diese Familie mit den Satyridae den Platz im System gewechselt. Die Gliederung in Triben kommt der von Scmarz durch- geführten relativ am nächsten, meine Anordnung weicht inzwischen, wie dies aus dem Vorhergehenden hervorgeht, sowohl inbezug auf den Umfang als auch auf den relativen Wert und die systematische Position der Gruppen vielfach von derjenigen des genannten Autors ab. So erschien es mir angemessen, zwischen die Subfamilie und Tribus eine intermediäre systematische Kategorie, Stirps, einzuschieben; auch werden einige Triben in Subtriben eingeteilt und schliess- lich wird noch die weitere mutmassliche Gruppirung der Gattungen angedeutet. Die soeben angeführten wie auch die übrigen Abweichungen des von mir auf- gestellten Systems von denen der andern Autoren, so das Errichten einer be- sonderen Subfamilie für Pseudopontia innerhalb der Pierididae, sind an den respektiven Orten bemerkt und näher begründet. Mein Bestreben war vor allem darauf gerichtet, durch diese Gliederung den relativen systematischen Wert der verschiedenen Kategorien, wie sich derselbe aus einer taxonomischen Beurteilung der besprochenen Merkmale als mutmasslich herausstellte, zum möglichst klaren Ausdruck kommen zu lassen. Das jetzt vorgeschlagene System würde, wenn wir — soweit dies in einer lineären Anordnung möglich ist — von den am tiefsten stehenden zu den hóher spezialisirten Abteilungen schreiten und die verschiedenen syste- matischen Kategorien einschalten, — auch wo sie in dem Vorhergehenden nicht direkt erwähnt, aber jedenfalls hinzuzudenken sind — sowie unter Auf- zühlung der von mir untersuchten Gattungen, sich so gestalten, wie es in dem folgenden Schema angegeben wird. Subordo Grypocera.' Fam. Hesperiidae. ? Subordo Rhopalocera.* Gens I. Papiliones. Fam. I. Papilionidae. Subfam. Papilioninae. Stirps Papilionina. Trib. I. Papilionidi. Papilio L. Subg. Pharmacophagus Haase. * Subg. Cosmodesmus Haase. Subg. Papilio s. str. Haase. Euryeus Boisd. Teinopalpus Hope. DD dis eere nic A. Luehdorfia Crüg. Sericinus Westw. Thais Fabr. B. Doritis Fabr. Parnassius Latr. Hypermnestra Mén. Fam. II. Pierididae. Subfam. I. Pseudopontiinae. Stirps Pseudopontiina. Tribus Pseudopontiidi. Pseudopontia Plótz. ! Dieser Subordo dürfte mit den eigentlichen Rhopalocera in keiner Weise nüher verwandt sein (vgl. oben S. 213, 542, 547); er ist aber mit in das Verzeichnis aufgenommen, weil die Hesperiidae von den meisten Autoren den Rhopalocera zugezählt werden. ? Weil ich die einzelnen Hesperiiden-Gattungen nicht näher studirt habe, verzichte ich auf jede Einteilung der Familie; aus demselben Grunde werden nicht die von mir untersuchten Gattungen hier Subfam II. Pieridinae. Stirps I. Pieridina. Tribus I. Pierididi. Subtrib. 1. Pieridini. A. Delias Hübn. Prioneris Wall. Pereute H. S. Archonias Hübn. Hesperocharis Feld. B. Aporia Hübn. C. Pieris Schrk. Synchloé Hübn. Mylothris Hübn. Perrhybris Hübn. Tachyris Wall. Subtrib. 2. Pontiini. Elodina Feld. Pontia Boisd. Tribus II. Teracolidi. Subtrib. 1. Anthocharitini. Anthocharis Boisd. Phylloeharis Schatz. Midea H. S. Zegris Ramb. aufgezählt, ich verweise nur auf das oben, S. 199—194, gegebene Verzeichnis derselben. * Diese Abteilung wurde von KanscH Rhopalocera vera, von HAASE, wie auch vorläufig von mir in dem Text Rhopalocera s. str. bezeichnet. Wir künnen sie aber eher schlechtweg Rhopalocera nennen. + Incl. Ornithoptera Borsp. Öber die Palpen der Rhopaloceren. 551 Subtrib. 2. Teracolini. Teracolus Swains. C allosune Doubl. Ixias Hübn. Eronia Hübn. Hebomia Hübn. Idmais Boisd. Tribus III. Catopsiliidi. A. Colias Fabr. Meganostoma Reak. Catopsilia Hübn. B. Amynthia Swains. Gonopteryx Leach. Eurema Hübn. Stirps II. Dismorphiina. Tribus IV. Dismorphiidi. Dismorphia Hübn. Leucophasia Steph. Gens II. Lycaenae. Fam. III. Lycaenidae. Subfam. I. Lipteninae. Stirps Liptenina. Tribus Liptenidi. Pentila Westw. Liptena Doubl. Hew. Larinopoda Butl. Tingra Boisd. Alaena Boisd. Subfam. II. Lycaeninae.! Stirps Lycaenina. Tribus I. Miletidi. Miletus Hübn. Allotinus Feld. Tribus II. Lueiidi. Lucia Swains. Tribus III. Lycaenidi. Pseudodipsas Feld. Lycaenesthes Moore. Plebeius L. Chrysophanus Hübn. Thestor Hübn. Tribus IV. Amblypodiidi. Amblypodia Horsf. Curetis Hübn. Aphnaeus Hübn. Tribus V. Theclidi. A. Loxura Horsf. Sithon Hübn. Deudorix Hew. Jalmenus Hübn. Ilerda Doubl. Laeosopis Ramb. Zephyrus Dalm. Thecla Fabr. Hypolycaena Feld. B. Eumaeus Hübn. Fam. IV. Eryeinidae. Subfam. I. Nemeobiinae. Stirps Nemeobiina. Tribus I. Nemeobiidi. A. Abisara Feld. Zemeros Boisd. Taxila Westw. B. Nemeobius Steph. Dodona Hew. €. Stiboges Butl. D. Polycaena Stgr. Tribus II. Euselasiidi. A. Helieopis Fabr. B. Euselasia Hübn. Methonella Westw. Subfam. II. Lemoniinae.? Stirps Lemoniina. Tribus I. Mesosemiidi. Mesosemia Hübn. Eunogyra Westw. Tribus IT. Symmachiidi. A. Cremna Westw. ! Die hier vorgeschlagene Einteilung der Zycaeninae in Triben ist nur provisorisch, sie muss noch näher begründet werden. ? Auch die weitere Gruppirung der Lemoninae ist als provisorisch zu betrachten. Ancyluris Hübn. Diorhina Mor. Themone Westw. Panara Westw. Barbicornis Latr. Lymnas Blanch. Symmachia Hübn. Caria Hübn. Amarynthis Hübn. Siseme Westw. Calydna Westw. Mesene Westw. Charis Hübn. Emesis Fabr. Anatole Hübn. Lemonias Westw. Lasaia Bates. Metacharis Butl. Aricoris Westw. Echenais Hübn. Nymphidium Fabr. Nymphopsis m. Apodemia Feld. Tribus III. Eurybiidi. Eurybia Hübn. Tribus IV. Stalachtidi. Stalachtis Hübn. Gens III. Libytheae. Fam. V. Libytheidae. Subfam. Libytheinae. Stirps Libytheina. Tribus Libytheidi. Libythea Fabr. Gens IV. Danaidae. Fam. VI. Danaididae. Subfam. I. Danaidinae. Stirps Danaidina. Tribus I. Danaididi. A. Danaida Latr.! Ideopsis Horsf. Enzıo REUTER. Hestia Hübn. B. Amauris Hübn. Tribus II. Euploeidi. Euploea Fabr.? Tribus III. Itunidi. Ituna Doubl. Lycorea Doubl. Subfam. II. Clothildinae. Stirps Clothildina. Tribus Clothildidi. Clothilda Blanch. Subfam. III. Hamadryadinae. Stirps Hamadryadina. Tribus Hamadryadidi. Hamadryas Boisd. Subfam. IV. Ithomiinae.? Stirps Ithomiina. Tribus I. Ithomiidi. A. Tithorea Doubl. B. Melinaea Hübn. Methona Doubl. Tribus II. Mechanitidi. A. Dircenna Hübn. Leucothyris Boisd. Pteronymia Butl. & Druce. Hymenitis Hübn. Mechanitis Fabr. Ceratinia Hübn. Napeogenes Bates. Sais Hübn. Gens V. Satyri. Fam. VII. Satyridae. Subfam. I. Satyrinae. Stirps I. Tribus I. Haeteridi. Pierella Westw. Haetera Fabr. Haeterina. ! [m alten Sinne aufgefasst. Betreffs der Einteilung der Gattung in Gruppen vgl. oben S. 303—304. ? Im weiteren Sinne. Es sind in dem Vorhergehenden drei Untergattungen: Orastia, Salpinx und Trepsichrois unterschieden. Vel. S. 307—311. > Bezüglich der Triben der Ithomiinae gilt das von denen der Lycaeninae und Lemoniinae Gesagte. Öber die Palpen der Rhopaloceren. 553 Stirps II. Satyrina. Tribus II. Antirrhaeidi. Antirrhaea Hübn. Tribus III. Lethidi. A. Amecera Butl. Pararge Hübn. Rhaphicera Butl. Lethe Hübn. Zophoéssa Westw. B. Blanaida Kirb. Neorina Westw. Meneris Westw. Ptychandra Feld. Tribus IV. Melanitidi. A. Melanitis Fabr. Gnophodes Westw. B. Tisiphone Hübn. Tribus V. Mycalesidi. Mycalesis Hübn. Bieyelus Kirb. Tribus VI. Maniolidi. Maniola Sehrk. Leptoneura Wallengr. Tribus VII. Satyridi. A. Melanargia Meig. Oeneis Hübn. Epinephele Hübn. Aphantopus Wallengr. Satyrus Latr. B. Heteronympha Wallengr. Tribus VIII. Ypthimidi. A. a. Coenonympha Hübn. Triphysa Zell. b. Ypthima Hübn. Xois Hew. B. Zipaetis Hew. Tribus IX. Euptychiidi. Euptychia Hübn. Taygetis Hübn. Oressinoma Westw. Tribus X. Pronophilidi. A. Steroma Westw. Elina Blanch. B. Eteona Westw. €. Lymanopoda Westw. Lasiophila Feld. Pronophila Westw. Pedaliodes Butl. Corades Doubl. Hew. Stirps III. Elymniina. Tribus XI. Elymniidi. Dyctis Boisd. Elymnias Hübn. Stirps IV. Zetherina. Tribus XII. Zetheridi. Zethera Feld. Subfam. II. Brassolinae. Stirps Brassolina. Tribus Brassolidi. Brassolis Fabr. Opsiphanes Westw. Caligo Hübn. Dasyophthalma Westw. Subfam. III. Morphinae. Stirps Morphina. Tribus I. Morphidi. Morpho Fabr. Tribus II. Amathusiidi. A. Discophora Boisd. B. Thaumanthis Hübn. Amathusia Fabr. Tenaris Hübn. Clerome Westw. Tribus III. Biidi. Bia Hübn. Gens VI. Nymphales. Fam. VIII. Nymphalidae. Subfam. I. Acraeinae. Stirps Acraeina. Tribus Acraeidi. Acraea Fabr.! ! Im alten Sinne. — Vielleicht wäre die Auflösung der fraglichen Gattung in einige selbständige Gattungen oder wenigstens in Untergattungen vorzuziehen. Vgl. oben S, 423—424, 70 554 Subfam. II. Heliconiinae. Stirps Heliconiina. Tribus Heliconiidi. Eueides Hübn. Heliconius Latr. Colaenis Hübn. Metamorpha Hübn. Dione Hübn. Subfam. III. Nymphalinae. Stirps Nymphalina. Tribus I. Subtrib. 1. Argynnini. Cethosia Fabr. Argynnis Fabr. Brenthis Hübn. Euptoieta Doubl. Subtrib. 2. Cynthiini. Cynthia Fabr. Lachnoptera Doubl. Cirrochroa Doubl. Atella Doubl. Messaras Doubl. Tribus II. Melitaeidi. Melitaea Fabr. Phyciodes Hübn. Gnathotriche Feld. Coatlantona Kirb. Tribus III. Subtrib. 1. Vanessini. A. Pyrameis Hübn. Vanessa Fabr. Grapta Kirb. B. Araschnia Hübn. C. Hypanartia Hübn. Symbrenthia Hübn. Subtrib. 2. Kallimini. Salamis Boisd. Doleschallia Feld. Kallima Westw. Subtrib. 3. Junoniini. A. Junonia Hübn. Precis Hübn. Argynnidi. 1 Incl. Peridromia Borsp. Vanessidi. Enzıo REUTER. Pseudergolis Feld. B. Anartia Hübn. Victorina Blanch. Subtrib. 4. Eurytelini. Ergolis Boisd. Eurytela Boisd. Hypanis Boisd. Tribus IV. Diademidi. Hypolimnas Hübn. Stibochiona Butl. Tribus V. Apaturidi. Chlorippe Boisd. Apatura Boisd. Thaleropis Stgr. Rohana Moore. Dichorragia Butl. Hestina Westw. Euripus Westw. Tribus VI. Megaluridi. Megalura Blanch. Cyrestis Boisd. Tribus VIL Gynaeciidi. Subtrib. 1. Aganisthini. Aganisthos Boisd. Coéa Hübn. Megistanis Westw. Subtrib. 2. Gynaeciini. Smyrna Hübn. Callizona Doubl. Gynaecia Doubl. Tribus VIII. Ageroniidi. Panacea Salv. & Godm. Ageronia Hübn.! Ectima Doubl. Tribus IX. Didonidi. Vila Hübn. Didonis Hübn. Cystineura Boisd. Tribus X. Eunicidi. Subtrib. 1. Eunicini. Myscelia Doubl. Catonephele Hübn. Eunica Hübn. Über die Palpen der Rhopaloceren. 555 Crenis Boisd. | Epiphile Doubl. Temenis Hübn. Nica Hübn. Pyrrhogyra Hübn. Subtrib. 2. Catagrammini. Callicore Hübn. Perisama Doubl. Cyelogramma Doubl. Haematera Doubl. Catagramma Boisd. Tribus XI. Dynaminidi. Dynamine Hübn. Tribus XII. Neptidi.! Neptis Fabr. Tribus XIII. Limenitidi.! Subtrib. 1. Limenitini. Limenitis Fabr. Adelpha Hübn. Athyma Westw. Pandita Moore. Cymothoé Hübn. Lebadea Feld. Pseudacraea Westw. Hamanumida Hübn. Catuna Kirb. Pseudoneptis Snell. Aterica Boisd. Romalaeosoma Blanch. Euryphene Boisd. Symphaedra Hübn. Euthalia Hübn. Tanaëcia Butl. Subtrib. 2. Parthenini. Parthenos Hübn. Tribus XIV. Nymphalidi. Siderone Hübn. Zaretes Hübn. Charaxes Ochs. Palla Hübn. Prepona Boisd. Euxanthe Hübn. Tribus XV. Anaeidi. Anaea Hübn. Hypna Hübn. Der Übersichtlichkeit wegen werden die verschiedenen systematischen Kategorien ohne Aufzählung der Gattungen nochmals und zwar auf andere Weise in einer Tabelle zusammengestellt. Subordo GFypocera.’ Subordo Rhopalocera.* TE TR rer fr. Papilionidi. F. Papilionidae. SF. Papilioninæ. S. Papilionina. \T. Parnassiidi. G. m | SF. Pseudopon- S. Pseudopontiina. T. Pseudopontiidi. EL tiinæ. TT IF. Pierididae. ER T Pierididi ei S. Pieridina. T. Teracolidi. ? | T. Catopsiliidi. S. Dismorphiina. T. Dismorphiidi. ls Pieridinæ. ' Man bemerke die veränderte Reihenfolge. Vgl. oben S. 510. * Mit der Familie Hesperüdae. > Von den in der Tabelle gebrauchten Abkürzungen bedeutet: G.: Gens; F.: Familia; SF.: Subfamilia; S.: Stirps; T.: Tribus. * Mit den Subtriben Pieridini und Pontüni. > Mit den Subtriben Anthocharitini und Teracolini. Enzıo REUTER. | SF. Lipteninæ. S. F. Lycaenidae. = Lycæninæ. S. G. Lycænæ. | F. Eryeinidae. G. Libytheae. F. Libytheidae. SF. Libytheinae. S. SF. Danaidinae. S. SF. Clothildinae. S. SF. Hamadryadi- S. nae. SF. Ithomiinae. S. G. Danaidae. F. Danaididae. | SF. Satyrinae. JS. G. Satyri. F. Satyridae. S. S. SF. Brassolinae. S. SF. Morphinae. S. ! Vgl. s. 551 Note 1. ? Vgl. s. 551 Note 2. * Vgl. s. 552 Note 3. SF. Nemeobiinæ. S. Nemeobiina, | = Lemoniinse. S.Lemoniina. | . Haeterina. Liptenina. Lycænina. Libytheina. 1% jä T. Euploeidi. Al Clothildina. IT: Hamadryadina. T. . Ithomiidi.? . Mechanitidi. Danaidina. Ithomiina. Satyrina. Elymniina. Zetherina. Brassolina. — RE CEE Morphina. . Liptenidi. Miletidi.! Luciidi. Lycænidi. . Amblypodiidi. . Theclidi. . Nemeobiidi. . Euselasiidi. . Mesosemiidi. 2? . Symmachiidi. . Eurybiidi. . Stalachtidi. Libytheidi. Danaididi. Itunidi. Clothildidi. Hamadryadidi. . Haeteridi. . Antirrhaeidi. . Lethidi. . Melanitidi. Mycalesidi. Maniolidi. Satyridi. Ypthimidi. Euptychiidi. . Pronophilidi. . Elymniidi. . Zetheridi. . Brassolidi. . Morphidi. . Amathusiidi. . Biidi. G. Nymphales. F. Nymphalidae. SF. Nymphali- Über die Palpem der Rhopaloceren. 557 SF. Acraeinae. S. Acraeina. T; Acraeidi. SF. Heliconiinae. S. Heliconiina. T. Heliconiidi. T. Argynnidi.t T. Melitaeidi. T. Vanessidi.? T. Diademidi. T. Apaturidi. T. Megaluridi. : T. Gynaeciidi.? S. Nymptialuta, ^T. Ageroniidi. T. Didonidi. T. Eunicidi.* T. Dynaminidi. T. Neptidi. T. Limenitidi. T. Nymphalidi. T. Anaeidi. Entwurf eines Stammbaums der Rhopalocera. (Hierzu Tafel VI.) — besitzt schon jeder ernste Versuch, die phylogene- tische Classifieation einer organischen Formengruppe unter dem Bilde eines Stammbaums darzustellen, einen hohen wissenschaft- lichen Werth. Denn ein solehes systematisches Genealo- gemisteineheuristische Hypothese, welche die Aufgaben und Ziele der phylogenetischen Classification viel klarer und be- stimmter mit einem Blicke übersehen lässt, als es in einer weit- läufigen Erórterung der verwickelten Verwandtschafts- Verhilt- nisse ohne diese Form der Darstellung möglich sein würde». Enwsr HaAECKEL, Systematische Phylogenie. I. S. 30. Wenn ich jetzt den Entwurf eines Stammbaums der Rhopalocera gebe, so geschieht dies nicht ohne Zaghaftigkeit und in dem vollen Bewusstsein, dass derselbe nur unvollkommen den wirklichen fylogenetischen Entwicklungs- gang der respektiven Zweige abspiegelt und demnach bei weitem nicht als endgültiges Resultat zu betrachten ist. Er wird gewiss in der Zukunft — wenn auch die Lepidopterologen ihren rein deskriptiven Standpunkt aufgeben 4 5 Mit den Subtriben Argynnini und Cynthiini. Mit den Subtriben Vanessini, Kallimini, Junoniini und Eurytelini. Mit den Subtriben Aganisthini und 'Gynaecüni. Mit den Subtriben Bunicini und Catagrammini. Mit den Subtriben Limenitimi und Parthenini. 558 Enzıo REUTER. und sich mehr allgemein der fylogenetischen Forschungsart zuwenden, wie dies ja gerade in den letzten Jahren schon z. T. geschehen ist!) und so eine grüssere Zahl verschiedener Merkmale von morfogenetischem Gesichtspunkte aus taxonomisch beurteilt werden kann — noch mehrere Modifikationen erlei- den. Ich glaube inzwischen, dass die vorliegende Untersuchung zu einer richtigeren Erkenntnis der genealogischen Relationen gewisser Abteilungen, deren systematische Stellung bisher angefochten war, geführt hat, sowie dass der Auffassung von den Verwandtschafts-Verhältnissen anderer Gruppen eine festere Begründung gegeben ist. Andererseits geht aber auch zur Genüge hervor, dass noch in vielen Punkten eine grosse Unsicherheit betreffs der genetischen Beziehung verschiedener Abteilungen herrscht, sowie dass es gerade hinsichtlich der Lepidopteren umfassender und eingehender vergleichend mor- fologischer Studien bedürfen würde, um das Ziel der fylogenetischen For- schungsrichtung, die Erkenntnis der genealogischen Relationen und damit die der wahren Verzweigung des Stammbaums, annähernd zu erreichen. Man könnte mit Rücksicht hierauf den Einwurf tun, dass die Zeit für einen Versuch, den Stammbaum der Zopalocera zu konstruiren, noch nicht gekommen ist. Und gewiss mit Recht. Es kommt aber hauptsächlich darauf an, mit welchem Anspruch solch ein Versuch auftritt. Wenn man diesen nicht für etwas Fertiges ausgeben, sondern lediglich dadurch die Resultate einer fylogenetischen Untersuchung, wie sich dieselben als mutmasslich herausstellen, veranschaulichen will, so verliert jener Einwurf den Stachel. Der hier ge- machte Entwurf soll nach diesem bescheidenen Masstab beurteilt werden. Von dem soeben genannten Gesichtspunkte aus betrachtet, ist aber ande- rerseits der Versuch einer Konstruktion des Stammbaums, wenn auch für ein leichtes Verständnis der im Text gegebenen Ausführungen nicht gerade unent- behrlich, so doch — wie dies Harcker in dem oben zitirten Ausspruch hervorhebt — in hohem Grade geeignet, eine móglichst klare Übersicht der hypotetischen verwandtschaftlichen Relationen der verschiedenen Zweige und Zweig-Gruppen zu geben; schon mit Rücksicht hierauf lässt sich solch ein Versuch verteidigen. Es mag übrigens darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Rhopalo- cera wohl niemals früher der Gegenstand einer über sämtliche Familien und kleinere Gruppen ausgedehnten, eingehenden und zugleich auf so viele Merk- male und zwar, soweit móglich, auf alle Lebensstadien sich beziehenden Be- 1) Ich erinnere an die Arbeiten von Fr. und W. MÜLLER, EIMER, HAASE, SPULER, DIXEY, PACKARD, COMSTOCK, KELLOGG, CHAPMAN, HAMPSON, DYAR u. A. Öber die Palpen der Rhopaloceren. 559 handlung von einheitlichem morfogenetischem Gesichtspunkte aus gewesen sind, wie in der vorliegenden Arbeit; weshalb es mir um so angemessener erschien, die gewonnenen Resultate in der Form eines hypotetischen Stamm- baums darzustellen. Aus Zweckmässigkeitsgründen habe ich in dem Vorhergehenden gleich nach der Besprechung der verschiedenen kleineren und grösseren Gruppen die daraus resultirende Auffassung von den mutmasslichen Verästelungen der respektiven Zweiggruppen in einer kurzen Zusammenfassung, sowie in den Rückblicken auf die grösseren Abteilungen dargelegt. Es wäre nun zwar bequem, diese sämtlichen Resultate hier an einem Orte zusammengestellt zu haben, dies würde aber zu einer treuen Wiederholung des schon früher Ge- sagten führen. Um dieselbe zu vermeiden verzichte ich auf diese Zusammen- stellung und weise auf die genannten zusammenfassenden Übersichten hin, deren Auffindung ja dem Leser keine Schwierigkeiten bereiten dürfte. 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Amarynthis 164, 276, 552. Amathusia 109, 396, 553. Amathusiidi 396, 401, 404, 553, APA 551. 559. , 47 7% ,; 919, 478, Amauris 34, 301, 306, Amblypodia 185, 265, 551. Amblypodiidi 551, 556. Amecera 191, 344, 558. Amynthia 20, 245, 551 | Anaea 101, 515, 555. | Anaeen-Gruppe 101. .|Amaeidi 515, 516, 517, 518, 021. 525. 594. | Anartia 65, 457, 458, 554. Anatole 166, 277, 552. Ancyluris 157, 276, 552. Anosia-Gruppe 303, 304, : 306, 314. Anthocharis 23, 237, 238, 550 Anthocharitini 236. 238, 243, 250, 550, 555. Antigonus 194. Antirrhaea 115, 342, 343, 553. Antirrhaeidi 341, 344, 383, 553, 550. Apatura 98, 391, 466, 554. Apaturen-Gruppe 98. Apaturidi 465, 470, 471, 475, 484, 520, 554, 557. 5, | Argynnis 56, 433, 434, .| Aricoris 171, Aphantopus 134, 362, 553. Aphnaeus 180, £ Apodemia 168, 360, 361, Aporia 11, Ps 237, 550. | Araschnia, 60, iod 447, 452, | 458, 554. Archonias 14, 232, 550. | Argynnidi 429, 432, 437, 443, | 519, 554, 557. Argynnini 433, 438, 442, 443, 434, 519, 554, 557. 554. Argynnis-Gruppe 50, 432. 277, 592. Arteurotia 192. | Atella 55, 438, 439, 554. Aterica 94, 502, 555. Athyma 90, 501, 555. | Barbicornis 159, 276, 552. | Bia 143, 398, 399, 401, 553. tee. uppe 74. Bicyclus 123, 354, 553. Biidi 398, 401, 404, 553, 556. 1) Es werden nur diejenigen Seiten angeführt, wo die systematische Stellung der respektiven Gattungen und Kategorien näher diskutirt oder direkt angegeben wird, oder wo wichtigere Schlüsse be- treffs derselben gezogen werden. Blanaida 119, 346, Brassoliden 111. Brassolidi 553, 556. Brassolina 553, 556. Brassolinae 384, 383, 393, 404. 405, 408, 418, 553 Brassolis 111, 384, 386, 553. Brenthis 57, 433. 453. 554. 523. Caligo 113, 385, Callicore 82, 492, Callidryas 20. Callizona 84, 475, Callosune 25, 240, Calydna 161, 256, Caria 163, 276, Carterocephalus D Carystus 193. Castnia 201, 202. Catagramma 82, 492. 555. Catagramma-Gruppe 81. Catagrammini 488, 491, 493, 495, 496, 520, 555, 55 386. 55: LESEN e 394. | Coéa 103, 475, 2926: 492, | 7. | Cyrestis 87, 471, 472, 473, 554. Über die Palpen der Rhopaloceren. Clothildina 552, 556. Clothildinae 315, 319, 418, 552, 556. Coatlantona 60, 445, 554. 478, 516, Cynthia 53, 438, 439, 554. Cynthiini 433, 438, 443, 519, 554, 557. 328, 330, 554. | Coenonympha 129, 364, 365, 366, 553. Colaenis 50, 426, 429. 431,| | 432, 554. |Colias 22, 244, 551. Corades 142, 372, 553. | Cosmodesmus 215, 218, 550. |! Crastia 307, 309. Cremna 156, 276, 551. | Crenis 79, 489, 555. | Cupido 180. Curetis 185, 265, 551 Cyclogramma 82, 492, 555. Cymothoé 95, 501, 555. ot -1 e Diademen-Gruppe 70. Diademidi 462, 465, 520, 554, 557 dl. Dichorragia 105, 468, 554. Didonidi 484, 485, 487, 488, 496, 520, 554, 557. | Didonis 74, 485, 486, 487, 488 554. Dione, 51, 426, 429, 431, 432, 554. Diorhina 156, 345525 Dircenna 42, i. 327, 552 | Discophora 109, 396, 553. | Dismorphia 10, 249, 551. Dismorphiden 9. | Dismorphiidi 246, 249, 551, 525. |Dismorphiina 246, 249, 250, | 551-0555 | Dodona 148, 2 NS pr 5, 456, 554. Doritis 7, 222, 225, 550. | Dryaden 19. Catonephele 78, 489, 494, 554. | Cystineura 76, 485, 486, 487, | Dyetis 145, 375, 377, 379, 553 Catopsilia 40, 244, 551. | 488, 554. Dynamine 88, 495, 496, 497, Catopsiliidi 243, 246, 249, 251, | 498, 555. 551, 555. |Danaida 29, 301, 306, 314, | Dynaminidi 495, 498, 520, 555, Catuna 93, 502, 555. 552. |. 557. Cecropterus 194. |Danaidae 301, 330, 333, 334, | Ceratinia 40, 325, 327, 552. 335, 530, 539, 542, 552, 556. | Echenais 167, 277, Cethosia :53, 433, 434, 554, | Danaiden 29. Eetima 74, = 483, 554 557. Danaididae 301, 328, 330, 333, | Elina 138, 371, ES Charaxes 104, 513, 555. 335, 418, 521, 525, 529, 530, | Elodina 17, 234, 235, 236, 550 Chariden 23. 559859503 Elymnias 144, 370, 377, 379 Charis 161, 552. Danaididi 302, 306, 314, 552, | 553. Chlorippe 98, 466, 554. 556. Elymniidi 375, 378, 379, 553, Chlosyne 60. Danaidina 552, 556. 556. Chrysophanus 183, 264, 551. |Danaidinae 301, 312; 319, 328, | Elymniina 375, 378, 379, 383, Cirrochroa 54, 438, 439, 554. 330, 418, 540, 552, 556. 553, 556. Cithaerias 337, 338, 340, Dasyophthalma 114, 385, 386, rest 162,277, 552. Clerome 110, 397, Clothilda 51, 315, 319, 432, 552. Clothildidi 552. 556. 553. 316, 318, 553. Delias 15, 232, 550. Deudorix 178, 265, 551. Diadema 70. Entheus 192. Epinephele 135, 360, 362, 553. Epilipe 79, 489, 494, 555. + | Erebia 131. 574 Erebien-Gruppe 131. Ergolis 68, 459, 461, 554. Eronia 28, 240, 241, 551. Erycides 192. Erycinidae 269, 282,2 551, 556. ^ryciniden 147. Eryeininae 153. Erynnis 193. Eteona 139, 372 Eubagis 88. Eueides 49, 426, 429, 430, 554. Eumaeus Eunica 78, 489, 494, 554. Eunica-Gruppe 77. Eunicidi 484, 488, 495, 554, 557. Eunicini 488, 490, 491, 495 496, 520, 554, 557. Eunogyra 154, 275, Euphaedra 95. Euploea 32, 301, 307, 552 Euploeidi 307, 311, : A 552, 556. Euptoieta 55, 433, 435, 554. 593. 280, Euptychia 126, 368, 369, 553. Euptychien-Gruppe 126. Euptychiidi 367, 370, 375, 383, 553, 556. Eurema 19, 245, 551. Euripus 72, 467, 554. Eurybia 153, DH 280, 552% Eurybiidi 552 556. Eurycus 6, 221, 550 Euryphene 94, 502, 555. Eurytela 68, 25] 461, 554. Eurytelini 447, 459, 461, 462, 519, 554, 557. Euselasia 151, 292, Euselasiidi 270, 272, 5506. Euselasiinen 151. Euterpe 14. Euthalia 96, 502, 503, 555. 551. 273, 551 89, 530, 175, 265, 266, 551. 2 | Heliconiinae +18, Exzıo REUTER. Euthalien-Gruppe 96. Euxanthe 106, 514, 555. Gnathotriche 59, 444, 554. Gnesia 45, 423, |Gnophodes 125, | Godartia 106, |Gonopteryx 21, 2 | Grapta 63, 447, 452, 554. Grypocera 199, | 541, 550, 555. Gynaecia 84, 475, 479, 351, 553. 554. Gynaeciidi 475, 481, 551. | Helias 194. | Heliconiden 48. Heliconiidi 554 Heliconiina 5: 54, 5517. 557. 437, 443, 521, 524, 554, | | 554, 557. | Helicopis 153, : 211, 542, 544, Gynaecia-Gruppe 84, 476, 488. 519, 554, Gynaeciini 476, 478, 480, 481, 426, 429, 557, | |Helieonius 48, 426, 429, 431, Hesperia 193. Hesperiidae 199, 211, 542, 544, 550, 555. Hesperiiden 192. Hesperocharis 14, 232, 550. Hestia 31, 301, 304, 306, 552. Hestina 71, 467, 554. Heterochroa 88. Heteronympha 136, 553. Heteropterus 194. Hyalites 44, 423. Hymenitis 44, 325, Hypanartia 62, 447, 453, 354. Hypanis 69, 459, 461, 554. Hypermnestra 7, 222, 226, 550. DJ 213, 214, 361, 362, 327, 552. 2, 55. 2 484, 493, 520, 554, 557. |Hypna 101, 515, | Hypolimnas 70, 462, 463, 554. | | Haematera 83, 492, 555 | Hypolycaena 175, 265, 267, -|Haetera 114, 337, 338, 340,| >31. 552. Haetera-Gruppe 114. Ideopsis 31, 301, 304. 306, Haeteridi 337, 338, 341, 552,| 552. 556. Idmais 26, 240, 55 Haeterina 337, 339, 341, 379, | llerda 177, 265, i 383, 552, 556. | Ismene 192. Hamadryadidi 552, 556. | Ithomien-Gruppe 42. Hamadryadina 552, 556. ‚Ithomiidi 552, 556. | Hamadryadinae 320, 323, 328, lthomiina 552, 556. | 330. 418, 552. 556. |Ithomiinae 323, 328, 330, 418, | Hamadryas 39, 320, 322, 323, 552, 556. 552. Ituna 36, 301, 311, 552. ! Hamanumida 92, 502, 555 | Itunidi 311, 3147319, 592, | Harma 95. I 1516; Hebomoia 27, 241, 551 ‚Ixias 27, 240, 551 'Jalmenus 177, 265, 551. 'Junonia 64, 457, 458, 554. Junoniini 447, 457, 459, 462, 519, 554, 557 Kallima 67, 455, 456, 554. Kallimini 447, 455, 457, 462, 7, 471, 484, 519, 554, 557. Uber die Palpen der Rhopaloceren. Lachnoptera 54, 438 439, 554. | Lycaena 180. Laeosopis 182, 265, 551. Lycaenae 258, 282, 285, 289, Larinopoda 191, 261, 551. 291, 530, 538, 542, 551, 556. Lasaia 166, 277, 552. | Lycaenesthes 182, 264, 551. Lasiophila 141, 372, "od Lycaenidae 258, 282, 289, 530, Lebadea 91. 501, : 551, 556. Lemonias 168, E ES Lycaeniden 173. Lemoniina 551. 556. Lycaenidi 551, 556. Lemoniinae 274, 280, 282, 551, | Lycaenina um 556. 556. | Lycaeninae 261, 267, 369, 551, 7556: Lemoniinen 153. Leptoneura 132, 359, 553. | LYCorea 35, 301, 311, 552. Lethe 117. 346, 553. ‚Lymanopoda 139, 372, 553. Lethe-Gruppe 116. | Lymnas 159, 276, 552. Lethidi 344, 351, 379, 383, 553, 556. | Maniola 131, 358, 553. Leucochitonea 193. | Maniolidi 356, 359, 374, Leucophasia 9. 247. 551. 553, 550. Mechanitidi 552, 556. Mechanitis 40, 325, 327, 552. Mechanitis-Gruppe 40. Megalura 86, 471, 472, 473, Leucothyris 43, Libythea 146, 301, 552. Libytheae 291, 299, 300, 301, 325, 327, 552. 292, 299, 300, 290, 539, 542, 552, 556. 498, 554. Libytheidae 291, 297, 299, 300, | Megaluridi 454, 471, 474, 475, 301. 530, 552, 336. 484, 520, 554, 557. Meganostoma 23, 244, 551. Megathymus 193, 200, 201. Libytheiden 146. Libytheidi 552, 556. Libytheina 552, 556. Megistanis 103, 475, 478, 516, Libytheinae 552, 550. 554. Limenitidi 498, 507, 520, 555,| Melanargia 136, 360, 361, 553. 2251. Melanitidi 351, 353, 356, 383, Limenitini 499, 506, 507, 521,| 553, 556. 5390537, Melanitis 124, 351, 553. Limenitis 89, 500, 555. Melanitis-Gruppe 124. Melinaea 37, 325, 327, 552. Melitaea 58, 444, 554. Melitaeen-Gruppe 58. Melitaeidi 435, 443, 446, 519, 554, 557. Meneris 116, 347, 553. Mesene 160, 552. Mesosemia 155, 275, 280, 551. Mesosemiidi 551, 5 56. Messaras 55, 438, 439, 554. Limenitis-Gruppe 86. Liptena 190, 261, 551. Liptenidi 551, 556. Liptenina 551, Lipteninae 188, 551, 556. Loxura 179, 265, 551. Lucia 188, 264, 551 Lueiidi 551, 556. Luehdorfia 8, 22: 556. 260, 267, 269, 83, | Mycalesidi 354, BYE) Metacharis 165, 277, 552. Metamorpha 50, 426, 429, 431, 432, 554. Methona 38, 325, 327, 552. Methonella 152, 272 Midea 24, 550. Miletidi 551, 556. Miletus 186, 263, 551. Morphiden 107. Morphidi 394, 401, 404, 553, 556. Morphina 553, 556. Morphinae 388, 390, 392, 393, 394, 404, 405, 408, 418, 553. 556. Morpho 107, 394, 553. 356, 383, 553, 556. Mycalesis 123, 354, 553. Mycalesis-Gruppe 123. Mylothris 13, 234, 550. Myscelia 77, 489, 494, 554. Napeogenes 41, 325, 327,552. Nemeobiidi 270, Pra PP» B Pru 551, 550. Nemeobiina 551, 556. Nemeobiinae 270, 271, >280, 282, 551, 556. Nemeobiinen 147. Nemeobius 147, 272, 551. Neope 119. Neorina 119, 346, 553. Neotropiden 36, 323. Neptidi 510, 512, 520, 555, 551. Neptis 85, 510, 511, 512, 555. Neptis-Gruppe 85. Netrocera 199. Nica 80, 489, 555. Nisoniades 194. Nychitona 18. Nymphales 422, 549. 553, rd 5, 530, 539 , 576 Nymphalidae 333, 335, 418, 422, 521, 524, 525, 529, 530, 553, 557. Nymphaliden 50. Nymphalidi 512, 515, 516, 517, 518, 521, 555, 557. Nymphalina 554, 557. Nymphalinae 389, 390, 392, 393, 418, 421, 432, 437, 443, 518, 521, 524, 525, 540, 554, 557. Nymphalis 104. Nymphalis-Gruppe 103. Nymphidium 169, 277, 552. Nymphopsis 170, 177, : Oeneis 137, 360, 361, 553. Olina 16. Opsiphanes 112, 384, 385, 386, 523. Oressinoma 127, 369, 553. Ornithoptera 5, 220, 550. Palaeotropinae 370. Palla 105, 519, 555. Pamphila 193. Panacea 73, 482, 483, 554. Panara 158, 176, 552 Pandita 91, 501, 555. Pandora 73. Paphia 101. Papilio 3, 550. Papilio-Gruppe 3. Papilio s. str. 215, 218, Papiliones 214, 251, 255, 257 258, 289, 291, 530, 538, 542, 550, 555. Papilionidae 214, 251, 258, 530, 540, 550, 555. Papilioniden 3. Papilionidi 214, 225, 227, 550, 599. Papilionina 550, 555. Papilioninae 550, 555. Enzıo REUTER. Pararge 121, 345, 553. Parnassiidi 222, 225, 227, 550, 222. Parnassius 6, 222, 226, 550. Parnassius-Gruppe 6, 222, 223, 224. Parthenini 508, 520, 555, 557. Parthenos 91, 499, 508, 509, 510, 555. Pedaliodes 141, 372, 553. Pentila 189, 261, 551. Pereute 15, 232, 550. Peridromia 73, 554. Perisama 81, 492, 555. Perrhybris 13, 234, 5: Pharmacophagus 215, 218, 550. | Phulia 237, 239, 550. Phyciodes 59, 444, 554. Phyllocharis 24, 237, 550. Pierella 115, 337, 338, 340, 992. | Pieriden 9, 11. Pierididae 228, 250, 251, 258, 530, 550, 555. Pierididi 231, 236, 449, 450, 990, 555. Pieridina 231, 249, 250, 550, 099. Pieridinae 230, 249, 250, 550, | 559. Pieridini 231, 236, 250, 550, 595. Pieris 12, 233, 550. Planema 46, 423, 424. Plebeius 180, 264, 551. I Polycaena 151, 551. Polyommatus 183. Pontia 18, 234, 235, 236, 550. Pontiini 234, 236, 250, 550, 222. Precis 66, 457, 458, 554. Prepona 105, 513, 555. Prioneris 16, 232, 550. Pronophila 140, 372, : Pronophila-Gruppe 138. Pronophilidi 371, 374, 384, 553, 556. Proteides 193. Pseudacraea 92, 501, 555. Pseudergolis 66, 457, 458, 554. Pseudodipsas 183, 264, 551. Pseudoneptis 93, 555. Pseudonymphaliden-Gruppe 102, 476, 418. Pseudopontia 18, 520. Pseudopontiidi 550, 5 Pseudopontiina 550, : Pseudopontiinae 228, 230, : 550, 555. Pteronymia 43, 325, 327,552. | Ptychandra 122, 348, 553. | Pyrameis 64, 447, 451, 554. | Pyrrhogyra 75, 485, 489, 494. 599. Pyrrhopyge 192. 315, 228, 229, 230, D». 022. Radena-Gruppe 303, 304, 305, 306, 546, 547. Rhaphicea 120, 345, 553. Rhopalocera 548, 550, 551. Rhopalocera s. str. 214, 530, 541, 542, 546, 547. Rhopalocera vera 214. Rohana 99, 467, 554. Romalaeosoma 95, 502, : Sais 41, 325, 327, 552. Salamis 67, 455, 456, 554. Salpinx 307, 308, 310. Satyri 335, 408, 418, 421, 530, 539, 542, 552, 556. Satyridae 333, 335, 404, 408, 416, 418, 421, 525, 529, 530, 5924596: Satyriden 114. Satyridi 360, 363, 383, 553. Über Satyrina 341, 344, 363, 553, | 5506. Satyrinae 335, 383, 393, 394,| 404, 405, 406, 408, 418, 540, 002, 996. Satyrus 133, 360, 361, 362, 993. Satyrus-Gruppe 126, 133. Serieinus 9, 222, 225, 550. Siderone 103, 513, 555. Siseme 163, 276, 552. Sithon 179, 265, 551. Smyrna 85, 475, 479, 554. Spilothyrus 193. Stalachtidi 552, 556. Stalachtis 172, 278, 280, 552. Steroma 238, 371, 553. Stibochiona 71, Stiboges 150, 272, 551. 462, 464, 554. Symbrenthia 61, 447, 454, 554. Symmachia 160, 276, Symmachiidi 551, 556. Symphaedra 97, 502, 503, Synchloé 12, 233, 550. Syrichtus 193. Tachyris 17, 234, Tanaëcia 97, 502, Taxila 150, 272, 551. Taygetis 127, 368, 369, Teinopalpus 5, 220. 550. 508, : 992. 2522. 223. i''eracolidi Telchinia 47, 423. Telegonus 192. Temenis S0, 489, 494, Tenaris 110, 397, 553. 236, 249, 250, 550, 022. )0090. Teracolini 236, 238, 243, 350, 551, 555. Teracolus 27, 240, 551 | Terias 19. Thais 8, 222, 226, 550. fe SR 8, 222, 223, 224. Thaleropis 100, 467, 554. Thaumantis 108, 396, 553. 'Thecla 173, 265, 551. Theclidi 551, 556. Theclinae & Lycaeninae 173, 260. 261. Themone 158, 276, 552 Thestor 184, 265, 551 Thracides 192. Thymele 192. Thymelicus 193. Timetes 86. Tingra 188, 261, 551. Tisiphone 125, 351, 553. Tithorea 36, 325, 326, 552. Trepsichrois 307, 308, 310. Triphysa 130, 364, 366, 553. die Palpen der Rhopaloceren. >17 Urania 201, 202. Vanessa 63, 447, 449, 554. Vanessen-Gruppe 60. Vanessidi 446, 462, 519, 5: 991. Vanessini 447, 45: 471, 519, 554, Victorina 70, 457, Vila 76, 485, 486, 554. 458, 554. 487, Xois 129, 365, 366, 553. Ypthima 128, D93. Ypthima-Gruppe 128. Ypthimidi 363, 367, 370, 375, 383, 553, 550. 364, 365, 300, Zaretes 104, 513, 555. Zegris 24, 550. Zemeros 148, 271, 272, 551 Zephyrus 176, 265, Falle Zethera 143, 380, 382, 553. Zetheridi 380, 382, 553, 556. Zetherina 380, 382, 383, 553, 556. Zipaetis 130, 365, 366, 553. Zophoéssa 118, 246, 553. Berichtigungen. Ausser unbedeutenden Druckfehlern, die hier nicht angeführt werden, sei auf folgende aufmerksam gemacht: Seite 11 Zeile 5 v. oben lies: Aporia Hüpn. ! statt Aporia Hörn. » 237 Note Zeile 7 v. unten lies: Phulia statt Pulia „ 274 Zeile 1 v. unten und 275 Zeile 1 v. oben lies: Mesosemia statt Methonella „ 458 ,„ 8 v. oben lies: fünf Gattungen statt vier Gattungen » 475 , 1 v. unten lies: Gynaeciidi statt Gydaeciidi 211481 002 v lies: Vanessini statt Vanessinae » 943 , 1 v. oben lies: zu beantworten, statt zu beantworten Auf einigen Seiten ist Ithomiinae statt Neotropinae zu lesen; vel. oben S. 323 Note 1. Erklärung der Tafeln. Sämtliche Abbildungen sind, wo nicht eine besondere Angabe gemacht ist, bei einer 34 maligen Vergrósserung gezeichnet und stellen ebenfalls stets, wo nicht anders bemerkt, das Basalglied der Palpe, von der Innenseite betrachtet, dar. Tafel I. Fig. 1. Papilio Aegeus Don. Fig. 7. Pseudopontia Paradoxa Fer. 2192: P SIMON BABR. | (die ganze Palpe). » 3. Parnassius Apollo L. » 8. Catopsilia Argante FAnn. „ 4. "Thais Rumina L. | » . 9. Hebomoia Glaucippe L. „ 5. Dismorphia Praxinoe Dover. | „ 10. Eronia Argia FABR. » 6. Pieris Brassicae L. | Me 7, 7 P rU ALLIE fe > RSS IR = Router del. Tatel II. Danais Luzonensis FELD. D. Genutia CnAw. Euploea Core CRAM. E. Lowei Burr. ‚ Lycorea Pasinuntia CRAM. Melinaea Egina CRAM. Methona Psidii CRAM. Fig. 18. 19: 20. 21. 22. 22923: 24. Hamadryas Zoilus FABR. Hyalites Horta L. Actinote Thalia L. Heliconius Phyllis FABR. Colaenis Delila FABR. Clothilda Numida Hörs. Argynnis Aglaja L. I 3 4 " Ai eu v Acta Sun, se, Fan. XL. Not. ERTIO REUTER, Über die Palpin dor Ahopaloeren, Fig. Tafel III. Melitaea Dictynna Esp. Fig. 31. Vanessa Antiopa L. 5 192; a—e. Kegel von Vanessa "35 Urticae L.,600 mal vergróssert. 5» 945 Hestina Assimilis L. "a5. Ageronia Feronia L. 7 2,236: Didonis Biblis FABR. „Bl Catonephele Acontius L. 21:938: Catagramma Lyca Dover. Hrw. Gynaecia Dirce L. Neptis Aceris Lrr. Megalura Eleucha Hüex. Dynamine Mylitta Cram. Limenitis Populi L. Romalaeosoma Xypete Hzw. Chlorippe Laure Drury. = 3 = = = = = = = = = = — 4 of ENZIO REUTER, Över Hl Mets Soc, st. Fon, 39 40. 41. 42. 43. 44. 45. Meneris Tulbaghia L. Amecera Aegeria L. var. Ege- rides STGR. Tafel Vv. Anaea Iphis LATR. Fig. 46. Charaxes Jason L. ra: Morpho Laertes Drury. ts: Caligo "Teucer L. » 49. Haetera Piera L. 50. Mycalesis Asochis Hew. Melanitis Leda L. Euptychia Acmenis HüBx. Coenonympha Pamphilus L. Maniola Medea Senrrr. E. Reuter del. E u de PTS OTRS Tafel V. Satyrus Fidia L. Lymanopoda Albocincta Hew. Zethera Musa Fern. Bia Actorion L. Elymnias Undularis DRURY. Libythea Celtis Fuesszx. Abisara Fylla Doubl. Hew. Euselasia Eutychus Hew. Eurybia Juturna FELD. Themone Pais Hüzn. Emesis Mandana Cnaw«. . 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. Til Nymphopsis Caricae L. Stalachtis Phlegia CRAM. Thecla Marsyas L. Eumaeus Atala Pory. Plebeius Semiargus Rorr. Chrysophanus Hippothoë L. Miletus Melanion Fer». Larinopoda sp. (die ganze Palpe, z. T. im Umriss). Thracides Salius CRAM. Pamphila Sylvanus Esr. Acta Sur. on, Fon. AM, Not. ENZIO REUTER, Über die Palpen der Ahopaloceren. EN o = ZB DEN E. Reuter del. Tafel VE \ Entwurf eines Stammbaums der Rhopalocera (Vgl. S. 557). Der grösseren Deutlichkeit halber ist der von den Satyri repräsentirte Ast mehr nach rechts gezeichnet als er in der Tat zu denken ist. H " Pr a Je un. ar Fin AL Rn), ENZIO RERTER, Dur de Pape der Bop. Lipides She i: d dt CNET TTA "PPM - s mors N | | ll | N 3 - 4-Hj- 7/4 - Danaidae E | ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICH. TOM. XXII. X 2. ZUR THEORIE ZWEIER ALLGEMEINEN KLASSEN BESTIMMTER INTEGRALE HJ. MELLIN. - rie — — — = t a TATRIDOR RAT u FOR v à AN Aint Lm ARLES Zur Theorie zweier allgemeinen Klassen bestimmter Integrale. E Allgemeine Untersuchungen. EXE Um den Zweck dieser Arbeit anzugeben, ist es nóthig, gewisse, in den SS 14 und 29 meiner Arbeit Über die fundamentale Wichtigkeit des Satzes von Cauchy für die Theorien der Gamma- und der hypergeometrischen Func- tionen‘) dargelegte Beziehungen zwischen zwei allgemeinen Klassen einfacher Integrale zufórderst anzuführen. Es existirt, wie aus der citirten Arbeit zu finden ist, eine erhebliche Menge monogener Functionen von folgender Beschaffenheit. Es ist erstens möglich, in der Ebene der complexen Variabeln u =u + iu” einen zur imaginären Axe parallelen Streifen (a, 2, so wird offenbar der durch — à + ó — 6-4 I — 0 cha- rakterisirte Bereich durch eine die ganze z-Ebene zwei- oder vielfach be- deckende Fläche geometrisch dargestellt, in welcher x — o und cz = co die einzi- gen singulären Stellen (Windungspunkte) sind. Eine besonders wichtige Eigenschaft der so erzeugten Function ® (x) giebt der folgende Satz an: Bezeichnet % eine beliebige, die Bedingung a; — k fa dv [ F (u, v) x * du = [ y "dv 5 Fu, v) x " du, v=—00 Uu=—0 b+iv atill b—ioo a—in wo a und b die Bedingungen a erfüllen, sind daher die absoluten Beträge der einzelnen Glieder beziehungsweise nicht grösser als die entsprechenden Glieder der Reihe T—23-00 L— 4-00 v+1 u+1 le Tv D jeans e 91w 1—9|""| y (a, b, wu", v) du” v——o Ho y +20 1 —0 | ©" = ur? farfet | y (a, b, w", v") du”, e die vermóge der bezüglich y gemachten Voraussetzung offenbar einen endlichen und, abgesehen von dem Factor | x|" y|^", von x und y unabhängigen Werth hat. Die erstere Reihe ist somit für jeden endlichen Bereich des Sy- stems z, y, wo die Bedingungen (5) erfüllt sind, absolut und gleichmässig con- vergent. Da die einzelnen Glieder von (6) wegen unserer Voraussetzungen 8 HJ. MELLIN. bezüglich F (u, v) und auf Grund eines bekannten Satzes der Integrallehre ? monogene Functionen von x und % darstellen, so ist hiermit gezeigt, dass das auf der rechten Seite von (6) stehende Integral in dem durch (5) charak- terisirten Bereiche des Systems x, y nicht nur einen bestimmten Sinn hat, son- dern auch eine gewisse monogene, daselbst überall — die Werthe x —o, x=020, y=0,y=2 jedoch ausgeschlossen — regulär sich verhaltende Function von æ und y darstellt. In den einzelnen Gliedern der Reihe (6) ist die Vertauschung der Reihen- folge der Integrationen zulássig, weil die zu integrirende Function in dem Be- reiche (3), wo die Integrationswege gelegen sind, sich überall regulär verhält. Da die Reihe (6) ausserdem absolut convergirt, so ist sie auch von der Reihen- folge der Summationen unabhängig. Sie ist also gleich der Reihe u=+n v—-roo a+i (3-1) b+i(v+1) a ioo b4-ioo > > [ aue p ( Eu, v) ya” dv — far du | F(u,v)y "dv. PERD Qi) men b+iv ED b—ioo Hiermit ist zugleich erwiesen, dass das Integral ”a+ioo b+ioo (7) D (x, y) = —— il Do ( Fees "y "ddr is 2s 2$. a—ioo b—ioo von der Reihenfolge der Integrationen unabhängig ist. Aus dem Obigen ergiebt sich überdies die Ungleichheit HO rales) (8 |d(x y)|<|x| wre 5|u" | 8 |v"| y (a, b, u", v) du" d v", 2x, 2s ENDO vo) welche bemerkenswerth ist, weil das Integral auf der rechten Seite von x und y unabhängig ist. Auf diese Ungleichheit werden wir weiter unten zurück- kommen. Jetzt wollen wir uns davon überzeugen, dass die Integrationswege Ww = a und vb in den resp. Parallelstreifen (a, — w' ) unabhängig ist, womit die Richtigkeit unserer Behauptung voll- stándig erwiesen ist. Verbindet man nun das soeben Dargelegte mit der Ungleichheit (8), so er- giebt sich daraus eine wichtige Eigenschaft der Function & (x,y). Lässt man a und ^ unabhängig von einander alle möglichen Werthe in den resp. Inter- vallen a, er- füllende Zahlen sind, während C eine nicht nur von x und y sondern auch von a und b wnabhüngige Constante bedeutet. Multiplieirt man die beiden Seiten von (9) mit ©” y} und ersetzt auf der rechten Seite a nach einander durch a, und a, und 6 durch /, und by, so 9 10 Hs. MELLIN. erhält man vier Ungleichheiten, woraus sich der folgende Satz ergiebt: Bezeich- nen h und k beliebige, die resp. Ungleichheiten a, — h — a, und b, — k « b, er- füllende Constanten, so nimmt der Ausdruck |a y" d (x, y) | gleichmüssig gegen die Null ab, wenn eine der Variabeln x und y dem absoluten Betrage nach unbeschränkt wächst oder abnimmt, die andere mag dabei constant oder in ih- rem Bereiche (5) beliebig veründerlich sein. In diesem $ hat sich nun Folgendes ergeben. Bezeichnet F (u, v) eine Function, welche die am Anfange dieses S er- wähnten Eigenschaften besitzt, sind zugleich w =a und v —b zwei in den resp. Parallelstreifen (a, ) gelegene gerade Linien, sowie z — v e^ und y=|y|e'%® zwei durch die Bedingungen (5) beschränkte Parameter, so ist das Integral (7) von der Reihenfolge der Integrationen und von der Lage der Integrationswege im übrigen unabhängig und stellt in dem genannten Bereiche (5) eine monogene, daselbst überall (die Werthe zx — o, v —29,1-—0, y —c jedoch ausgeschlossen) regulär sich verhaltende Function von z und y dar. Ausserdem befriedigt das Integral die Ungleichheit (9), wovon-der oben ausgesprochene Satz eine Folgerung war. se In diesem $ werden wir zeigen, dass man auch mit Benutzung des Cavon- schen Integralsatzes zu der oben erörterten Function ® (x, y) von F (u, v) ge- langen kann. Bei den weiteren Untersuchungen werden wir das Ungleichheitszeichen der Kürze halber in dem erweiterten Sinne gebrauchen, dass es sich auf die reellen Theile der beiden Seiten der in Frage stehenden Ungleichheit bezieht. Ist A eine Constante und u eine Variable, so bedeutet demnach die Ungleichheit u < A, dass u auf eine Halbebene beschränkt ist, welche von einer zur imaginä- ren Axe parallelen, durch den Punkt A hindurchgehenden geraden Linie be- grenzt wird. Die Ungleichheiten A p>0,94> Di, 2 J 2m J (p—u)(g—v) a, —i00 b,—ioo be a, +ico b,+ioo F 1 1 Pis (D, 9) = — [ | : zn d p> a, q « ls, 2x1 ) 291 (p — u) (v— 9)” a, —i00 by—ioo a, Fin by Fioo F 1 ] Pa (p, 9) = = il Au 2) duig n aom lin, | 2mi |) zwi J Da) WIRD bi — Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 13 a +iL ba + ioc 1 ( 1 | Fu, v) du do E (u — p) —q) Pp = (lo, 1 < ba, Po(PD= —. : TN JE T1 ay—ico b,—ioo so ergiebt sich aus der durch (4) ausgedrückten Eigenschaft von I (u, v) und durch dieselben Betrachtungen, wie sie im vorigen S angestellt wurden, dass Pa (p,q) in dem durch die Ungleichheiten p > a, q > b, definirten Gebiete des Systems p, q nicht nur einen bestimmten Sinn hat, sondern auch eine gewisse monogene, daselbst überall regulär sich verhaltende Function von p und q dar- stellt. Dasselbe gilt von Pp (p, g) in dem durch p > «, q-— b, von P, (p, q) in dem dureh p<@, 9>b, und von P,, (p, q) im dem durch p ca, q— ba charakterisirten Bereiche. In den vier Integralen P ist die zu integrirende Function dieselbe, wenig- stens bis auf das Zeichen. Wir haben hier ein Beispiel von der Eigenthüm- lichkeit, dass ein bestimmtes Integral verschiedene monogene Functionen dartel- len kann, je nachdem die darin enthaltenen Parameter in verschiedenen, durch die Integrationswege getrennten Gebieten angenommen werden.: 1 eM wc -: ar Se x ; Die in den P vorkommenden Brüche E und "EX kónnen auf die Form eines bestimmten Integrals gebracht werden. Offenbar kann man setzen 1 1 — — 1 DAL UL ——- = fe davon Nr nn p—u u—p 0 1 je nachdem p — 470 oder u—p>o ist, und ebenso 1 oc - —= pay oder 2 = fy" dy, g—v v—q 0 1 je nach dem 9—-v>o oder “—q>o ist. Macht man von diesen Formeln Gebrauch und setzt zur Abkürzung allgemein ati b-4r ioo 1 H ; Q(x,y;a, b) 2 —— T — (l F'(u, v) x-" y du dv, 2s 25i a—in b—ioo so hat man 1 1 Pa (p, 9) = [vica NE PD (7, y; av bi) dz dy, 0 0 14 Hs. MELLIN. 1 oo Py (pq) = IE Ve [v 171 d (gy, y; ay, ba) dx dy, 1 0 oo 1 Py (p, 4) Fu Ran D (x, y; a», 4) dx dy, 1 0 Pa (D 9 = nie y 17! Dia, y; ay, b,) dz dy, vorausgesetzt, dass nach der Substitution der obigen Integralausdrücke in die P die Vertauschung der Reihenfolge der Integrationen zulässig ist, was im folgenden $ nachgewiesen werden wird. Im vorigen 8 wurde gezeigt, dass das Integral ® (x, y; a,b), wenn a und b die Bedingungen «a,-«a- a, hb, Eh Eb, erfüllen, im übrigen von a und b unabhängig ist. Die zu integrirende Function ist demnach in allen vier In- tegralen P gleich »^-!: NAT y;a,b). Durch Addition ergiebt sich also zunächst Py (p, 9) + Pra (D, 9) = a y 1 d (x, y; a, b) de dy, J Pa (p, d) + Pio (D, 9) = f 7 I D (a, y; a, b) dx dy, 1 ej 0 und sodann [9 6] we] Pis (p, d) + Pia (Ps 0) + Par (p, 9) + Po2 (D; 0) = fe EX IE pom) (x, y) dx dy, : 0 0 woraus die Formel o o (12) F (p, q) = f fee y;a, D)" y* dx dy 0 0 schliesslich folgt. Durch die im vorigen $ erörterte Function ® (v, s) kann also .F (p, q) in der Form eines bestimmten Integrals ausgedrückt werden. Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 15 4. uy. Soll die im vorigen S benutzte Vertauschung der Reihenfolge der Inte- erationen zulässig sein, so müssen vor allem die für die / sich ergebenden neuen Integralausdrücke und somit auch der für (p, g) erhaltene Ausdruck oo o (13) [ j? (x, y) y yt dx dy 0 ej 0 für a, erfüllen, sondern auch eine monogene Function dieser Grössen darstellt. Von der Gültigkeit dieses Satzes wollen wir uns zunächst überzeugen. Ertheilt man der Grösse 5 in der Ungleichheit (14) den Werth b, oder den Werth 5, je nachdem y auf das von o bis 1 oder auf das von 1 bis > reichende Intervall beschränkt ist, so ergiebt sich mit Benutzung der ge- nannten Ungleichheit, in dem man q— 4 + iq" setzt: | co D 1 C | (any? dy | «Cz? v IU gadystae cs iss dy — 12 E ; 16 Hs. MELLIN. wo nach den geltenden Varaussetzungen b, [- SE ph jr x" du dv, 2 721 TU v—q a—iao b,—iaoo weil das Integral (17) wegen à, F'(u, v) du dv à 3 ; 2i J 2s-i (p—u) (q—v) 0 a,—i20 b,—ioo qa4-- ioo by ioo a, -r ioo bin 1 Jj 1 Fu, v) du dv ipic [ 1 f F (u, v) du dv 2xi J 2si (u—p) (q—v) 2x4 )J 2si J .(p—u)(v—q) W—iD b,—ioo a,—iob b,—io0 a, Fico bytioo J 2*4 I (u—p)(v—qg) Da die rechte Seite nach Formel (11) gleich (p, q) ist, so hat man als Schlussformel ao o0 (18) mmy I E (2, y) x? y* dx dy, 0 0. oder ausführlicher geschrieben: oo o Le a- ioo b+ioo n, 9) = f EM (u; f 5e v) y" y? du dv. " Ado i Put 0 0 a—in b—ioo Der in diesem Zusammenhange selbstverständliche Satz, dass die Function D(x,y) nur dann identisch verschwindet, wenn dasselbe mit F (u, v) der Fall ist, verdient besonders ausgesprochen zu werden, weil er für die "Theorie der partiellen linearen Differentialgleichungen nicht ohne Bedeutung ist. Befrie- digt nämlich F'(w, v) eine partielle lineare Differenzengleichung, so ist D (x, y), wie wir im zweiten Abschnitte finden werden, in zahlreichen Fällen eine Lö- sung einer partiellen linearen Differentialgleichung. Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 19 UN 5^ 2. Den Ausgangspunkt der bisheringen Untersuchungen bildete eine Function F(w,v) der am Anfange des S 2 angegebenen Beschaffenheit. Wird eine solehe Function den in der Formel (7) bezeichneten Integrationen unterworfen, so entsteht eine Function 9 (x, y), welche die am Schlusse des $ 2 erwähnten Eigenschaften besitzt. Unterwirft man diese Function den in der Formel (18) bezeichneten Integrationen, so wird die Function 7 wiedererzeugt, womit zu- gleich dargethan ist, dass jede Function F'(u,v) der fraglichen Beschaffenheit aus einer solchen Function d (x,y) durch die letztgenanten Operationen als entstanden gedacht werden kann. In diesem S wollen wir zeigen, dass auch umgekehrt jede solche Function d (x, y) aus einer Function & (u, v) auf die durch die Formel (7) angegebene Weise erhalten werden kann. Zu dem Zwecke wählen wir jetzt zum Ausgangspunkte der Untersuchungen eine beliebige, in dem durch die Bedingungen (19) IESU = 95 — 02 — + 3, charakterisirten Bereiche überall’) regulär sich verhaltende Function ® (x, y) von ©=|w|e* und y — |y | €^, welche für solche Werthe x, y die Ungleichheit (20) CIE Clay befriedigt, wo a und b beliebige, die resp. Bedingungen a, 01 E z Wen s F'(u,v) —- em | D(cem,y)x y' dxdy- 0 0 9 0) oo SENS i PES em | | Dire 'm,y)wc'- y" dzdy. e ) 0 Hieraus folgt oo oo F(u, v) sin - u = J | Dix, Dax" y" dzdy, 0 0 D(x em, y) —D (u eh, y). 21 (23) ®, (x, y) = Durch dasselbe Verfahren erhält man weiter o o0 D . 7 u—1 j—1 (24) F (u, v) sin = u sin TU = f f (COME IT clar dy Q0 Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 21 5 a b wo (25) D, (x, y) = CAT ER Buy an) 21 Weil x und y als reelle und positive Integrationsvariabeln betrachtet wer- den und das Integral auf der rechten Seite von (24) bei wachsenden Werthen von |u”| und |v” | somit endlich bleibt, so folgt aus (24), indem man 7, und „ resp. durch 4, und », ersetzt, dass F'(w,v) für unendlich grosse, dem Be- reiche (22) angehórige Werthe des Systems u —w + iu”, v —v' + iv" auf die folgende Form gebracht werden kann Fu, v) | = eh le: 1*7 y (u, v', u”, v"). wo y eine unter einer endlichen Grenze bleibende positive Variable bezeichnet. Ist also @(x,y) eine Function der am Anfange dieses S angegebenen Beschaffenheit, so besitzt die durch das Integral (21) definirte Function F (u, v) in dem durch die Bedingungen (22) charakterisirten Bereiche des Systems u, v alle Eigenschaften derjenigen Functionen, die in $ 2 den Ausgangspunkt der Untersuchungen bildeten. Demnach kann wieder das folgende Integral gebildet werden a+in b+ioo 1 nl (26) 0 (5, 7; a, b) — - | uj Alu, v) Em meti dudo 241 e a—in bin oo ÅA a+in 3) b+ico » D | E (2, y) UN f { £/ du xum | (2) dv 0 C Y 2mi IS sn“, 2i nm, o uo SIDE U sin” v e e 0 b—in wo a, b den Bedingungen 4 + € La Lag — 8, bd +e« ist, gleich ist dem Integrale q (r;«), vermehrt um die Summe derjenigen Residuen des Integranden, welche zu den zwischen den geraden Linien w# = « und w — p gelegenen Unendlich- keitsstellen desselben gehóren. Die sämmtlichen Unendlichkeitsstellen des In- tegranden sind der Form um, wo u alle ganzzahligen Werthe annehmen kann. Wir setzen nun «— gm 4 r mit der Bedingung, dass p eine (positive oder negative) ganze Zahl und o Ca") + e (x; (p + k)m 4 7). V=—1 Nimmt man x dem absoluten Betrage nach < 1 an, so findet man leicht, dass px; (p k)m-Fr) bei wachsendem % gegen die Null convergirt, wodurch sich ergiebt pkim get" S pum x" y 9 (x;pm + r) =(—1) o a) und œ Ir b) keinen bestimmten Sinn. Hiernach wollen wir der Einfachheit halber voraussetzen, dass m und n ganze Zahlen sind. Zunüchst werden wir das in (27) vorkommende Integral oo (q--1)n 41 1 då (29) CU ECL 0 yw 4 bestimmen. Dieses Integral zerfällt, wenn die Function @, durch ihren Aus- druck (25) ersetzt wird, in eine Summe von zwei Integralen. Substituiren wir AT im ersteren derselben gei — =2 und im letzteren ye» — ww, so wird das Inte- gral (28) gleich Bu cu Den nein INE: x ren do 5d wer” qus 2, W Rc SEES DU QU) Nc mpm ru 2 ? 27 EEUU , m —q U 4 w 7 uw 1 PUR > w (29) e (rp) EE 23i w'—q' w -T AT eo me n] pe [0] ne Zu dem letzten Integrale gelangt man aber auch, wenn man über die Begren- zung eines Kreissektors mit den Eckpunkten Ren, 0; Ji ee in positiver Rich- tung integrirt und sodann den Radius À ohne Ende wachsen lässt. Infolge der durch (20) ausgedrückten Eigenschaft von d (x, y) nähert sich nämlich dabei der zu dem Kreisbogen gehörende Betrag der Integration der Grenze 24 Hs. MELLIN. Null, so dass sich das obige Integral (29) als Grenzwerth des über die Be- srenzung des Kreissektors erstreckten ergiebt. Hieraus folgt aber weiter nach dem Cavenyschen Satze, dass (29) gleich ist der Summe derjenigen Residuen .T ETE des Integranden, welche zu den zwischen den Geraden o—— o» e'» und o ——o e " gelegenen Unendlichkeitsstellen desselben gehören. Von den zwei Gebieten, + T TL in welche die 2-Ebene durch den Integrationsweg oo ex o o € ^ ge- theilt wird, ist hierbei dasjenige in Betracht zu nehmen, in dem die positive Hälfte der reellen Axe enthalten ist. In diesem Gebiete hat nun der erste Factor ®,(x,w) des Integranden unserer Voraussetzung zufolge keine singuläre E , À 270 2(n—1)mi 3 Stelle und von den Unendlichkeitsstellen w=n, men ,..., qe a des zwei- : . ie. ten Factors liegt offenbar nur die Stelle ;» 25 — |y |e *, deren Argument al- lein die die Bedingung — 7 — 6; — + 7, erfüllt, in demselben. Das Integral (29) wird also einfach gleich dem zur Stelle «= gehörigen Residuum, d. h. gleich À w — = 1 lim ®, (x, w) — — 1. wa*0" — m 7" ®, (v, 1). w=n 20" AL 7 Setzen wir diesen Ausdruck an Stelle von (28) in das Integral (27) ein, so ergiebt sich oo (p+1l)m p M .—pm x da D(E, 7; a, 0) — (— 1) = & [ D, (x, 1) RU TES 0 ape OE Wird hier die Function ®, durch ihren Ausdruck (23) ersetzt, so kann dieses Integral genau ebenso behandelt werden, wie oben das Integral (28), mit dem es dieselbe Form hat. Offenbar ergiebt sich dann Ó (£, 2; a, b) = D(E, 2), ais. ING a-4- ioo b4-ioo (30) D(E, 7) = - [ 1 : [ Fu, v)E "o " du dv, . 2ai / 2s e «—iao b—ioo oder ausführlicher geschrieben a+in b4-ioo oo oo D (E, 9) = - Ex | x - il E "q du dv [ f Ó (x, y) xz" y" dz dy. 291 e 21 D o a—iD b—in 0 Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 25 Hiermit ist zugleich erwiesen, dass jede Function d (x, y) der voraus- gesetzten Art aus einer Function & (u, v) der in S 2 angegebenen Beschaffen- heit mittelst der dureh die Formel (30) ausgedrückten Operationen erhalten wer- den kann. Eigentlich wurde die Gültigkeit der Formel (30) oben bloss für solche Werthe £—|£|e" heiten — 7 < e, Fm — » « 6, — + + charakterisirten Bereiche angehören. Nach einem bekannten Satze findet doch die Gleichheit (30) auch für den ganzen Bereich (19) statt, in welchem die beiden Seiten eine monogene Function darstellen. Anmerkung. Da sich eine Function ® (v,;) der am Anfange dieses S angegebenen Art durch die Substitutionen z = e", y —e " in eine Function F(w,v) der im 8 2 angegebenen Beschaffenheit verwandelt, so lässt sich die letzte Formel dieses & offenbar auch auf einem kürzeren Wege aus der letzten Formel des 8 4 ableiten. Der hier eingeschlagene weitläufigere Weg dürfte indes tiefer in die Sache hineinführen. io, E - : ',n=|\n.e "nachgewiesen, welche dem durch die Ungleich- S 6. Den vorausgehenden Untersuchungen gemäss entsprechen die Functionen der zwei in den resp. SS 2 und 5 charakterisirten Functionsklassen einander eindeutig. Jede Function F (wu, v) der ersten Klasse — so wollen wir uns der Kürze halber ausdrücken — wird durch die Formel (30) in eine Function D (x, y) der zweiten Klasse transformirt. Umgekehrt wird auch jede Function d (r,y) der zweiten Klasse durch die Formel (21) in eine Function F (u, v) der ersten Klasse transformirt. Wird F durch (30) in und sodann 4» durch (21) in F, transformirt, so ist stets F,— PF. Wird ® durch (21) in F und sodann F durch (30) in 2, transformirt, so ist ebenso immer 4 — d. Aus dem Umstande, dass demnach jede Function, die zu irgend einer dieser zwei Klassen gehört, mit Hülfe einer gewissen Function der anderen Klasse auf die Form eines bestimmten Integrals gebracht werden kann, lässt sich weiter folgern, dass jede solche Function auch mit Benutzung von Func- tionen, die ihrer eigenen Klasse angehören, auf die mannigfaltigste Weise als bestimmtes. Integral ausgedrückt werden kann. Die folgenden Entwickelungen setzen natürlich voraus, wenn mehrere Func- tionen derselben Klasse gleichzeitig verwendet werden, dass das System der unabhängigen Variabeln auf einen solchen Bereich beschränkt werden kann, wo die fraglichen Functionen gleichzeitig als Functionen der betreffenden Klasse 4 26 Hs. MELLIN. charakterisirt sind. Ist speciell von mehreren Functionen der zweiten Klasse die Rede, so wollen wir annehmen, dass es für alle Functionen gemeisame Intervalle a, 1 ist, für o x — 1, o -— 3-1 aber eine nicht identisch verschwindende Function darstellt. Die Untersuchungen des $ 3 kónnen offenbar auch mit Benutzung der obigen Function f (wu, v) durchgeführt werden. Weil nur positive Werthe von x und % bei den Untersuchungen des S 4 in Betracht gezogen wurden, obwohl die dort behandelte Function & (x, y) auch für complexe Werthe einen Sinn hatte, so gelten die daselbst erhaltenen Resultate auch von q (zx, y), so dass insbesondere Qo o f (u, v) = f f q Go, y) ey dx dy. oo 0 Die Methode des S 5 ist dagegen nicht mehr auf die Function p (x; y) anwendbar. Zwei allgemeine Klassen bestimmter. Integrale. 31 8 8. Man sieht ohne Mühe ein, dass die in den vorangehenden Paragraphen dargelegten Beziehungen auf entsprechende Functionen beliebig vieler unabhün- eigen Variabeln ausgedehnt werden kónnen. Offenbar gestalten sie sich für solehe Functionen folgenderweise. Von einer monogenen Function I (^, 5 ..., ,) nehmen wir an, dass sie sich in der Umgebung jeder endlichen Stelle im Inneren und auf der Begren- zung des durch die Bedingungen a, Sw, LA, 1/1— d] 02 152172 definirirten Bereiches des Systems der n unabhängigen Variabeln , CMT) RAN Ads v=],2,..,0 regulär verhält und für unendlich grosse, demselben Bereiche angehörige Werthe U, Ua, ..., 7, auf die Form | F(u,, Ma, U ) =ye 9 | uy | 54] uz | 9, [047% : n derart gebracht werden kann, dass 9;, 9, ..., 9, gewisse positive Constanten sind, während y eine Variable bezeichnet, die wenigstens nach Multiplication mit passenden Potenzen von ur, us, ..., w, gegen die Null convergirt, wenn eine dieser Gróssen oder mehrere gleichzeitig dem absoluten Betrage nach un- beschränkt wachsen. Bildet man das Integral ain ap tio 237 1 1 = = (37) PD (2i, ---, 224) = Pus f Er EE f Fu... Un) 31 OOo "n du, ... dus, 22V e 231 a,—ioo rente wo die a, die Bedingungen a, 3 32 HJ... MELLIN. charakterisirten Bereich, unter 9 eine unendlich kleine positive Grösse verstan- den, so ist dieses Integral von der Reihenfolge der Integrationen und von der Lage der geradlinigen Integrationswege im übrigen unabhängig und stellt in dem genannten Bereiche eine monogene, daselbst überall) regulär sich verhal- tende Function von dj, z», ..., c, dar. Die so definirte Function ® befriedigt zugleich in dem genannten Bereiche die bemerkenswerthe Ungleichheit (€ ^ —da, —üü5 nr (29) |D (2,25. 2,)| Clo] | s em ^ WO 4, 0» ... a, beliebige, die resp. Bedingungen , , zen ; dy, Sa, La, 3; — 1927-97 erfülende Zahlen sind, während C eine nicht nur von ay, 2», ..., c, sondern auch von «, Ad, ..., a, unabhängige Constante bedeutet. ? Aus der vorausgehenden Ungleichheit folgt, dass der Ausdruck E D Ka k ^ ” ^ qe que o (25, Los X) |; wofern die Constanten A, die Bedingungen (E dh DE WOHLE erfüllen, gleichmässig gegen die Null convergirt, wenn irgend eine der Varia- beln ©, dem absoluten Betrage nach unbeschränkt wächst oder abnimmt, die übrigen x, mögen dabei constant oder in ihren resp. Bereichen (38) beliebig veränderlich sein. Nunmehr nehmen wir eine beliebige monogene Function 4 (x, a, ..., æ,) mit den letztgenannten Eigenschaften zum Ausgangspunkte der Betrachtungen, indem wir also voraussetzen, dass sich ® in dem durch die Bedingungen —9,«6,X- 9, charakterisirten Bereiche des Systems x, = | a, le”, p, 215901, überall) regulär verhält und die Ungleichheit (39) befriedigt, wo C und die a, die oben angegebenen Bedeutungen haben. 1) Man siehe die Note auf Seite 19. ?) Hierbei muss die früher erwähnte Zahl 9 als eine zwar beliebig kleine, ober doch constante Grösse aufgefasst werden. Wird ö verkleinert, so muss im allgemeinen C vergróssert werden, damit die obige Ungleichheit stattfindet. *) Man siehe die Note auf Seite 19. Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 33 Bildet man das Integral N oo (40) UGS un) [^ e | Dr, + En) es VPK dm. dt, D 0 0 indem man das System der veränderlichen Parameter 1, t5 ... , auf den durch die Bedingungen ay Few Gy ves E h, ke, ll, V dx dy bringen wollen, auf die betreffende symbolische Form gebracht werden, so mul- tiplicirt man sie — falls in irgend einem Gliede die Zahl h kleiner ist als u oder die Zahl % kleiner v — mit den niedrigsten ganzzahligen Potenzen von x und y, die bewirken, dass À und A in keinem Gliede kleiner sind als resp. a und v. Hierauf kann man auf jedes Glied der Gleichung die bekannte Sine bolische Formel anwenden !) sont d ( d ) | d | ER ee oie | T da^ "s ? da dT gis . . . . . À Werden die einzelnen Glieder weiter nach Potenzen der beiden Symbole z;; und 4j, entwickelt, so kann die Differentialgleichung auf die Form gebracht werden ue v > a zy let) ( >) 4 SATIUS 19y m h,k, U,v Wird die linke Seite ferner nach Potenzen von x und ; geordnet, so ergeben sich als Coefficienten Ausdrücke der Form ur) (| 0 DE 2,02) 20 (2 à (29) = flögs 34, v; [77 und die Differentialgleichung erhält schliesslich die gewünschte Gestalt m, $3 s y pm lx "E 77 PER: u, v=0 !) Bekanntlich benutzt man die Symbolik ( =) a A Pr an de an welche also mit + uim nicht verwechselt werden darf. Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 39 Die hier durch f (a 2, y 3) q bezeichneten linearen Differentialausdrücke, die sich besonders in der englischen Litteratur finden, spielen in manchen Be- ziehungen die Rolle von elementaren —Differentialausdrücken. Während ein aus zwei oder mehreren Difterentialausdrücken zusammengesetztes symbolisches Product sich im allgemeinen mit der Reihenfolge seiner Factoren ändert, so ist der Ausdruck d [/] 7) d Ü [7] een) leer) s von der Reihenfolge der Factoren unabhängig. Die Gültigkeit der bei den weiteren Untersuchungen zu benutzenden Formeln 0 0 ) (44) f TE vo) |^ "d = f (o «) a? yt, now x0» IE | oso (22 0 ) (45) fus) tro] St flög törst) wird dadurch erwiesen, dass man ihre Richtigkeit für Glieder der Form n Ü (= a ( 23 0x) ay) Ÿ Die Transformation einer partiellen linearen Differentialgleichung in die entsprechende Differenzengleiehung lässt sich nun am übersichtlichsten darstel- len, wenn wir von einer Verallgemeinerung der Lacranceschen Beziehung zwi- schen adjungirten Differentialausdrücken auf entsprechende partielle Ausdrücke Gebrauch machen. Für den Fall, dass man partielle Differentialausdrücke benutzt, welche die Form der linken Seite von (43) haben, lautet die erweiterte Beziehung folgenderweise 1) bestätigt. m,n m,n 7) 0 d [/] u_v — =—X =Y,= PD = D ) a Lala p > Ti u y E Vu — u, v=0 g,v—0 Y !) Man siehe meine Arbeit: Über die Integration partieller linearer Differentialgleichungen durch vielfache Integrale, wo sich die erweiterte Beziehung in verschiedenen Formen dargestellt findet. 40 Hs. MELLIN. [7 [7 x — P(p, D) + y — Q(g, PD), 0% dy wo P, Q gewisse in y und & bilineare Differentialausdrücke bezeichnen. In dieser Formel sei ® eine Lösung der Differentialgleichung m,n DES (46) > f Cent nee dy und @g—2"y". Benutzt man die Formel (44), multiplicirt mit z^; ! und in- tegrirt in der z-Ebene längs einer Linie (x), in der y-Ebene längs einer Linie (y), so folgt m,n 1. (uw, v) [ f D (v, y) zum VS S dac dy = u, v—0 (x) (y) f f Go 9 P+x-! E 9 da dy. e 0x Oy (r) (y) Hieraus ergiebt sich der Satz: bedeutet D (x, y) eine Lösung der Differentialgleichung (46) und sind die Integrationswege (x) und (y) so gewählt, dass die Bedingung \ (= d Jo Eg 2 9) dx dy = o lee) 0x dy (x) (y) identisch. erfüllt wird, so besitzen wir in (47) F(u,v) = | E (a, ya" y" dx dy (x) (y) eine Lösung der Differenzengleichung m,n (48) Y, fuum Futn,v+v) = o. u, v—0 Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 41 In jedem Gliede der obigen Bedingungsgleichung können die Integratio- nen theilweise ausgeführt werden, was natürlich ein sehr wichtiger Umstand ist. Ist die Integration in der z-Ebene zwischen a, und a, und die in der y-Ebene zwischen D, und 5, erstreckt, so kann die genannte Gleichung folgenderweise geschrieben werden föl pe [i E TER Diese Gleichung ist nun sicher erfüllt, falls die beiden Grüssen CA b, ES y', d), | Q (x" y", D) a, b, identisch verschwinden. Nunmehr wollen wir zeigen, dass auch umgekehrt die Differenzengleichung (48) durch die Formel 1 (49) D (v, y) = SE c [re v) a“ y" du dv (0) (0) in die Differentialgleichung (46) transformirt werden kann. Der Nachweis gründet sich auf die Voraussetzung, dass die Integrations- wege (x) und (v) ihrer ganzen Länge nach in der positiven oder negativen Richtung der reellen Axe um gewisse Strecken verschoben werden können, ohne dass sich der Werth des Integrals dabei ändert. Bleibt der Werth des Integrals (49) bei Verschiebung der Integrationswege um die resp. Strecken u und v ungeändert, so ist LU Vv 1 x" y" Ó(x,y) = —— E 7 | Fu + u,v + v) x-" ys du dv. ZG o (u) (v) Durch Differentiation folgt d m d n 1 1 v (=) (Cv 7 qua Diez f > fr v^ F(u+ uv 4 v) x-" y— du dv, dy 21 DO) a (u) (v) 6 42 Hs. MELLIN. woraus sich die noch allgemeinere Formel sofort ergiebt d 1 1 f (rs) a" y" D — = if E [Fe v) Fu + u, v + v) x" y-" du dv, c Dre NEG wenn f(u,v) eine ganze rationale Function von x und v bezeichnet. Ist nun F(w,v) eine Lösung der Differenzengleichung (48), so giebt uns diese Formel unmittelbar den Satz: Bedeutet F (u, v) eine Lösung der Differenzengleichung (48), so besitzen wir in (49) eine Lösung der Differentialgleichung (46), wofern der in der u-Ebene gelegene Integrationsweg (u) um die Strecken 1, 2, ..., m und der in der v-Ebene liegende Integrationsweg (v) um die Strecken 1, 2, ..., n in der posi- tiven oder negativen Richtung der reellen Axe verschoben werden können, ohne dass sich der Werth des Integrals (49) dabei ändert. Da jede homogene lineare Differentialgleichung mit rationalen Coefficienten offenbar auf die Form (46) und jede homogene lineare Differenzengleichung mit einerlei Coefficienten auf die Form (48) gebracht werden kann, so findet man aus den obigen Sätzen, dass die Integration jeder solchen Differentialgleichung stets auf die Lösung einer entsprechenden Differenzengleichung, und vice versa, formell zurückführbar 1st. Ist die eine der einander entsprechenden Glei- chungen (46) und (48) gegeben, so kann die andere unmittelbar angeschrieben werden. Die obigen Sätze sind indes einer Discussion bedürftig, die sich nach den besonderen vorhandenen Umständen richten muss. Denn es ist bei weitem nicht einleuchtend, ob die Voraussetzungen der betreffenden Sätze immer reali- sirt werden können, und auch wenn dies möglich ist, so bleibt noch übrig zu untersuchen, ob die Auflösung der einen Gleichung vollständig geleistet werden kann, wenn sämmtliche Lösungen der anderen als bekannt angenommen wer- den. — In Betreff der gewöhnlichen hypergeometrischen Differentialgleichungen ist im dritten Abschnitte meiner oben citirten Arbeit über Gamma- und hyper- geometrische Functionen nachgewiesen worden, dass das allgemeine Integral einer jeden solchen Gleichung durch einen Ausdruck der Form 1 uni | Foo du + Rs toga) 1) dargestellt werden kann, wo HF (u) einen mit Hülfe der Gammafunction gebilde- ten Ausdruck bezeichnet und À eine in Bezug auf log x ganze rationale Func- tion ist, deren Coefficienten Potenzen von x in endlicher Anzahl enthalten. Um Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 43 dieses Resultat in demselben Umfange auf andere lineare Differentialgleichun- gen auszudehnen, ist es nöthig, den Charakter der Lösungen der linearen Dif- ferenzengleichungen von hóherer Ordnung und mit rationalen Coefficienten näher zu erforschen. Zur Zeit ist hierfür nur wenig geschehen. Für unsere gegenwärtigen Untersuchungen ist der letztere der obigen Sätze von besonderer Bedeutung, weil man mit Hülfe der Gammafunction Ausdrücke zusammensetzen kann, welche simultane lineare Differenzengleichun- gen erster Ordnung befriedigen. Setzt man nämlich (50) G (u,v) = a" b P(u,v) Il D'(p, wt, v4c,), v=1 wo p, und q, positive oder negative ganze Zahlen, die Null mitgerechnet, be- deuten, während P(u,v) eine Function mit den periodischen Eigenschaften P (u4-1, v) = + P(u,v), P(u,v+1)=+ P(w,v) bezeichnet, so hat man einen ziemlich allgemeinen Ausdruck, der ein System von zwei simultanen linearen Differenzengleichungen erster Ordnung befriedigt. Vermöge der bekannten Eigenschaft 7'(z--1)— z /'(2) der Gammafunction ergiebt sich in der That ohne weiteres, dass @ (uw, v) ein System von Gleichungen der Form fi, v) G (u+1, v) — giu, v) G (uw, v) (51) N ba (u, v G (u, v+1) = g: m D G (u, v) befriedigen muss, wo fi, gi, f^, g2 gewisse ganze rationale Functionen von w und v bezeichnen. Setzt man also 1 (52) D (x, y) — ; f : [ace v) x" y" du dv, 21 )J 2#i (u) (v) so befriedigt D das folgende System partieller Differentialgleichungen 44 HJ. MELLIN. (53) | vorausgesetzt, dass die Integrationswege (u) und (v) um die Strecke Eins in der positiven oder negativen Richtung der reellen Axe verschoben werden kön- nen, ohne dass sich der Werth des Integrals dabei ändert. Die obigen Ausdrücke f och g sind ganze rationale Functionen einer be- sonderen Beschaffenheit, indem sie nämlich zufolge ihrer Entstehung in lauter Factoren der Form pu + qu + e zerlegt werden können, wo p und q ganze Zahlen bedeuten. Ferner sind sie von einander nicht ganz unabhängig, denn aus den simultanen Gleichungen (51) folgt offenbar F: (u v). £f (CES) Fu, v) PACE v + 1). Jitu,v) ga(u-- tuv) ru v) i luv +1) Diese Gleichung drückt übrigens eine allgemeine Bedingung aus, welche noth- wendig erfüllt sein muss, damit die Gleichungen eines Systems der Form (51) mit einander vertrüglich seien. Versteht man allgemein unter einer hypergeometrischen Function zweier Variabeln jede Function, welche einem Systeme von zwei partiellen Differential- gleichungen der Form (51) genügt, unter f'(w,") und g (w,v) ganze rationale Functionen verstanden, deren Zzrreductible Factoren alle die lineare Form pu+qu+c haben, so gehören zu solchen hypergeometrischen Functionen, wie wir uns gleich überzeugen werden, besonders auch diejenigen, welche zuerst Herr Arrerz in seiner Abhandlung Sur les fonctions hypergéométriques de deux variables ) eingehender untersucht hat. Zum Ausgangspunkte seiner Untersuchungen nimmt Herr Arrzıı die vier Reihen (es nv) (B, p) (8 v). Fi (e, B, B 5 y, y) 2 HN 00 Iv!(, !) Journal de Mathématiques, S. III. Tome 8. Man siehe auch: Le Vavasseur, Sur le systéme d'éguations aux derivées partielles, simultanées auxquelles satisfait la série hypergéométrique a deux variables Z^ («, B, B', y; x, y). These, Paris, 1893. Zwei allgemcine Klassen bestimmter. Integrale. 45 MAG (e ut») (B, 1) (B^, v) Fi (a, B, 8 , y, Y, *, y) = y ulv!(y, u) (y, v) ay}, (e, u) (e, v) (B, M) (B^, v) 2 ' ' = = PUE F3; (a, «', B, B, y, 2, y) = p! v! (y, na-v) (y É VT (e uv) (B, nd v) T Fi (e, B, y, y, 2 y) = » u!v! (y, p) (6, v) zy, wo (A, K)— ÀA(à + 1)...(A + k —1) ist und wo die beiden Indices u und v unabhängig von einander alle positiven ganzzahligen Werthe von der Null an durchlaufen. Diese Reihen befriedigen nach dem S 5 der genannten Arbeit resp. die folgenden Systeme partieller Differentialgleichungen [@—s)r+yG—as+ [y — (e -- B - )a]p -8yq—eBq —o, (n) lv —9 te 20—y5s + [y— (0 + 8 + Nylg—-Bxp-ef q —0; E -39r—zys-4[r—(« 4-8 - 0z]p Bygg «f q — o, (F) lu—y)t-zys-c if —& t F-0yla-Ezp—eB qo, [e- ar +ys+ [r—(« -- 8 -- ) zx] p - «8 q — o, (F;) \vo-wt+es+ [r — (c +8 + 1) y]a—« 8 o —0; (e 2) r—tt—-22ys Ir— (8 2] p— («F8 Dya-ef eo (F) \v-wi-er-22ys+ [Y —(e - B 3-3) x] a— (e +8 +1)zp-aeßy=o; wo p, q, v, s, t der Reihe nach die partiellen Differentialquotienten 0p dp Op 0 IP : ou or mag) dy bezeichnen. Diese Gleichungen können nun durch das am Anfange dieses 8 angege- bene Verfahren sehr leicht auf die nachstehenden Formen gebracht werden: De c e lore ord v Ed. rar ud em des gu) Le.) D RDS DEP PONES 1)g- — + &') x — bees? es )* "(vereri tvi tu) 46 Hs. MELLIN. I; d (23 r1) q-—zc (23 + (23 ED $, | bz be dy ox V à d "m es diss 0 ? Bar Y- =E =" ji PR — j Le dy d An tentes te) Ze Fur ') 9=2 (25 toos) dx\ à d dx dx le Oo 0 5 ; , E d 1 E E ' Ar ! bad ev? + ) 4 vf + at Fr) 0 ( à n) d à ee genoma (F1) | |, Uls x 1 sy 2 py Lg [Ua s; y «-v( ninm )( el )r und hiermit ist die Richtigkeit der obigen Behauptung offenbar erwiesen. Diesen Differentialgleichungen entsprechen offenbar die folgenden Differen- zengleichungen u(u+v—7y+1) (u — 8 1) (u -Ev— e +1) l (u +1,v) = Fu, v), vl(u +v—7y +1) (v — 8 4-1) (u c v— e 1) F (wu, v +1) = Fu, v); u (u— y +1) N ee rS) Fu, v), v(v—y' 1) : F(u, v); a (CO ec uu+v—y-+1) (u— a + 1) (u— B +1) vU Var (v — « + 1) (v — B' 4- 1) F(u +1,u) = Fu, v), F'(u, v +1) = F(u, v); | | [rere | | Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 47 AH) ba ee ceps | en (u+v—a+i)(u+v—$+1) u [enm LLL enr E» — F (u, 9). (4t + v —e4- 1) (uw + v— B + 1) Die allgemeinsten Lösungen dieser Systeme besitzt man in den resp. fol- genden Ausdrücken I'(u) I'(8 —u). P(v) Lv). P(u -v—y c 1) P,(e—u—vv) P(u,v), T'(u) l'(u —y 4-1) P(8—w). FW) P(o—7 4-1) (8 —9). P(e—u-v) Pu, v) T'(u) P (e — wu) P'(8 —w). I'(o) P (e —v) P(8—v). Tu d v—y 41). Pw v) do Cuyo cane EQ) D oct oor DB DK wo P(w,v) eine willkürliche Function mit den Eigenschaften P (uw 4-1,v) = P(u,v) und P(u,v +1) = P(u,v) bedeutet. Je nachdem nun G(w,v) in (52) nach einander durch den ersten zweiten, dritten oder vierten dieser Ausdrücke ersetzt wird, stellt also P (x, y) der Reihe nach eine Lösung des Systems (7), (F%), (F3) oder (F;) dar, wo- fern zugleich die Integrationswege (w) und (v) auf die in dem obigen Satze angegebene Weise verschiebbar sind. — Ein paar solche Lösungen werden in den SS 15 und 16 näher besprochen werden. Eine eingehendere Discussion der beiden Systeme (51) und (53) im Zu- sammenhange mit den Ausdrücken (50) und (52), wie z. B. die Beantwortung der Frage, ob alle solehen Systeme der oben angegebenen Beschaffenheit durch solche Ausdrücke befriedigt werden können, liegt ausser dem Zwecke der gegen- wärtigen Arbeit. Wir machen vielmehr die genannten Ausdrücke unmittelbar zum Gegenstand der Untersuchung, weil sie uns sehr allgemeine Beispiele von Funetionen darbieten, welche die im vorigen Abschnitte eingehend erörterten Eigenschaften besitzen. Was insbesondere den Ausdruck (52) betrifft, so kön- nen unbegrenzte gerade Linien, die der imaginären Axe parallel sind, in zahl- reichen Füllen) als Integrationswege benutzt werden. In S 11 wird gezeigt, dass diese Linien, wenigstens nach Multiplication des Ausdrucks @ (u, v) mit einer passenden ganzen rationalen Function, so angenommen werden können, dass man sie in der positiven oder negativen Richtung der reellen Axe um die !) D. h. wenn a, b und Pu, v) passend beschränkt werden. 48 Hs. MELLIN. Strecke Eins verschieben kann, ohne dass sich der Werth des Integrals da- bei ändert. Nach dem Obigen befriedigt ^ in solchen Fällen ein System (52) und ist somit dann eine hypergeometrische Function in dem oben angegebenen Sinne. Mit Benutzung des Caucnyschen Integralsatzes können für solche In- tegrale D Reihenentwickelungen erhalten werden, von denen die obigen Reihen F specielle Fälle sind. Bildet man über eine so entstandene Function ® (x, y) das Integral coo o il [ D (x, y) a" y" dx dy 0 0 wobei die Parameter w und v auf passende Parallelstreifen zu beschrünken sind, damit das Integral einen bestimmten Sinn habe, so ist dasselbe nach der allge- meinen Theorie gleich G (w, v), d. h. durch die Gammafunetion ausdrückbar. Auf diese Weise wird die Menge der bestimmten Integrale, welche sich auf die Gammafunction zurückführen lassen, in diesem Abschnitte erheblich vermehrt. S 10. Ehe wir zu den oben angeführten Untersuchungen übergehen, wollen wir zuvörderst eine Anwendung der allgemeinen Sätze des vorigen S in Verbin- dung mit den in S 6 entwickelten Beziehungen geben. Es handelt sich um die Aufgabe, eine Differentialgleichung für das bestimmte Integral (33) unter der Annahme zu ermitteln, dass q' und v'/ Lösungen bekannter Differential- eleichungen sind. Diese Aufgabe kann in übersichtlicher Form gelöst werden, wenn man die eine der Functionen g und v/ als Integral eines Systems der Form (53) annimmt. Der Kürze halber kónnen wir uns auf Functionen einer unabhängigen Variabeln beschränken, weil aus der Lösung der Aufgabe für diesen Fall ohne Mühe hervorgehen wird, wie sie sich für Functionen zweier (und mehrerer) Variabeln gestaltet. Es soll also eine Differentialgleichung für das Integral E œ di (54) D (x) = E (5) y (8) 0 ri Uri Zwei allgemeine Klassen bestimmter. Integrale. 49 unter der Annahme bestimmt werden, das g und w die resp. Gleichungen befriedigen d d 55 5 )—— ' €j a ) (55) fie ) p=xg (2 "L n d ER ) X^ a — Jap = CE) x 7. (s = rudi v=0 von denen die erstere eine gewöhnliche hypergeometrische Differentialgleichung ist. Es wird zugleich angenommen, dass q und v im Sinne des $ 6 Func- tionen der zweiten Klasse sind. Daraus folgert man ohne Mühe, dass & auch eine solche Function ist. Gelingt es nun eine Differenzengleichung für die der Function entsprechende Function F der ersten Klasse zu ermitteln, so kann eine Differentialgleichung für nach dem zweiten Satze des vorigen S unmittelbar angegeben werden. Multiplicirt man auf beiden Seiten von (54) mit 2"! dx, integrirt zwischen den Grenzen x 0 und z — o und vertauscht auf der rechten Seite die Rei- henfolge der Integrationen, so ergiebt sich nach einer einfachen Substitution F (wu) = f(u) g (9), wo PF, f, g die den resp. Functionen ®, q, w entsprechenden Functionen der ersten Klasse bedeuten. Weil p und w den resp. Gleichungen (55) und (56) genügen, so befriedigen / und g nach dem ersten Satze des vorigen S die resp. Differenzengleichungen g(u 4-1) = LA g (ui), fc 9g (—w—1) Y fur) fu + DO: v—0 Aus diesen Gleichungen folgt durch eine einfache Rechnung, dass F = f: g der folgenden Differenzengleichung genügt Xf. -v-»9c uw —1)--g(—u »)f( u y). SC u n —1) F (u + v) = o. 7 50 HJ. MELLIN. Nach dem zweiten Satze des vorigen $ befriedigt also die entsprechende Function ® der zweiten Klasse die Differentialgleichung A ee \ ee ee EE EE " rear) ers wofern die Voraussetzungen des genannten Satses zugleich erfüllt sind. Zu dieser Gleichung bin ich in meiner Arbeit Über gewisse durch bestimmte Integrale vermittelte Beziehungen zwischen linearen Difjerentialgleichungen mit rationalen Coefficienten auf einem anderen, umständlicheren Wege gekommen, der aber wenigeren Beschränkungen unterworfen ist. 8 11. An Stelle des Ausdruckes (50) betrachten wir den folgenden (57) G (u, v) = II P(pu tq, v ^ c), v=1 welcher als specieller Fall in dem ersteren enthalten ist. Wird die Variable u =2 + Zw" auf einen beliebigen, der imaginären Axe parallelen Streifen (a, < wu < as) beschränkt, so wird das Verhalten der Gamma- function für ohne Ende wachsende, diesem Streifen angehörige Werthe von w durch die Formel? E AL ‘| pr gl (58) I (u'+ iu") = 00 + iu") 2e V2x te] angegeben, wo |:| eine gegen die Null abnehmende Grösse ist. 1) Man siehe $ 6 meiner Arbeit Zur Theorie der linearen Differenzengleichungen erster. Ord- nung. Acta Math. Bd. 15. T Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 51 Betrachtet man nun einen Ausdruck der Form /'(pw-Fqvd4 c) wo w-—w-riw, v—v-rFiv' auf die resp. Parallelstreifen (a ) beschränkte Variabeln bezeichnen, so leuchtet ein, dass dieser Ausdruck bei wachsenden Werthen von «| und |v” | dem absoluten Betrage nach nicht umbedingt gegen die Null abzunehmen braucht, weil | p w" + qv" | unter einer endlichen Grenze bleiben kann, obwohl man |u” | und ^| wach- sen lässt. Man findet aber doch, dass I (pu+ qv + c) jedenfalls die Eigen- schaft besitzt, nach Multiplication mit passenden Potenzen von w und v dem absoluten Betrage nach unter einer endlichen Grenze zu bleiben, wofern der dureh die Bedingungen (a ) beschränkt wird, wo sich keine Lö- sungen der Gleichungen k Il o t 8 p, utg, v te, = —k y — 1,2, ---, 92, finden. Dass dies auf mannigfaltige Weise geschehen kann, ist leicht einzu- sehen, wird sich aber auch aus dem Weiteren ergeben. Damit nun G (u, v) im Sinne des S 6 eine Function der ersten Klasse sei, wollen wir voraussetzen, dass in G mindestens ein von v unabhängiger Factor Z'(pu + ec), und gleichfalls mindestens ein von u unabhängiger Factor I'(qv-- c) enthalten ist. Bezeichnet 7 die Anzahl der von u allein abhängi- gen Factoren, wobei /'(p w + c) vermöge der bekannten Formel 1—a 1 \ NU—— 1 7 (pl T^ (nu) —'(2:m) m^ s27T (wu) T(w + = C + m als ein p mal zu zählender anzusehen ist, und s die Anzahl der von v allein abhängigen Factoren, so hat man nach der Formel (56) und der oben Dar- gelegten (6 (uv)| = e 2719 1072779 T. Qu, vw", v), 52 Hs. MELLIN. wo y eine positive Variable bedeutet, welche nach Multiplication mit passen- den Potenzen von w^ und v" unter einer endlichen Grenze bleibt, wofern das System u, v zugleich auf einen solchen Bereich (a, V 2 NEC ya D Hey), v=0 En i wobei zugleich vorausgesetzt wurde, dass « keine ganze Zahl sei. Setzt man diesen Ausdruck in die oben erwähnte Reihenentwickelung von D (x, y) ein, so folgt Vy ) : —u&—pu-—v u (66) D (x, y) = » > 2 = xx Cr DIU) u=0 y=0 v«( zu W L(e+w—)) ) —— a Ve v «act Ny) D CER Cy 40 u | b--ioo à in ob (ay An [ I'(v) I'(« — u — v) (5) dv. JANNE sen u=0 5 b——ioo Dieser Ausdruck lässt sich aber erheblich vereinfachen, wenn man von dem Umstande Gebrauch macht, dass der Integrationsweg v' = 4 beliebig weit in der positiven Richtung der reellen Axe verschoben werden kann, ohne dass sich der Werth von d dabei ändert. Verschiebt man nämlich den genannten Integrationsweg hinreichend weit in positiver Richtung, so erreichen die Zahlen Do Pis 5 Das es in beliebig vielen Gliedern des zweiten Ausdrucks auf der rechten Seite von (66) ihre resp. grössten Werthe o, 1, 2, ..., u, ..., so dass die Summation in beliebig vielen Gliedern mit v — o anfüngt. Wird also der fragliche Integrationsweg ohne Ende in positiver Richtung verschoben, so blei- ben einerseits und der erste Ausdruck auf der rechten Seite von (66) ungeän- dert, während sich andererseits der zweite Ausdruck rechts in eine Doppelreihe verwandelt, wo die Indices « und v unabhängig von einander alle positiven ganz- zahligen Werthe von der Null an durchlaufen, und welche convergirt falls | 7 | < 1. Demnach muss sich auch der dritte Ausdruck rechts einer Grenze nähern. Es ist leicht zu finden, dass dieselbe gleich der Null ist. Verschiebt man näm- lich den Integrationsweg um die ganzzahlige Streche n in positiver Richtung, so geht das Integral (65) über in b+n+io ems i I" (v) I' (e = v) (5) dv = b+n--iD il | 3! v (v + 1) San (v Ar 1) I'(v) I(a— w dn. v) (5) dv, V] (r—«--uw-41)-(v—«u- mn) y Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 59 und dies Integral nähert sich für |, |< ı mit wachsendem x der Null, wie man aus der Formel (78) in S 15 meiner Arbeit über Gamma- und hyper- geometrische Functionen finden kann. Unsere Function wird also durch eine Summe von zwei Doppelreihen dargestellt, wo die beiden Indiees « und v unabhángig von einander alle posi- tiven ganzzahligen Werthe von der Null an durchlaufen. Durch geeignete, leicht zu findende Umformungen nehmen dieselben die Form einfacher Reihen an, so dass man schliesslich die folgende, beständig convergirende Reihenent- wickelung erhält 72) n — — Y), v —q« | v Jn — Vv) v (67) D(x, y) = dE) —- 3 2g 4) + (@ y) Ye» EE s y) . i! v=0 v=0 Da dieser Ausdruck aus der Reihenentwickelung (63) des Integrals (62) dadurch erhalten wird, dass man x durch x + y und v durch die Null ersetzt, so hat man a-- ioo b-Fioo (68) 1 - f I - | I'(w) I' (v) I(w + v — e) x" y> du dv — 2m) 9 279i e a—in b—in a+in le | I (u) I (u — e) (x + y)" du. 2m © a—in Offenbar lässt sich die Function ® durch die aus der "Theorie der BressEr- schen Functionen bekannte Reihe n 20 F(y,x) = lim im 7(69.,)=y, D x (UA Efe BST Ne m ep v!y (y 4- 1)--- (y + »—1) v=0 folgenderweise ausdrücken (70) D (x, y) = T(—a) F (1 + e, x + y) + I (e) (z + y) F(1—c,x + y). Weil der Ausdruck f(u, v) = L'(u) I (v) I (u + v — «) den Differenzen- gleichungen f (wu +1, v) = Gu + v — e) f (uw, v) und f (wu v 4-1) = (u + v c) f (u, v) genügt, so befriedigt ® das folgende System partieller Differentialgleichungen 60 Hs. MELLIN. Hele Br QE NO d y (vd + vg te) = dy Die Differentialgleichung von F (y, x) lautet see Y 1) F=a@F. dx\ dx Die obige Formel (68) ist ein specieller Fall des folgenden ad b-r ioo (71) od - jt n. Ji f (u + v) LP) Po) 2" ys” du dv 25i 2i a—iao b—ioo «+ in = | f (0) Fu) (x + Wr dv, E ioo a> O, b>o, wo f'(») eine Function der ersten Klasse im Sinne des & 6 bedeutet. Es wird zugleich angenommen, dass a und à positive Zahlen sind. Die Gültigkeit die- ser Formel kann folgenderweise bestätigt werden. Bezeichnet q (x) die der Function f(«) entsprechende Function der zweiten Klasse, so hat man = | q (t) t dt Ersetzt man hier # durch u-v und führt den Integralausdruck von f (rt + v) in die linke Seite von (71) ein, so nimmt dieselbe mit Benutzung der als be- kannt anzusehenden Formel a+in (72) Se A o eyed — en: 470 a—ioo die Form an Zwei allgemeine Klassen bestimmter. Integrale. 61 a+i00 b+ioo oo fi 1 RT : 2 3 y) —U ap — [ rg TE dt (73) i2 [ = | f (uw + v) Lu) I (v) z-" y-" du dv = ; e(te t: = a— i20 b—ioo ü auf welche auch die rechte Seite von (71) durch dasselbe Verfahren offenbar gebracht werden kann. Die Reihenentwickelung (67) des Integrals ® hätte sich demnach mit Be- nutzung der Formel (68) auch auf einem kürzeren Wege ableiten lassen. Unsere früheren Erörterungen hatten aber zugleich den allgemeineren Zweck zu zeigen, wie man durch die Methode der Verschiebung der Integrationswege Reihenentwickelungen für Integrale der Form (59) erhalten kann. 8 14. In diesem $ werden nachträgliche Beispiele von besonders einfachen Inte- gralen der Form (59) angeführt, die zugleich auf gewöhnliche hypergeome- trische Functionen zurückgeführt werden können. A. In dem Integrale a+in b+in OT vl D (x, y) = 3 | uS i I'(u) I'(v) P (e — u— v) Tyr du dv a—i9oo b—ioo seien a, b und der reelle Theil von « >o und zugleich der reelle "Theil von e>a+b. Nach dem S 11 hat dieses Integral einen bestimmten Sinn, wenn die Ar- gumente von x und y beide zwischen — 7 + d und + 7 — à liegende Werthe be- sitzen, unter à fortwährend eine unendlich kleine positive Zahl verstanden. Da das obige Integral ein specieller Fall der linken Seite von (71) ist, so kann es nach (71) folgenderweise als einfaches Integral dargestellt werden a+in DIE y) — Fr ( I'(wu) I (e — wu) (x + y)" du. eJ a—ioo 62 Hs. MELLIN. Durch Verschiebung des Integrationsweges z. D. in der negativen Rich- tung folgt hieraus cR TORT D XL, Y) = re G+z+y) Nach der allgemeinen Theorie des ersten Abschnittes ist oo 20 > < u—1, v—1 I'(«) | Ji eo dy = Au) EL (v) I (e—wu-—w) 0 0 für solche Werthe u, v für die das Integral einen bestimmten Sinn besitzt. Dies ist eine bekannte Formel, welche auch mit Benutzung des Evrrnschen In- tegrals erster Gattung erhalten wird. In dem Integrale tt 4- ioo b+ioo 1 re Dr y) Sen f 35 | Tu) FP (v) P (u — v — oe) a" y du dv, (4 a—i20 b—ioo seien a, b und der reelle Theil von a — ^» — «z»o. Das Integral hat für die unter À angegebenen Werthe von « und y einen bestimmten Sinn. Durch die Methode der Verschiebung der Integrationswege ergiebt sich zunächst c a i 1n a | lA | I (u) I (u — ea) (x + xy) ^" du a—in D (x, y) = und sodann Day = 1 + Y) [Te FA + ex + zy) + F(e)(z xy) F(1—ez + xy)], wo F die durch (69) definirte Function bedeutet. Dieser Ausdruck lässt sich durch eine leicht ersichtliche Substitution auf den Ausdruck (70) zurückführen. Zwei allgemeine Klassen bestimmter. Integrale. 63 [/ C In dem Integrale Hj: b+ico - zu I'(u + v) F(u — v —a) ©" y-" du dv 2s |) 21 a— ioo b—ioo D (x, y) = enthält der Integrand keinen von «w allein und auch keinen von v allein abhän- gigen Factor. Dieses Integral gehört also eigentlich nicht zu denjenigen, wel- che in 8 11 besonders hervorgehoben wurden und von denen alle vorangehen- den Integrale Beispiele sind. Da indes mindestens die eine von den Grüssen Ju” +v | und |w"— v"| unbeschränkt wächst, wenn |u”| und |v^| oder nur die eine dieser Gróssen ohne Ende wächst, so ergiebt sich mit Hülfe der For- mel (58) und nach dem $ 7, dass das betreffende Integral wenigstens für alle reellen positiven Werthe von z und y einen bestimmten Sinn hat, wofern die Integrationswege zugleich durch lauter reguläre Stellen hindurchgehen. Von dem obigen Integrale wollen wir nun annehmen, dass a + b und der reelle Theil von a — b — «7» o sein. Verschiebt man den Integrationsweg v =D ohne Ende etwa in negativer Richtung, so folgt b4- ioo ity n = er et ») v Ber al + v) Fu—v—e)y”dv=y“ Y (=) es _ TGu—c)y" Q yy Setzt man diesen Ausdruck in ein, so hat man : a «ioo bieten D (x, y) = era fi T(2u— «) (tr) du. a—i» Benutzt man die Formel (72), so folgt schliesslich A + Y) C) 64 Hs. MELLIN. Nach der allgemeinen Theorie des ersten Abschnittes ist o 90 1 Zr a a 2 f [co a" y a de dy = Tu + v) Z'(u — v — a). D. In dem Integrale a ioo PO D 2 D (x, y) = 1, il 2 - f (n Dos) I'(v) F (e — u — v) a" y-* du dv 27i 271, I'(y—w) a—i3 b-ix seien a, b und die reellen Theile von «— a —b und B-a>o. Dieses In- tegral hat für die unter A angegebenen Werthe von z und y einen bestimm- ten Sinn. Durch Verschiebung des Integrationsweges v'— ^ folgt zunächt ai» D (x, y) = Ce | ACES Com) unda = ) du, à; 27i g I'(y — wu) 14 y a—i9o Weil nach unserer Voraussetzung a und die reellen Theile von « — a und f — b positiv sind, so liegen die Unendlichkeitsstellen des Factors /'(w) alle links und die der übrigen Factoren des Integranden rechts vom Integrationswege Ww —a. Wird also der Integrationsweg ohne Ende in negativer Richtung ver- x schoben und |;,,|<1 angenommen, so folgt [ro] 0 (2,y) = (1 + y) * * v=0 F(a+v)T(8 + 2( _æ |: = v! I'(y + v) Somit ist Dry) = (1 + y)” » ie ) wo F die Gavssche hypergeometrische Reihe bedeutet. Zwei allgemeine Klassen bestimmter. Integrale. 65 8 15. Wir wollen nunmehr ein Integral der Form (59) betrachten, das nicht mehr auf gewühnliche hypergeometrische Functionen zurückgeführt werden kann. In dem Integrale ati b+ioo (74) Qr, y) = An [ Er 3 [ 6 (u, v) 2" y du dv 2ni & 251, 6 (u, v) = P(u) '(u— y + 1) P(8—w). P (9) P(v— 4-1 P(8 —v). I(e—u—). Dann hat ? nach dem S 11 einen bestimmten Sinn, wenn die Argumente von x und y beide zwischen den Grenzen 7 +0 und + > — 8 liegen und die Integrationswege durch lauter reguläre Stellen hindurchgehen. Hierbei bedeu- tet à wieder eine unendlich kleine positive Zahl. Nach dem S 9 befriedigt ® das folgende System partieller Differential- gleichungen 0 0 0 0 0 DATE E D — + Bm FY ) (2) pe )* (23, + 5) ar ed 0[.0 D | à D VE Ars I = Et y — +y— + ve y )* y (v; dI RET «jr wofern die Integrationswege w = a und v'— in der positiven oder negativen Richtung der reellen Axe beide um die Strecke Eins verschoben werden kön- nen, ohne dass sich der Werth des Integrals dabei ündert. Damit nun diese Bedingung erfüllt sei, wollen wir erstens voraussetzen, dass (76) 4,0 —y + 1,8—a,b,b—y' + 1,8 —0 und «—a—b>o sind, wo sich das Zeichen > auf die reellen Theile der betreffenden Grössen be- zieht, wenn sie complex sind. In der u-Ebene liegen alsdann die Punkte # — o, 4" —y-—1 links und die Punkte uw — f, w— « —v rechts vom Integrationswege w=a, unter v=v --iv' ein beliebiger Punkt auf der geraden Linie # = verstanden. Ebenso liegen in der v-Ebene die Punkte v — o, v =?" —1 links und die Punkte v —[/, v—«-— w rechts vom Integrationswege v = b, unter u=w+iu" ein beliebiger Punkt auf der Linie w' — « verstanden. Setzen 9 66 Hs. MELLIN. wir nun zweitens voraus, dass die Entfernungen der genannten Punkte von den resp. Integrationswegen so gross sind, dass solche Verschiebungen, wie sie oben erwühnt wurden, müglich sind, so befriedigt das System (75). Eigent- lich sind aber die weiteren Entwickelungen von dieser Voraussetzung unabhän- gig, sie hängen nur von jener Annahme (76) ab. Die partiellen Differentialgleichungen (75) sind, wie wir schon in S 9 fan- den, mit den dort durch (7) bezeichneten Gleichungen identisch, deren allge- meines Integral Herr Arrerz in S 12 seiner schon citirten Arbeit in der folgen- den Form dargestellt hat (17) 9 = AP (0, B, B, y, Y v, y) + Ba" F(a—y +1,87 +1,8,2—7,7,2,9) + Cy" Fy(e—y' +188 —y +1,7,2— 7,2, y) + Dy” Fy(a—y—Y + 2,8—7 +18 —Y +1,2—Y,2— 7,2, 9), wo P, die zweite der in S 9 der vorliegenden Arbeit angeführten Reihen F', F5 FQ F, bezeichnet. Ordnet man 7, nach Potenzen von x, so ergiebt sich oo (78) F (e, B, B, f Y,» X, y) = Y (& 1) (5, 0) F(aœ xls u, Bg, 15 y) Cn tv! (y, 4) u=0 wo F die Gavsssche Reihe bezeichnet und (2, k) = A (2 + 1)---(2 + k — 1) ist. Weil die Reihen 7 keine beständig convergirenden Reihen sind, so stellt der Ausdruck (77) das allgemeine Integral des Systems (75), und somit auch das particuläre Integral @, nur in der Umgebung der Stelle x — o, y — o dar. Da die Sehwierigkeiten, welche schon mit der analytischen Fortsetzung von gewöhnlichen Potenzreihen verbunden sind, in erhóhtem Masse bei der Fort- setzung von Functionen zweier oder mehrerer Variabeln auftreten, so dürfte der Umstand ein gewisses Interesse besitzen, dass man durch die Methode der Verschiebung der Integrationswege vier verschiedene Reihenentwickelungen er- halten kann, welche das Integral ? in den resp. Umgebungen der vier singu- lüreny Stellen; 2i 21657.—::0$/ 0:5 og lot: 185—100. y-o undis © yep dais stellen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nur zeigen, wie man durch die ge- nannte Methode eine in der Umgebung der Stelle x = 0,7 — o gültige Darstel- lung der Form (77) erhält. Wir schicken zunächst ein paar zu solchen Entwickelungen erforderliche Formeln voran. Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 67 Sind die Bedingungen o 1 ist die Formel a+in (80) - : ii I' (wu) I (u— y 4- 1) l' (e — u) P (8 — u) x" du = 281 Pe Per 4) DG e)a t Faa rhet) \ + I(8)I(8—y--1)TD(e— 8) z-? Ah (B6-r+18-e+1,,): Das betreffende Integral wird also durch den ersteren Ausdruck in der Um- gebung der Stelle æ—o, durch den letzteren in der Umgebung der Stelle i = dargestellt. Nunmehr kehren wir zu dem Integrale zurück, dessen Constanten nach unserer Voraussetzung die Bedingungen (76) erfüllen. Wird z. B. der in der u-Ebene gelegene Integrationsweg in negativer Richtung ohne Ende verschoben und zugleich z dem absoluten Betrage nach <1 angenommen, so folgt nach der Formel (79) 81 E. I'(u) P (wu—y +1) P (8 — u) '(e —v— u) z-" du = 2 2-1 a—iao 68 Hs. MELLIN. v D(8 + uw F(e- uv) u AGEN) g > pl (y Mu) Ne (UE (2 year E TH +R WEEZE = kW! P(2—-7 + mm) Setzt man diese Reihenentwickelung an Stelle des einfachen Integrals (81) in das zweifache Integral (74) ein, so wird ® durch gleidweise Integration als Summe von zwei Reihen dargestellt, deren Glieder einfache Integrale ent- halten. Die Integrale der einen dieser Reihen haben die Form b--ioo : I (o) F'(v — y' +1) P(e + w — v) P(8'— v) y- dv 21e b—in und die der anderen die Form b+in 2. | TOTG-r.0DG-rkixa—2)0I( Vy de 21 b—ioo wo u positive ganze Zahlen bezeichnet. Wir wollen voraussetzen, dass auch der reelle Theil von « —y 4- 1— 5:70 sei. Weil alsdann die Constanten die- ser beiden Integrale die Bedingungen erfüllen, unter denen die Formeln (79) und (80) abgeleitet wurden, so kann die erstere oder letztere auf die Glieder der soeben erwähnten Reihenentwickelung von angewendet werden, je nach- dem 7 dem absoluten Betrage nach <1 oder —1 angenommen wird. Wir wol- len die erstere Formel (79) anwenden und demnach |y|<1 annehmen. Als- dann bekommen wir (82) D(x, y) = A » Um F (e + p, yy y) u=0 oo £ zu Ba 1— (« uf är i (B E si di u) F(« y zt. 3E m ß', Y', y) x uw!(2—Y, 4 u=0 Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 69 i—y Ç (e —Y +1,u) (B, u) F (e I Y+1+uB—Y-+1,2—7y',y) x" ww! (y, m) + Cy u=0 " mock ccc + 2,5(8—»- bu). METER, Teen) w!(2—y,#) F(e—y-—y' +27 p, 8 —Y'+1,2— 7", y) a^, wo die Constanten A, B, C, D die folgenden Werthe besitzen A — (e) r(9)1 (8)I'G—rfa-—wv) B —I(e—y-F1I(8—r--1I(,F rIgG—)I('—, C —I(e—y-rEgr(g,g—r-ru0l(lrao-—»riG-—», D-I(e—r—y-X2)P(8—y-F1E(8—» FDP 11401). Mit Benutzung der Bezeichnung (78) nimmt der Ausdruck (82) von ® die Form (77) an, in welcher Herr Arrzız a. a. O. das allgemeine Integral des Systems (75) dargestellt hat. Hätte man oben die Formel (80) an Stelle von (79) benutzt, so hätte sich eine das Integral ® in der Umgebung der Stelle x = o, y = oo darstellende Reïhenentwickelung ergeben. Hierauf wollen wir indes bei dieser Grelegen- heit nicht eingehen. Eine Darstellung von ® durch ein einfaches Integral verdient aber hier angeführt zu werden. Weil der reelle Theil von « —u—v bei der Integration positiv ist, so kann der unter den Integralzeichen befindliche Factor /'(« — w — v) durch [9 0] I (e — wu — v) = ed 0 ersetzt werden. Vertauscht man sodann die Ordnung der Integrationen, indem die Integration in Bezug auf t als die letzte betrachtet wird, so folgt [9] (83) D (z, y) = [ € 1 g(Br,ct) q(F, y, yt) dt 0 70 Hs. MELLrIN. wo ar ioo (n2) ji TQ) P(u—y +1) P(8 - Wa" du. BR 2st à 10 Für q ergiebt sich leicht die beständig convergirende Reihenentwickelung = T y —_y— v=0 ) ( DE v! esc y Rip nr AS M'A qne Meme y! v=0 welche mit Benutzung der Bezeichnung . 2o F'(B, Y; a) = (er, 2) folgenderweise geschrieben werden kann 9 (87,2) — T(B) Pa—» F(vnz) a 7 F(8—y1T(—2F(8—ry-&—5n2. Bezeichnen allgemein f (4), 9 (w), F(u) in demselben, zur imaginären Axe parallelen Streifen regulär sich verhaltende Functionen der ersten Klasse und q (x), v (x), b(x) resp. die entsprechenden Functionen der zweiten Klasse, so hat man die Formel a-- ioo b-4-ioo (84) Le | = il f (wu) g (u) F(u + v) x—" y-" du dv 2æi a— igo b—ioo AMC von welcher (83) als ein specieller Fall betrachtet werden kann. Diese For- mel wird erhalten, wenn man auf der linken Seite Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 71 oo F(u + v) = LONE 0 setzt und die Reihenfolge der Integrationen vertauscht. Die in $ 13 vorkommende Formel (73) ist auch ein specieller Fall von (84). 8 16. Wir wollen nun auch ein Beispiel von den in $ 7 betrachteten Functio- nen geben. Von einer solchen Function F (u, v) wurde vorausgesetzt, dass sie sich in einem gewissen, durch die Bedingungen a,Xv' «Xa, und ,a>o und v>b,>0o, dy + 05,7 y —1, so hat F (u,v) in dem so definirten Bereiche des Systems w, v keine im End- lichen gelegene singuläre Stelle. Setzt man I'(z— a) b—a ——— og FE (1 + s) und beschränkt die Variable 2 —2'--22" auf die durch die Bedingung Z> « definirte Halbebene, unter « eine beliebige reelle Zahl verstanden, so ist |: | eine bei wachsendem |z| gegen die Null abnehmende Grösse). Werden also die Constanten von Æ'(u,v) den Bedingungen B — o, B «o, « —y «o unterworfen, so besitzt F (u,v) in dem ganzen durch die Bedingungen (86) definirten Bereiche die oben erwähnte, durch (82) ausgedrückte Eigenschaft: indem man jetzt hat (87) F(u,v) = 497 Put) (a + e), wo |e| eine unter einer endlichen Grenze bleibende, bei wachsendem || oder |v| gegen die Null abnehmende Grösse ist. Was nun die Darstellung von F (u, v) durch die in S 3 definirten Inte- erale P betrifft: F'(u, v) = Py (u, v) + Pra (uw, v) = Pa (ut, v) + Pa (u, v), so lässt sich zeigen, dass die drei Functionen Pj, P4, P; in dem gegenwär- tigen Falle identisch verschwinden. Denn einerseits lassen sich offenbar die Integrationswege w — a; und =D, in positiver Richtung unbeschränkt ver- schieben, ohne dass sich die genannten Integrale dabei ändern, und aus der obigen Formel (87) findet man andererseits vermöge der über die Constanten von F (u, v) gemachten Annahmen, dass der Integrand längs der ganzen Inte- grationslinie (v' — a, oder v'— 5,) dem absoluten Betrage nach gleichmässig gegen die Null abnimmt, wenn dieselbe ohne Ende in positiver Richtung ver- !) Man siehe 8 3 meiner Arbeit Zur Theorie der linearen Differenzengleichungen erster Ord- nung (Acta Math. Bd. 15). Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 13 schoben wird. Hieraus lässt sich offenbar folgern, dass die drei Integrale Pj, P4, Ps, von denen jedes einen in der angegebenen Weise verschiebbaren In- tegrationsweg hat, identisch verschwinden müssen. Für F (u, v) ergiebt sich demnach die folgende Darstellung a,-Fioo b--ico 1 F' (p, q) dp dq —a F(u, v) = = im | FE b »] 2si ) (w—p)(v—q) v>b, a, —i00 b,—ioo Weil während des Verlaufes der Integration 47» p und v.» q, so kann man ebenso wie in 8 setzen 1 1 1 Are 1 ge = m? dg = D Eod: up v—Qg . 0 0 Dadurch erhält man 193 Fu, v) =) ana” 7 dr dy, 0 0 WO a, tio bar ioo il [ SES [ F(p, q) x yr? dp dq, Day) — 2æi 2x a,—ioo b,— ioo Das letzte Integral hat für reelle positive Werthe von x und y einen bestimmten Sinn, und besitzt zugleich die Eigenthümlichkeit, dass es identisch verschwindet, wenn eine dieser Variabeln > 1 ist. Dies ergiebt sich in der- selben Weise, auf die oben gezeigt wurde, dass Pj, Ps, P, identisch ver- schwinden. Weil F (u, v) die Differenzengleichungen F E u (u d- v—y 4-1) à | VoM OmU rem PU F(u, = V(u +v—7y+1) | Goto (v — B -F 1) (u 4- v — « 4- 1) Eu) befriedigt und da die Integrationswege w'— «, und v' — 5, beide um beliebige Strecken in positiver Richtung verschoben werden künnen, ohne dass sich der 10 74 Hs. MEnrrx. Werth von d dabei ändert, so genügt ® nach dem $ 6 den folgenden par- tiellen Differentialgleichungen 0% 0 0 0 0] 0 0 51:9 ja * OUI PUR Cu teste nn lx: ur o E «(n Ber Erie) babere) nor er) die nach demselben $ die symbolischen Formen der dort mit 7, bezeichneten ArrrLLschen Gleichungen sind. Für «d» wollen wir nun eine in der Umgebung der Stelle z — 0, y — o gültige Reihenentwickelung herstellen. Man bekommt eine solehe Darstellung durch dieselben Betrachtungen, wie sie in $ 13 in einem analogen Falle angestellt wurden. Die der Gleichung (66) entsprechende Gleichung lautet in dem gegenwärtigen Falle für |x|-— 1 und |y|<ı D oo L—r—-s—»)c—2) CN D (v, y) = > Dern EIOS rn) u=0 v=0 zs zl EO , evo [-) y ägd spp Z v! I'(y—e—») P(y — B + u—v) HIT — B— n) v^ p, co u B,+ico 5 + DN pce M [ : (^) dv, ua u) Ze) DW BSD NV) u=0 10 OR Bl ee wo pu wieder eine positive, ganze Zahl bezeichnet, welche folgenderweise be- stimmt wird. Ist y — 1 + u — b, so nimmt man p, = u an; ist aber y—1+u>b, so wird p, durch die Ungleichheiten y LCD, COTE TD, eindeutig definirt. Demgemäss ist p, keinenfalls grösser als u. Macht man nun wie im 8 13 von dem Umstande Gebrauch, dass der In- tegrationsweg v' — ^, beliebig weit in positiver Richtung verschoben wenden kann, ohne dass sich der Werth von ® dabei ändert, so kann der obige Aus- druck von d erheblich vereinfacht werden. Ebenso wie bei der Formel (66) findet man auch in dem gegenwärtigen Falle, dass sich der zweite Ausdruck Zwei allgemeine Klassen bestimmter Integrale. 75 rechts bei unbeschränkter Verschiebung des Integrationsweges in eine Doppel- reihe übergeht, wo die beiden Indices u und v unabhängig von einander alle positiven ganzzahligen Werthe von der Null an durchlaufen, während der letzte Ausdruck auf der rechten Seite für |; |<ı gegen die Null convergirt. Nach einigen einfachen Umformungen ergiebt sich also schliesslich, wenn die Variabeln die Bedingungen |z | 1, |y | c 1, |; | c 1 erfüllen, für die Rei- henentwickelung a) V (a, 0) v) ij D (x. - F " B, ^» 2) yt (v, y) Fü-9ra-9ra-m 2 XI (e v, By +7,&)y x T(G—1) v G@—y—1,»)(B—7—1,9) Da —B8 Pg) P(-—o)ro-—8)2 V nm) X F((, Y si v,y p v, 2 Din erstere Reihe auf der rechten Seite wird offenbar gleich der von Herrn Aprezz mit F, (e, p, p',y,«, y) bezeichneten Reihe, wenn man z und y und gleichzeitig 9 und P mit einander vertauscht. Kuhmoinen, 12 August 1896. Loud Af m gp oben diri ies LL alu de Foto © Arr n. eft craft if Lab Jura en (lea ne ka rmn E d heit ditta. Ma HN à | unt a apre uh, MR uit. cope T. OMC cono d Aer "esp vu TA heu PN tait THE HAM uiii n nu u , ] TETTE) | Eu "e ; b A pu | = % SAP ins, wi AR TA SSE L0 8 MUI "x " I X myte RB Jv rae E | ACTA SOCIETATIS SCIRNTIARUM FENNICÆ TOM. XXII. X 3. MINDER USTG EDIDIT FE. GÜUSTAESSON — —MMHMÉ ee «ee C hy, [XC ion qu rare Hehe + W ik Am : OITI2 209%3 (dY0M | ; | ^ I aetis Regiae Academiae Bavaricae ') a. MDOCOLXXV G. M. THomas, V. D., ex codice Monacensi latino n:o 15961 saec. XI sive XII fragmenta quaedam edidit quibus explicantur loci VI Hieronymiani. Accurate is quidem illa; multo vero plenius et easdem fere res similiter expositas et alia Hieronymi- ana explicata edidit I. B. CARDINALIS Prrna, V. S. Rev., a. MDOCCLXXXVIII in libro qui inscribitur Analecta sacra et classica Spicilegio Solesmensi parata (pagg. 125—134), sed haec tam corrupta, multis ut locis quid voluisset scrip- tor, qui Moyses perhibetur, vix ac ne vix quidem intellegeretur. Quare Mo- nachii cum essem, ex duobus qui ibi sunt codicibus paene gemellis n:ris 2551 (fol. 131 sq. saec. XII) et 2751 (fol. 149 b sq. eiusdem saeculi) signatis, ad- scitis postea duobus codicibus Lipsiensibus, n:ris 13 ?) (fol. 238 b, saec. XII seu XIII) et 107 (fol. 1 b saec. XV), plurimis locis ubi haerebam verum facile erui et nova quaedam repperi. In textu igitur, quem notis criticis instructum iam editurus sum, tacite nonnulla correxi, partim a V. D. Lupov. TrAause huma- nissime adiutus. Quare quamquam alios eiusdem operis codices conquirere et conferre oportebat, ut Parisiensem 15732 saec. XII, quo usus videtur Pitra, et Parisiensem 2590 saec. XIII s. XIV, qui tamen ex illo descriptus fertur, Parisiensem 548, Dijonensem 24, quos tres libros commemorat B. Haurkau (Notices et Extraits de quelques Manuscrits latins de la Bibliothèque nationale I pag. 122), Luxemburgensem 22 fol. 175 saec. XIII — quem in catalogo suo descripsit N. van WERWEKE V. D., singularem finem operis Moysi, a libra- rio ni fallor corruptum, adferens — eo tamen quem praebeo textu non dubito quin uti possint qui medii aevi litteris operam dant et qui graecam eius aetatis doctrinam qualis fuerit volent cognoscere. !) Miscellen aus lateinischen Handschriften der Münchener Bibliothek, IV, Zu den Homerocen- tones (Sitzungsber. der kgl. bayer. Akad. der Wissensch. 1875 8. 221—224). ?) De hoc libro pulcherrimis picturis misere orbato, quo multa biblica continentur, cfr G. Schepss Zeitschr. für Kirchengesch. XV 4 pag. 566 a. 1895. 4 F. GUSTAFSSON Nobile autem opusculum magistri Moysi, ut ait librarius in cod. Lips. vetustiore, qui Moyses de Graecia fuisse fertur in eodem libro et in Pi- trae codice — nisi forte ex cetero titulo hoc fictum est — quod opus rogatu clerici cuiusdam, nomine Pagani, genere Britanni, impulsus conscripsit, est Ex- positio in graecas dictiones quae inveniuntur in prologis Sancti Hieronymi Sacrorum bibliorum et in commentariorum eius praefationibus. ,Commentum^* vocatur in Lipsiensibus libris, nomen suspectum magis quam commendatum eo quod commentulum in prologo ipse auctor appellat. Maxime memorabile est totius corporis — nam unius corporis speciem haud sine causa prae se fert opus Moysi — primum caput vel capitulum, quo conti- netur Athenaidis sive Eudociae Augustae brevis historia, in qua disertis verbis duobus locis (1, 2 et 1, 10) narratur Hierosolymis una cum duobus episcopis et alis magnis viris, Patricio, qui Hierosolymorum praesul dicitur, Simplicio, Cosma, Optimo, Homerocentonem composuisse, quod opus ita commemorat (1,10) Moyses noster, quicumque fuit, ut ipse in manibus habuisse paene videatur. Id ipsum, ni fallor, multis latinis, immo fere cunctis ignotum fuit, ut dicit Moy- ses, neque vero a graecis byzantinarum rerum scriptoribus similiter exponitur. Nam neque uno tempore, id quod tamen verisimillimum videtur, neque quattuor viris operam Eudociae adiuvantibus compositum dici Homerocentonem alibi in- veni. Et in codice olim Mutinensi, suppl. graec. Biblioth. National. Parisiensis n:o 388, de quo conferatur A. Lupwicu, V. D., in Indice Regimont. sem. aest. a. MDCCCXCIII, graece nominantur Patricius episcopus, Optimus philosophus, Eudocia Augusta, Cosmas Hierosolymitanus, omittitur Simplicius. *) Itaque nisi gravioribus testimoniis refutabitur Moyses, fides ei videtur habenda et de ipsa re et de virorum nominibus; de muneribus quae iis attribuuntur nihil adfirmaverim. Ceterum. quae a Moyse partim brevius, partim copiosius adferuntur de Theodosiis imperatoribus, de Arcadio et Honorio, de Pulcheria, Arcadia, Ma- rima (1, 5), de Leontio et Athenaide, quae philosophus vocatur (1, 6), de At- tico episcopo (1, 8), de Paulino in Cappadocia decollato (1, 9), de duobus Eudociae itineribus Hierosolymitanis (1,10), haec omnia, si totum respi- cis, vix differunt ab iis quae novimus, ad Theophanem (ann. 440 seq., cfr ad ann. 427) autem maxime referri vel cum eius narratione conferri possunt, ita ut Theodosii et Eudociae de pomo illo mirae magnitudinis ?) collo- quium iisdem verbis graecis a Theophane, a Moyse latinis exprimatur. 1) In cod. Monacensi 15961, quem initio dixi, male commemorantur ,duo episcopi, Patricius sci- licet et Leontius", 2) Eudociae historiam elegantissime nostra aetate descripsit Fern. Grecorovius (Athenais, Lip- siae a. 1882) omnibus fere veterum testimoniis usus. Moysi Expositio 5 Iam vero si Homerocentonis originem ex auctore byzantino, quem nunc non habemus, Moyses sumpsit, id quod verisimile putaverim, ex eodem fortasse fonte attulit (1, 4) graecum verbum, quod alibi non repperi, KENTIPANON, quod dicit esse hastae signum vel vexillum quod in conto feratur. Nova illa sunt nec graviores dubitationes movent, digna haec quoque quae hic in conspectu ponantur: numeri librorum lliadis et Odysseae cum graeca- rum litterarum numero comparati (1, 1), papyraceae texturae quae historiae vocantur, „praecipue quae picturatae nobis ex Aegypto advehuntur* (6,2), Vvosóg scutum peditis sive nautae longi schematis proprie piratarum (10), gummi candidum quod in sola Chio fundi dicitur, unde ipsa quoque insula hebraeum nomen acceperit (21), missoria vel epularia commemorata (22), caricae vel ficus passae ex Caria dictae (27). Notiora sunt quae de Polybio Megalopolitano et Scipione Africano, de Alexandro Magno et Aristotele, de Caesare qui non quae vidisset, sed quae gessisset ipse conscripserit — quaeque Caesariana vocaverit — (6, 2), de Mausolo (27), de polo arctico et antarc- tico (28), de rooreig yeueouwÿ zei Veowÿ (29), de Aemilio Paulo (29), de subpsalmate et diapsalmate?) (33) docet Moyses. Dialectica, rhetorica, metrica, critica paulo plura effundit, ut de asteriscis et obelis (12), de colo in prosa (15,1), de periodo ?), de colo metrico, de metro Horatii carm. I 4 (15, 2), de commate sive tome in metro (15, 3) et in prosa (15, 4), de caesuris versus heroici (15, 3) — ubi quae adfert conferri maxime possunt cum Bedae de arte metrica praeceptis et Audacis excerptis in Gram- mat. lat. ed. Keilii VII 246, 3 sqq. et 333, 3 sqq. Recte vero ille caesuram post tertium trochaeum exemplo apto describit, Moyses aut codices eius non item, perperam allato hoc exemplo: Jtaliam fato profugus. ln libro qui Maximi Victorini fertur de caesuris (Grammat. lat. ed. Keilii VI, 240, I sqq.) nullum adscribitur eius caesurae exemplum. Praeterea apud Bedam (pag. modo commem. vers. 22) idem atque apud Moysen (15, 4) adfertur Novi Testamenti locus Corinth. II 11, 20. Restant a Moyse exposita: Aóyog Tooqoorzog et érduéderog (16, 1), pro- logus et epilogus (16, 2), xegwoxai (18), commaticus liber (24) — quem ta- 1) Hane orogias significationem iam quarto p. Chr. saeculo ortam ideo puto adiutam esse, quod soni quandam similitudinem ferebant iorogia et iorovgyíc. ?) Aliter Cassiodorus in Psalt. praef. c. XI (Migne Patrol. 70, 17) de sympsalmate et diapsalmate. 3) Aliter Isidor. Orig. II 18. 6 F. GUSTAFSSON men melius ipse Hieronymus dicit esse quasi per sententias loquentem —, rQozoAoyíe et crayon (26), Syyuere, figurae. simplices, composita, decomposita, syllogismi (32), catalogus (36) praeter res biblicas haud paucas. Grammatica praeteriens tractat, ut xerr& -eoiozOucror vel circumflexum eiusque verbi coniugationem per praesens indicativi activi prolatam formamque xevrovret(1, 4), , praesentis temporis participium a passivo (gegeAeurógevor) . . . quod latina lingua non habet^ (7), «orig acuto prolatum accentu et talium vocabulorum nominativi vocativi accusativi plurales ,breviati^ (10), formam 2201d00n60er (17), aspirationem (20, 1), Ervuog per v bifureum aut per o et i (£roiuog, 20, 2), — quo praecepto pronuntiatio Moysi deprehenditur — inter praepositiones complures crc ab &ro adverbio locali distinctum (26), formam &oucrog (31). Maxime tamen, id quod consentaneum est, versatur in verborum composi- tione et in significationibus, prudenter plurima explicans, pauca minus feliciter coniectans. Quarum rerum omnium brevem apponam conspectum. Commemorat igitur saepissime nomina verbalia, ex verbo ubique substantivorum origines quae- rens, sicut ex zerrdo repetit et xérroor (centrum) et zorróg (contus) et xevri- paror illud (1, 4). Item ex Zoydßeodeı derivari dicitur et &oyor et éoycórijorov, ,quod ergastulum latine corruptum dicitur^, ex £oyor autem et zr praepositione ivegytiv, hine iregyig, éréoyea, Zvegyovuerog „qui maligno spiritu agitatur“ (2); ex TÀc660 zAc6rQg Vel Toro masculina et mAdöu« neutrum et emplastrum (3). Adferuntur deinde deodiduztor „id est potius a Deo docti quam docibiles Deo", óidéózo Oi cóxeAog dıdaözerle vel dıdayn, Oi0c6zeAtior (codd. didu- GxéAi0r 4), redyog ,liber vel modus“, Pentateuchus, Heptateuchus, Octateuchus, aévre Entré dato (D); quasir, hine qíAog qumrôs, deoquos „Dei amicus“, deoquns ,Deum amans* — nisi haec duo in textu transponenda sunt — quAóGoqog quAoGoqíe pikımmog quAoAo(0ogog (6, 1); tdeir , videre vel narrare*, (órog vel zoAvíóroo, (órooíc „id est rerum visarum narratio* !) (6, 1), quAot- óroo (6, 2); epitome, zeoc — ,seorsum significat^ (cfr. 7, 2; 13) — (7, 1), Lire sive Auuztérvo, mcQcAcírO sive meocAtum (vo, megcAsmOuevov (7, 2); xcAwmro, To (cfr 23) era, erozervaro drexclWato, drordkunpıg ,quod paene omnibus latinis notum est", clypeus „quasi calypeus* reiecta alia etymologia, quae ex zA£zro est petita?) (8); rdocer, réf; femininum nomen, réyu« neu- 1) Cfr Isidor. Orig. I 40. . 2) Cfr Isidor. Orig. XVIII 12; de clypeo inter alios Servius ad Vergil. Aen. 1I 389, VII 686, VIII 447. Moysi Expositio 7 irum, Gvrrehg Givreyue (9, 1); dictiones æovomuor „velut ericius“, cuius quas commemorat Moyses variae significationes ad graecum £yirog partim viden- tur redire (9, 2). Prega6r6rig (10, 1) magis ex verbo quam ex Hieronymi sententia Moyses explieat. Sequuntur dugsog do rijg docs, domi, ao, rtocóziCo (é6ridc). Leucaspis (10, 1); ériodr OurAoDr rQurAoÓv rtrQezAoDv terremaodr EÉUTJOVV £aregAobr OxTamlodr évreum2oûr dexamaodr nomina, adverbia in og, ut äts dıriog et cetera (11); «org „ex « Gregmrez®, id est privativo, et ioraodu”, «6rfotg ,Quod minime stent"; coreoíóxog nomen deminutivum, zeig zaudi- Gzog „id est puer puellus*, 200008 xovoícózog (12), oßeAog (12); qoc£o „vel video vel loquor* (nonne: suadeo vel loquor?), qo«ótg, qoeorjo. qocórygg. uereqoeórQo, ucreqoeórie, Theophrastus, Euphrastus (13), Tuoupoucorns „qui minus bene transfert^ (14); zó2or xouuc (cfr 24), xegiodog (15, 1), uovo- xwAot Ó(xoAot roízcoAor etc. (15, 2), row) povzoAunj (15, 3), xózrew (cfr 18 et 24), réuveuw divido separo (15, 5); A£yew (cfr 36), 700, TooXÉyew, Aóyog (cfr 20) 7009001208 et Erduéderog, iv ÓucD cos. (16, 1), prologus epilogus (16, 2). Post q«yoAoíóooot, qayeir, Loudogsir (17, 1) habet comedens senecias, in qua prava lectione male, quod ipse fere sentit, haeret Moyses, de senum increpationibus cogitans, ubi manducantes sanas scripsit Hieronymus (17, 2). Praeterea adferuntur reoızor, zeoi ,circum vel con vel inter“ (18); zovaro vel zov po (cfr 23), zovarov zovarij (19); érvuoAoyíe ,veriloquium* — antiqua et nota illa explicatio — Ervuog, érvuoAóyog, ephippia, ixi, ixxog etc. (20, 1); £roiuog „de graeco verbo quod est £rowcCo^ (20, 2); ueoriyn, Gyivog zei Toi- yog, quae qua ratione apud Hieronymum et in Susannae historia dicantur non docet Moyses (21); 0:6zoq090g „orbifer*, diözog, O:6xozor(oior, qéow latinum simul et graecum verbum* (cfr 26), gocgpogog, fo6q0Qog ,auro- rifer* (22); apoeryphus') (23); commatieus ox (24); ovyyoovos, cvv (cfr 26), 499vog, yoorizct annalia, frog, érievróg „quod in se ipsum revolvitur — nota et vetus etymologia — (25); «yo „graecum verbum pariter et latinum* (cfr 22), actio vel actus dyowyy vel GE, GvraËg, érayoyy cum cr ,reductio^, cum äro „elatio* (26); mausolea (21); xokeiv, ,inde zoArevemw“ et corse, „inde TOM", zoAlrmg, Gvuroirme concivis; „de hoc verbo* interpolare (,interpolet id est interveniet^ falso, 28); roétew, room), tropaeum „de versis hostibus, non captis vel omnino superatis, frwinphws autem de victis et captis* (29, efr 12). ') Ex nostrorum codieum falsa scriptura crivo vel crino partim fortasse explicari potest quod apocryphus a crisis derivabatur medio aevo, ut ab Ioanne de Balbis in Summa cathol. ad apo- cryphus. 8 F. GUSTAFSSON Reliqua sunt 6127) Güxor, 40905, Gvzouogos ,ficus fatua*, ,ovzawwor vero communiter vocant (graeci et latini, scilicet) arborem morum sanguinei suei“, quo loco vera et falsa miscentur (30); quadriga r&doırzog „quasi dica- tur quadriequa*, biga Gvrooie, &ouc (31); éGyqueriGuévog, quod Hieronymus explicat, non Moyses, yo sive 6y6, 6y£6ig sive G6yjua, &TAG, GUvÜere, TUQA- övrdera aoû Gvrdéror (32); psalmus, psalterium, arrew „minute distincteque cantare*, &deır, w«Arye „non psalmistes sive psalmista quod latine male dici- tur^, (deruifo), adaoifo zidegiorys, subpsalma succentus, diapsalma (33); mcrégerog, mv, «geri, virtus ,animi vel corporis“, ÖVvauıg, ovQcríeg dvrt- usıs (34); wevooyoéqog ,falsi seriptor* — wevóez(yoeqog explicari oportuit, quod Hieronymus habet — aevdeodur, yocqur, yoeqeíg GOvyygaqeUg. y9«quj GUyyocuue, Gvyyoupy, Eriyoauue, ogVoyoaqte (35); zerd, xereAtysw, catalogus (36); doyn doycios Coyaıorng, coysior armarium „in quo res antiquae servan- tur“ (37); décig Due (38); Girog, ,Girov vero (zei oror) neutro genere cibus*, Gurever, ÍOc Gureuré, Giagzi« (39). Omisi pauca quaedam continua quae ex Seriptura Saera graece et latine adferuntur neque amplius explicantur. Ex Hieronymi verbis graecis sive de graeca lingua derivatis latinis exiens plurima Moyses, ut vidimus, ex suo addit explicanda neque varias vocum sig- nificationes et synonyma neglegit. Facillima quaeque exponit facillima ratione neque multa legentis scientiae graeci sermonis aut iudieio reservat, nisi quod paucissima quaedam aut praeterit, quamvis explicatione egentia, ut éoymuaert6- uérog (32), aut non accurate persequitur, ut Zregyovuerog (2) et évicvrog (25). Sub finem brevius agit, neque vero usquam graeca omnia Hieronymiana tractat et multa omisit, quae iis ipsis locis de quibus loquitur difficilia occurrunt. Ipsa verba Hieronymi non ubique diligenter adfert, quod ex apparatu critico appa- rebit; uno loco (7, 2) longe aliis verbis Hieronymiana reddit. Graeca praeter Hieronymi et Sacrae Scripturae locos non praebet continuo sermone; de Homero et carminum eius argumentis haud inepte loquitur (1, 1), Aeschinem et Demosthenem nominat Hieronymum secutus (2). Latina non raro adfert, neque tamen ita ut iis ars critica adiuvari videatur, uno fortasse loco excepto (24), quo adductus in apparatu de epitaphio Lucani egi. Latinos scrip- tores commemorat Terentium et — non satis dilucide — notas librorum ma- nuscriptorum eius (38), Caesarem (6, 2), Vergilium Maronem (1, 11) et Aenei- dis libros V (1, 4) VI (10, 2) IX (1, 4) et Bucolicorum eclogas I (15, 3) et VII (10, 2), Horatii carmina (15, 2) et epistulas (1, 1 et 20, 1), Lucani librum IX (10, 2 et 27), Ambrosii hymnum (28) et Prudentii Psychomachiam (1, 4). Moysi Expositio 9 Vergilii centonis auctorem se ipse fatetur nescire (1, 11). De Prisciano quae dicit (9, 1), graecis titulis librorum usus, referenda fortasse sunt ad libros XVII et XVIII (cfr Grammat. lat. ed. Keilii II 107). Praeterea ex Sacra Scriptura sive ex commentariis eius, ut par est, paulo plura adfert. Latino sermone utitur Moyses satis puro; neglegentiae nonnulla sunt exempla, maxime vocabulorum male repetitorum, gravissimum anacoluthon est 6, 1 loquens. De se ipse Moyses nihil aliud narrat nisi quae in praefatione vel prologo exstant. Unum corpus esse hoc opus et unius viri potius adfirmaverim quam negaverim, quamquam inaequale est caput primum. Et fortasse quadraginta erant capitula, nam in eorum numeris nihil certi ex codicibus sumi potest, et caput 21 aut Pitra aut codex eius omisit, et facile aliud capitulum potuit exci- dere. Neque quidquam de aetate sive operis huius sive auctoris constat; ex teutonica illa glossa, quae est in cap. 13 antfriston, eadem fere tempora quae sunt codieum Moysi concludi posse videntur, nisi forte ea ipsa glossa variis modis conscripta a librariis post addita est. L. lnAvsE rogatu meo mihi scripsit sibi videri in Gallia scriptum esse archetypum Moysi et in eo fuisse glossam ilam; cuius vocabulum feutonicus eadem qua hie ponatur significatione a nullo ante finem saeculi noni usurpatum esse (Jac. Grimm Deutsche Grammatik I? pag. 16); multo post tamen Moysi opus esse confectum, cuius copiae litterarum vere largae neque nono neque decimo ac ne undecimo quidem saeculo in ullo occidentis angulo praesto videantur fuisse. Et expertem iam eum esse doctrinae glossariorum vetustiorum, quorum usus nono et decimo saeculis frequens fuerit (qua de re G. Meyer Sitzungsber. d. preuss. Akad. 1890 pag. 294,295 fagia, Iydoria, fagolidori et G. Goertz Corp. gloss. V 513 et 619 senecia inter alia cum Moysi cap. XVII conferantur) Moysi autem Osberni Panormiam nondum notam fuisse, in qua (A. Mar Auct. class. VIII 562) idem illud senecia expli- caretur. Haec igitur omnia in codicum Moysi aetatem convenire. Sic fere ille, et ego hic substiti, satis habens si textu qui legi posset mentes ad Moysen attendissem aliorum, qui maioribus fruerentur copiis librorum atque doctrinae. Ipse vero Moyses, magister de Graecia sive fuit sive non fuit, quamquam !) commentario refercit commentarium, aliquantulum tamen inter vulgares magi- stellorum greges eminet et rerum copia et praeceptorum prudentia et sinceritate quadam sermonis. 