ie Le rer t et runi en Meier : nn rer E rest : " rot end : mici vetta aegri wii Qm ARE rare renen at 2 E eal ga MES - m m | i un Wi A ii eei iiit je i i SÅ in à Kat d x i d Hin + vote: Ceres eher du S + ii 1 nus udi it M | wn ii nn m " 2 H 1 rete a i RR iE | inui iu uin T mt H H + PR n | H | i H H uhi STE ENS TOMUS XLV. ; HELSINGFORSIE. Ex officina typographica Societatis litterariæ fennicæ. MCMXX. "n eU NASE = à Ben DEREN. ae La SE dm EC E SUN ST EN i NC De Ee nw EROBERN. IRE Sc TABLE DES di ARTICLES CONTENUS DANS CE TOME. 1. Die Bewertung der Frau unter dem Einfluss der Cólibatsidee im MS. Lat. 15970 der Bibliothèque Nationale (Stephanus de Borbone, de diversis materiis predi- . . . eabilibus, von HJALMAR Cnonws. Bu, 2 - Germanisch-Finnische Lehnwortstudien. Ein Beitrag zu der ältesten Sprach- x und Kulturgeschichte der Germanen, von T. E. Karsten. Mit 3 Tafeln im Texte. 3. Zehn altbabylönische Tontafeln in Helsingfors, autographiert, transskribiert, über- setzt und kommentiert von Harri Horma. Mit einem Anhang: Zur Datierungs- weise der altbabylonischen Geschäftsurkunden, und mit 6 Tafeln. x Eo Contribution à l'étude de la quantité en lette, par JEAN Porror. (Travail du laboratoire de phonétique à l'université de Helsingfors.) : À Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn LsoroLp HENRIK STANISLAUS J . -. Mzenmrum. Hället vid Finska DES SERRA: ärshögtid den 25 maj 1914 af R. A. WREDE. “ \ 293177 ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. N:o I. DIE BEWERTUNG DER FRAU UNTER DEM EINFLUSS DER CÖLIBATSIDER IM MS. LAT. 16970 DER BIBLIOTHÈQUE NATIONALE (SIEPHANUS DE BORBONE, DE DIVERSIS MATERIIS PREDICABILIBUN) HJALMAR CROHNS. — — DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITERATURGESELLSCHAFT. La ET P C MEUS Es ändern sich die Zeiten. Ende des ancien régime fangen die Ideen von Bay- les Dictionnaire philosophique ihren Siegeszug durch die Welt an. In den letzten Jahr- hunderten des Mittelalters gab das Speculum majus, die grösste und bedeutendste Real- encyklopädie der Zeit, weiten Kreisen von Lehrern und Seelsorgern des Volkes Anlei- tung zu ihrer Erziehungsarbeit. Hinter jener standen die „Philosophen“ der „Aufklä- rung“, hinter diesem die Dominikanermönche, die Vorgänger der Jesuiten. An die drei Teile des Werkes von Vinzenz von Beauvais, unter dessen Lei- tung das Speculum entstand, schliesst sich wie bekannt ein vierter, der eine andere Ent- stehungsgeschichte hat als die übrigen, das Speculum morale. Bedeutende Partien des letztgenannten’ gehen, wie schon längst ausführlich nachgewiesen worden ist'), auf eine Handschrift zurück, die den "Traktat De diversis materiis predicabilibus oder De sep- tem donis spiritus sancti des ,F. Ste.^ — aller Wahrscheinlichkeit nach Stephanus de Borbone *) — reproduziert. Eine Studie über dieselbe dürfte nicht ohne Interesse sein. Die Schrift des Predigerbruders — dass der Autor ein Genosse der Gesellschaft des hl. Dominikus war, ist über jeden Zweifel erhaben — hat für die Zukumft ihre Bedeutung hauptsächlich, man möchte sagen ausschliesslich durch das Speculum morale erhalten, in erster Linie also durch das Bindeglied zwischen demselben und der Schrift De di- versis materiis predicabilibus — eben die Hs 15970 der Bibliothéque nationale. Denn während der Moralspiegel seit den Anfängen der Buchdruckerkunst mehrere Auflagen erlebte, wurde das Werk De diversis materiis predicabilibus niemals unter die Presse gelegt. Die Schrift, welche die Kompilatoren als Quelle benutzt haben, ist das Erzeug- nis einer Literaturgattung, die zu ihrer Zeit ungemein beliebt war: die der illustrierten Moral. „Et quia“, heisst es im Anfang, wo dem Leser in unglaublich schwerfälliger !) Von ÉCHARD. QUÉTIF-ÉCHARD, Scriptores ordinis praedicatorum I, Paris 1719, 218 ff. :) Vergleiche B. HAuRÉAU, Notices et Extraits de quelques manuscrits latins de la Bibliothèque nationale, Paris 1891— 93, IV, 132: ,attribué comme on le sait au dominicain Étienne de Bourbon* sagt dieser scharfsinnige Forscher, der so viele Irrtümer betreffend der Autorschaft mittelalterlicher Schriftstücke berichtigt hat, von dem Traktat. 4 HJALMAR CROHNS. Weise die Anordnung der Darstellung erklärt wird, „et quia septem sunt 4ona Spiritus sancti, donum scilicet timoris, pietatis, sciencie, fortitudinis et consilii, intelleetus et sa- piencie ... donum siquidem timoris a malo pene future et a malo culpe, per quedam metuenda, que mentibus hominum suggerit et ingerit, revocat et retrahit; donum pietatis per quosdam spei funicolos ad bonum appetendum et agendum attrahit; donum sciencie dat lugere et plangere et cognoscere et bene conversari per penitenciam, et a malo culpe extrahit; donum fortitudinis contra insultus temptacionum et viciorum penitentem roborat et munit; donum consilii, quomodo eligat bonum et preeligat meliora et utiliora saluti cautum facit; donum intellectus in bonis cognoscendis et maxime in credendis per fidem illuminat et instruit; donum autem sapiencie affectum mentis in cognicione pascit et dulcedine bonorum illum afficit et reficit, dum vera bona, prout sunt bona, amare et gustare facit et suavitatis eorum dulcedinem sentire: secundum hec septem dona, a quibus in rebus spiritualibus ordinantur et disponuntur bene et recte omnia, ordinamus opus presens in septem partes sive libros dividendo, libros secundum materias per titulos dividendo, materias per causas et effectus dividendo, describendo, distinguendo, et ea que dixerimus auctoritatibus Biblie et Sanctorum, racionibus et exemplis muniendo, et ponendo, ubi ista exempla legerimus, et a quibus audierimus, ut frequencius; suppo- nentes ita esse, ut alii boni viri scripserunt et dixerunt, maxime in eis, que non incom- petencia fidei sunt aut bonis moribus, immoque sunt eis consona et conjuncta^. Der Autor will wie er ferner bezeugt, dem gebildeten Leser, in erster Linie dem Prediger eine Anleitung bieten über Dinge, ,die den Menschen auf seiner Pilger- laufbahn im Diesseits der Vollkommenheit näher bringen und ihm gute Führer sind in den obengenannten Richtungen, in Bezug auf die Abneigung gegen das Bóse und auf Erstrebung und Erlangung und Betätigung des Guten, in Bezug auf das arbeitsame und das beschauliche Leben, in Bezug auf Gott und den Nächsten, in Bezug auf die Herrschaft über sich selbst und über andere, in Bezug auf die Liebe zu Gott und dem Nächsten“. Die Arbeit soll sich also der Absicht des Autors gemäss, nach den „Gaben des hl. Geistes — eine bei den theologischen Autoren der Zeit nicht ungewöhnliche Anordnung — in sieben Hauptabschnitte teilen. Um den Sinn seiner Moralsätze ver- ständlich zu machen, kommentiert er sie mit Auszügen aus der profanen und kirch- lichen Literatur sowie durch Erzählungen aus alter und neuer Zeit. Das Werk strotzt daher von einer Unmasse von Zitaten und Anekdoten. Es ist aber keine blosse Exem- pelsammlung wie z. B. die Gesta Romanorum, die Scala coeli und das Speculum exemplorum, die bekannten Hülfsbücher für den Prediger des späteren Mittelalters. Der Text, das ethische Lehrsystem schmilzt bisweilen zusammen und nimmt im Verhält- nis zu den Märlein wenig Platz ein — die Aufgabe, das Thema eingehender zu Tom. XLV. Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. 5) entwickeln wird in diesen Abschnitten dem Seelsorger überlassen. Bisweilen wird aber der Text Hauptsache, und dem Leser wird in ausgiebiger Weise sowohl das Schema demonstriert wie auch die Argumente geliefert. Stephanus de Borbone oder de Bellavilla, der Bruder der Genossenschaft des hl. Dominikus, der wahrscheinlich hinter den Decknamen Frater Ste. steht, ist zwischen 1190 und 1191 geboren und 1261 gestorben. Mehrere Jahre seiner Jugend verflos- sen in Macon, wo er, wie es scheint, an der Kathedralkirche angestellt war'). Von Macon ging er nach Paris zu studieren ^). Lange weilte jedoch der junge Kleri- ker nicht im damaligen wissenschaftlichen Zentrum Mitteleuropas. Schon gegen das Jahr 1223 finden wir ihn in Lyon?) und zu dieser Zeit hat er wahrscheinlich die Tracht der Dominikaner angenommen. Von nun an entwickelt Stephanus eine lebhafte Tätigkeit als Wanderprediger im Dienste der eben zu seiner Zeit zu neuem Leben er- wachenden Inquisition. Er zieht von einem Ende Frankreichs zum anderen, unermüd- lich tätig als Missionär wie als Richter. Um 1230 finden wir ihn in der Diözese Chä- lons, wo er eine grosse Menge ,Häretiker“ verurteilt). Später wird er von den kirchlichen Behörden nach Auvergne gerufen, bleibt eine Zeit in Clermont und schreitet zu Untersuchungen über die „Ketzerei“ in Forez. Im Jahre 1239 predigt er in der Bourgogne. Nach 1240 finden wir ihn in Auxonne, in Chalon-sur-Saône, in Pouilly, in Mareigny ?). Im Jahre 1245 wählt unser Prediger und Inquisitor Lyon zum Aufent- haltsort; wahrscheinlich hat er an dem grossen Konzil teilgenommen, welches daselbst zu dieser Zeit tagte ^). Im folgenden Jahre ist er wieder in der Bourgogne; er verbringt u.a. einige Zeit in Cluny. Etwas später fährt er weit nach dem Süden und nach dem Osten Frankreichs. Er berührt Roussillon 7), predigt in Besançon *) und besucht wie es scheint auch die Alpenlünder Savoyen und Piemont — Gegenden worin wie bekannt die „Ketzerei“, besonders der Hexenwahn zahlreiche Anhänger hatte"). Die letzten Jahre seines Lebens hat der rührige, unermüdlich wirksame Bruder der Genossenschaft des hl. !) LECOY DE LA MaRCHE, Anecdotes etc. (unten S. 6) 255, 256. 2) LECOY DE LA MARCHE nimmt an, dass Stephan gegen das Jahr 1223 in Paris angekommen ist. Ich kann nicht finden, dass für die Annahme dieses Jahres genügende Gründe vorliegen. Für seine Studienzeit in Paris und Begebenheiten, die er von derselben erzählt, siehe LECOY DE LA MARCHE 16, 19, 197, 317, 363 etc. 3) LEcov DE LA MARCHE 198. !) Lecoy DE LA MARCHE 150. 5) LECOY DE LA MARCHE 103, 61. 263. 5) LECOY DE LA MARCHE 272. 7) LECOY DE LA MARCHE 168 8) LECOY DE LA MARCHE, 364. ?) Vergl. J. Hansen, Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozess im Mittelalter, München und Leipzig 1900, 398 ff. N:o 1. 6 HJÄLMAR CROHNS. Dominikus in stiller Zurückgezogenheit im Kloster verbracht. Wahrscheinlich hat er diese Zeit seinem Traktate gewidmet. Das Originalmanuskript des Werkes De diversis materiis predicabilibus ist nicht wieder aufgefunden worden, und nur verhältnismässig wenige Abschriften desselben sind bekannt. Keine einzige gibt uns den ganzen Traktat. Die vollständigste — sie ist wahrscheinlich noch bei Lebzeiten des Autors entstanden — die genannte in der Pari- ser Nationalbibliothek, führt die Darstellung nur bis zur Mitte der Abteilung De dono consilii; die beiden letzten Abschnitte fehlen. Die meisten Handschriften beschränken sich auf den ersten Teil, De dono timoris, der offenbar besondere Popularität genossen hat. Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass der Autor sein Werk überhaupt nicht be- endet hat. Vielleicht hat ihm der Tod Halt geboten. Wie oben gesagt, ist das handschriftlich Vorhandene von dem 'Traktat De diver- sis materiis predicabilibus nicht gedruckt worden. Auch in der Gestalt, worin ihn die Kompilatoren des Speculum morale benutzt haben, ist er lange nicht vollständig unter die Presse gekommen, und die Abschnitte des Werkes, die sie in den Moralspiegel auf- nahmen, sind mit Auszügen aus anderen Schriften vermischt. Einen Teil der Anek- doten publizierte nach der Hs Ms. lat. 15970 vor bald 40 Jahren A. Lecoy DE LA MarcHE unter dem Titel Anecdotes historiques, légendes et apologues, tirés du Recueil inédit d'Étienne de Bourbon, Paris 1877. Zwar fällt es einem beim Lesen des dickleibigen Kodex bald auf, dass der Autor ein Schriftsteller ohne literarisches Talent und höhere Kultur ist, dass er seine vielen Anekdoten ziemlich geistlos erzählt, dass er ein sehr schlechtes Latein schreibt — franzüsisch in wortgetreuer lateinischer Umkleidung — dass mit anderen Worten seine Arbeit weder nach Inhalt noch Form eine Leistung erster Ranges genannt werden kann. Aber trotzdem ist es zu bedauern, dass die aufbewahrten Teile nicht gedruckt worden sind, oder dass wir nicht eine Arbeit über den Traktat haben, die eine genaue Ein- sicht in denselben gewähren würde. Mitten in der Ode der moralischen und dogmati- schen Ausführungen kommen nämlich Stellen vor, die ihm den Reiz einer Memoiren- sammlung geben. Er lässt uns Persönlichkeiten, mit denen der Autor in Berührung getreten ist oder von denen er interessante, bis jetzt unbekannte Charakterzüge mitzu- teilen weiss, näher treten und real erscheinen; er bietet vielerlei zur Kenntnis des damaligen Frankreichs, liefert Material zur frühesten Geschichte der Waldenser ') u. s. w. Zwar hat Lecoy de la Marche zum Teil gegeben, was über diese Verhältnisse aus dem ihm vorliegenden Material zu gewinnen ist. Was aber in Lecoy de la Marches Ausgabe gar nicht zum Vorschein kommt, weil er in seiner Edition — und zwar 1) Vergl. K. MÖLLER, Die Waldenser, Gotha 1886, 3, 5, 7, 54, 56, 73, 79, 81, 92. 132, 166—172. Tom. XLV. Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. 7 seiner Aufgabe gemäss — den systematischen Teil des Werkes bei Seite lässt, ist die moralische Tendenz des Autors, seine Nutzanwendung der Anekdoten, die Art und Weise, wie er seine erzieherische Tätigkeit, seine Wirksamkeit als Redner auffasst. Dass er nicht zu den genialsten seines Ordens gehörte, sondern sich vielmehr dem Durch- schnittspredigerbruder nähert, macht zwar seine Darlegungen über die Gaben des hl. Geistes weniger erfreulich, aber es gibt ihnen gewissermassen ein um so viel grösseres historisches Interesse. Denn es sind doch schliesslich die Gemeinen der einflussreichen Genossenschaft, nicht die Führer, die die nächsten Erzieher des Volkes waren, und von denen nicht wenige mit dem Nachruhm ins Grab gesenkt wurden, dass ihnen die Mas- sen in hellen Haufen gefolgt waren. Lecoy de la Marche hat seiner Angabe nach in der von ihm besorgten Edition nach folgendem Grundsatze verfahren: Alles, was unser Predigerbruder „de visu oder de auditu“ gibt, die Mitteilungen von dem also, was in seiner Zeit vorgegangen, sowie ältere authentische und legendarische Erzählungen, die er in seinen Traktat aufgenom- men hat, sind vom Herausgeber sorgfältig beibehalten worden. Was aber der Autor von anderen entlehnt, was also nicht im wahrem Sinne des Wortes ursprünglich ist, hat er ausgelassen. Von dieser Regel hat der Herausgegeber „nur selten und aus speziellen Gründen Ausnahmen gemacht“. So hat er geglaubt, Zitate aus einigen zeit- genössischen Autoren, deren Schriften wenig bekannt oder unbekannt sind, nicht aus- schliessen zu dürfen; „die ziemlich zahlreichen Anekdoten aus Jacob von Vitry z. B. könnten der Ausgabe nur einen grösseren Reiz verleihen“. Man braucht sich nicht lange mit der Hs 15970 zu beschäftigen, bis es einem klar wird, dass der grösste Teil von dem, was sie enthält, im Sinne des Herausgebers nicht „ursprünglich“ ist, dass die meisten Exempla nicht „de visu oder de auditu* er- zählt werden, dass also demgemäss sehr vieles in der Edition von Lecoy de la Marche keine Aufnahme gefunden hat. Auch hat Lecoy de la Marche bei weitem nicht alle Jacob von Vitry entlehnten Märlein abgedruckt '). Als Quellen der frommen Geschichten und Anekdoten werden in der Hs eine beträchtliche Menge von Werken zitiert. Die meisten sind bei Lecoy de la Marche angegeben. Offenbar sind aber mehrmals Erzählungen nicht aus fernliegenden Quellen, 1) Von dem unten folgenden teilt LECoy DE LA MARCHE nur die Geschichte von dem alten Predi- ger und der Frau, die er retten wollte (S. 15), mit, ferner die Anekdoten, die der Autor nach Jacques de Vitry gibt (nur die letzte nicht), die Geschichte von dem Manne, der den Mantel des Liebhabers seiner Gattin als Beweismittel zu behalten versuchte, sowie die von der Frau, welche von ihrem Liebhaber nicht scheiden wollte (unten S. 20—21, 24, Nr 16). Der systematische Teil fehlt bis auf wenige Zeilen (Hic de fallacia et mala arte mulieris aliquid dicendum et de malicia et sevicia eius, unten S. 18) vollständig. So verdienstvoll LEcov DE LA MARCHES Ausgabe auch ist, so erhält der Leser durch dieselbe doch keine ei- gentliche Vorstellung von dem Inhalt des mittelalterlichen Werkes. N:o 1. oo HJÄLMAR ÖROHNS. sondern aus zweiter Hand geholt, hauptsächlich eben aus Jakob von Vitry. ,De aucto- ritatibus autem sanctorum“, lesen wir in der Schrift, „non assignabimus frequenter loca vel originalia, a quibus assumta sunt, quia eas frequenter accipimus de aliorum scriptis, non ab originalibus" '). Dann und wann leitet unser Predigerbruder — der Sitte dieser kirchlichen Märleinerzähler gemäss — Geschichtchen, die er aus älteren Quellen hat holen können, mit dem packenden Prooemium ein, dass er sie „de visu“ oder „de auditu^ erzählt — was ja übrigens nicht immer ausgeschlossen ist *). Auch die sonstigen „aktenmässigen“ Belegstellen der Darlegungen werden ge- wöhnlich aus zweiter Hand gegeben. Die Hauptquellen für den systematischen Teil sind die Bibel und die Väter. Sehr oft ist aber der Autor in seiner Argumentation auf Schriften geraten, die die kritische Prüfung späterer Zeiten den kirchlichen Grössen, denen er sie zuschreibt, längst abgesprochen hat. Wir finden z. B. — der Titel des zitierten Werkes wird überhaupt niemals angegeben — Sätze aus dem Traktat De singu- laritate clericorum, eine Schrift die ihrerzeit wie bekannt sowohl Augustinus und Hiero- nymus als Cyprianus zugeschrieben wurde und unter den Opuscula supposita des letz- genannten gedruckt ist. Für die entlehnten Ausführungen wird in der Hs Gregor von Nazianz als Quelle angegeben. Ebenso sind beinahe sämtliche Belege, die der Frater Ste. unter Hieronymus’ Namen zitiert, Aktenstücken entnommen, die diesem ab- gesprochen worden sind. Die Sätze, welche Augustinus zugeschrieben werden, dürften kaum aus den Werken des Bischofs von Hippo stammen. Zu den Quellen zählen schliesslich auch die unvermeidlichen „Sentenzen des Secundus Philosophus“. Die Schrift „De diversis materiis predicabilibus“ steht an der Schwelle eines Zeit- raumes, wo in der profanen wie in der kirchlichen Literatur Jahrhunderte lang die bru- talste Verunglimpfung des „schwächeren Geschlechts“ sich immer breiter macht. Ab- schnitte der von den Kompilatoren des Speculum morale benutzten Version liefern einen interessanten Beitrag dazu, wie der Autor und seine Geistesgenossen beigetragen haben diese Richtung auszubilden. Dass der gute Frater Ste. den Frauen nicht hold ist, sieht man ihm bald an. „Item nota“ ruft er aus, „quod in mulieribus, non solum cum aspi- ciunt, immo eciam cum aspiciuntur, potentes sunt oculi animas” capere“ ?). In den Aus- führungen unter den Spitzmarken De temperancia, De castitate, De luxuria, De adulte- rio, De ornatu, De superbia, De fugiendis coreis kommen die Frauen ziemlich schlecht weg‘). In dem Abschnitte De peccato lingue wird das Übel der geschwätzigen Frauen- !) LEcov DE LA MARCHE 9. 2) Das Bestreben, das Erzählte durch Nennung von Augenzeugen oder als Ich-Berichte möglichst annehmbar zu machen, ist auch sonst charakteristisch für die Literatur aller Zeiten. Vergl. G. MıscH, Ge- schichte der Autobiographie I, Das Altertum, Leipzig 1907. 3) LECOY DE LA MARCHE 211. *) Ms. 309—315, 498—508, 512—515, 520—524. Tom. XLV. Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. 9 zunge durch einschlägige Anekdoten sehr eingehend illustriert. „Mulier linguata homini quieto gravissima est ad susstinendum“, klingt es uns aus der Schrift entgegen. Als Be- weis wird die Geschichte von dem Manne erzählt, der in Gesellschaft seiner Gattin eine Seefahrt machte und bei einem heftigen Sturme aufgefordert wurde, „das Schwerste*, was er mit sich führte, ins Meer zu schleudern, und der seine Frau in die Wellen warf, indem er erklärte, „quod in tota navi non esset aliquid gravius lingua eius.“ Eine junge Frau, demonstriert der Autor weiter, fragte eine alte, die für eine Wahrsagerin galt, wie sie am besten mit ihrem Manne in Frieden leben kónne, und woher es eigentlich komme, dass dieser sie so schlecht behandle. Sie bekam zur Antwort: „Tace et pa- cem habe!“ Als dritte Geschichte wird — nach „magister Jacobus", Jakob von Vitry — die Anekdote vorgeführt von der Frau, die ihren Gemahl „pedieulosus“ nannte, und die er schliesslich wütend in einen Fluss hinabstiess, die ihm aber, als ihr das Was- ser schon über den Kopf gestiegen war, durch Bewegungen von Händen und Fingern das böse Schimpfwort über die Fluten zuschleuderte: „et quasi atterens pediculos de manibus faciebat“. Sodann folgt nach derselben Quelle die Geschichte von dem Ehe- paare, welches über eine Wiese ging, von der der Mann behauptete, dass sie gemäht, die Frau dagegen, dass sie geschoren wäre. Die Anekdote endet wie bekannt analog mit dem vorhergehenden: Der Gemahl schneidet seiner Frau die Zunge ab, und sie ahmt, um ihm klar zu machen, dass sie noch immer auf ihrer Ansicht besteht, mit den Fingern die Bewegungen einer Schere nach. Als letztes Márlein wird — immer nach Jakob von Vitry — das Geschichtchen von der Frau gegeben, welche in stórriger Op- position gegen ihren Mann ins Wasser fiel und ertrank, und deren Leiche der Gatte stromaufwärts suchte, weil die Gattin immer ,contrarium fecit huius, quod debuit, et ad contrariam partem tetendit semper" '). Die Begriffe Luxuria, Frau, Buhlerin und Wollust haben für den Autor so ziemlich jeden Unterschied verloren. „Luxuria blande seducit ut scorpionis percussio; Hieronymus: Femina est ianua diaboli, via perdicionis, scorpionis percussio. Proverb. V 7); Favus distillans labia meretricis, et nitidius oleo guttur eius: Novissima autem illius amara quasi absynthium* ?). „Verbula crebra et colloquia mulierum sunt occasio ca- dendi in luxuriam, ut dicitur in Summa de viciis *). Dicuntur etiam recia et laquei. 1) Læcoy DE LA MARCHE 200—206. The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. T. F. CRANE, London 1890, ex. CCXXI, COXXII, COXXVII. ?y V.. 8, 4. 3) Ms. fol. 507v. 4) Es handelt sich um Guilelmus Paraldus, Summa de virtutibus et vitiis. Der Autor wird in der Schrift De diversis materiis predicabilibus rühmlich erwähnt. Vergl. Qu£ÉriF-ÉcHARD, Seriptores ordinis prae- dicatorum I, Paris 1719, 132. N:o 1. ASCA7* 1 Do 10 HJALMAR CROHNS. Proverb. VIL): Irretivit eum sermonibus multis, ut de fatua muliere et iuvene dici- tur. Item comparantur igni. Ecclesiasticus IX: Colloquium eius quasi ignis exardescit ?). Item gladio bicipiti. Proverb. V: Favus distillans labia meretricis etc., et post: Et acuta quasi gladius biceps *). Colloquia exteriora sunt interiorum affeccionum indicia* *). Einige kurze, wortgetreue Auszüge dürften am besten zeigen, inwiefern der sy- stematische "Teil der Abhandlung von kulturhistorischem Interesse ist, und wie viele Anekdoten Lecoy de la Marche nicht in seine Ausgabe aufgenommen hat. Die beiden Abschnitte öffnen uns zugleich eine interessante Perspektive über die erzieherische Tätig- keit des seinerzeit im Lehramte so ungemein einflussreichen Dominikanerordens. Sie geben uns vor allem eine Vorstellung davon, wie unheilvoll die Idee von der höheren Geltung des Cólibats die kirchliche Moral in Punkto Frau und Ehe beeinflusst hat, durch welch einen eigentümlichen Mischmasch von oft missverstandenen und nicht selten gepressten, willkürlich zusammengestellten Bibelstellen, von falschen Zitaten und derben Anekdoten das unvermeidliche Korrelat des Cólibatsgesetzes: cave mulierem! aufrecht erhalten wurde. Ich entnehme die Auszüge der Abteilung De dono fortitudinis, wo die Todsün- den zur Behandlung kommen, und gebe sie nach der genannten Handschrift der Pari- ser Bibliothek ?), indem ich die Abweichungen des Textes der betreffenden Abschnitte von vier Ausgaben des Speculum morale beifüge °). Der Autor gibt in den Ausführungen über die Sünde der Wollust seine Philo- sophie des Geschlechtslebens in konzentrierter Form. In diesem Zusammenhange führt er (fol. 510v) näher aus, wie diejenigen, „welche in Enthaltsamkeit leben wollen“, sich der Weibergesellschaft und dem Verkehr mit Frauen entziehen müssen. 1) V. 21. ?) V. 9. Vulg: concupiscentia quasi ignis exardescit. 3) V. 3, 4. *) Ms. fol. 510v. 5) Für das — sehr ungenügende — handschriftliche Material des Traktats De diversis materiis pre- dicabilibus verweise ich auf LECOY DE LA MancuE XXII—XXIII sowie auf QuÉrIF-ÉCHARD I, 184 ff. Zu den von Lecoy de la Marche genannten Hss kommen vor allem noch die in der Münchener Staatsbibliothek (Cod. lat. 16055, 18218, 14218 und 26665). Auch sie enthalten nur Bruchstücke des Traktats oder die Aus- führungen De dono timoris et pietatis. *) Eine genauere Kenntnis der wichtigsten Druckausgaben mit Hinsicht zu den betreffenden Stel- len ist nicht ohne Interesse. Die Frage, welche von ihnen die beste ist, hat ja mehrmals die Forschung beschäftigt. Ich benutzte die erste in Strassburg (offenbar in den 1470-ger Jahren) verlegte Ausgabe, die- jenigen von 1493 und 1591 (Venedig) sowie die von 1624 (Douai); siehe weiter unten. Der Text der letzt- genannten ist zu Grunde gelegt. Wo Abweichungen von jenem Texte vorkommen, bezeichne ich die Strass- burger Ausgabe A, die von 1493 B und die von 1591 C. Angaben, die sich nicht auf ‘Abweichungen des Textes beziehen, stehen zwischen Einschaltungszeichen. Tom. XLV. Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. 11 Quantum autem a viris, qui debent vivere continenter, sit vitanda mulierum co- habitacio et familiaritas et societas et fugienda, ostendetur auctoritatibus, racionibus et exemplis. Numeri XXXI: Cur feminas reservastis? Nonne ipse sunt, que deceperunt filios Israel ad suggestionem Balaam et prevaricari fecerunt, et percussus est populus? Ecce, qualiter decipiunt, deijeiunt et interficiunt. Item Proverb. V: Longe fac ab ea viam tuam, et ne appropinques foribus domus eius. Ne des alienis honorem tuum. Ecce, quo- modo demonibus tradunt et consumunt. Item VII: Ne adtrahatur in viis eius mens tua etc. ubi ostenditur, quomodo vulnerant, deijciunt, interficiunt et ad inferos ducunt. Item Eccles. IX: Lustravi ete., et post: Inveni mulierem morte amariorem, que la- queus venatorum est, sagena cor eius, vincula manus illius; qui placet Deo effugiet il- lam, qui autem peccator est, capietur ab ea. Ecce, quomodo capit et illaqueat. Eccles. XXVI: Qui tenet eam, quasi qui apprehendat scorpionem. Eodem XLII dicit: In medio mulierum noli commorari. De vestimentis procedit tinea et a muliere iniquitas viri. I Timoth. V: Adolescenciores viduas devita. Auctoritatibus sanctorum patet, quod sunt vitande. Augustinus Circensi Archidiacono: Gravem inimicum sortita est castitas, cui non solum resistendum, sed pocius admissa equo ut dicitur ab eo longe fugiendum. Brevis igitur sermo et rigidus cum huiusmodi est habendus; nec minus cavende, quia bone in- dolis sunt, vel eciam, quia pie conversacionis esse comprobantur. Quanta enim melioris fame sunt, tanto cicius alliciunt, quia sub affectu pietatis se subponit viscus libidinis. Impie, perniciosum, quod suum est mortis venenum, propinans. Experto crede! Fateor. ? Episcopus loquor, coram Deo non menciens; cedros libani et gregum arietes sub hac peste cecidisse reperi, de quorum certe casu non magis suspectus eram quam de Hiero- nymi vel Ambrosij impudica turpitudine. Item Augustinus: Nolle discedere ab invicem, suisque collocucionibus consiliari desiderantes, se absentes gaudere ad presenciam, amor iste tartareus est, viscum habens, quo deijeiat in infernum, non pennas, quibus volet in 1 Quantum autem a viris, qui debent vivere continenter, sit vitanda mulierum cohabitacio et familia- ritas et societas et deest. Statt dessen: Circa sextum, scilicet quam periculosa sit familiaritas mulierum, et quod earum societas sit; in B fehlen die Worte quod. earum, in € die Worte quod earum societas sit — 2 ostenditur — rationibus — 3 Numeri 31 (V. 15, 16), A XXXI und durchgängig römische Ziffern — foe- minas — nonnae ipsae quae 4 praevaricari — 5 Proverb. 5 (V. 8) — 6 A appropinquas — 7 De- monibus — Item 7 (V. 25), A Idem — trahatur — vijs — 8 deijeiunt et — 9 Eccles. 9 (Es soll VII, V. 26. 27, heissen) — quae — 10 vincula sunt — 11/12 Eccles. 26 (V. 10) — 12 apprehendit — Eodem 42 (V. 12, 13) — dicit deest — 14 I Timot. 5 (V. 11) — adolescentiores — 15 vitandae — Augustin. — Archi- diacon. — (Gravem inimicum sortita est castitas! gedruckt unter den Sermones supposititii des Augustin, sermo CCXCIII, bei MiGNE, Patr. lat XXXIX, Kol. 2302) B und € Gravem inimicum cum. — 16 po- tius — emisso, A und B amisso. — 17 cavendae — bonae — 18 eciam deest — piae — conversationis sunt — vel esse — enim mulieres melioris — 19 famae — tanto deest — citius — supponit — 20 Impiae — pro- pinant, A propinans — 21 Episcopus en loquor — mentiens — 22 B repperi — 23 impudica libidine — ?4 eolloeutionibus — praesentiam — 25 Tartareus — viscum habet N:o 2. or 10 20 12 HJALMAR CROENS. celum. Item Gregorius Nazanzenus: Quanti episcopi, clerici simul et laici, post confes- sionum fidei gloriosas vietorias, post calcata certamina, post magna signa et mirabilia, usquequaque monstrata, noscuntur cum his omnibus per feminas naufragasse! Idem: Nemo se stulta securitate deiciat, nemo de viribus suis periculose presumat, quia sine ulla du- bietate, qui non vult vitare mulierum familiaritatem, cito labitur in ruinam. Hierony- mus: Nemo iuxta viperam securos capit sompnos, quasi non percuciat, tamen solicitat. Item Bernardus: Latus tuum ad latus iuvencule in mensa, lectus tuus ad lectum eius in camera, manus tua ad manum eius in opere, oculus tuus ad oculum eius in colloquio, et continens vis putari? Esto quod sis, tamen suspicione non cares. Scandalum times; tolle scandalum et eius causam! Idem: Tu bone vir, quenam est hec femina, nonquid uxor aut filia, soror aut neptis aut affinis, nonquid? Quomodo ergo tuta est continencia tua? Si non vis scandalizare ecclesiam, eijce a te feminam! Item tales iuxta sentenciam Ezech. VIII: Idolum zeli statuunt iuxta introitum porte Hierusalem, id est feminas concubinas, in domibus ecclesie coniunctas, ad provo- candum emulacionem divine vindicte, ut dicit Bernardus: luxta filium virginis ponit idolum Veneris. Bernardus: Sacerdos luxurie inquinatus, dum ore suo polluto corpus do- minicum recipit, quasi in lutum platearum proicit; et dum carnem sacratissimam bene- dicit, quasi in faciem salvatoris spuit; et dum sacris altaribus assistit immundus, iuxta filium virginis ponit idolum Veneris, se scilicet vel concubinam, quam tenet iuxta eccle- siam, filiam scilicet Veneris iuxta filium virginis. Philosophus ostendit, quare sit 1 caelum (Ich kann die Quelle der oben abgedruckten Zeilen cui non solum . . . volet in celum, nicht angeben) — Nazianzenus — Episcopi — 3 foeminas — (Quanti episcopi ... naufragasse gedr. bei Oy- prianus, Scripta supposititia: De singularitate clericorum I, MiGwE, Patr. lat. IV, Kol. 915—16) — 4 deijciat — praesumat — (Nemo ... in ruinam gedr. bei Augustinus, Sermones supposititii, sermo COXUIII, I, MriGNE, Patr. lat. XXXIX, Kol. 2301) — 6 securus — somnum — percutiat, A que si non percutiat — (Nemo ... solieitat, Hieronymus, ep. CXVII, MrGNE, Patr. lat. XXII, Paris 1877 — Teile von Hieronymus bei Migne sind neu herausgegeben worden, ich gebe also die Druckjahre der von mir benutzten Bände an — Kol. 951; Vergl. contra Vigilantium, MiGnE, XXIII, Paris 1883, Kol. 368) — 7 iuvenculae — 9 suspitione (Latus tuum ... eius causam, Bernhard von Clairvaux, Sermones in cantica, sermo LXV, MIGNE, Patr. lat. CLXXXII, Kol. 1091) — 10 quaenam — haec — foemina — nunquid — 11 soror tua — nunquid — continentia — 12 Ecclesiam, A scandalisare eccl. — foeminam (MIGNE, Patr lat. OLXXXIII, Kol. 1092) — 13 sententiam — Ezech. 8 (V. 3) — 14 portae — foeminas — Ecclesiae — 15 aemulationem — divinae — vindictae — ut dicit Bernardus .. . idolum Veneris deest — 16 luxuriae — 17 proijeit — 18 Salvatoris — immundus assistit (Ich kann die Quelle der Sätze iuxta lilium virginis ponit ydolum Veneris und Sacerdos luxurie inquinatus . . . idolum Veneris nicht angeben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie von Bernhard von Clairvaux oder aus den ihm zugeschriebenen Schriften herrühren. Der Gedanke der beiden Sätze kehrt in der Literatur der Zeit sehr oft wieder, so z. B. in den Versen Tangere qui gaudes meretricem, qualiter audes Palmis pollutis regem tractare salutis? HauREÉAU, Notices et Extraits de quelques manuscrits latins de la Bibliothèque nationale, Paris 1891—93 VI, 177) — 19/20 Ecclesiam Tom. XLV. Frauenbewertung und Cölibatsidee bei Stephanus de Borbone. 1%) fugienda, sic eam describens, dicens: Quid est mulier? Hominis confusio, bestia insatura- bilis, continua solicitudo, indeficiens pugna, cotidianum dampnum, domus tempestatis, solitudinis impedimentum, hominis continentis naufragium. Item alius: Femina, faus Sathane, rosa fetens, dulce venenum, Semper prona rei, que prohibetur ei. Item Isidorus: Cum serpente positus, non diu illesus eris, ante ignem positus, eciam si ferreus sis, aliquando dissolueris; proximus periculo, diu tutus non eris. ltem Hiero: Hospiciolum tuum aut raro aut nunquam mulierum pedes terant, quia non po- test toto corde cum Deo habitare, qui feminarum accessibus copulatur; femina conscien- ciam secum pariter habitancium exurit. Nunquam de mulierum formis disputes; si bene videris eam conversantem, mente dilige, non corporali frequencia, quia si bonum est mulierem non tangere, malum est ergo eam tangere [fol. 511]. Racionibus eciam potest ostendi, quod sit earum nimia familiaritas fugienda et proximitas. Primo, quia est pertica sive decipula diaboli, plenam laqueis, in quibus ca- piuntur aves appropinquantes; qui laquei sunt ornatus, visus, risus, gestus etc. Proverb. XI: Qui cavet laqueos, securus erit. Proverb. VII: Mulier occurrit iuveni in ornatu meretricio, preparata ad capiendas animas. Item secundo, quia est ignis et fornax Ba- bylonis, qui succendit, quos reperit iuxta fornacem. Dan. II, Eccles. IX: Concupiscencia eius quasi ignis exardescit; homo est stupa, fenum, palea, que cito succenduntur. Eccles. XXI: Stupa collecta sinagoga peccancium. Ysa. LX: Omnis caro fenum. Item tercio, quia mulier est viscus et contagium, pestis inficiens appropinquantes, ut supra ostensum 1 mulier fugienda — ? quotidianum — damnum, A dampnum — 3 etiam continentis (Es handelt sich um die Sentenzen des Philosophen Secundus. Vergl. für ihn A. HILKA, Das Leben und die Senten- zen des Philosophen Secundus . .. Jahresber. der schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur, Breslau 1910, so- wie meine Schrift Die Summa theologica des Antonin von Florenz und die Schätzung des Weibes im Hexenhammer, Acta Soc. scientiar. Fennicae, Helsingfors 1903, 6 Anm. 3 und 12 Anm. 9) — 4 Foemina — fax — Sathanae (Auch dieses Distichum gehórt in mehr oder weniger abweichenden Varianten zu den loci communes der misogynen Literatur der Zeit) — 6 (Cum serpente positus . . . tutus non eris. Isido- rus, Synonymorum lib. II, MIGNE, Patr. lat. LXXXIII, Kol. 849) — illaesus eris — 7 etiam — Item deest — 8 Hospitiolum (Hospiciolum ... terant; ep. ad Nepotianum, MiGNE, Patr. lat. XXII, Paris 1877, Kol. 531; siehe oben S. 12, Anm. z. Z. 6. Vergl. Regula monachor, MiGNE, Patr. lat. XXX, Paris 1865, Kol. 337) — 9 foeminarum (non potest ... copulatur. Hieron. ep. ad Oceanum, MIGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — foemina — 9/10 conscientiam — 10 habitantium (femina conscienciam . . exurit. Hieron. ep. ad Oceanum, MiGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — (Nunquam . . . disputes. Hieron, ep. ad Nepotianum, MIGNE, Patr. lat. XXII, Kol. 538) — 11 frequentia (si bene... corporali frequencia. Hieron. ep. ad Oceanum, MIGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — 12 ergo malum est (quia si bonum .. . eam tangere. Hieron. contra Jo- vinianum I, Mıcnz, Patr. lat. XXIII, Paris 1883, Kol. 229) — 13 Rationibus etiam — 14 pedica — plena — 15 risus deest — 15/16 Proverb. 11 (V.15) — 16 Proverb. 7 (V. 10) — 17 A und B meretrico — praeparata — Item deest — 18 B repperit — Dan. 2 (Vulg. 3) — Eccles. 9 (V. 9) — concuspiscentia — 19 stuppa, A und B stuppa, foenum et palea — quae — 19/20 Eccles. 21 (V. 10) — 20 Stuppa — synagoga — peccantium — Isa. 60 (es soll 40 heissen, V. 6) — Item deest — "Tertio — contagium et N:o 1. or 5 20 or 10 20 14 HJALMAR CROHNS. est per verba Augustini. Hieronymus: Si cum viris habitent mulieres, non deerit visca- rium diaboli. Eccles. XIII: Qui tangit picem, inquinabitur ab ea. Est morbo conta-. gioso plena, quo qui magis appropinquat, magis inficitur; Corrupcior basilisco, qui aves volantes occidit flatu, animalia visu; mulier autem pluribus aliis modis occidit animas. Item fugienda est quasi fera nociua. Eccles. XXV: Commorari leoni et draconi placebit magis quam habitare cum muliere nequam. Item fugienda, quia hostis est, contra quam, si pugnare volueris appropinquans, domestici tui derelinquent te et expug- nabunt te, scilicet sensus tui et cor tuum. Mich. VII: Inimici hominis domestici eius. Hune hostem magis cito vincunt ut lepores fugientes quam leones insistentes et inse- quentes. Corinth. VI: Fugite fornicacionem. Item fugiende sunt mulieres plus quam demones seductores; per mulierem enim seduxit Adam. Hieronymus: Memento semper, quod colonum paradisi mulier de possessione sua eiecerit. Idem Hieronymus: Prima tentamenta clericorum sunt frequens accessus mulierum. Isti sunt, ut dicitur in Bar- laam, demones, qui seducunt homines. Ideo dicitur ibi, quod cum filius cuiusdam regis fuisset nutritus in obscurissimo loco, ubi non videbat rerum species, cum eductus esset ad lucem iam adultus et ostenderentur ei res et earum nomina, cum videret mulieres* et quereret cuiusmodi res essent, ait spatacius regis iocando, quod essent demones, qui seducerent homines. Cum diceret ei pater, quod de omnibus rebus visis eligeret, quod sibi plus placeret, ait, illectus ab eis: Eligo demones, qui seducunt homines. Item fu- gienda est, quia est ianua diaboli et perdicionis, via mortis et inferni; per illam enim omnes morimur. Proverb. II: Inclinata est ad mortem domus eius, et ad inferos semite eius ete. Hiero: lanua diaboli, via iniquitatis, scorpionis percussio, nocivum genus est feminarum. Multis etiam exemplis patet, quod fugienda et cavenda sunt mulierum consorcia, cohabitaciones et familiaritates, confabulaciones frequentes et visitaciones crebre et oc- 1 (si cum . .. diaboli. Hieron. ep. ad Oceanum, MiGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — 2 Eccles. 13 (V. 1) — 3 cui qui — appropinquant — inficiuntur ab eo — corruptior est, B corruptio est — Basilisco — 4 alijs — animas occidit — 5 Eccles. 25 (V. 23) — 6 Item est — 7 B contra quem, C contra si quam — 8 Mich. 7 (V. 6) — 9 hostem deest — quam ut — 10 I Corinth. 6 (V. 18) — fornicationem — fugiendae — 11 daemones — enim diabolus — (Memento semper ... eiecerit. Hieron., ep. ad Nepotianum, MiGNE, Patr. lat. XXII, Paris 1877, Kol. 532; oben S. 12 Ann. z. Z. 6; vergl. Regula monachorum, MIGNE, Patr. lat. XXX, Paris 1865, Kol. 377) — 12 Hieronymus deest — 13 A Temptamenta (Prima tentamenta ... accessus mulierum. Hieron. ep. ad. Oceanum, MIGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — 14 daemones — Unde dicitur — 15 species, et cum eductus, A species et eductus — 17 quaereret — spathatius, A und B Spatarius — erant — dae- mones — 18 seducebant — Cum autem — 19 ait ille: Eligo — daemones (Vita sanctorum Barlaam et Josaphat, Kap. 30. Bei MriGNE, Patr. lat, LXXIIT, Kol. 562) — 19/20 fugienda est mulier — 20 via perditionis — via mortis deest -— 21 Proverb. 2 (V. 18) — semitae — 22 (Janua diaboli . . . genus est feminarum. Hie- ron. ep. ad Oceanum, MiGNE, Patr. lat. XXX, Paris 1865, Kol. 298) — 23 foeminarum — 24 consortia, — 25 cohabitationes, confabulationes, A und B familiaritates et conlabulationes — visitationes — crebrae Tom. XLV. or Frauenbewertung und Cölibatsidee bei Stephanus de Borbone. 1 casiones horum. Hiis consueverunt dare occasiones aliquando consanguinitas et solitudo. Sie Tamar a fratre corrumpitur, cui sola ministrabat, loseph solus absque arbitris ab egipcia impetitur; aliquando confidencia sanctitatis. Sed quis Davide sanctior, qui propter Bersabee tam enormem passus est ruinam. Aliquando confidencia sapiencie et abstinencie. Contra quod facit exemplum ruine Salomonis, qui super omnes monuit huiusmodi fugienda, qui tamen enormiter corruit usque in apostasiam. Item aliquando confidencia fortitudinis aut diuturne castitatis. Sanson confisus de fortitudine et fre- quenti victoria, quam habuerat de Philisteis, per Daliam deceptus est. Hiero: Si pudiciciam queris, mulierem, quam videris bene conversantem, mente dilige, non corporali frequentacione; et nunquam in preterita castitate confidas. Novi personas olim, a quibus audivi, que referam sibi accidisse, que pensata potuerunt esse ad cautelam multis; et sunt ut estimo plus quam viginti annos, quod ab hoc seculo migraverunt. Fuit enim alter sacerdos, secularis habitu, qui religiosam vitam a puericia sua duxerat, multum vivens caste et innocenter et sancte, cuius testimonium habebat et no- men pre ceteris, commorantibus in terra sua; qui audiens de quadam nobili muliere et pulchra valde, que relicta patria sua curiam cuiusdam principis magni sequeretur, facta meretrix stipendiaria, earum, que dieuntur solidarie, volens eam si posset revocare a multis malis, que faciebat ibi, se exponens omnibus pro pecunia, accessit ad eam com- passus, monens eam, quod desisteret a tot et tantis malis, promittens, quod non defice- ret ei, sed procuraret ei necessaria vite et salutis; ad cuius verba illa compuncta crines amputavit et habitum immutavit. Sed cum illa ire Romam affectaret, ut penitenciam ac- ciperet de commissis, ille, timens ne rediret ad vomitum, eam secutus duxit et reduxit, tantoque zelo eam custodiens, ut, ne eam alii impeterent, cum ea aliquando in lecto ia- cebat, nec eam aliquatenus impetebat nec videbatur moveri in carne; eam eciam inclu- sit, visitans eam frequenter consolando et necessaria quantum poterat procurando. Cum autem diucius iam fuisset inclusa, [fol. 911*] securior iam factus de ea, compaciens ei, securius et familiarius loquebatur. Et post verba et signa multa, cepit inardescere in eo, quod non fuerat expertus; et facientes sibi occultum introitum peccaverunt in simul et habuerunt plures pueros, quibus, ne factum publicaretur, mater fuit causa et peremp- cionis et perdicionis. 1 Occasiones enim horum consueverunt dare aliquando — A consanguineitas — 2 Thamar — 3 Aegyp- tia — confidentia — David — 4 Bersabae — confidentia — sapientiae — 5 abstinentiae — ruinae — 7 con- fidentia — diuturnae — Samson — 8 Phylistaeis — Dalilam — 9 pudicitiam — quaeris — 10 frequentatione — praeterita (Hieron., ep. ad Oceanum, MiGNE, Patr. lat. XXX, Kol. 298) — Novi personas . . . migraverunt deest — 13 Fuit quidam sacerdos — saecularis — pueritia — 15 prae caeteris — quae — 16 magni prin- cipis — quae — 17 solitariae — 18 quae — 19/20 ei non deficeret — 20 vitae — 21 amputavit deest — 21/22 et poenitentiam accipere — 22 comissis — 23 quod ne alii eam, A quod nec alii — cum ea in lecto aliquando — 24 etiam — 26 diutius — compatiens — 27 loquebatur cum ea — coepit — 29/30 peremptionis — 30 tt B LE perditionis N:o 1. [2] 20 30 c 10 15 20 25 16 HJALMAR CnoHNs. Item de beato Augustino legitur in vita eius, quod nulla femina intra domum eius mansit aut conversata est, nee soror germana nec neptis, que erant ancille Dei, ne essent ut dicebat aliis secum manentibus vel scandalum vel suspicio, vel occasio trahendi in consequenciam feminas admittendi aliis essent per exemplum suum, et ne oc- casione illarum alie mulieres intrarent, que possent esse occasio tentacionis vel suspicionis aliis infirmioribus vel eciam infamacionis. Item in vita beati Bricii legitur, quod cum ageret post beatum Martinum pontificatus sui annum XXX, quedam mulier, habens religionis habitum et speciem, que propter hoc erat ei familiaris, quod lavabat pannos eius, concepit et peperit. "Turonensis populus imposuit ei, quod suus esset puer, petens eum cum lapidibus. Ipse autem, super hoc infamatus, adiuravit puerum in nomine do- mini, ut diceret, si esset pater eius. Puer autem, triginta dierum, respondit: Non es tu pater meus. Cum diceret sancto Bricio populus, quod quereret quis esset pater suus, ait: Non est hoc meum. Quem cum adhuc vellent lapidare, accipiens prunas ardentes, tulit usque ad tumbam beati Martini, vestes illesas ostendens et dicens se esse immu- nem ab omni tactu mulieris ut vestes sue ab igne. Que cum dicerent magice facta, expulerunt eum. Qui cum diu fuisset Rome exul et alius ei esset susstitutus, cum ipse rediret cum mandato et auctoritate apostolico ad sedem suam, cum esset prope urbem Turonensem, revelata est ei mors illius, qui sedem occupaverat suam, et ait sociis: Eamus ad sepeliendum episcopum Turonensem. Quo- intrante per unam portam, alius mortuus offerebatur per aliam; quo sepulto Brieius in sede sua receptus est. Item Petrus Alfunsus dicit philosophum dixisse: Leonem, draconem et scorpionem pocius se- quaris quam mulierem. Cum quidam philosophus videret mulierem, iocantem cum quo- dam aucupe in loco, ubi laqueos et recia tetenderat, ait ei: Qui aves decipis, vide, ne ut avicula decipiaris et vilius capiaris! Item in Collacionibus patrum sentencia fuit: mona- chos debere fugere familiaritates mulierum et episcoporum; neuter enim horum sinit 1 Aug. (Possidius, Vita Augustini, MrGNE, Patr. lat. XXXII, Kol. 55) — foemina — 1/2 domum suam — 2 quae tamen — ancillae — 3 alis — 4 consequentiam — foeminas — aliis essent deest — et ne per exemplum — 4 ne deest — 5 aliae — quae — tentationis — vel suspicionis deest — 6 alijs scilicet — etiam infamationis — B. Britij, A und B Brictii — 7 B. Martinum — annum 30 — quaedam — 8 reli- giosum — quae — 9 "Turonensis vero, A turonensis populus — 11 B Nos es — 12 Cum autem populus diceret beato Britio, A und B Brictio — quaereret — 14 B. Martini — illaesas — 15 suae — Quae — 16 A und B qui dum diu — Romae — esset ei substitutus — 17 Apostolica — et esset prope — 18 Tu- ronen. — suam occupaverat — socijs — 19 Turon. — 20 efferebatur — Britius, A und B Brictius (die Ge- schichte wird wahrscheinlich nach Gregorius von Tours erzählt, Hist. Francorum lib. II, cap. I bei MIGNE, Patr. lat. LX XI, Kol. 190-91) — 21 Alfon. — phil. — potius (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HILKA- SÖDERHJELM, Helsingfors 1911, 13) — 22 Phil. — 23 retia — ait illi: Tu qui — 24 decipiaris, e& cum hac vilius quam ipsa avicula capiaris, A und B cum hoc (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HıLKA-SÖDER- HJELM, 13) — Item in collationibus pa. II. li. sententia patrum, A collationibus pa. XI. li. (Es handelt sich wahrscheinlich um die Collationes des Johannes Cassianus, MiGNE, Patr. lat. XLIX, Kol. 477 ff.) — 25 B neuter enim bonorum Tom. XLV. Frauenbewertung und Cölibatsidee bei Stephanus de Borbone. 17 eum, quem semel sua familiaritate devinxerit, vel quieti celle operam dare vel divine theologie purissimis oculis inherere. Ad hoc, quod fugienda sit a viris spiritualibus mulierum familiaritas, faciunt multa ante posita exempla libro primo, titulo tercio, De inferno. Secundo capitulo ha- betur de sacerdote, quem diabolus voluit decipere sub specie pulchre mulieris (1), quem liberavit beatus Bartholomeus. Item libro secundo, titulo secundo, capitulo tercio, De effectibus misericordie Dei, de eo, qui familiaris sacre virgini (2), qui post fugit in de- sertum cum bubalis, et de epate eius curato. Item eodem libro, quinto titulo, septimo capitulo, de Andrea, Fundane ecclesie episcopo, (3) et moniali et Iudeo. Item libro ter- cio, De penitencia, primo titulo, tercio capitulo, de Geneobaldi episcopi casu cum uxore sua (4) et filio genito Latrunculo et filia Vulpecula. Item libro quarto, primo titulo, de temptacione Benedicti, quinto capitulo (5). Item eodem titulo XI de Iosaphat et re- gis filia (6). Item eodem titulo XIII de sacrista et coniugata (7). Item eodem titulo XIII de ceco fugiente (8). Item eodem libro, secundo titulo, De cogitacionibus, capi- tulo quinto, de temptacionibus Euagrii (9). Item eodem titulo, capitulo XII, de demo- nibus, qui sedueunt homines (10). Item XIII de eis, qui clauserunt hostia sua et ocu- los matribus suis (11). Item XVI de illa, cui dictum est: Noli me tangere! (12) et de involvente manus pro matre sua (13). Item de heremita, qui voluit corrumpere virgi- nem, quam nutriverat (14). Item eodem de eo, qui clamavit presbytere sue: Tolle pa- leam! Adhue ignis est (15). Item in isto tractatu De luxuria supra, quod Deus odit hoc vicium, exemplum de nobili et advocato (16). Item, quod diabolo placet hoc vicium, de monacho ludificato (17). Item ibidem de muliere, que versa est in serpentem (18), sub euius specie ludificavit diabolus militem. Item in eodem de monacho decepto per mulierem sui generis et grilone subvertente se (19). Item ibidem multa exempla ponun- tur de gaudio demonum pro ruina monachorum (20) et de quatuor demonibus, tentanti- 1 semel deest — cellae — divinae — 2 Theologiae — inhaerere — 3 A spiritalibus — 4 exempla ante posita de inferno, A posita tytulo de inferno — libro primo, titulo tercio deest — 4/5 Secundo capitulo habetur deest — 5 pulchrae — 6 Bartholomaeus — libro secundo, titulo secundo, capitulo tercio deest — 7 misericordiae — familiaris erat — sacrae, B sacrae virgini et incidit in eam, C incidit in ea — 8 et de epate eius curato deest. In B und © fehlen die Worte nicht — 8/9 Item ibidem post de Andrea . . — eodem libro, quinto titulo, septimo capitulo deest — 9 Fundanae — ecclesiae — Iudaeo — 9/10 libro tercio deest — 10 poenitentia — primo titulo, tercio capitulo deesí — Genebaldi — episcopo — 11 libro quarto, primo titulo deest — 12 tentatione Benedicti, A temptatione Benenicti — quinto capitulo deest — eodem titulo XI deest — ]3 eodem titulo XIII deest — 13/14 eodem titulo XIIII deest — 14 de coquo fugiente — cogitationibus, A de cogitationibus et temptationibus, B de cogitationibus et tentationibus — eodem libro, secundo titulo deest — 14/15 capitulo quinto de temptacionibus deest — 15 Euagrij — eodem titulo, capitulo XII deest — 15/16 daemonibus — 16 XIII deest — de illis, qui — ostia — 17 XVI deest — 18 eremita — 19 eodem deesí — de illo — presbyterae — suae — 20/21 quod deus odit hoc vicium exemplum deest — 21 nobili muliere — quod diabolo placet hoc vicium deest — 22 ibidem deest — que deest — est deest — 23 in eodem deest — 24/25 ibi ponuntur exempla multa — 25 daemonum — quatuor deest — daemonibus N:o 1. 3 10 15 20 25 18 HJALMAR CRoHNs. bus in specie mulierum (21). Item de eremita tentato per gallum (22). Item de casu sancte Marte (23), neptis sancti Abrahemis. Item supra de monacho sene et infirmo et filio inobediencie, quem habuit de virgine, que sibi ministrabat (24). Item de decepcione Aristotelis per reginam (25). Hic de fallacia et mala arte mulieris aliquid dicendum et de malicia et sevicia eius [fol. 512], Chrysostomus in decollatione Iohan. super illud Herodes apprehensum lohannem posuit in carcere: Nulla bestia in hoc mundo similis est mulieri male. Quid leone inter quadrupedia sevius, quid serpentibus aut draconibus atrocius? Et hec animalia in malo inferiora sunt. Quod etsi dicat scriptura, monstrat experiencia. Iustum Da- nielem in lacu leones reveriti sunt; iustum vero Naboch Iezabel interfecit. Cetus Ionam in ventre custodivit. Dalila Samson, cireumventum illecebris, raso capite deformatum, Philisteis alienigenis tradidit. Dracones et aspides surde et cornite Iohannem Bap- tistam, in deserto viventem, subdita feritate, timuerunt. Herodia vero Iohannis caput abscidit et tanti viri caput in precium saltacionis accepit. Heliam corvi paverunt, et Ie- Zabel post redditam terris pluviam et fame depulsa ab humano genere per ipsum, cuius eciam beneficio ipsa, licet indigna, vivebat, eum persequebatur, ut penam mortis ei red- deret. Idem: O malum, omni malo peius, mulier mala, intolerabilis vipera, immedicabile venenum! Si iniuriam patitur, insanit. Si honorem accipit, extollitur. Si potentis sit uxor, non cessat die ac nocte virum suum callidis stimulare sermonibus, blanda nequiter, importuna violenter, ad consensum sui furoris, ut similem sibi faciat maritum. Si pau- perem virum habeat, ipsum quoque ad iracundias et rixas incitare non desinit; nihil est ei virum suum tradere ad mortem, ut patet in illa, que beato Iob dicebat: Dic verbum in Deum et morere. Exemplis eciam multis aliis ostenditur mulierum malicia et dolus, supra de Fre- degundi regina, que fecit occidi virum suum. Item, quomodo viros suos decipiant, Petrus Alfunsus: Cum vir quidam ivisset in vineam, et uxor eius vocasset adulterum et esset se- cum in camera, rediit vir eius, ita graviter percussus a palmite in uno oculo, quod nihil de eo videbat; quod presenciens mulier occurrit ei ad ostium; et cum diceret, quod vel- let quiescere in lecto suo, in quo erat adulter, rogat illa, ut dicat seriem, quomodo hoc 2 sanctae Marthae — Abrahami, A, B und © Abhemii — supra deest — 3 inobedientiae — quae — deceptione — 5 Hic de fallacia et mala arte mulieris aliquid dicendum et de malicia et sevicia eius deest. Statt dessen Item de fallacia et malitia mulieris dicit — 6 B. Iohan. Baptistae — 7 carcerem (Vergl. MtGNE, Patr. graeca LIX, Kol. 486—87) — 8 leoni — attrocius — haec — 9 sunt ei — Quod et indicat — et mon- strat — experientia — 10 Naboth — 11 ventre suo — Samsonem — 12 Phylisteis — A Drachones — surdae — cornices — 13 viventem in deserto, A viventem et in deserto — subditae feritati, A und B subdita fe- ritate — Herodias — 14 pretium — saltationis — 15 A Iezabel potius(?) — 16 etiam — ipsum persequeba- tur — poenam — 22 quae — 24 etiam — alijs — malitia — 25 quae — 26 Alfonsus — 27 redijt — 28 prae- sentiens — ei deest! — 29 dicat sibi Tom. XLV. Frauenbewertung und Cölibatsidee bei Stephanus de Borbone. 