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MCM XI V. , PH t 4 i 4 ) I N:o TABLE DES ARTICLES CONTENUS DANS CE TOME. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstróme, von Osc. V. Jomawssow. Mit 14 Textfiguren. Untersuchungen über die Flechtengonidien, von Frepr. ELrvinG. Mit 8 Tafeln. Die Miriden der äthiopischen Region, II. Macrolophinae, Heterotominae, Phylinae, von B. Poppius. Über die Verdampfungswärme und die Dampfspannung der Quecksilbers, von K. F. Srorr. Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies, par J. W. LrxpEBERG. Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten und dem spezifischen Volu- men dielektrischer Körper, von K. F. Srorre. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien, mit einem vergleichen- den Ausblick über den Adductor mandibulae der Gnathostomen, und einem Beitrag zum Verständnis der Organisation der Anurenlarven, von Arrx. LurHER. Mit 1 Ta- fel und 92 Figuren im Text. Minnesord öfver professor Wiziam NYLANDER,af J. P. Norrzix. Upplästa på Finska Veten- skaps-Societetens ärs- och högtidsdag den 29 april 1900. 23176 Ar TN LU AVR = 2 $ e) uq eA s dr [ EN | * ]- t " » . | | | vn . À i D 2 ba à E LI iam P3 n + aT Haw - E E Mor ar MAI INST KEINER mo! n i » LÀ h | N^ b ETT. uu "IN Zan sl er DEAL "HU dd ] n = Are Fx Vv > M M 3, Lits (4 col XM er ATOUT ne LR UM E , | ED (uu d soil, INTE: D ACTU x ET | A | » vid 1 pi L4 ES — M 4d dbi bar CRE i Lie niat TA ina | fota Pr ev nu Gu XE 5 Iu, ai. ED ERS.) | 4 huit acm caido VM o Dn XL Li yb i RR m | ET MB | bs zr IH Four À 3 +R ra Nat amt M Hat d b au Né lé än ts wb: oatbditwaor a ibl. uela cdd Vade ah : | í T dur À ufi 10 deve" ON satu TUE dedi | ii^ set ^in SR vos fne A - PCT iot! "UU ) " PANE re be ; Ari QUUD Has 5e. J DS I (32 s Mo EMT : ^ A E 4 à v Eoo NEN ^ DAC Am T 41) JP \ | - p LI 5 D D H^ á " I b1 D ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 1. ENTSTEHUNG UND WIRKUNGEN ABSTEIGENDER LUFTSTRÓME (MIT 14 TEX'TFIGUREN) LOSC JOHANSSON HELSINGFORS 1913, ZR FINNISCHEN LITTERATU DR VONT? EM OMM =, = je = D nes sd Jü 3M 1 M E. BAL oi p y aot M m i x - nm - A "n «nt ZO KM EI AM UA DU Most: EEUU CALE LATER ITP IEI * * 4 JLAID21 , 0 L e 3 HA LÉ 7 7. P Tj apum I ARE CN Me N DP P - EE 5 m dox. E ] à Kr : | = Ye i Co aa hn Einleitendes. In der Atmosphäre kommen ausser horizontalen Luftströmen auch vertikale vor. Diese vertikalen Bewegungskomponenten werden dureh ihre thermodynamischen Kigen- schaften für eine Menge von atmosphärischen Erscheinungen teils direkt, teils indirekt sehr einflussreich. Die Temperaturänderung in trockenen Luftmassen, welche sich beim Aufsteigen durch Ausdehnung abkühlen und beim Herabsinken durch Zusammenpressung erwärmen, ist durch die Porssoxsche Gleichung gegeben und beträgt ungefähr 1^ pro 100 m Höhen- änderung bei adiabatischer Zustandsänderung. Durch die Abkühlung beim Aufsteigen kommen in feuchten Luftmassen Kondensationserscheinungen und dabei entwickelte Wärmereaktionen hinzu, welche zuerst von Lord KELvix berechnet worden sind. Diese thermodynamischen Prinzipien hat Haxw zuerst im vollen Umfange auf meteorologische Erscheinungen angewendet. Durch Kondensation in den höheren Schichten, Schwerewirkung und Stagnation in den unteren überwiegt die Erkaltung unten und die Erwärmung oben, sodass die in der Atmosphäre tatsächlich vorhandene Wärmeabnahme mit der Höhe im allgemeinen viel kleiner wird als die adiabatische und im Mittel nur ca. 0.5° pro 100 m beträgt. Unter anderm hat dies zur Folge, dass ein absteigender Luttstrom unten Erwärmung hervorruft. Die dynamische Erwärmung beim Absteigen der Luft hat eine Abnahme der relativen Feuchtigkeit und also Aufheiterung zur Folge. Sogar die absolute Feuchtigkeit muss durch sinkende Luftströme vermindert werden, weil die Feuchtigkeit mit der Höhe rasch abnimmt. Da die Trockenheit, besonders das Fehlen der Kondensationsprodukte, für die Strahlungsverhältnisse, besonders für die Ausstrahlung sehr günstig ist, können hierdurch sehr bedeutende indirekte Wirkungen der absteigenden Luftströme entstehen. Diese indirekten Strahlungswirkungen müssen an der Erdoberfläche die häufigsten werden, weil das Absteigen bis zum Boden im allgemeinen durch die Friktion und Stauung ver- hindert wird. 4 Osc. V. JOHANSSON. Die Erscheinungen der aufsteigenden Luftbewegung sind in der Literatur sehr eingehend besprochen. Die absteigenden Luftströme müssen gleich häufig vorkommen, aber jedenfalls begegnet man Nachweisen derselben und der Heranziehung dieser Erklä- rungsart in der Literatur viel seltener. Die nachfolgenden Betrachtungen wollen einen kleinen Beitrag zur Ausfüllung dieser Lücke liefern. Bei mehrjährigem täglichem Wetterdienst und auch bei klimatologischen Arbeiten verschiedener Art bin ich oft auf Erscheinungen gestossen, die auf einen Einfluss sinkender Luftströmungen deuteten. Es handelt sich hier beinahe immer um heiteren Himmel und trockene Luft und hiermit verknüpfte extreme Temperaturen, hohe Wärme oder strenge Kälte. Da eine dynamische Erklärung der Erscheinungen dieser Art bei der Behandlung des Wetters und Klimas in Nordeuropa im allgemeinen nicht versucht worden ist, möchte ich hier einige Ergebnisse und Erklärungsversuche dieser Art vorführen. Ich bemerke jedoch von vorn- herein, dass ich schon darum keine vollständige Behandlung dieses T'hemas liefern werde, weil ich nur vereinzelte, in dieser Frage jedoch selbstverständlich sehr notwendige Beobach- tungen aus hóheren Luftschichten herbeiziehen konnte. Auf die unten zu behandelnden Umstände wurde ich teilweise durch eine Untersuchung systematischer Art über die Extremtemperaturen in den verschiedenen Jahreszeiten hingelenkt. Da diese Untersuchung auch andere Umstände behandelt als Wirkungen absteigender Luftströme, können die Ergebnisse derselben hier nicht angeführt werden. Ohne behaupten zu wollen, dass unsere Beispiele - immer ganz typisch für die betreffenden Jahreszeiten sind, sollen doch die Winter- und Sommererscheinungen besonders behandelt und dabei erstens Fälle für direk- tere, später für hauptsächlich indirekte Wirkungen der absteigenden Ströme vorgeführt werden. Jene Wirkungen sind vornehmlich 'Temperaturmaxima, diese Temperaturminima oder jedenfalls sehr hohe und niedrige Temperaturen. Kap. I. Zur Entstehung hoher Wintertemperaturen. I. Den 24. Januar 1904. Wir wollen hier einige Beispiele eines Wettertypus besprechen, welcher den hohen Wintertemperaturen wenigstens in Nordeuropa eigen ist. Zunächst sei ein Fall an- geführt, welcher mich zuerst, im Winter 1904, auf Erscheinungen dynamischer Art näher aufmerksam machte. Mit den Terminbeobachtungen und dem Wetterdienst an der Zentralanstalt in Helsingfors beschäftigt, war ich mehrmals, aber besonders am 24. ‚Januar 1904 erstaunt die Temperatur ungewöhnlich hoch (6°) und die Feuchtigkeit gering Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 5 (70 °/,) bei starkem WNW-Wind zu finden. In einer Witterungsübersicht habe ich damals die Ansicht ausgesprochen, es scheine alles darauf hinzudeuten, dass die warme und zugleich trockene und heitere Witterung wenigstens teilweise von föhnartigem Charakter sei. Ich dachte damals ausschliesslich an die föhnartige Wirkung der nor- wegischen Gebirgskette. Weil dieser Fall ziemlich typisch ist, sei die Wetterlage hier etwas näher beschrieben und durch eine Karte (Fig. 1) veranschaulicht. JA AB M MN [7 MSS © u Di UR E à b St LE we de RO 4) Fig. 1. Die Wetterlage am 24. Januar 1904 (nach den deutsch-dänischen Wetterkarten). Zu der betreffenden Zeit lag ein Barometermaximum, grüsstenteils azorischen Ursprungs, über Zentraleuropa, wogegen ziemlich tiefe Minima längs den Eismeerküsten ostwärts wanderten. Am 21. Januar finden wir noch das 780 mm hohe Hauptmaximum SW von Irland, ein 745 mm niedriges Minimum bei S-Grönland, ein zweites von 735 N von Lofoten und zwischen diesen einen Keil des Maximums südlich von Island. Der Wind war in Finnland schwach SW, die Temperatur ungefähr 0°, in Norwegen wehten dagegen starke SW-Winde mit 3 bis 4 Wärmegraden. — Am folgenden Tag, den 22., lagen die Minima näher beieinander N von Island und vom Nordkap, und ein ganz schwacher Ausläufer des Maximums war in S-Skandinavien zu finden. In Norwegen finden wir N:o I. 6 Osc.. V. JOHANSSON. jetzt Schneestürme aus SW, óstlicher meistens W-Winde mit heiterem und kälterem Wetter, im inneren Skandinavien —8 bis —12^, in Finnland ca. —5^. — Am 23. war das Tiefdruckgebiet zwischen Grónland und Novaja-Semlja noch mehr zusammengeschmolzen, das Maximum war grüsstenteils nach Zentraleuropa verschoben, und weil der Luftdruck besonders in Finnland stark gefallen ist, sind bedeutende Gradienten und stärkere Winde im Ostseegebiet entstanden. Die Temperatur war über dem Nordmeer und [9] längs der norwegischen Küste 5— 58^, in S- und Zentral-Schweden meisten 3—5°, in S-Finnland 2—4°. Im Norden und auch im Osten war es kälter mit Schneefall. — Fig. 1 zeigt uns die Wetterlage am 24. Januar. Durch Barometerfall im E und Steigen in Skandinavien ist der Keil daselbst jetzt deutlicher geworden, und zwei getrennte Minima von 735 mm beim Weissen Meer und im N von Island sind wiederum deutlich zu erkennen. Der Himmel war jetzt in Finnland und Schweden allgemein heiter, und die Winde waren in Finnland vielfach stürmisch von NW, in Schweden schon schwächer und meistens westlich. Jetzt war die Temperatur in S-Finnland allgemein 4—6° hoch, in Schweden meistens schon niedriger. Am 25. Januar war der Keil westwürts nach dem Nordmeer verschoben, die Winde mehr von W und SW, meistens schwächer, und die Temperatur sank in S-Finnland auf 0^ und darunter. Um noch deutlicher zu zeigen, dass die Luft am 23. und 24. Januar im inneren Skandinavien und in Finnland vielfach dynamisch erwürmt und ausgetrockenet war, seien noch einige typische Daten hinzugefügt. In Skandinavien wurde die Maximaltemperatur meistens schon am 23. erreicht. Längs den Westküsten Norwegens und Schwedens war das Wetter die ganze Zeit über trüb, meistens mit Niederschlag oder Nebel und 85—100 °/, Feuchtigkeit. In der vorhergehenden Nacht hatte Kristiania —5° aufzuweisen, aber am Tage stieg die Wärme bei WSW-Wind und einer relativen Feuchtigkeit von 47 °/, auf 1.57. Hier war somit die Luft sinkend. Auf Dovre in 640 m Seehöhe ist die Tem- peratur abends 5.8^ bei NN W-Wind, in Strómstad wird am 23. 8° bei WNW 4 (Beauf.) und 71 "/, Feuchtigkeit erreicht, in Askersund 6.5° und 71 *"/, in Östersund 6.5" und 67 "/, u. s. w. Noch wärmer und trockener war es stellenweise an der schwedischen Ostküste. Hernosand z. B. hatte ein 'l'agesmaximum von 10^ und abends die Feuch- tigkeit 53 "/,.. Diese Temperatur ist zugleich das absolute Januarmaximum in Hernö- sand während einer 27-jährigen Beobachtungsreihe. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese hohe und trockene Wärme föhnartig war, denn nördlich von dem 45. Breitengrad wurde nirgends anderswo eine so hohe Temperatur wahrgenommen. Auch in Finnland wurden am 23. sehr hohe Werte erreicht, in Hvittis (Lauttakylä), Tam- merfors und Jyväskylä so 6.4 bis 6.6” bei einer Feuchtigkeit von ca. 73 °/,. Abends hatte man in Wasa 5.5, in Kuopio 5.6 und in Kajana 4.2°. Am folgenden Tag findet man die höchsten "Temperaturen weiter in S- und SE-Finnland. So hatte Lojo 6.0”, Tom. XLIV, -1 Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. Süderskär 6.5”, Helsingfors 5.9°, Wiborg 5.4 und mehrere Orte auf und am Ladoga 5”. 0 Der Himmel war heiter, die Feuchtigkeit an mehreren Orten 68— 75 "/, in Wiborg sogar 52 ?/,. Die Winde waren allgemein WNW oder NW, die Geschwindigkeit in Helsingfors bis 9, in Lauttakylà 13 m pro Sek., und mehrfach wurde sie auf 6 bis 8 Beaufort geschätzt. Nunmehr konnten nur ein paar Orte in Schweden ähnliche Verhältnisse aufweisen. Östersund hatte so morgens 5.7” und 68 °/,, Västervik ein Tagesmaximum von 7.5° bei Feuchtigkeit = 59 °/,. Anderwo war die Temperatur in die Nähe des Gefrierpunkts oder sogar derunter gesunken. Die Wärme und Trockenheit an diesen "Tagen waren somit im Innern und an den Ostküsten Skandinaviens durch die nach Passieren der norwegischen Gebirge sinken- den Landwinde bedingt. Selbstverständlich ist auch die hohe Ausgangstemperatur zu berücksichtigen, insbesondere da die NW-Winde abgelenkte SW-Winde waren. Aber besonders die ähnliche fühnartige Beschaffenheit der Luft noch in Finnland scheint an- zugeben, dass auch mit der Wetterlage sinkende Luftbewegungen verbunden waren. Denn die Wärme kann hier nicht ganz mit den Winden von Skandinavien gekommen sein, da sie ja an mehreren Orten ca. 3° höher war als die höchste Temperatur am Bottnischen Meerbusen an diesen Tagen. Der tägliche Gang der Temperatur spricht auch entschie- den gegen eine nennenswerte Insolationswirkung. In Helsingfors stieg so die Temperatur ziemlich regelmässig die ganze Nacht zwischen dem 23. und 24. Januar, das Maximum 5.9° wurde um 6 a, das Minimum dieses Tages 1.9” um 5 p wahrgenommen. Auch der tägliche Gang der relativen Feuchtigkeit und der Windstärke war verwischt. Zur Bestütigung dieser Ansichten seien noch einige Beobachtungen von der Drachen- station in Pawlowsk hinzugefügt, obwohl dieser Ort schon am Rande des Erwärmungs- gebiets liegt und die erreichten Hóhen in diesen Tagen leider ganz klein (350—490 m) waren. Die Werte für die Erdoberfläche (30 m) und 350 m Höhe waren folgende: Drachenversuche in Pawlowsk im Januar 1904. Datum Temperatur Rel. Feuchtigkeit Wind Wolken 30m 350m 30m 350m 30m 350m 23. Jan. 0.4° —0.9° DRM OQ WSW 3 WSW 16 N 250m 2 fas 1.8 0.7 58 50 NW6 NW16 = = Jon N Ar 85 93 W6 W13 S 340m Am wichtigsten ist, dass wir auch hier die Luft am 24. bei lebhaften N W-Win- den im Vergleich mit den trüben und feuchten naheliegenden Tagen mit WSW- oder W-Winden stark ausgetrocknet (50 trockenen Luft ausserordentlich stark war, ersieht man aus der Angabe, 21°, eines Radia- 58 "/, finden. Dass die Insolation infolge dieser N:o 1. 8 Osc. V. JOHANSSON. tionsthermometers, beobachtet in Petersburg am 24. Januar um 1 p. Dieser Tag hatte hier eine Mitteltemperatur von 2.3”, die höchste desselben Datums seit dem Anfang der Beobachtungsreihe, seit 1745. 2. Fälle im Dezember 1879 und im Januar 1882. Die durch das obige Beispiel und Fig. 1 dargestellte Wetterlage kommt ziemlich häufig vor, und eine dynamische Erwärmung bemerkt man öfters an der NE-Seite des Maximums, besonders wenn die NW-Winde stark sind. Als weitere Beispiele móchte ich auf die beiden Karten für den 20. und 21. Dezember 1879 hinweisen, welche in SPRuNGS Lehrbuch der Meteorologie (Hamburg 1885) auf den Tafeln II und III mitgeteilt sind. ' Wir finden hier ein 780 mm hohes Maximum über Deutschland, welches teilweise auch Skandinavien umfasste und vom 20. zum 21. Dezember sich etwas östlicher verschob. Ein tieferes Minimum befindet sich in N-Russland, niedrigerer Druck auch im NW auf dem Nordmeer. Die Gradienten und die NW-Winde waren am 20. besonders in SW- Finnland stark und die Aufheiterung hier und in Sehweden allgemein. Das ganze Ge- bilde und auch die stärkeren Gradienten wurden am 12. etwas ostwürts verschoben. Die von Sprung und TEISSERENG DE Bort gezeichneten Isothermenkarten dieser Tage geben die eigentümliche Verteilung der Temperatur an. In Fig. 2 haben wir für Skan- dinavien und Finnland die Isothermen für den 21. Dez. etwas genauer ausgezogen. Wir finden hiernach Kälteminima von —15 bis —20° in den zentralen Teilen Deutschlands und Frankreichs, im allgemeinen eine nach N zunehmende Temperatur, die jedoch im Innern Skandinaviens nórdlich von dem 60. Breitengrad eine neue bedeutende Abnahme zu Kälteinseln von ca. —10^ erfährt. Diese sind wie gewöhnlich durch die später näher zu behandelnde starke Ausstrahlung in dem nördlichen handgebiete des Maximums bedingt. Am wichtigsten für unsere Betrachtungen ist aber diesmal das Würmemaximum mit O bis + 5^, welches wir besonders auf der finnischen und russischen Seite der Ostsee finden und welches durch eine enge Würmestrasse über dem zentralen Skandinavien mit der hohen Temperatur des Nordmeers zusammenhüngt. Die Würmeinseln, welche an der Westküste des Bottnischen Meerbusens und in S-Finnland sich entwickeln, deuten auf den dynamischen Charakter der Erwärmung in dem heitersten Gebiete mit starken NW- Winden. Die ozeanische Luft kommt mit SW- und W-Winden nach Skandinavien, findet in den Fjorden und Flusstälern ungefähr zwischen dem 63. und 64. Breitengrad die Pas- sage über dem Festland am meisten offen, sinkt auf ihrem Wege nach dem Bottnischen Meerbusen, wo noch eine wesentliche Abnahme der Friktion gegen die Unterlage statt- !) Vgl. auch 'TEissERENC DE BonT, Annales du Bureau Central Météorologique. Année 1881. Paris 1883. P. 66 — 69. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 9 Fig. 2. Isothermen am 21, Dezember 1879 morgens (teilweise nach SPRUNG und TEISSERENC DE Bonmr). findet, und die hierdurch befürderte sinkende Bewegung bewirkt eine dynamische Erwär- mung auf + 3 bis 5°. Die Temperatur ist also hier kaum niedriger als an der norwe- gischen Küste, trotzlem dureh Ausstrahlung, Schneeschmelzen u. s. w. der Luft beim Passieren des Festlands viel Wärme entzogen wird. Am Bottnischen Meerbusen kühlt wiederum das kältere Wasser und das Eis die Luft um 2 bis 4^ ab, aber auf der finnischen Seite, wo die durch die Wetterlage her- vorgerufene sinkende Luftbewegung offenbar am deutliehsten entwickelt ist, entsteht eine abermalige inselartige Erwürmung auf 5^, am 20. in der Gegend von Helsingfors und Tammerfors, am folgenden Tage besonders in SE-Finnland. Im Zentrum und in SW- Finnland bemerkt man schon am 22. einige stärker abgekühlte Gebiete mit 0 bis —2°, und wahrscheinlich sind diese durch starke Ausstrahlung und Stagnation der untersten Luftschicht entstanden. N:o I. 2 10 Osc. V. JOHANSSON. Im Januar 1882 waren andere derartige Fälle besonders nach der Mitte des Monats sehr häufig. Am 19. und 20. Januar war die Wetterlage sehr ähnlich derjenigen am 24. Januar 1904. Am19. lag das heiterste Gebiet wie gewöhnlich in der Mitte der Linie zwischen dem 185 mm hohen Maximum in England und dem Minimum von 735 mm in NE-Russland. Die russischen Ostseeprovinzen und S-Finnland bildeten somit das dynamisch beeinflusste Gebiet. obwohl nicht allzu warm, offenbar wegen ungenügender Luftbewegung und daher starker Ausstrahlung. Wie gewöhnlich war das eigentliche Maximum trüb und neblig, das Mini- mum durch Schneefälle ausgezeichnet. Am 20. erstreckten sich die geradlinigen Isobaren weiter noch NW gegen Schweden, wo jetzt, teils wegen der Wetterlage, teils wegen der Gebirge im W, die dynamische Witterung am deutlichsten ist. In Hernösand z. D. blieb die Temperatur vom 19. um 9 p bis zum 20. mittags ungeführ 9° hoch, der Wind war meistens starker WNW, der Himmel halbklar und die Feuchtigkeit 62 bis 49 ?/,. In Västervik war die Temperatur am 20. um 2 p 9.8”, die Feuchtigkeit 53 °/,, in Nyköping Temperatur 7.4” bei N W-Wind und heiterem Himmel u. s. w. Noch in Finn- land war die Temperatur an demselben Mittag hoch, in Sälskär und Hangó 6.2, in Hel- singfors 6.9, in Tammerfors 5.9, in Sortavala 5.4^ u. s. w., überall bei frischen WNW- Winden und halbheiterem Himmel. — Ganz ähnlich war die Wetterlage wiederum den 25. und 26. desselben Monats. In Schweden waren die Temperaturmaxima ebenso hoch, 8—11?, wie in W-Norwegen, in Finnland mehrfach 5 bis 7°, in Helsingfors wurde sogar am 26. um 5a der Wert 7.9" erreicht, die höchste bekannte Winterwärme für diesen Ort. Noch in Sortavala am Ladoga war die Temperatur um 7a 5.7” und am Onega 4^. Der Wind war wie gewóhnlich von W oder NW, mehrfach stark oder stürmisch, der Himmel zum grossen Teil heiter und die Feuchtigkeit niedrig, so um Ta in Umeå 52 und in Helsingfors 51 "/,. 3. Den 20. Januar 1911. Aus neuer Zeit, wo sowohl in Helsingfors als in Pawlowsk Drachenversuche angestellt worden sind, müchte ich noch ein Beispiel anführen. Als solches wähle ich den 20. Januar 1911, wo in einem grossen Teil Finnlands das Maximum der Temperatur des Winters erreicht wurde, an einigen Orten sogar Werte, die den absoluten Maximen einer 20-jührigen Periode gleichkommen. Wir hatten damals ein 775 mm hohes Barometer- maximum, welches sich von dem Englischen Kanal nach Zentraleuropa bewegte, während sich ein ca. 740 mm niedriges Minimum nürdlich von den Halbinseln Kola und Kanin ostwürts verschob. Am Morgen desselben Tages war der Himmel noch meistens trüb und der Wind schwach W, etwas wechselnd, weil lokale kleinere Unregelmässigkeiten im Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. 11 Luftdruck zu finden waren. Später fand Autheiterung statt, der Wind wurde stärker und ausgeprägter von W—NW, in Helsingfors um 2 p schon stürmisch (7 Beaufort). Die Temperatur stieg jetzt in Mariehamn auf + 7°, in ganz SW-Finnland und auch in Helsingfors auf + 4^. Abends ist der Himmel sehr heiter in der rechten Hälfte des Keils in Finnland und im E der Ostsee. Der Wind ist am stärksten und am meisten gegen N gedreht an der Mündung des Finnischen Busens (in Reval z. B. NNW 7). Die Temperatur zeigt in dem Ostseegebiet eine offenbar dynamische Steigerung von ca. 2°. Die Ergebnisse der Drachenversuche scheinen diese Annahme zu bestätigen. Ungefähr um 10 a zeigte ein kleiner Versuch in Pawlowsk gesättigte Luft bis in 490 m Höhe, schwache vertikale Temperaturabnahme und W-Wind, unten von 3, oben von 9 m Stürke. In 90 m Hóhe waren Stratus-Wolken. Pawlowsk befand sich deutlich noch im Wirkungsgebiet der V-Depression. Ein paar Stunden später zeigte ein Aufstieg in Fredriksberg bei Helsingfors ganz andere Verhältnisse: Drachenversuch in Helsingfors: Hühe Temperatur Feuchtigkeit Wind Den 20. Jan. 1911 48 123.0 i2 NW 4 11.15 a—12.45 p 275 + 6.0 30 WNW 14 1185 10.0 32 WNW 16 Bis in 1.2 km war die Atmosphäre stark erwärmt, und die geringe Feuchtigkeit zeigt, dass die Erwärmung dynamisch war. Die absteigende Luftbewegung wurde offenbar in 275 m Höhe stark reduziert, weshalb in dieser Höhe die grösste Erwärmung und die niedrigste Feuchtigkeit angetroffen wurde. Ungefähr dasselbe findet man später auch in Pawlowsk nach einem zweiten Versuche: Drachenversuch in Pawlowsk: C oer S Höhe Temperatur Feuchtigkeit Wind À D$ 6 : 20 i» 18 W 4 (ulLis Y Den 20. Jan. 1911 120 1.2 BEEN SL NE PAS 3.35— 3.96 p 330 4.5 34 WNW 13 LES 1060 — 1.6 42 WNW 19 = Auch hier erstreckte sich somit eine Inversion bis in ca. 300 m Höhe. Am Boden war die Luft weniger durch den sinkenden oberen Luftstrom beeinflusst. Die Stagnation am Boden verhinderte den vollen Einfluss der vertikalen Bewegungen. Wo, wie z. B. in Helsingfors, später stärkerer Wind eintrat, deutet dies auf einen grösseren direkten Einfluss der sinkenden Luftströmung auf die bodennahen Schichten. N:o 1. 12 Osc. V. JOHANSSON. Am folgenden Tage, den 21. Januar, war die Inversion in Helsingfors schon ver- schwunden, weil der Keil sich bereits im E befand und das Minimum im NW sich fühlbar machte. In 465 m Höhe hatte man: —2.1°, 97 °/, und SSW 14 m. In Paw- lowsk, das sich noch mehr in dem Keile befand, war die Inversion von 3^ noch vor- handen, und in 480 m Höhe wurde 4-0.2?, 39 ?/, und WSW 17 beobachtet. Bei fallendem Barometer und Annäherung des Minimums sank somit die Temperatur, weil die dynamische Erwärmung aufhórte. In Helsingfors hat statt der absteigenden eine aufsteigende Bewegung angefangen, die Feuchtigkeit ist sehr gross, und Regen folgt binnen kurzem. 4. Die Temperaturmaxima des Winters in Helsingfors. Das Studium dieser und mehrerer anderen Fälle mit hohen Wintertemperaturen überzeugte mich davon, dass die hohe Wärme oft teilweise durch absteigende Komponenten der Luftbewegung bedingt ist. Die Winde sind im allgemeinen stark von der N W-Seite. Oft können diese schon als abgelenkte W- und SW-Winde ozeanisch mild sein. Eine dynamische Erwärmung und ein ebensolches Austrocknen kommen dazu teils beim Passieren der höheren Teile Skandinaviens, teils durch die Wetterlage, d. h. an der Vorderseite eines Keils oder an der. NE-Seite eines Maximums. Später soll gezeigt werden, wie weit diese Befunde mit anderen Beobachtungen und den theoretischen Ergebnissen übereinstimmen. Hier will ich aber noch untersuchen, wie allgemein die Erscheinung bei den Temperatur- maximen des Winters in Helsingfors hervortritt. Für diesen Zweck habe ich die mittleren Wind- und Feuchtigkeitsverhältnisse bei den Temperaturmaximen der 3 Wintermonate während der 30 Jahre 1882— 1911 berechnet. Ich führe zuerst die mittleren und extremen Monatsmaxima dieser Periode an: Temperaturmazxima in Helsingfors 1882— 1911. Mittlere Hôchste Jahr Niedrigste Jahr Dezember 4.1 7.0 1898 1.8 1901 Januar 3.0 129 1882 —1.0 1893 Februar 2.4 6.8 1887 —1.4 1888 Die höchsten Wintertemperaturen erreichen somit 7 bis 8^, und der höchste Wert 7.9°, im Januar 1882 war, wie oben schon gezeigt wurde, ziemlich sicher dynamisch bedingt. Dass die absoluten Maxima nicht höher sind und die mittleren nur um 3 bis 4° übersteigen, beruht, wie ich an anderer Stelle zeigen werde, zum grossen Teil auf den Wärmereaktio- nen beim Schneeschmelzen. Die Windverteilung war bei diesen Temperaturmaximen die folgende: Tom XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 13 Zahl der Fälle mit: NNW NW WW W WSW SW SSW S SE SE ESE E Dezember 3 3 8 We 3 3 — — — — Januar 1 3 6 1 5 13 1 - — Bebruar "d —5 3 6 8 On — je vus 2 Summe 2 o 49 A) 2l 95 6 3 le — 3 Es sind somit beinahe ausschliesslich. Winde von der W-Seite, welche die hóchsten Wintertemperaturen mit sich bringen. Nur während 3 Februar-Monate ist das Maximum bei E- oder SSE-Wind eingetreten. In mehr als der Hälfte (46) der sämtlichen 90 Monate trat die hóchste Temperatur bei SW- oder WSW-Winden ein. Hier interessiert es uns am meisten, dass tatsüchlich auch in Übereinstimmung mit den obigen Darle- gungen die Winde ungefähr von NW stark vertreten sind. Wäre uns nicht die dyna- mische Ursache hierzu bekannt, würde es überraschen zu sehen, dass NW-Winde ófter als z. B. S- und SSW-Winde mit monatliehen Temperaturmaxima verbunden sind. Dass SW-Winde diese Maxima so oft mit sich bringen, beruht offenbar teilweise auf deren grosser allgemeiner Häufigkeit. Um dies näher darzutun, wollen wir die obigen Häufigkeitszahlen in Prozenten ausdrücken und mit der allgemeinen Häufigkeit der Winde während des Winters in Helsingfors nach 17-jährigen Beobachtungen vergleichen. Die Verteilung und das Verhältnis zwischen den Zahlen stellt sich folgendermassen: NNW NW WNW W WSW SW SSW S SSE E syeenmeVa s Temp usos». ere dy 23 «99r D Sama: bo b) Alle Winde, M Fan MUS a5 1056.1 0103) 09008 JUD 215178055 Verhältnis OS AG TL ORO 00979091204 Die WNW-Winde sind somit diejenigen, welche im Vergleich mit deren allgemeiner Häufig- keit öfters Temperaturmaxima zustandebringen. Nach diesen kommen die WSW- und erst an dritter Stelle die SW-Winde. Von-Interesse ist noch zu sehen, wie hoch die Temperatur der verschiedenen Winde ist. Ist die Wärme der NW-Winde wirklich dynamischer Art, so muss weiter die Bewülkung und die relative Feuchtigkeit bei diesen geringer als bei den übrigen Winden sein. Die mittleren Werte dieser 3 Elemente und ausserdem der Windstürke der ver- schiedenen Winde bei den Temperaturmaxima zeigt die folgende Zusammenstellung. Hier sind NNW- und NW-Winde zu einer und ebenso die Fälle mit SSW—E Winden zu einer anderen Gruppe vereinigt. Weil die Daten aus den letzten Jahren nicht fertig vorlagen, sind in den Mitteln nur die 25 ersten Jahren 1882— 1906 berücksichtigt. Von Vorteil ist es die Temperaturen in Abweichungen vom Mittel anzugeben. N:o 1. 14 Osc. V. JOHANSSON. NNW—NW WNW Ww WSW SW | SSW—E Zahl der Fälle 10 12 10 2] 25 12 Temperatur in Abw. +08 +06 +01 —0.] — 0:5 — 1.11 Bewölkung ?/, 35 41 104 86 90 99 Rel. Feuchtigkeit ?/, 64 18 82 86 92 92 Windstärke m/sek. “oil 7.0 5.8 6.4 1.6 5.5 Temperatur, Bewólkung und Feuchtigkeit ändern sich somit sehr regelmässig bei Winddrehung von NW über W nach S. Die NW-Winde bringen die höchsten Temperatu- ren bei heiterem Himmel und trockener Luft, die Winde von der Südseite wiederum die niedrigsten Maxima bei ganz trübem Himmel und beinahe gesáttigter Luft. Der ganz verschiedene Charakter der Wärme bei den NW-Winden ist somit einleuchtend. Beson- ders die Bewölkung ändert sich ganz sprangartig zwischen WNW und W. Dass die Änderungen aber im übrigen ziemlich stetig vor sich gehen, beruht offenbar darauf, dass auch mit westlicheren Winden manchmal niedersinkende Luftströmungen verknüpft sein können (man vergleiche z. B. das bekannte Aufklaren beim Vorübergang eines Minimums). Das dürfte z. B. der Fall gewesen sein am 6. Februar 1884, wo der Wind schwach W, die Bewölkung 0 und die Feuchtigkeit ausserordentlich niedrig, 54 "/, war. Sogar bei SW- Winden ist das wohl müglich, vielleicht war z. B. der 7. Febr. 1905 ein solcher Fall. Die Windstärke zeigt keine regelmässige Abhängigkeit von der Windrichtung, aber sie ist überhaupt übernormal, indem das allgemeine Wintermittel für Helsingfors 5.0 m ist. Diejenigen SW-Winde, die Temperaturmaxima mit sich bringen, sind somit mehr als 50 °/, stärker als normal, die Winde von der NW-Seite wiederum ca. 40 "/, stärker. Bei sin- kender Luftbewegung muss nämlich, wie auch die obige Beispiele zeigen, der Wind stark sein, um die stagnierenden Schichten an der Erdoberflüche beeinflussen zu kónnen, und umgekehrt führt auch ein sinkender Luftstrom den bodennahen Schichten eine grüssere Bewegungenergie aus grüsseren Hóhen zu. Es kann noch von theoretischem Interesse sein nachzusehen, welche Windrichtung bei den Temperaturmaxima des Winters in den oberen Schichten herrscht. Zu diesem Zweck habe ich die Beobachtungen des Wolkenzuges zu den betreffenden Zeitpunkten (oder ein paar Stunden vor- oder nachher) während der Jahre 1882—1906 angewendet. Die Häufigkeit der Zugrichtungen der unteren Wolken war die folgende: N NNW NW WNW W WSWSW SSW S SSE SE ESE E Windrichtung — -— 3 4 1 l3. AL SA Zug der unteren Wolken 1 "RSEN S] T7T 6 — — — MERI Aus diesen 38 Beobachtungen ergibt sich die mittlere Richtung des Wolkenzuges zu W 2° B mit einer Häufigkeit von 72 "/,, während die entsprechende mittlere Wind- Tom. XLIV. Uber Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 15 richtung W 20° S mit der Häufigkeit 82 °/, war. Die Rechtsdrehung mit der Höhe betrug somit 18°. In 58 °,, der Fälle war eine Drehung rechts, in 21 eine solche links und in 21 ? /, keine Drehung vorhanden. Diejenigen 20 Fälle, in welchen der Zug der Wolken im Ci-Niveau beobachtet worden war, verteilen sich wiederum folgendermassen: N NNW NW.WNW W WSW SW Windrichtung = eU34 1003 4 2 Zug der oberen Wolken 1 3 8 4 4 — — Die mittlere Richtung des Ci-Zuges ergibt sich zu W 39° N mit der Häufigkeit 93 "/, und die gleichzeitige Windrichtung war W 8^ N, 86 °/,. Die Drehung mit der Höhe ist also hier 31^ rechts. In 14 Fällen, d. h. in 70 ?/,, war eine Rechtsdrehung vor- 0 handen, in 15 °/, keine Drehung und in 15 "/, Linksdrehung. Diese 3 Fälle mit Links- drehung trafen bei NW- oder NNW-Winden ein. Der Zug der oberen Wolken findet somit bei den Temperaturmaxima des Winters aus sehr übereinstimmenden Richtungen, ungeführ aus NW, statt. Dies wird noch besser ersichtlich aus der folgenden Zusammen- stellung der mittleren Zugrichtungen, welehe den verschiedenen Windrichtungen zukommen: Manitu Besrzer usschhit une der Dee unteren Wolken oberen Wolken | Richtung E Drehung | Richtung ip. Drehung | | NNW—NW MIBA VN SIPDIE ECHO TIENNE 233 IN 1599 — 28° WNW W 39 NI 4 TON WEASEND 26 + 28 W W 19 N ELS W 92 N 4 + 22 | WSW NING SKIL: + 16 | W 61 N | 4 + 73 | SW—SSW W 26 on m e + 26 W 28 N 2 + 68 Sehr bemerkenswert ist hier die grosse Konstanz der Richtung des Ci-Zuges. Die mitt- leren Richtungen sind freilich wegen der kleinen Zahl der Beobachtungen noch sehr unsicher. Doch ist der Sinn der Drehung ganz deutlich zu ersehen. Die Rechtsdre- hung ist am grössten bei den SW-Winden, wogegen die NW-Winde mit der Höhe ziem- lich unverändert bleiben oder sogar etwas links gedreht sind. Die Zugrichtung der oberen Wolken ist bei den Temperaturmaxima des Winters von der unteren M ind- richtung unabhängig und ist ungefähr W 39° N. Diese Richtung entspricht ziemlich genau der mittleren Richtung des Ci-Zuges im Winter im mittleren Skandinavien. ' ! HILDEBRANDSSON H. H. et TEISSERENC DE Borr, Les Bases de la Météorologie dynamique. Tom. II. Paris 1900. S. 288 u. f. N:o 1. 16 Oso. V. JOHANSSON: In Helsingfors findet man diese nach 2-jährigen Beobachtungen im Mittel zu W 56 N? Auch die unteren Wolken zeigen bei SW-Winden eine grössere Rechtsdrehung als bei NW-Winden, aber der Unterschied ist hier doch bedeutend kleiner als bei den oberen Wolken. Am wichtigsten ist, dass die NW-Winde in den beiden Wolkenschich- ten unverändert bleiben. Wie schon Ley angenommen hat, entspricht dies einer abstei- cendenden Luftströmung dieser Winde. Nach allen diesen, noch ganz unvollständigen Beobachtungen scheint es schon ziemlich sicher zu sein, dass die starken NW-Winde, welche die höchsten Wintertempera- turen z. B. in Helsingfors und wahrscheinlich in grossen Teilen Nordeuropas verursachen, teilweise dynamisch erwärmt sind. Sowohl die betrachteten Beispiele als die mittlere Winddrehung mit der Höhe scheinen anzugeben, dass diese NW-Winde vorzugsweise auf der E-Seite von nordwärts eingeschobenen Keilen hohen Druckes entstehen. Die hohe Wärme stammt somit teilweise aus dem warmen Nordmeer, teils trägt wohl auch die Kondensationswärme an der norwegischen Küste hierzu bei. Die Trockenheit der Winde spricht jedoch deutlich für die dynamische Erwärmung auf der Leeseite des Gebirges. Schliesslich scheint das oft inselförmige Auftreten der höchsten Wärme dafür zu sprechen, dass die absteigende Bewegung nicht nur durch die orographischen Verhältnisse, sondern auch durch die Wetterlage allein bedingt sein kann." Kap. II. Zur Enstehung hoher Sommerwärme. Bisher haben wir ausschliesslich den Einfluss absteigender Luftbewegungen bei Winden von NW im Winter auseinandergesetzt. Bei ähnlicher Wetterlage kann man auch in den übrigen Jahreszeiten oft Einflüsse derselben Art wahrnehmen. Der Nach- weis. ist aber in der wärmeren ‚Jahreszeit schwieriger, weil die Insolation die grösste Einwirkung ausübt und auch mit heiterer und trockener Witterung zunimmt. In an- | derem Zusammenhang werden wir noch zu Beispielen dieser Art kommen. Die Sommer- 7^Witterung kann aber auch bei anderen Wetterlagen sehr deutlich durch absteigende Luft- ströme beeinflusst werden. Ich will einige Beispiele dieser Art aus den zwei letzten war- men Sommern anführen. 1) Nach HEINRICHS, A. Marche de Cirrus à Helsingfors pour 1891 et 1892. Observations publiées par l'Institut Météorologique. Central de la Société des Sciences de Finlande. Vol. 11. Helsingfors 1893. 2) Ausser dem Fall am 21. Dezember 1879 findet man in TEISSERENC DE BORTS (1. c.) Isothermen- und Isobarenkarten für den Winter 1879—80 mehrere andere solche, z. B. am 7. Dezember eine Würmeinsel am Weissen Meere, am 7. Februar in W-Sibirien u. s. w. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 17 Die Wärmeperiode des Sommers 1912 war in Finnland noch andauernder und intensiver als im Sommer 1911. Die hohe Wärme gipfelte am 9. und 10. August, wie folgende Mittel der 11 telegraphisch meldenden Stationen angeben: Den DE LOT 0.8: ION 12,7. E32... Augusti 1912 Morgentemp. in Finnland 19.5 20.2 20.8 20.6 21.5 22.5 20.4 17.1 15.0 Wie es gewöhnlich der Fall ist, stieg die Wärme langsam, fiel aber schnell. An.den würmsten Tagen war die Temperatur in Finnland hóher als irgendwo in Europa, die südlich- sten Teile jedoch ausgenommen, und vielfach ca. 10^ hóher als in W-Europa. Die Morgen- temperaturen erreichten 24 bis 25^, am 9. im SE, am 10. sogar in Uleåborg. Maximal- temperaturen von 31 bis 32^ wurden an diesen T'agen sowohl im S wie im N beobachtet. Die Wetterlage war die folgende. Ein Maximum lag zu dieser Zeit im E, ent- fernte sich aber und nahm an Stärke langsam ab. Ein Minimum im W und SW kämpfte lange Zeit um die Herrschaft über die Witterung, doch konnte es nur mit Schwierigkeit ostwärts vordringen. Am 8. gelang es demselben sein Zentrum nach der S-Ostsee zu verschie- ben, aber die lange Depression erstreckte sich von Schottland bis Ungarn. Diese verschiebt sich in den folgenden Tagen langsam nach NE und erleidet gleichzeitig mehrere ‚Pr |. VIII912 AC ^A AC i] Fig. 3. Die Wetterlage am 9. August 1912 (Nach den Petersburger Wetterkarten). Die schraffierte Fläche gibt die Lage der Wärmeinsel mit über 22° an. N:o 1. 3 18 Osc. V. JOHANSSON. Veründerungen. Fig. 3. zeigt die Wetterlage am 9. August morgens. Der Wind ist hierbei in Finnland mässig aus E—SE, stellenweise sogar stark, so in Mariehamn auf Åland 7 Beaufort sowohl den 9. abends als den 10. morgens. Charakteristisch ist auch, dass die Windstärke nachts. beinahe dieselbe ist wie am Tage. Der Himmel ist heiterer als an den Tagen vorher, die Luft auch während der Nacht trocken. Ich gebe hier einige Daten für Helsingfors und Petersburg an diesen Tagen, den 9. und 10. August, an: Helsingfors Petersburg 9. August 10. August 9. August 10. August io 3 7a 2p | 9p 7a|2p|9p de Tcp 9p Ta |1p 9p | | Luftdruck, 700 mm+ |58.8 | 58.2 | 56.9 | 56.0 | 54.8 | 53.0 | 62.5 | 61.8 | 60.0 | 58.4 | 56.6 | 53.7 Temperatur, C? 22.7 | 26.7 | 96.2 | 23.2 | 26.9 | 25.6 | 23.1 | 31.9 | 26.7 | 21.4 | 30.3 | 23.9 Rel. Feuchtigkeit, 9/, za "527 so zi |'58 | 58 | 56" | 35" | 44*| "69" 1379058 Bewülkung, 0—10 9» 00 oai ee cedi sae E MT Windrichtung 5 | E ESE| EL EL. E-|.SE) sen E: j| JE OBI! Windstärke, Beauf. 4, E eo me emm m Temp. am Erdboden =|=) =|=) =) = /ES | 40.2 | 20.7 | 23.0 | 41.0 | 19.5 Mittlere Temperatur 24.7 25.0 27.0 25.0 Maximal- , 28.3 27.2 32.4 30.3 Minimal- , 22.0 22.6 21.9 20.5 Min.-Temp. am Erdb. 18.2 18.7 18.8 15.9 Die mittlere Temperatur in Helsingfors am 10. August, 25.0”, war die höchste, die man für diesen Ort kennt. Sie wurde möglich durch die hohe Nachttemperatur, und ein so hohes Minimum von 22.6^ dürfte auch niemals hier beobachtet worden sein. Die Tempe- ratur an der Bodenoberfläche war in der Nacht ungewöhnlich hoch, in Petersburg besonders gegen den 9. August. Die Wärmeausstrahlung kam also nicht zur Geltung. Alle diese Witterungsverhültnisse kónnen kaum ohne Annahme absteigender Luftstrómungen er- klärt werden. Die Wärmezufuhr mit kontinentalen E-Winden war offenbar nicht genü- gend, um die hohe Wärme zu erklären, denn wie auch die Fig. 3 zeigt, war die Tempe- ratur in den nächsten Teilen Russlands (das Ostseegebiet ausgenommen) an den betref- fenden Tagen niedriger als in Finnland. Zwischen dem 5. und 10. August bleibt so die Morgen-Temperatur in Russland ziemlich konstant 19 bis 20". Von Interesse ist es auch die Verhältnisse in den höheren Luftschichten zu betrach- ten. Umstehend werden die Ergebnisse der Drachenversuche in Fredriksberg und Paw- lowsk am 9. und 10. August angeführt. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 19 Drachenversuche in Helsingfors DAS cu SE I. an Bene Zeit Höhe Temp. Feucht. Wind Zeit Höhe Temp. Feucht. Wind 10% 10m 487244 61 NEzE 7m 10226 48 26.8 54 — 18 40077 21.3. 71 SE 13 45 590 23.0 46 — 2] 530 25.7 46 SE 16 LOS OT 753 = 29 690 25.2 37 SE 13 12 24 480 25.1 142 — 43 1260 191 45 SE 16 51 48 127-8 Age — 11 34 400 27.0 36 ESE 16.5 38 250 22.4 606 ESE 8.5 53 48 254 61 EzS 7.5 Drachenversuche in Pawlowsk 10h 35m 30 30.6 42 E 5 10h 26m 30 28.2 47 ENS 5 —1h 57m 640 254 44 SE 12 —3h41 1060 20.0 54 E 12 1100 720.9 51 SE 14 1600 15.1 60 E15 2320 9.6 63 SE 15 2130 102 63 E14 2850 5.2 63 SE 15 2430 8.6 56 E14 2770 5.6 53 ESE 15 3690 —1.1 52 ESE 14 Am 9. August finden wir somit in Fredriksberg eine Inversion von 4.5° in der Hóhe von einigen hundert Metern. Die hóchste Temperatur wurde beim Emporsteigen in 530 m Höhe mit 25.7”, beim Herabziehen in 400 m mit 27.0” beobachtet. Die Feuchtigkeit nahm in der 130 resp. 150 m dicken Inversionschicht 25, resp. 30 ?/, mit der Höhe ab.’ Zwischen 10h 18% und 11h 34^ stieg die Temperatur in 400 m Seehöhe um 5.7”, und die Feuchtigkeit nahm von 71 bis zu 36 ?/, ab. Wahrscheinlich hat man hier Wir- kungen von absteigenden Luftströmen, die sich allmählich dem Boden nähern. Ober- halb der warmen Schicht ist die Temperaturabnahme ungefáhr die adiabatische in trocke- ner Luft. In Pawlowsk finden wir gleichzeitig etwas andere Verhältnisse. In ungefähr 500—1200 m Höhe sind alle Elemente an den beiden Orten ziemlich genau dieselben. Aber in Pawlowsk ist keine Inversion vorhanden, sondern die "Temperatur nimmt von 2850 m Hóhe bis zum Boden ziemlich gleichmässig zu, im Mittel 0.9° pro 100 m. Am Boden war die Temperatur somit 4^ hóher als in Helsingfors. Da auch die Feuch- 1 Wahrscheinlich noch schneller, obwohl der Hygrograph diesen Änderungen in 3 resp. 4 Minuten nicht vollstándig folgen konnte. N:o 1. 20 Oso. V. JOHANSSON. tigkeit 25 °/, niedriger war, liegt es nahe anzunehmen, dass der absteigende Luftstrom hier den Boden erreichte. Am 10. August ist dies offenbar an beiden Orten der Fall. Obwohl die Temperatur seit dem Vortage in 1200 m um 2^ gefallen ist und die Feuchtigkeit um 8 ?/, zugenommen hat, ist es am Boden 2° wärmer und 13 °/, trockener geworden. Hierdurch sind die Verhältnisse auch an der Erdoberfläche an den beiden Orten ähn- licher als diejenigen am Vortage geworden. Es war offenbar das erwähnte Barometerminimum, welches die sinkenden Luft- ströme auf dem Randgebiete zum Maximum hervorrief. Dieses Minimum war übrigens eins der eigentümlichsten, die man beobachtet hat. Ich bemerke hier nur, dass das- selbe '/, Monat auf den Wetterkarten ersichtlich war, in stark gekrümmten Bahnen bald schnell, bald sehr langsam NW-Europa umkreiste, zeitweise gespaltet, zeitweise wiederum konzentriert erschien. Wie erwähnt trat die hohe Wärme im Ostseegebiet wührend einer Spaltungsepoche auf, und die Isobaren verliefen damals sehr geradlinig von NW nach SE. In den folgenden Tagen, 11.—13., war das Minimum wiederum konzent- riert, die Isobaren hatten eine zyklonale Krümmung, und Trübung mit bedeutender Tem- peraturerniedrigung trat ein. Im allgemeinen konnte man schwache antizyklonale Krüm- mungen mit den órtlich stärksten Erwürmungen in Verbindung bringen. Das war z. B. am 8. und 9. der Fall in der Gegend des Ladogas, wo die höchsten '"l Temperaturen von 23—25° beobachtet wurden. Ebenso war am 10. und 11. eine derartige Krümmung am deutlichsten in N-Skandinavien, und jetzt waren auch die hohen Werte von 23 —24^ zwischen dem nórdlichen Bottnischen Meerbusen und Lofoten die bemerkenswertesten. In Bodö war so die Temperatur am 11. morgens 24.0”, d. h. 11° über dem normalen Wert, aber mittags sank dieselbe auf 15.6”, um am folgenden Tage wiederum auf 20—- 22° zu steigen. Ein vorübergehender Wechsel von antizyklonalen Verhältnissen mit E-Winden zu zyklonalen mit N-Winden war offenbar die Ursache der raschen Abkühlung. Die Wärme war wohl auch hier dynamisch, aber teilweise mehr föhnartig, durch die Gebirge verursacht. Es sei noch hinzugefügt, dass mit dem oben behandeltem Witterungsumschlag ziemlich allgemeine und bedeutende Gewitter in den russischen Ostseeprovinzen und Finn- land verbunden waren. In der vertikalen Zirkulation gehórten starke aufsteigende mit deutlichen absteigenden Luftbewegungen zusammen.!' Andere Beispiele mit ähnlichen Verhältnissen wie in dem oben beschriebenen findet man in der Witterungschronik leicht. Für den letzten Sommer 1912 möchte ich nur noch ! Auch sei erwähnt, dass der Luftdruck in den betreffenden Nächten sehr konstant blieb, aber charukteristische kurzperiodische Schwankungen von ca. 0.2 mm Amplitude und höchstens ca. 10 Min. Dauer aufwies (z. B. am 9. um 3 ha, am 10. ca. 1,6 Ha. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 21 auf die Tage um den 27. Mai aufmerksam machen. Ein Barometerminimum hatte sich im S gebildet und bewegte sich langsam und schwankend nach N. Mit diesem verschiebt sich eine Wärmeinsel auf dessen NE-Seite nach N, von W-Russland nach dem Weissen Meere. Grosse horizontale Temperaturgradienten, in geringen Entfernungen Differenzen von 10—15^, werden hierbei mehrfach beobachtet. Heiterer Himmel und steigende Temperatur sind mit dem Barometerfall verbunden. In Pawlowsk steigt die Temperatar am 26. mittags auf 27°, und die Feuchtigkeit ist nur 24 ?/,. In Archangel ist die Temperatur am 27. morgens nur 4°, 2 Tage später morgens 13°, aber abends ist sie nach Aufheiterung auf 22° gestiegen, während Kem gleichzeitig nur 8, Kola 3° hat. Die hohe Temperatur trat in der Form von Wärmeinseln mit SE-Winden auf. Die Abkühlung erfolgte bei SW- und W-Winden. Gewitter waren auch jetzt häufig mit der Erwärmung verbunden. Wirkungen absteigender Luftströme findet man auch z. B. während der bekannten Hitzeperiode in Zentral- und W-Europa im Sommer 1911. Eine Wärmeepoche wurde Z. B. nach dem 20. Juli eingeleitet. Ein Barometermaximum nahm damals an Stärke zu. In N-Frankreich hatte man so am 20. über 770 mm hohen Druck. Nördlich von 48° Breite (Russland ausgenommen) war die Morgenwärme höchstens 18°. Am 21. ist das Maximum nach E ausgebreitet, und bis 23 24° hohe Temperaturen treten jetzt an dem W-Rande desselben in der Nähe des Kanals auf. Die Ursache hierzu sind wahrscheinlich absteigende Windkomponenten, hervorgerufen durch das Auftre- ten eines Minimums im NW, wo sich dasselbe durch starke SW-Winde und Regen auszeichnet. Am 22. ist das Maximum schon nach E-Deutschland vorgerückt, aber hier ist das Wetter trüber und kühler als im W. Aachen hat schon 26° und alle Küsten der südlichen Nordsee 21—23°. Das Minimum hat bei den Faeröer an Tiefe (bis zu 750 mm) zugenommen, und das heitere Erwärmungsgebiet schreitet mit demselben nach NE fort. Am 23. ist der Luftdruck im W wiederum gestiegen, an der Nord- see ist die Temperatur auf ca. 18° gefallen, aber an der Ostseeküste, wo das Barometer gefallen und ein Randminimum nach S vorgedrungen ist, bemerkt man jetzt eine beträchtliche Erwärmung auf 22—24°. Am folgenden Tage ist das Minimum verschwun- den und die Luftdruckverteilung sehr gleichmässig. Aber gegen Ende des Monats und anfangs August kann man abermalige Erwärmungen wiederum mit neuen Minima im W in Verbindung stellen. In mehreren Teilen Finnlands kulminierte die Wärme am 3.—5. August, und auch damals lagen schwache Minima in der Nähe. In S-Finnland war wiederum der 11. August der wärmste Tag (Mitteltemperatur in Helsingfors — 24.3°, d 28.5”), und jetzt näherte sich das Minimum von E. Dieses verstärkte zuerst die Maximum — N:o 1. 22 Osc. V. JOHANSSON. Wärme, aber bald darauf war auch die Hitze zu Ende, indem die Temperatur in ganz Finnland 5 Tage nach ihrem Maximum auf 8°, d. h. um 14—16° gefallen ist. In der Mehrzahl dieser und anderer Fälle mit einer sinkenden Luftbewegung als Nebenursache grosser Erwärmung findet man E- oder SE-Winde vorherrschend, d. h. Minima im W und SW. Von dieser Seite nähern sich ja auch die meisten Zyklone, besonders während der warmen Jahreszeit. Durchgehends findet man auch, dass diese Minima wie gewóhnlich die erwärmten Gebiete zur rechten Seite lassen. Wie es z. B. anfangs August und Ende Mai 1912 der Fall war, kónnen die Bahnen der Minima dabei sehr eigentümlich verlaufen und Spaltungen vorkommen oder auch können die auftretenden Minima hierbei still bleiben und sich allmählich ausfüllen. Auf eine solehe ungewóhnlich gekrümmte Bahn in dem warmen Sommer 1901 am 27.—29. Juli hat auch Exxozm aufmerksam gemacht.' Ein Teilminimum bewegte sich damals von NE- Deutschland N-wärts nach der Ostsee, kehrte aber bald darauf nach W und NW um und umkreiste Schweden auf der S- und W-Seite. Auch Kxuorw findet hier absteigende Luftströme über grossen Teilen Skandinaviens und Finnlands als hindernde Ursache.' Die ungewóhnliche Erwärmung in der Nacht zwischen dem 27. und 28. Juli ist nach Exuorm ein Beleg für das Vorhandensein eines sinkenden Luftstroms. (Man vergleiche hierüber die näheren Beschreibungen mit kartographischen Darstellungen bei EKHOLM 1. c.) Die obigen Beispiele und Auseinandersetzungen haben uns gelehrt, dass sinkende Luftstróme eine grosse Rolle spielen kónnen beim Entstehen extrem hoher Temperaturen sowohl im Winter als im Sommer. Wir fanden, dass Einflüsse dieser Art vornehmlich an Randgebieten der Barometermaxima oder sagen wir in Zwischengebieten, d. h. neutra- len Zonen zwischen Maxima und Minima auftreten. Dabei ist im allgemeinen eine leb- hafte horizontale Luftbewegung eine charakterische Eigenschaft der Wetterlage. Diese kann wohl teilweise als eine Ursache der vertikalen Druckgradienten und entsprechenden Bewegungskomponente aufgefasst werden (vgl. hierüber die spáter angeführten Ergebnisse 'TErmsERENC pe Bonmrs), aber teilweise wohl auch als eine Folge der sinkenden Bewegung (vgl. die Esrv-KórrrN'sche Theorie der täglichen Windstärkeperiode). Die relativ grosse Windgeschwindigkeit ist auch ein Ausdruck für das Durchdringen der absteigenden Luft- strüme der sonst stabilen bodennahen Schichten. Meistens ist auch in Übereinstimmung hiermit die Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe kleiner als sonst. Da die absteigende Luftbewegung sich aus bekannten Gründen in der Nacht leichter entwickelt ! EKHOLM, N. Väderleken under år 1901. Zeitschrift „Ymer“ 1901 N:o 3 S. 26 —29. ? Diese Erklärung EKHOLMS fand ich erst, nachdem ich die Wärme am 10. August 1912 und andere ähnliche Fälle auf dynamische Ursachen zurückgeführt hatte. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. 23 als am Tage, wird die Nacht bevorzugt. Hühenunterschiede haben selbstverständlich einen grossen Einfluss auf diese vertikalen Bewegungen. Ebenso findet man, dass Landwinde aus ähnlichen Gründen vor Seewinden begünstigt sind. Je günstiger alle diese Verhältnisse sind, desto besser kann man die erwürmende und austrocknende Wir- kung der absteigenden Strömungen bemerken. Es muss auch hervorgehoben werden, dass, obwohl hier immer nur von ab- steigenden Luftbewegungen die Rede war, diese doch immer mit mehr oder minder star- ken aufsteigenden Strömungen verknüpft sind. Entweder hat man es hier nur mit einem Luftaustausch zwischen unten und oben zu tun oder es treten die entgegengesetzten verti- kalen Bewegungen in naheliegenden Gegenden ein. Die beiden Strömungen sind wohl im allgemeinen als Gegenstróme zu einander zu betrachten. Wo z. B. auf der Vorder- seite einer Barometerdepression die aufsteigende Bewegung sich erst entwickelt hat, verstárkt diese in dem naheliegenden Randgebiete des Minimums den ersetzenden absteigenden Luftstrom. Manchmal kann wohl der absteigende Ast als der primäre Teil der Erschei- nung betrachtet werden oder jedenfalls kann derselbe die aufsteigende Bewegung unter- stützen. Ähnliches finden wir z. B. in dem Falle am 26. Mai 1912, und ich glaube, dass auch ziemlich allgemein in den Büen- und Gewittererscheinungen diese absteigenden Luftströme eine bedeutende Rolle spielen. Auf der Vorderseite der Depressionen (oft V-förmig oder Rinnen) sinkt die Luft. Die unteren Schichten erwärmen sich hierbei teils dynamisch, teils durch verstärkte Insolation bei der grossen Trockenheit der oberen Luftschichten. ' Kap. III. Zur Entstehung starker Winterkälte. Im allgemeinen erreicht der sinkende Luftstrom nicht den Boden. Die grosse Reibung steht dem bekanntlich in hohem Masse entgegen. Die gewöhnlichsten abstei- genden Luftbewegungen im Innern einer Antizyklone oder eines Keiles hören meistens in einer Höhe von einigen hundert Metern auf. In dieser Höhe entsteht darum ein Sprung in den meteorologischen Elementen. Unten ist die Luft kalt und feucht und in Ruhe, oben warm und trocken und meistens auch stärker bewegt. Die Trockenheit der Luft in den Schichten mit sinkender Luftbewegung begün- stigt die Strahlungsverhültnisse stark. Im Winter und in der Nacht, wo die Ausstrah- lung ausschlaggebend ist, wird die Erkaltung der bodennahen Schicht hierdurch stark befürdert, wogegen an Sommertagen aus demselben Grunde die Insolation stark zunimmt.* ! Man vergleiche die klassischen Bóenstudien Körrens; vgl. auch HANN, Lehrbuch 1901 S. 675 u. f. In der Böenfigur MÖLLERS muss wohl u. a. ein absteigender Strom auf der Vorderseite hinzugefügt werden. 2 Die Absorption ist jedoch bekanntlich bei der Ein- und Ausstrahlung verschieden. N:o 1. 24 Osc. V. JOHANSSON. Im ersten Falle wird die Inversion bedeutend verstärkt, im zweiten geschwächt oder sie hórt meistens infolge der Auflockerung der Luft auf. Derartige Wirkungen der absteigenden Luftstróme finde ich in der Literatur überhaupt sehr wenig hervorgehoben und zur Er- klärung häufiger Witterungs- und Klima-Erscheinungen nicht herbeigezogen. Ich will darum hier zunächst solche Erscheinungen durch einige Beispiele näher erläutern. Mit der durch absteigende Luftströme verstärkten Insolation will ich mich hier nicht weiter befassen, denn schon oben hatten wir Fälle derartiger Wirkungen, und ich werde später noch hier- auf zurückkommen. Hier sollen also nur einige Fälle mit starken Bodeninversionen so- wohl im Winter als im Sommer behandelt werden. Wir werden finden, dass die stärkste Winterkälte sowie die niedrigsten Sommertemperaturen, u. a. Sommernachtfröste, oft, wie es scheint, durch absteigende Luftströme in höheren Schichten befördert werden. l. Die Kälte des Winters 1912 in Nordeuropa. Zunächst werden wir die Kälteperiode des Winters 1912 unter Zuhilfenahme der Drachenversuche in Helsingfors und Pawlowsk kurz erläutern. Dabei seien auch einige andere Umstände als diejenigen, die mit absteigenden Luftströmen verknüpft sind, kurz gestreift. Die Kälte fing rapid am 3. und 4. Januar nach andauerndem Tauwetter an. Am 2. ging ein 740 mm niedriges Minimum über Finnland nach SE, eine kalte Luft- masse von N bis E überflutete das Land. Teilminima auf der Rückseite bewirkten ab- flauende und wechselnde Winde. In den Zwischengebieten bemerkte man meistens Auf- klärung, und dadurch nahm die Kälte zu. Am 4. ergaben die Drachenversuche: In Helsingfors In Pawlowsk Hóhe Temp. Feucht. Wind Höhe Temp. Feucht. Wind dou 92 N 3.5 30 —12.3 92 NW 5 2002 750 90 NNE 5 500 —15.0 95 NNE 10 300 — 14.7 88 NNE 5 700 —16.2 96 NNE 11 900 | —18.3 85 ENE 6.5 1160 —19.8 97 NNE 13 950 —18.0 83 ENE 6.5 1080 | —18.6 82 E 6 E Wenigstens bis in 1200 m ist die Luft stark abgekühlt. In Helsingfors finden wir 2 iso- therme Schichten übereinander, die untere mit N-Wind ist 3 -4° wärmer als die obere mit mehr óstlichem Wind. Die Hauptdepression scheint unten, die Teildepression oben bestimmend zu sein. In Pawlowsk, wo jene näher liegt, sind die zyklonalen Verhält- nisse deutlicher entwickelt. In den folgenden Tagen bringen schwache Keile zwischen Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 25 den Minima eine Zunahme der Kälte mit sich. Am 5. kommt der Keil von NW, am 6. mehr von SE (Kaukasus). Interessant ist die Verteilung der grössten Kälte an diesem Tage. In dem zentralen Teil des Keiles im Innern Russlands ist die Kälte nur —19 bis —26° und der Himmel trüb, aber im NW auf dem Grenzgebiet gegen das Minimum am Eismeer sieht man zwischen Ladoga, Onega und Haparanda die Kälte bei heiterem Himmel 26—33° erreichen. Dasselbe findet man weiter im SE auf dem Grenz- gebiet gegen das zweite Minimum beim S-Ural und auf dem Rücken, zwischen diesen Minima finden wir schliesslich die Kälte in Ustsyssolsk zu —44°. Es sind wahrscheinlich sinkende Luftströme in den oberen Schichten, welche in grösserer Nähe der Minima die Bodenausstrahlung begünstigen. In den folgenden Tagen bleibt die Kälte auf der W- und N-Seite der Minima bestehen. Drachenversuche in Pawlowsk am 8. und 9. gaben eine schwache vertikale Temperaturabnahme oder unbedeutende Inversionen bei sehr feuchter Luft. Es sind hier Teildepressionen wirksam. Am 10. und 11. verschiebt sich inzwischen eine Welle hohen Luftdrucks von E über Russland und nimmt schon am 12. eine Stärke von 790 mm beim S-Ural an. Die Verhältnisse sind jetzt ruhiger gewor- den, die Temperatur ist gestiegen. Von Interesse ist, dass die mittlere Temperatur inner- halb der 790-Isobare ca. —20°, später bei vielfach trübem Himmel noch höher ist, wogegen in sekundären Hochdruckgebieten früher in denselben Gegenden viel niedrigere Temperaturen und gleichzeitig noch in ähnlichen Bildungen z. B. in Ungarn —20 bis 24° beobachtet wurden. Am 13. ist das Maximum nach W verschoben, und Pawlowsk hat an dem Rande desselben eine sehr starke Bodeninversion, wogegen in Helsingfors die unteren Schichten mehr isotherm sind, weil eine schwache Teildepression von NW her tätig ist. Die Einzelheiten zeigen die folgenden Daten: In Helsingfors 10620 — 1210 In Pawlowsk 10^5—11^30 Hóhe Temp. Feucht. Wind Höhe Temp. Feucht. Wind 48 —4.2 92 SSW 6 30 —18.0 100 SW 2 250 —5.6 93 SSW 7 270 —9.2 al ESS 570 —17.2 91 SSW 6.5 500 —5.4 32 SW 6 620 —5.3 83 SSW 8 110 —1.2 38 SW 4 Offenbar senkt sich der Luftstrom von oben in Pawlowsk bis in 270 m Höhe, in- dem die Windstürke hier ein Maximum erreicht, obwohl die übrigen Elemente schon Mischungsverhültnisse aufweisen.' Am 14. hat das Maximum seine westlichste Lage und umfasst teilweise Finnland, am 15. ist es schon nach NE verschoben. Jetzt ! Man vergleiche die Drachenversuche am 13. und 14. Januar in Lindenberg und Hamburg, wo viel . typischere Sprünge vorkamen. N:o 1. 4 26 Osc. V. JOHANSSON, fanden Drachenversuche wiederum sowohl in Helsingfors, als in Pawlowsk statt und diese ergaben: In Helsingfors 10528—12^42 In Pawlowsk 10634—11h51 Hóhe Temp. Feucht. Wind Hóhe Temp. Feucht. Wind 48 —6.8 83 ESE 5 30 —10.7 90 S 4 550 —11.3 85 SE 8 200 —11.7 90 Ss 10 750 —12.0 66 SE 10 350 —12.6 90 . SSW 411 1200 —3.0 29 SE 11 730 | — 9.6 14 Sa 1280 —3.1 26 SE 11 820 — 6.7 60 S 15 Höhe der Wolken: S 550 m Zwischen 750 und 1200 wird eine starke Inversion von 9° in Helsingfors beobachtet. Die oberen Schichten sind wegen sinkender Luftstróme warm und auch sehr trocken. Die Ausstrahlung ist stark, und durch die Kälte entstehen Stratus-Wolken, die wiederum die bodennahen Schichten vor Kälte schützen. In Pawlowsk ist ebenso eine starke In- version oberhalb 350 m vorhanden, aber die obere Grenze derselben wurde nicht erreicht. Am Boden ist es kälter als in Helsingfors, weil keine Wolken schützen. In den folgenden Tagen finden wir das Maximum wiederum westlicher, mit dem Zentrum am 17. und 18. über Finnland. Sehr deutlich ist jetzt die grosse Trübung mit mässiger Kälte von ca. —5 bis —10^, wogegen in einem gegen S auslaufenden Keile viel stärkere Kälte mit heiterem Himmel, in Hermannstadt am 17. sogar — 28^ beob- achtet wird. Hiernach entfernt sich auch das Maximum nach S und bei niedrigem Luft- druck und mehr zyklonalen Verhältnissen bleibt die Temperatur in Finnland verhältnis- mässig normal. Nach dem 23. wurde eine neue Külteperiode eingeleitet mit einem da auftretenden Minimum bei Novaja Semlja. Auf der Rückseite desselben tritt anfangs nur im Norden Abkühlung ein, aber nachdem ein zweites Minimum am 25. über Finnland nach SE gegangen ist, folgt ein starker Luftstrom von N, und bei wolkenlosem Himmel strahlt die Wärme schnell aus, sodass die Kälte am 26. in ganz Finnland auf ca. 20— 30? gestiegen ist. Ein Drachenversuch in Pawlowsk ergab jetzt: Pawlowsk am 26. Januar 9h53 a— Höhe Temperatur Feuchtigkeit Wind 30 —17.9 78 NNW 5 180 — 13.8 70 NNW — 2300 —28.5 30 NNW — 3090 —28.9 16 NNW — Tom. XLIV, Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. [5v] -1 Die ganze Luftmasse war somit kalt, und die grosse Trockenheit besonders in den oberen Schichten deutet auf sinkende Bewegungen. Diese kann man wohl teilweise als Reak- tionsströme gegen die aufsteigenden Bewegungen in dem naheliegenden Minimum im E ansehen, aber ausserdem kann man die Sache wohl hier wie öfters so auffassen, dass die kalte Luft schneller mit den beweglichen oberen Schichten von Norden folgt und allmählich infolge ihrer Schwere nach unten sinkt. Die Inversion am Erdboden ist wie gewöhnlich durch die Ausstrahlung zustande gekommen. Am 27. nähert sich ein Minimum vom N und dieses ist wohl teilweise die Ursache der verschärften Kälte in E-Finnland und dem angrenzenden Teil von Russland. Die Morgentemperaturen betragen —30 bis — 36°, in Finnland werden mehrfach die niedrigsten Temperaturen des Monats mit —35 bis 38° beobachtet. Wie schwer beweglich diese kalten Luftmassen sind, zeigen die grosse Luft- ruhe oder die ganz unregelmässigen linksgedrehten Winde (z. B. in Haparanda), obwohl die Gradienten ziemlich gross waren. Am 28. und 29. wurde es bei den starken SW-Winden dieses Minimums milder, aber ein Keil zwischen diesem Minimum und einem zweiten im NW brachte wiederum für einen Tag eine sehr starke Kälte mit sich. Schwache Inversionen kamen jetzt am 30. in Helsingfors und Pawlowsk vor, und oben war die Luft trocken. Schnell nahm darauf das neue Minimum den Platz des Keiles ein, und doch blieb es vom 31. Januar bis 4. Februar ganz unerwartet in dem N-Ost- seegebiete ziemlich unbeweglich. Während in N-Finnland die Kälte bei E- bis N-Winden die ganze Zeit über bestehen bleibt, steigt die Temperatur am 31. Januar in der Nähe der Ostsee auf 0°. In den 2 folgenden Tagen bemerkt man, dass die Temperatur in dem Minimumgebiet um 10—12° sinkt. Noch in 2 km Höhe ist die Abkühlung ın Pawlowsk zwischen dem 1. und 2. Februar ca. 8°. Erst am 3. folgt in Pawlowsk eine Barome- tersteigerung, indem sich das Maximum E-wärts verlagert. Am 4. bildet sich über Finnland ein Keil mit einer eigentümlichen Teildepression in der Mitte. Diese verlagert sich später westlicher, und gleichzeitig bemerkt man in N-Russland eine Vertiefung des Minimums auf 725 mm. In diesem schwachen Keile mit 745—750 mm hohem Druck entwickeln sich in Finnland an diesen Tagen, am 3.—.5, sehr niedrige Temperaturen. Am 4. wurde —40? wenigstens bis Sulkava (61° 48’ N Br. 28° 20’ EL.) im S und am 5. noch in Kurkijoki (61°18’; 29^30') —41° beobachtet. In Sodankylä in Lappland wurde am 5. —49° gemessen, und die mittlere Temperatur war für die 5 ersten Tage des Monats —35°. Aus Rowaniemi, etwas südlicher, wurde in den Zeitungsberichten sogar —51° und aus Taiwalkoski am 6. —52° gemeldet.‘ Wahrscheinlich war die starke Ausstrahlungskälte durch sinkende und trockene Luft in den oberen Schichten befördert. Mehrere Minima in der Umgebung saugten die Luft aus der Höhe herunter. Kurz nach ı Niedrigere Werte kennt man überhaupt nicht aus Finnland und, so viel ich weiss, nicht aus Do , Sanz Europa. N:o 1. 28 Osc. V. JOHANSSON. der Erreichung des Temperaturminimums wurden allgemein Trübung und mehrfach Schnee- fälle mit starkem Temperatursteigen beobachtet. Wir verfolgen weiter die Kälteperiode in Nordeuropa, welche noch beinahe bis zum Ende des Monats fortdauerte. Nach der letzterwähnten kalten Epoche traten einige ziemlich normale Tage ein. Am 10. wurden in Helsingfors und am 11. in Pawlowsk Drachenversuche gemacht, und diese zeigen überhaupt ziemlich milde Luft bis in 1000 m Höhe. Inversionen traten hier auf, besonders in Pawlowsk, wo die Temperatur von —6.4° in 390 m auf +0.7° in 940 m stieg (hier der Versuch beendigt). Die hohe Feuchtigkeit und die Windriehtung scheinen jedoch anzugeben, dass die hohe Temperatur mehr durch Advektion zyklonaler Luft entstanden war’, denn im S und SW lag ein Minimum, und im N und E herrschte hóherer Luftdruck. Am 12. trat jetzt von N schnell ein 770 mm hohes Maximum über Finnland ein und brachte ein paar kalte Tage mit sich. Am 12. beobachtete man in Helsingfors am Rande des Mini- mums im S in 1400 m Höhe 2.4? höhere Temperatur und 36 "/, niedrigere Feuchtigkeit als am Erdboden, und es waren mehrere Schichtungen zu erkennen. Ähnlich waren die Verhältnisse in Pawlowsk. Am 13. lag das Maximum über den zentralen Teilen Finn- lands, und Morgentemperaturen bis —30° wurden im N beobachtet. Am Abend dessel- ben Tages befand sich das Maximum schon südlich vom Finnischen Meerbusen, und die Temperatur war unter dem Einfluss eines Minimums im N um ca. 15° gestiegen. Wahr- scheinlich waren beträchtliche Inversionen und sinkende Luftströme, besonders an den “ Randgebieten des schnellbeweglichen Maximums, vorhanden. Nach einem Intervall mit mässiger Kälte wird am 18. Februar die letzte Kälteepoche eingeleitet. Diese entstand auf der Rückseite einer anfangs schwachen Depression im NE, später tiefer im E. Bei schwachen Winden und Gradienten ist es interessant zu sehen, wie in der Nähe sekundärer Bildungen grosse Temperaturdifferenzen von 10 bis 20° zwischen naheliegenden Orten in Finnland auftreten. Die heiteren und kalten Gebieten stehen wahrscheinlich in kausalem Zusammenhang mit den trüben und wärmeren. Die Kälte wird verschärft, und von N her entwickelt sich dabei am 19. und 20. ein Maximum über Finnland. Gleichzeitig vertieft sich, wie schon erwähnt, die Depression im E, und am 21. erstreckt sich das Maximum in einer langen schmalen Zunge zwischen dem Kaspischen Meer und dem Bottnischen Meerbusen. Am 20. sinkt die Temperatur z. B. in Sulkawa auf —42°, und sowohl am 20. wie am 21. werden vielfach Morgentemperaturen von —33 bis 38° beobachtet. Unter anderem sei bemerkt, 1 Inversionen dieser Art sind ja auch sehr häufig, besonders in den Gebieten von Randdepressionen, vgl. z. B. die grosse Inversion in Friedrichshafen am 18. Januar 1912: 940 m —7.0 und 1200 m +4.4° bei feuchten NE- bis E-Winden unten, feuchten S- bis SW-Winden oben. Gerade ein Jahr früher z. B. wurde hier eine ebenso starke Inversion beobachtet, die aber typisch für dynamisch hervorgerufene war. Tom. XLIV. [od] (Jo) Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. dass die Temperatur am 20. morgens und abends zu —33° bei N-Wind gefunden wird, dass sie aber am folgenden Morgen 5° niedriger, —38° bei S-Wind ist. Der Luft- druck sinkt in der Nacht um 1.3 mm, und am Morgen gibt sich das Herannahen eines neuen Minimums im N, am Abend schon am Bottnischen Meerbusen zu erkennen. Diese Depression mildert die Kälte am 22., aber am 23. folgt zum drittenmal ein Maximum von NNW und ist mit einer Verstärkung der Kälte am 23. und 24. verbunden. Dieses Maximum war ähnlich wie die früheren rasch beweglich. Am 25. wird schliesslich eine definitive Milderung durch mehr stationäre und umfassende ozeanische Depressionen ein- geleitet. Es sei hier auf die ziemlich bedeutenden Inversionen in Pawlowsk zu dieser Zeit hingewiesen. Am 25. war die Inversion offenbar noch dynamischer Art, in dem es oben trocken war ohne Winddrehung (das Maximum lag in der Nähe im SE), aber am 26. und 27. hatte man es nur mit verschiedenen horizontalen Strömungen oben und unten zu tun. Die obigen Betrachtungen haben dargetan, dass sich die gewöhnliche Annahme, wonach die strengste Winterkälte mit starken umfassenden Antizyklonen verbunden wäre, im Winter 1912 für Nordeuropa nicht bestätigten. Die grosse Hochdruck- epoche Mitte Januar war mit normalen Temperaturen verknüpft, wogegen sowohl vor als nach diesen bei viel niedrigerem Drucke die strengste Kälte herrschte. Es seien hier z. B. für Helsingfors Pentadenmittel des Luftdrucks und der Temperatur zusammengestellt: Januar 1912. Februar 1912 2, G*10995115153810:20899]:259 9 20:3 199999155 IG 109 RUE IS GON 21:25 989 96520; Luftdr.,700mm+ 51 DANS em 0 55 20 MO 60 059559 Tempe-(Erdb. — 5 —16 —7 —7 —5 —10 —17; —5 —8 — 8 —16 —1 ratur {1000 m —10 —19 —5 ? —8 —12 —20 —7 —7 —10 16 1 c | Di —5—2 2 ? —8—23 — 3 —9 1 — 2 0 0 Zahl der | Höhenbeobb.| re a $1 Balken Hier ist auch die ungefähre Temperatur in 1 km Höhe nach den bei den Drachenver- suchen in Helsingfors und Pawlowsk ermittelten Gradienten abgeleitet und angeführt. Die beiden Kälteperioden anfangs Januar und Februar traten somit bei niedrigem Druck auf, und während diesen war die Luft auch in 1 km Höhe stark abgekühlt. Dagegen war die dritte kalte Pentade am 21.—25. Februar durch verhältnismässig hohen Luft- druck ausgezeichnet, und die Kälte war damals vornehmlich Bodenkälte. In der grossen Antizyklone Mitte Januar war die Erwärmung besonders in der Höhe stark. Diese Antizyklone war eine stationäre, wogegen der hohe Druck während der letzten Kälte- N:o 1. 30 Osc. V. JOHANSSON. periode Ende Februar, wie oben gezeigt, durch bewegliche Antizyklonen verursacht wurde. Da auch diese mit beweglichen Zyklonen kombiniert waren, können wir sagen dass die Kälteperioden des Winters 1912 überwiegen zyklonaler Art waren. Bewegliche und meistens ganz sekundäre antizyklonale Bildungen (Keile, Randmaxima und langgestreckte Maxima) auf deren Rückseite verursachten die starke Kälte. Die absteigenden Luftbewegungen in den Randgebieten unter den saugenden Wirkungen der Zyklonen beförderten die Ausstrahlung durch Austrocknen der höheren Schichten und durch Wolkenauflösung. Besonders während der strengsten Kälte anfangs Februar spielte jedoch die Advektion durch die Winde eine Hauptrolle, und auch andere Faktoren, wie die damals auftretende Schneedecke, hatten offenbar eine grosse Bedeutung. 2. Einige Beispiele aus dem Winter 1911. Wir wollen einige andere Fälle mit starker .Winterkälte betrachten. Die kältesten Tage des Winters 1910—11 in Finnland waren im allgemeinen der 30. Januar und der 6. Februar. Am Morgen des 7. Februars wurden vielfach die absoluten Minima des Winters in E-Finnland, —34 bis —39^, beobachtet. Diese Kälte entstand folgendermassen. Schon seit längerer Zeit wurde ein Maximum in SW-Europa wahrgenommen. Am 29. Januar dringt dieses schnell nach N über Skandinavien vor und vertreibt ein Mini- mum an der Eismeerküste. Am 30. umfasst das 780 mm hohe Hochdruckgebiet S- Skandinavien und einen Teil Finnlands. In N-Finnland kommen jetzt —30 bis — 34^ vor, und die Kälte ist auch südlicher bedeutend, obwohl sich das Maximum im übrigen jetzt und später durch Wärme oder mässige Kälte kennzeichnet. Die grösste Kälte entwickelt sich zwischen dem keilförmigen Ausläufer in Finnland und einem von N sich nähernden Minimum. Am Morgen des 30. war es darum im N am kältesten, am Abend im Zentrum Finnlands (Tammerfors, Kuopio, Kajana), und erst am 31. früh wird im SE (Wärtsilä, Sortawala) eine Verschärfung der Kälte auf —31° wahrgenommen. ' Das Minimum geht schnell nach S, und am 1. Februar abends ist wiederum ein typischer Kältekeil in Finnland sichtbar. In diesem, an der Vorderseite eines neuen Minimums von N, wird, in SE-Finnland —33° beobachtet. Das Minimum geht mit zunehmender Tiefe schnell nach S, und die hohe Wärme auf der W-Seite im Ost- seegebiet ist bei starken N-Winden offenbar teilweise dynamisch (z. B. in Hernösand am 3. Februar abends). Am 4. und 5. flauen die Winde ab und drehen sich mehr gegen NE, indem das Maximum im W einen Keil über Norwegen aussendet. Am 6. entwickelt sich hieraus ein 775 mm hohes Teilmaximum in Finnland. In diesem entstehen ! Am diesem Tage, den 31. Januar, ist auch am Schwarzen Meer eine ähnliche Einwirkung des Mini- mums auf die Kälte in den naheliegenden Gegenden wohl bemerkbar. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 31 jetzt im grössten Teil Finnlands die niedrigsten "Tagesmittel der Temperatur des Winters. Diese Kälte steht aber wahrscheinlich in Zusammenhang mit Barometerminimis, dem alten schon erwähnten im S und einem neuen im N, wo das Barometer in der Nacht gegen den 6. bei stürmischem SW-Wind schon ca. 5 mm gefallen ist. Ein Minimum rückt hier mit ausserordentlicher Geschwindigkeit vor und sendet eine V-förmige spitze Rinne nach der Ostsee. Während der Luftdruck vom 4. bis 6. Februar in 2 Tagen um ca. 30 mm gestiegen war, fällt er jetzt in N-Finnland in einem Tage um ca. 25 mm. Unter der Einwirkung dieses Minimums nimmt die Kälte noch bei fallendem Barometer zu. Um dies zu veranschaulichem, sei hier der Luftdruck und die Temperatur für einige Orte angeführt: Am 6. Februar Am 7. Februar 1911 7a 1—2 p 9p | 7a | 1—2 p 9p Bar. Temp. Min. | Bar. Temp. | Bar. Temp. | Bar. Temp. Min. | Bar. Temp. | Bar. Temp. Kuopio 11.6 —25.8—25, 76.9 —23.1 | 71.8 —28.4 | 58.0 —18.4—28 | 54.4 —11.2 | 58.5 —18.2 I Sortawala | 75.8 —27.6—29| 75.6 —33.3 | 73.5 —33.3 | 65.5 —32.3—39 | 57.5 —15.8 | 54.5 —13.7 | | Petersburg | 71.9 —21.4—25 | 73.7 —18.6 | 73.2 —22.1 | 67.2 —249—36 | 60.2 —16.8 | 54.4 — 16.2 Sviritza 72.0 —27.1 — | 73.8 —23.9 | 72.4 —30.1 | 66.9 —32.4 62.0 — 23.4 | 56.5 — 21.4 Das Barometer fällt somit z. B. in Sortawala in der Nacht vom 6. zum 7. um 8 mm und im ganzen seit dem Maximum um 10 mm, aber die Kälte ist vormittags am 6. um 6? verschürft und bleibt etwa bis zum 7. ziemlich konstant. Das nächtliche Minimum am Boden war in Sortawala am 7. —39°, in Petersburg —36° und an beiden Orten ungefähr 10° niedriger als in der vorhergehenden Nacht. Bemerkenswert ist auch, dass am 7. früh noch keine Winde zu verzeichnen waren (in Kuopio SSW 1, sonst Wind- stille), obwohl der Gradient sehr betrüchtliche Werte aufwies, wie z. B. die Luftdruck- differenz zwischen Sortawala und Kuopio zeigt. Die Stauung am Erdboden war also ausserordentlich gross. Die Verhältnisse in den oberen Luftschichten werden aus folgen- den Ergebnissen der Drachenversuche in Pawlowsk ersichtlich: N:o 1. 32 Osc. V. JOHANSSON. Drachenversuche in Pawlowsk am 5.—7. Februar 1911 h 5. Febr. 1081-1188 6. Febr. 1025 1»h13 7. Febr. 9557 12h12 | Hóhe Temp. Feucht. Wind | Hóhe Temp. Feucht. Wind Höhe Temp. Feucht. Wind 30 15910 94 ND 3 30 —22.7 100 NE 2 30 —228 100 SW 4 | | 570 —201 95 NE 11 370 —28.2 92 ENE 7 | 300 —16.2 72 SW 10 620 —205 95 NE 11 960 —190 81 ENE 14 | 480 —120 53 WSW 11 720 —-20.3 95 NE 11 | 1640 —194 73 ENE 16 | 1170 —147 45 WSW 10 880 —205 9 NE 11 1980 — 19.5 49 WSW 10 500 —195 95 NE 11 500 —223 90 ENE 8 500 —12.1 53 WSW 11 1000 —207 95 NE 11 | 1000 —190 80 ENE 14 | 1000 —140 47 WSW 10 1500 —19.3 75 ENE 16 | 1500 —16.7 47 WSW 10 Die hinzugefügten Daten für '/, 1 und 1'/, km sind durch Inter- und Extrapolationen aus den obigen originalen Werten in den Wetterberichten aus Petersburg erhalten. Am 5. befand sich der Ort noch im Gebiet der südlichen Depression. In der untersten Schicht beobachten wir eine adiabatische Temperaturabnahme, und in 570 m Höhe befinden sich Fr.-S-Wolken. Oberhalb dieser aber lagerte eine isotherme und auch sonst sehr gleichförmige Schicht von wenigstens 300 m Mächtigkeit. Am 6. lag Paw- lowsk schon in dem Teilmaximum. Am Boden ist die Temperatur um 7.6” gesunken, in 500 m Höhe beträgt die Abnahme noch 2.8”, aber in 1000 m Höhe ist die Tempe- ratur schon um 1.7” gestiegen. In den bodennahen Schichten hat die Windstärke bedeutend abgenommen, oben aber zugenommen. Eine absteigende Bewegung ist offenbar oben eingeleitet. Diese ist jedoch am 7. noch viel deutlicher ausgebildet. Der Wind weht jetzt unter dem Einfluss des neuen Minimums aus entgegengesetzter Richtung, aber am Boden ist die Temperatur noch dieselbe wie am 6. Offenbar ist die Temperatur indes schon im Steigen begriffen, denn das nächtliche Luftminimum war in Petersburg — 26.3, in Pawlowsk wahrscheinlich niedriger. In den oberen Schichten ist aber eine Erhöhung der Temperatur sehr deutlich wahrnehmbar, in 500 m ist diese während 24 Stunden 10°, in 1000 m 5° und in 1500 m 2.6”. Die entsprechende Abnahme der Feuchtigkeit beträgt 37, 33 bezw. 28 °/,. Auch die Windstärke ist die für absteigende Bewegungen charakteristische. Noch in 300 m Höhe ist die Zunahme der Temperatur 7° und die Abnahme der Feuchtigkeit mehr als 20 ?/,. Hierdurch ist eine beträchtliche Inversion von 10.8? zwischen der Erde und 480 m Höhe entstanden. Sowohl diese Inversion als die starke Zunahme der Wärmeausstrahlung am Erdboden ist offenbar grösstenteils durch absteigende Luftbewegung entstanden. Doch ist die hohe Temperatur oben teilweise auch nur eine Folge der veränderten horizontalen Luftzufuhr. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen. absteigender Luftströme. 33 Kap. IV. Ausserordentliche Temperaturanomalien in S-Finnland am 18. und 19. November 1909. I. Darstellung der Erscheinungen. Wir wollen einen typischen Fall, der am 18. und 19. November 1909 in S-Finn- land eintrat, noch etwas eingehender behandeln. Die damals auftretenten lokalen Tem- peraturdifferenzen, welche auch schon in der Meteor. Zeitschr. 1910 S. 126 kurz erwähnt sind, waren so überraschend gross, dass in der Ebene kaum irgendwo grössere beobachtet worden sein dürften, und die Erscheinung würde schon deshalb ein grösseres Interesse beanspruchen. In Helsingfors war die Temperatur an diesem Morgen und Vormittag ungefähr 0°, aber telephonisch meldeten der meteorologischen Zentralanstalt in die Stadt reisende Vorortsbewohner, dass man in nur 3 bis 5 km Entfernung nach N —20 bis —25° beobachtet habe. Die erste Meldung wurde mit Vorbehalt aufgenommen, aber immer neue Meldungen bestätigten die Beobachtungen. Nachmittags, wo die Temperaturdiffe- renzen teilweise noch bestanden, reiste ich mit der Eisenbahn nordwärts, um mit einem AsswaNNschen Aspirationsthermometer die ungewöhnliche Erscheinung näher zu studieren. Ich teile hier zunächst diese Beobachtungen mit. ! Bei der Abreise (3^ 10 p) war die Temperatur auf der Zentralanstalt +0.2°, der Himmel kurz vorher mit einfórmigen S-Cu-ähnlichen Wolken ganz überzogen, die mit mässigem SE-Wind nach NW bis N trieben. Am Bahnhof zeigte ein grosses Thermo- meter mit gefärbtem Spiritus —0.4^. Die Reise wurde bis Malm, 11 km N von Hel- singfors ausgedehnt und an jeder Haltestelle die Temperatur gemessen. In Fredriksberg am Bahnhof (3 km) betrug diese noch —0.2, aber an der zweiten Haltestelle 1 km weiter schon —7.2, in Åggelby (7 km) —9.5, in Boxbacka (9 km) —11.2 und in Malm um 3.40 p —10.1°. Es war somit ein bedeutender Rest der kalten Luft noch vorhanden. Bemerkenswert war besonders der grosse Temperaturgradient in Fredriks- berg. Es war sehr befremdend in ein paar Minuten über die scharfe Grenze in 7° kältere Luft zu kommen. Weiter nach N war die Zunahme der Kälte, wie wir sehen, weniger betrüchtlich, und der genannte Wert in 9 km Entfernung von der Stadt war der extremste, der nunmehr zu beobachten war. Weiter sei erwähnt, dass der Boden und die Wälder überall mit dickem losem Schnee bedeckt waren, der Himmel war trüb und die Luft sehr ruhig. Doch konnte man die interessante Beobachtung machen, dass sich der Rauch der Schornsteine meistens schwach nach S oder SE bog. ! Die Feuchtigkeit wurde leider nicht beobachtet. 34 Osc. V. JOHANSSON. Während dem ca. einstündigen Aufenthalt in Malm wurden weitere Temperatur- beobachtungen angestellt. Anfangs war die Kälte noch ziemlich konstant ca. —10°. Dabei zeigte ein ähnlicher Bahnhofsthermometer wie in Helsingfors —13°, wegen der geringen Empfindlichkeit. Morgens hatte man an demselben Orte —25 bis 26° beob- achtet. Da man erwarten konnte, dass sich in verschiedenen Hóhen Temperaturdifferenzen ergeben würden, und hierüber schon Meldungen vorlagen (vgl. später), stellte ich einige Vergleichsbeobachtungen in dieser Beziehung an, indem ich ein paarmal eine Strassen- brücke betrat, die am Bahnhof über die Bahn führte. Unten, in ca. 1'/, m Höhe und in ca. 7 m Hóhe wurde so der Reihe nach gefunden: Unten beim Bahnhof —10.0?, oben auf der Brücke —9.2° Umea.3 507p) , , Arge, 4 —8.6? | » auf der entgegengesetzten Seite —9.6°. Nach der letzten Beobachtung wurde ein paar Meter niedriger, dicht über dem schnee- bedeckten Acker noch — 10.0? gemessen. Die Temperatur nahm somit bei einer Höhen- differenz von 6—7 m um 1 bis 1.5? zu. Wäre die Temperaturzunahme nach oben gleichmässig dieselbe gewesen (was offenbar nicht ganz zutraf), hátte man also in 50 bis 60 m Höhe dieselbe Temperatur wie in Helsingfors finden müssen. Bei einem kurzen Spaziergang (nach der Volkakademie) wurden kleinere Schwan- kungen zwischen —9.5 und —8.5° gefunden. Bei der Rückkehr nach dem Bahnhof trat aber schnell nach der vorhergehenden Windstille ein schwacher Wind von ca. 2 Beaufort Stärke ein, wobei bald auch einige Schneeflocken zu sehen waren. Nach 415" war jetzt auch eine schnelle Temperaturzunahme zu beobachten. Die Temperatur nahm ungefähr in 3 Minuten um 1° zu und betrug so um 45156 —8.6°, um 4 9T" — 48 und um 4297 . 4,99, Später war die Temperaturzunahme langsamer, und vor der Rückfahrt nach der Stadt wurde um ca. B» p ziemlich konstant —1.8 bis — 2.2? gemessen. Nebenbei sei wiederum bemerkt, dass das grosse unempfindliche Thermometer am Bahnhof zur gleichen Zeit —10° zeigte. Auf der Rückreise fand ich unerwartet noch Reste der Kälte vor, so in Boxbacka —5.0°, etwas später während der Fahrt —4.6° und ungefähr 1—2 Minuten später am Äggelbyer Bahnhof —3.1°. Das Stationsthermometer zeigte hier den gleichen Stand —3.4°, was darauf hindeutet, dass diese erhöhte Temperatur hier schon einige Zeit geherrscht hatte. Weiter wurde gefunden: in Fredriksberg an der Haltestelle —1.2°, am Bahnhof —0.9° (also —0.7? niedriger als auf der Hinreise), in Djurgården (2 km von der Stadt) —0.4° und in der Stadt wiederum ungefähr die Anfangstemperatur --0.1°. Von Interesse ist, dass die Temperatur am dem weiter von Helsingfors entfernten Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 35 Orte Malm schneller gestiegen ist als in den zwischenliegenden Gegenden Boxbacka- Åggelby. Dass die Temperatur am Fredriksberger Bahnhof im Sinken begriffen war, scheint auch darauf zu deuten, dass die kalte Luft u. a. auch gegen S verschoben wurde. Ich komme später auf diese Erscheinungen zurück. Für die weitere Untersuchung dieser Kälte habe ich alle Beobachtungen der Zentralanstalt und ausserdem einige mir gütigst von privaten Beobachtern zugesandte verwertet. Auf Grund derselben habe ich versucht die Isothermen für den 19. Novem- ber 1909 um Ta zu zeichnen, und diese sind für das Kältegebiet in Fig. 4 dargestellt. ISOTHERMEN um 7"a DEN 19. NOV. 1909 0 (0 0 50 60 70 80 90100 km, 1:2,000000 2 Fig.4. Die Isothermen in S-Finnland am 19. November 1909 um 7a. (Die Kreise bezeichnen die Beobachtungsorte). Weil die thermischen Gradienten ausserordentlich gross waren und Beobachtungen aus den meisten Gegenden in ungenügender Anzahl vorlagen und da schliesslich diese Beob- achtungen grósstenteils besonders in den kältesten Gebieten mit ungeprüften Thermo- metern und ausserdem zu wechselnden Terminen angestellt sind, so kónnen diese Iso- thermen nur annáhernd richtig sein. Nach dieser Karte und den originalen Daten, welche zum 'leil in den Tabellen am Ende des Abschnitts angeführt sind, wollen wir jetzt die Verbreitung der Kälte näher beschreiben. N:o 1. 36 Osc. V. JOHANSSON. Man findet, dass die stärkste Kälte inselförmig auftrat auf einem ganz schmalen, langgestreckten Gebiet dicht an der N-Küste des Finnischen Meerbusens. Die Isother- men drängen sich an der Küste sehr dicht zusammen, aber auch im N des Kältegebiets ist der Übergang zu müssiger Kälte ziemlich rasch. Die Kälteinsel ist im W sehr spitz, wird aber nach E immer breiter. Das Gebiet mit mehr als 20^ Kälte scheint eine Länge von ca. 140 km und eine Breite von nur 15—30 km oder weniger gehabt zu haben. An den Meeresstationen finden wir die hóchsten Temperaturen: Hangó Leuchtturm —0.4°, Söderskär Leuchtturm -+0.4° und Hogland — 0.67. An der Küste ist die Temperatur kaum niedriger: in Hangó (5 km nórdlich vom Leuchtturm) —1.0° in Snap- pertuna — 2? (morgens), in Helsingfors —0.7°, in Pernå Schären —0^, in Kotka —1.2° und in Wederlaks —2° (morgens). Für das eigentliche Kältegebiet mit wenigstens —15° Kälte haben wir folgende Daten: In Bjernä, N von Hangö, —15^, in Westerby, nahe Ekenäs, —15 bis —19°, in Ekenäs —9 bis —15^?, westlicher in Pojo —11°. Dies sind die westlichsten Orte, von welchen uns Kältemeldungen zur Verfügung stehen. Etwas östlicher liegen keine Beobachtungen vor, aber aus der Gegend NW bis NE von Helsingfors eine grössere Menge solcher. Die nächsten Beobachtungsorte N von der Stadt waren Arabia (3 km) mit —16? um 7"30a und Fredriksberg mit —19.5° um 5'45 a. Nördlicher wurde morgens längs der Eisenbahnlinie beobachtet: —20 bis —23° in Åggelby, —25 bis — 26° in Malm, —21° (T° a) in Diekursby, Anäs (16 km von Helsingfors), —20° in Korso (23 km), —26° in Kervo (29 km). Etwas westlicher hatte man in Hoplaks —20 in Sockenbacka —21 bis —22° und in Kärböle westlich von Malm —24°. Die stärkste Kälte wurde gemeldet aus Sibbo Paipis, ca. 9 km östlich von der Eisenbahn bei Kervo. Hier wurde an einem Fensterthermometer, dass als zuverlässig gemeldet wird, — 29° beobachtet, und an einem anderen Platz '/, km hiervon entfernt, wurde —30° wahr- genommen an einem Thermometer, das frei an einer Veranda aufgehüngt war. Weiter im E wurde in Lappträsk, nördlich von Lovisa, —21° beobachtet und noch östlicher in Elimä an einem Minimumthermometer —21.5°. Obwohl aus grossen zwischenliegenden Gebieten keine Meldungen vorliegen, ist es doch auf Grund dieser Daten sehr wahrscheinlich, dass sich das Kältegebiet längs der ganzen Küste Nylands, einige km von der Küste entfernt hinstreckte. Gegen W und N nahm die Kälte schnell ab. In Pojo war sie wie erwähnt —11°, in Bjernà —15, aber in Åbo —5.6 und im S am Utöer Leuchtturm 0.0°. Nörd- licher wurde in Lojo —9.6, in Somero —8^ und in Tammerfors —6.6 notiert. In Nummela hatte man noch ein Nachtminimum von —15 und um ?/,11a —12°, in Hyvinge ebenso Minimum —14 und um 3p —9°. Weiter nach NE wurde in Heinola um 7a —9.3, Minimum —12.2 beobachtet. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 37 In SE-Finnland scheint die Kälte mässiger gewesen zu sein, doch umfasste sie grössere Gebiete. Wiborg hatte —13.4, Willmanstrand —12.6° und St. Michel noch —11.6?. Östlich von dem letztgenannten Orte hatte aber Sulkawa nur — 6.8 und Punka- harju —6.2°. Gegen den Ladoga bemerkt man wiederum eine Zunahme der Kälte. Galitzina im SE und Jääskis im NNE von Wiborg haben —15°, Kurkijoki —18.1° (Minimum —24.3°) und Sortawala —15.8°, beide an der Küste des Ladoga. Südlicher an der Küste war die Temperatur schon höher, in Sortanlahti —11^ und schon etwas E von Gatitzina in Muola nur —8°. Auf dem Ladoga selbst war es ähnlich wie auf dem Finnischen Meerbusen sehr mild, auf Walamo —2.6, Hanhipaasi —1.4^. Weiter im N auf dem Festland war die Kälte wiederum mässig, in Suojárwi —10^, in Wärt- silà 0.0”. In etwas schwücherem Masse war also im NW vom Ladoga eine ähnliche Kälteinsel wie in Nyland vorhanden. Mehrere Beobachter melden grosse, teils lokale, teils zeitliche Temperaturschwan- kungen. So sagt Herr Disponent C. G. Herzirz, dass die Schwankungen binnen kurzer Zeit die grössten waren, welche er in Arabia beobachtet hat. Es wurde hier gefunden: Um Mitternacht 1.30 a 3.30 a 9.30 a 10.30 a 12 mittags Am 19. November —1° —16* —8.5* — 12° —6° Da der Ort ganz nahe dem Ufer des Gammelstad-Meerbusens E von Helsingfors liegt, so sind diese Schwankungen offenbar ein Ausdruck für die zeitweilige Verschiebung der kalten Luft im N gegen das Meer hinaus. Aus Aggelby, Korso, Ekenäs, Westerby u.s. w. wurde übereinstimmend gemeldet, dass die Temperatur an ca. 5—20 m höher gelegenen Orten 5 bis 7° höher als an den niedrigeren war. Da die Witterung im allgemeinen heiter und ruhig war, hatte man zur Erklärung der grossen Temperaturunterschiede in erster Linie an die Wärme des Meeres und die starke Ausstrahlung über dem Land zu denken. Einige Angaben über die Oberflächen- temperatur des Meeres an einigen hydrographischen Stationen seien hier zusammengestellt: ' Wassertemperatur im November 1909 Ort Breite LängeE.v.Gr. Datum Oberfl.- Datum Oberfl.- Temp. Temp. Bogskär DIE 31 2220223, HA NT TUNIS ET Utó DIA 02120, 012. 15800: 220» 16:4 Hangö DISAIS OT NS SUN —6:2 Porkkala 597362 52472377 10* 092 200054 Äransgrund BÖRS 91552210. 59.4. 900 778 ! Nach: WirriNG, R. Beobachtungen von Temperatur und Salzgehalt an festen Stationen in den Jahren 1900—1910. Finländische hydrogr.-biol. Untersuchungen N:o 8. Helsingfors 1912. N:o 1. 38 Öse. V. JOHANSSON. Ort Breite Länge E. v. Gr. Datum Oberfl.. Datum Oberfl.- Temp. Temp. Grähara KOT DIE 310: 01:00 529 P7195 Werkkomatala 60°17’ 989:46/ 10 86 1120 4:9 J'aipaleentuoto 607367 230743271075 Die Temperatur des Meeres war also noch ziemlich hoch, ungefähr +5 bis 8°, und die hohe Wärme an den Küsten könnte hierdurch erklärt werden. Wir werden jedoch finden, dass noch andere sehr wichtige Umstände hinzutraten. Eine lose Schneedecke ist weiter der Wärmeausstrahlung sehr günstig, und eine solche war auch jetzt vorhanden. Diese Schneedecke hatte sich im allgemeinen nach dem 13. November gebildet. Gleichzeitig traten in S-Finnland auch Kältegrade ein und, einige Gewässer, unter anderem auch innere Meerbusen, waren stellenweise bis zum 19. zugegangen. Man findet weiter, dass die tiefste Schneedecke ungefähr über dem Kälte- gebiet zu finden war. Von der Küste bis über das Kältegebiet nach N betrug die Schneetiefe 15—25 cm, aber weiter in W und N war viel weniger Schnee vorhanden, meistens ca. 5 cm oder noch weniger. Auch gegen E ist eine kleinere Abnahme der Schneehöhe zu bemerken, aber in den Gegenden NW vom Ladoga traf man vielfach wiederum 15—25 cm Schnee an. Weiter gegen N war auch hier weniger Schnee vorhanden, in der Saima-Gegend kaum 5 cm. Es scheint hiernach durchaus einleuch- tend, dass eine Beziehung zwischen der Schneedecke und der Kälte bestand. Um die vollständigere Erklärung der betreffenden Erscheinungen zu finden, wollen wir erstens die Registrierungen und Beobachtungen in Helsingfors verwenden. Diese sind grösstenteils in der am Ende des Kap. beigefügten Tabelle angeführt, und eine Reproduktion der Thermogramme und Hygrogramme gibt Fig. 5.' Der Luftdruck zeigt ein Monatsmaximum den 18. um 10—11^a und begann danach zu fallen, zuerst schwach, aber nach Mitternacht stärker, ungefähr 1 mm pro Stunde. Später wird das Fallen schwächer, und erst am 21. um 6 a wird ein Minimum von 744.0 mm erreicht. Die Barogramme sind im allgemeinen stetig mit nur ganz unbedeutenden Unregelmässigkeiten, teilweise jedoch am 18. vormittags etwas wellenförmig. Die Temperatur war schon am 16. abends unter —5° gefallen und hielt sich ziemlich konstant bis zum 18., wo sie um 9a ihren niedrigsten Wert —9.4 erreichte. Dies traf also ungefähr gleichzeitig mit dem höchsten Barometerstand ein, wobei auch die erwähnten Wellen zu sehen waren. Die Feuchtigkeit war bisher gross, 80— 90 °/,, und der Wind NE, mässig und abflauend. Am heiteren Himmel traten zur Zeit der grössten Kälte und des Luftdruckmaximums Cu- und S-Cu-Wolken in grósserer Menge auf. ! In diesem und den folgenden Diagrammen sind die Instrumenten-Korrektionen nicht eliminiert. Die vertikalen Striche geben die Zeiten der Kontrollbeobachtungen an. Korrigierte Auswertungen oder direkte Beobachtungen sind wiederum in den Tabellen am Schluss angeführt. Tom. XLIV. N:o 1. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 2 Jeudi Vendredi amedi | & (0A ? 4 $ à 102 4 8 XM 2 4 8 oA 2 4 8 404 + 4 / ESS: ER HE E = Í EL = IE = == = = = z FE is E zu + = == = = EE = i— + = à = PATES 22717 EC 3 2 = % ime = RE Rd ama = Se Zn a a on ELEME LR OR RENTE EE E E = SE SATA Se See E SE cct 3 E =; = een ne s LU X IE e: i Dee iz D = KE 7 cx eS ES: ze FREE CDU ci 7 2 Fig. 5. Thermogramm und Hygrogramm für Helsingfors am 18.—20. Nov. 1909. E Donnerstag : Freitag 3 Sonnabend | 2468810M24680,42*8810M2 4 6 8/02 4 6 8 1oll | Hast wa mem Ver Er FERE HIE. Ben. | DICENTES OM 2 # 6 & Din Fig. 6. Thermogramm und Hygrogramm für Ånäs in Dickursby am 18.—20. Nov. 1909. 39 40 Osc. V. JOHANSSON. Nach dem Minimum steigt die Temperatur mässig, in 3 Stunden 2°, und bleibt danach bei schwachem NE-Wind während einiger Stunden ziemlich unverändert. Unge- fähr um 3 p tritt aber plötzlich ein Sprung in allen Elementen ein, der Wind schlägt nach S um, die Feuchtigkeit sinkt ausserordentlich rasch, und die Temperatur steigt. Die Feuchtigkeitsänderung betrug in weniger als 2 Stunden 37 °/, und die Temperatur- steigerung in 1 Stunde über 5°. Die letztere war jedoch etwas verspátet im Vergleich mit der erstgenannten Änderung. Nach diesem Sprung bleiben die Kurven ziemlich ruhig, und die Feuchtigkeit zeigt nur kleine Zacken (ühnlich denjenigen an Sommertagen). Ein Maximum der Temperatur, das letzte Minimum der Feuchtigkeit, und ein Maximum der Windstärke treten am 19. November ungefähr um 8a ein. Jetzt steigt die Feuch- tigkeit rasch um 23 ?/, in 2 Stunden, aber der Temperaturfall ist nur 1° und weniger rapid. Ein kleineres Minimum der Feuchtigkeit entspricht dem Tagesmaximum der Temperatur etwas vor 4p. Zwei rasch, aber weniger bedeutende Zunahmen der Feuch- tigkeit sind nach 4p und 9p zu sehen, aber hierbei fällt die Temperatur regelmässig nach dem Nachtminimum zu. Der Wind war am 19. zwischen 2 und 5a von S nach SE übergegangen, geht aber bei den übrigen Veränderungen nach 8 a wieder für eine Stunde nach S zurück und ist dabei schwücher. Mit etwas wechselnder Stärke und schliesslich in der Nacht zunehmend geht derselben nach SE zurück und später allmäh- lich nach E und NE, am 20. nach N über. Der Himmel war am 18. nachmittags ganz heiter, am folgenden Morgen waren Ci aufgetreten, nahmen an Menge zu, gingen von SW her, und in der Ci-(Ci-S-?)- Schicht wurde zwischen 10 und 11 a ein Sonnenhof beobachtet. Um 2 p waren Cu, aus SE ziehend, schon in grösserer Menge zu sehen, und kurz danach überzog sich der Him- mel mit einem dicken und niedrigen grauen Nimbus-Schleier. Um '/,4p kurz vor der zweiten Feuchtigkeitszunahme fiel etwas Schnee (oder Graupeln?), und ebenso trat ein ähnlicher, aber grösserer Schneefall abends bei dem letzten Feuchtigkeitssprung ein. Zu der schliesslichen Erklärung der ganzen Erscheinung kehren wir zuletzt bei Besprechung der Wetterlage zurück, doch wollen hier sofort bemerken, dass wir in der trockenen Wärme zwischen dem 18. 3 p und dem 19. 8 a augenscheinliche Wirkungen absteigender Luftströmen hatten. Da auch mitten im Kältegebiet an der landwirtschaftlichen Versuchstation Änäs in Dickursby sowohl ein Thermograph als ein Hygrograph tätig waren, sind wir in der Lage die Erscheinung auch hier zu verfolgen. Fig. 6 gibt Kopien dieser Kurven wieder. Wir finden hier sofort ganz entgegengesetzte Verhältnisse. Am 18. vormittags bestand in Änäs wie in Helsingfors noch mässige und feuchte Kälte. Interessant aber ist zu sehen, dass ungefähr gleichzeitig mit dem Anfang des Fallwindes in Helsingfors die Temperatur Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 41 in Änäs rasch zu fallen anfängt und zwischen dem 18. 2 p und dem 19. 3a beinahe um 16°, auf ein Minimum von —23.3° sinkt. Ein bedeutendes stossweises Steigen beginnt den 19. um 7a, also wiederum ungefähr 1 Stunde früher, als der absteigende trockene Luftstrom in Helsingfors in einen horizontalen und aufsteigenden feuchten Seewind über- geht. Während der Kälte ist die Feuchtigkeit unverändert nahe dem Sättigungspunkt. Erst bei dem stufenförmigen Anstieg der Temperatur weist auch die Feuchtigkeit einige kleinere Sprünge auf und steigt schliesslich um 2 p ca. 5 °/, höher, als sie früher stand. Die Temperatur erreicht das Maximum von —4° um ca. '/, 6 p. Ein Thermogramm aus Sortawala, Fig. 7, ist ziemlich ähnlich demjenigen für 1 Anäs. Der Temperaturfall am 18. setzt jedoch später ein, d. h. um ca. '/, 7 p, wo ein Maximum von —7° erreicht wird. Am 19. ungefähr um '/,9 Uhr morgens ist das Minimum —16.2° (nach dem Minimumthermometer —18.4^). Anfangs steigt die Temperatur langsam, aber kurz vor 2 p tritt eine starke Temperaturstufe ein, und das Steigen beträgt in ca. 15 Minuten 8°. Um '/,4p beträgt das Maximum — 2.6". Spüter fällt die Temperatur einige Grade, steigt aber in der Nacht etwas. Die Feuch- Donnerstag —— Freü Sonnabend ASQ VA "dee. 0M2*65732*558/5Md2*"c8-M32»6875M2*68ml/24659 S o? "e TEN a 2 — | ) 3 bes - pi DÉÉÉÉEEANPIOQNEÉEEE IGN EME (0 mee jx BEBASB-— - C ISRAEL EE ONE HTHHHT CES HORS ELE : IER END RR LER ÉTÉ CRTC ET ERA LEE- ELLE EEE TEL) LE TID | DTA AR Te LR SRE ie ngu UBBEBBEHBBESS ÉD LEE ol Hu LELT ETTA Fig. 7. Thermogramme für Sortawala und Lauttakylä am 18.—20. November 1909. N:o 1. 6 49 Osc. V. JOHANSSON. tigkeit war in Sortawala während der Kälte unverändert gross, aber den 19. um 2p nach der Temperatursteigerung ist dieselbe schon um 20 ?/, vermindert und fällt noch einige ?/, bis zum Abend und zum folgenden Morgen. Einen dritten Typus, ähnlich demjenigen für Helsingfors, stellt die Temperaturkurve in Fig. 7 für Lauttakylä, eine nördlichere Binnenlandstation in SW-Finnland, dar. Nach kurzen Schwankungen am 18. vormittags, ganz ähnlich denjenigen in Änäs, bleibt die Temperatur konstant —6 bis —7° bis zum 19. um 10 a, steigt in 3 Stunden ca. 3° und bleibt wiederum ziemlich unverändert, bis am 20. um 5a ein Fallen beginnt. 2. Wetterlage und Erklärungsversuche. Wir wollen jetzt die Wetterlage untersuchen und dabei auch einige in den Tabellen auf S. 48—51 angegebene Daten berücksichtigen. Am 13. und 14. November war Schnee und Kälte in S-Finnland entstanden unter Einwirkung einer Depression, die sich über der Ostsee E-wärts verschob. Das Minimum bewegte sich schnell nach NE, aber Randbildungen verursachten meistens noch am 15. und 16. fortgesetzte Schneefälle in S-Finnland. Am 16. wird aber schnell ein Maximum über Schottland ersichtlich und schiebt eine Zunge hohen Druckes rasch nach E. In dieser entwickeln sich schon am 17. sowohl über Finnland als über Schweden 770 mm hohe Kerne. Am 18. morgens liegt der Hauptkern des langen antizyklonalen Gebiets über S-Finnland, und eine ziemlich gleichförmige Kälte herrscht in ganz Finnland.’ Die Winde wehen aus dem Maximum heraus, an der S-Küste von NE, nördlicher aus südlichen Richtungen. Die Feuchtigkeit ist durchgehends gross, 90—100 °/,, und der Himmel ist besonders im N und E trüb. Nur in den südwestlichen Teilen Finnlands ist es heiterer. Man bemerkt aber schon im NW Zeichen eines sich näbernden Minimums, indem der Luftdruck in Bodö in der Nacht schon um 8 mm gefallen ist. Auch im S ist der Druck niedrig, und stärkere Gradienten rufen über der S-Ostsee frische E- Winde hervor. Am 18. um 2 y, vgl. Fig. 8, hat das Minimum im NW an Tiefe zugenommen, der Luftdruck fállt im NW und N, bleibt aber auf der S-Seite Finnlands unverándert. Bei SW- Winden steigt die Temperatur rasch im N, so in Haparanda auf —0.8^ von —14.8° um 8a (—21.5° den 17. Nov. um 2 p). Das Maximum verschiebt sich etwas nach E (Petersburg 771.6 mm), und der Wind dreht sich an der S-Küste Finnlands von NE nach SE und S, war aber nórdlicher, wie gesagt, meistens zyklonal von SW. Die Strati und Nebel lösen sich meistens auf und bleiben nur im E noch bestehen. Der SE-Wind bringt jetzt an der S-Küste den schon beschriebenen Sprung in der Temperatur und besonders in der Feuchtigkeit. Die Abnahme der Feuchtigkeit betrügt hier allgemein ! Die Schneedecke hier und die dadurch begünstigte Ausstrahlung und Stauung waren wahrschein- lich wesentliche Ursachen zur Entstehung des hohen Druckes. Tom. XLIV. A« Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 43 40—50 °/,. Die Temperaturzunahme ist allgemeiner, aber nur an der Küste mit Trocken- heit verbunden. Der SE-Wind aus dem Maximum war offenbar hier absteigend und konnte wegen der geringeren Reibung am Meere am leichtesten bis zur Erdoberfläche km südlich von Helsing- - dringen. Um 2p ist er z. B. bis Grähara Leuchtturm, 7 fors, deutlich wirksam, aber noch nicht in der Stadt. Die Luft ist hier noch ebenso kalt und feucht wie in Änäs, Lojo, Heinola u. s. w. Wie wir schon sahen, tritt der absteigende trockene SE-Wind kurz nach 2p auch in Helsingfors auf, er aber kann nicht weiter über das Festland dringen, sondern bleibt offenbar hier in der Höhe, und durch diese ausgetrockneten oberen Schichten strahlt die Wärme von der Schneeoberfläche stark aus, die Luft am Boden erkaltet und bleibt feucht. RE 7j 3 BI NI du = | E^ B, E E [De MN à Fig. 8 Die Wetterlage am 18. Nov. 1909 um 2p und8p (nach den synoptischen Karten der Deutschen Seewarte). Abends um 9p, vgl, Fig. 8, ist das Hochdruckgebiet im E über Russland stark ent- wickelt, das Minimum in Bodö 750 mm tief geworden, und auch das zweite Minimum im S nühert sich, indem das Barometer z. B. in Wilna und Libau seit 1 p um 3 mm gefallen ist. Starke SW-Winde wehen am Bottnischen Meerbusen, und in Kajana werden seit 6.30 p Schneegestöber notiert. Im ganzen Zentral- und S-Finnland ist der Himmel jetzt heiter (Sortawala ausgenommen), weil der absteigende Luftstrom die Wolken aufgelöst hat. Wo die dynamische Erwármung nicht bis zum Boden dringen kann, hat die Aus- strahlungskälte stark zugenommen. Kurkijoki am Ladogaufer hat so schon — 21.6, Sortawala —11°, aber die Leuchttürme Hanhipaasi und Heinäluoto am Ladoga nur — 3° bei geringer Feuchtigkeit. In Wiborg und Jääskis ist die Temperatur —15?, in Änäs —20° und wahrscheinlich längs der ganzen Küste Nylands gleich niedrig. Ausserhalb des eigentlichen Kältegebiets im N und W war die Temperatur nachmittags nur wenig N:o 1. 44 Osc. V. JOHANSSON. erniedrigt, in Jywäskylä, Sulkawa, Suojärwi und an nördlicheren Orten sogar erhöht. Der Himmel war auch in diesen Gegenden heiter, und man hätte auch hier eine starke Ausstrahlung erwarten können. Man kann die Erklärung darin finden, dass die Winde hier schon SW waren und somit wärmere zyklonale Luft mitgebracht hatten. Aber aus den Feuchtigkeitsbeobachtungen ersieht man, dass die Luft auch hier teilweise dyna- mische Eigenschaften hatte. In Abo im W nahm die Feuchtigkeit nachmittags um 16 °/,, in Heinola um 20, in Jywäskylä um 15 und in Kuopio um 11°/, ab. Ähnliches finden wir noch am folgenden Tag. RZ 19:XI 7a (ose Fig.9. Die Wetterlage am 19. Nov. 1909 um 7a (nach den Petersburger Wetterkarten). Am 19. morgens, vgl. Fig. 9, liegt das N W-Minimum 750 mm tief an der Bottenwiek, das zweite hat in Wilna eine Tiefe von 752 mm, die beiden Maxima im E und W sind deutlich abgetrennt, und über der nördlichen Ostsee liegt ein 758 mm hoher wohl aus- gebildeten Sattel. Wie wir schon oben ausführlich dargetan haben, ist die Kälte jetzt oder kurz vorher am stürksten, und die thermischen Gradienten an der Südküste sind ausserordentlich steil. Am Himmel waren jetzt im S eine grössere Menge Ci- und Ci-S- Wolken aufgetreten und diese zogen aus SW. Über dem Kältegebiet ist es meistens noch heiter, aber nórdlicher ist der Himmel schon trüb geworden, doch ist zu bemerken, dass die Feuchtigkeit dabei noch bedeutend abnimmt, seit dem Abend in Lautta- kylä um 11, in Kuopio und Pankakoski sogar um 27°/,. Dies kann wohl nur Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 45 so gedeutet werden, dass die über S-Finnland abgestiegene Luft als horizontale Strömung weiter nach NE geführt wird und mit feuchteren, aus SW kommenden Luft- massen in den oberen Schichten gemischt wird, wobei eine Kondensation ermöglich wird. Jetzt beginnen die zyklonalen Verhältnisse immer mehr auch im Süden einzutreten. In Helsingfors frischt der SE-Wind auf und erreicht zwischen 8 und 9a eine mittlere Geschwindigkeit von 6.0 m p. S. Wahrscheinlich ist die absteigende Komponente schon sehr unbedeutend. Die erste Folge ist, dass die Feuchtigkeit über dem Meer steigt. Um 9a ist sie seit dem vorhergehenden Abend um 16 /, gestiegen. Die rasche Stei- gerung haben wir in der Feuchtigkeitskurve für Helsingfors deutlich gesehen. Diese ziemlich horizontale Strömung presst und saugt allmählich die kalte Luft über dem Inland weg. Die Temperatur steigt allmählich über dem Kältegebiet. Da aber die absteigende Bewegung in der Höhe nicht mehr vorhanden ist und die oberen Schichten der Inversion in erster Linie weggeschafft werden, dringt die Wärme jetzt als feuchter Seewind in immer niedrigere Schichten ein. Es tritt somit keine nennenswerte Erniedrigung der _ Feuchtigkeit ein (vgl. Fig. 6). fe In der Wetterlage ist am 19. 2 p die Veränderung eingetreten, dass da die beiden |. Minima schon beinahe zu einer einzigen Rinne niedrigen Druckes verschmolzen sind. Doch sah man noch einen Rest des Sattels zwischen zwei ca. 752 mm niedrigen Depres- sionszentren am Bottnischen Meer und in Wilna. Der Himmel bleibt über dem südlichen Binnenland vielfach noch heiter, und an der Küste ist die Feuchtigkeit noch nicht beson- ders gross, in Hangö, Söderskär und Kotka nur 60—70 ?/,.. Im SW fangen Schnee- fälle in Mariehamn und Bogskär an. Weiter im E, wo der Luftdruck noch verhältnis- mässig hoch war, sind Wirkungen absteigender Luftströme noch deutlich vorhanden. Die Feuchtigkeitsbeobachtungen an den Ladoga-Leuchttürmen sind nicht zuverlässig, aber jedenfalls zeigte das Haarhygrometer auf Heinäluoto am 18. abends und 19. morgens seinen niedrigsten Stand für den Monat. Vormittags steigt dasselbe, und die Temperatur ist um 2p auf Heinäluoto —0.2, auf Hanhipaasi +1.5°. Zu dieser Zeit findet die früher erwühnte starke Temperatursteigerung in Sortawala statt, und ebenso steigt die Temperatur in Sortanlahti (südlicher am W-Ufer) von —11^ morgens auf —3° um 2 p. Die Feuchtigkeitsabnahme betrug an diesen Orten zur gleichen Zeit 20 bezw. 28 °/,. Der Himmel war hier jedoch meistens trüb, und etwas Schnee fiel in Sortawala, doch war dies wahrscheinlich nur sog. ,Hochdruckschnee* aus Stratuswolken. Am 19. abends ist nunmehr nur eine Hauptdepression im S vorhanden, aber Reste des niedrigen Druckes sind noch über Finnland vorhanden. Schneefälle sind mehrfach sowohl an der S-Küste wie stellenweise nördlicher in Heinola, Lauttakylä u. s. w. eingetreten. Dagegen hat im Osten Aufheiterung stattgefunden, und die Luft ist in Sortawala, Kuopio, Kajana u. s. w. noch ziemlich trocken, ca. 70 */,. In der folgenden Zeit weisen N:o 1. 46 Osc. V. JOHANSSON. die Umgebungen desselben Minimums noch manche interessante Wirkungen der absteigenden Luftstróme auf, doch muss ich auf die weitere Behandlung derselben hier verzichten. Wir wollen aber noch zu einigen Punkten in der Erklärung der betreffenden Erscheinungen zurückkehren. Dass die fóhnartige Luft über dem Meer bis in die unter- sten Schichten dringen konnte, wurde schon als eine Folge der geringeren Friktion erwähnt. Eine andere Ursache der Leichtbeweglichkeit ist in solchen Fällen die ther- mische Beschaffenheit der Unterlage. Die Meeresoberfläche erfährt durch die Ausstrah- lung keine nennenswerte Abkühlung, eine lose Schneeoberfläche strahlt dagegen die Wärme ausserordentlich stark aus. Warme Luft ist leichter beweglich als kalte, und auch somit wird die gróssere Stagnation über dem Lande befórdert. Wir finden auch, dass auf beiden Seiten des Finnischen Meerbusens Kälte herrscht. In Reval wie in Petersburg ist es nämlich zwischen dem 18. um 1p und dem 19. um 7 a —10 bis —11° kalt. Hier ist die Luft neblich und trüb, die Winde wehen ganz schwach aus SE und S. Eine erste Verstirkung der absteigenden Komponente fand offenbar schon auf der S-Seite des Meerbusens statt, die Luft stieg aus der Hóhe über dem Kaltluftsee am S-Ufer zu dem Meer herab. Aber dieses Absteigen setzte sich über dem ganzen Meere fort, denn nur horizontale Luftstróme hätten offenbar eine grössere Menge Feuchtigkeit aus dem warmen Meere aufgenommen. Dass die trockene und warme Luftstrómung über das Kältegebiet nach N fortsetzte, wurde schon aus mehreren oben angeführten Beobachtungen wahrscheinlich. Leider war die Drachenstation in Fredriksberg ausserhalb Helsingfors damals noch nicht tätig. Dagegen fand in Pawlowsk am 19. vormittags ein kleinerer Drachenversuch statt. Derselbe ergab: Pawlowsk am 19. November 1909, 9.38— 10.27 a Seehóhe Temperatur Feuchtigkeit Wind 30 —8.8 19 SSE 4 80 = 50 SSE 10 190 =D 26 SSE 18 390 —2.5 27 SSE 21 Über einer seichten isothermen Schicht finden wir also 160 m über dem Erdboden eine warme und sehr trockene lebhafte Strömung. Da Pawlowsk dem Barometermaximum nüher als das eigentliche Kältegebiet lag, war die Mächtigkeit der kalten Strahlungsschicht in S-Finnland wahrscheinlich noch kleiner. Nach den Gradienten dicht über dem Boden, welche wir früher angegeben haben (S. 34 u. 37), hätte man eine Höhe von nur ca. 60 m bekommen, aber unter der Annahme, dass die Temperaturzunahme nach oben Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 47 gleichförmig war. Da diese wohl doch unten am grössten war, kann man die Mächtig- keit der Inversionsschicht auf ungefähr 100 m schätzen. Da die Mächtigkeit der kalten Schicht so gering war, ist es leicht verständlich, dass die föhnartige SE-Strömung diese Schicht leicht überfliessen konnte. Wo wiederum die horizontalen thermischen Gradienten auf der N-Seite des Kältegebiets beinahe ver- schwinden (wie in den Gegenden von Somero, Hywinge und Heinola), ist die Seehöhe auch schon ungefähr 100 m. Da ausserdem das Barometerminimum im NW eine aspirierende Wirkung ausübte, wird es erklärlich, dass sich die starke Kälte nur auf den Küstensaum beschränkte und dass die trocken-warme Luft auch nördlicher teilweise zu erkennen war. Es erübrigt noch einige Daten über die Strömungen in den verschiedenen Schichten hervorzuheben. Über den Wind in höheren Schichten weiss man wenig. Am 18. mittags zogen in Upsala bei W-Wind unten und starker Kälte (Minimum —15.9, Tages- mittel —12.2) die A-S-Wolken aus N. Am 19. morgens und mittags wurde in Helsing- fors und Grähara der Ci-Zug übereinstimmend aus SW beobachtet. Da diese hohen Strömungen gegen die unteren Gradienten stattfanden, sind sie also als oberer Zufluss zu dem Hochdruckgebiet aufzufassen. Diese Zuströmung erfordert eine absteigende Bewegung über den Hochdruckgebieten, aber in der Nähe der Erdoberfläche wird die vertikale Kompo- nente immer kleiner, die horizontale immer grösser, und eine solche absteigende Strömung aus dem naheliegenden Maximum im E ist der SE-Wind in S-Finnland. Die SW-Winde an der Erdoberfläche im N und W sind wiederum als eine horizontale und teilweise aufsteigende Strömung aus dem weiter entfernten Maximum im W gegen das Minimum im N aufzufassen. Die antizyklonale SE-Strömung, welche über dem Kältegebiet fliesst, schleppt wohl wenigstens die oberen Schichten dieser kalten Luft mit sich nach NW. Aber einige teilweise schon erwähnte Umstände deuteten doch darauf, dass die kalte Luft zum Teil auch als Gegenströmung nach S abfloss. So meldete ein Beobachter in Pojo, dass der Wind am 19. anfangs schwach N war. In Lojo wurde ebenso am Morgen NW-Wind, mittags und abends NE-Wind beobachtet. Noch so nördlich wie in Somero sagt der Beobachter, dass der Wind den ganzen Tag aus N bis NW wehte. Früher wurde schon erwähnt, dass sich auch während meiner Fahrt nach Malm der Rauch aus Schornsteinen mehrfach nach S und SE bog. Schliesslich wurde in Kurkijoki am N W-Ufer des Ladogas NNW-Wind sowohl den 18. um 9p als den 19. um 7 a bei —18 bis — 25° Kälte beobachtet. Theoretisch ist eine solche Gegenströmung auch leicht erklürlich. Die warme Luft über den Wasserflächen kommt am Ufer beim Übersteigen der stagnierten kalten Luft in schwach aufsteigende Bewegung, und über dem Meere erfolgt wahrscheinlich eine geringe Abnahme des Luftdrucks. Die kalte, schwere Landluft dringt daher nach dem warmen Meere hinaus. Die Schwankungen des Feuchtigkeit in Helsingfors und der Temperatur in Arabia u. s. w. sind offenbar Ausdrücke des wechselnden Kampfes dieser N:o 1. 48 Osc. V. JOHANSSON. beiden Strömungen. Auch die Abnahme der Temperatur in Helsingfors zwischen 8 und 10 a bei gleichzeitiger Drehung und Abflauen des Windes (die Instrumente ca. 25 m über der Umgebung im N und NW) kann als eine Folge dieser Gegenströmung betrachtet werden. Dass die Kälte weiter im N gleichzeitig oder sogar früher verschwand als südlicher (vgl. die Kurve aus Ånäs und die angeführten Reisebeobachtungen), kann teil- weise durch einen ähnlichen Abfluss nach S erklärt werden, ist aber doch mehr ein Aus- druck für die Fortpflanzung der warmen Strómung von oben nach unten. Stündliche Beobachtungen in Helsingfors am 18. und 19. November 1909. | Luftdruck | Temperatur Feuchtigkeit, | Wind Rene | Stunde | | i: ” | | y S rn: | 19. 1 er er 18. 19. | 1 | | | | | | | | Vorherg. Stunden- | 0 769.1 | 7648 | —72 | —24 86 | 51 Intervall | 1 69.1 | 641 —74 | —24 | 83 58. | NE34 S 5.1 | 2 69.0 | 633 = | 25 84 56 | NE3.6 S4.7 | 3 68:9. | 16225. Stal 87 | 58 NE46 | SSE44 4 689 | 617 72 | 1-19 | 87 | 58 | NES0 | ssEas | 5 69.1 | 60.7 —6.9 | —19 | 89 | 58 | ENEA6 | SEA3 | 6 69.1 595 | —75 | —X4 | 89 | 57 | ENE4Q'|.:SE44 me 40 Ci | 7 con | 3 NOE E" | RAL BIS co eg d 8 GOD a ar 05 | 01 NON SE 5 9 6% 1559 | ms 92 | 67 | NE28 | SSE60 | 2 Ou 8Ci | 10 Baar qu, 91 | 5 | NE30 | S87 | _ | <-sw: | 11 693 | 554 | —83 | —16 | 91 | 77 | NE28 | SSE44 sg, | 6 Ci | 12 69.1 | 5451) —73 | —L7 | 9] ' 80 | NE26 | SSEA46 Àj . SSW 13. 68.8 GEN | m) cms RM 83 NE 2.1 SE37 | 2 cis | 8 Ci, Cu 14 685 | 52.6 67 | 06 90- | 81 | 'NHT5:. SESO I 7 — SE! 15 68:3. | 518 | 71 0.1 87 | 79 | SSE24 | ESE43 | 16 679 | 51.1 300 NOSE EEG? 81 833 | ESE44 mue 10° N 17 67:7, | 198058 =20 | 8 ge e) S41 | ESEBO || — rh: 18 674 | 502 | —20 | —14 54 | 89 Sal | SE51 | oc 10: N 19 Gud | 490 ik | = Mo, "ga Sä PER NS Be 20 66.7 | 491 | —17 | —19 | 52 88 | S43 | ESE36 || 0 10° N 21 663 | 485 | —18 | -21| 53 | 90 | S43 | ESE30 | = LA | 22 CHE TN Le eer ese M ccn 95 SSW47 | ENE3.0 Dan em 41.5 =D | 4 51 95 S52 | ENE54 | 24 64.8 47.5 EI Et ee S54 | ENE7.O Niederschlag: | Mittel 68.1 546 | —56 | —17 76 a am 4.5 0.0 0.1 | Maximum | 693 | 648 |, —17 | +03 92 95 54 | 7.0 Minimum | 648 | 475 = | e 49 | 5l il 30 | | Differenz Lo IS ug 39. 8 44 39 | 44 Bemerkungen: Der Luftdruck am 18., 769.3 war der hóchste des Monats, die Schwankung am 19. ebenso die grósste, die Schwankung am 20., 2.0 mm, die kleinste des Monats. Die Kälteperiode fing ungefähr am 13. an, früher waren die Tagesmittel meistens +5 bis 8°. Die Tagesmittel der relativen Feuchtigkeit am 19 und 18. waren die niedrigsten des Monats, die zwischenliegende Nacht die trockenste des Jahres. Am 18. wurden keine Hydrometeore beobachtet, am 19. dagegen folgendes: ®° 10—11 a, À c. 3.40 p, X? 8-9 p, Ku. A 9p-n. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 49 Terminbeobachtungen an 35 Stationen am 18. und 19. November 1909. u b 3 E SEX i = I zl | A 4 Port air Marie- . | Hangö | Hel- Grä- |Sóder-| Hog- | x | ex Reval | Kunda BEL hamn Utö | Stadt singfors hara | skär poda ou | | | | | | | | | | | | | | | | Breite 59 26° 59930' | 59° 30° | 60° 6' | 59° 47° | 59° 49" | 60° 10' | 60° 6: | 60° 7' | 60° 6° | 60° 28’ | Länge E von. Gr. | 24° 45" | 260 32 | 20° 217 | 19057" | 219221 | 290 56 | 240 57" | 240 58' | 250 26" | 26° 59' | 26° 56' | Seehóhe, m 5L C439 25 10 9 7 19239 ENT EL 7 10 15 IRIS no ee Se LS IS Nov, 2 P|-100 |—11:0 iuto MN to Lagi =O =O 0.6 [Aa — 15 ov. I oo | NAN RNE | —08 | —18 | —10 | —13 | —30 | —22 | Tempe-) Min 9 p —112 |—132 |-04 |—142 | —34 | — | —94 6.5 Au u Sala +25 ratur | 4, 721-102 |—106 | 05 Mr 04 1:0 Nez 13 gy ess E = '" 2p| —55 | —60 | 08 —09 | 24 0.6 | —0.6 DO UE) 0:9 Ov. | es Sen | 08 NME MER AE EU EN a | Map 32241 133 | 008 | 2801.22 | 209 | Zus 1259: he 25 | 2500 43 7a| 80 | 90 = 83 | 78 93 | 90 100 | 93 = 91 sl 18. 9 p| 89 90 = 79 | 60 NL ON Ta ras = 52 el. 7 | Lo em eue |. Bab RS | oso | as} 5370250 ra eem || si uch- | ère 7al 80 71 = 78 57 50 54 59 | 50 = cu tigkeit!| 19 | | 5 - 2p| 85 74 - 5 | 63 | a 81 Bo dX: ol ura | ROUTE 90 zo gr 100 $5. 590" art [néso el — 87 | | I I I E DEW LS IE px | 0 DEM MES 0 2 e. $ | 9 | | | i om 10r 06 ee 200 0 T rei 2 AUS aene (DE Bw) mon. à | 9 ^ 3 0 0 | 0 0 dw eoa ads 20 0 kung vel 9 | 10 | 3 5 TM e de 0 7 6° | | | iom "49 9e 110x8 | 1x | 10 | 1 8 gs ma 8 8° | eier. 9p 10x | 10 10, oo Mans EME CLOSE A. IOS. IPaOSe E 10563 10 | | arte | I | | L | | ( 7a|EsE4|SsEO6| NE7| — 0| E2. Nı NBA | NE1| NE3| E4| NE4 | | | | | 18. ap|sswı| S2| SE6| — olESE2 ssEı | NE2 | SE2| SSE3 |sse2 | s4| Mr + La 9 p s2 | SSE6 | SEIS. | | 2 0) LOSEIS EISE. NUS 4 llESR I MSSES |- Sal CSE | | qg 7a|SSE1|ESE7 SSW4| — 0| swı SEI| SE5 | SE4| SSE4| SES' SE4 | BON SI|ESE5| W7|WSW3 SW2|— 04 SE3' SE4| SES| SE6| SEG | | 9p| SEI|ESE2| N16| — 0| —0| — 0. |ESE3 | SE2| SE3| SES |ENES ! Für Utö und Grähara nach dem Haarhygrometer, unkorrigiert; für Söderskär mit der Korrektion -F30*/, für Kotka +10°/,; sonst genauer korrigiert. ? Windstürke in Beaufort in Mariehamn, Gráhara und Sóderskür, sonst in m. pro Sek. 50 Osc. V. JOHANSSON. Terminbeobachtungen an 35 Stationen am 18. und 19. November 1909. F | win | Im J St | - | . A " ill- | .| Lam- y Dt. & a Ort | Åbo | Lojo | Anis | fia | borg uen takyla| mer | wär | Mi | kava | io | I | | | | Breite 60° 27° | 60° 15' 60° 187 619 12^ | 60° 43" | 61° 63" 61° 11” | 619 30" | 622 14° 619 41' 619 48' 620 54" | | Länge E von Gr. 22*16'| 24° 2° |25° 17 | 26° 27 |28047' | 28e 11’ | 22e 37" | 232 46' 250 44" [272 15' 282 20° 27° 407 Seehöhe, m | 23 Jen 40/22] 90 | 6 | 98 | 57 | 90 | 99 | * | 93.100 jg Tal —H2|/—100| -112| —111| —156| —108| —123| —74 2 —92 —110|—108 No, 2P| —36| —64| —75) —62—106|—114| —66| —66| —68| —86| —B2| —74 | op 5a DO = NG Si RE Tempe-| Min. 9 p| —137| —11.0| —20.0| —138| —172| —145| —144| —96| —120|—160|— 13.3 —141 ratar | Tal —56| —96|—2301| —93, —134 126 —64| —64| —40|—116| —68| —44 wo, 2P| —08| —50| —90 —56| —84| —102) 32| 38) —28| —60| —72| —82 9p| —30| —40) —88| —61|.—66| —74| 47) —44| —64| —86| —55 | 56 Min. 9p| —62|--106| —233| —122| —162| —145| —92| —81| —58|—120| —80| —80 HET md NEC QE e MA GS | Bo = | VB E Le 2 EN | Con ee À Mo deg | 80 | ara) oo os EEE Op remet || es tue os e 190 mais) |. 522) neo Ios qu 2 Feuch-4 3 B EA 5 à : ue 78 — 90 90 93 98 70 83 76 94 = 67 tigkeit | 1005 ER en = = IN = 2p| 78 95 79 95 97 69 15 88 78 75 [oor TR EE | 86 | 89 | à | & | où | 85..| | Ale (RS 0 — |10=| 10 |10=| 2 8 100 | 102 103] 930 (NN) RS 10 0 0 0 0 0 "10 18 Bewöl-| Nov: 9p! 0 oq es EG 0 0 0 0 0 0 0 0 kung | 7 a 5 8) — 1 10 0 9 0 9 0 5 10 EE pl 1 = 1 0 4 10 9 10 2 3 8 (Nyon MD | CN | = I ases DETENTE IO 0 5 | 10 0 7a NE1| NE1| — | — o| —o I Nwa| SE2| SSE3| oo 0 18. 2p| SE2| SW1| — | —0| —0 SN SSE1| S2|WSWISSW2, = 0, — 0 . ]Nevgy| sge| sw1| — |ssw2| —0 | si| SE4| S3|WSW?2 SW2| — 0| SW1 Wind’) za SE2 NW1| — | SE2| —0 | S3|SSE5| S4 SSW4| sol sS2|SW31 bc 2p| SES| NE1| — - SSE2| E2 | SE4| S5| SE2| SSE4 — O|ESE4| S3 | 9p| ES2 NNEi| — | — 0| HA Wa4| NE2| -E2| — 0| = OJESE2| SE ! Nur für Wiborg, Tammerfors, sonst unkorrigierte Haarhygrometer-Angaben. Kuopio, Sortawala und die russischen Stationen genauer korrigiert, Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 51 Terminbeobachtungen an 35 Stationen am 18. und 19. November 1909. I | | 2 | r | Ort | Halila Kron- |Peters- Schlüs-| Wala- |Hanhi- Heinä- Sortan- Kurki- Sorta-| Suo- |Panka- | stadt | burg |selburg mo paasi | luoto | lahti | joki | wala | järwi | koski | I 1 | | | | Breite | 60° 22" | 599 59' | 592 56' | 592 57' | 612 23' | 61° 19' | 612 17' | 609 50' | 61° 18' 61° 42 |622 14 1632 19' | Länge E von Gr. |29° 7’ |29° 47 30° 16'|319 2 | 30° 57’ 30° 53’ | 31° 40' | 309 28' | 29° 53° 30^ 41' [32° 25 130° 8'| Seehóhe, m 61 "9 | 3 12 ex ee: ca. 5 5 25:20 1T 157 | 139 js, 741-169) —12|—12|—139| —65| 52| =88| —114| —120] =101| —146 | —10:2 No, 2P| -84| —86| —120| —107| —46| —32, —76| —90| —36| —85| —98| —83 Col esti =D SR ME EN NN esto SN HERES Tempe-| Min. 9p| —170| —105| —128| —152| —90| — | —90| — |-355—176| —143| —174 | ratur | ,, 7a] —90|—106| —109, —128| —26| —10| —14|—110| —181|—158| —100, —40 Nov 2P| -73. —62| —60| —84| —02| 15 | —02| —80| 134 36 —98 —60 Sjal SN BO 5S0 6a 381002 00| —20| —38| —6.6|—108|—100 | =D) AN =S FN = EE EE Exe ESTE S0 aS SR EE Dae m Dura Sc Prag Pro EC ICE ER Öm Ee Mer ar e eq uo ES DNE TU RR P CE ET INEO Rel Nov | 7 3 nam 9p 94 ED —— 79 = 83 | 100 ASS ER 7a 91 = = 58 = 83 98 OGNI SN ER tigkeit!| 19. 5 | IN ap 02 = 61 = | 40 = 90 70 = Zul see OU E o4 Nove gb lun ao = PUTES 2 EN trm USE TEE) roe ass Tal 10 0 | 10— m» 10 ZU oo leon OA NOTIS omnl do 18. 9 10 10 01 0 10 en nee S RES UNT ö IO Bowalı SÖ ör 10 | 10 | ı0 | 10 2 A PME Tra OR | & kung gel Sal ÖH fd 10 10 | 3 SMA 1 3 5 | 10 | oo. | SC | HSA DA on 10 9 | 7 "PELO 5 3e Nov. 9 10 10x| 10x. 10x 10 10 ToS 4, 210 3 470 | 7a| — o| sEi|ssE2| — o| w3| w3l — o| swı| Nwilwsw4| w2|ssE2 18 29| — 0| SE1! S1| — ol WS3|WNW5| W3| SWI|SSW1 — 0| wa|sw2 Res NI|ESE1|ESE1| — 0| SW2| W3|SW3| S2/NNW1| — 0| — 0| SW6 | 19, 7a| SE3| S5|ESE2) — 0| S4| SW5| S4| SI|NNW1| — 0| W4|SSW8 Nov. 2P| ESE3|ESE3| ESE3| SE3| SEA ssE6| S5| S2| ESE1 SW6| W2|SSE4 9p| NE3| NE7|ENE6| E6| SE5|ESE7| SE4| SE2| SW2| SW8| — 0| SE2 ? Windstärke in Beaufort in Lojo, Jywäskylä, St. Michel, Hanhipaasi, Heinäluoto und Sortanlahti; sonst in m pro Sek. N:o 1. Osc. V. JOHANSSON. ox po Kap. V. Zur Entstehung der Sommernachtfröste. Wir haben uns oben mit einigen Beispielen starker Kälte im Winterhalbjahr beschäftigt und gefunden, dass diese vorzugsweise in sekundären Hochdruckgebieten, Keile, Rückenbildungen u. s. w. entsteht. Naheliegende Minima scheinen hierbei einen wesentlichen Einfluss auf die betreffenden Gebiete auszuüben. Es scheint sich hierbei sehr oft deutlich zu ergeben, dass das dynamische Austrocknen durch absteigende Bewe- gungen in den oberen Luftschichten eine grosse Rolle bei der Entstehung starker Strahlungskälte spielt. A priori kann man schon schliessen, dass ähnliche Verhältnisse auch die starken Temperaturerniedrigungen im Sommer kennzeichnen würden. Diese Sommerminima sind bekanntlich in Nordeuropa sehr oft mit schädlichen Nachtfrósten verbunden und daher von grossem praktischem Interesse. Darum ist diese Erscheinung in mehreren Hinsichten vornehmlich von nordischen Forschern eingehend untersucht worden. Die Wetterlage bei diesen Sommernachtfrösten ist jedoch verhältnismässig wenig beachtet worden. Unlängst hat Jurwa' versucht einen Beitrag zur Ausfüllung dieser Lücke zu liefern, und er ist zu interessanten Ergebnissen gekommen, die meistens mit unseren Betrachtungen in Über- einstimmung stehen. Wir verweisen auf die Untersuchungen Jurwas und wollen hier nur ganz kurz ihr Hauptergebnis referieren. In Fig. 10 führen wir 4 Reproduktionen der Wetterkarten Junwas vor, um die von ihm gefundenen Haupttypen zu veranschaulichen. Auf Grund eines genauen Stu- diums sämtlicher Frostnächte in Finnland während der frostreichen Sommern 1892—94 fand er, dass von 100 allgemeinen Frösten 56 einem Typus Ze, 21 einem verwandten Typus 7 3 und nur 23 einem reineren antizyklonalen Typus Mx angehören. Ein Bei- spiel des Typus H «gibt die Karte 60 in Fig. 10 für den 14. Juli 1893. An diesem Tage traten die bedeutendsten Hochsommerfröste auf, die man für Finnland kennt. Der niedrigste Luftdruck lag im NE, der höchste im W, aber am charakteristischsten sind für diesen Typus nach Jurwa die ganz sekundären Minima, welche hier in der Nähe der Ostsee zu sehen sind. Auf dem sekundären Druckrücken zwischen dem Hauptmini- mum und diesen Teilminima treten nach Jurwa die häufigsten Nachtfrüste auf. In dem Typus H g, welcher durch die beiden Karten 35 und 29 dargestellt wird, ist dieser Hoch- druckrücken schon stärker entwickelt, und die Minima auf beiden Seiten sind ungefähr gleichbedeutend. Der Nachtfrost am 1. September 1892 war der stärkste, den man in ! JURWA, R. Säätila hallaöinä Suomessa vuosina 1892, 1893 ja 1894. Fennia, 32, N:o 16. Helsingfors 1912 (mit deutschem Referat). Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstróme. 53 60.74 1777825 y. E 0 35. / IX 7892. y. RAS (e 8 745 29. /4 VIII 1892 y. H5 MES (MÅ). Cn Tus Fig. 10. Die typischen Wetterlagen bei Sommernachtfrósten in Finnland nach JURWA. (Die schraffierten Flüchen geben die Frostgebiete an.) Finnland seit dem grossen Hungerjahr 1867 beobachtet hat. Auch in diesem Falle waren südlich von Finnland noch kleine zyklonale Randbildungen zu bemerken. In dem zweiten Falle, Karte 29 stand der Frostrücken im Zusammenhang mit einem keilartigen Maximum im S. Die vierte Karte 64 gibt schliesslich ein Beispiel einer Frostnacht in dem zentralen Teile eines Maximums wieder. Fröste dieser Art treten vorzugsweise nur später im Herbst oder im Mai auf, wogegen die beiden H-Typen für den eigentlichen Sommer charakteristisch sind. Diese Ergebnisse stimmen in allem Wesentlichen mit den unsrigen überein. Es ist daher in diesem Falle unnötig weitere Beispiele anzuführen. Um jedoch die Umstände, welche die Erkaltung bei den Nachtfrósten ermóglichen, deutlicher beurteilen zu kónnen, wollen wir kurz den Sommer 1911 betrachten. Die Sommerwürme fing im Jahre 1911 Ende Mai an, wo sich damals über N-Europa ein Hochdruckgebiet entwickelte. Die hóchsten Temperaturen von 24 bis 29° wurden ungefähr am 29. erreicht, und zu dieser Zeit bemerkte man auch eine Verschiebung des N:o 1. 54 Osc. V. JOHANSSON. Maximums nach SW und W, indem ein Barometerfall im N und NE eintrat. Jetzt wird es aber sehr schnell kälter, besonders seitdem sich ein Minimum in SE-Russland fühlbar gemacht hat. Die Winde wehten auch in der Nacht sehr trocken aus nórdlichen Rich- tungen, und am Eismeer traten Schneefälle ein. Am 1. Juni wurden besonders in N- und Zentral-Finnland Fróste verzeichnet. In Kuopio war das nächtliche Bodenminimum —4^, in Kajana —5° u.s. w. An diesem Tage umfasst das Maximum Finnland und Skandinavien, aber wichtig scheint auch ein Teilminimum über Lappland (in Vardö Regen mit einem Barometerfall von 6.5 mm in der Nacht) Noch in den 2 folgenden Nüchten kamen vereinzelte, teilweise starke Früste in SE-Finnland, unweit von Peters- burg vor. Auch jetzt war das Barometer beim Herannahen einer Teildepression von E fallend. Auf sinkende Luftbewegung deutet die grosse Trockenheit, wie z. B. am 2. Juni ein Drachenversuch in Pawlowsk zeigt: 1911 Pawlowsk 2. Juni 4'33—5"38 p Hóhe Temp. Feucht. Wind 30 18.9 27 WNW 3 520 14.0 32 WNW 8 1000 11.2 42 WNW 8 1500 9.4 34 NV t Am 4. und 5. zieht sich das Maximum mehr nach S und E, wogegen im N ein Mini- mum sichtbar wird. Bei fallendem Barometer zeigen sich jetzt sehr hohe Temperaturen, an der N-Seite des Maximums, sogar in Sodankylä und Kem 26°. Dieser Art war die Erwärmung weiter südlich noch am 6. Juni. (Man vergleiche auch die häufigen Gewitter an diesen Tagen). Das erwähnte Minimum geht aber an der E-Seite Finnlands nach S, und am 7. wird schnell eine sehr bemerkenswerte kalte Periode eingeleitet. Das Mini- mum bewegt sich in Russland hin und her, ist am 12. in Finnland und füllt sich all- mählich aus. Am 15. nähert sich aber ein neues vom westlichen Mittelmeer und bleibt auch auf unserer E-Seite, bis schliesslich am 20. nur unbedeutende Reste davon übrig sind und eine neue würmere Epoche anfängt. Allgemeine oder vereinzelte Nachtfrüste kamen in Finnland in jeder Nacht zwischen dem 7. und 19. vor. Die hauptsächliche Ursache waren die nördlichen Winde. In ganz Finnland waren auch Schneefälle allgemein (während 7 bis 9 Juni-Tagen in N-Finnland). Um aber zu ersehen, wann die Strahlungs- verhältnisse für die Nachtfróste am günstigsten waren, seien hier das nächtliche Boden- minimum in' Kuopio und Petersburg, weiter das Bodenmaximum und die Angaben des Radiationsthermometers um ie an dem letztgenannten Orte angeführt. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 55 Des AMI dO. Tl. 1905. BZ 71527161. 17: Tunt 1911 Min. Thern. am Boden (Ta). 2 s ae = PZN E ud pde 139 9 2 I 2 Petersburg Max--Dherm.' am Boden .32. 12.27 37 34 30. 37. 37 90. 32. 883 Schwankung 21.4 26 38 38 28 35 34 22 24 32 Radiationsthermometer SAURIONIGNE2890: 39599252 — LAS) Wir sehen, dass die Bodentemperatur nur am 10. und 11. unter 0” war, und zugleich war da die Schwankung der Temperatur am gróssten. In diesen Nächten waren auch die Vegetationsschäden in Finnland am allgemeinsten und bedeutendsten. Fassen wir jetzt die Wetterlage an diesen Tagen ins Auge. Das Minimum lag am Weissen Meer, und an dessen SW- und S-Seite befanden sich kleine Teil- oder Randdepressio- nen. Am 11. liegt Petersburg zwischen zwei solchen und dem Hauptminimum, Kuopio zwischen einer von diesen sekundären Depressionen in SW-Finnland und der Haupt- depression. Dieselbe Lage wie Kuopio am 11. hat Petersburg am 10. In diesen 3 Fällen waren die Winde auch durch die Einwirkung der Randminima W—SW, aber am 10. hat Kuopio N-Wind und befindet sich nun auf der W-Seite des Hauptminimums. Hier war ja auch am 10. eine verhältnismässig geringe Abkühlung vorhanden. Die starke Abkühlung dauert aber in Kuopio am 12. und 13. fort, und jetzt finden wir diesen Ort auf dem Zwischengebiet zwischen 2 Spaltungen des Minimums, Petersburg aber mehr auf der Seite. Am 15. schliesslich, wo wiederum in Petersburg Frost beob- achtet wird, liegt dieser Ort auf der Vorderseite des neuen Minimums im SW, woge- gen sich im NE Reste des alten befinden. Einige Drachenversuche in Pawlowsk an den betreffenden Tagen ergaben folgende Feuchtigkeitsverhältnisse. Am 8. war die Feuchtigkeit unten 79, in den Wolken in 550 und 940.m Höhe 92 bis 95 °/,, in 2290 m Hóhe 78 ?/,. Der Wind war N, unten 6, in 940 m Hóhe 10 m p. s. Am 9. ergab sich unten 60, in 1 und 2 km Höhe, in und über den Wolken 87—-93 ?/,, Wind NW, unten 4, oben 12 m p. s. Am 10. ist es bei SW-Wind von 4—12 m p. s. viel trockener geworden. Unten hatte man 36 ?/, nach oben zunehmend bis zu 76 °/, in 2320 im Höhe und Fr.-Cu in 1900 m Höhe, aber in 2910 m Höhe wiederum nur 46 °/, (SW 12). Ungefähr ähnlich war es am 11. Juni: am Boden 44 ?/, SSW 5, in 1440 m 58 ", SSW 8. Am 12. war es wiederum feucht, unten 68, in den Fr. N-Wolken in ca. 600 m Höhe ca. 85 ?/, Wind SSW—WSW. Die Temperaturabnahme war im Mittel bis 1'/, km Hóhe am 8. 0.63 am 9. 0.85 am 10. 0.88 und am 11. 0.89. Wahrscheinlich war die Trockenheit am 10. und 11. teilweise eine Folge sinkender Bewegungen. Die Drachenversuche fanden in den Vormittags- und Mittagsstunden statt, aber in der Nacht wäre die Wirkung absteigender Luftstróme deutlicher gewesen. N:o 1. 56 Osc. V. JOHANSSON. Einen Monat später, am 11.—13. Juli, traten in Finnland auch vereinzelte schwache Fróste auf. Ein Minimum lag damals im E (aus Keimen im N und S$ entstan- den), ein Maximum im W. Die Winde waren N und ziemlich stark, und deutliche sekundäre Depressionsbildungen konnten nicht wahrgenommen werden. Jedenfalls sah man die heiteren Frostgebiete von trüberen umgerahmt, und Regenfälle kamen nahe im E vor. In Petersburg z. B. war das Temperaturminimum am Erdboden in der Nacht zwischen dem 10. und 11. am niedrigsten (+ 2.4^), und schon um 7a hatte man hier Regen und am Morgen des 10. ebenso in dem naheliegenden Sviritza. Hier sei auch aufmerksam gemacht anf die offenbar dynamische Erwürmung náher dem Maximum, am 10. abends z. B. in Karlstad, später auch südlicher. Ähnliche ganz schwache Fröste kamen am 27.—29. Juli vor. Damals lag ein kaltes, von NE angelangtes Maximum über Finnland. Am 29. Juli ist das Bodenmini- mum in Petersburg nur +1.3, 7.2” niedriger als das Luftminimum, und ein Drachenversuch ergab vólliges Austrocknen in den oberen Schichten, wie die folgenden Zahlen zeigen: Pawlowsk 29. Juli 9"50 a—2"6 p Hóhe Temp. Feucht. Wind 30 ior 45 NNE 4 1040 10.2 2] NNE 8 2000 6.5 5 NE 10 2180 5.9 2 NE 10 Der Temperaturgradient ist in der ersten Kilometerstufe 0.95, in der zweiten nur 0.39. Die oberen Schichten sind warm und trocken, hier durch mehr rein antizyklonales Sinken der Luft. Dass die Temperatur überhaupt noch so niedrig war, dass die nächt- lichen Minima am Boden auf 0^ und niedriger sinken konnten, ist wohl den NE-Winden zuzuschreiben. Im August fanden etwas allgemeinere Nachtfróste am 15., vereinzelte auch am 17., 23. und 26. statt. Die Abkühlung nach der Hitzeperiode anfangs August ist schon früher als die Folge eines Minimums im E hervorgehoben worden. Von Interesse ist am 15. ein neues Minimum, welches sich schnell in der Nähe der Ostsee ausbildet. Ein zweites ist am Nordende des Bottnischen Meerbusens zu finden. Beide sind mit Gewitter verbunden, die aufsteigenden Luftstróme waren hier somit stark. Die stellenweise in Finnland auftretenden heiteren Nächte mit Früsten waren wahrscheinlieh durch abstei- gende Reaktionsströme verursacht. In Sodankylä sank die Lufttemperatur (in 2 m Höhe) auf —3°. In Helsingfors war die Feuchtigkeit unten 56 und noch in 500 m Höhe nur 62 ?/, die Wärmeabnahme war adiabatisch, und der Wind hatte unten (N 5.5) Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen. absteigender Luftstrüme. 57 die gleiche Stärke wie in 500 m Hóhe (NNE 5). Dabei lag dieser Ort dem Minimum sehr nahe, und der Luftdruck war in der Nacht schon 6 mm gefallen. Die Nachtfrüste waren jetzt ziemlich allgemein in Osterbotten und N-Finnland, aber meistens ganz schwach. Am 16. hat Finnland reine zyklonale Verhältnisse mit Landregen, aber am Abend und am folgenden Morgen bemerkt man eine Spaltung des Minimums, und das Ladogagebiet liegt zwischen den beiden Kernen. Fróste traten auf Åland und in Lappland auf. Am 22. finden wir wiederum, dass das heitere Gebiet in S-Finnland auf einem flachen Rücken zwischen zwei schwachen Minima im NE und SW liegt. Noch am folgen- den Tage ist eine antizyklonale Windzirkulation in S-Finnland, ganz nahe dem grossen flachen Minimum auf der NW- bis SW-Seite zu finden. Schwache Fröste traten im Innern W-Finnlands auf. Von den Septemberfrósten desselben Jahres sei nur erwähnt, dass die fühlbarsten am 6. und 7. September auf einem flachen Hochdruckrücken zwischen zwei Minima auf Island und im Innern Russlands auftraten. Hierzu waren wiederum Teildepressionen oder Ausläufer in der Nähe des Frostgebietes zu bemerken. In naheliegenden Gegenden fiel darum gleichzeitig und in dem Frostgebiete kurz nachher Regen. Unter ähnlichen Ver- hältnissen traten die Fröste am 12. und 13. September auf, obwohl die Minima jetzt kräftiger waren und der Rücken einen geringeren Umfang hatte. Diese Beispiele eines Sommers genügen schon, um zu zeigen, dass im allgemeinen naheliegende Minima sehr wesentlich für die Entstehung von Sommernachtfrösten in Finn- land sind. Es bestätigt sich mit anderen Worten, dass die Typen Jurwas Ha und Hg, vornehmlich die erste, auch im Jahre 1911 gewöhnlich waren. In dem zentralen Teile eines Maximums, MxC, fand Jurwa das Frostgebiet nur in 7, an der Vorderseite eines solchen in 10 (Mx R) und in einem Keile (Mx ^) in 6 Fällen. Es scheint von Interesse zu sein etwas näher zu untersuchen, welcher Art solche reineren antizyklonalen Bildungen sind. Der schon erwühnte Fall am 1. Juni 1911 war ein solcher mit einem über 770 mm hohen Maximum. Dieses war aber auch gekennzeichnet durch Minima und Fallge- biete in der Nähe. Sehr wichtig war in diesem Falle (wie auch im allgemeinen), dass durch das Minimum im E und SE früher starke N- bis N E-Winde hervorgerufen worden waren. Das ein paar Tage früher sehr warme Maximum wurde hierdurch auf der E-Seite stark abgekühlt. Später wurde es wiederum infolge Verschiebung und Änderung der Gradienten in der Umgebung sehr warm. Der oben nicht beschriebene Nachtfrost am 26. August trat auch in einem stürkeren über 765 mm hohen Maximum ein. Dieses N:o 1. 8 58 Osc. V. JOHANSSON. war ein bewegliches Maximum, mit schnellen Luftdruckänderungen verbunden. Kurz vor- her und ebenso nachher waren Barometerminima in Finnland tätig. Als Typus eines Nachtfrostes im zentralen Gebiete eines Maximums führt JURWA den Fall 9. August 1893 an. (Vgl. Fig. 10.) Auch dieses war ein bewegliches Maxi- mum, denn z. B. Uleåborg, welches im Frostgebiet lag, hatte vom 7. Sept. 9 p bis zum 8. Sept. 9p einen Barometeranstieg von 12.3 mm und zwischen 7 a den 9. und 10. September einen Fall von 7.4 mm. Ein Minimum ging am 7. über N-Finnland nach E, wo es am 8. auf der E-Seite Finnlands Regen und Gewitter verursachte. Am 8. und 9. regnete es auch an der norwegischen Küste, am 9. abends u. a. schon in Hernösand, in der folgenden Nacht auch in dem Frostgebiete, alles unter dem Einfluss einer neuen, von W herannahenden Depression. Aufsteigende Luftstróme lagen also auch hier zeit- lich und örtlich nahe der Nachtfrosterscheinung. Übrigens sei bemerkt, dass dieser Frost ziemlich geringfügig war und fast ohne Schaden verlief. Von Interesse sind auch die 2 Fälle am 7. und 10. September 1892, welche in einem Barometermaximum, dem höchsten des ganzen Sommers, auftraten. Dieses Maxi- mum ging von SW und W nach E über Finnland. Es erschien schnell nach einem Minimum, und nach dem stärksten Barometeranstieg stellten sich allgemeinere Fröste in W-Finnland ein. In Tammerfors z. B. stieg der Luftdruck vom 6. zum 7. um 7a 7.2 mm. Das Maximum bleibt ein paar Tage über Finnland, ohne nennenswerte Fröste am 8. und 9. zu verursachen, aber gerade beim Verlassen Finnlands treten auf der Rückseite in E-Finnland bei grösserem Barometerfall starke Fröste auf. In Sortawala, in der Nähe der stärksten Fröste, erreichte der Luftdruck sein Maximum am 8. morgens, fiel in den ersten 24 Stunden nur 1.4, aber in den folgenden bis zum 10. morgens 4.6 mm. Auch zeigen die Wetterkarten, dass das Aufklaren des Himmels beim Her- annahen und beim Abziehen des Maximums am allgemeinsten war. Wie früher, sehen wir hier offenbar verstärkte absteigende Luftströme an den Randgebieten des Maximums tätig. Ähnlich traten auch die Fröste 2 Wochen später am 24. September ein, ein Minimum schiebt ein Maximum über S-Finnland vor. Im allgemeinen kann man bemerken, dass, wie auch die Statistik der Wetterlage von JURWA zeigt, die mehr antizyklonalen Fröste dem Herbst eigen sind. Aber wie die zuletzt behandelten Beispiele gezeigt haben, kann man auch in solchen Fällen die Fröste mit örtlich oder zeitlich naheliegenden zyklonalen Erscheinungen verknüpfen, oder jeden- falls sind die maximalen Bildungen von kurzer Dauer oder es treten schliesslich die Fröste nur an den Randgebieten dieser Bildungen ein. Wie allgemein Nachtfröste auch im September unter ziemlich zyklonalen Verhältnissen auftreten kónnen, zeigten z. B. die Nachtfróste im September 1892. Der Monat war ausserordentlich regenreich, und der Luftdruck war für diesen Monat ungewöhnlich niedrig, aber jedenfalls waren Nacht- Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 59 fröste sehr häufig. Die Typen H « oder H 8 Jurwas waren auch jetzt die gewöhnlich- sten. Z. B. am 7. und 13. September konnte man auch wie in vielen anderen Fällen bemerken, dass Fröste teilweise noch bei fallendem Barometer eintreten können, d. h. auf der Rückseite eines Keiles oder Hochdruckrückens. Die zyklonalen Verhältnisse sind in solchen Fällen jedenfalls noch nicht zur Geltung gekommen. Die zwischenliegenden Fröste am 10., 11. und 12. September traten wiederum auf der Vorderseite eines Maxi- mums ein, aber auch in diesen Fällen sah man noch sekundäre, Regen bringende zyklonale Bildungen wirksam. Durch die Untersuchungen Jurwas, ergänzt durch die obigen und andere von mir angestellte Betrachtungen scheint es ziemlich festgestellt zu sein, dass die Sommernacht- fröste in Nordeuropa meistens in sekundären Hochdruckgebieten zwischen Barometerminima auftreten. Sehr oft können diese Minima ganz unbedeutende sekundäre Erscheinungen sein, aber meistens scheint ein stärkeres Minimum im E sehr wesentlich zu sein. Dieses hat eine grosse Bedeutung für die vorhergehende allgemeine Abkühlung der Luft durch nördliche Luftströme. Auch kann dasselbe durch Trübung und Regen am vorhergehenden Tage die Insolation und die Erwärmung des Bodens verhindern. Das sekundäre Hoch- druckgebiet ermöglicht wiederum die wesentlichsten Bedingungen für Nachtfröste, heiteren Himmel und grosse Luftruhe. Welcher von den Hauptfaktoren, die vorhergehende Advektion kalter Luft oder die Erkaltung durch Ausstrahlung die Hauptrolle spielt, kann nicht allgemein festgestellt werden. Jedenfalls dürfte eine starke Ausstrahlung besonders während der Nachtfröste der wärmsten Jahreszeit notwendiger sein als eine vorhergehende Abkühlung durch Winde. Dass die Minima der Sommertemperatur, d. h. besonders die Sommernachtfröste mehr mit sekundären als mit stärker ausgebildeten Hochdruckbildungen verknüpft sind, beruht wohl zum Teil und vielleicht vor ailem auf der grossen Insolation und der allge- meinen Erwärmung in solchen Gebieten. Auch sind diese gewöhnlich nicht mit vorher- gehenden stärkeren Winden aus nördlichen Richtungen verbunden. Aber es scheint auch aus mehreren Gründen wahrscheinlich, dass die Ausstrahlung in diesen Gebilden nicht so stark ist wie in antizyklonalen Bildungen sekundärer Art. Eine Erklärung hierfür können offenbar verschiedene Eigenschaften der für Hochdruckgebiete gewöhnlichen sin- kenden Luftbewegung liefern. Eine solche begünstigt die Ausstrahlung durch Austrocknen der Luft und auch durch das Herabdrücken des Staubgehalts derselben. Da diese sin- kenden Luftbewegungen in der Nähe der angrenzenden Minima oder auf den Grenzge- bieten der Maxima wahrscheinlich niedriger reichen als in zentralen Teilen grösserer Antizyklonen, können Kondensationsprodukte in diesen erdnahen Schichten im ersten Falle besser aufgelöst werden und somit eine starke Ausstrahlung ermöglichen. Darum stehen wohl, wie wir sehen, die mehr antizyklonal ausgebildeten Frostgebiete oft unter dem N:o 1. 60 Osc. V. JOHANSSON. Einfluss naheliegender Minima oder sind beweglicher Art. Die Regen, welche durch solche vorhergehenden Minima verursacht werden, haben auch die Eigenschaft die Luft reiner und durchlässiger zu machen, den Boden und die Luft teils direkt, teils indirekt durch Verdunstung abzukühlen. Kap. VI. Die Abhängigkeit der Transparenz von der Wetterlage. 1. Ergebnisse von ScuukEwirscH und MyHRBACH-RHEINFELD. Oben ist oft darauf hingewiesen worden, dass die Strahlungsverhältnisse von absteigenden Luftströmen durch das hierbei stattfindende Austrocknen der Luft begünstigt werden. Untersuchungen über die Abhängigkeit der Ein- und Ausstrahlung von der Wetterlage wären daher in dieser Hinsicht von grossem Interesse. Solche Untersuchungen, die für uns hier sehr wichtig wären, sind bisher sehr spärlich ausgeführt, und besonders dürfte die Ausstrahlung in dieser Beziehung gar nicht untersucht worden sein. Die Durchlässigkeit der Atmosphäre für die Insolation bei verschiedenen Wetterlagen ist etwas mehr behandelt worden, und wir wollen einige solche Ergebnisse kurz berühren, haupt- sächlich um weitere Beispiele und eine Stütze für die obigen Anschauungen zu gewinnen. Die betreffende Frage ist unter anderem von Schurkwirsc#! kurz berührt worden. Er findet folgendes: „Das Herannahen einer Depression äussert sich in einer Schwächung der Durchlässigkeit der Atmosphäre, noch bevor die charakteristischen Wolken auftreten. Auf der Vorderseite einer Depression ist die Durchlässigkeit auch der scheinbar klaren Atmosphäre verhältnismässig gering, auf der Rückseite verhältnismässig gross.“ SCHUKE- wırsch führt diesen Satz jedoch unter Reservation an. Wahrscheinlich ist dieses Ergebnis richtig, aber offenbar muss man das Herannahen der Depression hier als ziemlich weit vorgeschritten auffassen. Aufsteigende Luftstróme mit grösserer Feuchtigkeit kommen in der Nähe der Depression vor, noch ehe sie so stark werden. dass sichtbare Kondensa- tionsprodukte entstehen, und somit werden die Ergebnisse von ScHukkwitzsch leicht ver- ständlich. Jedenfalls kann es von Interesse sein die Fälle, welche ScHUKEWITSCH ange- geben hat, etwas näher zu betrachten. Als Depressionstage mit fallendem Luftdruck führt Scuukewitsch folgende an: 17. September, 1. u. 24. November 1892, 22. Februar und 10. April 1893. Betrachtet man die Witterung und die Wetterkarten in diesen Fällen, so findet man in den meisten einen niedrigen Luftdruck von 745—50 mm und wenigstens sekundäre Depressionen sehr nahe dem Beobachtungsort, Pawlowsk. So z. B. war am 1. November die Bewölkung 5 bis 6 (S und Cu), ein Randminimum war im N zu sehen, und schon 4 Stunden vor der Beobachtung kamen in SE-Finnland Regenfälle vor. Am 24. November war ein ! Repertorium für Meteorologie B. XVII N:o 5. Petersburg 1894. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 61 Minimum nahe, und 4 Stunden vor den Beobachtungen fiel in Pawlowsk Schnee, am 22. Februar waren ebenso mehrere Minima in der Umgebung vorhanden, und Schneefälle kamen an naheliegenden Orten vor. Der Fall am 10. April trat beim Herannahen einer Depression aus N ein, und von Interesse ist, dass die Insolation trotz sinkender Sonne eine Zunahme aufweist. Am 17. September ist wohl schliesslich die Kondensation in den oberen Schichten, ersichtlich infolge Zunahme der Ci-Formen, die Ursache der herabge- drückten Insolation. Wir sehen also, dass es sich hier um sehr zyklonale Verhältnisse handelt. ScHu- KEWITSCH hat auch schon angegeben, dass in diesen Fällen die Isobaren in der Nähe von Pawlowsk gegen das Depressionszentrum gekrümmt waren. Diejenigen Randgebiete auf der Vorderseite der Zyklonen, welche oben betrachtet wurden, sind dagegen schon durch ziemlich geradlinige oder schwach antizyklonal gekrümmte Isobaren gekennzeichnet. Auf der Rückseite der Zyklonen hat ScHUKEWITSCH in Übereinstimmung mit unseren obigen Darlegungen eine grosse Durchlässigkeit gefunden. Um weitere Beispiele zu er- halten, ist es von Interesse die von ScuukEwrrscH als typisch angegebenen Tage näher zu betrachten. Diese waren der 30. August, 21. und 23. September, 26. Oktober 1892, 8., 14., 17., 28., 30. März und 20. Juni 1893. Der erste von diesen Tagen, der 30. August 1892, ist deswegen besonders von Interesse, weil Pawlowsk damals schon innerhalb desselben Hochdruckrückens (Typus Hg Jurwas) lag, welcher später in der Nacht gegen den 1. September in Finnland die stärksten und allgemeinsten Frostschäden verursachte, welche hier seit dem grossen Hun- gerjahr 1867 vorgekommen sind. Am 30. August morgens lag der höchste Teil des Rückens ungefähr über dem Kattegat, am 31. über der Linie Dorpat— Åland und am 1. September über dem Ladoga—N-Finnland. Die beiden 740—45 mm niedrigen Depres- sionen befanden sich in N-Russland und über den Brittischen Inseln, mit entsprechender Verschiebung nach NE. Am 30. nachmittags und am 31. August vormittags fand SCHUKE- wırsch bei 12° Sonnenhöhe eine Insolation von 1.0 Gr.-Kal. pro em? und Minute (redu- ziert auf mittlere Sonnenentfernung), d. h. die gróssten Werte von allen 17 Messungen bei derselben Sonnenhöhe und 27 °/, grösser als das Mittel von den übrigen 15 Werten. Dieser Überschuss der Einstrahlung war nicht durch die absolute Feuchtigkeit an der Erdoberfläche bedingt, denn die Feuchtigkeit war ungefähr gleich der mittleren. Auch bei 15 und 18° Sonnenhóhe war die Insolation ca. 20 ?/, höher als die mittlere. Wahr- scheinlich zeigte auch die Ausstrahlung in den Nächten eine entsprechende Verstärkung. Schon in der Nacht gegen den 31. August waren die Nachtfróste in N- und W-Finn- land allgemein, aber wie erwühnt noch verheerender in der folgenden Nacht, doch waren sie nicht in S- und SW-Finnland vorhanden, weil das neue Minimum hier schon sei EX Wirkungen ausübte. A ah OR y N:o 1. Msc 7 > 62 Osc. V. JOHANSSON. Die 2 Septembertage, der 21. und 23., welche Scaurewirscn erwähnt, gehören dem oben in Kap. I behandelten NW-Wind-Typus an, und die grosse Diathermansie ist somit nach den Beobachtungen in Pawlowsk auch für diese Wetterlage nachgewiesen. Es sei auch bemerkt, dass in der Nacht gegen den 24. September in S- und E-Finnland Fróste allgemein waren, und dabei befand sich das Frostgebiet schon mehr auf der Rück- seite des nach E ziehenden Hochdruckgebietes, und ein Minimum näherte sich schnell aus W. Noch deutlicher stand das Frostgebiet in E- und SE-Finnland am 10. September unter der Einwirkung eines von W heranziehenden Minimums, indem der Luftdruck in der Nacht schon um 1 bis 2 mm fiel." Am 9. und noch am 10. September nachmittags fand SeuuxEwrrecH bei der Sonnenhóhe 12° sehr hohe Werte der Insolation (0.97 und 0.95), offenbar wegen absteigender Luftströme in höheren Schichten, verstärkt durch das heranziehende Minimum, also auf der Vorderseite desselben im weiteren Sinne genommen. Über die grosse Durchlässigkeit am 26. Oktober sei nur bemerkt, dass hier wahr- scheinlich ein Teilminimum über der Ostsee von Bedeutung war und die Wetterlage sich dem Frost-Typus H « Jurwas sehr ähnlich zeigte. Die folgende Nacht war auch die kälteste des Monats in SE-Finnland. Wir kommen jetzt zu den von ScuvkEwrTsCH besonders hervorgehobenen starken Strahlungstagen im März 1893. Er sagt hierüber: ,Den Tagen, an welchen Pawlowsk zum Gebiete einer sich entfernenden Depression gehörte, möchte ich noch den 7. März 1893 hinzuzählen, trotzlem das Barometer ein starkes Fallen des Luftdruckes zeigte und nach der synoptischen Karte für 7ha. m. desselben Tages ein ausgeprügtes Minimum von W heranrückte. Der an diesem Tage herrschende W und die Winde der Nachbarsta- tionen deuten doch darauf hin, dass Pawlowsk zum Gebiete eines zweiten in NE vor- übergezogenen Minimums gehórte. Dieser Tag, sowie die beiden folgenden Tage, den 8. und 9. März, heben sich durch grosse Durchlässigkeit hervor. Am 9. März habe ich das Maximum der Durchlässigkeit beobachtet. Hierbei sei noch erwähnt, dass der 8. März durch starke Schwankungen der Intensität bei wolkenlosem Himmel auffällt.“ Die Wetterkarten zeigen, dass Pawlowsk im allgemeinen in Keilen oder rasch wandernden Hochdruckgebieten lag. Am 7. März morgens liegt ein Keil ungefähr über W-Russland und W-Finnland zwischen zwei Minima im E und W. Am 8. befindet sich das W- Minimum schon im E von der Ostsee, am 9. ist in diesen Gegenden wiederum ein Keil, währenddem das erwähnte Minimum schon nach dem Innern Russlands verschoben war. Die rasche Umwandlung dauerte noch fort. In 60° Breite bewegten sich die Keile ungefähr 15 Längengrade pro Tag E-wärts. Die Kälte war sehr bedeutend, am 8. schon im N, am 9. auch im S. Am 9. wurde in Kajana le, in Jywäskylä —30°, ! JURWA hat sowohl den 10. als auch den 24. September zu dem Typus MxO, also zu den Frösten im Zentrum eines Maximums gezühlt. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 63 und in Wiborg —27° beobachtet. Die Tage waren im allgemeinen die kältesten des Monats und vielfach auch die trockensten. So war z. B. in Helsingfors am 8. das Tages- mittel des Dampfdruckes, 1.0 mm, das niedrigste des Monats, und die relative Feuchtig- keit erreichte das absolute Minimum, 42 ?/, des Winters. Ebenso hatte man in Kajana am 7. 40 ",, am 8. in Kuopio 42, in Tammerfors 40 und am 9. in Wärtsilä 44 ^/,. Die Kälteperiode muss als eine zyklonale mit grossen Druckschwankungen angesehen werden: In Mariehamn auf Áland z. B. stieg das Barometer zwischen dem 8. und 9. morgens 20 mm, fiel aber in den folgenden 24 Stunden um 30 mm. Offenbar war die vertikale Zirkulation kräftig entwickelt, und in den absteigenden Strömungen war die Strahlung sehr stark. Bei 24^ Sonnenhóhe war die Insolation am 7. 1.28, am 8. 1.29 und am 9. 1.31 bis 1.32. Am 14. März hatte man wiederum einen ähnlichen, schnell aus W heranziehen- den Kältekeil, auf welchen ein Ausläufer des westlichen Minimums einwirkte. Am 17. März befand sich ein 725 mm tiefes Minimum in S-Finnland, und die grosse Insolation (1.22) wurde bei dem Barometerstand 734 mm und lebhaftem SW-Wind (10 m p. 8.) beobachtet. Dieser Fall muss wohl als einer Vorderseite des Minimums angehörig betrachtet werden, obwohl der Luftdruck zufällig nicht fállt, wahrscheinlich wegen der sinkenden Luftbewegung. Die Temperatur +3°, die Feuchtigkeit 55 "/, und die übereinstimmende Windrichtung, SW, unten und im Cu-Niveau scheinen eine solehe Bewegung anzugeben. Den 28. und 30. März hatte man wiederum Keile im W, ziemlich ähnlich wie bei dem Typus in Fig. 1. Dynamische Erscheinungen waren vielfach zu ersehen. In Helsingfors war der tügliche Gang der meteorologischen Elemente durchaus gestórt. Gegen den 18. war z. B. das Nachtminimum der Temperatur bei heiterem Himmel für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch: +1.5°, um Mitternacht gegen den 30. war die Feuchtigkeit bei stürmischem N W-Wind nur 48 ?/, u. s. w. Es erübrigt noch die Fülle 16. und 20. Juni 1893 kurz zu besprechen. Damals hatte man schon seit längerer Zeit hohen Druck im W und niedrigeren Druck im E, demzufolge abkühlende N-Winde vorherrschten. Am 15. und 16. kamen Schneefälle in der Nähe des Weissen Meeres vor. Um ‘/, 1 p entlud sich in Pawlowsk ein Gewitter mit starkem Regen. Ein schwaches Randminimum war über dem Ladoga vorhanden. Grosse Temperaturunterschiede kamen vor, Kem hatte am 16. mittags 4^, Petrosawodsk 7°, Petersburg 13°, Dorpat 22° und Åbo 25°. Die grosse Trockenheit war an diesen Tagen sowohl.in den kalten als in den warmen Gebieten sehr bemerkenswert. Werte von 30 bis 40°/, wurden besonders in SE-Finnland beobachtet. In Sortawala war das Nachtminimum am Boden zwischen dem 16. und 17. Juni —2° , und in ganz E- Finnland waren Nachtfróste allgemein. Am 17. Juni 7a war die Depression im E vertieft und ein bedeutendes Teilminimum in S-Finnland zu sehen, ein neues Minimum N:o 1. 64 Osc V. JOHANSSON. wiederum im NW. Es war der Frosttypus Ha Jurwas entstanden. Sowohl die hohe Tageswärme, die starke nächtliche Erkaltung, die Trockenheit und die starke Insolation als auch die Gewitter waren offenbar verschiedene Ausdrücke lebhafter vertikaler Zirku- lation im Gebiete der Teilminimums. Ganz ähnliche Verhältnisse wiederholten sich am 20. Juni, und in Pawlowsk wurde 4 Stunden nach dem Regen, ganz nahe einem Mini- mum im N eine grosse Durchlässigkeit gefunden. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass in diesen wie in allen ähnlichen Fällen mit naheliegenden Minima auch zum Teil die eventuell vorhergehenden Niederschläge die verstärkte Diathermansie ver- ursachen können. SCHUKEWITSCH hat auch in seinen Tabellen diejenigen Fällen, bei welchen die Luft- druckkurve ein Maximum aufwies, besonders angemerkt. Man findet im Mittel aus 23 solchen Bestimmungen, dass die Insolation 0.03 Gr.-Kal. grösser als die mittlere war. Aber von diesen Fällen hatten nur 9 einen Luftdruck über 760 mm, und diese gaben eine Abweichung von nur +0.02 Gr.-Kal. Die übrigen 14 Bestimmungen ergaben bei demselben Dampfdruck +0.04 Gr.-Kal. Diese kleinen Differenzen würden also auch darauf deuten, dass die Durchlässigkeit in sekundären Hochdruckbildungen grösser wäre als in mehr ausgeprägten. Unlängst ist der Einfluss der Wetterlage auf die Diathermansie der Atmosphäre auch von Freiherrn v. MYHRBACH-RHEINFELD untersucht worden auf Grund von 48-tägigen aktinometrischen Messungen in Innsbruck. Diese Tage werden in 5 Gruppen geteilt, und nach Elimination des Dampfdruckes wird unter Annahme einer Solarkonstante — 2.1 gefunden, dass die Durchlässigkeit in Antizyklonen 0.73, in Ostkeilen mit fóhnigem Wetter 0.71, bei gleichfórmiger Druckverteilung mit Gewitterneigung 0.70, in Westkeilen 0.69 und in Sätteln und Rinnen 0.67 ist. Da diese Ergebnisse v. MyHrBacHs mehr lokal für das durch Vertikalbewegungen ausgezeichnete Alpengebiet gelten, werde ich mich nicht weiter bei diesen Ergebnissen aufhalten, denn hier wie in diesbezüglichen Untersuchungen überhaupt könnte nur eine Diskussion der Einzelfälle zu einem befrie- digenden Verständnis des Sachverhalts führen. Am wichtigsten ist aber für uns, dass auch v. Myursacn die vertikalen Luftströme als ausschlaggebend für die Einwirkung der Wetterlage auf die Durchlässigkeit ansieht. Unter anderem wird nämlich gesagt: „Der vermehrte, beziehungsweise verminderte Gehalt der Luft an den drei Medien: Wasser in Gaszustand und in kondensierter Form und Staub kann also die Ursache sein für die grössere Trübung bei niedrigerem Luftdruck und aufsteigender Bewegung, bezie- ' Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Math,-naturw. Kl. IT a, 1910. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 65 hungsweise die erhöhte Transparenz bei hohem Luftdruck und herabsinkender Luft.“ Wie v. Myursach hervorhebt, haben auch andere Autoren, wie Bamrorr und STRACCIATI, Westman und Krwsar, den weniger sichtbaren Kondensationsprodukten einen grossen Einfluss beigemessen. Die Durchlässigkeit bei hellblauem Himmel ist nach Barrorı und SrRACCIATI viel kleiner als bei tiefblauem, besonders bei tiefstehender Sonne. ! 2. Witterung und Wetterlage bei den aktinometrischen Messungen Westmans in Uppsala 1901. Um die Ergebnisse von ScuukEwrrscu und MYHRBACH-RHEINFELD in einigen Bezie- hungen noch zu vervollständigen, möchte ich hier gewisse von Westman” in Uppsala im Jahre 1901 angeführte aktinometrische Messungen kurz auseinandersetzen. Da der Som- mer dieses Jahres in Schweden und Finnland ausserordentlich warm und trocken war, beanspruchen besonders die Sommerbeobachtungen ein grösseres Interesse. Nur zu eini- gen extremen Werten in den übrigen Jahreszeiten füge ich einige Bemerkungen hinzu. Die von Wzsrwaw teils gemessenen, teils durch Reduktion erhaltenen Insolationswerte in Grammkalorien pro cm? und Minute für die Sonnenhóhe 6° sind im folgenden meistens angewendet. Die Messungen am 11.—14. Januar fanden während einer antizyklonalen Periode mit 765—775 mm hohem Luftdruck statt. Es war eine gewöhnliche Inversionskälte vorhanden. Wahrscheinlich war am 13. der absteigende Strom in höheren Schichten stárker, denn dieser Tag hatte unter diesen 4 Messungstagen die stärkste Insolation, 0.70. Man vergleiche die föhnartige Luft (--4.5^, 53°/,) z. B. in Umeå. Am 16. bestanden ähnliche dynamische Wirkungen allgemein längs der Küste, und am 17. wurde eine sehr starke Strahlung, 0.79, gefunden. Ein Keil hohen Druckes lag über Schweden und niedrigerer Luftdruck nähert sich im N. Die Inversionskälte war jetzt bei niedrigerem Luftdruck stürker als an den erstgenannten Tagen, in Falun z. B. wurde das Minimum des Monats —23.0° beobachtet. Am 23. mit dem Strahlungswert 0.67 wurden auch in Uppsala direkte dynamische Wirkungen wahrgenommen. Der Tag war der trockenste ! Die Abhängigkeit der Frostgefahr von der Himmelsfarbe ist schon längst u. a. von LEMSTRÓM (Finsk Tidskrift 1880 und Acta Soc. Scient. Fennicae. Helsingfors 1893, vgl. Met. Zeitschr. 1896, Litteratur- ber. S. 85) deutlich ausgesprochen worden. Die grosse Durchsichtigkeit der Luft nach Frostnächten hat wohl zuerst HAMBERG (vgl. Meteor. Zeitschr. 1881, S. 457) hervorgehoben. Diese Forscher haben den leichten Kondensationsprodukten eine grosse Rolle für die Durchsichtigkeit und die Ausstrahlung beigemessen. Auf den interessanten Zusammenhang der grossen Durchsichtigkeit mit der Wetterlage nach den Arbeiten Haw- BERGS, SORETS (vgl. Meteor. Zeitschr. 1884), SCHULTHEISS (Ibidem 1896 S. 445) u. s. w. kann hier leider nicht eingegangen werden. Es sei nur erwähnt, dass man in diesen viele Bestätigungen der oben ausgesprochenen Ansichten über absteigende Luftstróme findet. * WESTMAN, J. Mesures de l'intensité de la radiation solaire faites à Upsala en 1901, K. Svenska Vetenskapsakad. Handl., 42, 1907. N:o 1. 9 66 Osc. V. JOHANSSON. des Monats, Minimum 45 "/,, die Temperatur hoch, die Winde stark W und das Steigen des Barometers extrem gross, 21.9 mm. Der kälteste Tag im Februar, der 14., hatte die grösste Strahlung, 0.71, und ein herannahendes Minimum war im N bemerkbar. Im März wurde die grósste Durch- lässigkeit am 20. gefunden, wobei der Morgen der trockenste des Monats war und ein Maximum mit W-Winden sich näherte. Am 14. März fand WzsrwaAN bei dem Monats- maximum des Luftdruckes eine viel kleinere Insolation (0.58) als am 20. (0.70). Am 5. und 19. April war die Strahlung wiederum sehr gross, 0.72 bezw. 0.73 Das Tagesmittel des Luftdrucks war am 5. am niedrigsten, aber der Druck war nach der niedrigste Depression des Monats in raschem Steigen begriffen. Die Winde waren dabei stark NW, und bemerkenswert waren besonders die Monatsminima der Feuchtig- keit, 2.2 mm und 43°/,. Am 19. April fand Wesrman mittags die stärkste Insolation des ganzen Jahres (1.36). Die Feuchtigkeit war nachmittags sehr gering, 44— 35 °/,. Ein Barometerminimum wurde dabei schnell im E ausgefüllt, und eine gleichmässige Druckvertheilung entstand. Dagegen war die Durchlässigkeit während einer trockenen Wärmeperiode am 30. April sehr gering, offenbar weil Höhenrauch vorhanden war. Interessant ist schliesslich die starke Insolation (0.70) am 16. Mai. Die vorhergehende Nacht war die trockenste des Monats (1— 6 a 69—48 "/,), das niedrigste Barometermini- mum des Monats ging in der folgenden Nacht über den Ort, und der Barometerfall erreichte sein Monatsmaximum. Der Wolkenzug war den ganzen Tag NW bis W, die unteren Winde jedoch wechselnd. Für einige Sommerextreme sei jetzt die Wetterlage etwas näher erörtert. Die grösste Strahlung im Juni (0.66) wurde sofort am 1. beobachtet. Ein Maximum lag zu dieser Zeit in Russland, Minima in N und W, wozu unbedeutende Teilminima in der Nähe von Uppsala zu sehen waren. Der Tag war trocken, besonders der Abend, indem noch um 11p nur 61°/, beobachtet wurde. Am 21. Juni wurde dagegen ein sehr niedriger Wert (0.50) in einem langgestreckten Maximum, dem höchsten des Monats, wahrgenommen. An dem würmsten Tage, den 25., war kurz vor einem starken Gewitter die Insolation in starkem Steigen begriffen, und dabei lag im W von Uppsala zwischen zwei Hochdruckgebieten eine Rinne. Ein tieferes Minimum entwickelte sich und ging am 98. und 29. nach NE, wobei auf der Vorderseite eines Maximums bei Winden aus nördlichen Richtungen hohe Insolationswerte, aber niedrigere Temperaturen gefunden wurden. Bis zum 2. Juli ist die Strahlung unverándert (0.62) und der Luftdruck hoch, aber am 2. und 3. nähert sich ein Minimum schnell aus S-Russland und geht im E vorüber. Die Strahlung ist bei 6^ Sonnenhóhe auf 0.65 gestiegen, und mittags wird ein zweites Jahresmaximum 1.36 (— 19. April) gemessen. Der Dampfdruck erreichte sein Monatsminimum, die Windstärke ihr Monatsmaximum. Durch den kleinen Dampf- Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. 67 druck und die reinigende Wirkung der starken Winde erklärt Wesrmax die grosse Durchlässigkeit an diesem Tage. Wahrscheinlich waren die Winde wohl auch stark absteigend durch die Aspiration des Minimums im E, worauf u. a. die geringe relative Feuchtigkeit, 30—40 "/, am 3. und 4., besonders an den Küstenstationen deuten würde. ' Während der starken Hitzeperioden im Juli fand Westman sehr schwankende Werte der Insolation, wie die folgende Zahlen zeigen: Sonnenhöhe 8. 9. ll: 12% IOS gale DL 26. Juli 08 0.58 0.62 0.71 0.50 0.46 0.57 0.36 0.36 0.61 Einige Extremwerte der Wärme seien hier z. T. nach Exnorw* hinzugefügt. Am 11. Juli wurde in Uppsala die höchste Wärme, 35.3", der ganzen langen Beobachtungsreihe gefunden. In dem naheliegenden Ultuna hatte man an diesem Tage 36.8”. Am 10. kam in Falun und in der Nähe von Gäfle 36° vor, am 8. sogar 38.6” in Akerlünna im Län Uppsala. Diese Werte dürften überhaupt die höchsten sein, welche man für N-Europa kennt. Am 8. hatte man ein Luftdruckmaximum im SW und einem Keil über S-Norwegen, ein Minimum wiederum am N-Ende des Bottnischen Meerbusens. Es war somit eine NW-Wind-Wetterlage (vgl. Fig. 1) vorhanden. Der Tag war in Uppsala meistens noch trüb mit einigen Regentropfen am Morgen, und leichtere Kondensationsprodukte verursachten wahrscheinlich die geringe Durchlässigkeit. Am 9. wurden die Druckgradienten stärker, weil das Barometer im E der Ostsee bedeu- tend gefallen war. Die Winde waren stark von N und die relative Feuchtigkeit gering. Am 10. und 11. bildet sich in N-Skandinavien ein Teilminimum, und dieses ist wahr- scheinlich durch Aspiration die Ursache der starken Insolation und der dynamischen Wärmeverhältnisse. Bei der Winddrehung nach S trat zuerst Windstille ein, sodass die Temperatur am 10. infolge der Ausstrahlung in der Nacht auf 9.2" sank. Die Steigerung der Temperatur am Tage war ausserordentlich gross, 24.6”. Bemerkenswert ist das jetzt folgende hohe Nachtminimum 18.1”, also 9° hóher als das der vorhergehen- den Nacht. Ohne Zweifel hatte mar hier einen absteigenden Luftstrom, der zuerst nur in der Hóhe vorhanden war und eine starke Ausstrahlung bewirkte, aber in der folgenden Nacht sich bis zum Boden senkte. Die Insolation und der mittügliche Luftaustausch verstärken die Wärme und Trockenheit am Tage. Sämtliche Beobachtungen zur Zeit der Temperaturextreme dieser Tagen mögen hier angeführt werden: ! Die Kondensation an der kalten Meeresoberfläche kann auch zu diesem Austrocknen beigetragen haben. > EKHOLM, N. Väderleken under år 1901. Ymer 1901 H. 4. N:o 1. 68 Osc. V. JOHANSSON. Uppsala 1901 10. Juli 11. Juli Beim Temperatur- Beim Temperatur- Minimum Maximum Minimum Maximum Betrag (C^) 9.2 33.8 18.3 35.3 Zeit 3ha 4hp 3ba 4hp Barometer (mm) 162.6 160.5 160.2 158.0 Absolute Feuchtigkeit 1.0 it 8.6 6.8 Relative » (COS 29 55 16 Wind (m. p. Sek.) 50.0 SSW 2.4 SSW 4.0 WSW 3.9 Bewölkung (0—10) 2(6ha) 1 Ci-Cu, Ci 0 (6ha) 1 Ci Wolkenzug = N, N — WSW Die ausserordentliche Trockenheit (um 3 p sogar nur 12 "4, Maximum in der Nacht 56 ?/,, Tagesmittel 36 °/,) und die hohe Wärme, weiter die verkehrte tägliche Periode des Dampfdrucks und der Windstärke und schliesslich die übereinstimmende Windrichtung in allen Schichten (um 7 p auch A-Cu == WSW) sind Umstände, welche das Vorhanden- sein eines fallenden Luftstromes am 11. deutlich angeben. Erwähnt sei noch, dass unter den 19 schwedischen Orten, von welchen tägliche Beobachtungen mitgeteilt sind, nur Falun, Uppsala, Stockholm, Karlstad, Nyköping und Wästerwik Temperaturen über 30° aufwiesen, und dabei hatten alle SW- bis W-Winde (Falun jedoch morgens N-Wind), weil sie sich auf der S-Seite eines kleinen Ausläufers des Minimums im N befanden. ! Die absteigenden Winde kamen somit direkt aus dem Keile im SW. In den meisten Teilen Schwedens und Finnlands wurden die höchsten Temperaturen während des 19.—26. Juli erreicht. Damals lag ein Barometermaximum über diesen Gegenden. Die Insolationswerte waren, wie wir sehen, am 19., 21. und 23. ausseror- dentlich klein. Westman macht die Bemerkung, dass die Strahlung abnahm, weil die Atmosphäre nicht durch Regen gereinigt wurde. Trotzdem erreichte die Temperatur in Uppsala am 18. bis 23. Maxima von 32—35°. An allen diesen Tagen wurde z. B. in Nyköping und Östersund Höhenrauch notiert, am 22. stark in Östersund. Am 26. war die Insolation verstärkt, und da bildeten sich kleine Teilminima im Innern Skandinaviens, während ein Hauptminimum über der Nordsee lag. In der folgenden Nacht verursachte ein solches Teilminimum Regen in Uppsala.” Am 2. und 3. August wurden bedeutende Strahlungswerte, 0.67 und 0.65, ge- E Derselbe Ausläufer bewirkte auch Gewitter, z. B. am 10. abends in Östersund. ? In diesem Zusammenhang sei noch bemerkt, dass die hohe Wärme dieses Juli-Monats in Schwe- den, wie schon EKHOLM l. c. vermuthet hat, sicherlich zum grossen Teil dynamisch bedingt war und die Druckverhältnisse waren auch im Monatsmittel typisch für solche Erscheinungen. Der keilförmige Ausläufer des azorischen Maximums, in Amerika wiederum das Randgebiet gegen ein Minimum in Utah bezeichnen deshalb die wärmsten Gegenden. Tom. XLIV. Uber Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 69 funden. Am 1. August war ein Keil hohen Druckes schnell nach E verschoben und wurde von dem Maximum im SW abgetrennt. Am 2. lag Uppsala deshalb ähnlich wie am 25. Juni in einer Rinne zwischen zwei Maxima, und ein Teilminimum war in dieser Rinne in S-Norwegen zu beobachten. Das Barometer fiel schnell, und am 3. war bei Lofoten rasch eine 740 mm niedrige Depression sichtbar geworden. Alle diese Tage waren in Uppsala sehr trocken, der 3. August mit dem Tagesmittel 49 °/, und dem Monatsminimum des Dampfdruckes, 4.6 mm um Ip. Am 2. wehten Winde von S, am 3. ziemlich starke aus WNW. Die absteigenden Luftströme waren hier teilweise durch die Gebirge im W zustande gekommen. Die Ausstrahlung war an geeigneten Orten sehr stark, indem z. B. in Storlien und Sveg jetzt die Monatsminima der Temperatur erreicht wurden. Am 4. morgens war die Temperatur auch in Uppsala sehr niedrig, 6.0°, und dabei befand sich der Ort schon auf der W-Seite des Hochdruckkeiles, und ein Minimum näherte sich schnell im W. Am 6. August lag dieses 740 mm tief ausserhalb Norwegens, und auf der Vorderseite desselben wurde eine starke Insolation, 0.67, gefunden. Am 2. September war die Strahlung auf 0.72 gestiegen. Temperatur und Dampf- druck waren niedrig, und starke N-Winde wehten auf die Rückseite eines Minimums, das niedrigste des Monats. Ein Maximum folgte aus W, und innerhalb desselben wurden wiederum am 9. und 10. September kleine Insolationswerte (0.57 und 0.50) gefunden. Am 1l. scheint eine grössere Einwirkung eines Minimums im Zentrum Russlands die Ursache der verstürkten Insolation (0.64) gewesen zu sein. Das Monatsminimum der Temperatur wurde an diesem Tage beobachtet. Am 12., 18., 22., 23., 24. Septem- ber und am 1. Oktober waren Nebel und leichte Kondensationsprodukte Ursache der geringen Durchlässigkeit. Am 12. Oktober ist die Einstrahlung in einem beinahe 770 mm hohen Maximum noch gering. Am 30. Oktober wird wiederum auf der Rückseite eines Minimums der Wert 0.63 gemessen. Die absolute und die relative Feuchtigkeit erreichen dabei ihr Monatsminimum, wáhrend der Dampfdruck den ganzen Tag beinahe konstant bleibt. Bei dem hóchsten Luftdruck des Novembers wird am 1. November die Insolation 0.67 gefunden, aber an mehreren Tagen wurde später noch stärkere Strahlung gemessen. so am 8., 12., 16. und 29. November 0.71 bis 0.73. Am erstgenannten Tag, den 8., befand sich den Ort auf der Rückseite eines Minimums, und die Winde waren stark NW. Die hóchste Temperatur, 4.9”, wurde um 4 a zur Zeit der Winddrehung von WSW nach WNW und bei einer Feuchtigkeit von nur 54 ^/, (mittags 37 °/,) beobachtet. Am 12., 16. und 29. befanden sich auch Minima im E und Keile oder Teilmaxima im Innern Skandinaviens. Diese Tage waren sehr kalt mit niedrigem Dampfdruck. Der 16. war in beiden Beziehungen ein Extremtag des Monats. Im Dezember hatte von 3 Messungstagen der 8. die stärkste Insolation (0.69) aufzuweisen, und Uppsala lag damals zwischen einem Hauptminimum im W und einem Ausläufer über den Ostseegewässern. N:o 1. 10 Osc. V. JOHANSSON. Versuchen wir diese Betrachtungen über den Einfluss der Wetterlage auf die Strahlung oder die Durchlässigkeit der Atmosphäre kurz zusammenzufassen, so dürften wir sagen können, dass die Transparenz in den Druckgebilden am grössten ist, in welchen wir früher verstärkte absteigende Luftströme nachzuweisen versucht haben, d. h. auf den Randgebieten zwischen Antizyklonen und Zyklonen, in kleineren Hochdruckgebilden oder in solchen grösseren, welche von benachbarten Depressionen beeinflusst sind. Da- gegen scheinen typischere stationäre Druckmaxima der Transparenz nicht günstig zu sein, und die in dieser Beziehung widersprechenden Ergebnisse in Innsbruck dürften durch die Einwirkung der Alpen, besonders auf die winterlichen Antizyklonen zu erklären sein. Kap. VIL. Frühere Nachweise von absteigenden Luftströmen in der Umgebung der Zyklonen und Antizyklonen. |. Ergebnisse Sürıngs, Mórrzms U. a. Oben sind im allgemeinen verschiedene Erscheinungen als Wirkungen der abstei- senden Luftbewegung an den Randgebieten der Zyklonen oder Antizyklonen erklärt geworden. Schon seit längerer Zeit sind solche Strömungen in verschiedenen Fällen nachgewiesen. Ich will hier einige von diesen Nachweisen kurz referieren. Ich beginne mit derartigen Erscheinungen auf der Vorderseite der Depressionen. Am wichtigsten erscheinen die Ergebnisse Sürınes, ermittelt aus den Beobachtungen auf dem Eiffelturm." Da diesen Ergebnissen in dieser Frage grundlegende Bedeutung zukommt, weil sie aber überhaupt wenig beachtet worden sind, will ich sie hier etwas ausführlicher wiedergeben. Sürıne untersuchte alle die Fälle, in welchen während 3 Jahre die Temperaturabnahme nach oben um 7?^a zwischen dem Parc Saint Maur und der Spitze des Eiffelturmes in eine Inversion oder jedenfalls in eine beträchtlich verschwächte Ab- nahme überging. In der folgenden. Tabelle gibt die erste Kolumne a) die Zahl dieser Fälle an, hier nach den monatlichen Werten Sürmes zu Jahreszeiten zusammengestellt. Nach den Wetterkarten wurde weiter gefunden, dass 69 "/, von diesen Fällen mit dem Erscheinen einer Depression in der W- bis N-Umgebung zusammenfallen. Die Zahl dieser sogenannten ,brauchbaren Gruppen“ (nur der erste Tag einer Gruppe von mehreren ühnlichen Tagen wurde berücksichtigt) ist unter b) angegeben. Von den übrigen Füllen sagt SüriNG nur, dass sie meistens in Zentren von Barometermaxima mit nebligem Wetter auftraten. Ich möchte hier auf die viel grössere Häufigkeit der Inversionen unter dem Einflusse der Minima aufmerksam machen. Im Sommer beträgt die Zahl dieser Fälle > 1 SüRING R. Die vertikale Temperaturverteilung auf der Vorderseite der Depressionen, nach den Beobachtungen auf dem Eiffelturm. Meteor. Zeitschr. 1892, S. 471. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 71 sogar 85 "/, von allen Inversionen. Sürıns gibt weiter an, in wie vielen von diesen brauch- baren Gruppen eine Temperatursteigerung in den letzten 24 Stunden oben und in den folgenden 24 Stunden unten zu bemerken war. Die Kolumnen c) und d) geben die Häufigkeit und den mittleren Betrag jener, e) und f) diejenigen dieser an. Wir sehen, dass im Jahresmittel 95 °/, eine Erhöhung der Temperatur oben, 83?/, eine solche unten angeben. Der Betrag ist in beiden Fällen ungefähr 2.5°. Es zeigte sich auch, dass meistens, in 63 °/, Fällen, die Inversion gleichzeitig mit dem Erscheinen von Ci- Wolken zusammenfiel, Kolumne g). Die letzte Kolumne h) gibt die mittlere Bewölkung in diesen Fällen an, und diese ist, wie wir sehen, durchgehends gering. a b e d e f g h Winter 50 29 28 3.6 25 3.6 17 4.5 Frühjahr 51 41 38 2.3 33 2.5 29 3.2 Sommer 39 33 3l 3.2 26 1.5 22 4.8 Herbst 49 28 28 Medi 24 2:2 14 3.6 Jahr 181 131 125 2.6 108 2.4 82 4.0 Diese Tabelle gilt, wie Söring hervorhebt, nur als eine Bestätigung seiner Aus- führungen, welche er durch Betrachtung der einzelnen Fälle gewonnen hatte. Ich will jetzt einige Sätze Sürmes anführen: „Die bekannten Lzv-HirpEBRANDsSON'schen Schemas der Wolkenbewegung im Gebiete einer Cyklone verlangen ein Ausströmen und dement- sprechend auch ein Herabsinken der Luft auf der Vorderseite.“ „Die Veranlassung zur Temperaturumkehr am Morgen geben hauptsächlich die nächtliche Ausstrahlung und ein absteigender Luftstrom. Der letztere wird bei der Langsamkeit des vertikalen Lutt- austausches in der Höhe von einigen hundert Metern wesentlich früher eine Temperaturer- höhung bewirken als am Erdboden, weil unmittelbar über dem Boden die Luft stagniert, während darüber die durch den Process des Herabsinkens erwärmte Luft seitlich abfliesst und somit die unterste Luftschicht direkt nur wenig beeinflusst.“ „Die Temperatur- umkehr fällt in der Regel zusammen mit dem ersten Erscheinen der Cirruswolken und pflegt anzudauern, bis Paris in das Depressionsgebiet einbezogen ist, was sich am ein- fachsten an der in Bezug auf das Depressionscentrum konvexen Form der Isobaren erkennen lässt. Man kann demnach die Temperaturumkehr in gewissem Sinne auch als Begleiterscheinung des Maximums auffassen, es muss jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie verhältnissmässig selten und schwach entwickelt ist im Centrum und auf der Ostseite des Maximums. (Auch Herr Prof. HELLMANN hat gefunden, dass zwischen Eichberg und der Schneekoppe die Temperaturumkehr am häufigsten aut der Südwestseite eines Maximums eintritt.) Die durch nächtliche Ausstrahlung hervorgerufene Inversion, N:o 1. 72 Osc. V. JOHANSSON. welche so häufig in dem westlichen Theile einer Anticyklone sich zeigt, wird meist mit einem absteigenden Luftstrom in Verbindung zu bringen sein. Ueberhaupt wird man zu beachten haben, dass die erwähnten Ursachen für die Temperaturumkehr in enger Bezie- hung zu einander stehen. Denn zunächst bewirkt der absteigende Luftstrom ein Auflósen der unteren Wolken, — es entspricht dies der Tatsache, dass der Himmel vor dem Nahen einer Depression ganz besonders klar ist — der heitere Himmel veranlasst in der Nacht eine intensive Abkühlung des Bodens und eventuell auch Nebelbildung, während im Gegensatz dazu die Temperatur in einiger Höhe über dem Erdboden steigt; in einem weitern Stadium zeigen sich Cirri. Schliesslich erstreckt sich die Erwärmung auch auf die untersten Luftschichten, allerdings nur zum Theil in Folge weiteren Herabgreifens des absteigenden Stromes, zum Theil auch durch Änderung der isobarischen Konstellation und Drehung des Windes. Dem entsprechend muss die relative Feuchtigkeit erst oben dann unten sinken.“ - Wie man sieht, sind hier alle diejenigen Eigenschaften der absteigenden Luftströme, welche wir oben nachweisen wollten, schon von Sürme klar ausgesprochen worden. Süónma hebt weiter hervor, dass die beträchtlich hohen Werte der mittleren Be- wölkung [vgl. die Tabelle Kolumne h)] „bestätigen, dass die Inversion nicht etwa vor- wiegend durch Ausstrahlung bei ganz heiterem Himmel veranlasst wird“. Über den Gang des Luftdrucks bemerkt er folgendes: „Nach den von 1889 vorliegenden Regis- trierungen findet meist ein kurzes Steigen des Barometers vor dem stetigen Abfall bei dem Nahen der Depression statt; ferner zeigt sich in einigen Fällen ein Ueberdruck an der obern Station bei dem ersten Auftreten der Temperaturinversion; das Material ist aber viel zu gering um daraus sichere Schlüsse zu ziehen.“ Hans ! bezeichnet die Ergebnisse Sürmes als sehr wichtig und lehrreich und er fügt u. a. hinzu: „Ich bin vor längerer Zeit auf die Vermuthung gekommen, dass Erwärmung aus der Höhe kommen muss, weil man in vielen Fällen dieselbe kaum auf anderen Wege erklären kann. Es kommt ja öfter vor, dass diese Erwärmung ganz inselförmig auftritt und es auch im S und SE, woher die warmen Winde kommen kälter ist als am Vorderrande der fortschreitenden Depression.“ Von grosser Bedeutung sind auch die Wolkenbeobachtungen Mörzers für die Bestätigung dieser Erscheinungen. Schon 1881 hatte er den fallenden Luftstrom und das Austrocknen der Wolken durch das Saugen der Depression erwähnt.” Auf Grund seiner Wolkenbeobachtungen in der Schweiz kommt er zu dem Schluss, dass „ein faliender Luftstrom sich jedesmal bei dem Nahen einer Depression einzustellen pflegt“. ? ı Meteor. Zeitschr. 1892, S. 474. i 5 " 1881, S. 245. a 7 1592, S. 213 und 1893, S5. 290. ” Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 73 Für die Entstehung der Temperaturinversion führt Mörter drei Ursachen an: ' , Ausstrah- lung bezw. Erkaltung der unteren Schichten, Föhnwirkung in darüber liegenden Schichten und Zuführung warmer Luft in der Höhe durch horizontale aus wärmeren Gegenden kommende Winde.“ Er glaubt aber, dass die von Sürma nachgewiesene Erwärmung beim Herannahen einer Depression „zum kleineren Theil auf Föhnwirkung und zum Meistbetrage darauf zurückzuführen sei, dass diese Luft warmen Gegenden entstammt“. Er vermisst in den Ergebnissen Sürınes Angaben über die relative Feuchtigkeit in der Höhe, welche sicherer für die Föhnwirkung sprechen würde (l. c. S. 174). Einige Beweise in diesen Hinsichten hat Söring später nach Beobachtungen auf dem Brocken geliefert ^. Es wird hier auch die Feuchtigkeit berücksichtigt und u. a. gefunden, dass die hohen Temperaturen auf dem Brocken sich vorwiegend am Ende der maximalen Periode, manchmal erst im Grenzgebiete vom Maximum und Minimum zeigen“, und dass „der Einfluss absteigender Luftbewegungen denjenigen horizontaler oder keilfórmig sich einschiebender Ströme überwiegt“. Hann, welcher die dynamische Erwärmung in der Höhe über den Antizyklonen als erster nachgewiesen hat, machte auch zuerst darauf aufmerksam, dass diese Wärme z. B. in Wien oft auf der E-Seite der Antizyklonen in den Niederungen bemerkbar wird. Der erste Fall dieser Art, welchen er beschrieben hat,? traf am 27. und 28, Dezember 1881 ein. Die Wetterlage war hier ganz ähnlich wie in dem Typus, für welchen die Fig. 1 ein Beispiel war. Am 27. Dezember war darum auch die hohe Wärme in Finnland und Skandinavien dynamischer Art. (In Helsingfors z. B. betrug „die Feuchtigkeit um 9 p nur 47 °/, bei NNW 8 Beaufort.) Ähnliche Fälle mit dyna- misch erwärmten W-Winden aus kalten Barometermaxima hat Haxw später vorgeführt. ' Doch muss bemerkt werden, dass die absteigende Bewegung in Wien teilweise durch die naheliegenden Gebirge verstärkt war. Der erste, welcher eine dynamische Erwärmung in der Niederung, wo sicherlich keine Gebirge einen Anteil hatten, nachgewiesen hat, dürfte v. Besser’ sein. Bei einem Maximum im W und einem Minimum im E findet er für den 22. Juni 1887 eine lang- gestreckte Wärmeinsel, die sich von der Kielerbucht nach der Pfalz hin erstreckt, zwischen kälteren Gebieten im E und W. Man findet übrigens auch weiter im N und E ähnliche dynamische Wirkungen während der folgenden Tage. Von Interesse ist auch, dass v. Besser hier die Luftbewegung in Ci-Höhe senkrecht auf den unteren Wind, d. h. oben von E und NE, unten von N bis NW fand. Es war also nach ! Meteor. Zeitschr. 1893, S. 169. 3 à c 1894, S. 337. & 5 s 1882, S. 49. = 4 = 1887, S. 106, 1889, S. 19 und Lehrbuch der Meteorologie 1901. S. 603. 2 " 3 1887, S. 310. N:o 1. 10 74 Osc. V. JoRANSSON. diesem Autor der obere Strom von NE, welcher den Abfluss durch den unteren NW- Wind ersetzte. Less ' hat auch den fóhnartigen Charakter der Witterung in Deutschland während dem ausserordentlich trockenen April 1893 erkannt, aber er glaubte hier ausschliesslich eine Wirkung des Absteigens der Luftströmung an den norwegischen Gebirgen wieder- zufinden. Wie die Wochenkarten Less’ (1. c.) sehr schön zeigen, war die Luftdruck- verteilung die gewöhnliche, in Fig. 1 dargestellte, und ähnlich wie innerhalb der Anti- zyklone im NW- und W-Europa war die Trockenheit auch viel östlicher bis Ungarn, Finnland u. s. w. grösstenteils schon durch die absteigenden Strömungen in der freien Atmosphäre bedingt. Man könnte sehr leicht Beweise hierfür angeben. Der Einfluss des norwegischen Gebirges kam besonders im Norden noch hinzu, aber er war nicht wesentlich für südlichere Gegenden. Später hat besonders BitLwitzer ^ auf ähnliche gemischte absteigende Luftströme aufmerksam gemacht. Ein solcher Fail war z. B. der am 17.—18. Dezember 1902. Druck- maxima, genährt durch naheliegende Minima, hatten starke Inversionskälte in Zentral- europa, besonders stark z. B. in Ungarn hervorgerufen. Am 17. Dezember nahm diese Kälte jedoch schnell eine Ende, indem eine schon seit längerer Zeit über dem Ozean vorhandene Depression sich schnell nach dem Kontinent ausbreitete. BILLwILLER hat gezeigt, dass die Wärme dabei aus den höheren Schichten über dem Hochdruckgebiet in SW-Europa stammte. In dem Alpengebiet kam der modifizierende Einfluss der Gebirge hinzu, und teils wurden die absteigenden Luftströme verstürkt,? teils mischten sich die föhnartigen Winde mit feuchten zyklonalen Winden ungefähr aus NW. Wie die Wetter- karten zeigen, konnte man auch diesmal wie öfters die schwachen gegen die Gradienten wehenden Winden an dem Rande des Kältegebiets, z. B. im Alpen- und Karpatengebiete, sehr deutlich beobachten. Dieser Fall ist im allgemeinen für die Wirkungen absteigen- der Luftstróme sehr typisch. TRABERT macht auch 1. c. auf einen ähnlichen Tag, dem 13. Februar 1903, aufmerksam, indem da wiederum NW-Föhn in Innsbruck wahrgenommen wurde. Die Wetterlage war hierbei ganz ähnlich derjenigen in Fig. 1, und darum waren auch Wir- kungen absteigender Luftströme bis nach Nordeuropa zu beobachten. In Helsingfors z. B. ı Meteor. Zeitschr. 1894, S. 121. . 2 5 M 1903, S. 241. 3 Vgl. TRABERT, NW-Föhn in Innsbruck, Meteor. Zeitschr. 1903, S. 84. * Ich habe in Wien, bei einem Studienaufenthalt dasselbst, diesen interessanten Fall erlebt, und dabei wurde mein Interesse für diese Erscheinungen direkter erweckt. Bei starkem W-Sturm stieg die Tem- peratur in einer Stunde um 7.7? und in einem Tage um 20.65. Das ungewöhnliche Gefühl, das rasche Schnee- schmelzen, die zerrissenen Wolken u. s. w. sagten mir sofort, dass ich hier etwas mir Fremdes erlebte. Damals wollte man an der dortigen Zentralanstalt die Erscheinung nur als einen Einbruch ozeanischer Luft erklä- ren, was mir jedoch nicht ganz richtig erschien. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 75 war die vorhergehende Nacht die trockenste des ganzen Jahres. Ungefähr dasselbe gilt für die Staubfallzeit am 20.—23. Februar, welche Birwizzer (l. c.) als ein weiteres Beispiel erwähnt. 2. Ergebnisse Teısserenc px Borrs. Auch aus den grundlegenden Studien Tersserenc DE Bomrs! über vertikale Druck- gradienten gewinnt man Belege für das Vorhandensein positiver Gradienten, d. h. absteigender Luftströme in den Randgebieten zwischen Depressionen und Antizyklonen. Hier seien erstens nach T. pe Bort einige Beobachtungen auf dem Ventoux und in Avignon mit 1878 m Hühendifferenz angeführt. Am 17.—24. Márz 1889 hatte man z. B.: März Temperatur und Wind 6ha Luftdr. Vertik. Druck- Wetterlage 1889 Oben Unten Diff. Unten Gradient ————— ———— 6^a Mitt. LN NO 06 NO 128 T7653 29. On et rD ie 18. — 2.2 SSE2 14 N2 3.6 63.2 -+3.0 +1.2 Hautes pressions. [Dépression en Irlande, 3 petit centre en formation qud S4 88 SSEI130 581 —0.8 —0.61 sur le Languedoc. = À : [Depression sur l'Angle- 20. — 22 SSE7 10.0 SBIOCIA:2 0 47677 — 2. —(Q8 terre. basses pression sur a rance. I re la dé ion 21. — 52 WSW3 48 SE9100 462 +09 41.0 de Ia France tB node la Méditerranée. 