1) Id quod de Tzetze ait K. Kreumracuer (Gesch. der byzant. Litt. pag. 239). [0v] 10 F. GUSTAFSSON Hieronymi locos quos exponit Moyses hic omnes una enumerabo capitulo- rum eius numeris ante indicatis. 1. Epistula LIII ad Paulinum de studio Scripturarum Mign. Patrol. XXII 544 2. ” 4 ” ” ” ” ” 540 3. » ” ” ” ” ” 542 4. ” ” ” ” ” ” 543 5. » » ” » » » 545 6 "1 ” ” ” ” ” D 547 7 ® ” ” ” ” ” ” 548 8. ? » » ? » ” 548 9. Prol. Pentath. Epist. ad Desiderium A » XXVIII 149 10. ” » ” » ” ” 150 11. Prol. Tosuae " E » 468 12. ” » ” ” | ” 464 13. Prol. Regum a " »o 99 14. ” ” ” ” ” ” 152 lsalas » - s. ral MD. urs P Merem. " » 5; S4 47.- .—.. —Bzech. H 5 » 940 18. , Daniel E * > PA 19. , » » » » 1292 20. » » » ” ” 1293 up » ” ” ” ” ” 22 o ” » ” » ” ” 2 3 5 » » ” ” ” 1 2 94 94. , Osee 5 " „1015 25. » » ” ” ” 1016 Moysi Expositio 11 26. Prol. Comment. in Naum Mign. Patrol. XXV 1232 27. Comment. in Abd. vers. 1 à : - 1099 28. Prol. Comment. in Habac. : 5 1274 29. vocab. tropaeum ? 30. Comment. Sophon. I 1 = 5 a 1338 31. » A (?) 3 a 2 5 32. Praefat. Iob. 5 CXXXV 1081 33. David ,saepius^ psalmus psalterium subpsalma diapsalma 34. Praef. in libr. Salom. Mign. Patrol. XXVIII 1242 35. ” » » 2 » » ” 36. „Tobiae prologus“ ? immo David 5 ERROR DN: 24 37. Praef. Esth. ^ , XXVIII 1433 38. » ” » ” ” ” 39. Prol. Math. ei REA IT 20 Quae ex Sacra Scriptura et ex scriptoribus latinis adfert Moyses, in appa- ratu suis locis indicabuntur. 12 F. GUSTAFSSON De textu recensendo in paucis codicibus nec multa continentibus interdum dubius haerebam, praesertim cum de graeca scriptura ageretur; neque certum videtur in quibusdam vocabulis utrum graeca an latina forma usus sit Moyses, sicut statim initio in Homerocentonis nomine, in quo zérrocv et zEvro« et cento inter se confundi videntur. Praeterea in variis lectionibus tutius mihi paucis libris praedito videbatur eligere pleniora, quamvis interdum suspecta. In L co- dice caute agebam et meliora nonnulla et corrupta aliqua praebente. Memora- bile omnium quos novi librorum vitium est 15, 4, ubi adfertur locus Corinth. II 11, 20 tota linea omissa. — Typis graecarum litterarum uncialibus quominus uteremur, variae obstabant difficultates. Codicum signa haee sunt: L Lipsiensis 13 s. XII—XIII. à Lipsiensis 107 s. XV. M Monacensis 2551 s. XII. N Monacensis 2751 s. XII. P Parisiensis Pitrae. LAMN ipse contuli, de quibusdam locis ex MN me postea certiorem be- nevolentissime fecit L. Traupe. Ex A codice nisi in primis XII capitibus non omnia adnotavi. os Moysi Expositio il: Moysi Expositio in graecas dictiones quae inveniun- tur in prologis Sancti Hieronymi. Prologus. Praeteriere iam plures anni, posteaquam litteris suis quidam clerieus, nomine Paganus, Britannus genere, quaesivit a me, quid esset quod beatus Hieronymus dicit in epistola quam scribit ad Paulinum, de senatore presbyterum, breviter argumenta praenotans librorum totius Veteris Novaeque Scripturae, quasi non legerimus Homerocentonas et Virgiliocentonas. Sed quia mihi tune minime quaesitis respondere vacavit, nunc, sicut dixi, longo post tempore, non ipsi iam soli, sed cunctis quoque pariter id forsitan ignoran- tibus ac scire volentibus per praesens commentulum fideliter ac vere, sicut puto, respondeo, nulla cuiusquam mercede quaesita. Legat ergo qui vult; cumque didicerit quae ignorabat, oratione me remuneret potius quam cuiusvis pecuniae datione. 1. Constat apud Graecos Homerum virtute pariter et aetate non poetarum solum, sed etiam philosophorum principem vocari pariter et haberi iure meruisse. Nam et ante omnes fuit quorum memoriam novimus et omnibus verius atque lucidius quiequid dicere voluit explicavit, velut Horatius quoque noster in epi- stola quadam locutus est, dicens Incipit nobile opusculu magistri Moysi gretia. Preterire Z — Incipit Prologus Moysi in graecas dictiones quae inveniuntur in prologis Sancti Jeronimi. Praeteriere et q.s. MN — Sanctus Hieronymus et Magister Moyses de Graecia. Prologus. Praeterierunt P 4 Paganis L! Paginus MN Brutannus Z britannis A a me quid om. 4 5 dicit om. P 6 totius om. MN 7 quaerit quare P 8 tunc mihi quaesitis respondere non vacavit P 9 id forsitan om. MN forsan P 11 cuiquam L 12 quod LP ignorat LAMN potius remuneret P quam datione pecuniae LA Explicit praefaciuncula Incipit commentum Z Incipit commentum magistri Moysi de grecia À quam pecuniae datione. Explicit prologus, incipiunt capitula P Explicit prologus, incipit expositio MN 14 poetam solum sed principem quoque philos. P 15 iure om. LP 17 Horat. epist, I 2, 1 sq. Horatius qui in P 10 5 10 14 F. GUSTAFSSON Troiani belli seriptorem, maxime Lolli, dum tu declamas Romae, Praeneste relegi; qui quid sit pulchrum, quid turpe, quid utile, quid non, planius et melius Chrysippo et Crantore dicit et quicumque post eum sapientes secuti sunt, vel graeci vel nostri, gentiles et christiani. Hic æegi Tooíeg €Ao6t05, id est de Troiae captivitate, iuxta nume- rum graecarum litterarum, XXIIII libros heroicis versibus edidit. Quod opus Iliada propterea nominavit, quod de regionis illius, praecipue civitatis excidio, videlicet Ilii, texitur. Alterum quoque versibus iisdem praedictus poeta condi- dit opus ad earundem numerum litterarum; quod idcirco vocavit Odysseam, quod Odvécémg zAérqv, id est Ulixis errorem, describat. 2. Quia vero vates hic atque philosophus plurima dixerat, quae Christi gestis videbantur certe posse congruere, longe iam post christianae fidei lucem per mundi climata clarissime radiantem, caelestis pariter ac terrenae sapientiae splendore nitentes viri reli- giosissimi, Patricius Hierosolymorum praesul, Optimus, Cosmas atque Simplicius, nec non Eudocia philosophus Athenais, Leontii philosophi filia, Theodosii vero iunioris coniux, ea diligentius perlegentes, arbitrati sunt ex illis opus aptissime posse componi, quod in Christi laudem solum modo velut in eum specialiter con- ditum legeretur. Considentes igitur pariter ex ambarum poeseon voluminibus mixtim, nune ex hae nunc ex illa, quasi puncta quaedam vel potius flores ver- nantiores sollertissime decerpserunt, quae caespitibus novis, ut loca singula poscerent, competenter inserta, caelestium Christi virtutum, quas factus homo patravit in terris, historiam decentissime texerent. 3. Opus vero coeptum feli- citer atque perfectum convenienter Homerocentonem vel "Ounoozevtow vocave- runt, nomen videlicet ei imponentes ex duobus constans nominibus, etymologiis sollerter inspectis, ut "Ounoozérroore vel "Ounoozevtow nos nostris verbis expri- mentes Homeri puncta vere possimus dicere. Non enim de praedicto poeta to- tum corpus assumitur, sed quasi punctum quod assumpto negotio competit de 2 Romae om. À 3 quicquid L quod turpe M 4 plenius P ac À medius L cantore 4 5 vel christiani 4 6 nopi adodooc À q. opitpotae a n oo odL nopırporae ı. MN novi tepoare admooino adfert P, coniecit ciyuclocícs. 8 propterea om. 1 quia À illius et Troiae praecipuae P 9 in M id est Troiae superscrip- tum, in L Min textu receptum. isdem A praedictus om. À 10 ex — numerum sic À Odissiam L! odissian À 11 planu L planin P platu MN uxorem MN 12 philosophos L' 14 pariter om. À utentes P 16 Athenei LAMN, hoc et antecedens vocab. philosophus om. P Leontia N 17 minoris AP 18 in eum om. M 19 con- siderantes MNP (sed cfr $ 10 sedit cum illis) 20 mixtum Z!MN puncta q.v. potius om. P 21 qui P quae caesp. n. u. l. s. poscerent om. MN contexerent P 24 atque perfectum feliciter MNP homeracentra et evanescente scriptura additum nes nostris litteris M 25 ei videlicet LA 26 homerocentonem ZAMNP et deinde homerocentra nos NP homerocentranas M 27 vere om. MNP 28 punctim MN fort. recte Moysi Expositio 15 locis suis excerpitur. 4. Ne forte vero de centonis vel centri nomine dubite- tur, interpretemur apertius quid utrumque significet vel de cuius fontis origine derivetur. Est igitur zsrro, id est pungo, graecum verbum :reouzOusror, id est circumflexum, cuius secunda persona zerr&g, tertia vero xerré, plurales vero prima secunda tertia xerrouer, zerrüre zerroöır. Et hine nomen verbale xév- roov vel centrum. Korrog quoque, id est hasta, quo proeliantes hostes zerror- re, id est punguntur, ex hoc verbo derivatur. Et zerrigeror, id est hastae signum vel vexillum quod in conto fertur hine oritur; quamvis lancea quoque tota dicatur contus, parte pro tota posita more poetico, velut Prudentius in Psychomachia testatur dicens impatiensque morae conto petit, increpat ore, et Virgilius in quinto Aeneidos ferratasque trudes et acuta cuspide contos, item in nono ac duris detrudere contis. 5. Causa vero prima, cur Homerocento vel "Ounooxzévtowv scriberetur, haec fuit. Imperator Arcadius, Theodosii maioris filius, et frater Honorii, Con- stantinopoli moriens, filias tres dimisit, Pulcheriam videlicet, Arcadiam et Mari- nam, quae castitatem suam deo dicantes in perpetua castitate vixerunt, puerum- que parvulum, octo videlicet annorum, Theodosium, qui minor dietus est. Pul- cheria vero cum esset valde prudens et animi vigilantis, prudenter ac vigilanter frena rexit imperii, donec frater ad regiminis aetatem perveniret. Hie igitur cum iuventutis aetatem conscendisset, convenienter jam ducturus uxorem, iussit per subiectas sibi terras quaeri quae regalibus thalamis dignissima videretur. vera P et ante dubitetur inculcat sententia P 2 fonte (om.origine) MN 3 enim MN kenta P (xevrco?) perhispomenon MN perissomenon P 4 persona secunda L super kenta (3 pers.) in M circumflexi for- tasse signum, N kenti eodem signo instructum, ct tertia P 5 kentote MN kentosi N, in A omnibus locis circumflexi signa. verbale nomen MN 6 kentro vel ZAP kentrü LA kentron P, kento priore loco MN contos AM NN Contus LP hastas MN nostri (pro hostes) P kentontu (kentonte fortasse) MN 7 centhi- phanon Z centiphanon AMN kentifanon P 8 signum seu.L4 quoque om. MN 9 kontos P Prudent. Psych. v. 116. 12 Verg. Aen. 5, 208. 13 sudes P ut in Mediceo Verg. cod. acutas L 14 Verg. Aen. 9, 510. 16 Homerocento L et deinde homerocentron LA inscriberetur P 17 Maioris Theodosii ZA Constantino- polim P 18 Pulcherrimam hic et postea ex suo cod. adfert P 19 dedicantes A 20 iunior LP 21 vero om. A 22 veniret LMN 23 iam om. MN 10 1 1 2 J 0 D 0 [5r 16 F. GUSTAFSSON 6. Erat autem Athenis vir philosophus, Leontius nomine, qui tres filios habuit, duos mares et unam feminam, quae prius Athenais vocata est et a patre philo- sophicas disciplinas sufficienter instructa speciosa quoque fuit super omnes sibi contemporaneas mulieres. Moriturus autem Leontius pater substantiam suam universam divisit duobus maribus, feminae vero solos ducentos dedit aureos. 1. Cum ergo illa quasi iuste quereretur, quod quanto debilioris sexus esset, tanto plus hereditatis a patre suscipere debuisset, sic eam pater consolatus est: duae tibi quas habes hereditates sufficiunt, id est pulchritudo tibi per naturam colata, per me vero multis studiis sapientia. Haec igitur duo dona cum virtu- tum studio culta te ditissimam et potentissimam facient atque servabunt. 8. Hoc ergo vaticinio quasi caelitus a patre prolato cum, sicut praedixi, regiis thalamis virgo congrua quaereretur, reperta est Athenais et ad regiam urbem perducta et ab Attico eius episcopo baptizata, cum baptismate simul assumpto nomine, quo de caetero vocaretur, Eudocia, quod nos placidam vel bonae volun- tatis possumus dicere. 9. Post haec tempora quondam de lonia regione, cuius scilicet caput est Ephesus, delatum est imperatori Theodosio malum, pomum mirae magnitudinis, quale se nemo vidisse meminerat. Hoc Theodosius accep- tum quasi miraculum misit uxori. llla vero susceptum misit Paulino senatori, speciosissimo viro liberalibusque studiis pariter instructissimo. lle vero, ceu nescius unde venisset, rursus quasi non ante visum miraculum misit imperatori post duos dies. Imperator vero cum agnovisset hoc abscondit et abiens dixit Augustae: per salutem meam, malum quod misi tibi, ubi est? Et illa: per sa- lutem, inquit, tuam, manducavi illud. Tune ira motus malum iubet afferri et Paulinum exsulem mitti in Cappadociam ibique protinus decollari. "Tum post abdicans Eudociam misit Hierosolymam. 10. Quo cum illa secundo venisset — nam et prius orationis causa cum multis donariis illuc perrexerat et oratoriis sanctorum locorum multa contule- rat — et inventis ibi duobus episcopis sanctis et aliis magnis viris, Patricio scilicet. atque Simplicio, Cosma atque Optimo, de quibus supra diximus, cum essent ipsi quoque sapientissimi et in nostris et in paganis scripturis, sedit cum 2 duos mares om. P Athenois LAMNP 3 quae ante speciosa add. LAM NP fuit om. M 5 dimisit P so- los om. MN dedit om. LMN 6 igitur LAP conquereretur Li esset sexus P 8 sufficiunt heredidates L4 per nat. tibi M 9 virtutum cum MN (forte recte, quamvis minus dilucide) 11 dixi MNP 12 Athenois AMNP 14 id est ante Eudocia add. LAMN Endokia AMN Eudochia LP placitam ZA placitura P pa- catam MN 20 non quasi L 21 cognovisset ZA 22 tibi misi L 23 salutem meam manducavi LP in ira LAMN 25 Eudokiam MN Eudochiam P 28 et ante inventis om. LA contulerat inventis ibidem episcopis duobus P sanctis et al. m. viris om. MN Petricio MN 29 Optimo om. MN et supra LAP 30 et sapien- tissimi A sapientes N paginis L Moysi Expositio 17 iliis pariter et percurrens duas Homeri poeses, id est Iliadem et Odysseam, no- tavit diligenter, ut dixi, quaecumque visa sunt in ambabus ad divina gesta pertinere vel in Veteri vel in Novo Testamento, carpens de diversis locis nunc unum vel duos vel plures etiam versus, nune etiam dimidium; congessitque in unum corpus continuamque contexuit historiam, percurrens a mundi principio per Octateuchum, id est Pentateuchum Moysi, lesunave, Iudicum atque Ruth, ac deinceps per ceteros, per quattuor quoque evangelistas usque ad assumptio- nem Christi, sie quaeque disponens non sicut ab editore proprio disposita sunt, sed quasi studiose de divinis gestis confecta videantur. Hoc igitur opus Graeci Homerocentonem vel Homerocentra, sicut dixi, vocare consueverunt. 11. Et quia noster Maro, per quaeque sequens Homerum, universam eius materiam in poematibus suis persecutus est, nescio quis — eius enim nomen non repperi diligentius quaerens — iter idem per eum gressus est, quod Eudocia gressa fuerat per Homerum, conficiens opus ex diversis locis eius ab initio &eneseos usque ad tempus dreiyabeog Christi, id est assumptionis. Hoc igitur opus auc- tor ipsius vocavit Virgiliocentonem, sicut Eudocia praedicta quod ipsa confece- rat Homerocentonem. 12. Et hoc est quod multis Latinis, immo fere cunctis ienotum beatus Hieronymus, sicut praedixi, de cunctis Veteris Novaeque Scrip- turae libris argumenta componens, scribit ad virum. summum Paulinum, de se- natore presbyterum, in epistola cuius initium est: Frater Ambrosius, tua mihi munuscula deferens, detulit et suavissimas litteras, et cet. 9. Et quia de praesenti capitulo, ceu puto, satis dictum est, de altero quoque paululum post eiusdem epistolae principium pariter necessarium reor exponi, scilicet de eo quod dictum est: habet nescio quid latentis energiae viva vox. "Eoyor graece dicitur opus, derivatum de verbo quod apud eos zo- yeLsodeı dicitur, id est operari; de quo Zoyasrygıor trahitur, quod ergastulum latine corruptum dicitur. Ex £oyor vero nomine derivatur verbum compositum cum zv graeca praepositione, id est éveoyeir, quod est in opere vel exercitio cuiuslibet rei esse. Hine &veoyyjg derivatum est nomen, id est studiosus, scilicet duos A poesis LAMN fuitne zoıyosıs? 3 et carpens P 4 vel duos non adnotavi ex MNP congessit P coniessit À 5 corpus om. P 6 per Octateuchum om. P, Pentateuchum om. LAMN, utroque servato id est add. L. Traube. Moysis P 7 ad pro ac L evangelistas quoque quatuor LA 8 sicque MNP non sicut om. N 9 igitur om. MN 10 homerocentrum ZAMN 11 Maro persequens MN 12 secutus est P 13 quaerens om. MN, ad sequentia una cum diligentius rettulit P. Eudocia item ut antea LAM NP hic et paulo post. 14 diversi L eius locis LA 15 analipseos LAP analypseos MN ascensionis P 16 Virgi- liokentonem P 17 Homerokentonem MNP 20 cui initium: Pater P et cet. om. P; in À add. pessime: Incipit epistula sancti Hieronymi et cet. 22 puncto P 23 paulum LP 24 dixit P om. LA 25 erga- zeste MN, de verbo ergazesthe quod apud nos dicitur operari P 27 corrupte MN ergo LAP graeco MN 29 rei cuiuslibet ZA derivatum nomen 4P nomen est L 15 20 9F Ze 5 10 20 18 F. GusTAFSSON qui versatur iv £oyo, id est in opere vel in actu. Hine femininum nomen évéoyec derivatur, id est actus vel actio. ‘Evegyovuerog quoque, qui maligno spiritu agitatur, ex hoc verbo descendit. Quod ergo dicit latentis energiae, nihil est aliud quam latentis actionis vel actus, quod sequentibus quoque verbis exprimitur, in commemoratione quam de Aeschine facit et Demosthene. 9. Declaretur etiam scire volenti quod paulo post sequitur: etiamsi ar- tificis et plastae cessent manus. 1lA«66c graecum verbum est quod latine proprie fingo dieitur. Hine nomen verbale mAdorng vel i«oryo, id est fictor, quae sunt masculina; neutrum vero zAc6ue, id est figmentum. Hine emplastrum, medicinalis confectio quae doloribus superponitur. 4. Idque pariter exponendum est quod paulo post dicitur: zei Eoorreu mérrtg Deodidaxrtor id est potius a Deo docti quam docibiles Deo. — 44i0c6xo eraece, latine dicitur doceo, unde ó:0c6z«2og, id est doctor, ói0«6z«At« vel di deyn doctrina; diduoxzareior locus in quo docetur. Osodidezrog ergo proprie dicitur qui non humana, sed divina doctrina doctus est, quales prophetarum quidam vel apostolorum fuerunt, qui nullis humanis magisteris docti fuisse feruntur. 9. Tetyog graece liber vel modus dicitur latine, unde compositum nomen Pentateuchum, quo quinque libri Moysi nominantur. Adiunctis vero duobus sequentibus, lesunave videlicet atque Iudieum, dicitur Heptateuchus; Ruth vero si iunxeris, Octateuchum competenti ratione composito nomine. Nam revyog, ut dixi, liber, z£rrs inte 0270 quinque septem octo dicuntur. 6. Quodque post sequitur prope finem epistolae q«2oíóroo — loquens de Daniele — non ignoretur scire volentibus. d»Asivr amare graece dicitur; hine qíAog amicus; quAgróg amabilis; 9eóquAog Dei amicus; PeoquAyc Deum amans; quA06oqog amator sapientiae; qgeocogiæ amor sapientiae; q(Acrzog amator equo- in pro iv LAMNP postea in utrobique om. LMN postremo loco om. À 2 energia LMN actum vel P energuminos MN 3 derivatur pro descendit AP 5 Eschine ZA Eschino MN Eschyne facit atque ZAP 6 Declaratur P — 7 cesset MN proprie latine A 8 post verbale masculinum add. PA vel plastor LAMN dr add. L 8 factor P 10 supponitur LAP sed cfr Plin. 32, 7, 24,75 11 exponatur LAP xot usque ad docibiles deo om. M, sic N: kaies anthe pantes theo didacti et q. s. kai esonte etc. P 12 panthes A a Deo om. M 13 latine om. LAP unde om. P didascalus MN 14 didasche MN id est add. 1 didasca- lion LAMNP docentur LAMN vir recte 16 humanis om. L docti fuerunt MN 18 theucos MNP et fort. in LA archetypo latine om. P 19 Pentateuchus Hieronym. id est pro quo LA 20 sequentibus om. MN heptateuchum LÀ 21 competenti ratione om. MN nam et teucos sicut ZAP 22 penta MN ocdo MN octo P — latina numerorum signa graecis singulis apponuntur in LA 23 post om. MN sequitur post pene prope Z pene prope AP fuitne quodque ponit prope? epistolae finem A phylohysto- rieus MN philoystoricus Z phyloistoricus 4 24 scire vol. om. MN fylein (filem Z) phylos phylitos, theophylus, theophylis (theophilis LAN) phylosophus phylosophia, phylippus MN graece amare 1 25 in- ter alia Philetos P 26 philosophia am. sap. om. P Moysi Expositio 19 rum; geokoidogog amator detractionis et reliqua plurima componuntur. ”Ideiv vero graece videre vel narrare dicitur; unde iorwo, id est sciens, vel roAvíoroo qui multa vidit vel novit. Inde í6rooíe«, id est rerum visarum narratio. 2. Sole- bant enim duces veteres gestorum suorum seriptores secum semper habere, ut Scipio Africanus Polybium Megalopolitem, qui cunctas ipsius scripsit historias, et Alexander Magnus Aristotelen philosophum et plurimos alios. Caesar vero eum vir litteratissimus esset plenusque philosophus, ipse per se non quae viderat, sed quae gesserat, quaeque vocavit Caesariana, conscripsit. — Graeci vero communiter et quaeque priora per picturas digesta vocant í6rogíeg. Nobis quoque mos est papyraceas texturas historias nominare, praecipue quae pictu- ratae nobis ex Aegypto advehuntur. Daniel igitur quAotoroo iure vocatur, quia quamvis mystice multa dicat, totus fere tamen est in historiis sive praeteritorum sive futurorum. 4. Item post haec Paralipomenon, sicut ipse dicit, instrumenti vete- ris epitome, id est incisio per expressionem rei, non verbi; nam Paralipome- non, si recte vertitur, est quod seorsum relinquitur. Nam æxaoc, graeca prae- positio, cum plura significet, in hoc loco proprie seorsum significat. Nam scrip- tores divinarum historiarum cum res gestas serie scriberent, computationem tem- porum, id est chronicen, seorsum duobus libris digerendam reliquerunt. Sicut ipse beatus Hieronymus testatur dicens: quod significantius chronicon : totius divinae historiae possumus appellare. 2. Ne forte vero nominis etymologiam ignores, et hane tibi fideliter interpretabor: zeoc, sicut dixi, graeca est praepositio diversa significans; Aero vero sive Aweréro relinquo proprie dicitur. De quibus verbum componitur :egeAséro sive zeocuuzéro, cuius praesentis temporis participium est a passivo z«oeAeuroóueror, id est quod seor- sum relinquitur, quod latina lingua non habet. Dicuntur hi duo libri Paralipomena, quod praeter rerum gestarum seriem temporum computationem his ludaei seorsum tradiderunt. Quorum librorum phyloloydoros MN detractiome À plura MN i dem À Ysten (fornui?) vero sic P vero om. MN 2di- citur om. TAP istor A hystor MN ystor P scius LAMN polihistor LA polihystor MN, philoistor P 3 videt MN hystoria MN 4 veteres bellorum duces ZAP 5 Affricanus Polyuium MN poliuium Z hystorias MN hic et im seqv. 6 phylosophon MN 7 phylophus M 8 per se ipse gesserat LAP Cae- sarina P Graecia... vocavit P 9 et ante quaeque om. P 10 papiracias MN papyratias AP picture L 11 ex et ad (vehuntur) om. P ad om. LA 12 philoistor L phylohystor MN philihistor 4 14 paraly- pomenon À paralippomenon L paralyppomenon hic et in seqv. MN 15 epytome MN opitomen 2 parali- pomenos A 16 pará MN 19 digerendam rel. Sicut ipse om. L 21 totius Scripturae possimus P vero om. MN 22 etiam A pará MN 23 praepositio est LA leimpano AMN leimpino L 24 paraleimpo MN lampano et post sic paraleipano (zepaAeugcvo) P 25 est ante a om. MN participium est temporis L Praeterea v. 14 (15) et 20 fort. graece scribendum IleooAsumouévov (IlepcAsumóuevov) et yoovixóv 27 gestarum rerum ZA 28 Hebraei LAP fort. recte. 25 IC 20 25 20 F. GUSTAFSSON tanta vis est, sicut ipse Hieronymus dieit, ut vere se ipsum decipiat, qui sine horum scientia: plenam notitiam Sacrae Scripturae se putat habere. S. Quodque paulo post Apocalypsis sequitur, et eius quoque nominis significatio certa dicatur. Karvaro graecum verbum est, quod velo vel operio vel tego recte vertitur. Quod cum «ro vel crc praepositionibus graecis iun- citur, revelare significat, ut est drozeivaro vel &rezeAvazrO, de quo nomen verbale trahitur, quod est c&zozéAvw«g quodque paene omnibus latinis notum est. De quo verbo clypeus quoque latinum nascitur. Clypeus dictus quasi ca- lypeus eo quod proeliantium corpora velet; quamvis quibusdam videatur non a xcAUarO, sed a xAézro, quod est furor, derivatum eo quod corpora pugnantium quasi faretur, cum tegit. Sed superior etymologia mihi verior videtur, 9. Item in epistola cuius initium est Desiderii mei: quae proprium syntagma requirunt. «ó6sr graecum verbum est, id est ordinare: unde regi, id est ordo, trahitur, femininum nomen, et rcyuc neutrum, id est ordi- namentum. Unde componuntur óvrrcíig atque Girreyue, id est coordinatio vel constructio. Quare duo quoque libri Prisciani xeot 6vrréfeog vel Gvrréyuerog graece dicuntur, sicut ipse quoque non tacuit. Quod ergo dicit proprium syn- tagma desiderant, hoc est propriam constructionem vel coordinationem vel compositionem, quo per antecedentia et sequentia intelligantur quid significent proprie. 2. Nam plurimae dictiones sunt quae graece dicuntur zoAv6xuor, id est multa significantes, velut ericius cum significet marinum animal vel terre- num quadrupes, sive intestinum cuiuslibet animalis quod nos vulgariter centi- pellium dicimus, sive indumentum castaneae, pro locis suis horum quodque pro- latum simpliciter quid significet indicat, pluraque similia. 10. Quod sequitur dreoaozıoryg, id est protector, inde est. ^46zíg graece scutum dicitur militare equitis, non peditis. Nam peditis sive nautae, quod longi schematis est, Dugeog graece dicitur do rg Ivous, id est ostio, Hieronymus haec aliis verbis 2 habere putat ZA 3 quotque A quod MNP apokalypsis MN apoka- lipsis Z 4 declaratur P calipto MNP 5 apó ana MN graecis om. À ante ponit L 6 ut est om. AMN vel om. P nomen habetur P 7 quod ap. dicitur quod omnibus pene latinis 4 quod omnibus pene lat. LP cognitum L 8 clipeus hic et post MN clypeus q. lat. nasc. om. L calipeus M calippeus N calyppeus L 10 calipto MN calupto P derivatum om. P 11 ethimologia MN esse videtur ZAP 12 item in epistola om. À alia finvit. 13 sintagma et sic cetera MN; non requirunt Hieronymus sed desiderant; tasein MN tasse P id est om. P 14 tassis et post sintassis P ordinamen L 15 componitur P 16 libri quoque duo ZA 18 desiderans P vel compositionem om. P 20 polisemi LMN polissemi (noAvonuavroı?) P id est om. P 21 signantes MN vel om. LAP 23 vocamus P quodque om. P 24 his similia LP 25 hisperaspistes MN uperaspistis P unde et om. est MN 26 Nam peditis om. MN fort. recte 27 scis- matis À thireos... apotis tyras L tyreos... apotys tyras MN aposis tureas quam vocem corruptam dicit P hostis P Moysi Expositio 21 derivatum, qualia proprie piratarum sunt. "”Yreocorwnis igitur protector dici- tur, qui pugnantibus in curru vel navi praecipue corpora protegit, nomen ver- bale compositum de verbo c6zífo et Üxéo, praepositione graeca, quod est vreo- a6ri£w, id est pro altero cózíóce, id est scutum, oppono. 2. Unde competen- ter Leucaspis id est albi scuti, ut Virgilius in sexto Aeneidos Leucaspim et Lyciae ductorem classis Oronten. Mózíg autem, sive serpentem, sive scutum significet, acuto graece profertur accentu. Nominativus vero et accusativus et vocativus plurales omnium talium, in es desinentes vel in as, breviantur. Ut Lucanus in nono aspides in mediis sitiebant dipsades undis et Virgilius in Bucolicis ecloga VII ambo florentes aetatibus, Arcades ambo; item paulo post Arcades, invidia rumpantur ut ilia Codro 11. Item quod ait sanctus Hieronymus in prologo lesunave: ut pro Graecorum £fíez2oig quae et sumptu et labore maximo indigent, hic sensus est. ‘Ariodr graece, simplex dicitur latine. Unde componuntur nomina vel adverbia: derlodr rQurAoDr rérQezAODv cervrGmTAOUDv £éaxiodr £mTGTAOÜUw OxrczTA0Dr Évreeriodr ÖEZUTJOTV et haee omnia nomina sunt — adverbia vero ab his quibusque in og ut &rAog ÓurAog et cetera. '"Ef£czA6 ergo dicun- tur translationes sex e regione sibi collatae: Septuaginta interpretum, Aquilae, Symmachi, Theodotionis, Luciani, ea quae Vulgata editio dicitur. Haec igitur Sara Graecorum dicuntur, in quibus ostenditur ubi divinae scripturae secun- dum diversos editores consonent sive dissonent. hisperaspistis MN ergo PAL 2 quia Ptegit MN — 3 verbo om. P asprzo L aspyzo MN quae seqv. usque ad prius id est om. P yper MN graeca om. LÀ hyperasprzo L 4 aspido P obpono LM inde LA com- ponitur MNP 5 leucastis L leucaspes MN album scutum MN id est alb. sc. om. P Verg. Aen. 6, 334 6 leucaspun M leucaspin N leucaspis P licie MN 7 significat L 9 desinens LA ans L Lucan. 9, 334 10 dypsades MN 12 Vergil. ecl. VII 4 et 26 egloca L egloga MNP 15 sanctus om. MN 16 exaplis LP asperi spiritus vestigia in hoc capitulo nulla in MN quaeque L quia P labore om. À 17 aplün N 18 dipliin et cet. L aplim, diplin et similia P latine dicitur LA 19 omnia om. LAP 20 quoque post his add. P 21 LXX duorum LP) 22 Simachi MN Aoc et Theodotionis nomen transp. LP fere contra Hieronymum ; singulis translationum nominibus latini numeri (I—VI) superponuntur in L et (I—V) in À 23 dicuntur graecorum L 10 10 15 20 29 F. GUSTAFSSON 12. Item quod sequitur sub asteriscis et obelis. 46ryo graece stella dicitur, compositum ex « óregqruxo, id est privativo, et förucda, quod est stare; dicuntur autem dor£geg quod minime stent. ‘’AGregi6xog vero nomen est diminutivum, id est stellula, ut eig maudi6zog, id est puer puellus, zovoog zovoíózog, quod idem est. Quod signum poni solet, ubi quod defuerat additur, quo veluti stella lucescat. OBerog autem graece dicitur veru, sive quaevis columna lapidea sive lig- nea, à spatioso inchoans et desinens in acutum, super quam victorum tropaea consuevere suspendi. Hac nota superfluum quid fuisse notatur, quod confossum sit atque peremptum. His igitur duobus notis significantur quae in scripturis addita sunt sive dempta. 19. Item quod sequitur in Regum prologo: quod ex ipsa podosı pro- bari potest, hoc est. ‘bod£w vel video vel loquor dicitur; unde qoc6:g dici- tur, id est locutio vel stilus. Unde qo«órjo sive Podsrns, id est locutor. Hine componitur uereqoeórQo vel ueragoacrie, id est interpres, quod teutonice quoque dicitur antfriston. Hinc Theophrastus, qui divina loquitur, vel Euphra- stus, qui bene loquitur. | 14. Item quod sequitur: vel interpretem me aestimato, si gratus es, vel ragcpogôrir, si ingratus. lleoc, sicut praedixi, graeca praepo- sitio est in compositione diversa significans; sed in eo quod est zaoxpou6ris eum significat, qui minus bene transfert quod transferre proposuerat. 15. Item quod in Isaiae prologo legitur: ut per cola scribantur et commata, pariter intimetur scire cupienti. Acor graece, latine membrum, zouue vero caesura dicitur. Sed haec aliter in prosa, aliter in metro dicuntur. In prosa namque dicuntur singula membra sententiae, ut: beatus v. q. non a. i. cons. impiorum et in via p. non stetit et in c. p. non sed., donec ad ultimam sententiae sedem veniatur, quae graece dicitur xegtodog, id est circui- tus, scilicet sententiae clausula. 2. In metro vero singulae partes orationis astir LMN 2 asteritico AP exasterico L asteriscos MN (sic) istathe MN id est MN 4 pes pe- discos LMNP curos LAMNP 5 curiscos MNP curisces LA ubi id quod MN 6 velud M velut N 7 lapidea columna À vel lignea MN 8 quo MN 9 suspendi consueverunt ZAP nota notatur L 10 ergo P autem MN scripturis divinis LP sanctis A 12 ipsa quoque Hieronymus phrasi MNP 13 phrao video P doc£oe suadeo vel loquor ni fallor; post podors ducitur fortasse 14 sive stilus L phraster MN phrasin autem LAP 15 id est om. P qui P ut L (vel qui?) 16 antifriston MN ant- phristen LP antiphristen A Thephrastes... Euphrastes MN 18 ut interprete me aestimator signatus es vel paraphrastes sic Hieron. verba P adfert 19 si ingratus om. LA(P) pará MN dixi MN — 20 in eo qui P 21 transferat ZAP viv recte quam P proposuit ZA (proposuerit?) 22 esaie L ysaie MN 23 dicitur membrum 4 25 Psalmi (I 1) verba sic P: Qui non abiit in consilio impiorum et in via peccatorum non stetit et caetera, L autem initio sic ut qui n. 27 peryodos MN DD o2 Moysi Expositio possunt cola diei, sive cum versus constat ex diversis speciebus metrorum, ut apud Horatium primus versus constans ex heroica tetrapodia et tribus trochaeis, secundus ex trimetro iambico, ut Solvitur acris hiems grata vice veris et favoni trahuntque siccas machinae carinas. 5 Quae oda dieitur óízcA2og, id est bimembris; quae vero tantum ex una constat specie, woroózcoog nuncupatur. Hinc apud eundem uoróxoAZot Ó(z020t rQíxcAot dicuntur, etc. 3. Kouuere vero sive rouai, quod est caesurae, sunt in metro quattuor. Et prima quidem eum post duos emensos pedes syllaba de dictione remanserit, 10 ut arma virumque cano; secunda cum post tres, ut arma virumque cano Troiae; tertia vero cum in medio versu reperitur trochaeus, non quod in eo trochaeus locari soleat, sed quia una syllaba sublata de dactylo trochaeus re- maneat, ut Italiam fato profugus. Quarta vero fovzoAu) rou dicitur, id est pastoralis caesura, quando quartus pes dactylus partem terminat orationis, 15 ut est nos patriam fugimus; tu, Tityre, lentus in umbra. 4. In prosa vero dicuntur commata, quando non explicatione sententiae, sed recreatione spiritus vox parumper subsistit, ut sustinetis enim si quis devorat, si quis accipit usque dum dicit si quis in faciem vos caedit. 20 5. Koöuue vero vel row sensu quidem sunt eadem, sed voce differunt, velut ex diversis verbis derivata significantibus eadem. Nam »xósrer sive teurer caedere significat. Sic igitur ista duo sonant idem, ut apud nos divido et separo. 16. Item quod ante leremiam dicitur: cui hic prologus scribitur, vel cui dedicatur. 4£y&r graece dicere dicitur, compositum vero cum 700, graeca D Su 3 secundum ex in metro P 4 versus Horatii (carm. I 4, 1) transp. LMNP, sed in M ante solvitur est ü; in versibus vitia exorta sunt in LAMN ex ictus et quantitatis signis, quorum vestigia sunt in M, ut siccans... gratam (vicem) etiam, praeterea quoque et favonii habent MN favonii L 6 dicolis MN constant LA4 7 monoculis M monoculi N post monoculi dicoli tricoli MN monocoli etc. L 9 thome L tome quae est caesurae MN 10 post quidem ex dittographia quae est caesura sunt in metro quarta et primo inculcat P emenses M sillaba MN 11 ut arma — post tres om. L 12 tertia cum ZAP 13 sed quod Z dactilo MN ‘14 fato om. LAP vero om. A bucolicae caesura LAP 17 in Vergilii versu (ecl. I, 4) hos MN titire MN 18 provisa MN quae MN 19 Corinth. II 11, 20 ubi si quis vos in servitutem redigit, si quis devorat sunt 21 tome MNL thome Z 22 posterius eadem om. P copteun N coeptun M copte P 23 tegmein L significant L ergo L id est Z om. 4 24 sive separo LAP 25 vel unde dicatur LAMNP sed P om. vel 26 cui L. Traubeo debeo logein... prologin MN legen... pro- legin P 10 = un 20 25 24 F. GusrAFssoN praepositione, z9oA£yew, quod est praedicere. De quo 2o0yog trahitur, id est sermo vel ratio sive computatio cuiusque rei. Unde graece dicitur 26yog z9o- qogrxóg, qui per oris prolationem fit; sive &rdiederog, id est qui fit ir diudéoe id est in dispositione mentis, quam proprie rationem vocamus. 2. Differt autem prologus et epilogus. Nam prologus est quod praemitti- tur, quod nostri bene praefationem vel praedictionem dicere solent, in quo breviter dicenda notantur; epilogus vero, in quo diffuse praedicta breviter me- morantur, quale est Deuteronomium Moysi, commemoratio brevis scilicet eorum quae late sparsimque tradita fuerant. 17. Item quod in prologo Ezechielis dicitur: peyoiotéogo. Dayeir graece comedere dicitur, 20:00osir vero maledicere. Hinc est quod in evangelio dici- tur: maledixerunt ergo ei, graece i2o:0095ócr. DayoAoidogog ergo dicitur comedens maledictionem sive detractionem, id est qui maledictione vel detractione pascitur ae delectatur, sicut ceteri corporalibus cibis. 2. Quod autem ibidem exponitur eomedens senecias, de cuius proprietate linguae descendat nescio. Nee etiam in libro quovis, nec in loquela qualibet legisse vel audisse me me- mini aliquando vel quibus in usu fuerit, nisi forte senecias increpationes senum velimus intelligere. Senes enim et iracundiores sunt et maledictionibus uti so- lent frequentius. 1S. Quodque dicitur in prologo Danielis: æegwomyÿr, hoc est. Korro graecum verbum est, id est caedo; zeoí vero praepositio est significans cir- cum vel con vel inter. Diciturque zeoexózro, hine zeguxomw, id est concisio vel ineisio inter sententiam et sententiam, ut singulae regeomai singula sint capitula. 19. Deinde crypta quod sequitur, hoc est: xovazro vel xovpo abscon- dere dicitur graece, inde zovzror id est absconditum, et zovsr), id est abscon- dita camerataque domus sub terra. praedicare Z 2 graece om. MN fort. recte perforicos MN 3 endiathethos MN quod fit ZAMN ut id est delere malis 4 quae proprie MN quem nos proprie LA fuitne ita et rationalem? — 6 consueverunt A sueverunt LP 7 vero om. L 8 est om. A scilicet om. P 10 dicitur Ez. ZA phagoliodori N phago- lodori M phagolidori P phagin MN phagen P 11 loidorem M loidori P est om. L quia P 12 graece dicitur ZAP eloidorisan LMNP Phogoloidorus MNP 13 seu ZA 14 corporalibas om. MN 15 ex- ponitur om. MN Hieronymus manducantes habet senetias LAP senecias etiam Amiatinus codex pro sannas 16 nec et M etiam nec ZA etiam non P me ante legisse ZAP quandoque memini ZAP 17 se- num om. MN 19 frequenter P 20 Quod MN dicit Li 21 id est caedo om. LAMN fort. recte est om. LÀ circum vel om. LiP 22 dicitur L periconto P id est connectio inter P 23 pericope LMNP 25 eryptam Hieronymus cripta et item cetera MN crypto LA; (pro xpvBo) crivo LA trivo MN 26 graece dieitur L id est prius om. LA 27 domus dicitur MN Moysi Expositio 25 20. Quod vero sequitur etymologias, hoc est. "Ervuor graece dicitur paenultima syllaba scripta per P bifureum. Est ergo ërvuor verum, A07og vero, sicut dietum est, sermo dicitur. Hinc £rvuo2oyog veriloquus, unde érvgo2oyíe dicitur veriloquium, cum quid sit exprimitur per propriam interpretationem, ut quod dicit Horatius optat ephippia bos. Si nescis quid ephippia sonet, etymologia quaesita scies statim. "Ezí graeca praepositio est, irrog vero per aspirationem et per duo x dieitur equus. Abiecto ergo ı de fine ré praepositionis iunctoque remanente z cum aspiratione sequentis dietionis, id est ir, fit &yiamıov, quasi &rı ixmuov, id est sella quae &mi ixxor, id est super equum, imponitur. Quod ergo dicitur ephippia, id est sella. 2. Dicitur etiam per o et ı éroiuog, id est paratus vel praesto, de graeco verbo quod est érouuc£o, id est paro. Unde quod nos dicimus: paratus sum et non s. turb., graece dicitur irowdcodnv zei ovx éragcydmr. Et quod nos dicimus: paratum cor meum, Deus, graece dicitur &roiun 7 zegdie gov, o deog. Hoc est igitur inter éruuor et £roiuor. 21. Item quod sequitur oyirog zei zoivog. Graece oyivog dicitur arbor quam nos latine dicimus lentiseum. Quae multis quidem nascitur in locis, sed in sola Chio gummi candidum fundere dicitur, quod Graeci ucortiynv dicunt, Hebraei vero chion, unde et ipsa insula nomen accepit. Iloivog graece dicitur arbor quam nos ilicem vocamus. Et in altera translatione pro sub schino et prino sub lentisco et ilice dicitur. 29. Item quod sequitur ó:6zoq690g. Ai6zog graece omnis rotunditas dieitur, quam nos solemus orbem vocare, qualia sunt missoria vel epularia vel paterae vel calicum coopercula. Unde graeci dı6zororygıor calicem simul cum cooperculo dieunt. £go vero latinum simul et graecum verbum est. Unde ethimolgias et item cet. MN ethimon vero dic. L 2 Y om. M vero sicut dictum est om. MN vix recte 3 est om. L vere dicitur pro unde LAP 4 LN om. dicitur, quod. post veriloq. ponit À 5 Horatius epist. I 14,43 6 statim nosces LAP epy L 7 et duo pp Z 8 ide deZ 9 (sella quae) ephippon Z epihippion MN ephippion P 10 ponitur Z (ephippia) id om. MN 11 Dieitur om. P o etoimos (om. v ét) L 12 etoimazo M ethoimazo N etoimao P. Psalm. 118, 60; 13 quae sunt post graece dicitur om. MN usque ad iroiun. etoimasthein kai kataracthe P etoimasthein ke uketaractein Z 14 post Deus repetitur paratum cor meum in L. Psalm. 111, 7; etoimun M ethimon N etoimi (Z)P car diamu etheos MN mii L zopdla udtov in Script Sacr. est. Totum cap. 21 om. P 16 Hieronymus: ano rov oylvov oyiocı etc. schoinos keprinos LAMN (sed schomos LN); post scoinos M scomos N(L) 17 qui- dem om. L 18 masticen MN 19 vero graece dicitur quem ZA (sed quam À) 20 Et om. M sub- scoino M subscomo N 22 discophorum Hieronymus 23 latine post dicitur add. LMN sunt om. P 24 pátere M opercula MN unde usque ad dicunt om. P discopoterion om. A cum cooperculo simul Z 25 nominant LA simulque ZAP est verbum N 15 180) © 26 F. GUSTAFSSON componitur d162090005, sicut qo6qo0gog et £oe6qo090s, id est lucifer et aurorifer; du6x0p090ç igitur graece proprie orbifer dicitur. 23. Item apocryphas. 470 graeca praepositio vel ab vel de signifi- cat; zovzro vel zovpo abscondo. Inde apocryphus, id est absconditus, liber 5 dicitur, cuius videlicet auctor ignoratur. 24. Item quod in Osee prologo commaticus dicitur. Koaro, sicut praedixi, graece dicitur caedere. Hine xo77, id est caesura, quod et zouuc dicitur. Inde commaticus liber, qui non continuo gressu procedit, sed per cae- suras atque digressus, sicut in epitaphio suo loquens Lucanus inducitur 10 continuo numquam direxi carmina ductu, quae carptim serpant; plus mihi comma placet. 25. Quod in eodem cwyyooror sequitur, hoc est. Zr» graeca praepositio est, id est con; yoovog vero tempus vel mora. Unde yoorızei dicuntur passiones diutinae quae non cito curantur. Est ergo Gvyygorog compositum nomen pro- 15 prieque contemporaneus dicitur. Quod ergo nos annalia chronica solemus dicere, non proprie dicitur. Nam, sicut dixi, yoovog proprie tempus; annus vero dici- tur érog vel iémevrog. Et dicitur évcæwrog eo quod in se ipsum revolvitur. 26. In prologo Naum éreyoyr. "Ayo graecum verbum et latinum pari- ter est. Ex quo, sicut ex nostro actio vel actus, vel cyoy» vel @&ıg derivatur. 20 Quod compositum cum ovv fit Gvrañsg, cum éré vero praepositione vel äro adverbio locali fit ereyoyy. Sed quando componitur cum «ra significat reduc- tionem, quando vero cum dro significat elationem. — Quod in scripturis adeo frequens est, ut roozoAoyíc dicatur et creyoy», id est moralis locutio et sensus ad superiora ducens per sublimium rerum contemplationem. eoforos AM coforos ZN euforos P auctorifer L aurifer ex cod. P adfert, aurora scribit 2 graece om. LA qui pro igitur graece P 3 Quod idem Z Quod item AP apocrifas MN apocrufos P est add. P ante vel prius; significans MN 4 cripto MNP cribo P eryno M criuo LAN Unde MN apocrifus LMNP 5 conditor LAP 6 quod... prologo... dicitur om. MN commaticos P commaticus MN et sic Hiero- nymus — 7 dixi MN Inde MN Hine cope, caesura, dicitur vel comma P item (sed dicitur caesura) L item (sed comma dicitur) A et ante xouu« om. N 8 liber dicitur A non om. N sed om. L 10 namq; L Poet. lat. min. ed. Baehrens V 386, is scribit derexi... tractim serpat, varia lectio serpant; serptant P scribendum videtur quae tractim serpant neque id ad comma referri posse nisi carptim serpat scrip- seris 12 sinchronon MNP sineronon L sin MNP 13 chronice MNP 14 sinchronos MN 15 Quod ergo — dicitar om. L nos om. N 17 ethos Z étos M eos N emauthos utrobique LM emautos N 18 pa- riter et latinum ZAP 19 vel actus vel actum agoge ZAP 20 cum prius om. P sin... sinaxis MNP 21 redactionem ZAMN 22 Scriptura P ádeo M 23 mora vel sic Pl. litt. compend. non intell. Moysi Expositio 2 24. ltem in Abdiae prologo mausoleo Eliae. Mausolus rex Cariae regionis fuit — unde ficus passae caricae dicuntur —. Huic defuncto glorio- sissimum construxere sepulchrum, ex quo quasi per excellentiam quaeque nobi- lium sepulchra mausolea meruere vocari. Inde Lucanus in libro nono Pyramides claudant indignaque mausolea. 28. Quod in prologo Abacuc zoAırsi« scribitur, hoc est. Il[oAsiv graece versari dicitur. Inde zoAirevew, id est conversari, zoAwrtíce conversatio. Inde T0Atg, quod est civitas, quae communis est conversatio hominum; inde oAirng et Gvurolirms, id est civis et concivis. Hinc et poli duo dieuntur caeli ver- siones, id est arcticus et antarcticus. De hoc verbo dicitur latine compositum interpolare, sicut sanctus Ambrosius in totius adventus hymno quod nulla nox interpolet id est interveniat. 29. Item tropaeum. Toéxew graece vertere dicitur, room» vero versio. Unde quae solstitia dicimus latine, graeci roor«s appellant, yerucownv zei ®e- ouv, id est hibernam et aestivam. Tropaeum vero proprie dicitur suspensio hostilium exuviarum de versis hostibus, non captis vel omnino superatis; trium- phus autem de victis et captis dicitur, cum per publicum deducuntur. Quod per Aemilium Paulum de Perseo Macedoniae rege cum uxore simul et filiis et pluribus aliis factum scribitur. 30. In prologo Sophoniae vellicans sycomoros sive sycamina. Xvzij graece dicitur arbor ficus, fructus vero 6bzov genere neutro; uooóg vero fa- tuus. Zvzouooos ergo ficus fatua dicitur. Xwzcuiwor vero communiter vocant arborem morum sanguinei suci. 91. Quod item quadriga vel biga dicitur, quadriga dicitur quae a quat- D , o tuor agitur, graece dicta rédourrog, quasi dicatur quadriequa. Biga vero quae Item Abdiae À Helye ZMN helisei A Elisaei prophetae Hieronymus Mausoleus ZAMNP 3 quoque P 4 Unde LP Lucan. VIII (non IX) 697 5 piramides MN indigna A 6 haec P polein MN pole P 7 po- litia MNP 8 polis quae P politis LMNP 9 et sinpolitis LMN, om. P versiales P 10 antracticus L 11 Ambros. hymn. VIII 8, 3 Dreves Aurel. Ambr. 1893 14 tropeum LP tropein LP conversio N 15 Inde Z latine dicimus L chymerinen L chimeinen M ketherinen LMN kai aitherinen P 16 hyber- nam N 17 exuviorum LA captivis P 18 educuntur L 19 similiter MNP 21 sicomoros MN sic- camina MN sice MNP 23 sicomos ergo MN vero Graeci ANP Graeci vero M 25 quadrigam Hiero- nymus, vel biga non habet; vel biga — quadriga om. L non sine causa; quadriga dicitur (posterius) om. P a om. P et a L 26 equis post quattuor add. P tethrippos L thetrippos MN quia pro quae a P 20 25 Qt 10 20 ND ot 28 F. GUSTAFSSON a duobus agitur, graece dicta ovroois. Utrumque vero graece et &ouc« dicun- tur neutri generis, et genitivus &ouarog. 32. Quod in prologo Iob dicitur écymuariGuérvog, £yo sive 640 graece dieitur habeo; de quo 67£6:g sive 6yjua trahitur, id est habitudo vel habitus seu figura. Ubicumque enim nos in orationis partibus dicimus figuras simplices vel compositas, Graeci 6ynuere dicunt &zA4& sive Gvrdera; decomposita vero T00covrdera, ld est quae z«g& 6vrücror,id est ex compositis derivantur. Syl- logismorum quoque figurae diversae 6yn«ere appellantur. 99. Quod in David saepius psalmus vel psalterium vel subpsalma vel diapsalma dicitur, non est dignum latere lectorem. —*PéAAav graece sive ädew cantare dicitur, sed wéiiær est minute distincteque cantare. Unde w«1- Tys cantor dicitur, non psalmistes sive psalmista, quod latine male dicitur. Nam si aaut£o graece diceretur, sicut zıudeoifo, recte quoque adberuorng dice- retur, sicut xYagu6ryÿe dicitur. Ex hoc subpsalma, id est succentus, et diapsalma, id est in eodem psalmo distinctio inter res sive personas, sicut beatus Hierony- mus in eodem libro per multa loca distinxit. 34. Item in Ecclesiastae prologo quod dicit æaréoerog, compositum no- men est, ex eo quod est z&r, id est omne, et coser, id est virtus. Quod enim latine virtutem dicimus indiscrete animi vel corporis, graece cor» dicitur tan- tum animi sive opportunitatis cuiusque loci. Avvaws vero et in animo et in corpore dicitur, ut caelestes virtutes, quas ovocriug Övrdusıg Graeci dicunt. Et David: Kvowe, ir 77 Ovréue 60V evpoardy6ere 0 Peörkevg, id est: Do- mine, in virtute t. laet. rex. Est ergo æardoerog omnis de virtute. 35. Quod sequitur pseudographus. Pevdeodu dicitur graece mentiri, yocqew vero scribere. Unde yoapedg zei Guyyoaægers scriptor dicitur et con- scriptor; yoeqo» vero scriptura, óUyyoeuuce vel Gvyyoapy conscriptio, £r(ygequue sinoris MNP et...(2)et om. P armentos 4 3 eschimatismenos LAMNP escho sive scho (2) MN 5 sive figura L figuras om. P 6 aplia P sintheta MNP de compositis P 74 pro id est post. MN id est om. P ex om. LAMN sillo . ismorum L $8 diversae figurae M diversa P 11 sed et psallen P — 13 in pro si P cutharize P alterum diceretur om. P 14 succentus dicitur L 15 id est post diaps. om. P beatus om. P 17 panarathos L paranetos M 18 Quod enim wsque ad corporis hoc loco om. P, post loci ponit et ante dicimus addit nos; 19 ante latine add. nos in L graece animi tantum dicitur «gern sive oportunitates cuiusque loci L 20 oportunitates MN dinamis MN 21 uranie dynames P 22 Psalmi (20, 2) verba graeca sic MN (et fere A) KeNzH (superscr. in' M kyrie ente) dynamisu euphran- tisere uasilepus, magis corruptum adfert P basilopus; dinamisu et eufrantisete basileus L 23 Est om. M paranetos MN panarethos L 24 pseudepigraphus P ex wsvószíyoeqog Hieronymi; pseudesthe MNP 25 kesingrapheus LAMN dicitur om. P 26 singramma... singrapha MN epigraphe P [NG] Moysi Expositio 9 superscriptio, Godoygagia scribendi peritia. Hine componitur nomen wv0o;9c- gog, id est falsi scriptor. 36. Item in Tobiae prologo quod catalogus dicitur. Ker graeca prae- D D D positio est, 2éyo vero dico. Inde zaraléyew in ordine disponere vel numerare dicitur; inde catalogus, id est ordo vel dinumeratio. 37. ltem in Esther in archivis. oy» graece dicitur initium vel prin- cipium; inde est ir coy étoiy6er 6 @edg, id est in principio vel initio fecit Deus. Hine doyeiog antiquus dicitur, &gyeıorng antiquitas. Hine coysior, id est armarium in quo res antiquae servantur. 38. Item quod ait sumpto themate, 0£6:g vel Heu graece dicitur po- sitio cuiusque rei. In libris vero divinis sive paganis themata vocantur singu- lae rerum stationes, ubi diversae personae loquuntur vel diversae res explican- tur, sicut apud Terentium per diversas scaenas saepe notatur. 39. Item quod in prologo super Matthaeum dicitur oır«ozie. Zitog graece triticum dicitur, quod nos, genus coartantes in speciem, frumentum dicere con- suevimus. Zirov vero (zei zoróv) neutro genere cibus dicitur, unde crever alere vel nutrire dicitur. Hinc et £o« Grevré graece dicuntur, id est altilia; Gir«Qzic cibi seu victus sufficientia. Quod autem G«reozíe victus viaticus dici- tur, multis Scripturarum locis ostenditur, ut in Samuele: panis defecit in sitarchiis nostris. Haec sunt verba quae in prologis sancti Hieronymi reperiuntur, de quibus [o] ? plurimi solent dubitare lectores; de quibus, prout potui, sufficienter respondisse me arbitror. pseugraphus MN pseudepigrafos P 2 falsus conscriptor P 3 catalogo Hieronymus graece MN 4 est om. P vero om. P Unde P catale im fine versus M vel om. L; post numerare in P cata legens re 5 ordo vel om. P 6 Hester MNP prologo add. 2 de archivis Hieronymus archi LMN graece om. P 7 enarchi epiisen... eriisen otheos MN sed om..ı. in N enarchi epiisen oteos Z id est om. P 8 archeos ... archeotis LMNP iniquitas MN archeon MN 11 loci MN (pro rei) 13 per om. N saepe om. P 14 Matheum MN sitarciam Hieronymus sitarkia AMN sitarchia LP 15 frumenti P 16 ke ZAMN et P cibus neutro genere L siteum LAMNP (ante scripseram oırew) 17 zoa siteuta Z verum antea vidit L. Traube zoacitenta 4 oasiteuta N aositeuta M oasintanxta P 18 sitarchia MNP post sitarkia MN sitarchia L victus bis MN 18 viaticos P 19 Sam. I 9,7 20 sitarkiis N cistar- cis L 21 sunt om. MN 22 me respondisse P Explicit commentulum magistri Moysi de Graecia L Explicit opusculum Magistri Moysis de Graecia P. 10 30 F. GUSTAFSSON Addenda. Pag. 8 lin. 5 corr. cyw; adnotandum est de oy&w (vir de ioyw) posse cogitari. De 6y6 praesentis indicativi, ut videtur, forma cfr inter alia Schol. Dindorf. Odyss. & 118 et codices Etymol. Magni et Gudiani plurimis locis. — Pag. 9, admot. Primam Krumbacheri editionem historiae byzantin. litter. commemoravi; altera non divulgata erat. — Pag. 12. P littera saepius ipsum etiam Pitram significavi, eius tamen cum codice con- fusionem evitans. Praeterea nonnulla codicum in graecis litteris vitia, vulgaria et alia in orthographia peccata omisi. rs < Of EI ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICA. TOM. XXII. X 4. LORD BYRONS WELTANSCHAUUNG VON Dr OL. IF DONNER »Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu Dir.‘ Der 42. Psalm. » 28 = Abnug 634 NR b d... T , JACO en " h u$ E + jl ü "E 5 | i x "T. HO EIE =. À Us den Plan zu vorliegender Untersuchung, sowie über die Gesichts- punkte, die mir bei der Ausarbeitung derselben bestimmend waren, in der Form eines Vorwortes Rechenschaft abzulegen, dürfte um so unnóthiger er- scheinen, als dies alles an den betreffenden Stellen zur Sprache kommt. Nur sei es mir gestattet, hier einem Einwande zu begegnen, der sich man- chem auf den ersten Blick vielleicht aufdrängen wird. Man wird vielleicht meinen, dass der Abschnitt über den Weltschmerz hätte kürzer ausfallen sollen. Indessen konnte ich mich nicht dazu entschliessen nur zu sagen, was der Welt- schmerz Lord Byrons an sich sei; es musste gezeigt werden, wie und in wel- chen Formen er entstanden, und inwiefern er durch andere Anschauungen auf- gehoben worden. Also — auch hier musste der Gesichtspunkt der Entwicke- lung beibehalten werden, was nicht ohne eine der Reihe nach vorsichgehende Betrachtung der einzelnen Werke geschehen konnte. Erst durch eine solche einigermassen ausführliche Erörterung — ich habe sie dennoch möglichst kurz gemacht — konnte die Anschauung gewonnen werden, dass alle Ansichten des Dichters in seiner reifen Periode aus dem Weltschmerz, diesem Grundgefühl seines Schaffens, hervorgegangen, und dass seine Weltanschauung sich demnach in ihren verschiedenen Momenten mit dem Weltschmerz zur Einheit zusammen- schliesst. — Die Vorarbeiten zu meiner Abhandlung wurden im Britischen Museum gemacht; ich fühle mich daher besonders Herrn Dr. Richard Garnett zu Dank verpflichtet, der meine Aufgabe durch manchen Litteraturnachweis erleichtert hat. Auch allen Anderen, die mir dabei in irgend welcher Weise unterstützt haben, soll hier mein bester Dank ausgesprochen werden. IL. INHALTSANGABE. Die bisherige Kritik. Byrons Verhältniss zur Religion nach den Urtheilen der Zeitgenossen, der bisherigen Kritik und nach seinen eigenen brieflichen Äusse- rungen. Sein Standpunkt der natürlichen Religion . . . . . . . . . . .S. 7-30. Byrons Dichtung als Quelle der Erkenntniss seiner Weltanschauung. Seine Motive zum Dichten. Byron als Denker in den Urtheilen der Zeitgenossen und denabisherigeneKriülsp* RAM C LAT PER. Sa „ 291—496. Erstes Schwanken des Dichtergemüths (Unentwickelter Skeptieismus) . . . . „ 47-54 WOltSChMEr PE SE Ce ii CT a io CRE ER 99903 Unsterplichkeltsder 508103 OT 10: Pa2ntheiSmuSs We 95 8. 00-0: I es LE le MN ll 126 Später Skepticismus (Don Juan). . . . . . . . . . . . D CR a 2i 132: ADS CH USB ME METRE PR RE SE OR a lo HN av I i m FILUM sönd D MG T ELI 2.20 en TA (LA el ILIUM DUO Ju vöndaetytt & wn IP MN ob arr ORALE ALT LE I LER wre I. Die bisherige Kritik. Byrons Verhältniss zur Religion nach den Urtheilen der Zeitgenossen, der bisherigen Kritik und nach seinen eigenen brieflichen Ausserungen. Sein Standpunkt der natürlichen Religion. Während wir über Lord Byrons Leben genug aufgeklärt sind, um uns eine Vorstellung von seinem Charakter bilden zu dürfen, entbehren wir ei- ner wissenschaftlichen Darstellung seiner Weltanschauung, welche sich noch immer in einem geheimnissvollen Dunkel einhüllt. Zwischen seinem Leben und seiner Weltanschauung findet indessen ein inniger Zusammenhang statt: jede Handlung seines Lebens, jeder Zug seines Charakters hat an dem Gedanken- bau mitgearbeitet, der nur ein Produkt des reichsten Getühls- und Gedankenle- bens sein kann. In einer schottischen calvinistischen Schule erzogen, wurde Byron mit fleissigem Kirchenbesuch dermassen gequält, dass er sich früh dem religiösen Leben entfremdete; er begann sich zu fragen, ob die christliche Re- ligion mit den Gründen der Vernünft zusammen bestehen könnte, und er fand, dass sie sich für immer entzweit hätten. Von grenzenloser Leidenschaftlich- keit und Energie beseelt, warf er sich sein ganzes Leben hindurch auf das- selbe Thema um es durch Aufbieten seiner ganzen Denkkraft zu bewältigen — von der unentwickelten Skepsis der Hours of Idleness bis zum spinozistischen Pantheismus des Childe Harold und Don Juan. Durch mehrere zusammen- wirkende Ursachen gewann er Abscheu und Ekel an der menschlichen Gesell- schaft, er floh vor sich selbst zur Betrachtung der alleinigen Natur und in dieser Betrachtung fand er sich selbst wieder. Das Naturgefühl liegt seiner Weltanschauung zu Grunde. Am glücklichsten fühlt sich Byron bei dem Ge- danken in der alleinigen Natur aufgehen zu dürfen um eins mit ihr zu sein. Dann streift er seinen Weltschmerz ab und bricht in jauchzende Töne aus. Dann ist er seiner und der Welt gewiss wie nie, und man wünscht, er möge D J. O. E. Donner. stets in dieser Stimmung verblieben sein. Aber immer und wieder kehrt er zum Zweifel zurück, zum Zweifel, der in Don Juan alle andere Ansichten zu verschlingen droht. Dieser Skepticismus einerseits und die mannigfach abweichenden Ausserun- cen in Bezug auf die Religion andererseits, die Byron verschiedenen Personen gegenüber gethan haben soll und grósstentheils wohl auch wirklich gethan hat, sind die Gründe, weshalb die bisherige Kritik sich der entschiedenen Meinung zugeneigt hat, Byron habe selbst nicht gewusst, was er geglaubt hat, noch weniger seien seine Ansichten zu einem festen unerschütterlichen Gedankenbau gediehen. Die bisherige Kritik! Wenn man auch nur von einer solchen in Bezug auf die Weltanschauung des grossen Dichters reden könnte! Unendlich viel ist über diesen Gegenstand geschrieben worden, aber wenig oder nichts, was über die ersten Anläufe hinausgeht. Während man keineswegs versäumt hat die oft widersprechenden Äusserungen des Dichters in den Ueberlieferun- sen seiner Zeitgenossen einander gegenüberzustellen, hat man die nächste und sicherste Quelle seiner Ansichten, seine Werke, fast ganz unbenutzt gelassen. Ein einziger unter den englischen Kritikern hat die Aufmerksamkeit auf diese Quelle gerichtet, verwendet sie aber nur im geringen Massstabe, und das Ergebniss seiner Untersuchung ist daher ein ganz falsches. Einige Literar- historiker haben wohl die Weltanschauung Byrons als Pantheismus charakteri- siert, aber ohne nähere Begründung. Der einzige Trrırschke erkennt seinem Denken eine tiefere Bedeutung zu; auch er ist aber der Ansicht, „dass des Dichters Freigeisterei nicht die reife Frucht stätigen Denkens, sondern sehr unfertig war und vermischt mit dem geheimen Schauder über ihre eigene Sünd- haftigkeit.^") Erze sagt geradezu, dass Byron sich nie zum reinen Deismus entschliessen konnte. ”) Schon zur Zeit seines Lebens wurde über Byrons religióse Ansichten viel gestritten. Und dann zwar aus Anlass seiner Schriften. Besonders rief Cain eine wahre Sündfluth von Entgegnungen hervor, unter welchen die Schrift von Oxoxiexsis die am meisten bekannte sein dürfte. Aber auch an Vertheidigung fehlte es nieht. Sowohl die Angreifer wie die Vertheidiger betrachteten indes- sen die Frage von einem so kleinlichen und engherzigen Gesichtspunkte, dass ihre Ergebnisse für eine spütere Forschung ziemlich werthlos sind. Die Irre- 1) H. von TREITSCHKE, Historische und politische Aufsätze. Dritte Aufl. 1867. Lord Byron und der Radicalismus S. 344. Vel. S. 345: „Und — seltsam es zu sagen — dieser kecke Spötter ist doch in die grossen Weltmysterien tiefer eingedrungen als irgend ein englischer Dichter seit Milton.” 2) ELzE, Lord Byron. Dritte Aufl. 1886. S. 372. Lord Byrons Weltanschauung. 9 ligiosität Byrons wurde von Harrovrexsis ebenso frank verneint, wie sie von Oxoniensis behauptet wurde. In dieser geschmacklosen Weise schliesst jener seine Gegenschrift ab: Let, then, his writings speak for him; — let the sceptic learn from them, that he has no support in his infidelity from the author of Cain: let the wavering and the ignorant receive this comfortable assurance of the truth of our religion, that amidst all the splendour of imagination, with which the intellectual are gifted, they have solidity of mind to see, and know, and believe the evidences of its Divine Revelation.) Und in einer erst nach Byrons Tode veröffentlichten Predigt spricht Srvzes ganz verkehrt von that total alienation from the spirit and influence of all religion both natural and revealed which pervades his various productions, während er kaum glücklicher (in Bezug auf den ersten Satz) im folgenden Geständniss ist: That Lon» By- RON has not in so many words disavowed his belief of the christian revelation ; that he does not execrate the person and character of Jesus Christ, either in the spirit or style, of his bosom associate and friend, the blasphemous author of a tract to prove the "Necessity of atheism I readily admit; — — —) Eine ganz neue Gestaltung nahm die Streitfrage an nach Byrons Tod. Mehrere Personen, welche in engen Beziehungen zu ihm gestanden hatten, ha- ben Erinnerungen aus seinem Leben veröffentlicht und dabei auch ihre Ansich- ten über sein Verhältniss zur Religion ausgesprochen, theilweise unter Angabe seiner eigenen Ausserungen. Trotzdem entbehren diese Darstellungen sämmt- lich der genügenden Begründung. Zuerst erschien das bekannte Buch von Mebwix und noch in demselben Jahre, 1824, Darras Recollections, welche der todtkranke Autor nicht selbst zu vollenden vermochte, sondern die schliess- liche Fassung seinem Sohne, A. R. C. Darras, überlassen musste. Die im folgenden Jahre von dem letzteren gleichfalls herausgegebene Korrespondenz bringt áusserst wenig für die Entscheidung der religiósen Frage. In schneller Folge erschienen die Werke von Leisn Hunt, Garr, KENNEDY, Moore und die Gespräche der Gräfin von BLESSINGTON, während der lange allein Ueberlebende des Byronschen Kreises, '"lRELAwNv, mit seiner Zugabe bis zum Jahre 1858 zauderte (Unter neuem Titel und stark vermehrt erschien sein Buch wieder 1878). !) HARROVIENSIS, Letter in answer to the remonstrance of Oxoniensis on the publication of Cain. 1822. S. 85. 2) J. STYLES, Lord Byrons Works viewed in connexion with christianity. 1824. 5. 5 f. Vgl. The Life, Writings, Opinions and Times of Lorp BYRON by an English Gentleman in the Greek military service. 1825. II 71 ff. 10 J. O. E. DONNER. Wenn wir diese Erscheinungen zunächst im Ganzen betrachten, so wer- den wir finden, dass die meisten schon bei den Zeitgenossen grossen Wider- spruch hervorriefen; wenn wir sie im Einzelnen prüfen, wird sich ergeben, dass keine mit dem Gegenstande ins Reine kommt. Was Medwin betrifft, so kann man wohl sagen, Byron selbst habe ihn für unbefugt erklärt seine Ansichten wiederzugeben.. Bei Trelawny sagt Byron: So many lies are told about me that Medwin won't be believed, wozu Trelawny entgegnete: MEDpwin has no de- sign to lie about you; he is credulous and will note your dle words.') Das ist eben das, worum es sich handelt. Der Dichter hat seinen Aushorcher zum besten gehabt und nur hier und da einige Kórnchen seiner wahren Gesinnung, welehe auch sehr leicht zusammenzulesen sind, eingestreut. In seinen Briefen an Mrs. Leigh giebt Hobhouse mehrmals seine Absicht kund das Buch von Medwin zu widerlegen. Er zweifelt indessen, ob er diese Absicht verfolgen soll, denn Medwin 2s really not a fit antagonist for any man of honor. In einem Briefe vom 4. November 1824 spricht Hobhouse von the infamous impostor Mxpwis. Auch gegen Darras entflammte sein Zorn, und im December schreibt er an Mis. Leigh: Send me a list of Darrass lies I pray — and put the truth opposite — I am going to review the scoundrel parson and his thankless father. In demselben Briefe versichert er, dass seine Besprechung von Medwins Conversations erscheinen wird.) Zugleich eine Besprechung von Dallas’ Recol- lections, ist sie im Westminster Review. Januar 1825, gedruckt. Wie zu er- warten, ist der Ton gegen Dallas sehr gehässig. Bei Medwin werden zahl- reiche Unrichtigkeiten aufgezählt. Certain, however, it is, sagt Hobhouse, that the Conversations, such as they now appear, never could have been uttered by his lordship; who, amongst his other noble qualities, was distinguished for a scrupulous regard, even in trifles, to truth) Byrons Wahrheitsliebe ist freilich bekannt und verbürgt, sie bezog sich indessen vielmehr auf die Verhältnisse Anderer als auf seine eigenen. Nicht als ob Byron seine Lebensverhältnisse absichtlich falsch dargestellt hätte — Niemand ist in dieser Hinsicht aufrichti- ger gewesen —, aber eben in Bezug auf seine Ansichten machte sich öfters sein Hang zum Mystificieren geltend. Es ist daher, was seine Gesprüche be- trifft, vollkommen zutreffend, wenn ein Verfasser von Byron sagt: Indeed, both in his writings and conversation he dealt, in his latter years especially, very largely in mystification; and said many things which have brought !) TRELAWNY, Records of Shelley, Byron and the author. 1878. I 34. ?) BYRON—LEIGH Correspondence. British Museum. Additional MSS. 31,037. FF. 92 f,, 95 f., 103, 3) The Westminster Review 1825. III 20. Lord Byrons Weltunschaumg. 11 his faithful reminiscents into scrapes, by making them report, what others, knowing he could not have believed, think he never could have asserted: which are very different matters. His confidences to Captain MEbDwis and Mr. Leisu Hunt, were many of them of this mystificatory class.") Diese Auffas- sung wird von Parry bestätigt: The reader will find the Logo Byron whom I knew, a very different man from the Lonp Byrox of Carraın Meowin.°) Auch Gaur spricht in seiner Vorrede die Ansicht aus, dass es Medwin in seiner Vertheidigungsschrift nicht gelungen sei Hobhouse zu widerlegen.") M"* Ber- Loc bezweifelt ebenfalls die Integrität von Medwins Angaben,') und Professor Nicuon charakterisiert das Buch am besten, wenn er sagt: The value of these reminiscences is impaired. by the fact of their recording, as serious revelations, the absurd confidences in which the poets humour for mystification was wont to indulge?) In folgender Weise urtheilt Westminster Review über Leigh Hunt und Medwin: We believe that Captain Mgpowis and Mr. Leisn Hunt were both gentlemen to take every thing literally. Lord Bynox did not, in truth, admit either of them into his confidence, more than one step further, if even that, than he did the public in general: and their imperfect and flippant communications answered scarcely amy purpose but to disappoint expectation.") Von Leigh Hunt genügt es eigentlich zu wiederholen, was schon oft hervorgehoben worden ist, nämlich dass seine Beziehungen zu Byron seine Darstellung beeinflusst haben. Gleiehwohl mögen noch einige Urtheile hier Platz finden. Ich will zuerst an Moores beissendes Gedicht The living dog and the dead lion erin- nern; Westminster Review spricht von the obvious malus animus of the entire work.) Auch Galt tadelt Hunt wegen seines gegen Byron angenom- menen '"ones;^) ihm schliesst sich Elze an, indem er keine erheblichen Unrich- tigkeiten vermuthet, ) wogegen Nichol entschieden einer entgegengesetzten Ansicht huldigt.'”) Von den Religionsgesprächen mit Kennedy ist zunächst zu sagen, dass sie gar keinen Anhalt für eine wahre Schätzung der Ansichten Byrons in philo- !) The Westminster Review 1830. XII 270. 2?) WILLIAM PARRY, The Last Days of Lord Byron 1826. $. 22. *) Joan GALT, The Life of Lord Byron 1830, S. V f. ') Louise Sw.- BELLoc, Lord Byron 1824. 1I 284 f. ^) NicHor, Byron 1883. S. 156. 5) The Westminster Review 1830. XII 215. 7) The Westminster Review 1830. XII 274. *) GALT, a. a. O. SS. 254, 272. ?) ELZE, a. a. ©. S. 273 Note. 1) NICHOL, a. a. O. SS. 165, 163, 84 f. Vgl. TRELAWNY, a. a. O. II 68 12 J. ©. E. DONNER. sophischen Dingen bieten; denn davon war überhaupt nicht die Rede. Sie sind in dieser Beziehung viel ärmer, als manch andere Veróffentlichung der Zeitge- nossen. Aber auch auf dem religiösen Gebiete ist die Ausbeute nur sehr ge- ring, ohnedies muss jede Äusserung Byrons mit grosser Vorsicht aufgenommen werden. Was auch seine Absicht mit diesen Gesprächen gewesen sein mag, mit einer feinen Ironie ging er sehr freigebig um,') da der Doktor gar zu leichtgläubig und kurzsichtig war. Wohl scheint Kennedy mehrmals gearg- wöhnt zu haben, dass Byron ihm mit seinen Ansichten etwas weis machen wollte, allein er liess sich trotzdem sehr leicht in Sicherheit einwiegen. Byron benahm sich gegen ihn übrigens äusserst zuvorkommend, wie er auch in der That seinen Charakter achtete.") Später hat Byron bereut gegen Kennedy zu nachgiebig gewesen zu sein und in folgender Weise die Ursache dazu angege- ben: While at Cephalonia, a gentleman of the name of Kennedy was intro- duced to me; I have a respect for him, and believe him sincere in his profes- sions. He endeavoured to convince me that his ideas of religion were correct. At that time my mind was taken up with many other matters, particularly with Greece. I like to be civil and to give answers to questions which are put to me, although it is not pleasant to be questioned, particularly on abstruse subjects. They require a depth of thought, and such men as I am think deeply. Our minds are filled with ten thousand ideas. I answered Mr. Ken- nedy, therefore, though without any intention of converting him or allowing myself to be converted. I believe even then, though unprepared, I had very often the best of the argument, and now I am sure I could defeat him. He was not a skilful disputant?) In der That hat Kennedy selbst zugegeben, dass er Byron nicht überführen konnte, und wie Nichol sagt, mag sein Geständniss: This time I suspect his lordship had the best of it auf seinen ganzen Bekeh- rungsversuch ausgedehnt werden." In scharfem Gegensatze zu der eben ange- führten Erklärung Byrons steht sein wiederholter Ausspruch bei Kennedy, dass er gern bekehrt werden móchte, wenn es möglich wäre ihn zu überzeugen. !) Vgl. Gazr, a. a. O. S. 290 f: It ought here to be noticed, as showing the general opinion entertained. of his Lordship with respect to these polemical conversations, that the wits of the garrison made themselves merry with what was going on. — Einige glaubten, dass Byron die Ansichten Ken- nedys kennen zu lernen wünschte um nachher Don Juan zum Methodisten machen zu dürfen. ?*) Vel. EDWARD BLAQUIERE, Narrative of a second visit to Greece 1825. II 4 f: — — although some ludicrous scenes occurred in the course of their interviews, the admonitory party was treated with the utmost kindness — — —. 3) PARRY, a. a. O. S. 166. *) NICHOL, a. a. O. S. 190. Vel. GawBa, A Narrative of Lord Byrons last journey to Greece 1825. S. 46 f. Lord Byrons Weltanschawung. 13 Byrons Ironie schimmert in der Darstellung Kennedys deutlich durch. —Fol- gende Stelle ist in dieser Hinsicht so bezeichnend, dass ich nicht umhin kann sie anzuführen: I am so much of a believer as to be of opinion, that there is no contradiction in Scripture, which cannot be reconciled by an attentive consideration and comparison of passages. What puzzles me most is the eter- nity of hell punishments. This I am not disposed to believe and this is the only point of difference between me and the Doctor here, who will not admit me into the pale of orthodoxy, till I can get over this point) Dieser Aus- spruch beweist vollends, dass Byron den werthen Doktor zum Besten hatte. Er spricht hier von dem einzigen Punkte, in welchem seine Ansichten sich von denen Kennedys unterscheiden. In der That wäre es viel schwerer den einzigen Punkt zu finden, wo sie übereinstimmen, wie aus der ganzen vorherge- henden Darstellung Kennedys ersichtlich ist, In der Einfalt seines Herzens vermochte Kennedy nicht zu erkennen, dass Byron ihn aufzuziehen beschlos- sen hatte, was doch aus jeder Zeile seiner eigenen Erzählung zu lesen ist. Er hat sich offenbar zu viel auf seine eigene Klugheit eingebildet und konnte da- her die Arglist des grossen Ungläubigen nicht entdecken. °) Von Moores Life, Letters and Journals gilt noch immer, was von West- minster Review im Jahre ihrer Erscheinung hervorgehoben wurde, nämlich dass Moore keine Ahnung von Byrons wahren Ansichten in Bezug auf die Re- ligion gehabt hat. Mit folgendem Kommentar wird das Ergebniss der Moore- schen Darstellung eitiert: , He (Byron) never was at any time of his life a confirmed unbeliever.* Why, then, what was he? Mr. Moore does not know. If he was not a confirmed unbeliever, he was to a certain extent a believer ; and then the question arises, to what extent? and whether among all the sects into which the Christian world is devided, there was not one which would have received him within its pale?”) Mit Recht sagt daher auch Nichol: His (Moore's) criticisms on all Byron wrote and felt seriously on religion are almost worthy of a conventicle. ") Sowohl Garr als Trerawnv sind aus verschie- denen Gründen gegen Byron eingenommen, besonders sind die Angaben des letzteren mit Vorsicht zu gebrauchen. Dasselbe gilt von den Conversations !) KENNEDY, Conversations on Religion 1830. S. 235. 2) Vel. EBERTY, Lord Byron 1862. II 262; NıcHor, a. a. O. S. 189; The Monthly Review 1830. XIV 485; ELzE, a. a. O. S. 291 u. Note. 2?) The Westminster Review 1830. XII 293. Vgl. S. 295: what lord Byrow's (religious) opinions were, as we have just seen, Mr. Moore does not know. *) NICHOL, a. a. O. S. 71. Vel. S. 165. 14 J. O. E. DONNER. with the countess of Blessington.") Einige Äusserungen bei Parry kann man nicht umhin als authentisch anzusehen, trotz dem was Millingen von ihm zu berichten weiss. °) Es war nöthig diese kurze Musterung mit den Schriftstellern abzuhalten, die sich vorzugsweise über Byrons religiöse Ansichten ausgesprochen haben, da- mit wir im Folgenden wissen mögen den richtigen Massstab bei dem Vergleich und bei der Beurtheilung ihrer Aussprüche anzulegen. Denn obwohl wir keine bestimmten, geschweige denn sichere und genaue Ergebnisse einer derartigen Untersuchung erwarten können, wo die meisten sich widersprechen oder allzu vag ausdrücken, so dürfen wir doch nicht mit Stillschweigen übergehen, was so viele Autoren, wenn auch im Widerspruch mit einander, kathegorisch behaup- ten. Wenn Moore und Medwin Lord Byron als einen kühnen Skeptiker, aber mit einem Anflug von Religiosität darstellen, wenn Trelawny, Leigh Hunt und Kennedy ihn als durchaus haltungslos bezeichnen, und Dallas ihn geradezu ei- nen Ungläubigen nennt, so liegt der Widerspruch, da sie alle aus Erfahrung und eigener Anschauung reden, nicht an ihrer subjektiven Auffassung, son- dern an einem Umstande, den ich auch schon berührt habe. Byron wollte sich nieht in die Seele blicken lassen, auch seinen nächsten Freunden ver- schloss er in dieser Beziehung sein Herz. Sogar Shelley bekennt seine Unwis- senheit über Byrons religiöse Ansichten. In der Einleitung zu JurrN AND Mapparo sagt er nämlich: MADDALO takes a wicked pleasure in drawing out his (Julian's) taunts against religion. What Maddalo thinks on these matters is not exactly known. Er war jedoch wenigstens später davon überzeugt, dass sein grosser Freund häufig in den Stunden der Krankheit und des Trübsals in dem Wahne des Christenthums (delusions of christianity) befangen war, die er (Shelley) gern hätte vertilgen mögen. Byron liebte es die Interviewer hin- ter's Licht zu führen. Vielleicht sah er ein, dass diese ihn doch missverstehen und nachher seine Ansichten im falschen Lichte darstellen würden, und gab sich daher öfters keine Mühe seine Ausdrücke zu wählen. Wahrscheinlicher ist doch, dass er schlechterdings nur seiner Neigung zum Mystificieren folgte, welche in seinen späteren Jahren immer mehr zunahm. Daher hat Dallas seine Ansichten gewiss richtiger wiedergegeben als irgend einer seiner späte- ren zeitgenössischen Biographen. Byrons ironischer Geist erfreute sich des 1) TRELAWNY, a. a. O. I 80 macht selbst folgendes Gestündniss: During the time I knew By- ron, he never talked seriously and confidentially with any person but Shelley. Vel. Erzr, a. a. O. SS. 93 f., 374 u. Anm., 479; NicHor, a. a. O. SS. 158, 167, 63. 2) MILLINGEN, Memoirs of the affairs of Greece. 1831. S. 117. Lord Byrons Weltanschauung. 15 Widerspruchs, und je mehr er empfand, dass man ihn zu enträthseln versuchte, desto mehr reizte es ihn durch einander widersprechende Angaben seine wahre Denkweise zu verhüllen. Diese Eigenthümlichkeit war in seinem Charakter tief begründet. Er liebte es sieh anders, als er war, darzustellen, sich in den schwärzesten Farben zu malen und sich zugleich in einen geheimnissvollen Schleier einzuhüllen; dieser Hang zieht sich durch alle seinen früheren Ge- dichte hindurch. Es fiel ihm nicht ein dem unsinnigsten Geschwätz über sei- nen Charakter und seine Handlungen Einhalt zu thun. !) Zu dieser ironischen Weise Byrons das Gegentheil seiner wahren Ansicht gelegentlich zu verfechten giebt Dallas’ Erzählung einer seiner ersten Begeg- nungen mit Byron eine treffliche Illustration. I saw nothing — schreibt Dal- las — to warrant the character he had given of himself; om the contrary, when a young fellow-collegian, who dined with us, introduced a topic on which I did mot hesitate to avow my orthodoxy, he very gracefully diverted the con- versation from the channel of ridicule which it had begun to take, and partly combated on my side; though, as I was afterwards convinced, his opinion did not differ from his companions, who was also a polite gentleman, and did not make me feel the contempt which he, probably, entertained for the blindness of my wnderstanding.") Byrons eigene Schwester, Mrs. Leigh, konnte sich keine genaue Vorstellung von seinem Charakter machen, wie aus folgender Briefstelle an Hodgson ersichtlich ist. Sie schreibt 1816: I'm sure it is very useless to try to express my feelings towards him (Byron). I never could. Pray read over the 17th, 18th, and 19th stanzas of Lara; they are quite wonderfully resemblant. Sometimes it strikes me he must have two minds! Such a mixture of blindness and perception! I don't know whether you can understand me.”) Wenn wir die bezüglichen Stellen des Lara nachschlagen, so ”finden wir I 19 den für Byrons Geistesrichtung sehr bezeichnenden Aus- spruch: You could not penetrate his soul; und in I 18 heisst es: So much he soar’d beyond, or sunk beneath, The men with whom he felt condemn’d to breathe, 1) Vgl. TRELAWNY, a. a. O. I 15, II 68; The Westminster Review 1830. XII 270; E. T. MASON, Personal Traits of British Authors 1885. I 43; PARRY, a. a. O. S. 237 f.; Sroprorp BRooKE, The inaugural address to the Shelley Society S. 7; Counress of BrEssiNGTON, Conversations of Lord Byron 1834. S. 359; NicHoL, a. a. O. S. 85. 2) DALLAS, Recollections of the Life of Lord Byron (1808—1814) 1824. S. 14 f. Vgl. G. S. VE- NABLES, Byron and his Biographers. Fortnightly Review 1883. XXXIV 194. 3) J. T. Hopgson, Memoir of the Rev. Francis Hodgson 1878. II 42 f. © 16 J. OQ. E. DONNER. And long'd by good or ill to separate Himself from all who shared his mortal state; His mind abhorring this had fix'd her throne Far from the world, in regions of her own. — — — Auch Shelley spricht von Byron als einem Proteus in whom such strange ex- tremes are reconciled. ") Wir kennen jetzt den Grund, warum die bedeutendsten zeitgenüssischen Bio- graphen Byrons sich über seine wahren Ansichten in Bezug auf die Religion geirrt haben, warum sie unter sich in Widerspruch gerathen sind. Es folgt, dass keine dieser Darstellungen auf eine sehr grosse Glaubhaftigkeit Anspruch machen darf. Und da die späteren Biographen und Kritiker so gut wie keine neuen Gesichtspunkte zur Lösung der Frage aufzubringen gewusst, sondern nur den zeitgenössischen Urtheilen nachgesprochen haben, folgt weiter, dass wir über die Weltanschauung Byrons noch sehr schlecht unterrichtet sind. Die Ergebnisse der bisherigen Kritik können, wie schon angedeutet (vgl. oben S. 14), auf drei Gruppen zurückgeführt werden. Die erste Gruppe schliesst alle Urtheile ein, welche die Absicht verfolgen, Byron als einen durchaus haltungslosen Menschen darzustellen, der sich in keiner Frage für einen bestimmten Standpunkt entschliessen konnte. Die zweite Gruppe fasst ihn als einen Zweifler ohne den religiösen Glauben noch verlassen zu haben auf; die dritte stellt ihn als einen schlechthin Ungläubigen dar. An der Spitze der ersten Gruppe steht LreicH Hunt. Sein Urtheil lautet folgendermassen: The world have been much puzzled by Lom» Byrox’s decla- ring himself a Christian every now and then in some part of his writings or conversations, and giving them to understand in a hundred others that he was none. The truth is, he did not know what he was; and this is the case with hundreds of the people who wonder at him. I have touched this matter be- fore; but will add a word or two. He was a Christian by education: he was an infidel by reading. He was a Christian by habit; he was no Christian upon reflection. I use the word here in its ordinary acceptation. ?) — — Nach MILLInGens soll Byron folgendes geäussert haben, das der obi- gen Darstellung Leigh Hunts gewissermassen entspricht. For in this strange !) R. GARNETT, Select Letters of P. B. Shelley 1882. S. 201 f. (An Leigh Hunt. Pisa, den 2. März 1822). ?) Leica Hunt, Lord Byron and some of his Contemporaries 1828. S. 128. Die Stelle S. 94, auf welche der Verfasser verweist, lautet etwas abweichend: Christian he certainly was mot. He neither wrote nor talked, as any Christian, in the ordinary sense of the word, would have done. — — Lord Byrons Weltanschawung. 17 world, he said, it was alike difficult to know what is and what is not to be believed; and by many freethinkers doctrines were laid down, that are as much above human comprehension, as the mysteries of revelation themselves. ') Die Uebereinstimmung der ersten Behauptung mit mehreren Aussprüchen des Dow Juax leuchtet ein; was die zweite betrifft, könnte wohl Byron auch philosophers statt freethinkers gesagt haben, in welchem Falle wir gleich- falls auf Grund des Don Juan besonders auf das System Berkeleys schliessen müssten. Auch Kexxepy stellt Byron als durchaus schwankend in seinen reli- giösen Ueberzeugungen dar: He was, in fact, what he represented himself to be when I saw him, — unsettled in his religious opinions. He rejected the appellation of infidel; he said it was a cold and chilling word. He confessed he was not happy; he said, he wished to be convinced of the truth of religion.) Trelawny urtheilt: Byron never argued, said he could not. He admitted no- thing and doubted everything; he had not made up his mind on any subject. Sogar Shelley soll, ebenfalls nach Trelawny, derselben Ansicht gehuldigt und seiner Frau gesagt haben: He (Byron) has no decision of character, he has not made up his mind, and cannot on any subject whatever. — Dy what he said last night in talking over his 'Caim, the best of all his undramatic dra- mas, I do believe, Mary, — that he is little better than a Christian!”) Auch Walter Scott war auf Grund persönlichen Zusammenseins (in London 1815) der Ansicht, dass Lord Byron in religiösen Dingen keine sehr feste Ueberzeugung hegte.‘) Diese Urtheile haben nun sämmtlich weiter nichts merkwürdiges an sich. Denn gewiss hat Byron sehr oft ähnliche Äusserungen oder Aussprüche, die eine solche Auffassung begründen könnten, fallen lassen, wie er es auch nicht ver- säumt hat in seinen Werken dieser Stimmung Ausdruck zu geben. Nur böswil- lige Engherzigkeit, wie bei Leigh Hunt, oder auf allzu kurzem Verkehr beru- hende Unkenntniss wird indessen diese Anschauung, die in Don Juan XIV 3 ihren Gipfel erreicht, für die endgiltige des Dichters erklären. Wenn Shelley dagegen eine Äusserung, wie die angeführte, wirklich gethan hat, so muss sie — da sie unter keiner Bedingung die ganze Wahrheit über Byron ent- hält — auf eine vorübergehende unmuthige Stimmung zurückgeführt werden. !) MILLINGEN, a. a. O. S. 20. ?) KeNNEDY, Conversations on Religion 1830. S. 349. Vgl. S. 320: He felt and acknowledged that he was not happy in his unsettled notions of religion: he was desirous of learning the truth — —; und passim. 3) TRELAWNY, a. a. O. I 58, 78. *) Vgl. NICHOL, a. a. O. S. 80; Moore, Life of Lord Byron, with his Letters and Journals 1851. S. 280. 18 J. ©. E. DONNER. Uebrigens steht sie mit anderen Aussprüchen Shelleys im Widerspruch. — Von spüteren Verfassern, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, schliesst sich Best der soeben dargestellten Auffassung an. Byrox was himself ignorant of his own religious opinions — was ignorant of how much or how little he believed, ”) sagt er. „Aber bis zu einem Leugnen der kirchlichen Wahrheiten hat er sich eigentlich nie verstiegen, sondern er kämpfte nur fortwährend gegen das unbehagliche Gefühl der Unklarheit, aus der er nicht herauskommen konnte“ —-, heisst es bei Eserry.”) Und aus Anlass der Besprechung Cains sagt Nichol: In Cain Byron grapples with the perplexities of a belief which he never either accepted or rejected, and with the yet deeper problems of life and death, of good and ill. — — Byron was, in the proper sense of the word, a sceptic, beset with doubts, and seeking for a solution which he never found, shifting in his expression of them with every change of a fickle and inconsistent. temperament.*) Dem mag noch hinzugefügt werden, was ein früh verstorbener, liebenswürdiger junger Mensch von der ganzen Dichtung Byrons gesagt hat: der Zweifel ist ihre Seele. ") Die zweite Gruppe von Urtheilen über Byrons Verhältniss zur Religion steht mit der ersten im engen Zusammenhang, da sie gleichfalls die Ansicht vertritt, dass Byron keine wirkliche Entscheidung in diesen Dingen, keine bestimmte Stellungnahme getroffen hat, und meine Eintheilung könnte daher als eine ziemlich willkürliche bezeichnet werden. Doch ist es zweckmässig diese Gruppe von jener abzusondern, weil hier etwas hinzutritt, was dort fehlte: es wird nämlich hier hervorgehoben, dass Byron kein Ungläubiger war, dass er also — obwohl ein Zweifler — die Lehren des Christenthums keineswegs verwarf. Wenn wir die Ansichten Kennedys näher verfolgen, so werden wir finden, dass er sich in der That der Auffassung zuneigte, eine mögliche Bekehrung Lord Byrous zum Christenthum sei gar nicht ausgeschlossen. Durch die Gespräche in Metaxata war er freilich noch nicht im Geringsten bekehrt worden, hátte er aber länger gelebt, so würde er den Gegenstand untersucht haben.) Kennedy spricht auch von Byrons slight tincture of infidelity und sagt ferner: With !) Vel. SHELLEY, Essays, Letters from Abroad 1840. II 339, 342 f. ?) J. R. Best, Satires. Infidelity and Catholicism of Lord Byron 1831. S. 159. 3) EBERTY, a. a. O. I 949 f. Vgl. II 28. 3) NicHoL, a. a. O. S. 146. Die drei letzten Urtheile gehören zugleich auch zur folgenden Gruppe. 5) JosgPH DALLors, Études Morales et littéraires à propos de Lord Byron 1890. S. 284: Nous possédons maintenant le sens intime de l'œuvre de Byron: le doute en est l’äme. 8) In Murray's Magazine 1891, X 619 ff. spricht Rev. Dr. Hayman von der möglichen Be- kehrung Byrons. Er legt der Versicherung Fletchers, dass eine Veränderung in den religiösen An- sichten Byrons kurz vor seinem Tode eintrat, eine gewisse Bedeutung bei auf Grund anderer überein- Lord Byrons Weltanschawung. 19 respect to religion, we find nothing like a bitter enmity to it, or a settled con- viction that it was an imposture. Some passages display a levity and an ap- pearance of incredulity, but nothing like a deliberate denial, or a rejection of its truth. Er glaubt, dass Byron den göttlichen Ursprung der Bibel nie be- zweifelt habe: There are circumstances which induce me to believe that Lorv BYRON never doubted the divine authenticity of the Scriptures, arising probably from the influence of early education, if no higher principle was in operation, and that those hints of infidelity were thrown out by way of desperate or contemptuous bravado. In ähnlicher Weise äussert er sich anderswo. !) Einige von Byrons Freunden behaupten, die strenge calvinistische Erziehung?) habe den Grund zu seiner Skepsis gelegt; später sei er durch den Einfluss skeptisch gesinnter Freunde verführt worden. ”) Im Gegensatze zur letzten Behauptung versichert Moore, der hier zweifelsohne das Richtige getroffen hat, dass Byron schon vor seiner Bekanntschaft mit Charles Skinner Matthews sich in die Trrgänge des Zweifels verloren hätte, und dass sie gewiss gegenseitig einen Einfluss auf einander ausübten. Moore spricht von those sceptical views of religion, which clouded, as has been shown, his boyish thoughts, dass Byron schon als Knabe sehr vorwitzig im Fragen nach religiösen Gegenständen war, wissen wir auf Grund des Zeugnisses seiner Wärterin, May Gray. Byrons krankhaftes Gefallen an einem bösen Rufe, sein ausserordentlicher Hang sich im ungünstigsten Lichte darzustellen, soll — nach Hodgson zu urtheilen — ihn auch verleitet haben, seine religiösen Ansichten skeptischer darzustellen als sie wirklich waren. In der That bezeichnet auch Byron selbst in dem soeben (in der Note 2) erwähnten Briefe an Gifford seine Neigung zum Skeptieismus als eine Krankheit. ') Moore, Medwin und Lady Blessington stimmen darin überein, dass Byron, obwohl ein Skeptiker, doch kein Ungläubiger war. Wie wir aber stimmenden Umstände: seiner veränderten Lebensweise etc., obwohl er von Fletcher sagt: Who is not rated highly in point of intelligence und weiter zugiebt, dass Fletcher die ganze Bekehrungsge- schichte möglicherweise hätte erfinden können um Mrs. Leigh zu trösten. Vgl. The Athenaeum, Sept. 19. 1885; J. T. Hopcson, Memoir of the Rev. Francis Hodgson 1878. II 149; Frasers Magazine 1830. II 2. 1) KENNEDY, a. a. O. SS. 325 f., 335, 338, 341. 2) Diesen Umstand hebt Byron selbst als einen Faktor hervor, als er in einem sehr interessanten, unabgeschlossenen Briefe an Gifford (bei Hopasow, a. a. O. I 192 f.) vom Jahre 1813 die Entstehung seiner Freigeisterei bespricht. Dieser Brief, auf welchem ich schon S. 7 meine Auffassung begründet habe, wird später angeführt werden müssen. °) L'EsrRANGE, The literary life of the Rev. W. Harness 1871. S. 12 f; Hopgson, a. a. O. I 101; Darras, Recollections S. 14 f. +) Moore, Letters and Journals of Lord Byron 1830. I 130, 184; Hopsson, a. a. O. I 103 £., 192 f.; NICHOL, à, a. O. SS. 12, 44; New England Magazine 1831. I 63. 20 J. O. E. DONNER. schon gesehen haben, rief Moores voreiliger Schluss: Lord Byron was, to the last, a sceptic, which, in itself, implies that he was, at no time, a confirmed unbeliever lebhaften Widerspruch hervor; es wurde behauptet, dass Moore keine Kenntniss der religiósen Ansichten Byrons gehabt habe. Nach Medwin soll Byron nur gelegentlich ein Skeptiker gewesen sein, der in seinem Unglauben keineswegs so weit ging, dass er an dem göttlichen Stifter des Christenthums gezweifelt hätte. — „Ich hatte immer grosse Freude an dem Gottesdienst in der englischen Kirche", sagt Byron bei Medwin. Aus dem Briefe an Gifford ist aber ersichtlich, wie er darüber in der That dachte. — „Ich .habe mir oft gewünscht, als Katholik geboren zu sein. Ihr Fegefeuer ist eine tröstliche Lehre; ich wundere mich, dass die Reformatoren sie aufgaben, oder nicht etwas anderes Beruhigendes an ihre Stelle setzten. Es ist eine Verbesserung der Seelenwanderung, Shelley, an die alle eure hochweisen Philosophen glaubten.“ — „Ihr glaubt an Platos drei Principien, — warum nicht an die Dreieinigkeit? Das eine ist nicht mystischer als das andere. Ich weiss nicht, warum man mich für einen Feind der Religion, für einen Ungläu- bigen hält.“ — — Gewiss wollte Byron hiermit nieht seinen Glauben an das Fegefeuer und an die Dreieinigkeit aussprechen, was man beiden Äusserungen schon ansieht, die übrigens mit seinen Schriften im bestimmten Widerspruche stehen. Lady Blessington sagt: They who accuse Byron of being am unbelie- ver are wrong: he is sceptical, but not unbelieving; and it appears not unlikely to me that a time may come when his wavering faith in many of the tenets of religion may be as firmly fixed as is now his conviction of the im- mortality of the soul, — a conviction that he declares every fine and noble impulse of his nature renders more decided. He is a sworn foe to Materia- lism, tracing every defect to which we are subject, to the infirmities entailed on us by the prison of clay in which the heavenly spark is confined. Alles dies könnte Byron gesagt haben, und doch könnte seine wahre Ueberzeugung — in verständlichen Worten gefasst — eine ganz andere gewesen sein. Wir werden später sehen, was er in der That unter Unsterblichkeit der Seele ver- stand. Wohl stellt er auch in seinen Schriften — wenigstens zweimal — Geist und Materie als feindselige Qualitäten einander gegenüber; einer dua- listischen Ansicht huldigte er aber keineswegs.') 1) MoomE, a. a. O. I 131; Life of Lord Byron, with his Letters and Journals 1851. SS. 62, 652 und passim; MEDWIN, Journal of the Conversations of Lord Byron 1824. SS. 74 f, 79 ff; MEDWIN, Gesprà- che mit Lord Byron 1824. SS. 80 f, S. 86 £; LADY BLEssINGTON, a. a. O. S. 105; Westminster Review 1830. XII 293; Monthly Review 1834. I 103. Lord Byrons Weltanschawung. 21 Auch Marquis de Salvo scheint behaupten zu wollen, dass Byron kein Unglüubiger war. Par la conversation de Lord Byron on peut connaitre que ses opinions religieuses n'étaient pas celles qu'on lui attribue d'après la lecture de ses ouvrages, sagt er, gewissermassen im Widerspruch zu Byrons eigener von ihm angeführten Äusserung, wo der Dichter sich darüber beklagt, dass man ihn in seinen Werken nicht verstanden hätte.) Der anonyme Verfasser eines umfangreichen Buches, The Life, Writings, Opinions and Times of Lord Byron, versichert kurzweg, dass Byron weder irreligiös, unmoralisch noch de- mokratisch gewesen sei; obwohl skeptisch gesinnt, hätte er den göttlichen Ur- sprung des Christenthums nicht bezweifelt. Verschiedenes über Byrons Ver- hältniss zur Religion wird aus Medwins Gesprächen geschöpft; es wird kathe- gorisch behauptet, dass Byron ein guter Christ gewesen, obwohl es bezweifelt werden möge, ob er selbst es wusste. Die Darstellung dessen, was der Ver- fasser Byrons code of religion nennt, ist ganz werthlos. Bis an sein Lebens- ende soll Byron an der englischen Hochkirche festgehalten haben, einige schlecht verstandene Stellen seiner Schriften seien daran schuld, dass er als einen Ungläubigen gebrandmarkt worden.”) In ihrer religiösen Befangenheit sucht M”" Guiccioli die religiösen Ansichten Byrons so viel wie möglich zu beschönigen. Sie möchte ihn gern als einen ganz orthodoxen Menschen dar- stellen, giebt aber dennoch zu, dass er vom Skeptieismus sanft angehaucht ge- wesen. Charakteristisch für ihre Auffassung ist der Satz: Pourtant ce scepti- cisme de lord Bymox n'allait pas au delà du doute, non-seulement permis, mais commandé par la raison qui veut s'éclairer elle-même. Was die Unsterblich- keit der Seele betrifft, so habe Byron dieselbe keineswegs verneinen wollen; sein Zweifel in dieser Hinsicht habe eine sehr bescheidene Ursache gehabt. Da Gott die Seele aus dem Nichts geschaffen habe, so müsste ihm die Macht zu- gestanden werden sie wieder zu vernichten. Nur das Dogma von den ewigen Höllenstrafen soll Byron abgewiesen haben. Lücherlich ist die Behauptung der Guiccioli, Byron sei gegenüber Kennedy geradezu gelehrig gewesen: Et quoiqu'il fåt le plus docile de tous les prosélytes du docteur, il resta néan- moins rebelle et chrétien hétérodoxe, à l'égard des peines éternelles. *) In fol- genden Worten fasst La Guiccioli ihr Urtheil zusammen und lässt verstehen, !) DE SALvo, Lord Byron en Italie et en Grèce 1825. S. 307 f. ?*) The Life, Writings, Opinions and Times of Lorp Byron by an English Gentleman in the Greek military service 1825. II 318, 320 ff., III 62, 276 ff., 413. *) Die Ansicht einiger Reviews, dass Byron den Doktor nur angeführt hätte, bezeichnet die Gräfin als eine perfidie. Guicciozr, Lord Byron jugé par les témoins de sa vie 1868. I 213. 29 J. O. E. DONNER. 22 dass Byron eigentlich gar nicht viel gezweifelt habe: Maintenant, est-il néces- saire de dire de quoi il a douté? En démontrant ce quil a cru, on trouvera l'exception inutile. Il a cru à un Dieu créateur, à une âme Spirituelle, par conséquent Immortelle, mais que Dieu pourrait anéantir, comme il la tiré du néant. 1l a cru au libre arbitre, à notre responsa- bilité, à nos droits et à nos devoirs — —.) Nach Elze ist Byron in religióser Hinsicht nicht über die Verneinung hinweggekommen, — ebensowenig wie in politischer. Er habe sich nie ganz frei gemacht, sondern kehrte von seinen Zweifeln doch immer wieder zum Dogma zurück. Er sei kein Feind der positiven Religion, am allerwenigsten ein Gottesleugner gewesen. Trotz seines Skepticismus hätte er sich als echter Engländer nicht völlig vom Dogmatismus loszumachen vermocht.^) Die Reli- gionsgespräche mit Kennedy sollen nach Jeaffreson was beweisen und zwar, dass Byron bis zu seinem Ende ein Zweifler gewesen sei, dessen wankelmüthi- ger und abergläubiger Geist dem Einfluss der Gottesgelahrtheit nie ganz und gar entgangen. Sehr oberflächlich ist die Behauptung Jeaffresons, Byron habe in Bezug auf seine religiösen Ansichten eigentlich gar Keine Entwickelung durchgemacht: There were moments when he could speak and write as though he had passed altogether from his early faith; but to the last he was an an- xious and hesitating unbeliever, and the religious opinions of the man, who in Italy and Greece was an habitual reader of the Bible given him by his sister on the eve of his withdrawal from England, resembled the religious opinions of the boy who wrote "The Prayer of Nature’. Ueber die Natur des Byronschen Skepticismus sagt derselbe Verfasser: But in all the variations of his unbelief, Byron is allways the sceptic of emotion, — never the cold and calmly specu- lative freethinker.?) Er dürfte damit einer sehr verbreiteten Ansicht Ausdruck gegeben haben. Diese Ansicht steht dennoch mit der S. 12 angeführten Äusserung By- rons (bei Parry) im Widerspruch, wo er sich für einen tiefen Denker erklärt und auch behauptet Kennedy widerlegen zu kónnen. Ähnlich hat er sich an- derswo und nach der Versicherung Parrys háufig geäussert, und diese Aus- 1) GuiccroLr a. a. O. I 134, 140, 211, 236. Vel. Orro Scamipr, Rousseau und Byron 1890. S. 98 ff. Verf. dieser Arbeit hat das Verkehrteste der ganzen Byron-Kritik geleistet. Durch einseitige Verwendung des Materials kommt er zu dem Schlusse, dass Byron die Grundwahrheiten des Christenthums geglaubt und den andern Weg zur Lösung des grossen Räthsels, den der Philosophie, verachtet habe. Er soll dazu noch ein arger Dualist gewesen sein. 2) ELZE, a. a. O. SS. 192, 365, 312, 431. 3) JEAFFRESON, The Real Lord Byron 1883. I 175 ff, II 250. Lord Byrons Weltanschawung. 23 sprüche werfen auf seine Bibellektüre ein anderes Licht, als die Darstellung Jeaffresons. I am sure — sagt Byron — that no man reads the Bible with more pleasure than I do; I read a chapter every day, and in a short time shall be able to beat the Canters with their own weapons.") Dieser Ausspruch leitet uns zugleich zur dritten Gruppe von Urtheilen hinüber, nach welchen Byron ein Ungläubiger gewesen sein soll. Hauptzeuge aus der Zeit 1808—1514 ist Dallas. Nach Moore soll Dallas eine Person gewesen sein, whom it was the delight of Lom» Byron at all times to astonish and mystify.”) In der That hat sich Byron später mit Dallas, den er der Undankbarkeit beschuldigte, brouilliert und über ihn beissende Epigramme ver- fasst.") Es liegt doch kein Grund vor die Behauptungen Dallas’ im Allge- meinen zu bezweifeln, denn Byrons damit übereinstimmende Gesinnung zu die- ser Zeit ist aus seinen eigenen Briefen hinlänglich verbürgt. Wohl geräth Dallas mit sich selbst in Widerspruch, wenn er sagt: Once only did Lon» Bv- RON ever express, im distinct terms to me, a direct attack upon the tenets of the Christian Religion, und an mehreren Stellen erklürt, Byron sei in seinen Ge- sprächen über die Religion leichtfertig, skeptisch und gottlos gewesen, er habe seine Feder in Galle getaucht, die in jeder Richtung geflossen — gegen Men- schen, Vaterland, Welt, die Schópfung und den Schópfer. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass Dallas der entschiedenen Ueberzeugung war, Lord Byron sei ein grosser Ungläubiger gewesen. Zwar behauptet er seine Hoffnung nie- mals aufgegeben zu haben, dass Byron schliesslich das Netz der Gottlosigkeit zerreissen würde, in welehem er gefangen war, allein anderswo heisst es, dass er sich nicht schmeicheln durfte irgend einen erfolgreichen Einfluss auf die philosophischen Ansichten Byrons ausgeübt zu haben und dass er in dieser Hinsicht beinahe ohne Hoffnung war. Doch wollte er des Dichters Freigei- sterei so viel wie möglich dem Publikum vorenthalten und in einem latenten Zustande bewahren. Auch Hodgson hatte Byron zu bekehren versucht; Die- ser achtete die Absichten beider Männer, fühlte sich aber von ihnen keines- wegs überzeugt. Noch 1819 schreibt Dallas an Byron: I do not expect the glory of making a religious convert of you. Byron versichert Dallas wieder- holt, dass er nichts mit seinen metaphysischen Ansichten zu thun haben wolle. Sein glänzender Erfolg als Dichter soll ihn in seinem Unglauben bestärkt haben. 1) PARRY, a. a. O. S. 164 f. Indessen ist aber auch G. Brandes von Byrons "Unsicherheit! in religiösen Dingen überzeugt. Vgl. Hovedstromninger: Naturalismen i England, 2 Ausg. 1892. S. 461. 2) Moore, Letters and Journals 1830. I 135. x 3) The Westminster Review 1825. III 15. Vgl. The Life, Writings, Opinions and Times of Lord Byron by an English Gentleman etc. 3 24 J. O. E. DONNER. Trotz alledem und trotz den wiederholten Äusserungen Dallas', die sich auf eine frühere Periode beziehen, erklürt sein Sohn, Rev. A. R. C. Dallas naiv genug: It cannot be said, that up to this period (1812) Lomp Byron was de- cidedly an unbeliever. ") Obwohl, wie wir gesehen haben, Millingen der Ansicht Ausdruck gege- ben, dass Byron in religiósen Dingen keinerlei Entscheidung fähig war, so hat er doch anderswo erklärt, der Dichter sei ohne Religion gestorben. Hierin liegt aber auch kein Widerspruch. He died, to say the melancholy truth, like a man without religion. Truth also obliges me to say, that, though I saw him almost daily, I never could perceive the least change in his religious opi- nions. Unter den Zeugen seines Lebens ist Galt der einzige, Lady Caroline Lamb ausgenommen, der sich auch noch dieser Auffassung zuneigt. His Lordship, sagt er, was so constituted in his mind, and by his temperament, that nothing short of regeneration could have made him a Christian, according to the gospel of Dr. KzxwEDy. Allerdings bezweifelt Galt nicht, dass Lord Byron an einige Grundsätze und die Philosophie des Christenthums geglaubt habe, insofern diese das Gemüth und das Betragen der Menschen beeinflussen —, allein ein Glied irgend einer Kirche sei er nicht gewesen. Lorp Byron had but loose feelimgs in religion — scarcely amy, durfte indessen zu viel gesagt sein und stimmt auch nicht mit dem eben angeführten. — Sir Egerton Bridges sagt von Byron: His attacks on our religious faith are too positive, and too revolting, to be palliated. Diese Äusserung bezieht sich auf seine Schriften. Hierzu schliesst sich ein Verfasser in The Pamphleteer an.”) „Dass Byron 1) R. C. DALLAS, Recollections 1824. SS. 16, 61, 65, 133 f., 139, 141, 189, 323, 328, 343; A. R. C. DALLAS, Correspondence of Lord Byron 1825. II 132. 2) The North American Review 1833. XXXVI 184; GALT, a. a. O. S. 981 f.; The Life, Writings ete. of Lorp Byron by an English Gentleman III. 356; The Pamphleteer 1822. XIX 350, 353. — Ich lasse hier die Verse folgen, welche Lady Caroline Lamb in GLENARVON II 33 geschrieben hat, und welche ihre persónliche, obwohl vielleicht absichtlich gefürbte, Auffassung des Gegenstandes zeigen (Vel. Byrons eigenes Urtheil über das Buch bei Moore, Life of Byron 1851. SS. 330, 363). Glenarvon singt: This mind has trac'd its own career, Nor follow'd blind, where others trod; Nor mov'd by love, or hope or fear, E'er bent to man, or worshippd God. Then hope not now to touch with love, Or in its chains a heart to draw, All earthly spells have fail'd to move; And heav'n's whole terrors cannot awe: A heart, that like some mountain vast," And cold with never-melting snow, Sees nought above, nor deigns to cast A look away on aught below. Lord Byrons Weltanschawung. 25 kein guter Christ, kein Christ im Glauben war, wer darf das leugnen, wie gern er auch möchte?“ sagt auch Wilhelm Müller, und Best äussert sich folgendermassen: Byron displays himself as a disbeliever, an infidel, and yet as a man of the strongest religious feelings. And such he must have been: his feelings were evidently always religious; while, until his latest publications, his reason was evidently. antichristian. Wohl entwickelt nachher der Verfasser seine Ansichten nach der Richtung hin, Byron soll sich schliesslich dem Glauben des Christen- thums genähert haben — may we mot hope that his mind was not far from receiving the truth? sagt er —, und er begründet diese Ansicht durch eine miss- verstandene Stelle des Don Juan (XVI 6), allein jener Ausspruch an sich muss dennoch als das beste bezeichnet werden, was je über Byrons Verhältniss zur Religion im Allgemeinen gesagt worden ist. ') Diese Auffassung Bests wird durch einige Briefstellen bestätigt, aus wel- chen als Byrons eigene Ansicht hervorgeht, dass er im Allgemeinen an keine ceoffenbarte Religion glaubte, dass er aber ein tiefes Gefühl für natürliche Re- ligion, geradezu ein Bedürfniss zur Ehrfurcht vor dem Höchsten hatte. In ei- nem Briefe an Dallas vom 21. Januar 1808 heisst es: In morality, I prefer Confucius to the Ten Commandments, and Socrates to St. Paul, though the two latter agree in their opinion of marriage. In religion, I favour the Catho- lic emancipation, but do not acknowledge the Pope; and I have refused to take the sacrament, because I do not think eating bread or drinking wine from the hand of an earthly vicar will make me an inheritor of heaven. I hold virtue, in general, or the virtues severally, to be only in the disposition, each a fee- ling, not a principle. I believe truth the prime attribute of the Deity, and death an eternal sleep, at least of the body.") An Hodgson schreibt Byron den 3. September 1811: My dear Hodgson, — I will have nothing to do with your immortality; we are miserable enough in this life, without the absurdity of speculating upon another. — — As to revealed religion, Christ came to save men; but a good Pagan will go to heaven, and a bad Nazarene to hell; "Argo (I argue like the gravedigger) why are not all men Christians? Or why are any? If mankind may be saved who never heard or dreamt, at Timbuctoo, Otaheite, Terra Incognita, etc., of Galilee and its Prophet, Christia- 1) W. MÜLLER, Lord Byron. Zeitgenossen. Neue Reihe. Bd. V, Heft 17, S. 115 f.; Best, a. a. O. SS. 161, 171. — Byrons Verhältniss zum Denken, zur metaphysischen Frage in ihrer Ganzheit hat mit wenigen Worten, die schon oben S. 8 Note 1 angeführt worden sind, H. von TnEITSCHKE am Richtigsten beurtheilt. *) DALLAS, Correspondence I 20 f.; Moore, Letters and Journals 1830, I 135, 1851. 5. 64. 26 J. O. E. DONNER. nity is of mo avail; if they cannot be saved without, why are not all ortho- dor? It is a little hard to send a man preaching to Judaea, and leave the rest of the world — niggers and what not — dark as their complexions, without a ray of light for so many years to lead them on high; and who will believe that God will damn men for not knowing what they were never taught?") I hope I am sincere; I was so at least om a bed of sickness im a far distant country, when I had neither friend, nor comforter, nor hope, to sustain me. I looked to death as a relief from pain, without a wish for am after-life, but a confidence that the God who punishes in this existence had left that last asylum for the weary. — — — But I will say no more on this endless theme; let me live, well if possible, and die without pain. The rest is with God, who assuredly, had He come or sent, would have made Himself manifest to nations, and intelligible to all. — Zehn Tage später, den 13. September 1811, schreibt er gleichfalls an Hodgson: The basis of your religion is injustice; the Son of God, the pure, the immaculate, the innocent, is sacrificed for the guilty. This proves His heroism; but no more does away man's guilt than a schoolboys volunteering to be flogged for another would ex- culpate the dunce from megligence, or preserve him from the rod. You degrade the Creator, in the first place, by making Him a begetter of children; and in the next you convert Him into a tyrant over an immaculate and injured Being, who is sent into existence to suffer death for the benefit of some millions of scoundrels, who, after all, seem as likely to be damned as ever. — — — I do not believe in any revealed religion, because mo religion is revealed?) and if it pleases the church to damn me for not allowing a non- entity”), I throw myself on the mercy of the Great First Cause, least understood, who must do what is most proper; though I conceive He never 1) Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Byron beim Schreiben dieses und des fol- genden Briefes trotz aller Ungleichheit zum Theil ganz bestimmte Stellen aus Rousseau vorgeschwebt haben. In ÉmMILE, Amsterdam 1773, III 99 lesen wir: Qu'ont fait les femmes de cette partie du monde pour qu'aucun Missionnaire ne puisse leur précher la Foi? Iront-elles toutes en enfer pour avoir été recluses? Vel. a. a. O. III 81. ?) Vgl. Rousseau, a. a. O. III 78: Les plus grandes idées de la Divinité nous viennent par la raison seule. Voyez le spectacle de la Nature, écoutez la voix intérieure. Dieu n’a-t-il pas tout dit à nos yeux, à notre conscience, à notre jugement? Qu'est-ce que les hommes nous diront de plus? Leurs ré- vélations ne font que dégrader Dieu, en lui donnant les passions humaines. Loin d'éclaircir les notions du grand Étre, je vois que les dogmes particuliers les embrouillent; ... 3) Byron hat sich in den von mir ausgelassenen Zeilen im Anschluss an Hume gegen das Wun- der erklärt. n2 -1 Lord Byrons Weltanschauung. made anything to be tortured in another life, whatever it may in this.) I will neither read pro nor con. God would have made His will known with- out books, considering how very few could read them when Jesus of Nazareth lived, had it been His pleasure to ratify any peculiar mode of wor- ship.) As to your immortality, if people are to live, why die? And our carca- ses, which are to rise again, are they worth raising? I hope, if mine is, that I shall have a better pair of legs than I have moved on these two- and-twenty years, or I shall be sadly behind in the squeeze into Paradise. — — JI will write, read, and think no more; indeed, I do not wish to shock your prejudices by saying all I do think. Let us make the most of life, and leave dreams to Emanuel Swedenborg.’) Aus diesen Briefstellen können wir zweierlei lernen: dass Byron an ein höchstes (und vielleicht persönliches) Wesen glaubte, und dass er wenigstens zu dieser Zeit (1808—1811) die christliche Religion entschieden abgelehnt hat. Die vielleicht aufrichtigste Stelle, der Schlüssel seines früheren Denkens, ist in- dessen sogar vor dem Briefe an Dallas niedergeschrieben worden. Den 30. November 1807 machte Byron eine Uebersicht seines bisherigen Lesens. Unter dem Titel Divinity entfloss folgende Bemerkung seiner Feder, die, weil in ein Gedenkbuch geschrieben und daher für keine fremden Augen beabsichtigt, als durchaus aufrichtig angesehen werden muss: I abhor books of religion, though I reverence and love my God, without the blasphemous notions of sectaries, or belief in their absurd and damnable heresies, mysteries, and Thirty-nine Artic- les.‘) Also — die Begriffe der christlichen Sekten waren in der That nach der Ansicht Byrons gotteslüsterlich, ihre Lehren waren ihm verwerfliche Ketzereien, und auch die englische Hochkirche war nicht besser, ihre Gottesfurcht konnte nicht die seinige sein, seine Gottesfurcht musste eine andere sein, denn er liebte und verehrte seinen Gott wahrhaft. Wenn man diese Denkweise Byrons mit der in den Briefen an Hodgson ausgesprochenen vergleicht, so wird man finden, dass es Byron nur um eine Art Naturreligion zu thun war: Gott habe keine besondere Art seiner Verehrung feststellen wollen, das Verhältniss des 1) Vgl. Rousseau, a. a. O. III 53: Si la suprême justice se venge, elle se venge dès cette vie... Qu'est-il besoin d'aller chercher l'enfer dans l'autre vie? il est dés celle-ci dans le cœur des méchans. — Vgl. hierzu die Schlussscene in MANFRED. 2) Vel. Rousseau, a. a. O. III 96: Je ne concevrai jamais que ce que tout homme est obligé de savoir soit enfermé dans des livres, et que celui qui n'est à portée ni de ces livres, ni des gens qui les entendent, soit puni d'une ignorance involontaire. 3) HopGson, a. a. O. I 196, 202 ff. *) MooRE, a. a. O. 1830. I 98; 1851. S. 47. 28 J. O. E. DONNER. Menschen zu Gott sei eine Herzenssache, es stehe jedem frei Gott in seiner Weise zu verehren, und jeder dürfe den Anspruch auf Religiosität erheben ohne irgend einer bestehenden Kirche mit ihren mehr oder weniger widerspre- chenden Lehren anzugehóren. Die widersprechenden Dogmen seien nur eine menschliche Erfindung, und weit entfernt dem höchsten Wesen zu entstammen seien sie für dasselbe nur herabsetzend. In diesem Sinne muss es auch gedeu- tet werden, wenn Byron, den 2. April 1823, an Moore schreibt: I suspect that I am a more orthodox Christian than you are. Denn in demselben Zusammen- hang spricht er von den Angehörigen der Staatsreligion als bigots und macht den ironischen Zusatz zu dem eben angeführten: and, whenever I see a real Christian, either in practice or in theory, (for I never yet found the man who could produce either, when put to the proof, I am his disciple. But, till then, I cannot truckle to tithemongers — —.') Es wäre demnach thöricht zu behaupten, Byron hätte sich im vollen Ernste als einen treueren Anhänger der Kirche als Moore bezeichnen wollen, zumal da dieser ihn immer und wie- der wegen seiner Freigeisterei zur Rede zieht. Was er meinte, war, dass er einen höheren Begriff von der Gottheit habe, als Moore. In diesem Sinne muss gleichfalls verstanden werden, was Byron in einem Briefe an Moore vom 3. März 1822 äussert: Still, I do assure you that I am a very good Christ- ian. Die katholische Religion wird nämlich in diesem Briefe von Byron ge- radezu mit schneidendem Hohne abgefertigt, und er schliesst mit der ausge- sprochenen Ungewissheit, ob Moore wohl der angeführten Versicherung glauben werde.") Nur die oberflächlichste Kritik darf daher diese Aussprüche als Be- weis der christlichen Gesinnung Byrons im engeren Sinne verwenden, wie Otto Schmidt es in seinem schon erwähnten Buche mit Weglassung des freigeisterischen Zusammenhangs thut. Bei Medwin sagt Byron aus Anlass des Briefes von Mr. Sheppard: „Ich wil ihm mit umgehender Post schreiben, ihn trósten und ihm sagen, seine Frau hätte keine Sorge für mein geistliches Wohl haben dürfen, denn Nie- 1) Moore, a. a. O. 1851. S. 576. ?) Moore, a. a. O. 1851. S. 555: — I am really a great admirer of tangible religion; and am breeding one of my daughters a Catholie, that she may have her hands full. It is by far the most elegant worship, hardly excepting the Greek mythology. What with incense, pictures, statues, altars, shrines, relies, and the real presence, confession, absolution, — there is something sensible to grasp at. Besides, it leaves no possibility of doubt; for those who swallow their Deity, really and truly, in tran- substantiation, can hardly find any thing else otherwise than easy of digestion. I am afraid that this sounds flippant, but I don't mean it to be so; only my turn of mind is so given to taking things in the absurd point of view, that it breaks out in spite of me every now and then. Lord Byrons Weltanschauung. 29 mand sei mehr ein Christ als ich, was auch sie und andere aus meinen Schrif- ten geargwohnt haben móchten.* Wie schreibt aber Byron in der That an Mr. Sheppard? Er thut die obige wichtige Versicherung nicht, und nachdem er freilieh von Mrs. Sheppard gesagt hat: whom I trust you will again meet, hebt er den Vortheil der Glüubigen gegenüber den Ungläubigen hervor. Wenn es auch kein zukünftiges Leben giebt, so haben jene dennoch während ihres Lebens die Stütze ihres Glaubens genossen. Der Hauptpunkt enthält Byrons Vertheidigung: But a man's creed does not depend upon himself: who can say, I will believe this, that or the other? amd least of all, that which he least can comprehend. Den Standpunkt der Naturreligion hat Byron auch hier nicht aufgeben wollen, und im Anschluss hierzu heisst es bei Medwin: ,Kein Dichter sollte zu einem förmlichen Glaubensbekenntniss verbunden sein.“ ') Die Erklärungen Byrons aus Anlass Cains hat man als einen Wiederruf be- zeichnen wollen;”) dieser Ansicht kann ich nicht beistimmen, muss aber die Erórterung hierüber, die uns hier zu weit führen würde, auf eine andere geeig- netere Gelegenheit verschieben. ?) 1) MEDWIN, Conversations SS. 75, 82 f; Mepwın, Gespräche SS. 80 f., 89; Moonz, a. a. O. 1851. S. 543 f. (Der Brief an Sheppard ist Pisa den 8. Dec. 1821 datiert); Vgl. ELzE, a. a. O. S. 370 f.; CawTU, Lord Byron and his Works 1883. S. 66 ff. 2) NicHoL, a. a. O. S. 151. 3) Für den hier dargestellten Standpunkt Byrons in Bezug auf die Religion sprechen auch Äus- serungen wie: I am a better Christian tham those parsons of yours, though not paid for being so (an Murray den 9. Oktober 1821); I never could understand what they mean by accusing me of irreli- gion (an Murray den 1. März 1820); He (Thomas Mulock, Esq.) wrote to me several letters upon Chri- stianity, to convert me: and, if I had mot been a Christian already, I should probably have been now, in consequence (an Moore den 9. December 1820). Byron beklagte sich oft, dass seine Schriften in dieser Hinsicht missverstanden würden. Er hat aber auch kein Verstündniss mehr von den Zeitge- nossen erwartet. Nicht ernst zu nehmen ist der Ausspruch: — when I turn thirty, I will turn devout (an Murray den 9. April 1817). Wohl versichert Byron hier und anderswo, dass er sich zu der katho- lischen Religion hingezogen fühle; inwiefern dies Gefühl aber für sein Verhältniss zur Religion bestimmend wurde, mag man auf Grund der Anm. 2 zur Seite 28 urtheilen. So viel steht fest, dass er den Katholicis- mus als die beste Religion angesehen hat. Er sagt über Allegra: It is, besides, my wish that she should be a Roman Catholic, which I look upon as the best religion, as it is assuredly the oldest of the va- rious branches of Christianity (an Hoppner den 3. April 1821). Und an Moore schreibt Byron den 4. Mürz 1822: I am mo enemy to religion, but the contrary. As a proof, I am educating my natural daughter a strict Catholic in a comvent of Romagna, for 1 think people can never have enough of religion, if they are to have any. I incline, myself, very much to the Catholic doctrines — — — Das Willkürliche: wenn sie eine Religion haben müssen, bestütigt den soeben im Texte angeführten Ausspruch bei Medwin. Vgl. übrigens die Äusserungen bei Medwin, oben S. 20. — Den Vorwurf des Atheismus hat Byron immer entschieden abgelehnt; über den Verfasser des Anti-Byron sagt er: He is wrong in one thing — I am no atheist (an Murray den 19. Márz 1814) und seinen soeben verstorbe- nen Freund Matthews nennt er a most decided atheist, indeed noxiously so, for he proclaimed his prin- ciples in all societies (an Dallas den 21. August 1811). — Vgl. Moonz, a. a. O. 1851. SS. 134, 231, 246, 350, 438, 465, 501, 536, 552; MEDWIN, Conversations SS. 75, 80 f: MEDWIN, Gespräche SS. 80 f, 86 f. TREITSCHKE, à. a. O. S. 336. 30 J. O. E. DONNER. Wir kónnen also feststellen, dass Byron während der vier Jahre 1807— 1811 (in den Briefen an Hodgson und Dallas sowie in der Tagebuchaufzeich- nung) und ebenfalls während der Jahre 1820— 1823 (in Briefen an Murray, Moore und Sheppard) denselben Standpunkt einer tief gefühlten Ehrfurcht vor dem Güttlichen eingenommen hat, gleichwohl ohne sich irgend einer bestehenden Kirche anzuschliessen, sondern vielmehr im bewussten Gegensatze zu jedem anerkannten religiösen Bekenntnisse. Nur aus diesem Standpunkte können wir uns seine wiederholten Ausfälle auf das Christenthum sowie jene Äusserungen erklären, wo er sich freilich mit einem sehr ungenauen Ausdruck für einen guten Christen ausgiebt, indem er meinte, dass er einen höheren Begriff der Gottheit habe als die Bekenner irgend einer bestehenden Religion. Welchen Ansichten hat Byron in der Zwischenzeit gehuldigt? Man ist wohl berechtigt anzunehmen, dass seine Auffassung nicht sehr viel von der eben dargestell- ten abgewichen, was übrigens durch die Betrachtung seiner Poesie bestätigt wird, obwohl das zugängliche briefliche Material so gut wie gänzlich darüber schweigt, oder nur durch Äusserungen in Bezug auf die Unsterblichkeit seine Stellung ahnen lässt. In Byrons Poesie werden wir auch das finden, was der bisherigen Untersuchung mit Nothwendigkeit gebricht. Das Ergebniss der bisherigen Untersuchung muss insofern als ein negatives bezeichnet werden, als es nichts näheres über Byrons Denken zu bestimmen vermag. Die Frage be- treffend sein Verhältniss zur Religion ist freilich in ihrer Allgemeinheit gelöst worden. Die Zeugnisse seiner Zeitgenossen waren in dieser Beziehung zu vag und widersprechend, auch die spätere Kritik ist über dieselben nicht hinaus- gegangen. Vermittelst der brieflichen Ausserungen Byrons konnten wir seinen Standpunkt der natürlichen Religion feststellen. Dies ist aber auch nur ein allgemeiner Begriff. Wohl finden sich auch Äusserungen, welche für die Kennt- niss von Byrons positivem Denken wichtig sind, in Driefen, Tagebuchaufzeich- nungen und Urtheilen der Zeitgenossen vor, um aber ein ganzes Bild seiner Anschauung des grossen Weltrüthsels gewinnen zu kónnen, müssen wir uns vor allem zu der besten, noch sehr wenig benutzten Quelle der Erkenntniss sei- ner Weltanschauung, zu seiner Dichtung wenden. IL Byrons Dichtung als Quelle der Erkenntniss seiner Weltanschauung. Seine Motive zum Dichten. Byron als Denker in den Urtheilen der Zeitgenossen und der bisherigen Kritik. Ueber Byrons Poesie als Quelle der Erkenntniss seiner religiósen Ansichten schreibt der schon genannte J. R. Best 1831: All the recent Biographers of Byron have hesitated to decide what were his religious sentiments; all have declared their conviction that he was not an atheist; while fragments of let- ters and conversations have been brought forward, to prove that he was a better Christian than would be deemed from his writings. However interesting such anecdotical fragments may be to the public, and however willingly we would believe in the inferences to which they lead, yet must we protest against them as a mode of argument. It is by his works that am author must be judged. And this is fair: it is more probable that the real sentiments of his mind will be conveyed in those thoughts which he has been in the habit of committing to paper, and publishing during a course of fifteen years, than in a letter or conversation, prompted by the sudden feelings of the moment, and, perhaps, originating in a thousand impulses, each independent of the action of his judgment." Merkwürdig genug ist noch Niemand dazu gekommen der hier gemachten Anregung Folge zu leisten, und wahrscheinlich auf Grund der vielen in Byrons Schriften vorkommenden (obwohl zum grössten Theile schein- baren) Widersprüche hat man die ganze Untersuchung als aussichtslos bei Seite gelassen. Auch Best selbst ist mit seinem Versuche, wie schon bemerkt wor- den, klüglich gescheitert. Im schroffsten Gegensatze zu der von ihm ausge- sprochenen Auffassung steht die von Stopford Brooke vertretene Meinung: By- 1) Best, a. a. O. S. 160. 