19 acciderat. Quo audito ait: Domine, nisi consilium cito apponatur, lesio occupabit bo- num oculum, ita quod nihil videbitis; sed ego eum carminabo vobis, ita quod ultra in- firmitas non ascendet. Clauso ergo ei oculo bono ac si manu eum carminaret, innuit le- catori; et exivit, non visus a viro. (Juo facto ait viro: Modo securus sitis de isto! Et manum removit ab eo. Item idem: Alius, vadens peregre, socio commisit uxorem servandam; cum autem ea procurante peccaret cum altero et viro veniente esset in camera, occurrit ei nurus et uxor, volenti intrare cameram. Et ait nurus ei: State hie, usquequo videatis linceamina, que fecimus in absencia vestra! Et quasi ostendentes linceamina quedam ante oculos eius emiserunt adulterum. Item idem: Cum similiter alius fecisset et adulter comede- ret cum nuru et uxore et vir pulsans intraret, adulter extracto gladio retro ostium se oceultavit. Cum autem vir intrans clausisset ostium et videret eum, quesivit quis esset. Illo tacente respondit, quod homo erat, quem tres hostes sui sequebantur ad mortem ; qui ibi oceultavit se, credens de eo, quod esset aliquis de illis tribus; ideo tacebat. Quod audiens vir, invitavit et comederet cum eo et occultavit eum in domo secum. Item idem refert, quod quidam vir, vadens Romam, reliquit uxori sue castissime et pulcherrime domum suam; quam cum prudenter regeret, videns eam iuvenis quidam egredientem, exarsit in amorem eius; et per se et per alios eam solicitans et contemni- tur, et dona eius respuuntur ab ea. Cum autem videret eum quedam vetula languen- tem et flentem propter hoc, extorsit ab ea causam; et promisit, quod faceret, quod eam : haberet. Que caniculam, quam habebat, fecit ieiunare pluribus diebus, dans ei tandem panem confectum cum synapi; et accedens ad domum dicte iuvencule honorifice est ab ea recepta propter speciem religionis, quam habebat. Cum autem videret flentem canicu- lam, quam vetula adduxerat, et quereret causam, incepit vetula flere, dicens, quod cani- cula fuerat filia sua castissima et pulcherrima, quam Deus in canem. mutaverat et ad perpetuum fletum dampnaverat, eo quod amore suo dimisit mori quendam iuvenem; qui amore eius languebat. Ad hec verba et alia iuvencula pandit vetule de amore iuvenis, qui eam impetebat, et procurante vetula consensit in amorem eius et peccatum. Item idem refert, quod quedam de nocte relicto mariti dormientis toro exibat 1l acciderat hoc ei — 3 manu ei — 4 viro suo — securus sis, A und B securus sitis (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HırkA-SÖDERHJELM, Helsingfors 1911, ex. IX) — 8 linteamina — 9 quae -- absentia — linteamina quaedam (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HıLkA-SÖDERHJELM 1911, ex. X) — 12 quaesisset — 13 respondit uxor, A respondit, quod homo — 14 ideoque — 15 invitavit eum, ut (Pe- tri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. Hırka-SÖDERHJELM, Helsingfors 1911, ex. XI) — 16 Item deest — suae castissimae — 17 pulcherrimae — 18/19 solieitans, contemnitur — 19 quaedam — 19/20 propter hoc languentem et flentem — 20 ab eo — quod tantum faceret — 21 Quae — 22 synapio -— dictae — iuven- eulae — 23 quam praetendebat — 24 quaereret — flere vetula — 26 damnaverat — 27 haec — vetulac (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HıLkA-SÖDERHJELM, ex. XIIT) — 29 quaedam — thoro N:o 1. ex 25 or 10 15 25 20 HJALMAR CROHNS. ad adulterum extra domum. Quod advertens vir intra firmavit portam. Qua redeunte noluit ei aperire, dicens, quod in mane ostenderet eam et factum suum omnibus amicis suis et vicinis. . Illa autem dixit, quod nisi aperiret [fol. 512v] ei, prohiceret se intra puteum, qui erat ante domum. Cum non aperiret, accepit lapidem maximum, proiciens intra puteum. Ille autem, audiens sonitum, credidit eam se precipitasse; ipsa, abscondita retro ostium, cum vir exiret, ut occurreret eius precipicio, intravit domum, firmans post se hostium, retorquens crimen in virum suum, dicens, quod propter adulterium perpe- trantum dimisisset eam. Item magister Iacobus: Quidam tanto celo uxorem suam custo- diebat, quod semper cum ea ire volebat; que mandavit lecatori, quod in domo quadam, ante quam erat lutum et planta, expectaret eam die tali et hora. Cum autem illa die et hora iret ad ecclesiam et vir suus cum ea, cum transiret ante domum illam, se di- insit cadere in lutum, que surgens dixit viro, quod domum illam intrare volebat ad la- vandum se, et quod servaret osticium, ne alius intraret, ante quam esset lota. Quod fe- it. Illa, cum diu fuisset cum lecatore suo, exivit magis inquinata quam intraverit. Item dicit, quod quidam consueverat se, adeo inebriare, quod quasi insensibilis videbatur. Qui odiosus uxori sue inebriatus est ab ea, ita quod absortus est a vino. Que vocans monachos dixit eum laborare in extremis, et quod vestirent ei habitum et facerent eum monachum, quod ipse petiverat compas mentis. Quod ipsi libenter fecerunt amore pecu- nie; quem tunsum et vestitum deportaverunt in abbacia. lpse autem in mane vino di- gesto invenit se, monachum et pre verecundia remansit ibi, admittens uxorem, domum et pecuniam. tem audivi ab eo, qui huius, quod sequitur, fuit intermedius et procura- tor, quod cum quidam vir ebriosus invenisset adulterum cum uxore sua, ille relicto pallio fugit; ille in argumentum facti, in arca sua pallium seravit. Quidam autem, qui mihi hoc dixit, aream reserans, dictum pallium tulit et viri pallium intus seravit. Cum autem amicos et vieinos vocasset et uxorem accusaret et illa crimen negaret, in argu- mentum facti, cum promitteret ostendere adulteri pallium, invenit suum. llla crimen re- 2 suum deest — 3 proijceret — 3/4 in puteum — 4 Oum autem non aperiret ei vir — proijciens — 5 praecipitasse — ipsa vero abscondita, A ipsa abscondita — 6 ut succurreret — praecipitio — 7 ostium — 7/3 perpetratum, A und B perpetrandum — 8 dimisisset eum, A und B eam (Petri Alfonsi Disciplina clericalis I, ed. HILKA-SÖDERHJELM, Helsingfors 1911, ex. XIV) — 9 quae — 11/12 dimisit se — 12 quae — viro suo — 13 quod ipse servaret, A et quod servaret — ostium — 13/14 Quod fecit deest — 14 et cum illa — intraverat (The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. OnANE, London 1890, ex. COXXX) — 15 (Lecoy de la Marche hat unrichtig dicebat) — adeo deesí — 16 suae — inebriabatur ab ea — absorptus (so auch Lecoy de la Marche) — quae — 17 vestirent eum — 18 compos (so auch Lecoy de la Marche) — 18/19 pecuniae — 19 tonsum — ad abbatiam — 20 prae — amittens (The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. CRANE, London 1890, ex. COXXXI) — 21 audivi ab eo, qui huius, quod sequitur, fuit intermedius et procurator, quod deest — 23 et in argumentum — A in archa — pallium adulteri — 23/24 qui mihi hoc dixit deest — 25 accusasset — 25/26 ille vero in argumentum — 26 cum deest — promitteret se ostendere — unde illa crimen Tom. XLV. Frauenbewertung und Cülibatsidee bei Stephanus de Borbone. 21 torsit in virum, dicens, quod ita inebriaretur sepe, quod unum faceret pro alio, et quod nesciret quid faceret. Item idem magister lacobus: Cum quedam mulier sepelisset virum, nolebat rece- dere a sepulchro, in fletu perseverans. Quidam magnorum parentum iusticia exigente suspensus fuerat; prope, quem sub periculo vite rex quidam precepit custodire, ne paren- tes eum raperent. Sed dum ivisset ad potandum, cum rediret, invenit eum sublatum, et cum flens timore regio transiret per cimiterium, ubi erat in tumba lapidea vir sepultus dietus, mulier ibi flens querit causam tanti luctus. Et audit; et videns eum elegantem aspectu, querit quid faceret pro eo, qui eum a regis potestate eriperet, et divitem face- ret; respondit, quod quicquid posset. Et illa: lura mihi, quod duces me in uxorem, si hoc fecero. Quo faciente tradidit ei corpus viri suspendendum pro alio, et ducens eam in uxorem omnia bona viri eius possedit. In quo patet quantus dolus sit et mobilitas mulieris. Proverb I: Vagi sunt gressus eius et inscrutabiles. Item idem: Cum quedam alia vellet ire ad lecatorem, dicebat viro suo: Video te infirmum; intra in cameram, et cooperiam te, et sudabis! Cum autem redisset, dicebat: Surge! Curatus es, non expedit te plus sudare. Item cum quedam diceret lecatori, quod magis amaret eum quam virum suum, ait: Non credam tibi de hoc, nisi attuleris mihi unum de melioribus dentibus, quos vir tuus habet in ore suo. Que reversa flebat iuxta virum suum; qui cum causam quereret, ait, quod dentem habebat in ore ita fetidum, quod non poterat eum tolerare; que fecit ei extrahere meliorem dentem, quem haberet in ore, et detulit lecatori suo. Item in confusionem malarum mulierum dicebat idem magister Iacobus, quod quedam erat meretrix pulehra et iuvenis, que eum nullo volebat pro pecunia concumbere, nisi daret ei cum precio cultellum unum, quos sibi datos conservabat. Cum autem facta esset vetula et contemnerent eam amatores, dabat eis cutellos, sibi prius datos. Unde de talibus dicitur, que dant precium amatoribus suis, quod reddunt cutellos. Item idem magister lacobus: 1 saepe — quod unum faceret pro alio et deest — 3 magister lac. — quaedam — virum suum — 4 quidam autem — iustitia — 5 vitae — rex deest, A rex cuidam — praecepit — 6 et rediret — 7 regis — coemiterium, A und B cymiterium — 7/8 erat praedictus vir sepultus in tumba lapidea — 8 ibi lugens — quaerit — audit et deesí — 9 quaerit — 10 respondet ille, quod ille faceret — me duces — 11 viri illius — (The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. ORANE, London 1890, ex, CCXXXII) — 13 Proverb. 1, A V (essoll 5 — V. 6 — heissen. Vulg. investigabiles) — quaedam — 14 lecatorem suum — 15 autem deest — (The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. CRANE, London 1890, ex. COXLVIIT — 17 quaedam, A quidam — 18 Ille ait — 19 fleuit — quaereret — 20 in ore suo adeo foeti- dum. — tolerare, nec poterat curari, nisi ipse unum de dentibus suis daret sibi pro illo — Quae —- 20/21 fecit illum extrahere, A und B illi extrahere — 21 dentem deest — habebat — (The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. CRANE, London 1890, ex. CCXLVIII) — 22 Iac. — quaedam — 23 quae — accumbere — 24 pretio — 25 cultellos — 26 quae — pretium — cultellos (CRANE teilt in seiner Ausgabe von Vitrys exempla das Märlein nicht mit. Es ist in der von ihm benutzten Hs, mit der auch ich mich beschäf- tigt habe, fol. 141v zu finden) — Iaco. N:o 1. or or 22 HJALMAR CROHNS. Cum quidam princeps visitasset quandam abbaciam et vidisset ibi quandam monialem, voluit eam habere; ad hoc nec precibus nec muneribus abbatissam posset inclinare; ve- nit, ut eam vi raperet. Cum autem eam oceultasset abbatissa, ita ut non posset eam invenire, et iam recederet, illa, que occultata erat, hoc videns clamavit de loco latibuli, ut sciretur ibi esse, cu cu, cu cu, cu . . Quod advertens dictus miles, eam vilissimam reputans, despexit et dimisit. Von den Beispielen, auf die in dem Abschnitte hingewiesen wird, und die in früheren Teilen des Traktats zu finden sind, gehen die meisten auf die Vitae patrum und Gregors Dialoge zurück. „Man muss die Versuchung fliehen wie der Blinde, welcher der Gewaltherrschaft seines Herrn entgehen wollte: er bestieg ein Pferd und eilte davon, indem er all seine Habe zurückliess“, das ist der Wortlaut eines der Exempla ante- posita (8) und der Sinn von allen. Die ,Märlein“ sind in der Handschrift fol. 143— 507 zu finden. Sie behandeln: (1) Die Versuchung eines frommen Bischofs durch den Teufel in Gestalt einer jungen Frau, die schlau und spitzfindig drei Fragen beantwortet, durch welche sie auf die Probe gestellt wird. Der hl. Bartholomeus kommt zuletzt als armer Wanderer dem Bedrüngten zu Hülfe und treibt den bösen Geist in die Flucht '). (2) Die Versuchung des ehemaligen Cönobiten von "heben, den der "Teufel verleitete mit einer frommen Jungfrau zu sündigen, und der sein Leben lang nackt in einer Höhle in der Wüste lebte, um sein Verbrechen zu sühnen °). (3) Die Versuchung des hl. Andreas, des Bischofs von Fondi, den der Teufel verleitete, einer Nonne, die er nicht von seinem Hause vertreiben wollte, einen freund- lichen Schlag in den Rücken zu geben. Ein Jude, der die bösen Geister über den bevorstehenden Fall des Heiligen hatte jubeln hóren, brachte ihm Nachricht davon, worauf der Bischof sämtliche Frauen, die seiner Klientel angehörten, vertrieb ?). (4) Die Versuchung und Busse des Bischofs von Lyon, Genebaldus (Geneban- 1 abbatiam — 4 et ipse iam — quae — 5 A cu cu, cu cu (The Exempla from the Sermones vulga- res of Jacques de Vitry, ed. CRANE, London 1890, ex. LVIII). !) Ms. fol. 143. Es handelt sich um die Geschichte de beato Andrea apostolo, die in die Legenda aurea (vergl. die Ausgabe von GRAESSE, Dresden 1846, Kap. II, 9, S. 19) und später in das Speculum exemplo- rum (mir lag die Ausgabe Douai 1611 — siehe S. 337 f. — vor) aufgenommen worden ist. Die Legende ge- hórt zu den zahlreichen, die sich um die Jünger bildeten. ?) Ms. fol. 198. Als Quelle sind die Vitae patrum angegeben. Die Legende ist später in das Spe- culum exemplorum aufgenommen worden. Vergl. die Ausgabe Douai 1611, 34. Hier wird sie nach der Schrift Liber de exemplis et doctrina vitae spiritualis nu. 15 erzählt. 3) Ms. fol. 214. Quelle des Autors sind Gregors Dialoge (III, 7). Vergl. MrGNE, Patr. lat. LXXVII, Kol. 229—30. In der Hs wird unrichtig Dialog VII angegeben. Vergl Acta sanctor. Sept. II, 539. Tom. XLV, Die Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. 23 dus), der mit seiner Gattin, die er schon zu seiner Schwester verwandelt hatte, zwei Kinder zeugte. Der hl. Remigius, dem er seine Sünde bekannte, machte ihm eine un- terirdische Zelle, wo er sieben Jahre verbrachte, bis ein Engel mit der Botschaft kam, dass Gott ihm seine Sünde vergeben habe '). (5) Die Versuchung des hl. Benedikt in der Wüste durch den Teufel in Ge- stalt einer schönen Frau, die er gekannt hatte, so lange er noch der Welt gehörte. Er war schon nahe daran sein Eremitenleben aufzugeben, wurde aber, seitdem er sich ent- blösst unter Dornen und Nesseln geworfen, „durch die Wunden des Körpers von denen der Seele geheilt“ ?). (6) Die Versuchung des hl. Josaphat durch die bibelkundige Königstochter, welche ihn zur Heirat und Sünde verleiten wollte ?). (7) Die Widerwärtigkeiten einer frommen Matrone und eines Mönchs, die in der Kirche über religiöse Dinge zu reden pflegten, bis sich „der alte Feind“ ins Spiel mischte: sie entflohen, die Frau die Schätze ihres Mannes, der Mönch die der Kirche mitnehmend, Eifrig verfolgt, baten die Flüchtlinge inbrünstig zur hl. Jungfrau, die, erweicht durch ihre Reue, die Teufel zwang, die Sache zu allgemeiner Befriedigung zu erledigen *). (9) Die Versuchungen des hl. Euagrius, welcher Gegenstand der Liebe einer vornehmen verheirateten Frau wurde und, allmählich von Gegenliebe ergriffen, erst nach inbrünstigem Gebet die Kraft fand nach Jerusalem zu entfliehen. Hier drohte eine neue Leidenschaft ihn zu erfassen, weswegen er nach Ägypten zog, wo er seine letzten Jahre als Eremit verbrachte °). (10) Die Episode aus der Legende von Barlaam und Josaphat von dem in der Einsamkeit in einer Höhle erzogenen Prinzen, der, als er wieder das Tageslicht er- blickte, von allem, was man ihm zeigte, sich nur die jungen Mädchen wünschte, ob- gleich man ihn belehrt hatte, sie seien „Dämonen“, die „die Menschen verführen“ "). 1) Ms. fol. 247. Das Märlein wird nach der Vita scti Remigii erzählt. Vergl. Hincmar von Reims, MIGNE, Patr. lat. CXXV, Kol. 1161—63. 2) Ms. Fol. 247. Quelle des Autors sind Gregors Dialoge (Il. 2). Vergl. MiGNE, Patr. lat. LXVI, Kol. 132. 3) Ms. 310—11, 325v. Vergl. Vita sanctorum Barlaam et Josaphat XXX (bei MiGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 564— 65). +) Ms. fol. 312v. Quelle des Autors ist Jakob von Vitry. Vergl. The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. CRANE, London 1890, ex. CCLXXXII. 5) Ms. fol. 315—16. Das Märlein ist den Vitae patrum entnommen (lib. VIII, cap. LXXXVI). Vergl. MiGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 1182. *) Ms. fol. 325v. Vergl. Vita sanctorum Barlaam et Josaphat XXX (bei MiGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 561—692). N;ox1. 24 HJALMAR ÖROHNS. (11) Die Geschichte von dem Abte Pastor und seinen Brüdern, welche ihre Mutter, die sie in der Wüste besuchte und sehen wollte, nicht empfingen '). (12) Die Episode aus der Legende von Maria de Oignies, worin erzählt wird, wie ein heiliger Mann, als sie einmal krank war, ihren Arm berührte, wobei er „su- bito motus carnis sensit^ und sie aus der Höhe die Worte „Noli me tangere“ ver- nahm ?). (13) Die Geschichte von dem Einsiedler. welcher seine Mutter, die ihn in der Wüste besuchte, über einen Fluss tragen wollte und dabei seine Hände in den Mantel hüllte, weil, wie er sagte, „das Fleisch des Weibes Feuer ist" und die Berührung der Mutter die Erinnerung an andere Frauen bei ihm erweckte ?). (14) Die Versuchung des Eremiten durch das Kindlein, das der Teufel in seinen Weg auf dem Kirchhofe legte, wo der fromme Mann für die Seelen der "Toten zu beten pflegte. Der Einsiedler zieht die Kleine auf und will, als sie aufgewachsen ist, mit ihr sündigen, aber besinnt sich im letzten Augenblicke und rettet sich durch Selbstverstümmelung *). (15) Die Legende von dem hl. Arsenius, der die Bitte einer Frau, er möge sich ihrer in seinen Gebeten erinnern, mit dem Ausspruch beantwortete, er wolle zu Gott beten, ihr Bild aus seinem Herzen zu tilgen ”). (16) Die Geschichte von einer reichen Witwe, die es nicht über sich bringen konnte, von ihrem Liebhaber zu scheiden, bevor Gott sie mehrmals in Todesangst ver- setzt hatte und ihr das eine Auge zerplatzen liess °). (17) Die Versuchung des Eremiten Johannes durch den "Teufel in Gestalt einer wunderschönen Frau, die in seine Höhle schlich mit der Bitte, er möge sich ihrer er- barmen, damit sie nicht von den wilden Tieren zerrissen würde, und unter Heulen und Hohngelächter entschwand, als der Fromme das Phantom umarmen wollte *). (18) Die Geschichte von der schönen Waldfrau, die dem Ritter, welcher sie in sein Schloss führte und heiratete, Glück und Segen versprach, so lange er sie nicht !) Ms. fol. 326v. Die Quelle des Autors sind die Vitae patrum, (lib. V, libellus IV). Vergl. MIGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 869. 2) Ms. fol. 329. Vergl. Vita B. Mariae Oigniacensis per Jacobum de Vitriaco, lib. II, cap. VIII. Acta Sanctor. 23 Junii. 3) Ms. fol. 329. Das Märlein wird nach den Vitae patrum erzählt (lib. V, libellus IV). Vergl. MIGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 873. *) Ms. fol. 329. Vergl. 349. Ich kann die Quelle des Autors nicht angeben. 5) Ms. fol. 310 und 331v. Vergl. Vitae, patrum, lib. III. MIGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 771. °) Ms. fol. 501v. Vergl. Lecoy DE LA MARCHE 386 —87. 7) Ms. fol. 501. Als Quelle werden die Vitae patrum angegeben. Es handelt sich vielleicht um Epi- soden aus der Vita des hl. Pachomius. Siehe MiGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 235, 268, 269. Tom. XLV. Do ox Frauenbewertung und Oöhbatsidee bei Stephanus de Borbone. entblösst schauen würde, und sich als Schlange verkroch, als dies einmal nach langen Jahren geschah '). | (19) Die Versuchung des Einsiedlers durch eine weibliche Verwandte, die vom Teufel getrieben ihn in der Wüste besuchte, und mit derer in Sünde fiel. Er wollte schon zur Welt zurück, liess sich aber durch einen anderen Eremiten bereden, zu dem Einsiedlerleben zurückzukehren ”). (20) Die Preisverteilung Satans, wobei er demjenigen seiner Teufel den Sie- geskranz gibt, welcher einen Mönch, der sein Leben lang keusch war, zu Falle brachte, nicht aber dem, der einen dreissigjährigen Krieg entzündet hatte *). (21) Die Versuchung des Bischofs Andreas von Fondi '). (22) Die Geschichte von der Versuchung des Eremiten durch Hahn und Henne, welche der Teufel ihm schickt, und deren Liebesleben den Einsiedler auf fremde Ge- danken bringt ?). (23) Episoden aus der Geschichte der hl. Buhldirne Maria (Hs ünd Druck- ausgeben haben unrichtig Martha), der Enkelin des Einsiedlers Abraham ^). (24) Die Erzählung vom alten Mönch in der scythischen Wüste, der gegen den Rat des Abtes die Brüder verliess, um nach Egypten zu gehen und sie von der lästi- gen Pflege seines kränklichen Körpers zu befreien. Eine fromme ‚Jungfrau, die ihm auf dem Wege ihre Dienste anbot, brachte ihn zu Fall. Sie genas eines Kindes, mit dem er zu den Brüdern in die Wüste zurückkehrte "). (25) Die Geschichte von Aristoteles und Phyllis *). Noch einige Darlegungen aus der Handschrift mögen das oben angeführte ver- vollständigen. Ich entnehme sie dem Abschnitt „De generantibus luxuriam*. Als vornehmster Zündstoff des Üppigkeitslasters werden Luxus und Wein, Nichtstun und alle Art von Weichlichkeit angeführt. Quinto, fährt der Autor [fol. 1) Ms. fol. 501. Das Märlein wird nach magister Gervasius, De mirabilibus terrarum erzählt. Ich konnte die alte Sage in der mir zugänglichen Literatur über Gervasius von Tilbury nicht finden. ?) Ms. fol 501. Die Geschichte wird nach den Vitae patrum, ,tit de fornicatione* erzählt. Sie ist in der Tat lib. V, libellus V zu finden. Vergl. MIGNE, Patr. lat. LXXIII, Kol. 879. 3) Ms. fol. 502. Auch dieses Beispiel ist den Vitae patr. entnommen (lib. V, libellus V). Vergl. MrGNE, Patr. lat. LXXIIT, Kol. 885. *) Vergl. oben Nr 3. 5) Ms. fol. 502. Das Märlein wird nach Jakob von Vitry erzählt. Die Edition von CRANE enthält sie nicht. In dem Teile von dem von Crane benutzten Hs, die ich für andere Zwecke verwendet habe, ist sie nicht zu finden. *) Vergl. ihre Vita in Vitae patrum I, MIGNE, Patr. lat. XXII Kol 071 FE 7) Ms. fol. 502». Vergl. Vitae patrum lib. V, libellus V, MrGNE, Patr. Lat. LXXIII, Kol. 883. 3) Zu den früher bekannten lateinischen Versionen fügt sich die des Autors als die älteste. A. BORGELD, Aristoteles en Phyllis, Groningen 1902, kennt sie selbstverständlich nicht. Die Geschichte N:o 1. 4 or 10 15 20 26 HJALMAR CROHNS. 509v] fort, dant occasionem luxurie vetule, consiliatrices turpitudinis, que possunt dici diabolice, quia officium diaboli exercent. Psalm. XLIX: Lingua tua concinnabat dolos. Efficaciores sunt mulieres ad subvertendum «quam demones, quia demones vel lecatores non possunt facere multis annis per se, quod faciunt per huiusmodi vetulas aliquando una hora. Eciam diabolus, volens decipere Evam, assumpsit serpentem similem mulieri in loquela et facie, quia erat erectus tunc et habens faciem virgineam, ut dicit Beda. Quale genus serpentis dicitur Phareas. Et movendo linguam eius decepit Evam. Qualiter autem malicia talis transcendat maliciam diaboli, patet supra IV parte, tit. De gradi- bus peccatorum, De vicio lingue, ca. VI, de muliere tali, que fecit paucis horis, quod diabolus non poterat facere per XXX annos. Item tales deteriores videntur luda, qui vendidit Deum, tradidit sanguinem inno- centem. Matth. XXVII: Ipse animas Christi, sanguine preciosiores, vendunt vilissimo precio non ad mortem corporis, sed anime. loelis III: Puella vendiderunt pro vino, et ideo, ut dieitur Deut. XXXII: Fel draconum vinum earum et venenum aspidum. Item per secula seculorum deteriores inferno, qui non nocet nisi nocentibus. Ipse autem per dulces sermones corda subvertunt innocencium. Psalm. LXIII: Accuerunt ut gladium linguas suas. Et post: Ut sagittent in occultis immaculatum ete. Hec est lingua tercia. Prima est lingua Diaboli suggerentis, secunda lecatoris petentis, tercia vetule subdu- centis. Eccles. XXVIII: Lingua tercia mulieres fortes vel viratas, id est viriles, vel coniugatas deiecit et privavit eas laboribus suis. Et post: Utilis pocius infernus quam illa. Item huiusmodi vetule deteriores Herode, qui occidit innocentes abimatu et infra, vel a superioribus non parcunt, sed in anima occidunt et occisoribus vendunt ani- wurde wie bekannt ungemein populär. Sie ist auch von Herolt in sein Promptuarium aufgenommen worden und zwar mit Hinweis auf Jakob von Vitry und mit den einleitenden Worten: ,Mulierum astutia etiam de- cepit sapientissimos, docentes alios (ut dicit magister Jacobus de Vitriaco)*. Vergl. K. GÖDERE, Orient und Occident I, 543 und The Exempla from the Sermones vulgares of Jacques de Vitry, ed. CRANE, S. LXXVII. In der von Crane benutzten Hs haben weder er noch ich sie nachweisen kónnen. CRANE, a. a. O. S. LXXXVIIL ; 1 luxuriae — vetulae — quae — 2 Diabolicae, A und B dyabole — Psalm. 49 (V. 19) — concinabat — 3 quam Daemones — quia daemones — 5 uno — Ideo Diabolus, A una hora et sic diabolus, B et sicut diabolus — Serpentem — 7 A und B phareas, movendo — 7/8 Qualiter autem malicia ... per XXX annos deest (Es wird hier das Märlein abgesehen, welches bei LEcoY DE LA MARCHE 207—09 gedruckt ist. In der Hs ist es fol. 319—20 zu finden) — 11 videntur deteriores — et tradidit, A und B Deum, tradidit sanguinem — 12 Matth. 27 — Ipsae — sanguine Christi pretioso redemptas — 13 animae — Ioelis 4, A III (es soll III, V. 3 heissen) — puellam — 14 Deut. 32 (V. 33) — aspidum insanabile — 15 per secula seculorum deest — deteriores sunt — Ipsae — 16 innocentium — Psalm. 63, A ps. (V. 4, 5) — acuerunt — 17 Haec — tertia — 18 Est ergo lingua prima — "Tertia — vetulae — 18/19 A seducentis — 19 Eccles. 28 (V. 19) — tertia — mulieres viritas vel viratas (Vulg. viritas . . . ejecit) — 20 et coniugatas — deijcit — eas deest — Est uti- lis potius, A Et utilis potius (V. 25) — A inferus — 21 vetulae — deteriores sunt — a bimatu — 22/23 et in- fra. Istae superioribus Tom. XLV. Frauenbewertung und Cólibatsidee bei Stephanus de Borbone. IV -1 marum virgines et coniugatas et viduas. Item Herodes occidit filios suos, sed eos de- moniis immolavit; multe autem talium immolant filios suos et filias suas demoniis, ut di- citur in Psal, et hoc quando filiis suis concubinas tenent et procurant et filias suas prosti- tuunt. Item tales sunt deteriores Iudeis, qui Christum crucifixerunt, qui eum post mortem in pace dimiserunt et custodiri fecerunt a violencia et munde involvi et sepeliri permise- runt; iste autem iam oceisas precio exponunt lenonibus et immundiciis. Item huiusmodi sunt os diaboli et guttur, de quo alitus corruptus et corrumpens procedit, Psalm. V: Sepulehrum patens est guttur eorum etc. ob. XLI: De ore eius, id est Vehemot, dia- boli lampades procedunt, sicut tede ignis succense. Alitus eius prunas ardere facit, et flamma de ore eius egredietur. Sunt folles diaboli et Antichristi; quia sicut Christus ignem Paradisi venit mittere in terra, quem voluit vehementer accendi, sic iste per contrarium succendunt ignem inferni fetentis et urentis luxurie. Et sicut boni predica- tores et Christus maxime dieuntur os Dei, quia separant preciosam animam a vili pec- cato et diabolo, ut dicit Hiere. XV, ita per contrarium possunt dici os immundissimum diaboli, qui separant animam preciosam a Christo et coniungunt eam diabolo. ltem sunt lingua, de qua dicitur Iacob. III: Universitas iniquitatis est lingua plena veneno morti- fera, inflammata a gehenna, per quam diabolus ut faber per follem sufflat ignem. Isa. LXIII: Creavi fabrum sufflantem prunas in igne. Item sunt exploratores diaboli, ex- plorantes, quomodo castra Dei capiant et deiiciant, quod non est sine magna perdicione earum et offensa Dei. Item sunt rethia et laquei et canes venatici et furones dia- 2 boli ad animas venandum diabolo et surripiendum Deo, qui eas tam care emit. Item, si magnum reputat Christus lucrum unius anime, pro quo tot sustinuit in cruce, in qua moriens non nisi unius latronis animam acquisivit, quantum offendit eum patet, qui uni- cam animam ei surripit, tam care accquisitam, que prevalet toti mundo. Item deterio- res sunt latronibus, iugulatoribus et spoliatoribus stratarum publicarum, qui illa die non occidunt cum quibus comedunt, nec eos perdunt aut vendunt aut produnt. Huiusmodi comedendo et bibendo cum eis eas produnt et vendunt pro poto vini. In quo patet l animarum vendunt — 1/2 Daemonibus non — 2 multae — Daemonijs — 3 (Ps. 105 V. 37) — filijs — suas deest — 4 deteriores sunt tales Iudaeis — et eum — 5 dimiserunt, custodiri — violentia — 6 istae — pretio — leonibus — immunditijs — 7 Diaboli — halitus, A alitus — Psalm. 5, A ps. (V. 11) — 8 Iob 41 (V. 10) — Behemoth, A und B Vehemoth (Das Nilpferd. Job 40, V. 10) — 8/9 Diaboli — 9 tedae, A thede — succensae (V. 12) — Halitus, A alitus, B hilatus — 10 Item sunt — Diaboli — 11 terram — istae — 12 fae- tentis — luxuriae — 12/13 praedicatores — 13 pretiosam — 14 Diabolo — Hiere. 15 (Vergl. Jeremias V. 19) — 15 Diaboli — pretiosam — Diabolo — 16 Iacob. 3 (Vergl. V. 6) — 17 Diabolus — 17/18 Isa. 63 (Es soll 54 V. 16 heissen) — 18 exploratores, qui explorant quomodo, A exploratores, qui explorantes, quomodo — 19 deijciant — perditione — 20 retia — 20/21 Diaboli — 2i ad venandum ipsas animas — Diabolo — 22 lucrum reputat Christus — animae — Cruce — 23 patet quantum offendit eum — 24 quae — praevalet — 26 At huiusmodi vetulae. A huiusmodi, B aut huiusmodi — 27 pro loto, A pro poto, B pro toto N:o 1. ot ot 28 HJALMAR CROHNS. quanta est perdicio in eis. Item similes sunt bufiri, qui fuit tyrannus Egipti, qui ad- venientes honorifice recipiebat, ut dicit Hier. in chronicis, et post quam comederat cum eis, eos demonibus prodiciose immolabat. Sic vetula ad hospicium vocat, quam prodi- cione venditam tradit corruptori. Item nullum sacrificium est, ut dieit Gregorius, quod plus placeat Deo, quam zelus animorum et conversio earum ad Deum, et nullum offi- cium magis placet ei. Ad hoc venit in mundum, et misit ad hoc apostolos et predica- tores, ut essent venatores et piscatores animarum. Ex hoc patet quantum displicet ei offieium talium vetularum, qui venantur animas ad perdendum. Item occulti incendiarii templorum vel domorum vel acervorum peiores aliis peccatoribus et magis proditores iudicantur ab hominibus; quanto magis ille, que succendunt in cordibus mulierum ignem, qui est usque ad perdieionem devorans. Item Deus signo visibili linguarum ignearum, in quibus apparuit spiritus sanctus, super discipulos descendens approbavit officium apo- stolorum. Quantum reprobat officium earum vetularum, que habent linguas inflammatas igne infernali. Zwar ist eine Tatsache, gegen die man die Augen nicht verschliessen kann, dass der weisse Sklavenhandel zu allen Zeiten hauptsächlich in den Händen alter Frauen gelegen hat. Aber die Art und Weise des Autors — eines Mannes, der im Dienste der Kirche arbeitete und im Dienste des Christentums arbeiten wollte — diese Tat- sache zu behandeln, wirkt doch mehr als befremdend. Ihre grósste Bedeutung erhielt, wie oben angeführt ist, die Schrift De diversis materiis predicabilibus dadurch, dass beträchtliche Teile derselben — auch die oben ab- gedruckten Auszüge — im ,Weltspiegel^ Aufnahme fanden. Zwar ist das Morale ein Machwerk von geringem Werte. Die entlehnten Texte sind vielfach verstümmelt und verändert, die Quellenangaben, schon in den Vorlagen oft nicht genau, nochmals ent- stellt. Aber Ähnliches trifft bei einer grossen Menge von mittelalterlichen Standard Works zu — man lebte ja im Zeichen des kritiklosen Plagiats. Es ist also kein Wun- der, dass das Speculum majus bis tief in das achtzehnte Jahrhundert hinein als ein einheitliches, von Vinzenz verfasstes oder unter seiner Leitung entstandenes Werk galt '), und dass das Morale sowohl zusammen mit den übrigen Teilen des Weltspie- gels als auch einzeln mehrmals unter die Presse gelegt wurde. 1 perditio — Busurij (Busiris, der wegen seiner Grausamkeit verrufene alte König von Agypten ) — Aegypti — 3 Daemonibus — proditiose — hospitium — 3/4 proditione, A proditiose — 5 placet — (Ho- mil. in Ezechielem, lib. II, MrGNE, Patr. lat. LXXVI, 933) — 6 Apostolos — 6/7 praedicatores — 8 A que venantur — incendiarij — 9 alijs — 10 illae — 11 perditionem — 12 Spiritus — reprobavit — 12/13 aposto- lorum. Quantum reprobat officium earum deest. Statt dessen officium illarum vetularum, quae . . 1) Schon früh sind zwar Zweifel geäussert worden, ob das Morale dem Vinzenz von Beauvais zu- zuschreiben sei. Die Herausgeber der letzten Auflage (1624; siehe unten) fühlten sich sogar aufgefordert, Tom. XLV. Frauenbewertung und Cülibatsidee bei Stephanus de Borbone. 29 Im neunten Teile des dritten Buches des Morale nimmt der Autor das Laster der Üppigkeit zur Behandlung auf und führt uns seine „Töchter“ vor. Nach einem Ab- schnitt über die Luxuria secundum se folgt einer über die verschiedenen Gattungen der Üppigkeit, sodann einer über das Verabscheuen dieses Lasters. An diesen schliesst sich eine Darlegung über die Dinge, die die Luxuria erzeugen. eine andere über die Notwendigkeit, Frauengesellschaft zu fliehen: De fugienda societate mulierum. Hier ist das oben Abgedruckte mit kleineren Abweichungen ') in extenso aufgenommen worden °). Mehrere der Märlein, welche ich S. 22—25 referiere, und auf die der Originalschrift gemäss im Morale hingewiesen wird, sind aber in früheren Abschnitten desselben nicht zu finden. Schon im achten Dezennium des 15. Jahrhunderts wurde das Speculum majus in Strassburg zum ersten Male gedruckt und das Morale daselbst vor 1480 auch sepa- rat herausgegeben. Wie es scheint, erlebte das ganze Werk vor dem Ende des Jahr- hunderts wieder eine Ausgabe in der rührigen Stadt am mittleren Rheine. In Köln ist wahrscheinlich das Morale einmal, in Nürnberg das Speculum quadruplex, in den acht- ziger Jahren das Morale allein noch einmal unter die Presse gelegt worden. In dem- selben Dezennium ging das ganze Speculum aus Venedig, im folgenden zum zweiten Male aus der Lagunenstadt hervor. Ein Jahrhundert spüter, 1591. wurde es daselbst wieder aufgelegt. Anfang des siebzelmten, 1624, erschien die letzte Gesamtausgabe des „Weltspiegels“ in Douai. Schon vor dem Jahre 1500 ist das Morale ins Franzö- sische übersetzt worden ?). So haben die merkwürdigen Ausführungen über die Notwendigkeit für diejenigen, die „enthaltsam leben wollen“. Frauengesellschaft zu fliehen, sowie über die Gefah- ren. die von den „vetule consiliatrices turpitudinis? drohen, durch die Buchdrucker- kunst eine ziemlich grosse Verbreitung gefunden. Diese Darlegungen haben ohne Zwei- fel die Gemüter für die Auffassung von dem „schwächeren Geschlechte* zugänglicher gemacht, welche im Malleus maleficarum, dem „Hexenhammer* — auch dieser wie bekannt ein Werk der Predigerbrüder — zu ihrer verhängnisvollsten Entwicklung kam. gegen die Bedenklichkeiten des Kardinal Bellarmin in dieser Hinsicht in die Schranken zu treten und auf Manuskripte, zwei gedruckte Ausgaben und den Prolog des Werkes sich berufend, die „Echtheit“ des Morale zu behaupten. Erst Échard hat den wahren Sachverhalt entdeckt (oben S. 1 anm. 1). Vergl. R. LILIENCRON, Über den Inhalt der allgemeinen Bildung in der Zeit der Scholastik, München 1876, 43, W. Gass in der Zeitschr. f. Kirchengesch. II (1878), 332 ff., 510 ff. !) Vergl. oben S. 10 und Anm. 6. 2) Kol. 1389—95 der Ausgabe 1624. 3) Vergl. für die Ausgaben vor allem L. HrnvrEUx, Les Fabulistes latins I, Paris 1893, 448 —452, A. VOGEL, Literarhistorische Notizen über Vinzenz von Beauvais, Freiburg 1843, 22, W. COPINGER, Supplement to Hain II, 2, London 1892, 186 ff, R. Proctor, Early printed Books in British museum, London 1898, II, 895, D. REICHLING, Appendices to Hain-Copinger, München 1907. 211. N:o 1. REN FEB FREU RU: LAN ERA ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. N:o 2. i GERMANISCH-FINNISCHE LEHNWORTSTUDIEN EIN. .BETTERAG ZU DER ÄLTESTEN SPRACH- UND KULTURGESCHICHTE DER GERMANEN T. E KARSTEN O. MITGLIED DER FINN. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. lo d à «Tr à < $ r3 cite 1 x < o a EN A À HELSINGFORS 1915, FINNISCHEN LITERATURGESELLSCHAFT Adna“ MURA! T is E JEÉ UM ye E 57 à || à MOUTON aan. mani an e Oc KE LS 12 4 mal ce nitur Ww D REI n d "P dic why L b br. Kyo i misser any Aat mami ^ PEU. 2 , | UELUT LUE Lo + P 7 ' av DN V Mp : ; d rs L4 esr esLAM ^ I xa je ON P: à EE T a "2m ? LUE IUE Sa ARTE I ien at Pas & Th: | nor M M^ UM 2 zd " a a nox AA ROMAN TT LÀ ! F sud aa ee aile Vorwort. Seit dem Erscheinen von W. THOomsEns grundlegender Arbeit über die germanisch-finni- schen Lehnbeziehungen sind jetzt mehr als 45 Jahre zu Ende gegangen. Die lange Periode bedeutet fast auf allen Gebieten der germanischen Sprachwissenschaft, vor allem auch auf dem der Laut- und Formgeschichte, die grössten Fortschritte, eine zum Teil fast umwälzende Ent- wickelung. Durch diese musste auch die in Rede stehende Lehnwortforschung eine kräftige För- derung erfahren. Dazu ist die gleichzeitige, nicht weniger eifrig betriebene Arbeit auf finnisch- ugrischem Sprachbereich dem Erkenntnis des Lehnwörterbestandes der zugehörigen Sprachen selbstverständlich zugute gekommen. Eine besondere Erwähnung verdient das im Jahre 1886 der Forschung vollständig erschlossene grosse Lönnror'sche finnisch-schwedische Wörterbuch, dessen Wortmaterialien so unvergleichbar viel reicher und zuverlässiger sind als die bis dahin bekannten. Dank den vielen neugewonnenen Hülfsmitteln ist vor allem in den letzten Jahrzehnten eine sehr grosse Zahl neuer germanisch-finnischer Wortzusammenhänge erkannt worden. Wäh- rend THomsens „Einfluss der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen* vom Jahre 1870 nur etwa 450 Wortgleichungen enthielt, war ihre Zahl in dem i. J. 1912—13 in den ,Finnisch- ugrischen Forschungen“ erschienenen „Bibliographischen Verzeichnis der in der Literatur behan- delten àlteren germanischen Bestandteile in den ostseefinnischen Sprachen* bereits über 1100 gestiegen. Schon bei Taomsen kamen aber auch unsichere und sogar verfehlte Zusammenstel- lungen vor und von den späteren Beiträgen gehört ein sehr grosses Prozent zu dieser Kate- gorie. Niehtsdestoweniger ist die Anzahl der als sicher zu beurteilenden Vorschläge in dem genannten „Verzeichnis“ vielleicht schon doppelt so gross wie bei THomsex. Von der wahren Umfassung der germanisch-finnischen Berührungen ist dennoch auch dieses „Verzeichnis“ lange nicht geeignet, ein vollständiges Bild zu geben. Vor allem ist die älteste, sowohl sprach- als kulturhistorisch allerwichtigste Lehnepoche bisher nicht durch systematische Durchforschung des finnischen Wortschatzes gebührend berücksichtigt worden. Denn nur eine planmässige, auf die Sammlung eines möglichst vollständigen Materiales gerichtete zielbewusste Arbeit kann auch hier zu irgendwie definitiven Ergebnissen führen. Von diesem Gesichtspunkte geht K. B. WIKLUND aus in seiner i. J. 1911 herausgegebenen wichtigen Abhandlung „Zur kenntnis der ältesten germanischen lehnwörter im finnischen und lappischen“ (Le Monde Oriental V), und die hier vorliegende Arbeit hat sich — freilich nur mit Rücksicht auf die Beziehungen zwischen Germanen und Finnen — eine ähnliche Aufgabe gestellt. Das meinem Buche beigefügte Wort- register enthält 116 fi. Wörter, die in dem genannten Lehnwörterverzeichnis v. J. 1913 fehlen, und von diesen gehören die allermeisten (c. 100) eben den ältesten Lehnwortskategorien an. Ausser- dem habe ich geglaubt eine beträchtliche Anzahl der schon früher erkannten Lehnwörter auf II eine Entlehnungszeit zurückführen zu müssen, die zum Teil viel älter ist als die bisher voraus- gesetzte. Die sich aus dem neuen finnischen Beweismaterial und den jetzt waltenden sonstigen Voraussetzungen der Sprach- und Altertumsforschung ergebenden Resultate meiner Arbeit weichen in mehr als einer Beziehung von herkömmlichen Anschauungen ab. Wieweit sie unsere heutigen Vorstellungen von den in Frage stehenden Sprach- und Kulturstufen der Wahrheit näher bringen werden, möge die künftige Forschung entscheiden. Würden sich aber vor allem meine Aus- führungen über die von den Finnen eventuell vor der Lautverschiebung aufgenommenen germa- nischen Wörter wesentlich bewähren, wäre die der schwierigen aber hochinteressanten Frage gewidmete Zeit und Mühe gewiss nicht lonlos. Nach der i. J. 1913 erschienenen dritten Auf- lage von An. NOREENns Geschichte der nordischen Sprachen (S 2) ist die Beschaffenheit die- ser Sprachen in der Zeit v. Chr. der Wissenschaft immer noch unbekannt. Und was wissen wir von den gleichzeitigen übrigen germanischen Sprachen? Eine nieht ganz unbedeutende Anzahl der hier gedeuteten germanisch-finnischen Lehn- wörter ist mythologischen Inhalts oder sonst geeignet, gewisse nicht unwichtige Fragen der ger- manischen Religionsgeschichte irgendwie aufzuhellen. Diese und einige schon seit alters bekann- te sprachliche Zeugnisse zum altnordischen Glauben und Kultus in Finnland habe ich hier mit einigen von mir teilweise schon früher behandelten finnländisch-schwedischen folkloristischen Denkmälern aus demselben Ideenkreise zusammengestellt. So entstand der erste Hauptteil mei- ner Arbeit. Es werden darin also nur einige zerstreute Züge aus den älteren und ältesten Entwicklungsstufen germanisch-heidnischer religiöser Volksvorstellung in unserem Lande gezeich- net. Für die germanische Religionsforschung, die gegenwärtig fast reicher an zusammenfassen- den Darstellungen als an forschenden Einzelarbeiten ist und deren Meistern und Hauptvertretern die hier benutzten Quellen verschiedener natürlicher Hindernisse zufolge mehr oder weniger geschlossen sind, werden meine bescheidenen Beiträge hoffentlich nicht ohne jedes Interesse sein. Der der Forschung nunmehr fast vollständig zugängliche reiche Wortschatz der schwe- dischen Volksmundarten Finnlands und der Ostseeprovinzen, die unter allen germanischen Idio- men der den in Rede stehenden finnischen Lehnwörtern zugrunde liegenden germanischen Sprach- form selbstverständlich nächst liegen, ist in dieser Arbeit umfassender herangezogen worden als in irgend einer anderen auf demselben Gebiete. Auch die zugehörigen Ortsnamen, die schwedischen wie die schwedisch-finnischen, sind wo nur möglich berücksichtigt. Ein nicht geringer Teil mei- ner wichtigsten Wortmaterialien ist tatsächlig onomatologisch. Mit lebhaftem Danke erwähne ich die Förderung, die mir vor allem von seiten vieler finnisch-ugrischen Forscher zuteil geworden. Herr Prof. K. B. WrkroNp-Uppsala hat meine Arbeit lange mit freundlicher Teilnahme begleitet. Für besonders reichliche Auskünfte auf An- fragen fühle ich mich meinen hiesigen Kollegen Herrn Prof. H. Paasonen, Herrn Adjunkt Dr. H. Osansuu und Herrn Doz. Dr. E. A. Tunkero tief verpflichtet. Herr Doz. Dr. L. KETTUNEN hatte die Güte, mir ein handschriftliches grosses wotisches Wörterverzeichnis zur Verfügung zu stellen. Herzlichen Dank schulde ich schliesslich Herrn Dr. A. Hackwaw für wertvolle archäologische Mitteilungen sowie für liebenswürdige Beihülfe bei der Korrektur. Helsingfors, November 1915. T. E. Karsten. Inhalt. Sid I Zunlalisermanischens Relisionsgeschichte,. EN 029: 99 292 3 A. Der germanische Himmelsgott. DR PS ET EE de d o n BE Z ums On nera öl ng do" ee ee ES I AHoroynsyerehuuns e E Si mre ME TE E M. SR 9 S s e Dis Dass à AU 2 horsverehbunps ex e es: MT c Cresc NUES Lee C. Zum Fruchtbarkeitskult . 0049 d A ne l. Altnord. Gefjon, germ.-lat. abis de a nt FORGE te riu DUM 2. Freysverehrung . . EEE ei 3. Nerthusanklänge in innlindischer Volksuherllerrung. EEE AR ET EEE HN) D: Zum Totenkul. . . . "DNE o PERLE ET NS eL LE 5) E. Altnordische Ruben lee in Finland ET ATRIIS e coms UU E MMnspilboMuspelle «wer. Toni Haero cocer wer eres BE HE Harpterwebrisse (Adres Mere e cms y ERES Ren a e "Toss Ten di Mera II. Die ältesten germanischen Lehnwörter bei den Ostseefinnen und die germanische Lautver- schiebung. Die absolute Chronologie der Lautverschiebung : zum heutigen Stand der Frage . . . . 65 Lautmerkmale der ältesten germanischen Lehnwórter der Ostseefinnen: A. Vokalismus 2 1. Indogermanisches 6 . 76 2. Indogermanisches ö 109 3. Indogermanisches à. p ME dn LM 29 Chronologische Übersicht der yokalischen Toaimeskenale re Arum Melo B. Konsonantismus. 1. Entlehnungen vor dem frühurfinnischen Lautwandel Zh . . . . . . . . 141 2. Entlehnungen aus der Zeit des urfinnischen Stufenwechsels . . . . . . . . 147 3. Entlehnungen vor dem Lautwandel urg. ww > got. nord. ggw . . . . . . . 190 4. Entlehnungen vor dem Lautwandel urg. 2 > urn. R. . . . . . . . . . . 151 5. Entlehnungen vor dem urg. Lautwandel any zu ag und emy zu jy . . . . . 155 6. Entlehnungen vor der germ. Lautverschiebung : 2EDIcEMediayenschrebung e ER cr b. Die Tenuisverschiebung . . . . ns5d SUME IU NUT EROR STER ll) c. Die Wirkung des Vernerschen as 77 TR Es ee ud d. Einige Lehnwörter mit -hk- und -kk- RE Ürsprunes NP NES Chronologische Übersicht der konsonantischen Lautmerkmale . . . . . . . . . 189 IV C. Ergebnisse. Schlüsse auf die sprachlichen und ethnographischen Verhältnisse. 1. Die Sprachform des ältesten germanischen Lehnguts im Finnischen 2. Alter und Heimat der ältesten Lehnbeziehungen . 3. Die absolute Chronologie der germ. Lautverschiebung Nachträge Exkurse : 1. Einige Heldennamen des Kalevala . 3 2. Einige germanische Appellativa im Finnischen . — Wortregister : I. Appellativa, IL. Orts-, Völker-, Götter- und Personennamen. Literaturverzeichnis. Abkürzungen. I. Zur altgermanischen Religionsgeschichte. Der skandinavische Kultureinfluss auf die Finnen und Lappen tritt ausser in zahlreichen älteren und jüngeren Lehnwörtern auch im finnischen und lappischen Mythus und Kultus zutage. Bahnbrechend für die Erforschung der ältesten religiösen Beziehungen dieser Nachbarvölker wirkte J. FmrrzxER mit seinem i. J. 1877 in [Norsk] Historisk Tidsskrift 1ste række 1, S. 135 — 217, veröffentlichten Aufsatze über lappische Mythologie. Die genauere Erkenntnis dieser Tat- sache verdankt man erst einer Reihe Untersuchungen der letzten neun Jahre. Vgl. besonders die Aufsätze Axeu Orrırs „Nordisk og lappisk gudsdyrkelse* und „Tordenguden og hans dreng* in ,Danske Studier" 1905, S. 39—57, 129-—-46, 1906, S. 65—9, 1907, S. 62—4, sowie folgende Veröffentlichungen von Kaarze Kmonw: „Sampsa Pellervoinen < Njorór, Freyr?" und „Lap- pische beiträge zur germanischen mythologie* (Finn.-ugr. Forsch. 4, S. 231—48 bezw. 6, 5. 155—80, „Germanische elemente in der finnischen volksdichtung“ (Zeitschrift t. deutsches alter- tum u. d. lit. 51, S. 13—22), „Finnarnas hednagudar* in „Finlands kulturhistoria, Medeltiden" (H:fors 1908) sowie die Besprechung in Gött. Gel. Anz. 174, S. 193—223; ausserdem u. a. Magnus OLSEN, Fra gammelnorsk myte og kultus (Maal og Minne 1909, S. 26—30), W. v. Ux- wERTH, Untersuchungen über Totenkult und Odinnverehrung bei Nordgermanen und Lappen, sowie E. N, Serärä, Aus dem gebiete der lehnbeziehungen (Fi.-ugr. Forsch. 12, S. 199—264). Ausführliche Bibliographie bei K. B. WikrvNp, Nordisk Familjebok, 2:te Auflage, Mytologi (finnische u. lappische). Auch seien hier einige kleine mythologisch-onomatologische Untersuchun- gen von mir selbst erwähnt: „Spär av fornnordisk tro och kult (Thor- und Freyrverehrung) i óstsvensk folktradition* in .Finsk Tidskrift" 1912 (S. 154—80), wovon ein deutsches Resumé in den Finnisch-ugrischen Forschungen 1912 (S. 307—16), sowie ,'Trwaz* in „Nordiska ortnamn, hyllningsskrift tillägnad Adolf Noreen på sextioärsdagen av vänner och lärjungar” = Namn och bygd, Jahrg. 1914 (S. 195 —204). Diese meine eigenen Beiträge erscheinen auch hier, aber etwas vervellständiet. Die Frage nach der Vermittelung der zahlreichen skandinavischen Bestandteile in dem Volksglauben der Lappen bedarf keiner besonderen Auseinandersetzung. Aber wie sind die nicht weniger stark hervortretenden altgermanischen religiösen Züge bei den Finnen zu verstehen? 4 T. E. KARSTEN. Bewahren sie etwaige zurückgebliebene Reste einer sonst völlig ausgestorbenen skandinavisch- finnlàndischen Volksüberlieferung aus etwa denselben vorhistorischen Zeiten, die in unseren urnor- disch-finnischen Lehnwórtern so zahlreiche Denkmäler hinterlassen haben, oder könnte viel- leicht die jetzige schwedische Bevölkerung in Finnland (und an den Küsten der Ostseeprovinzen) — natürlich schon während einer heidnischen oder halbheidnischen Periode ihres Daseins — an dieser Umpflanzung germanisch-heidnischer Vorstellungen und Gebräuche in finnischen Glaubens- boden einen Anteil gehabt haben? Unter unseren heutigen schwedischen Küstenbewohnern wie auch im Innern des Landes, in Landesteilen, wo früher und zwar etwa von dem Beginn unserer Zeitrechnung an nachweis- lich eine schwedisch-finnische Mischbevölkerung gelebt hat, sind tatsächlich zahlreiche Zeug- nisse einer alten schwedischen Volksüberlieferung anzutreffen, u. a. Ortsnamen, die z. T. wenig- stens sicher in heidnisch-nordischem Götterglauben wurzeln. Von diesem archäologisch-historischen und topischen Hintergrunde aus lassen sich auch die unten behandelten, von germanischem Geistes- und Sprachboden hergenommenen finnischen Entlehnungen leichter begreifen. A. Der germanische Himmelsgott. 1. Finn. Runkoteivas, Rukotiivo, Rongoteus: urgerm. *teiuaz, *tuo-, *tieuz, aisl. Tyr. Neben dem altwestnordischen Gótternamen Tr geht bekanntlich ein zum selben Wort- stamm gehórendes pluralisches Appellativum tzvar — 'Gótter', und als zweites Kompositionsglied erscheint auch die Singularform -tyr als allgemeine Götterbezeichnung: in Hangatyr, Sigtyr, Veratyr, den skaldischen Beinamen Odins. Für diese altnordischen Formen sowie die entspre- chenden westgermanischen: ahd. Ziu und ags. Tiw, afries. Ti, die übrigens nur in Zusammenset- zungen (Wochentags- und Ortsnamen) belegt sind, hat man gewöhnlich nach dem Vorgang von O. Bremer Idg. F. 3, S. 301 — besonders mit Rücksicht auf die aussergermanischen Parallelen skr. devis ’Gott’, lat. deus ("deiuos), lit. devas "Gott — eine germanische Grundform *#waz angesetzt. So z. B. A. NonEEN, Abriss d. urgerm. Lautl., S. 176 Anm. 10, Aisl. Gramm.? $ 355 und noch K. Brucmann, Vergl. Gramm.? 1, S. 184 sowie A. Tore, Wortschatz der germ. Sprachein- heit (= Fiox, Vergl. Wb.* 3), S. 162.? Dass unser Góttername in dieser Gestalt einstens wirk- lich existiert hat, beweist das Finnische. Indogermanisch lautete der Name also *deiwos, und für das Urgermanische ist eine sehr ähnliche Form, "Zeigaz mit erhaltenem ei-Diphthong, anzuneh- men. Die Entwicklung des ide. e zu germ. 7 geschah nämlich sicher erst späturgermanisch. Schon R. Muc# PBB. 17, S. 166 lenkte die Aufmerksamkeit auf das in einer niederrheinischen Inschrift aus der Römerzeit vorkommende Alateivia, worin er den ide. Wortstamm *dezxo- "Gott erhalten sehen wollte, und Norken, Abriss d. urg. Lautlehre, S. 15, stimmte ihm bei. Auf dem ! Vgl. hierüber T. E. KARSTEN, Die germanischen Lehnwörter im Finnischen und ihre Erforschung (Germanisch-romanische Monatsschrift 1914, H. 2) sowie Svenskarnas bosüttningar i Finland, Helsingfors 1914 (in Skrifter utgivna av Svenska litteratursällskapet i Finland CXV = Förhandiingar och uppsatser Bd 27). ? Vgl. auch K. Hezm, Altgerm. Religionsgeschichte, 1, S. 270. Tom. XLV. Geymanisch-finnische Lehnwortstudien. 5 Grunde seiner ö-Umlaut-Theorie verlegte später (PBB. 27, S. 190) auch A. Kock den betreffenden Lautübergang in die genannte Periode: die späturgermanische. Seitdem haben sich diese Hypo- thesen m. E. bestätigt. Freilich meint noch F. Kruse in der i. J. 1913 erschienenen dritten Auf- lage seiner Vorgeschichte der altgerm. Dialekte (.Urgermanisch*) S. 129, dass für die Existenz von idg. ei im Urgermanischen jeder Anhalt fehle: weder aus den finnischen Lehnwörtern noch sonst intern biete sich die Möglichkeit die Existenz des idg. ei im Urgermanischen zu erweisen. Diese Behauptungen, die eine wie die andere, stimmen aber nicht mehr mit den Tatsachen. Die Beweiskraft des Namens Alateivia, die noch von W. STREITBERG, Urgerm. Grammatik S. 52, sowie von M. ScHÖNFELD, Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen S. 11, stark bezweifelt wird, lässt sich mit Kenntnis der in derselben Gegend später entdeckten germanisch- lateinischen Inschrift Alaferhviæ ! nicht in Abrede stellen und zwar noch weniger, wenn man die hier unten zu behandelnden finnischen Lehnwörter heranzieht. Das oben vorausgesetzte urgerm. *Zeinaz spiegelt sich tatsächlich Laut für Laut in dem karelischen Runko-teivas wieder, dem vor einigen Jahren im nördlichen Karelien (Kaavi) in 3 Varianten aufgezeichneten Namen einer Roggengottheit. Denselben Namen hatte übrigens schon der finnlàndische Historiker A. I. Arwipsson im Jahre 1819 im nördlichen Savolaks (Kiuruvesi) gefunden, aber missverstanden und daher falsch wiedergegeben. K. Kromn, der in den Sitzungs- berichten der finn. Akad. d. Wiss. 1908, 1, S. 19-20, diese Namenbelege zusammenstellt, findet es selbstverständlich, dass das Vorderglied in diesem Kompositum, das Wort Runko-, dem finnischen ruis, Gen. rukiin, „Roggen“ entspricht sowie dass das zweite Glied mit dem finnischen Wort taivas "Himmel, eig. 'Gott' verwandt ist, indem es wie dieses ein indogermanisches Lehnwort und zwar zunächst mit apreuss. deivas ”Gott vergleichbar wäre. Eine andere Auffassung des finnischen -teivas vertritt J. J. MixkkorA in den Sitzungsber. d. Finn. Ak. d. Wiss. 1909, S. 9. Finn. taivas ”Himmel', das W. THomsex, Beróringer mellem de finske og de baltische sprog, S. 166, aus dem lit. dé'vas (deivas), lett. déws, preuss. deàwas, deurs 'Gott herleitet (vgl.? lit. dö’wo sunélei 'Himmelssóhne), wäre nach Mrkxora kein litauisches Lehnwort sondern ein iranisches (vgl. av. daevo "Dàmon') Oberlit. dial. dievas und niederlit. dial. deivas gingen nach Mırkora auf eine urlit. Grundform *d/ejvas (mit Triphthong) zurück, und diese müsste — in Anbetracht von finn. sölta Brücke’ — lit. tutas id., fi. morsian "Braut? < lit. *martia, fi. seiväs "Stange! < lit. stö'bas '"Stab' — im Finnischen entweder *seivas- oder *sqivas ergeben. Demgemäss könnte aber auch finn. -/ezvas nicht aus dem Baltischen stammen: es wäre vielmehr — urgerm. *tivaz, falls nämlich die finnische ei- Form auf älteres *fiivas zurück- geführt werden dürfte. Diese Ansichten sind aber nicht einwandfrei. Erstens ist taivas ausser- halb des Ostseefinnischen bisher unbelegt, und ein iranisches Lehnwort im Finnisch-ugrischen müsste doch wohl weitere Spuren hinterlassen haben. Zweitens ist die von MiKKoLA rekon- struierte litauische Urform *dieivas, in Anbetracht der übrigen indogermanischen Formen dieses Wortes, kaum annehmbar. Die verschiedenen idg. Wörter dieses Stammes lassen sich (nach z. ! Sieh W. ScHurze, ZidA. 54, S. 172 ff.: die Namen Ala-teivia und Ala-ferhvia enthalten in ihren zweiten Gliedern dieselben germanischen Stammwörter wie awnord. tivar ”Götter und firar "Menschen aber noch in urgermanischer bezw. gemeingermanischer Gestalt. ? Nach C. C. UHLENBECE, Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der altindischen Sprache, S. 130. N:o 2. 6 T. E. KARSTEN. B. H. Hırr, Der indogermanische Ablaut, S. 3, 119, 150, Indogermanen 2, S. 734, und WALDE, Lat. etym. Wörterbuch? s. v. deus u. dies) aus einem dreisilbigen Stamme *deieuo- „leuchtend“ (daher „Himmel, himmlisch* und Tag") derivieren, von welchem z. B. im Latein gleichzeitig mehrere parallele Ablautformen bestehen: *deinos, *dieuo-, *dieu-, *diu-. Auch die betreffenden litauischen Dialektformen (dievas und deivas) lassen sich daher unschwer als verschiedene Ablautstufen des besagten idg. Wortstammes erklären, und die TuowsEN'sche Auffassung von finn. tawas (< lit. derwas) scheint mir demnach die richtige zu sein. Von diesem Standpunkte aus könnte an sich auch finn. -Zeivas ein litauisches Lehnwort sein. Aber dabei ist zu beachten, dass sämtliche ostseefinnische Formen des in Frage stehenden Lehnworts einen älteren dialektischen ! «az- (nicht den tatsächlich belegten lit. (&- (ie) ei-) Diph- thong aufweisen: vgl. finn. veps. kreev. faivas, r. kar. taivas, estn. taewas, taiwas, liv. fovas (Gen. touvo). Ein vereinzeltes litauisches -/ezvas (mit eë- Diphthong) im finnischen Karelien sowie im angrenzenden Savolaks wäre deshalb sehr auffällig. Erwägt man ausserdem, dass unter den litauischen Lehnwórtern im Finnischen sichere mythologische Elemente ganz fehlen — wegen des isolierten finnischen perkele: lit. Perkunas verweise ich auf meine unten gegebene Kritik dieser alten Gleichung —, wird die baltische Herkunft dieses Götternamens höchst unwahr- scheinlich. Betreffs der germanischen Herkunft des finnischen -teivas kann ich also MIKKOLA bei- stimmen, aber nur in der Hauptsache: finn. teivas ist nicht, wie MIKKoLA vermutet, eine finnische Umbildung des urgerm. *fz,az sondern vertritt vielmehr die germanische Urform des Wortes, wie aus dem oben gesagten hervorgeht. Eine wichtige indirekte Stütze findet diese Annahme darin, dass auch das jüngere, unzweideutig germanische >fiuo- (*tzua-) in demselben finnischen Landesteile als Góttername belegt ist, in der Zusammensetzung ARuko-tiivo. Der Name erscheint in zwei verschiedenen Zauberliedern von dem Ursprung bezw. der Pflege des Pferdes. Das erst- genannte stammt aus nórdlichsten Savolaks (lisalmi).? In diesem Liede trägt übrigens Ruko- tiivo das Attribut Aijän poika d. h. 'der Sohn des Äijä (des Alten). Dazu vergleiche man, dass finn. Ukko, der Donnergott der Finnen, dem Namen nach eig. 'der Alte’ (’Greis’) ist, dass das Wort 427ja der schwedischen Lappen sowohl ’Grossvater’ als "Donner', dass T'urisas bei AGRICOLA (vgl. unten) wahrscheinlich Tuur is d. h. 