29 TANNWA: 46 WSW I 120 518 —0Ol Ole te Gene nur DS NN 3A, EN 78:96 60:0 lin UE P s 24. — 38 ESE2 42 N5 8.0 66.8 <+2.1 1.3 Hautes pressions. Bei sinkendem Luftdruck finden wir am 18. März oben eine sehr starke Tempe- raturzunahme, einen sehr geringen vertikalen Temperaturgradienten und, einen grossen positiven Druckgradienten (d. h. der Druck oben grósser als nach der Formel von La- PLACE). Dies gibt einen absteigenden Luftstrom oben an. Am 19. nähert sich das Minimum, und der warme Luftstrom sinkt bis zum Boden, der vertikale Druckgradient wird im Mittel negativ, ist aber zeitweise (9ba und 9hp) noch positiv. Von grossem Interesse ist auch der starke positive vertikale Gradient, welcher sich bei dem niedrigen Drucke am 2]. auf der Insel zwischen zwei Depressionen zeigt. Bei steigendem Luftdruck auf der ! TEISSERENC DE BORT, LEON, Sur la gradient barométrique verticale. Ann. du Bureau Central météor. de France. 1590 Mémoires. Paris 1892. N:o 1. 16 Osc. V. JoHANSSON. Rückseite der Depression entstehen schliesslich am 23. und 24. grosse positive Druck- gradienten, und die Temperatur nimmt oben bedeutend zu. TEISSERENC DE Bort untersucht weiter die vertikalen Druckgradienten zwischen dem Ben Nevis und Fort William und findet im Mittel von 16 Füllen beim Vorüberzie- hen einer Depression einen negativen Gradienten von —1.1 mm und in den Zentren von 19 Hochdruckgebieten im Mittel einen positiven Gradienten von 0.2 mm. Zu beachten ist aber auch, dass ungefähr 1 Tag vor und 1—2 Tage nach dem Passieren des Minimums positive Gradienten von derselben Gróssenordnung wie in den Maxima vorkommen. ! Auf Grund seines Studiums der Beobachtungen auf dem Eiffelturm kommt Ters- SERENC DE Bomr zu ähnlichen Ergebnissen. Er führt einige Beispiele an, und ich will hier ein solches für den Anfang August 1890 erwähnen. Ich habe die Daten Teıs- SERENO DE Bomrs in einigen Hinsichten vervollständigt, um die Ergebnisse Sürınes gleich- zeitig zu illustrieren. Als untere Station gilt der Pare Saint Maur in 49 m Seehöhe, als obere die Spitze des Eiffelturms mit den Thermometern in 335 m Seehöhe, 302 m über dem Erdboden. Die Wetterlage war zu dieser Zeit die folgende. Am 31. Juli sah man einen Keil des azorischen Maximums über SW-Europa, und ein 745 mm niedriges Minimum befand sich westlich von den Färöer. Am 1. August hatte sich dieses Minimum abgeflacht, aber gleichzeitig hatte sich eine V-Depression im W von Frankreich nach S verschoben. Diese geht jetzt schnell nach E und NE über Frankreich, und ein Keil des azorischen Maximums verschiebt sich wiederum am 2. August nach N, im W von Frankreich. Am 31. Juli war die Witterung heiter mit schwachen NW- bis SW-Winden oben. Die Minimumtemperatur war unten 11.1”, oben 17.8”, also die Inversion stark. Das Maximum war wiederum unten 29.5°, oben 26.4^. Die relative Feuchtigkeit hatte unten eine grosse tägliche Schwankung zwischen 96 und 38 ?/, variierte aber oben nur m zwischen 67 "/, morgens und 47 "/, nachmittags. In der folgenden Nacht finden wir wiederum eine starke Inversion. Die Temperatur sinkt auf dem Turme nicht niedriger als bis auf 20.5°, unten aber auf 13.2^. Gleichzeitig beobachten wir einen schwachen positiven Druckgradienten. Die Luft ist oben sehr trocken, unten aber nahezu gesättigt. Um 6ba ist die Temperatur oben auf 22.8" gestiegen, die relative Feuchtigkeit hat von 63 bis 43°/, abgenommen (unten noch 94 °/,), und hierbei ist nach Windstille ein ziemlich frischer S- Wind (10 m) eingetreten. Es dürfte kein Zweifel darüber bestehen, dass dieser S-Wind ein absteigender war. Später entsteht eine Wärmeabnahme nach oben, welche zeitweise grósser als die adiabatische ist. Die Feuchtigkeit wird unten ! Ich nehme hierbei an, dass sämtliche 5 täglichen Beobachtungen in Fort William in den Reihen '"'EISSERENC DE Bonrs verwendet sind. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 77 ebenso klein wie oben, wobei sich ein immer grösserer negativer Druckgradient entwickelt. Gerade beim Vorübergang der V-Depression entsteht um 18" ein Gewitter. Bemerkens- wert ist hierbei, dass gleichzeitig die relative Feuchtigkeit oben ein Minimum von 32 °/, erreicht, aber unten schon 15 °/, höher ist. In der folgenden Nacht und am 2. August bleibt fortwährend bei negativen Druckgradienten eine Temperaturabnahme nach oben bestehen, und die Feuchtigkeit ist in beiden Schichten ziemlich gleich. Auch jetzt entwickelt sich bei einer unbedeutenden Teildepression ein Gewitter. Es sei schliesslich noch bemerkt, dass am 1. August die Temperatur ihr hóchstes Maximum, die Feuchtigkeit ihr niedrigtes Minimum für den ganzen Sommer sowohl unten als oben hatte. Auch das Nachtminimum oben war das hóchste. Am 2. war das Temperaturmaximum unten 11° niedriger als an dem vorhergehenden Tage. Aus den Beobachtungen auf Bergen und auf dem Eiffelturm zieht TEISSERENC DE Borr den Schluss, dass negative Druckgradienten im allgemeinen in Barometerminima, positive in Maxima vorkommen. Durch Überlegungen bezüglich der Luftstrómungen in den fortschreitenden Depressionen kommt er zu folgendem Ergebnis: ,1^ Le mouve- ment ascendant marque qui se produit à l'avant des dépressions barométriques. 2° Les vents descendants de l'arriére nécessaires surtout pour combler le vide produit par la dépression, lorsque la vitesse de translation du tourbillon est de méme ordre au supérieure à la vitesse, suivant la rayon, de vents qui souflent à l'arriére de la depression." — „Le vérification experimentale de ces considérations se trouve dans les indications de moulinet de la composante verticale du vent à la tour Eiffel, qui ne marque guère de mouvement de descente de l'air rapide qu'aprés le passage, par rapport à Paris, des centres de dépressions barometriques’“ Wie wir durch einige von Teisserenc DE Bort angeführte Beobachtungen gezeigt haben, findet man auch auf der Vorderseite der Depressionen bedeutende positive verti- kale Druckgradienten, welche somit das Vorhandensein absteigender Luftströme in Über- einstimmung mit den Ergebnissen Sürınes und MorLzms bestätigen. Mit den Beobachtungen auf dem Eiffelturm beschäftigt, habe ich auch ganz ober- flàchlich die Ergebnisse Sürmes in Betreff einer Bestätigung durch die Feuchtigkeits- beobachtungen zu vervollstàndigen gesucht. Ich habe z. D. alle diejenigen Tage auf- gesucht, an denen die Feuchtigkeit auf dem Eiffelturm um 6ha niedriger als 50 ?/, war. Im Jahre 1890 gab es 14 und 1891 gleichfalls 14 solche Tagen. Eine Untersuchung der Wetterlage ergab in den meisten Füllen ein Herannahen eines Minimums oder die Wetterlage war überhaupt ähnlich wie in den eingangs angeführten Beispielen. Der Luftdruck war meistens normal oder sogar niedrig (750 bis 760 mm im Pare Saint Maur) und die Winde überwiegend von S. Doch traten auch einige Fälle in ziemlich N:o 1. 78 Osc. V. JOHANSSON. typischen Antizyklonen auf. Das war besonders im Oktober 1890 der Fall, indem der Luftdruck damals (den 4., 12., 22. und 23.) 767 bis 772 mm betrug. Aber auch in diesen Fällen könnte man auf den Einfluss entfernterer Minima hinweisen oder doch auf entstehende Minima, welche sich durch allgemeine Schneefälle und Barometerfall in Deutschland kundgaben. Die 14 Tage im Jahre 1890 zeigten auch durchgehends eine Temperaturinversion, welche im Mittel 5.3° betrug. Durch eine ausserordentlich grosse Trockenheit zeichnete sich der 24. Dezember 1891 aus, indem während diesem Tage die Feuchtigkeit zwischen 13 und 28 ?/, schwankte, unten im P. S. Maur aber 63 bis 100 ?/, betrug. Die Temperaturinversion war auch durchgehends gross, denn die Temperatur variierte oben zwischen —2.6° und 4-9.3, unten zwischen —10.1 und +1.9. Auf dem Pui de Dôme war das Minimum —1.5°, das Maximum +2.4. Die Winde wehten von E bis SE, und die Wetterlage war die gewóhnliche. Ein Maximum verschob sich nach E, und eine flache Teildepression entstand im SW, wobei stärkere Minima im N vorkamen. Wie aus den obigen Zitaten hervorgeht, hat TEISSERENC DE Bort das Absteigen der Luft auf der Rückseite der Depressionen theoretisch begründet. Die direkten Mes- sungen der absteigenden Komponenten auf dem Eiffelturm ergaben die grössten Werte auf der Rückseite der Depressionen. Dagegen fanden Sürıne und HELLMAN eine Tem- peraturumkehr selten und schwach entwickelt auf der E-Seite des Maximums. Dies würde somit angeben, dass der absteigende Luftstrom im allgemeinen nicht Temperatur- inversionen auf der Rückseite der Depressionen veranlasst. Der Ursachen hierzu sind es wohl mehrere. Die Winde und somit auch ihre vertikalen Komponenten sind stär- ker, wodurch das Sinken bis in die untersten Luftschichten greift. Zweitens sind die Winde kalt und beinflussen zuerst die oberen Luftschichten, wogegen die Winde auf der Vorderseite warm sind. Schliesslich ist eine längere Abkühlung der Luft am Erd- boden auf der Vorderseite der Depression schon vor sich gegangen, auf der Rückseite wiederum eine Erwärmung durch die Depression. Dies gilt in erster Linie für die kältere Zeit des Jahres und des Tages. Hieraus folgt auch, dass Bodeninversionen auf der Rückseite der Depressionen verhältnismässig häufiger als Sommererscheinungen auf- treten würden. Dies ist in den früheren Betrachtungen auch durchgehends bestätigt geworden, und wir kommen zu ähnlichen Ergebnissen noch zurück. Kap. VIII. Einige Ergebnisse über die Temperaturverteilung in den Zyklonen und Antizyklonen. Um zu sehen, inwieweit die oben entwickelten Ergebnisse über die hauptsäch- lich. thermisehen Wirkungen absteigender Luftstróme mit der allgemein gefundenen Tem- Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 79 peraturverteilung in den Zyklonen und Antizyklonen übereinstimmen, seien hier einige diesbezügliche Ergebnisse zusammengestellt. Bnovsow! fand die Temperatur an der Erdoberfläche am höchsten in dem vorde- ren rechten Teil der Barometerdepression, am niedrigsten im linken hinteren Teil. HıLpr- BRANDSSON ^ fand in Upsala in den Zyklonen die höchste Temperatur im Winter bei Gradienten gegen N und NW, also bei SW- und S-Winden, im Sommer bei Gradienten gegen SW und W, also bei K- und SE-Winden. In den Antizyklonen ist die höchste Temperatur sowohl im Winter als im Sommer ungefähr bei Gradienten gegen N bis W, also bei Winden von S. Die Gradienten gegen E, d. h. bei NW-Winden zeichnen sich durch die niedrigste Temperatur aus. Ähnlich verhält es sich mit der Temperatur- verteilung auch z. B. in Thorshavn, und diese ist als normal für die nördliche Hemis- phäre angesehen worden”. Im allgemeinen hat man weiter gefunden, dass die Tempe- ratur im Winter in den Maxima niedriger ist als in den Minima, im Sommer aber höher‘. Dies gilt am nächsten nur für die Erdoberfläche. Mit der Höhe erfahren die Temperaturverhültnisse bedeutende Abänderungen. Die Entstehung der Kälte am Boden in den winterlichen Antizyklonen ist von HANN” schon 1876 klar dargelegt worden. Die Temperatur nimmt in diesen Fällen mit der Höhe rasch zu, die Kälte am Boden ist durch starke Ausstrahlung entstanden, die Wärme oben dynamisch durch die sinkende Bewegung der Luft in einem Hochdruckgebiet bedingt. „Die hohe Wärme und die Trok- kenheit der Luft auf Bergstationen während eines Barometermaximums erklären sich“, sagt Hann, „am natürlichsten durch das Herabsinken der Luft aus der Höhe, wobei Erschei- nungen auftreten müssen, denen des Föhn ganz analog. In einer gewissen Entfernung von der Erdoberfläche muss die absteigende Bewegung natürlich aufhören und in eine ebenso langsame horizontale übergehen, in diesem Teile ihrer Bahn erkaltet die Luft durch Wärmestrahlung, welche durch die gleichzeitige Heiterkeit und Trockenheit der höhe- ren Luftschichten ausserordentlich begünstigt wird." Infolge dieser starken Erkaltung entstehen dann jene dichten Bodennebel, welche zu solchen Zeiten die Niederungen erfüllen.“ ! Repert. für Meteorologie. B. IX N:o 2. Petersburg 1882. ? Acta Societ. Regiae Scientiarum. Upsala 1883. 3 Vgl. HANN, Lehrbuch der Meteorologie, 1901. S. 526. * Abweichungen verschiedener Art kommen vor, wie die Untersuchungen von HILDEBRANDSSON, KRANKENHAGEN, ÂKERBLOM, DRAPCZYNSKI, KORAEN u. s. w. gezeigt haben. 5 Meteor. Zeitschr., 1876, S. 135 5 Ich will diese Erklärung der Bodenkälte hier besonders hervorheben, weil diese in den obigen Erórterungen eine Hauptrolle spielt, aber in späteren Untersuchungen dieser Art im allgemeinen nicht genü- gend berücksichtigt worden ist. — Es sei auch erwühnt, dass die Temperatur in Finnland zur Zeit des von HANN behandelten Barometermaximums, Ende Januar 1876, sowohl starke Kälte als starke Wärme als Wir- kungen absteigender Luftstróme, aufwies. N:o 1. 80 Osc. V. JOHANSSON. HILDEBRANDSSON (l. c.) hat dann erstmals die kleinere Würmeabnahme mit der Hóhe (bis 7 km) in den Barometermaxima, die grosse Abnahme in den Minima festge- stellt. Er fand auch, dass eine Temperaturinversion hauptsächlich auf der westlichen Seite des Zentrums der Antizyklone auftritt. Hann ' fand später für den Winter in den Ostalpen im allgemeinen, dass die Gesetze Bnovwows für die Erdoberfläche bis zu 3!/, km Höhe gelten. „Die mittlere Temperatur der ganzen Luftsäule ist am höchsten in den Barometermaximis und auf der rechten Vorderseite, am niedrigsten auf der Rück- seite der Barometerdepressionen und auf deren linker Seite überhaupt.* Die untere Temperaturinversion war am stärksten im Maximum und auf der E-Seite der Depres- sion, wogegen sich hier in grösseren Höhen eine sehr starke, adiabatische Wärmeab- nahme nach oben ergab. Dagegen hatte der W-Sektor der Depression unten (in 500 m Seehóhe) eine 2 bis 3^ hóhere Temperatur als die übrigen Sektoren. Die Würme- abnahme war hier wie in dem eigentlichen Minimum eine gleichmässige bis in 3.5 km Höhe. Für die freie Atmosphäre fand Brnsow? später bestätigt, dass die Zyklone bis 6 km kälter als die Antizyklone ist, und er erkannte auch, dass die Wärmeabnahme bis zu dieser Höhe in jenen rascher als in diesen erfolgte. Eine nähere Untersuchung über die Einwirkung der Wetterlage auf die Temperatur- verhältnisse in der freien Atmosphäre ist in späterer Zeit von mehreren Forschern geliefert worden. Ich gebe hier einige Auszüge, sofern die Ergebnisse für uns von Interesse sind. Eine erste Untersuchung dieser Art von Tersserexc DE Bort ® wies u. a. nach, dass das Randgebiet einer Depression in den unteren Schichten sowohl im Winter als im Frühjahr die höchste Temperatur aufzuweisen hat. Im Winter war die mittlere Tempe- ratur der Luftmasse bis in 2.5 km Höhe sogar 11° höher als in dem Zentrum der Depression und 10 bis 11° höher als die verschiedenen Gebiete einer Antizyklone. GRENANDER * fand aus den Beobachtungen in Dänemark, dass der westliche Sektor eines Barometerminimums die stärkste Temperaturabnahme (0.67° pro 100 m) bis in 3 km hatte, der W-Sektor eines Maximums dagegen die kleinste (0.25° pro 100 m). Diese Ergebnisse wie die ersten AsswAwNs? und A. PzrrLERs? müssen jedoch wegen des unzureichenden Materials als unsicher bezeichnet werden. Endgültiger Art : Sitzungsberichte der Wiener Akad. Bd. C. 1891, S. 408. 2 Wissenschaftliche Luftfahrten, B. II, S. 250. * Procès verbaux et mémoires du Congres international de météorologie. Paris 1900. * Kungl. Svenska Vetensk. Akademins Arkiv Stockholm 1905. ^ Hann-Band der Meteor. Zeitschr. 1906. S. 306. * Meteor. Zeitschr. 1910, S. 83. 'l'om. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 81 sind vornehmlich die neueren Zusammenstellungen aerologischer Beobachtungen von A. Wacxer !, W. Peprzer ? und A. PEPPLER *. Von Interesse ist wiederum, dass Wacners Zusammenstellungen in Übereinstim- mung mit denen TEISSERENC DE Borts in den Randgebieten zwischen den Zyklonen und Antizyklonen die hóchsten Temperaturen aufweisen. In den untersten Schichten bis in 2 km Höhe ist das Übergangsgebiet mit einem Druckgefälle nach N oder W würmer als alle übrigen Teile der Zyklonen und Antizyklonen. Erst in grósseren Hóhen scheinen das Zentrum und teilweise auch die W- und N-Quadranten der Antizyklonen etwas wärmer als die genannten Übergangsgebiete. Die mittlere Temperaturverteilung bis in 9 km Höhe ist nach WAGNER eine derartige, dass sich die hohe Temperatur der Anti- zyklone am weitesten nach einer im W liegenden Zyklone erstreckt, nämlich im Winter bis zur E-Seite der Zyklone, im Sommer bis zu dem Übergangsgebiet. Gegen ein Mini- mum im N erstreckt sich die Erwärmung im Winter bis zum Übergangsgebiet, im Som- mer nicht ausserhalb des N-Sektors des Maximums. Gegen ein Minimum im S ist im Winter kein Wärmeüberschuss vorhanden, indem die Temperaturabweichung im S-Sektor des Maximums ungefähr Null ist, im Sommer hier jedoch + 2^, aber in dem Übergangs- gebiet schon —6.5° beträgt. Aus einigen neuen Bearbeitungen von 8-jährigen Drachenaufstiegen in Berlin— Lindenberg durch W. PrrrLer und A. Pepper entnehmen wir nur einige Ergebnisse über die Temperatur und die Häufigkeit der Inversionen und Isothermien. Ich stelle unten nach den erwähnten Arbeiten folgende Grössen zusammen: a) die Temperatur am Erdboden und b) die mittlere Temperatur einer 3 km hohen Luftschicht, beide ausgedrückt in Abweichungen von der normalen Temperatur, weiter c) die Temperaturabnahme zwischen dem Erdboden und '/, km Höhe, d) die Häufigkeit der Inversionen und Iso- thermien in dieser erdnahen Schicht und schliesslich e) die Temperaturabnahme zwischen 2 und 4 km Höhe. Zyklone Antizyklone Wen enr Quadrant S we EE N P ES y a) Temp., Erde 18 —0.7 —1.1* 34 01 —01 --44* —1.1 DIE SUErdbbbis Sema 04-240) IT € 3.6 oo ee Na c) Temp.-Grad., Erde —'/,km 0.44 0.57 0.36 —0.05* 0.12 057 0.41 —0.29" ü))Hauüsk- d. "Iny. 5 fo 12 5* 22 50 38 ir 21 55 e) Temp.-Grad., 2—4 km 0.54" 0.54 0.58 0.58 0.46* 0,51 0.48 0.51 ! Beiträge zur Physik der freien Atmosphäre III H. 2/3, S. 67, 1909. á > 5 5 ^ 5 IV H. 2/3, S. 57, 1911. : " 5 = 2 5 E VEH2 SM 1012: [3 N:o 1. 11 82 Osoc. V. JOHANSSON. Zyklone Antizyklone Somme BEEN UNE NEU ES ne ee a) Temp., Erde — 0.6 —3.0 —4.0 4-03 —03 —1.0* —0.2 +23 by gu onde dis Sum LH 3:65.39, 03, 40.8 1. a c) Temp.-Grad.,Erde —'/, km 0.83 0.84 0.63” 0.68 0.89 „0.88 0.66 0.53" d) Baufigk. d. av: Sn Yon, 10 4* 15 17 Be 7 16 22 e) Temp.-Grad., 2—4 km 0.54 0.48" 0.52 0.58 0.45 0.47. 040° 0,57 Sehen wir von einigen wenigen Ausnahmen ab, so kónnen wir aus dieser Tabelle schliessen: je höher die mittlere Temperatur der Luft eines Quadranten ist, desto kleiner ist die Wärmeabnahme in der Nähe der Erdbodens, desto häufiger sind die Bodeninversionen und desto grösser die Wärmealmahme zwischen 2 und 4 km und umgekehrt. Die mittlere Temperatur gilt hier bis 3.km Höhe, sie kann aber nach den erwähnten Ergebnissen Waaxrns auch bis 9 km ausgedehnt werden. Die E-Seite der Zyklonen und die W-Seite der Antizyklonen sind dabei durchgehends die wärmsten mit der relativ kleinsten Wärmeabnahme am Boden und der gróssten oben zwischen 2 und 4 km, die entgegensetzten Quadranten haben wiederum meistens die extremsten Eigen- schaften entgegengesetzter Art. In Übereinstimmung hiermit zeigen die meisten anderen Untersuchungen über die Inversionen, dass wenigstens die grósseren hauptsüchlich zwischen einer Antizyklone im E und einer Zyklone im W vorkommen. So z. B. finden Körren und Wzwpr' nach den Hamburger Drachenregistrierungen, dass die Inversionen von mehr als 1° Grósse ein ausgesprochenes Maximum sowohl an Häufigkeit wie an Stärke bei SE-Winden haben. So z. B. traten 6 von den 8 grössten Inversionen in den Jahren 1904—1909 bei SE—E-Winden, eine bei SSW- und eine bei W-Winden auf. Es sei gleichzeitig er- wühnt, dass sich die Feuchtigkeit in diesen 8 Inversionen im Mittel nur auf 14°/, beláuft. Ebenso fand früher auch Ryxarscnerr ” aus den Beobachtungen in Pawlowsk: ,Dans tous les cas de grandes inversions (de 10? et plus) il y a en toujours un grand anticyklone avec de fortes pressions à l'E ou au SE de Pavlovsk et un zyklone au W ou au NW.* So interessant es auch wäre, kann ich hier nicht auf manche anderen in der Lit- teratur vorgebrachten Berührungspunkte mit den oben entwickelten Ansichten über das 1 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 1911, N:o 5. ? Hann. Band der Meteor. Zeitschr., S. 174. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 83 Entstehen und die Wirkung absteigender Luftstróme eingehen. Man findet solche nicht nur in der horizontalen und vertikalen Temperaturverteilung, sondern auch in den Eigen- schaften der übrigen meteorologischen Elemente und Erscheinungen, wie in der Feuchtig- keit, der Bewölkung, dem Niederschlag, dem Ablenkungswinkel und der Stärke des Windes, der Häufigkeit von Nebel und Dunstschichten u. s. w. Am Ende dieser Unter- suchung will ich einige diesbezüglichen Vermutungen andeutungsweise angeben. Kap. IX. Übersicht über sämtliche Fallwinderscheinungen und einige Beitráge zur Theorie der Entstehung derselben. I. Übersicht über die direkten und indirekten Wirkungen der „normalen“ Föhnerschei- nungen in der freien Atmosphäre. Es seien erstens die wichtigsten Grundsätze und Ergebnisse der vorhergehenden Erórterung kurz zusammengefasst. Wirkungen absteigender Luftstróme kommen in den erdnahen Schichten besonders in den Randgebieten zwischen Antizyklonen und Zyklonen vor. Die direkten Wirkun- gen der Luftbewegung dieser Art sind die theoretischen, d. h. die adiabatische Erwär- mung und das Austrocknen der Luft. Diese kommen am meisten zur Geltung in der- jenigen Schicht, wo die absteigende Bewegungskomponente eine schnellere Unterbrechung erfährt. Die Erdoberfläche kann im allgemeinen nicht von Luftströmen, die früher stärker absteigend waren, erreicht werden, weil die Starke Friktion dabei hinderlich ist. Nur bei starker Luftbewegung und bei leichtbeweglicher, z. B. warmer Luft wird dies ermöglicht. Meistens findet die absteigende Bewegung mit ihren direkten Wirkungen ihren hauptsüchlichen Abschluss in der Hóhe von einigen hundert Metern oberhalb der stagnierenden Bodenschichten, wodurch eine Inversion entsteht. Die Trockenheit in den oberen Schichten begünstigt die Strahlungsverháltnisse. In der Nacht und im Winter, wo die Ausstrahlung vorwiegt, wird hierdurch die Kälte am Erdboden verschärft und die Temperaturinversion vergróssert. Die Kälte kann die relative Feuchtigkeit in dem Masse erhóhen, dass Strati und Nebel entstehen, wodurch diese der Sitz der stürksten Abkühlung werden und die weitere Erkaltung der Bodenoberflüche hemmen. Am Tage wird wiederum die Insolation durch die Trockenheit begünstigt, der Boden wird stark erwärmt und die untere Grenze der Inversion wird nach oben verschoben." Für diese Verschiebung der Inversionen in der Hóhe kommen noch andere Ursachen in Betracht, ! Vel. z. B. die Ergebnisse RYKATSCHEFFS (1. c.) über die tägliche Periode der Inversionshöhen. N:o 1. 84 Osc. V. JOHANSSON, wie die Unebenheiten und die grosse Turbulenz an der Erdoberfläche. | Dazu kommt, dass eventuelle Wolkenschichten die Strahlung an ihrer Oberfläche begünstigen. Beim Entstehen der vertikalen Luftströme spielt die Reibung und Stauung an der Erdoberfläche eine Hauptrolle. Die stärkste Stauung wird durch die Gebirge her- vorgerufen. Dort muss also die indirekte Wirkung der absteigenden Luftströme, die Bildung von Inversionen, am deutlichsten sein. Aber anderseits fordern die Kontinuitäts- bedingungen, dass an dem Rande der Stauungsgegenden zum Ersatz der horizontal ab- fliessenden Luftmassen eine Verstärkung des absteigenden Luftstroms entsteht. Ausser- dem geben ja die Gebirge zu starken vertikalen Komponenten der sonst horizontalen Luftströmungen Veranlassung. Und wenn in der freien Atmosphäre schon sonst verti- kale Bewegungen vorhanden sind, werden diese (wegen Verengung der Strombahn) durch die Gebirge verstärkt, auf der Leeseite die absteigenden, auf der Luvseite die aufstei- senden Luftströme. Es scheint jetzt sehr nahe zu liegen den bekanntesten und den typischsten unter allen Fallwinden, den Föhn der Alpen, als einen solchen verstärkten absteigenden Luft- strom allgemeiner Art aufzufassen. Soviel ich weiss, hat man jedoch den Föhn nicht als eine Unterabteilung der regelmässigen Fallwinde in der freien Atmospäre in dem Sinne Sürmes und Begrers zu betrachten versucht. Da eine solche Betrachtungsart zu einem besseren Verständnis der bisher wenig behandelten allgemeinen Fallwinde führen kann, will ich einige Stützen für eine solche Auffassung aus der Literatur beibringen. Ich bemerke hier sofort, dass keineswegs von einem neuen Erklärungsver- such des Föhns die Rede sein kann, sondern nur von einem kleineren Ausbau der Bırr- WILLERSCHEN Theorie mit den von ihm später gemachten Änderungen oder von einer Zusammenfassung gleichartiger Erscheinungen unter gemeinsamen Gesichtspunkten. . Nachdem Haxx? die thermodynamische Theorie des Fóhns als Fallwind gegeben hatte, war BILLWILLER ? der erste, welcher die Ursache dieses Fallwindes in seiner typischen Ausbildung angab. Diese Erklärung, welche auf der Aspirationswirkung einer Depression in dem Randgebiete einer Antizyklone beruht, ist zurzeit allgemein als die richtige angenommen. Dieselbe Erklärung ist ja auch in den obigen Betrachtungen über absteigende Luftströme zur Anwendung gekommen. Aber es ist auch betont worden, dass diese Aspirationsströme längs der Erdoberfläche nur als ein Teil des grossen verti- kalen Zirkulationssystems zwischen den Barometerminima und -maxima aufzufassen sind. ! Nur diese Erklärung wird von KÖPPEN (1. c. S. 31) nach WEGENER angeführt, aber die oben erwähnten sind wohl doch die wesentlichsten, z. B. bei Windstille, welche ja in diesen Fällen häufig an der Erdoberflàche vorkommt. ? Meteor. Zeitschr. 1866, S. 257. 3 1878, S. 319, » » Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 85 Lokale Verstärkungen oder Ablenkungen der Strómungen in dieser Bahn verursachen dann die verschiedenen, ürtlichen Stórungserscheinungen, u. a. den Fóhn. Da der Abfluss der Luft längs der Erdoberfläche ein späterer Ast der Zirkulation als die absteigende Bewegung ist, scheint es nicht zweckmässig zu sein von jenem als einer ersten Ursache des Fóhns auszugehen, sondern richtiger würe es wohl den Zufluss der Luft in der Hóhe als das primäre Glied der Erscheinung zu betrachten. Oder wenn man auch von diesem Zufluss absehen will, muss man doch den schwachen, antizyklonalen absteigenden Luftstrom selbst, oder sagen wir nur eine Neigung zu einem solchen, als die Anregung zu den Föhnerscheinungen auffassen. Denn nach mehreren Untersuchungen sind ja die eigentlichen Föhnerscheinungen meistens mit antizyklonalen Vorbedingungen verknüpft. Aus diesen Gründen erscheint es motiviert die Fallwinderscheinungen der betref- fenden Art aus der sinkenden Luftbewegung in der Antizyklone herzuleiten.'" Obwohl die schwächste, ist wohl diese Fallströmung doch die allgemeinste und kann am meisten als eine „normale“ angesehen werden, wogegen die „typischen“ Föhnwinde (oder Bora) am stärksten, aber zugleich nur lokal sind. Die geschichtliche Entwicklung ist wohl die Ursache davon, dass die gewöhnlichen antizyklonalen Fallwinde als eine Unterabteilung der Föhnwinde betrachtet worden sind und nicht umgekehrt. Da ich hier eine Übersicht über die wichtigsten Erscheinungen der betreffenden Art zu geben versuche, will ich mich ungefähr an die von BILLwILLER 1899 in der Meteor. Zeitschrift (S. 204.) gegebene Klassifikation halten. Ich nehme aber, wie gesagt, die Erscheinungen in ziemlich umgekehrter Folge und gehe von den allgemeinen Fallströmen in den Antizyklonen aus. Daran reihe ich auch die Strahlungserscheinungen in den stagnierenden Schichten am Erdboden als sekundäre Begleiterscheinungen der eigentlichen Fallwinde und will meine Ansichten in diesen Hinsichten etwas näher ausführen, um vielleicht einen Beitrag zu der Frage über die Inversionen liefern zu können. Fig 11.? soll schematisch die allgemeinen Fallwinderscheinungen in einem anti- zyklonalen Gebiet ohne Einfluss der Gebirge darstellen. In der Höhe findet ein Zufluss g von den Seiten statt. Diese Bewegung geht allmählich in eine sinkende Bewegung über. In der Mitte der Antizyklone entsprechen diese Fallströme der gewöhnlichen von HANN” zuerst aus ihren Wirkungen nachgewiesenen antizyklonalen absteigenden Bewegung der Luft. Es wäre das der „Höhenföhn“ nach der von Birıwirzer (l. c., S. 215) vor- geschlagenen Bezeichnung. Im Zentrum «a ist diese absteigende Bewegung am steilsten, ı Allgemein kann ja auch jetzt die absteigende Bewegung, wenigstens in den stationären Anti- zyklonen nicht bezweifelt werden, und diese Bewegung setzt notwendigerweise einen Zufluss in der Höhe voraus. ? Hier ist die Höhenskala im Verhältnis zu der horizontalen stark übertrieben, auf die Assym- metrie und verschiedene abweichende Strömungsarten ist keine Rücksicht genommen u. s. w. * Meteor. Zeitschr., 1876, S. 129. N:o 1. 86 Osc. V. JoHANSSON. aber wohl auch wegen des Widerstandes der unterliegenden Schichten am schwächsten. Der Höhenföhn wird schon in einer gewissen Höhe über dem Erdboden nach den Seiten abgelenkt. Die Druckgradienten auf der Seite verstärken die Luftstrómung, und diese dringt schief von oben in immer tiefere Schichten ein. Der absteigende Luftstrom kann schliesslich unter gewissen Bedingungen bei b den Boden erreichen. Auch hier kónnen somit schwache Fóhnwirkungen entstehen. Es sind die Fóhnwinde im Sinne Beggers ! und Sürines. ? Ähnlicher Art sind die von Haxx?, Biurwirzer (l. c. S. 213) und von uns oben beschriebenen Fälle. Teilweise gehören diese Fälle jedoch später zu behan- delnden Typen an, weil naheliegende Gebirge schon einen Einfluss ausüben konnten. Be Lara AND OEM re Fig. 11. Schema der absteigenden Strömungen in der Antizyklone (g = der Zufluss in der Höhe; a—e—b = die absteigende föhnartige Strömung; f=die zyklonale aufsteigende Strömung; a—c= das Zentrum der Antizyklone mit häufigen Strahl- ungsNebeln und Strati, s; d=der Ort der stärksten Strahlungs-Erscheinungen). Alle diese auf der Strecke a bis b auftretenden Föhnerscheinungen ohne Einfluss der Gebirge will ich im folgenden normale Föhnerscheinungen nennen. Das Epitheton „anti- zyklonal“ scheint mir unnötig und wenig passend, weil ja alle Föhnwinde, aueh die typischen, mit mehr antizyklonalen Vorbedingungen, obwohl schon mit horizontalen Gra- dienten verknüpft sind. Die normalen Föhnwinde sind vorwiegend Höhenerscheinungen im Sinne Haxxs und Sürmes und treten nur ausnahmsweise an der Erdoberfläche reiner auf. Wir wollen aber noch die Verhältnisse in der stagnierten Schicht unterhalb der Grenze a — b des normalen Föhns betrachten. Wie schon Hans (M. Z. 1876) bei dem ! Meteor. Zeitschr., 1887, S. 310. 2 1892, 8. 471. ” ” 3 1889, S. 19. - Lehrbuch 1901, S. 603. ” ” Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 87 ersten Nachweise des normalen Höhenföhns deutlich hervorgehoben hat, steht diese Schicht auch unter dem Einfluss der oberen föhnartigen Schichten. Nicht nur die Luftruhe, sondern auch die Trockenheit oben begünstigt alle Strahlungsverhältnisse. Jenachdem ob die Ausstrahlung oder die Einstrahlung überwiegt, sind die Verhältnisse verschieden. Kurz kann man dieses Gebiet wie üblich als die ,Schünwetterzone“ oder ,Strahlungs- wetterzone* bezeichnen. Es ist auch besondes in der kalten Jahres- und Tageszeit der gewöhnliche Sitz der starken Bodeninversionen. Am Tage werden die unteren Schichten dureh die Insolation erwärmt und aufgelockert. Die Inversion wird gehoben oder ver- schwindet. Aber wenn auch die Temperatur keine deutlichen Inversionen mehr angibt, zeigen doch gewóhnlich andere Umstünde an, dass oben und unten verschiedene Prozesse stattgefunden haben. Die relative Feuchtigkeit zeigt z. D. meistens ein Maximum oder einen Sprung an der eigentlichen Grenze der oberen Föhnströmung. Auch der Hóhenrauch und die optische Trübung dürften in dieser Grenzschicht ihren gewöhnlichen Sitz haben. ' Eine weitere sehr wichtige Erscheinung in derselben stagnierten Schicht ist die Nebelbildung in höheren oder niedrigeren Teilen derselben. Es sind die gewöhnlichen Strahlungsnebel oder Stratus (s in Fig. 11). Diese veründern wiederum die Tempera- tur- und andere Verhältnisse betrüchtlich. Die strahlende Flüche wird hauptsächlich nach der oberen Grenze der Strati zu gehoben. Im zentralen Gebiete der Antizyklone kónnen diese Kondensationsbildungen noch in grósseren Hóhen entstehen und bestehen. Nach der Bildung solcher (oder schon bei unsichtbaren schwächeren Kondensationsprodukten ) wird die untere Erkaltung sehr ermässigt. Die stürkste Inversiom ist wiederum gehoben, und in der, Nähe des Erdbodens kónnen sich Isothermien und schwache Wärmeabnahme entwickeln. Am Tage, bei stürkerer Insolation werden die Strati aufgelóst und ermüg- lichen, wie schon gesagt, die Erwärmung der unteren Schichten. Diese schützende Wirkung der Strati und Nebelbildungen muss wohl als die Hauptursache der mässigen Kälte in ausgedehnten Antizyklonen über den Ebenen, besonders in feuchteren Kli- maten angesehen werden. An den Randgebieten d der Antizyklone verhält es sich schon anders. Der Höhenföhn sinkt hier niedriger, hóhere Kondensationsprodukte kónnen nicht vorhanden sein, und an der Erdoberfläche bei d wird im allgemeinen eine stärkere Wärmeaus- strahlung als im Zentrum c ermöglicht. Da ausserdem der Höhenföhn bei e eine höhere Temperatur als bei a hat, wird die Bodeninversion oberhalb d ausserordentlich stark, obwohl von geringerer Mächtigkeit als über c.^ Es sind die Inversionserscheinungen im 1 Vol. z. B. Linke Aeronautische Meteorologie, II, S. 42. ? Hier wie überhaupt sind nur die reinen Fallstromerscheinungen und deren Folgen schematisiert und ist von den stórenden Erscheinungen durch Mischung, Leitung, Strahlung der Luft u. s. w. abgesehen. N:o 1. 88 Osc. V. JOHANSSON. Sinne Sürmes u. a., für welche oben mehrere Beispiele angeführt sind. Eine kräftigere Insolation vernichtet schnell eine solche leiehte Bodeninversion, und der mittügliche ver- tikale Luftaustausch bringt die fóhnartige Luft leicht aus der Hóhe zum Boden. Unter diesen Verhältnissen entstehen wohl die häufigsten Fülle extremster Sommerwärme (auch wohl teilweise die Gewitter) Die Konvektionsstrómungen vom Boden bilden ein neues Hindernis beim Herabsinken des eigentlichen Höhenföhns bis zur Erdoberfläche bei 5. Die geringere oder stärkere Entwicklung der Inversionserscheinungen in den stagnierten Schichten übt wiederum auf die primären Erscheinungen einen Einfluss aus. Je stärker die Stauung und Erkaltung wird, desto grösser können die horizontalen und ! Die Oberfläche der Inversions- auch die vertikalen Gradienten am Randgebiete werden. schicht bildet eine Gleitfläche, und je steiler diese ist, desto stärker kann die vertikale Komponente des Höhenföhns werden. Für die Stärke der Stauung ist die Friktion an der Erdoberflüche in erster Reihe bestimmend. Diese ist am grössten in den Gebirgen, am kleinsten über dem Meer. Auch in den Ebenen über Wäldern, Feldern, Seen und Flüssen können grosse Stauungs- unterschiede entstehen. An steilen Küsten sind auch die Gleitflächen am steilsten. In inniger Beziehung hierzu stehen wiederum die barischen und thermischen Gradienten. Die Abweichungen von den normalen Stauungsverhältnissen über den freien Ebenen rufen auch Störungen, d. h. Verstärkung oder Abschwächung der normalen Föhn- und Stauungserscheinungen hervor. Die thermischen Verhältnisse der Erdoberfläche haben selbstverständlich auch auf alle diese Erscheinungen einen wichtigen Einfluss. Beson- ders ist ja eine Schneeoberfläche für die Stauungserscheinungen günstig. Alle Verhältnisse dieser Art üben wiederum auf die antizyklonalen Bildungen und die ganze vertikale Zirkulation einen grossen Einfluss aus. Aber wenn auch sonst eine verschiedene Ausbildung der Antizyklonen und der Zirkulation zustande kommt, werden die Fallwind- und Stauungserscheinungen hierdurch modifiziert. Im Zentrum einer grossen flachen Antizyklone sind die Verhältnisse so, wie sie schon für das Gebiet a — c angegeben wurden. In einer schmalen Antizyklone, wie sie z. B. die Rücken- oder Keil- bildungen sind, nähern sich die Gebiete e—d dem Zentrum, und alle Eigenschaften dieser Gebiete werden somit bestimmend für den Charakter der Antizyklone. In erster Reihe wird die Feuchtigkeit und Kondensation in den unteren Schichten beeinträchtigt, und hierdurch werden die Strahlungsverhältnisse begünstigt. Besonders sind wohl die Ausstrahlungsverhältnisse von den Feuchtigkeitsverhältnissen in den unteren Schichten abhängig, und die Inversionserscheinungen sind somit in solchen Gebieten stark, obwohl von geringer Mächtigkeit. Hieraus erklärt es sich wohl, dass man im allgemeinen die ! Hann hat auch diese Rückwirkung der unteren Kaltluftseen auf den Höhenföhn oben längst erkannt. Vgl. Sitzungsber. der Wiener Akademie II Abth. 1885, S. 64, 72 u. s. w. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 89 sekundären Hochdruckgebiete sehr heiter und bei abwesender Sonne sehr kalt findet. ' Zu ähnlichen Ergebnissen kommt man auch von einem anderen Gesichtspunkte, den wir früher der Kürze wegen durch den Ausdruck „Reaktionsströme“ angedeutet haben. Es ist nämlich einleuchtend, dass, wenn ein Ast der Zirkulationsströmung aus irgend einem Grunde verstürkt wird, die Kontinuität fordert, dass auch die übrigen Teile der Strombahn eine Verstärkung erleiden. Wenn z. B. ein starker aufsteigender Luftstrom sich durch starke Niederschläge oder sogar durch Gewitter kundgibt, so ist auch der Zufluss durch die Winde in den unteren Luftschichten stark, und weiter kónnen wir schliessen, dass im allgemeinen verstärkte absteigende Luftströme einander örtlich (und daher meistens auch zeitlich) nahe liegen. Dasselbe gilt auch umgekehrt. Das nämliche Kontinuitätsprinzip gilt wohl auch für den vierten Hauptast in der Vertikal- zirkulation, den Zufluss in der Höhe, über welchen wir jedoch im allgemeinen schlecht unterrichtet sind. Auf diese Weise wird auch z. B. das erwähnte Verhalten der sekun- dären Hochdruckgebiete zwischen Minima von grösserer oder geringerer Intensität ver- ständlich. Wichtig scheint hierbei jedenfalls, dass, wie gesagt, die absteigenden Ströme in diesen seichten Bildungen eine austrocknende Wirkung auf die unteren Schichten ausüben können. Die eigentlichen normalen Föhnerscheinungen selbst treten natürlich in diesen Fällen nur sehr schwach auf, besonders am Erdboden. Da diese sekundären Bildungen somit besonders bei den Bodeninversionen eine grosse Rolle spielen, ist es natürlich, dass die Untersuchung derselben und anderer Erscheinungen dieser Art sehr erschwert wird. Wenigstens ist es wegen der grossen lokalen Verschiedenheiten und der Unbeständigkeit der Gebilde schwer die Verhältnisse durch Mittelwerte darzustellen. Dass man jedoch sehr übereinstimmend und ausgeprägt auf der W-Seite der Antizyklonen die stärksten und häufigsten Bodeninversionen gefun- den hat, beruht auf anderen allgemeinen Gründen, die wir hier noch hervorheben möch- ten. Erstens ist ja die W-Seite der europäischen Antizyklonen durch die starken oze- anischen Zyklonen im W am meisten beeinflusst. Nach dem W-Sektor kommt deshalb auch der N-Sektor bei den starken Minima in Nordeuropa in Betracht. Wichtig ist auch die Dauer der Inversion, welche wiederum nicht nur durch die Beständigkeit und Grösse der Antizyklone, sondern auch durch deren Fortpflanzungsrichtung bestimmt wird. Auf der Vorderseite der Antizyklone fangen die Inversionen an, auf der Rückseite erreichen sie ihre grösste Entwicklung. Die Antizyklonen bewegen sich vorwiegend nach E und SE”, die Inversionen müssen sich mithin am deutlichsten auf der W- bis N-Seite geltend machen. Im Sommer ist die Richtung nördlicher als im Winter, die Inversionen zeigen nach W. PEPPLER (1. c.) die entsprechende Verschiebung. Ausser den vorherge- ! Vgl. die obigen Beispiele, besonders auch die Typen der Sommernachtfröste von Jurwa. S. 52. ? Nach BRounow Repert. f. Meteor. B. X. N:o 8, 1886. N:o 1. 90 Osc. V. JOHANSSON. henden thermischen Verhältnissen an der Erdoberflüche kommen noch manche andere Umstánde hinzu, vor allem der thermische Charakter der horizontalen Winde in den verschiedenen Schichten und Sektoren. Auf diese Umstände, die in der einschlügigen Literatur schon genügend berücksichtigt sind, will ich nicht weiter eingehen. Auch Inversionen dieser Art können sich besser auf der W- als auf der E-Seite geltend machen, weil die Winde in jener von S, in dieser von N wehen und die oberen Schich- ten früher als die unteren treffen. Die normalen Fallwinde auf der E-Seite der Anti- zyklonen können darum als mehr boraartig, diejenigen auf der W-Seite als mehr föhn- artig aufgefasst werden. Noch ist zu erwühnen, dass die gróssere Luftbewegung und im Winter auch die Wärme der vorhergehenden Zyklonen das Absteigen des Fallwindes bis zur Erdoberfläche auf der E-Seite der Antizyklonen begünstigen.' Hier ist es auch leichter eine fóhnartige Erwärmung zu erkennen, da der Wind sonst kalt ist. 2. Bemerkungen über die typischen Fóhnerscheinungen und die Entstehungstheorie BirrwirrERns. Nachdem wir somit die wichtigsten Eigenschaften des normalen Föhns und die damit verknüpften Stauungserscheinungen klargelegt haben, kónnen wir zu den eigent- lichen durch Gebirge hervorgerufenen Fóhnerscheinungen übergehen. Wir kónnen uns nunmehr ziemlich kurz fassen und auf die betreffende Literatur verweisen. Wir wollen fortwährend die verschiedenen Entstehungsarten, welche BiLLwILLER (l. c.) angibt, in der umgekehrten Ordnung anführen. Als erste und einfachste durch Gebirge hervorgerufene Stórung des normalen Fóhns müssen wir diejenige annehmen, wo sich ein Gebirge in der Mitte einer Antizyklone befindet. Hierdurch wird wie Birr- wiLLER (l. c. S. 212) hervorhebt, der normale Höhenföhn lokal verstärkt. Er erklärt dies folgendermassen: „Bei der Annäherung an das aus der Niederung emporragende Gebirge treten Stauungen ein, und es muss die niedersinkende Strömung bei der Veren- gung ihrer Bahn in den Thälern an Intensität und Beschleunigung gewinnen.“ Dieses letzte Moment ist wohl die wichtigste Ursache, aber eine erhöhte Stauung im gewöhn- liehen Sinne kann man wohl nicht annehmen, wenigstens nicht als gróssere Luftruhe. Die absteigenden Ströme werden nämlich durch die verdichteten Gradienten an den Abhängen nach den Seiten stärker abgelenkt. Auch hierdurch wird der Höhenföhn ver- stärkt. Schliesslich fliesst auch die an dem Gebirge durch Ausstrahlung erkaltete Luft herunter und verstärkt ebenfalls den Höhenföhn. Es entstehen somit im Zentrum der Antizyklone ähnliche Verhältnisse wie sonst an den Randgebieten. Die Inversions- ! Vgl. auch die theoretischen Betrachtungen TEISSERENC DE Bonmrs. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 91 erscheinungen kommen trotz heiterem Himmel nicht zur vollen Geltung, da die kalte Luft abfliesst. Wo aber die Bodenkonfiguration dem weiteren Abfluss Hindernisse dar- bietet, sammelt sich die kalte Luft, und die gewöhnlichen Stauungs- und Inversions- erscheinungen treten in verstärktem Masse auf. Die Gebirge begünstigen also das Entstehen der heiteren „Löcher“ in der Atmosphäre, durch welche die Strahlung ver- stärkt vor sich gehen kann, und naheliegende abgeschlossene Talkessel und ähnliche Sammelbecken werden der Ausstrahlungskälte ausgesetzt. Manche Figenschaften des Gebirgsklimas werden hierdurch erklärt. Die eigentlichen föhnartigen Erscheinungen treten in diesem Falle hauptsächlich nur an den Berggipfeln und an den Berghängen und vorwiegend im Winter auf. An Sommertagen wird diesen Erscheinungen durch die stärkeren aufsteigenden Konvektions- strömungen entgegenwirkt. Der Höhenföhn, den HANN zuerst auf den Berggipfeln nach- gewiesen hat, ist schon teilweise eine Abweichung dieser Art von dem normalen Höhen- föhn in der freien Atmosphäre. Zu dieser Klasse gehören zum Teil auch die Fälle mit gleichzeitigem Föhn auf beiden Seiten der Alpen, auf welche Birrwizzer (l. c. S. 209 — 211) aufmerksam gemacht hat. Teilweise sind diese nach unserer Ansicht schon den typischeren Fóhnwinden zuzuzählen, zu welchen wir jetzt übergehen wollen. Wie schon hervorgehoben worden ist, scheint es am nächsten zu liegen auch die typischen Fóhnerscheinungen als abnorme Verstärkungen des normalen Föhns, der vor- wiegend in der Hóhe über Antizyklonen vorkommt, zu betrachten. Die erste einleitende Ursache der Erscheinung wäre somit dieser normale schwache Höhenföhn. Die nächste und wohl auch wesentlichste Ursache zu der Verstärkung dieses Hóhenfóhns wäre die Stauung durch den Einfluss der Gebirge. In der normalen vertikalen Zirkulation zwi- schen der Antizyklone und Zyklone tritt mit anderen Worten eine Störung ein, weil das Gebirge die Zirkulation verhindert. Auf der anderen Seite des Gebirges kann die Strö- mung ziemlich normal weitergehen, da aber der Zufluss vom Gebirge her abgesperrt ist, entstehen hier grosse horizontale Druckgradienten und auch gegen unten gerichtete verti- kale Gradienten. In den Fällen mit typischeren Föhnerscheinungen hat man wohl, so- viel ich weiss, immer eine Antizyklone oder sagen wir einen Rest einer Antizyklone auf der anderen Seite des Gebirges. Wir können uns also in Fig. 11! das Gebirge etwas nach der Seite, z. B. nach links verschoben denken. Der Höhenföhn ist vorhanden, die Luft fliesst auf der rechten Seite des Gebirges zu, wird wohl zum Teil nach oben, zum Teil wenigstens unter gewissen Umstünden auch nach unten abgelenkt. Da dieselbe im allgemeinen nicht weiter rechts gegen den Gradienten abfliessen kann, muss Stauung entstehen. Die Föhnerscheinungen, die auf dieser antizyklonalen Seite des Gebirges auf- ! Ich will die typischen Föhne hier nicht durch besondere Figuren veranschaulichen, weil die Ver. hältnisse, wie die Literatur zeigt, sehr mannigfaltig sind. N:o 1. 92 Osc. V. JOHANSSON. treten, sind im allgemeinen normale Föhnerscheinungen, die nicht bis an die unteren Schichten reichen. Es können hier aber verschiedenartige Verhältnisse entstehen, abhän- gig von der Stärke und Neigung des Höhenföhns, von der Bodenkonfiguration u. s. w. Auf dem Kamm des Gebirges selbst können sich ähnliche wechselnde Verhält- nisse geltend machen. Anfangs hat man hier wohl immer den normalen Höhenföhn, der später immer mehr in eine horizontale Strömung übergeht, und schliesslich können, wie gesagt, auch aufsteigende Ströme entstehen. Diese verursachen die Föhnmauer und auf der Luvseite die Niederschläge. Auf der Föhnseite des Gebirges ist anfänglich auch der Höbenföhn schwach vor- handen. Unten findet der Abfluss gegen die Depression statt. Da der Zufluss längs der Erdoberfläche abgesperrt ist, genügt der normale Höhenföhn nicht den Abfluss zu ersetzen. Es entsteht auf dieser Seite des Gebirges somit ein Luftdefizit. Das Gefälle zwischen den beiden Seiten des Gebirges wird also abnorm verstärkt. Dieses Gefälle pflanzt sich allmählich auch nach oben fort. Die gestaute Luft muss schliesslich immer mehr das Gebirge überfliessen, es entsteht ein Gefälle nach unten, der typische Föhn bricht aus. Als erstes Moment der Erscheinung ist also der normale Höhenföhn zu betrach- ten, als zweites und für die anormale Stärke wichtiges Moment gilt die Stauung, und als drittes aber unwichtigeres kommt schliesslich der Abfluss hinzu. Man könnte noch die weiteren Äste der Zirkulation berücksichtigen, den horizontalen Zufluss in der Höhe und den aufsteigenden Strom in der Depression. Alle Umstände, die eine von diesen Phasen der Zirkulation beeinflussen, wirken auch auf die Stärke und Art der Föhner- scheinungen ein. Vor allem kommt eine Verstärkung der Stauung durch die Boden- konfiguration in Betracht. in zweiter Reihe möchte ich die Verstärkung des Höhen- fóhns ansetzen, welche wiederum von den Eigenschaften der Antizyklone und dem Zufluss zu derselben abhängt. Erst in dritter Linie dürfte die Verstärkung des Abflus- ses, d. h. die Aspiration oder das Heraussaugen der Luft, besonders aus den Tälern, in Betracht kommen. Der typische Föhn wäre somit im allgemeinen der Hauptsache nach ein durch Stawung verstärker Höhenföhn. In der zurzeit angenommenen 'lheorie über die Ursache des Föhns wird nach BILLWILLER das Hauptgewicht auf die Aspiration gelegt. Aber in besonderen Fällen hat man doch diese Aspiration als weniger wichtig gefunden und Erklärungen mehr in Übereinstimmung mit dem obigen gegeben. So z. B. sagt Bıruwirzer (l. c. S. 209) über den gleichseitigen Fóhn auf beiden Seiten der Alpen: ,Erfolgt eine Zunahme des Luftdruckes beim Abziehen oder Ausfüllen einer barometrischen Depression durch eine Strömung mit bedeutender vertikaler Komponente, statt wie beim Nordföhn durch einen mehr horizontalen Luftzufluss, und stellt sich eine solche Strömung über dem Alpen- Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 93 gebiet ein, nachdem hier zuvor relativ niedriger Luftdruck geherrscht hat, so kann der absteigende Luftstrom Anlass zum gleichzeitigen Auftreten von Föhn auf beiden Seiten der Alpen geben.“ Man sieht also, dass auch BILLwILLER in diesen Fällen das Haupt- gewicht auf den normalen Höhenföhn legt. Man hätte demnach hier eine Art starker Föhnerscheinungen des einfachen auf S. 90—91 erwähnten Typus. Aber eine stärkere Stauung kommt auch hier offenbar hinzu. Sehr lehrreich ist der Fall am 14. April 1898, welchen BIiLLWwILLER näher behandelt hat. Am 12. und 13. herrschte schon N-Föhn auf der S-Seite der Alpen unter Einwirkung einer Depression, die nach E abzog. „Während der Nacht (zum 14.) trat nun über dem Alpengebiet rasches Aufklaren ein, offenbar unter dem Regime eines absteigenden Luftstromes, der über ganz Nord- und Zentraleuropa von einem beträcht- lichen Steigen des Luftdruckes gefolgt war.“ Eine deutliche Föhnströmung machte sich am 14. über dem ganzen Gebiet der Zentralalpen bei allen Winden zwischen N und SW über E geltend. „Dass ein Luftzufluss überall von oben herab stattfand, geht auch aus dem Umstand hervor, dass auf den Bergstationen der Luftdruck im Laufe des Tages noch etwas zunahm, während auf den 'Talstationen der Nordseite bereits wieder eine Abnahme stattfand unter dem Einfluss einer im NW (England) eintretenden neuen Depression. Die Aspirationswirkung der letzteren machte sich aber erst am 15. April durch eine Verstärkung der Föhnströmung geltend.“ Aber auch auf der S-Seite der Alpen hielt der Nordföhn noch bis zum 15. April gegen mittag an, obwohl, wie BILLWILLER selbst bemerkt, „die Annahme der Mitwirkung eines aspirierenden Depres- sionszentrums hier nach der Luftdruckverteilung ausgeschlossen war“. Wir sehen also, dass schon BILLWILLER in den Fällen dieser Art Erklärungen gibt, die mit den oben ausgesprochenen Ansichten ziemlich gut übereinstimmen. Haupt- sächlich hatten wir hier offenbar eine Verstärkung des normalen Höhenföhns. ' Wahr- scheinlich hatte das neue Minimum im NW schon am 14. hieran teil, aber nicht sowohl durch Aspiration unten als durch das „Zuschleudern“ ? oben. Auch die Stauung spielt hier, wie man leicht sieht, eine grosse Rolle. Dieser Stauwirkung hat BILLWILLER in anderen Beispielen eine ganz richtige Bedeutung zuerkannt. Wir zitieren BILLwILLER vollständig über die Ursachen des Nordfühns: , Veran- lassung zum Auftreten des Nordföhns geben die über dem nördlichen Mittelmeergebiet sich einstellenden Depressionen. Je tiefer diese sind und je näher ihr Zentrum den Alpen zu liegen kommt, umso intensiver tritt der Nordföhn auf, entsprechend dem Ver- halten des diesseitigen Föhns. Doch sind barometrische Minima nicht immer die Ursache des Auftretens von Nordfóhn. Lokal, d. h. innerhalb der südlichen Alpentäler, stellt ! Es sei erwähnt, dass derselbe sogar in Helsingfors gleichzeitig seine Wirkungen ausübte. ? Vgl. Körpen, Meteor. Zeitschr. 1898, S. 165. N:o 1. 94 Osc. V. JOHANSSON. sich dieser auch ein, wenn im N der Alpen von W oder NW her eine rasche Zunahme des Luftdruckes erfolgt, wie dies auf der Rückseite einer ostwürts abziehenden Depres- sion der Fall ist. Es tritt dann am Nordfuss der Alpen eine Stauung der Luft und damit ein bedeutender barometrischer Gradient gegen S ein, da die Bewegung der Luft- massen an der Scheidewand der Alpen ein Hindernis findet. Dadurch entsteht eine Gleichgewichtsstörung und es wird durch den Überdruck von N her die Luft gleichsam aus den Tälern herausgepresst, wobei Föhnbildung eintritt one Mitwirkung von Aspi- ration durch ein barometrisches Minimum im S. Der Luftdruck ist in diesen Fällen auf der Südseite des Gebirges wie im N im Steigen, die Depression also in Abnahme begriffen. Das Motiv des Nordfühns liegt in diesen Fällen also nordwärts der Alpen.“ Ich habe hier wiederum einige Worte kursiviert, um hervorzugeben, dass die Auffassung BirLwitters hier mehr als in den übrigen Typen mit der unsrigen übereinstimmt. Wir sehen dabei zunächst von dem ersten Teile des Zitats ab, wo von dem ,Aspirations- föhn“ gesprochen wird. Bei der anderen Art des Nordfóhns, welche nach BILLWILLER z. B. in Bergell die häufigere sein dürfte, haben wir in der obigen Erklärung nur die Anerkennung des Höhenföhns vermisst. Es ist zu verwundern, dass BiLLwILLeR hier kein Wort über den Zufluss aus der Höhe erwähnt, obwohl die Wetterlage in den Fällen dieser Art ziemlich ähnlich derjenigen in dem schon besprochenen "Typus ist, für welche der 14. April 1898 ein Beispiel war. Ich will mich hier nicht mit dem Nachweis eines solchen Höhenföhns aufhalten, weil ich bei der Betrachtung der typischen „Aspirationsföhne“ einen solchen zu geben versuche. Bei dem Nordföhn, der auch nach BILLWILLER vorzugsweise durch Stauung zustande kommt, wäre dieser Nachweis selbstverständlich viel leichter zu führen, was man schon aus dem ana- logen Auftreten der beiden zuletzt erwähnten Typen schliessen kann. Eine Stauung von grösserer Bedeutung tritt ja überhaupt nur dann ein, wenn gegen das Gebirge geneigte absteigende Luftströme vorhanden sind. Ich nehme darum an, dass auch Bırr- WILLER hier einen Höhenföhn als einleitendes Moment voraussetzt und nicht an eine Stauung von nur ganz horizontalen Winden gedacht hat. ' Wir gehen jetzt zur Betrachtung der typischen Föhnwinde über und wollen uns vornehmlich mit dem durch alle seine Eigenschaften ausgeprägtesten und zugleich bekann- testen Föhn, dem S-Föhn auf der Nordseite der Alpen, beschäftigen. BILLWILLER, Hann, PERNTER u. a. haben übereinstimmend gezeigt, dass dieser Föhn beinahe ausnahmslos unter Einwirkung einer Depression im W bis N entsteht. In seiner mehrmals zitierten ! Aus TRABERTS und Krems Notizen über den Nordföhn in Tragöss (Met. Z. 1898, S. 63) könnte man schon Belege für das Dasein eines Höhenföhns sowohl aus den direkten als aus den inversen Wirkun- gen auf beiden Seiten des Gebirges herleiten. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 95 Übersicht über sämtliche Föhnarten nennt Birıwırzer als nächste Ursache des Föhns „die zeitweise auf beiden Seiten des Gebirges auftretenden Luftdruckdifferenzen“. In diesen Punkten ist also nichts zu bemerken, die Übereinstimmung mit den obigen Aus- führungen ist vollständig. Wie entstehen aber diese Gradienten? Wie er schon 1878 hervorgehoben hatte, sagt er noch (l. c. Met. Z. 1899), „dass es die durch in grösserer oder geringerer Entfernung vorüberziehende barometrische Minima erzeugte Aspiration ist, welche die Luft aus dem Alpenvorland gegen das Gebiet niedrigeren Druckes zustró- men lässt und dass dabei die Luft aus den Tälern gleichsam herausgesaugt wird. Infolge der dadurch entstehenden Störung des Gleichgewichts, d. h. des über dem Alpenkamm entstehenden barometrischen Gradienten, strómt die Luft oben von der anderen Seite des Gebirges in den luftverdünnten Raum der Tüler.* In dieser Erklärung vermisst man in erster Linie wiederum eine Erwähnung des Höhenföhns, den er in den schwächeren Fóhntypen richtig als die Erscheinung einleitend betrachtet. Auch ist der Abfluss auf der N-Seite allein als Ursache der Druckdifferenzen hervorgehoben und diesem Minus kein Plus, sondern nur ein Nullwert auf der anderen Seite des Gebirges entgegengestellt. In der erwähnten Klasse des Nordföhns hat BILLwIiLLER, wie wir sahen, umgekehrt nur das Plus in dem Entstehen der Stauungsgradienten betont. Es ist auch ohne Zweifel richtig, dass in diesen verschiedenen Föhnarten der Abfluss und der Zufluss eine ungleiche Rolle im Sinne BiırrLwirvers spielen, aber auf alle Fälle muss man wohl doch den Zufluss berücksichtigen. Man versteht dies schon leicht, wenn man den Höhenföhn berücksichtigt. Dass die Annahme eines Höhenföhns auch BILLwILLER nicht ganz fremd war, geht aus einer anderen Stelle hervor. Nachdem er die schwachen Föhnarten in einer Anti- zyklone erwähnt hat, stellt er diese mit dem typischen Fóhn zusammen, indem er sagt: „Es tretens übrigens nicht selten Übergangsformen dieser beiden Föhnarten auf, nämlich dann, wenn ein sich näherndes barometrisches Minimum beginnt sich geltend zu machen. Die kalten, schweren, stagnierenden Luftmassen der Niederung bleiben dann noch eine Zeit lang stabil und werden nur allmählich von der durch die Wechselwirkung der Depression und Antizyklone bedingten, in den oberen Regionen zuerst auftretenden Strömung erfasst, worauf schon hingewiesen wurde. Die unter dem Regime der Anti- zyklone zuerst nur lokal auftretende Föhnströmung an den Berghängen und in den Alpentälern wird dann durch die aspirierende Wirkung des Barometerminimums verstärkt und breitet sich allmählich über das ganze nördliche Alpenvorland aus. Der Föhn der Antizyklone geht dabei unvermerkt in den typischen Föhn über.“ Dieser von Biırrwir- LER geschilderte Übergang ist offenbar nicht selten, sondern vielleicht immer vorhanden, wenn man auch auf schwache sowohl direkte als inverse Erscheinungen des normalen Föhns Rücksicht nimmt. N:o 1. 96 Osc. V. JOHANSSON. Der beste Beweis dafür, dass der typische Fóhn wie andere durch Gebirge zustandegekommene Föhnerscheinungen mit dem normalen Föhn der Hauptsache nach iden- tisch ist, liegt in der Ähnlichkeit der Wetterlage bei allen diesen Fallwinderscheinungen. Dieser Beweis wurde schon oben geliefert. Die Wetterlage bei dem typischen S-Föhn ist ja genau dieselbe, wie sie SürING bei seinen normalen Föhnerscheinungen fand. Doch ist, soviel ich weiss, diese Übereinstimmung früher nicht hervorgehoben und in Anwen- dung gebracht worden. Wie nahe eine solche Vergleichung liegt, zeigt folgendes Bei- spiel Sürines. Er sagt (l e. S. 413): „Interessante Belege für die Wirkung des herab- sinkenden Luftstromes bietet die heisse Augustperiode 1892. In der Zeit vom 13. bis 24. August zeigte sich um 7 a Temperaturumkehr mit der Höhe (zwischen Pare S. Maur und dem Eiffelthurm) am 13., 16. bis 18. und am 23. Aug. An denselben Tagen und nur an diesen wurde in Pare S. Maur die Temperatur von 30° überschritten, aber es waren dort die Morgentemperaturen am 14., 17. und 24. höher als am Vortage.“ Die Wetterlage war die gewöhnliche mit Depressionen im NW. Normale Föhnerscheinungen waren also in Paris vorhanden. Auf der folgenden Seite der Meteor. Zeitschrift berich- tet auch v. Kerner über Föhn in den Zentralalpen: „Vom 18. bis 25. wehte mit Unter- brechungen Fóhn (in Trins) und der 18. war der heisseste, der 19. der trockenste Fóhn- tag, der hier bisher beobachtet worden.“ „Entsprechend der ungewöhnlichen Trocken- heit, welche die Föhnluft in Trins hatte, war auch die Feuchtigkeit, mit welcher sie den Zentralalpenkamm überschritt, viel geringer als sonst.“ Eine Föhnmauer fehlte oben am 18. und 19., und die Feuchtigkeit betrug in 3000 m Höhe 61— 55 °/,. Dieses Bei- spiel zeigt, dass der Höhenföhn sowohl in Paris wie in den Alpen vorhanden war. Er verursachte die Inversion in Paris, die grosse Hitze daselbst und im ganzen W- und Zentraleuropa ! und endlich auch die typischen Fóhnerscheinungen in den Alpen. Wie allgemein die Ausbreitung dieses Hóhenfóhns beim typischen Fóhn ist, zeigt u. a. auch die von Körren ? und SCcHIPTSCHINSKY ” hervorgehobene grosse Temperatur- inversion, welche sich am 6. Dezember 1910 zwischen Hamburg und dem Bodensee, am folgenden Tage u. a. in Pawlowsk und Helsingfors (in 480 m Höhe — 3.9”, in 840 m Höhe + 6.8”) zeigte. Körren fügt hinzu: „An der Nordseite der Alpen herrschte, sowohl in der Schweiz als in Österreich, starker Föhn: besonders die Höhenstationen und die Inntäler meldeten hohe Morgentemperaturen — -—- — das Vorland war in der gleichen Seehöhe mit den letzteren weit kälter“. Den Föhncharakter der ganzen ! Vgl. z. B. Meteor. Zeitschr. 1892, S. 424. Dass der normale Föhn auch bis zum Boden drang, zeigen u. a. die vielfach hohen Nachttemperaturen in Belgien, Deutschland, Russland u. s. w. (vgl. auch J. SCHUKEWITSCH Repert. für Meteor. XVII, N:o 5), ? Meteor. Zeitschr. 1911, S. 118. und aus dem Archiv d. Deutschen Seewarte 1911, N:o 5. 3 Meteor. Zeitschr., 1911, S. 119. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstrüme. 97 Jg Jg Erscheinung hat KórrEN schon erkannt, indem er sagt: „Dass auch die warme Luft- schicht über Hamburg und Lindenberg ihre hohe Temperatur einer intensiven absteigen- den Bewegung verdankte, das beweist ihre ausserordentliche Trockenheit.“ — — — „In den Alpentülern war diese absteigende Bewegung räumlich eng begrenzt: ein lokales Sich-Einbohren der oberen potentiell warmen Luft in die kalte Unterschicht in den Mulden.* Leider hat Körren die Erscheinung nicht mit der typischen Fóhn-Wetterlage in Zusammenhang gebracht und keine Verallgemeinerung durchgeführt. ' Durch die oben schematisierten Betrachtungen lassen sich alle Einzelheiten in diesem und anderen Bei- spielen dieser Art erklären. Wir wollen aber einen genauer untersuchten Fall mit typischem S-Föhn kurz betrachten und wählen hierzu den Föhn vom 13. Januar 1895, welcher von BILLWIL- LER? sehr eingehend geschildert ist. Ich wähle diesen Fall deshalb, weil derselbe als Typus auch in Hanxs Lehrbuch (S. 599—601) angeführt ist, und vor allem weil schon BILLWILLER alle nach unserer Ansicht wichtigsten Umstände bei der Erklärung berück- sichtigt hat. Ich verweise auf die ausführliche Monographie BILLwILLERs (l. c.) und will hier nur einige herausgegriffene Sätze anführen, um dazu einige Bemerkungen hinzu- zufügen. In Fig. 12 habe ich die synoptische Karte für den 13. Januar morgens ange- führt.” Die Wetterlage war also die typische. Wir wollen aber wie BILLWILLER mit dem Vortag anfangen. Da war die Wetterlage schon ähnlich, die Depression im NW noch nicht so intensiv und eine andere (750 mm) über der Adria vorhanden. Der schwache Hochdruckrücken zwischen diesen Minima verschiebt sich von W über die Alpen. BILLWILLER sagt, dass das Minimum im NW noch ohne Einfluss auf die Witte- rung in den Niederungen der Nord-Schweiz war. Hierzu füge ich hinzu, dass die inversen Wirkungen eines Hóhenfóhns offenbar vorhanden waren, indem eine starke Inversions- kälte unten hervorgerufen wurde. Im Rhonetale erreichte die Temperatur an stagnierten Orten am Morgen — 21 bis — 23^, stieg aber rasch im Laufe des Tages. Im Flach- lande und in den östlichen Tälern bemerkt man noch eine Zunahme der Kälte. In der Höhe war der normale Fóhn schon deutlich zu erkennen. Dass der Wind am Säntis schon am 11. von NE über E und S nach WSW sich drehte und eine Stürke von 50 km pro Stunde annahm, scheint ein erster Einfluss des herannahenden Minimums gewe- sen zu sein. Am 12. wehte der Wind am Säntis schwach von S und SE. Dieser Wind war offenbar ein absteigender, d. h. durch den Zufluss oben von dem Minimum hervor- gerufener. Dies hat BizzwiLzer auch erkannt, indem er sagt: „Dass aber Wind schon ! Vgl. auch KóPPEN in Meteor. Zeitschr. 1907, S. 37 u. 1908, S. 570. ? Meteor. Zeitschr., 1895, S. 211. * Nach den grossen deutsch-dänischen Karten. N:o 1. 13 98 Osc. V. JoHANSSON. im Niveau von 2500 m mit einem Gefälle auftrat, scheint mir unzweideutig aus der ziemlich raschen Temperatursteigerung am Spätabend des 12. und der darauf folgenden Nacht, sowie aus der Abnahme der relativen Feuchtigkeit hervorzugehen. Die Tempe- ratur stieg 5° höher als in Zürich, die Feuchtigkeit sank schon am Abend d. 12 auf 45, war aber unten allgemein über 90 °/,.“ Ich füge hinzu, dass sich der Wind bei dem Temperaturanstieg von SE nach SW drehte und an Stärke rasch zunahm. Alle Zeichen eines Höhenföhns waren somit vorhanden. Weiter sagt BILLwILLER: „Die Luftdruck- TS 13.118 95! Mm DUNS N es IM À - D II E. BI HTML ET ET] I [UPON ’ \ CR o WS (A a Nee 9.2 e AZ Fig. 12. Die Wetterkarte für den Fóhntag 13. Januar 1895 morgens nach den grossen deutsch-dänischen Karten. zunahme, die im Laufe des 12. Januar auf dem Säntis noch stattfand, während unten in Zürich das Barometer fiel, muss demnach ohne Zweifel durch den starken Zufluss von Luft aus den oberen und südlich gelegenen Regionen erklärt werden.“ Etwas früher wird gesagt, dass das Maximum des Luftdruckes auf der S-Seite der Alpen teils thermisch, „zum Teil aber ofjenbar auch durch die Stauung der von SE her zufliessenden Luftmassen an der Alpenwand erklärt wird“. Ohne Zweifel spielt diese Stauung eine grössere Rolle als die thermische Wirkung. Wie gross die Stauung und die hierdurch entstandenen Gradienten waren, zeigen die von BILLWILLER gezeichneten Isobaren. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 99 Über die weitere Entwicklung sagt Bircwirzer, dass die obere nach Norden gerichtete Luftströmung „über die unterste kalte und noch stagnierende Schicht hinweg- floss“. „Die Temperaturerhöhung macht sich allmählich auch in den tieferen Regionen geltend, d. h. schreitet nach unten fort, und zwar geschieht dies in dem Verhältnisse, wie die südliche Luftströmung sich abwärts ausbreitet. Die frei, d. h. über der Thal- sohle gelegenen Stationen in der Höhe von 1000 bis 1200 m, wie Guttannen, Beaten- berg, Schwäbrig und auch der vom Alpenkamm ziemlich weit entfernte Chaumont im Jura zeigen bereits eine Temperaturzunahme von Mittag auf den Abend (des 12.)* u. s. w. „An den meisten Thalstationen ist von einer Temperaturzunahme noch nichts zu merken, sondern es macht sich noch der normale tägliche Gang mit der Erkaltung gegen Abend gelten.“ Hier sehen wir also, dass schon Brzzwizzer die Föhnströmung von oben nach unten sich fortpflanzend findet. Von einem ,Heraussaugen aus den Tälern“ könnte hier nicht die Rede sein. Hauptsächlich war hier bisher nur ein nor- maler Fóhn vorhanden. Aber gehen wir in der Beschreibung weiter: ,Erst gegen Mit- ternacht stellt sich im Reusstal, im Innthal, sowie im mittleren Rheinthal Wind ein und zwar als eigentlicher Föhn, der bis zur Thalsohle im Niveau von 4—600 m sich senkt. Sehr zu beachten ist es, dass diese Thäler, in denen er zuerst auftritt, diejenigen sind, die durch die niedrigsten Alpenpässe in Kommunikation mit der Südseite der Alpen stehen. — — — Es ist hier eben der barometrische Gradient am stärksten und daher die Aspiration am wirksamsten. Im Aarethal sowie im Linthal und im Engelbergerthal, die alle drei durch eine zweite hohe Gebirgskette vom Süden getrennt sind, tritt der Fóhn erst ca. 10 Stunden spáter, nümlich gegen Mittag den 13. Januar auf.^ Diese Erscheinung bietet nichts Auffallendes, und ihre Erklärung ist aus den obigen allgemei- nen Erórterungen leicht ersichtlich. Man kann kurz sagen, dass der typische Fóhn dort am frühsten beginnt, wo die gestaute Luft am leichtesten den Alpenkamm überfliessen kann. Grössere Gradienten als an anderen Stellen sind offenbar hierbei nicht nötig. Vielmehr muss man wohl annehmen, dass unter sonst ähnlichen Verhältnissen eine grös- sere Kammhöhe mit stärkeren Gradienten beim Föhnausbruch verbunden werden muss. Für gleichzeitige Gradienten ist aber nicht die Passhóhe, sondern mehr die Breite des Gebirges bestimmend. Tiefe Einschnitte im S und N werden somit die Gradienten bei gleicher Passhóhe verstürken. Bedenkt man dies und dass der Fóhn selbst die Gradien- ten verstärkt, so wird die Erklärung BILLWwILLERs verständlich. Die weiteren Betrachtungen Brzzwirrers über diesen Föhn vom 12— 13. Januar 1895 sind den sekundären Depressionen gewidmet, und auf diese werden wir etwas später zu sprechen kommen. Hier wollen wir aber nochmals feststellen, dass wenigstens in diesem Falle bereits von BILLWILLER das Dasein eines Höhenföhns schon vor dem Ausbruch des typischen Föhns bewiesen wurde, weiter dass er die Stauung auf der N:o 1. 100 Osc. V. JOHANSSON. Südseite des Gebirges als die wesentliche Ursache des Überdrucks daselbst erkannte und schliesslich, dass er eine Fortpflanzung der Erscheinuny von oben nach unten vorfand. Auf die Aspiration auf der N-Seite der Alpen hat er hier kein allzu grosses Gewicht gelegt. Die Beobachtungen gaben dazu keine Veranlassung. Ich móchte hier noch auf die Kälteinsel aufmerksam machen, welche in Fig. 13 nach BILLWILLER dargestellt ist. Dieselbe liegt zwischen den Alpen und dem Jura, zwischen dem Boden- und dem Genfer See. Eine genauere Erklärung derselben ist von BILLWILLER nicht gegeben. Wie schon angedeutet wurde, kann man dieselbe hier wie allgemein als eine inverse Wirkung des Höhenföhns betrachten. Hier bleibt der Höhen- fóhn am weitesten vom Boden entfernt. Im S bohrt er sich zu einem durch die Gebirge verstärkten typischen Föhn weiter nach unten, im N des Kältegebiets sinkt die untere Jsothermen, .JanB95, „7 MUTET Niveau von Fig. 13. Isothermen des Fóhntages d. 13 Jan. 1895 nach BILLWILLER. Grenze des Höhenföhns langsam bis zum Boden. Hier spielt auch der Jura eine ähn- liche, aber viel schwächere Rolle als die Alpen, und ausserdem kommt die Advektion durch die horizontalen Windkomponenten in Betracht. ' Dass eine allgemeine Aspiration nach N und NW längs der Erdoberfläche nicht stattfand, zeigen u. a. auch die schwachen wechselnden Winde auf der N-Seite der Alpen. In der N-Schweiz wehten die Winde sogar meistens aus nördlichen Rich- tungen. Ähnlich sagt Haxw in seinem Lehrbuch (1901, S. 599): „Es giebt übri- gens zuweilen auch Föhnwinde in den Tälern, dann allerdings nur sporadisch, ohne dass im Alpenvorland ein lebhafterer Süd- oder SW-Wind bemerkt wird“. ,Kleinere Druck- ' Vel. die Ähnlichkeit mit der Kälteinsel am 19. November 1909 an der N-Küste des Finnischen Meerbusens (siehe S; 35). Das Meer wirkte dort ühnlich wie hier die Alpen. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 101 differenzen oder Drucksteigerungen auf der Südseite der Alpen“ werden als Ursache hiervon angegeben. Der erwähnte von BILLWILLER dargestellte Fall ist auch dieser Art, aber hier waren die Druckdifferenzen sehr gross. Im allgemeinen muss man sagen, dass BILLwILLER in seinen späteren Arbeiten über die typischen Föhnwinde immer mehr die Druckdifferenzen als die für die Entste- hung der Erscheinung wesentlichsten betrachtet. Auf die Aspiration legte er dagegen später kein grosses Gewicht mehr. Entweder ist diese Aspiration gar nicht erwähnt oder die Verhältnisse sind so geschildert, dass diese Aspiration nicht als Hauptsache angesehen werden kann. Ich möchte in dieser Beziehung zu dem, was oben schon angeführt ist, noch einige Zitate hinzufügen. Bei der Beschreibung des Föhns am 19. —22. Mäız 1900 bietet er einige allgemeine Sätze von Interesse: „Die Erscheinung, dass der Föhn zunächst in den oberen Schichten auftritt und nur allmählich sich nach unten senkt, bildet namentlich in der kälteren Jahreszeit die Regel. Es erfolgt diese Senkung immer zuerst in den tief eingeschnittenen Alpentälern, offenbar weil hier, in den am weitesten in das Gebirgsmassiv sich erstreckenden Furchen des Terrains der Gradient am beträchtlichsten ist. Die Verdrängung der über den Niederungen des Alpenvorlands stagnierenden kalten Luft durch die warme Föhnluft, resp. die Vermi- schung mit dieser vollzieht sich nur langsam. So kommt es, dass der Föhn in den Alpen- tülern oft 2—3 Tage heftig weht und erst später in einiger Entfernung von den Alpen sich bemerkbar macht. In einzelnen Fällen bleibt indessen sein Auftreten auf die Alpen- täler beschränkt, und es ist über dem Flachland nur in den oberen Schichten eine Luft- bewegung bemerkbar.“ Wir finden hier wiederum die Fortpflanzung der Erscheinung von oben nach unten deutlich hervorgehoben, und eine Aspiration aus den Tälern ist nicht erwähnt, sondern nur die Verstärkung der Gradienten wegen der tiefen Einschnitte in dem Gebirgsmassiv. Hierzu wäre wohl noch die niedrigere Passhöhe in Betracht zu ziehen (vgl. oben S. 99). Die Aspirationswirkung wird nicht einmal erwähnt, obwohl der Einfluss der Teilminima auf den Föhn anerkannt wird. BitLwiLLer sagt nämlich, nachdem er die Entstehung des Teilminimums nach dem Föhnausbruch und durch den- selben nachgewiesen hat: „Dass dabei beim Vorübergang des Teilminimums auf der Süd- seite desselben der Föhn sonst nicht häufig auftritt, ist selbstverständlich, da ja hierbei der Gradient verstärkt wird.“ Auch die antizyklonalen Verhältnisse und das Vorkommen eines Höhenföhns hat BILLWILLER, wie gesagt, mehrmals betont. Dies hat er auch schon in den von Win als für seine Theorie typisch angegebenen Beispielen gefunden, und er sagt bei Besprech- ung dieser Theorie ^ u. a.: „Vorerst ist nach der Ansicht von Hans, der ich mich voll- ! Meteor. Zeitschr. 1901, S. 1. ? Meteor. Zeitschr. 1903, S. 245. N:o 1. 102 Osc. V. JOHANSSON. stindig angeschlossen habe, der das Gebirge überwehende heftige Wind für die Entste- hung des Fóhns keineswegs ein notwendiges Requisit. Auch die von Wrrp untersuchten Fälle beweisen die Existenz eines solchen durchaus nicht, denn der auf den Passstationen beobachtete Wind von nur mässiger Intensität, kommt wenigstens im Anfang der Fühn- periode offenbar mit starkem Gefälle aus der Höhe herab, sonst wäre es schwer zu erklären, dass jenseits der Alpen bis nahe zur Passhóhe die Luft in vollkommener Ruhe bleibt, wie es tatsächlich der Fall ist.“ Man kann natürlich keineswegs den Einfluss der Aspiration in Abrede stellen, was aus dem obigen schon hervorgegangen ist. Der Abfluss gegen N ist ja notwendig für die Entwicklung des Hóhenfóhns. Eine Verstärkung des ersteren hat auch eine Verstärkung des letzteren zur Folge. Soll die Föhnluft der Alpentäler sich weiter über dem Alpenvorland ausbreiten, so muss selbstverständlich auch ein lebhafterer Strom nach N vorhanden sein. Ein solcher beschleunigt auch den Ausbruch des typischen Föhns, aber für diesen sind am nächsten die Druckgradienten bestimmend, und diese werden wiederum in erster Reihe durch den am Gebirge gestauten Höhenföhn hervor- gerufen. Ein näheres Eingehen auf alle Einzelheiten der Föhnerscheinung ist hier nicht bezweckt und auch gar nicht nötig. Hier wollten wir hauptsächlich nur eine Verall- gemeinerung der Fallwinderscheinungen durchführen und auf die hierdurch erzielten Vor- teile aufmerksam machen. Es handelt sich hier ausschliesslich um die Frage nach dem ersten Ursprung des typischen Föhns. Die allgemeinen Eigenschaften des Föhns sind durch die thermodynamische Theorie von Hann erklärt, und weitere sekundäre Einzel- heiten sind von einer Reihe von Föhnforschern klargelegt. Vielleicht würde die obige Betrachtungsweise auch geeignet sein auf gewisse teilweise noch unklare Fragen ein helleres Licht zu werfen. Ohne überzeugende Beweise liefern zu können — dazu genügt kaum ein Studium der Verhältnisse durch die Literatur — möchte ich hier zur Stütze der obigen Ausführungen noch einige solche Punkte andeuten. So z. B. dürfte die grosse Unruhe in der Föhnerscheinung, besonders der stoss- artige Charakter der Winde, durch die obigen Betrachtungen leichter verständlich werden. Ausser orographischen Verhältnissen scheint man in erster Reihe sekundäre Depressionen zur Erklärung solcher Erscheinungen herbeigezogen zu haben. Hann sagt z. B.:' „Dass heftige allgemeine Föhnstürme namentlich in den östlichen Teilen der Alpen durch Vor- übergang sekundärer Depression entstehen, ist wahrscheinlich. Das stossweise Wehen, Aussetzen und Wiederausbrechen des Föhn spricht für den Vorübergang kleiner Depres- ! Lehrbuch der Meteorologie, 1901, S. 603. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 103 sionen am Alpenrand. Aber zum Zustandekommen des Föhns in den eigentlichen Föhn- tälern, namentlich in den westlichen Teilen der Alpen, sind sie keineswegs nötig.“ Hier- nach wären somit die sekundären Depressionen in einigen Fällen die Ursache zu den Schwankungen, aber nicht in allen. Den Vorgang kann man aber auch folgendermas- sen auffassen. Der Höhenföhn ist allgemein vorhanden und leitet die Erscheinung ein. Er ist auf der einen Seite gegen das Gebirge abgelenkt und wird hier gestaut. Es kommt zu einer Anhäufung von Luft, grosse Gradienten entstehen, und die Flächen gleichen Druckes erhalten über dem Gebirge eine grosse Neigung. Unten ist die Neigung am grössten, und das Gleichgewicht wird durch die Scheidewand ermöglicht. Allmählich werden die Gradienten grösser und die Neigung der Druckflächen auch in den Schichten näher dem Kamm des Gebirges immer steiler. Hier bewirken die seitlichen Hindernisse, die Friktion an dem Gebirge und auch der Druck des absteigenden Komponenten des Höhenföhns, dass ein labiles Gleichgewicht entsteht, d. h. dass trotz der Neigung der Flächen anfangs keine grösseren Luftmassen über den Gebirgskamm fliessen können. Schliesslich wird jedoch auch hier die Neigung der Flächen so gross, dass die Spannung ausgelöst wird, eine Luftmasse stürzt über und fällt mit dem Druckgefälle schnell nach unten in den luftverdünnten Raum der Täler ein. Dies ist der erste eigentliche Föhn- stoss nach den vorhergehenden mehr ruhigen Erscheinungen des Höhenföhns. Dieser erste Föhnstoss hat, wie man leicht einsieht, Reaktionswirkungen im Gefolge. Er saugt Luft aus der Höhe, der Höhenföhn wird verstärkt. Teilweise erstreckt sich eine solche Saugewirkung auch auf die andere Seite des Gebirges, und es fliesst mehr Luft über, als der Ausgleich der Spannung erfordert. Jedenfalls sind die Gradienten nach dem ersten Föhnstoss verkleinert und die Neigung der Flächen weniger steil geworden. Es entsteht somit eine ruhigere Zwischenzeit. Aber, wenn die Verhältnisse sonst unverändert sind, fährt der Höhenföhn fort, der Überdruck wird aufs neue ver- grössert, und die ganze Erscheinung wiederholt sich, bis ein zweiter Föhnstoss folgt u. s. w. Man könnte diese ganze Erscheinung mit derjenigen vergleichen, welche statt- findet, wenn man ein Wassergefäss durch einen stetigen langsamen Zufluss füllt. Das Wasser fliesst in Tropfen über den Rand durch etwaige Unebenheiten in demselben. Diese Tropfen sind die Föhnstösse. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass die längst bekannten kleineren Druck-, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen vor dem Föhnausbruch offenbar Wirkungen des Höhenföhns sind. Sie sind wohl nur Ausdrücke der Schwankungen in den absteigenden Bewegungskomponenten und des Kampfes des Höhenföhns mit der Inver- sionsschicht. ' ! Wie oben angedeutet worden ist, habe ich in Helsingfors oft das Dasein eines Höhenföhns u. a. durch charakteristische Druckschwankungen erkannt. Man vergleiche die offenbar ganz änlichen Erscheinun- N:o 1. 104 Osc. V. JOHANSSON. 3. Kurze Bemerkungen zu den neueren Ergebnissen v. Frckkns. Auf einige andere Vorteile, welche die oben geschilderte Entstehung des Fóhns mit sich bringt, wollen wir durch eine kurze Besprechung der sehr interessanten Über- sicht von H. v. Ficker ' über seine „Insbrucker Fóhnstudien IV“ aufmerksam machen. Es mag sofort hervorgehoben werden, dass ich in dieser Arbeit v. Kickers die besten Bestätigungen für die Richtigkeit der obigen Auffassung der Föhnerscheinungen gefunden habe.” Auch v. Froxer findet durch eingehende Studien der Vorgänge selbst, dass ein weiterer Ausbau der Theorie BILLWwILLERS notwendig ist. Er versucht einen solchen zu liefern, und man kann sagen, dass er hierbei die Erscheinungen des typischen Fóhns ganz wie diejenigen eines normalen schildert. Alle Wirkungen des normalen Hóhenfóhns werden erwühnt, aber dieser wird doch nicht als ein solcher erkannt. Wie sein Schema (1. c. S. 448) deutlich angibt, ist nach ihm nur längs der Leeseite des Berges eine absteigende Bewegungskomponente vorhanden, aber weiter im Tale wäre nur eine horizontale Fóhnstrómung zu finden. Ich verweise auf die Arbeit v. Froxers und móchte hier nur auf einige Punkte aufmerksam machen. Inbetreff der beiden "Theorien von BILLWILLER und Wirp? sagt v. Ficker u. a.: » BILLWILLER verlegt die Ursache dieses Herabsteigens ganz auf die Leeseite des Gebir- ges, erklärt alles durch der aspirierende Wirkung der Barometerdepressionen. Letztere versetzen zuerst die Luft über die Ebene in abfliessende Bewegung. Luft aus dem Alpenvorlande, aus den Alpentälern strömt nach, es gerät die Luft über dem Gebirge in absteigende Bewegung und zuletzt tritt auch eine Strömung auf der Luvseite gegen das Gebirge ein. — — — BILLWILLERS Theorie hat bei den Meteorologen mit Recht mehr Beifall gefunden. Wenn wir jedoch auf Grund dieser Theorie die Verhältnisse im Nord- tiroler Fóhngebiete untersuchen, stossen wir auf eine beträchtliche Schwierigket. Man müsste erwarten, dass der Fóhn zuerst im Alpenvorlande, dann erst in den inneren Alpentülern ausbricht. Das ist nicht der Fall In der Ebene kommt Föhn normaler- weise überhaupt nicht zum Durchbruch. Vergleichen wir ferner zwei gleich hoch gele- gene Orte nórdlich und südlich der Kalkalpen, so ergibt sich, dass der Fühn trotz des zwischengeschalteten Gebirges an beiden Orten gleichzeitig ausbricht, in Mittenwald gen, welche unlängst von DEFANT, v. FICKER, KNocue, KóPPEN, W. PEPPLER, A. WEGENER u. s. w. erwähnt und untersucht worden sind. ! Meteor. Zeitschr. 1910, S. 439. * Zu dieser Auffassung war ich schon gekommen, ehe ich Kenntnis von den Föhnstudien V. FICKERS und anderer genommen hatte. Wie die ganze Abhandlung zeigt, war es vornehmlich die Ähnlichkeit der Wetterlage, welche mich veranlasste die typischen Föhnerscheinungen nur als eine verstärkte Abart der normalen zu betrachten. > An Wirps Theorie wollen wir später einige Bemerkungen anknüpfen. Tom. XLIV. Uber Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 105 gleichzeitig wie in Igls, auf dem Peissenburg gleichzeitig wie in Matrei im Silltale. In Innsbruck wieder sollte der Ausbruch früher eintreten als in dem höher und süd- licher gelegenen Matrei, während tatsächlich das Gegenteil beobachtet wird. Auch der Umstand, dass in der Ebene auf dem Boden die warme Föhnluft fast nie konstatiert werden kann, wohl aber in geringer Höhe über der Ebene (Peissenberg) ist schwer zu erklären.“ Wie man sieht, könnte man auf diese Weise viele schwerwiegende Beweise gegen die Brrzwircersche "Theorie in ihrer strengen von v. Ficker oben referierten Form anführen. Aber hier ist diese "Theorie in ihrer ursprünglichen, einseitig übertriebenen Fassung nur als ,Aspirationstheorie^ genommen, während, wie unsere obigen Auszüge schon genügend gezeigt haben, -BILLWILLER später seine "Theorie wesentlich ausgebaut hat. Da er schon die Fortpflanzung der Erscheinung von oben nach unten erkannte, waren Verhältnisse wie die hier von v. Ficker als schwerverständlich angeführten erklärlich. Mit den kleineren Zusätzen und Erklärungen, welche wir oben zu dieser von BILLWILLER selbst ausgebauten Theorie hinzugefügt haben, werden alle erwähnten Widersprüche gelöst. Vornehmlich auf Seite 444, 445 und in einer Übersicht auf Seite 450 1. c. entwickelt v. Ficker nach seinen Studien den Vorgang bei der Föhnerscheinung. Im allgemeinen steht dieser.in Übereinstimmung mit den oben dargelegten Ansichten. Aber es ist wohl nieht richtig, dass der Abfluss der kalten Imversionsschicht die einleitende Erscheinung wäre. ln diesem Punkte, welcher gerade am meisten betont ist, scheint keine Verbesserung der Theorie BILLwILLErs geliefert worden zu sein. Bei der Unter- suchung des Föhns vom 13. Januar 1895 hatte DrrLrLwiLLER gezeigt, wie die Föhnströ- mung von oben sich abwärts ausbreitet. Und wenn man auch der , Aspirationstheorie“ streng folgt, kann man diese wohl nicht so fassen, dass in erster heihe die durch Frik- tion stark gehemmten Schichten dicht am Boden weggesaugt würden und nach oder mit diesen in zweiter Linie die oberen. Dass trotzdem die kalte schwere Luft über einer geneigten Bodenoberfläche in rascherer Bewegung nach unten sein kann als die oberen Schichten, ist ja richtig, aber das ist eine andere und viel allgemeinere Erscheinung als der Föhn. Diese Schwerewirkung ist ein kleines, aber ganz unwesentliches Moment der eigentlichen Föhnerscheinung. Dass nicht das langsame Abfliessen der kalten Luft die Ursache zu einer raschen Föhnströmung von oben sein kann, darauf hat schon An. Scamipr ! aufmerksam gemacht. Alles wird verständlich, wenn man die Ursache oben sucht, nicht unten. Der Höhenföhn, durch das Gebirge verstärkt, kämpft während des Vor- stadiums mit der kalten Inversionsschicht, schleppt diese zum Teil mit sich und erwärmt ! Vgl. die Note auf S. 445 I. c. N:o 1. 14 106 Osc. V.-JOHANSSON. langsam und unregelmässig durch Mischung, Strahlung und Leitung die unteren Schich- ten. Die kalte Schicht wird leichter, und allmählich können immer niedrigere Orte aus der Inversionsschicht herauskommen. Aber diese bekommen dadurch im allgemeinen nur „föhniges Wetter“ oder, wie wir sagen, mehr normale Föhnerscheinungen. Bei dem eigentlichen typischen Fóhnsturm kommen andere Umstände hinzu, welche oben dar- gestellt sind. Auf die wesentlichen Stauungserscheinungen, das heisst das Entstehen und die Wirkung der starken Druckgradienten, hat v. Ficxer kein Gewicht gelegt. Bei diesem eigentlichen Föhnausbruch kann wohl der Kampf mit der kalten Schicht sehr verschiedenartig vor sich gehen und namentlich nach den örtlichen Verhält- nissen wechseln. Wo die kalte Luft leichter entweichen kann, kommt vielleicht mehr eine , Wegpressung^ derselben im Sinne Czznwaxs zustande, und die Temperaturerhóhung wird ruhig (wie in Igls, Fig. 3 bei v. Ficxer). Wo der Abfluss erschwert ist, treten wohl Mischungs-, Einbohrungs- und Aufsaugungsprozesse (im Sinne MaRGULES) u. s. w. ein. Ein solcher Ort ist offenbar Innsbruck, wo starke Schwankungen wegen der Hem- mung der Kalkalpen im N natürlich sind. Diese neue Stauung an den Kalkalpen. scheint sehr wichtig, obwohl v. Frexer dieselbe beinahe unberücksichtigt lässt. Es wäre überhaupt sehr schwierig ein gleich- mässiges Abfliessen des Kaltluftsees über Gebieten mit so verschiedenartigen Abflussver- hältnissen, wie dem Inntal und der bayrischen Ebene, anzunehmen und dadurch den gleichzeitigen Föhn auf beiden Seiten der Kalkalpen zu erklären. Offenbar sind hier zwei verschiedene Föhnerscheinungen vorhanden, welche innig miteinander verknüpft sind. Vor dem eigentlichen Föhn tritt offenbar auch auf der S-Seite der Kalkalpen eine Stauung ein, welche natürlich Kleiner ist als die durch die Zentralalpen verursachte. Dass der Föhn dann auf beiden Seiten der Kalkalpen gleichzeitig in gleicher Höhe aus- brechen kann, beruht wohl in erster Linie darauf, dass die Föhnstösse von den Zentral- alpen vielleicht durch laterale Pressungen beinahe momentan (oder mit der Geschwindig- keit des Schalles) auch die Spannung über den Kalkalpen auslösen. Dass wiederum die Erwärmung auf beiden Seiten gleich hoch sein kann, beruht wohl teils auf der Anfangs- temperatur der Föhnströmung, teils auf der Schwächung der ganzen Erscheinung auf der S-Seite der Kalkalpen durch die Stauung daselbst. Ganz in Übereinstimmung mit der aufsteigenden Bewegung auf der Luvseite der Kalkalpen, welche v. Fıcker durch Wolkenbeobachtungen u. s. w. dargelegt hat, steht die kleinere Wärmeabnahme zwischen 2000 und 3000 m Höhe, welche als „bemerkens- werte Tatsache“ hervorgehoben wird. Zum Teil kann diese Schicht vielleicht als ein erho- bener Rest der kalten Inversionsschicht aufgefasst werden, aber jedenfalls erklärt die Kondensation die Zunahme der potentiellen Temperatur mit der Höhe. Eine andere „schwierige Frage“, welche v. Fıcker erwähnt, ist die kleine Temperaturabnahme in den Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstróme. 107 unteren Schichten (500— 1200) auf der Luvseite der Zentralalpen in dem „stationären“ Stadium des Föhns. Auch dies scheint leicht verständlich, zumal wenn man in diesem Stadium keinen Höhenföhn oben annimmt. Die Saugewirkung des Föhns erstreckt sich ja in erster Linie auf die oberen Schichten. Das Aufsteigen erfolgt somit zunächst in der Höhe, während die unteren Schichten noch ziemlich unberührt und stabil bleiben können. Nimmt man noch einen Höhenföhn an, welcher mit feuchterer Luft gemischt auf der Luvseite nach oben abgelenkt wird, so kann man die stabile Schicht noch besser verstehen. Ich habe hier bei einigen teilweise ganz lokalen Einzelheiten verweilt, um zu zeigen, wie auch solche sich leicht mit den obigen Anschauungen in Übereinstimmung bringen lassen. Aber wichtigere Bestätigungen dieser Anschauung enthält die sehr über- sichtliche Beschreibung der Verhältnisse vor und bei dem Föhn, welche v. FIcKER gelie- fert hat und auf welche wir hier nur verweisen können. Das Hauptziel aller unserer obigen Erörterungen ist schon von v. Ficker (auf S. 446) ausgesprochen worden, indem er sagt: „Was im Gebirge auf dem festen Erdboden sich abspielt, ist in der Ebene gleichzeitig ein Vorgang in der freien Atmosphäre“. Dieses Prinzip hat v. Ficker sogar übertrieben. 4. Über die beim Föhn auftretenden Teilminima. In der zurzeit geltenden "Theorie der Entstehung des typischen Föhns ist bekannt- lich auch kleineren sekundären Depressionen in dem Alpenvorlande eine gewisse Rolle beigemessen worden. Doch scheint man nicht ganz übereinstimmende Ansichten in dieser Frage zu haben. Schon Wirp' und Hegerr * hatten den Föhn an das Vorhandensein eines lokalen Luftwirbels am Fusse des Gebirges als Bedingung geknüpft. nk? hat später gezeigt, dass während eines starken Föhnsturms am 15. und 16. Oktober 1885 ein sekundäres Barometerminimum am Nordrande der Alpen einflussreich war. PERNTER ' konnte statistisch feststellen, dass in Innsbruck ca. 70, in Bludens 60 °/, der Föhne mit sekundären Teil- oder Randminima kombiniert waren. Da die synoptischen Karten nicht genau gernug sind, glaubte er, dass eine ähnliche Depression immer die unmittelbare Ursache des Fóhns sei. BILLwILLER suchte aber bei der oben erwähnten Untersuchung des Fóhns am 13. Januar 1895 darzulegen, dass ,der Fóhn die Ursache der Bildung der Teildepression sei und nicht umgekehrt*. ! Winp, vgl. z. B. Meteor. Zeitschr. 1903, S. 241. ? Atlas météorologique Tome VIII, Paris 1878. 3 Meteor. Zeitschr. 1886, S. 24. ! Sitzungsberichte der Wiener Akad. B. CV Januar 1896. N:o 1. 108 Osc. V. JOHANSSON. Später haben vor allem Erk und Brzwirer die Entstehung der Teilminima untersucht. Erx ! hebt hervor, dass beim Eindringen der Hauptdepressionen im NW Europas „sich dann am Südrande dieser ausgedehnten Wirbel oft kleinere Unregelmässig- keiten, sogenannte Teildepressionen zeigen“. — — — „Das Teilminimum ist, während es sich über Zentralfrankreich befindet, meist nur schwach angedeutet. Gewöhnlich ist nach keiner Seite eine besondere Störung, das Teilminimum zieht mit der Hauptdepres- sion und der Witterungsverlauf spielt sich in seiner Umgebung nach der — — — nor- malen Weise ab. Auf ihrem weiteren Zuge kommt aber die sekundáre Depression in die Nähe der Alpen und die mächtige Kette des Gebirges sperrt nur den direkten Zufluss der Luft von Süden her ab“. Man würde hier erwarten, dass Erk auch diese Sperrung als eine erste direkte Ursache der Verstärkung der Teildepression erkannt hätte. Er geht aber weiter und beschreibt die gewöhnlich angenommene Aspirationswirkung des Teilminimums auf die Luft in den Alpentälern und sagt, dass „der in den Tälern und am Fusse des Gebirges zuerst sich geltend machende Mangel an Luft durch einen Nach- schub von oben her ersetzt wird, indem die Luft vom Abhang der Alpen herabsinkt. Diese abwärts gerichtete Bewegung pflanzt sich rückschreitend in immer grössere Höhen fort, selbst bis zur Höhe des Alpenkammes, und diese manchmal mit Sturmesgewalt auf- tretende Luftströmung ist der Föhn.“ * Hier ist also deutlich die Ansicht vertreten, dass der Föhn eine Folge der Teildepression sei. Weiter sagt Emx: „Durch eingehende Untersuchungen — — — hat es sich mit Sicherheit herausgestellt, dass unter der Ein- wirkung der Alpen die Teildepressionen selbständig werden, sich von der Hauptdepres- sion ablösen und unabhängig von derselben längs des Gebirges hinziehen*. Er erklärt dies thermisch, d. h. durch die Föhnerwärmung auf der SE-Seite der Depression. Bei dem weiteren Fortschreiten nach E wird diese meistens ausgefüllt und verschwindet. Hierzu macht Brrzwizzer die offenbar richtige Bemerkung: „Daraus darf man doch schliessen, dass die Teildepression unter der Einwirkung des Fóhns zu Stande kommt und nicht umgekehrt“. Erk zieht aber den Schluss: „Damit ist aber zum ersten Male festgestellt, dass durch Südbayern am Gebirgsfusse hin eine ausgesprochene Zugstrasse ! Meteor. Zeitschr. 1898, S. 298. > Dass diese Fortpflanzung der Bewegung von unten nach oben nicht für die Anfangsstadien des Föhns charakteristisch ist, haben wir schon oben durch Befunde BILLWILLERS nachzuweisen versucht. In der weiteren Beschreibung des Föhns erwühnt Erk, dass über den Alpen immer „ein etwas höherer Druck vorhanden ist“ und dass besonders ein keillórmiger Ausläufer der vollen Entwicklung günstig ist. Dies war ja auch für unsere Erklärungen durch Hóhenfóhn und Stauung der wichtigste Befund, welcher von den meisten Forschern auch bestätigt ist. Die weitere Aussage ERKS, dass man sich den Fóhn z. B. an einem Passe nicht wie einen „Heerwurm“ vorstellen dürfe, sondern dass er als ein gleichzeitiges Sinken von ganzen Luftschichten auffassen sei, dürfte für die eigentlichen Föhnstösse wohl nicht zutreffend sein. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 109 kleiner Depressionen verläuft, welche das häufige, aber oft nur kurz dauernde Auftreten von föhnigem Wetter erklärt.“ BILLWILLER wollte, wie gesagt, die Teilminima mehr als Folgeerscheinungen betrachten. Er unterscheidet jedoch mehrere Arten dieser Teilminima. Wie auch schon erwähnt, gibt er zu, dass solche Teilminima in einigen Fällen schon von W kommen und den Föhn veranlassen. Er erwähnt ein solches typisches Minimum, welches über Frank- reich entstand und, an Tiefe und Umfang zunehmend, am Morgen des 29. Oktober 1896 durch Süddeutschland nordwärts zog. Aber weiter wird gesagt: „Nach meiner auf langjährige Wahrnehmungen sich stützenden Ansicht ruft in den meisten Fällen schon eine primäre Depression auf ihrer Vorderseite am Nordfuss der Alpen eine Föhnströmung hervor und es kann eine solche, namentlich wenn sie nicht sehr intensiv auftritt, einige Tage anhalten, ohne zur Bildung einer Teildepression zu führen. Eine Ausbuchtung des südlichen Teils der Depression ist allerdings häufig zu beobachten, diese dürfte aber auf die thermische Wirkung der relativ warmen zuströmenden Luft zurückzuführen sein“. Eine Verstärkung und Abtrennung der Teildepression findet er erst unter der Einwir- kung der Alpen, d. h. durch den von der Föhnströmung erzeugten thermischen Gra- dienten statt. Schliesslich hat er ganz lokale Teilminima in den Föhntälern nach- gewiesen, und „diese sind, wie ich jetzt als sicher annehmen darf, lediglich dem ther- mischen Effekt der warmen Föhnluft zuzuschreiben“. In anderen Fällen hat Bırr- WILLER auch zugegeben, dass die Teilminima ihrerseits den Föhn wiederum verstärken können, indem sie die Gradienten vergrössern. Nach allen diesen Untersuchungen muss man schliessen, dass die sekundären Depressionen, welche vielleicht immer mit den Föhnerscheinungen verknüpft sind, teils als Ursache, teils als Folge des Föhns aufgefasst werden können. Aber wie schon angedeutet, scheint es eigentlich doch nahe zu liegen diese Bildungen in erster Linie als Folgeerscheinungen derselben Umstände, welche den Föhn verursachen, zu betrach- ten. Die Stauung wäre somit die erste Ursache der Depression des Luftdruckes auf der Nordseite des Gebirges. Auch wenn man einseitig die Aspiration betonen wollte, ist es mir nicht ganz verständlich, weshalb man nicht das ,Heraussaugen* oder den „luftverdünnten Raum“ mit einer Depression des Luftdruckes identifiziert. Die starken Gradienten über dem Gebirge stellen ja einen einseitigen Überschuss an Luft auf der einen Seite und ein entsprechendes Defizit auf der anderen Seite dar. Man hätte erwar- ten können, dass die Forscher, welche sich mit diesen Fragen eingehender beschäftigt haben, auch dieses Defizit als gleichbedeutend mit dem aspirierten Raum oder als Kom- plement zu der Stauung aufgefasst hätten. Dass dieser Gedankengang z. b. BiLLwILLER ! Meteor. Zeitschr. 1875, S. 344. N:o 1, 110 Osc. V. JOHANSSON. gar nicht fremd war, erhellt daraus, dass er schon früher, als er seine Aspirationstheorie des Fóhns aufgestellt hatte, zu der Ansicht gekommen war ', dass die Teilminima in Italien durch die Einwirkung der Alpen entstehen, und hierüber sagt er: ,Die Scheide- wand der Alpenkette hindert die Ausgleichung der Dichtigkeitsdifferenz in den unteren Schichten und hierdurch wird ein Gebiet niederen Luftdruckes abgetrennt“. Man könnte eine ähnliche Erklärung auch für die Teilminima auf der Nordseite der Alpen erwar- tet haben. A Ohne hier eine vollstindigere Theorie dieser Teilminima aufstellen zu wol- len, möchte ich nur ganz hypothetisch ohne Beweise einen kurzen Erklärungsversuch vorführen. Erstens heisst es, dass die Hauptdepressionen schon in einigen Fällen genügen, um den Föhn hervorzurufen. Hier ist jedoch wie immer vorausgesetzt, dass die Ver- hältnisse in dem Alpengebiete antizyklonal sind. Der Höhenföhn und die Stauung an dem Gebirge sind somit vorhanden und der Fóhn erklärt. Weiter heisst es aber, dass diese Hauptdepressionen auf ihrer Südseite oft schon im W, ehe sie im N der Alpen bemerkbar werden, wenigstens Andeutungen zu sekundären Ausläufern oder Teilminima- aufweisen können. Wie diese entstehen, kann dahingestellt bleiben. Im allgemeinen sind wohl die thermischen und mechanischen Verschiedenheiten der Erdoberfläche hier wie immer die erste Ursache zu diesen. Es wird z. B. oft in diesbezüglichen Unter- suchungen (vgl. S. 108) gesagt, dass diese sekundären Depressionen sich über Frank- reich ausbilden. Wahrscheinlich ist die Stauung besonders an den Gebirgen im E und S eine Hauptursache. Die Verhältnisse sind hier mit anderen Worten schon ähn- liche wie weiter im E unter dem Einfluss der Alpen. Die aus dem Hauptminimum her- ausgeschleuderten Luftmassen verstärken den sinkenden Höhenföhn, der gegen die Depres: sion geneigt an den Alpen gestaut wird. Der weitere Abfluss lings der Erdoberfläche findet also keinen den Gradienten entsprechenden Zufluss von S. Dieses Defizit gibt den ersten Anlass zu einer sekundären Depression des Luftdruckes im N oder zu einer Vertiefung der schon im W unter ähnlichen oder anderen Verhältnissen gebildeten sekun- dären Depression. Aber diese muss im Anfang die Bestrebung zeigen sich auszufüllen. Von S ist der Zufluss erschwert, in erster Linie kommt Luft aus der Höhe und mit den veränderten Gradienten auch Zufluss von E und W in Betracht. Im E sind die Ver- hältnisse mehr antizyklonal, die Luft hat also schon eine absteigende Komponente und ist mithin in höheren Schichten dynamisch erwärmt und leicht beweglich. Im W hat die Luft einen mehr zyklonalen Charakter mit Neigung zu aufsteigender Bewegung und ist im Verhältnis zu dem Höhenföhn kalt. Man versteht somit leicht, dass der erste Depres- ! Meteor. Zeitschr. 1875, S. 344. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftströme. 111 sionskeim einen warmen Höhenföhn ungefähr aus SE hervorruft oder verstärkt. Dieser fliesst oberhalb einer geneigten Kalten Inversionsschicht nach unten und begegnet schliess- lich dem mässig warmen Luftstrom von W.° Auf diesem wird der Höhenföhn früher oder später wie auf einem Keil erhoben. Wie es auch BILLWILLER getan hat, kann man hier auf die theoretischen Betrachtungen Mörrers ' über den räumlichen Gradienten hin- weisen, und es ist ohne weiteres klar, dass hier Wirbel oder kreisende Luftströme ent- stehen, welche die Depressionen zuerst verstärken und später vernichten. Dies ist schon über der Ebene der Fall und muss sich umso mehr in der Nähe der Alpen geltend machen, wo alle betreffenden Erscheinungen verstärkt hervortreten. Hier muss man noch darauf Rücksicht nehmen, dass im Alpenvorlande, in S-Bayern u. s. w., der hori- zontale Zufluss von W und E auch ziemlich erschwert ist. Das durch Stauung hervor- gerufene Luftdefizit muss hier somit auch deutlich sein. Hierzu kommen, wie erwähnt, die von BILLWILLER hervorgehobenen thermischen Gradienten, welche besonders nach dem Ausbruch des eigentlichen Fóhns sehr gross werden. Wenn diese Art der Auffassung richtig ist, kann man also, wie schon erwähnt, sagen, dass die sekundären Depressionen mit den Fóhnerscheinungen eng verknüpft sind, weil sie ähnlich wie der typische Föhn durch die Stauung und den Höhenföhn hervor- gerufen werden. Der eigentliche Fóhn trügt zu der Entwicklung bei, wird aber auch seinerseits durch dieselben verstürkt. Die Gradienten werden steiler, und, wie man auch sagen kann, der aufsteigende Strom auf der Rückseite erfordert eine entsprechende Ver- stärkung des absteigenden Fóhns auf der Vorderseite der Depression. Infolge dieses auf- steigenden Zuflusses von W und N erlischt schliesslich auch der Fóhn. Durch diesen Zufluss steigt der Luftdruck, die Gradienten gleichen sich aus, und die warme Föhn- strómung wird in die Hóhe gehoben. 5. Weitere Bemerkungen über die Theorien von der Entstehung der Fóhnwinde. Ich will noch einige Worte über einige anderen Entstehungsarten des Föhns und anderer Fallwinderscheinungen hinzufügen. Ich komme zunächst noch kurz auf die Ver- hältnisse beim Nordfóhn auf der S-Seite der Alpen zurück. Wir hatten schon auf S. 93—94 die allgemeinen Entstehungsarten derselben nach BILLWILLER angeführt. Für eine grosse Klasse derselben, die z. B. in Bergell die häufigere ist, hat BILLWILLER, wie gesagt, schon ganz ähnliche Erklärungen, gegeben, wie wir sie hier allgemein durch- zuführen versucht haben, d. h. Erklärungen bei welchen mehr das ,herauspressende und antizyklonale^ als das „saugende und zyklonale* Moment betont wird. Für eine andere ! Meteor. Zeitschr. 1895, S. 95. N:o 1. 112 Osc. V. JOHANSSON. Klasse des N-Fóhns werden wiederum die Depressionen über dem nórdlichen Mittelmeer- gebiet als die eigentliche Ursache angegeben. Zu einer entsprechenden Spaltung der S-Fóhne in zwei Klassen hat man sich nicht veranlasst gesehen, obwohl man doch auch hier in einzelnen Fällen (vgl. S. 25—26) die Pressung schon mehr wesentlich fand. Im allgemeinen könnte man somit feststellen, dass die S-Föhne verhältnismässig mehr als die N-Föhne eigentliche Aspirationserscheinungen im Sinne BiLLwitLers seien. Hierauf hat man, soviel ich weiss, bisher kein grösseres Gewicht gelegt und keine Erklärung dafür aufgestellt. Allgemein hat man gefunden, dass der N-Föhn in allen Eigenschaf- ten hinter dem S-Föhn zurückbleibt. ' Inbetreff der "Temperatur hat man hierfür beson- ders die Verschiedenheit des Anfangscharakters dieser beiden Winde als Ursache ange- geben. Ferner sagt Hann ': „Doch erreicht der Nordfóhn durchschnittlich bei weitem nicht die Heftigkeit des Südföhn, wie ja auch die Barometerminima des Mittelmeers an Intensität wie an Häufigkeit weit zurückstehen gegen ‘die des Atlantischen Ozeans“. Dies ist ja alles ohne Zweifel richtig, und man könnte noch zur Erklärung der grossen Häufigkeit des sagen wir antizyklonalen Typus des N-Föhns hinzufügen, dass Keile und Maxima entsprechend der allgemeinen Druckverteilung viel häufiger auf der N- als auf der S-Seite der Alpen auftreten. Aber jedenfalls sind ja in erster Linie die Druckgra- dienten für die Föhnerscheinungen ausschlaggebend, und diese sind wenigstens im Win- terhalbjahr im allgemeinen auf der S-Seite viel grösser als auf der N-Seite der Alpen. ? Obwohl die Mittelmeerdepressionen nicht so häufig und intensiv wie die ozeanischen sind, liegen sie doch viel näher. Die Aspiration nach S dürfte daher wenigstens gleich stark und häufig sein wie diejenige nach N. Dass trotzdem die typischen Föhnwinde viel ausgeprägter aus N als aus S wehen, scheint mir wiederum ein Beweis für die Unrich- tigkeit der strengen Aspirationstheorie zu sein. Viel leichter versteht man diese Tat- sachen, wenn man eine allgemeine vertikale Zirkulation und die unsymmetrische Gestalt der Zyklonen und Antizyklonen berücksichtigt. Die S-Winde gehören ja im allgemeinen der Vorderseite, die N-Winde der Rückseite der Depressionen an. Wie schon mehrmals bei Betrachtung der absteigenden Luftströme in der freien Atmosphäre hervorgehoben wurde, ist diese Bewegungskomponente auf den beiden Seiten der Zyklonen verschie- dener Art. Während die absteigende Bewegung auf der Vorderseite durch das „Heraus- schleuderm* in der Höhe erst in weiterer Entfernung in der Nähe des Maximums ein- geleitet wird, ist nach Terssereno DE Bort auf der Rückseite der Depression die nächste Ursache zum Herabsinken der Luft die Schwierigkeit, mit welcher der relativ luftleere Raum hinter dem Minimum ausgefüllt wird. Schon in der Nähe des Minimums ist somit der Luftstrom ziemlich steil nach unten gerichtet. Da der Abfluss gegen das Mini- ! Hann, Handbuch der Klimatologie I 1908, S. 301. ? Vgl. Hann, J. Die Vertheilung des Luftdruckes über Mittel- und Südeuropa, Wien 1887. Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigenders Luftströme. " 113 mum auf der S-Seite des Gebirges schon hier grösstenteils aus der Höhe ersetzt wird, können grössere Stauungsgradienten über den Alpen nicht so leicht entstehen, und somit werden die Föhnerscheinungen weniger typisch. Der N-Föhn kann mit anderen Worten als eine normalere Föhnerscheinung aufgefasst werden. Dazu kommt, dass die abstei- genden N-Winde hier wie im allgemeinen mehr boraartige Kigenschaften annehmen müssen. (Vgl. auch S. 89— 90.) r | Wir möchten noch einige Bemerkungen über andere Erklärungsarten der Fühn- strümung in den Gebirgen hinzufügen und wollen dabei kurz alle Fálle mit verschiede- nen vertikalen Richtungskomponenten der Winde übersichtlich behandeln. Fig. 14 soll diese verschiedenen durch das Gebirge abgelenkten Strömungen sche- matisch darstellen, wie diese wahrscheinlich vor sich gehen. Der Kamm des Gebirges bei G kann aus 4 verschiedenen Richtungen [—IV von Luftstrómen getroffen werden, / Fig. 14. Schema der Strómungen an einem Gebirge (G). entweder haben wir eine ganz vertikale Strömung von oben, I, eine solche schief von oben, II, eine horizontale von der Seite, III, oder eine schief von unten gerichtete, IV. Die Strómung I nur von oben kann bloss im Zentrum einer Antizyklone vorkom- men und ist zuerst von HANN nachgewiesen worden. Dieser schwache Höhenföhn ver- teilt sich auf beide Seiten des Gebirges und geht schnell in zwei horizontale Stróme über. Da die Strómung im allgemeinen sehr schwach ist, dringt sie nicht bis zum Boden, aber doch durch den Einfluss des Gebirges niedriger als in der freien Atmosphäre (vgl. S. 90). Die Strómung II mit einem schiefen Höhenföhn tritt an Randgebieten von Anti- zyklonen ein und ruft nach unseren obigen Darlegungen die typischen Föhnerscheinungen N:o 1. 15 114 ‘ . Osc. V. JOHANSSON. hervor. Da eine absteigende Komponente vorhanden ist und die Stauung am Gebirge in diesem Falle am grössten ist, kann diese Strömung auf der anderen Seite des Gebir- ges am niedrigsten dringen, wie dies der Strom IIa in der Fig. 14 darstellen soll. Eine rein horizontale Strömung, III, in den oberen Schichten wird anfangs nicht durch das Gebirge gestört. Weil aber allmählich untenliegende Schichten mitgerissen und gegen das Gebirge mässig gestaut werden, muss die Strömung auf der anderen Seite in der etwas verdünnten Luft eine schwache absteigende Komponente, IIT a, bekommen. Schliesslich haben wir den Fall IV, wo schon unten eine beträchtliche Strömung herrscht und mit einer bedeutenden aufsteigenden Komponente zu dem Gebirgskamm G kommt. In diegem Falle muss die Stauung (d. h. als Luftanhäufung genommen) am geringsten sein. Wahrscheinlich geht diese Strömung noch auf der anderen Seite mit einer verkleinerten aufsteigenden Komponente fort und geht erst spáter in eine horizon- tale und schwach absteigende Bewegung über, wie IV a veranschaulichen soll. In der Wirpschen "Theorie ist die Strömung, die das Gebirge trifft, im Sinne III oder IV zu nehmen. Da Wırp ' sagt, dass der Föhn durch „einen das Gebirge von jenseits quer überwehenden heftigen Luftstrom erzeugt wird“, aber gleichzeitig anführt, dass die Winde auf der Südseite der Alpen schwach und veränderlich sind, so muss in dieser Theorie hauptsächlich eine horizontale Strömung III angenommen werden. Die Strömung IV gehört wiederum den eigentlichen Kondensationstheorien an. Die bei dem Aufsteigen frei werdende Kondensationswärme spielt nach diesen "Theorien eine grosse Rolle für die Wärme des Fóhns. Hann hat aber bei der Untersuchung des Föhns in Bludenz gezeigt, dass die normale geringe Abnahme der Temperatur mit der Höhe genügt, um die hohe Wärme des absteigenden Stroms zu erklären. Die Kondensation auf der Luvseite ist also keineswegs wesentlich für die eigentlichen Föhnerscheinungen. Doch sind die Kondensationserscheinungen bei dem Föhn häufig, aber vornehmlich nur in den späteren Stadien desselben. Im allgemeinen sind die vertikalen Strömungskomponenten offenbar sehr wech- selnd. Ein schief absteigender Strom kann in einen horizontalen oder sogar einen aufsteigenden übergehen, wobei namentlich die Druck- und Terrainverhältnisse bestim- mend sind. Wegen der grossen Stauung und der günstigen Richtung scheint ohne wei- teres eine absteigende Strömung II am leichtesten eine starke Föhnströmung auf der Leeseite hervorrufen zu können. Dagegen scheint auch die Annahme nahezuliegen, dass eine auf der Luvseite aufsteigende Strömung IV ihre Fortsetzung auf der Leeseite weiter oben als andere Strömungen hat. ı Wirp, H. Ueber den Föhn und Vorschlag zur Beeinschränkung seines Begriffs. Zürich 1901. Refe- rat in Meteor. Zeitschr. 1901, S. 476 von G. HrrLLMANN. Die originalen Arbeiten WırLps waren mir leider nicht zugänglich. Tom. XLIV. P Jber Entstehung und: Wirkungen absteigender Luftströme. 115 In der Aspirationstheorie des Föhns wird im allgemeinen keine Rücksicht auf die Luftströmung auf der Luvseite des Gebirges genommen, sondern die ganze Ursache wird auf der Leeseite gesucht. Die durch die Depression hervorgerufene Aspiration oder Saugwirkung wird in erster Linie als Ursache der Gradienten und des Herabsteigens des Föhns angesehen. Wie oben teilweise gezeigt worden ist, widersprechen jedoch mehrere Umstände einer solchen einseitigen Aspirationstheorie, und schon theoretisch könnte man erwarten, dass eine Aspiration in erster Linie die leichtbeweglichen oberen Schichten und erst später die untersten durch Friktion stark gehemmten Schichten beein- flussen würde. Das Abfliessen der unteren Schichten kann somit nicht als Ursache der oberen Strömungen, sondern muss vielmehr als eine Folge derselben betrachtet werden. Die Aspiration kann vornehmlich als eine Ursache der Verstärkung des Höhenföhn betrachtet werden. Wie der eigentliche Föhn durch die gestaute Strömung IT unter Mit- wirkung der Aspiration am besten erklärt werden kann, ist oben gezeigt worden. * Saugwirkungen anderer Art entstehen offenbar auch beim Überschreiten einer Strömung über das Gebirge. Diese Saugstróme spielen auch in der Theorie Wıros eine Hauptrolle. Es scheint am wahrscheinlichsten, dass eine aufsteigende Strömung IV eine schwächere aufsteigende Strömung anfangs auch auf der Leeseite mitaufsaugt. Dies begünstigt wiederum das Herabsteigen des oberen ‘Stromes, und somit würde ein verti- kaler Wirbel im Sinne Wırvs entstehen. Dass solche Wirbel in gewissen Stadien der Föhnerscheinung wirklich vorkommen können, scheint durch die Beobachtungen vielfach bestätigt worden zu sein. Wp fand (1. c.) „zu Anfang durchweg einen vom Ausgang des Thales her wehenden schwachen Gegenwind, der auch den schon eingetretenen Föhn hie und da unterbricht“. Als einen solchen Gegenwind kann man,auch die aus W und NW eintretende kalte Strömung beim Aufhören des Föhns auffassen. Je schwächer die absteigende Komponente wird, desto mehr geht die Strömung auf der Luvseite in eine aufsteigende über, und die Föhnströmung wird auf der Leeseite in die Höhe gehoben. Dies begünstigt einen entgegengesetzten ‚Strom in den unteren Schichten. Ähnliches findet wohl auch nach jedem Föhnstoss statt, wobei, wie oben angenommen wurde, auch aufsteigende Stróme wenigstens an hóher gelegenen Orten auf der Luvseite des Gebirges entstehen können. In Übereinstimmung hiermit findet auch v. Ficker ' dass ein , W-Wind unter der warmen Südströmung charakteristisch für länger dauernde Fóhnpausen und auch für das Endstadium ist“. Bei Linksdrehung mit der Höhe wäre somit der untere Wind als ein durch die Luftdruckverteilung abgelenkter Gegenwind zu ! Sitzungsber. der Wiener-Akademie. 1912 Mai, Abth. IIa, S. 804. Auf diese interessante Arbeit hat mich Prof. SÜRING gütigst aufmerksam gemacht, ich will aber diesmal nicht auf die Ergebnisse weiter ein- gehen, sondern bemerke nur, dass sich alles mit dem obigen Erklärungsversuch des Föhns in Übereinstim- . mung bringen lässt. N:o 1. 116 Osc. V. JOHANSSON. betrachten, aber bei Rechtsdrehung, welche während dem eigentlichen Fóhn herrscht, sind auch die unteren Schichten von den oberen mitgerissen, ohne dass eine Gegenstrümung zustande kommen kann. Wırps Beobachtung über Gegenströmungen zu Anfang des Fóhns ist auch häufig bestätigt geworden. In den von BILLWILLER u. a. behandelten Föhnfällen findet man diesen schwachen Gegenwind oft sowohl vor dem Föhn als während der Fühnpau- sen. v. Ficker hat am 3. Oktober 1911 eine solche Strömung bei einer Ballonfahrt in der Nähe von Innsbruck kurz vor Föhn nachgewiesen. Dass ein Gegenwind in dieser Gegend nicht öfter beobachtet wird, beruht wohl auf der örtlichen Komplikation der Fóhnerscheinungen. Auch an den Rändern von Inversionen unterhalb fóhnartiger Ström- mungen in der freien Atmosphäre findet man Strömungen gegen die Druckgradienten sehr häufig, und diese sind vielleicht ähnlicher Art. * Obwohl somit dynamisch und thermisch hervorgebrachte Wirbel für die Föhner- scheinungen charakteristisch sind und zur Entwicklung derselben beitragen können, ist es doch nicht möglich, dass sie die Hauptursache des Niedersinkens der Föhnströmung wären, wie in der Theorie Wizps angenommen wird. Gegen diese Theorie spricht vor allem der Umstand, dass kein starker Wind in der Höhe nötig ist, um die ersten Föhn- stösse zu erzeugen. Tom. XLIV. Zusammenfassung und Schlussbemerkungen. Da im Anfang des Kap. IX schon eine Ubersicht der obigen Ergebnisse gege- ben worden ist, seien hier nur noch die wichtigsten Punkte hervorgehoben: N:o 1. 1) Absteigende Luftbewegungen sind in der freien Atmosphäre allgemein, sie werden nach HANN oben in den Antizyklonen eingeleitet, dringen auf den Randgebieten zwischen den Antizyklonen und Zyklonen schief nach unten und üben verschiedene Wirkungen aus. Dieser Strom bildet einen Teil der vertikalen Zirkulation, und darum ist auch oft neben- oder nacheinander ein Zusammenhang zwischen auf- und absteigenden Luftstrómen zu bemerken. In den seichten sekun- düren Druckgebilden können die Vertikalbewegungen öfters für die bodennahen Schichten Bedeutung gewinnen. 2) Die wichtigsten direkten Wirkungen der absteigenden Luftströme sind die dynamische Erwärmung und das hieraus folgende Austrocknen der Luft. Indirekte Wirkungen kommen anderseits vor allem durch das Austrocknen und die hierdurch beförderten Strahlungsverhältnisse zustande. Am Erdboden können wegen des Widerstandes und der Stauung vorzugsweise nur die indirekten Wir- kungen erkenntlich werden. die direkten aber nur unter besonders günstigen Bedingungen, wie geringer Stauung, starker Ventilation, geeigneter Bodenkonfigu- ration u. s. w. Eine hohe trockene Wärme kann hierdurch im Winter und in Sommernächten direkt hervorgerufen werden, indirekt durch starke Strahlung und mittäglichen Luftaustausch auch an Sommertagen. Niedrige Temperaturen sind indirekte Wirkungen in der kalten Jahres- und Tageszeit. Die gewöhnlichsten und stärksten Inversionen in den bodennahen Schichten scheinen somit Kombina- tionen von direkten Wirkungen oben und indirekten unten zu sein. 3) Die eigentlichen oder typischen Föhnwinde in den Grebirgen scheinen nur Verstärkungen der „normalen“ Fallwinde in der freien Atmosphäre zu sein. Ein oben näher besprochener, schon von BILLWILLER herrührender Ausbau seiner 118 Öse. V. JOHANSSON. bekannten Föhntheorie erklärt die für den Föhn notwendigen starken lokalen Gradienten in erster Linie durch die Stauung eines schon schief nach unten gerichteten Luftstroms am Gebirge, wozu noch eine mehr oder weniger starke Aspiration durch eine Depression hinzukommt. Diese Ergebnisse sind noch in mehreren Hinsichten weiterer Untersuchungen zu unterwerfen, insbesondere mit Verwendung aerologischer Beobachtungen, die oben nur in ganz unzulänglichem Masse benutzt werden konnten. Manche anderen Erscheinungen als die hier berührten scheinen durch die absteigenden Luftbewegungen an Verständlich- keit zu gewinnen. Von den Fragen, welche bei der Betrachtung der Wetterkarten und der Literatur nebenbei aufgetaucht sind, obwohl wir keine Gelegenheit hatten näher auf4 dieselben einzugehen, seien hier einige kurz erwühnt. In den Gewitter- und Böenerscheinungen scheinen so absteigende Luftstróme eine wichtige vorbereitende Rolle zu spielen. Die vorhergehende Wärme und die herab- gesetzte relative Feuchtigkeit können Wirkungen eines solchen Luftstroms sein. Dieser vorausgehende Strom wäre auch leicht z. D. in dem Böenschema Mörters (vgl. z. B. Hann Lehrbuch, 1901. 8. 680) auf der vorderen Seite der Erscheinung einzusetzen und er ist hier schon zur Vervollständigung der Zirkulation erforderlich. Nur die vertikale Zirkulation scheint manchmal und erklären zu können, dass sehr starke entgegengesetzte Witterungsanomalien oft neben- oder nacheinander auftreten. Auch in mehreren klimatischen Fragen scheinen vertikale Luftströme mehr als bisher berücksichtigt werden zu müssen. Es ist z. B. augenscheinlich, dass die Friktionsver- hältnisse an der Erdoberfläche durch die Beeinflussung der vertikalen Bewegungskompo- nenten das Klima wesentlich modifizieren können. Beim Charakterisieren der Unter- schiede des See- und Landklimas z. D. hat man nicht nur auf die direkten Einflüsse der Unterlage auf die Temperatur und Feuchtigkeit Rücksicht zu nehmen, sondern auch auf die verschiedenen Bewegungsverhältnisse. Bekannt und gewürdigt ist freilich die verti- kale Zirkulation, welche indirekt durch die "thermisch bestimmten Druckverhältnisse zu- stande kommt, aber weniger hat man auf die Wirkungen der geringeren Friktion und der stärkeren Luftbewegung über den Meeren geachtet. An der Luvseite muss die abnehmende Geschwindigkeit eine aufsteigende Komponente hervorrufen, und in dieser hat man auch öfters eine Hauptursache zu dem reichlicheren Niederschlag an allen, sogar auch ziemlich flachen Küsten gefunden. Weniger hat man inzwischen den entgegen- gesetzten absteigenden Luftstrom auf der Leeseite des Meeres beachtet. Beim Absteigen wird der Landwind wärmer und trockner als sonst. Beim weiteren Fortschreiten nimmt die Stärke des Windes immer mehr zu, und neue Luft steigt somit ab. Noch an der Luvküste können die Seewinde aus ähnlichen Gründen relativ warm und trocken erschei- Tom. XLIV. Über Entstehung und Wirkungen absteigender Luftstróme. 119 nen. Inwieweit ähnliche Umstände das Seeklima beeinflussen, ist noch zu unter- suchen. ' Eine ähnliche klimatische Frage beruht aut der Modifikation der Luftströme durch die Gebirge. Bekannt sind die wichtigen Kondensationserscheinungen auf der Luvseite eines Gebirges, bekannt sind ebenso die eigentlichen Fóhn- und Boraerscheinungen. Indem man aber das oft stark modifizierte Klima auf der Leeseite eines Gebirgszuges erklären wollte, hat man vornehmlich nur den Windschutz in Betracht gezogen und weniger den absteigenden Charakter aller Winde von der Gebirgseite beachtet. Auch wenn diese nicht den Boden erreichen, werden sie doch oben trocken und warm und beeinflussen indirekt die Strahlungsverhältnisse im Windschutze unten. Das stark konti- nentale Klima z. B. in geschützten Tälern, in Lee eines stark vorherrschenden Windes u. s. w. ist wahrscheinlich zum grossen Teil durch Austrocknen der höheren Schichten und die hierdurch beförderte Strahlung zu erklären. Sonst wären wohl z. B. nicht die zwei starken Kältezentren des Winters im Innern Skandinaviens in der Nähe des Ozeans verständlich. Noch seien hier einige Bemerkungen verschiedener Art hinzugefügt. In der vorliegenden Untersuchung sind keine direkten Messungen der vertikalen Komponentee der Luftströme angeführt, weil solche im allgemeinen nicht vorliegen. Nach den Beobachtungen auf dem Eiffelturm wird angegeben (vgl. Meteor. Zeitschr., 1912. S. 57), dass die Neigung der Luftströme gegen die Horizontale dort im Mittel ca. 4° beträgt, und da die horizontale Geschwindigkeit hier im Mittel ca. 8.7 m p. Sek. ist, wird die vertikale im’ Mittel ca. 0.6 m oder ungefähr 30 °/, der mittleren Windstärke in Paris (2.1 m) sein. Stärkere Vertikalgeschwindigkeiten von 5- bis 10-facher Grösse oder mehr sind aber mehrmals teils direkt, teils indirekt von Wicnerr, Lupewig, v. Ficker u. s. w. ermittelt worden. Die vertikalen Komponenten haben somit jedenfalls eine beträchtliche Grüsse, die für die schnellen dynamischen Anderungen genügend ist. Einen anderen Einwurf gegen unsere Studien könnte man darin finden, dass die Wettersituationen hier gar nicht an der Hand von Isallobaren und Isallothermen disku- tiert worden sind. Obwohl diese Methode wahrscheinlich mehrere Vortheile darbieten würde, konnte sie leider hier nicht verwendet werden, weil die nötigen Karten nicht ! Ein extremes Beispiel gibt Kap. V. Vgl. auch die Wärme ‚und Trockenheit der Seebrise nach GRENANDER S. Über das Erscheinen der Seebrise an der schwedischen Ostküste. Uppsala 1912. N:o dE 120 Osc. V. JOHANSSON. vorlagen. Wie Exmorm schon angedeutet hat, gibt der Einfluss der Isallobaren auf die Winde schon an, dass die vertikalen Komponenten hier eine Rolle spielen. Schliesslich sei bemerkt, dass aus unseren Betrachtungen hervorzugehen scheint, dass die vertikalen Bewegungen und die dynamischen Erscheinungen u. a. auch in der Theorie der Zyklonen und Antizyklonen eine gróssere Bedeutung haben, als man gegen- würtig vielfach annehmen will. Tom. XLIV. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitendes ee ee E M e cdi. ed LP I Kap. ] Zur Entstehung hoher dra i de Mi AA RET MIR PRE SAO: 1. Den 24. Januar 1904 . . . ors dcc LOU CM EC 2. Fälle in Dezember 1879 und im Er 1882. d iot dimit idc undi T OIN: 3. Den 20. Januar 1911 . . . DR E FEE erc e E oer) 4. Die Temperaturmaxima des Winters in HS rw pce eI , IsAmentstehung hohen Sommerwärmer 7 IG „ IH. Zur Entstehung starker Winterkülte . . . M CE ERES, arre MN MR EOS 1. Die Kälte der Winters 1912 in Nordeuropa SON Wow mra £A gr 24 2. Einige Beispiele aus dem Winter 1911 . . . . 5 à © B » IV. Ausserordentliche Temperaturanomalien in S-Finnland am 18. ud 19. Novem- Var IE LE, ME "Eg my c deu Lal RENS 1. Darstellung der Exsohourngen ULM E M cL MS TREE: 2B Weiterlawesunde Eirklärın ssversuche L2 " V. Zur Entstehung der Sommernachtfröste. . . NT) z VI. Die Abhängigkeit der Transparenz von der Wetterlage cC ICE TEM STU l. Ergebnisse von SCHUKREWITSCH und MyYHRBACH-RHEINFELD . . 60 2. Witterung und Wetterlage bei den aktinometrischen Messungen W ESTMANS in Uppsala 1901 . . . 65 » VIL Frühere Nachweise von Dn de in Ho nd der han und Antizyklonen . . . TE [RSA en UD) 1. Ergebnisse SürınGs, MS Ult DNE ME NC foam or stabit 2. Ergebnisse TEISSERENC DE Bomrs . . . 75 . VIII. Einige Ergebnisse über die WOUND g in an Zulu dod Anti- zyklonen . . . 78 IX. Übersicht über se TUER ELO vid eh ee zur en den Entstehung) derselben Ne MSS 1. Übersicht über die direkten und indirekten Wirkungen der „normalen“ Föhnerscheinungen in der freien Atmosphäre . . . 83 2. Bemerkungen über die re Föhnerscheinungen nd die Entstehungs- theorie BILLWILLERS. . . ei 3. Kurze Bemerkungen zu den neueren eier V. E Seis red TOR 4. Über die beim Fóhn auftretenden Teilminima . . . x Aw o IN 5. Weitere Bemerkungen über die Theorien von der usum ids Fóhnwinde 111 Zusammenfassung und Schlussbemerkungen. = . . = = 2 2 2 2 2 . . . . . 117—120 N:o 1 122 Sors een C RT eii 10. Osc. V. JOHANSSON. Textíiguren. Die Wetterlage am 24. Januar 1904 . Isothermen am 21. Dezember 1879 morgens Die Wetterlage am 9. August 1912 ; Die Isothermen in S-Finnland am 19. No le 1909. um 7à. A Thermogramm und Hygrogramm für Helsingfors am 18— 20 Nov. 1909 ^ sj » Ånäs in Dickursby am 18—20 Nov. 1909 Thermogramm für Sortawala und Lauttakylä am 18—20 Nov. 1909. Die Wetterlage am 18. Nov. 1909 um 2 p. und 8 p. 5 5 m lebe + T D 8 NS : Die typischen Wetterlagen bei Sommernachtirüsten Sach es. . Schema der absteigenden Strómungen in der Antizyklone Die Wetterlage für den Föhntag am 13. Januar 1895. Isothermen des Fóhntages am 13. Januar 1895 nach Scu Schema der Strömungen an einem Gebirge . MÀ —— . 100 . 113 ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 2. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE EEG TENGONTBIEN VON KREDRISEERVING MIT ACHT TAFELN HELSINGFORS 1913, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT. IN etwa vierzig Jahren war unter den Botanikern die Diskussion über die wahre Natur der Flechten eine sehr lebhafte, sogar leidenschaftliche. Die Lehre von ScHWEN- DENER War damals neu und setzte eine Menge Federn pro und contra in Bewegung. Jetzt herrscht nach dem Streit vollständige Ruhe, vollständige Übereinstimmung. In allen Hand- und Lehrbüchern wird dasselbe gelehrt. In dieser Abhandlung werde ich über Untersuchungen berichten, welche mich zur Opposition gegen die herrschende Lehre führen. Diese Lehre ist in ihren Hauptzügen jedem Botaniker von heute wohl bekannt. Aber ihre Entwickelung und Begründung geht schon so weit zurück, dass wenigstens die jüngeren Gelehrten dieselbe als ein fertig abgeschlossenes Dogma empfangen haben, an dem zu zweifeln ihnen gar nicht einfállt. Deshalb und da es überhaupt, wenn eine , wissenschaftliche Lehre unter Diskussion gestellt wird, angezeigt ist, sich die Entwicke- lung derselben zu vergegenwärtigen, habe ich, da die Geschichte der jetzt herrschenden Lehre über die wahre Natur der Flechten noch nicht geschrieben ist, versucht dieselbe in ihrer überaus interessanten Entwickelung auseinanderzusetzen. Dieser Darstellung ist die erste Abteilung meiner Arbeit gewidmet. Daran knüpfen sich dann meine eigenen Untersuchungen. Diese lassen sich recht kurz abfassen, aber durch zahlreiche Abbildun- gen habe ich versucht das gedruckte Wort zu illustrieren. Dass die Abbildungen so zahlreich genommen werden konnten, wurde ermöglicht durch eine vom Consistorium academicum der Kaiserl. Alexander-Universität in Finland bewilligte Unterstützung, für welche ich meinen tief empfundenen Dank ausspreche. Der Leser, welcher die Geschichte zu kennen glaubt oder sich nicht dafür interes- siert, móge sogleich zur zweiten Abteilung (S. 26) übergehen. - -— I. So lange man den Bau der Flechten genauer untersucht hat, weiss man, dass sie aus Zellen mit farblosem und aus Zellen mit gefürbtem (grünem oder blaugrünem) Inhalt aufgebaut sind. Die farblosen sind teils zu Hyphengewebe, teils zu Pseudoparenchym vereinigt, welche beiden mit denen der Pilze übereinstimmen. Die gefürbten sind ein- oder wenigzellige Gebilde, die entweder in einer bestimmten Zone des Thallus angesam- melt liegen (heteromere Flechten) oder gleichfórmig in dem Thallus verteilt sind (homo- mere Flechten). Die älteren Autoren, welche selbstverstindlich eine Flechte als ein einheitliches Ganzes betrachteten, fassten natürlich die farblosen und die gefärbten Ele- mente als ebenbürtige, wesentliche Bestandteile des Thallus auf. Eine Zeit lang be- trachtete man die gefärbten Zellen als Vermehrungsorgane der Flechten und nannte sie Gonidien oder Brutzellen (WarrRorg, 62), da man nämlich fand, dass die schon längst bekannten Soredien aus solchen grünen Zellen bestanden. Das war nun eine halbe Wahrheit, denn die Soredien bestehen, wie spätere Untersuchungen (Turasxe, 61) ge- lehrt haben, nicht nur aus Gonidien, sondern auch aus farblosen Zellen, und am Aufbau des neuen Flechtenthallus sind somit die beiden Komponenten der Mutterflechte beteiligt. Nichtsdestoweniger hat sich die Benennung Gonidie für die gefärbten Zellen in der Wissenschaft erhalten. Es fiel nun sehr früh auf, dass die Gonidien verschiedenen Algenformen täuschend ähnlich sind. Schon um das Jahr 1799 (an VII) stellte sich VExTENAT, nach "TurAsNE (61: 29), die Frage, ob nicht Collema und verwandte Flechten veränderte Nostoc- Exemplare waren, und Cassixr sprach, ebenfalls nach Turasse, im Jahr 1817 die Ver- mutung aus, dass die Nostoc-Formen nichts anderes als sterile Zustände von Collemen seien. Später bezeichnete, unr nur einige Beispiele zu nennen, Errs Fries (28: 58) die Alge Protococcus viridis als frei gewordene, für sich vegetierende Flechtengonidien, während Kürzime an die entgegengesetzte Entwickelung von Flechtenthalli aus den grü- nen Zellen glaubte (nach Cox 18: 2). 6 FREDR. ELEFVING. Die Beobachtungen der älteren Verfasser waren indessen nur auf recht oberflüch- liche, mit schlechten optischen Hilfsmitteln ausgeführte Beobachtungen gestützt. Je mehr sich die Lichenenforschung vertiefte, desto schärfer musste die Frage vom gegen- seitigen Verhalten der Hyphen und Gonidien ins Auge gefasst werden. Welches von diesen Elementen ist das primäre? Wachsen die Gonidien zu Hyphen aus oder werden die Gonidien aus den Hyphen gebildet? Es fehlte in den 50-er und 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht an diesbezüglichen Angaben. Turasxe, der eigentliche Be- gränder der Flechtenanatomie, sáete auf einen geglätteten Kalkstein Sporen von Verru- caria muralis. Sie trieben Keimschliuche, die allmählich wuchsen, sich verzweigten, Querwände erhielten und zwei bis drei Monate nach der Aussaat ein ziemlich dichtes Geflecht mit einander bildeten. Darauf bildete sich eine weissliche Schicht von kleinen runden Zellen. Auf dieser entstanden dann bald die grünen Gonidien, welche gar nicht mit , Protococcus oder irgend einer anderen einzelligen Alge verwechselt werden konnten, sondern vollkommen mit den Gonidien des fertigen "Thallus übereinstimmten (61: 90, 91). Auch bei einer Aussaat von Sporen von Physcia parietina entwickelten sich auf dem Geflechte von Keimfáden sehr kleine weissliche Zellen und später grosse, die ergrünten. Hierbei blieb aber die Entwickelung stehen. Hiernach wäre also das aus der Spore stammende farblose Hyphengewebe das pri- märe, die Gonidien dagegen wären sekundáre Bildungen. Zu derselben Auffassung gelangte auch BAYRHOFFER (8) bei der Untersuchung des Thallus von Parmelia tiliacea. Es bilden sich nach ihm aus den verdickten Enden der Hyphenäste grosse lichte Zellen, und in jeder von ihnen entsteht ein Gonidium (8: 4). Solche werden auch an den Seiten der Hyphen ausgeschieden. Einmal gebildet, vermehrt sich diese Gonidie durch Teilung, weshalb die meisten Gonidien frei in den Interstitien des Hyphengeflechtes lie- gen, wie schon die flüchtige Untersuchung des Thallus zeigt. Etwa dieselbe Ansicht vertrat SPEERSCHNEIDER (56). Andererseits behauptete Sacus (51), er habe das Auswachsen der Heterocysten von Nostoc in Hyphen unzweifelhaft beobachtet und auf diese Weise die Verwandlung des Nostoc in Collema direkt nachgewiesen. Ausserdem wies er darauf hin, dass auf der Oberfläche des Collema-Thallus oft kleine Nostoc-Exemplare vorkommen, welche auf irgend eine Weise aus den Collema-Gonidien entstehen müssen. Die Lichenologen ex professo widmeten diesen Fragen nur wenig Aufmerksamkeit. So enthielt die zu jener Zeit erschienene, sonst als ein Standard Work zu bezeichnende Synopsis Lichenum von NYLANDER (40) keine genaueren‘ Angaben über das gegenseitige Verhalten der Hyphen und der Gonidien. Eine umfassende anatomische Untersuchung des Flechtenthallus lieferte dann ScHWEN- DENER (52). Seine Arbeit erschien in drei Teilen, in den Jahren 1860, 1863 und 1868. Tom. XLIV. Untersuehungen über die Flechtengonidien. 7 Sein Hauptaugenmerk richtete er, besonders anfangs, auf die topographische Lagerung und auf den Bau der Gewebe sowie auf die Art und Weise, wie das Wachstum des Thallus erfolgt, und auf die daraus resultierenden Verschiebungen, aber er schenkte auch dem gegenseitigen Verhältnis der Hyphen und Gonidien Aufmerksamkeit. Was diese Frage betrifft, so vertrat er in den beiden ersten Heften, die einander ja zeitlich nahe standen, die oben erwähnte Ansicht von BAYRHOFFER, während er sich im dritten Heft auf Grund fortgesetzter Untersuchungen genótigt sah dieselbe aufzugeben. Im ersten Teil (1860), wo fast ausschliesslich von Flechten mit grünen Gonidien die Rede ist, äussert sich ScHWENDENER folgendermassen (S. 125): „Die grünen Zellen oder Gonidien sind bekanntlich seitliche Bildungen der Fasern und als solche den Aesten zu vergleichen. Sie werden wie diese stets nur von Gliederzellen, nie von Scheitelzellen erzeugt und sind überhaupt in den ersten Entwickelungsstadien nicht von denselben zu unterscheiden. Der Gegensatz zwischen den beiden Sprossen tritt jedoch bald deutlich hervor. Während der Ast durch wiederholte Teilung der Zellen unbegrenzt in die Länge wächst, findet bei der Gonidienbildung in der Regel bloss eine einmalige Teilung der ersten Zelle (Basal- und Scheitelzelle zugleich) statt, so dass der Spross bloss zweizellig wird. Die Scheitelzelle schwillt hierauf kugelig an und wird zum Gonidium, während die Basalzelle sich nicht weiter verändert und einen bald làngeren, bald kürzeren Stiel bildet.* ,Es unterliegt auch keiner Schwierigkeit, sich durch eigene Anschauung zu überzeugen, dass sie vermittelst kurzer Stiele mit den Fasern in Verbindung stehen. Man hat zu diesem Behufe nur nöthig, beliebige Quer- oder Längsschnitte durch starken Druck auf das Deck- gläschen zu zerreiben und dadurch môglichst viele Fasern und Faserstücke zu isolieren. Die meisten Gonidien werden freilich auf diese Weise gewaltsam losgerissen, doch finden sich immerhin hie und da solche, die noch in ihrem ursprünglichen Zusammenhange mit den Fasern stehen. — Schwieriger ist die Entwickelung der Gonidien zu verfolgen. So lange sie noch als kleine Ausstülpungen der Gliederzellen erscheinen, lassen sie sich um so weniger von jungen Aesten unterscheiden, als auch diese zuweilen etwas aufgeblasen sind. Anderer- seits sind die kleinsten grünen Zellen so klein, dass das junge Gonidium diese Grósse bald erreicht hat. Unter solchen Umständen ist es erklärlich, dass man nur selten Gonidien sieht, die noch nicht grün gefárbt und doch deutlich als solche zu erkennen sind.* Im zweiten Teil (S. 133) sagt der Verfasser, es sei ,ein allgemeines Gesetz, dass die Gonidien durch seitliches Auswachsen der Faserzellen entstehen und zwar genau in derselben Weise, wie es bereits im ersten Teil beschrieben wurde“. Nur in Bezug auf die weitere Teilung der Gonidien zeigen verschiedene Flechten Verschiedenheiten (unter den spüter untersuchten Arten waren auch solche mit blaugrünen Gonidien). Die schon von den älteren Autoren hervorgehobene Ähnlichkeit der Gonidien mit Algen, welche der Verfasser im ersten Heft nicht erwühnt, ist ihm jetzt aufgefallen. Er sagt (S. 135): „Die Gonidien stimmen in mancher Beziehung und namentlich auch mit Rücksicht auf die Vermehrungsweise so auffallend mit den niederen Algen überein, dass man geradezu sagen kann, die Natur habe hier ein Stück Algenleben zum zweiten Mal zur Erschei- N:o 2. 8 FREDR. ELFVING. nung gebracht. Die blau-grünen Gonidien entsprechen den Chroococcaceen und Nosto- chaceen, die gelb-grünen den Palmellaceen.* Drei Jahre nach dem Erscheinen des zweiten Teiles der „Untersuchungen“ übergab pe Barry der Öffentlichkeit seine bedeutende Arbeit (6): Morphologie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten, ebenso ausgezeichnet durch die Fülle eigener Beobachtungen als durch die kritische Behandlung der Literatur. ‚S. 241—294 waren hier ausschliesslich den Flechten gewidmet. Was die gewöhnlichen grünen Gonidien betrifft akzeptierte pg Barry vollständig (S. 258) die Ansicht von BAYRHOFFER und SCHWENDENER. Diesen Gonidien ähnlich, aber doch von ihnen verschieden, sind die Zel- len ,der grünen Überzüge“ (S. 289). Mit Bezug auf die chlorophyllhaltigen, aber durch einen rotgelben Farbstoff tingierten Gonidien der Graphideen, welche SCHWENDENER nicht untersucht hatte, sagte pe Bary (S. 260): „Die erste Entstehung und der Zusam- menhang dieser mit den Hyphen ist mir nicht deutlich geworden“. Weiter (S. 291) macht er auf die früher nicht hervorgehobene überaus grosse Ähnlichheit dieser Goni- dien mit der Alge Chroolepus umbrinus aufmerksam. Über den Ursprung der blau- grünen Gonidien äussert er sich sehr vorsichtig. SCHWENDENERS Ansicht, dass die erste Zelle einer Gonidienkette in derselben Weise wie die grünen Gonidien entstände, hat er nicht bestätigen können. Es war ihm nicht möglich einen auch nur mutmasslichen genetischen Zusammenhang zwischen Gonidien und Hyphen zu finden. Nur bei Plecto- psora cyathodes Mass. (und Lepholemma nach ScHWENDENER) war ein Zusammenhang der Gonidienketten mit den Hyphen zu finden, nämlich vermittelst grösserer, einem Hyphenzweig ansitzender Zellen der Kette. Wie dies zu erklären sei, müsse einstwei- len unentschieden gelassen werden. So viel war aber sicher und auch allgemein aner- kannt, dass bei den Flechten mit blaugrünen Gonidienketten Hyphen und Gonidien meist selbständig und in gewissem Sinne unabhängig von einander wuchsen. Wenn aber der genetische Zusammenhang zwischen den blaugrünen Gonidien und den Hyphen zweifel- haft bleibt, so muss andererseits die begründete Vermutung einer genetischen Beziehung zwischen den Collema- und Nostoc-Formen die, schon von älteren Forschern ausgespro- chen, immer wieder auftrat, bestehen bleiben. Denn erstens sind die Gonidienschnüre der Collemen den Nostoc-Schnüren in allen wesentlichen Punkten gleich, und „zweitens findet man häufig auf Collema neben den Soredien einzelne Gonidienschnüre oder Con- volute solcher in scharf umschriebenen Gallerthüllen ohne Hyphen; dieselben sind jungen Nostoc-exemplaren in jeder Hinsicht gleich, und ich glaube mich nicht getäuscht zu haben in der Beobachtung, dass sie sich wirklich aus dem Collema-thallus loslósen*. Welcher Art diese genetische Beziehung ist, bleibt zu untersuchen. — Unzweifelhaft besteht auch ein genetischer Zusammenhang zwischen der Flechte Ephebe und der Alge Sirosiphon, denn man findet lange Sirosiphon-Fäden, welche aus Ephebe hervorgewachsen sind (S. 291). Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 9 DE Banv formulierte seine Anschauung über die Natur der mit blaugrünen Gonidien versehenen Flechten folgendermassen (5: 291): „Entweder sind die in Rede stehenden Lichenen die vollkommen entwickelten, fructificirenden Zustände von Gewächsen, deren unvollständig entwickelte Formen als Nostocaceen, Chroococcaceen bisher unter den Algen standen. Oder die Nostocaceen und Chroococcaceen sind typische Algen; sie nehmen die Form der Collemen, Epheben u. s. f. an, dadurch, dass gewisse parasitische Asco- myceten in sié eindringen, ihr Mycelium in den fortwachsenden Thallus ausbreiten und an dessen phycochromhaltige Zellen öfters befestigen“. Als ScHWENDENER zwei Jahre später (1868) den dritten und letzten Teil seiner Untersuchuñfgen publizierte, waren, wie oben gesagt, seine Anschauungen nicht unbedeu- tend verändert. Dazu möchte einerseits beigetragen haben die Arbeit von pe Barr, andererseits das vertiefte Studium der mit blaugrünen Gonidien versehenen Flechten, bei welchen der genetische Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien zweifelhaft er- schien. Zwar hielt er (S. 176) seine früheren Angaben aufrecht über einen hier und da bei diesen Flechten bestehenden anatomischen Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien, hob aber hervor, dass dieser Zusammenhang nicht, wie er früher angenommen hatte, genetischer Natur zu sein brauchte, sondern auf nachtrüglicher Kopulation beru- hen könnte; eine solche war in einigen Fällen (Lempholemma und Plectopsora) ganz unzweideutig vorhanden. Besonders die Untersuchung von Æphebe, wo er Hyphen und Gonidien, durchaus verschieden, ganz unvermittelt neben einander liegen sah, und wo das Ganze den Eindruck machte, als ob ein von Pilzhyphen durchwucherter Stigonema- Faden vorliege, liess ihm ein ähnliches Verhalten bei Collema glaubhaft erscheinen. Die Annahme eines genetischen Zusammenhanges zwischen Hyphen und Gonidien, wie es pe Banv's erste Alternative hier oben fordert, schien ihm zu befremdenden Konse- quenzen zu führen. Entweder müssen dann die aus den Flechten stammenden Chroo- coccaceen und Nostocaceen, die als von der Mutterpflanze losgelóste Gonidien aufzufassen sind, sich wieder zu Gallertflechten entwickeln kónnen. Dies muss mit einer Bildung von Hyphen aus den Gonidien beginnen, aber alle Angaben über einen derartigen Vor- gang beruhen ganz sicher auf Tüuschung. Oder diese von der Mutterpflanze getrennten Teile müssen imstande sein selbstündig fortzuleben, ohne sich je wieder zur Gallertflechte auszubilden — „ein Verhältniss für welches im ganzen Pflanzenreich auch nicht ein einziges Beispiel bekannt ist“. So neigte SCHWENDENERS Anschauung, die blaugrünen Gonidien betreffend, mehr der zweiten Alternative von pe Bary zu, wenn er auch ausdrücklich hervorhob, dass die erste Alternative nicht unmüglich sei. Auch über das Verhalten der grünen Gonidien war er nicht mehr ganz sicher. Er bemerkt darüber nebenbei folgendes (S. 171): ,Streng genommen ist die Neubildung N:o 2. 2 10 : Frepr ÉLFVING. der Gonidien, d. h. das allmáhliche Werden derselben als seitliche Ausstülpungen der Faserzellen nirgends direkt beobachtet, sondern stets nur aus anatomischen Verhält- nissen im fertigen Zustande erschlossen*. f Seine Arbeit schloss ScuwENpENER mit einem Nachtrag ab, in welchem er, mehr und mehr die zweite Alternative von pk Bary akzeptierend, die Frage aufstellt, ob nicht alle Flechtengonidien — nicht nur die blaugrünen — als typische Algen und die farblosen Füden als Pilzhyphen zu betrachten seien, welche von jenen die zum Aufbau des Thal- lus erforderliche Nahrung beziehen. - Zu dieser Verallgemeinerung der von pe Bary mur für die mit blaugrünen Goni- dien versehenen Flechten angegebenen Möglichkeit kam SCHWENDENER “arch genauere Untersuchung der gelbgrünen Gonidien an lebendem Material. Er fand jetzt, als er Physcia parietina und Anaptychia ciliaris aufs neue untersuchte, dass jene Gonidien in der Tat einen von ihm früher übersehenen Zellkern (— Pyrenoide) und einen exzentri- schen hellen Raum (= Zellkern) besassen, ganz wie die Algengattung Cystococcus, mit weleher die Gonidien auch sonst in Bezug auf Form- und Gróssenverháltnisse, Mem- brandicke, Fürbung des Inhaltes und Verhalten gegen chemische Reagentien sowie durch ihre Teilungsweise übereinstimmten, abgesehen nur von dem Umstande, dass sie, im Flechtenthallus eingeschlossen, nicht Schwärmsporen erzeugen wie die frei lebenden Cystococcus-Zelen. Die Uebereinstimmung schien also eine vollständige zu sein, gerade so wie zwischen den Collema-Gonidien und Nostoc. Die gelbgrünen Gonidien von Endocarpon u. a., die einen etwas abweichenden Bau hatten, stimmten ihrerseits mit der Algengattung Pleurococcus überein. Am Schlusse setzt ScmwENDENER die Gründe, welche sich für und gegen die neue Anschauung anführen lassen, auseinander. | Für die Ahnahme einer Parasitenwucherung lässt sich géltend machen (S. 195): 1) Eine genetische Beziehung der Gonidien zu den Hyphen ist nicht nachgewie- sen; der anatomische Zusammenhang, der ófters besteht, beruht móglicherweise immer auf Kopulation. 2) Die Membran der Gonidien unterscheidet sich von derjenigen der Hyphen; jene gibt Cellulosa-Reaktion wie die der Algen, diese reagiert wie die der Pilze. 3) Die verschiedenen Gonidienformen entsprechen in Bezug auf Bau und Ver- mehrungsweise ebensovielen "Typen einzeliger und Fadenalgen, so zwar, dass ein iso- liertes Gonidium resp. Gonidiensystem von der betreffenden Alge in vielen Fällen nicht unterschieden werden kann. 4) Die Keimung der Sporen konnte nicht weiter als bis zur Anlage des Proto- thallus beobachtet werden, wahrscheinlich deshalb, weil die Mitwirkung der betreffenden Tom. XLIV. CO——————— "Qr —rnÜ m Untersuchungen über die Flechtengonidien. 11 Alge fehlte (bei Tunasse’s Versuchen, die Monatelang dauerten, konnten die grünen Zellen von aussen hinzugekommen sein). 5) Die Flechten zeigen hinsichtlich der Apothecien und Spermogonien eine so auf- fallende Übereinstimmung mit Ascomyceten, dass ohne Herbeiziehung der Gonidien eine scharfe Grenzlinie nicht gezogen werden kann. Gegen die Algennatur der Gonidien spricht eigentlich nur folgendes (S. 199): 1) In vielen Fällen, wo noch ungeteilte Gonidien in dichtfilzigen oder interstitien- losen jugendlichen Geweben auftreten, würde man schwer begreifen, wie dieselben — wenn es bloss Teilzellen anderer sind — dahin gelangen konnten. 2) Die Annahme, dass die Entwickelung der meisten strauchartigen Flechten oder vielmehr der betreffenden Pilze, von einer und derselben Nährpflanze ( Cystococcus humi- cola) abhángig sei, während sonst die parasitischen Pilze auf sehr verschiedenen Náhr- pflanzen vorzukommen pflegen, muss a priori als unwahrscheinlich (aber keineswegs als unmöglich) bezeichnet werden. — Auch die vollständige Überwucherung der. Nähr- pflanze, wobei die letztere lebhaft; ja in der Regel lebhafter als sonst fortvegetiert, wäre eine auffallende Eigentümlichkeit. SCHWENDENER schliesst mit dem Ausspruch, ,dass die Annahme einer Parasiten- wucherung, als Hypothese ausgesprochen, ihre Berechtigung hat und desshalb eine genauere Prüfung verdient“ Noch bevor der letzte Teil der „Untersuchungen“ von ScHWENDENER erschienen war, publizierten FAMINTZIN und Baranerzxy (24) die überaus interessanten Ergebnisse, zu welehen sie betreffend das freie Leben der Gonidien ausserhalb des Flechtenthallus ge- kommen waren. Sie bemerkten ausdrücklich, dass schon SPEERSCHNEIDER diesbezügliche Versuche gemacht hatte. Er hatte Schnitte aus dem "Thallus der Zagenia ciliaris auf Mulmstückchen in feuchter Luft kultiviert und zwei Monate nach der Aussaat die Hyphen in Verwesung übergehen sehen, wobei aber die Gonidien nicht nur völlig ge- sund blieben, sondern bedeutend heranwuchsen und sich lebhaft teilten. Seine Angaben waren aber vollständig unberücksichtigt geblieben. Jetzt gelang es den genannten russi- schen Gelehrten die Sache weiterzuführen. Bei sorgfältigen Versuchen glückte es ihnen die Gonidien von Physcia parietina, Cladonia sp. und Evernia furfuracea ausserhalb des Thallus zu Weiterentwickelung zu bringen. Teils wurden dünne Querschnitte des Thallus auf vorher ausgekochte Rindenstücke gebracht und in feuchter Luft aufbewahrt, teils wurde die Flechte mehrere Wochen unter Wasser mazeriert oder durch darauf träufelndes Wasser nass gehalten. Unter diesen Umständen wurden die Hyphen aufgeweicht und in Zersetzung übergeführt, die Gonidien dagegen blieben frisch und entwickelten sich weiter. Die meisten bildeten nach mehreren Wochen aus ihrem Inhalte Zoosporen, die mit zwei Zilien versehen waren; N:o 2. 12 FREDR. ELFVING. dieselbe bewegten sich eine Zeitlang, gingen dann in einen Ruhezustand über und wuch- sen zu grüsseren Kugeln aus. Andere Gonidien zerfielen durch verschiedenartige Tei- lung direkt in eine Menge unbewegliche Zellen, welche sich abrundeten und von ein- ander isolierten. Da der Bau der Gonidien und ihre eben geschilderte Entwickelung vollkommen mit der von Nicerr für die Algengattung Cystococcus angegebenen überein- stimmte, zögerten die Verfasser nicht auszusprechen, dass diese Alge nicht mehr als selbstándige Form, sondern als eine Entwickelungsstufe der Flechten aufzufassen sei. Die Verfasser sprachen schliesslich die Vermutung aus, dass eine ähnliche Zoo- sporenbildung auch bei anderen Flechten, die chlorophyllführende Gonidien besitzen, ge- funden werden dürfte und dass auch bei anderen Flechten, deren Gonidien verschiedenen Algenformen üusserst ühnlich, wenn nicht mit ihnen identisch sind, analoge Resultate zu erhalten wären. Diese Hoffnung ging nach Kurzem in Erfüllung. Im selben Jahre gelang es Ba- RANETZKY (5) die phycochromhaltigen Gonidien von Collema pulposum und Peltigera canina ausserhalb des Flechtenthallus frei zu kultivieren. Von Collema machte er mäs- sig dünne Querschnitte aus dem "Thallus und säete sie auf Erde, die feucht gehalten wurde, aus. Hier vermehrten sich die Nostoc-ähnlichen Gonidien intensiv und ballten sich dabei zusammen, so dass der Schnitt in seiner ganzen Masse in kleine Nostoc- Kügelchen zerfiel, da nämlich die Hyphen allmählich in Verwesung übergingen und endlich vollständig verschwanden. Auch in anderer Weise entstanden Nostoc-Kolonien von den Schnitten aus, nümlich so, dass sich auf den Seitenflichen des Schnittes (der Ober- und Unterseite des Thallus entsprechend) kleine, aus ganz durchsichtiger Gallerte bestehende Warzen bildeten, und in diese Warzen wurden Gonidiereihen aus dem Schnitte ausgestülpt. Somit war ein junges Nostoc-Kügelchen angelegt. Dasselbe vergrösserte sich unter Teilung der Gonidien, sein Zusammenhang mit dem Gewebe des Schnittes wurde allmählich aufgelockert, und schliesslich genügte ein leiser Druck, um es zu iso- lieren: aus dem Collema-Schnitt war eine Nostoc-Kolonie entsprungen. Einige von ihnen wuchsen in den Kulturen bis zur Grösse eines Stecknadelkopfes heran und stellten ganz normal entwickelte Individuen des Nostoc vesicarium DC. dar. Andere blieben kleiner, gewissermassen verkümmert. Vom Peltigera-Thallus schabte Baranerzxv kleine, Gonidien enthaltende Stücke der Oberseite ab und kultivierte sie auf Erde in feuchter Luft. Die annähernd kugeligen Gonidien sind in der Flechte zu gallertumhüllten, wenigzelligen Gruppen vereinigt; in den grösseren Gruppen sind sie deutlich in Reihen angeordnet. In den Kulturen ver- mehrten sich die Gonidien stark, so dass sie die Gallerte dicht ausfüllten. Die farb- losen Elemente des Thallus gingen zu Grunde. So entstanden dichte kugelige Knäuel, die '/,,—'/, mm im Durchmesser betrugen und durch und durch von perlschnurartigen Tom. XLIV. —á—— ri nt tt time Untersuchungen über die Flechtengonidien. 13 Nostoc-ähnlichen Fäden gebildet waren. Auch im Freien fand Verf. solche Kugeln; dieselbe entsprechen der Beschreibung, welche KürznG von einer Alge, Polycoccus puncti- formis, gibt. Zu ähnlichen Resultaten kam auch lrzresouw (33). Schon 1854 hatte dieser recht phantasiereiche Forscher (32) sich für die Identität der Collema-Gonidien und Nostoc- Faden ausgesprochen, ja sogar geäussert (S. 530), dass ,vielleicht, ja wahrscheinlich alle Nostocaceen Abkömmlinge der verschiedensten Flechtengonidien sind“, eine Ausserung, die- zusammen mit einer anderen gleichzeitigen, dass die Gonidien weibliche, die Sper- matien männliche Organe sind, vollständig begraben wurde. Durch die Arbeit von FAMINTZIN und Baranerzxy angeregt, säete er jetzt teils abgekratze Gonidien von Pelti- gera canina, teils Schnitte aus dem "Thallus auf faules Weidenholz aus, das Wochenlang feucht gehalten wurde. Die Gonidien wuchsen weiter und vermehrten sich durch Teilung, wobei entweder Glæocapsa-ähnliche, wenigzellige Kolonien oder Nostoc-Schnüre aus ihnen hervorgingen. Etwas später konstatierte WonowiN (63), dass auch bei Physcia pulverulenta eine ähnliche Bildung von Zoosporen aus den Gonidien wie bei Ph. parietina stattfinden kann und dass aus diesen Gebilden keine Hyphen hervorwuchsen, sondern immer nur neue gelbgrüne Cystococcus-Zellen. FAMINTZIN und BARANETZEY hielten sich in ihren Schlussfolgerungen innerhalb des Gefundenen. Sie konstatierten 1) dass die Gonidien eines ganz selbständigen Lebens ausserhalb des Flechtenthallus fähig sind, 2) dass sie mit dem Freiwerden ihren Lebens- zyklus zu erweitern pflegen und dass folglich 3) einige, vielleicht auch viele, von den bisher als Algen beschriebenen Formen als selbständig vegetierende Gonidien zu be- trachten sind. Ich glaube aber nicht irre zu gehen, wenn ich behaupte, dass diese Entdeckung, von welcher ScHWwENDENER später mehr en passant spricht, der weiteren Entwickelung der Lichenen-Lehre eine entschiedene Wendung gab. Waren doch die Zoosporen in so hohem Grade für die Algen charakteristisch, dass die Gebilde, welche solche zu erzeu- gen vermochten, notwendigerweise Algen sein mussten. SCHWENDENER selbst war die Frage auch ohne diese Entdeckung klar geworden. Er hatte verschiedene Flechten (mit blaugrünen Gonidien) untersucht und immer neue Bei- spiele von Flechtengonidien, die mit Algen übereinstimmten, gefunden, sowie Fälle gese- hen, wo Algen von farblosen Hyphen umsponnen waren. Im September 1867 auf der schweizerischen Naturforscherversammlung in Rhein- felden (Referat Bot. Zeitung 1868) sowie in seiner Arbeit (53) ,Die Algentypen der Flechtengonidien“ vertrat er ohne Reservation die Ansicht, dass die Flechten überhaupt aus einer Alge und einem darauf schmarotzenden Pilz bestehen, eine Ansicht, die, wie N:o 2. 14 FREDR. ELFVING. wir gesehen haben, ursprünglich von pe Bary als eine Möglichkeit für die Gallertflechten und verwandte ausgesprochen worden war. Jetzt wurde diese Anschauung auf alle Flech- ten, auch auf die mit gelbgrünen Gonidien, ausgedehnt. „Die Algennatur der Flechten- gonidien ist in einer Reihe von Füllen festgestellt, in andern hóchst wahrscheinlich, in keinem unwahrscheinlich.“ Für die entgegengesetzte Auffassung, dass die Flechte ein einheitliches Ganze darstellte und dass die Hyphen und Gonidien nur Teile desselben wären, sprechen gar keine Beobachtungen. „Die einzige Thatsache, die man etwa noch geltend machen konnte und die man früher mit Recht im Sinne einer genetischen Bezie- hung zwischen Fasern und Gonidien gedeutet hat, nämlich das Vorhandensein von Stiel- zellen, ist offenbar vollständig entkräftet, seitdem man weiss, dass ähnliche Stiele durch Kopulation gebildet werden. Diese letztere Bildungsweise ist mit absoluter Sicherheit nachgewiesen; die genetische dagegen, resp. die Entwicklung der Gonidien aus den End- zellen kurzer Faseräste, ist noch von Niemanden beobachtet, sondern nur aus den Vor- handensein von Stielzellen erschlossen worden. Der Schluss war früher erlaubt; heute ist er es nicht mehr. Die Annahme, dass die Gonidien selbsterzeugte Organe der Flechten seien, entbehrt also jeder thatsächlichen Begründung.“ „Die Flechten bilden keine besondere Hauptabtheilung der Kryptogamen, sondern nur eine Unterabtheilung in der grossen Reihe der Pilze; es sind Ascomyceten, die auf Algen schmarotzen.* (S. 38) Die Algen, die hierbei in Frage kommen, sind I. Algen mit blaugrünem Inhalt 1) Sirosiphoneen bei Æphebe, Spilonema, Polychidèum und in den Cephalodien von Stereocaulon. 2) Rivularien bei Thamnidium, Lichina und Racoblenna. 3) Scytonemeen bei Heppia, Porocyphus und in den Cephalodien von Stereocaulon. 4) Nostocaceen bei Collema, Lempholemma, Leptogium, Pannaria, Peltigera und in den Cephalodien von Stereocaulon. 5) Chroococcaceen bei Omphalaria, Enchylium, Phylliscum. II. Algen mit chlorophyllgrünem Inhalt 6) Confervaceen bei Coenogonium, Cystocoleus. 7) Chroolepideen bei Roccella, den Graphideen und Verrucarieen. 8) Palmellaceen bei den meisten Strauch- und Laubflechten. Von entscheidender Bedeutung für die weitere Feststellung der neuen Lehre waren die Untersuchungen von Borxer (12, 13). Ihm schien die Theorie von ScHWENDENER besser als jede andere Auffassung den Tatsachen Rechnung zu tragen, aber er verstand, dass Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 15 die Gegner derselben — denn solche gab es, worüber unten mehr — noch nicht über- zeugt waren, denn es genügte nicht die Identität der Gonidien und der frei lebenden Algen festgestellt zu haben, wie es ScHWENDENER getan hatte. Der Kern der Frage lag in dem gegenseitigen Verhalten der Hyphen und Gonidien, und dieses hatte der Urheber der Theorie nicht hinreichend aufgeklärt. Die gesamte Literatur über Flechten, sowohl Text als Figuren, gab hierüber fast gar keinen Aufschluss. Es musste doch einmal gezeigt werden, dass das Verhalten der Hyphen in der Tat der Theorie des Parasitismus entspricht und nur durch diese verständlich wird. Hierauf richtete er seine Unter- suchungen. | Seine Bestrebungen waren "vom besten Erfolg gekrönt. Er zeigte, in welcher Weise die Hyphen Sich mit den Gonidien verbinden, wie an diesen sich bald ein ein- zelner Hyphenzweig, bald mehrere fest anlegen, wie die Gonidien von kurzen Faserästen fest umklammert oder sogar von Hyphen ganz umsponnen werden, ja wie die Hyphen sich in den Zellraum der Gonidien einbohren. Er sah keine Andeutungen von der frä, her behaupteten Bildung der Gonidien aus Endzellen der Hyphen, er sah nie Gonidien aus Hyphen entstehen, überhaupt keine Andeutung einer solchen Möglichkeit. „Les rapports de l'hypha avec les gonidies sont de telle nature qu'ils excluent toute possi- bilité qu'un des organes soit produit par l'autre, et la théorie du parasitisme peut seule en donner une explication satisfaisante“ (12: 95). Ausserdem gelang es Borner zu den von ScHWENDENER erwähnten Algentypen zwei neue, und zwar hochorganisierte Typen, Phyllactidium und Strigula, hinzuzufügen. Seine klare und genaue Arbeit, die sich über 60 Gattungen erstreckte, erhielt einen noch grüsseren Wert durch die zahlreichen Abbildungen, welche die Verhältnisse so natur- getreu und meisterhaft zur Anschauung brachten wie nie vorher. Immer wird auch, wenn pe Bary als erster Urheber und ScHWENDENER als eigentlicher Begründer der nach ihm genannten Auffassung genannt wird, Bornser als derjenige bezeichnet, welcher die Theorie zur Geltung gebracht hat. Unabhängig von Borner hatte Treus (60) die gegenseitigen Verhältnisse der Hy- phen und der Gonidien untersucht und war zu demselben Resultat gekommen, dass eine Entstehung von Gonidien an Hyphenzweigen nicht stattfindet. Die jetzt erwühnten grundlegenden Untersuchungen befassten sich vornehmlich mit dem Bau des fertigen Thallus. Die neue Lehre forderte aber gleich zum Studium der Entwickelung auf. und hier traf nun das Eigentümliche ein, dass man den Bau der Flechten nicht in verschiedenen Alterszuständen, in verschiedenen Regionen des "Thallus oder zu verschiedenen Jahreszeiten untersuchte, sondern sogleich zu der schwierigen Aufgabe schritt die erste Anlage des Thallus zu erforschen. Die psychologische Ursache hierzu war wohl das langsame Wachstum der Flechten und ihr Vermögen Austrocknen N:o 2. 16 FREDR. ÊLFVING. zu vertragen, was alles ihnen das Geprüge des Leblosen gibt, das nicht zu entwicke- lungsgeschichtlichen Studien aufmuntert. Anfangs hatte man es als etwas ganz Selbstverstándliches angenommen, dass sich aus der Flechtenspore eine neue vollständige Pflanze entwickelte, gerade so wie aus irgend einer anderen Spore oder aus einem Samen. Die früher erwähnten Versuche von Turasxe schienen dies zu bestätigen. Noch 1866 stand pr Bary auf diesem Stand- punkte. Wenn aber Zweifel über die wahre Natur der Flechten aufkamen, mussten diese Angaben nachgeprüft werden, umso mehr, als man die allgemeine Verbreitung der verschiedensten Mikroorganismen kennen gelernt hatte und Turasne’s Methode nicht einwandfrei erschien. Die Kultur bot aber grosse Schwierigkeiten, da die Flechtenhyphen recht langsam wachsen und in den Kulturen leicht von schnell wachsenden Schimmel- pilzen überwuchert werden. Die Keimungsversuche, welche ScHwENDENER (52, III: 180) machte, waren erfolglos. Interessante Resultate hatte dagegen Borner (12: 64) erzielt. Er „hatte Sporen von Physcia parietina auf Stein und auf sterilisierte Rindenstücke ausgesäet. Dort keimten die Sporen; die Keimhyphen verzweigten sich ein wenig, aber Chlorophyll wurde nicht gebildet. Als er dagegen zusammen mit den Sporen eine Schicht Protococcus viridis auf dem Substrat ausbreitete, fand er das Wachstum der Hyphen sehr befördert: sie verzweigten sich mehr, und jedesmal wenn sie einer Protococcus-Zelle oder einer Kolonie solcher begegneten, befestigten sie sich daran direkt oder vermittelst eines klei- nen Seitenzweiges. Borners Figuren zeigen die Algenzellen den Keimfüden ansitzend, ganz in derselben Weise, wie die Gonidien im fertigen "Thallus an den Hyphen befestigt sind. Ähnliches beobachtete er bei Biatora muscorum. Einen ausgebildeten Thallus erhielt er nicht in seinen Kulturen, die nicht über die ersten Keimungsanfänge hinaus- reichten. — Zu ähnlichen Resultaten kam mit Objektträgerkulturen Treu (60), der mit Sporen von Lecanora subfusca und aus dem Thallus von Ramalina calicaris isolier- ten Cystococcus-Zellen arbeitete. Einen Schritt weiter machte dann Starr (57). Bei Endocarpon pusillum, wie bei einigen anderen Flechten, kommen, ausser den gewöhnlichen Gonidien im Thallus, im Innern der Sporenfrüchte kleinere, dünnwandige $. cg. Hymenialgonidien vor, die offen- bar Abkómmlinge der Thallusgonidien sind. Bei unserer Art gehören sie zur Algen- gattung Pleurococcus. Die Hymenialgonidien zeigen nun ein eigentümliches Verhalten. Wenn nümlich aus dem Perithecium eine Spore herausgeschleudert wird, werden Hyme- nialgonidien, die zwischen den Asci liegen, mitgerissen, so dass an jeder freien Spore 20—40 Gonidien anhaften. Bei der Keimung wachsen aus der Spore zahlreiche Keim- füden heraus; diese umgarnen binnen Kurzem die Gonidien, und so entsteht allmählich aus den neben einander liegenden Gebilden, Spore und Gonidien, der normale Thallus als ein einheitliches Ganzes. Dies war gleichzeitig von AncaxaEL: (3) und von SrAun (57) Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 17 beobachtet worden. Sraur fand aber weiter, dass eine gesellig mit Ændocarpon wach- sende Art, Thelidium minutulum, die Eigentümlichkeit besass, dass die Keimfäden, welche in den Kulturen, wo sie keine Algen antrafen, zu Grunde gingen, dagegen, wenn sie auf frei geratene Ændocarpon-Gonidien stiessen, diese umspannen, um mit ihrer Hülfe den Thallus aufzubauen. Dieselbe Alge Pleurococcus kann also zum Auf- bau zweier so verschiedenen Flechtenformen wie Ændocarpon mit seinem hoch differen- zirten und Z'helidium mit seinem wenig entwickelten "Thallus dienen. Auffallend war, dass in allen Fällen die von Hyphen umwachsenen Algenzellen kräftig wuchsen und sich lebhaft teilten. Sram, hatte hierdurch gewissermassen die Synthese einer Flechte ausgeführt. Eine solche Synthese war schon früher von Rerss (48) versucht worden. Er hatte Sporen von Collema glaucescens auf kleine Kolonien von Nostoc lichenoides ausgesäet und gesehen, wie die Keimhyphen in die Gallerte hineinwuchsen und sich zwischen den Nostoc-Fäden verzweigten. So entstand ein Gebilde, welches dieselbe Form wie Nostoc hatte, aber innerlich aus Nostoc und farblosen Hyphen bestand: d. h. den Bau einer Collema zeigte. Der so synthetisch dargestellte Thallus blieb zwar in der Kultur ganz rudimentär, aber seine Identität mit C. glaucescens schien Rxzss ausser Zweifel. — Diese Synthese wurde auch von Borxer für Collema pulposum versucht: die Keimschläuche drangen in der Tat in die Nostoc-Gallerte ein, — „es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Keimschläuche in jede andere gallertartige Substanz auch eingedrungen sein würden“, sagt Frank (27: 127) — aber eine weitere Entwickelung erfolgte nicht. — Weitere abschlies- sende Untersuchungen über die Flechtensynthese machte Bonnier (9). Er säete Flechten- sporen und rein kultivierte Algen von dem zu der betreffenden Flechte gehörenden Algen- typus aus und zwar teils auf Deckgläschen, wonach er die Entwickelung direkt unter dem Mikroskop beobachtete, teils auf geeignetes Substrat (Rinde, Stein u. s. w.) in gläsernen Kulturflaschen, die Jahrelang sich selbst überlassen blieben. Durch sorgfältige Sterilisi- rung der Gefässe und der Luft, die in genügender Menge dargeboten wurde, gelang es Bonnier bessere Bedingungen als die letzterwähnten Forscher für die Entwickelung der Flechten zu schaffen. Er sah, wie die Keimhyphen die Algenzellen umspannen, wie diese sich vermehrten und wie jene ein Pseudoparendym bildeten, so dass nach 50 Tagen ein berindetes Hyphengeflecht mit eingeschlossenen Algenzellen vorlag, das vollständig mit jungen Thallusanfängen übereinstimmte. In den Makrokulturen entwickelten sich die Thalli noch weiter, so dass nach zwei bis drei Jahren die Exemplare einiger Arten (Physcia parietina, Ph. stellaris, Lecanora sophodes und Opegrapha vulgata) Apo- thecien trugen. In den Kulturen, wo nur Flechtensporen ausgesäet wurden, entwickelten sich keine Thalli; nur von Verrucaria und Opegrapha bildeten sich junge Thallus- anfünge aus. N:o 2. 3 18 FREDR. ErrviNa. Während alle diese Forscher Sporen und Algenzellen zusammen aussäeten, versuchte Mücrer (37), in direktem Anschluss an "TuraswE's erste Kulturversuche, zu eruieren, was aus den allein für sich ausgesäeten Flechtensporen wird. Er arbeitete nach Bre- rELDs Methode mit feuchter Kammer und einer Nährlösung, deren Zusammensetzung nicht angegeben wurde, und ging entweder von den Ascosporen oder von den Pyknoko- nidien (Spermatien) aus. Von zwölf Arten Krustenflechten gelang es ihm kleine Thalli, ohne Gonidien, rein zu züchten. Die Entwickelung verlief überhaupt sehr langsam. So hatte der Thallus von Lecanora subfusca nach einem Vierteljahr einen Durchmesser von 1.5—2 mm, derjenige von T'helotrema lepad;num 6 mm; Calicium parietinum aber wuchs in vier Wochen in einem stattlichen Thalluskörper von 2 em Länge und über 1 cm Breite aus. In vielen Fällen wurde der Bau des gezüchteten "Thallus mit dem der normalen Flechte verglichen und zeigte, von den Gonidien abgesehen, vollkommene Über- einstimmung. Besonders interessant war, dass er die Thalli von zwei Calicium-Arten in der Kultur bis zur Bildung von Pyknosporen — nicht aber von Apothecien — bringen konnte. — Diese Befunde gewährten der neuen Lehre eine bedeutungsvolle Stütze, denn bisher war der Pilz im Flechten-Konsortium gewissermassen eine Abstrak- tion gewesen, da derselbe nie im Freien angetroffen worden war. Es war also durch eine Reihe von Untersuchungen gezeigt worden: 1:0) Die Gonidien der Flechten lassen sich mit verschiedenen Algen identifizieren. 2:0) Der farblose Teil der Flechten hat vollstándig den Charakter eines zu den Ascomyceten gehörenden Pilzes (von Marrigoro (38) wurde gezeigt, dass der Pilz auch ein Hymenomycet sein kann). 3:0) Ein genetischer Zusammenhang zwischen Gonidien und den farblosen Zellen ist nirgends nachgewiesen. 4:0) Die aus der Spore entwickelten Keimhyphen gehen zu Grunde, wenn sie nicht a) entweder saprophytisch genährt werden, in welehem Falle ein rudimentärer Flechten- thallus ohne Gonidien entsteht oder b) zur rechten Zeit die geeigneten Algen antreffen, in welchem Falle die beiden Organismen ein Konsortium, die typisch entwickelte Flechte, bilden. Diese Beweisführung scheint ja vollkommen zu sein, um die Schlussfolgerung zu gestatten: Die Flechten sind Doppelwesen, von einem Pilz und einer Alge gebildet. Ohne Opposition schlug indessen die neue Lehre nicht durch.” Besonders war es die neue, bis dahin unerhórte Art des Parasitismus die absonder- lich erschien, dass nümlich ein frei wachsender Organismus (die Alge) von einem 1 Eine verdienstvolle Zusammenstellung (15) der Ansichten pro et contra lieferte TH. BRISSON, ein französischer Flechtensammler. Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 19 anderen aufgenommen wurde, um im Innern seines Wirtes für diesen zu arbeiten, und dabei selbst ganz gut gedieh. Das erschien nun so abnorm, so ohne Analogie daste- hend, ja geradezu phantastisch, dass die neue Lehre den Botanikern wenig wahrschein- lich vorkam. In diesem Sinne äusserte sich unter anderen Caspary (16). Es stimmte die neue Auffassung gar nicht zu dem herkömmlichen Begriff des Parasitismus, nach welchem ein Parasit ein Schädling war. Als sich aber die Tatsachen zu Gunsten der neuen Lehre häuften, wurden auch die Anschauungen über Parasitismus umgemodelt. Besonders die Einführung der neuen Ausdrücke Konsortium und Symbiose durch REINKE und Frank, von denen sich besonders der letztere nach pe Barys Auseinandersetzungen einbürgerte (siehe hierüber RrixkE 49: 525 u. f.), erleichterte den Übergang zu der neuen Auffassung. Vollständige Einigkeit dürfte auch jetzt nicht herrschen inbezug auf das gegenseitige physiologische Verhalten der Alge und des Pilzes im Flechtenthal- lus, aber allgemein wird gelehrt, dass die Alge durch Kohlensäureassimilation organische Verbindungen für sich selbst und für den Pilz produziert, während der Pilz die Auf- nahme des Wassers und der nötigen mineralischen Nährstoffe besorgt (pg Banv 7: 425). Bemerkenswert ist, dass anfangs sämtliche Lichenologen gegen SCHWENDENER Front machten. Die Hauptursache dazu mag gewesen sein, dass sie alle instinktiv fühlten, dass die Flechten doch etwas Selbständiges waren und dass jetzt „ihre lieben Lichenen unbarmherzig ihrer selbständigen Fxistenz beraubt und wie durch den Schlag eines Zauberstabes in einen’ spinnenartigen Herrn Pilz und einen gefangenen Algen-Sclaven verwandelt werden“ (CnowrrE (20), in Krempelhubers Übersetzung). Aber sie waren nicht imstande durch neue Untersuchungen die von den Gegnern vorgeführten Tatsachen zu entkräften. So blieb eine im Jahre 1872 (Bot. Zeitung, S. 624) von der Berliner Akademie gestellte Preisfrage, worin zur Prüfung der Schwendenersche Lehre aufgefor- dert wurde, unbeantwortet. Es waren hauptsächlich drei Lichenologen, welche die Opposition führten, Kreu- PELHUBER, KÖRBER und NYLANDER. Ruhig und unbefangen diskutierte Kremreinuser (36) die Frage. Besonders das Einrangieren der Flechten unter die Pilze kam ihm unnatürlich vor. Die Flechten sind ja durch eine Reihe von Merkmalen charakterisiert, die den Pilzen fehlen. Ihre Zell- membran, wenigstens in den Sporenschläuchen und Paraphysen, färbt sich durch Jod und Schwefelsäure blau, was bei den Pilzen nicht der Fall ist. Ihr Zellinhalt ist stick- stoffarm, bei den Pilzen dagegen stickstoffreich. Sie enthalten zahlreiche, eigentümliche Säuren, welche bei den Pilzen fehlen. Ihr Gewebe ist dauerhaft, das der Pilze in der Regel leicht vergünglich. Während die Pilze durchgehends auf toten organischen Sub- stanzen, Produkten der Fäulnis und Verwesung, oder auf lebenden, aber im Absterben begriffenen Organismen leben, meiden die Flechten dagegen durchgehends solche Sub- N:o 2. 20 FREDR. ELFVING. strate. Das ganze Aussere der Flechten sowie die Physiognomie der Flechtenvegetation ist ein durchaus charakteristisches, von den Pilzen abweichendes. ,Es móchte immerhin noch sehr fraglich sein, ob man berechtigt ist, die Flechten mit den Pilzen in eine Klasse zu vereinigen und somit die Neu-Bildung einer Klasse des Pflanzenreiches in einer Weise zu bewerkstelligen, welche der gesunden Naturanschauung sich als eine ganz unnatürliche und erzwungene darstellt.“ Weitere Untersuchungen sind nötig, bevor die neue Auffassung als bewiesen gelten kann. Ähnliche Bedenken gegen die neue Lehre äusserte auch Conx (19:19): „weil ich mich trotz der für die Deutung derselben al$ Algen mit parasitischen Pilzen sprechen- den Gründe nicht von der Natürlichkeit dieser Auffassung überzeugen kann“. „Nur für die Collemaceen scheint mir durch pe Bary und Rgess der Parasitismus höchst wahr- scheinlich gemacht.“ Noch andere, jedoch minder gewichtige Gründe führte KREMPELHUBER gegen SCHWEN- DENER VOL. Mit Recht konnte ScuwENpENER in seiner Erwiderung (55) sagen, dass es sich nicht um Gefühle, sondern um Tatsachen handelte. Er seinerseits war sicher, dass er die geschilderten Tatsachen richtig beobachtet hatte; dieselben schienen ihm nur eine einzige Deutung zuzugeben, und so überliess er die Bestätigung seiner Lehre vertrauens- voll der Zukunft. Bedenken derselben Art wie KREMPELHUBER äusserte Koërser (35). Er hielt fest „an jener unläugbar deutlich in der Natur ausgesprochenen Grundidee der Lichenen, welche dieselben zu einer in sich abgeschlossenen durchaus individualisirten und selb- ständigen Pflanzenklasse macht“. Der nicht-gonimische Teil der Flechte hat nicht die Eigenschaften eines Pilzes, ganz wie es von KREMPELHUBER auseinandergesetzt worden ist. Auch gibt es Flechten, deren Thallus nur aus Gonidien besteht, aber dennoch fruktifiziert. Bei anderen haben sich die Gonidien mit Partikeln des Substrates oder mit einer lockeren Gewebsmasse, die sich wahrscheinlich aus dem Zerfall und Absterben älterer Gonidien bilden dürfte, konsoziiert. Die Gonidien sind das eigentlich Charakte- ristische aller Flechten. Diejenigen niedrigen Bildungen aus der Gruppe der Phycochro- maceen und der Palmellaceen, die man als den einen Komponenten des Flechtenthallus bezeichnet, sind nur frei vegetierende Flechtengonidien. Als weitere Argumente gegen SCHWENDENER führt KoERBER an, dass es Flechtengonidien gibt, die nicht als freilebende Algen bekannt sind. Weiter, dass viele Flechten mehrere Algentypen beherbergen, in welchem Falle es von einem ganz sonderbaren Zufall abhängen müsste, dass die kei- mende Spore die betreffenden Algen zur Verfügung bekäme. Über die genetischen Ver- hältnisse der Gonidien und Hyphen äussert sich Korrser recht vorsichtig. Das Aus- wachsen der Gonidien zu Hyphen hat er selbst beobachtet. Der umgekehrte Vorgang Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 21 kommt ihm unwahrscheinlich vor. Wenn man fragt, woher die Gonidien kommen, wenn sie nicht von den aus der Spore stammenden farblosen Hyphen erzeugt werden, so lautet die Antwort, dass die Hyphe die von ihr spezifisch benötigte Gonidie unmittelbar finden muss, etwa so wie der Pollenschlauch die Eizelle findet, und frei lebende Gonidien sind in der Natur weit verbreitet. Die schwache Seite seines Standpunkts lag klar vor Augen. Dass seine Angaben über den Flechtenbau in vielen Punkten nicht richtig waren, eine Sache, die er selbst ahnte (S. 8), musste jedem, der mit stürkeren Vergrósserungen gearbeitet hatte, ein- leuchten, und das von ihm postulierte Zusammengeraten der Sporen und der Gonidien war ja im Grunde dasselbe, was SCHWENDENER forderte. Etwa auf demselben Standpunkt stand J. Mötrer (39), wenn er auch seine Ansicht in anderem Gewand. vorführte. Er betrachte Collema als eine dimorphe Pflanze, mit einem vollstindigen Zustand, in welchem sie fruktifiziert, und einem sekundären, der unter dem Namen Nostoc bekannt ist, nie Hyphen besitzt und nie Apothecien trägt. Erst durch Eindringen der Hyphen des vollständigen Zustandes wird der sekundäre Zustand zum vollstándigen erhoben. NxLANDER, der zu jener Zeit der leitende Systematiker unter den Lichenologen war, fertigte anfangs (42) die neue Lehre ganz kurz als ,nullo fundamento solido posito* ab. In den folgenden Jahren äusserte er sich mehrmals ablehnend und spottend über die Ansichten von ScHWENDENER, aber nur im Vorbeigehen, Als sich aber immer neue Stimmen für diese Lehre hóren liessen, sah er sich veranlasst seinen Standpunkt näher zu prüzisieren. Die Tatsachen, welche die alte Auffassung begründeten, stellte er in fol- gender Weise zusammen (45): 1:0) Sowohl Sporen als Keimhyphen der Flechten sind anderer Natur als die der Pilze. Die Keimhyphen jener sind elastisch, licheninhaltig, mehrjährig, die entsprechen- den Gebilde dieser sind vergänglich, dünnwandig, leicht Falten schlagend, löslich in Kaliumhydrat. 2:0) Die Gonidien und die betreffenden Algen (Protococei ete.) sind ähnliche, nicht identische Gebilde. Die Gonidien kommen nie ausserhalb des Flechtenthallus vor, sie können nicht im Freien leben. Nie findet man solche Gonidien in der nächsten Umge- bung der Flechten. Wo die Flechten am besten gedeihen, dort fehlen die Algen. 3:0) Die Gonidien entstehen in den Zellen des Thallus, sowohl des eben entstande- nen als des erwachsenen. 4:0) Nicht wenige Flechten haben einen parenchymatischen Bau und besitzen keine Hyphen. 5:0) In den Soredien der Collemaceen existieren und entstehen die Gonidien vor den Hyphen. N:o 2. 22 FREDR ErrvrNo. 6:0) Bei der Bildung der endogenen Cephalodien entstehen mitten im "Thallus blau- grüne Gonidien. Diese kónnen jedoch nicht von aussen her durch die feste Rinden- schicht eingedrungen sein. 1:0) Eine grosse Menge parasitische Flechten, die nur aus Apothecien bestehen, haben keine Hyphen. Sie sind aber gewiss Flechten. „Unum quodvis ex his momentis sufficit ad omnem Schwendenerismum delendum.* Hierauf antwortete SCHWENDENER gar nicht. Seine Lehre hatten schon die meisten leitenden Botaniker, wenigstens ,die eigentlichen Mikroskopiker und Physiologen“, wenn auch nicht die Lichenologen, akzeptiert. Auch NxrawpEms beleidigende Schreibweise mag ihn zum Schweigen bewogen haben. Sehen wir jetzt nach, was sich inbezug auf diese Gründe, welche die Opposition konzentriert vorführen, sagen lässt. Zu 1:0) muss bemerkt werden, dass der vermeintliche Unterschied zwischen den Sporen der Flechten und der Pilze nicht von NYLANDER präzisiert worden ist und dass in vielen Fällen eine solche ganz bestimmt nicht vorhanden ist. Was die Keimhypheu betrifft, sind die der Flechten so wenig studiert, dass sich noch heute nichts Allgemei- nes darüber aussagen lässt. Vielleicht werden Unterschiede präzisiert werden können, vielleicht nicht. Es ist zuzugeben, dass zwischen älteren Flechten- und Pilzhyphen im Allgemeinen ein Unterschied besteht, so dass man in vielen Fällen sagen kann, ob eine Hyphe der einen oder der anderen dieser Pflanzengruppen entstammt, aber in anderen Fällen, z. B. bei vielen Krustenflechten und Pyrenomyceten, ist dies nicht möglich. Es gibt auch Pilzhyphen (Polyporus), die elastisch und höchst langlebig sind, und Pilzzel- lulose wird ja von den Anatomen als etwas sehr Resistentes bezeichnet. Der betreffende Unterschied ist ein solcher, der bei einer Diskussion über die Verwandtschaft zweier Gruppen beachtet und zur Charakteristik derselben herangezogen werden muss, aber für die Entscheidung der fundamentalen Frage, ob die Flechten einheitliche Organismen oder Doppelwesen sind, ist er belanglos. Betreffend 2:0) vermisst man nühere Angaben über den Unterschied zwischen Goni- dien und Algen. Es wird nur gesagt, dass ein Unterschied vorhanden sei. Diejenigen Forscher, deren Aufmerksamkeit speziell darauf gerichtet gewesen war, hatten, wie aus Beschreibungen und Abbildungen zu ersehen war, keinen wesentlichen Unterschied finden können. Wenn CnowsrE (20: Fig. 3, 4) Protococcus viridis und Gonidien von Physcia parietina neben einander abbildet und auf die Verschiedenheit hinweist, so kann ihm kein unbefangener Algologe zustimmen. Auch NYLANDER war anfangs (42:53) der Ansicht, dass viele gonidienühnliche Algen ,gonidia lichenum errantia et atypice vigen- tia^ seien. Dass Gonidien frei leben kónnen, war ja schon 1877 eine experimentell fest- gestellte "'atsache, Dass Gebilde, die nicht von Gonidien zu unterscheiden sind, in der Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 23 Natur sehr häufig und auch zwischen Flechten vorkommen, war ebenfalls eine längst anerkannte Tatsache, die sich nicht durch Verneinen wegdisputieren lässt. Das Moment 2:0) ist also unbegründet und dürfte in der Hitze des Gefechtes niedergeschrieben wor- den sein. Der wichtigste Punkt ist der sub 3:0). Wenn der ARDEN hier richtig ist, dann würden die Gonidien keine Eindringlinge zwischen den Hyphen, sondern echte Organe des Flechtenthallus sein. Hauptsächlich auf die Verteidigung dieses Punktes richteten sich die Bemühungen der Opponenten. Was die Bildung der Gonidien im eben entstandenen Thallus betrifft, zitierte NYLAN- DER immer wieder TuLasses Kulturversuche aus dem Jahre 1852, als ob,die Wissen- schaft in der Zwischenzeit nichts von der immensen Verbreitung der Mikroorganismen und von den zahllosen Infektionsmöglichkeiten gelernt hätte. Auch teilte er (46) einige eigene hierhergehörende Beobachtungen mit. Er hatte Flechten, vorzugsweise Leca- nora galactina, Lec. exigua, Lecidea alboatra untersucht, die auf Glasscheiben — vitra per longam seriem avnorum in regionibus lichenosis exposita — wuchsen. Auf der ganz reinen Oberfläche des Glases, sagt er, konnte man die ganze Entwickelung von der Kei- mung der Spore bis zur Apothecienbildung verfolgen, ohne dass eine Spur von Algen (Protococci oder Pleurococci) oder irgend einem fremden "Thallus in der Nähe aufzu- zeigen war. Schon der Umstand, dass die Fenster, an welchen L. alboatra seine An- fänge ausbreitete, angeblich (RicHARD 50: 42) etwa 90 Jahre alt waren, lässt die An- gabe von der Reinheit des Glases und dem Fehlen der Algen recht zweifelhaft erschei- nen, aber auch angenommen, dass zurzeit keine Algen vorhanden waren, wusste man nichts von der Vergangenheit. Die Anlage der Gonidien in erwachsenen Flechten sollte bei manchen Arten beob- achtet werden können. Als besonders günstige Objekte empfahl Nyrasver (44 a: 303) die Umbilicarien, später (45: 354) auch Physcia lithotea, Ph. endococcina, Ph. pulveru- lenta und Psoroma hypnorum. Dort wäre im unteren Teil der Rindenschicht die Ent- stehung der Gonidien im Innern der Zellen ganz deutlich zu sehen. Er versichert (44 e: 205) ,gonidiorum ortum in cellulis (apud laxiores texturas glomerulis vel syngo- nidiis glomerulosis) omnino ad prima elementa histologiæ physiologiæque Lichenum per- tinere^, aber so einfach ist die Sache anderen nicht vorgekommen. Und wenn er (44 b: 249) versicherte ,præparationes microscopicæ demonstrantes gonidia formari inter cellulas corticales Lichenum haberi possunt apud J. Bourgogne Père“, so konnten andere das in solehen Präparaten nicht sehen (mündliche Mitteilung von Dr. Borxer). Über- haupt wurden seine diesbezüglichen kategorischen Angaben in so knapper Form gegeben, dass nur der gute Wille ihnen Glauben schenken konnte, zumal da sie nie von Abbil- dungen begleitet waren. — Sein treuer Anhänger Cnowsrg, der eifrig bemüht war, N:o 2. 24 FREDR. ELFVING. durch Referate und Übersetzungen die Ansichten Nyranpers den englischen Botanikern vorzuführen, hat Abbildungen (21) vom Thallusbau bei Umbilicaria pustulata und Physcia pulverulenta gegeben, aber seine höchst primitiven Bilder wirken gar nicht über- zeugend, sondern sind ebensogut mit der Auffassung SCHWENDENERS verträglich. Viel genauer waren die Angaben und Abbildungen, welche AmncaweELr (2) über den genetischen Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien bot. Seine Figuren von Sticta, Evernia und Alectoria zeigten aber nur den von früheren Autoren beobachteten anato- mischen Zusammenhang beider, und die Abbildungen einiger anderen Flechten, welche den betreffenden Zusammenhang als wahrscheinlich erscheinen liessen, waren nicht so deut- lich wie Borxers kurz vorher publizierte Figuren, welche das Gegenteil zeigten. Ein anderer Forscher, der die Entstehung der Gonidien aus den Hyphen gefunden zu haben glaubte, war Frank (26). Er fand, dass der Thallus der rindenbewohnenden Arthonia astroidea anfangs gonidienlos ist und dass die Gonidien sporadisch als isolierte Zellen im Innenraume der vielfach noch unversehrten Korkzellen auftreten. Den Nach- weis, dass die Gonidien den Hyphen entstammen, glaubte er bei Variolaria communis geben zu können. Dort waren die Gonidien in älteren "Teilen des Thallus fertig ausge- wachsen, in der Randzone dagegen bedeutend kleiner und heller. Hier entstehen sie aus interstitiellen und terminalen Gliedern der verschlungenen und angeschwollenen Hyphen. — Auf Grund weiterer Untersuchungen ging FRANK später (27) zu ScHWENDENERS An- sicht über. Er hatte nämlich bei Arthonia das Durchbohren der Zellenwände durch gonidienähnliche Gebilde gesehen; bei Variolaria, von welcher nieht mehr die Rede ist, war er wahrscheinlich zu der Ansicht gekommen dass der anatomische Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien nur zufällig war. Zu erwähnen bleibt noch, dass auch TH. M. Fries (29: 7) die Entstehung der Gonidien aus Endzellen kleiner Hyphenzweige gesehen haben will, aber diese Angabe, die wohl auf ähnlichen Präparaten beruhte wie diejenigen, welche BAYRHOFFER und SCHWEN- DENER zu ähnlichen Äusserungen führten, hat er später nicht mehr aufrecht erhalten. So muss gesagt werden, dass keine genau festgestellte Tatsache für die Entstehung der Gonidien aus den Hyphen oder umgekehrt spricht. Die sub 4) und 7) angeführten Gründe zeigen eine Verkennung der Tatsache, dass ein parenchymatisches Gewebe durch Zusammenflechten und Verschmelzen von Hyphen entstehen kann. Dieser Vorgang ist für viele Pilze schon längst nachgewiesen. Es genügt also nicht auf den hyphenlosen Bau der betreffenden Flechten im fertigen Zu- stande hinzuweisen, es muss gezeigt werden, dass sie auch in ihren Jugendstadien den- selben Bau besitzen. Die Entwickelungsgeschichte jener Flechten kennen wir aber nicht, und so lassen sich aus ihrem fertigen Bau keine Gründe gegen ihre Pilznatur heraus- holen. Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 25 Wie sich NYLANDER die unter 5:0 angeführte Entwickelung der Soredien bei Collema vorstellte, ist mir unklar geblieben. In dem sehr kurzen ersten Aufsatz (41: 353) steht, dass man an den ,granula“ die ganze Entwickelung des Thallus verfolgen kann von der nur eine einzige Gonidie (Gonimium Nyl.) enthaltenden Zelle bis kleinem Nostoc und schliesslich zum Bau der fertigen Collema. Es scheint hiernach, als ob die Hyphen von den Gonidien auswüchsen. In einer späteren Abhandlung (43: 57) sagt er, die erste Zelle sei farblos (vacua), darin würde aber der grüne Farbstoff sezerniert — also die Gonidie sollte aus dem farblosen Teil des Thallus stammen. Die anderen Forscher (ScHWENDENER, BARANETZKY, DE Barx), welche Collema unter- sucht haben, sind der Ansicht, dass das Soredium im ersten Anfang nur aus Gonidien besteht und dass die später darin auftretenden Hyphen aus dem "Thallus herausgewach- sen sind, ähnlich wie anfangs die Gonidien. Genaue detaillierte Untersuchungen liegen auch heute nicht vor, aber nach dem, was man sonst weiss, kommt einem diese letztere Angabe wahrscheinlich vor. Das über Collema tatsächlich Bekannte gibt also kein Argument gegen SOHWENDENER. Was zuletzt den sub 6:0 angeführten Einwand betrifft, erscheint derselbe durch die Angabe Forsserrs (25) entkrüftet zu sein, dass er die Einwanderung des Nostoc von unten her in den Thallus von Nephroma arcticum und sein Vordringen nach oben, wo schliesslich ein endogenes Cephalodium entsteht, beobachtet habe. Kein einziger von den Gründen, welche NYLANDER anführte, konnte damals und kann auch jetzt nicht als überzeugend bezeichnet werden. Die sicher konstatierten Beobachtungen, die Tatsachen führten mit logischer Notwendigkeit die Lehre von ScHWEN- DENER und Borxer zum Sieg. In der Tat sind, nachdem pr Barr (7:450) nach ein- gehender Diskussion erklärte, es sei „die sogenannte Flechtenfrage gegen die alte Tradition ein für allemal entschieden“, die Akten darüber als geschlossen betrachtet worden. In den elementarsten Lehrbüchern bis zu ExGzer-PrRaxTzs Natürlichen Pflanzenfamilien, über- all wird diese Auffassung als das letzte Wort der Wissenschaft hingestellt, und allge- mein wird sie als eine der bedeutendsten Errungenschaften der Botanik in neuerer Zeit betrachtet. Seitdem Nyzanper, der in seinen Schriften ab und zu warnend auf die „hypothesis informis absonaque“ zurückkam, gestorben ist (1899), hat sich meines Wis- sens kein führender Botaniker dagegen geäussert. Mrwxs sprach sich dagegen aus, doch seine Untersuchungen wurden, wohl mit Recht, von der wissenschaftlichen Welt ignoriert. Im natürlichen System wurden die Flechten als eine Hauptgruppe des Pflanzenreiches gestrichen. Sie wurden unter den Ascomyceten (resp. Hymenomyceten) einrangiert, aus praktischen Gründen als Anhang an denselben. In neuerer Zeit hat indessen Reınke (49), bei vollem Anschluss an ScHWENDENERS Lehre, mit Nachdruck hervorgehoben, dass ebenso gut, wie der Flechtenthallus, trotz seiner Zusammensetzung aus einem Pilz und einer No 2. 26 FREDR. ELFVING. Alge, eine tatsächliche morphologische Einheit darstellt, die Flechten eine faktisch existierende besondere Pflanzenklasse ausmachen. Die ersten Flechten — wahrscheinlich stellen sie eine polyphyletische Gruppe dar — seien dadurch entstanden, dass ein Pilz als echter Parasit sich auf gewissen Algen ansiedelte. Daraus hat sich das Konsortium, das wir heute Flechte nennen und das weder ein Pilz noch eine Alge ist, entwickelt, und als solches pflanzt es sich jetzt fort. Im Anschluss hieran ist in einigen neueren Lehrbüchern den Flechten ihr alter Rangplatz als selbständige Hauptklasse des Pflan- zenreiches wiedergegeben worden. II. Die Lehre von ScHWENDENER habe ich, als sie noch jung war, an der Universität Helsingfors bekannt gemacht. Später habe ich sie als akademischer Lehrer öffentlich vertreten. Im Laufe der Zeit kamen mir aber Zweifel an der Richtigkeit derselben. Nicht dass ich die Exaktheit der von den früheren Forschern gemachten Beobachtungen zu bezweifeln begonnen hätte. Vielmehr erwachten bei mir Bedenken derselben Art, welche früher die Lichenologen instinktiv gegen die neue Lehre fühlten. Sollten wirklich die Flechten, welche systematisch und biologisch eine so natürliche und eigentümliche Gruppe darstellen, ihre Existenz einem Zufall, der sich noch immer wiederholen sollte, zu verdanken haben? Sollten vielleicht in den Prämissen der Theorie irgend welche Fehler stecken, sollte eine Lücke im Tatsachen Material vorhanden sein? Das Hauptargument der modernen Auffassung liegt, wie besonders Borxer scharf hervorgehoben hat, darin, dass ein genetischer Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien niemals gefunden worden ist. Die beiden Elemente des Thallus liegen unver- mittelt neben einander, und wo ein anatomischer Zusammenhang beobachtet ist, scheint derselbe immer durch Verwachsen oder Kopulation entstanden zu sein. Wenn eine Flechte ein einheitlicher Organismus, aber kein Konsortium ist, muss ein solcher geneti- scher Zusammenhang in irgend einem entwickelungsgeschichtlichen Zustande vorhanden* sein. Dass ein solcher nicht beobachtet worden ist, beweist nicht ihre Nicht-Existenz. Es schien mir, dass hier möglicherweise ein schwacher Punkt in der sonst solid aufge- bauten Flechtenlehre vorhanden sein kónnte. Durch das Auffinden einiger versprechen- den Präparate von Parmelia furfuracea ermuntert, ging ich zum Studium der betref- fenden Verhältnisse über. Tom. XLIV, Untersuchungen über die Flechtengonidien. 27 Auf der Versammlung nordischer Naturforscher und Ärzte in Helsingfors im Jahre 1902 machte ich in der botanischen Sektion eine Mitteilung (23) „Ueber die Flechten- gonidien“, in welcher ich zur Stütze der alten Auffassung verschiedene Beobachtungen an Evernia furfuracea und Peltigera *canina vorfübrte. Meine Aussage, dass bei Æver- nia die onidien aus den Hyphen entstehen als abgegliederte Endzellen kurzer Hyphen- zweige kann ich, auf Grund vertiefter Untersuchung, «ufrecht erhalten, aber die Beob- achtungen, auf welche ich mich damals stützte, muss ich jetzt als ganz unzureichend bezeichnen. Was ich über Peltigera sagte, ist nicht richtig. Diese kleine vorläufige Mit- teilung ist in der wissenschaftlichen Welt fast vollkommen ignoriert worden. "In den fol- genden Jalwen war ich verhindert der Flechtenfrage näher zu treten. Erst im Sommer 1906 konnte ich sie wieder auf mein Arbeitsprogramm stellen, und in den Jahren 1907 — 1912 habe ich konsequent, wenn auch mit vielen und langen Unterbrechungen, daran gearbeitet. Die jetzt mitzuteilenden Untersuchungen sind ein quantitativ recht unbedeu- tendes Resultat einer über so lange Zeit ausgedehnten Arbeit. Mangel an Zeit und Kraft möge das erklären. Übereilt ist jedenfalls die Arbeit nicht. Meine Untersuchung umfasst folgende Arten: 1) mit Cystococeus-Gonidien: Parmelia furfuracea und Physcia pulverulenta ; 2) mit Trentepohlia-Gonidien: Arthonia radiata; 3) mit Stigonema-Gonidien: Ephebe pubescens; 4) mit Nostoc-Gonidien: Peltidea aphthosa (Cephalodien), Nephroma arcticum (Ce- phalodien), Peltigera canina. Ein für allemal soll hier ausdrücklich hervorgehoben werden, dass meine Arbeit weder eine detaillierte Darstellung des anatomischen Baues der untersuchten Arten noch eine er- schópfende Schilderung ihrer Entwickelungsgeschichte zu geben beansprucht. Nur die Frage von der Entstehung der Gonidien aus den Hyphen habe ich ins Auge gefasst. PARMELIA FURFURACEA (L.) Acm. (Taf. I). Der Thallus dieser vielfach bei der Gattung Ævernia untergebrachten Flechte (Fig. 1) zeigt den für die heteromeren Flechten im Allgemeinen charakteristischen Bau (Fig. 2). Der grösste Teil wird von einem sehr lockeren Hyphengewebe eingenommen; auf der Oberseite desselben schliesst sich die Gonidialzone an; oben und unten wird der Thallus von Rindengewebe begrenzt. Das obere Rindengewebe eines älteren Thallus (Fig. 3) ist pseudoparenchymatisch, aus unregelmässigen Zellen aufgebaut. Die Mem- branen sind hier stark ausgebildet, miteinander zusammenfliessend, so dass die Grenzen N:o 2. 28 FREDR. ÊLFVING. der einzelnen Zellen meist nicht zu unterscheiden sind. Die äussere Fläche dieser Rin- denschicht ist mit mehr oder weniger deutlich ausgebildeten kutikularen Warzen und Körn- chen besetzt. Die untere Rinde ist mehr grosszellig; die Membranen sind hier dunkelbraun, fest. Die Gonidien sind typische Cystococcus-Zellen, kugelig oder schwach ellipsoidisch (Fig. 4); sie führen ein gelbgrünes, hohlkugeliges, einseitig ausgeschnittenes Ghromato- phor, dessen Umriss in den grösseren Zellen etwas gezackt, fast sternfürmig ist, und ein deutliches zentrales Pyrenoid. Vom Zellkern sieht man in den lebenden Zellen nichts; an fixiertem Material kommt der kleine exzentrische Kern deutlich zum Vorschein. Die Membran wird durch Chlorzinkjod intensiv violett gefärbt; sie hebt sich dann sehr scharf gegen die gelbbraun gefärbten Hyphen ab. Die Gonidien vermehren sich durch Teilung (Fig. 5— 8), indem der Proplast in Tochterzellen — ich haben deren zwei bis sechzehn gezählt zerfällt und diese sich mit eigener Membran umgeben und zu neuen Gonidien auswachsen, wobei die Membran der Mutterzelle gesprengt, ev. resorbiert wird. Ausser den normalen Gonidien finden sich im "Thallus solche, welche im Absterben begriffen oder schon tot sind, eine bei den mit Cystococcus-Gonidien versehenen Flechten sehr háufige Erscheinung, die eine kräftige Stütze darstellt für die Auffassung, dass die Hyphen = der Pilz) auf den gefärbten Gonidien (= die Algen) schmarotzen. Gleich mag ge- sagt werden, dass die für andere Flechtenarten beschriebene und in allgemein bekannten Lehrbuchsfiguren veranschaulichte Ausbildung der Hyphen zu Haustorien, welche in das Zelllumen der Gonidien hineinwachsen, bei meinem Material ausserordentlich selten war; nur ein einziges Mal habe ich ein solches Haustorium aufgefunden; die von Daxirov (22) speziell für unsere Art beschriebenen, äusserst feinen Haustorien habe ich nie gesehen. Das Aussaugen und Abtöten der Gonidien erfolgte bei meinem Material ohne derartige Ein- richtungen. Man kann oft in derselben Gonidienkolonie (Fig. 9—11) den Gang der Zersetzung verfolgen, von den normalen, über mehr oder wenig entfärbte, bis zu ganz entleerten Gonidien, von denen nur das Zellhautgerüst übrig ist. Die ganze Kolonie kann so absterben (Fig. 13, 14). — Sehr oft (Fig. 11, 12, 13) findet man zwischen, den Gonidien einer dem Untergang geweihten Kolonie das Ende einer dünnwandigen, hin- eingewachsenen Hyphe, welche offenbar dureh Ausscheidung lösender Stoffe die Zerstö- rung hervorgerufen hat. In anderen Füllen findet man keine Hyphen, welche für die Zersetzung direkt verantwortlich gemacht werden kónnen; die zersetzenden, wohl enzyma- tischen Körper sind dann aus grösserer Entfernung diffundiert. Dass die aus den Go- nidien herausgelösten Stoffe den farblosen Teilen der Flechte zugute kommen, ist nicht zu bezweifeln. — Die leeren Zellhautgerüste der getöteten Gronidien bleiben zwischen den Hyphen liegen und scheinen nicht mehr verwendet zu werden. Die Gonidien liegen unter der oberen Rindenschicht sowohl zwischen den dazu füh- renden Hyphen als zwischen den angrenzenden, locker vereinigten Hyphen des Markes. Tom. XLIV. Untersuchungen. über die Flechtengonidien. 29 Sie liegen einzeln oder in kleinen Häufchen, die ihre Entstehung durch Teilung deutlich verraten, entweder ganz frei zwischen den Hyphen oder an ihnen festsitzend. Die uns schon bekannten Fig. 7 und 8 zeigen Gonidien, welche dem Ende einer Hyphe ansitzen ; solche Fülle sind recht háufig. Meist liegen aber die Verhältnisse gar nicht so klar wie hier. Fig. 15 gibt eine Vorstellung von dem Aussehen eines grósseren Gonidienhaufens, der den Hyphen ansitzt. Man sieht, dass farblose Hyphen zwischen den Gonidien wach- sen, die Details sind aber nicht zu durchschauen. Durchsichtiger sind die Verhält- nisse bei den kleineren Häufchen. Ich habe in den Fig. 16—19 einige derartige Fälle abgebildet. Die Bilder erinnern sehr an diejenigen, welche BAYRHOFFER seinerzeit beschrieb und abbildete und welche ihn zu der Auffassung führten, dass die Gonidien als Anschwellungen der Hyphenenden entstehen. Ähnliche Gebilde dürften es auch ge- wesen sein, die TH. M. Frers zu ähnlichen Deutungen veranlassten. Ich selbst wurde durch ‘das Auffinden derartiger Fälle zu der Vermutung geführt, dass ein genetischer Zusammenhang zwischen Hyphen und Gonidien besteht. Nun lässt sich aus dem anatomischen Zusammenhang und der Farblosigkeit nicht ohne weiteres auf die entwickelungsgeschichtliche Zusammengehörigkeit schliessen. Es ist zum Beispiel ganz klar, dass wir in Fig. 17 eine rückschreitende, mit dem Tode en- dende Entwickelung der Gonidien vor uns haben: zwei Gonidien sind normal ausgebildet (der Inhalt durch Behandlung mit Alkohol plasmolysiert), in der dritten ist der Inhalt entfärbt, in der vierten vollständig verschwunden. Ähnliches dürfte in den Fig. 18 und 19 der Fall sein, aber keins von diesen Bildern gibt, ebensowenig wie Fig. 7 und 8, eine Antwort auf die Frage, wie die Hyphe und die Gonidie miteinander in Verbindung geraten sind. Es ist nicht unmöglich, dass, wie BAYRHOFFER meinte, die Gonidien, welche je einem kurzen, besonders ausgestalteten Hyphenzweige ansitzen, die angeschwollene Endzelle dieses Zweiges repräsentieren, aber ebensogut könnte, wie SCHWENDENER die Sache auffasst, das Gebilde durch Zusammenwachsen eines kleinen Hyphenzweiges mit einer naheliegenden Gonidie entstehen. Hier kann nur die Entwickelungsgeschichte entscheiden. Unsere Flechte hat ausgeprägtes Spitzenwachstum (Fig. 1). Die grösste Aussicht für das Auffinden junger Gonidien und Hyphen müssen, so überlegte ich, die äusser- sten Verzweigungen bieten, und auf diese richtete ich meine Aufmerksamkeit. Ich pro- bierte verschiedene Fixierflüssigkeiten, Einbettung u. s. w., aber die besten Resultate erhielt ich bei altmodischem Schneiden von lebendem Material. Vorwiegend untersuchte ich Längsschnitte, die ich zerzupfte, wobei meist die Luft, die zwischen den Hyphen lag und die sehr störend wirkte, mit Alkohol entfernt werden musste. An den Spitzen der Thalluslappen kann man konstatieren, dass die später pseudo- parenchymatische Rinde (Fig. 3) durch Verwachsen von freien, mehr oder wenig palli- sadenförmig angeordneten Hyphen des lockeren Markgewebes entstanden ist. Fig. 20 N:o 2. 30 FREDR. Eurvine. zeigt zwei ganz junge solche Hyphen in Zusammenhang mit den Hyphen des lockeren Markgewebes. In diesem Stadium, wo die Rindenhyphen noch Jeicht auseinanderzupres- sen sind, erfolgt, von den Hyphen aus, eine primáre Bildung von Gonidien. An den basalen Teilen der Rindenhyphen, wo die Zellen mehr langgestreckt sind, also an der Grenze zwischen Rinde und Mark, findet man die erste Anlage der Gonidie als seitliche, kugelige Aussprossung aus einer Zelle, gegen welche sich die Aussprossung bald durch eine Wand abgrenzt (Fig. 21, 22). Die neue kugelige Zelle wächst zu Go- nidiengrösse heran und bleibt dabei noch farblos (Fig. 23). Wenn man für Fig. 21, aber kaum für Fig. 22, vermuten konnte, dass der seitliche Auswuchs die Anlage eines Zweiges sei, so ist eine solche Annahme betreffend Fig. 23 unmöglich, so deutlich ist die Gonidienform schon vorhanden; und die Art und Weise, wie in der letzten Figur die Membran der farblosen kugeligen Zelle der Membran der Hyphe ansitzt, zeigt deut- lich, dass jene Zelle nieht nachträglich an der Hyphe befestigt worden, sonderm daraus entstanden ist. In der nächstoberen Hyphenzelle in der Figur ist eine kurze Ausstül- pung vorhanden. Ob diese den ersten Anfang einer Gonidie oder nur den Stiel einer schon abgefallenen Gonidie darstellt, kann ich nicht sagen; das erstere kommt mir wahr- scheinlicher vor. Wenn diese kugelige Zelle ergrünt, ist die Gonidie fertig. Wie sich der Chroma- taphor mit dem Pyrenoid aus dem farblosen Plasma differenziert, habe ich nicht ermitteln kónnen. Die Gonidien sitzen, bald mit breiter, bald mit sterigmenartiger Basis den Hyphen an, im letzteren Falle, etwa wie die Beeren einer Traube. In Fig. 24 (Präparat mit Alkohol behandelt) sitzt rechts eine Gonidie; links hat sich hóchst wahrscheinlich eine andere losgelóst. In Fig. 25 sind deren drei; der Zusammenhang der mittleren mit der Hyphe ist deutlich, der Anheftungspunkt der beiden anderen verdeckt. Bei der Präpa- ration lósen sich die Gonidien, wie es scheint, sehr leicht von ihrer Mutterachse ab; eine kleine Membranwarze (Fig. 26), die man zuweilen an einer Gonidie sieht, dürfte verraten, dass jene eine primär aus einer Hyphe entstandene, noch ihren Nabelstrang tragende Gonidie ist. Die fertige Gonidie fängt bald an sich, nach Art der Cystococcus-Zellen, zu teilen, was schon eintreten kann, wenn die Gonidie ihrer Mutterhyphe ansitzt (Fig. 27). Hier- mit ist die weitere sekundäre Gonidienbildung in Gang gebracht. In den jungen Thal- luszweigen ist die Teilung sehr lebhaft, gleichzeitig findet hier aber auch das früher erwähnte Abtóten und Aussaugen der Gonidien statt. Diese Entwickelung ist nicht an jedem beliebigen Längsschnitt durch einen jungen Thalluslappen zu sehen. Entweder ist sie sehr selten oder die betreffenden Stadien sind von kurzer Dauer. Ich habe eine Unzahl Zweigspitzen untersucht, wo die Rindenhyphen Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 31 isoliert waren, ohne Gonidienbildung aufzufinden; die Gonidien schienen dort nur durch Teilung aus anderen Gonidien entstanden zu sein. Ich glaubte anfangs, die Neubildung der Gonidien finde hauptsächlich zu bestimmten Jahreszeiten statt, etwa im Frühling beim Wiederaufleben der Natur oder im Herbst nach den reichlichen Regen. So ist es aber nicht. Die hier abgebildeten Präparate habe ich alle im Juli, allerdings bei unge- wöhnlich regnerischem Wetter, gemacht, aber auch damals bedurfte es langen Suchens, um die betreffenden Entwickelungsstadien aufzufinden. Die primäre Entstehung der Gonidien aus Rindenhyphen habe ich nicht in älteren Thallusabschnitten beobachtet. Die anfangs gestellte Frage, ob Gonidien als Endzellen kleiner Hyphenzweige entstehen können — eine Frage, die den Ausgangspunkt meiner ganzen Untersuchung bildete, — wird durch die jetzt erwähnten Befunde nicht beantwortet, und ich bin auch nicht in der Lage diese Frage vollständig zu beleuchten. Meine Beobachtungen, so lückenhaft sie auch sind, geben jedoch hierüber einigen Aufschluss. Einerseits ist es über jeden Zweifel erhoben, dass ein rein zufälliges, mechanisches Zusammenwachsen einer Hyphe und einer Gonidie stattfinden kann. Das lehrt Fig. 28, wo wenigstens die eine von den der Gonidie ansitzenden Hyphen ein zufälliger Fremdling ist; ich habe nämlich bei dieser Art sonst nie etwas gesehen, das auf eine interkalare Gonidienbildung hin- weisen würde. Andererseits scheint mir der in Fig. 29 abgebildete Fall nur so gedeutet werden zu künnen, dass die Gonidien angeschwollene Endzellen der Hyphe sind. Die Gonidien sind hier in einem ganz jungen Stadium der auflósenden Einwir- kung der Umgebung anheimgefallen, aber die Struktur der zurückgebliebenen Wand, worin keine Grenze zwischen Hyphe und Gonidie zu sehen ist, zeigt deutlich, wie die beiden kugelfórmigen Zellen entstanden sein müssen. Bei ungestürter Entwickelung würde aus ihnen wohl ein Stadium wie das in Fig. 7 abgebildete, mit deutlicher Grenze zwischen den Membranen der Gonidie und der Hyphe, hervorgegangen sein. Instruktiv ist auch Fig. 30, welche zeigt, dass dieselbe Farbenreaktion durch Chlor- zinkjod, welche für die Membran der Gonidien charakteristisch ist, auch, wiewohl schwä- cher, an ganz jungen Hyphen eintritt. PHYSCIA PULVERULENTA (Horrw.) Nvr. (Taf. II Fig. 1—17). Nachdem es mir klar geworden war, dass bei der vorigen Art Gonidien aus den Hyphen entstehen können, wendete ich meine Aufmerksamkeit den Umbilicarien zu, bei denen nach NYLANDEB (44 a: 303) dasselbe sehr leicht zu beobachten würe. Das konnte ich nun nicht konstatieren, was ich hier, ohne näher auf die Verhältnisse bei diesen N:o 2. 32 FREDR. ELFVING. Flechten einzugehen, beiliufig bemerke. Dann nahm ich, und zwar mit besserem Erfolge, die ebenfalls von NYLANDER (45: 354) empfohlene Physcia pulverulenta vor. Der Bau des erwachsenen Thallus ist ohne weitläufige Beschreibung aus Fig. 1 ersichtlich: eine obere, aus zusammengeflochtenen Hyphen gebaute Rinde, darunter die kugelfórmigen Cystococcus-Gonidien in einer Zone, der sich eine lockere Markschicht anschliesst; unten eine dickwandige Rindenschicht. Die Gonidien führen ein grosses Py- renoid; ihr Zellkern ist dagegen höchst undeutlich. Die Anordnung der Gonidien in Gruppen zeigt die Art ihrer Vermehrung, durch Teilung, an. In den älteren Thalluslappen konnte ich absolut nichts sehen, was auf eine Ent- stehung der Gonidien aus den Hyphen hingedeutet hätte. Aber nach vielem Suchen fand ich in einem Präparat, das zerzupfte frisch gemachte Längsschnitte durch die Spitze eines Thalluslappen enthielt, ein eigentümliches Gebilde (Fig. 12), das die Entstehung einer Gonidie im Innern einer anderen Zelle deutlich anzeigte. Infolgedessen wurden jüngere Thalluslappen zu verschiedenen Jahreszeiten fixiert (Fleming) und an Mikrotom- schnitten (7—10 u), ohne Färbung in Glyceringelatine oder in Hoyersche Einschluss- flüssigkeit eingelegt. untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dass die Hyphen in der Tat befähigt sind Gonidien zu bilden. Sofort will ich bemerken, dass ich über die Entstehung der ersten Gonidien un- serer Flechte absolut keine sicheren Erfahrungen habe. Einmal vorhanden, vermehren sich die Gonidien schnell durch Teilung, aber, wie gesagt, neue Gonidien können direkt aus den Hyphen auch in spáteren Altersstadien gebildet werden. Die Hyphenzellen, in denen Gonidien entstehen, zeichnen sich in den aus fixiertem Material dargestellten Schnitten durch eine tiefgraue bis schwarze Farbe aus, offenbar eine Wirkung der Osmiumsáure der Flemingschen Flüssigkeit auf Fette oder andere Sub- stanzen in den Zellen. Diese Farbe erleichtert sehr ihre Auffindung. Fig. 2 und 3 zeigen zwei Schnitte aus demselben etwa 1 mm breiten, einem ganz jungen Thallus entnommenen Lappen, in welehen solche Anfänge an der Grenze zwischen der Gonidienzone und der oberen Rinde deutlich hervortreten. Nur einmal babe ich ein derartiges reichliches Vor- kommen der Gonidienanlagen gefunden; meist lagen sie mehr vereinzelt, eine oder wenige in demselben Schnitt zwischen fertigen Gonidien, oft in unmittelbarer Nähe der Spitze des Lappens. Sie sind selten; die Statistik ergab bei meinem Material, dass von etwa 20 untersuchten Lappen einer Gonidienanfänge enthielt, in diesem waren sie aber immer in mehreren Schnitten vorhanden. Ich habe solehe Anfänge im Material gefunden, das in den Monaten Mai, September und November gesammelt war. Die Erscheinung dürfte somit von den Jahreszeiten unabhängig sein. Die Anlage der Gonidien fängt damit an, dass in einer Hyphe eine Zelle oder einige benachbarte Zellen sich vergrüssern, wobei die oben besprochene Graufürbung des Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 33 Inhaltes eintritt (Fig. 4). Zugleich erscheinen im Plasma netzförmig vereinigte Bänder, die aussehen, als ob sie durch Zusammenlagerung von feinen Kórnern, ,Mikrosomen*, entstanden würen (Fig. 5, 6, 7). Diese Bänder kondensieren sich gewissermassen, werden sehr dünn und bekommen sehr scharfe Konturen; ihre Farbe ist in den Präparaten ganz schwarz (Fig. 8—11). Dass derartige Zellen interkalar in den Hyphen entstehen können, sieht man aus den Fig. 7 und 10. Andere Bilder (Fig. 8, 11) machen es wahrschein- lich, dass sie auch als Endglieder von Hyphenzweigen entstehen; bei dem Gewirr der Hyphen war eine ganz sichere Entscheidung nicht müglich. Diese tiefgrauen Zellen mit ihren netz- oder sternförmig verlaufenden schwarzen Plasmafäden machen einen sehr auffallen- den Eindruck zwischen den gewöhnlichen Hyphenzellen. Diese Plasmafäden repräsentie- ren den Aufang des Chromatophors. Sie werden breiter, verschmelzen wohl auch mit- einander, und dann sieht man deutlich, dass sie grün sind (Fig. 13, 14), wenn auch die grüne Farbe infolge der sonstigen dunklen Farbe des Plasmas nicht rein hervortritt. Dass die grüne Farbe recht früh erscheint, zeigt die nach lebendigem Material gezeich- nete Fig. 12, wo die Gonidienzelle sich etwa in demselben Entwickelungsstadium befin- det wie in Fig. 8. Der Protoplast mit den feinen grünen Strahlen erinnert etwas an eine Zygnema-Zelle mit ihrem sternförmigen Chromatophor. Im Plasma tritt auch ein Pyrenoid auf (Fig. 13), und dann ist die Gonidie in der Hauptsache fertig; in den eben zitierten Figuren zeigt der Chromatophor schon die für die normalen Gonidien charakteri- stische Hohlkugelform. — Die ursprüngliche Membran der Hyphenzelle, in deren Inne- rem sich diese Veränderungen vollzogen haben, sieht man als eine die Gonidie lose um- schliessende Hülle (Fig. 12—14), später wird sie resorbiert, so dass die Gonidie frei liegt. Anfangs ist die eigene Membran der Gonidie äusserst dünn, später erscheint sie doppelt konturiert. ARTHONIA RADIATA (Pers.) Tm. Fr. (Taf. III). Diese Art gehört zu den sogenannten hypophloeodischen Flechten, d. h. ihr aus lockeren Hyphen bestehender "Thallus lebt im Innern der Baumrinden, an deren Oberfläche die Apothecien hervorsprossen. Unsere Art hat in charakteristischer Sternform angeord- nete Apothecien; sie ist an verschiedenen Laubhólzern mit glatter Rinde häufig. Ich habe sie vorwiegend an jungen Schósslingen von Sorbus aucuparia studiert. Apothecien treten erst an dem Stamm auf, wenn derselbe 5—6 Jahre alt ist. Die schwarze Farbe der Apothecien kontrastiert dann deutlich gegen die umgebende weissgraue Rindenfarbe, die durch die Einwirkung der Hyphen auf die Rinde hervorgerufen ist. Tangentialschnitte lassen sofort die beiden Elemente des Thallus erkennen. N:o 2. 5 34 FREDR. ELFVING. Die Hyphen (Fig. 1) sind fein, spärlich septiert — was bei schwacher Vergrössung ganz undeutlich hervortritt — reich verzweigt, miteinander anastomosierend; ihre Membran ist dünn; ihr Inhalt bietet nichts Auffallendes dar. Sie breiten sich, von einigen Zellen- lagen bedeckt, tangential in der Rinde aus. Die Gonidien (Fig. 2) stellen typische Trentepohlia (Chroolepus)-Fäden dar mit den charakteristischen gelbroten Trüpfehen oder Klümpchen. Der Chromatophor ist wandstün- dig und bekleidet meist vollständig die Wand, so dass die Zelle ganz grün erscheint. Es ist nicht schwer wohl ausgebildete, reichlich verzweigte Formen wie die abgebildete auf- zufinden; nicht selten bilden die zentralen Teile eines solchen strahlig ausgebreiteten Fadenkomplexes ein förmliches Pseudoparenchym. Häufig findet man auch in den Schnit- ten kleinere Zellengruppen, die meist wie Fragmente grösserer Fäden aussehen. Die Gonidien, welche bei ihrem Wachsen die Zellmembranen der Rinde durchbohren, liegen oft auf grössere Strecken frei, ohne mit den Hyphen in Berührung zu treten. 'Anderwürts sind sie von diesen umsponnen, oft ganz dicht. Der Inhalt der umsponne- nen Zellen verschwindet früher oder später vollständig, so dass nur die farblose kollabierte Membran zurückbleibt. Auch Gonidien, welche von Hyphen nicht berührt werden, wer- den entleert, wohl infolge irgendeiner Ausscheidung von seiten der Hyphen, ganz so wie es bei Parmelia furfuracea der Fall war. Zustände, die auf einen genetischen Zusammenhang der Hyphen und Gonidien hin- weisen würden, habe ich in diesem Alter nicht auffinden kónnen. Hervorheben will ich jedoch, dass auch in den Hyphen, wenngleich sehr selten, gelbrote Ausscheidungen der- selben Art wie in den Gonidien vorkommen, sowie dass die Gonidien zuweilen ein Wachstum zeigen, das recht stark an dasjenige der Hyphen erinnert (Fig. 3). An den nächstjüngeren Jahrestrieben, wo Arthonia keine Apothecien trägt, fallt ihr Thallus durch die hellgraue Farbe in die Augen; auch dort finden sich T'rentepohlia- Gonidien. An noch jüngeren Trieben sieht man äusserlich nichts, wenn man aber eine genügende Mange Tangentialschnitte untersucht, findet man im Innern der Rinde Hy- phen, die offenbar zu Arthonia gehören; mit diesen sind nicht zu verwechseln allerlei andere Hyphen, die an der Oberfliche der Rinde wachsen. In diesen jüngsten Entwicke- lungsstadien besteht der "Thallus, wie das schon von FRANK (27: 137) gezeigt wurde, nur aus Hyphen. Nach | FRANK sollen die Chroolepus-Gonidien bei Arthonia vulgaris, der sich Graphis scripta anschliesst, von aussen in den schon vorhandenen Thallus der Flechte einwandern. „Diese in der Einwanderung begriffenen Gonidien sind bei Betrachtung in Wasser oder Glycerin nicht leicht sichtbar zu machen, denn sie sind ausnahmslos ohne farbige Oelkórnchen, ihr Protoplasma zeigt keine merklich grüne Farbe, und zudem sind die Zellmembranen meist minder kráftig gebaut, der Zelleninhalt ist weniger reichlich* (27: 139). Charakteristisch aber war die Blaufärbung der Membran durch Chlorzinkjod, Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 35 wodurch sie scharf von den gelbgefürbten Hyphen hervortraten. Solche Gonidien fand FRANK an zerstreuten Punkten an der Oberfläche des Periderms, und an verschiedenen Stellen verfolgte er ihr allmähliches Eindringen in die Rinde, wobei sie die festen Korkzellmem- branen durchwuchsen. Die Infizierung schien ganz vom Zufall abzuhängen, und dahin- gestellt musste es bleiben, ob die infizierenden Zellen aus Schwärmsporen des Chroolepus hervorgingen oder ob sie losgelóste Gliederzellen darstellten. Auffallend war, dass die Alge „zumal auf jüngerer Esche, wo reines Chroolepus umbrinum eigentlich nicht wächst, die von Arthonia vulgaris bewohnten Stellen aufsucht und alles Uebrige so auffallend streng meidet“ (27: 163). | Dem unbefangenen Leser muss es auffallen, dass die infizierenden Gonidien, obgleich sie weder grün sind noch die charakteristischen Öltröpfehen führen, als von Chroolepus stammend bezeichnet werden, ohne dass tatsächliche Gründe dafür gegeben werden. Es liegt hier offenbar eine Lücke in Fraxx’s Beobachtungen vor. Diese Lücke auszufüllen ist mir bei Untersuchung der verwandten Art Arthonia radiata gelungen. Als ich im Sommer 1908 junge Thallusanlagen, in welchen noch keine Gonidien vorhanden waren, untersuchte, fand ich stellenweise eigentümliche Anschwellungen der Hyphen (Fig. 4—11). Teils waren ein oder zwei interkalare Hyphenglieder, teils die Endzelle, resp. Endzellen eines Astes unregelmüssig angeschwollen, wobei die Zellen noch weitere Teilungen erfahren hatten. Der farblose Inhalt, der in den jungen Anschwellun- gen fast schaumig aussah, wurde später dichter, und dabei traten in wechselnder Zahl kleine runde Körperchen auf, deren erste Anfänge vielleicht schon früher als winzige Körn- chen zu sehen waren. Ihre Lichtbrechung war nicht diejenige der Fetttröpfchen, viel- mehr waren sie Leukoplasten ähnlich. Da auch der sonstige Inhalt nicht besonders ülreich war, können die Gebilde keine fettspeichernden Sphäroidzellen sein, wie sie von Fünsstück (30: 28) für verschiedene Flechten abgebildet werden. Diese Zellen traten oft gesellig auf. Bei ihrer weiteren Entwickelung wachsen sie bedeutend (Fig. 12—16). Ihre Mem- bran wird sehr dick, der immer farblose Inhalt sehr dicht- und feinkörnig; oft sieht man darin ein oder einige wenige runde Körperchen, die wie Kerne oder wie die eben erwähn- ten leukoplastenähnlichen Gebilde aussehen. Diese Zellen, die Kugel-, Ei- oder Birnform haben, liegen in der Rinde in kleineren oder grösseren, bis zu einigen Dutzend zählenden Gruppen beisammen; in letzterem Falle können sie einen fast pseudoparenchymatischen Eindruck machen. Die weitere Entwickelung dieser Zellen erfolgt in der Weise, dass der Protoplast sich zusammenzieht und durch einen Riss in der Wand ins Freie schlüpft (Fig. 17, 18); oder er teilt sich (Fig. 19) in zwei, resp. vier Teile, die wohl durch Bersten der Membran frei werden. Die Schwesterzellen liegen zu zweien oder vieren vereinigt (Fig. N:o 2. 36 FREDR. ELFVING. 20—22); später isolieren sie sich unter Abrundung und Grössenzunahme (Fig. 23, 24). In ihrem sehr hellen Plasma sieht man ausser. kleinen distinkten Körnchen oft ein kern- ähnliches Körperchen. Die umgebende Membran ist äusserst dünn. Solche farblose runde Zellen fand ich gar nicht selten in der jungen Rinde, wo die Flechtenhyphen sich aus- breiteten, im August 1908. Die Untersuchung musste dann abgebrochen werden. Im folgenden Jahr konnte ich sie zu derselben Zeit wieder aufnehmen und konstatierte dann das Vorkommen der betreffenden runden Zellen. Im September waren jene farblosen Zellen noch gewachsen, und in den grössten (Fig. 25, 26) sah man deutlich 5—10 rundliche Körner, die sehr an Leukoplasten erinnerten. In einigen Fällen zeigte der ganze Proto- plast einen schwach rötlichen Schimmer. Dieser war offenbar ein Vorgänger zu der Aus- scheidung des rotgefürbten Stoffes, der binnen kurzem im Cytoplasma auftrat, entweder in Form von sehr kleinen Trópfchen oder als ein oder zwei Klümpchen von unregelmäs- siger Gestalt. Später ergrünten die eben erwähnten Körner (Fig. 27—29) und erwie- sen sich somit als wirkliche Leukoplasten, die in Chloroplasten umgewandelt wurden. Die chlorophyllführende, rotes Öl enthaltende Gonidie ist dann fertig. Aus die- sem Anfang wächst, nachdem die Chloroplasten sich bedeutend vergrössert haben, ein Trentepohlia-Faden heraus (Eig. 30). Es ist lehrreich zu sehen, wie der Chloroplast aus dem unscheinbaren Anfang zu relativ grossen Platten herauswächst. Neben diesen fand ich auch kleine einzellige Trentepohlia-Anfänge (Fig. 31). Entweder dürften diese direkt aus den kleinen farblosen Zellen entstanden sein, oder sie sind als zur Ruhe gekommene Schwärmsporen zu deuten. Zwar sagt FRANK, der seine Aufmerksamkeit speziell auf die Bildung von Schwürmsporen gerichtet hat, dass eine solche nicht im "Thallus vorkommt, aber die Möglichkeit wäre wohl doch vorhanden. GIBELLI (31) hat die Bildung von Schwärmsporen im "Thallus von ,, Parmelia subfusca'* beobachtet und ich selbst habe einmal gesehen, wie bei Peltidea aphthosa die Dactylococcus-Gonidien in grossen Thallusabschnitten sich in Zellen geteilt hatten, die sich wie Schwärmsporen in ihren Mutterzellen bewegten. Wie es nun hiermit sein mag, für die gróssere Form mit deutlichen Chloroplasten ist die Abstammung aus den farblosen Hyphen klar. Somit wäre die anfangs angedeutete Lücke in Fraxx's Beobachtungen ausgefüllt, und seine farblosen, beweglichen Gonidien, die offenbar dem Stadium in Fig. 17 und folg. angehórt baben, würen als Abkómmlinge der Hyphen, nicht der Algen gekennzeichnet. Die genetische Zusammengehörigkeit der Hyphen und der Trentepohlia-Gonidien wäre auch nachgewiesen. | Weitere Untersuchungen müssen darüber entscheiden, ob die Abhängigkeit der Ent- wickelung von den Jahreszeiten, die ich bei meiner Arbeit zu konstatieren glaubte, wirk- lich vorhanden ist oder nicht. Tom. XLIV. -—Á — Untersuchungen über die Flechtengonidien. 37 EPHEBE PUBESCENS Fr. (Taf. IV). Ephebe pubescens wächst bekanntlich an Granitfelsen, wo ab und zu Wasser her- abfliesst. Der aus feinen, reich verzweigten, ineinander geflochtenen Fäden bestehende Thallus breitet sich dort in schwarzen Rasen aus. Ephebe hat in der Entwickelung der lichenologischen Anschauungen eine bedeutungs- volle Rolle gespielt. Der erste, der den Bau unserer Flechte durchschaute, war BORNET (11). Er unterschied das knorpelige Zellgewebe und die grossen Gonidien, deren Ähn- lichkeit mit der Alge Stigonema ihm auffiel. „Ou pourrait presque dire qu'il y a la méme différence entre les Æphebe et les Stigonema, qu'entre les Collema et les Nostoc“ (11: 13). Dass diese Ähnlichkeit auch pe Bary auffiel und für seine Auffassung des Flechtenbaues massgebend wurde, ist schon oben (S. 8) gesagt. Wesentlich neues brachte weder NYLANDER noch SCHWENDENER, aber das vom letzteren benutzte Verfahren Ephebe mit Kalilósung zu kochen, wodurch die Pflanze anschwoll und viel durchsichtiger wurde, gab Prüparate die leicht zu machen waren und deshalb zweifelsohne viel zur Feststel- lung der heutigen Auffassung beitrugen. Während bei den Flechten überhaupt die Struktur des Thallus durch das bunte Durcheinanderwachsen der Hyphen recht schwer im Detail zu entwirren war, lagen die Verhältnisse in den jungen Zweigspitzen von Ephebe ganz klar und durchsichtig. Gonidien und Hyphen lagen hier nebeneinander, ohne dass die geringste Andeutung eines genetischen Zusammenhanges beider zu sehen war. Eine an ScmwrNpENER's Figuren sich anschliessende Abbildung in Sachs’ Lehrbuch — etwa dieselbe wie meine Fig. 1 — ist in fast alle Lehrbücher aufgenommen und dient als typische Illustration der heutigen Auffassung. Hier hat man offenbar einen Stigonema-Faden, in welchen Hyphen hineingewachsen sind, und gerade so, wie man aus den Verhältnissen am Vegetationspunkt einer Wurzel oder eines Stammes auf die Art und. Weise, wie die älteren Teile des Organs aufgebaut worden waren, schloss, meinte man auch hier die Entwickelung des Thallus aus dem Bau der jungen Zweigen erklären zu können. Es schien $anz selbstverstindlich, dass das Hineinwachsen der Hyphen in den Stigonema-Faden das Primäre war, und dass das Parenchym, welches in den älteren Thallus-Teilen von Ephebe vorkommt, durch Zusammenflechten der anfangs freilaufenden Hyphen entstanden sei. Ohne auf feinere Details im Bau einzugehen, kann ich für das Verständnis des Ge- sagten auf die Figuren 1—3 hinweisen; die beiden ersteren sind nach Kalipráparaten, die letzte nach einem Glycerinpräparat gezeichnet. Fig. 1 zeigt eine Zweigspitze, wo die feinen Hyphen, welche sich eben zu verzweigen beginnen, die Gonidien, welche in der Längsachse des Fadens liegen, umspinnen. In Fig. 2, die aus einem etwas älteren N:o 2. 38 FREDR. ELFVING. Teil des Thallus stammt, ist die Verzweigung der Hyphen sehr reichlich; die Gonidien haben sich vermehrt und nehmen fortwährend die Mitte des Fadens ein. In den ältesten Teilen des Thallus (Fig. 3) sind die Gonidien nach der Oberfläche gerückt und liegen dort in Gruppen zusammen; zwischen und unter ihnen liegt ein Gewebe von parenchymatischem Gefüge; im Innern des Thallus (nicht abgebildet) sind die Zellen vorwiegend langgestreckt, hyphenartig. Ueber die Entwickelungsgeschiehte unserer Flechte liegen keine genaueren Angaben vor Der Bau von Æphebe sowie das Vorkommen von hyphenlosen Zweigen, die sich in nichts von Stigonema unterscheiden, „lassen sich, sagt SCHWENDENER (53: 13), einfach und befriedigend erklären, wenn man annimmt, dass die besprochenen Faserzellen einem Pilze angehören, der die Sirosiphon-Kolonien in einem noch jugendlichen Stadium überfallen hat“. Auch Borxer führt keine direkten Beobachtungen über Jugendstadien an. In einer später gemeinsam mit FLAHAULT herausgegebenen Arbeit (14) sagt er (S. 72) von Stigonema panniforme, „elle est souvent lichinisee. — — — C'est elle qui parait fournir les gonidies de lÆphebe pubescens“. Diesen Ausdruck kann jedermann gut verstehen, der die Vegetation an den feuchten Felsen, wo Ephebe wächst, untersucht und gesehen hat, wie ungefärbte Hyphen zwischen und um die dortigen Algenzellen, auch diejenigen von Stigonema wachsen, aber genauere Angaben hierüber sucht man in der Literatur vergebens. Dass Ephebe durch Einwachsen von Pilzfäden in Stigonema entstände, ist meines Wissens nie beobachtet, sondern nur theoretisch gefolgert worden. Es schien mir der Mühe wert Jugendzustände von Æphebe in der Natur aufzusuchen, um durch jene eine Vorstellung von der Entwickelung dieser interessanten Pflanze zu gewinnen. Die Jugendzustände sind natürlich am ehesten anzutreffen in älteren Æphebe- Rasen und in deren nächster Umgebung besonders stromabwärts. Der an solchen Stellen am Gestein haftende mehr oder weniger schleimiger Anflug, der aus mineralischem Detritus, verschiedenen Algen (Gleocapsa, Palmoglea etc.), Moosanfängen und allerlei pflanzlichen Gebilden, über deren wahre Natur ich oft in Verlegenheit geriet, etc. bestand, wurde folglich abgekratzt, und Proben davon, teils frisch, teils nach Kintrocknen wieder aufgeweicht, teils, was weniger vortheilhaft war, in 50°/, Alkohol aufbewahrt, mit dem. Mikroskop durchgemustert in der Hoffnung, dass so junge Æphebe-Pflänzchen aufgetrieben werden kónnten. Viel Zeit habe ich diesem Suchen geopfert. Im Laufe der Jahre gelang es mir auch Zustände unserer Pflanze aufzufinden, die zusammen ein Bild von ihrer Entwickelung geben. Die Figuren 4 und 6 zeigen zwei Thallusanfänge, deren Zugehürigkeit zu Æphebe unzweifelhaft ist. Die Form beider ist dieselbe, zu bemerken aber ist, dass Fig. 4 bei 200-facher Vergrósserung photographiert, Fig. 6 bei 570-facher Vergrósserung gezeich- net ist, so dass jene ein bedeutend späteres Entwickelungsstadium darstellt. Die Re- Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 39 produktion des älteren Exemplares bei starker Vergrósserung war infolge der Dicke und Un- durchsichtigkeit des Thallus so schwierig, dass ich mich auf eine Abbildung seines äussersten Endes (Fig. 5) beschränken musste. Daraus erhellt, dass der Bau dieses älteren Thallus in der Hauptsache derselbe ist wie der des jüngeren, viel einfacheren. Den Hauptbestandteil des jungen Ephebe-Pflänzchens bilden die grossen Gonidien. Das farblose Element ist spärlich vertreten. Ihre Zellen sind vorwiegend von parenchymatischer Form, stellenweise sind sie jedoch in die Länge gezogen, und ihre Anordnung ist zuweilen eine solche, dass man von Hyphen sprechen kann. Viele von ihnen sind zu einzelligen, im Präparat oft ab- gebrochenen Rhizoiden ausgewachsen. Das für Ephebe charakteristische braungelbe Gal- lert, welches die Zellhöhlen umschliesst, ist gut ausgebildet. Mehrere Zweiganfänge sind deutlich. — Die Systematiker sprechen unserer Art Rhizoiden ab. An gewöhnlichen Exemplaren fehlen sie in der Tat, es ist aber interessant zu sehen, wie die Pflanze sich in ihrer ersten Jugend am Gestein mit solchen befestigt. Von einem Stigonema-Faden, der von Hyphen in Beschlag genommen wird, kann hier keine Rede sein. Das Ganze stellt ein einheitliches, aus zweierlei Zellen aufge- bautes Gebilde dar. Man könnte vielleicht meinen, dass die Fig. 4 und 6 abgebrochene Ephebe-Äste vorstellen, die sich zu neuen Individuen zu, entwickeln begonnen haben. Dagegen ist einzuwenden, dass keine Bruchstelle zu sehen ist und dass die Æphebe-Âste von den in Frage kommenden Dimensionen anders gebaut sind. Man vergleiche die Fig. 2 und 6, die bei derselben Vergrösserung gezeichnet sind. Diese Gebilde haben offenbar einen anderen Ursprung. Aufschluss darüber gibt Fig. 7 a und b, welche einen noch jüngeren Thallusanfang, von zwei entgegengesetzten Seiten gesehen, vorführt. Der Thallus hat hier die Form eines unregelmässig gelappten Klumpens, der mit einigen Rhizoiden ver- sehen ist. Das farblose Element ist in diesem Stadium etwas stürker vertreten als in den vorher erläuterten, weiter entwickelten und bildet stellenweise die Hauptmasse des Exem- plares. Es ist deutlich, dass die Streckung, durch welche aus dem Stadium in Fig. 7 dasjenige in Fig. 6 hervorgegangen ist, vorwiegend durch Vermehrung der Gonidien, besonders an der freien, dem Substrat abgewandten Seite stattgefunden hat. Sollte dieses formlose Gebilde sich aus einer Soredie entwickelt haben oder welches wäre ihre Vorgeschichte? Über Soredienbildung bei EpAebe habe ich in der Literatur nur eine einzige Angabe gefunden, nämlich bei ScHWENDENER (54, IV: 170): ,Die von Fasern durchsetzten Goni- diengruppen, die im entwickelten Thallus, wie bereits bemerkt, unmittelbar an der Ober- fläche liegen und die Unebenheiten derselben bedingen, brechen zuweilen als Soredien hervor und bleiben theilweise an der Durchbruchstelle haften. An dem untersuchten fructificirenden Exemplar waren sie ziemlich spärlich vorhanden; um so zahlreicher mógen N:o 2. 40 | FREDR. ÊLFVING. sie an solehen Standorten auftreten, wo sie voraussichtlich die einzigen Fortpflanzungs- organe sind.“ In den systematischen Arbeiten habe ich keine Angaben über Soredien gefunden; auch unser hervorragender Lichenologe Dr. E. A. Warxro hat sich mündlich in ühnlichem Sinn ausgesprochen. Vergeblich habe ich auch an der Pflanze selbst danach gesucht. Es ist eine an den älteren Teilen des Thallus ganz allgemeine Erscheinung, dass, wie es SCHWENDENER gesehen, die peripherischen Gonidiengruppen sich nach aussen wülben, aber dass sie sich als Soredien ablósen, habe ich nie beobachtet. Eine vegeta- tive Vermehrung durch Fragmentierung kann gewiss bei Æphebe wie bei anderen Flechten vorkommen, aber dass eine solche durch Soredienbildung stattfinde, muss ich bis auf weiteres verneinen. SCHWENDENERS Angabe beruht wohl auf einem höchst nahe- liegenden Analogieschluss. Die Abstammung des in Fig. 7 gezeichneten jungen Æphebe-Thallus meine ich an- derswo gefunden zu haben. Schon früh fielen mir unter den vielen mehr oder weniger rätselhaften Gebilden, die man in den Abkratzpräparaten zu sehen bekommt, ellipsoidische bis unregelmässig geformte Zellkörper auf, die durch ihre gelbbraune Farbe an Æphebe erinnerten und nicht, wie man bei schwacher Vergrösserung und flüchtiger Betrachtung glauben könnte, Gleocapsa-Formen waren. In den Fig. 8 a—e habe ich einige solche in 1500-facher Vergrösserung abgebildet. Die Zellen sind polygonal; der Inhalt scheint ganz homogen zu sein, wenigstens lässt die gefärbte Membran keine Struktur darin durchschimmern. In diesen Klümpchen, deren Zellen anfangs alle gleich sind, tritt später eine Differenzierung ein, indem der Inhalt einiger Zellen blaugrün und deutlich von der Wand zurückgezogen erscheint. In Fig. 9a liegen die so veränderten Zellen alle an der Oberfläche des Kör- pers, in Fig. 9b ist das nur mit einer Zelle der Fall, während die drei übrigen im In- nern des Körpers liegen, aber infolge ihrer Farbe durch die überliegenden Zellen durch- schimmern. In Fig. 9b sind einige Zellen fast schnabelförmig ausgewachsen, was wohl eine beginnende Rhizoidenbildung ankündigt. Diese innerlich differenzierten Körper wachsen unter Zellenvermehrung weiter. Fig. 10 zeigt einen solchen, aber nur 570-fach vergrössert, also bei derselben Vergrösserung wie Fig. 7, und in Fig. 11 habe ich ein ähnliches Gebilde, das nur im zerdrückten Zustand zum Vorschein kam, abgezeichnet. Die blaugrünen Zellen haben sich relativ stark vergróssert. In Fig. 10 war noch eine vierte solche Zelle vorhanden, sie lag aber in der leeren Ecke so tief unter den kleineren gelbbraunen, dass auf ihre Wiedergabe verzichtet wurde. Das Ganze erinnert durch die Farben unter dem Mikroskop durchaus an Æphebe, und ich bin überzeugt, dass wir hier junge Æphebe-Pflänzchen vor uns haben. Verschleimung der Membranen und Streckuug der Zellen, die hinzukommen muss, um Tom. XLIV. Untersuehungen über die Flechtengonidien. 41 uns zu dem in Fig. 7 abgebildeten Stadium zu führen, habe ich nieht beobachtet. Solche Zwischenstufen werden sich wohl noch auffinden lassen. Die Differenzierung der Gonidien aus den farblosen Zellen findet also in einem sehr frühen Entwickelungsstadium statt, wo die ganze Thallusanlage nur aus einigen Dutzend Zellen besteht und 20—30 u im Durchmesser misst. Aus diesen primären Gonidien sind alle anderen durch Teilung entstanden. Noch einfacher gebaute, fast hyaline Gewebekörper, von wenigen ungefärbten Zellen gebildet, habe ich in Fig. 12 abgebildet. Man muss zugeben, dass sich die Formen in Fig. 8 höchst wahrscheinlich aus derartigen Zellenkomplexen entwickelt haben. Erwäh- nen will ich noch, dass in einem Präparat ein derartiges farbloses Gebilde gerade so aussah, als ob es an der Spitze einer Hyphe (Keimfaden?) entstanden wäre, doch konnte hierüber keine sichere Entscheidung gewonnen werden, Dass diese farblosen Zellkör- per in kleinere zerfallen können, geht aus Fig. 12 hervor, und ähnliches kommt auch später bei den in Fig. 8 abgebildeten Stadien vor. Dass hierdurch für die vegetative Vermehrung unserer Flechte gesorgt wird, ist klar. Der Entwickelungsgang von Æphebe wäre folgleich durch die folgende Serie meiner Figuren erläutert: Fig. 12, 8, 9, 10, 7 und 6. PELTIDEA APHTHOSA (L.) Acm. (T. V & VI). Hier werde ich mich nur mit den sogenannten Cephalodien unserer Flechte beschát- tigen. Mit diesem Name bezeichnet man bekanntlich die an der Oberseite des blattför- migen, im feuchten Zustande hübsch grünen Thallus (Fig. 1) befindlichen schwärzlichen Warzen, welche blaugrüne Gonidien vom Nostoc-Typus enthalten, während der Thallus sonst gelbgrüne, sogenannte Dactylococcus-Gonidien führt. In den Fig. 2—4 treten in den dem "Thallus aufsitzenden Cephalodien die Gonidien durch ihre tiefe Färbung deutlich hervor; zwischen ihnen laufen gewöhnliche Flechtenhyphen; das Ganze ist von festem parenchymatischen Gewebe nach aussen abgegrenzt. Auch der Bau des Thallus ist in seinen Hauptzügen aus den Figuren ersichtlich: eine obere, grosszellige, parenchy- matische Rinde, eine Gonidialzone und eine lockere, unten unberindete Markschicht, die aus verzweigten Hyphen gebildet ist. Die Cephalodien haben von alters her die Aufmerksamkeit der Lichenologen auf sich gezogen, wurden aber erst 1878 von Banrkor (4) entwickelungsgeschichtlich unter- sucht. Anknüpfend an die wenige Jahre früher gemachte Entdeckung von FAMINTZIN und BARANETZKY und unter der Leitung des erstgenannten, untersuchte Barikor die Gonidien der betreffenden Cephalodien, sáete sie auf feuchte Erde aus und fand, dass sie sich dort N:o 2. ^. 6 42 FREDR. ELFVING. zu kleinen Nostoc-Kolonien entwickelten. Dann verfolgte er ihre Entwickelung. Wie schon eine flüchtige Betrachtung lehrt, finden sich die jüngsten Cephalodien am vorderen Thallusrande. Dort ist die Oberfläche bedeckt von zahlreichen, 1—3-zelligen Haaren. Zwischen diesen liegen oft kleine Nostoc-Kolonien, . einige ganz frei, andere mit den Haaren der Flechte verwachsen. Von diesen Haaren wachsen nach Banrkor Zweige in das Innere der Nostoc-Kolonien ein, während andere Zweige sich ihrer Oberfläche anschmiegen. Beim weiteren Wachstum wird von den Hyphen eine äussere pseudo- parenchymatische Rinde um die Kolonie gebildet, während die Nostoc-Fäden sich im Innern vermehren und von anderen Hyphenzweigen umsponnen werden: das Cephalo- dium ist fertig. Bagixors Angaben wurden von Forssezz (25) bestätigt. In einigen Fällen fiel es dem schwedischen Forscher auf, dass zwei verschieden aussehende Algen in demselben Cephalodium vorkamen, beide Nostoc-ähnlich, aber von verschiedenen Dimensionen (2, resp. 10 « im Durchmesser) Er liess es dahingestellt sein, ob sie spezifisch verschieden waren oder nur verschiedene Altersstadien darstellten. — Weitere neuere Angaben über Bau und Entwickelung dieser eigentümlichen Gebilde habe ich nicht gefunden. Die Darstellung, welche Fünrstück in ExorER-PmawTL's Natürlichen Pflanzenfamilien (S. 14) gegeben hat, basiert auf Forssenr's Arbeit: die Entstehung des Cephalodiums wird also auf das Ergreifen einer Nostoc-Kolonie seitens der Flechte zurückgeführt. Fig. 2 zeigt ein junges Cephalodium, das durch Auswachsen der Rindenzellen ent- standen ist und somit in innigem Verband mit dem Thallus steht. In Fig. 3 liegt das Cephalodium relativ lose auf dem "Thallus und hat offenbar, wie Bagixor angibt, seinen Ursprung von den Haaren der Oberseite genommen. Bein weiteren Wachstum hält das Rindengewebe nicht Schritt mit dem Cephalodium, welches dadurch in nur lockerem Verband mit dem unterliegenden, gewissermassen gesprengten "Thallus zu liegen kommt (Fig. 4) und schliesslich (Fig. 5) ein relativ selbstündiges, beiderseits berindetes Gebilde darstellt. — Der feinere Bau des Cephalodiums ist aus Fig. 6 (Fürbung mit polychrom. Methylen- blau nach UNNA) ersichtlich. Unter dem grosszelligen Rindenparenchym oben liegt ein buntes Gewirr von langgestreckten, verzweigten Hyphen und Nostoc-Zellen, deren perlschnurför- mige Anordnung in den dünnen Schnitten meist undeutlich ist. Diese Zellen liegen in einem Gallert eingebettet, das besonders an solchen Stellen, wo die Zellen herausgefallen sind, hervortritt. An einem ähnlichen Präparat (Fig. 7), das nach Mvsenovz (siehe hier- über die Erklärung zur Tafel V) gefärbt ist, hat sich dieses Gallert wie die Membran überhaupt stark gefürbt. — So viel über den Bau der älteren Cephalodien. Die Anlage der Cephalodien findet, wie oben gesagt, statt am vorderen Thallus- rande und zwar in der äussersten, ein paar Millimeter breiten Zone. Wenn man mit einer Scalpelle die dort befindliche reiche Haarbekleidung wegschabt und in einem Trop- Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 43 fen Wasser untersucht, findet man eine grosse Anzahl junge, cephalodienartige Gebilde verschiedener Grösse. Es ist auffallend, wie zahlreich die jungen Anlagen hier sind im Vergleich mit den an den älteren Thallusteilen definitiv ausgestalteten. Die meis- ten von diesen Anlagen haben offenbar dasselbe Schicksal wie die Haare, welche die junge Randzone des Thallus fast wollig bekleiden: sie sterben, vielleicht durch Vertrocknen, und fallen ab. Hier liegen sie aber dicht beisammen. Man kann sie in aller Rube unter- suchen, wenn man das abgeschabte Material in einen "Tropfen 10 °/, Glycerin überführt, diesen dureh Abdunsten sich konzentrieren lässt und den Rückstand in Glyceringelatine einschliesst. Sowohl Form als Farbe sind dann recht gut erhalten. Die Hauptmasse eines solchen Präparates wird von den abgeschabten Haaren gebil- det (Fig. 10). Diese bestehen aus einer einfachen Zellenreihe; bei den von mir unter- suchten Exemplaren waren ausnahmsweise mehr als fünf Zellen vorhanden, oft eine gerin- gere Zahl. Nicht selten sind sie mit einander seitlich verwachsen; auch Verzweigungen sind nicht selten. Die Aussenwünde der Zellen sind relativ dick, die Querwände sehr dünn. An der Spitze des Haares ist die Wand oft beträchtlich verdickt; ähnliche Ver- dickungen treten zuweilen auch interkalar auf. Der Protoplasmaschlauch ist sehr dünn, ein Kern meist deutlich zu sehen. Zwischen den Haaren findet man vereinzelte Algen verschiedener Art, Nostoc, Gleothece, Palmoglea sowie andere unbestimmbare. Ein Krgreifen eines Nostoc durch die farblosen Haare, wie es Basıkor schildert, habe ich einmal beobachtet. Ich habe den Fall in Fig. 11 abgebildet. Unten liegt ein Stück eines gelblichen Nostoc-Fadens mit seinem Heterocyst, oben ein Fragment eines Haares, aus dessen Zellen Zweige, welche sich dem Nostoc anschmiegen, herausgewachseu sind. Aus diesem Anfang hätte natürlich ein Cephalodium hervorgehen können. Bei den von mir untersuchten Exemplaren war aber der Gang der Entwickelung entschieden ein anderer. Der erste Anfang der Cephalodienbildung ist, dass aus einem Haar kurze und feine, ganz dünnwandige Zweige herauswachsen (Fig. 12— 14). Dies kann sowohl an der Basis als an der Spitze als auch in der Mitte des Haares erfolgen. Anfangs gerade, verzweigen sich diese neuen Gebilde unter Zellteilung. Sie zeigen gleich von Anfang an grosse Neigung zur Verzweigung und Verflechtung (Fig. 15—17), und da solche Zweige an andere stossen — sei es dass sie demselben oder verschiedenen Haaren ent- stammen — so entsteht ein schon anfangs schwer entwirrbares Hyphengeflecht. In Fig. 18 habe ich versucht ein solches, an dessen Aufban zwei Haare beteiligt sind, wie- derzugeben. Diese Abbildung ist ganz korrekt, was den Verlauf der Hyphen betrifft; sie machten aber in der Natur keinen so gleichmässig gedrechselten Eindruck wie in der Figur. Bei weiter vorgerückter Verzweigung, Verflechtung und Zellteilung wird es unmöglich den Verlauf der Hyphen zu eruieren. s entsteht so ein kugel- oder wurst- N:o 2. 44 FREDR. Eurving. förmiger, pseudoparenchymatischer Körper, den man in günstigen Fällen noch an dem Haar, an welchem er gebildet ist, ansitzend finden kann (Fig. 19— 21). Ein ähnliches Knäuel bildet auch Basıkor ab (1. c. Fig. 5). Meist werden beim Präparieren die Knäu- el von ihrer Ursprungsstelle losgerissen, die rückstündigen Reste von Hyphen oder Haaren zeigen jedoch ihre Entstehungsweise an. Anfangs sind diese Körper, wie die ursprünglichen Hyphen, ungefärbt, später, wenn sie schon ein mehr pseudoparenchyma- tisches Gefüge bekommen haben, werden die äusseren Wände schwach gelbbraun. Diese Verflechtung der Hyphen findet nicht um einen Nostoc-Kern statt. So gal- lertartig ihre Membran ist, müssten die Nostoc-Zellen, wenn solche vorhanden wären, doch relativ fest an den Hyphen ansitzen, so dass sie nieht in allen Fällen bei Herstel- lung der Präparate losgerissen werden, aber mit Ausnahme des schon erwähnten, in Fig. 11 abgebildeten Falles habe ich nie gesehen, dass die Hyphen, die sich eben zu verflechten beginnen, um Nostoc-Zellen gewunden waren. Einmal habe ich beobachtet, dass junge Hyphen eine runde, grüngelbliche Körnchen enthaltende, entschieden nicht an Nostoc erinnernde Algenzelle umsponnen hatten (Fig. 22), diese aber war nach mei- nen sonstigen Erfahrungen ein zufällig umwachsener Gegenstand. Die Verflechtung der Hyphen ist offenbar auf in den Hyphen selbst liegende Wachstumsursachen zurück- zuführen. In den Fig. 23—25 habe ich drei solche Hyphenknäuel abgebildet. Diese Figuren, wie alle folgenden Peltidea-Bilder, wurden bei 1500-facher Vergrösserung gezeichnet und bei der Reproduktion um '/, verkleinert. In Fig. 23 treten noch die einzelnen Hyphen in ihrem Verlauf zum Teil hervor, in den beiden anderen sind sie zu Pseudoparenchym verwachsen. Der Verlauf der Hyphen im Innern derselben war unmöglich zu verfolgen, aber ganz sicher konnte ich feststellen, dass diese relativ hyalinen Körper aus lauter Zellen mit ungefärbtem Inhalt aufgebaut waren; auch zeigten sie im Innern keinen Hohl- raum oder differenzierten Kern. Fig. 25 stellt den gróssten derartigen Kórper ohne innere Differenzierung, den ich überhaupt gesehen habe, dar, die Rindenschicht hat sich zum Teil braungelb gefärbt. Früher oder später tritt in diesen Knäueln eine Differenzierung ein, indem im Innern derselben der Inhalt einer oder einiger Zellen eine blaugrüne oder gelbliche Farbe an- nimmt. Vier solche Fälle habe ich in den Fig. 26—29 abgebildet. Die Zellenanord- nung im Innern der Knäuel sieht man nicht, aber die gefärbten Zellen schimmern dent- lich durch. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass in Fig. 27 die zwei aneinander lie- genden blaugrünen Zellen Glieder desselben Hyphenfadens darstellen; dasselbe ist mit drei von den ühnlichen Zellen in Fig. 28 der Fall, und es ist móglich, dass in dieser Figur auch die beiden anderen Zellen demselben Faden angehóren. Man sieht, dass die be- treffende Differenzierung in verschiedenen Altersstadien eintreten kann. In Fig. 26 haben Tom. XLIV. Untersuchungen über die. Flechtengonidien. 45 wir einen ganz jungen, noch an dem Haar festsitzenden Körper. In dem viel älteren in Fig. 28 abgebildeten Körper ist der Hyphenbau noch ganz deutlich, in Fig. 27 hat sich der ältere Teil schon zu einem pseudoparenchymatischen Körper ausgebildet, wäh- rend einige Hyphen noch weiter seitlich wachsen und sich verflechten; in Fig. 39 schliess- lich hat sich ein geschlossenes Pseudoparenchym ausgebildet. Diese gefärbten Zellen stellen den Anfang eines Nostoc dar. Gewöhnlich bleiben sie von den farblosen umgeben. Es kommt aber auch vor, dass sie von der Peripherie des Knäuels aus — sei es dass sie dort entstanden oder durch nachträgliche Verschie- bungen dorthin gelangt sind — frei nach aussen sich vermehren unter starker, jetzt ungehinderter Aufquellung ihrer Wände (Fig. 30, 31). Die für Nostoc charakteristischen Eigenschaften, perlschnurförmige Anordnung der Zellen und Heterocysten, treten dann deutlich hervor. Für gewöhnlich bleiben sie aber, wie gesagt, von den farblosen um- geben. Durch ihre Vermehrung durch Teilung, vielleicht auch durch weitere Neubildung, sowie durch Zunahme des farblosen Elementes entstehen Gebilde wie das in Fig. 32, das schon ein ganz deutliches Cephalodium ist: ein farbloses oder bei älteren Cephalo- dien durch Färbung der Membran gelbbraunes Parenchym umschliesst die mehr oder we- niger durchsehimmernden Gonidien. Bei Einstellung auf diese, und noch deutlicher bei Zertrümmern des Cephalodiums, sieht man, dass sie Nostoc-Fäden darstellen. Ihre Farbe ist meist grünlich mit einem Stich ins Blaue, weniger oft gelblich. Je weniger zahlreich die Verbindungsfäden des Cephalodiums mit dem Thallus sind — es möge sich sowohl um die primären Haare als um Hyphen handeln, die von der Rinde auswachsen und am Aufbau des Cephalodiums teilnehmen — desto geringer sind offenbar die Bedingungen für sein weiteres Wachstum. So dürfte es geschehen, dass eine Unzahl Anlagen gerade so wie die meisten Haare an der Oberfläche des Thallus zu Grunde gehen und dass nur diejenigen, welche mit der Rinde in inniger Verbindung stehen, erhalten bleiben. Beim Entstehen der Cephalodien machen sich also zwei Tendenzen in den farb- losen Zellen der Peltidea geltend, erstens die gar nicht unerwartete Tendenz zu Ver- flechtung, zweitens die hóchst sonderbare Tendenz zu Phycocyanbildung. Diese letztere 'l'endenz tritt auch hervor, ohne zu Cephalodienbildung zu führen. Ein Gebilde wie das in Fig. 33 wird wohl schwerlich zu einem ordentlichen Cephalodium. Vielleicht war es ein solcher Körper, den Barsrkor (l. e. Fig. 4) als eine von Hyphen erfasste Nostoc-Kolonie deutete. Ich sehe in diesem Gebilde einen von den uns bekannten Hyphenknäueln, in welchem die meisten Zellen unter starker Quellung ihrer Membran sich blaugrün gefärbt haben. Bei x liegt eine Zelle, deren Membran noch nicht ganz verschleint ist, sondern scharf konturiert wie diejenige der Hyphen, während der Inhalt schon gefärbt ist. Einen ähnlichen, aber einfacheren Fall stellt Fig. 34 dar, wo durch N:0 2: 46 FREDR. ELEVING. Zusammenwachsen von zwei aus Nachbarzellen eines Haares stammenden Zweigen ein eigenartiges Mischgebilde entstanden ist. Die Bildung phycocyanführender Zellen aus den farblosen Hyphen der Peltidea tritt uns in einer sehr einfachen Form in Fig. 35 entgegen. Aus einer Zelle eines verzweigten Haares ist ein neuer ganz feiner Zweig, wie solche beim Beginn der Ce- phalodienbildung vorkommen, ausgewachsen. Dieser zeigt unregelmässige Anschwellun- gen und Zweiganlagen; sein fortwachsendes Ende hat Spitzenwachstum. In den sieben deutlich individualisierten Zellen des Zweiges hat sich Phycocyan gebildet, während die anfangs ganz dünne Wand stark aufgequollen ist. Reste der festeren Wand sind noch im Gallert vorhanden. Denkt man sich, dass in dem wurstförmigen Gebilde Fig. 34 die noch vorhan- denen farblosen Zellen Farbstoff erzeugen, so resultiert ein Körper, dessen Seitenstück uns Fig. 36 vorführt Hier haben wir die Spitze eines gewöhnlichen Peltidea-Haares, aus dessen Endzelle seitlich eine Nostoc-Kolonie entwachsen ist. In Fig. 37 ist der Teil des Präparats, welcher die Haarspitze enthält, von der entgegen®@esetzten Seite abgebil- det. An der Basis der Nostoc-Kolonie liegt ein Geflecht feiner Hyphen, über deren Ur- sprung ich nicht ins Reine kommen konnte. Die Hauptsache aber ist, dass man hier ganz deutlich sieht, dass die Nostoc-Gallerte gewissermassen durch Aussprossung aus der Endzelle entstanden ist. Es kann also eine Nostoc-Kolonie sich direkt aus einem Pel- tidea-Haar entwickeln. | Ich kann die Cephalodien von Peltidea aphthosa nicht verlassen, ohne über ei- nen eigentümlichen Fund berichtet zu haben. Zwischen gewöhnlichen Exemplaren die- ser Flechte fand ich ein Exemplar, das auf einem Thallusabschnitt durchgehends statt schwarzer ledergelbe Cephalodien trug. Dies schien seinen Grund darin zu haben, dass die Cephalodien nur in ihren seitlichen Rändern normale*Gonidien führten, und dort relativ spärlich, während sie sonst aus lauter Hyphen aufgebaut schienen. Bei starker Vergrösserung zeigte aber die Zone, die unmittelbar an die fertigen Gonidien grenzte, einen Bau, der aus den mikrophotographischen Aufnahmen Fig. 8 und 9 ersichtlich ist. Die erstere Figur zeigt den Rand eines dem "Thallus anliegenden Cephalodiums, die zweite ein Stück desselben Schnittes bei etwas veränderter Einstellung. Ich kann das Bild nicht anders deuten, als dass hier in den Hyphen eine Neubildung von Gonidien, oder, wie man es auch ausdrücken kann, eine Umwandlung der Hyphen in Gonidien, ähnlich der früher beobachten, im Gang ist. Die Verhältnisse sind hier offenbar ganz dieselben wie im Innern der in den Fig. 27—29 abgebildeten Cephalodien, nur dass hier die Neubildung der Gonidien in grossem Massstabe erfolgt. Dieser Fall, der entschie- den nicht zur normalen weder progressiven, noch regressiven Entwickelung der Cepha- lodien gehört, muss wohl so gedeutet werden, dass die Gonidienbildung hier verzögert Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 47 war. Das Hauptgerüst des Cephalodiums war durch Verflechten der Hyphen gebildet, aber die Entwickelung der Gonidien, welche sonst früh erfolgt, hatte hier eine Verspä- tung erfahren. Der Fall erinnert án FonssELL's oben erwähntes Cephalodium mit zwei verschiedenen Algen, einer feineren und einer gróberen. Dasselbe sehen wir hier, zu- gleich aber, dass die feinere Alge cine Zwischenstufe zwischen den Hyphen und den gróberen darstellt. NEPHROMA ARCTICUM (L.) Fr. (Taf. VII. & VIII). Der blattfórmige, auf dem Boden wachsende Thallus (Fig. 1) hat den typischen Bau einer heteromeren Flechte: eine obere, relativ dicke, parenchymatische Rindenschicht, eine Gonidialzone, die kleine grüne einzellige Gonidien von dem sogenannten Dactylo- coccus-Typus enthält, ein sehr lockeres Markgewebe, das den grössten Teil des "Thallus bildet, und eine dünne Rindenschicht, von welcher Rhizoide, teils einfach, teils zu Bün- deln vereinigt, ausgehen. Mit dem blossen Auge sieht man auf der oberen Seite des Thallus, in den älteren zentralen Teilen desselben, unregelmässig zerstreute, schwach gewülbte Erhebungen von rundlicher Form; ihr Durchmesser betrügt meist nur einige mm, die grössten, die ich gesehen habe, waren 7 mm breit. Im trockenen Zustande sind sie von etwa derselben Farbe wie der "Thallus, zuweilen etwas heller, zuweilen dunkler, im feuchten meist bedeutend dunkler gefärbt als die Umgebung, mit einem deutlichen Stich ins Sehwarzblaue. Es ist dies die Cephalodien dieser Art, und zwar haben wir es hier mit Cephalodia endogena im Sinne NYLANDER'S zu tun, also mit im Innern des "Thallus befindlichen (Fig. 2, 3). Das Cephalodium ist gebildet aus einem bunten Geflecht von Markhyphen und blaugrünen Nostoc-ähnlichen Gonidien (Fig. 4, 39); die charakteristischen Heterocysten treten besonders an lebendem Material deutlich hervor. Hier werde ich mich nur mit den Cephalodien beschäftigen. NYLANDER lieferten diese Cephalodien, wie schon oben (S. 22) gesagt, ein wich- -tiges Argument gegen SCHWENDENER, da er das Vorkommen derartiger Gebilde im Innern des Thallus als Beweis für die Entstehung der Gonidien aus den Hyphen ansah. Durch ForssezL's Untersuchungen (25) schien aber diese Stütze der alten Lehre hinfällig zu werden. Nach dem schwedischen Forscher sind nämlich die vermeintlich endogenen Cephalodien der Nephroma-Arten in der Tat hypogen und entstehen so, dass kleine Nostoc-Kolonien, die zufällig der Unterseite des Thallus anhaften, von Hyphen, die aus der Rindenschicht auswachsen, umsponnen werden. Nachdem die Nostoc-Kolonie so in den Thallus hineingeraten ist, fängt, besonders an ihrer Oberfläche, eine starke Vermehrung Ten 0D) "T N:o 2. Nå EN Ov 00 2° Ng tuy + 9 E vi LIB AR Y | = " EUN )x. SU EI y, M. AO 48 FREDR. ÉrrvrNG, der Alge an, so dass diese allmählich hinaufrückt, und durch fortgesetztes Einwachsen von Hyphen in die Kolonie wird endlich das Cephalodium fertig. Die Erfahrungen, die ich beim Untersuchen der Peltidea-Cephalodien gemacht hatte, veranlassten mich denselben Gebilden bei Nephroma näher zu treten. Die Unter- suchung jener war technisch nicht so leicht wie bei Peltidea. Sie musste an Mikrotom- schnitten ausgeführt werden. Das Material zu diesen war frisch in die Fixierflüssigkeit von PFEIFFER VON WELLHEIM eingelegt. Die Färbung geschah durch polychromes Methy- lenblau nach Uxwa, in einigen Fällen durch Muscrovr's Toluidinblau. In jenem Falle wurden die Schnitte in die Hoyersche Flüssigkeit, in diesem in Cedernholzól eingelegt. Das Verständnis der gegenseitigen Verhältnisse der Hyphen und der Nostoc- Gonidien gibt nur die Entwickelungsgeschiehte der Cephalodien. Diese werde ich hier nach meinen Beobachtungen schildern unter stetigem Hinweis auf Abbildungen, die nach Mikrophotographien hergestellt sind. Diese Bilder sind in vielen Beziehungen weniger deutlich als die nach Zeichnungen gemachten, haben jedoch den Vorzug grösserer Ob- jektivität, was bei den betreffenden recht komplizierten Verhältnissen nicht zu unter- schätzen ist. Ich will gleich bemerken, dass Forsserr’s Angabe, dass die Cephalodien hypogen sind, ganz richtig ist, dass ich aber seiner Darstellung nicht in allen Punkten beitreten kann. Die Anlage eines Cephalodiums findet an der unteren Thallusfläche statt. Aus einer sehr jungen Anlage sind in Fig. 52 und 5 P zwei Schnitte abgebildet. Man sieht hier einen kleinen Hyphenknäuel, der aus den Rhizoiden der Flechte gebildet ist. Die Fasern desselben sind viel feiner und dünnwandiger als die der Rhizoide selbst. In Fig. 5» und noch deutlicher in der stärker vergrösserten Fig. 5 € sieht man schon die An- lagen (A) zu den Gonidien des künftigen Cephalodiums, durch Form und Fürbung deut- lich hervortretend. Es sind hier drei solche vorhanden. Im Schnitt 5? sind deren keine; die tiefer gefärbten Stellen in der Mitte dieser Figur sind Wandpartien, welche eine lokale Farbstoffspeicherung zeigten. Etwas weiter fortgeschrittene Cephalodien- anlagen führen uns Fig. 6? und 7 vor. Wir haben hier rundliche, solide, mit dem obenliegenden Thallus zusammengewachsene Körper, die wir als fast pseudoparenchyma- tisch bezeichnen kónnen; ihr Kern ist aus viel zarteren Zellen gebaut als das periphe- rische Hüllgewebe, dessen Zellenwände kräftig verdickt sind. Im Innern liegen einige Gonidienanlagen. Die Form dieser ist in diesen Präparaten nicht leicht zu charakteri- sieren. An anderen Präparaten aus etwas älteren Cephalodien kónnte jedoch eine an Nostoc erinnernde Zellenanordnung mit Sicherheit beobachtet werden. Der kleine Knäuel mit den eingeschlossenen Gonidien wird dann allmählich nach oben gedrängt (Fig. S—11), indem im unteren Teil des Knänels immer neue Hyphen- zweige naeh dem Zentrum zu hineinwachsen und so den Kern emporschieben. Der Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 49 Knäuel kommt schliesslich innerhalb des Thallus zu liegen. Hier wird das junge Ce- phalodium weiter unter stetigem Zuwachs, woran sowohl Hyphen als Gonidien beteiligt sind, nach innen und oben geschoben (Fig. 12—14). Es mag ein derartiges Stadium gewesen sein, das Forssezz bei Nephroma ex- pallidum gesehen hat und in Taf. I Fig. 7 seiner schwedischen Arbeit abbildet, wenn er auch den Knäuel als eine Nostoc-Kolonie gezeichnet hat. Die Mechanik des Ein- schiebens, wie sie besonders deutlich aus meinen Fig. 12 und 13 hervorgeht, hat FonssELL nicht eruiert. Er sagt hierüber (Flora 1884, S. 60): „Auf welche Weise das Hinauf- drängen der Algenzellen in den Thallus geschieht, weiss ich nicht. Zuweilen scheint es als ob sie nicht abstürben im unteren Teile des Cephalodiums und sich nur im obe- ren. vermehrten und auf diese Weise immer weiter in den Thallus hinauf gelangten, zu- weilen als ob ihr Eindringen weiter hinauf auf einer Art Wanderung im Thallus be- ruhe. Eigentümlich ist, dass die Teile des Hyphengewebes, welche die Alge durch- drungen, zuweilen ihr früheres Aussehen wieder erhalten, nachdem die Alge weiter in den Thallus hinauf gelangt.^ Dass die Hyphen bei dem Vorgang eine aktive Rolle spielen, ist aus meinen Figuren ersichtlich. Ihre Aktivität geht noch weiter fort. Der kleine Hyphenknäuel mit den Goni- dien, der anfangs nur nach oben gepresst wurde, wird bald auch seitlich verschoben (Fig. 15). Diese Verschiebung kann eine ganz einseitige sein (Fig. 16). Es entsteht so ein Hyphengeflecht, das die Gestalt eines Cephalodiums hat, aber zum grössten Teil aus Hyphen gebildet ist. Dasselbe ist der Fall, wenn das primäre Geflecht mit den Gonidien allseitig ausgebreitet wird, so dass im Cephalodium die Ursprungsstelle mehr zentral, nicht lateral, wie im vorigen Falle, zu liegen kommt (Fig. 17 und 18). Das Cephalodium in Fig. 18 ist relativ alt, aber die Gonidien liegen vorwiegend an den seitlichen Rändern desselben. Später wird das inzwischen gewachsene Cephalo- dium von Gonidien durchsetzt (Fig. 19). Aus Fig. 18 ersieht man, dass Schnitte, welche nicht durch die Ursprungsstelle des Cephalodiums gegangen sind, Bilder wie die in Fig. 2 und 3 ergeben müssen, welche für die endogene Entstehung sprechen. Bei solchen Bildern kann man mit Forssezz fragen, woher es kommt, dass das Hyphenge- flecht unter dem Cephalodium ganz unverändert erscheint. Es ist in Wirklichkeit nicht unverändert. Den Weg der Gonidien nach oben, wie er uns in den Fig. 16—18 ent- gegentritt, habe ich immer, auch an den grössten Cephalodien, in Serienschnitten auf- gefunden. Wir haben jetzt die Entwickelung der Cephalodien vom ersten unscheinbaren Anfang bis zur fertigen Ausgestaltung verfolgt. Es ist offenbar, dass es sich hier nicht um die Ergreifung einer Nostoc-Kolonie handelt. Ein einziges Mal habe ich einen Fall gesehen, der dieser Auffassung eine Stütze zu geben scheint. Fig. 20 könnte, flüchtig N:o 2. 7 i 50 FREDR. ELFVING. betrachtet, als eine von Hyphen durchwucherte Nostoc-Kolonie gedeutet werden. Das Gebilde, das hier an der unteren Seite des "Thallus festsitzt, ist aber keine gewöhnliche Nostoc-Kolonie, denn erstens differieren die Zellen so bedeutend in Hinsicht ihrer Grósse, was bei Nostoc nie der Fall ist, und zweitens sind es die Hyphen, welche die an Nostoc erinnernde Gestalt des Ganzen bestimmen. Dieses Gebilde, das wohl einen ähnlichen Ursprung wie das in Fig. 5 hatte und aus welchem durch Umwachsen von Hyphen ein Cephalodium entstehen konnte, scheint nicht in den normalen Entwickelungsgang der- selben hineinzugehören. Wenn aber die herrschende Ansicht in ihrer eben formulierten Fassung nicht auf- recht „erhalten werden kann, so darf die Möglichkeit nicht ausser Acht gelassen werden, dass die ersten Gonidien isolierte Nostoc-Zellen wären, die, von Hyphen erfasst und umsponnen, später zu typischen Ketten auswachsen, dies um so weniger, als die Cepha- lodien an der unteren, dem feuchten Substrat (Moos, Erde, Gestein) anliegenden Seite des Thallus angelegt werden und das Vorkommen von Nostoc-ähnlichen Gebilden an derartigen Stellen ein sehr häufiges ist. Die Herkunft der ersten Gonidien muss also móglichst scharf ins Auge gefasst werden. In den uns schon bekannten Fig. 5^ und 5° ist nichts, was für die Fremd- lingsnatur der Gonidien spricht. In Hinsicht auf die Form sind sie den umgebenden Zelen vollständig ähnlich. Nur die Färbung des Inhaltes lässt sie gegen jene hervor- treten. Sie liegen im einem sozusagen meristematischen Gewebe und sind dem Anschein nach in diesem entstanden durch Differenzierung einiger der gleichartigen Zellen. In Fig. 5° lagen drei Gonidienanlagen. Weder der abgebildete Schnitt noch die Nach- barschnitte lassen vermuten, dass diese drei Zellen Glieder einer ganzen oder einer ge- sprengten Nostoc-Kette wären. In Fig. 62 bilden die Gonidien einen kleinen Kom- plex; sie dürften einer einzigen Zelle entstammen. Wie diese wahrscheinlich beschaffen war, lehren uns einige andere Präparate. Der in Fig. 21? abgebildete Schnitt stammt aus einer an der Unterseite des Thallus warzenfórmig hervortretenden Cephalodiumanlage. Diese Anlage war in 22 Serienschnitte von 3 « Dicke zerlegt worden. Nur in den Schnitten N:o 4— war eine Gonidie enthalten, und zwar lag diese in allen an demselben Platz wie in der Fig. 213. Die Gonidie mit ihrer nächsten Umgebung ist in Fig. 21 stärker vergrössert. Mit diesem Bild wolle man Fig. 22, die dem in Fig. 11 vorgeführten Cephalodium ent- stammt, vergleichen. Die Übereinstimmung von A mit den dortigen Gonidien lässt kei- nen Zweifel darüber, dass in der Tat bei À eine Gonidie vorliegt. Ob hier nur eine einzige langgestreckte, etwa 12 « lange, weil durch vier Schnitte sich erstreckende Gonidienzelle vorhanden war, oder ob sie sich schon in einige Glieder geteilt hatte, war unmöglich zu entscheiden. Die Hauptsache aber ist, dass sich diese erste Gonidie Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 51 nur durch die stärkere Färbung von den Protoplasten der Nachbarzellen unterscheidet und als aus diesen stammend aufgefasst werden muss. Nebenbei sei auf Fig. 10 nin- gewiesen: der Schnitt ist senkrecht zu einer Gonidienreihe gegangen, die hier schon als ausgeprägter Nostoc-Faden ausgebildet ist. Einen anderen Fall, wo uns die erste ungeteilte Gonidienzelle entgegentritt, führt Fig. 23? und stärker vergrössert Fig. 23^ vor (Färbung nach Muscrove). In dem kleinen Hyphenknäuel fällt die längliche Gonidienzelle A auf, deren Inhalt sich zu- sammengezogen und stark gefärbt hat; zugleich hat auch ihre Membran ungewöhnlich viel Farbstoff aufgespeichert, ein Zeichen beginnender Verschleimung. Entschieden spricht ‘das anatomische Bild hier für die ursprüngliche Hyphennatur der Gonidienzelle. — Ein weiterer Fall ist in Fig. 24 abgebildet (Musarove!). Diese Cephalodiumanlage konnte ich nieht in toto untersuchen; ich bekam davon nur 10 Schnitte zu .3 «. Nur in zwei Nachbarschnitten waren Gonidien zu sehen. Bei starker Vergrösserung (Fig. 24 ^) sieht man, dass die Gonidie, die sich eben in Teilung befindet, in einer Zelle liegt, die sich von den benachbarten Hyphenzellen gar nicht unterscheidet: sie ist offenbar in einer solehen entstanden. In den drei zuletzt vorgeführten Fällen war eine einzige Gonidienanlagen zu se- hen, während in Fig. 5 mehrere solche vorhanden waren. Dies dürfte oft der Fall sein. So fasse ich das folgende Cephalodium (Fig. 25) auf. Von den 37 Schnitten zu 2 «a, in welche die Anlage zerlegt war, führten Gonidien nur N:o 8 —12 (im Ganzen 5), 20—23 (zu einer Gruppe gehórende Gonidien sowie eine ganz isolierte) und 31, 32 (vier Gonidien). Abgebildet habe ich in Fig. 25-* die Schnitte N:o 8, 12, 21 und 32 sowie den letzterwähnten Schnitt, stärker vergrüssert. Man muss zugeben, dass die Annahme, dass alle diese vier Gonidienzentren vier verschiedene, gleichzeitig eingefan- gene Nostoc-Zellen sind, wenig wahrscheinlich ist, und ebenso die Annahme, dass sie nur zersprengte Glieder desselben Nostoc-Fadens wären. Viel plausibler erscheint die Entstehung von vier isolierten Gonidienanlagen. Aus den oben gesagten dürfte hervorgehen, dass die Präparate keine Stütze ge- ben für die Annahme, dass die Gonidien inkorporierte Nostoc-Zellen sind, sondern dafür sprechen, dass sie im Innern der Hyphenzellen entstehen, aber absolute Gewissheit ge- ben die Práüparate doch nicht. Es ist ja denkbar, dass alle diese Gonidienanlagen, die wir kennen gelernt haben und die uns zuerst ausserhalb des eigentlichen Thallus ent- gegengetreten sind, doch Nostoc-Zellen gewesen sind, welche die Hyphen, mit welchen sie zufällig in Berührung kamen, zu weitgehender Verzweigung und Verflechtung ver- anlasst haben. Im Laufe der Entwickelung kommen aber Verhältnisse vor, die weiteres Licht auf die Herkunft der Gonidien werfen. Zuerst ist hervorzuheben, dass auch in ganz jungen Cephalodien, die eben ins N:o 2. 52 FREDR. ELFVING. Innere des Thallus eingeschoben sind, neue Gonidien entstehen können. So und nicht anders muss ich Fig. 26 deuten. Die gewölbte Kontur des Hyphengeflechtes in dieser Figur stellt den inneren Rand einer in den Thallus hineinragenden Cephalodiumanlage von demselben Alter und Aussehen wie in Fig. 9 dar. In dieser Anlage, wenn auch nicht im betreffenden Schnitt, waren einige fertige Gonidien vorhanden. Aber ausser- dem fielen im Hyphengeflecht des Schnittes drei Zellen (4) durch Grósse und Form sowie durch eigentümlich lichtbrechenden Inhalt auf, der sie auch in der photographi- schen Aufnahme deutlich hervortreten lässt. Ich zügere nicht diese Hyphenzellen als Gonidienanlagen zu bezeichnen, deren Zelleninhalt sich späterhin durch starke Farb- stoffspeicherung charakterisiert hütte. Man vergleiche jene Zellen mit den Gonidien in Fig. 25 e. Weiter. sind die Verhältnisse beim späteren Wachstum der Cephalodien zu be- rücksichtigen. Wir sahen, dass zu jener Zeit, wo ein Cephalodium eben seine definitive Lage im "Thallus und seine Form, wenn auch nicht seine schliessliche Grösse, bekommen hat, dasselbe vorwiegend aus Hyphen aufgebaut ist, während die Gonidien hauptsächlich in seinen ältesten, seitwärts geschobenen Teilen vorkommen (Fig. 16, 18). In älteren Cephalodien (Fig. 19) liegen die Gonidien durch den ganzen Körper zerstreut. Wie sind sie dahingekommen? Es ist sicher, dass hierbei Wachstum und Zerfallen der Nostoc-Ketten und erneutes Wachstum der Glieder eine grosse Rolle spielen. Das Hyphengewebe ist hier anfangs so locker, dass dem Wachstum der Nostoc-Fäden keine grossen Hindernisse entgegenstehen. Vielleicht findet hier auch eine aktive Bewegung statt, wie sie die Hormogonien von Nostoc zeigen. Ein grosser Teil der Gonidien eines älteren Cephalodiums dürfte durch Teilung aus den anfangs vorhandenen entstanden sein. Aber andererseits findet auch eine primáre Neubildung von Gonidien statt. In den zentralen und den basalen Teilen von Cephalodien, die sich in Ausgestaltung be- finden, trifft man ab und zu kleine Gonidienzentren an, von deren Aussehen Fig. 272 und 27 eine Vorstellung gibt. Man empfängt den Eindruck, dass der Zelleninhalt einiger Hyphen sich zu Gonidien individualisiert hat, während ihre Wand sowie die um- gebenden Hyphen der Verschleimung anheimgefallen sind. Es ist vielleicht nicht über- flüssig zu bemerken, dass in den zitierten Figuren nur die durch À markierten Kórper Gonidien sind; das übrige besteht aus Hyphen, teils unveränderten, teils degenerier- ten. — In Fig. 28 liegt bei À eine Gonidie, die anscheinend ein Glied einer Hyphe ist, deren sonstige Zellen unverändert geblieben sind. Bei N wäre aus einem sol: chen Anfang durch Teilung schon ein kleiner Nostoc-Faden hervorgegangen. In grósserem Massstabe tritt uns die Gonidienbildung in Fig. 29 entgegen. Im lockeren Hyphengewebe sehen wir hier eine lokalisierte Verflechtung und dabei eine Veränderung der Wände, die sich durch gesteigerte Farbstoffaufnahme bei Färbung nach Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 53 . MuscRovE kundgibt und die als beginnende Verschleimung zu deuten ist (lehrreich ist der Vergleich mit T. V Fig. 6 und 7 von Peltidea aphthosa). Gleichzeitig haben einige von den Zellen des Geflechtes an Grösse zugenommen und ihre Protoplasten entwickeln sich zu Gonidien. So entsteht ein buntes Gewirr von Hyphen und Nostoc- Zellen, die in einem Gallert gemeinsamen Ursprungs eingebettet liegen (Fig. 30, Fär- bung mit Methylenblau). Es handelt sich hier nicht um eine Nostoc-Kolonie, in welche Hyphen hineingewachsen sind, sondern um ein Gebilde einheitlicher Herkunft. Einmal von Gonidien durchsetzt, wächst das Cephalodium durch Vermehrung jener sowie durch Wachstum und Verzweigung der Hyphen. Es bilden sich so von Hyphen durchzogene Pakete von dicht gedrängten und geschlängelten Gonidien, deren kettenfórmiger Aufbau oft gar nicht in den Schnitten hervortritt. Indem die Glieder der Gonidienketten durch innere oder äussere Kräfte aus einander gerissen werden, ist die Veranlassung zur Bildung neuer ähnlicher Pakete gegeben. Auffallend ist die Ver- schiedenheit, welche die Dimensionen der Gonidien zuweilen zeigen (Fig. 31). Das Breitenwachstum des scheibenfórmigen Cephalodiums dürfte vorwiegend aktiv am äusse- ren Rande stattfinden, wo das lockere Gewebe unter der Gonidialzone des "Thallus den Nostoc-Gonidien wenig Hindernisse in den Weg legt (Fig. 32). Die Gonidien gehen hier gewissermassen an der Spitze, wührend sie anfangs, wie oben gesagt, von den Hy- phen passiv hervorgeschoben wurden. Gleichzeitig wächst das Cephalodium auch in die Höhe und wölbt sich nach oben (Fig. 3). Dabei erfährt oft das Hyphengewebe, das zwischen den Dactylococcus- und den Nostoc-Gonidien liegt und das gewissermassen eine obere Rinde des Cephalodiums darstellt, eine betrüchtliche Ausbildung. Je dünner dieses Gewebe ist, desto mehr schimmert die Farbe der Nostoc-Gonidien durch, desto schwarzer erscheint das Cephalodium; je dicker dieses Gewebe ist, desto heller erscheint das Ganze. Nach unten gegen das Mark ist die Abgrenzung des Cephalodiums we- nig scharf. Aber auch in den schon völlig ausgebildeten Cephalodien findet Primärbildung von Gonidien statt. Ich glaube nicht irre zu gehen, wenn ich behaupte, dass diese vor- wiegend im Frühling vorsichgeht, wenigstens stammten alle Exemplare, die eine solche aufwiesen, aus den Monaten April und Mai, während sie bei den im August und Sep- tember gesammelten fehlte. Diese Primärbildung scheint relativ selten an der Oberseite des Cephalodiums vorzukommen, wo das feste überliegende Gewebe dem Wachstum des Cephalodiums Hin- dernisse in den Weg legt. Fig. 33 und 34 führen uns zwei hierhergehörige Fälle vor. In Fig. 33 sehen wir die obere grosszellige Rinde (A) des Thallus und darunter die Gonidienzone (G Z) mit den kleinen ellipsoidischen Dactylococeus-Gonidien, zwischen und unter welchen sich dicht geflochtene Hyphen schlingen. Im unteren Teil des Bildes N:o 2. 54 FREDR. Ernrviwa. fallen die grossen tiefgefärbten Nostoc-Zellen (N) sofort auf. Zwischen ihnen und dem obenliegenden Hyphengeflecht liegen eigentümliche Komplexe (4), die aus kleinen, et- was lünglichen Zellen bestehen, welche in einem hellen Gallert liegen. Ähnliche Kom- plexe (A) oberhalb der Nostoc-Pakete (N) zeigt uns Fig. 34? mit dem Unterschied, dass sowohl Protoplasten als Gallert hier tiefer gefärbt sind, und aus der stärker ver- grüsserten Fig. 34^ ersehen wir auch den Ursprung der Gallerte. Es ist klar, dass wir es hier mit Gebilden zu tun haben, die weder dem Hyphen- noch dem Gonidien- typus angehören, sondern ein Mittelding beider vorstellen: es sind Hyphen, deren Wände stark aufgequollen sind und deren protoplasmatischer Inhalt sich zu runden bis wurst- förmigen Gonidienanfängen ausgestaltet hat. Dass alle diese tiefgefürbten Zellen (A) Gonidienanfänge und dass sie aus den gallertartig umgewandelten Hyphenschlingen ent- standen waren, das zeigten die Präparate „noch deutlicher als die Mikrophotogramme. Häufiger scheint eine primäre Bildung von Gonidien in den Hyphen an der un- teren, markständigen Seite des Cephalodiums stattzufinden. Von diesem Vorgang gibt Fig. 35 ein Übersichtsbild, worin, wie früher, N die alten, ausgebildeten Nostoc-Goni- dien und À die unter ihnen liegenden, eben entstandenen Anlagen bezeichnen. Fig. 36 und 37 zeigen, stärker vergrüssert, ühnliche Stellen mit dem bunten Durcheinander, das die verschleimten Hyphen und die eben herausdifferenzierten Gonidien bilden. Wenn diese Gonidienanfánge sich später geteilt haben, treten sie uns deutlich, wie in Fig. 38, die einen Schnitt durch den ganzen Thallus wiedergibt, als feine Nostoc-Fäden entge- gen. Diese brauchen nur zu wachsen und sich weiter zu teilen, um ganz identisch mit den älteren Nostoc-Fäden (Fig. 38, 39) desselben Cephalodiums zu werden. Auffallend ist, dass von den verschleimten Hyphenmembranen, die besonders in Fig. 34 so deut- lich waren, später oft nur ganz wenig zu sehen ist. Das ist wohl nicht anders zu er- klüren als so, dass dieser Schleim resorbiert wird, d. h. der Umgebung, sei es Gonidien oder Hyphen, zur Nahrung dient. Fine ähnliche Schleimbildung und Resorption dürfte auch in spáteren Altersstadien stattfinden. Wenn wir jetzt, die allererste Anlage des Cephalodiums bei Seite lassend, auf . das zurückblicken, was hier über die weitere Entwickelung desselben und speziell die genetischen Verhältnisse zwischen Hyphen und Gonidien ausgeführt wurde, so müssen wir zugestehen, dass die Beobachtungen entschieden für die Möglichkeit einer Ent- wickelung der Gonidien aus den Hypheu sprechen. Ich selbst, der ich die Verhältnisse aus eigener Anschauung kenne, bin überzeugt, dass die diesbezügliche Deutung, die ich in der vorhergehenden Darstellung gegeben habe, richtig ist, aber objektiv beweisend sind eigentlich nur die in Fig. 26 und 34 vorgeführten Fälle. Hier wohnen wir unbe- dingt der Entstehung der Gonidien aus den Hyphen bei, und speziell auf diese Fülle gestützt, wage ich es auszusprechen, dass ein Entstehung von Nostoc-Zellen aus den Tom. XLIV. —— — ——————————— ———RREPRERREEEEEEEEPEÁ" wein d qaa Untersuchungen über die Flechtengonidien. 55 Hyphen in den Cephalodien unserer Flechte stattfindet. Das geht nun in der Weise vor sich, dass der protoplasmatische Inhalt gewisser Hyphen, unter gleichzeitiger Ver- schleimung der Wand, sich zu Mostoc-Zellen umwandelt, die sich dann als solche wei- ter entwickeln. Diese Zellen bekommen früher oder später ihre eigene äusserst dünne Membran, während der Membranschleim grösstenteils resorbiert wird. — Die Cephalo- dien sind also Organe des Thallus. Über ihre spezielle Funktion wage ich keine Ver- mutungen aussprechen. Dass die ersten Gonidien, welche bei der Anlage des Cephalodiums an der Un- terseite des Thallus entstehen, ebenfalls in den Hyphen gebildet werden, halte ich ex analogia für sicher. Eine nicht ganz undenkbare Möglichkeit wäre jedoch, dass der Thallus fremde Zellen in sich aufgenommen hätte und das jene eigentümliche Wachs- tumserscheinungen und schliesslich auch Nostoc-Bildung ausgelóst hätten. PELTIGERA CANINA (Pers) Hormw. (Taf. II Fig. 18—22.) Der anatomische Bau des Thallus ist aus dem linken Teil der Fig. 19 ersicht- lich: ein grosszelliges Rindenparenchym mit unregelmässigen kurzen Haaren; darunter dicht gedrüngte Gonidien von Polycoccus (Nostoc)-Typus mit zwischen ihnen laufenden Hyphen; schliesslich ein lockeres Hyphengewebe ohne untere Rinde. In meiner vorläufi- gen Mitteilung (23) habe ich die Ansicht ausgesprochen, dass die Gonidien sich direkt aus den rundlichen Rindenzellen entwickeln, indem diese Phycocyan erzeugen. Ich wurde hierzu veranlasst durch Präparate, wo die Wände der Rindenzellen und der Gonidien sich so aneinander schliessen wie in einem Parenchym einheitlichen Ursprungs, nur dass bei Wasserzufuhr die Wände der Gonidien mehr aufquellen als die anderen. Spätere Untersuchungen haben mich jedoch zu der Überzeugung geführt, dass aus diesem an- scheinend anatomischen Zusammenhang doch nicht auf einen genetischen der angege- benen Art zu schliessen sei, dass vielmehr die Gonidien durch "Teilung früherer Goni- dien, nicht aus den Rindenzellen, entstehen. Persönlich bin ich der Überzeugung, dass die ersten Gonidien in einem sehr frühen Entwickelungsstadium des Thallus, etwa wie bei Æphebe, entstehen und dass bei normaler Entwickelung alle späteren durch Teilung aus diesen hervorgehen; direkte Beobachtungen hierüber bin ich nicht in der Lage mitzuteilen. Was ich hier vorführen will, bezieht sich auf eine zufällig aufgefundene Regenerationserscheinung. In einer ganz gewöhnlichen Rosette von Peltigera canina fand ich einen Thal- luslappen, der quer abgebrochen worden war. Hier hatte eine Regeneration angefan- gen, indem aus der Bruchstelle eine Menge Thallussprossen hervorgewachsen waren N:o 2. 56 FREDR. ELFVING. (Fig. 18). Die Untersuchung dieser zeigte (Taf. 19), dass die Rinde und das Mark des alten "Thallus sich. ununterbrochen in die neuen Sprosse fortsetzten, dass dagegen an der Bruchstelle die Gonidienzone schroff aufhórte, so dass die neuen Sprosse aus lau- ter ungefärbten Elementen aufgebaut schienen. Bei starker Vergrösserung sah man je- doch ab und zu an der Grenze zwischen Rinde und Mark, also in der Fortsetzung der Gonidienzone, spärliche und unscheinbare Zellen von wechselnder, oft hyphenartiger Form mit blaugrünem Inhalt und gallertartig aufgesehwollener Wand (Fig. 20—22). Aus diesen Zellen würde sich gewiss die Gonidialzone des neuen Thalluslappens rekrutiert haben. Es kommt mir aus dem anatomischen Bilde wahrscheinlicher vor, dass sich diese Zellen aus den Hyphen entwickelt haben '), als dass sie aus den älteren Gonidien im Thallus stammen, in welchem letzteren Falle sie als eigentümliche Hormogonien, die in das neugebildete Gewebe hineingewachsen waren, zu deuten wären. Eine sichere Ent- scheidung war nicht möglich, besonders da ein grosser Teil des betreffenden interessan- ten Thalluslappens verloren ging, so dass ich mich auf diese kurze Mitteilung beschrän- ken muss. Ich habe sie jedoch nicht unterdrücken wollen, weil diese Beobachtung An- lass zu experimentellen Untersuchungen über die Regenerationsvorgänge bei den Flech- ten gibt. III. Bei allen den Flechten, von denen hier mehr eingehend die Rede war, nämlich bei Parmelia furfuracea, Physcia pulverulenta, Arthonia radiata, Ephebe pubescens, Peltidea aphthosa und Nephroma arcticum, haben wir gefunden, dass Gonidien aus den ungefärbten Zellen entstehen; nicht so, dass jede Gonidie direkt einer Hyphe ent- stammt, sondern so, dass im Thallus aus ungefärbten Zellen Gonidien entstehen, die sich als solche durch Teilung vermehren. Für diese Arten lässt sich die moderne Auffas- sung nicht aufrecht erhalten. Wir müssen zur alten zurückkehren und die Gonidien als die assimilierenden Organe der Flechte, nicht als von aussen her in den Bereich der Hy- phen hineingeratene Fremdlinge, die Flechte selbst als eine einheitliche Pflanze bezeichnen. !) Etwas Ähnliches glaubte CamuEL beobachtet zu haben. Seine Angabe ist mir nur aus einer Fussnote im Bulletin de la Société botanique de France T. 21, Revue bibliographique, S. 139 bekannt CARUEL (Actes de la société italienne des sciences de Milan) a vu les hyphes de Collema se remplir de matière verte et procéder par étranglements leur transformation en gonidies. Tom. XLIV. "——— mt t Untersuchungen über die Flechtengonidien. 57 Die untersuchten Flechten führten Gonidien verschiedener Art: Cystococcus, Trentepohlia, Stigonema, Nostoc. Es dürfte nicht gewagt erscheinen, wenn ich aus- spreche, dass auch bei anderen Arten, welche Gonidien der genannten Typen führen, sowie bei Flechten, welche anders beschaffene Gonidien besitzen, ein ähnlicher geneti- scher Zusammenhang zwischen den ungefärbten und gefärbten Elementen des Thallus durch genauere, speziell darauf gerichtete Untersuchungen nachgewiesen werden wird und dass infolge dessen die Wissenschaft von der jetzt herrschenden zu der alten, eben angedeuteten Auffassung zurückkehren muss. Bestimmt gegen diese alte Auffassung spricht keine jetzt bekannte Tatsache. Alle diese Umklammerungen, Durchbohrungen etc. der Gonidien von seiten der Hyphen, welche als Beweise für den Parasitismus betrachtet worden sind, sind sie nicht ebensogut als eigenartige Anpassungserscheinungen zu betrachten, welche die Ableitung der dureh die Assimilation geschaffenen Nahrung erleichtern? Dass Gonidien absterben, nachdem sie eine Zeit lang gedient haben, sodass nur ihre Cellulosereste übrig bleiben, ist prinzipiell nicht. mehr befremdend, als dass eine Kartoffelknolle zusammenschrumpft oder dass die Blätter der mehrjährigen Pflanzen abfallen, nur dass die Gonidien nicht abfallen können, sondern im Thallus liegen bleiben. Die Elemente des Flechtenthallus sind eben eigenartig, in eigentümlicher Weise zusammengefügt und zeigen eigentümliche Einrichtungen. Als wichtige Stützen für die herrschende Auffassung werden die Ergebnisse der Kulturversuche betrachtet. Aber die interessanten Resultate Mörrers, denen sich die von Toster (58) aus neuester Zeit anschliessen, sind ganz gut mit der alten Auffas- sung vereinbar. Sie besagen nur, dass bei der gegebenen saprophytischen Ernährung und bei den sonstigen Kulturbedingungen im Laboratorium die untersuchten Flechten sich nur bis zu einem gewissen Grade zu entwickeln vermochten, dass sie nicht im- stande waren Gonidien, auch nicht Apothecien zu produzieren. Auch die Verhältnisse beim Zusammengeraten der Algen und der Keimhyphen der Flechten sind keineswegs unzweidentig. Merkwürdig ist zwar das von ARCANGELI und Stanz bei Ændocarpon entdeckte Ausschleudern der Hymenialgonidien neben den Sporen, welche bei ihrer ersten Entwickelung jene als ihre Ernährerinnen benutzen. Aber wenn man, die Hymenialgonidien als fremde Algen betrachtend, ihr Verhalten als eine höchst eigentümliche Anpassungserscheinung bezeichnet, warum sollte man es nicht, wenn die Gonidien eigene Organe der Flechte sind, ebenfalls, wie das schon Ar- CANGELI tat, als eine Anpassungserscheinung zur Sicherstellung der Entwickelung in ei- nem kritischen Stadium ansehen können, eine höchst merkwürdige, in derselben Form sonst nie im Pflanzenreiche vorkommende nützliche Einrichtung! — Wenn sich in Sranr's Kulturen die Keimfäden von Thelidium der ausgeschleuderten Hymenialgonidien von N:o 2. 8 58 FREDR. ELFVING. Endocarpon bemächtigten und daraus ein Thelidium hervorging, oder wenn es Bonnier gelang durch Zusammenführen von Flechtensporen und Algen Flechten synthetisch dar- zustellen, und wenn hierbei die Algen zu Gonidien wurden, so ist das auch ein merk- würdiges Verhalten, aber prinzipiell kaum merkwürdiger als die Erscheinungen der Impfung und Transplantation. Ich leugne keineswegs, dass in der Natur grüne Zellen von farblosen Hyphen umsponnen werden können. Das hat schon Bonxier (1889) bei Vaucheria, die von den Keimhyphen von Lecanora subfusca umwachsen wurde, sowie für Moosprotonema gezeigt, und in neuester Zeit hat Miss Acrox (1) die Entstehung von Botrydina vulgaris auf einen solchen Vorgang zurückgeführt. Auch ist nicht zu bezweifeln, dass auch im Freien Keimfáden von Flechten sich Algen bemächtigen kónnen und dass aus dem Verein beider eine Flechte hervorgehen kann, dass aber ein solches Zusammentreffen, wie die herrschende Auffassung fordert, notwendig wäre für den Aufbau eines Flech- tenthallus aus einer Spore, darf nicht mehr angenommen werden. Bei Arthonia und Ephebe, wo der Gang der Untersuchung uns junge Stadien vorführte, haben wir ja gesehen, wie im ganz jungen Thallusanfang die Gonidien sich aus farblosen Zellen dif- ferenzieren. Das ist voraussichtlich eine normale Erscheinung in den ersten Stadien des jungen aus der Spore entwickelten Thallus. Über die ersten. Anfünge der Flechten in der Natur wissen wir ja so gut wie nichts, und aus den Kulturen im Laboratorium auf Zuckerlósungen, Gelatine und anderen künstlichen Nährboden darf nicht ohne weiteres auf das Verhalten der Flechten in der Natur auf ihrem natürlichen Substrat geschlos- sen werden. Hier bietet sich der Forschung ein weites Feld dar. Ich kann also in den bekannten Tatsachen nichts erblicken, was im logischen Widerspruch mit der alten Ansicht stände. Dagegen ist die Lehre von SCcHWENDENER unvereinbar mit der Tatsache, dass Gonidien sich aus den farblosen Zellen des Thal- lus entwickeln. Die Schwendenersche Lehre ist seinerzeit der notwendige, logische Ausdruck der bekannten Tatsachen gewesen. Neue Tatsachen sind jetzt hinzugekommen, und die Lehre wird hinfällig. So entwickelt sich die Wissenschaft, und es ist lehrreich zu se- hen, wie nicht immer die gelehrtesten Forscher mit den feinen Methoden und der schar- fen Logik die Wahrheit verkünden, sondern andere, welche die Wahrheit intuitiv er- blicken, lange bevor sie bewiesen werden kann. KREMPELHUBER, NYLANDER und ihre Meinungsgenossen waren der Wahrheit viel näher als ihre Gegner. Voraussichtlich wird neben den Unrichtigkeiten viel Wahres in NYLANDERS polemischen Behauptungen nach- gewiesen werden, aber aus seinen äusserst knappen, nicht durch Zeichnungen erláuter- ten Aussprüchen wird es nicht möglich sein zu entscheiden, in welchen Fällen er die Wahrheit nur geahnt, im welehen wirklich gesehen hat. Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 59 Auf die systematische Lichenologie wird die neue Wendung der Dinge nicht ohne Einfluss bleiben. Die von mir studierten Arten zeigen auffallende Verschieden- heiten in der Bildung der Gonidien. Die Zukunft wird sicher diese Typen sowie die noch zu entdeckenden in der Systematik verwerten. Aber auch andere Gebiete der Botanik werden von der Restitution der alten Flechtenlehre Anregungen empfangen. Sie führt nämlich zu einer sonderbaren Konsequenz. DE Banv's bekannte Alternative, auf S. 9 wörtlich wiedergegeben — entweder sind die Lichenen Doppelwesen oder die betreffenden Algen sind unvollständig ent- wickelte Flechten —, ist nämlich in der Formulierung nicht erschöpfend. Dass die Flechten nicht Doppelwesen sind, dürfte aus dieser Abhandlung hervorgehen. . Also wären nach pe Bary Cystococcus, Nostoc etc. nur unvollständig entwickelte Flechten. Eine solche Behauptung hat aber keinen Sinn, solange, wie es jetzt der Fall ist, die Entwickelung derselben zu Flechten nicht beobachtet ist; erst wenn dies geschehen ist, kann man sie als Flechtenstadien bezeichnen. So wie wir jetzt Cystococcus, Nostoc etc. kennen, sind diese Gebilde typische Algen und nur Algen. Folglich können wir weder die eine noch die andere von den beiden Alternativen pe Banv's akzeptieren, sondern müssen sagen: Die Flechtengonidien, als Organe des Thallus angelegt, sind im- stande sich ausserhalb desselben frei zu erhalten und zu vermehren und sind dann Al- gen. Gewisse Algen sind also Abkómmlinge von Flechten '). Diese Schlussfolgerung ist nicht neu. Sie ist, wie aus der vorhergehenden Dar- stellung ersichtlich ist, wiederholt aufgetaucht. Sowohl SomwrNpENER als BorNET waren sich, wie aus verschiedenen Stellen in ihren Schriften (zum Beispiel Borser 13: 319) hervorgeht, einer solchen logischen Konsequenz bewusst, aber sie kam ihnen gar abson- derlich vor. So wird sie auch jetzt wohl den meisten vorkommen. Vor vierzig Jahren opponierten in erster Linie die Lichenologen gegen SCHWEN- DENER, jetzt werden wohl besonders die Algologen Front gegen die wiederauferstandene alte Lehre mit ihrer eben gezogenen Konsequenz machen. Die Urformen eines Cysto- coccus sucht der Systematiker am ehesten unter den Flagellaten, die eines Nostoc an- derswo im Reich der Urorganismen, die einer Trentepohlia unter relativ hoch ent- wiekelten Algen, und die jetzt lebenden Repräsentanten aller dieser Algen stellt er sich wohl als direkte Abkömmlinge der einmal entstandenen Zellen dar. Jetzt sollten ihre Ahnen nicht unter hypothetischen, leicht konstruierten Gebilden, sondern unter den uns wohlbekannten hoch organisierten Flechten zu suchen sein, und ihre Neuentstehung sollte zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten immer wieder vor sich ge- 1) Hier soll noch nicht gesagt werden, dass alles, was wir jetzt Cystococcus, Nostoc, Trentepohlia u. s. w. nennen, aus Flechten stammt. Ganz neuerdings hat ja TREBOUX (59) gezeigt, dass der Name Cysto- coecus für durchaus verschiedene Organismen angewendet worden ist. N:o 2. 60 FREDR. Errvrixa. hen. Am absonderlichsten wird wohl das anmuten, dass gewisse Teile eines Organis- mus befähigt sind ausserhalb desselben zu existieren, ohne dass sie dabei den mütter- lichen Organismus regenerieren, sondern als ganz neue Lebewesen sich selbständig ent- wickeln. Das wäre nun eine Entstehung der Arten, wie sie unsere heutige Biologie nicht kennt. Derartige Konsequenzen werden die meisten misstrauisch gegen meine Arbeit machen. Ich gebe sie ruhig hin in der Überzeugung, dass früher oder später die Rich- tigkeit meiner Beobachtungen konstatiert werden wird. Ich bin mir wohl bewusst, dass meine Untersuchung der Komplettierung bedarf; besonders der moderne Cytologe wird in meiner Darstellung viel Details vermissen. Aber die Hauptsache für mich ist nach- gewiesen zu haben, dass die Gonidien aus den farblosen Zellen des Thallus stammen. Näheres über das Wie möge die Zukunft bringen, die auch neue Fragen, deren Andeu- tung hier nicht am Platze wäre, stellen wird. Sehr würde es mich freuen, wenn durch meine Opposition die lichenologische Forschung aus ihrer dogmatischen Starre aufge- weckt werden und wieder in Fluss geraten sollte. Dass viel Neues und Ungeahntes im Reich der Flechten und der Algen dadurch aufgedeckt werden wird, kann mit Gewiss- heit vorausgesagt werden. Nachtrag. Da meine Arbeit, wie sie jetzt vorliegt, das Wesentlichste von dem, was ich mitteilen wollte, enthält, habe ich mich entschlossen sie der Offentlichkeit zu übergeben. Einen kleinen Nachtrag will ich jedoch noch machen, da ich imstande bin das Haupt- ergebnis meiner Arbeit, die Entstehung der gefürbten Algenzellen aus Zellen mit farb- losem Cytoplasma, an einem neuen Beispiel — wie ich meine an einer Art der Gattung Verrucaria sensu veterum — ganz deutlich zu illustrieren. Als ich die auf Sorbus-Rinde wachsende Arthonia radiata untersuchte, worüber oben (S. 33) berichtet wurde, fiel mir das konstante Vorkommen grüner Algenzellen vom Protococcus-Typus auf der Rinde auf. Solche Algenzellen sind ja in der Natur ungemein verbreitet, aber das Eigentümliche war, dass diese Algen, die an den jünge- ren Sprossen der Eberesche nie fehlten, gar nicht oder, wie es schien, nur zufällig an den Zweigen der in der nächsten Umgebung wachsenden Salix-, Prunus, Rhamnus- und Syringa-Arten vorkamen. Eine solche Prädilektion für eine bestimmte Unterlage Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 61 war für eine autotrophe Pflanze überraschend. Es fiel mir aber bald auf, dass diese Algen immer mit einem pilzühnlichen Gebilde assoziiert waren, und ich machte Beob- achtungen, die auf einen genetischen Zusammenhang beider hindeuteten. Nachdem die hier oben mitgeteilten Untersuchungen über Flechten abgeschlossen und niedergeschrieben waren, wendete ich meine Aufmerksamkeit diesen beiden Organismen zu und vermochte in der Tat ihre Zusammengehórigkeit aufzudecken, die ich hier kurz darlegen will. Aus der Rinde der jüngeren Sorbus-Zweige lassen sich leicht dünne Tangential- schnitte herstellen, und an solchen findet man, dass die 2—5-jährige Rinde eine reiche Vegetation von allerlei mikroskopischen pilzühnlichen Gebilden beherbergt; an den dies- jährigen Trieben ist sie weniger entwickelt. Dass hier verschiedene Formen gemischt auftreten, ist sicher. Ab und zu findet man einige Konidien vom Cladosporium-Typus; auch andere werden zufällig angetroffen. Die Hauptvegetation wird aber von Mycel, das nieht Konidien trägt, gebildet. Der hervorragende Kenner der Micromyceten TycHo VESTERGREN in Stockholm, dem ich eine Probe zugesandt habe, teilt mir freundlichst mit, dass dies epiphytische Mycelium an «mago erinnere und vielleicht nur die allge- genwärtige sogenannte Fumago varians Pers. sei. Eine sehr häufige Mycelform habe ich in Fig. 23 der Tafel IL, welche die fol- genden Figuren enthält, abgebildet. Wir sehen bräunliche von einfachen Zellreihen gebildete Stránge, welche oft einen netzfórmigen Verlauf haben, indem sie, ein wenig in die Rinde eingesenkt, den Mittellamellen der obersten Zellenschicht folgen. Andere Fäden wachsen unregelmässig hin und her über die Rinde. Stellenweise breitet sich das Mycel scheibenfórmig aus. Dieses oberflächliche Mycel sendet auch Zweige in das Innere der Rinde, und dort werden die Zellen heller, mehr hyphenartig. Dieses Mycel, das nun ein sehr triviales Aussehen hat, ist imstande grüne Zel- len, sagen wir kurz Gonidien, zu produzieren. Erstens entstehen solche Zellen ganz direkt aus den gewöhnlichen Zellen des Mycels, indem im farblosen Protoplasma derselben ein scheibenförmiger Chromatophor mit Pyrenoid differenziert wird. Dieser Vorgang ist mit bedeutender Grössenzunahme der betreffenden Zelle verbunden, wobei die gefürbte Wand, event. Wandschicht, ge- sprengt wird, so dass die grüne Zelle von einer ganz farblosen Membran umgeben wird. In Fig. 24 und 25 liegen diese grünen Zellen im Verband mit den gewóhnlichen Zellen des Mycels. In Fig. 26 sehen wir ein isoliertes Paar solcher Zellen, deren Herkunft aus einem kurzen Glied eines Mycelfadens dureh die braunen Membranreste deutlich an- gezeigt wird. > Weiter durch eine Art Zellverjüngerung, wobei der ganze Protoplast, wohl durch ein Loch oder einen Spalt, auswandert und sich an der Aussenseite der Zelle zu einer neuen rundlicher Zelle formt, wonach die Wand der Mutterzelle kollabiert und schalen- N:o 2. 62 FREDR. ELFVING. förmig die Zelle umschliesst, in welcher bald sowohl Chromatophor als Pyrenoid zu se- hen ist (Fig. 27, 28). Schliesslich durch Aussprossung. Dass aus dem Mycel Zellen aussprossen, ist ja eine bei den verschiedensten Hypho- myceten recht häufige Erscheinung, und solche konidienartige Zellen treten auch an un- serem Mycel auf. Gewöhnlich sprossen sie direkt aus dem Mycel hervor (Fig. 30, 31), es gehört aber Glück dazu ihren Zusammenhang mit der Mutterzelle deutlich zu Ge- sicht zu bekommen (Fig. 30), denn sie werden vorwiegend an der dem Substrat zuge- wandten Seite des Mycels angelegt, so dass in den Präparaten die Ursprungsstelle nicht im Profil zu liegen kommt. Dass diese farblosen Zellen, in denen meist ein zentrales, kernähnliches Körnchen zu sehen ist, sich zu neuen Mycelfäden entwickeln können, halte ich nicht für ausgeschlossen, sicher aber ist, dass sie ergrünen können, indem wie in den früheren Fällen ein Chromatophor und Pyrenoid in ihnen auftreten. In Fig. 30 und 31 trägt das Mycel je eine Gonidie. Durch Aussprossung ist wohl auch in Fig. 28 die grosse Gonidie links mit der kleinen anhaftenden Kugel entstanden, näm- lich so, dass aus dem Mycel zuerst die kleine Zelle ausgesprossen und gleich nachher eine andere ihr nachgefolgt ist, die sich zur Gonidie entwickelt hat, während die erstere stehen geblieben ist. Selten sitzen jene Zellen einem Sterigma auf. Einen exquisiten Fall führt uns Fig. 29 vor. Aus einem gewöhnlichen Mycelfaden ist eine Zelle ausgewachsen, die sehr an die Basidien der Hymenomyceten erinnert, indem sie Sterigmen — in diesem Falle drei — gebildet hat, aus welchen zwar nicht Sporen oder Konidien, aber Goni- dien ausgewachsen sind. Zwei junge kleine Gonidien mit Chromatophor und Pyrenoid sitzen noch dem unveränderten Sterigma an, während die dritte zu bedeutender Grösse herangewachsen ist und einem angeschwollenen, anscheinend gefüllten Sterigma ansitzt. Anderen Fällen mit langen Sterigmen begegnen wir in Fig. 32 und 33; die letztere zeigt ein Stück eines Hyphenzweiges, der im Innern der Rinde, nicht, wie die übrigen hier abgebildeten, an der Oberfläche derselben gewachsen ist. — Dass aus den koni- dienähnlichen farblosen Zellen, mögen sie in der einen oder der anderen Weise entstan- den sein, auch nach ihrer Abtrennung vom Mycel Gonidien hervorgehen kónnen, zeigen die Fig. 34—36. Diese Gonidien liegen ganz frei, ohne die Hyphen zu berühren. Dass scheint nun auch sonst recht häufig vorzukommen, in welchem Falle die Gonidien natürlieh fertig sind ein selbstindiges Leben als Algen zu beginnen. Ausser dem jetzt erwähnten Mycel mit seinen Gonidien findet man an der Sor- bus-Rinde andere Gebilde, die ebenfalls grüne Zellen erzeugen. Stellenweise kommen, oft in grossen Massen, Kugeln oder Klümpchen vor, die aus rundlichen Zellen beste- hen (Fig. 37, 38). Der Protoplast dieser ist ungefürbt, die Membran von einer mehr Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 63 oder wenig brüunlichen feinkórnigen Cuticula umgeben. Ich habe keinen sicheren Über- gang zwischen diesen Kugeln und dem früheren Mycel gefunden und glaube deshalb einstweilen, dass sie spezifisch verschieden sind, wofür auch ein gewisser Unterschied in der Farbe spricht. In diesen Kugeln kónnen einige Zellengruppen ergrünen (Fig. 39). Es ist ganz sicher, dass es sieh hier nicht um fremde, zufällig anhaftende Algenzellen handelt, sondern um eine wirkliche Umwandlung der farblosen Zellen in grüne. Gerade die bräunliche Cuticula der grünen Zellen zeigt dies deutlich an. Aus diesem Anfang kann dann ein Zellenkomplex wie in Fig. 40 entwachsen, der unbedingt als eine Pleu- rococcus-Kolonie bezeichnet werden muss und zwar, wegen des Mangels an Pyrenoid, nach Cnopar (17: 62) vom Typus Pl. Nügeli. Die früher besprochenen aus den brau- nen Mycelfäden stammenden Gonidien mit ihrem Pyrenoid und scheiben- bis sternför- migen Chromatophor wären dagegen am ehesten unter Pl. vulgaris unterzubringen. Dass die rindenbewohnenden Organismen, von denen hier die Rede gewesen ist, Pilze im gewöhnlichen Sinne des Wortes seien, ist kaum anzunehmen. Die Bildung grüner Zellen aus den farblosen zeigt unzweideutig, dass sie dem Reich der Flechten zugehóren. Sie kónnen nichts anderes als Jugendzustünde irgend welcher Flecbtenarten sein. Aber welcher Arten? Die Sorbus-Rinde trägt eine reiche Flechtenvegetation, und an den jungen Zwei- gen werden die Thallusanfänge der Arten aufzutreiben sein, die wir im wohlausgebilde- ten Zustande an den älteren Stammteilen antreffen. Nach dem, was ich gesehen habe, sind wir nieht genótigt weit herunter zu suchen, um die uns jetzt interessierenden Ar- ten aufzudecken. An der Rinde findet man nämlich sehr häufig, auch an ganz jungen Trieben, kleine schwarze Perithecien, welche, wie Dr. Env. A. Warwro mir freundlichst mitteilt, zu zwei nahe verwandten, früher zu Verrucaria gezählten Arten der Gattung Ar- thopyrema gehören, nämlich A. punctiformis (Ach.) mit kleineren und À. fallax (Nyl.) mit etwas grösseren Perithecien. Das Mycel, aus dem diese Perithecien sowie die zu- gehörenden Pykniden auswachsen, zeigt eine so auffallende Ähnlichkeit mit den in Fig. 23 abgebildeten, dass ihre Zusammengehörigkeit mir höchst wahrscheinlich vorkommt. Eine sichere Entscheidung kann natürlich nur eine genaue Untersuchung geben, die in die Entwickelung aller dieser gesellig wachsenden und einander ähnlichen Rindenbewoh- ner eindringt. Das ist aber eine Aufgabe für sich: Die bisherigen Untersuchungen der erwähnten Verrucaria-Arten vonseiten der Lichenologen scheinen nicht erschöpfend zu sein. Dr. Wario schreibt mir, die betreffenden beiden Arten sollten eigentlich we- gen des Fehlens der Gonidien bei den ächten Pilzen in die Gattung Didymella gestellt werden, und in ähnlicher Weise äussert sich ZAHLBRUCKNER (64: 64) für A. fallaw, während er für die Gattung Arthopyrenia im allgemeinen Chroolepus-Gonidien angibt. Solehe waren ganz bestimmt hier nicht vorhanden, sondern grüne Gonidien. N:o 2. 64 FREDR. ELFVING. Zitierte Literatur. Ein sehr nützliches, 153 Nummer zählendes Verzeichnis von Schriften, welche sich in irgend einer Weise mit Flechtengonidien beschäftigen, findet sich in der Arbeit von FINK, The nature and classification of lichens. II. The lichen and its algal host, publiziert in Myco- logia, Vol. V,3 (Mai 1913). -1 ee 10. 16. (7e 18. il); 20. 21. Acron E. Botrydina vulgaris, Brébisson, a primitive lichen. Annals of Botany. T. 23 (1909). ARCANGELI G. Sulla questione dei gonidi. Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. VII (1873). Ausführlich referiert in Bot. 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Teilung freier Gonidien. 7, 8 An einem Hyphenstiel festsitzende Gonidien haben sich geteilt. 9—14. Allmählicher Untergang der Gonidienkolonien. i " Tom. XLIV. , % Untersuchungen über die Flechtengonidien. 67 hd 15. Gonidienhaufen, Hyphen ansitzend. 16—19. Gonidien, kurzen Hyphenzweigen ansitzend. (1000.) 20. Zwei ganz junge Rindenhyphen in Zusammenhang mit langgestreckten verzweigten Mark- hyphen. 9 21, 22. Erster Anfang der Gonidienbildung durch Aussprossung aus einer Rindenhyphe. 23. Zu voller Grósse ausgewachsene, aber noch nicht ergrünte Gonidie, noch an der Mutter- hyphe festsitzend. 24, 25.. Rindenhyphen mit ansitzenden Gonidien; in Fig. ?4 links vermutliche Ursprungs- stelle einer weggefallenen Gonidie. 26. Gonidien mit vermutlichen Stielnarben. 27. Die Gonidie, welche eben im Begriff ist sich von der Mutterhyphe zu isolieren, hat sich schon geteilt. 28. Gonidie mit doppeltem Hyphenansatz. 29. Völlig entleerte Gonidien, aus den Endzellen der Hyphenzweige entstanden. 30. Gonidie, einem jungen Zweig ansitzend Färbung mit Chlorzinkjod. Tafel II. 1—17. Physcia pulverulenta. Alle Figuren vom Verf. gezeichnet, resp. photographiert; Fig. 12 aus lebendem Material, alle anderen nach Mikrotomschnitten von Material, das in PFEIFFER VON WELLHEIM's Lösung fixiert war. i. Querschnitt durch einen älteren Thalluslappen. (325.) 2, 3. Längsschnitte aus einem ganz jungendlichen "Thallus. Oberhalb der Gonidien liegen kleine tiefgefärbte Gonidienanlagen. (325.) 4—11. Differenzierung einzelner Hyphenzellen zu Gonidien-Initialen. (1500.) 12. Der Protoplast einer Initialzelle hat sich in eine Gonidie umgewandelt. (1500.) 13, 14. Initialzellen, deren Membran im Verschwinden begriffen ist. (1500.) 15—17. Junge Gonidien mit unregelmässig geformtem stern- oder bandfórmigen Chloro- plast. (1500.) 18—22. Peltigera canina. Fig. 19 von cand. P. Brorezpr, die übrigen vom Verfasser ge- zeichnet; Fixierung nach PFEIFFER VON WELLHEIM. 18. Stück eines abgebrochenen Thalluslappens, aus welchem neue kleine Sprosse heraus- gewachsen sind. 19. Längsschnitt aus diesem Lappen. Der junge Spross erscheint farblos, ohne Gonidien. (140.) 20—22. Partien aus der Grenzzone zwischen der oberen Rinde und der Markschicht. Ein- zelne Zellen führen Phycocyan. (1000.) 23—36. Verrucaria sp.(?) Alle Figuren nach lebendem Material vom Verfasser gezeichnet. Vergrösserung 1300, wenn nicht anders gesagt. * 23. Habitusbild des Mycels. (550.) 24, 25. Einzelne Zellen des Mycels haben sich unter Gróssenzunahme und Sprengung der Membran in Gonidien umgewandelt. 26. Zwei in ähnlicher Weise entstandene Gonidien. 27. Der farblose Cytoplast einer Hyphenzelle ist aus deren Membran herausgetreten, welche, kollabiert, ihn schüsselförmig umschliesst. 28. Rechts liegt eine fertige Gonidie, in derselben Weise wie in Fig. 27 entstanden. Links eine durch Aussprossung gebildete (näheres im Text). . 29. Abschnürung an einem basidienühnlichen Gebilde von zwei Zellen, die hier schon als 68 FREDR. ErnrvrNG. ' , fertige Gonidien zu bezeichnen sind. Das Sterigma der grossen Gonidie links hat sich gefüllt und stellt gewissermassen einen Cellulosepfropfen dar. : 30, 31. Aus den Mycelzellen sprossen konidienähnliche Gebilde, die zu Gonidien werden. 32, 33. Die Enden feiner Sterigmen sind zu rundlichen farblosen konidienühnlichen Zellen angeschwollen. 34. Teilung (Pleurococcus-Typus) einer solchen ,Konidie“. 35, 36. Ausbildung eines Chromatophors in den Teilzellen. 37—40. Jhitia Lichenis incerti. Die Figuren sind nach Präparaten in Glyceringelatine von cand. MAJA ARVONEN gezeichnet. (1300.) 37, 88. Kugelfórmige Kolonien, aus rundlichen Zellen gebildet. 39. Zwei ähnliche Gebilde; in dem einen sind einige Zellen unter Gróssenzunahme ergrünt. 40. Aus einer solchen Kolonie ist ein Pleurococeus, der fast Schizogonium-artig ausgebildet ist, herausgewachsen. Tafel III. Arthonia radiata. Alle Figuren nach lebendem Material vom Verfasser gezeichnet. Vergrös- serung 1500 mit Ausnahme von Fig. 1—3. 1. Hyphen, in und zwischen ‘den Rindenzellen wachsend. (540.) 2. Gonidien, zum Trentepohlia-Typus gehórend. (540.) 3. Trentepohlia, dessen Zweigenden, in den Rindenzellen eingeschlossen, ein hyphenartiges Aussehen haben. (540.) 4, 5. Erste Anlage der Urmutterzellen der Gonidien. , 6—11. Weiter entwickelte Urmutterzellen. 12—16. Noch ältere mit dicker Membran. In Fig. 12 ist sogar der Stiel solid. In Fig. 14 ist der Zelleninhalt nicht gezeichnet. 17. Der Protoplast einer Urmutterzelle hat sich zusammengezogen und bildet einen Amoeba- ähnlichen Körper. 18. Zwei durch einen Riss in der Membran entleerte Urmutterzellen. 19. Urmutterzelle mit geteiltem Inhalt. 20, 21. Mutterzellen noch zusammenhängend. 22. Die Isolierung derselben beginnt. 23, 24. Isolierte Mutterzellen. 25, 26. Ältere Mutterzellen mit deutlichen Leukoplasten. 27—29. Die Leukoplasten sind ergrünt. 30. Aus der Mutterzelle ist ein Trentepohlia-Faden herausgewachsen. 31. Junge Trentepohlia-Zellen unbekannter Herkunft. Tafel IV. Ephebe pubescens. Fig. 4, 8, 9, 11 und 12 vom Verfasser, die übrigen von cand. Maya Ar- VONEN, teils nach lebendem Material, teils nach Präparaten in Glyceringelatine ge- zeichnet resp. photographiert. 1. Zweigspitze. (570.) 2. Etwas älterer Teil des Thallus. (570.) 3. Stück eines Hauptstammes. (570.) Tom. XLIV. Untersuchungen über die Flechtengonidien. 69 4. Junger Thallus. (200.) 5. Das eine Ende desselben. (570.) 6. Junger Thallus. (570.) 7a, b Ein noch jüngerer Thallusanfang von zwei entgegengesetzten Seiten gesehen. (570.) Sa-e, Ganz junge undifferenzierte Thallusanfänge. (1500.) 9a, b, Die Gonidien haben sich eben differenziert. (1500.) 10* 11. Ältere Stadien mit relativ grossen Gonidien. (570.) 12. Erste beobachtete Thallusanfänge. (1500.) Tafel V. Peltidea aphthosa. Nach Photographien vom Verfasser. Die Bilder 2— 9 sind aus Schnitten gewonnen, die senkrecht gegen die Oberflüche des Thallus gemacht waren. 1. Thalluslappen mit den kleinen, warzenfórmigen Cephalodien. (!/,.) 2, 3. Junge dem Thallus aufsitzende Cephalodien. (200.) 4. Älteres Cephalodium. Die unterliegende Rinde ist gesprengt oder aufgelockert. (200.) 5. Altes Cephalodium. (75.) 6. Stück aus dem oberen Teil eines fertigen Cephalodiums; Färbung mit polychrom. Me- thylenblau nach UNNA. (800.) > 7. Stück aus einem ähnlichen Schnitte, nach Musgrove gefärbt. (800.) 8. Stück eines ledergelben Cephalodiums, das nur am Rande wohlausgebildete Nostoc-Goni- dien enthält; weiter nach innen ist in den Hyphen die Gonidienbildung im Gange.: (800. Musgrove. 9 Ein Stück desselben Schnittes bei etwas veränderter Einstellung. Anmerkung. Die Färbung nach Muscrove kenne ich aus einem Aufsatz von R. A. ROBERTSON ,The Botanical use of Musgroves Xylol Blue“ in Transactions and Proceedings of the Botanical Society of Edinburgh. XXII (1902) S. 332. Die dort gegebenen Vorschrif- ten befolgend, habe ich 60 mgr Natriumhydrat und 360 mgr Toluidinblau mit 5 Tropfen Alco- hol abs. und 3.3 cm? Xylol in eine ganz trockne Flasche mit Glasstöpsel gebracht und wäh- rend 1—2 Tage oft und krüftig geschüttelt. Die tiefrote Lósung wird dann mit etwa 8 Vol. Xylol verdünnt und filtriert. Aus dem Filtrat bereitet man sich bei Bedarf durch weitere nicht zu knappe Verdünnung die Farblösung, in welche die Paraffinschnitte direkt nach dem Auf- kleben und Eintrocknen eingebracht werden. Die Färbung erfolgt sehr schnell und ist oft von überraschender Schönheit. Sie ist aber wenig beständig. In Xylol-Canadabalsam geht sie schon nach einem Tag verloren, in eingedicktem Cedernholzöl hält sie sich einige Monate. — Die Methode hat ihre Vorzüge, ich gebe jedoch für meine Objekte der Färbung mit dem polychromatischen Methylenblau den Vorzug. Tafel VI. Peltidea aphthosa. Sämtliche Bilder nach lebendem Material, resp. nach Präparaten in Gly- ceringelatine. Die meisten Figuren sind vom Verfasser gezeichnet, Fig 31—34, 36 und 37 von Frl. H. LirJeroos, die auch bei Fertigstellung der übrigen mitgewirkt hat. 10. Haare von der Randzone des Thallus. (570.) N:o 2. 70 FREDR. ELFVING 11. Nostoc-Faden, von Hyphenästen, die aus einem Haar auswachsen, ergriffen. (1000.) 12—14. Erster Anfang der Cephalodienbildung durch Auswachsen feiner Hyphen aus den Haaren. (570.) 15—17. Beginnende Verzweigung und Verflechtung derselben. (1000.) 18. Hyphengeflecht, aus zwei Haaren stammend. (1000.). 19—21. Junge, den Haaren ansitzende Cephalodienanlagen. (570.) 22. Hyphengeflecht am Ende eines Haares um eine Algenzelle unbekannter Art. (570.) * 23—25. Junge Cephalodien ohne innere Differenzierung. (1000.) 24—29. Junge Cephalodien, in deren Innerem einige Zellen blaugrün gefärbt sind. (1000.) 30, 31. Cephalodien, aus denen ein Nostoc herausgewachsen ist. (1000.) 32. Cephalodium mit durchschimmernden Nostoc-Gonidien. (1000.) 33. Hyphenknäuel, in welchem ein grosser Teil der Zellen sich zu Nostoc-Anfängen umge- wandelt hat. (1000.) 34. Ein ähnliches Gebilde, noch an dem Haar sitzend, durch dessen Auszweigungen es *nt- standen ist. (1000.) 35. Haar, dessen seitliche Verzweigung sich zuäusserst in einen Phycocyan führenden Faden umgewandelt hat. (1000.) 36. Ende eines Haares. Aus der Endzelle desselben hat sich anscheinend eine Nostoc-Kolo- nie herausgestülpt. (1000.) 37. Dasselbe Präparat, um 180° gedreht. (1000.) Tafel VII & VIII. Nephroma arcticum. Sämtliche Figuren nach Photographien vom Verfasser. Wenn nicht anders gesagt, waren die Schnitte, welche senkrecht gegen die Oberfläche des Thallus geführt waren, mit polychrom. Methylenblau nach Unna gefärbt. A bedeutet überall Gonidienanlage." 1. Thalluslappen mit Cephalodien. (!/,.) 2. 8. Schnitt durch den Thallus und das darin befindliche Cephalodium. (25.) Die drei Streifen in Fig. 3 sind Falten des Schnittes. 4. Oberer Teil eines Cephalodiums, von der oberen Rinde des Thallus bedeckt. Musgrove. (325.) 5a, 5b. Zwei Schnitte aus einer jungen Cephalodiumanlage an der Unterseite des Nl (400.) 5 © der letztere stärker 'vergrössert. (1000.) 62. Cephalodiumanlage an der Unterseite des Thallus. (400.) 6b der zentrale Teil mit den Gonidien, stärker vergrössert. (1000.) 7. Zwel ebensolche Anfánge. Musgrove. (400.) x 8, 9. Junge Anlagen, welche eben hinaufpresst werden. (400.) Die tiefgefürbten Partien im Innern der Knàuel gehören grösstenteils den Wänden zu. 10. Anlage mit einer einzigen zentralen Gonidie im Schnitte. Diese gehört einem quer ab- geschnittenen Faden zu. Der Schnitt etwas schief. (400.) bike Wiss ültere Anlage. (400.) Die Gonidiengruppe in der Mitte befindet sich schon ober- halb der unteren Thallusfläche. 12—14. Das junge Cephalodium wird nach oben geschoben. (400.) 15. Seitliche Verschiebung des Cephalodiums. (50.) 16 18. Cephalodien, die noch grösstenteils von Hyphen gebildet sind; ihre Ursprungsstelle ist deutlich.. (50.) 19. Erwachsenes Cephalodium. (50.) Tom. XLIV. o Me mM €€—————m—EERERRRRERRREEREPSRRREREEEEIFRHEUM "VS Untersuchungen über die Flechtengonidien. 71 20. Vermeintliche Nostoc-Kolonie, an der Unterseite des Thallus festsitzend. (400.) 21a, Junge, warzenfórmige Cephalodiumanlage. (400.) 21 b zentraler Teil derselben. (1000.) Musgrove. 22. Der zentrale Teil derjenigen Anlage, von der Fig. 11 einen Schnitt vorführt. (1000.) Musgrove. 23a. Ganz junge Cephalodiumanlage mit einer einzigen Gonidienanlage. (400.) 23 ein Teil desselben Schnittes. (1000.) Musgrove. 24a und 24b. Ebenso. Musgrove. 252a— 95d, Schnitte durch dasselbe junge Cephalodium (400); näheres hierüber im Text. 25e Der zentrale Teil von 25 d stärker vergróssert (1500.) 26. Junges Cephalodium mit drei Gonidien-Initialzellen. (1500.) 27a, 27 b. Schleimumhüllte junge Gonidien (4) aus den jüngeren Teilen eines in Entwicke- lung begriffenen Cephalodiums. (1000.) Die sonstigen tiefgefárbten Partien der Schnitte stellen Hyphen dar, die anscheinend mehr oder weniger degeneriert sind. 28. Zwischen den Hyphen eines jungen Cephalodiums liegt eine kleine Nostoc-Kette (N). In einer Hyphe zeichnet sich eine Zelle (4) durch starke Farbstoffspeicherung aus; sie stellt den Anfang eines Nostoc dar. (1000.) 29. Hyphenverflechtung und beginnende Gonidienbildung bei Verschleimung der Wände. (1000.) Musgrove. 30. Weiter entwickeltes Stadium mit fertigen Nostoc-Gonidien. (1000.) : 31. Gonidiengruppe aus einem älteren Cephalodium mit Gonidien verschiedener (Grösse. (1000.) Musgrove. 32. Hyphen und Gonidien aus dem Rande eines älteren Cephalodiums. (1000. Musgrove. 33. Beginnende Gonidienbildung. Oberhalb der gewöhnlichen Nostoc-Gonidien (N) eines Cephalodiums liegen, von ungefárbtem Schleim umgeben, die Anlagen (A) zu neuen Nostoc-Fäden. R Obere Rinde des Thallus, G Z Gonidialzone desselben. (400.) 342, Ähnliche Gonidienbildung. (400.) 34 ^ Die Zellenkomplexe bei A erwiesen sich bei stär- kerer Vergrösserung (1000) als Bündel von Hyphen mit stark aufgequollenen Wänden. 35. Beginnende Bildung von Gonidien (4) aus den verschleimten Hyphen unter den Nostoc- Fäden (N) des Cephalodiums. (400.) 36, 37. Ähnliche Fälle, stärker vergrössert. (1000.) 38. Querschnitt durch den Thallus und das darin liegende Cephalodium mit alten und jun- gen Nostoc-Gonidien. (400.) 39. Stück eines erwachsenen Cephalodiums mit gut ausgebildeten Nostoc-Ketten. (1000.) Musgrove. à — ———— C — N:o 2. Acta Soc. Sc Fenn. Tom. XIV N2 Acta Soc Se Fenn. TXL . X2 P Acta Soc. Sc. Fenn. Jom. XLV. X2 Winter, Frankfurt, Werner a} Dune Acta Soc Se. Fenn. Tom. XLIV N.2 d = p GENET À DU Acta Soc. Se. Penn. Tom AZ 2 V2 Tav fe, o AN CA fir À E " 3 "EST. e " i | ETS TRANS: E i. ac | ciet. RE - d z 4 Ben x B dure. és CET i "LE Tan . m é . Fa D a | De 2 DANS Ta Ft ET u CM '* c^ TRISTE IB TL naL FEL" 2.95734 % Acta Soc. Se. Penn. Tom. XIV N.2 i iar] — = Hj À TI VY J CMS — M — oh ara *M. Werner a Alter, Ar Tat VII leta. Soc..Se. Fenn. Tóm. XIV. N.2 ET 4 9 A Tom. XM ta Soc. Se. Penn A Taf VII i . 8. i »n. RP Y^ e # P ur e ^ — ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. NS 3. : MIRIDEN DER ATHIOPISCHEN REGION MACROLOPHINAE, HETEROTOMINAE, PHYLINAE BPOPPIUS: E EU E) n n Jt 4 scd y då j | Im ersten Teile dieser Arbeit waren im Ganzen 68 Gattungen mit 250 Arten auf- genommen. Im jetzt vorliegenden Teile, wo die übrigen äthiopischen Miriden-Familien behan- delt werden, d. h. die Macrolophinen, Heterotominen und Phylinen, sind 72 Gattungen mit 137 Arten behandelt. Von diesen sind 44 Gattungen und 101 Arten für die äthiopische Fauna neu, 41 Gattungen und 100 Arten werden hier als neu beschrieben. Im Ganzen kennen wir also jetzt aus dieser Region 140 Gattungen mit 387 Arten. Wie schon im ersten Teile kurz hervorgehoben wurde, ist unsere Kenntnis betreffs der äthiopischen Miriden-Fauna bei weitem noch nicht hinreichend. Zwar besitzen wir aus einigen Gegenden, besonders aus Ostafrika, ein ziemlich reiches Material, andere Gegenden aber sind noch sehr wenig untersucht worden. Aus Südafrika kennen wir noch wenig Arten : und von dort müssen wir bedeutende Zusätze erwarten. Dasselbe ist auch mit den äquato- rialen Teilen Westafrikas der Fall. Eben hier, wo die tropische Vegetation sehr ausgebildet und reich ist und von wo wir schon mehrere eigenartige und auffallende Formen kennen, muss die Artenzahl bedeutend grósser sein. Sehr wenig kennen wir auch die Inseln óstlich des Kontinents. Madagaskar hat uns nur noch wenige Formen geliefert und von mehreren Inselgruppen ist bis jetzt keine einzige Art bekannt geworden. Dass auch die relativ besser durchforschten Gegenden bei weitem nicht genügend untersucht worden sind, bin ich mehr- mals in Gelegenheit gewesen zu konstatieren. Auch ganz kleine Sammlungen, die aus solchen Gebieten eingelaufen sind, haben immer neue und eigentümliche Formen an den Tag gebracht. Auch in anderen Beziehungen ist unsere Kenntnis der äthiopischen Miriden lückenhaft. Auf- falig ist es, wie zahlreich einige Unterfamilien repräsentiert sind, während andere verhältnis- mässig wenige Formen aufzuweisen haben. Die meisten Sammler sind natürlich keine Spe- zialisten gewesen und haben hauptsüchlich mehr auffallende Formen eingesammelt. So z. B. ist die Zahl der bis jetzt bekannten Mirinen ziemlich gross im Verhältnisse zu den kleinen und winzigen, oft sehr zerbrechlichen Phylinen. Dass besonders unter den letztgenannten eine bedeutend gróssere Anzahl in der äthiopischen Region ihre Heimat hat, kónnen wir wohl mit grósster Wahrscheinlichkeit voraussetzen. Unter solehen Umständen nähere zoogeo- graphische Schlüsse zu ziehen ist wohl ziemlich schwer. Einige allgemeine Züge betreffs der äthiopischen Miriden-Fauna seien hier jedoch hervorgehoben und wird es wohl am zweck- mässigsten sein, jede Division für sich zu behandeln. Eine sehr hervorragende Rolle in der Zusammensetzung der Miriden-Fauna spielen die Capsarien, sowohl hinsichtlich ihrer grossen Mannigfaltigkeit wie auch hinsichtlich des häu- figen Vorkommens und der grossen Verbreitung der Arten. In dieser Division begegnen wir einigen Gattungen, die eine sehr grosse Artenzahl aufzuweisen haben. So die Gattungen Creontiades, Megacoelum, Stenotus, Lygus, Deraeocoris und Proboscidocoris, von denen die erst- genannte, Stenotus und die leztgenannte in der äthiopischen Region ihre richtige Heimat haben und die in anderen Regionen durch verhältnismässig wenige Arten vertreten sind. Unter D B. Popprus. denselben haben wir auch die allerhäufigste aller äthiopischer Miriden zu vermerken und zwar Proboscidocoris fuliginosus, die in Sammlungen aus diesem Kontinente oft zu hunderten zu finden ist. Die äthiopischen Arten der Gattung Proboscidocoris, die sonst nur in der orien- talischen Region verbreitet ist, zeichnen sich auch durch ihre auffallende Grósse im Vergleiche mit den orientalischen aus. Sehr mannigfaltig sind auch die Sfenofus-Arten, sowohl betreffs ihrer Farbenzeichnung wie auch betreffs ihner Grösse und Körperform. Zahlreiche Gattungen, etwa 20, sind ausschliesslich áthiopisch. Unter denselben sind einige sehr eigentümliche und auffallende hervorzuheben, wie Corizidolon, Sphinctothorax, Xene- tomorpha (die beiden letzteren Ameisenähnlich), Ozacicoris, Pleurochilophorus, Megacoelopsis, Volummus, Adelphocoridea, Büttneriella, Linocerocoris, Lamprocapsidea, Histriocoris u. a. Die übrigen Gattungen sind auch in den anderen Regionen mehr oder weniger ver- breitet. Nur mit der paläarktischen gemeinsam sind zwei: Charitocoris und Liocoris. Mit der orientalischen Region gemeinsam sind Tinginotum und Proboscidocoris. Alle die übrigen Gat- tungen haben ein grösseres Verbreitungsgebiet, einige sogar, etwa fünf, sind in allen Regio- nen nachgewiesen worden. Über die Verbreitung der rein äthiopischen Gattungen in Afrika wissen wir nur wenig. Einige scheinen jedoch ausgeprägt westlich zu sein, wie Linocerocoris, Büttneriella, Lumpro- capsidea, andere wiederum sind nur von den östlichen Teilen des Kontinents bekannt, wie Histriocoridea, Megacoelopsis, Lygidea, Lamprolygus, Tricholygus, Yngveella u. a. Nur auf Madagaskar sind zwei Gattungen beschränkt, Adelphocoridea und Schoutedeniella und auf der Insel Reunion lebt Corizidolon. Einige, wie Pleurochilophorus und Volumnus, scheinen eine bedeutende Verbreitung zu haben. Was die Arten betrifft, sind fast alle nur in der äthiopischen Region verbreitet. Nur zwei Arten, die auch in der paläarktischen Region verbreitet sind, haben wir hervorzuheben. Über die Verbreitungsgebiete der verschiedenen Arten in Afrika wissen wir noch viel zu wenig um daraus allgemeinere Schlüsse ziehen zu können. Mehrere scheinen fast über die ganze Region verbreitet zu sein, andere, besonders im Norden, im Westen und im Süden, scheinen beschränkter verbreitet zu sein. Die östlichen Flachlandsformen scheinen meistens eine wei- tere Verbreitung zu haben, was wohl von mehr gleichartigen lokalen Bedingungen in diesen Gegenden abhängig ist. Ausgeprägt westliche sind etwa 15, östliche etwa 20, durchgehend nordostliche sind etwa 10 und ausgeprägt südliche etwa ebenso viele. Obgleich Madagaskar mehrere Arten mit dem Festlande gemeinsam hat, scheint jedoch diese Insel einige ganz endemische zu haben, die nur etwa 7 sind. Es ist ja natürlich, dass diese Zahlen nur auf unsere jetztige Kenntnis der’ Fauna sich beziehen. Arm an Gattungen und Arten sind die Mirarien. Nur 6 Gattungen sind bis jetzt aus unserer Region bekannt: und von diesen ist nur, eine einzige, Ommatomiris, für dieselbe eigen- tümlich. Eine, Acetropis, kommt hauptsächlich in den südwestlichen Teilen der paläarktischen Region vor und die einzige Art ist weit im mediterranen Gebiete verbreitet. Stienodema ist hauptsächlich aus der paläarktischen Region und ausserdem aus der orientalischen und neark- tischen bekannt. Die eine äthiopische Art ist auch in der erstgenannten Region sehr weit verbreitet. Dolichomiris ist sowohl aus Europa wie auch aus Amerika bekannt und dasselbe ist auch mit einer der Arten, D. linearis, der Fall. Die einizige in unserer Region bekannte Trigonotylus-Art ist überall in den tropischen und subtropischen Erdteilen verbreitet. Eigen- tümlich ist die Gattung Collaria. In Afrika sind nur zwei Arten nachgewiesen worden, die in den östlichen Teilen, auch auf den Inseln, vorkommen. Die meisten Arten aber sind aus den nearktischen und den neotropischen Regionen bekannt, während die Gattung anderswo nicht vorkommt. Wenig vertreten sind die besonders auf den indo-australischen Inseln und in Südamerika reich entfalteten Cylapinen. Von den Fulviarien giebt es nur vier Gattungen mit wenigen Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 3 Arten. Die überall in den Tropen verbreitete Gattung Fulvius ist hier nur durch drei Arten vertreten, von denen zwei ausschliesslich äthiopisch sind, die eine nur von den Inseln an der Ostküste, die andere aus Westafrika bekannt. Die in Central und Südamerfka, besonders aber in der orientalischen Region verbreitete Gattung Peritropis begegnen wir in den öst- lichen Teilen Afrikas mit zwei eigentümlichen Arten. Ausgeprügt üthiopisch sind die beiden Gattungen Rhinofulvius und Microfulvius, beide mit je einer Art repräsentiert und beide nur in Ostafrika nachgewiesen. Noch ärmer an Formen sind die Cylaparien. Nur zwei Gattun- gen mit je einer Art sind bis jetzt bekannt. Die merkwürdige Gattung Zhinomifidius, die in Westafrika weit verbreitet ist, kennt man nur aus der äthiopischen Region. Die auf Neu- Guinea und in der neotropischen Region mit wenigen Arten vertretene Gattung Vannius kommt auch mit einer Species auf Madagaskar vor. Ziemlich reich repräsentiert mit sehr eigentümlichen Gattungen sind die Bryocorinen. Im ganzen kennen wir von dieser Region 13 Gattungen, alle ausgeprägt tropisch. Mit Indo- Australien sind nur wenige gemeinsam und zwar: Helopeltis, Felisacus und Prodromus. Feli- sacus ist durch nur eine Art auf Madagaskar vertreten, ebenso kommt Prodomus mit nur einer Art in Östafrika vor. Reicher an Arten ist dagegen Helopeltis, die hauptsächlich in den äqua- torialen Teilen vorzufinden ist. Die äthiopischen Arten sind durchgehend ausgedehnt rot gefärbt und einige zeichnen sich durch ihre Grüsse aus. Die meisten Arten sind in West- afrika verbreitet. Alle die anderen Gattungen sind ausschliesslich áthiopisch. Die meisten zeichnen sich durch ihr sehr merkwürdiges Aussehen aus, wie Zycidocoris, Physophoroptera, Odoniella, Sahlbergiella, Chamus u. a. und von diesen zeigen einige eine nähere Verwandt- schaft mit einigen südost-paläarktischen und australischen Gattungen. Eine, Monalocoropsis, lebt nur auf Madagaskar. In Ostafrika heimisch sind Physophoroptera und Parareulanus, mehr südlicher ist Chamus und ausschliesslich westafrikanisch sind Physophoropterella, Odo- niella, Sahlbergiella und Chamopsis. Ihre reichste Entwickelung scheinen die Bryocorinen in Westafrika zu erreichen. Zum grössten Teil rein äthiopischen Gattungen begegnen wir unter den Macrolopharien. Nur zwei, Dieyphus und Engytatus, sind auch in anderen Regionen weit verbreitet. Die meisten sind mit den Dieyphus-ähnlichen verwandt und sind nach einem ziemlich einförmigen Typus ausgebildet. In dieser Formen-Serie sind nur Haematocapsus und Hyalosomella mehr abweichend. Eine mehr abweichende, mit den Stethoconus-Formen verwandte und zugleich eine mehr mannigfache Serie bilden die Gattungen Cychrocapsus, Hildebrandtiella und Lasiola- bops, von denen wenigstens die erstgenannte nahe verwandte, noch unbeschriebene Gattungen auf Neu-Guinea hat. Nur zwei Gattungen, die oben erwähnten Dieyphus und Engytatus, sind überall in den äquatorialen Teilen verbreitet, die meisten Arten derselben aber sind in Ostafrika hei- misch. Zwei Arten, Dicyphus longulus und Engytatus persimilis, kommen von Osten bis Westen vor. Nur zwei Gattungen, Haematocapsus und Lasiolabops, sind nur in Westafrika nachgewiesen, Campyloneuropsis, Dicyphopsis, Orthotylidea, Hyalosomella und Macrolophidea, scheinen nur die óstlichen Teile der Region zu bewohnen, einige aber haben hier eine bedeu- tende Verbreitung. Ausschliesslich madagassisch sind die zwei merkwürdigen Gattungen Cychrocapsus und. Hildebrandtiella. Reich an Gattungen sind die Systellonotarien. Diese Gattungen zeichnen sich durch grosse Mannigfaltigkeit aus und einige, wie Ectmetocranum und Myrmicopsella, erreichen eine täuschende Ameisenühnlichkeit. Im ganzen kennen wir aus dieser Region 23 Gattungen, von denen die aller meisten hier heimisch sind. Mehrere derselben sind sehr nahe mit paläark- tischen Typen verwandt, andere aber sind mehr abweichend und eigenartig. Nur drei, Lae- mocoris, Allodapus und Plagiorhamma haben eine weite Verbreitung in der alten Welt und eine, T'yraquellus, ist mit der orientalischen Region gemeinsam. Nur im Osten ist die letzt- N:o 3. ' 4 B. Popprus. genannte Gattung nachgewiesen worden. Überall in den äquatorialen Teilen sind Repräsen- tanten von Allodapus und Plagiorhamma gefunden worden. Zahlreiche Gattungen, unter den- selben auch &inige sehr merkwürdige, gehören dem Westen zu: Trichophorella, Bibundia, Bibundiella, Megacoeloides, Diocoris und Chaetocapsus. Nur in den östlichen Teilen des Konti- nents kommen folgende vor: Aeolocoris, Formicopsella, Systellonotopsis, Boopidella, Trichophthal- mocapsus, Pangania, Systellonotidea und Glaphyrocoris. In Südafrika sind zwei Gattungen heimisch, und zwar Zectmetocranwm und Nichomachus. Nur auf Madagaskar leben Myrmicop- sella und Zissocapsus, beide mit je einer Art. Diese sind die einzigen dieser Division, die auf dieser Insel gefunden worden sind. Durchgehend sind alle Systellonotarien-Gattungen der äthiopischen Region arm an Arten, die meisten sind sogar monotypisch. Dass mehrere der Arten in naher Beziehung zu Ameisen stehen, deutet schon das ameisenähnliche Aussehen derselben an. Leider kennen wir von ihren Lebensverhältnissen fast nichts. Die sehr merkwürdige Division Pameridearia mit ihrer einzigen Gattung Pameridea ist bis jetzt nur aus der äthiopischen Region und zwar vom Caplande bekannt. Die beiden bekannten Arten leben an Roridula-Arten (Droceraceae), Nährpflanzen, die für phytophagen Insekten ziemlich fremd sind. Sie sollen die Bestäubung der Blüthen der Wirtpflanze besorgen. Von den 11 aus der äthiopischen Region Dakar Heterotomarien-Gattungen sind drei mit anderen Regionen gemeinsam und zwei derselben fast in allen Erdteilen verbreitet. Eine Gattung, Mecomma, zeigt eine sehr eigentümliche Verbreitung. Dieselbe ist sowohl in der paläarktischen wie auch in der nearktischen Region weit verbreitet, sonst aber für die tro- pischen Gegenden fremd. Nun kommt aber eine ganz isolierte, endemische Art auf Madagas- kar vor. Es ist ja eine Möglichkeit, dass die Gattung auch in der orientalischen Region vor- zufinden ist und damit wäre das Vorkommen auf Madagaskar mehr erklärlich. Die übrigen Gattungen sind alle ausgeprägt äthiopisch. Besonders eine Gattung ist hier durch zahlreiche Arten, die überall in den äquatorialen Teilen vorzufinden sind, vertreten, und zwar Marshal- liella. Ausgeprägt westlich sind Chlorosomella und die eigentümliche Opistocyclus. In den östlichen Teilen verbreitet sind Pseudorthotylus, Nyeticapsus und Melanotrichiella, in den süd- lichen Teilen lebt die auffallende Gattung Rhodesiella, die stark Bryocorinen-ähnlich ist. Auf Madagaskar beschränkt ist die ameisenähnliche Gattung Æucompsella. Ungewöhnlich arm an Gattungen und Arten sind die Halticarien. Bis jetzt sind nur drei Gattungeu aus unserer Region bekannt. Eigentümlich und ausgeprägt äthiopisch ist die Gattung Nanniella mit zwei in den westlicheren, äquatorialen Teilen verbreiteten Arten. Von der Gattung Halticus ist nur eine Art bekannt, die überall in Mittelafrika verbreitet ist und die ausserdem auch auf Ceylon und Java vorkommt. Es ist wohl ziemlich wahrscheinlich, dass diese Art auf irgend einer Weise, vielleicht durch Kulturpflanzen nach Afrika ver- schleppt worden ist, dies nur so wahrscheinlicher, da sonst im Afrika keine andere Arten der Gattung gefunden worden und in Südasien nahe Verwandte leben. Die dritte Gattung, Dimorphocoris, ist auch interessant betreffs ihrer Verbreitung. Die Gattung ist sonst nur in der paläarktischen Region vorzufinden, ist aber hier durch zahlreiche Arten vertreten. Die einzige äthiopische Art, D. alpinus, ist auf Kilimandjaro in einer Höhe von 3000—4000 m. aufgefunden worden. Ihr Vorkommen hier muss wohl als Relikt von einer kälteren Periode aufgefasst werden, wo die Gattung weiter in den nórdlicheren Teilen der äthiopischen Region verbreitet war. Die Phylinen sind nur durch Phylarien vertreten. Diese sind hier durch 16 Gattungen repräsentiert. Es ist wohl jedoch wahrscheinlich, dass diese Division zahlreicher vorzufinden ist, da ja die hierher gehörigen Tiere klein und winzig sind und dadurch von den Sammlern übersehen worden sind. In dem Materiale, das ich zur Verfügung gehabt habe, waren auch einige andere Gattungen vertreten, die Exemplare aber waren in so schlechtem Zustande, dass eine nähere Bestimmung unmöglich war. In NO tangiert die paläarktische Gattung 'Tom. XLIV. 5 Auchenocrepis mit einer palàarktischen Art unser Gebiet. Auf den Cap Werde Inseln lebt eine äthiopische Art der sonst paläarktischen Gattung Tuponia. Von der fast in allen Erdteilen vorkommenden Gattung Psallus ist eine Art im Caplande gefunden worden, einige endemische Arten sind ausserdem auf S:t Helena heimisch. Die ebenfalls sehr verbreiteten Gattungen Sthenarus und Campylomma sind durch mehrere Arten in der äthiopischen Region vertreten und kommen besonders in den östlichen Teilen vor. Von den ausgeprägt äthiopischen sind vier Gattungen nur in den südlicheren Teilen gefunden worden: Pseudosthenarus, Parasciodema, Brachycranella und Leptoxanthus. Eine östliche Verbreitung haben Schroederiella, Cephalocapsus, Lamprosthenarus, Alluaudiella, Plagiognathidea und Lepidocapsus. Besonders bezeichnend für diese Gegenden ist Cephalocapsus, von welcher Gattung auch einige Arten auf Madagaskar leben, welche die einzigen Phylarien sind, die man bis jetzt von dieser Insel kennt. Die merkwürdige Gattung Lamprosthenarus ist nur in grossen Hóhen auf dem Kilimandjaro gefun- den worden. Eine ganz endemische Verbreitung besitzt die Gattung Agrametra, die nur von S:t Helena bekannt ist. / eT dolio det H ato "A sh yr gio nb uA Lud MR Fo S ARS Mises MEE M po Mb Jd Ane n f sd LI iud: xcd gun tatto Ay Fa) fti focijewh r CE Yan ‚ohren yb Jours uredqa e effi dh sn in mins Kite kören uten FAURE TELL Made Alle y site Ca fk (ftia uri MEL a AM deis! tabs d ; tent LANTA oi: il TH nw" IARE TT au Ped irr ei s Dod Pelias Apu Mu Con b bein | MU Zo EE ADN Lo asl» rin ELM PCT FR Miu fl id oT M nnper rie ewig d LAURE IEEE TON AE egi FO 1 P6; DM lih ductis f M CIT Er eai Aen; He Arun Ue ul euh mom ET er y d S D Wir Jab iind les dft ti Mj, , Sg mew ore epi ^it: ait we ue EXIT (2 NT LT AE en Bii apte «om ae af mrt tt ruhe (tul wie lain) DIE M Yu MEC ^ Jon Mash. reris; tus eiotlido mim: sib du Salva qu MOOD A DUE X du ens seti PL Hat be on ioi EE ppt er Ge NL: A hod Ga sd ETT" ate Jun | eU) LPS Je ge M dli MS N Ir are rime Faa M ELU: Macrolophinae Rxvr. Das dritte Fussglied lineär. Die Arolien fehlen oder sind kurz oder sehr kurz, nur an der Basis der Klauen ausgebildet und mit denselben verwachsen, zuweilen aber deutlich ausgebildet, zu den Klauen stark genähert oder mit denselben verwachsen. Die Lorae des Kopfes sind schmal und gut ausgebildet. Der Halsschild mit gut ausgebildeter Apicalstrictur, die zuweilen beim brachypteren Weibchen in der Mitte undeutlich erscheint. Die Schienen fein bedornt oder unbedornt. Übersicht der Divisionen. 1. (4) Die Beine mehr oder weniger fein und lang. Der Halsschild ohne Längseindruck in der Mitte. 2. (3). Die Klauen mit Arolien, die zuweilen ganz kurz sind, zuweilen fast die Klauenspitze erreichen. Die Hinterflügelzelle immer ohne Hamus. Die Call des Halsschildes gut ausgebildet, oft gewölbt. Macrolopharia. 3. (2) Die Klauen ohne Arolien, selten mit Arolien, die mit den Klauen verwachsen sind, dann aber die Hinterflügelzelle meistens mit einem Hamus. Die Calli des Hals- schildes meistens mehr oder weniger deutlich ausgebildet. Systellonotaria. 4. (1) Die Beine ganz kurz, ziemlich kräftig, kurz behaart. Der Halsschild horizontal, in der Mitte hinter der Apicalstrictur mit einem feinen Längseindruck, der sich bis zur Basis erstreckt, die Calli nicht ausgebildet. Die Klauen mit deutlichen, feinen, von der Basalecke der Klauen entspringenden, denselben aber stark genäherten Arolien. Pameridearia. Macrolopharia Rxvr. Die Apicalstrietur des Halsschildes scharf abgesetzt, die Calli deutlich ausgebildet, oft gewólbt und glänzend. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Der Clypeus meistens stark her- vortretend und von den Seiten zusammengedrückt. Dass zweite Fussglied meistens länger als das dritte. Die Klauen mis Arolien, die wenigstens an der Basis mit den Klauen ver- wachsen und zu denselben genähert sind, von verschiedener Länge, oft ganz kurz, zuweilen breit. Die Hemielytren immer ohne weisse Zeichnungen. Das Weibchen nie ameisenähnlich. ls 15. 16. 17. 18. 19. 20. B. Poppivs. Ubersicht der Gattungen. A. Der Körper nie sehr dicht, filzartig, anliegend behaart. (18). (3). (2). - (7). (6). (5). (4). (9). (8). (17). . (12). any . (16). . (15). (14). Der Körper oben unpunktiert, selten sehr erloschen und ganz flach punktiert, mehr oder weniger schmal. Die kleine, äussere Membranzelle mit einem scharf begrenzten, tiefschwarzen Flecke. Haematocapsus n. gen. Die kleine Membranzelle ohne Fleck. Die Augen an den Vorderrand des Halsschildes stossend. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften. Die Stirn nur vorne gewölbt. Campyloneuropsis n. gen. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften. Die Stirn in der Mitte sehr kräftigt gewólbt, zur Spitze gerade und vertical. Dicyphopsis n. gen. Die Augen vom Vorderrande des Halsschildes mehr oder weniger entfernt. Der Kopf vom Hinterrande der Augen bis zur Basis stark verengt. Orthotylidea n. gen. Der Kopf hinter den Augen nicht auffallend stark verengt. Die Augen hinter der Mitte des Kopfes gelegen. Die Apiealstrictur des Halsschildes sehr schmal, die Seiten gerandet. Hyalosomella n. gen. Die Apicalstrietur des Halsschildes nicht sehr schmal, die Seiten ungerandet. Die Scheibe des Halsschildes hinter den Calli tief quer gefurcht, die Querfurche die Seiten überragend. Die Stirn wenigstens jederseits gerandet. Die Hinterecken des Halsschildes nicht hervorgezogen. Das Schildchen ohne Längsleiste. Dicyphus Fes. Die Stirn ganz ungerandet. Der Basalrand des Halsschildes tief ausgeschnitten, die Hinterrecken hervorgezogen. Das Schildchen hinten mit einer Längsleiste. Bucobia n. gen. Die Scheibe des Halsschildes hinter den Calli weniger tief quer gefurcht, die Quer- furche die Seiten nicht erreichend. Die Klauen der Füsse sehr kurz. Engytatus REUT. Die Augen weit vorne in der Mitte des Kopfes gelegen, der halsförmige Teil des Kopfes hinter den Augen sehr lang. Macrolophidea n. gen. Der Körper gedrungen und gerundet. Die Oberseite kräftig und tief punktiert. Die Augen weit vor dem Vorderrande des Halsschildes gelegen, klein. Cychrocapsus n. gen. Die Augen den Vorderrand des Halsschildes berührend, sehr gross. : Hildebrandtiella n. gen. Der Kórper dicht anliegend, filzartig behaart. Lasiolabops n. gen. Tom. XLIV. gum eo Die Miriden der äthiopischen Region. Haematocapsus n. gen. Der Körper ist gestreckt eiförmig, oben glänzend, halb abstehend, weitlàufip und ziem- lich lang hell behaart, die Haare aus runden, ganz flachen Punkten entspringend. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel kürzer als breit, von vorne gesehen ganz kurz, breit vor- gezogen, breiter als lang, von der Seite gesehen wenig kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist ziemlich gewólbt, ungerandet und ungefurcht. Die Augen sind gross und ziemlich hervorspringend, granuliert, nur ganz wenig vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, vorne kaum ausgeschweift. Der Clypeus ist kräftig hervortretend, etwas nach hinten gerichtet, von den Seiten zusammengedrückt, von der Stirn abgesetzt. Die Lorae sind deutlich abgesetzt, ziemlich breit, die Wangen sind klein, die Kehle kaum ausgebildet, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erreicht fast die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt (beim einzigen vorliegenden Exemplare mutiliert). Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne mässig stark verengt, die Seiten gerade, undeutlich gekantet. Der Basalrand ist sehr breit ausgeschweift, die Scheibe kaum gewólbt, wenig geneigt, hinter den Calli fein quer ein- gedrückt, der Eindruck fast die Seiten erreichend. Die Calli flach, schmal, nach innen etwas verengt, zusammenfliessend. Die Apicalstrietur ist in der Mitte breit, wird aber nach den Seiten.zu ganz schmal. Das Schildchen ist flach mit ganz unbedeckter Basis. Die Hemie- lytren etwas durchsichtig, beim 9 bedeutend die Hinterkórperspitze überragend, die grosse Membranzelle mit kaum abgerundeter apicaler Innenecke, die kleine Zelle mit einem scharf begrenzten, tiefschwarzen Flecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Meta- stethiums sind gross mit gebogener, gekanteter Spalte. Die Legescheide des © ist lang und hinten zahnfórmig hervortretend. Die Beine sind mässig lang, die Hinterschenkel etwas ver- dickt, die Schienen fein hell bedornt, das dritte Fussglied etwas lànger als das zweite. Die Klauen ziemlich lang, fein, an der Spitze etwas gebogen, die Arolien etwa bis zur Mitte der Klauen sich erstreckend und mit denselben verwachsen. Typus: À. bipunctatus n. sp. Haematocapsus bipunctatus n. sp. Einfarbig hellgelb, die kleime Membranzelle mit einem scharf begrenzten, tiefschwarzen Punkte, die Spitze des Rostrums und die Augen braun. Die Stirn beim © !/, mal so breit als der Durchmesser des Auges. Der Halsschild etwas mehr als um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht dop- pelt so breit wie der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 1 mm. N. Nigeria: Zungeru! 31. 1. 1912, D:r T. W. S. Macrrm, 1 2; auf der Etikette ist geschrieben: „Said to cause irritation when they aligth upon human skin“ (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.). Campyloneuropsis n. gen. Der Kórper ist gestreckt und schmal, fast matt, oben halb abstehend, ziemlich lang, schwarz behaart. Der Kopf ist fast vertical von oben gesehen breiter als lang, von vorne gesehen etwas breiter als lang, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn ist vorne ziemlich gewólbt, ungerandet und ungefurcht. Die Augen sind gross und her- vorspringend, sehr fein granuliert, ganz an der Basis des Kopfes gelegen und den Vorder- rand des Halsschildes berührend, vorne leicht .ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich her- N:o 3. 9 10 B. PopPrus. vortretend, nach hinten gerichtet, von der Stirn tief abgesetzt, die Lorae klein und schmal. Die Wangen sind klein, die Kehle ist sehr kurz, fast vertical, der Gesichtswinkel ist recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas verdickt, kaum den Vorderrand des Halsschildes überragend. Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, mássig lang, ganz anliegend kurz behaart, das erste Glied kurz, die Kopfspitze unbedeutend überragend, etwas verdickt, das zweite viel lànger als das erste, zur Spitze etwas, beim c^ mehr als beim 2, verdickt und hier fast ebenso dick als das erste, die zwei letzten unter einander gleich dick, ebenso dick als das zweite an der Basis, das dritte nur wenig kürzer als das letztgenaunte, das letzte kürzer als das dritte. Der Halsschild breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt, der Basalrand sehr seicht, beim 2 deutlicher als beim c, in der Mitte ausgeschweift, die Seiten gerade (9) oder seicht aus- geschweift (c^). Die Scheibe ist flach, mässig geneigt, am Hinterrande der Calli tief quer ein- gedrückt, der Eindruck nicht ganz den Seitenrand erreichend, der Basallobus in der Mitte der Lànge nach gefurcht. Die Calli ziemlich gross, wenig gewólbt, von einander getrennt, die Apicalstrictur scharf, mässig breit. Das Schildchen ist leicht gewólbt mit unbedeckter Basis. Die Hemielytren bedeutend die Hinterkórperspitze überragend, fast parallelseitig, der Cuneus ist lang und ziemlich schmal, die grosse Membranzelle fast rektangulár, die innere Apicalecke ganz leicht gerundet. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Beine mässig lang, die Schenkel unten mit abstehenden, ziemlich kurzen, dunklen Haaren besetzt, die Schienen halb abstehend hell behaart, schwarz bedornt. Das erste Glied der ziemlich kurzen Füsse ist ganz kurz, das zweite ebenso lang als das letzte. Die Klauen sehr kurz und fein, die Arolien fast ebenso lang als dieselben und zur Basis mit denselben zusammenfliessend. Die Gattung ist sehr nahe mit Campyloneura FrgB. verwandt, unterscheidet sich aber durch den Bau der Fühler, des Halsschildes, der grossen Membranzelle und der Klauen. — — Durch die ganz kurzen und feinen Klauen an Ængytatus Reur. erinnernd, die Augen aber sind ganz an der Kopfbasis gelegen. Typus: C. annulatus n. sp. Campyloneuropsis annulatus n. sp. Hellgelb, die Stirn jederseits an den Augen, der Kopf jederseits vor den Fühlern, die Lorae, beim c^ auch die Wangen z. T., das erste Rostralglied an der Basis, ein Ring in der Mitte des ersten Fühlergliedes, die Apicalstrictur meistens in der Mitte, die Basis und eine Längsbinde in der Mitte auf dem Schildchen, die äussere Apicalhälfte auf dem Corium schmal, der Cuneus vor der Spitze, beim c? ausserdem die Seiten der Hinterbrust hell rot, die Augen rotbraun, der Clavus zur Spitze, das Corium hinter der Mitte und innen zur Spitze und ausserdem beim c? die Scheibe des Halsschildes verdunkelt, die äusserste, apicale Aussen- ecke auf dem Corium, die Spitze des Cuneus, die Mittelbrust, beim c^ ausserdem alle Brüste an den Seiten, und die Spitze des Hinterkörpers unten, zwei Ringe und die Spitze des Rostrums, die Basis und ein Ring vor der Spitze auf dem zweiten Fühlergliede sowie die zwei letzten, die innerste Basis und die Spitze, meistens auch die Mitte des dritten ausgenom- men, braunschwarz, die Basis und ein Ring vor der Spitze auf den Schenkeln und die Vor- derschienen zur Spitze verdunkelt, die Spitze der Füsse schwarz. Die Stirn beim c^ und beim 2 kaum breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied fast dreimal länger als das erste, das letzte etwa um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild kaum mehr als !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht vóll doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2.s—2.s, lat. 0.9 mm. Tom. XLIV. AMO 9M ———————————— dH — — "———— Die Miriden der äthiopischen Region. 11 Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, 1. XI. 1905, SCHEFFLER; Voi!, 1830 m. ü. d. M., H. ScHAUER; Daressalam: Pangani!, REGNER, 7. XII. 1889, STUHLMAN; Nyassa-See: Langenburg!, 16. VIII. 1899, D:r FöLLEBORN (Mus. Berol. et Helsingf.). Dicyphopsis n. gen. Der Kórper gestreckt und schmal, oben glänzend, halb abstehend, ziemlich kurz, dunkel behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, vorne breit gerundet, von vorne gesehen vorgezogen und ziemlich zugespitzt, fast lànger als mit den Augen breit, von der Seite gesehen etwas hóher als lang. Die Stirn kräftig gewólbt, hinter den Augen nicht halsfórmig verengt, ungerandet und ungefurcht. Die Augen sind gross und hervor- springend, fast glatt, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich kräftig hervortretend, etwas nach hinten gerichtet, von den Seiten etwas zusammengedrückt, von der Stirn deutlich abgesetzt. Die Lorae sind schmal, die Wan- gen ziemlich hoch, die Kehle kurz, fast vertical, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum er- streckt sich fast bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas verdickt, etwa die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind gleich vor der Mitte des Augenvorder- randes eingelenkt, das erste Glied kurz, etwas verdickt, innen mit einigen kurzen, dunklen Borstenhaaren, das zweite ziemlich anliegend dunkel behaart, zur Spitze nicht verdickt, viel länger als das erste (die zwei letzten mutiliert) Der Halsschild ist etwas breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit ausgeschweiften Seiten. Der Basalrand in der Mitte breit ausgeschweift, die Scheibe ziemlich flach gewólbt, nach vorne mässig geneigt, hinter den Calli erloschen und kurz quer gefurcht. Die Calli wenig gewólbt und ziemlich klein, die Apical- strictur scharf, etwa ebenso breit als das zweite Fühlerglied dick. Das kurze Schildchen ist flach mit bedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer gefurcht, an den Seiten gerandet. Die Hemielytren beim © etwas die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten nur sehr seicht gerundet, halb durchsichtig, die grosse Membranzelle mit sehr breit gerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross mit gekanteter Spalte. Die Beine sind kurz, halb abstehend behaart, die Schienen ein- zeln, fein und hell bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse nur wenig länger als das dritte. Die Klauen sind kurz, gebogen, die Arolien breit, fast die Klauenspitze erreichend, an der Basis mit den Klauen verwachsen. Erinnert habituell sehr an einigen Dicyphus-Arten, unterscheidet sich aber sofort durch den Bau des Kopfes. Am nächsten mit Campyloneura FrgB. verwandt, unterscheidet sich aber durch anderen Bau des Kopfes, durch längeres Rostrum, durch die kleineren Calli und dureh die erloschene Querfurche hinter denselben auf dem Halsschilde, durch das an den Seiten gerandete Schildchen sowie durch anderen Bau der Füsse. Typus: D. nigriceps n. sp. Dicyphopsis nigriceps n. sp. Kopf, Halsschild und Schildchen schwarz, auf dem Halsschilde die Apicalstrietur und eine Längsbinde in der Mitte der Scheibe, die den Basalrand erreicht, auf dem Schildchen die Seiten schmal und die Spitze breit hellgelb, die Calli des Halsschildes zum gróssten Teil gelbbraun, die Hemielytren gelbgrau, auf dem Clavus der Scutellarrand und die Commissur schmal schwarzbraun, die Membran glasartig durchsichtig mit etwas dunkleren Venen, die N:o 3. 12 B. Poprivs. Unterseite schwarz, die Orificien des Metastethiums gelb, das Rostrum, das erste Fühlerglied und die Beine gelb, die Spitze des erstgenannten, das erste Fühlerglied unten zur Spitze und die Spitze der Füsse braunschwarz, das zweite Fühlerghed und die Hinterschenkel mnen und aussen mit einem langen schwarzen Längsfleck, der fast die Spitze erreicht, hinter der Mitte. Die Stirn beim © doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ebenso lang als das Auge von der Seite gesehen, das zweite etwa fünfmal länger. Der Hals- schild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1 mm. Kilimandjaro: Kibonoto!, in der Kulturzone, Prof. Srôsrepr, 1 2 (Mus. Holm). — Durch Übersehen ist diese Art nicht in meiner Bearbeitung der Syüsrepr'schen Kilimandjaro-Aus- beute aufgenommen worden. Orthotylidea n. gen. 5 Der Körper lang und schmal, fast parallelseitig, oben ziemlich glänzend, ziemlich abste- hend, kurz, dunkel behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen vorgezogen, kaum länger als breit. von der Seite gesehen nur wenig höher als lang, hinter den Augen kurz halsfórmig eingeschnürt und zur Basis vom Hinterrande der Augen sehr kräftig verengt. Die Stirn ist ungerandet und ungefurcht, von der Seite gesehen ziemlich gewólbt und vor der Spitze steil geneigt. Die glatten Augen sind gross und hervor- springend, vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, ziemlich weit auf die Wangen sich erstreckend, vorne nicht ausgeschweift Der Clypeus ist ziemlich hervortretend, von den Seiten etwas zusammengedrückt, von der Stirn deutlich abgesetzt, ganz leicht nach hinten gerichtet. Die Lorae sind schmal, die Bucculae hervortretend, die Wangen sind ziemlich klein, die Kehle kurz, sehr stark geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum einzeln abste- hend, hell behaart, ziemlich weit die Spitze der Hinterhüften überragend, das erste Glied zur Spitze leicht verdickt, etwas über den Vorderrand des Halsschildes sich erstreckend. Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz, ziemlich an- liegend behaart, das erste Glied mässig lang, etwas verdickt, hinter der Basis am dicksten, das zweite dünner und viel länger als das erste, zur Spitze nicht verdickt (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild ist nur wenig breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt mit ziemlich ausgeschweiften Seiten, der Basalrand breit gerundet, in der Mitte sehr leicht ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich flach gewólbt, nach vorne etwas geneigt, sehr fein, weitläufig, quer gerunzelt. Die Calli sind ziemlich gross, flach, von einander flach getrennt, die Scheibe hinter denselben wenig tief quer gefurcht, die Furche über die Seiten sich er- streckend. Die Apicalstrictur ist schmal, schmäler als das zweite Fühlerglied dick. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer eingedrückt. Die Hemielytren beim ? bedeutend die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten sehr leicht gerundet, wenig durchsichtig, die grosse Membranzelle lang und schmal mit breit abgerunde- ter apicaler Hinterecke (Die Hinterflügel beim einzigen Exemplare nicht zu sehen) Die Ori- ficien des Metastethiums klein mit kleiner, gekanteter Spalte. Die Mittelbeine (die anderen mutiliert) ziemlich kurz, halb abstehend behaart, die Schienen fein und kurz, hell bedornt. Das erste Fussglied ist kurz, das zweite lànger, kürzer als das letzte. Die Klauen sind mäs- sig lang, fein, an der Spitze etwas gebogen, die Arolien ziemlich schmal, kaum die Mitte der Klauen überragend, mit denselben fast bis zur Spitze verwachsen. Durch den eigentümlichen Bau des Kopfes von den verwandten Gattungen leicht zu unterscheiden. Y Typus: O. lateralis n. sp. Tom. XLIV. —————— en Die Miriden der üthiopischen Region. 13 Orthotylidea lateralis n. sp. Kopf und Halsschild gelb, das Schildchen und die Hemielytren grünlich gelb, der Cly- peus und ein zur Basis verschmälerter, dreieckiger, grosser Fleck oberhalb des Clypeus, die Seiten schmal und die Hinterecken auf dem Halsschilde, die Basis jederseits, die Seiten und die Spitze des Schildchens, der Scutellarrand und die Commissur auf dem Clavus schwarz- braun, der Basalrand des Halsschildes jederseits, die Commissur und ein grosser Querfleck jederseits der letztgenannten auf dem Corium braun, die Unterseite gelb, der Vorderrand der Vorderbrust schmal und die Propleuren ausgedehnt schwarzbraun, das Rostrum, die dunkle Spitze ausgenommen, die Hüften und die Mittelbeine gelb, die Füsse mit verdunkelter Spitze, die zwei ersten Fühlerglieder schwarz, die Basis etwas breiter und die Spitze sehr schmal auf dem ersten sowie die Basis des zweiten sehr schmal gelb, die Membran gelblich, durch- sichtig, mit braunen Venen. Die Stirn etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges (4). Das erste Fühler- glied etwa ebenso lang als die Stirn mit einem Auge breit, das zweite etwa viermal länger. Der Basalrand des Halsschildes fast dreimal breiter als der Vorderrand. — Long. 4, lat. 1.» mm. Brit. Ost-Afrika: Eecarpment (Wa-Kikuju)!, VIII. 1904, CH. ArLüaun, 1 © (Mus. Paris). Hyalosomella n. gen. Der Kórper gestreckt und schmal, leicht gerundet, oben stark glänzend, ziemlich lang, halb abstehend behaart. Der Kopf ist sehr stark geneigt, von vorne gesehen kaum breiter als lang, etwas vorgezogen, von der Seite gesehen höher als lang. Die Stirn ist gerandet, nur vorne gewólbt. Die Augen sind mässig gross, hervorspringend, ungranuliert, vom Vor- derrande des Halsschildes ziemlich entfernt, gleich hinter der Kopfmitte gelegen. Der Cly- peus ist mässig hervortretend, nach hinten gerichtet, von der Stirn getrennt, die Lorae schmal, die Wangen sind miüssig hoch, die Kehle ziemlich lang, stark geneigt, der Gesichtswinkel spitz. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, einzeln abstehend behaart, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Die Fühler sind lang und dünn, fast anliegend, kurz behaart, das erste Glied ziemlich lang, etwas verdickt, etwas hinter der Basis am dicksten, innen mit einigen abstehenden Haaren, das zweite dünner und viel länger als das erste, zur Spitze sehr leicht verdickt, die zwei letzten dünn, zusammen etwas kürzer als das zweite, unter einander etwa gleich lang. Der Halsschild ist breiter als lang, zur Spitze ziemlich stark verengt, die Seiten kaum ausgeschweift, gerandet, der Basalrand gerade abgestutzt. Die Scheibe ist glatt, flach, jederseits am Hinterrande der ziemlich grossen, zusammenfliessenden Calli quer eingedrückt, die Eindrücke die Seiten des Halsschildes nicht erreichend. "Vorne in der Mitte vor den Calli ein dreieckiger Eindruck. Die Apicalstrictur sehr schmal, vorne in der Mitte etwas ausgeschweift. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis. Die Hemielytren sind beim © viel länger als der Hinterkórper, an den Seiten leicht gerundet, ziemlich durchsichtig, die Membran irisierend, die grosse Zelle mit breit abgerun- deter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien sind ziemlich gross, die Spalte gerade, schief gestellt. Die Beine sind lang und dünn, kurz, fast anliegend behaart, die Schenkel hinten mit langen, abstehenden Haaren, die Schienen fein hell bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ist kürzer als das zweite, das ebenso lang als das dritte ist. Die Klauen sind mässig lang, wenig gebogen, die Arolien sind breit, bis zur Spitze der Klauen sich erstreckend, etwa bis zur Spitze des basalen Drittel mit den Klauen verwachsen. VERE 14 B. Porrrvus. Durch den eigentümlichen Bau des Halsschildes sehr ausgezeichnet. Erinnert sehr an einigen Heterotomarien-Gattungen, von denen die neue jedoch leicht durch die vorhandene Apicalstrictur des Halsschildes und durch den Bau der Klauenarolien zu unterscheiden ist. Typus: H. gracilis n. sp. Hyalosomella gracilis n. sp. Grünlich gelb, die Membran fast glasartig durchsichtig, die Venen grünlich, der Vorder- kórper, die Unterseite, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des Rostrums etwas verdunkelt, die Augen schwarzbraun. Die Stirn beim $ etwa dreimal breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied ebenso lang als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite etwa dreimal lànger als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, breiter als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand. — Long. 4.;, lat. 1.4 mm. Deutsch Ost-Afrika: Moschi!, VII. 1905, Karowa, 1 © (Mus. Hung.) Dicyphus Fir». Fres., Crit. Phyt., p. 327. — Eur. Hem., pp. 77 et 325. — Reur. Gen. Cim., p. 27. — Rev. Crit. Caps., II, p. 110. — Hem. Gymn. Eur. IH, pp. 411 et 559, T. I, fig. 16. — fv. Finska Vet. Soc. Förh., LIV, A, N:o 7, p. 60. — Hües., Syn. Blindw., II, pp. 64 et 71. — OsHan., Verz. Pal. Hem., I, 3, p. 812. — Brachyceraca F1EB., Crit. Phyt., p. 327. — Eur. Hem., pp. 77 et 324. — Kırk., Trans. Amer. Ent. Soc., XXXII, 2, p. 129. — REvr., Phyl. Syst. Mir, p. 151. — Jdolocoris Dover. et Scott, Brit. Hem., p. 380. Der Körper ist gestreckt und schmal, fast parallelseitig, glatt, glänzend, oben halb absteh- end behaart. Der Kopf ist mehr oder weniger klein, hinter den Augen mehr oder weniger lang eingeschnürt, die Stirn an der Basis wenigstens jederseits, zuweilen sehr fein gerandet. Der Kopf nach vorne mehr oder weniger vorgezogen, hier mehr oder weniger gewölbt. Der Clypeus meistens stark hervortretend, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Bucculae auf- getrieben, die Wangen klein, die Kehle geneigt, mässig lang. Die Augen sind gross, glatt, vom Vorderrande des Halsschildes mehr oder weniger entfernt. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zur Spitze der Mittelhüften. Die Fühler in oder unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, von variablem Bau. Der Halsschild etwas breiter — länger als breit, zur Spitze verengt, der Basalrand mehr oder weniger ausgeschweift. Die Scheibe am Hinterrande der Calli quer eingedrückt, der Eindruck über die Seiten des Halsschildes sich erstreckend. Die Calli sind gross und gewólbt, die scharf abgesetzte Apicalstrictur breit. Die Hemielytren meistens die Hinterkórperspitze überragend, selten kürzer, die Mitte des Hinterkórpers etwas überragend, etwas durchsichtig. Die Schienen braun oder schwarz bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse kurz, das zweite immer lànger als das letzte. Die Klauen ziemlich klein, gebogen, die Arolien frei, kurz, selten die Klauenmitte erreichend. Typus: D. annulatus (WOLFF). Dicyphus longulus n. sp. Gestreckt und schmal, glänzend, kurz, halb abstehend behaart. Graugelb, die Spitze des Clypeus, die Basalecken des Halsschildes, die apicale Aussenecke des Coriums, die äusserste Spitze des Cuneus, die Augen und die zwei ersten Fühlerglieder sehwarz, der Clypeus zur Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 15 Basis, eine Lángsbinde in der Mitte der Stirn, die Scheibe des Halsschildes ausgedehnt, das Schildchen, zwei Längsflecke jederseits ausgenommen, die Pleuren der Brüste und die zwei letzten Fühlerglieder braun, die Spitze des Hinterkórpers und die Füsse zur Spitze schwarz- braun, die Basis etwas breiter und die Spitze ganz schmal auf dem ersten Fühlergliede sowie die Basis des zweiten und des dritten sehr schmal hellgelb, die Membran graubraun mit kaum dunkleren Venen. Der Kopf ist mässig geneigt, vorne kurz vorgezogen, von oben gesehen etwas breiter als lang. Die Stirn jederseits sehr fein gerandet, beim 2 ebenso breit als der Durchmesser des Auges, vorne gewólbt und vom ziemlich hervortretenden Clypeus abgesetzt. Die Augen sind gross und hervorspringend, gleich hinter der Kopfmitte eingelenkt, glatt. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied wenig die Kopfbasis überragend. Das erste Glied ist etwas verdickt, etwas länger als der Clypeus von der Seite gesehen, das zweite zur Spitze nicht verdickt, nicht voll dreimal länger als das erste, das dritte etwa ebenso lang als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwas kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte breit ausgeschweift, etwa doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten ausgeschweift. Die Scheibe ist wenig gewólbt, mässig geneigt, glatt, am Hinterrande der Call mit einer Querfurche, die über die Seiten sich er- streckt, die Calli gewölbt, flach von einander abgesetzt, die Apicalstrictur scharf, fast ebenso breit als das erste Fühlerglied dick. Die Hemielytren viel länger als der Hinterkórper, paral- lelseitig, die grosse Membranzelle mit nur wenig gerundeter apicaler Innenecke. Die Beine kurz, wenig abstehend behaart, die Schenkel mit einigen abstehenden, ziemlich kurzen Borsten- haaren, die Schienen braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse viel kürzer als das zweite, das deutlieh lànger als das letzte ist. Die Klauen mässig lang, die Arolien kaum die Mitte derselben überragend. — Long. 4, lat. 1 mm. West-Afrika: Kinchassa!, 28. II. 1899, WAELBRoEcK (Mus. Helsingf. coll. ScgovTEp.); Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, 12. V. 1906, SCHEFFLER (Mus. Berol.) Dicyphus rubroornatus n. sp. Gestreckt, glänzend, halb abstehend, kurz behaart, die Hemielytren etwas matter. Gelb- grau, die Clypeusspitze braunschwarz die Stirn in der Mitte braun, an der Basis braunrot, die Calli und die Scheibe in der Mitte auf dem Halsschilde braungelb, das Schildchen an der Basis braun und ausserdem mit einer braunroten Längslinie in der Mitte, der Aussenrand sehr schmal, die äussere Apicalecke und ein Strich in der Mitte des Apicalrandes auf dem Corium sowie die Spitze des Cuneus rot, die Membran graubraun mit gleichfarbigen Venen, die Unterseite braun, die Orificien des Metastethiums und der Hinterkórper unten zur Basis gelb, jederseits der Mitte und an den Seiten rot, das Rostrum, die dunkle Spitze ausgenommen, die zwei ersten Fühlerglieder (die zwei letzten mntiliert) und die Hüften (die übrigen Bein- teile mutiliert) gelb, das erste Fühlerglied in der Mitte und das zweite an der Basis und an der Spitze braun. Der Kopf ist wenig geneigt, von oben gesehen etwa ebenso lang als breit. Die Stirn ungefurcht und fast ungerandet, beim 9 etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz, halb abstehend behaart, das erste Glied etwas verdickt, kurz, die Kopfspitze nicht über- ragend, das zweite zur Spitze kaum merkbar verdickt, etwa 21/, mal länger als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit ausgeschweift und etwa doppelt breiter als der Vorderrand. Die Seiten sind leicht ausgesch weift, die Scheibe N:o 3. 16 B. Popprus. ist flach gewölbt, leicht geneigt. Die Calli etwas gewölbt, schmal, weit nach den Seiten zu sich erstreckend, die Scheibe hinter denselben quer eingedrückt, der Eindruck über die Seiten des Halsschildes sich erstreckend. Die Apicalstrictur scharf, ebenso breit als das erste Fühler- glied dick, vorne in der Mitte ausgeschweift und hier verschmälert. Das Schildchen ist flach, an der Basis quer eingedrückt. Die Hemielytren beim 9? etwas die Hinterkörperspitze über- ragend, die grosse Membranzelle mit kaum abgerundeter apicaler Innenecke. — Long. 2.3, lat. 0.; mm. Brit. Ost-Afrıka: Kibwez!, XI. 1905, SCHEFFLER (Mus. Berol.). Bucobia n. gen. Der Körper schmal, glänzend, oben unpunktiert, ziemlich lang, abstehend und undicht, schwarz behaart. Der Kopf ist ziemlich geneigt, hinter den Augen ziemlich lang, halsförmig, wenig stark eingeschnürt, von oben gesehen kaum kürzer als breit, mit wenig sichtbarer Kopfspitze, von vorne gesehen mässig vorgezogen, etwas kürzer als breit, von der Seite gesehen viel länger als hoch. Die Stirn ist ziemlich stark gewólbt, vorne vertical, an der Basis ganz ungerandet, der Clypeus kräftig hervortretend, vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Wangen mássig hoch, die Kehle lang, ziemlich stark geneigt, der Gesichts- winkel etwa recht. Die Augen sind gross, mássig hervorspringend, von oben gesehen fast in der Kopfmitte gelegen, ungranuliert. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittel- hüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Die Fühler sind halb abstehend behaart, in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied ziemlich kurz, wenig verdickt, die Clypeusspitze überragend, das zweite kaum dünner und viel länger als das erste, die zwei letzten etwas dünner als das zweite und zusammen kaum länger als dasselbe, das letzte nur unbedeutend länger als das erste. Der Halsschild ist nur wenig länger als breit, nach vorne ziemlich verengt, der Basalrand in der Mitte tief ausgeschnitten, die Seiten ziem- lich stark ausgeschweift, die Hinterecken etwas nach aussen gerichtet. Die Scheibe ist mässig gewölbt, wenig geneigt, in der Mitte sehr fein, weitlàufig quer gerunzelt. Die Calli sind gross, mit einander ganz zusammenfliessend, nach aussen bis zu den Halsschildsseiten sich erstrec- kend, die Querfurche hinter denselben tief, über die Seiten des Halsschildes sich erstreckend. Die Apicalstrictur ist scharf abgesetzt, an den Seiten breit, in der Mitte schmal und hier stumpfwinkelig ausgeschnitten. Das Schildchen ist flach mit breit unbedeckter Basis, von der Mitte an mit einer breiten, flachen, in die Spitze auslaufenden Längsleiste. Die Hemielytren überragen ziemlich die Hinterkórperspitze und sind halb durchsichtig, am Aussenrande mit nach hinten gerichteten Haaren besetzt, der Cuneus ist lang und schmal, die Membran irisie- rend, fein der Länge nach gerunzelt, die grosse Zelle ist lang und schmal mit leicht abge- rundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien sind hoch am Oberrande des Metastethiums gelegen und sind ganz klein mit einer sehr kleinen, punktfór- migen Öffnung. Die Beine sind mässig lang, halb abstehend behaart, die Schenkel schwarz punktiert, die Schienen fein, braun bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ist etwas kürzer als das zweite, das etwas kürzer als das letzte ist. Die Klauen sind kurz, nur an der Basis etwas gebogen, die Arolien sind an der Basis etwas mit den Klauen verwachsen und erstrec- ken sich bis zur Mitte derselben. Die Gattung ist sehr nahe mit Dieyphus Fixs. verwand, unterscheidet sich aber durch anderen Bau des Kopfes, des Halsschildes und des Schildchens. Typus: B. gracilis n. sp. Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 17 Bucobia gracilis n. sp. Schwarz, auf dem Kopfe die Einlenkungsstelle der Fühler und zwei nahe zu ein- ander stehende Flecke in der Mitte der Stirn gleich hinter den Augen, auf dem Halsschilde die Apicalstrictur, der Basalrand, in der Mitte einen dreieckigen Fleck aussendend, der bis zum Hinterrande der Calli sich erstreckt, ein Fleck jederseits vor der Spitze auf dem Schild- chen und die Orificien des Metastethiums hell gelb, die Calli mehr oder weniger, der Hinter- kórper unten nach der Basis zu, das Rostrum, die Basis und die Spitze ausgenommen, die innerste Basis und die äusserste Spitze des ersten Fühlergliedes und die Beine gelb, die Schenkel mit runden, schwarzen Fleckchen bestreut, die Spitze der Füsse schwarz, die Hemie- lytren graugelb, auf dem Clavus die Scutellar- und die Coriumsutur, die Commissur und ein Làngsstrich jederseits der Vene, alle ganz schmal, auf dem Corium die äussere Apicalecke schwarz, das Corium innen hinter der Mitte braunschwarz, die äusserste Cuneusspitze etwas verdunkelt, die Membran rauchgrau. Die Stirn ist beim c^ und beim 9 kaum breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ist etwas kürzer als der Kopf vorne von der Seite gesehen hoch, das zweite etwa dreimal so lang als das erste, das dritte etwa um !/, kürzer als das zweite. Der Basal- rand des Halsschildes ist nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3.s, lat. 0.9 mm. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 27. VI—14. VII. 1912, Trorrski, zahlreiche Exemplare (Mus. Petrop. et Helsingf.). Engytatus Rxvr. Rxzur., Öfv. Svenska Vet. Ak. Förh., 1875, N:o 9, p. 82. — Phyl. Syst. Mir., p. 151. — Neo- proba pars Disr., Biol. Centr.-Amer., 1883, p. 270. — Cyrlopeltis pars Reur., Bem. Nearkt. Caps., 1909, p. 62. — Nesidiocoris Kirk., Trans. Ent. Soc. London, 1902, p. 247. Der Kórper ist gestreckt und schmal, halb abstehend behaart, oben mehr oder weniger glänzend. Der Kopf ist klein, zur Spitze etwas vorgezogen, von oben gesehen meistens kür- zer als breit, hinter den Augen kurz halsfórmig verengt. Die Stirn ist ungerandet oder sehr erloschen gerandet, ungefurcht, vorne gewólbt. Der Clypeus hervorspringend, vou den Seiten zusammengedrückt, die Wangen ganz klein, die Kehle ziemlich lang, wenig geneigt, der Gesichtswinkel etwa recht. Die Augen sind gross, vom Vorderrande des Halsschildes deut- lich entfernt, hervorspringend, vorne leicht ausgeschweift, kurz abstehend behaart. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittelhüften, das erste Glied wenig die Kopfbasis über- ragend. Die Fühler sind fast in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz und wenig abstehend behaart, das kurze erste Glied etwas verdickt, das zweite viel länger und etwas dünner als das erste, zur Spitze nicht verdickt, das dritte nicht oder wenig kürzer als das zweite. Der Halsschild selten etwas breiter als lang, glatt, der Basalrand mehr oder weniger ausgeschweift, die Scheibe flach gewólbt und wenig geneigt. Die Calli hervortretend, hinten durch eine mehr oder weniger hervortretende Querfurche, die die Seiten des Halsschildes nicht erreicht, begrenzt, die scharfe Apicalstrietur breit. Das Schildchen ist flach, die Hemie- lytren immer länger als der Hinterkörper, mehr oder weniger durchsichtig, die grosse Mem- branzelle mit leicht abgerundeter apicaler Innenecke. Die Beine ziemlich lang, die Schienen bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse viel länger als das erste. Die Klauen sind sehr kurz, wenig gebogen mit zu denselben genáherten und an der Basis mit denselben verwach- senen Arolien. N:o 3. 