32 J. O. E. DONNER. ron was rarely true to himself in his poetry; no, not altogether, I believe, in Don Juan. Indeed, I doubt whether, during a good portion of his life, until he was weary of vanity and acting, he had amy self to which to be true, so much had he overlaid his own personality with another which he dressed up to the world. It is this falsehood, or rather fiction, in his work which will always prevent mankind from loving it.‘) Ich glaube nicht, dass der Ver- fasser hier das richtige getroffen hat, am allerwenigsten darf diese Ansicht auf Byrons Weltanschauung, insofern sie aus seinen Werken ermittelt werden kann, ausgedehnt werden.) Es ist wohl wahr, dass Byron sich im Leben an- ders darzustellen pflegte, als er wirklich war, es ist ebenso wahr, dass manche seiner früheren Gestalten, die in Beziehung zu seiner Persönlichkeit gesetzt zu werden pflegen — und mit Recht, wenn man ihm selbst in diesem Punkte glauben darf,?) an denselben Uebertreibungen kranken, sie tragen aber den- noch der Spuren genug an sich um zu zeigen, wes Geistes Kinder sie sind. Wir erinnern uns dessen, was Mrs. Leigh an Hodgson über Lara geschrieben hat. Wahr ist auch und durch seine eigenen Ausserungen verbürgt, dass By- ron sich Ende 1813 in einem Zustande der Zerrissenheit befand, aus welchem er den Weg zum klaren Erkennen zunächst nicht sah. Aber eben der Unmuth, mit welehem er über diesen Zustand spricht, beweist, dass es ihm um die Lösung der Probleme des Denkens Ernst war.‘) Des wohl- bekannten Mittels der Dichter durch Darstellung ihrer Leidenschaften sich von diesen zu befreien hat sich Byron in den orientalischen Erzählungen bedient; wie darf man denn behaupten, er sei sich selbst in seiner Poesie nicht treu geblieben? Wie darf man bezweifeln, dass Byron einen Charakter 1) STOPFORD BROOKE, The inaugural address to the Shelley Society S. 7. 2) Byron schrieb nichts, was nicht irgendwie Bezugnahme auf ihn selbst gehabt hätte. Frei im künstlerischen Sinn können seine Schöpfungen daher nicht genannt werden. Er konnte keinen Cha- rakter schaffen, der nicht von seiner eigenen Persünlichkeit Eindruck genommen hätte oder gar davon erfüllt gewesen würe, und gewiss war er am allerwenigsten im Stande philosophische Ansichten dichte- risch zu fingieren. Er würde auch schwerlich auf den Gedanken gekommen sein. Auch in dieser Bezie- hung gilt von ihm die Aufrichtigkeit (sincerity), die Mr. Swinburne und nach ihm Arnold dem gros- sen Dichter nachrühmen. Vel. ARNOLD, Essays in Criticism. Second Series 1888. S. 193; ScHERR, Dich- terkönige 1855. S. 374; MacAULAY, Works 1866. V 396; Taıne, Geschichte der englischen Literatur. Bearb. von G. Gerth 1880. III 95 f; VILLEMAIN, Études de Littérature ancienne et étrangère 1859. S. 389 f. 3) Ueber THE BRIDE OF ABypos und THE CORSAIR vgl. Moonm, a. a. O. 1851. SS. 199, 214, 227. 4) MooRE, a. a. O. S. 212 ff: If I am sincere with myself (but 1 fear one lies more to one's self tham to any ome else), every page (des Tagebuchs) should confute, refute, and utterly abjure its predecessor. — I wish I could... get rid of thinking, or, at least, the confusion of thought. — — It is no wonder that I wrote one (fragment: The Giaour) — my mind is a fragment. Byrons Tagebuch, den 6. und 10. Dec. 1813. Lord Byrons Weltanschauung. 33 hatte, dem er hätte untreu werden können, aber in der That nie untreu gewor- den ist, wenn man die Worte liest, die er gerade zu dieser Zeit der Verwir- rung in seinem Tagebuche niedergeschrieben hat: To withdraw myself from myself (oh that cursed selfishness!) has ever been my sole, my entire, my sin- cere motive in scribbling at all — — —. If I valued fame, I should flat- ter received opinions, which have gathered strength by time, and will yet wear longer than any living works to the contrary. But, for the soul of me, I cannot and will not give the lie to my own thoughts and doubts, come what may. If I am a fool, it is, at least, a doubting one; and I envy no one the certainty of his self-approved wisdom.') Im Anschluss hierzu schreibt Byron in einem Briefe an Moore, den 9. April 1814: My great comfort is, that the temporary celebrity I have wrung from the world has been in the very teeth of all opinions and prejudices. I have flattered mo ruling powers; I have never concealed a single thought that tempted me. They can't say I have truckled to the times, nor to popular topics... Noch den 16. Februar 1821 schreibt Byron an Murray: Did I ever write for popularity??) Nach dem Bruche mit Lady Byron hat der Dichter versucht Trost und Frieden in der Naturbetrachtung der Alpenlandschaft in der Schweiz zu fin- den; allein, sagt er, es war mir nicht möglich £o lose my own wretched identity in the majesty, and the power, and the glory, around, above, and beneath me.) Erst durch die poetische Verwerthung dessen, was er hier sah, wurde ihm dies möglich, und wiederum hat die Dichtung ihm verholfen seiner Leiden- schaft zu entfliehen. Durch die gehässigen Gerüchte, die über ihn verbreitet waren, veranlasst in die geheimnissvollsten "Tiefen der menschlichen Natur zu blicken, hat Byron in Manfred diese Tiefen mit den geheimnissvollen Erschei- nungen der Alpennatur zur poetischen Einheit verwebt, und es ist ihm da- durch gelungen sich von den bósen Mächten zu befreien. Nicht immer hat Byron jedoch die ganze Aufgabe seiner Dichtung, wie im Jahre 1813, darin gesetzt. Wie schon aus den angeführten Ausserungen hervorgeht, setzt Byron seine Ehre in die Opposition und zwar auf allen Ge- bieten, wo diese ihm von Nöthen schien. Er kämpft aber nicht lediglich um der Opposition willen, er thut es für ein bewusstes Ziel, er kämpft für den Sieg. Demnach sagt er in Don Juan IX 24: 1) MooRE, a. a. O. S. 208. Byrons Tagebuch, den 27. Nov. 1813. 2) MOORE, a. a. O. SS. 247, 496. 3) A. a. O. S. 315, 34 J. ©. E. DONNER. And I wil war, at least in words (and — should My chance so happen — deeds), !) with all who war With Thought; — and of Thought's foes by far most rude, Tyrants and sycophants have been and are. I know not who may conquer: if I could Have such a prescience, it should be no bar To this my plain, sworn, downright detestation Of every despotism in every nation. In Don Juan VIII 135 heisst es: For I will teach, if possible, the stones To rise against earth's tyrants. Never let it Be said that we stil truckle unto thrones; — But ye — our children's children! think how we Show'd what things were before the world was free! Byron hat für den Sieg der Freiheit gefochten, er hat aber nicht gehofft ihn selbst zu erleben. Darin erweist sich sein gesunder, praktischer Sinn. Dass es ihm aber mit dem Kampfe voller Ernst gewesen ist, wird durch eime Briefstelle bezeugt, wo er sich, obwohl mit hypochondriseher Färbung in Bezug auf sein damaliges Schaffen, über das Motiv seiner Dichtung äussert. Den 17. Juli 1818 schreibt er an Moore: I once wrote from the fulness of my mind and the love of fame (not as am end, but a means, to obtain that influence over men's minds which is power in itself and in its consequen- ces), and mow from habit and from avarice... Den 6. April 1819 schreibt Byron an Murray: I have written from the fulness of my mind, from passion, from impulse, from many motives . . .?) Noch eine dritte Aufgabe der Dichtung hat Byron sich gestellt. Wohl war ihm noch 1821 (nach einem Briefe an Moore vom 5. Juli) die Poesie the expression of excited passion, allein Anfang desselben Jahres hat er eine Definition gegeben, woraus ersichtlich ist, worum es ihm dazu noch zu thun war. In seinem Tagebuche schreibt er den 28. Januar 1821: What is Poetry? — The feeling of a Former world and Future.?) Die Poesie sollte also die Ahnung einer früheren und einer zukünftigen Welt sein, und da die Ahnung dieser Welten mit dem Gefühl für das Göttliche identificiert werden durfte, so !) Wirklich hat Byron nicht nur in Worten, sondern auch durch Thaten seine Liebe zur Freiheit bewiesen; man vergleiche sein allerdings nicht genug aufgeklärtes Verhältniss zur Carbonari-Verbin- dung und seine Theilnahme an dem griechischen Freiheitskrieg. 2) MOORE, a. a. O. SS. 387, 392. 3) MOORE, a. a. O. SS. 483, 515, Lord Byrons Weltanschauung. 35 sollte also die Poesie ein Gefühl für das Göttliche sein. Da aber die Poesie im Allgemeinen nicht als solch ein Gefühl definiert werden kann, so folgt, dass Byron hier irgend eine besondere Aufgabe der Dichtung im Auge gehabt hat. In der That hat er eine Lösung der grossen Welträthsel durch die Poesie herbeiführen wollen, ') eine Lösung, nach der er mit ganzer Seele dür- stete von den ersten’ Gesängen des Childe Harold an bis zu den letzten des Don Juan, ohne je volle Befriedigung zu gewinnen. Byron sagt in Childe Harold III 114: I do believe, Though I have found them not, that there may be Words which are things, — hopes which will not deceive, And virtues which are merciful, nor weave Snares for the failing: I would also deem O'er others” griefs that some sincerely grieve; That two, or one, are almost what they seem, — That goodness is no name, and happiness no dream. Byron hat indessen die Hoffnung Worte, die zugleich Dinge sind, zu fin- den nicht aufgegeben, und in Don Juan III 88 sagt er: But words are things, and a small drop of ink, Falling like dew, upon a thought, produces That which makes thousands, perhaps millions, think; "T is strange, the shortest letter which man uses Instead of speech, may form a lasting link Of ages; — Das Recht des Denkens hat Byron immer behauptet; wir werden Ursache finden dies nüher nachzuweisen. Sein erstes Augenmerk blieb die Wahrheit — in allen Fällen und unter allen Umständen; demnach schreibt er an Moore den 9. Dec. 1820 über die Memoiren: add what you please from your own knowledge; and, above all, contradict any thing, if I have mis-stated; for my first object is the truth, even at my own expense. Auf Alles, was er über die Religion geschrieben hat, legte er Gewicht: I take the opportunity to desire that in future, in all parts of my writings referring to religion, you will be more careful..., schreibt er an Murray den 24. Sept. 1818. Von 1) Vgl. die hiermit übereinstimmende Definition der Poesie in THE PROPHECY or DANTE (Canto IV): For what is poesy but to create From overfeeling good or ill: and aim At an external life beyond our fate, And be the new Prometheus of new men, Bestowing fire from heaven — — — 36 J. O. E. DONNER. den Zeitgenossen hat Byron kein Verständniss erwartet, wohl aber von der Zukunft: when justice is done to me, it will be when this hand that writes is as cold as the hearts which have stung me (Byrons Tagebuch, den 26. Ja- nuar 1821). Darf man wohl mit all diesen Thatsachen vor Augen behaup- ten, Byron sei in seiner Dichtung sich selbst nicht treu gewesen, darf man auch nur den Verdacht erheben, er habe seine Ansichten anders darstellen wollen, als sie in der That waren? Es giebt der mündlichen und brieflichen Ausserungen genug von ihm, welche beweisen, dass seine Gedanken auch im gewöhnlichen Leben auf das Höchste gerichtet waren, und welche mit seiner poetischen Weltanschauung übereinstimmen. Darf man bezweifeln, dass Don Juan ein aufrichtiges Werk ist? Es ist uns überliefert worden, dass Byrons gewöhnliche Unterhaltung ein Spiegel dieses Werks gewesen sei.”) Die Reli- gion als solche hat Byron nie angegriffen, wohl aber die Religion der Dog- men.) Statt dieser hat er eine Anbetung Gottes in der Natur erschaffen wollen — wenigstens für sich selbst, oder um sein eigenes religiöses Bedürfniss zu befriedigen. In dieser Weise wurde er aber von den Zeitgenossen und auch später nicht verstanden. Anstatt die wahre Tragweite seiner Weltan- schauung zu ermitteln versuchen, hat man ihn in dieser Beziehung verleumdet, todtgeschwiegen, belüchelt. Wohl durfte sich Byron daher über mangelndes Verständniss beklagen. Wir haben schon gesehen, was Byron über diesen Umstand gedacht hat, noch muss aber seine sehr wichtige Äusserung bei de Salvo angeführt werden: Je n'ai jamais été un instant sans religion. Mon imagination et mon cœur ont été d'accord en cela; mais on ne m'a pas compris dans mes ouvrages, ow pour mieux dire, on a voulu m' interpréter, au lieu de me comprendre. Mes ennemis se sont obstinés à me croire irreli- gieux, parce qu'ils ont voulu le faire croire. ") — 1) Moore, a. a. O. SS. 391, 465, 482. Vgl. CHILDE HAROLD IV 137. 2) PARRY, a. a. O. S. 940; MILLINGEN, a. a. O. S. 116: — — the mirror of his conversation and the spirit which animated. it, is Don Juan. 3) Folgende Äusserung der Gräfin Blessington sieht Byrons eigenen Aussprüchen zu sehr ühnlich um nicht die Empfindung hervorzurufen, von ihm inspiriert zu sein. Sie muss daher in demselben Sinne wie die schon angeführten Aussprücbe Byrons gedeutet werden: It appears to me that Byron has reflected much on religion, and that many, if not all, the doubts and. sarcasms he has expressed on it are to be attributed only to his enmity against its false worshippers. BLESSINGTON, a. a. O. S. 380. 1) DE SaLvo, a. a. O. S. 307 f. — Seine moralische Persönlichkeit auf Grund seiner Schriften zu beurtheilen, hat Byron freilich abgelehnt und mit Recht, wenn man sich der sonderbaren Gerüchte erinnert, die über ihn im Umlauf waren. I pray you mot to judge of me from my writings, sagt er, the world has done so for the sake of doing me wrong: and although the young and the enthusiastic have been on my side (or at least once were so), they have erred as much on the other part of the question. The Life... etc. by an English Gentleman II 306 f. Lord Byrons Weltanschauung. 37 Eine gewisse Kritik hat sich darin gefallen Byron als Denker herabzu- setzen. Zu dieser Richtung gehört vor allem Leigh Hunt. His Lordship was so poor a logician, sagt er, that he did not even provoke argument.) Hazlitt spricht mit der grössten Verachtung von Byrons false or questionable philosophy. Galt sagt von Byron: He reasoned on every topic by instinct, rather than by induction or any process of logic; and could never be so convinced of the truth or falsehood of an abstract proposition, as to feel it affect the current of his actions. He may have assented to arguments, without being sensible of their truth; merely because they were not objectionable to his feelings at the time.) Elze, der sich in dieser Frage einseitig genug verhält, ist geradezu der Ansicht, dass Byron nicht einmal versucht hat, auf dem Wege der Philo- sophie zum Ziele zu kommen. Er soll noch weit weniger Anlage und Neigung zur Metaphysik als zur Dogmatik besessen haben. Es wird weiter angeführt, dass selbst Shelley ihn nicht für die Metaphysik zu gewinnen vermocht hat; sie war und blieb ihm ein unverständlicher und abstossender Wirrwarr, ein Galimathias.*) In diesem Punkt ist Elze — meiner Ansicht nach — sehr viel von Leigh Hunt beeinflusst worden.^) Insofern hat er freilich recht, dass Byron nicht in der Art und Weise eines Philosophen gedacht hat. Es wäre ja sonderbar zu behaupten, Byron habe einen Gedankenbau in dem Sinne eines philosophischen Systems errichten wollen. Er war auch zu sehr Dichter um das thun zu können. Gleichwohl hat er sich während seines ganzen Lebens über metaphysische Fragen aufzuklüren versucht — seine Dichtungen beweisen das —, und es heisst ihn daher arg verkennen, wenn man das Gegentheil be- hauptet. Auch Menéndez y Pelayo schätzt Byron als Denker sehr gering — er spricht von dem espíritu poco 6 nada filosófico de Byron,") und Mr. Mat- thew Arnold hat über ihn in dieser Beziehung geradezu gespöttelt. Nach Matthew Arnold soll Leopardi in philosophischer Tiefe Byron unendlich überlegen gewesen sein. Jener entschiedene Pessimist, der an nichts glaubt, und dem 1) LEIGH HUNT, a. a. O. S. 41 f. Beim folgenden Vergleich spricht Hunt indessen von der Phi- losophie Byrons. S. 193: Lord Byron thought his (Shelley's) philosophy too spiritual and romantic. Mr. Shelley thought his Lordship's too material and despairing. 2) HAzLITT, Spirit of the age 1825. S. 176; Garr, a. a. O. S. 981 f. 3) Zu dem letzten Urtheile scheint Elze durch folgenden Ausspruch der Guiccioli verleitet worden sein: Il (Byron) disait quelquefois: "In vérité, Shelley, avec sa métaphysique, me semble fou. Il le répétait un jour, à Pise, au Comte P. Gamba. — — "Nous avons discuté métaphysique; ah, quel galimatias dans tous ces systèmes. Quils disent ce qu'ils veulent, mystère pour mystère, je trouve encore plus raisonnable celui de la création. Gurccrozr, a. a. O. I 172. 3) Vgl. ELZE, a. a. O. S. 374. . 5) MENÉNDEZ Y PELAYo, Historia de las ideas estéticas en Espana 1887 ff. IV, II, 63. 38 J. O. E. DONNER. nichts heilig ist — mit Ausnahme etwa seiner patriotischen Begeisterung — soll eine bessere Einsicht in die wahre Tragweite der philosophischen Fragen, die er sich macht, besessen haben, als Byron. Goethes Ausserung, Lord Byron sei nur gross, wenn er dichtet, sobald er reflektiert, sei er ein Kind, ist Mat- thew Arnold recht eigentlich aus dem Herzen gesprochen." Die Aussprüche Goethes über den grossen Briten haben überhaupt unter den englischen Kriti- kern viel Unwesen gemacht, und demnach ist auch obige Ausserung von Arnold gründlich missverstanden worden. Vorerst bezieht sie sich gar nicht auf Byrons Dichtung, d. h. Goethe hat Byrons Reflektieren in seiner Dichtung gar nicht im Auge gehabt; trotzdem wird die Ausserung in diesem Sinne von Arnold ge- deutet und auf Byron als Dichter ausgedehnt. Ueber Gehalt und Bedeutung der Byronschen Spekulation hat sich Goethe überhaupt nicht ausgesprochen; wir wissen nicht einmal, ob er diesem Gegenstande einige Aufmerksamkeit ge- 1) MATTHEW ARNOLD, Essays in Criticism. Second Series 1888. S. 188 f.: Leopardi has the very qualities which we have found wanting to Byron; he has the sense for form and style, the passion for just expression, the sure and firm touch of the true artist. Nay, more, he has a grave fulness of knowledge, an insight into the real bearings of the questions which as a sceptical poet he raises, a po- wer of seizing the real point, a lucidity, with which the author of Cain has nothing to compare. I can hardly imagine Leopardi reading the ... And thou wouldst go on aspiring To the great double Mysteries! the two Principles! or following Byron in his theological eontroversy with Dr. Kennedy, without having his features over- spread by a calm and fine smile, and remarking of his brilliant contemporary, as Goethe did, that ‘the moment he begins to reflect, he is a child. But indeed whoever wishes to feel the full superiority of Leopardi over Byron in philosophie thought, and in the expression of it, has only to read one para- graph of one poem, the paragraph of La Ginestra, beginning ”Sovente in queste piagge’ and ending | "Non so se il riso o la pietà prevale.’ — Arnold hat gut sich auf die Gesprüche mit Kennedy zu berufen, um den Vergleich recht unvortheil- haft für Byron zu machen, und ihn durch's Heranziehen einer Äusserung aus dem Munde Lucifers (Cain II 2) stillschweigend des Dualismus zu beschuldigen. Es hat ihm in dieser Beziehung an Nach- folgern nicht gefehlt. Wenn man aber in dieser Weise Äusserungen, die Byron seinen Personen in den Mund legt, benutzt, um seine eigenen Ansichten zu beleuchten, und andererseits Stellen, die für eine entgegengesetzte Auffassung sprechen, gänzlich unbeachtet lässt, so ist ein solches Verfahren eine unverzeihliche Nachlässigkeit. Keine Kritik wird durch solche Oberflächlichkeit gewinnen. Die Dar- stellung Arnolds hat wohl Widerspruch hervorgerufen, wenn auch nicht nach dieser Richtung hin. Den rechten Gehalt des Vergleichs mit Leopardi scheint mir W. E. HENLEY, Views and Reviews. Essays in appreciation 1892, S. 61, bezeichnet zu haben: That Arnold should institute a comparison between Leo- pardi and Byron was probably inevitable: Leopardi had culture and the philosophie mind, which By- ron had not; he is incapable of influencing the general heart, as Byron can; he is a critic’s poet, which Byron can never be; he was always an artist, which Byron was not; and — it were Arnoldian to take the comparison seriously. — Dass Arnold als Kritiker nicht immer unfehlbar ist, wird auch gelegentlich bemerkt von JAMES DARMESTETER, Essais de Littérature Anglaise 1883. S. 210. Lord Byrons Weltanschawwng. 39 widmet hat. Eine Ausserung in dem Aufsatze über Cain deutet wohl an, dass Goethe einen sehr hohen Begriff von Byron als Denker gehabt hat — und zwar scheint ihm das Verstündniss dafür erst durch diese Schöpfung aufgegan- gen zu sein —, allein sie ist doch zu allgemein gehalten um ein näheres Ur- theil zulassen zu dürfen, besonders da Goethe sowohl in diesem Aufsatze als auch anderwürts die Ansicht ausgesprochen hat, dass Byron sich im Cain der überlieferten Religion angenühert habe. Wie dem auch sei, der Ausserung, welche von Arnold so einseitig gedeutet wird, sieht man schon beim ersten Anblick an, dass Goethe hier Byrons Dichten von seiner Reflexion streng ge- schieden hat. Und wenn man den Ausspruch in seinem Zusammenhang liest, so wird Goethes Meinung von selbst klar. Goethe sagte aus Anlass der Er- wähnung der Ausserung Lord Byrons über die Quellen zum Faust: „Ich habe alle jene von Lord Byron angeführten Herrlichkeiten grósstentheils nicht ein- mal gelesen, viel weniger habe ich daran gedacht, als ich den ‘Faust’ machte. Aber Lord Byron ist nur gross, wenn er dichtet; sobald er reflectiert, ist er ein Kind. So weiss er sich auch gegen dergleichen ihn selbst betreffende un- verständige Angriffe seiner eigenen Nation nicht zu helfen; er hätte sich stär- ker dagegen ausdrücken sollen. Was da ist, das ist mein — hätte er sa- gen sollen, und ob ich es aus dem Leben oder aus dem Buche genommen, das ist gleichviel, es kam blos darauf an, dass ich es recht gebrauchte!* Zur Verdeutlichung des Angeführten dienen noch folgende Aussprüche Goethes: , Er war gar zu dunkel über sich selbst. Er lebte immer leidenschaftlich in den Tag hin und wusste und bedachte nicht, was er that.” — — „Alle Englän- der sind als solche ohne eigentliche Reflexion; die Zerstreuung und der Partei- geist lassen sie zu keiner ruhigen Ausbildung kommen. Aber sie sind gross als praktische Menschen. — So konnte Lord Byron nie zum Nachdenken über sich selbst gelangen; deswegen auch seine Reflexionen überhaupt ihm nicht gelingen wollen. — — Aber alles, was er producieren mag, gelingt ihm, und man kann wirklich sagen, dass sich bei ihm die Inspiration an die Stelle der Reflexion setzt. Er musste immer dichten; und da war denn alles, was vom Menschen, besonders vom Herzen ausging, vortrefflich. Zu seinen Sachen kam er wie die Weiber zu schónen Kindern; sie denken nicht daran und wissen nicht wie.“') Es dürfte jetzt erhellen, was Goethe hier unter Reflexion ver- 1) ECKERMANN, Gespräche mit Goethe. Vierte Aufl. 1876. I 133, 141 f., 246: „im Grunde steht im ganzen ’Kain’ doch nichts, als was die englischen Bischöfe selber lehren“. Im Aufsatze über Cain heisst es: „Der über alle Begriffe das Vergangene sowohl als das Gegenwürtige, und, in Gefolg dessen, auch das Zukünftige mit glühendem Geistesblick durchdringende Dichter hat seinem unbegrenzten Ta- 5 40 J. O. E. Donner. standen hat. Diese Eigenschaft, an der es Byron mangelte, hat mit seiner Dichtung nichts zu thun. Die letztere quoll aus der Inspiration als ein Spiel der Phantasie hervor, ohne dass Byron den Massstab des ästhetischen Urtheils anzulegen brauchte oder auch nur anzulegen befähigt war, was freilich die Form seiner Dichtungen sehr beeintrüchtigt hat. Im Leben entbehrte Byron des kritischen Urtheils, das ihn ermöglicht hätte die Bedeutung seiner Le- bensverhältnisse und die Folge seiner Handlungen berechnen zu kónnen. Der Mangel an ästhetisch-kritischem Urtheil zeigt sich häufig in Byrons Leben. So vermochte er wenigstens anfangs seine eigenen Werke nicht gehörig zu würdigen (er zog The Hints from Horace dem Childe Harold vor), und in der Beurtheilung der Dichter früherer Zeiten zeigte er manchmal eine auffallende Schwäche (am meisten fällt seine Stellung zu Pope auf).) Das Gewicht bedeu- tender Handlungen wusste er nicht zu schätzen, oder kümmerte sich wenigstens nicht um die Folgen, und er hat sich verheirathet mehr aus Laune als aus Liebe. Wenn daher Goethe nicht ohne Berechtigung sagen darf, Byron sei ein Kind in der Reflexion, so ist durch diesen Ausspruch eine logische Fähig- keit im engeren Sinne keineswegs gemeint. Alle Engländer, sagt er, sind ohne eigentliche Reflexion; sollten sie daher lauter unlogische Köpfe sein? Nein, sie entbehren blos der ruhigen Fassung, sie haben keine Zeit gehabt sich zu sammeln, das üsthetisch-kritische Urtheil — weit mehr en Produkt solcher ruhigen Stimmung, als einer logischen Thätigkeit — geht ihnen daher ab. Die ästhetisch- kritische Reflexion, zu welcher als soleher gar keine logische Thätigkeit allein ausreicht, sondern welche vielmehr ein beinahe unbewusstes Produkt der harmo- nischen Ausbildung aller Lebenskrüfte ist, musste bis zu einem gewissen Grad bei Byron fehlen, und nur diesen Mangel hervorzuheben war Goethes Absicht. ?) lent neue Regionen erobert.“ — — „Vergessen aber dürfen wir nicht, dass durchs ganze Stück eine Art von Ahnung auf einen Erlóser durchgeht, dass der Dichter also sich auch in diesem Punkte, wie in allen übrigen, unsern Auslegebegriffen und Lehrweisen anzunühern gewusst hat.“ 1) Vel. z. B. MacAULAY, Works 1866 (Essays: Moore's Life of Byron). V 409. ?) Vel. den Bericht bei MooRE, a. a. O. S. 263 f. 3) In ähnlicher Weise wird die Äusserung Goethes von W. Harz Ware, Byron, Goethe and Mr. Matthew Arnold, erläutert in The Contemporary Review 1881. XL 179 ff: We see now more distinctly what Goethe means by 'reflection'. It is the maxim-forming faculty; the faculty of self-sepa- ration, or conscious consideration, a faculty which would have enabled Byron, as it enabled Goethe, to reply successfully to a charge of plagiarism. — Als Stütze seiner Ansicht führt er ferner Goethes Ausserung über The Deformed Transformed an: „Es ist keine Stelle darin, die schwach wäre — — —, wo man nicht auf Erfindung und Geist trüfe^ (ECKERMANN, a. a. O. I 176). Goethe war der Ansicht, dass gerade die Erfindung Byrons Stürke sei. Goethes Aussprüche über Byron sind auch besprochen worden in The Quarterly Review 1882. CLIV 77 f£; The Fortnightly Review 1888. XXXIV 201; StoP- FORD BROOKE, a. a. O. S. 7; The Nineteenth Century 1884, April & May (A. CH. SWINBURNE lehnt Goethes Urtheile hier entschieden ab). Lord Byrons Weltanschauung. +1 Wenn Goethe wirklich der Ansicht gewesen wäre, Byron sei in den in seinen Werken eingestreuten Reflexionen, die doch einen wesentlichen Bestandtheil seiner Dichtungen ausmachen, kindisch gewesen, wie stimmen dann damit seine Äusserungen überein, dass die Engländer keinen Poeten aufzuweisen haben, der ihm zu vergleichen wäre, denn er sei anders als alle übrigen und meisten- theils grösser; ihm sei nichts im Wege als das Hypochondrische und Negative, und er wäre so gross wie Shakespeare und die Alten; er sei ohne Frage als das grösste Talent des Jahrhunderts anzusehen?!) — Dieser kritischen Richtung gegenüber, welche Lord Byron als Denker gar nicht zu würdigen weiss, steht eine andere, die ihm in dieser Bezie- hung gerechte Anerkennung zollt. Wohl lässt sich diese Kritik ebensowenig wie jene auf genaue Untersuchungen ein, sie wirft nur wie im Vorübergehen zerstreute Behauptungen hin, die von hier und dort zusammenzulesen sind. Sie ist aber erstens zahlreicher vertreten, und dann wird sie durch Byrons eigene Äusserungen über seine Denkthätigkeit gestützt. Count Delladecima assured me, schreibt Kennedy, and he had ample opportunities of ascertaining the fact, that in conversing with him on the affairs of Greece, Lord Byron shewed a profound, cool and deliberate judgment; a patience in examining, and a soundness of political views, which did honour both to the strength of his un- derstanding, and to the goodness of his heart. Kennedys Urtheil auf Grund eigener Erfahrung lautet folgendermassen: In the comversations which I had with him, he appeared to shew an acute and cultivated mind, rather than a profound understanding. There was no appearance of extensive science or erudition, nor that coolness and sobriety of judgment, which a learned philo- sopher might be expected to exhibit: but his manner was lively, witty, and pe- netrating, shewing that he had a mind of strong powers, and capable of ac- complishing great things — —.’) Da die angeführten Worte von einem Manne gefällt worden, der durch religiöse Befangenheit gegen die Gründe Byrons voreingenommen gewesen sein muss, so sind sie gewiss vielsagend. Von By- rons Verhältniss zu Kennedy sagt übrigens Nichol: He (Byron) evidently wished to show that in argument he was good at fence, and could handle a theo- logian as skilfully as a foil. Dass Byron in Griechenland Eigenschaften eines 1) ECKERMANN, a. a. O. I 173, 176, 250. Vgl. Goethe an den Kanzler Müller: ,Byron allein lasse ich neben mir gelten“ . .. 2) KENNEDY, a. a. O. SS. 305, 316 f, 42 J. O. E. DONNER. Staatsmannes gezeigt hat, wird von Nichol besonders hervorgehoben. ') Percy spricht von the proud independence of Lord Byron's mind,") und Peabody sagt von ihm: Strength of mind he possessed in abundance ...?) Lord Byron, par l'universalité de son génie, réunissait aux facultés qui font les poëtes celles d'un esprit éminemment logique..., sagt Madame Guiccioli,*) und Eberty weist auf seinen „auf das Wahre und Logische gerichteten Verstand“ hin. ?) Auch Castelar erkennt ihm logische Fähigkeiten zu, dasselbe thut Brandes aus Anlass Cains, und Taine verweist auf „die Kraft, die scharfe Logik, die ausserordentliche Verve, die gedrüngte Beweisführung seiner Prosa. ^) Hodgson jr spricht von so powerful a thinker as Byron; Palgrave hat die Aufmerk- samkeit gelenkt auf that author's command of strong thought and close reason- ing in verse, und Mr. Perry sagt, dass Byron a logical intellect. hatte.) Mr. W. Hale White spricht von philosophic depth in einigen von Byrons Ver- sen; Colonel Stanhope erwähnt the soundness of his views . . . , the clear insight, at once minute and comprehensive, which he had acquired into the character and wants of the people and the cause he came to serve.") Der schon früher erwähnte Dallois urtheilt: S'/| est vrai que Byron west pas philosophe à la manière de Descartes, il ne nous semble pourtant pas moins profond que lui,?) aus welcher Ausserung hervorzugehen scheint, dass dem Verfasser eine unbe- wusste Empfindung hóherer Art in Bezug auf Byrons Denken vorgeschwebt hat, als die bewusste, welche er in dem von mir früher angeführten Ausspruche zur Schau trügt; Dühring sagt: ,Byron — ist der Schlüssel zu Schopenhauer. Wir begreifen den Pessimismus des britischen Dichters viel leichter, als den- jenigen des deutschen Philosophen. Was bei dem letzteren starr ist, wird bei dem ersteren noch im Process der Gestaltung angetroffen und zeigt sich daher unverhüllter. In beiden Erscheinungen ist eine Mischung von Dichtung und Philosophie;^") Treitschkes Ansicht kennen wir schon. 1) NicHoz, a. a. O. SS. 189, 195. Vel. auch MACAULAY, a. a. O. V 396. 2) The New England Magazine 1831. I 63. 3) The North American Review 1830. XXXI 189. *) Guıcciouı, a. a. O. I 119. Vgl. I 129. 5) EBERTY, à. a. O. I 249 f. 6) CASTELAR, Life of Byron 1875. S. 155 f.; BRANDES, a. a. O. S. 463; TAINE, a. a. O. III 98. 7) HopGsoN, a. a. O. I 208. Vel. I 192: Byron was widely but not deeply versed in philosophie and religious literature — —. The International Review 1879. VII 282 ff. Vel. S. 288: It was in this quality — intellectual force — that Byron bears the resemblance to Dryden that Mr. Stopford Brooke mentions. Vgl. NicHoL, a. a. O. S. 82. 3) The Contemporary Review 1881. XL 184; Moore, a. a. O. S. 607. ?) DALLOIS, a. a. O. S. 283 f. 10) Deutsche Vierteljahrsschrift. 98 Jahrg. 1865. III 209 (Der Pessimismus in Philosophie und Dichtung), | E Lord Byrons Weltanschauung. 43 Nach dem Zeugniss Lady Blessingtons soll Byron sich in der That etwas auf seine Philosophie eingebildet haben, und, wie schon früher angeführt, ver- sichert er ja auch bei Parry: such men as I am think deeply. Dass er der Me- taphysik abgeneigt gewesen sein sollte, ist gar nicht wahr; bei Medwin heisst es im Gegentheil: „Die Metaphysik öffnet ein weites Feld; die Natur, und anti-mosaische Speculationen über die Entstehung der Welt einen weiten Raum, und Quellen für die Poesie, die durch das Christenthum verschlossen sind.“ ') Dem braucht nicht zu widersprechen, dass der Dichter in Stunden des Unmuths und aus Misstrauen zu sich selbst an der Lösung der metaphysischen Aufgaben gezweifelt hat; die Religion war und blieb ihm doch — wie Moore sagt — his most favourite topic, und das war und blieb ihm — was Moore nicht sagt — auch die Philosophie. Es mag wahr sein, was Moore behauptet: He would start objections to the arguments of others, and detect their fallacies; but of any consecutive ratiocination on his own side he seemed, if not inca- pable, impatient,”) was er aber in Gesprächen infolge seines unruhigen Tem- peraments nicht gethan hat, oder nicht zu thun vermochte, das hat er in sei- ner Dichtung dank dem Empfinden, dem tiefen Gefühl und auf Grund des Denkens gethan. Auf systematisches Lesen legte Byron Gewicht; seine Ge- sichtszüge waren die eines in stetes Denken vertieften Menschen, *) was auch alle Portraits bezeugen. Seine Dichtungen also sind es, auf Grund welcher wir schliesslich — was auch die bisherige Kritik über ihn in dieser Beziehung gesagt haben mag — Byron als Denker beurtheilen sollen. Was er in denselben über seine Denk- thätigkeit gesagt hat, soll hier — als an dem dazu geeignetsten Orte — zu- sammengestellt werden. In Childe Harold III lehnt der Dichter sich gegen hergebrachte Ansichten im Allgemeinen auf. In dieser Beziehung sind besonders zwei Aussprüche be- merkenswerth. Es heisst III 12 von Harold: But soon he knew himself the most unfit Of men to herd with Man; with whom he held Little in common; untaught to submit His thoughts to others, though his soul was quell’d In youth by his own thoughts; still uncompell’d, He would not yield dominion of his mind 1) BLESSINGTON, a. a. O. S. 40; PARRY, a. a. O. S. 166; MEDWIN, Conversations S. 75; MEDWIN, Gespräche S. 80 f. 2) MoonE, a. a. O. S. 600. *) MOORE, a. a. O, S. 231 (Byrons Tagebuch, d. 15, März 1814); Zeitgenossen V 17, S. 36, 44 J. ©. E. Donner. To spirits against whom his own rebell’d; Proud though in desolation; which could find A life within itself, to breathe without mankind. In III 113 sagt Byron: I have not loved the world, nor the world me; I have not flatter'd its rank breath, nor bow'd To its idolatries a patient knee, — Nor coin'd my cheek to smiles, — nor cried aloud In worship of an echo; in the crowd They could not deem me one of such; I stood Among them, but not of them: in a shroud Of thoughts which were not their thoughts — — Wie Byron hier seine eigene Gedankenthätigkeit scharf betont, so behaup- tet er auch anderwürts das Recht des Denkens und zeigt mithin eben jene Neigung zur Philosophie und Metaphysik, welche man ihm hat absprechen wollen. In Childe Harold III 98 sagt er: And thus I Still on thy shores, fair Leman! may find room And food for meditation, nor pass by Much, that may give us pause, if ponder'd fittingly. Viel schürfer aber und überzeugender als an jener eben citierten Stelle heisst es in Childe Harold IV 127: Yet let us ponder boldly — ’t is a base Abandonment of reason to resign Our right of thought — our last and only place Of refuge; this, at least, shall still be mine: Though from our birth the faculty divine Is chain'd and tortured — cabin’d, cribb'd, confined, And bred in darkness, lest the truth should shine Too brightly on the unprepared mind, The beam pours in, for time and skill will couch the blind.!) Wohl giebt es auch Aussprüche, die scheinbar entgegengesetzter Tendenz sind, sieht man aber nüher zu, so wird man finden, dass auch diese das schon angeführte nur bestätigen. Die Briefstelle: I once thought myself a philosopher, and talked monsense with great decorum (an Dallas, den 21. Januar 1808) be- 1) In einer Note hierzu citiert Byron eine Stelle aus den Academical Questions; ich verweise besonders auf den Schluss: Philosophy, wisdom, and liberty support each other: he who will not reason is a bigot; he who cannot, is à fool; and he who dares not, is a slave. Lord Byrons Weltanschauung. 45 weist ja keineswegs, dass Byron die Philosophie geringschätzte, eher das Gegentheil. Nur scheint er auf die unentwickelte Skepsis der Hours of Idleness als auf ein noch unreifes Stadium hindeuten zu wollen. Ähnlich heisst es in Childe Ha- rold I 83 von dem Gemüth des Helden: Not that Philosophy on such a mind E'er deign’d to bend her chastely-awful eyes —, und im Liede an Inez, Childe Harold I, spricht Byron von The blight of life — the demon Thought, welehe Ausserungen, wie die von mir S. 32 (Note 4) angeführten Tagebuch- aufzeichnungen, ebenfalls zeigen, dass Byron damals einen lebhaften Schmerz darüber empfand das Wissen von dem Höchsten sich nicht aneignen zu können. Im Anschluss hierzu sagt der Held in Manfred III 1: If that I did not know philosophy To be of all our vanities the motliest, The merest word that ever fool’d the ear From out the schoolman's jargon, I should deem The golden secret, the sought „Kalon“, found, And seated in my soul. Wenn es auch erlaubt sein dürfte, diesen Ausspruch auf die eigene Ge- sinnung des Dichters zu beziehen, so beweist das wiederum nichts, denn die Tendenz des Manfred ist doch eben nur das Hóchste zu erforschen, wenn auch nicht auf dem Wege der Philosophie. Eigenthümlich ist es allerdings, dass wir in Childe Harold IV 130, und kurz nachdem der Dichter die Aufforderung zum spekulativen Denken gemacht hat (in der citierten Strophe IV 127), ei- nen Ausdruck seines Skepticismus in dieser Beziehung finden: Time! — — — — sole philosopher, For all beside are sophists — — Die Möglichkeit eines evidenten Wissens hat Byron indessen eingeräumt; ich verweise hierfür auf S. 35 mit dem angeführten Ausspruch aus Childe Harold HI 114, welcher jedenfalls in dieser Weise gedeutet werden dürfte. Den genauesten, am meisten entsprechenden Ausdruck seiner Stellung zur Phi- losophie hat Byron meiner Ansicht nach in Don Juan XV 91 gegeben: ') But here again, why will I thus entangle Myself with metaphysics? None can hate 1) Vgl. Don Juan X 28, XIV 11. 46 J. O. E. DONNER. So much as I do any kind of wrangle; And yet, such is my folly, or my fate, I always knock my head against some angle About the present, past or future state. — Also — der Dichter möge diesen Fragen so viel wie möglich auszu- weichen versuchen, er werde dennoch mit Naturnothwendigkeit zu denselben zurückkehren müssen. Und so verhielt es sich wirklich. In denjenigen Ge- dichten, in welchen Byron sich weniger von der Fabel gebunden fühlt, in Childe Harold und Don Juan, kann er nicht unterlassen immer und wieder in neue Beziehungen zur philosophischen Frage, zur Metaphysik zu treten, Aber auch in zahlreichen anderen, grösseren und kleineren Gedichten hat er seinem Forschungsdrange unsterblichen Ausdruck verliehen, hat er gezeigt, dass er sub specie aeternitatis gestanden. II. Erstes Schwanken des Dichtergemüths (Unentwickelter Skepticismus). Man dürfte nicht allzu sehr fehlgreifen, wenn man behauptet, Byron habe bis 1806, d. h. bis auf die Zeit, als er The Prayer of Nature schrieb, den traditionellen Vorstellungen des Christenthums so ziemlich gehuldigt. Wohl nennt ihn Moore, der sich hier offenbar widerspricht, a» unbelieving schoolboy (a. a. O. S. 59), allein frühere Beweise für Byrons Unglauben als das eben ge- nannte Gedicht weiss er nicht aufzubringen. Die Klage des Vierzehnjährigen um die verstorbene Margaret Parker, welches Liedchen die Hours of Idleness erüffnet und schon 1802 verfasst wurde, unterwirft sich demuthsvoll den Be- schlüssen der Vorsehung. Interessant ist es, dass Byron in einem kleinen im Februar 1803 geschriebenen Gedichte seinen Glauben an die körperliche Auf- erstehung kundgiebt: And, when the grave restores her dead, When life again to dust is given, On thy dear breast ll lay my head — Without thee, where would be my heaven?!) Uebrigens sei hervorgehoben, dass ein Unterschied gemacht werden muss zwischen Aussprüchen, welche Beglaubigung haben des Dichters wirkliche und zur Zeit fest begründete Ansicht zu vertreten, und solchen, welche gewiss nur poetisches Bild sind. Der letzten Gattung gehóren unbedingt folgende Stellen an, welche den Gedichten Epitaph on a friend und A Fragment, beide 1803 verfasst, entnommen sind: 1) Vgl. Byrons veränderte Ansicht in dieser Hinsicht in dem S. 25 angeführten Briefe an Dallas. 6 48 J. O. E. DONNER. If yet thy gentle spirit hover nigh The spot where now thy mouldering ashes lie — — When, pois'd upon the gale, my form shall ride, Or, dark in mist, descend the mountain's side; Oh! may my shade behold no sculptur'd urns To mark the spot where earth to earth returns! Gewiss hat Byron um diese Zeit an die (individuelle) Unsterblichkeit der Seele geglaubt— es wäre ja auch zum Verwundern, wenn ein fünfzehnjähriger Jüngling das nicht gethan hätte —, allein die Weise, in welcher er dies in den -beiden angeführten Äusserungen ausdrückt oder anzudeuten scheint, ist doch eben nur ein poetisches Bild; vielmehr neigte sich Byron der Ansicht zu, oder man darf wohl sagen, er war davon überzeugt, dass der Mensch erst durch das ‚Jüngste Gericht zum neuen und zwar ewigen Leben geweckt werde. Wie dies schon aus dem ersten, die körperliche Auferstehung betreffenden, Ci- tate dieses Abschnitts, hervorzugehen scheint, so wird es durch eine Stelle des zweiten Gedichts an Caroline (vom Jahre 1805) bezeugt: But as death, my beloved, soon or late shall o’ertake us, And our breasts, which alive with such sympathy glow, Will sleep in the grave till the blast shall awake us, When calling the dead, in earth’s bosom laid low, — Dieselbe Ansicht wird vielleicht auch in dem Gedichte The Tear (vom 26. Oktober 1806) vertreten, und zwar durch die Verse: When my soul wings her flight to the regions of night, And my corse shall recline on its bier, — — — welche für einen gedachten unbewussten Zustand sprechen.) Wenn dem so ist, und wenn diese Verse nicht unsere Unkenntniss des Daseins nach dem Tode schlechthin betonen wollen, dann hat ein Umschlag in dem Vorstellen des Dichters zwischen diesem Datum und dem am 29. December 1806 ge- schriebenen Prayer of Nature stattgefunden, wo Byron zum ersten Mal einen Zweifel an der Unsterblichkeit erhebt. Viel Gewicht darf nicht darauf gelegt werden, dass Byron in dem scherzhaften Gedichte To Eliza sagt: 1) Vel. auch den Schluss des 1807 geschriebenen, aber erst 1832 veröffentlichten, Gedichts To an oak at Newstead : And here must he sleep, till the moments of time Are lost in the hours of Eternity's day. Lord Byrons Weltanschauung. 49 Eliza, what fools are the Mussulman sect, Who to woman deny the soul’s future existence: Could they see thee, Eliza, they'd own their defect, And this doctrine would meet with a general resistance. The Prayer of Nature ist das Glaubensbekenntniss des jetzt beinahe neunzehnjährigen Byron. Er hat hier zum ersten Mal die christliche Tradi- tion verlassen und steht jetzt ganz entschieden auf dem Boden der natürlichen Religion (vgl. oben S. 27 ff.) und im Zeichen des Zweifels. Fest waren seine Ansichten noch keineswegs, und demnach ist er, wohl auch, wie wir sehen werden, wenigstens in einer Hinsicht zur Tradition zurückgekehrt. Das Bild, das Byron in The Prayer of Nature entwirft, ist als eine Art Deismus Zu charakterisieren, welche die Offenbarung und jede bestehende Form der Gottesverehrung verwirft, die ewigen Strafen und den Sündenfall in Zweifel zieht und sogar die Frage, ob wohl die Seele unsterblich sei, erhebt. Zugleich wird das Lied von einem echten Gefühl, von der tiefsten Ehrfurcht vor dem Hóchsten und von der innigsten Liebe zu Gott getragen, welches zeigt, dass es des Verfassers voller und unerschütterlicher Ernst damit war. Wir haben schon hier viel Keime seines späteren Denkens. Ausser den schon genannten Hauptpunkten möchte ich besonders darauf aufmerksam machen, dass Byron hier wie noch im Jahre 1823 (vgl. oben S. 28) von den Mitgliedern der Staatskirche als bigots spricht, und dass er den Gottesdienst in die Natur verlegt. Shall man confine his Maker’s sway To Gothie domes of mouldering stone? Thy temple is the face of day; Earth, ocean, heaven thy boundless throne sagt er, ganz wie später in Don Juan III 104: My altars are the mountains and the ocean, Earth, air, stars, — — — Wie ist wohl der junge Byron zu diesen Vorstellungen gekommen? Spi- noza kannte er noch nicht, dagegen wohl Rousseau und Locke (nach dem um ein Jahr später abgefassten Verzeichniss der von ihm gelesenen Bücher zu urtheilen). Und es lässt sich nicht leugnen, dass viel in dem Gedichte an Rousseau anklingt, ja der ganze Standpunkt entspricht den Ausführungen der Profession de foi du vicaire Savoyard. Genau gilt dies die Aneignung der natürlichen Religion, von dem Gottesdienst in der Natur, von der Verneinung der Offenbarung und der ewigen Strafen. Beide, Rousseau wie Byron, sehen 50 J. O. E. DONNER. die göttliche Hand und die göttlichen Gesetze in den Werken der Natur; wenn Byron ausruft: Thy laws in Nature's works appear; etc. 1 ppear ; ; so finden sich ähnliche Äusserungen sowohl im Emile als in der neuen He- loise.') Unrousseauisch ist wohl nur der Zweifel an der Unsterblichkeit der Seele: Dut, if this fleeting spirit share With clay the grave's eternal bed, While life yet throbs I raise my prayer, Though doom'd no more to quit the dead. Allein ganz fremd ist auch dieser Gedanke dem Genfer Philosophen nicht; St. Preux schreibt (La nouvelle Héloise II Lettre 13): elle (la supréme puis- sance) peut anéantir mon âme... Obwohl die Erklärung der Gräfin Guiccioli, in welcher sie den Grund zu Byrons Zweifel in Bezug auf die Unsterblichkeit der Seele angiebt,^) ganz geeignet ist die Auffassung zu stützen, Byron habe den soeben angeführten Gedanken Rousseaus aufgenommen und weiter ausge- bildet, so ist es doch wohl kaum möglich, dass unser Dichter nur durch diese vereinzelte Stelle — denn übrigens ist ja Rousseau der eifrigste, am meisten überzeugte Fürsprecher der Unsterblichkeit — zum Zweifel geweckt worden ist. Ich möchte daher eher an den Einfluss Lockes glauben, und obwohl M^"* Guiccioli verneint, dass Byron von dem Satze Lockes: c'est peut-être la matière qui pense beeinflusst worden ist, so scheint der ausgesprochene Zweifel diese Behauptung zu widerlegen. Ob der Geist wohl die Gruft des Fleisches theile? Das ist ja schlechterdings unmöglich, oder der Geist muss mit dem Körper unauflöslich verbunden sein, und wenn dem so ist, dann wird freilich mit einem Fehlschlusse gefolgert: c'est peut-être la matière qui pense. Mit Aus- nahme dieses Zweifels an der Unsterblichkeit muss aber zugegeben werden, dass der in diesem Gedichte lebende Vorstellungskreis sehr viel an Rousseau erinnert, und dass es also nicht unmóglich ist, dass Byron von diesem ist an- geregt worden. Noch fünf Jahre später — in den Briefen an Hodgson — ist er von der Betrachtungsweise Rousseaus dermassen erfüllt, dass er vielfach eine sehr ähnliche Argumentation benutzt (vgl. oben S. 25 ff. u. Noten). Die freigeistige Richtung, welche Byron in The Prayer of Nature ein- schlug, hat er bald wieder für eine kurze Zeit, wenn nicht aufgegeben, so doch !) EMILE 1773. III 37; La nouvelle Héloïse I LL. 31, 36; V L, 5. 2) Vgl. Guiccron, a. a. O. I 134. Lord Byrons Weltanschawwng. 51 cemildert. Wohl spricht er noch in dem Gedichte To the Earl of Clare von death's unfathom’d gulf, welcher Ausdruck von seiner Ungewissheit in Bezug auf den Zustand nach dem "lode zeugt, allein in mehreren später verfassten Gedichten äussert er sich von der Unsterblichkeit der Seele als einer unzwei- felhaften Thatsache. Diese Gedichte finden wir in den Occasional Pieces, und sie stammen sämmtlich aus den Jahren 1807— 1808. Es ist wohl nur poetisches Gleichniss, wenn Byron im Liede To my son die Ausserung fällt: Thy mother's shade shall smile in joy, And pardon all the past, my Boy! Es ist ebenfalls nur metaphorisch ausgedrückt, wenn der Dichter in einem an- deren Gedichte ausruft: Farewell! if ever fondest prayer For other's weal avail'd on high, Mine will not all be lost in air, But waft thy name beyond the sky, allein aus diesen Äusserungen leuchtet dennoch als Byrons eigene Ansicht sein Glaube an einen nicht indifferenten, also vielleicht individuellen Zustand nach dem Tode hervor. In dem Gedichte Bright be the place of thy soul kommt dieser Glaube zum schónsten Ausdruck, ja wird zur freudigen Gewissheit gesteigert. ') Auch aus dem 1807 verfassten, aber nicht während der Lebzeiten By- rons veröffentlichten, Gedichte The Adieu leuchtet der Unsterblichkeitsglaube hervor, obwohl der Dichter übrigens seinen Standpunkt der natürlichen Reli- gion keineswegs aufgegeben hat, wie die Ausdrücke bigots und sects in fol- gender Aufforderung beweisen: To bigots and to sects unknown, Bow down beneath the Almighty's Throne. Es darf übrigens bemerkt werden, dass die vier ersten Zeilen der letzten Strophe dieses Gedichts nur eine andere Fassung der zweiten Strophe des Prayer of Nature sind. Byron hat sich also beim Schreiben des Adieu an jenes Gedicht angelehnt und, obwohl er den Zweifel in Bezug auf die Unsterblichkeit unterdrückt, übrigens seinen Standpunkt nicht verändert. Der !) Es verdient darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass wir an dem Tone dieses schönen Liedes schon den künftigen Dichter der Hebrew Melodies erkennen künnen. ox IV — un = © lel iS DONNER. wiederkehrende Ausdruck bigots ist in dieser Hinsicht sehr wichtig. Das dem so ist, wird durch den oben angeführten Brief an Dallas vom 21. Januar 1808 glänzend bestätigt, worin Byron eine entschieden freigeistige Haltung einnimmt, dennoch aber die Unsterblichkeit der Seele nicht bestimmt verneint, wohl aber zweifelnd ansieht (death an eternal sleep, at least of the body). Wenn nämlich Byron Ende 1806 und Anfang 1808 ganz ühnlichen Ansichten huldigt, so kann er sie nicht in der Zwischenzeit von zwölf Monaten gänzlich aufgegeben und wieder angenommen haben. In einer Frage jedoch war er schwankend geworden: bald bezweifelt er die Unsterblichkeit der Seele, bald ist er derselben gewiss. In demselben Jahre schreibt er den Brief an Dallas und das Lied Bright be the place of thy soul. In demselben Jahre noch stellt er den kühnen Vergleich auf zwischen der Seele seines treuen Hundes, der gewiss keine Unsterblichkeit zu Theil werden soll, und der Seele des Menschen, der allein dieselbe beansprucht. ) Er sagt (Inscription on the monument of a Newfoundland dog, geschrieben den 30. Nov. 1808): But the poor dog — — — — — — - Unhonour'd falls, unnoticed all his worth, Denied in heaven the soul he held on earth: While man, vain insect! hopes to be forgiven, And claims himself a sole exclusive heaven. Oh man! thou feeble tenant of an hour, Debased by slavery, or corrupt by power, Who knows thee well must quit thee with disgust, Degraded mass of animated dust! Die geringe Bedeutung, das kurze Leben, die Degeneration des Menschen hebt Byron mit pessimistischer Fürbung hervor; soll wohl einem solchen We- sen Unsterblichkeit gegónnt werden? — Die Hours of Idleness zeichnen sich im Allgemeinen durch ihre optimi- stische Färbung aus, indessen finden wir in den Gedichten, die nach der Hei- rath Miss Chaworths (1805) verfasst sind, einzelne Ausbrüche des beginnenden Pessimismus; ich verweise besonders auf das kleine Gedicht Remembrance. Rev. Becher, der Byron aufgefordert hatte, Gesellschaft zu suchen, antwortet er: But retirement accords with the tone of my mind: I will not descend to a world I despise. 1) Byron könnte dabei durch die Broschüre Taylors vom Jahre 1792 beeinflusst worden sein. Vgl. BRANDL, S. T. Coleridge und die englische Romantik 1886. S. 100. Lord Byrons Weltanschauung. 53 Verzweiflung athmet das Gedicht To a lady (Mrs. Musters), besonders die zwei letzten Strophen: But now I seek for other joys: To think would drive my soul to madness; In thoughtless throngs and empty noise, I conquer half my bosom's sadness. Yet, even in these a thought will steal, In spite of every vain endeavour, — And fiends might pity what I feel, To know that thou art lost for ever. Dies kühne Gedicht trägt in sich den Keim zum ersten Gesange des Childe Harold, und es ist demnach ganz unzweifelhaft der Fall, dass die un- glückliche Liebe Byrons zu Mary Chaworth beigetragen hat seine pessimistisch- menschenfeindliche Gesinnung zu gestalten.') In dem folgenden pessimistischen Gedichte I would I were a careless child heisst es gleichwohl einigermassen versöhnend: Fain would I fly the haunts of men I seek to shun, not hate mankind; — — — Wie auch dies Gefühl später für Childe Harold bestimmend wurde, so fin- den sich auch andere Anklänge in der späteren Dichtung Byrons, welche schon in den Hours of Idleness wurzeln. Einmal ist es Byrons ausserordent- lich starker Drang nach der Wahrheit, nachher speciell als ein auf die höchsten Wahrheiten gerichteter Forschungsdrang zu fassen. In dieser Beziehung ver- weise ich auf die erste Strophe des Gedichts To romance, auf Answer to some elegant verses etc., wo Byron ausruft: The artless Helicon I boast is youth; — My lyre, the heart; my muse, the simple truth, auf das Ende des Liedes an Becher, und schliesslich auf eine Stelle des Ge- dichts an The Earl of Clare, wo es heisst: Not for a moment may you stray From truth's secure, unerring way! — !) Vel. Byrons eigene Äusserung bei Moorr, a. a. O. S. 85. 54 J. O. E. Donner. Das andere Mal gilt es Byrons Verachtung des öffentlichen Beifalls, die mit seiner offen ausgesprochenen Ruhmsucht seltsam kontrastiert (vgl. das Lied an Becher mit dem Ende von Answer to some elegant verses). Byrons schöner Glaube an Freundschaft scheint gegen das Ende der Hours of Idleness sehr beeintrüchtigt zu sein, und diese Stimmung waltet in den Occasional Pieces fort (vgl. z. B. das Lied Fill the goblet again), wo auch seine Wahrheïtsliebe fin- den muss, dass es in der grossen Welt keinen Raum für sie giebt (vgl. To a youthful friend). Byrons Hang zum Pessimismus gewinnt in den Occasional Pieces aus den Jahren 1807 —1810 einen gesteigerten Ausdruck. Ich muss darauf verzichten alle hierauf bezüglichen Stellen zusammenzutragen; nur folgendes mag ange- führt werden. In dem Gedichte To a youthful friend heisst es: Man and the world so much I hate, I care not when I quit the scene. Auch die Lieder Lines inscribed upon a cup formed from a skull, genial in pessimistischer Kühnheit, And will thou weep when I am low, sowie Stanzas to a lady, on leaving England, durch das Verhältniss zu Mrs. Musters hervor- gerufen, müssen erwähnt werden. In dem letztgenannten heisst es am Schluss: His home, his hope, his youth are gone, Yet still he loves, and loves but one. Einzelnes aus diesem Gedichte hallt später im Childe Harold nach. Die am meisten bezeichnende Fassung seines im Entstehen begriffenen Weltschmerzes aus dieser Periode ist ein in Athen, den 16. Januar 1810, geschriebenes Liedchen: The spell is broke, the charm is flown! Thus is it with life's fitful fever: We madly smile when we should groan; Delirium is our best deceiver. Each lucid interval of thought Recalls the woes of Nature's charter, And he that acts as wise men ought, But lives, as saints have died, a martyr. IV. Weltschmerz. Die Geschichte des Byronschen Weltschmerzes ist eigentlich nichts ande- res, als seine ganze Entwickelungsgeschichte. Eine andere Frage ist es, ob man mit dem Ausdrucke Weltschmerz die Sache wohl ganz richtig bezeichnet hat." Ausschliesslich und rückhaltslos gilt nämlich dieser Begriff weder für den Menschen noch für den Dichter. Er hat weder sein Leben ausschliesslich vom Weltschmerz beeinflussen lassen, noch ist er schlechthin nur ein Dichter des Weltschmerzes. Wenn Byron in seinen Werken diese Lebensansicht ver- tritt, so geschieht das nicht ohne Einschränkung: nur mit dem Bestehenden war Byron unzufrieden, er war aber von dem Gefühle durchdrungen, dass einst bessere und würdigere Zustünde eintreten werden, wenn das Menschengeschlecht in jeder Beziehung frei sein wird; auf diese vielleicht sehr entfernte Zeit rich- tete er seine Hoffnung, und der Prophet dieser Zeit gewesen zu sein, war sein Stolz. — Aber auch auf die himmlischen Dinge richtet sich der Weltschmerz: die erkannte Unmöglichkeit das Höchste ganz zu erfassen legt hier den Grund zur verzehrenden Skepsis. Doch wird allmülig in einigen der wichtigsten Fra- !) Wenn man von dem Weltschmerze Lord Byrons spricht, sollte man sich zuerst darüber verstän- digen, was darunter zu verstehen sei. Ich verstehe unter Pessimismus eine philosophiseh begründete Ueberzeugung, unter Weltschmerz ein zum Theil unbewusstes Fühlen der Schlechtigkeit der Welt- zustinde und des Lebens, wobei in der That das pathologische Moment des Schmerzes überwiegt. In diesem Sinne nenne ich die Lebensauffassung Lord Byrons — Weltschmerz; inwiefern sie philosophisch begründet erscheint, nenne ich sie Pessimismus, obgleich ich die Unmöglichkeit erkenne, diese Termino- logie in allen Einzelfällen festhalten zu können. Da aber das Empfinden die bei weitem grösste Rolle bezüglich Byrons Stellung in dieser Frage spielt, habe ich den Abschnitt in entsprechender Weise betitelt. z i 56 J. ©. E. Doxser. gen eine feste Ueberzeugung gewonnen, und der Weltschmerz entbehrt dem- nach auch in dieser Beziehung nicht der Versóhnung. Es ist mit Recht behauptet worden, Byron sei recht eigentlich derjenige gewesen, der den Weltschmerz in die moderne Litteratur eingeführt habe. Man sollte aber dabei nicht vergessen, dass Goethe im Werther einer Ge- fühlsart unsterblichen Ausdruck verliehen, die in ihren nothwendigen Konse- quenzen dem Weltschmerze sehr verwandt ist. Bei Goethe handelt es sich je- doch eigentlich nur um einen unbezwinglichen Liebesschmerz, der eben durch diese Unbezwinglichkeit den davon Erfassten fürs Leben untauglich macht und zum Untergange drängt, ohne das einzelne Gefühl zum universellen Gefühl, zum Weltschmerz zu erweitern." Bei Byron dagegen erstreckt sich der Weltschmerz auf alle Gebiete des Staates und der Gesellschaft und erscheint um so berechtigter, je grösser die Missverhältnisse auf diesen Gebieten in der That waren. Diese Uebelstände und Missbräuche ausrotten zu helfen, machte sich Byron zur Aufgabe. Es lieet daher in dem Byronschen Weltschmerze etwas Positives, ein Wirken nach bewussten Zielen, das man bei seinen Nach- folgern nur in verdünnter und verwässerter Form oder auch gar nicht vor- findet. Ein Irrthum ist es mithin, wenn man mit Elze (vgl. a. a. O. S. 429 f.) behauptet, für Byron existiere schliesslich nur der Genuss, alles übrige sei Tand; wenn auch einige Ausserungen des Don Juan eine solche Ansicht zu begründen scheinen, so wird wiederum dieser Schein durch andere Stellen hin- reichend zerstört. Man könnte hier einwenden: wenn dies positive Moment in dem Byronschen Weltschmerze wirklich etwas zu bedeuten habe, so dürfe das nur als eine Inkonsequenz bezeichnet werden: unzufrieden und doch hoff- nungsvoll. Hierauf entgeene ich: nichts ist so schlecht, dass es nicht verbes- sert werden könne, oder es muss schlecht von Natur sein. Um daher dem Weltschmerz in äusserster Konsequenz huldigen zu können, muss man anneh- men, dass die gesammte Natur an sich schlecht sei. Dies hat auch in der That Leopardi gethan, und er dürfte daher als den typischen Repräsentanten dieser Art des Weltschmerzes gelten.. Allein diese vermeinte Konsequenz ent- hält einen Fehlschluss; die Folgerung, dass alles schlecht sei, ist schlechter- dings unmöglich. Wenn alles schlecht ist, woher stammt denn unser Begriff des Guten? Unter den Objekten des Weltschmerzes hat Byron nie die äus- sere. Natur miteinbegriffen, sie war ihm im Gegentheil ein Heilmittel für die in der menschlichen Gesellschaft erlittenen Schäden, und nach Rousseaus Art !) Dies dürfte von allen Dichtern des Wertherismus gelten. Vel. übrigens KARL HILLEBRAND, Die Werther-Krankheit in Europa. Zeiten, Volker und Menschen 1885. VII 102 ff. Lord Byrons Weltanschauung. 57 flüchtete er sich in die Natur. Sein Gegensatz in dieser Beziehung zu Leo- pardi kann nicht scharf genug betont werden.) In der Enstehung seines Weltschmerzes trifft Byron mit den ersten Kämpfen des jungen Goethe zusammen: wie bei diesem ist es eine unglück- liche Liebe, die zuerst das Gefühl der Hoffnungslosigkeit erweckt, das sich nach und nach auf das ganze Dasein erweitert. ) Wir sind schon den Spuren dieser Hoffnungslosigkeit in den Hours of Idleness sowie in den früheren Ge- legenheitsgedichten nachgegangen; die Ergebnisse bestätigen unsere jetzt ge- machte Behauptung. In den zwei ersten Gesängen des Childe Harold kommt nun dieser Pessimismus zum ersten Mal zu umfänglicher Gestaltung. Zwar ist besonders der erste Gesang noch künstlerisch unreif, was sich ausser in der Form inhaltlich dadurch ankündigt, dass Byron das einfache Gefühl der Verlassen- heit aus Liebesgram sehr zurückdrängt und durch andere Gefühle, z. B. der Uebersättigung (infolge von Genuss), die viel weniger poetisch sind, ersetzt und dazu noch über die Realität hinaus gesteigert, welche Uebertreibung durch Widersprüche ersichtlich gerächt wird. Ja, das ursprüngliche Gefühl ist der- massen unterdrückt worden, dass es uns unmöglich wäre, dasselbe in Childe Harold I als Grund des darin waltenden Pessimismus bestimmt nachzuweisen, wenn wir uns nicht auf das S. 53 besprochene Gedicht 7o a lady sowie auf das S. 54 erwähnte Lied Stanzas to a lady on leaving England berufen könn- ten. Diese beiden Gedichte stellen es ausser Zweifel, dass der erste Grund der trüben Stimmung im Childe Harold mit der in diesen Gedichten besunge- nen unglücklichen Liebe identisch ist.") Erst durch diese Gedichte kónnen wir verstehen, warum Childe Harold (I 5) Had sigh'd to many though he loved but one, And that loved one, alas! could ne'er be his. Wir finden in diesen Gedichten gleichfalls den Grund, warum (I 6) "I is said, at times the sullen tear would start, but Pride congeal'd the drop within his ee... !) Wohl flüchtet sich auch Leopardi zur Natur, wohl ist es ihm eine angenehme Musse, die ihn umgebende Natur zu betrachten, allein dies Verhältniss übt doch keine sonderliche Einwirkung auf ihn, geschweige denn auf seine philosophische Ansicht aus. 2) Während aber Goethe in kurzer Zeit sich zu harmonischer Fassung durchkümpfte, musste Byron lange Jahre mit dem unglückseligen Gefühle ringen, und nie ist es ihm gelungen, dasselbe ganz zu überwinden. *) Wie sehr diese Liebe den Dichter noch beherrschte, als Childe Harold bereits dem Druck über- geben worden war, bezeugt auch das am 11. Okt. 1811 geschriebene Gedicht Zpistle to a Friend („Oh! banish care“). 58 J. O. E. DONNER. Die dritte und letzte, nicht weniger dunkle, Andeutung über das Verhältniss Byrons zu Mary Chaworth (I 8): Yet oft-times in his maddest mirthful mood Strange pangs would flash along Childe Harold's brow, As if the memory of some deadly feud Or disappointed passion lurk'd below... findet gleichfalls erst durch den Vergleich mit dem Ende des Gedichts 7o a lady volles Verständniss. Childe Harold hat sich, um seinen Liebesschmerz zu vergessen, in Ausschweifungen gestürzt; diese haben ihm dennoch die erselinte Linderung nicht gebracht, sondern vielmehr ein Gefühl der Ueber- sättigung hervorgerufen, ein Gefühl der Leere, welches ihm Vaterland und Freunde verdächtigt und ihn in die Ferne treibt. Dies ist nun ohne Zweifel zum Theil dichterische Uebertreibung, denn nie hat Byron z. B. die Aufrich- tigkeit seiner Freunde zu dieser Zeit bezweifelt,') wie auch im offenbaren Wi- derspruche hierzu durch I 10 ausgedrückt wird, allein was er vor allem von seiner unglücklichen Liebe davontrug, war gewiss ein Hang alles im möglichst schwärzesten Lichte zu sehen. Schon in dem 1807 geschriebenen Gedichte The Adieu spricht Byron schlechtweg von Love’s deceit, d. h. die Liebe könnte nur betrügerisch sein, denn in diesem Sinne ist der Ausdruck hier zu fassen. Und in dem berühmten Good Night (Childe Harold I) heisst es: For who would trust the seeming sighs Of wife or paramour? Fresh feres will dry the bright blue eyes We late saw streaming o'er. Diese blasierte Ansicht über die Liebe hat Byron sein Leben lang nicht auf- gegeben; ob es aber sein voller Ernst war, mag bezweifelt werden, jedenfalls huldigt er mehrmals in seinen Werken der Liebe, und besonders der ersten Liebe in herzerfreuenden 'Tönen. Die zur Schau getragene Blasiertheit ist auch übrigens nicht das wahre Gefühl des Dichters; das erkennt man am besten, wenn man folgende Verse (I 5): Ah, happy she! to 'scape from him whose kiss Had been pollution unto aught so chaste; !) Dass Byron im Allgemeinen, und besonders neuen, Freundschaftsverbindungen misstrauisch ge- genüberstand, steht hiermit nicht im Widerspruch. Lord Byrons Weltanschawmng. 59 Who soon had left her charms for vulgar bliss, And spoil'd her goodly lands to gild his waste, Nor calm domestic peace had ever deign'd to taste mit folgender Strophe des Liedes To a lady vergleicht: If thou wert mine, had all been hush'd: — This cheek, now pale from early riot, With passion's hectic ne'er had flush'd, But bloom'd in calm domestic quiet. Wie man sieht, sind die Bilder der eigenen Zukunft, welche der Dichter entrollt, falls er das ersehnte Liebesglück erlangt hätte, einander ganz entge- sengesetzt, und mit Recht darf man wohl fragen, ob ein so grosser Stimmungs- wechsel in einem liebenden Gemüth in der That und nicht nur in der Dichtung möglich sei. Gewiss hat Byron nur seinem Helden jene blasierte Stimmung an- gedichtet; er selbst hatte wohl nur einen geringen Antheil daran.") Auch die Stanzen 4 und 5 enthalten einen Widerspruch; in jener wird gesagt, dass Childe Harold nicht gefürchtet habe, ins Elend zu gerathen, ehe ihn das Ge- fühl der Uebersättigung erfasste, in dieser heisst es, dass seine Geliebte nie- mals die seinige werden kónne — wahrlich für einen fühlenden Menschen schon Elend genug. Es ist hieraus ersichtlich, dass Byron die Situation nicht als die seinige hat empfinden kónnen, sie ist überhaupt nicht empfunden, sie ist nur erdichtet und mithin unwahr. Aus einem Gefühl der Uebersättigung verliess Byron sein Vaterland nicht (vgl. Ch. H. I 6), noch entspringt sein Weltschmerz diesem Gefühl. Byrons unglückliche Liebe allein ist der erste nachweisbare Grund seines Weltschmerzes, der übrigens im ersten Gesange des Childe Harold noch nicht sehr entwickelt ist.") Was hier echt ist, das ist der von Byron später sehr oft wiederholte Mahnruf, dass Ruhm, Macht und Ehre nichts seien, d. h. von kurzer Dauer, welche Wahrheit Byron sich !) Vel. auch. HILLEBRAND, a. a. O. VII 123; BRANDES, a. a. O. S. 410 f. 2) Zu diesem Gefühle gesellten sich, wie wir gesehen haben, schon früh andere: die Verachtung der Welt wegen ihrer (Heuchelei und) Wahrheitsscheu und, als eine Folge davon, das Misstrauen gegen die Freundschaft. — Welche nachhaltige Bedeutung Byron selbst der unglücklichen Liebschaft zuschrieb, finden wir bei Moore, a. a. O. S. 647. Anm. 1: In one of the many letters of Lord Byron to myself, which I have thought right to omit, I find him tracing this supposed disturbance of his own faculties to the marriage of Miss Chaworth; — ,a marriage", he says, ,for which she sacrificed the prospects of two very ancient families, and a heart which was hers from ten years old, and a head which has ne- ver been quite right since.“ — Das Datum hat Moore leider vergessen anzugeben. — Vgl. auch MOORE, a. a. O. SS. 26, 149; DARMESTETER, a. a. O. S. 167. 60 J. ©. E. DONNER. nicht verhehlt hat, obwohl er eigentlich sehr ruhmsüchtig war, wie aus meh- reren Liedern der Hours of Idleness ersichtlich ist. Diese Anschauung kehrt auch im zweiten Gesange des Childe Harold wieder, in welchem Byron sich zur Natur flüchtet um sein Gefühl der Ver- lassenheit zu besiegen. Und dies gelingt ihm; in der Wildniss fühlt er sich nicht allein, wie unter den Menschen. Der Weltschmerz wendet sich gegen die Leidenschaften, deren Ziele als nichtig bezeichnet werden, und welche den Menschen verderben. Der Mensch müsste belehrt werden, was er noch wer- den könnte und sollte, wenn seine Verderbtheit nicht so gross wäre (St. 36). Also hier doch schon ein positives Moment! Der zweite Gesang setzt mit einer Skepsis an, die in ihrer Entwickelung die letzte und höchste Stufe des Welt- schmerzes bildet, und welche ihres Ortes gewürdigt werden soll. Die Betrachtung der Unbedeutenheit und Beschränktheit des Menschen und der irdischen Dinge lei- tet den Dichter hinüber zum Zweifel, der also eine direkte Folge des Welt- schmerzes ist. Das Ende des zweiten Gesanges, vom Weltschmerz angehaucht, wird von der tiefen, aufrichtigen Trauer über den Tod eines dem Dichter na- hestehenden, lieben Wesens getragen, offenbar derselben Thyrza, deren Erinnerung Byron die bekannten Lieder gewidmet hat, und deren Name trotz mehrerer wenig gelungenen Erklärungsversuche der Litterargeschichte noch immer ein Geheimniss geblieben ist. In der Geschichte des Byronschen Weltschmerzes bilden diese Lieder ein wichtiges Moment, indem sie zeigen, wie der Blick des Dichters durch den Tod der Geliebten auf die ewigen, übersinnlichen Dinge immer mehr und mehr gerichtet wurde, und wie er nach dem Wesen des Da- seins zu fragen begann. Schlagend ist auch die Uebereinstimmung dieser Ge- müthsrichtung mit dem Ende von Childe Harold II; wo der Dichter zum er- sten Mal eine Frage aufwirft, die fortan für sein Denken bestimmend wird: What is my being? thou hast ceased to be! D. h. immerfort wird sich Byron dieser Frage nie erledigen können: was sind wir, was ist das Dasein an sich? — einer Aufgabe des Denkens, schon der Form nach, in welcher sie gestellt wird, viel umfassender, als der in The Prayer of Nature sanft erhobene Zweifel an der Unsterblichkeit der Seele. — Es ist aber wahr, Byron hat uns zunächst keiner Antwort gewürdigt, oder besser: keine zu geben gewusst. Aus demselben Gefühl der Verlassenheit, welches den Dichter der ersten Gesünge Childe Harolds der Welt entfremdet und ihm das reinste und höchste Glück der Liebe versagt, sind die Schóptungen hervorgegangen, welche jetzt Lord Byrons Weltanschauung. 61 in rascher Folge der Feder Byrons entflossen: The Giaour, The Bride of Abydos, The Corsair, Lara sind sämmtlich Produkte derselben Art des Weltschmerzes; in Allen handelt es sich um die gewaltsame 'Trennung zweier Liebenden oder um die Folgen dieser Trennung. In allen diesen poetischen Erzählungen hat der Held infolge seiner unglücklichen Leidenschaft es mit der Gesellschaft verdor- ben, mit der Welt gebrochen, und geht innerlich zerstört zu Grunde. Selim in The Bride of Abydos wird freilich im Augenblick der Entführung ertappt und erschlagen und braucht also die Selbstzerstörung nicht abzuwarten. Lara vollendet die Selbstvernichtung des Corsaren. Ergreifender hat Byron viel- leicht nie den Liebesschmerz geschildert als in The Giaour. Noch als Ehemann oab Byron sich diesen Stimmungen hin, und vielleicht eben im Gefühl, dass seine Ehe sich zu lockern begann, schrieb er The Siege of Corinth und Pari- sina, von welchen Erzählungen besonders jene nach demselben Schema gemo- delt ist, und auch diese eine unglückliche Liebschaft darstellt. Dass der Dichter immer und wieder zu demselben Thema zurückkehrte, um es nochmals zu variieren, zeigt immerhin, wie nahe dasselbe seinem Herzen lag. Eine un- glückliche Sehnsucht lag in der Tiefe seines Herzens, und um das Gespenst zu verscheuchen musste er diese Sehnsucht in unglücklichen Gestalten wiederspie- geln und ausklingen lassen. Das Bild, das ihn quälte, war ‘Mary Chaworth; sein aus tiefster Brust in Diodati geschriebener Traum (The Dream) beweist das. Hier spricht echtes Gefühl, hier spricht innere Ueberzeugung, das Ge- dicht trägt durchaus das Gepräge der Wahrheit und verfolgt Byrons Gemüths- richtung bis nach dem Zusammenbruch seiner Ehe. Ungebeugt und stolz steht er da, beschlossen sich nicht besiegen zu lassen, die verdoppelten Verfolgun- gen seiner Feinde reizen nur seinen Widerstand; zur Natur hat er sich ge- flüchtet, um dort sein wundes Herz heilen zu lassen, und er erlangt eine Ge- wissheit, die einem Freudenrufe nicht ungleich klingt: — — — with the stars And the quick Spirit of the Universe He held his dialogues; and they did teach To him the magic of their mysteries; To him the book of Night was open’d wide, And voices from the deep abyss reveal’d A marvel and a secret — Be it so. Was für em Wunder, was für ein Geheimniss hatte die Natur ihm entschlei- ert? Im dritten Gesange des Childe Harold hat Byron sein Geheimniss verrathen, das ihm Trost spendet; hier sei nur darauf hingewiesen, wie sein 62 J. O. E. Doxwwer. grösster Schmerz ihn immer mehr auf das Heilmittel, die Naturbetrachtung, und infolge dessen auf das Suchen nach den höchsten Wahrheiten verweist. Byron hat selbst sehr wohl erkannt, was sich seiner Genesung von der unglücklichen Leidenschaft zu Mrs. Musters widersetzte: seine Melancholie nämlich. Und er hat sich nicht gescheut auszusprechen, dass er die Betrach- tungsweise eines Melancholikers für wahr und berechtigt ansähe, obwohl die Melancholie an sich eine schreckliche Gabe sei. In The Dream (VII) heisst es demnach: — — — but the wise Have a far deeper madness, and the glance Of melancholy is a fearful gift; What is it but the telescope of truth? Which strips the distance of its fantasies, And brings life near in utter nakedness, Making the cold reality too real! Dem Gefühl dieser zu wirklichen Wirklichkeit hat sich Byron in der That nie ent- reissen können, aber darüber ‘ist sein Freiheitsgefühl erwacht. Er empfand zu sehr die Uebelstände in der Gesellschaft, um den Wunsch unterdrücken zu kónnen, sich dem Zwange dieser Verhältnisse zu entziehen. Von der Levante zurückge- kehrt, war er noeh zu jung, um ernstlich eine Besserung der socialen Zustünde angestrebt zu haben und mit Glück litterarisch dazu beitragen zu kónnen — einige Ausfälle in The Curse of Minerva und dem schwächlichen Produkte The Waltz blieben vereinzelt, er flüchtete sich daher zur Natur (Childe Ha- rold I, II), oder er schilderte Charaktere, die in offenem Hader mit der Ge- sellschaft in irgend welcher Weise lebten (sämmtliche Helden der schon ge- nannten poetischen Erzählungen). Wäre die Gesellschaft anders gewesen, so wären auch diese Helden anders geworden; sie sind schlecht geworden, weil die Gesellschaft sie verdorben hat (man vergleiche besonders The Corsair I 11, wo dies am deutlichsten ausgedrückt wird), und sie muss sich daher, da sie nicht schuldlos ihnen gegenübersteht, ihre Gewaltthaten auf einige Zeit gefallen lassen. Byron, dem eine unglückliche Liebe die Augen für die Ge- brechen der gesellschaftlichen Zustände geöffnet hatte, sah zunächst keinen an- deren Ausweg aus diesem Labyrinth als den Untergang, und demgemäss muss- ten alle diese Helden an ihrer übermässigen Leidenschaft zu Grunde gehen. Allein je mehr er sich einer unseligen Leidenschaft entwand, je mehr man seine Widerstandsfähigkeit nach dem unglücklichen Ausgang seiner Ehe her- ausforderte, desto mehr wurde sein Sinn gestählt, desto mehr wurde er seiner Lord Byrons Weltanschawung. 63 Sache gewiss. Je mehr er sich der Resignation der Naturbetrachtung hingab, desto lebhafter entspross ihm daraus ein neues Interesse, und ein neues Licht ging ihm auf. Er glaubte die Spur der höchsten Wahrheiten gefunden zu haben, er söhnte sich bis zu einem gewissen Grade mit dem Dasein aus und er begann zu füh- len, dass auch die Menschheit der Besserung fühig sei. Sein Herz schlug für die Armen und Unterjochten, er prophezeite die Freiheit der Völker, er hielt den Spiegel „der Heuchelei, der Weichlichkeit und der Läge" der erstaunten Welt in seinem reifsten und grüssten Werke vor Augen. Allein greifen wir die Darstellung nicht weiter vor. — In Stanzas to Augusta (Though the day of my destiny's over etc.) sagt Byron: Yet I blame not the world, nor despise it, Nor the war of the many with one — If my soul was not fitted to prize it, "P was folly not sooner to shun: And if dearly that error hath cost me, And more than I once could foresee, I have found that, whatever it lost me, It could not deprive me of thee. Und ähnlich heisst es in Epistle to Augusta: Had I but sooner learnt the crowd to shun, I had been better than I now can be; The passions which have torn me would have slept; I had not suffer'd, and thou hadst not wept. In derselben Grundanschauung wurzelt der etwa um dieselbe Zeit mit den Domestic Pieces geschriebene dritte Gesang des Childe Harold. Hier vollzieht sieh erst die Heilung des wunden Herzens durch die wunderbare Allmacht der alleinigen Natur. Der dritte Gesang beginnt mit dem tiefen Schmerze über häusliches Unglück und lehnt sich auch an das für die zwei ersten Gesánge bestimmende Gefühl der Verlassenheit aus Liebesgram zurück. Durch die Poesie, sagt der Dichter, sucht er nun Befreiung von den Uebeln, die sein Herz verzehren. Schon war er zu der menschlichen Gesellschaft zurückgekehrt und hoffte unter den Menschen den Frieden seines Herzens bewahren zu kön- nen, er fand aber bald, dass dies unmóglich sei. In der Natur aber fand er Beruhigung. Hoffnung gab es für ihn nicht mehr, aber sein Trübsinn liess nach. Auch das gebrochene Herz lebt, denn es giebt ein Leben der Ver- zweiflung. Die wahre Weisheit schafft sich selbst ihre Welt, oder findet sie 8 64 J. ©. E. DONNER. in der Natur. Trotz seiner Menschenverachtung war jedoch keineswegs jede Freude dem Wanderer fremd, die reine Liebe zur Schwester hat seinem Herzen wohlgethan. — Die Alpenwelt spiegelt die Ewigkeit ab und erweitert, obwohl sie auch erschreckt den Geist des Menschen. Die Menschheit zu fliehen, braucht nicht dasselbe zu sein, wie sie zu hassen; besser allein zu sein, wenn man mit Menschen zu verkehren nicht geeignet ist. Byrons Gesang nimmt jetzt zum ersten Mal einen hohen pantheistischen Aufschwung. Er fühlt sich eins mit der Natur, und dies ist ihm wahres Leben. Die Menschheit ist eine bevülkerte Wüste, ein Platz voll Streit und Qualen;in der Natur giebt es aber nichts verabscheuungswerthes ausser diesem: ein widerstrebendes Glied der mensch- lichen Kette zu sein. Nach diesen und ähnlichen Betrachtungen, bei denen wir uns hier nicht aufhalten können, weil wir im Kapitel vom Pantheismus zu denselben zurückkehren müssen, bemächtigt sich Byron nach und nach des pantheistischen Grundgedankens, dass alles eins sei. Diese Erkenntniss, in den Stanzen 74 und 89 am schönsten ausgedrückt, bewirkt in dem Dichter ein Gefühl des Friedens, — des Friedens der ewigen Wahrheit, wie er dies in der Stanze 85 zu verstehen giebt: Clear, placid Leman! thy contrasted lake, With the wild world I dwelt in, is a thing Which warns me, with its stillness, to forsake Earth's troubled waters for a purer spring. Diese Gefühle und Anschauungen, in der Einsamkeit geboren, veranlas- sen Byron zu dem Ausruf, dass wir in der Einsamkeit am wenigsten alleine sind (vgl. oben S. 60 das ähnliche Ergebniss in Childe Harold II). Das Gefühl des Unendlichen verschmilzt mit unserem Wesen und reinigt uns von Selbst- sucht, macht uns der ewigen Harmonie theilhaft und vereinigt alle Dinge in Schönheit, ja es würde den Tod entwaffnen, wenn dieser in der That etwas Reelles wäre. So scheint denn der Weltschmerz sehr nahe daran durch die Naturbetrachtung aufgehoben zu werden in der schónen Gewissheit von der ewigen Einheit alles Daseins. Allein das hóchste Dasein konnte Byron doch nicht fassen, hóchstens nur ahnen, und auszusprechen, in Worte kleiden, ver- mochte er seine Ahnung auch nicht, worüber er einen lebhaften Schmerz em- pfindet. Er setzt jedoch seine Zuversicht in die Zukunft; noch warten seiner viele Aufschlüsse aus der Welt des Gedankens. Mittlerweile scheint es, als ob Byron sich mit der Anschauung eines Anderen vorläufig begnügen wollte, da er den Schelleyschen Pantheismus der Liebe in den Stanzen 99—104 vor- trägt und zogar in der Note zu Stanze 100 im eigenen Namen zum zweiten Lord Byrons Weltanschauumg. 65 Mal, obwohl ganz kurz, darstellt. Zuletzt bekennt der Dichter, er habe bei der Wiederaufnahme seines Thema sein Herz verschliessen, seine Brust täuschen müssen, und die alten Gefühle seiner Liebe und seiner Leidenschaft sind dem- nach nicht erloschen. Er glaubt herauszufühlen, dass wir nicht seien, was wir gewesen, dass wir nicht seien, was wir sein sollten: aus diesem Gedanken, der jedoch gleichfalls aus Childe Harold II stammt, wird hernach die Forderung auf Besserung hervorgehen. Seine Gedanken sind nicht die der Menge gewesen, und dennoch könnten sie es sein, hätte er nicht seinen Geist befleckt, der demnach sich selbst unterjocht hat. Aber auch dieser letzte Schmerzensschrei bleibt nicht ohne Versöhnung: der Dichter glaubt, obwohl er sie nicht gefunden, dass es doch Worte giebt, die zugleich Dinge sind (vgl. oben S. 35). Indem Byron, zwar noch ganz leise, den Zweifel in Childe Harold III erhebt, ob wohl die hóchsten Wahrheiten vom Menschen erreicht werden kón- nen, ist er an die letzte und hóchste Stufe des Weltschmerzes gelangt, welche in der Verneinung dieser Frage wurzelt. Diese höchste Stufe, welche zuletzt den einzig wahren übriggebliebenen Inhalt des Weltschmerzes bildet, nachdem alle übrigen Momente versóhnt und aufgehoben worden sind, und welche erst im Don Juan zur Vollendung, d. h. zu voller Entfaltung, zu voller Tragweite, gebracht wird, gewinnt von nun an mehr und mehr an fester Gestaltung. Dies Moment enthält in sich auch die tiefe Trauer über die Vergänglichkeit alles Irdischen, in dem Sinne aller uns verwandten Individualität, und zu diesem Gefühl gesellt sich der unendliche Schmerz darüber, dass uns Wege und Ziele der äussersten Verwandlung verhüllt bleiben müssen. Gerade aus dieser Zeit, Juli 1816, stammen einige Gedichte, in welchen diese Gefühle zur Anschauung gebracht werden. Den fürchterlichsten Anlauf nimmt die dichterische Phantasie in Darkness, und doch darf man sich nicht verhehlen, dass das schreckliche Gemälde dereinst wahr sein werde, und dass die Erde in ferner Zukunft einen ähnlichen Anblick der Verwüstung zeigen müsse. Denselben Schmerz athmen A Fragment, auch sonst für Byrons Weltanschauung von Wichtigkeit, und Pro- metheus, wo es heisst: Like thee, Man is in part divine, A troubled stream from a pure source; And Man in portions can foresee His own funereal destiny; His wretchedness, and his resistance, And his sad unallied existence — — — 66 J. 0. E. DONNER. In diesen düsteren Stimmungen wurzelt auch der um diese Zeit begonnene und in Italien 1817 vollendete Manfred, welcher das Ringen des Geistes nach höchster Erkenntniss fast allegorisch darstellt, obwohl die Farben durch man- cherlei Beimischung persönlicher Gefühle (vgl. oben S. 33) ihre Frische ein- gebüsst haben, und das Gemälde demnach keine rechte Perspektive in die Ferne gewährt. Indessen wird in den Worten Manfreds: Sorrow is knowledge: they who know the most Must mourn the deepest o'er the fatal truth, The Tree of Knowledge is not that of Life der Grundton einer weit grüsseren Schópfung bereits angegeben, nämlich der des Cain. In der That, so grossartig angelegt als Dichtung auch Manfred ist, so unerquicklich wirkt auch das verderbliche Ringen mit den gespenstischen Mächten des eigenen Geistes, und obwohl Manfred im Untergange selbst den Tod überwunden hat und den Teufeln, die ihn bedrohen, anheimzufallen nicht zu fürchten braucht, so lässt doch das Verworrene der Idee keine rechte Ver- söhnung herausklingen. Indessen hat Byron schon -vor Manfred, im Juni 1816, eine furchtbare Strafpredigt gegen die Unterdrücker der Freiheit geschaffen, den Prisoner of Chillon,') und auch The Lament of Tasso (April 1817) zeugt von seinem tiefen Mitgefühl für den ungerecht Bedrückten. Dem zweiten Abschnitte die- ses Gedichts entnehme ich einige Verse, welche zeigen, dass die Gluth der eigenen unglücklichen Liebe noch unter der Asche glimmte: Successful love may sate itself away, The wretched are the faithful; ”t is their fate To have all feeling save the one decay, And every passion into one dilate, As rapid rivers into ocean pour; But ours is fathomless, and hath no shore. In demselben Jahre hat Byron in Venedig den vierten Gesang des Childe Harold verfasst und vollendet, dessen vorwiegende Tendenz als Resignation des Weltschmerzes bezeichnet werden kann. Die Natur der Unzufriedenheit des Dichters und die Trostgründe, durch welche er dieselbe zu beschwichtigen hofft, werden uns durch eine Uebersicht des Childe Harold IV näher gebracht werden. Vor allem mag das Dasein ertragen werden, denn die Leiden müs- sen enden, obwohl sie sich immer und wieder fühlbar machen. Die Einsamkeit !) Vel. R. GortscHALL, Lord Byron. Im neuen Plutarch 1876, IV 313 f. Lord Byrons Weltanschauung. 67 soll uns zu sterben lehren; allein muss der Mensch mit seinem Gotte ringen. Der Untergang einer Welt (Roms) muss uns über eigenes Unglück, das nur einen Tag währt, trösten. Denn solche Zeiten, wie die Blüthezeit Roms, wer- den wir nie mehr zu schauen bekommen. Allein Ruhm und Herrschaft verliehen weit weniger Glück als das Grab. Elend der menschlichen Natur und Ver- hältnisse; doch wird die Idee der Freiheit immer neugeboren werden. Mit Nachdruck wird der Gedanke wiederholt: wenn auch keine Hoffnung aus der Ferne dem Wanderer winkt, so sind doch unsere kleinen Leiden nichts gegen die, von welchen die Ruinen auf dem Palatinus reden. Denn die Zeit besiegt jedes Menschenwerk. Dies ist die Moral aller Geschichte: zuerst Freiheit, Ruhm, dann Reichthum, Laster, Korruption, zuletzt Barbarei. Manche Leiden folgen der Liebe auf der Spur, manche Unvollkommenheiten haften an der Liebe, die in der That nur eine Abstraktion ist. Der Geist ist erkrankt an seiner eigenen Schönheit und schafft sich also eine falsche Natur. Wer liebt, rast. Wir welken von unserer Jugend an, ohne das Ziel zu erreichen, ohne den Durst zu löschen. Niemand oder nur wenige finden, was sie lieben oder hätten lieben können, obwohl die starke Nothwendigkeit zu lieben die Anti- pathie für kurze Zeit entfernt hat. Unser Leben ist eine falsche Natur — es ist nicht in der Harmonie der Dinge, allein im Denken giebt es Hoffnung. Ueber persönliches Unglück klagt der Dichter nicht, denn die Zeit wird seine Feinde bekehren; Nemesis wacht und wird ihn rächen, und sein Fluch über die Men- schen soll Vergebung sein. Vergebens hat er nicht gelebt: bei versóhnten Geistern soll er künftig Liebe erwecken. Leben heisst Leiden; wünschenswerth ist der Tod. Der Dichter identificiert sich mit Childe Harold, und trotz sei- ner Leiden freut er sich über die Sonne, die Erde, das Meer, als ob kein Mensch da wäre, seine Freude zu trüben. Denn die Menschheit möchte er vergessen. Mit aller Stärke kehrt der Dichter zu dem in Childe Harold III ausgesprochenen (Gedanken zurück: wahres Glück giebt es für ihn nur in der Naturbetrachtung, wo er in die Anschauung des Unendlichen aufgehen darf, keineswegs aber in der menschlichen Gesellschaft (178): There is a pleasure in the pathless woods, There is a rapture on the lonely shore, There is society, where none intrudes, By the deep Sea, and music in its roar: I love not Man the less, but Nature more, From these our interviews, in which I steal From all I may be, or have been before, 68 J. ©. E. DONNER. . To mingle with the Universe, and feel What I can ne'er express, yet cannot all conceal. Man bemerke, dass Byron hier seine Ueberzeugung ausdrückt, es werde ihm nie gelingen sein innigstes Gefühl über diese Gegenstände auszusprechen, ganz wie er dies schon in Childe Harold III 97 angedeutet hatte: But as it is, I live and die unheard, With a most voiceless thought, sheathing it as a sword. Dies will nun freilich nichts anderes sagen, als dass Byron an der Erlangung höchster Erkenntniss in diesem Leben überhaupt verzweifelt, obwohl er den Kampf nirgends aufgiebt noch aufzugeben für weise hält; denn eins ist gewiss: wie viel auch an unserer Erkenntniss fehlen móge, immer mehr und mehr wer- den wir erlangen. — Der vierte Gesang endigt mit einer Apostrophe auf den Ocean: nur die Erde besät der Mensch mit Ruinen, seine Herrschaft hört auf dem Meere auf, das ihn leicht von sich wegwerfen kann. Auch die Zeit zeich- net das Meer nicht, den Spiegel des Ewigen, der uns wie Blasen trägt. Mit diesem pantheistischen Bilde, zu welchem Byron mehrfach wiederkehrt, und mit dem Wünsche, dass das geendigte Thema hätte würdiger ausfallen sollen, lässt der Dichter das Lied ausklingen. Ich móchte noch darauf aufmerksam machen, wie tief Byron die Unge- rechtigkeit seiner Landsleute, die ihn ungehórt verurtheilten, in Childe Harold IV empfunden hat, und obwohl er versichert, verzeihen zu wollen, hat er doch keineswegs vermocht seiner Gefühle in dieser Beziehung Herr zu werden. Sein Fluch sollte Vergebung sein, hatte Byron gesagt. Allein in demselben Augen- blick verleitet ihn das aufwallende Gefühl zu einem Ausbruch, der uns das wahre Gegentheil vermuthen lässt. Es heisst (Childe Harold IV 135): That curse shall be Forgiveness. — Have I not — Hear me, my mother Earth! behold it, Heaven! — Have I not had to wrestle with my lot! Have I not suffer'd things to be forgiven? Have I not had my brain sear’d, my heart riven, Hopes sapp’d, name blighted, Life's life lied away? And only not to desperation driven, Because not altogether of such clay As rots into the souls af those whom I survey. Lord Byrons Weltanschauung. 69 In der That — wäre es wohl einem Manne, der sich über solches Un- recht zu beklagen hat, möglich ganz zu verzeihen? Auch hat Byron seinen Landsleuten ihre Heuchelei in dieser Sache nie verziehen, und wenn er ver- sprochen hätte, sie Lügen zu strafen, so hätte ihm dies nicht besser gelingen können, als er es im Don Juan gethan hat. Zunächst hielt er ihnen schon ein sehr freches Bild vor Augen, Beppo, gleichsam um zu sagen: spiegelt euch hier, ihr Müssiggänger des high life; ihr seid fürwahr nicht besser als dieser Graf oder diese Donna, aber über mich habt ihr doch den Stab gebrochen. — Am Ende der soeben angeführten Stanze des Childe Harold IV deutet Byron auf seine Widerstandsfähigkeit hin, die ihn allein vor Verzweiflung geschützt habe. Nirgends kommt diese Widerstandsfähigkeit schöner in seiner Dichtung zum Ausdruck als im Mazeppa, der ein direkter Ausfluss dieser Eigenschaft zu sein scheint. Denn hier ist unglückliche Liebesleidenschaft und Seelenruhe zugleich. Mazeppa hat seine Teresa nicht vergessen, er liebt sie noch — ohne die geringste Hoffnung sie jemals wiederzusehen, aber dennoch steht er nicht da wie vom Schicksal niedergeschmettert —, im Gegentheil — frohen Muthes, gesunden Sinnes sieht er die Zukunft an. Man durfte annehmen, dass Byron, der nichts dichtete, was nicht irgendwie Bezugnahme auf ihn selbst hatte, sich jetzt zu solcher gefassten Stimmung durchgekämpft, und dass die Worte Ma- zeppas: What mortal his own doom may guess? — Let none despond, let none despair! seine eigenen sind. Der Unterschied zwischen den früheren poetischen Erzäh- lungen und dieser ist schlagend. Wenn man die Tiefen des Dichtergemüths auf Grund dieser Schópfung noch weiter ausdeuten wollte, so würde man sa- gen: Byron hat sich zu dieser Zeit über seine unglückliche Liebe getróstet, er wollte nicht mehr als ein unglücklicher Mensch dastehen, sondern von der Zu- kunft nehmen, was sie zu bieten hatte.") Die herausfordernde Haltung seiner Feinde hat diese Veränderung bewirkt, seinen Widerstand hervorgerufen, seinen 1) Die Behauptung Brandes’, Byron habe den Mazeppa unmittelbar unter dem ersten Eindruck seines Liebesverhältnisses zur Gräfin Guiccioli geschrieben, muss als irrig zurückgewiesen werden. Den 24, September 1818 scbreibt Byron an Murray, dass er den Mazeppa vollenden müsse, und nach Moores Index wurde das Gedicht im November beendigt, während Byron erst im April 1819 der Gräfin vorgestellt wurde, die er freilich schon im vorigen Herbst gesehen hatte. Wenn daher die Geliebte Mazeppas den Namen der Gräfin nicht ganz zufällig trägt, so muss man annehmen, Byron habe ihn nachher geändert, denn veröffentlicht wurde das Gedicht erst im Juli 1819, wie mir Mr. John Murray schreibt. Vgl. MooRE, a. a. O. 1851, SS. 390 f., 393, 720; BRANDES, a. a. O. S. 489. 70 J. ©. E. Donner. Willen gestihlt; er mochte sich den Háschern gegenüber als Mann zeigen wollen. Es ist wahr: Byron hat sich in Venedig in Ausschweifungen gestürzt; diese That- sache ist aber keineswegs als ein Paroxysmus der Verzweiflung anzusehen, er hat es vielmehr aus herausforderndem Uebermuth oder aus Laune gethan. Da er nun einmal nach dem Urtheile seiner Landsleute so schlecht sei, so wollte er auch zeigen, wie sehr er ihren Tadel verachtete. Statt des früheren Schmer- zensschreis trat das Hohngelüchter des Don Juan ein. Es mag wahr sein, wie Elze sagt, dass ,die unglückliche Ehe und die bei ihrer Trennung ihm (Byron) aufgebürdete schändliche Beschuldigung eine nachhaltige Schädigung seines Le- bens und Charakters herbeigeführt“,') allein diesen Umständen verdanken wir nieht nur Manfred, sondern schliesslich auch die Gestaltung des Don Juan. Freiheit, Freiheit wurde seine Losung und der Stossseufzer, der fortan bestän- dig aus seiner Brust quoll und gen Himmel wiederhallte, Freiheit auf allen Gebieten des politischen, socialen, religiósen Lebens sowie Freiheit des Gedan- kens. Byron hat die Brandfackel der Revolution erhoben, und als Vorkäm- pfer des Radikalismus ist er ein Vorbote der Revolutionen geworden, die Europa im 19. Jahrhundert erschüttert haben, ganz wie die Encyklopädisten Vorbo- ten der franzüsischen Revolution waren. In den Jahren 1818 —1823 hat Byron Ode on Venice, The Prophecy of Dante, The Vision of Judgment, The Age of Bronze, vor allem Don Juan geschrieben, und in allen diesen Gedichten hat er dem Verlangen nach Frei- heit Ausdruck verliehen. Feierlicher Ernst wechselt mit fürchterlichem Hohn. Erhaben ist der Weltschmerz in der Ode on Venice, die sich dem Stoffe ge- mäss in düstere Stimmung ergiesst: There is no hope for nations! — Search the page Of many thousand years — the daily scene, The flow and ebb of each recurring age, The everlasting to be which hath been, Hath taught us nought or little: still we lean On things that rot beneath our weight, and wear Our strensth away in wrestling with the air; For ’t is our nature strikes us down: the beasts Slaughter'd in hourly hecatombs for feasts Are of as high an order — they must go Even where their driver goads them, though to slaughter. Ye men, who pour your blood for kings as water, 1) ELZE, a. a. O. S. 384. Lord Byrons Weltanschauung. 71 What have they given your children in return? A heritage of servitude and woes, A blindfold bondage, where your hire is blows. Es ist diese Stelle zugleich ein schlagender Beleg zu Childe Harold IV 126 (vel. oben S. 67), wo Byron behauptet hatte: Our life is a false nature — 't is not in The harmony of things, — und auch die Ursachen dieser falschen Natur angegeben hatte: Disease, death, bondage —, dies letzte Moment wird hier als knechtischer Sinn bei den Men- schen nachgewiesen. — Doch hat es, wie weiter ausgeführt wird, wenige auser- wühlte Geister gegeben, die für die Freiheit gefochten haben, und der unglei- che Kampf der Freiheit müsse immer und immer wieder ausgefochten werden; besser sei der Tod oder ein Leben im fernen Westen, als in Europa zu ver- sumpfen: Still, still, for ever Better, though each man's life-blood were a river, That it should flow, and overflow, than creep Through thousand lazy channels in our veins, Damm'd like the dull canal with locks and chains, And moving, as a sick man in his sleep, Three paces, and then faltering: — better be Where the extinguish'd Spartans still are free, In their proud charnel of Thermopylæ, Than stagnate in our marsh, — or o'er the deep Fly, and one current to the ocean add, One spirit to the souls our fathers had, One freeman more, America, to thee! Es ist bekannt, dass Byron den Gedanken ernstlich gehegt hat, nach Ame- rika überzusiedeln'). — Was hier aber besonders betont zu werden verdient, — es ist nur der Kampf der Freiheit, zu welchem Byron auffordert, sonst hat er immer den Krieg verabscheut. Diese Gesinnung hat er schon im Childe Harold. vertreten, wo die Schlacht von Waterloo als nichtig in ihren Folgen dargestellt wird (III 19): !) Vgl. MOORE, a. a. O. S. 561; ELZE, a. a, O. S. 278. 72 J. O. E. DONNER. Gaul may champ the bit And foam in fetters; — but is Earth more free? — wo er gegen Tyrannen deklamiert (I 42), und wo Eroberer und Könige Toll- häusler und Narren genannt werden (III 43); dieser Gesinnung sollte auch die 1814 geschriebene Ode to Napoleon Buonaparte bestimmt sein als Sprach- rohr zu dienen. Byron war ja ein Bewunderer Napoleons gewesen, allein diese Ode ist aus einer ganz entgegengesetzten Auffassung hervorgegangen. Buonaparte hatte power to save, diese Macht hat er aber nicht benutzt um der Menschheit ihre Freiheit zu verschaffen, sondern: Thine only gift hath been the grave To those that worshipp'd thee; Nor till thy fall could mortals guess Ambition's less than littleness! Dass Ehrgeiz nichts ist, hat Byron gleichfalls schon im Childe Harold gepredigt (vgl. z. B. I 42: Ambition’s honour d. fools!), es nimmt daher kein Wunder, dass er diese Auffassung auch in Bezug auf Napoleon noch in The Age of Bronze beibehält: How, if that soaring spirit still retain A conscious twilight af his blazing reign, How must he smile, on looking down, to see The little that he was and sought to be! Auch übrigens wurzelt dies Gedicht, das sich gegen die heilige Allianz wendet, in denselben Stimmungen gegen Napoleon, wie die Ode. Er hätte ein Fürderer der Freiheit werden kónnen (vgl. auch Don Juan IX 9), er ist ein Zerstörer der Freiheit geworden: Alas! why pass'd he too the Rubicon — The Rubicon of man's awaken'd rights, To herd with vulgar kings and parasites ? Es war die Ansicht Byrons, Napoleon hätte seinen Fall nicht überleben sollen; dieser Gedanke wird besonders in der Ode variiert, allein auch in The Age of Bronze heisst es: His country's Cæsar, Europe's Hannibal, Without their decent dignity of fall. Lord Byrons Weltanschauung. 73 In dem 14. Abschnitt des Gedichtes wendet sich Byron gegen das Blend der Getreidegesetze Englands und geisselt die unersättliche Habgier der höhe- ren Stände, denen nichts über das Wort rent geht: Their good, ill, health, wealth, joy, or discontent, Being, end, aim, religion — rent, rent, rent! Auch in The Prophecy of Dante hat Byron die Gelegenheit benutzt, um das Blatt vom Munde zu nehmen und den Tyrannen zu sagen, was er von ihnen hielt. Conquerors werden mit virtue’s other foes identificiert (Canto I), das verhängnissvolle, niemals sterbende Unheil (never-dying ill) wird als the Plague, the Prince, the Stranger (der fremde Eroberer), and the Sword defi- niert (Canto III), die heuchlerische Lehre der Herrscher von dem göttlichen Rechte, das dazu benutzt wird ihre Unterthanen zu bedrücken, wird ins grell- ste Licht gehoben (Canto IV). Mit Hinsicht auf das geeinigte Italien darf man den prophetischen Blick Byrons nicht verkennen (Canto IT): What is there wanting then to set thee free, And show thy beauty in its fullest light? To make the Alps impassable; and we, Her sons, may do this with one deed — Unite. Man wird auch nicht umhin können zu behaupten, dass Byron seinen eigenen Trotz, seine eigene Kraft des Widerstandes in den Worten gezeichnet hat (Canto TI): For mine is not a nature to be bent By tyrannous faction, and the brawling crowd . . . Ebenso wird man finden, dass der Dichter in folgenden Versen sein eigenes Schicksal geschildert (Canto I): 't is the doom Of spirits of my order to be rack'd In life, to wear their hearts out, and consume Their days in endless strife, and die alone; Then future thousands crowd around their tomb, And pilgrims come from climes where they have known The name of him — who now is but a name... Das Thema musste Byron ausserordentlich zugesagt haben, mit wahrer Inspiration hat er den Griff in dasselbe hinein gethan, denn es hat ihn an das 74 J. O. E. DONNER. eigene Verhältniss zu den Landsleuten erinnert. Wie im Childe Harold (vel. oben S. 67 f.) weist er aber den Gedanken an Rache von sich. — Selbst in den Dramen hat Byron seinem Freiheitsdrange und seinem Welt- schmerz Ausdruck gegeben, was sich sowohl in der Wahl als in der Behand- lung der Stoffe kundgiebt. Im Marino Faliero hat Byron einen Helden der Freiheit gezeichnet, der sein Volk von der Bedrückung der Nobili zu befreien sucht, aber an dem Unternehmen scheitert; in The two Foscari hat er der Va- terlandsliebe ein unsterbliches Denkmal gesetzt — gleichsam um seinen Lands- leuten zu zeigen, dass ihm diese Eigenschaft keineswegs abging —, es geht aber aus der Darstellung hervor, dass die höchste Vaterlandsliebe vor Unter- gang nicht zu schützen vermag; auch Sardanapalus, dieser ganz moderne Mensch des Weltschmerzes, der nur im Frieden zu leben begehrt und das Glück sei- ner Unterthanen wünscht, der Kriege hasst und den Ruhm der Eroberer ver- achtet, muss finden, dass seine Absichten vereitelt werden, dass Glück und Frieden seines Volkes in seinem eigenen Untergange zusammenbrechen. So zeigt sich denn in düsterer Fassung die Freiheit überall nur als eine Illusion, und zwar nicht nur auf dem politischen Gebiete, sondern auch auf dem Gebiete des Gefühls und des Gedankens. War dies Moment schon im Childe Harold (vgl. III 97, 113 f.) zum Ausdruck gelangt, so tritt es im Sardanapalus in Verei- nigung mit der Verneinung der politischen Freiheit erneuert und gesteigert auf. Childe Harold war im Skepticismus befangen gewesen, allein er hat sich auch zu freudiger Gewissheit emporgerungen, wenn auch ein Rest von Unfreiheit zu- rückbleibt. Sardanapalus ist der Mann der vollendeten, unversóhnten Skepsis, ein Prototyp Cains und der skeptischen Fassung der späteren Gesänge des Don Juan. Dass Byron, wie Elze bemerkt'), sich selbst gezeichnet hat, leuchtet ein, er hat sich aber wohl gehütet in philosophischer Beziehung mehr zu sa- gen, als gerade ins Stück passte, obwohl er keineswegs Anstand genommen, dem assyrischen Könige seinen Weltschmerz aufzudrängen. Auf die tiefen Pro- bleme Childe Harolds in Bezug auf das Wesen des Daseins ist er überhaupt nicht eingegangen, höchstens hat er sie gestreift; nur die Unsterblichkeit der Seele berührt er zuerst dogmatisch verneinend, dann indem er dieselbe mit Zweifel oder mit Hoffnung betrachtet. Dies wird in dem betreffenden Abschnitt näher gezeigt werden. — Auch was das andere Moment betrifft, sind wir verpflichtet, eine Finschränkung zu machen: es wäre ja auch traurig, wenn wir Byron für den Weltschmerz des Sardanapalus ganz und gar verantwortlich machen müss- 1) ELZE, a. a. O. S. 417, Lord Byrons Weltanschauung. 16) ten, denn dieser lässt schliesslich nur den Genuss gelten, alles andere sei Un- sinn. Man hat wohl behauptet, dies sei schliesslich auch die Ansicht Byrons im Don Juan, das ist aber ein offenbarer Irrthum. Es mag sein, dass der sinnliche Genuss im Don Juan als der Güter höchstes dargestellt wird, nicht aber als das einzig Gute; es treten ausser dieser Forderung des Gefühls die Forderungen des Willens und der Vernunft hinzu, das Recht der Freiheit und das Recht des Denkens. In der Menschenverachtung aber stimmen beide Werke überein. Der Mensch ist, sagt Sardanapalus, wilder als Raben und Wölfe, und der auf die Spitze getriebene Determinismus macht den Menschen zu einem Spielball der Verhältnisse. Es wird im Sardanapalus sogar behaup- tet, dass Lust und Schmerz eigentlich nur dasselbe, zwei Namen für ein Ge- fühl seien. Dies sagt Myrrha, die auch übrigens ein Gegengewicht gegen den Helden bildet; bei Byron selbst ist wohl diese Ansicht nur eine vorübergehende Stimmung gewesen, denn dass er wirklich eines so weit gehenden Indifferentis- mus fähig gewesen sein sollte, ist wohl nicht zu glauben. Einen fürchterlichen, aber mehr vereinzelten Anlauf nimmt der Welt- schmerz in The two Foscari, nämlich in einer Replik des Dogen gegen Ende des zweiten Aktes, als Loredano eben gegangen ist. Die ganze Menschen- verachtung, der Determinismus, die Verzweiflung des Dichters über das unlös- bare Räthsel des Daseins tritt hier in koncentrierter Form auf; ich glaube da- her die betreffende Stelle unverkürzt wiedergeben zu müssen: All things are so 1) to mortals; who can read them Save he who made? or, if they can, the few And gifted spirits, who have studied long That loathsome volume — man, and pored upon Those black and bloody leaves, his heart and brain, But learn a magic which recoils upon The adept who pursues it: all the sins We find in others, nature made our own; All our advantages are those of fortune; birth, wealth, health, beauty, are her accidents, And when we cry out against Fate, 't were well We should remember Fortune can take nought Save what she gave — the rest was nakedness, And lusts, and appetites, and vanities, The universal heritage, to battle With as we may, and least in humblest stations, !) I. e. mysteries. 76 J. O. E. DONNER. Where hunger swallows all in one low want, And the original ordinance, that man Must sweat for his poor pittance, keeps all passions Aloof, save fear of famine! All is low, And false, and hollow — clay from first to last, The prince's urn no less than potter's vessel. Our fame is in men's breath, our lives upon Less than their breath; our durance upon days, Our days on seasons; our whole being on Something which is not us! — So, we are slaves, The greatest as the meanest — nothing rests Upon our will; the will itself no less Depends upon a straw than on a storm; And when we think we lead, we are most led, And still towards death, a thing which comes as much Without our act or choice as birth, so that Methinks we must have sinn'd in some old world, And this is hell: the best is, that it is not Eternal. Wir sind jetzt bei der gewaltigsten, obwohl nicht grössten Schöpfung By- rons, bei Cain, angelangt. Irrig scheinen mir die Ansichten Nichols und El- zes zu sein, Byron habe auch hier die Ketten des Dogmatismus nicht sprengen kónnen, in welchem er sein ganzes Leben lang befangen gewesen sein soll, oder wie der letztgenannte es ausdrückt: „Wie ein Löwe an dem Eisengitter seines Käfigs, rüttelt Byron hier an den Geheimnissen des Offenbarungsglaubens. Es gelingt ıhm aber nicht den Käfig zu sprengen ; er bleibt in der Halbheit stecken und kommt nie zum Abschluss, weder nach der einen, noch der andern Seite hin“'). So wird man ohne Zweifel urtheilen, wenn man nur der Entwickelung der Fabel folgt, oder in den Gegensätzen der Gesprüche zwischen Cain und Lucifer irgend eine verborgene Unentschiedenheit des Dichters zu entdecken elaubt, wenn man aber zwischen den Zeilen zu lesen wünscht, wenn man dem inneren Sinn der Dichtung nachzuspüren wagt, so wird man nicht umhin kön- nen zu finden, dass Byron hier eine ganz entschiedene Ansicht sowohl negati- ven als positiven Inhalts zu Tage gefördert hat. Man hüte sich aber, Byron für jeden einzelnen Ausspruch verantwortlich zu machen; hat er sich doch selbst gegen ein solehes Ausdeuten der Ansichten seiner Personen verwahrt?) — und 1) ELZE, a. a. O. S. 494; vgl. NICHOL, a. a. O. S. 146. 2) Vgl. Moore, a. a. O. SS. 552, 555. Lord Byrons Weltanschawung. -1 - mit Recht. Wenn Byron daher erklärt, nicht die Ansichten zu haben, die die Charaktere dieses Dramas hegen, so war das kein Widerruf, wie Nichol meint (vgl. oben S. 29), sondern nur eine wohlbegründete Verwahrung dagegen ihn überall mit den Personen seiner Dichtung zu identificieren. Erhaben war der Stoff an sich, erhabener noch die Ausführung, am erhabensten aber schwebt der Gedanke Byrons über den Stoff hinweg in die blauen Himmelsräume des Aethers hinein. Nicht als ob der Dichter sich nicht manchmal mit den Aus- sprüchen seiner Personen berührte — dies ist im Gegentheil sehr oft der Fall —, allein als eigene Herzensergiessungen gefasst, gewinnen diese Äusserungen auch einen ganz anderen Sinn. Von seinem Standpunkte der natürlichen Religion aus, den er einnahm, greift Byron im Cain die Mo- saische Offenbarung an, und es ist nicht zu bezweifeln, dass er dieselbe als völlig unmöglich nachgewiesen zu haben glaubte. Dass Byron trotzdem seine Dichtung für „harmlos“ angesehen hat, muss wohl anfangs befremden, wie auch seine Verwunderung darüber, dass man die Christenthumsfeindlichkeit Cains behauptete‘). Allein von seinem Standpunkte aus stellt sich die Sache anders. Es konnte ja keineswegs schädlich, sondern nur harmlos sein, den Schein zu zerstören, und nur gegen das Schein-Christenthum — nach seiner Auffassung — war er aufgetreten, für das wahre Christenthum nach seinem Sinne war er hingegen eingetreten. Der Gott der Welten fordert nicht blutige Opfer, kein nutzloses Verbot legt er den Menschen auf, er wird die Unschuldigen nicht mit den Schuldigen strafen, und das freiwillige Mártyrerthum eines einzigen, würe es auch eines Gottmenschen, würde er nicht als Sühnung der Schuld aller an- deren ansehen kónnen (vgl. auch oben S. 26), — diese Gedanken stellen sich dar als Byrons eigene, denn durch die Gesprüche seiner Personen zeigt er die Absurdität dieser vorgegebenen Akte eines Gottes. Es folgt, dass auch der Sündenfall als eine Thatsache abgewiesen werden muss, weil die Ursache dazu weggenommen wird (Hatte doch Byron schon in The Prayer of Nature den Sündenfall bezweifelt, vgl. oben S. 49). Alles dies enthält indessen nichts, was nicht schon sein im Jahre 1811 vüllig ausgebildeter Standpunkt der na- türlichen Religion mit sich gebracht hätte. Allein Byron ist hier noch einen Schritt weiter gegangen. Da der Sündenfall nicht der Grund des Bösen ge- wesen sein kann, fragt sich, woher stammt es denn, wie ist das Dasein des Bösen mit der Güte Gottes vereinbar: !) MooRE, a. a. O. S. 555: This war of ’Church and State’ has astonished me more than it disturbs; for I really thought 'Cain' a speculative and hardy, but still a harmless, production. An Moore, Pisa den 8. Mürz 1822, 78 J. ©. E. DONNER. Then why is evil — he being good? Diese Thatsache, das Dasein des Bösen, hat sich Byron allerdings nicht erklä- ren können, obwohl er sehr nahe daran war, eine annehmliche Lösung zu fin- den. Cain fährt fort: I ask'd This question of my father; and he said, Because this evil only was the path To good. Strange good, that must arise from out Its deadly opposite. Wäre nicht der letzte, schroff abweisende Schluss, hätte man behaupten kön- nen, Byron habe an eine gewisse Relativität zwischen gut und böse geglaubt. Jetzt muss man diese Vermuthung freilich fallen lassen und das um so mehr, als Byron (am Ende des zweiten Aktes) Lucifer sagen lässt: Evil and good are things in their own essence, was freilich als ein Glaubensbekenntniss des Dichters klingt. Es wird zwar der vermildernde Zusatz hinzugefügt: And not made good or evil by the giver, und die beiden entgegengesetzten Qualitäten werden daher auf eine gemeinsame Ursache zurückgeführt, was mit der Auffassung Byrons von der Einheit des Daseins (vgl. oben S. 64) genau stimmt. Allein — es lässt sich nicht ver- neinen, dass man im Cain Anlass finden könnte, Byron des Dualismus zu beschuldigen. Gut und böse, Geist und Materie werden als schlechthin entge- gengesetzte Qualitäten hingestellt. Es wird sogar von zwei Principien des Welt- alls gesprochen —, eine Äusserung Lucifers, worüber Mr. Matthew Arnold sich lustig macht (vgl. oben S. 38 Note). Als ob Lueifer bona fide hätte anders sprechen können! Man bedenke doch zuerst, ehe man in dieser Bezie- hung über Byron den Stab bricht, dass alles dies im Stoffe selbst liegt. Wie sollte wohl der alt-testamentliche Vorgang nachgeschaffen werden, wenn nicht durch die Darstellung eines ewigen Kampfes des Guten und des Bösen. Und werden einmal das Gute und das Böse als Principien poetisch verwerthet, dann liegt auch die Versuchung nahe, dieselben mit dem geistigen und mit dem kör- perlichen Dasein zu identificieren. Die Körperwelt wird als das unvollkommene, das nichtige hingestellt, und das Loos des Menschen als ein Fluch, denn nur um zu sterben sei er geboren, und der Uebel grösstes sei der Tod. Den ge- waltigsten Aufschwung nimmt der Weltschmerz Byrons eben in diesem Gedan- ken, den Elze recht eigentlich als den Grund des Weltschmerzes bezeichnet Lord Byrons Weltanschauung. 79 hat '), obwohl er sich mit seinen Folgen vielmehr als letztes und höchstes Ent- wickelungsmoment herausstellt. Schon im Childe Harold war das irdische Da- sein dem Dichter in mancher Hinsicht verleidet worden; Trost und Beruhigung fand er in der Betrachtung der alleinigen Natur. Zwar wurde das hierdurch erlangte Gefühl der Harmonie durch die erkannte Unmöglichkeit getrübt, das Wesen des Daseins ganz erfassen zu können, allein der 'Tod schien kein Uebel, sondern ein Mittel zur Wiedervereinigung mit der Natur zu sein. Jetzt wird im Cain die Frage gestellt: was wird der Tod uns bringen? — und der Dichter lässt uns die Unmöglichkeit einer bestimmten Antwort ahnen. Daher der gewaltige Schmerz. Denn nichtig sei eine Existenz, die ihrer Zukunft un- gewiss sein müsse.) Warum lebendige Wesen erzeugen, um sie wieder ihrer Existenz zu berauben, — dieser Gedanke ist es, der im ganzen Cain wie- derhallt. Es liegt in diesem Schmerz etwas Faustisches, und fürwahr ist By- ron vom demselben Gefühle beseelt worden, das sich in den Versen Goethes offenbart : Und sehe, dass wir nichts wissen kónnen! Das will mir schier das Herz verbrennen. Nun sollte man vielleicht meinen, dass Byron sich hier gar nicht zu helfen gewusst hätte. Die Thatsache des Bösen hat er nicht erklären können, und der Tod scheint ihm ein Gräuel. Dies drängt ihn zu dem verhüllten Geständ- niss, dass der Begriff eines persönlichen Gottes aufzugeben sei. Cain sagt zu Lucifer: Why do I exist? Why art thou wretched? why are all things so? Ev'n he who made us must be, as the maker Of things unhappy! To produce destruction Can surely never be the task of joy — — — Solche Worte schreibt man nicht, ohne ihnen einen Sinn beizulegen. Oder sollte wohl Byron sich auch gegen diese Stelle reserviert und etwa gemeint 1) ELZE, a. a. O. S. 407. 2) Cain. It was a lying tree — for we know nothing. At least it promised knowledge at the price Of death — but knowledge still: but what knows man? Cain. Alas! I seem Nothing. Lucifer. And this should be the human sum Of knowledge, to know mortal nature's nothingness; Bequeath that science to thy children, and T will spare them many tortures. (Akt II 2). 10 80 J. O. E. Donner. haben: ich verstehe zwar nichts davon, aber es ist natürlich, sich in dieser Weise die Sache vorzustellen? Der Sinn ist vielmehr dieser: wenn wir uns Gott anthropomorphisch vorstellen dürfen, so müsse er als unglücklich vorge- stellt werden, was aber gegen den Gottesbegriff streitet; folglich darf man sich Gott nicht anthropomorphisch (deistisch, theistisch), sondern nur pantheistisch vorstellen. Wem diese Interpretierung zu gewagt erscheinen würde, den muss ich auf das Kapitel von dem Pantheismus Byrons verweisen, wo sie ihre hin- längliche Vertheidigung finden soll, und wohin sie eigentlich von selbst gehört. Hier musste aber dies Moment deswegen erürtert werden, um zu zeigen, dass der Weltschmerz auch in dieser hóchsten Fassung des Gegengewichtes nicht entbehrt. Verhüllter Pantheismus spricht gleichfalls aus den Zeilen: Cain. — — — show me where Jehovah dwells, In his especial Paradise — or thine: Where is it? Lucifer. Here, and o'er all space. Gott ist also überall, aber das Böse ist es nicht minder. Sollte es nicht dem- nach irgendwie im Wesen der Dinge begründet sein? Aber das Wie hat By- ron sich nicht erklären kónnen. Er hat aber im Cain die Berechtigung der natürlichen Religion gegenüber dem Offenbarungsglauben behauptet, er hat mit den Fragen des Lebens und des Todes, des Guten und des Bösen gerungen, und sein unendlicher Schmerz ist, dass ihm die Lósung dieser Fragen verschlossen bleibt; die letzte Zuflucht des ringenden Herzens ist der Begriff der göttlichen Immanenz, und hier ist das positive Moment des Gedankeninhalts, das ihn über den Schmerz erhebt. Angesichts dieser Fragen wird selbst der Genuss als ein Wahn bezeichnet, und die Freiheit des Denkens stellt sich, obwohl das Recht und die Macht dazu betont werden, durch die Ergebnisse als illusorisch dar. Cain endigt also doch in düsterer Fassung. Byron hat aber über sich den Sieg gewonnen, lieber dies Gestündniss zu thun, als das grosse Ganze für nichtig zu erklären; wer hat dann das bessere Verstündniss für die wirkliche Tragweite der gestellten Fra- gen, er oder, wie Mr. Arnold meint, Leopardi, welcher geradezu die Ergeb- nisse des Gedankens selbst als Trugbilder hinstellt ') und folglich hätte schlies- !) Vel. Leopardis Gedicht Il pensiero dominante: Ahi finalmente un sogno In molta parte onde s'abbella il vero Sei tu, dolce pensiero; Sogno e palese error. Lord Byrons Weltanschauung. 81 sen müssen, dass er den letzten Zweck der Natur nicht verstehe, statt dessen aber die Natur als an sich schlecht verachtet.") — Noch ehe der Cain im Angriff genommen war, hatte die Muse Byrons schon Mittel und Wege gefunden, ihrem unerschópflichen Freiheitsdrange einen neuen und ganz eigenartigen Ausdruck zu verleihen. Schon waren fünf Ge- sünge des Don Juan geschrieben worden, und der Dichter war demnach zu einer Gattung zurückgekehrt, die er schon sehr früh gepflegt hatte, zur Satire näm- lich. Während seine älteren Satiren sich jedoch vorzugsweise rein litterarischen Gegenständen gewidmet hatten und nur vorübergehend irgend ein anderes Ver- hältniss berührten (English Bards and Scotch Reviewers; die erst posthum veröffentlichten Hints from Horace), oder vielleicht eine unbedeutende Frage in schwerfälliger Form ohne sonderliches Glück vorführten (The Waltz”), wurde durch die Wiederaufnahme der Gattung ein universelles Werk geschaffen, welches fast sämmtliche Gebiete des Daseins bespricht und beurtheilt. Als unmittelbarer Vorläufer, was Form und Ton betreffen, ist Beppo zu betrachten, der schon ähnliche Abschweifungen vom Thema enthält, welche wohl mehr als die Fabel selbst den Don Juan ausmachen. Ueber den Plan des Gedichts schwanken die Angaben; ursprünglich hoffte wohl Byron mit 24 Gesängen auszukommen, bald spricht er aber von 50, ja sogar von 100 Gesängen, was übrigens nur rein äusserlich ist; in Bezug auf die Fabel sagt Byron bald, 1) Die deutlichste Fassung dieses schrecklichen Bekenntnisses enthält das kurze Gedicht A se stesso: Or poserai per sempre, La terra. Amaro e noia Stanco mio cor. Peri l'inganno estremo, La vita, altro mai nulla; e fango e il mondo. Ch'eterno io mi credei. Peri. Ben sento, T'acqueta omai. Dispera In noi di cari inganni, L'ultima volta. Al gener nostro il fato Non che la speme, il desiderio é spento. Non donö che il morire. Omai disprezza Posa per sempre. Assai Te, la natura, il brutto Palpitasti. Non val cosa nessuna Poter che, ascoso, a comun danno impera, I moti tuoi, né di sospiri & degna E l'infinita vanità del tutto. Wenn man dem Dichter des Cain auf's Wort glaubte, dann würde man genau so eine An- schauung der Dinge erhalten; hat wohl Leopardi dies gethan, und ist er in dieser Hinsicht von Byron besonders beeinflusst worden? Die wahren Ansichten Byrons im Cain glaube ich aber oben dargelegt zu haben. — Ueber Cain als Gedankendichtung vgl. besonders SHELLEY, Essays, Letters from Abroad 1840. II 339, 342 f; GoTTSCHALL, a. a. O. IV 345 f., 356; BnANDES, a. a. O. S. 462 ff. Indessen ist es ein Irrthum Brandes’, das Byrons Skepsis sich stets auf dem Boden der Tradition bewege und die- selbe zur Voraussetzung habe; man vergleiche nur Don JUAN! 2) Wenn man dies Werkchen vom Standpunkte des Dichters aus beurtheilt, so stellt sich die Sache für ihn viel vortheilhafter. Wir finden nämlich dann schon hier den Keim zum Reformator der Gesellschaft, der er im Don Juan zu sein heansprucht. | 82 J. O. E. DONNER. dass er gar keinen Plan hatte, was insofern wahr ist, dass gewiss kein detail- lierter vorhanden war, bald heisst es, dass die verschiedenen Lächerlichkeiten der Gesellschaft in mehreren Ländern dargestellt werden sollten, bald, dass der Plan zu mehreren Gesüngen fertig gewesen.") Die vorletzte Behauptung trifft im Allgemeinen zu, denn als eine Satire der menschlichen "Thorheiten und Gebrechen ist das Werk ausgefallen. Die Digressionen sucht Byron nicht zu vertheidigen,") die auch mit der grössten Willkür angebracht sind, und Zwar in der Weise, dass der Dichter nicht ganz unrecht zu haben scheint, wenn er sagt, Don Juan IX 41: I ne'er decide what I shall say, and this I call Much too poetical: men should know why They write, and for what end; but, note or text, I never know the word which will come next. Diese Abschweifungen begründen aber nicht nur die Eigenart der Dich- tung, auf denselben beruht auch — was für uns von der gróssten Wichtig- keit ist — die psychologische Deutung derselben, für welche die Fabel selbst ein viel geringeres Interesse darbietet. Für unseren Zweck kommt es vor allem darauf an, die Motive, die Absichten und die zu Grunde liegenden Ansichten des Werkes zu finden. Das erste ist auch hier der Weltschmerz, und genau hat der in The Hints from Horace gemachte Ausspruch sich an Byron selbst bewährt: Satiric rhyme first sprang from selfish spleen. ?) Nachdem der Weltschmerz sich ausgetobt hat und keinen stärkeren Ausdruck mehr zu finden vermag, schlägt er in sein satirisches Gegentheil um und ver- nichtet alles durch Lachen (Don Juan IV 4): And if I laugh at any mortal thing ’T is that I may not weep; — — — Diese Stimmung hätte aus Byron einen grossen Humoristen machen kón- nen, wenn es ihm gelungen wäre, den in ihm wurzelnden Weltschmerz zu- !) Don JUAN XII 54 f. 87, XV 22; MoonE, a. a. O. SS. 392, 404 f., 496, 528. Vgl. ELZE, a, a. O. 8. 