'Vater Tor’? wiedergeben soll sowie schliesslich dass der Donnergott der Skandinavier mit ganz analogen Beinamen auftritt (Vor gamle Fader = Thor im dänischen Thorliede, Fader Toren, Gofar u. s. w. in Schweden). + Im letzteren Liede tritt derselbe Rukotivo uns als Pfleger und Herr des Pferdes entgegen, sogar als Gott (,jumala*) der Krippe des Pferdestalles. In zwei Varianten dieses Liedes findet man statt Aukotivo die Namen Tahvanus bezw. Timanter. Der letztgenannte könnte, nach einer (mündlich mitgeteilten) Vermutung Dr. E. A. Tunkevos, eine Weiterbildung von ”iivo sein, denn im Finnischen wech- ! Sieh W. THOMSEN, Beröringer, S. 101. ? Sieh die Zeitschrift Suomi 3:15, S. 54 sowie Suomen kansan muinaisia loitsurunoja [= Alte Zau- berlieder des finnischen Volkes], Helsingfors 1880 (= Suomalaisen Kirjallisuuden Seuran Toimituksia, 62 osa |Publikationen der finn. Litteraturgesellsch., T. 62]), S. 164. 3 Vgl. unten S. 25. + Vgl. unten S. 25. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 1 seln v und m auch sonst. Die 3 Namen Tvo, Tahvanus, Timanter alliterieren und das betref- fende Zauberlied ist selbst alliterierend. ! Was die Lautform des in Rede stehenden finnischen Namens -tiivo? betrifft, sehe ich darin die Wiedergabe eines urnordischen Akk. Sg. *two- zu dem urgerm. Nom. Se. "feiwoz, später "Zeiwaz. Das lautchronologische Verhältnis zwischen diesen Formen, urgerm. */eiwaz und *fiuo-, hat sein besonderes Interesse. Die letztere hat in der Lautentwicklung ei > 7 schon Teil genommen, hat aber das nichthaupttonige idg. -o beibehalten, das in */eiwaz, mit erhaltenem ei, schon zu a geworden war. Das von Nasal gedeckte idg. -o- im Akk. Sg. hat sich also länger erhalten als das -o- in der Nominativendung -oz. Dazu vergleiche man, dass nichthaupttoniges idg. -o- vor labialem Nasal nord- und westgermanisch noch besteht in Fällen wie awn. follom (got. fallam) ”wir fallen’: gr. gégouer wir tragen’, awn. dogom, ags. dagum, ahd. tagum (got. dagam): idg. *dhogomis.* Die älteren nordischen Runeninschriften geben dieses nasalierte -o bereits mit a wieder (z. B. staina Tune, wraita ‘Linie’ Reistad), wogegen finnische Lehnwörter wie pelto ”Acker” (urgerm. ”felpo-: aschw. wr-fielder m.), juusto ’Käse’ (urg. *justo-: awn. ostr m.) u. a. es noch behalten. Als germanisches Lehnwort ist finn. “fezxaz mit seinem urgermanischen ei-Diphthong keineswegs das einzige. Schon im Jahre 1908 habe ich (Idg. F. 26, S. 255) in finn. leiviskä ’Liespfund’, eig. livisches Pfund’, wenn auch zweifelhaft, ein solches erkannt. Die germ. Grund- form *leiviska, später lzviska, enthält den Landes- und Volksnamen /;v- in Liv-land, eig. "Küsten- land’ : vgl. gr. Aeioc (< *leiuos) * "glatt, eben, flach’ (bes. von Gegenden und Örtern), lett. leija "Tal, Niederung’; verwandt ist vielleicht germ. *s/;;a- in ahd. slio m., mnd. slö, ags. sliw, sléo '"Sehleie (Fisch mit sehr schleimigen Schuppen)’, awn. sly n. 'schleimige Wasserpflanzen’, sch wed. dial. s/; n. id., sly n. 'sumpfiger Boden’ (Rıerz, Sw. dialekt-lexikon, S. 622, 629) Eine gute Parallele bietet der Name Rändalist d. h. Strandbewohner, womit die Liven in Kurland gewöhn- lich sich selbst bezeichnen. Der Name Zrv scheint also ursprünglich ein geographischer zu sein. 5 1 Tahvanus, hevosen herra, T., Herr des Pferdes, (od. Timanter od. Rukotüvo, h. h.), Soimen suomija jumala, Säubernder Gott der Krippe, Katso minun karjoani, Pflege meine Rinder, Ruoki minun ruuniani, Füttere meinen Wallach, Sanatonna, saamatonna, Du schweigende, Du zögernde, Viatonna, vilmitönnä. Du unschuldige, Du biedere! > Die alte und ortographisch etwas unsichere Aufzeichnung des Iisalmi-Liedes zeigt die Namens- form Rukotivo (mit einfachem i). Da aber lange Laute (Vokale wie Konsonanten) hier in mehreren Fällen als kurze bezeichnet sind, hat man wahrscheinlich auch an dieser Stelle Ruko-tivo zu lesen Wenn nicht, erscheint das germanische 7 hier gekürzt wie in mehreren anderen germanischen Lehnwörtern des Finnischen, z. B. rikas, pino, kides = kiides u. s. w. 3 W. STREITBERG, PBB 14, S. 218, Urgerm. Grammatik, $ 54. + K. BRUGMANN, Vergleichende Grammatik? 2, S. 203. 5 Die Liven bilden jetzt eine unbedeutende Fischerbevölkerung an einer kurzen Küstenstrecke Kurlands, bewohnten aber früher ein viel grösseres Gebiet, das sich über die beiden Seiten des Rigaer Busens ausdehnte. Der Name Liven bezieht sich (nach THOMSEN) ursprünglich nur auf die nördliche Abtei- lung dieses Volkes. THOMSEN hält es (Einfluss der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen, S. 17 N:o 2. 8 T. E. KARSTEN: Eine weitere Stütze für meine Deutung dieses Namens finde ich in dem Namen der südlich von Kurland gelegenen Küstenlandschaft Samogitien, welcher sich sekundär auch auf die Bevölkerung bezieht: die Samogitier (lat. Samogitæ) < Samoitier < lit. Zemaitis, -c2io Subst. m. 'der Samogi- tier’, eigentlich ’der Niederländer’, von lit. 22mas Adj. 'niedrie’, lett. sems "niedrig, preuss. sam- mai nieder. Auch der Name des nördlichen Teilgebietes Semgallen (Samgali bei Saxo GRAN- wATICUS, Semigalli bei HEINRICH DEM LETTEN)! enthält diesen Wortstamm. Von diesem baltischen Landesnamen dürfte der finnische Landschaftsname Häme = Tawastland sowie der Volksname Hämiä- in Hämäläiset 'Tawasten’ eine Entlehnung sein (finn. hämåä << Zämä).? Gegenüber den litauisehen „Niederländern“ (Zemaicsai) heissen die eigentlichen Litauer, die Oberlitauer Lötuviai, Letwvininkai, und auch dieser Name gehört vielleicht zu dem in Rede stehenden Bedeutungs- kreis; vgl. Stores, Urkeltischer Sprachschatz (= Frck, Vergl. Wörterbuch? 2, S. 248) s. v. lita- via "Küstenland". Ausserdem verweise ich auf die Namen Pommern (bei ADAM von BREMEN lat. Pomorani, bei Nesror Pomorjane) 3 = die Anwohner der Ostsee von der Oder bis zu den Aisten (vgl. slav. po ”zw und more Meere’: poln. po-morze "Küstenland"), kelt.-lat. Armorice civitates „eivitates maritimi* = Bretagne (Frcx, Vergl. Wörterb.* 2, S. 36) sowie auf das deutsche die Niederlande. * Anm. 3, sowie Beróringer mellem de finske og de baltiske sprog, S. 22) für sehr zweifelhaft, ob der betrel- fende Name ursprünglich diesem Volke selbst angehört. Wenn die hier gegebene Namensdeutung zutriflt, ist dies nicht der Fall gewesen. Damit lässt sich vergleichen, dass auch der Name Æsten (Aestii bei ''Acrrus) diesem Volke wie überhaupt den Fimen (und auch den Letten) fremd ist: sprachlich ist auch er sicher unter den Germanen entstanden und inhaltlich wohl geographisch (s. unten!). Dass der Küstenstrich zwischen Riga und dem heutigen Estland einen germanischen Namen trägt ist etnographisch das natürlichste. In der näch- sten Nähe liegen die grossen Inseln Dagö (anord. Dagaithi) und Ösel (an. Eysysla: vgl. Adalsysla, den altnord. Namen der estländischen Küste) sowie mehrere andere Örter mit uralten germanischen Namen (z. B. Pernau, worüber G. v. SABLER in den ,Sitzungsberichten der Altertumforschenden Gesellsch. zu Pernau* 1910—12, Bd. 7), und das grosse Gotland in der Ostsee gehört zu der Nachbarschaft. Freilich erstreckte sich das Gebiet der litauisch-lettischen Völker im Norden später wenigstens bis zum Rigaer Busen, denn die Letten, das äusserste ,Aistenvolk*, wohnte schon früh am Nordufer der Düna (Zeuss, Die Deutschen und die Nach- barstimme, S. 682). Aber die Letten nennen die Liven Liböschi, Plur. zu Libélis, und diese Namensform ist jünger als finn. leiviskä, das sich nur aus dem Urgermanischen erklärt, da eine finnische Lautentwicklung ?- ei ganz unbekannt ist. Auch die Letten müssen also diesen Namen von den Germanen entlehnt haben. Aus- serdem gebrauchen sowohl die Liven selbst als auch die Letten heutzutage wenigstens für Livland einen ganz anderen Namen: liv. Vidumä, lett. Vidseme (A. H. SNELLMAN, Itämeren suomalaiset itsenäisyytensä aikana, S. 9). ! K. ZEUSS, a. a. O., S. 680, THOMSEN, Beróringer, S. 16. ? E. A. TuNKELO in der finn. Zs. Virittäjä (Helsingfors), 1899, S. 97 ff. 3 K. ZEUSS, a. a. O., S. 663. + Sekundär ist wohl auch der Name der Kuren, der Bewohner von Kurland, des Vorsprunges des Landes vor dem Busen von Riga südwärts bis gegen das Kurische Haff, das mit der Kurischen Nehrung den- selben Namen trägt, vgl. Zeuss, S. 681. Ist auch dieser Naturname ursprünglich germanisch? Die nörd- lichste Spitze von Kurland gegenüber Ösel heisst Domesnes, vermutlich ein schwedischer Name = Tumisnis eines schwedischen Runensteines in Södermanland (Ytter-Seló) Vgl. den norweg. Flussnamen Kure und Fjordnamen Kurefjorden, die O. Ryan, Norske Elvenavne, S. 133, zweifelhaft mit dem norw. Vb. kara 'zusam- mengebogen liegen’ verbindet. Hierzu gehören aussergermanisch gr. yvoös 'krumm, gebogen‘, ydços Krüm- mung, Kreis’, arm. eur "schief, krumm, gebogen’ (Tore, Wortschatz der germ. Spracheinheit, S. 45). Bezieht Tom. XLV. Germanisch-finnishe Lehnwortstudien. 9 Ein drittes germanisches Lehnwort mit erhaltenem indog. e;-Diphthong bei den Finnen ist keide, Gen. keite(h)en, "liegende Stellung’. Wie TunkeLo, Mémoires de la Société Finno- ougrienne 35:17, S. 24, 27, halte auch ich das Wort für ursprünglich identisch mit finn. kiides "tiefe Grotte’, das ich mit Wrikruxp, Le monde orient. 5, S. 241, auf urgermanisches *A;pez zu- rückführe; vgl. awn. Mö n. 'Lager des Bären’, nschw. dial. Finnl. Kvevlaks (björn)hzder m. id.: in dem er-Ausgang der letzteren Form habe ich Stud. i nord. fil. 5:3, Nachträge, einen Rest des s-Stammes erkannt. Über ein viertes Lehnwort mit ei für 7, reipas, sieh unten, Kap. II. Die drei erstgenannten germanisch-finnischen Lehnwörter mit erhaltenem urgermanischem ei-Diphthong (-teivas : -tiivo, leiviskü: Liivin-maa (Livland), keide :kides) erscheinen also auch in einer jüngeren Form mit 2i (germ. ?). Kehren wir aber zu unserem Runkoteivas, dem Roggengott der Karelier, zurück. Dass dieser keine junge Neuschópfung der Volksphantasie sein kann, beweist eine im Vorwort der von Bischof MIKAEL ÅGRIKOLA im Jahre 1551 herausgegebenen finnischen Psalterübersetzung von den Getreidegöttern der Karelier gemachte Anzeige. Diese Götter waren Rongoteus, ein Roggengott, Pellonpekko, ein Gerstengott, sowie Werancannos, der den Hafer gab.! Von diesen Namen ist Rongoteus natürlich nur eine Variante des oben besprochenen Namens Runkoteivas, wie schon K. Knouw und Mrikxora a. a. O. (vel. S. 5) hervorgehoben haben. Pellon Pekko (der Acker- Pekko) ist dagegen wohl ein urnordischer *Beggwu = aisl. bygg, nschw. bjugg 'Gerste' (vgl. aisl. Byggwir = Freys Diener)? Wenn nun KroëN und Mıkkora die Namen Runkoteivas und Rongo- teus völlig identifizieren, indem sie in der letztgenannten Namensform nur eine Entstellung der ersteren sehen wollen, ist dies vielleicht richtig, aber zwingend finde ich die Annahme nicht. Der altgermanische Göttername anord. Tyr, ahd. *Z?w, ags. *Tí; kann in der Tat, wie W. STREITBERG, Zur germanischen Sprachgeschichte, S. 72, R. Kücer, Literaturgeschichte 1: 1, S. 14, O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte® 2, S. 439, A. NoREEN, Abriss der urgerm. Lautlehre, S. 28, und Aisl. Grammatik?, S 74, 6, sowie K. Hzrw, Altgermanische Reli- gionsgeschichte, S. 270, annehmen, auch von einem urgermanischen Wurzelstamme *Truz aus *Tieuz = idg. *Dieus deriviert werden: vgl. skr. Dyäus, gr. Zevc, lat. Ju(piter), Jovis. Wie oben S. 4. bemerkt wurde, leitet man die germanischen Wortformen jetzt gewöhnlich von einem urgerm. o/a-Stamme *Zzuaz her, und dass ein solcher wirklich existiert hat, beweisen m. E. die finnischen Namen -Zeivas und -£i?vo. Unmóglich ist es indessen nicht, dass die indogerm. Paral- lelformen *dezwos (lat. deus): *Dieus (gr. Zevc, lat. Ja-) sich in den germanisch-finnischen Lehnwórtern -feivas:-feus wiederspiegeln; vgl. auch lit. dé'vas (deivas):dievas. Wäre es ein Zufall, dass das finn. (Rongo-)teus und das vorauszusetzende urgermanische *Tieuz sich fast vól- lig decken? In der schwedischen Aussprache MIKAEL Acrıcoras — das schwedische Kirch- spiel Párnà in Nyland, wo der ie-Diphthong heutzutage fehlt, war seine Heimat — hätte ein finnisches *7'eus kaum in anderer Weise lauten können. sich der fragliche Name ursprünglich auf den sehr krummen Rigaer Busen? Vgl. die Worte Bucht: biegen und an. vik, schwed. vik "Bucht: aisl. v(kia ”weichen'. Dieser Versuch zur Klärung des Kurrennamens ist na- türlich völlig hypothetisch. Anders J. ENDZELIN, Über die Nationalität u. Sprache der Kuren, Finn.-ugr. F. 12, S. 594; vgl. auch K. GrOTENFELT, Finska Fornminnesföreningens tidskr. 26, Nr. 11, S. 155 ff. ! Vgl. Finnisch-ugrische Forsch. 6, S. 104 ff. > Nach M. OLSEN bei K. KROHN in Suomalaisen Tiedeakatemian esitelmät ja pöytäkirjat 1909, 1, S. 96. N:o 2. 2 10 T. E KARSTEN. Auch mit Rücksicht auf das Vorderglied kann ich der Kromn'schen Auffassung von Run- koteivas : Rongoteus nicht beistimmen. Kronn findet es sogar oftenbar, dass der erstere Teil unseres Wortes das finnische ruis, Gen. rukiin, '"Roggen' vorstellen soll. Dafür spricht freilich, dass sowohl Rongoteus bei Acrıcora als der unserer Zeit zugehörige Runkoteivas in Karelien und Savolaks ausdrücklich eine Roggengottheit ist. Aber alle Belege des finnischen Namens haben dieselbe Gestalt des Vordergliedes — Rongo bei AGRICOLA ist nur eine ortographische Variante von Runko- — und auch bei dem mit Runkoteivas ursprünglich wohl identischen Ruko- tiivo besteht kein regelrechter sprachlicher Zusammenhang mit dem Worte ras. Unter diesen Umständen muss ich es für mehr als wahrscheinlich halten, dass die Sonderstellung des Rongo- teus zu dem Roggen keine ursprüngliche ist. Darauf deutet ja schon die ganz abweichende Funktion des eben genannten Rukotiivo, dem die Pflege der Pferde obliegen soll. Dass bei den Germanen wie bei anderen Völkern auch die persönlichen Götter sich weiter entwickeln und ihren Wirkungskreis ausdehnen, ist von den Mythologen längst erkannt worden. * Tiuz- Triwaz ist ursprünglich ein Himmelsgott, wird so zum obersten der Götter, præcipuus deorum, schliesslich aber zum Kriegsgott. Wodan (Odin), der alte Totengott, ist in der Vikingerzeit ein Gott des Kampfes und der Klugheit, Donar, Thôr, ‘der Donnerer’, während derselben Kulturepoche ein Schützer gegen Zauberei, Krankheit und Gefahren aller Art aber zum Teil auch ein Gott des Ackerbaus.! In der letztgenannten Funktion tritt uns auch der germanische Himmelsgott bei den Kareliern entgegen. Wie wir unten sehen werden, erreicht aber "Tzwaz (Runkoteivas) dieses Endziel seiner Entwicklung wahrscheinlich erst über die Zwischenstufe eines Gewit- tergottes. ? Als Vorderglied enthält Aunkoteivas meines Erachtens vielmehr das finnische Wort runko, Gen. rungon, 'der Körper ohne Kopf, Arme und Beine; Rumpf, Stamm’, in botanischem Sinne ’Kronstamm’, in kollektivem ’tiefer Wald, wo die Baumstämme kreuz und quer gefallen 1 Vgl. HELM, a. a. O., S. 40, 270—4, A. OLRIK, Nordisches Geistesleben in heidnischer u. frühchrist- licher Zeit, S. 36. ? Dass der karelische Runkoteivas als spezieller Roggengott auftritt hat seinen wirklichen Grund vielleicht in der alliterierenden Art des Verses, worin der Name belegt ist. Man brauchte ein Wort, das mit Runkoteivas alliteriert, und so lag ruis und dessen Ableitung rukihinen ‘von Roggen’ am nächsten. Vgl. die Belege: AGRICOLA : „Rongoteus ruista annoi, Pellon pecko ohran casuon soi. Wiran cannos cauran kaitzi.“ Die jüngeren Aufzeichnungen (nach Suomen Tiedeakatemian Pöytäkirjat 1908, S. 39): Vaiko rukkiinen Rumkoteivas. Rukkiinen Runkateira. Rukihinen Runkoteera. Runka tei vai ruküt. Rungkat ei vaan rukiit. Runkas ei vaan ruküt. Ruki-lahvanan rukihit. Rukitehvanan rukijt. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 11 sind’ (Lönsror, Finskt-svenskt lexikon, S. 444, Supplementhäfte S. 150). So aufgefasst bezieht sich der finnische Göttername auf die bekannte uralte Verehrung von Baumstämmen, Pfählen und Säulen, von der uns die Altertümer sowohl als die Sprachen mehrerer europäischen Völker unzweideutige Erinnerungen bewahren. Was die Skandinavier, die Lappen sowie die Sachsen anbelangt, verweise ich auf die von Ormrk in der norweg. Zs. „Maal og minne" 1910 veröffent- liehte Untersuchung „Irminsul og gudestetter*. Eine gute Zusammenfassung der sonstigen Ergebnisse auf diesem Gebiete gibt Hrrw in seiner Altgerm. Religionsgeschichte 1, S. 214—28. 1 Hierher gehören auch die von A. Kock, Arkiv f. nord. fil. 28, S. 199 ff. behandelten heiligen Stäbe bei dem altnordischen Gottesdienste sowie der in Finnland, Oravais, im Mittelalter gebrauchte sogenannte Rosenkranzstab (radbandstaken). ? Auch die Finnen in Finnland kennen oder haben gewisse heilige Baumstämme gekannt. WARONEN erörtert in seiner Arbeit „Vainajain palvelus muinaisilla suomalaisilla* [= Der Toten- kult unter den alten Finnen], Helsingfors 1895, S. 97 ff., die in gewissen Gegenden immer noch gebräuchliche Verehrung eines sogenannten karsikko, d. h. eines zum Andenken der verstorbenen Familienmitglieder in der Nähe des Wohnplatzes frei gelassenen, beschnittenen Baumes oder eines so beschaffenen ganzen Haines. Karsikko bedeutet nach Lönnror, Finskt-svenskt lex. S. 510 1) 'niedergehauener und beschnittener Wald’, 2) 'beschnittener und abgeköpfter Baum (zum Andenken, Wahrzeichen, Wegweiser). Die Seelen der Verstorbenen hatten — so glaubte man — in diesen Baumstämmen ihre Wohnung genommen, und gegen diese Geister suchte man sich mittels Opfermahlen an den Bäumen zu schützen. Bei diesen Bäumen (Kiefern od. Fichten) lässt man zuweilen entweder den Wipfel oder das Wurzelende unbehauen, manchmal ausserdem an der Mitte des Baumes zwei Zweige, die Unterarme vorstellen sollen. Göttlich verehrte Baumstämme waren also auch den Finnen nicht unbekannt, und zu diesem Ideenkreise gehörte mit aller Wahrscheinlichkeit auch der Runkoteivas (Rongoteus) der Karelier. Meine Annahme lässt sich noch damit stützen, dass Zeus und Jupiter, der Himmels- gott der Griechen und Römer, unter etwa denselben äusseren Formen, in Gestalt eines Pfahls oder einer Säule, angebetet wurden. Davon spricht auch der Name Jupiter Tigillus (tigillum = 'kleiner Balken’). Unsicherer ist die Hypothese MerınGers Idg. F. 18, S. 285, dass auch Balder so verehrt worden wäre, wie auch seine Vermutung in Wörter u. Sachen 1, S. 199 ff. („Zum verehrten Pflock“), das der Pho! des Merseburger Zauberspruches als Phal ’Piahl’ zu deuten wäre. Zu erwähnen bleibt noch die Nahricht bei Wrpvkiwp VON Corvey, Res gestæ Saxonicæ 1, S. 12, die Sachsen hätten im Jahre 530 dem Mars (d. h. Tiuz), der bei ihnen als Irmin verehrt wurde,? eine nach ihm benannte Säule aufgeführt; vel. die bekannte Zrminsûl bei den Sachsen aus der Zeit Karls des Grossen. Ich finde, im Gegensatz zu HErw, Altgerm. Religionsgesch. 1, S. 339, es wahrscheinlich, dass Zrmin- hier wirklich eine heidnische Götterbenennung ist, aber natürlich nur ein Beiname. So ist wohl auch das bekannte Zrmzngot im Hildebrandsliede aufzufassen, * ! Vel. ausser der dort zit. Literatur noch A. THüwwEL, Der germanische Tempel, PBB. 35, S. 115 f., sowie R. MucH, Holz und Mensch in Wórter und Sachen 1, S. 39 ff. ? Vgl. unten S. 33 ff. > „Irmin Mars dicitur^ (s. MÜLLENHOFF und SCHERER, Denkmäler 2, S. 14). + Vgl. E. Wapsren in Minnesskrift utgifven af Filologiska Samfundet i Göteborg (Göteborgs Hög- skolas Ärsskrift 1910, II), S. 90, gegenüber BRAUNE, PBB. 21, S. 4, N:o 2, 12 T. E. KARSTEN. worauf besonders das aisl. Zormunr (*ermana-) der Beiname Odins, hinweist. érmingot obama ab heuane vergleicht WADSTEIN schlagend mit aisl. wppregim „die oben befindlichen Götter“: irmingot wäre nach ihm eine ähnliche Bezeichnung von Göttern wie das aisl. ginnregin, Neutr. PI. „die hohen oder heiligen Götter“. Das Wort örminsül möchte ich selber zunächst mit aisl. regen- nagli vergleichen: let hann reisa hof, ok var pat mikit hus; — — —, par fyrir innan stööu ondvegissülurnar, ok vóru par i naglar, peir hétu reginnaglar (FRITNER, Ordbog?, S. 50). Die grossen Nägel an den mit Thors Bild geschmückten Säulen des altisländischen Hochsitzes wur- den also nach den Göttern (regin Neutr. Pl.) genannt, und dann können auch die irminsüle bei den Sachsen, die Säulen selbst, so bezeichnet worden sein. Zu der sächsischen zrminsül und dem altisländischen reginnagli bietet das finnische Runkoteivas eine begriftliche, als Kompositum gewis- sermassen auch formale Parallele, nur dass der Gottesname hier als Schlussglied gestellt ist. ! Die finnische Variante Ruko-tivo ist mit Runkoteivas ursprünglich wohl identisch, indem sie von diesem eine jüngere Umgestaltung sein kann. Als Vorderglied steht hier vielleicht finn. ruko ’Heuschober’, denn Rukotiivo war ein Pfleger des Pferdes. Oder darf man an den Wort- stamm ruko- in rukous ”Gebet', rukoilen "anbeten’ denken? In finnischer Volksüberlieferung hat der altgermanische Himmelsgott in erblasster Gestalt also bis auf unsere Zeiten fortgelebt. An die volkstümlichsten altnordischen Göttern — Thor, Freyr und Odinn — enthalten unsere Ortsnamen, wie wir unten sehen werden, deutliche Erin- nerungen. Der aller älteste von ihnen, Tiwaz (Tyr), war aber schon frühzeitig auch in Skandi- navien in den Hintergrund getreten, indem er seinen altererbten Platz als der oberste der Götter sicher schon in der Vikingerzeit, aber wahrscheinlich bereits viel früher wohl dem alten Toten- gott Wodan geräumt hatte. Auch die skandinavischen Ortsnamen tragen daher nur recht selten einen Namen nach Tiwaz. In Dänemerk findet sich z. B. ein Tislund (Hain des Tiwaz) auf Seeland, in Norwegen (Sendhordland) eine Insel Zynescen.? In Schweden hat man den alten Waldnamen Tiveden, aschw. Tywid, Tiwip u. s. w. (in der Gebirgsgegend zwischen Närke und Wáüstergótland) so aufgefasst, ausserdem einige Seenamen wie Tynn, Tisaren, Tisnaren, Tibon und Tigotten.* Keïnesfalls dürfte hier der Göttername als solcher vorliegen. * Das indo- germanische Dieus, germanische Tiuz-Trwaz gehört (vgl. oben) zu einer Basis dieu- bezw. diu- ! Vgl. die aisl. Parallelen Sig-, Hanga-, Farma-, Reidar-, Vera-tyr; das 2. Glied steht wohl auch hier appellativisch (Gott), vgl. E. BRATE, Sämunds Edda, S. 313, * A. OLRIK, Nordisches Geistesleben, S. 15, M. OLSEN, Det gamle norske onavn Njardarlog (= Chri- stiania videnskabsselskaps forhandl. for 1905, Nr. 5). 3 £. HELLQUIST, Sjönamn (= Svenska landsmål 20: 1) Dagegen A. NorEEn, Tiveden ock tibast in Sv. landsm. 1911 (= Fästskrift till H. F. Feilberg), S. 273 ff. * Dies hat (ausser Noreen) auch C. MARSTRANDER (Festskrift til A. Torp, Kristiania 1913, S. 239 f.) betont. Er sieht als erstes Glied in Tiveden die Stammform des altnord. tivar "Götter und verbindet den Namen mit dem altertümlichen irischen defid, deid (< *deiuo-widus) ”heiliger Wald worin die Götter angerufen werden’, das als ein Überbleibsel aus heidnischer Zeit in den uralten irischen Gesetzen weiterlebt. Da so- wohl die Germanen als die Kelten sich den Wald als Wohnort der Götter dachten, läge es nahe das Kom- positum *deiuo-widus und den dadurch vorauszusetzenden Götterkultus bis in die germano-keltische Zeit zurückzuführen. Mit Rücksicht auf die vielen unten angeführten Bedeutungsparallelen finde ich (wie bereits vån der Festgabe zu Ad. Noreen, März 1914, wo ich Marstranders Deutung noch nicht kannte) es jedoch wahrscheinlich, dass der Name Tiveden auf eine noch primitivere Auffassung zurückgeht. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 13 'leuchten, strahlen’, und die Bedeutung der Wurzel weist auf alte Naturverehrung hin. Vel. lat. sub Love = sub divo "unter freiem Himmel’, dies "Tag", gr. dioc < *diwjos ’himmlisch’, £vó«oc ’mittäglich’, svdéæ ’heiterer Himmel’, kelt. (kymr.) dw, dyw Tag’, ir. indu ’heute’, lit. diewas Gott” — finn. faivas "Himmel, abg. din? Tag’, aind. divjás "himmliseh', diva ‘am Tage’, divám "lag, Himmel’, u. s. w. Ich verbinde das betreffende schw. Tiveden daher mit dem südwest- finnländischen Ortsnamen Taivassalo (schwed. Töfsala, 1350 Toiwesalır, 1400 Theuasale) — taivas "Himmel + salo ^waldiger Ort’ (vgl. schwed. -veden, aschw. -wip- = Wald’). Begriftlich sind die nordischen Ortsnamen auf Dag- Tag” heranzuziehen; vgl. in Schweden Dagsnäs (Skaraborgs län, Bjärka), Dagsmosse (Östergötl., Alvastra), in der Ostsee Dagö (an. Dagaithi), in Finnland, Närpes Dagsmark, ein Dorfname. In der Nähe des letztgenannten Ortes findet sich das Dort Mörtmark < * Mörk-mark (vel. die finn. Namensform Myrkynkylä = M.-dor?: finnische Umbildung des alt- schwed. *Myrk-mark = 'finstrer Wald’); diese Namen stehen also in Gegensatz zu einander. Vgl. noch das mit schwed. Dagsnäs ganz synonyme finn. Pärväniemi(Gamlakarleby, Lempäälä). Zu diesem Begriffskreise gehört auch finn. Zhnajoki, der Name eines grossen Flusses in Süd-Österbotten: ilma "Luft, Wetter, Luftraum’ dürfte die ursprüngliche fiinnisehe Bezeichnung des Himmels sein (THOMSEN, Beróringer, S. 166). Gerade wohl in diesem primitiven Sinne ist der in Rede stehende ide. Wortstamm deiv- wenigstens in einem finnländischen Ortsnamen belegt: Teijo, schwed. Tykö (dial. tytji) in Eig. Finnl., Bjärna. Es handelt sich um einen alten Flussnamen: das Dorf Teijo-Tykó liegt an der Mündung eines Flüsschens. Die ältesten Namensformen ! sind Tyioki 1378, Tiyocke 1379 und Tiycke 2 mal 1379. Der Name enthält also finn. jok? "Fluss. Die finnische Namensform Teijo lässt sich nun mit der schwedischen 7’ykö-tytji nur so verbinden, dass man einen zugrundlie- genden germanisch-finnischen Namen *Teiv-joki voraussetzt, woraus noch spüturgermanisch *T'7v- joki sowie darnach mit #-Umlaut 7’y-jok? (= Tyioki 1378). Der Beleg Tiyocke 1379 erklärt sich, was das Vorderglied betrifft, wie aschw. fisdagher und vielleicht Tifridh, ein Frauenname. Das finnische Teivjoki, Gen. Sg. Teivjoen, ergab in dem finnischen Ortsdialekte einen neuen Nom. Tei(v)jo. Diese Formentwicklung hat mehrere Parallelen in den südwestfinnischen Dialekten: vgl. bei GEnerz, Koitar 6, S. 58, Vuolio < Vuolijoki, Makkario < Makkarjoki, Mustio < *Mus- t(a)joki = schwed. Svartå, bei H. Oranxsuu, Suomen lounaismurteiden äännehistoria, S. 112f., Kuusio < Kuus(ijoki, Topio < Topjoki, Rekio < Rekijoki, Vanio < Vanjoki, Pankijo 1423 = Pankijoki 1417, Mario < Marioke 1405, Maraioki 1471. Hierzu stelle ich auch Perniö < * Pernjoki = schwed. Bjärnå (d. h. Bjürnà). Das Kirchspiel Bjärna gehört zu dem Gebiete der ältesten schwedischen Besiedelnngen in Finnland, deren Anfänge archäologisch betrachtet schon in neolitischer Zeit liegen. Nunmehr ist aber die Bevölkerung dieses Ortes wie übrigens die des ganzen südwestfinnländischen Küsten- gebietes beinahe rein finnisch. Wie in vielen anderen Fällen hat man in dem in Frage stehenden Teivioki eine schwedisch-finnische Mischform zu sehen. Der Name war wohl ursprünglich rein schwedisch d. h. urgermanisch: * Teiv-ahva, aber später wurde das letztere Glied von den Finnen durch joki ersetzt und der so entstandene Mischname von den Schweden zurückentlehnt. Unter 14 T. E KARSTEN. den in finnischer Gestalt erhaltenen urnordischen Ortsnamen in Finnland sind derartige Misch- formen nicht ungewöhnlich. ! Aus der für *Teiv-ahva—*Teivioki hier erschlossenen Grundbedeutung: 'der leuchtende, strahlende Fluss’ entwickelte sich wohl frühzeitig eine etwas jüngere: „der göttliche, heilige Fluss“. Diese Bedeutungen liegen tatsächlich einander sehr nahe. Bei den oben angeführten Belegen der Wurzel deiu- ’strahlen’ wechseln die Begriffe "Tag, Himmel’ und ’Gott göttlich’ in allen Sprachzweigen. Bei den alten Germanen wie andern Völkern hat das Wasser in seinen mannig- fachen Erscheinungen läuternde und prophezeiende Kraft, und so erklärt es sich, dass das Was- ser und das in ihm gedachte höhere Wesen ganz besonders Gegenstände göttlicher Verehrung gewesen sind. Bei sämtlichen germanischen Stämmen findet man daher zahlreiche Beispiele von Quell-, Brunnen-, Fluss-, Teich- und Seeopfern. Im schwedischen Finnland gehören hierher die Flussnamen Heligä in Malaks (Österbotten) und Helga (= fi. Pyhäjoki: pyhä ‘heilig’) in Bjärnä (Eig. Finnl.). Der letztgenannte Name bezeichnet bereits in den 1340:er Jahren einen grossen Hof (ein Krongut). In den finnischen Teilen des Landes sind Pyhäjoki (heiliger Fluss) und Pyhä- järvi (heiliger See) recht gewöhnliche Namen. In diesem Sinne ist das finnische Teijonjoki eine vollständige Parallele zu dem keltischen Flussnamen Deva, jetzt Dee (< *deiw-): 'der göttliche Fluss’, falls diese Deutung richtig ist. 2 Von finnischen Ortsnamen, die an sich den Wortstamm teiv- enthalten könnten, kenne ich sonst nur Teivanmäki (-mäki = 'Anhóhe') im südöstlichen Österbotten (Ätsäri) sowie den Hof- namen Teivaala (Tevala schon 1540) in Birkala— Ylöjärvi (unweit von Tammerfors); dieser Hof liegt an einer Bucht des grossen Sees Näsijärvi, und der Name Teiva- könnte ursprünglich diese Bucht bezeichnet haben. Unmittelbar südlich von Näsijärvi liegt der See Pyhäjärvi, mit einem finnischen Namen desselben Ideenkreises. Rein finnische Appellativa oder Personennamen, die in den in Frage stehenden Ortsnamen auf Teiv- eingehen könnten, fehlen. 2. Fi. tenho "Zauberkrait’, estn. fänu "Dank, Gebet’, in Zmss. 'Gott': got. peihvo ‘Donner’: ? [e] germ.-lat. Mars Thinesus. Das vorliegende finnisch-estnische Wort fehlt nicht nur in den übrigen ostseefinnischen Sprachen sondern auch in den entfernteren finnisch-ugrischen, ist daher schon an sich der Ent- lehnung verdächtig. Finnische Belege: tenho "Kraftäusserung, Wirkung, Zauberkraît, Bezauberung’; Zusam- 3 mensetzungen: f.-keino "Zaubermittel' Z.-mes "Zauberer! t.-piiri "Zauberkreis’, 4£-sauva "Zauber- stab', t.-seura "Hexengesindel', t.-teräs 'guter, scharfer Stahl’; Ableitungen: tenhetär "Hexe, Zau- berin', tenhota Zauberei anstiften, bezaubern, Böses prophezeien', tenhova 'zauberisch’, tenhottaa "lármen, toben’. 1 Sieh meine oben angeführte Schrift „Svenskarnas bosättningar i Finland“, S. 38 ff. ? Frck, Vergl. Wb.* 2, S. 145; HmLLQUIST, Sjönamn, S. 660. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 15 Die in Frage stehende finnische Wortgruppe ist, wie schon E. N. SeräLi in Yhteissuo- malainen Äännehistoria S. 335 eingesehen hat, auch im Estnischen vertreten: vgl. tänu ’Dank’, tänu andma ‘danken’, jumalale tänu, jumalale olgut tänu "Gott sei Dank’, tänutama "einsegnen’, tünan tänada danken’; hönne-tänu, surmu-t., surnu-t. "Kanzelgebet für Verstorbene’, naeze-lünu ’Dankgebet beim Kirchgang einer Wöchnerin’. ' Die estnische Lautentwicklung ist tänu < *länhu < "tenho gewesen, vel. z. B. estn. vana = fi. vanha ‘alt. Die südestn. Form feno erweist sich — nach mündlicher Mitteilung des Herrn Dr. H. Oraxsuu — auf Grund ihrer phonetischen Kenn- zeichen als ein nordestnisches Lehnwort. Das ursprünglich südestnische teh» < "tenho hat sich (nach Oyaxsuu) nur auf der estnischen Sprachinsel zu Seltinghof-Aahof erhalten. Von besonderem Interesse ist dass das Estnische unser Wort ausserdem in der Bedeu- tung 'Gott! verwendet. Neben den estnischen Danksagungen aitjuma, aitwmal, aitümal, aitüma (mit dem Hauptton an der zweiten Silbe), habe Dank, habt Dank, Gott lohn'es, die offenbare Kürzungen der estnischen Ausrufung avita jumal "helle Gott’ sind, ? erscheinen die ganz gleich- bedeutenden Ausdrücke aitäh, aittäh, südestn. aiteh, aitteh (mit dem Ton an der Endsilbe) H. Osansuu (Eesti Kirjandus 1910, S. 405) hält es für wahrscheinlich, dass diese Worte ganz wie die mit jumal zusammengesetzten durch Kürzung entstanden sind, und zwar aus ursprünglichem avita. täh < avita tänhu "helfe Gott’! Dass diese Annahme richtig ist, beweist das Germanische, wo das finnische fenho, wie ich unten zu zeigen versuche, seine Quelle hat. | Ich verbinde die fragliche finnisch-estnische Wortgruppe zunächst mit got. pPeihvo ‘Boot, Donner < urgerm. *penhuon. Verwandt sind abg. toca (idg. "tonkia) ‘Sturzregen’, russ. tuca "Gewitterwolke', serb. fuëa, nsl. toca "Hagel', kasub. tanéa 'Regenwolke'.? Das finnisch-estn. tenho scheint also ursprünglich eine Gewittergottheit bezeichnet zu haben. Dafür spricht auch die finnische Ableitung Zenhottaa durch ihre Bedeutung ’lärmen’, * die für finn. tenho ’Zauberkrait’ eine Grundbedeutung "Donnergott) oder ‘Donner’ voraussetzen lässt; vgl. das Verhältnis zwischen ahd. Dunar, andd. Thunar, anord. pórr 'Donnergott und dem lebendigen Appellativum ahd. donar, nhd. Donner, nnorw. u. nschw. dial. tor, das vielleicht erst aus dem Namen des Gottes hergenommen ist.? lm Vergleich mit dem finnisch-estnischen tenho dürfte auch got. pezhvo nicht nur sprachlich sondern auch inhaltlich eine jüngere Entwicklung darstellen. Es kann nämlich auf einen ursprünglichen Gótternamen *penhu-$ zurückgehen. Das gotische schwache Femini- num würde diesenfalls am ehesten auf eine Gewittergöttin hindeuten, und dafür liessen sich weibliche Donnergottheiten wie die altnordische Æjorgyn und die finnische Raunz (< urnord. 1 WIEDEMANN-HURT, Ehstnisch-deutsches Wörterbuch, S. 1135. ? Sieh WIEDEMANN-HURTS Wbch. 3 Sieh J. Scamipr, AfdA. 6, S. 120, E. Zuprrza, Die germ. Gutturale, S. 70, A. TORP, Wortschatz d. germ. Spracheinheit, S. 180. + Vel. schw. dial. (Finnl.) tora 'so heftig lärmen dass die Stube schüttelt, vom Hauskobold', eine Ableitung zu tor 'Donner (s. Verf., Studier i nordisk filol. 5:3, S. 21). 5 Vgl. Heim, Altgerm. Religionsgeschichte, S. 275 u. 37 f. * Wegen des erhaltenen urgerm. e in fi. {enho gegenüber got. peihvo < *pinhu vergleiche man z. B. fi. rengas = germ. "hringaz und fi. menninkäiset — germ. *minningo- < *menpingü, worüber unten; wegen fi. tenho für *tenhvo vergleiche man z. B. finn. (Pellon-)Pekko 'genius der Gerste’ < urnord. *Beggwu, worüber sieh Suomen Tiedeakatemian pöytäkirjat ja esitelmät 1909, 1, S. 96. N:o 2. 16 T. E. KARSTEN. * Rauni-: awn. roynir 'sorbus aucuparia, die Gemahlin des finnischen Donnergottes Ukko, heran- ziehen.! Aber vielleicht erscheint got. heihvo als Femininum nur in Folge bewusster Umbildune nach gr. ßoovr7, das es wiedergeben soll. Jedenfalls lässt das Nebeneinander von estn. avita jumal und avita tenho ein altestnisches Wort Zenho = jumala "Gott? vermuten, und diese Annahme findet eine unerwartete Stütze aus dem Westgermanischen. Der vielumstrittene germanisch-römische Gott Mars Thinesus ist meines Erachtens ein jüngerer Vertreter des hier besprochenen germanisch-finnischen Tenho. Den in Rede stehenden westgermanischen Götternamen kennt man ja nur aus zweien am Hadrianswall zu Housesteads in England gefundenen, sich ergänzenden Altarinschriften ? aus der Zeit des Kaisers Alexander Severus (222—35). Die Stifter gehörten einer friesischen Reitertruppe, ,cuneus Frisiorum“, an. waren selbst aber wohl keine Friesen sondern Franken d. h. Chamaven oder Bataver, wie die Lage ihrer Heimat, der Landschaft Twenthe zwischen Dewenter und der jetzigen preussisch- holländischen Grenze, wahrscheinlich macht. Über den Charakter dieser Gottheit wie über ihren Namen sind bekanntlich die verschiedensten Hypothesen aufgestellt worden. Der Hauptname, der römische Mars, den schon Tacrrus unter den Haupteüttern der Germanen nennt, entspricht zweifellos dem germanischen "Tzwaz; dies beweist vor allem die germanische Wiedergabe des dritten Wochentages dies Martis (franz. mardi, ital. martedi) durch ags. thwesdeg, engl. tuesday, afries. tiesdei, awnord. fjsdagr, schwed. tisdag, à. dàn. tisdag, ndàn. tirsdag, ahd. mhd. (altalem.) zöestag, noch heute dial. (alem.) zöstag (Zistig bei Hebbel). Thinesus ist somit ein Beiname des *Tavaz. s Eine Bestätigung der Identität dieser Namen sieht man mit Recht im nhd. Dienstag, der jetzt wohl ziemlich allgemein als Thingsestag, Tag des Gottes Things, aufgefasst wird. Der Name Dienstag (bei Luther Dinstag) stammt aus dem Niederdeutschen. Im ganzen fränkischen und sächsischen Gebiet — also wohl auch in der Landschaft Twenthe, der Heimat der eben erwühnten Mars Thinesus-Verehrer — herrschen für den Wochentag dies Martis deutsche Benen- nungen der Grundform dingesdag: vgl. im Mittelniederländischen dinxendach, dinsendach, dinges- dag, dingsdag sowie dijsdach, dijssendag, disendag, im Neuniederl. dinsdag, dingesdag, dingsdag, im Mittelniederdeutschen dinges(dinsche)dach.* In diesen Gegenden ist also der Hauptname unseres Gottes durch seinen Beinamen verdrängt worden. Den fraglichen Tagesnamen, dingestag, Dienstag, hat man früher fälschlich als „Gerichts- tag“ gedeutet. Später hat man mit Scherer (Sitzungsberichte der Berl. Acad. 1884, S. 574 ff.) und WEINHOLD (ZsidPh. 21, S. 4 f), wie schon gesagt, vielmehr darin das hier in Rede stehende 1 Got. peihvó gehört zur selben Flexionsklasse wie aisl Freyia, Fulla, Nanna u. a. Namen altnor- discher Göttinnen. ? a) Deo Marti Thincso et duabus Alaisiagis Bede et Fimmilene et mumini Augusti Germani cives Tui- hanti v. s. l. m. b) deo Marti et duabus Alaisiagis et mumini Augusti Germani cives Tuihanti cunei Frisiorum Ver .. . Ser . .. Alexandriani v. s. l. m. (DessAU, Inscriptiones latinæ selects, Nr. 4760 und 4761). 3 Die überaus reiche Literatur in der Frage verzeichnet HELM in seiner Religionsgeschichte S. 316. Zusammenstellungen der einschlägigen Deutungsvorschläge geben E. Mocx in Mythologie (Pauls ‚Grundriss der germ. Phil?, Bd 3), S. 316 und W. vAN HELTEN, PBB. 27, S. 141 f. 4 Über diese Namensformen näher bei TH. SrEBs, ZfdPh. 24, S. 455 und VAN HELTEN, a. a. O., S. 143, Anm. 2. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 17 Attribut (Thinesus) des altgermanischen *7zwaz sehen wollen, den man unter Anknüpfung an langobardisch thinx als „Gott der Volksversammlung* bezw. als ,Gerichtsgott^ auffasst. So u. a. Kruse, Et. Wb. s. v. Dienstag (seit der 4:ten Aufl), Fazx-Torr, Et. Ordbog s. v. Tirs- dag, und Hr, a. a. O., S. 369. Von den sonstigen Deutungen des Namens seien hier noch die von Sress, a. a. O., S. 454, und R. Mvcg, Der germanische Himmelsgott, S. 194, gegebenen besonders erwähnt. Nach Sregs wäre Mars Thinesus eine physikalische Gottheit, ein „Gott der Zeit“ (vgl. got. peihs, G. peihsis, "Zeit) ein Himmels- und Lichtgott, „in dessen hand der wechsel von tag und nacht, von sommer und winter ruht“, aber zugleich ein Gott des Wetters, worauf besonders got. peihvo "Donner hinweist, das mit got. peihs "Zeit (ganz wie lat. fempestas mit tempus) verwandt wäre. Etwa derselben Ansicht ist Muc#. Der ursprüngliche Sinn des *pzmgsaz oder *pinhsaz liesse sich schwer entscheiden, da der Stamm *Zengos, erhalten in dem Worte Ding, im Germa- nischen eine lange Bedeutungsentwicklung durchgemacht hat. „Ursprünglich scheint an ihm der Begriff von "Zeit! (vel. noch got. peihs, lat. tempus) zu haften, daneben aber auch noch der von "Wetter, Himmelserscheinung’; denn got. peihvo ’Boovr7’, lat. tempestas, asl. toëa (< tonca) 'Regen' ist kaum ganz abseits zu stellen. Man kan deshalb beim Thingsus an einen Gott der atmosphärischen Vorgänge denken oder gar mit Heinzel, Über die ostgot. Heldensage S. 52, an eine Wandlung des Gottesbegriffes, die mit der Bedeutungsentwicklung beim Appellativum Hand in Hand ging. Jedenfalls deutet sein Name auf ein Wesen, dessen Befugnisse über die eines blossen Kriegsgottes hinausgehen.“ Von diesen Deutungen steht die Sress-Mvcm'sche der meines Erachtens einzig richtigen am nächsten. Da der sachliche und etymologische Zusammenhang von Mars Thincsus und finn.- estn. tenho nebst got. peihvo kaum bezweifelt werden kann, erweist sich die in Frage stehende Gottesbenennung bereits als gemein- und sogar urgermanisch, denn finn. tenho muss seiner Form nach (vgl. finn. rengas: germ. *hringaz) spätestens schon in der Zeit um Christi Geburt aus dem Nordgermanischen — wo das Wort freilich sonst- nicht nachgewiesen ist — entlehnt wor- den sein. Dass aber diese gemeingermanische Gottheit nicht bereits von Anfang an ein „Gerichts- gott“ war, beweisen nicht nur die finnisch-gotischen Bedeutungen sondern auch der Unterschied zwischen dem westgermanischen und dem finnisch-estnischen bezw. gotischen Wortformen : die bei den westgermanischen Namensformen wohl unleugbare Beziehung zu dem Worte ping und dem davon bezeichneten Begriff der Volksversammlung kann daher nur eine lokale (fränkisch-säch- sische) Neuerung sein. Das finnische Zenho erklärt sich finnischerseits unschwer aus einer ger- manischen Grundform *pbenhuo, ! d. h. einem urgermanischen Akk. Sg. Mask., bei dem der h-Laut wegen got. peihvo mit labialem Nachschlag angesetzt werden muss. Schon lautlich können also got. peihvo ”Donner” und peihs ‘Zeit’, ags. an. Ding, ahd. ding nicht zusammengehören. In der neueren etymologischen Litteratur (J. Scmwrpr, AfdA. 6, S. 120, und z. B. NOREEN, Urg. Lautlehre, S. 26, ZuPrrTZA, Die germ. Gutturale, S. 70, A. Tore, Wortschatz der germ. Spracheinheit, S. 176, 180) sind sie in der Tat als unverwandt behandelt. à; ! Wegen des »-Schwunds vgl. z. B. finn. Pekko aus urnord. *Beggwu (s. S. 9. Für den finnischen Gottesnamen (= jumala) einen an sich (d. h. in formaler Hinsicht) möglichen femininen n-Stamm urg. *penhvün (= got. peihvo) anzusetzen, wäre begrifflich unbegründet (vgl. oben S. 15 f). Theoretisch mög. lich wäre auch ein maskuliner n-Stamm *penhuon, aber auch dafür fehlt jeder Anhalt. N:o 2. 3 18 | T. E. KARSTEN. Neben dem fraglichen o/a Stamme *penhuo-z, *pinhua-z (Nom. Sg.) bestand aber ein neutraler es- bezw. o/a-Stamm *pénhoz, *pengó(z), später *pinhaz, *pinga(z) in got. peihs (Pl. peihsa) ’Zeit’, langobard. thinx,! anord. ping, ags. ping, afries. as. thing, ahd. ding ‘(zur bestimmten Zeit statt- findende) Volksversammlung, Gericht’; vgl. as. thingon, ahd. dingon und langobard.-lat. thingare. die auf den o/a-Stamm zurückgehen.? Nach diesem s-Stamm scheint der dem Sprachgefühl dun- kel gewordene Gottesname *benhuo-z auf dem fränkisch-sächsischen Sprachgebiete umgebildet worden zu sein, und das so entstandene *pinhs® oder *pings erscheint latinisiert in (Marti) Thineso sowie als Vorderglied in den oben erörterten fränkisch-sächsischen Formen des Wortes Dienstag. Was diesen Tagesnamen betrifft, steckt der alte s-Stamm wohl auch in mndl. dinges- dag, dingsdag, nndl. ding(e)sdag, dinsdag und mndd. dingesdach, obschon diese Namensformen an sich auch den Genetiv des a-Stammes Ding, *ping enthalten können. Die mndl. Nebenformen dinxendach, dinsendach (mit dem Vorderglied nach der n-Deklination) sind nach sonnen- und manendach (son-, maendach) analogisch umgebildet, während mndl. déjsdach, dijssendach, disendach, wie schon Much, a. a. O., S. 194, annimmt, wohl eine auf altem Akzentunterschied beruhende Nebenform = got. peihs erweisen. 4 Die Verwechselung der Wörter *penhuo-z 'Donnergott und *penhoz "Volksversammlung’ geschah um so leichter, als die altgermanischen Opfer- und Thingstätten wohl seit uralter Zeit zusammenfielen. Die Verhältnisse im germanischen Norden schildert A. Ornix in 'Nordisches Geistesleben in heidnischer und frühchristlicher Zeit’, S. 14 f., in folgender Weise, die für das germanische Heidentum überhaupt gelten kann: „Es scheint ein allgemeines Gesetz zu sein, dass, wo ein Stamm sich auf einer Opferstätte versammelt, daraus von selbst eine Thingstätte hervorgeht: man untersucht Rechtssachen und schlichtet Streitigkeiten, bis aus einer zufälligen Zusammenkunft eine feste Rechtsordnung entsteht. Man kann das noch bei der Besiedelung Islands beobachten. Die staatslosen Ansiedler bekommen ein Thing da, wo ein Privatmann ein Heiligtum, ein „Hof“, erbaut hat, und der ,Gode* ist der gegebene Leiter des Things; nur Islands gemeinsames Althing ist so spät gebildet, dass es ausserhalb dieser einfachen Entwick- lung steht. Dagegen erzählen z. B. die Namen der Landschaftsthinge in Dänemark von einem religiösen Ursprung: Lund (d. i Hain) in Schonen, Ringstedlund oder Tislund (Hain des Ziu) auf Seeland, Viborg aus ursprünglichem Vibjærg (d. i. Berg des Heligtums) in Jütland. Keines die- ser Thinge können wir als politischen Mittelpunkt eines Stammes nachweisen; so liegt Viborg in einer Gegend, wo vier Kreise — frühere Kleinstànme — zusammenstossen. Bei allen ger- manischen Stämmen geht Opfer- und Thingverkehr voraus und bahnt den Weg für einen politi- schen Zusammenschluss“.5 Dass das germ. Ding im Heidentum unter góttlichem Schutz stand, ! Über langobard. thinz anders aber mir nicht wahrscheinlich VAN HELTEN, a. a. O., S. 407. > Vgl. van HELTEN, a. a. O., S. 151. > Auch nach HELM, a. a. O., S. 368, ist der zu lat. Thincso gehörende germanische Nominativ als *pings oder eventuell *pinhs anzusetzen. * Schon SIEBS, a. a. O., S. 455 Anm. 1, hebt zweifelnd diese Möglichkeit hervor. Alternativ sieht er hierin eine Kontamination von "tisdag und dingsendag. * Vgl. auch E. H. Meyer, Mythologie der Germanen, S. 116. — Auch in Schweden fielen die alten Opferstätten und die Gerichts- bezw, Volksversammlungsplätze öfters zusammen; vgl. z. B. O. LUNDBERG und H. SPERBER, Härnevi (Meddelanden frän nordiska seminariet utg. av Adolf Noreen in Uppsala universitets ärs- Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 19 hebt auch K. vow Aur, Grundriss des germanischen Rechts (= Pauls Grundriss der germ. Phil.3), S. 257, hervor. Darauf deutet u. a., dass mit Vorliebe der Dienstag oder Donnerstag zum Gerichtstag gewählt wurde. Jedoch schliesst sich auch von AwrgA der Sregs’schen Meinung an, dass Mars Thinesus ursprünglich keine Gerichtsgottheit war. Durch den Beinamen *penhuo-z erweist sich *Texwaz, "Tiwaz, der germanische Him- melsgott, wenn die hier gegebene Deutung zutrifft, also zugleich als ein Donnergott. In dieser Funktion, die vielleicht unursprünglich ! aber jedenfalls bereits urgermanisch ist, hat er Paralle- len unter anderen indogermanischen Völkern. So erscheint sowohl der griechische Zeus als der römische Juppiter zugleich als Himmels- und Gewittergott.? Speziell bei dem erstgenannten ist der „Donnerer“ ein ausserordentlich häufiges Attribut: vgl.3 die Beinamen «oyızeoavvog ’hellblit- zend’, rsorıxeoa@vvos 'sich am Donner erfreuend', xe4awvegnys 'der Schwarzumwölkte’, vegsinye- ofta "Wolkensammler’ u. s. w. Auch die Litauer stellen sich unter dövas devaitis schlechtweg hauptsächlich den Donnernden vor. * B. Zum Donnerkult. Gewitterdämonen gab es bei den alten Germanen zeitlich und örtlich verschiedene. 5 Zu den ältesten germanischen Vertretern dieser Dämonen- oder Göttergruppe gehört in gewissem Sinne wohl auch der alte Himmelsgott Tiwaz—Mars. Auf solche Funktion deutet sein oben erörtertes Epitheton "penhvo-Thincsus. Dieser Beiname zeigt gemeingermanische Verbreitung, wenn er sich auch für das Nordgermanische bisher nur durch finnische Lehnwörter belegen lässt. In historischer Zeit trägt der Gewittergott in einem grossen Teile des germanischen Gebietes den gemeinsamen Namen *punaraz: ahd. Donar, ags. bunor, nord. pórr. Bereits in dem ersten nachchristlichen Jahrhundert scheint er unter den Germanen Verehrung genossen zu haben, denn in Hercules, den Tacrrus an dritter Stelle der nach seiner Meinung gemeingermanischen Götter nennt (d. h. also neben Mercurius-Wodan und Mars-Tiwaz), erkennt man ziemlich allge- mein und zwar mit Recht eben diese Gewittergottheit. Wie weit aber die Donarverehrung im Beginn unserer Zeitrechnung unter den germanischen Stämmen verbreitet war, entzieht sich unserer Beurteilung. Tacırus’ Zeugnis kann in dieser wie in anderen Beziehungen nur für die Westgermanen gelten. Darüber hinaus weist jedoch die Nachricht, dass ein dem Hercules gehei- lister Berg, ein Kultzentrum der Cherusker und anderer Völker, östlich der Weser lag.* War skrift 1911), S. 35. So findet sich auch im südwestlichen Finnland (Satakunta, Eura) ein grosses, Käräjämäki genanntes, Grabfeld aus der älteren Eisenzeit. Der Name bedeutet „Gerichtshügel“. ! Vgl. HELM, a. a. O., S. 192. * Vgl. J. Grimm, Deutsche Mythologie, S. 153, O. SCHRADER, Reallexikon der idg. Altertumskunde, S. 671, H. Hinr, Die Indogermanen 2, S. 506, 734. * Z. B. nach SCHRADER, a. a. O. + J. GRIMM, a. a. O., R. Much, Der germ. Himmelsgott, S. 191. Vgl. bei F. KursCHAT, Littauisch- deutsches Wörterbuch, S. 82 b (freilich unter Wörtern, für deren Richtigkeit er keine Garantie übernimmt) deiwáité f. Demin. 'Góttin des Regens' sowie deiwaitis m. Demin. 'Gottheit, Perkun' bezw. 'Abgott, Donner. 5 Vgl. HELM, a. a. O,, S. 194 ff. * Vel. HELM, a. a, O., S. 277, N:o 2, 20 T. E. KARSTEN. aber nun dieser Gott wirklich allen Germanen bekannt und bei allen gleich bodenständig? R. Mven, Der germ. Himmelsgott, S. 230, bezweifelt, dass das Wort *punaraz jemals gemeinger- manisch und im besonderen auch gotisch und nordisch gewesen sei, In dieser Hinsicht muss hier aber nachdrücklich betont werden, dass der fragliche Gottesname beinahe für den ganzen germa- nischen Norden durch die Orts- und Personennamen als altererbt erwiesen wird. Aber möglich und sogar wahrscheinlich ist, dass die in der Vikingerzeit so beliebte Gottheit dieses Namens mindestens unter den Schweden erst verhältnismässig spät eine höhere Volkstümlichkeit gewann und zwar vielleicht erst von derjenigen Zeit an, da man ihn zugleich als Erntegottheit zu ver- ehren anfing. Darauf deutet m. E. das so späte Auftreten des Wortes im Lappischen und Fin- nischen. Im Finnischen begegnet der Name fórr, wie wir unten sehen werden, in recht zahl- reichen Orts- und Personennamen, aber immer nur in seiner jüngeren, alt- und neuschwedischen Wortgestalt. Während das Finnische eine Mehrzahl auch sprachlich gesehen uralte germanische Lehnwórter mythologischen Inhalts besitzt, — man vergleiche oben teivas-tivo und tenho, unten peijaiset, menninkäiset, kapeet und Rauni, die alle eine urgermanisch-urnordische Sprachform voraussetzen — ist von einer urnordischen Wortform *bunara(z) bei den Finnen nicht die min- deste Spur vorhanden. Was die Goten betrifft, die 8oovvz mit peihvo übersetzen, wissen wir nicht einmal — hebt schon Mucx hervor — ob sie überhaupt einen Gott *bunar gekannt haben. Der Donnerstag ist gotisch nicht belegt, aber der bayerisch-österreichischen Bezeichnung dafür, Pfinztag, liegt wahrscheinlich got. *pinte= gr. w&euxrn "Donnerstag! zu Grunde. Wenn lit. Per- künas und slav. Perunü, Namen welche beide den Donnergott bezeichnen, wie Muc# annimmt ger- manische Lehnwörter wären = *Fergunaz bezw. *Fairhuns,? was immerhin möglich wenn auch nicht zwingend ist, hat dies zur Voraussetzung, dass auch unter dem zu Grund liegenden germanischen Namen eine Gewittergottheit verehrt wurde. Auch Heınm, a. a. O., S. 277 £, bezweifelt die gemeingermanische Verbreitung der Donar- verehrung. Anzeichen wären vorhanden, die darauf hindeuten, dass die östlichen Nordgermanen wie die Ostgermanen überhaupt noch damals eine andere Donnergottheit hatten: *Perkunas = nord. Fjorgynn. Auch bei Herm erfährt man aber nichts Näheres in der Frage. Für diese Hypothese glaube ich einige beachtenswerte positive Gründe vorbringen zu können. Einige finnische Entlehnungen und versteinerte ostschwedische (finnländische) Dialekt- wörter deuten tatsächlich auf einen uralten Fjorgynskult, der jedoch wohl schon sehr früh von der nebenbei gehenden Thorsverehrung fast gänzlich verdrängt wurde. il Fi. perkele‘, perkule', perkuus, perhana, perhus, piru "der Teufel’: germ. *feryuniz-, *firgunia. Als Hauptiorm dieses finnischen Wortes gilt perkele. Dazu stimmen estn. pergel, pörgel 'der Teufel’. THomsen, Beróringer S. 207, verbindet die Wörter mit lit. perkünas 'der Donner- ı KLUGE, Et. Wb. s. v., WEIGANDT, Deutsch. Wb. s. v. * Lit. Perkünas verhält sich dann zu slav. Perunü (mit Rücksicht auf dessen h-Schwund) etwa wie apreuss. kelmis und chelmo "Hut' (< germ. *yelmaz) zu preuss. ilmis ‘Bark (Scheune ohne Wände)’ < got. *hil- maz; vgl. E. LIDÉN, PBB, 31, S. 602, Vert., Idg. F. 22, S. 300. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 21 gott des heidnischen Altertums; Donner’, lett. perküns, perkünis, preuss. pereunis "Donner. Das estn. perkuninol' (Perckun Nohl 1660) ’Donnerkeil’ ist eine jüngere Entlehnung aus dem Letti- schen. Dazu kommt noch mordwin. (Ersa) pirgene, pifgene, purgine "Donner, Gewitter’. Lapp. (norw.) bergalak, (schwed., Enare) perkal ’diabolus’ stammt aus dem Finnischen. Wegen des finnischen /-Suffixes verweist Tuomsen auf das lit. samanos Pl. 'Moos' — ? finn. sammal, russ. remen > finn. remeli ”Riemen’, sowie auf finn. kumppali neben kumppani ”Kamerad < schwed. kumpan. Von den oben angeführten übrigen finnischen Formen dieses Wortes erwähnt THom- SEN nur pzru 'der Teufel’ sowie estn. porgù 'Hólle'; auch diese gehen nach ihm wahrscheinlich („sandsynligvis“) auf das Litauische zurück. Zu beachten ist aber dass die baltischen (lit.-lett.-preuss.) Wörter sämtlich ”Donnergott' bezw. ‘Donner’ bedeuten. Mit ihnen stimmt in der Bedeutung nur das Mordvinische. Im Fin- nischen und Estnischen dagegen bezeichnen die entsprechenden Ausdrücke "Teutel' bezw. ”Hölle”. Nun bemerkt THomsEn, Beróringer S. 147, dass das Wort perkele" die einzige mythologische Ent- lehnung der Finnen sei, die aus dem Litauischen herrühre. Wenn daher perkele“ als solches Lehn- wort eleminiert werden könnte, stünde dies in gutem Einklang mit dem begrifflichen Charakter der litauischen Lehnwörter des Finnischen. Tatsächlich ist bloss das mordvinische Wort sicher litauisch; wie auch die Bedeutung erweist, vertritt es eine ältere Entwicklungsstufe als die finni- schen und estnischen Belege! (das schon genannte lettisch-estnische perkwninol ausgenommen). Diese letzteren nicht nur kónnen germanisch sein, sondern sind es auch mit grosser Wahrschein- lichkeit, worauf ja schon ihre Verbreitung hinweist. Die eddische Dichtung kennt neben Freyr-Freyja und Njordr-Nerthus auch ein Gótterpaar Fjorgynn-Fjorgyn. Der Ehegatte begegnet uns in der Kenning für Frigg Fjorgyns mer „F:s Gattin“ (Lokas. 26), die Gemahlin als Mutter Thors in Volusp. 56 und Hárbarósl. 56. Die letztere wird auch Joró ’Erde’ genannt und erscheint bei den Skalden auch häufig als Appellativum für ’Erde’. Nach landlàufiger Ansicht? hängt das Namenpaar Fjorgynn-Fjorgyn mit dem lit. Gottesnamen Perkinas zusammen, wahrscheinlich auch mit got. fairguni "Gebirge, ahd. (mlat.) Fergunna, Virgunna, Virgundia waldus ”das Erzgebirge, der Höhenzug zwischen Ellwangen und Ansbach’, mhd. Virgunt, ags. firgen- "Waldhóhe, Berg’ (nur in Zusammensetzungen). Hierher wohl auch akelt. Hercynia (silva) d. i. *Erkunia < *Perkunia ‘das deutsche Mittelgebirge”. Abulg. pré- gyni, pregynja ‘Berg’ sind wahrscheinlich germanische Lehnwörter (< got. fairguni). Die ganze Wortsippe wird wohl mit Recht zu lat. quercus (*perquus) "Eiche! sowie ahd. forha, mhd. vorhe, schweiz. Porch, anord.-schwed. fura t, dán. fyr ’Föhre’ gestellt. Die e-Stufe in quercus erscheint germanischerseits in ahd. fereheih i. ’Eiche’, langob. fereha "zsculus', nhd. Vereiche 'quercus robur, schweiz. ferch "Eichenholz. Got. faérgwn? also ursprünglich 'Eichwald', anord. fjorgun t. 'die Erde’ eig. 'die bewaldete’, lit. Perkénas, an. Fjorgynn eig. ‘der Eichengott. Vgl. Zevs q7yovoioc und die Dodonäischen Eichen. Nach Livius 1,10 verehrte man den Jupiter feretrius ! Vgl. das oben behandelte litauisch-finnische éaivas = Himmel’ neben dem germanisch-finnischen -teivas = 'Gott'. * Vgl. R. Mucn, ZfdA. 32, S. 454 ff, Der germ. Himmelsgott, S. 204 ff., H. Hırr, Idg. F. 1, S. 479 (u. Die Indogermanen 2, S. 507), A. NOREEN, Abriss der Urgerm. Lautl, S. 131, K. BRuGMANN, Vgl. Gramm’. 1, S. 514, 611, S. FErsT, Et. Wb. d. got. Sprache, S. 73, A. Tore, Wortschatz d. germ. Spracheinheit, S. 234, E. Mock, Reallexikon d. germ. Atertumsk. 2, S. 56. N:o 2. 22 T. E. KARSTEN. in einer uralten Eiche, die den Hirten heilie war. Bekannt ist bei den Germanen die Donares- eiche, eine heilige, dem Donar geweihte Eiche, die nach der Vita Bonifatii Bonifatius i. J. 725 bei Geismar in Hessen fällen liess. In der Eiche verehrten auch die Slaven ihren Perunü.! Eine nahe liegende Parallele bietet finn. Rauni (: aisl. roynir ’Sorbus aucuparia’),? der Name der (Gemahlin des finnischen Donnergottes. Hat aber eine Fjorgyn-Verehrung in Skandinavien einstens wirklich existiert, muss sie in der nordischen Volksüberlieferung doch irgendwelche Spuren hinterlassen haben. Meines Wissens sind solche, von dem oben erörterten altwestnordischen Götternamenspaare abgesehen, bisher nicht vorgebracht worden. Spurlos verschwunden scheint der Name nicht zu sein. Die bei Rierz, Svenskt Dialekt-lexikon, S. 131 vom Jahre 1759 gebuchten südwestschwedischen (bohus- ländischen) Dialektwörter faryn f. besynnerligt ting, vidunder, fürryn id., föryn f. 