3 18 B. Poppius. Die Gattung ist sehr nahe mit Cyrtopeltis FreB. verwandt und hauptsächlich von der letztgenannten durch die sehr kurzen Klauen verschieden. Typus: E. geniculatus Reur. Übersicht der Arten. 1. (6). Das zweite Fühlerglied schwarz, nur die äusserste Spitze hell. Das zweite Fühlerglied deutlich länger als das dritte. Der Halsschild deutlich kürzer als am Basalrande breit. t2 EN C9 volucer (KIRK.). 3. (2). Das zweite Fühlerglied ebenso lang als das dritte. Der Halsschild ebenso lang oder kaum kürzer als am Basalrande breit. 4. (5) Die zwei vorletzten Fühlerglieder kürzer, das zweite etwas mehr als dreimal länger als das erste, der Halsschild am Basalrande tief ausgeschnitten. persimilis (Porr.). (4. Die zwei vorletzten Fühlerglieder länger, das zweite viermal länger als das erste, der Basalrand des Halsschildes seicht ausgeschweift. Qt kristenseni n. sp. 6. (1) Das zweite Fühlerglied mehr oder weniger ausgedehnt hell gefärbt. 7. (10). Das zweite Fühlerglied dreimal lànger als das erste. 8. (9) Das zweite Fühlerglied an der Basis sehr schmal schwarz. Die Commissur des Coriums nicht verdunkelt. macfiei n. sp. 9. (8). Das zweite Fühlerghed an der Basis ziemlich breit schwarz. Die Commissur des Coriums verdunkelt. pallens n. sp. 10. (7). Das zweite Fühlerglied nur 21/, mal länger als das erste. Die Spitze des Schild- chens schwarz. scutellaris n. sp. Engytatus volucer (Kırk.). Nesidiocoris id. Kırk., Trans. Ent. Soc. London, 1902, p. 247, sec. spec. typ. Gestreckt und schmal, glänzend, kurz, halb abstehend behaart. Der Kopf gelb, der Clypeus zur Spitze braun, der Halsschild und das Schildchen an der Basis bráunlich gelbrot, die Apicalstrietur des erstgenannten etwas heller, hinten sehr schmal sowie die Längsfurche zwischen den Calli und die Basalecken sehr schmal braun, die übrigen Teile des Schildchens gelblich, eine breite Längsbinde in der Mitte und die Spitze breit braun, die Hemielytren ein- farbig graugelb '), die Membran graugelb mit braunen Venen, die Brüste gelbrot, die Unter- seite des Hinterkórpers bráunlich mit hellerer Basis, die zwei ersten Fühlerglieder schwarz- braun, die innerste Basis und die äusserste Spitze des ersten Gliedes und die äusserste Spitze des zweiten gelb, das dritte braungelb (das letzte mutiliert), das Rostrum gelb mit verdun- kelter Spitze, die Beine gelb, die Hüften und die Basis der Schenkel heller, die Basis der Hinterschienen schwarz, die Füsse zur Spitze; braun. ^ KIRKALDY beschreibt 1. c. dieselben als einfarbig. Beim mir vorliegenden Typus-Exemplar ist die Spitze des Coriums und der Cunens mutiliert. Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 19 Der Kopf stark geneigt, von oben gesehen breiter als lang, die Stirn gewölbt, an der Basis sehr erloschen gerandet, beim 9 etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Die Augen glatt, deutlich vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, gleich hinter der Kopt- mitte gelegen. Der Clypeus hervortretend und von der Stirn deutlich abgesetzt. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied etwas verdickt, innen mit zwei dunklen Borstenhaaren, etwas kürzer als der Vorderrand des Halsschildes breit, das zweite zur Spitze nicht verdickt, kaum mehr als dreimal lànger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit, mässig tief ausgeschweift, etwas mehr als doppelt breiter als der Vorderrand. Die Seiten sind seicht ausgeschweift, die Scheibe flach gewölbt, wenig stark geneigt, die Calli gewölbt, hinter denselben eine wenig scharfe Querfurche, die die Seiten des Halsschildes nicht erreicht, die Calli durch eine feine Längsfurche von einander getrennt. Die scharf abgesetzte Apicalstrictur etwas schmäler als das zweite Fühlerglied dick. Die Hemielytren ziemlich die Hinterkórper- spitze überragend, die grosse Membranzelle mit ganz leicht gerundeter, innerer Apicalecke. Die Schienen schwarz bedornt, die Füsse wie bei E. persimilis gebaut. — Long. 4, lat. 1 mm. Von E. persimilis m. durch die Farbe, durch den Bau der Fühler und durch den kür- zeren und breiteren, an der Basis seichter ausgeschweiften Halsschild, dessen Apicalstrietur etwas schmäler ist, zu unterscheiden. Ins. Réunion: St. Denis!, 1 9. Engytatus persimilis (Popp.). Dieyphus id. Porr. in SzósrEpr's Kilim.— Meru—Exp., 12, Hem., 1910, p. 52. Gestreckt und schmal, parallelseitig, glänzend, oben kurz, halb abstehend hell behaart. Graubraun—gelbgrau—gelb, die Stirn in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt, zuweilen ganz erloschen, der Clypeus, zuweilen die Seiten und ein Längsfleck in der Mitte auf dem Halsschilde, ein Längsfleck in der Mitte oder nur die Spitze des Schildchens, die äussere Hälfte des Apicalrandes auf dem Corium und die Spitze des Cuneus schwarz—schwarzgrau, zuweilen auch der Clavus mehr oder weniger, selten auch der Hinterkórper unten verdunkelt, die Fühler schwarzbraun— schwarz, die innerste Basis und die äusserste Spitze des ersten Gliedes, die äusserste Spitze des zweiten!) und die Basis des dritten gelb, das dritte sonst braun— braunschwarz, die Beine gelb, die Basis der Hinterschienen und die Spitze des letzten Fussgliedes schwarz, das Rostrum gelb mit verdunkelter Spitze, die Membran gelbgrau, die Venen braunschwarz. Der Kopf ist von oben gesehen breiter als lang, stark geneigt, die Stirn gewólbt, kaum schmäler (5) oder etwas breiter (9) als der Durchmesser des Auges. Der Clypeus hervortre- tend und von der Stirn deutlich abgesetzt. Die Augen glatt, deutlich vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, gleich hinter der Kopfmitte gelegen. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Die Fühler sind kurz anliegend behaart, das erste Glied etwas verdickt, innen mit zwei kurzen, dunklen Borstenhaaren, etwas kürzer als der Apicalrand des Halsschildes breit, das zweite zur Spitze nicht verdickt, etwas mehr als dreimal länger als das erste, etwa ebenso lang als das dritte, das letzte etwa ebenso lang als das erste. Der Halsschild ist etwa ebenso lang als breit, der Basalrand ziemlich tief, breit ausgeschnitten, etwa doppelt breiter als der Vorderrand. Die ! [n meiner Beschreibung |. c. hatte ich die Farbe dieses Gliedes unrichtig beschrieben. N:o 3. 20 B. Porrrvs. Seiten sind sehr seicht ausgeschweift. Die Scheibe flach gewólbt, mässig geneigt, die Calli ziemlich gewólbt, durch eine ganz seichte Längsfurche von einander getrennt, hinten durch eine wenig tiefe, zuweilen ganz erloschene Querfurche, die die Seiten des Halsschildes nicht erreicht, getrennt, die scharf abgesetzte Apicalstrietur etwa ebenso breit als das zweite Fühler- glied dick. Die Hemielytren sind viel, beim © jedoch mehr als beim 2, länger als der Hin- terkórper, die grosse Membranzelle mit ganz leicht abgerundeter apicaler Innenecke. Die ziemlich langen Beine sind kurz behaart, die Schienen schwarz bedornt, die Füsse dünn und lang, das zweite Glied deutlich lànger als das dritte. Die Klauen sind seicht gebogen, sehr kurz, die Arolien fast ebenso lang als dieselben. Beim % das letzte Ventralsegment links mit einem langen, schmalen Zahn, der nach unten und rechts in einem breiten Bogen verläuft, das Segment rechts unbewehrt. — Long. 4.5—5, lat. 1—1.3 mm. Ist sehr nahe mit E. macfiei m. verwandt, unterscheidet sich aber durch andere Farbe der Fühler, durch längeres Rostrum, durch längere und dickere Fühler und durch grössere und mehr hervorspringende Augen. — Vom ebenfalls sehr nahe verwandten E. volucer (KrRk.) durch die Farbe der Hemielytren und besonders durch den längeren und schmäleren, an der Basis tiefer ausgeschnittenen Halsschild verschieden. Kilimandjaro: Kibonoto!, in der Kulturzone, VIII, X. 1905, D:r Y. Ssösrepr (Mus. Holm. et Helsingf.); Langenburg!, 24. XI. 1899, D:r FÖLLEBORN; Br. Ost-Afrika: Kibwezi!, XI. 1905, 12. IV. 1906, ScHEFFLER; Togo: Bismarcksburg!, 17. XI. 1892, Conkapr (Mus. Berol. et Hel- singf.); Is. Capo Verde: S. Thiago, Orgáos Grandes!, L. Fra (Mus. Genov.). Engytatus kristenseni n. sp. Sehr gestreckt, fast parallelseitig, glänzend, kurz, etwas abstehend behaart. Der Kopf gelb, die Stirn in der Mitte mit einer braungelben Längslinie, die Augen und der Clypeus schwarz, der Halsschild gelbgrau, die Calli und die Seiten gelbbraun, eine feine Längslinie in der Mitte, die Apicalstrietur hinten und die Basalecken, beide sehr schmal, braun, das Schildehen gelb, an der Basis breit braungelb, in der Mitte mit einer breiten Längsbinde und die Spitze braun, die Hemielytren durchsichtig graugelb, der Clavus zur Spitze, die Commis- sur und der Apicalrand innen etwas verdunkelt, die äussere Apicalecke des Coriums und die Spitze des Cuneus schwarzbraun, die Membran rauchbraun mit braunen Venen, die Unterseite gelb, die Mittelbrust, die Seiten der Vorder- und der Hinterbrust sowie die Seiten des Hin- terkórpers unten braun, die Mesopleuren rotbraun, das Rostrum gelb mit breit verdunkelter Spitze, die Fühler schwarz, die Spitze des ersten und des zweiten Gliedes sehr schmal gelb, die Basis des dritten braungelb, die Beine gelb, die Basis aller Schienen schwarz, die Spitze derselben leicht verdunkelt, die Füsse braunschwarz mit heller Basis. Der Kopf mässig geneigt, von oben gesehen nur unbedeutend breiter als lang, von der Seite gesehen kaum länger als an der Basis hoch. Die Stirn ist gewölbt, beim c^ schmäler als der Durchmesser des Auges. Der Clypeus ist ziemlich stark hervortretend, von der Stirn ziemlich tief getrennt. Die fein behaarten Augen sind etwas hinter der Kopfmitte gelegen und sind vom Vorderrande des Halsschildes deutlich entfernt. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes über- ragend. Das etwas verdickte erste Fühlerglied mit einigen dunklen Borstenhaaren, etwas kürzer als der Vorderrand des Halsschildes breit, die zwei folgenden lang, das zweite zur Spitze nicht verdickt, viermal länger als das erste, ebenso lang als das dritte (das letzte mu- tiliert). Der Halsschild ist kaum kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte ganz seicht ausgeschweift, fast mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten sehr seicht aus- geschweift. Die Scheibe ist flach gewölbt, wenig geneigt, die Calli gewölbt, von einander Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 21 durch eine feine Längsfurche getrennt, die Scheibe hinter denselben ziemlich fein quer geturcht, die Querfurche nicht die Seiten des Halsschildes erreichend. Die scharf abgesetzte Apical- strietur etwa ebenso breit als das erste Fühlerglied dick. Die Hemielytren bedeutend die Hinterkórperspitze überragend, die grosse Membranzelle mit leicht abgerundeter apicaler Innenecke. Die Beine etwas abstehend behaart, die Schenkel unten mit abstehenden Borsten- haaren, die Schienen schwarz bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse sehr lang, doppelt länger als das letzte, die Klauen wie bei persimilis gebaut. Beim c? an der linken Seite des letzten Ventralsegments ein langer und schmaler Zahn, der erst nach unten verläuft und dann sich sehr stark biegt und gerade nach oben gerichtet ist. Rechts desselben Segments ein kurzer, breiterer, gerader, nach oben gerichteter Zahn. — Long. 5, lat. 1 mm. Sehr nahe mit E. persimilis m. verwandt, die Farbe ist etwas anders, die zwel vorletzten Fühlerglieder sind lànger, der Halsschild ist etwas breiter und kürzer, nach vorne mehr verengt mit seicht ausgeschweiftem Basalrande, das zweite Fussglied ist länger, das letzte Ventralsegment beim c^ anders gebaut. Erythrea: Gumer!, KRISTENSEN, 1 © (Mus. Stett.). Engytatus macfiei n. sp. Glänzend, kurz und anliegend hell behaart, grün, der Kopf vorne in der Mitte gelbbraun, der Halsschild zur Basis graugrün, das Schildchen graugelb, zur Spitze etwas verdunkelt, die Hemielytren durchsichtig rauchgrau, auf dem Corium die apicale Aussenecke und die Com- missur, beide schmal, die äusserste Cuneusspitze und die Venen der Membran schwarzbraun, die Fühler schwarz, das zweite und das dritte Glied gelb, die Spitze derselben sowie die Basis des zweiten sehr schmal schwarz, die Beine graugrün, die Basis der Hinterschienen sehr schmal und die Füsse zur Spitze schwarzbraun. Der Kopf leicht geneigt, von oben gesehen etwas länger als breit, die Stirn beim © etwas schmäler als der Durchmesser des Auges, leicht gewólbt, vorne ganz leicht aufgetrieben, die Augen gross, mässig hervorspringend, ganz fein granuliert. Der Clypeus von der Stirn deutlich getrennt. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Das erste Fühlerglied ist mässig verdickt, kurz, etwas die Kopfspitze überragend, nur wenig länger als die Augen von der Seite gesehen breit, das zweite etwa dreimal lànger als das erste, kaum lànger als das dritte, das etwa doppelt lànger als das letzte ist. Der Basalrand des Halsschildes breit ausgeschnitten, wenig breiter als die Scheibe lang, mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. Die Hinterecken leicht abgerun- det, die Seiten fast gerade, die Scheibe leicht gewólbt und geneigt, erloschen punktuliert, die Calli flach gewölbt, breit, in der Mitte durch einen Längseindruck von einander getrennt, die Apicalstrictur etwa ebenso breit als das erste Fühlerglied dick. Das Schildchen flach. Die Hemielytren dunkel behaart. Die Schienen mit ziemlich langen, schwarzen Dórnchen bewehrt, die Füsse dünn und lang, die Klauen ganz kurz, leicht gebogen. — Long. 4, lat. 1 mm. Nahe mit E. tenuis Reur. verwandt, von derselben durch deutlich längere Fühler, grós- seren Kopf mit viel grósseren Augen, durch längeren Halsschild, dessen Basalrand tiefer aus- geschnitten ist, zu unterscheiden. N. Nigeria: Zungeru, 22. XI. 1910, D: J. W. S. Macrt, 1 c (Ent. Res. Comm, Trop. Afr.). Engytatus (?) pallens n. sp. Gestreckt und schmal, glänzend, halb abstehend kurz behaart. Der Kopf und der Hals- schild pelbweiss, die Stirn an der Basis und ausserdem vorne jederseits mit feinen, parallel verlaufenden, nach innen convergierenden Streifen braun, der Clypeus braunschwarz, die Calli N:o 3. 22 B. Poppius. auf dem Halsschilde etwas dunkler als die Scheibe, das Schildchen gelb mit dunkler Längs- binde in der Mitte, die Hemielytren gelbgrau, der Clavus zur Spitze und das Corium an der Commissur etwas verdunkelt, die apicale Aussenecke des letztgenannten und die Spitze des Cuneus dunkelbraun, die Membran graugelb mit bräunlichen Venen, die Unterseite gelb, die Seiten der Brüste z. T. und der Hinterkórper zur Spitze dunkler, das Rostrum gelb mit dunkler Spitze, die Fühler gelbbraun, das erste Glied und die Basis des zweiten schwarz- braun, die innerste Basis und die áusserste Spitze des ersten gelb, die Spitze des zweiten verdunkelt, die zwei letzten schwarzbraun, das basale Drittel des dritten, ein Ring gleich hinter der Basis ausgenommen, gelbbraun (die Beine mutiliert). Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, von oben gesehen etwas breiter als lang, die Stirn vor der Basis sehr fein, erloschen gerandet, gewólbt, beim 9 etwa ebenso breit als der Durch- messer des Auges. Der Clypeus ist hervortretend, von der Stirn deutlich abgesetzt. Die Augen glatt, gleich hinter der Kopfmitte gelegen, deutlich vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, kurz behaart. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas verdickt, den Vorderrand des Halsschildes kaum überragend. Die Fühler sind kurz, etwas abstehend behaart, das erste Glied etwas verdickt, deutlich kürzer als der Halsschild am Vorderrande breit, innen mit einigen abstehenden, dunklen Borstenhaaren, das zweite nicht zur Spitze verdickt, kaum mehr als dreimal lünger als das erste, das dritte etwas kürzer als das zweite (das letzte mutiliert). Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basal- rande breit, der letztgenannte breit, wenig tief ausgerandet, etwas mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. Die Seiten sind fast gerade, die Scheibe flach gewólbt und wenig geneigt, am Hinterrande der Calli wenig tief quer gefurcht, die Furche nicht die Seiten erreichend, die Calli gewólbt, die Apicalstrietur scharf, etwa ebenso breit als das zweite Fühlerglied dick. Die Hemielytren bedeutend die Hinterkórperspitze überragend (9), die grosse Membranzelle an der inneren Apicalecke nicht abgerundet. — Long. 4., lat. 1 mm. Obgleich die Beine mutiliert sind und der Klauenbau daher nicht zu sehen ist, erinnert die Art jedoch sehr an einigen äthiopischen Arten dieser Gattung, woher sie wohl sicher hierher gehórt. Deutsch Ost-Afrika: Bulongua!, 27—28. IX. 1899, D.r FürLEBoRN, 1 2 (Mus. Berol). Engyfatus (?) scutellaris n. sp. . Gestreckt, ziemlich glänzend, kurz, etwas abstehend behaart. Gelb mit schwach grün- lichem Anfluge, die Hemielytren durchsichtig gelb, die Commissur des Coriums schmal braun, die Spitze des Clypeus und des Schildchens, ein Fleck innerhalb der apicalen Aussenecke auf dem Corium, die Spitze des Cuneus, ein breiter Ring in der Mitte des ersten Fühlergliedes, die Basis und ein breiter Ring ganz vor der Spitze des zweiten und die Spitze des Rostrums braunschwarz, die zwei letzten Fühlerglieder braungelb, die Basis des dritten schmal hellgelb, die Membran gelbgrau mit braunen, zur Basis hellen Venen (die Beine mutiliert). Der Kopf ist geneigt, von oben gesehen kaum breiter als lang, die Stirn vorne gewölbt, beim 9 etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Der Clypeus ist hervortretend, von der Stirn tief abgesetzt. Die Augen sind mässig gross, sehr kurz behaart, gleich hinter der Kopfmitte gelegen, ziemlich weit vom Vorderrande des Halsschildes gelegen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Das etwas verdickte, innen mit einigen abstehenden, dunklen Borstenhaaren besetzte, kurze erste Fühlerglied ist fast um die Hälfte kürzer als der Vorderrand des Halsschildes, das zweite zur Spitze kaum verdickt, etwa 2 !/, mal länger als das erste, das dritte ebenso lang als das zweite, das letzte ebenso lang als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 23 am Basalrande breit, der letztgenannte breit und wenig tief ausgeschweift, etwa doppelt brei- ter als der Vorderrand. Die Seiten sind fast gerade, die Scheibe flach gewólbt und wenig geneigt, hinter den Calli, die ziemlich gewölbt sind, quer eingedrückt, der Eindruck die Seiten nicht erreichend. Die Calli von einander durch eine Längsfurche getrennt, die Apicalstrictur scharf abgesetzt, fast ebenso breit als das zweite Fühlerglied dick. Die Hemielytren beim 9 weit die Hinterkórperspitze überragend, die grosse Membranzelle an der inneren Apicalecke nicht abgerundet. — Long. 3.5, lat. 1 mm. Auch beim einzigen Exemplare dieser Art sind die Beine mutiliert, woher es etwas un- sicher ist, ob sie zur Gattung Engytatus gehört oder zu Cyrtopeltis Kres. zu führen ist. Nyassa-Geb.: Langenburg!, 24. XI. 1899, D:r FÖLLEBORN, 1 © (Mus. Berol). Macrolophidea n. sen. Der Körper lang und schmal, etwas glänzend, ziemlich lang, halb abstehend weiss be- haart, glatt. Der Kopf ist ganz leicht geneigt, von oben gesehen deutlich länger als breit, von der Seite gesehen länger als an der Basis hoch, hinter den Augen lang halsfórmig ver- làngert, nicht aber verengt, sondern im Gegenteil etwas erweitert. Die Stirn ganz seicht gewölbt, vorne stark geneigt, fast vertical hinter den Augen quer eingedrückt. Die fein granulierten Augen sind ganz klein, in der Kopfmitte weit vom Vorderrande des Halsschil- des gelegen, von der Seite gesehen breit eifórmig, wenig nach unten vorgezogen, vorne gerun- det, wenig hervorspringend. Der Clypeus ist kräftig hervortretend, vertical, oben gewölbt, von der Stirn scharf abgesetzt, mit einigen abstehenden Haaren. Die Lorae sind schmal, die Wangen sind hoch, die Kehle ziemlich lang, ganz leicht geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum ist lang, ziemlich viel die Spitze der Hinterhüften überragend, halb abstehend behaart, das erste Glied etwas verdickt, die Kopfbasis kaum überragend. Die Fühler sind ziemlich vor den Augen eingelenkt, halb abstehend hell behaart, lang, besonders beim ©, das erste Glied ziemlich lang, etwas verdickt, gleich hinter der Basis am dicksten, das zweite dünner uud viel länger als das erste, beim c^ auffallend länger als beim ©, die Spitze ganz leicht verdickt, die zwei letzten Glieder etwas dünner als das zweite, beim © und beim 9 gleich lang, das dritte kürzer als das zweite, das letzte etwas länger als das erste. Der Hals- schild ebenso lang (f. brach.) oder ein wenig kürzer (f. macr.) als breit, nach vorne mässig, bei der f. macr. mehr als bei der f. brach., verengt, der Basalrand ziemlich tief, breit aus- geschweift. Die Seiten sind fast gerade, die Scheibe ist flach und kaum geneigt, am Hinter- rande der Calli wenig tief, quer eingedrückt, innerhalb der Seiten hinter den Calli jederseits mit einem Längseindruck. Die Calli sind gross, flach gewólbt, die Apicalstrictur sehr breit. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis. Die Hemielytren erstrecken sich weit über die Spitze des Hinterkórpers (f. macr.) oder nur bis zur Spitze des 6:ten Dorsalsegments (f. brach.), an den Seiten ganz leicht gerundet, bei der f. brach. ist die Membran ganz kurz, die Cuneus- spitze nicht überragend, bei der f. macr. ist dieselbe gut ausgebildet, die grosse Membranzelle mit rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Die Orificien des Metastethiums sind klein, gerade. Die Beine wenig abstehend, hell behaart, die Schienen kurz und fein hell bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse kurz, das zweite deutlich lànger als das letzte. Die Klauen sind kurz und fein, mässig gebogen, die Arolien frei, mit den Klauen parallel verlaufend und fast die Spitze derselben erreichend. Nahe mit Macrolophus FrEB. verwandt, unterscheidet sich aber durch die kleinen, wenig hervorspringenden Augen, die anders gebaut sind, durch den Bau des Halsschildes, durch die unbezahnten Klauen sowie durch den Dimorphismus der Ausbildung der Hemielytren. Typus: M. longicorne n. sp. N:o 3. 24 B. Popprus. Macrolophidea longicorne n. sp. Gelbgrün, die Fühler, das Rostrum und die Beine hellgelb, die Augen, ein schmaler Làngsstrich jederseits hinter den Augen auf dem Kopfe und die Spitze des Rostrums schwarz- braun, die Spitze der Klauenglieder und beim c^ das erste Fühlerglied an der Basis und an der Spitze braun. Die Stirn ist mehr wie viermal breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied etwas kürzer als der Kopf von oben gesehen, das zweite 21/, (9) — mehr wie dreimal (c) länger als das erste, das dritte etwa doppelt länger als das letzte. Der Basalrand des Halsschildes 1/, (f. brach ) — doppelt (f. macr.) breiter als der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 0.5 mm. Nyassa-Geb.!, 24. V. 1899, sowohl macroptere wie brachyptere Männchen, nur aber bra- chyptere Weibchen, D:r FULLEBORN (Mus. Berol. et Helsingf.). Cychrocapsus n. ven. Der Körper ist gedrungen, unbehaart, stark glänzend, oben kräftig punktiert. Der Kopf “klein, horizontal, von oben gesehen deutlich länger als breit, von der Seite gesehen viel làn- ger als hoch, hinter den Augen lang halsförmig vorgezogen, vorne vorgezogen und zugespitzt. Die Stirn flach, hinter den Augen mit einer erloschenen Querfurche, sehr fein der Länge nach gefurcht. Die Augen sind in der Kopfmitte, weit vom Vorderrande des Halsschildes gelegen, gross und hervorspringend, ganz fein granuliert, nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist sehr stark hervortretend, von den Seiten zusammengedrückt, an der Basis kräftig gewölbt, zur Spitze vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt. Die Lorae sind ziemlich schmal, unten wenig scharf abgesetzt, die Wan- gen ganz klein, die Kehle sehr lang, vorne etwas geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum überragt kaum die Spitze der Vorderhüften, das erste Glied kurz, die Mitte der Augen nicht erreichend, etwas verdickt. Die Fühler gleich unterhalb der Kopfmitte eingelenkt, das erste Glied kurz, etwas die Kopfspitze überragend, wenig stark verdickt, mit einigen halb abstehenden, kurzen Borstenhaaren besetzt, glänzend (die drei letzten Glieder mutiliert). Der Halsschild ist breiter als lang, zur Spitze sehr kräftig verengt mit geraden, wenig scharf gekanteten Seiten, der Basalrand ist breit gerundet, die Hinterecken abgerundet. Die Scheibe ist ziemlich stark gewölbt, mässig geneigt, jederseits innerhalb der Hinterecken etwas ab- geflacht, kräftig und ziemlich dicht punktiert. Die Calli sind glänzend glatt, ziemlich gross, zusammenfliessend, bis zu den Seiten des Halsschildes sich erstreckend, hinten durch eine Querfurchung in der Mitte von der Scheibe abgesetzt. Die Apicalstrictur ist breit und scharf, ganz erloschen quer gestreift. Das Schildchen ist flach mit ganz bedeckter Basis, etwas run- zelig, ebenso stark als der Halsschild punktiert. Die Hemielytren beim 9 ziemlich weit die Hinterkörperspitze überragend, die Seiten etwas gerundet, der Clavus etwas dachförmig, wie das Corium innen ebenso stark wie der Halsschild punktiert, die Punktur des Coriums nach aussen zur Spitze fein und weitläufig, der Cuneus und die Membran geneigt, der erstgenannte etwas länger als breit, abgeflacht, sehr weitläufig und fein punktuliert, die grosse Membran- zelle kurz und breit, zur Spitze innen breit und gleichförmig gerundet, die kleine Membran- zelle etwas erloschen. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Propleuren sind wie die Scheibe des Halsschildes punktiert, die Mesopleuren fein gestreift. Die Orificien des Metastethiums sind gross, ohrenförmig, mit grosser, hoch gekanteter Spalte. Der Hinterkörper unten halb abstehend behaart, die Legescheide des ? lang, nach vorne über die Mitte des Hinterkórpers sich erstreckend. Die Beine sind ziemlich kurz, die Schenkel hinten mit langen, abstehenden, Tom. XLIV. — — "9 darum oss BA TESEN ee ee Dee MEE Lo | : “ OL Die Miriden der äthiopischen Region. 2 vorne zur Spitze mit kürzeren, halb abstehenden Haaren, die Schienen halb abstehend behaart, mit ziemlich langen, feinen, braunen Dörnchen bewehrt. Das erste Glied der Hinterfüsse länger als das zweite, das ein wenig kürzer als das letzte ist. Die Klauen ziemlich lang, fein, gebogen, die Arolien breit, an der Basis mit den Klauen verwachsen und bis zur Mitte der- selben sich erstreckend. Die eigentümliche Gattung ist zu Stethoconus FrkB. u. a. zu stellen, eine Gruppe, die in der australischen und in der neotropischen Region durch zahlreiche, noch unbeschriebene, sehr variable Gattungen vertreten ist. Typus: C. alluaudi n. sp. Cychrocapsus alluaudi n. sp. Schwarz, der Kopf, die Apicalstrictur des Halsschildes, die Seiten des Coriums, der Cuneus, die Unterseite, das Rostrum, das erste Fühlerglied und die Beine dunkelbraun, der Apicalrand des Coriums aussen sehr schmal gelbbraun, die Basis und die Spitze des Rostrums braunschwarz, die Schienen und die Füsse gelbbraun, die Basis der erstgenannten und die Spitze der letzteren braun, die Membran glasartig, gelblich, zur Basis etwas dunkler, die Venen schwarzbraun. Die Stirn beim 9 etwa !/, schmäler als der Durchmesser des Auges. Der Basalrand des Halsschildes fast mehr als viermal breiter als der Vorderrand. — Long. 5, lat. 2 mm. Madagaskar: Wald Tanala, Reg. Ranomafana, zwischen Savondro und Andranomafana!, IIT. 1901, CH. Arrvuaun, 1 9 (Mus. Paris). Hildebrandtiella n. gen. Der Körper ist gestreckt eifórmig, oben glänzend, unbehaart. Der Kopf ist wenig geneigt, hinten nicht halsförmig verengt, von vorne gesehen etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen kaum länger als an der Basis hoch. Die Stirn ist etwas gewölbt, ungeran- det und ungefurcht. Die Augen sind gross und hervorspringend, glatt, den Vorderrand des Halsschildes berührend, nach unten fast bis auf die Kehle sich erstreckend. Der Clypeus ist stark hervortretend, von der Stirn abgesetzt, von der Seite gesehen gerundet geneigt, die Wangen sind klein, die Kehle mässig lang, horizontal, der Gesichtswinkel etwa recht. Das Rostrum ist einzeln abstehend behaart und erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied wenig verdickt, die Kopfbasis nicht überragend. Die Fühler sind gleich unter- halb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, halb abstehend, die zwei letzten Glieder etwas mehr abstehend behaart, das erste Glied ist mässig verdickt, die Clypeusspitze ziemlich überragend, das zweite viel länger als das erste, zur Spitze verdickt und hier ebenso dick als das erste, die zwei letzten ganz dünn, zusammen fast um die Hälfte kürzer als das zweite, das letzte etwas kürzer als das dritte. Der Halsschild ist breiter als lang, zur Spitze kräftig verengt mit fast geraden Seiten, der Basalrand breit gerundet. Die Scheibe ist ziemlich gewölbt und geneigt, ziemlich stark, aber weitläufig punktiert, die Calli klein, scharf abgesetzt, flach gewólbt, ganz zusammenfliessend, die Apicalstrictur scharf abgesetzt, ziemlich schmal. Das Schildchen ist etwa ebenso lang als breit mit bedeckter Basis, vollkommen glatt und etwas gewölbt. Die Hemielytren viel die Hinterkörperspitze überragend (2), der Clavus und das Corium wie der Halsschild punktiert, die Punktur des Coriums nach aussen zu und zur Spitze feiner und weitlàufiger, das Embolium etwa bis zur Mitte des Coriums erweitert und N:o 3. 4 26 B. Porrivs. abgeflacht. Der Cuneus etwas länger als breit. Die zweizellige Membran der Länge nach gerunzelt, die grosse Membranzelle kurz und ziemlich breit mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind gross und breit mit sehr breiter, gekanteter Spalte. Die Beine sind ziemlich kurz, halb abstehend kurz behaart, die Schenkel hinten mit einzelnen, langen, abstehenden Haaren, die Schienen fein hell bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse kürzer als das zweite, etwa ebenso lang als das zur Spitze nicht erweiterte letzte. Die Klauen sind kräftig gebogen. ziemlich klein, die Arolien sind breit und erstrecken sich etwa bis zur Mitte der Klauen, mit denen sie ganz verwachsen sind. Durch den Bau des Kopfes, der Fühler. und der Füsse, durch das lange Rostrum und durch das unpunktierte Schildchen leicht zu unterscheiden. Typus: H. scutellaris n. sp. Hildebrandtiella scutellaris n. sp. Rot, das Schildchen gelb mit einem grossen, runden, schwarzen Discalflecke, die Mem- bran gelb, die Basalhälfte rauchbraun, die Venen braun, zur Spitze braunrot, die Mittelbrust jederseits in der Mitte schwarz, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des erstgenannten und dieselbe der Füsse braunschwarz, das erste Fühlerglied, die Schenkel zur Spitze breit, die Basis und zwei wenig scharfe Ringe auf den Schienen vor der Mitte rot, die verdickte Spitze des zweiten Fühlergliedes schwarz, die zwei letzten Glieder braunschwarz, die Basis des dritten gelb. Die Stirn beim 2 etwa !/, breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied etwa ebenso lang als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite etwas mehr als 21/, mal länger. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal so breit als der Vorderrand. — Long. 5, lat. 2 mm. Südost-Madagaskar!, ohne nähere Angaben, HILDEBRANDT, 1 ? (Mus. Berol.) Lasiolabops n. gen. Der Kórper gedrungen und ziemlich breit, oben wenig glänzend, sehr «dicht, anliegend, etwas filzartig gelbgrau behaart, unpunktiert. Der Kopf ist fast vertical, von vorne gesehen deutlich breiter als lang, von der Seite gesehen kürzer als an der Basis hoch, die Stirn geran-, det. Die Augen sind gross, sehr stark hervorspringend, etwas nach hinten gerichtet, glatt. Das Rostrum erreicht nicht ganz die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied erstreckt sich bis zur Basis der Vorderhüften. Die Fühler sind an der Spitze des Augenvorderrandes ein- gelenkt, das erste Glied kräftig verdickt, an der Basis dünn, dicht und anliegond behaart, die Clypeusspitze etwas überragend, das zweite zur Spitze nicht verdickt, viel dünner und länger als das erste, das dritte dünn, etwas länger als das erste (das letzte mutiliert). Der Clypeus ist mässig stark hervortretend, leicht nach hinten gebogen, von der Stirn undeutlich abge- setzt, ganz schmal, die Wangen sind ziemlich hoch, die Kehle ist kurz, geneigt, der Gesichts- winkel recht. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne stark verengt, die Seiten ganz seicht gerundet, der Basalrand in der Mitte ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewölbt, mässig geneigt, dicht und ganz fein gerunzelt, die Calli undeutlich, die Apicalstrietur schmal, an den Seiten von den Augen etwas bedeckt. Das Schildchen ist ‘etwas länger als breit, flach, die Basis bedeckt, die Scheibe feiner und dichter gerunzelt als der Halsschild. Die Hemielytren beim © mässig lang die Hinterkörperspitze überragend, nach hinten zu etwas Tom. XLIV. sánh de ct apio dn amp [8%] - Die Miriden der äthiopischen Region. erweitert, weitläufig und sehr fein gerunzelt, die Membran zweizellig, die grosse Zelle mit sehr breit gerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich klein, die Spalte kurz, gebogen, hoch gekantet. Die Beine sind kurz, die Schenkel anliegend, schuppenfórmig behaart, hinten kurz braun bedornt, die Hinterschenkel nieht verdickt, die Schienen ziemlich kurz, dunkel bedornt. Das erste Fuss- glied ist kürzer als das zweite, das etwas länger als das letzte ist, die Klauen ziemlich kurz, zur Spitze gebogen, die Arolien mässig breit, bis über die Mitte der Klauen sich erstreckend und mit denselben ganz verwachsen. Diese eigentümliche Gattung erinnert habituell an die Zabops-ähnlichen Gattungen, gehórt aber ohne Zweifel zu den Macrolopharien, unter denen sie eine ziemlich isolierte Stellung einnimmt. Typus: Z. obseurus n. sp. Lasiolabops obscurus n. sp. Schwarz, auf der Stirn ein Fleck jederseits innerhalb der Augen und der Kopf vorne an den Seiten, die Basis, der Aussen- und der Apicalrand auf dem Corium schmal und der Hin- terrand der Mittelbrust jederseits gelbbraun, die Membran glasartig durchsichtig, die Venen gelb, schwarz umsäumt, die kleine Zelle hinter der Cuneusspitze und einige Längsstriche schwarz, die Beine braungelb, Flecke auf den Schenkeln, die Basis und die Spitze der Schie- nen, die Füsse und das Rostrum braunschwarz, die zwei ersten Fühlerglieder schwarz, das dritte hellgelb, die Apicalhálfte braunsch warz. Die Stirn beim 9 etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal so lang wie das erste, länger als der Basalrand des Halsschildes breit. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit. der letztgenannte etwas mehr wie doppelt so breit wie der Vorderrand. — Long. 6, lat. 2.5 mm. Togo: Bismarcksbure!, 28. V —12. VI. 1893, L. Coxrapr, 1 9 (Mus. Berol.) Div. Systellonotaria Reur. Der Halsschild mit einer deutlichen Apicalstrictur, die zuweilen bei ameisenähnlichen, brachypteren Weibchen in der Mitte erloschen sein kann. Die Hinterflügelzelle mit oder ohne Hamus. Die Beine meistens lang und fein. Die Klauen meistens ohne Arolien, selten sind die letztgenannten deutlich und sind dann kurz und mit den Klauen verwachsen. Die Hemie- lytren meistens mit weissen Zeichnungen. Das Weibchen zuweilen sehr ameisenähnlich. Übersicht der Gattungen. ! 1. (10). Die Hemielytren ohne scharf begrenzte weisse oder gelbweisse Querbinden oder Querflecke, oder ausgedehnte Zeichnungen, selten auf dem Clavus und auf dem Corium je ein ganz kleiner, gelber Querfleck, derselbe auf dem Clavus aber steht weit vor demselben auf dem Corium und ist hinten von einem tief sammtschwar- zen Làngsflecke begrenzt. 2. (3) Der Kórper oben mit langen und abstehenden, dunklen Borstenhaaren bekleidet. Die Grundfarbe schmutzig graugelb. Trichophorella Rev. ! In dieser Übersicht fehlt die mir unbekannte Gattung Nichomachus Disr., die wohl zu dieser Division zu führen ist, obgleich DrsrANT die Membran als nur einzellig beschreibt. N:o 3. Q.D -1 D 10. itl: 13. 14. 16. itf; (2). (8). (13). 5. (16). (15). B. Popprus. Der Kórper oben hóchstens mit kurzen, abstehenden Haaren bekleidet, wenn aber diese dunkel sind ist die Oberseite schwarz. Die Oberseite mit kurzen, abstehenden, dunklen Borstenhaaren. Bibundiella n. gen. Die Oberseite nicht mit kurzen, dunklen Borstenhaaren bekleidet. Die Oberseite einfarbig schwarz, auf dem Clavus und auf dem Corium je ein gelber, kleiner Querfleck. Bibundia n. gen. Die Grundfarbe der Oberseite nie einfarbig schwarz. Der Körper oben mit ganz anliegenden, kurzen, hellen Haaren. Der Halsschild in der Mitte der Basis ohne Längsleiste. Megacoeloides n. gen. Der Kórper oben mit kurzen, abstehenden, weissen Borstenhaaren. Die Basis des Halsschildes in der Mitte mit einer kurzen Längsleiste. Aeolocoris Eum. Die Hemielytren mit scharf begrenzten weissen oder gelbweissen Querbinden oder Querflecken oder ausgedehnt, selten einfarbig hell, dann aber oben lang absteh- end behaart. Die Apicalstrictur des Halsschildes gemeinsam mit der Scheibe gewölbt, nicht den mindesten abgeflacht, sehr breit, nur durch eine feine Querlinie von der Scheibe getrennt. Diocoris Kirk. Die Apicalstrictur immer deutlich abgeflacht, wenigstens an den Seiten des Hals- schildes deutlich abgesetzt. Die Stirn vorne in einer Spitze vorgezogen, von dem (lypeus durch einen sehr tiefen. Einschnitt getrennt. Ketmetocranum n. gen. Die Stirn vorne nicht in einer Spitze vorgezogen, nicht auffallend tief vom Clypeus abgesetzt. Das Schildchen ist kurz und klein, an der Basis grübchenförmig eingedrückt, hinter dem Eindrucke ziemlich gewölbt. Beim brachypteren Weibchen sind die Hemie- lytren hinter der Basis tief, quer abgeflacht, der Halsschild an der Basis ebenso breit als der Kopf. Der Vorderkürper matt, die Hemielytren stark glänzend. Myrmicopsella n. gen. Das Schildchen ist anders gebaut. Beim brachypteren Weibchen sind die Hemie- lytren nieht hinter der Basis abgeflacht. Nie ist der Vorderkórper matt und die Hemielytren gleichzeitig glänzend. Die Oberseite mit ziemlich kurzen, dunklen, abstehenden Borstenhaaren bekleidet. Chaetocapsus n. gen. Le) Die Oberseite nie mit dunklen Borstenhaaren bekleidet. Die Oberseite deutlich punktiert. Die zwei letzten Fühlerglieder dünner als das zweite. Der Halsschild breiter als lang mit geraden Seiten. Das Schildchen weniger stark aufgetrieben. Tylopeltis Reur. Tom. XLIV. | | | | 30. 3l. 32. 33. 34. 35. 36. 31. 38. 39. . (24). (23). . (42). . (31). . (30). (29). (34). (39). (38). (37). (36). N:o 3. Die Miriden der üthiopischen Region. 29 Die zwei letzten Fühlerglieder ebenso dick als das zweite. Der Halsschild ist ebenso lang als breit mit ausgeschweiften Seiten. Das Schildchen sehr kräftig auf- getrieben. Glossopeltis Reur. Die Oberseite unpunktiert. | Die Stirn hinten nicht gerandet oder vekantet. Die Oberseite behaart. a. Die Behaarung kurz und anliegend. Die Augen weit vor dem Vorderrande des Halsschildes gelegen. - Formicopsella n. gen. b. Die Behaarung abstehend. Die Augen «den Vorderrand des Halsschildes berührend. Systellonotopsis n. gen. Die Oberseite unbehaart. Der Clypeus wenig hervortretend. Lissocapsus BERGR. Die Stirn hinten gerandet oder gekantet, die Randung zuweilen erloschen, dann aber der Halsschild sehr stark nach vorne geneigt. Das Corium mit hellen Querbinden oder Querflecken, sehr selten einfarbig hell gell. Die Augen beim c sehr gross und hervorspringend, der Kopf fast ebenso breit oder wenig schmäler als der Basalrand des Halsschilles, die Augen fast die ganzen Kopfseiten einnehmend und nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend. Der Kórper unbehaart, nach hinten verschmälert, die Augen unbehaart, der Kopf kaum schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Boopidella Reur. Der Kórper oben lang abstehend behaart, nach hinten nicht verschmälert. Die Augen behaart, der Kopf etwas schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Trichophthalmocapsus n. gen. Die Augen beim © nicht sehr gross, der Kopf immer viel schmäler als der Basal- rand des Halsschildes. Die Fühler sind in oder etwas oberhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt. Der Halsschild sehr kräftig geneigt. ven. j : Panganiella n. 9 Die Fühler immer unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt. Der verticale Kopf von vorne gesehen deutlich länger als breit, die Kehle lang, hori- zontal, die Oberlippe gross, die grosse Membranzelle mit rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Systellonotidea n. gen. Le] Der Kopf von vorne gesehen nicht oder kaum länger, meistens kürzer als breit, die Kehle kurz, wenn aber lang, ist dieselbe nie horizontal, die Oberlippe klein. Die Schienen unbedornt. Das Schildchen gewölbt. Glaphyrocoris Reur. Das Schildchen flach. T'yraquellus Drs. Die Schienen bedornt. 30 B. Porrrvs. 40. (41). Die Fühler etwas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt. Laemocoris Reur. et JAK. 41. (40). Die Fühler gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt. Allodapus FTEB. 42. (27). Das Corium gelbweiss—hellgelb, meistens innen mit einem zackigen, grossen, dunklen Längsflecke. Plagiorhamma Fre». Trichophorella Revr. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVII, N:o 10, p. 20, 1905, sec. spec. typ. Der Körper gestreckt und ziemlich glänzend, oben mit ziemlich langen, einzeln stehenden, abstehenden, braunen Borstenhaaren, ausserdem mit ganz kurzen, anliegenden, weissen Haa- ven bekleidet. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, von oben gesehen breiter als lang, von vorne gesehen etwas breiter als lang, breit vorgezogen, von der Seite gesehen etwas länger als an der Basis hoch. Die Stirn ist kräftig gewölbt, besonders vorne, an der Basis fein gerandet !, fein der Länge nach gefurcht. Die Augen sind granuliert, gross und hervorsprin- gend, nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend, den Vorderrand des Halsschildes berüh- rend, vorne leicht ausgeschweift. Der Clypeus ist kräftig hervortretend, etwas nach hinten gerichtet, von der Stirn tief abgesetzt, die Lorae sind schmal, scharf abgesetzt, die Wangen sind klein, die Kehle kurz, wenig geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze des Hinterkörpers, das erste Glied mässig verdickt, etwas die Basis der Vorderhüften überragend. Die Fühler sind etwa in der Mitte des Augenvorder- randes eingelenkt, lang, das erste Glied innen mit einigen abstehenden Borstenhaaren, wenig verdickt, lang, die übrigen Glieder sehr kurz anliegend behaart, das zweite viel länger als das erste, ebenso lang als das dritte, das letzte kürzer als das erste. Der Halsschild ist deutlich | breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt, der Basalrand breit ausgeschweift, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist flach gewölbt, wenig geneigt, die Calli etwas gewölbt, hinten durch eine Querfurche von der Scheibe abgesetzt, mit einander zusammenfliessend, die Apicalstrictur scharf, etwa ebenso breit als das zweite Fühlerglied «dick. Das Schildchen ist flach, in der Mitte quer eingedrückt. Die Hemielytren etwas (9) oder ziemlich (>) die Spitze des Hinterkörpers überragend, fast parallelseitig, die grosse Membranzelle schmal mit abgerun- deter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind klein mit gekanteter Spalte. Die Beine lang, die Schenkel vorne zur Spitze und hinten mit halb abstehenden, kurzen Borstenhaaren, die Schienen fein hell bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse länger als das erste, ebenso lang als das letzte. Die Klauen mit ganz kurzen, mit denselben verwachsenen Arolien. Typus: Tr. sordidipennis Reur. 1 REUTER beschreibt, 1. c., die Stirn als ,immarginato, medio inter oculos impressionibus duabus trans- versis, nitidis*, was auf Verletzung des Exemplares beruht. Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 31 Trichophorella sordidipennis Reur. Eur, l. c., p. 21. Oben braunschwarz—braun, die Calli bei heller gefärbten Exemplaren dunkler, die Hemie- lytren graugelb, das Corium innen hinter der Clavusspitze und der Cuneus braunsch warz, die Membran graubraun mit etwas dunkleren Venen, die Fühler und die Beine gelblich, das erste Fühlerglied, das zweite innen an der Basis und die Basis des dritten sehr schmal sowie die Vorderhüften, die Spitze ausgenommen, die Basis der Hinterhüften und Schenkel braun— braunschwarz, die Spitze der letztgenannten gelblich, die Unterseite schwarzbraun— braun. Die Stirn ebenso breit (0) — etwa doppelt breiter (2) als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ebenso lang als der Seitenrand des Halsschildes, das zweite zur Spitze nicht verdickt, 21/, mal länger als das erste. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. Das letzte Ventralsegment des c' jederseits mit einem mässig langen, erst etwas nach aussen und oben, dann sehr stark nach innen gebogenen Zähnchen. — Long. 4.5, lat. l. mm. Assinia!, 1 9, Arıvaup: Guinea: Addah, ©, 9 (Mus. Helsingf.); Nyassa-Geb.: Langen- burg!, 24. XI. 1899, D:r FérrEBORN (Mus. Berol.). Bibundiella n. gen. Der Körper ziemlich gestreckt, oben kaum glänzend mit ganz kurzen, abstehenden, dunklen Borstenhaaren weitläufig bekleidet. Der Kopf ist vertical, von oben. gesehen deut- lich, von vorne gesehen etwas breiter als lang, breit vorgezogen, von der Seite gesehen kaum länger. als hoch. Die Stirn ungerandet, erloschen der Länge nach gefurcht, vorne kräf- tig gewölbt. Die Augen sind mässig gross, hervorspringend, fein granuliert, kurz behaart, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziem- lich stark hervortretend, vertical, von der Stirn tief abgesetzt, die Lorae sind deutlich ab- gesetzt, ziemlich breit, die Wangen beim © klein, die Kehle mässig lang und geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum ist fein, einzeln und kurz abstehend behaart, wenigstens fast bis zur Spitze der Hinterhüften sich erstreckend, das erste Glied wenig verdickt, die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augen- vorderrandes eingelenkt, das erste Glied ziemlich kurz, etwas «die Clypeusspitze überragend, wie das zweite zur Basis mit kurzen, abstehenden, hellen Borstenhaaren besetzt, das zweite deutlich dünner und viel länger als das erste (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild ist etwas breiter als lang, zur Spitze ziemlich verengt mit leicht ausgeschweiften Seiten. Der Basalrand ist breit ausgeschweift in der Mitte, die Scheibe ist ziemlich gewölbt, mässig geneigt, die Calli ziemlich gross, wenig scharf abgesetzt, flach von einander getrennt, die Apicalstric- tur breit, scharf abgesetzt. Das Schildchen mit bedeckter Basis, hinter derselben fein quer eingedrückt, flach gewölbt. Die Hemielytren überragen beim 2 ziemlich die Spitze des Hin- terkórpers und sind zur Spitze ganz leicht erweitert, der Clavus nicht dachfórinig, das Corium zur Spitze breit und der Cuneus glänzend, die grosse Membranzelle mit breit gerundeter api- caler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Vorderacetabula von oben deutlich sichtbar. Die Orificien des Metastethiums sind klein und schmal, etwas schief gestellt, mit kleiner, gerundeter, gekanteter Spalte. Die Beine mutiliert. Nahe mit Bibundia verwandt, der Clypeus ist aber tief von der Stirn abgesetzt, die Fühler sind anders gebaut, das Schildchen ist wenig gewólbt mit bedeckter Basis. Typus: B. obscura n. sp. N:o 3. 32 B. PorPrus. | Bibundiella obscura n. sp. Schwarz, der Kopf braungelb gesprenkelt, das Corium braunschwarz, aussen hinter der Mitte schwarz, die Membran rauchbraun mit etwas dunkleren Venen, das Rostrum, das erste Fühlerglied, die Unterseite und die Vorderhüften braunschwarz, die hinteren Hüften und die Orificien gelb. Die Stirn beim © fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich weit über die Spitze der Hinterhüften. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als die Stirn zwischen den Augen breit (2), das zweite etwa viermal länger als das erste. Der Basalrand des Halsschildes etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 4.5, lat. 1.6 mm. Franz. Guinea: Kouroussa! H. Poskeum, 1 2 (Mus. Paris.). Bibundiella quadrimaculata n. sp. Der vorigen Art sehr nahe stehend und in der Farbenzeichnung ganz mit derselben übereinstimmend, nur auf dem Clavus innen innerhalb der Schildchenspitze und auf dem Corium in der Mitte gerade nach aussen Je ein ganz klemes, gelbes Fleckchen. Ausserdem ist die Stirn beim $ deutlich schmäler, das erste Fühlerglied ist etwas länger, das Rostrum erreicht kaum die Spitze der Hinterhüften und der Körper ist etwas grösser. — Long. 5, lat. 2 mm. Kamerun: Langji!, H. Pascnen, 1 © (Mus. Berol.). Bibundia n. gen. Der Kórper gestreckt, matt, oben anliegend und kurz hell, der Vorderkórper ausserdem kurz abstehend dunkel behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, ziemlich. breit, kurz vorgezogen, von der Seite gesehen etwas kürzer als hoch. Die Stirn ist ungerandet, fein der Länge nach gefurcht, gewölbt. Die Augen sind ziemlich gross, hervor- springend, granuliert, kurz behaart, den Vorderrand des Halsschildes berührend, nach unten weit vorgezogen, vorne etwas ausgeschweift. Der Clypeus wenig hervortretend, vertical, von der Stirn abgesetzt, die Lorae deutlich, die Wangen beim c^ ganz klein, die Kehle ziemlich kurz, mässig geneigt, der Gesichtswinkel etwa recht. Das Rostrum erstreckt sich über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied lang, mássig verdickt, die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, die zwei ersten Glieder sind kräftig, kurz behaart, das erste lang, nur wenig dicker als das längere, zur Spitze nicht verdickte zweite. Der Halsschild ist nur wenig breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt mit kaum ausgeschweiften Seiten. Der Basalrand ist in der Mitte tief ausgeschweift, die Scheibe ziemlich gewölbt und geneigt, die Calli gross, aber wenig scharf abgesetzt, die Apicalstrictur breit und scharf abgesetzt. Das Schildchen mut unbedeck- ter Basis, in der Mitte abgeflacht, ziemlich starkt gewölbt, zur Spitze kräftig geneigt. Die Hemielytren bein © ziemlich die Hinterkórperspitze überragend, vor der Mitte kaum ein- geschnürt, der Clavus flach dachförmig, die grosse Membranzelle mit breit abgerundeter api- caler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind gross mit gerader, gekanteter Spalte. Die Beine sind lang und kräftig, mässig lang, halb abstehend behaart, die Schienen dunkel bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse ebenso lang | als das zweite, beide kürzer als das dritte. Die Klauen ziemlich lang und fein, etwas gebogen, die Arolien ganz kurz. | Typus: B. nigra n. sp. Tom. XLIV. | H Die Miriden der äthiopischen Region. 33 Bibundia nigra n. sp. Tiefschwarz, das Corium innen zur Spitze braunschwarz, in der Mitte desselben ein kleiner Querfleck und ausserdem die äussere Hälfte des Apicalrandes schmal sowie ein kleiner, mondförmiger Querfleck etwa in der Mitte des Clavus gelb, hinter dem hellen Flecke auf dem Clavus ein tief sammtschwarzer Längsfleck, die Orificien hellgelb, die Membran rauch- schwarz. Die Stirn beim c etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied etwa ebenso lang als der Halsschild, das zweite 2!/, mal länger. Der Basalrand des Halsschildes etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 5.5, lat. 2 mm. Kamerun: Bibundi!, 16—30. IX. 1904, G. Tessmann, 1 c (Mus. Berol.). Megacoeloides n. gen. Der Körper mässig gestreckt, kaum gerundet, oben schwach fettig glänzend, ganz kurz und anliegend weiss behaart, der Vorderkörper ausserdem mit einzelnen, ganz kurzen, absteh- enden, dunkleren Haaren. Der Kopf ist gross, sowohl von oben wie von vorne gesehen viel breiter als lang, von der Seite gesehen etwas höher als lang, vorne nicht vorgezogen. Die Stirn ganz flach gewölbt, von vorne gesehen zwischen den Augen abgeflacht, an der Basis ungerandet, deutlich der Länge nach gefurcht. Die Augen sind sehr gross und hervorsprin- gend, beim © grösser als beim 9, die Kopfseiten ganz einnehmend und nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend, den Vorderrand des Halsschildes nicht berührend, kräftig granu- liert, vorne leicht ausgeschweift. Der Clypeus ist mässig hervortretend, von der Stirn wenig tief abgesetzt, an der Basis vertical, zur Spitze leicht nach hinten gebogen, die Lorae deut- lich abgesetzt, schmal, die Wangen sehr klein, die Kehle ganz von den Augen bedeckt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Mitte der Mittelhüften, das erste Glied wenig verdickt, fast den Vorderrand des Halsschildes erreichend. Die Fühler ziemlich kräftig, kurz und anliegend weiss behaart, gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, die zwei ersten Glieder mit einzelnen, kurzen, abstehenden Haaren, das erste Glied ist ziemlich kurz, mässig verdickt, die Clypeusspitze überragend, das zweite viel länger und wenig dünner als das erste, ebenso lang und dick als das dritte, beide zur Spitze nicht ver- dickt, das dritte etwas dünner als die zwei vorhergehenden, deutlich länger als das erste. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt, die Seiten aus- geschweift. Der Basalrand in der Mitte breit ausgeschweift, jederseits gerundet, die Scheibe ist mässig gewölbt, stark geneigt, die Calli sind gross, deutlich abgesetzt, flach, wenig scharf von einander getrennt, die Apicalstrictur ist scharf abgesetzt, ziemlich breit. Das Schildchen ist etwas gewölbt mit unbedeckter Basis, vor der Mitte quer eingedrückt. Die Hemielytren wenig die Hinterkörperspitze überragend, der Clavus flach dachförmig, die grosse Membran- zelle mit sehr breit, ganz abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Vorderacetabula von oben etwas sichtbar. Die Orificien des Metastethiums sind schmal, gerade, die Spalte kurz und breit, gekantet. Die Beine sind mässig lang, ziemlich kräftig, die Schienen kurz hell bedornt, die zwei ersten Glieder der Hinterfüsse ebenso lang als das dritte. Die Klauen sind ziemlich lang, gebogen, die Arolien wenig breit, etwa bis zur Mitte der Klauen sich erstreckend und mit denselben verwachsen. Erinnert habituell sehr an einer Megacoelum-Art. Typus: M. oculatus n. sp. N:o 3. 5 34 B. Poppius. Megacoeloides oculatus n. sp. Graubraun, der Kopf vorne, der Hinterrand der Calli und die Seiten auf dem Halsschilde, das Schildchen, der Clavus ausgedehnt, das Corium innen und am Aussenrande, der Cuneus und das Rostrum braun, die Membran rauchbraun mit etwas dunkleren Venen, die Unterseite, die Fühler und die Beine braunschwarz, die Hinterbrust und die hinteren Hüften hellgelb. Die Stirn ist etwa ebenso breit (9) oder fast mehr wie um die Hälfte schmäler (c) als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ist etwa ebenso lang als das Auge von der Seite gesehen, das zweite etwas mehr als 2'/, mal länger. Der- Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand. Beim © der linke Hamus copulatorius mit einem schmalen und langen, nach oben und leicht nach aussen gebogenen Zahn. — Long. 4.5—5, lat. l.s mm. Togo: Kete—Kratji !, 21. III u. 8. IV. 1898, Graf ZEcx (Mus. Berol. et Helsingf.). Aeolocoris Revur. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLV, N:o 6, 1903, p. 17, sec. spec. typ. Der Kórper mässig gestreckt, matt, oben mit kurzen und abstehenden, einzelnen weissen Borstenhaaren, ausserdem kurz und anliegend, weitläufig gelb behaart, der Kopf, der Hals- schild und das Schildchen mit einzelnen, kleinen, weissen Kórnchen bestreut. Der Kopf ist vertical, klein, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen nur wenig breiter als lang, von der Seite gesehen kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist ungerandet und ungefurcht, vorne etwas gewólbt und vor der Spitze vertical. Die Augen sind gross und hervorspringend, granuliert, kurz weiss behaart. Der Clypeus ist ziemlich hervortretend, ver- tical, oben etwas gewölbt, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Lorae sind schmal und scharf abgesetzt. Die Wangen ziemlich klein, die Kehle ist kurz, wenig geneigt. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied fast die Basis der Vor- derhüften erreichend. Die Fühler sind lang, gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderran- des eingelenkt, das erste und zweite Glied einzeln mit kurzen, halb abstehenden, weissen Borstenhaaren, das letztgenannte und die zwei folgenden ausserdem ganz kurz und anliegend behaart, das erste Glied verdickt, mássig lang, das zweite zur Spitze nicht verdickt, viel länger als das erste, die folgenden ebenso dick, kürzer als das zweite, das letzte kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwas breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit aus- geschweiften Seiten. Der Basalrand ist in der Mitte breit ausgeschweift, jederseits gerundet. Die Scheibe ist flach gewólbt, nach vorne ziemlich stark geneigt, die Calli sind gross und ziemlich gewólbt, von einander getrennt, die Apicalstrictur ziemlich breit, scharf abgesetzt. Das Schildchen ist hinten gewólbt. Die Hemielytren überragen etwas (9) oder ziemlich weit (c) die Spitze des Hinterkórpers und sind parallelseitig, die grosse Membranzelle schmal mit fast rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ganz klein mit kleiner, gerader Spalte. Die Schenkel sind lang, mit ziem- lich kurzen, abstehenden Borstenhaaren bewehrt, die Schienen kurz bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ist kurz, das dritte fast ebenso lang als die zwei ersten zusammen. Die Klauen sind ziemlich gebogen, die Arolien fehlen. !) Typus: Ae. alboconspersus Rv. !) REUTER erwähnt ]. c., dass die Arolien ,tenuissimis, pilaeformibus* sind. Diese Bildungen aber sind Borstenhaare an der Spitze des letzten Fussgliedes. 'Tom. XLIV. ns ido RSS. Die Miriden der üthiopischen Region. 35 Aeolocoris alboconspersus Rxcr. xum, | c. p. 17, Taf. TI, fig. 5. Die Oberseite graubraun—graugelb, dicht braun gesprenkelt, eine Längsleiste, die beson- ders an der Basis hervortritt, in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde und ein nach vorne gebogener gemeinsamer Querfleck etwas vor der Mitte der Commissur auf dem Clavus weisslich, das Schildehen dunkelbraun, ein Querfleck jederseits an der Basis, eine feine, zu- weilen erloschene Längslinie in der Mitte und die Spitze weisslich, die Membran braun— schwarzbraun, die Vena connectens weiss, die Unterseite braunschwarz, die Metapleuren und die hinteren Hüften weiss, die Fühler und die Beine braunschwarz, die zwei ersten Fühler- glieder weiss gesprenkelt, die zwei letzten Glieder zuweilen ausgedehnt hell, braunschwarz gesprenkelt, die Apicalhälfte der Schenkel und die Schienen weiss gefleckt. í Die Stirn ebenso breit (5) oder etwa !/, breiter (9) als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwa ebenso lang als der Halsschild ohne Abpicalstrictur, das zweite fast dreimal länger als das erste, das dritte etwa ?/, kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, lànger als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letzt- genannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 4.5—5, lat. 2 mm. Obock!, zahlreiche Exemplare, JoussEAUME, MAINDRON (Mus. Paris. et Helsingf.); Dji- bouti, H. CourrERE; Aden, JoUSSEAUME, sec. Reur. l. c. Diocoris Kırk. Kink., Trans. Ent. Soc. London, 1902, p. 246, sec. spec. typ. Der Kórper sehr gestreckt, schmal, etwas hinter der Mitte eingeschnürt, oben matt, nur der Kopf mit einigen ziemlich kurzen, abstehenden Haaren (nach Kırkaupy l c. „covered with exceendingly short close velvety pubescens of the general ground colour, not long pilose). Der Kopf ist gross, etwas breiter als der Apicalrand des Halsschildes, sehr stark geneigt, fast vertical, von oben gesehen breiter als lang, von vorne gesehen lang, ziemlich breit vorgezo- gen, viel lànger als breit, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn ist flach gewólbt, hinten scharf gerandet, die Randung in der Mitte leicht aus- geschweift, die Stirn ausserdem zwischen den Augen in der Mitte flach der Làng» nach ein- gedrückt und vorne jederseits an den Augen mit einem kurzen Längseindruck. Die Augen sind fein granuliert, gross, ziemlich hervorspringend, den Vorderrand des Halsschildes berüh- rend, von der Seite gesehen gestreckt, in der Làngsrichtung des Kopfes gelegen, unten aus- geschweift. Der Clypeus ist mässig hervortretend, vertical, von der Stirn erloschen abgesetzt, die Oberlippe ziemlich gross. Die Lorae sind schmal, scharf abgesetzt, die Wangen mässig hoch, die Kehle lang, stark geneigt, der Gesichtswinkel spitz. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Mitte der Hinterhüften, das erste Glied kurz, die Kopfbasis nicht erreichend. Die Fühler, die Kirkazpy nicht beschreibt, sind beim vorliegenden Exemplare mutiliert; sie sind nur wenig vor den Augen, etwas oberhalb der Spitze eingelenkt. Der Halsschild ist länger als breit, nach vorne mässig verengt mit ganz leicht ausgeschwriften Seiten. Der Basalrand ist in der Mitte tief ausgeschnitten. Die Scheibe ist flach gewólbt und geneigt, die Calli nicht ausgebildet. Die Apicalstrictur ist flach, sehr breit, hinten nur durch eine ganz feine, wenig tiefe Querfurche, die nach den Seiten zu deutlicher wird, von der Scheibe abgesetzt. Das Schildchen lànger als breit mit unbedeckter Basis, jederseits der letztgenannten mit einem IN:G 13; 36 B. PorPrus. grübchenfórmigen Eindruck, in der Mitte tief quer eingedrückt, mässig gewülbt. Die Hemie- lytren sind beim 9 etwas lànger als der Hinterkórper, etwas eingeschnürt, vor der Mitte mit einer weissen, glänzenden Querbinde, das Corium zur Spitze und der Cuneus etwas glänzend. Die grosse Membranzelle lang und schmal mit ganz abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums klein, gestreckt, mit einer _ sehr schmalen, geraden Spalte. Die Beine mutiliert. Obgleich die Beine mutiliert sind und dadurch die Klauenarolien nicht zu sehen sind, ist es jedoch, nach dem allgemeinen Kórperbau zu beurteilen, sicher, dass die Gattung zu den Systellonotarien gehört. Sie unterscheidet sich besonders durch den Bau des Kopfes und des Halsschildes leicht von anderen Gattungen. Typus: D. agelastus Kirk. Diocoris agelastus Kırk. Kirk. l. c. Kopf, Halsschild und Schildchen braunschwarz, die Basis, die Seiten und die Spitze vom Vorderrande der Augen an auf dem Kopfe und die Hemielytren braun, vor der Mitte der Hemielytren eine weisse Querbinde, die vom Aussenrande des Coriums fast bis zur Clavus- commissur sich erstrekt und innen allmählich sich. verschmälert, die Membran matt, braun- grau, mit etwas dunkleren Venen, die Unterseite braunschwarz, der Hinterkórper unten, das Rostrum und die Hüften braun, die Fühler nach KIRKALDY „dark brown, apical 2 segments covered with dense pale pubescense*. Die Stirn beim 9 fast dreimal breiter als der Durchmesser des Auges. Nach Krgkarpy ist das erste Fühlerglied ,about half the lenght of the head (profile, 2nd segment nearly 3 times as long as Ist, subequal to 3rd, wich is ?/, longer than the 4th*. Der Halsschild ist etwa !/, länger als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 5, lat. 1.2 mm. Guinea: Addah! 1 9. Ectmetocranum n. gen. Der Körper glänzend, der Halsschild matter; oben mit langen, abstehenden, dunklen und ausserdem mit anliegenden, ziemlich einzelnen, hellen Haaren bekleidet. Der Kopf ist hori- zontal von oben gesehen etwas lünger als mit den Augen breit, nach vorne zugespitzt, von der Seite gesehen nur wenig länger als hoch, die Kehle ziemlich kurz. Die Stirn ist, auch hinter den Augen, convex, von der Seite gesehen nach vorne in einer ziemlich langen Spitze vorgezogen, die sich über den Clypeus erstreckt und einen tiefen Einschnitt mit dem letzt- genannten bildend; die Stirn ist zwischen den Augen breit, sehr seicht der Länge nach ein- gedrückt, fast mehr wie dreimal breiter als der Durchmesser derselben. Die Augen sind, auch von der Seite gesehen, fast rund, ziemlich stark vorspringend uud mässig gross. Der Clypeus ist, besonders unterhalb der Stirnspitze, sehr stark kielfórmig erhoben, etwas nach hinten gebogen. Die Lorae sind mässig schmal, deutlich abgesetzt. Der Rüssel erstreckt sich bis zu den Hinterhüften, das erste Glied überschreitet etwas die Basis des Kopfes. Die Fühler sind ziemlich lang, nur wenig kürzer als der Kórper, das erste und zweite Glied mit langen, abstehenden, dunklen und alle mit kürzeren, anliegenden, hellen Haaren bekleidet, das erste Glied ist kurz und dick, das zweite lang, etwa ebenso lang als der Halsschild und die Hemie- Tom. XLIV. = en. E LÉÓo XS CUS —P EN =. Rd. Game oni dé er aeo . E Die Miriden der äthiopischen Region. 37 lytren zusammen, das dritte etwas dicker als das zweite, etwa !/, kürzer als dasselbe, etwa doppelt lànger als das letzte, das am kräftigsten verdickt und ausserdem abgeflacht ist. Der Halsschild ist etwas schmäler als der Kopf mit den Augen, ziemlich schwach convex und nach vorne wenig geneigt, vor der Basis der Quere nach abgeflacht, vorne etwas glänzend, hinten matt. Der schwach aufgebogene Basalrand ist breit und sehr seicht ausgeschweift, etwa ebenso breit als die Länge der Scheibe in der Mitte, fast !/, breiter als der Vor- derrand. Die Seiten sind vor der Mitte ausgeschweift und dann zur Spitze nur wenig verengt, die Strictura apicalis ist breit, wenig scharf abgesetzt, fein der Quere nach gestrichelt, die Calli wenig couvex. Die Scheibe ist fein, zur Basis dicht chagriniert. Das Schildchen ist mässig gross, stark glänzend, hinten mässig stark convex. Die Hemielytren, die hinten stark, fast winkelig aufgebogen sind, erstrecken sich etwas über die Spitze des zweiten Dorsalseg- ments und sind nach hinten nicht erweitert. Auf denselben ist das Basaldrittel und die Spitze glänzend, die übrigen Teile matt. Die Membran ist nicht abgesetzt und der Apicalrand ist spitz abgerundet. Der Hinterkórper ist vom zweiten Segmente an sehr stark erweitert, von der Seite gesehen besonders oben sehr kráftig, blasenfórmig aufgetrieben, auf dem vierten Segmente am breitesten und hier etwa viermal breiter als der Basalrand des Halsschildes. Die ziemlich langen Beine sind mit langen abstehenden und mit kürzeren, halb abstehenden Haaren bekleidet. Die Klauen sind ohne Arolien. Typus: E. formicarium n. sp. Ectmetocranum formicarium n. sp. Schwarz, auf den Hemielytren eine dreizackige, gelbweisse Querbinde gleich hinter der Schildchenspitze, das erste Fühlerglied und die Schenkel braun, die Spitze des dritten Fühler- gliedes und die Orificien des Metastethiums gelb. — Long. 4, lat. abdom. 2 mm. Cape-Town, E. Simon, 2 22 (Mus. Paris). Myrmicopsella n. gen. Der Kórper mässig gestreckt, matt, die Hemielytren sehr stark, der Hinterkórper etwas weniger glànzend; der ganze Kórper unbehaart. Der Kopf vertical, von oben gesehen sehr kurz, von vorne gesehen etwas breiter als lang; die Kehle sehr kurz. Die Stirn ist sehr fein, dicht chagriniert, mässig convex, etwa dreimal breiter als der Durchmesser des Auges (9). Der Clypeus ist ziemlich stark convex, von der Stirn undeutlich abgesetzt, die Lorae sind schmal, deutlich abgesetzt. Der Rüssel erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied ziemlich kurz, etwa die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind ziemlich dick, das erste Glied mässig verdickt, kurz, etwa dreimal kürzer als das zweite, das zur Spitze sehr seicht verdickt ist, kaum !/, länger als der Halsschild, das dritte ebenso dick und kaum !/, kürzer als das zweite (das letzte z. T. mutiliert). Der Halsschild ist wie der Kopf chagriniert, an der Basis etwa ebenso breit als der letztgenannte mit den Augen, zwi- schen der Mitte, die etwa ebenso breit als der Basis ist, und der letztgenannten ziemlich stark ausgeschweift, von der Mitte zur Spitze mässig stark gerundet verengt, der Basalrand etwa 1/4, breiter als der Spitzenrand, breit und seicht ausgeschweift, etwa !/, kürzer als die Lànge der Scheibe in der Mitte. Die Scheibe ist sehr stark convex, hinter der Mitte erloschen und seicht der Quere nach eingedrückt. Die Strictura apicalis ist schmal, aber deutlich. Das Schildchen ist kurz und klein, an der Basis grübchenförmig eingedrückt, hinter dem Grübchen N:o 3. 38 B. PorPrus. ziemlieh convex. Die verdickten, hinten schief gerundet abgeschnittenen, erweiterten Hemie- lytren erstrecken sich bis zur Mitte des vorletzten Dorsalsegments. Der Clavus und der ausserhalb desselben gelegene Teil des Coriums der Quere nach ziemlich tief abgeflacht, das Corium ausserdem hinten schief und schmäler abgeflacht. Der Clavus, der vom Corium sehr undeutlich abgetrennt ist, vorne, das Corium etwa in der Mitte der ganzen Quere nach schief und ausserdem der Länge nach rippenfórmig erhoben, die Längsrippe am Aussenrande etwa im vorderen Basalviertel entspringend und etwa in der Mitte des Aussenrandes auslau- fend. Die Membran sehr kurz, etwas nach unten gebogen, von gleicher Beschaffenheit wie die übrigen Teile der Hemielytren. Der Hinterkórper ist von der Basis an nach hinten stark erweitert und ist auf dem 4:ten und 5:ten Segmente am breitesten. Die Beine sind ziemlich lang, äusserst kurz, anliegend behaart, die Schienen ausserdem mit kurzen Dórnchen bewehrt, matt, die Schenkel glänzend. Die Klauen sind ohne Arolien. Die neue Gattung ist wohl am nächsten mit Laemocoris Reur. verwandt. Der Kopf und der Halsschild sind anders geformt, die Fühler sind etwas anders gebaut, das Schildchen ist nicht zungenfórmig aufgetrieben und die glänzenden Hemielytren sind anders gebaut. Typus: M. nitidipenne n. sp. Myrmicopsella nitidipenne n. sp. Schwarzbraun, der Hinterkórper oben unter den Hemielytren rotbrauu, auf den Hemie- lytren das Embolium vom basalen Drittel an und die erhobene Querrippe auf dem Corium, auf den Fühlern die Basis des dritten Gliedes schmal, dieselbe des vierten Gliedes breiter, die Coxen der Mittel- und der Hinterbeine, die äusserste Spitze der Schenkel und die Orificien des Metastethiums gelbweiss, das erste Fühlerglied und die zwei ersten Fussglieder gelb, das erstgenannte in der Mitte, die Basis des zweiten Gliedes und die Spitze der Schienen braun. — Long. 3.2 mm. Von dieser sehr ameisenähnlichen Art liegt 1 9 aus Madagaskar, Tananarive!, vor (Mus. Paris ex. Coll. NouALRHIER). Chaetocapsus n. gen. Der Kórper ziemlich gestreckt und schmal, hinter der Mitte kaum merkbar eingeschnürt, oben stark glànzend, die Hemielytren matt, das Corium zur Spitze breit und der Cuneus glänzend, die Oberseite mit ziemlich kurzen, einzelnen, kräftigen, abstehenden, dunklen Bor- stenhaaren bekleidet. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen kürzer als breit, von vorne gesehen breit vorgezogen, etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen etwas kürzer als hoch. Die Stirn nur vorne gewólbt und vor der Clypeusbasis vertical, ungeraudet und unge- furcht. Die Augen sind gross und ziemlich hervorspringend, granuliert, kurz behaart, weit nach unten vorgezogen, den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist mässig hervortretend, vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Lorae ziemlich breit, scharf abgesetzt, die Wangen sind ganz klein, die Kehle sehr kurz, der Gesichtswinkel etwas spitz. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied ziemlich lang, mässig verdickt, die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, sehr kräftig, dicht anliegend und kurz behaart, das erste und zweite Glied ausserdem mit einzelnen, ziemlich kurzen, abstehenden Borsten- haaren besetzt, das erste Glied ziemlich kurz, mässig verdickt, das zweite viel länger als das Tom. XLIV. LE Die Miriden der äthiopischen Region. 39 erste, zur Spitze allmählich seicht verdickt und hier etwas dicker als das erste, das dritte etwas kürzer als das zweite, in der Mitte am dicksten und hier fast dicker als das zweite (das letzte mutiliert). Der Halsschild ist kaum breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt, die Seiten gerade, der Basalrand in der Mitte ziemlich tief ausgeschweift, an den Seiten gerundet und hier mit Borstenhaaren besetzt. Die Scheibe ist kräftig gewólbt, ziemlich geneigt, die Calli nicht scharf abgesetzt, von einander erloschen getrennt, die Apicalstrietur deutlich, ziemlich breit. Das Schildchen an der Basis ziemlich geneigt, dann quer eingedrückt, hinter dem Eindrucke ziemlich stark gewólbt. Die Hemielytren beim c ziemlich die Spitze des Hinterkórpers überragend, vor der Mitte mit einem glänzenden, weissen Querflecke, die Membran irrisierend, die grosse Zelle mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinter- flügelzelle ohne Hamus. Die Vorderacetabula hervortretend, von oben deutlich sichtbar. Die Orificien des Metastethiums sind sehr schmal, gerade, die Öffnung ganz klein, etwas schief gestellt. Die Hüften sind kurz beborstet (die Beine sonst mutiliert). Dureh den Bau der Fühler und durch die Behaarung der Oberseite und der Fühler besonders ausgezeichnet. Typus: Ch. binotatus n. sp. Chaetocapsus binotatus n. sp. Rotbraun, etwa in der Mitte der Sutur zwischen dem Clavus und dem Corium ein ziem- lich schmaler, schief nach hinten und innen gestellter weisser Querfleck, der etwas innerhalb des Aussenrandes des Coriums entspringt und etwas über die Mitte des Clavus nach innen sich erstreckt und auf dem letztgenannten etwas schmäler als auf dem Corium ist, der Clavus und das Corium innen hinter dem Querflecke, das letztgenannte ausserdem hinten am Aussen- rande sowie der Cuneus braun, die Membran graubraun mit etwas dunkleren Venen, die Unterseite, das erste Fühlerglied und die Hüften braunrot, der Hinterkórper unten und das zweite und dritte Fühlerglied schwarzbraun, die Orificien des M.tastethiums gelb. Die Stirn beim © etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied etwa ebenso lang als der Kopf von der Seite hoch, das zweite etwas mehr als dreimal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Basalrand des Halsschil- des etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 5, lat. 2 mm. Togo: Kete - Kratji!, 18. III. 1898, Graf Zecx, 1 c^ (Mus. Berol.). Tylopeltis Revr. Rzur, Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVI, N:o 10, 1904, p. 4. Der Kórper mässig gestreckt, in der Mitte leicht eingeschnürt, unbehaart, stark glän- zend. Der Kopf ist stark geneigt, etwa um die Hälfte schmäler als der Basalrand des Hals- schildes, von vorne gesehen etwas breiter als lang. von der Seite gesehen kürzer als hoch. Die Stirn ist ziemlich gewölbt, ungerandet, hinten aber steil geneigt, vorne in der Mitte mit einer feinen Lüngsfurche. Die Augen sind gross und hervorspringend, sehr fein granuliert, fast den Vorderrand des Halsschildes berührend, nach unten bis auf die Kehle sich erstrec- kend, vorne ganz seicht ausgeschweift. Der Clypeus ist wenig hervortretend, von der Stirn nicht abgesetzt, stark geneigt, die Lorae nicht scharf abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle ganz kurz, etwas geneigt, der Gesichtswinkel etwas spitz. Das Rostrum ist ziemlich fein, bis zur Spitze der Hinterhüften sich erstreckend, das erste Glied etwas verdickt, die Kopfbasis N:o 3. 40 B. Porrrus. wenig überragend. Die Fühler etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz, halb abstehend behaart, das erste Glied etwas verdickt, kaum die Clypeusspitze über- ragend, das zweite zur Spitze verdickt und hier fast dicker als das erste, viel länger als das- selbe, die zwel letzten dünner als das erste, zusammen etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte kaum lànger als das erste, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist viel breiter als lang, zur Spitze kráftig verengt mit geraden Seiten, der Basalrand breit gerundet. Die Scheibe ist ziemlich stark gewölbt und geneigt, fein und weitläufig punktiert, die Calli klein, flach gewölbt, zusammenfliessend, die Apicalstrietur hinten scharf abgesetzt, ziemlich schmal. Das Schildehen an der Basis bedeckt und geneigt, vor der Mitte kráftig quer eingedrückt, hinter dem Eindrucke kräftig gerundet aufgetrieben und zur Spitze steil geneigt, unpunktiert. Die Hemielytren beim I ziemlich die Hinterkórperspitze überragend, weiss gezeichnet, sehr weit- läufig, fein punktiert, die Punktur zur Spitze des Coriums erloschen, der Cuneus unpunktiert, etwas, wie auch der Aussenrand des Coriums, geneigt, der letztgenannte mit einem weit über die Mitte sich erstreckenden, punktierten Làngseindrucke. Die grosse Membranzelle ziemlich breit mit breit gerundeter apicaler Innenecke. Die Vorderacetabula von oben deutlich sicht- bar. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross, ohrenfórmig, die Spalte etwas gebogen, vorne gekantet. Die Beine sind mässig lang, ganz kurz behaart, die Schienen unbedornt, das letzte Glied der Hinterfüsse fast ebenso lang als die zwei ersten zusammen. Die Klauen sind mässig lang, etwas gebogen, ohne deutliche Arolien. Nahe mit Glossopeltis Reur. verwandt, unterscheidet sich aber durch die dünneren letzten Fühlerglieder, durch anderen Bau des Halsschildes und des Schildchens und durch die nicht zusammengedrückten Hinterschienen. — Von Glaphyrocoris REur. u. a. durch die kurze Kehle, durch den Bau der Fühler und des Schildchens und durch die von oben deutlich sichtbaren Vorderacetabula verschieden. Typus: T. albosignata REur. Tylopeltis albosignata Revr. Exur, 1. ec, p. 5: Braun, der Kopf z. T., der Halsschild vorne, das Coruim hinter der Mitte und die Unter- seite des Hinterkórpers zuweilen braunrot, das erste Fühlerglied, innen an der Basis aus- genommen, die Basis oder die Basalhälfte des dritten, der Aussenrand, die Basis und die Spitze ausgenommen, und ein Längsfleck gleich vor der Mitte, die hintere Basalhälfte ein- nehmend, auf dem Corium, ein viereckiger Fleck am Innenrande des Clavus, eine etwas schief gestelle, nach aussen erweiterte Querbinde auf dem Cuneus, die Hüften, die Vorderschenkel unten, die hinteren an der Basis, die Spitze der Schienen und auch die Basis der Hinter- schienen sowie die Füsse, zuweilen auch der Basalrand des Halsschildes schmal und die Seiten zur Spitze auf dem Schildchen sehr schmal weiss. Die Stirn beim I etwas mehr als !/, breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied fast !/, kürzer als der Kopf von vorne gesehen, das zweite fast viermal, lànger als das erste. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr als dreimal breiter als der Vorderrand. —- Long. 3.5, lat. 1.2 mm. Kongo: Kinchassa, 1 c, 6. XI. 1896, des Nachts an Licht gefangen (Mus. Bruxell.), sec. Reur., 1. c; Deutsch Ost-Afrika: Rukwasteppe!, Hauptm. Fromm, 1 c^ (Mus. Berol.). Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 4i Glossopeltis Revr. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Fórh., XLV, N:o 6, 1903, p. 13, T. I, fig. 3. Der Kórper ziemlich gestreckt, in der Mitte leicht eingeschnürt, glänzend. Der Kopf ist stark geneigt, viel schmäler als der Basalrand des Halsschildes, ebenso lang als breit, vorne ziemlich lang vorgezogen. Die Augen sind gross und hervorspringend, etwas nach hinten „vorgezogen, den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus nur ganz wenig her- vortretend, an der Basis abgeflacht, von der Stirn nicht abgesetzt, die Lorae schmal, die Wangen ziemlich klein, die Kehle kurz, der Gesichtswinkel fast recht. Das Rostrum erstreckt sieh bis zu den Hinterhüften, das erste Glied hóchstens etwas die Kopfbasis überragend. Die Fühler etwas oberhalb der Augenspitze eingelenkt, das erste Glied nur unbedeutend die Cly- peusspitze überragend, das zweite viel länger als das erste, zur Spitze verdickt, die zwei letzten zusammen kürzer, ebenso dick als das zweite. Der Halsschild ist etwa ebenso lang als breit, nach vorne ziemlich verengt init ausgeschweiften Seiten. Die Scheibe ist kráftig gewólbt und geneigt, punktiert, die Calli ziemlich gross, glatt, die Apicalstrietur ziemlich fein, der Basalrand breit abgerundet oder in der Mitte abgestutzt, innerhalb der Hinterecken leicht ausgeschweift, die Scheibe innerhalb der letztgenannten kurz eingedrückt. Das Schildchen an der Basis geneigt, auf dem hinteren Teil kräftig und hoch aufgetrieben, der aufgetriebene Teil vorne und hinten abgeflacht, mit abgerundeter Spitze. Die Hemielytren mit weissen Querbinden, länger als der Hinterkörper, punktiert, das Corium hinten etwas aufgetrieben, die grosse Membranzelle mit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Schienen fast unbedornt, die vorderen zur Spitze etwas erweitert, die hinteren ein wenig zusammengedrückt. Das erste Glied der Hinterfüsse kurz, das letzte fast ebenso lang als die zwei ersten zusammen. Die Klauen gebogen, an der Basis etwas erweitert, die Arolien kaum sichtbar. Typus: Gl. coutierei Reur. Glossopeltis coutierei Reur. Reur., l. c. p. 14. Braun—braunrot, die Basis und die Spitze des ersten Fühlergliedes sowie die Basis des dritten, zwei schmale Querbinden auf dem Corium, der Cuneus zur Basis, die Orificien des Metastethiums, die hinteren Hüften, die Spitze der Schenkel schmal, auf den hinteren auch die Basis, die Spitze der Schienen mehr oder weniger breit, zuweilen auch an der Basis ein Strich innen, sowie die Basis der Füsse weiss, die Spitze des zweiten Fühlergliedes und die zwei letzten schwarzbraun. Der Kórper unbehaart. Der Kopf ist um die Hälfte schmäler als der Basalrand des Halsschildes, die Stirn beim 2 wenig breiter als der Duchmesser des Auges. Das Rostrum ist rotbraun. Die Fühler fein und kurz hell behaart, das zweite Glied kaum Jänger als der Halsschild, die zwei letzten zusammen etwas mehr als 3/, kürzer als das zweite, das letzte etwa !/. kürzer als das dritte. Der Halsschild etwa !/; kürzer als am Basalrande breit. — Long. 4 mm. Obock!, 11. VI. 1896, VII. 1897, M. Jousseaume (Mus. Paris. et Helsingf.); Djibouti, H Courière, sec. Reur. l. c. N:o 3. = 6 42 B. Poppius. Glossopeltis conradti n. sp. . Gestreckt, stark glänzend, oben kurz und anliegend, weitläufig behaart; rotbraun, die Hemielytren, die Beine, die Fühler und das Rostrum braun, das erste Fühlerglied rot, das zweite zur Spitze verdunkelt, die Hinterecken des Halsschildes, die Coxen, die Basis der Hin- terschenkel, die Spitze der Schienen, die Basis der Füsse, die Orificien der Metastethiums und die Basalhälfte des Hinterkórpers unten gelb, auf dem Corium vor der Mitte eine weisse Querbinde, die sich schief auf den Clavus fortsetzt und hier fast die ganze Basalhälfte ein- nimmt, dicht von mehr oder weniger stark zusammenfliessenden, braunroten Punkten unter- brochen. An der Basis des Cuneus eine schmale, weisse Querbinde, nur mit einigen braunen* Punkten bestreut. Der Kopf ist mit den Augen etwa !/, schmäler als der Basalrand des Halsschildes, stark geneigt, glänzend glatt, die Stirn deutlich schmäler als der Durchmesser des Auges (c). Die schwarzen Augen sind gross, am Vorderrande seicht ausgeschweift. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hintercoxen, das erste Glied etwas verdickt, den Basalrand des Kopfes erreichend. Das erste Fühlerglied ist sehr kurz, kaum länger als die Breite der Stirn zwischen den Augen, nicht verdickt, das zweite zur Spitze sehr schwach verdickt, etwa fünfmal länger als das erste, kaum länger als der Basalrand des Halsschildes. Der Halsschild ist sehr stark gewölbt und nach vorne kräftig geneigt, ziemlich weitläufig und fein punktiert, der Basal- rand ziemlich stark nach hinten abgerundet, etwa ebenso breit als die Länge der Scheibe in der Mitte, etwa ?/, breiter als der Vorderrand. Die Strictura apicalis ist ziemlich scharf und breit, die Calli mässig convex, hinten seicht abgesetzt. Die Hinterecken sind schmal abgeflacht, die Seiten ziemlich. kräftig ausgeschweift. Das Schildchen ist wie bei G7. coutierei Reur. gebaut. Die Hemielytren sind etwa in der Mitte sehr seicht eingeschnürt, das Corium hinten schwach aufgetrieben, der Clavus ziemlich kräftig, weitläufig, das Corium viel seichter und weitläufiger, hinten fast erloschen punktiert. Die Membran ist rauchig grauschwarz, hinter der Cuneusspitze mit einem weissen Fleckchen. — Long. 4.5 mm. Ist nahe mit Gl. coutierei Reur. verwandt. Der Körper aber ist breiter, an den Seiten viel seichter eingeschnürt, die Augen sind beim © viel grösser und die Stirn zwischen den- selben schmäler. Die Fühler sind dünner, das zweite Glied länger, der Halsschild ist feiner punktiert und schliesslich ist die Farbe eine andere. Togo: Bismarcksburg, 19. VI—12. X. 1893, L. Conrapr, 1 © (Mus. Berol.) Formicopsella n. gen. Der Kórper ziemlich gestreckt, mässig eingeschnürt, oben sehr kurz, anlegend weiss behaart, etwas glänzend, die Hemielytren matt, grauweiss tomentiert. Der Kopf ist gross, fast vertical, von vorne und von oben gesehen deutlich länger als breit, von der Seite gesehen viel lànger als an der Basis hoch, hinter den Augen lang eingeschnürt, vorne lang vorgezogen. Die Stirn ungerandet, zwischen den Augen erloschen gefurcht, hier jederseits mit einem kleinen Eindrucke, ausserdem mit einigen zur Mitte konvergierenden, erloschenen Furchen. Die Augen sind weit vor dem Vorderrande des Halsschildes gelegen, fein granuliert, von oben gesehen wenig hervortretend, von der Seite gesehen ziemlich gross, gestreckt nierenfórmig, in der Längsrichtung des Kopfes gelegen, kurz behaart. Der Clypeus sehr kräftig hervortretend, wie die Kehle mit einigen abstehenden Haaren, vertical von der Stirn undeutlich abgesetzt, von den Seiten zusammengedrückt, die Lorae sind deutlich abgesetzt, gestreckt triangulär, die Tom. XLIV. — ra TT " " n A ù TT EI Die Miriden der üthiopischen Region. 43 Oberlippe ist gross, die Wangen sehr gross (9), die Kehle lang, stark geneigt, mit dem langen Peristom einen stark stumpfen, etwas abgerundeten Winkel bildend, der Gesichtswinkel ist recht. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied kaum das Peristom überragend. Die Fühler sind etwa in der Mitte des Augenvorderrandes ein- gelenkt, ziemlich lang und dünn, anliegend und kurz behaart, das erste Glied wenig verdickt, die Clypeusspitze nicht erreichend, innen mit einigen Borstenhaaren, die zwei folgenden (das letzte mutiliert) etwas dünner als das erste, zur Spitze nicht verdickt, unter einander etwa gleich dick, das zweite viel länger als das erste, etwas länger als das dritte. Der Halsschild ist kaum länger als breit, die Seiten ziemlich verengt, am Hinterrande der erloschen abgesetz- ten, grossen Calli etwas eingeschnürt, der Basalrand in der Mitte breit ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewölbt, sehr stark geneigt, die Apicalstrictur ist scharf abgesetzt, breit. Das Schildchen mit bedeckter Basis, hoch gewölbt, hinter der Mitte quer abgeflacht und an der Spitze wieder gewülbt. Die Hemielytren sind beim ® vollständig ausgebildet, etwas die Hinterkórperspitze überragend, mit einem dreieckigen, weissen Querfleck, die grosse Membran- zele mit breit gerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Vor- deracetabula von oben etwas sichtbar. Die Orificien des Metastethiums sind klein mit gekan- teter Spalte. Der Hinterkórper des © an der Basis stark eingeschnürt, hinten aufgetrieben. Die Beine mutiliert. Betreffs der Farbe sehr an Pangania m. erinnernd, unterscheidet sich aber erheblich von dieser Gattung. Typus: F. regneri n. sp. Formicopsella regneri n. sp. Gelb, die Stirn hinten z. T., die Apicalstrictur und die Calli des Halsschildes, das Schild- chen in der Mitte, das Corium aussen und innen zur Spitze, der Cuneus an der Basis, die Hüften und die Unterseite des Hinterkórpers fast ganz braun, auf den Hemielytren ein grosser, dreieckiger, nach innen verengter, etwa in der Mitte des Clavus gelegener und fast die Claval- commissur erreichender, bis zum Aussenrande des Coriums sich erstreckender Querfleck sowie die äussere Apicalrandshálfte des Coriums schmal weiss, der Querfleck braun umsäumt, die Membran rauchschwarz, das Rostrum, das erste Fühlerglied unten und das zweite braun, die Spitze des Rostrums und die àusserste Spitze des zweiten Fühlergliedes braunschwarz, das erste Fühlerglied oben, das dritte, die Orificien und die Hinterbrust in der Mitte hellgelb. Die Stirn beim 2 etwa 2!/, mal breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als das Auge von der Seite gesehen (2), das zweite nicht voll drei- mal länger, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite., Der Basalrand des Halsschildes etwas mehr als doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 5, lat. max. 1.5 mm. Daressalam: Panganı!, R. ReGxer (Mus. Berol.) Systellonotopsis n. gen. Der Kórper gestreckt, nach hinten etwas erweitert, oben ziemlich kurz, abstehend braun behaart, der Vorderkórper schwach glänzend. Der Kopf ist ziemlich geneigt, von oben gesehen etwa ebenso lang als breit, von vorne gesehen kaum länger als breit, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn ist ungerandet und ungefurcht, gewölbt. Die Augen sind abstehend, kurz behaart, gross, mässig hervorspringend, granuliert, den Vor- derrand des Halsschildes berührend, vorne leicht ausgeschweift. Der Clypeus ist kräftig her- N:o 3. 44 B. Popprus. vortretend, fast vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Lorae schmal, scharf abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle ziemlich lang, horizontal, der Gesichtswinkel etwas zugespitzt. Das Rostrum einzeln und ziemlich kurz abstehend behaart, nicht ganz die Spitze der Hinter- hüften erreichend, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz behaart, das erste Glied einzeln, kurz abstehend behaart, etwas verdickt, die Clypeusspitze überragend, das zweite zur Spitze nicht verdickt, etwas dünner und viel länger als das erste (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild ist nur wenig kürzer als breit, nach vorne mässig verengt mit ziemlich ausgeschweif- ten Seiten, der Basalrand in der Mitte leicht ausgeschweift. Die Scheibe mässig gewölbt und geneigt, glatt, die Calli undeutlich abgesetzt, die Apicalstrictur etwa ebenso breit als das zweite Fühlerglied dick. Das Schildchen ist flach mit unbedeckter Basis. Die Hemielytren vom basalen Drittel an nach hinten etwas erweitert mit weissen Querbinden, beim 9 etwas die Hinterkörperspitze überragend. Die grosse Membranzelle mit abgerundeter apicaler Innen- ecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. (Die Beine mutiliert). Von Formicopsella m. sofort durch den Bau des Kopfes und des Halsschildes zu unter- scheiden. — Von Pangania m. leicht durch den Bau des Halsschildes und durch die absteh- ende Behaarung der Oberseite zu unterscheiden. Typus: S. bifasciatus n. sp. Systellonotopsis bifasciatus n. sp. Rotgelb, der Halsschild hinter den Calli braun, auf den Hemielytren eine Querbinde vor der Mitte, nach innen verschmälert, und der Apicalrand des Coriums, nach den Seiten zu breiter, weiss, die Hemielytren zwischen den beiden Querbinden braun, der Cuneus braun- schwarz, die Membran rauchschwarz, die hinteren Brüste und der Hinterkórper unten braun- rot, das Rostrum braun, das erste Glied braunrot, die Vorderhüften braun, die Hinterhüften gelb, das erste Fühlerglied gelb, das zweite schwarzbraun mit gelber Basis. Die Stirn beim 2 etwa doppelt so breit wie der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwa ebenso lang als das Auge von der Seite gesehen, das zweite etwa dreimal lànger als das erste. Der Halsschild ist an der Basis etwa doppelt breiter als an der Spitze. — Long. 46, lat. 1.5 mm. Brit. Betschuanaland!, F. Seiner, 1 9 (Mus. Berol.). Lissocapsus Brncn. BErGr, Wien. Ent. Zeit, XXII, 1903, p. 255. „Corpus oblongo-ovatum, impunctatum, politum, glaberrimum. Caput nonnihil excertum, supra convexo-declive, vertice immarginato, impressione longitudinale destituto, clypeo paullo prominente, basi a fronte impressione leni scrobibus antennarum opposita separato, loris discre- tis, oculis verticaliter positis, latitudine duplo altioribus, rostro coxas posticas superante, arti- culo secundo perquam brevi, inflato, articulis duobus ultimis longis, antennis mox ante me- dium marginis antici oculorum insertis, articulo secundo longissimo, apicem versus leviter in- crassato, articulis duobus ultimus unitis secundo nonnihil longioribus, parte basali artieuli secundi haud tenuioribus. Pronotum convexo-declive, callis destitutum, apice annulo collari distincto praeditum, lateribus subacutis, immarginatis. Hemielytra etiam feminae completa, pone medium subdilatata, commissura clavi scutello longiore, fractura cunei distincta, obliqua, Tom. XLIV. — Án n Um 8 m NNI on e ca Die Miriden der üthiopischen Region. 45 incisura vix ulla, area exteriore membranae vix distinguenda, angulo apicali interiore areae interioris valde rotundato. Abdomen feminae basi constrictum. Pedes longi, coxis anticis elongatis, medium mesosterni superantibus, tibiis omnibus femoribus longioribus, nec pilosis uec spinulosis, solum subtus subtilissime puberulis, posticis levissime curvatis, articulo secundo tarsorum posticorum primo subaequilongo, tertio ceteris unitis aequilongo, unguieulis simpli- cibus, aroliis nullis. Steht der Gattung Systellonotus Fixe. sehr nahe, aber unterscheidet sich durch die kahlen, nicht bestachelten Schienen. Auch andere Unterschiede sind vorhanden. Der Rüssel scheint etwas anders gebaut zu sein, das letzte Glied der Hintertarsen ist viel länger, die Arolien fehlen gänzlich und die Deckflügel sind vollkommen ausgebildet, auch bei dem Weibchen“. Typus: L. wasmanni Beren. Lissocapsus wasmanni BERGR. BERGR., l. c. „Piceus, fascia ante medium hemielytrorum orificiisque albis, apice articuli secundi anten- narum rufescente, dimidio apical articuli tertii quartoque, basi et apice exceptis, pallide lutes- centibus. Caput pronoto aequilongum, vertice (4) oculo saltem duplo latiore, e latere viso supra oculum paullo elevato, oculis modice prominulis, articulo primo rostri medium oculorum attingente, secundo primo duplo breviore, antennis apicem abdominis attingentibus, artieulo primo fere dimidio suo apicem capitis superante, secundo primo duplo et dimidio longiore, tertio primo duplo longiore, quarto tertio paullo longiore. Pronotum capite fere duplo latius, lateribus levissime sinuatis. Hemielytra (©) apicem abdominis paullum superantia, fascia alba pereurrente, ubique subaeque lata, per medium clavi tracta et apicem seutelli tengente, mem- brana nigro-fumata, iridescente. Mas ignotus. — Long. 2 3 mm. Sainte-Marie-de-Madagascar (D. Perron). Lebt in den Nestern von Crematogaster Ranavalonis For.“ Boopidella Revr. Reur., Ófv. Finska Vet. Soc. Förh., XLIX, N:o 7, 1907, p. 24. Der Kórper ziemlich gestreckt, matt, nach hinten verschmälert (unbehaart?) Der Kopf ist sehr gross, fast ebenso breit als der Halsschild an der Basis, vertical, von oben gesehen und von vorne viel breiter als lang, nur ganz kurz vorgezogen, von der Seite gesehen etwas kürzer als hoch. Die Stirn kräftig gewölbt, hinten fein gekantet, ohne Längsfurche. Die Augen sind sehr gross und hervorspringend, granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, unten bis auf die Kehle sich erstreckend, die Seiten des Kopfes ganz einnehmend, vorne ausgeschweift. Der Clypeus ist mässig hervortretend, etwas nach hinten gerichtet, von der Stirn scharf abgesetzt, die Lorae sind deutlich abgesetzt, die Wangen beim © ganz er- loschen, die Kehle sehr kurz, geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das dünne Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Die Fühler sind fast in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, ziemlich dick und kurz, sehr kurz anliegend behaart, das erste Glied ist kurz, die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite etwas dünner, viel länger als das erste, zur Spitze leicht verdickt, die zwei letzten etwas dünner als das zweite und zusammen etwas länger als dasselbe, das dritte etwas länger als das letzte. Der Halsschild ist deutlich breiter als lang, zur Spitze kräftig verengt mit N:o 3. 46 B. Popprus. ausgeschweiften Seiten, der Basalrand sehr seicht ausgeschweift, die Scheibe flach gewölbt, sehr stark geneigt, die Calli erloschen, von einander flach getrennt, die Apicalstrietur fein. Das Schildchen an der Basis bedeckt, Hach. Die Hemielytren beim © ziemlich die Hinter- körperspitze überragend, mit einer weissen Querbinde, die grosse Membranzelle schmal, zur Spitze etwas verschmälert mit etwas abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Beine mässig lang, die Schenkel gestreckt, die Schienen unbedornt, die zwei ersten Glieder der Hinterfüsse kurz, das letzte länger als das zweite. Die Klauen sind fein mit kaum ausgebildeten Arolien. Nahe mit Laemocoris Reur., Allodapus Fixe. und Tyraquellus Disr. verwandt, von allen sofort durch den sehr grossen Kopf, der fast ebenso breit als der Basalrand des Halsschildes ist, zu unterscheiden. Typus: B. fasciata Reur. Boopidella fasciata Reur. Reur., 1. c., p. 25, sec. spec. typ. Russbraun, das Rostrum, das erste Glied ausgenommen, die Hüften, die Basis der Schen- kel, die Schienen zur Spitze und die Füsse gelbweiss, auf den Hemielytren etwa in der Mitte des Clavus eine Querbinde, die zum Aussenrande des Coriums verschmälert ist, weiss, die Membran hell rauchbraun, die Basis weisslich. Die Stirn beim c? fast um die Hälfte schmäler als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal länger als das erste, etwa !/, kürzer als der Basalrand des Halsschildes breit, das erste ganz an der Basis etwas heller, das dritte etwa ?/; kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwas mehr als 2/, kürzer als am Basalrande breit, der letzt- genannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 0.s mm. Ins. Pemba!, Vorrrzxov (Mus. Helsingf.). Trichophthalmocapsus n. gen. c. Der Körper ziemlich kurz und gedrungen, hinter der Mitte sehr seicht eingeschnürt, oben wenig glänzend, lang, auf den Hemielytren etwas kürzer abstehend, hell, ausserdem kurz anliegend, gelb behaart. Der Kopf ist sehr gross, etwas schmäler als der Basalrand des Hals- schildes, vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen ganz kurz, breit vorgezogen, deutlich breiter als lang, von der Seite gesehen kaum hóher als lang. Die Stirn ist nur vorne gewólbt und hier stark geneigt, an der Basis fein gekantet, der Länge nach kurz gefurcht. Die Augen sind sehr gross und hervorspringend, granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, kurz abstehend behaart, nach unten bis auf die Kehle sich er- streckend und fast die ganzen Kopfseiten einnehmend, vorne leicht ausgeschweift. Der Cly- peus ist wenig stark hervortretend, etwas nach hinten vorgezogen, von der Stirn tief ab- gesetzt, die Lorae deutlich abgesetzt, ganz schmal, die Wangen sehr klein, die Kehle kurz, etwas geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum ist einzeln uud kurz abstehend behaart und erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied wenig verdickt, etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Die Fühler sind fast in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, mässig lang, anliegend und kurz, ausserdem einzeln, ziemlich lang, abstehend behaart, das erste Glied ist wenig verdickt, nur wenig dicker als die drei folgenden, zur Spitze nicht verdickten, unten einander gleich dicken Glieder, kurz, etwas die Clypeusspitze überragend, das zweite viel lànger als das erste, die zwei letzten zusammen Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 47 deutlich länger als das zweite, das dritte etwas kürzer als dasselbe. Der Halsschild ist etwas breiter als lang, zur Spitze ziemlich stark verengt mit ausgeschweiften Seiten, der Basalrand ist breit ausgeschweift. Die Scheibe ist mässig gewólbt, stark geneigt, die Calli deutlich abgesetzt und von einander ziemlich breit abgesetzt, die Apicalstrictur ist ziemlich schmal, scharf abgesetzt, Das Schildchen ist glänzend mit unbedeckter Basis, ziemlich gewölbt, in der Mitte quer eingedrückt. Die Hemielytren beim © ziemlich die Hinterkórperspitze über- ragend, weiss gezeichnet, der Cuneus geneigt, die grosse Membranzelle ziemlich kurz, schmal, mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich klein mit gekanteter, gerader Spalte. Die Beine mutiliert. Ist nahe mit Boopidella Reur. verwandt, unterscheidet sich aber u. a. sofort durch andere Kórperform und durch die Behaarung der Oberseite und der Augen. Typus: Tr. pilosus n. sp. Trichophthalmocapsus pilosus n. sp. Schwarzbraun, der Kopf vorne und hinten, die Hemielytren, die Seiten der Hinterbrust und die Unterseite des Hinterkórpers braun, auf den Hemielytren vor der Mitte eine weisse Querbinde, die nach innen etwas verschmälert wird und nicht ganz bis zum Aussenrande des Coriums sich erstreckt, der Apicalrand des letztgenannten aussen gelbweiss, der Clavus vor der hellen Querbinde, das Corium hinter derselben und am Aussenrande vor der hellen Spitze sowie der Cuneus zum gróssten Teil dunkler braun, die Membran gelblich, an der Basis braun- gelb, die Orificien, der Hinterkórper unten in der Mitte der Basis, die Spitze der Vorderhüt- ten und die vier Hinterhüften gelbweiss, das Rostrum, das erste Glied ausgenommen, und die Fühler gelb, das dritte Fühlerglied zur Basis etwas verdunkelt. Die Stirn beim c^ nur etwas breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühler- glied etwa dreimal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte etwas länger als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr als doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.3 mm. Daressalam: Panganı!, R. REGNER (Mus. Berol.) Pangania n. gen. Der Kórper gestreckt und schmal, etwas eingeschnürt, oben matt, ganz kurz und anlie- gend, etwas schuppenfórmig weiss behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel kürzer als breit, von vorne gesehen etwas vorgezogen, etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen höher als lang. Die Stirn ist undeutlich gerandet, ungefurcht, gewölbt, vorne vertical. Die Augen sind gross und hervorspringend, granuliert, nicht ganz den Vorderrand des Halsschildes berührend, beim c^ grösser als beim ? und nach unten weit auf die Kehle vorgezogen, vorne etwas ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich hervortretend, mit einigen abstehenden Haaren besetzt, vertical, von der Stirn flach abgesetzt, die Lorae sind klein und schmal, die Wangen sind klein (2) oder sehr klein (c^), die Kehle ganz kurz, leicht geneigt, der Gesichtswinkel fast recht. Das Rostrum kaum die Spitze der Mittelhüften überragend, das erste Glied kurz, etwas verdickt, die Kopfbasis kaum überragend. Die Fühler sind in (2) oder fast etwas oberhalb (c) der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, lang und ziemlich kräftig, fein pubescent, das erste Glied ziemlich kurz, die Clypeusspitze etwas überragend, N:o 3. 48 B. Popprus. mässig verdickt, innen mit einigen abstehenden Haaren, die zwei folgenden etwas dünner als das erste, unter einander etwa gleich dick, das zweite viel länger als das erste, etwas länger als das dritte, das letzte etwas dünner, kürzer als. das dritte. Der Halsschild ist etwa ebenso lang als breit, nach vorne mässig verengt mit leicht ausgeschweiften Seiten, der Basalrand sehr breit ausgeschweift. Die Scheibe ist sehr kräftig gewölbt, nach vorne stark ‚geneigt, die Calli gross und flach, von einander flach getrennt, die Apicalstrietur ist ziemlich schmal, scharf abgesetzt. Das Schildchen ist kräftig gewólbt, in der Mitte breit quer eingedrückt, an der Spitze stark geneigt. Die Hemielytren mässig, beim I etwas mehr als beim 2, die Hinter- körperspitze überragend, auch beim ? vollständig ausgebildet, vor der Mitte leicht eingeschnürt, mit weissen, etwas glänzenden Querbinden, die grosse Membranzelle mit kaum abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Vorderacetabula von oben gesehen sichtbar. Die Orificien des Metastethiums ziemlich gross mit langer, etwas gebogener, gekan- teter Spalte, der Hinterkórper beim © an der Basis etwas eingeschnürt. Die Vorderbeine (die anderen mutiliert) lang und dünn, die Schienen ganz fein hell bedornt, das erste Glied der Vorderfüsse deutlich kürzer als das zweite, das etwas kürzer als das dritte ist. Die Klauen sind mässig lang, etwas gebogen, ohne Arolien. | Nahe mit Systellonotus Figs. verwandt. Das Weibchen aber ist nicht brachypter, der verticale Kopf ist etwas anders gebaut, die Fühler sind anders eingelenkt und gebaut, der Halsschild und das Schildchen sind gewölbter, das zweite Fussglied ist deutlich kürzer als das dritte. Typus: P. fasciatipennis n. sp. Pangania fasciatipennis n. sp. Gelbbraun, der Halsschild sowie die Seiten und die Spitze des Schildchens gelb, auf dem erstgenannten eine Längsbinde in der Mitte der Scheibe und die Hinterecken, meistens auch die Calli braun, etwa in der Mitte des Clavus eine Querbinde, die an der Clavalcommis- sur jedoch kurz abgebrochen ist und hinten gerade ist, nach vorne und aussen sich stark bogenfórmig erweitert und den Aussenrand des Coriums erreicht, der letztgenannte von der Basis bis über die Mitte schmal und eine schief nach innen gestellte, bis zur Commissur sich erstreckende und in dieser Richtung etwas verschmälerte Querbinde am Apicalrande des Coriums weiss, die vordere Querbinde hinten und ausserdem vorne auf dem Clavus schmal schwarzbraun umsäumt, der Cuneus braunschwarz, der Clavus vorne etwas weissgrau tomen- tert, die Membran rauchbraun, zur Basis etwas dunkler, die Unterseite braun, die Vorder- brust, die Seiten der hinteren Brüste mehr oder weniger ausgedehnt, die Orificien, die Basis und die Spitze des Hinterkórpers unten sowie die hinteren Hüften hellgelb, die Vorderhüften und das erste Fühlerglied braun, die zwei folgenden Fühlerglieder braunrot, zur Spitze aus- gedehnt braun, das letzte Glied an der Basalhälfte hellgelb, an der Apicalhälfte braun, die Vorderbeine gelbbraun. — ' Die Stirn etwa !/, schmäler (c) oder etwa ebenso viel breiter (9) als der Durchmesser des Auges. Die Fühler beim c^ etwas dicker als beim ©, das erste Glied kaum kürzer als die Apicalstrictur des Halsschildes breit, das zweite etwa dreimal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte um die Hälfte kürzer als das dritte, Der Basalrand des Halsschildes etwas mehr als doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 4, lat. 14 mm. Daressalam: Pangani!, R. REGNER, mehrere Exemplare (Mus. Berol. et Helsingf.). Tom. XLIV, Die Miriden der äthiopischen Region. 49 Systellonotidea n. gen. Der Kórper ist sehr lang, schmal, parallelseitig, oben ziemlich lang, abstehend und weit- làufig hell behaart, der Kopf, der Halsschild und das Schildchen mässig glänzend, die Hemie- lytren matt. Der Kopf ist beim © ziemlich gross, vertical, von oben gesehen breiter als lang, von vorne gesehen vorgezogen, breit eifórmig, viel länger als breit, von der Seite gesehen zur Spitze von der Mitte an rektangulär, hinter den Augen keine Spuren einer Einschnürung. Die Stirn ist flach gewólbt, an der Basis deutlich gerandet, mit einer ganz feinen Làngsfurche. Die Augen sind gross, wenig hervorspringend, ganz fein granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, von der Seite gesehen in der Längsrichtung gelegen, weit nach vorne gezogen, lang, an der Spitze nicht schmäler als an der Basis, vorne breit ausgeschweift. Der Clypeus ist nur wenig hervortretend, etwas nach hinten vorgezogen, von der Stirn nicht abgesetzt, die Lorae sind deutlich, schmal, die Wangen beim c^ mässig hoch, die Kehle lang, vertical, das Peristom gross, mit der Kehle einen rechten Winkel bildend, der Gesichtswinkel etwas spitz, die Oberlippe ziemlich breit. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied ziemlich stark verdickt, die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz und anlie- gend behaart, das erste Glied kaum verdickt, nur unbedeutend breiter als das zweite an der Basis, mässig lang, etwas die Clypeusspitze überragend, das zweite ist viel länger als das erste, zur Spitze allmählich, seicht verdickt, das dritte nur wenig dünner als das zweite an der Basis, etwas kürzer als dasselbe (das letzte mutiliewt). Der Halsschild ist etwas breiter als lang, nach vorne kräftig verengt mit geraden Seiten, der Basalrand ziemlich tief aus- geschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewólbt, stark geneigt, die Calli nicht ausgebildet, die Apicalstrietur ist breit, deutlich abgesetzt. Das Schildehen ist an der Basis etwas unbedeckt, hinter derselben quer eingedrückt, ziemlich stark gewólbt. Die Hemielytren beim c^ die Hin- terkórperspitze weit überragend, weiss gezeichnet, die weisse Zeichnung und das Corium an der Spitze breit glänzend, das Corium und der Clavus bei auffallendem Lichte grau toınen- tiert, die grosse Membranzelle mit fast rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Die Hinterflügel- zelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums ganz klein, mit einer kleinen, hoch gekan- teten Spalte. Der Hinterkórper an der Basis etwas eingeschnürt. Die Beine mutiliert. Sehr nahe mit Systellonotus F1EB. verwandt, unterscheidet sich aber durch den eigen- artügen Bau des Kopfes und durch die gerandete Stirn. Typus: S. triangulifer n. sp. Systellonotidea triangulifer n. sp. Schwarz, die Hemielytren braunschwarz, in der Mitte mit einem grossen, dreieckigen, nach innen verschmälerten und hier kaum die Mitte des Clavus überragenden, aussen fast das mittlere Drittel des Coriums einnehmenden weissen Flecke, der etwas dunkler umsäumt ist, der Cuneus, die Basis ausgenommen, und das Corium aussen zur Spitze sowie die Membran und die Unterseite schwarz, die Membran hinter der Cuneusspitze mit einem sehr kleinen, weissen Flecke, der Kopf.vorne und ausserdem ringsum den Augen schmal braun, das Rostrum gelbbraun, das erste Glied braun, das letzte, die Basis ausgenommen, die Fühler und die Hüften schwarzbraun, das erste Fühlerglied und die Spitze der Hinterhüften schmal gelb, das erstgenannte aussen mit einer dunklen Längslinie, das dritte Fühlerglied braungelb mit breit gelber Basis. Die Stirn ist beim © fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwa ebenso lang als das Auge von der Seite gesehen, das zweite etwa dreimal N:o 3. T 50 B. Poppius. länger als das erste. Der Halsschild ist nur etwa !/; kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand. — Long. 5, lat. 1.5 mm. Brit. Ost-Afrika: Fl. Tana!, A. GarrÉN-KALLELA, 1 © (Mus. Helsingf.). Glaphyrocoris Revr. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLV, N:o 6, 1903, DAS MI tio CB „Corpus elongatum, angustum, medio leviter constrictum; capite basi pronoti paullulum angustiore, fortiter nutante, ab antico viso rotundato et infra oculos sat breviter producto, latitudini cum oculis aeque longo, vertice immaarginato sed margine tenui acuto, clypeo brevi, sat prominente, ab antico viso lato, a fronte linea obtusangulata impressa discreto, angulo faciali acuto, genis humilibus, gula longa obliqua; oculis (3) magnis, granulatis, pronoto con- tiguls, orbita interiore apicem versus late sinuatis; rostro apicem coxarum attingente, articulo primo peristomii longitudine; antennis crassis, paullo supra apicem oculorum interne insertis, articulo primo apicem clypei attingente, secundo versus apicem leviter incrassato, ultimis apici secundi saltem aeque-crassis, simul sumtis secundo paullulum longioribus, quarto subfusiformi; pronoto parum transverso, fortiter convexo-declivi, laevi, versus apicem fortiter angustato, lateribus rectis, strictura apicali libera, sat lata, callis haud discretis, margine basali latissime rotundato; scutello pronoto aeque alto, basi obtecto, parte apicali apicem versus fortiter declivi; hemielytris totis nitidis, laevibus, a medio leviter dilatatis, fractura cunei sat profunda; tibiis muticis, praecipue posticis compressis, anticis ubique aeque crassis, posticis ante medium leviter dilatatis; tarsis posticis articulo primo brevi, tertio duobus primis simul sumtis longi- tudine subaequali, unquiculis sat curvatis, basi breviter ampliatis, arolis haud distinguendis. Praecedenti (Glossopeltis) strucfura antennarum sat similis, structura autem capitis praeci- pueque pronoti et scutelli mox distinctus; inter genera Laemocoris ReuT. et Allodapus Fres. locandus videtur, ab illo structura antennarum, vertice immarginato, hemielytris postice dis- tincte ampliatis, pedibus brevioribus etc. divergens. Caput loris bene discretis versus basin antennarum vergentibus; vertice levissime, fronte valde declivibus. Oculi orbita interiore in vertice basin versus rotundato-divergentes. Antennae articulo secundo latitudine media capi- tis (cum oculis) parum longiore. Abdomen basi versus leviter constrictum.* Typus: Gl. unifasciatus REvr. Glaphyrocoris unifasciatus Reur. Reur., l. c., p. 16. ,Cinnamomeo-piceus, glaber et laevis, nitidus, articulo primo antennarum, tibiis apicem versus tarsisque basi pallidis, flavotestaceis, orificiis fasciaque tenui transversali per tertiam partem basalem hemielytrorum ducta albis. — Long. c? 3 mm. Djibouti, D. H. CourrERE 1897 (Mus. Paris). Caput basi pronoti parum magis quam !/, angustius, a latere visum paullo minus quam duplo brevius, vertice (5) medio oculo paullo latiore. Antennae articulo secundo pronoto longitudine subaequali, tertio secundo circiter 3/, breviore et apice hujus fere crassiore, quarto tertio paullo breviore. Pronotum basi quam apice fere triplo latius. Hemielytra fascia alba in corio latiore, in clavo attenuata". Tom. LXIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 51 Tyraquellus Dısr. Disr., Faun. Brit. Ind., Rhynch., II, p. 471. Der Kórper ziemlich gestreckt, schmal, oben einzeln abstehend und lang behaart, der Vorderkórper fast matt, die Hemielytren ziemlich glänzend. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, von oben gesehen breiter als lang, von vorne ziemlich spitz, mässig lang vorgezogen, etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen kaum lànger als an der Basis hoch. Die Stirn bis zur Clypeusbasis gleichförmig, mässig gewólbt, an der Basis deutlich gerandet, der Lànge nach fein gefureht. Die Augen sind gross und hervorspringend, nach unten ziemlich weit vorgezogen, vorne kaum ausgeschweift, granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ziemlich stark hervorspringend, etwas zusammengedrückt, vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Lorae deutlich, die Wangen klein, die Kehle kurz, hori- zontal, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich über die Spitze der Hinterhüf- ten, das erste Glied ist wenig verdickt, etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, ganz kurz und anliegend behaart, das erste Glied wenig verdickt, die Clypeusspitze überragend, innen mit einigen abstehenden, dunklen Borstenhaaren, die drei letzten etwas dünner als das erste, unter einander gleich dick, das zweite viel länger als’ das erste, etwas länger als das dritte. Der Halsschild ist deutlich breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt mit ziemlich aus- geschweiften* Seiten. Der Basalrand sehr breit ausgeschweift, die Scheibe mässig gewölbt, wenig geneigt, die Callı sind flach, von einander getrennt, die scharfe Apicalstrietur ist schmal. Das Schildchen ist flach. Die Hemielytren ziemlich die Hinterkörperspitze überragend, fast parallelseitig, weiss gezeichnet, die grosse Membranzelle ist schmal mit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orifieien des Metastethiums sind ganz klein, die Spalte etwas gebogen. Die Vorderbeine (die anderen Beine bei den drei mir vor- liegenden Arten mutiliert) ziemlich lang und dünn, kurz und anliegend behaart, die Schienen unbedornt, das zweite Fussglied ebenso lang als das dritte. Die Klauen sind kurz und fein, ohne Arolien. i Sehr nahe mit Allodapus FtEB. verwandt, unterscheidet sich aber durch etwas anderen Bau des Kopfes, durch den breiteren Halsschild, dessen Apicalstrietur schmal ist, durch das flache Schildchen, durch den anderen Bau der Orifieien des Metastethiums sowie durch die unbewehrten Schienen. Typus: T. albofasciatus (Morscx.). Tyraquellus reuteri n. sp. . Der Kopf und die Hemielytren braun, die Stirn vorne, der “Halsschild und das Schild- chen braunschwarz, auf den Hemielytren vor der Mitte eine breite Querbinde, die an der Clavalsutur etwas eingeschnürt ist und die zur Clavalcommissur verengt wird, der Aussen- rand schmal und ein grosser, viereckiger Fleck an der apicalen Aussenecke auf dem Corium weiss, die Membran rauchig braunschwarz, die Unterseite braunschwarz, der Hinterkórper zur Basis braun, das Rostrum braun, hinter der Mitte gelb mit dunkler Spitze, die Fühler und die Vorderbeine hellgelb, die Basis des ersten Gliedes, das zweite zur Spitze und das dritte (das letzte mutiliert), die Basis ausgenommen, braun, die Spitze des ersten sehr schmal rot- braun, die Vorderhüften und die Vorderschenkel rotbraun, die hinteren Hüften weiss. Die Stirn beim c^ etwa !/, breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- gled etwa ebenso lang als der Kopf von der Seite gesehen bis zur Clypeus, das zweite mehr N:o 8, 52 1 B. Porrrvs. wie viermal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist fast um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 0. mm. = Am nächsten mit T. albofasciatus (Morsox.) verwandt, unterscheidet sich aber durch grós- sere Augen, durch deutlich längeres zweites Fühlerglied, durch mehr ausgeschweiften Basal- rand auf dem Halsschilde, durch andere Form der Quetbinde auf den Hemielytren sowie durch gestreckteren Körper. Deutsch Ost-Afrika: Amani!. x. 1904, 1 c^, Prof. VosseLer (Mus. Berol.) - Laemocoris Jar. et Rzvr. Jak. et Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Fórh., XXI, 1879, p. 183. — Jax., Bull. Soc. Nat. Mosc., 1881, 4, p. 364 — Ruur., Hem. Gymn. Eur. IV, p. 132, T. I, fig. 27. — Hörs. Syn. Blindw., p. 413. Der Körper beim c' gestreckt, beim 9 zuweilen gedrungen. Der Kopf klein, ziemlich geneigt oder fast vertical, die Stirn hinter den Augen nicht eingeschnürt, fein gerandet. Die Augen den Vorderrand des Halsschildes bertihrend, vorne leicht ausgeschweift, ziemlich her- vortretend. Der Clypeus mehr, oder weniger hervorspringend, von den Seiten zusammen- gedrückt, die Lorae deutlich abgesetzt, schmal. Die Fühler sind lang, etwas *oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, die drei letzten Glieder zur Spitze nicht verdickt, die zwei letzten etwas dünner als das zweite. Der Halsschild etwas breiter als lang, zur Spitze kräftig verengt, die Scheibe gewólbt und geneigt, die Calli ziemlich deutlich abgesetzt, die Apicalstrietur breit, mehr oder weniger, besonders an den Seiten deutlich, der Basalrand breit ausgeschweift oder fast gerade abgestutzt. Die Hemielytren weiss gezeichnet, beim c' voll- stándig ausgebildet und parallel, beim 9 zuweilen verkürzt und zur Spitze erweitert, der Cuneus ziemlich geneigt. Die Hinterflügelzelle meistens ohne Hamus. Die Beine lang, die Schienen fein bedornt. Das zweite Glied der Hinterfüsse kaum oder etwas länger als das dritte, die Klauen mässig lang, leicht gebogen, die Arolien sehr kurz. Von Systellonotus Fies. durch den Bau des Kopfes und durch die gerandete Stirn sofort zu unterscheiden. Typus: L. reuteri JAK. et REur. Laemocoris sinuaticollis Reur. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLIX, N:o 7, 19077 p. 23. „Obscure piceus, eapite apiceque pronoti fortiter nitens, hemielytris longe pallido-pilosis; antennis flavicanti-testaceis, apicem versus fuscis, articulo primo albido, basi-margineque api- cali fuscis, pedibus fuscis, coxis, trochanteribus basique femorum pedum posteriorum albidis, tibiis apicem. versus tarsisque pallescentibus; hemielytris nonnihil rufescenti-piceis, in tertia basali parte corii fascia transversali per clavum ducta ibique fere aeque lata maculaque magna subtriangulari apicali angulum interiorem haud attingente albis; membrana cum venis fusca, fortiter iridescente; capite opaculo, vertice obsolete marginato, fronte sulco longitudinali obtuse impresso, clypeo prominente, gula tertiam basalem partem capitis occupante, vertice feminae oculo fere duplo latiore; pronoto lateribus late sed fortiter sinuatis, disco apicem versus sat declivi, postice parum convexo, scutello planiusculo. 9. — Long. 3!/, m.m. E Tom. XLIV. nn - LA RR 04, :::..L.:1,...:2!L!'uÁl4 5. ral Die Miriden der äthiopischen Region. 53 Congo, comm. D. SCHOUTEDEN. L. Ahngeri REvT. signaturis albis sat similis, sed multo minor, fortius nitens, lateribus pronoti multo fortius sinuatis, hemielytris longe pilosis, fascia eorum anteriore longius ante medium corii posita, cuneo breviore, coxis posterioribus fere totis albis. Caput (2) basi pro- noti paullo minus quam !/, angustius, a supero visum pronoto aeque longum, a latere visum altitudine basali paullulum brevius. Rostrum fuscum, articulo primo medium xyphi prosterni subsuperante. Antennae articulo secundo capiti pronotoque simul sumtis longitudine subae- quali, tertio secundo vix breviore. Pronotum basi longitudini, strictura apicali excepta, fere duplo latius, hac articulo secundo antennarum aeque crassa. Hemielytra abdomen sat longe superantia, corio externe versus marginem declivi. Terebra feminae apice mucronata.“ Allodapus Fres. Hallodapus FieB., Crit. Phyt., p. 307. — Eur. Hem., p. 66. — Allodapus Fıes., Eur. Hem, p. 262. — Rxur, Hem. Gymn. Eur. IV, pp. 137 et 174, T. I, fig. 28. — Hües., Syn. Blindw., p. 413. — Evrotieoris Dovar. et Scorr, Brit. Hem., p. 471. — Reur., Gen. Cim., p. 27. — Rev. Crit. Caps., II, p. 106. Der Kórper ist mehr oder weniger gestreckt. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen nicht lànger als breit, von der Seite gesehen ebenso lang oder fast länger als an der Basis hoch. Die Stirn ist erst horizontal, an der Spitze sehr kräftig geneigt, an der Basis fein gerandet, fein der Länge nach gefurcht. Die Augen sind gross und hervorspringend, granu- liert, den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist vertical, hervortretend, zusammengedrückt, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Lorae deutlich, die Wangen sind klein, die Kehle ist geneigt, kurz, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zur Spitze der Hinterhüften. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, lang, sehr kurz anliegend behaart, das erste Glied etwas ver- dickt, etwas die Clypeusspitze überragend, innen mit einigen abstehenden Borstenhaaren, die drei letzten etwas dünner als das erste, unter einander gleich dick, das zweite viel länger als das erste, etwas länger als das dritte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziem- lich verengt mit ziemlich kräftig ausgeschweiften Seiten, der Basalrand mehr oder weniger, zuweilen ganz seicht ausgeschweift, die Scheibe mässig gewólbt und geneigt, die Calli wenig scharf abgesetzt, die Apicalstrietur ziemlich breit. Die Hemielytren weiss gezeichnet, die grosse Membranzelle mit etwas abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums klein mit gekanteter Spalte. Die Beine ziemlich lang, die Schienen fein, ziemlich lang bedornt. Das zweite Glied der Hinterfüsse ebenso lang als das erste, die Klauen ziemlich lang, etwas gebogen, ohne Arolien. Typus: A. rufescens H.-Scn. Allodapus poseidon (Kırk.). Laemocoris id. Kırk., The Entomol, 1902, p. 315, sec. spec. typ. — Allodapus aethiopicus Reur., Ofv. Finska Vet. Soc. Fôrh., XLIX, N:o 7, 1907, p. 25, sec. spec. typ. Matt, weitlàufig und kurz, anliegend, die Hemielytren länger und etwas abstehend behaart. Schwarzbraun, das Corium dunkelbraun, der Clavus braunrot, auf dem Corium ein grosser Fleck gleich hinter der Basis, der Aussenrand schmal und ein dreickiger Fleck an der äus- N:o 3. 54 B. Poppiuvs. seren Apicalecke weiss, der vordere, grosse Fleck erstreckt sich bis zur Mitte des Coriums und ist hier mehr oder weniger gerade abgestutzt, die Membran schwarzbraun, das Rostrum, _ das erste Glied ausgenommen, die Fühler und die Beine hellgelb, die Basis und ausserdem die áusserste Spitze des ersten Fühlergliedes und die Schenkel, die Basis und die Spitze aus- genommen, braunschwarz, die Spitze der Füsse braun. Der Kórper ist gestreckt und schmal. Der Kopf ist vertical mit kräftig hervortretendem Clypeus, der Gesichtswinkel fast recht, die Stirn deutlich gerandet, beim © ebenso breit, beim 9 etwas breiter als der Durchmesser des Auges. Die Augen sind gross und hervorspringend, granuliert. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied ist etwas kürzer als das Auge von der Seite gesehen, das zweite fast viermal länger als das erste, das dritte nicht voll !/, kürzer als das zweite (das letzte mutiliert). Der Halsschild ist etwa !/, (f. macr.) oder mehr (f. brach.) kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa drei- mal breiter als der Vorderrand, die Seiten ziemlich ausgeschweift, die Scheibe mässig gewölbt und geneigt. Das Schildchen etwas gewólbt. Die Hemielytren ziemlich (f. brach.) oder sehr weit (f. macr. die Hinterkôrperspitze überragend, parallelseitig. — Long. 3—3.5, lat. I mm. Kongo, sec. Reur., l. c.; Guinea: Addah!, 1 9; Ins. Pemba; Funda! Voxrrzkov; Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, 12. IV. 1906, SCHEFFLER (Mus. Berol. et Helsingf.). Plagiorhamma Fries. FrE8., Verh. Z. B. Ges. Wien, 1870, p. 250. — Reur., Gen. Cim., p. 26. — Hem. Gymn. Eur, IV, pp. 139 et 174, T. I. fig. 29. — Hürs., Syn. Blindw., p. 413. Der Kórper 1st gestreckt und schmal, bei der F. brach. nach hinten erweitert, oben matt, kurz oder lang abstehend hehaart. Der Kopf ist mehr oder weniger stark geneigt, zuweilen vertical, von' vorne gesehen etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen ebenso lang oder etwas länger als hoch. Die Stire ist gewölbt, an der Basis fein gekantet, mehr oder weniger deutlich der Lànge nach gefurcht. Dle Augen sind ziemlich gross und hervorsprin- gend, granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne kaum ausgeschweift. Der Clypeus ist kráftig hervortretend, vertical, von der Stirn deutlich abgesetzt, von den Seiten zusammengedrückt, die Lorae sind scharf abgesetzt, ganz schmal, die Wangen ziemlich klein, die Kehle ist kurz, mehr oder wenigen geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum über- ragt etwas die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied von verschiedener Lànge. Die Fühler sind lang und dünn, halb abstehend, ziemlich kurz behaart, gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied wenig verdickt, die Clypeusspitze überragend, mit einigen längeren Haaren, die folgenden dünner, unter einander gleich dick, die zwei letzten zusammen viel länger als das zweite. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit ausgeschweiften Seiten, der Basalrand ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewölbt, mässig geneigt, die Calli flach, die Apicalstrietur breit, in der Mitte wenig scharf abgesetzt. Das Schildchen ist flach. Die Hemielytren länger als der Hinterkórper, selten verkürzt, die grosse Membranzelle schmal mit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinter- flügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind klein mit einer ganz klei- nen, fast geraden Spalte. Die Beine ziemlich lang, fein, die Schienen fein bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse kaum länger als das dritte. Die Klauen ziemlich kurz, leicht gebogen, die Arolien sehr kurz. Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 55 Von Allodapus Fes. durch den Hamus der Hinterflügelzelle und von Tyraquellus Disr. durch den Bau der Apicalstrietur des Halsschildes sofort zu unterscheiden. Typus: Pl. suturalis (H. Scx.). Plagiorhamma pilosa Reur. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XXV, 1882, p. 31, sec. spec. typ. Schwarzbraun, oben sehr lang, abstehend grau behaart, der Vorderkörper grau tomen- tiert, das Rostrum, das erste Glied ausgenommen, die Fühler und die Beine gelb, die Hüften und das erste Fühlerglied gelbweiss, das letztgenannte an der Basis braun, an der Spitze sehr schmal rötlich, die Hemielytren dunkelbraun, auf dem Clavus der Aussenrand bis etwas über die Mitte und hier ziemlich erweitert, auf dem Corium die Basalhälfte bis über die Mitte, dann nur der Aussenrand schmal und parallelseitig und vor der Spitze von hier eine win- kelig auslaufende, breite Querbinde, die sich nach innen bis zur Mitte des Coriums erstreckt, gelbweiss, die dunkle Stelle des Coriums vorne zwei spitze Winkel aussendend, von denen der innere mehr nach vorne vorgezogen ist, die Membran rauchig graubraun mit einem gros- sen hellen Flecke hinten der Cuneusspitze, der Hinterkórper unten zur Basis braun. Der Kopf ist wenig geneigt. Die Stirn beim fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Rostralglied erstreckt sich etwas über den Vorderrand des Hslsschildes. Das erste Fühlerglied etwas die Clypeusspitze überragend, das dritte etwas kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist kaum mehr als !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr als doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2.6, lat. 1 mm. Guinea: Addah!, 2 ss (Mus. Helsingf.). Plagiorhamma similis n. sp. Schwarzbraun, oben ziemlich lang, etwas anliegend weiss behaart, in der Mitte des Hals- schildes und des Schildchens eine durchgehende Binde dichter gestellter Haare, der Vorder- kórper nicht tomentiert, das ganze Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, das erste Fühler- glied an der Basis breit braun, die Spitze sehr schmal, das zweite unteu zur Spitze, das dritte (das letzte mutiliert) und die Vorderschienen (die anderen Beine mutiliert) vorne mit rot über- zogen, die Hemielytren wenig heller als der Vorderkórper, der Aussenrand des Clavus bis über die Mitte, der ganzen Länge nach gleich breit, und das Corium gelbweiss, auf dem letzt- genannten innen hinter der Mitte ein grosser, braunschwarzer Fleck, der gleich an der Clavus- spitze beginnt und hier einen ganz kurzen Winkel nach aussen sendet, etwa an der Basis des apicalen Viertels einen anderen, grüsseren, der über die Coriummitte nach aussen sich erstreckt und dann schief in einer geraden Linie bis zur Mitte des inneren Apicalrandes des Coriums verläuft und von hier ganz schmal bis zur inneren Apicalecke des Cuneus verläuft, die Membran rauchig graubraun mit einem grossen hellen Flecke hinter der Cuneusspitze, die Pleuren der hinteren Brüste und die Orifieien gelb. Der Kopf ist etwas gestreckter und mehr geneigt als bei pilosa, die Stirn mit einer deutlichen Längsfurche, beim c etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das dritte Fühlerglied fast um !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist fast mehr als 1/3 kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1 mm. N:o 3. 56 B. Popprus. Von pilosa durch die Farbe, durch die Behaarung, durch den längeren Kopf und durch den Bau der Fühler verschieden. Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, 1. III. 1908, ScHEFFLER, 1 © (Mus. Berol.) Plagiorhamma discoidalis n. sp. Der Körper gedrungener als bei den beiden vorigen Arten (c^), oben abstehend, mässig lang behaart. Braunschwarz, der Kopf und der Basalrand des Halsschildes sowie der Clavus braun, der Aussenrand des letztgenannten bis zur Mitte schmal, der ganzen Länge nach gleich- breit, und das Corium gelbweiss, auf dem letztgenannten an der apicalen Innenhälfte ein grosser brauner Fleck, der etwa am apicalen Viertel des Clavus beginnt und bis zur Mitte der inneren Apicalrandshälfte des Coriums sich erstreckt und in einer schmalen Binde bis zur basalen Innenecke des Cuneus sich fortsetzt, vorne zwei ganz kurze, schmale Ecken aussen- dend, von denen die äussere weiter nach hinten gelegen ist, die Membran braun, hinter der Cuneusspitze kaum heller, die Seiten der hinteren Brüste gelbweiss, die Unterseite des Hin- terkórpers braun, zur Basis braunrot, die zwei ersten Fühlerglieder (die anderen mutiliert), das ganze Rostrum und die Hüften (die Beine sonst mutiliert) gelb, das erste Fühlerglied an der Basis braun. Der Kopf ist wenig geneigt, die Stirn der Länge nach deutlich gefurcht, beim & etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Die Fühler sind auffallend dicker als bei den beiden vorigen Arten, sonst wie bei szmilis gebaut. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand, wie die Seiten weniger ausgeschweift als bei den beiden anderen Arten. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Daressalam: Pangani! R. ReGxer, 1 c^ (Mus. Berol.) Unbekannte Gattung. Nichomachus Disr. Disr., Ann. Mag. Nat. Hist. (7), XIII, 1904, p. 104. „Moderately elongate. Head broad, including eyes much wider than anterior margin of pronotum, narrowed and moderately deflexed in front of the prominent and exserted eyes, lateral margin sinuate, disk strongly, longitudinally sulkate; antennae with the first joint short, shorter than anteocular portion of head, second and third joints longest and subequal in length, fourth shorter but longer than first; rostrum reaching the posterior coxae; pronotum strongly constricted at about one third from anterior margin, forming a distinct narrow ante- rior lobe, posterior lobe tumid, about twice as long and much broader than the anterior lobe; scutellum very strongly conically gibbous and longly though sparingly pilose; corium (exclu- ding cuneus) a little shorter than the abdomen, its lateral margins sinuate, broadest at the area of the interior angle, cuneus longer than broad; membrane thickly and finely reticulate, with a single, narrow, short, lateral cell. Allied to Systellonotus, from which it differs by the broader head, larger and exserted eyes, conically raised scutellum, etc. But for the longitudinally impressed head might be loca- ted in the Pilophoraria.* Typus: N. sloggetti Dis. Tom. XLIV. buf Die Miriden der äthiopischen Region. or =] Nichomachus sloggetti Dist. Drsr., ]. c. Cinnamon-brown; eyes, scutellum, base and apical margin of corium, cuneus, disks of meso- and metasterna, and abdomen beneath black; an oblique transverse fascia in basal black area of corium, a transverse fascia to clavus beyond middle, and a basal fascia to cuneus white; antennae (excluding basal joint), posterior lobe of pronotum, and apices of femora infuscated; membrane shining brownish ochraceous; two transverse subbasal fasciae to abdo- men beneath pale luteous; head and pronotum finely granulate; scutellum smooth, shining, sparingly longly pilose; clavus, corium, and cuneus finely and thickly punctate, shortly, obscurely, rigidly pilose. — Long. 5!/; mm. Hab. Cape Colony; Deelfontein (col. Sloggett, Brit. Mus.).“ Div. Pameridearia Rzvr. Auf dem Halsschilde ist die Apicalstrictur breit, die Seiten gerade, die Calli nicht aus- gebildet und die Scheibe horizontal mit einer feinen Längslinie in der Mitte. Die Hinter- flügelzelle ist ohne Hamus. Die Beine, die Hüften ausgenommen, dicht behaart, kurz. Die Klauen mit deutlichen Arolien, die vom Basalwinkel derselben entspringen und frei, aber denselben stark genähert sind. Der Kopf wenig geneigt. Die Stirn mit einer Längsfurche, horizontal, vorne stark geneigt. Pameridea Revr. Reur., Zool. Anz., XXX, 1906, 23, p. 742. — Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLIX, N:o 7, p. 20. Der Kórper ist ziemlich gestreckt, nach hinten erweitert, unpunktiert, oder ganz fein punktuliert, etwas glänzend, oben dicht und kurz schwarz behaart. Der Kopf ist leicht geneigt, schmäler als der Basalrand des Halsschildes von oben gesehen, deutlich länger als breit, etwas kürzer als der Halsschild ohne Apicalstrietur, von der Seite gesehen ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn ist ungerandet, fein der Länge nach gefurcht, fast horizontal, nur vorne stark geneigt. Die Augen sind mässig gross, fast den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist stark hervortretend, von der Seite gesehen breit, leicht gebogen, ziemlich stark geneigt, die Lorae schmal, deutlich, die Wangen mässig hoch, die Kehle geneigt, der Gesichtswinkel spitz. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittelhüften, die zwei ersten Glieder etwas behaart, das erste etwas die Kopfbasis überragend. Die Fühler etwa !/, kürzer als der Kórper, dicht und kurz behaart, ziemlich vor den Augen in einer Linie, die den Vor- derrand etwas oberhalb der Spitze trifft, eingelenkt, das erste Glied dicker als die übrigen, etwas die Clypeusspitze überragend und zur Spitze etwas verengt. Der Halsschild ist etwas lànger als breit, die Seiten sind gerade, zur Basis etwas scharf werdend, die Scheibe hori- zontal in der Mitte mit einer feinen Längslinie, die Calli nicht ausgebildet, die Apicalstrictur etwas schmäler als das erste Fühlerglied dick. Das Schildchen kürzer als der Halsschild, flach, mit bedeckter Basis. Die Hemielytren von verschiedener Länge, zuweilen fein punktu- liert, ganz leicht gerundet oder fast parallelseitig, der Cuneus gestreckt dreieckig, zur Spitze stark zugespitzt, die Membran mit zwei Zellen, die apicale Innenecke der grossen Zelle abgerundet. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums kaum aus- N:o 3. 58 B. Porrrvs. gebildet. Die Beine dicht und kurz behaart, die Schienen bedornt, die Füsse kurz, das erste Glied viel kürzer als das zweite, das letzte etwas länger als das erste. Die Klauen kurz und gebogen, die Arolien frei, den Klauen sehr stark genähert. Typus: P. roridulae Reur. Pameridea roridulae Reur. Reur., l. c. Braunschwarz, oben halb abstehend schwarz behaart, ziemlich glänzend, auf der Stirn jederseits ein Fleck an den Augen, die zwei ersten Glieder des Rostrums ganz oder nur zur Spitze. die innerste Basis und die Spitze des ersten Fühlergliedes, das zweite in der Mitte sehr breit, das dritte ganz an der Basis, der Apicalrand und zwei Flecke hinten auf der Scheibe des Halsschildes, die Hemielytren, die Hinterränder der Pleuren auf den Brüsten, die Basis in der Mitte unten auf dem Hinterkórper breit, die áusserste Spitze der Hüften und der Schenkel sowie die Schienen, die Knien und die Spitzen ausgenommen, gelbweiss, das apicale Viertel oder fast die Apicalhälfte des Clavus, auf dem Corium gleich vor der Mitte der Clavalsutur eine wenig scharfe Querbinde oder nur ein Innenfleck, die innere Apicalecke und eine apicale Querbinde, die in der Mitte nach vorne erweitert ist, sowie die Spitze des Cuneus braunschwarz, die Membran rauchbraun, die Venen dunkler. Die Stirn beim 9 doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied fast um die Hälfte kürzer als der Kopf von oben gesehen, das zweite etwas mehr als doppelt länger als das erste, das drittte etwa ?/, kürzer als das zweite und ebenso lang als das letzte. — Long. 5, lat. 1—1.5 mm. Cap!, auf Roridula gorgonia L., D:r ManrLomH (Mus. Berol. et Helsingf.). Pameridea marlothi Pope. Popp., Wien. Ent. Zeit, XXX, 1911, p. Wenig glànzend, oben halb abstehend dunkel behaart. Schmutzig gelb bis gelbgrau, der Kopf mehr oder weniger ausgedehnt, auf dem Halsschilde die Calli und die Hinterecken und der Vorderrand jederseits, auf dem Clavus die Sutur hinten und eine Querbinde hinter der Mitte, die mit einem Flecke auf dem Corium zusammenfliesst, auf dem letztgenannten ausser- dem der Apicalrand, besonders an der Aussenecke, auf dem Cuneus die Spitze, die ganze Membran, auf der Unterseite einige Flecke auf den Brüsten, die Seiten und die Spitze des Hinterkörpers braun bis schwarzbraun, die Fühler und das Rostrum gelb, auf den erstgenann- ten das erste Glied, die Basis und die Spitze ausgenommen, und die Basis des zweiten, auf dem Rostrum das letzte Glied braunschwarz, die Beine gelb bis gelbbraun, ein Ring vor der Spitze der Schenkel, die Basis und die Spitze der Schienen sowie die Füsse braun bis schwarz- braun. : Der Kopf ist ganz wie bei roridulae gebaut, ist aber etwas kleiner mit kleineren Augen, die Stirn sowohl beim c^ vie beim 2 etwa doppelt breiter als der Durchmesser der letzt- genannten. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften. Die Fühler sind kürzer und mehr anliegend behaart als bei roridulae, das erste Glied fast ebenso lang als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite dünner als das erste, fast mehr wie dreimal länger als dasselbe, die zwei letzten dünner, unter einander gleich dick, das dritte etwa ebenso lang als das zweite, das letzte kaum länger als das erste. Der Halsschild ist wie bei roridulae gebaut, ist aber viel schmäler und am Basalrande in der Mitte etwas kräftiger ausgeschnit ten. Tom. XLIV. Zu Die Miriden der äthiopischen Region. 59 Die Hemielytren fein punktuliert, etwas kürzer als der Hinterkörper (c^, 9). Der rechte Hamus copulatorius des © ist breit, an der Spitze zweigabelig, der linke einfach, dünn, kräftig nach oben gebogen. Die Beine sind wie bei roridulae gebaut, nur die Behaarung ist kürzer. — Long. 5, lat. 1.6 mm. Kapland!, auf Roridula dentata L., R. Marrorx (Mus. Berol. et Helsingf.). Heterotominae Rxzvr. Das dritte Fussglied lineär, sehr selten zur Spitze leicht verdickt. Die Arolien gut aus- gebildet, von der Basalecke der Klauen entspringend, frei, fein, parallel oder zur Spitze con- vergierend, selten fehlend, dann aber der Halsschild immer ohne Apicalstrictur und die Hin- terflügelzelle ohne Hamus, selten mit einem solchen, dann aber der Kórper in der Mitte ein- geschnürt oder die zwei letzten Fühlerglieder dicker als die anderen. Der Halsschild ohne Apicalstrictur, zuweilen aber der Vorderrand schmal abgeflacht. Übersicht der Divisionen. 1. (2. Der Körper meistens mehr oder weniger gestreckt. Die Wangen klein oder ziemlich klein, selten hoch, dann aber der Halsschild hinter den Calli mit einer Querfurche: die die Seiten überragt. Die Beine fein, die Hinterschenkel selten verdickt, die Schienen selten schwarz pnnktiert. Die Stirn selten breit. Heterotomaria. 2. (1) Der Körper besonders beim % meistens robust und kurz. Die Stirn breit. Die Wangen hoch oder sehr hoch. Die Beine meistens kräftig, die Hinterschenkel meistens mehr oder weniger stark verdickt, die Schienen kräftig bedornt. Halticaria. Heterotomaria Reur. Der Körper meistens gestreckt eiförmig, zuweilen lang gestreckt, selten ameisenähnlich. Die Stirn selten breit. Die Wangen selten hoch, dann aber der Halsschild in der Mitte mit einer die Seiten überragenden Querfurche. Die Augen von der Seite gesehen gestreckt eiför- mig oder gestreckt nierenförmig oder eifórmig. Das Rostrum meistens fein. Der Xyphus der Vorderbrust meistens gerandet, selten in der Mitte gewölbt. Die Hinterschenkel selten verdickt. Die Schienen dünn, selten schwarz punktiert. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus, sehr selten mit einem solchen. Die Lorae gut ausgebildet, meistens breit. Übersicht der Gattungen. A. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. 1. (2) Das Schildchen stark zapfenfórmig aufgetrieben. Opistocyclus n. gen. 2. (1) Das Schildchen nicht stark aufgetrieben, meistens ganz flach. 3. (6). Der Halsschild ist stark eingeschnürt, N:o 3. 60 13. 14. 15. 16. 17. 18. (5). (15). B. Popprus. Die Seiten des Halsschildes von der Einschnürung zum Vorderrande geradlinig diver- gierend, gerandet. Eucompsella n. gen. Die Seiten des Vorderlobus auf dem Halsschilde gerundet, in der Mitte am brei- testen, ungerandet. Lasiomimus n. gen. Der Halsschild anders gebaut. Der Halsschild am Hinterrande der Calli stark quer eingedrückt, der Eindruck die Seiten des Halsschildes überragend. Kthodesiella n. gen. Der Halsschild ohne einen Quereindruck, der die Seiten überragt. Die Schenkel nicht schwarz punktiert. Der Halsschild mit einer Strictura spuria. Pseudorthotylus n. gen. Der Halsschild ohne Strictura spuria. Die Seiten des Halsschildes kräftig ausgeschweift, die Stirn scharf gerandet. Chlorosomella Rv. Die Seiten des Halsschildes höchstens seicht ausgesch weift, wenn mehr ausgeschweift, dann die Stirn, ungerandet. Der Kopf mehr oder weniger geneigt, von der Seite gesehen nicht oder hóchstens etwa !/, kürzer als an der Basis hoch, der Clypeus mehr oder weniger gebogen, hervortretend, die Kehle weniger stark geneigt. Der Kopf zur Spitze weniger zusammengedrückt, deutlich schmäler als die Basis des Halsschildes, die Stirn meistens gerandet, die Lorae nicht oder undeutlich abgesetzt. Orthotylus FigB. Der Kopf zur Spitze stark zusammengedrückt, nicht oder wenig schmäler als der Basalrand des Halsschildes, die Stirn sehr selten gerandet, glünzend glatt, die Lorae deutlich abgesetzt. Cyrtorrhinus Free. Der Kopf vertical, zur Spitze stark zusammengedrückt, von der Seite gesehen dop- pelt hóher als lang, der Clypeus wenig hervortretend. Die Kehle vertical oder fast vertical. Die Stirn von oben gesehen vorne nicht im mindesten hervortretend. Mecomma FEB. Die Stirn von oben gesehen breit gerundet hervortretend. Nycticapsus n. gen. Wenigstens die Vorderschenkel schwarz punktiert. Die Schienen lang schwarz bedornt. Die Oberseite anliegend oder halb abstehend, ziemlich kurz behaart. Marshalliella n. gen. Die Oberseite lang abstehend schwarz behaart. Melanotrichiella n. gen. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Troitskiella n. gen. Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 61 Opistocyclus n. ven. Le) Der Körper ist gestreckt, ziemlich glänzend, oben kurz anliegend weissgrau behaart. Der Kopf ist sehr stark abgeneigt, von vorne gesehen kürzer als mit den Augen breit, von der Seite gesehen mehr wie um die Hälfte kürzer als die Höhe. Die Stirn ist flach gewölbt, hinten seicht und ziemlich breit der Quere nach eingedrückt. Der Clypeus ist von der Seite gesehen ziemlich convex, seicht gebogen. Die Lorae sind deutlich abgesetzt, kurz und ziem- lich breit. Die Kehle ist kurz. Die Augen sind gross, grob granuliert, nach unten bis zur Kehle sich erstreckend, am Vorderrande unten ziemlich tief ausgeschweift. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelcoxen, das erste Glied nicht die Kopfbasis erreichend. Die Fühler sind ganz am Vorderrande der Augen eingelenkt, das erste Glied kurz, nur schwach verdickt, das zweite lang, zur Spitze allmählich seicht verdickt. Der Halsschild ist sehr stark, blasenförmig gewölbt, nach vorne stark abfallend, dicht und fein punktiert, der Basalrand nach hinten breit gerundet, etwa ebenso breit als die Länge der Scheibe in der Mitte, mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand, der viel schmäler als der Kopf mit den Augen ist. Die Hinterecken sind etwa rechtwinkelig, die ungerandeten Seiten ziemlich ausgeschweitt. Die Strictura apicalis fehlt, die Scheibe ist aber in der Mitte des Vorderrandes breit und seicht abgeflacht. Die Calli erloschen. Das Schildchen ist sehr stark, zapfenähnlich auf- getrieben, fast ebenso hoch wie der Halsschild, glatt. Die Hemielytren sind etwas länger als der Hinterkörper, mehr glänzend als der Halsschild, fein und weitläufig punktiert, das Corium hinten fast glatt. Dieselben sind etwas hinter der Mitte ziemlich kräftig ein- geschnürt, hinter der Einschnürung etwas erweitert, das Corium hier etwas aufgetrieben und hier stärker glänzend. Der schmale Cuneus und die Membran sind abfallend, mit dem Corium einen stumpfen Winkel bildend. Die Membran mit einer breiten dreieckigen Zelle. Der Hinterkörper ist von der Mitte an ziemlich stark aufgetrieben, zur Basis eingeschnürt. Die Beine sind mässig lang, kurz und anliegend behaart, die Schienen ausserdem kurz bedornt. Die freien Arolien ‚convergieren gegen die Spitze. Die neue Gattung ist Glossopeltis Reur. sehr ähnlich, der Körper ist viel schmäler, stär- ker eingeschnürt, der Hinterkörper hinten stark aufgetrieben und vorne eingeschnürt, die Stirn ist schmäler, quer abgeflacht, der Halsschild kräftiger gewölbt. Sofort durch die Aro- lien und durch den Mangel einer Apicalstrictur von @lossopeltis zu trennen. Typus: Opistocyelus myrmecoides n. sp. Opistocyclus myrmecoides n. sp. Schwarz—braun, der Kopf braun, die Beine braunschwarz, der Clypeus, die Fühler, die Spitze der Tibien und die Tarsen gelbbraun, auf den Fühlern das apicale Drittel verdunkelt, in der Mitte des Coriums ein weisser Querband, der schief sich über den Clavus fortsetzt, einen stumpfen Winkel bildend. Die Membran ziemlich glänzend, wenig durchsichtig, braun- schwarz. Die Orificien des Metastethiums gelb. Beim c ist die Stirn schmäler als der Durchmesser des Auges; das erste Fühlerglied ebenso lang als der genannte Durchmesser, das zweite mehr wie dreimal lànger, etwa ebenso lang als ?/, des Coriums, die zwei letzten Glieder nicht verdickt, schwach spindelförmig, unter einander gleich lang, etwa ?/, kürzer als das zweite. — Long. 3.5, lat. 1 mm. Kamerun: Joh. Albrechts Höhe, VII— VIII. 1897, Conrapr, 1 c? (Mus. Berol.). N:o 3. 62 B. Poprius. Eucompsella n. gen. Der Körper ziemlich schmal, gestreckt, unbehaart und unpunktiert, wenig glänzend. Der Kopf ist stark abfallend, von der Seite gesehen in einem gleichförmig, seicht convexen Bogen abfallend; von vorne gesehen ist der Kopf etwa ebenso lang als mit den Augen breit, von der Seite gesehen fast mehr als um die Hälfte kürzer als die Kopfhöhe. Die Stirn ist zwischen den Augen fast flach, wenig glänzend und unregelmässig fein gerunzelt. Der Clypeus ist schwach convex, von der Stirn undeutlich abgetrennt. Die Lorae sind deutlich abgesetzt, ziemlich schmal. Die Kehle ist kurz, etwa um die Hälfte kürzer als die Kopfhóhe. Die Augen sind wenig vorspringend, aber ziemlich gross, um den Seiten bis zur Kehle sich er- streckend, nach vorne ebenfalls sich weit ausdehnend, sehr gestreckt eifórmig, unausgeschweift, fein granuliert. Der Rüssel erstreckt sich bis zu den Hintercoxen, das erste Glied etwas verdickt, kurz, nicht die Kopfbasis erreichend. Die Fühler sind vor der Spitze, am Vorder- rande des Auges eingelenkt und sind dünn und lang, etwa ebenso lang als der Kórper, das erste Glied mässig kurz, kaum verdickt, das zweite lang und dünn, zur Spitze seicht verdickt, wie die zwei folgenden glieder mässig kurz, abstehend behaart, die zwei letztgenannten sehr dünn, fadenfórmig. Der Halsschild ist hinten sehr stark, fast hemisphaerisch convex, das apicale Drittel nur wenig convex, die Seiten bis zur dieser Stelle stark, geradlinig verengt, dann zur Spitze sich fast geradlinig erweiternd. Der Basalteil ist stark glànzend, ganz glatt, der Apicalteil fem runzelig gewirkt, an den Seiten jederseits mit zwei Längsleisten, der eine vor dem Seitenrande, der andere den letztgenannten bildend. Der Basalrand ist breit nach hinten gerundet, etwas schmäler als die Scheibe in der Mitte, etwa !/, breiter als die ein- geschnürte Stelle vor der Mitte, etwa !/, breiter als der Apicalrand. Die Strictura apicalis ist sehr schmal, vom Kopfe ziemlich bedeckt. Die Calli sind ganz undeutlich. Das glän- zend glatte Schildchen ist etwas convex. Die Hemielytren sind länger und besonders viel breiter als der Hinterkórper (c), bis zur Mitte parallelseitig verlaufend dann zur Spitze ziem- lich erweitert, matt und unpunktiert. Der Hinterkórper ist sehr schmal, die Spitze aber stark aufgetrieben (5). Die Beine sind fein und ziemlich lang, kurz behaart, die Schienen sehr kurz und fein bedornt; die feinen, freien Arolien der Klauen convergieren gegen die Spitze. Durch den Bau des Kopfes, der Fühler und des Halsschildes von allen verwandten Gat- tungen leicht zu trennen. Typus: E. elegantula n. sp. Eucompsella elegantula n. sp. Der Kórper schwarz, auf dem Kopfe und auf dem Halsschilde besonders vorne bräunlich durchschimmerd, auf der Stirn jederseits innerhalb der Augen ein Lüngsstrich sowie der Cly- peus braun, das erste Fühlerglied und das basale Drittel des dritten gelb, das zweite gelb- braun mit schwarzer Spitze, die letzten Glieder braun; die Beine braunschwarz, die Spitze der Schenkel, die apicale Hälfte der Schienen und das erste Fussglied gelb. Die Hemielytren matt, nur der Cuneus etwas glänzend, das Embolium bis zum apicalen Viertel, auf dem Corium ein grosser Querfleck vor der Mitte, der sich bis zum Innenrande ausdehnt und in dieser Richtung sich erweitert, ein kleinerer Fleck hinter der Mitte, der den Innenrand nicht erreicht und nach innen sich schwach verschmälert, sowie ein etwas grósserer Fleck inner- halb des Cuneus und von derselben Form wie der vorherstehende durchsichtig weiss. Die Membran ziemlich dick, glänzend, mit einer schmalen Zelle, schwarzbraun, der Aussenrand heller. E Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 63 Die Stirn ist beim c? fast mehr wie doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied 1st mehr wie doppelt länger als das erste, etwa ebenso lang als Kopf und Halsschild zusammen, das dritte etwas kürzer als das zweite, beide zusammen etwas länger als das zweite. Beim c^ sind die Hemielytren etwas länger als der Hinterkörper. — Long. 4 mm. Madagaskar: Tananarive, NouVALHIER, 3 © (Mus. Paris). Lasiomimus n. gen. ?. Der Körper ameisenähnlich, oben stark, etwas metallisch glänzend, einzeln mit lan- gen, abstehenden, gelblichen Haaren bekleidet. Der Kopf ist deutlich breiter als der Hals- schild auf seiner breitesten Stelle. vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen ziemlich breit und lang vorgezogen, länger als breit, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als breit. Die Stirn ist gewölbt, an der Basis ungerandet, mit einer feinen Längs- furche, jederseits innerhalb der Augen mit einem kleinen, seichten Quereindrucke. Die Augen sind ziemlich klein, den Vorderrand des Halsschildes berührend, ziemlich hervorspringend, glatt, von der Seite gesehen rundlich nierenförmig, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist wenig hervortretend, mit der Stirn zusammenfliessend, die Lorae sind schmal, die Wangen sind hoch, die Kehle ziemlich kurz, vertical, der Gesichtswinkel etwa ein rechter. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Basis der Hinterhüften, das erste Glied ziemlich verdickt, die Spitze der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas vor der Spitze der Augen eingelenkt, dünn, anliegend behaart, das erste Glied etwas verdickt, nach der Spitze zu leicht verengt, die Clypeusspitze nicht erreichend, das zweite viel länger als das erste, die zwei letzten zusammen lànger als das zweite, das letzte kürzer als das dritte. Der Halsschild ist deutlich lànger als breit, etwas hinter der Mitte sehr stark und tief eingeschnürt, der Basalrand gerade, die Seiten des Hinterlobus bis zur Einschnürungsstelle gerade verengt, die Seiten des Vorder- lobus gerundet, in der Mitte am breitesten. Der Basallobus ist stark gewólbt, auch nach der Basis zu etwas abfallend, kaum merkbar punktuliert, der Vorderlobus nur wenig gewólbt, mit vier kleinen Grübchen, von denen die zwei inneren mehr nach hinten und nahe zu einander gestellt sind, die zwei vorderen aben mehr nach aussen und weit von einander gelegen sind. Der Vorderlobus ist vorne fein punktiert. Die Calli und die Apicalstrietur sind nicht abgesetzt. Das Schildchen ist, wie auch die Basis der Hemielytren bis zur Spitze des Schild- chens ziemlich stark geneigt, die Basis des letztgenannten ist bedeckt, die Scheibe etwas gewölbt, nach der Spitze zu sehr fein punktiert. Die Hemielytren sind an der Basis bis zur Spitze des Schildchens kaum breiter als der Basallobus des Halsschildes, an der Schildchen- spitze flach und hier mit einer schmalen, von weissen, anliegenden Haaren gebildeten Quer- binde, von hier an nach der Spitze zu breit eiförmig erweitert und stark gewölbt. Der Api- calrand ist breit gerundet, in der Mitte an der Commissur ausgeschnitten. Die Spitze des Hinterkórpers ist frei, indem die Hemielytren nicht dieselbe erreicht. Die Hemielytren sind ganz undurchsichtig, der Clavus, das Corium und der Cuneus sind nicht abgesetzt und die Membran ist nicht ausgebildet. An der Basis sind die Hemielytren deutlich punktiert, nach hinten aber wird die Punktur mehr oder weniger undeutlich. Die Hinterflügel sind nicht ausgebildet. Die Orificien des Metastethiums sind horizontal gestellt, ziemlich gross, schmal, die Óffnung gerade mit gekanteten Seiten. Der Hinterkórper ist etwas aufgetrieben. Die Beine sind mässig lang, die Hinterbeine nicht auffallend kräftig gebaut. Die Behaarung ist kurz und fast anliegend, die Schenkel am Hinterrande mit einigen langen, abstehenden Haa- ren. Die Schienen sind unbedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ist kurz, kürzer als das N:o 3. 64 B. Porrivs. zweite. Die Klauen sind fein, die Arolien fein, vom Grunde an frei und nach der Spitze zu convergierend. Die eigentümliche Gattung ist dureh den Bau des Halsschildes und der Hemielytren leicht von myrmecoiden Heterotomarien zu unterscheiden. Typus: Z. coleoptratus n. sp. Lasiomimus coleoptratus n. sp. Metallisch schwarzgrün, der Kopf braun, der Apicalrand der Hemielytren und die zwei ersten Fühlerglieder gelbbraun, die Spitze des zweiten und die zwei letzten, sowie die Spitze der Füsse schwarz, das Rostrum braun, die Basis und die Spitze schwarzbraun, die Beine schwarzbraun—braun, die Hüften, die Schenkel an der Basis mehr oder weniger ausgedehnt, die Schienen hinter der Mitte und die übrigen Teile der Füsse gelbbraun— gelb. Die Stirn ist beim 9 fast dreimal so breit als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ist etwa ebenso lang als der Vorderlobus des Halsschildes, das zweite etwa drei- mal so lang als das erste, das dritte kaum !/, kürzer als das zweite, das letzte etwas mehr als !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild nicht voll doppelt so lang als am Basalrande breit. — Long. 2, lat. 1.s mm. Victoria Nyanza: Bukoba!, 8. V, 7—18. VI. 1912, Trorrskr, 6 22 (Mus. Petrop. et Helsingf.). Rhodesiella n. gen. Gestreckt und schmal, glànzend. oben wenig lang, abstehend hell behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen etwas hervorgezogen und zugespitzt, breiter als lang, von der Seite gesehen lànger als an der Basis hoch, hinter den Augen stark halsförmig verengt. Die Stirn mässig gewölbt, ungefurcht, an der Basis fein gekantet. Die Augen sind gross und hervorspringend, fein granuliert, vorne und hinten leicht ausgerandet, weit vom Vorderrande des Halsschildes entfernt. Der Clypeus ist schmal, ver- tical, wenig hervortretend, von der Stirn undeutlich abgesetzt. Die Lorae sind erloschen, die Wangen ganz klein, die Kehle ziemlich lang, etwas geneigt, der Gesichtswinkel spitz. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied ganz kurz, den Vorderrand des Halsschildes nicht erreichend, etwas verdickt. Die Fühler ziemlich lang, dünn, etwa in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz und halb abstehend behaart, das erste Glied lang, gleich hinter der Basis ganz leicht verdickt, das zweite kaum dünner als das erste an der Spitze, länger als dasselbe, das dritte etwas dünner als das zweite, kaum kürzer als das erste (das letzte bei den vorliegenden Exemplaren mutiliert). Der Halsschild ist etwa ebenso lang als breit, zur Spitze ziemlich stark verengt, der Basalrand breit gerundet. Die Seiten sind am Hinterrande der Calli eingeschnürt, der Basallobus kräftig gewölbt und ziemlich geneigt, fein quer gerunzelt. Die Calli gewölbt, gross, in der Mitte durch einen feinen Längseindruck von einander getrennt, bis zu den Seiten des Halsschildes sich erstrec- kend. Die Apicalstrictur fehlt, der Vorderrand aber sehr fein ringfórmig eingeschnürt. Das Schildchen ist flach mit unbedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer eingedrückt. Die Hemielytren sehr lang, parallelseitig, beim c^ mit dem Doppelten ihrer Länge den Hinterkör- per überragend, beim 9 nur wenig kürzer. Der Clavus ausserhalb der Vene mit einer feinen Punktreihe. Das Embolium ist schmal. Der Cuneus ist lang und schmal. Die grosse Mem- branzele lang und schmal mit ganz abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 65 ohne Hamus. Der Xyphus des Prosternums ist flach, gerandet. Die Orificien des Metaste- thiums sind etwas ohrenfórmig mit hoch gekanteter Spalte. Die Beine sind lang und dünn, kurz anliegend hell behaart, die Schienen unbedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite, das ebenso lang als das letzte ist. Die Klauen mässig lang, gebogen, die Arolien fein, vom Grunde an frei, zur Spitze convergierend. Typus: Rh. bryocorina n. sp. Rhodesiella bryocorina n. sp. Schwarz—schwarzbraun, der Kopf vorne und am Hinterrande der Augen schmal, das Schildchen oft mehr oder weniger ausgedehnt und der Clavus wenigstens ausserhalb der Punktreihe braungelb, die Calli, die Hinterecken, zuweilen auch der Basalrand und eine Längsbinde auf der Scheibe des Halsschildes, das Corium und der Clavus graugrün, auf dem Corium ein grosser, eifórmiger Fleck auf der Commissur und die Spitze des Cuneus schwarz—braunschwarz, die Membran rauchig sahwarzbraun, die Spitze und ausserdem die grosse Membranzelle zur Basis durchsichtig hell, die Unterseite schwarz, die Vorderbrust vorne, die Hinterbrust und der Hinterkórper unten in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt hell, die Fühler schwarz, die Basis des ersten Gliedes gelb, das dritte braun mit schwarzer Basis, die Beine gelbgrün, das letzte Füssglied schwarz. Die Stirn beim I nur wenig, beim 9 etwa !/, breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied ist etwa ebenso lang als der Halsschild in der Mitte, das zweite etwa 21/, länger als das erste. Der Basalrand des Halsschildes etwa dreimal breiter als der Vor- derrand. — Long. 4, lat. 0.s mm. S. Rhodesia: Chirinda!, 12. VI. 1911, SwvNNERTON, 6 Exx. (Ent. Res. Comm., Trop. Afr., Mus. Helsingf.). Erinnert habituell sehr an einige Bryocorinen, z. B. Felisacus. ns Pseudorthotylus n. gen. Der Körper ist gestreckt und schmal, oben glänzend, ziemlich kurz, anliegend hell behaart. Der Kopf ist,sehr stark geneigt, deutlich schmäler als der Basalrand des Halsschil- des, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen ziemlich kurz und wenig spitz vorgezogen, breiter als lang, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn an der Basis kräftig gerandet, flach gewölbt, erloschen und flach der Länge nach gefurcht. Die Augen sind gross und hervorspringend, kaum granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne ganz leicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich her- vortretend, stark glànzend, von den Seiten etwas zusammengedrückt, nach hinten gerichtet, von der Stirn wenig scharf abgesetzt, die Lorae sind deutlich abgesetzt, gleichbreit, nicht sehr schmal, die Wangen sind klein, die Kehle ist ziemlich kurz, stark geneigt, der Gesichts- winkel recht. Das Rostrum ist dick, bis zur Mitte der Mittelhüften sich erstreckend, das erste Glied dicker als die übrigen, die zwei letzten Glieder kaum dünner, zusammen deutlich lànger als das zweite. Die Fühler sind gleich oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, ziemlich dünn, kurz und wenig abstehend behaart, das erste Glied ist etwas ver- dickt, ianen mit einigen abstehenden Borstenhaaren, das zweite zur Spitze kaum verdickt, dünner und viel länger als das erste, die zwei letzten fast ebenso dick als das zweite, zusam- men kaum länger als dasselbe, das dritte viel lánger als das letzte. Der Halsschild ist breiter N:o 3. 9 66 B. Porrrvs. als lang, zur Spitze ziemlich stark verengt, die Seiten leicht ausgeschweift, vor der Spitze breit gerundet verengt, der Basalrand in der Mitte fast gerade abgestutzt, die Hinterecken etwas spitz. Die Scheibe ist flach, wenig geneigt, hinter dem Hinterrande der Calli tief quer eingedrückt, der Eindruck die Seiten nicht erreichend, die Calli gross, ziemlich gewölbt, zu- sammenfliessend, der Vorderrand mit einer schmalen, aber deutlichen Strictura spuria. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis. Die Hemielytren beim 9 bedeutend die Hinterkör- perspitze überragend, fast parallelseitig, vollständig ausgebildet, der Cuneus ist deutlich länger als breit, die grosse Membranzelle mit etwas abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinter- flügelzelle ist ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind mässig gross, ziemlich breit, mit gerader, gekanteter Spalte. Die Beine sind ziemlich lang wid dünn, die Hinterschenkel gestreckt, die Schienen braun— gelb bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse kürzer als das zweite, das ebenso lang als das letzte ist. Die Klauen mässig lang und gebogen, an der Basis stumpfwinkelig erweitert, die Arolien ziemlich breit, frei und leicht conyergierend. Ist nahe mit Orthotylus FrgB. verwandt, unterscheidet sich aber durch die Randung der Stirn, durch das dicke Rostrum und durch die Strictura spuria des Halsschildes. Typus: Ps. sordidus n. sp. Pseudorthotylus sordidus n. sp. * Schmutzig gelb, eine Längslinie in der Mitte der Stirn, vor dem Clypeus etwas erwei- tert, der letztgenannte, die Basalecken des Halsschildes, zuweilen auch die Calli mehr oder weniger ausgedehnt oder ganz, sowie die Strictura spuria, ein dreieckiger Längsfleck auf dem Schildchen, der von der Basis bis zur Spitze sich erstreckt, auf dem Clavus die inneren 2/3, die Commissur und die innere Hälfte des Apicalrandes auf dem Corium schmal, die innere Basalecke auf dem Cuneus, die Spitze des Rostrums, die Fühler, die innerste Basis des ersten Gliedes sowie das zweite ausgenommen, und die Spitze der Füsse dunkelbraun— sch warz- braun, die Spitze des zweiten Fühlergliedes verdunkelt, die Membran etwas irisierend, gelb- braun. Die Stirn beim 9 fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte etwas länger als das erste. Der Halsschild ist nicht voll um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand. — Long. 4.s, lat. 1.5 mm. Daressalam: Pangani!, R. REGNER, 3 22 (Mus. Berol. et Helsingf.). Chlorosomella Rxvr. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Fórh, XLVI, N:o 10, 1904, p. 6, sec. spec. typ. Der Körper gestreckt, oben glänzend, ganz kurz und weitläufig, fein hell behaart. Der Kopf ist vertical, viel breiter als lang, von der Seite gesehen kaum kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist vorne gewólbt vorgezogen, an der Basis kräftig gerandet, ohne Làngs- furche. Die Augen sind gross und hervorspringend, ungranuliert, etwas vom Vorderrande des Halsschildes entfernt, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich hervortretend, von der Stirn dureh einen tiefen Eindruck abgesetzt, etwas nach hinten gebogen, die Wangen klein, die Kehle sehr kurz, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze des Mesosternums, das erste Glied unbedeutend die Kopfbasis überragend. Die Fühler Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 67 sind »twas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, dünn, kurz, halb absteh- end behaart, das erste Glied etwas verdickt, innen mit einigen abstehenden Borstenhaaren, kaum kürzer als der Kopf von oben gesehen, die Clypeusspitze überragend, das zweite zur Spitze nicht erweitert, viel länger, dünner als das erste, die zwei letzten zusammen länger als das zweite. Der Halsschild ist viel breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit tief ausgeschweiften Seiten, der Basalrand breit ausgeschweift. Die Scheibe ist flach, horizontal, die Calli gross, scharf abgesetzt, bis zu den Halsschildsseiten sich erstreckend, fast die-Mitte der Scheibe nach hinten erreichend, zusammenfliessend, die Scheibe am Hinterrande derselben tief quer eingedrückt, der Eindruck den Seitenrand nicht überragend. Das Schildchen ist flach, hinter der Basis quer eingedrückt. Die Hemielytren fast parallel, die Hinterkörper- spitze ziemlich weit überragend, die grosse Membranzelle mit rechtwinkeliger apicaler Innen- ecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross mit kleiner, gerader, ungekanteter Spalte. Die Beine mässig lang, die Schenkel nicht ver- "dickt, die Schienen kurz hell bedornt, das letzte Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite. Die Klauen sind kurz, die Arolien sind deutlich, frei und zur Spitze convergierend. Typus: CH. geniculata Reur. Chlorosomella geniculata Rrur. Bram... Ll. €, p. 7. Grün, bei ausgeblichenen Exemplaren ist die Farbe grüngelb—gelb, die Membran fast glasartig durchsichtig mit grünen Venen, die Augen schwarzbraun, das erste Fühlerglied gelb- weiss, in der Mitte breit schwarzbraun, das zweite gelb, die Basis breit schwarzbraun, die Spitze breit und die zwei letzten Glieder braun, die Beine grünlich— gelb, die Basis der Schie- nen schmal schwarzbraun. Die Stirn nicht voll (5) oder etwas mehr (9) als doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwas mehr als 2 !/, mal länger als das erste, das dritte etwa !/. kürzer als das zweite. — Long. 3—3.5, lat. 1—1.3 mm. Kongo: Kinchassa!, 21 u. 22. XI. 1896, an Licht gefangen, WAELBRoECK (Mus. Bruxell. et Helsingf); Nyassa-Geb.: Langenburg!, an Licht, Ende VIL, D:r FÖLLEBORN, 1 © (Mus. Berol); Ins. Fernando-Poo!, VI. 1900, Coxnapr, 1 9 (Mus. Berol); Kamerun: Bibundi!, 1—15. 1905, G. TESSMANN (Mus. Berol). Orthotylus Frez. Fres., Cr. Phyt., p. 315, 1858. — Eur. Hem, pp. 71 et 281. — Reur., Gen. Cim., p. 32. — Rev. cr. Caps. II, p. 129. — Hem. Gymn. Eur. III, p. 342, T. I, fig. 7. — Öfv. Finska Vet. Soc. Fórh., LIV, N:o 7, p. 60. — Hües. Syn. Blindw., II, pp. 106 et 153. — OsHAN., Verz. Pal Hem., I, p. 337. — Tichorhinus Fries., Cr. Phyt, p. 314, 1858. — Kırk., Trans. Am. Ent. Soc, XXXII, 1906, p. 126. — Reur., Beitr. Phyl. Syst. Mir. p. 150. — Litocoris F1EB., Eur. Hem., pp 70 et 287. — Pachylops Fres., Cr. Phyt., p. 314, T. VI, fig. 26. — Eur. Hem., pp. 70 et 285. — Litosoma Dover. et Scorr, Brit. Hem. p. 334. — Allocotus (FrEs.) Pur., Ann. Soc. Ent. France, 1874, p. 219. — Halocapsus Eur 1-6, 18785 py XXXILI. Die Kórperform variabel. Der Kopf immer deutlich schmäler als der Basalrand des Halsschildes, stark geneigt oder fast-vertical, von vorne gesehen kürzer — ebenso lang als N:o 3. 68 B. Porrrvs. breit. Die Stirn ist mehr oder weniger gewólbt, an der Basis meistens deutlich, selten er- loschen gerandet. Der Clypeus ist vertical oder etwas nach hinten vorgezogen, von der Stirn mehr oder weniger scharf abgesetzt, selten mit der Stirn zusammenfliessend, die Lorae nicht oder erloschen abgesetzt, die Kehle kurz oder sehr kurz, geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum wenigstens die Mitte der Mittelbrust überragend, zuweilen die Spitze der Hin- terhüften erreichend oder überragend. Die Fühler sind an oder oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, ziemlich dünn, das zweite Glied zur Spitze nicht verdickt. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne mehr oder weniger stark verengt, der Basal- rand gerade oder leicht ausgeschweift, an den Hinterecken etwas gerundet, die Seiten gerade oder seicht ausgeschweift, die Calli mehr oder weniger deutlich abgesetzt, die Apicalstrietur fehlt. Die Basis des Schildchens bedeckt. Die Hemielytren gut ausgebildet, selten ist die Membran verkürzt. Die Hinterflügelzelle sehr selten mit einem Hamus. Die Beine ziemlich lang mit gestreckten Schenkeln, die Hinterschenkel selten verdickt und zum Springen aus- gebildet, die Schienen fein bedornt, hell oder schwarz. Das zweite Glied der Hinterfüsse meistens ebenso lang als das dritte, selten deutlich länger oder breiter als dasselbe, die Arolien der Klauen fein, convergierend. Typus: ©. ericetorum (FALL.), FIEB. Orthotylus tabidus (Srár). Capsus (Eurymerocoris) id. Står, Öfv. Svenska Vet. Ak. Fórh., 1858, p. 317. — Eurymerocoris id. Står, Hem. Afr. III, p. 22. — Orthotylus id. Reur., Ofv. Finska Vet. Soc. Fórh., XLVII, N:o 12, p. 18. ,Elongatus, pallide virescens, nitidulus, superne breviter albido-pubescens, pilis nigris destitutis; limbo laterali corii cuneoque levissime in stramineum vergentibus; membrana dilute griseo-fumata, venis sordide et pallidissime virentibus; vertice maris oculo magno vix aeque lato; rostro apicem coxarum posticarum attingente, articulo primo caput paullulum superante; antennis articulo primo capite ab antico viso circiter duplo breviore, secundo maris primo circiter quintuplo longiore, lineari, nonnihil incrassato; tibiis spinulis tenuibus concoloribus armatis; tarsis posticis articulis duobus ultimis longitudine subaequalibus; segmento maris genitali mediocri, abdominalibus reliquis haud latiore. — Long. c 4?/, mm. Territorium fluvii Svakop, D. J. WAHLBERG. Caput basi pronoti circiter 3/, angustius, ab antico visum latitudine frontis oculique unici paullo longius, a latere visum altitudine basili paullulum brevius, clypeo basi a fronte discreto, ipsa basi in medio altitudinis capitis a latere visi posita, angulo fasciali recto, gula haud distinguenda. Oculi genas toti tegentes. Antennae articulo secundo margine basali pro- noti saltem !/, longiore. Pronotum basi longitudine duplo latius, margine apical longitudine parum angustiore, disco subhorizontali Hemielytra (c^) abdomen longe superantia. Tibiae posticae tarsis fere quadruplo longiores. Segmentum maris genitale forcipe sinistra superna longe acuminato-producta.“ Orthotylus plebejus n. sp. Der Körper gestreckt eiförmig, oben glänzend, kurz hell behaart. Gelb, schwach grün- lich schimmernd, die Callr jederseits etwas verdunkelt, die Clypeusspitze, die Spitze des Rostrums und der Füsse schwarzbraun, das erste Fühlerglied zur Basis braun, die Brüste z. T. und der Hinterkörper unten jederseits zur Basis braungelb. Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 69 Der Kopf ist stark geneigt, von vorne gesehen etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen etwas länger als an der Basis hoch, viel schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Die Stirn wenig gewölbt, vorne nicht stark geneigt, hinten breit gerandet, beim 2 etwa 2 !/, mal breiter als der Durchmesser des Auges. Die Augen den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist nur wenig hervortretend, von der Stirn nicht deutlich abgesetzt, die Lorae erloschen abgesetzt, die Wangen beim 9 hoch, die Kehle ziemlich lang und geneigt. Das Rostrum überragt etwas die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied verdickt, etwas den Vorderrand des Halsschildes überschreitend. Die Fühler sind gleich oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied kurz, etwa ebenso lang als das Auge von oben gesehen (2), das zweite etwas mehr als dreimal länger als das erste (die folgenden mutiliert). Der Halsschild ist etwas mehr wie um die Hälfte kürzer als der gerade abgestutzte Basalrand, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand., die Seiten gerade. Die flache Scheibe ist ziemlich stark geneigt, die Calli nicht besonders scharf abgesetzt, die Apicalstrietur fehlt. Die Hemielytren beim 2 wenig die Hinterkörperspitze überragend, die Membran vollständig ausgebildet mit ziemlich abgerundeter apicaler Innenecke der grossen Membranzelle. Die Schienen sind hell bedornt. Das zweite Glied der Füsse etwa ebenso lang als das letzte. — Long. 3, lat. 1 mm. Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, ScHEFFLER, 1 9 (Mus. Berol.) Orthotylus ericinellae Porr. Pope. in Ssöstepr’s Klim.— Meru-Exp., 12, Hem., p. 51. Der Körper beim c^ sehr gestreckt und schmal, parallelseitig, beim 9 etwas kürzer und gedrungener, an den Seiten seicht gerundet. Oben schwach glänzend, ziemlich lang und abstehend dunkel behaart. Gelbgrün—rotgelb, die Mitte des Coriums heller und etwas durch- sichtig, zuweilen bei rotgelben Stücken der Clavus etwas dunkler, rot, die Membran glasartig rauchgrau, die Venen rot, die Spitze des Rostrums, das dritte Fühlerglied zur Spitze, das letzte und die Spitze der Füsse braunschwarz. Der Kopf ist stark geneigt, fast vertical, nach vorne nicht zusammengedrückt, breiter als lang, vorne etwas zugespitzt und vorgezogen, von der Seite gesehen nur wenig hóher als lang. Die Stirn ist gewölbt, an der Basis erloschen gerandet, beim c etwa !/, beim 2 dop- pelt breiter als der Durchmesser des Auges. Die Augen fast den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist wenig hervortretend, die Lorae nicht deutlich abgesetzt. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied kaum die Kopfbasis überragend. Das erste Fühlerglied innen mit einigen abstehenden Haaren, ebenso lang (9) oder etwas länger (c als die Breite der Stirn zwischen den Augen, das zweite etwa viermal länger als das erste, das dritte etwa !/, länger als das letzte, beide zusammen kaum länger als das zweite. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als der breit ausgeschweifte Basalrand, der letztgenannte mehr wie !/, breiter als der Vorderrand, die Seiten seicht aus- geschweift. Die Calli sind ziemlich gross, etwas gewölbt, hinten durch eine mehr oder weni- ger ausgebildete, bis zu den Seiten sich erstreckende Querfurche von der Scheibe getrennt, die Apicalstrietur fehlt. Das Schildchen ist flach. Die Hemielytren etwas (9) — viel (c^) lànger als der Hinterkórper, der Cuneus ist lang und schmal. Die grosse Membranzelle schmal und lang mit etwas abgerundeter apicaler Innenecke. Die Beine ziemlich lang, die Schienen dun- kel bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse kaum länger als das letzte. — Long. 4.5—5, lat. 1—1.5 mm. i Kilimandjaro: Kiboscho!, 19. II, auf den Bergwiesen in einer Höhe von 3,000—4,000 m. in Anzahl auf Ericinella manni Hoox. fil., Prof. Saósrgpr (Mus. Horm. et Helsingf.). N:o 3. 70 B. Poppius. Orthotylus mutabilis B.- Wurrz. B.-WnrrE, Proc. Zool. Soc. London, 1878, p. 467. ,O. pallide fusco-brunneus, capillis pallidis vestitus; pronoti margine postico elytro- rumque margine exteriore anguste fusco-nigris; elytris lutescenti-vel viridescenti-fuscis; anten- nis pedibusque rufo-fuscis, illarum articulis 1° ad basin, 2° ad apicem, 3° 4° que, necnon tarsorum artieulo ultimo et interdum tibiis ad basin, obscurioribus; rostro ochraceo, apice fusco-nigro; membrana pallide fusco venis dilutioribus. Sat angustus, elongatus; antennis 4}, corporis aequilongis, articulo 3° plus dimidio 2! longiore, 4° !/, 3! subaequilongo; rostro coxas posticas haud superante; pronoti lateribus vix sinuatis, callis parvis; scutello convexo, ante medium transverse depresso. c'?. Long. 4 mm. Hab. editioribus insulae (S:t Helena) — » West Lodge“ et ,Diana Peak“. Very variable in the intensity of the coloration. It is allied, but not very closely, to O. nassatus, and belongs to the same group of the genus. Cyrtorrhinus Fres. Figp., Cr. Phyt., p. 313. — Eur. Hem. pp. 69 et 284. — Reur, Hem. Gymn. Eur. III, p. 379, T. I, fig. 10. — Disr, Faun. Brit. Ind., Rhynch. II, p. 476. — Hrs. Syn. Blindw., II, pp. 106 et 148. — Tytthus Frgs., Wien. Ent. Mon., 1864, p. 82. — Sphyra- cephalus Dover. et Scorr, Brit. Hem., p. 348; Chlamydatus subg. Cyrtorrhiwus Reur., Gen. Cim. p. 31. — Rev. crit. Caps. II, p. 125. — Periscopus BmEpp., Deutsche Ent. Zeit, 1896, p. 106. — Breddiniessa Kırk., Wien. Ent. Zeit., 1903, p. 13. Der Körper gestreckt — kurz eiförmig, kurz behaart. Der Kopf ist vertical, vorne zusammengedrückt von den Seiten, viel breiter als lang, nur wenig schmäler als der Basal- rand des Halsschildes. Die Stirn ist ungerandet, selten gerandet (megalops Reur.), ziemlich gewölbt, der Hinterrand stark geneigt. Die Augen sind glatt, fast den Vorderrand des Hals- schildes berührend, gross und hervorspringend, vorne kaum oder ganz leicht ausgeschweift. Der Clypeus stark hervortretend, gewólbt, von der Stirn abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle kurz, ziemlich geneigt. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittelhüften. Die Fühler sind dünn, fast in der Mitte, nur sehr selten etwas oberhalb der Spitze des Augen- vorderrandes eingelenkt, das zweite kürzer als die zwei letzten zusammen. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne mehr oder weniger verengt, an den Seiten ausgeschweift, der Basalrand breit ausgeschweift, die Hinterecken hervortretend. Die Scheibe flach, nach vorne wenig geneigt oder fast horizontal, die Calli gut ausgebildet, von einander getrennt, die Api- calstrictur fehlt. Das Schildchen an der Basis etwas unbedeckt. Die Hemielytren selten mit verkürzter Membran. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Beine ziemlieh lang, die Schen- kel gestreckt, die Schienen fein bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse ebenso lang oder etwas kürzer als das letzte, die Arolien der Klauen frei, convergierend. Typus: C. caricis (FArr.). Cyrtorrhinus parviceps Reur. Reur., Rev. d’Ent., 1890, p. 258. — BERGR., 1. c., 1893, p. 199. Gestreckt, glänzend, oben anliegend hell behaart. Schwarz, auf der Stirn jederseits innerhalb der Augen ein nach vorne mehr oder weniger vorgezogener Fleck, die Calli auf Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 71 dem Halsschilde mehr oder weniger ausgedehnt, zuweilen die ganze vordere Hälfte, die Hemie- lytren, die Mittel- und die Hinterbrust meistens hinten an den Seiten, die Orificien des Meta- stethiums, die Unterseite des Hinterkórpers in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt, zu- weilen fast ganz, das Rostrum, die Spitze ausgenommen, und die Beine gelb, die Schienen an der Basis, die Füsse zur Spitze und die Fühler schwarz, die innerste Basis und die äus- serste Spitze des ersten Gliedes und die àusserste Spitze des zweiten gelb, das zweite zuwei- len in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt gelbbraun (9), die Schenkel zur Spitze meis- tens gelbrot.' Der Kopf ist kaum !/, schmäler als der Basalrand des Halssehildes, die Stirn ungeran- det, beim c^ und beim 9 etwa 2!/, mal breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften. Die Fühler sind etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied etwa !/, kürzer als die Stirn zwischen den Augen breit, das zweite 21/, (8)-3 (3) mal länger als das erste, beim © kräftiger und kaum dünner als dasselbe, das dritte etwa ebenso lang als das letzte, beide zusammen lünger als das zweite. Der Halsschild ist fast mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten ausgeschweift. Die Scheibe flach, nicht geneigt, hinter den Callh ohne lange Querfurche, die Calli etwas gewölbt, von einander getrennt. Die Hemielytren beim c^ und bein 9 ziemlich die Hinter- kórperspitze überragend. Das zweite Glied der Hinterfüsse kürzer als das letzte. — Long. 3 lat. 1 mm. Deutsch Ost-Afrika: Kilimatinde!, D:r CLaus; Tanga!, Prof. VosseLer; Nyassa-Geb.: Lan- genburg! Ende VIII, Lichtfang, Dr FÖLLEBoRN (Mus. Berol. et Helsingf); Agordat!, F. Dzmemr (Mus. Genov.); Ins. Seychelles: Mahé, sec. Berer., l. c. — Ausserdem aus Ägypten bekannt. , Cyrtorrhinus megalops Reur. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Fórh., XLVII, N:o 22, 1905, p. 6. „Pallide virescens, capite, vertice, genis et gula exceptis, antennis articulo primo, extremo apice excepto, secundique ?/, basalibus nigris; capite basi pronoti circiter !/, angustiore, ver- tice distinctissime marginato, margine late arcuato, gula brevissima; antennis (0) mox supra apicem oculorum interne insertis &. — Long. 3?/, lat. 1 !/; mm. Caffraria, D. J. WAHLBERG. Species ab affinibus vertice distincte marginato antennisque intérius insertis divergens, vix tamen genus proprium formans. Caput ab antico visum latitudine interoculare oculique unici paullo brevius, a latere visum altitudine basali paullulum brevius, vertice (c") oculo cir- citer duplo latiore, fronte nitida, fortiter declivi, clypeo verticali, supra medium arcuato, an- gulo faciali recto, genis (5) humillimis, gula perbrevi. Oculi nigri, laeves, pronoto subcontigui, orbita interiore recti, paralleli. Rostrum coxas intermedias attingens, articulo primo medium xyphi prosterni subsuperante. Antennae articulo primo eapite ab antico viso cinciter 2/, bre- viore, secundo lineari primo circiter 31/, et margine basali pronoti parum longiore. Prono- tum latitudine basali fere duplo brevius, apice longitudine paullo latius, lateribus late sinuatis, calis magnis fere medium attingentibus, postice sulco transversali terminatis. Pedes longius- culi, tibiis tenuiter spinulosis, tarsis posticis tibiis vix triplo brevioribus, articulis duobus ulti- mis longitudine aequalibus.* N:o 3. 