427. 2) DON JUAN III 96. 3) Vgl. auch die Note bierzu. Lord Byrons Weltanschauung. 83 rückzudrängen und zu bewältigen, allein dazu gehórt Liebe, und was dem Dichter eben fehlt ist die Liebe, welche alle Menschen als Brüder betrachtet, welche sich nicht über die Menschen stellt, sondern sich unter sie mischt, die Menschenliebe, diese unerlässliche Bedingung des humoristischen Dichters. Ob- wohl Byron ein gutes und weiches Herz hatte, obwohl er innigst das Glück seiner Mitmenschen zu fórdern wünschte, so hat er sich doch nie von seiner früh erworbenen Menschenverachtung frei machen kónnen. Zum stärksten Aus- druck kommt eben diese Menschenverachtung im Don Juan, wo es u. a., VII 7, heisst: Dogs, or men! — for I flatter you in saying That ye are dogs — your betters far — — —, !) welche schrecklichen Verse an die schon sehr früh gedichtete Inschrift auf dem Grabmal des Hundes Boatswain erinnern (vgl. oben S. 52 sowie die dem Ge- dichte vorangehende Grabschrift in Prosa bei Moore, a. a. O. S. 73). Zwar sucht Byron den Verdacht der Misanthropie von sich abzulenken, allein es gelingt ihm nicht besser, als dass er einen sehr fatalen Zusatz hinzufügt (Don Juan IX 20): Iykanthropy I comprehend, for without transformation Men become wolves on any slight occasion. Es wird wohl ferner gesagt, IX 21: Why do they call me misanthrope? Because They hate me, not I them: — von einem Dichter muss aber doch mehr gefordert werden, als dass er seine Mitmenschen nur nicht hasse. Es muss gefordert werden, dass er sie liebe, und das hat Byron nicht gethan, er hat höchstens einzelne Individuen, nicht aber das Geschlecht geliebt. Das Geschlecht konnte er nicht lieben, wie es war, er hätte es aber gern lieben mögen, und daher steigt die Forderung auf Besserung nach und nach in ihm auf, wie dies schon im Childe Harold der Fall war. Wie ihn schon im Childe Harold die Gesellschaft von sich abge- stossen und zur Weltflucht getrieben hatte, so behauptet Byron auch im Don 1) Vgl. auch Don Juan VIII 103 f, 84 J. O. E. DONNER. Juan diese Stellung der Gesellschaft gegenüber einzunehmen (vgl. IT 166), und von Don Juan und Haidée wird gesagt (IV 28): they were Unfit to mix in these thick solitudes Call'd social, haunts of Hate, and Vice, and Care. Die harmlose Fülle des Naturlebens wird gepriesen (VIII 61 ff), und das Glück der Bedürfnisslosigkeit wird angedeutet, indem Byron scherzhaft behaup- tet, dass die Hälfte seiner Philosophie von Diogenes stamme (XV 73). Das Gefühl der Verlassenheit war es, welches im Childe Harold den er- sten Grund zum Weltschmerze gegeben hatte, denn je einsamer der Mensch zu sein wähnt, desto geneigter ist er das Dasein im schwürzesten Lichte zu sehen. Und im Don Juan ist es nicht anders. Im Don Juan hebt Byron hervor, dass es in unserem eigenen Geiste und nicht an den Gegenständen liegt, ob wir dieselben geniessen oder nicht: die Frische des Herzens ist es, die uns das Dasein erträglich macht und uns die Dinge vergoldet. ') Allein diese Frische des Herzens besitzt der Dichter nicht, sein Herz ist verdorrt, er hat alles ausgegeben, was ihm lieb war. Daher das fürchterliche Gefühl der Leere, der Einsamkeit, das sich bis zur Zerrissenheit steigert. ") Die Nichtig- keit des Lebens, welche im Cain aus der Nothwendigkeit zu sterben herge- leitet wurde, wird hier mehr durch die Verhältnisse des Lebens selbst begrün- det, wenn auch jenes Moment durchaus nicht fehlt (vgl. TV 101 f£, IX 11 ff. und passim). Inhalt und Ziel des Lebens werden als vüllig leer bezeichnet und bestehen nur in (II 4): A little breath, love, wine, ambition, fame, Fighting, devotion, dust, — perhaps a name. Als Folge dieser Auffassung spricht sich die Verachtung des Lebens selbst aus (II 140), wo es nichts Bestehendes giebt (XI 81), wo die hóchsten !) DON JUAN I 214: No more — no more — Oh! never more on me The freshness of the heart can fall like dew, Which out of all the lovely things we see Extracts emotions beautiful and new, Hived in our bosoms like the bag o' the bee. Think’st thou the honey with those objects grew? Alas! ’t was not in them, but in thy power To double even the sweetness of a flower. ATG O0 1S2 T3 ff. Lord Byrons Weltanschauung. 85 und edelsten Ziele sich als Schaum verflüchtigen (XIII 9 ff.) und dessen Früchte Kriege, Seuchen, Verwüstungen und die Geissel der Tyrannen sind (VIII 68; vgl. Childe Harold IV 125 f., wo zugleich die erste Veranlassung zu dieser Auffassung blosgelegt wird). Sollte demnach der Dichter mit dem Ausspruche zurückhalten müssen, dass alles nichtig sei (VII 6)? Bei diesem Thatbestande, bei der allgemeinen Schlechtigkeit und Käuflich- keit der Menschen verlohnt es der Mühe nicht mehr, die Sache ernst zu be- trachten und das Herz in ewigem Schmerze zu quälen: die traurige Wahrheit wird die romantische Betrachtungsweise mit der burlesken vertauschen (IV 3 ff., V 27). Anders war es in der Jugend, wo die Gefühle tief und die Aussich- ten gross waren, allein die Zeit benimmt unseren Illusionen ihre Farbe und lässt unsere Irrthümer zu Tage treten (V 22): ') Love’s the first net which spreads ist deadly mesh; Ambition, Avarice, Vengeance, Glory, glue The glittering lime-twigs of our latter days, Where still we flutter on for pence or praise. Bei dieser Auffassung, welche allem menschlichen Streben kein Ziel zu zeigen weiss (vgl. VII 2), muss die ernste Betrachtung des Lebens der satirischen weichen, und zwar geschieht dies nach einem Massstabe, der nichts gelten lässt und welcher dem Dichter den schweren Vorwurf der Unsittlichkeit eingebracht hat. Er hätte diesem Vorwurf vielleicht entgehen können, wenn er nur nicht sich selbst in die Schilderung miteinbegriffen hätte, allein er war zu aufrichtig um das zu unterlassen. Dadurch hat er freilich den Schein gegen sich geweckt, und Elze hat den Standpunkt Byrons im Don Juan als „weltschmerzlichen Nihilismus“ bezeichnet, „der den Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht, zwischen Schön und Hässlich aufhebt und alles gleichmässig in Staub und Niedrigkeit herabzieht — alles bis auf den Sinnengenuss.* ”) Es ist nicht meine Absicht, Byron von allem Verdachte in dieser Beziehung rein- 1) Don Juan V 21: All, when life is new, Commence with feelings warm, and prospects high; But time strips our illusions of their hue, And one by one in turn, some grand mistake Casts off its bright skin yearly like the snake. 2) Erze, a. a. O. S. 499. — Elze bemerkt jedoch S. 431, dass Goethe seinen bekannten Aus- spruch, Don .Juan sei das Unsittlichste, was jemals die Dichtkunst vorgebracht, nicht begründet habe. 86 J. O. E. Donvtt. zuwaschen — das Werk selbst würde ein solehes Unternehmen widerlegen —, allein man muss sich doch vergegenwärtigen, dass es ihm vor allem darum zu thun war, die Heuchelei, den cant, zu entblóssen, und dass er sich dabei ver- leiten liess, hin und wieder zu weit zu gehen. Die Unvollkommenheit und Trostlosigkeit aller menschlichen Zustände und Verhältnisse lassen den Dichter die Ueberzeugung gewinnen, dass alle erstrebenswerthen Ziele nur eine Art Berauschung seien, indem diese Ziele nicht aus reinen Motiven verfolgt wer- den, und sich daher als gemein und nichtig erweisen. Man vergleiche hierzu Don Juan II 178 ff. und besonders: Man, being reasonable, must set drunk; The best of life is but intoxication: Glory, the grape, love, sold, in these are sunk The hopes of all men, and of every nation; — — !) Diese Anschauung, welche alle derselben allgemeinen Verachtung preis- giebt, verdient wirklich als unsittlich gebrandmarkt zu werden. Und desto mehr, als der Dichter bei dieser Berauschung wohlgefällig verweilt und dieselbe zu billigen scheint. Wenn wir es nicht sonst auch wüssten, dass Byron in diesen Dingen nicht sehr strenge war, so bekennt er noch zum Ueberfluss (VII 4): For my part, I pretend not to be Cato, Nor even Diogenes. — We live and die, But which is best, you know no more than I. Trotzdem sucht der Dichter jede Anschuldigung der Immoralität, die von seinen Landsleuten gegen ihn erhoben wurde, von sich abzulehnen; er habe keineswegs die Absicht gehabt, menschliche Tugend zu gering anzuschlagen und zu verspotten (VII 3), der Zweck des Gedichts sei im Gegentheil ein moralischer, und mit Unrecht sei der Dichter eines befremdenden Vorhabens gegen den Glauben und die Sitten seines Landes angeklagt worden (I 207 ff., IV 5, V 2, XII 55; Moonz, a. a. O. S. 565). Wenn diese Versicherungen, die zum Theil mit einem gewissen Anfluge von Scherz gemacht sind, noch einen Rest von Zweifel zurücklassen, so wird dieser durch zwei briefliche Äus- serungen völlig gehoben. An Murray schreibt Byron den 1. Februar 1819: I maintain that it is the most moral of poems; but if people won't discover the 1) Vgl. die Ähnlichkeit der Auffassung in dem oben S. 54 angeführten Liedehen: The spell is broke, the charm is flown, besonders den Vers: Delirium is our best deceiver. Lord Byrons Weltanschauung. 87 moral, that is their fault, not mine. Und beinahe vier Jahre später, den 25. December 1822, heisst es in einem Briefe an denselben: Don Juan will be known by and by, for what it is intended, — a Satire on abuses of the present states of society, and not an eulogy of vice. It may be now and then voluptuous: I can't help that. Ariosto is worse; Smollett — — — ten times worse; and Fielding no better. No girl will ever be seduced by reading Don Juan: — no, no; she will go to Littles poems and Rousseaus romans for that, or even to the immaculate De Stael. They will encourage her, and not the Don, who laughs at that, and — and — most other things”). Andere Behauptungen von Aufrichtigkeit (sincerity) sind in VIII 89, X 84 ft, XI 86 f, XII 40, 86, XVI 2 enthalten”). Es geht aus diesen Stellen geradezu hervor, dass Byron mit Recht den Anspruch auf Moralitit in Bezug auf den Don Juan erheben konnte. Eine Besserung könnte nicht erzielt werden, sagt er, wenn man nur leise an der Oberfläche des Bösen herumtastete; die faulen Sachen müssten gründlich und cynisch in ihrer ganzen Nacktheit vorgeführt werden. Erst dann, wenn man von dem Dasein der Krebsschäden der Gesellschaft vollstindig überzeugt sei, kónnte an Besserung gedacht werden. Und zwar müsste diese mit den hóheren Schich- ten der Gesellschaft anfangen; das niedere Volk reformieren zu wollen, ehe die höheren Stände ein besseres Beispiel gegeben, sei eine Absurdität. So betritt denn Byron alle Gebiete des Daseins und der Gesellschaft, um sie in dem gewaltigen Fluss seiner weltschmerzlichen Satire zu ertrünken und zu vernichten. Im ersten Gesange wird die Hohlheit der hergebrachten Erzie- hung gezeigt und verhóhnt. Die Fäulniss der gesellschaftlichen Zustände wird blosgelegt (I 97 ff, XI 9 1f), die Heuchelei entlarvt (VII 7, 22, X 34, XII 40, 78 ff, XIII 6 ff), die allgemeine Lüge (mit starker Uebertreibung) ent- blösst (XI 36 ff), die Verleumdung, welche die Unschuldigen verdirbt, und der Erfolg der Schuldigen werden gebrandmarkt (XIII 82). Adel (VIII 10, XI 45, XII 24) und high life (XI 73 ff, XII 56—68, XIV 18, 44 f, 99 ff., V 25, X 23) mit ihren Lastern und ihrem Egoismus werden lücherlich ge- 1) Moore, a. a. O. SS. 392, 570. Vgl. Don JUAN IV 97 f, wo dieselbe Auffassung herrscht, und wo behauptet wird, dass der Einwand gegen die zwei ersten Gesünge einzig aus dem Grunde her- fliesse, weil sie zu viel Wahrheit enthielten; um solchen cant werde er sich weiter nicht bekümmern, sagt Byron, indem er fortfährt: "T is all the same to me; I'm fond of yielding, And therefore leave them to the purer page Of Smollett, Prior, Ariosto, Fielding, Who say strange things for so correct an age; etc. 2) Vgl. auch Preface to cantos VI. VII. and VIIL, Moore, a. a. O. S. 458 und BrAnDr, Byron und Wordsworth in Cosmopolis II 866 (Juni 1896). 11 88 J. O. E. DONNER. macht, und die Unkenntniss der Wege der grossen Welt wird als himmlisch gepriesen (XVI 107 f) Die Schattenseiten der Ehe zeigt uns Byron zum Theil aus eigener Erfahrung (VI 25, VIII 27) und weist auf die besinnungs- lose Jagd nach der Ehe hin (XII 33 ff). Bei der cynischen Behandlung die- ser Verhältnisse scheut die Satire hin und wieder die stärksten Ausdrücke nicht (z. B. I 131, II 213, IV 17 £, IX 84 f£, XII 20 £). Wie solche verkehr- ten Sitten bestehen können, zeigt uns Byron in XV 26: The difference is, that in the days of old Men made the manners; manners now make men — Von allen menschlichen Schwächen und Leidenschaften wird der Ehrgeiz als der nichtigste erwiesen, denn ausser dass Ruhm und Ehre an sich nichts seien (Fame is smoke), werden die Völker dadurch zum Krieg und Blutver- giessen verleitet (IV 106, VII 1, 33, 84, VIII 14). Es ist recht seltsam den Dichter versichern zu hóren, er habe (XV 19) no great care for what is nicknamed glory, da man weiss, wie ruhmbedürftig er früher gewesen, und dass er nicht ge- scheut hat dies dichterisch auszusprechen. Aber auch damals scheint ihm seine Ruhmbegierde, wenigstens schon in der Childe Harold Zeit, nicht Zweck, son- dern nur Mittel gewesen zu sein, — ein Mittel um den ersehnten Einfluss auf die Gemüther der Menschen zu erlangen (vgl. oben S. 34). Jetzt zeigt er in mancherlei Weise, wie leer ein ehrgeiziges Streben im Allgemeinen sei, und nicht immer ohne Sophismen zu begehen (X 73, XII 19); eine feinsinnige Be- merkung aber, die hin und wieder zutreffen mag, ist es, wenn er sagt (III 90): And glory long has made the sages smile; "T is something, nothing, words, illusion, wind — Depending more upon the historian's style Than on the name a person leaves behind — — — Dass Byron die Kriege verabscheut, wissen wir aus früheren Gedichten, besonders aus Childe Harold und Sardanapalus -— wo auch die Hohlheit des Ehrgeizes aufgedeckt wird —, hier steigert sich dieser Abscheu noch und macht sich Luft in den stärksten Ausdrücken (IV 105, VIII 9, 119, 123 ff, IX 1 ff). Man darf nicht bezweifeln, dass Byron in VIII 3 seinen Standpunkt aufrichtig bezeichnet habe: Lord Byrons Weltanschauung. 89 The drying up a single tear has more Of honest fame, than shedding seas of gore. !) Es ist nur zu natürlich, dass der ganze Zorn Byrons sich nunmehr gegen die Tyrannen und ihre verächtlichen Werkzeuge wendet, welche die Völker in Sklaverei halten und der erste Grund dieses ganzen Elends seien (IX 23 ff, XIV 101 f£; vgl Moore, a. a. O. S. 589). Allein auch die Gesellschaft selbst trügt dazu die Schuld, und zwar durch ihre. Heuchelei, ihre moralische Feigheit, ihre Eitelkeit (XV 3, 60), ihren Mangel an wahrer Humanität (VIII 125 f), ihren Hunger nach Gold, das einzig und wahrhaftig die Welt regiert (XII 3 ff, 13 ff.j. Bei dieser wahrheitsscheuen Gesellschaft (XIV 12 f.) wird schliesslich. die Wahrheit selbst eine Illusion, von falschen Zeugen erhal- ten (I 160), und käme sie jemals wieder zum Vorschein, würden Tugend und Laster ihre Stellen vertauschen (XIV 101). Von den Politikern mit ihrer .doppelten Stirne* hat Byron keinen hohen Begriff (XI 36), und vielleicht eründet er darauf seine Ueberzeugung, dass die Sonne der Tyrannei jeder Art im Sinken begriffen sei (XV 22). Der Dichter behauptet nicht mit Unrecht für die Opposition geboren zu sein, und in den unzweideutigsten Worten pre- digt er die Revolution (VIII 50°) f, 135 ff, IX 24 ff.; vgl. auch The Age of Bronze passim und oben S. 33 f, wo ich diese Frage zu berühren schon genöthigt war, sowie auch oben S. 63). Und er hegt kein Bedenken auszu- sprechen dass sie schliesslich gelingen, und dass die Welt die Freiheit erlan- gen werde. Wenn man nach tausend Jahren oder mehr, wenn die Völker das Millennium ihrer Befreiung feiern, von Thronen und Königen reden hört, so wird das ebenso sehr befremden, wie die Gebeine des Mammuths oder ägyp- tische Hieroglyphen die heutige Generation. Nicht unpassend wird die völker- 1) Vgl Don Juan IX 34, wo eine ähnliche Auffassung in folgender poetisch gerechten Bezeich- nung des echten Ruhmes endigt: Though hymn'd by every harp, unless within Your heart joins chorus, Fame is but a din. 2) But never mind; — ,God save the king!" and kings! For if he don't, I doubt if men will longer — I think I hear a little bird, who sings The people by and by will be the stronger etc. Vel. MoonE, a. a. O. SS. 476, 478. Byrons Tagebuch, den 13. Januar 1821: The king-times are fast finishing. There will be blood shed like water, and tears like mist; but the peoples will conquer in the end. I shall not live to see it, but I foresee it. — Vgl. die furchtbare Enttüuschung und Entrüstung in The Irish Avatar, und auch Don JUAN XI 38. 90 J. O. E. DONNER. feindliche Macht einem Spinngewebe verglichen, das leicht wegzufegen wäre (IX. 28): Raise but an arm!'"'t will brush their web away, And without that, their poison and their claws Are useless, Mind, good people! what I say — (Or rather peoples) — go on without pause! The web of these tarantulas each day Increases, till you shall make common cause: None, save the Spanish fly and Attic bee, As yet are strongly stinging to be free. Und wenn -- wie nicht anders zu erwarten —, sagt Byron, man seine gute Absicht verkennen und sagen werde, dass weiss schwarz sei, dann werde er allein stehen, aber seine freien Gedanken würde er gegen keinen Thron vertauschen (XI 89) — So lóst sich denn der Weltschmerz des Don Juan, insofern derselbe sich auf sociale und politische Zustünde bezieht, in der freudigen Gewissheit der zu erwartenden Morgenröthe der Freiheit auf, und leise — obwohl mehr verhüllt, als deutlich ausgesprochen — klingt die Hoffnung des Dichters auf bessere Verhültnisse des Menschengeschlechts hindurch?), die einst aus dieser theuren Gabe erwachsen werden?). — 1) Erzz, a. a. O. S. 365 f, behauptet: „Sein (Byrons) Unabhängigkeitssinn, der einen so hervor- stechenden Charakterzug in ihm bildete, und auf den er so stolz war, galt nur für seine Person; er konnte sich nicht zu der Gerechtigkeit und Selbstlosigkeit erheben, dasselbe Mass der Unabhängigkeit allen andern zuzugestehen, weshalb man ihm keine wahre Freiheitsliebe zuschreiben kann“ — — —. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Byron ,in seinem Innersten nicht nur ein Aristokrat, sondern sogar nicht ohne absolutistische Gelüste war. Wohl war Byron seinem Gefühl nach ein Aristokrat, aus Ueberzeugung aber war er Demokrat. Sollte man darauf nicht aus den oben angeführten poe- tischen Äusserungen und aus den Tagebuchaufzeichnungen schliessen dürfen? Ich führe noch folgende Stelle des Don Juan, IX 25, an, welche der Auffassung Elzes ganz und gar widerspricht: I wish men to be free As much from mobs as kings — from you as me. 2) Vel. Dow Juan, VIII 136: And as, in the great joy of your millennium, You hardly will believe such things were true As now occur, . . . 3) BRANDL sagt in Cosmopolis, II 867, von Byron: — — — „er hat lauter gefesselte Prome- theuse gemeisselt, voll Trotz gegen Gott, Legitimismus und traditionelle Gesellschaftsordnung; in seinen besten Versen ist lauter Sturm und Blitz und dazwischen, wie zitternde Tóne einer Aeolsharfe, unend- liche Sehnsucht nach Schónheit, Liebe und einem Glück rein individueller Art, aber keine Botschaft für ein Volk, die nach der Wetternacht einen thaufrischen, sonnigen Morgen ahnen liesse; kein Seherblick in ein gelobtes Land, sei auch noch so viel Wüste davor zu durchziehen.“ — Aus meiner Erörterung würde aber folgen, dass Byron eben eine solche Botschaft gegeben, die Brandl bei ihm vermisst. Hat doch schon Heinrich von Treitschke darauf hingewiesen. Vgl. TREITSCHKE, a. a. O, S. 326 f, Lord Byrons Weltanschauung. 91 Es folgt aus der obigen Darstellung, dass Byron auch von der Liebe in ihren gesellschaftlichen Formen eine durchgehends pessimistische Auffassung haben muss (vgl. z. B. II 199 ff, 205 ff, III 3 ff, 25, 50, 52 und beson- ders IX 73') ff.), und hier, wenn irgendwo, konnte er ja aus eigener Erfah- rung sprechen (II 201 bezieht sich auf Lady Caroline Lamb; IV 111, XII 38 auf Byrons Ehe), hier hatte er die Wirkungen der ungeheuren Heuchelei der Gesellschaft an sich selbst erfahren, auf diesem Boden schliesslich war der erste Keim des Weltschmerzes — wie ich nachzuweisen versucht habe — erwach- sen”). Dagegen preist Byron das Glück und die unschuldige Liebe der Na- turkinder (Juan und Haidée, II 182 ff, II 202, III 12 f.: innocent desires, IV 10, 19, 26, 71), die durch den unsterblichen Wunsch zu beglücken gehei- ligt wird, ja seine Auffassung der Liebe steigert sich einmal zu einer An- schauung derselben als einer Art Gottesdienst der Natur (III 101 ff). Die erste Liebe wird.als das höchste Gut, das Orakel der Natur, angesehen, mit welcher nichts im Leben zu vergleichen sei (I 127, II 189, VI 6; vgl. auch The Island II 6). Obwohl auch der Genuss in starken Worten hervorgeho- ben wird, so ist es dennoch ein Irrthum, Byron habe diesen allein gelten las- sen, nachdem er alles andere in den Staub gezogen (vgl. oben SS. 56, 75). Dies ist so wenig der Fall, dass Byron sogar den Genuss in mehreren Cynismen verhóhnt. Was Byron hier gelten lässt, ist die erste Liebe als freie und be- rechtigte Regung des Herzens, und man darf daher behaupten, er habe die Freiheit als Ideal des Fühlens hingestellt —, die Gesellschaft sorge nur dafür, dass sie nicht getrübt werde. Der Dichter hat gleichfalls, wie wir gesehen haben, die Freiheit (in politischer und socialer Beziehung) als Ideal des Wol- lens bezeichnet; die Freiheit war ihm auch von jeher Ideal des Denkens, und 2) ... love is vanity, Selfish in its beginning as its end, Except where ’t is a mere insanity, A maddening spirit which would strive to blend Itself with beauty's frail inanity, On which the passion's self seems to depend: And hence some heathenish philosophers Make love the main-spring of the universe. Wenn Byron je aus Ueberzeugung und von ganzem Herzen der Shelleyschen Lehre von dem Pantheismus der Liebe gehuldigt haben mag —, zu dieser Zeit scheint er dieselbe aufgegeben zu haben. Aber ein Prädikat des Daseins, eine Weltmacht blieb ihm die Liebe jedenfalls. Vgl. THE ISLAND II 6, IV 9. *) Vgl. Dow Juan V 4: I have a passion for the name of „Mary“ etc., wo Byron das schöne Bekenntniss thut, die Liebe zu Mary Chaworth sei die grosse Passion seines Lebens gewesen, von de- ren Zauber er sich nie habe völlig frei machen kónnen, obwohl alle anderen Gefühle wechselten: zu- gleich sieht man der Form an, dass Byron jetzt als ein Ausgesóhnter das Verhültniss betrachtete. 92 J. O. E. DONNER. er ist auch im Don Juan, wie wir sehen werden, diesem Ideale treu geblieben. Man darf aber nicht behaupten, Byron habe leichtfertige und verdüchtige Ver- hältnisse oder gar freie Liebe vertheidigen wollen, er ist im Gegentheil der Ansicht, dass die Ehe die natürlichste Form der Liebe sein müsse, obwohl sie bei den bestehenden Verhältnissen oft ihren Zweck verfehle, er fordert Treue in der Ehe (I 165) und Beständigkeit in der Liebe (II 209)'), er beklagt das Unglück der Leidenschaft (VI 87) und deutet an, dass Uebermass des Genus- ses sich selbst strafe (III 65), er preist das beseligende Gefühl der Reinheit (VI 5 £). — Die Vaterlandsliebe ist dem Dichter ein natürliches Gefühl, das man ihm durchaus nicht aberkennen darf (II 12, X 17 ff., 66 ff.; vgl. Moore, a. a. O. S. 580), von der Freundschaft hat er bald eine pessimistische, bald eine innig liebevolle Auffassung, und er glaubt, dass reine Freundschaft zwi- schen Mann und Weib bestehen kónne (XIV 47 ff, 93, 96). Für die holden Seiten des Lebens zeigt Byron einen feinen und offenen Sinn, obwohl er auch hier nicht unterlassen kann, hóhnische und spottende Wendungen anzubringen (1:122, MIO) Noch einige Worte über Byrons Verhältniss zur Religion im Don Juan. Gegen die geoffenbarte Religion schlàgt er hier denselben hóhnischen Ton an, wie in den Jugendbriefen an Hodgson, ja er steigert diesen Ton bis aufs Äusserste, und es darf daher nicht in Zweifel gezogen werden, dass Byron auch hier wie im Cain seinen früh erworbenen Standpunkt der natürlichen Re- ligion gewahrt hat (II 86, V 62, VI 23, VIII 114, IX 19, XI 1 ff, XIV 18, XVI 5 f, 114). Für die Person des Stifters des Christenthums wird aber die grüsste Verehrung ausgesprochen, dessen Loos es ist von den Menschen missverstanden zu werden und dessen reines Glaubensbekenntniss zur Bestäti- gung alles Bósen gemacht wird. Die Anhänger des Christenthums haben also die Lehre verdorben, und werden auch hier wie früher von Byron bigots ge- nannt (XV 18). Die allerdings sehr merkwürdige Stelle (vgl. auch die Note dazu) scheint eine Vertheidigung des Dichters zu sein gegen den ihm gemach- ten Vorwurf der Gottlosigkeit; was er aber unter dem Glaubensbekenntniss Christi verstanden haben mag, ist nirgends zu ersehen, falls er dasselbe nicht mit seiner eigenen natürlichen Religion identificiert hat, was sehr wahrschein- lich erscheint, da er sich selbst, wie oben gezeigt worden ist, eben in diesem Sinne einen guten Christen nennt. Byron behauptet übrigens auch im Don Juan tief religiös zu sein, allein das religiöse Bedürfniss äussert sich bei ihm !) Dennoch ist Byron in Dow Juan XIV 94 der Ansicht, dass die Liebe ihrem Wesen nach wandelbar ist. Lord Byrons Weltanschauung. 93 als eine Art pantheistische Naturanbetung (III 104). Wie der Weltschmerz in dieser Beziehung in Skepticismus umschlägt und in Pantheismus übergeht, indem er auch in diesen Formen das Ideal der Freiheit aufstellt und verwirk- licht, soll in den diesen Fragen gewidmeten Abschnitten behandelt werden. So hatte denn Byron den Don Juan zu einem Spiegel seiner Zeit gestal- tet, in welehem alle Laster, Gebrechen, Irrthümer und Hoffnungen derselben zu schauen sind, und wohl konnte er in gerechtem Stolze sein Werk mit der Ilias vergleichen, denn ohne Zweifel drückt es den Zeitgeist ebenso genau aus, wie das griechische Epos den Geist der homerischen Zeit") Wie Byron an Medwin gesagt hat — und wie ich zu zeigen versucht habe —, bilden Liebe, Religion”) und Politik den Inhalt, indem sie die drei Freiheitsideale des Füh- lens, des Denkens und des Wollens verkörpern. Der Dichter hat aber nicht geglaubt, dass sein Werk — this grand poetic riddle — von den ersten Le- sern gleich würde verstanden werden, und er hat es über sich vermocht, nicht nach dem Erfolg zu fragen, — in der Gewissheit, dass man ihn einst ver- stehen und zu schätzen wissen werde (VIII 138 f, IX 21 £, XI 55 f., XII 14,55; XLV, 8, X: V9 71). Während der Ausarbeitung des Don Juan hat Byron noch drei Gedichte geschaffen, welche bisher unerwähnt geblieben sind, nämlich Heaven and Earth, The Deformed Transformed und The Island. In Heaven and Earth erhebt sich der Weltschmerz wieder wie im Cain (II 2) zur Anschauung, dass die sichtbare Welt mit allem, was sie enthält, untergehen müsse (auch im Don Juan fehlt dies Moment nicht und wird IX 37 ff. in weltschmerzlich-satirischer Weise verwendet); diese Anschauung wird auf alt-testamentlichen Boden ver- pflanzt, und die Situation der Sündfluth dafür erwählt und poetisch verwerthet. Wie im Cain wird besonders betont, dass die Unschuldigen mit den Schuldigen vernichtet werden: Oh let this child embark! I brousht him forth in woe, But thought it joy To see him to my bosom clinging so. Why was he born? What hath he done — ?) Nur in diesem Sinne hat Byron den Vergleich gemacht. Vgl. W. MÖLLER, Lord Byron in den Zeitgenossen V 17, S. 76, und die abweichende Ansicht ELzE's, a. a. O. S. 427 f. ?) Unter dem Worte Religion ist hier die ganze metaphysische Richtung miteinzubegreifen. 3) Vgl. oben S. 87 und Moore, a. a. O. S. 524, Byron an Murray, den 23. August 1821: Al- most all Don Juan is real life, either my own, or from people I knew. 94 J. O. E. Donner. My unwean'd son — To move Jehovah's wrath or scorn? Es folgt aus der Situation, dass die Welt verjüngt auferstehen werde, — allein mit allen Gebrechen und Lastern der alten: Thy new world and new race shall be of woe — New times, new climes, new arts, new men; but still, The same old tears, old crimes, and oldest ill, Shall be amongst your race in different forms; But the same moral storms Shall oversweep the future . In The Deformed Transformed hat Byron seiner tief gefühlten Bitterkeit über seinen Körperfehler Ausdruck gegeben, und gewiss hat diese Bitterkeit auch sonst an seinem Weltschmerze mitarbeiten helfen; Mrs. Shelley und nach ihr Elze finden dieselbe fast in jeder Zeile, die er geschrieben hat"). In wel- chem Masse aber dies Gefühl für den Weltschmerz bestimmend wurde, ist nicht zu ermitteln, und befremden muss es immerhin, dass Byron erst in einem sei- ner spütesten Werke die eigene Lahmheit zum Gegenstande poetischer Behand- lung gemacht hat. Von dem eigenen körperlichen Gebrechen geht der Dich- ter nicht aus, als die Welt sich ihm schwarz zu färben beginnt, er lässt nicht durchblicken, dass das Dasein ihm dadurch verleidet werde. Als unbewusst mitwirkender Faktor, nicht als erster wirkender Grund des Weltschmerzes muss daher das Gefühl seines Gebrechens angesehen werden; den Grund der ersten weltschmerzlich gefärbten Ausbrüche habe ich nach Byrons eigenen Angaben nachzuweisen gesucht °). Zum versöhnlichsten Ausdruck kommt der Weltschmerz in The Island, wo Byron zum letzten Mal zur Betrachtung des einfachen Glückes des natür- lichen Lebens wiederkehrt. Das pantheistische Naturgefühl gelangt hier zum mächtigsten Aufschwung, und angesichts der grossen Einheit verliert sich das eigene Ich. Der Egoismus jeder Art muss einem freundlichen Altruismus weichen: 1) SBEZE; a. 8. 0. S. 3437. ?) Vel. folgende Stelle bei Moore, a. a. O. S. 531, welche meine Darstellung der Entwickelung des Byronschen Weltschmerzes im Wesentlichen bestätigt: I am not sure, schreibt Byron an Murray den 20. Sept. 1821, that long life is desirable for one of my temper and constitutional depression of spirits, which of course I suppress in society; but which breaks out when alone, and in my writings, in spite of myself. It has been deepened, perhaps, by some long past events (I do not allude to my marriage, ete. — on the contrary, that raised them by the persecution giving a fillip to my spirits); but 1 call it constitutional, as I have reason to think it. Lord Byrons Weltanschauung. 95 Who thinks of self, when gazing on the sky? And who, though gazing lower, ever thought, In the young moments ere the heart is taught Time's lesson, of man's baseness or his own? All nature is his realm, and love his throne. Gemildert und gedämpft wirken die Ideen des Don Juan nach: die Idee der Freiheit und des Tyrannenhasses, die Anschauung von der Unvollkommen- heit des civilisierten Lebens, die Ablehnung der Dogmen. Mit Recht ist es daher behauptet worden, über diesem Gedichte ruhe mehr Harmonie, als über irgend einer anderen Schöpfung des Dichters '). — Wir haben jetzt alle diejenigen Werke Byrons der Reihe nach betrachtet, die für eine Auffassung seines Weltschmerzes von Wichtigkeit sind, und nur wenig, was er selbständig und bedeutungsvoll geschrieben, fehlt in dieser Reihe. Als Ergebniss stellt sich etwa folgendes heraus. Das mächtige Gefühl, dass eine unglückliche Liebe oder ein zerstórtes Liebesglück den Menschen für's Le- ben untauglich macht, ist der erste Grund, die erste Veranlassung des Welt- schmerzes, und indem es alles Dasein im trübsten Lichte erscheinen lässt und alle wirklichen und eingebildeten Gebrechen der Gesellschaft aufdeckt, lässt es den davon Betroffenen vereinsamen und zwingt ihn die Welt zu fliehen, um Heilung in der Natur zu suchen. Diese zwei Stufen des Weltschmerzes (unmit- telbares Gefühl des Liebesunglücks und hergeleitetes Gefühl der Schlechtigkeit der Gesellschaft) werden in Childe Harold, The Giaour, The Corsair, Lara variiert, ja noch in The Siege of Corinth und Manfred, weniger in Parisina, begegnet man demselben Gedanken, welcher aber dem ersten Motive nach und in umfassender Gestaltung im Mazeppa gar nicht mehr zu finden ist, d. h. Byron hat sich zu dieser Zeit (1818) von der ersten Stufe seines Weltschmer- zes, von der Trauer über individuelles Unglück beinahe vóllig losgelóst. Er hat sich frei gemacht, aber auf Kosten der reinen Gefühle der Jugend: Don Juan. Die Flucht zur Natur sollte das wunde Herz heilen und es lehren, die Gesell- schaft zu vergessen; dies ist nicht ganz, oder doch nur momentan, gelungen. Ein Rest von Bitterkeit blieb jedenfalls zurück, und der kleine Funken sollte sich wieder im Don Juan zum mächtigen, alles verzehrenden Brande entflammen. Diese zweite Stufe des Byronschen Weltschmerzes hat bis zum Lebensende des Dichters gedauert; Beruhigung findet der Dichter jedoch in dem aufgestellten Freiheitsideale, und die freudige Hoffnung auf eine bessere Zukunft des Men- 1) NICHOL, a. a. O. S. 171. Vgl. ELzE, a. a. O. S. 146. 96 J. O. E. DONNER. schengeschlechts scheint nach dieser Richtung hin den Weltschmerz fast auf- zuheben. Indessen war durch natürliche Neigung der Gedanke früh auf über- sinnliche Dinge gerichtet worden; eine Art natürliche Religion wurde geschaf- fen. Durch die Weltflucht wurden diese Bestrebungen und Hoffnungen, das hóchste Dasein zu begreifen, wieder wach gerufen: eine freudige Gewissheit wird gewonnen. Allein aus der Enttüuschung über die Verwirklichung der hóch- sten Forderung ist ein Skepticismus hervorgegangen, der die dritte und hóchste Stufe des Weltschmerzes bildet und welcher in der Trauer über das vergäng- liche Loos alles Irdischen gipfelt, dem keine sichere Hoffnung jenseit des Gra- bes winkt. Ist diese letzte Stufe, insofern sie in Childe Harold und Cain zur Geltung kommt, durch pantheistische Anschauungen aufgehoben worden, so wird sie dennoch in der Form der Verzweiflung an der Erlangung jedweder (hier in der Sprache Byrons synonym mit hóchster) Erkenntniss im Don Juan zum Theil fortbestehen. Dies Moment, welches noch nicht dargestellt werden konnte, wird in dem betreffenden Abschnitte Beachtung finden. Der Weltschmerz bildet also nicht die Weltanschauung Byrons, sondern ist der Grund zu derselben: er ist eine Entwicklungsstufe auf dem Wege zur Byronschen Weltanschauung, zugleich aber ein Moment in derselben. Der Weltschmerz veranlasst Byron nach der Natur zu flüchten, und da findet er Frieden, da findet er alles, was er nicht unter den Menschen gefunden, die grosse Einheit aller Dinge, das Göttliche. Das Ergebniss des Byronschen Weltsehmerzes ist seine Weltanschauung. NM Unsterblichkeit der Seele. Aus der von mir geltend gemachten Richtung Byrons zur natürlichen Re- ligion folgt von selbst, dass er die Dogmen als solche verworfen hat. Nach Elze soll aber Byron sich nur gegen ein Dogma mit Bestimmtheit erklärt ha- ben, nämlich gegen die Ewigkeit der Höllenstrafen'). Gewiss hat er am mei- sten Anlass gefunden, sich gerade gegen diese Lehre auszusprechen, und er thut das sowohl in Prosa als in Versen, in den Briefen an Hodgson wie in den Unterhaltungen mit Kennedy, in Briefen an Moore und Tagebuchaufzeich- nungen aus späteren Jahren”) wie in The Prayer of Nature. In The Vision of Judgment 13 heisst es: I hardly know too if not quite alone am I In this small hope of bettering future ill By circumscribing, with some slight restriction, The eternity of hell’s hot jurisdiction. Und in The Island IV 12 sagt Byron: "T is ours to bear, not judge the dead; and they Who doom to hell, themselves are on the way, Unless these bullies of eternal pains Are pardon'd their bad hearts for their worse brains. Die Unsterblichkeit dagegen — meint Elze — soll Byron nicht ausdrück- lich geleugnet haben; „er ist über diesen Punkt mehr als gewöhnlich wider- 1) ELZE, a. a. O. S. 373. *) KENNEDY, a. a. O. S. 235 und passim; Guiccron, a. a. O. I 211; Moore, a. a. O. SS. 451, 502 f., 652. 98 J. O. E. DONNER. spruchsvoll, doch war seine Hoffnung darauf wohl ziemlich schwach und seiner Ueberzeugung nach folgte auf den Tod aller Wahrscheinlichkeit nach der ewige Schlaf, die buddhistische Nirwana.“ Allein, setzt Elze hinzu, „wäre er von dem "ewigen Schlafe’ wirklich fest überzeugt gewesen, so hätte ihm dieser Glaubenssatz (von den ewigen Strafen) gleichgültig sein müssen; er war ihm jedoch im Gegentheil fürchterlich, und er fand etwas Tröstliches und Versöhnendes in der katholischen Lehre vom Fegefeuer, wie er denn über- haupt nicht ohne Anerkennung und Hinneigung für den Katholicismus war.“ ') Hierzu darf ich folgendes bemerken: Wenn Byron die Lehre von den Höllenstrafen fürchterlich fand, so ist das nicht so zu fassen, dass er sich vor denselben fürchtete, denn wie kann man etwas fürchten, woran man nicht glaubt, und Elze räumt ja selbst ein, dass Byron diese Lehre aus- drücklich verwarf. Nur an sich war ihm dies Dogma fürchterlich, und es durfte ihm daher nicht gleichgültig sein, dass andere daran glaubten. Mithin konnte er sich wohl darüber aussprechen, ohne ein eigenes Interesse daran zu empfin- den und ohne dabei etwas von seiner Ueberzeugung in Bezug auf die Unsterb- lichkeit, sei diese Ueberzeugung wie sie wolle, aufzugeben. Dass diese Auf- fassung die richtige ist, wird dadurch bestätigt, dass Byron seine Aussprüche in der Höllenfrage oft in Bezug auf den Glauben Anderer macht, z. B. wenn er in The Vision of Judgment 14 den eben angeführten Ausspruch scherz- hafter Weise fortsetzt: I know this is unpopular; I know ’T is blasphemous; I know one may be damn’d For hoping no one else may e’er be so; — Wohl hat Elze darin recht, dass Byron in Bezug auf die Unsterblichkeit mehr als gewöhnlich widerspruchsvoll gewesen ist, allein der Versuch muss ge- wagt werden, diese Frage endgültig zu entscheiden. Die Widersprüche ver- lieren ihren Charakter als solche, wenn sie, was möglich ist, unter dem Ge- sichtspunkte der Entwickelung betrachtet werden. Byron hat die Unsterblichkeit der Seele zuerst verneint, dann hat er daran geglaubt, aber nicht in individueller Beziehung. Zweifel, Ablehnung, Verneinung, Sehnsucht, Gewissheit bilden die Momente seines Entwicklungsganges in dieser fundamentalen Frage. Den ersten frühen Zweifel an der Unsterblichkeit hat Byron, wie wir ge- sehen haben, in The Prayer of Nature hineingelegt, etwa ein Jahr später ist 1) ELZE, a. a. O. S. 372 f. Wie es sich mit dieser Hinneigung thatsächlich verhielt, darüber vergleiche oben S. 28 und Anm. 2, S. 29 Anm. 3, Lord Byrons Weltanschawwmg. 99 er trotz vorangehender Schwankungen schon zur Verleugnung geneigt (in dem Briefe an Dallas vom 21. Januar 1808, oben S. 25), und noch in demselben Jahre giebt er seinem Zweifel die Form des Unglaubens in der Grabschrift auf seinen Hund Boatswain (oben S. 52). Von dieser Zeit an bis auf das Jahr 1814 (bezw. 1816) nimmt Byron in dieser Frage im Allgemeinen eine ablehnende Haltung ein. Es tritt eine Ablehnung, eine Verneinung vom Stand- punkt des Willens ein, indem der Dichter ausdrücklich erklärt, nicht unsterb- lich werden zu wollen. Dass die hierauf bezüglichen Äusserungen zum Theil in den Mund der poetischen Charaktere gelegt sind, hat wenig zu bedeuten. Es bleiben immerhin deren genug, in welchen Byron in der ersten Person spricht. Ich gebe hier die betreffenden Citate. Euthanasia (Occasional Pieces): The dreamless sleep that lulls the dead — ,Ay, but to die, and go^, alas! Where all have gone, and all must go! To be the nothing that I was Ere born to life and living woe! And know, whatever thou hast been, "P is something better not to be. !) Stanzas (,And thou art dead.* Occ. Piec.): The silence of that dreamless sleep I envy now — — Prometheus : The wretched gift eternity Was thine Childe Harold II 4: Bound to the earth, he lifts his eye to heaven — Is’t not enough, unhappy thing! to know Thou art? Is this à boon so kindly given, That being, thou would'st be again, and go, Thou know'st not, reck'st not to what region, so On earth no more, but mingled with the skies? 1) Vel. DAnLLAs, Recollections S. 188. 100 J. O. E. DONNER. . Still wilt thou dream on future joy and woe? Regard and weigh yon dust before it flies: That little urn saith more than thousand homilies. ") Childe Harold II 53: — and shall man repine That his frail bonds to fleeting life are broke? Cease, fool! the fate of gods may well be thine: Wouldst thou survive the marble or the oak? When nations, tongues, and worlds must sink beneath the stroke! The Giaour: I would not, if I might, be blest; I want no paradise, but rest. The Giaour: Yet, lurks a wish within my breast For rest — but not to feel ’t is rest. Soon shall my fate that wish fulfil; | And I shall sleep without the dream | Of what I was, and would be still — — | Lara I 29: Glad for awhile to heave unconscious breath, Yet wake to wrestle with the dread of death, And shun, though day but dawn on ills increased, That sleep, the loveliest, since it dreams the least. Mit einer gewaltigen Tendenz der Verleugnung wendet sich der ganze Anfang des Childe Harold TI bis auf die ursprüngliche achte Stanze gegen die Unsterblichkeit der Seele. Wie in der Grabschrift auf Boatswain wird auch hier mit der Geringfügigkeit des Menschen vielfach argumentiert. Von den allgemeinen Reflexionen erlaube ich mir nur noch folgende anzuführen, die Zugleich eine glänzende Bestätigung der Stellung der natürlichen Religion ihres Verfassers ist (IL 3): Even gods must yield — religions take their turn: "T was Jove's — 't is Mahomet's — and other creeds Will rise with other years, till man shall learn Vainly his incense soars, his victim bleeds; Poor child of Doubt aud Death, whose hope is built on reeds. ?) 1) Vel. BEST, a. a. O. S. 162. 2) Vgl. den ähnlichen Gedanken bei MEDWIN, Conversations S. 77; MEDWIN, Gespräche S, 82 f. Vgl. auch für natürliche Religion CHILDE HAROLD II 44, Lord Byrons Weltanschauung. 101 Hier stand zuerst faith statt hope, allein Byron hat in der Handschrift, nach welcher Childe Harold gedruckt wurde, den Ausdruck geändert ') und dadurch den Gedanken auf die nutzlose Hoffnung auf Unsterblichkeit gelenkt und zu- gespitzt; vielleicht wollte er hier mit der einen Hand verhüllt zurücknehmen, was die andere gab, und dadurch seinen Standpunkt wahren, er gab nämlich den Aufforderungen Dallas’ und Murrays schliesslich nach, behielt die achte Stanze zurück und dichtete statt dieser zwei neue. Aus der hierauf bezüglichen Korrespondenz lässt sich die vollständige Aufrichtigkeit Byrons inbetreff der in Childe Harold I, II niedergelegten philosophisch-skeptischen Ansichten erse- hen. Er war Willens, alles zu ändern, nur nichts, was mit seinen religiösen und politischen Ansichten zu thun hatte." Auch aus den um dieselbe Zeit geschriebenen Briefen an Hodgson (vgl. oben S. 25 ff.) geht seine Ungläu- bigkeit in Bezug auf die Unsterblichkeit der Seele hervor. Und obwohl der Dichter die Stelle in Childe Harold II wegliess, welche den Freunden das grösste Ärgerniss war, so ist dennoch eine Äusserung stehen geblieben, wel- che nicht weniger schroff und kathegorisch die Unsterblichkeit verneint. Es heisst II 7: Peace waits us on the shores of Acheron: There no forced banquet claims the sated guest, But Silence spreads the couch of ever welcome rest. Jetzt folgen die zwei Stanzen, welche Byron statt der weggelassenen hinzudichtete, und welche eine ziemlich laue Sehnsucht nach dem ewigen Leben bekunden. Noch lauer endigte ursprünglich die zweite von den neuen Stanzen; es hiess nämlich (II 9): For me 't were Bliss enough to see thee blest! Or seeing thee no more, to sink in sullen rest. Byron änderte aber wieder, und es heisst jetzt: Be as it may Futurity’s behest, For me 't were bliss enough to know thy spirit blest! Diese Sehnsucht war ihm aber keineswegs fremd, und bald sollte sie sich in ungeahnter Weise beleben. Indessen muss es uns noch viel mehr interessieren, 1) Vel. Ea. MSS. 2027 (Childe Harold I, IT) in British Museum. 2) Vel. DALLAS, Recollections SS. 117 f, 168 f; DALLAs, Correspondence II 101, 132; MooRE, a. a. 0. SS. 133, 135 f., 137, 139; S. Smines, A Publisher and his Friends. Memoir and Correspondence of the late John Murray 1891. I 205 f., 208 f. 102 J. O. E. Donnée. die ursprünglichen, von keinerlei Rücksichten beeinflussten Gedanken des Dich- ters kennen zu lernen, und ich gebe daher die unterdrückte Stanze II 8, welche in Anmerkungen zu Childe Harold gedruckt zu werden pflegt, in der etwas abweichenden ersten Fassung der Handschrift wieder: Frown not upon me, churlish Priest! that I Look not for life, where life may never be; I am no sneerer at thy phantasy; Thou pitiest me, — alas! I envy thee, Thou bold discoverer in an unknown sea Of happy isles, and happier tenants there; I ask thee not to prove a Sadducee; Still dream of Paradise, thou know'st not where, Which if it be thy sins will never let thee share. Den letzten Vers hat Byron folgendermassen in der Handschrift geändert: Yet lovest too well to bid thine erring brother share.!) Nie wieder hat Byron die Unsterblichkeit ausdrücklich geleugnet, und bald stellen sich bei ihm leise Zweifel über seine bisherige Haltung in dieser Frage ein.) In einem schon mehrfach erwähnten Briefe an Gifford (vgl. oben S. 19 f.) vom Jahre 1813 heisst es: I am mo bigot to infidelity, and did not ex- pect that, because I doubted the immortality of man, I should be charged with denying the existence of a God. It was the comparative insignificance of ourselves and our world, when placed in comparison with the mighty whole of which it is an atom, that first led me to imagine that our pretensions to eternity might be overrated. This, and being early disgusted with a Calvi- nistic Scotch school, where I was cudgelled to church for the first ten years 1) Vel. EG. MSS. 2027 (British Museum). Das Manuskript ist für den Druck von unbekann- ter Hand kopiert worden und mit Änderungen, wie allen oben besprochenen, in Byrons eigener Hand- schrift versehen. 2) Die einigermassen zweifelhafte Stelle, CHILDE Hanorp III 16, muss dem Wortlaute und dem Zusammenhange nach wohl so gedeutet werden, dass für Harold alles in diesem Leben, diesseit des Grabes, vorbei war, nicht aber, wie DALLoIs, a. a. O. S. 84, die Stelle wiedergiebt: L'idée que tout serait fini pour lui aprés la mort, dit le poéte, l'avait fait sourir dans son désespoir. — Noch weniger darf der Schlussvers in Ch. H. IV 124 auf die Frage der Unsterblichkeit der Seele ausgedehnt werden. Und wenn Byron die Stanzas to the Po in folgender Weise abschliesst: To dust if I return, from dust I sprung, And then, at least, my heart can ne'er be moved, so bezieht sich das auch nicht auf die verleugnete Unsterblichkeit der Seele, sondern nur auf die Sterb- liehkeit des Kórpers. Lord Byrons Weltanschawung. 103 of my life, afflicted me with this malady; for, after all, it is, I believe, a disease of the mind, as much as other kinds of hypochondria.) Und in seinem Tagebuche schreibt Byron den 27. November desselben Jahres: All are inclined to believe what they covet, from a lottery-ticket up to a passport to Paradise, — in which, from the description, I see nothing very tempting. My restless- ness tells me I have something within that "passeth show’. It is for Him, who made it, to prolong that spark of celestial fire which illuminates, yet burns, this frail tenement; but I see no such horror in a "dreamless sleep’, and I have no conception of any existence which duration would not render tiresome. How else "fell the angels’, even according to your creed? They were immortal, heavenly, and happy, as their apostate Abdiel is now by his treachery. Time must decide; ?) and eternity won't be the less agreeable or more horrible because one did mot expect it. In the mean time, I am grateful for some good, and tolerably patient under certain evils — grace à Dieu et mon bon tempérament. *) — Byron hatte eben zu dieser Zeit mit einer Gemüthskrisis zu kümpfen (vgl. oben S. 32). In einem der erhabensten Lieder der Hebrew Melodies hat Byron über die Natur der Seele und deren Unsterblichkeit spekuliert, — doch welch ein unendlicher Abstand liegt nicht zwischen den soeben angeführten ablehnend- skeptischen Aussprüchen und diesem Hohelied des Gedankens: When coldness wraps this suffering clay? So gross ist dieser Abstand, dass uns schlechthin nichts berechtigen würde, dies als das eigene Glaubensbekenntniss des Dichters anzusehen. Er hat sich in den Hebrüischen Melodieen fremden Vorstellungen anschmiegen müssen, und wie er auch anderwärts in denselben ein kräftiges Wort für die Unsterblichkeit einsetzt (vgl. If that high world), so hat er in die- sem Liede die hóchste Höhe der jüdisch-christlichen Spekulation erreichen wollen. Er hat sie nicht nur erreicht, er hat sie überboten. Und wenn man fragt, wie dies nur müglich sei, falls der Dichter nicht selbst von seinem Gegenstande ganz erfüllt gewesen, so muss man sich der erstaunlichen Beweglichkeit seines Gemüths und seiner Fáhigkeit, sich in fremde Stimmungen zu versetzen, erin- nern. Man muss sich vergegenwärtigen, dass Byron von Herzen tief religiös 1} HopGsoN, a. a. O. I 192 f; Moore, a. a. O. S. 187. Das hier angegebene erste Motiv seines Unglaubens hat Byron auch in der vielfach genannten Grabschrift über seinen Hund sowie im Anfange des Childe Harold II verwendet. 2) Zu diesem Gedanken kehrt Byron mehrmals wieder. Vgl. CHILDE HAROLD III 108, SARDANA- PALUS V 1, Don Juan XI 4. *) MooRE, a. a. O. S. 208. Auf eine ähnliche Stimmung des Dichters durfte die Auffassung Mme Guicciolis über seinen Unsterblichkeitsglauben sich gründen. Vgl. GurccroLr a. a. O. I 134, 236. 13 104 J. ©. E. Dover. war, und dass die Fassung des Liedes vielleicht mit einem keimenden gehei- men Wunsche übereinstimmte, — dies nach seiner späteren Haltung in dieser Frage zu urtheilen. Jedenfalls ist sein eigener Standpunkt hier als pantheis- tischer Individualismus zu charakterisieren. Der Hauptsatz, dass der Geist un- sterblich sei, wird in äusserster Konsequenz durchgebildet und weitergeführt. In welchem Grade er selbst an die Tragweite seiner Schöpfung geglaubt haben mag, kann aber nicht ermittelt werden. Aus pantheistischer Grundanschauung ist das Lied entstanden, und unmittelbar ist diese Grundanschauung in den dritten Gesang des Childe Harold übergegangen. Es. tritt aber in Childe Harold III noch die Motivierung hinzu. Durch den Gedanken an die Erhaltung der Kraft (III 89) geht dem Dichter ein neues Licht auf, und nun wird ihm die Unsterblichkeit der Seele von selbst gewiss. In III 74 heisst es demnach: And when, at length, the mind shall be all free From what it hates in this degraded form, teft of its carnal life, save what shall be Existent happier in the fly and worm, — When elements to elements conform, And dust is as it should be, shall I not Feel all I see, less dazzling, but more warm? The bodiless thought? the Spirit of each spot? Of which, even now, I share at times the immortal lot? Die Natur des Geistes, nachdem er von seiner Kórperhülle befreit worden, wird wie in dem eben besprochenen Liede als körperloser Gedanke, der über jeden Raum sich erstreckt, definiert, zugleich wird aber die grenzenlose Bethäti- sung des Geistes beschränkt. Weniger blendend, aber wärmer wird ihm das Dasein des Jenseits erscheinen. Diese Ansicht Byrons war aber noch kei- neswegs fest und bestimmt, sie unterliegt noch vielen Zweifeln und Schwan- kungen, und eine unbewusst dualistische Betrachtungsweise ist hier unverkenn- bar. Eins ist gewiss: der Dichter ist hier von der Unsterblichkeit der Seele völlig überzeugt, und auch fortan scheint es, als ob seine Zweifel nur mehr die Natur dieser Unsterblichkeit, als die Sache selbst, beträfen.') Diesen Sinn hat auch folgender in dem bekannten Fragment gemachte Ausspruch, der 1) Vgl. auch das Gedicht Churchills Grave: Were it not that all life must end in one. Of which we are but dreamers; — Lord Byrons Weltanschauung. 105 übrigens wie das ganze Gedicht in der Anschauung pantheistischer Immanenz wurzelt : The under-earth inhabitants are they But mingled millions decomposed to clay? The ashes of a thousand ages spread Wherever man has trodden or shall tread? Or do they in their silent cities dwell Each in his incommunicative cell? Or have they their own language? and a sense Of breathless being? — darken’d and intense As midnight in her solitude? — Oh Earth! Where are the past? — and wherefore had they birth? The dead are thy inheritors — and we But bubbles on thy surface; and the key Of thy profundity is in the grave, The ebon portal of thy peopled cave, Where I would walk in spirit, and behold Our elements resolved to things untold, And fathom hidden wonders, and explore The essence of great bosoms now no more. Wie Byron hier trotz mancherlei Vermuthungen über die Natur des künftigen Lebens schliesslich doch bekennt, nichts darüber zu wissen, so hat er auch später diesen Standpunkt gewahrt, obwohl ein schon in den jetzt ange- führten Ausserungen vorhandenes Gefühl sich immer mehr in denselben hinein- mischt, dass nämlich die Art dieser neuen Natur von der unsrigen ganz ver- schieden sei, und zwar im Vergleich zu unserer Individualität abgeschwächter, aber zugleich gespannter erscheine. Indessen wird auch in Childe Harold III 90, IV 155, 164 ff. die Hoffnung auf Unsterblichkeit kräftig betont, am letz- ten Orte gleichwohl mit entschiedener Ablehnung jedes Fortbestehens der ein- zelnen Individualität, und an Moore schreibt Byron aus Venedig den 11. April 1817: One certainly has a soul; but how it came to allow itself to be enclosed in a body is more than I can imagine. I only know if once mine gets out, Ill have a bit of a tussle before I let it get in again to that or any other.) Aus der im Herzen des Dichters erwachten Sehnsucht nach der Un- sterblichkeit ist zum Theil auch Manfred entstanden; vgl. den oben S. 66 ange- 1) MooRE, a. a. O. S. 351. Vel. die poetische Auffassung in Childe Harold IV 9. Interessant ist, dass Byron in Ch. H. IV 177 seinen Glauben an immaterielle Wesen kundgiebt. Und diesen Glau- ben scheint er nie aufgegeben zu haben, was vielleicht mit seinem vielbesprochenen Aberglauben zu- sammenhängt. Vgl. MILLINGEN, a. a. O. S. 129 f, 106 J. O. E. DONNER. führten Ausspruch. Hier wurzelt die Sehnsucht in der unendlichen Trauer, in der Verzweiflung über den unvermeidlichen Tod. Diese Verzweiflung steigert sich im Cain bis zum Paroxysmus. Cain sagt (II 2): Cursed be He who invented life that leads to death! Or the dull mass of life, that, being life, Could not retain, but needs must forfeit it — Even for the innocent! Ich brauche kaum zu sagen, dass man sich hiten muss, dies dem Wort- laute nach zu deuten; oben S. 79 f. habe ich die gehórige Erklärung gegeben. Zum Ueberfluss noch hat Byron dies offenkundige Bekenntniss aus Anlass Cains gemacht: There is nothing against the immortality of the soul in "Cain! that I recollect. I hold no such opinions — —.^) Und in einer Tagebuch- aufzeichnung, deren Datum Moore leider vergessen hat anzugeben, aber welche um dieselbe Zeit (1822) dürfte verfasst worden sein, schreibt Byron: Of the immortality of the soul it appears to me that there can be little doubt, if we attend for "a. moment to the action of mind: it is in perpetual activity. I used to doubt of it, but reflection has taught me better. It acts also so very independent of body — in dreams, for instance; — incoherently and madly, I grant you, but still it is mind, and much more mind than when we are awake. Now that this should not act separately, as well as jointly, who can pro- nounce? — — — How far our future life will be individual, or, rather, how far it will at all resemble our present existence, is another question; but that the mind is eternal seems as probable as that the body is not so.?) — Dies zeigt uns wieder den Weg, den Byron betreten hatte. Der träu- mende Geist soll mehr Geist an sich sein als der wachende, und es wird daher wie schon früher die Vermuthung angedeutet, dass das künftige Leben dem irdischen gar nicht ähnlich sehe und folglich auch nicht indi- viduell sei. Ein anderer Auszug aus dem Tagebuche lautet: Matter is eternal, always changing, but reproduced, and, as far as we can comprehend 1) MooRE, a. a. O. S. 550. Vel. auch $. 482, Byrons Tagebuch, den 25. Januar 1891: It has been said that the immortality of the soul is a 'grand peut-être — but still it is a grand one. Every body clings to it — the stupidest, and dullest, and wickedest of human bipeds is still persuaded that he is immortal. — Sehr bezeichnend für Byrons Stellung in dieser Frage ist sein Postskriptum an MooRE, a. a. O. S. 552, vom 6. März 1822, wo er versichert, dass Shelley an die Unsterblichkeit glaube. Hieraus ist nämlich ersichtlich, was er selbst unter Unsterblichkeit verstanden haben mag. 2) MoonE, a. a. O. S. 652. Lord Byrons Weltanschauung. 107 eternity, eternal; and why not mind? Why should not the mind act with and upon the wniverse, as portions of it act upon and with the congregated dust called mankind? See how one man acts upon himself and others, or upon multitudes! The same agency, in a higher and purer degree, may act upon the stars, etc. ad infinitum.") — Byron hat hier keineswegs eine dualistische Anschau- ungsweise geltend machen wollen — der Schein, als ob dies der Fall wäre, liegt nur in dem ungenauen Sprachgebrauche; er hat auch wiederholentlich den Vorwurf wegen Manichäismus von sich abgewiesen.”) Der Sinn dieser Stelle ist vielmehr schon in Childe Harold III 89 enthalten. Wie hier die Indivi- dualität zu einer Empfindung herabgeschwücht erscheint, welche dennoch das tiefste Leben darstellt, so ist auch unter agency in a higher and purer degree etwas anderes als irdische Individualität zu verstehen. Diese Gedanken und Stimmungen finden eine neue poetische Verwerthung in Heaven and Earth in der Anrede Aholibamahs an Samiasa: Thou art immortal — so am I: I feel — I feel my immortality o'ersweep All pains, all tears, all time, all fears, and peal, Like the eternal thunders of the deep, Into my ears this truth — „Thou liv'st for ever!“ But if it be in joy I know not, nor would know; That secret rests with the Almighty giver Who folds in clouds the fonts of bliss and woe. But thee and me he never can destroy; Change us he may, but not o'erwhelm; we are Of as eternal essence — — — Durfte man nicht auf Grund des Vorhergehenden annehmen, dass dies auch wirklich die eigene Ansicht Byrons gewesen sei? Weitere Beitrüge zur Lüsung dieser äusserst wichtigen Frage über die Natur der Unsterblichkeit liefern Marino Faliero V 3: I speak to Time and to Eternity, Of which I grow a portion, not to man. Ye elements! In which to be resolved I hasten, let my voice be as a spirit Upon you! — — — 1) MooRE, a. a. O. S. 653. *) MooRE, a. a. O. S. 452; MEDWIN, Conversations S. 79; MEpwiN, Gespräche S. 86. Vgl. ME- NÉNDEZ Y PELAYO, a. a. O. IV, II, 63. 108 J. ©. E. DONNER. wo ganz deutlich eine Veränderung der Individualität ausgesprochen wird, Don Juan III 104 und The Island IT 16, an welchen Stellen von einem Auf- gehen der Seele in dem Unendlichen die Rede ist, von einem Wiederverschmel- zen mit dem All, das natürlich nicht ohne Einbusse des Ichs an qualitativer Potenz zu Gunsten des Nicht-Ichs stattfinden durfte. Es muss hervorgehoben werden, dass diese Aussprüche zugleich zu den wichtigsten Belegstellen für Byrons Pantheismus gehóren — sie müssen in dieser Beziehung noch im fol- genden Abschnitt besprochen werden — und dass dieselben im pantheistischen Sinne von der Verwandlung und der Wiedervereinigung reden. Dass die Indi- vidualitàt dabei zu kurz kommen muss, dürfte jetzt von selbst erhellen. Es bleibt jedoch nicht ausgeschlossen, dass Byron an dem Fortbestehen der Ein- zelwesen als solcher glaubte, nur müssten sie dabei eine der Art nach nicht nüher zu ermittelnde Veränderung unterliegen. Diese Ungewissheit über die äusserste Natur des künftigen Lebens giebt sich in mehreren Briefstellen') 1) Vel. Moore, a. a. O. S. 552: Of the two, I should think the long sleep better than the agonised vigil But men, miserable as they are, cling so to any thing like life, that they probably would prefer dammation to quiet. Besides, they think themselves so important in the creation, that nothing less can satisfy their pride — the insects! (Byron an Moore den 6. März 1822). Beilüufig sei an die Ähnlichkeit dieses Gedankens mit dem in The Inscription on the monument of a Newfoundland dog enthaltenen erinnert. Byron hat hier den künftigen Zustand schlechthin nur als einen langen Schlaf be- zeichnet, der dem Leben nicht ähnlich sehe. A. a. O. S. 557 heisst es aber über die eben verstor- bene Allegra: The only consolation, save time, is the reflection that she is either at rest orhappy — — (Byron an Walter Scott den 4. Mai 1822). Die aus dem zweiten Buche SAwuEL XII 23 genommene Grabschrift auf Allegra beweist keineswegs, dass Byron an eine Wiedervereinigung in individueller Be- ziehung dachte; hat er doch seine Ansicht ausgesprochen, dass im ganzen Alten Testament ein zukünf- tiges Leben nicht erwähnt werde. Vgl. CAIN, Preface. — In HEAVEN AND EARTH heisst es: But which is best, a dead eternity, Or living, is but known to the great Giver. Vgl Dow Juan VII 4 und Moore, a. a. O. S. 482. An Parry hat Byron seine Ansicht über den Ursprung des Glaubens an die Unsterblichkeit mitgetheilt: Love of life is fear of death, or of annihilation, and therefore we hope to enjoy eternal life. PARRY, a. a. O. S. 165 f. Der Gräfin Blessington (vgl. oben S. 20) hat Byron ausdrücklich und wiederholentlich erklürt, dass er an die Unsterbliehkeit glaube, aber mitunter thut er das in so zweideutigen Worten, dass man zu vermuthen genöthigt ist, er habe die Lady nicht die ganze Wahrheit durchschauen lassen wollen, oder sie selbst muss ihn gründlich missverstanden haben. Vgl. BLESSINGTON, a. a. O. SS. 105, 187. Doch stimmt es mit THE ISLAND I 6 (Man's conscience is the oracle of God) überein, wenn es bei der Grüfin heisst: Conscience, he says, is to him another proof of the Divine Origin of Man ... Andererseits ist es nur poetische Stimmung, welche Manfred von seiner verstorbenen Geliebten sagen lässt (II 2): What is she now? — a sufferer for my sins — A thing I dare not think upon — or nothing. Lord Byrons Weltanschauung. 109 und poetischen Aussprüchen aus den späteren Jahren kund, die zum Theil bei dem Skepticismus Byrons zu behandeln sind, während viel pantheistische Bil- der für den jetzt dargelegten Standpunkt Byrons in Bezug auf die unvermeid- liche Verwandlung sprechen. So hat denn Byron in Bezug auf die Frage von der Unsterblichkeit der Seele unstreitig eine Entwickelung durchgemacht. Er hat den ersten rohen Standpunkt des verneinenden Zweifels ohne hinlängliche Motivierung aufgegeben und sich nach und nach eine verfeinerte und vergeistigte Anschauung der Ent- wickelung der Seele zur neuen Natur angeeignet. Auch in dieser Gestaltung seiner Ansichten spielt der Weltschmerz eine Rolle, und zwar sowohl negativen als positiven Inhalts. Der Weltschmerz ist Schuld daran, dass Byron zu gering von den Menschen dachte, um ihnen ewiges Leben anerkennen zu dürfen; er hat aber auch das Verdienst, dass Byron sich der Naturbetrachtung hingab, in welcher ihm die Augen für die ewige Einheit aller Dinge geöffnet wurden. Der Dichter erkannte, dass auch das kleinste Dasein, obwohl veränderlicher Individualität, dem Wesen nach gleich ewig sei; wie sollte denn dies nicht auch für die Seele gelten, die alles im weltumspannenden Fluge begreift (Der Gedanke ist in Hebrew Melodies, Childe Harold und Don Juan mehrfach ent- halten). Es wurde Byron nicht gestattet, den Schleier inbetreff der Art der Verwandlung zu lüften, er musste sich damit begnügen, die Nothwendigkeit derselben nur auszusprechen. In dem in mancher Hinsicht interessantesten seiner Dramen, im Sardana- palus, hat Byron, bewusst oder nicht, in der Person des Titelhelden, die Ge- schichte seiner Zweifel und seiner Einsicht dargestellt. Es mögen die be- treffenden Aussprüche, bei welchen jedenfalls die poetische Freiheit nicht zu vergessen ist, hier angereiht werden. Akt I, Se. 2: Sar. Glory! what’s that? Myr. Ask of the gods thy fathers. Sar. They cannot answer; when the priests speak for them, "T is for some small addition to the temple. Pan. May the king live for ever! Sar. Not an hour Longer than he can love. How my soul hates This language, which makes life itself a lie, Flattering dust with eternity. 110 J. O. E. DONNER. Akt II, Sc. 1: Sar. "There's something sweet in my uncertainty I would not change for your Chaldean lore; Besides, I know of these!) all clay can know Of aught above it, or below it — nothing. I see their brilliancy and feel their beauty — When they shine on my grave I shall know neither. Akt IH, Sc. 1: Sar. — — — — and, if it be so, And I return not — Myr. Still we meet again. Sar. How? Myr. In the spot where all must meet at last — In Hades! if there be, as I believe, A shore beyond the Styx: and if there be not, In ashes. Akt IV, sc. 1: Sar. ? Oh, Myrrha! if Sleep shows such things, what may not death disclose? 2) Aktı Mi SC Sar. If not, me meet again soon, — if the spirit Within us lives beyond . . . Sar. Hence, and be happy: trust me, I am not Now to be pitied; or far more for what Is past than present; — for the future, 'tis In the hands of the deities, if such There be: I shall know soon. !) I. e. the stars. ?) Mag nicht die eigene Ansicht des Dichters in folgender Antwort Myrrhas enthalten sein Meine Darstellung dieses Gegenstandes spricht für die Bejahung dieser Frage: If there be indeed A shore where mind survives, ”t will be as mind, All unincorporate: or if there flits A shadow of this cumbrous clog of clay, Which stalks, methinks, between our souls and heaven, And fetters us to earth — at least the phantom, Whate'er it have to fear, will not fear death. NIE Pantheismus. Bestimmt oder bewusst pantheistische Züge sind in den frühesten Gedich- ten Byrons nicht nachzuweisen. The Prayer of Nature wurzelt noch in durch- ‘aus deistischer Auffassung. Auch die wenigen Naturbeseelungen in den zwei ersten Gesüngen des Childe Harold (vgl. I 12, 18, 19; II 37, 70) sind schlech- terdings nur aus Naturgefühl entstanden, und eine bewusst pantheistische An- sicht liegt hier nicht zu Grunde. Mit grósserem Rechte durfte von bewusster Anschauung in den Hebräischen Melodieen gesprochen werden, nicht nur weil Byron hier pantheistischen Tendenzen der jüdischen Spekulation gefolgt sein kónnte (vgl. Jephtha's Daughter), sondern vor allem weil das schon besprochene Lied: When coldness wraps this suffering clay in der That eine Art Gedanken- Pantheismus darstellt, von welchem wir freilich nicht wissen, wie viel er dem Dichter selbst am Herzen lag, denn nie ist er zu solch rückhaltsloser Behaup- tung der Substantialität der Seele zurückgekehrt. In Childe Harold III kommt aber der Pantheismus in der Form einer Anschauung des Daseins als einer Substanz offen zum Vorschein, und diese Anschauung hat Byron nie wieder verlassen. Wie ist wohl Byron für diese Weltansicht gewonnen worden? Schon den Zeitgenossen galt es als gewiss, dass der Dichter in Childe Harold III dem pantheistischen Naturgefühl Words- worths auf der Spur gefolgt sei, und er selbst hat dies auch gegen Medwin halb und halb eingestanden!). Wordsworth seinerseits hat keinen Anstand ge- nommen, dies selbst zu behaupten und Byron des Plagiats zu beschuldigen. Auch Moore hat auf den Einfluss Wordsworths hingedeutet, und nachher ist es ') MEDwWIN, Conversations S. 192; MEDWIN, Gespräche S. 224 f. 14 112 J. O. E. DONNER. ihm immer nachgesagt worden‘), ohne dass die Frage noch eine endgültige Lö- sung erfahren hätte. Noch weniger ist dies der Fall bei dem Einfluss Shel- leys, der eben so allgemein behauptet wird?) und dennoch nie zum Gegen- stande einer gründlichen Erórterung gemacht worden ist. Zwar muss ich dar- auf verzichten, hier auf eine Frage einzugehen, die uns sehr weit führen würde, behalte mir aber vor, in anderem Zusammenhange eine Lósung wagen zu dürfen. So viel ist gewiss, dass sowohl Shelley als Wordsworth einen Einfluss, wenn auch keinen entscheidenden und absoluten, auf Byron ausgeübt haben, jener durch persönlichen Verkehr und durch seine Dichtung, dieser allein durch seine Naturpoesie. Wäre aber das Gemüth Byrons nicht schon früher dem Pantheismus empfänglich gemacht und dafür vorbereitet gewesen, so bezweifle ich, dass irgendwelche Einflüsse ihm ermöglicht hätten sich, in kürzester Zeit, wie es geschah, die Anschauungsweise dieser Weltansicht zu eigen zu machen und poetisch zu verwerthen. Diese Vorbereitung seines Gemüths liegt eben in der Naturbetrachtung, aus welcher schon Beseelungen hervorzugehen begonnen hatten, und der Weltschmerz wirkt also auch hier nach als eine mittelbare Ursache. Denn er zwang Byron sich in die Arme der Natur zu werfen, um dort zu suchen, was er unter den Menschen verge- bens gesucht hatte”). Auch an litterarischer Vorbereitung fehlte es ihm keineswegs, und noch sehr früh hatte er die Bekanntschaft Spinozas gemacht. Darauf ist man wohl aus einer Briefstelle zu schliessen berechtigt, die meines Wissens, obwohl auch von Nichol citiert, noch keine Beachtung gefunden, und wo Byron offen be- kennt, dass er zur Lehre Spinozas neige. An Hodgson schreibt er nämlich den 4. December 1811: I have read Watson to Gibbon. He proves nothing, so I am where I was, verging towards Spinoza; and yet it is a gloomy creed, and I want a better, but there is something pagan in me that I cannot shake off. In short, I deny nothing, but doubt everything"). Der in den Septem- 1) Moore, a. a. O. S. 316 f.; Dictionary of National Biography (Leslie Stephen) VIII 145; MARIE GOTHEIN, Wordsworth 1893. I 312. — Die Unterschiede betonen zugleich kräftig BRANDES, Hovedstromninger: Naturalismen i England 1899. S. 69 ff.; Masson, Wordsworth, Shelley, Keats and other Essays 1874. S. 34 f. ?) EBERTY, a. a. O. II 21; GOTTSCHALL, Lord Byron. Im neuen Plutarch IV 315; DowDen, Shel- ley 1886 II 20; M. BriNp, Memoir in Poems of Shelley. Tauchnitz 1872 S. XVIII; BRANDES, a. a. O. S. 447 f.; THOMSEN, Om Lord Byron 1845. S. 195 f.; ELzE, a. a. O. S. 212 f. 3) Mit Recht, wie mir scheint, sagt daher Professor NicHOL, a. a. O. S. 115, in ähnlicher Auf- fassung: Knowledge of life and study of Nature were the mainsprings of a growth which the indirect influence of Wordsworth, and the happy companionship of Shelley, played their part in fostering. +) Hopason, a. a O. I 217. — Der letzte Satz stellt wohl das Ringen zwischen der Vernei- nung der Unsterblichkeit und der entgegengesetzten allmälig erwachenden Ansicht Byrons dar. à Lord Byrons Weltanschauung. 113 ber-Briefen an Hodgson gebrauchte Ausdruck the ”Great First Cause, least understood” ist ein Citat aus The Universal Prayer von Pope, und diese Wen- dung hat vielleicht Byron an die erste Definition der Ethik erinnert, wie sie auch sonst durchaus im Geiste des Systems geschaffen ist (vgl. den Anhang zum ersten Buche der Ethik). Indessen scheint der Spinozismus dem Dichter nur wenig zugesagt zu haben, wahrscheinlich glaubte er herauszufühlen, dass es ihm an lebendiger Anschauung gebrach; auch lässt sich nicht ermitteln, wie tief er in das System eingedrungen sei. Nur noch einmal ist eine Beziehung Byrons zu Spinoza sicher verbürgt worden, und zwar in den als Anhang zu Shelleys Werken von Buxton Forman herausgegebenen Auszügen aus dem Ta- gebuche des Kapitän Edw. Williams. Dieser schreibt den 11. November 1821: In the evening S(helley) proposes to me to assist him in a continuation of the translation of Spinoza's Theologico-political tract, to which Lord B. has con- sented to put his name, and to give it greater currency, will write the life of that celebrated Jew to preface the work"). Aus dieser Absicht ist nun frei- lich niehts geworden, allein es zeigt, was wir eben zu wissen brauchen, dass nämlich Byrons Interesse für den grossen Weisen von Amsterdam sich in den zehn Jahren keineswegs verflüchtigt hatte. Wenn wir daher in den Werken Byrons aus dieser oder späterer Zeit Ansichten begegnen, welche an die Schule Spinozas erinnern, sind wir nicht denn berechtigt, auf einen Einfluss zurück- zuschliessen ? Gewiss hat Byron die Anschauungen, die er durch das Studium Spinozas empfing, vielfach umgestaltet und nach den Bedürfnissen seines eige- nen Gefühlslebens umgemodelt, allein als ein mitwirkender Faktor ist die Be- deutung des Spinozismus für die Gestaltung der Byronschen Weltanschauung nicht geringzuschätzen. Es ist bedeutungsvoll, dass der Begriff des Zweckes so gut wie keinen Platz im Wörterbuche Byrons hat; wo er davon spricht, geschieht es in geringschützendem oder verneinendem Tone. — In diesem Zusammenhange ist auch noch Rousseau zu erwühnen, dessen Naturgefühl für Byron von der gróssten Tragweite geworden ist. Wie Byron ist Rousseau vor den Menschen geflohen und sucht in der Natur Beruhigung und Frieden. Beiden ist die Liebe zur Einsamkeit gemeinsam"). Ich habe 1) BUXTON FORMAN, The Prose Works of P. B. Shelley 1880. IV 312. Vgl. Dowpen. a. a. O. II 138. ?) Schon Mrs. Byron hat ihren Sohn mit Rousseau verglichen. Byrons Antwort darauf ist aber voll charakteristischen Selbstgefühls (den 7. Okt. 1808): I do not know that I resemble Jean Jacques Rousseau. I have no ambition to be like so illustrious a madman — but this I know, that I shall live in my own manner, and as much alone as possible. DALLAS, Correspondence I 77 f.; Blackwoods Edinburgh Magazine 1826. XIX 336; Moorr, a. a. O. S. 71. Auch später hat Byron in seinem Tage- buche den Vergleich entschieden zurückgewiesen. Vgl. ELZE, a. a, O. S. 355 ff.; NıcHoL, a. a. O. S. 83. 114 J. O. E. DONNER. auch schon die Vermuthung eines Rousseauischen Hinflusses auf Byron in Be- zug auf The Prayer of Nature ausgesprochen; genau liess sich dieser bei den Briefen an Hodgson feststellen. Wie Rousseau demnach ohne Zweifel an der Gestaltung der natürlichen Religion Byrons einen Antheil hat — auch Byrons erster Standpunkt in dieser Beziehung neigt zum Deismus —, so hat er auch auf die Belebung des Vorstellungskreises, in welchem Childe Harold sich bewegt, einen Einfluss ausgeübt. Gerade in der Schweiz hat Byron seine Be- kanntschaft mit Rousseau erneuert. In demselben Briefe an Murray, in wel- chem Byron die Vollendung des dritten Gesanges des Childe Harold meldet, schreibt er (den 27. Juni 1816): I have traversed all Rousseau’s ground, with the Héloise before me; and am struck, to a degree that I cannot express, with the force and accuracy of his descriptions and the beauty of their rea- lity'). Nach solchem Bekenntniss durfte man mit einigem Rechte schon einen Einfluss vermuthen. Obwohl Rousseau Deist war, sind dennoch in seine Schrif- ten pantheistische Elemente eingedrungen?). Aus Naturgefühl herfliessende Be- seelungen mit pantheistischer Tendenz sind in der Neuen Heloise zahlreich, und kommen auch im Émile, in den Dialogues und in den Reveries du Pro- meneur solitaire vor. In La nouvelle Héloise VI Lettre 8 wird der Ausdruck [ Étre. existant par lui-même gebraucht, der an Spinozas causa sui erinnert, was ich mir zu bemerken erlaube, obwohl Rousseau sonst der Lehre von der einen Substanz feindlich gegenübersteht. Diese 'l'endenzen waren es in der That, die Byron in seiner damaligen Gemüthsstimmung vor allem fesseln mussten?). — Das Naturgefühl Byrons erhebt sich im dritten Gesange des Childe Ha- rold zu den Formen kühnster Beseelung, welche nicht etwa ein unbewusstes Spiel, sondern in der That innerliche Ueberzeugung von einer All-Einheit der belebten Natur ist. Wenn es sich auch empfiehlt, bei den Ergebnissen eines aus solcher subjektiv-unruhigen Stimmung entstandenen Werkes Vorsicht zu üben, so darf dies doch nicht unsere Auffassung in Bezug auf eine so durch- sreifende Tendenz beschränken und irre machen. Gleich im Anfange, III 13 f., heisst es: 1) MOORE, a. a. O. S. 308. Vol. auch 8. 312. 2?) Vel. EnrcH Scamipr, Richardson, Rousseau und Goethe 1875. S. 156. 3) Vgl. Moore, a. a. O. S. 338. Byron schreibt über Ch. H. III den 28. Januar 1817: I was half mad during the time of its composition, between metaphysies, mountains, lakes, love unextinguishable, thoughts unutterable, and the nightmare of my own delinquencies, Lord Byrons Weltanschawwung. Where rose the mountains, there to him were friends; Where roll'd the ocean, thereon was his home; Where a blue sky, and glowing clime, extends, He had the passion and the power to roam; 'T'he desert, forest, cavern, breaker's foam, Were unto him companionship; they spake A mutual language, clearer than the tome Of his land's tongue, which he would oft forsake For Nature's pages glass’d by sunbeams on the lake. Like the Chaldean, he could watch the stars, Till he had peopled them with beings bright As their own beams; — Und in III 46 sagt der Dichter: True Wisdom's world will be Within its own creation, or in thine, Maternal Nature! for who teems like thee, Thus on the banks of thy majestic Rhine? There Harold gazes on a work divine, A blending of all beauties; — Wie hier schon die Einheit des Natürlichen und des Gottlichen hoben wird, so geschieht das noch viel deutlicher in III 62: Above me are the Alps, The palaces of Nature, whose vast walls Have pinnacled in clouds their snowy scalps, And throned Eternity in icy halls Of cold sublimity, where forms and falls The avalanche — the thunderbolt of snow! All that expands the spirit, yet appals, Gather around these summits, as to show How Earth may pierce to Heaven, yet leave vain man below. 115 hervorge- Die beste und willkommenste Erläuterung zu dieser Stanze bietet eine Äusserung Byrons bei Gar, a. a. O. S. 269; Byron sagte nämlich zu einem Freunde von Galt in Genua: It is impossible, at such a time, when all the west is golden amd glowing behind them (the Alps), to contemplate such vast masses of the Deity without being awed into rest, and forgetting such things as man and his follies. Da dieser sehr interessante Ausspruch doch nur den allgemeinen Standpunkt Byrons in Bezug auf seine Anschauung der Natur er- läutert, muss er als durchaus authentisch angesehen werden, und mit um so 116 J. O. E. DONNER. erósserem Rechte, weil Byron dieser Auffassung in der um dieselbe Zeit ge- schriebenen „Insel“ den schönsten Ausdruck verliehen hat. In den berühmten Stanzen III 72—75 verräth sich zum ersten Mal der nachher mehrfach ausgesprochene Wunsch des mit der Welt zerfallenen Ichs, in dem belebten Universum aufzugehen, was ihm schon in diesem Leben durch das Versunkensein in die Naturbetrachtung zum Theil gelingt. Mit aller wün- schenswerthen Deutlichkeit kommt der Pantheismus hier zum Durchbruch; Eins seien Geist und Natur, dies wird in aller Schärfe behauptet: Are not the mountains, waves, and skies, a part Of me and of my soul, as I of them?!) Weitere Beseelungen der Natur treten ein in III 93, 96 und 98: The morn is up again, the dewy morn, With breath all incense, and with cheek all bloom, Laughing the clouds away with playful scorn, And living as if earth contain'd no tomb, — Wie Byron hier das zarteste Naturgefühl bekundet”), so zeigt er uns an- derwürts, in III 89, dass es ihm woller Ernst und sein Glaubensbekenntniss ist: 1) Wenn Wordsworth auch einen Theil an dieser Gedankenkette haben mag, so ist Byron den- noch weit über ihn hinausgegangen, einmal durch den Ernst der pantheistischen Ansicht und dann durch die Wendung, welche die Art der zu erwartenden Unsterblichkeit andeutet (vgl. oben S. 104). In- dessen kónnte wohl auch hier, wie sonst im Childe Harold, einiges aus Rousseau nachklingen. Auch Rousseau hasst Städte und liebt die Natur, wo sie wild und grossartig ist — ein Gefühl, welches Shel- ley mit ihm theilt (Vgl. EmiLE, Amsterdam 1773. IV 247 ff.; Errcn ScHMIDT, a. a. O. S. 177; Swin- BURNE, Essays and Studies 1875. S. 244 f). Auch Rousseau spricht (La nouvelle Héloise II L. 14) von ce vaste désert du monde, und wenn es bei Byron heisst: I live not in myself, but I become Portion of that around me . .., so giebt es bei Rousseau einen ähnlichen Gedanken, der ebenfalls die Idee des zu erwartenden glücklicheren Zustandes verfolgt und diesen Zustand sich bereits vorstellt. Julie schreibt (La nouvelle Héloïse VI L. 8): mon âme . . . n'est plus en moi-même, elle est toute dans l’Etre im- mense qu'elle contemple, et dégagée un moment de ses entraves, elle se console d'y rentrer par cet essai d'un état plus sublime qu'elle espére étre un jour le sien. — Es ist jedenfalls die Idee der Kon- templation, die hier sowohl bei Rousseau als bei Byron zur Verwendung kommt. — Schon Best, a. a. O. S. 162, hat bei Ch. H. III 74 f. eine Einwirkung Spinozas und Shelleys finden wollen, jedoch ohne diese Ansicht zu begründen. Der Einfluss Spinozas wird aber nicht ganz verleugnet werden künnen. 2) Für Byrons ausserordentliche Empfänglichkeit in dieser Beziehung spricht auch eine Stanze in Epistle to Augusta (VIT): I feel almost at times as I have felt In happy childhood; trees, and flowers, and brooks Which do remember me of where I dwelt Ere my young mind was sacrificed to books, Lord Byrons Weltanschauung. 117 From the high host Of stars, to the lull'd lake and mountain-coast, All is concenter'd in a life intense, Where not a beam, nor air, nor leaf is lost, But hath a part of being, and a sense Of that which is of all Creator and defence, Bis zur Evidenz bestütigen diese Verse meine Behauptung, dass nach der Ansicht Byrons alles beseelt ist; sie bezeugen fernerhin erstens seine An- schauung von der Einheit alles Daseins (der Substanz): alle Dinge machen einen "heil des Daseins aus und haben eine Empfindung (Spinoza würde Vor- stellung gesagt haben) von dem hóchsten Wesen, welches zugleich ihr Schópfer und ihr Schirm (Erhalter) ist, zweitens — um einen modernen Ausdruck zu be- nutzen — seine Ueberzeugung von der Erhaltung der Kraft (Spinoza hätte dies freilich anders ausgedrückt): kein Strahl, kein Lufthauch, kein Blatt geht verloren. Alles ist in einem inneren tiefen Leben koncentriert, das Heer der Sterne, der eingeschlüferte See, die steilen Gebirge ruhen in Gott. Nichts geht verloren, eben weil es dieses tiefsten Lebens theilhaft ist. — Schöner hätte wohl Byron kaum seinen Pantheismus aussprechen können, gleich entschieden hat er es nur noch zweimal, wie wir sehen werden, gethan. Dass aber die Einzeldinge eine unveränderliche Individualität besitzen sollten, hat wohl Byron hier ebensowenig wie früher (vgl. Ch. H. III 74) oder später behaupten wol- len; auch zeugt die Art der Beispiele: beam, air, leaf für eine entgegengesetzte Auffassung. Er hat die Einzeldinge wahrscheinlich nur als Kräfte (Zustände) angesehen, die in andere Kräfte umgesetzt werden müssen, und dennoch eben dadurch ewig fortbestehen. In der Art sind sie der ewigen (substantiellen) Kraft theilhaft, sind Zustände der Substanz; das heisst eine Empfindung von dem Schópfer zu haben. Dies stimmt übrigens mit der Auffassung Byrons von der Unsterblichkeit der Seele, wie ich sie oben dargestellt habe, genau überein, und nach Childe Harold III 90 ist der Tod ein Gespenst, dem keine Wesen- heit zukommt — eine Anschauung, die für Byrons späteres Denken geradezu bestimmend wurde. Come as of yore upon me, and can melt My heart with recognition af their looks; — — — Ein Gedanke Rousseaus ist die Geringschützung der Bücher. Vgl. ÉmiLE, Amsterdam 1773, II 45. Vgl. auch. Ch. H. III 86 f. Diese Stellen scheinen die Behauptung Erzes (a. a. O. S. 376) zu wider- legen, nach welcher Byron „gegen die Wunder der organischen Natur, gegen die Vorgänge nnd Erschei- nungen des Thier- und Pflanzenlebens“ gleichgültig gewesen sein soll. 118 J. O. E. DONNER. Wie ist nun Byron zu solcher Anschauung und zu der bestimmten Formu- lierung derselben. gelangt, die er in dieser wichtigsten Stelle des Childe Ha- rold (III 89) gegeben hat? Bei den neuen Aufschlüssen, die hierdurch für sein ganzes Fühlen und Denken gewonnen wurden, ist es nüthig, diese Frage zu stellen und in Kürze zu beantworten. Denn ohne Zweifel haben littera- rische Einflüsse an dieser Gestaltung mitgewirkt. In erster Reihe ist hier Srr- NOZA zu nennen, dem es recht eigentlich aus dem Herzen gesprochen ist (vgl. die Ethik I Pr. 15, II Pr. 13 Lan. 7 nebst den Erläuterungen), und da wir wissen, dass Byron ihn kannte und sich zu seiner Lehre nach eigenem Bekenntniss neigte, kónnen wir mit Sicherheit annehmen, dass eben hier ein Einfluss statt- gefunden hat. Gewiss ging auch der Einfluss SuzrLEvs in dieser Richtung, und obwohl der um diese Zeit rege persónliche Verkehr den Ausschlag dabei gegeben haben muss, ist es doch nicht durchaus unmöglich, dass einiges aus der Poesie Shelleys nachgewirkt. Als Shelley Queen Mab als Manuskript gedruckt hatte, sandte er ein Exemplar an Lord Byron, und dieser soll mit Anerkennung davon gesprochen haben!) Aus Rousseau werde ich nur fol- gende Stelle heranziehen, die eine unzweideutig pantheistische Tendenz aus- drückt: Émile III 37: J'appercois Dieu partout dans ses œuvres, je le sens en moi, je le vois tout autour de moi... (vgl. La nouvelle Héloïse V Lettre 5, aber auch den schroffen Gegensatz hiezu im Émile III 41 f). Freilich mag auch einiges aus Worpsworru dem Dichter vorgeschwebt haben, mit des- sen Naturpoesie Shelley seinen Freund ,bis zum Ekel“ tränkte”). Allein — 1) Ich erlaube mir daher folgenden Ausspruch aus Queen Mab I, Ende, anzuführen, den Shelley später mit einer leichten Änderung in The Demon of the World übergehen liess, und ich bemerke dabei blos, dass, wenn Byron sich dessen nicht selbst erinnert hat, derselbe uns doch einen Gegenstand nabe bringt, wovon zwischen Shelley und Byron gewiss die Rede gewesen ist: Spirit of Nature! here! In this interminable wilderness Of worlds, at whose immensity Even soaring fancy staggers, Here is thy fitting temple. Yet not the lightest leaf That quivers to the passing breeze Is less instinct with thee: Yet not the meanest worm That lurks in graves and fattens on the dead Less shares thy eternal breath. 2) Vgl. z. B. The Excursion IX: To every Form of being is assigned, Thus calmly spake the venerable Sage, An active Principle: — howe'er removed bibe. Lord Byrons Weltanschauung. 119 bei dem möglichen Zusammenwirken aller dieser litterarischen Erscheinungen sollte man auch nicht Porr vergessen, indem man das innige Verhältniss By- rons zu diesem Dichter erwägen muss. Sein HEinfluss auf Byron ist noch nicht zum Gegenstande einer allseitigen und genauen Untersuchung gemacht worden, und doch liessen sich sehr interessante Beziehungen zwischen den Beiden nachweisen. Hier soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch Pope diese Idee von einem beseelten Ganzen hat, dessen Theile die Einzel- dinge sind (Vgl. Essay on Man I 9)'). Childe Harold III 99 ff. ist bekanntlich durch Shelleys Pantheismus der Liebe beeinflusst worden; die Stelle blieb aber bei Byron ziemlich vereinzelt. Anklünge finden sich vielleicht in The Island (vgl. oben S. 91, Note 1). — Wenn Byron über den vierten Gesang des Childe Harold an Murray schreibt: It is rather a different style from the last (canto) — less metaphysical . . .?), hat er ganz Recht. Nur wenige Stellen gegen das Ende des Gedichts kom- men hier in Betracht. Zunächst IV 164 ff., schon S. 105 erwähnt, wo By- ron zum Wunsche in das Weltall aufzugehen wiederkehrt. Dieser Wunsch in der modificierten Form eines vorgestellten Aufgehens wird auch in IV 178 ausgedrückt. Beseelungen treten ein in IV 177 (vgl. oben S. 105, Anm.) und 179 ff, in der berühmten Ansprache an das Meer, wo Byron in dichteri- scher Gluth zur hóchsten pantheistischen Anschauung dringt. Wie hier der Gottheit Wesen sich im Sturme schaut, und der Ocean ein Bild der Ewigkeit und ein Thron des Unsichtbaren ist, so betrachtet der Dichter auch ferner die sichtbare Welt als einen Ausdruck des Unsichtbaren, Ewigen. Demnach heisst es in Manfred III 2 von der Sonne: From sense and observation, it subsists In all things, in all natures; in the stars Of azure heaven, the unenduring clouds, In flower and tree, in every pebbly stone That paves the brooks, the stationary rocks, The moving waters, and the invisible air. Whate'er exists hath properties that spread Beyond itself, communicating good, A simple blessing, or with evil mixed; Spirit that knows no insulated spot, No chasm, no solitude; from link to link It circulates, the Soul of all the worlds. 1) Anfänge bietet WEISER, Pope’s Einfluss auf Byrons Jugenddichtungen. Halle 1877. — Dass Chateaubriand, wie er behauptet, irgend einen Einfluss auf die Gestaltung des Childe Harold ausgeübt hätte, ist wenig glaubhaft. Vol. THOMSEN, a. a. O. S. 42 ff.; ViLLEMAIN, a. a. O. S. 367; DARMESTETER, a. a. O. S. 189 f. — Jedenfalls würde dieser Einfluss für die Weltanschauung Byrons nicht in Betracht kommen. Dagegen ist eine Einwirkung von Coleridge in dieser Beziehung nicht ausgeschlossen. ?) Moore, a. a. O. S. 362. Vgl. S. 363. ; D 120 J. ©. E. DONNER Thou material God! And representative of the Unknown — Who chose thee for his shadow! Und in Sardanapalus II 1 wird gesagt: thou true sun! The burning oracle of all that live, As fountain of all life, and symbol of Him who bestows it . . . Der Gedanke ist folgerichtig und hebt den Begriff der Substanz, wie ihn Byron aufgefasst hat, nicht auf. Jedes Einzelding ist selbst nur ein Ausdruck, ein Zustand der Substanz, und nur diese selbst umfasst alles Dasein in der Einheit des Geistes und der Natur. Diese Anschauung bringen zum schönsten Ausdruck zwei Aussprüche aus der späteren Dichtung Byrons, die zugleich für seine Auffassung der Unsterblichkeit der Seele von Wichtigkeit waren, und in diesem Sinne schon erwähnt worden sind (oben S. 108) In The Island IL 16 sagt Byron: How often we forget all time, when lone, Admiring Nature's universal throne, Her woods, her wilds, her waters, the intense Reply of hers to our intelligence! Live not the stars and mountains? Are the waves Without a spirit? Are the dropping caves Without a feeling in their silent tears? No, no; — they woo and clasp us to their spheres, Dissolve this clog and clod of clay before Its hour, and merge our soul in the great shore. Strip off this fond and false identity! — Who thinks of self, when gazing on the sky? Also erstens ganz dieselben Gefühle, die schon in Ch. H. III 72 ff. einen Aus- druck gefunden! Die Natur ist ein Geist, der dem unsrigen verwandt ist; sie ist auch in den Einzeldingen (ihren Zuständen) beseelt, denn leben nicht die Sterne und die Berge, sind die Wellen ohne eine Seele, sind die triefenden Höhlen ohne Gefühl in ihren stillen Thränen? Dann wird wie in Ch. H. III 89 die Einheit des Daseins behauptet: the great shore ist das Ufer, an dem wir alle landen sollen, denn der Ausdruck bedeutet in einer passenden Um- schreibung, dass es einen gemeinsamen Urgrund aller Dinge giebt, aus welchem alles gekommen ist und zu welchem alles wiederkehren wird. Dieser Urgrund TS Lord Byrons Weltanschawwng. 121 ist eine Einheit alles geistigen und körperlichen Seins, er ist die causa sui, die Substanz. — Sollte jemand meinen, dass dies nicht ganz in dem angeführten Ausspruche liegt, so muss ich ihn auf Don Juan lll 104, der Zeit nach frü- her verfasst, verweisen, welche Stelle die denkbar ‘deutlichste Erläuterung enthält: t My altars are the mountains and the ocean, Earth, air, stars, — all that springs from the great Whole, Who hath produced, and will receive the soul. Das grosse Ganze hat die Seele hervorgebracht und wird sie wieder em- pfangen! Aus diesem Ganzen fliessen Geist und Materie her, — Berge, Meer, Erde, Luft, Sterne und — die Seele. Das grosse Ganze ist daher die Einheit beider, des Geistes und der Materie. Dieser Schluss folgt ganz von selbst aus den gegebenen Prämissen. Die Gottheit ist das All, und es giebt nichts ausser in der Gottheit. Falls nun diese eine Einheit alles geistigen und materiellen Daseins ist, so würde daraus folgen, dass es weder einen Geist an sich, noch eine Materie an sich giebt. Diesen Schluss scheint aber Byron nicht gezogen zu haben, und dies bildet eine Halbheit in seinem Denken, die sich mindestens in einem un- genauen Sprachgebrauche äussert, welcher ihm auch den Vorwurf des Dualis- mus eingebracht hat (vgl. oben S. 22 Anm. 1, S. 38 Anm., S. 107). Zwar müchte ich kein grosses Gewicht darauf legen, dass Byron im Cain (auch ein- mal in The Deformed Transformed I, am Ende der zweiten Scene) seine Per- sonen dualistische Reden führen lässt, lag doch dies in der Natur des Stoffes selbst und konnte schwerlich vermieden werden (vgl. oben S. 78). Auch die bekannte Stelle, Don Juan XI 1 f.: When Bishop Berkeley said ,there was no matter*, And proved it — 't was no matter what he said, etc., worin Byron die Philosophie Berkeleys schneidend verhóhnt, ist wohl keines- wegs darauf abgesehen, die Existenz der Materie als solcher zu sichern, son- dern nur derselben ihre Stellung im Dasein zu wahren, oder — um mit Spi- noza zu reden — die Ausdehnung als ein Attribut der Substanz darzustellen. Dagegen lässt sich nicht leugnen, dass Byron seinen Glauben an eine Welt der Geister ausgesprochen hat, welche das irdische Dasein beeinflussen kónnten (vgl. oben S. 105 Anm.; auch in Don Juan XV 95 f£, XVI 4, 7 spricht er davon in einer Weise, die nicht ganz Scherz zu sein scheint). Nicht zu ermitteln ist, was Byron darunter verstanden haben mag, oder, ob er sich über- 122 J. O. E. Donner. haupt darüber aufgeklürt, was er damit verstanden haben wollte. Jedenfalls scheint mir dieser Glaube sein pantheistisches Vorstellen keineswegs beeinträch- tigt zu haben. Die aus der spüteren Zeit des Dichters angeführten pantheistischen Âus- serungen sind námlich, obwohl die wichtigsten, durchaus nicht vereinzelt; noch sind viel Stellen aus Don Juan zu verzeichnen.") Der vierte Gesang fängt (Stanze 2) mit einem pantheistischen Bilde an, in welchem das Menschenleben einem Strome verglichen wird, der dem Ocean zufliesst: But as the torrent widens towards the ocean, We ponder deeply on each past emotion. In IV 12 wird von dem stillen Strande — the silent shore?) — gesprochen, der alle erwartet — auch diejenigen, die den Pfeilen des Todes am längsten entrinnen. In XV 2 wird in weltschmerzlicher Fassung und im Gegensatze zur Nichtigkeit des Lebens das Gefühl gepriesen, welehes das Meer in uns erweckt, ein Gefühl der Ewigkeit, das uns nur ahnen lásst, was wir nicht schauen dürfen (vgl. oben S. 119 f. und Ch. H. IV 183): But, more or less, the whole's a syncopé Or a singultus — emblems of emotion, The grand antithesis to great ennui, Wherewith we break our bubbles on the ocean, That watery outline of eternity Or miniature at least, as is my notion, Which ministers unto the soul's delight, In seeing matters which are out of sight. Man könnte sagen, die Gefühle, welche diesen Stellen zu Grunde liegen, bil- deten den Uebergang des Dichters vom Weltschmerz zum Pantheismus. In dieser Weltansicht findet er auch im Don Juan, wie vormals im Childe Ha- rold, Beruhigung und Frieden, ja sie wirft ein Licht von geradezu optimis- tischer Färbung auf sein Denken (XV 5): There’s music in the sighing of a reed; There's music in the gushing of a rill; There's music in all things, if men had ears; Their earth is but an echo of the spheres. 1) Vom Aufzählen der Beseelungen im MANFRED muss ich Abstand nehmen. Nur sei hier noch auf die schóne Beseelung der Elemente im MARINO FALIERO V 3, wo sie vom Dogen apostrophiert werden, hingewiesen, deren Anfang ich schon S. 107 in anderem Zusammenhange angeführt habe. 2) Vgl. auch diesen Ausdruck mit meiner Darstellung des Unsterblichkeitsglaubens des Dichters. Lord Byrons Weltanschauung. 123 Es sind jetzt einige Stellen von weniger Bedeutung zu erwähnen, in welchen Byron die Einheit des Seienden zu wahren scheint. Demnach heisst es, X 20: Don Juan, who was real, or ideal, — For both are much the same..., während der Dichter in II 212 Anlass findet To hint that flesh is form'd of fiery dust. Materialistisch, aber gewiss unbeabsichtigt, klingt die Äusserung X 73: ... those sodas or magnesias, Which form that bitter draught, the human species. In XV 99 ist Byron zum geliebten Bilde zurückgekehrt, welches das Dasein mit dem Meere vergleicht, auf dessen Oberflüche wir nur Blasen sind, die momentan enstehen und vergehen, aufwallen und bersten:') Between two worlds life hovers like a star, ”Twixt night and morn, upon the horizon's verge. How little do we know that which we are! How less what we may be! The eternal surge Of time and tide rolls on, and bears afar Our bubbles; as the old burst, new emerge, Lash'd from the foam of ages; while the graves Of empires heave but like some passing waves. Zugleich giebt uns Byron hier eine Vorstellung von den späteren Zweifeln, mit welchen er bis zu seinem Lebensende ringen musste, und welche im fol- genden Abschnitt zu behandeln sind. Er hat sie aber hier mit einer entschie- den pantheistischen Anschauung in Zusammenhang gestellt Hat er uns nicht hierdurch den Fingerzeig gegeben, wie sein Skepticismus aufzufassen sei, hat er nicht andeuten wollen, dass sein Denken keinen Widerspruch enthielt, und hat er nicht damit den Weg zur Lósung des Zweifels bezeichnet? Die ange- führte Stelle selbst enthält die Lósung des Zweifels, mit dem sie beginnt, in- dem sie in knapper, gedrängter Form ein Bild von der Weltanschauung des Dichters giebt.”) — Hier bleibt nur übrig, einige Äusserungen zu besprechen, die auf den er- sten Blick sehr geheimnissvoll zu sein scheinen, und welche in der That auch eine geheime Lehre enthalten. Zwei dieser Äusserungen sind aus dem für Byrons Spekulation so ausserordentlich fruchtbaren Jahre 1816. In dem Frag- ment, dessen Ende ich schon S. 105 angeführt habe, fängt das Stück nach dem Eingang so an: 1) Vgl. auch das S. 105 citierte Fragment, wo die Menschen gleichfalls als Blasen auf einer Oberfläche betrachtet werden. 2) Daher wird sie auch von NICHOL, a. a. O. S. 179, a condensation of the refrain of the poet's philosophy genannt. 124 J. O. E. DONNER What is this Death? The whole of that of which we are a part? a quiet of the heart? For life is but a vision — what I see Of all which lives alone is life to me... Das Leben ist nur eine Vision; der Tod ist das Ganze, und von diesem Ganzen sind wir ein Theil. Alles ist also todt, und Leben existiert überhaupt nicht. Dies zu behaupten würde aber widersinnig sein; am allerwenigsten hat Byron allen Ernstes dies thun kónnen, hat er ja doch mehrfach und mit srösstem Nachdruck behauptet, dass alles lebe und beseelt sei. Auch hier ist von einem lebenden Dasein die Rede, und dennoch soll alles todt sein. Der Widerspruch lässt sich durch die Annahme lösen, Byron habe sich hier die Vorstellung des gemeinen Verstandes angeeignet, dass alles, was nicht indivi- duelles Leben hat, als todt zu betrachten ist. Individuelles Leben ist wiederum dem Dichter etwas Vergängliches, also ist alles überhaupt nur todt. Nicht jedoch dem Buchstaben nach todt, Tod bedeutet hier nur vermindertes Leben, und daher fragt sich Byron noch in demselben Gedichte, ob nicht die Todten eine Empfindung von athemlosem Dasein haben. Der Sinn des Gedichtes ist eben die Trauer über die Vergänglichkeit der Individualität, eine Trauer, welche sich zu dem starken Ausdruck verleiten liess, alles sei todt (Ueber diese höchste Stufe des Weltschmerzes vgl. oben S. 65). Das Dasein hat vielmehr einen gewissen Grad von innerem Leben. In dem Sinne ist das Le- ben jedenfalls eine Erscheinung, dass wir nur das náchste, verwandteste Da- sein als lebend begreifen kónnen, daher alles andere für uns nicht da ist, also als todt vorgestellt wird. In einer zweiten Ausserung, im Anfange von The Dream, wird gesagt: Our life is twofold: Sleep hath its own world, A boundary between the things misnamed Death and existence — Das Gewicht liegt hier auf dem Ausdruck things misnamed death and existence, Dinge mit Unrecht Tod und Existenz genannt. Wenn Tod und Le- ben mit Unrecht so genannt werden, was sind sie denn? "Tod ist nicht Tod, und Leben ist nicht Leben. Hat der Dichter hier nicht sagen wollen, dass Tod und Leben eigentlich eins und dasselbe sind, dass es keinen grossen Un- terschied zwischen ihnen giebt; dass wir Unrecht gethan haben, die Einheit des Seienden durch Distinktionen zu trüben, da ja doch nur eine belebte Ein- heit aller Dinge existiert? Tod und Leben stellen nur Formen der Anschauung (bezw. Zustánde der Substanz) dar, und ein Gegenstand, den wir todt nennen, Lord Byrons Weltanschauung. 125 kann in anderer Weise, die wir leider nicht durchzuschauen im Stande sind, ebenso intensiv leben, wie die vergüngliche und wenig dauerhafte Individuali- tit des Menschen (vgl. Ch. H. III 74 und das ganze Kapitel V). Diese Gefühle und Vorstellungen kommen zu noch bestimmterem Ausdruck in The Deformed Transformed, woraus ersichtlich, dass Byron, weit entfernt davon Abstand zu nehmen, dieselben im Gegentheil erweitert und entwickelt. In II 3 werden zwischen Arnold und C:esar folgende Repliken in Bezug auf die ohnmächtige Olimpia gewechselt: Arn. And will she live? Ces. As much As dust can. Arn. Then she is dead! Ces. Bah! bah! You are so, And do not know it. She will come to life — Such as you think so, such as you now are; But we must work by human means. Der Dichter hat sich hier geradezu zu einer Vorstellung erhoben, die ge- wiss auch die Ueberzeugung Shelleys war, dass nümlich das tiefste Leben uns erst in dem Jenseits erblühe, und dass im Vergleich damit das irdische Dasein nur todt genannt zu werden verdiene. Diese Ansicht ist in der That auch nur eine Entwickelung der schon in Ch. H. III 74 ausgesprochenen, indem die Nichtigkeit dieses Lebens gegenüber dem künftigen scharf hervorgehoben wird. Auch im Don Juan scheint Byron zu diesen Vorstellungen zurückge- kehrt zu sein. An Marquis de Salvo soll Byron gesagt haben: Je crois à un ordre établi pour le destin de l’homme, je crois reconnaitre ce destin dans plusieurs combinaisons des phénomènes, des actions et des choses, mais je crois que cet ordre émane de V'Étre-Supréme.') Eine eigenthümliche Erläuterung hierzu enthält The Deformed Transformed I 2: From the star To the winding worm, all life is motion; and In life commotion is the extremest point Of life. The planet wheels till it becomes A comet, and destroying as it sweeps The stars, goes out. The poor worm winds its way, Living upon the death of other things, sut still, like them, must live and die, the subject 1) DE SALVO, a. a. O. S. 308. 126 J. O. E. DONNER. Of something which has made it live and die. You must obey what all obey, the rule Of fix'd necessity; against her edict Rebellion prospers not. Aus ewiger Nothwendigkeit ist alles hervorgegangen und in ewigem Flusse; auch dies ist eine Grundanschauung des Pantheismus. Es dürfte nach obiger Darstellung nicht mehr bezweifelt werden können, dass Lord Byrons Anschauungen von Gott und Welt in Pantheismus ausliefen ; wie er schon früh zu dieser Weltanschauung neigte, so führten ihn die liebevollste Naturbetrachtung und das zarteste Naturgefühl, durch Anregungen vieler Vor- gänger unterstützt, derselben endgültig zu. Beim poetischen Naturgefühl blieb er nicht stehen. Er war wirklich ganz davon überzeugt, dass die Natur ein lebendes Wesen und zwar eine beseelte Einheit aller Dinge sei. Ausser dieser Einheit sei nichts, und daher sind ihm Gott und Welt eins und dasselbe. Pan- theistische Mystik ') war ihm dies nicht, sondern Gewissheit, nicht poetisches Glaubensbekenntniss, °) sondern Ueberzeugung. Daher ist es ihm auch gleich, ob er Gott oder Natur sagt (vgl. besonders oben S. 115), ganz wie Spinoza Deus sive Natura gesagt hatte. Noch zu Parry sprach Byron von „the great first cause“ und deutete damit an, dass ihm der Gottesbegriff etwas ausserge- wöhnliches war.?) Dass der Ausdruck echt ist, unterliegt keinem Zweifel, denn Byron hat ihn, wie wir gesehen haben, schon 1811 benutzt. 1) In pantheistischer Mystik soll Byron sich eins mit der Natur gefühlt haben, nach BRANDES, a. a. O. S. 69 ff. Auch soll Byron sich überhaupt keine freie und humane Weltanschauung auf dem Wege der Reflexion erkämpft haben (vgl. BRANDES, a. a. O. SS. 459, 462), — eine Behauptung, die wohl keiner Widerlegung mehr bedarf. 2) Vel. Brese, Die ästhetische Naturbeseelung in antiker und moderner Poesie in Zeitschr. f. vergl. Littg. hrsg. von Max Koch, Bd. I 447. Da Verf. den Pantheismus Byrons als „von so urwüch- siger Kraft, von einer solehen Glut der Ueberzeugung, der nicht etwa eine dichterische Form, eine Um- kleidung einer momentanen Idee* sei, charakterisiert, so leuchtet nieht ein, warum dieser Pantheismus dennoch nur poetisches Glaubensbekenntniss sein soll. Biese hat ja sonst eine ganz richtige Vorstel- lung von Byrons Verhältniss zur Natur; er sagt I 445: Allem in der Natur fühlt er (Byron) sich see- lenverwandt, alles ist wie er selbst Theil eines und desselben göttlichen Wesens. Vgl. BiEsg, Die Entwickelung des Naturgefühls im Mittelalter und in der Neuzeit. 2. Ausg. 1892. S. 409 ff. 3) PARRY, a. a. O. S. 165 f: All men believe in the great first cause, which we call Almighty God. E VII. Spáter Skepticismus (Don Juan). Es gilt jetzt den späten Skepticismus Byrons im Don Juan darzustellen, der so ernster und weittragender Art ist, dass man wirklich die Versuchung fühlt, mit einem Kopfschütteln die kritischen Waffen zu strecken und zu be- kennen, dass ein Mann, der so zweifelt, gar keine Ueberzeugung in irgend welehen Dingen gehabt haben kann. Wenn man aber näher zusieht, wenn man bedenkt, wie wenig wir in der That wissen, wie ungenügend die Wissen- schaft in Bezug auf die hóchsten Fragen noch ist, so muss man zugeben, dass jede Ueberzeugung, ja jede philosophische Lehre nothwendigerweise, wo nicht in dem Skepticismus endigen, doch zu ihm ihre Zuflucht nehmen und mit Be- hauptung der erworbenen Wahrheit bekennen muss, dass in mancher Hinsicht uns nur noch der Zweifel übrig bleibt. Das ist es eben, und nichts anderes, was Byron thut. Keiner hat noch auf die Fragen, was Individualität und Le- ben seien, eine befriedigende und erschópfende Antwort ertheilt; Metaphysik und Empirie lassen uns hier im Stich. Hierauf hat auch Byron fruchtlos seine Denkkraft verwendet, und obwohl er die Unmöglichkeit erkannte, zum Ziele zu kommen, hat er nie aufgehürt, über diese Fragen zu spekulieren !). Wohl empfand Byron schon früh einen lebhaften Schmerz über die Un- zulänglichkeit der Erkenntniss (vgl. oben S. 45), wohl hat er schon in Childe Harold III die Unerreichbarkeit der höchsten Wahrheiten (vgl. oben S. 65) geahnt und im Cain den fürchterlichsten Anlauf zur Bewältigung der Welt- !) Schon in Childe Harold III 70 hat Byron gesagt: on the sea, The boldest steer but where their ports invite, But there are wanderers o'er Eternity Whose bark drives on and on, and anchor'd ne'er shall be. 16 128 J. O. E. DONNER. räthsel, und zum Theil vergebens, genommen (vgl. oben S. 76 ff.), aber erst im Don Juan ist er bis zur Anschauung des tiefsten Seins gedrungen, — um zu finden, dass in dieser Anschauung schlechterdings nichts liege. In folgenden verzweifelten Worten wirft sich Byron auf die Frage der Individualität (Don Juan VI 22): Though what is soul or mind, their birth or growth, Is more than I know — the deuce take them both! Es sind diese Worte sehr bezeichnend für seinen Standpunkt und aus die- sem auch sehr erklärlich. Sei immerhin die Seele ein Ausfluss der góttlichen, unbewussten Kraft (oder ein Zustand der Substanz, wie Spinoza gesagt haben würde), wie kommt diese Kraft dazu, sich in solehen wunderbaren Formen, wie das psychische Leben sie treibt, zu manifestieren? Das ist nun freilich ein unentwirrbares Rüthsel. Zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten liegt eine, fast scheint es, unübersteieliche Kluft, und kein Baumeister-Philosoph hat noch den Grundstein zu der Brücke gelegt, die über jene Kluft zu erbauen wäre. Und was das Leben selbst betrifft, — keiner hat den Prozess des Le- bens genügend erklärt, keiner gesagt, was das Leben an sich ist, und diese höchste, ja einzige Naturkraft hüllt sich in ein geheimnissvolles Dunkel ein. Byron sagt (Don Juan IX 16): »To be, or not to be?* — Ere I decide, I should be glad to know that which is being? "P is true we speculate both far and wide, And deem, because we see, we are all-seeing: For my part, I'll enlist on neither side, Until I see both sides for once agreeing. For me, I sometimes think that life is death, Rather than life a mere affair of breath. Wie ein heller Stern leuchtet also dem Skepticismus zum Trotz die Ueber- zeugung des Dichters hindurch in den unzweideutigen Worten: Life is death, welche einmal als eine Behauptung der Einheit des Seienden (vgl. oben $. 124 f.) erfasst werden müssen, vielleicht aber auch im Anschluss an die in The Deformed Transformed ausgesprochene Ansicht (vgl. oben S. 125) das irdische Leben im Verhältniss zum künftigen, hóheren Dasein als todt bezeich- nen. Leben ist Tod, das ist klar genug, es giebt keinen Unterschied der We- senheit nach zwischen diesen Qualitäten, aber was Leben oder Tod an sich sei, das ist die Frage. Lord Byrons Weltanschauung. 129 What are we? and whence came we? wlıat shall be Our ultimate existence? what's our present? Are questions answerless, and yet incessant — heisst es in Don Juan VI 63?) und diese Äusserung ist jedenfalls mit der ungelösten Frage von der Individualität in Verbindung zu setzen. Nur so kann sie verstanden und erklärt werden. Noch schärfer pointiert und auf das ganze Wesen des Daseins ausgedehnt, treten diese Zweifel in Don Juan X 20 wieder auf: And yet ’t is very puzzling on the brink Of what is call’d eternity, to stare, And know no more of what is here, than there; — Wir sollen nichts mehr von dieser Welt als von dem „Drüben“ wissen, das ist nun freilich ein bischen hart für menschliche Ohren zu hören, aber der Sinn ist wohl kein anderer, als der des Goetheschen Verses: Grau, theurer Freund, ist alle Theorie, d. h. die Auffassung des Dichters ist cum grano salis zu nehmen. Uebrigens konnte ja nach meiner Darstellung in der Anschauung Byrons gar kein abso- luter, sondern nur ein relativer, Unterschied zwischen dem Diesseits und dem Jenseits stattfinden, und die Formel hat schon aus diesem Grunde ihre volle Berechtigung. Es darf aber kein Wunder nehmen, wenn auf Grund der mangelhaften Ergebnisse dem Dichter die Metaphysik verleidet wird (vgl. Don Juan XII 52, 72, V 32, IX 20, XI 5, XIV 1, XV 89). Doch sei ein gewisses Mass der Erkenntniss erreichbar, und die Behauptung des Weisen, dass wir nichts wissen können, wird ins Lächerliche gezogen (vgl. VII 5)°). Daher ist By- !) Auch in diesem Zusammenhange versichert uns Byron ausdrücklich von seinem Hang zum Philosophieren (vgl. oben S. 43 ff.): And I love wisdom more than she loves me; My tendency is to philosophise On most things, from a tyrant to a tree; But still the spouseless virgin Knowledge flies. ^) Wohl hat Byron schon in Childe Harold II 7 den Ausspruch gethan: Well didst thou speak, Athena's wisest son ! „All that we know is, nothing can be known", 130 J. ©. E. DONNER. ron auch bei diesen schweren Zweifeln sich selbst nicht untreu geworden, ob- wohl sein Denken ihm selbst manchmal als Dichtung vorkommen muss. Er hat sich keines Widerspruches schuldig gemacht (XV 88): If people contradict themselves, can I Help contradicting them, and every body, Even my veracious self? — But that's a lie; I never did so, never will — how should I? He who doubts all things nothing can deny: Truth's fountains may be clear — her streams are muddy, And cut through such canals of contradiction, That she must often navigate o'er fiction. Unmóglich sei es aber nicht, dass der Zweifel selbst irreleiten kónnte und unberechtigt erscheine (vgl. IX 17 f); daher nimmt Byron den Vergleich Newtons (vgl. VII 5) wieder auf, um ihn folgendermassen zu variieren (IX 18): a calm and shallow station Well nigh the shore, where one stoops down and gathers Some pretty shell,-is best for moderate bathers. Also — alles was der Dichter im Reiche der Wahrheit zusammenlesen konnte, bewahrt er in dankbarem Herzen. — Es bleibt noch eine Stelle übrig, mit welcher es vielleicht am schwersten zu rechten ist (Don Juan XIV 2 f): Pray tell me, can you make fast, After due search, your faith to any question? . Nothing more true than not to trust your senses; And yet what are your other evidences? . For me, I know nought; nothing I deny, Admit, reject, contemn; and what know you, Except perhaps that you were born to die? Der erste Ausspruch kann nur als aus augenblicklich aufwallendem Un- muth hervorgegangen erklärt werden; die Uebertreibung des zweiten, die Man- allein das war noch in der Periode der Unreife, und gleich darauf wird der Dichter wieder Dogmatiker in den in derselben Stanze enthaltenen und schon S. 101 citierten Versen: Peace waits us on the shores of Acheron etc. wobei freilich zu bemerken ist, dass der Tod hier als einzige Gewissheit dem Zweifel entgegen- gestellt wird, Lord Byrons Weltanschauung. 131 gelhaftigkeit der Erkenntniss betreffend, muss wohl dem Dichter selbst bewusst gewesen sein (vgl. The Deformed Transformed I 2). Der dritte Ausspruch entbehrt der Versóhnung nicht: And both may after all turn out untrue — setzt Byron hinzu, d. h. vielleicht wurden Sie gar nicht geboren, um zu ster- ben, und vielleicht ist es auch unwahr, dass ich nichts wisse. — Brauchen wir noch weiterer Zeugnisse? Oder ist es nicht schon jetzt deutlich genug, dass Byron kein Zweifler aus Willkür oder Uebermuth, sondern aus Sehnsucht nach Wahrheit gewesen?) sogleich kehrt er auch hier zum Einheitsgedanken zu- rück (XIV 3 £.): An age may come, Font of Eternity, When nothing shall be either old or new. Death, so call'd, is a thing which makes men wcep. And yet a third of life is pass'd in sleep. A sleep without dreams, after a rough day Of toil, is what we covet most; and yet How clay shrinks back from more quiescent clay! Also noch einmal dasselbe Thema! Tod ist nicht Tod, sondern wird nur so genannt! Darum sollen wir nicht bange sein vor dem Tod, denn dieser führt uns nur zu hóherem, innigerem Zusammenleben mit der alleinigen Natur. In dieser Weise wage ich auf Grund der jetzt beendigten Untersuchung auch diese Stelle zu interpretieren. Allein das Wie? Wie hätte wohl Byron selbst hoffen können, dieses Wie zu beantworten! Einen gedankenschweren Versuch macht er in Don Juan V 33 ff. aus Anlass des in Ravenna den 8. December 1820 ermordeten Comman- danten?), gelangt aber keineswegs über seinen sonstigen Standpunkt in Bezug auf das künftige Leben hinaus, eher bleibt er hinter demselben zurück?): Can this be death? then what is life or death? . . . 1) Es ist nieht unmóglich, dass der anerkannte und mehrfach verbürgte Aberglaube des Dichters ihn in seinem Skeptieismus bestärkt haben mag. Wenn geheimnissvolle Einflüsse auf das Leben statt- finden kónnten, wie sollte logisches Denken hoffen, die Wesenheit der Dinge zu ergründen? Vgl. über diesen Gegenstand Moore, a. a. O. SS. 45, 463, 591 f, 610, 614. MILLINGEN, à. a. O. S. 129 f., Life, Writings, Opinions and Times ... by an English Gentleman II 330; GALT, a. a. O. 5. 281 f.; ELZE, 292402529175: ?) Vgl. Byrons Bericht bei Moore, a. a. O. S. 465 f. *) Vgl auch Dow JUAN I 133 f. 132 J. O. E. DONNER. I gazed (as oft I have gazed the same) To try if I could wrench aught out of death Which should confirm, or shake, or make a faith; Dut it was all a mystery. Here we are, And there we go: — but where? five bits of lead, Or three, or two, or one, send very far! And is this blood, then, form'd but to be shed? Can every element our elements mar? And air — earth — water — fire live — and we dead? We, whose minds comprehend all things? Gewiss ist aber auch diese Stelle dazu geeignet, die so oft ausgesprochene Ansicht Byrons von dem Alles-Beseeltsein als philosophische Ueberzeugung hinzustellen. Wenn diese Ansicht nicht tief in seinem Bewusstsein gewurzelt hátte, wahrlich — er wäre nicht dazu gekommen, sie bei dieser Gelegenheit auszusprechen. Bis zu seinem Lebensende ist Byron den höchsten Aufgaben menschlichen Strebens, die er sich gestellt hatte, treu geblieben, und in stolzem Selbstgefühl, obwohl die Unzulänglichkeit höchster Erkenntniss einräumend, durfte er sagen (Don Juan X 4): In the wind's eye I have sail'd, and sail; but for The stars, I own my telescope is dim; But at the least I have shunn'd the common shore, And leaving land far out of sight, would skim The ocean of eternity: the roar Of breakers has not daunted my slight, trim, But still sea-worthy skiff; and she may float Where ships have founder'd, as doth many a boat. Aus meiner Untersuchung dürfte sich ergeben, dass also dies ,der magnetische Pol* ist, weleher naeh Elze (a. a. O. S. 412) der Poesie Byrons fehlen soll. Besonders aber fesselte ihn die grosse Frage vom Wesen des Lebens und des Todes, einander so gleich und doch wieder so ungleich. Zwischen diesen We- senheiten flatterte schliesslich seine Poesie, gleich einem papiernen Drachen, wie er mit einer zugleich anspruchslosen Wendung noch einmal kundthut (Don Juan XIV 8): A paper kite which flies ’twixt life and death, A shadow which the onward soul behind throws: And mine's a bubble, not blown up for praise, But just to play with, as an infant plays. So war Byron von der Unmöglichkeit einer Lösung selbst überzeugt. AVAEDE Abschluss. Es dürfte der Uebersichtlichkeit wegen zweckmässig sein, die Ergebnisse der Untersuchung kurz zu verzeichnen. Erstens hat sich herausgestellt, dass Byron schon früh einer Art natür- licher Religion zu huldigen begann, welcher er bis zu seinem Lebensende treu geblieben ist; diese natürliche Religion verband sich nach und nach mit dem Inhalte neugewonnener positiven Ansichten zu einer Weltanschauung. —Erst durch den Begriff der natürlichen Religion kónnen wir verstehen, dass Byron zugleich religiós und antichristlich sein konnte, was übrigens nur ein einziger Beurtheiler eingesehen hat, aber auch er weiss diese Eigenschaften nicht zu vereinigen, sondern führt die erste auf das Gefühl, die zweite auf den Ver- stand des Dichters zurück. Die Resultate der ganzen bisherigen Kritik, ob sie nun den Standpunkt Byrons schlechterdings nur als ein Schwanken auf- gefasst, der keines Entschlusses fähig gewesen, ob sie ihm eine Beimischung von Religiosität (wohlverstanden im christlichen Sinne) gegeben, oder ob sie ihn schliesslich nur als einen grossen Ungläubigen angesehen haben mag, der ohne Religion gestorben sei, — die Resultate dieser Kritik wurden als gleich unhaltbar erkannt. Es wurde dann auf die Nothwendigkeit hingewiesen, die Poesie Byrons, welche als Quelle zur Erkenntniss seiner Weltanschauung noch sehr wenig Beachtung gefunden, für diesen Zweck auszunutzen, und die aufrichtige Natur seiner Dichtungen, in ihrer Gesammtheit genommen, wurde festgestellt. Die Dichtung des Lords war ein fortwährender Kampf — ein Kampf um die Frei- heit, denn auf dieses Motiv kann sie durchgehends zurückgeführt werden; die- ses Motiv nahm in verschiedenen Formen verschiedene Gestalt an. Einmal ist es ein Kampf um die Freiheit des eigenen Ichs von seinen Leiden und Lei- 134 J. ©. E. Donner. denschaften, dann ist es eim Kampf um die Freiheit der Menschheit, schliesslich ist es ein Kampf um absolute Freiheit des Gedankens: um hóchste Erkenntniss. Bei jenen Bestrebungen lächelte dem Dichter noch die Hoffnung, bei dieser letzten Aufgabe dagegen leuchtete sie nur manchmal wie ein Blitz in einer nächtlichen Gegend. Und doch kamen dem Forschenden bei solchem Leuchten des Blitzes die Umrisse der Gegenstünde seltsam deutlich vor. Die ersten Keime dieser Bestrebungen, als erstes Schwanken des Dichter- gemüths bezeichnet, wurden verfolgt; sie zeigen nebst der früh erworbenen na- türlichen Religion einen Hang, die Natur der Seele zu ergründen, und die Frage,.ob sie sterblich oder unsterblich sei, wird erhoben. Noch wird aber keine rechte Entscheidung getroffen, und die Ansicht des Dichters schwankt hin und her. Vor allem eine unglückliche Liebe, sowie die Liebe zur Wahrheit, welche in der grossen Welt so selten zu finden ist, wodurch beim Dichter ein tiefge- fühltes Misstrauen hervorgerufen wird, durch andere Gefühle, durch ein me- lancholisches Temperament und ein kórperliches Gebrechen unterstützt, legen den Grund zur pessimistischen, Auffassung, zum Weltschmerz, der sich nach und nach auf alle Gebiete des Daseins ausdehnt. In der Naturbetrachtung fin- det der Dichter sich wieder, und er betrachtet schliesslich resigniert das eigene Unglück. ‘Die Forderung auf Besserung des Menschen wird gestellt, welche schliesslich (Don Juan) durch die Freiheit herbeigeführt oder gefórdert werden soll. Im Zeichen der Freiheit lächelt dem menschlichen Geschlecht die Zukunft, und der Weltschmerz gelangt in diesem Gedanken auf dem social-politischen Gebiete zur Versóhnung. Der Kampf um Erkenntniss drängt zur Lósung der ewigen Räthsel der Welt. Die Natur der Seele wird nach der ersten schroffen und unreifen Pe- riode der Verleugnung der Unsterblichkeit als unzerstórbar erkannt, das künf- tige Leben aber nicht mit irdischer Individualität identisch gesetzt: es soll in hóherem, innigerem, freilich der Art nach unbekanntem, Zusammensein mit der Natur bestehen. Gott (oder Welt) wird pantheistisch als eine beseelte Einheit alles Daseins aufgefasst, deren wechselnde Formen (Zustünde) die Dinge sind. Es folgt, dass diese der Natur nach gleich ewig sind, wie die Substanz selbst, denn diese kann weder vermindert noch vermehrt werden, weil sie unendlich und ein Gan- zes sei. Nichts, was ist, kann aufhóren zu sein. Das tiefste Wesen des Daseins kann aber nicht ergründet werden. Dies ist Sinn und Bedeutung des Byronschen Skepticismus im Don Juan. Zwar scheint dieser Skepticismus mit der positiven Ueberzeugung manchmal zu strei- Lord Byrons Weltanschauung. 