'underligt ting, en sak att förundra sig öfver möchte ich hierher stellen. Dass die Worte nichts mit schwed. förundra sig ’sich verwundern' zu tun haben (wie Rietz vermutet), liegt auf der Hand. Wegen der Bedeutung vergleiche man abulg. divi, divo "Wunder’, divinü "wunderbar': lat. deus, divos, germ. "fneaz, Tyr, tivar u. s. w. Die aus Bohuslàn angeführten Wörter scheinen jetzt ausgestorben zu sein, aber im schwedischen Finnland haben sie noch heute einige Entsprechungen: in Nyland (recht allgemein) sowie in Gammalsvenskby (Süd-Russland, Guv. Cherson) fargen, best. Form Sg. (fargin, fardjin, fariin) ‘der Teufel’; fy fargin (fargis, fari) in Flüchen; nur in Nyland anfü'rga und anfi'rga in Flüchen: a. fan (fen)! od. fünin a! = 'Hol es der Teufel! Donnervetter" Der erstgenannte dieser Ausdrücke, fargen, ist irgendwie umgebildet und zwar mit aller Wahrscheinlichkeit nach dem Worte vargulfr, varulf "Werwolf; vgl. besonders schwed. dial. Wästerbotten (Rrerz, S. 13) faruln m. ‘der Teufel (< var-ulv)? sowie schwed. dial. Finnl. vargad? Adj. (aus varg), best. Form., 'verflucht. Die Formen anfü'rga! anfi'rga! sind mit dem Präfixe an- zusammen- gesetzt, in Anschluss an die finnländisch-schwedischen gelinden Schwüre andmma! anfä'kta u. ähnliche Worte. Während sonach fargen und (an)färga wohl analogische Umbildungen von einem aschwed. Wortstamme *fjorg- (*fjarg-), *fjærg- vorstellen, enthält die Nebenform (an)firga den in mhd. Virgunnia und ags. firgen- belegten lautgesetzlich 7-umgelauteten Wortstamm firg-. Kehren wir zu den finnischen Belegen wieder. Der auffallende begriffliche Unterschied zwischen lit. Perkunas "Donnergott, Donner’, lett. perkünis, preuss. perewnis "Donner und den entsprechenden finnischen Wörtern, die sämtlich 'den Teufel’ bezeichnen, wurde schon angemerkt. Bei Entlehnung aus dem Litauischen hätten doch die litauisch-lettisch-preussischen Bedeutungen auf finnischem Sprachboden nicht so völlig spurlos verschwinden können. Dagegen besteht volle semasiologische Übereinstimmung zwischen den finnischen und den oben herangezogenen schwe- dischen Wörtern. Diese letzteren oder eigentlich die vorauszusetzenden urnordischen Substrate erklären — im Gegensatz zu den baltischen — ausserdem sämtliche finnische Formen des Wor- 1 Vgl. T. SEGERSTEDT, Ekguden i Dodona, Lunds Universitets Arsskrift I, 1905, S. 1— 62. ? E. N. SETALA, Fi.-ugr. Forsch. 12, S. 199 ff, K. Kronn, Gött. gel Anzeigen 1912, S. 211 f., K. B. WIKLUND, Nordisk familjebok?, Mytologi, finsk och lapsk. 3 Faruln scheint von dem in Rede stehenden Stamme farg- (fargen) und dem Worte varulv konta- miniert zu sein. Tom. XLV, Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 23 tes. Finn. perkule‘, ein etwas gelinderer Fluch als perkele‘, entspricht einem urgermanischen *ferguniz. Die finnischen Ableitungen perkwleest; Adv. 'verflucht und perkuleellinen Adj. id. erweisen für perkule eine finnische Stammform perkuleh < urfinn. *perkules. Die germanischen -iz-Nominative erscheinen in finnischen Lehnwörtern bekanntlich zuweilen als solche auf -es, -eh. ! Von dem Suffixwechsel »:/ war hier schon die Rede. Ein solcher ist übrigens auch auf ger- manischem Boden belegt. Ein Hinweis auf Fälle wie aisl. jotonn, aschw. jotun, ags. eoton (finn. etona, vel. unten): nnorw. jotul, jutul (finn. jatuli < aschwed. *jatul) sowie auf die bei NoREEN, Urgerm. Lautlehre, S. 193 f. angeführten aschwed. mihin: got. mikils, aisl. makell, got. himins, aisl. himenn : aschwed. himil, aisl. arenn, aschwed. arin (finn. arina) 'Herd' : nsehwed. äril id. und viele andere Beispiele dürfte hier genügen. Nur auf einen, bisher wie es scheint unbekannt geblie- benen Fall möchte ich noch aufmerksam machen, weil er gerade auf dem in Frage stehenden Ideengebiete liegt. Finn. pentele ‘der Teufel’ fasse ich als altschwedisches Lehnwort : < *fendil, vgl. schwed. dial. Finnl. (VENDELL, Ordbok, S. 244) fändern (u. ndd. fander, fanner) sowie besonders fünil (< *fändil) ”der Teufel. Diese -er- und -el-Formen sind wohl nur Dissimilationen von den -en-Formen in spätawnord. fendinn, aschw. fendin, nnorw. dial. fenden, à. dàn. fenden, mit Umlaut zu norw. fanden, schwed. fan; vgl.? fries. fanjen, fannen, fünnen ’der Teufel, vielleicht ein Part. Präs. zu afries. fandia = asächs. fandon, ags. fandian "versuchen, einem Iterativum von finden? (eig. "finden suchen’). Von dem urfinn. *perkules (< germ. *ferywniz) sind finn. perkele (für perkule) und per- kuus jüngere Umbildungen. Während finn. perkele‘, perkule von rein lautlichem Gesichtspunkte aus auch litauischer Herkunft sein könnten, scheint diese Möglichkeit bei den finnischen Nebenformen perhana, per- hus und piru ausgeschlossen zu sein. Um den litauischen Ursprung auch für diese Formen fest- halten zu können, müsste man mannigfache lautliche Umgestaltungen annehmen. Bei einem Teu- felsnamen läge darin an sich nichts Befremdendes, denn die Scheu heilige Namen oder wie hier ihren Gegensatz, den des Teufels, auszusprechen ist allgemein verbreitet. + Willkürliche Entstel- lungen dieser Art liegen tatsächlich vor in den finn. Dialektformen persana und perttana = per- hana, wohl auch im dialektischen herkele 5 = perkele. Dass aber perhana wirklich etwas Altes verbirgt, erweist die Suffixform -ana, worin der ursprüngliche Nasal erhalten ist. Darf man eine urgermanische Grundform *ferga-na- voraussetzen, mit Suffixablaut zu germ. *ferguniz und firgunia (vel. lit. Perkunas)? Die finnische Dialektform perhus ist Umbildung von perhana mit der gewöhnlichen finnischen Endung -us. Das finnische Wort mit seinem 2 mal belegten A (per- 1 Vgl schon V. THomsen, Einfluss der germanischen Sprachen auf die finn.-lappischen, S. 97 f., Beröringer mellen de finske og baltische Sprog, S. 117. 2 Nach F. Tamm, Et. Sv. Ordbok, S. 131, FALk-Torr, Et. Ordb., S. 147. 3 Finn, penfelé könnte an sich unmittelbar aus einem urgerm. Stamme *fenp- (: got. finpan) hergelei- tet werden, aber dafür fehlt jeder Anhalt. + Vgl. z. B. finn. jukol auta! "helfe Gott'!, das aus jumal auta! entstellt ist. 5 Der Ausdruck ist milder als perkele. Ein Lautwechsel germ. f — finn. h ist sonst in finn. huotra '"Scheide : got. fódr und estn. hwlk 'Schar : germ. folk nachgewiesen (TnowsEN, Einfluss, S. 65). N:o 2. 24 T. E. KARSTEN. hana, perhus) wäre dann entlehnt bereits vor dem Wirken des VERNER'schen Gesetzes, wie auch die im Kap. II zu behandelnden Wörter maha und saha. Die Stammbildung dieses urger- manischen *feryanaz (zu langob. fereha, nhd. dial. ferch "Eiche) wäre ganz ähnlich der des lit. perkánas (lat. quercus) und des germ. Wödanaz : an. ÓOinn, as. ags. Wöden, ahd. Wuotan (zu ahd. 2wuot ’Wut’); vgl. auch aisl. Herjann (= Odinn) < * Harjana- = gr. xoigavos > *xogLavo-c ’Heerführer’. Neben dem urgerm. a-Stamme *feryanaz kam aber die schon oben erwähnte ja-Ableitung mit grammatischem Wechsel vor: Nom. Sg. *ferguniz (—lett. perkünis, preuss. percunis, aisl. Fjorgynn) sowie eine iumgelautete Stammform *firgunja- in mhd. Virgwnnia und ags. firgen-. Zu dem letzteren Stamme gehört wohl auch finn. piru ‘der Teufel’, wahrscheinlich eine alte Ver- allgemeinerung der schwachen Stufe des Paradigma Nom. *pirkw, Gen. pirun (vgl. finn. Turku ‘die Stadt Äbo’, Gen. Turun).! Zu beachten ist, dass die Namen des Teufels überaus häufig gerade im Genetiv angewandt werden; vgl. die äusserst gewöhnlichen schwed. Genetivattribute fans, satans u. s. w. Bei Lönnror, Finskt-svenskt lexikon, sind nicht weniger als 22 Zusam- mensetzungen mit dem Gen. pirun- als Vorderglied verzeichnet. Dazu kommen Ableitungen wie pirullinen ’diabolisch’, pirusti Adv. ”verteufelt', pirumpi, Komparativ zu piru, wo der %-Schwund ebenfalls lautgesetzlich ist. Zu dem völligen Verschwinden des A-Lautes kann der oben ange- merkte, auch für die Teufelsbezeichnungen charakteristische Differenzierungstrieb beigetragen haben. Eine wichtige positive Stütze für meine Erklärung des Wortes peru finde ich in dem schwedisch-finnländischen Wortstamme firg-, der in dem Fluchwort anfirga tatsächlich belegt ist. Hierher kann auch der finnländische Bergname Pirjen-vuori in Virmo-Nousis (Südwest- Finnl.) gehören; vuori bedeutet ’Berg’ und Pirjen ist der regelrechte Gen. Sg. zu einem Nom. *Pirki; vgl. got, fairguni, abulg. prögyni ’Berg’ sowie die Bergnamen Virgunnia und Her- eynia. Im Volksglauben wird Pirjenvuori mit finn. Pirje (= Priita, Birgitta) zusammengestellt ? — eine Hexe (?) namens Brita soll hier lebendig verbrannt worden sein —, aber das kann eine Volks- etymologie sein. Zu merken ist noch, dass mehrere Berge in Finnland den Namen Pirun-vuori "Teufelsberg! tragen.? Dagegen gibt es hier meines Wissens keine, die das Wort perkele oder perhana enthielten. Wenn dies richtig ist, vertritt finn. piru eine Kürzung des germanischen *firgunja, etwa wie estn. pörgu ’Hölle’ (< *perku) wohl auf das noch nicht -umgelautete germ. *ferguni- züruckgeht. Ähnliche Kurzformen enthalten auch die nyländisch-schwedischen Dialekt- worte fargen, anfärga und anjirga. * Slav. perunü "Donner und Donnergott’ erklärt finn. piru weder von Seiten der Form noch der Bedeutung. 1 Piru begegnet schon im Vorworte zu der finnischen Psalterübersetzung v. J. 1551 (Mikael Agricola). Finn. pirhana, ein etwas gelinderer (dial.) Ausdruck als perhana, ist nach piru umgebildet. ® Finskt Museum 1894, S. 137. * Vgl. den slav. Berg- und Ortsnamen Perkunjivrh (s. MucH, ZfdA. 32, S. 461). * Es bleibt übrig nachzuforschen, ob der betreffende germ. Wortstamm "firgunja auch in skandi- navischen Ortsnamen noch zu spüren wäre. Gehören die von E. HELLQUIST, Sjónamn, S. 158 ganz anders beur- teilten schwedischen Seenamen Fürgaren und Färgen vielleicht hierher? Wie ist das bei ©. G. STYFFE, Skan- dinavien under unionstiden?, S. 148 verzeichnete Ortsname Fürghelanda (1403), jetzt Färgelanda, zu erklären? Tom. XLV. D © Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 2 Thorsverehrung. Beeinflussung des Donnerkultus der Lappen und der Finnen durch die Skandinavier ist, wie schon bemerkt wurde, längst angenommen worden und sogar erwiesen. Wie ich oben her- vorgehoben habe, ist die urgermanisch-urnordische Wortform dieses Götternamens, *punara(z), im Lappischen und Finnischen bisher unbelegt, aber die historische Namensform Por erscheint hier um so häufiger. So ist z. B. der lappische Horagalles oder Thoragalles der T'horekarl (-kall) des norwegischen und schwedischen Thor-Liedes. Der Kriegsgott der Tawasten heisst bei Aanr- COLA (+ 1557) Turisas (wohl Tuur isä oder isänen) — "Thor Vater oder Váüterchen', und bei PORTHAN (Y 1805) wird der Donner /säinen = "Väterchen’ benannt. In einigen finnischen Zauber- liedern wechselt Tuuri mit Ukko als Name für den Donnergott. Die Namensform schwed. Thure, finn. Twuri ist eine lautgesetztliche Variante zu aisl. pörr, aschw. Thor. Das estn. Tar in dem Kriegsruf der óselschen Esten bei Hemrıch DEM LETTEn Tar-abita "Thor hilf’ wie in Tar-isa "Phor Vater’ ist eine lettisch gefärbte Form von Thor.! Wenn sich im Jahre 1545 einige Bauern in Savolaks darüber beklagen, dass ihr Zhordns gildhe (Donnertrinkgelage) mit Strafe belegt worden war, hängt dies offenbar mit schwedischer Thorsverehrung zusammen. Das im Supple- mentheft zum Lönxror'schen Wörterbuche angeführte finn. Appellativum fuora 1) 'Greis', 2) 'Grossvater (von mütterlicher Seite) gehört wohl auch hierher. Auf skandinavischem Einfluss beruhen wohl, wie man vermutet hat, auch die Ausdrücke fi. Ukko = ’Greis’ und "Donnergott’, estn. dio ‘zum Teufel’, fi. (in den Runen) Aijón poika — 'Sohn des Teufels’, schwed.-lapp. Aija =’Grossvater’ und "Donner. Mit schlagender Übereinstimmung erscheint Thor in einer dänischen Variante des Thor-Liedes mit dem Epithete Vor gamle fader, und nach LUNDGREN, Språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverge, S. 42 ff. (u. das. ang. Lit.), trägt derselbe Gott an vielen Orten in Schweden hypokoristische Beinamen wie Fader ? Toren, Gofar, Guffar, Gobonden, Gogubben u. s. w. Ein wichtiges Zeugnis für einen alten skandinavischen Volkskultus des Donnerers ist die weitverbreitete, in einer Menge neunordischer Mundarten noch in unseren Tagen fortlebende, alltägliche Verwendung seines Namens. Zu den oben angeführten Benennungen des Gottes kommen einige Bezeichnungen für den Donner selbst, für die Naturerscheinung: för, torn Donner’ in verschiedenen Gegenden von Schweden, {ora Vb. = 'donnern’, nebst mehreren Zusammensetzungen wie tor-eld ‘Blitz’, fore-vär ’Donnerwetter’ u. s. w. (s. Rrerz, Dialekt-lex., S. 729 f). Solche Ausdrücke gibt es auch in Finnland, in allen Teilen des schwedischen Sprach- gebietes; vgl. nach VEnDELL, Ordbok över de östsvenska dialekterna, torin, tourin ‘der Donner’, tor-eld ‘Blitz, tor-ıl ’Donnerstoss’, tor-vigg "Blitz, tor-väder "Gewitter’, tor-sten, Benennung eines alten Steingerätes, woraus man Steinmehl zur Arznei kratzt, tor-, torenbuller "Donner, tor-dönst (reichsspr. tor-dön) 'Donnerschlag', for-gubbe "eine art dichter Wolken’, toren-kil = tors-hagel "altes, in der Erde gefundenes Steingerät (das dem Volksglauben nach mit dem Blitze heruntergefallen)', tor-(toren-)pil ‘Blitz’, tor-(foren-)regn "Donnerregen'. ! Vgl. lett. sams < som- = fi. Suomi 'Finnland’ (nach J. J. MIKKOLA). * Die Bezeichnung des Gottes Thor als 'Hausvater ist eine germanische Parallele zu dem altin- dischen Dyás pità, dem griechischen Zeug marne und römischen Ju-piter. N:o 2. 4 26 T. E. KARSTEN. Dass dieses finländisch-schwedische tor neben der oben bezeugten appellativen Bedeutung auch als Eigenname des Donnergottes Verwendung fand, kann keinem Zweifel unterliegen. Die Begriffe "Donnergott! — ’Donner’ wechseln nicht selten bei einem und demselben Worte. So z. b. bei dem lit. Perknas, slav. Perunu, dem gemeinkeltischen Torannos (ir. torann = Donner’). dem ahd. Dunar:donar. In neuschwedischen Redensarten wie toren går (in Finnland, Oster- botten: tourin gar), åker, kör, buldrar (in Estland: biszm ’gubben’ (d. h. Thor) buldrar) schim- mert die persönliche Bedeutung noch durch, besonders in den bei LUNDGREN, Språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverge, S. 43 Anm., vom Jahre 1721 angeführten synonymen Ausdrücken: »Thorgubben, Gogubben, Korngubben åker, går". Nach einem Volksmärchen aus Finnland, Nyland (vgl. die Sammlung „Nyland“, Bd 2, Nr. 82) sollte man daselbst ehemals ein hölzernes Bild namens Tori verehrt haben. Sonst ist das zeitliche Verhältnis zwischen dem Götternamen und dem lebendigen Wort Donner, tor nicht ganz klar. Erinnerungen an den Donnergott — wenn auch vielfach nur mittelbare — bewahren, in Finnland wie in Schweden, auch zahlreiche Ortsnamen. Der hofname Tors hat weite Verbrei- tung auf unserem schwedischen Sprachgebiete, mindestens in Österbotten, wo man ihn aus 7 verschiedenen Dörfern kennt. Aus Nyland und dem Eigentlichen Finnland, Gegenden, aus denen zur Zeit keine auch nur annäherungsweise vollständigen Namensammlungen zur Verfügung ste- hen, ist der Name ebenfalls bekannt (z. B. aus Helsinge und Kustó). Zugrunde liegt hier, wie auch bei den recht gewöhnlichen, auch im Innern des Landes vorkommenden fennicierten Tori, Tuorila und den zusammengesetzten Dorfnamen Torby, Torsby (Nyl.), Torsböle (Nyl. u. Eig. Finnl.), nur nicht der Göttername, sondern ein davon gebildeter Personenname, wahrschein- lich Thord. Noch zahlreicher sind die entsprechenden Naturnamen. Allein aus Österbotten kenne ich 14 hergehörige Namensbildungen: Torholmen bei Gamlakarleby, Torsön bei Nykarleby, Tors- backa in Wetil, Torsundfjärden, Torsviken, Torskatan, Toräng in den Schären bei Wörä, Tor- holmen, Torsfladan bei Kvevlaks, Torskär mit Torskärsfjärden, Inre und Yttre Torgrund in den Schären bei Wasa, Torsgrund bei Björkö, Torsholmen bei Kaskö. Die übrigen schwedischen Teile unseres Landes sind mit Rücksicht auf ihre Naturnamen noch nicht genauer untersucht. Aus Nyland gehören hierher Namen wie Torsborg, Torskulla, Torsö (Karis), Torsnäs (Helsinge), Torsvik (Kyrkslätt), aus dem Fig. Finnland vielleicht Tuorlaksi (= Torvik?), aus Satakunta Tors- näs bei Björneborg. In Tawastland (Janakkala, unweit von Tawastehus) liegt das dorf Turenki; der Name ist von H. PıreımG als schwed. T'zr-engi! gedeutet worden; vgl. das oben genannte Torüng in Osterbotten sowie Torsäng schon 1566 in Jämtland (Schweden) neben Onsänge («C Odins-) 1543 in Helsingland. An sich könnten auch diese Naturnamen den Personennamen Tor oder Tord enthalten. Aber im Vergleich mit anderen schwedischen Naturnamen in Finnland, die sicher aus Perso- nennamen gebildet sind, wäre die Anzahl der Ortsnamen auf 7or- doch eine auffallend hohe. So liegen die meisten der oben genannten 14 österbottnischen Örter, in deren Namen Tor- als Vor- derglied erscheint, auf einem verhältnismässig engen Gebiete in dem ältesten Teile der Land- ' Wegen der form Tur(-engi) vergleiche man die oben erwähnten finnischen Namensformen Turisas (gerade bei den Tawasten) und Tuuri = Ukko; sieh sonst A, Kock, Svensk ljudhistoria 2, S, 213. Tom. XLV. -1 Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 2 schaft. Schon aus diesem Grunde scheint eine andere Deutung für manchen von diesen Orts- namen nötig zu sein.! Ein Torskär oder Torgrund z. B. könnte seinen Namen einfach daher bekommen haben, dass der Blitz (,foren*) an einem solchen Orte irgend einmal eingeschlagen hätte. In dem Volksglauben älterer Zeiten war man geneigt, hinter solchen Naturereignissen ein persönliches Eingreifen einer Gottheit zu sehen, und für die Zähigkeit dieser mythisch gefärb- ten Anschauungsweise im Norden sprechen u. a. die oben berührten neuschwedischen Ausdrücke und Redensarten. In den angeführten Ortsnamen erscheint das erste Glied teils in der Grundform (Tor- grund, -holm, -äng, Turenki), teils im Genetiv (Torsholmarna, -ön, -vik u. s. w.). Diese Gruppen vertreten zwei verschiedene Bildungstypen, die wahrscheinlich von alters her nebeneinander gehen. Eine Bedeutungsdifferenz ist nunmehr wenigstens nicht wahrnehmbar. Bei mehr persön- licher Auffassung des Vordergliedes ist die Genetivbestimmung allmählig häufiger geworden aber ohne dass die ältere (?) Bildungsweise mit dem ersten Gliede in der Grundform ganz verdrängt worden wäre. Zu den hier berührten skandinavischen Zügen im Donnerkultus der Finnen ist noch einer hinzuzufügen: die bereits oben erwähnte finnische Donnergöttin Rauni (lapp. Raudna) mit ihrem urnordischen Namen (vgl. S. 22). Alles dies bezeugt aber nur germanische Beeinflussung, nicht dagegen — was ich hier nachdrücklich betonen möchte — auch den germanischen Ur- sprung dieses Kultus. C. Zum Fruchtbarkeitskult. 1. Awnord. Gefjon : finn. kapiot 'dona quæ sponsa distribuit’, "Brautgaben’ (RENVALL); germ.-lat. Gabie, (Garman)gabis : finn. kave‘ "Weib, Mutter’, Pl. kapeet ”genii, dii varii". Die altwestnordische Göttin Gefjon deckt sich mit Nerthus-Freyja, deren Beiname Gefn mit Gefjon natürlich nahe verwandt ist. Das Hauptgebiet ihrer Verehrung war Dänemark und besonders Seeland. Hier erinnert noch der Ortsname Gevno, 1387 Geffnow@ (< *Gefjonarhaugar ”Gefjons Höhe’) an die Göttin Gefjon.? Diesen Namen verbindet man mit der vea Garmangabis der im britannischen Heer dienenden 3 Neckarsueben sowie mit den germanisch-lateinischen Gabie, Alagabiæ und germanisch-lateinisch-keltischen Ollogabiw. Die Gabie stammen alle mit Ausnahme der keltischen Belege aus dem Ubierland (am Westufer des Rheins) aber sind ihrem ! Ebenso ist der norwegische Inselname Helgey nach O. Rygh, Norske gaardnavne, Indledning, viel zu häufig um überall den Personennamen Helgi oder Helga enthalten zu können: in manchem Falle sei der Name als „die heilige Insel“ zu interpretieren. ? A. OLRIK, Danske Studier 1910, S. 21 ff. > Der Name begegnet in einer Weihinschrift aus Lanchester (Grafschaft Durham), aus der Zeit 238 — 244 (s. TH. v. GRIENBERGER, ZfdA. 38, S. 190 ff, F. KAUFFMANN, PBB. 20, S. 526 ff, R. MucH, Der germ. Himmelsgott S. 262, M. SCHÖNFELD, Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen, S. 103, K. HELM, Altgerm. Religionsgesch. 1, S. 373). N:o 2. 28 T. E. KARSTEN. Ursprung nach sicher als echtgermanisch zu betrachten. Sie zeigen nahe Verwandtschaft mit dem altgermanischen Matronenkulte, der bei den keltischen Völkern zu Hause ist. Nach Hezw, a. a. O., S. 404, wären die Gabiæ jedoch ursprünglich selbständige Gottheiten, ihre Beziehungen zu den Matres oder Matronæ erst sekundär. Ihr Name hängt, nach einer öfter ausgesprochenen, sehr einleuchtenden Deutung, ! mit dem Worte geban zusammen: die Gabiæ sind 'die Gebenden’. Als Schutzgöttinnen der Wohnstätte einer Familie sind die Matronen, sagt HELM a. a. O., natür- lich auch die Schützerinnen von Äckern, Wiesen u. s. w. und können als solche leicht als spende- rinnen der Gaben des Landbaus aufgefasst werden. Der Göttinnenname Gefjon, Gen. Gefjonar, ist wohl eine aus dem fem. n-Stamme *gabion- hervorgegangene Neubildung.? Dieser -on-Stamm tritt meines Erachtens noch zu Tage in dem finn. Worte kapiot "Brautgaben, die den Verwandten des Bräutigams abzugeben sind’. Der ety- mologische Zusammenhang zwischen kapiot und Gefjon kann nicht bezweifelt werden, aber damit ist noch nicht gesagt, dass das finnische Wort etwas mit der Gefjonverehrung zu tun gehabt hätte. Zu beachten ist jedoch, dass Freyja, womit Gef» (Gefjon) synonym ist, auch die appellative Bedeutung "Frau, Hausfrau (hésfreyja) aufweist. Derselbe Wortstamm, awnord. *Gefja, dürfte in anderer (nicht mythischer) Bedeutung im Seenamen Jävjan, Schweden, stecken. 3 Eine verwandte germanische Bildung ist got. gabe? f. "Reichtum (m4ovrocy, ein zn-Stamm; vgl. got. gabigs (gabeigs) ’reich’. Die Namenstorm G'efn ist wahrscheinlich ablautend mit Gefjon. In dänischen Ortsnamen erscheint derselbe Wortstamm auch als Giafn, wenn auch nicht in mythi- schem Sinne sondern als Fluss- oder Seename. Auch in dieser Verwendung zeigt das Wort die Grundbedeutung ’der Gebende (der Fischreiche)'. * Die oben erwähnten lateinischen Pluralformen Gabie, Ala-gabiæ („die All-gebenden“) dürften auf einen urgerm. fem. /a- (i0-)-Stamm *gadia (*gabio) zurückzuführen sein. Sie sind uns neunmal im Dativ Gabiabus, einmal als Alagabiabus und zweimal mit keltisiertem Vorder- glied Ollogabiabus belegt. Eine analoge Bildung ist der litauische Göttername Gabias ”Beförderer der Einbringung der Ernte’ mit dem Fem. -gabia in Polengabia, Matergabia ’Mutter-Geberin’. 5 Ebenso weist der Name Garmangabis (s. oben), belegt im Dat. Sg. Garmangabi, schon nach Much, a. a. O., auf einen germ. Nom. Se. "Gaöz oder *Gabw. Von diesen alternativen Urtypen war der letztere der gewöhnliche im Urnordischen (vgl. aisl. ylgr "Wöltin’: ved. vrkts u.s. w.).* Schon für das älteste Urnordische ist er durch das Finnische tatsächlich. belegt. Auf diese Grundform, urgerm. *gadrz, weist nämlich m. E. dass finn. kave, Gen. Sg. kapelen, wenn dies, wie ich hoffe erweisen zu können, hierher zu stellen ist. Man kennt das Wort fast nur aus der Volkspoesie (Kalevala) und zwar in der Bedeutung ’Weib, Mutter’ (emo-, ! Literaturangaben bei HeLm, S. 403. ? R. Much, Der germ. Himmelsgott, S. 262, setzt ein zu Grund liegendes schw. Verb. got. *gabjon, aisl. *gefia voraus. Aber ein solches hat wohl kaum existiert. Auf das vereinzelte gefianda gud = Njorür in der Sn. Edda ist nicht viel zu bauen. * E. HELLQUIST, Sjönamn, S. 202, A. OLRIK, Danske Studier 1910, S. 28. » A. OLrık, Danske Studier 1910, S. 26 ff. Über den mythischen Namen Gefn anders, aber (mit Rück- sicht auf die genannten dänischen Ortsnamen) wohl verfehlt R. Muon, Der germ. Himmelsgott, S. 262. 5 Näheres hierüber bei TH. v. GRIENBERGER, Jagié Archiv 18, S. 52 f., 54, 62 ff. und R. Much, a. a. O. " Vol. A. NoREEN, Aisl. Gramm.?, $ 374, Geschichte der nordischen Sprachen?, 8 192, 1. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 29 emä-kave), auch überhaupt "edles Wesen’. Dazu ein Diminutivum kapo, kaponen "Weib, Mäd- chen’. Die Urbedeutung ist auch im Finnischen eine mythologische. RENVALL, lexicon linquæ finnicæ S. 173: kavet ‘de diis vel geniis mythol. variis, quos humana forma vel cute indutos quondam putabant Finni. So heisst es Lave eukko luonnotar ="kave", die Mutter, die Nymphe der Natur’, ainoinen kave‘ "der einzige kave‘ (das einzige vorzügliche Wesen)’ i. e. Väinämöinen, kapeen tulet = Kalevan tulet ‘die Flammen des kave" d. h. das Wetterleuchten, maan kapeet ‘die Genien der Erde’, kapeitten hauta = altes merkwürdiges Grab im Kirchspiel St. Marie (unweit von Åbo). Im Estnischen entspricht kabe, Gen. Sg. kabeda, 1) ’Frau, Weibsperson'; 2) als Adj. ’rein, schmuck, zierlich, nett, vgl. finn. kave(t) nach RENVALL: ’cute lanuginosa vel pilis nitidis ornatus (mit feinem Haare versehen), de femina, puellà. Vel. noch die estnischen Diminutiva: kabene, kabehene, kabehine, kabeja, kabejane "Weib’, kabo, kabokene, poetisch auch kao, kaokene, kabojats 'Müdchen' !. Die urfinnische Form des Wortes war Nom. Sg. *kabes, Gen. Sg. *kapezen, woraus schon urfinnisch kapehen. Die ursprüngliche Biegung *kaves, kape(h)em wurde dann zu kave(h), kape- (en ausgeglichen. Die urgermanische Grundform Nom. Sg. *Gabzz schloss sich schon urfin- nisch an die weit zahlreicheren germ. i-Stämme mit ihren Nom. Sg. auf -iz und ging wie viele germanisch-finnische Lehnwörter dieser Formklasse in die Deklination des -eh (-ehen)-Typus über ; vel. oben fi. perkule(h) : urg. *feryuniz.? Das weibliche Geschlecht dieser finnischen Genien geht aus den übereinstimmenden Zeug- nissen des Finnischen und Estnischen deutlich hervor. Besonderes Gewicht möchte ich auf die finnische Bedeutung ‘Mutter’ legen, denn sie erinnert uns auffälligerweise an die in Rede ste- henden kelto-germanischen matres oder matronæ : die Gabie. Interessant sind vor allem die fin- nischen maan kaapeet: 'die Genien der Erde. Von der Pluralform abgesehen ist der Ausdruck ja fast eine wórtliche Wiedergabe des berühmten Taciteischen Terra mater, alias Nerthus. Aber mit der so benannten Göttin war die nordische Gefjon anerkannterweise wesensgleich. Auch sie gehört in den Kreis der chtonischen Götter. Nach SnE. 1, 114 ist sie eine jungfräuliche Asin, zu der alle Jungfrauen nach dem Tode kommen, ganz wie die verstorbenen Frauen (nach der Egilssage) zu Freyja.? Wie Nerthus, Freyja u. a. Göttinnen war Gefjon zugleich eine Fruchtbarkeitsgottheit. In Dänemark, besonders Seeland, wurde sie als Pfluggóttin, Spenderin der Äcker, * verehrt. Sind die finnischen Wörter kave‘, kape(h)en "Kornhocke' und kavea ”Haufe von 4 Gersten- und Hafer- hocken’ ursprünglich identisch mit dem Worte kave‘ 'Schutzgóttin (der Erde)? Lautlich decken sich die Wörter. Es handelt sich nur um den Unterschied zwischen germ. *gabio 'Gabe' (: finn. kapiot ”Brautgaben', vel. got. gabe; "Reichtum") und *Gabzz 'die Spenderin der Erde’ (maan kave* ! Nach J. J. MIKKOLA, Finnisch-ugr. Forsch. 2, S. 73, sei poln. kobieta 'Weib' eine Entlehnung von finn. kave. Finn. kavet = kavé kann jedoch nicht die Grundlage des polnischen t-Suffixes bilden, denn das finn. -t ist dialektisch und ganz jungen Ursprungs. * Anders über fi. kave H. OJansuv, Virittäjä 1910, Nr. 14, S. 143 £.; wie E. N. Sprärä, Fi-ugr. Forsch. 13, S. 382, halte auch ich diese Deutung für verfehlt und zwar sowohl lautlich als begrifflich. * E. Mock, Reallexikon der germ. Altertumskunde 2, S. 91, 131. * A. Orngrg, Danske Studier 1910. N:o 2. 30 T. E. KARSTEN. = Terra mater). Finn. kave wird ausserdem „de animalibus domesticis minoribus, ovibus, capris“ (RENVALL) angewandt. Aber auch Freyr spendete die Fruchtbarkeit sowohl des Ackers als auch des Viehs: d hann er gött at heita til års ok fridar, hann r&ör ok fésélu manna (SnE. 1, 96). Estn. kabe bedeutet als Adjektiv ‘rein, schmuck, zierlich’, estn. kabostama ’schmücken’, finn. kave auch 'feinbehaart (von einem Mädchen)’. Wie die römische Venus suchte auch die nor- dische Freyja durch äusseren Schmuck ihren Glanz zu erhöhen. Als Mengloû ist sie ’die mit dem Halsschmuck beladene'. Ihre Töchter heissen Hnoss und Gersimi "Schmuck! und ’Kleinod’. Berühmt ist vor allem ihr Brustschmuck, das wie Feuer funkelnde Brisingamen. Eine religionsgeschichtliche Parallele ist übrig. Die finnischen maan kapeet, "genii terræ’, erscheinen gruppenweise. So auch die kelto-germanischen Gabie. Zu diesen verhalten sich die Einzelgestalten der germanischen Terra Mater (Nerthus) der nordgermanischen @efjon, Gefn und der suebischen dea Garmangabis wie die germanische Aludana zu den Holden, die griechische Charis zu den Chariten und Moira zu den Moiren.?! Sonst zeigen diese finnischen Erdgeister Berührungspunkte auch mit dem im nächsten Kapitel zu behandelnden Seelenglauben und Totenkult, vor allem durch das oben erwähnte kapeit- ten hauta ”das Grab der kapeet (der Geister)’. Sie erinnern sehr an die yndjibyggare („die welche unter der Erde wohnen“) des schwedischen Volksglaubens in Finnland (Süd-Österbotten), an die wesensähnlichen undirbuar der Isländer, Underjordiske der Dänen, Haugfolk der Norweger. Diese Wesen halten sich gern in vorhistorischen Gräbern auf und sind wohl nichts als Seelen der Vestorbenen. 2. Freysverehrung. Unter den S. 26 aufgezählten finnländischen Örtern, die einen Tor-Namen tragen, möchte ch die grosse Insel Torsön nordwestlich von Nykarleby besonders hervorgehoben haben. Der Name erscheint in den Urkunden schon im Jahre 1557 — die schriftlichen Denkmäler für Öster- botten beginnen in der Regel erst um die Mitte dieses Jahrhunderts — und kann sonach recht gut, wie auch hinsichtlich der Grösse des Ortes, aus alter Zeit herrühren. Wenigstens diese Namensbildung dürfte ursprünglich mythisch aufgefasst worden sein. Die Annahme gewinnt eine wichtige Stütze durch die folgenden Zeugnisse für Freysverehrung, die ich aus derselben Gegend gesammelt habe. Ungefähr 3 km. südwärts vom Südende der Insel Torsön liegt die noch etwas grössere, jetzt mit dem Festlande zusammengewachsene Insel Frösön, deren Name (dial. Fröisötjen) zu- frühst aus dem Jahre 1620, aus dem Privilegienbriefe der Stadt Nykarleby, bekannt ist. Dass dieser Inselname mit dem ehemals besonders unter den Svear so weit und tief verbreiteten Volkskultus des Gottes Freyr — der in der isl. Flateyjarbök die Beinamen Svéa god und blötgud Svia trägt — irgend wie zusammenhängt, scheint mir sicher. Neben dem uralten Donnergott war Freyr am Ende der heidnischen Zeit der beliebteste unter den Volksgöttern der Svear. Besonders in Svealand, sogar noch in den jüngeren, norrländischen Siedelungen, nördlich bis zum 1 Vgl. K. HELM, a. a. O., S. 405. ''om. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 31 Ängermanflusse, tragen die Ortsnamen noch heute zahlreiche Spuren von der Verehrung dieser Gottheiten. So haben wir oben in Jämtland, in einer Gegend mit alter Bebauung, das schon im Jahre 1314 erwähnte Kirchspiel Frösö. In Uppland z. B. begegnen die Ortsnamen Frösäker (1311 Frösaaker), Fröslunda, Frötuna, Frösvik, Thorsakers hundare (1314), Thorslunda mehr- mals, Thorstuna, Torsvi, in Hälsingland Frös Lundha (1535), Fröstuna (1543) und die Natur- namen Torsberget, Torsäs, in Angermanland Fröstdal (1557 Fröszdall), Fröstvik (1535 Frössvik), Torsåker (1314 Thorsakir) und Naturnamen wie Torsberget, Torsá, Torsón. Reichhaltige Samm- lungen bieten M. F. LUNDGREN, Språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverge,! und J. Norp- LANDER, Minnen af heden tro och kult i norrländska ortsnamn. 2 Andere Götter als Thor und Fröj begegnen nur ausnahmsweise in den norrländischen Ortsnamen. Nach den genannten Quellen sei hier aus Hälsingland das Dorf Onsänge (1543) erwähnt, eine Parallele zu Torsänge 1566 in Jämtland (vgl. S. 26), aus Ångermanland das Kirchspiel Ullånger (1316 Uldanger), aus Jämt- land das Dorf Odensala (1410 Odhinsal). Der Inseluame Torsön in Österbotten kann ar und für sich mit der Hilfe eines Perso- nennamens gedeutet werden, denn der Mannesname Tord ist noch während des 16:ten Jahrhun- derts gar nicht selten in dieser Landschaft. Aber für den Inselnamen Frösön ist eine analoge Erklärung höchst unwahrscheinlich. Ein Personenname F’rö ausserhalb der Komposition ist unbekannt in Österbotten, ja sogar in Schweden, mindestens in den nördlichen Landesteilen, 3 und ebenso unbekannt sind in Österbotten die mit Frö zusammengesetzten Personennamen. Das österbottnische Inselnamenpaar Torsön-F'rösön bewahrt daher mit grosser Wahr- scheinlichkeit Erinnerungen an die beiden Obergötter der alten Svear, an die nämlichen Gott- heiten, die nach historisch glaubhaften Mitteilungen schon vor einem Jahrtausend im alten Upsa- latempel an der Seite von Ödinn und von einander in anthropomorpher Ausgestaltung versinnbil- det waren. Die in der gegenseitigen Lage der in Frage stehenden österbottnischen Inseln rein geographisch zu Tage tretende Verbindung zwischen Thor und Fröj geht wohl äusserst auf eine auch sonst erkennbare geistige Verwandtschaft zwischen diesen Gottheiten zurück. Ortsnamen- verbindungen derselben Art wie diese in Finnland kennt man auch aus Skandinavien: Norwegen, Schweden und Dänemark. Der Norweger M. OLSEN hat durch seine mythologisch-topologischen Untersuchungen „Det gamle norske enavn Njardarlog* und ,Hærnavi, en gammel svensk og norsk gudinde“ * auf derartige Ortsnamengruppen und ihre mythologische Bedeutung zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt, und die Schweden O. LUNDBERG und H. SPERBER sind durch die gemeinsame Monographie „Härnevi“ 5 in seine Fusstapfen getreten. OLSEN hat durch seine Ortsnamenfor- schung, durch Zusammenstellungen gewisser westnordischen und uppländischen Namenspaare, eine feste geistige Verbindung zwischen Thor und Freyr erwiesen, wofür er ausserdem in einem finnischen Fruchtbarkeitsmythus unerwartete Stützpunkte findet. Für die Erhärtung der nahen Zusammengehöriekeit dieser Götter mag hier übrigens nach LUNDGREN, a. a. O., hervor- gehoben werden, dass im nordischen Altertum unter nahen Verwandten Personennamen auf Thor 1 In Göteborgs vitterhetssamhälles handlingar, 1878. > In Ymer, tidskrift utgifven af Svenska sällskapet för antropologi och geografi, Jahrg. 1908, H. 2. > Vgl. M. F. LUNDGREN, Personnamn från medeltiden (Svenska landsmål 10:6), S. 58. * In Christiania Videnskabs-Selskabs Forhandlinger, 1905 (Nr. 5), 1908 (Nr. 6). 5 Meddelanden från nordiska seminariet i Uppsala, 1912 (in Upsala Universitets årsskrift). 32 T. E. KARSTEN; und Freyr wechseln können. So handelt Snorre-Sturluson in Óláis Saga hins helga, Kap. 96 von zwei schwedischen Brüdern namens Æreyviôr und pórviór. Dass der Thorskult in einer späteren Stufe seiner Entwickelung mit dem des Freyr nahe verwandt war, bestätigt sonst ApAM VON BREMEN, der in seiner bekannten Kirchengeschichte v. J. 1075 Thor als den eigentlichen Getreide- gott der Svear bezeichnet. Der Donnergott tut sich den Menschen in zweierlei Weise kund: durch den Blitz und den Regen. In der lezteren Erscheinungsform bringt er besonders dem Ackerbauer Segen. Darauf deuten die Beinamen Kornbonden, Akergubben, Go(d)bonden, die ihm der schwedische Bauer erteilt. In anderen finnländischen Ortsnamen als dem in Rede stehenden Frösö ist der Name des Gottes Freyr bisher nicht sicher nachgewiesen worden, denn der Hofname Frönäs in Övermark (Süd-Österbotten) kann das Adjektiv frö 'fruchtbar' enthalten. Als Ersatz dafür habe ich ein finnisches Appellativum anzuführen, das meines Erachtens eine urnordische Gestalt des betref- fenden Götternamens wiedergibt. Vgl. Renvarı, Lexicon, S. 113, 116 : rapia = ravia "inflatus, tumidus (pauschig), z. B. rapia rinta "pectus latum et elatum (schwellende Brust)’, rapia mies 'vir elatus vel inflatus', rapia rüstasta "frumento plenus vel expansus, exempli causa saccus', 2) rapia virta "fluvius rapidus, rapia sadet "pluvia ingens, vehemens (reissend, heftig)’; E. Lönn- norm, Lexikon: ravea, -ia = rapea, -ia "heftig, kráftig, strómend'; "dick, stark’; ’angeschwollen, reich- lich, überschwellend’, mit Anführung der schon oben mitgeteilten Wortverbindungen. Die urnor- dische Grundform des Namens Freyr, *Frawia-, ergab im Finnischen regelrechtes ravia. Analo- gisch hat man dann hierzu eine „starke“ Stufe rapia neugebildet, ganz wie man zu finn. hivid "Haut — germ. *hiwia- (got. hivi n. Aussehen, schwed. hy ’Haut’) die Nebentorm hipiä geschaf- fen hat. Neubildung ist ebenfalls finn. ravea = ravia, vgl. z. B. finn. huokea = huokia "leicht? «^ urnord. *högia-, aisl. hegr "leicht. Das urgerm. *Frauia(n)-, wozu ausser dem aisl Freyr noch got. frauja swm. ’Herr’, ags. frígea m. lord, master’, ist eine Ableitung zum Adj. *fraua- in aisl frår "rasch, munter’, as. fraho, frö, ahd. frao, frö ’froh’ mit einer Grundbedeutung ’vor- würts dringend, rasch’ (vel. die Vorsatspartikel got. fra-, gr. soo-, lat. pró-, germ. frama- 'vor- wärts’ u. s. w..! Der Göttername Freyr und das got. frauja "Herr (vel. aisl. freyja ?Herrin") spiegeln sich im finnischen Ausdruck ravia mies 'vir elatus (erhabener, stolzer Mann) getreu wieder. Die bedeutungen "rapidus, vehemens (von einem Strome und dem Regen) liegen der dem fraglichen Worte eigenen Grundidee sehr nahe. Wegen der Bedeutung "reichlich, voll’ (z. B. frumento plenus vel expansus’) beachte man dass Freyr ein Fruchtbarkeitsgott war; vergleich auch das etymologisch verwandte aisl frygó (< *frugipo << *fruwipo mit Ablaut zu ahd. fra- icida "Freude! < *frawipo) 'Blühen, üppiges Wachstum’ und die Ableitung nschwed. dial. frói- du(g) ”äppig (von dem Wachstum). Zu bemerken ist, dass auch der Name Thors im Finnischen als Appellativum begegnet: Zuora 'Greis, Grossvater’ (s. S. 25). Mittelbare Erinnerungen an den Freyskult leben, scheint es mir, ausserdem noch in den recht zahlreichen finnländischen Ortsnamen auf Inge-, Ingve-, finm. Inki- fort; vgl. in Österbot- ten Ingers-, Ingersfolk (Esse), Ingo (Wórà, Mustasaari), /ngman (Mustasaari, Kvevlaks), Ingves (Lapptjärd), in Satakunta Över- und Neder-Inge (Sastmola), /ngemari (Norrmark), im Eigent- lichen Finnland Inger (Letala), Inkoöinen (Lemo, Lundo, Reso), Znkala (Wemo), Inkinen (Wahto), ! FALK-Torr, Et. Ordbog, S. 199, 200, A. Torr, Wortschatz der germ. Spracheinheit, S. 233. Tom. XLV. ' Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 33 Inkiniemi (Sagu). Der letztgenannte ist ursprünglich ein Naturname, alle übrigen Hoïnamen. Ein solcher ist auch Mkilä in Ost-Finnland, am Wuoksen. Wie der in Schweden und beson- ders in Svealand schon im Mittelalter sehr häufige Personenname Inge,‘ hängt der finnländische Namensstamm mit dem bekannten altuppländischen Ingifreyr, Yngvefreyr, Ingunarfreyr, dem Bei- namen des Gottes Freyr, zusammen. ? Wichtiger als diese sprachlichen Zeugnisse ist, dass gewisse historisch bekannte, charak- teristische Züge aus dem uppländischen Freyskulte in finnländischer Volksüberlieferung unleug- bare Reste hinterlassen haben. Anklänge an den Freysmythus finden sich schon im Kalevala. Seitdem Jurrus Kmonw in seiner finnischen Literaturgeschichte, Kalevala 1, S. 402, auf einige auffallende Ähnlichkeiten zwischen der Kalevalasage von Sampsa-Pellervoinen und dem germani- schen Njordr-Freyr-Mythus kurz hingewiesen hatte, ist die hauptsächliche Richtigkeit dieses Gedankens später durch K. KroHN, A. OLrIK und M. OLSEN erhärtet worden. Ausserdem hat Ormik erwiesen, dass der Fruchbarkeitsgott der Lappen, Veralden oder Varalden olmay (der Mann der Welt) eine fast vollständige Wiedergabe des veraldar god (Gott der Welt) der Svear ist, eines Ehrennamens, den diese nach der Ynglingasaga dem Gotte Freyr erteilten. An einer lappischen Zaubertrommel erscheinen Veralden olmay und Horagalles, der Donnergott, neben- einander abgebildet, auch das ein Zeugnis für die alten Beziehungen der schwedischen Thors- und Freysverehrung. Der uppländische Freyskult ist also sogar unter Finnen und Lappen bekannt gewesen. In Bezug auf die ersteren wird diese Beeinflussung um so glaubwürdiger, als sich die altschwe- dische Freysverehrung tätsächlich jetzt auch unter den Schweden in Finnland in unverkennbaren Spuren nachweisen lässt. Da die zu einem wesentlichen Teil uralten schwedischen Niederlassungen in Finnland ursprünglich von den uppländischen Landschaften, entweder unmittelbar oder über die nördlichen Landesteile Schwedens, ausgegangen sind, würde es in der Tat befremden, wenn der alte uppländische Volksglauben hier gänzlich verschwunden wäre. Am deutlichsten tritt die betreffende Volksüberlieferung in Österbotten zutage und zwar vor allem in einer kleinen Küstenortschaft, Oravais, die nur etwa drei Meilen südwärts von Nykarleby und den oben besprochenen Inseln Torsö und Fröisö entfernt ist. In einer vom Häradgerichtsbeisitzer MÅRTEN Lassus in Wórà (wozu Oravais früher eine Filialgemeinde gebildet hat) hinterlassenen hand- schriftlichen Sammlung Volkserzählungen vom Jahre 1852 („Utdrag ur de gamlas berättelser, utan tillägg, i korthet antecknade") handelt die erste besonders von der alten Kirche in Oravais. Lassus erzählt: Innerhalb der Ringmauer befindet sich an deren Südende ein grosser, erdfester Stein, der sogenannte Radbandsten (Rosenkranzstein), bei dem die Leute im Altertum zusammen- gekommen wären um dort ihren Gottesdienst zu halten, bevor es an diesem Ort noch eine Kirche gab. Die ältesten Zeremonieen bestanden in Gesang und Tanz. Beim letzteren gebrauchte man »Radband“. Es wurde hier zugleich ein sogenannter Radbandstake (Rosenkranzstab) angewandt, der wie ein Musketenstock aussah und mit einem Knopf am Ende versehen war. Eine Schnur ? M. F. LUNDGREN in Sv. landsmål 10:6, S. 126. > Vgl. A. Kock, Om Ynglingar såsom namn på en svensk konungaätt (Antikvarisk tidskrift 8, Nr. 2), H. Scaück, Studier i nordisk litteratur- och religionshistoria 2, S. 296 ff. > Näheres in meiner oben (S. 4) angeführten Schrift „Svenskarnas bosättningar i Finland“. N:o 2. 5 34 T. E. KARSTEN. war längs dem Stocke befestigt und Perlen von der Grösse einer Musketenkugel auf die Schnur gezogen. Die Perlen wurden vorwärts geführt, wobei man wiederholt das [jetzt unbegreifliche] Wort ,Neni* aussprach. Später sei eine andere Sitte entstanden: man hätte mehrmalig Gebete hergesagt wie die folgenden: Ire nystom gröna, »2 Gud ville vi tjäna"; Gott wollten wir dienen“; oder „Här sätter jag mig neder, „Hier setze ich mich nieder, Tolv Guds änglar tage mig veder, Zwölf Engel des Gottes mögen mich anrühren, Två till hand och två till fot, Zwei an der Hand und zwei am Fuss, Och två till vart ledamot! Zwei an jedem Gliede. Två mig söve, två mig väcke, Zwei mögen mich einschläfern, zwei mich erwecken, Och två mina synder och sorger utsläcke!" Zwei meine Sünden und Sorgen erlóschen!* oder: ,Jungfru Maria satt och las, „Jungfrau Maria sass und las, Jesus, Guds son hade hon pà sitt knà, Jesus, den Sohn Gottes, hatte sie auf ihrem Knie, Guds ord och Amen.“ Das Wort Gottes und Amen.* Lassus bemerkt hierzu, was ich auch selber in Oravais erfahren habe, dass solche Per- len in dem Acker ringsum den Stein später gefunden worden wären, aber dass keine von diesen mehr vorhanden sind. Man beschreibt sie als rot und blau. Zunächst dürften sie mit den in finnländischen Funden des späteren Eisenalters nicht seltenen sog. Glasflussperlen, z. B. mit denen aus Wörä, der Nachbargemeinde von Oravais, zu vergleichen sein. Lassus erzählt aber noch Folgendes: In der katholischen Zeit hat man in Oravais einen Schutzheiligen namens Sankt Märten als einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen verehrt. Sein Bildnis stand in der Kirche. Nachdem man die Äcker bebaut und besät hatte, besonders die in der Nähe der Kirche gelegenen, nahm man das Bild aus der Kirche heraus und trug es ringsum die Äcker in feierlichem Zuge. Darunter sang man die Messe und die Litanei. Dies wurde jährlich als notwendige Angelegenheit beobachtet: man rief den Hei- ligen um heilsames, förderndes Wetter sowie um reichliche Ernte an. Die Volksüberlieferung in Oravais meldet noch heute, dass der Holzgott (träguden) während des Gottesdienstes auf dem Stein (radbandstenen) gestellt war, den man bei diesen Gelegenheiten mit Laub ausschmückte. Die von Lassus beschriebenen Oravais-Zeremonieen enthüllen uns wichtige Momente aus einem heidnischen Götterkulte. Der Radband-Stein und der Radband-Stab, von denen sich der erstere noch heute an seinem alten Platze befindet, zeugen schon an sich von katholischen Kirchenzeremonieen. Gewisse altheidnische Kultzüge schimmern aber deutlich durch. Vor allem der Gesang und der Tanz ringsum den Radbandstein. Das heidnische Opferfest der Skandinavier war ja nach glaubwür- digen historischen Nachrichten mit Gesang und Tanz verbunden. Das erzählt uns ADAM VON BREMEN gerade von dem Freysblót im alten Upsala. Einige schwache Nachklänge des Fest- jubels bei dem alten Freysrituale sind noch in unseren Tagen in einem Hochzeitspiel, dem Tom. XLV. Germamisch-fimnische Lehnwortstudien. 35 sogenannten stabbdansen, wahrzunehmen, das besonders in den uppländischen Landschaften (Uppland, Södermanland, Wästmanland u. s. w.) sowie in Teilen von Norwegen und Finnland verbreitet ist.1 Aus Finnland hat man diesen „Tanz“ bisher nur von einem Ort, Kvevlaks in Österbotten, verzeichnet, der unweit von Wasa (Nikolaistad) und nur etwa dreizig km südwärts von Oravais liegt. Durch eigene Nachforschungen finde ich aber, dass diese Sitte im schwedischen Österbotten früher ziemlich allgemein verbreitet war. An mehreren Orten hat man anstatt des Holzblockes (trästabban) eine Leinbreche (kampbräka) verwendet. In diesem Gebrauch verbirgt sich meines Erachtens etwas sehr Primitives, denn der Hanf hat von alters her symbolische Bedeutung im Fruchtbarkeitskulte. Ich erinnere hier an den Pellervoinen, den Fruchtbar- keitsgott im Kalevala, dessen Name wohl auf finn. pellava 'Hanf zurückgeht, sowie an die altnordische, mit Freyja wesensähnliche Göttin Horn (vgl. schwed. Härnavi), deren Namen man aus dem Wort harwa- 'Hanf hat herleiten wollen. ? Heidnische Altertümer, die der Beachtung wert sind, bewahren auch der Radband- sten und der Radban.'stake. In dem katholischen Gottesdienste sind derartige Kultgegenstände unbekannt, wogegen sie in dem heidnisch skandinavischen schlagende Parallelen haben. So wissen wir, dass die schwedischen Vikinger in Russland bei ihrem Gottesdienst Holzpfähle verwendeten, und bei den Lappen, die auch in ihrer Religion von den Skandinaviern stark beein- flusst sind, hat dieselbe Sitte geherrscht. Die Zrminsále der Sachsen, von denen oben die Rede war, ruhen auf derselben Grundidee. Ein gewissen Kultzwecken dienender heiliger Pfahl wird in dem altnorwegischen Eiösivapingslgg stafr genannt. Sowohl in dem Gutagesetze wie in der Gutasage ist das Wort stafgarèr mit aschwed. v; "Heiligtum" koordiniert und bezeichnet nach A. Kock, Arkiv f. nord. fil. 28, S. 191, eine ’Einiriedigung, worin ein oder mehrere solche Stäbe zu finden sind’. Die heiligen Stäbe waren gewöhnlich wohl aus Holz. Zuweilen scheinen sie jedoch steinern gewesen zu sein, denn sonst wären Ausdrücke wie Fembstenastav 1732 (Flurstein), stav- stenar = bautastenar unbegreiflich.*^ Die grossen Steine gehören sonst öfters zum Hauptinventar der alten nordischen Kultplätze. Zuweilen erscheinen sie in Verbindung mit Stäben. An einer berühmten lappischen Opferstätte gab es zwei hohe Steine, gegen welche Stöcke von dürrem Föhrenholz kreuzweise aufgerichet waren. Am östlichen Ende dieser Steine fand man einen langen, 4-eckigen, ausgeschnittenen Balken, dessen unteres Ende an der Erde befestigt war. Im Lichte dieser Kultgebräuche und zwar vor allem des letztberührten lappischen dürften die fraglichen Kultgegenstände in Oravais, der Raubandsten und der Radbandstake, historisch erklär- bar sein. Der erstere ist sichtlich nahe verwandt mit einem weitverbreiteten primitiven Stein- kulte. Daran erinnert uns noch z. B. das Upplandsgesetz durch die bekannte Vorschrift seines Kirchenrechts: cengin skal a lundi cllr stene troc. Die in Rede stehende Oravais-Überlieferung erinnert uns noch an ein drittes Kultmoment. Das feierliche Herumtragen des Sankt Märten-Bildes auf den Äckern ist eine unverkennbare ı N. E. HAMMARSTEDT, Kvarlefvor af en Frösritual i en svensk bröllopslek (Svenska landsmål 1911). ? Vgl. H. SPERBER bei O. LUNDBERG und H. SPERBER, Härnavi, S. 41—9. 3 Vgl. O. LUNDBERG, Härnevi, S. 32 f. + Näheres hierüber bei A. Orrık, Maal og Minne 1910, S. 3 f. 36 T. E. KARSTEN. Parallele zu einer uralten Zeremonie bei der uppländischen Freysverehrung. Flateyjarbök, Kap. 1, S. 338, erzählt uns, wie Freys Bild im Winter aus dem Upsalatempel herausgenommen wird um den Landwirten zu guter Ernte herumgeführt zu werden. Wie mancher anderer Brauch des nordischen Heidentums hat der beschriebene feierliche Aufzug aus dem Freyrkulte mindestens in Upsala lange in christliche Zeit hinein fortgelebt, nur mit derjenigen — auf der veränderten Lebensanschauung des Christentums beruhenden — Umdeutung des Kultobjektes, dass für den alten Gott ein Heiliger eingetreten ist. Die Heiligenverehrung des Mittelalters ist im grossen und ganzen bekanntlich nichts als die Fortsetzung des alten Polytheismus. So wurde Olof der Heilige, der Schutzpatron Norwegens, um nur an einen der aller schlagendsten Fälle zu erinnern, ein Nachfolger pórs, des norwegischen Volksgottes. In Schweden geschah etwa dasselbe, da einige wichtige Züge aus der Freysverehrung auf den legendarischen Sveakönig Sankt Erik übertragen wurden. In einer 1898 erschienenen kleinen Schrift, „Erik den helige, en sagohisto- risk studie“, stellt der junge schwedische (vor einigen Jahren verstorbene) Archäologe K. STIERNA z. T. mit überzeugenden Gründen fest, dass Erik der Heilige in vielem den alten Volksgott Freyr als historisierten Schwedenkönig darstellt. So wäre, meint STJERNA, in der sogenannten Eriksgata -— dem altbezeugten Herumfahren der neugewählten Sveakönıge — eine sachliche und sprach- liche Erinnerung an die feierliche Ackerprozession mit Freys Bildnis erhalten. Denn dass der Landeskönig und Hohepriester diesen Festzug begleitet hätte, unterliege kaum einem Zweifel. Die an sich recht verlockende Hypothese dürfte jedoch wesentlich verfehlt sein. seitdem E. WapsmEIN, [Svensk] Historisk Tidskrift 1899, S. 117 ff, und 1914, S. 38 ff., es wahrscheinlich gemacht hat, dass der betreffende altschwedische Ausdruck ursprünglich ,edgangsresa“ bedeutet, indem er aus e(p)ereks-gata herzuleiten wäre (vgl. das belegte aschw. ep-rikie „edgärdsmän*). Der Königsname Erik habe höchstens die Lautentwicklung beeinflusst. Jedenfalls ist der reli- giöse Bestandteil des Erikskultes ein offenbares Überbleibsel von dem Freyskulte. Um die Frucht der Erde zu heiligen (.Fór att helga Fruchten med pà Jorden*) brachte man während des ganzen Mittelalters — erzählt uns STJERNA in der genannten Schrift S. 24 — an dem Tage Sankt Eriks die Eriksfahne aus Upsala heraus. Sie wurde nebst den heiligen Reliquien in grosser Prozession hinausbegleitet. In der Distingsmesse, die dem heidnischen storblot entsprach, wurde dieselbe Zeremonie ausgeführt. Dies geschah auch in anderen Teilen Upplands. Im einem schweren Missjahre kamen die Bauern in einigen upplàndischen Dörfern zusammen um zu rat- schlagen, wie sie die drohende Hungersnot verhüten kónnten. Sie beschlossen an drei Freitagen dem Sankt Erik zu opfern und erhielten dann eine nützliche Witterung und gute Ernte. Die alte Sitte die Sankt Eriksfahne auf die Âcker herauszutragen wollten die Uppländingar auch später nicht aufgeben. Als Gustav Wasa alle katholischen Unsitten aufhob, reichten die Domherren im Domkapitel von Upsala sowie die Ratsherren der Stadt eine Bittschrift ein, die alte Zeremonie unbehindert fortsetzen zu dürfen. Die Bauern liessen sich eigene Eriksbanner verfertigen, die sie um die Äcker herumtrugen um eine reichlichere Ernte erwarten zu können („till ymnigare ahrswäx fórvántande*). Wie die von LUNDGREN in „Spar af hednisk gudatro“ zusammengestellten Ortsnamen bezeugen, verehrte man Freyr auch ausserhalb Upplands. Für Wästergötland haben wir ausser- dem einen direkten, rein sachlichen Beweis dafür. Hier hat nämlich eine mit der oben besproche- nen Sankt Martinsfeierlichkeit ganz analoge Volkssitte bis auf unsere Zeiten fortgelebt. Folgende Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 37 Mitteilung entnehme ich einem in „Vestergötlands Fornminnesförenings tidskrift" 1877, H. 3, veröffentlichten Aufsatze von K. Tour: .Kornguden i Vånga". Nach einem im Jahre 1828 an das Domkapitel zu Skara über die Altertümer in Vanga erstatteten Pastoralbericht standen in der dortigen Kirche damals zwei alte Holzbilder, von denen besonders das eine sehr schön gear- beitet war. Später wurden diese Bilder nach dem Museum in Skara übersandt. Ein paar Jahre vor 1877 erzählte ein Greis, der bei seinem Besuche im Skara-Museum das alte schöne Holzbild wiedererkannte, dass dieses früher in Vanga ganz allgemein den Namen „Kornguden“ (Gerstengott) getragen hatte. Die Bauern pflegten jedes Frühjahr das Bild aus der Kirche zu schmuggeln und trugen es beim Sonnenaufgange um die Äcker herum, um — wie es hiess — eine gute Ernte zu gewinnen. Die Richtigkeit der Erzählung des Greisen wurde später bestätigt. Die Berührungen zwischen den Freyszeremonieen in Upsala, wie die Flateyjarbök sie uns wiedergibt, und den neuschwedischen Ackerprozessionen in Uppland, Wästergötland und Österbotten sind allzu treffend um ganz zufällig zu sein: die beschriebenen Volksbräuche wurzeln gewiss alle in dem uppländischen Fruchtbarkeitskulte. Laut der Volksüberlieferung war das Sankt Martinsbildnis „stäende i kyrkan", und dies weist am ehesten auf einen Holzgott hin. Noch im Jahre 1862 sollte die Kirche in Oravais, nach gütiger Mitteilung des Herrn Staats- archäologen Prof. J. R. AsPELIN, 2 bis 3 so beschaffene Heiligenbilder besessen haben, von denen eins den heiligen Martin vorgestellt hätte, aber im Sommer 1912 konnte ich selber daselbst nur ein übel zugerichtetes, hölzernes Kristusbild wiederfinden. Hölzern war auch der Getreide- gott (.kornguden*) in Vånga sowie die in Flateyjarbók erwähnten Freysbilder in Upsala und Trondhjem. die sogenannten trémenn. Kine schwedische Volkssage aus Nyland, welcher bereits Erwähnung getan wurde, spricht ebenfalls von hölzernen Götzenbildern. Der heilige Märten in der österbottnischen Volkstradition ist mit dem bekannten fran- zösischen Bischof MARTIN von Tours (+ 400), einem der grösseren Heiligen -der katholischen Kirche, ursprünglich identisch. Sein Todestag, der 11 November, der in dem katholischen wie in dem protestantischen Kalender nach ihm benannt ist, wurde im Mittelalter unter dem Namen Martinalia, schwed. Märtensmässa, als grosser kirchlicher Festtag gefeiert. Die meisten christ- lichen Feste verbirgen in sich aber mannigfache Züge aus dem hinsterbenden Heidentum. So auch die Sankt Martinsfeier, die in dem mittelalterlichen Volksglauben eine bemerkenswerte Rolle spielt. Schon in dem althochdeutschen Wiener Hundesegen aus dem 10:ten Jahrhundert werden „der heiligo Christ“ und „sanete Marti Christas hirti“ um Schutz für die Hunde und die Hündinnen angerufen, „daz in uuolf noh uulpa za scedim uuerdan ne megi, se wuara se gıloufan uualdes ode wweges ode heido“. Wie sich überhaupt die mittelalterlichen Personifikationen der Jahreszeiten und Kalendertage in der Volksüberlieferung öfters mit älteren mythischen Vor- stellungen verbunden haben und zwar vor allem mit denen, die zu dem Kreise der Vegetations- dämonen gehören, ! so gewann auch der Sankt Martinstag schon früh eine besondere Bedeutung in der Landwirtschaft. Er trug das äussere Gepräge eines altgermanischen Neujahrstages: brachte das Acker- und Pachtjahr zu Ende und wurde schon in der Zeit Karls des Grossen zu einem all- 1 W. MANNHARDT, Wald- und Feldkulte Bd 1, S. 273 f., 327. 