72 B. Poprivs. Mecomma Frs. Fres., Or. Phyt, p. 313. — Eur. Hem. pp. 69 et 289. — Reur. Hem. Gymn. Eur., III, p. 383, T. I, fig. 11. — Hües., Syn. Blindw., pp. 106 et 143. — Chlamydatus part., Curr., Brit. Ent. 15, T. 693. — Reur., Gen. Cim. p. 36. — Rev. cr. Caps., II, p. 124. — Sphyroce- phalus Dover. et Scott, Br. Hem., p. 348, part. — Sphyrops Dovar. et Scorr, Ent. M. Mag., III, p. 16, part. , Männchen und Weibchen sehr verschieden in Körperbau und Farbenzeichnung. Der Kórper mehr oder weniger gestreckt und schmal (c) oder umgekehrt eifórmig (9), fein behaart, glànzend. Der Kopf ist vertical, viel breiter als lang, nicht oder wenig schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Die Stirn ungerandet und ohne. Längsfurche. Die Augen gross und hervorspringend, ungranuliert, den Vorderrand des Halsschildes fast berührend, vorne kaum ausgeschweift. Der Clypeus wenig hervortretend, vertical, von der Stirn getrennt, die Lorae deutlich abgesetzt, schmal, die Wangen klein, die Kehle ist ziemlich kurz, stark geneigt oder fast vertical, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zu den Mittelhüften, weitläufig, halb abstehend behaart, das erste Glied wenig ver- dickt, etwa die Mitte des Vorderbrustxyphus erreichend. Die Fühler sind fast in der Mitte der unteren Hälfte des Augenvorderrandes eingelenkt, halb abstehend behaart, das erste Glied mit einigen abstehenden Borstenhaaren, die Clypeusspitze ziemlich weit (c^) oder nicht (9) überragend, das zweite dünner und viel länger als das erste, zur Spitze nicht ver- dickt, kürzer als die zwei letzten zusammen, beim 9 kürzer und fast dicker als beim c. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt, die Seiten beim c" aus- geschweift, der Basalrand sehr breit ausgeschweift. Die Scheibe ist flach gewölbt, die Calli gross, zusammenfliessend, die Scheibe hinter denselben quer eingedrückt, der Ein- druck die Seiten nicht erreichend. Vorne eine sehr feine, zuweilen erloschene Strictura spuria. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer ein- gedrückt. Beim 9 sind die Hemielytren kurz und ohne Membran, beim © lang und schmal, fast parallelseitig, die Hinterkórperspitze überragend, die grosse Membranzelle mit abgerun- deter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien sind ziemlich gross und breit, ohrenfórmig, mit gekanteter Spalte. Die Beine sind lang, die Schenkel gestreckt, die Schienen fein bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse länger als das dritte. Die Klauen sind fein, leicht gebogen, mit freien, convergierenden Arolien. Typus: M. ambulans FAur., FrkB. Mecomma madagascariensis Reur. Reur., Ent. M. Mag., 2 Ser., III (XXVIII), 1892, p. 185, sec. spec. typ. Das c ist gestreckt und schmal, fast parallelseitig, glänzend, ziemlich lang, auf dem Vorderkórper abstehend, auf den Hemielytren halb abstehend dunkel behaart. Schwarz, ein Fleck jederseits auf der Stirn, das Rostrum und die Beine gelb, die Hemielytren gelbgrau, auf dem Clavus die Commissur und die Spitze breit, das Corium innerhalb der Cubitalvene und die basale Innenecke des Cuneus schwarz, die Membran rauchig schwarzbraun mit dunk- leren Venen, die kleine Membranzelle und die Vena connectens hell, das zweite Fühlerglied an der Basis breit braunschwarz. Die Stirn beim c^ kaum schmäler als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied etwa ebenso lang als der Kopf von oben gesehen, das zweite etwa dreimal länger als Tom. XLIV. Die Miriden der äüthiopischen Region. 13 das erste. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte fast doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 44.3, lat. 1 mm. Madagaskar! ohne nähere Angaben (Mus. Helsingf., Hung. et Windob.). Nycticapsus n. gen. Der Kórper schmal und gestreckt, oben glänzend, halb abstehend und kurz behaart. Der Kopf ist vertical, von oben gesehen viel breiter als lang, vorne sehr breit gerundet, von vorne gesehen ziemlich lang vorgezogen, ebenso lang als breit, von der Seite gesehen etwas kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist stark glänzend, ziemlich gewólbt, sehr fein gerandet, ohne Längsfurche. Die Augen sind ziemlich gross, hervorspringend, glatt, den Vorderrand des Halsschildes fast berührend, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich stark hervortretend, nach hinten vorgezogen, von der Stirn flach abgesetzt, die Lorae nicht deut- lich abgesetzt, die Wangen hoch, die Kehle ziemlich lang, vertical, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Hinterhüften, das erste Glied ziemlich stark verdickt, etwa die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind in der Mitte des Augenvor- derrandes eingelenkt, lang und dünn, das erste Glied etwas verdickt, nach innen mehr als nach aussen erweitert und hier mit einigen ganz kurzen, hellen, abstehenden Haaren, die fol- genden Glieder halb abstehend behaart, das zweite dünner und viel länger als das erste, zur Spitze kaum merkbar verdickt, die zwei folgenden etwas dünner und zusammen länger als das zweite, das dritte länger als das letzte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit leicht ausgeschweiften Seiten, der Basalrand breit ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewölbt und geneigt, die Calli sind deutlich abgesetzt, klein, von einander getrennt, am Vorderrande eine deutlich abgesetzte, strieturähnliche Einschnürung, die auch an den Seiten deutlich sichtbar ist. Das Schildchen ist flach mit bedeckter Basis, hinter der- selben quer eingedrückt. Die Hemielytren überragen beim 9 ziemlich die Spitze des Hinter- kórpers und sind an den Seiten ganz leicht gerundet, die Membran zweizellig, die grosse Zelle mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind klein mit wenig hervortretender Öffnung. Die Beine sind mässig lang, kurz behaart, die Hinterschenkel leicht verdickt, die Schienen kurz und fein gelbbraun bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse etwas länger als das dritte. Die Klauen sind fein und etwas gebogen mit freien, convergierenden Arolien. | Ist nahe mit Mecomma FriEB. verwandt, unterscheidet sich aber u. a. leicht durch den Bau des Kopfes. Typus: N. melanocephalus n. sp. Nycticapsus melanocephalus n. sp. Der Kopf, der Halsschild, das Schildehen, die Vorder- und die Mittelbrust schwarz, die Annulation vorne, die Calli und eine bis zur Basis sich erstreckender Längsbinde in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde, die Spitze des Schildchens breit, die Hemielytren, die Mittelbrust hinten, die Hinterbrust, der Hinterkórper unten, das Rostrum, das erste Fühler- glied und die Beine gelb, der Clavus zur Spitze und das Corium innen sowie die Hinter- brust in der Mitte der Seiten verdunkelt, die Membran braungelb, stark irisierend, die àus- serste Spitze des Rostrums, das zweite Fühlerglied und die Spitze der Füsse schwarz, die zwel letzten Fühlerglieder dunkelbraun. N:o 3. 10 74 B. Poppius. Die Stirn. beim 9 etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwa ebenso lang als der Kopf vor der Augenspitze von der Seite gesehen, das zweite etwa viermal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte etwa ebenso viel kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 0.s mm. Nyassa-See: Langenburg!, Ende VIII. 1899, an Licht, D:r FÖLLEBORN, 1 9 (Mus. Berol). Marshalliella n. gen. Der Kórper gedrungen, an den Seiten wenig gerundet, oben matt glänzend, halb absteh- end dunkel behaart. Der Kopf ist sehr stark geneipt, von oben gesehen viel, von vorne gesehen deutlich breiter als lang, vor den Augen breit und kurz vorgezogen, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als hoch. Die Stirn ist breit, hinten breit, wenig scharf gekantet. Die Augen sind gross und hervorspringend, den Vorderrand des Halsschildes berührend, ungranuliert. Der Clypeus ist ziemlich schmal, mässig hervortretend, von der Stirn deutlich abgesetzt, von der Seite gesehen gebogen und etwas nach hinten gerichtet, die Wangen klein, die Lorae mässig schmal, die Kehle ganz kurz, geneigt. Das Rostrum ist kurz, ziemlich fein, etwa die Mitte der Mittelbrust erreichend, das erste Glied wenig verdickt, die Kopfbasis nieht oder nur wenig überragend. Die Fühler ziemlich kurz, kurz, etwas abstehend dunkel behaart, das erste Glied wenig verdickt, kurz, die Clypeusspitze nicht überragend, innen mit einem Borstenhaare bewehrt, das zweite viel länger, zur Spitze nicht oder kaum verdickt und hier unbedeutend dünner als das erste, das dritte etwas dünner und kürzer als das zweite das letzte kürzer als das dritte. Der Halsschild ist ziemlich viel breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit fast geraden Seiten, der Basalrand sehr breit und seicht aus- geschweift. Die Scheibe wenig gewólbt, mässig geneigt, meistens schwarz gefleckt, die Calli sind flach, erloschen abgesetzt, in der Mitte zusammenfliessend, die Apicalstrictur fehlt. Das Schildchen ist flach, etwa ebenso lang als breit, mit unbedeckter Basis, hinter der letztgenann- ten quer eingedrückt, wie der Halsschild meistens mit kleinen, runden, schwarzen Fleckchen. Die Hemielytren beim 9 und c länger als der Hinterkörper, an den Seiten wenig gerundet, das Corium und der Clavus schwarz gefleckt. Die grosse Membranzelle ist kurz, die Spitze des Cuneus nicht erreichend, die apicale Innenecke ganz abgerundet. Die Hinterflügelzelle ist ohne Hamus. Der Xyphus des Prosternums ungerandet, an der Basis eingedrückt. Die Orificien des Metastethiums sind ohrenförmig, die Öffnung flach gerandet. Die Beine sind mässig lang, alle Schenkel und Schienen schwarz gefleckt, die Hinterschenkel mit einigen feinen, die Schienen mit ziemlich kräftigen schwarzen Dórnchen. Das erste Glied der Hinter- füsse kürzer als das zweite, das wenig kürzer oder ebenso lang als das dritte ist. Die Klauen mässig lang und gebogen, die Arolien fein, vom Grunde an frei, zur Spitze convergierend. Diese eigentümliche Gattung bildet so zu sagen einen Übergang von den Halticarien zu den Heterotomarien. Halticarien-ähnlich sind die etwas verdickten Hinterschenkel und kräftig schwarz bedornten Schienen sowie die ziemlich breite, gekantete Stirn. Dagegen sind die kleinen Wangen und die kurze Kehle sowie der weniger gerundete Kórper mehr Heteroto- marien-ähnlich. Habituell sehr an einigen Psallus-Arten erinnernd. Typus: M. obscuricornis n. sp. Übersicht der Arten. 1. (16). Die Oberseite schwarz punktiert oder dunkel. 2. (3. Das zweite Fühlerglied, die äusserste Spitze ausgenommen, einfarbig schwarz. kilimana n. sp. 'Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 75 e (2) Das zweite Fühlerglied wenigstens in der Mitte ausgedehnt hell. . (11). Das erste Fühlerglied schwarz, nur die äusserste Spitze hell. 5. (10). Die Basis, oder ein Ring vor derselben, und die Spitze des zweiten Fühlergliedes schwarz. (9). Das zweite Fühlerglied kurz, viel kürzer als der Basalrand des Halsschildes breit. 7. (8). Das zweite Fühlerglied an der Basis schwarz. d c obseuricornis n. sp. 8. (7). Das zweite Fühlerglied an der Basis hellgelb, hinter der hellen Stelle mit einem schwarzen Ringe. obscura n. sp. 9. (6) Das zweite Fühlerglied fast ebenso lang als der Basalrand des Halsschildes breit. simile n. sp. 10. (5) Das zweite Fühlerglied einfarbig hell. pallidicornis n. sp. 11. (4). Das erste Fühlerglied gelb mit dunkleren Zeichnungen. 12. (15). Die Hemielytren schwarz punktiert. 13. (14). Das zweite Fühlerglied etwa viermal so lang als das erste, die Spitze hell. nigropunctata (Porr.). 14. (13). Das zweite Fühlerglied etwa dreimal länger als das erste, die Spitze dunkel. ; > insularis n. sp. 15. (12). Die Hemielytren einfarbig hell. | immaculipennis n. sp. 16. (1). Die Oberseite ungefleckt. 17. (18. Das zweite Fühlerglied ausgedehnt dunkel. Die Stirn beim c^ kaum breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwas länger. pallida n. sp. 18. (17). Das zweite Fühlerglied hell, nur unten an der Basis ein schwarzer Fleck. Die Stirn beim c" etwa 2!/, so breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwas kürzer. wnicolor n. sp. Marshalliella kilimana n. sp. Grünlieh gelbgrau, der Kopf und der Halsschild mehr oder weniger ausgedehnt schwarz, zuweilen auf dem erstgenannten nur die Basis und auf dem letzteren nur eine Längsbinde in der Mitte an der Basis hell, die hellen Zeichnungen des Halsschildes schwarz gefleckt, das Schildchen mehr oder weniger ausgedehnt schwarz, zuweilen nur die Basis jederseits und die Spitze hell, die Hemielytren schwarz punktiert, der Scutellarrand und die Commissur schmal sowie die Spitze auf dem Clavus und ein viereckiger Fleck an der apicalen Aussenecke auf dem Corium schwarz, eine mehr oder weniger erloschene Querbinde an der Spitze des Coriums braun, die Membran gelbbraun, an der Basis und an der Spitze dunkel, die Venen gelb, die Unterseite hellgelb, die Propleuren, die Mittelbrust und die Seiten der Hinterbrust schwarz, die Unterseite des Hinterkórpers meistens jederseits breit braunschwarz, das Rostrum und die Beine gelb, die Basis auf dem erstgenannten meistens verdunkelt, die Spitze schwarzbraun, die vorderen Schenkel an der Apicalhälfte und die Schienen schwarz gefleckt, die A picalhálfte der Hinterschenkel und die Füsse schwarz, die Fühler schwarz, die äusserste Spitze der drei ersten Glieder ganz schmal hell. N:o 3. 76 B. PorPrus. Die Stirn ist doppelt (5) oder mehr wie doppelt (2) breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied beim © etwas länger als beim ©, zur Spitze kaum verdickt und hier etwas schmäler als das erste, etwa viermal länger als dasselbe, das dritte etwa 1/, kürzer als das zweite, das letzte fast !/, kürzer als das dritte. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Mitte der Mittelhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. Die Hemielytren beim 9 etwas kürzer als beim c, bei beiden die Hinterkórperspitze etwas überragend. — Long. 3 (c)—3.s5 (2), lat. 1.5 (9 )—1.8 (2). Unterscheidet sich von M. obsceurieornis durch grösseren Körper, etwas schmäleren und gestreckteren Halsschild sowie durch auffallend längeres zweites und drittes Fühlerglied. Kilimandjaro!, Car. SCHRÖDER (Mus. Helsingf.); Amani!, 1. I—4. II. 1906, VossELer (Mus. Berol); Usambara: Derema!, 8-20. X. 1891, Conrapr (Mus. Berol. Marshalliella obscuricornis n. sp. Das.2 grün mit schwarzen, ruuden Punkten auf dem Halsschilde, auf dem Schildchen und auf den Hemielytren, der Kopf vorne, die äusserste Spitze des Schildchens und die drei ersten Fühlerglieder schwarz, das zweite in der Mitte ziemlich breit gelbbraun, beim c? sind Kopf, Halsschild und Schildchen mehr oder weniger ausgedehnt schwarz, an der Basis des Schildchens drei gelbe Flecke, die Seiten der Vorder- und der Hinterbrust sowie die Mittel- brust schwarz, das zweite Fühlerglied in der Mitte schmal braun, die Membran glasartig durchsichtig. Die Stirn sowohl beim © wie beim 9? etwa 2!/, mal breiter als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied kaum so lang als der Clypeus von vorne gesehen, das zweite etwas mehr wie dreimal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Das erste Glied des Rostrums die Kopfbasis nicht überragend. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte (9) oder etwas mehr wie um die Hälfte (c^) kürzer als am Basalrande breit, der letzt- genannte etwa !/, (9) — etwas mehr als !/, (c^) breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1 mm. Süd-Rhodesia: Chirinda!, 12. VI. 1911, C. F. M. SwYNNERTON, 4 oo’, 2 99 (Ent. Res. Comm., Trop. Afr, Mus. Helsingf.). Marshalliella obscura n. sp. Schwarz, auf der Stirn die Basis und ein Fleck jederseits innerhalb der Augen sowie die Einlenkungsstelle der Fühler, auf dem Halsschilde der Basalrand und eine Längslinie in der Mitte der Scheibe mehr oder weniger deutlich, auf dem Schildchen ein Fleck jederseits an der Basis und zwei vor der Spitze, undeutlich begrenzte Zeichnungen aussen auf dem Corium, die Basis des Clavus, das Rostrum, die Spitze ausgenommen, die àusserste Spitze des ersten Fühlergliedes, das zweite und das dritte, die Spitze der Hüften, die Basalhälfte der Schenkel, die Schienen und die Füsse gelb, an der hellen Basis der Stirn einige, und an derselben des Cuneus zahlreiche, schwarze Punkte, die Membran schwarz, ein Querfleck hinter der Cuneusspitze und ein anderer weiter nach hinten, beide am Aussenrande, hell, die innerste Basis des zweiten Fühlergliedes hellgelb, hinter dieser Stelle ein schmaler Ring und die Spitze ziemlich breit schwarz, die Spitze des dritten Gliedes und das vierte braun, die Apicalhälfte der Schenkel mehr oder weniger zusammenfliessend schwarzbraun, die mehr ausgedehnten, hellen Stellen, die besonders auf den Vorderschenkeln hervortreten, schwarz punktiert, die Schienen mit grossen, schwarzen Flecken. Tom. XLIV. am -1 -1 Die Miriden der üthiopischen Region. Die Stirn undeutlich, breit gerandet, beim 9 etwa 2!/, mal so breit als der Durchmes- ser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Mitte der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften nicht überragend. Das zweite Fühlerglied ist etwa vier mal so lang als das erste, das dritte kaum mehr als !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist nicht voll um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.4 mm. Ist mit obseuricornis Porr. und similis Porr. verwandt, unterscheidet sich aber u. a. durch die dunkle Farbenzeichnung. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 14. VII. 1912, Tmorrskr, 3 9 ? (Mus. Petrop. et Helsingf.). Marshalliella simile n. sp. Gelbgrau, der Kopf in der Mitte und vorne ausgedehnt, der Halsschild vorne und in der Mitte, das Schildchen, die Basis jederseits und die Spitze ausgenommen, die Spitze des Clavus, ein Fleck an der apicalen Aussenecke des Coriums, die Propleuren, unten ausgenom- men, die Mittelbrust, die Seiten der Hinterbrust und die Seiten des Hinterkórpers unten schwarz—schwarzbraun, die Oberseite schwarz punktiert, das Rostrum, die Spitze ausgenom- men, die Fühler und die Hüften (die übrigen Teile der Beine mutiliert) gelb, auf dem ersten Gliede der Fühler die Aussenseite und Punkte innen, die Basis und ein Ring vor der Spitze des zweiten sowie die zwei letzten schwarzbraun, die Membran gelblich, zur Basis etwas dunkler. Die Stirn beim 9 mehr wie doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa viermal lànger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Mittelhüften. Der Halsschild ist etwa um die Hálfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte fast doppelt breiter als der Vorderrand. Die Hemielytren beim 2 etwas länger als der Hinterkórper. — Long. 4, lat. 1.9 mm. Sehr nahe mit M. kilimana m. verwandt, unterscheidet sich aber durch die Farbe der Fühler und durch das deutlich längere zweite Fühlerglied. Nyassa-Geb!, 24. V. 1899, D:r FÖLLEBORN, 1 9 (Mus. Berol.) Marshalliella pallidicornis n. sp. Gelb, oben dicht schwarzbraun gefleckt, der Kopf, auf dem Halsschilde die Calli aussen, die Propleuren unten, die Mittelbrust in der Mitte und ausserdem ein fleck am Oberrande und die Basis der Hüften (die übrigen Teile der Beine mutiliert) schwarz, die Propleuren und die Unterseite des Hinterkórpers braunschwarz gefleckt, die Seiten der hinteren Brüste z. T. braun, das Rostrum, die äusserste Spitze des ersten Fühlergliedes und die drei letzten gelb, die Membran gelbbraun, ein Fleck in der kleinen Zelle und ein grósserer an der Spitze der grossen Zelle, die Vene desselben jederseits, ein Fleck hinter der Cuneusspitze und der Aus- senrand braun. Die Stirn beim 2 doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Der Kopf nach vorne etwas mehr vorgezogen als beiden vorigen Arten. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Das zweite Fühler- glied mehr wie viermal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, fast doppelt länger als das letzte. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als der Basal- rand, der letztgenannte fast gerade abgestutzt, etwa doppelt breiter als der Vorderrand, die N:o 3. 78 B. Porpivs. Calli deutlicher abgesetzt. Die Hemielytren beim 2 ziemlich die Hinterkörperspitze über- ragend. Durch die Farbe und durch den Bau der Fühler und durch den Bau des Halsschildes leicht erkenntlich. Kamerun: Dume!, D:r Frever, 1 2 (Mus. Berol.) Marshalliella nigropunctata (Porr.). Psallus id Porr. in Ssöstepr’s Kilim. —Meru-Exp., 12, N:o 4, p. 53. Strohgelb, oben schwarz punktiert, die äussere Apicalecke des Coriums, zwei schiefe Hinge auf dem ersten Fühlergliede, der eine an der Basis, der andere gleich hinter der Mitte, die Basis des zweiten Gliedes, das dritte, die áusserste Spitze der Hinterschenkel und die Spitze des letzten Fussgliedes schwarz, die Spitze des Rostrums braunschwarz, zuweilen vier ziemlich grosse, ganz erloschene Flecke vor der Basis des Halsschildes dunkel, die Schenkel besonders unten und die Schienen schwarz gefleckt, die Membran gelblich, durchsichtig, etwa in der Mitte mit zwel dunklen Flecken. Die Stirn beim J etwa !/, beim 2 fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges, hinten erloschen, aber breit gerandet. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittel- hüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Das zweite Fühlerglied etwa viermal länger als das erste, das dritte, das zuweilen hell sein kann, etwas mehr als !/, kürzer als das zweite (das letzte mutiliert) Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. Die Hemie- lytren ziemlich weit, beim © etwas mehr als beim 2, die Hinterkörperspitze überragend. — Long. 4, lat. 1.s mm. Ist am nächsten mit M. pallidicormis verwandt, unterscheidet sich aber durch andere Farbe, durch grösseren Kopf mit grösseren Augen und durch etwas dickere Fühler. Kilimandjaro: Kibonoto!, VIII, X, in der Kulturzone und in einer Höhe von 1,300— 1,900 m., Prof. Ssöstepr (Mus. Holm. et Helsingf.). Anm. Durch ein Versehen habe ich l. c. die Arolien unrichtig gesehen und beschrieben und dadurch die Art, der grossen Ähnlichkeit halber, in die Gattung Psallus gestellt. Marshalliella insularis n. sp. Gelb, die Oberseite, die Schenkel und die Schienen schwarz punktiert, die Spitze des Clavus, die äussere Apicalecke auf dem Corium, drei Fleckenringe auf dem ersten Fühler- gliede, die Basis, ein Längsstrich aussen und ein Ring vor der Spitze auf dem zweiten (die zwei letzten mutiliert), die Spitze des Rostrums, die innerste Basis der Hinterschienen und die Spitze der Füsse schwarz, die Membran glasartig durchsichtig. Die Stirn beim 9 fast dreimal so breit wie der Durchmesser des Auges, an der Basis breit gerandet. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal länger als das erste. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.3 mm. Sehr nahe mit M. nigropunctatus verwandt, unterscheidet sich aber durch breitere Stirn, kürzeres, an der Spitze schwarzes zweites Fühlerglied und durch etwas schmäleren Halsschild. Madagaskar!, ohne nähere Angaben, HILDEBRANDT, 1 © (Mus. Berol. Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 19 Marshalliella immaculipennis n. sp. Gelb, zwei kleine Flecke in der Mitte an der Basis auf dem Halsschilde, einzelne Fleck- chen auf der Scheibe, zahlreiche auf dem Schildchen, auf den Schenkeln, besonders nach der Spitze zu, und auf den Schienen, die Spitze der Füsse und des Rostrums, ein Ring vor der Basis und ein hinter der Mitte auf dem ersten Fühlergliede, der letztere aussen abgebrochen, sowle die innerste Basis des zweiten Fühlergliedes (die letzten mutiliert) schwarz. Die Stirn ist beim 2 fast dreimal so breit als der Durchmesser des Auges, an der Basis breit, etwas undeutlich gerandet. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Basis der Mit- telhüften, das erste Glied fast die Basis der Vorderhüften erreichend. Das zweite Fühler- glied etwa dreimal so lang als das erste. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3.5, lat. 1.5 mm. Ist nahe mit M. nigropunctata (Poer.) und M. insularis Porr. verwandt, von beiden durch den mit nur einzelnen schwarzen Fleckchen brestreuten Halsschild und durch die ungefleckten Hemielytren, von der erstgenannten Art ausserdem durch die breitere Stirn des 9, durch das kürzere zweite Fühlerglied u. s. w., von der letzteren Art durch andere Farbe und durch breiteren Halsschild zu unterscheiden. Victoria Nyanza: Bukoba!, 15. IV. 1912, 'TRorrskr, 1 2 (Mus. Petrop.). Marshalliella pallida n. sp. Einfarbig hell strohgelb, die Spitze des Rostrums, die drei letzten Fühlerglieder, beim 92 nur die Basis des zweiten, die Spitze der Füsse, einige Punkte auf dem ersten Fühler- glede sowie Punkte auf den Schenkeln unten, auf den vorderen nur zur Spitze, und auf den Schienen schwarz, das zweite Fühlerglied beim © zur Spitze heller. Die deutlich gerandete Stirn beim c^ kaum, beim © etwas breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum kaum die Spitze der Vorderhüften überragend, das erste Glied etwas über die Kopfspitze sich erstreckend. Die Fühler sind beim c? etwas dicker als beim 2, das erste Glied etwas dicker als bei den übrigen Arten, das zweite fast fünfmal lànger als - das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, doppelt länger als das letzte. Der Hals- schild nicht voll um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dop- pelt breiter als der Vorderrand. — Long. 4—4.5, lat. 1.;—2 mm. Deutsch Ost-Afrika: Amani!, an Crofalaria schädlich auftretend (Mus. Berol. et Helsingf.). Marshalliella unicolor n. sp. Einfarbig hellgelb, ein nur innen hervortretender Ring vor der Basis und ein Fleck unten an der Spitze des ersten Fühlergliedes und ein anderer unten an der Basis des zweiten, die Spitze des Rostrums und der Füsse sowie Flecke auf den Schenkeln und auf den Schie- nen schwarz, das dritte Fühlerglied gelbbraun (das letzte mutiliert). Die Stirn ist breit gerandet, beim c^ etwa 21/, mal so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Mitte der Mittelhüften, das erste die Kopf- basis nicht überragend. Das zweite Fühlerglied etwa viermal so lang als das erste, das dritte kaum !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basal- rande breit, der letztgenannte etwa doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.3 mm. N:o 3. S0 B. Poprivs. Nahe mit M. pallida Porr. verwandt, unterscheidet sich aber durch die Farbe und durch den Bau der Fühler und durch die breitere Stirn des c. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 29. VI. 1912, TRorrsk1 (Mus. Petrop.). Melanotrichiella n. gen. Der Kórper ist ziemlich gedrungen, wenig gerundet, oben wenig glänzend, glatt, abste- hend und lang mit schwarzen Borstenhaaren bekleidet. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, gross, mit den Augen nur wenig schmäler als der Basalrand des Halsschildes breit, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen mässig vorgezogen, deutlich breiter als lang, von der Seite gesehen etwa ebenso lang als an der Basis hoch. Die Stirn ist breit, wenig scharf gekantet, wenig gewólbt. Die Augen sind ziemlich gross, hervorspringend, glatt, den Vorderrand des Halsschildes berührend, nach unten nicht besonders weit vorgezogen, vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich nach hinten vorgezogen, hervorspringend, von der Stirn deutlich abgesetzt, die Wangen ziemlich hoch, die Kehle ist ziemlich kurz und geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüf- ten, das erste Glied ziemlich verdickt, die Kopfbasis kaum überragend. Die Fühler sind an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz und wenig abstehend behaart, das erste Glied ist kurz, die Clypeusspitze nicht überragend, etwas verdickt, mit einigen abstehenden, langen, schwarzen Borstenhaaren bewehrt, das zweite ist dünner und viel länger als das erste, zur Spitze kaum verdickt, die zwei letzten wenig dünner, zusammen lànger als das zweite, das letzte etwas kürzer als das dritte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne wenig verengt, die Seiten gerade, der Basalrand sehr breit ausgeschweift. Die Scheibe ist flach, ganz leicht geneigt, die Calh flach, gross, wenig scharf abgesetzt, die Aplealstrictur fehlt. Das Schildchen ist flach mit fast ganz bedeckter Basis, ohne Querfurche. Die Hemielytren ziem- lich, beim © etwas mehr als beim 2, die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten kaum gerundet, die grosse Membranzelle mit ganz abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinter- flügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross ohrenfórmig, mit ziemlich kleiner, gekanteter Spalte. Die Beine sind ziemlich kurz, die Schenkel zur Spitze schwarz punktiert und hier mit einigen schwarzen Borstenhaaren, die Hinterschenkel etwas verdickt, die Schienen schwarz gefleckt mit kräftigen und langen, schwarzen Dürnchen, die deutlich länger als der Durchmesser der Schienen sind. Das erste Glied der Hinterfüsse ist kurz, das zweite kaum kürzer als das dritte. Die Klauen mässig lang, etwas gebogen, mit freien, convergierenden Arolien. Sehr nahe mit Marshalliella m. verwandt. Der Kórper ist weniger gerundet, der Kopf ist breit, nur wenig schmäler als der Basalrand des Halsschildes, die Fühler sind an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, der Halsschild ist nach vorne wenig verengt, die grosse Membranzelle mit ganz abgerundeter apicaler Innenecke und die Schienen sind kräftig und lang bedornt. Typus: M. annulicornis n. sp. Melanotrichiella annulicornis n. sp. Hell strohgelb, oben schwarz punktiert, die äusserste Spitze des Clavus und der äussere Apicalecke auf dem Corium schwarz, die Spitze des Rostrums, die Basis ganz schmal und ein Ring vor der Spitze auf dem zweiten Fühlergliede sowie die zwei letzten, die äusserste Spitze des dritten ausgenommen, und die Spitze der Füsse braunschwarz. Tom. XLIV. Mmmm LIN D n Die Miriden der äthiopischen Region. 81 Die Stirn beim © und beim 9 etwa dreimal breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa 3!/, mal länger als das erste, das dritte etwa !/; kürzer als das zweite, das letzte nicht voll um die Hälfte kürzer als das dritte. Der Halsschild um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 14 mm. Nyassa-Geb.: Langenburg!, Ende VIII, Lichtfang, D:r FöLLEBORN, 1 IS, 2 28; Mada- gaskar! ohne nähere Angaben, HILDEBRAND? (Mus. Berol. et Helsingf.). Troitskiella n. gen. Mässig gestreckt, oben glänzend, fast anliegend, dunkel behaart. Der Kopf ist ziemlich geneigt, von oben gesehen viel breiter als lang, von vorne gesehen mässig hervorgezogen, etwas breiter als lang, von der Seite gesehen etwas länger als an der Basis hoch. Die Stirn ist ungefurcht, an der Basis gerandet, wenig gewólbt. Die Augen sind gross und hervor- springend, den Vorderrand des Halsschildes berührend, fein granuliert, vorne leicht aus- - geschweift. Der Clypeus ist wenig hervortretend, stark geneigt, von der Stirn undeutlich abgesetzt. Die Lorae sind ziemlich schmal, die Wangen sind ziemlich hoch, die Kehle wenig lang, geneigt, der Gesichtswinkel etwas zugespitzt. Das Rostrum ziemlich dünn, bis zur Spitze der Hinterhüften sich erstreckend, das erste Glied ziemlich verdickt, die Basis der Vorder- hüften nur wenig überragend. Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze des Augenvorder- randes eingelenkt, anliegend und kurz behaart, das erste Glied etwas verdickt, die Clypeus- spitze nicht überragend, innen mit einem Borstenhaare bewehrt, das zweite ist viel länger als das erste, etwa ebenso dick als dasselbe, das dritte dünner und kürzer als das zweite (das letzte mutiliert) Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt mit geraden Seiten und gerade abgestutztem Basalrande. Die Scheibe ist flach gewölbt, etwas geneigt, kaum merkbar gerunzelt. Die Calli und die Apicalstrietur sind nicht abgesetzt. Das Schild- chen ist flach mit etwas unbedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer eingedrückt, fast glatt. "Die Hemielytren sind länger als der Hinterkörper, der Cuneus etwas länger als breit, die grosse Membranzelle ziemlich kurz und schmal mit fast rechtwinkeliger, apicaler Innen- ecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind breit mit breiter, gekanteter Spalte. Die Beine sind mässig lang, anliegend behaart, die Hinterschenkel nicht besonders verdickt, die Schienen braun bedornt. Das erste Glied der Mittelfüsse (die Hinterfüsse mutiliert) etwa ebenso lang als das zweite. Die Arolien der Klauen sind fein, vom Grunde an frei und nach der Spitze zu convergierend. Stimmt mit der Gattung Ellenia Reur. durch das Vorhandensein eines Hamus auf den Hinterflügeln überein, ist aber von derselben ziemlich verschieden. Durch den Bau der Klauenarolien ohne Zweifel unter den Heterotominen zu stellen. Typus: Tr. minuta n. sp. - Troitskiella minuta n. sp. Schwarz, die Hinterecken des Halsschildes, die Basalecken des Schildchens und die Hemielytren gelb, der Clavus innen und das Corium hinten auf der inneren Hälfte braungelb, die Membran schwarzbraun mit einem kleinen, hellen Fleckchen innerhalb der Cuneusspitze, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des erstgenannten, das erste Fühler- glied, die Hinterschenkel und die Spitze der Füsse braunschwarz, auf den Hinterschenkeln die Basis breit und die Spitze ganz schmal gelb. N:o 3. 11 82 B. Porrrvs. Die Stirn beim c etwas mehr als doppelt so breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa viermal so lang als das erste, das dritte nicht voll um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild ist kaum mehr als um die Hälfte kürzer als am Basal- rande breit, der letztgenannte etwas mehr als !/, so breit als der Vorderrand. — Long. 2.s, lat. 1 mm. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 6. VII. 1912, 1 c^; Bukoba!, 18. V. 1912, 1 ©, Trorrskr (Mus. Petrop. et Helsingf.). Halticaria Rzvr. Der Kórper meistens kurz und gedrungen. Die Stirn breit, hinten meistens scharf gekantet und gebogen. Die Wangen hoch. Der Xyphus der Vorderbrust gerandet, selten gewölbt. Die Hinterhüften von den Epipleuren der Hemielytren weit oder ziemlich weit ent- fernt. Die Hinterschenkel meistens verdickt. Die Schienen meistens stark bedornt. Die Lorae meistens breit, deutlich abgesetzt. Die Hinterflügel meistens ohne Hamus. Die Mem- bran zweizellig, selten mit unregelmässigen, freien Venen, die keine Zellen bilden, dann aber der Cuneus nicht vom Corium abgesetzt. Übersicht der Gattungen. 1. (2). Die Oberseite kräftig punktiert. Die Hinterschenkel nicht stark verdickt. Nanniella Rv. 2. (1) Die Oberseite nicht kräftig punktiert. Die Schenkel stark verdickt. 3. (4). Die Fühler lang und dünn, das erste Glied die Mitte des Clypeus nicht erreichend. Die Lorae gekielt. Halticus Harn. 4. (3). Die Fühler nicht besonders lang und dünn, das erste Glied die Kopfspitze erreichend. Die Lorae nicht gekielt. Dimorphocoris Ev. Nanniella Rzvr. Reur., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVI, N:o 10, 1904, p. 5. Der Kórper ist ziemlich gestreckt, metallisch glänzend, anliegend und dicht, ziemlich kurz hell behaart. Der Kopf ist deutlich schmäler als der Basalrand des Halsschildes, verti- cal, von vorne gesehen ziemlich hervorgezogen, etwa ebenso lang als breit, von der Seite gesehen etwas kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist ziemlich breit und etwas gewólbt, scharf gekantet, an der Basis vor der Randung etwas abgeflacht, fein punktiert, der Clypeus sehr wenig hervortretend, vertical, von der Stirn nicht abgesetzt, die Lorae nicht scharf abgesetzt, die Wangen hoch, die Kehle ziemlich lang, stark geneigt, der Gesichtswinkel etwa recht. Die Augen sind ungranuliert, gross und hervorspringend, fast den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne nicht ausgeschweift. Das Rostrum ziemlich dick, wenigstens bis zur Spitze der Mittelhüften sich erstreckend, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind gleich vor (9) oder etwas (9) oberhalb der Spitze des Augenvor- derrandes eingelenkt, ganz kurz behaart, das erste Glied kurz, wenig verdickt, die Clypeus- spitze nicht erreichend, das zweite dünner und viel länger als das erste, zur Spitze nicht ver- Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 83 dickt, die zwei folgenden etwas dünner als das zweite, zusammen wenigstens ebenso lang als dasselbe, das dritte etwas länger als das letzte. Der Halsschild ist ziemlich stark punktiert, wenig kürzer als breit, zur Spitze ziemlich verengt mit ganz leicht ausgeschweiften Seiten und abgerundeten Hinterecken, der Basalrand in der Mitte leicht ausgeschweift. Die Scheibe mässig gewölbt, jederseits innerhalb der Basalecken kurz der Länge nach eingedrückt, nach vorne ziemlich kurz geneigt, die Calli sind wenig scharf abgesetzt, die Apicalstrietur fehlt. Das Schildchen mit bedeckter Basis, flach, etwas runzelig punktiert. Die Hemielytren wie der Halsschild punktiert, beim c^ und beim 9 ziemlich weit die Hinterkörperspitze überragend, hinter der Mitte des Coriums ziemlich erweitert und zur Spitze wieder verschmälert, der Cuneus klein oder sehr klein, kurz, die kleine Membranzelle erloschen, die grosse kurz, innen der ganzen Länge nach breit gerundet. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind erloschen. Die Beine sind ziemlich kurz, die Schenkel fast gleichbreit, gestreckt, die Schienen ganz fein bedornt, das zweite Glied der Hinterfüsse ebenso lang als das letzte, deutlich länger als das erste. Die Klauen leicht gebogen, die Arolien gross, frei, convergierend. Typus: N. chalybea Reur. Nanniella chalybea Revr. Redr, L c, p. 6. — l c, XLIX, N:o 7, p. 26. Schwarz, metallisch schimmernd, gelb behaart, die Spitze des Cuneus breit gelb, die Membran weisslich mit hellen Venen, ein Fleck hinter der Spitze der Zelle und ein breiter Längsfleck, der von der Zelle bis zur Spitze sich erstreckt, schwärzlich, die Fühler schwarz, das erste Glied, die Spitze ausgenommen, hellgelb, die Beine gelb, die Spitze und meistens ein Làngsfleck oben auf den Schenkeln, die Basis und die Spitze der Schienen und die Spitze der Füsse braunschwarz. Die Stirn nicht voll doppelt (c^) oder doppelt (9) breiter als der Durchmesser des Auges. Die Fühler beim länger als beim 9, das zweite Glied nicht voll dreimal (9) oder dreimal (c') länger als das erste, das dritte fast !/, (9) oder !/, (3) kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2.6—3, lat. 1 mm. Kongo: Kinchassa!, 24. XI. 1896, an Licht, sec. Rxvr. l c., 27. II u. 19. III. 1899, WAELBROECK (Mus. Bruxell. et Helsingf.). Nanniella reuteri n. sp. Der Kórper ist weniger glänzend, oben weiss behaart. Der Kopf ist weniger glänzend, die Stirn vor dem Quereindrucke mit einer ganz feinen Querleiste, die Augen sind kleiner, die Stirn beim 9 mehr wie doppelt breiter als der Durchmesser derselben. Die Fühler sind gelb, das erste Glied besonders aussen braungelb, die innerste Basis und die Spitze des zweiten, die Spitze des dritten, die Basis und die Spitze des letzten Gliedes braun, das zweite etwa 21/, mal lànger als das erste, das dritte mehr wie !/, kürzer als das zweite, mit dem letzten kaum länger als dasselbe. Das Rostrum erstreckt sich nur bis zur Spitze der Mittel- hüften. Der Halsschild ist etwas gestreckter, nur unbedeutend breiter als lang. Der Cuneus ist kürzer, an der Spitze nur schmal braungelb. Sonst mit der vorigen Art übereinstimmend. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Nyassa-Geb.: Langenburg!, Ende VIII, Lichtfang, D:r FÖLLEBORN, 3 99? (Mus. Berol. et Helsingf.). N:o 3. 84 B. Poprivs. Halticus Harn. Hann, Wanz. Ins, I, p. 113. — FiEB., Crit. Phyt., p, 312. — Eur. Hem., pp. 69 et 281. — Reur., Gen. Cim. p. 23. — Rev. cr. Caps, IL, p. 89. — Hem. Gymm. Eur., IV, p. 17, T. I, fig. 5. — Hörs., Syn. Blindw., II, pp. 2 et 42. — Drsr., Faun. Brit. Ind., Rhynch., II, p. 479. — Astemma Aw. et Serv., Hem., p. 284 (prt). — Eurycephala Bruur., Hist. Ins. p. 410. — Halticocoris Douez. et Scorr, Brit. Hem., p. 478. Der Kórper ist kurz und breit, gewólbt, bei der Forma brach. breit eifórmig. Der Kopf vertical, selten stark geneigt, von vorne gesehen triangulär, von der Seite gesehen kürzer als hoch, die Stirn hinten scharf gekantet, den Vorderrand des Halsschildes bedeckend, vor der Kante mehr oder weniger quer eingedrückt. Der Clypeus ist vertical, von der Stirn mehr oder weniger scharf abgesetzt, meistens mässig hervortretend, die Lorae sind zusammen- gedrückt, gekielt, die Wangen hoch, der Gesichtswinkel fast recht. Die Augen kurz, von der Seite gesehen gestreckt eifórmig, zur Spitze verengt, hinten über die Vorderecken des Hals- schildes gebogen, ungranuliert. Das Rostrum die Mittelhüften nicht überragend, kräftig, zu- sammengedrückt, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend, verdickt. Die Fühler sind an der Spitze, selten in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, dünn und lang, das erste Glied die Mitte des Clypeus nicht erreichend, die zwei letzten zusammen lànger als das zweite, das letzte lànger als das dritte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne nur wenig verengt, gewólbt, die Seiten gerade, der Basalrand fast gerade abgestutzt oder in der Mitte ausgeschweift, sehr selten gerundet. Die Scheibe wenig geneigt (f. macr.) oder fast horizontal (f. brach.), zuweilen vor dem Basalrande quer eingedrückt oder abgeflacht (f. maer.). Das Schildchen mit bedeckter Basis. Die Hemielytren an den Seiten kräftig gerundet, der Cuneus stark geneigt, breit, nicht oder wenig lànger als an der Basis breit, die Fractur tief, oft die Hemielytren verkürzt mit erloschenen Suturen, fast ganz lederartig, etwa die Mitte des Hinterkórpers erreichend, der Apicalrand nach der Sutur zu schief gerundet. Die Hinter- flügelzelle ohne Hamus. Das Mesosternum ist kurz, hinten gewölbt. Die Hinterschenkel kräftig verdickt, aussen stark gebogen, die Schienen fein bedornt. Das zweite Glied der Hinterfüsse etwas länger als das letzte, die Arolien der Klauen fein, convergierend. Typus: H. apterus L. Halticus tibialis Reur. Reur., Rev. d'Ent, X, 1891, p. 135. — Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLIX, N:o 7, p- 26. Schwarz, glänzend, fein grau behaart, die Fühler, das Rostrum, das letzte Glied aus- genommen, die Spitze der Schenkel schmal, die Schienen und die Füsse hellgelb, die Spitze des zweiten Fühlergliedes schmal, die apicale Hälfte des dritten und das vierte, die innerste Basis ausgenommen, braunschwarz, die Hinterschienen bis zur Mitte und die Spitze des letzten Fussgliedes schwarz, die innerste Basis der Schienen hell. Der Kopf nur wenig schmäler als der Basalrand des Halsschildes, kaum länger als breit. Die Fühler sind in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das zweite Fühlerglied ebenso lang als der Aussenrand des Coriums und des Cuneus zusammen, das dritte etwa ?/; kürzer als das zweite, etwa !/, kürzer als das letzte. Der Halsschild etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, die Scheibe erloschen gerunzelt. Die Hemielytren vollstándig entwickelt, der Aussenrand des Coriums stark gerundet, der Cuneus kurz, die Fractur tief, die Membran rauchig braunschwarz, ein Fleck an der Spitze der grossen Zelle schwarzbraun. — Long. 2 mm. Kongo: Boma, sec. Reur., l. c.; Span. Guinea: Alcu!, G. TgsswANN; Nyassa-See: Langen- burg! D:r FÖLLEBORN (Mus. Berol). — Sonst von Ceylon und Java bekannt. Tom. XLIV. D cn pp anne vont ee néant ee ne nn Rif Die Miriden der äthiopischen Region. 85 Dimorphocoris Revur. Reur., Hem. Gymn. Eur., IV, p. 83, T. I, fig. 17. — Hües., Syn. Blindw., II, pp. 5 et 6. — Labops Arkıns., Cat. Caps., p. 121 (prt.). Der Körper matt, beim c^ und beim 9 sehr abweichend gebaut und gefärbt, beim © gestreckt, parallel, geflügelt, beim 9 eifórmig, kurzflügelig, oben lang schwarz behaart, beim ® die Haare zuweilen kurz, ausserdem anliegend und kurz hell behaart. Der Kopf etwas schmäler — etwas breiter als der Basalrand des Halsschildes, von oben gesehen etwas oder deutlich (9) länger als der Halsschild, von vorne gesehen ebenso lang oder etwas länger als breit, von der Seite gesehen viel kürzer — etwas länger (©) als an der Basis hoch, vertical oder fast vertical, die Stirn mehr oder weniger gewólbt, meistens zwischen den Augen abgeflacht, der Clypeus hervortretend, mehr oder weniger nach hinten hervorgezogen, beim c? deutlich, beim 9 zuweilen erloschen von der Stirn abgesetzt, die Lorae ziemlich deutlich abgesetzt, die Kehle meistens kurz oder sehr kurz, der Gesichtswinkel etwa recht. Die Augen hervorspringend, zuweilen etwas gestielt, beim 2 oft nach hinten vorgezogen. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zu den Hinterhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler mehr oder weniger oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes ein- gelenkt, dunkel behaart, das erste Glied beim c^ weit, beim 2 fast oder sogar nicht die Cly- peusspitze überragend, mit einigen abstehenden Borstenhaaren, das zweite zur Spitze nicht verdickt, beim 9 kürzer als Pola c, viel länger als das erste, das dritte kürzer als das zweite, lànger als das fetzte. Der Halsschild ist kurz, breiter als lang, nach vorne wenig verengt, die Seiten ausgeschweift (5) oder gerade (2), der Basalrand leicht ausgeschweift oder fast gerade abgestutzt. Die Scheibe auch beim c? fast horizontal, flach, die Calli beim © gewölbt, deut- lich begrenzt, breit, hinten dureh einen Quereindruck begrenzt, nach vorne innen zusammen- fliessend, beim 9 weniger deutlich abgesetzt, mehr von einander entfernt. Das Schildchen mit bedeckter Basis, beim c^ geneigt, beim 9 flach. Die Hemielytren beim c? weit die Hin- terkórperspitze überragend, der Cuneus gestreckt, fast horizontal oder etwas gewölbt, an der Basis mit einer deutlichen Fractur, die Membran mit zwei Zellen. Beim 9 sind die Hemie- lytren stark verkürzt, ganz lederartig. Die Orificien des Metastethiums mit einer langen, transversalen, bis zum Basalrande der Hinterhüften sich erstreckenden Öffnung. Die Schenkel beim © lang, gestreckt, beim 9 mehr oder weniger verdickt. Die Schienen schwarz bedornt. Das zweite Glied der Hinterfüsse länger als das dritte. Die Klauen ziemlich lang, fein, mit freien, convergierenden Arolien. Typus: D. signatus (FiEB.). Dimorphocoris alpinus Porr. Pope. in SyósrEpT's Kilim.— Meru-Exp., 12, Hem., p, 51. 2. Gedrungen, ziemlich matt, oben einzeln anliegend hell, ausserdem länger und absteh- end dunkel behaart. Braun, auf der Stirn drei Längsstriche, ein in der Mitte und ein jeder- seits an den Augen, auf dem Halsschilde ein gerader Lägsstrich in der Mitte, ein schiefer, nach vorne convergierender jederseits zwischen der Mitte und dem Seitenrande, der letzt- genannte und die Hemielytren gelb, eiu kurzer Längsstrich innen an der Basis, ein kürzerer in der Mitte der Scheibe, der Seitenrand ziemlich breit und der Apicalrand breit schwarz- braun, die Unterseite braun, das Rostrum braungelb, die Fühler braun, das erste Glied zur Spitze und die Mitte des zweiten heller, die Beine schmutzig gelb, die A picalhálfte der Schen- kel braun. N:o 3. 86 B. Popprus. Der Kopf ist etwas kürzer als mit den Augen breit, wenig geneigt, die Stirn flach gewölbt, beim 9 etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges, vom Clypeus deutlich getrennt, die Kehle ziemlich lang. Die Augen den Vorderrand des Halsschildes berührend. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Hinterhüften. Das etwas verdickte erste Fühler- glied kaum so lang als die Stirn zwischen den Augen breit, etwas die Clypeusspitze über- ragend, das zweite fast viermal lànger als das erste, das dritte etwas kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild etwa um die Hälfte kürzer als der gerade abgeschnittene Basalrand, der etwa ebenso breit als der Kopf und nur wenig breiter als der Vorderrand ist. Die Seiten sind gerade. Die Calli erloschen. Das Schildchen ist breit triangulär, braun mit gelber Spitze. Die Hemielytren erstrecken sich nur bis zur Mitte des Hinterkórpers und sind ziemlich dicht, fein, etwas runzelig punktuliert, ohne Membran, die äusseren Hinterecken stumpfwinkelig, der Hinterrand breit gerundet. Die Schienen braun- gelb bedornt, die Dórnchen aus schwarzen Flecken entspringend. — Long. 3, lat. 1.5 mm. Obgleich diese Art in einigen Hinsichten, u. a. im Kopfbau, von den paläarktischen Ver- tretern etwas abweicht, sind jedoch die Verschiedenheiten so klein, dass eine genetische Tren- nung unmöglich ist. Kilimandjaro: Kiboscho!, 3000—4000 m., 1 9, Prof. Ssöstepr (Mus. Holm.). Phylinae Rxvr. e Das dritte Fussglied lineàr. Die Arolien mit den Klauen verwachsen, zuweilen sehr kurz oder fehlend, selten frei, dann aber zu den Klauen stark genähert oder ebenso lang als die kleinen, sichelfórmigen Klauen und von einem Basalzahne derselben entspringend, zur Spitze erweitert und convergierend. Die Lorae immer deutlich ausgebildet, schmal. Der Halsschild ohne Apicalstrietur. Die Hinterflügelzelle nur sehr selten ohne Hamus. Das erste Fühlerglied meistens kurz. In der äthiopischen Region ist von dieser Unterfamilie nur die Division Phylaria Reur. repräsentiert, die sich durch die Füsse, die immer kürzer als die Schienen sind, sich aus- zeichnet. Übersicht der Gattungen. 1. (4). Die Arolien der Klauen frei, zur Spitze erweitert und convergierend. 2. (8). Der Kopf vertical. Die Schienen schwarz punktiert. Schroederiella n. gen. 3. (2). Der Kopf nicht vertical. Die Schienen nicht schwarz punktiert. Cephalocapsus n. gen. 4. (1) Die Arolien mit den Klauen verwachsen oder fehlend. (8). Die Oberseite deutlich punktiert. 6. (7). Der Halsschild kräftig punktiert. Die Oberseite metallisch glänzend. Die zwei letzten Fühlerglieder lineär. > Lamprosthenarus n. gen. -1 — Ron — Der Halsschild ziemlich fein punktiert. Die Oberseite nicht metallisch glänzend. Die zwei letzten Fühlerglieder spindelfórmig. Agrametra B.-Wnurrk. 8. (5) Die Oberseite nicht eingestochen punktiert. Tom. XLIV. FRS ——— — 18. 19; 20. 21. 22. 28. 24. (24). NO): . (20). M5) . (14). . (13). . (12). . (19). ie). (17). (16). (11). (10). (23). Die Miriden der äthiopischen Region. 87 Die deutlich ausgebildeten Arolien wenigstens die Mitte der Klauen erreichend, selten schmal und kurz, dann aber der Kórper mit metallischen oder weisslichen, leicht abfallenden Schuppenhaaren bekleidet. Die Schenkel schwarz oder braunschwarz oder hell mit dunklen Punkten, selten hell mit nur einem dunklen Punkte an der Spitze des Vorderrandes. Der Kopf vor den Augen deutlich, zuweilen lang vorgezogen. Der Clypeus flach, nicht oder kaum hervortretend. Die Stirn deutlich gerandet oder gekantet. Das letzte Fussglied lànger als das zweite. Sthenarus FEB. Die Stirn ungerandet. Das letzte Fussglied kürzer als das zweite. Alluaudiella n. gen. Der Clypeus deutlich zusammengedrückt, mehr oder weniger hervortretend. Die Stirn an der Basis gerandet oder gekantet. Der Kórper ziemlich gedrungen, oben mit leicht abfallenden Haaren bekleidet. Das letzte Fussglied lànger als das zweite. Pseudosthenarus n. gen. Der Körper gestreckt eiförmig, oben mit nicht leicht abfallenden Haaren bekleidet. Das letzte Fussglied kürzer als das zweite. Plagiognathidea n. gen. Die Stirn ganz ungerandet und ungekantet. Psallus FıEB. Der Kopf von vorne gesehen kurz und breit, vor den Augen nur sehr kurz und breit vorgezogen, von der Seite gesehen sehr kurz. Der Clypeus kaum hervor- tretend, abgeflacht. Der Körper hell. Die Klauen mässig gebogen, die deutlich ausgebildeten Arolien erstrecken sich über die Mitte der Klauen. Campylomma Reur. Die hellen Schenkel ohne dunkle Punkte. . Die Schienen hell bedornt. Das zweite Fühlerglied kräftig verdickt. Die Oberseite schuppenförmig behaart. Lepidocapsus n. gen. Die Schienen dunkel bedornt. Das zweite Fühlerglied nicht verdickt. Die Ober- seite nicht schuppenförmig behaart. s Parasciodema n. gen. Die Klauen lang, allmählich leicht gebogen, die Arolien ganz schmal, lineär, kurz, das basale Drittel der Klauen nicht überragend, mit denselben ganz verwachsen und von denselben undeutlich zu sehen, zuweilen ganz fehlend. Die Arolien der Klauen vorhanden. Die Stirn gerandet. Die Schienen schwarz. Auchenocrepis FEB. Die Stirn ungerandet. Die Schienen hell. Tuponia Reur. Die Klauen ohne Arolien. | Das letzte Fussglied etwa ebenso lang wie die zwei ersten zusammen. Brachyeranella Reun. Das letzte Fussglied ebenso lang als das zweite. Leptoxanthus Run. 88 B. Popprus. Schroederiella n. gen. Der Kórper ziemlich gedrungen, oben glänzend, unpunktiert, anliegend und kurz hell behaart. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen etwas breiter als lang, kurz vorgezogen, von der Seite gesehen etwas kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist wenig gewólbt, an der Basis fein, aber deutlich gerandet, in der Mitte zwischen den Augen flach eingedrückt. Die Augen sind ungranuliert, beim c^ fast bis auf die Kehle nach unten vorgezogen, ziemlich gross und hervorspringend, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne kaum aus- geschweift. Der Clypeus ist nur wenig hervortretend, vertical, von der Stirn nicht abgesetzt, die Lorae schmal, deutlich abgesetzt, die Wangen ziemlich klein, die Kehle mässig lang, sehr stark geneigt, der Gesichtswinkel fast recht. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied ziemlich verdickt, fast die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied kurz, wenig verdickt, die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite nur wenig dünner als das erste, zur Spitze ganz leicht verdickt, viel länger als das erste (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild breiter als lang, nach vorne ziemlich kräftig verengt, die Seiten sehr seicht gerundet, der Basalrand gerade abgestutzt. Die Scheibe ist sehr fein und erloschen, weit- läufig quer gerunzelt, etwas gewölbt, stark nach vorne geneigt, die Calli und die Apicalstric- tur fehlen. Das Schildchen ist flach mit etwas unbedeckter Basis. Die Hemielytren kaum gerundet, fein gerunzelt, etwas gewölbt, der Clavus flach dachfórmig, der Cuneus geneigt, die grosse Membranzelle ziemlich kurz mit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums ziemlich breit, dreieckig, die Spalte schmal, gerade. Die Beine ziemlich lang, die Schenkel gestreckt, nicht verdickt, die Schienen schwarz punktiert mit ziemlich kräftigen, hellen Dórnchen, die aus den schwarzen Punkten entspringen. Das zweite Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das letzte, die Klauen leicht gebogen, ziemlich lang, mit freien und convergierenden zur Spitze erweiterten Arolien, die die Klauen- spitze nicht erreichen. Unterscheidet sich von Cephalocapsus u. a. durch den Bau des Kopfes und durch die schwarz punktierten Schienen. Typus: Schr. nigra n. sp. Schroederiella nigra n. sp. - Schwarz, die äusserste Spitze des ersten Fühlergliedes, das zweite in der Mitte breit und die Spitze der Schenkel braungelb, das letzte Rostralglied an der Basis, die Schienen und die Füsse, das letzte Glied ausgenommen, gelb, die Schienen schwarz gefleckt. Die Stirn beim I etwa 21/2 mal breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied fast dreimal länger als das erste. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 25 lat. Alam. Kilimandjaro!, 2 SS Cum. ScHRÖöDER (Mus. Helsingf.). Cephalocapsus n. gen. Der Körper ziemlich gestreckt, oben glänzend, mit halb abstehenden, mässig langen, dunklen und ausserdem mit ganz anliegenden, kurzen, weissen Haaren bekleidet. Der Kopf ist ziemlich geneigt, von vorne gesehen lang, aber breit vorgezogen, etwa ebenso lang als Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 89 breit, von der Seite gesehen fast länger als der Halsschild, deutlich lànger als an der Basis hoch. Die Stirn ist etwas gewölbt, hinten fein gekantet. Die Augen sind gross, etwas vor- springend, fein granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne ausgeschweift. Der Clypeus ist flach, wenig hervortretend, vertical, von der Stirn nicht abgesetzt, die Lorae sind deutlich abgesetzt, schmal, die Wangen sind hoch, die Kehle lang, wenig geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied verdickt, fast die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind fast an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied die Clypeusspitze nicht erreichend, innen mit einigen abstehenden, schwarzen Borstenhaaren, die folgenden ganz kurz und anliegend hell behaart, das zweite lang, zur Spitze nicht verdickt, die zwei letzten zusammen etwa ebenso lang oder etwas länger als das zweite, das letzte nur wenig kürzer oder ebenso lang als das dritte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne mässig verengt mit geraden Seiten, die letztgenannten an den Vorderecken jederseits mit einem längeren, abstehenden Haare, der Basalrand fast gerade, nur jederseits etwas gerundet. Die Scheibe ist flach gewölbt, wenig geneigt, die Calli ziemlich gross, flach, undeutlich abgesetzt, die Apicalstrietur fehlt. Das Schildchen ist flach, die Basis etwas unbedeckt. Die Hemielytren beim 9 vollständig ausgebildet, etwas die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten nicht oder wenig gerun- det, die grosse Membranzelle mit etwas abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind mässig gross, ohrenfórmig, mit gekanteter Spalte. Die Beine ohne schwarze Punkte, die Schienen sind hell bedornt. Das dritte Glied der Hinterfüsse etwas länger als das zweite, die Klauen mässig lang, von der Basis an gleichfórmig, ziemlich gebogen, mit einem Zahne, die Arolien zur Spitze breit, fast ebenso lang als die Klauen, von der Basis an frei und convergierend. Am nächsten mit Macrotylus FreB. verwandt, unterscheidet sich aber u. a. durch den Bau des Kopfes und des Halsschildes sowie durch die längeren Klauen. Typus: C. clypealis n. sp. Übersicht der Arten. 1. (2. Der Kórper mehr glänzend, kürzer behaart, oben gelbrot, die Hemielytren einfarbig. howanus n. sp. 2. (1) Der Kórper weniger glänzend, länger behaart, oben nicht gelbrot, die Hemielytren meistens nicht einfarbig. (6). Kopf, Halsschild und Schildchen mit dunkler Grundfarbe. 4. (5). Die Augen und die Venen der Membran braun. e femoralis n. sp. 5. (4). Die Augen und die Venen der Membran rot. bergrothi n. sp. 6. (3. Kopf, Halsschild und Schildchen mit strohgelber Grundfarbe. elypealis n. sp. Cephalocapsus howanus n. sp. Kürzer behaart und stärker glänzend als die übrigen Arten, gelbrot, der Halsschild .in der Mitte und an den Seiten sowie die Hemielytren etwas heller, die Membran rauchbraun mit gelbroten Venen, irisierend, die Spitze des Clypeus, die Augen, das erste Fühlerglied, die üusserste Spitze ausgenommen, die Brüste zum gróssten Teil, eine Längsbinde jederseits auf dem Hinterkórper unten, das Rostrum zur Spitze, die Apicalhälfte der Schenkel, die äusserste N:o 3. 12 90 B. Poppius. Spitze ausgenommen, und das letzte Fussglied braunschwarz, das dritte Fühlerglied (das letzte mutiliert) braun, die Unterseite des Hinterkórpers in der Mitte und die Beine gelb. Die Stirn beim c? etwa 21/, mal so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum nur wenig die Spitze der Hinterhüften überragend. Das erste Fühlerglied die Clypeusspitze erreichend, das zweite etwa dreimal lànger als das erste, das dritte nicht voll um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild kaum mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basal- rande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand, die Seiten vorne etwas gerundet. — Long. 3, lat. 1.2 mm. Madagaskar: Sainte-Marie!. 1 9 (Mus. Paris.). Cephalocapsus femoralis n. sp. Kopf, Halsschild und Schildchen hell braun, die Basalecken des Halsschildes und die Hemielytren gelb, der Clavus zur Spitze, das Corium innen zur Spitze und der Cuneus, die Basis ausgenommen, etwas dunkler, die Membran dunkel rauchbraun, die Spitze des Clypeus, ein Längstrich jederseits auf dem Kopfe vor den Augen, die Vorderbrust ausgedehnt, eine Längsbinde jederseits auf den hinteren Brüsten und auf der Unterseite des Hinterkörpers, das erste Fühlerglied, die Spitze des Rostrums und der Füsse braunschwarz, die apicale Hälfte der hinteren Schenkel, die áusserste Spitze ausgenommen, und die zwei letzten Fühlerglieder braun. Die Stirn beim 2 fast dreimal so breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa viermal so lang als das erste, die zwei letzten unter einander gleich lang, zusammen etwas länger als das zweite. Der Halsschild ist etwas mehr als um die Hälfte kürzer als der Basalrand des Halsschildes breit, der letztgenannte nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Nyassa-Geb.: Langenburg!, Ende VIII, am Licht gefangen, D:r FürrEBonN, 1 2 (Mus. Berol.). Cephalocapsus bergrothi n. sp. Braungelb, der Kopf, der Halsschild zum gróssten Teil, das Schildchen, der Clavus zur Spitze und die Innenhälfte des Coriums zur Spitze braun, die Unterseite, die Spitze des Hin- terkörpers ausgenommen, die Spitze des Rostrums, das erste und das dritte Fühlerglied braun, das zweite gelbbraun mit verdunkelter Spitze, die Hüften gelb (das letzte Fühlerglied und die übrigen Teile der Beine mutiliert die Membran rauchbraun, irisierend, mit rótlichen Venen, die Augen dunkelrot. Die Stirn beim © etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Mitte des Hinterkórpers. Das zweite Fühlerglied ist etwa viermal so lang als das erste, das dritte fast um dis Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild ist mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, nach vorne wenig verschmälert. — Long. 2, lat. 1 mm. Madagaskar: Sainte-Marie!, 1 c, comm. D:r E. BerGrorn (Mus. Helsingf.). Cephalocapsus clypealis n. sp. Strohgelb, die Spitze des Clypeus, eine Lüngslinie jederseits des Kopfes vor den Augen und das erste Fühlerglied, die äusserste Spitze ausgenommen, schwarz, die zwei letzten braun- gelb, die Vorderbrust ausgedehnt und eine Längsbinde jederseits an den hinteren Brüsten und Tom. XLIV. E ZA TT om Die Miriden der äthiopischen Region. 91 an der Unterseite des Hinterkórpers braun, die Spitze des Rostrums und der Füsse braun- schwarz, die Membran rauchig braungelb. Die Stirn beim 9 fast dreimal so breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwas mehr wie dreimal so lang als das erste, das dritte etwas mehr als !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letzt- genannte nicht doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, SCHEFFLER; Nyassa-Geb.: Langenburg!, Ende VIII. 1899, am Licht gefangen, D:r FÖLLEBORN (Mus. Berol. et Helsingf.). Lamprosthenarus n. gen. Der Kórper gedrungen und breit, oben runzelig punktiert, metallisch glänzend, kurz und weitlàufig, anliegend und fein hell behaart. Der Kopf ist sehr stark geneigt, von vorne gesehen ziemlich breit vorgezogen, breiter als lang, von der Seite gesehen kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist leicht gewólbt, von der Basis an stark geneigt, an der Basis fein gekantet und fein, aber dicht gerunzelt, weiter nach vorne weitliufiger runzelig punktiert, jederseits innerhalb der Augen breit und wenig tief abgeflacht. Die Augen sind gross, wenig hervorspringend, glatt, vorne leicht ausgeschweift, den Vorderrand des Halsschildes berüh- rend, ganz leicht nach hinten vorgezogen. Der Clypeus ist flach, nur wenig hervortretend, von der Stirn kaum abgesetzt, die Lorae sind deutlich abgesetzt, schmal, die Wangen beim ? klein, die Kehle ist kurz, geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied verdickt, kaum die Basis der Vorderhüften überragend. Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, die drei letzten Glieder ziemlich lang, halb abstehend behaart, das erste Glied innen mit einigen ganz kurzen, abstehenden Haaren, die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite viel lànger als das erste, zur Spitze etwas verdickt und hier etwa ebenso dick als das letzt- genannte, die zwei letzten unter einander gleich dick, zusammen etwa ebenso lang als das zweite und ebenso dick als das dasselbe an der Basis, das dritte linger als das letzte. Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne ziemlich verengt, der Basalrand sehr breit gerundet, in der Mitte gerade, die Seiten scharf, kaum gerundet. Die Scheibe ist ziemlich gewólbt und geneigt, kräftig, runzelig punktiert, die Calli und die Apicalstrictur nicht abgesetzt. Das Schildchen ist flach, an der Basis ganz leicht geneigt, die letztgenannte bedeckt, die Scheibe sehr dicht und fein quer gerunzelt. Die Hemielytren beim 9 ziemlich die Hinterkórperspitze überragend, hinter der Mitte etwas erweitert und zur Spitze wieder verengt, fast kräftiger, aber etwas weitliufiger runzelig punktiert als der Halsschild, die grosse Membranzelle kurz und ziemlich breit, die innere Apicalecke breit gerundet. Die Hinterflügelzele mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind mässig gross mit gerader, vorne gekanteter Spalte. Die Beine sind kurz, die Schenkel wenig verdickt, dunkel, die Schienen schwarz bedornt, das letzte Fussglied fast ebenso lang als die zwei ersten zusammen. Die Klauen wenig lang, von der Mitte an gebogen, die Arolien erstrecken sich kaum über die Mitte der Klauen und sind mit denselben verwachsen. Durch den Körperbau und durch die kräftig, runzelig punktierte, metallisch glänzende Oberseite von den anderen Phylarien-Gattungen verschieden. Ist ohne Zweifel mit Stherarus Fres., Reur. verwandt und hat auch denselben Bau des Clypeus. Typus: Lamprosthenarus sjöstedti n. sp. N:o 3. 92 B. Porrrvs. Lamprosthenarus sjóstedti n. sp. Oben dunkel metallisch grün, die Unterseite, die Fühler, das Rostrum und die Beine schwarz, das zweite Rostralglied und die äusserste Spitze der Schenkel braun, die Spitze der Schienen, die äusserste Spitze ausgenommen, breit und die Füsse gelbbraun, die Spitze der letztgenannten schwarz, das Corium zur Spitze und der Cuneus innen zur Basis etwas braun durchschimmernd, die Membran schwarzbraun. Die Stirn ist beim 9 etwa 2!/, mal so breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Füblerglied etwa dreimal so lang als das erste, das letzte nicht voll um die Hälfte kürzer als das dritte. Der Halsschild fast mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3.5, lat. 1.» mm. Kilimandjaro: Kiboscho!, 3000—4000 m., Prof. Ssöstepr (Mus. Holm.) Agrametra B.-Wurrk. B.-Wnrrg, Proc. Zool. Soc. London, 1878, p. 467. ,Corpus oblongo-ovatum, sat rude punctatum, nudum. Caput nutans, latum, convexum; clypeo modice producto, compresso, a fronte parum discreto; vertice immarginato; gula brevi. Oculi oblongi, leviter granulati, pronoti contigui. Antennae sat crassae, ad oculorum medium internum insertae, corporis dimidio subaequilongae, articulo 1:0 crasso apicem clypei longe superante. Rostrum coxas posticas vix attingens, articulo 1:0 capitis basin vix superante. Pronotum trapeziforme, convexum, latitudine apicali vix longius, basi quam apice !/, latius, apice, lateribus et basi ante scutellum leviter sinuatis. Scutellum ad basin detectum. Hemie- lytra completa, corii margine exteriore ad basin subito dilatato-explanato; clavo, corio cuneoque coriaceis; membrana biareolata. Alae hamo instructae. Pedes sat breves; femoribus sat incras- satis; tibiis modice fusco-spinulosis sed haud punctatis; tarsis posticis longioribus, articulo ultimo duobus primis simul sumptis paullo breviore. Generibus Plagiognatho et Sthenaro subaffinis.* Typus: À. aethiops B.-Wnrrr. Agrametra aethiops B.-Wurrk. B.-Wurrz, l. c., p. 468, T. XXXI, fig. 2. „A. piceo-nigra nitida; rostro (apice excepto), coxis, femoribus, tarsorumque articulo ultimo piceo-brunneis; antennis, tibiis, tarsorumque articulis duobus primis sordide ochraceis; antennarum articulo 1? ima basi, articulo 2° ad apicem, 3° 4°que piceo-nigris, imis apicibus 2! 4ique dilutioribus; membrana fusca, venis parvae cellulae exterioris rufis; antennis, pedibus abdomineque capillis tenuibus pallide fuscis vestitis; antennarum articulo 1° paullo supra basin subito incrassato, valido, cylindrico; 2° sursum sensim incrassato, quam pronoto basis bre- viore, 3° 4°que fusiformibus, 3?!/,2! paullo longiore, 4°2/, 3! subaequilongo. C. Long. 3!/, mm. Hab. in regione Commidendri robusti DC. (anglice ,Gumwood“) — ,Luffkins“ et „Thomp- son's Wood* (S:t Helena).* Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 93 Sthenarus (Fre8.), Reur. FrEB., Cr. Phyt, p. 321 (prt). — Eur. Hem, pp. 74 et 309 (prt). — Reur, Hem. Gymn. Eur., I, p. 42, T. I, fig. 8, III, p. 502. — Plagiognathus subg. Sthenarus et Phoenicocoris Reur., Gen. Cim., p. 55. Der Kórper glänzend, eifórmig bis ziemlich gestreckt, oben mit anliegenden, leicht abfal- lenden, gelben oder weissen Haaren bekleidet, meistens schwarz. Der Kopf klein — ziemlich klein, breiter als lang, vorne kurz vorgezogen, stark geneigt oder fast vertical Die Stirn deutlich gerandet oder scharf gekantet, die Stirn von der Basis an stark geneigt, kaum gewólbt, zuweilen etwas vor der Basis mit einem kurzen Längseindrucke. Die Augen glatt oder fein granuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, wenig oder nicht hervorspringend, vorne nicht oder leicht ausgeschweift. Der Clypeus abgeflacht, nicht oder kaum hervortre- tend, von der Stirn nicht oder erloschen abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle ganz kurz, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum von variabler Lànge. Die Fühler fast an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied nicht oder kaum die Clypeusspitze über- ragend, das zweite viel länger, beim © kráftiger als beim 9. Der Halsschild breiter als lang, nach vorne mássig verengt mit geraden oder leicht gerundeten Seiten, die Calli erloschen, die Apicalstrietur fehlt. Das Schildchen flach mit bedeckter Basis. Die Hemielytren mehr oder weniger die Hinterkórperspitze überragend, vollständig ausgebildet, beim © meistens gestreck- ter als beim 2, die Seiten mehr oder weniger gerundet, selten fast parallelseitig, die grosse Membranzelle mit kaum abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich klein mit gerader, flach gekanteter Spalte. Die Hinterschenkel meistens kräftig verdickt, dunkel oder hell, wenigstens vor der Spitze mit einem dunklen Punkte. Die Schienen sind meistens dunkel bedornt, dunkel punk- tiert, die Vorderschenkel zuweilen einfarbig. Das letzte Fussglied meistens deutlich kürzer als die zwei ersten zusammen, die Arolien der Klauen über die Mitte derselben sich erstrec- kend, mit denselben verwachsen. Typus: Sth. rotermundi (ScHoLz). Übersicht der Arten. (6). Das erste Fühlerglied schwarz. 2. (5) Das zweite Fühlerglied schwarz. 3. (4). Der Körper gedrungener, nicht lang und rauh behaart, die Stirn kaum schmäler (c) oder etwas mehr als !/, breiter (9) als der Durchmesser des Auges, das zweite Fühlerglied dreimal länger als das erste. , leucochilus Rv. 4. (3. Der Kórper gestreckter, lang und etwas rauh behaart, die Stirn deutlich schmäler (c') oder fast doppelt (9) breiter als der Durchmesser des Auges, das zweite Fühlerglied viermal lànger als das erste. vestitus n. sp. 5. (2). Das zweite Fühlerglied gelb mit schwarzer Basis. lateralis n. sp. 6. (1) Das erste Fühlerglied gelb. 7. (8) Der Clavus gelbweiss. discoidalis n. sp. 94 B. Porrms. 8. (7) Der Clavus immer dunkel gefärbt. 9. (10). Das zweite Fühlerglied dunkel mit heller Basis. guineensis n, sp. 10. (9) Das zweite Fühlerglied einfarbig gelb. basalis n. sp. Sthenarus leucochilus Reur. Revr., Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVII, 1905, N:o 22, p. 8, sec. spec. typ. — l. c., XLIX, N:o 7, p. 27. — Porr. in SyósrEprs's Kilim.— Meru-Exp., Hem. 12, p. 54. Braunschwarz—schwarz, weisslich, anliegend behaart, ausserdem mit dunklen Haaren bekleidet, die Hemielytren etwas heller, zur Spitze verdunkelt, der Aussenrand derselben zur Basis ziemlich lang, schwarz behaart, die Basis der Stirn, das Rostrum, das Basalglied aus- genommen, die zwei letzten Fühlerglieder, die vorderen Beine, die Hüften, die Schienen und die hinteren Füsse weisslich, die vorderen Schenkel vor der Spitze mit einem schwarzen Punkte, die Schienen lang schwarz bedornt, die Dörnchen aus schwarzen Punkten entsprin- gend. Der Kopf fast um die Hälfte schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Die Stirn kaum schmäler (c?) oder etwas mehr als !/, breiter (9) als der Durchmesser des Auges, etwas weiter nach vorne in der Mitte mit einer kurzen Längsfurche. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Das erste Fühlerglied etwas die Clypeusspitze überragend, das zweite beim c' etwas dicker als beim 9, etwa dreimal länger als das erste, die zwei letzten zusammen etwas kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild etwas mehr als um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand. Die Hemielytren ziemlich weit, beim c^ mehr als beim 2, die Hinterkórperspitze überragend, beim c' an den Seiten kaum gerundet. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Ins. Bourbon, sec. Reur., l. c.; Ins. Pemba!; Madagaskar: Fort-Dauphin!, IX. 1901, Cn. ALLUAUD (Mus. Paris; Kilimandjaro: Kibonoto!, in der Kulturzone, VIII—IX, Prof. SJÖSTEDT (Mus. Holm. et Helsingf.); Moschi!, VII. 1905, Karona (Mus. Hung.); Nyassa-Geb.: Langen- burg!, 24. XI. 1899, D:r FÖLLEBORN (Mus. Berol); Eritrea: Ghinda!, III. 1906, D. Fret (Mus. Genov.). Sthenarus vestitus n. sp. Gestreckt, ziemlich glänzend, oben ziemlich dicht und lang, anliegend weiss behaart, die Hemielytren zur Basis am Aussenrande mit schwarzen Haaren, der Halsschild jederseits am Seitenrande etwas hinter den Vorderecken mit einem abstehenden, dunklen Borstenhaare. Der Kopf und die Hemielytren braun, der Halsschild schwarzbraun, die Stirn an der Basis hellgelb, das Rostrum, das erste Glied ausgenommen, die zwei letzten Fühlerglieder und die Beine gelb, die zwei ersten Fühlerglieder, ein Punkt vor der Spitze der vorderen Schienen, die Hinterschenkel und die Spitze des letzten Fussgliedes sch warzbraun, die Schienen ziemlich lang schwarz bedornt, die Dórnchen aus schwarzen Punkten entspringend, die Membranvenen gelbbraun. Der Kopf nicht voll um die Hälfte schmäler als der Basalrand des Halsschildes. Die Stirn deutlich schmäler (5) oder nicht voll doppelt breiter als der Durchmesser des Auges, weiter nach vorne kurz der Länge nach eingedrückt. Die Augen kaum granuliert, beim o grósser und mehr hervorspringend als beim 9. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 95 der Mittelhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Das erste Fühlerglied kurz, die Clypeusspitze kaum erreichend, das zweite beim c? kráftiger als beim 2, ebenso dick als das erste und etwa viermal länger als dasselbe, die zwei letzten zusammen etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild fast ?/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten etwas gerundet. Die Hemielytren ziemlich weit, beim c^ mehr als beim ©, die Hinterkórper- spitze überragend, beim © sehr seicht gerundet. — Long. 2.5, lat. 1 mm. Sehr nahe mit Sth. leucochilus Reur. verwandt. Der Körper ist weniger glänzend, rauher und länger behaart, die Fühler sind anders gebaut und besonders das zweite Glied ist deut- lich lànger, die Stirn ist schmäler und die Farbe etwas heller. Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, 12. V. 1906, ScHEFFLER (Mus. Berol); Nyassa-Geb.: Langen- burg!, 16. VIII. 1899, D:r FöLLEBORN (Mus. Berol. et Helsingf.). Sthenarus lateralis n. sp. Der Kórper beim 9 ziemlich gedrungen, oben glänzend, anliegend gelbweiss behaart. Schwarz, der Basalrand des Kopfes braungelb, die Coriumsutur auf dem Clavus und der Aussenrand des Coriums sowie die Basis, der Aussenrand und die Spitze des Cuneus gelb, die Membran schwarzbraun mit einem helleu Flecke hinter der Cuneusspitze, die Unterseite, die Basis und die Spitze des Rostrums, die Hüften und die Hinterschenkel (die vorderen Beine mutiliert) braunschwarz, das Rostrum sonst, das zweite Fühlerglied, die Spitze der Hüften, die Basis der Hinterschenkel und die Hinterschienen (die Hinterfüsse mutiliert) gelb, die Basis des zweiten Fühlergliedes und das erste schwarz (die zwei letzten Fühlerglieder mutiliert), die Schienen schwarz bedornt, die Dórnchen aus kleinen, schwarzen Punkten ent- springend. Der Kopf ist viel breiter als lang, die Stirn breiter gekantet, beim © etwa doppelt breiter als der Durchmesser der glatten Augen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinter- hüften, das erste Glied fast die Mitte der Vorderhüften erreichend. Das erste Fühlerglied kaum die Clypeusspitze überragend, das zweite etwa 3 !/, mal länger als das erste. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand, die Scheibe ganz erloschen punktuliert, die Seiten gerade. Die Hemielytren beim 9 wenig lang die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten gerundet, ganz erloschen gerunzelt. — Long. 3, lat. 1.2 mm : Von Sth. leucochilus Reur. u. a. durch andere Farbe des Körpers und der Fühler sowie durch das längere zweite Fühlerglied zu unterscheiden. Nordost-Afrika: S. Somali!, 27. V. 1901, v. ErLANGER (Mus. Berol. et Helsingf.). Sthenarus discoidalis n. sp. Glànzend, anliegend weisslich behaart, schwarz, die Stirn an der Basis, ein grosser Quer- fleck vorne in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde, der Clavus, die Basis und der Aussenrand, der letztgenannte zur Spitze breiter, auf dem Corium, der Cuneus, das Rostrum, die Basis und die Spitze ausgenommen, das erste und das dritte Fühlerglied (das letzte muti- liert), die Vorderhüften und die Spitze der hinteren Hüften (die Beine sonst mutiliert) gelb- weiss, die Membran braun, zur Basis gelb. Die Stirn beim 9 fast mehr wie doppelt breiter als der Durchmesser der fast glatten Augen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Das erste Fühlerglied zur Spitze etwas verdunkelt, die Clypeus- N:o 3. 96 B. Poprivs. spitze nicht erreichend, das zweite zur Spitze ganz leicht verdickt, etwa viermal lànger als das erste, das dritte etwa um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild ist fast mehr als um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte kaum doppelt breiter als der Vorderrand. Die Seiten sind gerade, die Scheibe sehr erloschen und weitläufig punktu- liert. Die Hemielytren beim 2 ziemlich kurz die Hinterkörperspitze überragend, an den Seiten etwas gerundet. — Long. 3, lat. 1.3 mm. Ist nahe mit Sth. leucochilus Reur. verwandt, unterscheidet sich aber durch andere Farbe, durch etwas anderen Bau der Fühler, deren erstes Glied hell ist, und durch breitere Stirn beim 9. Brit. Ost-Afrika: Escarpment (Wa-Kikuju)!, VIII. 1904, CH. AzLuauD, 1 2 (Mus. Paris). Sthenarus guineensis n. sp. Glänzend, anliegend weisslich behaart, schwarzbraun, die Stirn an der Basis, die äus- serste Spitze des Schildchens und die Hemielytren dunkelbraun, der Aussenrand des Coriums und der Cuneus, die gelbe Basis ausgenommen, braunschwarz, die Membran rauchbraun, das Rostrum, die Basis und die Spitze ausgenommen, das erste Fühlerglied, die Basis des zweiten und die zwei letzten sowie die Hüften gelbbraun (die Beine sonst mutiliert). Die Stirn beim © ebenso breit als der Durchmesser der grossen, wenig hervorspringen- den, fein granulierten Augen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Das erste Fühlerglied die Clypeus- spitze nicht überragend, das zweite zur Spitze kaum verdickt, etwa viermal länger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, nicht voll doppelt länger als das letzte. Der Halsschild ist um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten ganz seicht gerundet. Die Hemielytren beim c' ziemlich die Hinterkórperspitze überragend. — Long. 24, lat. 0.9 mm. Von Sth. leucochilus Reur., vestitus m. und lateralis m. u. a. durch das helle erste Fühler- glied und von discoidalis m. durch die Farbe zu unterscheiden. Guinea: Addah!, 1 © (Mus. Helsingf.). Sthenarus basalis n. sp. Glänzend, anliegend gelblich behaart, schwarz, der Basalrand der Stirn ganz schmal braun, die Basis und ausserdem der Apicalrand des Coriums ganz schmal und die Spitze des Cuneus gelbbraun, die Membran irisierend, rauchig gelbbraun mit etwas dunkleren Venen, das Rostrum, die Spitze ausgenommen, die zwei ersten Fühlerglieder, die Spitze der Hüften, die Vorderbeine (die anderen mutiliert) und die Orificien des Metastethiums gelb, die zwei letzten Fühlerglieder braun, die Vorderschenkel vor der Spitze mit einem dunklen Flecke, die Vorderschienen mit einigen dunklen Flecken, gelbbraun, ziemlich fein bedornt, die Spitze der Vorderfüsse braunschwarz. Die Stirn beim c breit, mehr wie doppelt breiter als der Durchmesser der mässig gros- sen, ganz fein granulierten Augen. Das erste Fühlerglied die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite zur Spitze nicht verdickt, etwas mehr als viermal länger als das erste, das dritte ebenso lang als das letzte, etwa um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten gerade. Die Hemielytren beim c^ mässig lang die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten etwas gerundet. — Long. 2, lat. 1.s mm. Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 97 Durch die Farbe, durch die breite Stirn des c? und durch den Bau der Fühler von den anderen äthiopischen Arten leicht zu unterscheiden. Madagaskar: Fort-Dauphin!, I. 1901, CH. ArrvAvp, 1 © (Mus. Paris.). Alluaudiella n. gen. Cc. Der Körper gestreckt und schmal, glänzend, mit halb abstehenden, ziemlich kurzen, leicht abfallenden, gelblichen Haaren oben bekleidet. Der Kopf ist mit den Augen viel breiter als der ganz schmale Vorderrand des Halsschildes, vertical, von vorne gesehen kurz vorgezo- gen, breiter als lang, von der Seite gesehen etwas kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn von der Basis an fast vertical, kaum gewölbt, die Basis ungerandet und ungekantet, hinten steil geneigt, die Stirn vorne zwischen den Augen grübchenförmig eingedrückt in der Mitte. Die Augen sind gross und hervorspringend, sehr fein granuliert, den Vorderrand des Hals- schildes berührend, nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend, vorne ausgeschweift. Der Clypeus ist flach, kaum hervortretend, leicht nach hinten gerichtet, von der Stirn erloschen abgesetz, die Lorae sind deutlich abgesetzt, schmal, die Wangen ganz klein, die Kehle kaum merkbar, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinter- hüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas ober- halb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied etwas die Clypeusspitze überragend, das zweite lang, viel länger und etwa ebenso dick als das erste, zur Spitze nicht verdickt, das dritte dünner und etwas kürzer als das zweite (das letzte mutiliert) Der Hals- schild ist breiter als lang, nach vorne kräftig, etwas gerundet verengt, der Basalrand gerade. Die Scheibe ist ganz flach gewölbt, wenig geneigt, die Calli erloschen, die Apicalstrietur nicht ausgebildet. Das Schildchen ist flach mit etwas unbedeckter Basis. Die Hemielytren weit die Hinterkörperspitze überragend, an den Seiten kaum gerundet, die grosse Membranzelle ziemlich lang und schmal mit scharf rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Beine sind lang, die Hinterschenkel mässig verdickt, dunkel, die vor- deren hell, an der Spitze mit einigen schwarzen Punkten, die Schienen ziemlich lang, schwarz bedornt, die Dörnchen aus schwarzen Punkten entspringend. Die Füsse sind lang und dünn, das zweite Glied länger als das letzte, die Klauen fein, ziemlich kurz, hinter der Mitte leicht gebogen, die Arolien kaum über die Mitte der Klauen sich erstreckend, der ganzen Länge nach mit denselben verwachsen. Beim c trägt das Genitalsegment links einen nach hinten gerichteten, leicht nach unten gebogenen Zahn. Wie Sthenarus hat auch diese Gattung den Clypeus nur sehr wenig hervortretend und flach, sie unterscheidet sich aber durch den schmalen und gestreckten Körper und durch die ganz ungekantete Stirn uud durch den Bau der Füsse. Typus: A. elongata n. sp. Alluaudiella elongata n. sp. Schwarz, die Hemielytra braungelb, der Cuneus an der Basis etwas heller, das Rostrum, die Spitze ausgenommen, das dritte Fühlerglied und die Beine gelb, die Hinterschenkel und die Spitze der Füsse braunschwarz, die erstgenannten an der Basis und ausserdem an der Spitze schmal gelb. Die Stirn beim © etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühler- ghed etwa fünfmal lànger als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Hals- N;o 3. 13 98 B. PoPrrus. schild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3.s, lat. 1.3 mm. Brit. Ost-Afrika: Nairobi!, VIII. 1904, CH. AzzuauD, 253 (Mus. Paris. et Helsingf.). Pseudosthenarus n. gen. - Der Kórper ziemlich gedrungen, schwarz, glänzend, oben mit anliegenden, leicht abfal- lenden, weissen Haaren, ausserdem auf dem Kopfe mit abstehenden, schwarzen Haaren. Der Kopf ist fast vertical, von vorne gesehen mässig vorgezogen, etwas breiter als lang, von der Seite gesehen wenig kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist an der Basis gekantet, flach gewólbt, von der Basis an stark geneigt. Die Augen sind mässig gross, her- vorspringend, glatt, den Vorderrand des Halsschildes berührend, vorne kaum ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich stark hervortretend, von der Stirn ziemlich deutlich abgesetzt, nach hinten gerichtet, schmal und von den Seiten etwas zusammengedrückt, die Lorae deutlich abgesetz, die Wangen ziemlich hoch, die Kehle ganz kurz, sehr stark geneigt, der Gesichts- winkel recht. Das Rostrum erstreckt sich fast oder bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis überragend. Die Fühler sind fast an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite viel länger, zur Spitze kaum verdickt (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild ist breiter als lang, zur Spitze mässig verengt mit geraden Seiten, der Basalrand sehr breit ausgeschweift. Die Scheibe ist glatt, flach gewólbt und mässig geneigt, die Calli sind erloschen abgesetzt, mässig gross, die Apicalstrictur nicht ausgebildet. Das Schildchen flach mit etwas unbedeckter Basis, hinter der letztgenannten quer eingedrückt. Die Hemielytren beim c" und beim 9 ziemlich kurz die Hinterkórperspitze überragend, vollständig ausgebildet, mehr oder weniger an den Seiten gerundet, die innere Apicalecke der grossen Membranzelle nicht abgerundet. Die Hinterflügel- zele mit einem Hamus. Die Schenkel sind schwarz oder hell, dann zur Spitze schwarz gefleckt mit schwarzen Borsten, die Schienen ziemlich kräftig schwarz bedornt, die Dörnchen aus schwarzen Punkten entspringend. Das letzte Fussglied etwas länger als das zweite, die Klauen ziemlich lang, von der Mitte an ziemlich leicht gebogen, die Arolien mit denselben verwachsen, klein, bis zur Mitte derselben sich erstreckend. Sehr an die Arten der Gattung Sthenarus erinnernd, unterscheidet sich aber durch den ziemlich stark hervortretenden Clypeus. Von Plagiognathus Fres. durch die gekantete Stirn und durch den Bau der Füsse zu trennen. Typus: Ps. ater n. sp. Pseudosthenarus ater n. sp. Schwarz, die Stirn an der Basis etwas braun schimmernd, die äusserste Spitze des ersten Fühlergliedes, das zweite, die Spitze der vier vorderen Schenkel und die Schienen gelb, die Membran schwarzbraun, das Rostrum in der Mitte braungelb. Die Stirn beim 9 etwa 2!/, mal breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal länger als das erste. Der Halsschild ist um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 32, .lat. 1.2 mm. Cape Towne!, D:r Martin, 1 9 (Mus. Helsingf.). Tom. LXIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 99 Pseudosthenarus nigricornis n. sp. Schwarz, die Hemielytren und die Membran schwarzbraun, der Cuneus an der Basis etwas heller, der Basalrand der Stirn, das basale Drittel des Aussenrandes auf dem Corium schmal, das Rostrum, die Spitze ausgenommen, die äusserste Spitze der Hüften und die Vorderbeine (die anderen mutiliert) gelb, die Vorderschenkel braun, an der Basis breit und an der Spitze schmal gelb und hier mit einigen schwarzen Punkten, die Spitze der Vorder- füsse schwarzbraun. Die Stirn ist beim c^ etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges, etwas breiter gekantet als bei der vorigen Art, der Clypeus ist mehr hervortretend und von der Stirn deut- licher abgesetzt. Das Rostrum erreicht nicht ganz die Spitze der Mittelhüften. Das zweite Fühlerglied ist fast viermal lünger als das erste. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht doppelt breiter als der Vorderrand, etwas mehr ausgeschweift als bei der vorigen Art. — Long. 3, lat. 1.1 mm. Uganda Prot.: Mt. Kokanjero, S. W. von Elgon!, 6,400', 7—9. VIII. 1911, S. A. NEAVE, 1 © (Ent. Research Comm., Trop. Afr.). Plagiognathidea n. gen. Der Kórper gestreckt eifórmig, oben glänzend, halb abstehend, wenig lang hell behaart, der Vorderkórper fast matt. Der Kopf ist stark geneigt, ziemlich klein, von vorne gesehen wenig lang vorgezogen, breiter als lang, von der Seite gesehen etwas kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist an der Basis fein gekantet, zwischen den Augen flach eingedrückt, ohne Längsfurche. Die Augen sind gross, kaum‘ hervorspringend, den Vorderrand des Halsschildes berührend, granuliert, vorne leicht ausgeschweift, nach unten fast bis auf die Kehle sich erstrec- kend. Der Clypeus zusammengedrückt, mässig hervortretend, vertical, von der Stirn wenig scharf abgesetzt, die Lorae deutlich abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle undeutlich, der Gesichtswinkel ist recht. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind an der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied kaum die Clypeusspitze überragend, das zweite länger als der Kopf mit den Augen breit, beim © nicht verdickt, gleichbreit, die zwei letzten zusammen etwa ebenso lang als das zweite, das dritte länger als das letzte. Der Halsschild ist viel breiter als lang, nach vorne mässig verengt mit geraden Seiten. Der Basalrand ist fast gerade abgesetzt, die Scheibe kaum gewölbt, wenig geneigt, ohne Calli und ohne Apical- strictur. Das Schildchen ist an der Basis etwas unbedeckt. Die Hemielytren beim © ziem- lich die Hinterkórperspitze überragend, etwas durchsichtig, die grosse Membranzelle mit wenig abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums mässig gross, die Öffnung klein und kurz, gekantet. Die Schenkel schwarz gefleckt, die vorderen jedoch undeutlich, die Hinterschenkel etwas verdickt (3), die Schienen schwarz bedornt und ausserdem etwa bis zur Mitte schwarz gefleckt. Die Hinterfüsse lang, das zweite Glied lànger als das dritte. Die Klauen lang, von der Mitte an ziemlich seicht gebogen, die Arolien mit den Klauen verwachsen und die Mitte derselben nicht erreichend. Das letzte Ventralsegment beim o links oben mit einem nach unten gebogenen Zahne. Ist nahe mit Plagiognathus FrEB. verwandt. Die Stirn aber ist gekantet, die Augen sind granuliert, die Calli des Halsschildes sind nicht ausgebildet und beim c? ist das letzte Ven- tralsegment mit einem Zähnchen bewehrt. Typus: Pl. grisescens n. sp. N:o 3. 100 B. PorPrus. Plagiognathidea grisescens n. sp. Graugelb mit grünlichem Anfluge, die Spitze des Rostrums und die Klauen braun, die Hemielytren etwas irisierend, ein Fleck vor der Spitze vorne und drei hinten sowie ein vor dem zweiten hinteren auf den Hinterschenkeln schwarz, die Schienen bis zur Mitte schwarz punktiert, die Punkte zur Basis grósser werdend. Die Stirn beim © fast doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa dreimal so lang als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwas mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1 mm. Nyassa-Geb.: Langenburg!, 15. VIII. 1899, Lichtfang, D:r FöLLEBRON, 300 (Mus. Berol. et Helsingf.). Psallus Fres. Figs. Cr. Phyt., p. 321, 1858 (prt.). — Eur. Hem., pp. 74 et 305. — Reur., Gen. Cim., p. 46. — Rev. er. Caps, IL, p. 158. — Hem. Gymn. Eur., I, p. 101, T. I, fig. 18. — Ófv. Fin- ska Vet. Soc. Förh., XIV, A, N:o 7, p. 60. — Apocremnus Fies., Cr. Phyt., p. 320. — Eur. Hem., pp. 74 et 304. — Reur., Phyl Syst. Mir, p. 145. — Liops FiEB., Verh. Z. B. Ges. Wien, 1870, p. 254. Der Kórper mehr oder weniger gestreckt eifórmig, oben glänzend, verschiedenartig gefürbt, nie aber grün, meistens mit leicht abfallenden, feinen, mehr oder weniger schuppen- fórmigen Haaren bekleidet und ausserdem mit dunklen, halb abstehenden Haaren. Der Kopf stark geneigt oder vertical, breiter als lang, von der Seite gesehen nie länger, oft aber kürzer als hoch. Die Stirn etwas gewölbt, ungerandet. Der Clypeus deutlich hervortretend, mehr oder weniger zusammengedrückt und schmal, gebogen, die Wangen klein, die Kehle geneigt, oft sehr kurz oder kaum ausgebildet. Die Augen mehr oder weniger hervortretend, meistens kräftig granuliert, vorne leicht ausgeschweift. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zu den Mittelhüften, zuweilen die Hinterhüften überragend, das erste Glied etwa die Mitte des Vorderbrustxyphus erreichend oder denselben etwas überragend. Die Fühler sind etwas ober- halb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied nicht oder etwas die Cly- peusspitze überragend, das zweite beim © gleichfórmig verdickt, beim 9 zur Spitze leicht erweitert. Der Halsschild kürzer als breit, nach vorne mehr oder weniger stark verengt mit geraden Seiten, der Basalrand gerade. Die Scheibe mehr oder weniger gewólbt und geneipt, die Calli mehr oder weniger deutlich abgesetzt, die Apicalstrietur fehlt. Die Hemielytren sind länger als der Hinterkórper, beim 9 mehr gerundet als beim c. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Hinterschenkel mehr oder weniger verdickt, dunkel oder hell, dann aber schwarz punktiert und am Vorderrande vor der Spitze mit 1—3 borstentragenden Punkten, die Schienen schwarz oder hell, meistens schwarz bedornt, oft auch schwarz punktiert. Das letzte Glied der Hinterfüsse meistens länger als die zwei ersten. Das Genitalsegment des © ziemlich gross, unten mit einer erhobenen, ziemlich langen Lüngsleiste. Typus: Ps. roseus (FABR.). Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 101 Psallus dilutipes Reur. Rzur, Öfv. Finska Vet. Soc. Förh., XLIX, N:o 7, 1907, p. 26, sec. spec. typ. Glänzend, das Schildchen und die Hemielytren gelb, schuppenfürmig behaart, Kopf und Halsschild gelbrot, die Spitze des erstgenannten und die Hinterecken des letzteren braun- schwarz, das Schildchen und die Hemielytren braunrot, die äussere Apicalecke des Coriums, ein schief gestellter, schmaler Mondfleck an der Basis und die äusserste Spitze des Cuneus hell, die Membran rauchig braungelb, unten schwarzbraun, die Orificien des Metastethiums braun, das Rostrum, die Fühler und die Beine hellgelb, die vorderen Schenkel vorne vor der Spitze mit nur einem, die Hinterschenkel nur an der Spitze mit einigen braunschwarzen Punkten, die Schienen schwarz bedornt, die Dórnchen aus schwarzen Punkten entspringend, die Vorderschienen jedoch etwa an der apicalen Hálfte ohne Punkte, die Spitze des letzten Fussgliedes verdunkelt. Die Stirn beim 9 etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum überragt etwas die Spitze der Hinterhüften. Das zweite Fühlerglied etwa !/, kürzer als der Basalrand des Halsschildes breit, ebenso lang als die zwei letzten zusammen, das letzte um die Hälfte kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basal- rande breit. Das zweite Glied der Hinterfüsse ebenso lang als das letzte. — Long. 3.6, lat. 1.3 mm. Capland: Algoa Bay!. 25. X. 1897, Dir Brauns, 1 2 (Mus. Vindob.). Psallus flavosparsus B.-Wurrr. B.-WnrrE, Proc. Zool. Soc. London, 1878, p. 468. ,P. testaceus, capillis pallidissime aureis vestitus, capite thoraceque praeterea pilis nigris validioribus instructis; capite, pronoto scutelloque ad basin fusco-atris indistincte nigro-guttu- losis et maculis flavidis (una ad marginem interiorem oculi, una utrique pone marginem anti- cam et altera in disco pronoti, nec non una distinctiore in angulis anticis scutelli) ornatis; angulis imis posticis pronoti testaceis; scutello ad apicem clavoque flavo-guttulosis, corio cuneoque flavo- et fusco-sparsis, macula orbiculari prope apicem clavi et maculi irregulari oblonga ante mediam basin cunei fusco-nigris; membrana dilute fusca, iridescente, basi et fascia angusta transversa pone albidas venas dilutioribus; antennis testaceis, annulo prope basin et macula ad interiorem articuli 1', annulis basali apicalique 2i, 3», 4°que fusco-nigris; femoribus anticis et intermediis ad apicem, margine apicali antico femorum posticorum, nec non tibüs omnibus e punctis nigris nigro-spinulosis; articulo ultimo tarsorum fusco; antennis mutilatis, sed, ut videtur, articulis 3° 4°que simul sumptis saltem 2° aequilongis. 9. Long. 3 mm. Hab. in regione Commidendri robusti DC. (anglice „Gumwood“) — „Thompson’s Wood“. S:t Helena. Psallus lutosus B.- Wurrr. B.-Wnrrs, 1. c. „P. sat robustus, testacus, opacus, aureopubescens, rufescenti-brunneo dense irroratus; signaturis obscuris plus minus confluentibus, praesertim in parte antica pronoti, medio apice- que scutelli, apicibus clavi coriique nec non femoribus; antennis rufo-brunneis, articulo 1? ad N:o 3. 102 B. Poppius. apicem testaceo, articulo 2° ad basin apicemque et articulis duobus ultimis fusco-brunneis; tibiis testaceis, annulis plurimis angustis rufescenti-brunneis notatis et e punctis nigris nigro- spinulosis; membrana fusca pallide transverso-fasciata, venis albidis. Antennarum articulis 2 ultimis simul sumptis 2? brevioribus, 4° 1/, 3! subaequilongo. Long. 4, lat. 2 mm. Hab. in regione Commidendri robusti DC., ad ,Peak Gut*. — S:t Helena. Psallus vinaceus B.-Warre. B.- Ware, 1. c., p. 469. »P. gracilis, obscure vinaceus, nitidus, capillis pallidis sublongis vestitus; antennarum articulo 1° et 2° ad apicem, rostro, scutello ad apicem, clavi disco, guttulis in disco corii, sutura inter corium cuneumque, cuneo ad apicem, femoribus ad apicem, tibiis tarsisque plus minus testaceis vel vinaceo-testaceis; clavi parte pallida, femoribus posticis ad apicem et tibiis posticis plus minus vinaceo-maculatis; apicibus rostri tarsorumque nee non membrana fuscis, hoc basi et fascia transversa pone cellulos dilutioribus, venis albidis, venis cellulae exterioris interdum rufis; tibiis e punctis nigris nigro-spinulosis. Antennarum articulis 2 ultimis simul sumptis 2? aequilongis, 4° quam dimidium 3! breviore. c9. Long. 3—3!/, lat. 13/, mm. Hab. in editioribus insulae, ad „Diana’s Peak“. S:t Helena. Very like a small dark form of Ps. lutosus, but distinguished by its slenderen and more shining form, longer and less golden pubescence, more slender legs and antennae, the more uniform darker markings, and more convex pronotum with less concave hind margin.* Campylomma Rzvr. Revr., Hem. Gymn. Eur., I, p. 52, T. I, fig. 9. — Drsr., Faun. Brit. Ind., Rhynch., II, p. 483. Der Kórper mehr oder weniger gestreckt eifórmig, glänzend, oben fast anliegend behaart. Der Kopf ist vertical, kurz, etwas breiter als der Vorderrand des Halsschildes, breit dreieckig, vorne nicht oder ganz kurz, breit vorgezogen, von der Seite gesehen viel kürzer als hoch. Die Stirn ist leicht gewölbt, stark geneigt, ungerandet und ohne Längsfurche, an der Basis sehr fein oder erloschen gekantet. Der Clypeus ist nicht oder ganz wenig hervortretend, von der Stirn erloschen abgesetzt, die Wangen sehr klein, die Kehle undeutlich ausgebildet, der Gesichtswinkel recht. Die Augen glatt, selten sehr fein granuliert, nicht hervorspringend, weit auf die Kopfseiten sich erstreckend, vorne von der Mitte an zur Spitze breit ausgeschweift. Das feine Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zu den Hinterhüften, das erste Glied nicht oder nur wenig die Kopfbasis überragend. Die Fühler sind unterhalb der Mitte des Augen- vorderrandes eingelenkt, das erste Glied die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite viel lànger, beim c? ziemlich dick, zur Spitze nicht erweitert, beim 2 dünner, zur Spitze ganz leicht verdickt, die zwei letzten zusammen ebenso lang als das zweite. Der Halsschild kurz, breiter als lang, nach vorne verengt mit leicht gerundeten oder fast geraden Seiten. Der Basalrand ist fast gerade abgestutzt, die Scheibe flach gewólbt und mässig geneigt, die Calli undeutlich. Die Basis des Schildchens ist bedeckt. Die Hemielytren sind vollständig aus- gebildet, die grosse Membranzelle mit ziemlich breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross mit fast gerader Spalte. Die Schenkel mit Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 103 grossen schwarzen Punkten, die Hinterschenkel verdickt, die Schienen schwarz bedornt und schwarz punktiert. Das zweite Glied der Hinterfüsse etwas länger als das letzte. Die Aro- lien der Klauen bis etwas über die Mitte der letzteren sich erstreckend und mit denselben verwachsen. Typus: C. nigronasuta REUT. Campylomma unicolor n. sp. Hellgelb, oben mässig lang, hell, ausserdem einzelner dunkel behaart, das erste Fühler- glied aussen und an der Basis und die Basis des zweiten braunschwarz, die zwei letzen und die Spitze des letzen Fussgliedes braun. Der Kopf vorne etwas vorgezogen. Die Stirn ebenso breit (c) oder etwas breiter (9) als der Durchmesser des Auges. Der Clypeus leicht hervortretend. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften. Das zweite Fühlerglied etwa ebenso lang als der Kopf mit den Augen breit, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, die Scheibe sehr fein quer gerunzelt. Die Hin- terschenkel oben vorne und hinten vor der Spitze mit einem schwarzen Punkte, unten mit einem vorne vor der Spitze und vier am Hinterrande, ausserdem ein etwas vor dem Hinter- rande zwischen dem zweiten und dem dritten von der Spitze gerechnet; von den vier Punk- ten unten am Hinterrande ist ein etwas vor der Mitte des. Schenkels und ziemlich von den drei übrigen entfernt. Die Schienen schwarz punktiert. — Long. 24, lat. 1 mm. Deutsch Ost-Afrika: Kilimatinde!, D:r CrAvs (Mus. Berol. et Helsingf.). Campylomma angustior n. sp. Der vorigen Art sehr nahe stehend und in der Farbenzeichnung mit derselben fast ganz übereinstimmend. Die Fühler aber sind hell gelb, das zweite Glied zur Spitze und die zwei letzten gelbbraun. Die Stirn ist deutlich schmäler (3) oder kaum breiter (9) als der Durch- messer des Auges. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften. Die Fühler sind etwas dicker, beim 9 zur Spitze kaum merkbar verdickt. Der Halsschild ist schmäler, nicht mehr wie um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, die Seiten ganz seicht gerundet. — Long. 2, lat. 0.9 mm. Nyassa-Geb.: Langenburg!, Ende VIII. 1899, Lichtfang, D:r FÖLLEBORN (Mus. Berol. et Helsingf.). Lepidocapsus n. gen. Der Kórper ziemlich kurz, matt, oben mit weissen Schuppen und ausserdem mit halb abstehenden, mässig langen, dunklen Haaren. Der Kopf ist sehr stark geneigt, von vorne gesehen mässig vorgezogen, breiter als lang, von der Seite gesehen höher als lang. Die Stirn nicht gewólbt, von der Basis an stark geneigt, an der letztgenannten gekantet. Die Augen sind gross, etwas hervorspringend, glatt, den Vorderrand des Halsschildes berührend, nach unten fast bis zur Kehle sich erstreckend (9), vorne ausgeschweift. Der Clypeus ist ziemlich kräftig hervortretend, von der Stirn abgesetzt, etwas nach hinten gerichtet, zusammengedrückt und schmal, die Lorae kurz und schmal, deutlich abgesetzt, die Wangen ganz klein, die Kehle kaum sichtbar, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hin- terhüften, das erste Glied fast die Mitte der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind ziem- N:o 3. 104 B. Popprus. lich kurz, etwas unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied ziem- lich verdickt, ganz kurz, die Clypeusspitze nicht erreichend, das zweite kráftig, von den Seiten etwas zusammengedrückt, in der Mitte am dicksten und hier etwas dicker als das erste, sehr dicht, ziemlich lang, halb abstehend dunkel behaart, die zwei letzten dünn, weitläufig behaart, zusammen deutlich kürzer als das zweite, das letzte kürzer als das dritte. Der Halsschild ist breit, nach vorne ziemlich verengt mit geraden Seiten, der Basalrand breit gerundet. Die Scheibe ist etwas gewölbt, ziemlich. geneigt, die Calli sind deutlich abgesetzt, ziemlich klein, flach, von einander schmal getrennt, die Apicalstrictur nicht ausgebildet. Das Schildchen ist etwas gewólbt mit unbedeckter Basis. Die Hemielytren beim 9 vollständig ausgebildet, weit die Spitze des Hinterkórpers überragend, an den Seiten kaum gerundet, die Membran irisie- rend, die grosse Zelle mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich klein, die Spalte kurz, gerade. Die Vorderbeine (die anderen mutiliert) kurz, die Schenkel nicht dunkel punktiert, die Schienen fein hell bedornt, das letzte Fussglied länger als das zweite. Die Klauen mässig lang, von der Mitte an ziemlich gebogen, die Arolien sind klein, mit den Klauen verwachsen und bis zur Mitte derselben sich erstreckend. Durch die Beschnuppung der Oberseite und durch den Bau der Fühler von den mit hellen Dörnchen bewehrten Schienen ausgezeichneten Phylarien-Gattungen leicht zu unter- scheiden. Typus: L. erassicornis n. sp. Lepidocapsus crassicornis n. sp. Gelbbraun, der Kopf, der Halsschild vorne, das Schildchen, der Cuneus, die Unterseite, die Hüften, die zwei ersten Fühlerglieder und das Rostrum braun, die Spitze der Unterseite auf dem Hinterkórper breit, die zwei letzten Fühlerglieder, die äusserste Spitze der Hüften und die Beine gelb, die Schenkel mit hell brauner Spitze, die Spitze der Füsse braunschwarz, die Membraun rauchbraun, in der Mitte mit einer hellen Querbinde. Die Stirn etwa !/, breiter als der Durchmesser des Auges (9). Das zweite Fühlerglied deutlich lànger als der Basalrand des Halsschildes breit, das letzte !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist mehr wie um die Hälfte kürzer als der Basalrand breit, der letztgezannte nicht voll doppelt so breit als der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.4 mm. Nyassa-Geb!, 24. V. 1899, D:r FÖLLEBORN, 1 9 (Mus. Berol.). Parasciodema n. gen. Der Kórper ziemlich gestreckt und schmal, an den Seiten nicht gerundet, oben stark glànzend (die Behaarung abgerieben) Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen vorgezogen, kaum breiter als lang, von der Seite gesehen etwas hóher als lang. Die Stirn ist ziemlich breit, wenig scharf gekantet, etwas gewólbt. Die Augen sind gross und hervorspringend, ungranuliert, den Vorderrand des Halsschildes berührend, fast bis auf die Kehle nach unten vorgezogen (35), vorne nicht ausgeschweift. Der Clypeus ist mässig hervortretend, ganz seicht gewälbt, von der Stirn deutlich abgesetzt, vertical, die Lorae ganz schmal, deutlich abgesetzt, die Wangen klein, die Kehle ziemlich kurz, geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied ist ziemlich verdickt, die Basis der Vorderhüften etwas überragend. Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze Tom. XLIV. ——P Die Miriden der üthiopischen Region. 105 des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied mässig verdickt, kurz, die Clypeusspitze nicht überragend, das zweite viel lànger, dünner, zur Spitze nicht verdickt (die zwei letzten mutiliert). Der Halsschild ist breiter als lang, nach vorne mässig verengt mit etwas aus- geschweiften Seiten, der Basalrand fast gerade. Die Scheibe mässig gewólbt, nach vorne nur wenig geneigt, sehr fein und weitläufig gerunzelt, die Call mässig gross, flach, wenig scharf begrenzt, von einander getrennt, die Apicalstrictur fehlt. Das Schildchen ist flach gewölbt mit bedeckter Basis. Die Hemielytren ziemlich weit die Hinterkórperspitze überragend, an den Seiten nicht gerundet, das Corium nach hinten zu und der Cuneus mit ganz kleinen, runden, braunschwarzen Punkten bestreut, die grosse Membranzelle mit leicht abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross mit kurzer und kleiner, gerader Spalte. Die Schenkel und die Schienen ohne dunkle Flecke, die Schienen kurz und fein schwarz bedornt, das erste Fussglied deut- lich kürzer als das zweite, das fast ebenso lang als das letzte ist. Die Klauen sind wenig lang, hinter der Mitte leicht gebogen, die Arolien über die Mitte der Klauen sich erstreckend und mit denselben verwachsen. Von Asciodema Reur. und Damioscea Reur. u. a. durch das kürzere Rostrum und durch die fein dunkelgefleckten Hemielytren sowie durch die stark glänzende Oberseite zu unter- scheiden, von Sceodamia Pope. durch die glänzenden Hemielytren, durch den Bau des Kopfes und der Arolien der Klauen verschieden. Typus: P. nitens n. sp. Parasciodema nitens n. sp. Kopf, Halsschild und Schildchen braun, die Hemielytren hell gelbgrau, das Corium zur Spitze braungelb, die Commissur des Clavus ganz schmal, das apicale Drittel des Emboliums auf dem Corium, die Apicalhälfte, die basale Innenecke und der ganze Aussenrand auf dem Cuneus dunkelbraun, die Membran gelbbraun, zur Basis heller mit hellen Venen, die Unter- seite braunschwarz, die Fühler schwarz, die äusserste Spitze des ersten Gliedes gelb, die Beine gelb, die Hüften und das letzte Fussglied braunschwarz. Die Stirn beim c^ etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa viermal länger als das erste. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basal- rande breit, der letztgenannte etwas mehr als !/, breiter als der Vorderrand. Das Genital- segment des c? links oben mit einem langen, nach unten stark gebogenen Zahn, der Forceps an der Basis schmal, zur Spitze stark zugespitzt und nach oben gerichtet. — Long. 3, lat. 1.2 mm. Deutsch Südwest-Afrika!, SEEwALD, 1 c^ (Mus. Berol.). Auchenocrepis Fres. FrgB, Cr. Phyt, p. 322. — Eur. Hem., pp. 74 et 313. — Reur, Gen. Cim. p. 53. — Hem. Gymn Kur, Lip 39, 1% 1.00. 7. Der Körper gestreckt, schwarz mit weissen Zeichnungen, glänzend, flach gewölbt, fast unbehaart, ohne leicht abfallende, schuppenförmige Haare. Der Kopf stark geneigt, breiter als lang, von der Seiten gesehen etwas länger als an der Basis hoch. Die Stirn leicht gewölbt, an der Basis gerandet. Die Augen fast glatt, gross und hervorspringend, den Vorderrand des Halsschildes berührend, beim c^ mehr nach unten vorgezogen als beim 9, vorne leicht N:o 3. 14 106 B. Poppivs. ausgeschweift. Der Clypeus ist hervortretend, von der Stirn erloschen abgesetzt, gewólbt und nach hinten gerichtet, die Lorae deutlich abgesetzt, schmal, die Wangen klein, die Kehle kurz, geneigt, der Gesichtswinkel recht. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittelhüften, das erste Glied wenigstens die Kopfbasis erreichend\ Die Fühler sind etwas oberhalb der Spitze des Augenvorderrandes eingelenkt, kurz hell behaart, das erste Glied etwas verdickt, innen mit einigen abstehendeu, kurzen Bostenhaaren besetzt, die Clypeusspitze etwas überragend, das zweite viel länger als das erste, zur Spitze ganz leicht verdickt, das dritte länger als das letzte, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist kürzer als breit, nach vorne ziemlich verengt mit deutlich ausgeschweiften Seiten, der Basalrand gerade, die Hinterecken hervorspringend. Die Scheibe etwas gewölbt, zuweilen erloschen punktiert, die Calli erloschen, die Apicalstric- tur fehlt. Das Schildchen flach mit bedeckter Basis, sehr fein quer gestreift. Die Hemielytren sind vollstándig ausgebildet, die grosse Membranzelle mit rechtwinkeliger apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle mit einem Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich gross, dreieckig, mit breiter und kurzer, nach unten verschmälerter, gerader Offnung. Die Beine sind ziemlich kräftig, die Schienen immer schwarz mit schwarzen Dórnchen, das letzte Fuss- glied fast ebenso lang als die zwei ersten zusammen. Die Klauen ziemlich lang, gleichförmig gebogen, mit undeutlichen Arolien. Typus: A. minutissima RAMB. Auchenocrepis alboscutellata Pur. Pur., Pet. Nouv. Ent, I, p. 440. — Ann. Soc. Ent. France, 1876, p. 36. — Reur., Hem. Gymn. Eur, I, p. 42, III, p. 507. — A. minutissima var. alboseutellata Reur., Ann. Mus. Zool. S:t P:bourg, IX, 1904, p. 8. — Osnaw., Verz. pal. Hem., I, p. 943. Glänzend schwarz, die Hemielytren anliegend weiss behaart, der Kopf ganz oder an der Basis schwarzbraun, die Fühler gelb, das erste Glied und die innerste Basis (35) oder die Basalhälfte (©) des zweiten schwarz, das Rostrum, die dunkle Spitze ausgenommen, die Mitte der Brüste, die Basis des Hinterkórpers unten, die Hüften, die Basis der Schenkel, das Schild- chen, der Clavus, die äusserste Spitze ausgenommen, und das Corium bis zur Clavusspitze weiss, der Aussenrand des Coriums, nach hinten breiter, schwarz. Die Stirn etwas (c^) oder doppelt (2) breiter als der Durchmesser des Auges, die Augen beim 5 grösser und etwas deutlicher granuliert als beim ©. Die Fühler beim c? etwas dicker als beim 9, das zweite Glied etwa dreimal länger als das erste, das dritte nicht voll um die Hälfte kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt breiter als der Vorderrand. — Long. 2., lat. 1 mm. Eritrea: Setit, El Eghin!, II. 1906, D. Fısımı; Agordat!, F. Deren (Mus. Genov. et Helsingf.) — Sonst aus Algier, Tunis, Ägypten und Persien bekannt. Tuponia Rxvr. Megalodactylus subg. Tuponia Reur., Gen. Cim., p. 53. — Tuponia Reur., Hem. Gymn. Eur, 15-95 Al, MILL dE eis 3t Der Körper eifórmig oder gestreckt eifórmig, beim c^ zuweilen gestreckt und schmal, anlie- gend behaart, meistens ohne leicht abfallende, schuppenfórmige Haare. Der Kopf ist vertical oder sehr stark geneigt, breiter als lang. Die Stirn ist ungerandet, vorne geneigt, selten gewölbt, Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 107 der Clypeus mehr oder weniger hervortretend, von der Seite gesehen leicht. gewólbt, von der Stirn nicht oder kaum abgesetzt, die Wangen sind klein, beim c? fast lineär, die Kehle nicht oder wenig sichtbar. Die Augen mehr oder weniger stark granuliert, beim c^ grósser und auf die Wangen mehr vorgezogen als beim ©, vorne ausgeschweift, den Vorderrand des Hals- schildes berührend. Das Rostrum erstreckt sich wenigstens bis zu den Mittelhüften. Die Fühler unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied nicht oder nur wenig die Clypeusspitze überragend, das zweite Glied beim c^ meistens kräftiger als beim 2. Der Halsschild breiter als lang, der Basalrand gerade. Die Hemielytren vollstándig ausgebil- det.] Die Schenkel nicht schwarz gefleckt, das letzte Glied der Hinterfüsse länger als das zweite, ebenso lang oder wenig kürzer als das erste und das zweite zusammen. Die Klauen sind lang, allmáhlig, seicht gebogen, mit kurzen und feinen, mit den Klauen verwachsenen Arolien. Das Genitalsegment des c^ mit geradem, fast konischem linkem Forceps. Typus: 7. lethierryi Reur. Tuponia colorata n. sp. Etwas gläuzend, anliegend mit weissgelben, leicht abfallenden Haaren bekleidet, gelb— gelbweiss, auf dem Halsschilde in der Mitte der Scheibe und auf dem Schildchen etwas grün- lich, der Clavus mit einer breiten, mehr oder weniger ausgedehnten Längsbinde, die selten fast den ganzen Clavus einnimmt, auf dem Corium eine Längsbinde etwas innerhalb der Cla- valsutur, vorne etwas hinter der Basis beginnend, nach hinten mehr oder weniger sich erwei- ternd und am Hinterrande eine breite Querbinde aussendend, die fast bis zum Seitenrande sich erstreckt und selten in der Mitte abgebrochen ist, sowie ein Fleck auf dem Cuneus hellrot, selten braungelb oder gelbrot, die Querbinde zuweilen aussen und selten, besonders beim ©, auch der Clavus zur Spitze und die Querbinde auf dem Corium braun—braunschwarz, die Membran braun—braunschwarz mit hellen Venen, in der Mitte mehr oder weniger hell, die Spitze der Füsse braunschwarz. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen breiter als lang, von der Seite gesehen hóher als lang. Die Stirn ist etwas gewölbt, ungerandet, beim c^ nur wenig, beim 9? etwa doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Die Augen sind fein granuliert, beim © etwas grós- ser als beim 2, den Vorderrand des Halsschildes berührend. Der Clypeus ist mässig hervor- tretend, ziemlich schmal, von der Stirn undeutlich abgesetzt, die Lorae schmal, scharf abgesetzt, die Wangen klein (2) oder sehr klein, (c), die Kehle erloschen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften. Das zweite Fühlerglied beim c^ etwas dicker als beim 5, etwas länger als der Basalrand des Halsschildes breit, das dritte nicht voll um die Hälfte kürzer als das zweite, länger als das letzte. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte nicht doppelt breiter als der Vorderrand. Die Schenkel und die Schienen ohne schwarze Punkte, die letztgenannten schwarz bedornt, das dritte Glied der Hinterfüsse fast ebenso lang als die zwei vorhergehenden zusammen. Die Klauen lang, wenig, gleichförmig gebogen, die Arolien erloschen. — Long. 3, lat. 1.» mm. Ins. Capo Verde: Boa Vista!, XII. 1897, zahlreiche Exemplare, L. Fra (Mus. Genov. et Helsingf.). Brachycranella Rxvr. Reur., Ófv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVII, N:o 12, 1905, p. 19. „Corpus parvum, oblongum, pallidum, superne opacum; capite verticali, basi pronoti paullulum angustiore, valde transverso, a supero viso pronoto fere aeque longo, ab antico viso latitudine postica cum oculis duplo breviore, vertice latissimo, margine basali utrinque latis- l I 8 NIO, 3: 108 B. Popprus. sime sinuato, fronte convexiuscula, clypeo haud prominente, basi cum fronte confluente, genis (c) sat humilibus, gula haud distinguenda: oculis sublaevibus, nonnihil retrorsum vergentibus et angulis anticis pronoti incumbentibus; rostro apicem coxarum posticarum attingente; anten- nis ad apicem oculorum interne insertis, articulo primo brevi, apicem clypei haud superante, secundo lineari, latitudine capitis breviore; pronoto brevi et valde transverso, horizontali, apice quam basi paullulum angustiore et longitudine duplo latiore; femoribus postieis sat for- titer incrassatis, puncto nigro anteapicali destitutis; tibiis longe nigrospinulosis; tarsis articulo tertio duobus primis simul sumtis longitudine subaequali, unguiculis sat longis, levissime cur- vatis, aroliis haud distiguendis. Generi Tuponia Reur. valde affinis, capite latiore et fortius transverso oculisque nonni- hil retrorsum vergentibus et angulis pronoti incumbentibus distinguenda; etiam generi Ano- nychia Reur. similis, structura tarsorum tamen divergens. Caput infra oculos brevissime pro- ductum, angulo faciali recto, clypeo basi longuis supra lineam inter bases antennarum ductam, fere in linea intermedia oculorum posita. Pronotum lateribus rectis, margine apicali medio late sinuato, basali toto truncato. Scutellum basi detectum. Hemielytra abdomen superantia, subparallela, membrana biareolata. (Alae nullae?) Coxae anticae medium mesosterni supe- rantes." | Typus: Br. viridipunctata (STAL). Brachycranella viridipunctata (Sri). Capsus (Eurymerocoris) viridipunetatus Står, Öfv. Svenska Vet. Ak. Förh., 1858, p. 317, 25. — Eurymerocoris id. Står, Hem. Afr. III, p. 23. — Brachyeranella id. Reur., 1. c., p. 20. ,Albida, capite, fascia pronoti per callos ducta limboque abdominis pallidissime flavo- virescentibus; hemielytris punctis viridibus conspersis, membrana sordide hyalina; tibiis spi- nulis nigris e punctis minutissimis nigris nascentibus. — Long. 9 2?/, lat. 1 mm. Territorium fluvii Svakop, D. J. WAHLBERG. Caput basi pronoti paullulum angustius, ejusdem apice paullo latius, vertice (2) oculo fere triplo latiore. Rostrum articulo primo basin capitis paullo superante. Antennae articulo secundo primo paullo magis quam triplo et latitudine verticis interoculari vix longiore. Femora postica abdomine breviora, compressa, lata, latitudine duplo et dimidio longiora, margine infe- riore punctis tribus fuscescentibus notata.“ Leptoxanthus Rxvr. Reur., Ófv. Finska Vet. Soc. Förh., XLVII, N:o 22, 1905, PT „Corpus parvum, oblongo-ovatum, nitidulum, pallido-pubescens; capite basi pronoti cir- citer ?/, angustiore, ab antico viso brevi, latitudine interoculari (9) vix longiore, a latere viso altitudine basali breviore, sat nutante, vertice immarginato, fronte sat leviter declivi, clypeo prominente, basi cum fronte subconfluente, ipsa basi paullo supra medium altitudinis capitis à latere visi posita, angulo faciali acutiusculo, loris discretis, genis sat humilibus, gula brevi; oeuli pronoto contiguis; rostro coxas intermedias attingente, articulo primo caput paullo supe- rante; antennis (9) mox supra apicem oculorum interne insertis, articulo primo brevi, apicem clypei haud attingente, secundo sublineari, gracili; pronoto transverso, trapeziformi, margine apicali latissime sinuato, lateribus rectis, disco subhorizontali, callis haud discretis; hemielytris explieatis, abdomen (9) modice superantibus, membrana biareolata: areola alarum hamo a Tom. XLIV. Ww Lot Die Miriden der äthiopischen Region. 109 vena sustensa emisso; xypho prosterni convexiusculo, immarginato; pedibus totis pallidis, feino- ribus punctis totis destitutis, posticis feminae sat dilatatis, tibiis spinulis concoloribus pallidis, tarsis mediocribus, articulo tertio secundo aeque longo, unguiculis mediocribus, leviter curva- tis, aroliis haud distinguendis; terebra feminae fere basin ventris attingente, apice sursum curvata, vix autem mucronata. Genus divisionis Plagiognatharia a genere Tuponia Revr. eique affinibus capite brevi structuraque tarsorum divergens, a generibus plerisque pedibus totis pallidis, immaculatis instructis spinulis tibiarum pallidis concoloribus mox distinguendum, ab illis spinulis concolo- ribus instructis corpore magis ovali, capite brevi, articulo primo antennarum breviore, ungui- culis aroliis destitutis distinctum.* L Typus: L. flaveolus Reur. Leptoxanthus flaveo'us Reur. EU INC ps & „Pallide flavus, unicolor, fere albido-pubescens, capite pronotoque levissune, hemielytris fortius nitidulis. 2. — Long. 3, lat, 1 mm. Svacop, D. J. WAHLBERG. Caput vertice (2) oculo duplo latiore. Antennae articulo secundo latitudini capitis cuin oculis aeque longo. Pronotum latitudine postica fere duplo brevius. Hemielytra pronoto paullo magis quam quadruplo longiora; membrana pallida venis flaventibus. Femora postica feminae latitudine maxima parum magis quam duplo et dimidio longiora. Tibiae spinulis tenuibus nutantibus parce spinulosae, his crassitie tibiae paullo longioribus.* Nachtrag zum ersten Teile. Nachdem schon der erste Teil fast fertig gedruckt war sind mir einige Sendungen áthio- piseher Miriden zugekommen. Die meisten sind mir von den Herrn D:r G. A. K. MARSHALL in London, von D:r S. ScHENKLING in Berlin und von D:r A. N. KinrrscHuENKO in S:t Peters- burg zugeschickt worden. Diese stammen fast alle aus Gegenden, aus welchen ich früher kein Material gehabt habe. Obgleich das Material nicht besonders gross gewesen ist, enthielt dasselbe jedoch mehrere neue Arten. Ausserdem habe ich durch Herrn J. Boxprorr in Brüs- sel eine sehr interessante neue Gattung erhalten. Alle die neuen Formen werden hier unten beschrieben und zugleich werden auch neue Fundorten schon früher bekannter Arten zugefügt. Creontiades rugicollis n. sp. Fettig glänzend, hell behaart, braungelb, auf dem Halsschilde vor dem Basalrande eine Querbinde, das Schildchen, der Clavus und das Corium hinten schwarz — schwarzbraun, die Seiten und die Spitze des Schildchens braun, der Cuneus gelbweiss mit schwarzer Spitze, die Membran schwarzbraun, die Venen etwas heller, die Unterseite, das Rostrum, die Fühler, die Hüften und die Vorderbeine (die anderen Beine mutiliert) gelbbraun, die Orificien des Meta- stethiums und die Spitze des zweiten Fühlergliedes (die anderen Glieder mutiliert) sch warz- braun. Der Kopf ist ziemlich geneipt, von vorne gesehen länger als breit. Die Stirn der Länge nach gefurcht, beim © etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich über die Spitze der Hinterhüften. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als der N:o 3. 110 B. Popprus. Seitenrand des Halsschildes, das zweite kaum 21/, mal länger als das erste. Der Halsschild ist fast ebenso lang als am Basalrande breit, der letztgenannte sehr breit gerundet, etwas mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist flach gewölbt, mässig geneigt, ziemlich kräftig quer gerunzelt, die Apicalstrictur etwa ebenso breit als das erste Fühlerglied dick. Das Schildchen fast flach, fein quer gerunzelt. Die Hemie- lytren beim © viel länger als der Hinterkörper, der Clavus und das Corium fein gerunzelt. — Long. 8, lat. 2 mm. Durch die ziemlich kräftige Runzelung des Halsschildes von anderen äthiopischen Arten leicht zu unterscheiden. Nyassaland: N. Rukuru-Tal, Karonga!, 2000—4000', 15 1 © (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.) 18. VII. 1910, S. A. NEAVE, Creontiades neavei n. sp. Glànzend, die Hemielytren matter, oben anliegend gelblich, auf dem Vorderkórper aus- serdem abstehend behaart. Braun, der Basalrand des Halsschildes schmal, die Spitze des Schildchens, die äussere Basalecke auf dem Cuneus schmal, die Brüste in der Mitte, die Ori- ficien des Metastethiums und der Hinterkórper unten in der Mitte zur Basis mehr oder weni- ger gelb, der Halsschild vor dem hellen Basalrande dunkler, die Venen des Clavus und des Coriums, die äussere Apicalecke des letztgenannten und der Cuneus braunrot, die Membran schwarzbraun mit einem hellen, klemen Flecke an der Cuneusspitze, das Rostrum braun- schwarz, das erste Glied etwas heller, die Fühler, gelbbraun, das erste Glied, besonders zur Spitze, mit braun überzogen, die Apicalhälfte des zweiten Gliedes und die zwei letzten dun- kelbraun, etwa das basale Viertel des dritten Gliedes sowie die Basis und die Spitze des letzten hellgelb, die Beine gelbbraun, die Schenkel zur Spitze mit braun überzogen, die Schie- nen mit branschwarzen Dórnchen, die aus kleinen, dunklen Punkten entspringen, die Spitze der Vorderschienen braunschwarz. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, von vorne gesehen etwa ebenso lang als breit. Die Stirn beim 9 ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Basis der Vorderhüften überragend. Das erste Fühlerglied etwa ebenso lang wie der Halsschild, das zweite etwa 21/, so lang als das erste, das dritte etwa !/, kürzer als das zweite, das letzte ebenso lang als das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit gerundet, in der Mitte etwas ausgeschweift, etwas mehr als doppelt so breit wie der Vorderrand, die Scheibe ist mässig gewölbt, nach vorne ziemlich stark geneigt, fein und unregelmässig gerun- zelt. Das Schildchen ist flach, sehr fein gerunzelt. Die Hemielytren beim $9 ziemlich weit die Hinterkórperspitze überragend. — Long. 10, lat. 3.5 mm. Sehr nahe mit Or. plebejus m. und Cr. bouvieri m. verwandt. Von der erstgenannten Art durch andere Farbe, durch kürzeres Rostrum, und durch anderen Bau der Fühler, von bouvieri durch die Farbe, durch kürzeres Rostrum, durch kürzeres zweites Fühlerglied und durch anderen Bau des Halsschildes, dessen Scheibe fein und unregelmässig gerunzelt ist, verschieden. . Ausserdem ist der Kórper grósser. Uganda Prot.: Entebbe (Forest.)!, 3.800 Fuss, 5 Res. Comm., Trop. Afr.). ]1. VIL 1911, S. A. NEAvE, 1 9 (Ent Creontiades coloratus Porr. Tel I; p. 28 305: Sk Diese ausgezeichnete, nach einem defekten Weibchen beschriebene Art liegt mir jetzt in einem c-chen Stücke vor, woher die frühere Beschreibung hier komplettiert wird. Tom. XLLV. Die Miriden der äthiopischen Region. 111 Auch das zweite Fühlerglied ist schwarz, etwas mehr wie doppelt so lang als das erste. Die vorderen Schienen sind gelblich, die äusserste Spitze derselben und auch die vorderen Füsse sind schwarzbraun. Beim vorliegenden © ist die Spitze der Hinterschenkel breit schwarz und alle Schienen an der Basis ganz schmal braun. Die Stirn beim © etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Ost-Afrika, ohne nähere Angaben (Deutsches Nat. Mus.). Anm. In der Beschreibung über Megacoelum 4-maculatum, l. c., p. 83, habe ich im Ver- sehen die Basalhälfte des Clavus statt dieselben des Cuneus als gelb bezeichnet. Volumnus obscurus n. sp. Gestreckt eiförmig, anliegend, auf dem Vorderkörper etwas abstehend gelb behaart, der Vorderkórper etwas glänzend. Der Kopf gelbbraun mit dunkler Spitze, der Halsschild braun- schwarz, der Basalrand, die Seiten, der Vorderrand und ein Fleck zwischen den Calli gelb, das Schildehen gelblich, die Hemielytren braun, zur Basis heller, gelb gefleckt, der Cuneus hinter der Mitte, die schwarze Spitze ausgenommen, gelb, die Membran rauchschwarz, die Venen zur Spitze, die grosse Zelle, ein Querfleck am Aussenrande etwas hinter der Cuneus- spitze und ein anderer, gebogener innerhalb des äusseren durchsichtig gelb, die Unterseite gelblich, der Hinterkórper unten in der Mitte und ausserdem eine schmale Längsbinde jeder- seits braunschwarz, die Fühler braunschwarz, etwa das basale Drittel des zweiten Gliedes und das dritte (das letzte mutiliert) gelb, die Basis der genannten Glieder rot überzogen, die Hüften braun mit hellgelber Spitze, die Mittelschenkel braun mit etwas hellener Spitze, die Mittelschienen gelb, zur Basis etwas verdunkelt, hell bedornt (die übrigen Teile der Beine mutiliert). Die Stirn beim 9 etwa !/, breiter als der Durchmesser der granulierten Augen. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittelhüften. Das erste Fühlerglied fast ebenso lang als die Stirn mit einem Auge breit (9), das zweite zur Spitze allmählich verdickt und hier etwa ebenso diek als das erste, etwas mehr wie dreimal lànger als dasselbe, das dritte etwas dünner als das zweite, etwas länger als das erste (ob abgebrochen?) Der Halsschild etwas mehr als 1/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal breiter als der Vorderrand, die Scheibe weitläufig gerunzelt. — Long. 7, lat. 3 mm. Brit. Ost-Afrika: Maramas Dist, Ilala!, 14 Meilen O. von Mumias, 4,500 Fuss, 18 —21, VI. 1911, S. A. NEAvE, 1 9 (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.) Eurystylus pallidiventris n. sp. Schwarzbraun, der Kopf, der Aussenrand des Coriums fast bis zur Mitte, die Unterseite, das Rostrum, die Spitze ausgenommen. und die Beine gelb, auf dem Kopfe die Basis, ein Làngsstrich in der Mitte der Stirn, ein- kleines Fleckchen jederseits zwischen. den Augen, ein kurzes Längsstrich oberhalb der Fühlerbasis und ein Längsstrich auf den Lorae schwarz, die Membran glasartig durchsichtig, die Venen schwarz, ein kleiner Querfleck hinter der Cuneus- spitze und der Aussenrand breit rauchschwarz, die Beine gelb, die Hinterschenkel zur Spitze und die Spitze der vorderen Schienen braun, die Hinterschienen und die Füsse braunschwarz, die Schienen braun bedornt, das erste Fühlerglied (die anderen mutiliert) braunschwarz. Der Kopf ist von vorne gesehen deutlich breiter als lang, die Stirn beim © kaum schmäler als der Durchmesser der grossen und hervorspringenden, granulierten Augen. Das Rostrum erreicht fast die Spitze der Mittelhüften. Das erste Fühlerglied ist mässig verdickt, von den Seiten leicht zusammengedrückt, etwas kürzer als der Kopf von vorne gesehen. Der N:0 3. 119, B. Poprivs. Halsschild ist etwa !,, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit gerundet, nicht voll doppelt breiter als der Vorderrand. Die Scheibe ist mässig gewölbt und geneigt, jeder- seits innerhalb der Hinterecken abgeflacht, dicht und ziemlich fein quer gerunzelt, die Apical- strietur breit, quer gerunzelt. Das Schildchen ist flach gewölbt, etwas dichter und feiner gerunzelt als der Halsschild. Die Hemielytren beim © viel länger als der Hinterkörper. — Long. 6.5, lat. 2.5 mm. Ist wohl am nächsten mit Æ. limeatocollis m. verwandt, unterscheidet sich aber durch die Farbe, durch die feinere Runzelung des Halsschildes, durch die etwas schmälere Stirn beim c' und durch etwas kürzeres erstes Fühlerglied. Uganda Prot.: Mabira Forest, Chagwe!, 3,500—3,800 Fuss, 16—25. VII. 1911, S. A. Neave, 1 9 (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.). Stenotus kiritschenkoi n. sp. Wenig glänzend, oben dunkelrot, der Clavus und zuweilen auch das Corium mit braun eingemischt, der Kopf rotgelb, die Seiten des Coriums und der Cuneus, die innere Hälfte ausgenommen, gelb, die Membran schwarz mit gleichfarbigen Venen, die Unterseite rótlich, zuweilen mehr oder weniger ausgedehnt gelb, das Rostrum gelb mit schwarzer Spitze, die Fühler braun, das erste Glied sehwarz, die Hüften und die Schenkel rot, die Schienen und die Füsse schwarz. : Die Stirn ist beim c^ etwas schmäler, beim 2 ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erreicht fast die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften nicht überragend. Das erste Fühlerglied ist kaum kürzer als der Vorderrand des Halsschildes breit, das zweite etwa dreimal so lang als das erste, das dritte fast um die Hälfte kürzer als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwa 1/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt so breit als der Vorder- rand, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist mässig gewólbt und geneigt, dicht und ziemlich stark quer gerunzelt. Das Schildchen ist flach gewölbt, wie die Hemielytren äusserst fein gerunzelt. Das erste Glied der Hinterfüssse fast mehr als um !/, so lang als das zweite. — Long. 4.s, lat. 1.5 mm. Ist nahe mit St. pylaon (Kırk.) verwandt. Die Membranvenen sind schwarz, die Beine sind anders gefärbt, das Rostrum ist kürzer, und die Fühler etwas anders gebaut. Victoria Nyanza: Bukoba!, 13. IV, 13. VII. 1912, Troırskı (Mus. P:burg et Helsingf.). Stenotus marginatus n. sp. Ziemlich glänzend, braunschwarz, der Kopf, die Spitze ausgenommen, die Seiten schmal und die Scheibe des Halsschildes in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt, das Schildchen, die äusserste Spitze des Clavus, die basale Aussenhälfte des Coriums, zuweilen auch ein Längs- strich in der Mitte der hinteren Hälfte, das ganze Embolium, der Cuneus, die Unterseite, das Rostrum und die Schienen gelb, die Membran rauchschwarz mit etwas helleren Venen, die Mittelbrust in der Mitte, die Hüften und die Schenkel rötlich, die Spitze des Rostrums und der Schienen sowie die Füsse schwarz, die Fühler braun, die Basis des ersten Gliedes schmal, dieselbe des zweiten etwas breiter schwarz (die zwei letzten Glieder mutiliert). | Der Kopf ist sehr stark geneigt. Die Stirn ist beim © und beim 9? etwa doppelt so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittel- hüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind etwas unter- halb der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied etwa ebenso lang als der Tom. XLIV. | Die Miriden der üthiopischen Region. 113 Kopf von vorne gesehen, das zweite etwa dreimal so lang als das erstre. Der Halsschild ist fast um !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr als doppelt so lang als der Vorderrand. Die Seiten sind ganz leicht ausgeschweift. Die Scheibe ist mässig gewólbt und geneigt, dicht und ziemlich stark quer gerunzelt Das Schildchen ist kaum gewölbt, fein quer gerunzelt. Die Hemielytren sind fein runzelig punktiert, beim © und beim 2 ziemlich die Hinterkórperspitze überragend. Das erste Glied der Hinterfüsse, fast ebenso lang als die zwei letzten zusammen. — Long. 5.5, lat. 2 mm. Nahe mit Sf. psole (Kırk.) verwandt. Die Farbe ist eine andere, die Spitze der Schienen ist schwarz, die Membranvenen sind nicht rot, die Stirn ist etwas breiter und das zweite Fühlerglied ist länger. | Victoria Nyanza: Bukoba!, 13—14. VII. 1912, Trorrskı (Mus. Petrop. et Helsingf.). Stenotus lineatocollis n. sp. Glànzend, braunschwarz, eine scharf begrenzte Làngsbinde in der Mitte der Stirn, nach hinten zu bis zum Basalrande des Halsschildes sich fortsetzend, auf dem letztgenannten die Seiten, das Schildchen, die Spitze des Clavus, das Corium und der Cuneus gelb, auf dem Corium etwa das apicale Drittel und das ganze Embolium braunschwarz, die Membran grau- schwarz mit helleren Venen, die Unterseite braun, an den Seiten der Brüste hellere Zeichnun- gen, das erste Fählerglied braun, das zweite gelbbraun, die zwei letzten braunschwarz, das Rostrum, die Hüften und die Hinterschenkel braun, die Spitze der Hüften und der Hinter- schenk»l, die vorderen Schenkel und die Schienen gelb, die Spitze der letztgenannten und die Füsse schwarz. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt. Die Stirn ist etwa um !/, schmäler (c^) oder etwas breiter (9) als der Durchmesser des Auges, die Augen beim c? gross und granuliert. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Basis der Vorderhüften überragend. Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorder- randes eingelenkt, das erste Glied etwa um !/, kürzer als der Kopf von vorne gesehen, das zweite etwas mehr als, dreimal so lang als das erste, das dritte um die Hälfte kürzer als das zweite, das letzte ebenso viel kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwas mehr als !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt so breit als der Vorderrand. Die Seiten sind gerade, die Scheibe ist ziemlich flach gewólbt, dicht aber fein quer gerunzelt. Das flache Schildchen und die Hemielytren undeutlich gerunzelt, die letztgenannten beim c? und beim 9 ziemlich weit die Hinterkórperspitze überragend. Das erste Glied der Hiuter- füsse etwas mehr als !/, so lang als das zweite. — Long. 4.s, lat. 1.s mm. Mit der vorigen Art nahe verwandt, unterscheidet sich aber durch andere Farbe, anderen Bau der Stirn, des Rostrums und der Fühler und durch feinere Runzelung auf dem Hals- schilde. Victoria Nyanza: Bukoba!, 13. VII. 1912, Tnorrsk: (Mus. Petrop. et Helsingf.). Stenotus rufescens Porr. 9. Beim vorliegenden, einzigen, ?-chen Exemplare sind auch die Mittelschenkel nach der Spitze zu rot gefleckt. Zwei kurze Làngsflecke auf den Propleuren und eine Längsbinde jeder- seits auf der Unterseite des Hinterkórpers sind braunrot. Sonst in der Farbenzeichnung mit dem © übereinstimmend. Die Stirn ist etwa um !/, so breit als der Durehmesser des Auges. Pongwe!, V (Deutsch. Ent. Mus.) N:o 3. 15 114 B. Poppius. Stenotus niger n. sp. Oben glänzend, anliegend weissgelb behaart. Schwarz, der Kopf dunkelgelb, die Spitze schwarz, auf dem Halsschilde die Apicalstrictur in der Mitte, das Rostrum und die Beine gelb, der Basalrand des Halsschildes schmal grünlich, der Cuneus gelbgrün, die innere Basal- ecke schwarz, die Membran rauchschwarz, die Mittelbrust hinten schmal gelblich, die Orificien des Metastefhiums gelb, die äusserste Spitze der dunkel bedornten Schienen, die Füsse und die zwei ersten Fühlerglieder (die zwei letzten mutiliert) schwarz, zuweilen die Brüste an den Seiten und der Hinterkórper jederseits mit braungelben Zeichnungen. Der Kopf von vorne gesehen beim 2 deutlich breiter als lang, von der Seite gesehen etwas kürzer als am Basalrande breit. Die Stirn (9) etwa !/, breiter als der Durchmesser der grossen und hervorspringenden, fein granulierten Augen. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Die Fühler sind fast in der Mitte des Augenvorderrandes eingelenkt, das erste Glied kaum lànger als die halbe Kopfbreite (9), das zweite etwa dreimal länger als das erste. Der Kopf ist etwas mehr als !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand, die Scheibe ziemlich flach gewölbt, mässig geneigt, kräftig quer runzelig punk- tiert. Das Schildchen kaum gewölbt, sehr fein gerunzelt. Die Hemielytren beim 9 etwas die Hinterkórperspitze überragend, fein gerunzelt Das erste Glied der Hinterfüsse fast ebenso lang als die zwei letzten zusammen. — Long. 7, lat. 2.7 mm. Dureh die Farbe sofort von anderen Arten zu unterscheiden. Brit. Ost-Afrika: Nandi Escarpment (Forest)!, 5,800 Fuss, 29. V. 1911; Oberer Nzoia-Tal, N. Kavirondo!, 5,100—5,400 Fuss, 5—7. VI. 1911, S. A. NgAvE, 3 99 (Ent. Res. Comm, Trop. Afr., Mus. Helsingf.). Linocerocoris scutellaris n. sp. Sehr gestreckt, schmal, glänzend, schwarz, der Kopf und der Halsschild vorne schwarz- braun, auf dem erstgenannten jederseits innerhalb der Augen ein schmaler gelbbrauner Làngs- strich, der Basalrand des Halsschildes sehr schmal, in der Mitte oft abgebrochen, gelb, die Spitze des Schildchens gelbgrün, die Brüste in der Mitte, die Orificiensdes Metastethiums und der Hinterkórper unten an der Basis gelb, die zwei ersten Fühlerglieder schwarz (die zwei letzten mutiliert), die Hüften gelb, die Beine sonst braunschwarz, die Schienen zur Basis oft braun, hinter der Mitte der vier vorderen Schienen ein heller Ring, die Apicalhälfte der Hin- terschienen und die Hinterfüsse weiss. Der Kopf ist sehr fein gerunzelt, die Stirn beim c^ und beim 9 etwa ebenso breit als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als der Kopf von vorne gesehen, das zweite 21/, mal länger als das erste. Der Basalrand kaum mehr wie doppelt so breit wie der Vorderrand, die Scheibe dicht quer gerunzelt. Das Schildchen sehr fein gerunzelt. Die Hemielytren kaum dichter gerunzelt als der Halsschild. — Long. 9, lat. 2 mm. Sehr nahe mit L. niger Popr. verwandt, die Farbe ist etwas anders, das zweite Fühler- glied deutlich länger und der Halsschild dichter gerunzelt. Uganda Prot: Mabira Forest, Chagwe!, 3,500—3,800 Fuss, 16—25. VII. 1911, S. A. Neave (Ent. Res. Comm., Trop Afr., Mus. Helsingf.). Acanthocranella n. gen. Der Kórper kurz und gedrungen, oben mässig glänzend, der Vorderkórper abstehend, die Hemielytren halb abstehend, kurz, hell behaart. Der Kopf ist stark geneigt, von vorne gesehen mássig vorgezogen, etwas breiter als lang, von der Seite gesehen etwa ebenso lang 'Tom. XLIV. AJ Die Miriden der äthiopischen Region. 115 als an der Basis hoch. Die Stirn leicht gewólbt, an der Basis ziemlich breit gerandet, ohne Längsfurche. Die Augen sind beim © gross und hervorspringend, granuliert, den Vorder- rand des Halsschildes berührend, nach unten bis auf die Kehle sich erstreckend, vorne aus- geschweift. Der Clypeus ist sehr kräftig hervortretend, von der Stirn undeutlich abgesetzt, von den Seiten zusammengedrückt, sehr stark geneigt, von der Seite gesehen zur Spitze all- mählich und kräftig erweitert, die Lorae undeutlich, die Wangen klein, die Kehle ziemlich lang, stark geneigt, der Gesichtswinkel spitz. Das erste Glied des Rostrums ist ziemlich dünn und erstreckt sich bis zur Basis der Vorderhüften (die übrigen Glieder beim einzigen Exem- plare unsichtbar) Die Fühler sind gleich unterhalb der Mitte des Augenvorderrandes ein- gelenkt, halb abstehend und kurz behaart, das erste Glied ist etwas verdickt, kurz, unbedeu- tend die Clypeusspitze überragend, das zweite viel länger und etwas dünner als das erste, zur Spitze nicht verdickt (die zwei letzten Glieder mutiliert). Der Halsschild ist breiter als lang, zur Spitze kräftig verengt, die Seiten ganz seicht ausgeschweift, der Basalrand breit gerundet, in der Mitte seicht ausgeschweift. Die Scheibe ist kräftig gewólbt und geneigt, jederseits innerhalb der Hinterecken etwas abgeflacht, mässig stark und ziemlich dicht run- zelig punktiert, die Calli nicht ausgebildet, die Apicalstrietur scharf abgesetzt, etwa ebenso breit als das zweite Fühlerglied dick. Das Schildchen ist fein quer gerunzelt, flach gewölbt mit bedeckter Basis, ohne Längsleiste. Die Hemielytren beim © etwas die Hinterkörperspitze überragend, fast parallelseitig, der Clavus und das Corium undeutlich runzelig punktiert, der erstgenannte flach dachfórmig, der Cuneus und die zweizellige Membran stark geneigt, die grosse Zelle der letztgenannten kurz mit breit abgerundeter apicaler Innenecke. Die Hinter- flügelzelle ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums sind ziemlich breit mit gerader, kurzer, etwas gekanteter Spalte. Die Beine sind kurz, kurz behaart, die Schienen ganz fein hell bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse etwa ebenso lang als das zweite, beide zusam- men etwa ebenso lang als das letzte. Die Arolien der Klauen sind frei und divergierend. Sehr nahe mit der Gattung T'opidophorella Reur. verwandt, unterscheidet sich aber durch die nicht ausgebildeten Calli des Halsschildes, durch den Bau des Schildchens, das keine Längsleiste hat, und durch die breit gerundete grosse Membranzelle. Typus: A. minuta n. sp. Acanthocranella minuta n. sp. Der Kopf schwarz, die Stirn jederseits innerhalb der Augen mit einem gelben Fleck, der Halsschild braunschwarz, die Apicalstrictur und der Basalrand sehr schmal gelb, in der Mitte der Scheibe eine undeutliche, braune Längsbinde, das Schildchen und die Hemielytren braun, die Spitze des erstgenannten breit, eine nach hinten etwas erweiterte Làngsbinde inner- halb des Aussenrandes und die Commissur des Coriums sowie die Spitze des Cuneus gelb, die Membran rauchbraun mit etwas helleren Venen, die Unterseite braunschwarz, die Orificien des Metastethiums gelb, das erste Fühlerglied braun, das zweite gelbbraun, etwa die Apical- hälfte schwarz, die Beine braun, die Basalhälfte der hinteren Schenkel und die hinteren Schienen sowie die Füsse gelb, etwa das basale Drittel der hinteren Schienen braun, die Spitze der Füsse braunschwarz. Die Stirn beim c^ kaum breiter als der Durchmesser des Auges. Das zweite Fühlerglied etwa viermal länger als das erste. Der Halsschild ist etwas mehr als um !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal so breit wie der Vorderrand. — Long. 3, lat. 1.3 mm. Zanzibar-Küste!, 6° 5', HinpEBRANDT, 1 c? (Mus. Berol.). N:o 3. 116 B. Poppius. Lygus lugubris n. sp. Ziemlich gestreckt, oben glänzend, anliegend gelb behaart. Schwarz, auf dem Halsschilde die Apicalstrietur, der Basalrand ganz schmal und ein Längsstrich in der Mitte der Scheibe, der Cuneus, die Spitze ausgenommen, die Orificien des Metastethiums, die Unterseite des Hinterkórpers, das Rostrum, die Basis und die Spitze ausgenommen, die braunschwarz sind, und die Beine gelb, die Spitze des Schildchens breit gelbgrün, das erste Fühlerglied nach der Basis zu braun, die Basis und der Seitenrand hinter der Mitte auf dem Corium braun- gelb, die Membran und die Seiten des Hinterkórpers schwarz, auf der erstgenannten ein kleines Fleckchen innerhalb der Cuneusspitze, ein anderes weiter nach hinten am Aussenrande und die Spitze hell, mehr wie die Apicalhälfte der Hinterschenkel, die Basis der Hinterschie- nen und die Spitze der Füsse braunschwarz. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen breiter als lang, mit etwas hervortretenden Lorae. Die Stirn ist unpunktiert, an der Basis der ganzen Breite nach scharf gerandet, beim 9 etwa um !/, so breit als der Durchmesser des Auges. Die Augen sind gross und hervor- springend, ungranuliert. Das Rostrum erreicht fast die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied bis zur Basis der Vorderhüften sich erstreckend. Das erste Fühlerglied wenig ver- dickt, etwas länger als die Stirn zwischen den Augen breit (9), das zweite etwas mehr wie dreimal so lang als das erste, das dritte etwa doppelt so lang als das erste, die Basalhälfte desselben gelb (das letzte mutiliert). Der Halsschild ist etwa um !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte leicht ausgeschweift, etwas mehr wie doppelt so breit als der Vorderrand, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist kräftig gewólbt und geneigt, ziemlich stark und dicht, etwas runzelig punktiert. Das Schildchen flach gewólbt, an der Basis fein, quer gerunzelt. Die Hemielytren überragen beim 9 ziemlich weit die Hinterkór- perspitze, der Clavus und das Corium feiner und dichter punktiert als der Halsschild. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse ist etwas kürzer als das zweite. — Long. 45, lat. 2 mm. = Ist sehr nahe mit L. atratus Porr. verwandt, unterscheidet sich aber durch die helle Apiealstrietur des*Halsschildes, durch etwas anders gefärbte Membran, durch die dunkleren Hinterbeine und durch etwas längeres zweites Füblerglied. Victoria Nyanza* Bukoba!, 13. IV. 1912, 1 9, Trorrsxr (Mus. Petrop.). Lygus obscuripes n. sp. Ziemlich gestreckt, oben glänzend, gelblich behaart. Schwarz, der Kopf braunschwarz mit gelbgrünlicher Basis, ein kleines Fleckchen in der Mitte der Scheibe etwas hinter den Calli und der Basalrand auf dem Halsschilde schmal gelbgrün, das Schildchen und der Cuneus grün, die Basis des erstgenannten und die Spitze des letzteren schwarz, der Clavus gelb, die Scutellarsutur und die Commissur, die letztere nach der Basis zu breit, sowie das Corium schwarz, auf dem letztgenannten die Basis, die Clavalsutur breit, die Commissur schmal und ein schief nach innen und hinten gerichteter, in der Mitte des Aussenrandes entspringender Làngsfleck gelb, die Membran schwarz, die Basis, die Venen nach der Spitze zu und drei Flecke, in einer Querbinde gestellt, in der Mitte hell, die Propleuren innen, die Hinterränder der Mesopleuren und die Orificien des Metastethiums gelbgrün, der Hinterkórper an den Seiten etwas braungelb durchschimmernd, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des erstgenannten, die Spitze des zweiten Fühlergliedes und die zwei letzten, die Basis der- selben ausgenommen, schwarz, die Apicalhälfte der Hinterschenkel und die Basis der Hinter- 'Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 117 schienen braunschwarz, auf der dunklen Apicalhälfte der erstgenannten zwei undeutlich her- vortretende, helle Ringe, die äusserste Spitze der Schienen und die Spitze der Füsse braun. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen deutlich breiter als lang mit etwas hervortre- tenden Lorae. Die Stirn ist an der Basis der ganzen Breite nach gerandet, beim 9 etwas schmäler als der Durchmesser des Auges. Die grossen und hervorspringenden Augen sind fein granuliert. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas die Basis der Vorderhüften überragend. Das erste Fühlerglied ein wenig länger als die Stirn zwischen den Augen breit (9), das zweite nach der Spitze zu leicht verdickt, etwas mehr als dreimal so lang als das erste, das dritte etwa um die Hälfte kürzer als das zweite, das letzte etwas lànger als das erste. Der Halsschild ist fast um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte kaum ausgeschweift, etwas mehr als doppelt so breit als der Vorderrand, die Seiten gerade. Die Scheibe ist ziemlich kräftig gewölbt, stark geneigt, fein und mässig dicht, etwas runzelig punktiert, die Calli nur wenig hervortre- tend. Das Schildchen ist flach, sehr fein quer gerunzelt. Die Hemielytren beim © ziemlich weit die Hinterkórperspitze überragend, der Clavus und das Corium feiner und etwas dichter punktiert als der Halsschild. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinter- füsse etwas kürzer als das zweite. — Long. 4, lat. 1.6 mm. Ist mit L. atratus Porr. und L. lugubris Popp. verwandt, von beiden aber leicht u. a. durch abweichende Farbe zu unterscheiden. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 6. VIL. 1912, 1 9, Troırskı (Mus. Petrop.). Lygus chagweensis n. sp. Ziemlich gedrungen, oben glünzend, kurz gelb behaart. Gelb, der Clypeus, auf dem Halsschilde eine gleichbreite, bis zu den Seiten sich erstreckende, scharf begrenzte Querbinde gleich vor der Basis und die Calli und der Clavus schwarz, das basale Drittel der äusseren Hälfte und die Spitze breit, die Commissur und die áusserste Spitze ausgenommen, gelb, auf dem Corium eine schiefe Querbinde vor der Mitte und ein grosser Fleck am Hinterrande, nach aussen bis zur Mitte sich erstreckend und nach vorne einen spitzen Fortsatz aussendend, an der Clavalsutur mit der Querbinde zusammenhängend, auf dem Cuneus die innere Basal- ecke und die Spitze, die Seiten der Brüste und eine Längsbinde jederseits auf dem Hinterkör- per schwarz, die Membran rauchschwarz, die Venen zur Spitze hell, mehr wie die basale Hälfte der grossen Zelle, ein Querfleck. am Aussenrande hinter der Cuneusspitze und eine mit dem Innenrande der grossen Zelle fast parallel verlaufende Binde, die hinter der Zellspitze ent- springt und hier nach vorne einen Ast bis zur Spitze der grossen Zelle aussendet und vorne am Innenrande der Membran endigt, gelb, die zwei ersten Fühlerglieder (die anderen muti- liert) und das Rostrum gelb, die Spitze des letztgenannten und die Spitze des zweiten Fühler- gliedes breit schwarz, die Beine gelb, die Vorderschenkel unten vor der Spitze mit einem dunklen Querflecke, etwa die Apicalhälfte der Hinterschenkel dunkelbraun, gelb gefleckt. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen breiter als lang, von der Seite gesehen kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn fein gerandet mit einer kurzen Längsfurche, beim 9 etwa 1/3 breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Mittel- hüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften kaum überragend. Das zweite Fühlerglied etwas mehr als 2!/, mal so lang als das erste. Der Halsschild ist fast um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte mehr wie doppelt breiter als der Vorderrand. Die Scheibe ist ziemlich gewólbt, stark geneigt, ziemlich fein, etwas runzelig punktiert. Das Schild- chen ist fein quer gerunzelt Die Hemielytren beim 9 etwas die Hinterkórperspitze über- N:o 3. 118 B. Poprivs. ragend, feiner und dichter punktiert als der Halsschild. Die Schienen sind hell bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse kürzer als das zweite. — Long. 5, lat. 2.5 mm. Sehr nahe mit L. thomasi Reur. verwandt, unterscheidet sich aber durch etwas andere Farbe, durch längeres zweites Fühlerglied, durch den Bau des Halsschildes und durch die hell bedornten Schienen. Uganda Prot.: Mabira Forest, Chagwe!, 3,500—3,800 Fuss, 16—25. VIL 1911, S. A. NEAvVE, 1 9 (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.). Lygus neavei n. sp. Gedrungen, glänzend, oben gelb, auf dem Halsschilde in der Mitte an der Basis ein undeutlich begrenzter, brauner Fleck, der Clavus, die Vene und ihre Begrenzung ausgenom- men, auf dem Corium der äusserste Aussenrand und innerhalb des Emboliums eine nach hinten erweiterte, von der Basis bis zum Apicalrande sich erstreckende und hier etwa die äussere Hälfte des Coriums einnehmende, vorne in der Mitte von einer feinen Längslinie geteilte Làngsbinde, die innere Basalecke breit und die Spitze des Cuneus schwarz, die Mem- bran braunschwarz, aussen hinter der Cuneusspitze hell gezeichnet, die Spitze des Rostrums schwarz, das erste Fühlerglied und die Basis des zweiten braungelb, die Spitze des ersten und das zweite schwarz (die zwei letzten mutiliert), die Hinterschenkel vor der Spitze mit zwei braunen Ringen, die Spitze der Füsse schwarz. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen deutlich breiter als lang, von der Seite gesehen kürzer als an der Basis hoch. Die Stirn ist scharf gerandet, ohne Längsfurche, beim 9 etwas schmäler als der Durchmesser der grossen und hervorspringenden, granulierten Augen, vom Clypeus undeutlich abgesetzt. Das Rostrum erreicht nicht die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied ziem- lich lang, die Clypeutspitze deutlich überragend, das zweite etwa 2!/, mal so lang wie das erste. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte dreimal so breit wie der Vorderrand. Die Scheibe ziemlich gewólbt, stark geneigt, ziemlich weit- läufig und fein punktiert. Das Schildchen fein, etwas runzelig punktiert. Die Hemielytren etwas die Hinterkórperspitze überragend (9), der Clavus und das Corium wie der Halsschild punktiert, die Punktur des Coriums nach aussen und hinten feiner und weitläufiger. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite. — Long. 6, lat. 2.5 mm. Unter den kurzrüsseligen Arten mit schwarzer Cuneusspitze leicht durch die Farben- zeichnung zu unterscheiden. Uganda Prot.: Mabira Forest, Chagwe!, 16—25. VII. 1911, S. A. Neave (Ent. Res. Comm., Trop. Afr., Mus. Helsingf.). Lygus conradti n. sp. Ziemlich gedrungen, glänzend, gelb, der Clypeus, der Clavus zum grössten Teil (nur die Vene mehr oder weniger ausgedehnt und die Commissur ganz schmal gelb) auf dem Corium die Venen, die Clavalsutur, die Emboliumsutur und der áusserste aussenrand des Emboliums, die Zeichnungen nach der Spitze zu erweitert, auf dem Cuneus die Basis breit und die Spitze, zuweilen auch die Basis des Schildchens, die Spitze des Rostrums, die äusserste Spitze des ersten Fühlergliedes, dieselbe des zweiten breit sowie die zwei letzten Glieder schwarz— schwarzbraun, das dritte Fühlerglied mit heller Basis, die Membran rauchig braunschwarz. Tom. iXLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 119 Der Kopf ist vertical, breiter als lang. Die Stirn gerandet, vom Clypeus wenig scharf abgesetzt, beim 2 etwas mehr als um !/, beim c^ mehr als um die Hälfte schmäler als der Durchmesser des Auges, der Länge nach gefurcht. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Mitte der Mittelhüften, das erste Glied kaum den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied ist mässig lang, wenig verdickt, die Clypeusspitze ziemlich überragend, das zweite zur Spitze ganz leicht verdickt, fast dreimal so lang als das erste, die zwei letzten zusammen etwa ebenso lang als das zweite, das letzte um !/, kürzer als das dritte. Der Hals- schild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit gerundet, in der Mitte kaum ausgeschweift, etwa dreimal breiter als der Vorderrand, die Seiten fast gerade, nur vorne gerundet. Die Scheibe ist ziemlich stark gewölbt, kräftig geneigt, fein und weit- läufig punktiert, die Apicalstrietur schmal, jederseits von den Calli bedeckt. Das Schildchen sehr fein, quer gerunzelt. Die Hemielytren mässig weit die Hinterkörperspitze überragend, der Clavus ebenso stark, das Corium etwas feiner, beide ein wenig dichter punktiert als der Halsschild. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Fussglied etwas kürzer als das zweite. — Long. 5, lat. 2 mm. Erinnert sehr an L. gabonius (Kırk.), unterscheidet sich aber durch kürzeres Rostrum, durch anderen Fühlerbau, durch schmälere Stirn und etwas andere Farbe. Kamerun: Joh.-Albrechtshöhe!, 1896, L. Conranr (Deutsch. Ent. Mus., Mus. Helsingf.). Lygus nairobiensis Pope. Teil I, p. 107. Im frischen Zustande ist die Grundfarbe grün. Die Membran hat einige helle Zeich- nungen. Der U-fórmige Fleck auf dem Halsschilde ist zuweilen mehr oder weniger undeut- lich hervortretend. Beim © ist die Stirn etwa !/, schmäler als der Durchmesser des Auges. Victoria Nyanza: Bukoba!, 6 und 14. VII. 1912, 'TRorrskr (Mus. Petrop. et Helsingf.). Lygus troitskii n. sp. Das © gestreckt, oben glänzend, kurz, anliegend gelbweiss behaart. Im frischen Zustande einfarbig grün, die äusserste Cuneusspitze schwarz, die Membran glasartig durchsichtig, der Spitzenrand breit, ein vom letztgenannten entspringender, nach vorne und aussen verlaufen- der, hinter der Cuneusspitze in den Aussenrand auslaufender Strich und die Innen- und Spit- zenrand der grossen Membranzelle braunschwarz, die Fühler und das Rostrum gelblich, die Spitze des zweiten Fühlergliedes und die zwei letzten, die Basis des dritten ausgenommen, sowie die Spitze des Rostrums schwarz, die Beine grün, zwei ziemlich zusammenfliessende Ringe vor der Spitze der Hinterschenkel rotbraun, die Füsse gelb, das letzte Glied schwarz. Der Kopf ist vertical, breiter als lang. Die Stirn etwas abgeflacht, an der Basis undeut- lich gerandet, beim fast um die Hälfte schmäler als der Durchmesser des Auges. Die Augen sind gross, fein granuliert, jederseits etwas die Apicalstrietur des Halsschildes bedec- kend. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Basis der Vorderhüften überragend. Das erste Fühlerglied schwach verdickt, etwa !/, kürzer als der Kopf von vorne gesehen, das zweite etwa dreimal so lang als das erste. Der Halsschild ist etwas mehr als !/, kürzer als der Basalrand breit, der letztgenannte breit gerundet, etwas mehr wie doppelt so breit als der Vorderrand. Die Seiten sind fast gerade, die Scheibe ziemlich stark gewölbt und geneigt, ganz fein, etwas runzelig punktiert, die Calli flach. Das Schildchen sehr fein quer gerunzelt. Die Hemielytren beim c^ weit die Hinter- N:o 3. TET ASIA, © poss By 190 B. Porrivs. kórperspitze überragend, fein runzelig punktiert. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse kürzer als das zweite. — Long. 4.6, lat. 2 mm. Nahe mit L. incertus Popp. verwandt. Die Membran und die Beine sind anders gefärbt, die Membranvenen gelb, die Punktur der Oberseite feiner. Victoria Nyanza: Bukoba!, 14. VII. 1912, TnRorrskr (Mus. Petrop.). Lygus nyanzae n. sp. Gelblich, etwas grünlich schimmernd, oben glänzend, weisslich behaart, die Membran rauchig gelbbraun mit grünen Venen, die Spitze des Rostrums und des zweiten Fühlergliedes sowie die zwei letzten, die Basis des dritten ausgenommen, schwarz, das letzte Fussglied schwarzbraun. Der Kopf ist vertical, breiter als lang. Die Stirn mit gerandeter Basis, in der Mitte abgeflacht, etwa um die Hälfte schmäler als der Durchmesser des Auges (c). Die Augen sind gross, granuliert, jederseits die Apicalstrictur des Halsschildes bedeckend. Das Rostrum erreicht nicht ganz die Spitze der Mittelhüften, das erste Glied kaum die Basis der Vorder- hüften überragend. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als der Kopf von vorne gesehen, das zweite etwa dreimal so lang als das erste, die zwei letzten zusammen etwa ebenso lang als das zweite, das letzte etwa !/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwas mehr wie doppelt so breit als der Vorderrand, die Seiten fast gerade. Der Halsschild ist ziemlich gewólbt und geneigt, fein, etwas runzelig punktiert, die Calli flach. Das Schildchen kaum gewólbt, fein quer gerunzelt Die Hemie- lytren beim c^ weit die Hinterkórperspitze überragend, fein, runzelig punktiert. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse viel kürzer als das zweite. — Long. 5, lat. 2 mm. Sehr nahe mit L. incertus und L. troitskii verwandt. Von der erstgenannten Art durch die etwas abweichende Farbe der Fühler, durch die nicht glasartig durchsichtige Membran, durch anderen Bau der Stirn beim © und der Fühler sowie durch kürzeres Rostrum, von der anderen durch mehr abweichende Farbe, durch längeres erstes Fühlerglied und durch kürzeres Rostrum verschieden. Vietoria-Nyanza: Bukoba!, 20. IX. 1912, Trorrski, 1 c^ (Mus. Petrop.). Deraeocoris aíricanus n sp. Der Kórper gedrungen, oben glànzend und unbehaart. Braun, der Basalrand des Hals- schildes, die Seiten und die Spitze des Schildchens, die Orificien des Metastethiums, das dritte Fühlerglied (das letzte mutiliert) die Apicalhälfte der Vorderschienen und die Vorderfüsse gelb, die Membran gelblich mit etwas dunkleren Venen, die Unterseite braunschwarz, das erste Fühlerglied und die Basis des zweiten breit braungelb. Der Kopf leicht geneigt, breiter als lang, die Stirn an der Basis ungerandet, beim 9 etwas breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied die Kopfbasis nicht überragend. Das erste Fühlerglied ist kurz, unbedeutend die Clypeusspitze überragend, das zweite zur Spitze verdickt, etwa dreimal so lang als das erste, das dritte etwa um die Hälfte kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwa um !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte breit gerundet, etwa dreimal so breit als der Vorderrand, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist ziemlich flach gewölbt, wenig geneigt, weitlàufig und ziemlich fein punktiert, die Punkte, wie auch auf den Hemie- lytren, im Grunde dunkler. Die Calli sind flach, mit einander zusammenfliessend. Das Schild- Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischen Region. 121 chen ist flach, fein runzelig punktiert. Die Hemielytren beim 9 ziemlich die Hinterkörper- spitze überragend, der Clavus und das Corium wie der Halsschild punktiert. Die Schienen sind feiu braun bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite, die Klauen an der Basis mit einem Zähnchen. — Long. 4, lat. 2 mm. Mit D. howanus Porr. und brunneus Porr. verwandt, von beiden aber leicht durch abweichende Farbe zu unterscheiden. Afrika! ohne nähere Angaben, 1 © (Mus. Petrop.). Deraeocoris brunneirostris n. sp. Gedrungen, oben unbehaart, glänzend. Der Kopf, ein Längsstrich in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde und das Schildchen braunrot, der Halsschild sonst, die Unter- seite und das Rostrum braunschwarz, der Basalrand des Halsschildes, die Propleuren innen und die Orificien des Metastethiums gelb, der Clavus braun, nach der Spitze zu etwas heller, das Corium und der Cuneus braungelb, das erstgenannte nach der Spitze zu und der Cuneus mit rotbraun überzogen, die Aussenecke des Coriums und die Spitze des Cuneus braunschwarz, die Membran rauchig gelbbraun mit dunkleren Venen, die Unterseite des Hinterkörpers braun, in der Mitte und nach der Spitze zu braunschwarz, das erste Fühlerglied (die anderen muti- liert), die Schenkel, zwei Ringe vor der Mitte und die äusserste Spitze der Schienen sowie die Füsse braun, die Spitze und undeutliche Ringe auf den Schenkeln gelb. Der Kopf ist wenig geneigt, breiter als lang, die Stirn ist ungerandet, beim ? mehr wie 1/, so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied kaum die Kopfbasis überragend. Das kurze erste Fühlerglied die Kopfspitze nicht überragend. Der Halsschild ist nicht voll um die Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte kaum ausgeschweift, etwa dreimal so breit als der Vorderrand. Die Scheibe ist ziemlich flach gewólbt, wenig geneigt, kräftig und ziem- lich dicht punktiert, die Calli flach gewólbt, mit einander zusammenfliessend. Das flache Schildchen fast glatt. Die Hemielytren beim 2 nur wenig die Hinterkórperspitze überragend, der Clavus etwas, das Corium viel feiner punktiert als der Halsschild, die Punkte im Grunde dunkel. Die Schienen sind fein hell bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite, die Klauen mit einem Zähnchen an der Basis. — Long. 5, lat. 2.2 mm. Nahe mit D. africanus PorP. verwandt, die Farbe aber ist eine andere, die Stirn beim © breiter, der Halsschild ist kräftiger und dichter punktiert. Süd-Afrika!, ohne nähere Angaben, 1 © (Mus. Petrop.). Deraeocoris nigriventris n. sp. Ziemlieh gestreckt, oben stark glänzend, unbehaart. Gelb, vier mehr oder weniger her- vortretende Flecke in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde, das Schildchen in der Mitte mehr oder weniger ausgedehnt, der Clavus nach der Spitze zu und die innere Hälfte des Coriums braun—braungelb, die Membran gelb, die Basis bis zur Spitze der Zellen rauchig braunschwarz, die Mittel- und die Hinterbrust braunschwarz, die Seiten des Schildchens ganz schmal, die Unterseite des Hinterkórpers und die Spitze des zweiten Fühlergledes schwarz, die Basis desselben Gliedes, das dritte nach der Spitze zu und das letzte, die Basis ausgenom- men, sowie die Basis und die Spitze des Rostrums braunschwarz, zwei mehr oder weniger undeutlich hervortretende Ringe auf den vorderen Schenkeln und ein im der Mitte der Hin- terschenkel braun. N:o 3. 16 122 B. Poppius. Der Kopf ist wenig geneigt, breiter als lang. Die Stirn an der Basis gerandet, beim c nur wenig, beim 9 fast um !/, so breit als der Durchmesser des Auges. Die Augen sind fein granuliert. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Mitte der Hinterhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied ist wenig verdickt, nur wenig kürzer als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite zur Spitze kaum verdickt und hier dünner als das erste, kaum mehr als 2!/, mal so lang als dasselbe, das dritte etwa ebenso lang als das letzte, beide zusammen deutlich länger als das zweite. Der Halsschild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte fast gerade abgestutzt, etwa dreimal so breit als der Vorderrand, die Seiten leicht ausgeschweift. Die Scheibe ist ziemlich gewólbt und geneigt, jederseits innerhalb der Hinterecken etwas abgeflacht, kräftig, aber ziemlich weitläufig punktiert. Die Callı sind ziemlich gewölbt, mit einander ganz zusammenfliessend. Das Schildchen ist fast flach, glatt. Die Hemielytren beim c? und beim 2 ziemlich die Hinterkórperspitze überragend, der Clavus und das Corium wie der Halsschild punktiert, die Punkte aber im Grunde dunkel. Die Membran dicht und fein der Länge nach gerunzelt. Die Schienen sind fein und hell bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse nur wenig kürzer als das zweite, die Klauen an der Basis mit einem Zähnchen. — Long. 8.8, lat. 1.5 mm. Von D. kenianus Por». u. a. durch die Farbe, durch anderen Bau der Fühler, durch kürzeres Rostrum u. s. w. verschieden, von D. aberrans Porr. sofort durch den Bau der Calli zu unterscheiden. Victoria Nyanza: Bukoba!, 13. und 17. IV. 1912, 2 IS, 1 9 Tnorrskr (Mus. Petrop. et Helsingf.). Proboscidocoris rufinervis n. sp. Kaum glänzend, oben kurz und halb abstehend dunkel und ausserdem anliegend, schup- penförmig gelb behaart. Bräunlich gelbrot (5) oder braungelb (9), ein Fleck jederseits auf der Scheibe hinter den Calli und die Seiten auf den Calli, ein Fleck jederseits an der Basis und der Seitenrand ganz schmal auf dem Schildchen, beim 2 ausserdem auf dem Corium innerhalb des Emboliums ein Längsstrich, der hinter der Mitte sich in zwei Ästen gabelt, schwarz, der Cuneus rot (c^) oder braun, in der Mitte ausgedehnt schwarz (9), die Membran heller (c^) oder dunkler (9) rauchig braunschwarz mit einem kleinen, hellen Flecke innerhalb der Cuneusspitze, die Venen rot, die Unterseite gelb, jederseits mit einer roten (c) oder braunen (9) Fleckenreihe, die Orificien des Metastethiums heller, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des erstgenannten, die Spitze des zweiten Fühlergliedes, die zwei letzten und die Spitze der Füsse schwarzbraun, das dritte Fühlerglied an der Basis mehr oder weniger ausgedehnt hell, die Schenkel mit kleinen, braunen Punkten bestreut, die Hinterschenkel beim c^ mit zwei wenig scharfen Ringen vor der Spitze. Der Kopf ist ziemlich stark geneigt, von vorne gesehen etwa ebenso lang als breit. Die Stirn ist an der Basis gerandet, ebenso breit (c^) oder etwa 1/, so breit (9) als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich fast bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften nicht erreichend. Das erste Fühlerglied etwas kürzer als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite etwa 21/, mal so lang als das erste, die zwei letzten unter einander etwa gleich lang, zusammen etwa ebenso lang als das zweite. Der Halsschild ist etwa um !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte breit aus- geschnitten, etwa dreimal so breit als der Vorderrand, die Seiten fast gerade. Die Scheibe ist ziemlich gewólbt, stark geneigt, fein, quer runzelig punktiert. Das Schildchen ist flach, fein quer gerunzelt. Die Hemielytren kaum (9) oder kurz (5) die Hinterkórperspitze über- Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 193 ragend, fast glatt. Die Schienen sind braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse etwas kürzer als das zweite. — Long. 6, lat. 3 mm. Nahe mit Pr. ferrugineus Reur. und bipuncticollis Porr. verwandt, sofort aber von beiden durch kürzeren und weniger hervorgezogenen Kopf und durch etwas kürzeres Rostrum zu unterscheiden, von der erstgenannten Art ausserdem durch die dunklen Zeichnungen der Ober- seite, von der letzteren durch andere Farbenzeichnung, durch breitere Stirn des 9 u. s. w. Victoria Nyanza: Bukoba!, 20. IV, 18. VI. 1912, Trorrskı, (Mus. Petrop. et Helsingf.). Proboscidocoris bukobensis n. sp. Oben matt, teils mit kurzen, dunklen, halb abstehenden, teils mit anliegenden, leicht abfallenden, schuppenähnlichen, goldgelben Haaren bekleidet. Braunrot, der Kopf, die Api- calstrictur des Halsschildes, die äusserste Spitze des Schildchens, die Basis, der Seitenrand und die Aussenecke des Coriums, die Spitze des Cuneus und die Orificien des Metastethiums gelb, die Membran schwarz mit rötlichen Venen, die Unterseite braunschwarz, die Fühler und die Beine gelb, die Spitze des zweiten Fühlergliedes, die zwei letzten und die Spitze der Füsse braunschwarz, die Basis des dritten Fühlergliedes breit, dieselbe des letzten schmal hell, das Rostrum, die Apicalhälfte der Schenkel und die äusserste Spitze der Schienen und ein Ring an der Basis der Hinterschienen braun, die braune Apicalhälfte der Schenkel gelb gefleckt, ein Fleck jederseits auf der Scheibe des Halsschildes hinter den Calli, die Corium- und die Scutellarsutur sowie die Commissur auf dem Clavus und ein Längsstrich innerhalb des Aussenrandes vorne auf dem Corium schwarz. Der Kopf ist sehr stark geneigt, von vorne gesehen etwas lünger als breit. Die Stirn ist an der Basis undeutlich gerandet, beim 9 wenig breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied die Basis der Vorderhüften erreichend. Das erste Fühlerglied ist etwa um !/, kürzer als der Kopf von der Seite gesehen, das zweite fast 2!/, mal so lang als das erste, das dritte kaum länger als das letzte, beide zusammen deutlich lànger als das zweite. Der Halsschild ist kaum mehr als um 1, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte in der Mitte breit ausgeschweift, fast dreimal so breit als der Vorderrand. Die Seiten sind fast gerade. Die Scheibe ist ziemlich stark gewölbt, stark geneigt, unpunktiert, fein, quer gerunzelt. Das Schildchen ist deutlich gewölbt, fein gerunzelt. Die Hemielytren beim 9 wenig die Hinterkörperspitze überragend, fast glatt. Die Schienen braun bedornt, die Dórnchen aus dunkelbraunen Punkten entsprin- gend, das erste Glied der Hinterfüsse kürzer als das zweite. — Long. 5.5, lat. 2.5 mm. Mit Pr. S-nigrum Porr. und affinis Pope. verwandt, von beiden durch die Farbe, von erstgenannten ausserdem durch schmälere Stirn (92), etwas kürzeres Rostrum und durch anderen Bau der Fühler, vom letzteren sofort durch das kürzere erste Fühlerglied zu unter- scheiden. Victoria Nyanza: Bukoba!, 20. IV. 1912, Trorrskı (Mus. Petrop.). Proboscidocoris lunatus n. sp. Der Kórper gestreckt, matt, oben gelb behaart. Schwarz, der Kopf jederseits innerhalb der Augen, der Basalrand des Halsschildes schmal, ein Längsstrich an der Basis und die áussere Hälfte des Apicalrandes auf dem Corium schmal, die Spitze des Cuneus, die Venen hinten und ein Fleckchen innerhalb der Cuneusspitze auf der Membran und die Hinterbrust unten gelb, die Membran sonst schwarzbraun mit einem grossen, halbmondfórmigen Quer- flecke hinter der Spitze der grossen Zelle gelbbraun, die Hinterbrust oben und der Hinter- N:o 3. 124 B. PorPrvs. kórper unten an den Seiten braun, die Orificien des Metastethiums hellgelb, das Rostrum, die Spitze ausgenommen und die vier vorderen Beine gelb, die Schenkel zur Spitze und die Basis‘ der Schienen etwas verdunkelt, die Hinterschienen (die Hinterschenkel mutiliert) gelb mit braunschwarzer Basis, die Fühler braunschwarz, die Basis des dritten Gliedes schmal und die Basis des vierten sehr schmal hellgelb, das zweite gelb mit breit schwarzer Spitze. Der Kopf von vorne gesehen lang vorgezogen, deutlich länger als breit, die gerandete Stirn beim 9 nicht voll doppelt breiter als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften, das erste Glied etwas die Kopfbasis überragend. Das erste Fühlerglied deutlich die Kopfspitze überragend, das zweite zur Spitze kaum verdickt, etwa dreimal länger als das erste, die zwei letzten zusammen etwas kürzer als das zweite, das dritte etwas lànger als das letzte. Der Halsschild ist nur wenig kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal so breit wie der Vorderrand. Die Scheibe ist ziemlich flach gewólbt und wenig geneigt, fein quer runzelig punktiert. Das Schildchen ist fast flach, länger als bei fuliginosus Reur., fein quer gerunzelt. Die Hemielytren ziemlich die Hinter- kórperspitze überragend (9), der Clavus und das Corium fein, ziemlich dicht gerunzelt. Die Schienen braun bedornt, das erste Glied der Hinterfüsse deutlich kürzer als das zweite, das ebenso lang als das letzte ist. — Long. 7.5, lat. 3 mm. Sehr nahe mit Pr. fuliginosus Reur. verwandt, unterscheidet sich aber durch längeren und schmäleren Kórper, durch die Farbe der Membran und der Beine, durch feinere Skulptur der Oberseite, durch làngeres Schildchen und durch deutlich làngere Fühlerglieder. Uganda Prot.: Zwischen Seziwa-Fl und Kampala! 3,500—3,750 Fuss, 27—31. VIII. 1911, S. A. NEavs, 1 9 (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.) Proboscidocoris neavei n. sp. Der Kórper robust und gedrungen, hoch, oben wenig glänzend, gelb behaart. Einfarbig schwarz, ein schmaler Längsstrich jederseits innerhalb der Augen auf der Stirn und ein kurzer, feiner Längsstrich an der Basis des Coriums gelb, die Venen und ein Fleckchen inner- halb der Cuneusspitze auf der Membran weisslich, die Mittelbrust in der Mitte und die Ori- ficien des Metastethiums braungelb (die zwei letzten Fühlerglieder und die Beine mutiliert). Der Kopf ist stark geneigt, von vorne gesehen ziemlich hervorgezogen, etwa ebenso lang als breit, die Stirn gerandet, beim 2 nicht voll doppelt so breit wie der Durchmesser der fein granulierten Augen. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Mittelhüften, das erste Glied etwas den Vorderrand des Halsschildes überragend. Das erste Fühlerglied. deut- lich die Kopfspitze überragend, das zweite etwa 2!/, mal so lang wie das erste. Der Hals- schild ist etwa !/, kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa dreimal so breit wie der Vorderrand. Die Scheibe ist ziemlich kräftig gewólbt, stark geneigt, ziemlich kräftig quer runzelig punktiert. Das Schildchen flach gewölbt, gross, in der Mitte mit einer wenig hervortretenden Làngsleiste, wie der Halsschild gerunzelt, ohne deutliche Punktur. Die Hemie- lytren nur wenig länger als der Hinterkórper (2), der Clavus und das Corium fein und erloschen runzelig punktiert, der Hinterkörper jederseits den Aussenrand des Coriums etwas überragend. — Long. 7, lat. 3.; mm. Durch das kurze Rostrum an Pr. madagascariensis m. und crassipes m. erinnernd, von beiden aber sofort durch den grósseren und robusteren Kórper und durch die Farbe zu unter- scheiden. Brit. Ost-Afrika: Ilala, Maramas Dist.!, 14 Meilen östlich von Mumias, 4,500 Fuss, 18— 21. VI. 1911, S. A. NEAvE, (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.). Tom. XLIV. TER Die Miriden der äthiopischen Region. 125 Poeciloscytus madagascariensis n. sp. Gedrungen, oben ziemlich glänzend, kurz hell behaart. Schwarz, ein Fleck jederseits innerhalb der Augen auf der Stirn, die Spitze des Schildchens, die Basis und fast der ganze Apicalrand auf dem Corium, die innere Basalecke und die Spitze des Cuneus sowie die Ori- ficien des Metastethiums gelbweiss, die Membran rauchig schwarzgrau mit gelben Venen, das zweite Fühlerglied in der Mitte ausgedehnt, die Spitze der Vorderschenkel unten und die Vorderfüsse, die Spitze ausgenommen (die anderen Beine mutiliert) gelb. Der Kopf ist vertical, von vorne gesehen etwa ebenso lang als breit. Die Stirn an der Basis fein gerandet, beim 9 etwa doppelt so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich etwas über die Spitze der Hinterhüften, das erste Glied kaum die Mitte der Vorderhüften überragend. Das erste Fühlerglied ist kaum kürzer als die Stirn zwischen den Augen breit (9), das zweite nach der Spitze zu mässig verdickt, fast 21/, mal so lang als das erste (die zwei letzten Glieder mutiliert) Der Halsschild ist etwas mehr als um !/ kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte sehr breit gerundet, etwas mehr als doppelt so breit als der Vorderrand, die Seiten etwas ausgeschweift. Die Scheibe ist ziem- lich gewólbt, stark geneigt, ziemlich kráftig, quer runzelig punktiert. Das Schildchen ist gewólbt, quer gerunzelt. Die Hemielytren beim 92 unbedeutend die Hinterkörperspitze überragend, der Clavus und das Corium feiner und etwas undeutlicher, runzelig punktiert. — Long. 3, lat. l. mm. Ist nahe mit P. bimaculatus Pope. verwandt, unterscheidet sich aber durch etwas abwei- chende Farbe, durch das in der Mitte helle zweite Fühlerglied sowie durch etwas anderen Bau der Fühler. Madagaskar: Fort Dauphin!, 1899, Sıkora, 1 9 (Mus. Petrop.). Anm. Im Iste» Teile p. 148 habe ich einen- Poeciloscylus obscurus beschrieben. Dieser Name ist aber Schon von UHLER für eine nearktische Art gebraucht worden, woher ich meine Art P. obscuratus n. nom. benenne. Nabidomiris n. gen. Der Kórper ist gestreckt, oben wenig glänzend, kurz und etwas abstehend, wenig dicht, hell behaart. Der Kopf ist fast horizontal, von oben gesehen viel länger als breit, vor den Augen weit, nicht aber sehr spitz vorgezogen, von der Seite gesehen viel lànger als hoch. Die Stirn ist lang und flach, ziemlich tief der Länge nach gefurcht, vorne in der Mitte gerade abgestutzt, Jederseits vorgezogen und die Basis des Clypeus einschliessend. Die Augen sind ziemlich klein, stark hervorspringend, ungranuliert (9) oder ganz fein granuliert (5), weit vom Vorderrande des Halsschildes entfernt. Der Clypeus ist von oben gesehen vorgezogen, von der Stirn undeutlich abgesetzt, von der Seite gesehen oben stark buckelfórmig aufgetrieben, von der Mitte an nach der Spitze vertical, in der Mitte einen stumpfen Winkel bildend, die Wangen sehr hoch, die Kehle lang, horizontal. Das Rostrum erstreckt sich bis zu den Hinterhüften, das erste Glied ist verdickt, die Kopfbasis kaum überragend. Die Fühler sind ziemlich weit vor den Augen eingelenkt, das erste Glied ziemlich lang, verdickt, mit wenig dicht stehenden, abste- henden, mässig langen Haaren besetzt, die folgenden Glieder sind dünn, das zweite wenig dicker als die zwei letzten, alle halb abstehend, etwas kürzer als das erste behaart, das zweite viel länger als das erste, die zwei letzten zusammen deutlich länger als das zweite, das letzte etwas kürzer als das dritte. Der Halsschild ist schmäler als lang, beim © länger, an den Seiten weniger ausgeschweift und flacher als beim c, beim erstgenannten etwas vor den Hin- terecken mit einem kleinen, stumpfen Ausschnitt, der Basalrand ganz leicht gerundet (c) oder fast gerade abgeschnitten (9). Die Scheibe ist runzelig punktiert, beim © deutlicher als N:o 3. 126 B. Porrivs. beim 2, vor der Basis etwas innerhalb des Seitenrandes jederseits mit einem schwarzen Flecke. Die Calli sind deutlich abgesetzt, kaum gewólbt, beim c" von einander getrennt, beim © zu- sammenfliessend. Die Seiten sind stumpf gerandet. Eine deutlich abgesetzte, breite Strictura spuria ist vorhanden. Der Vorderrand beim 9 in der Mitte etwas ausgeschweift. Das Schild- chen ist flach, quer gerunzelt, mit bedeckter Basis. Die Hemielytren erstrecken sich beim c etwas über die Hinterkórperspitze und haben die Membran gut ausgebildet, beim 92 aber erstrecken sie sich nur bis zur Spitze des vorletzten Dorsalsegments, die Membran ist stark reduziert, verschmälert und verkürzt, die Cuneusspitze nicht überragend, der Cuneus ist nicht abgesetzt. Die Hinterflügelzelle ist ohne Hamus. Die Orificien des Metastethiums} sind klein, flach gekantet, die Spalte ist ziemlich klein, fast gerade. Die Legescheide des 9 ist lang, nach vorne etwas über die Mitte der Unterseite des Hinterkórpers sich erstreckend. Die Beine sind lang, mässig lang, halb abstehend, die Schenkel ausserdem am Hinterrande länger und abstehend behaart. Die Schienen sind fein bedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ist etwa ebenso lang als die zwei folgenden zusammen, das zweite deutlich kürzer als das letzte. Die Klauen sind einfach, die Arolien derselben sind vom Grunde an frei und nach der Spitze zu divergierend. Die neue Gattung steht Collaria Prov. nahe, unterscheidet sich aber leicht durch den Bau des Kopfes, des Clypeus und des Halsschildes. Durch die Farbe und durch die Kórper- form sehr an einige ZAedwviolus-Arten erinnernd. Typus: N. clypealis n. sp. Nabidomiris clypealis n. sp. Gelbgrau, die Längsfurche auf der Stirn, Zeichnungen an den Seiten und auf der Unter- seite des Kopfes, beim I auch auf dem Clypeus, beim 2 Zeichnungen am Hinterrande der Calli, mehr oder weniger zusammenflissende kleine Fleckchen auf den Hemielytren, die Brüste, die Seiten, die Mitte und die Spitze mehr oder weniger ausgedehnt auf der Unterseite des Hinterkórpers, die Spitze des Rostrums, die Hüften und die àusserste Spitze der Schienen dunkelbraun—braunschwarz, eine Längslinie in der Mitte der Scheibe des Halsschildes, nach hinten über das Schildchen sich fortsetzend, Zeichnungen auf den Brüsten und auf den Hüften, sowie die Orificien des Metastethiums gelb, ein Fleck an der Basis jederseits innerhalb des Aussenrandes auf dem Halsschilde, die Spitze des zweiten Fühlergliedes und die zwei letzten, die Basis des dritten ausgenommen, Reihen kleiner, runder Punkte auf den Schenkeln sowie das letzte Fussglied schwarz, die Membran glasartig durchsichtig mit gelbweissen Venen. Der Kopf ist beim c" kleiner als beim 2, beim erstgenannten die Stirn etwa doppelt, beim letzteren dieselbe fast dreimal so breit als der Durchmesser des Auges. Das erste Fühler- glied ist etwa ebenso lang als der Kopf vom Hinterrande der Augen bis zur Clypeusspitze, das zweite etwa 2!/, so lang als das erste, das dritte etwa um !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist etwas (c^) oder deutlich (9) länger als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt (5) oder nur !/, (2) so breit als der Vorderrand, die Scheibe beim © etwas gewölbt. — Long. 6 (c")—7 (9), lat. 1.4 (0)—1.s (9) mm. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 27. VI, 13 und 14. VII. 1912, 3 29 258 (Mus. Petrop. et Helsingf.). i Helopeltis bergevini n. sp. Glänzend, dunkelrot, die Stirn zum gróssten Teil schwarz, auf den Hemielytren die Spitze des Clavus und das Corium hinter der Mitte ausgedehnt und die Membran schwarzbraun, die Basis des Clypeus und der Cuneus braun, die Fühler schwarz, die Basis des ersten Gliedes gelbrot, die Spitze der Schienen und die Füsse braunschwarz. Tom. XLIV. Die Miriden der üthiopischem Region. 197 Der Kopf ist etwa um !/, schmäler als der Basalrand des Halsschildes, die, Stirn beim 2 fast viermal so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Spitze der Hinterhüften. Das erste Fühlerglied ist nach der Spitze zu verdickt, kürzer als der halbe Kórper (3 mm), das zweite Glied 4 mm. Der Halsschild ist kaum kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa doppelt so breit als der Vorderrand, jederseits inner- halb der Hinterecken grübchenfórmig eingedrückt. Die Seiten sind nach vorne ganz leicht gerundet, die Scheibe ist ziemlich gewölbt, aber wenig geneigt, am Hinterrande der A pical- strictur tief eingeschnürt. Die Spina des Schildchens etwas kürzer als der Halsschild, nach hinten etwas gebogen, gelbrot mit verdunkelter Spitze. Der Clavus und das Corium ganz ohne Runzelung, der Cuneus etwas mehr wie dreimal kürzer als das Corium. — Long. 7.5 mm. Ist nahe mit H. bergrothi Rgvv. und H. sanguineus Porr. verwandt. Von der erstgenann- ten Art durch dunklere Farbe, dunkle Füsse, kürzere Fühler, etwas kleineren Kopf und schmäleren Halsschild zu unterscheiden. — Von der anderen Art durch weniger intensiv rote Farbe, durch dunklere Füsse, durch einfarbig dunkle Membran, durch längeres Rostrum und etwas kürzere Fühler verschieden. Chari-Gebiet!, 1 2 von E. DE BERGEvIN erhalten (Mus. Helsingf.). Physophoropterella n. gen. Der Kórper ziemlich gestreckt, glänzend, unpunktiert und unbehaart. Der Kopf ist ver- tical, von vorne gesehen ziemlich zugespitzt, breiter als lang, von der Seite gesehen hóher als lang, hinter den Augen ziemlich lang halsfórmig ausgezogen. Die Stirn vorne kräftig gewólbt, von oben gesehen ganz kurz und breit vorgezogen. Die Augen sind glatt, ziemlich gross, sehr stark hervorspringend, kurz gestielt, nicht nach oben gerichtet, weit vom Vorder- rande des Halsschildes gelegen. Der Clypeus ist vertical, ziemlich hervortretend, von der Stirn tief abgesetzt, wie die Oberlippe und das Rostrum ziemlich lang, abstehend behaart, die Lorae undeutlich abgesetzt, die Wangen ziemlich hoch, die Kehle mässig lang, horizontal, der Gesichtswinkel etwas spitz. Das Rostrum ist müssig dick, bis zur Mitte der Mittelbrust sich erstreckend, das erste Glied nicht verdickt, kurz, die Kopfbasis nicht erreichend. Das erste Fühlerglied ist lang, sehr einzeln dunkel behaart, etwas vor der Mitte leicht ringförmig ver- dickt, die Spitze sehr stark keulenfórmig verdickt mit einzelnen dunklen Borstenhaaren bewehrt, wie das ganze Glied stark glänzend, das zweite etwas kürzer als das erste, einzeln hell behaart, etwas hinter der Basis mit einem stumpf zahnfórmigen Auswuchs, die Spitze fast ebenso stark keulenfórmig verdickt wie dieselbe des ersten, matt, dicht, halb abstehend hell behaart (die zwei letzten Glieder mutiliert). Der Halsschild etwas hinter dem Vorderrande am Hinter- rande der undeutlichen Calli eingeschnürt und quer eingedrückt, der Basallobus ziemlich gewölbt und sehr stark geneigt, in der Mitte an der Basis der Länge nach etwas aufgetrieben, jederseits kräftig buckelfórmig aufgetrieben, die Hinterecken kräftig und lang vorgezogen, abgeflacht, die Seiten mehr oder weniger ausgeschweift, der Basalrand in der Mitte kaum ausgeschweift. Die Apicalstrictur mehr oder weniger deutlich abgesetzt. Das Schildchen ist sehr kräftig aufgetrieben, von vorne gesehen an den Seiten nicht emgeschnürt, von der Seite gesehen 1st der Hinterrand leicht ausgeschweift, vorne an den Seiten scharf gekantet, oben am Vorderrande mit einer ziemlich dicken, kaum gebogenen, nach vorne gerichteten Spina, die mehr oder weniger stumpf zugespitzt ist, und die etwa von der Mitte einen nach oben und mehr oder weniger deutlich nach vorne gerichteten, zugespitzten, etwa ebenso langen Ast aussendet. Die Hemielytren sind länger als der Hinterkórper, vollkommen horizontal, parallel, das Corium vor der Cuneusbasis stark konisch aufgetrieben, der Cuneus undeutlich vom N:o 3. 128 B. Porrivs. Corium abgesetzt. Die Membran ist undurchsichtig, der Lünge nach gerunzelt, die einzige Membranzelle ist gestreckt mit zugespitzter apicaler Innenecke. Die Hinterflügelzelle ohne Hamus. Die Mittelbrust ist ziemlich lang und flach gewólbt, der Hinterrand der Hinterbrust gerade. Die Orificien des Metastethiums sind sehr schmal und klein, gerade. Die Beine sind mässig lang, ziemlich kurz, halb abstehend behaart, die Schenkel zur Spitze verdickt, die Schienen unbedornt. Das erste Glied der Hinterfüsse ebenso lang als die zwei letzten zusam- men, das letzte zur Spitze erweitert, die Arolien der Klauen breit, mit denselben parallel ver- laufend und z. T. verwachsen, die Klauen mit einem Zahne an der Basis. Unterscheidet sich von Physophoroptera Popp. durch den abweichenden Bau der Fühler, des Halsschildes und des Schildchens. Typus: Ph. bondroiti n. sp. Zu dieser Gattung gehört auch Physophoroptera denticollis Reur. et Porr., Teil I, p. 185. Physophoropterella bondroiti n. sp. Gelb, die Hemielytren gelbweiss, der Kopf, die Spitze der Spina und der ganze Nebenast auf dem: Schildchen, die Basis der Hemielytren, die aufgetriebene Stelle und der Apicalrand auf dem Corium, die apicale, flach buchelfórmig aufgetriebene Hälfte des Cuneus, die matte Membran, die Spitze des Hinterkörpers, die Spitze des Rostrums, auf dem ersten Fühlergliede ein Ring gleich hinter der Basis, die ringförmig aufgetriebene Stelle und die keulenförmige Spitze, auf dem zweiten Gliede das Zähnchen, auf den Schenkeln drei Halbringe vorne und ein vor der Spitze sowie die letztgenannte, die Basis, zwei Ringe vor und ein in der Mitte sowie die Spitze der Schienen schwarz, die Stirn vorne und der Clypeus braunschwarz, der Kopf unten gelb, ein viereckiger Fleck hinter der Cuneusspitze auf der Membran gelb, das zweite Fühlerglied vom Zähnchen bis etwas vor der Keule sowie die letztgenannte hell braun, die Spitze der Füsse braungelb. Die Stirn ist etwa dreimal breiter als der Durchmesser des Auges (c). Die Hinterecken des Halsschildes sind nicht nach vorne gerichtet und dadurch sind die Seiten weniger aus- geschweift. Die Spina-Ast auf dem Schildchen ist kaum merkbar nach vorne gebogen, das Schildchen hinter der Spina ganz seicht der Länge nach gefurcht. Sonst mit denticollis über- einstimmend. — Long. 7.4, lat. 2 mm. Katanga!, P. GérarDp, 1 c^, von Herrn J. Boxpnorr erhalten (Mus. Helsingf.). Odoniella immaculipennis n. sp. Gelbrot, zwei kleine Flecke in der Mitte der Scheibe auf dem Halsschilde, zwei grössere auf dem Schildchen und die Fühler schwarz, die Membran gelb mit dunkelbrauner Spitze, das erste Fühlerglied, die Basis und die Spitze des zweiten (das letzte mutiliert), der Kopf, die Apicalstrietur des Halsschildes, das Rostrum, die Hüften, die Basis und die Spitze der Hinterschenkel, die Hinterschienen und die Hinterfüsse gelb (die vorderen Beine mutiliert), die Mittelbrust braun. Der Kopf hinter den Augen stark verengt, nicht voll doppelt so breit als der Vorder- rand des Halsschildes, die Stirn ungefurcht, beim I viermal so breit als der Durchmesser des Auges. Das Rostrum erstreckt sich bis zur Basis der Mittelhüften. Das erste Fühlerglied dick, etwa ebenso lang als der Kopf von oben gesehen, das zweite etwa fünfmal so lang als das erste, das dritte etwa um !/, kürzer als das zweite. Der Halsschild ist nicht voll um die Tom. XLIV. Die Miriden der äthiopischen Region. 129 Hälfte kürzer als am Basalrande breit, der letztgenannte etwa 3!/, mal so breit als der Vor- derrand. — Long. 8, lat. 42 mm. Ist nahe mit O. reuteri Haar. verwandt, der Körper aber ist kleiner und die Farbe eine andere. Bonjon!, III, 1 © (Deutsch. Ent. Mus.). Odoniella similis n. sp. Stark glänzend, der Halsschild und das Schildchen stark, aber ziemlich weitläufig punk- tiert. Rotgelb, die Unterseite rot, die Spitze des Hinterkörpers rotbraun, die Fühler gelbrot, die zwei letzten Glieder schwarz, die Spitze des dritten gelbbraun, die Beine gelblich, die Membran durchsichtig, wie der Cuneus hellgelb, die Venen wenig dunkler. Der Kopf ist etwa doppelt so breit als der Vorderrand des Halsschildes, die ungefurchte Stirn beim c& etwas mehr als dreimal so breit als der Vorderrand. Das Rostrum erstreckt sich nur wenig über die Spitze der Vorderhüften. Das erste Fühlerglied ist dick, kürzer als der Kopf von oben gesehen, das zweite etwa fünfmal so lang als das erste, das dritte nicht voll um !/, kürzer als das zweite, ebenso dick als dasselbe, das letzte nicht voll um die Hälfte kürzer als das dritte, ziemlich stark verdickt, dicker als die zwei vorhergehenden Glieder. Der Halsschild ist etwa um die Hälfte kürzer als der Basalrand breit, der letztgenannte mehr wie dreimal so breit als der Vorderrand. Die Basalecken sind stark lappig hervortretend, abgeflacht und mit aufgebogenen Rändern. Die Scheibe ist ziemlich stark gewölbt. Das Schildchen ist stark aufgetrieben, mit einer Längsfurche. — Long. 8, lat. 4 mm. Nahe mit O. unicolor Popp. verwandt. Die Farbe ist heller, die Membran gelblich, die Fühler sind anders gebaut und die Punktur der Oberseite ist weitläufiger. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 14. VII. 1912, Tnorrski, 1 © (Mus. Petrop.). Chamus reuteri n. sp. Der Kopf ist gelbrot, die Basis, die Stirn in der Mitte und die beiden seitlichen Spinae rot, der Halsschild gelb, der Vorderlobus rotbraun, die Calli innen und ein Längsstrich in der Mitte gelb, der ganze Seitenrand braun, auf dem Basallobus innen rotbraun gesäumt, auf der Scheibe vor der Basis in der Mitte zwei rote Längsflecke, das Schildchen gelb, die Seiten schmal braun, in der Mitte eine rote Längsbinde, die Hemielytren rot, an der Basis und am Spitzenrande des Coriums rotbraun, der Clavus in der Mitte und das Corium hinter der Mitte ausgedehnt gelb, das Embolium in der Mitte breit, der Cuneus, die innere Basalecke aus- genommen, und die Membran halb durchsichtig hellgelb, die Venen, ein kleines Fleckchen vor der Mitte in der Zelle und ein grosser Fleck ausserhalb der apicalen Innenecke der Zelle auf der Membran rot, die Unterseite, das Rostrum, die Fühler und die Beine gelb, die Mittel- brust gelbrot, die Spitze des Hinterkörpers braun überzogen, das erste Fühlerglied und das letzte, die Basis und die Spitze ausgenommen, rot. Die Stirn ist beim c" und beim 9 etwa dreimal so breit als der Durchmesser des Auges. Die mittlere Spina ist ganz kurz, gerade, die seitlichen leicht nach aussen gebogen. Das Rostrum erreicht fast die Spitze der Vorderhüften. Das erste Fühlerglied ist deutlich kürzer als der Kopf und der Vorderlobus des Halsschildes zusammen, das zweite ist nicht voll dop- pelt so lang als das erste, das dritte nicht voll um !/, kürzer als das zweite, das letzte etwa 2/, kürzer als das dritte. Der Halsschild ist etwas kürzer als am Basalrande breit, der letzt- genannte etwa viermal so breit als der Vorderrand. Das Schildchen ist der Länge nach N:o 3. 17 130 B. Poppius. gefurcht. Die Körnelung der Hemielytren ist ziemlich fein und wenig hervortretend. — Long. 7, lat. 3 mm. Ist nahe mit Ch. incertus Reur. et Popp. verwandt, unterscheidet sich aber durch etwas andere Farbe, die seitlichen Spinae auf dem Kopfe sind weniger gebogen, die Fühler sind etwas anders gebaut und die Kórnelung der Hemielytren ist wenig hervortretend. Victoria Nyanza: Morrukku bei Bukoba!, 13. VII. 1912, Trormskı (Mus. Petrop. et Hel- singf.). : Tom. XLIV. \ Verbreitungsnachträge. Creontiades pallidus (Rams.) Madagaskar: F* Dauphin (Mus. Petrop.). Megacoelum apicale Reur. Victoria Nyanza: Bukoba!, TRorrskr (Mus. Petrop.). Calocoris bergrothi Pope. var. obscurior Pope. — Kilimandjaro!, ScHRÖDER (Mus. Helsingf.). Oxacicoris bimaculicollis Eevr. — Brit. Ost-Afrika: Yala R., Kakumga Forest!, 4,800— 5,300 Fuss, 21 —28. V. 1911, S. A. Neave (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.) Eurystylus bellevoyei (Reur.). — Katanga! (Mus. Helsingf.). Stenotus pylaon (Kirk.). — Kilimandjaro!, ScHRÖöDER (Mus. Helsingf.). Stenotus elegans Porr. — Brit. Ost-Afrika: Nandi Plateau, 5,700 —6,200 Fuss, 30. V—4. VI. 1911, S. A. NeAve (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.). Stenotus affinis Porr. — Brit. Ost-Afrika: Valley of upper Nzoia R., N. Kavirondo!, 5,100— 5,400 Fuss, 5 —7. VI. 1911, S. A. Neave; Nyangori, N. Kavirondo!, 4,800 Fuss, 18—19. V. 1911, S. A. Neave (Ent. Res. Comm., Trop. Afr.; Victoria Nyanza: Bukoba!, Tro- iTSKI (Mus. Petrop.). Stenotus vitticollis Reur. — Brit. Ost-Afrika: Nandi Escarpment!, 5,800 Fuss, 29. V. 1911, S. A. NEAvE (Ent. Res. Comm., Trop. Afr). Lamprocapsidea rubra Poer. — Kamerun: Mundane!, Ronpe (Deutsch. Ent. Mus.) Lygus simonyi Rxevr. — Victoria Nyanza: Bukoba!, Trorrskr (Mus. Petrop.). Lygus apicalis Ki. et var. prasinus REvur. — Bukoba! Trorrskı (Mus. Petrop.). Deraeocoris ostentans (STÀL) — Uganda Prot, Mt. Kokanjero, S. W. of Elgon!, 6,400 Fuss, 7—9. VIII. 1911, S. A. NEAvE; Victoria Nyanza: Bukoba!. Proboscidocoris fuliginosus Reur. — Uganda Prot.: Mabiri Forest, Chagwe!, Mt. Kokanjero!, L. Kiogu & Kakindu!, Mt. Elgon!; Victoria Nyanza: Bukoba!. Proboscidocoris intermedius Porr. — Uganda Prot.: E. Mbale Dist., S. of Mt. Elgon!, 3,700 — 3,900 Fuss, 2—5. VIII. 1911, S. A. Neave (Ent. Res. Comm., Trop. Afr); Victoria Nyanza: Bukoba!, 12. IV. 1912, TTRorrskr (Mus. PETROP.). Proboscidocoris punctaticollis Reur. — Victoria Nyanza: Bukoba!, IV— VII. 1912, TRorrsk1 (Mus. Petrop.). Proboscidocoris feanus Porr. — Victoria Nyanza: Bukoba!, Troıtskı (Mus. Petrop.). Poeciloscytus voelzkovi Reut. — Usambara: Pongve! (Deutsch. Ent. Mus.). Dolichomiris linearis Rrut. — Victoria Nyanza: Bukoba!, Trorrskı (Mus. Petrop.). Ommatomiris sjöstedti Porr. — Victoria Nyanza: Bukoba!, Trorrskı (Mus. Petrop.). Trigonotylus brevipes Jak. — Victoria Nyanza: Bukoba! ' Prodromus aethiopicus Popp. — Brit. Ost-Afrika: Kibwezi!, XI. 1905, SCHEFFLER (Mus. Berol.) N:o 3. 132 B. Poppius. Unbekannte Gattung, deren systematische Stellung unsicher ist. Oligobiella Rxv. Reur., Ent. Monthl. Mag., 1885, p. 201. „Corpus feminae (mas ignotus) rotundatum, convexum; capite magno et lato, cum oculis levissime transverso, sub-triangulari, ante oculos sensim acuminato, a basi versus apicem sen- sim leviter, sed distinctissime declivi, clypeo angusto, depresso, cum fronte confluente, basi infra lineam inter bases antennarum ductam posita, vertice medio longitudinaliter subimpresso, utrinque ad oculum foveola obliqua notato, margine postico leviter arcuato; oculis oblique positis; rostro coxas posticas attingente, crasso, articulo primo medium oculorum attingente, secundo et tertio longitudine aequalibus, quarto brevi acuminato; antennis mox infra apicem oculorum nonnihil interne insertis, articulo primo apicem capitis paullulum superante, secundo latitudine capitis interoculari vix longiore, duobus ultimis conjunctis duobus primis simul aequa longis; pronoto brevi, late trapeziformi, valde transverso, capite fere !/, breviore et apice capiti latitudine aequali, strictura apicali tenuissima, depressa, lateribus rectis, basi tota truncata, disco sub-plano vel levissime convexiusculo, callo utrimque sat magno sed parum elevato; scutello pronoto sat multo breviore; hemielytris totis coriaceis, abdomen totum tegen- tibus, lateribus late rotundatis, margine tenuisseme reflexo; xypho prosterni transverso trian- gulari, disco angulato-impresso; abdomine sub-orbiculari, terebra feminae medium attingente; coxis anterioribus longis, crassis, anticis basin intermediarum sub-superantibus; pedibus brevi- bus, femoribus erassis, posticis valde dilatatis, margine antico fortiter convexis, saltatoriis, latitudine vix duplo longioribus, tibiis anticis femoribus fere brevioribus, posterioribus nigro- spinulosis, maculatis, tarsis anticis articulo secundo primo breviore; tertio primo aequelongo, posticis articulo tertio secundo paullulum longiore; unguiculis apice curvatis, aroliis latis ungui- culis paullo brevioribus, cum iis connexis, solum apice libero. Genus valde insigne, novam divisionem verisimiliter condens, primo aspectu generi Myr- medobia Baer., sub-familiae Microphysina; familiae Anthocoridae, nonnihil similis, ocellis nullis, capite antice sensim acuminato, clypeo aliter constructo, rostri quadriarticulati articulo primo longo, elongato (ut in Capsidis), coxis anterioribus longis, femoribus posticis saltatoriis, tibiis maculatis, tarsis distincte triarticulatis, unguiculis aroliis magnis instructis, structuraque seg- mentorum genitalium feminae (ut in Capsidis) longe divergens. Sine dubio species Capsidarum, quamis a D? D'* F. BUCHENAN-WHITE ut generis Myrmedobia species descripta. Oligobiella fuliginea (Buck. Write). Myrmedobia fuliginea Bucx. Wurrg, Proc. Zool. Soc. of London, 1878, p. 466, 9. Picescenti-nigra, nitidula; antennis pallide et sordide albido-flaventibus, articulo secundo basi medioque picescenti, tertio ipsa basi picea, quarto basi excepta ferrugineo; femoribus piceis vel piceo-nigris, apice eorum, tibiis tarsisque albido-flaventibus, tibiis anticis grisescen- tibus fere unicoloribus, muticis, posterioribus maculis apiceque fuscescentibus, sat tenuiter nigro-spinulosis, tarsis articulo ultimo fuscescente. — Long. 9, 11/; mm. Patria: Insula Sancta Helena.“ Tom. XLIV. Acanthocranella n. gen. . minuta n. sp. . Aeolocoris Rrur. alboconspersus Reur. Agrametra B.-Wuire aethiops B.-WnrrE Allodapus Fes. . poseidon Kırk. aethiopicus Reun. . Alluaudiella n. gen. elongata n. sp. Auchenocrepis Fries. alboscutellata Pur.” . Bibundia n. gen. nigra n. Sp. Bibundiella n. gen. . obscura n. sp.. quadrimaculata n. sp. Boopidella Reur. fasciata Reur. . Brachycranella Reur. . viridipunctata STÅL . Bucobia n. gen. . gracilis n. Sp. . Calocoris FIEB. bergrothi Pope. Oampylomma Reur. angustior n. sp. unicolor n. sp. Campyloneuropsis n. gen. annulatus n. sp. . N:o 3. Verzeichnis der Gattungen und Arten. Pag. Cephalocapsus n. gen.. bergrothi n. sp. clypealis n. sp. femoralis n. sp. howanus n. sp. Chamus Drsr. reuteri n. Sp. Chaetocapsus n. gen. binotatus n. sp. Chlorosomella Reur. genieulata REUT. . Creontiades Disr. coloratus Por». neavel n. sp. pallidus Raws. rugicollis n. sp. Cychrocapsus n. gen. . alluaudi n. sp. Cyrtorrhinus Figs. . megalops Reur. parviceps REUT. Deraeocoris KIRSCHB. . africanus n. Sp. brunneirostris n. sp. nigriventris n. Sp. ostentans STÀL Dicyphopsis n gen. nigriceps n. Sp. Dicyphus FIEB. longulus n. sp. 89. 129. 129. 109. 110. 110. . 131. 109. 24. 25. 70. 71. 70. 120. 120. 121. 121. 131. 11. ie 14. 14. 134 persimilis Porr rubroornatus n. sp.. Dimorphocoris Reur. alpinus Porr. . Diocoris Kirk. agelastus KIRK. Dolichomiris Reur. linearis Reur. . Ectmetocranum n. gen. formicarium n. sp. Engytatus Reur.. kristenseni n. sp. macfiei n. sp. . pallens n. sp. persimilis Porr. scutellaris n. sp volucer Krnk. . Eucompsella n. gen. elegantula n. sp.. Eurystylus Srár. bellevoyei Reur. . pallidiventris n. sp. . Formicopsella n. gen.. regnerl n. Sp. . Glaphyrocoris Reur. unifasciatus Ru. Glossopeltis Reur. conradti n. sp. coutierei REUT. Haematocapsus n. gen. bipunctatus n. sp. Halticus HAun tibialis Reur. Helopeltis Sıen. . bergevini n. sp. Hildebrandtiella n. gen. scutellaris n. sp. . Hyalosomella n. gen. . sracılis m sp a dc Laemocoris JAK. et Reur. sinuaticollis Reur. Lamprocapsidea Por. rubra Popp. ; Lamprosthenarus n. gen. sjóstedti n. sp. Lasiolabops n. gen. obscurus n. sp. B. Poppius. Pag. 19. Lasiomimus n. gen. 15. coleoptratus n. sp. . 85. Lepidocapsus n. gen. . 85. crassicornis n. sp. 35. Leptoxanthus Reuvr. 36. flaveolus Reur. IS. Linocerocoris Kanscn. ive scutellaris n. sp. . 36. = 37. Lissocapsus BERGR. 17. wasmanni BERGR. 20. Lygus HanHN 21. apicalis Fes. . 21. chagweensis n. sp. 19. conradti n. sp. 22. lugubris n. sp. 18. neavel n. sp. 62. nyanzae n. sp. . 62. obseuripes n. sp.. 111. simonyi REUT.. 131. troitskii n. sp.. jit: Macrolophidea n. gen. 49. longicorne n. sp.. 43* Marshalliella n. gen. 50. immaculipennis n. sp. . 50. insularis n. sp. 41. kilimana n. sp. 42. nigropunctata Porr. . 41. obscuricornis n. Sp... 9. obscura n. sp. 9. pallidicornis n. sp. 84. pallida n. sp. 84. simile n. sp. 126. unicolor n. sp. 126. Mecomma Figs. . 25. madagascariensis REvr. 26: Megacoeloides n. gen.. i oculatus n. sp. ra Megacoelum Fes. Bo. apicale REur. AER Melanotrichiella n. gen. 131. annulicorne n. sp. 91. Myrmicopsella n. gen.. 99. nitidipenne n. sp. 26. Nabidomiris n. gen. 27 elypealis n. sp. 12 131. 131. 37. 38. 125. 126. Tom. XLVI. Nanniella Rzvr. . chalybea Reur. reuteri n. sp. Nesidiocoris KIRK. Nichomachus Drsr. . sloggetti Disr . Nycticapsus n. gen. melanocephalus n. sp. . Odoniella Haar . immaculipennis n. sp. . similis n. sp. Oligobiella Reur. fuligmea B.-Wurrk . Ommatomiris Pop». sjóstedti Por». . Opistocyclus n. gen. myrmecoides n. sp. . Orthotylidea n. gen. laterahs n. sp. Orthotylus Fres.. ericinellae Porr. . . mutabils B.-Waire . plebejus n. sp. tabidus STÅL Oxacicoris Reur. bimaculicollis Rv. Pameridea Reur. marlothi Porr. roridulae Reur. Pangania n. gen. fasciatipenne n. sp. . Parasciodema n. gen. . nitens n. sp. Physophoropterella n. gen. . bondroiti n. sp. Plagiognathidea n. gen. grisescens n. Sp. . Plagiorhamma Free. discoidalis n. sp. . pilosa Reur. similis n. sp. Poeciloscytus FIEB. madagascariensis n. sp. voelzkovi Reur. obscuratus n. nom. . Proboscidocoris REur. bukobensis n. sp. N:o 3. Die Miriden der äthiopischen Region. Pag. 82. 83. 83. feanus Porr. fuliginosus Reur. intermedius Por. lunatus n. sp. . neavel n. Sp. punctaticollis Reur. . rufinervis n. sp. Prodromus Drsr. aethiopicus Porr. Psallus Fir. . dilutipes Reur. flavosparsus B.-WHITE . lutosus B.-WHITE nigropunctatus Porr. vinaceus B.-WHITE Pseudorthotylus n. gen. . sordidus n. sp. Pseudosthenarus n. gen. . ater n. sp. nigricornis n. sp. Rhodesiella n. gen.. bryocorina n. sp. Schroederiella n. gen.. nigra n. sp.. Stenotus JAK.. afflnis Popr. elegans Porr. . kiritschenkoi n. sp. lineatocollis n. sp. marginatus n. sp. niger n. sp. pylaon Kırk. rufescens Por. vitticollis Reur. Sthenarus FTEB. . basalis n. sp. discoidalis n. sp. . guineensis n. sp.. lateralis n. sp.. leucochilus Reur. vestitus n. sp.. Systellonotidea n. gen. triangulifer n. sp. Systellonotopsis n. gen. . bifasciatus n. sp.. Trichophorella Reur. sordidipennis Rzvr.. 136 B. Poprivs. Pag. Trichophthalmocapsus n. gen.. . . . 46. Tylopeltis Reur. . pilosus n. sp. qo vec i tfe apros TORRE TE albosignata Eur. Tiipono5yl us ETES V X PER Bin. Tyraquellus Drsr. brevipes «JA cr 0 en S M e Se TEST . reuteri n. sp. . EST: Volumnus SräL . Troitskiella n. gen. minnta no Spes. s à MURS ASA Tuponia REUT „2. 0.0.00 SUIT: colorata n. sp. EC! ca pemad io 81. obscurus n. sp. Verzeichnis der Litteratur. ') ATKINSON, E. T. Catalogue of the Capsidae. — Suppl. Journ. As. Soc. Beng., LVIIL, II, 1889. BERGRoTH, E. Mission scientifique de M. Ch. Alluaud aux Iles Séchelles. Hétéroptéres. — Rev. d'Ent. 1898. — , — Neue myrmecophile Hemipteren. — Wien. Ent. Zeit, XXII, 1903. — , — et ScuourEDEN, H. Note sur les Hémiptéres recueillis à Kinchassa par M. Waelbroeck. — Ann. Soc. Ent. Belg., XLIX, 1905. Bucaaxax- Ware, F. Contributions to a knowledge of the Hemipterous Fauna of S:t Helena. — Proc. Zool. Soe. London, 1878. CaRLINI, A. DE. ,Rincoti" in Esplorazione del Giuba e dei suoi affluenti compinta dal Cap. V. Bor- TEGO durante gli anni 1892— 93 sotto gli auspicii della Società Geografica Italiana. — Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genov., 2, XV, 1895. Distant, W. L. 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Soc.“ 1913 hat DisrANT eine Arbeit über die Hemipteren der Seychellen veröffent- licht. Da aber leider diese Arbeit mir nicht zugänglich gewesen ist, habe ich dieselbe hier nicht aufnehmen kónnen. Ebenso sind die dort beschriebenen, neuen Arten mir unbekannt geblieben N:o 3. 18 138 B. Poppius. Kunssarz, TH. Über die Capside Deimatostages contumax n. gen. n. sp. — die west-afrikanische Kakao — ,Rindenwanze*. — Zool. Anz., XXX, 1906. LeraierrY, L. Spedizione Italiana nell Africa Equatoriale. Risultati Zoologie. — Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genov., XVI, 1881, XVIII, 1883. Osmawm, D. Verzeichnis der paläarktischen Hemipteren, Bd. I. Poppius, B. Zur Kenntnis der Miriden-Unterfamilie Cylapina Reut. — Acta Soc. Scient. Fenn.. XXXVII, 4, 1909. — , — In Ent. Monthl. 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Mit Kenntnis der Dampfspannung und der Ânderung derselben mit der Temperatur ist es doch môglich Nàherungswerte der genannten Grósse auf Grund einer bekannten thermo- dynamisehen Gleichung zu berechnen. Diese Gleichung ist die folgende: r v—c6 dp (D JUS RETE GU wo r die Verdampfungswärme, T die absolute Temperatur, v das spezifische Volumen des gesáttigten Dampfes, o dasjenige der Flüssigkeit, Æ das mechanische Wärmeäquivalent, p den Dampfdruck und E die Änderung desselben mit der Temperatur bezeichnet.- Aus der genann- ten Gleichung erhalten wir: (2) | r—= -(v—0), Über die Dampfspannung des Quecksilbers haben mehrere Forscher innerhalb weiterer und engerer Temperaturgebiete Beobachtungen ausgeführt, und aus diesen Beobachtungen bekommt man Näherungswerte von m für verschiedene Temperaturen. Die Grósse e kann bei niedri- geren Temperaturen vernachlässigt werden, in welehem Falle die Gleichung (2) in die folgende übergeht: @ nor 1) Pogg. Ann. 70, 310, 386; 1847. >) Zeitschr. f. phys. chem. 43, 104; 1903. 4 K. EF. SLOTTE. und für das spezifische Volumen v des gesättigten Dampfes erhält man Näherungswerte in folgender Weise: " Wir bezeichnen mit V das Volumen von 1 kg Wasserstoff unter dem Drucke p bei Uer Temperatur t, vom Gefrierpunkte des Wassers gerechnet, und mit V, den Wert von V für £—0, wenn der Druck p, ist. Dann ist nach dem BovrE-Gav-Lussac'schen Gesetze: (4) zm PoVo pn Cie, wo « den Ausdehnungskoeffizienten bezeichnet. Da nun die Dichte des Quecksilberdampfes, bezogen auf Wasserstoff, sehr nahe — 100 ist, so wiegt eine Menge Quecksilberdampf, deren Volumen V, Druck p und Temperatur t ist, 100 mal so viel wie dasselbe Volumen Wasserstoff von demselben Drucke und derselben Temperatur, somit 100 kg. Das Volumen von 1 kg Quecksilberdampf in diesem Zustande ist folglich = MD Wenn wir hier den Wert von V aus der Gleichung (4) einsetzen, so bekommen wir: PoVo (1 + at) 6) "— 100p : Wird der Wert von v aus der letzten Gleichung in die Gleichung (3) eingeführt, so erhàlt man: : 2 T dp PV (6) ae Nehmen wir 1 m als Längeneinheit und das Gewicht von 1 kg als Krafteinheit an, so ist E-495 mkg. Wenn 1°C. als Temperatureinheit angenommen wird, so ist ferner nl Jp du Ist ET Für p,— 10933 kg m? ist V, — 11,113 m*. Werden diese Werte in (6) eingesetzt, so erhal- ten wir: N T? dp (7) , r= 0,009897 = p? . dT. Weil der Wert von um von der Einheit des Druckes unabhängig ist, so kann man die aus den Tabellen erhaltenen Werte von p, die gewöhnlich in mm Quecksilber ausgedruckt sind, und die entsprechenden Werte von zx ohne Reduktion in die Gleichung (7) einführen. Bei der Berechnung von v nach der Gleichung (5) können wir ebenfalls py und p in mm Qu. ausdrücken. Mit VQ — 11,113 m?, p, — 760 mm bekommen wir dann: (b a) v — 84,459 - 1 zz = 0,309 : : Tom. XLIV. E 2 CER t Qt Über die Verdampfungswürme und die Dampfspannung des Quecksilbers. Will man für eine andere Flüssigkeit, deren auf Wasserstoff bezogenes Molekulargewicht : im gasförmigen Zustande & ist, Gleichungen herleiten, die den Gleichungen (7) und (5a) ent- : ces : ., 200 sprechen, so braucht man nur die rechte Seite in den letztgenannten Gleichungen mit v zu multiplizieren. Man bekommt so für Wasser: T? dp gr Wie die aus dieser Gleichung berechneten Werte von r bei niedrigeren Temperaturen mit den beobachteten Werten übereinstimmen, geht aus folgender Zusammenstellung hervor: t r ber. r beob. > 302%: 580,0 585,6 50 571,3 5t 70 561,5 551,6 100 535,7 536,5. Bei hóheren Temperaturen werden die Abweichungen etwas grósser. Man darf hieraus schliessen, dass auch die für Quecksilber geltende Gleichung (7), unter ut : vH niedrigeren Temperaturen Werte von r geben wird, die den wahren Werten nahe fallen. Dass die Abweichung des aus der Gleichung (7) berechneten Wertes von r vom wahren Werte auch in der Nähe des Siedepunkées des Quecksilbers nicht gross ist, geht aus den im Folgenden aus- geführten Berechnungen hervor. Voraussetzung, dass die Werte von c hinreichend genau bestimmt werden kónnen, bei oT dj K : Die Werte von p und IT für Quecksilber erhalten wir aus den Beobachtungen von - REGNAULT, HERTZ, RAMSAY und Young und anderen. Während die neueren Beobachtungen mit einander überhaupt in guter Übereinstimmung sind, weichen die Beobachtungen von REGNAULT zwischen 0° und 170° von diesen so bedeutend ab, dass man sie als unanwendbar ansehen muss. Zwischen 200° und 400° stehen doch die Recnaurr'schen Beobachtungen in guter Übereinstimmung mit den neueren. In der untenstehenden Tabelle sind die meisten der Beobachtungen über die Dampf- spannung des Quecksilbers zwischen 0° und 450 ?C., welche in der letzten Auflage der Lan- DOLT-BÖRNSTEIN'Schen Tabellen (1912) aufgenommen sind, angeführt. Ausser den Beobachtun- gen von REGNAULT für das Temperaturgebiet 0°—190° sind nur einige wenige Reihen, die kleinere Temperaturgebiete umfassen oder eine kleinere Anzahl von Beobachtungen enthalten, fortgelassen. In Bezug auf die Zeitschriften, in welchen die Beobachtungen veröffentlicht sind, wird auf die Angaben in den genannten Tabellen hingewiesen. Alle Werte der Dampf- spannung sind in mm Quecksilber ausgedruckt und auf 0°C. reduziert. Die Mittel der ange- führten Werte sind als Werte von p in den folgenden Berechnungen benutzt. Ausser den Werten, die in der Haupttabelle aufgenommen sind, werden hier auch die Werte angeführt, welche Youxe für jeden Grad zwischen 350° und 360° gefunden hat. N:o 4. 6 K. F, SLoTTE. A. VAN DER SMITH U. t REGNAULT HERTZ YouNnG |GERHARDT LABY Mittel t PLAATS | MENZIES 0°C. = 0,00019 0,00047 | — — — — 0,00083| 0 °C. 10 E 0,00050 0,000800 | — = — — 0,00065 | 10 I 0,0018 | 0,00133 | — = -— = 0,00132 | 20 30 = 0,0029 | Ramsay | — — = — 0,0029 | 30 40 — 0,0063 |u. YouNG| — — = = 0,0063 | 40 50 — 00183 0015| — — — = 0,0140 | 50 60 = 0096 | 0029! — = we = 0,0275 | 60 70 = 0,050 | 0052| — - = > 0,0510 | 70 80 — 0095120093, = == E zi 0,0925 | 80 90 — 0,165 0160| — = = = 0,1625 | 90 100 | — 0,285 OG = = = T: 0,2775 | 100 110 — 0478 | 0445| — = = 0,4615 |110 120 = ogNe |-- 0719) — = = = 0,7490 | 120 130 lI 1,24 DS vA S 1,1 = mc 1,159 130 140 — 1,98 EU 1,8 ace = 1,881 | 140 150 = 298. |. ‚Bus = p a = = 2,805 150 160 = 4,88 4013| — 43 M ae 4,231 |160 170 = 6,41 5904| — 6,3 er = 6,205 - | 170 180 = 9,23 8,535 8,41| 9.9 = cm 8,844 |180 190 1207 19 15072 has ET D. = de 12,55 | 190 200 19,90 |18,25 17,015. 16,81 177 d M 17,94 ° |200 210 26,35 |95,19 28,482 | 928,22 24,0 E em 24,43 |210 290 34,70. 934,90 31,957. 31,64 334 = SE 33,82 920 230 25:95 e 42,919 4256| 449 = - 48,98 | 280 240 See | 56,919 56,551 58,5 SE c 57,70 |240 250 ara | 74,592 7426 77,0 e m 7540 |250 260 | -9678 | — | 96,661) 96,06| 100,0 97,8 = 97,58 260 270 zahl] = 123,905 124,0 | 120,0 | 124,8 El 123,1 270 280 IN LES 157,378! 157,8 | 1585 | 1584 m 157,4 280 290 era SE 198,982 | 198,9 | 199,5 | 199,3 a 198,2 290 300 AON | = 246,704 248,6 | 249,0 | 248,6 = 247,0 300 310 299,69 | — 304,794 308,0 | 309,0 | 307,7 — 305,8 310 320 Som 378,528 | 978,5 er 378,1 E 374,7 320 330 450,91 | — 454,277 | 461,7 zi 461,3 | 457,85 | 457,2 330 340 548,35 | — 546,715 | 559,1 | — 559,1 | 555,54 | 553,8 340 350 663,18 | — 658,515 | 672,5 = 673,3 | 669,77 | 667,5 350 Tom. XLIV. n* = Uber die Verdampfungswärme und die Dampfspannung des Quecksilbers. | | RAMSAY | P | SMITH u. | . | | t P EM HERTZ ja Vocal YOUNG |GERHARDT LABY MENZIES | Mittel | t | eI | | | | 350°0. 797. — 785,107 | 8087 | — | 805,9 | 80262 | 799,0 360?C. 370 | 95465 | — | 930335| 9547 | — | 9502| 95625 | 9510 |370 | 380 1139,65 | _ 1096,22 |1127,5 | — | 1135 11330 | 11263 |380 | 390 | 1346,71 | =S 1283,71 |1325,0 = | 1837 1335,4 1325,6 | 390 400 | 158796 | — | 1495,60 1548,5 | = 1566 1566,1 | 1552,8 400 410 | lose a) | 1733,79 | 1801,0 | — | 1826 1827,0 | 1810,44 ‚410 420 2177,53 ct 2000,21 | 2085,0 | — 2119 2123,4 2101,0 |420 | 480 | 858801 | — 899880 24025 | — 2446 | 84560 | 9497,98 |480 440 | 293899 | — 262879 |2757,0 | — |8817 2828,8 | 2793,1 440 450 3384,35 | — | 2996,06 3150,5 | LE 3229 3245,0 | 3201,0 |450 mm 350° 672,5 351 684,8 352 697,8 858 709,9 } 354 TOD 355 735,7 356 749,0 357 762,3 358 775,9 359 789,7 360 803,7 Aus der letzten Tabelle ergibt sich, dass der Wert von t, für welchen der Druck des . gesättigten Quecksilberdampfes = 760 mm ist, zwischen 356° und 357° liegt. Durch Interpo- lation erhält man für diese Temperatur den Wert 356,83”. Wird der Wert aus der Hauptta- belle interpoliert, so bekommt man 357,03”. Demnach dürfen wir 357 °C. als die Siedetempe- ratur des Quecksilbers betrachten. Wie oben erwähnt ist, hat KurBarorr den Wert von r für 358,8?, also für eine Tem- peratur, die nahe dem hier berechneten Siedepunkte liegt, experimentell bestimmt. Wir wol- len zuerst nach den oben erhaltenen Gleichungen die Werte von v und r für die genannte Temperatur berechnen. Aus den Beobachtungen von Young für 358? und 359° finden wir durch Interpolation für 358,8? p = 780,0 mm. Wird dieser Wert von p und 7] —958,9 + 249/23 63153 N:o 4. 8 K. F. SrorTTE. in die Gleichung (5a) eingesetzt, so erhalten wir v = 0,2504 m’. Der Wert von e für Quecksilber bei O0 °C. ist etwa 0,000074 m?. Bei 358° kann diese Grösse keinenfalls 0,0001 m? übersteigen. Wir begehen dann nur einen sehr kleinen Fehler, wenn wir hier c — 0 annehmen, und können folglich zur Berechnung von r sowohl bei der in Frage stehenden Temperatur als bei niedrigeren Temperaturen die Gleichung (7) anwenden. Aus den Beobachtungen von YounG finden wir für 358° und für 359° 09: 12808, 115,98 Fr un Für 358,3° können wir dann di : 37 = 13,76 f um d annehmen. Wenn wir diesen Wert von IT und T 681,8, qp = 780,0 in die Gleichung (7) einführen, so finden wir r— 69,58, welcher Wert vom experimentell bestimmten Werte 67,8 nur um etwa 2,6 °/, abweicht. Wenn wir den Wert von r nach der Gleichung (7) für andere Temperaturen berechnen wollen, so müssen wir im allgemeinen die Haupttabelle anwenden. Näherungswerte des Koeffi- zienten IT für eine in der Tabelle aufgenommene Temperatur t erhält man, indem man die Differenz zwischen den Werten von p für die Temperaturen ?-+10° und £ — 10° mit 20 dividiert. Wir wollen hier noch den Wert von r für 358,89 nur mit Hülfe der Haupttabelle berechnen. Zu diesem Zweck bestimmen wir zuerst nach der eben angeführten Regel die Werte von E. für die Temperaturen 350° und 360° und finden so für 350° Tom. XLIV. n | Uber die Verdampfungswärme und die Dampfspannung des Quecksilbers. 9 I für 360° D _ 1418 qp = 14,18. Durch Interpolation bekommen wir dann für 358,3” welcher Wert nur wenig grósser ist als der oben erhaltene Wert. Für dieselbe Temperatur erhalten wir, ebenfalls durch Interpolation, p — 116,6. Mit 7=631,3 finden wir jetzt aus der Gleichung (7) r — 10,34. Dieser Wert von r ist nicht viel grósser als der oben berechnete. In derselben Weise kan man nun r nach der Gleichung (7) mit Hülfe von Tab. A. auch für andere Temperaturen berechnen, und man findet dann Werte, die im allgemeinen mit steigender Temperatur abnehmen, wie die folgenden Beispiele zeigen: t E r ber. aus Gl. (7) DISC 0,00106 18,18 100 0,01495 74,18 150 0,1200 75,76 200 0,5940 73,31 250 1,9915 71,50 300 5,3800 70,78 Die so erhaltenen Werte von r können jedoch, besonders bei den niedrigeren Tempe- raturen, nicht sehr‘ zuverlässig sein, weil die in der oben beschriebenen Weise berechneten Werte von 2m im allgemeinen zu gross sind, welcher Umstand vorzugsweise bei den niedri- geren Temperaturen die Werte von r beeinflusst. Wir wollen daher noch einen anderen Weg einschlagen um, wenn möglich, zuverlässi- gere Werte von r zu bekommen. Zu diesem Zweeke setzen wir: (8) Log p-a s — 7) wo T, die absolute Temperatur bezeichnet, bei welcher p — 1, Log p somit=0 ist, und a eine bis auf weiteres unbestimmte Grüss2 ist. Die Temperatur, bei welcher p —1 mm ist, liegt N:o 4. 2 10 K. F. SLOTTE. zwischen 120° und 130 °C.; durch Interpolation aus der Tabelle A. finden wir sie = 126,12 °C. Wir haben folglich T, — 218 + 126,12 — 899.12. Man kann dann die Grösse a für die in der Tabelle aufgenommenen Temperaturen nach der Formel … T, T-Log p 9) MICE berechnen. Bei Anwendung Briggischer Logarithmen erhalten wir so folgende Werte: B. t a nach (9). | t a nach (9). 30 °C. 3193 200 °C. 3204 40 3192 | 210 3190 50 3140 | 290 3191 60 3137 230 3175 70 3153 260 3161 80 3158 290 3150 90 3165 300 3147 100 3173 310 3145 110 3185 | 320 3142 140 3120 350 3137 150 3167 360 3135 160 3195 | 370 3134 / 170 3194 380 3133 180 3177 400 3130 190 3178 450 3123 Die unterhalb 30° liegenden Temperaturen sind fortgelassen, weil die beobachteten Werte von p für diese Temperaturen so unsicher sind, dass man keine zuverlässige Werte von « für die genannten Temperaturen erwarten kann. Aus Tab. B. geht hervor, dass die Werte von « innerhalb des Temperaturgebietes 309—450? so wenig von einander abweichen, dass man die genannte Grósse innerhalb dieses Gebietes als von der Temperatur unabhängig betrachten könnte. Bei 60° scheint doch em Minimum und bei etwa 200° ein Maximum vorhanden zu sein. Wenn wir natürliche Logarithmen anwenden, geht die Gleichung (8) über in: a 1 1 ns lon p rers. 7) Tom. XLIV. fyr Über die Verdampfungswärme und die Dampfspannung des Quecksilbers. 11 Hieraus ergibt sich: LPC TREES B Sa 1 _1\da p dT Loge 7? TT STULTE und ILE ge | j T da (11) D "SP pest 0- T) zal Setzen wir TUN TONS (a) (T — T.) T '3T-^ so erhalten wir: T? dp. abs 253) p art Loge Dann bekommen wir auf Grund der Gleichung (7): (12) r = 0,009897 . ^ e : Log e Wenn die Grósse a, wie aus der Tabelle B. hervorzugehen scheint, bei 60° ein Mini- mum und bei 200? ein Maximum ist, so darf man bei diesen Temperaturen da ET ETT s und somit auch ge setzen. Für T'— 7, also für t= 126,12 °C., ist ebenfalls, auf Grund der Gleichung (a), & emt Für eine beliebige in der Tabelle A. zwischen 0? und 450? vorkommende Temperatur t hat man annähernd: (b) da ,—4, QUESO \ wo a, den Wert von a für die Temperatur 2— 10° und a, den Wert derselben Grösse für t+ 10° bezeichnet. Die Änderung der aus der Gleichung (9) sich ergebenden Werte von a mit der Temperatur ist doch nicht innerhalb aller Temperaturgebiete so regelmässig, dass die Formel (b) anwendbar wäre. / Für einige Temperaturen, für welche man in der oben beschriebenen Weise einiger- maassen zuverlässige Werte von ES und e erhalten kann, ergeben sich aus der Gleichung (12) mit Kenntnis von a folgende Werte von »: N:o 4. 12 KJ E. SLOTTE. t a E € r nach (12). 60 °C. 3137 0 0 71,48 90 3165 + 0,75 — 25 71,56 126,12 3180 = 0 72,47 200 3204 0 0 73,01 300 3147 — 0,25 — 62 70,80 358,8 3135 — 0,15 — 55 70,19 Der Wert von a für 126,12”, welcher nicht aus der Gleichung (c) berechnet werden kann, ist durch Schätzung bestimmt. Als Werte von a und E für 358,8? sind diejenigen j wo für 360? angenommen. Berechnet man r aus der Gleichung (12) für {= 358,3? unter Benutzung der Beobach- tungen von Youwa für 358° und 359°, so erhält man denselben Wert, welcher oben (S. 8) bei - Anwendung der genannten Beobachtungen für dieselbe Temperatur gefunden wurde. 4 I Die Gleichung (8) kann man auch als Interpolationsformel zur Berechnung der unge- führen Werte von p für gegebene Werte von t anwenden. Wenn man a= 3150 annimmt, so bekommt man: Log p=3150 ( : 2 / 39912 T oder (13) Log p = 7,89236 — ux welche Gleichung folgende Werte von p gibt: t p ber. p beob. LAC: 0,00023 0,00033 50 0,0138 0,0140 100 0,280 0,278 | 150 2,19 2,81 ; 200 17,1 17,9 250 74,0 75,4 300 248,3 247,0. Für hóhere Werte von { werden die Abweichungen grósser. N Helsingfors, in November 1913. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 5. SUR LES MAXIMA ET MINIMA. D'UNE. FONCTION DE DEUX INTEGRALES. DÉFINIES PAR J. W. LINDEBER G. — — SE —— HELSINGFORS 1914, IERIE DE LA SOCIÉTÉ DE LITTÉRATURE FINNOI E Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 1. Soient z,,y; et 22, Ya (do > 2,) deux points du plan des v, y, F (x, y, y') et G (x, y, y") deux fonctions des variables x, y, y', et posons Qm fre y, y') dx, v = | G (x, y, y') dx, les intégrales étant prises suivant une courbe e joignant les points 24, y, et x», Ya. Soit en- core GO (w,v) une fonction de u et v. Les valeurs de u et de v, et par conséquent celles de ®, dépendent évidemment de la forme de la courbe c, et l'on peut se demander quelles sont les courbes qui donnent à ® des valeurs maxima ou minima. EuLER, qui s'est déjà occupé des problémes de ce genre, a reconnu que la courbe cher- chée doit étre une extrémale pour le probléme isopérimétrique oü il s'agit de trouver, parmi les courbes pour lesquelles l'une des intégrales conserve une valeur constante, celles qui don- nent à l'autre des valeurs extrémes. Dans ses Leçons sur le calcul des variations!) M. HADAMARD a fait la remarque que ces questions se ramènent au type général de problèmes qu'on nomme problème de Lagrange. Mais la solution de notre probléme n'est pas actuellement accessible par cette voie, car le eas du probléme de Lagrange auquel on se trouve conduit est encore loin d'étre résolu d'une manière complète. Enfin, dans un Mémoire récent ?), M. Bozza a traité les deux cas particuliers de notre problème où il est question du quotient ou du produit des intégrales fu dr et v 1 + y'? dz. Dans ce qui suit nous tächerons de développer une théorie générale pour le probléme posé ci-dessus. Profitant en quelques points (au n° 7) des indications que donne M. Borza dans le travail cité, nous établirons, pour ce qui concerne l'extremum faible, des conditions nécessaires et suffisantes tout à fait analogues à celles qu'on obtient dans le probléme de lextremuni libre d'une seule intégrale ou dans le problème isopérimétrique. Nos résultats donnent en méme temps quelques contributions intéressantes à la théorie de ce dernier probléme. Quant à l'extremum fort, nous n'avons pas réussi à le traiter d'une manière aussi com- plète que l'extremum faible. Cependant nous indiquerons aussi pour l'extremum fort des | conditions susceptibles d'applications. 1) page 218. 2) Über zwei Euler'sche Aufgaben. aus der Variationsrechnung, Annali di matematica pura ed applicata, 1913. 4 J. W. LINDEBERG. Nous devons à des discussions avec M. Ernst LINDELÖF plus d'une simplification des développements qui suivent. 2. Nous supposons, pour simplifier, que les fonctions F et G ainsi que la fonction ® sont des fonctions analytiques de leurs arguments, régulières pour chaque systeme de va- leurs des variables que nous aurons à considérer. Toute courbe que nous envisagerons aura les propriétés suivantes. Elle n'est coupée qu'en un seul point par une parallèle quelconque à l'axe des y. De plus, elle est continue et sa tangente varie d'une manière continue, sauf en des points en nombre limité, où la courbe peut présenter des points anguleux. Cependant, pour ne pas avoir à nous occuper de détails étrangers aux idées principales de notre étude, nous n'admettrons comme solutions de notre probléme que des courbes à tangente continue. Pour mieux pouvoir préciser les courbes c voisines d'une courbe donnée c, que nous voulons envisager, nous nous servirons de la notation suivante. Soit y = y, (x) l'équation de la courbe c,; nous désignerons par To l'ensemble des courbes y — y(x) (autres que c) joi- gnant les points x,, y; et xy, y» qui jouissent des propriétés mentionnées tout à l'heure et qui, pour c, 0) est celle qui, entre 2, y, et ©, ys, est constituée par l'extrémale du faisceau considéré ci-dessus joignant le point z,,;/, avec le point de d qui a pour abscisse z,— 6 et par la por- tion de d située entre ce dernier point et le point &,, y,, et qui, pour le reste du chemin entre x,, Y1 et Lo, y», coincide avec cp. La dérivée par rapport à o de l'intégrale au + bv, prise suivant les courbes de cette famille, a, pour 6 = 0, la valeur B jy (ss Ya, M, Yo (x3)) qui est négative. Comme la dérivée de D(u,v) par rapport à e a cette méme valeur pour c — 0, et que m peut étre pris aussi voisin de Yo (2,) que l’on veut, on voit qu'il existe dans l'ensemble o6 quelque petits que soient e et o', des courbes pour lesquelles À ® est négatif. La condition de Legendre relative à la fonction a F + b G est donc une condition nécessaire pour notre problème. Dés à présent nous la supposerons remplie, et cela sous là forme stricte, c'est à dire nous supposons que 9? (a F + b G) syn pour z, < a «xg, y = yo (x), Y = Yo (x). N:o 5. 5 J. W. LINDEBERG: Grâce à cette hypothèse il nous est, dans la suite, permis d'admettre l'existence d'une famille d'extrémales isopérimétriques à deux paramètres, issues de x,,y, et régulières par- tout dans le voisinage de ep. 6. Passons maintenant à la question plus délicate de savoir quelle forme prendra, dans notre probléme, la condition de Jacobi. Soit I la courbe (u, v) — € (ws, vo) — 0 et C un cercle de rayon v ayant le point up, v, pour centre. Puisque nous supposons a0, le point «s, v, est pour la courbe Z’ un point ordinaire. Si r est assez petit, I partage donc le cercle C en deux parties; nous désignerons par C, la partie de C où «P (uw, v) — (lus, vo) >0 et par Ç, la partie où cette différence est négative. Résolvons l'équation (u, v) — ® (wo, vg) — 0 par rapport à w — 1, ce qui est possible puisque «z£ 0. En désignant par « la valeur de l'expression (2 2} rS OMR (se) ou) dv] Ow? — du dv dudv dul dv? f (0 DX? "c (5 u ) au point up, vo, il vient, avec la notation introduite au n° 2, (om y — — : (=) 3 Gr) Hr (o — vo)? 4 € — vo); et la courbe I est donc, dans le voisinage du point #5, vo, représentée par une équation de la forme a (wu — 20) + b (v — vy) + 5 (v — vo)? + (o — vo (o — 0; = 0. Désignons par & un nombre positif et considérons la parabole a (ue — u$) + 5 (v — vo) + E — i) (v — vr = 0. Cette parabole partage aussi C en deux parties, dans lesquelles le premier membre a des signes différents; soit C, la partie où ce membre est positif et C, celle où il est négatif. Supposons le rayon r si petit que la courbe I n'ait dans C d'autres points communs avec la parabole que le point w,, ve. La portion de /'intérieure à C appartient alors, à l'exception du seul point up, %, à l'aire C,. En observant que, si l'on s'avance à partir du point up, v, suivant une droite quelconque qui n'est pas tangente à I, le premier membre de l'équation de la parabole croît ou décroit en même temps que la fonction ® (u, »), on en con- clut immédiatement que l'aire C, appartient entièrement à Paire ©, Si donc on a, pour un point up + Aw, v, + Av intérieur à C, au + bAv + (s — i) Av? => 0, on a aussi en ce point € (uw, + Aw, vy + Av) — ® (u,, vo) > 0. Si, au lieu de la parabole considérée ci-dessus, on prend la parabole a (uu — up) + b (v — vo) + E + k) (v — vy)? = 0, Tom. XLIV. \ Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 9 le segment de l'intérieur à C appartient à C,, et par suite, l'aire G; est comprise tout en- tiere dans C,. Donc, si pour un point w, + Aw, v, + Av intérieur à C on a LE aAu + bAv + E ae 7 Av? « 0, on y a aussi D (uw, + Au, vy + Av) — D (wo, v) « 0. E Remarquant que, quelque petit que soit », on peut toujours choisir o et o' si petits que les valeurs de u et v correspondant aux courbes 7, déterminent des points intérieurs au . cercle C, nous pouvons done énoncer les résultats suivants: à S'il existe des nombres positifs k, o, o' tels que l'inégalité aAu + bår + (s — t) Av? > 0 ait lieu pour-toute courbe de l'ensemble Tos la fonction € (u, v) a pour ey, un minimum. Et, d'autre part: S'il existe un nombre positif k tel que, quelque petits qu'on se donne o et o', l'inégalité aw + bAv + F E k) Av? — 0 ait lieu sur des courbes faisant partie de l'ensemble Ty: Co ne fournit pas un minimum de (D (u, v). - Ce résultat nous montre que notre probléme est étroitement lié à la question de savoir si, et pour quelles valeurs de la constante v, l'expression (2) aAu + bAv + vA? est minima pour ey. C'est sur cette question que nous porterons maintenant notre attention. 7. Conservant toutes les hypothèses faites dans ce qui précède, désignons par © l'extré- male dont « est un segment, et soit P le foyer conjugué isopérimétrique du point 4, y, sur cette extrémale. Soit y — y (x, b,u) lextrémale de l'intégrale au bv qui passe par z,,y, et dont la tangente en ce point a & pour coefficient angulaire, et designons par w, la valeur de w cor- respondant à l'extrémale v. Posons encore e (x, b, u) — | G (^ y (x, b, u), y' (x, 5, Z dac et admettons enfin que le point P, s'il existe, se trouve à droite du point cx», Yo. Puisque, en vertu de cette dernière hypothèse, on a 9 (y, 0) 7 Ô (5, M) A ov Fi À nu t [45 4 N:o 5 E /3 D: 7 2 > I e TX zd od t Vu N Q a TE 10 J. W. LINDEBERG. pour z = z$, bd — b, u — pu, les équations (3) 2 y (2s, b, p) — y (2, b, Ho) : 2 (25, b, m) x (25, b, Ho) + YH - : . déterminent les paramètres b et w comme des fonctions de 7 qui, pour z — 0, prennent les valeurs b et wo, et qui sont régulières tant que |7z| reste inférieur à un certain nombre po- sitif yy. Si |7|<%, on peut donc faire passer par les points Xx, y; et v, y» 'une extrémale isopérimétrique (4) " y — y (&, 1), pour laquelle Av — 4. De plus, si 7, est suffisamment petit, cette extrémale aura son foyer conjugué situé au delà de 25, y», et pourra donc être entourée d'un faisceau d'extrémales isopérimétriques. Comme la condition de Legendre relative à la fonction aF+b@ est véri- fiée sur &, cette condition est encore, si 7, est suffisamment petit, remplie sur l'extrémale (4) entre z,, y, et xo, Ya, limites comprises, pour la fonction correspondante a F+ 8 G, et cette extrémale fournira donc un minimum faible de l'intégrale aw, v restant constant. Enfin, et toujours pourvu que 7, soit suffisamment petit, on pourra choisir des nombres fixes e et o' tels que le minimum considéré ait lieu par rapport à toute courbe faisant partie du voisinage Den de e, et donnant à Av la valeur 7. En diminuant encore, s'il est nécessaire, o et o' de telle facon que les valeurs de Av correspondant aux courbes T,, soient en valeur absolues plus petites que le nombre 7, auquel on est conduit par les restrictions précédentes, nous sommes donc assurés que, c étant une courbe de 7,,, et c' l'extrémale (4) qui donne à Av la méme valeur que e, la valeur de l'intégrale au correspondant à la courbe c est au moins égale à celle qu'elle prend sur c'. Mais, puisque Av a pour ces deux courbes la même valeur, cela revient à dire que l'expression (2) a pour e' une valeur qui ne peut pas dépasser sa valeur sur e. Finalement, la question de savoir si (2) est minima pour c, dépend donc uni- quement des valeurs de cette expression sur les extrémales passant par x,,y eb 9», Ya: si le minimum a lieu par rapport à ces extrémales, il aura lieu aussi par rapport aux cour- bes de l'ensemble T, ,, à condition que o et o' soient suffisamment petits. Inversement il est évident que, pour qu'il y ait minimum par rapport aux courbes d'un ensemble T,,, il faut que le minimum ait lieu aussi par rapport aux extrémales faisant partie de cet ensemble. 8. Pour étudier les valeurs que prend l'expression (2) sur ces extrémales, choisissons comme paramètre la valeur de l'intégrale v prise suivant l'extrémale qu'on considere, et ex- primons b et w en fonctions de v à l'aide des équations (3) (on a évidemment 7 — v — vo). La dérivée de l'expression (2) par rapport à v est égale à dw l 2 Ja Cr + b + 2 rl dAu = , : 3 En observant que la somme a zm + b est identiquement nulle, puisque, pour chaque va: leur de 5, la courbe correspondante est une extrémale de l'intégrale aw + bv, cette expression peut s'écrire b — 5 + 9 vw. Tom. XLIV. yt. Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 11 En différentiant encore une fois par rapport à v, on obtient comme valeur de la dérivée se- conde de l'expression (2) db r9 BÉ 3c 20 La dérivée première étant nulle pour v = vy, il vient donc 1 db) (5) au + bAv + vAv? = 9 (2 = zo) Av? + Av? { Av Y. En se reportant à ce qui a été dit aux deux numéros précédents, on conclut immédia- tement de cette égalité que, s? db ee — Ü dv idus la fonction D (wu, v) est minima pour c,, tandis quil n'y a pas de minimum si e — Lee : duces. E AU, : Ceci nous conduit à étudier comment se comporte la dérivée —— lorsque le point z, y» dv se meut suivant l'extrémale c. 9. Faisons d'abord une remarque relative aux résultats des deux derniers numéros. Du point de vue de notre probléme principal, le point 2,7, doit être considéré comme fixe, car, si ce point change de position sur ©, ce ne sera plus, en général, l'extrémale © qui satisfera à l'égalité (1), puisque « et b auront des valeurs nouvelles. Mais nous pouvons étudier aussi l'expression (2) en elle-même, les intégrales u et v étant prises suivant un arc de l'extrémale © s'étendant de z,, y, à un point quelconque zs, y» situé à gauche de P, Aw et Av désignant par suite les accroissements pris par w et v lors- qu'on fait varier cet arc, ses extrémités restant fixes. Nos résultats relatifs à l'expression (2) resteront toujours valables, pourvu que la condition de Legendre soit vérifiée sur l'arc de c que nous envisageons. En supposant que la condition de Legendre soit remplie sur € entre 2,,9; et le foyer isopérimétrique P (le point z,, y, compris), nous allons maintenant démontrer que, lorsque le : : 6 i : A, point x, y, se meut suivant l'extrémale € de gauche à droite, la dérivée —— va en croissant jus- dv J qu'au foyer P). D'abord, puisque cette dérivée est une fonction analytique de x,, elle ne peut rester constante dans aucun intervalle. Supposons donc que sa valeur en un point 4,,y3 situé à gauche de P soit plus grande qu'en un point 24,7, compris entre x,,7,; et le foyer P. Si, dans l'expression (2), nous donnons à » une valeur telle que 2 » soit compris entre les deux valeurs considérées de la dérivée, cette expression devrait, en vertu de l'égalité (5) et des raisonnements du n° 7, être minima pour l'arc de & compris entre les points 2, y; et xi, Yi, tandis qu'il n'y aurait pas de minimum pour l'arc compris entre les points 4, yi et 23, Ya. !) Cf. Borza, Vorlesungen über Variationsrechnung, p. 419. N:o 5. 12 J. W. LINDEBERG. Ceci étant évidemment impossible, la dérivée E ne peut done pas décroître quand le point To, Ya Se déplace vers la droite. Par suite, elle va constamment en croissant. Il est clair que, s'il n'y a pas de foyer P, la dérivée en question croîtra tant que la condition de Legendre sera remplie. En substituant v — v, à la place de 4 dans la deuxième équation (3), on tire de ces équations dy db _ Of (6) dv — 0 (y, w) 0 (m, 5) Il est facile de voir que, lorsque 22, y: tend vers le point x, yi, 7 devient infiniment pe- tit du premier ordre par rapport à ©, — x,, tandis que le dénominateur devient infiniment pe- à à STONE n db KERN tit d'ordre supérieur, d'oü il suit que la valeur absolue de 2 augmente indéfiniment. Donc la RL UD EE dérivée am décroît vers — oo lorsque x», y» tend vers &,, yi. 10. Signalons en passant une conséquence intéressante, relative au probléme isopéri- métrique, qui découle de ce qui précède. Soient P, et P, les deux premiers foyers conjugués du point z,, yı relatifs au problème du minimum libre de l'intégrale au + bv, et supposons que le foyer isopérimétrique P ne ; : ; um TRUST 1) coïncide pas avec P,. Si le point æ, y, coïncide avec P4, la dérivée as est nulle, comme APRES { 2 MIRO D le montre l'égalité (6). Quand %, y: se meut ensuite vers la droite, la dérivée 5 croit con- stamment jusqu'au point P, et ne peut donc reprendre la valeur 0 avant que æ,%2 ait dépassé ce point. Il s'ensuit que le point P, ne peut pas étre situé à gauche du point P, db _ a : Hs serait, d'aprés (6), nulle en ce point. Le second foyer relatif au problème du minimum libre constitue donc une limite que le car, s'il en était ainsi, la dérivée foyer isopérimétrique ne saurait dépasser. On doit cependant remarquer que nous supposons la condition de Legendre remplie jusqu'à P. 11. Revenons maintenant à notre problème. Supposons que le foyer P existe, mais ne coincide ni avec P, ni avec P,, et que la condition de Legendre soit remplie jusqu'à P. Quand : ed : le point 2, y» s'approche de P, la dérivée m tendra alors assurément vers + ©, de sorte qu'elle parcourra toutes les valeurs réelles depuis — © jusqu'à + o» lorsque æ,7, passe de Xx, yr à P. Quelle que soit la valeur de la constante « (voir n° 6), il y aura done à gauche de P un point P bien déterminé oü db (7) TT u Tom. XLIV. Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 13 Si le point 2,7%, de notre problème primitif se trouve à gauche de P, la différence db : MT \ @— 7 aura en ce point une valeur positive, et, en vertu du résultat du n? 8, la fonction D (u, v) aura donc un minimum pour l'extrémale e,. Si au contraire le point 2$, y» se trouve à droite de P, la différence en question est négative, et le minimum n'aura pas lieu. Tenant compte de l'égalité (6), on voit que P est le premier point de e dont l’abseisse satisfait à l'équation (8) du due = 0 du 0 (b, u) rat) où b et m ont les valeurs b et my. Le point P défini par cette propriété sera dit le foyer con- jugué du point x, y, dans notre probléme, et cela indépendamment de toute hypothèse rela- tive à la condition de Legendre ou à l’existence et à la position du point P. Nous allons démontrer que, toutes les fois que le foyer P existe et que la condition de Legendre est vérifiée sur l'extrémale © depuis x, y, jusqu'à P, limites comprises, ce point P joue pour notre problème le méme rôle que dans les hypothèses admises au début de ce nu- méro. Il est d'abord facile de voir que le foyer isopérimétrique P ne peut pas se trouver à gauche du foyer P de notre probléme. En effet, si P était à gauche de P, et si P n'est pas ? pr e : NETT) un foyer pour le probléme du minimum libre, la dérivée di tend vers P; elle prendrait done la valeur « en un point situé à gauche de P, et ce point vérifierait par suite la condition (8), ce qui n'est pas possible puisque, par définition, P est le premier point vérifiant cette condition. Si, d'autre part, le foyer isopérimétrique P est en même temps foyer du probléme du minimum libre, il vérifie aussi la condition (8), et ne sau- rait done se trouver à gauche de P. Cela posé, admettons que le foyer isopérimétrique n'existe pas, ou bien se trouve à tendrait vers + o» lorsque %, Ya droite de P. Dans les deux cas la dérivée en vertu de notre hypothèse relative à la dv? condition de Legendre, va en croissant depuis z,, y, jusqu'à P, où elle prend la valeur e, et méme un peu au delà de ce point. Done nos résultats relatifs au minimum de la fonction ® (u, v) resteront encore valables. Si le foyer isopérimétrique coincide avec le point P, la dérivée > est nécessairement in- férieure à « à gauche de ce point, sans quoi P ne serait pas le premier point vérifiant la condition (8). Done € (w,v) aura un minimum si z$, y» se trouve à gauche de P. Si, enfin, Tr, Ya est situé à droite de ce point, il n'y a pas d'extremum isopérimétrique, et, puisque nous supposons a >£ 0, il n'y a donc pas non plus de minimum pour notre fonction ® (u, v). En ré- sumé nous pouvons done énoncer ce résultat: Si c est un are, compris entre les points x, y, et %,, Ya, d'une extrémale isopérimétrique satisfaisant à légalité (1), et si la condition de Legendre relative à la fonction a F + b G est remplie au sens strict sur eg, extrémités comprises, la fonction ® (u, v) a un minimum faible pour N:o 5. 14 J. W. LINDEBERG. cette courbe si xs, ys est situé à gauche du foyer P, tandis qu'il n'y a pas de minimum si 23, Ya se trouve à droite de ce point. Il est clair que s'il n'y a pas de foyer P, le minimum est assuré moyennant les deux premiéres conditions. 19. Il est un point sur lequel il nous faut attirer l'attention. Au n? 9 nous avons déjà fait remarquer que, si pour certaines positions des points 44, Yı €t Lo, Ye on a trouvé une extrémale satisfaisant à l'égalité (1), cette égalité cessera en général d’être vérifiée quand zj, ya se déplace sur cette extrémale, puisque les valeurs de u, et vy, et par suite celles de a et b varieront. Cependant, si l'on imagine que, le point 35,» Étant mobile sur 2, on ajoute aux intégrales u et v des quantités & (x) et 7 (x3) dépen- dant de x, et déterminées de telle sorte que les sommes mu + £(x,) et v + (x) conservent les valeurs «y et vy lorsque x, varie, tout ce que nous avons dit s'applique à la fonction Q(w--$, v--*4) quelle que soit la position du point z;, ys» sur l'extrémale considérée. On peut donc se demander pour quelle valeur de x, le minimum de cette fonction cesse d'avoir lieu, et c’est alors le point P qui apparait comme limite, et qui joue ainsi le méme rôle que les foyers conjugués dans les problémes simples. On remarquera que cette variation des intégrales w et v a son analogue dans le prob- léme isopérimétrique. En effet, si le point 22,7%, se déplace sur l'extrémale considérée, on est forcé de faire varier en méme temps la valeur constante que doit conserver l'intégrale (em fe dx, ce qui revient évidemment à ajouter à cette intégrale une fonction convenable de zs. 13. Considérons maintenant l'ensemble des problèmes où la fonction ® (u,v) varie de telle sorte que ses dérivées du premier ordre conservent les valeurs a et b au point up, v. Supposant que le foyer isopérimétrique P existe, et que la condition de Legendre soit vérifiée jusqu'à ce point, nous voulons étudier comment la position du foyer P dépend de la forme de la courbe € (w,v)— ® (u, vo), que nous avons appelée IF (cf. n° 6). En se reportant au n? 6, où se trouve indiquée l'expression explicite de «, on voit que la position de P dépend uniquement de la courbure de I au point w, vy. Convenons de dire que la courbure est positive ou négative suivant que la courbe I est, au point up, vy, con- vexe vers le côté où € (w,v) > P (u,, vo) ou vers le côté où € (u, v) < D (wu, vo). Supposons d'abord que P ne coincide pas avec un des foyers relatifs au probléme du minimum libre. D'après ce qui précède, c'est alors l'équation (7) qui détermine le foyer P, ue m E Bet et il découle immédiatement de nos résultats concernant la dérivée dv LP lorsque la cour- bure croît de — c» à 0, le foyer P se déplace continuellement vers la droite, depuis le point di, Y, jusqu'au foyer P, relatif au problème du minimum libre. Le fait que P coincide avec P, si la courbure est nulle résulte d’ailleurs immédiate- ment de l'équation (8), puisque, pour & — 0, celle-ci se réduit à "e = 0. Quand la courbure continue à croître depuis 0, le foyer P se déplace toujours vers la droite et tend vers le foyer isopérimétrique lorsque la courbure devient infinie. Tom. XLIV. Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 15 Le cas oü le foyer P se confond avec le foyer P, est, pour l'ensemble des problemes + m x eec bI a : que nous considérons ici, un cas singulier. Dans ce cas la dérivée ne peut méme pas at- dv teindre la valeur O à gauche de P; si la courbure de I croit de — o» à +, le foyer P aura donc atteint le point P avant que la courbure ait passé par la valeur 0, et restera confondu avec ce point pour toutes les valeurs positives de la courbure. Le cas où P coïncide avec le second foyer relatif au probléme de minimum libre peut également étre un cas singulier. Par ce qui précéde, le probléme isopérimétrique apparait comme un cas limite de notre probléme principal. En se reportant à l'expression (2), on voit pourquoi il doit en étre ainsi. En effet, si dans cette expression on fait y = + », on aura le probléme isopérimétrique, car alors le terme vAv? assure le minimum par rapport à toutes les courbes pour lesquelles Av > 0, et ce ne seront done que les courbes pour lesquelles Av — 0 qui importent. 14. Nous allons maintenant nous débarrasser de l'hypothése « £ 0, en excluant toujours le cas où a — b — 0 et celui où e, est extrémale à la fois pour w et pour v (cf. n° 4). Remarquons d'abord que les conclusions qui nous ont conduit à l'égalité (1) et à la con dition de Legendre subsistent encore dans le cas où a — 0. Ce n'est donc qu'aux questions concernant le foyer P que nous avons à attacher notre attention. Soit y — y (c, à, b, u) l'extrémale de l'intégrale @u + bv qui passe par le point Li, Ji et dont la tangente en ce point a u pour coefficient angulaire, et posons ax ö (x, a,b, u) = | G (x, y, y) dx. Avec ces notations l'équation (8) peut s'écrire 0 (y, ©) 1 dy 9 —— Bom eU ; ! 9 (^, u) m œ du Soit, d'autre part, 8 la valeur de l'expression EE j 92d àb oo gp [es J CA dv ] du? P du EZ dudv du ) ov? i d® \2 (a) au point up, vo. En partant de l'hypothèse b=£ 0, et en faisant changer à u et v leurs rôles dans les développements qui précédent, on obtient, par raison de symétrie, comme équation déterminant le foyer (10) les dérivées étant prises, comme dans l'équation (9), pour à — a, b — b, u = u,. N:o 5. 16 J. W. LINDEBERG. Si a et b sont tous les deux différents de zéro, le foyer peut être déterminé indifférem- ment par l'une ou l'autre de ces équations. æ tendant vers z,, la dérivée "i devient infiniment petite du premier ordre par rapport à æ—x,, tandis que les déterminants fonctionnels qui figurent dans les équations (9) et (10) deviennent infiniment petits d'ordre supérieur. Ce sont done les seconds termes qui détermi- nent les signes des premiers membres de ces équations dans le voisinage de &,, y;, et, puis- que ces termes ne différent l'un de l'autre que par un facteur positif, il en résulte que les premiers membres ont les mêmes signes dans le voisinage du point z,, y,. Or ces membres ne peuvent changer de signe entre le point z, %, et le foyer P. Donc, si aucun des nombres a et b n'est nul, le foyer P peut étre déterminé par l'équation qu'on obtient en faisant la somme des deux équations (9) et (10). En désignant par R le rayon de courbure de I au point ws, vo, pris avec le signe qui a été fixé pour la courbure au n° 13, cette équation s'écrit 99,0) , 9 (7.5) B oy du) ou) | yan (11) Mais cette équation détermine aussi le foyer dans les cas a z& 0, b — 0 et a — 0, bz 0. 0 (y, 9) 0 (à, p) se réduit à l'équation (9), dont nous savons qu'elle détermine dans ce cas le foyer. Et si c'est a qui est nul, l'équation (11) se réduit à (10) qui, dans ce cas, détermine le foyer. Si done nous substituons l'équation (11) à la place de (8), nous avons la condition de Jacobi sous une forme qui est applicable dans tous les cas que nous considérons. En effet, dans le premier eas le déterminant s’annule identiquement et l'équation (11) 15. Pour ce qui concerne le minimum faible, nous venons d'obtenir la solution compléte du probléme que nous nous étions proposé. En supposant vérifiées toutes les conditions du minimum faible, nous passerons maintenant à la recherche des conditions pour le minimum fort. Toutefois nous emploierons cette notion dans un sens qui diffère de celui qu'on lui donne ordinairement. Nous dirons qu'il y a minimum fort si, o' étant fixé aussi grand qu'on voudra, on peut toujours déterminer o de telle sorte que la courbe e, donne un minimum par rapport aux courbes faisant partie de l'ensemble T e Pour le minimum fort il est d'abord nécessaire que la fonction de Weierstrass E, ,, relative à la fonction a F+bG ne devienne jamais négative dans le domaine 2 xm, Y=y(2),P = Yo (x), ' quelconque. On démontre cela exactement comme nous avons démontré la nécessité de la condition de Legendre pour le minimum faible. Nous allons maintenant établir une condition suffisante, applicable dans des cas étendus. Supposons qu'il y ait un rayon issu de %,% qui ne rencontre pas la courbe I et qui, a l'exception de son point de départ, est situé tout entier dans la partie du plan où est vérifiée l'inégalité 4 (u, v) > (u,, vo). Imaginons que ce rayon tourne autour du point up, ve, d'abord dans le sens positif. Il y aura alors ou bien un dernier rayon qui ne rencontre pas T, ou bien un premier rayon qui (outre le point 29, vo) a un ou plusieurs points communs Tom. XLIV. "T «4 eg in Zus "| Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 17 avec cette courbe. Designons par & ce rayon-limite. En faisant tourner le rayon mobile en sens contraire, on aura un second rayon-limite t,. Nous désignerons par S l'intérieur du secteur engendré par le rayon mobile, toutefois avec cette convention que, si l'un des rayons- limites n'a d'autres points communs avec la courbe I que up, vy et sil n'est pas tangent à T en ce dernier point, il sera considéré comme faisant partie du domaine S (à l'exception du point up, vy, qui est toujours exclu de ce domaine). On remarquera que, avec cette définition du domaine S, on est assuré que la différence D (u, v) — D (w, vo) est positive et non nulle en chaque point de ce domaine. Cela posé, en désignant par E,(x,y.y',p) et E,(«,y,y',p) les fonctions de Weierstrass relatives aux fonctions F et G, nous allons démontrer ce théorème: Si le domaine S existe et si, pour toutes les valeurs des arguments x, y, y', p appartenant au domaine cy 72. On a, d’après les égalités (14), u f D (ug + Au, vy + Av) = b (s, + | E, ds + Loy, Up A te) : j Tom. XLIV. EMEN S QU xa fr É———— Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 19 et nous avons donc à prouver que, si e est suffisamment petit, le point (15) u=u+ [Endet le), vm me (Eid to Je ec appartient à la partie du plan des «, v où Pf(wv)>®P (wo, vo). Désignons par e, l'arc de la courbe e compris entre z,, y, et le point dont l'abscisse est 2, et considérons la courbe s décrite par le point D m | FE, dz, ec DEN = E, dx, er lorsque z croît de x, à %, les arguments des fonctions E. et E. étant fixés comme au n? précédent. Les dérivées de a et de 7 par rapport à z étant égales à E, et E,, la direction dans laquelle se meut ce point est à chaque instant parallèle à un rayon issu de «,, v, et appartenant au domaine S. Il en résulte que la courbe s aboutit nécessairement en un point de S. De plus, en vertu des égalités (14) et de notre hypothèse Au? + Av? zy, ce point est extérieur à un certain cercle (w — up)? + (vr — 05)? = m2? (0 — 75, — 7) si e est in- férieur à un certain nombre positif o,. Considérons d'abord le cas où les rayons-limites f, et £, font partie tous les deux du domaine S. Dans ce cas la démonstration s'achève immédiatement. En effet, les points (16) (fj e s + [£a qm + E. dx [d (4 correspondant aux courbes € de T (e « 0.) pour lesquelles Aw? + Av? > nu? sont tous situés à l'intérieur ou sur la frontière du domaine S limité par les rayons £, et &, la circonférence (u — up) + (v — vo)? — m? et la circonférence (u — up)? + (v — v)? = (M (x4 —2,)?, où M dé- signe le maximum de l'expression VE? + E,? dans le domaine LT, y-yl, | y'— yo |<, P = Yo (0). Puisque, en vertu de nos hypothèses, l'inégalité € (w, v) > D(u,, vo) est vérifiée dans le do- maine S, limites comprises, le point (15) se trouve done aussi dans la partie du plan oü cette inégalité a lieu, pourvu que o soit suffisamment petit. Si les rayons 2, et &, ou l'un d'eux, ne font pas partie de S, on arrive encore à la même conclusion en raisonnant comme il suit. Fixons d'abord un nombre positif o," tel qu'on ait 90 fir. | X So à Ti VER + E 4 i dans le domaine M d, Xx Y = Yo (2); VW Qe sw) 20 J. W. LINDEBERG. et désignons par (s) l’ensemble des ares de la courbe s qui correspondent aux ares de e sur lesquels est vérifiée cette inégalité; il est clair que la longueur totale des arcs (s) est infé- : 7 MOUTAE—e * 2 Désignons d'autre. part par o l'angle formé par le rayon # et le rayon issu de up, vp qui passe par le point w + E,, vo + E,. Cet angle,est une fonction continue des variables x, y, y', p dans le domaine e D LE Lo, y = Yo), © Ely — yo |<, P= Yo (8) et atteint' donc dans ce domaine une valeur minima e,. De plus, si nous admettons que le rayon t, ne fait pas partie de S, we, sera évidemment different de zéro. Considérons maintenant la courbe s. La direction de cette courbe fait avec /, un angle qui est partout > e, en exceptant peut-être certains segments appartenant aux arcs (s. Puisque l'extrémité de la courbe s est extérieure au cercle (u — ul)? + ( — v,)? = 7,?, et que la longueur nn 2 , substituer à la place de #, comme frontière du domaine S où se trouve l'extrémité de la courbe s, un rayon intérieur à S. Comme la méme remarque s'applique à &, on en conclut que, si e est suffisamment petit, le point (15) se trouve à l'intérieur de S, de sorte qu'on a bien 9 (u, v) > D (wo, vo). Par ce qui précède nous avons établi que la courbe e, donne à € (uw, v) un minimum par rapport aux courbes ap si o est suffisamment petit. Comme o,' peut avoir une valeur ‚finie quelconque, il est donc démontré que la condition formulée au n? 15 est suffisante pour le minimum fort, ce terme étant pris dans le sens indiqué plus haut. Au n? 15 nous avons fait remarquer que, si laire S est le demi-plan limité par la tan- gente de I au point %, vo, notre condition se réduit à celle relative au signe de la fonction E,yw Dans ce cas la différence entre la condition nécessaire et la condition suffisante est donc la méme que dans les problèmes ordinaires. Mais, si S ne se confond pas avec le demi- plan en question, notre condition est moins précise, car si, pour un système de valeurs de x, y, y', p appartenant au domaine (12), le point uw, + E,, v, + E, est extérieur à S, il ne s’ensuit pas nécessairement que le minimum fort cesse d'avoir lieu. totale des ares (s) et inférieure à il en résulte que, si 4 ne fait pas partie de S, on peut 18. En terminant, nous allons appliquer notre théorie aux problémes traités par M. BOLZA. Dans le premier probléme il s'agit du maximum du rapport Î y dx 8 Tire v Les extrémales sont ici des arcs de cercles. Supposons qu'on ait trouvé un arc de cercle joignant les points z,, y; et 2%, Ya, et satisfaisant à la condition (1). D’après notre théorie ce cercle doit être une extrémale de l'intégrale v, 4 — up v, et la condition de Legendre exige Tom. XLIV. Sur les maxima et minima d'une fonction de deux intégrales définies. 21 que wp, soit positif. La courbe I se réduit à la droite wu — wy, v — 0, ce qui est un cas tout à fait spécial. On en conclut que le foyer conjugué du probléme se confond avec le foyer conjugué relatif au problème du maximum libre de l'intégrale v, u — w, v, et que la condition du n? 15 se réduit à la condition de Weierstrass relative à cette méme intégrale. Le probleme que nous considérons est done, dès qu'on a trouvé l'extrémale satisfaisant à (1), entierement équivalent au probléme du maximum libre de vy u — w, v. On peut d'ailleurs voir cela directement, car, v étant toujours positif, la condition u (M v Vo est équivalente à la condition vy uw — wy v < 0. Dans le second problème de M. Borza on cherche le minimum du produit [v P fv 1 + y'? dr = wv. Les extrémales sont toujours des ares de cercles. La courbe cherchée, qui doit vérifier la condition (1), est en méme temps une extrémale de l'intégrale v, € + wu, v, et, en vertu de la condition de Legendre, on doit avoir & — 0. La courbe I est ici l'hyperbole wv = usv,, et, comme la courbure de cette hyperbole est négative au point 9, v,, le foyer conjugué du point 4,7, est situé entre ce point et le foyer conjugué relatif au probleme du maximum libre de vu + *w, v. Le domaine S est limité par les rayons menés du point up,, vy parallele- ment aux directions positives des axes des coordonnées, et ces rayons font partie de S. La fonction 47, étant identiquement nulle, tandis que la fonction ZZ, est positive et non nulle dans le domaine (12), les points (13) seront les points de la droite « — w, où vv, La condition du n? 15 est done remplie, et l'on voit que, si les conditions du minimum faible sont remplies, il y aura aussi minimum fort. — 9 #0 + — N°05: +" E = 1 / > t ' " "m " , à " | Me I s i , ; * La à AU r i = I r * = 7 a ^ 1 3 - M - Li / \ ( ; \ / i i , E / " n MAS RU s | EN Fn 4 ^. ; - RER : , Y E / ' \ T | 4 x : Ek 4 - X ^ ^ 1 är , 4 D ' by . 1 2 ( Ri 2 di D r / Cr z | 1 r : i A A d A " - - - ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ re en T Er. M. eM ÜBER EINE BEZIEHUNG ZWISCHEN DER DIELEKTRIZITATSKONSTANTEN UND DEM SPEZIFISCHEN VOLUMEN DIELEKTRISCHER KÜRPER KR. FSbOTTE. HELSINGFORS 1914 DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten und dem : spezifischen Volumen dielektrischer Körper. VON K. F. SLoTTE. Wenn man ein Dielektrikum als einen Körper betrachtet, der zum Teil aus leitenden Teilchen, zum Teil aus nichtleitenden Zwischenräumen besteht, so dass die Elektrizität zwar innerhalb jedes Teilchens, nicht aber von einem Teilchen zu einem anderen sich bewegen kann, so lässt sich nach Czausius !), „wenigstens für den Fall, wo die Körperchen als kugel- förmig vorausgesetzt werden“, eine bestimmte Beziehung zwischen dem von den Teilchen erfüllten Raume und der Dielektrizitätskonstanten des Körpers aufstellen. Wird das Verhält- nis des genannten Raumes zum äusseren Volumen des Körpers oder der s. g. Verdichtungs- koeffizient 2) mit g und die Dielektrizitätskonstante des Körpers mit K bezeichnet, so ist diese Beziehung ?) i Bezeichnet man” den Brechungsexponenten einer elektromagnetischen Welle beim Übergange aus dem leeren Raum in einen dielektrischen Kórper mit », so ist ferner (2) K= nun? a Man erhält dann: 2— | (3) = eg Ist n der optische Brechungsexponent, so gilt indessen die Maxweuv'sche Beziehung (2) ganz allgemein nur für die Gase. In diesem Falle dürfen wir folglich auch die Gleichung (3) nur auf gasförmige Körper anwenden. Wenn wir nun die Gewichtseinheit eines homogenen dielektrischen Körpers in Betracht ziehen und mit v das äussere Volumen derselben bezeichnen, so ist, falls die Voraussetzun- " 1) Die mechanische Wärmetheorie. Braunschweig 1879. II, pp. 62—97. 2) Das aus der kinetischen Gastheorie herstammende Wort „Verdichtungskoeffizient“ wird hier in ganz allgemeiner Bedeutung als Maass der Verdichtung eines Stoffes angewendet. Sy 1. c. p. 94, GI. (54). * 4 K. F. SLOoTTE. gen, auf welchen die Gleichung (1) beruht, richtig sind, der Raum, welchen die leitenden Teil- chen des Kórpers ausfüllen, wenn man die nichtleitenden Zwischenräume abrechnet: * (4) ll = ] “VD. * K + 9 . Diesen Raum gv wollen wir der Kürze halber das reduzierte Volumen der Gewichtseinheit nennen. Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass die Grösse gv für einen und denselben Körper un- ter allen Veränderungen, welche mit dem Körper geschehen und die von keiner Zersetzung der Teilchen begleitet, sind, unverändert bleibt und somit eine Konstante ist, die vom Aggre- gatzustande, von der Temperatur, vom Drucke u. s. w. nicht beeinflusst wird. Bezeichnen wir die Werte «des Verdichtungskoeffizienten und des spezifischen Volumens des Körpers in zwei verschiedenen Zuständen mit g, g', v und +’, so hätten wir hiernach: (5) gv — gv — C, , wo C folglich eine vom Zustande des Kórpers unabhängige Konstante bezeichnen würde. In dieser Arbeit wollen wir die Grösse gv für verschiedene Körper und verschiedene Zustände desselben Körpers berechnen. Wir können so die Gültigkeit der Gleichung (5) für dielektrische Körper prüfen. Wir beginnen mit Luft. — Beim Siedepunkte (— 193° C.) ist die Dielektrizitätskonstante der flüssigen Luft nach BEHN und KrgBrrZ?!) 1,47—1,50. Wir setzen demnach K= 1,485 und bekommen somit nach Gleichung (1) 9 = 0,139. Da das spezifische Gewicht: der Luft in diesem Zustande = 0,919 ist, so erhalten wir in cm? pro g v == IM 88: — 0,919 Folglieh wird gv.=0,15L Für Luft in gasförmigem Zustande ist nach BoLTZMANN ?) bei 09 C. und 760 mm Druck E > a . K — 1,000598, somit g = 0,0001966. 1) LaNporT-BORNSTEIN, Physikalisch-chemische Tabellen (1912), p. 1221. oy e. p. 1220. $ ''om. XLIV. Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitütskonstanten u. dem, spez. Vol. diel. Körper. 5 Da ferner das spezifische Gewicht der Luft in diesem Zustande — 0,001293 ist, so wird NE Ragge | 1 OODUISSS : 1 + Wir erhalten hiernaclı 1 go = 0,152 oder fast denselben Wert wie für die flüssige Luft. Sauerstoff. — Für den flüssigen Sauerstoff ist bei — 182° nach FLEMING u. DEWAR !) On "Mit diesem Werte bekommen wir aus (1) g — 0,141. Das spezifische Gewicht des Stoffes in diesem Zustande ist 1,126. Wir erhalten dann "n = —— = 0,558 . 1,196 und go — (125. Für den gasförmigen Sauerstoff ist nach Romwann ?! bei 0? und 760 mm Druck K = 1,000547. Fast genau denselben Wert erhalten wir aus Gleichung (2). Dann wird y = 0,000152. Da 1 em? Sauerstoff im Normalzustande 0,001429 g wiegt, so wird für diesen Zustand = © = 700. ^— 6001429 — "* Mit diesen Werten von g und v bekommen wir gv — 0,127. Die Differenz der beiden erhaltenen Werte von gv ist folglich sehr klein, und wir kón- nen für Sauerstoff als Wert der genannten Grósse das Mittel oder gv = 0,126 setzen. TAC er NERE Sec sp 21220: N:o 6. 6 ^ K. F. SLoTTE. Chlor. — Bei — 60° ist für das flüssige Chlor nach LINDE!) Kerl: Nach (1) ist dann | (em ORIG ) , Da das spezifische Gewicht der Flüssigkeit bei der genannten Temperatur 1,617 ist, so wird 1 N y 1,617 = 0,615, und wir bekommen (res mc Der optische Brechungsexponent des Chlorgases ist nach MASCART ?) n — 1,000773. Dann bekommen wir K = n? = 1,001547 und aus (1) f — 0,000515. Da 1000 em? Chlorgas bei 0? und 760 mm Druck 3,167 g wiegt, so ergibt sich — AUED ar rsen ; Mit diesen Werten von g und v erhalten wir i gv = 0,168. Der letzte Wert von gv ist etwa 4,7 /, kleiner als der für den flüssigen Zustand erhal- tene Wert, und als Mittel beider Werte bekommen wir gv = 0,167. Stiekoxydul. — Nach den Beobachtungen von LINDE ?) ist für diesen Körper im flüssigen Zustande K — 1,68 bei — 5? und = 1,57 bei -- 59. Bei 0? dürfen wir dann annehmen und bekommen folglich 1) 1. e. p. 1221. 2) db coss XU SE Oy) JE ceo ierat Tom. XLIV. Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten u dem spez. Vol. diel. Körper. 7 Ferner ist bei derselben Temperatur das spezifische Gewicht der Flüssigkeit 0,9105 und somit Wir erhalten dann gv = 0,182. Für das gasfórmige Stickoxydul ist nach BoLTZMANN !) bei 0? und 760 mm Druck K — 1,001158. Nach Mascarr?) ist in demselben Zustande n — 1,000516 und somit K — n? — 1.001082. Als Mittel der beiden Werte erhalten wir K — 1,001095, und folglich wird 4 = 0,000865. Im Normalzustande wiegt 1000 em? des Gases 1,9777 g. Wir bekommen dann DE BOUE 506 gar und gv — 0,185. Als Mittel der beiden gefundenen Werte erhalten wir gv — 0,184. = Kohlendioxyd. — Nach LINDE 3) ist für das flüssige Kohlendioxyd bei 0? C. IKE —SI DS: Mit diesem Werte bekommen wir aus (1) g — 0,162. 1) 1. e p. 1220. 2) Cp 1019" 3)b cs qoot; N:o 6. 8 TUR SBAQIPSUR: In demselben Zustande ist das spezifische Gewicht der Flüssigkeit 0,92. Wir erhalten dann pa ele To ADO XE D 1,087 und A gv = 0,176. ! Als Mittel von 3 beobachteten Werten!) ergibt sich für das gasförmige CO, im Normal- zustande K = 1,000973. In Mittel ist für denselben Zustand n = 1,000454, und hiernach wäre K — n? — 1,000908. [ Als Wert von À nehmen wir das Mittel dieser Werte. Wir setzen somit | — 1,00094. Dann erhalten wir y = 0,000312. [ Das Gewieht von 1000 em? des Gases bei 0° und 760 mm Druck ist 1,9765 g. Wir haben dann Lee TE ne und bekommen folglich . E (JUNIO Dieser Wert ist erheblich kleiner als der für den flüssigen Zustand erhaltene Wert. Das Mittel beider Werte ist 0,167. Schwefeldioxyd. — Für flüssiges SO, ist nach den Beobachtungen von EVERSHEIM ?) bei 60° K=1 0,8. Mit diesem Werte erhalten wir aus (1) 9 = 0,166. 2 1 t Das spezifische Gewicht der Flüssigkeit bei der oben genannten Temperatur ist 1,2633. Wir bekommen dann il v=-——— = (),792 139644 — ^! und gv = 0,607. !) L e, p. 1220. ?) L. e, p. 1221. Tom. XLIV. Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstunten u. dem spez. Vol. diel. Körper. — 9 Für denselben Stoff in gasförmigem Zustande ist nach BÄDERER!) bei 0° und 760 mm Druck K = 1,00993. Als Mittel von 10 beobachteten Werten?) des optischen Brechungsexponenten erhält man für denselben Zustand n = 1,000676 und somit P Rene UMS. Die beiden Werte von K, die wir für den Normalzustand des Gases gefunden haben, weichen 'so erheblieh von einander ab, dass man geneigt ist die Differenz irgend einem grósseren Feh- ler zuzuschreiben. Es scheint demnach zweifelhaft, ob man in der Tat berechtigt ist als Wert von K das Mittel dieser Werte zu nehmen. Indessen wollen wir dieses tun und setzen somit K — 1,00564. Wir erhalten dann aus (1) g = 0,00188. Im Normalzustande ist das Gewicht von 1000 em? des Gases 2,9266 g. Folglich ist Ton 1000] * — 29266 . 342 und (v = 0,643. Das Mittel der gefundenen Werte von gv ist 0,625. Wasser. — Wir werden zuerst die Dielektrizitätskonstante des Wasserdampfes aus dem optischen Brechungsexponenten berechnen. Bezeichnet man mit » und n’ die Werte des Brechungsexponenten eines gasfórmigen Kórpers in zwei verschiedenen Zustànden, mit s und s' die speziflschen Gewichte, mit v und v' die. spezifischen Volumina desselben Kórpers in denselben Zuständen, so ist nach einem von Araco und Bror entdeckten Gesetze: / qum dl od (6) $ T s’ oder (7) (n — 1)v=(n’ — 1)v'. Können wir das BovLEGav-LussAc'sche Gesetz anwenden, und bezeichnen wir die Werte der iyu Cp 1220; ?) ]. e. p. 1019. N:o 6. 9 Á 10 K. F. SLOTTE. Temperatur und des Druckes in den beiden Zuständen mit f£, #, p und p', den Ausdehnungs- koeffizienten mit e, so haben wir auch: So cr pe ME? Aus dieser und der vorhergehenden Gleichung bekommt man: (n—1)0- e) — (n— 1 4 et p p (8) Setzen wir /— 0, p'— 760 mm und bezeichnen den Wert von »' für diesen Zustand (der: Normalzustand) mit #,, so erhalten wir (9) N —] — ny — 1 19 nach welcher Gleichung n berechnet werden kann, wenn «X, p und « bekannt sind. Auf Grund der Bestimmungen von Lorenz!) und MascamT!) dürfen wir in Gleichung (9) für Wasserdampf n, = 1,000254 setzen. Für gesättigten Wasserdampf von 0°C. ist p—4,6 mm. Mit t=0 erhalten wir dann aus (9) für diesen Zustand n = 1,000001587 und bekommen somit : : K — n? = 1,000003074. a ei Aus (1) ergibt sich dann 9 = 0,000001025. Ferner ist für denselben Zustand v == 210681. Wir erhalten folglich gv — 0,216. Bei 100? C. ist das spezifische Volumen des gesättigten Wasserdampfes p — 1651. Wenn wir in Gleichung (7) diesen Wert von v und statt »' und »' die oben angewandten Werte des Brechungsexponenten und des spezifischen Volumens für gesättigten Dampf von. 0? C. einsetzen, so bekommen wir für den gesättigten Wasserdampf von 100? C n = 1,0001963, K = n? — 1,0003926 und 9 = 0,0001308. 1) 1. ce. p, 1019. Tom. XLIV. + Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten u. dem spez. Vol. diel. Körper. 11 Dann erhalten wir gu = 0,216 oder genau denselben Wert wie für den gesättigten Wasserdampf von 0? C. Die Werte von gv, welche wir für Wasserdampf erhalten haben, stimmen aber gar nicht init den Werten derselben Grósse überein, die man mit den beobachteten Werten von X für das Wasser im flüssigen Zustande bekommt. Bei 0? z. B. ist nach Dmupx !) K — 58,2, * und mit diesem Werte erhält man aus (1) g = 0,967. Da man für diesen Zustand VEM annehmen kann, so wird gu 0,967, welcher Wert von dem für Wasserdampf erhaltenen Werte vollständig abweicht. Diese Abweichung hat offenbar darin seinen Grund, dass das flüssige Wasser bei ge- wöhnlicher Temperatur kein Isolator, sondern ein Leiter ist, während man den Wasserdampf, wie die Gase überhaupt, zu den Isolatoren rechnen muss. j Auch Eis von niedriger Temperatur ist ein schlechter Leiter. Wenn die Beziehung (5) für dielektrisehe Kórper allgemein gültig ist, darf man folglich erwarten, dass der Wert von gv für Eis von hinreiehend niedriger Temperatur mit dem für Wasserdampf erhaltenen Werte übereinstimmen werde. Nach BEHN und KrrBrrz?) liegt der Wert der Dielektrizitätskonstante des Eises bei — 190? C. zwischen 1,76 und 1,88. Als Wert von K für die genannte Temperatur kónnen wir dann das Mittel der angeführten Werte annehmen. Wir setzen somit K= 1,82, mit welchem Werte wir aus (1) g — 0,215 bekommen. Bei .— 190° ist das spezifische Gewicht des Eises sehr nahe = 0,98 Wir er- halten folglich für diese Temperatur 1 und gv — 0,281, welcher Wert so gut, wie man überhaupt erwarten kann, mit dem für Wasserdampf erhal- tenen Werte 0,216 übereinstimmt. Als Mittel bekommen wir somit für Wasser in festem und gasfórmigem Zustande gv = 0,228. 1150: p 271213: 3) 1. c. p. 1213. N:o 6. 12 K. F. SLOTTE. Schwefelkohlenstoff. — Bei 17? C. ist nach DgupE!) für [o den flüssigen Schwefelkohlenstoff RDC Mit diesem Werte ergibt sich aus (1) (j = 0,853. . Das spezifische Gewicht der Flüssigkeit bei der genannten Temperatur ist 1,266. "Dann be- kommen wir : 1 Ur vog xr eR A und gv — 0,279. Für Schwefelkohlenstoffdampf ist nach KrEMENCIÉ?) der auf den Normalzustand redu- zierte Wert der Dielektrizitätskonstante . K = 1,0029. Fast genau denselben Wert erhält man aus der Gleichung (2) mit den beobachteten Werten des optischen Brechungsexponenten. Wir bekommen somit 4 = 0,000966. Als Wert des spezifischen Gewichtes des CS,-Dampfes erhält man für den Normalzustand mit Kenntnis des Molekulargewichtes und des spezifischen Gewichtes von Sauerstoff für den- selben Zustand E - 0,001429 — 0,008394. Hieraus ergibt sich " 1 "= 0,00889% — eu. Wir erbalten demnach für diesen Zustand gv = 0,285, welcher Wert mit dem für den flüssigen Zustand erhaltenen Werte befriedigend übereinstimmt. Als Mittel ergibt sich für Sehwefelkohlenstoff gv = 0,282. Chlorkohlenstoff. — Für den flüssigen Chlorkohlenstoff ist nach Turner ®) bei 15? C. K — 2,246, 1) I. c. p. 1214. 2) 1. c. p. 1220. 3) 1. e. p. 1214. 5 Tom. XLIV. Über cine Beziehung zwischen der Dielektrizitütskonstanten u. dem spez. Vol. diel. Körper. 13 folglich g — 0,298. Bei derselben Temperatur ist das spezitische Gewicht sehr nahe — 1,6 und somit i 1 dem 201025 1,6 Der Man bekommt dann gv = 0,188. Für Chlorkohlenstoffdampf von 110° und 760 mm Druck ist nach BÄDERER !) K = 1,008304, somit 7 = 0,001012. Das volumen von 1 g des gesättigten Dampfes bei 110° ist 76,7 cm? und der Druck des Dampfes in demselben Zustande 1857,4 mm. Bei derselben "Temperatur und einem Drucke von 760 mm hat man dann annähernd Für diesen Zustand ergibt sich demnach gv — 0,192; Das Mittel der gefundenen Werte von gv ist 0.185. Chloroform. — Für Chloroform in flüssigem Zustande ist nach DnupE?) bei 17° C. K — 4,95 und folglich fJ = 0,568. Bei der genannten Temperatur ist das spezifische Volumen der Flüssigkeit v — 0,669. Wir erhalten somit für den flüssigen Zustand gu = 0,880. Slketesjen (22208 ?) L c. p. 1214. N:o 6. 14 K. F. SLOTTE. Ferner ist nach BÄDEKER !) für Chloroformdampf von 120° und 760 mm Druck K = 1,0042. Aus Gleichung (1) bekommen wir dann für diesen Zustand y = 0,001398. Da das Gewicht von 1 cm? Sauerstoff bei 120? und 760 mm Druck = 0,000993 g und die Diehte des Chloroformdampfes in Bezug auf Sauerstoff 119,39 32 — 3,731 ist, so wiegt 1 cm? des Dampfes in diesem Zustande 3,731 + 0,000993 = 0,003705 g, und folglich ist in demselben Zustande Für den gasfórmigen Zustand erhalten wir dann gv = 0,871, weleher Wert mit dem für den flüssigen Zustand erhaltenen Werte nahe übereinstimmt. Das Mittel beider Werte ist 0,979. Ed Benzol, — Nach DmupE?) ist für flüssiges Benzol bei 19? C. K — 2,96. Hieraus ergibt sich g — 0,296. Bei 19° ist das spezifische Gewicht der Flüssigkeit sehr nahe — 0,88. Wir bekommen dann 1 088 = 1,136 und gv = 0,336. Für Benzoldampf von 100° und 760 mm Druck ist nach LEBEDEW ?) K = 1,0031. DElzcHp.21220) Sy pos 218; 3) ]. c. p. 1220. Tom. XLIV. Über eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten u. dem spez. Vol. diel. Körper. 15 Nach (1) ist dann g = 0,001032. Das spezifische Gewicht des gesättigten Benzoldampfes bei 100° ist 0,004704 und der Druck 1340 mm. Bei derselben Temperatur und einem Drucke von 760 mm ist somit das spezi- fische Gewicht des Dampfes annähernd G9) . Mie bs E —( "(aQ 1340 0,004704 = 0,002668 und das spezifische Volumen 1 ae 0,002668 — 9? Für diesen Zustand erhalten wir folglich gv — 0,387. Als Mittel bekommen wir dann für Benzol gv = 0,962. Athyläther. — Bei 09 C. ist nach ABzGa!) für den flüssigen Zustand K — 4,68. somit g = 0,551. Da bei dieser Temperatur das spezifische Gewicht der Flüssigkeit 0,736 ist, so wird = 1 " — 0,186 = 1,359, und wir erhalten folglich gv = 0,749. För Ätherdampf von 100? und 760 mm Druck ist nach LEBEDEW ?) K — 1,0049 und nach BADEKER ?) RET 00516: Als Wert von K für diesen Zustand nehmen wir das Mittel der angeführten Werte und setzen somit K = 1,00508. Wir bekommen dann 9 = 0,00167. HELE: ps 1219 3) l. e. p. 1220. N:o 6. 16 K. F. SLOTTE. Da das Gewicht von 1 em? Sauerstoff bei 100? und 760 Druck = 0,001046 g und die Dichte des Átherdampfes in Bezug auf Sauerstoff ‚ ist, so wiegt 1 cm? Ätherdampf in diesem Zustande 2,315 - 0,001046 = 0,002421 g. : : Wir erhalten somit ' il ern und gv — 0,690. Das Mittel der beiden Werte von gv ist 0,720. Für Äthylalkohol habe ich keine befriedigende Bestätigung der Gleichung (5) erhalten können. Dieser Körper wird ja auch, ebenso wie Äthyläther, zu den Halbleitern gerechnet. Schwefel. — Das Mittel der Werte von X, welche Scnwrpr!) und FELLINGER!) für den festen Schwefel, wahrscheinlich bei Zimmertemperatur, gefunden haben, ist 3,875. Wir setzen daher für diesen Kórper K — 8,88. Aus (1) bekommen wir dann fj = 0,49. Das spezifische Gewicht der festen Schwefels bei gewöhnlicher Temperatur dürfte man im Mittel = 2 annehmen kónnen. Mit diesem Werte erhalten wir v = 0,5. Dann wird gv = 0,245. P Nach den Beobachtungen von Lg Roux?) ist der optische Brechungsexponent des Schwe- feldampfes beim Siedepunkte (445? C.) j n — 1,001629. Wir bekommen hiernach Kn 00326 und f = 0,001085. Bei 445° ist das Molekül des Schwefeldampfes S-atomig und das Molekulargewicht des Dam- DRAC SII: 2) Ann. de Chimie et de Physique, (3), 61, p. 418. 1861. Tom. XLIV. Uber eine Beziehung zwischen der Dielektrizitätskonstanten u. dem spez. Vol. diel. Körper. 17 ' pfes folglich 256. Da 1 em? Sauerstoff bei derselben Temperatur und 760 mm Druck 0,000543 g wiegt, so ist das Gewicht von 1 em? Schwefeldampf in demselben Zustande annähernd 256 ^o 0000543 = 0,004844. g. Demnach erhalten wir für diesen Zustand — 230 D 1 — 0,004344 und gv = 0,250, somit sehr nahe denselben Wert wie fär den festen Zustand. Phosphor. — Für den festen Phosphor ist nach SchLunpr !) bei 20° C. K=4L Mit diesem Werte von Ä erhalten wir g — 0,508. Ferner ist das spezifische Gewicht des Körpers bei derselben Temperatur 1,83 und somit Folglich wird gv — 0,277. Nach Lg Roux?) ist der Brechungsexponent des Phosphordampfes beim Siedepunkte n — 1,001364. Für diesen Zustand bekommen wir folglich IN e n? em ig und : 9 = 0,000909. Die Dichte des Phosphordampfes in Bezug auf Luft ist 4,4. Da 1 cm? Luft beim Siedepunkte des Phosphors 287? C. unter normalem Druck 0,00063 g wiegt, so ist folglich das Gewicht von ] em? Phosphordampf in demselben Zustande annáhernd 4,4 » 0,000683 =: 0,002772 g. !) LANDOLT-BÓRNSTEIN, p. 1213. 2?) Ann. de Chimie et de Physique, (3), 61, p. 418. N:o 6. 18 K. F. SLOTTE. Der entsprechende Wert des spezifischen Volumens ist 1 "— ÿoogrre — 561. Mit den gefundenen Werten von g und v erhalten wir für Phosphordampf gv — 0,328. Das Mittel der beiden Werte von gv ist 0,308. Die Ergebnisse der oben ausgeführten Berechnungen werden in der untenstehenden Ta- belle zusammengestellt. Durch die Werte von ge werden die reduzierten Volumina von 1 g der verschiedenen Substanzen in em? ausgedrückt. Berechnete Werte von gv. & | | » Fest | Flässig Qus. | Mittel | | | förmig | | | Vales dis Mee — | 0451 | 0152 | 0,152 Sauerstoff t. Ao et — 0.125 | 10591-0126 Chose RER Noir ROME ONG fao tte «o xy au] EEE — 0,183 | 0,185 ! 0,184 | Kohlendioxyd ..... — | 0,176 | 0,58 | ‘0,167 | Schwefeldioxyd ....| — | 0,607 | 0,643 | 0,625- IC MERIITSI "9 10 gran ME 0,231 — 0,216 | 0,223 | | Schwefelkohlenstoff. .' | — 0,279 |. 0,285 | 0,282 | | Chlorkohlenstoff. .. . — | 0188 | 0492 | 0,188 | (ODlorofonne- 9 90 | — 0,380 | 0,377 | 0,879 | Benzol. nes | — | 0,336 | 0,887 | 0,362 | | Achylather es | e 7] 0,749 | 20,890 11.0720 | Schwefel VEM | 0245 | — | 0850 | 0,247 IEPHOSQBUOI 6 oss EE (KÖPTE 0,398 | 0,308 | Die bei den Berechnungen benutzten Werte von A und v dürften nicht in allen Fällen vollkommen zuverlässig sein. Wenn grössere Differenzen zwischen den Werten von ge für verschiedene Zustände eines und desselben Kórpers vorkommen, so sind sie wahrscheinlich zum grössten Teile diesem Umstande zuzuschreiben. Helsingfors, in März 1914. ——— Harn ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. No 7. Über die vom N, trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien - mit einem vergleichenden Ausblick über den Adductor mandibulae der Gnathostomen, und einem Beitrag zum Verständnis der Organisation der Anurenlarven. Von ALEX. LUTHER. Mit 1 Tafel und 92 Figuren im Text. HELSINGFORS 1914, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT. 4 Vorwort. In drei früheren Arbeiten habe ich die Morphologie der vom N. V, beherrschten Muskulatur der Selachier (1909 a und b), Ganoiden und Dipneusten (1913) behandelt. Vorliegende Untersuchung schliesst sich diesen Arbeiten an und verfolgt dasselbe Ziel. Meine Absicht (vgl. 1913 p. 3) die Amphibien weniger ausführlich zu behandeln als die Fische (incl. Dipneusten) habe ich im Lauf der Untersuchung aufgegeben, da es sich bald als notwendig erwies eine grössere Anzahl von Gattungen zu untersuchen um für die Schlüsse eine sicherere Basis zu gewinnen. Eingehende Berücksichtigung wurde auch der betreffenden Muskulatur der Anu- renlarven gewidmet. Ihre von denjenigen der Erwachsenen stark abweichenden Ausbil- dungsformen schienen mir einer Erklärung sehr zu bedürfen. Ein Verständnis konnte aber nur aus der Betrachtung der Gesamtorganisation der Kaulquappen und einem Ver- gleich mit embryonalen und erwachsenen Zuständen gewonnen werden. Ich habe des- halb in den betreffenden Abschnitten, besonders bei der Beurteilung des larvalen Adduc- tor mandibulae, korrelative Verhältnisse anderer Organe und Anpassungen des Kórpers an die Nahrung kurz erórtert. Diese Beziehungen scheinen mir den Schlüssel für das Ver- ständnis der Körperform der Kaulquappen zu bieten. Die der Arbeit zu Grunde liegenden Untersuchungen wurden mit mehreren Unterbrechungen zu sehr verschiedenen Zeiten ausgeführt. So stammen z. D. alle meine Notizen und Figuren, die Cryptobranchus japonicus betreffen, aus dem Jahre 1907, wäh- rend die meisten Formen spáter (1912—1913) untersucht sind. Daher ist die Bearbeitung nicht immer eine gleichmässige. Ich hoffe jedoch, dass daraus keine wesentlichen Män- gel erwachsen sind. Das Material für die Untersuchungen wurde mir zum wesentlichsten Teil von Herrn Geheimrat Prof. M. FürBriNGer in Heidelberg in uneigennützigster Weise zur Verfügung gestellt. Mehrere wertvolle Urodelen erhielt ich aus den Vorräten des Zool. Instituts in München, Material von Pelobates aus dem Zool. Institut in Rostock. Dem Zoolog. Museum in Helsingfors gehörten ferner einige Formen, die aus den Reise- 4 ausbeuten von Prof. K. M. LEvANDER (Massaua), Dr. B. R. Porrivs (Sibirien) und mir selbst (Japan und Ceylon) stammen. Herr Dr F. Sarasix in Basel sandte mir auf meine Bitte hin gütigst 2 Schnittserien durch den Kopf von jungen Zchthyophis gluti- nosa; Prof. H. SPEMANN in Rostock gestattete mir freundlichst die Untersuchung zahl- reicher ihm gehöriger Schnittserien durch Larven von Rana fusca. Dazu kommt lebendes Material, das in den Umgebungen von Heidelberg, Mün- chen und Rostock gesammelt wurde, sowie einige käuflich erworbene "Tiere. Im ganzen wurden untersucht: Gymnophionen: Siphonops annulatus 1 Ex. von Prof. M. FÖRBRINGER. Caecilia, tentaculata 1 „ —, E di " Ichthyophis glutinosa 1 Ex. Mus. Helsingfors. 2 Serien von Dr F. SARASIN. Urodelen: Siren lacertina 1 junges Ex. Gekauft. Proleus angvineus Mehrere Exx. Zool. Inst. München u. Prof. M. FürBRiNGer (1 Ex.). Necturus maculatus 2 Ex. Zool. Inst. München. 1 Ex. Prof. M. FÜRBRINGER. Cryplobranchus japonicus 1 Ex. Prof. M. FURBRINGER. C. alleghaniensis je 1 Ex. Prof. M. FünsmiNGER und Zool, Inst. München. Amphiuma means 1 Ex. Prof. M. FURBRINGER. Salamandrella keyserlingi 1 Ex. Mus. Helsingfors (Lena med.). Hynobius nebulosus 1 Ex. Mus. Helsingfors (Japan). Onychodactylus japonicus 1 Ex. Mus. Helsingfors (Japan). Amblystoma (Siredon) sp. Mehrere Exx. verschiedener Grüsse. Zool. Inst. München. Salamandra maculosa, Larven u. Erwachsene. Mehrere Exx. (lebend) Zool. Inst. München. Triton cristatus, Larven u. Erwachsene. Rostock. Tr. cristatus var. karelini gekauft. Anuren: Xenopus clivii 2 Ex. Mus. Helsingfors (Massaua). Pelobates fuscus. Reichliches Material an Larven aus der Umgebung von Rostock. 1 Erwachsenes Ex. Zool. Samml. Rostock. DBombinator pachypus. Heidelberg. Bufo vulgaris Erwachsene und Larven. München u. Rostock. Hyla arborea Schnittserie von Herrn Prof. SrEMANN. Rana mugiens 1 Ex. Prof. M. FÖRBRINGER. R. esculenta München u. Rostock. R. fusca. Erw. u. Larven. München u. Rostock. Verschiedene in Spiritus kons. Entwicklungsstadien verdanke ich Herrn Dr Wrrsch in München. Die Benutzung zahlreicher Schnittserien durch Larven gestattete mir Herr Prof. H. SPEMANN. Die genaue Bestimmung einiger der untersuchten Arten verdanke ich Herrn Prof. Lorexz Mütter in München. Die Arbeit wurde zum grössten Teil in den Zool. Instituten zu München und Rostock ausgeführt. Die Erlaubnis in denselben zu arbeiten verdanke ich dem freund- lichen Entgegenkommen der Herren Proff. R. GorpscHmipr und H. SPEMANN. Die Herren Proff. F. Broizr und E. Srromer vow REICHENBACH gestatteten mir in der palaeontologischen Sammlung in München die Besichtigung einiger fossiler Schädel. Allen den oben genannten Herren, besonders aber den Herren Geheimrat Prof. M. FÖRBRINGER und Proff. R. GoLvschmivr und H. SrEwANN spreche ich hiermit meinen aufrichtigen, herzlichen Dank aus. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurden bei Hinweisen auf Seiten und Figu- ren dieser Arbeit grosse Buchstaben benutzt (S., F.), bei Hinweisen auf andere Arbeiten kleine (p., f., t.). — An den Figuren sind die Kopfnerven in gebräuchlicher Weise mit römischen Ziffern bezeichnet, der Ursprung eines Muskels durch ein angehängtes °, die Insertion durch ein ”. Die Verzeichnisse der Synonyme werden demjenigen, der sich eingehender mit den Muskeln befasst, die Zusammenstellung der Litteratur erleichtern. Vollständigkeit konnte hier nicht erreicht werden. h X ue S sr + Den aM. Wi LY IAN S E S Er U 1 x * ör ) QM ; ^ = nn 4* ' | yt * b | + d " D J S D Y Lj 4 2 1 n^ A J : ' > Å M 1 M M - ^ I : i | m I ; si Md [ L "T i 5 h 1 PE 3 I + i M» in , (2 a ; I 1 E q vn I Jd x NUN D C ae "m ; A es C [ d » v z Lu n y - så ’ 1 y 1} i b | 1 , n ee ur j Y ^ 3 1 i i j a ^ r , Jit i s E^ 8 : 4 j ! e u . M AS 1 1 D ^ [ c 1 1 #40 v | i n ir + + M / ge à à 7 Y y 1 I } N 3 1 - i Uu $ s 1 . i v PAL € D 374, Jours D , L ni ^ , 4 s + U E. C - A V1 2 Ra i Lu \ LAN \ 3 ] i V v Li Ne 2 4 r ^ Ù Ne, 4 ! A a e d Y 4 X : ^ " PE i i rA [T uU , + i é À I - ’ A * x 1 - # s v * à D] f z * / - \ " * ] a ! 17 4 ! I. Constrictor 1 dorsalis. A. Levator quadrati und Streptostylie der Gymnophionen. Durch die Arbeiten von M. FörBRINGER (1900), Gavrr (1902), Versruys (1910, 1912 a und 1912 b) u. A. ist in neuester Zeit das Interesse der Vertebraten-Morpholo- gen auf das Streptostylie-Problem gerichtet worden. In den trefflichen Veröffentlichun- gen des letzteren Verfassers wird auch der Umstand besonders hervorgehoben, dass die Gymnophionen in dieser Beziehung sehr ursprüngliche Verhältnisse bewahrt haben, indem bei ihnen nicht nur das Quadratum seine Beweglichkeit beibehalten hat, sondern auch ein dasselbe gegen den Schädel bewegender „Schädelpterygoid“-Muskel, den Versnuys bei Siphonops und Hypogeophis-Embryonen fand (1910 p. 599, 1912 a p. 497 und 1912 b p. 598), ' erhalten geblieben ist. Die Beweglichkeit des Quadratum der Blindwühlen ist bereits früher verschiedenen Forschern aufgefallen. WIEDERSHEIM (1879 p. 16) schildert die eigentümliche Gestalt dieses Knochens und den medialen, vorderen Fortsatz desselben, welchen er als ein mit dem Quadratum verwachsenes Pterygoid auffasst. Dieser Processus pterygoideus (Sarasın) und der ,flügelfórmige Fort- zatz“ des Basalknochens sind „durch ein förmliches Gelenk (knorpelige Kontaktflächen, Höhle, Kapsel) mit einander verbunden“ (vgl. + auf fig. 10, wo die betreffende Gelenkfläche am Pterygoid von Siphonops annulatus dargestellt ist). Corr (1888 p. 300) bemerkt über Dermophis: „The quadrate is completely osseous and is freely articulated with the cranium.* Die beiden Sarasın (1890 p. 164), welche das ,Suspensorium* von Ichthyophis gluti- nosa sehr sorgfáltig beschreiben, konstatieren, dass zwischen Quadratum und Stapes ein gut ausgebildetes Gelenk vorhanden ist (vgl. auch CorE l. c: Marcus 1909 f. Z., p. 147), hier also eine Beweglichkeit existieren muss. , Wir haben uns auch in der That überzeugt, dass das Suspensorium in Verbindung mit dem Jugale einer, ganz schwachen Bewegung fühig ist; ! Auch ich hatte 1912, bevor mir die Arbeiten von VERSLUYS bekannt wurden, diesen unten näher beschriebenen Muskel gefunden. 8 A. LUTHER. dieselbe làuft von innen nach aussen in der Richtung eines Kreisbogens, dessen Centrum der oben beschriebene Anheftungswulst des Jugale an der Maxille bildet (f. 7 lw).* Weder WiwsLow (1898 p. 179) noch Prrer (1898 p. 583) konnten an den von ihnen untersuchten Zchthyophis-Larven eine Spur einer Verbindung des Qadratum mit dem Boden der Ohrkapsel durch den Proc. palatobasalis, wie eine solche bei anderen Amphibien existiert, nach weisen. VgnsLUvs (1912 b p. 565—566) fand ein gut entfaltetes Gelenk bei den zwei oben erwühnten Arten. Dasselbe liegt zwischen Basisphenoid und Palatoquadratum. Basipterygoid- Va Vi fr cpro Va qu aem ae mpl pio Fig. 1. Siphonops annulatus. Orbitotemporal-Grube von der Seite (etwas schrüg von oben) nach Ent- fernung der deckenden Knochen und des grössten Teils des Adductor mandibulae. Verne. nie Für die Fige. 1—3 gelten die folgenden Bezeich- nungen. ae. Adductor mandibu- lae externus. aem. Add. mand. exter- nus minor. bk. Basalknochen. cm. Cartilago Meckelii. epro. Caput praeorbi- tale. d. Dentale. dm. Depressor mandi- bulae. epo. Mundepithel. fo. Fenestra optica. g. Gefüss. ga. Gonioarticulare. gl V,. Ganglion des N. Ve: hy. Hyale. lg. Levator quadrati. mhbr. Hypobranchiale Muskulatur. mim. M. intermandibula- ris. mpl. M. pterygoideus. nim. N. intermandibula- ris. p. Parietale. ppl. Proc. pterygoideus quadrati. pl. Os pterygoideum. pra. Proc. articularis o. gonioarticularis. prra. Proc. retroarticula- ris. prsq. Proc. squamosus o. quadrati. pst. M. pseudotemporalis. qu. Quadratum. sq. Squamosum. Fortsätze fehlen zwar, auch liegt das Gelenk etwas weiter kaudal als bei den Sauropsiden, doch zwei- felt V. nicht daran, dass dasselbe dem Basiptery- goid-Gelenk der Sauropsiden homolog ist. Dass eine Beweglichkeit des Quadratum gegen den Schädel, übereinstimmend mit den oben zitierten Angaben, bei allen drei von mir untersuchten Gymnophionen-Gattungen existiert, kann ich bestätigen. Insofern ist jedoch ein Unterschied vorhanden, als ich bei Caecilia ten- laculata und Siphonops annulatus das von WIEDERSHEIN (1. €.) bei der letzteren Art ent- deckte Quadrato-Basal-Gelenk in hoher Ausbil- dung (mit Höhle, Knorpelüberzug, Kapsel) fand, dagegen bei Zchthyophis nur syndesmotische Verbindungen zwischen Kranium und Quadra- tum feststellte (auch die Sarasın erwähnen kein Gelenk). Wie bei den Selachiern, Crossoptery- giern, Holostei und Teleoste? eine Adduction der Palatoquadratspange an den Schädel durch den Musculus levator palatoquadrati (Levator maxillae superioris, Lev. arcus pala- tini) bewirkt wird, so ist auch hier ein ähn- licher Hebemuskel vorhanden. Ich bezeichne ihn als M. levator quadrati (F. 1—3 14). Entfernt man den gesamten Adductor mandibulae, so kommt am Boden der Tempo- ralgrube dieser ziemlich kleine, mehr oder we- niger abgeplattete Muskel zum Vorschein. Er Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 9 ist zwischen dem ersten und zweiten Trigeminusast unmittelbar rostral vom Ganglion Gasseri gelegen, entspringt am Basalknochen an der Seitenwand des Schädels und zieht mit nahezu parallelen Fasern zum dorsalen Rand es Proc. pterygoideus' des Quadratum (vel. die Figg. 1—3 u. 64 /q sowie F. 4, wo die Insertion /g? bezeichnet ist). Abweichend von dem Befund am Erwachsenen finde ich, dass die Insertion bei einem 16 cm langen Pier (Querschnittserie) sich rostralwärts etwas auf das Pterygoid erstreckt. ' Ich fand den Muskel relativ am stärksten ausgebildet bei ‚Siphonops annulatus (F. 1), etwas schwächer bei Caecilia lentaculata (F. 2) und Ichthyophis glutinosa (F. 3 u. 641g). din p sq prsq bh Va lq ppt UI V % - bh N pst - epo mpl? pt ga hu Va — mhbr ga = mim \ ga mim g hy prra pra ppl Va mpl? : Fig. 3. Ichthyophis glulinosa, 16 mm lang. Quer- Fig. 2. Caecilia tentaculata. Wie vorige Fig. Schnitt durch den Kopf. (Serie von Dr F. Sana- aber der Adductor mand. ganz entfernt und die SIN, Glas 21, mittlere Reihe, Schnitt 3). Kno- Nn. V, und V, abgeschnitten. Vergr. c. 7 : l. chen schwarz, Knorpel punktiert. Bezeichnun- Bezeichnungen wie Fig. 1. gen wie Fig. 1. Den Nerv für den Levator quadrati glaubte ich bei der Präparation von Sipho- nops als feinstes Fädchen an dem Ganglion N. V beim Austritt des V, aus demselben entspringen und direkt zum Muskel ziehen zu sehen. Da ich jedoch bei der ausser- ordentlichen Zartheit dieses Fädchens meiner Sache nicht ganz sicher war, und es mir bei Caecilia und Zchthyophis nicht gelang den Befund zu bestätigen, ^ habe ich an der von Herrn Dr F. Samasrs mir gütigst geliehenen Schnittserie von Zchthyophis diesen Punkt nachuftersucht. Es liess sich dabei mit Sicherheit feststellen, dass der betreffende Nerv noch im Bereich des Ganglions sich von der Medialseite der Fasermasse des V, trennt, sich ventral der Innenseite des V, anlegt, so ein kurzes Stück rostralwürts ver- ! VERSLUYS (1912 b p. 598) fand an einer Schnittserie durch den Kopf eines erwachsenen Siphonops annulatus, dass der Muskel „ventral vom Foramen trigemini entspringt und am Pterygoid inseriert“. ? Der Erhaltungszustand des Materials war für diese Untersuchung nicht günstig. N:o 7. 9 10 A. LUTHER. läuft und sich schliesslich an der lateralen Seite des Muskels verzweigt und in das Innere desselben eindringt. Ich. habe bereits oben den *'Levator quadrati der Gymnophionen kurz mit dem Levator palatoquadrati der Fische (und seinen Homologa, vgl. oben), also einem Derivat des Constrietor 1 dorsalis verglichen. Es fragt sich nun, ob diese Muskeln wirklich homolog sind, oder ob es sich nur um eine Analogie handelt, etwa derart, dass der Levator quadrati bei, den Gymnophionen durch Aberration und Abspaltung aus dem Adductor mandibulae (speziell dem A. m. internus) hervorging. Vergleichen wir zuerst die Innervation! Es ist für den Nerv des Constrictor 1 dorsalis bei den Fischen sehr charakteristisch, dass er stets hoch oben am Stamm des V, entspringt, oft noch am Truncus trigemini (= V, + V,) oder schon während des Verlaufs desselben durch die Schädelwand (vgl. Liurner 1909 à p. 85 und 1913 p. 14). Damit stimmt die oben für die Gymnophionen angegebene Abzweigung des Ner- ppt Igi pl Lane) Ce ven vom V, noch innerhalb des Ganglions gut überein. yYyy — Wirde es sich dagegen um ein Derivat des Adductor mpl mandibulae handeln, so wäre es wahrscheinlich, dass der Iqi ppl mxp Nerv weiter distal abzweigen und eventuell auch diesem Muskel Zweige abgeben würde. Das trifft nicht zu. b. Dann zur Beträchtung von Ursprung und Inser- tion! — Was den Ursprung betrifft, so erfolgt derjenige des Constr. 1 dorsalis bei den Fischen wie der des Leva- tor quadrati der Gymnophionen an. der Seitenwand des Schädels, bei ersteren jedoch in der Regel kaudal vom (05 Austritt des N. V, bei letzteren rostral von demselben. Zwar kommt bei den Chondroslei ein weit rostralwärts, pl mxp bis über und vor das Auge vorgeschobener Ursprung des O, d (Protractor hyoidei) vor, er liegt aber lateral von Fig. 4 Maxillo-quadrat-Spange von: A. Ichthyophis glutinosa, B. Siphonops annulatus, C. Caecilia tentaculata. sierende Muskel medial vom V, liegt. Immerhin erleich- (Der Kórper des Quadratum ist zer- ; want : meisselt: seine Form deshalb nieht tert das Vorkommen derartig weitgehender Verschiebun- korrekt). den grossen Asten des N. V, während der uns intres- LJ gen des Ursprungs die Annahme, dass der Ursprung des |j. Insertionsfläche des M. levator quadrati. A mpl. Ursprungsteil des M. pterygoi N* Y rostralwärts sewandert ist. deus. mz. Maxillopalatinum. ppt. Proc. pterygoideus o. quadrati. fen. Ich habe oben eanz generell (d. h. inbezug aut pl. Os pterygoideum. : } »- T gu. Quadratum. alle drei von mir untersuchten Formen) den Fortsatz des C,d bei den Gymnophionen ventral vom Austritt des Hinsichtlich der Insertion ist folgendes zu beach- Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 11 Quadratum, an dem der Muskel inseriert, als Proc. pterygoideus bezeichnet, wobei ich der von den beiden Sarasın (1890 p. 162) für Zchthyophrs gegebenen Bezeichnung folgte. Nun hat aber dieser Fortsatz (ppt) bei Caecilia (F. 4 C) und Siphonops (V. + B) eine wesentlich andere Gestalt und Grösse als bei Zchthyophis (F. 4 A). Bei jenen Formen ist er viel stärker und erreicht das Maxillopalatinum (map), während bei I. ein gut entwickeltes selbständiges Pterygoideum (pt) sich zwischen beide einschiebt. WiEDERSHEIM (1879) fasste diesen kräftigen Fortsatz bei Siphonops annulatus (p. 11, f. 21 Pt und f. 10), Chthonerpeton indistinctum (p. 21 und f. 13, 15 Pt), Hypogeo- plis rostratus (p. 31 und f. 18 Pt) und Caecilia. lumbrieordes (p. 31 und f. 14 Pt) als das mit dem Quadratum verschmolzene Pterygoid auf, welches bei Zchthyophrs noch selbständig in ähnlicher Lage vorhanden ist. Bei den am Schädel der Gymnophionen auch sonst so zahlreichen Verschmelzungen von Knochen untereinander lag diese Ver- mutung sehr nahe. Mir ist es jedoch wahrscheinlich, dass die Sache sich anders ver- hält. In F. 4 habe ich die Umrisse der an dem Boden der Temporalgrube zwischen Maxillopalatinum und Hauptteil (Körper) des Quadratum gelegenen Knochen eingezeich- net. Bei Zchtkyophis (A) ist der Proc. pterygoideus (ppt) des Quadratum (qu) relativ schwach, das Pterygoid (pt) dagegen, wie schon oben erwähnt, gut ausgebildet. Man beachte die starke Zacke des Maxillopalatinum | (jp), welche dorsomedial kaudalwürts ragt. B zeigt dieselben Knochen von Siphonops. Am Quadratum finden wir den sehr kräf- tigen Proc. pterygoideus wieder. am Maxillopalatinum dieselbe’kaudalwärts vorspringende Zacke wie in Fig. A. Kingekeilt zwischen beiden wiederum einen Knochen, jedoch von viel kleineren Dimensionen als bei Zchthyophis. Wr darf wohl mit grosser Wahrschein- lichkeit als das Pterygoid bezeichnet werden. Es ist derselbe Knochen, über dessen Bedeutung Wiebersuem (1579 p. 11) ganz im Unklaren blieb und den er (p. 16) als .Zweifelhaftes Knüóchelehen* (Jugale?; Postpalatinum? f. 2 und f. 18 psp) bezeichnete. Bei Siphonops annulatus ist dieses Pterygoid noch zabntragend. Bei //ypogeoplus rostralus, wo es eine noch schwächere Ausbildung besitzt, ist das nach der Abbildung WiIEDERSHEIMS (f. 18) nicht der Fall. — Noch weiter reduziert ist dieses Skeletelement bei Caecilia tentaculata (F. 4 C). Ich glaube nicht fehl zu greifen, wenn ich einen durch einen tiefen Einschnitt vom Maxillopalatinum getrennten und mit diesem verwach- senen Knochenvorsprung (pt) als rudimentäres Pterygoid bezeichne, welches in dem ilim benachbarten Grossknochen aufgegangen ist. — Völlige Sicherheit über die hier in Frage kommenden Verschmelzungen werden allerdings nur ontogenetische Untersuchungen brin- gen kónnen. Jedenfalls steht es fest, dass der M. levator quadrati bei allen drei von mir untersuchten Gymnophionen an dem Proc. pterygoideus des Quadratum 19 A. LUTHER. inseriert, welcher, wie wir durch Prrer (1898, p. 583) wissen, knorpelig präfor- miert wird und der sicher einem Teil des Palatoquadratum entspricht. Die Insertion des Muskels stimmt also im wesentlichen ganz mit den für die Fische typischen Verhältnissen überein (vgl. Verrer 1878 p. 499, Lurmer 1909 a p. 30, 1913 b p. 10—13). Es ergiebt sich somit, dass Innervation und Insertion gut mit dem Verhalten des Constrictor 1 dorsalis, speziell des aus ihm hervorgegangenen Levator palatoquadrati (und seiner Homologa) übereinstimmen. Der Ursprung verhält sich zwar etwas abwei- chend, doch ist das Mass dieser Abweichung nicht grüsser als wir es bei den Fischen in extremen Fällen konstatieren können. Ich halte es deshalb für wahrschein- lich, dass der Levator quadrati vom Constrietor 1 dorsalis der Fische, und speziell vom Levator palatoquadrati abzuleiten ist. Dadurch wird es auch wahrscheinlich, dass die Streptostylie der Gymnophionen eine urspüngliche ist, denn wäre sie aus einer Monimostylie, wie wir sie bei der Mehrzahl der Urodelen finden, hervorgegangen, so ist es anzunehmen, dass sich der Levator palatoquadrati nicht in dieser Form erhalten hätte. ' Auch sonst zeigt das Quadratum insofern ursprüngliche Verhältnisse, als Prrer (1898 p. 583) an Embryonen eine sehr weit rostralwürts reichende (wenn auch discon- tinuierliche) Anlage des Proc. pterygoideus feststellen konnte, und dieser Fortsatz auch beim Erwachsenen überall kräftig ist (z. T. allerdings wahrscheinlich in manchen Fällen sekundär vergróssert). Mit der Auffassung der Streptostylie als primitiv lässt es sich ferner gut in Einklang bringen, dass das Squamosum (Jugale Sarasix, Paraquadratum Prrer, Quadratojugale GEGENBAUR 1898) nach Peter (l. c., p. 594) erst spät und sekun- där zum Maxillare vorwächst. Die Verbindung zwischen diesen beiden Knochen, die als Anpassung an die grabende Funktion des Kopfes entstanden ist (vgl. Prrer 1. e., besonders p. 604 u. 606), mag die Bewegungsfreiheit des Quadratum etwas eingeschränkt haben; aufgehoben hat sie sie jedoch nicht. Dass die Streptostylie der Gymnophionen erhalten blieb steht vermutlich damit im Zusammenhang. dass der Kopf in Anpassung an die Lebensweise und im Anschluss an die allgemeine Körperform sehr schmal ist, eine, wenn auch nur geringe, Erweite- rungsfahigkeit des Maules also bei dem V erschlingen grüsserer Bissen von Wert sein kann (vgl. auch das unten über den M. pterygoideus gesagte). Im Zusammenhang mit der hier vertretenen Anschauung von der Ursprünglich- keit der Streptostylie bei den Gymnophionen sei auf die kürzlich von Verszuys (1912 p. 565—566) gegebene Zusammenstellung von Fällen hingewiesen, wo bei den Urodelen, ! Auch VEnsLUYS betrachtet die Beweglichkeit als ein altererbtes Merkmal. Es scheint mir übrigens, dass der Schädel der Gymnophionen in ganz geringem Masse mesokinetisch ist. 'l'om. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 13 — ebenso wie bei den Anuren, — noch ein Gelenk zwischen Schädel und Quadratum in der Basalverbindung vorkommt, oder hier doch während der Entwickelung oder im erwachsenen Zustand eine gewisse Beweglichkeit existiert. (Über Salamandrella und Hynobius vgl. unten S. 17). Im Einklang mit der Auffassung, dass das bewegliche Palatoquadratum bei den Amphibien ein ursprüngliches Merkmal darstellt, steht auch die seit Srönr bekannte, von zahlreichen anderen Untersuchern (Gavrr, SPEMANN, Wisstow u. A.) für alle Haupt- gruppen der Amphibien bestätigte, sehr selbständige ontogenetische Entstehung des Quadratum. Was die bisher bekannten fossilen Amphibien betrifft, so ist es wohl müglich, dass ein in irgend einer Weise schwach kinetischer Schädel (am ehesten könnte man an einen metakinetischen Typus denken) hier bestanden haben kann. Sicheres ist mir darüber nicht bekannt. Aus der Litteratur kenne ich nur 2 Fälle, in denen eine lockere Verbindung des Kieferbogens mit dem Schädel vermutet wurde. Die Darstellung, welche Fmrrscu (1883 p. 109 u. f.) von dem zur Gruppe der Aöstopoda MiAuı gehörenden Stegocephalen Dolichosoma longissimum Fr. giebt, scheint anzudeuten, dass bei diesen schlangenähnlichen Amphibien eine Beweglichkeit des Quadratum gegen das Neuro- kranium vorhanden war. Es heisst, (l. c.) dass „die Kiefer sehr lose mit dem Schädel ver- bunden gewesen zu sein“ scheinen, und diesen Eindruck erhält man auch bei Betrachtung der von ihm mitgeteilten Abbildungen. Sicheres darüber lässt sich jedoch nieht sagen, ist doch das Quadratum selbst nicht mit völliger Sicherheit bekannt.! — In der palæontologischen Staatssammlung in München hatte ich Gelegenheit den Schädel eines oberkarbonischen Aisto- poden aus Nürschan in Böhmen zu sehen, der als Ophiderpeton (cfr granulosum | Fnrrscn), ? bezeichnet war. Der zerdrückte, aber doch relativ gut erhaltene Schädel ist zart gebaut, doch deutet nichts auf eine Beweglichkeit des Quadratum hin, und ich bin eher geneigt ihn als monimostyl zu betrachten. Ob er etwa metakinetisch war lässt sich nicht entscheiden. Unter den Urodelen kónnen wir von den jüngeren, sich den rezenten Familien unmit- telbar anschliessenden Formen absehen. Beachtung verdient dagegen die älteste bekannte hierher gehörige Form, der im Perm von Texas vorkommende ZLysorophus.3 Nach den Dar- stellungen von Case (1908), Wirrıston (1908) und STRoMER (1912 p. 56) hätte auch diese Gattung ein unbewegliches Quadratum besessen. Dagegen schreibt neuerdings Huexe (1913 p. 390): „Abwärts spitzt es [das Squamosum] sich zu und legt sich auf das Quadratum bis zur Hälfte seiner Länge, und zwar hauptsächlich an seinem vorderen Längsrand, wenn es nicht verschoben ist, letzteres scheint aber häufig der Fall zu sein und dadurch auf lockere Verbindung zu deuten.* Das Quadratum ist oben breiter als unten. Bei einem New 1 Den Arbeiten von CorE und von HuxrEv (1867) lässt sich hierüber nichts entnehmen, ? Das Stück trägt die Nummer: „1904 XIV 24*. 3 Nach BmorLr (1904 p. 94—99 und 1904 b; auch mündliche Mitteilung) soll Lysorophus eher den Reptilien als den Amphibien zuzuzählen sein. (Vgl. auch HvENE, Anat. Anz. Bd 44, 1913 p. 32). * Von mir gesperrt. N:o 7. 14 A. LUTHER. YoxkeraStücken kr... ist das Squamosum nach hinten verschoben und so zeigt das Qua- dratum die von diesem sonst bedeckte Fläche, die eine Vertiefung besitzt, in welche das Squamosum hineinpasst.* Danach schien es nicht ausgeschlossen, dass hier eine gewisse Beweplichkeit existierte. Ich habe deshalb auch hier eine eigene Auffassung zu gewinnen gesucht. An mehreren verhältnismässig gut erhaltenen Schädeln von Lysorophwus in der Mün- chener palæontologischen Sammlung ! habe ich die Überzeugung gewonnen, dass es sich um einen monimostylen Schädel handelt. Auch die Herren Professoren Wizrisrox, BroıLı und v. Srromer teilen mir freundlichst mit, dass sie den Angaben Husxes gegenüber daran fest- halten, dass das Quadratum unbeweglich war. Keiner von diesen beiden Fällen kann also als Stütze der von mir vertretenen Anschauung herangezogen werden. Gegen die Richtigkeit dieser Auffassung ist das aber kein Beweis. Selbst wenn erneute, speziell darauf gerichtete Studien bei sämtlichen Stegocepha- len einen akinetischen Schädel nachweisen sollten, so würde daraus bloss die Konsequenz gezogen werden kónnen, dass die rezenten Amphibien nieht von dieser Gruppe abstammen, sondern nur gemeinsamer Abstammung mit ihnen wären. B. Die Muskelgruppe des Levator bulbi. a. Der Levator bulbi der erwachsenen Salamandriden und Anuren. Seit Duuis (1835 p. 124) ist es bekannt, dass die Anuren am Boden der Orbita eine dünne, platt ausgebreitete Muskelschicht besitzen, durch deren Kontraktion das Auge gehoben werden kann. Diese Muskulatur ist in der Litteratur oft erwähnt worden. * Die eingehendsten Untersuchungen über dieselbe verdanken wir Burkarb (1902), der sie auch bei Salamandriden (Salamandra, Triton) nachwies, sowie Gaurr (1904 p. 895— 901, f. 237—240), auf dessen vortreffliche und ausführliche Schilderung der bei Rana vorhandenen Verhältnisse besonders hingewiesen sei. In der Hauptsache Kann ich die Beobachtungen dieser beiden letzteren Forscher bestütigen, wenn auch in einzelnen Punk- ten Abweichungen gefunden wurden. Dennoch halte ich es nicht für überflüssig diese Muskulatur hier noch einmal eingehend zu besprechen und abzubilden, denn BurKARD ! Dem Originalmaterial Bros (vgl l. c.). ? Synonyme: Depressor oculi ZENKER 1825. Fronto-pterygoidien DuGEs 1835, p. 124 (N:o 9). Niederzieher der Nickhaut VOLKMANN 1838, p. 75, N:o 33 (Rana). M. levator oculi COLLAN 1847, p. 6—7 (Bufo). Sustentator oculi KLEIN 1850, p. 92 (Anuren, Bufo agua erwähnt; p. 12 Pipa). M. levator bulbi Ecker 1864, p. 68 (Rana); HorrwANN 1873—1878, p. 300); GAUrP 1899, p. 133, 139, f. 34 (p. 134), 37 (p. 138); 1906, p. 895—901, f. 238—240 (Rana); Drüner, 1901, T. 29, f. 37; 1903, p. 560; BURKARD 1902 (Salamandra mae., Triton crisl., Rana lemp.). Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus pmx mx lbi jr mpl9 _ Ibp Ibsl Ibsm pol Vo Iptq Ibsm® memb pro D Dro, — ame! mpsto sq D Fig. 5. Hynobius nebulosus. Rechte Schädelhällte und Levator bulbi von'der*Dorsalseite. Ursprungs- flächen des Adductor mandibulae schraffiert. Vergr. c. 7.5:1. versorgte Muskulatur der Amphibien. it Ot pmx na MX ph Ibl fr lbp TUER Ibst Iplq 1 ( 1 Ibsd — Ji pin |: pro E p Vig. 6. Salamandrella keyserlingi Rechte Schädel- hälfte mit Levator bulbi. Dorsalansicht. Vergr. (es ids d s Folgende Bezeichnungen gelten für die Figg. 5—14. ame. Adductor mandibulae externus. ami. Add. mand. internus. apl. Add. mand. posterior longus. ch. COhoane. dm. Depressor mandibulae. dmn. Depress. membranae nictitantis. fr. Frontale. frp. Frontoparietale. fpro. Foramen prooticum. Ip. P. principalis m. lev. bulbi. lbpa. Caput anterius p. princ. m. lev. bulbi. lbs. P. sagittalis m. lev. bulbi. Ibsl. Caput laterale p. sagitt. m. lev. bulbi. lbsm. Caput mediale desselben. Ibl. P. transversalis m. lev. bulbi. lplq. Ligamentum pterygo-quadratum. membr. Membran. mn. Membrana nictitans. mpsl. M. pseudotemporalis. mpl. M. pterygoideus. msa. Membrana subocularis anterior ma. Maxillare. na. Nasale. nlb. Nerv für den M. lev. bulbi. ol. Oberlippe. p. Parietale. pfr. Praefrontale. pin. Pinealorgan. pr. Praemaxillare. ppl. Proc. pterygoideus o. quadrati. pro. Prooticum. prao. Proc. antorbitalis. pl. Pterygoideum. pzs. Proc. zygomaticus o. squamosi. sg. Squamosum. t. Tentakel. Irf. Trommelfell. uk. Unterkiefer. giebt (ausser einer sehr kleinen Figur von Rana) keine Abbildungen, und Gaurr beschränkt seine Schilderung ganz auf Rana. Erst bei der Untersuchung einer grösse- ren Anzahl von Formen tritt aber — bei aller Variabilität — das Gemeinsame deutlich hervor, und eine bessere Basis für die morphologische Beurteilung des Muskels wird gewonnen. N:o 7. 16 A. LUTHER. mx Ibri Ir * Ibp ppt Ibsm mbl p 1 LT Fig. 7. Onychodactylus japonicus. Levator bulbi der linken Seite. Dorsalansicht. Vergr. c. 10:1. Be- zeichnungen $8. 15. vår mx N Ibl IR N | mn ASS Ibpli \ ES Ibp = j lbsl pt Ibsm - qu sq pro Um, Pig. 8. Verer c. 8:1. Triton eristatus var. karelini. Levator bulbi der rechten Seite. Bezeichnungen 5. 15. Da die Salamandriden und Anuren in den Hauptzügen der in Rede stehenden Muskulatur übereinstimmen, seien sie hier gemeinsam erörtert. Ich unterscheide am Levator bulbi s. lat. überall drei Portionen: ,1) die P. sagit- talis, 2) die P. prineipalis, aus der sich bei den Anuren der Depressor membranae nicti- tantis herausdifferenziert hat, sowie 3) die P. transversalis. Die erste Portion, die Portio sagit- talis (lbs)' wurde von Bumxanp (1902 p. 83) in trefflicher Weise geschildert. Sie ent- springt an der kaudalen Wand der Orbito- temporalhöhle, und zwar bei Hynobius am Rand des Parietale zwischen den Austritts- lóchern der Nn. V, und V,,, (vgl. F. 5 I; Ibp Ibsm Ibsl A. Dorsal-, B. Ventral-Ansicht. | „3. quergestreifter muskulöser Bestandteil“ BURKARD I. c. i Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 17 lbsm?), bei Salamandrella (F. 6) an einer zwischen den Öffnungen für die genannten Nerven sich ausspannenden bindegewebigen Membran sowie am Prooticum lateral von der Austrittsstelle des N. V,,,, zum geringen Teil auch am Pterygoid ventral von diesem Loch. Bei Onychodactylus (F. 7) — ebenso auch bei Rana (F. 10, 11) und Bufo (F. 12) — findet der Ursprung am Prooticum statt, bei Triton (F. 8) am Prooticum und Pterygoid, bei Salamandra (F. 9) am Knorpel dorsal vom Pterygoid. Das Faser- bündel zieht zunächst rostralwärts, dann aber findet bei den Urodelen eine Spaltung in - Ibp ibl lbt— lb. FK mn lbp Ibsm : Ibsl lb pi bp — lbsm Ibsl pt p MM : 3 - ER = Fig. 9. Salamandra maculosa. Levator bulbi der linken Seite. A. Dorsal-, B. Ventralansicht. Vergr. e. 10:1. Bezeichnungen S. 15. ein laterales und ein mediales Bündel statt. Das laterale Bündel (lbsl) zieht schräg auswärts. Es muss besonders hervorgehoben werden, dass bei den Gattungen //ynobius (F. 5) und Salamandrella (F. 6), bei denen das Quadratum noch eine grosse Beweg- lichkeit besitzt, und bei denen (vgl. WrgpERsHEIM 1877) ein gut ausgebildetes Basal- gelenk vorhanden ist, die Insertion des lateralen Bündels zum gróssten (Æynobius) oder wenigstens zum geringeren Teil (Salamandrella) am knorpeligen Proc. pterygoideus er- folgt. Inbezug auf den Ursprung und Ansatz, wenigstens teilweise aber auch inbezug auf die Funktion, stimmt also dieses Bündel im wesent- lichen mit dem Levator quadrati der Gymnophionen überein. — Einige wenige Fasern dieses Bündels vereinigen sich bei Æynobius mit denen der Portio prin- cipalis und befestigen sieh in der Gegend des hinteren Augenwinkels am unteren Lid. Non. . 3 18 A. LuTEER. Ibl dmn Ibp lbpi - pzs — Vo Vs EE TA 7 — dmn Fig. 10. Rana fusca. Levator bulbi der rechten Seite. Dorsalansicht. Nerven schwarz. Um das Bild nicht Fig. 11. Rana fusca. Rechter Levator bulbi zu verwirren sind nur diejenigen Aste der Haupt- von der Ventralseite. Vergr. c. 6:1. stämme des Trigeminus eingezeichnet, die den Muskel Bezeichnungen S. 15. innervieren. Vergr. c. 6:1. Bezeichnungen S. 15. Bei Salamandrella ist das mit einen grósseren Teil der Fasern der Fall, bei Onycho- dactylus (F. 7) mit sämtlichen. Auch bei Triton (F. 8) und Salamandra (F. 9) ziehen sämtliche Fasern dieses Bündels zum unteren Lid. Sie bilden aber hier ein selbstän- digeres Bündel und strahlen bis weit rostralwärts in das Lid hinein. Das mediale Bündel (lbsm) zieht im Bogen medialwärts um ventral vom Ur- sprung der Portio principalis an den Deckknochen des Schädeldachs, kaudal auch am Orbitosphenoid, zu inserieren. Zwischen beiden Bündeln gelegene, spárliche Fasern ziehen ge- rade rostralwärts und vermitteln den Übergang. Ibpa Bei den Anuren ist nur der mediale Teil (nebst einigen mehr oder weniger gerade ur rostralwürts ziehenden Fasern) vorhanden (lbs). Bei Rana fand ich diese Portion schwach ent- uns faltet (meist jedoch etwas kräftiger als in den lb pi F. 10, 11), kräftiger bei Bufo (F. 12), ganz rudimentär bei Xenopus (F. 13). Ich finde diese Portion selbständiger, als es nach der Schilderung von Gaurp (1. c, p. 897—898 Fig. 12. Bufo vulgaris. Rechter Levator bulbi „Portio posterior“, je 238, 239) der Fall sein son der Dorsalseite. Vergr. c. 7!/,:1. Bezeich- ER: : : 1 VALE. Mold ecce jé T ; soll. Sie bildet nicht eine direkte kaudale Fort- gen S. 15. lbs - Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 19 setzung der P. principalis, sondern liegt sehr selbständig ventral von derselben. sodass beide Schichten sich in ausgedehntem Masse decken. Als Portio principalis ({bp)' bezeichne ich eine, in der Regel dorsalste, dem Bulbus am nächsten liegende Fasergruppe, die bei Salamandra und Triton am Rand von Parietale, Frontale, Praefrontale sowie an der kaudalen Wand der knorpeligen Nasenkapsel entspringt und mit konvergierenden Fasern zum kaudalen Teil der Nickhaut (mn) zieht. Hier strahlen die Fasern im Bindegewebe aus. In diesem Bindegewebe liegt aber ein kleiner, dorsalwärts ragender, dreieckiger Fortsatz des knorpeligen Proc. pterygoideus. Dieser kleine Fortsatz wird ohne Zweifel durch die Kontraktion des Muskels zusammen mit dem Lid ventral- und medialwärts gezogen werden, bei Erschlaf- fung des Muskels aber sich wieder aufrichten und zur Hebung des Lides beitragen. Ähnlich ist die P. principalis bei Hymobius (F. 5), Salamandrella (F. 6) und Onychodactylus (F. 7)” entfaltet, doch erstreckt sich der Ursprung hier am vorderen Rand der Orbita weiter lateralwärts und erfolgt auch an einem Teil des Maxillare. Bei den phaneroglossen Anuren (F. 10—12) ist eine Differenzierung dieser Por- tion eingetreten. Der Muskel entspringt am Rand des Frontoparietale und an der Sei- tenwand des Schädels. Gegen die Insertion hin hat er sich jedoch in zwei ganz getrennte Teile gespalten. Die Hauptmasse (/bp) breitet sich erst aus und zieht dann mit konvergierenden Fasern zum Processus zygomaticus ossis squamosi. Einige der vordersten Fasern befes- tigen sich an der Membrana subocularis anterior GAurr (F. 10 msa), ? wobei sie sogar im Bogen rostralwärts auseinander strahlen können (Rana, individuell variabel) oder auch kann eine Fasergruppe vorn das Praefrontale erreichen und sich hier befestigen (Caput anterius portionis principalis Bufo, vgl. F. 12 Ibpa). Dabei wird stets ein Raum umschlossen, in dem ein Teil der Glandula Harderi liegt und durch den der M. obliquus inferior zieht. (Kaudal setzt sich die Portion in eine Fasermasse fort, die die gleiche Verlaufsrichtung in der Hauptsache beibehält, jedoch nicht zum Proc. zygomaticus des Squamosum zieht, sondern in die Fascia infratemporalis dort ausstrahlt, wo diese sich mit der Fascia praetemporalis verbindet. Die Fasern wurden von Gaurr (1. €. p. 898) als Portio intermedia bezeichnet.) ! Synonyme: 1. und 2. Gruppe von quergestreiften Muskelfasern (Levator bulbi) BURKARD 1902 p. 93, 84. Portio anterior des M. levator bulbi Gaupp 1904 p. 896—897, f. 238. — Ich bedaure die von GAUPP angewandte Bezeichnung nicht akzeptieren zu kónnen, da die queren Fasern (P. transversalis) als Ganzes genommen die vorderste Portion bilden. * Bei diesen Gattungen habe ich das Verhalten des Proc. pterygoideus zum Lid: nieht untersucht. 3 Nach GAUPP (1. c.) soll dieses bei einem grossen Teil der Fasern der Fall sein. Ich konnte es nur für die vordersten bestätigen. N:o 7. 20 A. LUTHER. Ferner hat sich kaudal von der Portio principalis der von Manz (1862) ent- deckte M. depressor membranae nictitantis' (dmm) herausdifferenziert. Beim Frosch (F. 10) ist er verhältnismässig schwach und inseriert nur in der Nähe des hinteren Augenwinkels, bei Bwfo (F. 12) ist er viel breiter und stürker und dehnt sich weiter nasalwärts aus. ? Von den Aglossa habe ich Xenopus (Dactylethra) clivii untersucht. Diese Gattung (F. 13) weicht von den Phanero- na glossen insofern ab, als sich an der Portio principalis zwei Schich- nr ten unterscheiden lassen, eine tiefere Hauptmasse (lbp) der Fasern, welche zu einem Hócker mx Ibp des Pterygoids (pt) zieht, und eine oberflàchliche Schicht, die aus ganz spärlichen, getrennt mpl? verlaufenden, und gegen den Proc. " Ibsm zygomaticus des Squamosum (pes) ws Ses konvergierenden Fasern besteht. DÅ V ander sehr eng benachbart. — Ein Caput anterius (lbpa) ist vorhanden. Dagegen fehlt ein api? Depressor membr. nictitantis. Die dritte Portion be- E © DE de de Fig. 13. Xenopus clivii. Linker Levator bulbi von der Dorsalseite zeichne ich als P. transversalis gesehen. Am Schädel ist die Ursprungsfläche des M. pterygoideus (Ibt; 4. Faserzug von BvRKARD). (mpl?) doppelt, die des A. m. posterior longus (ap^) einfach schraf- E E ; ; fiert. Vergr. c. 7!/,:1. Bezeichnungen S. 15. Sie entspringt bei //ynobius, Ony- ! Synonyme: Depressor palpebrae inferioris Manz 1862; Ecker 1864 p. 69; HOFFMANN 1873— 1878 p. 301; GAupp 1899 p. 133, 139: BURKARD 1902 p. 85. Depressor membranae nictitantis GAuPP 1904 p. 900—901, f. 240. Sämtliche Angaben be- ziehen sich auf Rana. ? Die von GaurP (1904 p. 899, 890 f. 240) als Fibrae praetemporales bezeichneten Fasern fand ich nur in einem Falle (bei R. fusca), vermisste sie dagegen in anderen. Es handelt sich um einige kaudalste Fasern des Depressor membranae nictitantis, die in etwa halber Lünge des Muskels kaudalwürts abbiegen und in die Fascia praetemporalis ausstrahlen. — Bei einem anderen Exemplar (R. fusca) bogen einige Fasern rostralwürts ab und verliefen auf der Membrana subocularis anterior weit rostralwärts. 'Tom. XLIV. Die Insertionen beider sind ein- Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 21 chodactylus und Salamandra am Parietale und Frontale, bei Triton und Salamandrella auch am Praefrontale und zieht, ventral von der übrigen Muskelmasse, in rostralwärts konvexem Bogen mit annühernd parallelen Fasern lateralwürts (F. 5—9). Die Insertion erfolgt bei Onychodactylus (F. 7 ibt) am Maxillare und dem knorpeligen Proc. antor- bitalis. Bei den übrigen Urodelen dagegen strahlt die Portion in die Nickhaut aus. Die Fasern kreuzen diejenigen der P. principalis unter annühernd rechtem Winkel. Einige wenige, noch schräger latero-rostrad gerichtete Fasern fand ich bei Salamandra (F. 9 B ibt? ). | BurkarD vermisste diese Portion bei Rana; auch Gaurr erwähnt sie nicht. Ich finde bei je zwei Exemplaren von Rana fusca und esculenta im vorderen inneren Teil der Orbita sehr schwache Fasern, die, am Frontopa- di Du 4 rietale entspringend, die Fa- sern der P. principalis in ähnlicher Weise unter rech- tem Winkel kreuzen, wie es die P. transversalis der Urodelen tut. ! Die in Rede stehenden Fasern (F. 10, 11 (bt) befestigen sich (lbt‘) an der Membrana subocu- laris anterior (msa). Da auch | | | ame dm qu uk ol diese Fasern die ventralsten Fig. 14 Triton cristatus. 7 cm lange Larve. Ansicht von rechts und Mus jente des gesam- Tuskelelen SOSA etwas schräg von oben. Bezeichnungen S. 15. ten Levator bulbi bilden, halte ich sie für homolog mit der P. transversalis der Urodelen. (Über Pelobates s. 8.22—27.) Auffallend ist am Levator bulbi die sehr verschiedene Verlaufsrichtung seiner Fasern, die mehrfache Kreuzung derselben. Es fragt sich, ob vielleicht ontogenetisch einfachere Verhältnisse vorkommen als beim Erwachsenen, und wie weit die Entwicklung eine Erklärung der komplizierten Verhältnisse bietet. b. Entwickelung des Levator bulbi bei den Anuren. Bei Triton cristatus finde ich schon in den frühesten Stadien, an denen ich unter dem Präpariermikroskop die in Rede stehenden Fasern erkennen konnte, die ein- zelnen Portionen sehr deutlich unterschieden. Es verdient aber hervorgehoben zu werden, ! Diese Portion war bei R. fusca etwas besser entfaltet als bei À. esculenta. INO de 22 Å. LUTHER. Figg. 15—20. Pelobates fuscus. Levator bulbi und (Figg. 17—20) Adductor mandibulae in verschie- denen Stadien vor (Figg. 15—17), während (Figg, 18, 19) und nach der Metamorphose (Fig. 20). pag [rp apls aplp ohy mpt apl sh ohy pmq cqra Pig. 15. 5 em lange Larve. Ansicht von oben und Fig. 16. Larve von 6.; cm Lànge. Rechte Orbito- etwas schräg von rechts. Vergr. c. 5:1. temporalgrube mit Umgebung von dorsal und etwas von rechts. Vergr. c. 5:1. Folgende Bezeichnungen gelten für die Figg. 15—22: ae. Add. mandibulae externus. | mpt. M. pterygoideus. apa. Add. mand. posterior articularis. mx. Maxillare. apl. 3 3 " longus. nap 4- npl. Ast des V, für die Mm. add. mand. apla. — E 5 lateralis. posterior longus und pterygoideus. aplp. on á 5 longus profundus. nas. Nasenkapsel. ADIS 5 " , superficialis. nlb. Nerv für den Levator bulbi. aps. 4 E N subexternus. nol. Ast des V, für die Oberlippe. cha. M. cerato-hyo-angularis. ohy. M. orbito-hyoideus. egera. Commissura quadrato-cranialis anterior. paq. Proc. ascendens. etr. Cornua trabeculorum. prm. Proc. muscularis. : dmn. M. depressor membranae nictitantis. pro. Prooticum. frp. Frontoparietale. qm. Quadrato-maxillare. Ib. Levator bulbi. qu. Quadratum. bp. Portio principalis des Levator bulbi. sh. M. suspensorio-hyoideus. lbs. P. sagittalis des Levator bulbi. sa. M. suspensorio-angularis, Ibt. P. transversalis des , 5 sq. Squamosum. md. Mandibula. sr. Suprarostrale. mdl. M. mandibulo-labialis. dass die P. transversalis zuerst im wesentlichen vor der P. principalis liegt und nur am kaudalen Rand ganz wenig von ihr bedeckt wird (F. 14). Anders die Anuren. Ich habe die Entwicklung des Muskels bei Pelobates fuscus verfolgt, soweit mir dieses auf prüparatorischem Weg möglich war.' Das früheste Sta- dium, in dem ich den Levator bulbi erkennen konnte, giebt F. 15 wieder (Tier 5 cm lang, mit Zehenknospen an den Hinterbeinen). An der lateralen Wand der knorpeligen Schädelkapsel entspringt ein kleines Bündel von Muskalfasern (lb), das sich lateralwärts in ! Vgl. ferner unten S. 40—41. à Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 23 einen dorsal von den Kieferadduktoren gelegenen Blastemstrang fortsetzt. Auch kaudal- wärts zieht ein dem Schädel anliegender Blastemstrang bis in die Gegend des Opticus- austritts. Die Fasern des Bündels sind schräg rostro-lateralwürts gerichtet. — Ein etwas späteres Stadium stellt F. 16 dar (Tier 6,5 em lang). Hier erreichen einige Fasern des Bündels den Proc. muscularis und inserieren an demselben. — Kurz vor dem Durchbrechen der: Vorderbeine zeigen die Larven ein Verhalten, wie es F. 17 darstellt. An der knorpeligen Seitenwand des Schädels entspringen wie in dem zuerst erwähnten Stadium Fasern, die in drei Bündel gruppiert sind. Diejenige Fasergruppe, die den dor- salsten Ursprung hat (bt), zieht rostrad und etwas lateralwärts zur Commissura quadrato- cranialis anterior (cgera), an der sie inseriert. Die übrigen Fasern kreuzen die erwähn- ten am Ursprung und ziehen mehr lateralwärts. Dabei spaltet sich die Fasermasse in ein Bündel (/bp), das zur Medialseite des Proc. muscularis zieht, und ein zweites, etwas mehr kaudales (dx), das im Bogen, entlang dem Hinterrand des Proc. muscularis, zur äusseren Haut vor dem Auge und am unteren Rand desselben zieht. Letzteres Bündel stellt den späteren Depressor membranae nictitantis dar. Wie am Kopf überhaupt, so finden auch an der in Rede stehenden Muskulatur während der Metamorphose sehr wesentliche Veränderungen statt (F. 18—20). Teils handelt es sich um eine bedeutende Verbreiterung der einzelnen Muskelportionen, teils um das Auftreten der Portio sagittalis (/bs), die ich in früheren Stadien nur als undeutlich umgrenzten Blastemstrang erkannte, teils schliesslich um weit- gehende Verschiebungen. Diese letzteren betreffen vor allen Dingen die beiden Bündel der Hauptportion: das am Proc. muscularis inseriende, d. h. die P. principalis, und den Depressor membranae nictitantis (dmn). In dem Stadium der F. 17 lagen dieselben ganz und gar hinter einander und divergierten gegen die Insertion hin. Tritt nun die Umwandlung des kleinen Larvenmaules in die breite Mundspalte des Erwachsenen ein, so wird der Proc. muscularis, derart wie es Gaurr (1893) in so vortreftlicher Weise geschildert hat, kaudalwürts gedrüngt und gleichzeitig reduziert. Dabei wird auch die an diesem Fortsatz inserierende Portion an ihrem Ansatz kaudad verschoben, und zwar geschieht dieses ventral vom Depressor membranae nietitantis. So kommt Schritt für Schritt eine Kreuzung dieser beiden Portionen zu Stande. Mit dem vülligen Schwinden des Proc. muscularis gewinnt dann die ursprünglich an diesem inseriende Portion einen neuen Ansatz an dem Proc. zygomaticus des Os squamosum (F. 20 sg). Auch der Depressor membranae nictitantis (dmn) ändert Gestalt und Verlauf. Er trat bei der Larve (F. 17) in naeh vorn gewölbtem Bogen an die Haut ventral vom Vorderrand des Auges. Nach der Metamorphose dagegen (F. 20) bildet die Hauptmasse der Fasern einen kaudalwärts gewólbten Bogen und tritt in der Nähe des hinteren (üusseren) Augenwinkels an die Nickhaut. Diese Veränderungen stehen N:o 7. Fig. 17. Fig. 18. In der Metamorphose begriffenes Tier. Schräg von dorsal und rechts. branae nictitantis ist durch Punkte angedeutet. Pelobates fuscus. Vergr. c. 5:1. Bezeichnungen $5. A. LUTHER. frp IV lbp cqcra ! I | I LE: (OR M í | l I [ [ 1 Vo nlb ohy dmn Grosse Larve. Rechte Kopfhälfte in Dorsal-Ansicht. 95 dmni apa sa Va I A I | I U | I I I ) I | I I I | | I | paq md mal legl Va apla md apl apsi (Vorderbeine frei, aber noch kleines Maul). Der in der Tiefe bogenfórmige Verlauf des Depressor mem- Verger. c. 5:1. Tom. XLIV. -1 rd \ \ \ qu apa Vs apli dmni lbp apla aps Fig. 19. Späteres Stadium der Metamorphose (breites Maul, aber Schwanz noch lang). Ansicht wie Fig. 18. Vergr. c. 5:1. apa qm qu apla Va lbp lbti mx Fig. 20. Eben metamorphosiertes Tier. Von rechts und etwas dorsal gesehen. 5 p Ss Vergr. c. 6:1. 26 A. LUTHER. mit einer Verschiebung des Auges in Zusammenhang. Das Auge liegt hei der Larve verhültnismássig weit kaudal (vgl. F. 15). Die Bedingungen hierfür sind darin gegeben, dass 1:o die Adduktoren: des larvalen Kieferapparats in der Hauptsache horizontal ver- laufen und relativ weit ventral entspringen, sodass in der Orbito-Temporalgrube Raum im Überfluss vorhanden ist, während 2:0 der Proc. muscularis und die an demselben entspringenden Muskeln (besonders der Orbito-hyoideus, ohy) sich weiter vorn erheben und dort bedeutenden Platz beanspruchen. Dazu kommt 3:0, dass sich die Augen an der breitesten Stelle des Kopfes befinden, was für ihre Funktion von Nutzen sein muss. — Während der Metamorphose ändern sich nun alle diese Punkte. 1:0 bedingt die Umwandlung des Larvenmaules in das des Erwachsenen eine mehr dorsoventrale Rich- tung der Kiefermuskeln, eine Aufrichtung derselben (F. 20). Statt ventral vom Auge zu verlaufen, liegen sie beim Erwachsenen im wesentlichen kaudal von demselben. Dadurch wird das Auge rostralwärts gedrängt, und dieses wird dadurch ermöglicht, dass 2:0 durch das kaudad gerichtete Wachstum des Kieferapparats und die Reduktion des Kiemenapparats und seiner Muskulatur der Proc. muscularis seine Stellung änderte und schwand. 3:0. Der Vorteil, den die kaudalere Lage dem Auge bei der Larve bot, fällt mit der Umwandlung der gesamten Körpergestalt beim Erwachsenen fort. Durch diese Verschiebung des Auges erklärt es sich, dass der Depressor mem- branae nictitantis bei der Larve im Verhältnis zum Auge weiter vorn liegt als beim Erwachsenen. Der bogenförmige Verlauf seiner Fasern ist wohl in der Hauptsache als eine Anpassung an die Form des Bulbus aufzufassen. Allerdings wird bei der Gestalt- veränderung des Muskels auch der Umstand eine Rolle spielen, dass er kaudal einen stärkeren Zuwachs erfährt als rostral. Die bei der Larve (F. 17) vom Schädel zur Commissura quadrato-cranialis ante- rior (cgcra) ziehende Muskelportion, die Portio transversalis (dorsalis, /bt), entwic- kelt sich in der Folge kräftig. Der Ursprung dehnt sich kaudalwürts dorsal vom Opti- cusloch bis über den Austritt des N. V, aus. Mit der Reduktion der Commissura qua- drato-cranialis anterior verlegt der Muskel seine Insertion auf das Planum antorbitale (F. 18—20), wobei eine breite Aponeurose den Ansatz vermittelt. Damit ist im wesentlichen der definitive Zustand erreicht. Abweichend von der oben S. 21 gegebenen Schilderung von Rana und Bufo verhält sich nur die P. sagit- talis durch ihre Lage dorsal von der P. principalis. Da dieser Punkt der Aufklärung bedurfte, habe ich bei anderen Anuren-larven (Bufo vulgaris und Rana fusca) nach dieser Portion gesucht. Bei Bufo (F. 21) finde ich ein Bündel des Levator bulbi (lbpa), das schrüg rostrad zur Commissura quadrato- cranialis anterior (cqera) zieht. Die Homologie desselben mit der P. transversalis (dorsalis) von Pelobates erscheint zweifelhaft. Vermutlich geht aus diesem Bündel Tom. XLIV. [Re] -1 Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. das Caput anterius (S. 19, F. 12 /bpa) her- Vb Lu ks egera paq vor, das bei der erwachsenen Bufo (indivi- duell auch bei Rana) die Glandula Harderi | lateral umzieht. Die genaue Verfolgung der | B Metamorphose steht hier noch aus. — Bei SG der Larve von Rana fusca (F. 22) habe ich X die Portio transversalis (ventralis) nicht er- kennen kónnen. Das entspricht dem Um- stand, dass es sich hier um ein offenbar rudimentäres Gebilde handelt, das auch beim prm Va Va. api Erwachsenen nur mit Mühe aufzufinden ist. Fig. 21. Bufo (vulgaris?) Kurz vor der Metamor- phose. Levator bulbi von dorsal und etwas links. wahnt sel in di /usammenh; Erwähnt sei in diesem Zusammenhang a e 1501 Bel B Od noch, dass ich bei einem in der Metamor- phose befindlichen Exemplar von Pelobates links eine Abnormität fand, indem die in Rede stehende Portion nicht am Schädel entsprang, sondern am hand der Portio princi- palis, welche sie am Ursprung dorsal und ventral umklammerte. (Sie ritt gleichsam auf dem Rand der P. principalis.) Man könnte in einem solchen Vorkommen einen Über- gang zwischen dem dorsalen und dem ventralen Ursprung sehen. lbp Vi dmn lbs mpt nap apls sh hy sa cha apla Vg ae npt prm paq mpti Fig. 22. Rana fusca kurz vor der Metamorphose (linkes Bein durch- gebrochen, rechtes noch nicht). Schräg von rechts und dorsal. M. orbitohyoideus entfernt. Vergr. c. 15:1. Bezeichnungen S. 22. 28 A. LUTHER. Der aus der verschiedenen Verlaufsrichtung der Portionen des Levator bulbi ent- springende Einwand gegen seine Einheitlichkeit wird durch die oben dargestellte Onto- genie des Muskels hinfállig. Der gesamte Levator bulbi entsteht aus einem einheitlichen Blastem, und es konnte, — besonders deutlich für die Pp. transversalis, principalis und den Depressor membranae mictitantis, — ein ursprünglich relativ wenig divergierender Faserverlauf nachgewiesen werden. c. Innervierung des Levator bulbi. Über die Innervierung des Levator bulbi existieren etwas verschiedene Angaben. So gibt Gaurr (1899 p. 136) in dem die Nerven behandelnden Teil des Handbuchs der Anatomie des Frosches an, dass sich der R. descendens des R. ophthalmicus profundus (V), ' „in zwei Äste gespalten, in dem M. levator bulbi“ verzweigt. „In diesem bilden seine Zweige ein zierliches Netzwerk, das mit Zweigen der vom Maxillaris superior kommen- den Nerven für den gleichen Muskel anastomosiert. — Angesichts der Verzweigung des Nerven im M. levator bulbi bleibt kaum eine andere Móglichkeit, als dass der Nerv diesen Muskel, d. h. zunächst seinen vorderen Theil, innervirt. Es stellt sich dann die Frage nach der letzten Quelle dieser motorischen Fasern, — eine Frage, die mit der bisher unbekannten morphologischen Bedeutung des Muskels in Zusammenhang steht.“ (vgl. auch 1. c. p. 139 über den R. ad m. levatorem bulbi) Im III Band (1904 p. 901) dagegen, in dem der Lev. bulbi ausführlich besprochen wird, erwähnt G. eine Innervierung durch dem 2. Ast des Trigeminus angeschlossene Nerven. Nach Drüner 1903 a p. 560 durchsetzt bei Urodelen [Gattung?] der Nerv für den N. levator bulbi zusammen mit dem N. ophthalmieus profundus die Schädelwand. Meine eigenen Beobachtungen beziehen sich auf die Anuren. Bei Pelobates gelang es mir nur einmal, und zwar bei der Larve (F. 17) den sehr zarten Nerven (nib) mit genügender Sicherheit zu erkennen. Ebenso sah ich bei der Larve von Bufo (F. 21) einen Ast des N. V,,, rostralwärts über den M. ptery- goideus hinweg zum Depressor membranae nictitantis ziehen und sich in diesem ver- zweigen. Bei erwachsenen Exemplaren von Rana lieferte in mehreren Fällen die Nuss- sAUM'sche Silberimprägnierung (vgl. E. Mürser 1909 p. 499, Braus 1910 p. 481— 482) vorzügliche Bilder. Es zeigte sich dabei mit grósster Deutlichkeit (F. 10), dass dem 1. sowohl wie dem 2. Ast des Trigeminus Äste füreden Levator bulbi ange- schlossen sind, und zwar erhielt der Muskel in der Regel vom V, aus einen Ast ! Bereits 1852 erwähnt HJELT (p. 17) diesen ,R. ad musculum levatorem oculi* bei Bufo. Tom. XLIV. — —— Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 29 (manchmal jedoch zwei dicht neben einander entspringende), vom V, dagegen zwei, — selten 3 oder 4 (F. 79). Die feineren Verzweigungen dieser drei Aste anastomo- sieren mit einander, sodass ein den ganzen Muskel durchziehendes zartes Netzwerk ent- steht, dessen einzelne Komponenten sich nicht auseinander halten lassen. (In der F. 10 sind nur wenige Anastomosen eingezeichnet.) Auffallend ist die wechselnde Stürke der drei motorischen Aste. In dem abgebildeten Fall ist der dem V, angeschlossene relativ schwach; in anderen Fällen kann dieser dagegen sehr stark und dominierend sein, wäh- rend die dem V, angeschlossenen sehr schwach ausgebildet sind. Die auf präparatorischem Weg gewonnenen Resultate wurden durch elektrische Reizversuche ergänzt.‘ Bei direkter, unipolarer Reizung des V, sowohl wie des V, traten Kontraktionen des Levator bulbi ein. Dabei war manchmal die Reaktion bei einer Reizung des V, sehr stark, bei der des V, dagegen schwach oder nicht erkenn- bar; in anderen Fällen verhielt es sich umgekehrt, oder die Kontraktionen waren bei Reizung der beiden Nerven gleich stark. Offenbar entsprachen diese Unterschiede der morphologisch bei anderen Exemplaren erkannten Verschiedenheit in der Anteilnahme der einzelnen motorischen Äste an der Innervierung des Muskels. ° d. Der M. levator bulbi von Cryptobranchus. Ein Muskel, der offenbar dem Levator bulbi der Salamandriden und Anuren par- tiell homolog ist, findet sich bei Cryptobranchus japonicus und Cr. alleghamiensis. Er zerfällt in zwei Portionen, die in der soeben erschienenen Arbeit Lusoscu's (1913 p. 71) als ,M. levator arcus palatini^ und ,M. adductor maxillae* bezeichnet werden. Bei beiden* Arten handelt es sich um Fasern, welche in der Hauptsache sagittal verlaufen. Es lassen sich eine mediale und eine laterale Portion unterscheiden, welche durch die Mm. obliqui (ob!) von einander getrennt sind. Bei Cr. alleghaniensis (F. 23) entspringt die mediale Portion dorsal und kaudal an der knorpeligen Nasenkapsel (na; in einem Falle (F. 23 B) mittelst einem medialen und einem lateralen Sehnen- zipfel, welche durch einen Sehnensireifen verbunden sind). Von hier strahlen die Fasern gegen den knorpeligen Pterygoidfortsatz auseinander und inserieren mittelst einer breiten * Herr Prof. Dr. WEINLAND in München gestattete mir freundlichst die Anwendung eines ihm gehö- renden Induktoriums. Herr Privatdozent Dr. K. v. Frisch daselbst verdanke ich Anweisungen inbezug auf die Anwendung desselben und die Anordnung der Versuche. Beiden genannten Herren spreche ich hierfür meinen herzlichen Dank aus. > Der Umstand, dass der N. trochlearis proximal von der Abzweigungsstelle des Astes für den Lev. bulbi vom V, sich diesem letzteren Nerven eng anlegt, liess es móglich erscheinen, dass der in Rede stehende Ast für den Lev. bulbi dem N. IV entstammen kónnte. Reizung des N. IV proximal von dem Anschluss an den V, ergab jedoch keine Kontraktion des Lev. bulbi; dagegen trat letztere ein, wenn der V, proximal von der in Rede stehenden Verbindung gereizt wurde. N:o 7. 30 A. LUTHER. Fig. 23. Oryptobranchus alleghaniensis. Levator bulbi in Dorsalansicht. A. rechte, B. linke Seite verschiedener Individuen. In B. ist die Ursprungsfliche des A. m. internus, soweit sie in das Gebiet der Figur fällt, schraffiert. fr. Frontale. gr. Grenze zwischen den Ur- sprungsflüchen der Mm. pseudotemporalis und pterygoideus. hl. Laterale Portion des Lev. Annähend nat. Gr. mx. Maxillare. na. Knorpelige Nasenkapsel. obl. Mm. obliqui (abgeschnitten). p. Parietale. pfr. Postfrontale. pma. Praemaxillare. und starken Aponeurose an dem- selben. — An der Portion (ibl) lassen sich tiefere lateralen (mehr ventrale) und oberfläch- lichere (mehr dorsale) Fasern un- terscheiden. Letztere entspringen am Proc. antorbitalis und an der Oberfläche der tieferen Fasern. Die spärlichen Fasern konver- gieren lateral- und kaudalwärts und inserieren an der Haut des hinteren Augenrandes. Die sehr wenigen tieferen Fasern sind ge- gen den Pterygoidfortsatz ge- richtet, erreichen ihn aber nicht, sondern verlieren sich im Binde- bulbi. ppl. Proc. pterygoideus. ibm. Mediale Portion des Lev. pt. Pterygoideum. gewebe. Eine Anzahl schwacher bulbi. ; Fasern strahlt schliesslich zwi- schen den beiden Hauptportionen des Muskels rostralwärts in das Bindegewebe aus. Bei Cr. japonicus fand ich die mediale Portion viel schwächer als die late- rale. Sie entsprang mit mehreren sehnigen Zipfeln teils an der knorpeligen Nasenkap- sel, teils an einer sehr starken aponeurotischen Fascie, die den medialen Teil der Subor- bitallücke überspannt. — Die Fasern der lateralen Portion befestigen sich kaudal an der breiten, zum knorpeligen Proc. pterygoideus ziehenden Fascia infratemporalis. Ob sie sich rostral an dem Proc. antorbitalis anheften, blieb unsicher, da sich die sehr feinen Fasern in dem festen Bindegewebe verloren, das zwischen Auge, Antorbitalfort- satz und Maxillare liegt. Der- Levator bulbi von Cryptobranchus, besonders derjenige von Cr. japonicus, macht einen stark rückgebildeten Eindruck. Die einzelnen Muskelfasern sind meist durch viel Bindegewebe voneinander getrennt. Bei der offenbar auf Reduktion beruhenden Kleinheit der Augen selbst ist dieses ohne weiteres verständlich. Nach Lusoson (l. e.) werden beide Muskeln mit „feinen Aestchen aus demselben Nerven ver- Die Nerven für den Muskel habe ich nicht sicher erkennen kónnen. sehen, welcher auch die Mm. pterygoidei versorgt“. Vergleicht man diese schwachen Muskelzüge mit dem Levator bulbi der Sala- mandriden (besonders Onychodactylus F. 1), so kann es kaum zweifelhaft sein, dass die oberflächlichen Fasern der lateralen Portion von Cr. alleghaniensis der Portio prin- Tom. XLIV. - Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 31 cipalis zu homologisieren sind. Die tiefen Fasern dieser Portion sowie die mediale Por- tion weisen in ihrer Verlaufsrichtung grosse Ähnlichkeit mit der Portio sagittalis (vgl. besonders Salamandra F. 9 und Triton F. 8) auf. Übereinstimmend ist die in der Hauptsache sagittale Verlaufsrichtung, ebenso die Sonderung in ein mediales und ein laterales Faserbündel, zwischen denen (besonders bei Cr. alleghaniensis) einige schwä- chere Fasern den Übergang vermitteln. Der Umstand, dass die schrágen Augenmuskeln (obl) bei Cryptobranchus, zwischen den beiden Bündeln hindurchtreten, ist dieser Homo- logisierung ebenfalls günstig. Die Unterschiede in Verlauf, Ursprung und Ansatz sind so gering, dass sie einem Vergleich keinerlei grüssere Schwierigkeiten bieten. Dagegen ist die oben angegebene Art der Innervierung nicht ganz übereinstim- mend mit derjenigen des Levator bulbi der Anuren. Es würde nahe bei der Hand liegen, die Innervierung der fraglichen Muskeln von Cryptobranchus durch einen Ast, der sonst noch Teile des A. m. internus versorgt, so zu deuten, dass es sich um abgespal- tene Teile des letzteren Muskels handelte. In dieser Weise hat denn auch Norris (1913 p. 517) ein ganz entsprechendes Verhalten bei Amphiuma (vgl. unten) aufgefasst. Mir scheint dieses nicht richtig zu sein. Die dem N. V, bei den Anuren angeschlossenen Aste für den Lev. bulbi ziehen an der lateralen Seite des M. pterygoideus rostralwürts. An dem viel stärkeren M. pterygoideus von Cryptobranchus sind diese Äste offenbar in den Muskel eingeschlossen worden, weshalb ein Anschluss an den ebenfalls weit proximal entspringenden N. pterygoideus sehr verständlich ist. Ob bei Vorfahren unserer Gattung bereits andere Teile des Levator bulbi ausge- bildet waren, lässt sich nicht entscheiden, doch ist es, bei der geringen Grösse der Au- gen dieser Tiere, sehr möglich, dass solche, speziell die P. transversalis, verloren gegan- gen sind. e. Über die Funktion des Levator bulbi. Dass der dem Levator quadrati der Gymnophionen direkt vergleichbare laterale Teil der P. sagittalis bei //ynobius und Salamandrella zu grösserem oder geringerem Teil noch als Beweger des Quadratum funktioniert, wurde oben S. 17 bereits hervor- gehoben. Mit der festen Verwachsung des Quadratum mit dem Schädel bei der Mehr- zahl der Urodelen hat selbstredend diese Funktion aufgehört. Das ist natürlich auch bei den Anuren, wo diese Portion (bis auf ein Rudiment bei Xenopus) verloren ging, der Fall. Die Hauptfunktion des Levator bulbi besteht, wie man sich leicht durch Reizungs- versuche überzeugen kann, in der Regel in der schon durch den Namen ausgedrückten Hebung des Auges. Corzan (1847 p. 6—7) vergleicht den Muskel, der mehr oder No T: 39 A. LUTHER. weniger allseitig in einem Skeletrahmen ausgespannt ist, treffend mit dem Zwerchfell. Durch seine Kontraktion wird er abgeflacht, der Boden der Orbita gespannt. Hieran werden alle Hauptportionen des Muskels sich mehr oder weniger stark beteiligen. Dabei ist aber ihre Funktion insofern eine etwas verschiedene, als der mediale Teil der P. sagittalis in erster Linie die geraden Augenmuskeln und den Retractor bulbi hebt, die P. transversalis die Mm. obliqui, die P. principalis aber den Bulbus selbst. Dieser etwas verschiedenen Funktion ist es auch zuzuschreiben, dass die Faserrichtungen so verschie- den sind, und sich z. T. kreuzen. Neben dieser Hauptfunktion findet überall (mit Ausnahme von Xenopus) ein Herabziehen der Nickhaut durch den Levator bulbi statt, oder doch ein Einwärtsziehen der Haut in der Nähe des Auges (Cryptobranchus). Bei den Salamandriden beteiligen sich an dieser Funktion ebenfalls alle drei Hauptportionen des Levator bulbi; bei den Anuren hat der Depressor membranae nictitantis sich herausdifferenziert und diese Funk- tion allein übernommen. Der laterale Teil der P. sagittalis, der bei den vüllig moni- mostylen Formen unter den Salamandriden dadurch erhalten geblieben ist, dass er in den Dienst der Nickhaut trat, ist bei den Anuren ganz reduziert. Dass er auch bei den Vorfahren dieser Tiere einst vorhanden war, beweist ein Rudiment bei Xenopus (F. 13 lbsl). Die Funktionen des Hebens des Bulbus und des Herabziehens der Nickhaut sind innig miteinander verknüpft, was bei den Anuren noch in der meist synchronen Bewe- gung (Mawz 1862 p. 393, Gaurr 1904 p. 901) zum Ausdruck kommt. Noch eine dritte, wenn auch in der Regel ganz untergeordnete Funktion scheint mir dem Muskel zuzukommen: die Hebung des Orbitalbodens wird eine, wenn auch ge- ringe Erweiterung der Mundhóhle bewirken, und dadurch einen gewissen Einfluss auf die Atmung ausüben. Schon Panızza (1845 p. 236) fand bei seinen Experimenten über die Atmung des Frosches, dass bei den Anstrengungen der Tiere, bei geöffnetem Mund- höhlenboden Luft in die Lungen zu pressen, die Augen stark eingezogen wurden und am Mundhóhlendach Vorbuchtungen verursachten. ' So wurde hier eine Verengerung der Luftwege erzielt. Eine entsprechende Erweiterung derselben wird durch den Leva- tor bulbi herbeigeführt werden und die Aspiration erleichtern. Ganz ähnlich muss bei den Salamandriden und bei Cryptobranchus eine Kontraktion des Levator bulbi die Aspiration begünstigen. Mag die praktische Bedeutung des Muskels für die Aspiration in den erwähnten Fállen auch sehr gering sein; ich habe diese Funktion jedenfalls hervorheben wollen, weil der Muskel in einem gleich noch zu erürternden Falle, nämlich bei Amphiuma, ! Auch GAurP 1896 a p. 243 Anm. 2 erwähnt ein Einziehen der Augen zum Zweck energischer Ver- " engerung der Mundhóhle bei der Inspiration. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 33 gerade für die Erweiterung der Luftwege eine erhöhte Bedeutung gewonnen hat. Er ist hier zu einem Di- latator choanae geworden. Schliesslich sei erwähnt, dass bei manchen Formen "Teile des Levator bulbi, — ich habe speziell die P. transversalis von Pelobates und Onychodactylus im Auge, — vielleicht Bewegungen des Schädels, z. B. eine Adduktion des Maxillare, zustande bringen könn- ten. Solche Bewegungen könnten für den festen Verschluss des Maules bei der Inspiration von Bedeu- tung sein. f. Der Dilatator choanae von Amphiuma und Siren. Der hier in Rede stehende Muskel von Am- phiuma wurde zuerst von Norris (1908 p. 530, 532—533, f. 4 und 22 lvb und rib; 1913 p. 517) entdeckt und als , M. levator bulbi^ und ,M. retrac- tor bulbi^ beschrieben. Unabhängig von diesem Ver- fasser hat ihn Lusoson (1913 p. 71) gefunden und als „M. levator arcus palatini* bezeichnet. Wie der Levator bulbi von Cryptobranchus eine mediale und eine laterale Portion erkennen lässt, so auch der homologe Muskel von Amphiuma (F. 24). Die mediale Portion (dchm; M. levator bulbi Nor- RIS) entspringt an der Medialseite der Orbita am Parietale (p), Frontale (fr) und Praefrontale (nach Norris 1. c. am Parietale und am Orbitosphenoid), in Die Fasern ziehen einander fast parallel rostrad und etwas der Gegend, wo diese Knochen sich begegnen. lateral- und ventralwärts zum knorpeligen Antorbital- fortsatz (pao, F. 42 prao),' an dem sie sich dorsal befestigen. Die laterale Portion (dehl; M. retractor bulbi Norris) ist bedeutend stärker entfaltet. Ihr Ur- ! Vgl. WIEDERSHEIM 1877 p. 397 f. 7, 9, 17 AF. Fig. 24. Amphiuma means. Rechte Or- bitotemporalgrube mit Umgebung zur Demonstration des Dilatator choanae; von dorsal und rechts. Der Nerv (ndch) wurde nach Prüparation der linken Seite spiegelbildlich eingezeichnet. Merer oet: am. Vorderer Ursprungszipfel des Add. mand. dch*. M. dilatator choanae, quere Fasern. dchl. Laterale Portion des M. dilatator choanae. dchm. mediale Portion desselben. fr. Frontale. ndch. Nerv für den Dilatator choanae. p. Parietale. pao. Proc. antorbitalis. ppl. Proc. pterygoideus. rs. M. rectus superior. ppl dchl pao ch Fig. 25. Amphiwma. Schematischer Längsschnitt durch die Nase und die laterale Portion des Dilatator choanae (dchl) Knorpel schwarz. [Der Abstand zwischen Proc. antorbitalis (pao) und Proc. pterygoideus (ppt) ist etwas zu kurz gezeichnet]. ch. Choane. 34 A. LUTHER. sprung findet am knorpeligen Pterygoidfortsatz (F. 42 ppt) statt. Der Muskel zieht als platte Schicht mit konvergenten Fasern ebenfalls zum Antorbitalfortsatz, und zwar teils direkt zur kaudalen und lateralen Seite desselben, teils umgreift er dessen Spitze mit einem schmalen, sehnig werdenden Faserbündel und inseriert an der Vorderseite des Knorpels. — Kaudal fanden sich noch einige wenige Fasern (dck*), welche die Ur- sprünge der beiden Portionen quer verbanden. Es ist kaum zweifelhaft, dass die beiden Hauptportionen des Muskels von Am- phiuma im wesentlichen denjenigen von Cryptobranchus homolog sind. Wie weit sich dabei die P. principalis beteiligt, bleibt ungewiss. Ich bin geneigt in der P. sagittalis denjenigen Teil des Levator bulbi zu sehen, der für die Homologisierung mit dem Dila- tator choanae in erster Linie in Frage kommt. Inbezug auf die Innervierung konnte ich nur konstatieren, dass ein Ast für die laterale Portion proximal dem N. V, sehr eng benachbart ist. — Das stimmt gut mit den Angaben von Norris (1908 p. 530, 532) überein, wonach der betreffende Nerv zuweilen dem N. VI angeschlossen ist, ohne mit ihm in Faseraustausch zu treten, in anderen Fällen aber „arises directly from the gasserian ganglion and passes out of the cranium through. the foramen of the oph. prof. nerve and lateral to the latter, thense anteriorly through the pterygoid muscle dorsal and mesal to the oph. prof. without coming in contact with the latter, and nowhere approaching closely to the abducens nerve“. Nach Luposon (1. c.) erhält der Muskel feine „Aestchen aus demselben Ner- ven, welcher auch die Mm. pterygoidei versorgt^. — Was die letztere Angabe betrifft, so wäre ein Anschluss an Äste für den M. pterygoideus leicht verständlich, da ja der Nerv diesen Muskel durchbohrt (vgl. auch oben S. 31). Von grossem Interesse sind die obigen genauen Angaben von Norris. Der Umstand, dass der in Rede stehende Nerv gesondert aus dem Ganglion tri- gemini austreten und von anderen Nerven ganz unabhängig verlaufen kann, wie auch der in anderen Fällen vorhandene Anschluss an verschiedene Nerven deuten an, dass die Beziehungen zu anderen Nerven mehr zufállige sind und durch die ähnliche Verlaufsrichtung und benachbarte Lage zu stande kamen. Die Lage des proximalen Teils neben dem N. V, erinnert an das Verhalten beim Frosch, wo.ein Ast für den Lev. bulbi dem V, auf weiter Strecke angeschlossen ist; die Durchbohrung des M. pte- rygoideus durch den Nerven bietet Anklänge an die Innervation des Lev. bulbi bei Cryptobranchus, aber auch an die lateralen Äste der Anuren. Ich sehe deshalb in die- ser Art der Innervierung eine wesentliche Stütze meiner Auffassung des Dilatator choa- nae als eines Derivats des M. levator bulbi. Diese Deutung weicht wesentlich ab von derjenigen, die Norris (1913 b p. 277) von dem Muskel giebt: , From position and innervation it may be concluded that these Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 35 antorbital muscles are derivatives of the anterior portion of the pterygoid muscle. That these antorbital muscles in Amphiuma and Siren |vgl. unten!| correspond to the retrac- tor and levator bulbi muscles in other Amphibia is not probable in the light of present knowledge.“ Darin, dass die mediale Portion nichts mit dem Retractor bulbi anderer Amphibien zu tun hat, stimme ich Norris gerne bei. Eine verschiedenartige Genese der lateralen und der medialen Portion ist ja schon durch die von Norris gefundene gemein- same Innervierung beider (1908 f. 22) sehr unwahrscheinlich. Inbezug auf die Funktion des Muskels sagt Norris (1913b p. 275): „In Amphiuma the movements of the antorbital cartilage, to which the muscles in question are attached, seem to have definite relation to the position of the eyeball. The levator muscle raises the cartilage, pushing the eyeball dorsally and laterally; the retractor bulbi muscle pulls the cartilage ventrally and posteriorly allowing the eyeball to sink in.^ — Ich glaube dass auch hier ein Irrtum vorliegt. Eine geringe Hebung des Augapfels mag durch den Apparat erreicht werden; seine Hauptaufgabe ist aber gewiss eine andere. Durch den Zug der Muskeln muss der Knorpel dorsokaudalwürts bewegt werden. Wie es WIEDERSHEIM (l. c.) bereits erwähnt, nimmt der Knorpel an der Begrenzung der Choanen Teil, und zwar an der kaudalen Zirkumferenz derselben (vgl. den schematischen Längsschnitt F. 25). In der Ruhelage dürfte der Knorpel (pao) die Choanen (ch) geschlossen halten. Ein Zug der Muskeln wird ein Öffnen der inneren Nasenlöcher bewirken. Die laterale Portion wird dabei im wesentlichen kaudalwärts ziehen, die mediale den Knorpel zugleich heben. Dass die beiden Portionen als Antagonisten wir- ken sollten, kommt mir wenig wahrscheinlich vor. Jeder für sich muss die Choane öffnen; um so mehr beide zusammen. Beim Nachlassen des Zuges wird der Knorpel wieder in die Ruhelage zurückfedern und die Öffnung schliessen. Dass es sich um ein für die Atmung wichtiges Ventil handelt, liegt auf der Hand. Ganz ähnlich verhält sich nach Norris (1913 a p. 517, 1913 b p. 275) Siren lacertina. Auch hier sollen zwei Muskeln „similarly situated and innervated“ vorkom- men.' Norris bezeichnet sie als ,retractor and levator antorbitalis muscles“ und betont ihre völlige Homologie mit denjenigen von Amphiuma. Es scheint nach seiner Dar- stellung, dass die in Rede stehenden Muskeln hier noch ausschliesslicher als bei Amphiuma in den Dienst der Respiration getreten sind. Da ich diese Muskeln nicht aus eigener Anschauung kenne, verweise ich inbezug auf alles Nähere auf Norris (l. c.). ' Schon FISCHER (1864 p. 114, t. VI f. 9 m) hatte den einen von diesen Muskeln entdeckt und seine Beziehungen zur Choane erkannt. Auch WILDER (1891 p. 685) erwähnt sein Vorkommen. Leider habe ich bei der Präparation des einzigen mir zur Verfügung stehenden Exemplars von Siren (eine der ersten Arten die ich für diese Arbeit untersuchte) diesem Punkt nicht genügende Beachtung geschenkt. N:o 7. 36 À. LUTHER. g. Der Compressor glandulae orbitalis der Gymnophionen. ! WIEDERSHEIM (1879 p. 47—50) beschrieb zuerst bei einer Reihe von Gymno- phionen einen kleinen Muskel, der die Tentakeldrüse (Hardersche Drüse) im Bogen umfasst und der nach diesem Autor (p. 62) durch Äste der Nn. V, und V, ver- sorgt werden soll.” Der Muskel ist bei den drei von mir untersuchten Gattungen gut entfaltet (F. 63 u. 64 cgo), doch bin ich bei seiner geringen Grósse und dem spárlichen Material nicht über alle Einzelheiten ins Klare gekommen. Bei Zchthyophis (F. 64), wo mir Querschnitte vorlagen, entspringt der kräftigste Teil der Fasern medial von der Drüse, am mediodorsalen Teil des Maxillopalatinum, zum geringen Teil auch am Knor- pel der Ethmoidalregion. Die Fasern ziehen, im Bogen dorsolateralwärts um die Drüse herum, lateral von dieser ventromedialwärts umbiegend. Dorsomedial von der Drüse fin- det sich bei dieser Gattung eine Fasergruppe, die dorsal von den queren Ringfasern ge- legen, mehr in der Längsachse des Körpers verläuft. Etwas weiter vorn ist der Muskel nur noch medial von der Drüse vorhanden und bildet einen lateralwärts offenen Bogen, der sich ventral am Maxillopalatinum befestigt, dorsal am ,Orbitale^ (Sarasın), mit einem Zipfel auch am Schädelknorpel. Der Muskel wird also in erster Linie einen lateral- und etwas ventralwärts gerichteten Druck auf die Drüse ausüben.” Bei Ich- thyophis glutinosa sah ich einen äusserst zarten Nerven ventral vom Auge vom N. V, gegen den Muskel hinaufsteigen; ob er ihn aber innerviert, konnte ich nicht sicher ent- scheiden. Dennoch glaube ich, dass die Deutung des Muskels mit grosser Wahrscheinlich- keit gegeben werden kann. Bei den Anuren umgreift der vorderste Teil des Levator bulbi, — in erster Linie die P. transversalis, die Glandula Harderi in grösserem oder geringerem Umfang so eng, dass er an ihr eine tiefe Einschnürung verursacht. Es ist mir deshalb wahrscheinlich, dass der Compressor glandulae orbitalis grossenteils eben ! Synonyme: Constrictor oder Compressor der Orbitaldrüse WIEDERSHEIM 1879 p. 47—50, Cg f. 29, 75 (Ichthyophis), 56 (Hypogeophis rostratus) und 63 (Caecilia oæyura); Compressor der Augendrüse WALDSCHMIDT 1887 p. 468, 470; Kompressoren der Harderschen Drüse Marcus 1910 p. 401. ? Schon 1843 (p. 40) sagt FISCHER vom „N. nasalis* (N. V,): ,ramulumque mox emittit subtilissimum (fig. 2, BJ ad exterius se convertentem et ad tentaculum musculosum ... accedentem.* * H. MARCUS (1910 p. 402) beschreibt den Muskel bei Hypogeophis rostratus folgendermassen: „Dieser Muskel hat die Form eines rostral offenen Sackes. Hinten inseriert er an einem fibrósen Ring, durch welchen die Nerven II, III, sowie der Retractor tentaculi hindurchtritt.* Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 37 dieser Portion des Levator bulbi entspricht. ! Es ist aber mindestens sehr möglich, dass der Compressor glandulae zum Teil auch der P. principalis entspricht. Sicher lässt sich dieses nicht entscheiden. Mit der Ausbildung des Tentakels und seines Drüsenapparats sind neue Differenzierungen eingetreten, sodass die Augenmuskeln und -Nerven nicht nur ventral und medial sondern auch lateral und dorsal von Muskelfasern umgeben sind. Vermutlich geschah die Ausbreitung in dieser Richtung von der älteren Insertion an der Nickhaut aus. Voraussetzung dieser Deutung ist die Annahme, dass bei den Vorfahren der Gymnophionen bereits rostral vom Levator quadrati gelegene Muskelpartieen existierten, die diesem entstammten und in Beziehung zum Auge standen (als Levator bulbi oder Lidmuskeln), mit dem Rudimentürwerden des Auges aber verloren gingen. Nur der die Drüse umfassende Teil wäre, dank dieser besonderen Funktion, erhalten geblieben. (Vgl. die Schemata F. 25a S. 42). C. Zusammenfassung und morphologische Beurteilung. Aus den obigen Erörterungen ergiebt sich, dass die hier besprochene Muskel- gruppe bei fast allen daraufhin untersuchten Amphibien vorhanden ist. Ausnahmen machen nur Süredon, Necturus und Proteus. Vom Axolotl wurde bisher stets der larvale Typus untersucht; es ist mindestens sehr móglich, dass metamorphosierte Tiere in dieser Bezie- hung ein anderes Resultat ergeben würden. Bei Necturus steht der Mangel des Muskels sehr wahrscheinlich mit der schwachen Ausbildung des Auges, sowie mit dem Fehlen des Maxillare und der damit im Zusammenhang stehenden eigentümlichen Ausbildung des Pterygoids in Beziehung, da hierdurch der sonst von dem Muskel überspannte Raum sehr reduziert und umgestaltet wurde. Dass mit dem Rudimentärwerden der Augen von Proteus auch deren Nebenapparate einer Reduktion anheim fielen, kann nicht Wunder nehmen. — Es darf wohl mit Bestimmtheit angenommen werden, dass die in Rede ste- hende Muskelgruppe ein uraltes, allen Amphibien gemeinsames Erbstück darstellt. Inbezug auf die Herkunft des Levator bulbi existieren verschiedene Ansichten. Bald wurde der Muskel vom Constrictor 1 dorsalis (Levator maxillae superioris) abge- leitet (BunkAnp 1902, Corps 1910 p. 307—308), bald von dem Adductor mandibulae (z. B. Epegwonru 1911, Norris). Auch die Möglichkeit, „dass es sich um einen Rest ! Für eine Homologie des Compr. gl. orb. mit dem Levator bulbi hat sich H. Marcus (1910 p. 401) ausgesprochen (vgl. Anm. 1). — Eine andere Deutung geben die SARASIN dem Compr. gl. orb. (1890 p. 198): „Wir sind geneigt dieselben für Theile der Kaumuskulatur zu halten, wie denn auch GRERFF bei Dermophis thomensis einige Bündel derselben in den Masseter übergehen sah.* N:o 7. 38 A. LUTHER. der Muskulatur des vorderen V-Segmentes* handeln könnte, oder „dass es sich um Ab- spaltungen von VI-Teilen handelt“ wurde in Frage gesetzt (Drüner 1903 p. 560). Die für die Beurteilung dieser Frage herangezogenen Tatsachen wurden oben bereits grôsstenteils erörtert. Hier soll das Wesentlichste davon noch einmal kurz zusammen- gestellt werden. Für eine Abstammung vom Constrictor 1 dorsalis! spricht folgendes: 1) Das Vorhandensein eines Levator quadrati bei den Gymnophionen, eines Muskels, der (vgl. S. 8—12) mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Levator palato- quadrati der Fische bezogen werden kann, bestätigt den auch sonst auf Grund ver- gleichender Betrachtungen sich ergebenden Schluss, dass die Amphibien von Formen abstammen, die einen Levator palatoquadrati besassen, bei denen folglich das Palato- quadratum in irgend einer Weise beweglich war. (Vgl. unten S. 40 die gegenteilige Ansicht von EpeEwoRTR). 2) Unter den Salamandriden kommen Formen vor, die (z. B. Hynobius und Salamandrella, S. 17) ein sehr bewegliches Quadratum besitzen (WIEDERSHEIM 1877), und bei denen Ursprung, Ansatz und Funktion eines Teils der lateralen Fasern der P. sagittalis des Levator bulbi weitgehende Übereinstimmung mit dem Levator quadrati der Gymnophionen zeigen. Über die Homologie dieser Fasern mit dem lateralen Teil der P. sagit- talis bei anderen Urodelen kann kein Zweifel bestehen. Ebenso ist die Zusammengehö- rigkeit des lateralen und des medialen Teils der P. sagittalis offenbar. Eine Homologi- sierung des Levator quadrati mit der P. sagittalis des Levator bulbi der Urodelen und Anuren muss deshalb als wohl begründet bezeichnet werden. Es wurde oben S, 16—17 besonders betont, dass bei den semistreptostylen * Urodelen Hynobius und Salamandrella der Ursprung der P. sagittalis teilweise zwischen den Austrittslóchern der Nn. V, und V,,, erfolgt, in dieser Beziehung also eine Annähe- rung an die Gymnophionen besteht. Andererseits erfolgt ein Teil des Ursprungs bei Salamandrella lateroventral und ventral vom Foramen prooticum, und das ist auch bei den übrigen, einen Lev. bulbi besitzenden Urodelen und den phaneroglossen Anuren der Fall. Dieser Ursprungsteil des Lev. bulbi scheint noch gewissermassen den Weg anzudeuten, den der Ursprung des Muskels zurückgelegt haben muss um aus der Lage kaudal vom Austritt des N. V rostrad in die Orbitotemporalgrube zu gelangen. Wie weit es sich dabei aber um wirklich primitive Verhältnisse handelt und wie weit eine sekundäre Verschiebung des Ursprungs in lateraler Richtung stattfand, lässt sich nicht sagen. ! Ich benutze diese Bezeichnung in demselben Sinne wie in meiner Arbeit von 1909a. (Vgl. auch das Schema F. 25a A.) 2 GAUPP 1902 p. 217. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 39 3) Soweit ich es feststellen konnte, entstehen alle Portionen des Lev. bulbi onto- 41) aus einem einheitlichen genetisch (bei Rana und Pelobates vgl. S. 22—28 und S. 40 Blastem. Das spricht für eine einheitliche Genese des Muskels. Ist nun ein Teil des Muskels (P. sagittalis) dem Lev. quadrati der Gymnophionen homolog, so dürfen wir auch den übrigen Teil (P. principalis, P. transversalis) von demselben Mutterboden, also dem Constrictor 1 dorsalis, ableiten. 4) Die Innervierung des Lev. quadrati der Gymnophionen erfolgt durch einen direkt vom Ganglion trigemini kommenden Ast, erinnert also inbezug auf die sehr weit proximal erfolgende Abzweigungsstelle an den N. ad m. C, d. bei Fischen (vgl. S. 9). Der Nerv für den Lev. bulbi ist bald dem N. V,, bald (Anuren) den Nn. V, und V, angeschlossen, bald (Amphiumidae) dem N. pterygoideus. Wahrscheinlich ist der letztere Sachverhalt so zu erklären, dass ein Teil des Adductor mandibulae (der Pterygoideus oder ein Teil desselben) seinen Ursprung medial von Ästen des Nerven für den Lev. bulbi dorsalwärts verschob (vgl. den betreffenden Vorgang bei der Metamorphose der Anuren!) Dabei wäre eine Anlagerung dieser mehr lateralen Aste bald an den N. V,, bald an den N. pterygoideus erfolgt, während ein mehr medialer Ast bei den Anuren Anschluss an den N. V, erhielt. Die Auffassung, dass es sich um eine sekundäre Anlagerung handelt, nicht um eine wirkliche Zusammengehörigkeit, gewinnt dadurch eine Stütze, dass der Nerv bei Ampluuma (Norris, vgl. S. 34) auch, ähnlich wie bei Gym- nophionen, direkt vom Ganglion aus, unabhängig von allen anderen Nerven zum Muskel ziehen kann. Ich sehe deshalb auch in der Innervierung keine gegen die in Rede ste- hende Homologie sprechende Instanz. 5) Sehr wesentlich ist es, dass der Lev. quadrati der Gymnophionen, wie schon VznsLuys (1912 a u. b) erkannte, dem Protractor pterygoidei der Saurier entspricht. Die Lage sowohl wie die (oben S. 9 für die Gymnophionen (/chthyophis) festgestellte) Innervierung durch einen direkt vom Ganglion trigemini kommenden Nerv, stimmt so gut in den beiden Fällen überein, dass die Homologie kaum bezweifelt werden kann. Dass die bei den Sauropsiden als Levator bulbi und Depressor palpebrae inferioris bezeichneten, derselben Gruppe angehörigen und ebenso innervierten Muskeln dem Levator bulbi (im weiteren Sinne) der Amphibien homolog sind (Weger 1877, Bur- KARD 1902, Corps 1910, Verscuys 1912 b u. A.), muss ebenfalls als höchst wahrschein- lich bezeichnet werden, wenngleich noch zu untersuchen ist, wie weit sich die Homolo- gieen im Einzelnen durchführen lassen. ' ! Wenn VERSLUYS (1912b p. 597—598) sagt: ,Der Depressor palpebrae ist offenbar ein sehr alter Muskel, denn schon bei den Amphibien tritt ein entsprechender Muskel auf“, so ist dazu zu bemerken, dass bei verschiedenen Amphibien sehr verschiedene Teile des Levator bulbi als Herabzieher der Nickhaut in Frage kommen. Am häufigsten (die einzige bekannte Ausnahme bildet Xenopus) tritt allerdings die Portio principalis ganz oder zum Teil in den Dienst des Lides. N:o 7. 40 A. LUTHER. Die ontogenetischen Untersuchungen von EpeEwonrH (1907, 1911) ergaben, dass die in Rede stehende Muskelgruppe bei den Sauropsiden in ganz ühnlicher Weise durch Abtrennung eines dorsal vom Palatoquadratum gelegenen Abschnitts des mandibularen Mesoderms (,Myotoms*) entsteht wie der Constrictor 1 dorsalis (,Levator maxillae su- perioris^) von Scyllium, Acipenser, Lepidosteus, Amia und Salmo. Das sprüche sehr für eine Homologie der betreffenden Muskeln der Sauropsiden mit dem C,d der erwähn- ten Fische, wie eine solche längst von Owen (1866 p. 229—230), Vznsrvys (1898 p. 122—123, 1912 b p. 599), M. Fürsrınger (1900 p. 599), Corps (1910 p. 307—313) u. À. angenommen wurde. Sind somit diese Muskeln der Sauropsiden einerseits mit dem C,d der Fische, andererseits mit dem Lev. quadrati und Lev. bulbi (i. w. S.) der Amphibien homolog, so muss der Schluss gezogen werden, dass auch die in Rede ste- henden Muskeln der Amphibien und Fische einander morphologisch zu vergleichen sind. EpeEwonrH kommt jedoch in seiner an wertvollen Beobachtungen reichen Arbeit über die Morphologie der Kopfmuskeln (1911) zu einem andern Resultat. Von den Anuren (wohl speziell von Rana) heisst es (p. 191): „The Anlage of the levator bulbi is given off from the upper surface of the hinder part of the temporal in 9 mm larvae.