135 ten, allein dieser Streit ist in Wahrheit nur scheinbar. Der Streit löst sich in der Gewissheit auf, dass der Zweifel neben der philosophischen Ueberzeugung sehr woh] bestehen kann. Wohl bleibt Byron in seiner späteren Skepsis unschlüssig stehen. Vor der Beantwortung mancher Fragen bebt er zurück, nicht als ob er fürchtete, mit der Tradition allzu jäh zu brechen, sondern weil er die Unmöglichkeit er- kannte, zu den hóchsten Hóhen des Gedankens, zu den tiefsten Geheimnissen des Daseins emporzuringen. Aus dieser schon früh geahnten Unmüglichkeit fliesst die hóchste Stufe des Weltschmerzes her und bleibt unversühnt. Byron war zu aufrichtig gegen sich selbst, um die Empfindung zurückzudrängen, dass jede Definition, welche die lebende Kraft erklären will, schliesslich doch nur ein leerer Schall ist, aber es schmerzte ihn tief, dies Bekenntniss thun zu müssen. Darin hat er freilich über das Ziel hinaus geschossen. Er hätte bedenken müssen, dass die Substanz begreifen nicht mehr Mensch sein heisst; nur die Substanz kann die Substanz begreifen. — Sollte man wohl trotz alledem von Byron sagen müssen, sein Denken sei Empfinden gewesen? Nicht unbedingt. Denn wenn es sich auch anfangs so verhielt, so erhob er sich dennoch nach und nach zu logischer Gewissheit. Eigentlich interessiert es uns auch nicht so sehr, wie er gedacht hat, sondern viel mehr, was er gedacht hat. Byron als einen ganz und gar unphilosophi- schen Kopf darzustellen, heisst ihn schwer verkennen; alles drängte ihn zum Denken, und das hat er selbst mehrfach ausdrücklich erklärt. Wie sollte er denn jeder Begabung fürs Denken ermangelt haben? Doch viele Forscher ha- ben ihm in dieser Beziehung das beste Zeugniss ausgestellt. Ich, Mensch und Welt (Natur, Gott) — das waren die Momente seines Strebens und seiner Entwickelung. Im Don Juan hat Byron diesen Momenten in den drei Freiheitsidealen des Fühlens, des Wollens und des Denkens den vollendetsten Ausdruck gegeben, dessen er überhaupt fähig war. Nachtrag. Zu S. 69 Anm. muss hinzugefügt werden, dass EtzE, Lord Byron 1870. S. 138 (vgl. a. a. O. = S. 146), zuerst eine ähnliche Ansicht ausgesprochen hat, wie ich sie bei BRANDES gerügt habe. no ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICH. TOM. XXII. X 5. CROSS ANR ZUR ALTNORTHUMBRISCHEN P inge RUSHWORTH. HANDSCHRIFT (DIE SOGENANNTE GLOSSE RUSHWORTH?) VON UNO LINDELORF DOCENTEN DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT HELSINGFORS. ie — — VOU NW OT E Die Interlinearversion der Evangelien in der Rushworth-Handschrift ist schon lange als eines der bedeutendsten sprachlichen Denkmäler aus der altenglischen Zeit anerkannt. Der Umfang des Textes und der Reichtum an Wörtern und Formen ermóg- lichen hier eine viel genauere Kenntnis der Muudart als die verhältnismässig kurzen und dürftigen Quellen aus mancher anderen Gegend. Und dennoch ist bisher nur ein Teil dieses Sprachdenkmals genauer untersucht worden, nämlich die Übersetzung des Evan- geliums Matthäi. Dass dieser Teil des Textes schon früh besonders die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, hängt davon ab, dass man beim ersten Anblick in der Sprache desselben eigentümliche Züge entdeckt, die den übrigen anglischen Denkmälern fremd sind. Die Dissertation von Svensson und vor allem die gründlichen Abhandlungen von E. M. Brown haben uns über die Sprache dieser sogenannten Glosse Rushworth! reiche Auskunft ge- geben. Der zweite und bei weitem umfangreichere Teil der Interlinearversion, der all- gemein als Rushworth? bezeichnet wird und die Evangelien Marcus (vom Cap. II, v. 15 an), Lucas und Johannes umfasst, ist bisher sehr wenig bekannt gewesen. Man betrachtet diese Glosse mit Recht als altnorthumbrisch, etwa aus der Mitte des 10:ten Jahrhunderts; sie stammt somit aus derselben Zeit wie die beiden übrigen altnorthumbrischen Hauptdenkmä- ler: die Lindisfarne Evangelienübersetzung und das Ritual von Durham. Aber die Sprache dieser drei Denkmäler ohne weiteres für identisch zu halten, sowie dies allgemein gesche- hen ist, ist durchaus unberechtigt. In ein paar früheren Aufsätzen (s. Archiv für das Studium der neueren Sprachen, Vol. LXXXIX, p. 129 ff. und Mémoires de la Société Néophilologique à Helsingfors, I, s. 219 ff) habe ich die Verschiedenheit der Sprache der Rushworthglosse einerseits und derjenigen der Lindisfarne Glosse und des Rituals andererseits in einigen wichtigen Punkten der Laut- und Formenlehre darzulegen ver- sucht, und habe zu meiner Befriedigung gesehen, dass meine Ansichten von fachmän- nischer Seite Zustimmung gefunden haben (s. Anzeiger für indogermanische Sprach- und Altertumskunde, hgg. von W. Streitberg, Bd. VI, s. 99). Eine eingehendere Unter- suchung dieser für die Geschichte der englischen Sprache so wichtigen Texte fehlt aber noch immer. Um für eine solche Untersuchung den nótigen Grund zu legen, habe ich es im vorliegenden Glossar unternommen, den gesammten Wortschatz der Glosse Rush- worth? lexikalisch und kritisch zu bearbeiten. Wer sich mit derartigen Arbeiten be- schäftigt hat, weiss, dass es hier nicht nur auf eine Zusammenstellung sämmtlicher Belege ankommt, sondern ebenso sehr auf eine möglichst sorgfältige Präfung und Feststellung der jedesmal auftretenden Form, was bei der oft dunklen, nachlässigen und zusammenhangs- losen Interlinearübersetzung nicht selten grosse Schwierigkeiten darbietet. Man kann deshalb mit dem trefflichen Verfasser des Glossars zur Lindisfarneglosse, Prof. Albert S. Cook, mit vollem Rechte behaupten, dass ein vollständiges und systematisches Wör- terbuch zu einem Texte dieser Art auch schon implicite die Formenlehre des Denkmals enthält. Die in der vorliegenden Arbeit gebrauchten Abkürzungen dürften sämmtlich selbst- verstándlich erscheinen. M. ist natürlich — Marcus, L. — Lucas, J. — Johannes; Ldf. be- zeichnet die Glosse Lindisfarne, deren Formen ich sehr oft zur Vergleichung herange- zogen habe. Ein — bezeichnet, dass an der betr. Stelle das Stichwort zu wiederholen ist. Das Stichwort selbst habe ich mit keiner Quantitätsbezeichnung versehen; ich habe die Form einfach so geschrieben, wie sie thatsächlich belest ist, oder — wenn dies nicht der Fall ist —, wie sie hätte aussehen müssen. Dass hierbei Irrtümer möglich sind, bin ich der erste zuzugeben. — Im Anschluss an Cook habe ich die Wörter nach der alfabetischen Reihenfolge angeordnet; da jedoch auf diese Weise die Zusammensetzungen desselben Wortes auf verschiedenen Stellen zu finden sind, habe ich am Ende ein Ver- zeichnis sämmtlicher mit Praefixen gebildeten Ableitungen nach den Stammwörtern hinzugefügt. À Es war ursprünglich meine Absicht, das vorliegende Glossar im Zusammenhang mit einer grammatischen Darstellung der Sprache des Textes herauszugeben. Da indessen Cook's Wörterbuch zu den Lindisfarne-Evangelien ohne grammatische Abhandlung erschie- nen ist (im Verlage von Max Niemeyer in Halle), veróffentliche ich, seinem Beispiel fol- send, dieses Glossar vor dem übrigen Teil der Untersuchung. Wenn die nötige Musse mir zu Teil wird, hoffe ich die northumbrische Mundart in einem Zusammenhang behan- deln zu kónnen. Falls mir indes ein anderer zuvorkommt — was bei den rastlosen Fortschritten der Sprachwissenschaft wohl móglich ist — habe ich wenigstens das mei- nige gethan, um eine genauere Kenntnis der sprachgeschichtlich so interessanten und bedeutenden nordenglischen Mundarten zu ermóglichen. Helsingfors den 25 Februar 1897. Uno Lindelóf. A. abega, swv. humiliare; ind. praes. 3 sg.| abegeó L. 14, 11. abel, npr. m.; gs. abeles L. 11, 51. aberna, swv. accendere; pp. aberned L. 12, 49. abia, npr. m.; ds. (?) abia L. 1, 5. abiathar, npr. m.; ds.(?) abiathar M. 2, 26. abida, stv. exspectare; pprs. npm. abiddende L. 12, 36. Die Form muss wohl so aufge- fasst werden; die Construction ist äusserst nachlässig: „ge onlic monnum abiddende hlaford* = vos similes hominibus exspectanti- bus dominum. Ldf. hat correct ,abídendum*. abodiga, swv. praedicare; pp. abodad L. 12, 3. Ldf. hat ,aboden“. abraham, npr. m.; nas. abraham (oft verkürzt) L. 16; 29. J. 8, 40. 57. 58 etc.; gs. abra- hames!* Mi: 12.226. 315 31 82119; 1162019; 9. 20, 31. J. 8, 33. 31. 39; ds. abrahame UOI a 3S5 DD: acase, f. securis; ns. — L. 8, 9. acenna, swv. concipere, gignere, masci, pa- rere; ind. praet. 3 sg. acende L. 1, 36. 57. pl. acendun L. 23, 29; pp. acenned META 3. 6.083. SATIR 219020 34.716, 21718, 37; npn. acende M. 13, 28. acennisse, f. nativitas; gs. acennisse (= pa- riendi) L. 1, 57; ds. acennisse L. 1, 14. 1.29, 3: aceorfa, stv. abscidere; imperat. sg. aceorf M. 9, 43. acwella, swv. crucifigere, interficere; ind. praes. 3 sg. acweleó J. 16, 2; opt. (ind.?) praet. pl. acweledun J. 12, 10; imperat. pl. acwellas J. 19, 6; inf. acwelle L. 92, 2 („hu hine acwelle mæhtun“ = quomodo eum interficerent); to acwellanne J. 7, 1. 1972092593937: acweoda, stv. dicere; pp. acweden L. 2, 20. 24045 125 JT 2116: adl, gemeinaltengl. f. in unserem Texte wahrscheinlich n., languor, plaga; ds. adle M. 5, 29. 34 (from adle dinum = a pla- ga tua). J. 5, 4; ap. aióulo M. 3, 10. adlig, adj. languens; nsm. adlig J. 11, 1; gp. adligra J. 5, 3. ‚adoa, anv. facere; inf. adoa J. 5, 30. adrenca, swv. suffocare; pp. npm. adrencte MS 13: adrugiga, swv. exarescere; ind. praet. 3 sg. adrugade M. 4, 6. adrysniga(-sna?), swv. adrysnad M. 9, 48. adune astiga, stv. descendere; ind. praet. 3 sg. adune astag L. 3, 22; opt. praet. 3 sg. adune astige J. 4, 47. adune stiga, stv. descendere; ind. praes. 3 sg. adune stigeó M. 15, 32; imp. sg. adune stig L. 19, 5; pprs. adune stigende M. 155307 ee, gemeinaltengl.f.,hier m. oder n., lex; ns. æ J. 1,1721, 255832 231. 2, 21. 11745946952: 53. 14, 3. J. 7, 32 (2). 45. 47. 48. 8, 3. exstinguere; pp. 2 Uno LINDELÔF. 9, 13 (= Öxs ses). 16. 40. 11, 57. 12, 42; ds 1227230 240 94 AA NT. 1, 45.810, 17 (= in s iowrum). 10, 34 (= in æ iow- rom). 18, 31 (= æfter æ iowrum); as. æ 022223904190) 49 19740); ææ L. 23, 2. æarliprica, m. auricula; as. done æarliprica M. 14, 47; vgl. earliprica. sec, cj. et, vero, etc. M. 8, 28. 29. 15,: 40 etc. (6 mal); ec mid (= simulque) M. 6, 22: vgl. ec. æced, n. acetum; ds. æcede M. 15, 36. J. 19, 29 (2); as. p æced J. 19, 30; zceó L. 23, 36; hierher: eced (& winn), as. — murratum vinum M. 15, 23. æfdell, n. descensus; ds. æfdelle L. 19, 37. æfest, f. (Bosworth-Toller und Cook geben dem Worte neutrales Geschlecht), invidia; as. æfeste M. 15, 10. zefgroefa, m. exactor; ns. de æf-groefa L. 12458; æfre, adv. ommno, unquam; M. 14, 29. L. 15 308 dise foede HESS STO (0) Be 33.219 4. zefter, adv. rursum J. 12, praep. post, secundum M. 6, 39. 8, 34. 16, 12. L. 9, 2B5 lu S05 ay db PPE SEE PL io dis 9 PAS E. COTE AR de TES. dile (los disc ir 21. 19, 38. 20, 26 u. ö.; vgl. efter. zefterra, adj. reliquus, secundus, sequens; nsm. de — M. 12, 21; nsn. ówt — M. 19, 31; dsm. Sem — L. 9, 37; asf. da — L. 12, 38; wahrscheinlich fehlerhaft ist efter = reliqua (apn.) M. 4, 19. æftersona, adv. iterum, rursum, M. 15, 12% MIRE MCE een Ale) 24. 10, 17 und noch einige Belege; vgl. eftersona. efter don, adv. u. cj. deinde, postea, post(ea)- quam, siquidem; M. 4, 28. 15, 20. 16, 19. MP 3 MIS 203323 Sh dio disp 12. 36. 19, 28. 20, 27 und noch ein paar mal. æg, n. ovum; as. Oct ag L. 11, 12. 99: 2, zegniga, swv. possidere; ind. praes. 3 sg. ægnigad L. 14, 33; hierher wohl auch æn- gaü L. 12, 44; vgl. agniga. æhher, n. spica; ds. æhher M. 4. 28. eht, f. possessio; ap. æhte M. 10, 22. æhtoda, num. ord. octavus; dsm. æhtoa L. il, 58). ehtowe, num. card. octo; L. 2, 21. 9, 28. 13, 4. 11. 16. J. 5, 5; æfter dæge æhto- wum (post dies octo) J. 20, 26. ælarwa, m. pharisaeus; np. ælarwas M. 9, I) M tT I2 Oops Ianwa M. 8, 15; dp. æ-larwum M. 12, 13. J. 11, 46. Oft zs(-)arwa; s. unter gen. æs von æ. ælde uöwuta, m. pherisaeus; ns. — L. 11, 37. ælde-wuta, m. pharisaeus; np. ælde-wutu 139: eldo, f. aetas; ds. ældu, L. 2, 52; as. eldo J:20722198237 ældu, m. pl. pharisaei, seniores; np. ældu L. 11, 53; dp. ældum M. 8, 31. I. 9, 22 ete (b) ællefne, num. undecim; ællefne L. 24, 33; Owm ællefnum L. 24, 9. enig, adj. aliquis, quis, quisquam, ullus, unus; nsm. u. nasn. enig M. 4, 22. 5, 3. tía ipt 36b SIC MIS MS 2 1g 3. (5i SE (2: 153 TER IE ERE BS ds i» loh c2 2093» 9; 2. 13. 39. 6, 46 (noch 5 mal); gsm. æn- ges L. 12, 15; dsm. (dsn.) ængum M. 8, 20 M0) 18:16) 85 1:74,72678,743.05089, 21; ænigum M. 7, 36; asm. ænigne M. 5, 37. 15 8.51.9828, 155 cenie e MOT 2 SE (asn.?). L. 10, 4. J. 5, 22 (asn.?); ænige (aliquem, Ldf. ænigne) L. 19, 8; asf. (asn.?) enig (ullam) M. 6, 5. Hierunter sind auch die Zusammenstellungen „ne ænig (= nemo), snig mon, ne ænig mon“ aufge- nommen worden, wogegen ,nænig, ænigmon, nznigmon* besonders angeführt werden. ænigmon, pron. aliquis, quisquam, mit Ne- gation «emo; ns. J. 4, 33. 7, 13. 8, 10. 11. 9, 4. 19, 41; as. ænigmon L. 3, 14. Unter den angeführten Beispielen kommt Glossar z. altnorthumbr. Evangelieniiberseteung in d. Rushworthhandschrift. 3 auch die Zusammenstellung „ne enigmon“, | nicht aber ,nænigmon“ vor. æniht, n. quicquam; mit Neg. mhil; mas. æniht M. 14, 60. L. 9, 36. J. 6, 39. 16, 23 u. s. w. (18 mal); nis æniht = nequa- quam J. 9, 9. sr, adv. u. praep. ante, antea, prius; L. 2, 26. 21, 19. 24, 11 etc. (16 mal). — ærist, ærest, adv. superl. primum, primo, prius; ærist M. 7, 27. L. 9, 61 etc. (24 mal); ærest M. 4, 28. 9122119 "591231: J. 10, 40. 18, 13. — æris L. 14, 51; æres L. 10, 5. ærist, f. resurrectio; as. — M. 12, 18; vgl.| erist. serra, adj. comp. prior; dp. ærrum L. 9, 19. 11, 26; superl. ærist (= primus); nsm. — M. 10, 44; sw. nsm. de ærista L. 14, 18. ærdon (er don), cj. antequam, priusquam; MESA 3012501: 292115022: 19T 0lEete. (11 mal). æsne-mon, m. mercenarius; ns. de — J. 10, 13; vgl. esne. et, praep. ad, apud, in, juxta, secus; M. 9, 3Bu fH V TL dh des dL N05 2 SL S (Dl [015599 MES 235 18) 2 a (MD): set-edwed wæs, conversus, L. 14, 25 ist sicher fehlerhafte Schreibung (für ætwen- ded?). æteowa, swv. apparere, demonstrare, mani- festare, ostendere, revelare; ind. praes. 1 sg. æt-eowo L. 12, 5. J. 14, 21; 2 sg. æteowes J. 14, 22; 3 sg. wt-eowe M. 14, 15. L. 3, 1. 22, 12; ind. praet. 1 sg. æt-eowde J. 10, 32. 17, 6; 3 sg. æteowde M. 16, 9. In 1o Sa TEST Iter elremal: imp. sg. æt-eow J. 7, 4. 14, 8. 9; imp. pl. eteowad L. 17, 14. 20, 24; pprs. æteo- wende J. 14, 22; pp. æt-eowed M. 4, 22. 1675125 125221339 0/7990 0:9) IDE 3/22 S 21e 9, 3. 12, 38. 21, 14; zt-zwed L. 19, 11. æteowednisse, f. revelatio; ds. — L. 2, 32. eteownisse, f. ostensio; gs. æt-eownisse L. 1, 80. etern, adj.? cynn æterne, genimina vipera- rum, L. 3, T. etgedre, adv. simul; — M. geddre L. 23, 18. ætsceowunga, L. 23, 48 ist unklar. ale meg, forsitan, me forte; L. 14, 8. J. 8, 19; gewöhnlich „eade mag“; vgl. das letztere. edele adj. apf. :wóele wyrte, aromata M. 14, 31; æt- 16, af, praep. ex; M. 14, 70; gew. of. afælla, swv. ejicere; inf. — M. 3, 23. afæsta, swv. locare; ind. praet. 3 sg. afæste MMS SIS afearriga, swv, discedere; imp. pl. afearriad 1.183220 afirra, swv. discedere; opt. praet. 3 sg. afirde MERS IT afria, swv. liberare; imp. sg. afria L. 11, 4. afu (sic), fullo, M. 9, 3; unbegreiflich und dunkel. Ldf. glossiert gar nicht das lat. Wort. aga, anv. possidere; ind. praes. 1 sg. ah L. 18, 12; 3.sg. ah L. 12, 44; opt. praes. 1 sg. (0æt ic) age L. 18, 18. agen, adj. proprius, suus; napn (?). agen J. 19, 27; agæn J. 1, 11; (da) agne J. 10, 3; da agno J. 10, 12. lageofa, stv. locare, reddere; ind. praet. 3 sg. agæf M. 12, 1. 15, 37. L. 4, 20. 9, 49; agef L. 20, 9; imp. pl. ageofad L. 208255 ageota, stv. effundere, fundere; ind. praet. 3 sg. ageott M. 14, 3; pp. agoten M. 2, 22147247 1711750922520: agniga, swv. possidere; ind. praes. 3 sg. ag- nigaó L. 11, 21. 12, 15; vgl. ægniga. agroeta, swv. elidere; ind. praet. 3 sg. agroette L 9, 42. agustos, npr. m.; ds(?) from casere agustos (a cesare agusto) L. 2, 1. ah, cj. sed, M. 3, 26. 4, 17. 22 u. 6; feh- lerhaft ist ,an^ für ,ah* L. 20, 21. — ah hweöre, cj. nunquid, sed nunc, L. 22, 36, 4 Uno LINDELÖFE. J. 6, 67. — ahne, ah ne, cj. nonne, num- | 43. 8, 56. 18, 29. 19, 47. J. 6, 58. 9, 2. quid, M. 4, 21. 6, 3. L. 4, 22 u. ó. —| 3. 20. 22 etc. (12); ældru M. 11, 27. 14, ah de, cj. licet, M. 6, 23; Ldf.: dah se. bog 22 OP Elta MIND, 355211 ahælda, swv. declimare; ind. praet. pl. abæl-| 39; dp. ældrum M. 13, 12. 14, 43. 15, 1. dun L. 24, 5. L. 20, 1. J. 6, 31. Eine undeutliche Ab- aheawa (aheowa), stv. excidere; pp. asf.(?)| kürzung liegt vor in „of dæm slÓ.^ (ex in byrgenne aheowne = in monwmento| pharisaeis L. 11, 15. — Superl. npm. da exciso L. 23, 58. ældesto (Seniores) L. 22, 52; da ældestu ahebba, stv. elevare, erigere, exaltare, extol-| | (seniores) L. 22, 66. lere, levare, sublevare; ind. praes. 3 sg. aldewearas, npm. pharisaei, J. 4, 1. ahefeó L. 14, 11. 18, 14; ahæfed J. 13, aldiga, swv. veterascere; ind. praes. pl. al- 18; pl. ahebbas J. 8, 28; ind. praet. 3| digaö L. 12, 33. sg. ahof M. 9, 27. L. 1, 52. 69. 11, 27. aldor, m. parens, pater, princeps, centurio, J. 8, 7. 10. 9, 6; pl. ahofon L. 17, 13;| archisynagogus; ms. aldor L. 13, 14; ds. imp. pl. ahebbaó L. 21, 28. J. 4, 35; inf.| (as?) aldor M. 2, 26. 3, 22; aldre M. 15, ahebba L. 18, 13; pprs. nsm. ahebbende| 45; as. aldor L. 11, 15; np. aldor L. 22, J. 11, 41; dp. ahebbendum J. 17, 1; pp. 525 dp. aldrum L. 21, 16; 9. 7, 22. ahæfen L. 10, 15. 13, 13. 18, 14, J. 12, aldordom, m. principatus; ds. aldor-dome 32; dp. a-hæfnum L. 24, 50. L. 20, 20; aldor-dom M. 10, 42 möchte ahefgiga, swv. gravare; pp. ahefgad L. 21,| ich als as, nicht mit Cook als ds., auf- 34. fassen. ahena, swv. accusare, calcare; ind. praes.| aldormon, m. archisynagogus, centurio, pon- pl. ahenas M. 15, 4. L. 23, 14; pp. ahe-| tifex, princeps, architriclimus; ms. aldor- ned L. 21, 24. mon L. 18, 18 ut ö.; aldormonn J. 2, 9 ahoa, stv. erucifigere, pendere; ind. praet. | u. 6. Fehlerhaft ist aldor-men (princeps) pl. ahengun M. 15, 25. 27. L. 23, 33. J.| J. 16, 11; gs. aldormonnes M. 5, 38. L. 19,. 185 ahencon M 1524023039 1227-50) u. ö; ds-“aldormen T. 127 5889 24, 20. J. 19, 23; opt. praes. 1 sg. ic| 2, 8 etc. (4); aldormenn M. 15, 1. L. 8, ahoe J. 19, 15; opt. praet. pl. ahengun| 41. J. 18, 15; nap. aldormen M. 7, 5. a KM 7 M. 15, 20; imp. sg. ahoh M. 15, 13. 14. 32102) 00: 1962): 0pL823H03195:1197 6. 19; pp. ahonsen Mi 15, 15 0102323: 24, Is ahoen MA 15, 32.716, 6.9.1916. 10, 42. L. 15, 2 etc. (15); aldormenn J. 1, 32 ete. (3); gp. aldormonna L. 13, 31; dp. aldormonnum M. 11, 18. L. 3, 2. 17, 20 u. à. 20. 32. 41. aldorsacerd, m. princeps sacerdotum; dp. ala, stv. parere; ind. praes. pl. ale L. 11,| aldorsacerdom L. 22, 2. 44. alefa, swv.; pp. (is) alefed (— Ucet) M. 2, ald, adj. senex, vetus; substantiviert oft — | 24. 26. 3, 4. 10, 2. pharisaeus; nsm. ald L. 1, 18. J. 3, 4; sw. alefne, (-efen?) adj. universus; nsn. alefne dsn.(?) aldu M. 2, 21; aldun M.2,21;sw.| p fole (universa turba) L. 23, 18. npm. da aldu M. 2, 16. 18 (2). 24. 7, 1;|alesa, swv. liberare; ind. praet. 3 sg. alesde aldv M. 7, 3; dp. aldum M. 2, 22.— Substan-| L. 1, 71. tiv. Comparativ von ,ald* ist: ældra, m. all, adj. omnis, totus, wniversus. Die For- parens, pater, pharisaeus, senior, princeps;| men dieses gewöhnlichen Wortes sind äus- ns. ældra L. 18, 10; nap. ældro L. 2, 41.! serst schwer genau zu bestimmen; in meh- Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 5 reren Fällen bleibt es höchst unsicher, welche Casusform der Glossator eigentlich hat schreiben wollen. — Die Belege sind nicht vollständig; doch fehlt keines von Interesse. — nsmn. all M. 4, 1 und noch ein paar mal; al (nsm.) L. 23, 48; zl (nsn.) J. 11, 50; alle ( omne) M. 7, 18; nsn. ist vielleicht auch „alle p folc“ (omm?s populus) M. 9, 15, wenn der Glossator nieht omnis mit einer Femininform über- setzt hat — vielleicht im Gedanken auf ein etwa folgendes ,mengu*. — gsf. alle eor- do = ommis terrae L. 21, 35, falls nicht omnis als nom. sg. übersetzt worden ist; dsmn. alum M. 14, 9. L. 2, 10. 21, 26 u. ö; als dsn. muss wohl „on alle wuldre* (in ommi gloria) L. 12, 27 gefasst wer- den; (Cook fasst Ldf. ,on alle wuldor“ als asn. auf); ebenso „of alle gióohte^ und „of alle mægne“ M. 12, 30; dsf. alre M. 12, 30. 33 (4). L. 4, 25. 23, 44; alra M. 12, 30; ob „mid alle gisomnunge^ (uni- verso concilio) M. 15, 1 als dsf. oder als asf. aufzufassen ist, ist schwer festzustel- len; asm. allne M. 8. 36; alne M. 16, 15m 19925: ask allenM 2152 337148, MIO MO MANN 207 5:82s5n« 21 M- 6, 23; „in alle lond“ (in omnem regio- nem) L. 3, 3 u. ,0erh alle lond* (per universam regionem) L. 4, 14 fasst man wohl am besten als apn. auf, falls nicht omnem durch einen asf. übersetzt wor- den ist. — nap. mfn. alle M. 4, 11. BEC ip 20: Go SALUT LDS. 3, 35. 5, 20 u. s. w. Als Fehler oder ungenaue Übersetzung betrachte ich das vereinzelte ,all word" (omnia verba) L. 1, 6552 CP alraaM 973510, 441222: 28. 29 u. ö; allra M. 9, 35; dp. allum M. 4319232737 3324036, 335 419192459 u. ö.— Hierher auch „all swa*, tamquan, M. 14, 48. allunga, adv. omnino, L. 13, 11. almehtga, possibilia, npn. M. 9, 23. Wahr- scheinlich fehlerhafte Schreibung für ,mæht ! ga", indem die Anfangsbuchstaben de sind. Ldf. alle mah- worden schreibt: tiga. almesse, f. eleemosyna; as. almesse L. 12, 33; dazu: cwicu almes, victima, ns. M. 9, 49. amaus, npr.; ns. — L. 24, 13. an, num. adj. unus, solus. Von den Formen dieses Wortes gilt das oben bei ,all“ ge- sagte. — nsm. an M. 6, 15. 9, 1T. 12, ara die föl JS E22xetcm(9)ssanngluso NE do OR MS 142 26: sw. ana MS 6) 4710082159367 1819222472356, 15 ete. (15); ane L. 9, 18. — nsf. an M. 12, 42. J. 20, 1(?). — nsn. an M. 4,8 (3). 2(9)9910 02] 81728100042 anne 10816: 17, 117 ana 2). 12, 275 ane de 17.21 (2). 22 (2), falls diese Fälle nicht als np. zu verstehen sind. — dsmn. anum M. 8, 1429, 42, 1. 115-46 "ete: (9); dunkellist „ane worde* M. 11, 29. Der lat. Text hat unum verbum (as.), aber „worde“ ist ds., wie der ganze Ausdruck in Ldf. — dsf. anre J. 20, 7. — asm. enne M. 8, 28. 15, CT Tel 202 24 eten (18) cam M. 9, 37. 12, 6; zu bemerken ist jedoch, dass unum vielleicht als neutrale Form übersetzt worden ist; oft schwankt der Glossator zwischen an u. enne, z. D. M. 4, 8. 15, 6; sw. ana M. 10, 8. J. 8, 29. — ast ane M. 14, 37.1. 12725. ana 1210, 40. J. 6, 22. — asn. an M. 9, 5 (3). 15, 62517529 5215) 9912/9252: J- 0917222323207 12; ann J. 18, 39. — npm. ana J. 6, 22; gp. anra (gihwele = unusquisque) J. 16, 32; dp. anum M. 2, 26. — Dunkel ist tide an L. 22, 59. — Hierher auch: ana, —]at. adv. solum, tantum; M. 9, 8. L. 8, 50; ane (tantum) M. 6, 8; dæt an (solum) J. 5, 18 (tantwm) J. 13, 9; ah wt ana nu (tantummodo) M. 5, 36. — anum (tan- tum) J. 12, 9. — ZA vorausgehenden Wortes ,alle^ wiederholt N » # v LIBRARY TE 6 Uno LINDELÖE. ancend, adj. pp. unigenitus, unicus; nsm. ancende L. 9, 38; de ancenda J. 1, 18; gsm. ancendes J. 1, 14; Óxs an-cenda J. 3, 18; asm. ancenda J. 3, 16. Fehlerhafte | Übersetzung scheint vorzuliegen J. 8, 41, wo unum patrem durch „ancenned fader" wiedergegeben wird; Ldf. schreibt richtig „enne fader”. and (ond), cj. — et, ist immer verkürzt. andreas, npr. m.; es. andr(eas) J. 1, 41; ds. to andrea J. 12, 22; as. andreas M. 3, 18. : anna, npr. f.; ns. — L. 2, 36. anna, npr. m.; ns. — J. 18, 24: ds. to anna dic JUS loy anunga, f. zelus, ns. J. 2, 17; fehlt in Ldf.; die vorliegende Stelle angeführt bei BT. ohne andere Belege. apostol, m. apostolus; ns. apostol J. 13, 16; nap. apostolas M. 6, 30. L. 9, 1. 11, 49. ar, adv. mane, L. 21, 1. 38; ar morgen (mane) J. 18, 28. 20, 1. 21, 4. ar, f. honor; as. are J. 4, 44. arimathia, npr.; ds. from arimat(hia) L. 23, 51; arimathia J. 19, 38. arisa, stv. oriri, exoriri, surgere, resurgere, exsurgere; (vgl. eft arisa, efne arisa); ind. praes. 1 sg. arisu M. 14, 28; 3 sg. arises M310594: ER I 22:87 18:939 die 2 22: arise0nl..1, 018.011,82 31216,312 9T, 10. 24, 7. J. 7, 52; arisas (pl.?) M. 4, 27: arisaü M. 13, 8. J. 21, 14; pl. arisad M. 12, 23. 25. 26. 13, 22. L. 11, 32; ariseó L. 20, 37; ind. praet. 3 sg. aras M. 4, 17. 4, 24. 9, 27 u. ó. (25); pl. arioson L. 4, 29; opt. praet. 3 sg. arise L. 24, 46; imp. sg. aris M. 5, 41. 10, 49. L. 8, 54 etc. (5); imp. pl. arisas M. 14, 42; arisad L. 22, 46, arissed J. 14, 31; inf. arisa M. 16, 14. L. 11, 7. J. 20, 9; pprs. arisende M. 4, 39. 14, 51. L. 24, 33; arisend M. 16, 2 ist Schreibfehler für pp. arisen, vgl. Ldf. — pp. arisen L. 22, 43. |arisa, stv, oportere; ind. praes. 3 sg. ariseó 129,222; jarlice, adv. mane, diluculo, M. 11, 20. 16, 2-59: 242] - ES arog-nisse = peccatrice M. 8, 38 ist unklar und wahrscheinlich sowohl falsch aufgefasst als fehlerhaft geschrieben; es soll vielleicht ,argnisse* heissen; Ldf. hat ,arg*. aron, npr. m. gs. arones L. 1, 5. arwyrüÜiga, swv. honorare; imp. sg. ar-wyröa M 10,119; asscga, swv. narrare, immolare; ind. praes. pl. asægas M. 14, 12; pp. asægd M. 14, 9. asægdnis(se), f. hostia, sacrificium; as. asægdnis L. 2, 24; dp. asægd-nissum L. Jl asald, m. asimus, asina, asellus; nas. asald L. 14, 5. J. 12, 14; gs. asaldes L. 19, 30. Jte asy asce, f. cinis, pulvis; ds. asca L. 10, 13. as. 6a asca M. 6, 11. L. 9, 5. asceaca, stv. excutere; imp. pl. asceacaó L. 2 55 asciga, swv. interrogare; ind. praet. 3 sg. ascade M. 8, 5. asenda, swv. mittere; ind. praet. 3 sg. asende J. 13, 5; opt. praes. 3 sg. asende J. 5, 7; imp. sg. asend L. 4, 9; pp. asended 1. 451 3558 1715247 30242 OT INCH ganz klar ist J. 8, 7: stan asendad = la- pidem mittat. Vielleicht ist die Form als ind. praes. 3 sg. oder als imp. pl. zu ver- stehen. aser, npr. m.; gs. aseres L. 2, 36. asetta, swv. ponere, statuere, adsistere; ind. praet. pl. a-settun J. 8, 3; opt. praet. pl. asettun L. 2, 22; pp. aseted J. 20, 12, apf. asetede J. 21, 9, apn. asetedo L. 24, 12. aspeoft, 3 sg. praet. ind. exspuit J. 9, 6. astegdun, ind. praet. 3 pl. (ascendentes) M. 6, 32; Ldf. hat hier die Form „asti- gedon“. astiga, stv. ascendere, descendere ; ind. praes. 1 sg. astigo J. 20, 17; 3 sg. astiged Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. MIA 397 JO 810) 415 pl rastigas 1.18. 31; astigad M. 13, 15; astigeó L. 21, 21 (trotz der lat. Form descendant). L. 94, 38; ind. praet. 1 sg. astag J. 20, 17; 3 sg. astag M. 6, 51. L. 2, 4 u. à. (26); pl. astigun M. 4, 7. L. 18, 10. J. 6, 17 u. ö. (12); opt. praes. 3 sg. astige L. 9, 54. J. 5, 7 (lat. descendit ; muss wohl aber als opt. erklärt werden, was auch der Zu- sammenhang gestatten dürfte); imp. sg. astig L. 14, 10. J. 4, 49; pl. astigaó J. 7, 8. Vgl. adune, ofdune astiga. astonda, stv. stare, adsistere; ind. praet. 3 sg. astod L. 8, 44. J. 18, 22. astylta, swv. stupere; ind. praet. pl. astyl- tun L. 2, 4T. astyriga, swv. turbare; pp. astyred L. 10, 41. aswelta, stv. mori; opt. praes. 3 sg. aswel- tte dia Thilo 19107 ad, m. jusjurandum; as. ad L. 1, 73; dp. adum M. 6, 26. adenna, swv. extendere; ind. praet. 3 sg. adenede M. 3, 5; imp. sg. adene M. 3, 5. Die Form aene J. 21, 18 übersetzt das lat. extendes; sie ist wohl entweder als imp. sg. oder als opt. praes. 2 sg. zu ver- stehen, falls hier nicht einfach eine feh- lerhafte Schreibung für (das in Ldf. ge- brauchte) „adenes“ vorliegt. aü0a, cj. an, J. 18, 34. Ldf. hat oóóa. aüwa, stv. lavare; ind. praet. 3 sg. aüwog J. 9, 7; imp. sg. a-Ówah J. 9, 7; inf. aówze J. 13, 14. awæla, swv. vexare; pp. awæled M. 5, 18. awælta, swv. advolvere, revolvere; ind. praet. 3 sg. awælte M. 15, 46. 16, 3; pp. asm. awæltedne L. 24, 2. awecca, swv. excitare, suscitare, resuscitare, vigilare: ind. praes. 1 sg. awecco J. 2, 19. 6, 44. 54; aweco J. 6, 40; 2 sg. du aweced J. 2, 20; 3 sg. aweced J. 5, 21; 7 2 opt. praes. 3 awecca L. 3, 8. sg. awecce L. 20, 28; inf. awenda, swv. redire; ind. praes. 3 sg. awendeù (lat. redeat) L. 17, 31. awerdla, f. (2) damnatio; as. (? on da awerdlo (in eadem dammatione) L. 23, 40. Die Artikelform ,0a^ kann auf wörtlicher Übertragung der lat. Form eadem beru- hen. — Ldf. schreibt: on da ileo euuerdlu.— BT. giebt das Wort Als swm. ,:efwerdla* an. awerga(-giga), swv. maledicere; ind. praet. pl. awerigdun J. 9, 28; pp. npm. awerged JS oe49; aweriga, swv. aspernari; ind. praet. pl. aweredon L. 18, 9. awestnisse, f. desolatio; ns. L. 21, 20. stv. crescere, (cribrare); ind. praet. awox L. 2, 40; opt. praes. 3 sg. J. 8, 80; opt. praet. 3 sg. awoxe awexa, 3 sg. awexe Ib, 227, Sul. awinna, stv. laborare; ind. praet. pl. awun- nun J. 4, 38. awoeda, swv. insanire; ind. praes. 3 sg. awoedeó J. 10, 20. awoeg, adv. (a. eode = ibat) J. 4, 50. aworpa, stv. ejicere; ind. praes. 1 sg. aworpe (ejicio) L. 13, 32; 3 sg. aworpas L. 11, 15; pl. aworpeó L. 11, 19; ind. praet. 3 sg. awarp L. 11, 18; pl. awurpun L. 4, 29. 9, 40 (opt?). J. 9, 35; aworpun L. 20, 12; opt. praet (praes?) 3 sg. aworpe (ejecisset) L. 11, 14; inf aworpa L. 19, 45; pprs. aworpende L. 9, 49; pp. aworpen J. 12, 91: aworla, stv. fieri; ind. praet. 3 sg. award J. 21, 4; pp. åworden M. 11, 20; awor- den M. 9, 7. 12, 11 u. ö.; Schreibfehler ist awordes für aworden L. 22, 44; nap. mfn. awordne M. 15, 33; L. 4, 23. 10, 13. 21.5130 219121737 21: awri(g)a, stv. operire; pp. awrigen L. 12, 2. ind. praet. 3 sg. awehte J. 12, 1. 9. 17, awrita, stv. scribere; ind. praes. 3 sg. awri- pl. awehtun M. 4, 38; awæhtun L. 9, 32; tad J. 8, 6; ind. praet. 3 sg. awrat M. 8 Uno Lın 10, 5. 12, 19. J. 1, 45 etc. (6); inf. awri- ta J. 19, 21; awrito (1 sg. praes.?) L. 1, 3; pp. awriten M. 11, 17. L. 2, 23 u. à. (30) npn. awriteno L. 21, 22. J. 12, 16; awritene L. 18, 31; awritne L. 24, 44. J. DELÖF. 20, 31. 21, 25; awritne (hæfe nu boc awritne) asf? Note am Ende von Joh. awundriga, swv. mirari, admirari; pp. awun- drad (were — miraretur) M. 15, 5; upmf. awundrade L. 2, 18. 48. 11, 14. 20, 26. B: bæcling, on b. adv. retro, J. 6, 66; on bæclinc M. 8, 33. bærsynnig, adj. publicanus; nsm. bear-swi- nig L. 18, 10; (des, de) bear-swinigo L. 18, 11. 13; npm. bearswinige L. 3, 12; bear-swinigo L. 15, 1; gp. beor-swinigra L. 19, 2; dp. bær-synnigum M. 2, 16; bær- sunnigum M. 2, 16. ballice, adv. audacter, M. 15, 43. ban, n. os; as. — J. 19, 36; ap. ban L. 24, 90: barabbas, npr. m.; ns. barrabbas J. 18, 40; as. barab(bam) M. 15, 11: baraban L. 23, 18; barabban J. 18, 40. barm, m. simus; ds. barme J. 1, 18; as (?) on baorm (in sinu) J. 13, 23. bartholomeus, npr. m.; as. bath(olomeus, sic!) M. 3, 18. bartimeus, npr. m.; ns. barti(meus) M. 10, 46. basniga, swv. exspectare; ind. praet. 3 sg. basnade L. 23, 35. basnung, f. exspectatio; ds. basnunge L. 21, 26. bear, n. siccra; as. — L. 1, 15. becn(ig)a, swv.innuere, significare; ind. praet. 3 sg. becnade J. 12, 33; pprs. becnende 11822: becun, n. signum; nas. becun M. 13, 4. L. DIDI 29nete: UA) Abecont 2328; J. 4,.54. 10, 41; nap. beceno L. 21, 25. J. 2, 23. 9, 16:20; 30: ’becono: b. 215 11. J. 1125 30: becung M 13, 22:20 6,22026; becon J. 7, 31; dp. becnum M. 16, 20. | 1:572; 34. bedd, n. lectus, stratum; ds. bedde M. 4, 21. 7, 30 (ofer bedde = supra lectum; vielleicht as.); as. bedd L. 22, 12. beg, m. corona; as. — M. 15, 17. J. 19, 5. belga, stv. indigne ferre; ind. praet. pl. bul- gun M. 14, 4. belzebub, npr. as. belze(bub) M. 3, 22. L. TH: bend, m. vinculum, monwnentum; dp. ben- dum-M. 5, 271.15, 16: beod, m. mensa; ds. beode L. 22, 30; dp. beadum M. 7, 28; ap. beodo M. 11, 15. beoftun, ind. praet. 3 pl.; hondum beoftun, lamentabant, L. 23, 27. (Inf. beofta?) beora (beara), stv. portare, bajulare, parere, afferre; pprs. oft = praegnans; ind. praes. 3 sg. beres M. 14, 13. L. 1, 13. 14, 27. ind. praet. 3 sg. ber J. 19, 17; pl. beron L. 24, 1; imp..pl. beoraö J. 21, 10; inf. to bearanne L. 23, 26; pprs. berende L. 2, 5. 22, 10. J. 19, 5; dpf. (Óz:m) beren- dum M. 13, 17. L. 21, 23. — bered, L. 18, 2, übersetzt ein in den Zusammenhang gar nicht hineinpassendes und in Ldf. feh- lendes latein. oportet. ber, f. grabatus; as. bere J. 5, 8. 9. 10. 11. 12; dp. berum M. 6, 58. bere, m. hordeum; gs. beres J. 6, 13; ds. bere J. 6, 9. bere-ern, n. horreum; nas. L. 12, 24; ber- ern L. 3, 17; ap. (as.?) berern L. 12, 18. bereflor, f. (m.) area; as. bereflor L. 5, 17. berg, m. porcus; gp. berga M. 5, 11; dp. bergum M. 5, 16; ap. bergas M. 5, 12. 13. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 9 berga, swv. gustare; ind. praes. 3 sg. ber- geù J. 8, 52. berht, adj. (— clarus); asm. berhtne J. 12, 28. berhta, swv. clarificare; ind. praes. 1 sg. berhte J. 12, 28. berhtniga, swv. clarificare; ind. praes. 3 sg. berehtnaó J. 17, 1; ind. praet. 1 sg. berhtnade J. 12, 28; ic bertnade J. 17, 4; nachlässige Übersetzung ist .bertnade* J. 17, 1 für lat. clar?fica; Ldf. hat ,bcrhtna“. berhtnisse, f. claritas; ns. berhtnisse L. 2, 9; ds. bertnisse J. 17, 5; as. berhtnisse I 5A: berna, swv. accendere, ardere; ind. praes. 3 sg. berneó L. 15, 8; pl. berneö J. 15, 6. Schreibfehler liegt vor in (dæcela) be- rende (= lucernae ardentes) L. 12, 35; Ldf. schreibt: bernendo. Hierher wohl bernde = fremuit J. 11, 33. Ldf. schreibt: bremmde. bethania, npr.; ds. as. — M. 11, 1. 11. 14, 301019529: bethlem, npr.; as. — L. 2, 15. betra, s. god. betsaida, npr.; ds. — J. 12, 21; beza M. 8, 22. bibeoda, stv. mandare, praecipere, commi- nari; ind. praes. 1 sg. bibeodu M. 9, 25; 3 sg. bibeodes M. 13, 34; ind. praet. 3 sg. bibead M. 3, 12. 6, 39. 7, 36; bibeod MOOD EAS IG RSS 0 15 29 9 124,710: 8, 56. 9, 21. J. 8, 5. 12, 49; pp. biboden M. 10, 3; npn. bibodene L. 17, 10. bibod, n. mandatum, praeceptum, praedica- tio; nas. bibod M. 7, 9. 12, 30. 31. J. 12, 49. 50. 13, 34. 15, 12; ds. bibode L. 11, 32. 23, 56; nap. bibodu M. 7,7.8. 10, 19. MS 205616009. 1018214515221. 31. 15, 10(2); gp. bibodona M. 12, 28. 29; dp. bibodum L. 1, 6. — Fehlerhafte Schreibung liegt wohl vor in bibeod (man- datum) as. M. 10, 5. bibodiga, swv. mandare, commendare; ind. praes. 1 sg. bibodo J. 15, 17 (falls nicht fehlerhafte Schreibung für bibeodo); ind. praet. pl.(?) bibodadum (sic!) L. 12, 48. bibycga, swv. vendere; ind. praet. pl. bi- bohtun L. 17, 28. J. 2, 16; imp. sg. bi- byge M. 10, 21. L. 18, 22; pprs. nap. da bibycgende L. 19, 45 (2); da bibyccende M. 11, 15. J. 2, 14; óa bibycende (= ementes, also ein Fehler) M. 11, 15; gp. bibyccendra M. 11, 15. Fehlerhafte Schreibung liegt vor in ,bihyecaó*, vendite, L. 12, 33; Ldf. hat richtig ,bebycgeó*^. bibyrga, swv. sepelire; iud. praes. pl. bi- byrgaó L. 9, 60; ind. praet. pl. bibyrgdun 1.219240: bibyrgnisse, f. sepultura; ds. to bibyrgnisse M. 14, 8. Cook giebt die Stelle als as. an infolge des lat. im sepulturam; da aber »to* fast rgm. mit dat. steht, und die ae. Form sowohl ds. als as. sein kann, ziehe ich es vor, die Form als ds. aufzufassen. bicerra, swv. praeterire; inf. — M. 6, 48. bicuma, stv. venire, oportere; ind. praes. 3 sg. bicymeó M. 11, 24; inf. bicuma M. 14, 31. bicweoûa, stv. dicere; ind. praes. 3 sg. bi- cwedes M. 11, 3. bid, n. exspectatio; gs. bides L. 21, 26. bida, stv. exspectare, sinere; eigentümlich ist die Orthographie in R?, indem rgm. die Formen dieses Verbums mit dd geschrie- ben werden; imp. pl. biddas M. 15, 36; pprs. biddende (us. u. np.) M. 15, 43. L. 1, 21. 2, 25. 38. 8, 40; gp. biddendra J. by GE bidda, stv. petere, quaerere, rogare, orare, obsecrare, deprecari; ind. praes. 1 sg. b1dd021,2 97385 14518219216, 22.2145 JG. I, GO. 205 v9 ea, Es uk biddas L. 13, 24; ind. praet. 1 sg. bed PETE SEINE) ZONE 11, 370 23,522 LON 38; pl. bedun M. 5, 12. 8, 22; bedon L. 23, 25. J. 4, 31; imp. 2 10 pl. biddaó L. 10, 2; inf. bidda M. 5, 17. 15, 8. J. 16, 26; pprs. biddende M. 5, 10. 14, 35. L. 3, 21; bidende (orans) L. 1, 10. 9, 18; dp. biddendum L. 11, 13. biden wæs = mandatum, J.11, 57 ist sicher nichts als ein Schreibfehler für „biboden“ oder „boden“. bifæsta, swv. commendare, desponsare; ind. praes. 1 sg. bifæsto L. 23, 46; pp. bifæs- ted I;-2, 5; bifara, stv. praeterire; pprs. asm. bifærende M. 15, 21. L. 18, 36; dp. bifærendum M. 15/29; bifiga, swv. fremere; ind. praet. pl. bige- don (fremebant) M. 14, 5; (fehlerhafte Schreibung für bifgedon?, wie es in Ldf. steht.). bifora, praep. ante, coram, M. 5, 33. 6, 41. 22 Qr d dus SAIS Gub (Sei 10s dle Jis 3S M TM prRon)BUNos; bifore J. 5, 7. bifora cuma, stv. praecedere, praevenire; ind. praes. 1 sg. bifora ic cymo M. 14, 28; ind. praet. pl. bifora comon M. 6, 33. bifore iorna, stv. praecurrere; ind. praet. 9 sg. bifore arun L. 19, 4. bigenga, m. cultor; dp. bigengum L. 13, 7. 20, 10. bigeonda, praep. ultra, trans, M. 10, 1. J. 128 200002: biginna, stv. coepisse; imp. pl. biginnes L. 3, 8. bigonga, stv. praeterire, praetergredi; ind. praet. pl. bieodun M. 9, 30; pprs. bigon- gende M. 15, 21. bihalda, stv. aspicere, attendere, respicere, cavere, considerare, intendere, intueri, ob- servare; ind. praes. 3 sg. bi-haldes L. 9, 62; ind. praet. 3 sg. biheold M. 10, 21. 19, 41. L. 20, 17; biheald M. 14, 67. L. 20, 23; pl. biheoldun M. 15, 40. 47. L. 14, 1202094180 imp se bihalden 14; 7, wenn nicht vielmehr ein Fehler für bi- heald (so Ldf.) vorliegt. — imp. pl. bihal- Uno LixpzrrLóf. das MESE 2 NS SMS MONT IP ARIS E 17, 3. 20, 46. 21, 34; bihaldaó L. 12, 15. 27; pprs. bihaldende L. 4, 20. bihionda, adv. retro, M. 8, 33. L. 8, 44. bihoefe, adj. necessarius; nsm. — M. 11, 2; nsn. — L. 10, 42; apm. — L. 11, 8. bihofiga, swv. expedire, imdigere, oportere; ind. praes. 3 sg. bi-hofaó L. 12, 12. J. 3, 1. 11, 50. 16, 7. 18, 14; pl. bi-hofigas L. 12, 50; ind. praet. pl. bihofadun L. 9, 11. bilewa, swv. prodere; opt. praet. 3 sg. bi- lede M. 14, 10. bilimpa, stv. contingere; opt. praes. 3 sg. bilimpe J. 5, 14. biluca, stv. claudere; pp. bilocen L. 11, 7. binn, f. praesepium; ds. binne L. 2, 7. 12. 16. biobreod, n. favus; as. — L. 24, 42. bionna, adv. intus, J. 20, 26. biorna, stv. ardere; pprs. biornende L. 24, SP db By fox biorning, f. (7?) incensum; gs. (?) — L. 1, 11. bird, m. pullus; ap. birdas L. 2, 24. biriliga, swv. haurire; ind. praet. pl. birila- dun J. 2, 9; imp. pl. biriligaó J. 2, 8. biscop, m. pontifex; ms. biscop J. 11, 49. 51. 18, 13. 19; gs. biscopes J. 18, 26; ds. biscope J. 11, 57. 18, 22. 24; np. biscopas MEL MIT TU E (STO NO AIDE bisea, stv. respicere; imp. sg. bisæh L. 18, 42, bisin, f. exemplum, parabola, simile, simili- tudo; ds. bisine M. 4, 34; as. (da) bisine DATENT NIET bIseneg elo 6; ap. bisine M. 7, 13. — Fehler ist bisenum L. 11, 25 — scopis; Ldf. hat bes- mum. bismeriga, swv. ?lludere, deridere; ind. praes. pl. bismerigas M. 10, 34; ind. praet. 3 sg. bismerede L. 23, 11; pl. bismeradun M. 15, 20. L. 22, 63. 28, 35. 36; inf. bisme- riga L. 14, 29; pprs. bismerende M. 15, Sil: bismerlice, adv. zrritwn, M. 7, 9. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. bismita, stv. condire; pp. bismiten L. 14, 34. bispell, n. parabola; as. bispell M. 4, 13. 13, 28. b. 12, 41; bispel M..12, 125 dp. bispellum M. 3, 23. 4, 2. 10. 11. 33. 7, 17. 12, 1; ap. bispell M. 4, 13; bispel M. 4, 30. biswapa, stv. ligare; ind. praet. pl. bisweo- pun J. 19, 40. biswica, stv. defraudare, seducere; ind. praet. 1 sg. biswac L. 19, 8; pp. biswicen L. 21, 8. J. 7, 46. 47. bita, stv. allidere, elidere; ind. praes. 3 sg. bites M. 9, 18. L. 9, 39. biterlice, adv. amare, L. 22, 62. bitwih, praep. inter, intra, M. 6, 51. 7, 31. 9, 16. 50. 14, 4. 15, 31 u. à. bitwion, adv. u. praep. inter, invicem, ad invicem, ad alterutrum, M. 4, 41. 8, 16. OA 24 TAS 145 7:46, 4552; 1322084915 12-107 1922: bityna, swv. claudere; pp. bityned L. 4, 25; npf. bitynde J. 20, 19; dp. bityndum J. 20, 26. bióorfa, anv. indigere; ind. praes. pl. (3 sg.?) bióorfeó L. 15, 7. biwærla, swv. praeterire; ind. praes. pl. bi- wærlas L. 11, 42. biwinda, stv. involvere; ind. praet. 3 sg. biwand M. 15, 46. L. 2, 7. 23, 53; pp. bi- wunden L. 2, 12. biwri(g)a, stv. operire; imp. pl. biwriaó L. 23, 30. bletsa, swv. benedicere; ind. praes. 3 sg. bletsade M. 14, 22. L. 2, 28. 9, 16. 24, 30. 50. J. 12, 13; pl. bletsadun L. 24, 53; bletsadon we J. 8, 48. blind, adj. caecus, caecatus; nsm. blind M. &L 4H AO) Vis. Mz dE Ser dis BE 2 lige dish 19. 20. 24. 25; de blinda M. 10, 51; gsm. dæs blinda M. 8, 23. J. 11, 37; dsm. dæm blinda J. 9, 17; asm. blindne J. 9, 1; done l. da (asf. ]. ap.?) blindu M. 10, 49; npm. blinde J. 9, 59. 40. 41; gp. blindra J. 5, 11 3. 10, 21; dp. blindum L. 4, 18; ap. blinde L. 14, 13. 21; als apm. móchte ich auch M. 8, 22 ,blinde menn” auffassen, wenngleich das Lat. caecum hat. Dagegen bleibt „blin- de“ (caecatum) M. 8, 17 dunkel. blindaboren, adj pp. caecus matws; gsm. Ôæs blinda-borones J. 9, 32. blinna, stv. cessare, simere; iud. praet. 5 sg. blan M. 4, 39; imp. sg. blin M. 7, 27. blide, adj. simplex; nsn. (m.?) — L. 11, 34. blod, n. sanguis; nas. blod M. 14, 24. L. SOS MIN, 53254255. 56. 19534: gs. blodes M. 5, 25. 29. L. 22, 44; ds. blode L. 11, 51 (2). 22, 20; dp. blodum JE: boc, f. liber, libellus; ns. boc L. 4, 17. 20 (= dio boc); ds. boec L. 20, 42. J. 20, 30; as. boc M. 10, 4. L. 4, 17 und 2 mal in der Schlussnote am Ende Joh.; dp. bocum M. 12, 26. L. 3, 4; ap. boec J. 21, 25. bod, n. edictum, legatio; nas. — L. 2, 1. 19, 14. bodere, m. praeceptor; ns. — L. 9, 33. bodiga, swv. praedicare, evangelizare, (prae- cogitare M. 13, 11 ist mit bodiga 1. denca übersetzt, wahrscheinlich weil der Glossa- tor erst praedicare gelesen hat); ind. praes. 1 sg. bodigo L. 2, 10; ind. praet. 3 sg. bodade L. 3, 3. 8, 39; pl. bodadun M. 7, 36. 16, 20; imp. pl. bodigaó M. 16, 15; inf. bodiga M. 5, 20. 13, 11. L. 4, 19; to bodiganne L. 9, 2; to bodanne M. 3, 14. 13, 10. L. 4, 18; pprs. bodende L. 9, 6. 20, 1; pp. bodad L. 24, 47. - Ein Fehler ist bodona (evangelizabat) L. 3, 18. boege, num. ambo; npm. — L. 1, 7. bolla, m. spongia; as. bolla J. 19, 29. bolstar, m. cervical; ds. bolstre M. 4, 58. bosib, m. praesepium; ds. bosge L. 15, 15. bræda, swv. sternere; ind. praet. pl. bræd- dun M. 11, 8. bread, n. panis, buccella; gs. breodes L. 24, 35; ds. breode J. 18, 27; as bread J. 6, 23. 13, 30. 12 breca, stv. frangere; ind. praet. 1 sg. ic brec M. 8, 19; 3 sg. brec M. 6, 41. 14, 2 Ms Gr EC PEL ib S brenga, swv. ferre, afferre, offerre, addu- | cere; ind. praes. 1 sg. brengo J. 19, 4; 3 sg. brenges J. 15, 2; ind. praet. 3 sg. brohte M. 10, 14. J. 4, 33. 19, 38. 39; pl. brohtun M. 10, 13. L. 23, 36. J. 7, 45; imp. pl. brengas M. 9, 19. 12, 15; bren- gaü J. 2, 8. 21, 10; pprs. brengende J. 15, 2; dp. brengendum M. 10, 13. breost, n. pectus, uber; as. breost L. 18, 13. JS 29 map Dre os 1 21823029: 48; dp. breostum J. 21, 20. breting, f. fractio; ds. bretinge L. 24, 35. briord, m. summum; ds. briorde M. 15, 27. JU. broder, m. frater; nas. broder M. 6, 3. 12, i. Tu 6 (LS) Hoy AIO NES MDrO en MENO TSI ALES; 19; ds. broder M. 12, 19; broóor L. 20, 28. J. 11, 19; undeutlich ist ,broder min“ = fratri meo L. 12, 13; nap. broder M. 102930) (88:2): 12 0018202232; brodor L. 14, 26. 20, 29; broóro M. 3, 31. 324331342 00201207, 325. 10; dp br00- rum J. 1, 24. 21, 23; broórom L. 21, 16. JA 20/7 brodorscip, m. caritas; as. — L. 11, 42. bruca, stv. edere, comedere, manducare; ind. praes. 1 sg. bruco L. 22, 16; brucco L. 22, 11; 3 sg. bruccaó J. 13, 18; ind. praet. pl. brecon L. 17, 27; opt. praes. 3 sg. (?) bruche, bruca in der Schlussnote z. Joh; imp. sg. bruc J. 4, 31; bryce L. 12, 19; inf. brucca M. 3, 20. 14, 14; to bruccanne 1-222915. bryd, f. sponsa; as. da bryde J. 3, 29. brydguma, m. sponsus; ns. — M. 2, 19. 20. J. 3, 29; gs. Üæs brydguma J. 3, 29 (2); as. brydguma M. 2, 19. J. 2, 9. bryd-hlopa, m. pl (nach Cook) muptiae; dp. bryd-hlopum L. 17, 27. 20, 34. burug, f. civitas, castellum; ns. burug (oft Uso LrNDELÓF. dio —) L. 4, 29. 9, 10. 10, 13 (2). J. 11, 18; byrug J. 5, 2; gs. Öere burge L. 11, 30; ds. byrig M. 5, 20. 6, 45. 9, 33 wu. 9. (23); burug J. 2, 12. 7, 42; ofer Üær burge = super probatica J. 5, 2; as. burg L. 19, 1. J. 5, 4; -burug M 10, 46. J.-4, 4.46 (2). 6, 17; burig J. 12, 1; gp. burga L. 4, 26; dp. burgum L. 17, 29. burugweras, m. pl cives; np. burugweras L. 19, 14; dp. burug-weorum J. 1, 19. buta, adv. praep. cj sine, extra, praeter, foras, misi; buta M. 4, 19: 7, 15. 9, Yu. S. w.; butta M. 5, 10; butu M. 12, 8; bu- tan M. 6, 8. 9, 8. 12, 32. L. 22, 6; butun ME SE bya, swv. habitare; ind. praes. 2 sg. byes J. 1, 38; ind. praet. pl. byedun L. 13, 4; inf. bya M. 4, 32. bycga, swv. emere, mercari; ind. praes. 3 sg. bygeó L. 22, 36; pl. byccas M. 6, 36. J. 6, 5; ind. praet. 1 sg. bohte L. 14, 18. 19; pl. bohtun M. 16, 1; bohton L. 17, 28; opt. praet. 3 pl bohtun J. 4, 8; imp. sg. byge J. 13, 29. — Schreibfehler ist „brohte“ (für „bohte“) = mercatus est M. 15, 46. Ldf. hat das richtige. bydla, m. cultor; ns. — J. 9, 31. byend, m. colomus; nap. byende M. 12, 7. L. 20, 14. 16; dp. byendum L. 20, 9. bying, f. domicilium; as. byinge M. 5, 3. byrga, swv. sepelire; opt. praes. 1 sg. byrge ROME)! byrgen, f. monumentum, sepultura, sepul- chrum; ns. (dio) byrgen J. 19, 41. 42; gs. (d2e- re) byrgenne M. 16, 3. J. 12, 7; ds. (dær) byr- genne M. 15, 46. L. 24, 1. 2. J. 11,31. 20, 1 u. s. w. (24); as. (da) byrgenne L. 23, 55. J. 20, 6. 11; nap. byrgenne L. 11, 44. 47. 48; dp. byrgennum M. 5, 2. 3. 5. J. 5, 28. byröen, f. (cwearn byróen = mola asinaria); ds. byrdenne M. 9, 42. bytt, f. uter; ns. (dio) bytte M. 2, 22 (trotz des lat. pl. utres); dp. byttum M. 2, 22 (2); ap. bytte M. 2, 22. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 13 (@E cæfertun, m. atriwn; ds. cæfertune L. 22, 55; as. cæfer-tun L. 11, 21. cæg, f. clavis; as. cægo L. 11, 52. cæstel, n. castellum; as. cæs(tel) L. 19, 30. cæstre, f. castellum, civitas; ns. cæstre L. 10, 12; gs. cestre L. 14, 21; ds. cestre MMA ts 93 T9 4x ete (18); cas: cæstre L. 1, 26 etc. (21) Bisweilen ist man unsicher, ob ds. oder as. anzuneh- men sei; nap. cestre M. 6, 56. L. 9, 6. 12. 19, 17. 19; dp. cæstrum M. 6, 33. caiphas, npr. m.; ns. caiph(as) J. 11, 49. 18, 14; gs. caiphæs J. 18, 13; ds. caiphæ J. 18, 24. cald, n. (l. adj. nsn.) frigus; ns. — J. 18, 18. calic, m. calix; nas. calic M. 10, 38. 39. 14, O0 DE 22 904228 EN CIC 22, 20; gs. calices L. 11, 39; ds. calice M. 7, 4. 14, 23. L. 22, 17; cælce M. 9, 41; gp. calice M. 7, 8. camel, m. camelus; ds. camele M. 10, 25. I: 18,25. cananisc, adj. cananeus; asm. Öone cana- nisca M. 3, 18. capharnaum, npr.; ns. caphar(naum) L. 10, 15. carcern, n. carcer; oft carc-ern mit Bin- destrich. — nas. carcern L. 3, 20 (dæt —). 127 HBT (PC) 225 332 20, 4191329: 0-299924: ds. carc-erne M. 6, 27; cerc-erne M. 6, 17. carr, m. petrus; ns. — J. 1, 42. caser, m. caesar; gs. caseres M. 12, 16. L. D 20 24 20-10; 9^ 2: C230 1289 M $12, ENS A casere MM MAMIE 120) 22. 25; casera L. 23, 2; Schreibfehler: fa- sere (caesari) J. 19, 12; as. casere J. 19, 15} casering, m. (so Cook; fem. nach D. T.) drachma; as. — L. 15, 8. cedun, litigabant, J. 6, 52; Ldf. gecídon. cega, swv. vocare, exclamare, convocare; ind. praes. 3 sg. ceges M. 15, 35; cegas J. 10, 3; fehlerhafte Schreibung ist nach Skeat ,ceiga* (vocat) M. 10, 49; ind. praet. 3 sg. cegde MS MS 12743292 11728718733 ceigde M. 10, 42; cede L. 14, 16; pl. cegdun M. 3, 91. 6, 49. J. 9, 18 etc. (5); ceigdun M. 10, 49; imp. sg. ceig J. 4, 16; inf. cega M. 10, 49. L. 19, 15; to ceganne M. 2, 17; pprs. cegende M. 3, 31. 8, 34. 9, 24. cele, L. 16, 26: ,pæd miclum cele“ = chaos magnum; Ldf. „dene 1. ped micel“. Wahr- scheinlich eine Form von cele, m. frigus; also ein Versuch „chaos“ zu erklären. celmertmon, m. mercenarius; ns. — J. 10, 1213: cempa, m. miles; ds. cempa J. 19, 23; np. cempo L. 3, 14. J. 19, 24; cempu M. 15, 16. L. 23, 36. J. 19, 23. 32; gp. cempa J. 19534 cenna, swv. parere; ind. praes. 2 sg. Üu cen- nes L. 1, 31; 3 sg. cenneó J. 16, 21; ind. praet. 3 sg. cende L. 2, 7. cennisse, f. natalis; gs. cennisse M. 6, 21. centurion, m. centurio; ns. — M. 15, 44. ceopiga, swv. emere, negotiari; ind. praes. 3 pl. ceopias M. 6, 36; imp. pl. ceopigas SOS: ceorfa, stv. amputare, interficere, succidere; imp. sg. ceorf M. 9, 45; imp. pl. ceorfas LS 19 21e nftoxceortanned Jota, 37. ceow(u)l, m. cophinus, sporta; ap. ceowlas MAG Zl feb to ceollase 7 ORO 19s ceowul (falls nicht sing.?) M. 8, 20. ceping, f. negotiatio; gs. cepinge J. 2, 16. cern, f.; ns. (?) stan cern — lapis molaris L. TN cerra, swv. movere, exire, reverti, transmea- re; ind. praet. 3 sg. cerde L, 11, 24; pl. cerdun J. 7, 53; inf. cerra L. 16, 26; pprs. cerrende M. 15, 29; cerende L. 2, 20, 14 cessares philipes, gs. = caesareae philippi | MST cest, f. loculus; ap. ceste J. 13, 29. cild, n. infans; nas. cild L. 1, 41. 44. 2, 12. 16; ap. cild L. 18, 15. cildhad, m. énfantia; ds. from cildhada M. 9821: clene, adj. mundus; nsm. — J. 13, 10; apna — cJ 8102, 2105 npn — Tl, 41. clensiga, swv. purgare; ind. praes. 3 sg. clænsias M. 7, 19; clænsad I. 3, 17; clæn- SIBAOR JD, 2: clænsung, f. purificatio; gs. clænsunge L. 2, 22; ds. clænsunge J. 3, 25; as. clænsunge dle 22 (8 claó, m. pannus; dp. claóum L. 2, 7. 12. cleophas, npr. m.; gs. cleophæ J. 19, 25. cliopiga, swv. clamare, exclamare, succla- mare; ind. praes. 3 sg. cliopaó L. 9, 39; cliopigaó J. 1, 15; pl. cliopigad L. 19, 40; ind. praet. 3 sg. cliopade M. 5, 7. 15, 39. L. 8, 54 u. ü. (10); eigentümlich ist ,clio- paóu* (clamavit) J. 11, 43; pl. cliopadun MMS AAC MAO STET RISO IO) mt cliopiga M. 10, 47; pprs. cliopende M. 5, 5. 9, 36 (= complexus). J. 7, 28; ,stefn cliopende“ = voz clamantis L. 3, 4. J. 1, 23 scheint mir als ns. aufzufassen zu sein; gp. cliopendra L. 18, 7. clyniga, swv. pulsare; inf. — L. 13, 95. enzeht, m. puer; nas. cnz;ht M. 9, 36. L. 2, 21. 9, 42 etc. (16); gs. cnæhtes M. 9, 24. Due. 69dsscenehtegtutb 54s DAI nap. cnehtas L. 12, 45. J. 21, 5; gp. cnæh- ta M. 1, 28. cneda, stv. fermentare; pp. cneden L. 13, 2]. cneo, n. genw; as. (?) — M. 10, 17; dp. cneom Mol! cneoreso, f. generatio, progenies; ns. cneo- reswo M. 13, 30; cneorcswa L. 9, 41;| eneoreswe L, 11, 29 (2). 21, 32; eneorisse | Uno LriNDELÓF. M. 8, 12. 9, 19; gs. cneoreswo L. 11, 31; ds. cneoreswa L. 11, 30. 22, 18; cneo- reswo L. 11, 50; cneowreswe L. 11, 51; cneorisse M. 8, 12; nap. cneoreswo L. 1, 48. 50; cneoreswe L. 1, 50; dp. cneo- reswum M8, 9800 11 232 391/062: in diesen drei Fällen steht zwar im lat. Text generatione; die ae. Form kann aber nur als dp. aufgefasst werden. enylla, swv. pulsare; ind. praes. 3 sg. cnyl- laó L. 12, 36; imp. pl. enyllaó L. 11, 9; pprs. dsm. Üæm enyllende L. 11, 10. cofa, m. spelunca; ns. — J. 11, 38; as. — Mit Ulo Tür do; 369). 2x columba, lat. Wort; as. — (lat. Text colum- bam) J. 1, 32 (Ldf. culfræ). compweorod, n. cohors; ns. Ózt — J. 18, 12. copp, m. calix, spongia; ds. coppe M. 9, 41; as. copp M. 15, 36. corn, n. granum; nas. — M. 4, 31. L. 17, 6; ds. corne L. 13, 19; dp. cornum (lat: hat granum = ns.) J. 12, 24. corona, f, lat. Wort; as. — (lat. coronam) J 102; coss, m. osculum; ds. cosse L. 22, 48. costiga, swv. lemptare; ind. praes. pl. costi- gas L. 20, 23; ind. praet. pl. costadun L. 11, 16; imp. sg. costa L. 4, 12; pprs. npm. costende M. 8, 11. costung, f. temptatio, tribulatio, damnatio; ns. costung M. 4, 17; gs. costunges M. 13, 19; ds. costunge L. 4, 15; as. costunge M. 13, 24. 14, 38. L. 11, 4. 22, 32. 40. 46. 24, 20; dp. costungum TL. 22, 28. cot, n. cubiculum, cubile; ds. cote L. 11, 7; dp. cotum L. 12, 3. crecisc, adj. graecus; on crecise (= graece) J. 19, 20; dp. creciseum L. 23, 38. crist, m. Christus; nas. crist M. 8, 29. 14, CITE OA OS eristeso MR Sh a J. tod 4p (Be) erister Mo 27922. cu, f. bos; gp. cyna L, 14, 19, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 15 culfra(-e), f. columba; ns. culfra L. 3, 22; gp. culfra L. 2, 24; ap. culfra J. 2, 16; culfre J. 2, 14; culufra M. 11, 15. cuma, stv. venire, adesse; ind. praes. 1 sg. cymo AMIS DTA SMS 2819075 18719221, 22; 2 se. cymes L. 23, 42; 3 sg. cymeù M. 4, 21. 22. 12, 9 u. 6. (48); cymid L. 14, 26. J. 16, 2; cymes M. 15, 36; cumaó M. 13, 35. L. 3, 16; cyomeó M. 14, 41; — pl. cu- mad M. 2, 20. 13, 6. L. 19, 43 u. ö. (9); cumas J. 14, 23; cymaó J. 11, 48; cymeó 12 29216022 208 C y mies. 10, 8; — ind. praes. 1 sg. ic com M. 2, 17. J. 8, 42. 10, 10 u. ö. (12); 2 sg. du come J82349563:925: 0115521: 494s8:0c0 mo MaA315: 29 u. ó. (25); pl. comun M. 3, 8. 31. 4, 4 etc. (43); comon M. 3, 13. 5, 35. 6, 29 ete. (28); common J. 19, 33; — opt. praes. 1 sg. cyme (venio?) L. 19, 13. J. 21, 23; 3 sg. cyme L. 1, 43. 13, 35. J. 7, 37. 11, 56: pl cymer ALT 28217, 18 opt. praet. 1 sg. come L. 11, 25. 12, 51 Een) 199237323, 42. 15, 225 doch möchte man, dem lat. Texte nach, in eini- gen von den angefährten Fällen ind. praet. annehmen; 3 sg. come L. 12, 39. J. 12, 5 (= venit); pl. come M. 16, 1; — imp.-sg. eym M. 10, 21. L. 18, 23. J. 1, 46. 4, 16. 11, 34. 43; imp. pl. cumaà MAG J 04:999 15919 X cymaod2 15 39; cymas M. 12, 7; cymeó L. 13, 14; ini-NeumamM 1009143913909 232271450207 18, 16; J. 5, 40. 6, 44. 65. 7, 34. 36. 8, 22225 torcumanne M9 91-5127 AD: pprs. evmende (sg. u. pl) M. 7, 1. 9, 1. 16, 1; sehr oft — venientem (asm.) z. B. MSUISI203145762215 3/2 1891782 1502 TS Jr 9025-10: cunele(-a), f. ruta; as. cunela L. 11, 42. cunna, anv. nosse, cognoscere, intelligere; mit Negation = nescire, ignorare; ind. praes. Tug S cont MAL 68 701: 171, 34213723: PAROISSE CON MS JA TES IS: pl. eunnun J. 1. 26; cunnan M. 8, 17; ne cunno ge (nescitis) M. 4, 13; ind. praet. 1 sg. cuüe J. 1, 31. 5, 42; 2 sg. cuóes L. 22, 34; 3 sg. cude J. 5, 13; pl. cudun M 9, 92 TOMAS NOUO ON 240 JO MD: cunniga, swv. probare, temptare; ind. praet. pl. cunnadun J. 8, 6; inf. to cunnanne L. 14, 19. cursiga, swv. plectere: pprs. cursende M. 15, 17. cursung, f. dammatio, tormentum; as. cur- sunge L. 20, 47; gp. cursungra L. 16, 28. cu, adj motus; nsm. cuó J. 18, 15. 16; asm. (asn.?) cuö J. 17, 26; cyó J. 17, 26; apn. cyóe J. 15, 15. cudemen, cognati; m. pl.; np. — L. 1, 58; ap. cuóe men L. 14, 12. cwaciga, swv. íremere; pprs. ewacende L. 8, 47. cwearn, f. mola; ds. cwearne M. 9, 42. cwella, swv. interficere; ind. praes. pl. cwel- laó M. 10, 34; inf. to cwellanne J. 5, Jis fer 2105 S BIG cweoda, stv. dicere, (ait, inquit) ; ind. praes. 1 sg. cwedo M. 3, 28. 9, 1. 10, 15. 11, 23. 19, 43. 13, 23 u. ö. (101); cwaóo 143, 8371251: 4450]216365:916, 74.7010 = dix, vielleicht eine Vermischung von cweóo und cwed; cweoóo M. 11, 24. 13, 37. J. 1, 30. 51. 3, 3. 8, 34; 2 sg. cwedes M. 15, 2. L. 22, 60. J. 18, 34 u. ö. (14); cwe- este gi vo se a dp 1 2. sc Ge cweodas L. 8, 45; 3 sg. cwedes M. 13, 21. 15, 98. L. 22, 11 u. 6. (12); cweóeó L. 13, 25; eweodas M. 11, 23. L. 14, 9. J. 19, 35; cweoda0 L. 14, 10. 17, 8; — pl. cweo- ok AE G» TUS dor di A Zr PS dE VE PIS UE ö. (26); cweoda0 L. 12, 10. 54. 22, 11; cweadas M. 12, 18. J. 10, 36; cweded L. 17, 23; — ind. praet. 1 sg. ewxO J. 11, 42. 16, 19; eweö J. 18, 8; cweoó J. 1, 50; 2 sg. Ou cwede M. 11, 21. L. 20, 39. J. 4, 17. 18; du cwede (dixisti) M. 12, 32; un- klar ist du cyde (dixeris) M. 8, 26; 3 sg. cwed M. 2, 17. 27 etc. (häufig); cwæd L. 16 19, 32; cweó J. 1, 42; pl. cwedun M. 3, 32. 4, 41. 6, 37 etc. (139); cwedon L. 10, 17. 19, 7. 14 etc. (14); cweöun J. 9, 22; cwædun J. 9, 20; cweödun J. 21, 6. — opt. praes. 2^ sg. du cwede M. 10, 19. L. 18, 20; pl. cweóe L. 9, 54. 12, 11. 13, 35; opt. praet. 3 sg. cwede L. 9, 33; pl. cwede L. 17, 6; — imp. sg. cweó L. 4, 3. J. 1, 22; cwed J. 10, 24; cwæû L. 10, 40. 12, 13. 20, 2; imp. pl. cweoóas M. 11, 3. 14, 14. L. 10, 5. 9. 11, 2. 17, 10; cweodad L. 10, 10. 13, 32; cwedes M. 16, 7; — inf. cweoda M. 10, 32. 47. L. 3, 8 u. ö. (13); cweada M. 11, 31. 14, 58; cw&da L. 11, 53; to cweodanne L. 11, 38. 12, 12; to cwedanne L. 14, 17. — pprs. sg. u. pl. cwedende M. 5, 35. 8, 15 u. ö. (38); cwedend (npm.) M. 6, 35; cwædende (nsm.) L. 9, 18; dp. cweóendum L. 21, 5; pp. cweden L. 2, 17. 18. J. 9, 11 etc. (8); dsn. (dp.?) cwednum M. 14, 26. Unklar ist cweden (dicunt)| D 12965; cwic, adj. vivus; nsm. cwic J. 6, 51; nsf. cwicu almes = victima M. 9, 49. cwic-fyr, n. sulphur; ns. — L. 17, 29. cwic lac, n. holocaustoma; dp. cwicum la- cum M. 12, 33. cwic-welle, wæter cwic-welle = aquam vi- vam J. 4, 10. 11. cwoen, f. regina; ns. — L. 11, 31. cygling (sic!, wahrsch. Schreibfehler für cyó- ling, wie Ldf. hat), m. cognatus; ns. — J. 18, 26. cynig, m. rex; nas. cynig M. 6, 22. L. 9, 7. Uno LINDELÖF. J. 19, 21 etc. (32); gs. cyniges L. 1, 5; AS NCIS MAG PE MD T SETS] TNT 6, 15; nap. cynigas L. 21, 12. 22, 25; dp. cynigum M. 13, 9. cynn, n. genus, gens, genimen, generatio; nasscynngMe 99299133 ch IV 9: fo TNT! 239 2: Jg il AS 50g 127: 3((2) 182955 gs. cynnes M. 7, 26; ds. cynne M. 13, 8. 14,251: 21; 1079. 11, 51252 -Inap..eynn L. 21, 24; gp. cynna 1. 2, 32. 21, 24; cynnum ML 17 13,310 51 24 AE cyrene, npr. m. cyrinus; ds. (ns.?) — L. 2, 2. cyrinesc, adj. cyrenaeus; asm. cyrinescne Mob; cyrtel, m. (oft óone —), tunica; nas. cyrtel L. 22, 36. J. 19, 23 (2). 21, 7; ap. cyrtlas 1 8, ul ©), 8% cyssa, SWv. osculari; pprs. cyssende M. 14, 44. 45. eyd, adj. s. cuó. cyünisse, f. lestimonium, testamentum ; mit Ausnahme der vereinzelten Form cyónesse (as. J. 18, 23 kommt nur die Form cyó- nisse vor, und zwar äusserst häufig, als ns. J. 1, 19; 19, 35 ete.; gs. M. 14, 24; L. 1, 72 (cyOnisse halges = testamenti sancti) as MG Ie 14,592 9.210252uU28. w: cy00o, f. cognatio; ds. — M. 6, 4. L. 1,61. Ob cyddo L. 2, 44 (freonde & cyóóo = cognatos et notos) als as. von diesem Worte, oder vielmehr als apm. von einem cyó — cuó (vgl. letztgenanntes Wort) aufzufassen ist, mag ich nicht entscheiden. uy deg, m. dies, sabbatwm; nas. deg M. 2, 27. 19,06, SMART e AD. 44. J. 11, 9; als gs. fasse ich auch dæges L. 24, 29, obgleich es den lat. ns. dies übersetzt; — ds. dæge M. 4, 27. 5, 5. 9, 81 u. S. w. (sehr oft); als ds. (oder als nach- lässige Schreibungen) fasse ich auch ,dæge“ M. 6, 21. J. 20, 26 auf. Nicht recht klar ist „deg & nocte“ (sic!) = die ac mocte L. 18, 1; as. ist „neht & deg" (nocte ac die) L. 2, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Ruslavorthhandschraft. 31. — nap. dagas M. 2, 20. 13, 19. 20.| . 1, 23. 24. J. 12, 1 u. ö.; vereinzelt dæ- gas L. 9, 51; gp. daga L. 4, 2. 9, 28; da- gona M. 18, 24. 16, 2. J. 20, 1. 19; dp.| dagum M. 2, 20. 8, 1. 31. 18, 24 u. s. w. deghwsemlice, adv. cotidie, L. 9, 23. 19, 47. 22, 53; ob das Wort in dem Ausdruck „hlaf userne dæg-hwæmlice“ (panem no- strum cotidianum) L. 11, 3 als asm. eines adj. dæghwæmlic aufzufassen, oder auch hier adv. ist, will ich nicht entscheiden; die Form spricht gegen die erstere An- nahme. del, m. n. pars; nas del M. 8, 10. L. 10, 42. 12, 46. 14, 19 (= 3uga).. J. 13, 8: 19, 23; (sumne) dell L. 11, 36; p del L. 24. 42; — ds. dæle J. 8, 44; der lat. Text hat hier „a patre*, der Glossator über- setzt es aber „from dæle“, d. h. er hat „a parte“ gelesen; — ap. dælas J. 19, 23. dela, swv. dividere; ind. praet. 3 sg. dælde M. 6, 41. L. 15, 12; inf. to dælanne (dis- cumbere) M. 8, 6. dælend, m. divisor; as. — L. 12, 14. | dærst, m. fermentum, azymum; dp. dærstum MANS Mo IC) AMI MIS 9 1ÉtopNoara dærstana (azymorum) L. 22, 1. 7. dal, n.; dp. to dalum (discwmbere) L. 9, 15. dauid, npr. m.; ns. dauid M. 2, 25. 12, 36; dauid ME 12, 19 L4 207 42.19: 1,49 gs. dauides M. 10, 47. 48. 11, 10. 12, 35. L. 192102329695 242) AM 18383920; AED. dead (deod), adj. mortuus, defunctus, mori- turus; nsm. dead M. 12, 20. L. 20, 28. J. 4, 49. 11, 25; deod M. 9, 26 (2). 12, 19. 217915, ALL 2029 8/052: 1 53:801 5:12: 220032 3) 44251212; 12 3923185014 922519:1/121217893:&nsP«deod? M». 95199339; 127.22: 1:18, 49.152253: 20, 32; msn: deod J. 12, 24 (2); asm. deode J. 19, 33; napm. deade M. 4, 38. 9, 48. L. 20, 37 (da dea- de). J. 5, 21. 8, 24; deode M. 9, 44. 46. 17 T; 20, 81. J. 6, 49. 58. 8, 53; (da) deado J. 5, 95; (0a) deodu L. 9, 60 (2); gp. deodra M. 12, 27. L. 20, 38; dp. deadum I. 16, 30. 24,5. deadiga (deodiga), swv. mori; ind. praes. 3 sg. deadaó J. 6, 50; pl. deodigad J. 8, 21; ind. praet. 3 sg. deodade 1. 8, 42; opt. praes. 3 sg. deodige J. 21, 23; pl. deodige J. 11, 16; opt. praet. 3 sg. dea- dade J. 11, 37; inf. deadiga L. 20, 36; deodiga J. 4, 47; pp. npm. (ge bioóon) deadade (moriemini) J. 8, 24, falls nicht fehlerhafte Schreibung für ,deade^ vor- liest. dead (deoû), m. mors; nas. dead M. 14, 34. 1 2 A Le let en 9 ed: Ti 19027. 22,93: 9.5, 24852 Vos tdea- des M. 14, 64; deodes L. 1, 79. 23, 22. 24, 20; ds. deaóe M. 6, 14. 7, 10. 9, 9. 1225213127 14555912 2073552172165 deode M. 9, 10. 12, 26. L. 16, 31. 23, 15. 245 46.9227 22511,,4.9127.97 17233418; 32. 20, 9. 21, 19; (to, of, from) deoda M. (0), 288 JI HE let decapolem, npr. M. 7, 31. ded, f. actus; dp. dedum L. 23, 51. degla, swv. latere, occultare; ind. praet. 3 sg. degelde L. 1, 24; deglde L. 8, 47. degle, adj. occultus; nsm. — J. 19, 38; nsn. — M. 4, 22. — on degle J. 18, 20 (=in occulto) ist wohl ds. von einem Substantiv (wests. diegol). degollice, adv. secreto, M. 9, 28. degolnisse, f. occultum, absconditum; ds. — LAS 0S fios. 0; delfa, stv. fodere; imd. praes. 1 sg. delfo L. 13, 8; ind. praet. 3 sg. dalf M. 12, 1. dene, f. vallis; ns. — L. 3, 5. deodlic, adj. mortifer: asn. — M. 16, 18. deof, adj. surdus; nsm. (sw.) la deofa M. 9, 25; asm. deofe M. 7, 32; apm. deofe M. (ise. dernegilegerscip, m. adulterium; ds. der- negilegerscipe J. 8, 3. 18 Uno LINDELÖEF. dernegiliger (?), f. (?) adulterium; ds. derne- giligro J. 8, 4; np. derne giligero M. 7, 21; dp. derne-giligrum M. 10, 11. dernegiliger (?), adj. adulter; nsf. (7?) derne- giligru M. 8, 38. dernelicga, stv. adulterare; opt. praes. 2 sg. derne-lice (adulteres) M. 10, 19. Schreib- fehler und grobe Nachlüssigkeit des Glos- sators ist ,Óonne lice* L. 18, 11 =adulteri; Ldf. hat dernel(iegend)e. dededes, suxisti, L. 11, 27 (Ldf. gediides) ist wohl eine Fehlschreibung. diacon, m. levita; ap. diaconas J. 1, 19. dic, m. vallum; ds. dice L. 19, 43. didimus, npr. m.; ns. — J. 21, 2; didim(us) J. 11, 16. 20, 24. diorwyróe, adj pretiosus; gsm. diorwyrdes (sic!) M. 14, 3; gsf. (sw.) , pund smirnisse diorwyrüa* (libram unguenti nardi) J. 12, 3. diowul, m. n. diabolus, daemonium, sata- nas; nas. diowul M. 3, 23 (2). M.. 7, 26 (= done —). M. 7, 29 (— de —). 30(— Ost —, daemonium). L. 9, 49 (de —). 11, 14 (0st —). 13, 32. J. 6, 70. 7, 20. 10, 20. 21 (de —); diowol M. 5, 16. J. 8, 49. 52. 10, 21; de diawul L. 4, 3; de diaful L. 4, 5; de diafol L. 4, 13. — gs. diowles J. 8, 44; ds. diowle M. 5, 18; diofle L. 4, 2; — nap. diowlas M. 6, 13. 16, 17. L. 9, 1. 10, 17. 11, 14. 15. 18. 20; diowla L. 9, 49; diowlo M. 3, 22. 16, 9; diowulo L. 8, 38. — gp. diowla M. 3, 15. 22. 5, 9 (marg.). L. 11, 15; dp. diowlum M. 5, 15. 938 48 4813,02. disc, m. mensa, discus, catinus, calix; gs. disces L. 11, 39; ds. disce M. 6, 25. 27. DEP 200001925022 21 80; 2p 40187 cas J.22, 15: doa, anv. facere, agere, ind. praes. 1 sg. dom ell ESS STE 13.9. 11, 41-714, 13. 14; 31. 17, 4 Ein paar mal könnte das lat. einen Opt. ver- anlassen, ich glaube jedoch nicht, dass wir in „dom“ etwas anders als 1 sg. ind. praes. sehen dürfen; — doe (bei dieser Form muss man es oft unentschieden lassen, ob wir es mit ind. oder opt. zu thun haben; namentlich ist es nicht zu läugnen, dass das lat. fut. ,faciam“ oft als conj hat aufgefasst werden können. Vgl. Cook zu den entsprechenden Belegen aus Ldf.) M. eh ESSE le TUS dla eb 2ER Tente dido 26; ic doa (opt.?) L. 12, 17; — 2 sg. does M. 11, 28. L. 14, 12. J. 6, 30. etc: (9); — 3 sg. doeó M. 3, 35. 4, 32. 12, 9. L. 12,45 u. 0. (16); does L. 3, 9; doaó L. 19, 37. — pl. doaó M. 2, 94. L. 18, 5. 23, 31. u. 0:10) doas MORTUI 25 ORT: 15; does J. 15, 21; doeó L. 12, 4; — ind. praet. ser dyde I 429721230418; 12215-915713: 0020502580 dydeskl 45; dydestu L. 2, 48; 3 sg. dyde M. 8, 6. 14, 8. 9. 15, 31 u. ö. (sehr oft); pl. dy- done M2E6, 302 791195917029 dete (LO); dydun L. 9, 10; dedun M. 3, 6. — Opt. praes. 1 sg. doe M. 10, 36. M. 15, 12. L. 18, 41. J. 4, 34. 6, 38; 2 sg. doe M. 10, 19. 35; 3° se. doe 193.112 14,12 pl: doe J. 11, 47; opt. praet. 1 sg. dyde J. 15, 24; pl. dedun (agerent) M. 6,12; viel- leicht sind auch ein paar von den als ind. praet. angeführten Belegen als opt. auf- zufassen; — imp. sg. do J. 20, 27; doa M. 15,230: 2T. 423.23 9 (299 112,28 (6063(0)5 plAdoa0 BD. 221979225: nf dosamM: 107 102 14773 1591503177 2A doanne L. 1, 72. 17, 10; pprs. doende L. 4, 1. 12,43. 14732213, 102223 doema, swv. judicare, arbitrari; ind. praes. 1 sg. doemu J. 8, 15. 16; doeme (judico) L. 19, 22; eigentümlich sind „ie dome“ J. 12, 47 und „ne dom ic“ J. 21, 25; 3 sg. doemeó J. 5, 22. 8, 50. 12, 48; doemed (pp.?) J. 11, 57; doemes J. 16, 2; pl. ist „doe- mad ge" J. 7, 51 trotz des lat. sg. ,judi- cat“; die Übers. ist an dieser Stelle sehr nachlüssig: opt. 1 sg. doemu (judicem) J. 19, 47; imp. pl doemaó J. 7, 24; inf. Glossar z. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. doema J. 7, 24; to doemanne J. 8, 26; pprs. doemmende L. 22, 30. — Unklar ist doema L. 9, 9. doema, m. judex, (judicium); ns. (de) doe- ma L. 18, 2. 6. J. 3, 19; as. doema L. 12, 14; np. doemu L. 11, 19. doeó-bernisse, f. np. (für deod-bernisse ?), | pestilentiae, L. 21, 11. dogor, n. = Tag, in gewissen Zusammenset- | zungen; Orio dogor (triduo) M. 8, 2; æf- ter órim dogrum (post tridwwmn) L. 2, 46; feower dogor (quadriduanus) J. 11, 39. dohter, f. filia, puella; ns. dohter M. 5, 23.184:31394 41:26:22: 0095::901:2:230: 8, 422049317497 :19:53 3 19; S16: 72012; 01555 ds; doehter M. 7, 26. 29; as. dohter I. 12, 53; np. dohter L. 23, 28; dp. dohtrum L. 1512: dom, m. judicium, quaestio; nas. dom M. 12, 40. L. 11, 42 (= done —). J. 8, 16 u. s. w. (8); doom J. 3, 25; gs. domes J. 5 295 ds. dome Ls 10, 14..11,.31..32. 9.9, 39 etc. (8). domern, mn. praetoriwm; gs. domernes M. 15,216. dor, n. ostium, janua; ds. dore M. 11, 4. 12417 ash dor I 13, 292 (2): dorword, m. janitor; ds. dor-worde M. 13, 34. draga (traga?) stv. trahere; ind. praet. 3 sg. | trog J. 21, 11; pl. trogun J. 21, 8; Ldf. drog, drogun. drihten, m. dominus; nas. — M. 5, 19. 12, 29. 30 u. s. w. (sehr oft); gs. drihtnes M. 11, 9. L. 1, 43. J. 5, 4 u. ó.; ds. drihtne M. 11, RATING Qu" drinca, stv. bibere; ind. praes. 1 sg. driuco M. 10, 38. 39. 14, 25 (2). L. 22, 18. Viel- leicht muss man auch in „ne willo ic drin- co^ (non bibam) J. 18, 11 eine 1 sg. se- hen (oder inf?); 2 sg. drinces L. 17, 8; 3 sg. drinceó L. 1, 15. J. 4, 13. 14. 6, 56. 7, 97; drinces M. 2, 16; drincheó J. 6, 19 54; pl drincas L. 22, 30 (trotz des lat. bibatis); — iud. praet. 3 sg. dranc J. 4, 12; pl. druncon L. 17, 28 u. drincon L. 17, 27. — Opt. praes. 1 sg. drince L. 17, 8; pl. drinco M. 10, 39; imp. sg. drince L. 12, 19; pl. drincas L. 10, 7; — inf. drinca M. 10:58:915/523396:;2 12127455. 47.7210: Auch drinca (potum) M. 9, 41 fasse ich als inf. auf, anstatt es mit Cook als as. eines Substantivs zu betrachten; pprs. drincende J. 4, 9. dropa, m. gutta; np. dropo L. 22, 44. drugia, swv. arescere; ind. praes. 3 sg. dru- gad J. 15, 6. druncennisse, f. ebrietas; ds. — L. 21, 34. druncniga, swv. inebriari; inf. — L. 12, 45. dryga, swv. extergere, exaestware, excutere; ind. praet. 3 sg. drygde M. 4, 6. J. 12, 3. 13, 5; imp. pl. drygas M. 6, 11. 2 2 dryge, adj. aridus; dsn. (7?) on dryge (in arido) L. 23, 31; asf. dryge M. 11, 20. drync, m. potus; ns. — J. 6, 55. drysna, swv. exstinguere; pp. drysned M. 9, 406. dumb, adj mutus; nsm. sw. dumba M. 4, 39:29:25: 7. 1, 22.141; T4 NS dumbda (sic! Schreibfehler) L. 11, 14; asm. dumbe M. 7, 32; apm. dumbz M. 7, 37. 2 dune astiga, descendere; ind. praes. 3 sg. dune astiged L. 17, 31. durahaldend, f. ostiaria; ns. — J. 18, 17. duraword, m. ostiarius; ns. — J. 10, 9; ds. duro-worde J. 18, 16. — Nachlässige Schrei- bung ist dara-worde, ostiarius, J. 10, 3. durra, anv. audere; ind. praet. 3 sg. darste J. 21, 12; pl. darstun L. 20, 40. duru(-a), schwankendes Geschlecht; ostium, janua, fores ; ns. dura J. 10, 7; de dura L. 11, 7; ds. dura M. 16, 3. J. 18, 16; Óxr dura M. 15, 46; as, dura J. 10, 1. 2; da duro 20 L. 18, 25; np. duro J. 20, 19; dp. durum | M: 13, 29.9. 20; 26. dust, n. pulvis; as. Óxt dvst M. 6, 11. Uno LiNDELÓF. dwoliga, swv. errare; ind. praes. pl. dwoli- gas M. 12, 24. dynt, m. alapa; as. — J. 18, 22. E. eadig, adj. beatus; nsm. L. 11, 27. 12, 43. 14, 14. 15; nsf. (?) eadige L. 1, 45; asf. eodge L. 1, 48; npm. eadge L. 9, 18. 11, 28. 12, 31721 382-0213, 17. 20, 297 npf. ceadg e D. 23, 29 (2). ealond, n. (= 2nsula); ds. ealonde J. 6, 23. eare, n. auris; nap. earu M. 4, 9. 7, 16. 35. 8, 18; earo L. 14, 35; eara M. 4, 23; dp. earum L. 1, 44. 12, 3; eorum L. 4, 21. ear-liprica, n. awricula; as. — L. 22, 50.| 51. J. 18, 10 (= — det swidra, aurzculam dextram), 18, 26. Auch in der Form æar-| liprica. earn, m. aquila; np. earnas L. 17, 37. easald, m. asimus; as. — L. 13, 15; vgl. asald. eastro, s. eostro. eade, adv., oft mit der Verbalform mag (mze- | ge) zusammengestellt, forte, ne forte, L. 3,| 15. 14, 12; eaa (mæge) M. 11, 13. L. 21, | 34; eode mæge L. 4, 11. — comp. edor, facilius, M. 10, 25. L. 18, 25. ebrisc, adj. hebraeus, hebraicus; nsn. — M. 5, 41; — on ebrisc (hebraice) M. 14, 32. J. 5, 9. 19, 13. 17. 20; — dp. ebriscum L. 291298: ec (vgl sc), cj et, etiam, M. 3, 14. 12, 5. 14, 70 u. s. w. (43). — Hierher auch: ecsod, adv. quidem, L. 23, 41. 56; ec to don, cj. quoque, J. 2, 15; ecdon, adv. qui- | dem, M. 10, 39. ece, adj aeternus; nasn. ece M. 10, 50. L. 18, 30; J- 6, 40. 12, 50 u. ö. (8); ecce J. 3, 16. 5, 94. 39. 6, 47; gsn. eces J. 6,68;| gsf. sw. (dære) ecan (scyld) M. 3,29; dsn. ecum L. 18, 18. J. 4, 14. 36. 12, 25; ecun Jis (5. AU ecnisse, f. aeternum. — Mit Ausnahme von ein paar Belegen, wo der Casus nicht recht deutlich ist, scheint die einzig belegte Form ,ecnisse* immer als as. aufzufassen zu sein; gewóhnlich hat man es mit der Zu- sammenstellung „in eenisse* (=in aeternum) zu thun: M. 3, 29. 11, 14. L. 1, 33. J. 8, 6 u. à. (24). ede, eode, n. grex, oves; nas. (Üæt) ede M. 14, 27; ede L. 2, 8. — eode L. 12, 32. edmodiga, swv. Jnuniliare; ind. praes. 3 sg. edmodaó L. 18, 14. edwitiga, swv. reprobare; ind. praet. pl. ed- witadun L. 20, 17. efenne in ,on efenne* M. 6, 41 (= accep- tis) ist, wie aus der Vergleichung mit Ldf. hervorgeht, nur ein Schreibfehler für „on- fenge“. efern, n. vesper, sero; ns. — M. 4, 35. 6, 415115 11.190149. 17215, 42 \efern longeó, advesperascit, L. 24, 29; Ldf. hat „efernlocad“ von einem inf. efernlociga (Cook). eferntid, f. sero; ds. (as.?) on efern-tid M. lök, BB} efne- in Zusammensetzungen entspricht dem lat. con- (com-). Vgl. jedesmal die einfachen Wörter. — Oft als selbständiges Wort ge- schrieben, bisweilen durch Bindestrich mit dem folgenden Worte vereinigt, bisweilen damit zusammengeschrieben. efnearisa, stv. consurgere; ind. praes. 3 sg. efne arises M. 3, 26; pl. efne arisas M. 13, 12, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 21 efnecega, swv. convocare; ind. praet. 3 sg. efne-cegde L. 18, 16. efnecuma, stv. convenire; ind. praet. pl. ef- ne-comun M. 3, 20. 5, 21. L. 22, 66. Ei- gentümlich ist, dass in den beiden Belegen aus M. der lat. Text die Singularform ,,con- venit hat. In dem ersten Falle ist das Subject ,dio mengu*, in dem zweiten ein plur. ,dreatas“. efnegibuga, stv. reclinare; ind. praet. 3 sg. efne gibeg L. 2, 7. efnegicega, swv. convocare; ind. praet. 3 sg. efne gicegde M. 3, 23. 6, 7; pl. efne-gi- cegdun M. 15, 16; nicht ganz leicht zu erklä- ren sind L. 23, 13, wos,efne-gecegde aldormon- num“ den lat. abl. absolut. ,,convocatis prin- cipibus* wiedergiebt — die Verbalform ist wohl hier als 3 sg. praet. aufzufassen — und M. 8, 1, wo „efne gicedun da degnas“ das lat. „convocatis discipulis übersetzt. Hier hat man es vielleicht mit einer 3 pl. praet. zu thun, obgleich die Übersetzung auf diese Weise sehr nachlässig und zusam- menhangslos wird. Ldf. übersetzt in beiden Fällen die lat. Ablativconstruction mit dat. efnegicerra, swv. convertere, converti; ind. praet. 3 sg. efne-gicerde M. 5, 30. J. 1, 38; pp. efne-gicerred L. 22, 61. 23, 28. efnegicuma, stv. convenire; ind. praet. pl. efne-gicomun M. 14, 53. efnegicwecca, swv. conquassare; pp. efne- gicweeced (sic!) L. 20, 18. efnegifregna, stv. conquirere; ind. praet. pl. efne giffrugnun M. 9, 10. efnegigedriga, swv. conjungere; ind. praes. 3 sg. efne-gigedraö M. 10, 9. efnegihaöriga, swv. coangustare; ind. praes. pl. efne gihaórigaó L. 19, 43. efnegihera, swv. conservare; ind. praes. pl. efne-giheraó L. 4, 10. efnegiiorna, stv. concurrere; ind. praet. pl. efne-giurnun M. 6, 33.. efnegimynd, n. commemoratio; ds. efne-gi- mynde L. 22, 19. efneginehwiga, swv. consentire; ind. praet. 3 sg. efne-ginehwada (sic!) L. 23, 51. efnegiræca, swv. comprehendere; ind. praet. pl. efne-girahtun L. 22, 54; Ldf. schreibt „efne-gelahton“. efnegisetta, swv. constituere; pp. nsf. efne- gisetede J. 5, 13. efnegisoeca, swv. conquirere; inf. efne-gi- soecan M. 8, 11. efnegispitta, swv. conspucre; inf. efnegispita M. 14, 65. efnegistyriga, swv. conturbare; efne-gistyrede L. 24, 37. efnegidonciga, swv. congratulari; ind. praet. pl. efne-gidoncadun L. 1, 58; imp. pl. efne gidongias L. 15, 6; efne-gidonccigas L. 1559 efnegiwuna, m. consuetudo; as. — L. 4, 16. efrem, npr.; ns. efr(em) J. 11, 54. eft- in Zusammensetzungen wird gebraucht Oft wird pp. npm. um das lat. re- zu übersetzen. es als selbstindiges Wort geschrieben; sonst wird gewóhnlich ein Bindestrich ver- wendet. — Vel. jedesmal die einfachen Wörter. eftarisa, stv. resurgere; ind. praes. 3 sg. eft arises M. 9, 31; eft ariseó M. 9, 9. J. 11, 24; ind. praet. 3 sg. eft aras M. 6, 14; opt. praes. 3 sg. eft arise (lat. resurget) J. 11, 23; inf. eft arisan M. 8, 31. eftasetta, swv. reponere; pp. eft asetet L. 19520: eftawælta, swv. revolvere; pp. eft awælted M. 16, 4. eftawecca, swv. resuscitare; ind. praes. 3 sg. eft aweccad (lat. resuscitet) M. 12, 19; opt. praes. 1 sg. eft-awecce J. 6, 39. eftbeora(-beara), stv. pp. eft-boren, renatus, J 190: eftbihalda, stv. respicere; ind. praet. 3 sg. eft biheold L. 1, 25. 21, 1. eftcerra, swv. reverti, redire; ind. praes. 1 sg. eft ic cerre (revertar, opt.?) L. 11, 24; ind. praet. 3 sg. eft-cerde L. 14, 21; pl. 22 eftcerdun L. 2, 43. 9, 10. 23, 48. 56; inf. eft to cerranne L. 19, 12; pprs. eft-cer- rende L. 10, 17. eftcuma, stv. redire; ind. praet. 3 sg. eft- com (redisset) L. 8, 40; opt. praet. 3 sg. eft-come L. 17, 18. efteowende wæs, (sic!) — reversus est L.8, 55 ist ein Schreibfehler für ,eftawoende“, wie Ldf. hat. efter, adv. ergo, J. 7, 45. Vgl. æfter. eftersona, adv. iterum, rursus, M. 4, 1. 8, 1. 10, 10. J. 4, 54 u. s w. (sehr häufig). efter da, adv. postea, J. 13, 7. eftfara, stv. redire, regredi; imp. sg. eft-fzer L. 8, 39; pprs. eft-færende L. 17, 15. 24, 9. eftfoera, swv. recedere; ind. praet. 3 sg. eft- foerde L. 4, 13. 24, 51. eftforgefnisse, f. remissio; as. — L..24, 47. eftforgeofa, stv. remültere; ind. praes. pl. eft-forgefes J. 20, 23; pp. eft-forgefen J. 20, 23: eftforleta, stv. relinquere; ind. praet. pl. eft for-leortun M. 7, 8. eftgiboeta, swv. restituere; ind. praes. 3 sg. eft giboeteö M. 9, 12. eflgicerra, swv. reverti; ind. praet. 3 sg. eft gicerres M. 13, 16; eft-gicerraó L. 10, 6; ind. praet. 3 sg. eft gicerde M. 14, 40; pl. eft gicerdun L. 2. 20. eftgimyndig, adj recordatus; nsm. — M. 11, 21; npm. eft-gimyndge J. 2, 17. 22. 12, 16; npf. (m.?) eft-gemyndge L. 24, 8. eftgiresta, swv. recumbere; ind. praet. 3 sg. eftgireste L. 24, 30. eftgisea, stv. respicere; ind. praet. 3 sg. eft- giseh L. 22, 61. eftgitrahtiga, swv. 2nterpretari; pp. eftgi- tracb[t]ad J. 9, 7. eftgidenca, swv. recordari; imp. pl. eft-gi- Öencad L. 24, 6. eftlesing, f. (redemturus = redemtio); ns. eft-lesing L. 24, 6. Uxo LrNDELÓr. eftloc(c)iga, swv. respicere; ind. praet. 3 se. eft-locade L. 1, 48; eft-loccade L. 9, 16; pl. eft loccadun M. 16, 4; imp. pl. eft- loccigaó L. 21, 28. eftniowiga, swv. restituere; pp. eft-niowad M. 18,125: eftsecga, swv. renuntiare; ind. praes. 3 sg. eft-sege0 L. 14, 33; iuf. eft sæcga L. 9, 61. eftsella, swv. retribuere; inf. eft to sellanne L. 14, 14. eftselnisse, f. retributio; ns. (as.?) eft-sel- nisse L. 14, 12. eftsenda, swv. remittere, (committere M. 10, 11; hier ist ;eft-sende* Schreibfehler für „ef- nesende“); ind. praet. 3 sg. eft-sende L. 23,07: eftsitta, stv. residere; ind. praet. 3 sg. eft set M. 9, 35. eftsoeca, swv. requirere; ind. praet. pl. eft- sohtun L. 2, 44. 45. eft-to-selenisse, f. retributio; gs. — L. 4, 19. eftüenca, swv. recordari; ind. praet. pl. eft dohtun M. 8, 18. eftwenda, swv. redire; opt. (ind.?) 3 sg. eft wende L. 19, 15. eftwilniga, swv. repetere; ind. praes. pl. eft wilnaó L. 12, 20. eftwuniga, swv. remanere; ind. praet. 3 sg. eftwunade L. 2, 43. ege, m. timor; ns. — L. 1, 12. eghwa, pron.; ds. eghwæm Joh. Schlussnote. eghwelc, adj. u. pron. omms, quisque, unus- quisque; nsmfn. eghwele M. 9, 15. 49. L. 3, 5. 6. 9. 11, 17 etc. (häufig); gsmn. eg- hwelces M. 13, 54. J. 17, 2; dsmn. eghwel- cum L. 4, 4. J. 5, 22. 19, 23; eghwelce dæge (= cotidie) M. 14, 49; eghwelce scylde user (= omm? debenti molis) L. 11, 4; asm. eghwelene J. 1, 9. — Dunkel ist eghweleum L. 13, 23; ein dp. scheint vor- zuliegen in „from eghwelcum gitsungum“ (ab omni avaritia) L. 12, 15. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelieniiberseteung in d. Rushworthhandschrift. 23 eghwer, adv. ubique, M. 16, 20. L. 9, 6. eghwona, adv. uwndique, L. 19, 43. egnet (?), n. usura (Ldf. agnet); dp. egnet- num L. 19, 23. ego, n. oculus, foramen: nas. ego M. 7, 22. L. 11, 34 (2); egu M. 9, 47. 10, 25; nap. eco M. 8, 18. L. 2, 30. 24, 16 etc. (17); ecu M. 9, 47. 14, 40. L. 4, 20 etc. (9); dp. .egum M. 12, 11. L. 19, 42. 24, 3l. J. 12, 40. 11, 1. egsa, m. timor; ns. — M. 16, 8; as. — L. 2120: ele, pron. omnis; dsf.(?) elce gescæfte (omm? creaturae) M. 16, 15. elie, npr. m.; as. — L. 9, 19. eling, m. = Elis Sohn; ns. — L. 3, 23. elizabeth, npr. f.; ns. — L. 1, 5. 7. elmesse, f. eleemosyna; as. elmessa L. 11, 41. eln, f. cubitus; as. elne L. 12, 25; ap. (gp.?) elna tu hund (cubitis ducentis) J. 21, 8. eldiodig, adj. peregrimus, alienigena; nsm. — L. 17, 18. 24, 18. elüiodiga, swv. peregre proficisci; ind. praet. 3 sg. elóiodge (sic!) L. 15, 13. embiht, m. discipulus, minister; ns. embeht J. 91, 23; np. embihtas J. 7, 46. embiht, n. ministerium, officium; gs. em- bihtes L. 1, 23; as. embihte L. 10, 40. embihtiga, swv. ministrare; ind. praes. 3 sg. embihtas L. 22, 27. J. 12, 26 (2); em- behtas L. 12, 37; embihtaó L. 22, 27; ind. praet. 3 sg. embihtade J. 12, 2; imp. sg. embihta L. 17, 8. embihtmon, m. minister, ministrator, tri- bunus; nas. embihtmon M. 9, 35. 10, 43. J. 20, 24; embeht-mon L. 22, 26; ds. em- bihtmen L. 4, 20; nap. embiht-men J. 2, 9. 18, 12. 18; embiht-menn L. 1, 2. J. 7, 32. 45. 19, 6; embehtmen M. 14, 65; dp. em- biht-monnum J. 2, 5. embihtnisse, f. obsequium; as. — J. 16, 2. ende, m. fimis, movissimwm; mas. ende M. MAS TREOL, 35210822 31. J. 13, 1. 21, 25; ds. ende M. 12, 6. L. 18, 5; hierher wohl np. dende (novissima, Ldf. da endo) L. 11, 26. endebrednisse, f. ordo; ds. — L. 1, 3. 8. endiga, swv. perficere, comswmmari; ind. praes. 1 sg. endigo J. 4, 34; inf. to en- danne M. 15, 4; pp. npn. endade M. 15, 4. engel, m. angelus; nas. — L. 1, 11. 13. 19 u. S. W.; ds. engle L. 1, 18. 34 2, 21; nap.englas M. 12, 25. 13, 27. 32. L. 2, 15. 4, 10 u. ö.; gp. engla L. 24, 23; hengla (sic) L. 9, 26; dp. englum M. 8, 38. eofestiga (Ldf. oefistiga), swv. festimare; ind. praet. 3 sg. eofestade L. 19, 6; imp. sg. eofesta L. 19, 5. eofolsiga, swv. blasphemare; ind. praes. 3 sg. eofolsas M. 3, 29; eofol-sigad L. 12, 10; ind. praet. pl. eofol-sadon L. 22, 65; eofolsadun M. 3, 28; eofulsadun M. 3, 28; pprs. eofolsende J. 10, 36. eofolsung, f. (m.), blasphemia; ds. dæm eofol- songe J. 10, 33; as. da eofulsunge M. 14, 64; np. eofulsongas M. 7, 22. eorm, m. brachium, ulma; ns. — J. 12, 58; ds. eorme L. 1, 51; ap. eormas L. 2, 28. eorûlic, adj. terrenus; apn. eorólico J.3, 12. eoróo, f. terra; ns. eoróo M. 4, 28. 13, 31. L. 21, 33; gs. eoróo M. 4, b. 13, 27. L. 11, 31. 12, 56. 21, 11; eoróu M. 13, 8 etc. (2) ds. eorüo L. 4, 25. 23,44. J. 3, 31. 6, 21 etc. (13); eoróu M. 9, 20; as. eoróo M. 4, 26. L. 13, 7. J. 12, 24 etc. (20); eoróu M. 4, 31 (2). 6, 58. 9, 3. 15, 33. — Unklar ist „ymbhwyrftes eoró*, orbis terrae, L. 4, 5. eostan, adv. ab oriente, L. 13, 29. eostru, pl. pascha, azyma; map. eostru M. TT T2 (2) TA METIDO EIE (ES: 1321 15: 292.257 233 Menstro JMS 39: 9p: eastra L. 2, 41; eostro J. 13, 1; eostrana J. 18, 28; eostruna M. 14, 12; dp. (?) eos- CRU Je 2 RG 42511555522). 12: 19, 14. eota, stv. edere, comedere, manducare; ind. praes. 3 sg. eteó M. 11, 14. 14, 18. L. 14, 155157029. 346%.564,522 552108107 24 . mactat); Fehler ist ,etest* (manducat) M. 2, 16; pl. eotaó M. 7, 5; eotas M. 6, 36. 7, 9 (?); eatas M. 7, 28; — ind. praet. 3 sg. ett M. 2, 16; pl. etun M. 4, 4. 6, 42. 44. 7, 8. 4. 8,8. JA 9r NT e28:92163012:xeton IN6,3L; — opt. praes. 1 sg. ete L. 17, 8; pl.ete M. 8, 2. L. 22, 8; opt. (ind.?) praet. pl. etun (manducarent) M. 8, 1; imp. sg. ett J. 4, 31; pl. eotas L. 10, 7. 8; — inf. eota L. 8, 55. 12, 45. J. 4, 33; eotan M. 8, 1; eata M. 5, 43; to eotanne M. 2, 26. 6, 37 (2). L. 9, 13. J. 6, 31. 52. 53; pprs. etende M. 2, 16; dp. etendum M. 14, 18. 22. eowa, swv. manifestare, revelare; opt. praet. pl. eowde M. 3, 12; pp. eowed L. 12, 2. eowunga, adv. palam, manifeste, M. 4, 22. SE S2 TM 6169 95 TG (IS): erc(-e), f. arca; as. erce L. 17, 27. erendwreca, m. nuntius, legatio; as. erend- wreoca L. 19, 14; erend-wracu L. 14, 32; ap. erend-wreacu L. 9, 52. erfe, n. hereditas; as. p. erfe L. 12, 13. erfeword, m. heres; ns. — M. 12, 7. L. 20, 14; — erfeweard (hereditas) L. 20, 14 ist wahrscheinlich nachlässige Schreibung für ,erfeweardnisse*. erfewordnis(se), f. hereditas; ns. dio erfe- wordnis M. 12, 7. eriga, swv. arare; pprs. eriende L. 17, 7. erist, m. resurrectio; ns. erest L. 20, 27; gs. erestes L. 20, 36; ds. eriste L. 14, 14. 20, Uno LINDELÖF. 33. 35. J..11, 24: as. eriste M. 1297-93; JE 5, 29 (2); erist L. 2, 34. Es bleibt hier wie oft sonst recht unsicher, ob man es nach Praepositionen (bes. in) mit einem ds. oder mit einem as. zu thun hat; mög- lich ist deshalb, dass ,eriste^ überall als ds. aufzufassen ist. erming, m. captivus; dp. ermingum L. 4, 18. esaias, npr. m.; ns. — M. 7, 6; essaias J. 12, 39. 41; gs. essaies L. 3, 4. 4, 17; es- Salas. J. 12, 38. esne, m. servus, adulescens; nas. esne M. 10, 44. 12, 4. L. 20, 10 etc. (19). Schreibfeh- ler ist esnes (servum) M. 12, 2; ds. esne L. 14, 21. 17, 9; nap. esnas L. 12, 37. 38. 17, 10. J. 4, 51. 18, 18; dp. esnum L. 19, 15. J. 18, 26. espryng(e), n. fons; ns. esprynge M. 5, 29. eswic, f. dolus; as. Üa eswic L. 20, 23. eswica, m. hypocrita; np. eswicu L. 13, 15. eswicnis(se), f. dolus, hypocrisis; ns. es-swic- nis L. 12, 1; eswicnisse M. 7, 22. et, n. = das Essen; gs. etes (manducandi) M. 6, 31. ettlic, adj. — essbar; nsn. bte — sie (quod manducetur) L. 26, 41. eömod, adj. humilis; apm. da eómodu L. 1, 021 eömodiga, swv. obedire; ind. praes. pl. eó- modaó M. 4, 41. eömodnisse, f. hwmilitas; as. — L. 1, 48. ET facun, n. dolus, fraus; ns. facne J. 1, 47; as. facun M. 10, 19. fæder, m. pater. Es ist sehr schwierig, im- mer mit Sicherheit festzustellen, welche Form von diesem überaus häufigen Worte man in jedem einzelnen Falle vor sich hat; nach den Formen der pronominalen Bestim- mungen Zu urteilen, ist die Nachlässigkeit des Glossators eine fast unglaubliche. Bei- spiele dafür sollen gegeben werden. — ns. fæder M. 11, 25, 26. 13, 12 u. s. w.; feder M. 9, 24; gs. fædres L. 1, 32. 24, 49 etc. (14); hierher wohl auch fædres uses (patres nostri) J. 4, 20 u. fædres iowres (patres vestri) J. 6, 49 fæderes J. 10, 37; fæder mines (pa- tris mei) J. 15, 10 u. fæder iowres (patris Glossar z. vestri) J. 8, 41; fædur M. 8, 38; fador M. 11, 10; fædras L. 9, 26 (patris, falls der Glossator nicht patres gelesen hat); — ds. feder M. 7, 10. 11. 12. L. 1, 55 (wo der Glossator „to feder userne abrahame“ schreibt). L. 1, 73. 8, 50. 12, 32. J. 20, 17 etc. (37); fæder L. 1, 62. 9, 42. J. 20, 17 etc. (2) (to fæder minnum = ad patrem me- um, und in demselben Verse: to feder minum & fæder iowwer = ad patrem meum et patrem vestrum); fædre J. 8, 53; — as. fæder M. 5, 40. 7, 10. 10, 29. L. 3, 8 u. s. w.; fador M. 15, 21; — nap. fæd- ras L. 2, 49. 11, 47; hierher wohl auch Iedras iowre* (patris vestri) J. 8, 44. Dies berechtigt uns, auch das oben angeführte fedras = patris als np. aufzufassen; gp. fedra (iowra) L. 11, 48; dp. fzedrum L. IRAN 36,531: fæfne, f. virgo; ds. fæfne L. 1, 29. fæma, swv. spumare; ind. praes. 3 sg. fæ- med M. 9, 18; pprs. femende M. 9, 20. færeld, f. cognata, ns. — L. 1, 36. fermen, npr. m.; ds. — Joh. Schlussnote. fes, n. funbria; ds. fæse M. 6, 56; hierher wohl auch ,fzste* (fimbriam) L. 8, 44. festa, stv. jejunare; ind. praes. 1 sg. fæsto L. 18, 12; pl. fæstas M. 2, 18. 20; inf. festa M. 2, 19; pprs. fæstende M. 2, 18 (2). 19. 8, 3 (= jejunos). feste(r)n, n. jejunium; ds. fæsterne M. 9, 29; dp. fæstennum L. 2, 37. fæstlice, adv. etiam, jam, quidem, autem, constanter, L. 9, 5. 11, 4. 23, 10. J. 3, 18. 1, 24419, PMU LT 116,53: fet, n. vas, hydria, alabaster, modius; nas. fet M. 11, 16. 14, 3; ds. fæte M. 4, 21; map fato M9, 27-017 17 3 1%4J/82;16-07: fæû(e)m, m. sinus; ds. feöme J. 1, 18. falla, stv. cadere; ind. praes. 3 sg. falleó L. o 14, 5; fallet (sic!) L. 11, 17; pl. fallad L. 21, 24; ind. praet. pl. feollun J. 18, 6; imp. pl. falleo L. 23, 30. altnorthumbr. Evangelienüberselzung in d. Rushworthhandschrift. 25 fallet(ig)a, swv. concidere; pprs. falletende M. 5, B. fanuel, npr. m.; gs. fanueles L. 2, 36. fara, stv. ire, transire, exire, abire, vadere, proficisci, egredi, transferre; ind. praes. 1 sg. fero J. 14, 3. 16, 7. 17; 2. sg. fieres J. 11, 8; 3 sg. færeù L. 16, 30; færes M. 16, 7. J. 13, 3; — opt. praes. 2 sg. fære L: 9, 57; pl. fere M. 4, 35. L. 2, 15; imp. sg. fer. J. 7,3; pl. fara Ju. do, 535105110; faras L. 9, 4; — pprs. færende M. 5, 13. 10 174834014835 uno: (24): fear, adv. longe, peregre, M. 12, 34. L., 20, 95 EfeormM e IS SLR 1992-0]. 217.8; fearfoerende wies, peregre profectus est, L. 1513: fearra, adv. a longe, de longe, M. 5, 6. 15, 40. L. 17,)19:.018; 132092 05425149; feorra M. 8, 3. 11, 13. 14, 54. fearriga, swv. discedere; ind. praes. 3 sg. fearras L. 9, 39; ind. praet. 3 sg. feorrade L. 1, 38; pl. feorradun L. 2, 15. fearda, num. ord. quartus; asf. da fearóa M. 6, 48. feferadol, n. febris; ns. D feferadol J. 4, 52. fegre, adv. diluculo, L. 24, 1. feh, n. pecunia, substantia; nas. feh M. 14, 11. 1:.8;.48..9119:015::220195:053 23222; 5; gs. feas L. 15, 12. fehgroefa, m. dispensator; ns. — L. 12, 42. fehta, stv. decertare; inf. — J. 18, 36. felleread, n. purpura; gs. dæs felle reades M. 15, 20; ds. felle reode M. 15, 17. J. 19, 9. — Adjectivisch ist das Wort J. 19, 5: felle-reode wede (asn. purpureum vesti- mentum). feltun, m. sterquilinium; ds. feltune L. 14, 3D: 'feolu, n. multum; nas. feolu M. 6, 34. 8, 31. | 9, 12. 12, 41 etc. (10); feolo L. 12, 48; | swa feolu (—quotquot) M. 3,10; swa feolo swa (quantum) J. 6, 11. 26 feorma(-e), f. coena, pl. nuptiae ; ns. feorma J. 13, 2; gs. feorme L. 14, 17; ds. Üær feor- me J. 13, 4; as. feorme L. 14, 16. 24. J. 12, 2; fearme M. 6, 21; np. feorme J. 2, 1; dp. feormum M. 12, 39. L. 14, 8. J. 232; feorüung, m. quadrans, minutum; ns. — M. 12, 42; ap. feordungas L. 21, 2. feotur, f. compes; dp. feoturvm M. 5, 4; ap. feoturo M. 5, 4. feodorfald, adj. quadruplus: asn. — L. 19, 8. feodorfot(e), adj.; npn. feodorfoto J. 4, 12 (= pecora). feower, num. quattuor, M. 8, 20. 13, 21. J.. |fise, m. piscis; gs. fisces L. 11, 11 (?). 24, 4, 35. 11, 17. 19, 23; — hierher: feower do- gor, adj. quadriduamus; nsm. — J. 11, 39. feowertig, num. quadraginta, J. 2, 20; feo- wertigum L. 4, 2. ferlice, adv. subito, L. 9, 39. ferwettfull, adj. sollicitus; npm. ferwett-fulle 11220; fetels, m. hydria; as. — J. 4, 28. feüer, f. penna; dp. feórum L. 13, 34. fia(ga), swv. odi; ind. praes. 3 sg. fiaü J. MANS MID 381992 SN) ficbeom, m. ficus, ficulmea; nas. fic-beom M. 1113020 21: L. 21:29; gs."ficbéomes L. 13, 6; ds. fic-beome L. 13, 7. J. 1, 48. 50. L. 19, 4 marg.; ficbeom M. 13, 28; gp. fic-beoma M. 11, 13. fictreo, n. ficus; ds. fic-tree J. 1, 48. fif, num. quinque, M. 8, 19. L. 15, 8. J. 5, 2 etc. (14); fife M. 6, 38. L. 1, 24. J. 6, 19 etc. (1). fiftegóa, num. ord. quintus decimus; dsn. (nsm.)? ger Öde fiftegóa L. 3, 1 (anno quinto decimo). fiftene, num. quindecim, J. 11, 18. fiftig, num. quinquaginta, quinquageni, J. 8, 57. 21, 11; fiftigum M. 6, 40 (derh — — per quinquagenos). filippus, npr. m.; ns. — J. 14, 9. finda, stv. invenire; ind. praet. 1 sg. fand L. 13; 1. 15, 93482. fand! M7; 305 «pl: Uno LINDELOE. fundun L. 19, 48; — opt. praes. 2 sg. du finde L. 14, 23. finger, m. digitus; ds. fingre L. 11, 46. J. 8, 6; finger (as.?) L. 11, 20; as. fincer (dinne) J. 20, 27; ap. fingras M. 7, 33. fiond, m. inimicus, adversarius; gs. fiondes L. 10, 19; nap. fiondas M. 12, 36. L. 19, 27. 20, 43 etc. (6); gp. fionda L. 1, 74; dp. fiondum L. 1, 71. fiong, f. odium; ds. fionge J. 15, 25. 17, 14. firme? longius, L. 24, 28. Wahrscheinlich fehlerhafte Schreibung für ,firr*. first, m. spatium; as. firste M. 6, 31. 42; ds. fisce M. 6, 43. L. 11, 11; as. (6o- ne) fisc J. 21, 9. 13; — nap. fiscas M. 6, BEA LIFE NO EE ep AIS CaMAS 7: fiscana J. 21, 8. 11; dp. fiscum L. 9, 16. JG 2110) fiscfell, piscina; ns. — J. 5, 2. Wahrschein- lich missverständliche Übersetzung; es soll wohl ,fiscpol^ heissen; s. u. fisciga, swv. piscari; inf. — J. 21, 3. fiscpol(l), m. piscina; as. done fisc-poll J. DTE flesc, n. caro; gs. flesces J. 1, 13; ds. flæsce 36} flea, stv. fugere; ind. praes. 3 sg. fles J. 10, 13; fleaó (pl.?) J. 10, 12; pl. fleas M. 13, 14. L. 21, 21. J. 10, 5; — ind. praet. 3 sg. fleh J. 6, 15; pl. flugun M. 14, 50. 16, 8; inf. to fleanne L. 21, 36. flegende, pprs. m. volucris; np. flegende M. Z TE ITPROPSDSNSLOASIO: flod, m. diluvium; ns. de flod L. 17, 27. floege, f. navicula; ns. — J. 6, 22. flowa, stv. fluere; ind. praes. pl. flowad J. 1, 38. flowing, f. fluxus; ds. (as.7) flowing L. 8, 48. flownis(se), f. fluxus; ns. dio flownis L. 8, 44. flyht, m. pannus; gs. flyhtes M. 2, 21. Glossar 2. altnorthwmbr. Evangelienübersetzung in d. Rusluvorthhandschrift. 27 foa, stv. comprehendere, recipere, ducere, nu- bere; ind. praes. 3 sg. foes M. 10, 12; foeó M. 10, 15; pl. foas L. 20, 35; inf. to foenne M. 14, 48. foeda, swv. pascere, nutrire, parere; ind. praes. 3 sg. foedeù L. 12, 24; pl. foedaó L. 11, 44; ind. praet. 3 sg. foedde M. 5, 14; imp. sg. foed J. 21, 15. 16; feod (Schreibfehler) J. 21, 17; pprs. foedende M. 5, 11. L. 17, 7; dp. foedendum M. 13, 17. 121,223. foera, swv. ire, abire, exire, egredi, secedere, proficisci; ind. praet. 1 sg. foerde J. 17, 8; 2 sg. foerdes J. 16, 30; 3 sg. foerde M. 3, 7. 6, 1. 7, 24 u. ö. (sehr oft); feorde (sic!) M. 14, 10; pl. foerdun M. 6, 32. 53 ete. (23); foerdon L. 24, 24; feordun (sic!) M. 9, 30; foeordun M. 14, 26; — opt. praet. 3 sg. foerde L. 9, 51. foermest, adj primus; nsm. — M. 9, 35; npm. — L. 13, 30. foerümest, adj. primus; nsm. foerömest M. 10, 44; de foerd-mesta M. 12, 20. 28. 29; nsn. Ost foerd-meste M. 13, 30; npm. foerómest M. 10, 31. L. 13, 30; da foeró- mestu M. 10,31; dp. foerómestum M. 12, 39; apn. da foerömestu M. 12, 39. foeóemon, m. pedester; np. foeóe men M. 6, 33. fola, m. pullus; as. fola M. 11, 2. 4. 5. 7. 1930232333 J^ 12215: fole, n. populus, turba, plebs; mas. folc M. 6, 45. 7, 14 u. s. w.; gs. folces L. 19, 47; folehes M. 5, 35. 6, 53. L. 1, 10 etc. (8); ds. folce M. 14, 2; folche M. 5, 30. 7, 6. 153 LE t bete AT) Esp folca m2; 31. fone, f. ventilabrum; ns. — L. 3, 17. for, praep. propter, M. 2, 27 etc. Oft in Zu- sammenstellungen wie forhwon, fordon usas fora, praep. coram, amte, L. 9, 52. 12, 9| etc.; dazu ,fora ongægn“, praep. contra, 1725197230; foragigyrda, swv. praecingere; pp. npf. fora- gigyrdedo L. 12, 35. forbeoda(-beada), stv. prohibere, praecipere, comminari; ind. praet. 3 sg. forbead M. 7, 36; for-beod M. 8, 30; pl. for-budun M. 9, 38. L. 9, 49; inf. for-beada M. 9, 39. L. 9, 50; pprs. forbeodende M. 8, 33. L. 23:2. (2): forberna, swv. exaestuare; ind. praet. 3 sg. forbernde M. 4, 6. forblawa, stv. flare; ind. praet. 3 sg. for- bleow J. 6, 18. forblindiga, swv. obcaecare; pp. for-blindad M. 6, 52. forbodiga, swv. praedicare; ind. praet. pl. forbodadun M. 6, 12. forbreca, stv. comminuere; ind. praet. 3 sg. forbræc M. 5, 4. forcerra, swv. avertere; pprs. forcerrende L. 23, 14. forcuma, stv. invadere, procedere, expro- brare, reprobare, consternare, vincere, are- scere, exaltare; ind. praes. pl. for-cumas M. 7, 15; ind. praet. 3 sg. forcom M. 16, 14. J. 3, 14; pl. for-comun M. 16, 8; opt. praes. 3 sg. forcyme L. 11, 22; inf. for-cuma M. 8, 31; pp. forcumen L. 17, 25; npf. for- cumne L. 24, 4; dp. for-cumnum L. 21, 26. forcweo0a, stv. increpare, vituperare, ar- guere; ind. praet. 3 sg. forewzeó L. 23, 40; pl. for-cwedun M. 7, 2; pp. npn. forcwe- deno J. 3, 20. fordoa, anv. perdere, afficere; ind. praes. 3 sg. fordoes M. 12, 9; pl. fordoas M. 13, 12: fordrifa, stv. ejicere, expellere, exprobrare, evertere; ind. praet. 3 sg. fordraf M. 11, 15. 16, 14. J. 2, 15; pl. for-driofun J. 9, 34; fordrifen M. 6, 13; — opt. praet. 3 sg. fordrife M. 5, 10; pl. for-drife M. 9, 18. J. 12, 42; — inf. fordrifa M. 3, 23. 11, 15; fordrifan M. 9, 28; pp. npm. for- drifne L. 13, 28; dp. fordrifnum M. 5, 40, 28 Uno LINDELÖF. ore, praep. ante, propter u. s. w. M. 2, 27. 4, 17. 6, 6. u. s. w. (sehr oft); force (ante) L. 9, 16. — fore-ó:m, adv. propterea J. 6, 65. 7, 22. — fore Üære, adv. propterea, J. 9; 23. forebrenga, swv. producere; ind. praes. pl. forebrengaó L. 21, 30. forecuma, stv. praevenire, procedere, (repro- bare L. 20, 17; wahrscheinlich für forco- mun); ind. praes. 3 sg. forecumad L. 11, 20; pl. fore cumaó M. 7, 23; ind. praet. pl. forecomun L. 4, 22. 20, 17. forefalla, stv. procidere; ind. praet. 3 sg. fore-feoll M. 14, 35. forefoera, swv. antecedere; ind. praet. 3 sg. fore-foerde L. 22, 47. foregedd, n. proverbiwm; dp. fore-geddum 8109820 foregeorwiga, swv. praeparare, parare; ind. praes. 1 sg. fore georwigo J. 14, 3; ind. praet. 3 sg. fore-georwade L. 12, 47; pl. fore georwadun L. 9, 52 (opt.?). foregeorwung, f. parasceue; gs. (?) (dæg) fore-georwunge L. 23, 54. foregigeorwiga, swv.; pp. apm. hlafas fore- gigeorwadz (panes propositionis) M. 2, 26. foregigonga, stv. praeterire; pp. fore-giead M. 6, 35. foregihata, stv. promittere; ind. praet. pl. fore gihehtun M. 14, 11. foregonga, stv. praecedere, praeire; ind. praes. 3 sg. fore-gæù L. 1, 17; ind. praet. pl fore-eadun L. 18, 39; opt. praet. pl. fore-eode M. 6, 45. foreiorna, stv. procurrere, praecurrere; ind. praet. 3 sg. fore arn M. 10, 17. J. 20, 4. forelatow, m. praecessor; ns. — L. 22, 26. foreondeta, swv. profiteri; pprs. fore-onde- tende L. 2, 3. Dunkel ist L. 2, 5: bte fore-ondette werun (ut profiterentur). foretacun, n. signum; ap. fore-tacun J. 6, 26. foreóon, propterea, J. 8, 41. 12, 9. 27, 39. forfalla, stv. procidere; ind. praet. 3 sg. for-feol M. 7, 25. forgefnisse, f. remissio; as. — M. 3, 29. L. nt er 86. 2 YS. (QU forgelda, stv. reddere; ind. praes. 1 sg. for- geldo L. 19, 8; opt. praes. 2 sg. forgelde L. 12, 59. forgeofa, stv. dimittere, permittere, remittere; ind. praes. 1 sg. forgefo M. 15, 9; ic forgefe (dimittam = fut.) (opt.?) L. 23, 16; 2 sg. forgefes L. 2, 29; 3 sg. for-gefes M. 11, 26; for-gefeó M. 11,25; pl. for-geofas L. 11, 4; — ind. praet. 3 sg. for-gzef M. 10, 4. 15, 15. L. 23, 25; imp. sg. forgef L. 9, 59. 11, 4. 17, 3. 4. 23, 18. 34; pl. forgeofas M. 11, 2b und wohl auch M. 7, 12; — inf. forgeofa M. 11, 26; to forgeofunne L. 23, 17; pp. forgefen M. 3, 28. 4, 12. L. 10, 19 (=re- missius) 12, 10 (3); comp. forgefenra (bió — remissius erit) L. 10, 14. forgeorwiga, swv. dimittere, M. 15, 6 ist nur nachlässige Übers; Ldf. hat das rich- tige „for-geafa“. forgeota, stv. oblivisci; pp. forgeten is (— deest) M. 10, 21; npm. ,forgetne werun“ ist sklavische Nachahmung von ,obliti sunt" M. 8, 14. — for-getun (cognovimus) J. 8, 59 ist fehlerhafte Übersetzung; Ldf. hat das richtige ,ongeton“. forgyrda, swv. praecingere; imp. sg. for-gyrd 16a Alte, Sy: forht, adj. timidus; npm. forhte M. 4, 40. forhtiga, swv. pavere, expavescere, tremere; ind. praet. 3 sg. forhtade M. 5, 33; inf. forhtiga M. 14, 33. 16, 6. forhwon, adv. quare, cur, M. 7, 5. 9, 28. L. 19, 23. J. 7, 45 etc. (19); forwhon L. Wie di dip eJ forhycga, swv. omittere, accusare; ind. praes. 3 sg. forhogaó J. 5, 45; inf. to forhyc- canne L. 11, 42; pprs. for-hyccende J. 5, 4D. forleasa(-leosa), stv. perdere, pass. perire; ind. praes. 3 sg. for-leased L. 15, 4; ind, ks. - Glossar 2. altnorthumbr. praet. 1 sg. for-leos L. 15, 9; pp. forloren | 121518: | forleger, n. fornicatio; ds. for-legere J. 8, 4]. forleta, stv. dimittere, emittere, sinere, re- linquere, derelinquere, admittere ; ind. praes. 1 sg. forleto M. 8, 3. 15, 9. J. 14, 18. 27. 16, 28; ic forleta L. 23, 22; 2 sg. forletes L. 2, 29; forletas J. 19, 12; 3 sg. forle- teó M. 10, 12. L. 15, 4. 18, 29. J. 10, 4; forletes M. 10, 11. 29. 12, 19; for-letaó M. TOSS AT EIQUE M Torletas MNT pL: forletas L. 19, 44. 22, 68. J. 11, 48. 16, 32; — ind, praet. 3 sg. forleort M. 8, 9. 13. L. 1, 53 etc. (13); for-leorte M. 5, 19; pl. forleortun M. 4, 36. 12, 22. 14, 50 etc. (10); — opt. praes. 1 sg. ic forlete J. 18, 39; opt. praet. 3 sg. forleorte M. 6, 45. 15, 11; — imp. sg. forlet M. 6, 36. L. 13, 8; forlett L. 9, 12. 60. J. 12, 7; pl. for- letas M. 10, 14 (= prohibueritis). 11, 25. 14, 6. J. 18, 8; for-letaó L. 22, 51; — inf. for-leta M. 10, 2. L. 4, 18. J. 19, 12; forlete L. 23, 20; to forletanne J. 19, 10; pp. forleten M. 3, 28. 10, 4. 13, 2 u. s. w. (9). Nicht ganz klar ist ,du forl[e]te* (dereliquisti) M. 15, 34; es soll wohl ,for- leorte“ heissen. forletnis(se), f. 21, 20. forlonge, adv. olim, quondam, L. 10, 13 23, 19. forma, sw. adj. primus; nsm. — M. 14, 12. 151975163 20029902 M0 ms 9142172; 2; dsm. — M. 16, 9; dsf. — L. 14, 8. nap. — L. 11, 43. 14, 7. 20, 46 (2) J. 19, 32. for nede (sic!), de deorsum, J. 8, 23. Ein Schreibfehler liegt hier sicher vor. Ldf. schreibt „from neadan“. — Bouterweks Deutung dieser Stelle (for nede — for- hnegd) kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. fornioma, stv. comprehendere, consumere, deprehendere; ind. praet. pl. fornomon J. desolatio; ms. forletnis L. Zvangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 29 1, 5; opt. praes. 3 sg. for-nime L. 9, 54; pp. for-numen J. 8, 4. foron ongægn (sic!), adv. ex adverso, M. 15, 39; wahrscheinlich Schreibfehler für fore ongægn (so Ldf.). forscending, f. confusio; ds. 172215025: forsella, swv. erogare; ind. praet. 3 sg. for- salde L. 8, 43. forstemma, swv. prohibere; ind. praet. pl. for-stemdon L. 11, 52. forstonda, stv. prodesse, proficere; ind. praes. 3 sg. forstondes M. 8, 36. J. 6, 63; for- stondeù L. 9, 25; pl. for-stonde we J. 12, 19 (proficimus); ind. praet. 3 sg. forstod IO forstylta, swv. obstupescere; ind. praet. pl. for-styltun M. 5, 42. 10, 24. 16, 5. forswelga, stv. devorare; ind. praes. forswelgaö L. 20, 47. fortina, ap. portenta, M. 18, 22. Ldf. fer- tino. fortreda, stv. comprimere; ind. (opt.?) praet. pl. for-tredun M. 3, 9. fortrymma, swv. protestari; ind. praet. 3 sg. fortrymede J. 13, 21. foró, adv.; doa foró (— adfer) J. 90, 97. foróstt pte, übersetzt das lat. propter quod J. 10, 32; der Glossator hat den lat. Text missverstanden. fordbrenga, swv. producere; ind. praet. 3 sg. forü-brohte M. 4, 29. foröcuma, stv. procedere; ind. praes. pl. foró-cymeó J. 5, 29. fordenca, swv. praemeditari; opt. pvaes. pl. for-dence L. 21, 14. forögonga, stv. praegredi; inf. — M. 2, 23. foróhald, adj. inclinatus; nsf. — L. 13, 11. forüina (?), evanescere; ind. praes. 3 sg. for- dined L. 14, 34; wahrscheinlich fehlerhafte Schreibung für das in Ldf. gebrauchte ,forduineó^ vom stv. fordwina. fordon, cj. enim, quia, itaque etc., M. 2, 17. 21. 28 u. s. w. (sehr häufig); foróo M. forscendinge pl. 30 12, 6. L. 11, 47. — Hierher: fordon lytel, cj. quominus, J. 14, 2. — fordon daa (prop- terea) J. 12, 18. fordor, adv. amplius, plus, pluris, ultra, M. 6, 51. 7, 36. 15, 9. L. 12, 24. u. s. w. (häufig); fordur M. 5, 35. — fordor dagett, adv. adhuc, L. 14, 22. 26. forörycca, swv. opprimere; inf. — L. 11, 53. forweorpa, stv. ejicere, rejicere, projicere ; ind. praet. 3 sg. forwarp M. 14, 52; opt. praet. 3 sg. forwurpe M. 7, 26; pp. forworpen M. 9, 38. — Dunkel ist forworpe M. 10, 50; wahrscheinlich liegt hier ein Schreibfehler VOT. forwest, m. primus; dp. forwestum M. 6, 21. forwri(g)a, stv. obscurare; pp. for-wrigen L. 23, 45. fostreü, m. manna; as. done fostreó J. 6, 49. : fot, m. pes; as. fott L. 4, 11; nap. foet M. ORE» AED 19E 24332 5101002 AA STI: 12. 14; foett M. 9, 45. L, 24, 40. J. 12, 912) 13016 840 914: op foraine?) 36. L. 20, 43; foeta L. 9, 5; dp. fotum M#6, 1127, 250510 39hetc; fotscomul, m. scabellum; as. foot-scomul M. 12, 36. fox, m. vulpes; ds. foxe L. 13, 32; np. foxes 1.9558. fregna, stv. interrogare; ind. praes. 1 sg. fregno L. 22, 68. 23, 14; 2 sg. fregnestu | J. 18, 21;— ind. praet. pl. frugnun M. 12, 18. L. 3, 14. 22, 64; frugnon J. 8, 7; inf. fregna L. 20, 3; to fregnanne L. 9, 45; pprs. fregnende L. 2, 46. fremde, adj. aliemus; gp. dara fremóra J.. 10115: fremüiga, swv. anathematizare; inf. — M. 14,. 71. freond (friond), «micus, cognatus; nas. freond Dsslioe51(2):46:8:39J Jii o ILIO? 125 rond T;99145 58105 712::0J 519) 129 708 freondes L. 11, 8; nap. freonde (cognatos) Uno LINDELÖE. L. 2, 44; freondas J. 15, 14; friondas L. 12, 4. 23, 12. J. 15, 15; dp. freondum J. 15, 13; friondum L. 15, 6; frio[n]dom L. 215906: freondleos, adj. orphanus; leose J. 14, 18. freta, stv. comedere, devorare; ind. praes. pl. freotas M. 12, 40; ind. praet. pl. fretun M. 4, 4. frio, adj. ber; npm. frio J. 8, 36. froefra, swv. consolari; ind. praet. pl. freo- fradun (sic! für froefradun) J. 11, 31. frofor, f. consolatio; as. frofre L. 2, 25. from, praep. a, ab, de, ex, M. 2, 20. 21 u. à. from-cumen, reprobari, L. 9, 22 ist Schreib- fehler; Ldf. giebt das richtige ,forcumma“. from-doe, unklar, deliramentum, L. 24, lis fromflea, stv. profugere; ind. praet. 3 sg. from-fleh M. 14, 52. fromfoera, swv. abire, exire; ind. praet. pl. from-foerdun J. 6, 66. 8, 9. fromgibega, swv. declimare; ind. praet. 3 sg. from-gibegde J. 5, 13. fromgonga, anv. abire, exire; ind. (opt.?) praet. 3 sg. from-eode J. 13, 31; inf. from- gonga J. 6, 67. fromnioma, stv. auferre; ind. praes. 3 sg. from-nimeó M. 2, 21. fromslitnisse, f. desolatio; gs. — M. 13, 14. fruma, m. initium, principium; ns. — M. 13,8. J. 8,255 ds, — M. 7199910 pe J. 1, 1. 2 etc. (10); as. fruma J. 2, 11. frumcenned, adj. (pp.), primogenitus; asm. (sunu) frum-cennedne L. 2, 7. frumsetnung, f. constitutio; as. frum-set- nunge J. 17, 24. fugol, m. avis; ns. — L. 13, 34; np. fuglas M. 4, 32. full, adj plenus; nsm. full L. 2, 40. 4, 1; nsf. full L. 1, 28; nsn. full L. 11, 39. J. 1, 14. 16, 24; asm. fulne M. 14, 13. L. 22, 10; asf. fulle J. 19, 29; asn. full M. 4, 28. J. 21, 11; ful M. 14, 3; apm. fulle M. apm. freond- Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 31 6, 43. 8, 19; apf. fulle M. 8, 8. — Dun- kel ist das erste ,fulle* J. 19, 29. fullesta, swv. adjuvare; opt. praes. 3 sg. ful-| leste L. 10, 40. | fultum(ig)a, swv. (=adjuvare); ind. praes. pl. | fultumad J. 21, 3. fulwiga, swv. baptizare; ind. praes. 1 sg. fulwo J. 1, 26; 9 se. fulwastu J. 1, 25; 3 sg. ful-waó J. 4, 1; ind. praet. 1 sg. ful- wade M. 10, 38; 3 sg. fulwade J. 3, 26. 4, 2; inf. to fulwanne J. 1, 33; pprs. ful- | wende J. 1, 28. 3, 23. fulwiht, n. baptisma, baptismwm; nas. ful- wiht M 103830 015: 930: 7T. 81-9112, 50. 20, 4; ap. fulwiht M. 7, 4. 8. fulwihtere, m. baptista; ns. — M. 6, 14. 8, 28; gs. fulwihteres M. 6, 24. 25; ds. ful-| wihtere L. 9, 19. fylga, swv. sequi, quaerere; ind. praes. 1 sg. fylgo L. 9, 57; fylge L. 9, 61 (opt.?); 2 sg. fylges J. 21, 22; 3 sg. fylgeó L. 9, 49. J. 8, 12; fylges M. 9, 38; fyllgeó L. 9, 23; pl. fylgaó J. 10, 4. 5; fylgas J. 8, 21; fylgeó J. 10, 27. — ind. praet. 3 sg. fylede 22, 54; pl. fyligdun M. 6, 1. 11, 9. 15, 41 etc. (9); opt. praes. 3 sg. fylge M. 8, 34; imp. sg. fylig M. 10, 21. L. 9, 59. 18, 22. J. 1, 43; folga (sequere) L. 9, 59; pl. fylgaó M. 14, 13. L. 22, 10; — inf. fylga M. 8, 34; fylge M. 5, 37; to fyleanne M. 5, 37; pprs. fylgende M. 14, 54. L. 2, 44 etc. (15); dsm. Ówm fylgende L. 13, 33; dp. fylgendum M. 16, 90. fylla, swv. hawrire; inf. to fyllanue J. 4, 15. | fyllnisse, f. plenitudo, supplementum; ds. — J. 1, 16; as. fylnisse M. 2, 21. fyr, n. ignis; nas. fyr M. 9, 44. 46. L. 12, 49 etc. (8); fyrr L. 9, 54; gs. fyres M. 9, 48. 45. 47; ds. fyre M. 9, 29. 49. 14, 54. 1123,16. 17. fyrhta, swv. conterrere; pp. npm. fyrhtede 11.24, 31. fyrhtnisse, f. terror; np. — L. 21, 11. fyrhto, f. pavor, timor, metus; ns. — M. 16, 8; ds. — M. 4, 41. 9, 6; as. — J. 1, 18. fyst, f. alapa, colaphus; dp. fystum M. 14, L. 18, 43; fyligde M. 10, 52. L. 20, 30. 65 (2). C. gaa, s. gonga. gæfel, n. tributum, hostia; as. — M. 12, 14. L. 2, 24; ap. gæfel L. 23, 2. gæfelnisse, f. ruina, (Ldf. gefælnise); as. — L. 2, 34. — Fehlerhafte Schreibung für „gifaelnisse“. geet(t), n. poría; as. gett L. 13, 24. galilea, npr.; gs. galiles M. 6,21; galiles M. 7, 31; ds. galilea M. 3, 7. L. 13, 1. J. 7, 52 etc. (8); galilæ M. 15, 41; as. galileam M. 14, 28. L. 23, 6. J. 4, 8 etc. (6); ga- lileæ M. 9, 30. Ein dp. (von dem Vól-| kernamen lat. galilaeus?) ist wohl „gali- leum“ L. 23, 5. galilesc, adj. galilaeus; nsm. — M. 14, 70. L. 22, 59. 28, 6. J. 7, 52; Ges galilesco L. 15, 2; npm. galilesce J. 4, 45; dp. ga- lilescum L. 13, 2. gast, m. spiritus; nas. gast M. 3, 30. 9, 17 u. s. w. (sehr oft) Schreibfehler: gas M. 19, 11; an derselben Stelle schreibt Ldf. gaas, — gs. gastes M. 3, 29 (?) L. 4, 14; ds. gaste M. 5, 2. 9, 25. 12, 36 etc.; nap. gastas M. 5, 12. 13. L. 11, 26; gp. 32 gasta M. 6, V; auch wohl M. 3, 11, wo zwar der Zusammenhang den np. erfordern würde, das Attribut ,unclenra^ aber zeigt, dass der Glossator irrtümlicherweise ei- nen gp. geschrieben hat. gazophilacium, lateinisches Wort, M. 12, 41. 43. A 213 1. ge- als Vorsilbe s. u. gi-. ge, adv. jam, etiam, M. 8, 2. 11, 11. J. 7, 14. .14,-19: 19, 28: 33 pee J. 14, 30.16, TGS AIO SOMME NADINE ge (gee, gie), pron. 2 pl, s. u. du. gedd, n. proverbium; as. — J. 10, 6; dp. geddum J. 16, 25. geddung, f. parabola, similitudo; as. ged- dunge L. 15, 3. 18, 9 (eigentümlich dass an diesen beiden Stellen das Attribut zstam durch die Form ,dios“ wiedergegeben wird). L. 19, 11. 20, 9; geddunga (das — = hanc similitudinem) L. 13, 6 (ap.?). gelda, stv. reddere; imp. pl. geldas M. 12, 17. gema, swv. curare; ind. praes. 2 sg. ge- mesttu M. 12, 14; imp. pl. gemaù L. 10, 9. Als inf. von diesem Verbum fasse ich eben- falls am liebsten ,gema" (solliciti esse) L. 12, 11 auf. Cooks Erklärung (unter ,gém- nise“) kommt mir kaum wahrscheinlich vor. gemnisse, f. cura; ns. — L. 9, 11 (as.?). 10, 40; gs. — (= curandi) M. 3, 15; ds. — L. 21, 34 (trotz des lat. curis). genesareth, npr.; gs. genesares M. 6, 53. geofa, stv. dimittere, praestare; opt. praes. 1 sg. gefe J. 18, 39 (2); 3 sg. gefe J. 52527 geofo (gefe), f. gratia, donum, corban; ns. geofo J. 1, 17; gefe M. 7, 11. L. 2, 40; gs. gefe J. 1, 14; ds. geofo J. 1, 16; as. geofo J. 1, 16; dp. geofum L. 21, 5. geona, adv. adhuc, M. 5, 35. L. 8, 49. J. 4, 35. 11, 30. Oft in der Zusammenstel- lung „oa geona*. geongunne (= caperent) L. 20, 20 ist wohl sicher ein Schreibfehler. Ldf. hat nomo*. OP- „5° Uno LINDELÔF. georne, adv. diligenter, L. 1, 3. 15, 8. J. 20, 11. geornfull, adj. austerus, sollicitus; nsm. — L. 19, 22; nsf. geornful L. 10 41; npm. geornfulle L. 12, 22. geornlice, adv. „sel geornlice* = da operam. lis 12 ER): georo, adj. paratus, promptus; nsm. georo M. 14, 38; gearo L. 22, 33; nsf. georo J. [ONG georwiga, swv. parare; (du georwades = petisses J. 4, 10 ist wohl fehlerhafte Schrei- bung für giowades); ind. praet. 2 sg. geor- wades L. 12, 20; pl. georwadun M. 14, 16. L. 22, 13; georwadon L. 24, 1; opt. praes. pl. georwige M. 14, 12; georwiga L. 22, 9; imp. sg. gearwa L. 17, 8; pl. georwi- gas M. 14, 15. L. 3, 4; georwigaü L. 22, 8; inf. georwige L. 1, 76. georwung, f. parasceue; ns. — J. 19, 14. georwung-deeg, m. parasceue; nas. — J. 19, 31. 42. ger, n. (m.?), annus; nas. ger L. 3, 1 (= ger Qe fiftegda, anno quinto decimo). L. 13, 8;.— gs. geres J. 11, 49. 51. 18, 13; dunkel ist ,geres^ L. 13, 11. — np. ger L. 13, 7; dp. gerum L. 4, 25. 12, 19. Unklar ist ,geras^ L. 4, 19. 18, 16. An der ersten Stelle entspricht es der lat. Form annum, Ldf. hat „ger“; an der zweiten Stelle hat der lat. Text anmis, Ldf. gérum; es lässt sich nicht verläugnen, dass „geras“ am leich- testen als ap. aufgefasst werden könnte, was allerdings auf masc. Geschlecht des Wortes in R? führen würde. gerassenor(um), lat. g. pl. M. 5, 1. gerd, f. virga, arundo, hysopus; ds. gerde J. 19, 29; as. gerde M. 6, 8. L. 9, 3; dp. gerdum M. 15, 19. gere, cj. autem. J. 21, 12. gerla(-0), m. tributum; as. Öone gerlo L. 20, 22. gers, n. herba, foenum; nas. gers M. 4, 28. L. 12, 28. J. 6, 10. Vel. gras, gres. @lossar 2. altmorthumbr. Evangelienüberselzung in d. Rushworthhandschrift. gest-ern, n. diversorium; ns. — L. 22, 11. gest-hus, n. diversorium; ds. gest-huse L.| DT gestor dæge, adv. heri, J. 4, 52. gett, adv. adhuc, M. 11, 2. 14, 63. L. 24, 6. J. 12, 35 u. s. w.; get L. 24, 44. giasciga, swv. ?nterrogare; ind. praet. 3 s giascade M. 14, 60. gibasniga, swv. exspectare; ind. praet. 3 sg. gibasnade L. 23, 51. gibecniga, swv. indicare, innuere, signifi- care; ind. praet. 3 sg. gibecnade L. 8, 47. J. 21, 19; gebecnede J. 13, 24; pl. gi- becnadun L. 1, 62. Dunkel ist gibecna J. 18, 32 (Ldf. hat becnade). gibed, n. oratio, petitio, deprecatio, obsecra- tio; nas. gibed L. 20, 47. 23, 24; gs. bedes M. 11, 17. 12, 40. L. 19, 46; gibede L. 22, 45; dp. gibeodum M. 9, L. 1, 13; gibeadum L. 2, 37. gibega, swv. declinare, reclinare, inclinare, flectere, humiliare, procumbere, coarctare, caedere; ind. praet. 3 sg. gibegde L. 24, 12; pl. gibegdun M. 11, 8; — opt. praes. 3 sg. gibege L. 9, 58; inf. gibega L. 9, 12;| pp. gibeged M. 10, 17. L. 3,5. 12, 50. 13, 11. 18, 14; dsn. gibegdum J. 19, 30. gibend, n. vinculum; ns. — M. 7, 35. gibeoda, stv. praedicare; pp. giboden M. 14, 9: gibeora (-beara), stv. portare; ind. praet. 3 sg. giber L. 11, 27; inf. gibeara L. 10, 4. 11, 46; gibeora J. 16, 12. gibeorscip, m. convivium; ds. gibeorscipe | L. 20, 46; as. gibear-scip L. 14, 13. giberga, s. gibirga. giberhtniga, swv. clarificare; ind. praet. 3 sg. gi-bertnade J. 15, 32 (2); pp. giberhtnad 51582 17,.,102 2175197 gibertnad JA 13; 31. 32; gibrehtnad J. 13, 31. giberhtnisse, J. 16, 14, übersetzt das lat. „elarificabit“. | giberiga, swv. vexare, elidere; pp. gibered M 519 9520: S De TI gl ds. o! > 29. | 29 7] | giberna, swv. accendere, comburere; ind. praes. 3 sg. giberneó L. 3, 17. 11, 33. I gibida, stv. sustinere; ind. praes. pl. ge-bid- das M. 8, 2. gibidda, stv. orare, rogare, petere, deprecari, postulare; ind. praes. 3 sg. gibideù L. 14, 32; pl. gibiddas L. 11, 2. J. 14, 13. 16, 23; gebiddas M. 11, 24; — ind. praet. 1 sg. gi- bæd L. 22, 32; 3 sg. gibæd M. 10, 17. L. 18, 11. 22; 41 etc. (10); eibed D. 8, 41; pl. gibedun M. 6, 56. 7, 26. 32. J. 4, 40. 19, 31; wohl auch ,ge-beodon* (postulan- tes) L. 23, 29, wo wahrscheinlich ein Schreibfehler vorliegt; — opt. praes. 1 sg. vibidde M. 14, 52; 3 sg. gibidde Joh. Schluss- note; pl gibidde L. 11, 1; opt. praet. 5 sg. gibede L. 9, 28; pl. gebedun L. 18, 10; imp. pl. gibiddas M. 13, 18. 33. 14, 38. L. 22, 32; gibiddaó L. 22, 40. 46; inf. gi- bidda M. 5, 18. 6, 46; gebidda L. 18, 1; to gibiddanne M. 11, 25; pprs. gibiddende BU Tl PI X gibinda, stv. ligare, alligare, vincire; iud. praet. 3 sg. giband M. 6, 17. L. 13, 16; gibinde (= finxit) L. 24, 28; Ldf. hat ganz dieselbe Form! — pl. gibundun M. 15, 1; gi-bundon J. 18, 12; — opt. praes. 3 sg. gi- binde M. 3, 27. L. 11, 22; — inf. gibinda M.5,3; pp. gibunden M. 5, 4. 15, 7. J. 11, 44: asm. gibundenne M. 11, 2. 4. L. 19, 30. J. 18, 24; dp. gibundennum M. 15, 6; nicht recht klar ist gibundenne, gatus, J. 11, 44; vielleicht apm.? gibirga, swv. gustare; ind. praes. 3 sg. gi- birgeó L. 14, 24; pl. gi-birged M. 9, 1: gi-bergad L. 9, 27. gibismeriga, swv. illudere; pp. gibismerad 1018732: giblawa, stv. exspuere; ind. praet. 3 sg. gi- bleow M. 7, 33. gibletsiga, swv. benedicere; ind. praet. 5 sg. gibletsade M. 6, 41. L. 1, 64 etc. (6); pp. gibletsad M. 11, 9. 10. L. 1, 28 etc. (9); osm. Óss gibletsade (benedicti) M. 14, 61. 5 | Uxo giblinna, stv. cessare; ind. praet. 3 sg. gi- blan M. 6, 51; giblann L. 11, 1. gibodiga, swv. evangelizare; opt. praes. 1 sg. gibodige L. 1, 19. Cook fasst die ent- sprechende Form in Ldf. als inf. auf, was mir aber dem Zusammenhange nach un- wahrscheinlich vorkommt. giboeta, swv. emendare, vestituere, accen- dere; pp. giboeted L. 22, 55; gibæted M. 3, 5; geboetaó L. 23, 16. gibraeda, swv. (=sternere); pp. gibræded J. 1913: gibreca, stv. frangere, confringere, intin- gere; ind. praet. 3 sg. gibrec M. 8, 6; gebrec J. 13, 26; pl. gibrecun J. 19, 32; gibrecon J. 19, 33; opt. praet. 3 sg. gibrece J. 19, 31; pp. gibroecen M. 14, 3; apm. da gibrocono L. 4, 18. gibreda, swv.; pp. gsm. — (piscis) assi L. 24, 42. gibregda, stv. educere; ind. praet. 3 sg. gi- breed J. 18, 10. gibrenga, swv. ferre, afferre, auferre, of- ferre, deservire, addwcere; ind. praet. 3 sg. gibrohte J. 19, 13; pl. gibrohtun M. 3, 9 (fisces) gibreddes (opt.?). 9, 20. 12, 16. L. 24, 42; opt. praes. | 2; imp. pl. gibrengaó | 3 sg. gibrenge A Il 27 J. 9, 16. 15, 16; inf. gibrenge J. 15, 4. gibrengnisse, f. victus; as. — M. 12, 44. gibrodor, fratres; ap. — L. 16, 28. gibruca, stv. manducare, fungi; 3 sg. gibrucced J. 6, 50. 54; gibruches J. 6, 51; — ind. praet. 3 sg. gibrec M. 2, 26. L. zm 43. J. 18, 28 (?); pl. gibrecun J. 6, 49. 8; gibrecon J. 6, 31; opt. praes. 2 sg. gi- se M. 14, 12; pl. gi-brucce J. 6, 53; gibruche J. 6, 5; opt. praet. 3 sg. EU. ib il 8 gibuga, stv. inclinare; ind. praet. 3 sg. gi- Dec (85. (Gb. 230) al gibya, swv. habitare; ind. praet. 3 sg. gi- byede J. 1, 14; pl. gibyedun L. 11, 26. gibycga, swv. emere, vendere; opt. praes. : gibyege IL. 22, 36; Ad, so sg. ind. praes. | pl. gibycce L. 9, 13. | LINDELÖF. gibyrelic, adj.; gibyrelic bid = coutuntur J. 4, 9 gibyriga, swv. pertinere, contingere; ind. praes. 3 sg. gibyreó M. 4, 38. L. 15, 12. IE 10, JI 302 (5. giceapiga, swv. megotiari; 19219: gicega, swv. vocare, clamare, dicere, conci- tare; ind. praes. 3 sg. gicegeó L. 2, 23. 14, 9 etc. (3); giceges J. 11, 28; gicegad J. 2, 9; giceeó L. 20, 44; pl. gi-cegas J. 13, 13; — ind. praet. 3 sg. gicegde M. 3, 23. J. 12, 17 etc. (5); pl. gicegdun (1); giceig- dun M. 15, 14; gicedun M. 15, 11; — opt. praet. 3 sg. gicegde J. 1, 48; imp. ceg L. 1, 13. 31. 14, 13; — inf. gicegan L. 1, 62. 14, 12; pp. giceged M. 11, 17. L. 1, 32. 36 etc. (15); giceed J. 20, 24; npm. gicegde L. 14, 24. 22, 25. Nachlässige Schreibung liegt vor in ,giceg^ (vocavit) M. 9, 35 und ,giceg bid" (vocabitur) L. 1, 35. Ldf. hat die richtigen Formen. pp. geceapad L. sg. gi- gicenna, swv. concipere, nasci; ind. praet. 3 sg. gicende L. 1, 24; pp. gicenned J. 1, 18. giceorfa, stv. succidere, decollare; ind. praet. 3 sg. giceorf M. 6, 27; imp. sg. giceorf 1.1339: |giceosa, stv. eligere; ind. praet. 1 sg. giceos J. 6, 10; geceos J. 13, 18. 15, 19; ge-ceas J. 15, 16; 3 sg. giceos M. 13, 90. L. 10, 42; pl. ge-curon J. 15, 16; pp. gicoren L. 9, 62 (— aptus). 10, 42 (— optimam). 23, 35; de gicorna (messias) J. 4, 25; gicorne (optime) L. 1, 3; gicorone (christum) L. 2, 26; gp. dara gicorenra L. 18, 7; dp. öem eicornum M. 13, 20; apm. da gicornu M. 13, 22. 27. Fehlerhafte Schreibung ist ,gi- feasan“ (eligerent) L. 14, 7 (Ldf. hat ,ge- ceason“). — giceas (vocat) L. 15, 9 entspricht in Ldf. der Form geceigad. gicerra, swv. convertere, reverti, vertere, diver- lere, regredi, commovere; ind. praes. 3 sg. gicerrad L. 1, 16; gecerraó L. 23, 5; gicer- Glossar 2. altnorthumbr. Evangelientübersetzung in d. Rushworthhandschrift. ras L. 12, 36; ind. praet. 3 sg. gicerde M.| 8, 33. L. 17, 7. J. 21, 20; ge-cerde L. 19, | 7; pl. gicerdun L. 2, 39; — opt. praes. 3 sg. gicerre L. 1, 17; pp. gicerred M. 4, 12. 1210,42 227 325. 927,53. 16,20; "oi cerred (sic!) M. 3, 21; npm. gicerde L. 2, 45; gicerredo J. 12, 40. giclænsiga, swv. mundare; ind. praes. pl. giclensas L. 11, 39; pp. giclensad L. 4, 21135095: 10 152 J2 15, 5; npm.eiclen- sade L. 17, 14. 17. — giclænsad (vestitum) M. 5, 15 entspricht in Ldf. der Form „gecla- ded“. gicliopiga, swv. clamare, exclamare; ind. praet. 3 sg. gicliopade M. 9, 24. 15, 34. 1.9738. gecnytta, swv.; pp. honda geenyted (manus institis) J. 11, 44. gecomp, m. agonia; ds. (as.?) in geco[m ]p (im agonia) L. 22, 44. gicostiga, swv. temptare, salire?; ind. praes. pl. gi-costigas M. 12, 15; opt. praet. 3 sg. gicostade J. 6, 6; pp. gicostad M. 9, 49. L. 4, 2; — Schreibfehler: giscostad M. 9, 49. gicuma, stv. venire (etc.); ind. praes. 3 sg. gicymes J. 7, 27; ind. praet. 3 sg. gicom M. 6, 21. L. 22, 45. J. 1, 30; pl. gi-comun L. 18, 3;* gicomon L. 8, 51. J. 3, 26. 4, 30 etc. (4); opt. praet. 3 sg. gi-come L. 19, DJ 4 45 #4 ink eicuma J. 13, 99: gicunniga, swv. probare, cognoscere; ind. praes. pl. gi-cunigas L. 12, 56; opt. praes. pl. (?) gicunniga M. 4, 15; inf. gicunniga M4%13. 112,56: gicwella, stv. perdere; inf. gicwellan M. 11, 18. gicweoda, stv. dicere, ajo; ind. praes. 3 sg. ge-cweodas J. 2, 5; ge-cweodaó (7) L. 21, 20; pl. gicweodas M. 14, 71; — ind. praet. 3 sg. gicweó M. 9, 24. J. 2, 21. 22 etc. (10); pl. gicwedun M. 16, 8; — opt. praet, 3 sg. gicwede J. 18, 22; pl. gicwede M. 8, 30. L, 8, 56; — pp. gicweden M. 5, 36, 30 L. 1, 45 etc. (10); apn. gicwedeno L. 19, 28. gicwiciga, swv. vivificare; ind. praes. 3 s 'eicwicaü J. 5, 21. gicwoeme, adj. placitus; npn. gicwoeme J. 8, 2% o o gicyssa, swv. osculari; opt. praet. 3 sg. gi- cyste L. 22, 47. gicyda, swv. testari; ind. praes. 3 sg. gi-Cy- 0eù L: 16, 28. gicyünisse, f. testimonium; ns. gicy0nisse M. 14, 59; as. gicyónisse M. 14, 57; np. gi- cydnisse M. 14, 56. gideefendlic, adj.; waes — = oportebat J. 4, 4. gideefn(ig)a, swv. oportere, debere: ind. praes. 3 sg. gidzefgaó L. 24, 7. J. 9, 4. 19, 7 etc. (9); pp. gidzfnad J. 13, 14; gidæfned L. 19, 5; eidofnaó (is) J. 4, 20; hierher wohl auch das falsch geschriebene ,gidæfne is" (oportet, fär gidæfned) L. 21, 9. gideela, swv. dividere, partiri, discumbere ; ind. praet. gi-dældun M. 6, 40; opt. praes. 3 sg. gi-dæle L. 12, 13; pp. npm. gidælde J. 19, 24. gideerst(ig)a, swv. fermentare; pp. gidærstad L. 13, 21. gidegla, swv. abscondere; pp. gidegled M. 4, 225.12 190,,2718734. 19,242: gideda, swv. interficere, pass. mori; pp. gi- deded M. 7, 10. L. 23, 32. gidoa, anv. facere, gerere, agere, fingere, efficere; ind. praes. 3 sg. gidoeó M. 8, 39. L. 17, 19; gidoes M. 10, 52; gidoaó L. 9, 24; ge-doad L. 13, 9; — pl. gidoaó L. 3, 12. 13; gidoas M. 7, 9. 13. J. 16, 2; ind. praet. 3 sg. gidyde M. 6, 20. 15, 8 etc. (5); — opt. praes. 1 sg. gidoe M. 10, 51; 3 sg. gi- doe M. 8, 36; imp. sg. gidoa L. 23, 39; inf. gidoa M. 3, 4. 8, 35. 9, 3: gidoe M. 1,12 (wenn nicht als opt. praes. 3 sg. auf- zufassen); pp. gidoen M. 6, 2. L. 23, 15. 24, 8b. gidoema, swv. judicare; ind. praes. 3 sg. gi-dbemeó J, 3, 18. 12, 48; pl. gi-doemaó 36 Uno LINDELÖF. L. 12, 57; ge-doemas J. 8, 15; — opt. 2 praet. 3 sg. gidoemde J. 3, 17; imp. pl. gidoemas J. 18, 31; pp. gi-doemed J. 5, 18. 16, 11; gidoeomed J. 3, 18. gidrenca, swv. demergere; pp. gidrenceó (sic!) 121055. gidrifa, stv. ejicere; ind. praes. 3 sg. gidri- fes Mid, 22. gidrinca, stv. bibere; ind. praes. pl. gidrin- cas M. 16, 18; gidrinces J. 6, 53; ind. praet. pl. gidruncun M. 14, 23; opt. praes. pl. gidrince L. 12, 29. gidroefa, swv. turbare, conturbare, concu- tere; ind. praet. 