38 T. E. KARSTEN. gemeinen Steuer- und Einnahmetag bestimmt. In mancher deutschen Landschaft wurde das Vieh erst an diesem Tage nach Hause getrieben. Der Martinstag dürfte gewissermassen als Nachfolger des heidnischen Herbstiestes gefeiert worden sein, etwa wie das christliche Julfest der Nordgermanen in vielem an das grösste nordisch-heidnische Opferfest, das alte miösvetrarblöt erinnert. In Skandinavien ruht die mythische Bedeutung dieses Tages — des schwedischen Märtensdag — wesentlich wohl auf dem alten Freyskult, und die heutige schwedische „Märtensgäs“ (Martinsgans) ist als verblichenes Überbleibsel der Opfermale des alten Freyblöts zu betrachten. Bei den Deutschen, denen die Freysverehrung ganz unbekannt war, ist Sankt Martin in diesem Sinne wohl ein Erbnehmer Wodans. „Ohne Wind verscheint das Korn“, meint der deutsche Bauer. Bei ihm galt der alte Windgott zugleich als Acker- und Erntegottheit. In Oravais (Österbotten) und in der nächsten Umgebung eilt Märten beinahe noch heutzutage als einer der gewöhnlichsten männlichen Taufnamen. Hierin spiegelt sich die alte Volksverehrung des Ortsheiligen wieder. Zum Gesamtbilde des einstigen Freys- und Heiligenkultes in Oravais liefern uns einige lokale Exteriöre beachtenswerte Beiträge. In der Nähe der alten Kirche und Begräbnisstätte unweit der Meeresküste liegt eine alte Opferquelle (offerkälla). Der nächstliegende Meerbusen trägt den bezeichnenden Namen Tae/samviken (schwed. tacksam = 'dankbar). Zu dieser Quelle hatte die Ortsbevölkerung — erzählt uns MÅRTEN Lassus — ein grosses Vertrauen. ‚Jedes Übel konnte hier geheilt werden, bloss man der Quelle ein Opfer darbrachte. Ihren Ursprung leitet sie aus dem Friedhofe, und eben deshalb wurde sie für heilige und wundertätig gehalten. Es ist offenbar, dass alle diese Volksaltertümer — der Radbandsten, die bei diesem ausgeübte Kulthandlung einschliesslich der Ackerprozession mit dem Sankt Martinsbilde sowie die Opferquelle bei dem Tacksamviken — im Grunde zusammengehören. Auch in ‚Schweden liegen die alten Opierstätten und Opferquellen nicht selten in der Nähe voneinander. Dass die letzteren öfters auf heidnische Zeit zurückgehen, liegt auf der Hand. Schon aus dem 13:ten Jahr- hundert ist eine „Odenskälla“ in Wästergötland bekannt; eine andere in Småland trägt seit alters den Namen „Helge Tors källa", worin sich christliche und heidnische Anschauung verbinden. Ist es blosser Zufall, dass die den Friedhof von Oravais umgebenden Äcker — heutzutage in der ganzen Umgebung die am besten bebauten — einem Tors benannten Gut gehören. ? Meines Dafürhaltens nicht. Während einer jüngeren Entwicklungsperiode war der pörskult, wie früher bemerkt ist, mit dem Fruchtbarkeitskulte sehr nahe verwandt. Por war an der Seite von Freyr ein Erntegott geworden. Auf diese jüngere Auffassung deutet z. B. der alte uppländische Härad- und Gemeindename Torsåker, der den Ortsnamen Frösäker und Ulleräker in derselben Landschaft genau entspricht. (Auch Ullr gehörte zum Kreise der Fruchtbarkeitsgötter). Da die Oravais-Äcker seit alters und noch heute mit dem Hofnamen Tors innig verbunden sind, ist es mir höchst wahrscheinlich, dass dieser Name, im Gegensatz zu den vielen anderen hergehörigen ! E. H. Meyer, Mythologie der Germanen, S. 325. ? Für den heidnischen Ursprung dieser Begräbnisstätte sprechen wohl auch die nach dem Volksglau- ben auf dem Friedhofacker erscheinenden sog. Drachenfeuer (drakeldar): in der Finsternis leuchtende vergra- bene Schätze der Vorfahren. Diese lägen selber in den (archäologisch noch nicht näher untersuchten) grossen steinernen „jJättröisur“ (Riesenhügeln), die an vielen naheliegenden Plätzen vorkommen. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortsstudien. 39 finnländischen Hofnamen (schwed. 7ors, finn. Tuorila), mythischer Herkunft ist. Der alte heilige Acker an schwedischen und skandinavischen Opferstätten dürfte also im schwedischen Finnland nicht ganz unbekannt gewesen sein. Der Mittelpunkt der hier beschriebenen alten Kultstätte in Oravais, der sog. Radbandsten (dial. rabánnstáinin)!, eilt im Volksglauben noch heute als „die erste Kirche“ an diesem Orte. Bis zum Jahre 1890, da der alte Friedhof erweitert wurde, stand er auf bebautem Acker ausser- halb der damaligen Ringmauer. Jetzt liegt er etwa im Zentrum des Friedhofes, wird aber aus Pietätsrücksichten nicht für Beerdigung verwendet. Im Jahre 1890 wurde auch die alte Kul- turerde ringsum den Stein bis zu einer Tiefe von 3 Ellen entfernt und mit Sanderde ersetzt. Archäologisch ist der Platz leider erst im Sommer 1912 (von Dr. J. RINNE) untersucht worden. Eigentliche Ausgrabungen kämen wohl zu spät. So viel wurde jedoch konstatiert, dass die fragliche Beerdigungsstätte auch von archäologischem Gesichtspunkte aus ein hohes Alter bean- spruchen kann. Die hier behandelten zerstreuten Züge aus einer finnländisch-schwedischen Freysver- ehrung sind entwicklungsgeschichtlich natürlich bedeutend jünger als die von J. und K. Kronn, A. Orkık und M. OLSEN erörterten finnischen Reminiszenzen davon, die uns in den Kalevalalie- dern entgegen treten. Die verschiedenen Zeugnisse ergänzen einander. 3. Nerthusanklänge in finnländischer Volksüberlieferung. Den im vorigen Abschnitt erörterten Volksaltertümern treten die hier zu behandelnden meines Erachtens ergänzend an die Seite. Es handelt sich wieder um lebendige mündliche Volks- tradition und wesensverwandte Ortsnamen. An der inneren Seite der oben erwähnten Insel Frösön im mittleren Österbotten liest ein kleiner Kreis von 7 hohen Inselchen, die sogenannten Brudholmarna (Brautinseln). Eine durch Jahrhunderte sich erhaltene Volkssage klärt uns über die Bedeutung auf, die alter Volksglaube diesem Schärennamen zuschreibt. Mitten im Hochsommer kommen drei grosse Kirchenboote von der Gegend um Wörä (ein grosses Küstenkirchspiel 2—3 Meilen nördlich von Wasa—Nikolaistad) durch die Schären bei Nykarleby. Ein Brautpaar mit vielen Brautleuten ist auf dem Wege nach Pedersöre (einer etwas nördlicher liegenden Küstengemeinde) um dort getraut zu werden. Gesang, Geigen und vieles Getränk tragen zu der grossen Heiterkeit der Fahrenden bei. Aber der Wind schläft ein. Rudern will man nicht sondern legt an der grössten der schönen Inselchen bei Frösön an um dort zu übernachten. Der Bräutigam bringt in Vorschlag hier im voraus Hochzeit zu halten, und die kleine Insel wird der Schauplatz eines gewaltigen Zechgelages. Unter Rausch und Sünde sinken Männer und Weiber schliesslich bald hier, bald da nieder. Aber nun bewölkt sich der Himmel. Ein wütender Sturm bricht aus: sowohl Braut und Bräutigam als auch ihr grosses Gefolge kommen um. ! Vgl. altnord. rafband ‘Perlenband mit Perlen aus Bernstein (raf n.); im nschwed. radband ist das 1. Glied umgebildet. N:o 2. 40 T. E. KARSTEN. Ähnliche Volkssagen und Ortsnamen lassen sich auch aus anderen Ortschaften des älteren schwedischen Besiedelungsgebietes in Finnland nachweisen. Besonders reich erscheint diese Volksüberlieferung in den mittleren und nördlichen Teilen des schwedischen Österbotten. Die einschlägigen Belege, von der schwedisch-finnischen Nordgrenze in Österbotten an, werden hier verzeichnet. 1) Brudskär (Brautinsel) in Gamlakarleby. 2) Brudforsen (die Brautstromschnelle) nebst Brudstenen (der Brautstein) im Delta des Kronoby-Flusses. Ein Brautboot ist auch hier zu Grunde gegangen. 3) Brudhamnen (der Brauthafen) in Oravais nebst Brudhamnshällan (Felsen im „Brud- hamnen”), gegen welchen ein Brautboot angerannt ist. Dieser „Hafen“ liegt unweit von dem Tacksamvik-Busen und der oben erórterten Opferquelle. 4) Brudfallet (der Brautwasserfall) in Bückby zwischen den Kirchspielen Kronoby und Esse. Ein ähnlicher Unfall ist hier passiert. 5) Brudholmarna (die Brautinseln) bei Frösö in den Schären von Nykarleby. Die oben geschilderte Brautfahrt. 6) Brudhällan (der Brautfelsen) zwischen den Dörfern Kovjoki und Tukkur im nörd- lichen Wórà. Ein Brautpaar kam einen Fussweg entlang geritten. Das Pierd der Braut stiess mit dem Kopf an den Felsen und stürzte. Die Braut fiel herunter und stiess sich zu Tode. Der Abdruck des Pferdekopies ist nach dem Volksglauben im Felsen zu sehen. 7) Brudhällan, Brudsundet, Brudgummen und Prästsundet, alle etwa in derselben Gegend in den Schären von Wörä. Hier hat die alte Sage ihre reichste Entwicklung erreicht. Ein Braut- paar mit Brautleuten und Priester tut hier wie in der Nykarleby-Variante (Nr. 5) eine Seefahrt nach der alten Kirche in Pedersöre um sich dort trauen zu lassen. Während eines heftigen Sturmes stiesst das Boot an eine unterseeische Felsenplatte („Brudhällan“) und das ganze Gefolge kommt um. Dieser Felsen liegt jetzt eine Klafter über der Wasserfläche. Die Braut mit ihrem Brautgewand wurde vom Meere aufgeworfen. In einer Meerenge, „Brudsundet“, ist sie wieder- gefunden worden. Den Bräutigam fand man an einer Strandwiese, „Brudgummen“ (= der Bräu- tigam), und den Priester in einem anderen Sunde, dem sogenannten „Prästsundet“. Zwei Fie- delbogen (schwed. „fiol-sträkar“) hatten sich in zwei unter dem Namen Stråka bekannten Buchten in den nämlichen Schären verirrt (sträka ist ein schwed.-finnländisches Dialektwort —’Strömung’, die Anknüpfung an das wort fiol-sträke ’Fiedelbogen’ also ein volksetymolo- eischer Spass). 8) Im Kyro-Flusse, dem Hauptstrome in Süd-Österbotten, dem ältesten Besiedelungs- gebiete der ganzen Landschaft, findet sich an einem heutigen Tages rein finnischen Orte, Ylis- taro, eine Stromschnelle namens Uhrikoski (schwed. Offerfors 'Opferstromschnelle) und daselbst ein Stein, der finnisch Kruwunukivi d. h. schwed. (Brud)kronsten "(Braut)kranzstein heisst. Bei diesem Steine soll ein Brautboot, der auf dem Wege nach der alten Storkyro-Kirche (der ersten in diesen Landesteilen) war, zu Grunde gegangen sein. In der Nähe von Uhrikoski befindet sich eine Anhöhe namens Uhrimäki, schwed. Offerbacken = 'Opterhügel' mit einem Uhrikivi 'Opferstein' benannten hohen Steine. Ein Stückchen unterhalb des ’Opferstromes’ trägt eine Verzweigung desselben Flusses den bezeichnenden Namen Kütosoja "Danksagungsbach'. Hier fühlte man sich dem Gott dankbar wegen der überwundenen Gelahren im Uhrikoski. Diese Namen bieten also Tom. XLV. Der „Radbandsten“, Oravais, Finnl. (S. 34). Nyland. Eigentliches Finnland. Satakunta. Österbotten. Åland. if e IT — Das Gebiet der heutigen schwedischen Besiedelung Finnlands. == — Das mutmassliche Gebiet der älteren schwedischen Besiedelung Finnlands (nach dem 1910 herausgegebenen grossen Atlas der geographischen Gesellschaft Finnlands). ud Si e #7 Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 41 schlagende Übereinstimmungen mit denen in Oravais dar: Brudhamnen und Brudhamnshällan, Offerkällan und Tacksamviken (vel. S. 38). Die mir aus unseren südlichen Landesteilen bisher bekannt gewordenen Belege dieses Volksglaubens sind viel spärlicher. 9) Morsiusvuori (Brautberg) bei Raumansunti, einer Meerenge in der Nähe von Näden- dal, unweit von Äbo. 10) Morsiuskivi (Brautstein) im Flusse Aura, etwa 7 km. nördlich von Äbo. 11) Brudsund (Brautsund) in den Schären bei Äbo (Kimito, Wästanfjärd, in einem alten Fahrwasser). 12) Brudholmen (die Brautinsel) in den Schären bei Kyrkslätt (Nyland). 13) Brudbacken (der Brauthügel) in Kyrkslätt (Nyland), nach Haapajärvi zu. In einem Brautgefolge strauchelte das Pferd der Braut. Diese fiel aus dem Sattel und starb. Vgl. Fall 6). 14) Bruden (die Braut), Wald in Lappträsk, Linkoski (Nyland). Ein Brautgefolge hat hier übernachtet. 15) Aus Aland, Finnström (Wästra Träskby) mag Brudgumsklinten (der Gipfel des Bräu- tigams) erwähnt werden. Alle diese Volkssagen nebst ihren Ortsnamen sind Varianten eines und desselben Grund- motives: in sämtlichen Fällen, der aller letzte ausgenommen, handelt es sich um verunglückte Brautgefolge. Die Brautfahrt ist verlegt entweder in die Schären (in den Nrn 1, 3, 5, 7. 9, 11, 12) oder in einen Fluss (in den Nrn 2, 4, 8, 10). Nur in zwei Fällen (6 und 13) geschieht die Fahrt mit Reitpferd auf dem Lande; diese bilden, wie auch der Fall 14, daher wohl eine Jüngere Variation des Bootmotives. Unter den Bootfahrtvarianten zeigen die Nrn 5), 7) und 8), alle drei zusammenhängenden Gebieten der ältesten Schwedenbesiedelung in Österbotten ange- hörend, die reichste Entfaltung unserer Sage. Kann es blosser Zufall sein, dass dieses Gebiet zum grossen Teil mit demjenigen zusammenfällt, wo sich die im vorigen Abschnitte geschilderten vielen Freysdenkmäler vorfanden? Meines erachtens sicherlich nicht. Ich wiederstehe nicht der Versuchung in diesem Volksglauben eine tiefere, mythische Bedeutung zu finden: einen verblichenen Abglanz des bei Tacitus in Germania Kap. 40 beschriebenen altgermanischen Volkskultus der Fruchtbarkeits- göttin Nerthus, 2d est terra mater, oder richtiger irgend einer anderen mit ihr wesensähnlichen weiblichen Gottheit. Die Göttin Nerthus wurde laut der genannten Quelle auf einer Insel des Ozeans — vielleicht auf der Schleswig-Holsteinschen Halbinsel zwischen Nord- und Ostsee — von sieben Völkern gemeinsam verehrt. Sie wohnt hier in einem heiligen Hain. Hier steht auch ihr heiliger Wagen, verhüllt mit einer Decke. Der Priester allein darf ihn berühren. Er bemerkt die Göttin, wenn sie im Heiligtum anwesend ist, und er begleitet sie, wenn sie in einem von zwei Kühen gezogenen Wagen unter den Völkern ihre Umfahrt tut. Während der Fahrt wird ein Freudeniest gefeiert und Frieden gehalten: Die Waffen werden niedergelegt, bis die Göttin, befriedigt von dem Verkehr mit den Menschen, von ihrem Priester in das Heiligtum zurückgeleitet wird. Dann wird sowohl der Wagen samt der Decke als auch - si credere velis, numen ipsum — die Göttin selbst in einem versteckten See gewaschen. Die Sklaven aber, die dabei geholfen haben, werden vom selben See unmittelbar verschlungen. N:o 2. 6 42 T. E. KARSTEN. Aus der überaus reichen Nerthusliteratur! ergibt sich u. a. soviel als sicher, dass das wesentliche des Nerthusfestes in dem feooc y&wos, der himmlischen Hochzeit der mütterlichen Erde zu suchen ist. Der Nerthuspriester, der den heiligen Wagen der Göttin begleitet, eilt als Substitut des Gottes in dieser Ehe. Das Bad der Göttin — der Schlussakt des Festes — ist die rituelle Reinigung der durch das Beilager befleckten Göttin. Das Ertränken der Sklaven ist ein Kultopfer. Die Göttervermählung ist als Fortsetzung eines alten Fruchtbarkeitszaubers zu fassen. Sehr früh, vielleicht nicht viel später als um Chr. Geburt, scheint der altdänische Nerthus- kult mit Teilen des Harudenstammes im westlichen Norwegen (Hordaland) eingewandert zu sein.? Die Göttin Nerthus erscheint hier als Gattin Tys, des alten Himmelsgottes. Wie lange dieser Kult hier unverändert fortgelebt hat, lässt sich nicht entscheiden. Schon in der altislän- dischen Mythologie ist Nerthus indessen durch den männlichen Niordr, eine Meeresgottheit, ersetzt. Morphologisch stellt ihr Name die urgermanische Grundform zu dem aisländischen Got- tesnamen Niorör dar. Auch sachlich lässt sich diese Entwicklung verstehen, denn im westlichen Norwegen wie in Dänemark verehrte man Nerthus an dem Meere. Aber auch auf anderem Wege wurde der Nerthuskult in Skandinavien verbreitet. In Schweden begegnet man den Namen Niordr in mehreren Ortsnamen, welche wie die norwegischen in der Regel in der Nähe des Meeres liegen.” Hier ist jedoch der Nigrdskult der Freys- verehrung frühzeitig gewichen. Die nordischen Vorgeschichtsforscher sind darin einig, dass der Freyskult, der im mittleren Schweden und vor allem in Upsala am Ende der heidnischen Periode so tief und weit unter dem Volke verbreitet war, im wesentlichen mit dem Nerthuskult iden- tisch war. Die Übereinstimmungen der beiden Kultformen erklären sich sehr einfach, denn die uppländische ist in ihren wichtigsten Erscheinunesformen weniestens von Süden her eingeführt. Wie die Göttin Nerthus von ihrem Priester — dem göttlichen Gatten — im Wagen umhergeführt wird, wird der uppschwedische Freyr auf seinem zu Wagen vorgenommenen Umzuge durch das Land von seiner Priesterin, einem jungen Weibe, begleitet, die man als seine Frau (kona) bezeichnet. Die Sage betrachtet es als ein gutes Vorzeichen, * wenn diese schwanger wird. Freys Diener gehen dem Wagen voran. Der Zug wird mit Gastmahlen und blutigen Opfern empfangen. Auf den dänischen Ursprung des Freyskultes deutet u. a. der altisländische Beiname des Gottes: Ingunarfreyr, Yngvifreyr.s Das Vorderglied dieses Namens stellt man wohl mit Recht mit dem Stammnamen der /ngvæonen zusammen. Die ursprünglichen Träger des Nerthuskultes gehörten diesem Völkerverband an. Der schwedischen Volksverehrung des Ingwe-Freyr muss jedenfalls ein hohes Alter zugesprochen werden. Dafür spricht besonders das häufige Vorkommen der beiden Namen in schwedischen Orts- und Personenbezeichnungen, auch in Finnland, wo der Name 1 Sieh zuletzt K. Heım, Altgerm. Religionsgeschichte 1, S. 311— 21. ? Vel. M. OLSEN, Det gamle norske onavn Njardarlog, Christiania Videnskabs-Selskabs Forhandlin- ger, 1905, Nr. 5. 3 Sieh M. F. LUNDGREN, Språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverge, S. 73. * Vgl. Flateyjarbök 1, S. 337 ff. 5 Vgl. z. B. A. Kock, Om Ynglingar säsom namn pä en svensk konungaätt (Antikvarisk Tidskrift 8:2) und H. Scnück, Studier i nordisk litteratur- och religionshistoria 2, S. 263 ff., 296 ff. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 43 Freyr, wie wir oben (S. 32 EL) sahen, u. a. als urnordisches appellativisches Lehnwort im Fin- nischen zu spüren ist und wo der Name /ngve in zahlreichen Ortsnamen erscheint. Dass die von Tacırus geschilderte Nerthusverehrung aus dem Volksleben stammte, hat die neuere nordische Ortsnamenforschung bestätigt. Die nordische Erdgöttin erscheint nie allein, immer als Gattin eines Götterpaares. Im westlichen Norwegen, Hordaland, tritt sie — wie M. ÖLSEN auf dem Grunde einiger Ortsnameneruppen gezeigt hat — in enge Verbindung mit Tyr, dem alten Himmelsgott. Später ist Tyr in dieser Stellung von Freyr, dem Sohne des Niordr, verdrängt worden. Im Skirnismál der älteren Edda ist Freyr an die Seite von Gerd gestellt worden, die nach M. Orsen! eine mit Nerthus wesensverwandte Ackergöttin wäre. Auch in Schweden, und zwar besonders Uppland, dem alten Stammland des Freyskultes, haben ähn- liche Fruchtbarkeitsgötter in den Ortsnamen einige Spuren hinterlassen. Auch dies ist zuerst durch M. OLSEN ? erkannt worden. Seine Ergebnisse haben O. LuxpBERe und H. SpERBER in einer gemeinsamen Schrift ® bezeugt und ergänzt. Die Erdgöttin trägt hier öfters den Namen Horn; vgl. das aisl. Horn, den Beinamen der Freyia in der Snorra-Edda. Das Nerthustest ist als ein zum Götterkultus emporgewachsenes ausgeprägtes Frühjars- fest zu betrachten, das den in die Natur wiederkehrenden Vegetationsdämonen gewidmet war. In einer vorauszusetzenden primitiveren Form hat dieser Kult, wie besonders W. MANNHARDT gezeigt, * in jüngeren nordischen und mitteleuropäischen Vegetationsfesten zahlreiche mehr oder weniger genaue Parallelen gehabt. Diese jüngeren aber ihrer Entwicklung nach ursprüngliche- ren Fruchtbarkeitsfeste tragen überall das Gespräge von Hochzeitszügen. Die Vegetations- dämone erscheinen hier antropomorph, teils männlich, teils weiblich, teils paarweise als Gatte und Gattin. In Schweden sind sie bekannt unter den Namen ,blomsterbruden* (Blumenbraut) oder ,pingstbruden* (Pfingstbraut) oder als Brautpaar „majgrefen“ (Maigrat) bezw. ,majbruden*. Auch in Finnland, wenigstens im schwedischen Österbotten, sieht man zuweilen noch in unseren Tagen im Frühjahr oder im Sommer eine umziehende sogenannte „lappbrud“, ein zur Braut gekleidetes kleines Mädchen und ihr Brautgefolge, kleine Knaben und Mädchen aus dem Dore. Man wandert von Haus zu Haus um Gaben zu sammeln. Mit diesen bereitet „die Braut“ ihrem Gefolge denselben Abend eine Spiel- oder 'Tanzbelustigung. Die zuletzt berührten Volksbräuche hängen mit den früher erörterten Brautbootsagen ohne Zweifel zusammen, aber sie haben viele ursprüngliche und wesentliche Züge der uralten Volkssitte eingebüsst. Die an bestimmte Orte angeknüpften Hochzeitfahrten in Booten tragen dagegen in vielem einen sehr altertümlichen Charakter: sie wurzeln gewiss in einem alten Volks- ritus mit heidnisch-religiösem Hintergrund. Wie der Nerthuskult sind auch diese Bootprozes- sionen an das Meer oder seine unmittelbare Nähe verlegt,» und ihr charakteristischer Schlussakt — das Verünglücken des ganzen Brautgefolges — spiegelt ja die merkwürdigen Schlussmomente ! „Fra gammelnorsk myte og kultus“ („Maal og Minne” 1909). ,Hærnavi, en gammel svensk og norsk gudinde*, vgl. S. 31. [3 „Härnevi“, vgl. S. 31. „Wald- und Feldkulte* 1, S. 581 ff. Auch Sämpsä in dem Kalevalamytus, das finnische Gegenstück zu Nerthus und Freyr, wird von einer Insel im Meere geholt; vgl. K. Knonw, Fi-ugr. F. 4, S. 231 ff, A. OLRIK, Danske Studier 1907, S. 63 f. N:o 2. - a 44 T. E. KARSTEN. des Nerthusfestes, das Bad der Göttin und das Ertränken der Sklaven, genau wieder. In der Wörä-Variante (Nr. 7) ist ausserdem sogar der Priester im Zuge beteiligt, ganz wie der Nerthus- priester, und in den altertümlichen Varianten 5) und 8) gilt ein priesterlicher Akt, die Trauung, als das Endziel der Brautfahrt. Für das hohe Alter der in Rede stehenden Volkstradition spricht auch die lokale Ver- breitung der einzelnen Belege. Diese sind von der folkloristischen Forschung bis jetzt überhaupt nicht berücksichtigt worden. Die hier gegebene erste Zusammenstellung derselben ist daher kaum vollständig, aber das Gesamtbild ibrer bisherigen Lokalisierung werden künftige neugefundene Fälle im grossen und ganzen nicht verrücken können. Am reichsten ist diese Überlieferung in Österbotten vertreten, vor allem in der Gegend von Oravais und Nykarleby, wo auch die oben behandelten Freysandenken vorkommen. Ein besonderes Interesse gebührt der Namengruppe Frösö— Brudholmarne—Torsö bei Nykarleby. Im ganzen Lande lebt die Nerthustradition an 8 österbottnischen, 3 südwestfinnländischen (in der uralten Gegend von Abo) und 2 nyländischen Örtern in erkennbaren Resten weiter. Aus Schweden sind verwandte Volkssagen und Ortsnamen bisher nicht zusammengestellt worden. Eine Anzahl norrländischer Ortsnamen von demselben Vorstellungskreise, Brudberget, Brudbäcken, Brudstenen u. a., verzeichnet jedoch J. NORDLANDER, Norrländska samlingar H, 3, S. 153 f. Das hier eingehende Wort Brud- darf man nicht mit NORDLANDER als Umbildung eines ursprünglichen bro 'Brücke' fassen. Wie die Ortsnamen beweisen, ! reichte der Freyskult in diese Landschaft hinauf. In einer i. J. 1909 erschienenen Untersuchung „Die Menschenopfer bei den Germanen“ ? spricht E. Mocx seine Gedanken über den mutmasslichen Entwicklungsgang des Nerthuskultes aus. In Taeiteischer Zeit und wohl noch viel später widmete man diese Verehrung nicht allein der Nerthus, der mütterlichen Erde, sondern zugleich ihrem göttlichen Gatten, Tiwaz, dem Himmels- gott, der in Schweden und Norwegen allgemeiner als Freyr d. h. „Herr“ bekannt war. Allmäh- lich trat aber die männliche Gottheit in den Vordergrund, wahrscheinlich infolge der wach- senden Macht der Könige (der Ynglingar) die in dem Himmelsgotte (Yngvefreyr) ihren Stamm- heros verehrten. Während also das Ansehen des Gottes im Steigen war und in Schweden schliess- lich in dem prachtvollen Freysblöt in Upsala, das nur alle neun Jahre stattfand, seinen Höhe- punkt erreichte, sank die Verehrung der Göttin in gleichem Masse zu einem Ritus nieder, der jedes Jahr beim Erwachen der Natur wiederholt wurde. Auf derartige lokale Volksriten möchte ich die hier geschilderten Brautbootfahrten zurückführen. Ein sprachliches Überbleibsel der Ver- ehrung eines wirklichen Götterpaares scheint in dem Nebeneinander von Frösön und Brudhol- marna bei Nykarleby noch fortzuleben. Sachlich kann dies nicht Wunder nehmen, denn die Siedelungen der Schweden in Finnland stammen, archäologisch wie sprachlich betrachtet, zuletzt von den uppländischen Landschaften her. 1 J. NORDLANDER, Minnen af heden tro och kult i norrländska ortsnamn (Ymer, 1905). ? Abhandl. der Kgl. sächsischen Gesellsch. d. Wiss., Phil.-Hist. Kl. Bd 57, S. 637, Fussn. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 45 D. Zum Totenkult. Bei unserer Erörterung des finnischen Gótternamens Runkoteivas wurde auch die finnische Totenverehrung gestreift. Zum Gedächtnis der Verstorbenen fanden unter einem beschnittenen Baume oder in einem Haine solcher Bäume, in denen die Seele der Verblichenen dem Volks- elauben nach ihre Wohnung hatten, Opfermahle statt. Ein literarisches Zeugnis finnländischer Totenverehrung ist uns in der poetischen Vorrede der finnischen Psalterübersetzung MIiKARL AGRICOLAS v. J. 1551 erhalten: Colludhen hautiin Rooca wietin, ioissa walitin, parghutin ia idketin. (Speise wurde zu den Gräbern der Toten gebracht, an denen geklagt, gejammert und geweint wurde). Der Seelenglaube ist aber nichts für die Finnen besonders Charakteristisches. Auch alle ihre Nachbarvölker kennen ihn, auch die Germanen, bei denen diese Religionsform, vielleicht die älteste von allen, eine reiche Entwicklung gehabt hat. Von den Nordgermanen d. h. den Schweden haben die Finnen tatsächlich eine ganze Reihe hierhergehöriger Ausdrücke entlehnt. Finn. Tuoni 'der Todesgott’, auch ‘der Tod”, verbindet man gewöhnlich mit dem altschwedischen Worte dana- arf eig. "Todeserbschaft’ (vel. aisl. dan fi. "Tod? in dänardagr Todestag’), aber die beliebte Zusammenstellung geht lautlich nicht an. Eine sichere Deutung ist dagegen finn. vainaja "Ver- storbener' < germ. *vainaga- in got, vainahs 'elend', ahd. wenag ‘elend, unglücklich, klein’, eig. '"bejammernswert/ (vel. aisl. veina, ags. wdnian, ahd. weinon "bejammern’). M. E. richtig ist auch die Erklärung von finn. peijainen "Gott der Verstorbenen’, peijaiset, peijaat "Leichenmahl’, < germ. *faigia- (< *paikio-) ‘dem Tode verfallen’ in aisl. feigr, ahd. feigi, ags. fége u. s. w. Über das hierher gehörende finn. peikko böser Geist, Gespenst’ vgl. unten (Kap. II). Jüngere Lehnwörter derselben Kategorie sind finn. tonttu = schwed. tomte, tomtegubbe ”Hausgeist, Hofahne’ und finn. kratti (schwed.,skratte) ’Beschützer in der Erde vergrabener Schätze’. Die angeführten sprachlichen Entlehnungen der Finnen stammen wohl von der schwe- dischen Bevölkerung Finnlands her, die hier vorhistorische Ahnen hat. Mit finn. peijainen, peijas (Pl. peijaat) stimmt noch heute das hiesige schwedische Dialektwort feg (= aisl. feigr) 'dem Tode nahe’; vgl. auch fegljus "Licht oder Flamme, die Todesfall andeutet! sowie die Ableitung füzgd "lodeserwartung.. Fast überall im schwedischen Finnland leben uralte Seelenvorstellungen noch in unseren Tagen fort. Die erwähnten Hausgeister sind nichts als Seelen der Verstorbenen, wie man sie auch gewöhnlich auffasst. In Närpes, Süd-Österbotten, wird z. B. der tomte als „äldsta husbond“ („ältester Hausherr*) verehrt und damit als Stammvater der Familie anerkannt. Am selben Orte hat man ihm nicht nur zu Weihnachten sondern zu jedem Familienfest Speiseopfer dargebracht. ! ! JACOB TEGENGREN, Dödstro, dödskult och dódsmagi i svenska Sydösterbotten (Svenska Litteratur- sällskapets Förhandlingar o. Uppsatser 26, S. 303 ff.), N:o 2, 46 T. E. KARSTEN. Zu dem in Frage stehenden ldeenkreise gehören noch 2—3 germanische Lehnwörter, mit denen sich die Forschung freilich schon beschäftigt hat aber ohne ins Klare zu kommen. 1. Finn. raukka, rukka : germ. *drauga-, *druga-. Die finnischen Worte bedeuten beide ‘homo miser; miser, misellus ('arm, elend’), aber beide ausserdem "Verstorbener', raukka besonders ’Verstorbener, der dadurch in Verdamnis gera- ten, dass er zu seinen Lebzeiten sich bósen Geistern versprochen hat. Sie gehen auf die ger- manischen Wortstämme *drauga- bezw. *druga- ‘Trugbild, Gespenst’ zurück; vel. einerseits aisl. draugr: 1) dauór madr "Verstorbener', 2) = haugbái 'Hügel-, Grabbewohner, norw. dial. draug 'Gespenst, as. gi-drog ”Gespenst',! andrerseits ahd. gitrog, mhd. getroe (— ^-druga-) "Betrug, Täuschung, teufliches Blendwerk'.? Wie schon FnrrzwER, WIKLUND und Qvısstan hervorgehoben haben, liegt das nord. *drauga- im Lappischen als Lehnwort vor: Ip. norw. raugga "draug, wand- troll, gjenganger af druknet menneske (Gespenst eines Ertrunkenen)' u. s. w. E. N. Seräcä disku- tiert in den Fi.-ugr. F. 13, S. 332 f., auch die Zugehöriekeit des betreffenden finnischen raukka, zieht sie aber in Zweifel. Doch gewiss mit Unrecht. Finn. raukka 'miser, misellus’ bedeutet ausserdem 'mutlos, furehtsam, bange’, und hierin deckt sich das Wort mit neuschwed. feg (= isl. feigr), nhd. feig, die zum germ. *faigia- "dem Tode verfallen’ gehören und also etwa dieselbe Bedeutungsent- wicklung zeigen wie das finnische Wort. Dass dieses mit germ. *drauga- zu verbinden ist, geht übrigens daraus hervor, dass sich auch die finnische Nebenform rukka als germanisch begreilen lässt (vgl. oben *druga-), was noch SeräLi unbekannt war. Das Nebeneinander von finn. raukka : rukka und germ. *drawga-: *druga- kann unmöglich ein Zufall sein. Das finn. -kk- (für zu erwar- tendes -k-) in beiden Worten, germanischem 7 gegenüber, ist jedoch nieht ganz klar, wenn die herkömmliche Etymologie der betreffenden germanischen Wörter (s. Torr, a. a. O.) riehtig ist (vel. unten, Kap. IT). 2. Finn. menninküiset : aisl. minning (ug. *menpinga-). RENVALL, Lexicon, 1, S. 316, bezeichnet die finnischen menninkäiset als 'genii mythol. mino- ris gentis, quales circa templa, domos, arbores nec non sub terra versari putant superstitiosi, inde spectrum, manes (kleine mythol. Geister, 3 Gespenst)‘. Bei Lünnror, Lexikon, S. 1053, werden dieselben Bedeutungen angeführt, für eine dialektische Nebenform männinkätset ausser- dem die Nuance "äusserst kleine, fliegende Insekten, von deren Stich an der Haut eine Beule 1 J. H. GALLÉE, Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche, S. 436, 561 f. * A. Tore, Wortschatz der germ. Spracheinheit, S. 213. 3 Diese Bedeutung (,smà andeväsenden“ bei LÖNNROT) erinnert gewissermassen an die Zwerge. Aber A. Kunw, Mythologische Studien, Bd. 2, Hinterlassene mythologische Abhandlungen (1912), weist über- zeugend nach, dass wir in den Zwergen ursprünglich abgeschiedene Seelen vor uns haben, dass die Vorstel- lung von den Zwergen sich deutlich mit der Vorstellung von den Pitaras, den Vätern, berührt, ja im wesent- lichen deckt. Vel. „Mitra, Monatschrift für vergleichende Mythenforschung*, Helt. 1 (Jahrg. 1914), S. 21 (eine Besprechung des Kunn’schen Werkes von L. v. SCHR&ŒDER). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 47 entsteht’. Den ältesten Beleg liefert die schon oben herangezogene finnische Vorrede zu Ackı- COLAS Psalterübersetzung v. J. 1551: Menningeiset mös heiden Wffrins fait Die menninkäiset kriegten auch ihre Opfer, coska Lesket hoolit ia nait wenn die Witwen sich verheirateten. Die nächst vorhergehenden Zeilen wurden schon oben (S. 45) angeführt: Cooiludhen hautiin Rooca wietin 2: Zu den Gräbern der Toten wurde Speise gebracht. Die mennin- geiset erscheinen hier also wesensgleich mit den coolludhen ‘der Toten. Etymologisch ist finn. menninkäiset schon frühzeitig, von M. A. CasrnÉw, Finnische Mythologie (1853) S. 125, 169, jedoch nur mutmassungsweise, als germanisches Lehnwort betrach- tet worden. „Man wäre“, meint CASTRÉN, „versucht finn. menningäiset von dem germ. menni (minne) abzuleiten, das nach Grimm (Deutsche Myth. 2:te Ausg. NS. 404) bei den Deutschen eine allgemeine Benennung höherer übermenschlicher Wesen von weiblicher Natur war.“ Dieses ahd. menni würde aber nach J. Grimm zu dem Subst. man (homo) und dem altn. man (virgo) gehören und käme nur in Zusammensetzungen vor, z. B. meri-manniu, verdeutscht 'sirena’ oder ’seylla’. Eine Zusammenstellung von finn. menninkäiset mit diesem Worte ist vielleicht noch begreiflich für die Zeit M. A. CasrRÉNs (1853), aber durchaus nicht mehr für die gegenwärtige, da sie ja schon lautlich ganz unannehmbar ist (ahd. manniw! ist N. A. Pl. Ntr. eines ja-Stammes *manja-, die Gemination -»n- also nur westgermanisch). Nichtsdestoweniger wird sie noch von M. Varo- NEN, Vainajainpalvelus (Helsingfors 1895), S. 5. ohne jedes Bedenken angeführt. Auch K. KROHN in Oma maa I (v. J. 1907), S. 619, erwähnt menninkäinen als germanisches Lehnwort und zwar wohl noch in dem Gmnrww'schen Sinne, da er nichts Eigenes hinzufügt. Sogar E. N. Serärä schliesst sich (im dem von ihm i. J. 1913 herausgegebenen „Verzeichnis der in der literatur behandelten älteren germanischen bestandteile in den ostseefinnischen sprachen“, S. 68, wenn auch zweifelnd, noch der alten CasrRÉN'sehen Hypothese an. Später hat jedoch SreräLä, wie es scheint, diese Deutung aufgegeben. In einer im Jahre 1914 herausgegebenen Lieferung des finnischen Konversationslexikons .„Tietosanakirja* behandelt er das in Rede stehende Wort mit ganz anderer Auffassung. „Der angenommene oder möglicherweise anzunehmende germanische Ursprung des Wortes scheint nicht hinreichenden Grund zu haben. Dagegen hat das Wort eine lautliche Entsprechung im Lappischen.* Er vergleicht Inarilapp. meädus ‘der letzte Fang des Menschen während seiner Lebenszeit’. auch 'ein von einem Fischfänger gefangener Fisch, welcher dem Fangenden Tod oder Unglück voraussagt’, Kolalapp. mientus "ein Wesen, welches bald als Renntierstier vorkommt, bald nach Abwerfune der Hörner sich in einen Menschen verwandelt’, minty$ "ein männlicher Gott. Hier ist Serärä also geneigt dem fraglichen finnischen Worte germanische Herkunft ganz abzusprechen. Der von ihm vermutete etymologische Zusammenhang mit den genannten lappischen Worten ist mir aber von Anfang an höchst problematisch vorgekommen und meine Zweifel haben sich später bestätigt. Da unser Wort von finnisch-ugrischem Gesichtspunkte aus, wie ich von Herrn Prof. PAASONEN erfahre, auch sonst ganz dunkel ist, steht also nichts im ! W. BRAUXE, Ahd. Grammatik 3-4, 8 198 Anm. 5. 48 T. ES KARSTEN: Wege auch dieses Wort als germanische Anleihe aufzufassen. Meines Erachtens ist es zunächst mit aisl. minning t. zu verbinden. Nach Frirzxer, Ordbog? s. v., bezeichnet dies Wort 1) 'An- denken, Erinnerung und zwar besonders Erinnerung an die Verstorbenen’; 2) "Liebesgabe, womit man sein Wohwollen bekundet’, 3) 'Heimsuchung, Rache womit man seine Taten büssen muss’, 4) = "furca, lat. premonitio, Vorzeichen irgendwelches Bevorstehenden', 5) ’Feier, Fest’ (?): vel. kom pat á samt med heim, at peir skyldu gjöra nökkura minning blötsins sowie par var veizla büin at vetrnôttum ok gört dísablót, ok allir skulu pessa minning gera (Quellenzitate bei FRITZNER). Begrifflich zeigen also finn. menninkäiset und aisl. minning schlagende Übereinstimmun- cen. Man beachte vor allem die Beziehungen des altnordischen Wortes zur Totenverehrung und besonders den Ausdruck minning blótsims = 'Opterfest'; nach AGRICOLA empfingen auch die menningeiset .heiden Wftrins“ 2: ihre Opfergaben. In dieser Form verehrten die Finnen ihre Verstorbenen auch später, wie wir schon sahen. Dass diese Sitte auch germanisch war und zwar bereits seit uralter vorhistorischer Zeit, ist eine längst erkannte Tatsache.! Im schwe- dischen Finnland hat sie bis auf unsere Tage spurenweise fortgelebt. Den oben (S. 30) erwähn- ten südösterbottnischen unterirdischen yndjibyggare sind — erzählt uns TEGENGREN in seinem S. 45 angeführten folkloristischen Aufsatz — ihre Mahlzeiten eine immer wiederkehrende Eigenheit. Noch vor 60 bis 70 Jahre stand der Weihnachtstiseh in Närpes des Nachts gedeckt für die Verstorbenen, welche zu dieser zeit ihre Eigenen besuchten. ? Was die germanische Grundform betrifft, ist aisl. minning ein fem. @-, o-Stamm. Wie aisl. minni n. 'Andenken' auf urgerm. *menpia- zurückgeht, vertritt minning urgerm. "menpinga. Die germanischen abstrakten Substantive auf -/ng- sind teils Denominativa, wie menning, viking, teils Verbalabstrakta, wie déming zu döma, kenning zu kenna. An und für sich könnte das in Rede stehende minning eine verhältnismässig junge Ableitung sein entweder vom Subst. mini n. (got. gaminpi) oder vom Verbum minna 'erinnern' (< "menpian-). Finn. menningäinen (men- ninküinen) erweist aber, dass diese Ableitung schon urgermanischer Herkunft ist. Germ. *men- Pinga ergibt im Finnischen regelrecht menninkü-; -inen ist finnisches Suffix. Vel. wegen des finnischen Stufenwechsels -na-:-nt- (= germ. -np-, nÓ-) z. B. finn. ranta, Gen. Sg. rannan, = germ. *stranda. Bedeutungsparallelen zu menninkäiset "die Verstorbenen’ (< germ. men- "sieh erinnern) bieten die zur selben Wurzel gehörenden Mannus ’Urahn der Germanen’ (lacrrus), skr. manus "Mensch, auch Urmensch, Menschenvater’, gr. Mévzc "Urahn der Phryger.? Über meine oben dargestellte Deutung von finn. menninkäinen erstattete ich einen kur- zen Bericht in einem Vortrag über die ältesten germanischen Lehnwórter des Finnischen, den ich 25/, 1914 in der hiesigen finnisch-ugrischen Gesellschaft hielt. Zu Beginn des nächstfolgenden Monats Mai erschienen die Nummern 3—6 der hiesigen „Neuphilologischen Mitteilungen“ und 1 Vol. K. HELM, a. a. O., S. 249 ff. Schon in den Taciteischen Stammnamengruppen Inga@vones, Her- minones und Jslevones wirken die Vorstellungen des Ahnenkultes ursprünglich in sehr hohem Masse mit (ibid. S. 334). ? Dieser Volksglaube scheint allgemein nordisch zu sein; vgl H. F. FErLBERG, Jul II (Kobenhavn 1904), S. 300 ff. 3 A. Tore, Wortschatz der germ. Spracheinheit, S. 307 f. Tom, XLV. Germanisch-fimnische Lehnwortstudien. 49 enthielten u. a. einen Aufsatz von E. N. SeräLä: „Entlehnung und Urverwandtschaft“ (S. 165 — 172), der den finnischen Wörtern panka und menninküiset gewidmet ist. In seiner Erörterung des letzteren schliesst sich Serärä jetzt in der Hauptsache wie in Einzelheiten an diejenige Auf- fassung, die ich in meinem erwähnten Vortrage angezeigt hatte und hier ausführlich begründet habe. Serätäs hierzu gemachte Bemerkung, dass die vorauszusetzende Bedeutungsentwicklung jedoch nicht über jeden Zweifel erhaben sei, wird von den Tatsachen widerlegt. Der unmittel- bare Zusammenhang zwischen den Begriffen , Erinnerungsfest für die Verstorbenen“ (aisl. min- ning) und „die Verstorbenen selbst“ (finn. menninkäiset) lässt sich nicht in Abrede stellen. Da finn. menninkä(iset) eine lautgesetzliche Entsprechung zu urgerm. *menpinga- ist, der regelrech- ten Urform von aisl. minning f, darf die unbedeutende begriftliche Differenz nicht überschätzt werden. Diese ist von der finnischen 2se-Ableitung bedingt. Man beachte z. B. finn. pezjaiset ’Leichenmal’, eine finnische Weiterbildung auf -ise zu urnord. *faigia- 'dem Tode verfallen’ (vgl. S. 45). In seinem hier berührten Auisatze in den „Neuphilologischen Mitteilungen“, Nr. 3—6 1914, behandelt SET&rA ausserdem die von ihm schon in ,Tietosanakirja^ herangezogenen lap- pischen Wörter meädus, mientus, mintys (vgl. S. 47). Auch diese will er hier als germanisch auffassen und zwar als stammverwandt mit urgerm. *menpinga (> mennnküiset Schon von germanischem Standpunkte aus ist Seräräs Hypothese jedoch höchst unwahrscheinlich. Der ganzen Voraussetzung widersprechen die Tatsachen, denn für urgerm. *menpuz, worauf er die lappischen Wörter zurückführt, haben wir nicht den leisesten Anhalt. Aber auch lappischerseits begegnen ihr grosse Schwierigkeiten. Prof. K. B. Wixzun», Upsala, der ausgezeichnete Lappo- loge, macht mir folgende briefliche Mitteilung in der Frage, die ich mit seiner gütigen Erlaubnis hier veröftentliche: „Ett sammanställande av det Enarelapska meädus och det rysklapska mientus, gen. mientuëi och mintis, gen. meantas med ett germ. *menpuz medför stora svårigheter, vilka icke berörts i Setäläs artikel i Neuphil. Mitteil. 1914, s. 170 ff. För det första återgår det Enarelapska ed på ett öppet d, ej på ett slutet e-ljud, och likaså torde vokalerna i de rysklapska ordformerna återgå på d. Gammalt nordiskt e återges emellertid i lapskan alltid med slutet e-ljud (resp. diftong, som återgår på e), eventuellt kanske med kort ä, som återgår på lapskt €, men icke med lapskt öppet ä-ljud (eller dess representanter). För det andra är -u$ en ej ovanlig lapsk avledningsändelse, och -$ kan ej direkt motsvara germ. -2. Interessantast är motsättningen mellan Enare -d- och det rysklapska -nt-. I en del sydligare lapska dialekter träffar man ett par enligt min mening säkra exempel på lapskt -dd- < lapskt *-nd- < urnord. *-np- (FUF XI, s. 34 ff), och det vore ju högst värdefullt, om denna representation av germ. -np- kunde återfinnas även i Enare, men det hittills publicerade Enarelapska materialet ger ingen ledning härför, vare sig i positiv eller negativ riktning. Lika litet vet man om reprensationen av germ. -np- i rysklapskan. Om detta -np- i Enare blivit -d- och i rysklapskan -nt-, så måste man nog trots den underliga stamvokalen sammanställa meädus, mientu$ etc. med germ. menp .... men det måste ju först bevisas, att dessa -d-. -nt- kunna ha ett sådant ursprung, innan man kan våga sig på etymologin i fråga. Jag känner slutligen intet exempel på något inhemskt ord, i vilket Enare -d- motsvarar rysklapskt -nt-. Upsala 14 maj 1914. K. B. Wiklund." N:o 2. - 50 T. E. KARSTEN. Bis auf Weiteres müssen also fiun. menninkäiset und die hier berührten, auch semasiolo- gisch abseits liegenden lappischen Wörter auseinander gehalten werden. An eine germanische Grundform *menpuz, wofür die Belege fehlen, ist keinesfalls zu denken. Wenn Verwandt- schaft angenommen werden könnte, wären die lappischen Formen vielleicht für Umbildungen des germ. *menpia- 'Andenken' (got. gaminpi, an. minni) mit der „nicht ungewöhnlichen lap- pischen Ableitung -4$* zu halten. Die von mir aufgestellte Gleichung finn. menninkäiset : urg. *menpinga (an. minning) dürfte dagegen einwandfrei sein. 3. Finn. koukoi, estn. köuk "Tod, Ahnherr’: vorgerm. *kouko-, vgl. unten (Kap. II). E. Altnordische Kultdenkmäler in Finnland. Ortsnamen und Lehnwörter. In Betreff der altnordischen Religionsformen wie der altgermanischen überhaupt unter- scheidet man bekanntlich im grossen und ganzen zwei Hauptstufen in ihrer Entwicklung: einen uralten, naturgebundenen Gottesdienst in Hainen, auf Bergen, bei Quellen und Flüssen, d. h. eine mehr oder weniger primitive Naturreligion, sowie eine jüngere Tempel- und Bilderverehrung, die in Skandinavien wesentlieh wohl erst mit dem rómischen Eisenalter Eingang findet. Diese Dop- pelheit in den heidnischen Kultformen des Nordens tritt in dem Upsalatempel des ausgehenden Heidentums noch klar zu Tage: von der Hand der Natur hat es den heiligen Hain, den ewig erünenden Baum und die Opferquelle; Menschenwerk ist der Tempel selbst mit den Standbildern der drei höchsten Götter. Die Hauptmasse des schwedischen Volkes stand noch zur Zeit der Bekehrung und sogar viel später — äussert gewiss mit Recht Ap. NoREEN in , Fornnordisk religion, mytologi och teologi^ (Spridda studier, Bd 1, S. 33) — wesentlich auf der Stufe einer primitiven Naturreligion. Grosse Tempel mit ausgebildetem Gottesdienst gab es damals wohl nur in wichtigeren Kultzen- tren wie in Upsala, nicht aber in entlegenen Grenzmarken. Daher fehlen auch Ortsnamen wie Odenshargh (jetzt Odensala), Odenslunda (jetzt Onslunda), Fröslunda, Torsvi u. a. uppländische Bildungen dieser Art, die auf bestimmte Götter zurückweisen, fast gänzlich z. B. in Norrland und Finnland. Aber in Uppland und anderen Teilen von Schweden kommen auch unzusammen- gesetzte Ortsnamen vor, wie Harg (= 'Opferaltar), Hof (= Tempel’), Vi (= "heiliger Ort), Lunda (= 'Hain’) u. a. Der letztgenannte Typus spricht noch von keinem Sondergott, nur von einem heiligen Ort, einer Opferstätte. In Schweden ist die Zahl der so beschaffenen Ortsnamen eine sehr grosse: wir haben hier nicht weniger als etwa 20 Belege für Vi und 9 für Via (= Gen. PI. zu vj)! Auch in Dänemark zeigen diejenigen Ortsnamen, die mit alten Kultplätzen verbunden sind, vor allem in spärlich bevölkerten Gegenden wie in Jütland, diesen unzusammengesetzten Typus. Welche Gottheiten hier verehrt worden sind, enzieht sich unserer Erkenntnis. Der Ort ! H. HILDEBRAND, Sverges medeltid, Bd 3, S. 7 ff. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 51 war an sich ein Heiligtum. In solchen Namen, Vium, Viberg, Hargby u. a., liegt nur der Gemein- begriff einer heiligen Stätte. ! In der Frage nach den schwedischen Ortsnamen in Finnland muss eine historische Betrachtung natürlich zunächst den norrländischen Namensgebrauch heranziehen. Dies gilt auch den mythologischen Namen. In seiner oben angeführten Übersicht der Kultnamen in Norrland hat NORDLANDER nur Vi- und Hof-Namen mitzuteilen, und die letztgenannten lassen sich dazu auch anders deuten. Diese Gruppen sind aber recht zahlreich. Der Ängermanfluss bildet ihre Nord- erenze. Bezeichnend für dieselben ist, dass sie sich nie mit einem Götternamen verbinden. So verhült es sich auch mit ihren Entsprechungen in Finnland. Sogar in Österbotten, einem Landesteile, der dem nördlichen Norrland gegenüber liegt, sind Ortsnamen vorhanden, die den hier berührten skandinavischen ganz analog sind. In Malaks, einem alten, archäologisch seit dem Eisenalter bezeugten Orte mit schwedischer Bevölkerung, findet sich das Dorf Viasgründ mit dem Hofe Vias (-as ist eine gewöhnliche Endung der schwe- dischen Hofnamen besonders in Österbotten). Dieser Name ist wahrscheinlich auf einem altschwe- dischen Gen. Pl. wa gebildet; vgl. aisl. vé n. "Heiligtum, Tempel’, as. «4h m. "Tempel’, aes. weoh, wig m. 'Gótterbild' sowie die oben erwähnten Ortsnamen auf Vi, Via in Schweden. In der Nach- barschaft von Viasgränd in Malaks fliesst Heligån (häljäe), nach welchem die Wiese Hällne- enje und das Moor Æüllne-mosa benannt sind (hällne < *helg-vin-). In der heutzutage rein finnischen Nachbargemeinde Laihela, wo die (ursprünglich schwedische) Besiedelung noch älter ist als in Malaks, haben wir das Dorf Viiala, dessen Name eine finnische /a-Erweiterung des schwedischen Namensstammes Vza- darstellt. In der Nähe liegt das alte Dorf Torstila, eine jetzt finnische Namenstorm, die noch in den 1550:er Jahren Torista (d.h. Tore-stad) geschrieben wurde. In der nächsten, noch heutzutage schwedischen Nachbargemeinde, Mustasaari, gab es im Kirchdorfe noch im Jahre 1606 einen Hofnamen Visas, der mit dem finnländisch-schwedischen Hoinamensuffixe -as aus dem Gen. Sg. Vis- (vgl. Visby auf Gottland, Visborg in Finnland, Nyland) gebildet ist. In Pedersöre bei Jakobstad trägt eine Anhöhe ganz neben der uralten Ortskirche den Namen Visasbacken. Beachtenswert ist, dass besonders die beiden letztgenannten Örter in der nächsten Nähe von alten Kirchen gelegen sind. Auch in Skandinavien befinden sich die ältesten christlichen Kirchen manchmal an Plätzen mit Namen auf Hof, Harg, Vi, Lund. Ortsnamen auf V:a sind auch in anderen Teilen unseres Landes anzutreffen. Im Eigent- lichen (südwestlichen) Finnland sowie in Tawastland und Satakunta haben wir die jetzt fin- nischen Dörfer Verainen in Taivassalo—Tüfsala (1541 Wiasby), Viiala in Vemo (1477), Näden- dal (1555) sowie in Lempäälä, Valkeala, Koskis (schon 1410) und Messuby (Messukylä), ? ausser- dem Visborg, alte Ruine in Nyland, Pojo und Viborg Stadt in Karelien. Vel. noch Vias-vuori (=? nord. Viberg) in Harjavalta, Vias-vesi (=? norweg. Vévatn, See in Tysnesoen), Meerbusen i. Süden von Björneborg. Ortsnamen auf Hof sind selten in Finnland. In Österbotten, Wörä, begegnen die Höfe Hof und Hofman, beide an einer Hofkullen genannten Anhöhe, im Eigentlichen Finnland Hofva ! A. OLRIK, En Oldtidshelligdom, Danske Studier 1911, H. 1. ? Der letztgenannte Ort — in der nächsten Nachbarschaft von Tammerfors — war, wie auch der Name zeigt, schon in katholischer Zeit ein kirchliches Zentrum; vgl. aschwed. messa Ack. Sg. messu (woraus finn. messu), nschw. mässa ”Messe'; finn. kylä = schwed. by. N:o 2. 52 T. E. KARSTEN. in Kimito, Hofvas in Pargas, u. s. w. Das altschwedische Wort hof bedeutet jedoch auch 'Hof, Gut’. Unbekannt in Finnland sind auch zusammengesetzte Namen auf -lunda wie Odins-, Tors-, Fröslunda (Uppland). Die übrigen /wnd-Namen beweisen an sich nichts für die Gótterverehrung, ebenso wenig wie z. B. Lund in Skåne, wenn dieser Ort, wie K. SrrERNA angenommen hat, ! nach London (früher Lwndona) benannt worden wäre. Von finnländischen Örtern mit hergehóri- gen Namen erwähne ich Zundä, Kirchspiel im Eig. Finnl (de Lundis 1331) sowie Lill- und Stor-Lund, Höfe in Österbotten, Wörä (schon 1549), bei dem Berge Lundsberget (londbjärje). Eine gewöhnliche altnordische Bezeichnung für heidnische Opferplätze ist weiter aisl. horgr m. 'Haufe von zusammengebrachten Steinen, Opferstátte'; vgl. auch das finnische Lehnwort harju (< *harugu- od. *harigu-) 'Bergrücken' (eine Bedeutung die auch einigen neunorwegischen Gebirgsnamen auf horgr zugrunde liegt) ? sowie ags. hearg. m. (*hargu-) "heidnischer Tempel, Göt- terbild’, ahd harug, haruc, haruch "lucus, nemus, fanum’, lex Ripuaria: in haraho conjurare 'an heiliger Stätte schwören’. In Schweden begegnet das Wort in einigen mythischen Ortsnamen wie Oilenshargh, jetzt Odensala (vgl. S. 50), und Thorsherghy, Thorswriæ 1318, Thorserghi 1322 = börshargher. In Finnland steckt das aschw. /wergher in seiner ursprünglichen Bedeutung ’Stein- haufen’ in den ósterbottnischen Ortsnamen Härkmärfjärden (Härkmär aus finn. Härkämeri aus altschwed. *Hergmar aus hergh- ’Steinhaufen’ + nsehw. dial. Finnl. mar m. ’untiefer, schlam- miger Meerbusen’), Hürjebacka, Härjefjärden u. s. w. (Härje- aus Gen. Sg. *Herghiar-).® In mythischem Gebrauch kenne ich das Wort aus Finnland nur in der finnischen Zusammensetzung Hürkülühde ’Ochsquelle’, dem Namen einer Opferquelle in Nousis, Eigentl. Finnl., falls das erste Glied, härkä, wie mir wahrscheinlich vorkommt, eine Umbildung von aschwed. hwrgh- ”Opfer- stätte’ wäre. Nach der Volksüberlieferung sollte man in dieser Quelle den Verstorbenen Ochsen (finn. härlä) geopfert haben. In der Nähe liegt ein alter Hain von Espen, die nach dem Hiis benannt sind (,Héiden haapoja“ = Espen des Hiisi), sowie eine alte Begräbnisstätte den kan- gas (die Heide des Hiisi) Der finnische Name Hüsi, Gen. Sg. Heiden, ist mythisch, bezeichnet einen mächtigen bösen Wald- oder Berggeist. Man hat etymologischen Zusammenhang mit der Sippe des altnordischen Mö n. und hidi n. ’Lager (des Bären)’ vermutet. * Einen erst in der neuesten Zeit sicher erkannten altnordischen Kultnamenstypus bilden einige skandinavische Ortsnamen auf Al-, Ål-, und -al, -äl, z. B. aschw. Alir=’Ale härad’ sowie "Norrala und ’Söderala’ (Kirchspiele), Froyal in Wästergötland, Småland, Ångermanland und Gottland, awn. All, Ullar-áll, Ásar-áll u. s. w. Die Namen enthalten eine nordische Paral- lele zu got. alhs f., ahd. alah m., ags. ealh m. "Tempel. Im literarischen Altnordischen ist das Wort bisher unbelegt, aber in zahlreichen urnordischen Inschriften findet sich ein gewiss her- gehöriges Wort alu, das am Besten mit ”Amulett zu übersetzen sein dürfte. Die Grundbedeu- tung geht aus dem entsprechenden litauischen elkas, alkas ’(heiliger) Hain’ hervor. Verwandt sind u. a. gr. «4x7 "Wehr, Schutz’, ags. ealgian ‘defend’. Die Bedeutungsentwicklung ist also ! Vel. O. LUNDBERG, Namn och bygd, Bd 2, S. 257, Fussn. 4. ? T. E. KARSTEN, Arkiv f. nord. fil. 22, S. 191 ff. 3 T, E. KARSTEN, Österbottniska ortnamn (Helsingfors 1906), S. 103. * E. A. TuNKELO, Mémoires de la Société Finno-ougrienne 35:17 Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 53 "Schutz, Wehr, woraus teils ’Amulett’, teils 'geschützter (eingehegter) Platz’, "Opferhain' und schliesslich ein darin gelegener "Tempel. ! Das in Rede stehende altnordische Zusammensetzungsglied -al erscheint auch in einigen ostschwedischen (aländischen und finnländischen) Ortsnamen. In Åland, Sund, liegt ein altes, sehr hoch gelegenes Dorf Tosarby (noch 1431 Torsalby, s. ARWIDSSON, Handlingar, Bd 2, S. 81); -by ist späterer Zusatz. pors-ala (-ala wohl Gen. Pl.) ist von Anfang ein dem Thor geheiligter Platz,2 wie die oben genannten schwedischen Örter mit dem Namen Froyal alte Sitze für Freysverehrung gewesen sind; vel. auch die bereits erwähnten altwestnordischen Ortsnamen Åsar-åll und Ullar-áll. Ein zweiter aländischer Ortsname dieser Art ist wahrscheinlich Jomala,® das ein altes Kirchspiel bezeichnet (Jumalaby 1333, Jumala kyrka 1351, Jomala sokn 1448 u. s. w.) Man vergleiche die uppländischen Ortsnamen Jom (1312 Jume) und Jume (1316 Jwmalijl sowie das aisl. Jómsborg, den bekannten Namen der Vikingerburg an der Küste von Pommern, der noch am Ende des 12:ten Jahrhunderts Hyumsborg geschrieben wurde sowie von den Deutschen noch später Hjumin oder Jumin.* Das erstere Glied in diesen Zusammensetzungen war wohl ein sonst unbelegtes altschwedisches *hjome = got. hiuhma swm. ’Haufen’, eig. "Anhöhe, Hügel’ (Wz. idg. kuk-, germ. huh- 'biegen, wölben'). > Eine Ablautform hierzu, urg. *huhmo-, verbirgt sich wohl in finn. kuhmo ’Beule’, in Ortsnamen (z. B. Kuhmois, Kuhmo-niemi) = Anhöhe, Hügel’; vgl. das neunorweg. Verbum höma (i hop hoy) ‘einen Heuschober machen’ (< *huhmon). Dass wir für den Ortsnamen Jomala eine altschwedische Grundform *Hjomala anzusetzen haben, beweist die finnische Namenstorm Juomala.® Im Beginn des 14:ten Jahrhunderts, von welcher Zeit die ältesten Schriftformen herrühren, war unser Name sicher schon etymologisch verdunkelt. Man hat ihn daher mit dem nahe liegenden finnischen Wort jumala 'Gott verbunden, und diese Umdeutung erklärt den durchgängigen Schwund des anlautenden h schon bei den ältesten Schrift- formen. Unser Name bezieht sich also ursprünglich auf eine hoch gelegene heidnische Opfer- stätte, passt daher sehr gut für den jetzigen uralten Kirchenplatz an diesem Orte. Dicht bei ! Vgl. A. NoREEN, Till Ynglingatal in 'Xenia Lideniana’ (1912), S. 12 und daselbst zit. Lit. sowie z. B. A. Torr, Wortschatz d. germ. Spracheinh., S. 21. ? Vgl. schon H. SOMMARSTRÖM, Jomala-namnet på Åland. Finskt Museum, Bd 15 (Helsingfors 1908). * A. a. O. diskutiert SOMMARSTRÓM mehrere nach seiner Meinung denkbare Deutungen des Namens Jomala, aber ohne irgendeinen bestimmten unter diesen bevorzugen zu wollen. Er denkt auch an das von mir unten vorgeschlagene Etymon, jedoch so, dass er das Vorderglied mit got. hiwhma "Volkshaufen’ auch semasiologisch gleichstellt. Nur in seiner Grundbedeutung, 'Anhóhe', ist dies Wort nach meiner Meinung hier annehmbar. Der Ortsname Jomala, wohl derselbe wie in Aland, kommt auch in Süd-Finnland (Nyland) vor: Jomalvik in den Schären bei Ekenäs und Jomalsund bei Strómfors. In diesen Namen kann das Vorderglied Jom- m. E. nur als Naturbezeichnung gefasst werden. In der Nachbarschaft von Jomalvik liegen die Inseln Odensö — unsere einzige Erinnerung an den Odinskult — und Torsö sowie etwas nordwärts von der Stadt Ekenäs das Kirchspiel Tenala, über dessen Namen unten ausführlich gehandelt wird. * Vgl. A. D. JoRGENSEN, Den nordiske Kirkes Grundleggelse og forste Udbredning, S. 297, N. M. PETERSEN, Saml. Afhandlinger, Bd 2, S. 91. 5 A. Torr, Wortschatz d. germ. Spracheinheit, S. 91. * E. LóNNROT, Finskt-svenskt lexikon s. v. 54 T. E. KARSTEN. der Kirche liegt ein grosses heidnisches Grabfeld aus dem Eisenalter, ein Stück südwärts ein neulich ausgegrabener, sehr wichtiger Wohnplatz aus der jüngeren Steinzeit.. 