* Aus diesem Grunde spricht er (Necturus und den Anuren, ebenso auch Ceratodus und Lepus) ein Homologon des Levator palatoquadrati (,Lev. maxillae superioris*) ab und stellt sie denjenigen Formen gegenüber, die einen solchen besitzen (Scyllium, Acipenser, Lepidosteus, Amia, Salmo, Sauropsida). Er betrach- tet das Fehlen des Muskels als ursprünglich, und konsequenter Weise auch die Monimostylie bei Amphibien und Ceratodus als primitiv. „It would follow that the streptostylic condition present in Selachians, Teleostomi and Sauropsidan embryos is one which developed in corre- lation with a division of the myotome into upper and lower parts, inserted into and arising from the palatine process of the quadrate.* Diesen Ausführungen Enceworræs kann ich nicht beistimmen. Überall, wo bei Fischen oder Sauropsiden ein dorsaler Constrictor 1 (OC; d; „Lev. max. sup.*) vorhanden ist, hängt derselbe in frühem Blastemstadium mit der Anlage des Adductor mandibulae zusammen (vgl. auch die Darstellungen von EpcEwonrH 1911). Wenn es nach E. scheint, als würde bei Amphibien der Lev. bulbi aus dem Add. mandibulae (bez. einem Teil desselben) durch Abspal- tung hervorgehen, so wäre das nach meiner Auffassung so zu erklären, dass die Loslósung des Blastems des Lev. bulbi vom Add. mandibulae verzögert wäre. Diese Verzögerung wäre ver- ständlich, wenn man bedenkt, dass der Muskel erst nach der Metamorphose in Funktion tritt und sich daher überhaupt sehr spät entwickelt (S. 22). Der ganze Unterschied den Selachiern, Ganoiden, Teleostiern und Sauropsiden gegenüber würde sich also im wesentlichen auf den Zeitpunkt der Trennung des oberen und mittleren Abschnittes der Muskulatur des Man- dibularbogens beschränken. Einen Schluss auf die Ursprünglichkeit der Monimostylie würde also die Beobachtung EpaEwonrH's nicht erlauben. Meine eigenen, flüchtigen, Beobachtungen decken sich nicht mit denen von EDGEWORTH. An einer Reihe von Schnittserien durch verschieden alte Larven von Rana fusca habe ich einen Zusammenhang zwischen dem Add. mandibulae und der Anlage des Lev. bulbi nicht finden kón- Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgle Muskulatur der Amphibien. 41 nen, sondern nur gefunden, dass das Blastem des Lev. bulbi sich aus dem dorsal vom Add. mandibulae gelegenen Gewebe herausdifferenziert. In einem Stadium, wo der Adductor bereits als soleher funktioniert, ist das betreffende Blastem noch so wenig differenziert, dass es sich nicht scharf gegen das umgebende Schleimgewebe und die Anlage der den Adductor decken- den Fascie abgrenzen lässt. Erst allmälig nehmen die Zellen Spindelform an, strecken sich in die Lànge und werden als Muskelfasern erkennbar. (Über die weitere Entwicklung vgl. oben!) Dass ieh einen Zusammenhang der Blasteme des Add. mandibulae und des Lev. bulbi nicht finden konnte, schreibe ich wieder dem Umstand zu, dass die Entwicklung des letzteren Muskels stark retardiert ist, und es deshalb sehr schwer oder unmóglich ist, die Anlage des Augenhebers in frühen Stadien als solche zu erkennen. Eine gründliche Nachprüfung wäre erwünscht. Das für unsere Zwecke Wichtigste bei der ontogenetischen Entstehung des Leva- tor bulbi der Anuren ist, dass der Muskel bereits in früheren Stadien seiner Eintwick- lung einen sehr selbstándigen, dorsalsten Abschnitt der Muskulatur des Mandibularbogens bildet. Hierin stimmt er mit dem C,d der Fische und Sauropsiden überein. Die Onto- genie spricht also meiner Ansicht nach keineswegs gegen die Ableitung des Lev. bulbi vom C,d, sondern steht in Einklang mit derselben. Man kónnte auf den Gedanken kommen, als Stütze der Annahme einer Abstammung des Levator bulbi der Amphibien von dem Adductor mandibulae, das Vorhandensein des offenbar diesem letzteren Muskel entstammenden M. nasalis bei Ama (Lms* Arnıs; vel. LUTHER 1913 p. 25),! welcher Schädel (Antorbitale, Proc. praeorbitalis) und Palatinum verbindet, heranzuziehen. Ein Vergleich mit dem ebenfalls Beziehungen zur Nase besitzenden Dilatator choanae (speziell dessen lateralem Teil) bei Amphiuma und Siren läge nahe bei der Hand. Wir finden ferner bei gewissen Selachiern Lidmuskeln, die unzweifelhaft dem Add. mandibulae entstammen, so bei den Squaliden (= Spinaciden vgl. LurHER 1909 a p. 56—60). — Anderer- seits zeigen die Scylliorhiniden und Carchariiden unter den Haien Lidmuskeln, die mit Sicher- heit aus dem kaudalen Teil des C, d entstanden sind (RrpEwoop 1899 und Lure |. c. p. 16 —29). In allen diesen Fällen handelt es sich offenbar nur um Differenzierungen, die mit dem Lev. bulbi im weiteren Sinne mehr oder weniger stark konvergent sind, über die Art seiner Entstehuug aber nichts auszusagen vermügen. Damit glaube ich das Wesentlichste von dem angeführt zu haben, was sich zur Zeit zu Gunsten der Zugehörigkeit des Levator quadrati der Gymnophionen und des Levator bulbi (i. w. S.) der Amphibien überhaupt zu dem Constrietor 1 dorsalis sagen lässt. Zugleich wurden auch schon die abweichenden Auffassungen erwogen, die sich auf Innervationsbefunde (Norris 1913a p. 517 und 1913b p. 277) oder ontogenetische Befunde (EpbcEwortH 1911) stützen und denen zufolge der Levator bulbi (oder der ihm ! [n der zitierten Arbeit habe ich S. 24 versehentlich den lateralen Muskelbauch (— M. nasalis) als Los? ALLIS statt als Las! ALLIS bezeichnet, den medialen (= Add. mand. praeorbitalis) als Lms' ALLIS statt L»s' ALLIS. N:o 7. 6 42 A. LUTHER. offenbar homologe Dilatator choanae von Amphiuma und Siren) bei Amphibien vom Adductor mandibulae abzuleiten wäre (nach Norris vom vorderen Teil des M. pterygoi- deus, nach Epseworru vom A. m. externus). — Die von Drüner (vgl. S. 37-—38) erwähnten Möglichkeiten fanden durch meine Untersuchungen keine Stütze. CU DEE ON Fig. 25a. Schemata zur Erläuterung der Homologieen des Constrictor 1 dorsalis. A Selachier (unter Zugrurdelegung der Verhältnisse bei Clamydoselachus und den Notidaniden), B Urodelen (unter Zugrundelegung von Hynobius und Sala- mandrella), C Gymnophionen. In B ist die Reihenfolge, in der die Portionen nach meiner Annahme aus einander ent- standen sind, durch Pfeile angedeutet. Die P. principalis ist in der Mitte quer durchschnitten. Die Insertionen an der Nickhaut wurden der Einfachheit halber nicht dargestellt. In € wurden ausser den Bezeichnungen der Muskeln auch diejenigen ihrer Homologa bei den Urodelen, u. zw. in Klam- mern, beigefügt. c, d. Constrictor 1 dorsalis. lg. Levator quadrati. cgo. Compr. gland. orbitalis. ppl. Proc. pterygoideus. lbp. Levator bulbi, Portio principalis. pg. Palatoquadratum. lbsl. Lev. b, p. sagittalis lateralis. pt. Pterygoideum. lbsm. Lev. b., p. = medialis. qw. Quadratum. !bt. Lev. b., p. transversalis. sp. M. spiracularis. lpg. Levator palatoquadrati. sq. Squamosum. Das Ergebnis dieser Erórterun- gen ist, dass es, trotz mancher Unklar- heit im Einzelnen, wahrscheinlich ist, dass alle in diesem Kapitel be- sprochenen Muskeln dem Con- strietor 1 dorsalis der Fische ent- stammen. Den phylogenetischen Ent- Muskulatur denke ich mir folgendermassen (F. wicklungsgang dieser 25a). Der bei Fischen (A) am Ursprung kaudal vom N. V, gelegene Levator palatoquadrati (/pg) wanderte medial von diesem Nerven (vgl. in B den Ursprung der P. sagittalis, lbsl) rost- ralwärts, anfänglich noch als Heber Ein Teil dieser Muskulatur, der Levator quad- des Quadratum wirkend. rati (C /g), behielt bei den Gymno- Bei einigen primitiven Urodelen (Hyno- phionen diese Bedeutung bei. bius, Salamandrella, B) zeigt der late- rale Teil der P. sagittalis ein ähn- Überall aber hat diese Portion einer Fascie ent- liches Verhalten. sich lang an der Insertion medialwärts aus- gebreitet und als medialer Kopf (lbsm) einen neuen Ansatz am Kranium ge- wonnen. Es fand ferner, vermutlich vom vorderen Rand dieses neu ent- standenen Teils aus, eine weitere Aus- breitung in rostraler Richtung statt (vgl. die Pfeile in B), wobei es, auf Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 43 Grund etwas verschiedener Funktion, zu einem Zerfall des Levator bulbi in drei Portio- nen kam: 1) die den Bulbus selbst hebende P. principalis (/5p), 2) die P. sagittalis me- dialis (ldsm), die die geraden Augenmuskeln (inel. den Retractor bulbi) hebt, und 3) die P. transversalis (/bt), die in gleicher Weise auf die schrägen Augenmuskeln wirkt. Jede der drei Portionen kann nun Beziehungen zur Nickhaut gewinnen und als Depressor membranae nictitantis funktionieren. Wo eine Reduktion bez. ein Rudimentärwerden des Auges eintrat, wurde dieser Muskel in verschiedenen Gruppen wieder rückgebildet; bei den Gymnophionen bis auf den vordersten, die Glandula Harderi umschliessenden Teil (Compressor glandulae orbitalis © cgo), in anderen Fällen (Necturus, Proteus) völlig. Auch bei Cryptobranchus ist vermutlich eine Reduktion, zugleich aber eine Differenzie- rung in anderer Richtung eingetreten. In derselben Richtung haben sich Amphiuma und Siren noch weiter differenziert. Schon früher bestehende, ganz untergeordnete Beziehun- gen zur Atmung gelangten dabei zu erhöhter Bedeutung: es entstand ein Dilatator choanae. ' II. Der Adduetor mandibulae. ' Der Adductor mandibulae der Amphibien zeigt sehr wechselnde Gestalten und einen verschiedenartigen Zerfall in einzelne Portionen. Immerhin lassen sich deutlich gemeinsame Grundzüge erkennen. Ich unterscheide, je nach der Lage der Fasern im ! Es sei hier kurz erwähnt, dass nach meinen Beobachtungen auch der ,Levator bulbi* von Spheno- don und den Eidechsen Beziehungen zur Atmung besitzt. Er inseriert an der zwischen medialem ltand des Pterygoideum und der Basis cranii sich ausspannenden aponeurotischen Membran (Corps 1910 f. 3, p. 309), also an dem schrägen Dach des von GüPPERT 1908b p. 316 als Sphenoidbucht (von VERSLUYS 1912 als ,interpterygoidaler Spalt“) bezeichneten Raumes. Durch Kontraktion der beiderseitigen Muskeln muss das Dach gehoben, die Bucht erweitert werden. Das wird aber für die Respiration von Bedeutung sein, da die Insertionsstellen der Muskeln gerade dorsal von dem in der Ruhelage befindlichen Schlundkopf liegen (inbezug auf die Lage des Letzteren im Vergleich zu der Sphenoidbucht vgl. GóPPERT 1903a und 1903 b). Die Luftwege werden durch den Muskelzug erweitert. — Diese Verhältnisse scheinen mir inbezug auf die Möglichkeit einer Abstammung des Tensor veli palatini der Säuger von dem C,d (FÜRBRINGER, ÜORDS) von Interesse zu sein. Handelt es sich beim Levator bulbi der Saurier doch bereits um einen Beweger eines weichen Teils des Gaumens. * Der Adductor mandibulae als Ganzes wurde bezeichnet als: Heber des Unterkiefers MECKEL 1829 p. 331 (Schlafmuskel, Flügelmuskel und (p. 332) äus- seren Kiefermuskel umfassend). Adducteurs des mandibules CUVIER 1835 p. 151. Temporalis Cuvier 1835 p. 136 (bei Anuren den ganzen Add. mand. umfassend, bei Urode- len den Add. mand. mit Ausnahme des Pterygoideus); OWEN 1866. Adductor mandibulae GEGENBAUR 1898 p. 624; DRÜNER 1904 a p. 281. Masseter WILDER 1891 p. 657. N:o 7. 44 dsp cdm A. LUTHER. pst Vos Vi Va che VIIcmm ibl Vaim im d Fig. 26. Siredon sp. Muskeln des Kopfes, oberflächliche Schicht. Für Fig. 26—30 gelten folgende Bezeichnungen: ae. Add. mand. externus. ai. À. m. internus. ap. A. m. posterior. edin. M. cephalo-dorso-mandibu- laris. che. M. cerato-hyoideus externus. d. Dentale. dl. M. dorso-laryngeus. dsp. Dorsale spinale Muskulatur. fr. Frontale. go. Goniale. ibl. M. interbranchialis 1. im. M. intermandibularis (poste- rior). dl dspm lab che Fig. 27. Siredon Sp. lab. Mm. levatores arcuum branchialium. lbr. Mm. levatores branchia- rum. pst. M. pseudotemporalis. qu. Quadratum. V4im. R. intermandibularis V,. Vos. N. ophthalmicus superf. V. Vl1Ieml. R. cutaneus mandibu- lae lateralis VII. Vilemm. R. cut. mand. media- lis VII. VIT+IXj. R. jugularis VII + IX. pst Vos fr cdm qu ae Vo Wie Fig. 26, dorsale Ansicht, Vergleich zu den Hauptstimmen des N. V, drei Hauptportionen: 1) den Adductor mandibulae ex- ternus, der lateral von den Nn. V, und V, gelegen ist; 2) den A. m. posterior, kaudal vom N. V, gelegen, sowie 3) den A. m. L rostral internus ' medial, bez. von den Nn. V, und V,. Streng geschieden sind diese Portionen zwar nicht. So können z. B. ventral von dem Nervenaustritt entspringende Fasern den Über- gang zwischen dem A. m. poste- rior und dem A. m. internus ver- mitteln; ebenso kann laterokau- dal vom N. V, ein Übergang von dem A. m. posterior in den A.m. externus vorhanden sein. Auch dürfte es vorkommen, dass eine der Portionen sich über ihr Gebiet hinaus in das einer ande- ren In der Hauptsache ist diese Scheidung hinein ausbreitet. jedoch in der Regel deutlich. ! Die von mir als A. m. externus und A. m. posterior bezeichneten Haupt- portionen des Adductor mandibulae sind zusammen dem von EDGEWORTH (1911 p. 188) bei Triton als ,external part“ bezeichneten Teil der mandibula- ren Muskulatur homolog, während mein A. m. internus dem ,internal part“ ent- spricht. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der. Amphibien. 45 Vi Vo Vos psl ae cdm dsp lab dl A. Urodelen. a. Einteilung. Beschrei- bung des Adductor mandi- bulae von Siredon als Beispiel. Als Ausgangspunkt für die Darstellung wáhle ich den Ad- ductor mandibulae des Axolotl d im Vaqugo VIIHIXj che — Ur V1leml VIIcmm ib1 (Siredon). Die oben erwähnten Fig. 28. Siredon sp. (Junge Larve; Kopf c. 1 cm lang.) Lagebeziehungen zu den Ästen 4 Bezeichnungen S. 44. des Trigeminus sind hier sehr deutlich (F. 26, 27). Der A. WE ETT TE NA m. externus (ae) stellt einen ET à breiten Muskel dar, der am AU Squamosum und dem ventral von ihm befindlichen Knorpel fleischig entspringt und schräg rostroven- tralwärts zieht, um am Meckel- schen Knorpel lateral vom Proc. coronoideus zu inserieren. — Der A. m. internus (psi) ist ein grosser, annähernd dreieckiger (jew | NA IB i =E / . . ! HOST] be Lo | Muskel, dessen rostrale Kante PNR vas LR ad o » die kaudale Begrenzung der Or- | A mul 4 : x Fig. 29. Siredon sp. wie Fig. 28, aber von der Dorsalseite. bita bildet, und der dorsomedial dem antimeren Muskel begegnet. Der Ursprung erfolgt in der Hauptsache am Parie- tale, greift jedoch vorn etwas auf das Frontale über. Kaudalwärts reicht der Muskel bis zum Proc. spinosus des 1. Wirbels, an dem er sehnig entspringt. Ventralwärts erstreckt sich der Ursprung vor und ventral vom Austritt des N. V auf das Knorpel- kranium, rostral bis zum Opticusloch reichend. Die Insertion erfolgt teils am knorpeli- gen Artieulare, grösstenteils aber an der diesem Knorpel zugewandten Fläche des Goniale und am oberen Rand des letzteren Knochens ' (F. 31; die Insertion am Goniale ist durch ! LUBOSCH (1913 p. 68) findet eine Insertion „ausschliesslich am knorpligen Articulare*. Letz- teres stimmt nach meinen Beobachtungen nur für junge Larven. N:o 7. 46 A. LUTHER. Vi ai ae? cdm Punkte angedeutet). Dabei verhält sich die Hauptmasse des Muskels an- ders als die tiefen, hauptsáchlich an der knorpeligen Seitenwand des Schä- dels entspringenden Fasern. Während nämlich der Hauptteil mit starker me- dialer Sehne, gegen welche die Fasern konvergieren, sich am vorderen Teil des Insertionsgebiets ansetzt (pst'), act NES erfolgt der Ansatz der tiefsten Fasern Fig. 30. Siredon sp., dasselbe Präparat wie Fig. 28; mittelst einer ausgedehnten medialen tiefe Schicht. j 2 Aponeurose weiter kaudal (mpf'). Beide Portionen des A. m. internus besitzen mehr lateral auch fleischig inserierende Fasern und sind nur unvollständig voneinander getrennt. Die hier angedeutete Scheidung ist von Wichtigkeit, denn die tiefe, weiter articular inserierende Portion kann, im Gegensatz zum übrigen Teil des Muskels, dem Pseudotemporalis (pst),' als Pterygoideus (mpt) bezeichnet werden. — Kaudal und lateralwärts geht der Muskel in der Tiefe, medial vom N. V, in eine Fasergruppe, den A. Br m. posterior (ap), über, die am knorpeligen À SN. Quadratum entspringt und fleischig am Articu- = Im, lare inseriert (F. 30). Sie hängt auch mit en y^ dem A. m. externus zusammen. Ich sehe in (IE ap dieser Portion einen inbezug auf Ursprung und not Ansatz primitiv gebliebenen Teil des ursprüng- lich einheitlichen Add. mandibulae, einen Teil, art go psti em d d P im9 der in seiner alten Lage verharrte, während der Adductor sich sonst auf ihm einst fremde Fig. 31. Siredon sp. Unterkiefer und Adductor mandibulae von der Medialseite. Ursprung des M. intermandibularis (im?) schraffiert. Die kau- In andrer Beziehung zeigt sich eine all- dale Grenze des M. pseudotemporalis ist durch eine unterbrochene Linie angedeutet. Verger. 2: l. Ursprungsgebiete ausbreitete. mälig stattfindende Ausbreitung des Muskels 4 : es: " ae. A. m. externus. go. Goniale. auch in der Ontogenie. Bei einer jungen Larve ap. A. m. posterior. im. M. intermandibula- (Kopflänge I cm, F. 28, 29) war ein grosser TuS ln Bus ; ? . h Meckelii. mpl. M. pterygoideus. Teil der Labyrintregion noch nicht von Muskeln cm. Cartilago Meckelii. — pst. M. pseudotempora- d. Dentale. lis. ! Dieser Muskel wurde bisher in der Regel als „Temporalis“ bezeichnet. Da er jedoch demYTempo- ralis der Säuger sicher nicht entspricht (s. unten den vergleichenden Abschnitt über den Adductor mandibu- lae), bezeichne ich ihn als Pseudotemporalis. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 47 bedeckt. Die beiden Mm. pseudotemporales begegneten sich nur an ihren hintersten Zipfeln, waren sonst aber weit von einander getrennt. — Eine ähnliche, langsam erfolgende Ausbreitung der Trigeminus-Muskulatur lässt sich auch an den von Drüner (1901) gegebenen mus- tergültigen Abbildungen von Salamandra-Larven er- kennen. ! Im Folgenden sollen die einzelnen Hauptportio- nen des Adductor mandibulae jede für sich vergleichend besprochen werden. b. Adductor mandibulae externus (ae). * Die Form und relative Grösse des A. m. ex- ternus schwankt innerhalb nicht allzu weiter Grenzen. Verhältnismässig kurz und breit ist er bei Salamandra und Triton, ebenso bei Hynobius (F. 32) und Sala- ! Vgl auch den sehr ähnlichen, analogen Vorgang bei Ceratodus (LUTHER 1913). ? Die Synonymie der einzelnen von mir unterschiedenen Teile des Adductor mandibulae der Urodelen kann nicht genau gegeben werden, da der A. m. posterior bald mit dem A. m. inter- nus, bald (wohl meist) mit dem A. m. externus vereinigt wurde. Synonyme des Adductor mandibulae externus: Masseter. v. SIEBOLD 1828 f. 6c (Sal. mac.) (incl. A. m. posterior); FISCHER 1843 p. 28 (Sal. mac.), p. 33 (Triton), Ruscont 1854, p. 105, 107 t. III f. 4, t. IV f. 5 (Sal. mac., Erw. u. Larve); SCHMIDT, GODDARD u. VAN DER HoEvEN 1862 p. 27 t. VII f. XIV, 7 (Cryp- lobr. jap.); FISCHER 1864, p.£59—61 t. II m fr cdm Hynobius nebulosus. Fig. 32. Kopfmus- keln von dorsal. t. Sehne, die sich in der Fascia temporalis, von dem vorder- sten Segment der dorsalen Muskulatur zum Nasale erstreckt. Übrige Bezeich- nungen s. unten. Für Fig. 32—40 gelten die Bezeich- nungen: ae. Add. mand. externus. aica. A. m. internus, caput anterius. ap. A. m. posterior. cdm. M. cephalo-dorso-mandibularis. che. M. cerato-hyoideus externus. fr. Frontale. ibl. M. interbranchialis 1. ih. M. interhyoideus. im. M. intermandibularis. lab. Mm. levatores arcuum branchialium. lab. 1-4. , = » 5 1-4. mpl. M. pterygoideus. mspd. Dorsale spinale Muskulatur. na. Nasenkapsel. npl. N. pterygoideus. pst. M. pseudotemporalis. psta. M. pseudotemp., caput anterius. pstp. , 3 » posterius. t. Sehne. Vim. R. intermandibularis V. Vos. R. ophthalmicus superficialis V. (Siredon), t. III m (Necturus), t. IV m (Cr. allegh.), t. V, f. 2 m’ (Amphiuma; ferner Siren u. Proteus); OWEN 1866 p. 217 (Sal. mac); MiwanT 1869 a p. 261, f. 1, 3, 5 M (Cr. allegh.); 1869 b p. 454 f. 1, 2, 3 M (Necturus; WILDER Pars prima (et secunda?) 1891 p. 657-658, f. 1 m (?m") (Siren); v. Pressen u. RABINOWICZ 1891 p. 8 (Sal. mac. Innervierung); HERRICK 1894 (Innerv., Amblystoma punctatum); GEGENBAUR 1898 p. 624, f. 625 Add. mand. (Necturus); JaAQuET 1899, p. 193, pl. XLII, f. 89, 90 2» (Siredon); Dri- NER 1901, f. 15, 26, 37 M (Sal. mac., Erw. u. Larve); 1904 M t. 15, f. 6 (Amblystoma mavorlium), f. 38 (Ellipsoglossa naevia); COGHILL 1902 p. 225 (Amblystoma, Innerv.); Osawa 1904 p. 261, t. XIX Masset. (Cr. jap.; NORRIS 1908 p. 531—532 (Amphiuma, Innerv.); 1913 b p. 273—275 (Siren, Innerv.); EDGEWORTH 1911 p. 188 (Triton); BürsorLr 1912 p. 448 (f. 299 p. 441 als Add. mnd. bezeichnet; Siredon). Temporal, portion postérieure courte Cuvier 1835 p. 138 (Sal. mae., Trilon erist.). [Forts. S. 48]. 48 A. LUTHER. mandrella. — Die langge- Vo ma Vos streckte Form des Kopfes von Proteus (F. 33, 34), die am Schädel eine Verschiebung von Quadratum und Squamosum in eine sehr schräge Lage bedingt, hat auch zur Folge, dass die Derivate des Adductor mandi- ibl cdm Vaim im d Fig.733. 7 Proteus anguineus. Kopfmuskeln von rechts. PRE longe is Sie sind ausserdem zu bedeu- tendem Teil sehnig. Das ist denn auch inbezug auf den A. m. externus der Fall. — Be- sonders kräftig, einen mächti- gen, Zweizeilig gefiederten Ballen bildend, ist der A. m. externus bei Necturus. Viel- leicht steht diese starke Aus- lab mspd cdm ae Ve pst Vos na bildung mit der relativ kräf- Fig. 34. Proteus anguineus. Wie 33, aber von der Dorsalseite. tig entwickelten Bezahnung der Kiefer in Zusammenhang. — Der abgeplatteten Körpergestalt von Cryptobranchus (F. 35, 36) entsprechend, ist der A. m. externus bei dieser Gattung sehr breit. Auch hier ist er stark entfaltet. Während ein ansehnlicher Teil der Fasern gegen einen in der Gegend des Mundwin- “kels befindlichen, ziemlich kleinen Sehnenspiegel konvergiert, ziehen die mehr ventralen Fasern fleischig bis zu ihrer Insertion. — Bei Amphiuma (F. 37) ist die Insertions- aponeurose an der Oberfläche des Muskels sehr stark entfaltet und reicht hoch hin- auf, sodass bei seitlicher Ansicht drei getrennte Fasergruppen sich an derselben zu befestigen scheinen. In der Tiefe gehen sie jedoch in einander über. Die sehr grosse Ausdehnung der Aponeurose ist vermutlich so zu deuten, dass eine Reduktion des late- ralen Teils des Muskels stattgefunden hat. Durch dieselbe wurde der Durchmesser des Kopfes verringert; der Kopf erhielt eine mehr kegelförmige Gestalt. Es handelt sich ee Pré-temporo-maxillaire DuGEs 1835, p. 184, F. 117 (Larve), 126, 11 (Sal. mac.). Adducteur commun des mâchoires VAILLANT 1863, p. 315, pl. 7. f. 1, 2 26 „portion supé- rieure“ und 26! ,portion inférieure“. Petro-tympano-maxillaris HOFFMANN 1873—1878, p. 92. A. m. externus und teilweise A. m. posterior bei den Amphibien überhaupt: Masseter MECKEL 1829 p. 532. 'Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 49 um ein Detail der am gan- peu ae cdm —— pstp zen Kórper stattgefunde- nen Anpassung an eine aalartig wühlende Lebens- weise (vgl. auch 8. 55). ' — Unter allen daraufhin untersuchten Urodelen er- reicht der A. m. externus bei Siren (F. 38, 39) a bs Fig. 35. Cryplobranchus japonicus. Kopfmuskeln von links; aem kleines am die relativ ansehnlichsten Ursprung etwas gesondertes Bündel des A. m. externus. Erklärung der übrigen Bezeichnungen unter F. 33, S. 47. aem cdm Dimensionen. Er stellt einen annähernd rhom- mpl V2 psla ae pstp cdm bischen Muskel dar, der / | eo ME sich kaudalwürts stark à i ausgedehnt und auch dor- salwärts so weit aus- gebreitet hat, dass sich SS SE 23 «uni [ HF, QM |) = die beiderseitigen Mus- keln in der Mittellinie des Körpers in einem Punkt berühren. Der Ursprung ; Fig. 36. Cryptobranchus japonicus. Wie F. 35, aber von der Dorsalseite. des A. m. externus fin- Erklärung der Bezeichnungen unter F. 33. det stets am Skelett in der Gegend des Squamosum statt, dehnt sich jedoch von hier nach verschiedenen Richtungen aus. Bei Salamandra entspringt er fleischig am vorderen Rand des Squa- mosum sowie am Höcker des Prooticum, bei Hynobius (F. 5 ame’) und Triton am Quadratum und Squamosum, bei Proteus an denselben Teilen des Skeletts, zum Teil aber auch an der den Depressor mandibulae bedeckenden Fascie. — Entsprechend der Stärke des Muskels bei Necturus hat sich der Ursprung hier ausser auf die oben erwühnten Skeletteile (Quadratum, Squamosum und Prooticum) noch auf einen Teil des ! Auf Grund von Litteraturangaben liegt es nahe bei der Hand zu vermuten, dass diese Reduktion dadurch kompensiert wurde, dass bei Amphiuma ein anderer Muskel die Funktion des Adductor mandibulae unterstützt, nämlich der Levator maxillae inferioris ascendens (FrscHER 1864 p. 64; M. quadrato-pectoralis DRÜNER 1904 p. 631—632, f. 28, 29 Sphe). Eine solehe Annahme entbehrt jedoch der Begründung, da (DRÜNER l. c.) die Befestigung des Muskels zum Teil direkt ventral vom Gelenk am Unterkiefer erfolgt, sich aber auch weiter dorsal zum (juadratum und der Fascie des Adductor mandibulae ausdehnt. Dieser auch bei anderen Urodelen vorhandene Muskel kommt hier nicht als Kieferheber in Betracht. Vgl. jedoch S. 72. N:o 7. 7 50 A. LUTHER. Va Vos di por BEL, pp ZI G : uk | | NN im ae ap ih E Fig. 37. Amphiuma means. Kopfmuskeln von links; qup M. quad- rato-pectoralis (DRONER). Erklärung der übrigen Bezeichnungen unter F. 33, S. 47. lab 2-4 labi mspd ae pst Ve Vos che ib1 chm VII mpl Va rao im en 7 = % = IN >> = À | I I lab2-4 che lab1 chm ae pst Va Fig. 38 u.39. Siren lacertina. F. 38 von der rechten, F. 39 von der Dorsal- chm. M. cephalo-hyo-mandibularis (DRÜNER); rao. M. retractor Erklürung der übrigen Bezeichnungen unter F. 33. seite. anguli oris. Parietale ausgedehnt; die den Depressor mandibulae deckende Fascie trägt wieder zur Vergrós- serung des Ursprungs bei. — Bei Cryptobranchus japonicus und alleghaniensis erfolgt der Ur- sprung an der lateralen und ros- tralen Fläche des Squamosum und an dessen Crista, zum ge- ringen Teil auch am Quadratum, ferner an der Fascie des Depres- sor mandibulae. — Höher hinauf ist der Ursprung bei Amphiuma gerückt, wo er am Squamosum, ferner in einer kleinen, aber tie- fen Grube des Parietale (von WIEDERSHEIM 1877 t. XX, f. 17 nicht abge- bildet) und am Rand der zu diesem Knochen gehó- renden, dorsalwärts ragen- den Knochenlamelle, über die der Temporalis läuft, Ein Zipfel ent- springt hoch oben an der erfolet. Fascie des Depressor. — Bei Siren (F. 38, 39) schliesslich, wo der Ur- sprung am weitesten aus- gedehnt ist, erfolgt er am Quadratum (Knochen und vorderer, knorpeliger Fort- satz), Parietale sowie an den Squamosum und Vos oberflächlichen Fascien des Temporalis (Ligamentum Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 51 intermusculare internum WILDER 1891 p. 656), der spinalen Muskulatur (L. i. posterius Wirer l c.) und des Depressor mandibulae (L. i. laterale und Fascia digastrici WILDER l c). Über den Retractor anguli oris vgl. unten. Der Ursprung des A. m. externus hat sich somit weit ausgebreitet. Vom Qua- dratum ist er zunächst auf dessen Deckknochen, das Squamosum, teilweise oder ganz übergewandert. Dann wurden benachbarte Knochen, -— Prooticum, Parietale, — in seinen Bereich einbezogen. Als aber das Schädeldach, an welchem eine rege Konkur- renz um die Ansatzfläche zwischen den Muskeln herrscht, nicht mehr Raum für eine weitere Ausdehnung besass, erfolgte eine solche an der Oberflüche der benachbarten Mus- keln, bez. der dieselben deckenden Fascien, ' vor allen Dingen an derjenigen des Depressor mandibulae. ? Viel weniger Abwechslung als der Ursprung bietet der Ansatz des A. m. externus der Urodelen. Der primitive Ansatz, ausschliesslich am Meckel’schen Knorpel, wie wir ihn oben beim jungen Siredon fanden und wie ihn auch sonst junge Larven aufweisen (Salamandra, Triton), ist in den übrigen von mir untersuchten Fällen verloren gegangen. Stets erfolgt der Ansatz am oberen Rand und der äusseren Fläche des Den- tale, in der Regel vorn (symphysialwärts) sehnig, derart, dass der betreffende Teil des Muskels zweizeilig gefiedert erscheint, weiter hinten (articularwärts) aber fleischig. Nur in wenigen Fällen greift die Insertion vorn weiter medialwürts. Das ist bei Salamandra der Fall, wo der A. m. externus zum geringen Teil am Proc. coronoideus des Goniale inseriert, ferner bei Cryptobranchus (F. 35), wo der Muskel sehr ausgedehnt ist. Hier ziehen die dorsalsten Fasern schräg rostroventrad und gehen an der Oberfläche in eine starke Sehne über, die sich vor dem Proc. coronoideus an der Oberseite des Goniale ansetzt. (Die tieferen Fasern inserieren fleischig.) Da die an der Sehne sich befesti- genden Muskelfasern gegen diese konvergieren, nähert sich der Verlauf der zum unter- sten Teil der Sehne ziehenden fast der Horizontalebene. Die kaudal und ventral folgen- den Fasern dagegen erhalten allmálig wieder eine steilere Richtung, sodass die hinter- sten ganz vertikal verlaufen. Die Insertion dieser schrügen und vertikalen Fasern erfolgt fleischig am Dentale, wo der Ansatz bis zum ventralen Rand des Knochens hinabreicht. ? — Über den grossen Sehnenspiegel von Amphiuma vgl. S. 48. ! Zum Teil ist die Entstehung der aponeurotischen Fascien wohl eben durch diese Überwanderung des Ursprungs des A. m. externus bedingt. * Bei der oben erwáhnten Konkurrenz um die Ansatzfläche spielt gerade der Depressor mandibulae eine grosse Rolle. Seine starke Entfaltung ist leicht verständlich, da beim Leben im Wasser die Nahrung in der Regel durch ein sehr rasches Öffnen des Maules in dasselbe hineingesaugt wird, und bei diesem Öffnen der Depressor mandibulae die Hauptrolle spielt. > Ein hinterstes Bündel (F. 35 aem), das bei Cr. japonicus mit dünner Sehne vorn am Squamosum entspringt, ist durch einen Nervenast vom übrigen Muskel getrennt, vereinigt sich aber an der Insertion mit demselben. N:o 7. 52 A. LUTHER. Überall ist der vorderste Teil des A. m. externus, dicht oberhalb des Ansatzes, der Haut des Mundwinkels mehr oder weniger fest angeschlossen. Oft ist diese Ver- bindung so fest, dass sich die Haut nur sehr schwer unverletzt abpräparieren lässt. Bei Necturus (F. 49 ae‘) schien es mir, als würde ein Teil der Fasern direkt an der Haut des Mundwinkels inserieren. Dieses Verhalten leitet zu demjenigen, das Sire» (F. 38) aufweist, über. Hier geht der A. m. externus ventral in eine Portion über, die mittelst einer breiten, sehnigen Platte an dem kaudalen Rand des Dentale entspringt und sich vorn an der Oberlippe befestigt (rao). Sie kann ihrer Funktion nach als ein M. retrac- tor anguli oris bezeichnet werden. ! c. Adductor mandibulae posterior (ap). ? Mit diesem Namen bezeichne ich (vgl. oben S. 44) am Quadratum und dessen nächster Umgebung (Prooticum, knorpelige Labyrintregion, Squamosum, Orbitosphenoid) entspringende Teile des Adductor, die medial vom N. V, oder kaudal von ihm zum Unterkiefer ziehen und hauptsächlich am Articulare, ausnahmsweise auch zum Teil an der Temporalissehne oder dem Goniale inserieren. Fast stets bleibt diese Portion, ebenso wie es oben von JSiredon angegeben wurde, mit dem A. m. externus und dem A. m. internus in mehr oder weniger intimer Verbindung. Sie kónnte nach belieben zum einen oder zum anderen gerechnet werden, wie denn auch Luzosch (1913) sie offenbar dem letzteren zuzählt. Ich glaube jedoch eine bessere Übersicht und eine klarere Termino- logie zu gewinnen, wenn ich sie mit einem besonderen Namen belege und sie gesondert bespreche. Bei Proteus liegen die Verhältnisse sehr einfach. Hier entspringt der A. m. posterior an der Quadrat- und Labyrintregion, sowie am Orbitosphenoid, und zieht, stark schräg rostroventrad gerichtet, zum Articulare, wo er inseriert. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um ursprüngliche, sondern um sekundär vereinfachte Verhältnisse. Bei Siredon (F. 30) finde ich eine geringe Differenzierung in der Faserrichtung. Die mehr lateral gelegenen Fasern besitzen einen schrägeren, die medialeren einen stei- leren Verlauf. Dieser Unterschied in der Verlaufsrichtung ist weit stürker ausgeprägt bei Salamandra. Hier entspringt die in Rede stehende Portion an der Medialseite der vorderen freien Kante des Squamosum und an der Vorderseite des Quadratum; auch auf den hintersten Teil des Pterygoids greift sie über. Die lateralsten Fasern ziehen nun medial vom N. V,, denjenigen des A. m. externus völlig parallel, schräg ventrorostrad (Portio subexterna m. a. m. posterioris). Dabei erreichen die vordersten Fasern den ! VAILLANT (1863 p. 315 pl. 1, 2 26!) nannte diesen Abschnitt ,portion inférieure“. ? Synonym: Temporal EDGEWORTH 1911, p. 188 (Triton). Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 53 Proc. coronoideus des Goniale und inserieren hier etwas weiter rostral als die Sehne des M. pseudotemporalis. Die übrigen Fasern dieser Schicht ziehen zum Articulare, an dem sie sich fleischig ansetzen. Medialwärts folgen Fasern, die sich grossenteils an die Sehne des Pseudotemporalis ansetzen (P. longa m. a. m. posterioris), am weitesten einwärts (medial) findet sich eine steiler verlaufende Fasergruppe, die an dem medialen Rand des Articulare dicht vor dem Gelenk inseriert. Diese letztere Fasergruppe, die auch bei anderen Formen in gänz ähnlicher Weise wiederkehrt, möchte ich als P. articularis m. a. m. posterioris bezeichnen. — Im wesentlichen ganz ebenso wie bei Salamandra ist der A. m. posterior bei Triton gebaut. So auch bei Onychodactylus, nur ist der mpl pstp npsl ap cdm WI bul VAN / N Fig. 40. Cryptobranchus japonicus. Dorsalansicht. Die Mm. add. mand. externus (ae) und pseudotemporalis (pstp) sind am Ursprung losgelóst und zurückgeschlagen. Erklárung der Bezeichnungen unter F. 33, S. 47. Ursprung hier etwas weniger ausgedehnt. Die vordersten Fasern ziehen zum Goniale vor dem Pseudotemporalis, die innersten Fasern sind steiler. Auch //ynobius und Sala- mandrella schliessen sich hier an. Sehr ähnlich verhalten sich ferner die beiden Cryptobranchus-Arten. Der Ursprung des A. m. posterior (F. 40) findet (Cr. japonicus) am vorderen Rand des Squamosum, ferner am knöchernen Quadratum und am Quadratknorpel zwischen diesem und dem Pterygoid, sowie am hinteren Rand des letzteren, statt. Von den lateralsten (dem N. V, zunächst gelegenen) Fasern (P. subexterna) inserieren (Cr. jap. und allegh.) die vordersten an der Medialseite des Goniale, die weiter kaudal folgenden am Meckel- schen Knorpel. Ein Teil der tieferen Fasern (P. longa) setzt sich an die Sehne des M. pseudotemporalis an, die P. artieularis (F. 41 apa) wiederum zieht vertikal zum N:o 7. 54 A. LUTHER. psla go d tpst ang mpli Fig. 41. Cryptobranchus alleghaniensis. Unterkiefer und ein Teil des Adductor mandibulae von der Medialseite. Der M. pterygoideus ist entfernt, seine Insertion (mpl!) schraffiert. Caput anterius des M, pseu- dotemporalis. pstp. C. posterius des M. pseudot. tpst. Sehne des M. pseudotemp. ang. Angulare. psta. apa. A.m. posterior articularis. aps. A. m. p. subexternus. Ir prao ppl pa mspd cdm pst Fig. 42. Amphiwma means. Dorsalansicht. Links sind der A. m. externus und ein Teil der spinalen Muskulatur entfernt, rechts der gesamte Adductor mand., sowie der Dilatator choanae. Die dorsale spinale Muskulatur (mspd) ist rechts, soweit sie das Caput poste- rius des M. pseudotemporalis bedeckt hat, zurückgeschlagen. Durch bogenfórmige, gestrichelte Linien-ist die Ausdehnung der drei ersten Wirbel angedeutet. Vos aica Va ap LE aica. Add. mand.internus, caput pa. Parietale. anterius. ppl. Proc. pterygoideus. ap. A. m. posterior. prao. „ antorbitalis. edm. M. cephalo-dorso-mandi- — pst. M. pseudotemporalis. bularis. Vos. R. ophthalm. superf. V. fr. Frontale. lenks im Vergleich zu Uryptobranchus stark verschmälert erscheint. Meckelschen Knorpel hinab und schiebt sich z. T. bis zum dor- salen Rand des Goniale vor. Bei Amphiuma gewahrt man schon oberflächlich (F. 37), kaudal vom A. m. externus, dicht vor dem, Kiefergelenk, eine Ad- ductorportion, deren Fasern eine steilere Richtung haben als die- jenigen des A. m. externus. Nach Entfernung des letzteren (F. 42) liegt diese Portion offen da. Sie entspringt an der vor- deren Fläche des Squamosum, wobei der Ursprung etwas auf Kno- chens übergreift. Die Fasern zie- die laterale Fläche dieses hen zum hinteren Ende des Den- tale, an dessen oberem Rand sowie Aussen- und Innenfläche sie inserien.. Kaudal und in der Tiefe erfolgt der Ansatz an der Dorsalfläche des Articulare dicht vor dem Gelenk und bis in den Canalis primor- Die tiefsten Fa- sern inserieren an einer Sehne, schlitzfórmigen dialis hinein. die mit derjenigen des Pterygoi- deus zusammenhángt und eine kaudale Fortsetzung derselben bildet. — Dass ein so grosser Teil der Fasern hier am Den- tale inseriert, steht wohl damit im Zusammenhang, dass der ganze Kiefer in der Gegend des Ge- Dabei wurde vor allen Dingen der mechanisch weniger wichtige Knorpel reduziert. Einerseits drangen die Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 55 I [ ] lab 2-4 chm sq ap3 hnap2 Vi pst Vos Va Belegknochen auf seine Kosten lab Ti vor, andererseits verknöcherte das Articulare. Diese Verschmäle- rung des Kiefers steht in Bezie- hung zu der allgemeinen Anpas- sung der Körperform an die aalar- tig schwimmende bez. wühlende Lebensweise. Bei Necturus (F. 49 apa) erscheint die P. posterior weni- Andere m LM | che VIIcml api Vas d gh mpt Vaim plhm ger gesondert als bei den meis- Fig. 43. Siren lacertina (jung). Muskeln der rechten Seite des n anderen Gattungen der Uro- te 8 Kopfes nach Entfernung des A. m. externus, des M. interbran- delen, denn die Fasern befestigen chialis I und des Levator arcus branchialis 1 (lab Ii). sich an einer starken A poneu- ap 1, ap 2, ap 3. Add. mand. pos- lab 1, lab 2-4. Mm. levatores ar- terior (vgl. Text). cuum branchialium. rose, die rostralwärts in die Sehne che. M. ceratohyoideus externus. mpt. M. pterygoideus. des Pseudo-temporalis übergeht. chm. M. cephalo-hyo-mandibula- plhm. Plica hyomandibularis. ris. pst. M. pseudotemporalis. Sie entspringt an der rostralen d. Dentale. sq. Squamosum. E 4 . gh. M. geniohyoideus. Vim. R. intermandibularis V,. Seite des Quadratum und der kn. Knorpeliger Vorsprung. Vos. R.ophthalm. superfieialis V. knorpeligen Regio prootica, ven- tral und rostral vom Foramen prooticum, wo der Ursprung einen schmalen Streifen einnimmt. Wie in so mancher andrer Beziehung. ist auch inbezug auf den A. m. posterior Siren (F. 43, 44) in eigentümlicher Weise differenziert. Hier sind aus diesem Teil drei verschiedene Portionen entstanden. Zwei sind bereits von Wicoer (1891 p. 658) beschrie- ben worden. Eine von diesen (ap 3; Pars tertia Wırver), ein langes, schmales Bündel, entspringt am Quadratum und der Labyrintregion vor dem Squamosum und am vorderen Rand des letzteren Knochens (F. 43). Die Insertion erfolgt kurzsehnig am dorsalen Rand des Dentale, dicht neben dem Eintritt des R. intermandibularis n. V, in den Unterkiefer (F. 44). Bedeckt von diesem Muskel ist der Ursprung eines kleinen Muskelbündels (ap 1), das vorn am Quadratum, dicht oberhalb des Gelenks entspringt und lateroventralwärts zum (uu ctl knorpeligen Articulare zieht. Es befestigt sich mit einigen UBER eb en Fasern an der Gelenkkapsel, wird also auch als Kapsel- (vgl. F. 43) ap. 3 durchschnitten spanner wirken. und grösstenteils entfernt. Be- ; , . $ $ zeichnungen wie in F. 43. Die dritte hier zu erwähnende Portion (ap 2; Pars N:o 7. 56 A. LUTHER. secunda WirbER) entspringt an der Ventralseite eines vorderen knorpeligen Fortsatzes der Regio prootica (kn). Sie schliesst sich den tiefsten Fasern des A. m. externus unmittelbar an und zieht medial vom N. V, zur Pars articularis des Meckelschen Knor- pels, an deren Medialseite sie inseriert. Die Deutung dieser drei Adductorportionen von Siren ist sehr unsicher. -Sie kónnten ihrer Lage nach auch dem A. m. externus entstammen. Auffallend ist die Lage der ,Pars secunda^ WirpER's zwischen den Nn. V, und V,. Auf Grund der Inser- tion vermute ich, dass es sich um die P. articularis des A. m. posterior handelt, deren Ursprung sich verschoben hat. Die beiden anderen Portionen sind wahrscheinlich unab- hängig von den oben bei anderen Urodelen beschriebenen Differenzierungen des A. m. posterior aus diesem entstanden. d. Adductor mandibulae internus.! Der A. m. internus der Urodelen erscheint in lateraler Ansicht bald einheitlich, wie wir es bei Siredon (S. 45; F. 28— 30) kennen lernten, und wie es auch bei Larven von Triton cristatus (EF. 14) und Salamandra mac. (vgl. auch Drüner 1901), ferner bei Proteus (F. 33, 34) und Necturus der Fall ist; bald erkennt man mehr oder weni- ger deutlich eine Scheidung in ein Caput anterius, das am Dach und an der Seitenwand des Schädels in der Gegend der Orbitotemporalgrube entspringt, und ein C. posterius, das am kaudalen Teil des Schädeldachs und weiter kaudal an der medialen Fascie und ! Synonyme des A. m. internus der Urodelen: Temporalis (temporal). v. SIEBoLD 1828 p. 6 f (Sal. mac.), (2. et 3. portion) CuviER 1835 p. 13 (Sal. mac, Triton erist.); FrscHER 1843 p. 33 (Triton); SCHMIDT, GODDARD, VAN DER Horven 1862 p. 97, t. VII, f. XIV, 4 (Crypt. jap.); Fischer 1864 p. 61— 62, t. III £ (Neeturus; ferner Cr. jap.); MIWART 1869 a p. 260 f. 1 T (Cr. allegh.); 1869 b p. 453 f. 1—3 T; WILDER 1891 p. 660-661, f. 1 { (Siren); GEGENBAUR 1898 p. 624, f. 397 Temp. (Necturus); PLATT 1897, p. 451 (Necturus); DRONER 1901 f. 4, 6, 7 (neugeb. Larve), f. 15 (2-monatl Larve) f. 26, 37 (erw. Sal. mac.); 1904 a p. 280; 1904b f. 6 Temp. « [Caput anterius], Temp. 8 [C. post.] (Amblyst. mavortium), f. 24 Temp. (Ellipsoglossa naevia); |] Bowers 1901 p. 185 (Spelerpes bilineatus; Innerv.); COGHILL 1902 p. 225 (Am- blystoma; Innerv.); OsAwA 1904, p. 260—261, t. XIX Temporal (Cr. jap.); BÜTSCHLI 1912 p. 448, f. 299 p. 441 (Siredon). Postorbito-coronoidien (9) + Atloido-coronoidien (70) DucEs 1835 f. 117, 118, 129 (Sal. mac. Erw.), 126 (Larve). Muscle masséter Ruscowi 1837 p. 49, t. IV f. 9, 3 (Proteus). M. atlanto-mandibularis OWEN 1866 p. 217. M. ptérygoide (pt) + M. temporal (/) JAQUET 1899 p. 191—192, f. 89, 90. M. pterygo-temporalis v. PLESSEN u. RABINOWIOZ 1891 p. 8 (Sal. mac.; Innerv.); HERRICK 1894 (Amblystoma punctatum Innerv.). Pterygoideus EpGeworTH 1911 p. 188 (Necturus, Triton). Tom. XLIV. , - Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 57 dem Dornfortsatz des 1. Wirbels entspringt, bei den Amphiumidae sich sogar bis zu dem 2. (Uryptobranchus F. 36, 40, 41) oder 3. (Amphiuma F. 42) Wirbel vorgescho- ben hat. Diese äusserliche Scheidung ist in der Regel von keiner grósseren Bedeutung; denn in den meisten Fällen verbinden sich die Fasermassen beider Köpfe gegen die Insertion hin in grösserem oder geringerem Umfang mit einander. An der Medialseite des A. m. internus lässt sich jedoch überall gegen die Insertion hin eine Scheidung der Fasermassen in zwei Gruppen erkennen (vgl. F. 31 und 45— 50). Eine starke, mehr rostral gelegene, am Proc. coronoideus sich ansetzende Sehne sammelt die Fasern des M. pseudotemporalis; eine dem Gelenk mehr genäherte Sehne vermittelt den Ansatz des M. pterygoideus. Auch am Ansatz sind diese beiden Muskeln bei den Urodelen noch oft mit einander durch eine Aponeurose verbunden. Von Art zu Art lässt sich die Los- lósung des Pterygoideus aus dem ursprünglich die Hauptmasse des A. m. internus bil- denden M. pseudotemporalis verfolgen. i Der M. pterygoideus ist in der Regel mehr oder weniger vom Pseudotemporalis bedeckt. Bei Cryptobranchus liegt jedoch sein vorderer Teil, bei Onychodactylus, Hyno- bius und Salamandrella fast der ganze dorsale Rand seines Ursprungs frei. Die ober- flachlich als Caput anterius erscheinende Fasermasse gehört in diesen Fällen fast ganz zum Pterygoideus. 1. M. pseudotemporalis. ! Betrachten wir nach dieser kurzen Orientierung den Ursprung des Pseudotem- poralis etwas näher. Bei Proteus umfasst er einen Streifen am Frontale und Parietale und greift auf die dorsale spinale Muskulatur bis in die Hóhe des 1. Wirbels über. — Das C. anterius entspringt bei Triton am Parietale, rostralwärts bis zur Grenze des Frontale reichend, bei Salamandra an der lateralen Seite dieses Knochens und lateral am kaudalsten Teil des Frontale. — Der Ursprung des C. posterius schliesst sich bei Hynobius dem des C. anterius unmittelbar an (F. 5 mpste), bei Salamandrella >, Triton, Salamandra und Onychodactylus erfolgt er getrennt am kaudalsten Teil des Parietale. Synonyme: Temporalis (3 portion) Cuvier 1835 p. 139 (Siren); Ruscont 1854 p. 107 t. IV, f. 5e Sal. mac.); VAILLANT 1863 p. 316, pl. 7, f. 1 27 (, portion postérieure“), 27' (portion antérieure) (Siren); FISCHER 1864 t. IV f. 1 te, te! (Crypt. allegh.), t. V f. 1, 2 te, te! (Amphiuma) ; Norris 1908 p. 531—532 (Innerv., Amphiuma); 1913 b p. 273 (Innerv. Siren); LuBoscu 1913. Crotaphite Ruscont 1854 p. 105, t. III f. 4c (Sal. mac.). ? Die beiden Mm. pseudotemporales lassen bei Salamandrella in der Gegend der grossen parietalen Fontanelle (vgl. F. 6) zwischen sich ein Feld frei, in welchem das ansehnliche, von einem hochentwickelten Gefässnetz umgebene Pinealorgan (pin) liegt. Nour. 8 58 A. LUTHER. Bei allen diesen Salamandriden erstreckt er sich ferner auf ein Septum, das sich zwischen dem Parietale und dem Proc. spinosus des 1. Wirbels ausspannt. Der ausgedehnte Pseudotemporalis von Necturus entspringt an der dorsalen Fläche des Parietale und des Frontale (rostralwürts bis medial vom vorderen Rand des Auges) sowie kaudalwärts bis zum 1. Dornfortsatz. — Noch weiter ausgedehnt ist der Muskel bei Cryptobranchus japonicus (F. 36), wo das Caput anterius rostralwürts bis weit vor das Auge und medial bis zur Mittellinie des Kórpers reicht. Es entspringt hier (fleischig) an einem schmalen medialen Streifen des Parietale und an dem schrág gegen die Orbito- temporalgrube abfallenden Teil des Frontale. Die Ausdehnung des Ursprungs desjenigen Teils des C. anterius von Cr. alleghaniensis, der zum Pseudotemporalis gehört, ist aus F. 23 B (schraffiertes Feld mediokaudal von der Linie gr) zu ersehen. — Ähnlich ver- hält sich das C. anterius bei Amphiuma, doch reicht der Muskel hier nicht so weit rostralwürts, auch sind die beiderseitigen Muskeln vorn weiter von einander getrennt (F. 42 aica) und nur ein geringer Teil der hier befindlichen Fasermasse inseriert an der Pseudotemporalissehne; der grösste Teil gehört zum Pterygoideus. — Auffallend ist die bereits oben kurz erwähnte weite kaudale Ausdehnung des C. posterius bei den Amphiumidae. Es handelt sich bei Cryptobranchus (F. 36, 40, 41, 48 pstp) um eine sehr langgestreckte Portion, die kurzsehnig an den Proc. spinosi 1 und 2 sowie an dem medialen Septum entspringt und der Mediane parallel vorwärts zieht. Sie füllt die Ver- tiefung des Schädels in der Gegend des Parietale medial vom oberen Ende des Squamo- sum aus und gleitet über dieselbe. Dann wendet sie sich nach vorn und verschmilzt mit dem C. anterius. Der Muskel ist von einseitig gefiedertem Bau, indem die Inser- tionssehne von der Gegend des 1. Halswirbels an dem lateralen und kaudalen Rand des Muskels entlang läuft. Noch weiter ist die Ausbildung dieser Portion bei Amphiuma gegangen. Sie entspringt hier, in die spinale Muskulatur eingeschlossen, ' im Bereich der drei ersten Wirbel, mit dem kaudalen Zipfel bis etwa zur vorderen Grenze des vierten reichend. Eine genaue kaudale Grenze vermochte ich hier jedoch nicht aufzu- finden; der Muskel ist mit der spinalen Muskulatur intim verwachsen. Sonst ist der Bau dieses Ursprungskopfes ein ganz ähnlicher wie bei Cryptobranchus. Der Pseudotemporalis von Siren (F. 38, 39, 43 pst) ist kräftig und entspringt an der dorsalen und seitlichen Wand des Schädels (Parietale, Frontale, Orbitosphenoid und Knorpel) sowie in der dorsalen Mittellinie des Schädels an einer Fascie, die ihn vom gegenüberliegenden gleichnamigen Muskel scheidet (Lig. intermusculare mediale 1 Die Überwachsung des Muskels durch die spinale Muskulatur steht offenbar mit der aalartigen Körperform und der aalartig wühlenden Lebensweise in Zusammenhang. Sie ist in Parallele zu setzen mit der Ausbreitung der spinalen Muskulatur über einen ansehnlichen Teil des Kopfes und seiner Muskeln bei Protopterus und Lepidosiren (vgl. LUTHER 1913 textf. 18—20 spm). Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 59 Wırver 1891 p. 657). Bemerkenswert ist, dass der Muskel, wie schon Wırver I. e. erkannte, von dem mächtigen N. V,, ferner von den geraden Augenmuskeln, dem N. II und den Augenmuskelnerven durchbohrt wird. Die Insertion des Pseudotemporalis (F. 45, 47— 51) erfolgt überall ausschliess- lich oder doch überwiegend mittelst einer starken Sehne am vorderen Teil des Proc. coronoideus des Goniale (go). In der Regel findet sie also am Goniale statt. Bei Nec- turus greift sie etwas auf den Rand des Spleniale über. Der Meckelsche Knorpel spielt hauptsächlich bei der Larve für den Ansatz der Sehne eine Rolle; so bei Siredon (F. 30 ai) und Triton. Hier inseriert der Pseudotemporalis zuerst am Knorpel allein. Mit der Entwicklung des Goniale wandert er dann auf die Medialseite und den dorsalen Rand dieses Knochens über; vgl. die Bilder vom Axolotl (F. 31 psti) sowie vom erwach- senen Salamander (F. 45). Bei anderen Gattungen findet ein geringeres oder stärkeres Übergreifen auf die Medialseite dieses Knochens statt (Proteus F. 47, Necturus F. 49). Am weitesten ist die Verschiebung des Ansatzes in dieser Richtung bei Siren gegangen, wo er ventral nur etwa ein Viertel von der Höhe des Kiefers frei lässt (F. 51 pst). Kaudalwärts geht die Sehne des Pseudotemporalis oft in diejenige des Pterygoideus über (vgl. oben!); lateralwärts ist sie in der Regel mit derjenigen des A. m. externus verwachsen. Gewöhnlich ist dieses nur auf kurzer Strecke der Fall, bei Proteus aber in sehr bedeutender Ausdehnung. 2. .M. pterygoideus (mpt). ' Schon Fischer (1864 p. 63) beschreibt den M. pterygoideus von Oryptobranchus alleghaniensis, Siren und Amphiwma, während bei den übrigen Urodelen ein solcher Muskel nicht in der Litteratur erwáhnt wurde. Erst kurz vor Abschluss der vorliegen- den Arbeit erschien die vorläufige Mitteilung von Lusoscu (1913), worin bei der Mehr- zahl der geschwänzten Amphibien (eine Ausnahme machen S?redom und Proteus) eine tiefe „Temporalisschicht“ beschrieben wird, die dem in Rede stehenden Muskel homolog ist Ich bin unabhängig von diesem Verfasser zu einem ähnlichen Resultat gelangt, und finde eine entsprechende Portion des Pseudotemporalis auch schon bei Seredon und Proteus. ' Synonyme: Flügelmuskel MECKEL 1829 p. 331 (Amphibien). M. pterygoideus (pterygoidien, pterygoidmuscle) Cuvier 1835 p. 140 (Siren); RUSCONI 1854, p. 105, 107 t. III f. 4d, t: IV, f. 5d (Salam. mac.); VarLLANT 1863 p. 317 pl. 7 f.2 28 (Siren); Fıscuer 1864 p. 63 (Cr. allegh., Siren, Amphiuma); OWEN 1866 p. 217; DRÜNER 1904 a p. 281 (Siren); NORRIS 1908 p. 531, f. 5 pt (Amphiuma; Innerv.); 1913 b p. 273 f. 11 pt (Siren; Innerv.); LuBoscH 1913. M. pterygo-maxillaris HOFFMANN 1873—1878 p. 93; WILDER 1891 p. 671 f. 4, 5 Pt. m., pl. m. (Siren). 60 A. LUTHER. Nathan AV pst apa tpt go cm d ; 3 pst? apa psti go d pacm | mpl Fig. 45. Salamandra maculosa. Fig. 46. Onychodactylus japonicus. TP + AZ psti mpl Vi cm d pstp0 de? apa? tpt dei imp9 d ima9 ap spl pa Met psta9 pst go Proleus angwineus. Fig. 48. Cryplobranchus alleghaniensis. psi? aeo 3 apa pa psli qei splim9 d cm d pstp pacm mpli — pslt go mpl d 'e mpl* Fig. 49. Neeturus maculatus. Fig. 50. Amphiuma means. Fig. 45—50. Unterkiefer und Adductor mandibulae verschiedener Urodelen von der Medialseite; zur Demon- stration des gegenseitigen Verhaltens und.der Insertion von M. pseudotemporalis und M. pterygoideus. In F. 47 und 49 ist der Ursprung des M. intermandibularis (im°, ima?, imp?) schraffiert. In denselben Figg. ist der von der Sehne des Pterygoideus bedeckte kaudale Rand der Pseudotemporalissehne durch eine unter- brochene Linie angedeutet. (In F. 47 ist die Lage des N. V, etwas zu weit dorsal angegeben). In F. 50 sind A. m. externus, A. m. posterior und der kaudale Teil des Pseudotemporalis fortgelassen. ae. A. m. externus. im. M. intermandibularis. pst. M. pseudotemporalis. ap. A. m. posterior. ima. M. intermand. anterior. psta. Caput anterius m. pseudotemp. apa. A. m. p. articularis. imp. M. 5 posterior. pslp. » posterius , . cm. Cartilago Meckelii. mpl. M. pterygoideus. spl. Spleniale. d. Dentale. pa. | ipt. Sehne des M. pterygoideus. D "tfi "Ic 11 go. Goniale. pacm. | P. articularis cart. Meckelii. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 61 Die als Pterygoideus zu bezeichnende Portion wurde bereits S. 46, F. 31 bei Siredon geschildert. Wie dort der Ursprung mit demjenigen des Pseudotemporalis völlig einheitlich ist und eine Unterscheidung der beiden Portionen nur durch die verschiedene Verlaufsrichtung der Fasern und durch die Insertion erfolgen kann, so ist es auch in mehreren anderen Gattungen der Fall. Es wurde schon oben (S. 57) erwähnt, dass dabei meist der Ursprung der Pterygoideusfasern von demjenigen des Pseudotemporalis bedeckt wird. Die Pterygoideusfasern entspringen weiter medial und ventral als die des Pseudotemporalis. Im Einzelnen kommen mancherlei verschiedene Ausbildungsformen des Muskels vor. Bei Salamandra (F. 45) ist sein Ursprung auf den lateralen Rand von Parietale und Frontale beschränkt, bei Triton cristatus auf den des ersteren Knochens. Die Fasern konvergieren gegen die laterale Seite einer langen, bandartigen Sehne, die sich am obe- ren Rand des Goniale, direkt rostral vom Gelenk, an- setzt. Wie die fleischigen Fasern am Ursprung sich nur künstlich von denen des Pseudotemporalis trennen las- sen, so steht auch die Sehne rostralwärts mit derjeni- gen des Pseudotemporalis noch in Verbindung, wenn- : : . o pacm mpt psit ap2 pst cm d gleich die letzteren beiden deutlich gesonderte Haupt- "i E . Fig. 51. Siren lacerlina. Unterkiefer und zuge besitzen. Insertionsteile des Adductor mandibulae. (Der M. pterygoideus war bei dem Ent- werfen der Figur unvollstándig erhalten; dactylus von seiner Umgebung getrennt. Sein Ur- er ist in seinem oberen Teil zu schmal). : ; Ak : Vergr. 3:1. Bezeichnungen wie in sprung, der am Parietale und mit einigen Fasern am ; F. 45 50. Viel schärfer ist der Pterygoideus von Onycho- Prooticum und der knorpeligen Labyrintregion statt- findet, ist von demjenigen des Pseudotemporalis fast ganz getrennt (vgl. oben S. 51). Nur wenige Fasern des C. anterius ziehen zur Sehne des Pseudotemporalis. Ob hier ursprüngliche Verhältnisse vorliegen oder ob dieses so aufzufassen ist, dass Fasern des Caput anterius musculi pseudotemporalis auf die Pterygoideussehne übergewandert sind, oder ob eine einst die Pterygoideusfasern deckende Pseudotemporalisschicht reduziert wurde, sei dahingestellt. Jedenfalls erscheint der Muskel sehr selbstindig, und das ist auch mit der Sehne der Fall. Inbezug auf Form und Art der Insertion schliesst sich der Muskel eng dem Pterygoideus von Salamandra und Triton an. — Eine ähn- liche Selbständigkeit besitzt der M. pterygoideus von Hynobius (F. 32; hinsichtlich seines Ursprungs vgl. F. 5) und Salamandrella. Etwas weiter ventralwärts greift der Ursprung bei Proteus (F. 47 mpt) über, wo er am Rand des Parietale und Frontale sowie an einer den N. V, lateral deckenden Fascie, lateral und etwas ventral von diesem Nerven, entspringt. Der schräg kaudal- würts gerichtete Muskel inseriert an der medialen Fläche des Goniale ventral vom N:o 7. 62 A. LUTHER. Gelenk, und zwar reicht der sehnige Ansatz hier bis in die Nähe der unteren hinteren Ecke des Knochens. ' Nur wenig vom Pseudotemporalis getrennt finde ich den Pterygoideus bei Necturus (F. 49), wo er an der knorpeligen Seitenwand des Schádels dorsal wie auch etwas ven- tral vom Verlauf des N. V, entspringt (mpt^) Der Ansatz (mpt') erfolgt mittelst einer breiten und starken Aponeurose, die mit dem Pseudotemporalis eng verbunden ist, an der Medialseite des Goniale rostral vom Gelenk. Bei Cryptobranchus (F. 48) ist der Pterygoideus zwar eng mit dem Caput ante- rius des Pseudotemporalis verwachsen, doch lassen sich beide Schichten, zwischen denen ein Ast des Ramus pterygo-pseudotemporalis des V, verläuft, durch die etwas verschie- dene Faserrichtung unterscheiden. Schon oberflächlich lässt sich der vorderste Zipfel des Pterygoideus durch seinen schrügeren Verlauf von dem ihn weiter kaudal deckenden Pseudotemporalis unterscheiden. Sein sehr ausgedehnter Ursprung (F. 23 B) findet statt am rostrolateralen Teil des Parietale (bei Cr. jap. rostral von einer vom oberen Rand des Foramen N. V zur hinteren Spitze des Frontale gedachten Linie), am lateralen Teil des Frontale, am Praefrontale, an einer den Rand desselben lateralwärts fortsetzenden Fascie, die vom Frontale und Praefrontale zum knorpeligen Ethmoid zieht, dem medialen Teil des Pterygoids und der knorpeligen Regio prootica rostral vom Foramen N. V. Die Fasern setzen sich (Cr. alleghamiensis) an eine sehr breite und starke Aponeurose an (F. 48 tpt), die schrüg kaudalwärts zur Medialseite des Goniale zieht und hier bis in die Nähe des ventralen Kieferrandes vor und ventral vom Gelenk reicht. Der Pterygoideus von Amphiuma ist nach Entfernung der Haut zum Teil schon oberflächlich sichtbar und scheint hier den vorderen Kopf des Pseudotemporalis zu bilden (F. 37, 42 aica). Er entspringt an einem schmalen medialen Streifen des Parietale, an der seitlichen Abdachung des Frontale, sowie am kaudalen Ende des Postfrontale. Ein anderer Teil ist von dem weit hinabreichenden Proc. oticus des Parietale bedeckt. Seine Fasern entspringen, den N. V, umschliessend, teils an der lateralen Fläche des Neuro- kraniums am Knorpel (Sphenoidalgegend) und Knochen (Orbitosphenoid), teils an der Medialseite des erwähnten Fortsatzes des Parietale. Ein tiefer vorderer Ursprungszipfel (F. 24 am) keilt sich zwischen die Augenmuskeln ein. Einige seiner Fasern entsprangen (nur individuell?) an der Ursprungssehne des M. rectus superior (rs), wührend der Ursprung im Übrigen am Orbitosphenoid und dem knöchernen Antorbitalfortsatz erfolgte. — Die Insertion (F. 50) erfolgt mittelst einer breiten Sehne (die kaudal in diejenige des Adductor articularis übergeht) am Goniale und Articulare dicht rostral und ventral 1 Das weite Hinabragen dieser Ecke (Proc. retroarticularis) steht mit der sehr schrägen Stellung des M. cephalo-dorso-mandibularis (Depressor mandibulae F. 33 edm) in Zusammenhang. Es ist also als Anpassung an die langgestreckte, schmale Kórperform aufzufassen. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 63 vom Gelenk, fast bis zum ven- tralen Rand des Unterkiefers. Als völlig selbständiger Muskel erscheint bekanntlich der Pterygoideus von Siren. Er ent- / springt (F. 52 mpt’) an der | Seitenwand des Schädels ventral \ vom Pseudotemporalis und reicht dorsal vorn am Ursprung bis medial vom N. V,, ventral bis zum Rand des Parabasale. ! Der kräftige Muskel zieht lateroven- trad und etwas kaudad zum Go- Fig. 52. pterygoideus entfernt. npt Vi abr 1 hy mpi Vaim mpl0 cop d Siren lacertina. Adductor mandibulae bis auf den M. Der Knorpelvorsprung (kn f. 43, 44) über dem Austritt des N. V ist entfernt. abr 1. 1. Kiemenbogen. mpt. M. pterygoideus, niale, an dessen Medialseite vom cop. Copula des Hyalbogens. — wpt. N. ; x d. Dentale. V,im. Ramus intermandibularis dorsalen bis zum ventralen Rand y NES VA er inseriert. Bei lateraler (F. 38, 43 mpi; F. 52 mpt‘) oder ventraler (F. 53 mpt) Ansicht tritt er als kräftiger Muskelballen hervor. Innervierung der Derivate des Adductor mandibulae bei den Urodelen. Unter den für den Adductor mandibulae bestimmten motorischen Ästen des N. M unterscheide ich zwei Gruppen: 1:0 die mehr proximal entspringenden Aste für den M. \ Fig. 53. Siren lacertina (jung). M. pterygoideus (mpt) von der Ventralseite (Mundhóhlenboden entfernt). d. Dentale; go Goniale. pseudotemporalis und den M. pterygoideus, so- wie 2:0 die in der Regel mehr distal abzwei- genden Nerven für den A. m. externus nebst einem Ast (selten zwei) für den A. m. pos- terior. Die proximale Gruppe entspringt schon in nächster Nähe des Foramen prooticum oder an der In der Regel sind zwei Hauptäste vorhanden, deren noch innerhalb desselben, und zwar medialen oder rostralen Seite des Vs. einen wir als N. pseudotemporalis (F. 54 —59 pst) bezeichnen können, den anderen als Fállen N. pterygoideus (pt). In manchen ! Nach WILDER (1891 p. 671) soll ein Teil der Fasern am Ethmoid entspringen. 64 A. LUTHER. S ae? — [/ ipia S SERERE 5 Fig. 54. Proteus anguineus. Motorische Äste des Fig. 55. Siredon sp. wie F. 54; laterale Ansicht, N.V, dorsal vom Eintritt des Nerven in den Un- linke Seite. A junge Larve (Kopf 1 em. lang). terkieler, von der Medialseite geschen. Nn. V, B erwachsenes Tier. und ophthalmicus superficialis V schraffiert. PSt ae. | N) "1 } ee x / LIN Fig. 56. Onychodactylus japoni- Fig. 57. Cryptobranchus alleghaniensis. Wie F. 54. A. me- cus. Wie F. 54, mediale diale, B laterale Ansicht des linken N. V,, C mediale Ansicht, Ansicht, linke Seite. des rechten N. V, Die Pfeile deuten rostralwärts. V Fig. 58. Amphiuma means. Wie Fig. 59. Siren lacertina. Wie F. 54. laterale Ansicht. A. N. V, der F. 54, linke Seite, laterale rechten Seite, B der linken. In B trat ein Bündel des A. m. Ansicht. externus (Arne) zwischen Teilen des Nerven hindurch. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 65 Für Figg. 54—59 gültige Bezeichnungen: ae. Ast für den A. m. externus. mpl. Ast für den M. pterygoideus. aica. „ » das Caput anterius des A. m. internus. mplp. . , , tiefen Teil des M. pterygoideus. ap. » » den A. m. posterior. pst. » » » M. pseudotemporalis. dch. , » , M. dilatator choanae. psp. , , das Caput posterius des M. pseudotemp gl. V. Ganglion Gasseri. pt. » » den M. pterygoideus. im. N. intermandibularis V. s. sensibler oder sensorischer Ast. sind diese beiden Nerven proximal ein kurzes Stück mit einander vereinigt; so bei Pro- teus (F. 54) und Siredon (F. 55 A). In anderen Füllen entspringen sie ganz dicht neben einander, z. B. bei Necturus und Siredon (individueller Befund, F. 55 B), oder etwas von einander getrennt, z. B. bei Cryptobranchus (F. 57) und Onychodactylus (F. 56). Offenbar kommen in dieser Beziehung viel individuelle Variationen vor. So erklärt es sich auch, dass z. B. Norris (1908 p. 531—532) bei Amphiuma beide verei- nigt fand, während ich aufs deutlichste bei derselben Gattung zwei getrennte Nerven feststellte (F. 58). In derselben Gegend entsprangen am V, bei meinem Exemplar ein vorderer Nerv für den tiefen Teil des Pterygoideus (mptp) sowie zwei dünne Fädchen für den A. m. posterior (ap), welche letztere medial vom V, ventrokaudad zogen. ! Der N. pseudotemporalis zieht erst etwas rostralwürts, wobei er dem N. V, auf kurzer Strecke angeschlossen sein kann (z. B. Salamandra, Cryplobranchus japo- nicus); dann wendet er sich (F. 54—58 pst), dorsalwürts ansteigend, im Bogen kaudal- wärts und verzweigt sich im Muskel, wobei die Äste meist ventral in diesen eintreten. Der Nerv versorgt hauptsächlich den kaudalen Teil des Pseudotemporalis, bez. das Caput posterius, dessen einzigen Nerven er darstellt (vielleicht mit Ausnahme einiger feinster, direkt vom V, kommender Fädchen); doch kann (z. B. Cryptobranchus jap. F. 40 npst) auch das C. anterius einen Ast von ihm erhalten. Der N. pterygoideus wendet sich rostral- und ventralwürts, wobei er sich im vorderen Teil des Pseudotemporalis bez. dem Caput anterius und dem Pterygoideus ver- zweigt. Ein Hauptast verläuft dabei zwischen diesen Portionen, beide versorgend (Sire- don, Proteus, Necturus, Cryptobranchus, Onychodactylus). Auch bei Siren (F. 59 A) kann man zwei an der Basis auf kurzer Strecke ver- einigte Nerven als N. pseudotemporalis und N. pterygoideus bezeichnen, entsprechend den von ihnen versorgten Muskeln. Ersterer Nerv sendet hier seine Verzweigungen bis in den vordersten Teil des Muskels. Auf der (etwas abnormen) linken Seite (F. 59 B) des von mir untersuchten Exemplars fand sich noch ein weiter distal entspringender Ast, der sich teils im Pseudotemporalis, teils im A. m. posterior verzweigte. ^ ! Vgl. Norris l. c. p. 531: „on emerging from the skull it gives off a number of small twigs to the pterygoid and masseter muscles*. ? [nbezug auf die motorischen Äste des N. V, vgl. WILDER 1891 p. 661, 671, 675—676; NORRIS 1913 b p. 273—274. N:o 7. 6 66 A. Lv THER. Dem N. pterygoideus ist bei Cryptobranchus (Lusoscu 1913 p. 71), Amphiuma (Norris 1908 p. 531—532; Lurosou 1. e.) und Siren (Norris 1913 b p. 273) der Nerv für den Levator bulbi, bez. den Dilatator choanae (vgl. oben S. 39), in der Regel an- geschlossen. Die Nerven für den A. m. externus (ae F. 54—59; , Nn. masseterici^ Auctt.) sind, wie Lunoscu (l. c. p. 70) richtig angiebt, in der Regel zwei an der Zahl, doch können ihrer auch drei (Siredon, individuell; Cryptobranchus jap.) vorhanden sein." Sie ent- springen an der vorderen oder lateralen Seite des N. V, und ziehen, je nach der Lage des A. m. externus im Verhältnis zum V,, lateralwärts, schräg rostrad oder schräg kaudad. Manchmal entspringt einer von den Ästen sehr hoch oben, gleich nach dem Austritt des N. V, aus dem Schädel (z. B. Siren F. 59, Cryptobranchus jap.); meist aber zweigen die betreffenden Äste weiter distal vom Hauptstamm ab. In vielen Fällen erhält der A. m. posterior besondere dünne Äste des N. V,; so bei Siredon (1 Ast individuell), Proteus (2 Äste), Cryptobranchus (1—2), Amphiuma (2; F. 58), Onychodactylus (1; F. 56), Siren.” Diese entspringen dann an der media- len oder kaudalen Seite des V,, bald dicht am Austritt des V, aus dem Schädel (z. D. Amphiuma, Proteus), bald weiter distal (Siredon, Cryptobranchus jap., Onychodacty- lus). Ausserdem aber dringen Verzweigungen des N. pterygoideus und der Nn. ad m. add. mand. externum in den A. m. posterior ein, sodass die Begrenzung der Portionen gegen einander mit Rücksicht auf die Innervierung ebenso unscharf ist wie sonst. B. Gymnophionen. a. Beschreibung. Die drei von mir untersuchten Repräsentanten der Gymnophionen verhalten sich inbezug auf die Ausbildung des Adductor mandibulae sehr gleichartig. Am mächtigsten entfaltet ist der A. m. externus (F. 60—62 ae). Er erfüllt den grössten Teil der Temporalgrube. Ihm schliesst sich kaudal und aussen eine kleine Portion an, die ich als A. m. externus minor (aem) bezeichnen will. Medial vom ! Es ist möglich, dass der bei Proteus (F. 54) als ae? bezeichnete Nerv, den ich in den A. m. exter- nus eintreten sah, diesen Muskel nur durchbohrt und als sensibler Ast zum Mund winkel zieht. ? Es ist wahrscheinlich, dass ich derartige zarte Nervenäste in manchen Fällen übersehen habe, um so mehr als ich anfangs nicht speziell nach solchen suchte. Die F. 54—59 beziehen sich durchaus auf Befunde an je einer Seite eines Individuums. In andern Fällen bei derselben Art gefundene Äste wurden nicht an- gegeben. Man wird deshalb an den Figuren nicht alle im Text erwähnten Aste wiederfinden. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgle Muskulatur der Amphibien. 67 prra qu p ae? psl oc Ir SS NE cavd prrü mmpli. dem im d pra aem d t Fig. 60. Siphonops annulatus. Schläfengrube geöffnet Fig. 61. Caecilia tentaculata. Wie F. 60, um den A. m. externus zu zeigen. Für die Figg. 60—62 gelten die Bezeichnuagen: ae. A. m. externus. oc. Auge. aem. A. m. externus minor. p. Parietale. aep. hinterer Ursprungszipfel des A. m. externus. pra. Proc. articularis mandibulae. co vd. C,vd RUGE. prra. Proc. retroarticularis mand. d. Dentale. pst. M. pseudotemporalis. dm. M. depressor mandibulae. qu. Quadratum. fr. Frontale. i. Tentakel. im. M. intermandibularis. il. Loch für den Durchtritt des Tentakels. mpl. M. pterygoideus. N. V, breitet sich der M. pseudotemporalis (F. 61, 63, 64 pst) aus, der nur eine sehr dünne Schicht darstellt. Als vüllig selbstindiger Muskel ist ferner überall ein Pterygoideus vorhanden. Der A. m. externus! zieht als breiter, kräftiger Muskel mit konvergierenden Fasern annühernd senkrecht zum Unterkiefer. Sein Ursprung erfolgt bei Siphonops (F. 60) an der inneren Fläche des Proc. aep jugalis des Quadratum, ferner an der Ventralseite des Frontale und Parietale und am kaudalsten Teil des Naso-Prae- maxilare. Bei Caecilia (F. 61) ist der Ursprung ähnlich, doch entspringen hier Fasern an der vorderen, gegen die Schlä- fengrübe gekehrten Seite des Quadra- tum, wogegen ich am Proc. jugalis keine entspringen sah. Auch der den Basal- | dm prra mpl pra aem d im t knochen und das Ethmoid dorsal vom d b -— Fig. 62. Ichthyophis glutinosa. Wie F. 60. Opticusloch verbindende Knorpel (F. 63 1 Synonyme: M. masseter FiscHER 1843 p. 41, t. III, f. 2 4 (Siphonops ann.). ,Aussere Portion des Masseter“ WIEDERSHEIM 1879 p. 62, 65 mass. f. 60 („Coecilia rostrata“), f. 75 (Ichthyophis glut.). N:o 7. 68 Fig. 63. Caecilia tentaculata. "Tiefe Muskeln der Schläfengrube. ae. À. m. externus. aem. À. m. externus minor. bk. Basalknochen. -go. M. constrictor gland. cpro. Caput praeorbitale m. prra pra Va aemi aei tpst Va d mxp A. m, externus entfernt. Für Fig. 63 und 64 gelten die Bezeichnungen: kn. Knorpel. pseudotemporalis. I. Tentakel. d. Dentale. tpst. Sehne des M. pseudotempo- fr. Frontale. ralis. lq pst cgo pra qu Va ae Ipst d cpro V; map t Fig. 64. Ichthyophis glutinosa. Wie F. 63. Dort auch Erklärung der Bezeichnungen. Ig. M. levator quadrati. mzp. Maxillopalatinum. pra. Proc. articularis mandibulae. orbitalis. prra. Proc. retroarticularis mand. pst. M. pseudotemporalis. kn) kommt hier in Betracht. Wäh- rend der Muskel bei diesen beiden Gattungen ganz von dem Dach der Schläfengrube bedeckt ist, bleibt bei Ichthyophis hinten ein kleiner Zip- fel unbedeckt (F. 62 aep) Der Ursprung erfolgt hier im hinteren Teil der Schläfenhöhle an der Me- dialseite und dem Unterrand des Squamosum, sowie am Basalknochen. Weiter vorn erfolgt er ausschliess- lich an dem Seitenrand des Parie- tale und an dem Basalknochen dor- sal vom N. V,. Die Insertion fin- det überall dorsal am Gonioarticu- lare etwas vor dem Gelenk statt (vgl. auch F. 63, 64 ae‘), und zwar grossenteils fleischig, vorn und an der Medialseite aber sehnig. Die medialsten Fasern setzen sich dabei an die Sehne des Pseudotem- poralis (F. 63, 64 (pst) an. Direkt lateral vom N. V, liegt eine kleine, mehr oder weni- ger selbständige Muskelportion, die ich oben als A. m. externus minor (aem) bezeichnete. Sie ist bei Caecilia (F. 61) und Zchthyo- phis (F. 62) etwas stürker entfaltet als bei Siphonops (F. 60), und bei Caecilia etwas kaudalwürts, bei den beiden andereu Gattungen fast verti- kal oder etwas schräg rostralwärts gerichtet. Der A. m. e. minor ent- springt an der Medialseite des Proc. jugalis des Quadratum und zieht, sich etwas verschmälernd, Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 69 zum Gonioarticulare, an dem er, dicht vor dem Gelenk, inseriert (F. 63 aem'). Der Pseudotemporalis! (F. 63, 64 pst) ist stets lateral völlig vom A. m. externus bedeckt. Er stellt einen breiten, bei Caecilia und Siphonops sehr dünnen, bei Ichthyophis dagegen mässig starken Muskel dar, der zwischen dem ersten und zweiten Ast des N. V gelegen ist. Er entspringt an der Seitenwand des Schädels am Basal- knochen (dorsal vom vorderen Teil des Ursprungs des M. levator quadrati und vom N. V,), am Knorpel dorsal vom Opticusloch sowie am Ethmoideum, vorn bis über das Auge reichend. Die Insertion erfolgt mittelst einer langen und breiten Aponeurose (tpst) am Gonioarticulare medial vom A. m. externus und dem N. V,. Der vordere Teil des Muskels zeigt bei Zchthyophis eine etwas abweichende Faserrichtung, auch ist die Apo- neurose hier in einen Zipfel ausgezogen (F. 64). Man kónnte deshalb bei dieser Gat- tung eine Pars anterior und eine P. posterior unterscheiden, obgleich eine scharfe Tren- nung nicht vorhanden ist. Sehr selbständig ist überall eine Muskelportion (F. 1 u. 64 cpro), die durch das Auge mit seinen Muskeln und Nerven vom Pseudotemporalis getrennt ist. Es ist ein langgestrecktes, abgeplattetes Bündel, das am Ethmoid medial und etwas dorsal vom vorde- ren Rand des Auges entspringt und medial von diesem und vom N. V, schrág kaudal-, lateral- und ventralwärts zieht, um am vorderen Teil der Pseudotemporalissehne zu inse- rieren. Ich bezeichne diese Portion als Caput praeorbitale m. pseudotemporalis. Sie ist bei allen drei Gattungen schwach, jedoch bei Caecilia und Siphonops etwas stär- ker als bei Zchthyophis, wo sie sehr dünn ist. Es handelt sich im letzteren Falle nur um wenige Fasern; diese ziehen über das zwischen Basalknochen und Pterygoid gelegene Fenster hinweg. Der M. pterygoideus (mpt) ist bei Siphonops gut entfaltet. Er entspringt (F. 65 mpta°) fleischig am lateroventralen Rand des Proc. pterygoideus (ppt) des Quad- ratum sowie mit einer die Ventralseite des Muskels vorn überziehenden Aponeurose (mpt?) am Pterygoid. Die Fasern ziehen schräg laterokaudal- und ventralwürts zum Gonioartieulare (ga), an dessen Medial- und Ventralseite sie am Proc. retroarticularis fleischig inserieren (mpt'; vgl. auch F. 60 und 89). Die am Proc. pterygoideus entsprin- genden Fasern (mpta) ziehen dabei zur Medialseite des Unterkiefers, während die von der Aponeurose kommenden Fasern sich ventral von ihnen ansetzen. In der Gegend des Kiefergelenks zieht der Muskel ventral über einen medialen dreieckigen Fortsatz des ! Synonyme: „innere Portion des Masseter“ WrEgpERSuEIM 1879 p. 62, 65 mass! f. 60 (,Coecilia rost- rata”), f. 75 (Ichthyophis glut.). N:o 7. 10 A. LUTHER. Gonioarticulare (pri; ähnlich dem Proc. articularis internus gewisser Vógel),' dessen Vor- handensein vielleicht durch den Muskel bedingt ist. Durch den Fortsatz erhält nämlich der Pterygoideus eine ventralere Lage, was für seine Funktion günstig ist. — Ähnlich wie bei Siphonops, aber bedeutend schwächer, offenbar rückgebildet, ist der Pterygoideus bei Caecilia. Er erreicht (F. 4 C mpt) mit dem vordersten Teil des Ursprungs den von mir (S. 11) als Pterygoid (pt) gedeuteten Vorsprung des Maxillopalatinum (mxp), sowie dieses letztere selbst. Bei Zchthyophis ist der M. pterygoideus sehr stark. Entsprechend dem S. 11 erórterten Zurücktre- ten des Proc. pterygoideus im Vergleich zum Ptery- goideum findet hier der Ursprung des Muskels (F. 4 A) am letzteren Knochen sowie zu geringem Teil am Maxillopalatinum (nup) statt, dagegen nicht am Vim 0 - D a 3 in : Quadratum. Auch hier findet sich am Ursprung ven- im? mpla ^ : tral eine starke und breite Aponeurose. Der Ptery- pp goideus zieht als mächtiger Muskelbauch kaudalwärts ga zum Proc. retroarticularis, an dem er medial und ven- mpli tral inseriert, medial bis zur Spitze dieses Fortsatzes reichend (F. 62). Fig, 65. Siphonops annulatus. M. ptery- Die Innervation der einzelnen Derivate des soideus von der Ventralseite. Die Aus- : à X lor dehnung des Proc. internus (pri) des Adductor mandibulae habe ich nur unvollständig er- g Gonioarticulare (ga) ist durch eine kannt, was an der Kleinheit der Objekte und der gestrichelte Linie angedeutet. Schwierigkeit der Präparation, teils aber auch an dem bkn. Basalknochen. ch. Choane. ungünstigen Erhaltungszustand der Objekte liegt. Im- PERS as sas merbin komplettieren sich die an den verschiedenen im°. Ursprung des M. intermandibularis mpt, mpta. M. pterygoideus. Gattungen gemachten Beobachtungen derart, dass ich map. Maxillopalatinum. ppl. Proc. pterygoideus. pt. Pterygoideum. j zu haben. — Dicht unterhalb der Trennungsstelle der Vim. R. intermandibularis V. glaube, das Wesentlichste der Innervierung .erkannt Nn. V, und V, entspringt an der Medialseite des letzteren bei Caecilia (F. 63) der Nerv für den Pseudotemporalis. Er zieht gerade rostral- würts und verzweigt sich hauptsächlich in der Nähe des kaudalen Randes dieses Mus- kels. Ein dünner Ast liess sich an der lateralen Fläche des Pseudotemporalis rostral- wärts bis in die Nähe des vorderen Randes verfolgen. — Hoch oben am N. V , entspringt, ı Das Vorhandensein dieses Proc. internus des Gonioarticulare bei den Gymnophionen könnte inbe- zug auf einen eventuellen Vergleich mit dem Manubrium mallei der Säuger (vgl. GAuPP 1913 p. 39—40) von Interesse sein, doch fehlen bisher nühere Angaben über seine Genese. — WIEDERSHEIM (1879 p. 98, f. 11, 31) bezeichnet den Fortsatz als ,Knorren an der medialen Seite der Mandibel*. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 71 ebenfalls an der Medialseite, der lange N. pterygoideus, der vertikal hinab zum gleich- namigen Muskel zieht (Zchthyophis) Der A. m. externus erhält bei Ichthyophis und Siphonops 2 vordere Äste des V, (punktiert in F. 60); bei Caecilia erkannte ich nur einen solchen Nerven (doch ist es sehr möglich, dass der zweite übersehen wurde, da ich von dieser Gattung nur die eine Hälfte des Kopfes präparierte). Die Innervierung des A. m.e. minor vermochte ich nicht zu erkennen. b. Vergleich mit den Urodelen. Ein Vergleich der bei den Gymnophionen vorhandenen Portionen des Adductor mandibulae mit denen der Urodelen ist nicht schwer. — Der A. m. externus der Blindwühlen ist insofern von demjenigen der Schwanzlurche abweichend, als er rostral vom N. V, liegt und ihn nur zu sehr geringem Teil oder garnicht seitlich bedeckt. Dieser Unterschied ist jedoch verständlich. Er hat seinen Grund darin, dass bei den Gymnophionen die Schläfengrube in bekannter Weise durch den Proc. jugalis des Quadratum und das Squamosum überdacht wurde, ein Vorgang, der (vgl. Peter) als Anpassung an die grabende Lebensweise aufzufassen ist. Bei dieser Überwachsung wurde eben das typische Ursprungsgebiet des A. m. externus am Quadratum und Squa- mosum rostralwärts verschoben. Der Muskel erhielt weiter vorn einen günstigeren Ur- sprung, sodass die Faserrichtung eine vertikalere wurde. Diese Entfaltung wurde durch die ebenfalls mit der grabenden Lebensweise in Beziehung stehende Reduktion der Augen ermöglicht. Dank der günstigen Richtung ihres Verlaufs können die Fasern des A. m. externus einen grossen Teil ihrer Kraft direkt in Bewegung umsetzen. Es ist dadurch begreiflich, dass ganz dicht vor dem Gelenk gelegene, auf einen sehr kurzen Hebelarm wirkende Fasern entbehrlich wurden. (Es ist möglich, dass der A. m. externus in sich Teile aufgenommen hat, die dem A. m. posterior der Urodelen entsprechen, doch lässt sich nicht entscheiden wie weit das der Fall ist, da durch die steile Richtung des N. V, eine Grenze zwischen diesen Portionen nicht existiert.) Der A. m. e. minor ist vermut- lich als ein Teil des A. m. externus aufzufassen, dessen Trennung von der Hauptmasse des Muskels damit zusammenhängt, dass ein Paar sensible Nerven zwischen beiden Portionen hindurchtreten, und dass für diese dicht vor dem Gelenk inserierenden Fasern ein Ursprung verhältnismässig weit ventral am Quadratum erhalten blieb. ' Der schwache Pseudotemporalis stimmt inbezug auf Lage und Innervierung so gut mit demjenigen der Urodelen überein, dass eine Homologie als sicher anzuneh- men ist. Auch das Caput praeorbitale ist bei den Urodelen nicht ohne Analogie, indem ! Es ist aber auch möglich, dass der A. m. e. minor dem A. m. p. lateralis der Anuren homolog ist, vgl. S. 101. N:o 7. 12 A. LUTHER. der Pseudotemporalis bei Siren von den Augenmuskeln und Nerven durchbohrt wird, sodass ein Teil desselben ventral vom Auge und vor demselben zu liegen kommt. — Der Pterygoideus schliesst sich aufs engste an denjenigen von Siren an, und ist ihm ohne Zweifel homolog. Ich halte es jedoch für wahrscheinlich, dass die Ähnlichkeit beider das Resultat von konvergenten Entwicklungsreihen ist, um so eher, als wir ja bei den Reptilien einen ganz gleichartig ausgebildeten Muskel in weitester Verbreitung finden (vgl. unten S. 117). i Als Ganzes ist der Adductor mandibulae der Gymnophionen relativ schwach ent- faltet. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ein anderer Muskel, der ,Levator maxillae inferioris ascendens“ FrscugR's (1864 p. 64) und „Levator mandibulae“ Wirz- DERSHEIM'S (1879 p. 66—67, f. 74, 77, 79 ohm)! vermutlich als sein Synergist funktio- niert. Dieser Muskel, dessen Ursprung an der lateralen und ventralen Seite des Körpers an den Fascien der Inscriptionen der spinalen Muskulatur (vorn ventral an einer medialen Raphe) erfolgt und der an der ventrokaudalen Ecke des Endes des Proc. retroarticularis inseriert, muss den langen Proc. retroarticularis kaudal- und ventralwürts ziehen und den Mund schliessen, da der Kiefer als zweiarmiger Hebel wirkt. Der Adductor mandibulae wird dadurch zum Teil seiner Funktion enthoben, und erscheint deshalb in reduzierter Form. Am Kopf wurde in dieser Weise Raum gespart. * C. Anuren. a. Der Adductor mandibulae der erwachsenen Anuren. Der Adductor mandibulae der erwachsenen Anuren zeigt nur wenig Verschieden- heiten bei den einzelnen Gattungen. Es handelt sich um eine stärkere oder schwächere Entfaltung der einzelnen "lochtermuskeln, um eine etwas grössere oder geringere Aus- breitung von Ursprung und Ansatz, inbezug auf zwei Muskeln (den A. m. externus und den A. m. posterior subexternus) auch um ein Vorhandensein oder Fehlen. Immer aber lassen sich die Muskeln auf den ersten Blick mit denen der übrigen Anuren homologisieren. Das scheint nicht nur für die Phaneroglossa zu gelten, von denen ich Rana esculenta, fusca und mugiens, Bufo vulgaris, Bombinator pachypus und Pelobates fuscus untersuchte, sondern auch für die Aglossa, soweit es Xeno- ! Synonyme: Omo-humero-maxillaris WIEDERSHEIM l. c.; C, vd Ruge 1897 p. 312—313. ? Ich halte es für wahrscheinlich, dass dieser Muskel und sein Homologon bei Amphiuma (vgl. S. 49) eine Rolle für die Funktion des Grabens spielen. Im Verein mit der ventralen spinalen Muskulatur wird er bei fixiertem Unterkiefer die Schnauze ventralwärts drücken, bez., wenn die Kontraktion nur auf einer Seite erfolgt, den Kopf lateralwärts wenden. Sicheres über die Funktion könnte jedoch nur auf experimentellem Weg in Erfahrung gebracht werden. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 73 pus betrifft und sich solches aus der Beschreibung schliessen lässt, die KLEIN (1850 p. 14) von Pipa giebt. Ich unterscheide folgende Muskeln: a) lateral vom Hauptstamm des N. V, und vom N. V,: 1) A. m. externus (M. masseter major Gaurr 1896 p. 133). b) kaudal (bez. mediokaudal) vom Hauptstamm der N. V, (A. m. posterior): 2) A. m. posterior subexternus. 3) A. m. posterior lateralis (M. masseter minor Gavrr 1. c.). 4) A. m. posterior longus (M. temporalis der Autoren). 5) A. m. posterior articularis (kurzer Kopf des M. temporalis ,b)“ GavrP 1. c.). c) medial von den Nn. V, und V,, zwischen diesen und dem N. V, (A. m. internus): 6) M. pterygoideus (M. pterygoideus Gavrr l.c. p. 134). 1. A. m. externus (ae).! Der Muskel stellt bei Rana eine betrüchtliche, bei Bufo eine dünne Schicht dar. Er entspringt am ventralen Rand des Proc. zygomaticus des Squamosum sowie an der „Innen- fläche des vorderen, unteren Quadranten des knorpeligen Annulus tympanicus“ (Gaurr). (Gaurr unterscheidet auf Grund des Ursprungs an den beiden verschiedenen Skeletteilen zwei Portionen. Die von den beiden Knochen kommenden Fasern bilden jedoch eine ganz kontinuierliche Masse). Der A. m. externus zieht medial vom Quadratomaxillare zum Unter- kiefer, wo er (F. 66—69 aei) dorsal und lateral am knorpeligen Mandibulare sowie an der lateralen Seite des Goniale inseriert, kaudal bis zur Unterseite des Kiefers reichend. — Bei Bufo ist der Muskel etwas schmäler. Die Insertion findet hier mittelst einer kurzen Sehne an dem oberen lateralen Rand des Goniale und dicht darüber am Knorpel, bei einem halberwachsenen Exemplar nur an der lateralen Seite des Meckel'schen Knorpels, statt. Bei Xenopus, Bombinator, Pelobates und Hyla fehlt der A. m. externus. (Inbe- zug auf Pelobates vgl. jedoch S. 85). 2. A. m. posterior subexternus (aps). Medial vom N. V, findet sich eine Portion, die sich in ihrem Verlauf, wie inbe- zug auf den Ursprung, aufs engste dem A. m. externus anschliesst (F. 66 aps); sie ! Synonyme des A. m. externus (incl. A. m. p. subexternus): Temporalis minor VOLKMANN 1838 p. 73, N:o 17 (Rana). Buccinator CoLLAN 1847, p. 9 —10, N:o 15 (Bufo); HJELT 1852 p. 19 (Bufo). Temporalis WIEDERSHEIM 1881 p. 23, t. I f. 1 £, t! (Innerv.; Rana). M. masseter major GAaupP 1896 p. 133, f. 75, 77 (Rana). N:o 7. 74 A. LUTHER. = | | 7 d g cm apl aps qei Va apa apla qu am cdm Fig. 66. Rana esculenta. Kiefermuskeln nach Entfernung des A. m. externus. Die Insertionsfläche des A. m. externus (aei) schraffiert. am. Kiefergelenk. at. Annulus tympanicus. g. Goniale. apa. À. m. p. articularis. edm. M. cephalo-dorso-mandibu- mpt. M. pterygoideus. apl. À. m. p. longus. laris. prz. Proc. zygomaticus des Squa- apla. A. m. p. lateralis. em. Cartilago Meckelii. mosum. aps. A. m. p. subexternus. d. Dentale. qu. Quadratum. erscheint wie eine durch die- sen Nerv vom übrigen A. m. externus abgespaltene Portion. Der Ursprung findet bei Rana an der Medialseite der Basis des Proc. zygomaticus (prz) des Squamosum statt. Bei R. Sa = i In UTC ARRETE > esculenta fand ich den Muskel relativ schwächer als bei À. mugiens. Er zieht (F. 67 aps?) zum Meckel’schen Knorpel d em g aps! apl aplat cm qu aei "pa medial vom A. m. externus; Fig. 67. Rana esculenta. A. m. p. articularis (apa), A. m. p. longus : ; , a (apl) und M, pterygoideus (mpt). Schraffiert sind die Insertionsflüchen seine kaudalsten Fasern er des A. m. externus (aci, vertikal schraffiert), A. m. p. subexternus reichen den oberen Rand des (aps, horizontal schraffiert) und A. m. p. lateralis (apla schräg schraf- fiert) Übrige Bezeichnungen wie am F. 66. Goniale. — Breiter und stür- ker ist der Muskel bei Xeno- pus. Er inseriert hier an dem einen einheitlichen Knochen darstellenden Unterkiefer lateral von einem Gefáss, das in der Mitte des oberen Randes des Unterkiefers zwischen den Muskeln verläuft. — Bei Bombinator und Pelobates (F. 20 aps) stellt er eine breite Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 75 und dünne Schicht dar. Der Ursprung stimmt überall mit dem des Muskels von Rana überein; die Insertion findet am dorsalen und lateralen Umfang des Meckel'schen Knor- pels statt. Auch Ayla besitzt diesen Muskel. — Bei Bufo vermisse ich ihn. 3. A. m. posterior lateralis (apla). ' Kaudal vom A. m. externus und unmittelbar vor dem Gelenk liegt dieser kleine, sehr selbständige Muskel. Bei einem soeben metamorphosierten Exemplar von Pelobates (F. 20) entspringt er an dem lateralen Gelenkhöcker des Quadratum, medial von dem zum Maxillare ziehenden, den unteren Jochbogen repräsentierenden Band. Er ist von dreieckiger Gestalt und zieht unter sehr geringer Neigung (fast horizontal) rostrad zur Aussenseite der knorpeligen Pars articularis cart. Meckelii. — Von ähnlicher Gestalt ist er bei Rana (vgl. F. 66 und Gaurr 1896 p. 133—134, f. 75—77) wo aber auch vom Vorderrand des gegen das Gelenk gerichteten Armes des Squamosum ein Teil sei- ner Fasern kommt. Der Verlauf ist ein steilerer und die Insertion findet nicht nur am Meckel’schen Knorpel, sondern auch an der lateralen Seite des Goniale statt (F. 67 aplai). Ähnlich ist der sehr kräftige A. m. p. lateralis von Xenopus gebaut, der am Squamosum am vorderen und ventralen Umkreis des Trommelfells entspringt und lateral und ventral am Unterkiefer inseriert. Auch Ayla schliesst sich hier an. Bei Bufo und Bombinator hat er eine etwas andere Gestalt. Er entspringt an der Medialseite und dem ventralen Rand des Quadratomaxillare. Die Fasern strahlen breit fächerförmig auseinander, sodass die kaudalsten schräg ventro-kaudad, die rostralsten ventro-rostrad gerichtet sind. Der Ansatz findet hinten an der Aussenfläche des Unter- kiefers, am hinteren Ende des Goniale statt, rostrad senkt sich die Grenze der Insertion bis zum ventralen Rand des Kiefers (Goniale). Überall liegt der N. V, lateral vom rostralsten Teil der Insertion, auch der A. m. externus deckt, wo er vorkommt, den vordersten Zipfel. ! Synonyme: Masseter VAN ALTENA 1828 p. 34 (Rana); CoLLAN 1847 p. 11, N:o 19 (Bufo); KLEN 1850 p. 14; HJELT 1852 (Innerv.) p. 19 (Bufo); Ecker 1864 p. 74, f. 57, 58 m (Rana); Teur- LEBEN 1874 p. 105 (Rana); WIEDERSHEIM 1881 p. 23, t. I f. 1,3 m, m! [incl. A. m. p. subext.] (Rana); BÜTscHLI 1912 p. 448. Zygomatico-maxillare DuaEs 1835 p. 126 —127 f. 42, 47, 29 (Rana). Jugali-maxillaris HOFFMANN 1873— 1878 p. 107. M. masseter minor Gaurp 1896 p. 133 f. 75, 77; 1899 p. 141; 1904 f. 179 (p. 748); 1896 a p. 257 (Rana). N:o = 76 A. LUTHER. 4. A. m. posterior longus (apl). (Temporalis Auctt.). ' Der Adductor posterior longus stellt den kräftigsten Heber des Unterkiefers dar. Er entspringt bei Rana (F. 66—68) an der Dorsalseite der Labyrintregion an ,dem Kamme, der dem hinteren Bogengange entspricht und durch die Synchondrosis prootico- occipitalis gebildet wird“ (Graurr). Ein Teil seiner Fasern entspringt ferner am Prooti- cum, rostral von jenem Kamm. Der Muskel zieht sehr steil zum Unterkiefer hinab, wo er medial mit kurzer Sehne an der dem Meckel'schen Knorpel zugewandten Seite und dem oberen Rand des Proc coronoideus des Goniale inseriert. Der soeben metamorpho- sierte Pelobates (F. 20) sowie Hyla stimmen im Wesentlichen mit Rana überein. — Bombinator weicht insofern ab, als der Ursprung sich medial bis auf den Rand des Frontoparietale erstreckt. Auch Xenopus weist einen ähnlichen Ursprung auf, doch hat sich hier der Ursprung (F. 13 apl°) am Frontoparietale (frp) etwas weiter ausgebreitet als bei Bombinator. Abweichend verhält sich Bufo insofern, als der Muskel hier teil- weise durch das Squamosum überdacht wird und dadurch seinen Ursprung auf die Me- dial-(Ventral)seite dieses Knochens ausdehnen konnte. Entsprechend kleiner ist an der Regio prootica des Schädels die Ursprungsfläche, die nicht so weit kaudalwärts ragt wie bei Rana, sondern nur die rostrale Fläche des Prooticum umfasst. 5. A. m. posterior articularis (apa). * Wie sich bei der Mehrzahl der Urodelen in unmittelbarer Nähe des Gelenks in der Tiefe eine sehr steil, fast oder ganz vertikal vom Quadratum zum Articulare zie- hende Portion findet, die P. articularis (vgl. oben S. 53), so auch bei den Anuren. Bei Rana (F. 66—68) handelt es sich um einen breiten und platten, kaudalwärts kürzer werdenden, ziemlich kräftigen Muskel. Er entspringt an der Rostralseite des gegen das Gelenk gerichteten Fortsatzes des Squamosum sowie an dem benachbarten Teil des Qua- 1 Synonyme: M. temporalis COLLAN 1847 p. 10, N:o 16 (Bwfo) Hseur 1852 p. 19 (Innerv. Bufo); GAUPP 1896 p. 134 f. 75—77; 1899 p. 138, 141; 1904 f. 179 (p. 748) (Rana). Synonyme des A. m. posterior [excl. A. m. p. lateralis]: M. temporalis ZENKER 1825 p. 25, t. II, f. II 2 (Rana, Bufo) KLEIN 1850 p. 14 (Anuren, spec. Pipa); Ecker 1864 p. 72—73 f. 57, 58 (Rana) TEUTLEBEN 1874 p. 105 (Rana); Bürscurr 1912 p. 348. M. crotaphites VAN ALTENA 1828. M. masseter LEDEBOER 1829 p. 73 u. t. III f. 6. Sus-rupéo-temporo-coronoidien; temporal ou crotaphite DuaEs 1835 p. 127, f. 42 50. Temporalis major VOLKMANN 1838 p. 73, N:o 18 (Rana). Petro-maxillaris (masseter) HOFFMANN 1873—78 p. 106. ? Synonym: M. pterygoideus externus COLLAN 1847, p. 11, N:o 18. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 77 dratum, und inseriert teils am knorpeligen Mandibulare medial vom höchsten Teil dessel- ben, teils an der medialen Flüche und dem oberen Rand des Proc. coronoideus des Go- niale, wobei sich der Muskel vorn medial vom A. m. p. longus ansetzt. Die kaudalsten Fasern des Muskels ziehen vertikal zum Tuberculum praeglenoidale: hinab, die rostralsten sind etwas schräg rostrad gerichtet und inserieren nur wenig weiter kaudal als der vor- derste Teil des A. m. p..longus. Dieser Muskel ist gut von allen übrigen geschieden. Er legt sich zwar dem letztgenannten Muskel dicht an, ist aber durch Ursprung, Rich- tung der Fasern und Insertion so deutlich von ihm geschieden, dass er nicht als ein Teil von ihm betrachtet werden kann. Merkwürdigerweise finde ich ihn bei Gaurr (1896) nicht erwähnt; vermutlich wird er dort dem „Temporalis* zugezählt. Ganz ähnlich ist der Muskel bei Bwfo, Bombinator, Hyla und Pelobates (F. 20) entfaltet, nur fand ich ihn bei den beiden erstgenannten etwas, bei Pelobates (eben metamorphosiert) bedeu- tend schmäler als bei Rana, d. h. an der Inser- tion nicht so weit rostrad reichend wie bei die- ser. — Bei Xenopus entspringt der Muskel sehr weit medial und ist relativ schmal. F apa? api? aei mpl? go pmd 6. M. pterygoideus (mpt).' UY Er Fig. 68. Rana esculenta. Unterkiefer und s : 3 7 Vom A. m. P- longus durch die Nn. \ 2 Adductor mandibulae von der Medialseite. und V, getrennt, entspringt der M. pterygoideus TOM oT AEN von Rana (F. 66—68) als kräftiger Muskel am apa. À. m. p. articularis. 3 ; apl. À. m. p. longus. lateralen Rand des Frontoparietale und am Prooti- go. en ii mpl. M. pterygoideus. cum, an dem er vor dem Foramen N. V weit i pmd. Pars mentalis des Dentale. hinab reicht. Der in rostrokaudaler Richtung zu- sammengedrückte Bauch zieht erst ventral- und etwas lateralwärts, und geht dort, wo er ! Synonyme: M. massetericus ZENKER 1825 p. 25, t. II, f. II 1 (Rana, Bufo). M. pterygoideus externus et M. pterygoideus internus VAN ALTENA 1828 p. 84 (Rana). Pré-rupéo-ptérygo-maxillaire ou ptérygoidien interne DuaEs 1835 p. 127, f. 42, 31 (Rana). „Lemporal plus petit“ CuvrER 1835 p. 138 (Rana). Masseter VOLKMANN 1838 p. 73, N:o 19 (Rana). M. pterygoideus internus CorrAN 1847 p. 10, N:o 16 (Bwfoy Herr 1852 (Innerv.) p. 18 (Bufo). M. pterygoideus KLEIN 1850 p. 14 (Anuren, spez. Pipa) Ecker 1864 p. 73 f. 58 pt, 53,50 p; TEUTLEBEN 1874 p.105 (Rana); WIEDERSHEIM 1881 p. 23 (Innerv., Rana); GAuPP 1896 p. 134, f. 77; 1899 (Innerv.) p. 138, 141 (Rana); BürschLı 1912 p.448; LusoscH 1913. Cephalo-maxillaris (Temporalis) HOFFMANN 1873—1878 p. 106—107. N:o 7. 78 A. LUTHER. das Os pterygoideum erreicht, in eine lange, schmal bandfórmige Sehne über. Diese wendet sich. dem erwähnten Knochen und dem Knorpel anliegend, schräg kaudalwärts und inseriert unmittelbar vor dem Gelenk am knorpeligen Mandibulare oder einer klei- nen Verknócherung desselben dicht oberhalb des dorsalen Randes des Goniale. ! Die verschiedenen Anuren (vgl. Pelobates F. 20), — nach Krem (1850 p. 14) gilt das auch für Pipa, — verhalten sich in bezug auf diesen Muskel sehr gleichartig. Die Unterschiede betreffen hauptsächlich die stärkere oder schwächere Entfaltung des Mus- kels, den ich z. B. bei Bufo sehr stark, bei Bombinator relativ bedeutend schwächer fand. Bei Xenopus reicht der Ursprung (F. 13 mpt’) medial vom Auge etwas weiter rostralwärts als bei den übrigen Gattungen. Die Insertionssehne ist hier kürzer als sonst; fleischige Fasern reichen bis in die Nähe des Ansatzes hinab. Die Insertion findet überall am Meckel'schen Knorpel bez. am Articulare statt, wobei allerdings sehnige Züge sich häufig im Perichondrium bis zum Rand des Goniale verfolgen lassen. (Bei Xenopus, wo Articulare und Goniale zu einem einheitlichen Knochen verschmolzen waren, liess sich nicht entscheiden, welchem Komponenten die betreffende Stelle des Grossknochens angehórte.) b. Der Adductor mandibulae bei den Larven der Anuren. Bekanntlich weicht die Ausbildung der Kiefermuskeln bei den Anurenlarven stark von derjenigen der erwachsenen Tiere ab. Diese Muskeln sind von Ducks (1835) und Gogrre (1875), besonders aber von F. E. Scuuzze (1892) eingehend geschildert worden. * Enceworrx (1911 p. 189—191) macht Angaben über ihre Entwickelung. Auch sonst finden sich in der Litteratur zerstreute, mehr zufällige Angaben und Abbildungen der- selben. Es handelt sich dabei jedoch meist nur um die Schilderung des typischen Lar- venstadiums. Die bei der Metamorphose stattfindenden Veränderungen, über die wir Gogrre (1. c.), Gaurr (1893) und EpeEwonrH (1911) wertvolle Angaben verdanken, sind nicht so gut bekannt, dass sie ein Urteil darüber erlauben kónnten, wie alle die ein- zelnen oben besprochenen Muskeln des erwachsenen Tieres sich aus denjenigen der Lar- ven entwickeln. Ich habe deshalb die bei der Metamorphose stattfindenden Veränderungen an der Larve von Pelobates fuscus verfolgt, soweit mir dieses auf prüparatorischem Weg, ohne Anfertigung von Schnitten, möglich war. Zum Vergleich wurden dann Larven von Rana fusca, und Bufo vulgaris herangezogen. Da mir ganz junge Larven von Pelobates 1 GAuPP (1896 p. 135) giebt eine Insertion am Goniale („Angulare“) an. ? Die ganz fehlerhaften Angaben von REICHERT (1838 p. 38—40) seien hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 79 nicht zur Verfügung standen, wurden die Beobachtungen in dieser Beziehung komplet- tiert durch die Untersuchung von 7 Tage alten Bombinatorlarven (Schnittserien und makroskopische Präparation). Von grossem Wert war es ferner, dass Herr Prof. Spr- MANN mir die Benutzung zahlreicher ihm gehórender Schnittserien durch verschieden alte Larven von Rana fusca freundlichst gestattete. An den jungen Bombinatorlarven (Tafel I, F. A) sind die äusseren Kiemen schon z. T. überwachsen. Die Trabekel und der Kieferbogen befinden sich noch im vorknor- peligen Stadium (blau). Erstere sind, im Vergleich zur Längsachse des Körpers, sehr stark geneigt, ähnlich wie es SPEMANN (1898 f. B. p. 410) von Rana fusca abbildet. Am Quadratum (qu) treten der Proc. muscularis und der Proc. ascendens (pra) deutlich hervor, auch die Commissura quadrato-cranialis anterior (cqera) ist bereits zu erkennen. Die Anlage des M. orbito-hyoideus (oA) ist fast horizontal kaudad gerichtet. Aus der ursprünglich einheitlichen, steil zum Niveau des Mundhóhlenbodens hinabsteigenden An- lage des Adductor mandibulae (GorrrE 1875 p. 636) haben sich eine oberfläch- lichere, kaudal vom N. V, gelegene Lage — A. m. posterior — und eine innere, medial von diesem Nerven gelegene Schicht, —- der M. pterygoideus (mpt), — geson- dert. Die äussere Schicht ist zwar noch kontinuierlich, eine künftige Sonderung in Por- tionen ist aber bereits durch den verschiedenen Ursprung der Fasern, — an der Pars metapterygoidea (A. m. p. longus profundus aplp und superficialis apis) oder am Proc. muscularis (A. m. p. subexternus + lateralis + articularis apsla), — angedeutet. Was ich an diesem Stadium besonders hervorheben will, ist die schon von Goetre erwähnte steile Stellung der Adductorderivate im Vergleich zur Längsrichtung des Tieres, eine Stellung, die derjenigen im erwachsenen Tier recht nahe kommt. Zu dieser Stellung trägt die, äusserlich nicht sichtbare, Scheitelbeuge bei. In der Folge finden am Kranium bedeutende Veränderungen statt. Der Mund mit dem Kieferapparat wird rostralwärts verschoben; die Trabekel und das Quadratum geraten in eine der horizontalen genäherte Lage. Die Muskeln machen diese Lagever- änderung mit. Die langen Muskeln des A. m. posterior sowohl wie auch der Pterygoi- deus geraten dabei ebenfalls in eine horizontalere Lage, und die typische Larvenmusku- latur kommt durch Aufteilung des A. m. posterior in einzelne Muskeln zu stande. Ich gehe nun zur Schilderung der larvalen Kieferadductoren von Pelobates über, wobei meine Angaben in einigen Einzelheiten von denjenigen F. E. ScnvrzEs abweichen. Es wurden von mir Larven von 3'/, bis 12 em Länge untersucht, d. h. solche, bei denen von den hinteren Extremitüten noch nichts zu sehen ist, bis zu solchen, an denen die Zehen der Hinterfüsse gut entfaltet sind. Überall wurden im Wesentlichen überein- stimmende Verhältnisse gefunden. Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich deshalb N:o 7. 80 A. LUTHER. hauptsächlich auf kurz vor der Metamorphose stehende Tiere, bei denen die Umbildung des Maules und Kieferapparats noch nicht begonnen hat. Die zwei Muskelgruppen, deren verschiedene Orientierung zum N. V, oben her- vorgehoben wurde, sind zwar noch geschieden (F. 17, 69, 70), indem der M. pterygoi- deus (mpt) eine tiefe, ventralste Schicht bildet, die am Ursprung durch den Proc. ascen- dens (pra) des Quadratum von der oberflüchlicheren Schicht getrennt wird. Die Lage- beziehungen zum N. V,,, haben sich aber insofern geändert, als die Ursprünge beider Muskeln ventralwürts verschoben wurden, sodass beide jetzt im Verhältnis zu diesen Nerven ventral liegen. Wenn ich trotzdem im folgenden die Bezeichnung ,, A. m. posterior^ beibehalte, so geschieht es, weil die ursprüngliche Lagebeziehung nach der Metamorphose wieder hergestellt wird. Bei der Benennung der Muskeln war ich bestrebt nach Möglichkeit dieselben Namen zu benutzen, mit denen die betreffenden Portionen beim erwachsenen Tier von mir oben bezeichnet wurden. Die erürterten Lageveränderungen sind auch inbezug auf das Auge sehr auffal- lend. Denn während der Pterygoideus sowohl wie der A. m. posterior zuerst kaudal von demselben lagen (Tafel I F. A), bilden diese Muskeln jetzt eine horizontale Flüche, auf der das Auge ruht (F. 15). A. Derivate des A. m. posterior. a. Lange, vom Proc. ascendens (pra) und der Pars metapterygoidea (mpt) des Quadratum kommende Muskeln. 1. A. m. posterior longus superficialis * (apis) (= M. temporalis F. E. Schutze). Dieser ist der oberflächlichste der drei den Boden der Orbita bildenden Muskeln (F.15—18, 69, 70). Er entspringt bei Pelobates an der Dorsalseite der lateralen ?/, des Proc. ascendens (pra) sowie an der Dorsalseite der Pars metapterygoidea ossis quadrati (qumtp), rostralwürts bis zur Basis des Proc. muscularis (prm). Sein Ursprung (auf F. 71 horizontal schraffiert) nimmt einen schmalen, gebogenen Streifen ein. Die Fasern ziehen rostrad und etwas medialwärts gegen eine starke Sehne, welche an der oberen Fläche des Mandibularknorpels in der Nähe des Infrarostralknorpels inseriert (F. 70 apls‘). ! Synonyme: Sus-rupéo-temporo-coronoïdien; temporal ou crotaphite DuGès 1835 p. 146—147 f. 82 [inclusive A. m. l. profundus]. Temporalis GogTTE 1875 (Bombinator; Scuurze 1892 p. 19 (Pelobates Gaupp 1893 p. 293 (Rana); STRONG 1895 p. 109 (Rana, Innerv.); SPEMANN 1898 (Rana); EDGRWORTH 1911 p. 189—191 f. 59, 60, 62, 63 temp. (Rana, Alytes, Bufo, Pelobates). Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. p [1V prool V2+3 II mpl Vi prm apls qumpt sh cha Fig 69. Pelobates fuscus. Grosse Larve. fl W Ige — apls apla aplpi apa aps im mal sa VIIhm VIImd md Kopf von rechts. Auge und Augenmuskeln, Nasenkapsel und M. orbitohyoideus entfernt. Für Fig. 69—73 gelten folgende Bezeichnungen. aed. A. m. externus dorsalis. aeu s 5 5 ventralis. adr. Adrostrale. apa. A. m. p. articularis. apla. A. m. p. lateralis. aplp. A. m. p. longus profundus. "apis Ne superficialis. aps. A. m. p. subexternus, bf. Buccalfalte. cha. M. ceratohyo-angularis. cop. Copula. egera. Commissura quadrato-cranialis anterior. cir. Cornu trabeculi. fl, flV. Foramen N. I, etc. frp. Frontoparietale. hy. Hyale. im. M. intermandibularis posterior. ir. Infrarostrale. tb. Levator bulbi. leg. Ligam. cornu-quadratum laterale. lge. Ligam. quadrato-ethmoidale. md. Mandibulare. mdl. M. mandibulo-labialis. mpt. M. pterygoideus. mqua. M. quadrato-angularis. oh. M. orbito-hyoideus. p. Parietale. pra. Proc. ascendens. prm. Proc. muscularis. proot. Prooticum. qua. Proc. articularis quadrati. qumpt. Proc. metapterygoideus quadrati. sa. M. suspensorio-angularis. sh. M. suspensorio-hyoideus. sr. Suprarostrale. uhs. Hornscheide des Infrarostrale. ul. Unterlippe. VIlhm. R. hyomandibularis n. VII. Vind. R. mandibularis n. VII. 11 81 Bei der Larve von Rana fusca (F. 22) fand ich insofern eine Abweichung von dem geschilderten Verhalten, als der Ursprung am Proc. ascendens nicht so weit medialwürts reichte, wie bei Pelobates. In derselben Beziehung weicht Bufo (F. 21, 72) in noch höherem Grade ab, indem hier der Ursprung überhaupt nicht am Proc. ascendens statt- findet, sondern auf die Pars metapterygoidea beschrünkt bleibt. Die Insertion findet nicht wie bei Pelobates dorsal am Mandibulare statt, sondern die Sehne greift, wie es bereits 83 A. LUTHER. Gogrre (1875) für Bombinator angiebt, auf die laterale (vordere) Fläche des Mandibu- lare über. ! 2. A.m. posterior longus profundus? (aplp) (= M. subtemporalis F. E. Schutze). Dieser Muskel ist fast in ganzer Ausdehnung von dem vorigen bedeckt. Er bil- det eine dünne Schicht, die bei Pelobates an der Dorsalseite des Proc. ascendens und der Pars metapterygoidea des aplpi* aplxi Quadratum entspringt (F. 71 egera Ige md cop ir aplp^, vertikal schraffiert), und zwar am ersteren rostral vom Ursprung des A. m. p. longus superficialis, an der letzteren medial von demselben. Rost- rad reicht der Ursprung bis medial vom kaudalen Rand des Proc. muscularis. Die Fa- sern konvergieren rostralwürts gegen eine Sehne, die sich in zwei Zipfel spaltet. Ein me- prool pra qumpl apls prm aps apa qua md aplpi! Ys. 3 ma aplp mpl! dialer, schwächerer (F. 70 i2 " TY. ^ Fig. 70. Pelobates-Larve. Rechter Adductor mandibulae. Das rechte aplpi ) zieht zum vorderen Cornu trabeculi cugesenccdino und mit den up Dal entfernt. Teil der Oberseite des Man- Proc. muscularis (prm) des Quadratum abgeschnitten. Erklärung der Bezeichnungen S. 81. dibulare, wo er etwas articu- larwärts von der Insertion des A. m. p. longus superficialis (aplsi) sich ansetzt. Die Hauptinsertion des A. m. p. longus profundus findet jedoch bekanntlich an der Aussenfläche des Suprarostrale in der Nähe der lateralen Ecke des vorderen Randes statt (F. 69, 71 aplp"). In einigen Fäl- len fand ich daneben noch einen schwächeren Ast der Sehne, der zur Haut in der Ge- gend des Mundwinkels (in der Nähe der erwühnten Ecke des Suprarostrale) zog (F. 71). Über den an derselben Sehne erfolgenden Ansatz des A. m. externus, bez. des A. m. p. subexternus s. diese Muskeln. ! Die Angabe von F. E. ScHuLzr (1892 p. 19), dass auch bei Pelobates die Insertionsfläche „etwas ateral von der oberen Firste des Mandibulare* liegen soll, kann ich nicht bestätigen. ? Synonyme: M. retrahens maxillae superioris GogrTE 1875 (Bombinator); M. subtemporalis ScHULZE 1892 p. 19 (Pelobates); SPEMANN 1898 (Hana); Subtemporal EpaE- WORTH 1911 p. 189—191 (Rana, Alyles, Bufo, Pelobates). i Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 83 Bei Rana und Bufo ist die pra p IV mpt Ib? oh lae adr cir Icql sr Ursprungsfláche relativ kleiner als bei Pelobates, entsprechend den oben vom A. m. p. longus superfi- cialis geschilderten Verhältnissen. Bei Rana (F. 22) teilt sich die Sehne ähnlich wie bei Pelobates ; der mediale Ast (aplp") zieht aber symphysialwärts über die Sehne des A. m. p. longus superf. (apls) hin- weg zum Mandibulare. (Bei einem ND no apls? app? gumtp ont hy qua md a : S : legt Ex. zog ein dünner dritter Seh- : nenzipfel zum Suprarostrale; F. 99 - . Fig. 71. Pelobates-Larve. Schädel mit dem M. pterygoideus 22). Der Muskel von Bufo (E + (mpt) von rechts. Schraffiert sind die Ursprunge der Mm. or- 72) setzt sich zum Teil direkt an bito-hyoideus (schräg), a. m. P. longus superficialis (horizontal), ; ; , a. m. p. longus profundus (vertikal) und levator bulbi (gekreuzt). das Mandibulare an, während die Erklärung der Bezeichnungen S. 81. Sehne (aplp‘') oberflächlich über diese Stelle hinweg zum Suprarostrale zieht. b. Kurze, am Proc. muscularis entspringende Muskeln. ' 3. A. m. posterior subexternus (aps). An der Medialseite des Proc. muscularis (prm) und in der Nähe der Basis und des vorderen Randes desselben entspringt (F. 70, 76) bei Pelobates ein schwacher Mus- kel (aps), dessen Fasern mediorostrad gegen die Sehne des A. m. p. longus profundus konvergieren und an derselben inserieren. Dabei lassen sich Sehnenfasern in die beiden Sehnen dieses Muskels verfolgen. Bei der Larve von Rana fusca (F. 22) verhält sich der Muskel ebenso, verbin- det sich aber zuerst mit dem A. m. externus, ehe er die Sehne des A. m. p. longus pro- fundus erreicht. — Bei Bufo (F. 72) fehlt der Muskel. ! Die Synonyme der kurzen, am Proc. muscularis entspringenden Adductoren müssen als recht unsicher bezeichnet werden, da es sich nicht genau entscheiden lüsst, welche von den hier unterschiedenen Muskeln in jedem Falle gemeint sind. Meist wurde die ganze Gruppe als Masseter bezeichnet. M. masseter GoETTE 1875 (Bombinator); ScuurzE 1892 p. 20 (Pelobates); GAupr 1893 p. 292, 298 (Rana) [incl A. m. externus]; STROXG 1895 p. 109 (Rana, Innerv.); SPEMANN 1898 p. 414; EDGEWORTH 1911 p. 189—191 (Rana, Alytes, Bufo, Pelobates). 84 A. LUTHER. 4. A. m. posterior articularis (apa). Bei Pelobates entspringt an der Medialseite des rostralen Randes der Basis des Proc. muscularis (F. 69, 70, 76) ein kleiner, annähernd parallelfaseriger Muskel (apa), dessen Insertion an der Dorsalseite des Mandibulare in der Nähe des artieularen Endes, dicht symphysial von der Insertion des M. pterygoideus, stattfindet. Sein Ursprung liegt ventral von dem des A. m. p. subexternus. Rana und Bufo (F. 72) verhalten sich genau ebenso. 5. A.m. posterior lateralis (apla). pra mpl apls p aev aed apa Va uhs egera aplp apla aplp Fig. 72. Bufo vulgaris, ältere Larve. Rechter Adductor mandibulae, rechtes Cornu trabeculi und Suprarostrale entfernt. Vergr. 14:1. Erklärung der Bezeichnungen S. 81. Höchst überraschend ist die Lage dieses Muskels bei der Larve von Pelo- bales. Er zieht nämlich (F. 69, 76 apla) als sehr zartes, anfangs dünn fa- denförmiges, später schwach spindelför- miges Bündel von der Medialseite der Pars articularis des Quadratum dicht neben der Verbindung mit dem Mandi- bulare (md) zu der Ventralseite der Spitze des Adrostrale. Die Muskelfasern erreichen den letzteren Knorpel nicht, sondern gehen hier in eine Sehne über. Dass diese Lage des Muskels eine spezielle Eigentümlichkeit der Pelo- bates-Larve darstellt, die sich nicht bei allen Anurenlarven findet, zeigt die Un- tersuchung von Zana und Bufo. Bei ersterer Gattung (F. 22) ist der Ursprung der gleiche wie bei Pelobates. Der Muskel ist aber kurz und breit und inseriert an der gemeinsamen Sehne des A. m. p. longus profundus und des A. m. externus. Bei Bufo (F. 72) stimmen die Verhältnisse noch nüher mit denen des erwachsenen Tieres überein, indem die Insertion des kleinen, kurzen Muskels direkt dorsal an dem articularen Teil des Mandibulare erfolgt. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 85 B. Dorsal vom N. V, gelegener Muskel. a 6. A. m. externus ' (ae) (= M. masseter Senurzk). Wie dem metamorphosierten Pelobates (S. 73 u. F. 20), so fehlt auch der älte- ren Larve ein A. m. externus. Dagegen ist ein solcher bei Aana- und Pufo-Larven vor- handen. Nach Epcewortru (1911 p. 191) soll derselbe auch bei jungen Pelobates- Larven von 10 30 mm Länge vorhanden sein. (Die jüngsten von mir untersuchten Tiere massen c. 35 mm). Bei Rana (F. 22) handelt es sich um ein kräftiges Bündel, das dorsal vom A. m. p. subexternus und im Zusammenhang mit demselben entspringt, und mit diesem zu- sammen an der Sehne des A. m. p. longus profundus inseriert. Der Faserverlauf ist genau derselbe wie der des A. m. p. subexternus. Augenscheinlich gehóren beide Por- tionen eng zusammen. — Bei Bwfo (F. 72) ist der Ursprung derselbe, der Muskel ist aber in zwei getrennte dünne Muskelchen zerfallen. Der mehr dorsale von diesen Mus- keln (aed) zieht mit langer, dünner Sehne über die Sehne des A. m. p. longus superfi- cialis (apls) hinweg und inseriert an dem larvalen Unterkiefer, indem er sich in dem Bindegewebe zwischen Infrarostrale und Hornkiefer verliert. Die Sehne verhält sich also ähnlich wie bei Rana die mediale Sehne des Muskelkomplexes A. m. p. longus prof. + A. m. p. lateralis + A. m. p. externus. Der ventrale A. m. externus von Bufo (aev) zieht, den dorsalen unter sehr spitzem Winkel kreuzend, zur Sehne des A. m. p. longus profundus (aplp'). | C. Medial und ventral vom N. V,,, gelegener Muskel. 7. M. pterygoideus ^ (mpl). Dieser tiefste Teil des Adduetor mandibulae ist bei Pelobates (F. 15—17, 69—71) grossenteils von dem A. m. posterior longus superficialis (apls) und dem A. m. p. 1. pro- fundus bedeckt; nur mit einem medialen Teil, in der Nähe des Ursprungs, ist das nicht der Fall. Der Muskel stellt (F. 71) einen starken, abgeplatteten Muskelbauch dar. Er ! Synonyme: M. masseter GaupP 1893 p. 292, 298 (Rana) [incl. A. m. p. subexternus]; M.* SPEMANN 1898 p. 414 (Rana); [;] Extra-temporal EDGEWORTH 1911 p. 159—191 (Rana, Alytes, Bufo, Pelobates). Synonyme: Pré-rupéo-ptérygo-maxillaire ou ptérygoidien interne DuGis 1835 p. 147; M. pterygoideus GOETTE 1875 p. 686—687 (Bombinator; SCHULZE 1892 p. 20 (Pelobates); GauPP 1893 p. 292, 318, 336, 460 (Rana); STRONG 1895 p. 109 (Rana; Innerv.); SPE- MANN 1888 p. 414 (Rana); Pterygoid EpGEwonTH 1911 p. 189—191 (Rana, Alytes, Bufo, Pelobales). 2 86 A. LUTHER. entspringt mit einigen Fasern an der Ventralseite des Proc. ascendens (pra), gróssten- teils aber an der knorpeligen Regio prootica, ventral vom Trigeminusloch, — auch an der dieses Loch verschliessenden Membran ventral vom Nerven. Einige Fasern können ferner von der Membrana subocularis kommen, die den Muskel ventral überzieht. Die Richtung des Muskels ist rostrad und etwas lateralwärts. Medial vom Proc. muscularis (prm) geht er (F. 71) in eine starke Sehne über, die am oberen Rand des Mandibulare, dicht medial von der Quadrato-mandibular-Verbindung inseriert (mpt'). Rana (F. 22) verhält sich ebenso wie Pelobates, nur entspringt ein etwas grös- serer Teil der Fasern am Proc. ascendens. In noch hóherem Grade ist letzteres bei Bufo (F. 21, 72) der Fall, wo der Ursprung überwiegend an der Ventralseite dieses Fort- satzes erfolgt und nur ein schmales Bündel von der Regio prootica kommt. Der Ursprung des Pterygoideus ist hier nicht vom A. m. p. longus bedeckt. c. Umgestaltungen während der Metamorphose. Am Skelett erfolgen während der Metamorphose die Auflösung des Proc. ascen- dens, die Erweichung, Zusammenschiebung und Resorption des kaudalen Teils des Quad- ratum, die Aufrichtung des übrigen Teils dieses Knorpels, — alle jene von Gavrr (1893) in meisterhafter Weise geschilderten Vorgünge, die zur Umwandlung des larvalen Kie- ferapparats in den definitiven führen. Mit der Aufrichtung des Quadratum und der Verlängerung des Unterkiefers findet auch eine allmälige Aufrichtung der Kieferadduc- toren statt. Man vergleiche in dieser Beziehung die Larvenstadien (F. 15—17, 69—71) mit den Stadien während der Metamorphose (F. 18 u. 73 sowie das etwas spätere F. 19) und nach derselben (F. 20). Am Ursprung der Muskeln tritt eine Veränderung insofern ein, als der Proc. ascendens aufgelöst wird. Dieses geschieht zuerst in der Nähe seiner medialen Befesti- sung, wo ein Teil der Pterygoideusfasern entsprang. Diese Fasern gewinnen, gleich den übrigen des Muskels, einen Ursprung am Kranium. An der Seitenwand des letzteren wandert dann der Muskel (mpt) langsam medial von dem N. V,,, dorsalwärts. Etwas später wird der laterale Teil des Proc. ascendens, an dem ein Teil des A. m. p. longus (apl) |superficialis (apls) et profundus (aplp)] entspringt, resorbiert. Ehe dieses geschieht, hat dieser Fortsatz sich jedoch etwas dorsalwärts verschoben. Dieses wird durch die Erweichung bez. Auflösung seines medialen Teils erleichtert werden, steht aber wohl hauptsächlich mit der bekannten Zusammenschiebung des kaudalen Teils des Quadratum in Zusammenhang und ist somit von dem kaudalwärts gerichteten Vor- wachsen des Unterkiefers beeinflusst. Durch diese dorsalwärts und kaudad gerichtete Verschiebung wird der Ursprung der Muskeln der Regio prootica genähert (F. 18, 73) Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 87 und es ist verständlich, dass mit der völligen Resorption des Proc. ascendens der Ursprung auf die Labyrintkapsel überwandert. Hier breitet sich in der Folge der Ursprung noch weiter aus (F. 19, 20). Die beiden A. m. p. longi sind zunächst noch von einander trennbar, am Ende der Metamorphose sind sie aber zu einer völlig einheit- lichen Muskelmasse verschmolzen. ' Diejenigen Teile des Quadratum, an denen die kurzen Muskeln (A. m. p. subex- ternus aps, A. m. p. articularis apa und A. m. p. lateralis apla) entspringen, bleiben wenigstens zunächst noch erhalten (F. 18, 73). Die Muskeln geraten, indem die Auf- richtung des Quadratum fort- bi p cqera prm Vi schreitet, direkt in eine Lage, die sich mehr und mehr der definitiven nähert (F. 19, 20). Daneben veründert sich ihre À —— proot Var Gestalt; sie werden kürzer und gedrungener. Mit der Ausbildung des Squamosum (F. 20) treten dann die Ur- sprünge zum Teil auf dieses über, ohne dass an ihrer Ge- stalt und Lage sehr wesent- liche Änderungen mehr statt- ul ir finden. apls! apls apla apa cha sa sh 1plp! app Va aps mqua Eine eingehendere Be- Fig. 73. Pelobates fuscus während der Metamorphose. M. orbito-hyoi- ; deus entfernt. Vergr. c. 6:1. Erklärung der Bezeichnungen S. 81. sprechnung erfordern die an der Insertion stattfindenden Veränderungen. Diese bleibt bei dem erwachsenen Pelo- bates nur inbezug auf den Pterygoideus (pt, vol. F. 71 u. 68) und den A. m. p. arti- cularis (apa) dieselbe wie bei der Larve. Die anderen Muskeln verlegen alle ihre Insertion an Stellen des Unterkiefers, die von den larvalen Ansatzpunkten mehr oder weniger weit entfernt sind. Es handelt sich dabei teils um die Erwerbung einer neuen Befestigung an demselben Skeletstück wie vorher, — um eine Verlegung des Ansatzes an eine dem Kiefergelenk mehr als vorher genäherte Stelle des Mandibulare, — teils um eine Überwanderung von ganz anderen, der Zerstórung anheim fallenden Skeletteilen (Suprarostrale, Adrostrale) auf diesen Knor- pel. Gemeinsam für alle diese Fülle ist es, dass zuerst der neue Ansatz erworben wird, ! An Schnitten durch ein soeben metamorphosiertes Exemplar von Hyla liessen sich die beiden Portionen noch als solehe erkennen. N:o 7. 88 A. LUTHER. apls = \ N aps-kae — aplp fl ch Va " qeu apa co sr mpt aplp qua BH NS md H im — H + mal || lyr Po, Fig. 74." Rana fusca. Larve. (Hinterbeine gut entfal- Fig. 75. Dasselbe Ex. wie Fig. 74. Schnitt weiter tet, Vorderbeine oberflächlich nicht sichtbar.) Quer- kaudal, durch die Quadrato-mandibular- schnitt durch den vorderen Teil des Kopfes in der Verbindung. Gegend des Mundwinkels. (SPEMANN Serie I, 14). [] Für Figg. 74—78 gelten folgende Bezeichnungen: adr. Adrostrale. ir. Infrarostrale. ae. A. m. externus. lb. Lippenbucht. apa. A. m. p. articularis. leg. Ligam. cornu-quadratum (laterale). apla. A. m. p. lateralis. lyr. Lymphraum. aplp. A. m. p. longus profundus. md. Mandibulare. apls. A. m. p. longus superficialis. mdl. M. mandibulo-labialis. aps. A. m. p. subexternus. mpt. M. pterygoideus. cb. Cavum buccale. mw. Mundwinkel. ch. Choane. na. Nasenhóhle. co. Cavum oris. prm. Proc. muscularis. cir. Cornu trabeculi. qua. Proc. articularis quadrati. fl. Fascia lateralis (SCHULZE). sr. Suprarostrale. im. M. intermandibularis. ul. Unterlippe. und erst nachdem dieses geschehen ist, die zur früheren Insertion sich erstreckende Sehne zu Grunde geht. Diese Veränderungen finden statt in einem Stadium (F. 18, 73), das äusserlich dadurch charakterisiert ist, dass die Vorderbeine bereits durchgebrochen sind, das Maui aber äusserlich noch klein wie bei der Kaulquappe ist. Innerlich bereitet sich schon die Entstehung der weiten Mundspalte des erwachsenen Tieres vor, und zwar in einer Weise, die hier etwas ausführlicher erörtert werden muss, da sie mit der Umgestaltung der Muskulatur in nahem Zusammenhang steht. Bei den Anurenlarven existiert bekanntlich eine die Lippen bildende Hautfalte (,Rüssel^ F. E. Sonurze), die den Mund umgiebt.' Diese Falte umschliesst rundum ! Über diese Lippenfalte vgl. besonders F. E. Scnunze 1888 p. 4 u. f. Tom, XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 89 das Larvenmaul und den frei vorra- bue sU e Hou AE genden, die Hornscheiden tragenden Teil der Supra- und Infrarostralknor- pel. Der zwischen Lippenfalte und Larvenkiefern gelegene Raum, die Lippenbucht (F. 74 Ib), geht an seiner tiefsten Stelle, an den Mundwinkeln (nw), in die Mundhöhle (co) über. Von dieser Stelle an erstreckt sich längs der Seitenwand der Mundhóhle eine seichte Falte (bf) kaudalwärts. Sie ist (F. 75) mediodorsal von den Kie- feradductoren gelegen, vorn auch dor- sr ir leq apla md qua apa aps Va E - Fig. 76. Pelobates fuscus. Grosse Larve. Vorderster Teil des sal von dem kaudad gerichteten seit- Kopfes zur Demonstration der Lage der Buccalfalte (bf); von lichen Teil des Suprarostrale (F. 74), rechts und etwas schräg von oben gesehen. Vergr. c. 8:1. Bezeichnungen s. S. 88. bei Pelobates auch dorsal von der Basis des Adrostrale (F. 76 adr). Diese Falte, — ich bezeichne sie als Buccalfalte, — ist schon in sehr frühen Larvenstadien vorhanden (vgl. die Rekonstruktionen von SPEMANN 1898 f. 19). Irgend welche nähere Beziehungen dieser Falte zum Unterkiefer (F. 75 md) sind in dem typischen Larvenstadium nicht zu erkennen. Auch äusserlich ist das Mandibulare durch Schleimgewebe und einen grossen Lymphraum (lyr) weit von dem Körperepithel geschieden. — Bei der Metamorphose ändert sich dieses Verhalten. Während das Suprarostrale sich auflöst und das Mandibulare aus seiner queren Stellung in die mehr sagittale übergeht, vertieft sich die Buccalfalte, zuerst in der Nähe des Mundwinkels, dann sukzessive immer weiter kaudad (articularwärts). So entsteht rechts und links eine tiefe Tasche des Mundhóhlenepithels, die über den dorsalen Rand des Mandibulare lateral- und ventralwärts zieht (F. 77). Ihr zipfelförmig ausgezogenes hinteres Ende ist schräg kaudal-, lateral- und ventralwärts gerichtet und erstreckt sich schliesslich (F. 78) bis in die Nähe des N. V,. Das Lumen dieser Tasche, — das Cavum buc- cale (cd), — steht medial mit der Mundhöhle in Verbindung, vorn mündet es zwischen Larvenkiefer und Lippenfalte nach aussen. — In früheren Stadien der Metamorphose ist von dem Vorwachsen dieser Buccalfalte äusserlich nichts zu bemerken. Dann tritt, während das larvale Schleimgewebe schwindet, auch an der Körperhaut jederseits eine seichte Einbuchtung auf, die vom Mundwinkel aus kaudad gerichtet ist. Diese äussere Falte kommt der inneren entgegen. Sie treffen sich (F. 78) zuerst vorne. Dann wird zunächst die Lippenfalte rechts und links durchtrennt, und die Mundspalte dehnt sich, articularwärts fortschreitend, allmälig bis zu ihrer definitiven Weite aus. N:o 7. 12 90 A. LUTHER. grau ru wv ER N NS SN na = & s SW] ex S SS 1 ; Eh. 4 NT E SS 3 CRS SS > ES À NE DEZE TER 5 | À LEN > AN bf lyr md Fig. 77. Rana fusca. Larve am Anfang der Me- tamorphose (Mund àusserlich noch klein, Vorder- Fig 78. Rana fusca. Fortgeschrittenes Stadium beine eben durchgebrochen; Quadrato-mandibu- der Metamorphose, kurz vor Durchbruch der wei- larverbindung noch ventral vom vorderen Rand ten Mundspalte (Serie I, 25 von SPEMANN). Schnitt des Auges. Serie I, 20 von SPEMANN) Buccal- durch den hintersten Teil der Buccalfalte. falte (bf) im Vordringen begriffen. Bezeichnungen S. 88. Bezeichnungen S. 88. Nach dieser notwendigen Abschweifung kehre ich zur Besprechung der Insertions- verhältnisse der Kieferadductoren von Pelobates in dem Stadium der Fig. 73 zurück. Die Buccalfalte (bf) ist in der Figur an der Grenze gegen die Mundhöhle abgeschnitten, sodass man in diese hineinsieht. Die Falte hat sich bis an die laterale Fläche des Kiefers erstreckt und ragte kaudad bis in die Nähe des Ramus mandibularis n. trigemini vor. An dem abgebildeten und ähnlichen Präparaten macht es nun den Eindruck, als hätte die Buccalfalte die Sehnen und die Enden der Muskelfasern des A. m. p. longus gegen das Mandibulare gedrückt. Sie bilden unter der Falte einen Winkel, was natür- lich auch mit der veränderten Lage ihres Ursprungs und der des Quadratum überhaupt zusammenhängt. Diejenigen Stellen, wo die Muskeln in ihre Sehnen (apls', aplp*) über- gehen, haften dem Knorpel an, und aus dieser Verbindung entfaltet sich die neue Inser- tion. Die ersten Anfänge dieser neuen Befestigung der Muskeln dürften schon in frü- heren Stadien zu suchen sein. Selbstredend wird man sich den Einfluss der vorwach- senden Buccalfalte nicht grobmechanisch vorstellen dürfen. Dass ihr Vorhandensein aber in naher Beziehung zu der Verlagerung der Insertion steht, wird man schwerlich bezwei- feln kónnen. Die ursprünglichen Sehnen sind in dem in Rede stehenden Stadium noch vorhanden, diejenige des A. m. p. longus superf. (apis) zieht zum vorderen Ende des Mandibulare, dicht hinter der Verwachsungsstelle mit dem Infrarostrale, diejenige des A. m. p. longus prof. (aplp') konnte ich bis über und vor den Mundwinkel verfolgen, wo sie sich im Bindegewebe verlor (vgl. auch F. 18); das Suprarostrale war bereits Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 91 zu grunde gegangen. Diese Sehnen zeigten deutliche Degenerationserscheinungen. Sie waren gequollen und weich. In etwas späteren Stadien sind sie verschwunden. — Eine Folge der Lageveründerung des A. m. p. longus superficialis ist die, dass er sich in diesem Stadium dem A. m. p. l. profundus auch an der neuen Insertion eng an- schmiegt. Hier findet, ebenso wie am Ursprung, später eine völlige Verschmelzung beider Muskeln statt. Die auffallendste Veränderung der Insertion macht der A. m. p. lateralis (apla) durch. Wir lernten ihn oben S. 84 als ein schmales Faserbündel kennen (F. 69, 76). Etwas später ziehen sich die Muskelfasern gegen den Ursprung an der Pars articularis des Quadratum (qua) zurück, der Muskel wird kurz und breit und es entsteht eine lange, dünne, zum Adrostrale ziehende Sehne. Wenn dann das Suprarostrale (sr) mit dem Adrostrale (adr) zu Grunde geht und die Buccalfalte (bf) lateralwärts vordringt, wird die Sehne, an der mittlerweile ein Erweichungs- und Auflösungsprozess begonnen hat, ventralwärts gegen das Insertionsende der langen Kieferadductoren gedrängt. Medial- wärts verliert sie sich in dem Stadium der F. 18 u. 73 an der ventralen Fläche dieser Falte. So ist der Muskel mit seiner Sehne jetzt in eine sehr ähnliche Lage gekommen, wie wir sie oben (S. 84, F. 22) bei Rana kennen lernten. In dem betreffenden Stadium von Pelobates (F. 73) ist bereits ein neuer Ansatz des Muskels in Ausbildung begriffen. Seine tiefen Fasern haften fest am Mandibulare medial vom N. V,. Von hier aus entfaltet sich die definitive Insertion, während die erste Sehne rasch zu Grunde geht (F. 19, 20). Der auffallende Umstand, dass sonst am Unterkiefer inseriende Muskeln bei der Kaulquappe am Suprarostrale (A. m. p. longus profundus) oder am Adrostrale (A. m. p. lateralis von Pelobates), — also an Abgliederungsprodukten der Trabekel —, ihren Ansatz finden, wird durch ontogenetische Befunde einem Verständnis näher gerückt. Aus F. A der Tafel ist ersichtlich, dass die vorknorpelige Anlage des Suprarostrale (sr) vorn an die Anlage des Adductor mandibulae grenzt. Wenn hier ein Teil der Adduc- torfasern Befestigung an der Anlage des Knorpels gewann, so musste er bei der späteren Verschiebung der Knorpel rostral- und dorsalwärts verlagert werden. Es scheint also, dass das betreffende Verhalten bei der Kaulquappe auf embryonale Variation zurückzuführen ist. d. Zusammenfassung und Beurteilung der Befunde am Adductor mandibulae der Anurenlarven. Wir haben oben die Kieferadductoren der Anurenlarven und ihre Umwandlung in diejenigen der erwachsenen Tiere kennen gelernt. Es fragt sich, ob die Ausbildung dieser Muskeln bei den Larven phylogenetisch ursprüngliche Züge aufweist. Vor allen Dingen ist zu konstatieren, dass die Muskeln der Larve durchaus die- selben sind, die wir bei dem erwachsenen Tier finden. Nur sind sie, gemäss der spe- N:o 7. 92 A. LUTHER. ziellen larvalen Ausbildungsform des Kieferapparats, anders ausgebildet; sie weichen inbezug auf die Richtung, meist auch inbezug auf den Ursprung und Ansatz, mehr oder weniger von dem Verhalten beim metamorphosierten Tier ab. Es ist ferner zu beachten, dass der A. m. p. longus bei den Larven stets in zwei Muskeln zerfallen ist, die spüter wieder verschmelzen. Dasselbe kann (Bufo) inbezug auf den A. m. externus der Fall sein. Die Larven erscheinen also inbezug auf die Muskeln hóher spezialisiert als die Erwachsenen. Der Umstand, dass alle diese Muskeln sich in frühem Larven- stadium aus einem einheitlichen Blastem herausdifferenzieren, bei der typischen Larve getrennt sind, um schliesslich bei der Metamorphose zum Teil wieder mit einander zu verschmelzen, liesse sich in zwei Weisen deuten. Entweder handelt es sich, — in Übereinstimmung mit der herrschenden Auffassung, — um eine speziell larvale Anpas- sung, die in solcher Form nie bei erwachsenen Vorfahren der Anuren vorhanden war, oder das Larvenstadium repräsentiert einen phylogenetisch alten Zustand (GozrrE), und die an den Muskeln während der Metamorphose auftretenden Vereinfachungen entsprechen stammesgeschichtlichen Veränderungen. Für die Beurteilung dieser Frage scheint mir nun folgendes von Interesse zu sein. Bei den Erwachsenen sind die Derivate des Adductor mandibulae in den verschiedenen Gattungen der Anuren sehr gleichartig aus- gebildet. Zwar kann der A. m. externus vorhanden sein (Rana, Bufo) oder fehlen (Xenopus, Pelobates, Bombinator, Hyla), und dasselbe gilt von dem mit ihm eng zusam- mengehörigen A. m. p. subexternus (fehlt bei Bufo). Wo aber diese Muskeln vorhan- den sind, treten sie stets, was Ursprung, Verlauf und Ansatz betrifft, in sehr ähnlicher Form auf, und das ist auch mit den anderen Adductorderivaten, die alle sehr regelmäs- sig vorhanden sind, der Fall. Schwankungen kommen im wesentlichen nur inbezug auf die Stärke und den Grad der Ausbreitung an Ursprung und Ansatz vor. Es ist ferner zu betonen, dass, wo einer der sonst bei Anuren vorkommenden Kieferadductoren dem Erwachsenen fehlt (der A. m. externus oder der A. m. p. subexternus, vgl. oben!), auch die Larve dieser Muskeln entbehrt.' Inbezug auf das Vorhandensein oder Fehlen von Muskeln kann also keines der beiden Stadien als das primitivere bezeichnet werden. Gegenüber der Gleichartigkeit des Adductor mandibulae bei den erwachsenen Anuren fallen die relativ grossen Unterschiede zwischen den betreffenden Muskeln bei den Larven der verschiedenen Gattungen auf. Diese Unterschiede betreffen wenig den Ursprung, in hohem Grade aber die Insertion. Ich denke dabei an den medialen Sehnen- zipfel des A. m. p. longus profundus, an die Portionen des A. m. externus, besonders aber an den A. m. p. lateralis, der bei Pelobates am Adrostrale inseriert, bei Rana an der gemeinsamen Sehne von A. m. p. longus profundus und A. m. externus, bei Bufo ! Vel. jedoch Pelobates S. 85. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 93 schliesslich, ähnlich wie bei den erwachsenen Anuren, am articularen Teil des Mandi- bulare. Also bei den erwachsenen Tieren grosse Konstanz, bei den Larven eine bedeu- tende Variabilität. Das würde schlecht zu der Auffassung passen, dass die Larven in dieser Beziehung ein phylogenetisch altes Stadium repräsentieren sollten. Dagegen steht es durchaus im Einklang mit der Anschauung, dass das Kaulquappenstadium eine spe- zielle Anpassung darstellt, die in den ontogenetischen Entwickelungsgang eingeschoben wurde und der eine stammesgeschichtliche Bedeutung nicht zukommt. ' In dieser Weise beurteile ich also die Insertionen der larvalen Muskeln, soweit sie von denen beim erwachsenen "lier abweichen. Es wurde oben (S. 79) hervorgehoben, dass die Stellung der Kieferadductoren wie die des Quadratum in den frühesten Larvenstadien eine sehr steile, fast vertikale ist, dass dann bei der älteren Larve die Lage dieser Teile eine der horizontalen genä- herte, nur wenig geneigte wird, bis schliesslich bei der Metamorphose die bekannte Aufrichtung erfolgt. Sieht man ab von denjenigen bereits in Entwicklung begriffenen Insertionssehnen, die nur bei der Larve vorkommen, und denkt man sich, dass, aus- gehend von einem Stadium, wie das der Fig. A der Tafel, der gesamte Kopf gleich- mässig rostralwärts verlängert würde, das Quadratum aber seine steile Stellung beibehielte und der Unterkiefer direkt bis zu einer relativen Länge auswachsen würde, die der bei dem metamorphosierten Tier entspräche, — so würde die Muskulatur derjenigen des erwachsenen Frosches recht nahe kommen. Auch in dieser Beziehung erscheint das Verhalten bei der Kaulquappe gewissermassen nur als eine in den gewöhnlichen Ent- wickelungsgang eingeschaltete Episode. Darf also die Kiefermuskulatur des Kaulquappenstadiums als Ganzes keineswegs als phylogenetisch ursprünglich beurteilt werden, so ist doch zuzugeben, dass die spe- zielle Differenzierung in einem ontogenetisch frühen Stadium einsetzt, in dem manche altererbte Anlagen vorübergehend noch auftreten. So ist es zu verstehen, dass der Ursprung des A. m. p. longus (superf. u. prof.) am Quadratum, nicht wie beim Erwach- senen am Neurokranium erfolgt, ferner, dass Muskeln, die später an knöchernen Skelett- teilen entspringen oder inserieren, hier noch mit dem knorpeligen Skelett in Verbindung stehen. Sonst wüsste ich keine Merkmale der larvalen Kieferadductoren anzuführen, durch welche sich diese als ursprünglicher erweisen könnten als diejenigen des Er- wachsenen. Der gesamte larvale Kieferapparat ist also in hohem Grade spezialisiert und sekundär umgeformt. Es fragt sich nun, ob wir über die Umstände, die diesen eigen- tümlichen Bau bedingten, etwas aussagen können. 1 Vel. z. B. SPEMANN 1898 p. 413. NO, 7. 94 A. LUTHER. Der erste, der sich, — soweit mir bekannt, — über diese Frage geäussert hat, ist GogrrE (1875). Nach ihm (p. 691—692) lässt sich aus dem „Bildungsgange des Kieferapparats der Anuren .. . entnehmen, dass das langsame Hervorwachsen des embryo- nalen Vorderkopfes die Ursache der vorgeschobenen Lage des Kiefertheils und folglich der Ausbildung des Rundmauls ist, und dass die entgegengesetzt wirkende, durch die Hirnentwickelung bedingte Verbreiterung der Mundhóhle und Mundóffnung zu spät ein- tritt, um die zeitweilige Larvenbildung zu verhindern. ' Ein solcher, nur auf den embryonalen, nicht aber auf den funktionierenden Zustand Rücksicht nehmender Erklä- rungsversuch wirkt wenig befriedigend. Dass der larvale Kieferapparat eine Anpassung an die Nahrung der Kaulquappe darstellt, die nicht, wie die des erwachsenen Tieres, ausschliesslich animalisch, sondern zum grossen Teil vegetabilisch ist, wird heute wohl mit Recht allgemein angenommen. Dabei handelt es sich offenbar um zwei verschiedene, in einander greifende und im Ein- zelnen nicht trennbare Anpassungsvorgänge. Einmal finden wir eine direkte Bezie- hung zur Nahrung, eine Anpassung an deren Aufnahme durch Abschaben, Beissen und Einsaugen. Zweitens aber existiert eine Beeinflussung durch den gewaltig verlängerten Darm, also eine indirekte Einwirkung der Nahrung auf den Kieferapparat. Diese letztere Beeinflussung soll zuerst erörtert werden. Dass die enorme Verlängerung des Darmes der Anurenlarven der zum Teil vege- tabilischen Nahrung zuzuschreiben ist, darf wohl als sicher angenommen werden, da die Ausbildung eines relativ kurzen Darmes bei animalischer, eines relativ langen bei vege- tabilischer Kost bei Rana fusca (temporaria) durch die interessanten Versuche BABAE's (1903) direkt nachgewiesen wurde. ? Die sehr bedeutende Grössenzunahme des Darmes bewirkt eine enorme Vergrósserung der Leibeshóhle (Fig. B der Tafel) Diese Auswei- tung der Bauchhóhle findet nicht gleichmässig nach allen Richtungen des Raumes statt. Dorsal verhindern die Wirbelsäule und die spinale Muskulatur (rot) eine Erweiterung, und dasselbe ist wohl dorsokaudad der Fall. Dagegen wird die Bauchwand ventral und lateral mächtig ballonartig vorgetrieben, und ebenso drängt sich die Bauchhöhle in rostraler Richtung vor. Diese Auftreibung des Bauches tritt sehr deutlich an dem M. rectus abdominis (mra) hervor, dessen einzelne Muskelbündel auseinandergezerrt erschei- nen, und dessen Inseriptiones tendineae als weite Zwischenräume zwischen den Muskel- streifen auffallen. Ebenso ist der Verlauf der Rami ventrales der spinalen Nerven (nsp 2—nsp 11 grün) sehr charakteristisch. Während bei dem erwachsenen Tier (Tafel, ! Vel. des nàheren über diese Anschauung die angeführten Seiten und p. 700— 703. ? Wieweit Sand und andere nicht als Nahrung dienende, verschluckte Kórper durch ihren Reiz oder durch Dehnung die Verlängerung des Darmes beeinflussen, verdient noch näher geprüft zu werden. BABAK's Experimente machen einen solchen Einfluss sehr wahrscheinlich. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 95 Fig. C) die Nn. sp. II u. III ziemlich gerade lateroventralwürts ziehen, und der N. sp. IV in der Nähe der Wirbelsäule einen rostralwürts konvexen Bogen beschreibt, dessen Hóhe der Lünge nur eines Wirbels entspricht, der zu ihm gehórende N. thoraco-abdo- minalis im übrigen aber schräg kaudad gerichtet ist, zieht der aus diesen Nerven gebil- dete Plexus brachialis bei der Larve (Pelobates) erst schrüg rostrolateralwürts bis seit- lich von der Occipitalregion des Schádels; erst dann wendet sich der N. thoraco-abdomi- nalis ventrokaudalwärts. In ähnlicher Weise, aber in geringerem Masse zeigt sich der Verlauf der beiden folgenden Nerven beeinflusst. Schon dieser Verlauf der Nerven zeigt deutlich, dass eine Ausdehnung des Bauches in rostrader Richtung stattgefunden hat. In der Tat reicht die Bauchhöhle vorn bis ventral vom hinteren Teil des Auges (vgl. die Fig. A der Tafel, wo die Vorder- fläche der Leber (hep) kaudal von der Transversalebene des Vagusganglions liegt). Es ist offenbar, dass ein so weites Vorragen der Bauchhöhle nicht ohne Rückwirkang auf die vor ihr gelegenen Organe bleiben konnte. Der Kiemenapparat, der bei den Larven der Urodelen mehr oder weniger weit das Neurokranium kaudalwärts überragt, liegt hier ganz und gar ventral vom letzteren. Das Herz liegt hauptsüchlich ventral von der Orbitalregion des Schädels (vgl. Fig. A, wo das Herz bis etwa zur Hälfte der Labyrint- region rostralwärts reicht). Auch die vordere Extremität ist so weit vorwärts gedrüngt worden, dass sie fast ganz lateral vom Schädel liegt. Unter solchen Umständen ist es begreiflich, dass auch der Hyalbogen (Ay) aus seiner normalen Lage rostrad verschoben, das Quadratum (qu) rostrad gedreht und ausgedehnt wurde. Es handelt sich also, kurz ausgedrückt, um eine durch die Gróssenzunahme des Darmes bedingte Rostralwürtsschiebung aller vor der Leibeshóhle und ventral vom Neuro- kranium gelegener Organe. Das letzte Glied in dieser Kette bildet die Stellungsänderung und Umformung des Kieferapparats. Ein Erhaltenbleiben des Kiefergelenks in nächster Nachbarschaft der Labyrint- region nach stattgefundener "Verschiebung der übrigen Organe wäre sicherlich für die Bewegungen des Unterkiefers sehr unvorteilhaft gewesen, da diese durch die ventral vom Kiefer und hinter demselben gelegenen Organe behindert worden wären. So darf denn die Verschiebung und Verlüngerung des Quadratum auch als eine unter den obwal- tenden Umständen für die Nahrungsaufnahme günstige Anpassung betrachtet werden. Die rostrale Verschiebung des Unterkiefers brachte es wohl mit sich, dass derselbe eine grossenteils quere Gestalt erhielt und verkürzt wurde. Im Anschluss an die Cornua trabeeulorum entstand (Srónm, SPEMANN) der larvale Oberkiefer (die Suprarostralia vgl. Fig. A sr). Als direkte Anpassung an die Art der Nahrung sind zweifelsohne die zum Schaben und Beissen (Schneiden) geeigneten Hornscheiden der Kiefer aufzufassen, ebenso N:o 7. 96 A. LUTHER. das zum Einsaugen der Nahrung geeignete kleine Maul, mit dem auch die Abtrennung des larvalen Unterkiefers (der Infrarostralia) von dem übrigen Teil der Mandibularia zusammenhängt. Es wurde oben der Einfluss des Darmes auf den Kopf einschliesslich des Kiefer- apparats besonders hoch eingeschätzt und ihm in erster Linie die charakteristischen Eigentümlichkeiten des Kaulquappenkopfes zugeschrieben. Ich weiche darin ab von der Darstellang verschiedener anderer Autoren, die die am Kieferbogen stattgefundenen Ver- ünderungen als das Primäre betrachten und die an den übrigen Visceralbogen erfolgten Verschiebungen als Folgeerscheinungen bezeichnen. So meint Gogrre (1875 p. 669), dass die beiden ersten Visceralbogen (,Unterkiefer- und Zungenbeinbogen“) bei der Um- bildung vorangehen und die schwächeren Kiemenbógen durch sie beeinflusst werden. Zu Gunsten meiner Auffassung, dass ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen der larvalen Zunahme des Darmes und der rostralen Verschiebung des Kieferapparats exi- stiert, kann es nicht angeführt werden, dass in der Ontogenese die Ausbildung beider sowohl wie ihre Rückbildung zeitlich mit einander in der Hauptsache zusammenfallen, . denn es liesse sich hiergegen mit Recht einwenden, dass beide in direkter Beziehung zur Nahrung stehen und die Veränderungen an beiden als Anpassung an diese sich herausbilden konnten, ohne dass der von mir angenommene kausale Zusammenhang zu existieren brauchte. Auch die bei der Metamorphose stattfindende Rückbildung des Kiemenapparats musste unabhängig von der Grösse des Darmes die Wiederaufrichtung des Quadratum begünstigen. Es liegt auf der Hand, dass durch diese Rückbildung, im Verein mit der Reduktion des Darmes und der Verschiebung des Herzens, wie auch durch den am proximalen Teil des Quadratum selbst stattfindenden Auflösungsprozess Raum geschaffen wurde, sodass das von Gavrr (1893 p. 440, 444 etc.) betonte aktive Vorwachsen des Unterkiefers zum definitiven Verhalten des Kieferapparats führen konnte. Diese ontogenetisch sich abspielenden ineinandergreifenden Verschiebungen sowie Abbau- und Aufbau-Prozesse kónnen über die Ursachen, welche die eigentümliche Gestalt des Kaulquappenkopfes einst bedingten, nichts aussagen. Auf einen anderen Umstand, der zwar in dieser Frage nichts beweist, mir aber doch für dieselbe von einiger Bedeutung zu sein scheint, móchte ich ferner hin- weisen. Durch die schönen Arbeiten von Spemanx (1906), Presster (1911) und Meyer (1913) wurde für verschiedene Anuren experimentell nachgewiesen, dass ein künstlich erzeugter Situs inversus des Darmes einen solehen des Herzens und auch (Rana) des Spiraculum bedingt. Also ein direkter Nachweis, dass der Darm (bez. die Leber) die Form des Herzens und eines T'eils des Respirationsapparats in der Ontogenese beeinflusst. ' ! Durch die gewaltige Vortreibung des Bauches gerieten die Kiemenspalten in den Winkel zwischen der Seitenwand des Kopfes und der fast rechtwinklig lateralwürts abstehenden vorderen Wand der Bauch- Tom. XLIV. Über die vom N. trigemimus versorgte Muskulatur der Amphibien. 97 Diese beiden letzteren Organe sind aber wichtige Glieder in der vom Darm zum Kiefer- apparat führenden Kette auf einander einwirkender Faktoren. ! Es sei noch hervorgehoben, dass die relativ grosse Länge des Neurokraniums schwer zu verstehen wäre, wenn man sie nicht als eine Anpassung an die Vorwärts- drängung der ventral von demselben liegenden Organe, — in erster Linie natürlich des Kieferapparats — auffassen würde. Hand in Hand mit der bei der Metamorphose statt- findenden definitiven Umbildung des Kieferapparats geht denn bekanntlich auch eine Rückbildung des vorderen Teils der Cornua trabeculorum. Zum Schluss sei noch hervorgehoben, dass ich mir den Einfluss des Darmes nicht bloss direkt, grob mechanisch, denke, sondern als einen Anpassungsvorgang, das Resultat eines Kampfes der Organe innerhalb des Organismus. e. Innervation des Adductor mandibulae bei den Anuren. Bei den erwachsenen Anuren (F. 79, 80) zweigen die Äste für die Mm. ptery- goideus (pt) und A. m. p. longus (apl) hoch oben am Stamm des N. V,ab, während noch der V, diesem angeschlossen ist. Es kann sich dabei um zwei getrennte, aber dieht neben einander entspringende Äste für diese beiden Muskeln handeln, so (indivi- duell) bei Bana (Gaupr 1899 p. 141 bezeichnet sie als R. pterygoideus und R. tempo- ralis profundus), oder auch können beide anfangs vereinigt sein (Bombinator F. 80, Pelobates). Immer entspringen sie an der Medialseite des N. V4. Auch weiter distal können 1 oder 2 zarte Aste für den A. m. p. longus abzweigen (Bombinator F. 80). Weiter distal folgen (Rana und Bombinator) in wechselnder Zahl die Äste für den A. m. externus und die kurzen Muskeln des A. m. posterior. Die Anordnung und Kombination dieser Äste ist sehr starken individuellen und artlichen Schwankungen unter- worfen. Der A. m. externus erhält 2—4 Äste, die in jeder Höhe der in Rede stehen- den Verzweigungszone entspringen kónnen (F. 79). Die 2—5 Äste für den A. m. p. subexternus (aps) entspringen vorzugsweise mehr proximal, ein Ast für den A. m. p. articularis (apa) und einer für diesen Muskel und den A. m. p. lateralis (apa + apla) mehr distal. Ihm können Äste für den A. m. p. subexternus (aps) angeschlossen sein hóhle. Dass dieses für die Entstehung des Operculum und eines geschlossenen Peribranchialraums günstig sein musste, liegt auf der Hand. Bei der Vorwólbung der Bauchwand geriet auch die Anlage der vor- deren Extremität in jenen Winkel, woraus sich ihre tiefe Lage und ihre Überwachsung durch das Opercu- lum erklärt. ! Um Missverstindnissen vorzubeugen, sei hier betont, dass ich es für höchst wahrscheinlich halte, dass die Verschiebung des Kieferapparats bei den Anurenlarven erblich fixiert ist. Es steht also nicht zu erwarten, dass sie sich etwa durch Transplantierung eines embryonalen Kopfes auf ein anderes als Amme dienendes Tier aufheben liesse, N:o 7. E 13 98 A. LUTHER. Fig. 79. Rana esculenta. Rechter R. mandibularis tri- Fig. 80. Bombinalor pachypus. Rechter gemini (V4) von der Medialseite. N. V, von der Medialseite. Für die Figg. 79—81 gelten die folgenden Bezeichnungen, die sich auf das Endgebiet der betreffen- den Nervenäste beziehen: ae. À. m. externus. im. M. intermandibularis. apa. A. m. p. articularis. lb. M. levator bulbi. apl. A. m. p. longus. (ol)s. Oberlippe, sensibler Ast. aplp. A. m. p. longus profundus. pl. M. pterygoideus. apls. A. m. p. longus superficialis. s. Sensibler oder sensorischer Ast; aps. A. m. p. subexternus. (ul)s. Unterlippe, sensibler Ast. (F. 80). — Die beiden letzteren Aste sind lateral vom A. m. p. subexternus gelegen, treten also von aussen an die betreffenden Muskeln. Der Ast für den A. m. p. late- ralis kann auch getrennt entspringen. — Bei Pelobates (in oder gleich nach der Meta- morphose) fand ich je einen oder zwei Äste für die Mm. a. m. p. subexternus und arti- cularis sowie einen Ast für den A. m. p. lateralis (vgl. F. 73 und 20). Im Kaulquappenstadium ist es leicht den Ast (bez. die Äste) für die Mm. ptery- goideus, a. m. p. longus superficialis und profundus zur Anschauung zu bringen. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 99 Die Abzweigung findet sehr bald nachdem der Stamm des N. V, über den Proc. ascen- dens getreten ist statt. Der betreffende Ast zieht entweder gerade ventralwärts oder etwas schräg auswärts (F. 72, 81, auch 18, 21, 22). Dabei zieht er entweder direkt zwischen den Pterygoideus und die ihn lateral bedeckenden Muskeln (Bufo F. 21; 72: Pelobates individuell) oder er durchbohrt den A. m. p. longus superficialis in der Nähe des medialen Randes des letzteren (Bana F. 22, Pelobates). In einigen Fällen sah ich einen Ast für den A. m. p. longus superficialis etwas weiter distal getrennt entspringen (Pelobates, individuell, F. 81; Bufo F. 21, 12). Schwieriger ist es die übrigen Nerven, die sehr zart sind, zu erkennen. Medial vom Proc. muscularis zweigen bei Pelobates (F. 81) die Äste für den A. m. p. subexternus (aps) und den A. m. p. articularis ab Fig. 81. Pelobates fuscus. Larve. Rechter N. V, in dorsolateraler Ansicht; kombinierte Figur. (apa; vgl. auch F. 69), weiter vorn (dicht vor dem Muskel) der Ast für den A. m. p. lateralis (apla). f. Vergleich des Adductor mandibulae der Anuren mit demjenigen der Urodelen und Gymnophionen. Es ist nach dem Obigen klar, dass wir bei einem Vergleich der Muskeln der Anuren mit denjenigen der Urodelen im allgemeinen nicht die bei den Anurenlarven vorhandenen Verhältnisse in Betracht zu ziehen haben, sondern uns an das Verhalten bei den Erwachsenen halten müssen. 1. A. m. externus. Der A. m. externus der Anuren stimmt mit demjenigen der Urodelen inbezug auf Lage und Innervation gut überein. Bei Urodelen wie Anuren kommt für den Ursprung in erster Linie das Squamosum in Betracht. Dass bei den Anuren ein Teil der Fasern am Annulus tympanicus entspringt, also an einem Abkömmling des Quadrat- knorpels, ist leicht verständlich. Die Insertion erfolgt überall an der dorsalen und late- INFO. 100 A. LUTHER. ralen Flüche des Unterkiefers. Nur bei Larven der Urodelen und zum Teil bei den Anuren kommt dabei das knorpelige Mandibulare in Betracht, meist aber ein lateraler Belegknochen: bei den Urodelen das Dentale, bei den Anuren das Goniale. Die Homo- logie dieser Muskeln ist also nicht zweifelhaft. Dass auch die Gymnophionen diesen Muskel besitzen, wurde hervorgehoben. Das Vorkommen des langen Processus zygoma- ticus bei den Anuren erleichtert gewissermassen das Verständnis für die starke Ver- schiebung des Squamosum, die bei den Gymnophionen stattgefunden hat und die damit zusammenhüngende Wanderung des A. m. externus. Der A. m. externus stellt also einen in allen Gruppen der Amphibien vorhan- denen Muskel dar, der nur selten (gewisse Anuren) fehlt. Womit dieses Fehlen zusam- menhängt, lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls ist es sekundär. 2. A. m. posterior. Bei der Besprechung des A. m. posterior der Urodelen habe ich bei Salamandra, Triton, Onychodactylus und Cryplobranchus drei verschiedene Faserrichtungen unter- schieden, von denen die lateralste (Portio subexterna) sich dem A. m. externus anschloss, die mittlere (P. longa) dem Pseudotemporalis, eine innerste und kaudalste (P. articularis) aber, steiler als die übrigen, dicht vor dem Gelenk zum Mandibularknorpel zog. Ähnlich wird das phylogenetische Ausgangsstadium für den A. m. posterior der Anuren gewesen sein. Die bei den erwähnten Urodelen noch einen einheitlichen Muskel bildenden, nur durch die verschiedene Verlaufsrichtung unscharf zu unterscheidenden Teile sind hier zu ganz selbstindigen Muskeln geworden, die ich mit entsprechenden Namen (A. m. p. subexternus, A. m. p. longus und A. m. p. articularis) belegte. An der Innervierung des A. m. posterior der Urodelen beteiligen sich sowohl proximal entspringende Äste des N. V,, die zum A. m. internus ziehenden Nerven an- geschlossen sind, wie auch mehr distal abzweigende Äste, die selbständig oder Ästen für den A. m. externus angeschlossen sein können. Äste beider Gruppen beherrschen auch bei den Anuren den A. m. posterior, indem die Nerven des A. m. p. longus der proxi- malen Gruppe angehören, die der drei übrigen Derivate des A. m. posterior der distalen Gruppe. Der bei den Urodelen so mächtig entfaltete Pseudotemporalis (exklusive Ptery- goideus) ist bei den Anuren ganz verschwunden und durch den A. m. p. longus, der sich kräftig entfaltete, ersetzt worden. In ähnlicher Weise kann der A. m. externus bei den Anuren durch den A. m. p. subexternus ersetzt werden. Diese beiden Muskeln gehören eng zusammen. Sie könnten als äussere und innere Portion eines einzigen Muskels betrachtet werden, da die Ursprünge und Insertionen eng benachbart sind. Sie sind jedoch im ganzen Verlauf von einander gut getrennt. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 101 Sehr konservativ verhält sich der A. m. p. articularis inbezug auf Ursprung und Ansatz, indem diese, wenigstens zum Teil, noch an dem Quadratum und Mandibulare bez. dem Articulare erfolgen. Er stellt gewissermassen den altertümlichsten Teil des Adductor mandibulae dar. Der A. m. p. lateralis. dürfte dem Übergangsgebiet vom A. m. externus zum A. m. posterior entstammen. Es sei darauf hingewiesen, dass ich bei Cryplobranchus japonicus ein kleines Faserbündel fand, das durch sensible Nervenäste vom A. m. externus etwas abgetrennt war. Diese Äste finden sich bei Anuren (z. B. Bombinator) in ganz entsprechender Lage rostro-lateral vom Ursprung des A. m. externus wieder. — Auch ein Vergleich mit dem A. m. externus minor der Gymnophionen liegt nahe bei der Hand. Wahrscheinlich handelt es sich in allen diesen Fällen um unabhängig von einander, aus homologem Material entstandene Differenzierungen. 3. A. m. internus. Der M. pterygoideus der Anuren stellt den einzigen Rest des bei den Urodelen so mächtigen A. m. internus dar. Seine Ausbildung schliesst sich sehr nahe an diejenige bei Salamandra und besonders auch an die bei Onychodactylus, Hynobius und Sala- mandrella an (vgl. S. 61). Die Nerven stimmen in beiden Fällen aufs beste überein. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Urodelen, so sehr auch die Ver- hältnisse im Einzelnen abweichen, doch den Schlüssel zum morphologischen Verständnis sämtlicher Derivate des Adductor mandibulae bei den Anuren bieten. Dagegen finden sich, — abgesehen von den wohl nur analogen A. m. externus minor und A. m. p. lateralis, — keinerlei nähere Anknüpfungspunkte an die Gymnophionen. D. Beziehungen des Adductor mandibulae der Amphibien zur Umgebung. Wir haben oben sehr verschiedene Ausbildungsformen der Kieferadductoren ken- nen gelernt. Es fragt sich, wie weit sich dieselben durch ihre Beziehungen zur Um- gebung verstehen lassen. Denken wir uns einen Augenblick die Bewegung im Kiefergelenk als eine ein- fache Winkelbewegung, und nehmen wir vorläufig allein Rücksicht auf den Kieferappa- rat und die Hebelwirkung, die der Adductor auf denselben ausübt, so ist es einleuchtend, dass die vorteilhafteste Faserrichtung die zur Mundspalte móglichst senkrechte wäre. Die Faserlänge müsste, proportional dem Abstand vom Gelenk, rostralwärts wachsen. Dabei N:o 7. 102 A. LUTHER. würden die Fasern, um eine genügende Hubhóhe zu besitzen, dorsal bald die Mittellinie des Kopfes erreichen. Eine solche Lage ist aber dem Muskel versagt, denn er gerät, sobald er sich in rostraler Richtung ausbreitet, in Konflikt mit zwei andern, für das Tier bedeutungsvollen Faktoren: dem Auge und der weiten Mundspalte. Was das Auge betrifft, so finden wir bei den Amphibien sehr verschiedene Grade der Ausbildung, speziell der Grösse. Bei Salamandra, Triton und Onychodac- tylus z. B. kónnen wir die Augen als mittelgross und normal entfaltet (im Vergleich zu den Amphibien überhaupt) bezeichnen, bei Cryplobranchus, Necturus, Amphiuma und Siren sind sie in geringerem oder hóherem Grade reduziert, bei Proteus wie bei den Gymnophionen rudimentär. Andrerseits gehen die Augen der Anuren meist über jenes mittlere Mass hinaus. Es ist nun bei einem Vergleich der oben genannten Formen deutlich, wie in dem Masse, als das Auge reduziert wird, die Adductoren den frei werdenden Platz einneh- men und sich rostralwärts ausbreiten (vgl. besonders F. 36 S. 49, F. 39 S. 50, F. 42 8. 54). Dabei ist es bald der A. m. internus, der diesen Platz erobert (z. B. Cryplo- branchus), bald dieser Muskel im Verein mit dem A. m. externus (z. B. Siren), bald wiederum ganz überwiegend der A. m. externus (Gymnophionen F. 60—62). Der letz- tere Fall ist auch insofern interessant, als die Faserrichtung dabei — soweit es die weite Mundspalte erlaubt, — sich der oben als besonders günstig hervorgehobenen ver- tikalen nähert. Die Möglichkeit zu diesem günstigen Verlauf wurde hier auch durch die Überdachung der Schläfengrube durch das Quadratum und Squamosum geboten. Letzterer Umstand erklärt, warum gerade der A. m. externus in diesem Falle zum stárk- sten Heber des Unterkiefers wurde und nicht der A. m. internus, dessen schrág aus- wärts gerichteter Verlauf eine weniger ökonomische Funktion bedingt. — Entsprechend dem srossen Auge der Anuren erscheint der gesamte Adductor mandibulae dieser Tiere stark kaudalwärts gedrängt. Der A. m. internus ist bis auf den Pterygoideus verloren gegan- gen. Statt dessen ist der A. m. posterior stark und hat eine hohe Differenzierung in einzelne Muskeln erfahren, was zum Teil durch die schräg kaudad gerichtete Stellung des Quadratum und seiner Belegknochen ermöglicht wurde. Dabei ist allerdings in Betracht zu ziehen, dass die Kieferadductoren der Anuren überhaupt nur eine im Ver- gleich zu denen der Urodelen mässige Stärke erreichen, und dass der A. m. externus, für den eine Beeinflussung durch das Auge nicht ersichtlich ist, bei vielen Formen ver- loren ging. Man wird sich hüten müssen, den Einfluss des Auges zu hoch zu veran- schlagen; dass aber eine Korrelation zwischen der Grüsse des Auges und der geringen Ausdehnung des Adductor mandibulae in rostraler Richtung existiert, darf wohl angenom- men werden. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 103 Dass also das Auge auf die Gestaltung des Adductor mandibulae der Amphibien einen wichtigen Einfluss ausübt, darf als erwiesen betrachtet werden. Dieses steht auch mit in anderen Vertebratengruppen gewonnenen Erfahrungen im Einklang. ' Die weite Mundspalte besitzt für die Amphibien eine grosse biologische Bedeutung. Es gilt in der Regel die Beute heil und lebend in das Maul zu bringen und sie so rasch als möglich zu verschlucken, da sie meist erst in der Speiseröhre oder dem Magen durch die Verdauungssäfte getötet wird. Dieses Verhalten dürfte sich gleich bleiben, wie verschiedenartig auch sonst die Art des Krgreifens der Beute sein mag, z. B. ein Fangen mit der Zunge, ein Vorwärtsschnappen im Wasser, ein Seitwärtsschnap- pen im Wasser (z. B. Cryptobranchus), * etc. Es kann uns deshalb nicht verwundern, dass sich der Adductor der Mundfalte anpassen muss. Kine schöne Illustration dazu, wie Umbildungen der Mundspalte und der Kieferadductoren in einander greifen, lernten wir oben S. 87—91 bei der Metamorphose der Anuren kennen. Der hier ontogenetisch sich abspielende Vorgang kann gewissermassen als Analogie zu den in der Stammes- geschichte sich geltend machenden Beziehungen betrachtet werden. Ehe ich den Einfluss der Mundspalte bei den Amphibien eingehender bespreche, sei kurz daran erinnert, in welcher Weise ähnliche Beziehungen schon bei den Fischen zum Aus- druck kommen. Eine Raumersparnis kommt am Adductor in der Gegend des Mundwinkels oft derart zu stande, dass der Muskel hier sehnig wird. Es kann sich dabei um einen kleinen, nur vorderen Sehnenspiegel handeln, oder die Sehne erstreckt sich als horizontale Zwischen- sehne (F. 83 A s) oberflächlich oder in der Tiefe mehr oder weniger weit gegen das Gelenk. Dieser bei den Haien besonders ausgeprägte Typus (K. FÜRBRINGER 1903, LUTHER 1909) findet sich in hoher Ausbildung bei Amia (F. 83 D; Arvıs 1897 t. XXX, f. 41, 42; LUTHER 1909) und den Teleostiern wieder (VETTER 1878 p. 492, 493, 495, 528; Hozmavisr 1911 f. 4; Drerz 1912) und auch die Crossopterygier zeigen noch Reminiszenzen davon (F. 83 E; Lurner 1913 p. 32—33). Neben diesem Typus der queren Sehne findet sich ein anderer, durch den der- ! Vol. z. B. die Beziehungen des Auges zum Temporalis bei den Glires: ,Die Ausbildung des Mus- kels steht meist in umgekehrtem Verhältnis zu derjenigen des Auges* (LECHE 1888 p. 685); ferner diejenigen zum M. praeorbitalis bei den Selachiern (LUTHER 1909 p. 44, 49), den ventral vom Auge gelegenen Sehnen- spiegel des postorbitalen Adductors von Lepidosteus (LUTHER 1913 tab. f. 1 u. 2). ? Eine dorsoventrale Abplattung des Kopfes und Körpers sowie eine seitliche Kompression des Schwanzes und das Vorhandensein eines dorsalen und ventralen Flossensaumes an demselben müssen für ein rasches Seitwürts-Schnappen im Wasser besonders günstig sein. Bei verschiedenen Urodelen kann man häufig diese Art des Fangens beobachten. Am stärksten ausgeprägt ist die betreffende Körperform bei Cryptobranchus. ISHIKAWA (1904 p. 25) teilt in dieser Beziehung interessante Beobachtungen über Cr. japoni- cus mit: Onchorhynchus perryi und eine andere Forellenart ,bewegen sich wie alle anderen lachsartigen Fische pfeilschnell im Wasser, doch finden wir sie sehr oft im Magen des Hanzaki*. „Er sitzt wie bekannt ganz ruhig, sogar wie ein Steinblock stundenlang, wenn aber ein Fisch, ein Wurm oder irgendwie anderes Tier in seine Nähe kommt, dann öffnet sich sein grosser Mund blitzschnell und mit einer starken seitlichen Bewe- gung des Kopfes geht die Beute in seinen Rachen hinein*. N:o 7. 104 À. Luruët. selbe Zweck erreicht wird: eine Schrägstellung der Muskeln, teilweise auch eine Kreuzung derselben. Wieder bietet Amia ein besonders klares Beispiel hierfür (F. 83 D; vgl. Aris l. c.). Ich kehre zu den Amphibien zurück und fasse zunächst die Urodelen ins Auge. — Die weite Mundspalte und auch der Bulbus oculi verhindern den Adductor daran eine für die Hebelwirkung günstigere derartige Ausbreitung in rostraler Richtung zu erlangen, dass die Fasern den Unterkiefer vertikal zu dessen Längsrichtung erreichen. Zur Ausbildung einer Zwischensehne ist es nirgends gekommen. Höchstens findet sich in der Gegend des Mundwinkels eine Stelle, wo eine Ansatzsehne (des Pseudotemporalis oder des A. m. externus) oberflächlich liegt (vgl. z. B. Cryptobranchus japonicus F. 35). Wohl aber ist eine schrüge Stellung, bez. eine Kreuzung der Verlaufsrichtung in der Gegend des Mundwinkels häufig vorhanden, indem der A. m. externus schräg rostroven- trad, der A. m. internus in seinem vorderen Teil schräg ventrokaudad gerichtet ist (vgl. z. B. Cryptobranchus F. 35, 36, Amphiuma F. 37). (Inbezug auf die schräge Stellung des A. m. externus vgl. auch S. 108). Der Einfluss von Auge und Mundspalte, überhaupt eine Anpassung an die Raum- verhültnisse der Schläfengrube, lässt sich aber noch weiter verfolgen. Je mehr eine Ausbreitung in rostraler Richtung beschränkt war, um so kräftiger musste sich der Muskel in der Nähe des Gelenks entfalten, wo seine Fasern auf einen kürzeren Hebel- arm wirken. Die hinten durch die Labyrintregion fest begrenzte Schläfengrube bot für eine Ausdehnung des Muskels nur beschrünkten Raum. Eine Ausbreitung in lateraler Rich- tung hütte den an und für sich schon breiten hinteren Teil des Kopfes noch weiter ver- breitert. Wie sehr sich aber die einzelnen Teile des Körpers der allgemeinen Gestalt desselben unterordnen müssen, zeigt sehr schön die Reduktion des A. m. externus von Amphiuma (vgl. S. 48—49). So hat denn eine Ausbreitung des A. m. internus erst in dor- somedialer Richtung bis zur dorsalen Mittellinie des Schádels stattgefunden, dann dar- über hinaus kaudalwürts, in der Regel bis zum 1. Wirbel, in einigen Fällen aber (Oryptobranchus und Amphiuma) bis zum 2. oder 3. Wirbel. Die Muskelfasern setzen sich sukzessive an eine lange Sehne an. Die Ausbreitung bedeutet also in erster Linie eine Vergrösserung der Kraft, weniger eine solche der Hubhöhe. Das gilt vom Caput posterius des Pseudotemporalis. Ein anderer Teil des A. m. internus, das Caput anterius mit dem M. pterygoi- deus, blieb in der Schläfengrube liegen oder breitete sich, wo das Auge reduziert wurde, am Ursprung rostralwärts aus, so dass er in eine mehr oder weniger schräg kaudad gerichtete Stellung kam. Ein Teil dieses Muskels aber, — der M. pterygoideus, — breitete sich ventralwärts aus. Je weiter ventralwärts diese Ausbreitung fortschritt, um so unvorteilhafter musste die Lage der Fasern für die Hebelfunktion werden, solange der Ansatz am dorsalen Teil des Unterkiefers verharrte. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 105 Wie am Ursprung, so hat sich aber auch am Ansatz ein Differenzierungsprozess abgespielt. Derselbe führte zur Sonderung des Pterygoideus vom Pseudotemporalis. Ich habe oben ' (S. 59—63) ausführlich geschildert, wie sich schrittweise eine Ausbreitung des Ansatzes ventral vom Gelenk kaudalwärts verfolgen lässt. Durch den tieferen An- satz erhielt der Muskel, — trotz des relativ weit ventral stattfindenden Ursprungs, — eine steilere Richtung; eine bessere Ausnützung seiner Kraft zum Heben des Unterkie- fers wurde ermöglicht. Nicht nur ventralwärts, sondern oft auch relativ weit rostral- wärts hat sich der Ursprung aber ausgebreitet. Der Pterygoideus wirkt dann grossen- teils dadurch, dass er einen ventral vom Kiefergelenk gelegenen Punkt rostralwärts zieht und derart eine Drehung des hier als Winkelhebel wirkenden Unterkiefers zu Stande bringt. Unter den Urodelen hat Siren (F. 52, 53) diese Ausbildung im höchsten Masse erreicht und nähert sich darin den Gymnophionen, die, ebenso wie die Reptilien diesen Muskel in hoher Ausbildung besitzen. Die beiden letzteren Tiergruppen sind insofern noch weiter in der Differenzierung vorgeschritten, als der Ursprung des Muskels ganz an Knochen der Kiefergaumenreihe erfolgt.” Siren und die Gymnophionen weichen, — ebenso wie die Reptilien, — insofern von der Mehrzahl der Urodelen ab, als bei ihnen der Muskel am Ansatz einen mächtigen fleischigen Ballen bildet. Er ist (F. 85, 88, 89) ventral in der dreieckigen Lücke zwischen dem M. intermandibularis und dem C, v sichtbar. Durch diese Verlagerung des fleischigen Teils des Muskels wird ein günstigerer Ansatz für die äussersten (im Ballen ventralsten) Fasern erreicht, die dadurch auf einen längeren Hebelarm wirken. Zugleich wurde dieser Teil des Adductors aus der Konkurrenz um den Raum in der Orbitotemporalgrube ausgeschaltet. Es ist wohl kein Zufall, dass es unter den Amphibien gerade grabende Formen mit mehr oder weniger drehrundem Kórper sind, bei denen der Pterygoideus am weitesten ventral inseriert ( Amphiwma F. 50, vgl. S. 62) bez. sich an der Insertion als fleischiger Ballen entfaltet hat (Siren, Gymnophionen). Bei allen diesen Formen hat der Kopf die allgemeine Körperanpassung mit- gemacht. Teils geschah dieses gleichsam durch eine Ummodellierung des vorhandenen Materials in eine schmälere und höhere Form, teils fanden Veränderungen der geweb- lichen Beschaffenheit, Reduktionen, Verschiebungen, etc. statt. So wurde z. B. am Unterkiefer der Meckelsche Knorpel zum grossen Teil durch weniger Raum beanspru- chende Verknócherungen ersetzt, was besonders deutlich wird, wenn man Amphruma mit ! Vgl. auch Lusosch (1913). * Bei den Urodelen entspringt nur ausnahmsweise (Cryptobranchus) ein Teil des Pterygoideus am Os pterygoideum. N:o 7. 14 106 A. LUTHER. den verwandten Cryptobranchus-Arten vergleicht (vgl. auch die Gymnophionen). ^ Die Reduktion des A. m. externus, sein teilweises Sehnigwerden bei Amphiuma, wurde schon S. 48 hervorgehoben; ebenso die schwache Ausbildung des Pseudotemporalis bei den Gymnophionen (S. 69). Durch die Lagerung des Pterygoideus einerseits, der übrigen Adductorderivate andrerseits über einander statt neben einander konnte die Breite des Kopfes reduziert werden, um so mehr, je stärker sich der Pterygoideus ventral entfal- tete (Siren, Gymnophionen) und dadurch die dorsaleren Muskeln entlastete. Auf den Umstand, dass bei den Gymnophionen vielleicht eine Entlastung der Kaumuskeln auch auf ganz anderem Weg, nämlich durch ein Derivat des Facialis-Constrictors (C,) er- folgt, wurde schon oben (S. 72) hingewiesen. * Aber auch in einer ganz anderen Beziehung scheint mir ein Zusammenhang zwischen der ventralen Insertion des Pterygoideus und der Körpergestalt zu existieren. Je schmäler der Kopf ist, um so mehr wird der Schlund lateral durch den Kieferappa- rat eingeengt. Und doch kommen bei diesen Formen jedenfalls Bissen vor, die relativ recht beträchtlich sind. So ernährt sich Amphiuma nach Gapow (1909 p. 101) von Krustern, Mollusken, kleinen Fischen etc.?, und für die Gymnophionen stellen die Vet- tern Sarasın folgenden Speisezettel zusammen: „Regenwürmer, kleine Grundschlangen, Termiten u. dgl.^ Da nun die Beute, wenigstens in der Regel, heil verschluckt wird, muss der Schlund bei dem Schlingakt stark erweitert werden. Zwar wird die Erweiterung hauptsächlich in ventraler Richtung erfolgen, zugleich wird aber ein Druck gegen die 1 Dass zugleich die mechanische Beanspruchung des Kopfes beim Graben die Zunahme und Ver- wachsung der Knochen bedingte, ist einleuchtend. Vgl. die trefflichen diesbezüglichen Erórterungen von PETER (1898 und 1908) über den Schádel der Gymnophionen. | ? Mit der eigentümlichen Ausbildung dieses Muskels steht ohne Zweifel die starke Entfaltung des Proc. retroarticularis bei den Gymnophionen in Zusammenhang (vgl. WIEDERSHEIM 1879 p. 67). Zugleich ist aber dieser Fortsatz durch den sehr kräftigen, annähernd horizontal gestellten Depressor mandibulae bedingt. Für ein Verständnis dieser durch den langen Hebelarm besonders kräftig wirkenden Vorrichtung zum Herab- ziehen des Unterkiefers scheint mir Folgendes wesentlich. Die auf dem Boden oder im Wasser lebenden Amphibien haben in der Regel beim Óffnen des Maules nur einen verhältnismässig geringen Luft- oder Was- serdruck zu überwinden, wobei noch die Schwerkraft gewóhnlich die Bewegung erleichtert. Selbst bei raschem Schnappen leistet daher der kurze Proc. retroarticularis genügende Dienste. Wenn aber die Gymno- phionen in engen unterirdischen Gängen ihre Beute ergreifen wollen, so wird ohne Zweifel die Erde oft einen erheblichen Widerstand leisten, der rasch überwunden werden muss. Dass hierbei der lange Proc. retroarticularis von grossem Nutzen sein kann, ist klar. 3 SHUFELDT (1883 p. 160) sagt: ,This siren will eat crayfisch in confinement; but I could never induce one to take any thing else; although raw meat is the common bait used by the negroes in catshing them for me*. — Ob die Beute immer heil verschluckt wird, finde ich in der Litteratur nicht erwühnt. Es würe denkbar, dass jene heftigen Drehungen des Tieres um seine Längsachse, die es nach den übereinstim- menden Angaben von SHUFELDT (1883 p. 160) und Hay (1888 p. 317) nach Ergreifen einer grósseren Beute ausführen soll, den Zweck hätten, Stücke von der letzteren loszureissen. In erster Linie sind sie jedenfalls auf die wühlende Lebensweise zurückzuführen. Tom. XLIV. | Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 107 Medialseite des Unterkiefers gerichtet werden. Bei den Gymnophionen erlaubt die Beweg- lichkeit des Quadratum dabei ein laterales Ausweichen in relativ hohem Grade. Bei den anderen Formen wird dieses geringer sein und vermutlich mehr eine Rotation um die Längsachse des Kiefers bedeuten, d. h. ein laterales Ausweichen der ventralen Kiefer- ränder. Die fast halbkugelige Gelenkfläche des Articulare von Siren scheint für solche Bewegungen besonders günstig zu sein, aber auch das Gelenk von Amphiuma erlaubt derartige Rotationen. In allen diesen Fällen wird der Zug des kräftigen M. pterygoi- deus dem lateralen Ausweichen der ventralen Unterkieferränder entgegenwirken, bez. die Ruhelage wieder herstellen helfen. ' Bei denjenigen Formen unter den übrigen Amphibien, deren Pterygoideus an der Insertion mehr oder weniger weit ventralwärts ragt, dürften ähnliche Gesichtspunkte, speziell inbezug auf die Rotation des Kiefers, geltend zu machen sein. Auch andere Fak- toren werden dabei eine Rolle spielen, so z. B. bei Cryptobranchus die an der lateralen Seite des Unterkiefers sich weit ventralwärts erstreckende Insertion des A. m. externus, deren rotierendem Einfluss der Pterygoideus entgegenwirkt. Man könnte gegen die oben angenommenen Homologieen den Einwand machen, dass (vgl. oben!) ein ganz ähnlich ausgebildeter Muskel wie der M. pterygoideus von Siren und den Gymnophionen in weitester Verbreitung bei den Reptilien vorkommt *, und dass es deshalb wahrscheinlicher sei, dass der als Ballen an der Insertion entfaltete Muskel ein altererbtes gemeinsames Merkmal der Amphibien und Sauropsiden ist, das bei der Mehrzahl der rezenten Urodelen und bei allen Anuren verloren ging. Eine solche Auffassung liesse sich dadurch stützen, dass zwischen einer Ausbildung, wie sie z. B. der Muskel von Amphiuma (F. 50) zeigt, und derjenigen, die er bei Siren (F. 51—53) und den Blindwühlen (F. 65) besitzt, noch ein erheblicher Sprung existiert. Als Stufen einer solchen Rückbildung könnte dann der im Vergleich zu demjenigen von Siphonops und Ichthyophis offenbar reduzierte Muskel von Caecilia (vgl. S. 70) angeführt werden, ferner ein Ligament (L. pterygo-mandibulare), das sich bei Proteus vom lateralen Rand des Pterygoids zur Medialseite des Unterkiefers, dicht rostral und ventral vom Gelenk erstreckt (vgl. F. 82 Iptm). Besonders dieser letztere Umstand schien mir sehr beachtenswert. Eine daraufhin gerichtete Untersuchung verschiedener Urodelen (Triton crist. Larven und Erwachsene, Siredon, Hynobius, Salamandrella, Onychodactylus, Cryptobranchus allegh., Necturus) ergab aber inbezug auf das Vor- ! Als seine Synergisten kommen dabei besonders in Betracht der M. intermandibularis und der C, dv (RUGE), bei Amphiuma speziell der M. intermandibularis anterior und der ventral am Unterkiefer entsprin- gende Zipfel des Interm. posterior. Vgl. S. 123 und Fig. 84. ? Synonym: M. pterygo-mandibularis HOFFMANN, BRADLEY u. A. N:o 7. 108 A. LUTHER. handensein eines solehen Ligaments ein negatives Resultat. Dagegen existiert überall ein starkes Ligam. pterygo-quadratum, welches den Raum zwischen Pterygoid und Quadra- tum überbrückt und das letztere gegen ventrad und kaudad gerichteten Zug festigt. Dieses Ligament ! ist auch bei Proteus vorhanden (in der Figur nicht gezeichnet) und geht am Rande in das Lig. pterygo-mandibulare * über. Ich fasse letzteres deshalb nur als eine rostrale Fortsetzung des Lig. pterygo-quadratum auf, die genetisch nichts mit dem M. pterygoideus zu tun hat, wohl aber gewissermassen die Funktion dieses auch hier vorhandenen (vgl. F. 47) Muskels unterstützt. Die schräge Lage des A. m. externus der Urodelen (vgl. S. 104) steht offen- bar auch in Zusammenhang mit der Lage von Quadratum und Squamosum und mit dem Fehlen von Jochbogenbildungen, denn wo die erwähnten Skeletteile in geringerem (Anuren) oder höherem Grade (Gymnophionen) rostralwärts ragen, wird auch die Stellung des A. m. exter- nus eine steilere. Jene schräge Richtung bei den Urodelen erweist sich aber oft insofern als nütz- lich, als dadurch der Ansatz relativ weit rostrad erfolgen kann, indem der Muskel ventral vom Mundwinkel ein Stück vorragt. — Wie der A. Fig. 82. Proteus angwineus. Unterkiefer und : EN ete : T: Mundhóhlenboden in der Mittellinie durch- spo HORUM (Pseudotemporalis) kaudal neue Ur schnitten, rechte Hälfte zurückgeschlagen, zur sprungsgebiete aufsucht, so begnügt sich auch der Demonstration des freipräparierten Ligamen- " 5 ium AD CEN TE m Verger. c. 3:1, À- m. externus nicht mit dem Quadratum und im uk pl lptm ar qu cdm pb cht pra art. Kiefergelenk. ph. Parabasale. seinem Deckknochen, dem Squamosum. Sein Ur- = 5 ra. P 5 = n : & edm. M. cephalo-dor- pra. Proc. retrosti — spruno ergreift oft iedes Plätzchen der umgeben- so-mandibularis. cularis. cht. Chorda tympani. pt. Pterygoideum. den Knochen, das ihm im Wettstreit mit den be- im. M.intermandibu- qu. Quadratum. ME 4 k ^ Taxis. LT Er nachbarten Muskeln übrig bleibt, und breitet sich sogar über die letzteren (Depressor mandibulae, spinale Muskeln) aus, sodass der A. m. externus an Ausdehnung manchmal (Proteus, Siren) mit dem Pseudotemporalis konkurriert. Im Obigen wurde der Versuch gemacht zu zeigen, wie die eingeengte Lage des Adductors und seine Beziehungen zum Auge und zur Mundspalte zu einer Differenzierung in einzelne Muskeln führen konnte. Als Anpassung an die enge Mundspalte konnte eine ' Schon WIEDERSHEIM (1877) hat dasselbe (als ‘{gt bezeichnet) abgebildet: Siredon (f. 31, 44), Ranodon sibiricus (f. 69). Zwischen dem Ligament und dem Pterygoid dehnt sich eine „fibröse Membran” aus. WIE- DERSHEIM ]l. c. p. 421 (Sep. p. 70) erwähnt sie von Ellipsoglossa. ? Auch unter dem Mikroskop liessen sich in diesem Ligament keine Muskelfasern nachweisen. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 109 Schrägstellung (bez. Kreuzung) der Muskeln, zum Teil auch ein Sehnigwerden derselben (am Mundwinkel oder in grösserer Ausdehnung) aufgefasst werden. Die engen Raum- verhältnisse der Schläfenhöhle führten zu einer Ausdehnung des A. m. internus teils in dorsokaudaler Richtung (Pseudotemporalis der Urodelen), teils in ventraler Richtung (M. pterygoideus), wobei die äussere Körperform des Tieres eine wesentliche Rolle spielte. Vorhandensein oder Fehlen einer knöchernen Decke der Schläfengrube übten einen Ein- fluss auf die Gestaltung des Adductors aus. Es kam mir darauf an hervorzuheben, dass ein Zerfall des Muskels nicht nur durch eine verschiedenartige Funktion bedingt zu sein braucht, sondern dass er schon bei der einfachen Funktion, den Kiefer zu adduzieren, eingeleitet werden konnte. Dass zugleich die verschiedenen Muskeln etwas verschiedene Zugwirkungen ausüben mussten, und daraus hervorgehende andere Bewegungen, wie z. B. ein Aus- und Einwärtsrollen des Unterkiefers, eine praktische Bedeutung gewinnen und für die weitere Differenzierung von Bedeutung werden mussten, soll natürlich nicht geleugnet werden. Beide Faktoren greifen innig ineinander. Ich glaube, dass diese Gesichtspunkte nicht deshalb als verfehlt zu betrachten sind, weil ein Teil der angeführten Differenzierungen seinen Anfang genommen hat ehe in der Phylogenie die Stufe der Amphibien erreicht war. E. Vergleich des Adductor mandibulae der Amphibien mit demjenigen der übrigen Gnathostomen. In den obigen Ausführungen über den Adductor mandibulae der Amphibien habe ich, abweichend von den bisherigen Darstellungen, je nach der Lage zu den Hauptstäm- men der Nn. V, und V, drei Hauptabteilungen dieses Muskels (bez. dieser Muskel- gruppe) unterschieden. Diese Einteilung nähert sich derjenigen von Epceworrx (1911), der bei der Mehrzahl der Klassen und Unterklassen der Gnathostomen eine „external portion“ und eine „internal portion“ unterschied. Die erstere von diesen beiden umfasst im wesentlichen die von mir als A. m. posterior und A. m. externus bezeichneten Teile, die „internal portion“ deckt sich meist mit meinem A. m. internus. ' Im Folgenden wird der Versuch gemacht diese Einteilung auch auf die übrigen Klassen der Gnathostomen auszudehnen, und es scheint mir, dass in dieser Weise eine einigermassen natürliche Gruppierung der Abkömmlinge des Adductor mandi- bulae sich erzielen lässt. So wenig man aber bei den Amphibien eine scharfe Grenze zwischen den drei Hauptabteilungen ziehen kann, so wenig ist das in vielen anderen 1 Vgl. Anm. S. 4. 110 A. LUTHER. Gruppen der Fall, und es kommt nicht selten vor, dass man in bezug auf eine Adductorportion, die z. B. ventral vom Austritt des N. V, entspringt, unsicher sein wird ob dieselbe zu dem A. m. posterior oder dem A. m. internus zu rechnen ist. Hier können gewiss Verschiebungen vorkommen, ebenso laterokaudal vom N. V,. Es ist ferner wahrscheinlich, dass eine Ausbreitung des A. m. posterior in das Gebiet des A. m. internus zu verschiedenen Zeiten geschah, dass also die fertig gebildete Por- tion nachtrüglich einen Zuwachs aus der ursprünglichen Quelle erhalten konnte. Der A. m. externus — ebenso der A. m. internus, — würden dann bei verschiedenen Tieren nicht ganz streng homolog sein, sondern bis zu einem gewissen Grad nur konvergent. Das gilt in erster Linie für die Fische, aber auch für Tetrapoden. Die Innervierung für sich allein wird schwerlich bei einer Homologisierung der Adductorderivate der verschiedenen Klassen eine entscheidende Rolle spielen kónnen, denn es ist oft ausserordentlich sehwer die motorischen Äste bei weniger nah verwandten Formen sicher mit einander zu homologisieren. Äste, die für die verschiedenen Portio- nen bestimmt sind, können getrennt oder vereinigt entspringen. So z. B. finden wir in der Regel bei den Amphibien, dass die Nn. pterygoideus und pseudotemporalis gleich oder sehr bald nach dem Austritt des "Truncus trigemini aus dem Schädel abzweigen ; in ühnlicher Lage kann aber auch ein Ast für den A. m. externus entspringen (z. B. Siren, Cryptobranchus jap.). Andrerseits können homologe Äste bald höher, bald tiefer am Hauptstamm entspringen. Eine Innervierung z. B. durch hoch oben am Stamm des N. V, entspringende Äste wird also an und für sich nichts über die Herkunft eines Adduc- torteils beweisen, sondern nur als ein Argument neben anderen bei der morphologischen Beurteilung herangezogen werden kónnen. — Ähnlich verhält es sich mit anderen moto- rischen Asten. In der unten folgenden gedrängten Erörterung des Adductor der verschiedenen Klassen der Gnathostomen habe ich die Innervierung nicht erwähnt. Durch dieselbe kommt die allmälig erfolgende Abtrennung des A. m. internus am deutlichsten zum Aus- druck, während der A. m. posterior und der A. m. externus oft weniger deutlich getrennt erscheinen. Trotz aller Einwendungen, die gegen die Einteilung der Adductorderivate auf Grund ihrer Lage zu den Hauptstimmen der Nn. V, und V, gemacht werden künnen, halte ich somit diesen Einteilungsgrund für den vorteilhaftesten. ' ! Ein ausführliches Zitieren der einschlägigen Litteratur kann bei dem folgenden kurzen Vergleich nicht in Frage kommen. Ich muss mich darauf beschrünken, hier und da auf eine besonders wichtige Arbeit hinzuweisen oder eine meiner früheren Arbeiten zu erwühnen. in der die Litteratur ausgedehntere Berück- sichtigung fand. Tom. XLIV. Über die vom N. brigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 111 a. Der Adductor mandibulae der Fische. 1. Spezielle Erörterung. Bei den Selachiern, speziell den Haien, liegt die Hauptmasse des Adductor mandibulae, welche vom Palatoquadratum zum Mandibulare zieht, im wesentlichen kau- dal vom N. V,, ist also als A. m. posterior zu bezeichnen (F. 83 A ad + av). In ver- schiedenen Familien (Notidaniden, Scylliorhiniden, Lamniden, Heterodontiden, vgl. LUTHER 1907 a p. 84) kommt es aber vor, dass ein Teil des Nerven von dem Adductor von hinten her überwachsen wird. In manchen Fällen liegt dabei der Nervenstamm nur in einer taschenartigen Vertiefung des Muskels (F. 83 B; Luruer l.c. f. 3 und f. 28), in anderen verwachsen die Ränder der Einsenkung, so dass die Einbettung in den Mus- kel eine engere wird (1. c. f. 19). Endlich kann (F. 83 C; 1. c. f. 21) die Insertion der lateral vom V, gelegenen Fasern sich derart verschieben, dass die laterale Muskelpartie den Nerven kreuzt. Kaudal vom Nervenstamm entspringende Muskelpartieen ziehen dann lateral über denselben hinweg und inserieren rostral von der Stelle, wo der N. inter- mandibularis (V, im) aus dem Muskel hinaustritt. Das Vorhandensein der Zwischen- sehne verwischt das Bild ein wenig, doch sind die Hauptzüge des Vorgangs deutlich zu erkennen. Die so entstandene laterale Portion ist gewissermassen dem A. m. externus vergleichbar. Wie weit der M. praeorbitalis der Selachier (vgl. Lurmer 1909 a und 1909 b) einem rostralen Teil des A. m. internus entspricht, lässt sich zur Zeit nicht ent- scheiden. Porrarn (1892 p. 393) hat eine Homologie mit den Mm. „temporalis“ und pterygoideus der Ürossopterygier vermutet. Ich habe mich (1913 p. 22), ebenso wie EpcEwonrH (1911 p. 185—186), gegen diese Auffassung geäussert, halte es aber jetzt für möglich, dass der Ausgangspunkt ein gemeinsamer war. (Vgl. unten S. 115).' Bei den Chondrostei liegen jedenfalls sekundär stark reduzierte und veründerte Verhältnisse vor. Dass die von mir (1913 p. 15—18 u. 45) als A. m. articularis bezeichnete Portion dem A. m. posterior entspricht, ist offenbar. Ob aber der A. m. symphysialis dem A. m. internus zu homologisieren ist oder richtiger als eine unabhän- gig von diesem rostralwärts erfolgte Ausbreitung des A. m. posterior aufzufassen ist, sei dahingestellt. ? Auch inbezug auf die Möglichkeit einer Homologie mit dem A. m. praeorbitalis (bez. M. nasalis) der Holostei (vgl. LUTHER 1913 p. 25) verhalte ich mich jetzt weniger skeptisch als früher. — Auf den von Drerz (1912 p. 116—117) gezogenen Vergleich mit der von ihm als A, 8 bezeichneten Portion der Teleostier sei ferner kurz hingewiesen. Hier sind Untersuchungen an einer grósseren Anzahl Formen noch abzuwar- ten. — Schliesslich sei daran erinnert, dass auch die Gymnophionen einen praeorbitalen Ursprungskopf des A. m. internus besitzen. N:o 7. 