3 sg. gidroefde M. 9, 20. J. 11, 33; imp pl. gidroefaó L. 3, 14; pp. gidroefed L. 1, 29. J. 12, 27. 14, 1; npm. gidroefde M. 6, 50. gidrugiga, swv. arescere, siccare; ind. praet. 2 sg. gidrugade M. 11, 21; pp. gidrugad M20! gidryga, swv. extergere; ind. praet. 3 sg. gi-drygde J. 11, 2. gidrysniga, swv. exarescere, exstinguere ; ind. praet. 3 sg. gi-drysnade L. 24, 31; pp. gi- drysnad M. 9, 44. gidurra, anv. audere; ind. praet. 3 sg. gi- darste M. 12, 34. gidwoliga, swv. errare; ind. praes. pl. gi- dwoligas M. 12, 27. gieca, swv. augere, «dicere; imp. sg. ge-ec L. 17, 5; inf. ge-ece L. 12, 25; pp. gieced M. 4, 24. giecniga, swv. concipere; ind. praet. 3 sg. giecnade L. 1, 31; pp. giecnad L 2, 21. giembiht(ig)a, swv. ministrare; opt. praes. 3 sg. gi-embihte M. 10, 45; opt. praet. 3 sg. gi-embihtade M. 10, 45; inf. giembihta L. 10, 40. giendebrediga, swv. ordinare; opt. praet. pl. gi-ende-bredadun L. 1, 1. giendiga, swv. consummare, perficere, defi- "ire; ind. praet. 1 sg. giendade J. 17, 4; opt. praet. 1 sg. gi-endade J. 5, 36; inf. 14, 28; pp. giendad L. 4, 2. 13. 12, 50 etc. (7); npm. giendade L. 2, 43. J. 17, | 28. ‚gieofulsiga, swv, blasphemare; ind. praet. pl. gieofulsadun M. 15, 29; gi-eofulsadan L. 23, 39 (der lat. Text und Ldf. haben Sg.). gieota, stv. edere, comedere, manducare; ind. praes. 2 sg. gi-etes L. 17, 8; pl. gieotas L. 22, 30 (lat. edatis): ind. praet. 3 sg. gieet L. 4, 2; giett J. 2, 17; pl. gietun J. 6; 23. 26; opt. praes. pl. giete L. 12, 22. 29. gif, cj. sz, M. 3, 4. 24. 25 etc. (oft). — gif hwa, siquidem, M. 9, 34. — gif hweder, 1:01: 14,231. gifælla, swv., im pass. = cadere; pp. gifælled L. 20, 18. gifæstniga, swv. firmare, desponsare; pp. gi- fæstnad L. 1, 27. 16, 26. gifalda, stv. énvolvere, volutare; ind. praet. 3 sg. gifeald M. 9, 20; pp. gifalden J. A0, Tic gifalla, stv. cadere, procidere, procedere, pluere, decidere, irruere; ind. praes. 3 sg. gifalleó L. 20, 18; ind. praet. 3 sg. gifeoll L. 2, 36. 17, 16. J. 18, 4 etc. (8); gifeol MIAN Et OD OO IL Il. Je J. 11, 32; gifeal M. 5, 22; pl. gifeollun NES 121.217 opt.opraet,, Sec nee feolle J. 12, 24. gifara, stv. re, transire, declinare; opt. praes. 3 sg. gefære L. 18, 25; pl. gifære 0 MS Mine TALAS, Les gifea, m. gaudium, gratia; (J. 16, 2 steht eifeo = obsequium, wo sicher eine Form von „geofo“ gemeint ist; Ldf. schreibt ,geafa*) ; ns. eifea, D-15142 19,7.2107 1.537299: feo J. 15, 11 (2). 16, 24; ds. gifea L. 1, 44; sifeo L. 1, 28. 24, 41. J. 3, 29; as. gifea 12.120216 2 0 815922 9] are 3 minne); gifeo L. 2, 10 (= g. micelne). Man kann bisweilen — wie oft sonst — zwischen ds. u. as. schwanken. giendiga L. 14, 29. 30; to gi-endanne L. gifeaga, swv. gaudere, exsultare, exaltare; Glossar à. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 31 ind. praes. 1 sg. gi-feo J. 11, 15; 3 sg. gifead J. 3, 99. 4, 36. 16, 20; gefeaó J. 16, 22; ind. praet. 3 sg. gifeade L. 1, 41. 47. 13, 17. J. 3, 14; gi-feode J. 8, 56; — pl. eifeadun L. 19, 37; inf. gifeaga J. 5, 35; gifeage J. 3, 14; pprs. gifeande L. 15, 5. | 22, 5. J. 20, 20; gifeaande L. 19, 6; gi- feonde M. 14, 11. Nicht recht klar ist J.| 14, 28: gi biodon gifeo (gauderetis); Ldf.| schreibt: gie bióon gifead. gifearriga, swv. «vellere; pp. gifearrad L. 22, 41. gifeht, n. bellum, proelium; as. — L. .14, 31; gp. gifehta M. 13, 7; ap. gifeht M. 13, TRIER giferiga, swv. ferre; pp. gi-fered L. 24, 51. gifiaga, swv. odisse; ind. praes. 3 sg. gifiaó | J. 3, 20; gefiaü J. 15, 18 (dunkel ist ge-| feó J. 15, 19); ind. praet. pl. gifiadun L.| 19, 14. J. 15, 24; inf. gi-fioge J. 7, 7. giflea, stv. figere; ind. praet. pl. giflugun M. 5, 14; inf. gifleane L. 5, 7. giflit, n. contentio, dissensio, schisma; ns. oi-flit J. 10, 19; giflitt L. 22, 24. J. 9, 16. giflita, stv. conspirare; ind. praet. pl. giflio- ud) 022% gifoa, stv. apprehendere, comprehendere, de- prehendere, capere; ind. praet. pl. gifengun | J. 1, 11. 18, 12; opt. praet. pl. gifengun J. 11, 57; pp. gifoen J. 8, 8. gifoeda, swv. nutrire, saturare; opt. praes. | 2 sg. gifoede M. 7, 27; pp. gifoeded L. 4, 16. gifoela, swv. sentire; ind. praet. 3 sg. gifoelde | IMS 29! | gifoera, m. condiscipulus; dp. gifoerum J. 1116: gifoera, swv. exire, procedere, u. a.; ind. praet. 3 sg. gifoerde (5); pl. gefoerdun J. 12, 13; gifeordun (sic!) M. 14, 48 (Schreib- | fehler); inf. gifoera J. 1, 43. | giforhtiga, swv. ferrere; ind. praet. pl. gi-| forhtadun L. 24, 22; inf. giforhtiga L. 2109; | gifotiga, swv. arcessere; pp. gi-fotad M. 15, 44. Ldf. gefotad. Vielleicht Schreibfehler für ,gifetad“. gifræpgiga, swv. revereri; ind. praet. pl. ge- fræpegadun M. 12, 6. gifragade, complexans, Ldf. gefrigade, M. 10, 16. Wahrscheinlich ein Schreibfehler. gifregna, stv. interrogare, conquirere; ind. praes. 1 sg. gifregno M. 11,29; pl. gi-freg- nas M. 9, 16; ind. praet. 3 sg. gifrægn M. 8, 23. 27 etc. (22); gefrægn L. 18, 40. 23, 9; pl. gifrugnun M. 4, 10. 7, 17. 9, 11 etc. (15); gifrugnon L. 20,21; gi-frugnum J. 1, 21 und gifrægnun J. 9, 15 sind wohl nur als Schreibfehler anzusehen; — opt. praes. 3 sg. gifregne L. 19, 31. J. 16, 30; gi- fregno J. 16, 5 (unsicher; lat. interrogat); opt. praet. pl. gifrugne J. 1, 19; imp. sg. gifrægn J. 18, 21; imp. pl. gifregnaó J. 9, 91; gifrægnas J. 9, 28; inf. gifregna M. ar INSUOSMTIO OP TM SIDE gifrognen L. 17, 20. gifria, swv. liberare; ind. praes. 3 sg. gifriaó J. 8, 32; ge-frioó J. 8, 36; pp. gifriad L. 1, 74; npm. gifriode J. 8, 33. gifroefra, swv. consolari; pp. gi-froefred L. 16, 25. gifulwiga, swv. baptizare; ind. praes. 1 sg. gifulwo L. 3, 16; 3 sg. gifulwas L. 3, 16; giwulwas (sic!) J. 1, 33; pl. gifulwiaó M. 10, 39; — ind. praet. 3 sg. gifulwade J. 3, 22; pp. gifulwad M. 7, 4. 10, 39. 16, 16. DSP) MONA bullar fe fulwad J. 10, 40; opm. gifulwade J. 3, 23. gifylga, swv. sequi, sectari; ind. praes. pl. eifyleeó M. 16, 17; imp. pl. ge-fylgas L. 17, 23; iuf. gifylga J. 13, 36; pprs. gi- fylgende M. 14, 51. gifylla, swv. implere, adümplere, saturare, consummare, complere; ind. praes. 3 sg. sifylles J. 16, 6; ind. praet. 3 sg. gifylde M. 15, 36 etc. (2); pl. gifyldun J. 2, 7; vi-fyldon J. 6, 13; — opt. praes. pl. gefylle L. 94, 44; imp. pl. gi-fyllaó J. 2, 7; inf. 38 Uxo LINDELÖF. gifylle M. 8, 4; pp. gifylled M. 14, 49. L. | 1, 41 etc. (37); gefylled J. 13, 18; npm.| gifylde M. 6, 49. 8, 8 L. 9,17. J. 6, 12.| 26; npn. gifyllede J. 19, 28. | gifyrhta, swv. terrere, exterrere: pp. gifyrh- ted M 2090 1.1254: gigeorwiga, swv. parare, induere, amicire, comparare, vestire; ind. praes. 3 sg. (?) gegeorwad L. 12, 28; pl gi-georwigas M. 4, 30; — ind. praet. 2 sg. gigeorwades L. 2, 31; 3 sg.(?) gegeorwade L. 23, 11; pl. gigeorwadun M. 15, 17; gegeorwadun L. 23, 56; imp. pl. gegeorwigaó L. 22, 12; — inf. gigeorwiga L. 1, 17. J. 14, 2; pp. gi-| georwad M. 10, 40. 14, 51 etc. (5). giger(e)la, m. vestis, vestimentum; ds. gige- relu M. 2. 21; gegerla L. 23, 11; gigerlan L. 24, 4; ap. gi-gerlu M. 11, 7. gigerwa, swv. vestire, induere; pp. gigerwed | T0120 2:02 45407 ; gigiowiga, swv. postulare, petere; ind. praet. | 3 sg. gigiowade L. 1, 63; pl. ge-giowadun | M5 6: gigonga, anv. ire, introire, exire, abire, transi- re, ambulare; ind. praes. 2 sg. ge-gonges M. 8, 26; gi-gæstu L. 12, 59; 3 sg. gigæs J. 11, 9: opt. praes. pl gigonge J. 6, 68; ind. praet. 3 sg. gieode M. 9, 26. 11, 27. 16, 1 (und noch einmal); pl. gieodun M. 6, 1251212; gigoóhad, m. juventus; ds. gigoö-hade M. 10, 20; gigoö-hada L. 18, 21. gigrinda, stv. comminuere; ind. praes. 3 sg. gigrindes L. 20, 18. gigripa, stv. apprehendere, comprehendere ; ind. praes. 3 sg. ge-gripes M. 9, 18; ind. praet. 3 sg. gigrap L. 9, 39; pl. gigriopun L. 23, 26; opt. praet. pl. gegripe J. 7, 32 (opt. praes.?); opt. praet. pl. gi-grape J. 12, 35; gigripe (dunkler Zusammenhang) J. 19, 35; inf. to gigripanne J. 7, 30. 44. gigroeta, swv. salutare; ind. praes. pl. (imp. | pl.?) gigroetaó L. 10, 4; ind. praet. 3 sg. eigroette L. 1, 40: inf. gigroeta M. 15, 18. gigyrda, swv. praecingere; ind. praes. 3 sg. gegyrdaó L. 12, 37; pp. gigyrded J. 13, 5. gihabba, swv. habere, servare; ind. praes. 3 sg. ge-habbaó J. 8, 51; pl. gihabbas J. 12, 8; gehabbas J. 12, 8. gihæla, swv. servare, salvare, sanare, curare ; ind. praet. 3 sg. gihælde M. 6, 5. L. 13, 14 etc. (10); opt. praet. 3 sg. gihælde J. 4, 47; imp. sg. gihæl J. 17, 11; inf. gihæla L. 8, 43; pp. gihæled M. 5, 29. L. 8, 47. Jj5 8h 111 9, 10) ©) giheela, stv. latere; inf. — M. 7, 24. (So Cook). gihalda, stv. tenere, observare, servare, custo- dire, retinere, continere, domare; ind. praes. 3 sg. gihaldeó J. 8, 52. 12, 25. 47; gihal- des J. 14, 28; gihaldaó L. 11, 21; gihal- das J. 14, 21; pl. gihaldas M. 7, 8. 9. 9, 50. J. 15, 10; gihaldaó J. 15, 20; gihaldes L. 11, 28; — ind. praet. 1 sg. giheold J. 15, 10. 17, 12; giheald M 10, 20; J. 17, 12; 2 sg. du giheolde J. 2, 10; 3 sg. gi- heold M. 9, 27. L. 2, 19. J. 9, 14 ete. (7); pl giheoldun M. 9, 10. 14, 1. L. 22, 63. J. 15, 20. 17, 6 etc. (7); giheoldon M. 7, 3; gihealdun M. 14, 49; — opt. praes. 2 sg. eihalde J. 17, 15; 3 sg. gihalde J. 12, 7; inf. gihalda M. 5, 4; ge-halda L. 14, 9; pp. gihalden J. 5, 4; npn. gihaldne L. 24, 16. J. 20, 23. gihalgiga, swv. sanctificare; ind. praes. 1 sg. gihalgo J. 17, 19; ind. praet. 3 sg. ge-hal- gade J. 10, 36; opt. praet. pl. gihalgadun J. 11, 55; imp. sg. gihalga J. 17, 17; pp. gihalgad L. 11, 2; npm. gi-halgade J. 17, 19. gihat, n. promissum; as. — L. 24, 49. gihata, stv. praecipere, jubere, imperare, spondere; ind. praet. 2 sg. gi-hehtes L. 14, 22; 8 sg. giheht M. 8, T. 10, 49. L. 22, 6; pp. gihaten M. 11, 6. L. 17, 9. gihebba, stv. exaltare; pp. gihæfen L. 14, 11. gihefgiga, swv. gravare; pp. npm. gihefgade 109732: Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 39 gihelpa, stv. adjuvare, proficere; ind. praet. gihlioniga, swv. recumbere; ind. praes. 3 sg. 3 sg. gihalp M. 5, 26; imp. sg. gihelp M. | 9, 28. | gihena, swv. accusare, condemnare; ind. praes. | 3 sg. giheneó L. 11, 31. J. 8, 10; pl. gi- henaó J. 8, 10; — ind. praet. pl. gihendun M. 14, 64. 15, 3; opt. praet. pl. gihendun L. 11, 54; inf. gihena J. 8, 6; gehene L. 23, 2; pp. gihened M. 9, 12. 16, 16. giheowa (-heawa), stv. excidere; pp. gi- heowen M. 15, 46. gihera, swv. audire, exaudire, servire etc.; ind. praes. 1 sg. gi-hero J. 5, 30; 2 sg. gi- heres J. 3, 8. 11, 42; 3 sg. gihered J. 5, 24. 12, 47; giheres M. 6, 11. L. 10, 16 | C2 29 Peter 0 14 35 J:3917 91 (2) (wahrscheinlich als plur. aufzufassen; der Zusammenhang bleibt unklar); giheras M. 4, 23; geheras J. 16, 13; — pl. giherad M. 4, JOUET 23321550] 5252582) OXTO! 21; giheras M. 4, 12. 20. 24. 1, 37. 8,18. 13, 1. J. 10, 3; gihereó J. 5, 28; — ind. praet. 1 sg. giherde J. 15, 15; 2 sg. gi- herdes J. 11, 41; giherdest (? — audistis) 12127352 9 se» piherde M. 7, 25. 10,47 ete.; geherde J. 11, 6; pl. giherdun M. 4, 15. 10, 41 etc.; giherdon M. 4, 16. J. 4, 1; — opt. praes. 5 sg. gihere M. 4, 9. 7, 16; opt. praet. 3 sg. ge-herde L. 23, 8; pl. (?) giherde (audissent) M. 3, gihlionaó L. 22, 27 (2); ind. praet. 3 sg. gihlionade M. 14, 3 (opt.?). L. 11, 37. J. 13, 12; gelionade J. 13, 23. 25. gihlionunga?; ofer-fær gihlionunga = frans? - recumbe L. 17, 7. gihrema, swv. plorare; ind. praes. pl. gi-hre- mad J. 16, 20. gihreowsiga, swv. poenitere; opt. praet. pl. gihreowsadun L. 10, 13. gihrina, stv. (angere; ind. praes. 1 sg gi- hrino M. 5, 28; pl. gi-hrinas L. 11, 46; ind. praet. 3 sg. gihran M. 5, 27. 31. 7, 33. L. 8, 44. 45 (2), 46. 47. 22,51; pl. gihrionun M. 3, 10 (opt.?). 6, 56; gihrio- non (opt.?) M. 6, 56; — opt. praet. (praes.?) 3 sg. gihrine M. 10, 13. L. 18, 15; gehrine M. 8, 22; inf. gihrina J. 20, 17; — L. 8, 49 hat R? gihrina = lat. vexare, Ldf. hat ge- styrege. gihwelc, pron.; an gi-hwele = unusquisque J. 6, 7. 7, 53; anra gihwelc (unusquisque) J. 16, 32; gihwhelc (sic!) (si quis) J. 8, 51; — gehwele L. 19, 17 entspricht dem lat. euge; Ldf. hat ,gefæg wel“; der Glossator von R? hat dies falsch gelesen oder nicht ver- standen und eine sinnlose Verbesserung niedergeschrieben. gihwerfa, swv. convertere; pp. gihwerfed M. 4, 12. 21. (audiant) L. 16, 29; imp. sg. giher|gihyda, swv. abscondere; ind. praes. 3 s M. 12, 29. L. 4, 8; pl giheraó M. 9, 7.| L. 9, 35. 18, 6; giheras M. 7, 14; — int eiheras Me 0255241216, 6008439) 27; to giheranne M. 4, 9. 7, 16. L. 11,31. 14, 35; pprs. da giherend (audientes) M. 4, 12; — pp. gihered M. 11, 18. L. 1, 18. 20, 16. 45. J. 9, 32. — L. 11, 32 steht durch Fehlschreibung ,giheraó^ statt „gi- henaó* (condemnabunt) ; ebenso „geherdun“ für ,gehendun* L. 23, 10. — L. 17, 4 hat R? giheraó, wo im lat. Text poenitet und in Ldf. das richtige „gehreues“ steht. gihernisse, f. auditus; ds. — J. 12, 38. g. gihydeó L. 13, 21; pp. gihyded L. 12, 2. 19, 42. gihyhta, swv. sperare; ind. praes. pl. gi-hyh- tas J. 5, 45; ind. praet. pl. gihyhton L. 24, 21. gihyngra, swv. esurire; ind. praet. 3 sg. gihyncrede M. 11, 12. L. 4, 2. gihyrsta, swv. murmurare; ind. praet. pl. gi-hyrston L. 15, 2. giiorna, stv. currere, occurrere; ind. praet. Oseegiarnm Ma 15, 36.1.3224, 1222211, 20. 30. 20, 2; pl. gi-urnun J. 20, 4; giur- non J. 4, 51. 40 gilæcca, swv. apprehendere, comprehendere; | ind. praet. 3 sg. gilahte L. 14, 4. J. 8,| 20. 19, 1; pl. gilahtun M. 12, 8. J. 18, 12; opt. praes. pl. (3 sg.?) gilæcce J. 12, 35;| inf. gilæccan M. 14, 48. gileeda, swv. ducere, educere, adducere, por- | tare, tollere; ind. praes. pl. gilædes M. 13, 11; ind. praet. 3 sg. gilædde J. 12, 6; pl. gilæddun M. 19, 1. 20. J. 18, 28; opt. praet. pl. gilædde (tollerent) M. 6, 8; imp. pl. eihlaedaó M. 14, 44; pp. gilæded L. 23, | 202-00 gileefa, swv.; pp. gilzefed (wies — superaverat) M. 8, 8. gilera, swv. docere, erudire; ind. praes. 3 sg. gilereö J. 16, 13; gilareó L. 12, 12; ind. praet. 3 sg. gilærde M. 6, 6. 9, 31.| J. 8, 28; auch wohl M. 7, 7 (= docentes), falls nicht Schreibfehler für ,gilærende“; | pp. gilæred L. 1, 4. giladiga, swv. invitare; ind. praes. pl. gila- | digas L. 14, 17; hier haben sowohl Ldf. wie Rushw. das lat. invitatis falsch aufge- fasst; es ist nämlich hier dp. des pp. (also — den eingeladenen); — ind. praet. 3 sg. gi- ladade L. 14, 12; gilade (sic!) L. 14, 10; opt. praes. pl. giladiga L. 14, 12. gileafa, gileafful, s. u. gileofa, gileofful. gilecga, swv. prosternere; ind. praes. pl. gi- leccas L. 19, 44. gilecniga, swv. curare; opt. praet. pl. gilec- nadun L. 9, 1; inf. gilecniga L. 14, 3. gilefa, swv. sinere, concedere, permittere; (is gilefed = licet); ind. praet. 3 sg. gi- lefde M. 5, 13. 11, 16. J. 19, 38; gelefde L. 8, 51; pp. gilefed M. 6, 18. 12, 14. L. 14, 3. J. 18, 31; gilefed (sic!) J. 5, 10. gilefa, swv. credere, confidere; ind. praes. 1 sg. gilefo M. 9, 24. J. 9, 36. 38. 20, 25; 2 sg. gilefes J. 1, 50. 9, 35. 11, 3; gile-| festu L. 1, 90. J. 11, 26. 40; 3 sg. gilefeó M. 11, 23. J. 6, 47. 12, 38 etc. (16); gi- lefes M. 5, 36. J. 3, 18; gilefad M. 16, 16. J. 12, 44; gilefas (pl?) M. 9, 23; pl. gi-| Uno LINDELÖF. lefad IE tal TRONS TES de BE) E: (16); gilefas L. 22, 61. J. 14, 10. 11 etc. (11); gelefas M. 13, 21; ge-lefes J. 8, 46; — ind. praet. 1 sg. gilefde J. 11,27; 2 sg. silefdes J. 20, 29; 3 sg. gilefde L. 1, 45. 11, 92. J. 20, 8 etc. (6); ge-lefde J. 2, 24; pl. gilefdun L. 18, 9. J. 7, 5. 12, 11. etc. (28); gi-lefdon L. 20, 5. J. 16, 9; gelefdun J. 10, 49; — opt. praes. 3 sg. gilefe J. 17, 21; pl gilefe M. 15, 32 J-.6; 29.30.11, 15. 42. 20, 31 (2); gelefe J. 13, 19; hier- her wohl auch „gilefe“ (= credite) J. 14, 11; imp. sg. gilef L. 8, 50. J. 4, 21; pl. gilefas M. 6, 50. 11, 24. J. 14, 1; gilefeó JT SRB mie lor MO E29 do Bg Ah 12, 39; gelefa J. 10, 38 (3); gelefe J. 10, 37; to gilefanne L. 24, 25; pprs. gilefende J. 6, 64; dp. gilefendum M. 9, 42. T. 24, 4]. — Nicht recht klar sind „gilefden“ (credentes) J. 7, 39 (3 pl. praet.?) und fore Üæm sede gilefde sindun“ (pro eis qui credituri sunt) J. 17, 20 (Ldf. hat ,geléfe uallon“). gilefen, adj. excusatus; asm. gilefenne L. 14, 19: gilefenscip, m. excusatio; as. — J. 15. 22. gileofa, m. fides; ns. gileofa M. 5, 34. L. 8, 48. 22, 32; geleofa L. 18, 42; eileafa M. 10, 52; gileofo L. 17, 19; gs. gileofa L. 12, 28; ds. gileafa, Joh. Schlussnote; as. gileofa M. 11, 22; gileofo L. 18, 8; gileofu MAL MAO AT 316: gileofful, adj. fidelis; nsm. — L. 12, 42. 19, T gilesa, swv. liberare; pp. gilesed L. 12, 58. gileta, stv. admittere; ind. praet. 3 sg. ge- leort M. 5, 37. gilete, n.; dp. æt woega giletum = im bivio M. 11, 4. gilic, adj. u. gilic, gilice, adv. similis, aequa- lis, par, simul, similiter; andere Formen als ,gilic* und ,gilice* kommen nicht vor; oft ist es äusserst schwierig zu entscheiden, welche Form des adj der Glossator ge- Glossar 2. meint hat. Die Form ,gilic^ habe ich no-| tiert z. B. J. 5, 18 (adj.; unklare Form); J. 9, 9 (nsm); L. 13, 18. 21 (nsn.). — Adv. ist „gilic L. 3, 11. 14, 18. — Sehr) häufig ist ,gilice“; apn. des adj. ist es M. 4, 8. J. 5, 19. — Adverb ist es L. 13, 3. 5. J. 4, 36 u. s. w. (sehr oft belegt). gilicga, stv. jacere; ind. praet. 3 sg. gileg J. 5, 3; pp. npf. gelegne (= consternatae) L. 24. 4. giliciga, swv. placere, complacere; ind. praet. 3 sg. gilicade M. 6, 22. L. 12, 32. gilicleta, stv. assim?lare; iuf. gilic-letan M. 4, 30. | gilicnisse, f. imago, effigies; ns. gilicnes M. 12, 16; ds. gelienisse M. 16, 12. giliffæst(ig)a, swv. vivificare; ind. praes. sg. gilif-fzestaó L. 17, 38. gilimpa, stv. contingere, accidere; ind. praet. 3 sg. gilamp M. 9, 21. L. 8, 42; — 3 sg. opt. praes. ist wohl gilimpe (continget) L.| 21, 13. Ldf. hat „gelimpeö“, eiu opt. ist, aber aus dem Zusammenhange erklärlich. 2 o giliora, swv. praeterire, obire, transire; ind. | praes. 3 sg. gi-lioreó M. 13, 30. L. 21, 32; pl gi-lioreó M. 13, 31; opt. praes. 3| sg. giliore M. 14, 35; opt. (ind.?) praet. 3 sg. giliorde M. 15, 44; imp. sg. giliore (= transfer) M. 14, 36; pp. giliored L. 21, giliorniga, swv. discere; ind. praet. 3 sg. gi- liornade J. 6, 45. 7, 15. gilosiga (-loesiga), swv. deficere; ind. praes. pl. giloesigas M. 8, 3. gilufiga, swv. diligere; ind. praet. 2 sg. gi- lufades J. 17, 23; 3 sg. gilufade J. 13, 1; | pl. gi-lufadon J. 12, 43; pp. gilufad M. 12433. 214,21: | gimæcca, m. aequalis; np. gimæcce L. 20, | 36. — Könnte auch npm. v. adj. ,gimæc“| sein. gimæna, swv. plangere; ind. praet. pl. gi- mændun L. 23, 27. 20, altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 41 gimænsumiga, swv. nubere; pp. gimænsu- mad M. 12, 25. gimære, n. finis, villa; dp. gimærum M. 5, 17. 7, 242 312 T. 11, 31; ap: simeruM. 6, 96562310717 gimenga, swv. miscere; ind. praet. mengde L. 15, 1. gimerc, n. signum; np. gimerco M. 16, 17. gimerciga, swv. signare, describere; iud. praet. 3 sg. gimercade J. 3, 33. 6, 27; pp. gimercad L. 2, 1. gimersiga, swv. divulgare; pp. gimersad L. 15265; gimetelic, adj. commamis; dp. gimetelicum M. 7, 2; hier liegt wahrscheinlich ein Miss- verständnis vor. gimicliga, swv. wagnificare; ind. praet. pl. eimicladun L. 17, 15; pp. gimiclad L. 4, TI: gimilciga, swv. lactare; ind. praet. pl. gi- milcadun L. 23, 29. gimilsiga, swv. müsereri; imp. sg. gemilsa M. 10, 47. gimitta, swv. ?nvenire; vgl. folg. — ind. praes. 3 sg. gimittes M. 13, 56; ind. praet. 1 sg. gemitte L. 23, 22; 3 sg. gimitte M. T0 ET 45 150422, 455 p ermrt6une Di: 19, 48. 24, 3. gemitton L. 23, 2; opt. praes. 3 sg. gimitte L. 18, 8; opt. praet. 3 sg. (pl.?) gimitte M. 11, 13. gimoeta, swv. invenire; ind. praes. 1 sg. gimoete J. 19, 4; 3 sg. gimoeteó L. 11, 2 " "Hd 9 Sg. gi- o 10. 12, 43. 15, 5. 8; gemoeteó J. 10, 9; gimoetad L. 12, 38; — pl. gimoetad L. 11, 9. J. 7, 36; gimoetas L. 2, 12. 19, 30. J. 7, 34. 21,6; — ind. praet. 1 sg. gimoette L. 15, 6. 23, 14. J. 18, 38; gimoete L. 11, 25; 3 sg. gimoette L. 11, 24. J. 5, 14 etc. (6); pl gimoettun M. 14, 16. L. 22, 15. J..9, 35 etc. (10); gimoetun L. 2, 46. 24, 24. J. 1, 45 (2): 6, 25.21.76; — opt. praes. 3 sg. gimoette L. 15, 4; pp. gimoeted L. 9, 36. 17, 18. 24, 93; gimoetid (bió — ef- ficitur) M. 4, 19. — to gimoetanne (— ad 6 42 Uno LINDELÔF. mensuram) J. 3, 34; Ldf. schreibt ,to ge- met“. | gimoeting, f. concilium; ds. gimoetinge M. 1500! gimong, n. mixtura; as. — J. 19, 39. gimonigfaldiga, swv. abundare; ind. praet. 3 sg. gimonigfaldade M. 11, 44. gimuna, anv. meminisse; imp. sg. gimyne (memento) L. 23, 42; pl. gimynas J. 15, 20. — Eine äusserst nachlässige Über- setzung liegt vor J. 16, 21, wo das lat. meminit pressurae mit „gimunad ge das hafnisse* wiedergegeben wird (also 2 pl. praes. iud. oder pl. imp.); Ldf. schreibt richtig ,gemynes*. gimynd, n. memoria; as. — M. 14, 9. gimyndgiga, swv. memorare; inf. (?) gi- myndge L. 1, 72; pp. gimyndgad L. 1, 54. Å gimyndig, adj. memor; nsm. gimyndig (wæs — recordatus est) L. 22, 61; npm. gimyndge L. 17, 32. J. 16, 4 (wosaó ge — = remi- niscamini). gineda, swv. compellere, angariare, invitare ; ind. praet. pl. gineddon M. 15, 21; imp. sg. gined L. 14, 23. — pp. gineded L. 14, 8. ginemna, swv. vocare, cognominare; pp. (oft = nomine) ginemned M. 5, 22. L. 2, 4. dis Gb lu gineolica, swv. appropinquare, adhaerere, accidere, consentire, appropriare, accedere, properare; ind. praes. 3 sg. gineolicad L. 12933915 207 2291 51neolicasa a1 O7: ind. praet. 3 sg. gineolicade M. 6, 21. 12, 28. L. 8, 44. 9, 42; ginoelicade L. 23, 52; se-nealocade L. 18, 40; pl. gineolicadun MOTTA NEIN DISSI eto UIPE geneolicadun L. 13, 31; — pp. gineolicad J. 2, 13; npm. gineolicade L. 24, 28; irgend ein Missverständnis liegt vor in ,gineolicade* (consentitis) L. 11, 48; Ldf. hat das rich- tige „geneolecad“. ging, adj juvenis, adolescens; nsm. ging M. 14, 51; asm. gingne M. 16, 5. Comparat. nsm. gingra L. 15, 12. 13. J. 21, 18. ginioma, stv. sumere, tollere, ferre, retinere, asswmere, trahere, rapere, diripere, acci- pere, prendere, sublevare, auferre, depre- hendere, capere, suscipere, excipere; ind. praes. 3 sg. ginimeà L. 11, 22; giniomaó M. 4, 15; pl. giniomaó J. 11, 48; — ind. praet. 2 sg. Qu ginome J. 20, 15; 3 sg. ginom M. 5, 40. L. 9, 28. 24, 43 etc. (7); pl ginomun M. 6, 43. 8, 8. 19; genomun M. 8, 20: L. 11, 52; ginomon J. 4, 45. 12, 13. 19, 16 ete. (7); genomon J. 11, 41. 20, 2. 13; — opt. praes. 1 sg. ginime J. 20, 15; 2 sg. ginime J. 5, 10; 3 sg. ge-nime L. 12, 58; ginioma (inf.?) J. 6, 44; pl. gi- nime L. 9, 3; opt. praet. 3 sg. ginome M. 15, 21. J. 19, 38; genome M. 15, 24; pl. ginome J. 6, 15; ginomun (ind.?) M. 12, 13; — imp. sg. ginim J. 5, 8. 11; pl. gene- niomad (sic! Schreibfehler) L. 19, 24; — inf. ginioma M. 3, 27. 11, 23. J. 10, 29; to giniomanne L. 14, 28; — pp. ginumen T. 10, 42. J. 8, 3. 20, I ete. (11) eimimen L. 9, 17; npm. ginumume J. 19, 31. — Eine Nachlässigkeit liegt vor L. 1, 30, wo invenisti durch „ginimestu“ wiedergegeben wird; Ldf. hat „gemoetest du“. ginióriga, swv. damnare, condemmare, hu- müliare; ind. praes. 1 sg. gi-nidro J. 8, 11; pl. giniórias M. 10, 33; ind. praet. pl. einiöradun M. 14, 64; pp. ginidrad M. 9, 12212214011: ginog, adj. adv.; ginog (is = sufficit) J. 14, 8; genog (sat) L. 22, 38. ginyhtsumiga, swv. sufficere; ind. praes. pl. gi-nyht-sumad J. 6, 7. gioehta, swv. persequi; ind. praet. pl. gioeh- tadun J. 5, 16; pp. gioehted L. 21, 12. giondetta (-etiga), swv. confiteri; ind. praet. 3 sg. giondetade L. 2, 38; opt. praes. 3 sg. giondette J. 9, 22; pp. gi-ondetad L. 12, 8; siondetted J. 1, 20. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. giondreda, stv. timere; inf. geondreda L. 24, 36 (falls nicht „nallad geondreda“ viel- mehr in ,nallaó ge ondreda“ aufzulösen ist). giondspyrna (-spurniga), swv. scandali- zare; ind. praes. 3 sg. gi-ond-spyrneó M. 9, 47; giond-spyrnas M. 9, 42; geondspyr- nad J. 6, 61; opt. praes. 3 sg. ge-ondspyr- ne L. 17, 2; pp. gi-ond-spurnad M. 4, 17. giondsworiga, swv. respondere; ind. praes. pl. giondsworiaó L. 22, 68; ind. praet. 3 sg. giondsworade M. 8, 29 etc. (33 mal); ge-ondsworade J. 12, 30; geondswarade L. 23, 9. J. 10, 34. 13, 26; pl. giondsworadun J. 7, 46. 47 etc. (7); imp. pl. giondswori- gaó L. 20, 3; inf. giondsworia L. 21, 15. giondworda, swv. respondere; ind. praet. 3 sg. giondworde M. 11, 22. 12, 17 u. ü.; pl. giondwordun L. 17, 37 etc. (3); opt. praes. pl. giondworde L. 12, 11. gioneta, swv. occupare; ind. praes. 3 sg. onetaù L. 13, 7. gionwælda, swv. dominari; pp. gionwælded IL; 22, 25; giorna, swv. mendicare; ind. praet. 3 giornde M. 10, 46. L. 18, 35. J. 9, 8. giornisse, f. concupiscentia, improbitas; ns. (np.?) — M. 4, 19; as. — L. 11, 8. giowiga, swv. pelere, poscere, exigere, ora- re; ind. praes. 1 sg. giowigo M. 6, 24; 2 sg. giowas M. 6, 23. J. 11, 22; giowestu 1420-535 502 010 war Bas I ibi TUE pl. giowigas M. 10, 38. 11, 24. J. 14, 14. 15, 16. 16, 23. 26; ind. praet. pl. giowa- dun J. 16, 24; opt. praes. pl. giowiga J. 15, 7; opt. praet. 1 sg. giowade L. 19, 23; imp. sg. giowa M. 6, 22; pl. giowigas L. 11, 9. J. 16, 24; inf. giowigia L. 19, 23; pprs. dp. giowendum L. 11, 13. giplontiga, swv. plantare; pp. gi-plontad L. 13, 6. giræca, swv. porrigere; ind. praet. 3 sg. gi- rahte L. 24, 30. gireofiga, swv. diripere; inf. — M. 3, 27, y]- gl sg. 45 giresta, swv. recumbere, requiescere; ind. praet. 3 sg. gireste J. 21, 20; pl. gi-restun L. 13, 19. girihta, swv. corripere; ind. (opt.?) praet. 3 sg. gerihte L. 3, 19. girin, n. aedificatio; ap. girino M. 13, 2. giriniga (7), swv. ornare; pp. girinad L. 2l tox giriord, n. prandium; dp. giriordum L. 11, 38. giriordiga, swv. prandere, coenare ; ind. praet. 3 sg. giriordade L. 22, 20; pl. giriorda- dun J. 21, 15; opt. praes. 1 sg. giriordige L. 17, 8; opt. praet. 3 sg. giriordade L. il Sx. giriording, f.(?); die zweimal belegte Form »giriordinge“ ist wegen der Nachlässigkeit der Übersetzung und des unklaren Zusam- menhanges schwierig zu beurteilen. — L. 12, 19 entspricht diese Form dem lat. imp. sg. epulare; Ldf. schreibt „gehriordig“. — L. 12, 31 übersetzt das Wort den lat. inf. discumbere; in Ldf. steht ,gehriordagæ“. girip, n. übersetzt J. 4, 58 den lat. inf. me- tere; Ldf. schreibt ,gehrioppa*. girisa, stv. oportere; ind. praes. 3 sg. giriscó 1/3513, 33. 11, 25. 923, (1000: 2 (D) SR GIDISES M. 13, 10. L. 13, 14; ind. praet. 3 se. giras L. 11, 42. 24, 26; pp. girisen L. 13, 16; apn. da gi-riseno L. 12, 48 (— digna). girisenlic, adj; nsn. — (- oportet) L. 2, 49. gisecga, swv. narrare, conferre, annuntiare, nuntiare, dicere; ind. praes. 3 sg. gi-seged J. 4, 25; ge-sæged J. 16, 13; pl. gisecgad L. 24, 17; ind. praet. 3 sg. gisægde M. 16, 10. J. 1, 18; opt. praet. 3 sg. (pl.?) gi- sægde (dicerent) M. 7, 36; gisægdun (nar- rarent) M. 9, 9 (ind.?). gisættniga, swv. insidiari; ind. praet. 3 sg. gisættnade M. 6, 19. gisagun, f. narratio; as. da gisagune L. 1, 1. |gisawa, stv. seminare; ind. praet. 2 sg. ge- sewe L. 19, 21; 3 sg. giseow M. 4, 4; pp. 44 gisawen M. 4, 15 (2). 31. 32; wene M. 4, 20.- giscæft, f. creatura; gs. giscæfte M. 10, 6. 13, 19; ds. gesczfte M. 16, 15. gisceodne, (unklar, vielleicht npm. von ei- nem pp. gesceoden = gew. gesceaden); ,Ümtte ge gisceodne“ (separationem) L. 12, 51; Ldf. schreibt ,b gesceád". gisceppa, stv. condere; ind. praet. 3 sg. gi- scop M. 13, 19. gisceÖda, swv. corrumpere, nocere; ind. praes. 3 sg. gisceödas L. 10, 19. 12, 33. giscina, stv. refulgere, lucere; ind. praes. 3 sg. giscinet J. 1, 5; ind. praet. pl. giscio- nun L. 9, 29: gisco(e), n. calciamentum; gs. giscoes L. 3, 16. J. 1, 27; as. (pl?) giscoe L. 10, 4. giscoed, pp. calciatus; apm. (?). — M. 6, 9. giscomiga, swv. erubescere, vereri; ind. praes. 3 sg. giscomigaó L. 9, 26 (2); ind. praet. pl. giscomadun L. 20, 13; ge-scomedun L. 113,57. giscrungen, pp. aridus; gp. giscrungenra J. DIO giscyrta, swv. breviare, deficere; ind. praet. 3 sg. giscyrte M. 13, 20 (2; das erste mal vielleicht opt.). J. 2, 3. gisea, stv. videre, aspicere, respicere; ind. praes. 1 sg. gisiom M. 8, 24. J. 4, 19. 16, 22; 2 sg. gisis M. 5, 31. J. 11, 40; gisist M. 12, 14; ge-sist J. 1, 33; 3 sg. gisiü J. 85 Bs eh Die BR PAS dH Gb OE a5 (035. ER 17; giseaó L. 3, 6. J. 10, 12; — pl. giseaó M. 13, 26. 14, 62. L. 9, 27 etc. (34); gi- seas. M 4, 19, 8,118. 13, 29.9.9739. 14; 7; gisieó J. 12, 40; — ind. praet. 1 sg. DIS 21, 3275079225718, 26Kelc 2 Sg, gisege TJ. 8, 57. :9,191.:1201:295 3488; gisæh M. 5, 6. 22. 38 u. s. w. (sehr häu- fig); gesæh L. 19, 5; giseh L. 21, 2; — pl. gisegun M. 4, 12. 6, 53 etc. (47); gisegon J. 2, 23.etc. (2); ge-segun J. 16, 19; ge- segon L. 19, 7; gegisegun (sic! Schreibfeh- ler) L. 20, 13; gisege we (vidimus) J. 20, npm. gisa- Uxo LINDELÖE. 25; — opt. praes. 1 sg. gisii J. 20, 95; gisie M. 10, 51. 12, 15. L. 14, 18; ge-sii L. 18, 41; 3 sg. gisii J. 5, 19; pl. gisie M. 15, 32. 36. J. 6, 30; gesii J. 9, 39; gisea we (videamus, ind.?) L. 2, 15; — opt. praet. 3 sg. gisege M. 8, 23. 25. L. 9, 9 etc. (11); pl. gisegun J. 12, 9 (ind.?); auch wohl ,gesege* (vidisse) L. 24, 93. — imp» se.zeisihaM 2 JOD: 11, 34. 20, 27; gisæh M. 15, 4 (auch Ldf. hat hier gesæh); pl. giseaó M. 6, 38. 13, 23. J. 1, 39 etc. (12); giseas M. 13, 5. 9. 33. L. 24, 39; — inf. gisea M. 8, 25. L. 13, 11. 17, 22 etc. (D); to giseane M. 5, 32; to geseanne L. 28, 8; to geseana L. 19 5s ppsseisegeno I 1,37 2272471, 50; gesegen L. 23, 8; np. gisegene M. 10, 42. Eine Fehlschreibung ist „giscead“ (vi- deant) M. 4, 12 (Ldf. gesead). gisedl, n. disculitus; ap. gisedla M. 12, 39. gisella, swv. dare, tradere; ind. praes. 3 sg. giseleó M. 9, 41; ind. praet. 2 sg. gisaldes J. 17, 2. 6. 11. 24; gi-saldest J. 17, 9; 3 sg. gisalde M. 6, 7. J. 19, 30 etc.; gesalde L. 18, 43. 19, 15; pl gisaldun M. 7, 13 etc.; opt. praes. 3 sg. giselle M. 14, 30; pl giselle J. 1, 22; opt. praet. 3 sg. gi- salde J. 3, 16; pl. (ind.?) gisaldun M. 14, 55. J. 18, 30; — inf. gisella L. 1, 73; ge- sella M. 14, 11; pp. gisald (21). gisema, swv. onerare; ind. praes. pl. gise- mad L. 11, 46. gisenda, swv. mittere; ind. praes. 3 sg. gi- sendes J. 13, 2; ind. praet. pl. gisendun 17:221, 01: 0-159195 tnf- y eisende MSIE L. 12, 5; pp. gisended M, 9, 42. L. 12, 28 etc. (8); gesended L. 23, 19. gisene, adj.—visus; nsmn. gisene M. 14, 64. 16, 11; gesene L. 23, 8 (=viso; die Form ist schwierig zu bestimmen); npm. gisene L. 9, 31; npn. gisene L. 24, 11. Dieses Wort ist vielleicht als pp. von „gisea“ anzusehen (neben „gisegen“; vgl. Sievers Ags. Gr. 8 391, anm; 5), Glossar 2. altmorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 45 gisetnisse, f. traditio; as. — M. 1, 5. gisetta, swv. ponere, imponere, constituere, plantare, statuere; ind. praes. 3 sg. gisetes | L. 12, 44; gesetes L. 12, 42; ind. praet. 1 sg. gisette J. 15, 16; 2 sg. gesetes L. 19, 21; 3 sg. gisette M. 10, 16. L. 14, 29 o etc. (10); gesette L. 13, 13; pl. gisettun M. 16, 6. L. 17, 28. J. 19, 2. 42; gesettun J. 20, 2. 13; gisetun J. 11, 34; giseto[n] L. 23, 26; — opt. praet. 3 sg. gisete L. 1, 9; pl. gisette M. 6, 41. L. 9, 16; imp. pl gisettaó L. 21, 14; inf. (?) gisette L. 17, 6; pp. giseted L. 2, 12. 16 etc. (14); napn. gisetedo L. 12, 19. J. 20, 6; gisette 122022010. gisibb, adj. cognatus; apm. gisibbe L. 14, 12: gisihö, f. visio, visus, conspectus; ds. gisihde J. 20, 30; as. gisihóe L. 1, 22. 4, 18. 9, 52. 24, 23; ap. da gisihóe (= quae vidis- sent) M. 9, 9. gisinga, stv. cantare; ind. praes. 3 sg. gi- singeó J. 13, 38; ind. praet. 3 sg. gisang M. 14, 68. 72. L. 22, 60. J. 18, 27; opt. praet. 3 sg. gisunge M. 14, 72. gisiniga, swv. nubere; ind. praes. pl. (?) gi- sinnigo L. 20, 34. gisitta, stv. sedere, discumbere, recumbere ; ind. praet. 3 sg. gisæt M. 3,32. L. 22, 14; gismit «M. 10, 46.111,29. 19; 3: I5 10; 39: 19, 30. J. 13, 23; pl. gisetun J. 6, 10; — opt. praes. pl. gisitte J. 6, 10; ge-sitte M. 10, 37; opt. praet. 3 sg. (?) gisette (sede- ret) M. 4, 1; — pp. (?) gisetnun (sie! = positis) L. 22, 41. gisla, stv. percutere, occidere; inf. — L. 22, 49; pp. gislegen L. 22, 7. gismeaga, swv. cogitare; ind. praet. pl. gi- smeadun M. 11, 31. L. 20, 5; gismeodun L. 20, 14. gismiriga, swv. wngere; ind. praet. 3 sg. gismirede L. 4, 18; pl. gismiredun M. 16, 1. gisnida, stv.: opt. praet. pl. gisnide M. 6, 39, Ldf. hat hier den inf. „gesnida“. Der lat. Text schreibt accumbere; eine falsche Übertragung des lat. Ausdrucks scheint hier vorzuliegen. gisoeca, swv. quaerere, acquirere, inquirere, sequi, visitare, expetere; ind. praes. pl. gi- soecas M. 16, 6. J. 6, 26; ge-soecaó J. 7, 25; ind. praet. 3 sg. gisohte L. 1, 68. 78. 22, 31; ge-sohte L. 19, 16; pl. gisohtun L. 2, 49; imp. pl. gisoecas J. 21, 19; inf. ge- soeca L. 12, 29; gisoecan J. 13, 37; pp. gisoht L. 11, 50. 51. 12, 48. gisomniga, swv. congregare, convenire, col- ligere; ind. praes. 3 sg. gisomnaó L. 3, 17; gisomnas M. 13, 27; gisomneó L. 13, 34; gisomnigaó J. 4, 36; pl. gisomnad J. 15, 6; — ind. praet. pl. gisomnadun M. 10, 115215) IS I 6, 192 1157 TE opt o praet: 3 sg. gisomnade J. 11, 52; inf. gisomniga L. 13, 34; pp. gisomnad M. 4, 1; Schreib- fehler ist gisomna (Ldf. gisomnad) L. 17, 37; apm. gisomnade L. 24, 35. Ss gisomnung, f. concilium; ds. gisomnunge MA SI (a) ETE DE gisoßfestiga, swv. justificare; pp. gisoöfzestad Tz 18, 14. gispilla, swv. perdere, interficere; ind. praes. 3 sg. gispilleó L. 17, 33; ind. praet. 3 sg. gispilde L. 17, 29; opt. praet. pl. gispildon J. 10,753: gispitta, swv. conspuere; pp. gispitted L. 18, 32. gispreoca (-spreaca), stv. loqui, colloqui; ind. praes. 3 sg. gispreces J. 3, 34; pl. gispreocas J. 3, 11; — ind. praet. 3 sg. gispræc J. 7, 13. 9, 21; pl. gisprecun M. 14, 31. L. 2, 15. 24, 14. 32. 36; gisprecon J. 11, 56; opt. praet. pl. gisprece M. 13, 11; inf. gispreaca L. 1, 20; pp. gisprecen dicus 10: gisteena, swv. lapidare; ind. praes. 3 sg. cistzneó L. 20, 6; pl. gestænas J. 10, 32; opt. praet. pl. gistendun J. 10, 31; inf. gistæna J. 8, 5. 46 gistela, stv. furari; opt. praes. 3 sg. gistele J. 10, 10. gistiga, stv. ascendere; ind. praet. 3 sg. gi- stae Ma 19,28: gistiora, swv. comminari; pprs. gi-stiorende MENO: gistonda, stv. stare; ind. praet. 5 sg. gistod MAO ANIME 26085 1602218520; 19, 26; ge-stod L. 19, 8; pl. gistodun L. 24, 4; gistodon L. 23, 49. J. 19, 25; inf. gi-stonda M. 3, 26. gistrion,-n. (f.). pecunia, thesaurus, substan- tia; ns. gistrion L. 12, 34; gs. gistriones LTD 2 Nas Moistrion Me 105212247: 12, 33. 15, 12 (2 0a5—). 18, 22; ap. gi striono L. 18, 24; gistrione M. 10, 23. gistriona, swv. lucrari, thesaurizare; ind. praes. 3 sg. gistrioneó L. 12, 21; opt. praes. 3 sg. gistrione M. 8, 36. gistrongiga, swv. confortare; pp. gistrongad | LM 802240; gistylta, swv.; pp. gi-stylted wæs (= stupe- factus est) M. 9, 15. gistyriga, swv. turbare, conturbare, movere; pp. gistyred M. 13, 25. L. 1, 12. 24, 38. J. 5, 1. 14, 27; gestyred J. 13, 21. giswelta, stv. exspirare; opt. praes. 3 sg. giswelte M. 15, 39. giswenca, swv.; pass. = vapulare; pp. gi- swenced M. 13, 9. — dp. giswenctum L. 12, 48; die Stelle ist recht dunkel. Im lat. Text steht plagis vapulabit paucis; die Über- setzung lautet ,wreeecum giswenctumlytlum*. gisweriga, stv. jurare; ind. praet. 3 sg. gi- swor L. 1, 13; pp. gisworen L. 1, 73. giswica, stv. seducere, deficere; ind. praes. pl. giswicas M. 13, 6; opt. praes. 3 sg. gi- swice M. 13, 5; inf. giswica L. 18, 1; to giswicanne M. 15, 22. giswicte, vapulavit, L. 12, 47 ist wohl eine Fehlschreibung. Ldf. hat die Form ,ge-| suuinegde*. giswiga, swv.; pprs. giswigende (=exsiliens) M. 10, 50. Uno LINDELÖFT. giswinga, stv. flagellure; ind. praet. 3 sg. geswang J. 19, 1; pp. giswungen L. 18, 38. giswiopornisse, f. versulia; as. — M. 12, 15. gisyngiga, swv. peccare; ind. praes. 3 sg. gi- syngaó L. 17, 4; iuf. gisyngiga J. 5, 14. gitaliga, swv. numerare, Teputare ; ind. praet. 3 sg. gitalade L. 11, 38; pp. gitalad L. HEN T ; gitea, stv. trahere, educere, litigare, conspi- rare; ind. praet. 3 sg. giteh M. 14, 47; pl. gitugun J. 9, 22; getugun J. 6, 52; inf. gitea J. 21, 6. |gitela, swv. capere, reprehendere, disputare, suggillare, conculcare, objicere; ind. praes. 3 sg. giteleó L. 18, 5; ind. praet. pl. gi- teldun M. 9, 34. L. 12, 1 (opt.?); — opt. praet. pl. giteldun M. 12, 13; — inf. gi- tela L. 20, 26; pp. gitelid M. 14, 60. - gitella, swv. deputare, computare, reputare ; ind. praes. 3 sg. gitelleó L. 14, 28; pp. giteled M. 15, 28. L. 22, 37. gitimbra (-iga), swv. aedificare; ind. praes. 1 sg. ic gitimbraw (sic!) M. 14, 58 (Ldf. hat „ie getimbro willo*; vielleicht hat un- ser Glossator „ie gitimbra willo“ zu schrei- ben beabsichtigt); 3 sg. gitimbres M. 15, 29; ind. praet. 3-sg. gitimbrade M. 12, 1; pl. gitimbradun M. 12, 10. L. 17, 28; inf. gitimbra L. 14, 28; gitimbria L. 14, 30; pp. gitimbred J. 2, 20. Dunkel ist ,gi- timbro" (aed?ficatis) L. 11, 48; der ganze Zusammenhang ist hóchst nachlässig und sinnlos wiedergegeben. gitrahtiga, swv. tractare, interpretare; ind. praet. pl. (opt.?) gitrachtade M. 9, 33; pp. gitrahtad M. 5, 41. 15, 22. 34. J. 1, 38. 41. 42. gitriowa, swv. confidere, swggerere; ind. praes. 3 sg. gi-trioweó J. 14, 26; imp. pl. gitriowaó J. 16, 33. gitriowe, adj. paratus; npm. gitriowe L. i0 1912-74): Glossar 2. altnorthwmbr. gitrygiga (?), swv. credere; gitrygade J. 2, 24. gitrymma, swv. firmare, confirmare, affir- mare, ficari, ind. praet. 3 sg. perhibere, exhortari ; sg. gitrymmo J. 5, 31. 8, 14. 18; 3 sg. gitrymed J. 1, 15. 32. 5, 32 (2). 19, 35. 21, 24; gitrymes J. 8, 18. 15, 26; pl. gi- trymmaö L. 11, 48. J. 3, 11; Jis 8% P M 21; — ind. praet. 1 sg 2a try- mede | im 3 sg. eitrymede i 3, 18.| 22, 43. p , 94. 12, 17; gi-trymide L. 22, DONE 23; gitrymme (sic!) L. 9, 51; imp. sg. sine 11. 22732. JA 18, 23 pp: gitrymed J. 3, 32. 13, 21; J. 4, 39 (= perhibentis ; falls ,getrymmedes“). gs. gitrymedes Ldf. hat eben- gitsung, f. avaritia; np. gitsunge M. 7, 22;| dp. gitsungum L. 12, 15. gidæhtung, f. consilium ; sy 3b gidarsca, stv. caedere; ind. praet. pl. gidurs- cun M. 12, 3. 5; pp. gióorscen L. 20, 10; | asm. gidorscenne M. 15, 15. gidenca, swv. cogitare; ind. LE 3 oi- dohte L. 1, 29; pl. gidohtun M. 8, 16. J 11, 53. 12, 10. gidiod, pp. captivus; npm. gidiode L. 21, 24. | gidiostriga, swv. contenchrare; pp. gidiostrad | M. 13, 24. gidoht, n. mens, viscera; gs. gidohtes M. 5, 15; ds. gidohte M. 12, 30; as. gidoht L.| 1, 78. gidoliga, swv. pati, sustinere; ind. praes. 3 as. gidachtunge M. | SO’, | confortare, testari, protestari, testi- | ind. praes. 1| gitrymmas | | | Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 47 2 praet. 3 sg. gidreatade M. 6, 45; pl. gi- dreotodun L. 18, 39; imp. se. gidreata L. 17, 3. 19, 39; inf. gidreatiga M. 8, 32. gidring, n.; ns. wies gióring (= comprime- batur) L. 8, 42. gidringa, stv. comprimere, contendere; ind. praes. pl. giöringad L. 8, 45; ind. praet. pl. giörungun L. 8, 42; imp. pl. ge-Öringas L.. 13, 24. giörowiga, swv. pati; inf. — L. 17, 25. 24, 26. giüwa, stv. lavare; ind. praet. J. 13, 12; pl. giówogun M. 7 di; Jio; gidyld, f. patientia; as. — L. 18, 7 3 sg. giówog , 9; inf. giówa giunrotsiga, swv. contristare; pp. giunrotsad 17180232. 922]: 16, 20. giwæcca, swv. vigilare, concitare; ind. praet. pl. ie M. 15, 11; imp. pl. ge-wac- cas M. 13, 33; inf. giwæcca M. 14, 37. giwælda, swv. dominari; ind. praes. pl. gi- wældas M. 10,.42. 17; npm. giunrotsade J. giweddiga, swv. desponsare; pp. giweddad Ina ATE . giwede, n. vestimentum, vestitus; es lässt sich nicht immer entscheiden, ob die vor- liegenden Formen als sing. oder plur. auf- zufassen sind. — nas. (?) giwedo (vesti- mentum) M. 10, 50. 13, 16. L. 12, 23; ds. giwedo M. 2, 21; nap. giwedo M. 9, 3. 11, 823157242 122194 352° 3800 13: A219} 23. 24; giwedu M. 14, 63. L. 9, 29; gi- wede L. 23, 34; dp. giwedum M. 5, 28. sg. gidolas M. 9, 12. L. 9, 22; gidoelgas| 30. 6, 56. 15, 20. M. 13, 13; imp. pl. gidoeligas M. 14,.34; giwege, n. mensura; ds. giwege M. 4, 24. inf. gidoelge M. 8, 31 (wenn nicht 3 sg. giwenda, swv. reverti; pp. giwendad L. 1, opt. praes.). I6: giórea(ga), swv. increpare, arguere; ind. giweofa, stv. contexere; pp. giwefen J. 19, praes. 3 sg. gióreaó J. 16, 8; ind. praet.| 23. 3 sg. gióreade L. 9, 42. 55; gióreode L.|giweoga, stv. metiri; pp. giwegen M. 4, 24 9, 21; pl. gióreadun L. 18, 15. (2). gidreatiga, swv. éncrepare, cogere, arguere; ind. praes. 3 sg. gidreatad J. 8, 46; ind. giweordun, exuerunt, M. 15, 20; die nicht ganz klare Form hängt wohl mit dem bei 48 Uno LINDELÖF. BT. belegten „gewerian“ (induere, vestire) | zusammen. — Ldf. schreibt ,gehreafadon“. giwexa, stv. crescere, proficere, prodesse; ind. praet. 3 sg. giwox L. 1, 80. 2, 52; opt. praes. 3 sg. giwexe M. 7, 11. giwidliga, swv. coinquinare, contaminare; ind. praez. pl. gi-wid-ligas M. 7, 15. 20; inf. gi-wid-liga M. 7, 15. 18; pp. giwidlad 118228: giwinda, stv. plectere; ind. praet. pl. gi-wun- dun $92! giwinn, n. labor: ds. giwinne J. 4, 58. giwintrad, pp.; Qu bist gi-win[trad], senue- onsec Pals st giwitgiga, swv. prophetare; ind. praet. 3 sg. giwitgade L. 1, 67. J. 11, 51; gewitgade MENTA OG: giwitnisse, f. testis; ap. giwitnesse M. 14, 63. giwoena, swv. putare; ind. praes. pl. ge- woenaó L. 12, 40; inf. giwoena J. 5, 45. giwoene, adv. forte; ge-woene M. 14, 2. giwoepa, stv. flere; ind. praet. 3 sg. giweop L. 19, 41; pl. giweopun L. 8, 52; inf. gi- woepa L. 8, 52. 23, 28. giworpa, stv. jactare, ejicere, injicere, pro- jicere; ind. praes. 1 sg. gi worpo J. 6, 37; ind. praet. 3 sg. giwarp M. 12, 41. 16, 9; pl. giwurpun M. 12, 8. 41. 14, 46; imp. sg. giworp M. 9, 47; inf. giworpa L. 11, 18; pp. giworpen L. 17, 2. giworda, stv. fieri, effici; ind. praes. pl. gi- wordas J. 15, 8; ind. praet. 3 sg. giwaró M. 6, 2. 15, 33; pl. giwurdun M. 6, 56; opt. praes. pl. gi-woróe M. 13, 30; inf. giworüa M. 14, 2; pp. giworden J. 1, 28 ete. (sehr oft); np. giwordne M. 9, 3. L. 23, 44. J. 3, 21. 6, 17. Schwer zu bestim- men ist giworóe L. 1, 44. giworüiga, swv. adorare; ind. praes. pl. ge- worüigas J. 4, 23; ind. praet. pl. giworda- dun M. 15, 19. J. 4, 20; gewordadun J. 4, 23; gi-gi-wordadun (sic!) L. 24, 52; — opt. praet. pl.(?) giwordade ge J. 4, 20 giwosa, anv. esse; opt. praes. pl. ge gesie giwrit, n. scriptura; mas. giwrit J. 19, 36; giwuldriga, swv. glorificare; ind. praet. 3 giwuna, m. consuetudo; ns. — M. 10, 1 (gi- giwundiga, swv. vulnerare; ind. praet. pl. giwundriga, swv. rari, admirari, stupere ; (die Stelle ist nicht recht klar). — giwor- dadun (induerunt) M. 15, 20 ist wohl Fehlschreibung für ,gigeorwadun“; Ldf. schreibt „gegearwadon“. (sitis) J. 12, 36. Wahrscheinlich liegt hier eine Fehlschreibung vor, indem das vor- hergehende „ge“ wiederholt worden ist. Ldf. schreibt „gie sé“, giwritt L. 4, 21. J. 7, 38. 19, 24 ete. (1); gewrit J. 13, 18; — ds. giwrite J. 2, 22; nap. giwriotu M. 12, 10. 24. 14, 49. L. 24, 82. 4D. J. 5, 39; hierher wohl auch „da ge-wriota^ J. 10, 35 (trotz des lat. scriptura); dp. giwriotum L. 24, 27. sg. giwuldrade L. 23, 47; pp. giwuldrad Jo dT, 395 11, 2012716. 23 MS ae wuldrad L. 13, 13. wuna wæs = consuerat). 15, 6 (giwuna was — Solchat) JMS 89: MAS IE 0942} 24. 42. 22, 39. giwundadun M. 12, 4. L. 20, 12. ind. praet. 3 sg. giwundrade M. 15, 44; pl. giwundradun M. 5, 20. 10, 26. L. 9, 49. J. 4, 27; pp. giwundrad M. 6, 6. 10, 22. 11, 18; np. giwundrade M. 6, 2. L. 1, 63. giwuniga, swv. manere, remanere, morari ; ind. praes. 3 sg. giwunaó J. 14, 16; ind. praet. 3 sg. giwunade L. 1, 56. 21, 37. J. 1, 32. 2, 12. 8, 9; pl. giwunadun J. 1, 39; — opt. praes. pl. giwuniga J. 15, 4; opt. praet. 3 sg. giwunade J. 4, 40; pl. giwuna- dun J. 19, 31 (ind.?); — inf. giwuniga J. 21, 22. — Fehlschreibung ist sicher ,gi- wuna^ (morabatur) J. 3, 22 (für „giwu- nade*). giwuta, anv. scire; ind. praes. pl. giwutun (scitis) J. 13, 12. 14, 4; ind. praet. pl. gi- Glossar 2. altmorthumbr. Evangelienübe o PEE wistun J. 2, 9; — opt. praet. 3 sg. ge-| wiste L. 12, 39; — inf. giwuta M. 9, 30. J, 14, 5. — ,ge gi-wutun* J. 14, 3 ent- spricht dem lat. vos sitis (Ldf. gie sie); der Glossator hat offenbar scitis gelesen; — gyümt giwite“ M. 4, 11 soll wohl „ost ge wite“ sein; Ldf. schreibt „p ge wita“. giwyrca, swv. facere, efficere, operari; ind. praes. pl. giwyreas J. 15, 14; ind. praet. 3,se. ciworhte NL 0919-22: 15.159198: 16. 9, 6. 11. 12, 37; pl. giworhtun M. 11, 17; opt. praes. pl. giwyrce J. 6, 28; opt. praet. pl. giworhte J. 6, 15; — inf. gi- wyrca J. 3, 2. b, 21. 15, 55; giwyrce M. 1, 12 (vielleicht 3 sg. opt. praes.); giwyrcan M. 6, b. J. 9, 16. 33; giwercan J. 2, 16; pp. giworht M. 14, 58. — Unklar ist „gi- wyrcan* (factum) M. 14, 58; der ganze Zusammenhang ist hier wie oft in R? höchst verworren. giyppa, swv.; pp. bió giypped, sciatur, L. 2427 gladiga, swv. gaudere; ind. praet. 3 sg. gla- dade J. 8, 56. gled, adj gavisus; nsm. — L. 23, 8. J. 8, 56; npm. glede L. 1, 14. glædmod, adj. anzmaequior; nsm. — M. 10, 49. glednisse, f. gaudiwm, exsultatio; ns. — L. 1, 14; ds. — M. 4, 16. L. 1, 44. 10, 17. 24, 52. gledscip, m. gaudium; ns. — J. 3, 29. glenc, m. aedificatio; ap. glencas M. 15, 2. gleowlice, adv. clare, M. 8, 25. gloed, f. pruna; dp. gloedum J. 18, 18; ap. gloede J. 21, 9. gloesa, swv. (— glossieren); ind. praet. 3 sg. gloesde Joh. Schlussnote. god, m. deus; nas. god M. 5, 7. L. 17, 15. J. 8, 54 u. 0.; gs. godes M. 3, 11. 4, 30.7, 8 u. ö.; nachlässig geschrieben ist „god“ (dez) J. 3, 36; — ds. gode L. 1, 8 u. ö.; Schreib- fehler ist godo M. 12, 17; — np. godo J.| rsetzung in d. Rushworthhandsehrift. 49 10, 34; Singularform ist wohl „god“ (ent- spricht dem lat. deos) J. 10, 35. god, adj. bonus; nsm. M. 10, 17. L. 23, 50. Jos oae TOT 14 0:507: 48000 ME 10713. 51; nsf. god J. 20, 16; nasn. god M. 9, 5. 14:063 21 T1434 8590780009 MENTOR: sw. dæt gode J. 2, 10 (2); — gsm. godes L. 2, 14; dsu. godum J. 10, 33; asm. godne 1232 3211721352 coodnes M 10, 13 ask: gode M. 4, 8. 20; — napn. godo L. 11, 13. 12, 18; goda L. 12, 19; gode J. 10, god J. 5, 29 (asn.?); gp. godra L. 19, 8; dp. godum L. 1, 53. 21, 5. — Comp nasn. betre M. 14, 21. J. 4, 52. goding, m. = Gottes Sohn oder Abkömmling; ns. — L. 3, 38. godspell, n. evangelium; mas. god-spell M. 8, 35. 13, 10. 14, 9; god-spel M. 16, 15; ds. god-spelle M. 10, 29. gold, m. awnwmn; soldes M. 10, 21. L. 12, 34. gong, m. iter, directum; ds. gonge J. 4, 6; as. ' L. 18, 22; gonga (?) L. 2, 44; dp. gongum L. 3, 5. gonga, anv. 2re, exire, vadere, ambulare, abire, intrare, introire; ind. praes. 1 sg. gongo L. 14, 19. J. 8, 21. 14, 4 etc. (12); songe J. 8, 14. 13, 33; gæ J. 8, 14. 22. TH alla 10, 55 Bir ah SAM EO — 2 sg. gonges J. 14, 5; gongestu J. 16, 5; gest L. 12, 58; gestu J. 13, 36; — 3 sg. gongeó J. 11, 10; gonges J. 8, 12. 12, 19. OD 2202 ME 10,15, 12112 57 24922522! 45512 -ces3 Me 1 RI dy St ond 15, 4. J. 3, 8. 10, 45 gas J. 11, 31; — pl. gongas M. 7, 5. J. 14, 7; geongas L. 11, 44- ga0 L. 2, 3; gas M. 6, 11; aas. M. 6, 10; — ind. praet. 1 sg. eode J. 9, 11. 16, 28; 3 sg. eode M. 4, 3. 5, 30. 42 etc. (42); eade M. 5, 20. 6, 1 etc. (5); pl. eodun M. 3, 6. 21 etc. (12); eodon L. 24, 24; eadun M. 6, 37; — opt. praes. 1 sg. gaa J. 16, 7; pl. gonge M. 6, 36. J. 15, 16; goncge M. 6, 57; gonga J. 11, 7. 16; 26). 02: [ns gs. 7 50 Uso LINDELÖF. gæ M. 6, 10. 14, 12. L. 22, 40. 46; gae L. 22, 32; ga-M. 6, 37; gaa M. 14, 42. J. 11, 15; — imp. sg. gong M. 5, 34. 8, 93. 10982189 9. Sl 6112005502 MNT 5, & 9, 95. L. 14, 10 etc. (23); pl. gongad L. 99, 8; gongas J. 12, 35; gaö M. 6, 38. 1. 10,3. 13, 32217, 1470930 (leal); gas M. 16, 15; gaas M. 14, 13; — inf. LODCA NL EI ACT 98226992]. CN ALMA 317217187 eonge M39; 43 (vielleicht opt. sg.); gaa L. 17, 23. J.| 18, 8; to gonganne M. 9, 45. 47. L. 14, 23; — pprs. gongende M. 5, 42. 6, 33. J. 1, 36 etc. (12); gongendum M, 16, 12. L. 9, 57: ge-on-gegdum (sic! Ldf. geongen- dum) L. 9, 34. — Eine nachlässige Schrei- | bung ist „gongende* (curavit) M. 6, 5 für das richtige „gegemde* (so Ldf.). gost, m.; as. rum-modne gost (=paracletum) J. 14, 16. Es ist wohl nur eine Fehl-| schreibung für „gast“. gres, n. foemwm, olus; ds. gvese M. 6, 39; dp. grasum M. 4, 32. grapiga, swv. palpare; imp. pl grapiad L. 2A, 39. gristbit(ig)a, swv. (stv.?) stridere; ind. praes. 3 sg. grist-bites M. 9, 18. gristbitung, f. stridor; ns. — L. 13, 28. groefa, m. (pilatus); ns. — M. 15, 4. 5. L. 23, 4. 6 etc. (16); gs. des groefa halle = praetorium J. 18, 28; ds. groefa J. 19, 21; as. groefa J. 19, 31. \groefa — leprosi, Ldf. hreafes, M. 14, 3 ist sicher ein Schreibfehler. |groene, adj viridis; dsn. groenum M. 6, 39; dp. groenum L. 25, 31. groeta, swv. salutare; ind. praet. pl. groetun M. 9, 15; inf. groeta M. 12, 38. groeting, f. salutatio; ns. — L. 1, 99; es. groetinge (Öines) L. 1, 44; as. groetinge L. 1, 41; ap. groetinge L. 11, 43. 20, 46. 'grornung, f. querela; ds. grornunga L. 1, 6. |grund, m. fundamentum; as. — L. 14, 29. grundas bioóon, L. 17, 35 — molentes be- ruht auf Missverstindnis des Glossators; | Ldf. schreibt „grindas“. gyrda, swv. cingere; ind. praes. à sg. gyr- ded J. 21, 18; inf. gyrda J. 21, 18. 'gyrdels, m. zona; ds. gyrdelse M. 6, 8. ET: habba, anv. habere; ind. praes. 1 sg. hafo MINT sur or (16) EM To J. 19, 10; hæfe (nachlässige Wiedergabe des Textes) J. 19, 11; 2 sg. hæfes M. 10, 21. L. 12, 19. J. 6, 68 etc. (9); hæfest du JL 3 2) pere tunes LS Meteo 8, 57; 3 sg. hefed M. 7, 16. L. 11, 5. 8. ete. (48); hæfes M. 3, 22. 29. L. 3, 11. J. 8, 12; — pl. habbad M. 4, 17. L. 20, 35 etc (15); habbas M. 2, 19: L. 9, 3"etc.| (26); habad L. 14, 14; habbent (sic!) M. 16, 18; ne habbon we J. 19, 15; — ind. praet. 1 se: ic huefde L. 19, 20.-J. 17, 5; 2 sg. hæfdes J. 4, 18; hæfdestu J. 19, 11; 3'sg. h;efde M. 7, 25; I: 18, 2479. 4,52 etc. (23); haefde M. 2, 95; hæfde M. 10, 22; als 3 sg. kann man auch die Form hæfde M. 3, 10.6, 31 auffassen, wenngleich der lat. Text habebant hat; an einen opt. ist hier kaum zu denken; dagegen muss wohl ,habbe* (Aabwit) M. 14, 8 optati- | visch aufgefasst werden, falls nicht einfach ein Schreibfehler hier vorliegt; — pl. hæf- dun M. 6, 34. 8, 1. 7 etc. (11); hæfdon J. 9. 41 (opt.?); — opt. praes. 2 sg. hæbbe M. 10, 21; 3 sg. hæbbe M. 9, 43. 45. 47. 11, 95. L. 11, 36; pl. hebbe L. 13, 3. J. 5r OST OO 2)712.7359. 302 17, 13570pE Glossar 2. altmorthumbr. Bvangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. praet. pl. hæfde L. 17, 6; — imp. sg. hæfe | L. 14, 18. 19 und einmal in der Schluss- | note z. Joh.; pl. habbaó M. 9, 50; habbas | M. 9, 50. 11, 22; inf. habba L. 24, 39;| hæbbe J. 5, 39 (= Ldf); to habbanne M. 6, 18. J. 13, 29; pprs. hæbbende M. 9, 17.| 11, 13. L. 15, 7 etc. (7). — Die Zusam-| menziehung von „ne habba* in ,nabba“, | die in Ldf. sehr gebrüuchlich ist, kommt in unserem Texte kaum vor; notiert habe | ich nur ,0æm næbbende“ (mom habenti) rer uk hæfnisse, f. pressura; as. — J. 16, 21; Ldf. schreibt .hefignise*. haft, m. custodia; dp. hæftun (sic!) L. 21, 12. hæfted, pp. captivus; dp. heftedum L. 4, 18. hela, swv. salvare, sanare, adjuvare; ind. praes. 1 sg. hælo J. 12, 40; opt. praes. 3 sg. hele L. 10, 40; imp. sg. la. hal usih | Erosanna) MOLIS; L9: 10P J5 12.7137 — inf. hele L. 9, 2; to hælenne L. 19, 10. hele doa = salvificare; opt. praes. 1 sg. b ic hele doe J. 12, 47. helend, m. Jesus (oft verkürzt); nas. — M. 2, 19. 17. 3, 7 etc.; gs. hælendes L. 24 3 ete.; ds. helende M. 9, 5 etc. hælo, f. salus, sanitas, salutare; ns. — L. [0X0] ER os 1 NGOs as — L. 2, 30; — ap. L. 13, 32. — on hælo (im senecta) L. 1, 36 ist ein Schreibfehler, durch nachlässiges Abschreiben einer fal- schen Form aus Ldf. veranlasst; Ldf. hat nämlich ,hældo“ mit überflüssigem h für ,üldo*. hæmed, n. nuptiae; np. hæmdo J. 2, 1. hæsere, m. praeceptor; ns. — L. 8, 45. 9, 40-5192 211. heden, s. (m.) und adj. gens, gentilis, sama- ritanus; ns. heden M. 7, 26. L. 17, 16; map h»0no#l 197 30:9 00435912290: 51 25; dp. heönum M. 10, 33. 42. L. 21,24: hal, adj. salvus, sanus; nsm. hal M. 10, 26. L. 18, 26. J. 19, 3 (wes du hal=ave) etc. (8); hall J. 5, 14. 11, 12; hale (Zusam- menhang unklar) J. 5, 4; nsf. hal M. 5, 23. 28. 34. 13, 20. L. 8, 50; gsmn. hales M. 5, 15; asm. halne M. 10, 52. 15, 30. öl ec. (ll): ast hale M3, 4. 8, 35. 1. 8, 48 etc. (6); halle L. 9, 24; napm. hale M. 6, 56. L. 23, 35. J. 5, 34; helo M. 2, 17; halne (sic!) M. 15, 31 (in der unmit- telbaren Nachbarschaft eines asm. ,halne“). hal, interj. ave, M. 14, 45. 15, 18. L. 1, 28. halda, stv. tenere, servare, custodire, ha- bere; ind. praes. 1 sg. haldo J. 8, 55; 3 sg. haldeó J. 14, 24; pl. haldas L. 12, 4; ind. praet. 1 sg. held L. 18, 21; imp. pl. haldas M. 14, 44; inf. to haldanne M. 3, 21. 7, 4. 12, 12; pprs. haldende L. 2, 8. half, f. dimidium; as. — M. 6, 23; hlaf (sic! Schreibfehler) L. 19, 8; on da swidra halfe (im dexteram) J. 21, 6. halgung, f.; ns. huses halgung (=encaenia) J 1022; halig, adj. sanctus, festus; nsmn. halig M. 6, 20 etc. (9); de haliga L. 3, 22; halga (m.) M. 13, 11; gsmn. halges L. 1, 72. 2, 42; dsmn. halgum M. 12, 36. 14,.2. L. 1, 41 etc. (10); instr.(?) halge L. 1, 15. 4, 1; asm. sw. halgan J. 20, 22; gp. haligra L. Ta2 18, 32. 1, 70. 9, 26; dp. halgum M. 8, 38. Unklar ist M. 3, 29: on halge gastes— mn spiritum sanctum. haligdeg, m. sabbatum; ns. — M. 6, 2. halignisse, f. sanctitas; ds. — L. 1, 75. hall, f; as. in Ózs groefa halle (in praeto- rium) J. 18, 28. halm, n. palea; as. (dæt) halm L. 3, 17. halsiga, swv. adjurare; ind. praes. 1 sg. hal- sigo M. 5, 7. halsod(a?), m. sudarium; ds. halsodo J. 11, 44; halsado L. 19, 20; as. (done) halsodu gp. hæûna L. 22, 95. J. 7, 35; haönana .0205% 52 Uno Lr halt, adj. claudus; asm. (?) halt M. 9, 45; gp. haltra J. 5, 3; apm. halte L. 14, 13. 2116 halwende, adj. salutaris; dsm. (unklar): in gode hal-wendo mine L. 1, 47; asn. hal- wendo L. 3, 6. ham, m. domus, mansio; ds. hame L. 8, 51. J. 11, 20; nap. hamas J. 14, 2. 23. harawudu, npr.; ds. zt harawuda Joh. Schlussnote. harmeweola, stv. conviciari; ind. praet. pl. harmewedun M. 15, 32. hata, stv. jubere, praecipere; ind. praet. 3 sg. heht M. 6, 27. L. 8, 55. 18, 40. 19, 15. he, pron. pers. ille, ipse, se; nsm. he M. 2, 165 25 tu er Hee ose L4 10: nst-hio M355393310994 1,928: 5] 27:20 6t (lo): nsn. hit M. 9, 10. 18, 7. 14, 19. 16, 6. J.| 12, 2A hit MENO MOD TEMPLE gsmn. his M. 2, 15. 16. 23 u. s. w.; gsf. hire M. 5, 26. 29. 6, 94. 98 u. s. w. (26); hir L. 1, 41; — dsmn. him M. 2, 15. 18. 3, OU. SN IOS TERES MERO 332 Ar ENTE s. w. (20); — asm. hine M. 2, 25 u.s. w.; asf. hia M. 5, 32. 6, 26. L. 10, 6 ete. (23); | hie M. 3, 25. 5, 23. 8, 35 etc. (18); — nap. hiæ M. 3, 34. 6, 7 etc. (167); hia M. DD OM Dreier (4) ehe 32879310, 3 etc. (7); he M. 14, 37; — gp. hiora M. 3, 5. 7, 4. 6 etc. (63); hiara L. 1, 4; hio (für hiora) M. 10, 42; — dp. him M. 2, T2 NO: heardnisse, f. duritia; ds. — M. 10, 5. hefig, adj. difficilis, molestus, ingravatus ; nsm. hefig L. 11, 7; nsf. hefig L. 18, 5; nsn. hefig M. 10, 24; npm. hefge M. 14, 6; npn. hefigo M. 14, 40. hefige, adv. difficile, M. 10, 23; hefge L. 18, 24. heg, n. foenum; ns. heg J. 6, 10; ds. hegge | M. 6, 39. heh, adj. altus, excelsus; nsm. heh (la heh — abba) M. 14, 36; asm. hehne M. 9, 2. Comp. nsm. hera (ma?or) M. 10, 43, — Superl. NDELÖF, (altissimus, summus); gsm. Üæs hesta M. DAT 3239 76: Mnpm OA hesta le 24, 20. — Fehlschreibung ist „neh“ (al- tus) für ,heh* (so Ldf.) J. 4, 11. | hehaldurmon, m. archisynagogus; ds. heh- | aldurmenn M. 5, 36. hehsacerd, m. summus sacerdos; nsm. heh- sacerd M. 14, 60. 61; gs. heh-sacerdes M. | 14, 54. 66; heh-sæcerdas M. 14, 47 (Ldf. hat hier auch die Endung -as); — nap. heh-sacerdas M. 11, 27. 14, 1. 15, 3. 31; heh-sæcerdas M. 15, 1; dp. heh-sacerdum M. 8, 31. 14, 43. 53; heh-sacerdun M. 15, 10; heh-sacerdom M. 14, 10. — Ein paar mal sind die beiden Zusammensetzungs- | glieder im Anschluss ans lat. durch ein | eingeschobenes ,donne“ (autem, vero) ge- | trennt: ns. de heh Öonne sacerd (summus | autem sacerdos) M. 14, 63; np. da heh donne sacerdas (summi vero sacerdotes) M. 14, 55. hehsedl, n. thronus, tribunal; ds. heh-sedle | J. 19, 13; ap. heh-sedle L. 22, 30. |hehsomnung, f. archisynagoga; ds. (trotz des lat. dp.) hehsomnunge M. 5, 22. hehstald, f. virgo; gs. dare hehstalde L. 1, 2 hehstaldhad, m. virginitas ; ds. hehstaldhade ENSO helias, npr. m.; nas. — M. 8, 28. 9, 4. 11 | ete. (7); gs. helies L. 1, 17; helias L. 4, 25; ds. heliæ M. 9, 5. helise, npr. m. (helisaeus); ds. helise L. 4, 21. hell, f. infermwm; ds. helle L. 10, 15. helm?, calcaneum; as. — J. 19, 18; Schreib- fehler oder missverst. Übertragung. Ldf. schreibt „hel“. help, f£; as. helpe (hominem; die Bedeutung ist hier aber , einen Helfer“; Ldf. hat ,helpend^) J. 5, 7. | hena, swv. spernere; ind. praes. 3 sg. hened L. 10, 16 (4). | hennisse, f; gs. — (calcandi) L. 10, 19. Glossar 2. altnorthumbr. Evangeliemiberseteung in d. Rushworthhandschrift. henöu, f. penuria; dp. hendum M. 12, 44.| heofud, n. caput; nas. heofud M. 6, 24. L. 9, 58 etc. (10); heofvd M. 6, 25; heofod. J. 13, 9. 19; 2; gs. heofdes L. 12, 7; ds. heofde L. 21, 18. J. 20, 7. 12; hefde J. 19, 30; ap. heofodo L. 21, 28. heofudponne, f. calvaria; gs. heofud-ponna M. 15, 22; heofodponna L. 23, 33. J. 19, 17 (2). heofun, m. coelum; nas. — M. 13, 31. L. 10, 15 ete. (5); heofunn L. 4, 25; gs. heof- nes M. 14, 62. L. 12, 56 etc. (7); ds. heofne M. 11, 30. 31. L. 9, 16 etc. (24); — nap: heotnas Me Or d 3, 13 etc, (D) ED: heofna L. 21, 26; dp. heofnum M. 7, 34. 1125.16, 19Xeter (18): heofunlic, adj. coelestis; nsf. heofun-lic L. 2. 13; asm. done heofunlica J. 6, 58; apn. da heofunlico J. 3, 12. heonisse, f. altitudo, excelsum, summum, altissimum, supernum, sublime; ds. — M. 13, 27.1. 19738: tas M- 45.5. L 12/29: dp. heonissum M. 11, 10. L. 2, 14. J. 8, 23. heono, interj ecce, M. 10, 28. 11, 21 etc. (64); heonu M. 4, 3. 8, 2 etc. (19). heop?; vtan ymb heop = in circuitu M. 3, 34. Fehlt in Ldf; dunkel; etwa — heap (Haufen)? heop(e), m.? f.? rubus; ds. (7?) heope L. 20, 37; Ldf. heape. heord?, sycomorus; as. — L. 19, 4. Ldf. heard. heortbrer, m.? f.? morus; ds. heort-brere L. 17, 6. Ldf. heart-breer. heorte, f. cor; ns. heorte M. 7, 6. L. 12, 34. 24, 32: J. 14, 27. 16, 22; heorta M. 6, 52; — gs. heorta M. 3, 5. 10, 5. 16, 14; heorte L. 1, 51; ds. heorte M. 11,23. L. 2, 51. 12, 45 etc. (11); as. heorte M. fc d dE ae 6; MEL TAN er! 40; — nap. heorta M. 4, 15. L. 1, 17; heorte L. 21, 34. 24, 38; dp. heortum L. 3, 15. 9, 44 etc. (4). — Unklar und nach- lässig ist der Zusammenhang J. 14, 1: „in 53 heorta iowrum“; vielleicht ist dies ein Fall, wo „heorte“ auch in R2 wie oft in Ldf, neutrales Geschlecht zeigt. her, adv. hic, M. 6, 3. 8, 4. 14, 32 etc. (21). her, n. capillus; ns. — L. 21, 18; np. her MED bem Il 25129: hera, m. minister; ns. — M. 10, 43. J. 12, 26. hera, swv. audire, servire, obedire, deser- vire; ind. praes. pl. heraó M. 4, 41; ind. praet. 3 sg. herde L. 2, 37; pl. herdun M. 14, 11; opt. praes. pl. here L. 1, 74; opt. praet. pl. herdun M. 3, 9; pprs. herende M. 3,8. 1. 2/46: here, m. turba, legio, exercitus; nas. here ML. 4,36. 5, 97 1. 2274729212, 4 08 ete. (7); ds. herge E. 9, 38. 19, 3. 21, 20Xete. (7); Fehlschreibung ist „berge* (turba) L. 8, 42; — nap. hergas L. 9, 12. 14, 25. 23, 27; dp. hergum L. 9, 16. 19, 39. 22, 6 etc. heriga, swv. laudare; inf. to herganne L. 19, 37; pprs. hergende L. 2, 13. 20; he- rende L. 24, 53. hernisse, f.; gs. — (= audiendi) M. 4, 23. herodes, npr. m. (oft verkürzt); ns. herodes M. 6, 14. 16. 17 etc, (11); gs. herodes M. 3, 6. 8, 15. 12, 13; ds. herode M. 6, 22. 1829; (2): herodias, npr. f. Die Formen sind sehr un- klar; ns. herodiade M. 6, 19; gs. herodia- des M. 6, 22; ds. herodiade M. 6, 18; as. (wahrscheinlicher gs.) herodiades M. 6, 17. hersumiga, swv. obedire; ind. praes. 3 sg. her-sumigaó L. 17, 6. hider, adv. huc, M. 11, 3. L. 19, 21. J. 4 15 etc. (8); hider L. 23, 5. hiericho, npr.; ds. — M. 10, 46. hierusalem, npr. (oft verkürzt, keine Form mit einer Endung), M. 3, 8. L. 2, 41. 42 etc. (30); hierosalem M. 11, 27. hierusolimese, adj.; nsm. — übersetzt den lat. dp. hierosolimis L. 23, 7. higo, m. pl. familia; g. higna (fæder — , 54 paterfamilias) L. 13, 25; d. higo L. 2, 4; a. higo L. 12, 42. | hiona, adv. hmc, L. 4, 9. 18, 31. 16, 26. J.| 2, 16 etc. (7). hiorde, m. pastor; nas. — M. 6, 34. 14, 27. TT OT Pret (0) np hiordas. 2.8: 15. 20; dp. hiordum L. 2, 18. hiorod, m. familia; gs. hiorodes L. 13, 25. eb mn 2r ml hiowisc, n.(?) fæder hiowisc (pater fami- lias) L. 12, 89. hlada, stv. haurire; inf. to hladanne J. 4, 7. 15. Fehlschreibung ist wohl „da hlado“ (haurias, Ldf. du hlada) J. 4, 11. hlehha, stv. deridere; ind. praet. pl. hlogun 118.753, 28,39: hlaf, m. (n.), panis; nas. hlaf M. 3, 20. 6, 8. 14, 22. J. 13, 26 (= D tobrocne hlaf)| etc. (10); laf (panem) J. 13, 18; ds. hlafe M. 8 14. 1.4, 4. 22. 19 ete: (5); — nap hlafas M. 2, 26. 8, 6. L. 4, 3 etc. (16); hlafe M. 8, 14 (in der unmittelbaren Nähe eines ds. „hlafe“; wohl nur eine Fehl- schreibung); gp. hlafa M. 6, 37. 38. 8, 5; dp. hlafum M. 6, 41. 52 etc. (7). blafard, m. dominus; nas. hlafard M. 2, 28. L. 20, 13. 15 etc. (8); hlaford L. 12, 36; np. hlafardas L. 19, 33. | hleata, stv. sortiri; opt. praes. pl. hleate J. 19,24. hlett, m.(?) sors; as. — M. 15, 24. hlioniga, swv. accumbere, discwmbere, re-| cumbere; ind. praes. pl. hlionigaó L. 13, 29; ind. praet. 3 sg. hlionade L. 22, 14; 3 pl. hleonadun M. 2, 15; imp. sg. hliona L. | 14, 8; hlioniga L. 14, 10; pprs. gp. hlio- nendra J. 13, 98; dp. hlionigendum M. 16, 14; hlioniendum L. 14, 15; hlionendum M. 6, 22; hlingendum L. 14, 10. hlosniga, swv.; pprs. hlosnende wæs L. 19, 48 (— suspensus erat). hlott, n. sors, portio; ds. hlote L. 1, 9; as. hlott L. 15, 12. J. 19, 24; ap. hlott L. 23, 34, Uno LrNDELÓF. hnisc(e), adj. (ener; npm. hnisca M. 15, 28. |hoa, stv. crucifigere; inf. to hoanne J. 19, 10. ‚hoga, adj. prudens, sollicitus; nsm. hoga L. 19, 49; npm. hogo L. 12, 11. hogascip, m. prudentia; ds. hoga-scipe L. liz UTE hol, n. fovea; ap. holo L. 9, 58. hold, m. éribwnus; dp. holdum M. 6, 21. hona, m. gallus; ns. — M. 14, 30. 68. L. 22, 34 ete. (9). honcred, m. galli cantus; ds. (as.?) om hon- cred M. 13, 35. hond, f. manus; bei diesem Worte scheint es, als hütte der Glossator oft die lat. Form manus nachlässig und missverständ- lich wiedergegeben; durch diese Annahme erklären sich einige Schwankungen, die sonst unbegreiflich wären. — ns. hond L. 1665 227215 hondagM53)25 94D: dS: honda M: 14,58: L. 1, 74. 3: dea 32: 10, 29; hond M. 5, 27; — as. honda M. SR oe fl, 822 ver, Zar 2% 8), Aldo ILE © 54. 9, 62. J. 20, 25. 27; — nap. honda M. 5, 23.6, 2. 7,3. 9, 483: 10.716.714 TA 46. 16, 18. L. 21, 12. 22, 53. 23, 46. 24, 39. 40. J. 7, 30. 44. 13, 9. 20; 27. 21; 18; hond M. 9, 31010 135 193520 1/9 92285 J. 13, 3. 20, 20; dp. hondum M. 7, 5. 8, 23:1. 1, 74124, 01150242 50 TESI A839 20, 25; honóum M. 7, 9. — Nicht recht klar ist M. 6, 5: „miö onsetnum honda“ (impositis manibus). hondhef, m, sarcina; dp. hond-hafum L. 11, 46. hondsmæll, m. alapa; ap. hond-smællas J. 197: hordern, n. cellarium; ns. — L. 12, 24. horn, m. cormu; as. — L. 1, 69. hornpic, m. (n.?) pinnaculum; as. — Lb. 4, 9. hræfn, m. corvus; ap. hræfnas L. 12, 24. hrægl, n. vestimentum; ds. in hwitum hrægle (=in cilicio) L. 10, 13; as. hrægle J. 19, 5; dp. hræglum J. 20, 7. 12 (in hwitum Glossar z. altnorthumbr. Evangelieniibe hreslum = in albis); ap. hrægl (lineno | hregl = linteamina) L. 24, 12. J. 20, 5. hree, adv. cito, statim, confestim, M. 4, 5.| RATE RSS RME MP 0 comp: hrador (citius) J. 20, 4. hread, n. arundo; ds. hreade M. 15, 19. hrema, swv. plorare; ind. praes. pl. hremas M. 5, 39; opt. praes. 3 sg. hreme J. 11,| 31; pprs. hremende J. 11, 33 (2). | hremma(?), swv. fremere; ind. praet. 3 sg. | hremmede on hine solfne (= fremens in semet ipso) J. 11, 38 (Ldf. hat bremmde). | hreof, adj. leprosus; npm. hreofe L. 4, 27. 105512! hreownisse, f. poenitentia; gs. — L. 3, 3: | ds. — L. 3, 8; hreownise L. 15, 7; as. — | RSS 5919970109165 30811) 3. 24, 47; hreonisse M. 6, 12. hrif, n. vulva; as. — L. 2, 23. hrina, stv. tangere, percutere; ind. praes. 1 sg. hrino M. 14, 27; ind. praet. 3 sg. hran Mb 30: hroernisse, f. motus; ns. — M. 13, 8; np. hroernis L. 21, 11; (vgl. eordo hroernis). hrof, m. tectum, summum; ds. hrofe M. 13, Duel A1 34: as hrote Mela: dp: hrofum L. 12, 3. hu, adv. quomodo, quid, quemadmodum; hu NS 00 10020 fe (28): haut 8737. M2 etc (81); huy, M. 3,23. 4,726; hvv M. 4, 13. hulic, adj. qualis; nsf. hulig L. 1, 29; nsn. hulic M. 12, 1; npm. hulice M. 13, 1. hulonge, adv. «sque quo, L. 9, 41. hund, m. canis; dp. hundvm M. 7, 27. hund, num.; s. tu hund, etc. hund-æhtetig, num. octoginta, L. 2, 31. hund-niontig, num. «onaginta, L. 15, 4. 1. hundreó, num. centum, centeni, M. 4, 8. 20. 6, 40. L. 15, 4. hund-sifontig, num. septuaginta; — L. 10, 1; hund-sifuntig L. 10, 17. hund-teantig, num. centwm, J. 19, 39. 21, rselzung in d. Rusluvorthhandschrift. 55 11. — hunteatigum sida (centies) M. 10, 20. hungor, m. fames; ns. — L. 4, 25. 21, 11; hungur M. 13, 8. hunig, n. mel; es. hunges L. 24, 42. | hus, n. domus, domiciliwm, tabernaculum; nas. hus M. 3, 25. 27 u. s. w.; gs. huses M. 13, 35 etc. (3); ds. huse M. 3, 20. 6,4 etc. (24); — nap. hus M. 9, 5. 12, 40. L. 9, 33. 20, 47; huse (?) M. 10, 30; — dp. husum M. 5, 38. hwa, pron. m. f. quis; hwset, n. quid, quod; nsmf. /hwa M 00 31102611; 251916; 3 u. 6; hwa = quomodo M. 2, 26 soll wohl „huu“ sein (Ldf. huu); — nasn. hwæt M. 2, 24. 4, 94. 5, 1 u.ö.; gs. hwæs M. 1255232815 92425 [35122620 90259 49 T2807 24; was L. 20, 33; — ds. hwæm M. 4, 30 (A), Ib Hör MOMIE 1e 22 hwæte, m. frumentum, triticum; nas. — M. 4, 28. L. 3, 17. 22, 31; gs. hwætes L. 12, 42. J. 12, 94. hwæthwoegu, pron. aliquid, quid, num- quid; nas. hwæt-hwoegu J. 4, 33; hwæt hwoegnu L. 22, 35; hwæt-hwoegnu J. 5, 14: hwæthwoegno L. 24, 41. J. 6, 7. 7, 4; hwæt-hwogu J. 13, 29; hwæt-woegnu J. 1, 46. hwelc, pron. quis, qui, aliquis; nsmf. und nasn. hwele M. 5, 30. 6, 2. 8, 34. 11, 3. J. 2, 18 u. ö.; dsm. hwelcum J. 18, 32. 21, 19; dsf. hweleer.L. 20, 2; — asm. hwelcne L. 1, 62. 9, 18. J. 13, 20. 18, 7. 20, 15; hwelc M. 8, 27. 29; — asf. hwelce J. 18, 29; wohl auch M. 11, 28. 29. J. 4, 52; — npn. hwelce L. 24, 19; dp. hwel- cum J. 10, 35. hwelchwoegu, pron. aliquis; nsm. und nasn. hwelchwoegu L. 8, 46: hwelc hwoegnu M. 8, 23. 13, 15; hwelc-hweogne L 23, 8; welc-hwoegnu L. 11, 54; — gsm. hwelces hwogu L. 20, 28; asm. hwele hwoegu M. 112) hwelp, m. catulus; np. hwelpas M. 7, 28. 56 hwenne, adv. cj. quando, M. 8, 19. 20. 18, 4 (2). 35. L. 17, 90. 91, 7. J. 6, 25;| hwoenne M. 13, 33. 14, 12. hwe(o)rf, m. spatium, commutatio; gs. hwer- fes M. 8, 31; ds. hweorfe L. 24, 13. hwer, adv. «bi, M. 14, 14 (2). 15, 41. L. 17, id ete: (22): hweder, cj numquid, utrum, L. 11, 11. J.| 3, 4. 7, 17 etc. (14); fehlerhaft sind ,hwer* M. 4, 21 und „hweöre“ L. 11, 12, die beide | numquid übersetzen. hweöre, adv. tamen, autem, vero, verumta- men, M. 5, 40. L. 11, 8 etc. (16). hwider, adv. quo, J. 35. 13, 36. 14, 5.16, 5: hwil, f. hora, tempus, momentum; ds. hwile L. 4, 5. 22, 58 (= xfter lytlum hwile, post pusillum); hwyl (?) M. 13, 32; as. hwile (= jam) M. 5, 3; hwyle M. 14, 70. J. 5, 6. — dp. hwilum, adv. (quondam, aliquando) L. 22, 32. 23, 19. — Ausser- dem kommt das Wort „hwil“ in zahlreichen Zusammenstellungen vor, wie ,da hwile“, „de hwile de“, „wid hwile*; vel. die ersten Elemente. hwispriga, swv. murmurare; ind. praet. pl. hwispradun J. 6, 41. 61; hwispredon L. 19, 7; inf. hwispriga J. 6, 45; pprs. hwis- prende J. 7, 32. hwisprung, f. murmur; ns. hwisprunge J. 35:8:8; 1410). 412, UNO LINDELÖF. hwit, adj. albus, candidus; dsmn. hwitum M. 16, 5. L. 10, 13; npf. (npn.?) hwite J. 4, 55; dp. hwitum J. 20, 12; apn. hwitu M. eres dU. SF PX)S Trage lU 2257 - JUL (025 224. 1621 | hwom, m. angulus; gs. hwommes L. 20, 17; | hwon (Fehlschreibung) M. 12, 10. hwon, s. for, in, of, to hwon: hwon — quid lb; jig T hwon, adj. u. adv. paucus, pusillus, paulu- lum; keine Form mit Endung kommt vor; — hwon M. 6, 5. 8, 1. 14, 35. L. 10, 2. 129284 19023: hwona, adv. unde, M. 6, 2. 8, 4. L 1, 18 ete. (20). |hwyrft, m. orbis; ds. hwyrfte L. 21, 26. hyda, swv. velare, abscondere; ind. praet. 3 sg. hydde J. 8, 59; inf.(?) hydde M. 14, 65. |hydels, m. spelunca; as. — M. 11, 17. hyhta, swv. sperare; ind. praes. 3 sg. hyh- tad L. 12, 46; ind. praet. 3 sg. hyhtade 1t. 275. tet hyl, m. collis; ns. — L. 3, 5; dunkel ist „hyll“ L. 23, 30 (der lat. Text hat collibus, Ldf. hyllum). hyngra(-cra), swv. esurire; ind. praet. 3 sg. hycrende M. 2, 25 (wohl Fehler für hyn- cerde); opt. praes. 3 sg. hyncre J. 6, 35; pprs. hyerende L. 1, 53. Eigentümlich ist das consequente c für g. hyra, swv. conspuere; iuf. — M. 14, 65. dq T5 Io: iacobus, npr. m.; nas. — M. 3, 17. 18. 10, 30; lacob J. 4, 5; gs. iacobes M. 3, 17.5, ab S AMI SEE dis ab (OS. OR iacobe M. 5, 37. 10, 41. J. A, 12. iarus, npr. m.; ns. — M. 5, 22. 1; MPIONn- perss;@ ns je 2; C KUSNSSEwW: (die durchaus vorherrschende Form); da- neben habe ich folgende seispiele von | „ih“ notiert: M. 6, 24. 42, 96. L. 9,5% | 13, 32. 14, 18. J. 1, 34. 3, 30; — gs. min L. 23, 42; Joh. Schlussnote. — Die For- men des ds. und as. sind nicht immer sicher zu unterscheiden, d. h. man weiss nicht jedesmal, wie der Glossator die lat. Form (bes. me) aufgefasst hat; (auch steht ein paar mal ,mec* für mhi z. B. L. 1, Glossar 2. 38. 43). Doch scheint er mir fast regel- mässig „me“ als ds., ,mec" als as. zu ge- brauchen; der Unterschied dieser beiden Formen war wohl dem Glossator noch ganz fest und lebendig; — ds. me M. 5, TU LIDL. 8, 16 u. Nas meo. M. D, 7. 7, 6. TU s. w. — np. we M. 4, 30. u. S. w.; gp. user M. 9, 22. L. 117, 13. Für dp. und ap. gilt dasselbe wie beim sing. Regelmässig ist dp. us M. 9, 5. 10, 35 6 6 ans US DM 52 TI 71016 26 etc.; bemerkenswert ist „usih mid“ (no- biscum) M. 6, 3. L. 9, 49. 24, 29. idel, adj. inanis, vacuus; asm. idelne M. 12, 3; apm. Öa idlo L. 1, 58. idelhende, adj inanis; asm. — L. 20, 10. idelnisse, f. vanum; as. — M. 7, 7. idumea, npr.; dp. from idumeum (=ab idu-| maea) M. 3, 8. in, praep. in, M. 2, 22. 14, 13. 16 u. s. w. — in hwon, in quo, J. 4, 11; — in don, in quo, L. 14, 34. inberiga, swv. gustare; ind. praet. 3 sg. in- berigde J. 2, 9. inblawa, stv. insufflare; ind. praet. 3 sg. in-bleow J. 20, 22. incuma, stv. intrare; ind. praes. 3 sg. in- cymeó L. 18, 17. indrinca, stv. imebriare; pp. npm. indruncne J. 2,10: infara, stv. ingredi, introire; ind. praes. 3 9 [A sg. in-fære0 J. 10, 9; pprs. dp. in-færen-| dum L. 22, 10. infinda, stv. invemire; ind. praes. 3 sg. in- | findes L. 15, 9; ind. praet. 1 sg. in-fand J. 19, 6; 3 sg. infand M. 11, 13. 14, 37.| L. 13, 6; in-uand M. 14, 40. infoera, swv. znírare, introire; ind. praet. 3 sg. in-foerde M. 6, 56. 7, 25 etc. (12); pl. in-foerdun M. 11, 15. L. 11, 52 (2) etc. (6). infregna, stv. enterrogare; iud. praet. 3 sg. in-fregn L. 23, 6. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 57 ingifulwiga, swv. baptizare; pp. npm. in- gifulwade M. 10, 58. inginna, stv. incipere; pp. in-gunnen L. 24, 2. ingonga, anv. intrare, ingredi, introire; ind. praes. 3 sg. ingaó M. 7, 19. L. 22, 10; in- gas M. 7, 15; inged J. 10, 1. 2. 9; ingæs M. 13, 15; — pl. ingongas M. 11, 2. L. T0 CIO 11 Bora 200210215820 M. 10, 23. L; 18, 24 19, 30; — ind. praet. 3 sg. in-eode M. 2, 26. 5, 39. 6, 22 etc. (21); pl. in-eodun M. 4, 19. 5, 13. 16, 5 etc. (4); — opt. praes. 2 sg. in-gæ M. 9, 25; 3 sg. in-gonge M. 10, 25 (inf.?). 14, 14. L. 18, 25; pl. mgonge M. 5, 12; inge Ma 5R12107 224738551 IA II: — inf. ingonga M. 3, 27. L. 8, 51. 24, 26; inga M. 3, 27. 9, 43; ingaa J. 3,5; to in- gonganne L. 15, 24. inhlaehha, stv. zrridere; ind. praet. pl. in- hlogun M. 5, 40. | inleeda, swv. inducere, introducere ; ind. praes. pl. inledaó L. 12, 11; ind. praet. 3 sg. in- ledde J. 18, 16; pl. inlæddun L. 2, 27; imp. sg. inled L. 14, 21. inlihta, swv. illuminare, vivificare; ind. praes. 3 sg. in-lihteó L. 11, 36. J. 1, 9. 5, 21; imp. sg. (inf.?) in lihte L. 1, 79. inlix(ig)a, swv. énlucescere; pprs. in-lixende 1125222054: inmerca, m. inscriptio; ns. — M. 12, 16. inne, adv.; of inne (de intus) L. 11, 7; da- gegen ist „inne was“ J. 10, 22 nur ein Schreibfehler; vgl. Ldf. innun (utgongum ut-gaas =1n secessum exit M. 7, 19) scheint fehlerhaft geschrieben zu sein; vgl. Ldf. insetta, swv. imponere; pp. inseted L. 17, 2. instyriga, swv. evertere; ind. praes. 3 sg. instyreü L. 15, 8. intinga, m. causa; gs. intinga M. 15, 26; intinega L. 28, 4; ds. intinga L. 8, 47; as. intinga J. 18, 38 (2). 19, 4. 6; indinga L. 23, 22 (Ldf. hier inding). 58 intrymma, swv. invalescere; ind. praet. pl. in-trymedun L. 23, 23. inunadrysendlic, adj. inexstinguibilis; asn. — M. 89, 43. inuntrymma, swv. infirmari; ind. praet. 3 sg. in-untrymide J. 4, 46. iohannes, npr. m.; sehr oft in verschiedener Weise verkürzt; — ns. iohannes M. 3, 17. 10, 33, JO 40 0: 8 w.; ohanns? De, 16;.gs. iohannes M. 2, 18. 11, 30 u. s. w. ionas, npr- m.; ns. — L. 11, 30; gs. iones I 11052952? ionna, m. uterus; ds. ionna L. 1, 15. 41. 2, 21. ionnaóü, m. uterus, venter; gs. ionnodes L. 1, 42; ds. ionnade L. 1, 31; ionnode L. 1, 44. ionnaword, adj adv. ntus, intrinsecus; ionnaword L. 11, 39; (from, of) ionnawor- dum M. 7, 21. L. 11, 40; from ionawor- dum M. 7, 28. iordanes, npr.; ds. iordane L. 4, 1; as. ior- danes M. 3, 8. J. 10, 40; iordanen M. 10, Ilo dis Ik, 2495 Gr, 249. iorna, stv. currere, comcwrrere, decurrere, accurrere, occurrere; ind. praet. 3 sg. arn J. 20, 4; pl ornun M. 9, 15; pprs. ior- nende M. 9, 25. L. 22, 44; dp. iornendum Jb. JE, 29) iorsiga, swv. indignari; ind, praes, pl. ior- sigas L. 7, 23, ioseph, npr. m.; gs, iosephes M. 15, 47. L. 3, 23; iosepes J. 4, 5. 6, 42; (dazu ein paar mal verkürzt). iower, pron. poss. vester; — nsm. iower MEO IG 0 43: DE la wu S. w.; nsf. iowre M. 13, 18 J. 9, 41. je Po. May 228 nsn. iower L. 11, 39; — gsmn. iowres L. 12, 7. J. 6, 49. 8, 41; gsf. iowre M. 10, 5. — dsmn, iowrum L. 12, 32. 21, 18. J. 8, 56. 14, 1 u. s. w.; iowrom J. 10, 34; — asm. iowerne J. 19, 15; iower J. 20, 17; iower L. 10, 6. 22, 53;] Uno LINDELÖE. asf. iowre J. 16, 6; iower M. 7, 9. 13; — napm. iowre L. 11, 19 (2). 47; iower J. 6, 58; napf. iowre M. 11, 25. 26. L. 21, 34. 24, 38; iower L. 12, 35; napn. iowre L. 21, 98. J. 4, 35; — gp. iowra L. 9, 5; — dp.riowrum MAG BR: AA 2/1 [Ul 1350 8, 21 etc. Nachlässig übersetzt ist M. 4, 15: in corda eorum = ,im heorta iowrum* (Ldf. ,in hearta hiora“). Überhaupt bleibt man sehr oft im Zweifel, welche ae. Form man vor sich hat; besonders wenn das lat. Substantiv ein anderes Geschlecht hat als das ae, oder wenn eine lat. Form mehr- deutig ist; dazu kommt noch die leider allzu häufige Nachlüssigkeit des Glossa- tors. Ein Beispiel mag das gesagte er- läutern. J. 20, 17 lautet der lat. Text: ascendo ad patrem meum et patrem ve- strum et deum meum et deum vestrum. Dies ist vom Glossator folgendermassen wiedergegeben: „ic astigo to feder minum (also richtig dat.) & fæder iowwer (Casus?) & god min & god iower. — Und so in vielen Fällen. isac, npr. m.; gs. isaces M. 12, 26. israhel, npr. m.; ns. israhel L. 2, 32; israel J. 1, 31; gs. israeles L. 1, 16; israhelas L. 2, 25; die gewóhnliche Genitivform ist ,israhela* (wohl ein gp, vgl. dat.) M. 15, 324 1, 63.227307. E13 date gewöhnlich israhelum M. 12, 29. L. 1, 54. 2, 34. 4, 25; dazu noch einigemal verkürzt. israhelisc, adj. zsrahelita; nsm. — J. 3, 10; Qe israhelisca J. 1, 47. iudas, npr. m.; ns. iudas M. 14, 10. 43. J. 6, (1 u ü.; iudeas J. 12, 4; gs. iudas M. 6, 3; ds. iudea J. 13, 26; as. iudam M. 85 38) iudea, npr. Oft lässt es sich nicht sicher ent- scheiden, ob man es mit einer Form dieses Namens oder mit einer des folgenden zu thun hat. Von ,iudea* ist hauptsächlich nur eben diese Form belegt: gs. iudea M. 10; 1. L. 3, 1. 23, Holm ör; dasmmudea tr Glossar z. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 24928 D. Je, 22010. as: TudenmM: 13, 14. J. 4, 3. iudeas, npr. m. pl. judaei; sehr häufig be- legt; nap. iudeas J. 8, 22. 48. 10, 24. 31.| 33 u. s. w.; daneben iudei J. 2, 18; iudea J. 4, 9; iudæas J. 19, 31; iudeus J. 19, 7; — gp. iudea M. 15, 26. L. 23, 37 J. 7, 13 u. s. w. (21); iudeana L. 23, 38. J. la, interj. o/; in den meisten Fällen dient ,la^ mit nom. um den lat. vocat. wieder- zugeben; M. 5, 41. 7, 28. 9, 5. 38. 10, 24 u. S. W. lac, n.; dp. cwieum laeum (holocaustomatibus) MAU2NSS leda, swv. ducere, adducere, ferre, educere, tollere, conferre; ind. praes. 1 sg. lædo L. 14, 20; 2 sg. lædes J. 21, 18; 3 sg. lzedeó J. 10, 3; lædes L. 13, 15; lz:daó L. 9, 23 (=Ldf.); pl. ledaö L. 4, 11; ledas L. 20, 35; — ind. praet. 3 sg. ledde M. 6, 17. 8, 23. 9, 2. L. 4, 5; læde L. 4, 9; pl. læd- dun MSIE 22 HALS, la, etc: (12); Iæddon L. 17, 27; — opt. praes. 3 sg. lede M. 10, 11; inf. læde L. 18, 40; to lædanne J. 10, 16. leden, adj. latinus; dp. lædenum L. 23, 38. — on læden — latine M. 5, 41. J. 19, 20. læfa, swv. relimquere, superare; ind. praet. pl. læfdun M. 12, 22. J. 6, 12. lera, swv. docere; ind. praes. 2 sg. læres MEDIA 202100) 0984 550 lereö L. 23, 5. J. 14, 26; — ind. praet. 1 sg, lerde J. 18, 20; 3 sg. lærde M. 4, 2. L, 11, 1. J. 7, 28 etc. (14); pl. lerdun M. 6, 30; — imp. sg. ler L. 11, 1; inf. lera M. 4, 1. 6, 2. 34. 8, 31; pprs. lerende M. 19295 S4 49: I 18, 22 056 (0): let, adj. tardus; npm. læte L. 24, 25. 59 | 16411323, 48 511.16, 4; iudana L. 2318; — dp. iudeum M. 3, 7. J. 3, 25. 6, 52. | 1071977127911 ui. 8 w.; nachlässige Schreibung ist ,iudeam* J. 11, 45 und | ,iudas* (judaeis) J. 13, 33. 18, 14. iudesc, adj. judaeus; nsm. — J. 4, 9; iudisc J'EN: leetemest, adj. novissimus; nsm. lætemest M. 9, 35; nsf. læte-mest M. 12, 22. L. 20, 32; dsm. dem lætemesta J. 6, 39. 40. 7, 37. 11, 24. 12, 48; ówm lætemestan J. 6, 44; — asm. done lætemestu L. 12, 59; asf. da letemestu L. 14, 9. 10; asn. læte- mest M. 12, 6; — npm. da lætemestu M. 10, 31; læte-mesto L. 13, 50; late-mest 113030. letemest, adv. novissime, M. 16, 14. Viel- leicht sind auch ein paar von den oben angeführten Beispielen adverbiel aufzufas- sen. leda, swv. odisse; ind. praes. 3 sg. lædes L. 14, 26; ind. praet. pl. leddun L. 1, 71. 12000, f. odium; ds. — J. 15, 18. laf, f. uxor (— Witwe), reliquiae; ds. lafe M. "8,8 J: 6,118; as. afe! M...6,, 17018219) 19; ap. lafe M. 6, 43. lam, n. lutwm; as. — J. 9, 6 (2). 11. 14. 15. lar, f. doctrina; ns. lar J. 7, 16; ds. lare MA PE Er Te 1005. 369) M0 as deae: Ju Gp 18; dp. larum M. 6, 2. 12, 38. larow, m. magister, doctor, rabbi, phari- saeus, magistratus; nas. larow M. 10, 51. 19, 32. 14, 14 etc. (26); larwa M. 9, 17. 38. J. 1, 49 etc. (13); laror (Schreibfeh- ler) J. 3, 10; — np. larwas M. 8, 11. 10, 2. J. 8, 3 etc. (9); gp. larwara L: 2, 46; dp: larwum IL. 012 "11-1913 "etc4(t); larwom J. 9, 40. 60 lato, f. mora; as. lete L. 12, 45; Ldf. hlatto. lad, n. odium; ds. lade M. 13, 13. L. 21, 17. ladiga, swv. invitare; pp. laóad L. 14, 8; pprs. dp. to ó:xm ledendum L. 14,7 (sic! ad invitatos); wahrscheinlich liest Ver- wechslung mit einer Form von ,læda“ vor. Ldf. ladendum. ladiga (?), swv. tardare; ind. praet. 3 sg. la-| dade L. 1, 21 (Ldf. hlattade); vielleicht Fehlschreibung für ,latade“ von „latiga“. lazarus, npr. m.; (oft verkürzt) nas. — J. 11, 1. 11. 14. 12, 2 etc. — voc. lazare J. 11, 43; as. lazar(um) J. 11, 5. 12, 9 etc. leaffull, adj. fidelis; nsm. — J. 20, 27. leasne — serve L. 19, 22 ist Schreibfehler für ,la esne*, wie Ldf. schreibt. lece, m. «medicus; ns. — L. 4, 23; ds. — M. 2, 17; dp. lecum M. 5, 26. L. 8, 43. lecga, swv. ponere, sternere, substernere ; ind. praet. pl. legdun M. 11, 8. L. 19, 36;. opt. praes. 1 sg. lecce L. 11, 6. lecniga, swv. curare, curari; ind. praet. pl. lecnadun L. 9, 6; imp. sg. lecna L. 4, 23; pl lecnigaó L. 13, 14; inf. lecniga L. 8, 43. lecword, m. hortulanus; ns. — J. 20, 15. lefa, swv. permiltere; imp. sg. lef L. 9, 59.| legere, m. hypocrita; dp. legerum M. 7, 6. legeö, n. fulgor; ns. — L. 10, 18; gs. lege- des L. 11, 36. legeósleeht, f. fulgor; ns. — L. 17, 24. leht, n. lux, lumen, splendor, incensum; nas. lebt 12 2532210933292 945 9922): gs. lehtes L. 1, 10. J. 12, 36; ds. lehte L. 22, 56.224722. 1. 15 .ete. (7). leht, adj. lucidus; nsmn. leht L. 11, 34. 36. | lehtfæt, mn. lucerna, candelabrum; nas. — lub. abs ll SOS 35 95. lehtisern, n. candelabrum; ds. leht-iserne M. 4, 21. lehtun, m. hortus; nas. — L. 13, 19. J. 19, 41; ds. lehtune J. 18, 26. 19, 41. lengu, f. statura; ds. lengu L. 12, 25; lengo 1922. Uno LINDELÖF. leof, n. folium; ap. leof M. 11, 13. 13, 28; dp. leofum M. 11, 13. leof, adj. dilectus, carissimus; nsm. leof M. 9, 7. L. 3, 22. 9, 35; asm. leofne M. 12, 6. L. 20, 19; npm. (sunu) leofa (= filioli) M. 10, 24. — Superlativ nsm. leofusta M. 9, 7; leowusta L. 3, 22; nsf. leofost Joh. Schlussnote. Unklar ist J. 21, 25: leofum ne dom ic (nec ipsum arbitror). leos, adj. falsus, mendax; nsm. leos J. 8, boast Jeoser MIO 4705 2E TUS 18, 20. leosung, f. mendacium; as. leosunge J. 8, 44; in demselben Verse steht noch einmal „leosung“ missverständlich für nsm. leos (mendax), Ldf. leas. les, f. pascuum; ap. leswe J. 10, 9. lesing, f. redemptio; as. lesinge L. 2, 38. lesnisse, f. redemptio; as. — M. 10, 45. L. 16822788: leta, stv. sinere, relinquere, existimare, ar- bitrari, aestimare; ind. praes. 1 sg. leto L. 13, 18; 3 sg. letes M. 12, 19. J. 16, 2; imp. sg. lett M. 7, 27; pl. letas M. 10, 14. L. 18, 16: J 11, 445 anf; letaa 12589) 13,20. lia (?; ws. léon), stv. commodare; imp. sg. Jake alle a) libra, f. mina; as.-libram L. 19, 24; ap. libras L. 19, 18 (2). 20. 24. 25; — Schreib- fehler ist lióre L. 19, 16. licga, stv. jacere; pprs. licgende M. 5, 1, 30; licende J. 5, 6. lichoma, m. caro, corpus; ns. — M. 18, 20. D, 6. 3:06, 0515 pue LG) PSESMIG omg Dl 8 TN all ie homa M. 5, 29: 10; 8. L3 12; 22; as. lic- homa L. 12, 4. 94, 3 u. ö. (15); np. lic- homa J. 19, 31. lichomlic, adj. corporalis; instr. mid lichom- lice megwlite (— corporali specie) L. 3, 22. lieiga, swv. complacere; ind. praes. 3 cad I, 3, 29, 40. sg, li- Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 61 licörowere, m. (= leprosus); ns — L. 4, 21. lif, n. vita, victus; nas. — IL. 12, 15. 21, 4. J. 1, tu: sw. (23); gs. lifes L. 21, 34. J.. 5529 etc. (9); ds. life M. 10, 30. J. 5, 24. — J. 15, 4 übersetzt ,in life“ das lat. in vite; überhaupt ist dieser ganze Vers so nachlässig übersetzt, das wir ihn hier als Probestück anführen wollen: sicut pal- mes non potest ferre fructum a semet ipso misi manserit in vile sic mec vos misi in me manseritis = swa Üæt palm-treo ne mæge gibrenge done wæstem from me sol- fum buta ge giwuniga in life swa & ge buta in me seóe wunal. liffssta, swv. vivificare; ind. praes. 3 sg. lif- fested J. 6, 63. lif(i)ga, swv. vivere; ind. praes. 1 sg. lifo J. 6, 57. 14; 19; 3 se. life L. 4,14 J. 4, 50%5197530.64 31, 5582.17 25: 2650pl: lifgas J. 5, 25. 14, 19; — ind. praet. 3 sg. lifde M. 16, 11. L. 2, 36; opt. praes. 3 sg. lifge M. 5, 23; inf. lifga L. 24, 23; pprs. lifgende L. 24, 5. J. 6, 57. 7, 38; gp. lif- gendra M. 12, 27. L. 20, 38. lilia, lat. ap. L. 12, 27. lin, n. linteum, linteamen, sindon; ds. line M. 15, 46.-L. 23, 53. J. 13, 5. 19, 40; as. lin M. 15, 46. J. 13, 4; ap. 0a lin J. 20, 6. linen, adj; dp. (?) dæm linena hræglum J. 20, 1 (linteaminibus); ap. da lineno hriegl (linteamina) L. 24, 12. J. 20, 5. liod, f. (7) und liode, m. pl.; as. Öerh midne da liode (per mediam samariam) L. 17, 11; gp. dara lioda (samaritanorum) L. 9, 52; dp. liodum (Aerosolymis) J. 2, 23. liorniga, swv. legere, discere; ind. praet. 2 sg. liornades M. 2, 25; pl. liornadun M. 2, 25. 12, 10. 26; imp. pl. liornige (Ldf. leor- nas gie) M. 13, 28. liornisse, f. assumtio; gs. — L. 9, 51. lixa, swv. fulgere, lucere; pprs. lixende-M. | 9, 3- (=candida). L. 24, 4. J. 5, 35. | lociga, swv. intueri, respicere; ind. praet. 3| sg. locade M. 6, 41; pl locadun (1 mal); imp. sg. loca L. 9, 38; locco L. 18, 42. lof, m. laus; as. — L. 18, 43. lomb, n. agnus; ns. — J. 1, 29. 36; ap. lombor L. 10, 3. J. 21, 15. 16. lond, m. terra, ager, regio, pars, vicus, villa ; nas Jlond MI fö, [134036, 55: 80101 8tex gs. londes L. 1, 8 etc.; ds. londe M. 13, 16. 15, 21 etc. (16); nap. lond M. 6, 36. 10, 29. L. 9, 12 etc. (8); dp. londum M. 5, 14. L. 21, 12 etc. — Üæt lonóe M. 14, 32 ist Fehlschreibung für ,0æt lond de“ (so Ldf.). londbigenga, m. agricola; dp. lond-bigen- gum M2, 1. 2. londbuend, m. agricola, colonus; ns. lond- byend J. 15, 1; dp. lond-buendum M. 12, 2; ap. da lond-buende M. 12, 9. long, adj. longus, prolixus ete.; gsn. longes M. 12, 40; asf. (?) hu longe tide (—quan- tum temporis) M. 9, 21; swa longe tide (= quanto tempore, tanto tempore) M. 2, 19. J. 14, 9; asn. p longe L. 20, 47. — Comp. asm. lengra M. 12, 40; asn. lengre (adverb.) L. 24, 28. 1 longe, adv. multum, longe, prolixius; longe M, 5, 10. 23. L. 14, 32. 22, 44; huu longe (quousque) J. 10, 24; long M. 7, 6. — Comp. leng amplius, longius, ultra, M. 5, DD OS 11714219452 15.205360. longiga, swv. taedere; inf. — M. 14, 33. longunga, adv.? (= prolivae) M. 12, 40. los(e)west, f. deceptio, perditio, detrimen- tum; ns. lose-west M. 4, 19; losewiste M. 14, 4; gs. loswest J. 17, 12; as. los-west L. 9, 25; lose-west M. 8, 36. losiga (loesiga), swv. perdere, perire; ind. praes. 3 sg. losaó M. 9, 41. L. 9, 24 (2). DD MD NS UM IC 10510212525; loseó J. 6, 27; losed (sic!) M. 2, 22; losas M. 8, 35; losigaó L. 15, 4; loesigaó M. 8, 35; pl loesigaó J. 10, 28; — ind. praet. 3 sg. losade L. 11, 51. 19, 10; opt. praes. 1 sg. loesge J. 6, 39; 3 sg. loesige J. 11, un 62 Uno LINDELÖT. 50; pl. loesige J. 6, 12; opt. praet. 3 sg. losade M. 9, 22; imp. sg. losa (trotz lat. perdidi) J. 18, 9; — inf. losiga L. 13, 35; ' loesiga M. 3, 4. 6; loesga L. 13, 5; losige L. 13, 3; to losanne J. 10, 39; pp. losad luta, stv. procidere; ind. praet. 3 sg. leott L. 19, 10; losed L. 15, 6. MM 22: 0 pISelutunmM odd: loth, npr. m.; ns. loó L. 17, 29; gs. lothes lytel, adj. modicus, minimus, pusillus, pau- I 5dl28 32] cus, parvulus; neutr. sg. bisweilen adverbiel. lufiga, swv. amare, diligere; ind. praes. 1sg.| Die Formen sind oft àusserst schwierig mit lust, m. voluntas, concupiscentia; ns. — M. 4, 19; ds. luste J. 1, 13 (2). lustlice, adv. libenter, M. 6, 20. 12, 37. lustum, adv. «litro, M. 4, 28. 7, 12. TufonJ2914552150310015:012201/723207821501657 ic Jute Ji 226 IE Bor duisi o 22 be Ufa lufast-tu J. 21, 16; lufastu J. 21, 15. 17; 3 sger lufad TS 352 105 7. 22H%ete. (11); pl. lufigad L. 20, 38 (= vivunt, also Schreibfehler für ,lifigad“). J. 16, 27; lu- figas L. 11, 43. J. 14, 15. 28; lufas L. 20, 46; — ind. praet. 1 sg. lufade J. 21, 15; 2 sg. lufades J. 17, 23. 24. 26; 3 sg. lu- fade MO 10721792 34.162207 2: etc (030; opt. praes. pl. lufige J. 13, 34 (2). 15, 12. 17; imp. sg. lufa M. 12, 30. 31. 33; inf.| lufiga J. 8, 42. 15, 19; pprs. lufende J. 1, 54, | lufo, f. dilectio, caritas; ds. lufo J. 15, 9. 102) a5: Jufor 1729115942207: 0 02 42 15; ODIT: luh, f. fretum; ns. (dio) luh J. 6, 1; as. luh M. 5, 1. 21. 6, 45. 8, 13. Sicherheit festzustellen. — nsm. lytel L. 19, 3; nsf. lytel J. 7, 33; nasn. lytel M. 4, 31. J. 6, 7. 13, 33. 14, 2 (fordon lytel = quominus) 16, 16. 17 (2). 18. 19 (2); lytell J. 14, 19; lyttel J. 12, 35. 16, 16; Ost lytle L. 12, 32; — gsf. (?) lytle (gi- leofa = pusillae fide?) L. 12, 28; dsn. lyt- lum L. 19, 17. 22, 58; asm. lytelne M. 10, 15 (trotz lat. parvulus); asf. lytle M. 5, 3. 14, 10; — gpm. lytelra M. 8, 7; dp. lyt- lum L. 12, 48. 17, 2; apm. lytle M. 10, 13; da lytlu M. 10, 14; da lytla L. 18, 16. — Comp. læssa, minor, minimus, pusillus; nsn. lessa L. 12, 26; gsm. læssa M. 15, 40; gsf. (gsm.?) lessa L. 12, 28. — Su- perl. læsest, pusillus; dp. læsestum M. 9, 42. lytliga, swv. minui; opt. praes. 1 sg. lytlige J. 3, 30. M. macalic, adj. opportumus; nsm. (instr.?) ma- calice M. 6, 21. mæga, anv. posse, valere; ind. praes. 1 sg. mec le 14; 205] 0b 30 I5 BIE sg. mzg M. 3, 23. 24. 8, 4. J. 3, 4. 5 etc. (25); mæge (vielleicht ein paar mal als : Opt. zu fassen) M. 7, 15. 18. 9, 39. 10, 26. 14-2:15::31: 12012; 125:/J-71, 46. 3, 228. 4. 10, 21. 14, 17. 15, 4; — pl. magun M. 2, 19 (2). 14, 41 (wel magun — sufficit). L. 11, 46. J. 15, 5 etc. (18); magon M. JON ST ANT ANS CMS I2 me gun J. 8, 43; magan L. 20, 36; — ind. praet. 2 sg mæhttes M. 14, 37; 3 sg. mæhte M. 5, 3. 4 7,24. L. 1, 22 etc. (21); p. mæhtun M. 3, 6. 11, 18. 14, 1 etc. (13); mæhtum (sie!) M. 4, 33; — opt. praes. 2 sg. (der lat. Text hat ind.) mæge M. 9, 22. 23. L. 1, 20; pl. mæge J. 8, 6. 17, 24. — Vel. eaüe mæg. — Eigentümlich ist M. 9, 3: ne mag is = non potest. — Inte- ressant sind die Fälle, wo ,mæga“ als mo- Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. dales Hilfsverbum gebraucht wird, um lat. conj zu umschreiben: pte gisea mæge (ut videant) J. 17, 24; mæhte sella ((raderet) L. 22, 4. 6; acwelle mæhtun (enterficerent) L. 22, 2; loesiga mæhtun (perderent) M. 2, 6; einmal entspricht im lat. Text ein fut: magvn gicunniga (cognoscetis) M. 4, 15. mægden, n. puella; nas. mægden M. 5, 39. 40. 6, 28. 7, 30. L. 8, 54; gs. mægdnes M. 5, 40. 41. L. 8, 50. 51; ds. mægdne M. 6, 22. 28. In den meisten Belegen steht vor dem Wort eine neutrale Artikel- form (det, Óws, dem). meegen, m. virus, potestas; nas. mægen M. 12, 24.1. 3, 8. 9, 1. 21, 26; gs. mægnes L. 22, 69; ds mægne M. 12, 30. 13, 26. L. 24, 49; np. mægen M. 13, 25. meeht, f. virtus, potestas; ns. mæht L. 1, 35. 22, 53; ds. m&hte M. 9, 1. 11, 28. 29. 33. L. 1, 17. 4, 14 etc. (7); as. mæhte M. 5, 30 (da mæhte). 6, 7. 9, 39. 12, 24 etc. (24); mæht L. 10, 19; nap. mæhte M. 6, 2. 14. 13, 25. L. 10, 13. 12, 11; dp. mzh- tum L. 19, 37; hierher wohl auch (als np.) „alle mæhte sindun* (omnia possibilia sunt) MAO PET meehtig, adj. potens; nsm. mæhtig L. 1, 49. 24, 19; nsn. mæhtig M. 13, 22; gsm. des mæhtga (= virtutis) M. 14, 62; apm. da mæhtgu L. 1, 52. meehtiglic, adj. possibilis; npn. mæhtiglice M. 14, 36. mæna, swv. plangere, dolere, lugere, eju- lare, ingemiscere, vapulare; ind. praet. 3 sg. mænde M. 8, 12. I. 12, 47; pl. mæn- dun L. 8, 52; pprs. menende M. 5, 38. 102.10212.2,48; meensumiga, swv. nubere; ind. praes. pl. m:en-sumigaó M. 12, 25. mære, n. vicus; ap. mero L. 14, 21. meeslen, n. des; as. — M. 6, 8. 12, 41.42. J. 2, 15; ap. mæsleno L. 21, 2. 65 |meessa, f.; ns. temples mæssa (scenopegia) Ji 2: magdalenisc, adj. magdalene; nsf. óio mag- dalenisca J. 19, 25. 20, 1. 18; dio magda- lenisca L. 24, 1. 10; dio magóalenesca M. 16, 1; dio m:güalenesca M. 15, 47; ds. dær magdalenisca M. 16, 9. malchus, npr. m.; ns. — J. 18, 10. maria, npr. f; nur diese Form ist belegt, als ns. L. 1, 27 u. s. w. (5); als gs. M. 6, ZIEL als ds 4115397 45:Fals! as: JE. 3llo i». Sk martha, npr. f; ns. — J. 11, 21. 30; ds. — J. 11, 19; as. — J. 11, 5. matheus, npr. m.; as. math(eus) M. 3, 18. meg, m. amicus, notus; ns. — J. 3, 29; np. megas L. 23, 49; dp. megum L. 21, 16. meg, f. = Land, Gegend; gs. megde M. 8, 10; ds. megóe J. 7, 41. megwlit, m. species; nas. meg-wlit J. 5, 37; meg-wlitt L. 9, 29; ds. megwlite L. 3, 22. mengu, f. turba, multitudo; ns. mengu M. 3, 20. 11, 8. L. 11, 14 etc. (9); mengo L. Su, PE Sls djs i25 5 dox 0 2305 D CE flt mengu M. 10, 46; mengo J. 7, 45; me- nigo J. 21, 6; as. (?) da mengu J. 6, 24 (der Zusammenhang erfordert einen ns.). — map. mengo L. 9, 11. J. 7, 12; menigo J. 6, 2; dp. mengum M. 8, 9. L. 23, 4. Häufig steht sing. (dio mengu) wo das lat. pl. (turbae) hat. menig, adj. multus, ist in Ldf. sehr häufig; in R? steht an den entsprechenden Stellen fast rom. monig; von „menig* habe ich nur folgende Belege notiert: ap. (mfn.) menigu L, 12, 47; menigo M. 6, 13. 20; und der nicht völlig durchsichtige nom. „mengu Örea- tas“ (= turba multa) M. 4, 1. meolu, n. farima; ds. meolwe L. 13, 21. |meord, f. merces; as. meorde J. 4, 36; mearde M. 9, 41. |mercung, f. descriptio; ns. — L. 2, 2. |merece, m. menta; as. merece L. 11, 42. 64 | Uno LINDELÔF. mergen, m. (= Morgen); ds. on merne, mane, cras, in crastinum, M. 13, 35. 15, 1172130328330 RUE Ne 192 mersung, f. fuma, opinio; ns. — L. 4, 14; .ap. mersunga M. 13, 7. metbælig, m. pera; ds. metbælge L. 22, 55; as. done metbælig L. 22, 36. mett, m. n. cibus, esca, pulmentarium; nas. mett J. 4, 32. 34. 6, 27. 55. 58 (done heo- funlica mett = manna). 21, 5; gs. metes MO ETT MA i rapsentetass MT 10) L.9, 19: mett M. 6, 36. 1.8, 1119,13; mete J. 4, 8. micel, adj. magnus, multus, grandis, tantus; hu 1. swa micel = quantus; nsm. micel M. 16, 4. L. 1, 15 etc. (6); nsf. micle M. 8, 8. J. 7, 12; micele J. 5, 3; micelo M. 4, 91. J. 6, D; nasn. micel M. 5, 19. 20 (trotz desnlatzpl) AMOR) 22910; — dsmn. miclum L. 2, 9. 13, 19. 16, 26. 21, 27. J. 6, 18. 7, 31; dsf. micelre M. 4, le 5» Ua dp Tis aub Ms 159211825225; 46. J. 11, 43; micler L. 1, 42. 19, 37. 24, 252- sasm; micelne I 22910: ]25127:242015; 5; vast miele MANS TN 1214516 — nap(mfn). micle M. 4, 32. 9, 14. 10, 22 etc. (10); micelo L. 1, 49. 21, 11 (2); gp. micelra M. 5, 11. J. 21, 11; dp. miclum M. 12, 4. 15, 4. L. 23, 23. — Dazu kommt noch eine Form ,micle*, wahrscheinlich ein instrumental. Diese Form steht gewóhnlich adverbiel (= lat. multo, quanto), so M. 10, 48. 1..12, 24. 28. 48, 18, 30, 39: aber wird auch ein paar mal vor Substantiven als Attribut gebraucht: mid mægne micle (virtute multa) M. 18, 26; micle rese (magno impetu) M. b, 13. — Comp. mara, major, plus; nsm. mara M. 9, 34. 10, 43. L. 22, 24. 26 etc. (15); nsf. mara M. 2,21; nasn. mara M. 4, 32. 12, 31. L. 11, 31 etc. (11); mare J. 10, 29: asf. mara J. 19, 11; napn. | mara L. 12, 18. 18, 30. J. 14, 12. Adverbiel | steht ,mara* (magis, amplius, quanto) M. SO VASE 1272492371243} Hierher auch „miele marom* (multo magis) L. 18, 39 und „mara woen“ (quanto magis, alioquin) M. 2, 22. L. 11, 13; ,woenis mara^ (forsitan magis) J. 4, 10. — Su- perl. mast; nsm. — M. 9, 34; asp. — L. 20, 47; apn. 0a masta J. 5, 20. micelnisse, f. magnitudo; ds. — L. 9, 43. micliga, swv. magnificare; ind. praes. 3 sg. miclaó L. 1, 46; ind. praet. 3 sg. miclade 18.743: mid, adj. medius; dsmn. und dp. middum MOT 6; 0415505 3199736. 147607172121 u. s. w. (17); dsf. midder (næht) M. 13, 35. L. 11, 5. Eigentümlich ist ,Óerh midne da liode* (per mediam samariam) L. 19, 11, middengeord, m. mundus (oft verkürzt); nas. middengeord M. 16, 15. L. 9, 25 etc. (32); middengeard (rgm. Verkürzung) M. 8, 36. J. 1, 10 etc. (7); midengeord J. 14, 91. 15, 19; — gs. middengeordes L. 11, 50. J. 12, 31 etc. (10); midengeordes J. 11, 9; ds. middengeorde M. 14, 9. J. 8, 26 etc. (28); middangearde J. 1, 10; mid- dengerde J. 12, 47; muidengeorde (sic!) J. 18, 36. milde, adj. simplex; nsn. — L. 11, 34. mildheort, adj. propitius; nsm. — L. 18, 15. mildheortnisse, f. misericordia; ns. — L. 1, 50; gs. — L. 1, 54. 18; as. — L. 1,72. milsiga, swv. misereri; ind. praes. 1 sg. milsa (= Ldf) M. 8, 2; imp. sg. milsa M..10, 48. L. 17, 13. 18, 38. 39; pprs. milsende MS MON 50090220 : min, poss. pron. #eus; die Formen sind. oft sehr schwierig genau zu bestimmen; nsm. irn d G9 5) q1 5 (SS rt pro all 495 ds 15» 113 nsk mine MAT992:892:380 629m Vo: 7, 16; mine J. 5, 31; nasn. min (häufig); minn J. 15, 12; — gsmn. mines L. 1, 45 u. 0.; dsmn. minum M. 9, 37. 41 u. ó.; minnum J. 20, 17; minun M. 9, 39; mine (?) L..1, 47; — asm- minne M. 12, 6..J. 8, 16.17, 04153 *usisowe min M9) doas: Glossar 2. altmorthumbr. Evangelienübersetzung mines 20 2A 20: 8: 43.0025 u. ö.; min J. 13, 37; — nap. mine M. 3, SON Ieouo6 JI SI TS ENS mins J- $9. 30. 12, 47. 48; gp. minra L. 19, 8; dp. minum M. 5, 30. 14, 14 etc. — Ein Bei- spiel der allzu häufigen Nachlässigkeit des Glossators ist M. 12, 36: to Öser swidran min (a dextris meis). miscweo(0a, stv. maledicere; ind. praes. 3 sg. mis-cwedes M. 7, 10; ind. praet. pl. mis- cwedun J. 9, 28. misdoa, anv. male agere; ind. praes. 3 sg. mis doeù J. 3, 20. misspreoca, stv. #urmurare; inf. — J. 6, 43. miswerc, n. malum opus; np. mis were J. STO mitta, m. modius, satum; ds. mitta M. 4, 21. L. 11, 33; ap. mitto L. 13, 21. mitta, swv. invenire; ind. praes. 1 sg. mitto L. 28, 4; vgl. moeta. mió, praep. cwm, etc. M. 2, 15. 16. L. 24, 36 u. s. w.; mid J. 14, 16. miö-Öiecendum (sic/), discumbentibus, M. 14, 18. mióóy, conj cum, dum, M. 2, 17. 20. 23 u. s. w.; my00y M. 11, 15. miüwyrca, swv. cooperari; pprs. mió-wyr- cende M. 16, 20. mixen, f. stercus, sterquilinium; ds. mixenne L. 14, 35; ap. mixenne L. 13, 8. moder, f. mater; ns. moder M. 3, 31. 32. 15, 40. L. 1, 43 etc.; gs. moder J. 19, 25; modor J. 3, 4; moeder L. 1, 15; — ds. moeder M. 6, 24. 28. 7, 10. 11. 12. L. 2, 34; moder J. 19, 26; as. moder M. 5, 40. 7, 10. 10, 7. L. 8, 51 u. ó.; ap. moder M. 10, 30. S De moeta, swv. 2nvenire; ind. praet. 1 sg. moette Ib dB TE moede, adj. molestus; nsm. — L. 11, 7. mohbhóa, f. tinea; ns. — L. 12, 33. mon, m. homo, vir; ns. mon M. 2, 22. 8, im d. Rushworthhandschrift. 65 Ha n2 et , 26 etc.; monn (13 mal); gs. monnes 28. 8, 31 etc.; ds. men M. 7, 20. 36. 8, 26 etc. (6); menn M. 3, 5. 5, 8. 7, 5 etc. (13); — as. mon M. 7, 24 etc. („mon“ als nas. im Ganzen 70 mal); monn MER 192815: Emonno Me Are: 18, 2. J. 8, 40 etc. (15); monne L. 23, 14; — nap. men M. 6, 33 etc. (5); menn M. 8, 22. L. 11, 44 etc. (10); gp. monna M. 3, 28. 7, 7. 8. L. 19, 30 etc. (8); dp. mon- num (hàufig); monum M. 2, 27 (?). = M Oo m c mona, m. luna; ns. — M. 13, 24; ds. — 172215225: moncwælmnisse, f. homicidium; as. — M. 15,7 monig, adj. multus, plus etc. (hu monig = quantus, quot); asm. monigne J. 2, 12; asf. (ap.?) monige L. 18, 4. J. 5, 6; asn. hu monig (quot) M. 8, 19. 20; nap. (mfn.) monige M. 3, 10. 5, 21. 6, 2. 12, 5. L. 22, 65. J. 21, 29 u. s. w. (sehr háufig); monge J. 10, 41. 42; monigu M. 2, 15. 5, 26. 1, 4. L. 4, 28; monigo J. 10, 32; monig M. 1, 8. L. 12, 19; gp. monigra L. 2, 34 und wohl auch M. 8, 1 (óreote monigra=turba multa); dp. monigum M. 10, 45. 15, 3. L. 11, 53 u. ü.; mongum L. 23, 8. — Oft bleibt die Form unsicher. monigfald, adj. plurimus, uber; dsf. (asf.?) monig-falde M. 10, 46; asm. monig-faldne J. 15, 8; apm. monigfalde L. 12, 16. monigfaldlice, adv. abundantius, J. 10, 10. monigfaldnisse, f. abundantia; ds. — L. 1221922172 mono, m. mensis; ns. monod L. 1,36; mo- naó J. 4, 35; ds. monode L. 1, 26; nap. monodas L. 1, 24. 56. 4, 25. J. 4, 35. monslaga, m. homicida; ns. — J. 8, 44. mor, m. mons, montana; nas. mor M. 5, 11. 6, 46. L. 9, 28 etc. (9); mores L. 19, 37; ds more MI 12 1973: D:919 20%etc (9); nap. moras L. 1, 39. 3, 5. 4, 230). 21, 21; dp. morum M. 5, 5. 23, 30. 9 66 Uno Li morgen, s. u. ar morgen. morlond, n.; apm. — (montana) L. 1, 65. morsceaóa, m. latro; as. — M. 15, 15; nap. morscedo L. 23, 33; morsceoóo L. 23, 39. moror, n. homicidium; ds. moróre L. 23, 25; as. mordor L. 23, 19. moröurslagu (?), f. homicidium ; np. moróur- slagu M. 7, 21. moyses, npr. m. (bisweilen verkürzt); ns. moysess M SI OEIL 2082 TT EO | NDELÖF, J. 7, 23 ete.; ds. moyse M. 9, 5. 10, 3.1. 24, 27 etc.; as. moysen M. 9, 4. L. 16, 29. 31; moyse J. 1, 17. munt, m. mons; ap. muntas M. 13, 14. muó, m. os, labium; nas. muà L. 1, 64. 70. 11, 53. 21, 15. 24; ds. mude M. 7, 6. L. 20022 PRIOR ITS 19020) (myndig, adj; myndig wies (recordatus est) M. 14, 72. mynetere, m. nummularius; gp. mynetera M. 11, 15. J. 2, 15; ap. myneteras J. 2, 29.0806: es. moyses M- 12,26. 1.2, 22: 2, Z2 14. Ne nacod, adj. nudus: nsm. nacod J. 21, 7; nacud M. 14, 52; asm. nacudne M. 14, 51. : næfig, adj. egenus, mendicus ; nsm. (sw.) nefga | J. 9, 8; dpm. næfgum J. 13, 29. nefre, adv. munquam, M. 2, 25. J. 7, 31. næht, f. nor; ns. naht J. 9, 4. 13, 30; os. nahtes M. 6, 48. L. 2, 8; ds. neht M. 4, 2S2 aetca3):onenalta 375 50; einfach abgeschrieben ist die lat. Form ,nocte^ L. næhtum L. 21, 37. nænig, indef. pron. adj. «emo, nullus, ne quis, nihil; nsm. nænig M. 2, 21. 5, 4. L. 14, 24 u. s. w.; n:gnig (sic!) L. 19, 30; nsn. nænig L. 18, 34 (= mhil); dsm. næ- nigum JL. 9, 36. J. 8, 33; nængum M. 9, 39; dsn. (instr.?) nænige (in mullo) M. 9, 29. nsenigmon, m. pron. nemo, nullus; nas. — Mil op ask qs us (rts dion BE dis JA. dis) 156 S. W. nenig ding, nequaquam, L. 1, 60. næniht, n. pron. «ullus, ne quid, M. 6, 8. 1723,22: 18, 7; as. naht J. 21, 6; dp.| nan, adj. nullus; dsm. nanum (men = ne- mini) M. 8, 26; asn. nan J. 10, 41. 16, 29. I . |naru, adj. angustus; asn. naru L. 13, 24. nathanael, npr. m.; nas. — (verkürzt) J. 1, 47. 49; nætha(nael) J. 1, 48. nazarenisc, adj. nazarenus; nsm. (SW.) naza- renisca M. 10, 47. L. 18, 37. J. 18, 5. 19, 19; dsm. (sw.) nazarenisco L. 24, 19; as. (sw.) nazarenisca M. 16, 6. J. 18, 7; naza- renisco M. 14, 67. nazarel, npr.; gs. in czstre nazarenes L. 2, 39; ds. nazareó J. 1, 45. ne, adv. cj. nom, mec, neque, M. 2, 17. 18. 19. J. 7, 10 u. ö. — ne ec, neque, M. 11, 33. — ne gett, adv. necdum, mondum, M. 4, 40. 8, 17. — negi(?), non, J. 12, 44. — nemeg, ne forte, L. 12, 48. — neh ne, non tamen, J. 21, 4. — nese, non, L. 16, 20 de Zu ned, f.; ns. ned is (opus est) J. 16, 30. neda, swv. cogere; ind. praet. pl. neddun L. 24, 29. ned-bihoefe, subst.? adj; as. hned-bihoefe (necessitatem) M. 2, 25. 2. 4 nede, adv. vix, L. 9, 39. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Ruslucorthhandschrift. nedl, f. acus; nedle L. 18, nedniomu, f. (?) rapina; 11739: nedre, f. serpens; as. — L. 11, 14; ap. — M. 16, 18. L. 10, 19. nedóarf, f. necesse, opus; ns. ned-darf L. 29, 1. 24, 44. J. 13, 29. 16, 7 (nedóarf is = expedit, vielleicht zum folg.); as. ned- üsrfe M. 2, 17. L. 14, 18. 23, 17. neddarf, adj. necessarius (die Formen dieses Wortes und die des vorhergehenden sind nicht immer genau auseinanderzuhalten); nsm. ned-darf M. 11, 3; nsn. ned-darf L. gs. nedles M. 10, 25 (— 2b. Ldf.); ds. ned-nime L. 11. J. 3 9, 10, 42; asm. (?) neddærfe L. 19, 34; napm. | ned-darfe L. 11, 8. 14, 28. neh, adj. prorimus; superl. nesta, proximus, novissimus; dsn. æt nesta (novissime) M. 16, 14. L. 20, 32; asm. done nestu M. 12, 31. 33; apn. da nestu M. 6, 30. neh, adv. u. praep. prope, proximum, in proximo, secus, juxta, M. 10, 46. 13, 29. BEI TUTO SISTI AIEO: nehgibur, m. vicimus; nap. nehgiburas L. 1, 58. 65. 14, 12. 15, 9. J. 9, 7; dp. neh- giburum L. 15, 6. ; ds. — L. 4, 27. nemna, SWv. pp. nemned (is, wæs nemned —nomine, cui nomen est, erat) M. 12, 41. 147 32.717105 338239. Ja 18; 10 neolic(ig)a, swv. appropinquare; ind. praes. 3 sg. neolicaó L. 21, 28. neowest, f. proximum ; 13.28. nerxnawong, m. paradisus; ds. on [n]erex- nawonga L. 23, 43 (unklar geschrieben). nest, n. stipendium; dp. nestum L. 3, 14. nest, n. nidus; as. — L. 13, 34; ap. — L. SÄ Gien nesta, swv. mere: nestaó L. 12, 97. neten, n. pecus; np. neteno J. 4, 12. neman, npr. m ind. praes. pl. (3 sg.?)| I | Iniowunga, adv. denuo, M. 14, 40. J. inidriga, swv. condemmare; ind. praes. iniórung, f. damnatio; ds. on neoweste M.| 61 nett, n. refe; nas. — J. 21, 6 (2). 8. 11 (2). nichodemus, npr. m. (verkürzt); ns. — J. 9, 4. 19, 39. nioma, stv. tollere, auferre, capere, rapere, irahere; ind. praes. 1 sg. nimo J. 12, 32; 2 sg. nimes L. 19, 21. 22. J. 10, 24; 3 sg. nimeó. D. 13, 33. 22, 36. J. 1, 29 ete: (8); pl niomaó L. 4, 11. J. 8, 37; niomas M. 16, 18; — opt. praes. 2 sg. nime J. 17, 15; 3 sg. nime M. 13, 15; imp. sg. nim 1:223 182). 3, 12219, 15,02): pl. niomao JS inf to niomanner Mr 3.220213, i35 305-35. UP ar ge pprs. nimende J. 2, 6 nione, num. novem, L. 15, 4. 7. 17, 17. niodaword, adj.; to niodawordum (deorsum) M. 15, 88. niowe, adj. novus, novellus, rudis; nsf. nio- we L. 22, 90. J. 19, 41; gsm. niowes M. 2, 91; gsf. niowe M. m 24; asf. niowe M. 2, 21; asn. niowe M. 2, 22 (2). 14, 25. J. 13, 34. — Nicht recht klar sind M. 2, 22: „in byttum niowe“ (in utres movos; Ldf. niwum; wahrscheinlich hat der Glos- sator erst vom subst. den ds. verwendet, beim adj. aber den lat. ap. sklavisch wiedergegeben) und M. 16,17: ,mió spre- cum niowe* (linguis novis); Ldf. auch hier ,niwum*. a: Sg- nióraó J. 8, 10. gs. niórunge (— cal- niórung L. 23, 40. ab 302, 3L lb. l4 Gi 99 (2). 30. 18, candi) L. 10, 19; as. no, adv. non, M. 11, JD m 360 3101 Sa 40; noo L. 20, 22. noe, npr. m.; us. noe L. 17, 17226: 27; gs. noes L. |noma, m. nomen; ns. — M. 6, 14. 14, 32. LMD O0 AUS MM. 9317587392115 6) u5 GEB Er Ai BE OL ERG Tos Te 108» dl: 17, 6 etc, 68 non, u. hora mona; gs. nones M. 15, 34; adjektivisch scheint „on non tide“ (in no- nam horam) L. 23, 44. norda, adv. ab aquilone, L. 13, 29. nowiht, n. nihil, quicquam, M. 11, 13. J. Uno LrNDELÓF. 2 los An eb E OL Sb (22). nu, adv. nunc, modo, jam, M. 13, 19. L. 19, 42 u. s. w. (31); nuu J. 16, 12. nymóe, cj. nisi; — M. 3, 27; nympe M. 107 1929.28, 54 10: 13, 20; no wiht M. 15, 5. — noht M. 7, 2, 26. ©} oefest, f. festinatio; ds. oefeste M. 6, 25; oefiste L. 1, 39. oehta, swv. persequi; ind. praes. pl. oehteó L. 11, 49; ind. praet. pl. oehtadun J. 15, 20; pprs. oehtende J. 15, 20; dp. oehten- dum (= persecutoribus) M. 10, 30. oehtnisse, f. persecutio; ns. — M. 4, 17. oele, m. oleum; ds. oele M. 6, 13. oelebearu, m.; ds. on mor oele-bearwes (in montem olivarum) L. 22, 39. oelebeom, m. oliva; gs. oele-beomes M. 11, 1. 14, 26; gp. oele-beoma M. 18, 3. oedel, m. patria; ds. oedle M. 6, 4. L. 4, 28. 24. J. 4, 44; as. oedel M. 6, 1. oediga, swv. spirare; inf. (?)) — J. 3, 8. of, praep. a, de, ex, e, M. 3,7 u. 0. — of hwon, | in quo, L. 11, 19. — of don, quo, ex quo, eo, ex eo, ergo, M. 9,21. 10,38. 12,9. L. 24, 21 u. ó. ofasetta, swv. deponere; ind. praet. 3 sg.| of-asette L. 23, 53. ofastiga, stv. descendere; ind. praet. pl. of- astigun J. 6, 16. 21, 9. | ofblinda, swv. excoecare; ind. praet. 3 sg. | of-blindade J. 12, 40. | ofceorfa, stv. abscidere, excidere, decollare ; | ind. praet. 1 sg. ofceorf M. 6, 16. L. 9, 9; 3! sg. of-ceorf J. 18, 10. 26; pp. of-corfen L.3, 9. ofcerra, swv. devertere, evertere; ind. praet. 3 sg. ofcerde M. 11, 15; pl. of-cerdun L. 9, 12. ofdoa, anv. depomere, extrahere; ind. praes. 3 sg. of-doeö L. 14, 5; ind. praet. 3 sg. of-dyde M. 15, 46. ofdune, adv. deorsum, L. 4, 9 u. ö. ofdune astiga, stv. descendere; ind. praes. 3 sg. ofdune astigeó J. 6, 33. 38; ind. praet. 3 sg. ofdune astag J. 3, 13; opt. praes. 3 sg. ofdune astige L. 9, 54; pprs. of-dune astigende L. 9, 37. J. 1, 51. ofer, praep. super, M. 3, 5 u. 6. oferbredda, swv. obwmbrare; ind. praet. 3 sg. oferbrædde M. 9, 7. L. 9, 34. ofercliopiga, swv. exclamare; ind. praet. 3 sg. ofer-cliopade L. 23, 18. ofercuma, stv. supervenire, reprobare; ind. praes. 3 sg. ofercymeó L. 1, 35. 21, 35; ofer-cymes L. 11, 22; pl. ofer-cumad L. 21, 26. 34; ind. praet. 3 sg..ofercom L. 2, 38. — Unklar ist der Zusammenhang M. 12, 10: ofercomen (reprobaverunt); Ldf. hat ,for-cuomon“. | oferfara, stv. transire; imp. sg. ofer-fer L. 17, 7; inf. ofer-fara L. 10, 7. 16, 26 (2); — hierher gehören wohl auch imp. sg. oferfærh (transfer) M. 14, 36 und pprs. oferfærende (transferret) M. 11, 16, ob- gleich Ldf. hier richtiger Formen vom transit. Verb „oferferiga“ verwendet (ofer- ferig — oferferede). Doch ist die erstge- nannte Form (oferfærh) vielleicht als Form von eben diesem trans. Verb aufzufassen. oferfoera, swv. íramsire; ind. praet. 3 sg. oferfoerde L. 12, 37. 17, 11. 18, 37; pl. ofer-foerdun M. 11, 20; opt. praet. 3 sg. oferfoerde J. 4, 4. à oferfyllo, f. crapula; ds. — L. 21, 34. | ofergefnisse, f. observatio; ds. — L. 17, 21, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelieniibersetzung in d. Rushworthhandschrift. ofergetnisse, f. oblivio; ds. — L. 19, 6. | ofergisetta, swv. superponere; pp. ofer gise- | ted J. 11, 38. oferhiowiga, swv. transfigurare; pp. ofer- hiowad M. 9, 2. oferhygd, f. superbia; ns. — M. 7, 22; as. ofer-hygd L. 1, 51 (lat. Text hat ,super- bos*, Ldf. oferhygdego). oferlæfa, swv. pp. ofer-læfed (wæs = super- TAC) dM IR. oferliora, swv. éransire, transferre; ind. praes. 3 sg. ofer-lioraó J. 5, 24; pl. ofer- liored L. 21, 33; opt. praet. 3 sg. ofer- liorde J. 13, 1; inf. oferliora L. 22, 42. ofersem, m. sacculus; ap. oferseme L. 12, 33. ofersetta, swv. superponcre; ind. praet. pl. ofer-settun J. 21, 9. oferstiga, stv. transcendere; ind. praet. 3 sg. ofer-stag M. 5, 21. oferswida, swv. exaltare; inf. ofer-swide J. 8, 14. oferswiünisse, f. pressura; ns. — L. 21, 25; Ep — db BRE oferufa, adv. praep. supra, super, L. 11, 17. Au 3p 1e St (2); oferwri(g)a, stv. obwmbrare; ind. praes. 3 sg. ofer-wrió L. 1, 35. oferwrit, n. superseriptio; dp. (lat. T. ns.) ofer-wriotum L. 23, 38. offalla, stv. decidere; pprs. of-fallende M. 13,225: offoera, swv. abire, discedere; ind. praet. 3 sg. offoerde L. 2, 37; pl. of-foerdun J. (2er offylga, swv. assequi; ind. praet. 3 sg. of- fyligde L. 1, 3. ofgeofa, stv. ind. praet. 3 sg. of-gæf (gast = exspiravit) L. 23, 46. ofgeota, stv. effundere; ind. praet. 3 sg. of- geatt J. 2, 15. ofgibega, swv. declinare; pp. ofgi-beged L. 24, 29, 69 ofgimerca, swv. designare; ind. praet. 3 sg. of-gimercade L. 10, 1. ofginioma, stv. (olli; inf. — L. 12, 29. ofgonga, anv. exire; ind. praet. 3 sg. of-eode J. 19, 34; inf. ofgonga M. 9, 29. ofleda, swv. edwcere; ind. praet. 3 sg. of- ledde L. 24, 50. ofliora (vielleicht nur unbezeichnete Ver- kürzung für „oferliora*) swv. transire; ind. praes. pl. (3 sg.?) of-liores M. 13, 31. of-niowe, adv. de novo, J. 3, 1. ofon, m. clibanus; as. — L. 12, 28. ofsla, stv. occidere, interficere; ind. praes. 2 sg. of-slæs L. 13, 34; 3 sg. of-slaó J. 8, 22; of-slaó L. 12, 5; pl. ofslaó L. 9, 22. Nil S TIE Sr cans duc. rS) os Ih BB ind. praet. 3 sg. ofslog L. 13, 4; pl. of- Sloeune MID EHRE STEIN 48. 20, 15. — opt. praes. 2 sg. ofsle M. 10, 19; pl ofsla we L. 20, 14; imp. sg. of-slah L. 18, 20; inf. of-sla M. 6, 19. 8, 91. 12, 7. 14, 1. L. 13, 31; pp. ofslægen MOSS ofstiga, stv. descendere; pprs. of-stigende L. 19, 37; dp. of-stigendum M. 9, 9. ofstonda, stv. exsurgere; ind. praet. 3 sg. ofstod J. 6, 18. ofswiünisse (vielleicht unbezeichnete Ver- kürzung von ,oferswiónisse*), pressura; dp. ofswiónissum L. 21, 23. Der Glossator hat hier wieder eine Probe seiner Nachlässig- keit gegeben, indem er den lat. nom. sing. pressura magna“ durch „ofswiönissum mi- celre^ wiedergegeben hat. ofsyndrige, adv. deorswm, J. 8, 6. oft, adv. frequens, L. 10, 40. — M. 7, 21 steht „oft cumaó = lat. procedunt; Ldf. schreibt ,of-cymed“. — swa oft, quotquot, J. 1, 12. 10, 8. — Comp. oftor (crebro) M. 7, 3; swa oftor (quotquot) M. 6, 56. — Superl. oftust (saepe) M. 5, 4. of ufa, adv. desuper, J. 19, 11. oht, n. pron. quid, M. 15, 24. ohtrip, n. messis, as. — L. 10, 2. 70 olifet, npr. olivetum; gs. olifetes J. 8, 1; oli- uetes L. 19, 37. ombor, m. amphora, urceus, lagena; as. om- bor M. 14, 18. L. 22, 10; gp. on-bora M. 1, 4. 8. on, praep. in, super, u. s. w. M. 2, 24 u. 6. onbæc, adv. retro, retrorsum, L. 9, 62. 17, 81.292218, 16: on bsclinc, adv. retro, retrorsum, M. 8, 33. J. 20, 14. onbinda, stv. solvere; ind. praes. 5 sg. bindeó L. 13, 15. oncnawa; stv. intelligere, cognoscere, sa- pere; neg. ignorare; ind. praes. 2 sg. on- cnawestu M. 8, 33; 8 sg. oncnawes M. 13, 14; pl. on-cnawad M. 4, 12; oncnawas M. 1, 18. 8, 17. 21; — ind. praet. pl. oncneo- Wwun SMS 6 38. 02 tur 2250) 9445792 12, 16. — ind. praet. 2 sg. ist wahrscheinlich ,On-enaw Ou“ (cognoveris) L. 19, 44; (Ldf. oncneu). > ondesnu, f. metus; dp. ondesnum J. 19, 38. 20819! ondet(t)a, swv. confiteri; ind. praes. 3 sg. ondeteó M. 8, 38; pl. ondettad J. 12, 42; pprs. ondetende L. 12, 8; ondettende M. 8, 38. ondo, m. timor, tremor; ns. ondo M. 16, 8; ondu L. 1, 65; ds. ondo L. 1, 74. 2, 9. ondoa, anv. solvere; opt. praes. 1 sg. ondoe d 10217: ondreda, stv. timere, formidare, metuere, erpavescere; ind. praes. l sg. on-dredo L. 18, 4; 2 sg. ondredes L. 23, 40; 3 sg. on- dredaó J. 14, 27; ind. praet. 1 sg. ondreord L. 19, 21; 3 sg. ondreord M. 5, 33. 6, 20 etc. (4); pl. ondreordun M. 4, 41. 10, 32. L. 1, 50 etc. (17); opt. praes. pl. on-drede D. 19, 5; imp. sg. ondred L. 1, 13. 30; pl. ondredaó L. 12, 5; ondredas M. 15, 7. L. 12, 5; inf. on-dreda M. 5, 36. 6, 50. L. 12, 7 etc. (7); ondredanne L. 9, 45 (sinn- lose Übersetzung); pprs. ondredende (ti- moratus) L. 2, 25. on- Uno LiNDELÓF. ondswore(-u), f. responsum ; ds. ond-swore L. 20, 26; as. ondswore L. 2, 26. J. 1, 22; ondswora J. 19, 9; dp. ondsworum L. 2, 4T. ondsworiga, swv. respondere; ind. praes. 2 sg. ondsworas J. 18, 22; 3 sg. ondsworaó L. 17, 31; pl. ondsworigaó L. 21, 14; ind. praet. 3 sg. ondsworade M. 6, 37. 9, 12. 11, 29 etc. (häufig); onsworade L. 20, 39; ondswarade L. 23, 3; pl. ond-sworadun L. 9, 19 etc. (6); ondsworade J. 10, 33 ist wohl 3 sg. ondwlita, m. facies; as. — L. 22, 64. ondworda, swv. respondere; ind. praes. 2 sg. ondwordes tu M. 14, 60. 15, 4; ind. praet. 3 sg. ond-worde M. 9, 17. 19. 10, 29. 11, 33 (2); onworde M. 13, 2. 5; ond- wyrde M. 10, 3. 20; onwyrde M. 10, 5; imp. pl ond-wordas M. 11, 29. 30; inf. ondworda M. 14, 40. onfenge (ondfenge), adj. acceptus, assump- tus, accepturus; nsf. on-fenge L. 17, 35; napm. onfenge L. 4, 19. 9, 16; ond-fenge J. 7, 39. Weniger klar ist on-fenge (su- mere) M. 8, 14. onfinda, stv. invenire; ind. praes. pl. onfin- des M. 11, 2; ind. praet. pl. onfundun M. 1174140939: onfoa, stv. accipere, suscipere, sumere, assu- mere, recipere, percipere; ind. praes. 1 sg. on-foe J. 5, 41. 13, 20. 14, 3; 2 sg. on- foas L. 20, 21; 3 sg. onfoeó M. 6, 11. L. 9, 48. J. 3, 33 etc. (23); onfoæd J. 3, 32; onfoes J. 13, 20; — pl. on-foaó M. 4, 20. 12, 40. L. 20, 47. J. 16, 24; on-foas M. 4, 16. J. 3, 11. 5, 43 (2); on-foeó L. 10, 8; — ind. praet. 1 sg. onfeng J. 5, 34. 10, 18; 3 sg. onfeng M. 7, 34. 8, 6. 9, 36. 12, 20. 14, 29 u. 6. (sehr hàufig); pl. onfengun 11:22; AJ 16 ete (0): Op praesel sg. onfoe M. 10, 17. J. 10, 17; 3 sg. on- 10e M T2 MON 172072879267 7221825: pl. onfoe M. 11, 24; opt. praet. 3 sg. on- fenge M. 12, 2; — imp. pl. onfoad L. 22, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 14. J. 18, 31. 19, 6. 20, 22; onfoas M. 14, 22- nie OUfOA Je 3.21.06, 21. 14 10:2 60 on-foanne M. 7, 27. L. 19, 12; pp. onfon- cen L. 4, 94. Nicht klar ist ,ondfonge* (assumtis) L. 9, 10 (etwa Form eines Sub- stantivs „on(d)fong“, s. u.); dunkel ist der Zusammenhang L. 14, 7 (onfoe). onfong, m. assumptio; gs. on-fonges L. 9, Bil: ongægn, praep. contra, M. 11, 2. 13, 3. L. 18, 34 (missverständlich). 21, 10. J. 13, 18; ongegn M. 12, 41. ongægn iorna, stv. occurrere; ind. praes. 3 sg. on-gegn iorneó M. 14, 13. ongeota, stv. ?mtelligere, cognoscere, agno- scere; ind. praes. 1 sg. ongeto J. 10, 14. 15. 91; 3 sg. ongeted J. 7, 51; ongeataó J. 7, 17; on-geotaü L. 12, 48; pl. ongeotaó J. 12, 40. 17, 3; -»geotas J. 8, 28. 43. 10, 14. 13, 35. 14, 17. 20; — ind. praet. 1 sg. ongætt J. 17, 25; 2 sg. ongete L. 24, 18; 3 sg. ongæt M. 15, 45. L. 12, 47. J. 12, 9 etc. (5); ongætt M. 5, 30. J. 4, 53. 5, 6 etc. (7); on-gett J. 16, 19; pl. on- getun L. 9, 11. 20, 19. J. 6, 69 etc. (23); ongeton L. 18, 34; opt. praes. 2 sg. ongete L. 1, 4; 3 sg. ongete J. 14, 31. 17, 23; pl. ongete J. 10, 38. 19, 4; imp. pl. on- geotas M. 7, 14. ongetnisse, f. intellectus; ds. — M. 12, 33. ongett, n. sensus; as. — L. 24, 45. ongifoa, stv. prendere; ind. praet. pl. onge- fengun J. 21, 3. ongilic, adj. söniks; nsn. ongilic L. 13, 19; ongelic L. 15, 20. ongilic, adv. similiter, L. 17, 28. 22, 20; on- gelic L. 17, 31. ongilicnisse, f. similitudo; as. — L. 4, 28. onginna, stv. incipere, coepisse; ind. praes. 2 sg. on-ginnes L. 14, 9; 3 sg. onginneó L. ind. praet. 3 sg. ongan M. 4, 1. 5, 18. 20 etc. (27); on-gann L. 23, 5. J. 1, 23; pl. 29, 12, 45. 91, 7; pl onginnaó M. 13, 4.| L. 14, 29; onginneó L. 21, 12. 23, 30; — | 11 ongunnun M. 8, 11. 10, 41. 14, 19 etc. (15); on-gunnan M. 5, 17; inf. to ongin- nanne (entrare; Fehlschreibung; Ldf. hat ingeonganne) L. 13, 24; pprs. onginnende L. 3, 23; dp. onginnendum L. 21, 28. 24, 47. ongong, m. unpetus; ds. ongonge M. 5, 13. onhebba, stv. tollere; ind. praet. pl. onho- fon J. 10, 31. onhrina, stv. intingere; ind. praet. 3 sg. on-hran M. 14, 20. onleda, swv. inducere; imp. sg. on-læd L. 11, 4. onlesnisse, f. redemptio; ns. — L. 21, 28 (redemptio vestra ist vom Glossator durch „onlesnisse iowrum* wiedergegeben). onlic, adj. sömilis; asn. onlic L. 19, 4 (die Marginalnote von Ldf. ist hier in R? aufge- nommen worden, mit der Veränderung von „gelic“ in „onlic“); npm.(?) onlic L. 12, 36. onlienisse, f. similitudo, imago; as. — L. 12, 16. 20, 19. 24. 21, 29; onlienesse L. 1376. onmerca, m. inscriptio; ns. — M. 12, 16. onmercung, f. inscriptio; as. onmercunge L. 20, 24. onsaca, stv. negare, denegare, excusare; ind. praes. 1 sg. onsæco M. 14, 31; 2 sg. on- sæces M. 14, 72. L. 22, 61. J. 13, 38; 3 sg. onsæces L. 12, 9; pl. on-sæccad L. 20, 27; — ind. praet. 3 sg. onsoc M. 14, 68. 1(00291:29225051-2 591,820 818:$292 2/0: 200 pl: praes. 3 sg. onsæce M. 8, 34; inf. onsaca L. 14, 18; pp. onsæcen M. 14, 30. L. 12, 9: asm. (hæfe mec) onsæcne L. 14, 18. onsetnisse, f. constitutio; ds. — L. 11, 50. onsetta, swv. imponere; ind. praes. 3 sg. on-settad L. 15, 5; pl. on-settad M. 16, 18; ind. praet. pl. onsettun M. 11, 7. 15, 17. L. 19, 35; opt. praet. 3 sg. onsette M. 7, 32; pp. dp. onsetnum M. 6, 5. 8, 23 (vielleicht vom stv. onsitta?). 72 onsion, f. (n.), facies, persona, vultus; ms. onsione L. 9, 53; gs. (?) onsione L. 9, 29; as. onsione (ein paar mal vielleicht ds.) M. 122 eb er (395 bn is TOS. 22: oL s ON): Ost on-sion L. 24, 5. on(d)spurn(ig)a (-spyrna, -iga), swv. of- fendere, scandalizare; ind. praes. 3 sg. on-spurneó J. 11, 10; ond-spurned J. 11, 9: on-spyrnas M. 9, 43; pl. onspurnad M. 9, 45; opt. praes. pl. ond-spyrnige J. 16, 1; pp. onspyrned M. 14, 27; npm. onspyrnade IMPR OMS: on(d)spyrnisse, f. scandalum; ns. onspyr- nisse (sie — scandalizati fuerint) M. 14, 29; np. ondspyrnisse L. 17, 1. onstidiga, swv. indurare; ind. praet. 3 sg. on-stidade J. 19, 40. onstonda, stv. instare; ind. praet. pl. on- stodun L. 23, 23. onstyr(ig)a, swv. turbare; pp. onstyred M. 53859! : on-sundor, adv. in propria, J. 16, 32. ontrymma, swv. invalescere; ind. praet. pl. on-trymedun L. 23, 5. ontyna, swv. aperire, revolvere; ind. praes. 3 sg. ontyneó J. 10, 3; ontynedd (elause- vit, Ldf. tyneó) L. 13, 25; ind. praet. 3 sg. ontynde L. 4, 17. 24, 32. 45. J. 9, 14. 1.2 212262305 32.211, 375 inf. ontyna. J: 10, 21; pp. ontyned L. 1, 64. 3, 21. 11, MIO SCI AMIE npn ontynde M.=7., 35:1: 24,31. onöringa, Stv. comprimere; ind. praet. pl. on-Örungvn M. 5, 24. onufa (on-ufa, on ufa), adv. praep. supra, desuper, ex alto, L. 10, 19. 13, 4. 24, 49. J. 193, 252.195232ete. (10): onwæld, m. potestas; ds. onwælde L. 20, 20. 21, 27; onwald L. 23, 7; as. onwæld 11.19 01.022725} onwenda, swv. convertere, movere; pp. on- wended L. 21, 26. J. 20, 14. 16. Uno LINDELÖF. onwriting, f. inscriptio; as. onwritinge L. 20, 24. onwyrca, SWV. operari; inf. onwyrcan J. Or: ora, m. mina; ap. oro L. 19, 13. 16. oder, adj alius, alter, quidam, ceteri, ve- liquus, aliquis; nsm. oder M. 10, 17. 37. J. 13, 14 etc.; odero sum (alius qui- dam) L. 22, 59; nsf. oóre L. 9, 29. J. 6, 22; oöoro L. 24, 1; nasn. oder M. 12, Gul Us IT Bie dU. A Wu ER WS CRD (aliud) M. 4, 8; gsm. oóres J. 13, 14; — dsm. oórum M. 10, 12. L. 9, 59; dsf. oöre M. 16, 12; asm. oderne M. 14, 58. 15, 27. L. 23, 33 etc. (8); — nap(mfn) oóre M. 4, 18. 7, 8: 12, 5b ete. (23); o0ro M- 4j 36. 6, 15 (2). 15, 41. L. 9, 27. 10, 1; odero M. 4, 19; oder M. 8, 28 (2). L. 9, 19 (2); dp. oórum M. 10, 45. 16, 13: L, 12, 26 u. ö. — Das dreimal belegte „oöre dæge“ ist wohl als instr. aufzufassen. oder hwile, adv. aliquando, L. 92, 32. oóre hwoena, adv. aliunde, J. 10, 1. oóeru ding, adv. alioquin, M. 2, 21; oder dingo, alioquin, L. 14, 32. oder wise, adv. aloquin, J. 14, 11. où on, prep. «usque in, M. 15, 33. où to, praep. usque ad, usque in, M. 14, 25. 34. 54,11% 55.92 277. oó0a da hwile, cj. donec, M. 14, 32; oöde da hwyle, usque dum, L. 19, 50. oùdæt, cj. donec, dum, M. 9, 1. 12, 36. L. 12, 59 etc. (17); o0p L. 19, 13. oQ0st in, praep. usque in, L. 2, 15. oöde, adv. usque, L. 2, 37. 10, 15 u. 6. oùde on, praep. 2n, L. 1, 20. 80. J. 13, 1 u. ö. — oöde to, «sque ad, L. 10, 15. owun, npr. m.; Joh. Schlussnote. oxa, m. bos; ns. oxa L. 14, 5; as. oxo L. 13, 15; ap. exen J. 2, 14. 15. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 73 E. ps, m. vallis, chaos; ns. — L. 3, 5. 16, 26. palma, f. (m) palma; gp. palmana J. 12, 13. palmtreo, n. palmes; ns. — J. 15, 4. palmtwig, n. palmes; np. palmtwigo J. 15, 56: palmung, f. palmes; as. — J. 15, 2. pening, m. denarius; gs. peninges M. 12, 42; as. pening M. 12, 15. L. 20, 24; gp. peninga M. 14, 5. J. 6, 7. 12, 5; dp. pe- ningum M. 6, 37; ap. peningas J. 12, 6. petrus, npr. m. (oft verkürzt); ns. — M. 8, 29. 32. L. 22, 34 u. ö. (sehr häu- fig); petre J. 13, 36; gs. petres M. 3, 16; petre J. 1, 40; ds. petre M. 8, 33. 14, 37. J. 20, 4 u. ö.; as. petr(um) M. 9, 2. L. 22, 61; petrus M. 14, 33; petre M. 14, 67. phariseus, m. (rgm. verkürzt); ns. — L. 18, 11 etc. (3). philippus, npr. m. (gew. verkürzt); ns. — J. 1, 45; gs. phil(ippes) M. 6, 17; phi- lipes M. 8, 27; ds. philipum J. 12, 21 (as.?); as. philip(pum) J. 6, 5; philip(pus) M. 3, 18 pislic, adj ingravatus; npn. pislico M. 14, 40. pislice, adv. graviter, L. 11, 53. pleg(ig)a, swv. saltare; ind. praet. 3 sg. plæ- gede M. 6, 22. ple(t)se, f. platea; dp. plesum M. 6, 56; ap. plætsa L. 10, 10. 14, 21. pletta, f.(?) ovile; ns. pletta J. 10, 16; ds. pletta J. 10, 16. plonte, f.; dp. „of plontum“ (= transplan- tare) L. 17, 6; missverständliche Über- setzung; Ldf. schreibt richtig „ofer-plon- WEISE pohha, m. pera; as. — M. 6, 8. L. 9, 3. port, m. porticus, castellum; as. port J. 10, 23; ap. portas M. 6, 6. J. 5, 2. posa, m. pera; as. — M. 6, 8. L. 10, 4. postol, m. apostolus; dp. postolum L. 24, 10. preost, m. (Priester); ds. preoste Joh. Schluss- note. pricla, m. minutum; as. done pricla L. 12, 59. pund, n. libra; as. pund J. 12,3; gp. punda J 1930; purple, adj. purpureus; asn. purple J. 19, 5. pylatus, npr. m. (gew. verkürzt); ns. pylatus J. 18, 29. 35 u. ü.; ds. pylate L. 23, 1. 11. J. 18, 28; pylato L. 23, 52; as. done pylato J. 19, 38. pytt, m. puteus; ns. — J. 4, 11; as. — J. 4, 12. EO raconteg, f. catena; dp. racontegum M. 5, 4; racantegum M. 5, 3; ap. racontege M. 5, 4. 1 sg. hrahte J. 13, 26; pl. rahtun L. 22, 53. J. 19, 29; inf. rece J. 13, 26. res, m. impetus; ds. rese M. 5, 13. reca, swv. porrigere, extendere, offerre; ind. resa, swv. irruere; ind. praet. pl. ræsdun praes. 