1 Auf dem finnländischen Festlande begegnet das fragliche Kompositionsglied -a/ in Tenala, dem Namen eines alten Kirchspiels in der südwestlichsten Ecke der Landschaft Nyland. Der Name ist belegt zufrühst vom Jahre 1329: Tenalwm (Dat. Pl), aber die gewöhnlichste Urkunden- form ist Tenala (Gen. Pl.).2 Die schwedische Dialektaussprache ist Täinal, die entsprechende finnische dagegen Tenhola. Am wichtigsten für die Etymologie ist die lokale schwedische Aus- sprache Tüinal.3 Sie lässt sich auf altschwedisches *Degnala zurückführen (pegn "freier Mann’ + ala, Gen. Pl. zu -al). Für die Lautentwicklung pegn- > Täin- kan man den schwedischen Dorfnamen Tennby, dial. Täinby, in Pargas, Süd-Finnland, heranziehen, der noch im Jahre 1549 Tegneby geschrieben wurde, ausserdem die österbottnische Dialektaussprache räin = schwed. regn (Regen). Die finnische Namensform Tenhola ist eine Umbildung des altschwedischen *pæg- nala (> *pengnala)* — also bevor dieses zu Täinal verändert worden war — nach dem fin- nischen Worte tenho ”Zauberkraft', eig. wohl = 'Gott’ wie das entsprechende estnische Wort (vgl. oben S. 14ff.). Finn. Tenhola bedeutet ursprünglich etwa ’Kultstätte’, ist also eine Art (bewusste?) Übersetzung des schwed. *pegnala, eig. ”heiliger Ort der (freien) Männer’. Die hoch- schwedische Schrift- und Ausspracheform Tenala ist wohl eine Art Kompromiss zwischen dem ortsdialektischen Täinal und dem finnischen Tenhola. Oder auch hat man vielleicht ganz einfach zum dialektischen Täinal ein hochschwedisches Tenal(a) neugebildet nach dem Muster von hoch- schwed. rep = dial. räip, hochschw. sked = dial. stjäid, hochschw. ben = dial. bäin, u. s. w. Der betreffende Ort, Tenala, war, wie archäologische Ausgrabungen bezeugen, ° schon im 5:ten und 6:ten Jh. n. Chr. bevölkert. Vom Gesichtspunkte der Siedelungsgeschichte ist die hier vorgetragene Namensdeutung also berechtigt. % Als wirkliche Beweisstücke für heidnisch-nordischen Glauben und Kultus in Finnland können unter den in diesem Abschnitte herangezogenen Ortsnamen also nur die auf vra- und -ala 1 B. OEDERHVART, Neolitiska lerfigurer från Åland. Finska Fornminnesföreningens tidskrift, Bd 26 (Helsingfors 1912). : * Belege: de Thenalum (Tenalum) 1329. 1344, in Tenalum 1336, de Tenala 1340, in parochia Tenale (var. Tenalie=?-alle) 1345, de Tenalia 1362, Tenela, Tenala 1366. 1382, ecclesiam Tenalie 1373, in parochia Thenala 1383, Thenala (Tenala) sokn 1418, T(h)enala 1437. 8. 9. 44 u. s. w. > A. O. FREUDENTHAL, Om svenska ortsnamn i Nyland (Bidrag till kännedom af Finlands natur och folk, utg. af Finska Vetenskapssocieteten, h. 8, Helsingfors 1867), S. 5 gibt noch eine schwedische Aussprache- form Tenall an. Nach ihm wäre der Name ursprünglich finnisch (eine Verdrehung von Tenhola). Auf die tatsächliche Aussprache Täinal macht mich zuerst Prof. O. F. HurTMAN aufmerksam, zugleich auch auf die unten angeführte Parallele Tegneby: dial. Tüinby in Pargas. Mit meiner Auffassung des Namens Tenala als eine schwedische Bildung auf -al="Opferstätte’ ist Prof. HULTMAN, wie er mir mündlich mitteilt, ein- verstanden. * Der Ortsname Tegneby in Östergötland, mit demselben Vorderglied wie *pegnala—Tenala in Nyland, wird 1303 Thiengnaby, 1399 Thengneby geschrieben; vgl. A. NoREEN, Aschw. Grammatik 8 258,1. 5 A. Hackman, Die ältere Eisenzeit in Finland I. Die Funde aus den’ fünf ersten Jahrhunderten n. Chr. (Helsingfors 1905), S. 20ff., 291. Tom. XLV. ox Germanisch-finnische Lehnwortstudien. gelten, denn die Namen auf hof, lund und harg sind in ihrer ursprünglichen Bedeutung unsicher. Als eine wichtige indirekte Stütze für die Beweiskraft der Vza- und -ala-Namen kann ihre geo- graphische Lage hervorgehoben werden. Das Verbreitungsgebiet der ersteren Gruppe — Malaks, Laihela, Mustasaari, Pedersöre in Österbotten, Töfsala, Wemo im Eig. Finnland, Lempäälä, Wal- keala, Koskis in Tawastland, Messuby in Satakunta, Pojo in Nyland und Viborg in Karelien — fällt nämlich mit Landesteilen zusammen, die schon während des späteren Eisenalters, nach den Funden zu urteilen, eine verhältnismässig dichte Bevölkerung gehabt haben und zwar, sogar in später völlig fennizierten Gegenden, zum Teil noch eine schwedische. Die wenigen bisher erkann- ten Ortsnamen auf -ala verteilen sich mit zwei Namen (Torsalby und Jomala) auf Äland, das schon in neolitischer Zeit von Schweden kolonisiert war, und mit zwei Namen (Jomalvik und Tenala) auf den südwestlichsten Teil von Nyland, der an der Grenze gegen Eig. Finnland, unser altestes Besiedelungsgebiet, lieet. In ihrer sprachlichen, finnischen wie schwedischen’ Überlieferung stammen sowohl die Via- als die -al-Namen erst von historischer Zeit her. Die urnordischen Formen, *wha- bezw. -*alhw (-*alha), sind hier nirgends belegt. Dieselbe Beobachtung wurde oben in Betreff der por- Namen gemacht. Der alt- und neuschwedischen Namensform Froy- in Fröisö (vgl. S. 30) stellt sich jedoch ein urnordisches Appellativ finn. ravia (< *frawia-) an die Seite, falls diese Zusam- menstellung (S. 32) richtig ist, und auch sonst lassen sich germanisch-heidnische religiöse Vor- stellungen sogar‘ für frühurnordische (urgermanische) Zeit auch in Finnland sicher nachweisen. Ich erinnere an meine obigen Aufklärungen über die Ausdrücke menninkäiset (S. 46ff.), -feivas, -tiivo (S. 4ff.), tenho (S. 14ft.) perkule-perhana mit Sippe (S. 20ff.), kapeet (S. 27ff.). Aber dazu kommen folgende sicher urnordische appellative Lehnwörter, die sich auf die heidnische Kulthandlung selbst beziehen: 1. Finn. yuhla : nord. Jul. Finn. juhla (RENVALL) ”festum solemne, exempli causa pascha’ (’Feier, Fest), daraus u. a. juhlaan, Int. juhlata, 'solemniter celebro diem vel festum, inde convivium paro vel conce- lebro, eonvivor’, "feiern, festlich begehen, Schmaus anrichten oder demselben beiwohnen’ < urnord. *uh(u)a < *euhula < urgerm. *jeh(u)ula 'das Julfest :ags. ge(o)hhol, geohel, géol n. Weihnachten’, géola m. ’Julmonat’; dazu eine VErsErsche Wechselform *je(g)iula > *eula > "jua, woraus die j-Ableitung got. jéuleis, aisl. lir "Julmonat.. isl. iól, aschw. tal "Jul können sowohl aus *iwhula- als *iula- erklärt werden. Die erstgenannte Stammform ergab in finnischer Aussprache juhula, worin der Bindevokal u wenigstens in gewissen Dialekten leicht schwinden konnte. Wahrscheinlich ist hier aber von einer urnordischen Grundform *zuhla her- auszugehen, die entweder durch Dissimilation aus *uhula oder durch Kontamination der urnor- dischen Wechselformen *uhula und *iula entstanden ist; vgl. z. B. aschwed. möghe 'Schar' nach NOREEN, Urg. Lautl, S. 179, Aschw. Gramm., S 84,5 aus *möe (ags. maha) und mäghe (aisl. mage) kontaminiert. Finn. joulu "Weihnachten’ vertritt eine späturnordische Vorstufe zu aisl. iól, aschw. iml Neutr. Pl.! Wegen der Etymologie des Wortes Jul sei hier auf R. MERINGER, 1 Die hier vorgetragene Auffassung von juhla als urnord. Lehnwort zuerst bei T. E. KARSTEN, Idg. F. 22, S. 298. Frühere Erklärungsversuche sind verzeichnet Fi.-ugr. F. 13, S. 371. Wegen des finnischen Stammvokalismus in joulu (jou- = altnord. i0u-) vgl. A. NOREEN, Gesch. d. nord. Spr? $ 44, b u. das. zit. Lit. N:o 2. 56 T. E. KARSTEN. Das Julfest, Wörter u. Sachen Bd. 5, S. 184—94 hingewiesen. Vgl. das finn. Sprichwort : joulu juhlista jaloin ‘Jul das edelste der juhla-Feste”. 2. Finn. luote‘ "Zaubergesang': anord. blot 'Opterfest'. Finn. luote, Gen. Sg. luotte(h)en, "Zaubergesang, Weisheitrunen', luotteet Pl. ’Zauber- od. Kraftworte', luottehikas ’magisch’ «C urg. "blotes-; aisl. blöt n. 'Opferung, Opferfest. Das hergehörige finnische Verbum luotattaa "brummen, murren’ geht auf das gemeingermanische redupl. Verb. got. blotan "verehren', aisl. blota (blet) 'opfern, Opfer bringen’, aschwed. lota, ags. blótan, ahd. bluozan 'opfern' zurück (vgl. lat. flámen < *flädmen "Opterpriester). Die finnische Bedeutung '"brummen' kommt der bei den entsprechenden lappischen Lehnwórtern belegten, 'Gesang! bezw. 'singen', sehr nahe. Sie bezieht sich wohl auf die alte Sitte das Opfergebet als Recitativ oder unter Gesang herzusagen. ? 3. Finn. runo 'Lied' < germ. *ràno. Finn. runo (RENVALL) 'carmen vel poéma Finnicum ad metrum et melodiam nationis antiquam et propriam', "Rune, finnisches Gedicht’, runo-niekka, runo-seppä "poeta. Zu germ. *rüno f. in got. rüma ‘uvotTyorov, BovAm, aisl. ránar, Pl. 'Runen, Kenntnis, magisches Formular’, norw. dial. rana 'altes Formular’ mit dem Verb. razza ’beschwören’, à. dà. rune "Rune als Zaubermittel' as. råna 'geheime Beratung, Geheimnis’, ags. run 'geheime Bera- tung, Geheimnis, Runenbuchstabe’, ahd. råna, mhd. rüne 'Flüstern, geheime Beratung, Ratschluss, Geheimnis, im Ahd. auch "Zauberei (Ahd. Gl. 1 : 251, 11; 2:15,20). Die germanische Bezeichnung „Runen“ für Schriftzeichen erklärt sich aus deren ursprünglicher Verwendung im geheimnisvollen Losen und Wahrsagen. Die finnische Bedeutung 'carmen, poëma’ geht auf die ältere Nuance ’Zauberlied’ zurück, wofür die Finnen jetzt die Zusammensetzung lostsu-runo gebrauchen. Auch bei den Römern wurde die Zauberformel singend hergesagt, das beweist u. a. lat. cantare 1) ’singen’, 2) ‘die Zauberformel hersagen’, ?ncanfatus 'durch Zaubersprüche geweiht. 4. Finn. rukoella ”beten «Z germ. *prägon. Finn. rukoelem (RENVALL) ’oro, rogo. precor, deprecor, imploro, supplico’, 'bitte", bete’, rukous "precatio, preces', 'Bitte, Gebet’; olonetz. ruguolen ‘bete’. Der finnische Stamm ruko-, welchem das verbale Frequentativsulfix -elen bezw. das nominale Abstraktsuffix -us angehängt wird, lässt sich, da er im Finnisch-ugrischen ganz iso- liert ist, wie mir scheint sehr passend mit altschwed. pragha swv. (< germ. *pragon) verbinden. Dies bedeutet nach K. F. SöpErwALL, Ordbok öfver svenska medeltidsspräket s. v. 1) 'drohen, unter Drohungen bitten’, 2) 'eitrig, dringend bitten, verlangen’, 3) ‘’nôtigen, ab-, zwingen’, 4) "zwingen, bedrücken'; vgl. praga sik 'erzwingen' und die Ableitungen af-prägha ’abnôtigen’, undir-bragha "unterwerfen, etw. zuschanzen'. Lautlich stellt sich dieser Gleichung nichts in den Weg, denn die finnische Kürzung des germanischen Stammvokals hat Parallelen in dem obigen runo : germ. *rüno und in zahlreichen anderen Fällen, z. B. finn. ruho 'Kórper, Rumpf < germ. *pruho "Stamm, Klotz’, muha "locker! < germ. *mäha (vel. unten S. 60ff.). ? E. A. TUNKELO, Fi-ugr. F. 1, S. 186, E. N. SmETALA, ibid. S. 187. T. E. KARSTEN, Österbottniska ortsnamn, S. 56 f. Tom. XLV. Qt 1 Germanisch-finnische Lehnwortstudien. Die Bedeutuug von finn. rukoelen deckt sich etwa mit der in aschwed. prägha "dringend, eifrig bitten’. Etymologisch nahe verwandt sind u. a. aisl. prå F. (*prawo) ”heftiges und leid- volles Verlangen’ und prébénn 'eitrig zu beten’. ! Finn. rukoelen bezieht sich, in dieser Weise erklärt, ursprünglich noch auf den heidnischen Zauberspruch, mit welchem der Mensch die Hilfe des angerufenen Wesens erzwingen? will. Der Zauber ist als Vorstufe zu dem eigentlichen Gebet zu fassen, das keinen Zwang bezweckt, nur eine Bitte ausspricht. 5—6. Zwei germanische Bezeichnungen für Opfertiere. Finn. teuras, Gen. Sg. teuraan (RENVALL) ’mactandum vel mactatum quid”, "Schlachtvieh’, z. B. teuras-härkä ‘Schlachtochs’, -/ammas ’Schlachtschaf’; daraus teurastan ”macto, lanio, exempli causa bovem’, ’schlachten’; vgl. estn. föbras, töuras "Vieh'. Tromsen, Einfluss der germ. Sprachen auf die finnisch-lappischen, S. 175, wie nach ihm SETALA, Herkunft und Chronologie der älteren germanischen Lehnwörter in den ostseefinnischen Sprachen, S. 9, vergleicht ags. tiber, tifer n., ahd. zépar n. (aisl. fafn), "victima, sacrificium", wozu nach A. Tore, Wortschatz, S. 155, noch got. abr n. (Schreibfehler für *Zıbr) 'Opfertier, mhd. ungeztver, ungezibere n. "Ungezieler, nicht zum Opfer geeignetes Tier.? SeräLi bezeichnet aber Fi-ugr. F. 13, S. 458 die in Frage stehende Gleichung. fi. Zeuras: ahd. zépar u. s. w., als unsicher, freilich ohne dies zu begründen. Aus ags. tiber, ahd. zöpar ergibt sich in der Tat *fibraz als gemeingermanische Grundlage, die im Finnischen nur als *iuras hervortreten könnte. Der Stammwokal ? der ahd. Form ist sicher einzelsprachlich. + In einer urgermanischen Form wie finn. Zeuras (mit urg. -az) ist dies & noch undenkbar. In dem finnischen Worte müssen daher zwei urgermanische Wörter zusammengefallen sein: das genannte *775raz und urgerm. *peuwraz in aisl. piórr, schwed. tjur ’Stier’, vgl. urgerm. *steuraz in got. stiur, ags. steor, ahd. stior u. s. W. "Stier. Germ. *beuraz kann nicht allein das finnische Wort erklären, denn die estnische Seiten- form töbras beweist, dass der eu-Diphthong im Finnischen nicht ursprünglich ist. Auf germ. *fibraz "Optertier’ weist ausserdem die finnische Bedeutung, ’Schlachtvieh’, zurück. Die zentrale Bedeutung dieser germanischen und indogermanischen Sippe ist 'opfern', eig. "zerteilen" (TORP, a. a. O.). Wegen der veralleemeinerten Bedeutung '"Vieh' im Estnischen vgl. das aus demselben germ. Wort entlehnte air. £o?vre "Vieh. Finn. tauno, tauna "zahm, von Tieren’, tiromm, still, von Menschen. Dieses Wort dürfte urgerm. *tafno-, urnord. *fafna- : aisl. tafn n. 'Optertier' (auch ’Opfer- mahl) wiedergeben. Die finnischen Bedeutungen lassen sich aus der altisländischen, "Opfertier', ungezwungen herleiten. Vel. arm. Zaun 'Fest, gr. dardvn 'Aufwand', lat. damnun "Verlust (eig. Aufwand) sowie mit anderem Suffix lat. daps ’Mahl, Opferschmaus’. In einiger Entfernung besteht Verwandtschaft auch mit der Sippe von germ. *tbra- (s. oben); vgl. Ton», a. a. O. ! Zu dieser Sippe gehören ausserdem z. B. nhd. drohen und aisl. prá N. "Trotz, pertinacia, prár 'per- tinax' (A. Torr, Wortschatz, S. 193). ? W. Wunprt, Völkerpsychologie, Bd 2:3, S. 658, 661 £., K. HELM, Altgerm. Religionsgesch. 1, S. 54; vgl. E. WESTERMARCE, The Origin and Development of the Moral Ideas, Vol. 2, S. 584--6. > E. LIDÉN, Armenische Studien, S. 8, vergleicht arm. {var (*(ibara) '"Schafbock'. * W. BRAUNE Ahd. Gramm. 3-4, S 31, Anm. |, N:o 2. 8 58 T. E. KARSTEN. F. Müspilli—Muspell. Über die Herkunft dieser Wörter gibt es eine ganze Literatur. Unter Hinweis auf W. BrAuNE, Althochdeutsches Lesebuch, 7. Aufl. (Halle 1911), S. 190 f., der die Wortbelege anführt und über die verschiedenen Deutungen einen kurzen Bericht gibt, werde ieh, bevor ich zu mei- nem eigenen Vorschlag übergehe, einige Hauptmomente der früheren Diskussion in Erinnerung bringen. Zwei entgegengesetzte Auffassungen stehen sich gegenüber: der Ursprung des Wortes ist entweder ein Aeidnisch-altgermanischer (A) oder ein christlicher (B). Nach den auf A zurück- gehenden Deutungen (J. Grimm. MÜLLENHOFF, WOESTE, KÖGEL, MARTIN, KAUFFMANN, v. GRIEN- BERGER, SCHÜTTE, HELM) ist der erste Teil der Zusammensetzung mit aisl. spell n. "Bruch, Scha- den’ und dem swv. aisl. spilla, ags. spildan, spillan, as. spildian, ahd. spilden "zerstören, ver- derben’ zu verbinden. In Betreff des zweiten Teiles variieren aber die Meinungen sehr : eine annehmbare Lösung ist überhaupt nicht gefunden. Auch die Auffassung B hat eifrige Verfechter gehabt, u. a. S. Bucce (Studien z. Entstehung der nord. Götter- u. Heldensagen), KAHLE, ÖLRIK und Derrer : das Wort sei im Alts. (Ags.?) entstanden, von Norddeutschland nach Süddeutsch- land und nach Skandinavien als Lehnwort eingewandert. E. Mock, Pauls Grundriss d. germ. Phil?, 3, S. 382 weist alle bis dahin vorgebrachten Deutungen ab, hält jedoch Entlehnung des nord. Müspell aus Niederdeutschland für möglich, in seiner Germanischen Mythologie, Sammlung Göschen 1906, sogar für sicher. | In der aller jüngsten Zeit sind wieder einige neue Äusserungen zu Gunsten der heid- nischen Herkunft getan worden. W. Braune a. a. O. hält alle für den Standpunkt B gegebenen Etymologien für prinzipiell falsch, ohne deshalb eine der Deutungen unter A als sicher zu erklären. Er meint, „dass wir jedenfalls mäspilli als ein vorchristliches, altgermanisch-mythisches wort fassen müssen, dessen genaue deutung vielleicht nicht mehr zu erreichen sein wird“. Ebenso betont B. M. ÓrsEN, Arkiv f. nord. fil. 30, S. 148, dass ahd. máspilli, alts. müdspelli ’weltver- zehrendes Feuer beim Weltuntergange wesentlich dieselbe Rolle spielt wie die Männer Mus- pells, unter diesen Surtr mit seinem Feuer, in Voluspá. Diese Übereinstimmung in Namen und Funktion sprüchen dafür, dass die deutschen Gedichte in ihren Schilderungen des jüngsten Tages einen fossilen Überrest altgermanischen Volksglaubens bewahren. Von grossem Gewicht sei auch die negative Tatsache, dass die altchristliche lateinische Literatur kein Gegenstück zu dem Namen Müspilli-Müdspelli-Müspell kennt. Ferner bemerkt G. Necxez, Neuere germanistische Altertums- forschung (Die Geisteswissenschaften. 1. Jahrg. 1913—14, H. 2), dass die nordischen Gedichte, die den Begriff „Muspell“ (Muspilli) bringen, freilich mindestens ein Jahrhundert jünger sein dürften als der Heliand und die stabreimende Weltuntergangspredigt aus Bayern: aber daraus folge nicht, dass diesen Begriff erst die Bekehrungszeit geschaffen hätte; es gäbe Gründe für das Gegenteil. Durch die unten folgenden etymologischen Erórterungen glaube ich die alte Streitirage dahin fördern zu können, dass ich für die Auffassung A eine Etymologie darbiete, die meines Erachtens von allen Gesichtspunkten aus befriedigen müsste. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 59 Schon bei J. Grimm und MürrENHorr gilt müspilli als eine altheidnische poetische, aber etymologisch dunkle Umschreibung des Feuers. Den wohl endgültig richtigen Sinn des Wortes erkannte zuerst R. Kócxr, Althoch- und altniederdeutsche Literatur in Pauls Grundriss, 1. Aufl. (1889), S. 212, 2. Aufl. (1901), S. 111: mäspilli ’Erdzerstörer’ zu ahd. *mü = 'Erde’ in má-werf '"Maulwurf, daraus alts. mutspelli durch Angleichung an mut, mott 'torfartige Erde’. Das vor- auszusetzende *m hat man aber weder im Althochdeutschen noch in irgend einer anderen ger- manischen Sprache bisher nachweisen können, und das ist wohl der Grund, warum der von KöGEL angewiesene Weg zur Lösung der Frage von niemandem verfolgt worden ist. E. Mar- TIN, Zeitschr. f. d. altertum 38, S. 186ff, bàlt as. mudspelli für die Grundform : eig. = 'Rasen- zerstörer’ zu mud, mott "Rasen (vor sp wäre der Dental im Ahd. und Altn. geschwunden). F. Kauremann, Zeitschr. f. d. Phil. 33, S. 5ff., trennt dagegen alts. mutspelli von dem altheidni- schen ahd. måspilli, altn. Muspell : dieses aus mü- = ags. måga, mía ’Erdhaufen, Hügel’. Nach TH. v. GRIENBERGER, Ide. F. 16, S. 40ff. wiederum enthält der erste Teil altn. müge, mügr ’Haufen, Menschenhaufen, Volksmenge’ : *mágspell, *mágspilli > altn. müspell, ahd. müspelli "Ver- derben der Volksmenge', ahd. *mugwerf > müwerf ”Hautenwerfer”. So viel dürfte ohne weiteres klar sein, dass ahd. müspilli und müwerf betreffs ihrer Vorderglieder wenn nur möglich zusammengehalten werden müssen. Aber mäiwverf lässt sich nicht mit KAUFFMANN, v. GRIENBERGER, Kruse Et. Wh? und Wxicawpr, D. Wh. s. v. Maulwurf als „Haufenwerfer“ verstehen. Dies lehrt schon der ganz analog gebildete, gleichbedeutende ahd. Tiername moltwerf, der das Wort *mulôo "Staub, Erde’ enthält (nhd. Maulwurf umgebildet nach Maul); vel. die germ. Parallelen mengl. moldwerp, Shakespeare moldwarp, nd. mullwarp, dä. muldvarp (aus dem Niederdeutschen), aschw. muldvarper. Neben ahd. moltwerf geht in derselben Bedeutung ahd. mulwerf, das wohl in Anlehnung an germ. *mula(n) Maulwurf’ (mnd. mol, mul, holl. mol, engl. mole) ! umgebildet ist; vgl. auch mnd. mol, ags. myl n. Staub’. Auch andere germ. zusammengesetzte Bezeichnungen des Maulwurfes sind gebildet mit diesem Vordergliede: schwed. mullvad, wohl eine Umbildung von mallvarp nach dem Vb. vada ’gehen’, schwed. mullsork, dial. mullsyrk = à. dà. muldsyrke (vgl. lat. sorex ’Spitzmaus’), sehwed. mollkvadd (kvadda 'stossen, zerdrücken’) ? und norw. dial. moldvond, moldvand. Der zweite Teil des letztgenannten Kompositum erscheint auch allein in dieser Bedeutung: dán. vaand ”Maulwurf (im Norw. ’Erdratte’, arvicola amphibius) schwed. dial. vamd, vánd, ags. wand, engl. dial. want dass. Dieses Wort, germ. *wandu, gehört, wie schon Fazx-Torr, Et. Ordbog, 2, S. 418 und Tore, Wortschatz, S. 390 annehmen, sicher zu germ. windan 'drehen' und bezieht sich wohl auf die gewundenen Gänge, die der Maulwurf und die Erdratte graben. Gleichbedeutend mit dem genannten ags. wand ist das ags. Kompositum wandeweorpe. In dem entsprechenden mittelniederdeutschen Tiernamen windeworp, wintworp ist das germ. *wandu- durch Umbildung etymologisch verdeutlicht worden. Vgl. auch dàn. dial. vrimpel "Maulwurf' mit mnd. wrimpen stv. 'verziehen (das Gesicht)’, auch wrempen SWV., wrempich 'verdreht’ (Wz. wremp- "drehen, krümmen’). * 1 A. Torr, Wortschatz, S. 314. * FALE-Torr, Et. Ordbog., 1, S. 526. 3 A. Tore, Wortschatz, S. 417. N:o 2. 60 T. E. KARSTEN. Auf Grund dieser Bildungen und Bedeutungen scheint es mir sicher, dass der zweite Teil in ahd. moltwerf, mengl. moldwerp, ndd. mullvarp u. s. w. ursprünglich nicht, wie man all- gemein annimmt, zu werpan in dem Sinne 'werfen' gehört. Die Grundbedeutung des germ. Ver- balstammes werp- ist nämlich "drehen, schlingen’ : vgl. altisl. in aldri orpinn ‘von Alter gebeugt?, verpast (vor Hitze) zusammenschrumpfen’, nhd. dial. sich werfen, nd. sik werpen ‘sich krümmen', besonders auch germ. warpa- "Wart, Einschlag, Aufzug des Gewebes’ und das nahe verwandte lit. verpti 'spinnen' (s. Torr, S. 398). Der Tiername ahd. moltwerf u. s. w. ist also der Bildung und Bedeutung nach eine vollständige Parallele zu norw. dial. moldvand, dessen zweiter Teil wie das einfache germ. *wandu- 'Maulwurf zur Sippe von windan gehört; vel. die oben angeführten Synonyme aes. wandeweorpe und mnd. wndeworp. Der Maulwurf ist daher etwa „der sich durch die Erde windende*; ahd. wintan, mhd. winden bedeuten auch ’fortbewegen, sich wenden’, vgl. schwed. mullvad "Maulwurf', eig. ‘der durch die Erde watende, dringende’ (zu wadan). Kehren wir nun zu ahd. müvwerf wieder. Dass dieses Wort mit ,Haufenwerfer* wieder- zugeben wäre, ist höchst unwahrscheinlich schon mit Rücksicht auf die oben erórterten paralle- len Namensbildungen mit -werp, -warp, -wurf. Ausserdem ist ein germ. *mäga mit der speziellen Bedeutung ’Erdhaufe’ nirgends belegt; das Wort bedeutet im Ags. 'acervus, 'a mow (as in barley-mow), a heap (of hay, corn)’.! Diese Deutung ist daher meines Erachtens abzulehnen. In der Tat, hat es, wie ich hier nachweisen werde, ein ahd. Wort *»h gegeben, das mit ahd. mo/t "Staub, Erde’ gleichbedeutend war. Im Althochdeutschen (und auf deutschem Sprachgebiete überhaupt?) hat es sich nur in den fraglichen Zusammensetzungen mäwerf und müspillà erhalten. Im Nordischen ist dies Wort aber weit verbreitet: aisl. mör m. 'Ebene mit sandigem oder griesigem Boden',? norw. dial. mo m. 1) '"Ebene', 2) 'Sand-, Grieserde’, sowie mo n. '"Schaum', moa v. ’schäumen’, > nschwed. mo m. 'sandige Heide’, dial. 'grosse unfruchtbare Waldgegend', moe swm. 'Sand im Acker, feiner Sand und Mergel gemischt, hvita-moe swm. "weisser Sand’, vgl. mo(g)-sand.* Wir haben das Wort ausserdem in zahlreichen nordischen Ortsnamen, in Schweden z. B. in Värnamo, Runamo u. s. w., in Finnland z. B. in den ósterbott- nischen Dorfnamen Munsmo, Is|mo, Petsmo, Hankmo, Maksmo, Teugmo, Eugmo, Larsmo, Mono. Dem in Frage stehenden Worte, aisl. mör u. s. w., hat es an einer zutreffenden Etymo- logie bisher gefehlt. FArx-Tonp, Et. Ordbog s. v., und Tore, Wortschatz, S. 322, kennen über- haupt kein germanisches Zubehör dazu. Von aussergermanischem Boden haben Farx-Torr, Et. Ordb., altir. machaire "Ebene' (aus *makarjo-) und Tore, Wortschatz, zógernd ir. macha dass. (aus *malaja) herangezogen. Aisl. mör wäre urn. *müha-. Diese Gleichung lässt aber die nor- dischen Bedeutungen 'Sand, Sanderde’ unerklürt und ist daher wenig überzeugend. Einige finnische Lehnwórter bringen Licht in die Frage. RENvarr, Lexicon finnicum: muha od. muho od. muhu 1) 'terra paludosa, soluta, colendo inutilis, (’Sumpferde’), 2) ”farrago mixta, congeries soluta ('Gemische'); dazu als finnische Ableitung das Adj. muhia "solutus, haud compactus, exempli causa humus’ (locker). Nach Lônnror, Lexikon, sei hier das finn. Kompo- situm muha-maa 1) — schwed. mo-jord, 2) ’Sumpferde’ nachgetragen, sowie nach WIEDEMANN- ! BOWORTH-TOLLER, An Anglo-saxon Dictionary, S. 700, Tore, Wortschatz, S. 325. ? FRITZNER, Ordbog?, s. v. * Ross, Ordbog, s. v. + Rrerz, Svenskt dialekt-lex., S. 442. | Tom. XL V. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 61 Hurr, Ehstn.-deutsch.Wb., estn. muhe, Gen. Sg. muheda, Adj. "weich, locker’: muhe muld ’lockere, mulmige Erde’, muhe wihm "sanfter, warmer Regen’. ! Zuerst einige Worte über die mutmassliche Bedeutungsentwicklung innerhalb der hier aufgestellten nordisch-finnischen Wortgruppe. Die Bedeutungen 'sandige Ebene, Heide’ im Alt- isländischen, Neunorwegischen und Neuschwedischen, 'erosse unfruchtbare Waldgegend’ im Neu- schwedischen sind Sonderentwicklungen der in neunorwegischen und neuschwedischen Dialekten erhaltenen Grundbedeutung ‘Sand, Gries, Sanderde'. Es ist eine Art Kollektivierung des Begrif- fes; vel. die analogen Fälle: got. malma m. ‘Sand’, ags. mealm "Sandstein, Kalkerde’, as. ahd. mhd. melm 'Staub, Erde’: schwed. malm 'sandige Ebene’; aisl. jord, schwed. jord 1) 'Staub, Erde’, 2) 'Erde im Gegensatz zum Himmel, vgl. das zugehörige, 1 mal belegte ahd. ero ”Erde” gegenüber éfhzm?l (Wessobrunner Gebet v. 2) und aisl. jorvi ‘Sand, Gries’, falls nicht ahd. ero für erda stünde; norw. dial. mold 1) 'Staub, Erde’, 2) "Ebene, ags. molde 1) 'earth, dust’, 2) 'eround, world . Im Finnischen tritt der Nebenbegriff ‘terra paludosa, colendo inutilis, Sumpferde' hinzu. Daran erinnert einigermassen die neuschwedische Bedeutungsnuance 'unfruchtbare Waldegegend'. Die Nebenvorstellung von Nässe fehlt jedoch hier, aber tritt deutlich zu Tage in einem anderen, gewiss nahe verwandten nordischen Worte: norw. dial. mo n. "Schaum’, moa swv. 'schàumen'. Auf diesem Grunde scheint es, da die nordischen und finnischen Wörter lautgesetzlich auf urnor- disches "maha zurückgehen können, erlaubt zu sein auf folgende aussergermanische Wortsippe zu verweisen: lat. mücor 'Schimmel, Rahm’, mcus '"Nasenschleim', gr. wuxoc dass., uvzns, -Toc "Pilz, kymr. mign "Sumpf; Kot.? Auf nordischem Boden gehört nach meiner Meinung auch aisl. móa swv. 'verdauen' hier- her, indem ich es auf urnord. *mühon zurückführe. Die Becriffsentwicklung ist in diesem Falle eanz die nämliche wie die bei der grossen Sippe des gleichbedeutenden nhd. verdauen: ahd. dowiren, mhd. fouven, nhd. tauen (germ. *paujan) = aisl. peyja "zu schmelzen anfangen, tauen’, trans. ahd. douwen, firdowwen, mhd. verdowwen 'verdauen’, ags. pawian 'tauen', engl. thai, aisl. Dana intr. 'schmelzen', ags. pavenian "netzen'; mit s-Erweiterung u. a. norw. dial. foysa (aus *pausjam) ’warmes Wasser auf das Heu giessen (für das Vieh). foysen "halb aufgelöst (von Feuchtigkeit) : zur ide. Wz. tau:tau* z. B. in skr. /óya n. ‘Wasser, vgl. asl. taja tajati ’schmelzen’, éalu 'geschmolzen, flüssig’. Also: "feuchte Erde’ (finn. muha '"Sumpferde) > lockere, weiche, mulmige Erde’ (finn. muhia maa, estn. muhe muli — norw. dial. mo m., schwed. dial. moe m.) d. h. Sanderde im ! Vgl. estn. Muhu-màü (Mohu-mä) = die Insel Mohn an der Küste von Estland, muhu-lane "Bewohner der Insel Mohn. Zu vergleichen ist z. B. Muhois in Finnland, Nord-Österbotten, der Name eines Küsten- kirchspiels. Diesen Namen ist schon R. SAxÉN, Språkliga bidrag till den svenska bosáttningens historia 1, S. 260 und Journal de la Société Finno-ougr. 23:9, S. 7—9, geneigt mit dem nord. mo 'Heide' zu verbinden. Die aussernordischen Beziehungen des Wortes berührt er nicht. Mit Rücksicht auf diese ist die von SAXÉN angesetzte urnordische Grundform *moha, *muha nicht stichhaltig. ? A. Torr, Wortschatz, S. 325. 3 A. Torre, Wortschatz, S. 324, fasst dies Wort als *mowon auf: zur Wz. mu ’reiben’ (an. md aus *mawen 'abnutzen, abschaben'), wohl aber mit Unrecht (vgl. unten). * A. Torp, Wortschatz, S. 175. N:o 2. 62 T. E. KARSTEN. à Gegensatz zu steiniger Erde. Von der zugrundliegenden Wz. må- etwa ‘feucht sein’ kommt eine idg. t-Erweiterung vor:! maut- z. B. in skr. mätra n. ’Harn’, germ. *mupra- m. in ndl. mnd. modder (daraus schwed. dán. mudder), "Schlamm, Hefe’, engl mother "Satz, Hefe’, spätmhd. (md.) moder m. "in Verwesung übergegangener Körper, Moder, Sumpfland, Moor’, nhd. schweiz. müde- rig 'schimmlig, neblig?; daneben mnd. mudde 'dicker Schlamm’, engi. mud, schwed. modd "nasser, schmutziger Schnee’, md. mot (-tt-) n. "Torferde, Morast’. Die bei dem germanischen Wortstamme *mäh- hier nachgewiesenen Bedeutungen ’feucht, nass’ und locker, weich’ gehen sonst auch bei dem germanischen Parallelstamme meuk-, mauk-, mak "weich (urspr. wegen Nässe)’ nebeneinander: vgl. lat. mågil '"Schleimfisch', émungo "ausschneuzen’ sowie aisl. mjukr "weich’, got. müka-modei 'Sanftmut/ norw. dial. mauk 'Flüssig- keit, Suppe, Gemenge, Teig’, moykja 'verdünnen, weicher machen. Das nach RENVALL oben angeführte finn. muha 2) ’farrago mixta, congeries soluta' (’Gemische’) lässt sich semasiologisch besonders mit dem eben erwähnten norw. mauk 'Gemenge' vergleichen. Wie schon bemerkt wurde, lassen sich aisl. mör m., norw. mo m. und n.. schwed. mö m. regelrecht aus einer urnordischen Grundform *mäha-, früher *maho- herleiten, ganz wie das Verbum aisl. moa "verdauen’ aus urnord. *mauhon. Der germ. o/a-Stamm *mäho-, *mha-, wofür man aussergermanisch lat. mcus, gr. u)xoc heranziehen kann, ist in dem finnischen Lehnworte muho, mula als solcher noch erhalten. In der finnischen Nebenform muhu kann sich der End- vokal dem Stammsilbenvokale angeglichen haben. An der Seite der finnischen Varianten muho, muha, muhu gehen aber, wenn auch selten, noch die Formen muhe (Gen. Sg. muheen) und muhi, Gen. Sg. muhen, in derselben Bedeutung.” Von diesen könnte qwe regelrecht einen germanischen os/es-Stamm *mithes- vertreten : vgl. norw. dial. mo n. und lat. måcor. 3 Bei dem Adj. finn. muhia, estn. muhe handelt es sich wohl um finnische Neubildung. Von der Kür- zung des Stammvokals in den finnischen Wörtern war bei der Erörterung des Lehnwortes runo < germ. "rznd schon die Rede. Die Erscheinung ist sehr gewöhnlich bei den germanisch-fin- nischen Lehnwörtern; vgl. noch z. B. germ. *fzno (ags. wudu-fin) "Holzstoss’: finn. pino dass., von echt finnischen Wörtern z. B. tyytyä und tytyä "sich begnügen’. Dieses urgermanische Wort, *maho- lockere Erde’, steckt auch in ahd. m-werf ”Maul- wurf', dessen erster Teil mit demjenigen in ahd. molt-werf sonach völlig gleichbedeutend ist. In dem frühalthochdeutschen *mäüh-werf musste das als Hauchlaut ausgesprochene A ganz wie À in der Stellung mov behandelt werden. In den anlautenden Verbindungen Al, hn, hr, hw scheint nach W. Braune, Althochdeutsche Grammatik, 3. u. 4. Aufl, 8 153 Anm. 1, dieses h schon in der 2. Hälfte des 8. Jht:s nur noch so schwach gesprochen worden zu sein, dass die Schreiber anfangen konnten unsicher zu werden. In den ältesten oberdeutschen Quellen herrschte schon grosses Schwanken. Im allgemeinen scheint ^ am frühesten vor w geschwunden zu sein. Völlig ! A. TORP, a. a. O., S. 324, 326. 2 RENVALL, Lexicon, s. v., LÖNNROT, Lexikon, s. v. 3 Im Lat. gehen Wörter auf -or nicht selten neben idg. es/0s- Stämmen her: angor m.:skr. dmhas- n. Not’, sonor m.:skr. svanas- n. 'Geráusch', error m.:*ersos, *erses, vgl. ags. ?ersiam (*irzisón); Ss. W. v. UN- WERTH, PBB. 36, S. 30; vgl. unten (Kap. II). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 63 verschwunden ist es in Muspilli wie in anderen Denkmälern des 9. Jht:s. Vgl. auch z. B as. wihróe, ahd. wih-rouch > wirouh, wiröch "Weihrauch’ (BRAUNE, à. a. O., 8 154, Anm. 3). Der zweite ahd. Beleg für unser *mäwho- ist muspilli Dat. Sg. Müsp. v. 57: dar ni mac denne mäc andremo helfan vora demo müspille. Auch hier musste h lautgesetzlich verschwinden. Im Ahd. scheint hs vor Konsonant zu s geworden zu sein, wenn nicht Sekundärvokal eintreten konnte; vel. z. B. ahd. must : got. maihstus, ahd. zéso aus urg. *tehswo-, vgl. got. faishwo, ausser- dem ahd. «ast neben wahst, wasmo neben wahsmo Wachstum’ zu wahsan. ! In mäspille zeigt das Wort *müho- dieselbe übertragene Bedeutung "Erde, Welt’ wie nhd. Erde, schwed. jord 'orbis und ags. molde ‘world’. Vel. schon aisl. mör, norw. mo "Ebene, nschwed. mo ’Heide’, dial. 'Waldgegend', ausserdem zahlreiche nordische Ortsnamen: schwedische auf Mo- und -mo, finnische auf Muho- sowie norwegische auf Mo-.? Alts. mutspelli, mudspelli ist wohl, wie die meisten Forscher annehmen, mit ahd. måspilli ursprünglich identisch, muss also später irgendwie umgebildet worden sein. Vgl. md. mot (mott) 'torfartige Erde’ (S. 59). Aisl. Müspell wiederum kann, wie die Form zeigt, nur ein niederdeutsches (ev. angel- sächsisches) Lehnwort sein, ganz wie z. B. aisl. his! ’Sakrament dem gleichbedeutenden ags. hüsl und dem got. hwns! n. 'Opfer nur als Entlehnung aus dem Ags. entsprechen kann. Hauptergebnisse. Ich hoffe dargetan zu haben, dass in den herangezogenen volkstümlichen Altertümern der Finnen wie in den aus der finnländisch-schwedischen Volksüberlieferung gewonnenen Ergän- zungen dazu beachtenswerte neue sachliche und sprachliche Denkmäler zur altgermanischen Relieionsgeschichte erhalten sind. Ich fasse noch das Wichtigste zusammen: 1. Ein gemeingermanischer (Himmels-)Gott namens *Teiwaz, *Tiwo-, ? * Tieuz wird schon für urgermanische Zeit erwiesen. 2. Er tritt auch mit einem gemeingermanischen Beinamen *berhwo- (vgl. Mars Thincsus) auf, der ebenfalls schon urgermanisch vorhanden war. 3. Die Nordgermanen haben in frühvorgeschichtlicher Zeit neben Thör einen wesensver- wandten Gott namens *eryuniz (= Fjorgynn) verehrt. 4. Die urnordische Namensform der Göttin Gefjon erscheint im Finnischen als appella- tives Lehnwort. Die westgermanischen Gabiæ (Matronen) werden durch urnordische Lehnwórter im Finnischen auch für das Nordgermanische nachgewiesen. 1 Vgl. BRAUNE, a. a. O, $ 154, Anm. 4. ? O. RyGH, Norske Gaardnavne, Indledning, S. 67. 64 T. E. KARSTEN. 5. Die Freysverehrung herrschte auch in Finnland. Der Name des Gottes liegt in seiner urnordischen Gestalt als finnisches Lehnwort vor. Sogar der urgermanische Nerthuskult schimmert in der schwedischen Volksüberlieferung Finnlands in verblichenen Überresten durch. 6. Der finnische Seelenkult hat von den Germanen sprachliche Elemente empfangen, die z. T. urgermanischen Alters sind. 7. In zahlreichen schwedischen und finnischen Ortsnamen in Finnland wie in finnischen appellativen Lehnwörtern sind altnordische Götternamen u. a. Kultwórter erhalten (Bezeich- nungen für Kultplätze: vi, alh, harg sowie für die Kultausübung: das Julfest, Opfer und Opfer- tiere, Zauberlied, Gebet). 8. Müspili, Müspell : heidnisches, altgermanisches Wort; das nord. Mäspell Entlehnung aus Niederdeutschland. Tom. XLV. IL. Die ältesten germanischen Lehnwörter bei den Ostseefinnen und die germanische Lautverschiebung. Die absolute Chronologie der Lautverschiebung: zum heutigen Stand der Frage. Der von THOMSEN bestimmte ferminus a quo der germanisch-finnischen Völkerberührungen dürfte immer noch allgemeines Zutrauen geniessen. Sowohl in der Erstlingsarbeit vom J. 1869-70, „Einfluss der germ. sprachen auf die finnisch-lappischen*, wie in der Einleitung des i. J. 1890 erschienenen grossen Werkes „Beröringer mellem de finske og de baltiske (litauisk-lettiske) Sprog" folgert er aus diesen Entlehnungen, dass die ältesten derselben „wahrscheinlich noch in den ersten jahrhunderten unserer zeitrechnung“ oder, wie er in „Einfluss“ an einer anderen Stelle sagt, „vor wenigstens anderthalb oder zwei jahrtausenden* stattgefunden hätten. Eine wichtige chronologische Begrenzung rückwärts bedeutet seine Bemerkung in „Einfluss“ (S. 124, Fussn. 2), dass sogar die aller ältesten dieser Lehnwörter erst nach dem Eintreten der germanischen Lautversehiebung aufgenommen wären: „Den einfluss noch weiter zurückzuschieben bis zu der zeit vor der ersten trennung der germanischen stämme, ja vor dem eintreten der lautverschiebung scheint mir zu gewagt und auch nicht nothwendig*. Diese Auffassung beruht natürlich in erster Linie auf den damaligen Anschauungen in der Frage nach der absoluten Chronologie der Laut- verschiebung. Am Ende der 1860:er Jahre glaubte man, wie es scheint, hierüber viel sicherer urteilen zu können als heutzutage. Aus den gewiss sonderbaren Übereinstimmungen, die bei diesen Verschiebungen überall zu Tage treten, folgerte K. MÜLLENHoFFr in seiner „Deutschen Altertumskunde“, Bd 3, S. 196 f., dass man in den betreffenden Lautprozessen den Beginn des Sonderlebens einer germanischen Sprachgruppe, das älteste Merkmal ihrer Abtrennung zu suchen hätte, aber zugleich auch, dass wir uns die Germanen „damals nicht als ein sonderlich grosses, ausgedehntes Volk, jedenfalls nur als ein Volk mit unbedeutenden dia- lektischen Differenzen denken können“. Die Frage nach dem Beginn und Durchdringen der Lautverschiebung wurde übrigens bereits von J. Grimm (Geschichte der deutschen Sprache, S. 437) aufgeworfen. Um sie der Völkerwanderung nahe zu rücken weist er sie erst der nachchristlichen Zeit zu: der 2. Hälfte des 1—3. Jahrhunderts, aber Gmrwws Ansatz ist auf Grund der ältesten Überlieferung natürlich N:o 2. 9 66 T. E KARSTEN. allgemein aufgegeben. Die darnach folgenden Hypothesen weisen fast alle etwa auf dieselbe Zeit: die um 300 v. Chr. (G. Kossnwa, Indog. Anzeiger, Bd. 4, S. 49, Indog. Forsch. 7, S. 297), das 4. Jahrhundert (ders. PBB. 20, S. 297) oder das 3. Jh. (R. Mucx, PBB. 17, S. 63). Grös- sere Zeiträume werden angenommen bei W. STREITBERG, Ürgerm. Gramm. $ 126 (ca. 400—250 v. Chr.), W. WILMANNS, Deutsche Gramm., Bd. 1?, S 40 f. (ca. 400—100 v. Chr.), K. BRUGMANN, Vergleich. Gramm.?, Bd. 1, S. 695 (ca. 500—200 v. Chr.) In dieser Richtung äussert sich auch O. Bremer, Germanische Ethnographie $$ 19—20, 41 (Grundriss der germ. Philologie, 2 Aufl.). Die Sonderexistenz einer germanischen Mundart wäre sicherlich bereits für die Zeit vor der Lautverschiebung anzunehmen, also für eine Zeit, in der das Germanische noch einen fast indo- eermanisch zu nennenden Dialekt bildete. Schon um 2000 v. Chr. hätte es eine Gruppe von indogermanischen Stämmen gegeben, deren Sprache der Vorfahr des nachmaligen Germanischen gewesen sei. Die Lautverschiebung wäre aber viel jüngeren Datums. Chronologische Anhalts- punkte würden einige entlehnte keltische Namen gewähren, u. a. der des thüringischen Höhen- zuges der Finne =kelt. penno- 'Kopf, Gipfel. Das Betreten Thüringens und damit die Laut- verschiebung könnte nicht später als in das 4. Jahrhundert gesetzt werden, aber andrerseits kaum über das Jahr 500 rückwärts. Ins. 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. wurden diese Ver- schiebungen auch von O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte, 3. Aufl., Bd. 2, S. 503 verlegt. Seitdem hat er aber seinen Standpunkt verändert. In einem unten näher zu besprechen- den Aufsatze „Germanen und Indogermanen“ (in der Zeitschrift „Die Geisteswissenschaften“ 1913, Nr. 8, S. 196 ff.) nimmt er 500 vor Chr. als Terminus für diese Lautvorgänge an. Die Grundlage für alle diese Hypothesen bildet eine Reihe altgermanischer Lehnwörter, welche dem Anschein nach die Lautverschiebung mitgemacht hätten. Die Schwäche in dieser Beweisführung hat wohl zuerst R. BeruGe (in F. Dierers Laut- und Formenlehre der altger- manischen Dialekte, Bd. 1, S. 176 f.) betont. Nach ihm liege in allen diesen von den Germanen entlehnten fremden Wörtern und Eigennamen Lautsubstitution vor. In die Zeit zwischen ca. 400 und ca. 250 v. Chr. fielen nur die letzten Akte der Verschiebung, vielleicht die Entwicklung von Spiranten aus Affrikaten, sicher das Stimmhaftwerden der stimmlosen Spiranten in gewissen Stellungen und das Stimmloswerden der stimmhaften Verschlusslaute, während die ersten Stadien dieser Verschiebung: vielleicht näher dem Jahre 1000 v. Chr. als dem Jahre 400 lägen. Demnächst zu beachten ist ein Aufsatz von H. Meyer: Über den Ursprung der germa- nischen Lautverschiebung (ZidA. 45, S. 101—28). Er kämpit für die Einheitlichkeit der ver- schiedenen Verschiebungsakte: will sie auf eine gemeinsame Ursache (eine Verstürkung des Hauches, gesteigerte Expiration) zurückführen. Im Sinne des Entdeckers dieser Lautgesetze, JAKOB GRIMMS, fasst er daher den Terminus der Verschiebungen enger als man es gewöhnlich tut, d. h. beschränkt sie auf die Veränderungen der Verschlusslaute, also u. a. mit Ausschluss der Wirkung des Vernerschen Gesetzes. Nach Meyer, der den Zweifeln BEtHGEs an der Beweis- kraft der Lehnwörter völlig beitritt, darf die so verstandene Verschiebung kaum später als etwa 1000 v. Chr. gesetzt werden. Für die Gesamtheit dieser zahlreichen, fundamentalen Vorgänge sei nämlich ein Zeitraum von 3—4 Jahrhunderten bei weitem nicht ausreichend gewesen. Auch Meyer hebt die Konsequenz und Gleichmässigkeit hervor, womit die erste Laut- verschiebung, besonders wenn sie mit der zweiten verglichen wird, sowohl durch den ganzen Umfang der einschlägigen Einzelfälle wie über das ganze Sprachgebiet hin, ohne irgend welche Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 67 dialektische Differenzen durchgeführt ist. Dies setze notwendig voraus, dass das germanische Sprachgebiet noch damals ein recht beschränktes, die Germanen also noch ein wenig zahlreiches Volk waren, das auf engem Raume in ununterbrochener Kon- tinuität und ohne trennende Verkehrshindernisse zusammen wohnte. In der letzt- berührten Frage schliesst sich H. Meyer also der alten, zuerst von MÜLLENHOFF ausgesprochenen Auffassung an, die in der Tat immer noch den Vuleatvorstellungen entsprechen dürfte. In ähn- licher Weise äussert sich auch W. Wuxpr in seiner Völkerpsychologie, Bd. 1, Die Sprache, 1 (Leipzig 1900), wo er (S. 405—24) auch die Lautverschiebung erörtert: „Wann, wie uud wo sie [die gemeingermanische Lautverschiebung] erfolgt ist, weiss man nicht genau. Da sie alle germanische Sprachen erfasst hat, so lässt sich aber mit Sicherheit schliessen, dass zur Zeit, da sie erfolete, die Germanen noch ein einziges Volk von nicht allzu grosser Verbreitung bildeten“. Unter den neueren kritischen Erörterungen der Frage sei auch die Abhandlung R. TRAUTMANNS, Germanische Lautgesetze in ihrem sprachgeschichtlichen Verhältnis (Kirchhain N.-L., 1906), S. 54f., erwähnt. Nach dem Vorgang von H. Meyer sondert Trautmann das Vernersche Gesetz von der Lautverschiebung. Diese hätte sich, von den Tenues ausgehend, in allen drei Reihen parallel vollzogen, und der ganze Vorgang würde — wie schon BETHGE und Meyer annahmen — eine Reihe von Generationen gedauert haben. Die Skepsis gegenüber den vielen Versuchen, die Zeit der ersten Lautverschiebung auf sprachlichem Wege (auf Grund fremder Namen und Lehnwörter) zu bestimmen, dürfte gegen- wärtig ziemlich allgemein sein. Auch nach H. Hier, Die Indogermanen, Bd. 1, S. 175 f, Bd. 2, S. 616, wären die bis jetzt vorgebrachten Argumente in der Frage alle hinfällig. Jedenialls sei die Verschiebung zu Cäsars Zeit schon völlig durchgeführt gewesen, und wahrscheinlich schon einige Jahrhunderte früher. Sogar ein so zurückhaltender Forscher wie Fr. KruGzr ist in dieser Frage neuerdings (Urgermanisch, S. 52, im Grundriss der germ. Philologie") mit einer Auffassung hervorgetreten, die von der herkömmlichen sehr abweicht. Seine bisherige Begründung . der Ansicht ist aber sehr schwach. Die Lautverschiebung sei als Hauptcharakteristikum des Germa- nentums nach ihm doch wohl schon in das 2. vorchristliche ‚Jahrtausend zu verlegen; denn auch die charakteristische Ausbildung des Urgriechischen und des Urindischen wäre sicher schon im 2. Jahrtausend v. Chr. abgeschlossen, und Gleiches würde wohl auch für das Uritalische und das Urkeltische zu gelten haben. Sämtlichen hier referierten Hypothesen ist gemeinsam, dass sie das in Rede stehende Problem allein auf Grund sprachgeschichtlicher Erwägungen lösen wollen: auf eine so anerkannt wichtige ethnologische Hilfswissenschaft, wie die heutige prähistorische Archäologie ist, wird noch keine Rücksicht genommen. In der Tat sind aber alle Bemühungen, diese sprachlich-ethno- logische Frage ohne Beihilte der Archäologie zu beantworten. völlig aussichtslos. Aus dieser Erkenntnis ist wohl der wichtige Aufsatz R. Mucus: „Das Zeitverhältnis sprachgeschichtlicher und urgeschichtlicher Erscheinungen“ im ,Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte*, Jahrg. 1904, S. 135—-8, hervorgegangen, wo er seine frühere in PBB.17, S. 63 ausgesprochene Ansicht über die Chronologie der Lautverschie- bung (vgl. oben S. 66) zurücknimmt. Aus der Untersuchung ergibt sich, dass das Germanische der vorrömischen Eisenzeit (die um die Mitte des letzten vorchristlichen ‚Jahrtausends beginnt) lautlieh wenig verschieden gewesen sein kann von dem unserer ältesten Quellen, dass aber N:o 2. 68 T. E KARSTEN. in ihrem Beginne der alte freie, indogermanische Akzent noch im Germanischen erhalten war. „In die Bronzezeit fallen jedenfalls zum grössten Teil jene Sprachverände- rungen, durch die sich das Germanische mehr und mehr von den verwandten Sprachen als etwas Besonderes abhebt. Zur Zeit des ersten Auftretens des Metalles, zu Beginn der Kupferzeit also [nach S. Mörrer = Ende des 2. Jahrtausends, nach O. MowrELINS = Anfang des 2. Jahrtausends], kann aber noch von indogermanischer Sprache die Rede sein, und was weiter zurückliegt, die eigentliche Steinzeit, das ist vollends das Zeitalter der noch unge- trennten Indogermanen.“ „Wir dürfen uns diese Indosermanen der Steinzeit natürlich nicht als etwas ganz ein- heitliches vorstellen. Mundartliche Unterschiede, besonders im Wort- und Formenschatz, hat es stets gegeben. Als kennzeichnend für die Einheit gilt uns aber das Fehlen schärferer, den Ver- kehr erschwehrender dialektischer Einschnitte. Auch waren die späteren nationalen Son- derentwicklungen damals gewiss schon zum Teile geographisch und politisch vor- gezeichnet, ganz ähnlich wie etwa zur Römerzeit, als noch Gemeingermanisch gesprochen wurde und von Schwedisch z. B. noch nicht die Rede sein kann, doch schon und wohl lange schon ein besonderer Stamm der Suiones bestand, der nachmals zur Bildung der schwedischen Nation den Grund legte.“ Die von Muck für das in Frage stehende Problem hier angebahnte neue, archäologisch- sprachgeschichtliche Methode ist neuerdings von G. KossrmvNa, in Mannus Nr. 6 (Die Herkunft der Germanen, S. 26 ff.), weitergeführt worden. Unter Hinweis auf die oben berührte Mvcm'sche Untersuchung betrachtet er es als erwiesen, dass die germanische Ursprache bereits gegen Ende der germanischen Bronzezeit — also etwa um 900 oder 1000 vor Chr. — den eigentümlich germanischen Lautstand, den germanischen Stand der Konso- nanten aufwies, der sie von den anderen indogermanischen Sprachen schied. Aber zu dieser Zeit könnte von einer germanischen Urheimat in dem herkömmlichen beschränkten Sinne des Ausdruckes sicher keine Rede sein. Das Germanengebiet in der alten Bronzezeit reichte — wie archäologischerseits allgemein anerkannt ist — von der schwedischen Provinz Medelpad und von Wasa und Helsingfors in Finnland bis nach Meppen an der Ems, von Drontheim bis nach Hal- berstadt und Stargard in Pommern. Die Verbreitung der Germanen über dies ungeheure, lang-. sestreckte Gebiet liesse notwendig schliessen, dass die germanische Lautverschiebung, zum min- desten in solchen Anfängen, die eine feste Richtung übereinstimmender gleich- artiger Weiterentwicklung vorzeichneten und verbürgten, bereits am Ausgange der skandinavischen Steinzeit durchgeführt worden war. Allein selbst dieser Zeit- punkt, das Ende der Steinzeit, wäre nach Kossinna kaum schon derjenige, in dem man die Zeit des Ursprungs der Germanen als Sondervolk innerhalb der Nordindogermanengruppe zu sehen hätte. Eine ungestörte Kontinuität der Kulturentwicklung in Skandinavien wie in Norddeutsch- land reiche rückwärts vom Ausgange der Steinzeit um 2000 vor Chr. bis zu den Anfängen des Megalithgräberbaues um 4000 vor Chr. Mindestens bis in den Beginn dieser Kulturepoche sei die Germanengruppe als solche nachweisbar, aber den Eintritt der germanischen Lautverschie- bung und damit den Ursprung der germanischen Sprache brauche man kaum über die Periode der Ganggräber (ca. 3000 vor Chr.) hinaufzurücken, denn die räumliche und kulturelle Trennung Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 69 einer Volksgruppe in Unterabteilungen habe erst viel später auch ein Auseinandergehen der Sprachformen zur Folge. Den neuesten und zugleich eigenartigsten Standpunkt in unserer Frage vertritt der Sprachforscher S. Frist; vel. seine Aufsätze „Die germanische und die hochdeutsche Lautver- schiebung sprachlich und ethnographisch betrachtet“ (PBB.36, S. 307—54), „Noch einmal zur germanischen und zur hochdeutschen Lautverschiebung* (PBB.37, S. 112— 21), das freistehende Werk ,Kultur, Ausbreitung und Herkunft der Indogermanen* (Berlin, 1913), passim, sowie die Ergänzungsschrift .Indogermanen und Germanen“ (Halle a. S., 1914). Es handelt sich hier vor allem um die Erklärung der Lautverschiebungen. Beide seien durch eine Vólkermischung her- vorgerufen: die erste (germanische) durch die Indogermanisierung der sogen. Prägermanen, des- jenigen Volkes, das den Grundstock der germanischen Stämme abgab, die zweite (hochdeutsche) infolge der Aufsaugung eines anderen fremden Volkes, der sogen. alpinen Rasse, durch die Deutschen in Mitteleuropa. Etwa wie die neuchochdeutsche Schriftsprache sei auch das Urger- manische bereits ein Mischprodukt: aus prägermanischem und indogermanischem Wortmaterial verschiedener Herkunft. Die „Prägermanen“, eine autochtone, dolichokephale, hochgewachsene und blonde nordeuropäische Dauerrasse, hätten in vorgeschichtlicher Zeit, jedoch erst in der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends, also noch vor der Expansion der Kelten, von einem heute vielleicht selbst dem Namen nach verschollenen indogermanischen Herrschervolk die indogermanische Mundart übernommen, sie aber mit einem bedeutenden Ein- schlag ihres einheimischen Sprachguts durchsetzt und den freien musikalischen Akzent der Ursprache durch ihren eignen, an die erste Wortsilbe gebundenen Starkton ersetzt. Gewisse Anzeichen innerhalb des germanischen Wortschatzes sollten sogar darauf hindeuten, dass die Germanen von verschiedenen Seiten beeinflusst wurden, nämlich neben der indogermanischen Mundart mit .verschobenen* Konsonanten noch von einer andern indogermanischen Mundart, die den ursprünglichen Konsonantenbestand bewahrt bezw. anders behandelt hatte. Es fänden sich nämlich im Germanischen von demselben Wortstamm zuweilen verschobene und unverschobene Formen, wofür die Sprachwissenschaft bisher keine Erklärung zu geben vermochte. Ein terminus ad quem, vor dem die Lautverschiebune vollständig durchgeführt worden wäre, existiert also nicht für Feist. Seine für diese Theorie herangezogenen Beispiele sind aber ganz ungeeignet, die ihnen aufgebürdete Beweislast zu tragen, und lassen sich wie andere „Ausnahmen“ der Laut- verschiebung samt und sonders tatsächlich anders erklären. So kann der zwischen got. kau- patjan "ohrfeigen’ und got. haubip ”Haupt vermutete etymologische Zusammenhang, wenn er überhaupt besteht, so aufgefasst werden, dass kaupatjan, wie ÜRLENBECK, Etym. Wörterbuch der got. Sprache, annimmt, einen Nominalstamm kaupat- = haubıp enthält, der von einem nicht-germ. Volke mit vorgerm. Konsonantismus zu den Goten oder deren Vorfahren gekommen war. So verhält es sich wohl jedenfalls mit einem anderen der Feısr’schen Beispiele: ags. ped, ahd. pfad ’Pfad’ neben ahd. vadon 'gehen', fendo "Fussgänger’ u. s. w., denn ags. ped etc. ist ein Lehn- wort (vgl. WEIGAND, D. Wb., KrucE, Et. Wb. s. v. ”Pfad'). Wegen der beiden übrigen Fälle, auf die Feist sich hier beruft: eot. ga-faihon "betrügen' (got. fazho "Betrug! bei Feist ist nir- gends belegt) neben ags. fácen, ahd. feihham sowie ahd. Anell, nella, hnoll neben ags. enoll, aisl. knollr vergleiche man NorEEn, Urg. Lautlehre, S. 165, Tone, Wortschatz der germ. Sprachein- heit, S. 241 bezw. Torr, a. a. O., S. 51, 98. N:o 2. 70 T, E. KARSTEN. Was die Feisr'sche Hypothese von einer Indogermanisierung der „Prägermanen“ sonst betrifft, ist sie — so wertvoll seine Ausführungen über Sprachübertragungen als Bedingung durch- ereifenden Lautwandels in methodiseher Hinsicht auch sein mógen —- chronologisch wenigstens entschieden verfehlt. Obwohl das Indogermanenproblem für Feist in erster Linie ein sprach- liches ist,! so hat er das für die in Rede stehende Frage so überaus wichtige, ja entscheidende Zeugnis der bodenständigen Sprachverhältnisse der ältesten Germanengebiete, dasjenige der Ortsnamen, völlig ignoriert. Wenn man aber den sprachlichen Tatsachen Rechnung tragen will, wird die Annahme, die Germanen hätten ihre indogermanische Sprache erst in der ersten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends übernommen, doch ganz unmöglich. Dass schon die erste Ausbildung einer besonderen germanischen Völkerindividualität zum Teil auf Misch- ungen mit vorindogermanischen Urbevölkerungen beruht, ist aut Grund mehrerer Umstände sehr wahrscheinlich, aber die Anfänge dieser Assimilierungsprozesse gehören sicher in eine viel frühere Periode. In dieser Richtung geht in der Tat eine Hypothese von O. SCHRADER, die mit der Frısr’schen sonst wesentlich verwandt ist. In dem oben (S. 66) zitierten Aufsatze „Germanen und Indogermanen* spricht er, wie schon gesagt, über die erste Lautverschiebung bei den Germanen die Ansicht aus, dass sie erst nach der Zeit um 500 v. Chr. stattgefunden habe. Er beruft sich dabei auf die bekannten keltischen Kulturwórter bei den Germanen, got. reiks "Konig, deutsche Wörter wie „Eid“, „Erbe“, „Geisel“ u. a. Alle diese Wörter müssten vor der ersten Lautverschiebung entlehnt sein, weil sie dieselbe noch mitgemacht hätten. Chronolo- gisch liesse sich nun diese keltisch-germanische Entlehnungsperiode dadurch einigermassen festlegen, dass: in sie auch die Übernahme des deutschen Wortes „Eisen“ aus altgall. zsarno fällt. Nach den Feststellungen der Prähistoriker sei nämlich eine eigentliche Eisenzeit in Mitteleuropa erst um 900, in Nordeuropa um 500 v. Chr. angebrochen. Wenn sich nun die Germanen auch erst im 5. Jahrhundert v. Chr. sprachlich zu Germanen entwickelt hätten — mindestens bis zur Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. wären also nach SCHRADER bei den Germanen noch rein indogermanische Sprachzustände anzunehmen ? —, hätten sie doch bereits in der Bronzezeit, die den grössten Teil des zweiten und die erste Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. einnimmt, im Dunstkreis der Nord- und Ostsee gesessen. Es wäre nämlich der Handel mit dem Bernstein (lat. glesum, „Glas“), dem eigentlichen Reichtum der Nord- und Ostsee in urgermanischer Zeit, der auf dem Wege über das südöstliche Europa die Bronze nach dem Norden gezogen hätte. Dieser Ansatz liesse sich weiter auch dadurch bestätigen, dass sich in dem urgermanischen Wortschatz auch solche Kulturbegriffe nachweisen lassen, welche gerade für die Bronzezeit charakteristisch sind, wie der des Schwrertes, der charakteristischen Waffe dieser Epoche, an deren Stelle in der der Bronzezeit vorausgehenden neolithischen Zeit der steinerne oder kupferne Dolch stand. Hierfür besitzt der urgermanische Wortschatz nicht weniger als drei ver- schiedene Ausdrücke: got. hairus, got. mékeis und das heutige „Schwert“. Vor der Bronzezeit wären also die Germanen, bezüglich Prägermanen nach dem Norden eingewandert, wo sie sich dann mit einer vorindogermanischen Urbevölkerung vermischt hätten. ! „Indogermanen und Germanen“, S. 16, > Vgl. schon SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte‘, 1, S. 137 ff. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 71 Diese Einwanderung geschah aber aller Wahrscheinlichkeit nach bereits am Anfang der nächst vorausgehenden Kulturepoche: der letzten Periode der nordischen Steinzeit. Die Haupt- stütze dieser Theorie bilden immer noch unsere zahlreichen neolithischen Gräberfunde. Wenn wir von den sich aus den Schädelmessungen ergebenden anthropologischen Beweisgründen ! absehen wollen, ist es unter den Archäologen heutzutage tatsächlich so gut wie allgemein anerkannt, dass sich das Germanentum schon in neolithischer Zeit über sehr weite Gebiete erstreckt hat: im Norden nicht nur über den grösseren Teil der skandinavischen Halbinsel? sondern sogar über das südwestliche Finnland, ® wenn auch natürlich die nördlichen und östlichen Teile dieses Gebietes noch damals sehr dünn bevölkert waren. Da aber die siedelungsgeschichtlichen Fest- stellungen der Archäologie, vor allem was die ältesten Kulturabschnitte betrifft, in vielem natür- lich sehr hypothetisch sein müssen, ist es von grosser Bedeutung, dass uns die neuere Ortsnamen- forschung — ich denke hier zunächst an die nordgermanischen Länder — ein ungemein wichtiges Mittel zur Kontrolle dieser Konstruktionen an die Hand gibt. Aus dieser sprachlichen Nach- prüfung erhellt nun, dass wenigstens die grossen Hauptergebnisse der in Frage stehenden archäo- logischen Forschung richtig sind. Auch über die in neuerer Zeit erschienenen wichtigsten sprach- lichen Erörterungen unserer Frage erübrigt hier daher noch in aller Kürze zu berichten. In einem Aufsatze vom Jahre 1905: „Är Skäne de germanska folkens urhem?" in [Svensk] Historisk Tidskrift, Bd. 25, S. 1—23, erörtert der bekannte schwedische Sprachforscher A. Kock die alte Streitfrage nach der indogermanischen und vor allem der germanischen Urheimat. Die erstere verlegt er nach Europa und zwar zunächst nach dem östlichen Ostseebecken (Litauen), die letztere, die germanische, mit den aller meisten heutigen Forschern nach den westbaltischen Ländern, d. h. nach dem Gebiete zwischen dem unteren Lauf der Oder und der Elbe oder wohl eher der Weser, bis an die Gegend von Magdeburg, sowie nach den alten dänischen Ländern, also auch Skäne, von wo aus sehr frühzeitig das südliche Schweden bevölkert wurde. Die germanische Einwanderung in Süd-Skandinavien wäre, wie die archäologische Forschung dargetan hat, schon im Anfang der jüngeren Steinzeit geschehen, aber die neuen Ansiedler wären in sprachlicher Hinsicht noch keine Germanen gewesen: sie hätten damals noch einen oder wohl eher mehrere kleinere, unter einander sehr nahverwandte Indogermanenstämme gebildet. Aus sprachlichen Gründen findet Kock es ausgeschlossen, dass die Skandinavier schon vom Anfang der neolithischen Zeit einen von den übrigen Germanen abgesonderten Völkerstamm ausgemacht hätten. Die ger- manischen Sprachen seien nach ihm weder bei ihrem ersten (historischen) Erscheinen noch heut- zutage so ungleich, dass sie bereits vor 4000 bis 5000 Jahren v. Chr. hätten auseinander gehen können. Die bekannte, um das Jahr 400 n. Chr. eingeritzte germanische Inschrift des bei Galle- hus in Schleswig gefundenen goldenen Hornes, ek Hlewagastir Holtingar horna tawido, würde in der um das Jahr 500 gesprochenen Mundart der Ostgoten in Italien folgendes Aussehen gehabt 1 VirCHOV, Archiv f. Anthropol, Bd 4, S. 55ff., G. Rerzıus, Svensk tidskrift 1875, S. 286, Crania suecica antiqua (1899), Ymer 1900. * Vel. S. Mütter, Nordische Altertumskunde, Bd 1, S. 46—216, O. MowTELIUs, Kulturgeschichte Schwedens, S. 13 - 70. 3 Sieh besonders J. Arr1o, Übersicht der steinzeitlichen Wohnplatzfunde in Finland, Helsingfors 1909, S. 98 ff. + Vgl. z. B. K. HEgrM, Altgerm. Religionsgeschichte 1, S. 128. N:o 2. -1 n2 T BL KARsınn. haben: ik Hliugasts Hultings horn tawida. Kock hält es mit Recht für höchst unwahrscheinlich, dass sich so nahverwandte Sprachformen bereits 4000 oder 5000 Jahre vor Christus getrennt hätten. Gesetzt dass die Skandinavier wirklich in einer so frühen Periode die übrigen germanischen Stämme verlassen hätten, wäre auch z. B. der heutige Unterschied zwischen Deutsch und Schwe- disch ein bedeutend grösserer gewesen, als er tatsächlich ist. Erst einige Zeit nachdem ein Teil der Indogermanen sich in den westbaltischen Ländern niedergelassen hatte, hätten sich daher die den Germanen charakteristischen sprachlichen Züge ausgebildet und Festigkeit gewonnen. Hier hätte sich das Urgermanische zu einer von den indogermanischen Schwestersprachen geson- derten Mundart entwickelt, hier hätte sich — während einer Zeit, da die Verbindungen zwischen den Stammverwandten an beiden Seiten des westlichen Ostseebeckens noch lebendie waren — u. a. auch die den germanischen Sprachen eigene Lautverschiebung vollzogen. Von dieser west- baltischen Urheimat aus erweiterte sich das Germanengebiet allmählig nach Süden und Westen. Im Norden dagegen wäre ein beträchtlicher Teil von Schweden, ganz Götaland, wahrscheinlich bereits viel früher, noch während einer indogermanischen Sprachperiode desselben Völkerstam- mes, besiedelt worden. Wir haben aber auch direkte Anzeichen dafür, dass die germanische Besitzergreitung Skandinaviens auf eine .urindogermanische* Zeit zurückgeht, und zwar in den skandinavischen Ortsnamen. Diese sind freilich lange noch nicht in allen Einzelfällen sicher gedeutet worden, aber die ihrer Erklärung gewidmete wissenschaftliche Arbeit ist nichtsdestoweniger schon so weit gerückt, dass ihr allgemein-sprachlicher Charakter feststeht. Von den lappischen und fin- nischen Ortsnamen im nördlichen Schweden abgesehen, gibt es nun — schreibt schon im Jahre 1903 ein auf diesem Gebiete sehr sachverständiger Urteiler, Prof. Apour Norgen in Uppsala! — wissentlich keine in Schweden, denen fremde, also nicht-germanische Herkunft auch nur zu vermuten wäre, und dieses Urteil darf getrost auf die norwegischen und dänischen Ortsnamen ausgedehnt werden. Diese Auffassung ist seitdem durch E. HELLQuIsT's grossangelegte und bahn- brechende Untersuchungen über die schwedischen Seenamen („Svenska sjónamn* in „Svenska landsmål" 20 :1—6, Stockholm 1903—6) bestätigt worden. In seinen am Ende des Werkes (20 : 5, S. 107 ff.) gemachten zusammenfassenden Bemerkungen über das Alter und die Ausbreitung dieser Namen äussert er in der in Rede stehenden Frage, dass es seiner Ansicht nach keinen triftigen Grund gäbe, unter den ältesten See- und Flussnamen Schwedens auch nur einen hervorzu- heben, der mit Notwendigkeit auf eine nicht-germanische Sprache hinwiese. Doch wäre diese Erkenntnis freilich noch kein vollgültiger Beweis dafür, dass die ältesten Ansiedler Schwe- dens einer und derselben Rasse angehörten, denn, wenn auch die See- und Flussnamen ihrer Natur nach im grossen ganzen sehr konstant sind, wäre es nicht einmal sicher, dass die Noma- den der Steinzeit die Wasser, an denen sie sich zuweilen aufhielten, namhait gemacht haben, und ausserdem kann ein neueingewandertes Volk die alten Namen durch eigene ersetzt oder sie wenigstens umgebildet haben. Jedenfalls rechnet HerLauısr mit uralten Seenamen in Schweden und zwar zunächst in denjenigen Gegenden des Landes, wo uralte steinzeitliche Funde gemacht sind. Es gäbe Namensbildungen aus einer nordischen Urzeit, in welcher sogar der urindoger- manische Stammsilbenablaut noch als lebendiges Wortbildungsprinzip gewirkt hätte. ! In ,Spridda studier, andra samlingen populära uppsatser", S. 78 f. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstuedien. Hierher gehören die Namenspaare Naten (See): Nreta < Net- (Fluss) in Södermanland und Veetur < Wet- (der See Vättern): Vata (jetzt Motala Ström). Analoge Fälle wären in Norwegen Aurr (See): Yrja (Fluss) und Mjer (See): Mors (Fluss).! In solchen Wechselformen sieht HrrrquisT wohl mit Recht Zeugnisse einer nordischen Sprachperiode, die weder als nordisch oder germa- nisch bezeichnet werden kann, denn sie bewahrt noch einen Zug, den man bis jetzt wenigstens der indogermanischen Ursprache zugewiesen hat. Hierin läge nun auch eine Stütze für diejenige Auffassung, dass die skandinavischen Völker seit uralten Zeiten im Norden gewohnt hätten. Sehr wichtig für unsere Frage ist auch eine jüngst erschienene kleine norweeische Orts- namenmonographie von M. OrsEw: „Stedsnavne og arkeologi, særtryk av Oldtiden, Rysh-Fest- skriftet 1914" (S. 116—130). Die methodisch wertvolle Schrift bringt die ersten, wie mir scheint, sicheren Anhaltspunkte für die absolute Chronologie vorgeschichtlicher Ortsnamen in Norwegen: ? einige sprachliche Erinnerungen an die erste, in der jüngeren Steinzeit vorgegangene Besiedelung Norwegens durch eine Ackerbau treibende, „wahrscheinlich indogermanische“ Bevölkerung. Was bereits P. A. Mvxcu im Jahre 1849 und K. Rvan i. J. 1905 mehr oder weniger mutmassungsweise ausgesprochen hatten: dass eine Reihe unzusammengesetzter norwegischer Ortsnamen bereits unmit- telbar, nachdem der norweeische Völkerstamm von seinem Land Besitz genommen hatte, ent- standen sei, ist es Orsen gelungen, auf Grund eines kombinierten archäologisch-sprachlichen Beweismateriales zu erhärten. Es handelt sich um eine Anzahl von acht in weit verschiedenen Landesteilen, im Norden bis nach dem inneren Trondelag, öfters gruppenweise vorkommenden Hofnamen auf Vist(ir), die mit Wohnplätzen aus der älteren norwegischen Steinzeit örtlich zusam- menhängen. Wie OLSEN wahrscheinlich macht, bezieht sich das Wort vist hier auf zeitweilige Wohnplütze einer älteren, nicht sesshaften Fischerbevölkerung, die der bekannten ,kjokkenmod- ding“-Kultur angehört. An diesen Orten hätte also eine Ackerbau treibende, indogermanische Bevölkerung in der jüngsten Steinzeit, wahrscheinlich im Beginn des letzten Abschnittes dieser Periode, d. h. etwa im 3:ten Jahrtausend vor Chr. Geburt, gewisse Überreste der primitiven Niederlassungen einer älteren Fischerbevölkerung angetroffen. Von sprachlichem Gesichtspunkte aus steht nichts im Wege dem Namen Vist(ör) ein so hohes Alter zuzumessen.? Das Wort ist gebil- det mit dem überaus häufigen indogermanischen Suffix -#%- und hat eine genaue Entsprechune in ir. feiss „Bleiben, Rasten“. Durch die germanische Lautverschiebung, die OLSEN erst einige ‚Jahrhunderte vor Chr. eintreten lässt, hat es natürlich keine Veränderung erlitten. Von Interesse ist noch, dass in der Nähe des wahrscheinlich allerältesten dieser Vistir-Höfe, desjenigen in Jæderen, zwei andere Höfe gelegen sind, deren ebenfalls unzusammengesetzte und wohl dasselbe Suffix (-2-) enthaltende Namen, Goe (*@udir?) und Tastad (*Zastir?), sich aus dem bekannten 1 Vgl. O. RyGH, Norske gaardnavne, Bd 1, S. 196, 395. ? Die grose Bedeutung der Archäologie für die vorgeschichtliche Ortsnamenchronologie beweist auch der Aufsatz O. ALMGRENS: „Det runristade guldhornets datering. Ett bidrag till -inge-namnens krono- logi", Namn och Bygd, Bd. 2 (1914), S. 217—25 (= Hyllningsskrift tillägnad Adolf Noreen på sextioärsdagen av vänner och lärjungar). > Der älteste nordische Beleg des Wortes ist gewiss das von K. B. WiKLUND, Le Monde Or. 1911, S. 236 erörterte lappische (in Norwegen und Enare in Nord-Finnl. vorkommende) viste "Haus, Wohnung’. Dieses gehe nach W. auf eine urnord. Form "vista zürück, die einer Zeit gehört, wo der Nom., Akk. Sing. der urger- manischen ö-Stämme noch auf indogermanisches -4 endigte. IN:092: 10 74 T. E. KARSTEN. Wortvorrat des Germanischen nicht erklären lassen. Sie machen daher den Eindruck nicht jünger zu sein als die Vzstzr-Namen. Die Annahme der Archäologen, dass die Anfänge der germanischen Besiedelung Skan- dinaviens auf neolithische Zeit zurückgehen, ist also durch die neueste Sprachforschung kräftig gestützt worden. Was A. Kock für Süd-Schweden einschliesslich Götalands noch nur a priori vermuten konnte, haben Hezrquisr und M. OLSEN betreffs grosser Teile Schwedens und Nor- wegens auf positiven Gründen glaubwürdig gemacht. Die oben berührte Frısr’sche Hypothese von einer sehr späten. erst in der ersten Hälfte des ersten ‚Jahrtausends v. Chr. geschehenen Indogermanisierung der sog. Prägermanen kann daher nicht richtie sein. Die für diese Theorie vorgebrachten sprachlichen Gründe ruhen in der Tat zum Teil wenigstens sicher auf falschen Voraussetzungen. Nur auf eine unter diesen möge hier näher eingegangen werden, und zwar weil sie gerade durch die oben angemerkte ungenügende Kenntnis nordischer Sprachverhältnisse bedingt ist. Nach einer alten Ansicht habe der europäische Zweig der Indogermanen das Meer gekannt. Auch mit Rücksicht darauf bestimmte man seine Ursitze entweder am Schwarzen Meere (0. SCHRADER) oder an der Ostsee (H. Hirt). Es gehören zu dieser Wortsippe lat. mare, gall. Morini, Aremoriei ‘Bretagne’, altir. mwir, germ. mari-, abulg. morje ”Meer', apreuss. mary, lit. márés 'Hatf. Da diese Tatsache der von Fzrsr verfochtenen "Theorie eines asiatischen Ursprungs der Indogermanen unbequem ist, sucht er dem in Rede stehenden Worte. auf Grund der damit ablautenden Sippe von nhd. „Moor“, die Grundbedeutung „stehendes Wasser, Teich“ lestzustellen. Auffällie sei u. a., dass die Bedeutung .Meer“ nur bei denjenigen indogermanischen Völkern vertreten sei, die erst spät mit dem Meer in Berührung gekommen wären, bei den Ita- likern, Slaven und Kelten. Diese Völker hätten das Meer im Laufe ihrer Wanderungen kennen celernt und es mit dem Worte mari- 'stillstehendes Wasser bezeichnet. Bei den Germanen wäre ein ganz anderes Wort, got. sa?vs mit Sippe, die originale Bezeichnung für das „Meer“. Nun liegt aber schon das lit. märes ”Haff dem .Meer* begriftlich sehr nahe: das niederdeutsche haff ist „eine Ostseebucht als innres Meer“ (WEIGAND, D. Wb.5), vel. mnd. haf "Meer, See’, afries. hef, ags. hef, altnord. und schwed. haf, dán. hav "Meer. Auch beim germ. mari- ist die Bedeu- tung "Meer sicher die ursprüngliche. Das beweisen vor allem die zahlreichen mit diesem Worte gebildeten germanischen, besonders nordischen Bezeichnungen von Meeresbuchten. Für den bal- tischen Meerbusen .Frische haff* findet sich in Wulfstans Reisebericht die angelsüchsische Wieder- gabe Estmere 'Aistenmeer'.! Das altnord. marr "Meer" erscheint auch in einigen altnorwegischen Fjordnamen: Godmarr (jetzt Gullmaren) und Grenmarr.? An der Westküste Schwedens liegt ein bekannter Badeort namens Marstrand. In Schweden gibt es ausserdem in der Nähe des Meeres mehrere Binnenseen mit der Bezeichnung Maren.* Endlich kommen in Finnland zahl- reiche hierhergehörige alte Meerbusennamen vor: das einfache Maren (best. Form Sing.) und Zusammensetzungen auf -mar.+ Daneben zeigt freilich das Wort mar sowohl in Schweden als Finnland die Bedeutung "kleiner Sumpf, Moor, Morast,* wie auch afries. mar "Graben, Teich’ 1 Zguss, Die Deutschen und ihre Nachbarstümme, S. 669. ? Sproglig-historiske studier tilegnede prof. C. R. Unger (Kristiania 1896), S. 34, 67. * E. HELLQUIST, Svenska sjónamn, S. 395. 4 M. E. KARSTEN, Österbottniska ortsnamn, S. 142. 5 HELLQUIST, a. a. OÖ. und dort zit. Lit. Tom. XLV. =1 Qt Germanisch-finnische Lehnawortstudien. , bezeichnet, ags. mere ausser ”Meer'” auch "stehendes Binnenwasser und wie ganz kleine Seen im nordwestlichen Deutschland und in Holland meer genannt werden. Aber in Finnland wenigstens scheinen die den Namen mar tragenden Sümpfe in der Regel auseetrocknete Meeresbuchten gewesen zu sein. Diese Verwendung des Wortes mari- ist daher gewiss übertragen. Dafür sprieht m. E. auch das Etymon dieser Sippe. Indogerm..mari- ist eig. 'Salz-, Bitterwasser : vgl. lat. amarus, schwed. norw. «mper (< *ambr « amr) "scharf, bitter von Geschmack’, nhd. (sauer-) ampfer, Meerrettig, ahd. meri-rätih eig. ’Bitterrettig’. (Das Meerwasser enthält sowohl Kochsalz als auch Glaubersalz und Bittersalz). Auch die Ablautform germ. mor: ags. as. mnd. nd. mor, ahd. muor bedeutet sowohl "Meer! als 'Moor. Moor eig. 'saures Land, saurer Boden’. Der in den Moorbrüchen häufig in grosser Menge enthaltene Humus ist gewöhnlich sauer. Vel. gr. «As f., lat. sale ’Meer’, eig. 'Salzflut’, mhd. salz-se, mnd. das solte water, schwed. saltsjün "das Meer. Sieh wegen dieser überzeugenden Wortdeutung H. ScHröper, Ablautstudien, S. 7 f. Dagegen ist saùr- die originale germ. Bezeichnung des Binnensees (nicht des Meeres, wie Feist behauptet). So dürfte finn. Saima, der Name des grössten Sees in Ost-Finnland, wegen eines finnischen Stufen- wechsels (v — m) eine lautgesetzliche Entsprechung des urnordischen "saiwa- See’ sein, vgl. got. saiws ‘Landsee, Sumpiland'. Beim germ. saöe- sind die Bedeutungen „Meer“ und „Landsee* jedoch seit alter Zeit nebeneinander gegangen. Die Wurzel ist indogermanisch (Kruse, Et. Wh.7). Es kann also keinen Zweifel leiden, das auch die Germanen seit uralter Zeit das Meer eekannt haben, und ebenso sicher ist wohl, dass dieses Meer vor allem die Ostsee war. Mit der mir wahrscheinlichen Annahme einer möglichst umfangreichen mitteleuropäischen Urheimat der Indogermanen können die Germanen bereits in alter urindogermaniseher Zeit an den südlichen Gestaden der Ostsee gewohnt haben. In Skandinavien wären sie also erst später eingewandert, Dies geschah aber nach aller Wahrscheinlichkeit noch in einer steinzeitlichen, urindogerma- nischen Periode. ! Kehren wir zu der Lautverschiebung zurück. Wie schon gesagt, nehmen sowohl Kock als auch HELLQuIsT und ÖLSEN an, dass die in der jüngeren Steinzeit einziehenden germanischen Skandinavier in ihrer Sprache noch keine Germanen waren, also u. a. noch nicht die erste Laut- verschiebung durchgeführt hatten. Mit derartigen Beweiseründen. auf die sich Herrquisr und OLSEN berufen, kann aber die letztberührte Frage — ob die steinzeitlichen Germanen Skandina- viens noch ,unverschobene* Konsonanten gebrauchten — natürlich nicht direkt beantwortet werden, denn angesichts dieses Problems muss jedes intern-germanische Sprachmaterial versagen. Eine endgültige und zwar positive Lösung der Frage ergibt sich aber nun — dies glaube ich hier zeigen zu können — aus dem ältesten germanischen Lehngut des Finnischen. So gewinnen wir hoffentlich auch einen neuen und zwar sicheren Anhaltspunkt in der rätselhaften Frage nach der Zeitbestimmung der ersten Lautverschiebung. Wie wir in der obigen Übersicht gesehen haben, gehen die Meinungen hier noch so weit auseinander, dass sie zwischen 100 und — 3000 vor Christi Geburt schwanken. d Für die absolute Chronologie der germanisch-finnischen Völkerberührungen bietet aber tatsächlich auch der Vokalbestand der ältesten Lehnwórter zahlreiche überaus wichtige Beweis- ! Die extreme Auffassung von Dänemark und Süd-Skandinavien als Urheimat der Indogermanen ist dagegen als falsch zu betrachten. Vgl. die von SoPHUs MÜLLER in Aarbóger for nordisk Oldkyndighed, Jahrg. 1913 (,Sónderjyllands stenalder*) gegebene Kritik dieser Lehre. N:o 2. 76 T. E. KARSTEN. mittel. Da sich die konsonantischen Kriterien, und zwar vor allem diejenigen, die sich auf die Lautverschiebung beziehen, durch die vokalischen öfters ergänzen und bestätigen lassen, schien es mir angebracht, hier eine Übersicht sämtlicher Lautmerkmale der ältesten Entlehnungen zu eeben. Ich bin dabei in der Lage mich auf eine beträchtliche Anzahl bis jetzt übersehener Fälle zu berufen: sogar auf einige neue Formgruppen. Lautmerkmale der ältesten germanischen Lehnwörter des Ostseefinnischen. A. Vokalismus. 1. Indogermanisches e. a. In Anfangssilben. «. Indog. ei=urg. ei, i. Bei TuowsEN, Einfluss, SerärLä, Zur herkunft und chronologie der älteren germanischen lehnwörter in den ostseefinnischen sprachen (Journ. de la Soc. Fi.-ougr. 23:1) und WIKLUND, Zur kenntnis der ältesten germ. lehnwörter im finnischen und lappischen (Le Monde Or. 5) findet man noch kein einziges derartiges Lehnwort. Im ersten Abschnitte dieser Untersuchung. S. 4—9, erörtere ich aber einige finnische Wörter, die sicher hierher gehören: Fi. (Runko)teivas, Göttername < urg. *fezwaz (S. 4 ff.) Fi. keide‘ liegende Stellung’ < urg. *xeipes- (S. 9). Fi. leiviskä "Liespfund’ < urg. *leiwiska- "livisch' (S. 7). Wegen dieses Lehnworts be- merke ich noch, dass es sich durch seine Bedeutung als Kürzung eines Kompositums erweist. Die ursprüngliche Bedeutung von fi. leiviskä war livisch': vel. aisl. //fskr "aus Livland gekommen, in L. zu Hause’ in dem Personennamen Dagr lifski sowie in der Zusammensetzung lfskeland in Diplomatarium norveg. 7 (FmrrzwER, Ordbog? 2, S. 514, a u. b). Der älteste Beleg des germ. Adjektivs *leiuiska-, “liniska- ist fi. leiviskä, das in Nordfinnland, in der Gegend von Uleåborg an mehreren Örtern (z. B. in Piippola u. Temmes) auch als Hof- und Familienname vorkommt. Der finnische Familienname lässt sich zunächst mit dem genannten aisl. Beinamen in Dagr lifski vergleichen. Aus Nord-Finnland, Österbotten, sind alte Hofnamen, die ausländische Völkernamen enthalten, auch sonst bekannt. Ich erinnere an Namen wie Bejar, Flaaminki: Flemming, Flan- der, Früsilä, Holländar, Saksa und Sassi.' Im Mittelalter entstand dann der mittelniederdeutsehe ' Vgl. Verf, Altdeutsche Kulturströmungen im Spiegel des finnischen Lehnworts, Idg. F. 26, S. 236 ff, Äldre germansk kultur i Finland, Stud. i nord. filologi, 2:2, S. 19 ff. (Skrifter utg. av Svenska litte- ratursällskapet i Finland XCV). Tom. XLV, -ı -4 Germanisch-finnische Lehnwortstudien. Gewiehtname livesch punt, livespunt, lispunt (holl. lijspond), d. h. livländisches Pfund, das in Riga angewandte Pfund, woraus nhd. Liespfund sowie spätaltwestnord. lífspfund líspund, mittel- schwed. lfspund, lijspund, nschwed. Zispund. Bei der finnischen Wiedergabe dieses Ausdruckes wurde das erste Membrum durch das von jeher bekannte finnische Adj. /eiviskü "livisch’ substi- tuiert, während das zweite Glied ganz fortgelassen wurde, wie bei so vielen anderen zusammen- eesetzten finn. Lehnwörtern aus dem Germanischen. Die in finn. leiviskä erhaltene älteste germanische Namensform des Livenvolkes ist viel- leicht auch in einem literarischen Belege auf uns gekommen. Über den bei Tacrrus, Germania Kap. 43. neben den Ruger genannten germanischen Völkerstamm der Lemonii oder Lemovii wis- sen wir gar nichts.! An dieser Stelle ist Tacrrus an die Gothones an der Weichselmündung gelangt. Er setzt hier fort: Protinus deinde ab Oceano Rugii et Lemovii. Diese Völker hätten also unmittelbar am Ozean, in der Nachbarschaft der Goten gewohnt. Wenn nun die ostger- manischen Rugii ihren Namen Ulmerugi, ags. Holmryge, d. h. ’Insel-Rugen’, wie man annimmt, nach den Inseln an der Weiehselmündung erhalten haben, ? so hätten die ursprünglichen Liven, die einstigen germanischen Bewohner der kurländischen Küste (vgl. oben S. 7. Fussn. 5) zu ihren nördlichen Nachbarn gehórt.? Der betreffende Völkername ist nach den Handschriften — die alle direkte oder indirekte Abschritten einer und derselben, in der Mitte des 15:ten Jahr- hunderts gefundenen Handschrift sind — gewöhnlich Lemovii oder Lemon gelesen worden. Bei V. LUNDSTRÖM in „Xenia Lideniana, festskrift tillägnad professor Evald Lidén" (Stockholm, 1912), S. 268 findet man aber eine dritte Lesart: levionier (mit schwedischer Pluralendung). Bei allen diesen Lesungen bleibt aber der fragliche Völkername sachlich und sprachlich gleich dun- kel. Mit allem Vorbehalt erlaube ich mir daher, freilich ohne die Handschriften gesehen zu ha- ben, eine neue Lesart vorzuschlagen: leiuonii, die von der LuxpsrRÓw'schen tatsächlich nur ganz unbedeutend abweicht. In leiuonii konnte die Ligatur iu, wenn der ;-Punkt undeutlich war, von den Abschreibern natürlich sehr leicht als m gelesen werden. In dem Taciteischen Leivonii sehe ich also eine ältere Nebenform des meines Erachtens ursprünglich germanischen Völkernamens Livones 'Liven’ (vgl. Livonia 'Livland' bei HEINRICH DEM Leren).* Wegen der Endung in Leivonii (neben Livones) vergleiche man Teutoni und Teutones (SCHÖNFELD, S. 224). Der ur- eerm. Namensstamm leiu- in fi. leiviská "livisch’ wäre sonach schon bei Tacırus belegt. Zu der in Rede stehenden Kategorie von Lehnwörtern im Finnischen, denen mit urgerm. Y ei in der Stammsilbe, gehört vielleicht noch fi. repas, G. Se. reippalh)an "hurtig, rasch, flink, stattlich' < vorg. *reipos, nach der Lautverschiebung *rióaz,? wozu aisl. rífr "Ireigebig, reichlich, heftig, begehrenswert, hlaup-rifr ’eitrig aufzufahren, anzugreifen’, norw. dial. riv u. a. 'eifrig', ! R. MucH, Deutsche Stammeskunde *, S. 125, M. SCHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- u. Völkernamen, S. 152, 154. * MUCH, a. a. O., S. 124, SCHÓNFELD, a. a. O., S. 246. > Man hat angenommen, das die Lemonii westlich von den Gotones, an der Küste Pommerns, gewohnt hätten, aber diese Vermutung ist ganz willkürlich. * Zeuss, Die Deutschen nnd die Nachbarstämme, S. 689. .* Torr, Wortschatz, S. 345. IN;0; 2. 78 T. E. KARSTEN. aschwed. river ”freigebig', iam-riucer "gleich reichlich’, talu-rzver ”redselie”, nschwed. dial. riv! (ri- vande) "rasch. betriebsam, fleissig, hurtig in der Arbeit’, in Fiunl. ? r7v ”reichlich, freigebig, redselig", rivli(g) reichlich”. Aussernordisch gehören hierher ags. ríf 'gewaltig, heftie", engl. rife ‘häufig”. mnd. rive "versch wenderisch, freigebig". Die Bedeutung "rasch, hurtig’ im Finnischen ist die ur- sprüngliehe des Wortes. Dazu stimmen die Nuancen "heftig" im Altwestnordischen (vel. hlaup- rifr) und Angelsächsischen, 'eifrig" im Neunorwegischen und Altschwedischen (Zalu-rzver), "rasch, hurtig’ im Neuschwedischen. Die Bedeutungen "reigebig, reichlich’ im Nordischen wie im West- germanischen beruhen auf sekundärer Entwicklung. Eine schlagende Parallele bietet das germ. Adj. *arna-: aisl. orr "rasch, lebendig — freigebig’, as. «rw "bereit, fertig’, ags. earu 'celer, ala- cer, expeditus, paratus’ aber got. «arı76 Adv.. ahd. arawaån Adv. unentgeltlich’ (eig. "freigebie") zur Wz. ar- 'erregen! in skr. drvan(t) ‘rennend, schnell’, av. aurva, aurvant "schnell tapfer!.3 — Fi. reipas hat wohl die Endung -as analogisch für das im Finnischen sehr seltene -os. 8. Indogerm. e + Nasal + Konsonant. Fi. rengas "hing! — urgerm. *hrengaz, später "hringaz ist das einzige bisher bekannte Lehnwort mit diesem Lautmerkmal. THomsex, Einfluss, S. 55, nimmt an, das fragliche e im Finnischen sei aus älterem 7 hervorgegangen. Erst NoREEn, Urgerm. Lautl, S. 13 und SrnErr- BERG, Urgerm. Grammatik, S. 52, setzen eine germ. Grundform *"rengaz voraus. Fi. fenho ‘Zauberkraït — urg. *penlhuo- (S. 14 ff). Die oben angeführten finnischen Wortbelege werden hier aus olonetzischen Zauberliedern * mit tehnon teräkset (— ti. tenhon teräs) "scharfer Stahl’, tenhulline, tenhun-päivälline "bezaubernd’ ergänzt. Fi. menninkäiset "Seelen der Verstorbenen’ — urg. *menpinga (oben S. 46 ff.). Fi. lenko "Krümmung, Biegung, krummer Baum’ < vorge. “lengo-, urg. *lenka-, *linka-; sieh das tole. Wort. Fi. lenkka "Krümmung. Biegung, krummer Baum’, als Adj. 'senkrückig, krumm’, lenkka- jalka "krummbeiniger Mensch’ . Ir, Fi. kempo "Zugnetztlósse' < vorg. *gembon, ure. *kempon, *kimpon : nschwed. dial. Finnl. * kimpa och kıppa "Bund, Bündel. Neben finn. kempo geht eine gleichbedeutende jüngere, neu- oder höchstens altschwe- dische Entlehnung kimppu, zu Akk. Sg. kimpu von aschwed. kimpa. Eine dritte finnische Wortvariante kömmo (= kempo, kimppu) ist aus dem Paradigma Nom. Sg. "kimpo, Gen. Se. *kimmon hervorgegangen. — Etymologisch verwandt ist vielleicht ! RIETZ, Svenskt dialekt-lexikon, S. 537. ? VENDELL, Ordbok över de östsvenska dialekterna, S. 750 f. 3 Torp, Wortschatz, S. 17. + A. GENETZ, Aunuksen kielestä, S. 104. 5 E. LIDÉN, Stud. z. altind. u. vergl. Sprachgesch., S. 46, Tore, Wortschatz, S. 535 f., VENDELL, Ord- bok, S. 552. 5 VENDELL, Ordbok, S. 432, 434. Tom, XLV. Termanisch-finnische Lehnwortstudien. 79 Fi. kempale "Klumpen < ?urg. *kembal-, -wl- : aisl. kimbull in neefra-kimbull "Bund von Birkenrinde: vgl. oben finn. kempo und kimppu. Fi. kenkkua "auf und nieder hüpien Hierüber Pıpring, a. a. O. * Tore, Wortschatz, S. 32, vgl. PIPPING, a. a. O. 7 Mit Rücksicht auf die in Rede stehenden finnischen Belege muss die von Hj. LiNpROTH, Xenia Lideniana, S. 57 ff, vorgeschlagene neue Deutung von aisl. ill" abgelehnt werden. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 81 Fi. kielo "kleines Mass, Getreidemass — urg. *skelo, aisl. skål f. ”Schale”. Fi. lievä, lieveä, liepeä "lose, locker, leicht, gelinde, sanft < urg. *hlewa- : aisl. hler "sanft, mild (vom Wetter und Wind). Fi. rievä "risch, neu; ungesäuert, süss, süsssauer' < urg. *hreua- : aisl. hrár "roh. Fi. lietse, G. -een, lietsi, Gen. -in "Blasebalg', dial. liehde, Gen. liehteen, dass., estn. lößts, Gen. löötsa "Blasen, Blasebalg’ (loötsuma, läätsuma "blasen, wehen, den Blasebalg treten’) < urg. *blestes-, -us (alter s-Stamm, s. näher unten): aisl. blåstr, Gen. -strar (oder -star), Dat blest(n)i, m. "Blasen, Hauch, Blasen mit Blasebalg', bléstr-belgr "Blasebalg’; aschwed. blaster, blester dass.; nschwed. bläst "Wind’, bläster "Vorrichtung zum Blasen’. Richtig sind vielleicht auch die Gleichungen: Fi. viepas, Gen. rieppaan ‘hurtig, rasch’, rieppa, riepakka ”Eile', 'nachlàssiger Zustand’ < urg. "krebiaz : aisl. kréfr "stark, tapfer’, norw. krcev ’tüchtig, stark, fleissig zu arbeiten’, sowie fi. liekko, liehko "flach, nicht tief’ < vorg. *legho-, urg. *lega- : aisl. lägr 'niedrig’. Wegen finn. -pp- bezw. -kk-, -hk- vgl. unten. Neue Fälle: Fi. rietas, Gen. Sg. riettaan, und rietta, Gen. Sg. rietan, ’fœdus, obscenus, impudicus, tur- pis, deformis, taeter, al. malignus, malitiosus (’schmutzig, schändlich, hässlich, boshaït’), z. B. rie- tas tyttö "unanständiges Mädchen’, rietas kuva ’obscünes Bild’; 'sehwüngern (durch coitus), réöa ”brim- stig, geil, von einer Sau’, + neunorw. (v)r@da dass.,? nschwed. dial. rå Verb. ‘virginem gravidam facere’, Finnl. rådande ’gravida’, 6 nschwed Reichsspr. rádd, Part. Prät., 'geschwüngert'. Wegen des Suffixwechsels -as:-us in finn. rietas und got. wrcpus vel. finn. harras, Gen. Sg. hartaan, und got. hardus; ein o-Stamm steckt auch in skr. vräta-. Über finn. -tt- in rietas, riettaan ge- genüber germ. -b- vgl. näher unten. Der Bedeutungsunterschied zwischen den finnischen und germanischen Belegen — adjektivische Verwendung gegenüber substantivische — hat eine Paral- lele in dem oben S. 32 erörterten Lehnwort ravia — urnord. *Frawia-. Andererseits erscheint das germ. Original zu finn. erhe ‘error’ (: germ. erzia- "irrend’) nur als Adjektiv. Fi. riekkua "làrmen, schreien’ — urg. *skrek-:aisl. skrékia schreien’, skrékr "Schrei, nsehwed. dial. Finnl. skræk(a) 'sehreien', skrek "Schrei. Oder ist finn. riekkua onomatopoetisch ? ! Vgl. Tone, Wortschatz. S. 416. ? FRITZNER, Ordbog,? Bd. 3, S. 8. * FRITZNER, a. a. O., S. 13. 3 FRITZNER, S. 143. 5 AASEN, Ordbog und Ross, Ordbog, s. v. * RrgTZ, Svenskt dial.lexikon, S. 547, VExpELL, Ordbok, S. 766. N:o 2. 11 82 T. E. KARSTEN. b. Indogerm. e in Mittelsilben. Fi. Venäjä, Venää, Venät "Russland', estn. Wene, wot. Venäi, Venä dass.; vgl. fi. venäldi- nen, estn. wenelane, wot. wenälainen "Russe, russisch’; < urg. *Wenep-, Wened-: bei Printus (1. Jh.), Proremaus (2. Jh.) Venedi; im 3. Jh. Ve- nedi, Venadi, Benidoi; bei Tacrrus (c. 100 n. Chr.) und Jorpanes (6. Jh.) Venethi od. (Tac.) Veneti; im 4. Jh. Vinidi. Das Nebeneinander Venethi (= got. *Winipos) : Venedi ist grammatischer Wechsel. ! Vgl. aus späterer Zeit aes. Wined-as, Weonod-land, ahd. Winid-a, aisl. Vindr < *Vinióin. (THOMSEN, S. 183). Neuer Fall: Fi. viheliäinen (RENVALL) ”membris mutilus et ideo difficulter ambulans, inde miser, mi- sellus’ (lahm, armselig, elend’). < urg. *wpelia- : ahd. withillo, widillo swm. "hermaphroditus, hybrida, mollis: Nom. Sg. (Trier gl. 1032) wuithillo 'androginus (hs. androgimus), vir cum muliere mixtus’; vgl. Ahd. gl. 2:570, 30 (Brüss. Cóln. Prud. Symm. 1, 119) uuidillo 'celeps und Norker, Marc. Cap. 44: er habet wibes lide, doh er man si, tannån heizet er widello.? "lone, Wortschatz, S. 411 vergleicht wohl mit Recht ags. wipl n. "Unreinigkeit' und das davon abgeleitete wédlian "besudeln'. Das eig. griechische Wort androginus (avdooyvvns), womit wwithullo glossiert wird, bedeutet auch "Weichling', 'unnatürlicher Wollüstline‘, Bedeutungen, die den angelsächsischen sehr nahe kom- men. Aussergermanisch gehört hierher (Torr, a. a. O.) nir. f?o/hal "anything stunted, hag, goblin’ und lat. vitiwm "Fehler, Gebrechen, Schaden am Körper oder an Dingen, dann auch geistig und sittlich'. Die neuirische Bed. "anything stunted’ (etwas im Wachstum Gehindertes’) erinnert schla- gend an die finnische 'membris mutilus! wie an lat. vitium "Kórpergebrechen'. Vel. dass gr.- lat. androginus, womit and. wwithillo in den Trierer Gl. übersetzt ist, auch "Kastrat' bedeutet. Die übertragene finnische Bedeutung, ’(geistig) armselig, elend’, ist wiederum nahe verwandt mit ags. widl 'Befleckung' und lat. vitium "geistiges und sittliches Gebrechen'. In formaler Hin- sicht zeigt finn. viheliäinen (gegenüber ags. wtpl, widlian) eine bei den germanisch-finnischen Lehnwórtern nicht seltene Kürzung des Stammvokals.? Ausserdem ist das germ. -p- hier, wie sonst nur selten (vgl. fi. huopa 'Filz :aisl. pófi und fi. murha ’Mord’:germ. *murpa-) durch A vertreten. e. Indogerm. é in Endsilben. Die germ. es-Stámme und ihre finnischen Reilexe. Eine beträchtliche Zahl der ältesten germ. Lehnwórter des Finnischen gehört dem fin- nischen Flexionstypus -es-, (urfi. -ez-) -eh- (mit einem längeren Stamm -ese-, -ehe-) an. Die bei THOMSEN, Einfluss, angeführten hergehörigen Wörter umfassen 1 SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. 281. 2 J. Grimm, Gramm. Bd. 2, 10002, J. H. Gazzée, Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörter- buche, S. 391. > Andere Beispiele davon oben S. 56, 62. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 83 «) die Folgenden, welche THomsen auf germ. z-Stämme zurückführt: fi. erhe "error : germ. *erzia- (got. aírzeis '"verirrt', ahd. irri "zornig"); fi. pale, palje, Gen. Sg. palkeen "Blase- balg’, weps. palgis, Gen. Sg. palghen dass., auch "Erbsenschote': germ. *balgis (got. balgs, an. belgr); fi. hame* "Weiber- und Männerrock’, estn. hame ’Hemd', liv. amm ?Rock : aisl. hamr (Pl. -ir) "äussere Hülle’; fi. padé 'Weg':ahd. pad, phad, Pl. pedi 'Pfad'; fi. palle, Gen. Sg. palteen, '"Randfalte, Saum’, pallis-tan "falten, säumen’: an. faldr (*falda-) aber ahd. vald, mhd. valt m. (-St.) : ahd. valdistol; B) folgende Wörter, die THomseN aus einsilbigen konsonantischen Stämmen herleitet : fi. ranne', Gen. Sg. ranteen, "Rand, Handgelenk’: aisl. rond, Pl. rendr und randir; fi. ruoke‘, ge- wöhnlieh im Pl. ruokkeet, ' Hosen! : aisl. brok, Pl. brókr; „vielleicht auch“ fi. turve‘, Gen. Sg. tur- peen, ”TorP : ags. turf, Pl. tyrf, aber aisl. torf n. Auf fem. einsilbige konson. Stämme gehen nach THomsen, S. 105 Anm. 2, „möglicherweise“ ausserdem fi. kaöde“ "Weberkamm!' : aisl. skeid t, Pl. -ir, -r, -ar, und fi. lanne, Gen. Sg. lanteen, ’Lende’ : an. lend, Pl. -ar, selt. -ir, zurück. Die letztberührte Formengruppe, die der germ. einsilbigen Konsonantenstämme im Fin- nischen, ist demnächst von K. B. Wrkruxp in Le Monde Or., Bd. 5, Jahrg. 1911 („Zur kennt- nis der ältesten germ. lehnwörter im finn. u. lapp.“, S. 236 ff.) einer erneuerten sprachgeschicht- lichen Behandlung unterzogen worden. Die von dieser Flexionsklasse hervorgegangenen finnischen Lehnwórter endigen meistens auf -a, nur selten auf -o, -u oder -, öfters dagegen -e (-e‘, -ef), Gen. Sg. -ehen. Unter den letztgenannten verzeichnet WIKLUND, ausser den von THOMSEN auf- genommenen, noch die folgenden: Fi. ranne‘, Gen. ranteen, "Stelle am Ufer’: aisl. strond, Pl. strendr, strandir. Wird von TuowsEN, S. 164, mit ranne 'Strich, Rand’ identifiziert. Daneben fi. ranta nach der germ. a-Deklination. Fi. rinne‘, Gen. Sg. rinteen, ’hochliegende Stelle’, olon. rinne, Gen. rindien ”Abhang”, estn. rinne, Gen. rinde, ’Streifen’, liv. rinda ’Strich, Reihe’: aisl. strind t. Seite eines kantigen Gegenstandes’, auch in Ortsnamen: Strindar, Borgstrindar áttungr und Strind (0. RyGH, Norske Gaardnavne, Indledning, S. 79), norw. strind ’Streifen, Seite, streifenförmige Reihe’. Diese Ety- mologie passt sehr gut für die estnische und livische Bedeutung, wogegen die finnische, ”hoch- liegende Stelle’, anscheinend eher auf ein anderes nordisches Wort zurück weist : norw. rind f., rinde m. 'Berg-, Landrücken, hohe Bank, besond. Erhöhung zwischen zwei Bächen an einer Bergseite' (vgl. Verf., Neuphil. Mitteilungen 1906, S. 17). Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um ein und dasselbe Wort; das ebenfalls zum germ. *strind- gehörige finn. rinta "Brust! (aus einem germ. @-Femininum *strinda) kommt nämlich auch in der Verbindung miäen rinta '"Hügel- abhang’ vor (vgl. estn. müerind 'Bergrücken') Für aisl. strind f. ist konson. Deklination nicht belegt, aber nach WIKLUND wegen des ablautenden konson. Stammes strond und der finnischen Formen wahrscheinlich. Betrefis der oben aufgeführten Formeneruppe «) könnte nach THomsEn, Einfluss S. 98, kein Zweifel darüber walten, dass das -e in den dort genannten Wörtern, selbst wo es durch alle Dialekte durchgeht, aus einem ursprüglichen -is entstanden ist. Dieselbe Endung -e' bei den Wörtern der Gruppe 9) sei dagegen nach sowohl THOoMSEN, a. a. O. S. 105, wie nach Wrx- LUND, S. 241, genetisch „dunkel“. Die Schwierigkeit der ganzen Frage liegt natürlich in der anscheinend sehr bunten Vielfältigkeit der zugrundeliegenden germanischen Wortstämme, wie sie N:o 2. 84 T. E. KARSTEN. schon in ihrer ältesten historischen Überlieferung zu Tage treten. In dies Formenchaos lässt sich aber bei näherer Untersuchung der Frage weiteres Licht bringen und zwar eben durch die in Rede stehenden Lehnwörter, die aber zu diesem Zwecke möglichst vollständig herangezogen wer- den müssen. Der Ausgangspunkt und die Grundlage der germanisch-finnischen Lehnwórter auf -eh(e), -e, -e ist nach meiner Meinung in den urgermanischen -es-Stämmen zu suchen. Doch bevor ich zu diesen übergehe, dürfte ein kurzer Blick auf die Nebenformen mit dem Suffix -as notwendig sein. Einige germanische s-Stämme im Finnischen hatte bereits Tromsex (Einfluss, S. 90) er- kannt, aber alle die von ihm, z. T. mit einigem Bedenken, herangezogenen Lehnwörter zeigen das Suffix -as. Es waren die bekannten fi. lammas 'Schaf? — urg. “lambas-, fi. mallas "Malz! < urg. *maltas- (eig. *maldas-, vgl. unten) und die als „zweifelhafter“ bezeichneten fi. laàmnas, Gen. lantaan "Grund, Strand’ < urg. *landas-, ti. lunnas ’Lösegeld’ (lunas-taa "loskaufen!) — urg. *lunas-, fi. porras "Treppe, Steg’ < urg. *burdas-, fi. tewras '"Schlachtvieh' < urg. *fbras- n. (— *peuraz m. "Stier, vgl. S. 57). Die Liste der urgerm. as-Neutra im Finnischen kann jetzt mit folgenden vermehrt werden: Fi. turvas "TorP < urg. *(wrbas-, aisl. torf n. (vgl. unten). Fi. Padas- in Ortsnamen « urg. *papas- = *papes- "Weg? (vgl. unten). Fi. vannas, Gen. vannaan (anal. vantaan), "vomer aratri, Pflugschar’, venheen vannas ’Kiel- spitze’, keulavannas ’prora’, 'Vorderteil des Schiffes’, dial. vaarnas, karel. vannas, dial. voarnas, olon. vannas, weps. vadnaz, wot. vadnaz, estn. vannas (Gen. vanna, anal. vanda), dial. vadnas; im Estn. eine etwas abweichende Bedeutung: 'schaufelfórmiges Holz, woran das Pflugeisen steckt’. Diesen Formenwechsel (-nn- : -dn- : -rn-), der sich im Finnischen auch sonst belegen lässt, führt H. PAASONEN, Suomalainen Tiedeakatemia, Esitelmät ja pöytäkirjat 1909, I, S. 16 f, auf eine gemeinfinnische Flexion mit ,Stufenwechsel* zurück: vadnas, Gen. valnazen u. s. w. Den Ur- sprung des Wortes sucht PAAsonen im Litauischen. Hier fehlt das Wort zwar, aber preuss. wagnis ’Pflugschar’ könnte älteres *wagnas sein, wie preuss. deywis (deiwas) neben lit. déwas ”Gott' ; geht, lett. perkünis neben lit. perkünas "Donner. So entstand eine gemeinfinnische Beu- gung *vaynas, Gen. *vaknazen, u. s. w., woraus später, nach Durchführung einer auch sonst be- zeugten finnischen Assimilation -kn- > -ñn-, *yaynas, Gen. *vañnazen. Gemeinfinnisch kamen aber andere Wörter mit der Lautverbindung -yn- (— -Aàn- < kn-) im Wortstamme kaum vor, wohl aber Beugungsformen mit dem Wechsel -dn- („schwache Stufe“) und -in- < -*?n- („starke Stufe“), z. B. finn. //nna "Burg, Festung’, weps. lidn, wot. lidna < gemeinfinn. *litna, Gen. *liónan. Es wäre begreiflich, dass die ursprüngliche Flexion *vaynas — *vañnazen (> *vañnahen) analogice durch eine Beugung *vadnas — *vañnahen ersetzt wurde. Aus der letzteren sind die verschie- denen finnischen Formen durch gewöhnliche Uniformierung hervorgegangen. Der von PAASONEN angenommene etymologische Zusammenhang zwischen finn. vannas (vadnas) "Pilugschar und dem gleichbedeutenden preuss. wagnis kann nicht bezweifelt werden. Aber da das fragliche Wort auf diesem Sprachgebiete ganz vereinzelt ist: nur im Preussischen belegt ist, nieht auch im Litauisch-Lettischen und Slavischen, deutet gewissermassen schon dies darauf hin, das dass finnische Lehnwort nieht dem Baltischen entstammt. Da bei den Finnen die Benennung des Pfluges, atra (aura), eine alte Entlehnung von den Germanen ist (vgl. aisl. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortsstudien. 85 arör), 1 liegt die Vermutung, dass auch ihre Bezeichnung der Pflugschar eig. germanisch ist, a priori sehr nahe. Diese Annahme bestätigt sich. Finn. vannas, *vaynas vertritt meines Erachtens ein urgerm. as-Neutrum, wovon die gemeingermanische Bezeichnung der Pflugschar *wagnasan eine n-Erweiterung ist: aisl. vangsni (statt *vagnsi?) swm., norw. dial.? vangsne, vängs(n)e, vagsne, vegsne, veksne, nschwed. dial. (Estland) * vags swf. (Runö), vaggs sym. (Nuckö, Ormsö), aussernordisch: ahd. waganso, mhd. wagense, wagese swm., nhd. bair. wagensun, schweiz. wügese. Der Wechsel zwischen umgelauteten und umlautlosen Formen, bes. im Norwegischen, erklärt sich aus urg. *wagnis-an neben *wagnas-an, mit dem Suffixwechsel es/os (iz/az) bei dem Stamm- worte.* Die urg. es-Form, *wagniz, kann tatsächlich in preuss. wagnis m. ' als (gotisches) Lehn- wort belegt sein. Urgerm. *wagnas-an, *wagnis-an swm. stünden dann ihren Formen nach auf einer Linie mit germanischen Erweiterungen wie ahd. agiso swm. ’Schrecken’, as. egiso swm., ags. egsa, egesa swm.:zu got. agis n.; aisl. ofsi swm. "Eitelkeit, Übermut’, aschw. ofse swm. : zu aisl. ofr, n., of n. 'grosse Menge. Diese Beispiele sind Abstrakta, aber es gibt fast ganz ana- loge Konkretbildungen, sogar Namen von Werkzeugen und Geräten (wie *wagnasan ”Pflugschar”) : vgl. ahd. alansa alunsa t. "Ahle’ (mit Umstellung von -sn- zu -ns-), nhd. schweiz. alesne und die Lehnwörter franz. alêne, ital. lesima, span. alesna : zu schweiz. alse, mndl. else, ditmarisch els und aisl. alr (Gen. als) 'Ahle' (mit Übergang eines es/os-Stammes in mask. o-St.); as. segisna, ahd. segansa ’Sichel, Sense’ : lat. sacena ”Beil', falls < *sacesna (zu saxum); andere Konkreta, die eine Erweiterung des es/os-Suffixes durch #-Bildung erfahren haben, liegen vor in got. hlaivasnós f. (PL) "Gräber’ zu hlaiv n., aisl. honsn n. (PL) 'Hühner', honsni n. (PL), hosn n. (PL) : zu *hönaz, -iz n. 7 Germ. *wagnaz, *wagniz enthalten meines Dafürhaltens wahrscheinlich das idg. -nes-/-nos- Suifix.* Der unerweiterte germ. Stamm wag- steckt in *wagia- m.:aisl. veggr "Keil, and. weggi, ags. wecg dass., ahd. weggi, wekki "KeiP, nhd. Week, Wecke, schwed. vigg, dial. vägg dass. Vgl. auch lit. vagis m. 'Keil sowie ir. fece 'Spaten' (aus *vegh-na). ? Kehren wir nun zu den es-Stämmen zurück. Die zuerst erkannten Fälle finden sich bei WIKLUND, Le Monde Or. 1911, S. 241: Fi. kiides "tiefe Grotte’, kides "Abteilung in einem Bienenkorb, Bienenstock, Zelle’, ketun kides "Fuchshóhle': urnord. *h2diz Neutr., aisl. híÓ, híc? "Winterlager des Bären’. Ein neuschwe- ! THOMSEN, Einfluss, S. 121, 131. Germanisch sind ausserdem finn. pelto "Acker, kuokka "Hacke', ruis Roggen’, kakra 'Hafer, akana 'Spreu', leipä "Brot'. ? Vgl. FaLk-Torr, Ordbog, S. 432 b. 3 AASEN, Ordbog, Ross, Ordbog, s. v. * VENDELL, Ordbok óver de östsvenska diall, S. 1115. 5 Die von Torr, Wortschatz, S.:384, angesetzte germ. Grundform "wagansan m. erweist sich durch den finnischen Beleg als falsch, ebenso die ahd. Grundf. "wagasno bei Hırr, Indogermanen, Bd 1, S. 352. Ahd. waganso verhält sich zu urg. *wagnasan wie ahd. wagan "Wagen’ zu urg. *wagna- (aisl. vagn m., u. s. w.). * Die urg. es-Neutra erscheinen im späteren Germanischen nicht selten als mask. i-Stämme (s. VON UnwerTH, PBB. 36, S. 2 ff.). 7 BRUGMANN, Vergl. Grammatik?, Bd 2, S. 282, $ 194, von UNWERTH, PBB. 36, S. 28 f. * Vgl. wegen dieses Suffixes BRUGMANN, a. a. O., S. 525, 8 401, von UNWERTH, S. 4. ?* Fick *, Bd 2, S. 266, Torre, Wortschatz, S. 384. Zu dieser Wortsippe gehören ferner gr. üqris < *uog^hsnis und lat. vomer, vomis (G. -eris) aus *vosmis, älter *vocsmis < "uoguhsmis, ebenfalls Bezeichnungen für die Pflugschar. N:o 2. 86 T. E. KARSTEN. disches Überbleibsel dieses s-Stammes habe ich in Namn och Bygd, Uppsala 1913, S. 121, sowie in Stud. i nord. filologi, Bd. 5:3, Nachträge, im finnländisch-schwedischen björnhöder "Lager des Bären’ (aus der Wasa-Gegend) nachgewiesen. Über das mit fi. ködes im Grunde identische fi. keöde‘ "liegende Stellung’ (urg. *xeipes-, woraus später *yzpes-, -iz) vgl. oben S. 9. Fi. aine" "Stoff, Material’, vel. die verbalen Ableitungen anikoita "eine Arbeit anfangen’ und aunikoita, aunioita ‘das Werkholz zuhauen, einen Entwurf zu etwas machen’ : urnord. *abnzz, aisl. efni, n. 'Stoif, Material’. Im Norwegisch-Lappischen entspricht avnas (< *abniz) etc. ”Stoff, bes. WerkholZ. Dass dieses Wort wirklich ein s-Stamm war, beweist das von WIKLUND nicht erwähnte skr. dpnas n. 'Besitz, Reichtum’ (zur Wz. germ. ab, ob "wirken, erwerben’ !). Urn. *abniz verhält sich zu an. efni n. ganz wie urn. *hzdiz zu an. hédi m. (s. oben). Einen dritten germ. es-Stamm im Finnischen hat Serärä Fi.-ugr. F. 12, S. 272 fL, im fi. kalpei, kalve', Gen. Sg. kalpeen, "juvencus’ erkannt (< germ. *kalbrz). Sowohl THomsex als noch WIKLUND und Serärä leiten die dem Germanischen entlehnten finnischen -eh(e)-Wörter aus germanischen -:z-Formen her, nehmen also eine finnische T'ypen- übertragung an. Es ist aber schwer zu verstehen, warum sich die germanischen -;z-Nominative im Finnischen in einigen Fällen dem finnischen Beugungstypus auf -eh(e) angeschlossen haben, in anderen Fällen dagegen sich unverändert erhalten. Denn mehrere finnische Nomina mit der Endung -is, Gen. Sg. -«(h)im, entsprechen bekanntlich germanischen -/z-Nominativen: fi. kauris, kapris ’caper’ — aisl. hafr (*xabraz),? fi. ruis, Gen. Sg. rukiin, "Roggen! — germ. *rugiz, ti. huojis "leicht? — germ. *hogiz (aisl. hógr), fi. kaunis ’schön’ — got. skauns, fi. furis, tyyris ’carus, pretio- sus’ — an. dyrr. ahd. turi (*deuriz).? Eine befriedigende Erklärung dieser schwankenden fin- nischen Vertretung eines und desselben germanischen Flexionstypus lässt sich schwerlich er- bringen. Ich halte es daher für höchst wahrscheinlich, ja sicher, dass die auf germanische es- Stämme zurückgehenden finnischen -e(h)-Wórter in der Tat nicht erst aus den später entwickel- ten -iz-Formen, sondern bereits aus den germanischen Urtypen mit der Endung -es hervorgegan- sen sind: fi. köödes also aus urg. *yipes-, fi. aine aus urg. *abnes- und fi. kalve" aus urg. *kalbes-. Bei näherer Betrachtung der als alte z-Stämme angesehenen germanischen Nomina, die im Finnischen durch Formen auf -es, -e(h) vertreten sind, stellt sich nämlich heraus, dass bei- nahe alle diese germ. zz-Formen es-Stämme gewesen sind. Es ist ja eine bekannte Tatsache, dass sich die germanischen Substantive der i-Deklination in zahlreichen Fällen aus älteren es- Stämmen entwickelt haben. Aus den ältesten angelsächsischen Quellen weist Wevxe in PBB. 31, S. 78 f, interessante Reste einer uralten Flexionsweise der germ. neutralen es/os-Stämme nach. Hier zeigen in ältester Zeit der Nom. und Akk. Sg. ö-Umlaut: cælf "Kalb', lemb "Lamm, hreö "Ruhm', deg Tag’, während die übrigen Kasus zum Teil sehr altertümliche Suffixformen mit x aufweisen. Paradigmen wie ags. celf-calfur, dæg-dégor beweisen zunächst, dass Nominativ- und Akkusativ-Formen auf -z2 in das Flexionssystem der neutralen es/os-Stämme hineingehören, dass 1 Torr, Wortschatz, S. 15. 2 Torr, Wortschatz, S. 73. Daneben gab es wohl einen germ. i-Stamm. 3 Die Stammsilbe in fi. tiuris, tyyris muss nach urnord. *diuri, neuschwed. dyr später umgebildet worden sein. — Fi. kiltis (= kilti, killi) ‘probabilis, bonus’ -aisl. gildr, aschw. gilder muss ebenfalls eine jün- gere Analogiebildung sein. Eine alte Entlehnung auf -is — germ. *gelüiz (vgl. geldan stv.) müsste *kellis, Gen. Sg. *keltiin lauten. Tom. XLV. Germanisch-finmisehe Lehnwortstudien. 87 also der Übergang derartiger Stämme in maskuline, feminine und neutrale 2-Stämme tatsächlich seinen Grund in der lautgesetzlichen Entwicklung gewisser Kasusformen der es/os-Neutra hat. Die Zahl der auf diese Weise entstandenen germanischen i-Stämme ist eine überaus grosse, wo- von man sich jetzt durch die ergiebige Untersuchung W. v. UNWERTHS: „Zur Geschichte der indogermanischen es/os-Stämme in den germanischen Dialekten" (PBB. 36, S. 1—42) überzeugen kann. Die finnischen Entlehnungen auf -es-, -eh- (<< urfi. -ez-) enthalten in vielen Fällen eine Bestätigung dieser Annahmen: sie stammen von einer Zeit her, als das in Rede stehende suifixale e im Germanischen noch nicht in i übergegangen war (vgl. bei Tacırus Segestes aber Segimerus, Segimundus, bei Aww. Marc. Sigismundus).! Gehen wir zu unserem Lehnmaterial über. Folgende Lehnwörter auf -e(h) die bisher als germ. 2-Stämme auf- gefasst wurden, sind tatsächlich alte germ. es-Stämme: Fi. erhé, Gen. erhe(h)em (< *erzezen), ‘error’ *brokiz) zurückgehen. à Zur Kategorie der einsilbigen konson. Stämme gehört nach THomsex S. 105 (vel. auch WIKLUND, S. 239) „möglicherweise“ auch das germ. Substrat für fi. kaide‘, kaides, Gen. kaite(h)en («C *kaitezen) ’Weberkamm’,! Plur. kazteet ‘eine Art Zaun’. Aisl. skeid f. "Weberkamm, Löffel, Kriegsschiff’ flektiert in der letztgenannten Bedeutung auch nach NoREENn, Aisl. Gr.?, $ 406 als ein- silbiger kons. Stamm, daneben durchgehends als o-Stamm, im Plur. auch als z-Stamm. Von einem es-Stamm ist auch hier kein Rest vorhanden, denn aisl. skeiö n. 'Stück Raum od. Zeit, Laufbahn’ ist ein anderes, wenn auch nahverwandtes Wort. Da es wohl zu gewagt ist, nur auf Grund der finnischen Form ein altes es-Neutrum vorauszusetzen, bleibt hier bloss übrig, finn. kaidé aus den tatsächlichen es-Formen ? des jedenfalls konsonantisch flektierenden urgermanischen Substrats zu erklären. Solche Formen waren Gen. Sg. und Nom. (Akk.) Pl. : *skaipes > *skaipiz; vgl. die Genetive aisl. merkr 'der Mark’ (Nom. mork), tengr "der Stange’ (Nom. tong), ags. bee ! Vgl. schon A. Antovist, Kulturwórter der westfinnischen Sprachen, S. 87. ? W. STREITBERG, Urg. Grammatik, $ 178. 92 T. E. KARSTEN. 'des Buches’ (Nom. bc), die Nominative und Akkusative aisl. fótr, negl, rengr, merkr, ags. fet, bee u. s. w. Ein urg. Nom. Akk. Pl. *skazpes (aisl. skeidr)1 erscheint finnisch als kaite(h)et (< *kaitezet), wozu ein Nom. Sg. kaide‘, Gen. Sg. kaite(h)en neugebildet wurde. Dass die fin- nische Entlehnung zunüchst auf dem Plural beruht oder beruhen kann, liegt auf der Hand. In der Bedeutung "Scheide, Schwertscheide’ wird unser Wort im Altisländischen nur pluralisch (skeidir) verwendet. Im Finnischen begegnet ein entsprechender Plural kaiteet 1) = 'Weber-, Kammlade’, ’retinaculum pectinis (RENVALL), 2) —'eine Art Zaun’. In der Bed. 1) ist kaiteet synonym mit dem finn. Plural kluvat, luvat. (Der Singular (k)luva < urn. *kluba(n): aisl. klofi swm., schwed. (väv)klofve). Mit dieser Deutung wäre finn. kaides, kaide, Pl. kaite(h)et, also ein urgerm. Lehnwort. Ist diese Folgerung aber auch sachlich berechtigt? Die Antwort kann kaum anders als Ja lauten. Gewebe sind bereits in den Funden aus der jüngern Steinzeit angetroffen worden und die Sprache macht es wahrscheinlich, dass es bereits in der idg. Ursprache ausgebildete fermini für das Weben gab, die auf gewisse Fortschritte in dieser Kunst schliessen lassen und zwar zunächst wohl in der Erfindung eines primitiven Webeapparates.? Schon für die Zeiten um Christi Geburt dürfte man daher die Kenntnis eines einfachen Weberblattes voraussetzen können. Es gibt aber noch viele andere, bis jetzt freilich unaufgeklärte finnische Lehnwörter, die ebenfalls auf urgermanische es-Stimme hinweisen. Je nach den germanischen Flexionstypen stel- len sich folgende Hauptklassen auf. «) Germ. es-Stámme neben u-Stämmen: In vielen Fällen besteht im Germanischen ein Nebeneinander substantivischer «- und es/os-Stämme; vgl. das bei von Unwerta, S. 14f, zusammengestellte Wortmaterial. Ein ähn- licher Wechsel findet sich gelegentlich in andern idg. Sprachen. Bei zahlreichen adjektivischen i-Stàmmen und parallelen substantivischen es/os-Bildungen trägt das Verhältnis den Charakter eines bestimmten Wortbildungsprinzipes. In anderen und zwar nicht wenigen Fällen stehen substantivierte Formen des Adjektivs in gleicher oder verwandter Bedeutung neben den neutra- len es/os-Stämmen, und dabei ist das ursprüngliche Adjektiv zuweilen nicht mehr erhalten oder ist vielleicht nie vorhanden gewesen. Im letztgenannten Falle ist, meint von UNwERTH wohl mit Recht, analogische Nachbildung des alten Verhältnisses anzunehmen und dies betrifft ganz besonders das Germanische. Dass ein ursprüngliches Nebeneinander von adjektivischen u- und substantivischen es/os-Stämmen auch hier gegolten hat, beweist got. aggwus eng” neben aisl. angr m. n. ’Kummer’, aber in allen übrigen germanischen Fällen dieses Wechsels handelt es sich nur um Substantiva; vgl. z. B. got. faihu n. "Vieh', lat. pecu n. neben lat. pecus n. ’Vieh’, gr. cfíxoc n. 'Vliess', ahd. sigu m. "Sieg! neben got. sigis n., skr. sáhas- n. Bei den fraglichen germ. u-Formen hätte man nach vox UNWERTH also mit alten oder analogisch geschaffenen selbständigen 1 "PHOMSEN, Einfluss S. 99, Anm. 1, bemerkt, dass Sv. EGILSSON für den Plural dieses Wortes 1 Beispiel für -ir, aber 4 für -ar und 4 für -r anführt. 2 O. SCHRADER, Sprachvergleichung u. Urgeschichte?, T. 2, S. 260ff., H. Hirt, Indogermanen, Bd. I SH BAL Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 93 Bildungen an der Seite der es/os-Neutra zu rechnen, und man bedürfte zu ihrer Erklärung nicht der Theorie eines in lebendiger Flexion nirgends belegten Suffixwechsels (es-os-as) oder der höchst unsicheren Annahme eines germ. Überganges von minderbetontem 23 > u,! kaum auch der Vor- aussetzung BRUGMANNS, ? dass eine alte uridg. Suffixform -us neben -es und -os auch im Germa- nischen bestanden habe. Ganz abgesehen von der Stellung, die man zu dieser schwierigen Suffixfrage einnehmen will, ist es von besonderem Interesse, dass gerade neben denjenigen germ. u-Stämmen, die sich im Finnischen als es-, e(h)-Wörter wiederfinden, in nicht wenigen Fällen ältere es-Stämme nach- weisbar sind. So erklärt sich ungezwungen der an sich befremdende und bis jetzt unauf- geklärte Parallelismus von germ. u- und finn. es-, e(h)-Formen. ««) Neben dem u-Stamm geht nicht selten ein germanisches o-Neutrum: Fi. katve', Gen. Sg. katve(h)en, "Schatten, schattiger Ort’ hat die Nebenformen kalve" (RENVALL dial. kalvet), Gen. Sg. kalveen oder kalpeen, katvi, Gen. katven, kalvi, Gen. kalven (und kalvin) sowie kalpi, Gen. kalven (LÖNNROT). Die Formen mit /v < urfi. dv stehen im Verhältnis des Stufenwechsels zu denen mit tv.3 Der Nom. Se. kalpi (= kalvi) und Gen. Sg. kalpeen (= kal- veen) haben ihren p für regelrechtes v wegen analogischen Übertritts in eine andere Stufen- wechselreihe; vgl. oben S. 32 fi. rapia = ravia. Mrxxora stellt das in Rede stehende Wort gewiss mit Recht zur Sippe von got. skadus m. ’Schatten’. Als germanische Grundform ver- mutet er, wie nach ihm Serärä, Fi-ugr. F. 13, S. 38, *skadvz oder „vielleicht“ *skadvez. Nur die letztere Annahme kommt in Betracht, wenn damit ein es-Neutrum gemeint sein soll. Dem got. u-Stamme skadus m. ’ozı« Schatten’ (vgl. bes. Luc. 1,79 : in rigiza jah skadau daupus "in Finsternis und Schatten des Todes’) entsprechen ahd. scato m., Gen. scatwes, as. scado m., Gen. scadves, ’Schatten’, ags. sceadu stf., Pl. sceadwa, 'shadow, shade, darknes, shady place’, aber aueh das ags. Neutrum seed, scead "shade, protection’ ("skadaz) = gr. to ozovoc "Dunkelheit; vgl. auch die Ableitungen got. ufar-skadırjan "überschatten’, ga-skadireins "Bedeckung? (< *ga-skadhv- jan), ahd. bi-sceatwem (-skatwjan) "beschatten’, ags. sceadwjan 'overshadow' (< *skadwon). Im Nordgermanischen fehlt das Wort als Appellativum, aber norw. dial. skadda, skodda (= aisl. *skadda, *skoddu) 'Nebel' und nsehwed. dial. (Ruerz, S. 575) skadda f., skädda 1, skadd, skädd f. ’Nebel’, skäddig 'nebelig’ sind nahe verwandt. In Ortsnamen ist jedoch ein wohl hierher- gehöriger altnordischer Namensstamm skad- mehrfach belegt. Nach O. Rvanm, Norske gaardnavne Bd. 1, S. 53, Bd. 5, S. 42 und Bd. 11, S. 44f. ist der Hofname Skadvin, Skodvin, Skodin (*Skadu-vin, eig. 