112 A. LUTHER. Bei den Crossopterygiern geht der A. m. posterior derart kontinuierlich in den starken A. m. externus (,Masseter^) über, dass sich eine Grenze zwischen beiden nicht ziehen lässt. Als Homologon des A. m. posterior kommen vor allen Dingen Fasern in Frage, die kaudal vom N. V, vom Quadratum teils direkt zum Unterkiefer ziehen, teils sich an der Sehne des A. m. internus befestigen. Wie Porramp (1892) habe auch ich dieselben in meiner Arbeit von 1913 (p. 18—22) dem ,Masseter* zuge- rechnet.' Die intramandibulare Portion des Adductor (F. 83 av) dürfte ursprünglich hierher gehören. Den A. m. internus (dem „internal adductor^ EpeEwonTH's entsprechend) repräsentieren die von Porramp (l. c.) und mir (1. c.) als „Temporalis“ und Pterygoideus bezeichneten Muskeln (F. 83 E pst u. pt). Der erstere wird in Zukunft richtiger als Pseudotemporalis zu bezeichnen sein. Unter den Holostei zeigt Amia (vgl. die schönen 'Tateln XXVI, XXVII u. XXX bei Arııs 1897) die drei Hauptabschnitte des Adductor besonders deutlich geson- dert. Der A. m. posterior (F. 83 D amp) entspricht den Portionen A,’’, A," u. A, sowie der P. intramandibularis (F. 83 D av; Luruer 1913 p. 22 u. 45; Aw’ und Ao’’ Azus);? der A. m. externus ist durch den ,Masseter“ (LurHER l. c. p. 45; A, Ari) repräsentiert. Die von mir (l. c. als A. m. praeorbitalis (F. 83 D pro; Lms* Azus), M. nasalis (Lms* Arns) und A. m. parabasalis (F. 83 D par; Lms'*? Arum) bezeichneten Muskeln reprüsentieren den A. m. internus.? Inbezug auf die Differen- zierungen von Lepidosteus verweise ich auf meine früheren Ausführungen (1913 p. 26— 33 und 45) und die Tabelle S. 118 (vgl. auch Enceworr 1911 p. 185). Die Teleostier schliessen sich den bei Amia vorhandenen Verhältnissen inbezug auf den A. m. posterior nahe an. Die Hauptmasse des Adductor mandibulae gehört, wenigstens in den meisten Füllen, hierher. Es handelt sich um die seit Verrer (1878) als A,, A, und Ac bezeichneten Portionen (vgl. auch Horwavisr 1911 und Drerz 1913), bez. um den einheitlichen Adductor, wie er bei Salmo und Clupea alosa beschrieben wurde. * ! Eine erneute Untersuchung der Crossopterygier unter besonderer Berücksichtigung des A. m. pos- terior wäre erwünscht. ? Inbezug auf die tieferen Teile der Portionen A," + " und A, weiche ich somit jetzt von der von mir (1913 p. 45) — allerdings mit viel Reserve (vgl. l. c. p. 31) — früher ausgesprochenen Vermutung ab. 3 Übereinstimmend mit dieser Auffassung rechnet sie EDGEWORTH (1911 p. 185) zum „A. internus*. Auch Dietz (1912 p. 129—132) kommt zu dem Resultat, dass sie zum Adductor mandibulae gehören. * Inbezug auf den A, ist zu bemerken, dass nach VETTER (l c. p. 495—496) und DIETZ (1. c. p. 114) die Lage dieser Portion wechseln kann, indem sie bald medial vom N. V, liegt, bald lateral von dem- selben. Bei einer von denjenigen Formen, wo der A, nach DrETZ (p. 38 u. 114) lateral vom N. V; liegen soll, bei Gadus morrhua, finde ich, dass zwar der dorsorostrale Rand des A, den Nerv zum Teil seitlich bedeckt, der Nerv aber dann in der Gegend der Zwischensehne dorsorostral über den A, hinwegtritt. In meinem Sinne liegt diese Portion also durchaus kaudal vom N. V, und gehórt unbedingt zum A. m. posterior. Ver- mutlich verhält es sich in einigen Fällen, wo ebenfalls eine Lage des A, lateral vom Nerven angegeben Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 113 Die als A, bezeichnete Portion (bez. A,« Drrz) ist wahrscheinlich dem A. m. externus zu vergleichen. Ein A. m. internus scheint überall zu fehlen. ! Unter den Dipneusten (vgl. LurHER 1913 p. 33—45) besitzt nur Ceratodus einen A. m. posterior. Dieser wurde von EparwomrH (1911 p. 188) als Temporalis bezeichnet, von mir als Portio lateralis. Der letztere provisorische Name muss jetzt fal- len gelassen werden, da er zu Verwechslungen Anlass geben kónnte. — ‘Bei den Di- pneumones findet sich statt dessen ein A. m. externus (Masseter LuTtHER 1. c.), der Cera- todus fehlt. — Der gewaltige, von mir (1. c.) als Temporalis bezeichnete Muskel (Ptery- goideus Enszworru l. c.) stellt den A. m. internus dar. 2. Zusammenfassung. Zusammenfassend und vergleichend lässt sich über die Fische folgendes sagen. Mit einziger Ausnahme der Dipneumones finden wir überall einen A. m. poste- rior, und zwar ist dieser Teil des Adductors bei den Selachiern in der Regel inbezug auf die Stärke dominierend, ebenso bei Amia und den Teleostiern. Auch bei Ceratodus ist er sehr stark, bei Lepidosteus müssig reduziert, offenbar nur infolge der extremen Differenzierung des Kieferapparats. Alles deutet darauf hin, dass gerade dieser Teil des Adductors besonders alt ist, dass er ursprünglich mindestens die Hauptportion, wahrscheinlich aber den ganzen Muskel darstellte. Zu dieser Auffassung führt auch der Vergleich mit den Muskeln der übrigen Visceralbogen (vgl. Lurxer 1909 a p. 95— 96). In weiter Verbreitung finden wir bei den Selachiern eine horizontale Zwischen- sehne (F. 83 A—C s), die den Adductor mandibulae zu grósserem oder geringerem Teil in eine dorsale (ad) und eine ventrale Portion (av) teilt, und die (vgl. S. 103 und LuruER 1909 a p. 60—63) eine Anpassung an die durch die Mundspalte eingeengten Raumver- hältnisse darstellt. Dieselbe Zwischensehne finden wir in hoher Ausbildung bei Amia (F. 83 D s) und ganz allgemein bei den Teleostiern. Bei den Selachiern sind die dor- sale und die ventrale Portion annähernd gleich stark. Mit dem Auftreten der Deck- knochen wird die ventrale Portion in den Unterkiefer eingeschlossen. Auch hier kann wird, ähnlich. Dass sich in anderen Fällen der ursprünglich kaudal bez. ventral vom N. V, inserierende A, zum Teil (oder ganz?) lateral vom Nerven rostrad vorgeschoben hat, soll damit nicht bezweifelt werden. Ein näheres Eingehen auf diese Frage und die oft schwierig festzustellenden Homologieen der einzelnen Portionen des Add. mandibulae der Teleostier kann hier nicht in Frage kommen, ! Nur an einen Vergleich mit dem A, 8 (DrgTZ; A, HOLMQVIST) könnte gedacht werden. Ob der so bezeichnete Muskel ein uraltes, nur gewissen Formen erhaltenes Erbstück (dem Praeorbitalis der Selachier homolog) ist, oder, — was mir wahrscheinlicher ist, — eine innerhalb der Teleostier erworbene Differenzie- rung des A. m. lateralis darstellt, bleibt ungewiss. N:o 7. 15 114 Fig. 83. Schemata. A, B, C Haie. deckt; B. Beginnende Überlagerung des N. V, durch den Adductor; C. N. V, in grossem Umfang in den Adductor eingeschlossen. — D. Amia (kombiniert nach ALLIS 1897), A. m. externus (A, ALLIS) ent- fernt; E. Polypierus A. m. posterior (dorsalis) und A. m, externus ent- fernt. — D und E zeigen die sukzessive stattfindende Reduktion der ventralen Adductor-portion, av (P. intramandibularis; 4o). A. LUTHER. Bezeichnungen: ad. A. m. p. dorsalis. amp. À. m. posterior. av. À. m. p. ventralis. par. M. parabasalis. pro. M. praeorbitalis (bez. A. praeorbitalis). pst. M. pseudotemporalis. pl. M. pterygoideus. s. Sehne. Vim. R. intermandibularis in Me A. N. V, nicht vom Adductor be- sie bei vielen Teleostiern (vgl. Verrer 1878 Ao, Horwqvisr 1911, Drerz 1912) noch ansehnliche Dimensionen erreichen. Sie tritt aber der dorsa- len Portion gegenüber zurück. Das ist auch schon bei Ama (F. 83 D; Arius 1897 f. 40—42 Ao) in hohem Grade der Fall. Die Zwischensehne (s) hat sich auf Kosten der ventralen Portion (F. 83 D av; P. intramandi- bularis Lurrer 1913) aus- gebreitet. Die Crossopte- rygier besitzen die intra- mandibulare A dductorpor- tion nur noch als Rudi- ment (F. 83 E av; LUTHER l. c. p. 21, 31—33); bei Lepidosteus ist sie vüllig verloren gegangen. Eben- so deute ich ihr Fehlen bei den Dipneusten. ' Es ist deshalb lich, dass auch die Vor- wahrschein- fahren der Tetrapoden einst einen solchen ventralen (intraman- dibularen) Adductor- teil besassen, dass ı Bemerkenswert ist das Fehlen der Sehne bei den Chondrostei (VETTER 1878, LUTHER 1913 p. 15— 18), wo sie (Polyodon) nur durch einen kleinen Sehnenspiegel am Mundwinkel repräsentiert ist. Dieses Fehlen steht jedenfalls in naher Beziehung zur geringen Ausdehnung der Mundspalte bei den Acipenseriden, von denen (bez. ihnen ähnlichen, aber weniger spezialisierten Formen) auch die Polyodontiden abzuleiten sind. Ob die Sehne nie zur Entwicklung kam oder sekundär wieder rückgebildet wurde, lässt sich nicht sicher entscheiden. Tom. XLIV. —————————————————————— Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 115 derselbe jedoch bei den Amphibien und Amnioten verloren ging. Man wird bei einem Vergleich des Adductor mandibulae der Fische mit dem der Tetrapoden in erster Linie die dorsal von der Zwischensehne gele- gene Portion in Betracht zu ziehen haben. Es ist mir aber wahrscheinlich, dass ein kaudalster (articularer) und tiefster Teil des Muskels bei den Vorfahren der Tetrapoden, stets ungeteilt verblieb, ähnlich wie es bei den Selachiern der Fall ist. Dafür sprechen auch die Verhältnisse bei den Crossopterygiern, indem unmittelbar vor dem Kiefergelenk durchaus fleisehige Fasern vom Quadratum zum Unterkiefer ziehen. Ein teilweises Überwandern des Ursprungs des Adductors auf das Neurokranium ist in verschiedenen Gruppen erfolgt. Dieses Verhalten finden wir inbezug auf den A. m. posterior bei verschiedenen Teleostiern. Es kann hier vorkommen (Anguilla vulgaris vgl. Drerz 1912 p. 26), dass der Ursprung sich bis zur dorsalen Mittellinie des Kopfes erstreckt. Bei vielen Selachiern (z. B. Chlamydoselachus, Notidaniden, Lamniden, beson- ders aber Rochen), ebenso bei den Chondrostei (Pars symphysialis), dehnt sich der Ur- sprung des Adductor am Palatoquadratum eine kürzere oder längere Strecke rostrad vom Verlauf des N. V, aus. Da die Insertion bei den Selachiern stets mediokaudal vom N. V, erfolgt, rechne ich hier diese Ursprungsbündel noch zum A. m. posterior, obgleich sie manchmal, — z. B. der A. m. medialis der Rochen — eine grosse Selbständigkeit zeigen. Bei den Chondrostei, wo die Insertion des symphysialen Adductorteils rostrad vom N. V, erfolgt, móchte ich bereits von einem A. m. internus reden. Erwarb eine derartige Portion einen Ursprung am Kranium, so konnte das rostral vom Auge geschehen, oder kaudal von demselben. Ersteres finden wir bei den Sela- chiern verwirklicht. Ob dabei ein Ligament oder die Palatobasalverbindung die Über- wanderung vermittelte, sei dahingestellt. Jedenfalls war der Umstand, dass die relativ weit vorn gelegene Palatobasalverbindung einst die einzige direkte Verbindung mit dem Kranium darstellte (vgl. Lurner 1913 p. 105—113), einer relativ weit vorn erfolgenden Überwanderung günstig. So entstand vermutlich der M. praeorbitalis. — Bei den Cros- sopterygiern, wo in grosser Ausdehnung ein sehr naher Anschluss des Palatoquadrat- bogens mit seinen Verknócherungen an das Neurokranium stattfindet, geschah die Über- wanderung weiter kaudal, hinter dem Auge. Ähnliche Verhältnisse dürften bei den Dipneusten, schon vor dem Erwerb der Autostylie, zu einer Überwanderung des Muskel- ursprungs auf das Neurokranium geführt haben. Gerade die mächtige Entfaltung dieser Muskulatur wird die völlige Verwachsung der Palatoquadratreihe mit dem Schädel bedingt haben (vgl. Lurmer 1913 p. 64 und die analogen Ausführungen über die Autostylie der Holocephalen 1909 b). N:o 7. 116 A. LUTHER. c e: ( ^ Fig. 83a. Schemata zur Veranschaulichung der gegenseitigen Lagebeziehungen der Nn. V, und V, (schwarz) zu den Derivaten des Adductor mandibulae bei verschiedenen Vertebraten. Der N. V, ist vom Ganglion bis zu der Stelle, wo er den Unterkiefer berührt, dargestellt, und zwar sind die Nerven auf die Horizontalebene projiziert. Die Muskeln sind in der Regel dort durchschnitten gedacht, wo sie in gleicher Hóhe mit dem Nerven liegen. Horizontal schraffiert ist der A. m. posterior, vertikal der A. m. internus, schräg der A. m. externus. Bei den Gymnophionen (G) und Reptilien (I) konnte der Pterygoideus nicht dargestellt werden. da er in einer tieferen Ebene liegt als die dargestellten Teile. A. Selachier (z. B. Chlamydoselachus); B. Amia; C. Crossopterygier; D. Ceratodus; E. Dipneumones; F. Urodel (Cryptobranchus, Salamandridae); G. Gymnophionen; H. Anuren (Rana); I. Reptil (Lacertilier); J. Säuger. Tom. XLIV. dm LE BÓ» ob os IR cm T EUN NNNM Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur. der Amphibien. 117 Für alle Figuren gelten die Bezeichnungen: Amin. A. m. externus minor. pro. A. praeorbitalis (M. praeorbitalis) bez. Apa. A. m. p. articularis. Caput praeorbitale m. pseudotemporalis. Apl. A. m. p. lateralis. pst. M. pseudotemporalis. Aplg. A. m. p. longus. pl. M. pterygoideus. dm. M. detrahens mandibulae. ple. M. pteryg. externus. m. M. masseter. pli. M. pteryg. internus. par. M. parabasalis. i. M. temporalis. Vom A. m. posterior aus hat sich lateral vom N. V, ein Teil der Fasern in vielen Fällen an der Insertion rostrad verschoben, sodass ein A. m. externus entstand. Dieser Ausbreitungsprozess hat ohne Zweifel unabhüngig in mehreren Gruppen der Fische eingesetzt. Die so entstandene äussere Portion konnte auch sekundär noch einen Zuwachs von dem A. m. posterior erhalten (vgl. z. B. den A, der Teleostier). Nur selten, wie bei den Crossopterygiern, Dipneumones und manchen T'eleostei erreicht der A. m. exter- nus ansehnlichere Dimensionen; nie wird er bei den Fischen zum stärksten Teil des Adductor. b. Der Adductor mandibulae der Tetrapoden. Die innerhalb der Gruppe der Fische entstandenen A. m. internus und A. m. externus sind von den Amphibien ererbt worden. '. Der A. m. internus erreicht bei den Urodelen gewaltige Dimensionen, — eine Stärke, wie sie dieser Abschnitt sonst nur noch bei den Dipneusten erreicht. Dagegen ist er bei Anuren und Gymnophionen reduziert. Der A. m. posterior gewinnt bei den Anuren noch einmal eine domi- nierende Entfaltung; bei den Gymnophionen ist er zu Grunde gegangen, während der A. m. externus im Zusammenhang mit der Überdachung der Schläfenhöhle zum kräftig- sten Teil des Adductors wurde. In letzterer Hinsicht erinnern die Gymnophionen an die Amnioten. Bei den Sauropsiden sind die beiden Muskeln des A. m. internus, die oben 5. 56—63 bei den Amphibien ausführlich besprochen wurden, der M. pseudotemporalis und der M. pterygoideus in allen rezenten Unterklassen vorhanden.” Während der Pseudo- temporalis nur mässig oder schwach entfaltet ist, erreicht der Pterygoideus oft eine sehr ansehnliche Stärke und (besonders bei den Vógeln) eine bedeutende Differenzierung. Der A. m. posterior ist höchstens mässig entfaltet, manchmal (Schlangen, Vögel) relativ selbstándig, meist aber in so inniger Verbindung mit dem A. m. externus, dass eine ! Ich finde keinerlei Fakta, die die Ansicht Drüner's (1904 a p. 281) stützen, dass der A. m. inter- nus der Amphibien dem Levator palatoquadrati der Fische homolog sein sollte. Beide Muskeln kommen bei den Crossopterygiern neben einander vor. * Ich finde sie bei Sphenodon, sehr verschiedenen Familien der Lacertilier, sowie bei Reprüsentanten der Ophidier, Crocodilier, Chelonier und Vógel. N:o 7. A. LUTHER. 118 SuulsjUI "UI "V 101183804 ‘ut ^y Snuiojxo WU "V ' (q10081d *)) q9seq- (13sop) ‘sea eumnryduy '[Sse(q (13s9p) '[9seq snojo1q rod Lot "E Ad 1orLi93sod ‘ur "v (,1939sse]q 4) 'o "ut ^y sn.mjoeN suop si[&10duroj e[ejrqoowrd NOM | ! ee) dk douui -108&1e3d ‘| -opnesd ‘| uden om v | (,1ejessep[") "o "ur"y | euorgdouuAg) jM RS ( F ) | 3 | . | ,I93ossep “ SLIO I[n ou sauowu x i: snulojxo m "V | 0810 -naudıq E | = (, Spexodure,*) | (€T61 Y4HLAT sme.tege[ 'q) supoyeuag) a sipexoduregopunesd ^W | iorrejsod ‘ut ‘y | s SET es cr A |, e E Le. BE ee Re ‚(„odwo]L“) streng r p. | an | os en aorıagsod cur ^y GS PUE ) 1t8&103dosso4j) 3i td ‘I | 9pnesd "N gu ^q : K à - I v | : 1 ED tv (+) ([?V + queue] y) suuriejxo "ur ^v 193809[9], | aoumu/maofeu | road jiedus si[e3rq.103s0d (FAN woA [Base *si[e3rq.103sod snojsoptdo'T | JOTHIQQUE "Ur "V | si[e3rqxoewad IN 'd J9p [pre] 193580445) sıeg JP [I4[) snuirejxe wm "y | 5 7 = | © (SITTY z44 SI) es nt ded (siryry *w + CV | (gT6I waHuar[ iejessepy suy [H een | sqejqioswrd ‘jy | eut cq Toy = 41019704 "ur ^y :SITTY SV) snudejxe cul Uy ; | sqpers&quduri&s ^ut ^y i stre[norue cur "v 19j80.tpuoT) T UOrD0q (4 ppyv pu) (III 'S 94) (ore) SHINE SCHE) o[eryuo À uorNIog 2[8S10(] goynoposue usdunyes) ueqouteul Tag EMS X LIV. Tom. N = = ruedui&3 10su9 7, + (‘uedwA30841834) sunu.i9jxo | ‘yeped rea .tosue], + ‘uioqur "S &1e3q ‘841994 SOS ro RES P ICE | m« Ro E 4 ou. ij L (a = - e. | DM. rue | | FFE | | ruedurAy aosuag, + | . | snu1e3xo ince MR | es[nqrpueur sueqeneq à | "s E srperoduteg-oorregesse]p | vjeure.:gouo]r = | RR = — — —— — — = — — — TS — -— —— ——— — — — = (uouoryox | (Moavs)) | | md OE (MoavH9) e uon.toq (MoavH) & ‘T uontioq SOAY s | .Ÿ x = l——— a o Se DL ee = Zn ee ee = m | ES snoplos | | uapunqieA NNVRUSOH - E -A1934 | | | xe "ur "y urep JIN snoriejesseur-o[|e1odure], sap [re], ador BOEXTZTEI Bis "dA EX quer: D. mim R4 E ,suepioS&1e3d IN | od run X „stpetodune ]“ eruofeyg $ FE FB rn SS PES GR 955 708—534 = | NYSO "MO T . . * A I oo) dl, [Naso e og] [esre A re3] [xasoy gut Hog] erprydg ES Arad W Ip aonioq "sq (Norry,p) © uonioq (NOLIV,p) q "n ® ueuomnioq ue dme =: Lie : x c c EL Oe cce m I— —-o— oom Ran ii sem 3 = (aanavag | (xmavag Sipurisqres Amv[ex ([[ooo | E B (= , B Saco ne y gud e | BHO "q 'z) [eurqoueur 'I8seq | "[S8seq eıpta0er] ES 10841994 “IN ER T Apo (Ti) | osueqe jstepv | % > | Tec ER. Dem | ge eg ES OK É EE E Bo LE mE le eme 3 qjseq 18soq uepunuq.9A 'jxe strepnqrpueur-rtde) + smo queue uopouaqdg S "ur "y WP IN lojessepy 1030€.1)93T A ee a er er ut UE ee S H | E FITERIS = S | = | . ni: WE z Tesoq | 0-9 CE ae | 2x ueinuy — I : + 3 SAC ES ES EN: | .Ÿ ES 2 . REM £ + 3 er Fa te re. & 2 E S PASE TEE cR ecu mecs | aeprrputeurepeg ‘se [se = E 2 3 snqgouvq 5 E ENT | -o3d Ka d aig 2 (0) e A AIME 2 uauolJI04 (gi) c 190 A. LUTHER. Scheidung beider nicht möglich ist. ' Dazu trägt der Umstand bei, dass der N. V, rela- tiv steil ventrad làuft. Diese Stellung des Nerven hängt wohl z. T. damit zusammen, dass der Kopf der Sauropsiden durchschnittlich weniger abgeplattet ist als derjenige der Amphibien, und der Palatoquadratbogen dem Schädel näher angeschlossen ist; sie steht aber auch in Beziehung zu der relativ schwachen Ausbildung des Pseudotemporalis und dem Hinabrücken des Pterygoideus. Die mächtige Entwickelung des A. m. externus wurde wohl durch die einstige oder noch bestehende knócherne Überdachung der Schlä- fenhöhle begünstigt (vgl. die Gymnophionen), indem die letztere dieser Muskelportion günstige Ursprungsflächen darbot. Der Zerfall in die Mm. capiti-mandibularis und mas- seter erinnert bereits an bei den Säugern vorhandene Differenzierungen. Noch weiter als bei den Sauropsiden ist die Reduktion des A. m. internus bei den Säugern fortgeschritten, indem hier der Pterygoideus internus und der Tensor tym- pani aus ihm hervorgingen, wahrscheinlich auch der M. pterygo-tympanieus. Ob das mit dem Tensor veli palatini der Fall war, soll hier nicht erörtert werden (vgl. S. 43). ? Die mächtige Entfaltung des A. m. externus, die wir bei den Sauropsiden fanden, ist auch auf die Sáuger übergegangen. Sie dominiert hier in noch hóherem Grade als dort. Dass die mächtige Entfaltung der Hirnkapsel, die gerade in der Schläfengegend sich auf ihr ursprünglich fremde Gebiete ausdehnte, auf die Entfaltung des Adductors grossen Einfluss haben musste, liegt auf der Hand. Sie trug dazu bei, den A. m. internus vent- rad zurückzudrängen, während der A. m. externus sich frei entfalten konnte. Letzterem entspricht, wenigstens in der Hauptsache, die von ScHuLMmAn (1906) als dorsale Trige- minusmuskulatur unterschiedene Muskelgruppe, die die Mm. masseterico-temporalis und pterygoideus externus umfasst. Inbezug auf den von Scauzmax zu derselben Gruppe gezählten Detrahens mandibulae wird noch näher zu untersuchen sein, ob er nicht dem A. m. posterior entstammt. Kurz rekapituliert ist somit die in diesem Kapitel dargelegte Auffassung der Homologieen die folgende. Der A. m. posterior ist der älteste Teil des Adductor mandibulae. Aus ihm entstanden innerhalb der Gruppe der Fische der A. m. internus und, — besonders aus dem dorsalen Teil, — der A. m. externus. Die Tetrapoden haben diese drei Teile ererbt. ! Man könnte deshalb bei den Amnioten mit EpGEwonTH (1911) den A. m. posterior und den A. m. externus als „A. externus* zusammenfassen. Ich ziehe es jedoch vor, diese beiden Teile des Adductors hier so weit als móglich auseinander zu halten, da sich mir dieses bei Rücksichtnahme auf die ganze Reihe der Gnathostomen als das natürlichste erwies. ? (Zusatz bei der Korrektur:) Die neue, sehr wichtige Arbeit von EDGEWORTH (1914), welche ich erst nach Absendung des Manuskripts erhielt, lässt es kaum mehr zweifelhaft erscheinen, dass der Tensor veli palatini dem A. m. internus (speziell dem M. pterygoideus) entstammt. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 121 Bei ihnen tritt der A. m. posterior meist an Bedeutung zurück, nur bei den Anuren ist er noch der kräftigste Teil. Bei Urodelen erlangt der A. m. internus seine mächtigste Entfaltung; bei den Gymnophionen und Amnioten tritt er an Bedeutung mehr oder weniger zurück. Der zuletzt differenzierte Teil, der A. m. externus, übernimmt bei den Sauropsiden und in noch höherem Grade bei den Säugetieren die Hauptfunktion des Adductors und erlangt eine dominierende Entfaltung. Mit diesem Gang der Differenzierung stimmt die Innervierung überein. Es ist verständlich, dass noch bei Amphibien der Muttermuskel, der A. m. posterior, einerseits in seinen tiefen Teilen mit dem A. m. internus gemeinsame motorische Äste erhält (die proximale Gruppe motorischer Fasern) andrerseits in seinen oberflächlichen Teilen gemein- same Äste mit dem A. m. externus. Erst allmälig tritt bei den Amnioten eine Schei- dung beider Nervengebiete ein, wie sie bei den Säugern als Gebiet des Ramus ventralis s. medialis und R. dorsalis s. lateralis (ScHuzmax) durchgeführt ist. Dass, — die Richtigkeit der obigen Vergleiche vorausgesetzt, —— die bisher oft auch bei den Anamniern gebrauchten Bezeichnungen „Temporalis* und „Masseter“ bei diesen Tieren zu vermeiden sind, leuchtet ein. Das Bedürfnis einer anderen Termino- logie ist denn auch widerholt in der Litteratur hervorgehoben worden. Die von Horr- MANN (1873 —1878) u. A. eingeführten, auf Grund von Ursprung und Insertion gebilde- ten Namen haben den Nachteil, dass offenbar homologe Muskeln infolge von Verschie- bungen des Ursprungs bei verschiedenen Tieren verschiedene Bezeichnungen erhalten, sodass die Homologie nicht aus den Namen ersichtlich wird. Aus diesen Gründen sah ich mich veranlasst die Muskeln der Amphibien in dieser Arbeit zum grüssten Teil neu zu benennen, so sehr es mir auch widerstrebt die oft sehr verwickelte Synonymie um weitere Namen zu vermehren. In der Tabelle S. 118—119 habe ich auch die von mir früher (1913) für die Adductorderivate der Ganoiden und Dipneusten benutzten Namen zum Teil der neuen Terminologie gemäss geändert. Die Angaben der Tabelle werden, soweit sie sich auf die Amnioten beziehen, nur mit Reserve gegeben, da die Angaben in der Litteratur, sowie meine eigenen bisherigen Untersuchungen, nicht im Einzelnen für ein definitives Urteil genügen. III. M. intermandibularis (im). (Constrictor 1 ventralis). Im Gegensatz zu den Derivaten des Levator palatoquadrati und des Adductor man- dibulae sind diejenigen des M. intermandibularis (C, vm) sehr einfórmig gebaut. Nur zwei Differenzierungen des ursprünglich einheitlichen Muskels kommen in Frage: der M. inter- mandibularis posterior (M. i. II) und der M. intermandibularis anterior (M. i. I). N:o 7. 16 192 A. LUTHER A. M. intermandibularis posterior (im; imp). a. Beschreibung. Der M. intermandibularis posterior stellt, ähnlich wie bei den Selachiern, Cros- sopterygiern und Dipneusten, eine dünne Muskelschicht dar, die an der Medialseite des Unterkiefers entspringt und an einer medialen Raphe oder Aponeurose inseriert. Bei den Urodelen * erfolgt der Ursprung an verschiedenen Skeletteilen, je nach seiner rostro-kaudalen Ausdehnung und der verschiedenen Zusammensetzung des Unter- kiefers. Bald reicht der Ursprung vorn fast bis zur Symphyse (z. B. Siredon F. 31 ime», Necturus F. 49 im’, Cryptobranchus allegh. F. 48 imp°), bald reicht er nur bis zum vordersten '/, des Unterkiefers (z. B. Salamandra, Triton, Onychodactylus) oder bis zum vordersten !/, (Amphiuma). Kaudalwärts reicht der Ursprung meist etwa bis ! Synonyme des M. intermandibularis posterior bei den Amphibien überhaupt: „Der quere Kiefer-Zungenbeinmuskel (Mylohyoideus)* [zum Teil] MEckEL 1829 p. 329. Mylohyoïdien Cuvier 1835 p. 536 [zum Teil]; Mm. mylohyoidei Srannius 1846, p. 179. Mm. intermandibularis STANNIUS ]. c. ? Synonyme des A. intermandibularis posterior der Urodelen: Sous-maxillaire ou mylohyoidien Ducks 1835 p. 182 f. 125 1 (Salamandra mac.) p. 191 u. f. 116 7 (Larve) [zum Teil]. Partie antérieure du mylo-hyoidien RUSCONI. M. mylohyoideus (Mylo-hyoidien, Mylo-hyoid) SreBozn 1828 p. 19, f. 12, 135 (Sal. mac.); FISCHER 1843 (Innerv.) p. 28 (Sal. mac.) p. 36 (Proteus); SCHMIDT, GODDARD und VAN DER HOEVEN 1862 p. 28 pl. VI f. XIII I Crypt. jap. |z. TJ; VAILLANT 1862 p. 310 pl. 7, f. 1—4 14 (Siren) |z. T.]; Owen 1866 p. 117, f. 141 11 (Sal. mac.) [z. TJ; WALTER 1887 p. 20, t. II. f. 1, 2 mh (Sal. mac. u. S. atra) [z. T.]; Riese, H. 1891 p. 131 (Tylotriton ver- rucosus); COGHILL 1912 p. 226 (Amblystoma; Innerv.). M. mylohyoideus anterior FISCHER 1864 p. 41, 45 (Perennibranchiaten und Derotremen) my! t. IV (Crypt. allegh.) € V (Amphiuma) u. t. VI f. 4 (Siren); Mıvarr 18692 p. 261—262 f. 2, 3 M.H. 1 (Crypl. allegh.); 1869 b p. 456 f. 4, 5 M.H. 1 (Neclurus); M. FÜRBRINGER 1873 p. 317 f. 15mha (Sal. mac.); JAQUET 1899 p. 192 f. 90, 92 mia (Siredon); OSAWA 1904 p. 262 t. XX (Crypt. jap). [Nicht benannt aber abgebildet] WrEpERsSHEIM 1875 p. 180—184, textf. B a a! (Geotriton fuscus). Intermaxillaris anterior HOFFMANN 1873—1878 p. 94; WILDER 1891 p. 661 f. 1, 4 ma (Siren); v. PLESSEN u. RABINOWICZ p. 8 (Sal. mac.; Innervierung). The mandibular part of the mylohyoideus PrATT 1897 p. 439 (Necturus). C, mv (post.) RuaE 1897, p. 284—319, figg. (Necturus, Crypt. allegh. u. Cr. jap.). M. intermandibularis anterior GEGENBAUR 1898 p. 628—629 f. 400 Ima. M. intermandibularis posterior DRÜNER 1901 p. 441—444 (Triton, Salam.) f. 6, 8, 26 Imp. (Salam. mac., Larve); 1903 p. 559, f. 10 Zmp. (Crypt. allegh.); 1904 p. 281; 1904 b Imp. t. 14, f. 2, t. 20 f. 19, 21 (Amblystoma mavortium Larve); t. 16, f. 9 (Siredon mexicanus) ; t. 21 f. 22 (Crypt. allegh.); t. 28 (Amphiuma); Tmp. 1. 33 (Ellipsoglossa naevia); EDGE- WORTH 1911 p. 188 (Triton); BürscHLI 1913 p. 449 f. 299 B (Siredon pisciformis); NOR- RIS 1913 b p. 274, f. 5—8 4m (Siren, Innerv.). ) Intermandibularis Norris 1908 p. 531—533, f. 5im (Amphiwma, Innerv.). Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 123 ima. d imp s I un mpt 3 VII + IXj qup Fig. 84. Amphiuma means. Ventrale Kiefermus- Fig. 85. Siren lacertina. Ventrale Kiefer- kulatur. (Der M. intermandibularis anterior èma muskulatur. ist ganz schematisch gehalten, vgl. F. 91 B). Für Figg. 84—92 gelten folgende Bezeichnungen: ae. A. m. externus. ih. M. interhyoideus. cdp. M. cephalo-dorso-pectoralis. im. M. intermandibularis. C,im. Intermandibularer, dem ventralen C, ent- ima. M. intermand. anterior. stammender Muskel. imp., impa. M. intermand. posterior. d. Dentale. iqu. M. inter quadrata. ga. Gonioarticulare. mpt. M. pterygoideus. ggl. M. genioglossus. qup. M. quadrato-pectoralis. gh. M. geniohyoideus. VII. cmm. Ramus cutaneus mandibularis media- go. Goniale. lis VII. ibr.1. M. interbranchialis 1. VII--IXj. R. jugalis VII -- IX. zur halben Lünge des Proc. coronoideus, selten (Crypt. allegh. F. 48) noch weiter kau- dad. Auch die Hóhe, in der der Ursprung an der Medialseite des Unterkiefers erfolgt, ist verschieden. Sehr nahe dem ventralen Rand entspringt der Muskel z. B. bei Pro- teus, relativ hoch z. B. bei Siredon F. 31, Necturus F. 49 und Onychodactylus. Im letzteren Falle steigt er kaudalwürts allmälig an. Wo aber Ansätze des Adductor man- dibulae an der Medialseite des Unterkiefers weit hinabragen, richtet sich der Ursprung des Intermandibularis nach denselben und steigt kaudal etwas hinab; so z. DB. bei Nec- turus (F. 49) und Cryptobr. allegh. (F. 48). Weiter hinab sinkt der Ursprung bei Amphiuma (F. 84), wo er sich bis auf die Ventralseite des Unterkiefers ausdehnt. Von Skeletteilen kommen für den Ursprung hauptsächlich in Betracht das Goniale und das N:o 7. 124 A. LUTHER. er gh d impa imp à ae imp go iqu iqu qup qup Fig. 86. Salamandrella keyserlingi. Ven- Fig. 86 a. Hynobius nebulosus. Ventrale trale Kiefermuskulatur. Erklärung der Kiefermuskulatur. Erklärung der Bezeich- Bezeichnungen S. 123. Vergr. 4:1. nungen S. 123. Vergr. 4:1. Dentale, ferner der Meckelsche Knorpel, wenn er an der Medialseite des Kiefers zu Tage tritt. Naturgemäss findet bei den Larven die Anheftung zunächst allein an dem letzteren statt und wird erst allmálig auf die entstehenden Verknöcherungen verlegt. Bei Siren und Necturus spielt auch noch das Spleniale für den Ursprung eine Rolle. Meist divergieren die Fasern mehr oder weniger stark gegen die Insertion, und regelmässig sind die kaudalsten Fasern mehr oder weniger schräg kaudad (descendent) gerichtet, während die vordersten Fasern bald schräg ascendent gerichtet sind (z. B. Sala- mandra, Amphiuma F. 84) bald fast transversal (Siren F. 85, Necturus F. 92), bald schwach descendent (z. B. Onychodactylus). In der Mehrzahl der Fälle findet ein all- mäliger Übergang zwischen den verschiedenen Faserrichtungen statt; bei Amphiuma (F. 84), Salamandrella (F. 86), Hynobius (V. 86 a) und bei Geotriton nach der Dar- stellung von Wırversuem (1875 p. 180—184, textf. B. a, a') aber haben sich vordere Bündel mit abweichender Verlaufsrichtung von dem übrigen Muskel gesondert, in erste- rem Falle eines mit ascendenter, in den übrigen solche mit descendenter Faserrichtung (impa) '. Die mediane Raphe ist in manchen Fällen ganz schmal, linienfórmig (Proteus, Siredon (erwachsen), Crypt. allegh., Siren F. 85, Necturus F. 92), bald etwas verbrei- 1 Bei Salamandrella (F. 86) und in noch hóherem Grade bei Hynobius (F. 86 a) erinnert diese vordere Portion des M. intermandibularis posterior (impa) durch die im Vergleich zum übrigen Intermandibularis vor- dere Lage an den paarigen M. intermandibularis anterior von Cryptobranchus japonicus (vgl. S. 129, F. 90). Bei Salamandrella fand ich jedoch auf der rechten Seite (vgl. F. 86 ma) ein Bündel, das noch weiter rostrad lag und auch darin besser mit dem M. intermandibularis anterior übereinstimmte, dass es an der Ventral- seite des Dentale entsprang. Ich sehe daher in der in Rede stehenden vorderen Portion des Intermandibu- laris posterior kein Homologon des Interm. anterior. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 125 tert (Salamandra, Triton, Siredon (junge Larve, F. 87), Crypt. jap.), bald wieder in der Mitte stärker verbreitert (Salamandrella F. 86, Hynobius F. 86 a, Onychodactylus, Geotrilon [nach Wiırversuem]). Bei Cryptobranchus (F. 90, 91) und Amphiuma (F. 84) entfernen sich die Muskeln vorn von einander. Bei allen diesen Ausbildungs- formen kommen mancherlei individuelle Variationen vor. Erwähnenswert ist es, dass ich bei einigen Formen (Proteus, Siren FE. 85, Necturus F. 92) ganz vorn am Muskel keine Raphe fand, sondern dass die Fasern hier ohne Unterbrechung von einer Kieferhälfte zur an- deren zogen. Auf dieses letztere Verhalten komme ich unten noch einmal zurück. Bei den Gymnophionen entspringt der Intermandibularis ' an der Medialseite des Gonioarticulare, in etwa halber Höhe dieses Knochens. Ich fand den Ursprung bei Caeci- lia. (F. 88) relativ breit, vom vorderen Ende des Knochens bis zum Gelenk reichend. Be- deutend schmäler ist er bei Zchthyophis und Fig. 87. Siredon sp. Junge Larve (Kopf 1 cm Siphonops (F. 65 u. 89), wo er nur etwa ein "9 He de de Me Al der Drittel so breit ist wie die Insertion. Die Gestalt des fächerförmigen Muskels ist aus F. 88 und 89 ersichtlich. /chthyophrs schliesst sich an Siphonops an, nur ist der Muskel dort etwas kräftiger. Der intermandibularis posterior der phaneroglossen Anuren” entspringt am Goniale dorsal von der Mitte der Medialseite des Unterkiefers. Bei Rana erstreckt er ! Synonyme: M. mylohyoideus FrscuER 1843 (Innerv.) p. 41 (Siphonops ann.). M. intermaxillaris anterior WIEDERSHEIM 1879 p. 066—067, f. 74, 76, 79 im (Ichtyophis glut., Caecilia lumbricoides u. oxyura) [nur z. T.]. ? Synonyme: M. mylohyoideus Townson 1794 t. I 7 [zum Teil]; van ArTENA 1828 (z. T.); FISCHER 1843 (Innerv.) p. 8 (Bufo), p. 17 (Pipa); COLLAN 1847 p. 11—12, N:o 20 (Bufo); HJELT 1852 (Innerv.) p. 19 (Bufo); WIEDERSHEIM 1881 p. 24 (Innerv. Rana); WALTER 1887 p. 19—21 (Rana, Hyla, Bombinator); GAuPP 1913 p. 81, 173. M. mylosternoides ZENKER 1825 p. 25, t. 1, f. IL a (Bufo). M. hexagastricus MAYER 1825 p. 536, t. XLIX, f. 1 7 (Pipa). Sous-maxillaire ou sous-guttural, portion antérieure DuGès 1835 p. 124—125, 146, f. 80, 81 q, 839, 15 (z. T.). Mylohyoideus externus VOLKMANN 1838 p. 73. M. intermandibularis STANNIUS 1846 p. 179. Submaxillaris KLEIN 1850 p. 14—15 (Hyla arborea u. palmata, Pipa u. a. Anuren); ECKER 1864 p. 74 f. 59, 60, 625m [nicht sm!] (Hana); GogTTE 1875 (Bombinator-Larve); SCHULZE 1892 p. 16 (Pelobates-Larve); STRONG 1895 p. 109 (Rana-Larve, Innerv.); N:o 7. 126 A. LUTHER. Ca im Fig. 88. Caecilia tentaculata. Ventrale Kiefer- Fig. 89. Siphonops annulatus. Wie Fig. 88. muskeln. Erklärung der Bezeich- VergricA6 nungen S. 123. sich sehr weit symphysialwärts, bei Bufo, Bombinator und Pelobates etwas weniger weit. Articularwürts reicht er bis zur Medialseite des Proc. coronoideus. Der Muskel hat in der Regel einen queren Verlauf, der jedoch derart modifiziert sein kann, dass die Fasern mehr oder weniger stark gegen die Insertion hin konvergieren (z. B. Bufo). Die Raphe fand ich ganz schmal bei Pelobates und Bombinator, etwas breiter (individuell variabel) bei Rana, in der Mitte stark oval verbreitert bei Bwfo.' Vorn treten die Insertionen des Muskels oft weiter auseinander, sodass sich die Aponeurose hier ausbreitet. Xenopus besitzt inbezug auf den Intermandibularis oberflächlich eine grosse Ähn- lichkeit mit Bufo, indem die Fasern auch hier gegen eine lang ovale Verbreiterung der Raphe konvergieren. Der Ursprung findet in halber Höhe des Goniale statt, beginnt dicht vor dem Proc. coronoideus und erstreckt sich rostralwärts bis zum vordersten '/, des Unterkiefers. Eigentümlich ist der Ursprung insofern, als jede Faser mit einer kurzen dünnen Sehne entspringt, wobei die Fasern hier nicht dicht aneinander schliessen, sondern durch schmale Spalten von einander getrennt sind. Dieses Verhalten stellt GAuPP 1896 p. 136, f. 78; 1896 a p. 257 (Rana); BÜRGER 1905 p. 237—244 (Rhinoderma darwini); BEDDARD 1911 p. 403 (Megalophrys feae). M. mylohyoideus anterior FÜRBRINGER 1873 p. 317 f. 29 mha (Rana). Intermaxillaris anterior (Mylohyoideus) HOFFMANN 1873—1878 p. 107. * Ebenso verhält sich nach BEDDARD (1911 p. 403) Megalophrys feae. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 127 offenbar den Beginn eines Reduktionsprozesses dar, der bei Pipa (ich halte mich an die Darstellung von Mayer 1825 p. 536, t. XLIX f. 1,7 und Krzm 1850 p. 14— 15) zu einer weit stärkeren Rückbildung des Muskels führte: zu einer Verkürzung und einem Zerfall in ganz getrennte Bündel. Der M. intermandibularis stellt einen Heber des Mundhóhlenbodens dar, der (vgl. GauPP 1896 p. 136) zugleich die langen Muskeln des Mundhóhlenbodens zusammenhält. b. Beurteilung der Befunde. Die oben angeführten verschiedenen Ausbildungsformen des Muskels innerhalb der Amphibien lassen sich grósstenteils darauf zurückführen, dass der Muskel in den ein- zelnen Fällen eine grössere oder geringere Faserlänge besitzt. Eine schmale Raphe und ein möglichst hoch am Unterkiefer erfolgender Ursprung sind ein Ausdruck für lange Fasern, ebenso, wenigstens zum Teil, eine schräge Stellung derselben. Auch ein rostral- wärts wenig ausgedehnter Ursprung wird, wo die Fasern von ihm schräg rostrad ziehen, den vorderen Fasern eine grössere Länge gewähren als es sonst der Fall wäre. Grosse Länge der Fasern, also bedeutende Hubhöhe, wird aber auf grosse Dehnbarkeit des Mundbodens hindeuten. Dass der Muskel für die Hebung des letzteren bei der Atmung keine grosse Rolle spielt. hat Gaurr (1. c.) bei Bana experimentell nachgewiesen. Wahr- scheinlich ist er jedoch von Bedeutung beim Eintritt von stärkeren Senkungen, die mit der Nahrungsaufnahme in Verbindung stehen. So ist für die Nahrungsaufnahme aus dem Wasser das Einsaugen des Frassobjektes ıneist sehr wichtig, und bei dieser heftigen Saug- und Schnappbewegung wird sicherlich der Mundboden tiefer gesenkt als gewöhn- lich. Bei der Rückkehr in die Ruhelage wird dann der Intermandibularis tätig sein. Besonders aber beim Fressen grösserer Objekte wird der Mundboden oft sehr stark aus- gedehnt. Ich konnte das bei Anuren (besonders bei Bombinator) öfters beobachten; es wird ohne Zweifel bei anderen Amphibien ebenso sein, da ja die Beute fast stets heil verschluckt wird. Auch die allgemeine Körperform wird auf die Ausbildung des Mus- kels einen Einfluss ausüben in dem Sinne, dass bei breiter und relativ geräumiger Mund- höhle eine grosse Dehnbarkeit des Bodens weniger bedeutungsvoll ist als bei Formen mit schmalem Kopf und enger Mundhöhle. Es scheint mir also, kurz zusammengefasst, dass das Leben im Wasser und ein schlanker, langgestreckter Körper Bedingungen sind, die für die Ausbildung relativ langer Fasern (also schmale Raphe, relativ hoch gelegener und rostralwärts nicht sehr ausgedehnter Ursprung) günstig sind, während das Leben auf dem Lande und ein breiter Kopf eine Reduktion der Länge ermöglichen (also breite Raphe, relativ tiefer Ursprung, N:o 7. "€ 128 A. LUTHER. transversale Richtung der Fasern). Natürlich wird aber auch die Art der Nahrung, besonders die Grösse der Frassobjekte, mit in Rechnung zu ziehen sein. Auch bei der Wiederherstellung der Ruhelage nach einer lateralen Spreizung des Unterkiefers spielt der Muskel eine Rolle (vgl. S. 107 Fussnote), sei es, dass diese Sprei- zung durch eine Bewegung des Quadratum geschieht (Streptostylie der Gymnophionen, Semistreptostylie (GAvrr) der Anuren und gewisser Urodelen) oder dass es sich allein um eine Rotation der Unterkieferhälften um ihre Längsachse handelt (vgl. S. 107). Besonders im letzteren Falle werden dabei in erster Linie die weit ventral erfolgenden Ursprünge (z. B. bei Cryptobranchus und Amphiuma F. 84) von Bedeutung sein, weni- ger die weiter dorsal, z. B. an der Medialseite des Proc. coronoideus entspringenden Fasern. Letztere kommen sicherlich mehr für die Hebung des Mundbodens in Frage. Nach Gapow (1909 p. 47) wird der Intermandibularis posterior bei manchen Anuren durch die Schallblasen vorgebuchtet. Er würde demnach für das Hinauspressen der Luft aus den letzteren von Bedeutung sein. Ich habe über diesen Punkt keine eigene Erfahrung. — Bei Rhinoderma darwini bekleidet der Muskel nach BörGer (1905 p. 237—244) den vorderen Zipfel des zur Brutpflege dienenden Kehlsacks, der sich bis zum Intermandibularis anterior erstreckt. Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass die Reduktion des Muskels bei den Aglossa wahrscheinlich in Beziehung steht zu dem Verlust der Zunge ' und der dadurch relativ geräumigen Mundhöhle. B. M. intermandibularis anterior (ima).” (= M. submentalis). Die einzigen Urodelen, die im erwachsenen Zustand einen gut ausgebildeten M. intermandibularis anterior besitzen, sind die Amphiumidae. * Wir finden ihn hier bei den ! Über die Deutung des Fehlens der Zunge als sekundäre Erscheinung vgl. GApow 1909 p. 145. ? Synonyme des M. intermandibularis anterior der Urodelen: M. submentalis FISCHER 1864 p. 47—48, t. IV, sm (Cr. jap. u. Cr. allegh.); MrvART 1869 a p. 262 f. 2 SM (Cr. allegh.); JAQUET 1899 p. 193, f. 92 sb (Siredon); OsAwA 1904 p. 262— 263 t. XX (Cr. jap.). Submaxillaris HOFFMANN 1873—1878 p. 95. ? ,Eigentümliche Verstärkung“ der M. mylohyoideus WALTER 1887 p. 20 (Salamandra atra). C,mv (ant. Rue 1896 p. 301—302 f. 46, 47 (Cr. allegh.), p. 308, f. 53, 54 (Cr. Jap.). M. intermandibularis anterior DRÜNER 1901, f. 6, 8, 9 Im. a. (Salam. mac., Larve); 1903 p. 559 f. 10 Ima (Crypt. allegh.); 1904a p. 181; 1904 b. 7ma t. 14 f. 3 (Amblystoma mavor- lium, Larve); t. 16 f. 9 (Siredon mexicanus); TY. 22, 23, 24, 25 (Crypt. allegh.); f. 26 (Cr. Jap.), f. 28, 32 (Amphiuma); EpnGEwonTH 1911 p. 188 (Triton). 3 Norris 1913 b. p. 274 spricht auch bei Siren von einem M. intermandibularis anterior; doch handelt es sich um junge, 140 bis 220 mm lange "Tiere. Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 129 einzelnen Arten in etwas verschiedener Ausbildung, wobei sich die Entstehung des unpaaren Muskels aus einem paarigen schrittweise verfolgen lässt. Durchaus paarig ist der Interm. anterior bei Cryptobranchus japonicus: nach Ruce (1897 p. 308, f. 53 u. 54 C,mv(a). Die Bündel ziehen hier „vom Kiefer aus median- und caudalwärts“ und inserieren an einer mittleren Raphe (F. 90 ima).! Bei Cr. alleghaniensis (vgl. Rue 1. ce. p. 301 u. f. 46 u. 47 C,mv(a) sowie meine F. 91 A ma) erscheint dieses Verhalten insofern abgeändert, als die beiden sehr kräf- tigen Hälften des Muskels mit langen Zacken tief in einander greifen. Die Raphe ist ima imp ae ih cdp Fig. 90. Cryptobranchus japonicus. Inter- Fig. 91. A. Cryptobranchus alleghaniensis. Inter- mandibulare Muskeln. Verkleinerte Kopie mandibulare Muskeln. Vergr. c. 3:2. nach RUGE 1896; Bezeichnungen verändert. B. Amphiuma means, M. inter- Inbezug auf letztere vgl. S. 123. mandibularis anterior. als Scheidewand zwischen den Zacken noch teilweise zu erkennen. Zum Teil findet die Insertion aber auch an der den Muskel oberflächlich deckenden, ihm fest angeschlossenen Fascie statt. Ein kleinerer Teil der Fasern zieht direkt von einer Kieferhälfte zur anderen. Noch inniger ist die Durchflechtung der beiderseitigen Muskelhälften bei Amphiwma (vgl. F. 91 B ima), an deren kräftigem Intermandibularis anterior die Raphe in unregelmássige Bindegewebsmassen aufgelöst ist. Die schräg in einander gekeilten Muskelbündel deuten noch die Verschmelzung paariger Anlagen an. Ein nur rechts ausgebildetes vorderstes Intermandibularisbündel, das ich bei Sala- mandrellu (F. 86 ima) fand, deute ich als Rudiment eines paarigen M. intermandibula- ris anterior (vgl. Anm. S. 124). ! Als ich, bereits 1906, selbst diese Art untersuchte, habe ich versäumt über das Verhalten der Raphe nühere Notizen zu machen; inbezug auf diese halte ich mich deshalb ganz und gar an RUGE. N:o 7. 17 130 A. LUTHER. Es wurde bereits S. 125 erwähnt, dass in manchen Fällen (Siren F. 85. Proteus, Necturus) ein einheitlicher M. intermandibularis sich bis zur Symphyse erstreckt, dann aber im rostralsten Teil eine mediane Raphe fehlt. Bei dem von mir untersuchten jungen Ex. von Siren waren die vordersten, ununterbrochenen Fasern sehr schwach. Bei Pro- teus fand ich sie in einem Falle ebenfalls schwach, in einem andern fehlten sie. Bei Necturus zeigen drei daraufhin untersuchte Exemplare (F. 92 AC) Ver- schiedenheiten, die von Interesse sind. A stellt einen Fall dar, wo sich die Raphe bis zum vordersten Teil des M. intermandibularis erstreckt. Der Muskel erreicht aber nicht die Symphyse, und es ist bemerkenswert, dass die linke Hälfte (in der Figur die rechte) wei- ter rostrad reicht als die rechte. Letzteres ist in noch hóherem Grad bei dem Indi- viduum B der Fall, wo der linke Interm. posterior rostral direkt in Fasern übergeht, die dicht bei der Symphyse ohne Unter- brechung von einer Kieferhälfte zur anderen ziehen. Kaudal von diesen Fasern wendet sich die Raphe im Bogen nach rechts und erreicht den Kiefer. Dass dieses wirklich der Verlauf der Raphe ist, und es sich nicht etwa um einen zufälligen Spalt handelt, er- giebt sich daraus, dass die Fasern des rech- Fig. 92. Necturus maculatus. B. Intermandibulare Muskulatur (eines 34 cm langen Exemplar). A ten Interm. posterior gegen dieselbe vorn und C. Vorderster Teil derselben Muskulatur bei / k 4 zwei anderen Individuen (A. 31'/, cm, C. 26:/, cm). immer kürzer werden. Das dritte Exemplar nee DA ST «In S. E. ror. 3:1. : ; : : Erklürung der Bezeichnungen S. 123. Vergr. 3:1 (©) erinnert inbezug auf die Verlaufsrich- tung der Raphe an DB; die Fasern in der Nähe der Symphyse sind aber durch einen Spalt vom linken Interm. posterior getrennt und bilden einen selbständigen M. intermandibularis anterior. Es scheint also zunächst bei der Betrachtung dieser Exemplare, als würde der Intermandibularis anterior bei Necturus dem linken Intermandibularis allein entstammen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass er aus beiden Körperhälften Nervenäste erhält (Ex. B.), ein Verhalten, das eher zu Gunsten einer Entstehung durch Verschmelzung einer rech- ten und einer linken Anlage spricht. Ich neige deshalb zu der Ansicht, dass die ange- führten drei Fülle als verschieden weit vorgeschrittene Stadien der Reduction des Inter- mandibularis anterior zu deuten sind. Damit würde die grosse Variabilität und sehr schwache (rudimentüre) Entfaltung desselben im Einklang stehen. Kin abschliessendes Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 131 Urteil über diesen Fall wird man sich indessen erst durch Untersuchung der Ontogenie bilden können. Wir finden also nicht selten bei Perennibranchiaten im vordersten Teil des Inter- mandibularis Fasern, die durch keine Raphe unterbrochen sind und die bei Necturus (Fall C) als selbständiger M. intermandibularis anterior auftreten können. Ich homolo- gisiere sie mit dem Interm. anterior der übrigen Urodelen, um so eher, als auch die Innervation in beiden Fällen in entsprechender Weise durch vorderste Äste des N. inter- mandibularis erfolgt. Die in der Litteratur (vgl. Horrmaxx 1873— 1878 p. 95, Ruck 1897 p. 301, 308) seit Fischer (1864 p. 47) verbreitete Angabe von dem Fehlen des Interm. anterior bei den Perennibranchiateu ist also nur insofern richtig, als ein getrennter und gut ausgebildeter vorderer Intermandibularis hier in der Regel nicht existiert. Vermutlich ist der bei den Perennibranchiaten gewöhnlich vorhandene Zusam- menhang des mehr oder weniger rudimentären Interm. anterior mit dem Interm. poste- rior als eine Entwicklungshemmung aufzufassen, die mit der Neotenie dieser Formen zusammenhängt. Den übrigen Urodelen ' fehlt der M. intermandibularis anterior im erwachsenen Zustand. Nur bei Salamandra atra kommt er nach der Darstellung Wazrers (1887 p. 20 u. t. II f. 2) vor.” Dagegen ist er bei den Larven (Salamandra, Triton; hier- her zähle ich auch Siredon) vorhanden. Sein Fehlen bei den Erwachsenen darf also als ein sekundäres bezeichnet werden. Auch den Gymnophionen fehlt der M. intermandibularis anterior. Dagegen ist er bekanntlich bei den Anuren? meist sehr gut entfaltet und dürfte ! Untersucht sind Salamandra maculosa, Triton cristatus, Onychodactylus, Hynobius nebulosus (F. 86 a), Geotriton |WIEDERSHEIN], Ellipsoglossa naevia [DRÜNER]. > Er wird bezeichnet als „eigentümliche Verstärkung des M. mylohyoideus“. > Synonyme: M. apicis maxillae Townson 1794 t. 15. M. lingualis ZENKER 1825 p. 30, t. I, f. IL 2 (Bufo). Parvus transversus VAN ALTENA 1828. M. sous-mentonnier (Cuvier) DuGEs 1835 p. 53, 123, 145, f. 47 4. Mylohyoideus internus VOLKMANN 1838 p. 73 (Rana). Mylohyoideus secundus VOLKMANN 1838 p. 77 (Rana); FISCHER 1843 p. 8 (Innerv., Bufo). M. transversalis menti COLLAN 1847 p. 12, N:o 21 (Bufo); Hseur 1852 p.19 (Innerv., Bufo). Submentalis KLEIN 1850 p. 15—16 (Cystignathus, Rana, Pipa); Ecker 1864 p. 75, f. 60 smt (Rana); v. TEUTLEBEN 1874 p. 106 (Rana); GoETTE 1875 (Bombinalor); WIEDERSHEIM 1881 p. 24 (Innerv., Rana); SCHULZE 1892 p. 15 (Pelobates-Larve); STRONG 1895 p. 109 Rana-Larve, Innerv.); GAuPP 1896 p. 138, f. 79; 1896a p. 257 (Rana); BÜRGER 1905 p. 231—244 (Rhinoderma darwini); BEDDARD 1907 p. 884 f. 232 (Leptobrachium hasseltii) 1911 p. 403 fig. (Megalophrys feae). Submaxillaris HOFFMANN 1873—1878 p. 108. z o =] 132 A. LUTHER. wohl überall vorhanden sein." Diese allgemeine Verbreitung ist offenbar durch seine Bedeutung für den Verschluss der Nasenlöcher bedingt (vgl. Duos 1835 p. 53; Gaurr 1896 a p. 261, 1896 b p. 138). — Auch bei den Anurenlarven ist der Muskel bereits vorhanden (vgl. Gorrre 1875; ScuurzE 1892 p. 15). Dass der Muskel eine geringe Rotation der Kiefer um ihre Längsachse bewirkt wurde von Gaurr (l. c.) bei Rana experimentell nachgewiesen. Seine ähnliche Ausbil- dung bei Urodelen lässt vermuten, dass er hier ähnlich wirkt, was schon Fiscuer (1864 p. 48 annahm. Nach diesem Autor, dem sich Russ (1897 p. 308) anschliesst, würde der an der Aussenflüche des Unterkiefers weit hinabragende A. m. externus den ventra- len Rand des Unterkiefers auswärts rotieren, der Interm. anterior ihn einwärts drehen. C. M. mandibulo-labialis. ! Dass dieser bei den Anurenlarven vorhandene Muskel (vgl. Gore 1875 und ScHULzsE 1892 p. 13—15) ein Abkómmling des M. intermandibularis ist, wurde kürzlich von Epceworr (1911 p. 191) embryologisch nachgewiesen, eine Beobachtung, die ich bestätigen kann (Tafel F. A). Dem entspricht auch sein Ursprung am Meckelschen Knorpel zwischen dem Interm. posterior und dem Interm. anterior, sowie seine Innerva- tion durch den R. intermandibularis des N. V, (schon von SrroxG 1895 p. 109 richtig erkannt). — Inbezug auf nähere Details über diese speziell larvale Differenzierung ver- weise ich auf die zitierten Autoren. D. Innervierung des M. intermandibularis (C, v). Die Innervierung des M. intermandibularis posterior und anterior durch Äste des N. V, ist bekannt. Von Fischer (1864 p. 45, 48) wurde die Frage aufgeworfen, ob die Innervie- rung nicht vielleicht durch dem N. V angeschlossene Fasern des N. VII erfolge, und diese Auffassung wurde später u. A. von Ruce (1897) vertreten. Drüner (1901 p. 441—443) dagegen zeigte, dass die motorischen Fasern des R. intermandibularis V echte Trigeminusfasern sind, und dass die Mm. intermandibularis anterior und posterior der Urodelen dem Trigeminusgebiet angehóren. Dasselbe geht inbezug auf die Anuren aus Gaurrs (1896) Untersuchungen hervor, ebenso aus der Ontogenie dieser Tiere. — Auch ! Sein Vorhandensein ist konstatiert bei den Gattungen: Xenopus, Pipa (KLEIN 1850 p. 16), Bombina- tor, Pelobates, Megalophrys (BEDDARD 1911 p. 403, textf.), Leptobrachium (BEDDARD 1907 p. 884, textf. 232), Bufo, Hyla, Cystignathus (KLEIN 1. c.). Rana. Vermisst wurde er bisher bei keinem Anuren. * Synonym: Mm. constrictores labiorum GORETTE 1875. Tom. XLIV. Über die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 133 bei den Gymnophionen finde ich, — was ich gegenüber den Angaben von WirpERsHEIM (1879 p. 62) und WarpsenurpT (1887) hervorheben will, — eine Innervierung des M. intermandibularis durch den N. intermandibularis V ,. Dass dieses überall die wesentliche Innervierung des in Rede stehenden Muskels ist, steht fest. Andrerseits muss es aber erwähnt werden, dass häufig (vgl. F. 84, 85 und 92) eine Anastomose zwischen dem R. intermandibularis des N. V und dem N. VII besteht. Drüner (l. c. p. 444; 1904 p. 368 u. 653; 1903 p. 559) konstatierte auch, dass beim erwachsenen Salamander und andern Urodelen (z. B. Siren) eine Vermischung der Gebiete der Nn. V und VII stattfindet; bei Siredon war das schon bei der Larve der Fall. Bald greift der V auf das Gebiet des VII über, bald umgekehrt. ! Práüpa- ratorisch lässt sich in solehen Füllen im Grenzgebiet infolge der Verflechtung der Ner- ven überhaupt keine scharfe Grenze feststellen, ganz wie es bei Fischen so häufig der Fall ist. Dass trotzdem die Mm. intermandibulares genetisch unbedingt in das Gebiet des N. V gehóren, ist klar. IV. Phylogenetisches. A. Abstammung der Amphibien. Die Frage über die Herkunft der Amphibien soll hier nur kurz, und soweit sie sich auf die hier behandelten Teile des Körpers stützt, berührt werden. Es stehen sich verschiedene Auffassungen gegenüber (vgl. Harckkı 1893 p. XVI), von denen jedoch nur folgende drei in Betracht gezogen zu werden brauchen: a. Die Amphibien sind von Dipneusten abzuleiten, oder diese stehen ihnen unter den rezenten Fischen am nächsten (Hascker, M. FÖRBRINGER, Kerr, BRIDGE, SEMON, K. FÜRBRINGER, SEWERTZOFF). b. Primitive Crossopterygier sind als Ahnen der Amphibien anzusehen (KINGSLEY, Porzarn 1892, Dorro, u. A.). c. Dipneusten, Crossopterygier und Amphibien müssen „als verwandte Stämme von einer gemeinsamen, schon im Silur vorhandenen Ausgangsform hergeleitet werden“ (Lugosch 1911 p. 748). a. Eine der Stützen für die Annahme einer nahen Verwandtschaft mit den Di- pneusten bildete die Ähnlichkeit in der Entwickelung des Chondrokraniums bei den Di- pneusten und Urodelen. Diese Ähnlichkeit dürfte aber zum grossen Teil darauf zurück- ! Die Anastomose wird auch erwähnt von COGHILL 1902 p. 225 (Amblystoma) und Norris 1913 b p. 274 (Siren). N:o 7. 134 À. LUTHER. zuführen sein, dass es sich in beiden Fällen um autostyle Formen handelt, die von sol- chen mit amphistylem Kieferapparat abstammen. Für Ceratodus wurde letzteres besonders schön durch Krawerz (1911) nachgewie- sen. ! Der Grund, weshalb die Beweglichkeit des Palatoquadratum der Dipneusten ver- loren ging, ist klar: es handelt sich um eine Anpassung an das kräftige Trituralgebiss (Dorco 1895 p. 109; Luruer 1913). Dass dieses letztere aber unmöglich als Ausgangs- punkt für die Bezahnung der Amphibien gedacht werden kann, darüber sind sich alle Forscher einig. Inbezug auf die Amphibien lässt sich (vgl. oben S. 7—43) ver- gleichend anatomisch sowohl wie ontogenetisch zeigen, dass die Autostylie ^ keine pri- märe ist, wie es Huxrey (1876 p. 40—45), K. FürBrinGer (1904 p. 50) u. A. annah- men. Auf eine einstige Aufhängung des Quadratteils des Palatoquadratum am Hyoman- dibulare lassen sich vermutlich, wie Suschkın (1910 p. 244) in seiner vortrefflichen Ar- beit andeutet, bei verschiedenen Tetrapoden vorkommende. meist ligamentöse Verbindun- gen des Hyostapes (der Columella auris) mit dem Quadratum oder Mandibulare zurück- führen. Zu phylogenetischen Schlüssen wird man Ähnlichkeiten im Bau des Primordial- kraniums von Dipneusten und Amphibien nur mit áusserster Vorsicht, und nach Abzug derjenigen Merkmale, die mit der Autostylie im Zusammenhang stehen, verwenden dür- fen. Da viele Amphibien noch Reste der ursprünglichen Bewegliehkeit des Palatoquad- ratum beibehalten haben, während sie bei den Dipneusten bereits verloren gegangen ist, kónnen die ersteren nicht von Dipneusten abgeleitet werden, die in dieser Bezie- hung den bekannten Formen dieser Gruppe glichen. Dieser aus der Betrachtung des Skelets und der Bezahnung sich ergebende Schluss wurde bereits von Boas, Core, DoLLo (1895 p. 141),, Suseuxiw (1910) und Anderen gezogen. Er erhält eine sehr wichtige Stütze durch das Vorhandensein des M. levator quadrati bei den Gymnophionen (Ver- ! KnAWETZ bezeichnet das Verhalten als ,H y o stylie*. Es ist aber unzweifelhaft richtiger von einer einstigen Amphistylie zu sprechen. Reine Hyostylie finden wir nur bei Bodenformen mit stark vorstreck- barem Kieferapparat (Rochen, Acipenseriden), dagegen bei der grossen Mehrzahl der Fische Amphistylie, wobei hinten eine Aufhàngung am Hyomandibulare, vorn eine solche in der Palatobasal-Verbindung oder noch weiter vorn in Betracht kommt. ? Huxtey (1876 p. 40) nennt bekanntlich einen Schädel autostyl, wenn das Palatoquadratum direkt, ohne Vermittlung des Hyomandibulare. am Schüdel befestigt ist. Da es sich in allen bekannten Fällen von Autostylie (vgl. die Beispiele HuxrEv's: Holocephalen, Dipneusten, Anuren) um eine einheitliche V er- wachsung von Palatoquadratum und Neurokranium handelt, tritt eben diese Einheitlichkeit der betref- fenden Knorpelteile in der Praxis in den Vordergrund. Eine bewegliche Aufhängung des Palatoquadratum am Schädel, — Protostylie im Sinne von SUSCHKIN (nicht im Sinne von Kerr 1908) — kommt bekanntlich bei rezenten Tieren nicht vor. (Die Vorfahren der Notidaniden waren, wie wir mit Sicherheit annehmen dürfen, amphistyl). Tom. XLIV. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 135 sruys) und seiner Homologa bei den übrigen Amphibien. Die anderen hier behandelten Muskeln erlauben inbezug auf die Verwandtschaft von Dipneusten und Amphibien kei- nerlei Schlüsse. b. Zu Gunsten einer Ableitung der Amphibien von primitiven Crossopterygiern lassen sich viele Fakta anführen. ' Die Amphistylie dieser Formen entspricht einer sol- chen Auffassung. Auch die Muskulatur liesse sich im allgemeinen sehr gut damit in Einklang bringen. Besonders ist das Vorhandensein eines Constrictor 1 dorsalis, spe- ziell des Levator palatoquadrati, hervorzuheben. Dass die spezielle Differenzierung des Constrietor 1 dorsalis bei den zwei rezenten Gattungen nicht als Ausgangspunkt für die betreffenden Muskeln der Amphibien genommen werden kann, schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass bei ausgestorbenen Formen sich Zustände finden konnten, die zu den Amphibien hinüberleiteten. Es muss allerdings betont werden, dass Polypterus und Calamoichthys sich inbezug auf das von mir untersuchte Gebiet auffallend gleichartig verhalten. c. Am wahrscheinlichsten ist es mir jedoch, dass die dritte der oben (S. 133) angeführten Alternative das Richtige trifft. B. Verwandtschaftliche Beziehungen der Amphibien unter einander. Dass die Urodelen in vielen Beziehungen den gemeinsamen Stammformen aller rezenten Amphibien ähnlich sind, ist unzweifelhaft. Auch auf dem Gebiet der Trigeminus- Muskulatur (Constrictor 1 dorsalis und Adductor mandibulae) bieten gerade die Schwanz- lurche den Schlüssel zum Verständnis der Gymnophionen und Anuren. Andererseits haben letztere Gruppen einige alte Merkmale bewahrt, die den Urodelen verloren gegan- gen oder bei ihnen weniger ausgeprägt sind. Das ist hóchst wahrscheinlich der Fall mit der Streptostylie der Gymnophionen. Eine Ableitung des Levator quadrati der Gym- nophionen von dem rudimentüren homologen Teil des Levator bulbi der Urodelen erscheint sehr wenig plausibel. Sie ist um so weniger wahrscheinlich, als der Levator quadrati in hohem Grade mit dem bei gewissen Reptilien (Sphenodon embryonal, Saurier) vor- handenen M. protractor pterygoidei übereinstimmt. Es empfiehlt sich deshalb nicht, wie Core (1884, 1890), Sarasın (1890), Ganow (1909) u. A. es tun, die Gymnophionen zu den Urodelen zu rechnen und sie als eine Gruppe derselben hinzustellen; vielmehr sind die Blindwühlen, — im Anschluss an die alte Einteilung von MErrem (1820), — ! Man vergleiche besonders SUSCHKIN 1910. 136 A. LUTHER. ! Alle drei wur- als eine den Urodelen und Anuren gleichwertige Gruppe aufzufassen. zeln in einer den Vorfahren der Reptilien nahe stehenden Gruppe, bei der der Schädel kinetisch war. Ob diese Gruppe den Stegocephalen angehörte, oder ob es sich um noch unbekannte Formen handelt, sei dahingestellt. ” Dass die Ähnlichkeiten zwischen Amphiuma und den Gymnophionen nur auf Konvergenz beruhen, braucht nach der Arbeit von KınesLev (1902) wohl kaum noch betont zu werden. ! Vgl. die damit übereinstimmende Auffassung von Huxrey (1878) WIEDERSHRIM (1879), KINGSLEY (1902), BoAs (1914), u. A. > Vel. WiNTREBERT 1910 p. 1081— 1083. Nachwort. Es ist mir ein Bedürfnis meinem hochverehrten väterlichen Freund und einstigen Lehrer, Herrn Prof. J. A. ParwÉN, der mir, — in gewohnter uneigennütziger Weise, — bei der Korrektur der Druckbogen in Helsingfors behülflich war, auch an dieser Stelle meinen wärmsten Dank auszusprechen. Rostock 25. V. 1914. Tom. XLIV. V. Litteraturverzeichnis. Auris, J. Paezrs. 1897. 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Adductor mandibulae. Ik. Labyrintkapsel. aplp. A. m. p. longus profundus. md. Mandibulare. apls. A. m. p. longus superficialis. mdl. M. mandibulo-labialis. apsla. Kurze Muskeln des A. m. posterior. mpt. M. pterygoideus. cor. Herz. nsp 2, nsp 11. Langer Ast des R. ventralis cacra. Commissura quadrato-cranialis anterior. des 2. bez. 11. Spinalnerven. ctr. Cornu trabeculi. oh. M. orbito-hyoideus. hep. Leber. pra. Proc. ascendens. hy. Hyale. qu. Quadratum. im. M. intermandibularis. sr. Suprarostrale. lab. Labyrintanlage. tr. Trabekel. Inhaltsübersicht. Vorwort . I. Constrietor 1 dorsalis. N:o A. Levator quadrati und Streptostylie der Gymnophionen Litteratur. Basalgelenk S. 7. M. levator quadrati und seine Homologie mit dem M. levator palatoquadrati der Fische S. 8. Die Streptostylie ein ursprüngliches Merkmal. S. 12. Eventuelle Strepto- stylie bei fossilen Amphibien. S. 13. B. Die Muskelgruppe des Levator bulbi. a. Der Levator bulbi der erwachsenen Salamandriden und Anuren Litteratur. S. 14. Portio sagittalis. S. 16. Urodelen; late- rales Bündel ähnlich dem Levator quadrati der Gymnophionen S. 17; mediales Bündel S. 18. Anuren. S. 18. P. principalis. Urode- len. S. 19. Anuren. S. 19. Depressor membranae nictitantis. S. 20. Aplossa. S. 20. P. transversalis. S. 20. b. Entwickelung des Levator bulbi bei den Anuren . M ALT Triton. S. 21. Pelobates. S. 22. (Einheitlichkeit im Beginn. Dif- ferenzierung. Verschiebungen während der Metamorphose; Verschie- bung des Auges und ihr Einfluss auf die Lage des Depr. membr. nietitantis). S. 23. Abweichende Lage der P. transversalis bei Pelo- bates; Vergleich mit Bufo und Rana. S. 26. c. Innervierung des Levator bulbi i Litteratur. Anuren. Larven. Nussbaum'sche Färbung bei Rana. Reizversuche. d. Der M. levator bulbi von Uryptobranchus . Cr. alleghaniensis: Cr. japonicus; Vergleich mit Salamandriden. (Innervierung). e. Über die Funktion des Levator bulbi Beweger des Quadratum; Heber des Auges; Beziehungen zur Nickhaut. Erweiterung der Mundhóhle und Luftwege. e -1 un 14 29 148 A. LUTHER. f. Der Dilatator choanae von Amphiuma und Siren . . . . . Litteratur. Amphiuma: Beschreibung, Vergleich, Nerven, Funk- tion. Siren. g. Der Compressor glandulae orbitalis der Gymnophionen Beschreibung. Vergleich mit dem Levator bulbi. C. Zusammenfassung und morphologische Beurteilung Das Fehlen der Muskelgruppe bei einzelnen Gattungen sekun- där. Diskussion der Argumente, welche für eine Abstammung vom Constrietor 1 dorsalis der Fische und derjenigen, die für eine Zusam- mengehórigheit mit dem Add. mandibulae sprechen. S. 38. Phylo- genetischer Entwicklungsgang. S. 42. II. Der Adduetor mandibulae A. Urodelen : : Doe dudit A a. Einteilung. Beschreibung von Siredon als Beispiel . bro Adductoramandibulae externus 2... 2-00. 0 20: TTE: Form und Grósse. S. 47. Ursprung. S. 49. Ansatz. S. 51. c. Add. mand. posterior . 52. Amphiumiden. S. 53. Nectu- gn Proteus. Salamandriden. S. rus; Siren. S. 55. d. Add. mand. internus . Übersicht; Caput anterius und C. posterius; Mm. pseudotempo- ralis und pterygoideus. 1. M. pseudotemporalis Ursprung. S. 57. Insertion. S. 59. 2. M. pterygoideus e. Innervierung der Derivate des Add. mandibulae bei den Urodelen Proximale Gruppe motorischer Äste. S. 63. Distale Gruppe S. 66. B. Gymnophionen. a. Beschreibung" 5 oss a ES Bean VN Übersicht. A. m. externus. S. 66; A. m. externus minor. S. 68; M. pseudotemporalis. S. 69; Caput praeorbitale. S. 69; M. pterygoi- deus. S. 69. Innervierung. S. 70. b. Vergleich mit den Urodelen A. m. externus. S. 71. Pseudotemporalis u. Pterygoideus. S. 71. Der ,Levator mandibulae* als Synergist. S. 72. C. Anuren. a. Der Add. mandibulae der erwachsenen Anuren Einteilung und Benennung Un ” » » 33 56 66 71 18) T LD T Tom. XLIV. N:o 7. Uber die vom N. trigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien. 1. A. m. externus 2. A. m. posterior subexternus 3. A. m. posterior lateralis 4. A. m. posterior longus 5. A. m. posterior articularis 6. M. pterygoideus b. Der Adductor mandibulae bei den Larven der Anuren . Litteratur. Material. S. 78. 7 Tage alte Bombinator-Larve. S. 79. Ältere Pelobates-Larve: Orienterung. S. 79. 1. A. m. posterior longus superficialis (Temporalis Auctt.) 2. A. m. posterior longus profundus (Subtemporalis ScHULZE) 3. A. m. posterior subexternus A. m. posterior articularis . 5. A. m. posterior lateralis A. m. externus -1 M. pterygoideus . . . c. Umgestaltungen während der Metamorphose Veränderungen am Ursprung S. 86; an der Insertion S. 87. Buccalfalte und Umbildung der Mundspalte. S. 88. Erst Erwerb neuer Insertionen, dann Aufgabe der alten. S. 90. d. Zusammenfassung und Beurteilung der Befunde am Adductor man- dibulae der Anurenlarven . Larvenmuskeln dieselben wie die des Erwachsenen. S. 91. Lar- vale Anpassung oder phylogenetisch alte Merkmale? S. 92. Wenige ursprüngliche Züge. S. 93. Ursachen der speziellen Umformungen bei der Larve. S. 93. Indirekte und direkte Anpassung an die Nahrung: Einfluss der riesigen Entfaltung des Darms. S. 94. e. Innervation des Adductor mandibulae bei den Anuren Erwachsene. Kaulquappen. f. Vergleich des Adductor mandibulae der Anuren mit denjenigen der Urodelen und Gymnophionen. . . . . dame. mNextermusmidaomurvid -.. 95; 2. A. m. posterior 3. A. m. internus D. Beziehungen des Adductor mandibulae zur Umgebung und Beurteilung der Befunde v NS Raumbeschränkung durch umgebende Organe. Einfluss des Au- ges S. 102; der weiten Mundspalte S. 103. Prinzipien der Raumer- sparnis bei Fischen: Zwischensehne und gekreuzte Stellung. S. 103. ” ” 91 150 A. LUTHER: Dieselben bei Amphibien. Ausdehnung des A. m. dorsokaudad: Pseudotemporalis der Urodelen S. 104. Ausdehnung ventrad: Ptery- goideus. S. 104. Lagerung der Adductorderivate über statt neben einander als Anpassung an die Kórperform. S. 106. Bedeutung von Rotationsbewegungen des Unterkiefers bei schmaler (drehrunder) Kór- perform. S. 107. Das Ligam. pterygo-mandibulare ist kein rudimen- tärer M. pterygoideus. S. 107. Einfluss von Vorhandensein oder Feh- len eines oberen Jochbogens. S. 108. Zusammenfassung: Anpassung an die Raumverhältnisse leitete Differenzierung des Muskels ein. S. 108. E. Vergleich des Adductor mandibulae mit demjenigen der übrigen Gnathostomen S. 109 Einteilungsgründe. a. Der Add. mandibulae der Fische . , 2 l. Spezielle Erórterung. Selachier. S. 111. Chondrostei. 111. Crossopterygii. S. 112. Ho- lostei. S. 112. Teleostei. S. 112. Dipneusten. S. 113. 2. Zusammenfassung . : : „lee A. m. posterior ursprüngl. Hauptportion. S. 113. Reduktion des A. m. ventralis. Hauptsächlich der A. m. dorsalis dem Add. mand. der Tetrapoden vergleichbar. S. 114. Überwandern des Ur- sprungs auf das Kranium in verschiedenen Gruppen; A. m. internus. S. 115. Entstehung des A. m. externus. S. 117. b. Der Adductor mandibulae der Tetrapoden 21 270.97. C MR Amphibien. S. 117. Sauropsiden. S. 117. Säuger. S. 120. Zu- sammenfassung. S. 120. Unzweckmässigkeit der bisherigen Nomen- klatur. S. 121. c: Tanelle + E Rc P ER iE dE CA SEITE EN III. M. intermandibularis (Constrictor 1 ventralis) . S. 121 A. M. intermandibularis posterior „ A22 a. Beschreibung Urodelen. S. 122, Gymnophionen. S. 125. Anuren. S. 125. b. Beurteilung der Befunde. 5 HOT Versuch einer Erklärung der verschiedenen Ausbildungsformen. B. M. intermandibularis anterior. ART | 128 Verflechtung bei den Amphiumidae. S. 128. Rudimente bei Proteus und Siren. Individuelle Variationen bei Necturus. S. 130. Anuren. S. 131. C. M. mandibulo-labialis „ 182 Tom. XLIV. Über die vom N. trigemimus versorgte Muskulatur der Amphibien. D. Innervierung der Mm. intermandibulares IV. Phylogenetisches. A. Abstammung der Amphibien DB. Verwandtschaftliche Beziehungen der Amphibien unter einander V. Litteraturverzeichnis VI. Tafelerklärung. VII. Inhaltsübersicht . 133 135 137 146 147 APT URI PR. RE" Ll "DI NM E A E. TP. MSS 4 ULL ^e P n e Ey M P 2" 0 M hi T ! Bar " zn [ un ; Y CU MR. Aalen: u ji 35 eU 4 in paite EE TUB OUE aw | ' ditt E v iv iex Tfi af up. ds IL di ERA CE ] ud, * LOI fager "Uf Am * aude: DI dE x ouf ler ^al ADR AT ; PUNTI. je dn ? | ARE, n Wabici on ze trés dei e ARI 3.1) V. ant dio jov. etam, TES purs poat a Uode iier. A dosi "n. DET u.c uro Weeds Ys TOD ua ra ee T M "WU. > a Qudlepa JUR oder re ee" Bi Qt a DAN opos Masi eif Mile arr PAPE bo CE 0m À ir Le | Mines n VSrgtelu ih A dörr tri week wii femjentgrem Me Y^ i Vh tar, 1 veithé»stpimen 2 , is ar I LEN I N a lie AU. mwoflibelae DE Zr 12 re 65. Sett Tilt | nma! Ui 2 i Toy À E om & ( 7 4 ] uu i Ii ka Q 1 Tun Är { MES vo Pn DL y LA 1 D: " = % | oh LI | Du TE NP On 3 Lis nt +" . " "e ! LA aá ua TL IP ar | , t4 c . pewlurior acide. 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I enlighet med Societetens upp- drag skildrade jag hufvuddragen af den bortgångna vetenskapsmannens lif och verksamhet i en skrift, som upplästes på Societetens árs- och högtids- DE 29 mars år 1899 afled vår i Paris bosatta landsman, Societetens he- dag den 29 april 1900. Offentliggörandet af samma lefnadsteckning har emellertid fördröjts eme- dan manuskriptet blef förlagdt och först nyligen återfunnits. Af andra skildringar öfver den aflidne forskarens lefnad och skrifter må här nämnas följande: Autobiografiska uppgifter uti installationsprogrammet år 1858. Biografinen Nimikirja, Helsingfors 1852, sid. 519 - 521. Finlands Universitet 1828 —1890, Biografiska uppgifter öfver dess lärare, embets- och tjänstemän, af R. A. Rexvarı. Andra upplagan. Helsingfors 1891, sid. 269—273. Inbjudningsskrift till Promotionen vid Universitetet i Helsingfors d. 31 maj 1897, sid. 94—99. Fr. Errviso, Finsk Tidskrift, Helsingfors 1899, sid. 309—331, 401— 422. J. P. Nonnus, Luonnon ystävä, Helsinki 1899, siv. 71— 55, kuva. Abbé Hur, Bull. Soc. Botan. de France, 1899, XLVI, p. 153—165. Portr. Frère GasruEN, Act. Soc. Linn. de Bordeaux, 1899, LIV, Compte Rend. p. XXIII—XXIX. A. Borsrez, Revue gén. de Botanique, 18:9, X, p. 218—237. C. Gruu, Bull. Soc. Bot. Ital., 1899, p. 100—102. FE. Anxor», Ber. Bayr. Bot. Ges. 1900, X, p. 1—8. Portr. J. Hexriques, Bolet. Socied. Broteriana, Coimbra, 1900, XVIL p. 1— 6. Portr. Finsk Biografisk Handbok, utgifven af Tor Carreran, Helsingfors, 1903, sid. 1603—1610. Helsingfors i april 1913. JEPSEN FL: T m Pr v, 4 i? a I Ó. Er | js mt AS ' VA 1 3 d * A soi Vili DU ET tico. Dulti um] Ju ra RE anne IDAITAWEREM 1.7 « Tony om n cuv o N m iu ash Fab E ud ab athl A "eli: hf Nu "a ATOME fvstn, et iu Cha dre f = f C DR Kore PER fe OS Senna AR Lou hit leide Ind“ ains fiet dou Ye. latine PE "rea foie t or ru ng MARNE ad i | Lt, dÉS " DATEN! TiB Panini di TAE Aa - s 1 = ns ar - , e ne o. "vA asy rro WIS dq i TT TES At dederint «DOM i D 7 . € ET, Eos. = apa u i ACIER Sn pad mo Ex T : " | "? É ; "DT. ze pn RIOT OFTA hia ee Om , CN CEE b 25371 de» 2. Tu Slügten NYLANDER , härstammar från Uleåborg, där stamfadren, känd på orten under namnet Saari-Simuna, var handlande; han dog i Torneå 1715, dà han jemte sin familj under stora ofreden var stadd på flykt till Sverige. Af hans ättlingar ha tvänne tilldelats plats bland Finlands minnesvärda män, neml. sonen Jonax NYLANDER, Slutligen biskop i Borgå och en sonson, med samma namn, hvilken af Gustaf III för sin omfattande och gagneliga affürs- verksamhet belönades med den dåförtiden ovanliga titeln af hofråd. Utmärkt genom stor drift och skarpt förstånd i ekonomiska frågor, var han under denna titel känd vidt och bredt och är äfven förevigad af Sara Wacklin, som på ett målande sätt skildrar det myndiga hofrådets mindre tilltalande egenheter. Äf- ven hofrådets originella broder, Kivi Taneli, är tecknad af Sara Wacklin i hen- nes ,Hundrade minnen”. I öfrigt upptagas de talrika manliga afkomlingarna i tre generationer på stamtaflan nästan utelutande som köpmän. Till denna kategori hörde äfven Winzriam NYLANDERS fader, handlanden och rådmannen Axpers NYLANDER, gift med en dotterdotter till hofrädet. Af familjens sex söner fullföljde ingen slägtens traditioner; en blef artist och fyra slogo sig på den lärda banan. Bland dessa sednare finnes en ännu qvar i lifvet, Bruno Nyranper, skollärare, sedan länge bosatt i Ekenäs. De tre andra bröderna Frevrik, Wicziam och Ebvis egde sinsemellan många likheter. Alla ut- märkte sig genom tidig och snabb utveckling samt framstående vetenskapliga anlag. Alla tre egnade sig i unga år med brinnande ifver åt naturalhistorien och afslutade sina studier vid Universitetet enligt tidens sed med afläggande af examen för läkarebanan, Den äldste brodren, Freprik Nyranper, född 1820, blef student vid 16 års ålder och företog vidlyftiga utländska resor samt gjorde sig snart bekant sär- skildt genom sina forskningar i ryska Karelen och ryska Lappmarken, där han lyckades göra högst märkeliga växtfynd, bekantgjorda jemte annat i Spieilegnum plantarum fennicarum, cent. I—IHI 1845—1846. Detta endast tre små häften om- 6 J. P. Nonnurm. fattande arbete är i vàr litteratur hógst anmärkningsvärdt; man móter nem- ligen här för första gången en på sjelfständig kritisk inhemsk forskning bygd utredning af talrika finska växtformer. FREDRIK NYLANDER blef botanices docens 1843 och tjenstgjorde 1843—46 vid botaniska trädgården i Petersburg samt eftersträfvade den då ledigblifna adjunkturen i naturalhistoria vid vårt Universitet. Tjensten gafs dock åt en an- nan (Dr R. F. Sıuuzere) och för att vinna sitt lefvebród slog sig Frevrık Nv- LANDER på läkarebanan, aflade 1853 medicine licentiat-examen och tillbragte se- dan återstoden af sitt lif som läkare i sin födelsestad Uleåborg, utan att vidare fullfölja sina så lofvande arbeten på botanikens område. Huru FREDRIK NYLAN- DER först slagit sig på detta ämne och med sådan ifver omfattat detsamma på en tid då de botaniska arbetena hos oss lågo i nästan fullständig lägervall, är ännu icke närmare utredt. Endast så mycket är kändt att han tidigt kom i be- röring med Erıas Fries, som i bref 1840 uppmanar honom att göra utredandet af Finlands flora till sitt lefnadsmål. Den yngste af bröderna, Axpers EbviIn NytAnver, föddes 1831, gjorde sig som ung student känd som en skicklig naturalhistoriker och erhöll redan 1849 samt flere följande år uppdrag att utföra exkursioner som Fauna & Flora Säll- skapets stipendiat. Genom dessa och andra resor ända upp till ishafskusten förskaffade han sig vidsträckt kännedom om landet, och förutom ansenliga till nämnda Sällskap och Universitetet inlemnade samlingar har Epviw NYLANDER i våra naturalhistoriska häfder qvarlemnat spår af sina sträfvanden genom sina laffloror öfver Åland och Savolaks samt genom en handbok öfver Finlands mollusker. Han slog sig som läkare ned i Kuopio, där han den 23 maj år 1890 afled. Den andra i ordningen af bröderna var Winrram Nyrawpgg. Född den 3 ja- nuari 1822 i Uleåborg, blef han student 1839 och aflade 4 år derefter en ly- gande filosofie kandidat-examen, dervid honom tilldelades Laudatur i alla natur- vetenskapliga discipliner, äfvensom i filgsofi samt grekisk och orientalisk litteratur; i december 1845 undergick Nyziaxper medicine kandidat-examen, 2 !/, år deref- ter medicine licentiat-examen och kreerades den 19 juni 1847 till medicine och kirurgie, doktor. Dessa data lemna redan en antydan om en mindre vanlig fórmága, men långt tydligare framträda Nyzanvers begáfning och energi om man följer hans samtidiga strüfvanden på det naturalhistoriska området. Som nyss blifven student, kanske redan nàgot tidigare, bórjade han eg- na sig åt detta ämne och riktade sin uppmärksamhet främst på insekterna, på Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. -1 hvilkas studium C. R. SaursERa dà ännu verkade lifgifvande vid Universitetet. Samtidigt begynte en annan ung student, J. M. J. af Texcsrrôm, med hängifven- het sina entomologiska studier. Med Texssrrön knöt Nyranper nu en nära vän- skapsfórbindelse fór hela lifvet, oeh utredandet af füderneslandets natur utgjor- de det gemensamma, kära målet för dem bägge. Texesmöus specialitet var fjä- rilarne, Nyranpers steklarne. | För dessa studiers bedrifvande gjorde Nyrasoer årligen resor. Åren 1840 — 1845 på somrarne besökte han olika delar af Österbotten, Savolaks och Kare- len samt Helsingfors-trakten. Sommaren 1842 vistades han äfven några måna- der i Stockholm för zoologiska och botaniska studier. Efter afslutad medicinsk kurs företog Nyraxper som Fauna & Flora Säll- skapets stipendiat flere resor, sommaren 1847 till Kuusamo, 1849 till finska Karelen vesterut från Ladoga och 1850 i juli till trakterna mellan Ladoga och Onega. På egen bekostnad gjorde han dessutom följande år utflykter till Vi- borgstrakten och Vichtis. Under tio somrars vandringar hade Nyraxoer sålunda hunnit genomresa en stor del af vårt naturhistoriska område; dock blefvo Lappmarkerna af ho- nom obesökta; en förkänning om deras natur lemnade likväl resan till Kuusa- mo, där fjället Tivaara bestegs. Frukten af dessa ungdomsstudier visade sig tidigt nog. Kort efter aflagd medicine kandidat-examen inlemnade Nyraxper i februari 1846 till Finska Ve- tenskaps Soeieteten en afhandling med titel Adnotationes in monographiam Formi- carum borealium Europe, som samma år trycktes och till hvilken under närmast följande år tvenne tillägg meddelades. Detta arbete anses vara af grundläggande betydelse för kännedomen af de nordiska myrorna och gjorde NYLANDERS namn bekant äfven bortom landets gränser. Författaren söker deri, hufvudsakligen på grund af egna iakttagelser, mer kritiskt än hittills skett, bearbeta de skan- dinaviska myrornas naturalhistoria, i hvilket afseende han framställer deras metamorfoser och ekonomi samt beskrifver dithörande arter med utredning af deras synonymier* jemte förekomst och utbredning. Följande år inlemnade Nyraxoer åter till publikation Mutillide, Scoliidee et Sapygide boreales äfvensom en omfattande monografi öfver de nordiska bina (Adnotationes in expositionem. monographicam apum borealium). 1 detta arbete be- skrifvas utförligt 140 arter bin, bland hvilka 2 nya genera och 34 tillförene obeskrifna arter uppställas. Samtidigt meddelade han spridda uppgifter öfver arter tillhörande andra insektordningar, och uti Trnesrröms , Bidrag till Finlands fjärilfauna“ ingå talrika uppgifter lemnade af Nyraxper samt dessutom beskrif- Tom. XLIV. 8 J. P. Nora. ningar på åtskilliga af honom uppställda nya arter. Vid denna tidpunkt stod han i förbindelse äfven med den berömde lepidopterologen ZELLER, som efter ho- nom 1847 uppkallar en ny fjärilart (Lyonetia Nylandriella). Om ock Nyzaxver hittills företrädesvis riktat sin uppmärksamhet på insekt- verlden, hade han ei heller försummat växterna. År 1846 tillsände honom Errs Fries ett lofordande intyg och anhåller i bref om rättelser och tillägg rö- rande Finlands flora till sitt då utkomna arbete Summa vegetabilium Scandinavia. 1818 meddelar Nytasoer talrika bidrag till Österbottens flora och redogör för Fries” berörda arbete. Såsom betecknande för tidsförhållandena må här intagas följande uttalande: „Det torde, yttrar Nyranper, hos oss vara föga kändt, att en Flora omfattande vårt land, redan för ett par år sedan utkommit i Sverige. — — — Författarens namn är en tillräcklig borgen för detta innehålls ofant- liga värde för den nord-Europeiska Floran i allmänhet och särskildt den Finska". NYLANDERS egentliga verksamhet söm botanisk författare infaller emeller- tid först år 1850, då han utarbetade och till publikation inlemnade ej mindre än tre större arbeten, hvilka för utvecklingen af kunskapen om vår flora blefvo af epokgörande betydelse. Ett af dessa arbeten, Animadversiones circa distributionem plantarum in Fen- nia, synes till en del framkallats af Fries nyssnämnda Summa vegetabilium. Re- dan i sin föregående relation af detta verk hade Nyranper framhållit några häri intagna felaktiga uppgifter. Genom sina sednast utförda resor och studier i Fauna och Flora Sällskapets samlingar var han i tillfälle att nu tillägga mye- ket nytt och värdefullt till detta Fries arbete och på samma gång därifrån ut- mönstra åtskilliga oriktiga eller vilseledande data öfver Finlands flora. Men utom dessa tillägg och beriktiganden lemnar författaren en oriente- rande öfversigt af Finlands allmänna naturbeskaffenhet och vegetation och só- ker vidare förklara vissa egendomligheter i arternas utbredning samt väcker förslag om planmässiga undersökningar. Finland äger, säger han, väl åtskilliga utmärkta växter men ej någon rik, utan tvärtom i regeln torftig vegetation; dess karaktär är enkelhet och anspråkslöshet. Arterna ha här en större ten- dens till utbredning i nord-sydlig än i ost-vestlig riktning, hvilket betingas af sjöarnas långsträckta form i förstberörda riktning och omslutning af åsar eller höjdsträckningar. För afhjelpande af de väsentliga brister som ännu vidlåda vår kunskap äfven om de allmännaste arternas utbredning, uppmanar förf. ifrigt till utarbe- tande af lokalfloror och insündande af samlingar och iakttagelser till Fauna och Flora Sällskapet. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 9 De tvà andra afhandlingarna utgóras af floror ófver Helsingfors-trakten oeh Karelen. Materialet till dem hopbragtes under jemfórelsevis kortvariga exkursioner och de kunna därför ej göra anspråk på större fullständighet i nu- tida mening; i stort sedt återge de likväl tydligt och riktigt de allmänna grund- dragen af utbredningen och omfatta dessutom, jemte kärlväxterna, äfven mos- sorna och lafvarne. Inledningsvis tecknas här tillika naturen i korta drag, tyd- ligt och öfverskådligt med hänsyn till hufvudmomenten och deras inflytande på floran och vegetationen, hvilket allt möjliggjordes genom NYLANDERS máng- sidiga insikter. Dessa floror äro för sin tid högst värdefulla och framträda som milstol- par i vår floristiska litteratur. I sjelfva verket stå de, särskildt med hänsyn till omfattningen, vida framom flere långt sednare tillkomna lokalfloror. I samma häfte som dessa botaniska afhandlingar ingå vidare ett supple- ment till Apes samt Revisio synoptica apum borealium, innehållande en kritisk redogörelse öfver ämnet grundad på vunnen erfarenhet uti museerna i Ber- lin, Paris, London m. fl. Under nästan hela årtiondet 1840—50 togs Nyranpers tid och krafter i anspråk af Sällskapet pro Fauna et Flora Fennica. Till medlem af detta sam- fund invaldes han 1840 och inskref dà sitt namn i matrikeln med väldiga bok- stäfver, liksom bebädande att hans betydelse här komme att bli af enastående art. Också intog NvrawpeR snart nog inom Sällskapet en ledande ställning. I vården och bearbetandet af dess samlingar deltog han med en förmåga och en uthållighet som ingen annan, och sträfvade af alla krafter att drifva Sällska- pet till en mer tidsenlig vetenskaplig verksamhet. I sådant afseende förmådde han Sällskapet att utgifva vetenskapliga publikationer, och skriftserien , Notiser" kom 1848 till stånd. I förening med sin vän Tenesrtröm fyllde han häri I tomen, den II upptages nästan uteslutande af Nyranpers arbeten och, ehuru redan stadd på främmande botten, bjuder han till af all håg att samla material till den III. Ifrån Paris bestormar han sin vän att skrifva något för Notiserna, och erbjuder sig att hålla privata kollegier för anskaffande af nödiga medel m. m. Han omfattade detta samfund med en hängifvenhet utan gränser, trod- de på dess framtid och under ett årtionde uppbar han väsentligen detsamma. Med allt skäl har denna tid i Sällskapets historia benämnts den Nylanderska perioden och med berättigad sjelfkänsla kunde Nyraxoer sjelf fyra decennier sednare skrifva ,pars magna fui*. I augusti 1850 företog NyLaxuer en längre utrikesresa. Han vistades till början af oktober i Stockholm, styrde kosan sedan öfver Berlin och Brüssel Tom. XLIV. 10 J. P. NonRum. till Paris, där han sysselsatte sig mest med bivistande af medicinska kollegier och med att göra sig husvarm i franska språket. I juni lemnade han Paris, uppehöll sig sedan en tid i London, där Linnés och Kirbys insektsamlingar stu- derades, och han hemkom i slutet af juli. Få månader derpà lemnade Nyraxper åter hemlandet, men dà med denna resa ett nytt skede i hans lif inträder, skola vi här kasta en kort üfverblick på hans ungdomsstráfvanden. Nyranper hade begynt sin vetenskapliga bana som zoolog, sedermera utbildat sig till läkare och slutligen med stor framgång indragit äfven växt- verlden inom sitt arbetsfält. Han hade sålunda efterhand utvecklat allt större mångsidighet, utan att något nyare ämne undanträngt ett tidigare. Med all ifver strüfvade han fortfarande att vidare förkofra sina medicinska insigter. : För vår flora hade han lyckats åstadkomma arbeten af bestående värde, men dock måste entomologin ännu år 1851 betecknas som hans hufvudämne. Här framstår han som den fullt utbildade specialisten, medan han i sina botaniska skrifter ännu icke ingår på någon kritisk framställning eller utredning af for- merna. Först med året 1852 taga forskningarna öfver lafvarne öfverhand och af NYLANDER blir före decenniets slut den verldsberömde likenologen, men ännu långt in på följande årtionde är intresset för djurverlden hos honom lefvande. Sin växtkunskap synes NvrawpEgn förvärfvat hufvudsakligen på egen hand om ock Ezras Fries arbeten utgjort för honom en kraftig sporre till större ifver åt detta håll. För denna öfverallt för tiden högt uppburne forskare hyste äfven Nyraxper den största beundran samt tillsände honom till granskning ett par remisser kärlväxter, sednare äfven ett mindre antal lafvar. I september 1850 gjorde NYLANDER från Stockholm en utflykt till Upsala. I bref till Texcsrrôm ('/,) lem- nar han följande skildring af sitt besök hos den berömde svenske botanisten. „Här i Upsala var det första att söka upp Fries. Han är en reslig, ganska rask 56 års man, en smålänning alltigenom; hans språk har därför en stark brytning, som vi äro all- deles ovana vid att höra. Öfverhopad med sysselsättning i kommitteer, Consistorium, Fakul- tet m.m. är märkvärdigt hur han ändå hinner med sina botaniska skrifter. Halfva dagen går åt till korrespondens, säger han, dessutom. — — — I Fries hus har jag blifvit emottagen med en vänlighet och hjertlighet, sådan jag neppeligen erfarit större nàgonstüdes 1 eget land. Hans fru är isynnerhet oändligt älskvärd. Den äldste sonen, THorr, är 18 år gammal och känner redan svenska floran perfect; de yngre bröderna äro speciellt ifriga med svamparna och känna visst ganska väl de arter, här växa kring Upsala, ehuru endast 12—15 års bytingar.* Omkring år 1850 började Nyranper med förkärlek omfatta lafvarne vid hvil- kas bestämmande han torde anlitat Fries Lichenographia europea och äfven dra- Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 11 git nytta af AcHaArit herbarium, hvilket sedan 1834 tillhörde finska Universitetet och äfven af honom åberopas (i Addittam. Fl. Helsingf. p. 221, 222). I den po- lemik, som sednare fördes mellan Nyranper och Tu. Fries, betecknar den sed- nare E. Fries som NYrAnpers lärare i lafkunskapen, men denna uppfattning är knappast hållbar. Nyraxper hade visserligen tillsändt Fries en del lafvar från Finland till granskning och dessutom under sin vistelse i Upsala 1852 varit i tillfälle att genomse Frirs samlingar och erhålla hvarjehanda upplysningar, men det tillskott NYrAnper sålunda vunnit i lafkännedom var nog ej betydande. Sjelf säger NYLANDER (i bref ??/, 1875) att han underställt Fries inalles ett par dussin lafvar, men att dessa blifvit af honom samtligen orätt bestämda, tilläggande .Det är för öfrigt de enda någon menniska bestämt åt mig här i verlden*. Däremot har E. Fries dåförtiden högt uppskattade Lichenographia och Summa vegetabilium utöfvat ett påtagligt inflytande "särskildt på Nvrawpzms tidigaste upp- fattning af artbegreppet bland lafvarne '). Jemte sina fackstudier egnade NYLANnDER ifrig uppmärksamhet äfven åt andra ämnen och följde med vaket sinne tidens frågor. Uti sina skrifter berör han t. ex. de fossila snäcklagren vid Helsingfors och refflornas riktning där- städes, nivåförändringarna vid Ladoga och denna sjös sannolika förbindelse med Onega och Hvita hafvet i förgångna tider. Med lifligt intresse deltog han i de pågående finska språksträfvandena; han insamlade finska benämningar på vàx- ter och djur samt öfversatte (enligt tradition) till svenskan äfven gamla finska runor. Till medlem af Finska Litteratursällskapet kallades han 1840 och bekant- gjorde i Suomi en uppsats öfver Finska foglars finska namn. Bland arbetarne för Finlands fauna och flora framstår NvrawpeR i medlet af seklet som den främste. Till denna ställning hade han hunnit tack vare sin starka kärlek till vetenskapen, sin medfödda begåfning och utpräglade verk- samhetslust förenad med en naturlig ärelystnad. Men det kan ej betviflas att jemväl en varm fosterlandskänsla mäktigt bidragit till den hänförelse, med hvil- ken han då verkade på detta område. Enligt gänse traditioner skulle i NvrawpEess karakter och lynne redan nu framstuckit vissa frånstötande drag, särskildt en altför dryg sjelfkänsla parad med hänsynslöshet och stridslystnad. Hans kollisioner med Fauna Sällskapets !) Till belysande häraf må följande mening ur Flora Helsingforsiensis p. 20 här intagas. ,Systema Illustrissimi FRIES secutus sum ejusque in speciebus percipiendis nominandisque ,Summam Vegetabilium Scandinavie“ atque de formis nonnullis mihi dubiis sententiam ejus consilui, quam humanissime com- municavit*. Tom. XLIV. 19 J. P. NORRIIN. äldre medlemmar äro sedan gammalt kända ') och hans deltagande i ósterbott- niska afdelningens inbördes fejder 1849 ha nyligen blifvit skildrade. ”) Man vore emellertid benägen att hålla Nyraxpers uppträdande i dessa stridigheter blott för yttringar af vanligt ungdomligt öfvermod och särskildt af det österbottniska häftiga lynnet, förstärkt af tidens allmänna jäsning och oro. I Nyranpers skrif- ter och brefven till J. M. J. af Texeströn från denna period saknar man neml. alla antydningar om dylika specifika egenskaper, och förgäfves söker man i dem spår af det retliga och ömtåliga lynne och af de bittra utfall. hvilka sedermera så karakteristiskt framträdde och djupt ingrepo i hans lif och verksamhet. År 1851 erhöll NYLAnDer resestipendiet för unga litteratörer och lemnade på hösten hemlandet. Afsigten var att följande år återvända, men frånvaron kom att räcka mycket länge, eller ända till hösten 1858, och medförde efter- hand en genomgripande förändring i hans sträfvanden, känslor och hela varelse. Resan åsyftade ursprungligen att i utlandets vetenskapliga härdar stu- dera botanik och att tillika på andra naturvetenskapliga områden vinna tids- enlig utbildning. Samtidigt afsåg resan äfven ett mer speciellt ändamål, neml. att sedan kunna dokumentera sig för den emotsedda nya professionen i botanik. Till Paris anlände Nyraxper i slutet af oktober och slog sig till en bór- jan på mikroskopiska studier i allmän embryologi, fysiologi och komparativ anatomi; han arbetade för Costa, BERNARD m. fl. celebriteter och bland botani- sterna nämner han Moxracxe, TULASNE och Brocnrarr som sina ,gubbar*. För hans stundande likenologiska undersökningar stod mycket att lära hos Turasse:; tillsammans med denne arbetade äfven NYLANnDER i Jardin des plantes med bestämning af kryptogamer. Ifrån Paris styrde Nyranper sommaren 1852 sin kosa till Upsala för att hos E. Fries sätta sig in i svamparna. Några mer betydande studier i myko- login synes dock icke kommit till utförande. I stället gjordes flitiga lafexkur- sioner först kring Upsala och sedan i Stockholmstrakten. Återkommen till Paris författade Nyraxper en liten uppsats med redogörelse öfver särskilda vid Stockholm antráffade lafarter, vid hvilkas utredande han betjenat sig af mikroskopet. Med denna uppsats gör NyrAnper sitt egentliga inträde på likeno- logins område. För studiet af dessa växter hade helt kort förut en ny tid randats. I olika länder hade man samtidigt börjat betjena sig af mikroskopet för bestäm- 1) Jfr. A. MOBERG: Sällskapets Pro Fauna et Flora Fennica inrättning och verksamhet 1821— 1871, sid. 32 och ff. 2) FREDR. ELFVING: WILLIAM NYLANDER, i Finsk Tidskrift. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 13 ning af lafvarna, oeh für klarställande af deras inre organisation och struktur hade Turasxe 1850—1851 bekantgjort fórtjenstfulla undersökningar, hvilka sedan sammanfattades i hans kända grundläggande arbete „Memoires pour servir à l'histoire des lichens*. Nyraxoer hade sålunda kommit till Paris i rättan tid för att deltaga i det stora nydaningsarbetet. Och det gàr nu raskt undan med undersókningarna. Sommaren 1853 gjorde han en resa till sódra Frankrike och Pyreneerna; en mängd nya arter upptäcktes, undersöktes och beskrefvos enligt den nya metoden. I Paris stod honom ett rikt material till buds från alla trakter af jorden och redan år 1854 blef han färdig med utkastet till ett nytt system öfver lafvarna. Följande år redogör han för chilensiska och andra sydamerikanska lafvar, utger en synop- tisk framställning af slügtet Arthonia m. m., och på slutet af år 1856 afslutar han sitt betydelsefulla arbete Prodromus Lichenographie Gallie et Algerie. Sam- ma år offentliggör han äfven ett större arbete öfver Frankrikes myror. År på år hade sålunda förgätt under rastlöst arbete. Den för NYnAnpers enkla behof jemförelsevis rundliga reskassan hade längesedan tagit slut, inkomsterna voro klena, de ekonomiska svårigheterna ofta tryckande. I hem- landet väntade honom en förmånlig anställning, tillkommen liksom enkom för hans räkning. Professionen i botanik inrättades nemligen 1852 och anslogs ledig två år derefter. Men ingen sökande anmälde sig. NYyraAnver ville ej lemna Paris. Redan vid sitt första besök där hade han mäktigt anslagits af verlds- stadens härligheter. I bref till vännen Tescström ger han i december 1850 uttryck åt sina känslor i följande ord: | „Det meriterar ej att börja relatera för dig om Paris oändliga herrlighet: du känner det nog bättre. än jag kunde beskrifva, genom andra källor: ännu mindre lönar sig att berätta huru jag lefver härstädes. Jag vill blott säga att det kännes utomordentligt godt. För att ge dig en föreställning om huru ofantliga samlingar här finnas, t. ex. af naturalier, behöfver jag blott nämna att förråden i' Berlin äro mängfaldt underlägsna, i flere saker en bagatell jem- förda med dem här. Och allt är uppställdt med smak och enkelhet och ändamålsenlighet, j snyggare och trefligare än pa museerna i Berlin och Stockholm, men ingalunda med den stät som en viss samling hos oss. Så äfven med sjukhusen. Det är här i allmänhet och i allt en jemn snygghet och god smak, som i synnerhet anslår." Under sin fleråriga nästan oafbrutna vistelse i Paris hade han blifvit allt- mer införlifvad med lifvet därstädes och hemlandets minnen höllo på att för- blekna. Genom orientaliska kriget var också förbindelsen försvårad och t. o. m. Tom. XLIV. | 14 J. P. NOoRRLIN. korrespondensen med Texeströn synes hafva upphört. De stora förhållandena i verldsstaden hade ingifvit honom nya intressen, ny syn på tingen. På denna vetenskapernas centralort hade han redan vunnit anseende, erhållit anställning vid sjelfva museum, och hade utsigt att vinna verldsrykte. Dertill hade han redan något àr planerat att utgifva ett storartadt arbete öfver lafvarne, något som endast i Paris kunde realiseras. Omsider beslöt han dock, om ock motsträfvigt, att ansöka professionen och disputerade våren 1857. Omedelbart därefter återvände han emellertid till sitt ,seconde patrie“, såsom han nu betecknar Frankrike. Den 9 november 1857 utnämndes Nyzaxper till professor i botanik, men erhöll genast ett års tjenstledighet för fullföljande af sina vetenskapliga arbeten. År 1858 tryc- kes äfven i Paris bl.a. första häftet af det minnesvärda arbetet Synopsis metho- dica Lichenum omnium hucusque cognitorum. Det var först pa hösten 1858 Nyrawpzm tillträdde sin tjenst, i hvilken han: installerades d. 5 oktober. Den botaniska undervisningen hade redan fór en längre tid tillbaka råkat i lägervall vid Universitetet och på Nyraxper stüldes nu stora förhoppningar. Uti inbjudningsskriften yttrar installator, prof. Anurrg: — — — ,det är intet tvifvel att han (NvrawpegR) skall veta ingjuta nytt lif och nytt intresse àt studium af denna vetenskap, hvilken han sjelf med varmaste kärlek omfattat och med så lysande framgång bedrifvit.* Och fórhoppningarne blefvo icke svikna. Tidsenliga föreläsningar blefvo införda, lifvande och lärorika exkursioner flitigt anstälda. På museum var NYLANDER outtröttligt verksam med samlingarnas bestämmande, uppställning och ordnande, därvid han uppoffrade ansenlig tid äfven på mekaniska göromål. Nya skåp, af pariser typ anskaffades m. m. Och med sådan raskhet gingo arbetena undan att på våren 1859 „Herbarium Musei Fennici^ kunde offentlig- göras. Förtjensten af detta omfattande och vigtiga arbete tillkommer dock ej NYLANDER ensam, utan tillfaller en betydande anpart Dr. TH. SAgLAN, som bearbe- tade och redigerade kärlväxterna och mossorna. Snart upplågade med full styrka äfven NYLAnDerRs gamla kärlek till Fauna & Flora Sällskapet, hvari han intog ordförandeplatsen år 1859. Under hans långa bortvaro hade en ny generation uppvuxit och dess nit sökte han på allt sätt lifva: likaledes strüfvade han att genom eldande tal på föreläsningarna vinna nya krafter för Sällskapet. Jemte landets utforskande i naturalhistoriskt afseende lågo Sällskapets , Notiser" honom mer än annat på hjertat. Oupphór- ligt ansätter han sin vän Texcsrrôn med uppmaning att insända bidrag. Än gäller det att få större, än mindre uppsatser, än strödda notiser. Han väcker för- Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 15 slag om ämnen, språk, titlar pa de väntade afhandlingarna, och när något bidrag från vännen anländer känner han sig öfverlycklig. Tack vare dessa bemödanden utgåfvos 1859 ett häfte och 1861 åter 2:ne häften af serien , Notiser”. Det mesta och värdefullaste häri härstammar från NYLANDER. Det största häftet upptages helt af hans Lichenes Scandinavie. Förutom med lafvarne sysselsatte Nyranper sig denna tid ansenligt äfven med svamparne: ej heller kärlväxterna försummades och äfven djurverlden sys- selsatte honom tidtals. I ,Notiserna* lemnade han uppgifter exempelvis om insekter, kräftan m. m., och han höll flitigt på med att till franskan öfversätta STAINTONS Stora arbete öfver fjärilarne. Huru mycket än forskningarna öfver hemlandet upptogo hans tid och krafter, var han dock med kanhända ännu större ifver sysselsatt med sina i utlandet påbörjade arbeten öfver lafvarne. För sådant ändamål reste han alla sommarferier till Paris och vistades där dessutom hela läseåret 1861—62. Bland. annat trycktes här 1860 2:dra häftet af Synopsis Lichenum. Äfven i Finska Vetenskaps Societetens Acta ingå under denna tid af NYrAnpER tvenne arbeten, hänförande sig det ena till Bretagnes och Dauphinés, det andra till Nya Grana- das laffloror. Till medlem af Societeten hade NYrtanperR år 1857 blifvit invald. Uti Helsingfors lefde NYyrAnper i stor tillbakadragenhet, sysselsatt nästan uteslutande med sin vetenskap. Han bebodde ett anspråkslöst qvarter och uppe- höll sig dagen igenom på botaniska museum. Under qvällarna infann han sig på akademiska läseföreningen, där man ofta såg honom med ett utländskt tid- ningsblad i handen tuggande på en hvetebulle och med en half flaska öl fram- för sig på bordet: detta utgjorde hans qvällsvard. Denna tid af sjudande verksamhetsifver och rastlöst arbete bragte stora resultat åstad. NYLAnpers förnämsta arbeten datera sig från denna period och hans entusiasm och kraftiga ingripande gåfvo nya och mäktiga impulser åt de unga i hemlandet. Tyvärr skulle dock denna så utomordentligt lofvande bór- jan alltför snart taga slut. Då NvrawpEn tillträdde sin befattning var han, såsom nyss antydts, en märkbart förändrad man mot fordom. Han var numera i sjelfva verket till hälften en främling hos oss. De fordna patriotiska känslorna flammade visser- ligen lifligt upp, men inskränkte sig förnämligast till vår natur och stodo dess- utom tillbaka för andra intressen af universellare art. Antagligen i följd af öfveransträngning och umbäranden hade hans af natu- ren häftiga lynne stegrats till en hög grad af retlighet, som gaf sig luft ej blott i tal utan ock i skrift. Han var djupt förbittrad på några af kollegerna i Con- Tom, XLIV. 16 J. P. Nonnrm, sistorium, och högeligen missnöjd med många unga medlemmar i Fauna och Flora Sällskapet för deras slarf i arbetena, brist på ruff m. m.; äfven förhål- landena i botaniska trädgården gåfvo honom anledning till missbelåtenhet. Han trifdes ej längre i Helsingfors. Redan 1858 säger han sig vara sjuk af träkighet. „Jag vantrifs här allt i högsta grad“, skrifver han till Texssrrön. .Hür vore drägligt om du vore på orten“; och i dylik tonart ljuda klagomålen till vännen, som han ständigt uppmanar att öfverflytta till Helsingfors för att här framdeles efterträda prof. NORDMANN. Till denna otrefnad bidrog väsentligen de stora planer NYyrAnper hvälfde i sitt hufvud och hvilka endast i Paris kunde förverkligas. I detta afseende torde följande utdrag ur brefven till Texeströn vara tillräckligt belysande. Den 24 april 1859 skrifver han från Helsingfors: ,Här ligger jag af mig och glömmer en massa exotiska småsaker alla dagar. Du vet att jag hål- .ler på med en Cryptogamia universalis . .. det är ej en obetydlighet. Du förstår att jag ej gerna vill förlora frukterna af tio års mödor. Med hvarje post får jag bref från utlandet som uppmana mig att återvända till min post.“ Och från Paris skrifver han i december samma år: „Hvad som är en ovillkorlig sanning, är att jag genom min vistelse här, är vida nyttigare än om jag murk- nar i H:fors. — — Jag arbetar som en slaf för att reparera den tidsförlust, som vistelsen i H:fors förorsakat, hvarunder jag betydligt legat af mig. Mitt kryptogamiska kapitel är långt och erfordrar ej ringa ansträngningar. Ars longa vita brevis.” Här må ännu en orsak till NyrAnoers vantrefnad beröras. I Paris fram- höll han våren 1875 för minnestecknaren, att Helsingfors klimat verkade menligt på hans hälsa och att han ofta då han gick till sängs ej var säker på att föl- jande morgon vakna vid lif. Att NxrawpERs bosättning i hemlandet ej skulle blifva annat än temporär framgår för öfrigt af många omständigheter, och betecknande är huru han för en af sina utländska korrespondenter nästan söker dölja att han tagit anställ- ning i Helsingfors och sålunda liksom öfvergifvit sin post i Paris. Så skrif- ver han *?/, 1858 från Paris till Arsorn att han nu kommer att vistas några månader i Helsingfors, för att sedan återvända till Paris, och från Paris berät- tar han i juni följande år att han besökt Helsingfors för studium af Acmamu herbarium. ') Och dock anade ingen att han så snart skulle definitivt lemna fäderne- jorden. Icke ens Nyraxver sjelf synes tidigare varit på det klara att året 186: 1) y. ARNOLD, WILLIAM NYLANDER, München 1899, s. 4. Tom. XLV. Minnesord öfver William Nylander. 17 skulle bli hans sista i Helsingfors. Tryckningen af hans stora arbete Synopsis hade fortskridit i det närmaste så långt som tidsförhällandena medgáfvo; på våren var han särskildt lifvad och verksam att utrusta expeditioner till ryska Lappmarken och ryska Karelen; begge kommo ock till stånd och all utsigt gafs att de skulle. återvända med rika skördar; mycket återstod för resten ännu att uträtta; talrika nya bidrag hade inkommit till finska museum, krypto- gamerna hade isynnerhet härigenom i så hög grad tillvuxit, att en ny upplaga af /lerbarium Musei Fennici borde utgifvas. Ifriga uppmaningar utgingo ännu i medlet på juni att insamla /soötes och annat, så att vid Nvrawpkms afresa från Helsingfors den 25 juni något afgörande beslut icke ännu synes förelegat. Men redan i augusti blef ställningen klar. Uttalanden, som i Consistorium af några dess ledamöter på våren riktats mot honom, hade djupt upprört hans sinne och synas hafva kommit hans tålamod att taga slut samt påskyndat hans afsigt att draga sig undan för att helt få lefva i Paris; härtill medverkade väl också, att hans önskan om dr Zerrersrenrs anställande som vikarie ej kunde realiseras. Den 12 september föredrogs Nyzaxpers från Paris insända afskedsansökän i Consistorium, till hvilket han därjämte riktade en bitter skrifvelse. Den 26 november blef han entledigad och var för alltid förlorad för Universitetet. Underrüttelsen om Nyraxvers oväntade afgång emottogs af alla vänner till Universitetet med bedröfvelse, af naturalhistoriens idkare med bestörtning. För den dài kraftig spirning stadda botaniska forskningen och litteraturen hade NYLAN- per varit den ledande själen, den drifvande kraften, den stödande armen. Nu var han borta och en plötslig domning följde i arbetena. NYLANDER var oersättlig. I hemlandet antog man, att NYyranper i Paris erhållit någon mer bety- dande anställning, men detta var icke fallet. Tvärtom förflöto de första åren här uti knappa omständigheter och i största tillbakadragenhet; äfven sedermera fortgick hans lif obemärkt och jemförelsevis enformigt. Ifrån Paris deltog han tidtals i de af Société botanique anordnade större exkursionerna. För hälsans skull företog han ett par somrar resor till södra Frankrike. I öfrigt gjordes blott små utflykter i Paris omnejder. Ett par repriser var han på 1870-talet anstäld vid Museum d'histoire naturelle. Ett märkligare afbrott i NyLanpers numera föga växlingsrika lif medförde tysk-franska kriget. Härom meddelar han i ett med ballongposten den 6 febr. 1871 afsándt bref fóljande skildring: ,Bedrófliga förhållanden ha afbrutit vår brefvexling. Under kriget har jag ej kunnat göra annorlunda än att ta tjenst som militärkirurg, hvilket sedan upptagit all min tid. Lyck- ligtvis har jag undgått kulor och bomber, utan att drabbas af den ringaste skräma, befin- Tom. XLIV. 3 18 J. P. Norkuım. nande mig endast nàgorlunda afmagrad, till fólje af sómnlóshet och torftigt lefvande. Mindre har jag dock varit bekymrad om mitt skinn än om mina dyrbara samlingar; vi äro logerade i en öfre våning endast på 2400 meters afständ från kruppkanonerna, hvilkas väldiga haubits- kulor slogo ner üfverallt 1 nàrheten. Lyckligtvis hittade blott en enda pà att skubba huset där jag bor. Kölden har i vinter varit den värsta fienden för armen. — — — Sjukligheten i staden har de sednaste tiderna gifvit 4000 till 5000 döda hvarje vecka. Större delen bort- ryckta af svält och köld. Hundkött 3 fr. skälpundet, de bättre bitarne 5 fr. och derutöfver. Rät- torna, mycket eftersökta läckerheter, 1 fr. stycket. En hästtunga kostar ännu 1 dag 14 fr. en katt 8 fr. För någon vecka är jag ännu bunden vid mina sårade och har för det närva- rande att sköta hela Dr J. GUERINS afdelning vid Ambulance de la presse." — — — Efter kriget äterupptogos arbetena med ofórminskad ifver. Upprepadt klagar Nyraxper under hela årtiondet öfver förfärlig brådska, ófverhopad som han, särskildt dessa tider, var med remisser från alla verldens kanter. Under åren 1865—1870 utgaf | NYLAnDER talrika värdefulla afhandlingar öfver såväl europeiska som exotiska lafvar. Han bekantgjorde vidare sin kända stora upptäckt om vissa kemiska reagentiers (hydras kalieus, hypochlo- ris calcicus) betydelse för lafstudiet, en upptäckt som i högsta grad underlät- tade formutredningen. Af Nyranpers specialarbeten från detta tidsskede må här omnämnas endast hans skildring af Finlands Pezize, monografin af slägtet Ramalina och Les Lichens du Jardin du Luxembourg i Paris, i hvilket lafvarnes egenskap af ett slags hygiometrar af mycket känslig art framhålles. Dessa växter uppträda öfverallt där tillgång på ren, rörlig luft gifves; flertalet skyr städer, om ock vissa arter fortkomma, endels t.o. m. bäst frodas i kultiverade trakter. Men i det inre af stora städer söker man dem vanligen förgäfves; de kunna icke trifvas i den orena luften och ersättas här af lägre krypto- gamer (såsom Protococcus, 0.à.). I en del af Luxemburger trädgården uppträda lafvar i mängd och på hästkastanjerna i .Allée de l'Observatoire* i sådan ym- nighet, att man måste gå utom staden för att finna något dylikt; härigenom angifves, att denna del af trädgården är den mest hälsosamma platsen i Paris. Sedan följde en längre period dà Nvrawpzn i tidskriften Flora bekantgör talrika meddelanden, medan hans öfriga publikationer inskränka sig till jem- förelsevis fåtaliga uppsatser. Tidtals åstadkom sjukdom eller försvagad hälsa störing i arbetet, men åtminstone på 1870-talet var han icke mindre verksam och strängt upptagen än tillförene. Han står nu på höjden af sitt anseende som tidens främste lafkännare och var då äfven den ende som för- mådde fullt beherska hela det likenografiska området. Sändningar af lafvar, in- strömma från alla håll och i stigande antal vända sig äfven specialisterna till Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 19 honom för erhållande af biträde vid bestämmandet af mer kritiska former. Jag vet ej, skrifver han 1874, huru jag skall hinna till på alla håll; det synes som om ingen kunde undvara mig för att skrifva om lichenografi.“ Omkring år 1887 vidtager åter en tid af större publikationer, hvilka företrädesvis hänföra sig till exotiska lafvar. NYLAnperR redogör nu, endels redan 15S4—1885, öfver Vega expeditionens stora lafsamlingar från Behringsund, Japan, Labuan och Singapore, samt offentliggör derjemte arbeten öfver Elds- landets, Patagoniens, Guineaöarnes och Nya Zeelands lafvar. Dessa arbeten afslutades 1891. Nxzaxoer hade nu nått sitt 70:de år och krafterna aftaga märkbart. Dock förgick tiden ej i overksamhet; fortfarande emottager han remisser till bestämning. 1896 utger han Paris traktens lafflora, 1598 Azorernas och vid hans frånfälle förefanns ett färdigt manuskript öfver Ceylons lafvar. I Finska Vetenskaps-Societetens Acta ingick 1847 NYLANDERS första afhandling; i dess Acta kommer ock hans sista arbete att offentliggöras. Uti inledningen till sin Synopsis (1855) lemnar NYLAnver en utförlig framställ- ning af lafvarnes allmänna egenskaper, deras yttre och i synnerhet inre byggnad jemte organernas funktioner, deras lefnadsbetingelser, i dem ingående ämnen, art- egenskaper, klassifikation, förekomst och geografiska fördelning. Hithörande frågor afhandlas äfven i flere af hans öfriga skrifter och ha i åtskilliga fall framkallats af den nya läran om lafvarnes väsen, som i slutet på 1560-talet framträdde och här nedan vidare kommer att beröras. I samband härmed synes äfven stå det kraftiga uttalande om lafvarnes egenskaper, hvilket ingår i tidskriften Flora 1883 och lyder: ,Lichenes characteribus propriis distinctissimis eminentes inter cetera Vegetabilia locum Classis occupant egregie, nobilissimæ. Sunt hi characteres simul externi vel anatomici et phy- siologici vel biologici. Vite» genere lentissima intermittente atque perennitate per sæcula sæcu- lorum producta ii jam ab alüs Classibus omnino separantur nihilque cum his comparabile offerunt, quod presertim patet apud Lichenes superiores et gonidicos, etiam crustaceos, struc- tura firmiores, vita longissima vel quodammodo infinita gaudentes, ita ut fieri possit plurima individua super rupes montium apricas expansa plura millia annorum vixisse!). Lichenes sic, certe maxima reverentia dignissimi, patriarchas sistunt mundi vegetabilis. Constitutio tamen eorum delicatissima observatur, situs patens et apertus, vento purissimo perflatus iis necessa- rius, cur illi omni perturbatione conditionum stationis, ubi degunt, infestantur, decolorantur, deformantur vel pereunt; similiter translatione occidunt.* Antalet af Nyranvers publikationer uppgår till omkr. 330, flertalet dock af mindre omfattning eller ock helt små, på några fà sidor. Ar 1892 utgafs 1) „Notetur Lichenes tales mortuos non occurrere (nisi casu mechanico vel chemico destructos). Annosissimi omnino, maximis speciminibus in natura exhibiti, semper validissimi et optime vigentes animad- vertuntur, sine ullo senectutis indicio. Neqve senectute, neque morte, neque putredine attinguntur.* Tom. XLIV. 20 J. P. Norrui. under titel Zaichenes exotici af abbé Hvg en sammanställning af de exotiska laf- var, NYLANDER i sina skrifter afhandlat. Arbetet utgör en diger volym in 4:0 och upptager 3659 arter. Vidkommande de europeiska lafvarne plägade Nvraw- ver långa tider bekantgöra det mesta af sina hithörande specialutredningar uti tidskriften Flora. De häri åren 1863—1587 jemte de i Ramalina-monografin ingående europeiska formerna äro likaledes sammanstälda af abbé Hur och offentliggjorda i 2:ne volymer 1886 och 1888 samt uppgå till närmare 2000 arter, af hvilka mer än hälften nya. Dessa sammanställningar jemte öfriga af NYLANDER utgifna arbeten angifva dock endast ofullständigt hans betydelse inom likenologin. Såsom nyss anfördes var han under mer än tre årtionden i hög grad upptagen af samlingar, som öfversändes till hans bestämning, och öfver innehållet af dem ha samlarena ofta sjelfva redogjort, stundom i nog digra afhandlingar. Ofantlig fördel af NYLAN- pers fjenster ha isynnerhet Frankrikes och Storbritanniens likenologer dragit; i betydande grad vidare lafforskare i Nordamerika, Tyskland, Ungern och Schweiz. Icke minst star hans hemland i tacksamhets skuld. Under de 2:ne första decennierna efter Nyranpers skilsmessa skickades härifrån nästan oafbru- tet, och ofta mycket stora, lafremisser till honom, och ännu på 1890-talet afgingo några dylika; på vår likenologiska litteratur har NYLANDER härigenom i alldeles påfallande grad inverkat. Kunskapen om lafvarne har sålunda på denna väg genom honom blifvit spridd i vida kretsar både i gamla och nya verlden och intresset för deras studium högeligen befrämjadt. Nyranver har slutligen äfven bestämt stora lafsamlingar uti museerna i Paris och London, och äfven härige- nom gjort forskningen stora tjenster för närvarande och kommande tider. NYLANDERS hufvudverksamhet hänför sig, som af det anförda framgår, när- mast till likenografin och lafsystematiken. I förstnämnda afseende har han utredt eller urskiljt och beskrifvit ett öfverväldigande stort antal arter och former, deraf nya i tusental och i samband härmed äfven lemnat omfattande bidrag till kännedomen om lafvarnes geografiska utbredning öfver hela jordklotet. Systematiserandet framstår för NYLANDER som den högsta uppgiften. „Res est maxime ardea scientiæ synthesisque ejusdem; immo sine systemate nulla scientia^ yttrar han redan i Prodromus Lichenographie Gallice. Såsom nämndes uppgjorde NYLANDER 1854 ett utkast till system öfver lafvarne, och detta system sökte han under tidernas lopp ständigt förbättra. Många afvikelser fran det första försöket framträda äfven i hans sednare arbeten; dock qvarstå i dem fortfarande de tidigast framstälda grunddragen och likaså återfinnas här städse samma ledande ideer. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 21 Att uppställa ett eget system für lafvarne hórde eljes till tidens ord- ning. Åtskilliga dylika framträdde på 1850- och början af 60-talen och i de då bildade systemen finner man genomgående en afgórande vigt tilldelas laf- sporerna. Med mikroskopets tillhjelp hade man i dessa organ funnit utmärkta kännetecken, som togos till norm särskildt för uppställandet af genera. Dessa grundades nu på sporernas form, färg m. m., ofta med, stundom äfven utan beaktande af thallus och apothecierna. Mot denna skola, af NYtAnperR kallad den sporologiska, eljes den Massalongo-Körberianska skolan efter hufvudmän- nen, trädde NYLANDER i möjligast skarp opposition. Redan i yttre måtto afviker NYLANDERS system från „sporologernas“ och äfven från tidigare system. Medan dessa gemenligen börja med de högst utbildade och sluta med de lägsta formerna, stundom ock tvärtom, anordnar NYLANDER Sina stora grupper på tvänne serier, den ena uppstigande och med sina lägsta for- mer vettande åt algerna, den andra nedstigande och tangerande svamparna; centrum i det hela intages af de högst utbildade formerna (tribus Parmeliei, isynnerhet slägtena Sticta och Ricasolia), hvilka sålunda erhålla den dem tillkom- mande hedersplatsen. Genom denna anordning framträder äfven-lafvarnes dubbla frändskap, à ena sidan med algerna, à den andra med svamparna. För begränsningen af genera anser NYLANDER att från sporerna inga sür- skildt vigtiga, än mindre ensamt afgörande kännetecken kunna hemtas och i slägt- heskrifningarna äro de ofta af honom ej ens särskildt omnämnda. Vid klassi- fikationen böra för öfrigt alla delar — äfven de i detta afseende förbisedda spermogonierna — tagas i betraktande, så att de diagnostiska kännetecknen för genera, tribus m. m. stödja sig på det eller de organ, som i hvarje särskildt fall framträda väsentligt eller karakteristiskt. Ingen egenskap äger genomgående bety- delse; hvad som i ett fall är afgörande kan i ett annat fall vara betydelselöst. Han förkastar med andra ord afgjordt antagandet a priori af en enda princip eller af en enda karaktär såsom dominerande den systematiska anordningen; i olika grupper är det än den ena, än den andra egenskapen som tillkommer företräde. Mellan NvrawpeR och sporologerna utbröto snart skarpa fejder, och att finna någon tillfredställande förmedling i frågan var knappast möjligt, enär de olika skolorna i sjelfva verket representerade alldeles motsatta grundåskådnin- gar. Sporologerna utgingo vid klassifikationen från kännetecknen, deras metod hvilar sålunda mer eller mindre på principen för det s. k. artificiela systemet. NYLANDERS Utgångspunkt åter utgöres af sjelfva de systematiska grundenheterna (arter, genera ete.), hvilka han söker gruppera och begränsa med tillhjelp af kän- Tom. XLIV. 22 J. P. Norrım. netecken, hemtade från alla delar af växten. Hans metod baserar sig med andra ord pà de rationella grundvalarna fór det s. k. naturliga systemet. NYLANDERS stándpunkt i frågan må ytterligare belysas och förfullständigas med hans egna ord ur Synopsis sid. 59 o. f. (1858). „La plupart des auteurs qui ont écrit sur les Lichens depuis A charius, le père de la lichénographie, comme Eschweiler, Fée, Fries, Flotow, Schaerer, Norman, Massa- longo, Naegeli et Koerber, ont proposé des classifications différentes de ces végétaux. — — — Il suffit de remarquer qu’elles reposent toutes sur des principes artificiels et arbi- traires, et qu'elles manquent d'une base anatomiques puisée dans l'étude attentive de tous les appareils organiques; quelques-uns des auteurs cités se sont attachés de préférence aux for- mes du thalle, d'autres à celle des fruits, d'autres encore à celle des spores. Dans le système que nous avons adopté, toutes les parties des Lichens ont été également prises en considéra- tions, et les spermogonies, auparavant tout à fait neglipées sous ce rapport, ont présenté un crilerium taxonomique nouveau, en fournissant des caractères non moins importants, à nos yeux, que les autres organes.* Högst anmärkningsvärdt är, att Nyzaxoer kommit att intaga en dylik stand- punkt på en tid dà den artificiela metoden, äfven hvad fanerogamernas system vidkommer, var i allmänt bruk och i Skandinavien tydligt framträdande, och detta på en tid dà Acarous arbete Theoria systematis plantarum ännu icke utkommit. Märkeligt är vidare, att han redan i unga år och som det synes spontant ledt sig, endels åtminstone, till sin liknande uppfattning, enär bestämda antydningar i sådan riktning återfinnas allaredan i monografin öfver bina. Tilläggas bör ännu att Nyrtanvers arbete i hög grad befrämjades genom hans underbara minne och snabbhet att göra iakttagelser. Med exceptionelt solida qvalifikationer hade NYyranpver påbörjat sina like- nologiska forskningar, utan rast, utan ro fullföljt dem under årtionden. Det kan därför ej förvåna att han utfört storverk, att han uträttat mer än någon annan likenolog hittills förmått. Och dock ha äfven svaga sidor i hans arbeten kunnat uppvisas. Det är ej heller svårt att, åtminstone delvis, angifva orsakerna till särskilda fel eller brister. Den redan i ungdomsåren för NyLaxper karakteristiska ifvern att möjli- gast snabbt få arbetet utfördt och bekantgjordt fortfor nästan lifvet igenom. Allaredan ett par år efter det han specielt slagit sig på lafvarna var utkastet till systemet öfver dem färdigt, och att tiden för ett så omfattande arbete var för knappt tillmätt ligger för öppen dag. Äfven på andra områden medförde den öfverdrifna brådskan, att iakttagelserna stundom kunde endels bli bristfälliga, slut- satserna förhastade och ändringar nödvändiga. Sednare vållade också strömmen af remisser det tiden knappast alltid medgaf att med tillbörlig omsorg utföra Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 23 undersökningarna. För öfrigt kunde vid bestämningarna hvarjehanda felaktig- heter lätt insmyga sig redan derför, att han ofta var tvungen att arbeta med alltför sparsamt eller bristfälligt material. Arten uppfattades eljes af Nyraxper till en början endels kollektivt. Vid den fortgående specialutredningen öfvergafs dock denna ståndpunkt och snart nog öfvergick han, stundom kanske alltför långt, i särskiljandet af formerna. Till belysande af Nyranvers uppfattning af arten och formerna öfverhufvud må här intagas ett af honom i bref till Dr Arsorp gjordt uttalande, som i öfversätt- ning ingår i dennes minnesord (1899): «Auf eine Frage von mir: was ist species? antwortete N. im Briefe vom 5 Dezember 1875: Bei der positiven Wissenschaft unserer Zeit handelt es sich wenig darum, zu wissen wie die Idee der einzelnen Art oder des specifischen Typus zu erklären ist, denn das ist eine in das Gebiet der Philosophie gehörende spätere Aufgabe. Wir Leute der praktischen Wis- senschaft haben nicht mehr zu thun, als Beobachtungen anzustellen, sie aufmerksam, vorsich- tig, mit Genauigkeit zu machen, gewissenhaft zu unterscheiden, was verschieden ist und mit Einsicht zu ordnen. Ich beschäftige mich wenig mit der Frage, ob eine gut unterschie- dene Sache eine Art, Unterart oder blosse Varietät ist: wesentlich ist nur, dieselbe zu unter- scheiden und gut, einfach und klar zu beschreiben: das erfordert eme Wissenschaft, welche nicht mit Redensarten, sondern von Licht und Klarheit lebt.* Fórutom arternas noggranna sárskiljande och deras beskrifvande gälde det vidare oeh väsentligen bestämmandet af hvilken plats arten intager i den serie dit den hör. Såsom närmare belysande Nyranpers mening härom och systemets betydelse öfverhufvud, må här ännu införas de ord, med hvilka han inleder sin Synopsis Lichenum Nove Caledonie (1868): „Maxime aridum et fastidiosum sane esset negotium, novas iterum iterumque describere accumulareque species, nisi hoc fleret mente scientiæ conveniente, ita ut excogitetur et indi- cetur pro quovis typo accedente locus, quem in harmonia seriei suæ ordine methodoque expo- sitæ occupare debet. Videndi vero ratio apud auctores aliquando occurrens, systema modo tamquam vestimentum superficiale tractans, e levi evidenter et falso judicio emanat, nam ex- primit: quidem systema ipsum animum et statum scientie; unde sequitur, sine systemate solido nullam scientiam solidam, id est, necessitatibus naturalibus suffultam adesse. Harmonia naturalis in systemate affinitatibus manifestatur. Itaque qui eas optime perspicit et demonstrat optimus est indagator nature. — — — — — : Af samtida lafkünnare var Nyraxper i vetenskapligt hänseende högt upp- skattad, och gällde på många håll som en obestridd auktoritet; men äfven mer mått- liga omdömen ha, isynnerhet under en tidigare period, uttalats af flere specialister. Dessa sednare vitnesbörd härstamma dock hufvudsakligen från personliga eller vetenskapliga motståndare och kunna därför ieke tillmätas större betydelse. Tom. XLIV. 24 J. P. NonRzm. Emellertid bórjade efterhand nya synpunkter inom likenologin att góra sig gällande, och i seklets slut vann den moderna evolutionsläran insteg äfven på lafsystematikens område. Ifrån det genetiska systemets ståndpunkt torde väl äfven mångt och mycket af NYrAnpers anordningar synas tillhöra en förgån- gen tid. Håller man sig emellertid, såsom tillbórligt är, till det tidsskede, inom hvilket Nyranpers hufvudverksamhet infaller, så märker man lätt, att han i stort sedt står högt öfver sina samtida både som lafkännare och systematiker. Och då i en framtid det 19:de århundradets likenologiska sträfvanden skildras, skola tvenne namn alltid framträda och bevaras: Erik Acuarivs, likenologins grundlüg- gare i början på seklet och Winriam NYLANDER, seklets mest betydande lafforskare. Nyraxpers vetenskapliga förtjenster tillförde honom hvarjehanda utmär- kelser. Utan att ha derom ansökt tilldelades honom af franska Institutet år 1869 prix Desmazières. Af de utländska vetenskapliga föreningarna, till hvilka NYrtANDER inkallades, satte han särskildt värde på medlemskapet i The Linnean Society i London, dit han invaldes 1876. Förslaget härom gjordes af Dr Hooker, som, enligt det Nyiaxper meddelade utdraget af protokollet. i högsta möjliga termer framhåller honom både som botanist och lärd. Äfven med Portugisiska S:t Jago orden blef han 1887 ihågkommen. För ett framgångsrikt bedrifvande af vetenskaplig likenologi manade NYLANDER unga forskare att beflita sig om fin anatomi, forskningens sacra ancora, och att ,ifrigt studera sig in i grekiska och latin, detta är den rätta vägen till den erudition och vetenskapliga forskningsanda, som äro ytterst vigtiga och nyttiga för den, som vill gå långt samt hålla stången vare sigibotanik eller zoologi". Att en hängifven kärlek till forskningen och en hög uppskattning af vetenskapen utgjorde hufvuddriffjedrarne für,NvraAwpERSs sträfvanden är otvifvel- aktigt. Härom vittnar den uthållighet med hvilken han, ofta under svåra umbäranden och försakelser, lifvet igenom fullföljde sina arbeten, de mödor och uppoffringar han underkastade sig för att bistå andra vetenskapens arbetare, samt slutligen äfven den orubbliga samvetsgrannhet, med hvilken han, trots sin passionerade natur, framlade de faktiska förhållandena. Till belysande häraf må ännu följande yttranden af Nyvrawpen sjelf anföras. Vintern 1851 skrif- ver han från Paris till Tenasrröm: „Lefve vetenskapen, deraf beror verldens framtid. La science c'est l'avenir säger en af de unga-ideerna, som gå ut härifrån." I febr. 1876 skrifver han till minnestecknaren: „Fägnande var att höra att Hr 5. vaknat ur sin slummer och återvänder till vetenskapen. Jag ville kunna uppmuntra honom dertill och låta honom begripa att allt annat här i verlden är barnslighet i jemförelse med vetenskapen. Resten är en bisak." 'Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 25 Om Nyranpers entusiasm för vetenskapen vittnar äfven hans ofantliga korrespondens. NvrawpeR var ej svag för vanligt sällskapligt umgänge, utan snarare undvek han dylikt. Däremot var han synnerligt angelägen att vinna vetenskapliga korrespondenter och med yttersta omsorg skötte han äfven sin korrespondens. Emottagna bref besvarades omedelbarligen. I Nyraxpers bref är innehållet kort, klart och koncist, uttrycken träffande, aldrig triviala. Om ock till betydande del i största hast nedskrifna på små lappar äro de dock städse innehållsrika. Handstilen är ledig, tydlig, jemn och lättläst samt bibe- NyrAnpDers skrifter och bref sedan medlet af 1850-talet utmärka sig för öfrigt genom sin starkt polemiska art. Då påbörjades striderna mot Massaroxao, Kosrger m. fl. Särskildt uppmärksammad hos oss har Nyraxpers långvariga fejd mot Fmnrsarne i Upsala varit. För Erns Fries hyste han tidigare, såsom berörts, en djup vördnad. Huru hans känslor sedermera fullkomligt ombyttes är allmänt kändt. Utan att närmare ingå på det ömtåliga ämnet, må här en- dast framhållas, att grunden till missämjan lades allaredan 1852 och att hvar- dera parten ansåg sig ha anledning till missbelåtenhet. Annu märkeligare är Nyranpers kamp mot den s. k. Schwendenerismen eller åsigten, att lafvarne ej vore enhetliga organismer, utan dubbelväsen, sam- mansatta af svampar parasiterande på, resp. lefvande i symbios med alger, d.ä. att gonidierna icke vore organ hos lafven, utan egna organismer. I den nya läran såg NYLANDER ett olycksbädande attentat mot lafvarne och hela lafkunska- pen, samt tog dem i försvar med alla upptänkliga medel ända till det sista. Till en början syntes kampen bli segerrik, i det den nya lärans anhängare länge och väl inskränkte sig till icke-specialister (fysiologer, morfologer m. m.), men efterhand började äfven likenologer, till NyrAnoers stora grämelse och sorg, att ansluta sig till densamma och på 1890-talet voro de nya åsikterna nog all- mänt antagna inom botaniken. I sina polemiker plägade Nyraxper ingalunda skräda orden och hans fór- ‘Ad på skarpa utfall, satiriska tillmälen och nedsättande omdömen är ansenligt. Att striderna antogo så bitter form berodde tvifvelsutan på Nyranpers retliga lynne och ofta hänsynslösa sätt att uttala sin mening, hvartill sednare tillkom en känsla af öfverlägsenhet, som ej gerna tolererade afvikande meningar, allra- minst af underlägsna personer. Men å andra sidan är visst en stor del af skulden att söka på motstån- darnes sida. NYyraAnpers första uppträdande gälde granskning af utkomna arbe- ten eller uppgifter och han håller sig vanligen till saken, allenast öppet utta- Tom. XLIV. 4 96 J. P. Norris. lande sin mening. Fránser man uttryckens, af en exalterad sinnesstämning fram- kallade öfverdrift, kan man ej undgå att finna det äfven i Nyraxpers bittraste uttalanden nästan alltid ingår en kärna af berättigande. Och äfven i sådana fall, då han, under trycket af lidelsen, kunde förgå sig, lefde han i full öfver- tygelse det hans förfarande varit befogadt. Ty en särdeles karakteristisk egen- skap hos honom var en utpräglad stolthet, som ej tillät att medvetet utöfva någon simpel handling, men å andra sidan gjorde honom ytterligt känslig för hvarje förödmjukelse. I öfrigt var Nyranper en tillmötesgående och hjelpsam personlighet, hvars välvilja var lätt att vinna af enhvar, som med oegennyttigt intresse omfattade vetenskapen. Med iakttagande af nödig grannlagenhet och takt var det i all- mänhet ej heller svårt att bibehålla hans bevågenhet, såframt personlig berö- ring ej kom i fråga. I sådant fall kunde läget gestalta sig mer inveckladt. . Umgänget med NyrasverR var alltid lärorikt, och man kom härunder i åtnjutande af många värdefulla råd och upplysningar. Hans lust att föreskrifva ordnings- regler för sina vänners görande och låtande gick dock nog långt och hans myn- dighet kändes därför tryckande i längden, så mycket mer som, då humöret var knaggligt, det gälde att alltid noga vara på sin vakt. En motsägelse, ett obe- tänksamt ord kunde då väcka hans misshag och förbindelsen med ens afbrytas. I Paris bodde Nyranver ytterst anspråkslöst och hela tiden i stadens utkanter. Första tiden skulle tillgångarne ej heller medgifvit någon vidare komfort. Den ekonomiska ställningen förbättrades dock småningom och blef fullt betryggad år 1878, då han mot en årlig lifränta på 1200 francs testamen- terade till Universitetet sin vetenskapliga qvarlätenskap. NYLtAnperR var för öfrigt en person som kunde reda sig som få med små tillgångar. Med födan var han i vissa afseenden nogräknad och gjorde sjelf härför nödiga uppköp; långa tider skötte han dessutom så godt som ensam sitt hushåll, och var sin egen köksmästare. Genom stor sparsamhet och omtanke lyckades han under sin långa lefnad slutligen vinna en solid ekonomisk ställning och qvarlemnade, till allmän öfverraskning, vid sin död en icke obetydlig förmögenhet. Med oförklarligt starka band var Nyraxper fortfarande fästad vid sitt nya fädernesland. Hans förkärlek för allt franskt var nästan abnorm. Han beun- drade särskildt den franska espriten; för honom voro fransmännen verldens mest intelligenta folk, franska språket det finaste som fanns till, verldsspråket par préférence. „Känna det fransyska språket väl”, skrifver NyLaxver 1876, „betyder civilisation och ófverlügsenheti vetande. Det intager det förut rådande latinets plats och är endast ett perfektioneradt latin, vida finare än italienskan.“ Paris Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 27 var nutidens urbs, Roms arftagarinna; det utgjorde vetenskapens och civilisa- tionens brännpunkt, normalskolan för att lära sig lefva, vara, tänka och tala. Med dylika superlativer prisade Nxraw»eg ännu i slutet på 1870-talet Frankrike och Paris. Kanske att dock i verkligheten hans uppfattning och sinnesstämning i detta afseende var något nyktrare. Många missräkningar måste i någon mån allaredan hunnit skingra tidigare illusioner. Han stod numera på frem- mande, endels på spänd fot med kanske flertalet botanister i Paris och var af dem icke heller omtyckt. ,, C'est un caractère bien bizarre“ yttrade 1878 en af de mer fram- stående tjenstemännen vid Museum och tillade som upplysning, och kanske ursäkt, att NvrawpER ej var någon fransman utan en skandinav eller svensk. À sin sida talade Nyranper samma tid med stor ringaktning om särskilda franska botanister och stundom framhöll han med vemod vetenskapens dåvarande förfall i Frankrike. Det var dock ej värdt för främlingen att i detta afseende hysa klena tankar; af honom skulle allt beundras. I samtal kunde han ej för- mås att med besökande landsmän använda annat språk än franskan. Allt mer fjärmas han under tidens lopp från hemlandet, och dess tidnin- gar läste han icke. Dock kände han sig aldrig som en fullständig fremling gentemot fädernejorden, vid hvilken mångahanda band ända till slutet fästade honom. Med intresse följde han våra naturhistoriska sträfvanden och vädjade ofta till patriotismen för att lifva ungdomens arbetslust. Af patriotiska känslor påverkades äfven hans beslut att till hemlandet öfverlåta sina samlingar och böc- ker, hvilka också lyckligt anländt hit. Tack vare dessa samlingar är Finlands Universitet nu ägare af det i vetenskapligt afseende värdefullaste lafherba- rium i verlden. I hemlandet var NYLAnDEeR väl också högre än i utlandet ärad och uppburen, och härifrån mottog han under det sista decenniet de största vetenskapliga utmärkelser, fäderneslandet hade att bjuda på. Han kallades till hedersordfö- rande i Societas pro Fauna och Flora fennica, till hedersmedlem af Sällskapet för Finlands Geografi och af Finska Vetenskaps-Societeten, hvarjemte han den 31 maj 1897 kreerades till honorär filosofie doktor. Dessa ärebetygelser utdelades nog sentida; de kommo dock tids nog för att lända till någon tröst under Nyzanpers sista, och åtminstone i yttre måtto dystra lefnadsskede. NYLANDERS hälsa synes aldrig varit rätt god och hans lynne hade häraf rönt tydligt inflytande. Redan under mannaåldern greps han tidtals af djupt svårmod och honom beskürdes ej heller ålderdomens lugn och ro. Med den tilltagande bräckligheten synes tvärtom äfven lynnets retlighet stegrats och Tom, XLIV, 28 ACT AP ENORBDIN. fóranledt allt tätare konflikter och rupturer med omgifningen, samt medfört en allt mörkare, nästan misantropisk sinnesstämning, ibland afbruten af ljusare stämningar. Med fullt personlig vänskap hade NYLAnpeR omfattat högst få per- soner och af dem hade ungdomsvännen Tengström 1890 vandrat bort, och den gamla förbindelsen med honom synes dessutom sedan länge hafva upphört. Några år sednare träffade döden hans trogne vän i Constanz, Dr SnizenserGer, som alltid varit redo och så väl förstått att lindra NyrAnvers bekymmer. Slutligen hade brytning inträdt med den person, som i Paris dittills stått honom närmast. I saknad af den omvårdnad, som hans höga ålder skulle kräft, tillbragte Nvraw- per sålunda i nästan fullständig ensamhet de tre sista åren af sin lefnad i sitt enkla och anspråkslösa hem. Ensam utandades han här vid sitt arbetsbord sina sista andetag den 29 mars 1899. I all obemärkthet försiggick begrafningen några dagar derefter. Fätaligt var följet och ringa de blomster som ströddes på grafven. En minnesvård på denna restes år 1900 genom försorg af Socie- tas pro Fauna et Flora Fennica. Någon vidare ståt skulle Nyranver sjelf nog ej heller önskat, och varak- tiga minneskransar skola dessutom viras åt honom i häfderna både hemma och borta. I all sin öfvergifvenhet åtnjöt han också trösten och lyckan att kunna arbeta till det sista och honom förunnades äran att falla på sin post som vetenskapens vårdare och tjenare. Hans egenheter och svagheter skola ej hel- ler längre fördunkla de framstående dragen i hans personlighet. Med alla sina fel och brister var NYLANDER en man, som aldrig fikade efter gunst och ärestäl- len, aldrig skydde att öppet och oförskräckt uttala sin mening och aldrig upp- hörde att med kärlek omfatta och med hängifvenhet vårda sitt lefnadsideal, utan tanke på egen fördel. Äradt skall hans namn fortlefva i vetenskapen och hans enastående förtjenster om vår naturalhistoria skola med outplånlig tacksamhet af oss ihågkommas. Hans oroliga, efter vida mål trängtande ande dref honom? tyvärr alltför tidigt, bort till fremmande bygder. Här i hemlandet har hans plats allt hittills stått ledig; och tider skola fórlida, innan den naturfor- skare hos oss framträder, som mäktar resa upp spiran, hvilken år 1863 nedlades af Wıruıan NYLANDER. Professor William Nylanders vetenskapliga publikationer. (Referat àro tryckta med petit.) 1847. 1. Några iakttagelser vid induktions-elektricitetens therapeutiska användning. Akad. disp. fór medie. doktorsgrad. Helsingfors, 8:0, 37 pg. 2. Adnotationes in Monographiam Formicarum borealium Europae. (Acta Soc. sc. fenn., II, p. 875—944. Tabula). Separat 1846. (Additamenta, vide n:is 3, 17). Boheman: Arsber., K. Vet. Ak., 1847, p. 211. — Isis, 1847, III, 317. — Litter. bl, 1847, p. 273—277. 3. Additamentum adnotationum ... Formic. bor. Eur. (n:o 2; ibid., II, p. 1041— 1062). 1848. 4. Mutillidae, Scoliidae et Sapygidae boreales. (Notis. Sällsk. pro Fauna et Flora fen- nica fórh., I [I—III = Bih. till Acta Soc. sc. fenn.] p. 7—31, tab. II). Sep. Isis, 1848, p. 706—707. — Boheman: Arsber, K. Vet. Ak., 1851, p. 251. 9. Adnotationes in expositionem monographicam Apum borealium. (Notis. S. F. Fl. f., I, p. 165—282, Tab. III). Sep. (Supplementum, 1852: n:o 20). Isis, 1848, p. 706. — Boheman: Arsber., K. Vet. Ak., p. 258. 6. Försök att bestämma Linnés Svenska arter af slägtet Formica (Notis. S. F. Fl. f., I: Stródda anteckningar, 1, p. 289—294). Sep. Boheman: Arsber., K. Vet. Ak., 1851, p. 263. 7. En ovanlig form af Gryllus pedestris L. (Ibid., 2, p. 294, 295). 8. Agromyza aeneiventris Fall. (aenea. Meig.). (Ibid., 3, p. 295, 296). 9. Idia faseiata Meig. 1 Finland. (Ibid., 4, p. 296, 297). 10. Metop?us necatorius, kónsskillnad. (Ibid., 5, p. 297—299). l1. Artstatistik: Fries” Summa Vegetab. Scand. (Ibid., 6, p. 299—302). 12. Österbottniska växter. (Ibid., 7, tillägg p. 302—304). 13. Åtta fjárilarter n. spp. uti Tengstróm: Bidr. t. Finlands fjárilfauna (Notis. I), samt ett tillägg. (Ibid., p. 307). 1849. 14. Finska foglars finska namn, systematiskt ordnade. (Suomi, VIII, p. 285—295). Sep. 1850. 15. Anteckningar om Choleran i Helsingfors åren 1848 och 1849. (Finska Läkare- Sällskapets Handl., p. 199—223). 1851. 16. Remarks on „Hymenopterologische Studien by Arnold Foerster. 1:stes Heft, For- micariæ. Aachen, 1850.* (Ann. Mag. Nat. Hist, 2:nd ser., VIII, p. 126 —129). 1852. 17. Additamentum alterum adnotationum in Monographiam Formie. bor. Eur., vide n:o 2, 3. (Acta Soc. sc. fenn. III, p. 25—48). Boheman: Arsber, K. Vet. Ak., 1852, p. 179. 18. Conspectus Flore Helsingforsiensis. (Notis. S. F. Fl. f. II, p. 9—70). Sep. (Addi- tamentum, vide n:o 22). ; Litteraturbl, VI, 1852, p. 133, 134. Tom. XLIV. 30 1853. 1554, 1855. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 20. 21. 28. 29. 30. 3l. 32. 33. 24. 39. 36. J. P. Norrui. Animadversiones circa distributionem plantarum in Fennia. (Notis. S. F. Fl. f., IT, 19 SN Supplementum adnot. in expos. monogr. Apum bor., vide n:o 5. (Notis S. F. Fl. f., II, p. 93—107). Sep. Collectanea in Floram Karelicam. (Notis. S. F. Fl. f., II, p. 109 — 181). — Continua- tio. (Ibid. p. 183—201). Sep. Additamentum ad Consp. Flore Helsingf., vide n:o 18. (Notis. S. F. Fl. f., IT, p. 203 — 9928). Revisio synoptica Apum borealium, comparatis speciebus Europæ medie. (Notis. S. F. Fl. f£, II, p. 225—286). Sep. Boheman: Arsber, K. Vet. Ak., 1856, p. 286. Observationes aliquot ad Synopsin Lichenum Holmiensium. (Nya Bot. Notiser, p. 175—180. Tab.) Om G. Thurets iakttagelser ófver Fucaceernas befruktning. (N. Bot. Not, p. 90 — 992). Observationes adhuc nonnullæ ad Synopsin Lichenum Holmiensium. (N. Bot. Not. p. 92—-99; sep. p. 1—8). Collectanea lichenologica in Gallia meridionali et Pyrenæis. (N. Bot. Not., p. 151 — 165; sep., p. 1— 16): Flora, 1855, p. 244—251. Animadversiones circa lichenes quosdam Scandinavicos. (N. Bot. Not, p. 179— 184). Lichenes Algerienses novi. (Ann. sc. nat. 3:e sér., XX, p. 315—320; sep., p. 1—6). . De nyaste botaniska undersökningarna af Mjöldrygan. (N. Bot. Not. p. 33—38). = Hvad är Secale cornutum? (Notisbl. f. läk. och pharm., 1859 p. 7—11; föga förändrad). Om förvandling af Aegilops ovata till Triticum. (N. Bot. Not., p. 62, 63). Ytterligare om Aegilops och dess förvandling till hvete. (N. Bot. Not., p. 188, 189). Note sur le mâle du Psyche helix Sieb. (Ann. Soc. ent. de France, 3:e sér., IL, p. 335—339). Essai d'une nouvelle classification des Lichens. I. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, Il, p. 5—16; cont. vide n:o 42). Flora, 1854, p. 230—237. — N. Bot. Not., 1854, p. 81—88, med små förbättringar af W. N. — Bot. Zeit, 1854, p. 844. — Bull. Soc. Bot. France, IV, 1857, p. 918, 919. Études sur les Lichens de l'Algérie. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, II, p. 305— 344). j Boheman: Arsber, K. Vet. Ak., 1857, p. 173. Sur les fascicules [I—IV| de Lichens d'Europe publiés par M.le Dr Hepp. Obser- vations critiques. (Bull. Soc. Bot. France, I, p. 319—329; Pterygium novum genus, p. 328, 329). Sep, p. 1—10. — Trad.: Kritische Bemerkungen über Hepp's Fascikel der Flechten Europas. (Flora, 1855, p. 289—297.) Cont. n:o 63. Om den systematiska skillnaden emellan svampar och lafvar. (Öfv. K. Sv. Vet. Ak. fórh., p. 7—11. — Flora, 1864, p. 418—422). . Sàning af mjóldrygor. Ref. af experiment utförda af Durieu de Maisonneuve. (N. Bot. Not. p. 90). . Herbarium lichenum parisiensium, I—III; n:o 1—150; in 4:o. Paris, 1853— 50. N. Bot. Not. 1855, p. 154—156; 1856, p. 120, 121. — Bull. Soc. Bot. France, II, 1855, p. 343, 344; 683—687. . Sur le Lepraria chlorina. (Bull. Soc. Bot. France, II, p. 521). Tom. XLIV. A. 42. 51. 52. 55. 54. 1857. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 31 Additamentum in Floram cryptogamicam Chilensem; lichenes præcipue saxicolæ. (Ann. sc. nat, 4e sér, Bot, III, p. 145—187). — Enumeratio synoptica Lichenum Chilensium (p. 176—187). ; Essai d'une nouvelle classification des Lichens (vide n:o 34). II. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, III, p. 161— 202; Species nonnullæ gallicæ novæ, p. 198—202). (Adden- dum vide n:o 50, p. 104). N. Bot. Not. 1855, p. 129—154. — Bull. Soc. Bot. France, 1858, p. 131—135. . Animadversiones quædam lichenographicæ. (Flora, p. 481, 482). . Südamerikanische Flechten, gesammelt durch W. Lechler. (Flora, p. 673—675). Några ord om Tulasne’s sednaste undersökningar af Pyrenomycetes. (N. Bot. Not. p. 15—18). . Quædam in systema Lichenum addenda. (N. Bot. Not, p. 18—21.) . Synopsis des Formicides de France et d'Algérie. (Ann. se. nat., 4:e sér., Zool., V, p. 51—109, 1 tabl.). Boheman: Arsber., K. Vet. Ak., 1859, p. 280—982. . Description du Formica gracilescens sp. nov. (Ann. Soc. ent. Fr., 3:e ser., IV, p. XXVIII). Boheman: Arsber. K. Vet. Ak., 1859, p. 292. . Sur les Formicides du Mont-Dore. (Ann. Soc. ent. France, 3:e sér., IV, p. xxvi —LXXIX ). . Synopsis du genre Arthonia. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, IV, p. 85—104; Dis- positio specierum europ., p. 103, 104); sep. — Addendum (p. 104) ad n:o 42. Bull. Soc. Bot. France, 1856, p. 520—522. — Flora, 1857, p. 116—119. Genus familie Apidarum Heriades; synopsis monographica. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, IV, p. 105—112). Gerstaecker: Bericht, 1856 p. 115. — Rev. Mag. Zool. 1861, p. 500. Note sur les Lichens recueillis en Auvergne pendant la session extra-ordinaire de la Société en juillet 1856. (Bull. Soc. Bot. France, III, p. 548—552). Lichenes Mont-Dorienses (exsicc.). Fasc. I, II; 70 spec. Parisiis. Animadversiones adhuc quidam lichenographicæ. (Flora, p. 577—579). Monographia Calicieorum. Specimen academicum (für profession). Helsingfors. 8:0, 34 pg. N. Bot. Not. p. 210, 211. De fungillis binis lichenicolis observatio. (N. Bot. Not., p. 83, 84; Flora, p. 688). De Stereocaulis et Pilophoris commentatio, auctore Th. Fries. Recensio. (N. Bot. Not. p. 165 —167; Flora, p. 535—538.) Prodromus Lichenographiæ Galli et Algerie. (Actes Soc. Linn. Bordeaux, XXI, = 8:e sér., I, p. 249—441, nec:—461). Addenda p. 439—441; sep. 1857 p. 1—202. — Belónad af Soc. Linn. Bordeaux år 1856 med dess första pris. Mougeot, Bull. Soc. Bot. France, IV, 1857, p. 916—924. Sur la diffusion de quelques espèces de lichens. (Bull. Soc. Bot. France, IV, p. 371—374). Nouvelles espèces de Lichens récemment découvertes en France. (Bull. Soc. Bot. France, IV, p. 924). Lichens, in: Essai sur l’histoire nat. de l’archipel de Mendana ou des Marquises par M. Ed. Jardin. (Mém. Soc. sc. nat. Cherbourg, V, p. 301, 302). Énumération generale des Lichens, avec l’indication sommaire de leur distribution géographique. (Mem. Soc. sc. nat. Cherbourg, V, p. 85— 1406; sep. 1858). — Supp- lément (ibid., p. 332—339: sep.). 63. 1858. 64. 65. 66. 61. 65. 69. 10. 1858—59. 12. 13. 14. 15. 76. 1858-60. 1359. 78. 19. 1860. 86. J. P. Nonnurm. Die Flechten Europas, von Philipp Hepp. Fasc. V— VIII. Recens. (vide n:o 36). (Flora, 1857, p. 538—543). Om Chlorophyllen eller om det hos vexterna vanliga gröna färgämnets anatomi. (Notisbl. f. läkare och pharmac., p. 177—185. Utdrag ur installationsfóredrag). Rönnens användbarhet. (Notisbl. f. làk. och pharmac., p. 190, 191). Expositio synoptica Pyrenocarpeorum. (Mem. Soc. Acad. Maine-et-Loire, Anger, IV, p. 5—88; sep. Andecavis). Circa Stereocaula adhue observationes quzdam. (Flora, p. 115—117). Animadversiones circa Collemaceos quosdam. (Flora, p. 337, 338). Lichenes collecti in Mexico a Fr. Müller. (Flora, p. 377—386). De Chlorangio Jussufü Lnk., Müll. animadversio. (Flora, p. 499, 500). 71. Notice sur quelques Cryptogames scandinaves nouvelles. (Notis. S. F. Fl. f., IV = Bidr. Finl. Naturk. Etn. och Stat. III, 1858—59; p. 1—8, tab.). Kryptogamer (p. 95—99), Hymenoptera (p. 110—112) och Diptera (p. 113—118) uti: Berättelse öfver en Naturhistorisk resa i Karelen, af J. J. Chydenius och J. E. Furuhjelm. (Notis. S. F. Fl. f, IV (1), p. 79—118). Analyses mycologicæ. (Notis. S. F. Fl. f., IV, p. 119—126). Ad vegetationem lichenosam Helsingforsiæ, Savolaxiæ et Alandiæ addenda. (Notis. S. EF. Fl. f., IV, p. 227—242; sep. 1859). Stródda anteckningar. (Ibidem). 1. Hymenoptera (p. 245, 246), Diptera (p. 247, 248) från Österbotten. Str. anteckn. (Ibidem). 2. Astacus fluviatilis (p. 248, 249), utbredning. 77. Synopsis methodica Lichenum omnium hucusque cognitorum, præmissa intro- ductione lingua gallica tractata. Parisiis. I, fasc. 1, 1858, p. I-IV — 140, 4 tab.; fasc. 2, 1860, p. 141—430, 4 tab. Cum 8 tabulis æri incisis et coloratis. (II vide n:o 196.) Verket utgafs pà bekostnad af Universitetet i Helsingfors. Af denna del är en pà fotografisk väg ästadkommen ny upplaga utgifven 1 Paris, (1902 enl. Elfving). Bull Soc. Bot. France, VII, 1860, 50—55. — Bot. Zeit., 1860, p. 36. (Jämte Th. Saelan:) Herbarium Musei Fennici. Fórteckning ófver Finska Musei Växtsamling, utgifven af Sällskapet pro Fauna et Flora fennica. Med en karta. Helsingfors 8:0, p. 1—118. Appendix, scripsit William Nylander, p. 108, 109; Lichenes, p. 109—111; Fungi, p. 112. Bull. Soc. Bot. France, VI, 1859, p. 430, 431. Lichenes in regionibus exoticis quibusdam vigentes. Synopticis enumerationibus. (Ann. sc. nat, 4:e sér., Botanique, XI, p. 205—264). — I. Lich. peruviano-bolivien- ses, p. 207 —233. — II. Lich. polynesienses, p. 234—247. — III. Lich. insulæ Borboniæ, p. 248—261. — IV. Lich. chilenses, p. 262—264. Flora, 1862, p. 408—415. . Prodromus expositionis Lichenum Nov» Caledoniæ. (Ann. sc. nat., 4:e sér., Bot., XII, p. 280—283; sep. 1859, 1—4). . Dispositio Psoromatum et Pannariarum. (Ibid., XII, p. 293—295, sep.). Calendrier des Champignons sous la latitude moyenne de la Suéde, par M. Elias Fries. Traduction. (Ofv. K. Sv. Vet. Ak. Fórh. 1857). (Ann. sc. nat., 4:e sér. XII, p. 296—319. — Med en not, p. 319, af W. N.; sep.). 9. De Calicieis aliquid. (Flora, p. 43—45). . Adhue circa Stereocaula quædam. (Flora, p. 215—218). . De ,membrana interiore thecarum apud Lichenes. (Flora, p. 625—626). Novitiæ quedam Licheneæ Norvegicæ. (Öfv. K. Sv. Vet. Ak. Fórh., p. 295—297). Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 33 87. Lecidea athalloides Nyl. n. sp. (Diagn. in: Puel, Bull. Soc. Bot. France, VII, p. 503). 88. Observationes paucæ cirea scripta lichenologica recentissima. (Flora, p. 41—44). 89. De Stictis et Sticlinis adnotatio. (Flora, p. 65, 66). 90. Conspectus Umbilicariarum. (Flora, p. 417, 418). 91. De Lichenibus nonnullis europæis. (Flora, p. 545—547). 1861. 92. Lichenes Scandinaviæ [äfven med:| sive Prodromus Lichenographiæ Scandinaviæ. (Notis. S. F. Fl. £, V (2), p. 1—312, tab. I. Sep. 1860.) — (Appendix, p. 285—294. — Index nominum, p. 295—312). — Supplementum vide 1866, n:o 168. Bull. Soc. Bot. France, 1861, VIII, p. 325, 399—400. 93. Diatomaceis Fenniæ fossilibus additamentum. (Notis. S. F. Fl. £., VI (3), p. 145— 159; efr p. 196, Str. ant. XI). ‚Add. vide n:o 95. Jull. Soc. Bot. France, VIII, 186), p. 399. — Bot. Zeit, 1863, p. 62—64. 94. Finlands naturhistoriska gräns. (Notis. S. F. Fl. f£, VI; Stródda anteckn., X, p. 195, 196). 95. Addenda ad n:o 93, Diatom. Fenn. foss. (Ibid., XI, p. 196). 96. Circa terminologiam cryptogamicam animadversiones. (Ibid., XII, p. 196, 197). 97. Circa Th. M. Fries Genera Heterolichenum europæa recognita animadversiones. (Ibid., XIII, p. 197—205. — Flora, 1861, p. 132—134). 98. Circa novitias Lichenææ norvegicæ observatio. (Öfv. K. Sv. Vet. Ak. förh., p. 111; sep.). ) 99. Lichenes adnotati in Armorica, ad Pornic. (Bull. Soc. Bot. France, VIII, p. 753 —759; = n:0 130, II). 100. Notula circa Spermosiram et Nodulariam, Algarum genera. (Ann. sc. nat., 4:e sér., XV, p. 36). 101. Expositio Lichenum Novæ Caledoniæ. (Ann. sc. nat., 4:e sér., XV, p. 37—54; sep.). Bull. Soc. Bot. Fr., IX, 1862, p. 137. 102. Additamentum ad Lichenographiam Andium Boliviensium. (Ann. sc. nat., 4:e ser., Bot., XV, p. 365—382; sep.). Bull. Soc. Bot. France, IX, 1862, p. 410. 103. Circa Th. M. Fries, Lichenes Arctoi, animadversiones. (Flora, p. 369—372). 104. Circa historiam Lichenographiæ observatiuncula. (Flora, p. 513, 514). 105. Circa scripta Friesiana adhuc animadversiones. (Flora, p. 529—533). 106. Conspectus Squamariarum. (Flora, p. 716 —718). 107. Grana quaedam botanica parva. (Bot. Zeit., p. 142). 108. Animadversiones quædam circa A. von Krempelhuber: Die Lichenen-Flora Bayerns. Regensb. 1861. (Bot. Zeit, p. 337, 338). 109. (Recension:) Cladoniw europææ von Dr L. Rabenhorst. Dresden 1860. (Bot. Zeit., p. 351, 352). 1862.110. Ny art af lafslägtet Platysma (Pl. polyschizum). (Öfv. K. Vet. Ak. fórh., p. 227). Sep. 111. Quelques observations sur le genre Coenogonium. (Ann. sc. nat, 4e sér, XVI, p. 88—94, avec une planche). Bull. Soc. Bot. France, IX, 1862, p. 553. 112. Conspectus generis Thelotrematis. (Ann. sc. nat., 4e sér., XVI, p. 95, 96). 113. Note sur un nouveau Lichen, Placodiwm medians. (Bull. Soc. Bot. France, IX, p. 262). 114. De scriptis Friesianis novæ animadversiones. (Flora, p. 27— 30). 115. Circa Parmeliam colpodem. (Flora, p. 71—73); vide n:o 118. 116. Ad Lichenographiam Groenlandiæ quzdam addenda. (Flora, p. 81—83). Tom. XLIV. 34 1863. 1864. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 12: 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. J. P. Norktin. Quinam sunt in Lichenibus spore mature? (Flora, p. 257—259). Adhue circa Parmeliam colpodem. (Flora, p. 321, 322). De novissimo opere Friesiano. (Flora, p. 337—343). De momento characteris spermogoniorum notula. (Flora, p. 353—355). Cirea variabilitatem sporarum in Lichenibus notula. (Flora, p. 396, 397). De Lecideis quibusdam europæis observationes. (Flora, p. 463, 464). . De Lichenibus quibusdam Guineensibus. (Flora, p. 474, 475; continuatio vide n:o 137). De gonidiis Liehenum observationes quzdam. (Flora, p. 529, 530). Expositio synoptica generis Coenogonii (Bot. Zeit., p. 177, 178). T'ylophoron et Parathelium genera Lichenum nova. (Bot. Zeit., p. 278, 279). Circa genus Aporiam Dub. notula. (Bot. Zeit., p. 279, 280). Cirea Lichenes ferricolas notula. (Bot. Zeit., p. 319). Circa Observations on North American and other Lichenes by Edward Tuckerman (in Proc. Am. Ac. Arts and Sc. 1862, p. 383—422). (Bot. Zeit., p. 351, 352). Circa Lichenes Armoricæ et alpium Delphinatus observationes. (Acta Soc. sc. fenn., VIL p. 391—413) — I, Lichenes regionis alpine Delphinatus supra La Grave (p. 393—406; reprod. uti: Bull. Soc. Bot. France, 1863, X, p. 258—269). — II (= n:o 99) Lichenes adnotati in Armorica ad Pornic (p. 406 —413). Flora, 1863, p. 235— 237. Lichenographie Novo-Granatensis Prodromus. (Acta Soc. sc. fenn, VII, p. 415 — 504; 2 tab; im 4:0; sep. 1863, p. 1—90). Lichenes, in: J. Triana et J. E. Planchon, Prodromus Flore Novo-Granatensis ou Énumération des plantes de la Nouvelle-Grénade. (Ann. sc. nat., 4:e sér., XIX, p. 286—382; XX, p. 228—279, in 8:0; sep. p. 1—97; 97—148, Parisiis 1864). (XX, p. 268—279, = sep. p. 137—148, cfr n:o 131). — Additamentum, vide 1867, n:o SIE Charæ, in: Triana et Planchon, op. idem (ibid., XX, p. 280, 281). Bull. Soc. Bot. France, 1863, p. 243. Lettre de M. N. I. Fellman à William Nylander sur un voyage botanique dans la Laponie Orientale. (Note de W. Nyl.; Bull. Soc. Bot. France, X, p. 495—502). Sep. p- 1—8. . De Anzi Lichenibus Longobardi» exsiccatis observationes quedam. (Flora, p. 75 270). . Observationes quædam circa Herbarium Lichenum Britannicorum by William Mudd, fasc. I—III 1861. (Flora, p. 77—79. — B. Seemann's Journ. of Botany, 1863, p. 152—156). 157. Adhuc de Lichenibus quibusdam Guineensibus. (Flora, p. 265. Vide n:o 123). 138. Animadversio circa notulam ultimam Friesianam. (Flora, p. 266). 139. Lichenes quidam scandinavici novi. (Flora, p. 305—307. — Hedwigia, IIT, 1864 p. 86—88). 140. Circa germinationem Agarici campestris. (Flora, p. 307, 308.) 141. Spherie quaedam Scandinavicæ novæ. (Flora, p. 321, 322. — Hedwigia III, 1864 p. 85, 86). Sur quelques Lichens d'Algérie. (Bull. Soc. Bot. France, XI, p. 215—217). Lichenes in /Egypto a cel. Ehrenberg collecti. (Actes Soc. Linn. Bordeaux, XXV, p. 599—066). Sep. p. 1—8. Circa G. W. Keerberi Reliquias Hochstetterianas. (Flora, p. 266 —270). Pyrenocarpei quidam Europæi novi. (Flora, p. 353—358, — Hed vwigia, IV, 1865 p. 43—45). Tom. XL IV 161. 162. 165. 164. 165. 166. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 35 Bull. Soc. Bot. France, XI, p. 284 — Ann. Mag. Nat. Hist., 3:rd ser., XVII, 1866, p. 348—351. | Über den systematischen Unterschied zwischen Pilzen und Flechten (vide n:o 37, übers. von A. v. Krempelhuber für Flora, 1864, p. 418—422).] Graphidei et Lecanorei quidam Europæi novi. (Flora, p. 487—491). Ann. Mag. Nat. Hist. 3:rd ser, XVII, p. 348—351. Cirea Pezizas binas Gallicas novas. (Flora, p. 520, 521). Circa Lichenum Novo-Granatensium novas explorationes Lindigianas. (Flora, p. 617—620). . Liehenes (p. 240), in: J. D. Hooker, On the plants of the temperate regions of the Cameroons Mountains and Islands im the Bight of Benin. (Journ. Linn. Soc. London, VII, p. 171—240). . Sur les Amylobacter. (Bull. Soc. Bot. France, XII, p. 395, 396. — Ann. sc. nat, 5:e sér, VIL, p. 219, 220). . Lecideæ quadam europææ nove. (Flora, p. 3— 7). . Lecideæ adhuc quzdam europieæ novæ. (Flora, p. 145—148). Bull. Soc. Bot. France, 1865, Rev. bibl, XII, p. 277; 1866, XIII, p. 18. — Ann. Mag. Nat. Hist., 3:rd ser., 1866, XVIII, p. 59 - 65. 9. Novitie quædam Lichenum Europæorum variarum tribuum. (Flora, p. 209—213). Bull. Soc. Bot. France, 1866, XIII, p. 63, 106. — Ann. Mag. Nat. Hist., 1866, XVIII, p. 59— 65. Circa Thelocarpa Europæa notula. (Flora, p. 260 — 262). Aun. Mag. Nat. Hist., 1866, p. 23, 24. Enumeratio synoptica Sficteorum. (Flora, p. 296—299). Circa Lichenes crustaceos Nov: Zelandiæ. (Flora, p. 337—340). Adhuc novitiæ quidam Lichenum Europe variarum tribuum. (Flora, p. 353—358). Bull. Soc. Bot. Fr, 1866, XIII, Rev. bibl. p. 106. De Nephromate expallido Nyl. (Flora, p. 428, 429). De genere Lichenum Melanotheca notula. (Flora, p. 429). Ad historiam reactionis iodi apud Lichenes et Fungos notula. (Flora, p. 465 468). Ann. Mag. Nat. Hist. 3:rd ser, XVII, 1866, p. 58, 59. Circa Amylobacteria Tréc. notula. (Flora, p. 521—525. — Ann. sc. nat, 5:e sér., VII, p. 214—218). De terminis lichenologicis perithecio et epithecio. (Flora, p. 577—519). Adhuc circa Amylobacteria adnotatio. (Flora, p. 579, 580. — Ann. sc. nat., VII, p. 218, 219). Hi Monographie des Graphidées de Belgique, Bruxelles 1865 [Rec: Kickx, in: Bull. de l'Ac. de Belgique, 2:e sér., XX, p. 97—125]. (Flora, p. 525). Addenda nova ad Lichenographiam europæam. (Flora, p. 601—606); sep. Addenda nova etc. Continuatio, 1—47. (Flora, 1866 —1887); sep. THIS c 8H6, pb 11. Fl, 1869, p. 293—298. PC Ei ord (pr t rien au im = OT 1941-59! ISO Se) A DE 800, Lire 180! 14. — 1872, , 853—365. 5. 35 3 308-5830: lots 1970 ss i759 2f B s cr de nc ds loge e co OS "eI E564 LÖ TOS iy NES icr TE TE: Bust ce HESS Ls 349 SAS) jon dei eT equo gi. e 2 413-3478: TOME 1825. NOIRS Jf 1*- 18697 5s BÍ 85; dif ue a Hla 0G: 30 167. J. P. Norknın. 21. Fl, 1875, p. 297—308. 34. FL, 1880, p. 887—394. 9g, NE 60 aee isa 350 I SAS EEE IE ES DS EEE ET 0440 99448: GG ARE € FT TETE, 24. — 1876, , 231-239. Bis an; | PERF 440 AO} DE OUEN wesgs Eaque Bg eS eso ges N gg onc x aO umet Sog 39. — 1882, „ 451—458. oderam opo 933: 40:* 9/1888» 99755199) 9B. TE A, Ap qe CE RESET DONS, ee: DEALER ID M LECT DUE 30... — 1878; „ 241 2249, (amm Eno agen 31.222 187900201007. AA MO ES OT „ 220—224. Ar EN Mg C195" SO EN ES EG doge c MESI TTE ODE 3a. Seo 1,4102 MS: 47... —— 887, 199559136: Förutom beskrifningar på nya arter ingå 1 dessa Addenda oftast utredningar el- ler upplysningar öfver andra europeiska arter, samt tidtals uttalanden i mer allmänna frågor rörande lafvarna, af hvilka här må intagas följande: N:o 40, om metoden att beskrifva lafvar; om innebörden af gamla artnamn och af nyare, från en enda region kända arter. — N:o 40, 41, om stora (artrika) lafslägten. — N:o 39, om tribus Lecano-Lecidei; n:o 47, om tribus Homopsidei och dess indel- ning 1 tvà subtribus, Ephebei och Phylliscoidei. — N:o 46, definitioner om fam. Æphe- bacei. — N:o 41, om lafvarnas biologiska egenskaper; n:o 41, om lafvar utan thallus. — N:0 36, om stationens inverkan; n:o 40, om stenbebyggande lafvar och samboende små alger. — N:o 41, om olikheten mellan laf- och sv amphypher m. . m. — N:o 31, om uppkomsten af gonidierna, üfvensom n:o 41 af sporerna, och n:0 42 af gonimierna; n:o 41, om spermatierna; n:o 43, om hufvudformerna af hypo- thallus. — Uti nis 19, 31, 34, 37, 42, 43 och 44 ingå anmärkningar och polemik mot Schwendenerism, Minksianism ete. — Uti nis 46, 47 lämnas beskrifningar äfven öfver några exotiska lafvar. Öfver de arter, som tidigare ingått i dessa Addenda har Fr. Arnold (Lich. fragm. X, Flora 1870, p. 465—488) lämnat en systematisk förteckning. Af arter, som upptagas uti alla ofvanstående „Addenda“ (n:is 165, 166) och i åtskilliga andra Nylanders uppsatser uti Flora (sedan 1863) lämnar Abbé Hue en systematisk sammanställning åren 1886-88 (n:o 264). Uti olika årgångar af Bull. Soc. Bot. France redogöres för arter, som äro betydelsefulla för Frankrikes flora. Likaså äro de för brittiska området nya arterna sammanställda uti Ann. Mag. Nat. Hist., 1866—1869 (genom Leighton) samt i Grevillea (genom Crombie), äfvensom i Seemann's Journal of Botany Brit. and Foreign, 1865,1866 af J, Carroll, m. fl. arbeten. (Jämte N. I. Fellman:) Lichenes arctici, collecti æstate 1863 in Lapponia orientali. Exsiec., n:o 1— 9224. 1866.168. Lichenes Lapponie orientalis. (Notis. S. F. Fl. f, VIII (5), p. 101—192). Appen- 169. 110 dix: de lich. regionis lacus Onegæ occidentalis, Simming et Kullhem 1863, (p. 178 —190) Index nominum (p. 191, 192). — Bandet VIII af Notiserna utkom 1882; separatet utgafs i juni 1866, med extra öfvertitel: Prodromi Lichenographiæ Scan- dinaviæ supplementum (se n:o 92). Bot. Zeitung 1867, p. 133—135. — Bull. Soc. Bot. France, XIV, 1867, p. 127, 128. Note sur l’Exsiccata des Lichens de Normandie, publié par M. A. Malbranche en 1863. (Bull. Soc. Bot. France, XIII, p. 240, 241). Les 'Lichens du Jardin du Luxembourg. (Bull. Soc. Bot. France, XIII, p. 364— 371. Discussion p. 371. Sep). Ann. Mag. Nat. hist. 4:th ser., LI, 1868, p. 245-249; corrigenda p. 447. — Bot. Zeit., 1868, p 444—446. 171. Adhuc circa heterogenesin animadversiones. (Flora, p. 113—116). Tom. XLIV. 180. 1567. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 1568. 185. 159. 190. 191. 192. 193. Minnesord üfver William Nylander. 37 . De Cephalodiis in Peltidea venosa. (Flora, p. 116). Ann. Mag. Nat. Hist. 3:rd ser., XVIII, p. 104, 105. . Lichenes quos S. Kurz legit in insula Java. (Flora, p. 129—135). . Adhuc circa Characteres quosdam Lichenum. (Flora, p. 177—181. — Cfr Ann. Mag. Nat. Hist. 3:rd ser., XVIII, p. 105, 106). . Circa novum in studio Lichenum criterium chemicum. (Flora, p. 198—201). . Quædam addenda ad nova criteria chemica in studio Lichenum. (Flora, p. 233, 234). Nis 175—176: Ann. Mag. Nat. Hist., 3:rd ser., XVIII, p. 169, 170. . Collectio Lichenum ex insula Cuba. (Flora, p. 289—295). . Lichenes Novi Zelandiæ, quos ibi legit anno 1861 Dr. Lauder Lindsay. (Journ. Linn. Soc. London, Bot. IX, p. 244—259; sep.). Bull. Soc. Bot. Fr, XIII, Rev. Bibl, p. 74, 75. . Notes on Dr. W. L. Lindsay's Paper on Arthonia melaspermella. (Journ. Linn. Soc. London, IX, p. 341, 342; sep.). Bull. Soc. Bot. France, Rev. Dibl, XIV, p. 72. — Hedwigia, V, 1866, p. 134—143. Hypochlorite of Lime and Hydrate of Potash. Two new Criteria in the study of Lichens. Translated and communicated by the Rev. W. A. Leighton. (Journ. Linn. Soc. London, Botany, IX, p. 358—365; sep.). Lichenes, Additamentum, in: Triana et Planchon, Prodromus Floræ Novo-Grana- tensis. (Ann. sc. nat, 5:e sér., VII, p. 301—354). — Separat ur separatserien: Tr. et Pl., Prodr. Fl. N.-Gran. (vide n:o 132), p. 533-—586. Consp. spec. p. 581—580. Lichenes Kurziani e Calcutta. (Flora, p. 3—9). Cfr n:o 201. | De preparatione specierum terrigenarum lichenum pro herbario. (Flora, p. 180). Nov: explorationes Lichenum Neo-Caledoniæ. (Flora, p. 193—197). Bull. Soc. Bot. France, XIV, 1867, p. 276, 277. Addenda quaedam ad lichenographiam Novae Zelandiæ. (Flora, p. 438—440). Cirea genus Lichenum Dermatiscum. (Bot. Zeit, p. 133). Lichenes Middendorffiani, in: Middendorff, Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens, IV. S:t Petersburg, 1867. Anhang n:o VI. I, Lich. Ochotienses, p. nv—rvr; II, Lich. e Taimyr et Boganida, p. ıvım. Sep. p. 1—4. — Cfr n:o 265, Lich. Freti Ber. Observ. I, sep. p. 73. Lichenes, in: E. Cosson, Catalogue des Plantes recueillies par G. Mandon en 1865 et 1866, dans les iles de Madère et de Porto-Santo. (Bull Soc. Bot. France, XV, p. 188, 189). Synopsis Lichenum Nov: Caledoniæ. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e sér., IT, p. 39—140; sep. Caen, p. 1—101). | Conspeetus synopticus Sticteorum. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e sér., IT, p. 498—505; sep. Caen, p. 1—10). Lichenes Angolenses Welwitschiani. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e ser., II, p. 508—521; sep. 1869, Caen, p. 1— 16). Animadversio circa historiam amylobactericam. (Flora, p. 135, 136). Circa evolutionem gonimicam Collemaceorum notula. (Flora, p. 353—355. — Trans- lated by W. A. Leighton, in: Ann. Mag. Nat. Hist, 4th ser. II, p. 370, 371). . Circa evolutionem sporarum germinantium Varicellariæ notula. (Flora, p. 955—957). Ann. Mag. Nat. Hist, 4:th ser, II, p. 446—447. 195. Circa Cephalodia simul epigena et hypogena. (Flora, p. 372, 373; sep. — Ann. Mag. Nat. Hist, 4:th ser., III, 1869 p. 351, 352). 1869.196. Synopsis methodica Lichenum omnium Die M cognitorum (vide 1858—60, n:o Tom. XLIV. 77, I). Pars II, p. 1—64, cum tab. I (LX), Parisiis. (Antagligen tryckt år 1860 eller 1861 och utgifven 1869). 39 1870. 1871. 213. 214. 1872. 212. 215. 210. 211. J. P. NoRnRLIN. Kort efter afslutandet af Pars I torde de fürsta fyra arken af senare delen blifvit tryckta. Men därefter synes Nylander icke funnit det lämpligt att vidare fullfölja verkets tryckning. De färdiga fyra arken torde dock efter hand blifvit lämnade åt enskilda fackmän hvarigenom synnerligen stridiga uppgifter om utgifningsåret hafva uppstått. — Lindau och Sydow (Thesaurus, II, p. 188) angifva året 1863. "venne källskrifter (Renvall, p. 270; Pro- motions programmet, p. 95) uppgifva 1869, hvilket årtal här ofvan vidhällits, emedan Nylan- der själf till dem lämnat sina uppgifter. Zahlbruckner (Sydbrasilianska lafvar, 1909) angifver året 1875. Wainio (Étude sur la classif. nat. et la morph. des lichens du Brésil, I p. 202— 212, II p. 238, 240) anför 1885, emedan han uti Paris dà köpt ett expl. med den åtföljande taflan; omslagets ena insida innehöll dessutom en bokannons från nämnda år. Senare iakt- togs emellertid att på omslagets andra insida uti en annons af 1883 Synopsis II utbjöds till salu af bokhandlaren Lechevalier, som upplyst sig hafva af N. öfvertagit upplagan med der- till hörande tafla. Abbé Hue (Lich. exot. p. 9) samt Boistel (Necrol., p. 6, 19) säga delen II hafva utkommit 1888, antagligen emedan Nylander detta år (Nya Zelands lafvar, n:o 271 Ob- serv. III, p. 149, 150) offentliggjort förklaringarna till figg. 37—47 af tab. IX, hvilka ännu ej ingått i andra delens fyra textark. Således saknas all grund för Lindau et Sydows (Thes. II, p. 188) uppgift: „tab. col. post mortem autoris in lucem protracta.*. Notisen härleder sig väl däraf, att dá Syn. Lich. I efter fórf:s dód utgafs i ny, fotografisk upplaga (se n:o 77), de fyra arken af andra delen tillfogades, kompletterade med omtryck utaf figurförklaringarna i Lich. N. Zelandiæ, och planchen sålunda föreföll vara nyss bragt i dagen. . Observationes circa Pezizas Fenniæ. (Notiser S. F. Fl. f., X (7), p. 1—97, 2 tab.; sep. i maj 1868, Helsingfors). Tab. synoptica p. 75—80; Ascobolus, p. S1—87; Appendix Spheriaceos nonnullos Floræ Kennicæ addendos exponens, p.58— 93. In- dex p. 94— 97. Ann. Mag. Nat. Hist, ser. 4, III, p. 79—83, in Bibliogr. notices; sep. Note sur les Lichens de Port-Natal. (Bull Soc. Linn. Normandie, 2:e sér., II, p. 4—15; sep. Caen 1868, p. 1— 15). . Enumération des Lichens récoltés par M. H. Husnot aux Antilles françaises. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e ser., IIT, p. 259—280; sep. Caen, p. 1— 24). Bull. Soc. Bot. France, XVII, 1870, p. 89. . Exemplum cephalodiorum in Sphwrophoro. (Flora, p. 68, 69). . Lichenes Kurziani Bengalienses. Collectio altera. (Flora, p. 69— 73). Cfr n:o 182. Lichenes in Brasilia a Glaziou collecti. (Flora, p. 117—126). Circa reactiones Parmeliarum adnotationes. (Flora, p. 289—293). De reactionibus in genere Ricasolia. (Flora, p. 313, 314). D 5 STET SOUI- (RDS 22) > 5 , Umbilicaria. (a: , 387—389). x » » Cetrarieis. (ab », 441—444). " - » Aleetorüs. (one „ 444). P 3 » Evernäs et Parmeliopsibus.( » — , 445—440). Remarks on Dr Lindsay's Paper „On Chemical Reaction as a Specific Character in Lichens*. (Seemann's Journal of Bot. Brit. and For., Juli 1869, p. 214, 215). . Recognitio monographica Rumalinarum. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e ser., IV, p. 101—180; sep., Caen, p. 1—82). Bull. Soc. Bot. France, XX, 1873, p. 14. Animadversio de theoria gonidiorum algologica. (Flora, p. 52, 53; sep.). Bull. Soc. Bot. France, XX, 1873, p. 5, 6. Circa Dufouream animadversio. (Flora, p. 298, 299; sep.). Animadversiones quedam cirea F. Arnold Lich. Fragm., XIV. (Flora, p. 247—252; sep. p. 16). Lichenes e Pyrenæis Orientalibus exsiecati; n:is 78, Parisiis. Lichens, in: Mission scientifique au Mexique et dans l'Amérique centrale. Paris. Lichenes, in: Plantas mexicanas nuper a collectoribus expeditionis scientific» allatas Tom. XLIV. 218. 1873.219. 220. 221. 18 74.222. 185.220. 181 6.230. Tom, XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 39 aut longis ab annis in herbario Musei parisiensis depositas, preside J. Decaisne, enumerandas curavit Eug. Fournier. Pars prima. Cryptogamia adjuvantibus cll. W. Nylander et Em. Bescherelle edita. Parisis, 1872, I, p. 166. Cfr Bull. Soc. Bot. France, XIX, 1872, p. 236, 237 (et 302, 303). Observata lichenologica in Pyrenzis Orientalibus. (Flora, 1872 p. 424: I, Forca-Réale p. 425—431; II, La Preste-Costabonne, p. 545— 554.). Observ. lich. in Pyr. Or. (Flora, 1873; III, La Massane, p. 65— 75; IV, Collioure, p. 193—205; V, Perpinianum, p. 205—207). I—V sep. — I—V reproducerade, något förändrade, uti: Bull. Soc. Linn. Normandie, 2:e sér. VII, 1873 p. 256—328; sep. Caen, 1873 p. 1— 66; conspectus Lichenum observ., p. 66—73. Index Nominum Lichenum novorum, p. 74, 75. (Ny upplaga, se 1891, n:o 274). Bull. Soc. Bot. France, XX, 1873, p. 225, 226. Lichenes insularum Andaman. (Bull Soc. Linn. Normandie, 2:e sér., VII, p. 162— 182; sep. 1874, Caen, p. 1—23). Lettre sur un nouveau genre de Nostochinées: Nematonostoc. (Bull. Soc. Bot. France, XX, p. 263, 264). H. A. Weddell. Les Lichens du massif granitique de Ligugé. (Analys uti: Flora, p. 56—61; sep.). 3. H. A. Weddell. Nouvelle revue des Lichens du Jardin de Blossac à Poitiers. (Analys uti: Flora, p. 61—63; sep.) — N:is 222, 223, traduct. in J. M. Crombie: On The Algo-Lichen hypothesis and on the nutrition of Lichens (Grevillea, II, 1874, p. 145 = 152; sep., Pp. 1—S). . De H. A. Weddell Remarks in Grevillea, 1874 [p. 182—185]. (Flora, 1874, p. 394 — 399; sep. — Traduct. in Grevillea, III, 1874, p. 17—22; sep., p. 1—6). 5. Animadversiones circa Spruce, Lichenes Amazonicos et Andinos. (Flora, p. 70— 13; sep.). Herbarium Lichenum Fennie quod edidit J. P. Norrlin. Determinationes recog- novit W. Nylander. Fasc. I—IV (n:is 1—200). Helsingforsie. (Continuatio vide n:o 24$). . Liste des Lichens recueillis par M. G. de l'Isle, aux iles Saint-Paul et d’Amster- dam et description des espéces nouvelles. (Comptes rendus Acad. sc. LXXXI, p. 725, 126). . On Rimularia limborina Nyl. (Le Naturaliste; Grevillea, IV, p. 88, 89). . Lichenes, in: H. Polakowsky, Bryophytas et cormophytas costaricenses anno 1875 lectas. (Journ. of Botany, XIII, p. 225—226), Lichens rapportés de lile Campbell par M. Filhol. (Comptes rend. Acad. se. LXXXIII, p. 87—90; sep. p. 1—4). . Lichenes in Ægypto a cl. Larbalestier collecti. (Flora, p. 281—285; sep. p. 1—4). Bull. Soc. Bot. France, XXIV, 1877, p. 178. . Circa Pyrenocarpeos in Cuba collectos a cl. C. Wright. (Flora, p. 364, 365; sep.). 3. Ramaline Cubanz novæ. (Flora, p. 411, 412; sep.). . Lecanore Cubanæ nove. (Flora, p. 508—510; sep.). Nis 233—235: Bull. Soc. Bot. France, XXIV, 1877, p. 179. . Collemacei, Calieiei, Cladoniei et Thelotremei Cubani novi. (Flora, p. 558—502; sep.). » Liste des Lichens recueillis à Fontainebleau. (Bull. Soc. Linn. Paris, I, n:o 6, p- 123—124; Verlot, Guide du botaniste herborisant, ed. I, p. 329). . De gonidiis et eorum formis diversis animadversiones. (Flora, p. 353—359; sep.). Bull. Soc. Bot. France, XXV, 1878, p. 139, 140. — Grevillea, VI, 1877, p. 41—48, sep. p. 1-8. — Brebissonia, IT, 1879, p. 163—171. — Revue mycol., I, 1879, p. 125—131). 40 1878. 238. 239. 1879. 240. 241. 242. 243. 244. 1880. 245. 1881. 246. 247. 1882. 248. 1885. 249. 1884. 250. 251. 252. 253. 1885. 254. 255. 256. 251. 258. 1886. 259. 260. 261. 262. 265. 1886—88. J. P. NoRRLIK. Symbole quaedam ad lichenographiam Sahariensem. (Flora, p. 337—345; sep.). Bull. Soc. Linn. Paris. Circa Lichenes Corsicanos adnotationes. (Flora, p. 449—454; sep.). Bull. Soc. Bot. France, XXVI, 1879, p. 184, 185. Diagnoses de quatre espéces nouvelles des Lichens découvertes par M. M. H. Roux et A. Taxis, dans les environs de Marseille. (Bull. Soc. bot. et hort. de Provence, I; sec. Lindau et Sydow). i Liste des principales espèces recueillies à la herborisation à Paris 6 avril 1879, dirigée par M. le Dr W. Nylander, président d'honneur de la Société. (Soc. cryp- tog. de France, Brebissonia, 1879, p. 172—176; Verlot, Guide du botaniste herborisant, Paris 1879, p. 352—354). Circa Lichenes vitricolas notula. (Flora, p. 303, 304; sep.). Brebissonia, IT, p. 129—151. — Feuille des jeunes naturalistes, Paris 1879, p. 126, 127. De coloribus Lichenum notula. (Flora, p. 557—560; sep.). De Hypothallo notula. (Flora, p. 574—570; sep.). Lichenes nonnulli insule S. Thom: Antillarum. (Flora, p. 127, 128; sep.). Bot. Centr. bL, 1880, II, p. 963. Liste des Lichens recueillis à Franchard et à la côte de Champagne. (Bull. Soc. Bot. France, XXVIII, p. xov—xcvr). Lettre (preface) à M. Isaac Newton sur l'histoire de lichenographie Portugaise. (Revista do Porto, p. 29, 30; cfr n:o 268). Herbarium Lichenum Fenniæ quod edidit J. P. Norrlin. Determinationes recog- novit W. Nylander (cfr n:o 226). Fasc. V—IX (nis 201—450). Helsingforsiæ. [Lich. Lappon. Orient. 1882, vide 1866, n:o 168]. [Bestämningarna af lafvarna uti:] Die Lichenen Heidelbergs nach dem Systeme und den Bestimmungen Dr. Wilham Nylanders, von Wilhelm Ritter von Zwackh-Holzhausen. Heidelberg, 1883, 8:0; IV +84 pg. (Jämte J. M. Crombie). On a Collection of Exotic Lichens made in Eastern Asia - by the late Dr. A. C. Maingay. (Journ. Linn. Soc., Bot., London, XX, p. 48— 69; sep.). Classification des Peltigérés. (Le Naturaliste VI, n:o 49, p. 387). | Quelques observations sur les Tenia. (Le Naturaliste, n:o 50, p. 398, 399). / Lichenes novi e freto Behringii, I. (Flora, p. 211—223; sep.). II, III vide 254. Bot. Centr. bl, XXI, 1885, p. 291. Idem, II. (Fiora, p. 439—446). — III. (p. 601—604; sep.). Arthonie novæ Americæ borealis. I, II. (Flora, p. 311—313, 447— 449; sep.). Parmelie exoticæ nove. (Flora, p. 605—615; sep.). New North-American Arthonie. (Bull. Torrey Botan. Club, XII, p. 113). Lichenes, in: J. Henriques, Contribuicao para o estudo da Flora d'algumas posses- soès portugezas. I. Plantas colhidas por F. Newton na Africa occidental. (Bol. da Soc. Brot., Coimbra, III, p. 130, 131). Lichenes in: Henriques, Contribuicôes para o estudo da flora d'Africa. (Bol. da Soc. Brot, Coimbra, IV, p. 205—217; sep. 1887, p. 1—15) Flora de S. Thomé. Graphidei Cubani novi. (Flora, p. 103, 104: sep.). Lichenes insulæ San Thomé. (Flora, p. 171—178; sep.). Lichenes Insulæ Sancti Pauli. (Flora, p. 318—322; sep.). Lichenes nonnulli Australienses. (Flora, p. 323—328: sep.). 264. Addenda nova ad lichenographiam europæam, a professore W. Nylander in Flora ab anno 1865 ad annum 1886 edita in ordine systematico disposuit A. H ue, Rotho- magensis sacerdos. Paris, (Revue de Botanique, Revue mensuel de la Soc. Sep. p. 1—6. Tom. XLIV. 1887. 265. 18858. 266. 267. 210. 271. 1889. 272. Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 41 française de Botanique, I, 1886, 1887; II, 1888). — Sep.: Add. n. ad lich. eur. exposuit in Flora Ratisbonensi Dr W. Nylander in ordine vero system. disp. A. Hue, Rot- hom. sac. Paris, Berlin, Auch. 1888. — Separat-upplagan har Revue-upplagans titel endast på första sidan, och dess paginering är på de enskilda häftenas första och sista sidor typografiskt sammanjämkad. Båda ansluta sig till hvarandra på föl- jande sätt: Revue de Botanique: Separatet: I, 1886, DE Ber else M EpL St 1887, » 07 9-959 NN dms II, 1888, ee i Omissa "E59 100 ee a en Corrigenda la, JESUU d os S EUER GB Bi Index gen. et sp. „ 167—200 . . . . 7$ 387—870: Addenda 2129009 POI Er POMPES OS Te Arbetet hänför sig hufvudsakligast till „Addenda“ (n:is 165, 166) samt åtskilliga andra uppsatser uti Flora 1863—1887, äfvensom till Recogn. monogr. Ramalinarum (n:o 211) och Observata lichenologica in Pyren.-orient. (Flora samt Caen 1873, nis 218, 219). Häri ingå äfven ett antal lafvar från Algeriet. Enumeratio Lichenum Freti Behringu. (Bull. Soc. Linn. Normandie, 4:e sér., I, p. 198—286). Sep. Caen 1888, p. 1—91. — Observationes I .—IV, p. 268—272, sep. p. 73—77. Tab. synopt. specierum, p. 273; sep. p. 78—84. Lichenes ex Alaska, p. 280—284; sep. p. 85—89. Index p. 285; sep. p. 90. Addenda (Alaska) vide n:o 271: Lich. Nov: Zeland., Observ. II, p. 149. — Addenda, vide n:o 272, Lich. ins. Guin., Observ. II, p. 44. Flora 1888, p. 337. Note sur le Parmelia perlata et quelques espéces affines. (Journ. de Botanique, II, p. 33, 34. — Flora, p. 142, 143). Lichenes nonnulli ex insula Principis. (In: Contribuicóes para o estudo da Flora da costa occidental d’Africa. Bol. da Soc. Brot, Coimbra, V, p. 221—221; sep. p. 1—4). Bot. Centr. bl, Beihefte. 1892 p. 137. — Hedwigia, 1889 p. 83. . Lichenes du Nord du Portugal. (Bol. da Soc. Brot., VI, p. 198—249; sep. p. 1—53. Ofr n:o 247). . La malice des Lichens. (Paris, E. Mauchaussat, p. 1— 4). Partim — Obs. IV in n:o 265, Lich. Fr. Behr. p. 76, 77. — Lich. Fuegiæ et Patagoniæ (n:o 270), Observ. V, p. 32, 33. Lichenes Fuegiæ et Patagonke. (Parisiis, Héloin et Charles, p. 1—36). Tabula synop- tica, p. 24—27. Observationes I—VI, p. 28—35. Index specierum, p. 35, 36. Addenda, vide: (n:o 271) Lich. Nove Zelandiæ, Observ. I p. 144—148. T (no 202) ins Gun. 0 bsery- Ip. 4445: Flora 1888, p. 338. Lichenes Novæ Zelandiæ. Accedit tabula lithographica figuris sporarum. (Parisiis, P. Schmidt, p. 1—156; tab.). — Observationes: I, Addenda ad (n:o 270) Lich. Fuegiæ et Pat., p. 144—148. — II, addenda (ad n:o 265) Lich. Freti Bering. ex Alaska, p. 149. — III, (p. 149, 150) add. (ad n:o 196), Synops. Lich. II, analyses fige. 37—47. — IV, Varia, p. 150, 151. — Index, p. 152—156. Bull. Torrey Bot. Club, New York, 1889, p. 198, 199. — Addenda, (vide n:o 272) Lich. ins. Guin., Observ. VI, p. 46—49. — Bot. Centr. bl. XLVI, 1891, p. 158 —161. Lichenes insularum Guineensium (San Thomé, do Principe, das Cabras). (Parisiis, 6 P. Schmidt, p. 43-52. Obs. it, TB. III, IV, NES VI, VII, VIII, » -— J. P. NorkLm. p. 1—54) Tab. synopt. spec. p. 41—43. — Observationes I— VIII, 43 44 44. 45. 45-—40. 46 —51 51, 52. 52 . Spec. e Flora 1862, p. 475 rememoratæ. . Omissum in Lich. Fret. Bering. (n:o 265). ; » .» PBuegie et Pat. (n:o 270). 5 we. ENovasZelwmnos2mb): Varıa. . Lich. ex Amer. Bor. et Sept. (Lich. japon.). (OPA) Bot. Centr. bl. XLVII, 1891, p. 118, 119. 1890. 273. Lichenes Japoniæ. (Parisiis, P. Schmidt, p. 1—122; Tabula synoptica specierum p. 94— 99 ; Observationes I—III, p. 100—116, Index nominum p. 117 —122. Cfr n:o 275,11. Observ. I, Gonidia; hypoth. Schwend., p. 100, 101. — II, Definitiones qvorundam Lich. ex Amer. Bor, p. 101—110. — III, Lichenes insule Labuan, p. 110—116. Bot. Centr. bl. XLVII, 1891, p. 119—121. 1891.274. Lichenes Pyrenæorum Orientalium observatis novis. (Amélie-les-Bains, Forca-Réal, Costabonne, La Massane, Collioure). (Parisis, P. Schmidt, p. 1—103). Tab. synop- tica specierum, p. 93—99. Observatio: Hydr. kal. ut reagens Lichenibus (Th. Fries), p. 99, 100. — Ny upplaga af n:is 218, 219. Bot. Centr. bl. LITI, 1893, p. 43 —45. 275. Sertum Lichenææ tropicæ e Labuan et Singapore. (Parisis, P. Schmidt, p. 1—48). Tabula synopt. spec. p. 28—30. — Observationes: I, Contra hypoth. Schwend., p. 31—35. — II. Adnotanda ad Lich. Jap. (n:o 273) p. 35, 36. — III. Definitiones nonnull Lich. Amer. Bor., p. 36—43. — IV. Addenda ad Lich. Europ., p. 43—45. — Index nominum p. 47, 48. Utdrag, üfversatta af Crombie: Grevillea, 1891, p. 60—62. 1892.276. A. M. Hue, Rothomagensis sacerdos: Lichenes exotici a Professore W. Nylander descripti vel recogniti et in Herbario Musei Parisiensis pro maxima parte asservati in ordine systematico dispositi sunt. Parisiis 1892, in 4:0, 378 pag. (3689 sp.). — Corrigenda, p. 323, 324. Index gen. et spec. p. 325— 378. 1895.277. Lichenes azoriei a cl. dr B. F. Carreiro lecti et a cl. dr W. Nylander determi- nati. (Contribuicao para o estudo da Flora Cryptogamica dos Acores. (Bol. Socied. Broteriana, Coimbra XII, p. 98—101). 978. Lichenes africani a cl. J. A. Cardoso ins. S. Nicolai et S. Jacobi, F. Quintas Lou- renco Marques et in agro Mocambicense determinatione R. R. Emeriæ Episcopi lecti, (Bol. Socied. Broteriana, XII, p. 102—105). 1896.279. Les Lichens des environs de Paris. (Paris, Schmidt; p. 1—142; tabula synoptica specierum, p. 129—142). (Supplément, vide n:o 282, 1897). Bot. Centr. bl. LXIX, 1897, p. 352, 353. 980. Énumération des Lichens de l'ile Annobon. (Paris, Schmidt; p. 1—8. Tableau synoptique p. 7, 8). Bot. Centr. bl. LXVII, 1896, p. 14, 15. 281. New West Virginia Lichens. (Lecidea Virginiensis Calk. & Nyl. sp. n. — L. Nuttalli Calk. & Nyl. sp. n. — Arthonia aleuromela Nyl. sp. n. — Lecanora deplanans Nyl, sp. n.). (Botanical Gazette, October 1896, p. 333, 334). 1897.282. Supplément aux Lichens des environs de Paris. (Paris, Schmidt; p. 1—20. — Tabula synoptica specierum emendata, p. 13—20). 1898. 283. Les Lichens des iles Azores. (Actes Soc. Linn. Bordeaux, LIIT, p.1—7; sep. p. 1 —9.) Tom. XLIV. Minnesord öfver William Nylander. 43 284 Uti: Baillon, Dictionnaire de botanique, Paris 1876—, har Nylander skrifvit alla artiklar om lafvarne under bokstäfverna A—C. 1900. 285. Lichenes Ceylonenses (p. 1—26) et Additamentum ad Lichenes Japonie (p. 27— 33). Opus posthumum. (Acta Soc. sc. fenn., XXVI, n:o 10, p. 1—33). Af W. Nylander härröra sig yttermera talrika bestämningar af lafvar samt beskrifnin- gar af nya species uti ett stort antal arbeten, utgifna af författare 1 olika länder. Densamme har (enligt. Lich. Parisienses, p. 11, not. 1) ritat figurerna från början ända till och med Zecanora uti: Crombie, Brit. Lichens. Därjämte har Nylander till franskan ófversatt (förutom ofvan under n:o 82 anförda) några arbeten, bl. a. följande: E.-P. Fries, Note sur la distribution géographique des Champignons. (N. Bot. Not. Upsala 1857. — Ann. sc. nat, XV, 1861, p. 10—35; notes par le trad.). J. Wallman, Essai d'une exposition systématique de la Famille des Characées (K. Sv. Vet. Ak. Fórh. 1852 p. 229 —381. — Actes Soc. Linn. de Bordeaux, XXI, 3:e ser., I, p. 1—90), Varma minnesord öfver Nylander från hans professorstid ha nedskrifvits af hans forna elev vid universitetet, mag. Emil N ervander (ursprungligen 1 Hufvudstadsbladet 1899, n:o 289, sedermera reproducerade uti: Blad ur Finlands kulturhistoria. Helsingfors 1900, sid. 461—469, med porträtt). Vidkommande ofvanstäende litteraturfórteckning får jag med tacksamhet nämna, att vid dess upprättande en grundväsendtlig del utförts af min vän prof. J. A. Palmen, som äfveni öfrigt på mängahanda sätt gått mig tillhanda, och att jämväl prof. Th. Sælan haft vänlig- heten lemna värdefulla upplysningar. Für fórtekningen äfvensom minnesorden berórande bidrag står jag vidare i förbindelse hos prof. Fredr. Elfving. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 1. ÜBER = ENTSTEHUNG UND WIRKUNGEN ABSTEIGENDER LUFTSTRÔME (MIT 14 TEXTFIGUREN) VON - OSC. V. JOHANSSON HELSINGFORS 1913, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT. EDEN TERT SY EN j X VIE Le "wi E poe Fe PE e ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 2. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE FLECHTENGONIDIEN VON FREDR. ELFVING MIT ACHT TAFELN HELSINGFORS 1918, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITERATURGESELLSCHAFT. i D S = RP D Kt UM j ADM y " TER UM CM OCIETAT - / à DW yr: N ASH Ae IM SI SCIENTIARU i NOS AL LE | N M FENNICE . OM XV NO SR OR ENT SAN WT Pad’ hs | AN à ur BF EN I ne C TR Des d a DRUG : DER F Pr & Ar 1 Yrs 2 "n ks EN! : PX WAV 1 UM i À 1 F UM 1 K H X. h í j | d Yr T 1 1 ar LEE CO À / pir I^ ls TIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. No 4. # é FANA et ER LSINGFORS 1913, run | FINNIS ER i ; MASK 4 tes ER I A iu , AY ! ; / NS, + À "WU 1 a. NA put re INS Us 2 V ^ f, ! " ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. N:o 5. SUR LES MAXIMA ET MINIMA D'UNE FONCTION DE DEUX INTEGRALES. DÉFINIES PAR J. W. LINDEBERG, HELSINGFORS 1914, DE LA SOCIÉTÉ DE LITTÉRATURE A d ÄN X Qu ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ | ON; XU ee TT COUPER EU. ÜBER EINE BEZIEHUNG ZWISCHEN DER DIELEKTRIZITÄTSKONSTANTEN UND DEM SPRZIFISCHEN VOLUMEN DIELBKTRISCHER KÜRPER CEU Unt ^ # SN e x à d $t jS ^ À P 4 / RAN dir : m ] ‚un i | KORISLOTTE. 000-00 DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV, No 7. Über die vom . N irigeminus versorgte Muskulatur der Amphibien mit dix vergleichenden Ausblick über den Adductor mandibulae . der Gnathostomen, und einem Beitrag zum Verständnis der Organisation der Anurenlarven. : 1 | X | . Von |. ALEX. LUTHER. . Mit 1 Tafel und 92 Figuren im Text, HELSINGFORS 1914, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT. AR LAT REA VD vi jt f ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLIV. 215, MINNESORD WILLIAM NYLANDER J. P. NORRLIN UPPLÄSTA PÅ FINSKA VETENSKAPS-SOCIETETENS ÅRS- OCH HÖGTIDSDAG DEN 29 APRIL 1900 HELSINGFPRS 1913, FINSKA LITTERATUR-SÄLLSKAPETS TRYCKERI, MUR AY, Mus VALEN US ff | ne di MIN DES * E TA I Il VM ni H Il) sa 4 et ^ " ^ " : tetes miete Priest så : E is T ride ren x t jets - iet jen . enter t H ^ Pader ten e einen AN ER ET = Ken ae Maiorem iet Lohr re e tee eer getreten bead o imbuit ebat eter + " n n bere + - Hager ete Jjegeirirdm nm pegevu b RER "i Mae besebednpe fein nen hm sje | ei ma robe has e bajo quveica peo! Lever