3 sg. receó L. 11, 12; ind. praet. | M. 3, 10. 10 74 rest, f. requies, lectus; ds. reste M. 7, 30; as. reste L. 11, 24. resta (resta), swv. requiescere, accumbere, ces- sare; ind. praes. pl. restaó L. 13, 29; ind. praet. 3 sg. reste M. 4, 39; imp. sg. reste M. 6, 31 (?); rest L. 12, 19; ' pl. restas M. 14, 41; pprs. dp. restendum M. 6, 26. ræstedæg, m. sabbatum; ds. ræste-dæge M. 2, 28; as. ræste-dæg M. 2, 27; dp. ræste- dagum M. 3, 4. rap, m. funiculus; dp. rapun J. 2, 15. reca, swv.; ind. praes. 2 sg. reces Qu (ad te pertinet) M 4, 38. recels, n. incensum ; as. — L. 1, 9. recone, adv. statim, confestim, continuo, cito, citius, M. 9, 39. L. 14, 21. J. 18, 27 etc. (10). recunlice, adv. protinus, M. 6, 25. reda, swv. legere; ind. praes. 3 sg. redes M. 13, 14; ind. praet. pl. reddun J. 19, 20; inf. to redanne L. 4, 16. regoloword, m. regulus; ns. — J. 4, 46. reht, adj rectus; nsn. — M. 18, 7. L. 13, 16 (is —, oportet). L. 20, 22 (is —, licet); apf. rehte L. 3, 4. rehta, swv. dirigere; imp. pl. vehtas J. 1, 23; inf. to rehtanne L. 1, 79. rehtlic, adj. (— wosa = oportere, debere); nsn. — M. 2, 22. 8, 31. L. 24, 46. rehtlice, adv. recte, juste, M. 7, 35. L. 28, 41. renda, swv. caedere, succidere; ind. praet. pl. rendun M. 11, 8; imp. pl. rendas L. JS n reof, n. spolium; ap. reof L. 11, 22. reofere, m. latro; ds. reofere L. 22, 52; gp. reofera L. 19, 46. reofiga, swv. deripere; opt. praes. 3 sg. reo- Uno LINDELÖF. fige M. 3, 27 (= diripiet; Ldf. ind. 3 sg. reafad). rice, n. regnum; nas. rice M. 9, 1. 47. 10, 14 u. ö.; gs. rices L. 1, 33 u. ö.; ds. rice M. 12, 34. 14, 25 u. ö.; ap. rice L. 4, 5. riopa, stv. metere; ind. praes. 2 sg. ripes L. 19, 21. 22; 3 sg. ripeó J. 4, 37; pl. riopaó L. 12, 24. Als opt. praes. 3 sg. muss wohl ,ripe* J. 4, 36 (2) (= metit) aufgefasst werden. iriord, f. prandium, refectio; ns. riorde M. 14, 14; as. riordo L. 14, 12. riordhus, n. coenaculum; as. — M. 14, 15. riordiga, swv. prandere; imp. pl. riordigaó JE 2d M2 riordiga, swv. loqui; ind. praet. 3 sg. rior- dade J. 4, 27. rip, n. messis, mensura; gs. ripes M. 4, 29. 1.107270). 4% 35: ds ripesJE 490: | ripisern, n. falz; as. — M. 4, 29. risa, stv. debere; ind. praes. 3 sg. riseó M. 13, 14. risenlic, adj. nsn. (— oporteat) M. 9, 11. rixiga, swv. regnare; ind. praes. 3 sg. rixad | L 1, 33; opt. praes. 3 sg. rixige L. 19, 14; inf. rixiga L. 19, 27. rod, f. cruz, calamus; ds. rode M. 15, 30. | 82. 36. J. 19, 25. 31; as. rode M. 15, 21. | L. 23, 26. J. 19, 17. 19. roede, adj. asper; npn. roede L. 3, 5. ‚romanisc, adj. subst. romanus; npm. roma- nisce J. 11, 48. rowa, stv. remigare; ind. praet. pl. reowun 36 10; rowing, f; ds. rowinge (= remigando) M. 6, 48. rummod, adj. paracletus; nsm. (sw.) de rum- moda J. 14, 26. 15, 26. 16, 7; asm. rum- modne J. 14, 16. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 75 >: saca, stv. abnegare, negare; ind. praes. 2 sg. sæces L. 22, 34; 3 sg. seceÖ L. 9,23; inf. to sacanne M. 14, 56; — pprs. seccende L. 8, 45; die Stelle ist hóchst unklar wie- dergegeben; den lat. Ausdruck „negantibus omnibus“ (abl. abs.) übersetzt unser Glos- sator: ,ne sæccende allum*; Ldf. schreibt richtig: ,onseccendum allum". sacerd, m. sacerdos; ns. sacerd L. 1, b; nap. sacerdas M. 14, 53. L. 19, 47. 24, 20; gp. sacerda M. 2,026. 115 18: La 9/:22;xete: (15); dp. sacerdum M. 2, 26. L. 17, 14. sacerdhad, m. sacerdotium; gs. sacer[d]-ha- des L. 1, 9; ds. sacerd-hade L. 1, 8. sacleos, adj. gratis; asm. sacleosne J. 15, 25. sade, m. (?), laqueus; ns. — L. 21, 35. Se, m. re; nas. se M. 5, 21. 9, 42. L. 17, 2. 6 etc. (12); gs. ses M. 5, 1. L. 21, 25; ds. se M. 4, 39. 5, 13. 6, 47 etc. (15). secga, swv. dicere, muntiare, ferre, afferre, annuntiare, narrare, disserere, inquit; ind. praes. 1 sg. sægo M. 8, 12. 9, 13. 41. 14, 9; sege M. 5, 41; 2 sg. seges M. 14, 68; 3 sg. segeó J. 16, 14; sæcgad J. 16, 15; pl. sæcgas J. 18, 29; — ind. praet. 1 sg. sægde J. 1, 15; 3 sg. segde M. 4, 34. 12, 26. L. 14, 21. J. 5, 15. 20, 18; pl. segdun M. 5, 16. 14, 5T. L. 24, 35 etc. (12); imp. sg. sæge M. 13, 4. L. 8, 39. 9, 60. 22,67; inf. sæcgo (ic wyllo sæcgo = annuntiabo ; vielleicht ist ,sæcgo“ 1 sg. praes.) J. 16, 25; sæge M. 14, 65; to sæcganne M. 5, 10; segdnisse, f. sacrificium; dp. sægdnissum MEI 33: salamon, npr. m.; gs. salamonnes (Volks- etymologie?) J. 10, 23; ds. (ns.?) salamon D-00531. salim, npr. J. 3, 23. salm, m. psalmus; gs. (?) salmes L. 24, 44; gp. salmana L. 20, 42. salt, n. sal; nas. salt M. 9, 50 (3). L. 14, 34 (2). salt, adj; gsn. wætres saltes (= aquae sa- lientis; falsche Übersetzung im Anschluss an Ldf.). samaria, npr. J. 4, 5. samaritanesc, adj. samaritanus; nsm. — J. 8, 48; nsf. dio samaritanesca J. 4, 9; nsn. samaritanesc J. 4, 9; gp. dara samarita- nesca J. 4, 39. 40; dp. samaritaniscum J. 4, 9. satan, m. satanas; as. — L. 11, 18. sawa, stv. seminare; ind. praes. 3 sg. saweó M. 4, 14 (2). J. 4, 36; sawes J. 4, 31; sawaü L. 12, 24; pl. sawas M. 4, 18; ind. praet. 2 sg. sewe L. 19, 22; inf. to sa- wend (Schreibfehler) M. 4, 3; pprs. sawend M. 4, 3; sawende M. 4, 16. 26 (— semen- tem, so auch Ldf); dp. sawendum M. 4, 31 (= seminibus); pprs. sawen M. 4, 16. sawel, f. anima; ns. sawel M. 14, 34. L. 1, 46. 12, 23. J. 12, 27; gs. sawle M. 8, 36; ast sawle” Mi 12/7 907 SM ID MES: sawle M. 3, 4. 10, 45 etc. (17); sawla M. 8, 85; ap. sawle L. 21, 19. Scaca (scæca), stv. excutere; imp. pl. scæcas M. 6, 11. sceó, f. vagina; as. scede J. 18, 11. scarioth, npr.; ns. — M. 14, 10. scariothisc, adj. scarioth, scariothis; nsm. de scariothisca M. 14, 43. L. 22, 3. J. 12, 4. 13, 2. 14, 22; de scariothiscæ J. 6, 71; dsm. Üæm scariodisca J. 13, 26; as. done scariothisca M. 3, 19. Sceacere, m. seditiosus; dp. sceacrum M. 15a sceatt, m. drachma; ap. sceattas L. 15, 8. 76 sceaóa, m. latro, fur; ns. sceada J. 18, 40; scead J. 10, 1; sceaóo J. 10, 1; nap. sceado J. 19, 18; sceada J. 10, 8; sceoóo M. 15, DU. sceawere, m. speculator; as. — M. 6, 27. sceawiga, swv. aspicere, intueri, conside- rare, prospicere; ind. praet. 3 sg. sceawade L. 20, 23; sceowade J. 20, 11; imp. sg. sceawa M. 13, 1; pprs. sceawende M. 6, 27; sceowende M. 10, 27. sceawung, f. obtentus, spectaculum; ds. scea- wunge M. 12, 40; sceawunga L. 23, 48. scendle(-a?), f. improbitas; as. — L. 11, 8. sceoó, (?) loculus; ap. sceoóa J. 12, 6; unklar; Ldf. seado. sceoûa, (?) m., clavus; gp. sceodona J. 20, 2 sce0da, swv. nocere; ind. praes. 3 sg. sceó- das M. 16, 18. scia, m. crus; ap. scia J. 19, 32; scis J. 197133: ; sciling, m. drachma; as. — L. 15, 9. scina, stv. splendere, fulgere; ind. praes. 3 sg. scineó L. 17, 24; pprs. scinende M. 9, 3. L. 17, 24 (— coruscans). scip, n. navis, navicula, navigium ; nas. scip M. 3, 9. 6, 45. 8, 10 etc. (15); gs. scipes J. 21, 6; ds. scipe M. 4, 36. 6, 54. 8, 14 etc. (8); nap. sciopu M. 4, 36. J. 6, 23. 24. Scip, n. ovis; as. — L. 15, 6; nap. scip M. 6, 94. L. 17, 7. J. 2, 14. 10, 3 (2) etc. (12): op asp bos 15; 04: 3:5 10,1, 237: dp. scipum J. 10, 11. 15. 26. sciremon, m. procurans, dispensator; ns. — 13, 1. 12; 425 sco, m. calciamentum; dp. scoum L. 22, 35. scomu, f. calumnia, contumelia, rubor; ds. scomo L. 14, 9; as. scomu L. 3, 14. 11, 45; dp. scomum M. 12, 4. scomel, m. scabellum; as. — L. 20, 43. scomiga, swv. revereri; ind. praes. 1 sg. scomiga L. 18, 4; ind. praet. 3 sg. scomade L. 18, 2; — pprs. scomende (intuita) L. Uno LINDELÖE. 22, 56 ist eine fehlerhafte Schreibung für „sceawende“, wie Ldf. (sceaunde) zeigt. sconca, m. crus; np. sconco J. 19, 31. Scorphion, m. scorpio; as. — L. 11, 12. scortiga, swv. deficere; opt. praes. 3 sg. scortige L. 22, 32. screadung, f. mica, fragmentum, veliquiae; gp. screadunga M. 8, 19. 20. J. 6, 13; scradunga M. 6, 43; dp. screadungum M. 7, 28. 8, 8. L. 9, 17; ap. screadunga J. 6, 12; screadungæ L. 24, 43. Screpa, stv. arescere; ind. praes. 3 sg. scre- pes M. 9, 18. scripende, adj. austerus; nsm. — L. 19, 21. scua, m. wmbra; ds. — M. 4, 32. L. 1, 19. scula (sciola), anv. oportere; ind. praes. 1 sg. sceal ic doa (=faciam) M. 10, 17; 3 sg. sceal M. 13, 7; pl. ge sciolun losige (= peribitis) L. 13, 3. 5; ind. praet. pl. scealdun ond- worda (— responderent) M. 14, 40; opt. praes. 1 sg. scile M. 14, 31. scur, m. nimbus; ns. — L. 12, 54. scyld, f. delictum; gs. Üære scyld M. 3, 29; ds. (?) scylde L. 11, 4 (eghwelce scylde = ommi debenti; Ldf. schreibt „scyldge“; vielleicht ist in unserer Glosse ein g aus- gefallen). scyldig, adj. reus, debitor; nsm. — M. 3, 29; npm. scyldge L. 13, 4. scyldor, f. (?) humerus; dp. scyldrum L. 15, 5. se, sede s. u. 0e. sea, stv. videre; inf. to seanne M. 5, 14. L. DNO sead, m. sacculus, loculus; as. (?) sead J. 13, 29; ap. seadas L. 12, 33. seaü, m. lacus, saepes, puteus; ds. seoóe M. 12, livassisea09 M^ 12, 42 DX 14505; sed, n. semen; nas. — M. 12, 19. 20. 21. 22. L. 20, 28. 31 etc. (8); ds. sede L. 1, 55. J.N7, 42; sedere, m. seminans; ns. — M. 4, 3. sedl, mn. sedes, cathedra, discubitus; ds. sedle L. 1, 52; as. sedel I. 32; dp: seotlum M. 12, 39; ap. seotlas M. 11, 15; Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 77 seatlas L. 11, 43. 20, 46; sedlo L. 20, 46. Die Verschiedenheit ,seatlas — sedlo* in demselben Verse stimmt genau zu Ldf.; vielleicht liegt hier nur sklavisches Nach- schreiben vor. selenisse, f. íraditio; as. — M. 7, 9; sel- nesse M. 7, 3. sella, swv. dare, tradere, commodare, donare, praestare; ind. praes. 1 sg. sello J. 13, 34; selo M. 6, 22. 23. L. 4, 6. 21, 15. J. 4, 13. 14 (2). 6, 51. 10, 28. 14, 27; selle L. 19, 8; sele J. 14, 27; 92 sg. seles L. 22, 48; 3 sg. seleó M. 12, 9. 14, 18. L. 12, 32 etc. (23); seöled (sic!) M. 8, 37; sellaó J. 6, 37; sellas L. 11, 8; — pl. sellaó M. 13, 9. 22. L. 22, 49; sellas M. 10, 33. 12, 14. L. 21, 12 (2); — ind. praet. 1 sg. salde ROOMS, 3155 1/7, :85 145 225 -.2/sg. saldes J. 17, 4. 6. 18, 9 etc. (8); saldest On D? 19723:73° sg: salde "MAG 41513; 34. 14, 22 u. ö. (häufig); daneben verein- zelt ,sælde“ M. 15, 45; selle J. 19, 11 (der Zusammenhang sehr unklar); pl. sal- dun (hàufig) — opt. praes. 2 sg. selle M. 6, 25; 3 sg. selle L. 12, 42. J. 16, 2; pl. selle M. 6, 37; opt. praet. 3 sg. salde M. 1090545: I. 118 213, 2210629; Mpl. salde L. 20, 10; saldun L. 20, 20 (ind.?); — imp. sg. sel M. 10, 21. L. 14, 9 etc. (12); sel J. 6, 34; pl. sellaó L. 11, 41; sellas«M. 5, '43. 6, 34. L. 9,13. 19; 33; seollaö L. 19, 24; — inf. sella M. 14, 5. 11. L. 8, 55 etc. (6); sellan L. 22, 6; to sellanne M. 10, 40. L. 1, 77. 12, 51 etc. (6); to seallanne M. 12, 14; to sellanna L. 23, 2; pprs. sellende L. 11, 13. J. 6, 64. 71. 12, 4; gs. des sellende L. 29, 21; pp. sald M. 8, 12. 11, 23 etc. (16). sellend, m. éraditor; ns. — M. 14, 44. senda, swv. mittere; ind. praes. 1 sg. sendo L. 13, 8. J. 15, 26 etc. (8); sende (= fut. mittam, vielleicht als opt. aufgefasst) L. 11, 49; J. 20, 21 (vielleicht praet.); 3 sg. desenó M. 2, 22. J. 5, 30. 37 etc. (8); sendes M. 13, 27. J. 7, 18 ete. (5); pl. sendes J. 15, 6. — ind. praet. 1 sg. sende L. 22, 35. J. 17, 18; 2 sg. sendes J. 11, 42. 17, 3 etc. (7); 3 sg. sende M. 8, 26. 11, 1 etc. (sehr häufig); pl. sendun M. 3, 31. 12, 13 etc. (15); — opt. praes. 2 sg. sende L. 16, 27; 8 sg. sende L. 10; 2; opt. praet. 3 sg. sende M. 3, 14; imp. sg. send M. 5, 12. J. 18, 11. 20, 27; pl. sen- des J. 21, 6; inf. sende M. 7, 27. 9, 45. 11, 23 (falls nicht wenigstens der letzte Beleg als 3 sg. opt. aufzufassen ist); to sendanne L. 12, 49. 20, 12. 19; pprs. sen- dende M. 4, 37. L. 21, 2; pp. sended L. 1, 19; 26 ete. (6). senep, m. sinapis; gs. senepes M. 4, 31. L. 10981716; seofiga, swv. ingemiscere, maerere; ind. praet. 3 sg. seafade M. 8, 12; pprs. seofende M. 107 22: seom, m. sacculus, omus; ds. seome L. 22, 35; as. seom L. 10, 4. 22, 36; dp. seomum TTT AG: sester, m. metreta; ap. sestras J. 2, 6. sete, (sic!) adv. manifeste, J. 11, 14 (Ldf. gesene). setnisse, f. traditio; as. — M. 1, 8. 13; sett- nesse M. 7, 3. setnung, f. seditio; ds. setnuncge M. 15, 7; as. setnunge L. 23, 19. 25; dp. setnungum (= insidiantes) L. 11, 54. setta, swv. ponere, imponere, statuere, com- mittere, cessare; ind. praes. 1 sg. setto M2 36.19 091 OUI seton IM dO D: 18; 2 sg. setes J. 13, 37. 38; 3 sg. seteó L. 11, 33; setet L. 12, 46; seted J. 2, 10; pl settas L. 21, 19; — ind. praet. 2 sg. settes L. 19, 22. J. 20, 15; 3 sg. sette M. 6, 51. 15, 46 etc. (7); sete L. 9, 47; pl settun M. 6, 56. 15, 19; setun L. 1, 66; opt. praes. 1 sg. sette L. 11, 6. 20, 43; 9 sg. sette J. 15, 13; imp. sg. sete M. 5, 23; pl sette ge L. 9, 44; inf. to settanne L. 14, 31. J. 10, 18. 18 sex, /numiseg; — 1.19, 14. J; 2; 30512, 1; (monodas) sexu L. 4, 25; (fato) sexo J. 2, 6; (dagum) sexum M. 9, 2. sexta (sesta), num. seríus; nsm. de sesta L. 1, 36; nsf. Oio sexta L. 23, 44. J. 4, 6; dio sesta M. 15, 33. J. 19, 14; gsm. Óws sesta L. 1, 26. sextig, num. sexaginta, M. 4, 8. 20. L. 24, 13. sibb; f. pax; us. — L. 2; 14: J. 20; 19326 etc. (6); sib L. 24, 36. J. 20, 21; sibbe L. 10, 6; gs. sibbe L. 1, 79. 14, 32; sibbes (eat) 06: ds: sibbet 16292928, 48 etc. (D); as. sibbe M. 9, 50. L. 12, 51. d dz PA (035 3 BRE sichar, npr. J. 4, 5. side, f. latus, lumbus; as. sido J. 19, 34. 20220025 27inptsidu E2912; 985: sidon, npr.; gs. sidonis M. 7, 24; as. sidon M. 1, 31; sindone M. 3, 8. simeon, npr. m.; ns. — L. 2, 25. 34. J: 6, 71. simon, npr. m.; ns. simon M. 14, 37. J. 13, 2.9. 36 u.0.; symon I: 22, 31:(2)..7 1,42. 6, 68 u. s. w.; gs. simonis M. 6, 3; symo- nis J. 1, 40. 13, 26; ds. simoni M. 3, 16; simone J. 13, 6; symone J. 20, 2; as. si- mon M. 15, 21; simonnem J. 1, 41. singa, stv. cantare; opt. praet. 3 sg. sunge 1521220617 siofunda, num. ord. septimus; nsf. — J. 4, 52. siofune, num. septem; — M. 8, 5. 20 (2). 12, 207 22, 23212) 364 20:29:991::193:90810- funæ M. 8, 6; siofone L. 11, 26; siofu M. 8, 8. 9. 16, 9. — Hierher: siofo sióum, sep- les, L. 17, 4 (2). siowiga, swv. assuere; ind. praes. 3 sg. sio- wes M. 2, 21. sirophinisc, adj.; gsn. (ds) sirophinisca (cyn- nes) (= syrophoenissa genere) M. 7, 26. sitta, stv. sedere; ind. praes. 3 sg. siteó M. 16,19. L; 14, 28; sites L. 14, 31. 22, 69; pl sittaó L. 21, 35; sittas M. 10, 40. L. 1, 79. 22, 30; — ind. praet. 3 sg. sæt M. Uno LINDELÔF. 14, 54. J. 11, 20. 12, 14 etc. (6); sett L. 18, 35. J. 8, 2 etc. (4); sext J. 6, 3; pl. setun M. 3, 32. 34; imp. sg. sitt L. 20, 42; site M. 12, 36; pl. sittaó L. 24, 49; sittas M. 14, 32. 16, 7; — inf. sitta M. 12, 39. L. 10, 13; pprs. sittende M. 16, 5. J. 12, 15 etc. (6); sitende J. 2, 14. 4, 6. 20, 12; dp. sittendum J. 12, 2; sitendum JE (SHE sid = mal; s. hunteantig, siofo, dirda side (sida, sidum). Sla, stv. caedere, percutere, interficere, ple- clere, perdere; ind. praes. 3 sg. slæû J. 16, 2; ind. praet. 2 sg. sloge J. 18, 23; 3 sg. slog L. 22, 50. 64. J. 18, 10; sloge L. 18, 13; pl slogun M. 14, 65. 15, 19. L. 29, 63. 64; opt. praet. 5 sg.(?) sloge M. 14, 65; inf. sla M. 14, 65; slaa L. 12, 45; to slaanne L. 19, 47; pprs. slænde M. 15, 17. L. 23, 48. slep, m. sommus, somnium; ds. slepe L. 9, SNJ NM 3: slepa, swv. dormire; ind. praes. 2 sg. slepes M. 14, 37; 3 sg. slepeó M. 5, 39. L. 8, 52. J. 11, 12; sleped J. 11, 11; slepiaó M. 4, 27 (im Anschluss an Ldf.); imp. pl. slepas M. 14, 41; pprs. slepende M. 4, 38. 13, 36. 14, 37. 40. L. 22, 45. slita, stv. allidere, dissipare; ind. praes. 3 sg. slites M. 9, 18. L. 9, 39. smeoga, SWV. cogitare, scrutari, cognoscere; ind. praes. 3 sg. smeoó L. 14, 31; pl. smeogas M. 8, 17; ind. praet. 3 sg. smeo- de L. 12, 17; imp. sg. smeoge J. 7, 52; imp. pl. smeogas J. 5, 39; pprs. smea[n]dum INSE: smeoung, f. cogitatio; ns. — L. 9, 46; ds. smeunge (= cogitando) L. 12, 25; nap. smeounge L. 11, 17; smeaunge L. 24, 38; sweaunga (sic!) M. 7, 21; smeunges L. 2, 95: smiriga, swv. wngere; ind. praet. 3 sg. smi- ride J. 9, 11. 11, 2; pl. smiredun M. 6, 13; inf. to smiranne M. 14, 8. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 79 smirnisse, f. unguentum, aroma; ns. — M. 14, 5. J. 12, 5. gs. smirnisse M. 14, 3. 4. J. 12, 3 (2); ds. smirnisse J. 11, 2; dp. smirnissum J. 19, 40; ap. smirnisse L. 23, 56. 24, 1. smió, m. faber; gs. smides M. 6, 3. smoede, adj planus, inconsutilis; nsm. — J. 19, 23; dsm. smoedum L. 3, 5. smolt, adj.sero; nsn. smolt M. 6, 47; instr.(?) smolte dæge (= sero die) J. 20, 19. smyltnisse, f. tranquillitas, sero; ns. — M. 4,: 89: J.- 6,16. snaw, m. nix; ns. — M. 9, 3. snora, f. nurus; ns. — L. 12, 53; ds. (as.?) — L. 12, 53. snoturlice, adv. sapienter, M. 12, 34. snude, adv. denuo, de novo, J. 3, 3. 7. snytru, f. sapientia, prudentia; ns. snytru M. 6, 2; snytro L. 11, 49; ds. snytru L. 2, 52; as. snytru L. 21, 15; snytro L. 2, 47. 11, 31; dp. snytrum L. 2, 40. sodom, npr.; dp. sodomom (= sodomis) L. 10; 12. soeca, SWV. quaerere, sequi etc.; ind. praes. 1 sg. soeco J. 5, 30. 8, 50; 2 se. soeces J. 13, 36; soecestu J. 4, 27. 20, 15; 3 sg. soeceó L. 11, 10. 29. 15, 8. 11, 33. J. 4, 23. 7, 18 (2). 20. 8, 50; soeces L. 9, 23; soecaó M. 8, 12; pl. soecaó L. 24, 5. J. 5, 44 etc. (6); soecas L. 13, 24. J. 16, 19 etc. (11); — ind. praet. 1 sg. sohte J. 19, 12; 3 sg. sohte (5 mal); pl. sohtun M. 14, 55. L. 11, 54 ete. (22); sohton L. 19, 47; opt. praes. 3 sg. soece (quaerit) J. 7, 4; imp. sg. soec M. 10, 21. L. 18, 22. J. 1, 43; imp. pl. soecaó L. 11, 9. 12, 31; inf. soeca L. 22, 93; to soecanne L. 4, 18. 13, 7; to soe- cenne L. 19, 10; pprs. soecende L. 11, 24. J. 6, 24. soecnisse, f. visitatio; gs. — L. 19, 44. solf, pron. ipse; nsm. solfa L. 24, 39; dsm. solfum J. 7, 28. 8, 42. 15, 4 etc. (22); solfun J. 8, 13; solfa J. 7, 17; asm. solfne M. 5, 30. L. 4, 23. J. 8, 22 etc. (24); ast. solfe M. 3, 25. J. 20, 11; napmf. solfa M. 19,:9. Ti 11, 46. 22, 71; solfe!L. 23,128. J. 11, 55; dp. solftum»-M2107 267,712, 57 etc. (6). somen, adv. simul, J. 20, 4. 21, 2. someó, adv. simul, M. 15, 41. somniga, swv. congregare, colligere, conve- nire; ind. praes. 1 sg. somnigo L. 12, 17; 3 sg. somnaó L. 11, 23; ind. praet. pl. som- nadun J. 18, 20; imp. pl. somnigas J. 6, 12; inf. somniga L. 12, 18. somnung, f. concilium, synagoga; ns. som- nung M. 14, 55; gs. somnunge L. 8, 41; ds. somnunge M. 13, 9. J. 12, 42; som- nunga M. 6, 2. J. 18, 20; as. somnunge L. 4, 16. 22, 66; dp. somnungum M. 5, 35. L. 4, 28. 11, 43. 12, 11 u. ö. (häufig). sona, adv. statim, confestim u. a. M. 3, 6. Al A9 I SW. soÙ, adj verus; nsn. — J. 3, 5 (soó is = amen). 19, 35. 21, 24; dsm. sodum Joh. Schlussnote; asm. soóne J. 17, 3; napn. sode J. 4, 37. 19, 35; soó J. 10, 41; superl. asn. sodoste (= veritatem) M. 5, 33. soù, adv. at, amen, iam, vero, etc, M. 3, 4. 6, 35. 7, 6 u. ö. (häufig). soücweden, adj. verax, nsm. — J. 7, 18. 8, 26. soócwide, m. proverbium; as.(?) soöcwide J. 10, 6; dp. soó-cwidum J. 16, 25. soüfeest, adj. justus, veraz; nsm. — L. 2, 95. J. 3, 38 etc. (7); nasn. — M. 6, 20. L. 12, 57. J. 17, 17; asm. soófzstne J. 7, 24; nap. soüfzste M. 2, 17. L. 1, 6. 15, 7. 18, 9. 20, 20; gp. soó-fzstra L. 1, 17. 14, 14: 7.214,56: soßfzestnisse, f. veritas, justitia; ns. — J. 1, 17. 8, 32. 18, 38; soûfæstnis J. 8, 44; gs. soûfæstnisse J. 1, 14. 14, 17. 15, 26. 16, 13; ds. — M. 12, 32. L. 4, 25 u. 6.; ces gx 2 38x Y etc. soühweóüre, adv. verumtamen, L. 11, 41. 19, 27: 22, 21. 22 etc. 80 Uno LINDELÖF. soûlice, adv. at, autem, vero, jam, amen, vere, etium, M. 4, 5.08, 9: 13, 220 0. (sehr häufig); soóliche L. 3, 1. soóóa, adv. autem, jam, deinde, M. 4, 28. 12:345 J165869835 550193211 spadl, n. sputwm ; ds. spadle J. 9, 6. spelliga, swv. fabulari; pprs. spellende L. 24, 15. speofta, swv. (?) exspwere, comspuere; ind. praet. 3 sg. speoft M. 8, 23; pl. speoftun MD TRO spere, n. lancea; ds. spere J. 19, 34. spilla, swv. perdere; ind. praes. 3 sg. spilleó L:20, 16: J- 10, 10: 12, 25; spillet T. 17, 33; ind. praet. 3 sg. spilde L. 17, 27; imp. Sg. spil J. 18, 9; inf. to spillanne J. 10, 39. spitta, swv. conspuere; ind. praes. pl. spittas M. 10, 34; ind. praet. pl. spitun (percutie- bant) L. 22, 64. sprec, f. lingua, loquela, forum, concilium, synagoga; ds. sprece M. 6, 2. 12, 58. L. 11, 48. 20, 46. J. 4, 42. 11, 41; as. sprece J. 8, 43; dp. sprecum M. 16, 17. sprecern, m. praetorium; as. — J. 18, 28. 39:119; 9; spreoca, stv. loqui, dicere; ind. praes. 1 sg. spreco J. 4, 26. 12, 49. 17, 13 etc. (15); spreoco J. 7, 17; 2 sg. spreces J. 16, 29; sprecestu J. 19, 10; 3 sg. spreceó J. 3, 31 (2). 8, 44. 16, 18; spreces J. 16, 13. 18; spreocaó J. 7, 26. 8, 44; pl. spreocaó M. 4, 33. 16, 17; — ind. praet. 3 sg. spræc T. 9,-11. J. 427; pl. sprecun M. 7, 37. J. 6, 41 (murmurabant); opt. praes. 1 sg. sprece L. 1, 19; pl. sprece M. 13, 11; inf. spreoca M. 9, 39. L. 1, 22; spreaca M. 12, 1; to spreocanne J. 8, 26; pprs. sprecende M. 7, 35. 8, 32. 14, 43 u. ö. (48); sprecen (bió — loquitur; kaum als pp. aufzufassen) J. 7, 18. — Unklar ist ,sprece* L. 9, 34. J 18223: spyrd, m. (n.?) stadàwm; nap. spyrdas J. 11, 18; spyrdo J. 6, 19; gp. spyrda L. 24, 13. stef, m. littera; dp. stafum J. 5, 47; ap. stafas Ji 1505: steena, swv. lapidare; ind. praes. 2 sg. stæ- nes L. 13, 34; pl. stenas J. 10, 33; inf. to stænenna J. 11, 8. steenen, adv. lapideus; nsn. Ost stenna fæt M. 14, 3; npn. stænene J. 2, 6. stæner, ?, ap. (?) ofer stænere (= supra petrosa) M. 4, 5. 16. stalo, f. furtum; as. — L. 18, 20. stan, m. lapis, pelra; mas. stan M. 12, 10. 1:294. 2292.11, 38 10:00: eS SPADeSLTUE227 41; ds. stane M. 15, 46. L. 20, 18. J. 19, 13 u. ö.; nap. stanas M. 13, 1. L. 19, 40. J. 10, 31 etc.; dp. stanum M. 5, 5. L. 3, 812185: stanfæt, m. alabaster; as. — M. 14, 3. Stear, m. passer; np. stearas L. 12, 6. Ldf. staras. stearas = insidiatores L. 20, 20 ist wohl nichts als fehlerhafte Schreibung; Ldf. hat »Séteras“. stefn, {vor ns. stein M 97.493530 etc. (10); ds. stefne M. 5, 7. 15, 34 etc. (8); as. stefne M. 15, 37. L. 11, 27. J. 5, 25 etc. (14); dp. stefnum L. 23, 23 (2). stela, stv. furari; opt. praes. 2 sg. stele M. 10, 19; imp. sg. stel L. 18, 20. stenc, m. nardus; gs. stenches M. 14, 3. steng, m. lignum, fustis; dp. stengum M. 14, 48; stencgum M. 14, 43; stenggum L. 22, 52. steorra, m. stella; ds. steorra L. 21,25; np. steorru M. 13, 25. stig, f. semita; ap. stige L. 3, 4. stiga, stv. ascendere; ind. praes. pl. stigas M. 10, 33; inf. to stiganne M. 6, 45; pprs. stigende M. 4, 8. J. 1, 51 etc.; dp. stigen- dum L. 2, 42. stinca, stv. faetere; ind. praes. 3 sg. stinceó JAs112539 stiora, swv. comminari; ind. praet. 3 sg. stiorde M. 8, 30; pl. stiordun M. 10, 13. 48; pprs. stiorende M. 8, 33; stiorend M. 4, 39. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. stid, adj. durus; nsm(n). — J. 6, 60. stiönisse, f. duritia; as. — M. 16, 14. stol, n. stola; ds. stole M. 16, 5; dp. stolum M. 12, 38; stollum L. 20, 46. stond, m.; np. stondas (= orae) M. 6, 55; Ldf. stando (lat. T. mora). stonda, stv. stare, adstare; ind. praes. 3 sg. stondeù L. 11, 18. J. 3, 29; pl. stondaù L. 9, 27. 21, 36; stondas M. 3, 31; — ind. praet. 3:sg. stod L. 2, 9518; 11.9.8, 9 etc. (16); pl. stodun M. 14, 70. 15, 39. L. 9299 91 719-dstodons it 22: 10. 9418918; = inf. stonda M. 3, 24. 95. L. 13, 25; pprs. stondende M. 11, 25. 13, 14 etc. (6); dp. stondendum M. 9, 1. 11, 5. L. 19, 24; unbezeichnete Verkürzungen sind wohl »stond^ (stans) J. 18, 18 und ,ston(de)* L. 19, 32. Eine höchst nachlüssige Über- setzung ist „stod“ (= statim) M. 5, 30 (Ldf. sona). stow, f. locus; ns. stow M. 6, 35. L. 25, 33. J. 4, 20 ete. (6); stowe M. 16, 6; stowwe L. 2, 1; ds. stowe L. 22, 40 etc. (8); stow- we L. 4, 17. 9, 10 etc. (10); as. stowe M. 15, 29. L. 14, 9 etc. (6); stowwe L. 14, 9 etc. (7); ap. stowe L. 11, 24; stowwe L. 2111. stream, m. flumen; as. — J. 10, 40; np. streomas J. 7, 38. strega, swv. sternere; ind. praet. pl. stredun M. 11, 8. stregda, stv. destruere; 21556; strengu, f. fortitudo; ds. — M. 12, 33. stret, f. via; as. strete M. 4, 4. striona, swv. lucrari; ind. praes. 3 sg. strio- ned L. 9, 25. strong, adj. fortis; nsm. (sw.) de stronga L. 11, 21; asm. (sw.) done strongv M. 3, 27; apn. (?) stronge M. 3, 27; comp. nsm. strongra L. 3, 16. 11, 22. strynd, f. tribus; dp. stryndum L. 22, 30. stycce, n. pars, minutum; as. stycce J. 19, 23; ap. stycgce M. 12, 42. pp. strogden L. 81 | styd, n: locus; nas. — M. 6, 32. J. 19; 1: |stylta, swv. stupere, haesitare; ind. praet. | pl styltun M. 6, 51; stylton L. 8, 56. J. 1:222; styriga, swv. vexare; ind. praes. 2 sg. sty- restu M. 5, 35. styrnisse, f. motus, tumultus; ns. styrnisse M. 14, 2; as. styrenisse J. 5, 4. suluh, f.(?) aratrum; as. — L. 9, 62. sum, adj. pron. quidam; nsmf. und nasn. Summus 4» 29 ee EET E DOT 57. 11, 27 wu. ö.; gsm. sumes L. 12, 16. 14, 1%7 det sumre- 1. 11,71. 18, 257 asım. sumne M. 15, 21. L. 11, 36; nap. sume I ne SO DIO); dp. sumum L. 9, 8. 18, 9. sumor, m. aestas; ns. — M. 13, 28. L. 21, 30. sundor, adv. separatim, J. 20, 7. sunnadæg, m. sabbatum; nas. — M.15, 42. 16, 1. 9 etc. (7); synna-dæg L. 23, 56; ds. sunna-dæge M. 2, 23. 24. J. 5, 9. 7, 23. sunne, f. sol; ns. sunne M. 4, 6. 13, 24. 16, 24179023, Nds SUD Um 2122: sunset, n. occasus; ds. sunsete L. 12, 54. sunu, m. filéus, filiolus, natus; nas. sunu M. 9, 98; 5, 7. 8, 38 etc. (76); suno L. 1, 32 ete. (52); suna L. 18, 39 (—voc. fili; viel- leicht vom Glossator missverstanden); gs. SUN NN TRS Me NS I (20 75255390: 6:595 ds sung 1.218, 312924, 5. 5, 99. 14, 13; — nap. sunu M. 2, 19. 10, 99. 30. 35 etc. (8); suno M. 3, 17. 12, 19. 13, 19 u. s. w. (21); gp. sununa M. 7, 27; dp. sunum M. 3, 28 etc. (3); sunom I. 20,2% suda, adv. ab austro, L. 13, 29. suderne, adj; nsf. cwoen suderne (regina austri) seti eT. sudwind, m.; ds. (as.?) sud winde (austrum flantem) L. 12, 55. swa, adv. ita, sic, sicut, tam, ete. M. 4, 1. 26702 sa w.; sva 1.20, 91. 11 82 Uno LINDELÖF. swa hwa, swa hwa swa, indef. pron. qui- swester, f. soror; ns. — M. 3, 35. L. 10, cumque, quisquis; nsm. swa hwa M. 9, 41. 49. 11, 23; swa hwa swa M. 9, 37. 10, 43. 44; nasn. swa hwæt M. 7, 11; swa hwzó J. 10, 41; swa hwat swa M. 6, 23. a, Ja 0» Pal 3l. 255 255 swa hwelc, swa hwelc swa, indef. pron, quicwmque, quisquis, quis, qui, quisque; nsm. swa hwelc M. 10, 11. 15. L. 9, 48; swa hwele swa M. 6, 11. L. 9, 5. 48; swa hwælc swa J. 5, 4; dsf. hwa (sic! Fehl- schreibung für ,swa*) hwelcer M. 11, 33; dsn. swa. hwelcum L. 9, 4; asm. swa hwelc- ne swa M. 14, 44. 15, 6. L. 14, 23; asf. swa hwelce L. 10, 8. 10; hierher wohl auch M. 4, 24. L. 20, 8, wenngleich man eher einen dsf. erwarten sollte; dsf. dürfte auch „swa hwelc* J. 5, 4 sein; apn. alle swa hwele swa hæfes (ommia quae habes) L. 18, 22, swa hwer, adv. ubi, «ubicumque, M. 9, 18. Id G 105 19, Sk swa hwider (swa), adv. quocunque; swa hwider M. 6, 56. 14, 14; swa hwider swa M. 6, 10. L. 9, 57. — Übrige Zusammen- stellungen mit „swa“ sind unter die betr. zweiten Elemente aufgenommen. swat, m. sudor, spuma; ns. — L. 22, 44; ds, swate L. 9, 39. swefn, n. somnium; gs. swefnes J. 11, 13. sweger, f, socrus; ns, — L. 12, 53; ds. (as.?) swegre L. 12, 53. swelc, adj. (alis; npm. swelce M. 13, 19. swelce, adv. ut, velut, sicut, quasi, quem- admodum, M. 6, 94. 9, 26. 10, LIF Talca ilb 9400. E sWelta, stv. mori; opt. praes. 1 sg. swelte M. 14, 31; pprs. sweltende J. 11, 51. 12, 33. swenc, m. damnatio, temptatio; ds. swenche L. 24, 20; dp. swencum L. 22, 28. sweor, m. socer; ns. — J. 18, 13. sweriga, stv. jurare; ind. praet. 3 sg. M. 6, 23; inf. sweriga M. 14, 11; pp. dp. giswornum M. 6, 26. swor 39. 40 etc. (D); gs. swester J. 11, 1; as. swester J. 11, 5. 28; nap. swester M. 6, 3. 10,297 30217 14, 205 swestror JS 97 swica, stv. seducere; ind. praes. 3 sg. swiced Je qc BE swigiga, swv. (acere, silere, stupere; ind. praes. pl swigas L. 19, 40; ind. praet. 3 sg. swigade M. 14, 61; pl. swigadun M. 5, 4. 6, 51. L. 9, 36 etc. (6); swigedun M. 9, 34; swigdun M. 10, 32; opt. praet. 3 sg. swigede M. 10, 48; swigde L. 18, 39; imp. sg. swiga M. 4, 39; pprs. swigende L. 1, 20. Eine Fehlschreibung (für „singeö“?) ist wohl „swigaö“ (= cantabit) L. 22, 34. (Ldf. singes). swigung, f. stupor; ds. swigunge M. 5, 42. Swin, n. porcus; gp. swina M. 5, 11. swinga, stv. flagellare; ind. praes. pl. swin- gas M. 10, 34; pp. swungen L. 18, 32. swinsung, f. somitus; gs. swinsunge L. 21, 25 swiopa, m. flagellum; as. — J. 2, 15; dp. swiopum M. 15, 15. swira, m. collum, fretum; ds. — M. 9, 42; as MT swide, adv. multum, magis, valde, quam, nimis, vehementer, prolixius, M. 3, 12. 5, 38. 9, 3. 26. 10, 24-u. s. w. (sehr häufig). — Comp. swidor, magis, plus, M. 9, 42. 15, 11. J. 3, 19 u. s. w. (12); swidur M. 10, 26. —; swa swió — swa swióor (— quanto — tanto) M. 7, 36; swa swide (prout) M. 4, 33. swiüra, adj. comp. dexter; dsf. dær swióra M. 14, 62. 15, 27. 16, 19 etc. (7); to öeer swidran M. 12, 36; to swidre Öinre M. 10, 37; asf. da swiöra J. 21, 6; da swid M. 10, 40; asn. Ózt swióra L. 22, 50. J. 18, 10; dp. swiórum M. 16, 5. swiunga, adv. silentio, J. 11, 28. sword, n. gladius; nas. — M. 14, 47. L. 2, 35 etc. (6); ds. sworde L. 22, 49; np. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelieniiberseteuwng in d. Rushworthhandschrift. sworde L. 22, 38; gp. swordana L. 21,24; dp. swordum M. 14, 43. 48. L. 22, 52. symbel, n. (oft ,dæg symbles“, vgl. folg.) | dies festus, dies solemnis, festivitas, sab- batum, coena, nuptiae; gs. symbles M. 15, | 6. L. 14, 5. J. 7, 8 etc. (15); ds. symble J. 13, 29; as. symbel L. 14, 12; dp. sym- blum L. 12, 36. symbeldæg, m. sabbatum; nas. — L. 23, 17. J. 5, 10; gs. symbel-dæges J. 6, 4; ds. symbel-dæge L. 14, 1. 3 etc. (9); dp. symbel-dagum L. 13, 10. symbelhus, n. coenaculum; as. — L. 22,12. symle, adv. semper, frequenter, M. 5, 5. 9, 22. 15, 8 etc. (14). synderlice, adv. seorswm, separatim, M. 7, 25) 1157 GE syndrig, adj singuli, proprius, singularis; asm. syndrigne (— seorsum) M. 9, 2; nap. syndrige L. 2, 3. J. 2, 6. 10, 4; dp. syn- drigum J. 8, 44. Adverbial: syndrigum M. 4, 10 (= singularis). J. 10, 3 (= nonu- natim). syndrige, adv. seorswm, separatim, singilla- tim, M. 4, 34. 6, 31. 14, 19. 66. L. 9, 10. J. 20, 7; sundrige M. 6, 32. 83 'syngiga, swv. peccare, moechari; ind. praes. | 8 sg. syngaó M. 10, 12; ind. praet. 3 sg. syngade J. 9, 2. 3; opt. praes. 3 sg. syn- nige L. 17, 3; imp. sg. synga L. 18, 20; inf. syngiga J. 8, 11. syniga, swv. «bere; ind. praes. pl. synnigaó L. 20, 35 (Ldf. sinigaó). synn, f. peccatum, accusatio; ns. (vielleicht as.) synne J. 9, 41; gs. synnes J. 8, 34 (EKA ds synne 8:90 1658:2:9: 2 23: synne J. 1, 29. 15, 22 etc. (7); nap. synne M. 11, 25. 26. J. 20, 23 etc. (6); gp. synna L. 1, %. 3, 3; dp. synnum, J. 8, 21. 24 (2). 46. 9, 34. 15, 22. synnfull, adj. peccator; nsm. synn-full J. 9, 24; synfull J. 9, 25; syn-ful J. 9, 16; dsm. synnfullum L. 19, 7; synfullum L. 18, 13; asm. synnfulne L. 15, 10; synfulne L. 15, 7; — napm. synnfulle L. 13, 2. 15, 1. J. 9, 31; synfulle L. 15, 2; synfylle M. 2, 17; gp. synnfulra L. 24, 7. 47; dp. synnfullum M. 14, 41; synfullum M. 2, 16 (2). synnig, adj reus; nsm. — M. 3, 29. 14, 64. syria, npr.; gs. syrres (= syride) L. 2, 2. ans tacun, n. signum, figura, titulus; nas. tacun Jut Sa dE Ts PIS. doy 9» TONI ta con L. 11, 16; nap. tacono J. 3,2; taceno J. 20, 25. teca, swv. docere; ind. praet. 3 sg. tahte M. 12738: tal (tel), n. numerus; ds. tale J. 6, 10. tea, stv. trahere; ind. praet. pl. tugun J. 21, 8. teasidum, adv. num. decem, L. 15, 8. tegüiga, swv. decimare; ind. praes. pl. teg- digas L. 11, 42. tegóung, f. decima; ap. tegöunge L, 18, 12. teheriga, swv. lacrimare; pprs. teherende J. Ian. tela, swv. ?lludere, spernere, deridere, asper- mari; ind. praes. 3 sg. teleó L. 10, 16 (3). J. 12, 48; ind. praet. 3 sg. telde L. 23, 11; pl teldun L. 8, 53. 23, 36; teldon L. 18, 9; pprs. telende M. 15, 31. telga, m. ramus; nap. telgu M. 13, 28; telgo M. 4, 32; telge M. 11, 8; dp. telgum L. 13,219: telnisse, f. aerumna, opprobrium, calumnia; as. — L. 1, 25; tellnisse L. 2, 14; np. tel- nisse M. 4, 19, 84 temma, swv. domare; inf. — M. 5, 4. tempel, m. n. templum; nas. tempel M. 11, 15 (= done —). 16 (= wt —). 27. 14, 58 (= done tempel dis, templum hoc) u. s. W.; tempil L. 21, 38; gs. temples M. 15, 38. L. 4, 9 etc.; ds. temple M. 11, 11. 15. 12, D le ou 0 Leno ADIA zl 3X. tenu, num. decem; — M. 10, 41; teno L. 13, AIT Eten IS leo 218) 108 ten [214951 - teo Li 19, Lov 0; 24. 25:862 TERS teor, m. lacrima; dp. teorum M. 9, 24. teora, stv. discerpere; pprs. teorende M. 9, 26. th(adeus), npr. m. M. 3, 18. theon-phile, (= theophile) npr. m. L. 1, 3. thomas, npr. m.; nas. — M. 3, 18. J. 14, 5. tiber, npr. m.; gs. tiberis (= f?ber??) L. 5, 1. tiberiad (?), npr.; gs. tiberiades (= téberia- dis) 2A, 1. tid, f. hora, tempus; ns. tid M. 15, 25. J. 7, Ger öde tider M4 2996, 952]. 0254: 1 Geste 9121 0945 5s ds.rtide M. 10, 30. L. 1, 20. J. 14, 9 u. ó. (häufig); as. tide L. 23, 44. 24, 33. J. 4, 52 etc.; nap. tide. b. 21,36. J. 8, 20. 11, 9; dp. tidum L. 23, 8 etc. tidlice, adv. (?) — opportunitatem, L. 22, 6; Ldf. tidlicnisse. timber, n. structura; np. (ns.?) — M. 13, 1. timbr(ig)a, swv. aedificare; ind. praes. pl. timbrias L. 11, 47; pprs. timbrende L. 200108 timeus, npr. m.; gs. timees M. 10, 46 (= timet). tinterg, n. gehenna; ap. — tintergu M. 9, Aa AA DES: tits nn uber Inptitorl 11,20. to, praep. ad, M. 2, 17. 19 u. s. w. — to hwon, ut quid, M. 15, 34; to whon (ut quid) M. 14, 4; to hwon (ad quem) J. 6, 68 (Ldf. to huzm). Uno LiNDELÓFrF. toæteca, swv. adjicere; pp. to-æt-eced L. 12, 31. tobreca, stv. frangere, scindere, intingere; pp. tobrocen J. 19, 31. 21, 11; p tobrocne J. 18, 26. tobrenga, swv. ferre, afferre, adducere; iud. praes. 3 sg. to-brenges J. 15,5; ind. praet. 3 sg. to-brohte M. 4, 8. 6, 27. 28. L. 12, 16; imp. pl. to-brengas L. 19, 27. toceorfa, stv. amputare; ind. praet. 3 sg. to-ceorf L. 22, 50. tocuma, styv. venire, advenire; ind. praes. 3 sg. to-cymeó L. 11, 2; opt. praes. 3 sg. tocyme J. 4, 47; pprs. tocymende L. 3, 7. 12, 40. 18, 30. 21, 36 etc. (8). todæla, swv. dividere, distribuere, effundere ; ind. praes. 3 sg. to-dzleó L. 11, 22. 12, 46; pl todzleó L. 23, 34; ind. praet. 3 sg. todælde M. 14, 3. L. 9, 16; pl. todæl- dun M. 15, 24; imp. pl. to-dælad L. 22, 17; pp. todseled M: 3, 24. L. 11, 17. 18. 1275225302124, todoema, swv. adjudicare; ind. praet. 3 sg. todoemde L. 23, 24. todrifa, stv. dispergere, praecipitare; ind. praes. 3 sg. to-drifeó J. 10, 12; pp. to- drifen M. 5, 13. togeegnes, praep. contra, obviam, M. 4, 35. J. 12, 13; gewöhnlich mit verschiedenen Verben zusammengesetzt, wie togægnes fara, stv. praecedere; ind. praes. 3 sg. togægones feres M. 16, 7. togeegnes (gi)iorna, stv. occurrere; ind. praes. 3 sg. togægnes iorned L. 22, 10; ind. praet. 3 sg. togægnes arn M. 5, 2; arn togægnes L. 9, 37; giarn to-gægnes J. 11, 20; pl. togæones urnon L. 17, 12; giurnon to- gæones J. 4, 51; inf. iorna togægnes L. 14, 31. togedre, adv. simul, L. 23, 48. togibrenga, swv. ferre, afferre; ind. praet. 3 sg. to gi-brohte M. 9, 17; pl. to-gibroh- tun? b: 18/529 X SNOTIS Op DPaes: Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. pl. to-gi-brenge J. 15, 8; inf. to gibrenga M. 6, 27. togicega, swv. advocare; ind. praet. to-gicegde M. 7, 14. togicuma, stv. advenire; ind. praef. pl. to- gicomun J. 3, 23. togieca, swv. adjicere; ind. praet. 3 sg. to- giecte L. 3, 20; togeecte L. 19, 11. — to- gieode, addidit, L. 20, 12 ist sicher Fehl- schreibung für ,to-giecde^ (Ldf. to-geécde). togigripa, stv. apprehendere; ind. praet. 3 sg. to-gi-grap M. 7, 93. togiiorna, stv. currere; ind. praet. 3 sg. to- giarn M. 5, 6. togilecca, swv. apprehendere; ind. praet. 3 sg. to-gilahte M. 8, 32. L. 9, 47. togileeda, swv. adducere; ind. praet. pl. to- gi-læddun M. 8, 22. 14, 53. J. 1, 42. 8, 3; imp. pl. to-gelzedaó L. 19, 30; to-gi-lædas MEELTN2! togineolica, swv. accedere, appropinquare ; ind. praes. 3 sg. to-gineolicad L. 10, 11. 21, 8; ind. praet. 3 sg. to-gineolicade L. 10, 9. 19, 29. 41. 24, 15; pl. to-gineolica- dun. M. 6, 35. 11, X cete; (6): toginioma, stv. assumere; ind. praet. 3 sg. to ginom M. 9, 2. 10, 32. 14, 33; pl. to- ginomun M. 4, 56. : to-gisceode = interpretabatur, (Ldf. tosceadade). togisetta, swv. apponere, ponere; ind. praet. pl. togisetun M. 8, 6; opt. praet. pl. to- gisette M. 8, 6; pp. to-gisetted L. 23, 55; to-gisete (biodun = apponuntur) L. 10, 8. togisitta, stv. apponi; inf. — M. 8, 7. togiwundriga, swv. admirari; ind. praet. pl. to-gi-wundradun M. 7, 37. togiwyrca, stv. afficere; ind. praet. pl. to- eiworhtun M. 12, 4. 2 p o9 Sg. L. 24, 27 tohelpa, stv. adjuvare; imp. sg. to-helpe M. 9, 24. tolecca, swv. apprehendere; ind. praet. 3 sg. | to-lahte M. 8, 23. toleda, swv. adducere; ind. praet. pl. to- 85 leddum (sic!) M. 7, 32; imp. sg. to-læd L. 9, 41. to-morgenne, adv. cras, L. 12, 28. torenda, swv. scindere; ind. praet. 3 sg. to- rende M. 14, 63; pp. to-rended M. 15, 58. torr, m. éwrris; nas. torr M. 12, 1. L. 13, 4; tor L. 14, 28. toscana, swv. comminuere; ind. praes. pl. to-scænas J. 19, 36; ind. praet. 3 sg. to- scende M. 5, 4. tosceada, stv. separare, disponere; ind. praes. 1 sg. to-sceodo L. 22, 29; 3 sg. to-sceaded M. 10, 9; eine Fehlschreibung (Wieder- holung der kurz vorhergehenden Form der 1 sg. praes.) ist wohl „to-sceodo* (= dis- posuit) L. 22, 29. toscufa, stv. deponere; ind. praet. 3 sg. to- sceof L. 1, 52. toslita, stv. dividere, scindere, rescindere, dirumpere, dissolvere, destruere, dilaniare; ind. praes. 1 sg. toslito M. 14, 58. L. 12, 18; 3 sg. tosliteó M. 2, 22; toslites M. 15, 29; to-slitas L. 9, 39; pl. toslitas M. 7, 13; — ind.. praet. 3 sg. to-slat M. 5, 4; opt. praes. pl. to-slite J. 19, 24; pp. to- sliten L. 11, 17. 23, 45. toslitnisse, f. scissura, dissensio; ns. — J. 7, 43; to-slitnesse M. 2, 21. tosnida, stv. amputare; ind. praet. 3 sg. to- snaü M. 14, 47. tostenca, swv. dispergere; pp. to-stencud M. 14; 27. tostonda, stv. adstare; ind. praes. 1 sg. to- stondo L. 1, 19. tostregda, stv. dispergere, dispertire, de- struere; ind. praes. 3 sg. to-stregdes L. 11, 23; ind. praet. 3 sg. tostregd L. 1, 51; pp. to-strogden M. 3, 25. 13, 2. J. 11, 92. toó, m. dens; gp. toóa L. 13, 28; dp. toóum M. 9, 18. tountyna, swv. adaperire; ind. praes. 3 sg. to-untynes L. 2, 23. \toword, adj. futurus, venturus, eventurus ; | sm — L. 9, 44; nsn. — L. 22, 49; dsf. 223 86 dær toworde M. 10, 30; dsn. Ó:em to-worda | L. 13, 9; npn. toworde M. 10, 32. J. 16, 13. 18, 4. toworpa, stv. dispergere, dispertire: pp. to- | worpen M. 3, 26. J. 16, 32. toworpnisse, f. gs. — (= ejiciendi) M. 3, 15; as. to-wyrpnisse (dispersionem) J. 7, 35. towordiga, swv. adorare; ind. praet. pl. to- worüadun J. 4, 21. treo, n. arbor, lignum, rubus; nas. treo M. 8, 24. L. 3, 9. 19, 4; ds. tree M. 12, 96. L. 13, 19. 17, 6; nap. treo L. 21, 29; gp. treona L. 3, 9; auch wohl L. 13, 6 (trotz lat. arborem); dp. treoum L. 23,31; treum MATIÈRE; treowfæst, adj. fidelis; nsm. — L. 19, 17. trog, m. pelvis; as. — J. 13, 5. trog, trogun s. draga. trymma, swv. confirmare, perhibere; ind. praet. 2 sg. du tryme-des J. 8, 13;- pprs. trymende M. 16, 20. tu hund, num. ducenti; — J. 6, 7. 21, 8; twæm hundreóum M. 6, 37. tun, m. (= Stadt); ds. tune J. 21, 2. tunga, f. lingua; ns. — L. 1, 64; gs. — M. 7, 055 AS — M. 7,183. Uno LINDELÖF. tunuce, f. tunica; dp. tunucum M. 6, 9. turtur, m. {urtur; ap. turturas L. 2, 24. twelf, num. duodecim; twelf M. 4, 10. 6, 43. J. 11559: twelfe MEAS 14054926 Tete; (16); d. twelfum M. 11, 11. 14, 43, 16, 14 etc. (12). twig, n. ramus, frons; ap. twigu M. 11, 8. J. 12, 185 twigo M. 4, 32. twiga, num. adv. bis, M. 14, 12; twige L. 18, 12. twi(g)a, swv. haesitare; ind. praes. 3 sg. twias M. 11, 23; ind. praet. 3 sg. twiade L. 9, 7; pl. twiodun J. 13, 22; opt. praes. 3 sg. twioge M. 11, 23. twoege, num. duo, ambo, bini; nam. twoege MANGA D PTE PO TND SNS OURS ET (36); twoge M. 9, 45; tu (n.?) L. 10, 1; naf. twa M. 9,43; nan. twa M. 12, 42; tuum MOT Tl bOS ton 52(2)5 twoeg L. 22, 38; g. twoegra J. 8, 17; d. twem M. 16, 12. J. 1, 40. 11, 6 etc. (7). twoegentig, num. viginti, twoegentigum L. 14, 31. tyr, npr. tyrus; gs. tyres M. 7, 31; tyris M. 7, 24; ds. in tyro(m) L. 10, 13; as. tyri M. 3, 8. J NC S. «ab =D) da, adv. cj. (une, autem, at, quando, M. 4, 6.2850 901, CR MSK PB 7 TITO TITO SS OP 0L 3.2201 245 Ösecela, f. lucerna; ns. öecela M. 4, 21. L. 11, 34; decella J. 5, 35; as. Ózcela L. 15, 8; dæcele L. 11, 33; np. dæcela L. 12, 35. Özehtung, f. consilium; as. dæhtunge M. 3, 6. Üæt u. dette, Pte, cj ut, quia, quod, quo- niam, negiert = ne, M. 3, 21. L. 1, 4 u. s. w.; Üæte M. 5, 10. 6, 23. 10, 19. L. 2, 49; Óstz M. 10, 19. da geona, adv. adhuc, negiert = nondwn, MNDESo SI T2 elc: da get, adv. adhuc, neg. nondum; da (aget) M. 13, 7. L. 14, 32. 24, 41. J. 1; da gett (dagett) M. 12, 6. L. 14, 26 etc. (20). da hwile, cj. adv. dom, donec, quamdiu, tantum. 2M 29 IO Q3 STET: JD 9b SSMO»: (ok) ING MO 19. J. 9, 4; da while M. 6, 45; óe hwile de (quamdiu) M. 2, 19. get 20, 22. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. darfa, m. pauper, mendicus, egenus; ns. darfa J. 9, 8; dp. Oarfum M. 10, 21. L. 18, 99. J. 12, 6; ap. üarfo M. 14, 7. darfende, adj. egenus; dp. darfendum J. 12, 5. Vel. dorfende. darflic, adj. utilis; comp. nsn. darof-licra L. 1752; Jarsca, stv. caedere; ind. praet. pl. Óurscun L. 22, 63; inf. darsca M. 14, 65. de, dem. u. rel. pron. u. art. ille, is, ipse, qui; nsm. de (437 mal); ózx L. 23, 28; se M. 14,12. L. 323 15, M2 18,165 1129.33, 21;7 nicht recht klar ist „se“ J. 18, 18; „se“ M. 11, 25 steht für ,sede“; nsf. dio M. 3, 20. 6, 24. 10, 48 u. ö.; de (masc?) M. 5, 32; 6i M. 14, 69; nasn. óst M. 4, 4. 31 u. ü.; — gsmn. dæs (häufig); gsf. dere M. 3, 29. 8, 10 ete. (7); Üær M. 15, 46; dare L. 1, 27; — dsmn. dæm (sehr häufig); bem J. 13, 27; dam M. 11, 7; Ösen M. 11, 4; dsf. Ser (häufig); der L. 1, 36; — asm. done (häu- fig); donne M. 9, 36. 12, 10; don M. 3, 30. L. 4, 29; do M. 7, 20; Gene M. 5, 15. 9, 37. 12, 5. I. 5, 43. 15, 2; Üæne L. 20, 16; asf. da M. 3, 4. 4, 4 etc. (oft); de J. 12, 25; — nap. da (häufig); gp. dara M. 6, 43. 7, 27. 10, 42 etc. (45); dera M. 14, 12; dere L. 11, 46; dp. öem (häufig); Ösen L. 19, 13. — instr. sg. m. dy M. 10, 34. 16, 9. L. 1, 59. 24, 7. J. 4, 52. 21, 14 (vgl. noch dazu Ôylæs); die instr. Form ,0on^ s. u. for don etc. — In diesem Zu- sammenhang besprechen wir auch seóe, pron. relat. qui; nsm. sede M. 3, 19. 29. 4, 14. 15 u. s. w. (mehrere hundert mal); dede 1.2, 211% 325,7 246, 46%etc (6); nasn. Özette (häufig); Óstt L. 2, 21; bete M. 14, 36; — nap. Öade M. 2, 15. 17. 4, 16 u. à. (sehr oft); Öse de M. 9, 33; dp. öxem de M. 2, 26. 43. C . . * B . | degn, m. servus, discipulus, miles, minister ; 10, 40. 16, 10. L. 9, nas. deen J. 1, 46. 7, 50.9, 28 u. ö.; ds. öegne L. 14, 23. J. 19, 27. 20, 10. 27; nap. 87 degnas M. 5, 31. 6, 1. 35 u. ü.; Öegnnas JA 2:2 con Oegnat dd. 1315418022720; 30; auch wohl M. 8, 27, wenn nicht Fehl- schreibung vorliegt; dp. Öegnum M. 2, 15. 4, 34 u. ü. degnen, f. ancilla; ns. — J. 18, 17. degniga, swv. ministrare; ind. praet. 3 sg. degnade J. 12, 2; pl. óegnadun M. 15, 41. Üeh, cj. efsi, si, M. 8, 36. 14, 29. 31; öeh de (quamquam) J. 4, 2. — dah M. 4, 38. — Üahôe, quod si, M. 11, 26. de ilca (deilca), pron. zpse, is, ille, idem, talis, qui; nsm. de ilca M. 14, 15. J. 5, 13. 20 etc. (8); deilco L. 14, 9; seilea L. 23, 7; nsf. dio ilea L. 2, 38; nasn. ówt ilee M. 3, 95. 12, 23. J. 1, 45 ete. (7); — gsm. Üæs ilea M. 12, 19. J. 1, 18; dsmn. Ôæm ilea M. 10, 10. L. 10, 7; auch wohl M. 7, 36 (= illis); dsf. Óózrilca L. 1, 61. 9, 5. J. 4, 53. 11, 6; der ilea L. 15, 4; — asm. done ilea J. 12, 1. 21, 20; done ilco 122081500 65297 SO0nexilcus Da 9A asf. Öailco L. 11, 32. 24, 33 etc. (8); da ilca M. 12, 21. 22 etc. (8); da ilcu M. 6, 55. 9, 43; da ilce M. 5, 32; — nap. dailco L. 14, 19. J. 10, 6 etc. (19); öaillco L. 9, 55; 0a ilca M. 14, 46. L. 14, 1. J. 12, 6 etc. (5); da ilcu M. 3, 13. 23. 6, 2 etc. (5); da ilce J. 5, 39; — gp. dara ilera M.13, 24; dp. öem ilcum M. 14, 69. L. 2, 18. 13, 23. 93, 14. — Instr. ist wohl „de ilca dæge“ (ipsa die, = Ldf.) L. 24, 13; nicht recht klar ist dagegen ,deilca“ L. 20, 44. J. 14, 15 denca, swv. cogitare, praecogitare, sentire; ind. praes. pl. dencas J. 11, 50; ind. praet. pl. öohtun L. 9, 45; inf. óenca M. 13, 11. deod, f. gens, regio; as. deade M. 6, 55; dp. deodum L. 21, 24. deof, m. fur, latro; ns. deof L. 12, 33. 39. J. 10, 10. 12, 6; de J. 10, 1; ds. Öeofe M. 14, 48; np. Öeofas J. 10, 8; gp. dea- fana M. 11, 17. deow, m. mos; ns. — J. 19, 40. 88 der, adv. ubi, ibi, illic, M. 4, 15. 5, 11. 6, 10 u. s. w. (häufig); ózr M. 11, 5. derh, praep. per, M. 2, 23. 6, 2. 40 u. s. w.; dærh M. 15, 10. derhcuma, stv. pervenire; ind. praet. pl. derh-comon L. 22, 40. derhdelfa, stv. perfodere; inf. — L. 12, 39. derhdoa, anv. perficere; ind. praet. pl. derh- dedun L. 2, 39. derhfara, stv. transire, pertransire; ind. praes. 3 se. derh-fered L. 2, 35; inf. derh-fara M. 10525: derhgiendiga, swv. perficere; pp. Öerh-gien- dad L. 1, 45. derhgonga, anv. perambulare; ind. praet. 3 sg. derh-eode L. 11, 24. 19, 1. derhiorna, stv. percurrere; ind. praet. pl. derh urnun M. 6, 55. derhlæda, swv. perducere; ind. praet. pl. derh-læddun M. 15, 22. derhsla, stv. percutere; ind. praes. 1 sg. derh-slæ M. 14, 27; ind. praet. 3 sg. derh- slog M. 14, 47. derhtrymma, swv. perhibere; ind. praes. 2 sg. Öerh-trymmo J. 18, 37; derh-trym J. 7, 1; pl. (ge) derh-trymes J. 3, 28; derh-trym- mad J. 10, 25; ind. praet. 2 sg. Öerh-try- medes J. 3, 26; 3 sg. derh-trymede J. 4, 44; opt. praet. 3 sg. Öerh-trymede J. 2, 25; derh-trymide J. 1, 7. derhwuniga, swv. permanere, perseverare, perficere; ind. praes. 1 sg. derh-wuno L. 13, 32; pl. Öerh-wunigas J. 8, 31; ind. praet. 3 sg. derh-wunade L. 1, 22; pl. derh- wunadun L. 22, 28. J. 8, 7. derute, adv. foris, J. 18, 16. des, dem. pron. hic, iste; nsm. des M. 4, 41. 8, 27. L. 1, 32 etc. (häufig); 0æs L. "Ur BL OBL PPP. qu dub (Sb BL Ch do PE TOM MEME AT 6,2027, 465 SViel- leicht kann hier ein paar mal Fehlschrei- bung oder neutr. Form vorliegen; — nsf. dios M. 8, 12. 12, 43. 13,.30..14, 4. 5. 8. 9 ete.; das M. 12, 16. 44 (vielleicht ist Uno LINDBELÖF. haec als npn. übersetzt worden); mash. dis M. 5, 32. 7, 6. 9, 21 u. s. w.; — gsmn. disses L. 21, 34. J. 8, 12 etc. (5); Üæsses J. 11, 9; gsf. disser L. 11, 31; Öasse M. 13, 19 (unsicher); disse L. 20, 34; — dsmn. Oissum M 7 29 510790 1858235 131, 61 u.s. w. (oft); Öassum L. 19, 42. 23, 14; dsf. Gisser M. 8, 12. 14, 27. 30. J. 12, 27 etc. (9); Oæsser L. 11, 51; — asm. diosne L. 9, 26 u. s. w. (oft); asf. das M. AMIS OI Ber ehr le, AN 28) (u. noch ein paar mal); Üasse L. 16, 28; dios L. 15, 3. 18, 9. 20, 19 (alle drei mal auch in Ldf. „Öios“, also in R? wahrscheinlich nur abgeschrieben); — nap. das M. 4, 15. 11, 28. 12, 10. 40 u. s. w. (häufig); Schreib- fehler ist des L. 1, 20; gp. disra M. 12, 31. L. 24, 48; dp. Oissum M. 7, 8. 9, 42. 16 125 1:29: 8312997 Oassumg MER OO: L. 14, 6. 17, 25. J. 3, 29. — Instr. Üisse in gewissen Zusammenstellungen: efter disse (post haec, secundum haec) L. 17,502. Tal xete (8): fore disse (propler hoc) M. 10, 7. from disse (a modo, usque modo) J. 5, 17. a0: in Oisse (in hoc) J. 4, 37. 15, 8. 16, 30. of disse (ex hoc, de hoc, a modo) L. 22, 16. 69. J. 14, 7 etc. (9). to disse (ad hoc, adhuc) J. 2, 10. 18, 37. Dagegen ist „on dasse“ (ita) L. 15, 10 vielleicht nichts als eine Fehlschreibung; Ldf. hat „on da wisa“. des ilca, pron. hic; apn. das ilco J. 21, 24 (vel. de ilca). Vider, adv. quo, illuc, M. 6, 38. J. 7, 35. 11, 8 “etc. (11): din, poss. pron. tuus; nsmf. u. nasn. din M. BE PL b SEE Sis. Gr s Ms ii dB) wb (55 esmn. Öines M. 6, 18. L. 2, 32 u. ö.; gsf. (?) dine L. 19, 44; — dsmn. dinum M. 5, 34. 9, 38. 10, 37 u. ü.; Öinom L. 19, 22; dsf. dinre M. 10, 37. J. 4, 42 etc. (8); — asm. dinne M. 7, 10 u. ö.; asf. dine M. 3, 5. 7, 10. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelieniibersetzung in d. Rushworthhandschrift. L. 2, 30. J. 5, 8. 10. 11. 19; — nap. üine M. 7, 5. L. 23, 46 u. ö.; gp. Öinra M. 12, 36. L. 20, 43; dp. dinum M. 9, 18 etc. Ei- nigemal ist man unsicher, wie ,dine“ auf- zufassen sei, z. B. M. 12, 33: J. 12, 38. 21276: ding, n. res, munus; nas. — M. 11, 25; nap. mel MI0892 ME MIS 272211. 9.013} 29; Öine M. 5, 26; gp. Öingana L. 1, 1; dp. dingum M. 15, 3; dincgum L. 21, 4. dingstow, f. forum; ds. ding-stowe M. 7, 4. diofent, furtum; np. diofento M. 7, 22. diostor, adj. femebrosus, coecatus; nsm. dio- stor L. 11, 34; asn. Oiostur M. 8, 17; (Ldf. diostrig). diostru, f. pl. fenebrae; na. Öiostru M. 15, GST ES IO SEL E OIOSUDORD OO Ada RD AGIT NS 0 MIE CD OTOSCTATA. L. 11, 36. 22, 53; dp. Oiostrum L. 1, 79. TID TRI MP 3346: diowe, f. ancilla; ns. diowe M. 14, 69; dio- wa L. 1, 38. 22, 56; gs. diowe L. 1, 48; dp. diowum M. 14, 66; ap. diowe L. 12, 45. dir, f. ancilla; ns. — J. 18, 17. dirda, num. ord. tertius ; nur diese Form belegt (als nom. dat. acc. instr. sg.) M. 9, 31. 12, DEN 95:0 40:29 0182321606: (AZ, OY, dirdan dæge“ M. 10, 34. — dirda side, tertio, L. 23, 22; dirdan side M. 14, 41. 17520712: doht, n. mens, 12,22: doliga, swv. pati; ind. praes. 1 sg. Öolo M. 9:19 T1941 Qon, cj. quam, L. 21, 3 u. s. w. öona, adv. inde, exinde, himc, unde, M. 9, 30. 10, 1 etc. (17): M. 3, 6 (= autem, für ,0onne*); ferner = ex-, de-, ab- in Zusam- mensetzungen: óona astag (descendit) J. 2, 19; dona foeordun (exierunt) M. 14, 26. (abierunt) L. 19, 32; ona comun anima; ds. dohte L. 1, 51. (descenderant) M. 3,22; eode Öona (abiit) | 89 L. 24, 12; dona flugun 1. foerdun (exewn- les fugerunt) M. 16, 8. donc, m. gratia; as. — L. 17, 9. doncung, f. gratia; as. Óoncunc L. 18, 11; ap. doncunge M. 8, 6. L. 22, 17. 19. J. 6, 11. 11, 41; Oancunge L. 17, 16. J. 6, 23; doncunde (Schreibfehler) M. 14, 23. donne, adv. cj. (unc, autem, vero, ergo, quam, quando, M. 3, 27. 11, 31. 14, 5 u. s. w.; done M. 14, 38; doonne M. 15, 15; dione (Fehler) M. 15, 47. dorfa, anv., indigere; ind. praes. 3 sg. dorfeù dö HEN 10; dorfæst, adj. utilis; nsn. — L. 14, 35. dorfende, adj. (pprs.) pauper; nsf. dorfende M. 12, 42. 43. L. 21, 3; dp. Öorfendum MESA 41801413 21182219) 8; ap. dorfende J. 12, 8. dorfendlic, adj. pauperculus; asf. dorfendlico 1421552: dorhfæstniga, swv. transfigere; ind. praet. pl. dorh-fæstnadun J. 19, 37 (= Ldf. also vielleicht unkritisches Abschreiben); vgl. öerh. dorleos, adj. inutilis; npm. dorleose L. 17, 10. dorn, m. spina; as. — M. 4, 28; nap. dor- nas M. 4, 7 (2); dp. öornum M. 4, 18. J. 19, 2: Ôræl, m. servus; nas. — M. 10, 44. 14, 47. L. 12, 43. J. 8, 34. 15, 15. 20; gs. Üræ- les L. 12, 46; nap. órzlas J. 15, 15; Órz- les L. 19, 13; dp. örelum M. 13, 34. Üreaga, swv. corripere, increpare, mirari; ind. praes. 1 sg. ic ória L. 23, 22; ind. praet. 3 sg. Öreade L. 9, 42. 23, 40; pl. Öreadun M. 6, 51. Öreat, m. turba; nas. Öreat M. 4, 1. 11, 18; öreatt M. 3, 32. L. 18, 36. J. 6, 22; Öreot Mi 51 712219 15 OMS 10 Z70reott M. 5, 27. 8,2. 9, 95. L 9, 37. J. 7, 32. 40. 49. 12, 12. 17; — ds. Öreate M. 7, 33; Oreote M. 11. 8,5 15.6.9, 417 1.3,7.0. 1, 19. 31; — nap. Oreatas M. 3, 7. 4, 1. 5, 12 ^ 90 21. 6, 34. L. 8, 40; óreotas M. 5, 24. 9, 14. 14, 43; Öreotos M. 12, 37. órige, num. adv. ter, M. 14, 30. 72. L. 22, 34. 61. dringa, stv. comprimere; pprs. Öringende M. DESIT. Orio, num. tres, terni; na. Örio L. 9, 33. 12, 52. 38» T^ db ENT AMONT 56. 11, 5. 12, 52. J. 2, 6; dat. órim M. 8, 31. 14, 58. I. 4; 25 ete. (7). ório dogor, n. triduum; as. Örio dogor M. 8, 2; dp. órim dogrum L. 2, 46. ório hund, num. trecenti; dat. órim hundum JMD: ório hundred, num. trecenti; dat. órim hun- dredum M. 14, 5. óritig, num. triginta, M. 4, 8. 20. L. 3, 23. de 6,56 (5 116) órowiga, swv. pati, cruciari; ind. praes. 1 sg. Örowigo L. 22, 15; 2 sg. Örowas L. 16; 25; opt. praet. 3 sg. órowade L. 24, 46; pprs. órowende L. 13, 2. órowung, f. crux; as. Örowunge L. 9, 23. 14, 21; ap. órowunga M. 5, 26. drymm, m. majestas; ds. órymme L. 9, 26. 1 21,215 as 0rym 12.9732: du, pron. tu, pl. vos; ns. du M. 3, 11. 5, 7 u. ö.; unmittelbar nach Verbalform biswei- len ,tu*: ondwordes tu M. 14, 60. 15, 4 etc.; — gs. din M. 5, 19; der dat. u. acc. im sg. und vor allem im plur. sind recht schwierig zu beurteilen, besonders wegen der gleichlautenden lat. acc. abl. Form (te) und der oft verschiedenen Construction der lat. und der altengl. Praepositionen; man hat es im ds. und as. mit den beiden Formen „Se“ u. ,dec" zu thun; im Grossen u. Ganzen scheint es, als ob der alte Un- terschied noch aufrecht erhalten würde; also ds. de M. 5, 7. 9, 9.17 u. s. w.; as. dec M. 3, 32. 5, 31. 34 u. ö.; es fehlen aber auch nicht Fälle, wo man ,óe* erwarten sollte, aber ,0ec“ findet, oder umgekehrt; eine detaillierte Statistik wäre hier von Uno LINDELÖF. keinem Nutzen. Ausser den zahlreichen „de“ u. dec‘ sind ein paar andere Va- rianten belegt: für ,,0e" steht , der" J. 19, 11 u. „do“ J. 3, 3 — beides nur Schreib- fehler; für ,0ec“ steht ,deh“ L. 4, 9. 12, 58. — np. ge M. 2, 24. 4, 13. 94. L. 12, 11. J. 4, 32 u. ö.; ein paar mal übersetzt der Glossator den lat. acc. vos mit „ge“; daneben vereinzelt „gee* J. 21, 5; „gie“ 1.122, 7049. 45020: „sic MA 2475,14, 28; — gp. iower L. 11, 5. 12, 25 etc.; iowera J. 8, 7; iowre J. 1, 26; — in dp. und ap. ist die Confusion von iow — iowih vollständig; iow M. 6, 37. 7, 6. 8, 12 u. ö.; iowih M. 11, 24. 26. L. 21, 12 u. ö. Be- sonders zu bemerken ist die Zusammen- stellung „iowih mid“ (vobiscum) M. 14, 7. L. 24, 44 etc. Vereinzelte Formen: iowh (vobis, vos) L. 23, 14. 15; ioh (vobis) J. 13-15. Öunor, m. tonitruum; ns. — J. 12, 29; gs. Óvnres M. 3, 17. Qus, adv. sta, sic, M. 3, 20. 4, 26. 32 u. à. Öusend, num. mille; na. Öusend M. 8, 19. L. 9, 14. J. 6, 10 etc. (6); Öusendo M. 8, 20; g. dusenda L. 14, 31; d. Öusendum M. 5» Tl3b db deb jl: duslic, adj. éalis, hujusmodi; asn. Quslic J. 8, 5; napm. Öuslico M. 13, 19. J. 4, 93; apn. Öuslicu M. 7, 13; dus-lico L. 9, 9. 13, 2; gp. Öus-liera M. 10, 14. L. 18, 16; dp. Öuslicum M. 4, 33. 9, 37. Öwa, stv. lavare, ungere; ind. praes. 1 sg. ÖWE JS S: 2Esc WISI E ind. praet. 1 sg. Ówog J. 9, 15. 13, 14; 2 sg. (opt.?) Óówoege J. 13, 6; 3 sg. Öwog J. 12, 3; opt. praes. 3 sg. Óws J. 13, 10; imp. sg. ówah J. 9, 11. Öwong, m. corrigia, sandaliwm ; as. Öwong J. 1, 27; dp. Ówongum M. 6, 9; ap. Üwon- gas L. 3, 16. Qy les, cj. ne forte, ne quando, M. 4, 12. 1. 12758 öyld, f. patientia; ds. óylde L. 21, 19. Glossar z. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 91 öyrel, n. foramen; as. — M. 10, 25. L. 18, 25. dyrnen, adj spineus; asm. Öyrnenne M. 15, TEAM: Oyrsta, swv. s?/ire; ind. praes. 1 sg. Öyrsto J. 19, 28; 3 sg. Oyrsted J. 6, 35; Öyrstet J. 4, 14; opt. praes. 1 sg. Öyrste J. 4, 15; 3 sg. Öyrste J. 7, 37. 15^ ufa, adv. desurswm, J. 3, 31; comp. ufor (superius) L. 14, 10. ufastiga, stv. descendere; ind. praet. 1 sg. uf-a-stag J. 6, 51; pprs. ufa-stigende J. 6, 50. ufaword, adj.; from ufa-wordum (a sursum) M. 15, 38. uhtutid, f. galli cantus; ds. (as.) uhtu-tid M. 13, 95: unadrysendlic, adj. inexstingwibilis ; asn. — M. 9, 45; als asp. muss man wohl auch „unadryssenlic“ L. 3, 17 auffassen. unberende, adj. sterilis; nsf. — L. 1, 7; unberend L. 1, 36. unbinda, stv. solvere; ind. praes. pl. unbin- das M. 11, 5; ind. praet. pl. unbundun M. 11, 4; imp. pl. un-bindas M. 11, 2; inf. to unbindanne L. 3, 16. 13, 16; pp. un-bun- den M. 7, 35. — „sie unbunden* (= cir- cumdaretur) M. 9, 42 ist wohl missver- ständliche Schreibung für „ymbbunden“ (Ldf. ymbunden). unbræda, swv. substernere (wahrscheinlich Schreibfehler für ,underbræda“, wie Ldf. hat); ind. praet. pl. unbræddun L. 19, 36. unbyed, adj. desertus; nsm. — M. 6, 35. uncenned = unica, L. 8, 42 ist Fehlschrei- bung für ancenned (Ldf. an-cende). unclene, adj. immundus, communis; nsm. — M. 5, 8. L. 11, 24; dsm. unclænum M. 5, 2. 9, 25; asm. unclenne M. 7, 25. 9,| 17. L. 9, 42; unclæne M. 3, 30; npm. un- | clæne M. 5, 13. gp. unclænra M. 3, 11. 6, 7; dp. un-clænum M. 7, 5. uncuó, adj. = unbekannt; apf. [un]cuó M. 3, 10. under, praep. sub, M. 2, 26. 4, 21 etc.; vnder M. 4, 21. undercerra, swv. subvertere; pprs. under- cerrende L. 23, 2. undercynig, m. praeses; gs. undercyniges L. 20, 20; ds. undercynige L. 2, 2; ap. un- der-cyniges L. 21, 12; under-cyniga (sic!) Millar 9: underdelfa, stv. suffocare; ind. praes. pl. under-delfas M. 4, 19; ind. praet. pl. un- der-dulfun M. 4, 7. underfylga, swv. subsequi; ind. praet. pl. under-fyligdon L. 23, 55. underhebba, stv. tollere, sublevare ; ind. praet. 3 sg. under-hof J. 5, 9. 6, 5. underdioda, swv. subjicere, subdere; pp. un- der-dioded L. 2, 51. L. 10, 17. undoa, anv. solvere, dissolvere, deponere; ind. praes. 1 sg. undoe M. 14, 58 (dissol- vam); pl. un-doaó L. 19, 33; ind. praet. pl. undydon L. 19, 35; imp. pl. undoaó L. 19, 30. J. 11, 44; un-duaó J. 2, 19; inf. undoa J. 10, 35; to undoane M. 15, 36; pp. undoen J. 7, 23. uneade, adv. difficile, M. 10, 23. unedelic, adv. prolixius, M. 12, 40. unfeor, adv. im proximo, M. 13, 29. unforleten, adj. (pp), non relictus; dsn. (instr.?) unforletne M. 12, 20. unful, adj. insulsus; nsn. — M. 9, 50. ungilefend, adj. (pprs.) incredulus; nsm. — J. 20, 27; ungelefend J. 3, 36. 92 Uno LINDELÖE. ungileofful, adj. incredulus, infidelis, incre- dibilis; nsf. ungi-leofful M. 9, 19. L. 9,41; apm. ungileoffulle L. 1, 17; nicht ganz klar ist „mid ungi-leofa 1. leoffullum (cwm in- fidelibus) L. 12, 46; vielleicht = mid un- gileofa (subst.) l. mió ungileoffullum. ungileoffulnisse, f. incredulitas; as. — M. 6, 6. 9, 24. 16, 14. ungleownisse, f. coecitas; as. — M. 3, 5. unhal, adj. debilis, languidus, languens, hy- dropicus; nsm. unhal L. 14, 2; de unhala J. 5, 7; asm. (nsm.?) un-hal M. 9, 43; gp. unhalra J. 5, 3; dp. un-halum L. 14, 13. 21. unhoga, adj. ömprudens; npm. un-hogu M. Tí Ike unmæhtig, adj. mpossibilis; nsn. — M. 10, 27; npn. unmæhtge L. 18, 27. unmæbhtiglic, adj. impossibilis; nsn. — L. et Jt Ile unneh, adj. longinquus; asn. — L. I9, 12. unreht, adj. pravus; nsn.— L. 17, 10; npn. unrehte L. 3, 5. unreht, n. imiquitas; ds. unrehte L. 11, 39. unrehthæmed, n. fornicatio; np. — M. 7, 2 unrehtnisse, f. iniquitas; as. — L. 13, 27. unrehtwis, adj. 2niquus; dp. unrehtwisum M. 15, 28. unrehtwisnisse, f. iniquitas, nequitia; gs. — L. 18, 6; np. — M. 7, 22. unrot, adj tristis; nsf. — M. 14, 34; asm. unrott L. 18, 24; npm. unrote L. 24, 17. unrotnisse, f. tristitia; ns. — J. 16, 6; ds. — L. 22, 45; as. — J. 16, 21. 22. unrotsiga, swv. contristare; ind. praet. 3 sg. unrotsade M. 3, 5. 6, 26; inf. unrotsiga M. 6, 26. 14, 19; pp. npm. unrotsade M. 6, 50. — ,unrotsade* J. 16, 20 ist Fehl- schreibung für ,unrotnisse“. unruh, adj. enconsutilis; nsm. — J. 19, 23. unsæla, swv.; pp. unsæled bid = circumda- retur, M. 9, 42 ist wohl falsche Über- setzung; Ldf. schreibt ymbsald. unscomfulnisse, f. impudicitia; ns. — M. 1022. unscortende, adj. (pprs.), non deficiens; asn. — 1.1233. unsetta, swv. deponere; inf. to unsetanne M. 15, 36. unsibb, f. dissensio; ns. unsibbe J. 7, 43. unsofæst, adj injustus; npm. unsodfæste L. 18, 11; dp. unsoöfestum L. 22, 37. unspoed, f. penuria; dp. unspoedum M. 12, 44. unstrong, adj. infirmus; apm. da unstronga [7807827 untrumiga, swv. infirmari; ind. praet. 3 sg. untrumade J. 11, 2. untrymig, adj. infirmus, aeger, aegrotus; nsm. — M. 14, 38. J. 11, 6; nap. untry- mige M. 6, 5. 13. J. 6, 2; da untrymigo L. 10, 9; da untrymigu M. 6, 56; dp. un- trymigum M. 16, 18. untrymigu, f. languor; ns. dio — L. 9, 1; der lat. Text hat den ap. languores, Ldf. da untrymigo; möglich ist, dass man es hier mit einer Form des adj. untrymig zu thun hat. untrymma, swv. ?nfirmari; ind. praet. 3 sg. untrymede J. 4, 46. untrymnisse, f. infirmitas; ns. — J. 11, 4; auch wohl J. 11, 3 (= énfirmatur) ; gs. — D: 315, L1 ds; — D 19,212: J- 9.05: UD e untrymnissum M. 3, 15. untyna, swv. aperire, solvere; ind. praet. 3 sg. un-tynde J. 5, 18. 19:34: 13, 20 (— inclusit; Ldf. hat in-tynde); imp. sg. un- tyn L. 13, 25; pp. npmn. untynde J. 9, 10. unówszegen, adj. (pp), non lotus; dp. un- Üwzgnum M. 7, 2. unwis, adj. stultus; nsm. — L. 12, 20; npm. unwise L. 11, 40; la unwiso (voc.) L. 24, 25! unwisdom, m. stultitia; ns. — M. 7, 22. unwoen, adj.; npm. un-woene sint = inopi- nantur, M. 6, 14. ———— ———s JI ANNE ncn d EL cd M c E MM ELE ————————————— ''"""[|"————————————-M111(( (Qn —— ÉMMAMMKIAMSEZLAALUIIUZIEAMÜD INSEL nn ÉDECCIÉIIISITECELETTTÉCTPIPE ECTCCCLPÉÉELET] ^7. 115:8TLÉLLLLITLCELEEELEITÉBIE'EUTITIÉEEEETET ETT? ZETPETBEEPÍIQQGOTÍÓS?ÓÓCBááELDBZGUZ?ÍZZSmZSSSS Glossar 2. alinorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 93 unworÜüiga, swv. inhonorare; ind. praet. pl un-wordadun J. 8, 49. unwyrüne (?), adv. indigne, M. 10, 14. 14, 4. upp, adv. J. 2, 7. uppgonga, anv. ascendere; ind. praet. pl. up-eadun M. 4, 7. uppiorna, stv. exoriri; pprs. up-iornende M. 4, 5; up-arnende M. 4, 6. upploc(c)iga, SWv. aspicere, sursum respi- cere; ind. praet. 3 sg. up-loccade M. 8, 24; inf. upp locgiga L. 13, 11. uppstiga, stv. oriri; pprs. upstigende L. 12, 54. user, poss. pron. noster; die Formen sind höchst schwierig zu bestimmen; nsm. user M3 C12, 129 D, 2078839920 2 msf userra L. 20, 14. 24, 32; usra M. 12, 7. J. 7, 51; — gsm. uses M. 11, 10. L. 1, 78. 904,207 dsmesusumy 5170092 9-2 $102: 5; Da: asm: userne nl. 1,755. 115 39210, 24 (2). 11, 48; asf. (2) usera L. 28, 2; use | userra (gp?) J. 3, 11; — nap. usra L. 1, 79; usera L. 24, 20; use L. 11, 4; gp. userra L. 1, 74; usra L. 24, 24 (— nostris); usera L. 24, 22 (— mostris); dp. usum M. .|ut, adv. foras, J. 19, 31; utt L. 14, 35. 22, 62. J. 6, 31 etc. (11). uta, ute, adv. foris, extrinsecus, foras; uta L. 13, 25; ute M. 4, 11. L. 1, 10 etc. utacumen, adj. (pp.) alienus; npn. da uta- cumena J. 10, 5. utacund, adj. alienigena; nsm. des utacunda al, SES. utan ymb, adv. in circwitu, M. 3, 34. 6, 6. utaword, adv. de foris, L. 11, 39. 40. utfara, stv. egredi; ind. praes. 3 sg. utt- fzreó J. 10, 9. utgong, m. secessus; dp. utgongum M. 7, 19. utgonga, anv. exire; ind. praes. 3 sg. ut- gaas M. 7, 19; pl utgas M. 7, 20; ind. praet. 3 sg. utt-eode J. 8, 59; pl. ut-eodun J. 45.30. utiorna, stv.; pprs. in utt-iornende blodes (in profluvio sanguinis) M. 5, 25. uöwuta, m. scriba, pharisaeus; ns. — M. 12, 32; nap. uówutu M. 2, 16. 9, 11. 14 etc. (12); uów(uto) L. 23, 10; ud-wuta L. 20, 1. 22, 66; gp. uówutuna L. 14, 1. 20, 39; dp. ud-wutum M. 7, 1. 14, 43. 15, 31 12, 01 EU 07270 16 31.2Unklar ist „user“ L. 11, 4. J. 12, 38. etc. (13). Wi. wacun, f. vigilia; as. wacune M. 6, 48; wa- cone L. 2, 8. 12, 38. wee, interj vae, M. 13, 17. 14, 21. 15, 29 etc. (14). | weecca, swv. vigilare; opt. praes. 3 sg. waecce M. 13, 34; imp. pl. wæccas M. 13, 35. 3T. | 14, 34. 38. L. 21, 36; inf. wæcce L. 12,| 39; pprs. wæccende L. 2, 8; wæcende L. | [2r | wælla, m. fons, puteus, natatoria; ns. — J. 4:1052ds. — J 46. 14-9» 1:231; as. — J. 4, 12. wæstem, m. fructus; nas wæstem M. 4, 29. L. 1, 42. J. 4, 36 etc. (16); wæstim L. 3, 8. 9. 21, 30; ds. wæstme M. 4, 19. 12, 2; dp. wæstmum L. 20, 10; ap. wæstmas L. 122516210 wæstmiga, swv. fructificare; ind. praes. 3 sg. wæstmas M. 4, 28; pl. wæstmas M. 4, 20. wæter, n. aqua; nas. wæter J. 4, 14. 15. 46 u. ö. (12); gs. wætres M. 9, 41. J. 5, 8. 4 etc. (6); ds. wætre J. 1, 26. 31. 33 etc. (7); wættre M. 9, 22; wætere L. 3, 16; np. weter J. 3, 23. 94 wæterleas, adj. inaquosus; apf. wæter-lease 2110824: wætriga, swv. adaquare; inf. to wætranne L. 13215: waghregl, n. velum, aedes; ns. wag-hrægl L. 23, 45; wag-hræl M. 15, 38; ds. wæg- hrægle L. 11, 51. wanung, f. tumultus; ap. (as.?) da wanunga M: 5738. wecca, SWV. exsuscitare; opt. praes. 1 sg. wecce. J. 11, 11. wede, n. vestimentum; as. — J. 19, 5; dp. wedum M. 5, 27. L. 8, 44; ap. wedo J. 19, 24. wede, adj. molestus; nsf. wedo L. 18, 5. wege, (?) n. mensa; ds. wege L. 19, 23. wel, adv. bene, M. 3, 4. 1, 6 etc. (9). welboren, adj. (pp.) nobilis; nsm. — M. 15, 493 1019712: wel doa, anv. satisfacere, satagere; ind. praet. 3 sg. wel dyde L. 10, 40; inf.. well doa M. 15, 15. welfremende, adj. (pprs) beneficus; upm. — L. 22, 25. welgilered, adj. (pp.) docibilis; npm. wel- gilærede J. 6, 45. welgiliciga, swv. complacere; ind. praet. 3 sg. gilicade well L. 12, 32. weolig, adj. dives; nsm. weolig L. 12, 21. Uno LrNDELÓF. were M. 10, 2. L. 1, 27. J. 4, 16; — nap. weoras L. 9, 32. 11, 32. J. 4, 18; wearas 1. 9. 30. 17; 12322, 63:245 42:71:16,010; gp. weara L. 9, 14; weorona M. 6, 44. L. 14, 24; dp. weorum L. 11, 31. werc, n. opus, factum, castellum, saepes; nas. werc M. 14, 6. L. 9, 56. J. 7, 21 etc. (11); gs. werches M. 5, 14. 13, 34; ds. werche L. 24, 13. 19. 28; werce J. 10, 33. 145 11; mapsewereab- 130221082001 etc. (19); wero (Fehler) L. 19, 31; gp. (?) werca (— operibus) L. 11, 48; dp. wercum L. 23, 41; wercom J. 10, 38. wercmon, m. operarius; ns. werc-monn L. 10, 7; ap. werc-men L. 10, 2. wercsar, n. dolor; gp. werc-sare M. 13, 8. werda, swv. affligere, vetare; ind. praes. pl. weorüaó L. 8,45 (Ldf. woerdaó); inf. werda L. 18, 16. werma, swv. calefacere; ind. praet. 3 sg. wermde M. 14, 54. J. 18, 18 (2). 25; pprs. wermende M. 14, 67. westa, adv. ab occidente, L. 13, 29. wexa, stv. crescere, increscere, germinare, nasci; ind. praes. 3 sg. wexeö M. 4, 27. L. 12, 27; weced (Schreibfehler) M. 4, 27; ind. praet. 3 sg. wox L. 13, 19; pprs. wexende M. 4, 8. 17; pp. npn. wexne L. 12, 18. 18, 23. 19, 2; de weoliga L. 18, 25; de wexbred, n. pugillares; gs. wex-bredes L. welge M. 10, 25; napm. weolige L. 21,1; 1, 63. weolge M. 12, 41: wealige L. 14, 12; welge| wibed, n. altar; gs. wibedes L. 1, 11; ds. AMP: weorld, f. saeculum; gs. weorlde M. 4, 19; weorulde L. 20, 34; ds. weorlde M. 10, SOS STOLE O2 OMS 3 wepen, n. arma; ap. Wepeno L. 11, 22. wepenberend, adj. (pprs) armatus; nsm. wepend-berend L. 11, 21. wepenmon, m. masculus; as. — L. 2, 23. wepnedmon, m. masculus; ap. Wepned-menn M. 10, 6. wer, m. vir; nas. wer M. 6, 20. L. 9, 38. J. 1, 30 etc. (16); gs. weres J. 1, 13; ds. wibide L. 11, 51. wicu, f. sabbatum; ds. wica L. 18, 12. widliga, swv. communicare; ind. praes. pl. wid-las M. 7, 23. widwe, f. vidua; ns. widwe M. 12, 42. 43. 122, 3401875921, 3; due D 1813; ds. widwe L. 4, 26; as. widwe L. 21, 2; np. widuwe L. 4, 25; gp. widwa L. 20, 47; widwana M. 12, 40. wif, n. uxor, mulier; nas. wif M. 10, 2. 12 u. 0.; gs. wifes J. 4, 39; ds. wife M. 10, 7 etc. (D); wif L. 3, 19; nap. wif M. 15, Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 95 40. L. 17, 21 etc. (9); dp. wifum L. 1, 28 | willana = divitiarum, M. 4, 19; Ldf. wa- ete. (3). lana 1. weala. wiffriond, m. amica ; ap. wif-friondas L. 15, 9. | wilniga, swv. desiderare, petere, cupere, velle; wifmon, m. femina; ap. wif-menn M. 10, 6. | ind. praes. 3 sg. wilnaó L. 16, 26; wilniad wilcumiga, swv. salutare; inf. — M.12,38.| L. 19, 31; pl. wilnigad L. 12, 48; wilnigas willa, anv. velle; oft auch gebraucht, um| M. 10, 36. 14, 63. L. 17, 22. 29, 71; wil- eine lat. Form zu umschreiben; mit Ne- gation = nolle; (die Fälle, wo die Negation mit dem Verbum zusammengezogen ist, werden unten besonders angeführt. — ind. praes. 1 sg. willo L. 12, 49. J. 18, 11. 21, 22. 23; wyllo M. 6, 25. L. 4, 6. J. 16, 26 ete. (8); — 2 sg. wilt L. 18, 41; wiltu L. 9, 54; wylt M. 6, 22. J. 21, 18; wyltu M. 14, 12. L. 22, 9. J. 5, 6; wylttu M. 10, 51; — 3 sg. wil M. 11, 31; will J. 3, 8; wyl L. 9, 23. J. 5, 21; — pl. wallaó L. 20, 46. J. 18, 39 etc. (6); wallas M. 11, 26. J. 5, 40 ete. (8); wallon we M. 10, 35; — ind. praet. 1 sg. walde L. 13, 34. 19, 23; 2 sg. waldes L. 13, 34. J. 21, 18 (3); 3 sg. walde M. 3, 13. 6, 48. 9, 30 etc. (17); pl. waldun M. 9, 13. 14, 11 etc. (10); — opt. praes. 1 sg. welle M. 6, 24. 14, 36. L. 13, 20. 20, 3; 2 sg. welle M. 14, 36. L. 22, 49; 3 sg. welle M. 9, 35. 10, 43. 44 etc. (8); pl. welle M. 4, 30. 14, 7. J. 15, 7; imp. pl. wallaó L. 12, 32. 18, 16; wallas M. 16, 6. — Mit Negation zusammen- | gezogen (= molle); ind. praes. pl. nallan we L. 19, 14; ind. praet. 3 sg. nalde M. 6, 26; pl. naldun J. 5, 55; imp. sg. nelle | Ou (noli) M. 5, 36. L. 11, 7. J. 12, 15 etc. (10); pl. nallaó L. 2, 10. 9, 50 etc. (19); nallas M. 9, 39. 13, 11. J. 10, 37; nallon ge (nolite) M. 6, 50. willa, m. voluntas, desiderium; ns. willa L. 11, 2-22; 42..J..6; 40: willo .J: 6, 395 gs. wila L. 2, 14; ds. wila J. 1, 13 etc. (3); as. willo L. 12, 47 (2). J. 4, 34 etc. (8); willu M. 3, 35; dp. willum L. 22, 15. 23, 25; ap. wyllo J. 8, 44. Unklar ist ,Wilige* (voluntatem) J. 7, 17 (der Zu- sammenhang ist unterbrochen). nias M. 10, 35; — ind. praet. 1 sg. wil- nade L. 22, 15; 3 sg. wilnade M. 6, 25. L. 23, 20; pprs. wilnende L. 23, 8. win, n. vinum; nas. win M. 2, 22 (3). J. 2, 2990 Ewinnge M u2252299]/9825 5 1:20] 95] JE 2, 3. 10; ds. wine J. 2, 9. 4, 46. wind, m. ventus, procella; nas. wind M. 4, 37. 39. 41. 6, 48. 51. L. 12, 55; gs. win- des M. 4, 39; ds. winde L. 19, 55. J. 6, 18; dp. windum M. 13, 27. winda, stv. énvolvere; pp. wunden J. 20, 7. windfone, f. ventilabrum; ns. — L. 3, 17. wingeard, m. vinea, vitis; nas. wingeard M. 12, 9. L. 20, 9. 16; win-geord M. 12, 1. 8; gs. wingeardes L. 20, 10. 13. 15. 22, 18; wingeordes M. 12, 2. 9. 14, 25. L. 13, 7; ds. win-georde L. 13, 6. winna, stv. laborare; ind. praes. 3 sg. win- ned L. 12, 27; ind. praet. pl. wunnun J. 4, 38; pprs. winnende M. 6, 48. winnung, f. palea: ap. winnunge L. 3, 17. winter, m. Liens, annus; ns. — J. 10, 22; ds. (?) wintro M. 13, 18 (= eme); map. wintru M. 5, 25. L. 2, 41. 42 (gp.?); win- ter L. 2, 36. 31. J. 2, 20; gp. wintra M. 5:042: 10891123: 09 D 58737 (AD 7) dp: wintrum L. 8, 43; die Feststellung der Formen ist bei den Formen dieses Wortes recht schwierig. wintreo, n. vitis; ns. — J. 15, 1. 5. wis, adj. peritus; super]. dp. wisistum L. 11, 45. 46. wisdom, m. scientia; gs. wis-domes L. 11, 52; as. wisdom L. 1, 77. wise, f.; as. on Öa wise (ita) L. 17, 24. 21, 31. 24, 26; on da wisa L. 15, 7. wisfæst, adj. perfectus; asn. — L. 1, 17. 96 wisniga, swv. arescere; ind. praes. 3 sg. wisnad J. 15, 6. witga, m. propheta; ns. witga M. 6, 4. 11, 32 etc.; witgu J. 4, 19; gs. witga L. 3, 4. NO itle SR ier Sa als varan des ch 27; as. witga L. 13, 33 etc.; — nap. witgu L. 11, 53. 13, 28. 34 etc. (6); witgo L. 114918 8124025 Witgardi 8,192.03; wigga (sic!) L. 23, 2; gp. witgana L. 1, 70. 11, 47. 50. 24, 44; dp. witgum M. 6, „ 15. 8, 28 ete: (6). witga, f. prophetissa, ns. dio — L. 2, 36. witgiga, swv. prophetizare; ind. praet. 3 sg. witgade J. 1, 45; imp. sg. witga L. 22, 64. witnisse, f. testimonium, testis; as. witnisse L. 18, 20. J. 1, 34; witnesse M. 10, 19. J. 1, 7; np. witnisse L. 24, 48. wió, praep. cj ad, adverswm, adversus, us- que, donec, M. 9, 40. 11, 25. 13, 19 u. s. w. — Wió hwile da, cj. donec J. 13, 38. — wió nuu, adv. usque modo, J. 16, 24; wid nu, usque adhuc, J. 2, 10. — wid to, praep. usque ad, L. 4, 29. 11, 51 etc. — wid ödet, donec, usque, M. 6, 10. L. 13,8. — wid-0y quoadusque, L. 24, 49. wiöcweoda, stv. contradicere; ind. praes. 3 sg. wiö-cwedes J. 19, 12; inf. wid-cweoda L. 91, 15; pp. wiócweden L. 2, 34. widerword, adj, subst. m. contrarius, ad- versarius, satanas, pseudo-; nsm. widerword M. 6, 48; de (du) widerworda M. 8, 33. J. 13, 27 etc. (9); asm. widerwordne L. 12, 58; done widerworda L. 10, 18; — npm. wider-worde M. 13, 22 (2). L. 13, 17; wider-worda L. 21, 15; comp. dsm. wider- wordra L. 18, 3 (falls nicht einfach Schreib- fehler für ,widerworda“). wiöspurna, stv. offendere; opt. praes. 2 sg. wióspurne L. 4, 11. wiöstonda, stv. 2nsistere; inf. wió-stonde L. 11, 58. wlonc, adj dives; nsm. de wlonca M. 10, 95; gsm. wlonches L. 12, 16; npm. wlonca M. 19, 41. Uno LINDELÔF. woeg, m. via; nas. woeg M. 10, 17. 11, 8. L. 10, 4 etc. (14); ds. woege M. 8, 3. L. 9, 3. 11, 6 ete. (16); gp. woega M. 11, 4; ap. woegas M. 12, 14. L. 14, 23. woemde werun, reversi sunt L. 2, 39, ist Schreibfehler für „woende werun*. woen, f.; ns. woen is (= forsitan) L. 20, 13; woenis J. 4, 10; — ap. wona (opiniones) MILS woena, swv. putare, existimare, aestimare; („ic woeno* oft = fere); ind. praes. 1 sg. woeno L. 9, 14. 13, 20. 17, 9; woenu L. 8, 49. 9, 28; 2 sg. woenestu M. 4, 41. L. 1, 66. 12, 42. J. 18, 35; pl. woenaó L. 12, 51. 18, 2. 4; woenas J. 5, 39; hwoenas J. 11, 56; — ind. praet. 3 sg. woende L. 3, 15. 23. J. 20, 15; pl. woendun M. 6, 49. L. 2, 44 etc. (6). woenlic, adj. conveniens; nsf. — M. 14, 59. woenunga, adv. forte, forsitan, L. 9, 13. J. 5, 46. woepa, stv. flere, plorare; ind. praes. 2 sg. woepes J. 20, 13; woepastu J. 20, 15; pl. woepaó J. 16, 20; — ind. praet. 3 sg. weop 1. 22, 62. 9.20, 11: (2): mp. pl: woepaó L. 23, 28; inf. woepa M. 14, 72; pprs. woepende M. 5, 38. 16, 10. woerig, adj. fatigatus; nsm. — J. 4, 6. woeste(r)n, n. desertum, solitudo; ds. woe- sterne M. 8, 4. J. 6, 31; weosterne L. 15, 4; woestenne L. 3, 2. 4. 4, 1. J. 1, 23. 6, 49; westerne J. 11, 54; westenne J. 3, 14; woestern L. 1, 80; as. woestern L. 9, 10. woestig, adj. desertus; nsm. westig M. 6, 35; nsf. woestige L. 13, 35; asm. woestigne L. 9, 12 (nachlässige Übertragung: in stowwe woestigne = in loco deserto); asf. woestige M. 6, 31; asn. woestig M. 6, 32. woh, adj. pravus; npn. woh L. 3, 5. wohfull, adj. nequam, perversus; nsm. woh- full L. 19, 22; nsf. woh-full L. 9, 41; woh-ful L. 11, 29; nsn. woh-ful L. 11, 34; npm. wohfulle L. 23, 32; comp. apm. (= nequiores) woh-fulra L. 11, 26. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 97 wolcen, n. nubes; nas. — M. 9, 7. L. 9, 34 (2). 12, 54; ds. wolene M. 9, 7. L 21275 womb, f. venter, vulva; ns. — L. 11, 21; ds. wombe J. 7, 38; as. wombe L. 2, 23. J. 3, 4; womba M. 7, 19; np. wombe L. 23, 29. wona, adj; (wona wosa — deesse) L. 18, 22. 91,422; 95: wop, m. fletus; ns. — L. 13, 28. word, n. verbum, sermo; nas. word M. 4, 33. 5, 36 etc. (oft); gs. wordes M. 14, 72. L. 1, 2; ds. worde M. 4, 17. 10; 22 etc. (22); word J. 4, 50; — nap. word M. 13, 31. J. 6, 63. 68 etc. (22); worde (ds.?) J. 10, 19; gp. worda L. 1, 4. 3, 4. 24, 8; dp. wordum M. 10, 24. 12, 13 etc. worn, m. grex; ns. — M. 5, 11. 13. worpa, stv. (auch sw.?), jacere, ejicere, jacta- re; ind. praes. 1 sg. worpe L. 11, 20; 3 sg. worpes M. 4, 26; pl. worpas M. 16, 17; ind. praet. pl. wurpon L. 19, 35; opt. praet. pl. worpadun J. 8, 59; pprs. wor- pende L. 11, 14. word, m. atriwm, litus, (vielleicht zwei ver- schiedene Wörter); ds. woróe M. 14, 54. 66. J. 18, 15. 21, 4; as. woró M. 14, 68 (= done —). 15, 16. woróa, stv. fieri; ind. praes. 3 sg. woróes L. 1, 20. 34; ind. praet. 3 sg. ward M. 14, 17; pp. worden L. 2, 1. worliga, swv. honorificare, honorare, ado- rare, colere; ind. praes. 1 sg. wordigo J. 8, 49; 2 sg. wordas L. 4, 7; 3 sg. wordas M. 7, 7.-J. 5, 23 (2). 12, 26; weorüas M.| 7, 6; pl. worüigas J. 4, 22. 24. 5, 23 (2); worüigaó J. 4, 99; weorüigas J. 4, 23; — opt. praet. pl wordadun J. 12, 20; imp. sg. worda M. 7, 10. L. 18, 20; wearda du L. 4, 8; inf. to woróanne M. 5, 6. J. 4, 24. 9, 38. — ic woróo J. 15, 14, Fehler? Ldf. wordo (— die Worte). woróscip, m. honor; as. — J. 4, 44. I wordung, f. honor; ds. woröunge M. 6, 4. . 9,| wosa, anv. esse, fieri; ind. praes. 1 sg. am 35; dp. wolenum M. 13, 26: 14, 62. L. , , M. 6, 50. 12, 26. 14, 62 etc. (87); biom M. 9, 19. 10, 39. 14, 44 etc. (8); an (Fehlschreibung) L. 22, 58; — 2 sg. aró M. 8, 29. 12, 34. 14, 61 etc. (49); ardu J. 4, 12; bist. M. 14, 30. L. 1, 20 etc. (13); is M. 12, 14. L. 19, 21; — 3 se. is M. 2, Too SEN ESS was bio ME 29590772 18603 0: biaó L. 11, 34; — pl. sindun M. 4, 18. 20 ete. (77); sint M. 4, 16. 6, 14 etc. (28); arun M. 5, 39, 9, 41 ete. (19); aron M. 4, 40. 7, 18 etc. (16); bioóun M. 10, 31. 12, 25 etc. (20); bioóon M. 4, 11. 6, 2 etc. (64); bioóo L. 20, 36; biaó M. 9, 44. 46. 10, 42; — ind. praet. 1 sg. wæs L. 22, 53 etc.; 2 sg. were M. 14, 61. L. 19, 17; 3 sg. wæs M. 2, 16. 27 ete.; was J. 13, 19; — pl. werun M. 2, 18. 4, 17 etc. (181); weron M. 2, 15. 9, 6 etc. (10); wærun M. 3, 7. L. 1, 28; wæren M. 5, 13; — opt. praes. 1 sg. sie M. 8, 29. J. 5, 45; 3 sg. sie M. 9, 42. 11, 10 etc. (56); se M. 11, 9, 18, 28 etc. (16); sie M. 9, 50. L. 11, 24:920 1A Jost DES SMEISIO SS: 19.127 228eter (10) se M I Ar TEA etc. (8); sie J. 17, 11; — opt. praet. 1 sg. were J. 15, 22. 18, 36 etc. (5); 2 sg. were J. 21, 18 etc. (4); 3 sg. were M. 5, 16. 9, 34 etc. (116); pl. were M. 6, 9. L. 1, 74 etc. (11); weren J. 21, 11; — imp. sg. wes M. 10, 49. L. 18, 13 ete. (6); pl. wosaó L. 3, 14. 12, 40 etc. (4); — inf. wosa M. 10, 26. 13, 7 etc. (23); to wosanne M. 9, 5. L. 2, 49. 21, 9; to wosane L. 9, 33. — Mit der Negation zusammengezogen: ind. praes ö sen Dist Mi 2/24 7490 Mind: praet. 3 sg. næs M. 2, 27; pl. neron M. 2, 26; opt. praet. 5 sg. nere (wahrschein- lich Schreibfehler für ,were^) L. 19, 11; pl. nere J. 18, 28. wracu, f. plaga, vindicla; as. wraco L. 18, 7. 8; dp. wræccum L. 12, 48. I wreedóo, f. ira, furor; ns. — L. 21, 23. J: 13 98 3, 36; ds. — L. 4, 28; as. — M. 8, 21. Eigentümlich (Fehler?) ist „from tocy- mende wraöra“ (a futura ira) L. 3, 7; Ldf. wraóe. wraó, adj. iratus, indignans; nsm. wraó L. 14, 21; wraóe L. 13, 14. wraüiga, swv. indignari; inf. — M. 10, 41. wreca, stv. lorquere, vindicare; ind. praes. l sg. wreco L. 18, 5; opt. praes. 2 sg. wrecce M. 5, 7; imp. sg. wrec L. 18, 3. wrecnisse, f. ultio; gs. — L. 21, 22. wri(g)a, stv. velare; ind. praet. pl. wrigun L. 22, 64. writ, n. scriptura; ns. p writt J. 7, 42. writa, stv. scribere; ind. praet. 1 sg. wrat | 3.219522 Swratt 3219222 Bäsgawrat I. 1,263. 20, 28. wroht, m. abominatio; as. done wroht M. 13, 14. wuldor, n. gloria, claritas, gratia; nas. wul- dor L. 4, 6. 24, 26 etc. (21); wuldur L. 2402352: c3 ANUIUTES m DER TENUTA ds. wuldre M. 10, 37. 13, 26. L. 12, 27. J. 11, 4; np. wuldor L. 4, 22. wuldriga, swv. glorificare, clarificare; ind. praes. 1 se. wuldrigo J. 8, 54. 17, 22; 3 sg. wuldraó J. 8, 54; imp. sg. wuldra J. 17, b; pprs. wuldrende L. 2, 20. wulf, m. lupus; nas. wulf J. 10, 12 (2); dp. wulfum L. 10, 3. wundor, n. signum, prodigiwm; gp. wundra J. 2, 11; dp. wundrum M. 7, 8; ap. wun- dor I. 4 48 "47: wundriga, swv. mirari, stupere, magnifica- re; ind. praes. 3 sg. wundraö L. 1, 46; pl. wundriaó J. 7, 21; ind. praet. 3 sg. wun- drade L. 18, 43. 24, 12; pl. wundradun L. 4, 22. 8, 56 etc. (6); — opt. praes. pl. wundrige J. 5, 20; imp. sg. wundra J. 5, 7; inf. wundriga J. 5, 28; to wundranne J. 9, 30; pprs. wundrende L. 2, 33; pp. npm. wundrade L. 24, 41. wundurlie, adj. mirabilis; msn. — M. 12, ile Uno LinDELöÖr. wuniga, swv. manere, habitare, morari, re- quiescere, permanere; ind. praes. 1 sg. wu- nigo J. 15, 7; wuno J. 15, 10; 2 sg. wunas J. 1, 38; 3 sg. wunaóü J. 5, 38. 6, 56. 12, 34 etc. (10); wuneù J. 3, 36. 8, 35 etc. (5); wunet J. 9, 41; wunat J. 12, 46; wunigad L. 10, 6; pl. wunigas J. 15, 7; wuneó J. 15, 10; — ind. praet. 3 sg. wu- nade J. 1, 14. 10, 40 etc. (6); imp. sg. wuna L. 24, 29; pl. wunigaö L. 9, 4. 10, 7; wunigas J. 15, 4; wunaó M. 6, 10; wu- nigo (Fehler) J. 15, 9; — inf. wunige M. 4, 82. J. 21, 28; to wuniganne L. 19, 5; to wunanne L. 24, 29; pprs. wuniende J. il, SP SL wuso, filioli, np. J. 13, 33; dunkel; Ldf. uusc-bearn. wuta, m. pater, peritus; gp. wutuna L. 1, 17; dp. wutum L. 11, 52. wuta, anv. scire, mosse, cognoscere; mit Ne- gation nescere, ignorare; ind. praes. 1 sg. wat J. 8, 37. 12, 50 etc. (6); watt J. 5, 32. 8, 55 etc. (7); wat J. 8, 55; — 2 sg. wast J. 3, 11. 7, 49 etc. (9); wastu M. 10, 1923] 3,3573 se wat.) LO 355 watt MS 13, 32. J. 7, 15 etc. (6); — pl. wutun J. AIG 3Xetc (28) Ew ODIO 21 etc. (6); wutaó L. 11, 13. 21, 30; wu- tas M10 22150237 97 SAMO TAA" wittas L. 12, 56; — ind. praet. 1 sg. wiste L. 8, 46. J. 11, 42; 2 sg. wistes L, 19, 22. 42. J. 4, 10; witestu J. 1, 48; 3 sg. wiste M. 12, 15. J. 18, 1 etc. (20); pl. wistun M. 14, 40. J. 18, 21 etc. (6); — opt. praes. JL vti 109 cs LS NA Je Blaze: opt. praet. 3 sg. wiste M. 5, 43. L. 19, 15; imp. pl. wutaó M. 13, 29. L. 21, 31; wu- tas Tj. 12 5082120 JOE 182 miswuta M. 7, 24. — Mit neg. Praefix (= ne- scire, igmorare): ind. praes. 1 sg. nat M. 14, 71. L 22, 60 etc. (4); natt J. 9, 25; 2 sg. nast J. 3, 10; nastu J. 19, 10; 3 sg. nat J. 12, 35. 15, 15; natt J. 14, 17; — pl. nutun J 15, 21; muton J; 1159493920) Glossar 2. altnorthumbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 2; nutton J. 16, 18; ind. praet. 1 sg. ic nyste Ji 1, 31.33, 3 sg. "nyste J. 5,13. 7, 49. 13, 28; pl. nyston J. 10, 5. wutudlice, adv. autem, etc. M. 2, 24. 3, 6. 4, 15 etc. (sehr oft); wutodlice M. 11, 17; witudlice M. 10, 40. L. 10, 16. wutun, lasst uns!; wutum M. 12, 7; wutun JAN wynster, adj. sinister; sw. dsf. Üær wynstra M. 15, 27; asf. da wynstra M. 10, 40. L. 23, 39: wyrca, swv. facere, operari, simulare; ind. praes. 1 sg. wyrco J. 8, 28. 14, 12 etc. (7); 2 sg. wyrces J. 6, 30. 8, 53. 13, 27; wyr- cas J. 2, 18; Ou wyrcaö J. 10, 33; 3 sg. wyrceó M. 4, 32. J. 4, 1 etc. (11); wyrces J. 7, 4; wyrcaü L. 9, 25; — pl. wyrcaó J. 8, 41 etc. (3); wyrcas L. 20, 47. J. 8, 44; wyrces J. 8, 38. 13, 17; — ind. praet. 1 sg. worhte J. 4, 39; 3 sg. worhte J. 4, 45. 7, 31 etc. (12); wrohte J. 10, 41; pl. worhtun M. 15, 1. L. 20, 20 etc. (9); — opt. praes. 2sg. wyrce J. 7, 4; 3 sg. wyrce Uo ttl wyrces MO O95: 549999: 14, 93; — imp. pl wyrcaó L. 3, 8. J. 7, Dl; wyreas L. 3, 4. 12, 33. J. 6, 10. 21; 99 wyrceü J. 2, 5; wyrces J. 8, 39; — inf. wyrca M. 3, 4. J. 11, 37; wyrce L. 19, 10; wyrcan J. 5, 19; to wyrcanne L. 11, 42. 13, 14. J. 9, 4; pprs. wyrcende M. 3, 8. 14, 6 etc. (5); pp. giworht J. 7, 14. wyrm, m. vermis; np. wyrmas M. 9, 44. 46. 48. wyrp, m. jactus; ns. — L. 22, 41. wyrt, f. (übersetzt verschiedene Namen von Blumen und Kräutern); nap. wyrte M. 16, TAT ros NY TAN 1223: wyrtana J. 19, 39. wyrtcynn, n. aloe; as. — J. 19, 39. wyrtgimong, n. aroma; as. — L. 23, 56. wyrtruma, m. radiz; ds. — L. 3, 9; as. — M. 4, 6. 17; dp. wyrtrumum M. 11, 20. Ib; dime. x wyrtrymiga (-trumiga), swv. germinare; ind. praes. 3 sg. wyrtrymaó M. 4, 27. wyrtstenc, m. odor; ds. wyrtstence J. 12, 2. wyröe, adj. dignus, honoratus; nsm. — L. 35 diis LÖN Torde TE sns — I, 28%, Ue asm. wyróne L. 3, 8; npm. wyróe L. 20, 35 (2). 21, 36; apn. wyróe L. 23, 41; — comp. nsm. wyröro L. 14, 8. I: yfel, adj. malus; asn. yfel L. 23, 22; nap. VHeMe 72200 111931095229" 7, 7; yfel M. 7, 21. — Comp. (deterior, | pejor) nasn. wyrsa J. 5, 14; wyrse M. 5, 26; npn. wyrsa L. 11, 26. — Superl. nsn. wyrest (deterius) J. 2, 10. yfel, n. malum; nas. — M. 6, 55. J. 18, 23 etc. (3); gs. yfles L. 23, 41; ds. yfle M. 15, Ad rete (4): npo yfel- MC 7,23; dp. yflum L. 3, 19. yfel wiht, n. phantasma; ns. — M. 6, 49. yfle, adv. male, M. 3, 4. J. 3, 20. yfle spreoca, stv. murmurare; ind. praet. pl. yfle sprecon L. 19, 7. ymb, praep. eörcum, circa etc. M. 3, 8. 32 etc. ymbbeara, stv. circwnferre; inf. ymb beara M. 6, 55. ymbceorfa, stv. circumcidere; ind. praes. pl. ymb-ceorfas J. 7, 22; inf. to ymbceor- fanne L. 1, 59; pp. ymb-corfen L. 2, 21. ymbcerfnisse, f. cirewmcisio; as. — J. 7, 23. ymbcerr, m. motus; as. ymbcer J. 5, 3. 100 ymbcerra, swv. convertere, subverlere, mo- vere; ind. praet. 3 sg. ymb-cerde J. 2, 15. b, 4; pp. ymb-cérred J. 20, 14. ymbgonga, anv. cércumire; ind. praet. 3 sg. ymb-eode M. 6, 6; pl. ymb-eodun L. 9, 6. ymbgyrda, swv. praecingere, amicire; ind. praet. 3 sg. ymb-gyrde J. 13, 4; pp. ymb- gyrded M. 14, 51. ymbhwyrft, m. orbis; ns. — L. 2, 1; gs. ymb-hwyrftes L. 4, 5. ymbhycgende, Üæt — = circumcisionem J. 7, 22, ist ein Missverständnis (Ldf. ymb- huungun). ymbloc(c)iga, swv. circwnspicere, aspicere; ind. praet. 3 sg. ymb locade M. 3, 34; ymb- loccade M. 10, 25; pl. ymb-locadun J. 13, 22; ymb-loccadun M. 9, 8. ymbsceowiga, swv. circumspicere, intueri; ind. praet. 3 sg. ymb-sceowade M. 3, 34. 5, 32. 11, 11. J. 1, 42; pl. ymbsceowadun MESSI i ymbscina, stv. cirewmfulgere; ind. praet. 3 sg. ymb-scean L. 2, 9. Uno LrwNDELÓF. ymbsella, swv. circumdare, succingere; ind. praes. pl ymb-sellaó L. 19, 43 (2); ind. praet. 3 sg. ymb-salde M. 12, 1. J. 10, 24. 21, 7; pl ymb-saldun J. 19, 2; pp. ymb-sald L. 21, 20. ymbsetnung, f. seditio; ap. ymbsetnunge L. 2i, Gy ymbsetta, swv. circumponere; ind. praet. 3 sg. ymbsette M. 15, 36; pl. ymsettun J. 19529: ymbsitta, stv. cörcumsedere; pprs. dp. ymb- sitendum L. 22, 55. ymbstonda, stv. circumstare; ind. praes. 3 sg. ymb-stondeó J. 11, 42; inf. ymb stonda L. 12, 1; pprs. dp. ymb-stondendum M. AA 69.210, 139, ymbwzerla, swv. convertere; ind. praet. 3 sg. ymb-wærlde L. 9, 55. yst, f. procella; ns. — M. 4, 37. ytmest, adj. extremus, novissimus; dsm. Üæm yttmesta J. 6, 54; dp. ytmestum M. 5, 23. yo, f. fluctus; ns. yÖ M. 4, 37; gp. yóana L. ai, 845: 21: zacharias, npr. m.; ns. — L. 1, 5; gs. zacha- | zebedeus, npr. m.; gs. zebedes M. 3, 17. J. riesen dio 4) Tul il zacheus, npr. m.; ns. — L. 19, 2. 8; zache L. 19,5; Vvoc. 2], 2; zebededes (sic!) M. 10, 35. Glossar 2. altnorthumbr. Evangelieniibersetzung in d. Rushworthhandschrift. 101 Zusammenstellung der mit Praefixen gebildeten Wörter, nach den asciga; giasciga. basniga; gibasniga. becniga; gibecniga, —; a-, fromgi-, gi-, ofgibega. bend; gibend. — ; bi-, for-, gibeoda. beora; eft-, gi-, ymbbeora (-beara). berhtniga; giberhtniga. berhtnisse; giberhtnisse. berna; a-, for-, giberna. bida; a-, gibida. bidda; gibidda. —; gi-, on-, unbinda. Stammwörtern geordnet. cerra; bi-, efnegi-, eft-, eftgi-, for-, gi-, of-, under-, ymbcerra. clæne; unclæne. clænsiga; giclænsiga. cliopiga; gi-, ofercliopiga. costiga; gicostiga. cuma; bi-, bifora, efne-, efnegi-, eft-, for-, fore-, ford-, gi-, in-, ofer-, to-, togi-, derheuma. cunniga; gicunniga. eud; uncud. cwella; a-, gicwella. cweoda; a-, bi-, for-, gi-, harm-, mis-, widcweoda. cyssa; gicyssa. cyünisse; gieyönisse. birga (berga): gi-, inbirga (-berga, -beriga). bismeriga; gibismeriga. —; for-, gi-, inblawa. bletsa; gibletsiga. — ; for-, ofblindiga. blinna; giblinna. bod; bibod. bodiga; a-, bi-, for-, gibodiga. —; eftgi-, giboeta. breda; gi-, ofer-, unbrzeda. breca; for-, gi-, tobreca. dela; gi-, todæla. degla; gidegla. delfa; derh-, underdelfa. doa; a-, for-, gi-, mis-, of-, on-, derh-, un-, weldoa. doema; gi-, todoema. — ; giondreda; ondreda. —; a-, gidrenca. drifa; for-, gi-, todrifa. drinca; gi-, indrinca. drugiga; a-, gidrugiga. brenga; fore-, forö-, gi-, to-, togibrenga. dryga; gidryga. bruca; gibruca. —; efnegi-, gibuga. bya; gibya. byega; bi-, gibycga. byrga; gibyrga. cega; efne-, efnegi-, gi-, togicega. cenna; a-, gicenna. cennisse; acennisse. ceopiga; giceapiga. ceorfa; a-, gi-, of-, to-, ymbceorfa. drysna; a-, gidrysn(ig)a. durra; gidurra. dwoliga; gidwoliga. eaüe; uneaóe. —; gi-, toæt-, togieca. embihtiga; giembihtiga. endiga; gi-, derhgiendiga. eofolsiga; gieofulsiga. eota; freota, gieota. eowa; æteowa. 102 —; a-, gifælla. —; gi-, dorhfæstniga. falla; fore-, for-, gi-, offalla. fara; bi-, eft-, gi-, in-, ofer-, togægnes, derh-, utfara. fear; unfeor. fearriga; a-, gifearriga. fiaga; gifiaga. finda; in-, onfinda. flea; from-, giflea. foa; gi-, on-, ongifoa. foeda; gifoeda. foera; eft-, fear-, fore-, from-, gi-, in-, ofer-, offoera. forhtiga; giforhtiga. fregna; efnegi-, gi-, infregna. freond, wiffriond. —; a, gifria. froefra; gifroefra. fulwiga; gi-, ingifulwiga. fylga; gi-, of-, underfylga. fylla; gifylla. fyrhta; gifyrhta. gedd; foregedd. —; eftfor-, for-, ofergefnisse. gelda; forgelda. geofa; a , eftfor-, for-, ofgeofa. geona; da geona. georwiga; fore-, foregi-, for-, gigeorwiga. georwung; foregeorwung. —; à-, ofgeota. —; for-, ongeota. —; ofer-, ongetnisse. gett; da get. —; bi-, in-, onginna, giowiga; gigiowiga. gonga; bi-, foregi-, fore-, ford-, from-, gi-, in-, of-, derh-, upp-, ut-, ymbgonga. —; gi-, togigripa. groeta; a-, gigroeta. gyrda; foragi-, for-, gi-, ymbgyrda. habba; gihabba. hela; gihzla. hæmed, unrehthæmed. hal, unhal. halda; bi-, eftbi-, gihalda. hata; foregi-, gihata. —; aheawa, giheowa. —; &-, gi-, on-, underhebba. —; à-, gihefgiga. —; gi-, tohelpa. hena; a-, gihena. hera; efnegi-, gihera. Uno LINDELÔF. hernisse; gihernisse. hlæhha; inhlzhha. hlioniga; eihlioniga. hoa; ahoa. hoga; unhoga. hrema; gihrema. hrina; gi-, onhrina. hwa; swa hwa. hwele; swa hwelc. hwer; swa hwer. hwider; swa hwider. hwil; oder hwile, o00a da hwile, wid hwile. hwon; of, for, to hwon. hwyrft; ymbh wyrft. hyhta; gihyhta. hyngra; gihyngra. iorna; bifore, efnegi-, fore-, gi-, ongægn, togægnes gi-), togi-, derh-, upp-, utiorna. —; gi-, togi-, tolæcca. leda; gi-, in-, of-, on-, togi-, to-, derhlæda. lefa; gi-, oferlæfa. larow; zlarwa. laöiga; giladiga. lecga; gilecga. leeniga; gilecniga. lefa; a-, gilefa. leoffull; ungileoffull. —; 2-, gilesa. lesing; eftlesing. lesnisse; onlesnisse, leta; eftfor-, for-, gi-, gilicleta. —; gilie, ongilie, onlic. —; gilienisse, ongilicnisse, onlicnisse. licga; derne-, gilicga. liciga; gi, welgiliciga. liffesta; giliffestiga. —; bi-, gilimpa. —; gi-, ofer-, ofliora. liorniga; giliorniga. lixa; inlix(ig)a. lociga; eft-, upp-, ymblociga. losiga; gilosiga. lufiga; gilufiga. mæbtig; unmæhtig. mæbhtiglic; unmæhtiglic. mena; gimæna. mænsumiga; gimænsumiga. mære; gimære. —; in-, ofgi-, onmerca. Glossar 2. altnorthwmbr. Evangelienübersetzung in d. Rushworthhandschrift. 103 mereung; onmercung, micliga; gimicliga. milsiga; gimilsiga. mitta; gimitta. moeta; gimoeta. gimong; wyrtgimong. gimynd; efnegimynd. myndig; eftgi-, gimyndig. neda; gineda. neh; unneh. nemna; ginemna. neolica; gi-, togineolica. nioma; for-, from-, gi-, ofgi-, toginioma. nidriga; ginidriga. oehta; gioehta. ondetta; fore-, giondetta. ondsworiga; giondsworiga. ondworda; giondworda. ræca; efnegi-, giræca. resta; eftgi-, giresta. reht; unreht. renda; torenda. reofiga; gireofiga. riordiga; giriordiga. risa; a-, efnea-, efta-, girisa. saca; onsaca. sacerd; aldor-, hehsacerd. sæcga; a-, eft-, giszega. sægdnisse; asægdnisse. sawa; gisawa. scaca; asceaca. scedda; giscedda. scina; gi-, ymbscina. sco; gisco. scomiga; giscomiga. scortiga; giscyrta; unscortende. sea; bi-, eftgi-, gisea. sedl; gi-, hehsedl. selenisse; eft-, eft-to-selenisse. sella; eft-, for-, gi-, ymbsella. senda; a-, eft-, gisenda. setnisse; gi-, onsetnisse. setnung; frum-, ymbsetnung. setta; a-, efnegi-, efta-, gi-, in-, ofa-, ofergi-, ofer-, on-, togi-, un-, ymbsetta. sibb; gi-, unsibb. singa; gisinga. sitta; eft-, gi-, togi-, ymbsitta. sla; gi-, of-, derhsla. slita; toslita. —; from-, toslitnisse. smeoga; gismeaga. smiriga; gismiriga. —; gi-, tosnida. soeca; efnegi-, eft-, gisoeca. somniga; gisomniga. soüfzst; unsoüfzest. speofta; aspeoft. spilla; gispilla. spitta; efnegi-, gispitta. spreoca; gi-, mis-, yfle spreoca. —; giond-, ond-, wiüspurna (-spyrna). stæna; gistæna. stela; gistela. stiga; adune a-, adune, a-, dune a-, gi-, ofa-, ofdune a-, ofer-, of-, ufastiga. stiora; gistiora. stonda; a-, for-, gi-, of-, on-, to-, ymbstonda. stregda; tostregda. striona; gistriona. Strong; unstrong. stylta; a-, for-, gistylta. styriga; a-, efnegi-, gi-, in-, onstyriga. sundor; onsundor. swelta; a-, giswelta. sweriga; gisweriga. swiea; bi-, giswica. swinga; giswinga. syngiga; gisyngiga. tacun; foretacun. tea; gitea. tela; gitela. timbr(ig)a; gitimbriga. —; eftgi-, gitrahtiga. trymma; for-, gi-, in, inun-, on-, Öerh-, untrymma. —; bi-, on-, toun-, untyna. dæhtung ; gioshtung. darsca; gidarsca. denca; eftgi-, eft-, for-, gidenca. ding; oderu ding. doht; gidoht. doliga; gidoliga. don; efter, er, fore, for, of don. dorfa; bidorfa. üreaga; gióreaga. —; gi-, onüringa. drowiga; giórowiga. dwa; a-, giówa; unowægen. dyld; giöyld. 104 Uno LiNDELÓr. ufa; oferufa, of ufa, onufa. unrotsiga; giunrotsiga. wæcca, wecca; a-, efta-, giwæcca (-wecca). —; gion-, giwælda. —; &-, eftawælta. —; bi-, ymbwærla. wede; giwede. — ; a-, eft-, gi-, onwenda. wer; aldewearas, burugweras. were; miswere. wexa; a-, giwexa. widliga; giwidliga. wilniga; eftwilniga. winda; bi-, giwinda. winna; awinna. wis; unwis. wisdom; unwisdom. wise; oder wise. witgiga; giwitgiga. witnisse; eiwitnisse. woen; unwoen. woena; giwoena. woepa; giwoepa. worpa; a-, for-, ei-, toworpa. Wworda; a-, giworda. worüiga; gi-, to-, unworüiga. wosa; giwosa. wri(g)a; a-, bi-, for-, oferwri(g)a. writ; gi-, oferwrit. writa; awrita. wuldriga; giwuldriga. —; giwuna, efnegiwuna. wundriga; a-, gi-, togiwundriga. wuniga; eft-, gi-, derhwuniga. wuta; giwuta. wuta; ælde wuta, uówuta, ælde uówut . wyrca; gi-, mió-, on-, togiwyrca. B'enrichitigiungien: DO SD 2, Ze Jo KV. LO RO ee (dee, ” 30, » 1, » 30, » 2, » 7, » me SEE BENT "DS PEU Be m iet cy PERS Sau . steht ,drugia“, lies „drugiga“ „edmodiga“ ist mit „eömodiga“ (S. 24) zusammenzuführen. » 9 , » steht „forweorpa“, lies „forworpa“. Steht „freta“, lies freota*. . steht „ofblinda“, lies ,ofblindiga*. steht ,oferbrædda“, lies ,oferbrzeda*. . füge hinzu: imp. sg. to untyn M. 7, 34. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FRNNICA. TOM. XXII. X 6. 1, dis ETE ES E STRE MS Professeur de physique et de mathématiques au lycée normal suédois de Finlande, (PRÉSENTÉES LE 18 JANV. 1897). 0(9o-s-p)go A969 —— - en u 5 Sr 3 T en E 4 - í ) 1 y | Á . = B J \ M | 3 Å "i D En c M m - " dE Sur la tension superficielle des liquides. A. But de ce mémoire. Dans une thèse publiée en 18717"), j'ai traité la question de la tension su- perficielle des liquides tant à l'égard de la mesure de cette force qu'à l'égard de lexplication de quelques phénoménes provoqués par la méme force. Depuis ce temps-là des fonctions diverses m'ont empêché de m'occuper de ce probléme scientifique. En revenant maintenant au méme sujet, j'ai pour- suivi mes recherches spécialement par rapport à la variation de la tension superficielle des liquides avec la température, et le but principal de ce mémoire est d'exposer les résultats de ces recherches. Quant au choix des liquides, mon intention était d'abord de ne m'occuper que de l'eau, mais pour plusieurs raisons je suis porté à étendre mon travail à quelques autres liquides et j'ai choisi outre l'eau quelques sortes d'huiles. Il me semble que les huiles s'adaptent bien aux recherches en question; et en outre j'ai aussi examiné les mêmes liquides par rapport à la viscosité. J'ai actuellement l'intention de faire suivre ce mémoire d'un autre, dans lequel je compte exposer les résultats obtenus à l'égard de la viscosité de l'eau et des huiles, dont j'ai examiné la tension superficielle; puis je me suis proposé de com- biner ces résultats pour les appliquer à la théorie des vagues de la mer et aux moyens proposés pour les calmer. Dans la thése de 1871 je m'attachais surtout aux travaux du savant belge M. G. VAN DER MENSBRYGGHE. Dans l'intervalle on s'est beaucoup occupé des ') „Om ytspänningen hos vätskor"; Helsingfors, 1871. 4 E. J. MELLBERG. recherches sur la tension superficielle des liquides, mais les résultats obtenus me paraissent trop différents les uns des autres pour être satisfaisants, et même la théorie du phénoméne semble trés vague. C'est pourquoi j'ose encore une fois reprendre l'examen d'une question déjà tant étudiée. Enfin M. VAN DER MENSBRYGGHE a entre autres, en 1873, publié un mé- moire sur la tension superficielle des liquides, et dans ce travail l'auteur expose une réfutation d'une objection faite par moi. J'aurai maintenant aussi l'occasion de répondre à cette réfutation. B. Quelques remarques sur la théorie de la tension superficielle des liquides. Il est admis, comme on le sait, depuis le temps de Secxer (en 1752), que la couche superficielle de chaque liquide a une force contractile. L'existence de cette force et la nature de la couche superficielle qui en est le siège ont été soumises à l'examen d'un grand nombre de savants célèbres. Parmi les noms de ces savants, on trouve ceux de LaPracE, Poisson, Gauss, PLATEAU et plus récemment ceux de VAN per MENSBRYGGHE, QuixckE, LüpreE et ct. Les travaux de tous ces savants ont constaté l'existence d'une tension superficielle dans chaque liquide, mais à l'égard de la nature de la couche superficielle d'un corps fluide, les opinions ont été trés différentes. Je mentionnerai ici briévement quelques-unes des théories proposées pour expliquer les phénomènes provenant de la tension superficielle, et j'emprunte les notices historiques sur ce sujet au travail suivant: ,Cours de physique par J. ViorzrE; Paris, MDCCCLXXXIV*. Larnack admet, dans le supplément au livre X de la Mécanique céleste, que deux molécules de liquide s'attirent proportionnellement aux masses et, ab- straction faite de la partie de la force attractive qui dépend de la gravitation, suivant une fonction de la distance quil laisse indéterminée et à laquelle il nimpose d'autre condition que de devenir insensible pour toute distance sensible des molécules. Il admet en outre que les liquides sont incompressibles. Partant de cette double hypothèse, LarrAcE établit que, si la surface libre du liquide est plane, sur tout plan horizontal pris à une distance sensible de la surface s’excerce une pression verticale, la méme sur chaque unité de sur- face du plan considéré. Cette pression, que LarrnacE désigne par A et dont il détermine la valeur en colonne du liquide, donne Recherches sur les liquides. 5 D ATL K= "€ |, f (wu) du, 3g Jo où o est la densité du liquide, # la distance de deux molécules, et f (4) la fonc- tion inconnue de la distance qui régle leur action réciproque est une constante pour ehaque liquide. Si la surface libre est courbe, comme dans un tube capillaire, la pression moléculaire est augmentée, si la surface est convexe, ou diminuée, si la surface est concave. Larzack trouve que cette augmentation ou cette diminution est mesurée en chaque point par une colonne liquide de hauteur TE 1 bed qu R et I étant les deux rayons principaux de courbure en ce point, et H un coefficient caractéristique du liquide, donné par l'équation B=" för f (u) du. 4g J o Porssox a contesté la théorie de Larrack pour expliquer les phénomènes capillaires en faisant attention à la compressibilité des liquides, négligée par LarracE, mais il omit à son tour de tenir compte des liaisons du systeme. Passant sous silence une foule de théories plus ou moins connues, je viens à l'exposé que M. VrorrE!) donne de l'idée actuelle de la tension super- ficielle. Voici cet exposé: „Soient à l'intérieur du liquide un point M (Fig. 1) et un élément plan pg, mené par ce point. Les molécules situées au-dessus de pg, à une distance „ de l'élément moindre que le rayon de la sphère d'aetivité moléculaire, exercent sur les molécu- les situées au-dessous des attractions dont l'effet sur l'élément équivaut à celui d'une force MN, constituant ce que nous avons appelé la pres- sion sur lélément considéré. De méme les mo- lécules situées au-dessous de pq attirent les molécules de la demisphére supé- rieure, et il en résulte une force égale et contraire à la précédente, dirigée suivant AN, Les attractions réciproques des molécules situées de part et !) ,Cours de physique“ par J. Violle, Tome I, Paris, MDCCCXXXIV, p. 603. 6 E. J. MELLBERG. d'autre de pq produisent ainsi sur chaque face de l'élément une pression nor- male MN, MN,, laquelle, rapportée à l'unité de surface, constitue ce que Dupré a appelé l'attraction au contact; et la valeur de cette attraction est indépen- dante de la position et de l'orientation de l'élément au sein de la masse liquide, tant que le point M est à une distance de la surface plus grande que le rayon de la sphére d'activité moléculaire. Mais si le point M se trouve dans le voisinage de la surface, il n'en est plus ainsi: la pression est plus faible que dans l'intérieur, et elle est moindre sur un élément parallèle que sur un élément normal à la surface. Soit en ef- fet en M’ un élément p'4 parallèle à la surface SS (Fig. 2), nous avons en- core, sur les deux faces de l'élément, deux pressions M'N', M'N;, égales et contraires, chaque action individuelle étant réciproque, mais ces deux pressions sont évidemment moindres que si la sphère M” était com- pléte; elles sont inférieures à celles qui existent à l'inté- rieur du liquide. Si par le point M’ nous menons un élément pq" (Fig. 3) normal à la surface, la suppres- sion de la partie supérieure de la sphère M’ entraînera us encore une ‘diminution des pressions résultantes M'N”, d M'Ni; mais il est visible que cette diminution, prove- nant de l’affaiblissement des composantes les plus obliques, sera moindre que pour l'élément p'4, sur lequel les composantes affaiblies étaient précisément celles qui avaient le plus d'importance. La pression sur pq" est donc supérieure à la pression sur p'q. De cette analyse résultent deux conséquences: 1:0 A l'intérieur du liquide, indépendamment de la pression hydrostatique, existe une pression A, constante, normale à chaque élément, de quelque facon quil soit orienté. 2:0. Dans la couche superficielle d'épaisseur égale D \ 5 au rayon de la sphère d'activité moléculaire, la pression décroit de A à zero. En outre, elle est plus forte pa- rallèlement que normalement à la surface. Si donc on imagine la couche superficielle coupée normalement par un plan quelconque, il existe une force qui maintient réu- nis les deux bords de la section. Cette force F, rappor- tee à l'unité de longueur de la section, se nomme la force de réunion du li- quide pour lui-méme. On peut aussi la considérer comme une force contractile, une tension superficielle, s'exercant également en tout point et suivant une di- rection: quelconque dans le plan tangent, Fig. Recherches sur les liquides. Il importe de remarquer que ces forces parallèles à la surface ne sont pas en contradiction avec les forces normales seules considérées par Laplace. Les deux systémes de forces résultent également de l'état particulier des molécules à la surface. Seulement, tandis qu'aucune expérience n' établit l'existence de la force A, il est aisé de vérifier que la surface libre d'un liquide est le siège d'une tension tangentielle à la surface, égale dans toutes les directions, et com- parable en tous points à celle que présenterait une mince membrane de caout- choue enveloppant le liquide.* Enfin M. Prareau dit dans son ouvrage ,Statique expérimentale et théo- rique des liquides soumis aux seules forces moléculaires“, Tome second, Gand, IS8173;p.'3: .landis que la cohésion s'oppose à la rupture des lames, la tension con- stitue, au contraire, une force qui agit sans cesse pour provoquer cette rupture. Mais la tension est nécessairement inférieure à la cohésion des couches super- fieielles, sans quoi il est évident que la réalisation des lames serait tout à fait impossible*. Aprés ce passage suit le développement de la théorie pour la formation des lames liquides, et on lit à la page 41: ,Telle est donc la théorie que je propose: pour qu'un liquide puisse se développer en lames à la fois grandes et persistantes, et conséquemment se laisse gonfler en bulles, il faut d'abord que la viscosité propre des couches superficielles de ses lames soit forte, afin que lamincissement s'opére avec lenteur; mais il faut, en outre, que sa tension soit relativement faible, afin qu'elle ne puisse vaincre la résistance opposée au dé- chirement par la viscosité ci-dessus lorsque, dans les mouvements superficiels, des molécules s'écartent outre mesure.“ On voit done que M. Prareau regarde la tension superficielle des liquides comme une force répulsive et agissant contre la viscosité, qu'il regarde comme une espéce de cohésion. Je ne peux trouver l'énoncé de M. VrorrE parfaitement juste et je ne peux non plus partager l'opinion de M. Prareau concernant la nature de la tension superficielle. Je veux d'abord considérer lexposé de M. Viorze. Selon lui la pres- sion est plus faible dans le voisinage de la surface que dans l'interieur et elle est moindre sur un élément paralléle que sur un élément normal à la surface. M. Viorre vient à ce résultat par la démonstration déjà citée. Il me semble cependant évident, que, si M' dans les figures 2 & 3 (p. 6) est le centre de la sphère d'attraction moléculaire, toutes les molécules qui se trouvent dans la demisphère inférieure agissent sur la molécule en M’ avec une force M'Nj 8 E. J. MELLBERG. égale à la force MN dans la figure 1 (p. 5); mais à la demisphére supérieure il manque la partie au-dessus du niveau SS. Le résultant M'N' des forces avec lesquelles les molécules au-dessus du point M’ agissent sur la molécule M' n'est done pas égale à la force M'Ni, il est évidemment moindre que celle-ci. De là résulte une pression du haut en bas sur la molécule M’. En outre il faut admettre que les liquides sont compressibles, d'où s'ensuit que la molécule M' est approchée aux molécules inférieures. Il se forme ainsi une couche superfi- cielle dont la densité est plus grande que celle du reste du liquide; cette couche du liquide est le siège de la tension superficielle. M. Viorre prétend au con- traire dans l'exposé cité que le développement de la tension superficielle est ac- compagné d'un décroissement de la densité dans la couche considérée; mais il fait suivre son énoncé de cette remarque: , À ce décroissement de la pression doit correspondre une diminution de la densité dans la couche superficielle: mais cette couche est si mince que jusqu'à présent on n'a pas réussi à rendre le fait sensible.* Jr Da 5 I uu a EN AT — NR AN ws a CARRE DINC/MBNDEBEND a B = A ES T ^ ih OR à IX it) | | ( it) | N M es Nu RE N Syn \ MAC JE A Nr SG A NS "et G Pour expliquer d'une manière plus complète mes idées sur la constitution de la couche superficielle d'un liquide il me faut ici citer quelques passages de ma thèse de 1871.) Si la ligne AB (Fig. 4) désigne le niveau d'un liquide, M une molécule, a la sphére de la force attractive et b la sphére de répulsion autour de la molécule M, il faut que cette molécule se trouve dans quelqu'une des positions indiquées dans la figure. Dans le premier cas (I), la sphére d'attraction et celle de répulsion sont tout à fait entières, et la molécule se trouve dans un état d'équilibre. Dans les positions II & III, la molécule n'est plus attirée également dans toutes les directions, il manque à la sphère d'attraction un segment CaD qui est égal au segment inférieur EGF. Par là il se forme, comme je l'ai déjà expliqué plus haut, une couche qui posséde une grande force contractile et dont 1) Travail cité, p. 4. Recherches sur les liquides. 9 la densité aussi bien que la cohésion est plus grande que dans Vautre par- tie du liquide. Tout se passe comme si un morceau de caoutchouc était placé sur un support et pressé par un poids; aussitót que le poids pressant est en- levé, les molécules du caoutchouc montrent une tendance à se mouvoir dans le plan qui contient les dimensions de longueur et de largeur et à diminuer ces dimensions. On peut done regarder tout liquide comme enveloppé d'une membrane mince élastique. Enfin dans les positions IV & V il manque un segment aussi à la sphère de répulsion. Il se forme par cette circonstance une couche trés mince, où se passe lévaporation du liquide. Aprés tout ce que je viens d'expliquer je ne peux, ainsi que M. Prarzau le fait, regarder la tension superficielle des liquides comme une force répulsive ; je la regarde au contraire comme nne force attractive entre les molécules dans le voisinage du niveau du liquide. Si la surface du liquide est plane et que nous nous imaginions cette surface coupée par un plan normal, chacun des bords de la section est donc tiré par une force, dont la valeur par chaque millimétre et exprimée en milligrammes est désignée par 7. Si la surface du liquide est courbe, la tension superficielle produit à un point donné une force normale Z, pour laquelle on trouve, en désignant les deux rayons de courbure principaux par o et o' et en observant que la force Z est rapportée à l'unité de surface ou à un millimétre carre, Z- T) (1) Admettons en outre un tube capillaire ABCD B\ \r Jc (Fig. 5), dans lequel un fluide est soulevé à une pee certaine hauteur. "d Soit o un élément du niveau et I l'angle que fait le plan tangent à la surface en E avec le plan horizontal au méme point. En désignant par z la dis- AN à] D tance EF entre le point Æ et le niveau du liquide F au dehors du tube et par s le poids spécifique du = liquide, on trouve pour le poids de la colonne élé- mentaire du liquide soulevée en Æ l'expression szwcos I. La projection de la force normale N sur la ligne verticale en E est N cos 9. On a done Hg 3 [v] e M PU 10 E. J. MELLBERG. szwo cos = Ncos à = or, + à) COS 9, d'oü Pit 1 ei IST US WS : 2) an 7) (2) En cas d'une paroi plane verticale, la section verticale du niveau faite perpendiculairement sur la paroi a pour équation ARD 0° attendu que 9 = o. En substituant dans cette équation la valeur de o exprimée par les déri- vées d'y on trouve : E T da? Qi 3 2n 3? rl de d'où on recoit par integration CET = © — ER a da : dy Mais pour y=0 est uz» on à done (Qm El S et par suite 27 1 zx . ap fey 1 CA y Sed 5 à OMR d , e a Tout prés de la paroi on a la dérivée i — o; en désignant par a la va- (C di — c on trouve leur que prend y pour ER uU OPE (3) S8 La quantité a^ est la constante capillaire. Recherches sur les liquides. 11 C. La mesure de la tesion superficielle des liquides. On a, comme on le sait, employé plusieurs méthodes différentes pour me- surer la tension 7. Je ne ferai ici mention que de celle dont je me suis servi et de celle au moyen de laquelle M. VAN DER MENSBRYGGHE a évalué les ten- sions de quelques liquides. Voici d'abord le procédé de M. VAN DER MENSBRYGGHE selon un énoncé de M. Pzareau ): .Un fil fin de coton est tendu horizontalement entre deux points fixes distants d'environ 12 centimètres. D'autre part, un tube en verre d'un déci- métre de longueur et de 1"" à peu prés de diamétre extérieur, est garni, prés de chacune de ses extrémités, d'un petit anneau en fil de fer mince, et soutient, par un fil de coton attaché en son milieu, un petit plateau en papier. Pour mesurer une tension, on mouille d'abord du liquide à essayer le fil horizontal, puis on transporte le tube sous celui-ci, de manière à le toucher par les deux petits anneaux; entre ce tube et le fil horizontal régne ainsi un espace étroit, qu'on remplit du méme liquide avec un pinceau; aprés quoi on abandonne le tube, qui demeure suspendu par la tension des deux faces de la petite masse liquide. On verse alors doucement du sable fin sur le petit plateau, jusqu'à ce que le tube se détache. Enfin on pèse l’ensemble du tube, du plateau et du sable, et l'on divise le poids, exprimé en milligrammes, par la longueur comprise entre les deux petits anneaux; le quotient est la valeur, en milligrammes, de la ten- sion, par millimètre, d'une lame du liquide.“ J'ai mentionné cette méthode, d'abord parce quelle me semble trés ingé- nieuse et ensuite parce que le passage cité démontre que M. Prareau dans ce cas a évidemment regardé la tension comme une force contractile, ce qui s'accorde bien avec mon opinion plus haut énoncée. La méthode dont je me suis servi déjà en 1571 est une modification de la méthode d'aréométre de M. Durré; jai pris au lieu de l'aréométre une balance dont un des plateaux a été remplacé par une lame de platine attachée au fléau ainsi que M. Durré a attaché la lame de metal à son aréométre. J'ai pour mes dernières recherches fait usage de la méme méthode, et la figure ci-prés (Fig. 6) montre l'appareil employé. À est un vase de verre pour le fluide qui doit être examiné; 5 est une lame de platine, laquelle est fixée entre deux anneaux de laiton et dont le bord inférieur peut étre mis horizontalement par trois vis. Dans le vase À se trouve un thermomètre D. 1) ,Statique expérimentale et théorique des liquides soumis aux seules forces moléculaires“, Tome second, Gand, 1873, p. 40. 12 E. J. MELLBERG. On fait par la vis Æ descendre la ba- lance jusqu'à ce que la lame B touche à la surface du liquide à examiner, aprés quoi on place sur le plateau C le poids nécessaire à rétablir l'équilibre de la ba- lance. Pour exécuter la pesée assez vite et réguliérement j'ai mis dans le plateau bc C de la poudre fine et puis j'ai trouvé au moyen d'une autre balance le poids de la poudre. En designant ce poids par q et en appelant 5 le rapport de la section ho- rizontale de la lame B à la section hori- zontale du vase 4, p le périmétre de la lame, P le périmétre intérieur du vase et, comme auparavant, 7 la tension du liquide, on trouve, comme je démontrerai plus tard, l'équation | k(p+P) AA x 1—X (9 q—T (» är Avant de déduire cette équation et de mentionner les résultats de mes recherches je dois faire attention à un traité que je viens de trouver dans le „Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometri und Verwandtschaftslehre, herausgegeben von Wing. Osrwanp und J. H. vaw' Horr, Leipzig, 1892, Band X, Heft 1.* Le traité est intitulé: „Über den Zusammenhang der Oberflüchenspannung des Wassers und der Temperatur von Boris WEINBERG". L'auteur a fait au laboratoire de physique de l'Université de St. Pétersbourg de nombreuses recherches sur la tension superficielle de l'eau. Il a pour ses travaux fait usage de la méme méthode que moi, c'est à dire de la méthode de balance. Bien que les recherches de M. WEInBErG soient faites avec une grande exactitude et ne semblent laisser rien à désirer, j'ai cependant voulu poursuivre mon travail sur le méme sujet et je l'ai fait pour plusieurs raisons. D'abord il m'a paru intéressant de constater les résultats obtenus, puis je me suis occupé aussi d'autres liquides que de l'eau et enfin j'ai remar- qué pendant l'occupation en question quelques circonstances qui me semblent étre dignes d'attention. M. WEISBERG nomme la méthode employée pour mesurer la tension d'un liquide la méthode de séparation (die Losreissmethode), parce quil a chargé Recherches sur les liquides. 13 l'un des plateaux de balance jusqu'à ce que lanneau de cuivre qui remplace l'autre plateau de balance a été détaché de l'eau. On a ensuite divisé le poids trouvé par le périmètre de l'anneau et par là calculé la tension. En partant de ce point que le plateau de balance ne soit chargé que pour rétablir léqui- libre de la balance, je suis venu à la formule 4 (p. 12) pour calculer la ten- sion superficielle. — Voici le raisonnement par lequel j'ai recu l'équation nommée. Considérons une lame verticale AB (Fig. 7) que l'on enfonce à une profondeur A4 au-dessous de la surface d'un 4 liquide contenu dans un vase CD et cherchons la force qui | | peut maintenir la lame en équilibre, abstraction faite du "m poids de la lame. Donnons à p, P, k et T la méme sig- cl ar, o nification que précédemment et désignons en outre par / et L les aires de la section horizontale de la lame AB et du DEC vase CD, et par s le poids spécifique du liquide. Nous sup- Kg. z posons que la lame soit élévée du liquide la distance infini- ment petite dh et nous allons caleuler les moments virtuels venus ici en question. Le moment virtuel de la force q est q dh. La force contractile du liquide agissant à la surface de la lame est pT et la vole virtuellement parcourue par cette force est dh + dh,, en désignant par dh, la diminuation infiniment petite de la hauteur du liquide dans le vase. On a done pour le moment virtuel cherché l'expression — p T (dh + dh). Nous avons encore à regarder une troisième force savoir la tension super- ficielle du liquide agissant prés de la paroi du vase. Le moment virtuel de cette force est —P T dh,. Enfin il faut observer la pression hydrostatique sur la partie inférieure de la lame. Cette pression étant /hs, nous avons pour le moment virtuel de la méme force l'expression lhs dh. 14 E. J. MELLBERG. En prenant la somme de tous les moments virtuels trouvés et en mettant cette somme égale à zéro, nous trouvons qdh — p Tdh — pTdh, — PT dh, + Us dh = 0. (5) On peut exprimer la quantité dh, par dh en observant que l'espace laissé vide au-dessous de la lame est rempli par le fluide descendu dans le vase. On trouve done Idh =(L—-I)dh,, d'où k dh dh, = == 1—k - En substituant cette valeur de la quantité dh, dans l'équation 5 et en ef- fectuant les réductions nécessaires, on trouve "E T (p + Dd — Ihs. Si la quantite L devient assez petite pour qu'on puisse négliger le dernier terme dans l'équation précédente, on a gem n (» + PE) ) (voir p. 12). 1—k M. WEINBERG a cru que les résultats différents des autres observateurs avaient pour cause limpureté de la surface de l'eau. Il a éloigné cet incon- vénient en enlevant au moyen de deux petites pelles la graisse et la poussière qui avaient couvert le liquide. Il est incontestable que la pureté de la sur- face de l'eau est une condition indispensable pour les recherches en question, mais cependant je n'ai pas pu me décider à faire usage de la méthode de M. WEINBERG, parce que le remuage de la surface de l'eau peut aussi provoquer une affaiblissement de la tension superficielle. Quand la lame se détache du li- quide, la diminution de la tension est très considérable. Pour éviter l'influence possible d'un tel déchirement de la surface d'un liquide j'ai pris pour chaque épreuve une nouvelle portion du liquide. L'influence de la lumière de lampe sur les plateaux de balance et sur la surface du liquide m'a contraint à ne travailler qu'à la lumière diffuse du jour. Entin je n'ai fait mes observations que relativement à des températures entre 5 et 30 degrés environ, et j'ai choisi ces limites de la température pour t Recherches sur les liquides. 1 avoir les liquides éloignés aussi bien de leurs points de congélation que de leurs points d'ébullition. Aprés ces remarques je vais faire mention des résultats obtenus par mes recherches. La lame de platine employée a 113,2 mm de longueur et 17,8 mm de largeur. La perte apparente du poids de cette lame plongée dans l'eau a été trou- vée — 0,12 gr. En calculant au moyen de ces données l'épaisseur de la lame on trouve pour cette quantité la valeur 0,06 mm. Le diamètre intérieur du vase destiné à l’eau est = 113,8 am. On a done pour les quantités de l'équation 4 (page 12) les valeurs que volci: p =226,4 mm, k = 0,00067, P = 357,5 mm, et par là k(p-- P) 1—k — 0,331, d'où ensuite J'ai trouvé par des pesées exécutées à des températures différentes les valeurs de 4 ci-dessous indiquées. 16 E. J. MELLBERG. Tab IR Hau. q 3 = 71 iffere Tsang en q 203 T Difference x S (mg) = ® = | Par obser- de T rature. | Par obser- Par j Se : Par calcul. Y soit ar caleul.| . € vation. pour 12. 10? 1744 1758 5 7,690 7,751 0,022 15° 1733 1733 7,641 7,641 16° 1727 1728 7,615 7,619 Je 1729 1723 7,597 7,597 18° 1721 1718 7,588 7,575 19? — 1713 - 7,553 2091 1708 1708 | 7,531 7,531 25) 1684 1683 7,425 7,421 1 >58 5) 7,311 7,311 30° 1658 1658 5; dfe Dans la troisième colonne de-la table précédente sont introduits des nom- bres obtenus par calcul de la manière suivante: ayant regardé comme les plus vraisemblales les valeurs de q obtenues sans aucune différence sensible par plu- sieurs pesées et ayant d'abord calculé par là la difference de g pour 1° j'ai ensuite ealeulé les autres valeurs de q en supposant que la quantité g est une fonction linéaire de la température. La comparaison de ces valeurs avec les valeurs observées montre une trés grande coincidence. Dans la sixième colonne se trouvent des valeurs de 7 calculées de la méme maniere. Je vais maintenant faire relation de mes recherches concernant quelques huiles. J'ai employé pour ces liquides un autre vase dont le diamètre est de 96 mm. On trouve de là pour les quantités constantes de l'équation 4 (page 12) les valeurs suivantes: | p = 226,4 mm, k = 0.00094, P= 301,6 mm, d'où se déduit ] k(p-- P) rm d — 0,497 et en outre Tab. Tempé- rature. 15? 118? 20° 21? 25° 28° 30° Tab. Tempé- rature. 15? 16” de 19° 20° 23° 25° 30° II. Vi (mg) Par obser- vation. 849 848 540 838 835 827 823 111. q (mg) Par obser- vation. 318 817 314 810 806 800 199 184 I | | | | | q (mg) Par calcul. 849,0 843,8 840,4 838,6 831,7 826,5 823,0 q (mg) Par calcul. 818,0 815,7 813,5 809,0 806,7 799,9 195,3 184,0 Recherches sur les liquides. Huile de girofle. Différence 17 Densité à 220 da 22. de T pour 1°, 0,0077 "d z T: SS me Te = ® + | Par obser- | as © B | Par calcul. te" ie vation. | ® 1,73 3,742 3,742 3,737 3,719 2,702 3,704 3,693 3,696 | 3,680 3,666 3,644 3,642 | * € 3,627 3,627 Huile d'amande. Difference de T pour 1°. Densité à 20°. 0,01 0,917 i "d = "Tq UE ES T. | 8 © = | Par obser- | mm m - Par calcul. eos um vation. | [7] 2,27 2,605 3, 3,601 3,595 3,588 9,585 3,570 3,565 9,552 3,555 3,526 3,525 2,521 3,505 3,455 3,455 18 Tab. IV. ; q Tempe- (mg) rature. | Par obser- vation. 159 808 16? 806 20? 198 929 195 959 788 30? 179 352 769 ab ave x q Tempe- (mg) rature. Par obser- vation. 14° 721 15° 118 16° 715 17) 113 20? 105 25? 695 28° 684 Par calcul. E. J. MELLBERG. Huile d'olive. T. Par obser- vation. q (ng) Par calcul. T Par calcul. ol ınod b ep 99u9J9IIq | 808,0 1,93 3,561 3,561 806,1 3,552 3,552 198,3 3,517 3,518 194,5 3,504 3,501 788,7 9,473 3,475 119,0 3,432 3,432 769,3 3,389 3,389 Huile de rosmarin. TA Par obser- vation. q (mg) IN Par calcul. 99uol9UITq 721,0 2,64 3,178 3,178 718,4 3,164 3,166 715,7 3,151 3,155 713,1 3,142 3,143 105,2 3,107 3,108 692,0 2,063 3,050 684,0 3,015 3,015 Difference de T. pour 1°. Densité à 239, 0,0086 0,912 Difference de T pour 1°. Densité à 19°, 0,0116 0,926 Tempe- rature. 170 1 8? 20° 91s 290 9r0 290 30° (mg) Par obser- vation. 810 308 806 805 802 198 191 189 do. UE Tempé- rature. 16? 18? 20? 959 27° 28° 30° q (mg) Par obser- vation. 195 193 159 80 Ut el Es el] CS) el QU -1 [S] Recherches sur les liquides. Huile de foie de morue. (mg) Par calcul. 810,0 808.4 805,1 803,5 802,0 97,1 790,6 789,0 b op 99U9J9IIT(T "of anod T Par obser- vation. 3,570 3,561 3,552 3,548 3,535 3,517 3,486 3,477 7 Par calcul. 3,570 2,563 3,548 9,541 3,535 3,513 3,484 3,477 Huile de pied de bœuf. q (mg) Par calcul. 795,0 TIS Lon 788,4 780,2 776,9 775,3 772,0 b ep SRLIEREITG| "oat ınod Jr Par obser- vation. 2,504 3,495 3,477 3,438 3,424 3,416 9,402 T Par caleul. 9,504 2,489 2,475 2,438 3,424 2,417 3,402 20 E. J. MELLBERG. Les résultats obtenus montrent que la diminution de la tension est pro- portionnelle à la température et on a donc, si l'on désigne par 7'la tension à la température /^ par T7, la tension à la température 0° et par «s le coefficient de la variation d'un degré, fL NR) On trouve en outre les valeurs suivantes de la quantité e: pour l'eau s = 0,00276, , l'huile de girofle & = 0,002, I „ damande e = 0,00266, H , d'olive &= 0,00233, „ de rosmarin € = 0,00347, - . de foie de morue & = 0,0020», B „ de pied de bœuf € = 0,00195. J'ajoute aux recherches précédentes la détermination de la tension super- ficielle de deux liquides, dont je ferai mention ailleurs, savoir l'huile de lin et l'huile de lin bouillie. J'ai trouvé pour huile de lin à 19" de température q = 799 et T= 3,521, la densite à 22° > & — 0,332; pour huile de lin bouillie à 19° ,, * g=82I et T. — 5857 la densité à 22? ^ x = 0,946. Appendice. Dans ma thése nommée plus haut, j'ai donné une explication de quelques expériences de M. Saussure et de M. J. THOMSON ainsi que du phénomène des larmes du vin. J'ai ensuite trouvé que M. VAN ver MENsBRYGGHE, dans un mémoire sur la tension superficielle des liquides publié en 1873, a bien voulu faire attention à mes remarques et il a fait quelques nouvelles expériences pour démontrer que les phénomènes en question doivent s'expliquer de la facon qu'il la avancé dans un mémoire publié en 1869. Il semble exister un malentendu entre lhonorable auteur et moi, car je dis dans mon travail (page 45) que le phénoméne des larmes du vin est le méme que celui de l’ether aqueux; la seule différence est que l'on a dans le premier cas de l'alcool au lieu d'éther, tandis que M. VAN DER MENSBRYGGHE Recherches sur les liquides. 21 dit dans son mémoire (page 31): ,Les résultats que j'ai obtenus avec un mé- lange d'eau et d'éther ont été absolument analogues, et, comme il fallait s'y attendre, se sont produits plus rapidement qu'avec l'eau-de-vie.* Cet énoncé n'est evidemment qu'une confirmation de mon opinion. Mais je crois que j'ai une autre idée de l'expérience de M. THomson que M. VAN DER MENSBRYGGHE. Ce savant semble regarder le liquide employé dans l'expérience de M. THomson comme un mélange d'eau et d'alcool, tandis qu'il fait la relation suivante du méme phénomène: „Si les parois (du vase) sont mouillées au-dessus du niveau de l'eau et que l'alcool versé soit en quantité suffisante, celui-ci monte le long des parois et s’accumule pour redescendre bien- tôt, comme l'éther dans l'éxperience de Saussure.” Selon cette relation j'ai donc pris, pour répéter l'expérience de M. THomsox, un vase rempli en partie d'eau, sur la surface de laquelle j'ai versé de l'alcool. L'alcool s'est répandu sur l'eau et des gouttes se sont presque instantanément formées sur la paroi du vase. Ce phénoméne est donc bien différent de celui d'un melange d'eau et d'alcool ou de celui des larmes du vin. LE Sur la viscosité des liquides. Au moment de m'occuper de recherches sur la viscosité des liquides, j'ai cru devoir avant tout tenir compte des travaux classiques de M. J. PrATEAv sur ce sujet. D'abord je me suis appuyé sur les résultats obtenus par lui et je me suis servi de sa méthode pour mesurer la viscosité de divers liquides, quoique j'aie fini par ne pas trouver ses résultats tout à fait admissibles. M. PrarEAU a partagé les liquides en trois catégories principales. A la premiére catégorie appartiennent entre autres l'eau, la glycérine, les acides sul- furique et azotique, l'ammoniaque, des solutions saturées d'acide tartarique, d'azo- tate de potasse, de carbonate de soude et de chlorure de calcium; et les ca- ractères généraux de ces liquides au point de vue de leur constitution molécu- laire et de la formation de lames sont, selon M. Prargau ): peu ou point de mousse, impossibilité de gonfler des bulles, courte durée des lames, absence de couleurs sur les calottes ou coloration tardive, seulement naissante, et n'offrant, quand elle s'étend sur toute la lame, que le rouge et le vert des derniers ordres. Les liquides de la deuxième catégorie sont les huiles grasses, l'acide lac- tique, l'acide acétique cristallisable, l'essence de térébenthine, l'aleool, la ben- zine, la liqueur des Hollandais, le chloroforme, l'éther sulfurique, le sulfure de carbone, et ces liquides se distinguent de ceux de la premiére catégorie par une coloration des lames prompte, prononcée et offrant les teintes de tous les ordres. Enfin nous avons les liquides de la troisiéme catégorie, parmi lesquels on trouve les solutions des différents savons, la solution de saponine et celle de lalbumine. Ces liquides se recouvrent, par l'agitation, d'une mousse abondante !) ,Statique expérimentale et théorique des liquides soumis aux seules forces moléculaires*, Tome second, Gand, 1873, S 245. Recherches sur les liquides. 23 et trés persistante; on les gonfle aisément en bulles à l'orifice d'une pipe; leurs calottes se maintiennent beaucoup plus longtemps que celle des deux catégories précédentes, ordinairement plusieurs heures; elles ont d'abord, en général, une phase incolore trés notable, dont la durée différe beaucoup d'un liquide à l'autre, puis se teintent graduellement, mais d'une manière qui varie un peu avec les liquides. Pour se rendre compte des phénomènes indiqués, M. Prareau a montré par des expériences nombreuses qu'il existe dans la couche superficielle d'un liquide une viscosité, différente de celle de l'intérieur du fluide. Chez les liqui- des de la première et de la troisième catégorie, la viscosité de la couche super- ficielle est plus grande que la viscosité intérieure, tandis que les liquides de la deuxième catégorie ont un excès négatif, c'est-à-dire que dans chacun de ces liquides la viscosité de la couche superficielle est moind'e que la viscosité in- térieure. PET m » Ii | nn rm Voilà en peu de mots les résultats de M. PrarEAv. Apres les expérien- ces de ce savant célèbre, on peut trouver inutile de s'occuper d'expériences du méme genre. Cependant j'ai jugé intéressant de reprendre le chemin indiqué par M. PrarEAv, et, en outre, mes recherches à l'égard de la tension superfi- cielle des liquides m'ont conduit à poursuivre le travail à l'égard de la visco- sité, d'une part parce que j'ai voulu faire une comparaison entre les deux for- ces nommées, et d'autre part parce que je n'ai pas trouvé les raisonnements de M. PravrEAv concernant l'excés négatif de la viscosité de la couche superfi- cielle de quelques liquides assez convaincants pour que l'existence de cet excès négatif füt mise hors de doute. L'appareil employé pour mes recherches est indiqué dans la figure 8. Sur le fond d'un vase cylindrique en verre À de 11,2 cm de diamètre intérieur et 24 E. J. MELLBERG. de 13,5 cm de hauteur est placée une plaque de laiton et au centre B de cette plaque est fixé un pivot BC de 8 mm de hauteur, portant une aiguille aiman- tee, dont la longueur est de 10,3 cm et l'épaisseur de 0,4 mm. Une feuille de carton MN est collée à l'extérieur du vase A et à la méme hauteur ou se trouve l'aiguille aimantée. La circonférence du cercle EF est divisée en degrés par des traits de division tracés sur la feuille de carton MN. Pour faire les recherches en question, on place le vase dans une telle po- sition. que le zéro de l'échelle sur le carton se trouve dans le méridien ma- enétique, puis on verse dans le vase le liquide à essayer, jusqu'à ce qu'il af- fleure tout juste la face inférieure de l'aiguille aimantée. En augmentant le liquide dans le vase, on en élève le niveau relativement à l'aiguille aimantée, et on peut alors mesurer la force de résistance du liquide contre le mouvement de l'aiguille aimantée à des distances diverses du niveau. Dans le vase employé, 1 c» de liquide correspond à un accroissement de hau- teur de 0,1 mm. Pour trouver une quantité qui indique l'intensité de la viscosité, on pose un barreau aimanté prés du vase,.au point 90? de l'échelle; on retire le bar- reau dans le sens de la longueur de l'aiguille aimantée et on compte le temps qu'emploie cette dernière pour atteindre le trait de 20°. L'angle parcouru par l'aiguille a done une grandeur de 70". En outre j'ai placé dans les liquides une cloison faite d'un morceau de carton et ayant la forme indiquée dans la figure 9. Le but de l'emploi de cette cloison a été de trou- ver l'effet de la résistance du liquide sur le mouvement de l'aiguille aimantée, quand les couches du fluide sont dans l'impossibilité de se mouvoir avec l'aiguille. La cloison a été placée verticalement et dans une direction telle, qu'elle for- mait avec le méridien magnétique un angle de 50". Fig. 9 Avant d'essayer de tirer des conclusions par rapport à la variation de la viscosité des liquides je communiquerai ici les résultats obtenus [ngo aura ES] par mes expériences. Recherches sur les liquides. [89] An Tab. VIII. Eau. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau , ment en secondes. — du liquide. Sans | Avec cloison. | cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . 5,3 12,7 3 supérieure 5 j £ dw. 5,4 — E 5 au-dessous du niveau 3,0 — > de la chape au niveau . . . 2,8 — La chape au-dessous du niveau + . . . . . . . 2,8 2,9 s à une distance de 1,7 mm du niveau . . 2,8 Merle La température de l'eau était à peu prés de 21°. Les expériences faites à des températures diverses entre 20° et 45? ont donné des résultats si peu différents de ceux énoncés plus haut, qu'il ne semble pas possible d'arriver par la méthode employée à des conclusions sur la variation éventuelle de la visco- sité avec la température entre les dites limites. Tab. IX. Huile de girofle. Le temps du mouve- Position de l’aiguille aimantee par rapport au niveau Mt ment en secondes. du liquide. Sans Avec cloison. cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . 5,6 8,2 = superieure - 5 » m E i3 — ^ 2 au-dessous du niveau S — 5 de la chape au niveau . . . E E La chape au-dessous du niveau . . . . . . . . 94 11,5 26 E. J. MELLBERG. Tab. X. Huile d'amande. Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau ment en secondes. du liquide. Sans Avec cloison. cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau. . . 244 | 40, »- supérieure B $ à a 33,7 — 4 ^ " au-dessous du niveau 5333 — 5 5 de la chape au niveau . . . 58, | — La chape au-dessous du niveau . . . . . . . . BB - à une distance de 2 mm du niveau . . . 591 | 69, ane EXT Huile d'olive. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau MT. ment en secondes. du liquide. Sans Avec cloison. cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . 26,9 25,7 a superieure $ = » Ne 46,0 — ^ * N au-dessous du niveau 65,3 — - > de la chape au niveau . . . 67,4 — La chape au-dessous -du-niveau .- . . , . . . . 63,8 —- 5 à une distance de 2 mm du niveau . . . 61,2 72,0 ID -» Recherches sur les liquides. Fab. XIE Huile de rosmarin. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau ment en secondes du liquide. Sans | Avec cloison. cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau. . . Qo. | 2,0 supérieure ^ 5 5 E oo d 2,3 -- 5 5 au-dessous du niveau da. 5 .— ^ 2 de la chape au niveau . . . 41 | — La chape au-dessous du niveau. . . . . . ... 4,0 4,2 à une distance de 2 mm du niveau . . . 4,0 4,1 NED, XI Huile de foie de morue. | Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau ment n secondes. — du liquide. Sans Avec cloison. | cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . | 18,2 | — supérieure = A 4 C SR 28,6 362 3 au-dessous du niveau 41,3 — : de. la chape au niveau. . . 46,8 — La chape au-dessous du niveau. . . . . . . . 49,95 quoi à une distance de 5 mm du niveau . . . 43,5 -—- 2 2 2 » 10 mm , > MORTE 35,6 37,9 28 E. J. MELLBERG. Tab. XIV. Huile de pied de boeuf. Le temps du mouve- ment en secondes. Position de l'aiguille aimantee par rapport au niveau du liquide. Sans Avec cloison. | cloison. | La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . 20,5 27,0 » . Supérieure 5 " 5 UE. 42,5 = - - = au-dessous du niveau 59,7 = T A de la chape au niveau . . . 66,0 — La chape au-dessous du niveau. . . . . . 0. 65,6 | — b à une distance de 2 mm du niveau . . . 65,6 18,2 Tab. XV. Essence de terebenthine. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau i ment en secondes. » du liquide. Sans | Avec cloison. | cloison. | La surface inférieure de l'aiguille au niveau . . . le | — ^ supérieure z a T ME au. 1,8 | — » » 3 au-dessous du niveau 2,7 | — . I 5 P de la chape au niveau . . . 3,0 | — : | La chape au-dessous du niveau. . . . . . . . 30 |. — A à une distance de 3 mm du niveau . . . 55, = Recherches sur les liquides. Tab. XVI. Huile de lin. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantée par rapport au niveau ment en secondes. du liquide. SUN Avec cloison. cloison. 99,5 — La surface inférieure de l'aiguille au niveau 100,8 1 32,0 " supérieure A P 4 au-dessous du niveau blo» | — 5 de la chape au niveau . . . 45,9 — La m au-dessous du niveau . 43,0 -— à une distance de 2 mm du niveau . 38,5 | 43,0 mn Tab. XVII. Huile de lin bouillie. Le temps du mouve- Position de l'aiguille aimantee par rapport au niveau ment en secondes. du liquide. Sans | Avec cloison. cloison. La surface inférieure de l'aiguille au niveau 1920 51577 supérieure ^ L à 132(?) — = x au-dessous du niveau St — de la chape au niveau . . . 76,8 -— La chape au-dessous du niveau . 75,0 — à une distance de 1 mm du niveau 75,6 91,3 ” 30 E. J. MELLBERG. La résistance de l'huile de lin bouillie a cependant été tellement forte, que la méthode ou plutót l'appareil employé pour les autres liquides ne s'est pas montré bien applicable dans ce cas. Comparons maintenant les résultats présentés plus haut. On voit d'abord que le temps du mouvement de l'aiguille aimantée dans la seconde position, quand sa surface supérieure se trouve au niveau du liquide, est plus grand que dans le premier cas, ou la surface inférieure de la méme aiguille se confond avec le niveau du liquide. Cet accroissement de temps a évidemment pour cause la résistance du liquide contre le cóté de l'aiguille. En passant de la seconde à la troisiéme position, c'est-à-dire à la position où la surface supérieure de l'aiguille se trouve immédiatement au-dessous du niveau, on remarque un changement du temps du mouvement. Cette variation de la quantité observée se montre chez quelques liquides comme un sureroit, chez les autres comme un décroît. A première vue on pourrait être conduit par là à conclure que la viscosité chez ceux-là est plus grande dans la couche su- perficielle que dans l'intérieur, chez ceux-ci au contraire plus petite au niveau que dans la partie intérieure du liquide. C'est l'énoncé de M. PrarEav. Si cependant on regarde d'un peu plus prés les résultats obtenus par l'ob- servation, on peut en déduire une conclusion tout à fait différente. En pre- nant la différence entre les quantités observées dans la seconde et dans la pre- miére position de l'aiguille, on recoit la valeur de la résistance du liquide con- tre le côté vertical de’ l'aiguille. Si l'on retranche ce nombre de celui de la troisième position de l'aiguille, on trouve le nombre de secondes qui indique la force de la viscosité exercée au-dessous du niveau du liquide sur les deux sur- faces horizontales de l'aiguille. On divise ce nombre par 2 et on recoit une mesure de la viscosité qui correspond à une surface horizontale de l'aiguille aimantée au-dessous du niveau. Le premier nombre dans chacun des tableaux ci-dessus exposés fait connaitre la viscosité correspondante à une surface hori- zontale de l'aiguille aimantée dans la couche superficielle du liquide. Le cal- cul fait de la maniére énoncée a donné les résultats introduits dans le tableau suivant. Recherches sur les liquides. 31 Tab. XVIII. Nombres, indi- | Nombres, indi- 2p résistance, Li ides quant la visco-| quant la visco- Correnpondans T : quic es. sité de la couche | sité dans l'inté- un. des SOLEM NUM TIC verticaux de l'ai- superficielle. rieur. 2 E E guille aimantée, Eau ET 5,3 T5. 0,1 Huileitdeipirofle] "14 o. ab Erlen 5,6 Bie d 17 . d'amande A 24.4 29,0 973 u gehyesslduo: Sana spe 0, 26,9 25 NE INEO | derosmarın EO t TIEMIISOHUO. $028 2,0 1,9 0,3 5 defoie de morue Cr 4545 MU, 3 18,2 T5582 UE EC A de pied de-beuf .-. . . . 20,5 $89! AN . | nur Se ren MONS p. oHm] | 99.5 200 | 155 Essence de térébenthine . . . . . . 1,6 u 0,2 On voit donc que d'après les résultats précédents la viscosité de la couche superficielle est plus grande que celle de l’intérieur chez les liquides observés. On pourrait faire l'objection que la résistance exercée par les liquides sur un côté vertical de l'aiguille aimantée est calculée en partant de ce point que la différence entre la résistance de la premiére position et celle de la seconde position de l’aiguille aimantée ne serait provoquée que par l'action du milieu sur le cóté vertical de l'aiguille, tandis que la surface inférieure de cette aiguille dans le premier cas se trouve au niveau du liquide et dans le second cas est au-dessous du niveau. Selon la nature des expériences en question, lhypothése énoncée doit étre admissible. Cependant, pour étre assuré que cette circonstance n'ait pas d'influence sur la loi indiquée, j'ai fait le calcul pour les liquides qui selon M. PrarEAv auraient un excès négatif dans l'intérieur, en sup- posant la résistance sur la face inférieure de l'aiguille aimantée dans la seconde position le plus grande possible, c'est-à-dire indiquée par la moitié du nombre trouvé dans le troisième cas, mais même pour cette limite j'ai trouvé la visco- sité intérieure moindre que celle de la couche superficielle. Je reviens par cela au principe de M. PrarEAv. On trouve ce principe énoncé en ces termes ): „La couche superficielle des liquides a une viscosité ') Statique expérimentale et théorique des liquides soumis aux seules forces moléeulai- res, Tome second, Gand, 1873, p. 75. 32 E. J. MELLBERG. propre, indépendante de la viscosité de l'intérieur de la masse; dams certains liquides, cette viscosité superficielle est plus forte que la viscosité intérieure, et souvent de beaucoup, comme dans l'eau et surtout dans une solution de sapo- nine; dans d'autres liquides elle est, au contraire, plus faible que la viscosité intérieure, et souvent aussi de beaucoup, comme dans l'essence de térébenthine, l'alcool, etc. M. PrarEAU s'appuie sur ce qu'il a trouvé un moyen qui lui a permis non seulement de constater l'existence des excés négatifs, mais méme de déter- miner approximativement les valeurs relatives de ces excés pour plusieurs liqui- des. Voici ce moyen): „On sait que les oscillations de l'aiguille aimantée sont régies par la méme loi que celles du pendule; les formules concernant le mouvement de ce dernier dans un milieu résistant, s'appliquent donc aussi au mouvement de notre aiguille sur ou dans un liquide. Si l'on admet que la résistance du milieu est propor- tionnelle au carré de la vitesse du pendule, l'équation différentielle du mouve- ment de celui-ci peut, on le sait encore, s'intégrer une première fois, et cette intégrale est: 2 2 i 2 À Ü si e — sam CE"? g cos 9 4gm sin 9 " dí a (1 + 4a?m?) 1 + 4a2m2’ dans laquelle I est l'angle variable que fait le pendule avec la verticale, a la longueur du pendule simple correspondant, » la résistance pour l'unité de vi- tesse, g la gravité, et C la constante arbitraire. Pour lappliquer à notre aiguille, prenons pour origine des angles, non la position de repos, c'est-à-dire le méridien magnétique, mais le point de départ de l'aiguille, c'est-à-dire la position à 90° de ce méridien, et désignons par o l'angle variable; on a ainsi 9 — 90" — o; remplacons de plus 2a par la seule lettre k; celle-ci représentera alors une quantité proportionnelle à la résistance; déterminons la constante arbitraire C par cette condition que, pour o — 0, la vitesse est nulle; enfin considérons c comme représentant l'angle total décrit par l'aiguille jusqu'au point qu'elle atteint au-delà du méridien magnétique, point pour lequel la vitesse est également nulle. Avec ces conventions, l'intégrale ci-dessus devient simplement: sin w + keos o — ke-^? —0... (2) !) Ouvrage cité, Tome second, p. 61. Recherches sur les liquides. 33 Quand l'expérience a fait connaître, à l'égard d'un liquide, l'angle décrit par l'aiguille au-delà du méridien magnétique sur la surface ou dans linté- rieur, il suffit d'ajouter 90° à cet angle pour avoir o, ou l'angle total par- couru depuis le point de départ; portant alors cette valeur de cf dans léqua- tion (2), on en deduira par tätonnement la valeur correspondante de A. — — Avant d'aller plus loin, je dois faire remarquer que notre formule ne peut déterminer & lorsqu'il s'agit de liquides à excès positif; avec ceux-ci, en effet, l'angle décrit sur la surface au-delà du méridien magnétique est dû, en tout ou en partie, à ce que l'aiguille est emportée par la couche superficielle. L’ap- plication compléte de la formule (2) est donc restreinte aux liquides qui n'ont pas d'excés positif, c'est-à-dire à ceux sur lesquels la paillette ou l'aigrette at- tend simplement l'aiguille.* Cette démonstration est fondée sur deux hypothéses. D'abord on a admis que la résistance du milieu est proportionnelle au carré de la vitesse de Vai- guille aimantée, ce qu'on ne peut admettre à propos d'un mouvement comme celui dont il est maintenant question. En outre la quantité k est déterminée sous la condition qu'il ne s'agit pas de liquides à excès positif, ce qui est jus- tement ce quil faut démontrer. On pourrait croire que cette supposition est faite pour étre vérifiée par des expériences, mais cela ne semble pas le cas, parce que la quantité observée est un angle décrit sur la surface au-delà du méridien magnétique, et dans le cas d'un certain liquide cet angle est dü à la force magnétique, dans un autre à ce que l'aiguille est emportée par la couche superficielle. Il faut donc d'abord être convenu de l'espèce à laquelle appar- tient le cas en question, et, pour en décider, on doit observer si l'aiguille re- pousse devant elle un petit fragment de feuille d'or placé sur la surface du liquide ou si elle va simplement heurter la feuille d'or. Mais le fait est que la paillette est repoussée avant d'étre atteinte par l'aiguille, par exemple dans le cas de lhuile d'amande et de huile d'olive, liquides qui appartiennent à ceux chez lesquels M. PrarEAv admet un excès négatif. M. PLATEAv à aussi observé ce fait chez l'huile d'olive et il en donne cette explication '): .— — — dans le cas d'un liquide trés-visqueux comme l'huile, l'aiguille entraine avec elle une masse considérable qui pousse le liquide devant elle, et cette action se fait sentir immédiatement à une grande distance en avant de l'aiguille.* !) Ouvrage cité, Tome second, p. 56. 34 E. J. MELLBERG. Pour me dispenser de toute hypothése sur la nature du mouvement de l'aiguille ou sur celle du liquide, j'ai fait les recherches et exécuté le calcul des résultats de la manière simple ci-dessus exposée. S'il en” est comme les résultats obtenus l’indiquent, on peut établir les principes suivants: 1:0. La couche superficielle des liquides a une viscosité propre et diffe- rente de la viscosité de l’intérieur de la masse; et 2:0. la viscosité superficielle est plus grande que la viscosité intérieure. Cet énoncé s'accorde bien avec les résultats obtenus relativement à la ten- sion superficielle des liquides et avec les expériences faites par MM. Arrur, Hagen et Meunier, d'après lesquelles la couche superficielle de tous les liquides a une plus forte densité que la masse intérieure. EEE Sur les moyens de calmer les vagues de la mer. Dans ce qui précède j'ai fait part de quelques recherches sur la tension superficielle et sur la viscosité des liquides. Mon intention est maintenant de tirer quelques conclusions des mémes propriétés des liquides au point de vue de leur emploi pour calmer les vagues de la mer. On trouve dans l'ouvrage classique des frères Weser „Wellenlehre auf Experimente gegründet, Leipzig 1825" un historique des diverses opinions au sujet de l'influence des huiles sur les flots depuis AmrsrorE jusqu'au temps des auteurs de l'ouvrage nommé, c'est-à-dire jusqu'au commencement de ce siècle. Dans l'antiquité Aristore, PLurarque et PrrxE mentionnent la faculté des huiles de rendre l'eau de la mer plus transparente par la formation d'une couche lisse sur le fluide sous-jacent. PrixE exprime son opinion sur ce phéno- mène en disant: ,Ea natura est olei, ut lucem adferat et tranquillet omnia, etiam mare, quo non aliud elementum est implacabilius.* Les mêmes idées ont été avancées par ERASME DE ROTTERDAM, LINNÉ et d'autres, mais c'est FRANKLIN qui a le premier fait quelques recherches scienti- fiques sur le phénoméne des vagues de la mer et a essayé d'en donner une explication. Il a d'abord rassemblé un grand nombre de faits constatés par des marins, des pécheurs et autres gens de mer, il a de plus lui-méme fait des expériences en petit et en grand. Se fondant sur les matériaux recueillis FRANK- LIN donne de l'influence des huiles sur l'ondulation de l'eau l'explication sui- vante. L'air et l'eau, dit-il, ne se repoussent pas l'un l'autre; au contraire l'eau d'où on chasse l'air, attire de nouveau de l'air. C'est pourquoi le vent, en passant sur la surface de l'eau, peut saisir des particules de l'eau et les élever en petits flots. Les vagues les plus petites, ou vagues élémentaires, donnent naissance à des vagues de plus en plus crois- 36 E. J. MELLBERG. santes. Si l'eau est couverte d'une couche mince d'huile, le vent n'a pas de prise sur le fluide. et ne peut ainsi former les premiéres vagues élémentaires; il glisse sur l'huile et la laisse comme il l'a trouvée. Aprés FRANKLIN plusieurs personnes ont observé l'effet d'huile versée sur de leau, mais la théorie de ce phénoméne est restée presque au méme point, jusqu'à ce que M. VAN DER MENSBRUGGHE, en Belgique, dans quelques notes publiées pendant les années 1875, 1879 et 1882, a proposé une explication nou- velle de l'origine de l'énergie de mouvement acquise par les vagues de la mer, de la production des mascarets à lembouchure de certains fleuves et de l'ac- tion d'une couche d'huile sur les vagues. Voici un passage de la note de 1879, qui contient la partie la plus im- portante de la théorie de M. VAN DER MENSBRUGGHE: „Placons-nous d'abord dans le cas d'une masse d'eau s'élevant vers une côte qui monte graduellement; supposons notamment que la mer monte, par un temps calme, devant une plage en pente douce et ne présentant pas de por- tions rentrantes ou saillantes. Il est clair que les couches d'eau venant du haut de la mer rencontreront une résistance croissante à mesure que le fond s'élève; elles seront donc nécessairement comparables à un troupeau en marche, dont on arréte plus ou moins brusquement la téte, c'est-à-dire que les couches superficielles vont se déverser sur celles qui les précédent. Or, si nous par- tons de la couche la plus éloignée qui recouvre en partie celle qui est devant elle, nous verrons que cette derniere, à cause de la force vive due à la sur- face libre annulée, acquerra un supplément de vitesse vers la cóte; mais alors la couche libre qui précède celle-là, va être recouverte sur une étendue plus grande encore, et conséquemment acquérir un surcroit de vitesse plus considé- rable que celle qui est derrière elle; on conçoit qu'il se formera bientôt une portion déprimée et une vague dont les couches supérieures marcheront le plus vite: cette vague descendra ensuite en vertu de son poids, et les couches su- périeures se déverseront sur la surface libre qui est devant elles; les effets de ce genre devenant de plus en plus prononcés à mesure qu'ils se répétent da- vantage, les vagues doivent acquérir à la fois d'autant plus de vitesse et de hauteur qu'elles se rapprochent davantage de la cóte; ainsi ce qui devait étre un obstacle au mouvement de l'eau vers la cóte, devient précisement une cause et méme une cause puissante d'accélération du liquide vers la plage.“ L'auteur y a joint cette remarque: ,Cette théorie fait aisément comprendre la propriété que possède l'huile de calmer les flots; en effet, l'énergie poten- tielle de ce liquide n'étant que 3,5 environ, la diminution de surface libre ne Recherches sur les liquides. e produira pas la moitié de l'énergie cinétique engendrée par l'eau dans les mé- mes circonstances.“ Quant à l’action d'une couche trés mince d'huile sur la formation des va- gues, M. VAN DER MENSBRUGGHE ne veut pas admettre avec PLUTARQUE, FRANK- LIN, WEBER et VAN BEER, que la cause en est que le vent, glissant à la sur- face de l'eau recouverte d'huile, n'y a aucune prise pour créer des vagues. „Pour montrer l'inexactitude d'une pareille explication“, dit le savant belge, dans sa note de 1882, „il suffit de verser une huile quelconque dans un vase trés large, mais peu profond, puis de souffler obliquement à la surface liquide et prés du bord du vase; on reconnaîtra que le souffle donnera immédiatement lieu à une suite de petites ondes, absolument comme dans le cas de l'eau. Le méme effet a lieu quand on lance obliquement de l'air au moyen d'un petit soufflet. Si, au contraire, on fait la méme expérience avec de l'eau recouverte d'une trés mince couche d'huile, on constate encore la production de rides, mais elles sont beaucoup moindres qu'avec l'eau seule ou bien avec l'huile seule.“ En confirmant en général les énoncés de M. VAN DER MENSBRUGGHE, je veux remarquer quil n'a point fait attention à une circonstance qui doit avoir quel- que influence sur les phénoménes observés, c'est la viscosité des liquides qui s'étalent sur l'eau. Si l'efficacité d'un liquide pour calmer les vagues ne dé- pendait que de la tension superficielle, on devrait avoir le méme résultat en employant des liquides divers de la méme tension superficielle, et par exemple un résultat plus favorable en prenant du pétrole ou de la térébenthine qu'en choisissant quelque huile grasse, ce qui ne s'accorde pas bien avec mon expé- rience. Je n'ai pas encore eu l'occasion de faire des recherches assez nombreu- ses sur ce sujet, mais toutes mes observations me conduisent à établir les con- ditions suivantes pour qu'un liquide soit bien applicable à calmer les vagues de la mer: 1:0. Une faible tension superficielle, surtout pour bien s'étaler sur l'eau; 29:0. une grande viscosité superficielle, pour empêcher la formation des vagues élémentaires; 3:0. la dispostion, que le liquide soit versé par petites gouttelettes et en plusieurs endroits différents, afin que le liquide puisse aisément s'étaler sur l'eau et ne prenne pas la forme lenticulaire. En écrivant cela je viens de trouver une publication faite dans les , An- nalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie^ par M. Körren. Les expériences de M. Kórrrw verifient bien les lois précédentes. Il ap- précie le pétrole comme étant sans effet, l'huile de lin et en général les huiles grasses comme bonnes, ce qui s'ensuit aussi de mes recherches sur ces liquides. 38 E. J. MELLBERG. Seulement il place l'huile d'olive entre les fluides moins propres à ce but et l'essence de térébenthine entre les efficaces, tandis que je voudrais changer leurs places. Cette différence peut cependant dépendre de la pureté des liquides. Mais quant à l'eau de savon, je voudrais, de méme que M. Körren, l'apprécier comme un des fluides les plus efficaces pour calmer les vagues. L'eau de sa- von a une tension superficielle trés faible et en méme temps une viscosité si forte, que l'appareil employé par moi pour mesurer la viscosité des autres li- quides ne pouvait pas servir pour ce fluide. Enfin quand M. Kórrzw dit qu'il faut, pour bien réussir, prendre une partie de savon avec mille parties d'eau, c'est remplir la troisiéme des conditions établies plus haut, et je trouve ainsi dans les expériences de M. Kórrrw une confirmation de mes recherches. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICA. TOM. XXII. N 7. SUR LASEORME INTEGRALES DES EQUATIONS DIFFERENTIELLES AU VOISINAGE DES POINTS SINGULIERS PAR ERNST LINDELÖF. u —— Dou cette étude nous allons nous occuper des équations linéaires aux dérivées partielles de la forme dro n. ct Df. 22007] 10008 (1) X (f) iz X dar + Sn: + KT "n X, Ox, 7 = où X,, X,,... X, sont des fonctions analytiques, développables suivant les puissances entières et positives de 2,,25,...,2,, et s'annulant toutes pour =» =" —=x, —=0. En faisant un changement de variables linéaire on pourra, en général, réduire les coefficients de (1) à la forme X, — Az; — Y Green) où les A sont des constantes et les Y des séries suivant les puissances de 3,...,, ne contenant plus de terme du premier degré. Marquons sur un plan les points dont les affixes sont 4, 2,...,24,, et supposons remplies les deux conditions suivantes: (a) On peut mener par lorigine une droite laissant tous les points 2 d'un méme côté; (b) Il n'existe aucune relation de la forme = pia + Po da ++ pds, Pi, Pa, ::-,Pp, désignant des entiers positifs ou nuls dont la somme soit supé- rieure ou égale à deux. (Cette condition n'exclut pas l'égalité de deux ou plusieurs constantes 2). M. Porncaré a démontré?) que, dans le cas où les deux conditions ci- dessus sont remplies, l'équation (1) admet »—1 intégrales distinctes: !) H. PoINCARÉ: Sur les propriétés des fonctions définies par les équations aux différences partielles (Thèse pour le doctorat, Paris 1879). — Voir aussi E. Picarp: Traité d'Analyse (Tome III, Chap. I). 4 ERNST LINDELÓF. 1 ai 1 À À n n^" m^ T Seed MUS que. À à " E THE THE où 71, T;,......, T, désignent des séries suivant les puissances positives des x, dont les termes du premier degré se réduisent respectivement à 2, 3, ...,.0, et qui sont convergentes tant que les modules des x restent suffisamment petits. Ces séries vérifient d'ailleurs les équations X (T) = 4 Ti (= I cr uen Il nous a paru intéressant d'examiner comment se modifie le résultat précédent dans le cas plus général où, l'hypothèse (a) étant toujours vérifiée, il existe entre les constantes A des relations linéaires de la nature indiquée ci- dessus. En suivant la voie tracée par M. Poincaré, nous avons réussi à intégrer complètement l'équation (1) dans ce cas et à établir ainsi le théorème énoncé au n° 7. Il est évident que ce théorème renferme le résultat obtenu par M. Poincaré dans le cas où les hypothèses (a) et (b) ont lieu simulta- nément. Les résultats auxquels nous sommes arrivé entrainent des conséquences intéressantes relativement au systéme des équations différentielles ordinaires day _ dag _ Nm. xe que nous écrirons sous la forme suivante: t étant une variable auxiliaire. Nous allons démontrer en effet, au n? 8, que dans les hypothéses ou nous nous sommes placé, les solutions générales de ce systéme sont développables suivant les puissances entiéres et positives des arguments a Qu pur, log t, en désignant par Ay, Any; +--, 4», celles des constantes A qui ne dépendent pas linéairement des autres. Au moment de commencer la rédaction des pages qui suivent, nous avons eu connaissance de limportant mémoire de M. Horn récemment paru dans le Journal de Crelle'). L'auteur y établit, sur les systèmes d'équations différen- k !) J. HORN: Ueber die Reihenentwickelung der Integrale eines Systems von Differentialgleichun- gen in der Umgebung gewisser singulärer Stellen (Band 116). Sur les intégrales des équations différentielles. 5 tielles ordinaires, des théorémes, d'une grande généralité, et montre, en particu- lier, comment on peut calculer directement, par la méthode des coefficients in- déterminés, les séries dont nous avons démontré l'existence. — Bien que sui- vant une vole essentiellement différente, notre recherche présente naturellement plusieurs points de rencontre avec celle de M. Horx. En développant des questions analogues, nous n'avons pas hésité à adopter la terminologie si com- mode du géométre allemand. 1. Soit donc donnée l'équation linéaire aux dérivées partielles 3 ally «ug? . of " AC = RX EXT —— de DNA EQ) () (/) da Tue Op + i 0x, d où Ki dia — Y; GARE Mi) les Y étant des séries suivant les puissances entières et positives de 2,,4%,...,4,, convergentes lorsque les modules de ces variables sont suffisamment petits et ne contenant que des termes de degré supérieur au premier; quant aux constantes 2, nous les supposons assujetties à la seule condition (a). En suivant la marche indiquée par M. Poincaré, nous aurions à chercher une série de la forme © En be 1 Vi Ve v r= Li + > C, yv, Ta Lo Un” , — 1) st satisfaisant à l'équation X(f)=2;f, que nous mettrons sous la forme of of À or (3) A x dx, + À Lo Oy; JE sonen EMT f of ^ " 7 PES E HE Sr Yo dr, En y substituant à f la série (2), on trouve on EN TT NE = Dre CR" Dit +V,—2 oit Ps... (C) est une fonction entière et rationnelle des coefficients de Y;,..., Y, et des constantes C neg, nme»); en égalant, aprés la substitution, les coefficients de art x," dans les deux membres de l'équation (3), on aura donc 6 ERNST LINDELÓF. (4) (A, Vi + 45 Vo + Ac + A, y. — À) Coins, = RNE) (9, + v3 eb va > 2), relations de récurrence qui devraient servir à la détermination des C. Or il peut y avoir un certain nombre fini de relations À; = Da + pP 2 + SE Spa a (u = ils 27 e), les p étant des entiers positifs ou nuls tels que u Pp caes a2, M Dés lors, dans les relations (4) les facteurs numériques des coefficients Aya s'annulent, et l'on serait donc arrêté dans le calcul, à moins que le second membre de (4) ne disparaisse en méme temps que le premier, ce qui n'arrive que dans des cas exceptionnels. Il est donc, en général, impossible de satisfaire à l'équation X(f)—2,f par une série de la forme (2). Mais on pourra toujours trouver une fonction q& développable suivant les puissances entières et positives des x: p= > 9, v, -- v, apa. : TA telle qu'il soit possible de satisfaire formellement à l'équation (5) Xf=kf+ par une série de la forme (2). En effet, en écrivant cette équation sous la forme i of AL of of zc Vesp Of: j "c M FTD Rd LE ME IET et substituant à f la série (2), nous aurons, pour calculer les coefficients C, les relations suivantes: (6) (4 v, + Aa V3 d d An Y, — Àj) C mv, = Pino, (C) + $m, ev, Nous disposerons des quantités 4,,,,...,, en sorte que le second membre s'an- nule en méme temps que le premier, ce qui est toujours possible et n'implique qu'un nombre fini de conditions. Alors le caleul des coefficients C se fera de proche en proche, sans qu'on soit jamais arrété. Seuls les coefficients 7 C (7) OMR (ala, p (a) ) DE -1 Sur les intégrales des équations différentielles. I q resteront arbitraires. Si nous convenons d'égaler à zéro ces coefficients, nous aurons une série satisfaisant formellement à l'équation (5) et ne contenant plus rien d'arbitraire; nous la désignerons par F. 2. Il s'agit maintenant de prouver la convergence de la série F, que nous venons de former. A cet effet, nous faisons d'abord remarquer, avec M. Poixcaré, qu'il existe un nombre positif e tel que l'expression (8) Sinite Aa S NES 1 en à Vi + Vo Mee + y, — 1 restera supérieure à & en valeur absolue dés que mn +2 +": cr, N,en désignant par N le plus grand des nombres entiers positifs u) (4) (4L) ) på Tp He. 4p (We EE): En effet, en écrivant cette expression sous la forme lim + do Ya HF HÀ Vä À; Dar bxc oe yi + V9 MT Bv, 1 , 1 N Vi + Va + e| Sr v on voit qu'elle tend vers Avıt da Va E + s, M +++ lorsque r, +13 ++, augmente. Or cette dernière expression est l'affixe du centre de gravité de masses égales à r,, v;,..., v, respectivement placées aux points 2,, 25, ..., 4,, et d'après l'hypothèse (a), son module aura donc une limite inférieure différente de zéro. D'ailleurs, tant que r,-4- ro +:::+v, > N , le nu- mérateur de (8) ne s'annule pas. L'existence du nombre & est donc démontrée. Soient Y,,..., Y, les séries obtenues en remplacant respectivement dans Y,..., Y, tous les coefficients par leurs modules, et désignons de méme par e la série D = > |mPYıyVa... y yn p | v,v,--, [74 To D, d On pourra fixer un champ de convergence commun des séries Ve REN TY soit (9) VE eS (BEN): Soient M, M,,..., M,, D les valeurs de ces series pour ==: "=2,=r, ou, ce qui revient au méme, leurs plus grandes valeurs absolues dans le champ (9), et posons enfin MEME M, M. 8 ERNST LINDELÖF. Ces conventions faites. nous allons comparer la série F à une autre série T^ EJ Pa Qu Ya Va formée comme nous allons le dire. Eerivons F -0F yg a (10) er T M: 2 Due nic ecu les 5» étant les mêmes fonctions par rapport aux C et aux coefficients des SÉRLES AA, ec queues bos par rapport aux (C et aux coefficients de Y,...,Y,. Nous donnerons aux constantes Vis Vart v, (ri + +..+m| Ci quels que soient les indices »,,7,,...,»,. En effet, le second membre de (11) sera constamment supérieur au module du second membre de (6), et d'autre part on a, d'aprés ce que nous avons dit plus haut, ern 4- Va E d 9, — 1) «|A v, +, +... HK An 9 — A| dés que +++, > N. Nous pouvons done affirmer que la série F est certainement convergente dans le champ où converge la série F. 3. Etant donnée une expression quelconque f développable en série sui- vant les puissances entières et positives de 2,,275,...,2,, nous désignerons par |f I" l’ensemble des termes de cette série de degré Fen ou égal à u. En par durus nous écrirons Sur les intégrales des équations différentielles. 9 Soit encore t une variable réelle assujettie à la condition OST et faisons 4, — 0$ ==, =t; on aura, pour l'ensemble des termes de degré u+1 de la série 7, l'expression suivante: AA 7 __ ,U--1 al RASE: » Uh vy ul Il s'agit de trouver une limite supérieure de cette expression. Les formules (11) nous donnent, en supposant u > N, (12) WE > C, en, = Y HE 23 LO (Ga + Er, mu i). Or, les quantités P étant toutes positives, on aura d’après (10), pour les valeurs positives des x, = ö GIE oF P, aui at" | m ee | > 9774,71 On < Do d: 5 0x, ul — OF, | M OF, + 5a65od Y, = 5 Ox, 0X, “1 et par suite inferieur å y IF, Y oF, T Qu, + Vei ties. + n à: 4 7 on en Concluf, en faisant =» =. -=2,=r, = on OF. 1 m En ul, ( 3) : Pre, = | \ 0x: Vv + Y, Ox, | vc: +7v, = utl (a.m, =") Soient M^, M”,... les valeurs des polynómes EE pour 4, =%='"—=a,=r. Tous les coefficients de ces polynômes étant positifs, on trouve en différentiant OF. M (4) DUE uu = k= 1229 = E CT ( poer (un pum) le second membre de (13) est donc inférieur à (u) e LOGI tr IM n2 10 Ernst LINDELÖF. et par suite, on a l'inégalité suivante: D'autre part nous avons, d'aprés un théoréme connu, o > |n, | s Gm v, dr m ut Dés lors, la formule (12) nous donne (u) 5 MM, o > C, un er F = + 3 : usu EIE weM et, en posant pour abréger M [7] TT ap T y oa (ks pilo sh nous aurons done enfin, £ restant toujours dans l'intervalle o — £r, = N Hin mic Mm eu(,) c'est précisément l'inégalité que nous voulions établir. Il s'ensuit, pour t=r, (&+1) M" RO De m qu ; i LA les K désignant des constantes qui seront déterminées tout à l'heure, et nous chercherons à satisfaire à l'équation X(f) ^ft en faisant (7) v v, (16) f= T, 3 GE Orr, ag end 5 Tv, —2 Pour que le caleul des coefficients C soit possible, il faut et il suffit que, dans les formules analogues aux formules (6) du n" 1, le second membre s'annule chaque fois que les indices r,, v»,..., v, se confondent avec lun des systèmes (M) (u) (4) a D; > Do 5 Ahr » D, (mal? 00) 0 c Sur les intégrales des équations différentielles. li Or, on trouve, en conservant la notation du n° 1: guy suyo He Fete , - Pug CER où les termes supprimés ne dépendent que des constantes A, telles que (v) 0) (Uu) (u) Pis zb P «pn esc ? On pourra donc disposer des constantes Æ de manière à satisfaire successive- ment à toutes les conditions indiquées, et réciproquement ces constantes se trouveront par là méme entièrement fixées. Nous désignerons par — 2, l'ex- pression 9 où l'on aura déterminé les valeurs des constantes A comme nous venons de le dire. En somme, on pourra donc calculer une série (16) satisfaisant formelle- ment à l'équation différentielle (17) X(f) A. f — X, et, d'aprés le théoréme démontré au début, nous pouvons affirmer que cette série converge pour les valeurs des æ de modules suffisamment petits. Elle contient d'ailleurs les constantes arbitraires Qu ^ (18) Ca... (to (uim y. A1 hh En les égalant à Zéro, nous aurons une intégrale de notre équation qui ne contient plus rien d'arbitraire; nous la désignerons par 7,. Remarque. Chacune des expressions (u) (4) (&) h 2 P, Tiu : TP a FS vérifie évidemment l'équation différentielle X (f) — 2, f. On en conclut que l'intégrale de l'équation (17), qu'on obtient en laissant arbitraires les constantes (18), peut s'écrire ( #) Ben (n) Pini PY QUE à 173 @ c 6 £ : c - les da désignant de nouvelles constantes arbitraires, qui sont des fonctions li- néaires des constantes (18). Le raisonnement précédent s'applique sans aucune modification aux nombres A des classes supérieures. Nous pouvons donc affirmer qu'on peut former m séries bien déterminées de x, 2, ...,# u 144.4 LIBRARY X rts = 16 ERNST LINDELÔF. dont les termes du premier degré se réduisent respectivement à 41,49, 9,0 "n Dune qui convergent pour les modules suffisamment petits de o,,...,, et qui véri- fient les équations ! X(B) 537, qom NUT AT >, (G=h+1,...,n), où 2, désigne l'expression suivante (m étant l’ordre de la classe à laquelle appartient 4,): Pa > " np på nt qua la somme du second membre portant sur tous les systèmes de nombres entiers positifs ou nuls jf, pt, D _,» tels que (10) 4 (m) (4) BE Dia 4 LE Pr2 d 1% ul Pr d, ert i 4, 2 (4) | QU) qu) 1 Do = Pra Tee -F Piu 22; les constantes K, enfin, se déterminent par la condition méme que le calcul des séries T soit possible. Etant donné un terme tel que KT) STE où K désigne une constante et les p des entiers positifs ou nuls, nous con- viendrons de dire qu'il a le poids Pi À + Pa d ++ Pn Ang I et le rang Pi v, + P» Va är Se + Du Ve En adoptant cette définition, on constate facilement que les expressions dr jouissent des deux propriétés suivantes: 1" Tous les termes de 2, ont le poids Aj; 2? M, ne contient pas de terme de rang supérieur à v,— 1. Dans le cas général, c'est-à-dire si les coefficients de l'équation proposée ne satisfont pas à certaines conditions particulières, Z, contiendra effectivement des termes de chacun des rangs v,— 1, v, — 2, ...,2, 1,0. Sur les intégrales des équations différentielles. 17 6. En désignant par / une variable auxiliaire, posons - d Ü X()-XQ et] mx gb ber AE E nous allons chercher une intégrale de chacune des équations différentielles (19) NEL OE WD PER ‚n). Les /, premieres équations: X (f) — 4 f, X (f) = Aa f, Ra iuo ; X(f) = 4f, admettent respectivement pour intégrales les séries Soit maintenant 4, un nombre de la seconde classe; nous savons former une serie T,, telle que (20) X (D) EIN Ze 2, où 2, se compose exclusivement de termes de poids 2, et de rang zero. Or, on a 2 Po 2 2 Pi ee (nada aa at cena) TU De To à c'est-à-dire qu'en effectuant sur un terme quelconque de rang zéro l'opération indiquée par le symbole X (f), le terme se trouve simplement multiplié par son poids. On en conclut X (3) = A, d'où il suit (21) X(2: log t) = 4, 23, -log { + 25. En ajoutant les équations (20) et (21), il vient: X (0, + 23-log 0) AR (T, + Zn: log 0. Done, les équations Xa (f) = Anta f, ie , X, (f) = Auf; admettent respectivement pour intégrales les expressions Tia IE Za i log Care , Ir Ir In x log t. Passons maintenant à l'étude de l'équation (22) X(f) S f, 18 ERNST LINDELÖF. où A, appartient à la troisième classe. Nous avons d'abord X(15) = À Ti — 2, l'expression 2, étant composée par des termes de poids 2, et de rang inférieur ou égal à v; — 1. Soit DR TENTE RAT US 1 4-1 un de ces termes, A désignant une constante. On trouve > ,P Pr Pur! mPn+t2 p XQ)-Av-—ETn--To pans Tu cm Bai tire nl 142 ) —1 bar dou TE 4-1 l3—1l la — et on consíate facilement qu'en développant le second membre en une somme de termes de méme forme que w, ces termes seront tous du poids 2, et d'un rang inférieur à v, — 1. Nous aurons donc X (2) = À 2. =) = 2.2 , où l'expression 2,, est composée de termes du poids 2, et d'un rang inférieur ou égal à v,— 2. En répétant le méme raisonnement, nous trouvons succes- sivement: X(2,3 — M Zio = — Xia: X(2,9 C Ar us = — P2 , les termes de Z,, ayant un rang inférieur ou égal à r,—3, ceux de Z,, un rang inférieur ou égal à v,— 4, et ainsi de suite. En continuant ce procédé, nous nous trouverons à la fin en présence d'une expression 2; 1, telle que 7 se A bl zc x X u, ) Ar RR! kg LE où le second membre ne contient plus que des termes de rang zéro, en sorte qu'en poussant le caleul un pas plus loin, on aurait X (2,,,) mA, 2 +: = O0. dy ey Pour plus de conformité nous écrirons 2,, au lieu de &,. Nous pouvons alors énoncer le résultat suivant: les fermes dont se compose Vexpression 25 (u = 15257255 JR Sur les intégrales des équations différentielles. 19 ont tous le poids à, et un rang inférieur ou égal à v,— u. ll est évident des lors que 7,<7+,; dans le cas général, lorsque certaines relations particulières n'ont pas lieu, on aura 7, = v,. Il est maintenant facile de former une intégrale de l'équation (22). En effet, on aura successivement : x M. X (= 11-log à) = Ar 2 log t — 2%2.log té + Za > 2 log? t gt sl kd = 2 = 4 De == Se + 22: log t a log ) AUS t log^ 4 log’? Se DES sr un LET X b 1 (Ja—1)! k Ky D (EE D) kj." (> 1)! 15 23,5, AT EN D (a MÖTEN E (1:42 TIS X (2, pom År 2,5," ERIS + E FN En ajoutant toutes ces équations, on trouve ou f, désigne l'expression suivante: log? t log’* t fe = Ti + Zı-logt + 2. +... TEX Cette expression nous fournit done lintégrale cherchée de l'équation (22). Le raisonnement qui précéde s'applique sans modification aux autres équa- tions (19), et nous saurons donc former une intégrale de chacune d'elles. Or, l'équation X (f) — 4,f admet encore l'intégrale évidente ^. On a donc les deux égalités suivantes: X fo) dise À (1%) zm. tr, d'où l'on tire X E )- LR X (FD) —feXQQ _ 1h (x) c'est-à-dire que l'expression 5 est une intégrale de l'équation (ao Nous avons done démontré la proposition suivante; 20 ERNST LINDELÖF. L'équation différentielle linéaire NR nen NEC): e ER U dn a air +, tg e admet pour intégrales les n expressions suivantes: Tod n, ih > ta DATE PAR T, + 2, -logt (23) it X 2: (h — hd 1, e" Liang I); i^^ : M j iip ous uox Eun Fu. joe DES | LEN D B Gabin), où les Zu se calculent par la formule de récurrence X) 4X, = Eun i5 Exe P (3,, = 2) les j, désignant des entiers positifs égaux ou inférieurs aux nombres v,. 7. L'équation X(f)=0 une fois intégrée, l'intégration de l'équation proposée ; 0 0 0 (1) X(f) = Xs. Xia 0, ne présente plus aucune difficulté. Nous n'avons, en effet, qu'à choisir, parmi les intégrales de X (f)-— 0, celles qui ne dépendent pas de /; en d'autres termes, il s'agit de former des fonctions des intégrales (23), ou la variable t ne figure plus. | En prenant d'abord le premier groupe de ces intégrales, nous en tirons immédiatement les expressions suivantes: EE: a DUR Tu (24) RARE SM A ER CIS en AGP n Aq h T, T, T, qui sont toutes des intégrales de l'équation proposée. Sur les intégrales des équations différentielles. 21 Passons maintenant aux autres intégrales (23). Il pourra arriver, dans des cas particuliers, que certaines de ces intégrales ne contiennent pas de terme logarithmique, et alors l'équation proposée admettra encore d'autres intégrales de méme forme que celles que nous venons d'écrire. Mais, ce qu'il importe d'observer et dont on se rend facilement compte, c'est que, s'il figure réelle- ment des termes logarithmiques dans l'une quelconque des intégrales (23), il y aura nécessairement une intégrale au moins, où logé n'entre qu'au premier degré. Pour fixer les idées, nous nous placerons désormais dans le cas où cha- cune des /4,—/, intégrales (23) du second groupe contient effectivement un terme logarithmique. Nous avons montré que X(2,) = 4 2, (k=4u+1,--,b), NN . . E] . 2, . . * = = d'où il suit que l'expression = satisfait à l'équation X (f) —0. Cette équa- pr tion admet donc aussi les intégrales T, ae 2j, 3 log f 7i T, T = pai Ne (Br S Es Lj en retranchant la dernière de ces intégrales (h — /;) de chacune des précédentes, nous trouvons les /,—/,—1 expressions suivantes: TN El (25) = G=lh+i,..h—1),. } l2 lesquelles, étant indépendantes de t, vérifient toutes l'équation proposée. Une autre intégrale de cette équation se déduit en partant de l'expression JL y == +logt 12 En effet, on trouve m DESEE ra. E, TTE gb et en multipliant par 3, t 1 T du SV mme Zn 1 22 ERNST LINDELÖF, L'expression (26) Te nous fournit done aussi une intégrale de l'équation (1). Occupons nous maintenant du troisième groupe (23). En désignant par v la méme expression que ci-dessus, nous pouvons écrire: 1 2 3l log” t 2 j Zu logt + 25,5-log?t-E + Em = Riot BU TV +R V, Jk* les À représentant des fonctions rationnelles des 7, qu'on peut calculer en égalant successivement les coefficients des diverses puissances de log/ dans les deux membres de l'équation précédente. Apres cette substitution, les intégrales (23) du troisiéme groupe deviennent: RE 2 Ts; dr y^ (Ice nh En écrivant que cette expression satisfait à l'équation X(f)- 0, et obser- vant que w est une intégrale de la méme équation, on trouve TR ne Eye ve x (^ 2 +) as Rte + x( 32) «Wa = 0. Or, puisque cette équation doit être identique, il faut que les coefficients des diverses puissances de log? s'annulent séparément; on aura donc successivement : (nos (le) eo et par suite X pe =0. Les expressions (27) SE HR a), vérifient donc l'équation différentielle X(f)=0. Il en est de méme des ex- pressions 2} ; (28) by (mmy PLUS Sur les intégrales des équations différentielles. 93 puisque, d'après ce que nous avons dit plus haut, la somme >), se compose exclusivement de termes de poids A, et de rang zero, en sorte que X(2,,)—2, 2,5, ). En divisant (27) par (28), nous trouvons l'expression Z5. T, nig R, 0 RE laquelle, étant indépendante de t, vérifie nécessairement l'équation (1). Ecrivons By = P, > ? A Q, P, et Q, étant des polynömes par rapport aux 7. Il est facile de voir que Q, ne contient que 7;, T5,..., T,,, et que dans P, ne figurent que Tj, T»,..., Ti, ,, m étant l'ordre de la classe à laquelle appartient 2,. D'ailleurs les termes de ces deux polynómes ont tous le méme poids. En résumé, nous avons done démontré le théoréme suivant: L'équation différentielle of of () Joi enis aule piso se E admet en général, sous les hypothèses adoptées, les m — 1 intégrales suivantes, divisées en trois catégories essentiellement distinctes : 1 1 ELS qu cq T^u (a) 2 BI echte h . Eu ape Rate AR i 1 quao ph (HOEL (B) T, .e En 3 (7) T, n T, T. P. LE CUM | 2 205, . QE EA NC m]. LA les 2 et Q désignant des polynômes en T,, Ts, ..., T,, et P, un polynôme en Ty, T, ..., T, ,, m étant l'ordre de la classe où figure le nombre à. Dans des cas particuliers, le nombre des intégrales de la premiére catégo- rie pourra étre augmenté aux dépens de celles de la troisiéme, mais l'intégrale # H J p, P, L4 ') On peut évidemment substituer à &, j, un terme quelconque de la forme 7, 7, ... 7, h dont le poids est égal à Ar. 24 ERNST LINDELÓF.- a de la forme (p) existera toujours, à moins que toutes les intégrales n'appar- tiennent à la premiére catégorie. 8. Après avoir intégré (n° 6) l'équation aux dérivées partielles x, Aix, Ÿ 1 gg, nous pouvons écrire immédiatement les solutions générales du systéme des équa- tions différentielles ordinaires: (29) EN Lau Y (CET on) Ces solutiohs se présentent d'abord sous la forme h ha , T, + 2, -log é = K, t^ (h mi, ,5); log’r t Az Te + 2, logé+...... + b zm zu (k=L,+1,-.,n), Ol AK, Koper, K, desimment les: * constantes arbitraires. Résolvons les équa- tions précédentes successivement par rapport à 7|, 75,..., T,, en substituant toujours les valeurs déjà calculées dans les équations suivantes; il vient (30) T, = K, à + C [os logt+ a, log2t d +, log" t], où i désigne un entier positif non supérieur à v,, et «,, un polynôme en K,,K.,..., K,,_,, m étant l'ordre de la classe où figure 2,. Or, pour % =%=:"—=%,—0, le déterminant fonctionnel des 7 par rapport aux x se réduit à l'unité. Les équations précédentes peuvent donc être résolues par rapport aux variables =, qui sont, par suite, développables en séries suivant les puissances entières et positives des arguments 7^, /^, ... , t^, log t. Mais nous avons vu que les nombres A, (57-1) peuvent être remplacés par des combinaisons linéaires de À, 2,...,2,: 1 år = Gry dr + yo do + LUE + In An G=n+i,.... n). Il s'ensuit p = (P )#1 COLE AME. (duy ü : Sur les intégrales des équations différentielles. 20 et nous avons donc ce résultat que les solutions générales du système (29) sont développables, suivant les puissances entières et positives des arguments en séries convergentes tant que les modules de ces arguments restent suffisam- ment petits. Cependant, on voit facilement que, sous cette forme, les solutions des équations (29) ne sauraient être calculées directement à l'aide de ces équations, sans qu'on passe par les intégrales (23). Pour que le calcul direct soit possible, il faut choisir d'autres arguments que ci-dessus. Nous avons démontré plus haut (p. 13) qu'il existe au moins une combi- naison linéaire de rang r,— u équivalente à 2, w désignant l'un quelconque des nombres 1,2,...,7,; soit (&) (&) (4) År = Quad + Gode e or A 7 pe —1 m—1* (u) (u) (a ames ms ein. re u), une telle combinaison, m désignant, comme plus haut, l'ordre de la classe à laquelle appartient le nombre 2,. Les termes logarithmiques figurant aux se- conds membres des équations (30) ont la forme LA tr dog”: t (EE AE ,n), ou bien la forme PER CURT. u ( k=h+1,-.,n ) É u= 1 , 2, : Mp 1 Or, nous pouvons écrire UD UD UO ^ EZ ip : log” 4 4 = (à) EEE (dh) PA (dua log" 1) Enti PS n1. log"n-1 7 Elo. Done, tous les termes des seconds membres de (30) se composent des facteurs (31) À dat. logi Lee "n ".]og”” A et, par suite, nous pouvons affirmer que les solutions générales du système (29) sont développables suivant les puissances entières et positives des arguments (31). Or, M. Horn démontre, dans son mémoire déjà cité (p. 4), que ces 4 26 ERNST LINDELOF. développements peuvent être calculés directement à l’aide des équations (29), par la méthode des coefficients indéterminés. Pour plus de détails sur ce calcul assez délicat, nous renvoyons au mémoire de M. Horn, où se trouvent d'ailleurs démontrés d'autres résultats encore plus géné- raux relatifs aux systémes d'équations différentielles ordinaires analogues au systéme (29). Si, dans les équations (30), on égale à zéro toutes les constantes Æ excepté Kon, K, 42:5, K,, qui correspondent aux nombres 2 de la dernière classe, tous les termes logarithmiques des seconds membres disparaissent. On en con- clut que le systeme (20) admet, comme solutions particulières, des séries à 7 — !, constantes arbitraires, procédant suivant les puissances entières et positives des À À arguments #'et1,...,4”, et convergeant tant que les modules de ces arguments restent suffisamment petits. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICH. TOM. XXII. X 8. ÜBER DIE RELATIVE VERSELFUNGSGESCEWINDIGKETN DER ALKYLSUBSTITUIRTEN MALONSÄURBESTER. VON ESIDVESEITJUE) Pop — BIER ÜBER DIE RELATIVE VERSEIFUNGSGESCHWINDIGKEIT DER ALKYLSUBSTITUIRTEN MALONSÄUREESTER. Durch frühere Untersuchungen habe ich den Einfluss der substituirenden Alkyle auf die Lactonbildung der Oxysäuren, auf die Anhydridbildung der zweibasischen Säuren, sowie auf die Kohlendioxydabspaltung der Malonsáuren zu ermitteln versucht. Bei den erstgenannten Reactionen wirken die Alkyle ausnahmslos beschleunigend, wenn auch in verschiedenem Grade je nach Zu- sammensetzung und Anzahl. Dass dieses Verhalten auf den Einfluss der ein- tretenden Alkyle auf die Configurationsverhältnisse der Molecüle beruht, liegt nunmehr ausser Zweifel. Anderseits giebt es aber auch Reactionen, bei denen substituirende Radicale, auch Alkyle, eine ,sterische Hinderung^ bezw. Herab- setzung der Geschwindigkeit bewirken. Solche Reactionen sind in den letzteren Jahren nahmentlich von C. A. Biscuorr sowie von V. Meyer untersucht wor- den. Der letztgenannte hat an einer grossen Anzahl aromatischer Sáuren nach- gewiesen, dass die Benzolcarbonsäuren, welche an den dem Carboxyl benachbar- ten Kohlenstoffatomen Radicale (NO,, Br, CH, etc.) enthalten, sich mit Salz- süure und Alkohol ungemein schwieriger esterificiren lassen, als die, in denen diese Kohlenatoffatome Wasserstoff binden. Die Raumerfüllung dieser Radicale soll nach Meyer den Eintritt der Alkoholreste erschweren bezw. verhindern. Dass überhaupt die Esterbildung bei den organischen Säuren wesentlich von ihrer Constitution abhüngig ist, geht aus den umfassenden Untersuchungen MENSCHUTKINS hervor und dass dies auch bei dem reciproken Vorgang der Fall ist, haben mehrere Forscher, welche die Verseifungsgeschwindigkeit der Ester verschiedener Säuren untersucht haben, dargethan. Sie stellen dieses Verhalten in Zusammenhang mit der von der Constitution abhängigen verschiedenen Stürke der Säuren. ') Wenn aber einmal Platzverhältnisse im Molecule diese Reactionen 1) Siehe namentlich CONRAD u. BRÜCKNER, Zeitschr. f. phys. Ch. 7, 290. 4 Epv. HJELT. beeinflüssen können, so kann natürlich die Stärke der Säuren nicht allein massgebend sein. Um speziell den Einfluss substituirender Alkyle auf die Verseifungs- geschwindigkeit kennen zu lernen habe ich vergleichende Untersuchungen mit einer Anzahl alkylsubstituirter Malonsáureester ausgeführt. Diese haben den Vortheil, dass die beiden Carboxyle ganz gleichartig gebunden sind und sind ausserdem leicht zugänglich. Wasserlósungen konnten natürlich, wegen der Unlüslichkeit der Ester, nicht in Betracht kommen, auch verdünntere alkoholische Lósungen erwiesen sich nicht als geeignet. Die Bestimmungen wurden deswegen in 99-procentiger Alkohol als Lósungsmittel ausgeführt. Die abgewogene Menge des Esters wurde mit der äquivalenten Menge 1/10 norm. alkoholischem Natron versetzt und die Quantititen so berechnet, dass die Lósungen 1/20 Moleculargewicht des Esters im Liter enthielten. Die Bestimmungen wurden bei Zimmertemperatur (16") gemacht. Das rückständige Alkali wurde nach bestimmten Zeiten durch Titra- tion mit 1/50 norm. Salzsäure bestimmt. Folgende hierhergehórige Ester zweibasischer Sáuren sind untersucht wor- den: Malonsäureester, Methyl-, Aethyl-, Propyl-, Isopropyl-, Allyl-, Benzyl- und Phenylmalonsäureester, sowie Dimethyl-, Diaethyl, Diallyl-, Allylaethyl-, Allylpropyl- und Allylisopropylmalonsäureester. Sämmtliche Ester sind nach der gewóhnlichen Methode dargestellt ausser Phenylmalonsäureester, welcher aus Oxalsäureester und Phenylessigester nach dem Verfahren von W. WisLICENUS bereitet wurde. Behufs Reinigung wurde dieser Ester erst verseift und das er- haltene Natriumsalz wieder esterificirt. Die übrigen Ester wurden nur durch fractionirte Destillation gereinigt, welches Verfahren in dem Fällen, wo viel Nebenprodukte entstehen, doch nicht zu ganz chemisch reinen Präparaten führt. Die Siedetemperatur der untersuchten Fractione sind in den Tabellen angegeben. Die Verseifung hier ist ja als eine Reaction zweiter Ordnung anzusehen, doch giebt die für solehe Reaktionen geltende Formel keine konstante Werthe für Ac, sondern sie zeigen bei fortschreitendem Process eine stetige Abnahme. Das gebildete Natriumsalz scheint unter den angewandten Versuchsbedingungen die Reaction stark entgegen zu wirken und es tritt nach längerer Zeit ein Gleichgewichtszustand ein. Nach der empirisch gefundenen Formel x/A-x. l/V t lassen sich aber Coefficienten berechnen, die, namentlich bei den ersten Bestimmungen, ziemlich konstante Werthe haben. Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstitvirten Malonsäureester. Malonsäureester. I E BE et D ps Bs :9/, WI SI9]Sf[| sap dus | 93z3osasur [] sop 2302 ‘°/, Ut SI9SH 99295950 (] |'?/, UT S193SH sap dus 91z3esasul[) | Methylmalonsäureester. (Siedep. 194—196 ") 5 26,0 10 34,0 20 42,8 40 50,2 80 56,2 160 61,4 390 | 68,4 0,157 0,167 0,167 0,159 0,144 0,127 0,121 24,8 32,0 40,8 | 50,2 57,6 | 65,8 Mittel aus 5 ersten Bestim. 0,159 | Mittelwerth 0, 156 Aethylmalonsäureester. (Siedep. 207 ?.) ae 20 V FER TRES : m Bu A-% V t Beds 2 = © 0,099 18,6 0,101 0,108 23,2 0,097 0,108 31,4 0,102 0,118 40,4 0,108 0,113 49,2 | 0,107 0,107 56,0 0,109 0,093 63,0 0,095 0,109 0,103 0,106 Propylmalonsäureester. (Fraction 218—221 ?.) I II I II SENT. NE E c E EE|BS.ES 2 1 EE] © 1 [SRE] x 1 [SES] za = ct [1] Uu 4 Cc Bu == © 2 Oo Eo — '— s zl FIRE A-x y t Hm A-x VE CL A-x yt peas A-x V t 5:1 595,9 Dr 23,0 0,134 23,0 0,134 19,4 0,109 10 | 31,8 0,146 | 28,6 0,125 29,2 0,134 24,8 0,104 20. ^ 38,2 0,136 36,6 0,127 36,6 0,129 32,4 0,107 40 | 45,6 0,133 44,4 0,126 47,6 0,143 41,6 0,113 80 | 53,0 0,127 53,0 0,127 = — 50,8 0,116 160 | 62,2 — 60,2 | = 60,4 = 59,6 320 | 69,8 = 67,2 = 66,6 — 62,8 Mittel 0,138 0,128 0,136 0,110 | | | Mittelwerth 0,133 0,123 Epv. HJELT. Isopropylmalonsäureester. Isobutylmalonsäureester. (Fraction 211—214 ?.) (Fraction 226 —299?.) I II I II AE P c P = ES $E x 1 $.ER x 1 S.B BEISES BERE um TE XII 3 E ET 2 A-x y t E ds = A-x Vt E ds z Berl LES S^ | #5 Se 5 9,4 0,046 9,0 0,044 10 11,2 0,040 11,4 0,041 20 15,6 0,042 15,6 0,042 40 19,6 0,039 19,0 0,037 80 25,6 0,039 25,0 0,038 0,066 160 33,0 31,6 — — 320 42,6 — 40,4 — Mittel 0,041 0,041 0,064 | | Mittelwerth 0,041 Allylmalonsäureester. Benzylmalonsäureester. (Fraction 218—222 °.) (Siedep. ung. 300 °.) I II I II SUN JANE T xf T LS ÉSldess] ©. [$983 2.1 [ass 2.1 [ao 2.1 S = FÖRS A-x y! EUST A-x Vt E'SE A-x yt EPA A- VE [9 ® S3 NN SMS se 5 5 25,8 0,167 17,0 0,091 -— 10 34,8 0,168 34,6 0,164 21, 0,086 23,4 0,097 20 | 432 0,170 44,4 0,178 29,2 0,093 29,6 0,095 40 | 50,8 0,164 52,2 0,173 — — = - 80 56,2 0,144 59,6 0,165 45,6 0,094 — — 160 = — 63,6 — 49,8 (0,078) 50,4 (0,080) 320 64,4 — 64,8 — = — — — Mittel En] | 0,169 0,091 0,096 2 mx T | Mittelwerth 0,165 Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstituirten Malonsäureester. 7 Phenylmalonsäureester. | II il os EO d E N FER Imo 1 S aus |l we 1 RS RCE LS Der NN | EEE Bu BÖR A-x Vt zi A-2 Vt zo 8| S AS 10 20,6 | 0,139 32.8 0,154 20| 404| 0151 43,8 0,170 40 | 48,2 | : 0,147 51,0 0,164 80 | 52,4 |, 0123 | 55,0 0,137 160 | 58,6 = 60,4 = 320 | 67,8 = 68,8 == Mittel 0,140 0,156 Mittelwerth 0,148 Dimethylmalonsäureester. Diaethylmalonsäureester. (Fraction 221— 223 °.) (Fraction 221— 223 ?.) I II II es LE A Ae P xf ES d gs a 1 SRE zu Fer x dam E CHE Fer eem ESS Bee Se EE Beg A-x yt SR 4x yt E SÉ A-% Vt FER S © => 8 | = ® > Es 5 — | — 5,4 0,025 7,4 0,036 8,6 0,042 10 — | — 1,2 | 0,024 10,4 0,038 11,0 0,039 30 10,6 0,021 10,8 | 0,022 14,2 0,030 15,8 0,034 90 16,4 | 0,020 16,6 0,021 16,2 0,020 17,8 | 0,023 270 | 22, | — 22,2 — — — — — Mittel 0,021 0,023 0,031 0,034 | [AR | Mittelwerth 0,022 0,033 8 Epv. HJELT. Allylaethylmalonsäureester. Allylpropylmalonsäureester. (Siedep. 233 ©.) (Fraction 240—941 ?.) I II I II SEE ? og E FO EZ S a ES tz 1 5 à FR C d a Ewa S LE E + oBB RA NET œ E ® = DIE ORT soo Bend AX yt [m*as 4 Ben® Bone FS o S o "N o 7 S e "RN => € =S c I el GS ® 10 12,0 0,043 — 20 17,2 0,046 15,8 0,046 40 | 20,4 0,040 18,8 0,045 80 | 23,0 0,033 22,4 0,036 160 23,8 — 24,6 320 26,8 — 26,0 Mittel 0,041 | -Je | Mittelwerth 0,039 Diallylmalonsüureester. Allylisopropylmalonsäureester. | (Fraction 233—937 ©.) (Fraction 237 — 240 9.) I II I II SAS = d Eg d = «| ESIE BEI x 1 |. x 1 |34ES 2 ESR t. Em [m eje © à P er — Dmm m iu LES FF Be du ym. possem APVT len az ee i CS S3 S SOME, EC: 5 8,4 0,041 7,8 0,038 9,6 0,047 7,6 0,037 ORB PX 0,035 13,0 0,039 10,6 0,038 8,6 0,030 (15 Min.) (15 Min.) 30| 18,2 0,043 16,8 0,037 11,6 0,024 9,8 0,020 90! 25,8 0,038 23,9 0,037 12,0 (0,014)| 10,6 (0,012) 270, 27,6 == 29,8 E - ar = 1260 = 17,6 = 18,6 Mittel 0,039 0,038 0,036 0,029 | | | Mittelwerth 0,0385 0,033 Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstituirten Malonsäureester. 9 € Wenn man den Verlauf der Reaction bei den verschiedenen Estern gra- phisch darstellt, oder die Ester nach der Grüsse der empirischen Reactions- coefficienten ordnet, erhält man folgende Reihe: Coefficient. (Mittelw.) Adlvimalonsaüreesten s EME ER I 9,065 IMAIONSATIREESTETV RS 39 x A SU o em S 1 05 Phenylmalonsaureesteg ee. . peo e 020,148 Aethyl * c qe DS dag Propyl ^ SL EN 2 PT AO 23 Methyl x We fto ToS ETE NEOSTOD Benzyl " mus] PESE 20:00 Isobutyl 2 n CU REC I BS N | Isopropyl = ml Allylpropyl , Fe A FSC RE wer 0 Od Allylaethyl „ SCC Pe TA Se fs DL 2) Allylisopropyl , Men. Luv ee Doté UOS Diallyl 5 a hui SE beds 20,035 Dimethyl x NA ea 5205022 Eine grosse Verschiedenheit in der Verseifungsgeschwindigkeit ist somit vorhanden und auffallend ist zunächst, dass sämmtliche dialkylsubstituirte Ester bedeutend schwieriger angegriffen werden als die Monoalkylsubstituirten, was in gewisser Harmonie mit den von V. Meyer bei den aromatischen Säuren gefundenen Gegetzmässigkeiten bei der Esterificirung steht, wenn man, wie es thatsächlich der Fall zu sein scheint, annimmt, dass die Ester, welche sich leichter bilden, auch leichter verseift werden.) Was die monyalkylsubstituir- ten Ester anbelangt, üben Allyl, Phenyl, Aethyl und Propyl keinen bedeuten- deren Einfluss auf die Verseifung aus. Bei Methyl ist schon eine Depression vorhanden und diese wird noch merkbarer bei Benzyl, Isobutyl und nahment- lich bei Isopropyl. Isopropylmalonsäureester wird beinahe ebenso träge ver- seift, wie die dialkylsubstituirten Ester. Dass die Stärke der Säuren hierbei nicht in erster Linie bestimmend ist, erhellt deutlich, wenn man die erhaltenen Resultate mit den Affinitätskonstanten der Säuren vergleicht. Die meisten derselben sind durch die Bestimmungen von WALDEN ?) bekannt. Sie ordnen sich nach steigender Grösse wie folgt: 1) Siehe u. A. V. MEYER, Ber. d. d. ch. Ges. 28, 1262. 2) Zeitschr. phys. Chemie, VIII, 452. [o9] 10 Epv. HJELT. RK. Dimethylmalonsaurer Fer apa duse Te domnm 06 Methyl ^ e 9 Ve MOERS NEU SO Isobutyl 5 SUP ea oie Ea cou a A NIT Propyl 5 TA PER NE aM ir aer OIL Isopropyl 5 NN SET 12534 32 ect en kar SIR Aethyl » PIED NE Do SE enu rss (US Benzyl A SER ac uera AS Lee oh, eret Allyl 5 "ura c eur NR ieu hc Malonsáure GU ue LEES uam ETS EUNDO Diaethyl 5 S voa. c M Arr a erui M CRD R TEE Diallyl : MEN NUS NE 275 ee UD Allylpropyl , Aus RE RL T o es CE ÖR ÖS) Allylisopropyl „ NE Duo e de Aie NE LE CAPTER) Die Dialkylmalonsäuren (ausgen. Dimethylmalons.) sind also bedeutend stärker als die Monosubstituirten, während diese (als Ester) im Gegensatz dazu, viel leichter verseift werden als jene. Methyl- und Dimethylmalonsäure haben ungefähr dieselbe Affinitätsgrüsse, in Bezug auf die Leichtigkeit der Verseifung ihrer Ester stehen sie aber weit aus einander. Ähnliche Beziehungen treten hervor beim Vergleich der Aethyl- und Isopropylmalonsäure u. A. Damit soll aber nicht behauptet werden, dass die Stürke der Säure ohne Einfluss auf die Verseifungsgeschwindigkeit bei vorliegenden Verbindungen wäre, sie wirkt jedenfalls, wird aber von Einflüsse anderer Art meistens verdeckt. Dass z. B. gerade Dimethylmalonsäureester am trügsten verseift wird, kann wohl damit zusammenhängen, dass die entsprechende Säure die schwächste ist. Die Verschiedenheit in der Verseifungsgeswindigkeit bei den untersuchten Malonsäuren ist jedenfalls beeinflusst, nicht nur von der Stärke der Säuren, sondern daneben und im hüchsten Grade von sterischen Verhältnissen im Mo- lecule, ähnlich wie sie bei der Esterificirung der aromatischen Säuren hervor- treten. Wenn die beiden Wasserstoffe des Methylens durch Alkyle ersetzt sind, ist die sterische Verzögerung am grössten, wie bei der Esterificirung der diorthosubstituirten Benzolcarbonsäuren. Nach V. Meyers Ansicht kommt es bei der Esterification lediglich darauf an, dass der Kohlenstoffatom, welcher die Carboxylgruppe trügt, beiderseits mit Kohlenstoffatomen verbunden sei, die eben kein Wasserstoff tragen.?) Es mag wohl sein, dass die Wirkung in 1) Die Bestimmung von Herrn R. MALMSTRÖM hier ausgeführt. 2) HEYL u. V. MEYER. Ber. d. d. chem. Ges. 28, 2780. Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstituirten Malonsäureester. 11 diesem Falle am Stärksten ist, aber ohne Zweifel bewirkt die Gruppe CO,H | PE C C C, auch wenn die drei Kohlenstoffatome nicht tertiär sind, eine Verzügerung der Esterificationsgeschwindigkeit, wie es offenbar bei der Verseifung der Fall ist. Auch ohne diese Gruppirung wirken die verzweigten Alkyle, Isopropyl, und Isobutyl, sowie Benzyl stark schützend auf die Estergruppen ein. Die verzü- gernde Wirkung des Methyls ist wohl ausschliesslich auf die Erniedrigung der Affinitätsgrösse der Säure zurückzuführen. Bei der Dimethylmalonsäure (Ester) ist ein Zusammenwirken der beiden Momente, das chemische und mechanische, in derselben Richtung anzunehmen. Wie nun diese mechanische Wirkung der Alkyle eigentlich aufzufassen ist, darüber lässt sich wohl noch nichts bestimmtes sagen. V. Meyer stellt bekanntlich die Hypothese auf, dass bei der Esterbildung aus Säure und Alko- hol die dem Carboxyl benachbarten Gruppen durch ihre ,Raumerfüllung“ den Eintritt der zur Esterbildung erforderlichen Alkylgruppen verzögern, bezw. verhindern und dass diese, einmal eingeführt, durch die Nähe jener Radikale vor weiteren Angriffen geschützt werden. Dass das Gewicht des Radicals und auch das Volum desselben an sich (Summe der Atomvol.) nicht für die Verzö- gerung maasgebend ist, ') geht deutlich aus meinen Versuchen hervor. Viel- mehr ist wohl die Wirkung der Radicale auf ihre Ausdehnungsgesfalt im Mo- lecüle zurückzuführen, und man kommt dann zu die Auffassung DBrscuorrs von Atomcollisionen als Ursache zu dem verschiedenen Einfluss verschiedener Radi- cale auf den Verlauf der Reaction. (Beschleunigung bei intra- und Verzóge- rung, bezw. Hinderung bei intermolecularen Reactionen.) — Das Studium des mechanischen Einflusses der hemmenden Radicale bei Esterificirung und Ver- seifung wird dadurch erschwert, dass auch chemische Einflüsse derselben in Spiel kommen. Ob die Esterificirungsgeschwindigkeit der Malonsáuren paralell der Ver- seifungsgeschwindigkeit ihrer Ester verläuft, habe ich nicht untersucht um nicht unbefugt in das Forschungsgebiet V. Meyers einzudringen. Um das Beobachtungsmaterial zu vergróssern habe ich auch einige nach der Malonsáureestermethode dargestellte Ester dreibasischer Säuren untersucht, obgleich die Verhältnisse sich hier weniger einfach gestalten, weil alle Car- !) Dies wird in Bezug auf die Esterification auch ausdrücklich von V. MEYER betont (Siehe z. B. Ber. d. d. chem. Ges. 28, 2189). 12 boxyle nicht gleichartig gebunden sind. Die Lüsungen wurden wie oben berei- tet nur mit dem Unterschied, dass auf ein Mol. Ester drei Mol. Kalihydrat Die Bestimmungen wurden auch hier bei 16° gemacht. suchten Ester waren: Aethenyltricarbonsäureester, Propenyltricarbonsáureester, Aethylaethenyltricarbonsüureester, Phenylaethenyltricarbonsáureester, Allylpro- kamen. Epv. HJELT. penyltricarbonsáureester. Aethenyltricarbon- | Propenyltricarbon- Athylüthenyltricarbon- säureester. säureester. säureester. (Fraction 276—218 °.) (Fraction 269—271 ?.) (Fraction 280—284 ?.) jv II | I II I II En | be Umgesetzte Menge des Umgesetzte Menge des Umgesetzte Menge des S = Esters in °/,. Esters in °/,. Esters in ?/,. 10 34,5 33,1 18,0 16,7 9,1 7,3 20 42,2 41,1 24,9 25,0 11,2 9.7 40 49,6 47,7 32,2 32,2 13,9 12,9 80 97,7 55,6 38,6 36,7 19,2 18,8 160 70,4 68,8 43,9 44,2 25,7 24,9 320 NT TII 48,8 49,6 34,3 33,6 1,500 — — = -— 48.3 46,4 Die unter- Phenyläthenyltricarbon- säureester. (Schmp. 38 ?.) I II Allylpropenyltricarbon- säureester. (Fraction 288—985 °.) I II "TN UI UI 197, Umgesetzte Menge des Esters in ?/,. Umgesetzte Menge des Esters in 9/,. 14,4 15,5 20,3 DIN 29,5 29,1 36,5 36.8 40,9 40,8 46,4 46,1 6.9 12,5 14,3 17,0 NOM 30,8 40,0 44,5 2 Verseifungsgeschwindigkeit der alkylsubstituirten Malonsäureester. 3 Bei 160 Min. sind von den untersuchten Ester verseift: Athenyltriearbonsäureester. . . . . . . . 69,6% (Mittelw.) Propenyl * SE PM TII PU 249 a Phenyläthenyl , SR DOS ES D AO GS » Äthyläthenyl » DL eee Loon ub sias UR 2 Allylpropenyl . Sr qtu. e LE " Die Resultate stehen hier in voller Übereinstimmung mit den bei den Alkylmalonsäureestern gefundenen. Aethenyltricarbonsäureester wird am leich- testen verseift, dann folgt in der Reihe Propenyltricarbonsäureester und schliess- lich die Ester, in welchen die beiden Wasserstoffen an dem zwischen zwei Car- boxylen gelegenen Kohlenstoffatom durch Kohlenstoffgruppen ersetzt sind, C0,C,H, X.C.CH(H) CO. CH, | (CH) CO, CH. Unter diesen wird Phenyläthenyltricarbonsäureester am leichtesten verseift, was wohl auf den acidificirenden Einfluss des Phenyls zurückzuführen ist. Aus sämmtlichen Versuchen geht hervor, dass insbesondere die Gruppi- rung C 6-6 i 0, CH; für die Verseifung ungünstig ist, und dies Verhalten kann gewiss unter Um- ständen bei Constitutionsbestimmungen in Betracht gezogen werden. Schliesslich habe ich noch Bestimmungen mit Aconitsäureester, Citronen- säureester und Camphoronsäuretriäthylester, ') welcher allerdings nicht ganz rein war, gemacht. 1) Das Präparat, aus camphoronsaures Silber und Äthyljodid dargestellt, wurde mir gütigst von Dr. O. AscHAN überlassen. 14 Epv. HJELT. : - As | Camphoronsäuretrietyl- Citronensäureester. Aconitsäureester. a "E = = g. Umgesetzte Menge des Umgesetzte Menge des Umgesetzte Menge des g = Esters in ?/,. Esters in ?/,. Esters in °/o. | 10 61,9 64,3 348 | 345 9,3 9,4 20 67.5 68,7 39,1 | 38,7 JE 10,1 40 11,2 71,6 43,7 | 43,5 107 11,0 80 73,6 13,4 49,7 49,6 12,6 | 13,4 160 76,2 75,9 56,1 56,3 149 | 15,9 320 100 ON | 64,1 | 64,5 20,3 | 21,0 Wie zu erwarten war, werden die Ester der Citronensäure und Aconitsäure und namentlich der der esteren äusserst leicht verseift. Bei dem Citronensäureester werden, wie es scheint, zwei und bei Aconitsäureester eine Estergruppe sofort abgespalten. Die fraglichen Säuren esterificiren sich ja auch ausserordentlich leicht. Bei dem Camphoronsäureester dagegen ist die Verseifung eine sehr träge, welcher Umstand entschieden gegen die Camphoronsáureformel von Tre- MANN spricht, in voller Einklang aber mit der von Bmzpr aufgestellten steht. CH, . CO.H CH, .CO,H C(OH) . CO,H C.CO,H | | CH, .CO,H CH. CO.H Citronensäure Aconitsäure. CH, 20.00H (ED CO CHA | 220, 0H | CH, OO | GH« (0:00!H CH, . CH . CO,H CH, .CO,H Camphoronsáure nach BREDT nach 'TrEMANN. Bei der Darstellung der Materials und Ausführung der Versuche sind die Herrn K. M. HoHEsSTtHAL und T. E. Mamxrvwp mir behülflich gewesen. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ. TOM. XXII. X 9. MINNESTAL ÖFVER ADOBE MOBERG Hället på Finska Vetenskaps-Societetens ärs- och högtidsdag den 29 April 1896 SELIM LEMSTRÓM BR NE | | | AR A Enr + ee à : ] "iugo MT A TID Ben MER IATEHAMM Sy al: OM: T. LO CLA: TT MEL n MAR MIEL f' 4 i eo lies ATI fantadtuV nait Aj ADOLF MOBERG. HELSINGFORS, AKTIEBOLAGET F.TILGMANNS BOK- OCH STENTRYCKERI SAMT KEMIGRAFI, 1897. ADOLF MOBERG. Dagen efter den dag, då Societeten senaste år firade sin årsdag, spred sig underrättelsen att Statsrådet Adolf Moberg slutat sin lefnadsbana. Under- rättelsen var icke oväntad, ty redan en längre tid hade han varit bunden vid sjuklägret och de slutet förebådande tecknen hade blifvit med hvarje dag allt allvarsammare. Adolf Moberg var i ordets vackraste bemärkelse en man af , gamla stam- men“. Hans lefnadsbana erbjuder många sidor som äro karakteristiska för vårt land och våra förhållanden i en grad, som gör att de framställa sig som temligen ensamstående. Då jag haft den lyckan att stå den aflidne mycket nära och i honom, snart sagdt från första dagen jag anmälde mig till hans föreläsningar, skattat en faderlig vän, hvars förlust beredt mig den djupaste sorg, så utbeder jag mig den ärade församlingens ófverseende, om jag alltför ofta kommer att vädja till min egen erfarenhet och om min teckning af hans lif icke skulle erhålla den prägel af kall objectivitet, som måhända vid ett tillfälle som detta af många önskades och fordrades. Jag beder mina ärade åhörare med mig förflytta sig till en liten oansenlig hydda på Mellangards hemman i Westlaks by af Kimito socken. I den lilla stugan är i dag en högtidlig stämning rådande, ty man bereder sig på att gå till läsförhöret eller ,skrifthàldet^. I stugan finna vi ägaren torparen Karl Petter Moberg nu 46 år och hans vänliga hustru Lovisa Andersdotter, 42 år, en adertonårig dotter, Anna Carolina och en 11 års gosse Carl Gustaf samt slutligen en liten 5°, åring med förnamnet Adolf. Den sistnämnde, född söndagen den 5 Sept. 1813. Han var vid denna tid mycket späd till växten, men så mycket mera utvecklad i läskunnighet och goda seder så långt ett barn vid denna ålder kunnat hinna, Det lilla hemmet, enkelt som arbetarens 4 SELIM LEMSTRÖM boning i allmänhet var och är, bar prägeln af ordning och snygghet, de egen- skaper, som städse påminna om den kärleksfulla ordnande modershanden. Fadren Karl Petter Moberg hade sett ej så litet af verlden; han hade varit skoma- karegesäll i Stockholm, därefter arbetat som skomakare på Kägra i Tenala och efter flere vexlingar 1813 hamnat som torpare på ofvannämda ort. VWVex- lingarne hade dock ständigt skett i en nedåtgående riktning, så att han från sko- makare blifvit torpare och sist dagsverkare, samt slutligen åter torpare med egen stuga men ringa jord. Adolf Mobergs hem var därför ett fattigt hem. Orsaken härtill var att fadren egnat sig åt alltförmånga olika sysselsättningar och något som folket uttryckte sig „fuskat“ i snart sagdt alla handtverk. — het modrens. På gården där läsförhöret skulle hållas vimlade det af folk, äldre och yngre isynnerhet barn. De sistnämda syntes betagna af skräck, ty många af dem skulle för första gången stå inför ,presten* och denne hade redan tidigt blifvit för dem alla utmålad som en förskräcklig buse — ett medel som af föräldrar bland allmogen städse i den tiden användes för att hålla barnen till boken. Jag talar här af erfarenhet och kan intyga att denna skräck väl- deligen öfvergår den, som våra blifvande studenter erfara vid afläggande af skrifprofven, isynnerhet de matematiska. Vår Adolf behófde dock ej nu räk- nas till desse af bäfvan betagna, ty han hade redan omkr. 4' år gammal, föregående år, tillvunnit sig, vid ett liknande tillfälle, både beröm och premier i form af strüskrifter, för sina grundliga kunskaper i A BO-boken, lilla kate- kesen (Olao Svibelio) med hustaflan, men mest för sin förmåga att felfritt lisa innantill i hvad bok som helst. Det var således med en stark förkänsla af sina blifvande triumfer, som han rörde sig 1 folkhopen, därvid, liten by- ting som han var, väljande sin väg mellan benen på de bredtstäende kimito- fiskarena. Hans hopp skulle också ga i fullbordan på det mest glänsande sätt. Efter examen inför vördig Prosten Daniel Hirn, hans adjunkt I. D. Forsman och klockaren, befunnos hans kunskaper mirakulösa — han kunde nu utantill vid 5'% års ålder hela Svebelii katekes och de 7 botpsalmerna. Af Prosten utnämndes han till biträdande examinator, lyftades af klockaren på en bänk, själf kunde han ej krafla sig upp, antog en gravitetisk min och för- hörde så med respektingifvande allvar en skara dels äldre dels jämnåriga, hos en del af hvilka naturligtvis afundens tagg, tyvärr såsom alltid, började utöfva sina sorliga verkningar, som efteråt visade sig 1 de små förtretligheter de beredde sin improviserade mästare. Emellertid utgjorde detta läsförhör med alla dess triumfer en vändpunkt 1 gossens lif, ty nu inträffade något, som säkert mycket Minnestal öfver Adolf Moberg. 5 ofta varit fallet i vårt land, jag talar här åter af erfarenhet, att presterna, mà detta sägas till presterskapets ära, började varmt intressera sig för honom, isynnerhet kapellanen Forsman. Hans rykte i hembygden var stadgadt och man började allmänt uttala sig att han borde beredas tillfälle att studera. Natur- ligtvis tänkte man sig i första rummet att han skulle blifva prest. Men ifrån själfva tanken till utförandet var ett steg, som befanns vara mycket svårt att uttaga. — Själfva hufvudvilkoret, näst gossens begäfning, hjälp från hemmet och föräldrarna, saknades här alldeles, ehuru god vilja fanns till öfverflöd. I bóndernas jämförelsevis små vilkor, har ett mæcenatskap ej så alldeles lätt att vinna inträde. Det såg därför mörkt ut och ännu mörkare blef det när Adolf Moberg 1820 i början af året genom döden förlorade sin kärleksfulla moder. Förlusten drabbade så mycket hårdare som fattigdomen i hemmet vid denna tid var mycket stor; men ett godt arf hade han likväl fått, det goda fröet till en upp- riktig Gudsfruktan och det ljufva minnet af en älskad moder och detta art var fruktbringande genom hela hans lif. Efter tvenne år, tillbragta under en styfmoders hårda välde och under hvilka han dessutom plågades af en andlig sjuklighet, fostrad och underhållen af den underbara ej sällan hemska och hårresande sagoverld, i hvilken han af sin .omgifning blifvit införd och som på hans lättrörliga barnafantasi gjort de djupaste intryck, qvarlemnande outplån- liga spår i själens doldaste vrår. Detta egendomliga tillstånd, när den upp- jagade fantasin befolkar alla vinklar och vrår i omgifningen och i naturen med hotfulla onda makter, med hvilka i drömmen strider utkämpas på lif och död, och som ingalunda är ovanligt hos tidigt utvecklade barn, hade på Adolf Mo- berg, likasom det utan tvifvel har på alla barn, som drabbas af detsamma, ett genomgripande inflytande, som fortfor långt in i ynglinga åren. Hans ryckte som utmärkt läsare uppehölls fortfarande af hans årliga triumfer på läsförhöret och efter en kort solglimt i hans lif, hvilken dock genom hårda omständigheter blef en illusion, hamnade han hos ett hyggligt bondfolk som vallgosse, hvartill närmaste anledningen var en sönderslagen fönsterruta. — Här inträffade nu, efter det han genom sin stillsamhet och flit förvärfvat sig allmän tillgifvenhet, att ett storartadt bröllop firades i gården, vid hvilket alla traktens honoratiores isynnerhet presterna voro närvarande. Vid detta tillfälle blef naturligtvis också taladt om den ryktbara ,läsaren“ och här gick man slutligen, genom den unga pastorskan Korsströms förmedling, från tanke till handling. — Man beslöt att Adolf Moberg skulle mottagas i herrskapet Korsströms hem och där erhålla uppehälle och undervisning, mot ett ringa vederlag, som dels genast sammansköts, dels framledes skulle försträckas af 6 SELIM LEMSTRÖM. öfrige närvarande. Följden var att Moberg i November 1822 flyttade till Westanfjärd och erhöll i Kapellanen Korsströms familj ett nyt hem, hvarest hans lif tog en annan riktning. Undervisningen började genast med läsning af en bok, som vi äldre alla känna till, Strelings grammatica (äldsta uppl.). I detta hem, jag kan ej här säga familj, ty Moberg behandlades midt emellan son och dreng, förblef Moberg till Korströms död 1823. Under sin vistelse där hade han gjort två bekantskaper, Bergsrädet Wolter Petersen, en af subs- kribenterna för hans uppfostran och Possessionaten Patron Gustaf Bäck på Gröna Lund eller , blinda Bäcken” som han i dagligt tal kallades. Den se- nare blef efter Korsströms död Mobergs egentliga fosterfader. Åt honom kunde Moberg egna en del af sin tid såsom föreläsare till såväl Bäcks som hans egen belåtenhet. Genom ogynsamma förhållanden, som rådde under senare delen af hans vistelse hos Korsström, hade han kommit sig att skolka icke så obetydligt — han säger härom själf efter att hafva anfört att han på senaste tid ej uträttat något: ,så hade min fit och min beskedlighet försvunnit". Att steg för steg följa Adolf Moberg under hans vidare utvecklingsbana är ej här på sin plats, ehuru material härtill af stort intresse finnes i hans sjált- biografi. | Under en fortsatt hård kamp, ofta så hård att den syntes omöjlig att föra till målet, genomgick Moberg Abo katedralskola 1823— 27 och blef stu- dent 1829. Dock hade den sista skoltiden 1827——28 och värtermin 1829 blifvit tillbragta i Raumo, ty den 4—6 September 1827 hade den bekanta Abo brand lagt största delen af denna stad i aska. Till denna olycka var Moberg naturligtvis åsynavittne och gifver äfven däraf en liflig skildring. — Under största delen af sin Åbo tid bodde Moberg hos ett visserligen besked- ligt, men dock på jämförelsevis låg bildningsgrad stående arbetarefolk. De voro barnlösa och Moberg behandlades därför af dem som en son, men detta ute- slöt ej att han ofta måste läsa sina läxor, under det högljudt kalaserande vid en källa af aqva vite pågick i rummet. — „Ojämt falla ödets lotter, så en högre vishet bjöd", det fick Moberg mycket ofta röna. Enhvar vet mycket väl att skolan på den tiden gaf mindre bidrag till bildningsarbetet hos den enskilda än f. n. är fallet, hvarföre den största vigt låg på uppfostran i hemmet. Då denna nu såsom här till största delen saknades, så må man med skäl undra att resultatet blef så godt det blef. Under skolferierna hade han visserligen ett godt hem hos sin fosterfader „Patron Gustus* och hans syster, men under skoltiden var han hänvisad endast till kamratskapet i skolan och de få lärare, som hunno visa honom något intresse. — Utan yttre verkan blefvo dessa förhållanden ej, ty lusten att skolka och alltför ifrigt deltaga i Minnestal öfver Adolf Moberg. 1 kamraternas lekar, vaknade åter och skulle väl medfört svårare följder, om ej hans goda minne kommit honom tillhjälp. — Bland Mobergs äldre kamrater i skolan befann sig Universitetets nuvarande vice Kansler Friherre J. Ph. Palmén, som dock redan i Juni 1827 blef student. Under sina första studentår hade Moberg knutit ett fast kamratskap eller rättare läsebolag med Anders Karl Gustaf Lundenius i hvars hem, Kumlinge prestgård, Moberg ej sällan tillbragte somrarne. Detta läsebolag fortsattes in- till aflagd filosofiekandidat examen den 18 Mars 1836. Så intressant det än vore att här framställa såväl gången af hans studier som ock de närmare de- taljerna af själfva pröfningen eller tentamina, ty Moberg har i sin själfbiografi härom lemnat de mest minutiösa detaljer, som äro af verkligt kulturhistoriskt värde, så nödgas jag dock inskränka mig till några få allmänna drag. Hans ekonomiska ställning var alltid bekymmersam och gaf anledning till oro, som dock, till följd af hans sanna förtröstan på Gud, lyckligtvis ej i större grad inverkade på hans studier. En student i våra dagar kan svårligen göra sig ett begrepp om de hinder som i den tiden mötte i form af brist på ,läro- böcker". När studenten en gång fått klart för sig Professorns fordringar, så gälde det att samla i hop det nödiga materialet för studierna. Afskrifter af .papper^ hörde till ordningen och ej sällan uppstodo svårigheter vid anskaf- fandet af tillförlitliga källor. Det kemiska laboratoriet var då såsom nu strängt upptaget och obeqvämheten vid arbetenas utförande fördröjde ofta deras afslu- tande på ett för studentens tid skadligt sätt. Arbetet vid studierna fullföljdes planmässigt och ihärdigt och pröfningen var i de flesta fall sträng men rättvis. Man erhåller af Mobergs framställning det genomgående intryck att den flitige och samvetsgranne studenten då likasom nu hade att utföra ett det allvarsam- maste arbete för att uppnå målet: grundliga kunskaper och sina lärares erkän- nande af dem. Den publika examen från kl. 8 f. m. till kl. 1 eft. m. var ett svårt prof, för att ej använda ett starkare uttryck, som verkligen här skulle vara på sin plats, ty vid examens slut neddignade examinanden vanmäktig i en till hands varande stol i förrummet. Frukterna voro utmärkta, ty examens- betyget innehöll 5 laudatur, latin, grekiska, orientaliska språk, kemi och mate- matik, lika många cum laude, hvaribland fysik och två approbatur, in summa 12 ämnen med 27 bifalls röster. På denna grad hade Moberg, som student med största flit, arbetet i 6 och ett halft år — han säger härom själf: ,väl hade jag all anledning att vara nöjd, men nog tyckte jag dock, liksom många andra, att gubben Hällström bort ro ut med laudatur, då han gifvit det åt mången, som på långt när icke arbetat med fysiken så mycket som jag och det var utan exempel att någon haft laudatur både i matematik och kemi, men icke 5 SELIM LEMSTROM. i fysiken. Som jag likväl den tiden fullt och fast trodde att jag aldrig nånsin i framtiden skulle komma att sysselsätta mig med de fysisk-matematiska ve- tenskaperna, var detta för mig en ganska likgiltig omständighet.” Detta utta- lande måste förefalla högeligen egendomligt hos den, som inom de närmast därefter följande 2 åren blef docent i kemi och innan 15 år förflutit innehade första fürslagsrummet till professuren i kemi och blef utnämd till professor i fysik. Den utveckling, som dessa vetenskaper undergått på det halfva sekel, som sedan dess förflutit, gör att detta för oss framträder i så bjert dager, ty numera skulle det vara helt enkelt en omöjlighet. En ljusare tid randades nu för Moberg. De tryckande ekonomiska om- sorgerna lättades genom att han genast följande höst erhöll anställning i det af dåvarande docenten Laurell inrättade Lyceum. Han kom äfven härigenom i närmare kamratskap med flere framstående personer, hvilket på hans vidare utveckling hade ett särdeles gynsamt inflytande. — Under sommaren 1836 knöts också på Kumlinge prestgård de ömma band, som senare 1839 ledde till hans äktenskap med Rosina Ulrika Lundenius. — Mobergs vetenskapliga bana börjades som biträde (Jan. 1837) vid under- visningen och öfningarna åt dåvarande kemie professorn Per Ad. v. Bonsdorff och efter att (1838) hafva utgifvit en disputation „de Stannatibus“ blef han samma år utnämd till docent och förordnades i October att förestå professuren, hvarmed han fortfor intill Dec. 1847, således i 9 år. Under denna tid af fli- tigt och samvetsgrant arbete, sträfvade Moberg att utbilda sig till forskare och lärare i kemi. Hans publikationer härunder falla alla inom kemins eller mi- neralogins område. För doktorsgrad utgaf han 1840 en afhandling ,Om de kemiska teorierna för halogener* och blef vid jubelfesten 1840 promoverad till doktor såsom pri- mus. Efter en kortare vistelse i Stockholm, hvarest Moberg arbetade hos F. L. Svanberg följde därefter en disp. , De chloreto chromico* för adjunktur 1843, samt „De första grunderna" af organiska kemin 1843 och „En kort anvisning till qvalitativa kemiska analysers anstüllande; I Del. Organisk Analys" 1845—46. », Försök till mineraliernas ordnande enl. kemiska systemet” och slutligen „De oxido chromoso* för professuren i kemi 1847. Om dessa undersökningar ingå äfven redogörelser i Journal fir prackt. chemie B:den 29, 43 och 44. För den sistn. afhandl. har L. F. Svanberg redogjort uti Sv. Vet. Akademins årsberät- telse 1847. Till dessa arbeten ansluta sig några i Acta offentliggjorda mine- ral-analyser, af smaragd 1842, af hornblende 1844, af granat 1855. Några bidrag till kännedom af Finlands Mineralier 1855. Professuren i kemi hade stått ledig sedan v. Bonsdorffs död 1839. Den hade dock varit anslagen att Minnestal öfver Adolf Moberg. 9 ansökas några ger. och blifvit ansökt af A. Moberg och J. J. Nervander, men ingendera sökanden aflade specimen för tjänsten. Man har en viss svå- righet att förklara orsaken till att Moberg ej kom sig för att speciminera, men man torde komma sanningen närmast om man söker den i en önskan att före afläggandet af ett dylikt prof mera utbilda sig och stadga sina insigter samt sin erfarenhet som experimentator. Detta dröjande, som föranledde de ledande männen på denna tid att rikta sina tankar på någon utländing för detta em- bete, blef ödesdigert för A. Moberg, ty oaktadt hans specimen uti e. off. oppo- nentens J. J. Nervanders i enlighet med Berzelius åsigter afgifna utlåtande sattes i jämnhöjd med medtäflarens, A. E. Arppes, och han med 9 röster mot 5 erhöll första rummet på förslaget, så blef hans medtäflare utnämd till tjänsten. Härtill torde, ett omdöme, som Berzelius enskildt skall hafva fält om de bägge sökandernas personliga egenskaper och hvarom traditionen vetat att förtälja, i betydande mån hafva bidragit. Utgången af frågan om kemieprofessurens besättande var för Moberg ett hårdt slag och ingen må undra att framtiden för honom tedde sig allt annat än ljus, mest naturligtvis med afseende å hans blifvande vetenskapliga verk- samhet. Då inträffade en händelse, som städse, menskligt att dömma, måste anses som en stor olycka för landet och dess universitet nämligen Johan Jacob Nervanders död den 15 Mars 1843. — Först efter en svår inre strid och på kollegers enträgna uppmaning beslöt sig Ad. Moberg att efterstrüfva den nu lediga professuren i fysik och sedan han offentligen försyarat en afhandling .De undis liqvidis reflexis^ 1849 blef han utnämd till embetet. Härmed inträ- der Mobergs verksamhet i ett nytt skede, men då denna härefter utgrenar sig i många riktningar, så många att deras blotta uppräknande skulle fordra ett ej så litet utrymme, så skall jag vid detta tillfälle endast beröra hans lång- variga verksamhet som universitetslärare, vetenskapsman och ledamot af Ve- tenskaps Societeten. Det bör ej synnerligan väcka vår undran om Ad. Moberg icke med samma lefvande intresse kunde egna sig åt fysiken som han hittills och säker- ligen allt framgent skulle hafva egnat sig åt kemin. Vi finna dock i honom den samvetsgranne och nitiske läraren, som under den långa tid af 23 år han skötte sin tjänst som professor, ej försummade en enda föreläsning. Moberg lyckades ej i högre grad vinna sina åhörares intresse. Härtill voro orsakerna flere och måhända var just den allrainnersta orsaken den att han själf endast undantagsvis kunde höja sig till ett lefvande intresse. En af orsakerna var dock utan tvifvel att hans kurser berörde endast de mest elementära delar af vetenskapen. Han ville städse belysa sin framställning genom experimenter 2 2 10 SELIM LEMSTRÖM. och oftast var denna illustration fullt tillfredsställande, men ej sällan miss- lyckades den, oaktadt han till sitt biträde hade den erfarne och försigtige mekanikern Österlindh. Orsaken härtill var närmast den att den experimen- tella utrustningen var ganska klen, till följd af de ringa anslag, som fysika- liska kabinettet på den tiden åtnjöt (omkr. 1,000 M., af hvilka medel meka- nikern också skulle aflönas), men äfven den att hvarken Moberg eller Österlindh egnade någon synnerlig omsorg åt förberedelserna till de experiment, som skulle utföras, utan instrumenten framtogos från skåpen och ställdes på audi- toriebordet, där experimentet utfördes. Till dessa omständigheter anslöt sig hos föreläsaren en utpräglad brist på förmåga att finna sig till rätta i ett brydsamt läge, något som man knappt skulle väntat af en man, som genom- gått en så hård utvecklings-skola som Moberg. Då jag under loppet af fyra ar, utan att försumma snart sagdt en enda föreläsning, afhört Moberg så kan jag intyga att det vid flere tillfällen var lika pinsamt för åhöraren som för föreläsaren, men under de ófvervügande flesta föreläsningar flöt föredraget lugnt och jämt och för den uppmärksamme åhöraren blef behållningen i form af klar insigt i ämnet ganska betydande. Moberg hade städse själf utarbetat sina föreläsningar och jag såg honom aldrig vid föredraget använda andra än sina egna handskrifna papper. Särskilda timmar voro äfven anslagna till före- visning af instrumenten, hvilka af en del af åhörarena flitigt anlitades. Mo- berg, som för dessa timmar ej faststält något programm, framstälde härunder, vanligtvis på anhållan af någon af de närvarande studenterna, ett eller annat försök. Jag minnes att han själf särskildt var road af elevernas öfverraskning vid användning af den koniska och cylindriska spegeln, thaumatropen m. m., men oftast kommo äfven lärorika försök till stånd såsom öfver interferensfeno- menen m. m. Att Moberg under sin långa tjänstetid icke gjorde något steg att förbättra fysikaliska kabinettets klena ekonomiska ställning står i nära samband med en sida i hans karakter, hvilken jag här skall söka att framställa i så objectiv dager, som det är mig möjligt. De lefnadsförhållanden Ad. Moberg haft att genomgå i sin ungdom hade i hans karakter qvarlemnat djupa spår. Dessa framträdde i hans starkt ut- präglade anspråkslöshet, när det gälde hans egen person, men äfven då det gälde förhållandena vid universitetet och särskildt den vetenskap, hvars måls- man han var. Han hade sett det förnyade universitetet småningom växa upp och i sin utveckling antaga dimensioner, som förvisso på den tiden öfverträffade mångas förväntningar och detta bidrog icke så litet till uppfattningen att man Minnestal öfver Adolf Moberg. 11 borde vara tacksam för hvad man erhållit och därmed låta sig nöja, använ- dande det förhandenvarande på lämpligaste sätt. Härtill bidrog i icke ringa mån de rådande politiska förhållandena och osäkerheten för framtiden. Det vissa är att de män, som voro i sin mannaälder på århundradets 50 och 60 tal, icke ens närmelsevis kunde förutse den utveckling, som under àrhundra- dets sista decennier skulle komma tillstånd. Då man tillika erinrar sig att Moberg visserligen genom studier följde med sin vetenskaps vigtigaste utveck- lings skeden, men aldrig genom en längre utrikesresa kom i tillfälle att se denna utveckling på närmare håll, så blifver denna, enligt vår uppfattning, långt drifna måtta i fordringarna förklarlig. Under min första vistelse i Paris korresponderade jag ofta med Moberg och vill här citera några rader från ett bref, som jag erhöll till svar på en del förslag, hvilka jag framkastat med afseende å den fysikaliska inrättningens framtida ställning. Brefvet är dateradt den 14 Febr. 1870 och den karakteristiska strofen har följande lydelse: „Jag lyckönskar dig af allt hjärta till att hafva fått lära känna de storartade och mångfaldiga resurser och hjelpmedel för såväl den vetenskapliga forsk- ningen, som den muntliga undervisningen Frankrikes hufvudstad erbjuder. Men då en fattig man inträder i ett rikt, med alla lyxens beqvämligheter och pryd- nader försedt hus, må han gerna förvånas och beundra. — Att önska sin torf- tiga hydda så utrustad, vore en dårskap. Finland är icke Frankrike och Helsing- fors icke Paris. Hos oss måste begäret riktas därhän att åstadkomma något med knappa tillgångar. Det har blifvit mer än engång under närvarande finansstyrelsen sagdt att universitetet icke kan eller får påräkna något ytter- ligare tillskott af staten, hvarken för nya lärare eller utvidgande af inrätt- ningarna och ett fysiskt kabinett med 1,000 M. årligen, måste inskränka sig till det allranödvändigaste . . .* Om detta bestämda uttalande ej får tagas alldeles efter orden, isynnerhet då man besinnar att det tillkom på en tid då landet ännu ej hunnit repa sig efter 1868 års olyckor, så finner man dock i denna allmänna uppfattning om vårt lands förhållanden, en förklaring på Mobergs hållning i flere frågor af betydelse för universitetets utveckling så t. ex. i den så vigtiga frågan om det nya kemiska laboratoriets uppförande, i hvilken Moberg som kändt intog en reserverad hållning. Mot sina elever visade Moberg städse en lugn välvilja och var i ten- tamina mycket allvarlig, utan att ófverdrifva strängheten, isynnerhet när han kommit på det klara med att eleven på den förelagda kursen nedlagt ett till- börligt mått af arbete. 12 SELIM LEMSTRÜM. Inom de gränser, som af Moberg på grund af fórhandenvarande fór- hällanden utstakats för den fysikaliska inrättningens omfattning, var han syn- nerligen liberal. Jag kan här vädja till min egen erfarenhet, som är att han stilde fysikaliska kabinettets ej allenast instrumenter utan áfven de besparingar, som med det knappa anslaget blifvit gjorda, till mitt förfogande med den mest förekommande välvilja, oaktadt han ingalunda kunde vara belåten med den relativa oordning, som ett fysikaliskt arbete städse måste åstadkomma i en lokal, helt och hållet egnad till instrumentsamlingen. Jag vill här med tack- samhet framhålla huru han vid min första resa till Lappland 1871, stälde kabinettets tillgångar till mitt förfogande och tillät mig att anskaffa medel för en direkt undersökning af polarljusets elektriska ursprung, ehuru utgången af detta företag på förhand måste anses temligen osäker. Mobergs vetenskapliga produktion som fysiker inleddes med hans dispu- tation för professuren „De undis liqvidis reflexis. En på bröderna Webers klassiska arbete , Die Wellenlehre* grundad framställning af den reflekterade vätske vàgens form och beskaffenhet vid olika infallande vågor mot reflekte- rande ytor af olika form. Afhandlingen behandlar problemet såväl deskriptivt som matematiskt. Härefter sammanfaller hans vetenskapliga verksamhet med det arbete han i allmänhet egnade Vetenskaps Societeten, till hvars ledamot han inkallades 1848. Frukterna af hans studier af vågrörelsen i allmänhet utmynnade i konstruk- tionen af en mekanisk vägrörelse-apparat, som på ett mycket åskådligt sätt framställer vågrörelsen i en punktrad, då den åstadkommes såväl genom longi- tudinella och transversella svängningar som ock genom rörelse i cirkulära banor. Den är synnerligen användbar som föreläsnings-apparat. Utom några mindre f. ö. rätt intressanta uppsatser i Soc:s Öfversigt publicerade Moberg 1567 en längre afhandling i Tom. IX af Acta med titel: , Anmärkningar om de i roterande metallskifvor af en magnet inducerade elektriska strömmar.” Detta arbete, som först redogör för frågans ställning vid denna did, utgör frukten af långvariga och genomgående försök öfver de inducerade strömmarnes riktning och har till resultat ett klargörande af en hel del misstag, som dittills i flere läroböcker förekommit angående denna fråga och arbetet var för sin tid ett godt bidrag till utredning af dessa strömmars läge i de roterande skifvorna. Genom satsen för energins bevarande har frågan senare blifvit löst på ett allmänt sätt. Ad. Mobergs verksamhet som vetenskapsman framstår mest i hans egen- skap af samlare och ordnare af de genom Societetens försorg anstälda obser- Minnestal öfver Adolf Moberg. 13 vationer. I detta hänseende har hans arbete varit synnerligen fruktbringande i så måtto att materialet blifvit ordnadt och bragt till offentlighet. Dessa arbeten inleddes med ett föredrag d. 29 April 1857 „Om de ifrån år 1750 till 1850 i Finland gjorda naturhistoriska ,Daganteckningar* och deras betydelse i klimatologiskt hänseende". Föredraget innehåller en historik öfver dessa daganteckningar af stort intresse. Man får der veta att initiativet till dylika anteckningar togs af Linné. Tankens förverkligande försiggick i vårt land endast småningom och först när frågan upptogs af Finska Hushållnings- sällskapet och senare af Vetenskaps Societeten började mera värdefullt mate- rial samlas. Ur detta material utvalde Moberg 10 orter, som voro förträdesvis väl representerade i anseende till antalet af observerade data och deras noggran- het. Orterna voro utbredda öfver landet från Åland och södra Finland upp till Utsjoki; för dem beräknades nu epoken för så många zoologiska och botaniska data, som ur observationerna kunde erhållas. För fyra af dessa orter kunde, på grund af termometerobservationer, medeltemperaturen beräknas för hvarje dag. Om man då ur korresponderande data, för hvarje af dessa orter beräknade medeltemperaturen för orten, så ,erhåller man så föga differerande temperatur- grader att man lätt öfvertygas därom att en fullkomlig analogi råder mellan lufttemperaturen och de i djur och växtlifvet observerade fenomenen". Följde så 1860 ,I Naturalhistoriska anteckningar” 1846 —55 och 11 år därefter eller 1871 „II Meteorologiska anteckningar” bägge tillsammans utgörande 1:sta delen af ,klimatologiska iakttagelser i Finland". Den förra utgör en vol. XVIII + 361 sidd, den senare XII + 799 sid. Andra delen omfattande åren 1856— 75 „I Fenologiska anteckningar” V + 318 utkom 1885. Alla dessa volymer föregås af inledande förord, uti hvilka gifvas så väl historiska upplysningar som ock betraktelser angående betydelsen af de erhållna resultaten. Genom offentliggörandet af detta material har Moberg gjort vetenskapen, landet och Societeten en tjänst, som måste skattas så mycket högre, som verket erfordrade en outröttlig ihärdighet och ett stort tålamod. Moberg kunde icke underlåta att under detta arbete fråga sig hvilka reella resultatat, i form af klarare inblick i vårt lands naturförhållanden och de lagar, som beherska dem, skulle i en framtid kunna härledas ur dessa anteckningar och observationer, och svaret på denna fråga kunde ej blifva annat än att nedpruta anspråken till det minsta möjliga, ty med hvarje dag såg han fordringarna på större grad af noggranhet växa och på samma gång det af honom bearbetade mate- rialet sjunka i värde, en företeelse, som f. ö. drabbar hvarje tid — men 14 SELIM LEMSTRÖM. något qvarstår dock alltid och något skall väl kunna hemtas ur dessa volymer af materialer, samlade och ordnade med uppoffring af så stor tid och möda, men detta något är framtiden förbehållet. Det omnämnda arbetet är ej den enda tjänst Moberg gjord denna veten- skapliga förening. Allt sedan 1857 var Moberg Societetens bibliothekarie och och under denna tid upprättade han år 1862 den första katalogen och 1881 den andra öfver dess boksamling. Under en lång följd af år har Moberg deltagit i de anordningar och reformer, hvilka föranledts af Vetenskaps Societetens instrumentala meteoro- logiska observationer. Allt ifrån början af 1870 talet och närmast efter 1874, då Societeten erhöll ökade anslag för denna verksamhet, har den upptagit mycken tid såväl af sekreteraren som andra Societetens ledamöter och när det förra meteorologiska och magnetiska observatoriet den 1 Juli 1880 öfvergick till Societetens närmaste öfverinseende, växte arbetet i denna riktning allt mer och mer. Under namn af , Meteorologiska Centralanstalten* framträdde den nya institutionen för landets meteorologiska arbeten. Omorganisationen hade utförts af societetens fysisk-matematiska sektion, men hufvudarbetet föll på Societetens Sekreterare, Moberg och: undertecknad samt anstaltens tillärnade Direktor N. K. Nordenskjöld. Sedan anstaltens organisation vunnit nådig stadfästelse och däri stadgades att Societeten skulle öfvervaka dess verksamhet genom ett Meteorologiskt Utskott, invaldes i detsamma Moberg, Lindelöf och undertecknad. 1 detta utskott fungerade Moberg såsom ordförande. Utskottets arbete och ansvar ökades i väsendtlig mån då Finland kom att deltaga i det internationella polarforskning företaget genom upprättande af en temporär meteo- rologisk magnetisk station i Sodankylä 1882, hvars arbete fortsattes till utgången af Augusti månad 1884. Moberg qvarstod i Utskottet såsom dess ordförande intill utgången af år 1894, då han afsade sig detta uppdrag på grund af sin höga ålder. Emedan jag hela denna tid likaledes fortfarit att vara ledamot af detta utskott och upphörde därmed samma dag som Moberg, likväl med " den väsendtliga skilnad att jag icke af Societeten återvaldes, så har jag om Mobergs verksamhet i denna egenskap all den kännedom, som är nödig för ett omdöme om densamma. I sin egenskap af ordförande var Moberg mera passiv än activ, hvilket ock i grunden mera öfverensstämde med hela hans skap- lynne, men oündeligen kärt skall minnet af detta 14 à 15 åriga samarbete med honom och Societetens sekreterare Lindelöf städse för mig förblifva. Oaktadt Moberg själf alldrig utfört eller deltagit i någon mera omfattande vetenskaplig expedition, så förstod han att uppskatta alla de, ofta nog utom- ordentliga svårigheter, som ställa sig i vägen för ett dylikt företag och bedömde Minnestal öfver Adolf Moberg. 15 med vänligt öfverseende de afvikelser, som dessa åstadkommo i den ursprung- ligen utstakade planen. Med jämnmod uthärdade han och afvürjde de många anfall, som gjordes på detta företag och intill hans lefnads slut förblef det ömsesidiga förtroendet mellan honom och mig alldeles orubbadt. I bredd med dessa större förtjänster om Sociteten, mà dock ej de mindre, men betydelsefulla förgätas. I många år var Moberg Societetens ständige revisor och såsom ordförande i Meteorologiska Utskottet, granskare af Central- Anstaltens månads förslag. Jag antydde ofvan att Mobergs verksamhet utgrenade sig i många rikt- ningar. Jag måste inskränka mig här till de mera betydande. Hans djupa insigter i kemin kom till användning då han sedan 1848 kallades till ledamot i komitén för utarbetandet af 2:dra uppl. af „Pharmacopea Fennica^ och under den tid 1851—54 han tjänstgjorde som adj. ledamot i Collegium medi- cum. Ej mindre än 3 upplagor af detta vigtiga verk hafva dels fullständigt redigerats dels üfversatts af Moberg, som afslutade detta arbete 1885 med öfversättning till latin af 4:de uppl. äfvensom af den militära pharmacopen. Han deltog 1863 i uppgörandet af ny medicimal-taxa för Finland och var 1871 ledamot i den komitté, som hade att uppgöra förslag till nytt hus för accou- chements afdelningen vid allmänna sjukhuset i Helsingfors. Alltsedan 1849 ledamot af Finska Läkaresällskapet, blef Moberg för sina stora förtjänster på detta område vid 400 års jubelfesten den 6 Sept. 1877 vid Uppsala Univer- sitet promoverad till honorär medicine doktor. Moberg var ledamot af de ko- mittéer som 1862—63 och 1864 nedsattes för att utarbeta förslag till metriska systemets införande så väl i mått och vigt som i myntets afpassande efter detta system och fortsatte därmed i komitén af 1880, hvilkens arbete slutligen ledde till systemets införande. Moberg var ledamot i Societas pro Fauna et Flora Fennica (ordf. 1850—59, 1864— 66 och vice ordf. 1859—64). Han var ledamot af: Finska Litt. Sällskapet sedan 1833. Finska Trädgärdssällskapet 1844. Finska Hushållningssällskapet 1857. Finska Fornminnesföreningen 1875. Finsk-Ugriska Sällskapet 1883. Hedersledamot af Sällsk. för Finlands Geografi 1889. Mobergs verksamhet som medborgare i detta samhälle var mycket om- fattande isynnerhet i kyrkligt hänseende. Han var ledamot i direktionen för Helsingfors stads folkskolor h. t. 1867 och v. t. 1870, ledamot af Helsingfors Svensk-Finska församlings kyrkoråd från 1870 till 1880 och ånyo från 1883 16 SELIM LEMSTRÖM. samt ordf. i dess ekonomiska förvaltningsutskott från 1871 till 1879; lekmanna- ombud för Helsingfors prosteri vid Finska kyrkomötet 1876 och ledamot i den för revision af 1868 års svenska psalmboksförslag nedsatta komité; del- tagit i det år 1880 utgifna förslaget till svensk psalmbok; lekmannaombud vid andra Finska kyrkomötet 1856, ordförande i utskottet för granskning af svenska psalmboksförslaget samt ledamot i utskottet för granskning af svenska psalmbokens normalupplaga. Ledamot af Finska bibelsüllskapet 1850; Ordf. i Helsingfors filials bestyrelse, af Finska missionsällskapet, dess arkivarie 1860 64, af Luthorska evangelii-föreningen 1873, ordf. i bestyrelsen altt i från dess stiftelse. Såsom frukter af Mobergs verksamhet på detta område hafva utkommit i tryck: Granskning af , Förslag till Svensk Psalmbok för de evankeliskt- lutherska församlingarna i Storfurstendömet Finland 1857“. H:fors 1862. Missionssånger utgifna af Finska Missionssällskapet. Häft 1—2. H:fors 1862 —63. „Andaktssänger till kristlig väckelse och uppbyggelse. Häft. 1. H:fors 1866. Häft. 2" Ekenäs 1882. Under den tid Moberg var ledamot af Consistorium Academieum hade han flere uppdrag, bl. annat var han dekanus i fysisk-matematiska fakulteten från 1862 och därefter i fil. fakultetens fysisk-matematisk sektion till 1 Sept. 1872, prorektor från 1 October 1867 och blef från 1 Sept. 1872 utsedd att vara Universitetets Rektor, hvarmed han fortfor till 1 Sept. 1875, hvarefter han på begäran erhöll afsked som professor emeritus den 31 Dec. 1875 och utnämdes på samma gång till statsråd. Moberg åtnjöt alltid en god helsa och uppnådde en hög ålder. Godhjärtad och human i sitt innersta väsen, var det ytterst sällan han fälde ett strängare omdöme om en person. Denna hans vänlighet mot medmenniskor förmådde honom ofta till en hög grad af medgörlighet, men tränger man sakerna mera på djupet, så finner man att denna sträckte sig till oväsendtliga detaljer af en sak eller en fråga; när sakens kärna eller frågans hufvuddelar berördes, då hade han sin öfvertygelse fast och orubblig. Hans lynne var jämt och jag vet ej att han någon gång skulle visat öfverilning. Jag nämde ofvan att Moberg var en man af gamla stammen, han var det äfven i den bemärkelse att han under hela sitt lif besjälades af en sann Gudsfruktan. Denna antog likväl aldrig någon ostentativ form och under våra många och långa samtal ledde han aldrig själf samtalet i denna riktning. I senare tiden hängde på väggen i hans arbetsrum en tafla med ett språk ifrån bibeln: „Och detta är evigt lif att de känna dig allena sann Gud och den Du sändt hafver, Jesus Christus”. Högre kan en Christen man icke ställa sitt ideal. Minnestal öfver Adolf Moberg. 17 Uti en predikan, som hölls för snart 1900 år, uttalades af mensklighe- tens store Lärare en rad af sanningar, hvilka, likt ett uppfriskande och lif- gifvande regn på den upptorkade jorden, träffade de af strider, sorger och hopplösa tvifvel nedtryckta menniskorna och som beredt sig en ljusskimrande fridens väg genom tiderna, bredare och ljusare för hvarje sekel, som glidit ned i det förgångna. Ibland dessa sanningar var det en som särskildt egnades de fridsamme, de fredsstiftande bland menniskorna. Adolf Moberg hörde till de fridsamme på jorden. Af ADOLF MOBERG i tryck utgifna skrifter: Vetenskapliga skrifter: Akademiska disputationer: 1) De Stannatibus (för docentur) 1838. — 2) Diss. chem. theorias corporum, quae halogenia dieuntur, comparans (för fil. doktorsgrad, praes G. G. Hällström) 1840. — 3) De chloreto chromico (för adjunktur) 1843. — 4) De första grunderna af organiska kemin 1—7 1843, 1844. — 5) Kort anvisning till qvalitativa kemiska analysers anstäl- lande. I Del. Oorganisk analys 1—6. 1845, 1846. — 6) Försök till mineraliernas ordnande enligt kemiska systemet 1—9. 1846—1848. 1) De oxido chromoso (fór profession i kemi) 1847. — 8) De undis liquidis reflexis (för profession i fysik) 1849. Programmer: 1) Till magisterpromotioner i fysisk-matematiska fakulteten 1860. — 2) Till professor A. Kruegers installation 1862. — 3) Till magisterpromotionen i filosofiska fakulteten 1864. — 4) Botaniska bidrag till Finlands klimatologi, till professor S. O. Lindbergs installation 1865 — 5) Ornithologiska bidrag till Finlands klimatologi, till professor F. W. Mäklins installation 1868. — 6) Till professor J. J. Chydenii installation 1872. — 7) Redogörelse för Keis. Alexanders- Universitetets i Finland förvaltning och verksamhet samt derstüdes inträffade förändringar ifrån den 1 September 1872 till 1875. H:fors, 1875. I Acta Societatis scient. Fennicae, Tom. II: Analys af tvenne i Finland förekommande va- rieteter af smaragd 1842. — Analys af hornblende från Engsö i Kimito 1844. — Tom. IV: Analys af granat från Abo 1855. — Några bidrag till kännedom af Finlands mineralier 1855. — Tom. VI: Beskrifning öfver en mekanisk vågrörelseapparat 1861. — Tom. IX: Anmärkningar om de i rote- rande metallskifvor af en magnet inducerade elektriska strömmar 1867. I Bidrag till Finlands naturkännedom, etnografi och statistik samt Bidrag till kännedom af Finlands natur och folk utgifna af Finska Vetenskapsocieteten: Om de ifrån år 1750 till år 1850 i Finland gjorda naturalhistoriska daganteckningar och deras betydelse i klimatologiskt hänseende 1857. — Klimatologiska iakttagelser i Finland. Första delen år 1846—1855. I Naturalhistoriska anteckningar. 1860. II. Meteorologiska anteckningar 1871. Andra delen 1856—1875. I. Feno- logiska anteckningar 1885. — Höjdmätningar anstälda 1853 i norra delen af Aland, 1863. I Öfversigt af Finska Vet. Soc. förhandlingar: Om i Finland inträffade jordskalf och varse- blifna eldkulor åren 1842—1850, 1854. — Om norra Finlands klimat. 1855. — Om mätning af ne- derbórden. 1855. — Om diluvialrefflorna på Aland. 1856. — Om portativa solur 1858. — Om planimetrar 1859. — Om några i afseende à meteorologin rådande fördomar 1862. — Om Foucaults metod att bestämma ljusets hastighet 1863. — Om den postpliocena formationens fenomener 1865. — Om värmet betraktadt såsom rörelse 1871. — Om finska kustens höjning under åren 1858— 1872, 1873. — Sammandrag af de klimatologiska anteckningarne i Finland för hvarje år ifrån 1859 till 1888, — samt átskilliga referater och mindre fóredrag. 18 SELIM LEMSTRÖM. I Notiser ur sällskapets pro fawna et flora Fennica förhandlingar: Naturhistoriska daganteck- ningar gjorda i Finland åren 1756 till 1845, 1856. — Sällskapets pro fauna et flora Fennica inrätt- ning och verksamhat ifrån dess stiftelse den 1 Nov. 1821 till den 1 Nov. 1871. I Journal für prakt. Chemie herausg. von O. L. Erdmann u. R. F. Marchand: B.28. Ueber eine neue Construction der Röhre der Waschflasse. — B. 29. Ueber das Chromchlorid. — B. 43. Ueber das Chrom. — B. 44. Ueber die Chromoxydulsalze. Till en del utarbetat och fullständigt redigerat: Farmacopoea Fennica ed. secunda 1850 och ed. tertia 1863. — Anvisningar till prófning af läkemedeln i Finska Farmakopeens 2:dra upplaga 1851. — Indicia, quibus medieamina Pharmacopoeae Fennicae editionis secundae dignoscuntur et probantur. 1852. — Till latinet öfversatt: Pharmacopoea Fennica ed. quarta och Pharmacopoea militaris Fennica 1885. Ordbok till Finska farmakopéens andra och Svenska farmakopeens sjette upplaga. H:fors 1851. Förteckning öfver Finska vetenskapssocietetens boksamling 1861. — Katalog öfver Finska vetenskapssocietetens bibliothek 1881. Religiösa skrifter: Granskning af „Förslag till Svensk Psalmbok för de evangeliskt-lutherska fórsamlingarna i Storfurstendómet Finland“. H:fors, 1862. Missionssánger utgifna af Finska Missionsällskapet. H. 1, 2. H:fors, 1862, 1863. Andaktssánger till kritslig väckelse och uppbyggelae. Häft. 1. H:fors, 1866. Häft 2. Ekenäs, 1882. Teltog i redaktionen af Helsingfors Morgonblad 1838— 1840. a — INN 04165