'schattige Wiese'?) weit verbreitet in Norwegen. In Schweden finden sich mehrere Örter mit dem Namen Skövde (aschwed. Skethire) bezw. Skädvi (aschw. Skedhwi), der als *Skod-vi, *Skacu-wzh aufzufassen sein dürfte, vgl. E. Wapsreix, Svenska landsmål 13 : 5, S. 7, A. Norern, Aschw. Gramm. $ 59:7. Diesen Ortsnamen verbindet bereits WansrEIN mit got. skadus "Schatten" und deutet ihn, unter Hinweis auf ags. sceadu-geard "nemus, lueus', als 'Hainheiligtum'. Gegen diese Erklärung macht E. Bratz, Vanerna, en mytologisk undersók- ! Hierüber BEZZENBERGER, Beiträge zur Kunde der idg. Sprachen, Bd. 3, S. 174; SrrerrBerG, Idg. F. Anz. 2, S. 47 f, Urgerm. Grammatik S 56. > Vergl. Grammatik 2?, S. 523, $ 399 und S. 534 ff., S 408. > J. J. MIEKOLA, Virittäjä 1898, S. 80, E. N. Serärä, Journal de la Société Finno-ougrienne 23: 1, S. 38. N:o 2. 94 T. E. KARSTEN. ning,* S. 28, die berechtigte Einwendung, dass die ersten Glieder in Ortsnamen anf -wz ’Heilig- tum’ sonst immer mit einem Götternamen verbunden sind, und meint dass die so genannten Örter vielmehr der Verehrung „der Schatten“, der Geister der Verstorbenen geheiligt waren. Bekanntlieh war ja der Seelenglaube und Totenkult auch im Norden weit und tief im Volksleben verbreitet. > Der Auffassung Brares schliesse ich mich um so lieber an, als auch got. skadus und das entsprechende gr. ox0ros u. a. gerade "Todesfinsternis', ’Finsternis der Unterwelt’ bezeichnen. Zu den fraglichen Kultplätzen in Schweden gehören nach Brare auch Skadevi in Uppland, Skadalunda (1377), vielleicht Skärlunda in Östergötland 3, sowie Skederid, aschw. Skæd- argh (-hargh) in Uppland.* In mythischem Sinne steckt unser Wortstamm ausserdem wohl im Namen der altnordischen Göttin Skade. Die mask. n-Flexion im Altwestnordischen ist sicher eine spätere Entwicklung. Mau hat Skade für eine ursprünglich feminine Ableitung eines Wor- tes mit der Bedeutung Schatten’ gehalten, etwa = gr. *Ixoryi«e zu cxóvioc "dunkel? Die Göttin Skade sei demnach eine nordische //socsgóvz (Proserpina), „die Königin der Schatten, der Unterwelt*. 5 Wegen dieser meines Erachtens sehr ansprechenden Deutung möchte ich besonders darauf verweisen, das gr. oxorıoc u. a. als Epitheton für Hekate gebraucht wird, die als unterirdische Góttin der Zauberei verehrt und daher oft mit der Proserpina verwechselt wurde. Der nordische Wortstamm Skad- scheint aber auch in anderen Ortsnamen vorzuliegen als in mythischen. E. Hxrrqursr, Svenska sjönamn (Svenska landsmål 20 : 1), S. 534 stellt den im Västgötagesetze IV. 11 : 3 genannten altschwed. Seenamen Skadur zu dieser Sippe. Identisch hiermit ist, wie J. SAHLGREN, Skagerhults sockens naturnamn I (Stockholm 1912), S. 81 ff. nach- gewiesen hat, der heutige Seename Skagern in Nerike. Die Lautentwicklung war Skadur > *Skaur > *Skagur > Skager. Als Namensbildung wäre Skadur nach Herrquisr zunächst mit dem aschwed. Seenamen Vetur ’Vättern’ zu vergleichen. Aber bei dem letzteren ist ja das r-Suffix vorgermanisch (vgl. gr. ödwe, ahd. wazzar), während vom Stamme skad- 'Schatten' keine aussernordische r-Form bekannt ist. Es scheint mir daher, als ob das r-Suffix in aschw: Skaó- ur nur ein Überrest des alten s-Suffixes sei, das in gr. oxovoc n. belegt ist und sich für das Germanische wegen ags. scead (scæd) n., got. skadus m. voraussetzen lässt. Was den Suffix- vokal in Skadur betrifft, ist bewusste Angleichung an aschw. Vetwr denkbar.” ! Svenska humanistiska förbundets skrifter 21, Stockholm 1914. ? Vgl. oben S. 45 ff. („Zum Totenkult“). > Vgl. wegen dieser Namen schon M. LUNDGREN, Språkliga intyg om hednisk gudatro i Sverige, S. 84. * Vollständige Namenbelege bei HJ. LINDROTH, En nordisk gudagestalt i ny belysning genom ort- namnen (Antikvarisk Tidskrift, Del 20, Stockholm 1914). * E. Sievers, Ber. über die Verh. d. kgl. sächs. Ges. d. Wiss zu Leipzig. Phil.-hist. Classe, Bd. 46, 1894, S. 141. Erweitert zu einem ion-Stamm ist dieses Femininum tatsächlich belegt in zahlreichen altn. Ortsnamen auf Skedju-, s. LINDROTH, a. a. O. 5 BRATE, a. à. O, S. 29. Anders LinDROTH, a. a. O., S. 69. Im Götterpaare Ull-Skade vermutet er alte nordische Mondgötter. Es ist aber prinzipiell kaum zulässig, den sehr primitiven und schon in früher Zeit verblassten Mondkult mit persönlichen Gottheiten einer so späten Zeit zu verbinden. Vgl. HELM, Religionsgeschichte, S. 256—8. Die Parallele Donner-Donnergott taugt nicht als Stütze hierfür. 7 Die Zusammenstellung des Seenamens Skadur mit got. skadus Schatten’ u. s. w. findet Beifall bei BRATE a. a. O. Die Einwände dagegen bei J. SAHLGREN a. a. O. lehnt er mit Recht ab. Eine Parallele zum Formenwechsel urg. *skapas- n.: aschwed. Skapur ”Skagern” bietet finn. kangas 'Gewebe' gegenüber aisl. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 95 Gehört schliesslich vielleicht auch die alte lappisehe Benennung Skandinaviens, Skadesi- suolo, hierher? Das zweite Membrum ist nach K. B. WIKLUND, Skandinavien som à i lapparnas föreställningar in Xenia Lideniana, S. 197, sicher eine lappisehe Übersetzung von urnord. *aujo "Insel (= aisl. ey, ahd. ouwa ”Aue') in dem latiniserten Namen Sca(n)dın-avia = aisl. Skáney. aschwed. Skand, Skane ”Skåne', aes. Scedenig, Sconeg. Das erste Glied geht nach demselben Verfasser auf urlapp. *skadıs, -us oder *skädis, -us zurück und entspricht einem urnordischen *skaóiz, -uz oder *skädiz, -uz. WIKkLunp hält nämlich — im Gegensatz zu K. MöLLENHOFF, Deutsche Altertumsk. 2, S. 357 ff, der das germ. Skandinavia dem lappischen Skadesi suolo als nachgebildet und wesentlich erborgt betrachtet — den Namen für ursprünglich germanisch, wenn er auch über die auffällige Differenz der Vorderglieder (den Gegensatz n : s) keinen Bescheid weiss. Dunkel ist ihm der Name auch seiner Bedeutung nach, denn dass Skandinavia schlecht- hin die Insel der Skaóe wäre, wie noch R. MucH, ZidA. 36, S 125 ff. vermutet, findet er mit Recht mehr als unsicher. Wenn wir von der bei WIKLUND alternativ aufgestellten urnordischen Form, *skädiz bezw. *skäduz, ausgehen, lässt sich der Name aber mit unserer hier diskutier- ten Wortgruppe, got. skadus "Schatten' u. s. w., in formaler Hinsicht ungezwungen verbinden: der oben vorausgesetzte urnordische -es- (> -is-) Stamm ! bezw. der ws-Stamm = got. skadus wäre in urgermanischer Form hier tatsächlich beieet. Wie erklärt sich nun der auffällige Gegensatz der Vorderglieder in germ.-lat. Skadin- avia und urnord. *Skadiz-auura bezw. Skaduz-auuia? Ohne Parallelen ist dieser Gegensatz nicht, denn wie bekannt zeigen zahlreiche altgermanische Komposita als Stammform im ersten Kompo- sitionselement eine andere Form als im Simplex ?:z. B. got. midjun-gards, ags. middan-geard, ahd. mittin-gart : mittil-gart, as. middil-gard ’Erdkreis’ : ahd. mitti-gart, aisl. mió-garór; got. ala- kongur-váfa, nschwed. dial. kangero "Spinne' < *kangur-wüvu > *kangur-ovu (A. Kock, Svensk ljudhistoria, Bd. 1, S. 349). Das Vorderglied spiegelt sich wieder in finn. kankuri "Weber, Weberin, das eine gekürzte Zusam- mensetzung ist nach der Art von finn. murkina "Frühstück! (germ. *murgina-). THOMSEN, Beröringer mellem de finske og baltiske Sprog, S. 257 hält finn. kangas 'Gewebe' (vgl. kangas-puut "Webstuhl) für echt finnisch (vgl. finn. kankea 'steif) und zwar weil es im Germanischen ohne jede Anknüpfung wäre. Diese Vorausset- zung ist aber falsch. Mnd. und nhd. dial. kanker ‘eine Art Spinne’ gehört nach Torr, Wortschatz, S. 37 zu einer germ. Wz. kenk-drehen, winden, biegen’ mit mehreren Belegen bes. im Nordischen. Daneben geht, ebenfalls nach TORP a. a. O., eine gleichbedeutende Wurzel keng, vgl. aisl. kengr (aus *kangi-) m. "Bug, Bie- gung, Haken’, kingja ‘den Hals biegen oder drehen’, schw. dial. kang ‘biegsamer, schlanker, hinabhängender Zweig' (vgl. H. PETERSSON, Idg. F., 24, S. 265). Aisl. kongur- also eig. 'Windung,, d. h. 'Flechtwerk, Gewebe'. Das Weben ist nur „eine verbesserte Flechtkunst* (Hırr, Indogermanen, Bd. 1, S. 331, SCHRADER, Sprach- vergl. u. Urgeschichte* 2, S. 260). Vgl. finn. verka "Tuch' nschwed. dial. verke 'grobe Leinwand', mnd. werk 'Gewebe' aus der Wz. idg. *wereg- "biegen, drehen, winden' z. B. in lat. vergere 'sich neigen, sich biegen', nschwed. wirka 'hàkeln, wirken', nhd. wirken 'weben'. Finn. kangas 'Gewebe' vertritt an sich entweder urgerm. *kanga-z m. oder *kangas- n. Für die letztere Auffassung spricht möglicherweise nschwed. dial. (RIETZ, S. 307) kangs Adj. 'taumelig, sehr lebhaft, erregt (von Kindern), eig. 'sich heftig drehend'; vgl. z. B. schwed. d. angse 'àngstlich' zum s-Stamme aisl. angr m. n., skr. dinhas- n. 'Not. Vgl. auch H. ScHRÓDER, Ablautst., S. 33. ! Nach dem VERNER'schen Gesetze hat die urgerm. Grdf. entweder *skápez- (vgl. gr. 020705) oder mit grammatischem Wechsel *skaóés- gelautet. Bei den as-Stämmen herrschte ursprünglich fast nur Wurzel- betonung, weil aber der wo-, u-Stamm got. skadus, as. scado, ahd. scato (*skaóí-) an der Seite ging, war Form- ausgleichung móglich. ? Vgl. F. KLUGE, Urgermanisch, S. 229. N:o 2. 96 T. E. KARSTEN. (-mans, -brunsts, -parba, alakjo) neben alls: got. mana-seps, ahd. mana-houbit neben got. manna; as. (Heliand) überwiegend himil neben heban-kuning. Vgl. besonders ahd. Köhhinamo "Leichnam’ (lihhin- Gen. Sg.) neben löhhamo, as. lik-hamo. Im vorliegenden Falle hat die durch das Lap- pische bezeugte Namensform *Skadiz-au:a (bezw. *Skaduz-au,a) das Anrecht als die ältere zu gelten: in der Variante Skadin-avia muss das Vorderglied umgebildet sein und zwar nach germ. *skaóén- (*skápen-) swm. 'Schädiger’ (ahd. scatho, secado, as. skatho, ags. scapa), das hier allein in Betracht kommt. Alle diese Belege gehören zwar zu einem Stamme *skdpen-, da aber die überwiegende Mehrzahl der germanischen Nomina agentis auf -en für urgerm. Suffixbetonung spricht, kann *skäpen- eine Neubildung vom Präsens (got. skapjan) aus sein.! Auf den (sekundären) Zusam- menhang des in Rede stehenden ersten Wortteiles mit germ. *skapen-, *skaban- bezw. skaden- scheinen mir die sehr schwankenden lat. Lesarten des Namens tatsächlich hinzuweisen. Bei Prinius (T 79 n. Chr.) findet sich neben Scandinavia und Scadinavia auch die Lesart Scatinavia d. h. Scathinavia, bei Pauzus Draconus (im S. Jh.) die Formen Scadanau, Scadanavia, bei dem Franken FREDEGAR (ca. 591—640)? Scatanavia d. h. Scathanavia, im sog. Chronicon gotanum (6. Jh.) Scatenaugæ d. h. Scatnenauia (oder richtiger Scathinavia). * Das erste Membrum dieser latinisierten Belege endet also auf- -2n, -en oder -an, d. h. auf die beiden urgerm. Suffixformen der mask. n-Stämme. Die Endung -en, wozu -in eine Schwächung darstellt (vgl. das urg. Suifix -es- > -is-),^ erscheint u. a. im Gen. Se. : vgl. got. hanins, as. gumen, obd. henin hanin, fränk. hanen; nur das Angelsächsische und Nordische hat die o-Stufe (vgl. das finn. Lehnwort maanan- tai Montag”), aber im Urnordischen gingen neben den gewöhnlichen an-Formen auch en-(in-) Formen, denn sonst wäre der :-Umlaut in der Wurzelsilbe mehrerer hierhergehöriger Wörter unerklärlich. Ein Rest der Endung -zm bei den urnordischen an-Stämmen wäre nach NOREEN, Geschichte der nord. Sprachen?, $ 195 : 4, gerade in lat. Scadinavia "Schonen' vielleicht erhalten. Durch die Lesarten Scatinavia, Scatanavia (mit t für th) zeigt unser Name also Beziehun- gen auch zu dem tatsächlich belegten germ. *skápen- mit alter Wurzelbetonung. Wenn man daher nur die formale Seite in Betracht zöge, läge es gewiss am nächsten den Namen lat. Seadinavia, lapp. Skadesisuolo mit diesem Worte zu verbinden, denn die lappische Variante liesse sich dann aus der germ. Nebenform *skdpes- n. Schaden! erklären. Für diese Auffassnng des Namens Scandinavia — nicht aber des lappischen Namens — ist, wie schon bemerkt wurde, Muc# in ZidA. 36, S. 126 ff. ausführlich eingetreten, ohne aber überzeugen zu können. ® Skan- dinavien, das Land, von dem aus der Nordsturm über die Ostsee herüberbrauste, wäre als der Bereich eines mit Skade wesentlich eleichartigen und wie sie als "Schädiger’ bezeichneten dämo- 1 L. SÜTTERLIN, Geschichte der Nomina agentis im Germanischen, S. 60. Eine germ. Grdf. skadan m. wird auch bei Torre, Wortschatz, S. 449 vorausgesetzt. ? Vgl. Reallexikon der germ. Altertumskunde, Bd. 2, S. 85f. 3 Vgl. K. MürLENHOrrF, D. Altertumsk. 2, S. 359 f. + Die späte Lesar Scatenauge (6. Jh.) muss auch was das e betrifft fehlerhaft sein. Vgl. die bei M. ScnóNrELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- und Vólkernamen, S. XIX, zusammengestellten Beispiele germanisch-lateinischer Namen aus jüngerer Zeit (etwa seit dem 4. Jh.), wo e bezw. i in Widerspruch mit dem germanischen Lautstand geschrieben wird. 5 Den etymologischen Zusammenhang von Scadinavia und lapp. Scadesisuolo findet Mucn. wenig wahrscheinlich, aber wie WIKLUND a. a. O. dargetan hat entschieden mit Unrecht. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 97 nischen Wesens gedacht und darnach *Skadnawr 'Nordwindinsel benannt worden. In Deutsch- land hätte man auch gelegentlich mehreren nördlichen Ländern und Inseln den Namen *Skaönjoz (sc. *awjoz, *aujoz), Ixavdiaı d. i. Aquilonie, beigelegt. Er verweist auf ADAMS von BREMEN deseriptio insularum. Aquilonis sowie auf *Seadanau, quod interpretatur in partibus Aquilonis in der Origo gentis Langobardorum und meint, dass der Name damals möglicherweise noch richtig verstanden worden sei. Aber wie die Göttin Skade ursprünglich wenigstens kein ’Schädiger’ war sondern eine Göttin der Schatten (vgl. oben), bezeichnet auch lat. aqwilo in erster Linie nicht den Nordwind sondern den Norden überhaupt und zwar als das 'Heim der Finsternis’, denn es gehört zu lat. aquilus 'dunkelfarbig, schwärzlich’ ganz wie gr. zaızies ’Nordostwind’ zu lat. ewcus ’lichtlos’.! Für diese Grundvorstellung von der nördlichen Himmelsgegend finden sich auch andere und zwar näher liegende Zeugnisse, So bedeutet die oberdeutsche Bezeichnung des Nordens, Mitternacht, eig. „mitten in der Nacht“, vgl. das Adjektiv mitternächtig, mitternächtlich = '"órdlich'. Bei GANANDER, Mythologia Fenniea (Åbo 1789) liest man S. 71 : „Pohjola, yttersta norden, beskrives såsom en mörk [= finster] och förfärlig ort, Tartarus & ultima Thule“, sowie S. 70 : „Pimento eller Pimentola, pohjan perä, ultima Thule, yttersta mörkret, dels i afgrun- den, dels i norden,? vid Novaja Zembla och Turja (Norrige)*; finn. pimento(la) bedeutet 'das Heim der Finsternis’. Im Kalevala und zwar an Stellen, die als echte Volksdichtung erwiesen sind, 3 erscheint das Pimentola 4 mal als Parallelwort zu Pohjola "Nordland' und das Stammwort pimeä "finster' sehr oft als Attribut dazu.* Ein zweites, sehr häufiges Parallelwort zu Pohjola ist ebenda Sariola, das nach E. N. Serärä, Festschrift Vilhelm Thomsen (Leipzig 1912), S. 188 ff., eine Umbildung von sarajas 'Eismeer’ sei, einem arischen Lehnworte des Finnischen. Sariola erscheint im Kalevala mit dem Epitheten sanka, sankka, summa, synkkä = "dick, neblich, düster’. Die Bezeichnung des Pohjola, des finnischen Nordens, als summa Sariola 'das vom Meer um- schlossene nebliche Land’ ist eine interessante Parallele zum Namen Scadesisuolo-Skadinavia in dessen hier vorgeschlagener Grundbedeutung : "die Schatten-Insel’. So aufgefasst, hat der Name Scadinavia also mehrere schlagende semasiologische Ent- sprechungen, während er mit der Mvcm'schen Deutung unter den bekannten Bezeichnungen des Nordens meines Wissens wohl allein stünde. Die von mir vorausgesetzte Umbildung des ersten Gliedes im Namen *Skadiz-(Skaduz-)au,a lässt sich sonst auch sprachlich begreifen. Ein urnor- disches *skadus- (= got. skadus ’Schatten’), das nur in den genannten Ortsnamen sowie im fin- nischen Lehnworte katve‘ 'Schatten' belegt ist, wurde von dem gleichbedeutenden urnord. *sku- wan- > *skuggwan- (aisl. skuggi, schwed. skugga, vgl. ags. seuwwa "Schatten, Dunkelheit! und das urn.-finn. kuva ’Bild’) sichtlich bereits in urnordischer Zeit allmählig verdrängt. Die Beziehung des ersten Teiles des Namens *Skaóuzawa zum Worte *skaduz 'Schatten' ist also wohl frühzeitig dem Sprachgefühl verloren gegangen, und so konnte sich ein volksetymologischer Zusammenhang 1 A. WALDE, Lat. etym. Wórterbuch?, s. v. aquilo. Die Bedeutungsentwicklung ‘Nord’ > 'Nordwind' liegt auch vor z. B. in nhd. Nord 1) 'die nürdllche Himmelsgegend’, 2) 'der Wind daher und finn. pohja = ‘der Nord’ neben der Ableitung pohjonen 'der Nordwind'. ? Gesperrt von mir. > Kalevala, Bd. 2, Selityksiä, [Erklärungen], S. 167 (Suomalaisen Kirjallisuuden seuran Toimituksia, 48 Osa, Helsingfors, 1895). * Sieh die genannte Kalevala-Ausgabe, das Register. N:o 2. 13 98 T. E. KARSTEN. mit dem alten es-Neutrum *skapes- (got. skapis) Schaden’ aber auch mit dem nebenbei gehenden Nomen agentis skapen-, skaden- ’Schädiger’ ungesucht einstellen. Nach dieser Abschweifung kehren wir zu unserem Ausgangspunkte, dem finnischen Lehn- worte katve‘ 'Schatten', zurück. Dieses lässt sich nicht unmittelbar aus einem germ. os/es-Neu- trum “skadas-, *skades- = gr. TO oxóvoc (vel. ags. scead n.) erklären. Aber der parallele mask. u-Stamm, got. skadus, der wa-Stamm, as. scado und ahd. scato (Dat. scatwe, scataiwe), sowie der wö-Stamm, ags. sceadu Pl. sceadwa, scheinen einen urgerm. -yes-, -us-Stamm vorauszusetzen. Bereits BRUGMANN, Vergl. Grammatik?, Bd. 2, S. 535 vermutet, dass got. skadus m. ursprünglich ein altes Neutrum war = gr. To oxóroc. Aber nach demselben Verfasser standen die ide. Stämme auf -us-, die Neutra wie die geschlechtigen Formen, zum Teil im engsten geschichtlichen Zusam- menhang mit den -xes-, -us-Stämmen, die seit urindogermanischer Zeit zur Bildung des Part. Perf. Akt. dienten. Von diesen bewahrt das Germanische nur einige wenige Überreste und zwar bloss von dem schwachen Stamme auf -us-. Vor allem sind hier einige Femininbildungen auf -z, got. *berusi, Pl. berusjos ’Eltern’, ahd. zaturra 'Hure' (*taöuz-2) u. a. zu nennen. Vel. noch mit n-Erweiterung as. &sco m. "Eigentümer < *aigus- (zu got. aigan), aisl. halze "wer festgehalten hat? < *haldus- (zu halda ’halten’), heize "wer versprochen hat < *haitus- (zu heita ' versprechen") u. s. w. Besonders diese altnordischen Adjektiva auf -se erscheinen semantisch noch geradezu als partieipiale Formen.! Hie und da kommt aber ein wenigstens scheinbarer Suffixwechsel -ues- : -uas- : -us- auch sonst vor; vgl. z. B. skr. drus-"Wunde’ : aisl. orr n. 'Narbe’, aschwed. œrr n. mod. arwe dass. < *arwiz < *arues-; daneben aschwed. ar n. dass., best. F. arr-it, aus *arr < *arz- (vgl. skr. dru$);? ferner aisl. mykr, Gen. nykrs m. ’Wassergeist’, got. *nzgiza («C "nikues-), mhd. nickes, mnd. necker, mndl. nicker, necker aus *nikuas- neben ahd. nihhus m. n., ags. nicor m. (*nikus-) sowie got. aqizi À 'Axt/, aisl. ox t. (*ækus- «C *akwis-) neben ahd. achus f, as. acus f., ags. cx, œces (*acusi i) aus einer urgerm. abstufenden Flexion *akuesz, Gen. *akusios (ide. *agwesz: *agusias).? Zu dem in Rede stehenden germ. Worte, got. skadus m., as. scado m., ahd. scato m., ags. sceadw f. und scead n. vertritt das finn. katve‘, Gen. Sg. katve(h)en «C *katvezen, die sonst unbelegte -wes-Form. Die -40s-Stufe erscheint wenigstens anscheinend im as. und ahd. *scadwa- m., die schwache Stufe im got. skadus. Im Hinblick auf Genus und Flexion handelt es sich bei got. skadus m., as. scado m., ahd. scato m. und ags. sceadu f. um Analogiebildung. Vgl. auch VAN Herren, PBB. 36, Fussn. Die finnische Variante katvi, Gen. katven (neben dial. kalpi, Gen. kalven) verhält sich zu urg. *skadues- > *skadwiz wie finn. arpi, Gen. arven, 'Narbe' zu urg. *arues > arwiz, aisl. orr n. ’Narbe’. Die hergehörigen finn. Formen auf -/, Gen. -en, sind analogisch. Die urgermanischen Nominative auf -iz der alten es-Stämme haben wie bekannt in vielen Fällen Übertritt in die i-Deklination veranlasst: vgl. ags. ege m. ’Schreck’ zu got. agis n., gr. «xoc; ags. hete m. 'Hass', as. heti m. zu got. hatis n., aisl. hatr n.; ags. sige m. ’Sieg’, aisl. Plur. sigir zum Sing. sigr, got. sigis n., skr. sáhas- n., u. s. w. Diese finnischen Lehnwörter auf - erklären sich aus den auf -i endigenden Akkusativiormen solcher analogischen i-Stámme. Vgl. unten. ! NOREEN, Idg. F. 4, S. 324f., BRUGMANN, a. a. O. ? NOREEN, Aschwed. Gramm., $ 238: 4. 3 Vgl. z. B. Torr, Wortschatz, S. 7. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 99 Germanische es-Stämme nebst parallelen «-Stämmen und o-Neutren begegnen ferner in folgenden finnischen Lehnwörtern: Fi. laes, Gen. lake(h)en (< *lake:en), 'Heuschwaden, soviel man mit einem Sensenschlag abmäht’; daneben finn. /a'as, Gen. laka(h)an (> *lakazan) dass., meist. im Plur. : lakaat (lasketella lakaille 'Gras mähen'); < urg. *slages- bezw. *slagas- n. 'das Schlagen’. Dass das germ. Zeitwort slahan schon sehr frühzeitig auch im Sinne vom ’Heumähen’ verwendet wurde, beweist das Verbalabstraktum *slahtu- in aisl. slattr m., aschwed. slat, slet, slættter, nschwed. slåtter "das Mähen’, auch aisl. slätta t. 1) ‘das Heumähen’, 2) ”abgemähtes Land’. Das hier aufgestellte urg. os/es-Neutrum lässt sich auch auf intern germanischen Gründen wahrscheinlich machen, einerseits durch das o-Neutrum aisl. slag n., aschw. slagh n., andererseits durch einen ;-Stamm : got. slahs (*slahi-) m. ’Schlag”, aisl. slagr m., agutn. slegr m. (*slagi-), as. slegi m., afries. slei, slag, ags. slege m., ahd. slag, mhd. slae Pl. slege, sowie durch den u-Stamm ags. s/agu '"Schlacke, Abfall (wahrscheinlich Femin). ! Diese Wechselformen erklären sich nur aus einem es-Stamm : vgl. z. B. got. sigis n. (altind. sáhas- n.) 'Sieg', aber ags. sige m., afries. si m., as. sigi-, ahd. sögi und sögu m.? Fi. luode, Gen. luote(h)en (< *luotezen) "aqua marina littoribus affluens, tempestate admo- vente’, 2) "Nordwest', estn. loe, Gen. Sg. loje (lode) "West, Nordwest, Sonnenuntergang’, liv. lod Nordwest’, weps. lodeh, Gen. lödhen, "Westen, Westwind’ < urg. *flödes- n. : got. flodus 'moreuóc, aisl. flóó n. "Wasser, Fluss, Flut (das regel- mässige Schwellen des Meeres)’, lödr f. (“flodi) dass., as. flöd m. und f. (*fló&u-),? ahd. fluot f. ("flodi-, früher *flodu-), # ags. flód m. (*flodu-)5 neben flód n. Also im Aisl. und Angelsächs. auch als Neutrum bezeugt. THomsen, S. 99 lässt den germanisch-finnischen Formenwechsel unerklärt. Fi. pelle‘ Gen. pelte(h)en (< *peltezen), 'humus, terra soluta, inde fig. humus sepulcralis, sepulerum', ’lockere Erde’ (RENVALL) < urg. *felpes- n. : aschwed. fialder, fielder m. "privater Grundbesitz (Stück Erde), vgl. nach K. F. SöÖDERWALL, Ordbok öfver svenska medeltids-spräket, S. 255: vnum magnum agrum dictum fiel sowie tres agellos dictos fielle. Wohl alter «-Stamm. Ein solcher ist jedenfalls ags. feld m. '"Feld',* villeicht auch afries. feld m. 'Feld’.” Neutra sind as. feld und ahd. feld, das letztere mit dem Plural feldir (neben feld), der einen Rest des es-Stammes enthält. Die Über- ! H. Sweet, The Student's Dictionary of Anglo-Saxon, S. 155, vgl. Tone, Wortschatz, S. 534. 2 K. NIELSEN, Fi.-ugr. F. 13, S. 202, verbindet das in Rede stehende fi. la’as, G. lakaan, mit lapp. läges- in einigen norwegischen Ortsnamen und hält das Wort für echt finnisch-lappisch. Aber sicher mit Unrecht. Auch einige andere finnische Wörter, die NIELSEN zu dieser Sippe zieht, sind offenbare Entlehnun- gen aus dem Nordischen : fi. lako ‘das Liegen’ (vgl. näher unten) und fi. lakea, lakia "offen, eben, glatt’, das eine Verallgemeinerung der schwachen Stufe vom gleichbedeutenden fi. lakkia darstellt (< urn. *flakja-, s. Verf., Arkiv f. nord. fil. 22, S. 200, E. N. Serärä, Fi.-ugr. F. 13, S. 398). Nur das auch semasiologisch ganz ab- weichende fi. laki, Gen. laen, ‘das Oberste von etwas’ dürfte finnisch-ugrisch sein. 3 F. HOLTHAUSEN, Altsächsisches Elementarbuch, $$ 304, 306. * W. BRAUNE, Althochd. Gramm. 3-4, $ 219, Anm. 1. 5 E. SIEVERS, Angels. Gramm.?, 8 273 u. Anm. 4. * SIEVERS, a. a. O., S8 272. 7 Grundriss d. germ. Phil. 1°, S. 1344, $ 155 II. N:o 2. 100 T. E. KARSTEN. einstimmung im Genus zwischen es- und o-Neutren hat in mehreren Fällen die Entstehung von, Doppelformen veranlasst, vgl. z. D. die germ. Personennamen Daga-laifus u. Dagis-theus, ! sowie den ahd. Plur. -nözzir in smalenözzer "pecora! neben germ.-finn. nauta, Neutr. Plur., 'Hornvieh' worüber das Nähere unten. So erkläre ich mir, dass zu fi. pelle, Gen. pelteen, eine gemeinfinnische Nebenform pelto, Gen. pellon, 'ager cultus (< urg. *felpo-) existiert; vgl. unten. Wegen der Bedeutungsnuance "humus sepuleralis, sepulerum’ bei finn. pelle vergleiche man ags. fold-cern 'sepulehre', fold-græv "grave, fold-rest "rest in the earth, being buried’; ags. folde, as. folda À. "Erde, Land, Erdboden’, aisl. fold f. ’Grasfeld, Trift’ ist eine Ablautform (*fuldo) zu germ. *fel- ‚bes-, *felpo-. Fi. /adé, Gen. Sg. tate(h)en (< *tatezen) "fimus', ’Mist’, mit der Ableitung zZadikko "Mistgabel'; < urg. *faóes- n. : aisl. tad n. Mist’, vgl. tada t. ’Mistacker’, tedja (taddi) 'misten', ahd. zellam, mhd. zettem (*tadjam) 'streuen, zerstreut fallen lassen, ausbreiten’. Auf schwedischem Boden begegnet dasselbe Wort in tad n. 'Mist/, tad-russ 'elendes Pferd (das auf dem Misthaufen seine Nahrung sucht), tads-döjä "Mistgrube', vgl. tadu-slog "Mahd an Stellen, wo Zadu-(h)ö (Heu von den Sennhütten) wüchst? Aus Finnland kenne ich ein hergehöriges Wort nur in tadda swv. "platt drücken, abplatten (z. B. Teig)’.? Ein verwandter us-Stamm liegt vor in ahd. zaturra f. ’Hure’ (*fa&uzion < "taduz-i, vgl. got. *berus-; in berusjos, oben S. 98).* Wegen der Bedeutungs- differenz zwischen urg. *tades- ”Mist und ahd. zaturra vergleiche man gr. worxos "Ehebrecher' : Owıysiv ”harnen'. THomsen, S. 91 lässt die Endung in fi. tade' unerklärt. BB) Neben dem w-Stamm geht ein scheinbarer r-Stamm: Fi. ange‘, Gen. Sg. anke(h)en (< *ankezen), Bedrängnis, Schwierigkeit’, als Adj. ”be- drückt, bedrängt’, russ.-karel. angeh, angehe-, "Angst, Not, Sorge’ «C urg. *anges-, *angas- n. : aisl. angr m. n. "Verdruss, Betrübnis’ (vgl. angr-fullr, angr- samr u. a. Komposita), aschwed. anger m. n. (angerfulder u. s. w.), à. dàn. anger n.; vgl. mit erhaltenem -s- aschw. ängsle "àngstlich', ängsla ’ängstigen’, ahd. angust ”Angst'. Ein w-Stamm erscheint in skr. an hü- ‘eng’, got. aggwus id., vgl. schwed. dial. angse "ängstlich und fi. ange als Adj. Aussergermanisch sind skr. dirhas- n. "Not! und lat. angor m. ’Angst’ alte s-Stämme. Fi. lietsé, Gen. Sg. lietse(h)en, '"Blasebalg', durch Metathesis aus *lestes, G. *hestezen, woraus dialektisch Ziehde‘, Gen. liehte(h)en, indem germ. -st- > fi. -ht- ganz wie germ. -sk- > fi. -hk- (vgl. finn. ahku ’Asche’ aus altnord. aska (Akk. Sg. asku) "Asche, finn. nahka ’Fell’ aus germ. naska- 5 in ags. nœæse "Leder, finn. ahkio "Schlitten (der Lappen)’ aus germ. *askion* in 1 M. SCHÖNFELD, Wörterb. der altgerm. Personen- u. Vólkernamen, S. 68, 70, 283. ? RIETZ, Svenskt Dialektlex., S. 720. 3 WENDELL, Ordbok óver de östsv. dialekterna, S. 999. + Etymologisch verwandt ist auch ahd. zata f. (*tadon) "zusammen herabhängende Haare, Fäden oder Wolle. Torr, Wortschatz, S. 150 hält ahd. zaturra f. für Weiterbildung aus zata f., aber dabei übersieht er den hier vorausgesetzten urgerm. es-Stamm, der durch das nordische o-Neutrum, aisl. (aó, schwed. tad, und das finnische {adé erwiesen wird. 5 E. LIDÉN, Idg. F. 18, S. 411 f. * K. B. WIKLUND, Le Monde Oriental, Bd. 5, S. 189. , Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 101 ags. ese ‘Kahn’, neunorw. eskja "Kasten' sowie estn. Pihk[ajwa = altruss. Hi[v]ckoná, Fluss- und Ortsname in Estland, aus urgerm. *F%sk-awa d. h. 'Fischbaeh'; ! < urg. “blestes- n., *blestas- n. : aisl. blástr m., Gen. Sg. blästrar, 'das Blasen, u. a. mit Hilfe eines Blasebalges'; vgl. die Komposita blästr-belgr "Blasebalg’, blästr-horn, blästr-jarn, blästr- pipa, blästrs-madr, blástr-svalr Adj. Das suffixale r in blästr- ist ein Rest des s-Stammes, vgl. z. B. aisl. hroör, Gen. -rs, -rar, m. "Ruhm’ (hrödr-baumr, hrödr-füss) : hrósa ’rühmen’ < *hropson, ags. hrópor m. ’Freude’ (aus *hröpas-). Die herkömmliche Ansetzung eines germ. r-Stammes *blestra-, z. B. bei Fr. Tamm, Etym. svensk Ordbok s. v. blåsa, Tore, Wortschatz, S. 283, K. B. WiknuNp, Le Monde Oriental, Bd. 5, S. 224 und W. ÜEDERSCHIÖLD, Sudier över genusväxlin- gen i fornvästnordiska och fornsvenska (Göteborg 1913), S. 11, ist nicht zwingend, da die r-Form aussernordisch unbelegt ist und die nordische Form an sich auch aus einem s-Stamm erklärbar ist. Die letztere Grundform ist in der Tat die einzig mögliche, denn nur aus ihr erklärt sich das finn. liehde‘, lietse‘ (urfinn. *Ziestes) 'Blasebalg', dessen germanische Herkunft nicht zu bezwei- feln ist. Von intern-germanischem Gesichtspunkte aus ist dieser s-Stamm nicht unwahrscheinlich, denn die zu erwartende Nebenform mit z-Suffix, *dlzstu-, ist gemeingermanisch bezeugt : aisl. blöstr m., Gen. blästar, Dat. blésti, neunorw. blaaster, bl@ster m., aschwed. blaster, blester m. "Blasen, u. a. mit Blasebalg’, nsehwed. bläst "Blasen (v. Winde)’, blister ’Blasebalg”, dial. bläster m. ’Stelle wo Sumpferz geschmelzt wird’, Finnl. (VExpELL, Ordbok, S. 61) bläster m. "Bläschen auf dem Wasser nach dem Atmen eines Seehundes. Der Formenwechsel blaster : blester im Altschwedischen erklärt sich aus der alten «-Flexion.? Neuschw. bläster, best. Form blästern, und das dialektische bläster weisen auf den s-Stamm, *blzstes- bezw. *blestas-. Aussernordisch entsprechen ags. bläst, biést m., ahd. bläst, pläst, mhd. blast m. ’Blasen’ (aus *blestu-). Das fin- nische Lehnwort lietse‘, liehde‘ "Blasebalg’ ist gewiss Kürzung einer germanischen Zusammenset- zung = aisl. blästr-belgr, vgl. die bekannten Lehnwörter finn. murkina 'Frühstück’ (urg. *murgina- ’Morgen’), Ruotsi "Schweden! aus röps-men, -karlar "Ruderer, Schiffer”, Pietari ‘St. Petersburg”, huovi = schw. hovman, portto ’scortum’ aus aisl. portkona, riksi = schw. riksdaler. Gekürzt sind wohl auch neuschwed. bläster 'Blasebalg’ und neunorw. dial. blaaster, blester "Atemróhre'. Über- haupt fehlt es an altgermanischen Belegen für ein Nomen instrumenti von der Stammform *blestra-. Anstatt dessen bediente man sich des Wortes balgi- ’Blasebalg”, woraus finn. palje‘, palkeen (s. oben S. 87), oder einer Zusammensetzung mit dem Nomen actionis *blastu- : *blestes-, vel. die oben angeführten aisl. Komposita blästr-belgr (= ags. bläst-, blést-belg), -horn, -jarn, -pipa. Die finnischen Nebenformen lietsi : Gen. lietsim; lietsim : Gen. lietsimen; lietsoin : Gen. -oimen; liehdin : Gen. liehtimen und liehdoin : Gen. liehtoimen ’Blasebalg’ sind finnische Neu- bildungen. Fi. vanne, Gen. Sg. vante(h)en (< *vantezen), 'vimen v. circulus ligneus, quo vasa lignea constringuntur', "Reif, Band der Gefüsse, weps. vandeh, Gen. -dhen, dass. ! G. VON SABLER, Der Ursprung der Namen Pskov, Gdov etc. (Bulletin de l'Académie Impériale des Sciences de St. Pétersbourg, 1914). ? NOREEN, Altschwed. Grammatik, $ 413, Anm. 2. 3 Schwed. dial. bläster ‘Stelle, wo Sumpferz geschmelzt wird’ ist kein Örtlichkeitsname auf tro-. Die indogerm. Nomina actionis auf -tu- (vgl. *blestu-) sind auch bei der Örtlichkeitsbedeutung beteiligt (BBUGMANN, Vergl. Gramm.?, Bd. 2, S. 623). N:o 2. 102 T. E. KARSTEN. < urg. *vandes- n. : neuschw. dial. (Estl.)! vander n. 'eine Art Scheibenschiessenspiel mit Flitzbogen oder Wurfspiess', ursprünglich identisch mit dem u-Stamme got. wandus m. ’Rute’, aisl. vondr m. 1) dass., 2) ’Streifen, Rand eines Segels’, aschwed. vander m. ’Rute, nschwed. dial. vann m. 'Hopfen-, Erbsenranke’, vann f. 'Stange', vanne m., vänn m., vänna f, vänner Plur. tant. 'Stange, Rute ete. Wegen der Bedeutung des nschwed. dial. vander m. (s. oben) ver- gleiche man nschwed. dial. hider n. ’eine Art Versteckspiel zu aisl. hd n. 'Lager des Bären’ (finn. ködes 'Grotte', s. S. 9). Hierher gehört auch nschwed. dial. Finnl.? vände n. 'Holzstange, die an der vorderen Radachse eines Wagens befestigt ist und mit einer ähnlichen Stange an der hinteren Radaehse verbunden wird’. Finn. vanne verhält sich zu schwed. vände (*vandia-) n. wie finn. ködes zu aisl. hdi n. = hid und finn. aine ’Stoff’ zu aisl. efni n., schwed. ämne n. dass. (s. oben S. 86). Die finnische Endung bei TmowsEN, S. 91 unklar. B) Sonstige germ. es-Substantiva im Finnischen. Der es-Stamm ist bezeugt germanisch oder bereits aussergermanisch: Fi. luote', Gen. Sg. luotte(h)en (< *luottezen) "Zaubergesang, Weisheitsrunen', daraus luotte- hikas "magisch’; < urg. *blötes- n. : aisl. blöt n. "Opfer, Götzendienst (u. a. von der Zauberei einer Wahr- sagerin), vel. ahd. ploazhás, plözhüs "Tempel. Das ags. Denominativum bletsian 'segnen' (*blotison), wozu bletsung £., ist eine Ableitung von diesem es-Neutrum; an sich könnte es auch das Verbal- suffix -som enthalten. Aisl. bleza, aschw. blädsa 'segnen' ist ein altenglisches Lehnwort. ? Fi. muhe‘, Gen. Sg. muhe(h)en (< *muhezen) 'terra paludosa, soluta’, Sumpferde’ < urg. "mähes- : aisl. mör m. ”Ebene mit sandigem oder griesigem Boden’, norw. dial. mo m. "Ebene; Sand-, Grieserde’ sowie mo n. "Schaum" mit moa 'schüumen', u. s. w. (s. S. 60 oben). Vel. den aussergermanischen es-Stamm lat. mäcor, -óris "Schimmel, Rahm’ sowie gr. poc, ui&rvoc '"Schleimfisch', uvsa 'Schleim, Rotz’. + Finn. muhi, Gen. muhen, = muhe, G. muheen erklärt sich wie finn. arp?, Gen. arven aus urg. *arues- n. ’Narbe’, finn. katvi, Gen. katven aus urg. *skadues n. "Schatten (vgl. unten). Fi. tarves, tarve', Gen. Sg. tarpe(h)en (< *tarpezen) "Bedürfnis, Mangel, Gebrauch’, estn. tarwe, Gen. tarbe, dass, daneben finn. farvis, Gen. farpeen, dass., estn. tarwis, Gen. farwi, 1) dass., 2) "necessarius! (wie auch schwed. -lapp. £arbes); < urg. *barbes-, -as- n. : got. parba 1. 'Mangel, aisl. Dorf, aschw. Darf f., ahd. darba À. pearf }., as. tharf f. Der alte es-Stamm steckt wohl noch in ahd. bidarbisôn 'nützen’, vgl. den adj. -ja-(-i-)Stamm ahd. bidarbi, as. bitharbi "nützlich sowie besonders nschw. dial. Zurvsen "bedürf- tie’ (Rrerz, S. 725). Die letzteenannte Form verhält sich zu urg. parbes-, -as- n. wie z. B. nschw. d. angse(n) '"àngstlich' zu urg. *anges- n. "Angst! (s. S. 100); vgl. estn. tariwis, das auch als Adj. vor- kommt. Feminine ö-Stämme gehen auch sonst neben es-Stämmen: vgl. z. B. aisl. stod f. neben ! VENDELL, Ordbok, S. 1087. ? VENDELL, S. 1123. ? E. A. TuNKELO, Fi.-ugr. F. 1, S. 186 führt fi. luoté auf urn. *blöta- zurück. 4 Vgl. A. WarpE, Lat. etym. Wörterbuch?, s. v. mücus. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 103 ahd. Sing. stedir "Landungsplatz! (aber stad m., stedi f.), ags. step m. n.;' mndl. hail f. neben ags. hålor n., häls t., hél n.;? ags. skadu t. neben skead n. (vgl. urg. *skaöues- : -us, oben S. 93 ff.). 3 Im Germanischen begegnen ein 2-Stamm und ein o-Neutrum: Fi. kuve‘, Gen. Sg. kupe(h)en (< *kupezen) 1) "hypochondria, "Weiche bei den Hüften’, 2) 'loeus ad coxas, latus', Seite’, 3) = kupu 'ingluvies avium, fig. venter animalium" (RENVALL); estn. kube, Gen. Sg. kubeme, kube, gew. im Plur. kubemed ‘der unterste Teil des Leibes, Inguinal- gegend’; vgl. olon. Æub'aida "Zaun ringsum ein Grasland’ und fi. Auve‘ "Seite"; «C vorg. *kubes- n., urg. *hupes- > *hupi- "Hütte’ : got. hups m. (Akk. Pl. hupins), ags. hype, engl. hip, mnd. hup, ahd. huf, Gen. huffi, mhd. hüf, G. hüffe. Ein hergehöriger neutr. o-Stamm liegt vor in ags. hop n. "Schlupfwinkel’,* vel. zur Bedeutung die etymologisch nahe ver- wandten gr. xvégoc m. 'Hóhlung vor der Hüfte beim Vieh’, lat. cubare "liegen, gelagert sein’, eig. 'sich bücken, sich zum Liegen niederbücken'. Ags. hop n. erscheint auch in den Kompositis hop-páda m. "upper garment, cope' (eig. wohl 'Hüftenbekleidung") und hop-seiete, -ite "sheet". 5 Fi. ruode, Gen. Sg. ruotelh)en (< *ruotezen) "dünne und lange Latte’, Plur. rwoteet 'assereuli sub tectis ædium’ «C urg. *trödes- n.:tröö n. 1) koll. 'Stangen, "dünne Stöcke’, 2) 'Holzunterlage beim Dachdecken', nschw. dial. rod n. 1) koll. ‘die Zaunstecken', 2) "Unterlage aus Holz beim Dach- decken’, auch Zro(d)er f. Plur. = tröd 1), RrgTz, S. 753. Aus Finnl. verzeichnet VENDELL, Ord- bok över de óstsv. dial, S. 1035 trod n. ‘Zaunstecken’ sowie aus Estland ebendaselbst Zrod, Plur. tr@dir, f. dass. Das € in fi. ruode‘ bis jetzt unaufgeklärt (Fi-ugr. F. 13, S. 443). Im Germanischen begegnet nur ein o-Neutrum: Estn. purres, Gen. Sg. purde, und purre, G. purde, "Steg, Fussteg (über Wasser), liv. purdaz < *purdes od. *purdeh "Steg, Fusstritt’ neben fi. porras, Gen. Sg. porta(h)an (< *porta- zan) ’Steg’ erklärt sich nicht aus germ. *burdiz n., wie SETAL&, Herkunft u. Chronol., S. 20 meint, wohl aber aus urg. *burdes-, -as- n. : got. fotu-baurd n. ‘ümomodor, aisl. bord n. ‘Rand, Schiffsbord’, afries. ags. bord n. dass. (engl. board), ahd. mhd. bort n. dass. Die finnische Form porras mit o für zu erwartendes « in der Stammsilbe zeigt germanischen a-Umlaut; vgl. urnord. horna (Gallehus, vor 450 n. Chr.), worahto (Tune, vor 500). y) Adiektivische es-Stämme. Im Arischen und Griechischen findet sich neben den indogerm. es-Neutren eine Gruppe adjektivischer es-Stämme. 5 Hierher gehören Komposita wie skr. dur-manas- 'missmutig', av. duS-manah-, gr. Övo-uevns 'feindselig’, skr. svá-bhavas- "in dem Selbst befindlich', gr. avto-gvis 'eignen Wachstums’ sowie Simplicia wie skr. apás- 'tàtig" neben dpas- "Werk’, farás- 'durchdrin- gend’ neben féras- ‘das Durchdringen', gr. wevdyce 'trügerisch' neben weüdos- Trug’, s4eyygc 1 voN UNVERTH, PBB. 36, S. 3. ? VON UNVERTH, a. a. O. 3 Nach THOMSEN, Einfl, S. 99 sei das -é in fi. tarve unklar. * SIEVERS, Ags. Grammatik?*, S 239, 1, b. 5 SwEET, The Student's Dictionary of Anglosaxon, S. 92, KLuge, Et. Wbch’, s. v. Hüfte. * BRUGMANN, Vergl. Grammatik?, Bd 2, S. 516, 528. N:o 2. 104 T. E. KARSTEN. ’schandbar’ neben Z4£yyxoc ”Schande”. Im Germanischen sind die idg. es-Adjektiva nur in schwachen Spuren vorhanden. Man beachte got. walisa sw. Adj. 'ausserwühlt', ahd. fizus, fizis ’schlau’ mit den Ableitungen fizusheit, fizusig und fizison, befizison, ausserdem die bereits oben berührten Fälle schw. dial. angse(n) "ängstlich’ und fi. ange‘ dass. zu urg. *anges-, -as- n., schw. dial. tarv- sen 'bedürftig’, lap. farbes und estn. farwis ”nötig zu urg. *Dardes-, -as- n. Wie die urgerm. es- Substantiva in historischer Zeit vielfach als ö- (/a-) Stämme flektieren (vgl. S. 86), sind auch einige es-Adjektiva später in die 2-(a-)Deklination übergetreten; vgl. oben germ. *erzia- (got. aírzeis u. S. W.) zu idg. *erses, -os- n. in lat. error, as. ?rrislo "Irrtum', ags. iersian "zürnen' < *irzison, finn. erhe‘ 'error' (S. 87) sowie ahd. bidarbi, as. bitharbi 'tauglich’ zu germ. *Pardes- n. (S. 102). Folgende zwei finnische -e‘-Adjektiva möchte ich auf germanische es-Stämme zurückführen. Fi. ahne‘, Gen. Sg. ahne(h)en (< *ahnezen) ’geizig, begierig, lüstern nach etwas, emsig, inständig’, z. B. tehdä työtä ahmeeseen ”emsig arbeiten’, rahan ahne "cupidus pecunix’; estn. ahne, Gen. ahne, 'habsüchtig, gierig, geizig', z. B. ahne f? peule ”eifrig, begierig nach Arbeit’, raha- ahne ”geldgierig'; vel. die Ableitungen ahneldama. ahnestama "habsüehtig, gierig sein, eifrig stre- ben nach etwas, geizen', ahnilseja tüd tegema 'arbeitseitrig"; < urg. *asnes-, woraus später *asnia-: got. asneis m. "lagelóhner, ahd. asni m. ’Lohn- arbeiter’, ags. esne m. "labourer, servant’. Daneben gehen das swf. as. asna "Zins, Tribute’ und das stf. aisl. o»n (*azno) 1. ’Eifer, Anstrengung, Arbeit die mit Eifer ausgeführt wird’, 2. Plur. annir ’Arbeitszeit, Jahreszeit der grössten Arbeiten, der Feldarbeit, nnorw. dial on» ’Eile. strenge Arbeit, Fleiss, Eifer’, aschw. an(n) f. 'Ernte', nschw. and f. "Erntearbeit, -zeit';; vel. nnorw. dial. vara annt efter eller für 9 : eitrig, begierig sein nach etwas, nschw. dial. Finnl. (VENDELG, Ordbok, S. 11) an» m. ’Eifer, Arbeit ferner got. asans f. "Ernte, Sommer (d. i. Ern- tezeit), ahd. aram m., Pl. erni, mhd. erne f. 'Ernte’, wozu wohl ahd. arnén, arnón, mhd. arnen 'ernten, einernten, verdienen’, as. arnön 'ernten', ags. earnian 'verdienen', aisl. annast ' versorgen, sich mühen'. Hierher auch finn. asnaan, -ata = ansaita für *asnaita (= ahd. arnón) 'mereri'. Aisl. onn f. "Eifer, Anstrengung’ mit Sippe wird bei Fark-Torr, Etym. Ordbog, S. 4 (s. v. Aann) und Tone, Wortschatz, S. 22, von got. asans 'Ernte' mit dessen Sippe getrennt und zur germ. Wurzel anp- in aisl. andi m. 'Geist gestellt, mit Hinweis auf schw. and = aisl. omn, norw. d. enda "fleissig arbeiten’ (= anna, annast, aisl. annast), endig "feissig! = onnug, aisl. onnugr, mhd. endec eifrig, schnell’. Wohl aber mit Unrecht. Die neunordischen Formen mit nd (schw. and, norw. enda, endig) sind jüngere Umbildungen; mhd. endec gehört nicht zu aisl. amd? m. 'Geist! sondern zu mhd. ende "Ende, Ziel’, eig. ‘zu Ende kommend’ (vel. endec-heit "Beendigung"). Die Ernte-, Feldarbeit ist die Arbeit zar’ e&oyyv: "Eifer, Anstrengung’ also eine jüngere Entwick- lung daraus. Dies wird durch die finnisch-estnischen Belege a posteriori sichergestellt, denn diese stammen m. E. aus der in Rede stehenden germ. Wortsippe her. Sowohl das finnische wie das estnische Wort bezieht sich u. a. auf den Arbeitseifer. Finn. ahne ist eine regelrechte Ent- sprechung zu urg. *asnes-; wegen finn. h=urg. s vgl. unten. Wie in vielen anderen Fällen (vgl. oben) ist der alte urg. es-Stamm im Germ. durch einen :- bezw. za-Stamm vertreten (got. asans < *asani-, ahd. aram < *azani-, bezw. got. asneis, ahd. asni, ags. esne < *asnia-) Für urspr. es-Flexion spricht auch der Genuswechsel : got. asans f., as. asna f., aisl. onn f., aber ahd. ı K. von BALDER, Die Verbalabstracta in den germ. Sprachen, S. 55, von UNWERTH, PBB. 36, S. 41 f. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 105 aran m., mhd. arn, ern m. neben erne f. "Ernte. Neben fi. ahne "gierig’ geht in gleicher Bedeu- tung fi. ahnas, G. ahna(h)an, russ.-kar. ahnas (ahnaha-) < urg. *asnas- = *asnes-. Fi. uve Gen. Sg. wveen od. upeen, 1) 'sehr gut, vortrefflich', 2) 'stolz, anmasssend, übermütig" < urg. "ubes-, woraus *udia- : ahd. wppi "maleficus, leichtiertig’, vgl. got. ufjö "Über- fluss, Menge’. Eine germ. es/os-Bildung lässt sich tatsächlich voraussetzen auf Grund der Dop- pelformen aisl. ofr n., of n. ‘grosse, allzugrosse Menge’, of Adv. zu sehr. Die s-Form ist erhal- ten in aisl. ofsi m. ’Eitelkeit, Übermut, Gewaltsamkeit', norw. ofse m., aschw. ofse m. (mit Über- tritt in die n-Deklination) sowie in aisl o/sa ‘übertreiben’.! Wie der es-Stamm *asnes- den ia-Stamm *asnia- (got. asneis, ahd. «smi, ags. esne) ergab, entwickelte sich *udes- über *udiz zum ia-Stamme *udja-, woraus das finn. Adj. «pia, upias, eine gleichbedeutende Nebenform zu wve', upeen, entlehnt ist. ? 9) Germ. es-Stámme, die im Finnischen aui -i (-e) bezw. -ia, -io ausgehen. Wie schon bemerkt wurde, entwickelten sich die germanischen es-Stümme späturgerma- nisch auf lautgesetzlichem Wege zu Formen auf -/s, -22, wodurch ein Zusammenfall mit den Bil- dungen der alten ;-Flexion, bei den Adjektiven auch mit denen der Za-Flexion, bewirkt wurde. So möchte ich folgende Lehnwörter auffassen: Fi. arpi, Gen. arven, "Narbe', liv. ärb, arb, estn. arm, Gen. armi, arb, Gen. arwi, 'Narbe «C urg. *arues- n., woraus *arwiz : aisl. orr n., aschw. err n. "Narbe'. THOMSEN, S. 131 (St. arva?), vgl. Fi.-ugr. F. 13, S. 359 u. oben S. 98. Fi. katvi, Gen. katven (dial. kalvi, Gen. kalven und kalpi, Gen. kalven) "Schatten? «C urg. *skadues- (woraus *skadwiz) : finn. katve Gen. katve(h)em (*katvezen) "Schatten’, s. oben S. 93 ff. Fi. muhi, Gen. muhen, ’Sumpferde’ << urg. *mühes- n. woraus *mäthiz, vgl. oben S. 102. Fi. ruuhi, Gen. ruuhen, "l'rog, Kahn ohne Kiel, Totensarg, Rinne’, olon. ruuhi "Toten- sarg', weps. ruuh, Pl. ruuhed "kleiner Kahn’, estn. ruuh, Gen. ruhe, -i "Prog, Kahn, Krippe’ «C urg. prühes- n. (> *prühiz): aisl. pro, Pl. prór, f. 'ausgehóhlter Baum od. Stein’, aschw. stenpro i. ’Steinsarg, -grab'. Das altwestn. Wort flektiert als einsilbieer Konsonant- stamm, wie auch ags. prüh, Gen. prjh, t. "water-pipe, trough, coffin',? aber das letztere kommt auch als Maskulinum, ja sogar als Neutrum * vor, ein Genuswechsel, der sich nur von einer ursprünglichen es-Bildung aus verstehen lässt. Hierher wohl auch ahd. dráh, drüch, mhd. drüch, drühe, drû Y., mhd. auch m., ’Fussfessel, Falle um wilde Tiere zu fangen’, à. nhd. drauche, mnd. drå dass.5 Verf, Ark. f. nord. fil. 22, S. 176 L, H. Osansuv, Neuphil. Mitteil. 1911, S. 1051. ! VON UNWERTH, PBB. 36, S. 28, 32. ? Die Gleichung finn. upia 'stolz : ahd. uppi (*ubia-) schon bei E. LIDÉN, Fi.-ugr. Forsch. 12, S. 86 f., vgl. R. SaxÉN ibid., S. 110 f. > SIEVERS, Ags. Grammatik?, $ 284. * Sweet, The Student's Dictionary, S. 184. 5 LIDÉN, Uppsalastudier, S. 82f., Tore, Wortschatz, S. 194: germ. prüh- eig. 'ausgehóhlter Baum- stamm'. So beschaffen ist der Sarg (ruuhi) in Ost-Finnland noch in christlicher Zeit gewesen, vgl wot ruhipuu 'Sarg', eig. 'Sargbaum' (puu = 'Baum ). N:o 2. 14 106 T. E. KARSTEN. Das zuletzt berührte finnische Lehnwort geht also auf einen aus dem alten es-Stamm entwickelten maskulinen oder femininen. Akk. Sg. *prähi-n zurück, ganz wie die litauischen Lehnwórter finn. hanhi, Gen. hanhen. 'Gans' und #uohi, Gen. tuohen, "Birkenrinde’ litauische i-Stämme, Zasıs 'Gans' bezw. fószis ’Birkenrinde’, vertreten. In derselben Weise dürften die 3 erstgenannten Entlehnungen, finn. arp?, katvi und muhi, entstanden sein. Die germanischen Nominalstämme erscheinen im Finnischen auch sonst vielfach in ihrer Akkusativiorm. Vgl. unter den a-Stämmen finn. atra ’Pflug’, hamara ‘Hammer’, verfa ’eleich’, u. s. w., unter den u-Stämmen finn. hattu ’Hut’ (aisl. hottr), vanttu "Handschuh ’ (aisl. voffr) neben vantus dass., u. S. w., unter den 2-Stämmen finn. kilti "munter, gültig’ (*galdi-, aisl. gildr, aschw. gilder), finn. mahti "Macht, bes. durch Zauberei und Gesang’ (got. mahts, *mahti-). Zur Kategorie der urgermanischen es-Bildungen im Finnischen gehört meines Erachtens ursprünglich möglicherweise auch estn. abi, Gen. abi, 1) ’Hülfe’, 2) 'Helfer, Gehülfe', vgl. abita ’hülflos’, abiline = abi 2), abitama, abistama, awitama "helfen’ u. s. w. Im Wotischen entspricht api ”Hilfe” (vgl. apinikka "Helfer, awitan helfe’), im Finnischen das Grundwort im Verbum avi-ttaa, avitella auttaa "helten', vel. die Ableitungen avitus ’Hülfe’, avittaja Helfer’ (LÖNNROT). Dieses finnisch-estnisch-wotische Wort ist, da es im Finnisch-ugrischen keine Anknüpfung hat, ziemlich sicher eine Entlehnung aus dem Germanischen, wo sich das erste Membrum in got. awi- liup "Danksagung’, awi-liudon "einem danken’ als formale und begriftliche Parallele heranziehen lässt. Die germanische i-Form got. awi- scheint aber ein es/os-Stamm = skr. dvas n. 'Betrie- digung, Gunst, Beistand’ gewesen zu sein, vgl. auch gr. Evnys (aus *en-ewes) 'wolwollend, mild’. Dafür spricht die Nebenform finn. apu, Gen. Sg. avun, ’Hülfe’, weps. abu dass., ubunik "Helter’, abutan ‘helfe’, wot. avu, olon. abu, liv. abb(?) ’Hilfe’; vel. auch die Ableitung finn. avus-taa '"helfen'. Finn. avus-, apu (avun) u. s. w. setzen eine germanische Grundform *awus- voraus, das entweder eine schwache ide. Suffixform *avos- zu skr. dvas- aufweist oder auch eine neben der es-Form gehende selbständige indogerm. w-Bildung darstellt. Finn. apu, avus- "Hülfe’ verhält sich zu got. awi-(liup) und skr. dvas- n. ganz wie ahd. sigu m. ’Sieg’, urn. Segu- in aisl. S?u- gurör (*Segwwarp-) ”Siegwart zum gleichbedeutenden ahd. sigi, as. sigi-, ags. sige m. und skr. sáhas- n., got. sigis n. Über das Nebeneinander zwischen indogerm. es- und «-Stämmen vergleiche man oben S. 92 ff. Finn. apu, G. avun (< urg. *awu-) ist in die finnische Stufenwechselreihe p — v übergetreten, wie z. B. finn. arpi ’Narbe’, G. arven «C urg. *arwiz, finn. hipiä (= hivid) "Haut < urn. *hzv?a- (got. hiwi Aussehen) Finn. apu, G. avun ’Hülte’ vertritt anscheinend den Akku- sativ Sg. eines maskulinen «-Stammes; vel. finn. hattu 'Hut (urn. *hattu-), vanttw 'Handschuh' (urn. *vantu-), vamppu "Schwamm’ (urn. *swampu-, aisl. suoppr), paalu 'Pfahl (urn. *palu- < lat. palus), harju "niedriger Bergrücken’ (urn. "harugu-, aisl. horgr m., ags. hearg m. < *hargu-). Die urgermanischen es-Adjektiva gingen später auf lautlichem Wege in öz-Stämme über und fielen als solche allmählig mit den ia-Stümmen zusammen, denn diese waren abstufend, mit der Schwundstufe des Suifixes im Nom. u. Akk. Sg., vielleicht auch im Dat. Plur.!. Die nahe Berührung zwischen den ;- und za-Adjektiven kommt bei einigen finnisch-lappischen Lehn- wörtern durch Doppelformen zum Vorschein : finn. huojis, Gen. Sg. huokilh)in (< *huokizin) ! STREITBERG, PBB. 14, S. 165 ff., Urgerm. Gramm., $ 153, 2b, BRUGMANN, Vergl. Grammatik?, Bd. 2, S. 183, 8 109, S. 197, 8 121, von Unverrx, PBB 36, S. 40. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 107 < *högiz = aisl. högr "leicht! neben dem gleichbedeutenden finn. huokia < *hogia-,* finn. autia 'desertus' < urn. *aupia- (got. Dat. Sg. aupjanvna, Akk. Sg. aupjana u. s. w.) neben lapp. awdas ’desertus’ << urn. *aupiz. Dass die es-Adjektiva sich zu Za-Stümmen entwickelt haben, beweisen mehrere unter den oben behandelten es-Bildungen : urg. *erses- (finn. erhe' "error: got. aírzeis, ahd. irri < *erzia- 'verirrt (S. 87), urg. *asnes- (finn. ahne‘ "begehrlich’) : got. asneis, ahd. asni "l'aglóhner' (S. 104), urg. *ues- (finn. wve, upehen stolz’) : ahd. uppi < "udra-, finn. wpia 'stolz (S. 105). Ein analoger Fall ist nach meiner Ansicht finn. valio 'delectum quid’, "etwas ausser- wähltes’, z. B. mies valio 'vir egregius’, das ich mit got. walisa sw. Adj. (< urg. *wales-) "yvjoros, echt, lauter’ verbinde, also auch mit dem Stammwort im Namen ahd. Welisung, ags. Weelsing, aisl. Volsungr, einem Patronymikon zu *Walis, nach J. Grimm ’der Echte, Erlesene', vgl. im Beovulf Welses eafera "Nachkomme (Sohn) des Walis’ (= Sigmund). ? Ein 2-Stamm war wohl — so NOREEN, Aisl Gramm. S 377 — aisl. valr m. (Plur. fehlt) 'die Gefallenen (Auserlesenen), also ursprünglich wohl ein es-Stamm. Der für finn. valo vorauszusetzende germ. Zo-(;a-)Stamm ist in den Personennamen Valia (Westgotenkönig) und Valia-ricus tatsächlich belegt. ? Fi. lantio ‘coxa, lumbus’, "Hüfte, Lende’ (RexvALL) entspricht, wie bekannt, germ. *landio in aisl. lend. f. "Lende', Pl. lendar, selten lendir, aschw. lemd f., Pl. lendir, ahd. lent, mhd. lende, vgl. ahd. lentin 1. = lenti, and. lendin (stn.), ags. lendenu nm. Plur. alries. lenden dass. Neben finn. lantio geht in derselben Bedeutung finn. luntio — germ. *lundi(ö)- : aisl. lundir t. Pl. 'Fleisch unter dem Rückgrat’, lund f. 'Sinm', aschw. lund f, Plur. -ir und -ar, "Sinnesart, Art und Weise’, nschw. dial. (Rırrz, S. 417) lynger Plur., ndä. dial. lynder Plur. = aisl. lundir Plur., ä. dàn. /ynd comm. "Lende’ und ’Sinnesart’, ags. lynd 1. "Fett! (vgl. gelyndu n. Pl. ’Lenden'), vel. ahd. /wnda f. "Palg. Dazu aisl. Iyndi n. Gesinnung’, norw. d. lynde n., à. dä. lynd, nschw. lynne n. dass. Neben ahd. lunda Ÿ. ”Fett” geht aber ahd. luntussa f. "peetusculum’, das wohl eine Femininbildung auf -/sjo ist (d. h. eine ;-Erweiterung eines es-Nomens). * Aus diesem es-Stamm ist auch das genannte aisl. Iyndi n. (*lundia-) hergangen; vgl. die oben besprochenen neutralen ia-Bildungen aisl. híÓ; n. ‘Lager des Bären’ zu urg. *yipes- n. (finn. kdes, s. S. 85) und aisl. efni n. 'Stoff zu urg. *abnes- n. (finn. aimes, auni-koita, s. S. 86). Wenn also germ. *lunûi- ursprünglich ein es-Stamm war, ist es wahrscheinlieh, dass das damit ablautende und gleichbedeu- tende germ. *landi- (*landio-) zum selben Bildungstypus gehörte. Für die Ansetzung einer urgerm. es-Form *landes- spricht auch finn. lanne', Gen. lante(h)en, weps. landeh = finn. lantio. &) Lehnwörter, die auf analogisches -e', Gen. -e(h)en, ausgehen. Meine obigen Ausführungen dürften dargetan haben, dass die in Rede stehenden fin- nischen Entlehnungen, die nach einer bis jetzt als Dogma geltenden Anschauung auf germanische i-Stàámme zurückeingen, tatsächlich in zahlreichen Fällen alte, indogermanische und urgermanische, ! E. A. TUNKELO beim Verf. Studier öfver de nordiska språkens primära nominalbildning, Ordregister (nebst "lilàgg och beriktiganden ), S. 36. * B. Symons, Germanische Heldensage (Grundriss der germ. Phil?), S. 48 (653). * SCHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- u. Vólkernamen, S. 2511. * von UNVERTH, PBB. 36, S. 27. N:o 2. 108 T. E. KARSTEN. es-Stämme vertreten. Diese gingen aber später lautgesetzlich in zs-Stämme über, und so entstand ein Parallelismus zwischen germanischen -is- und finnischen -eh-Formen, nach deren Analogie mehrere echte germanische ;-Bildungen bei ihrem Übergang ins Finnische die Flexion der eh- Wörter angenommen haben. Solche finnischen Umbildungen sind: Fi. kave‘, Gen. Sg. kape(h)en, "Weib, Mutter’ < urg. *gadrz (s. S. 27 ff.). Finn. palle : vel. oben S. 83, 88. Fi. perkule, Gen. Sg. perkule(h)en und perkele, Gen. Sg. perkele(h)en "Teufel — urg. *feryunis (s. S. 20 ff). Hier begreift die Umbildung auch den vor der 2z-Ableitung gehenden Konsananten ein. Fi. ruoste, Gen. Sg. ruosteen < *rostege-, vgl. lüd. rwoste, Innessivus ruosteges, Weps. roste, Gen. Sg. rostken "Rost < germ. rost- : ahd. as. rost m., mhd. rost, rust, mnd. rust, ndl. roest, ags. rust m., engl. rust, schott. roost, ndà., nnorw. rust, norw. dial. auch ryst f., nschwed. rost m. u. f., dial. Finnl. rost. Im literarischen Altnordischen fehlt das Wort, aber durch das Ostschwedische (Finnland) und die finnische Entlehnung wird es auch für den Norden als einheimisch erwiesen. Der Diphthong wo im Finnischen vertritt den o-Laut im Finnländisch-schwedischen, vgl. auch ags. räst, ndl. rest, lett. rasa (*rudhsa) ”Rost', lat. robzgo. Das finnische Lehnwort hat sich analogisch dem finnischen ege-Typus angeschlossen. ! Fi. urme‘, Gen. Sg. *wrme(h)en, "Wurm, welcher unter der Haut des Renntiers entsteht? «C urg. *wwrmiz : as. wurm, ags. wyrm m., ahd. wurm, Pl. wurmi, mhd. wurm m. "Wurm, Insekt etc., nhd. Wurm, Pl. Würme(r). Daneben ”wurma- : aisl. ormr, aschw. ormber und ? got. waurms "Wurm, Schlange’. Vel. lat. vermis "Wurm! (< *wymis). Fi. vaate', Gen. Sg. vaatteen (< *vaattege-) "vestis, vgl. lid. vate, Gen. vattegen, weps. vate, (sen. vatken, dass. << ?urnord. *vadi- : aisl. vió f. 'Gewebe, Zeug’, Pl. vådir "Kleider', ahd. wät, Gen. wdti, mhd. wät, G. wete "Kleidung', ags. wd t. ’Kleid’. Die Entlehnung fand statt nach der Ent- wicklung urnord. & > a. Schon deshalb kann die finnische Endung -e nieht auf urgerm. -es zurückgehen. Wie das oben behandelte finn. rwoste‘ trat auch dieses Wort in die finnische ege-Gruppe über.? Fi -tt- deutet auf niederdeutsche Beeinflussung, vgl. unten. Auch unter denjenigen finnischen eh-Wörtern, deren germanisehe Substrata eine urger- manische es-Bildung vorauszusetzen scheinen (vgl. oben), kónnte eins oder das andere zu den analogisch geschaffenen eh-Formen gehören, z. B. finn. hame‘ "Kleidung! : wenn das fi. Wort von einer urgermanischen es-Form (*xames-) ausgegangen wäre, hätte man eher ein finnisches *kame zu erwarten. Ein ganz sicheres Kriterium jüngerer Entlehnung ist dieses À für Æ jedoch nicht, denn der finnische h-Laut war schon urfinnisch vorhanden, und die urgermanische Spirans x ist von den Finnen zuweilen auch mit h wiedergegeben worden, vgl. fi. tenho "Zauber! (urg. *benxuo-), tanhu "Hürde' (urg. *Zanyu-), hanho ”Trinkgefäss” (urg. *xanyu-). ! SETALA, Yhteissuomalainen üünnehistoria, S. 64. ? SETÁLA, a. a. ©: Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 109 2. Indogermanisches à. a. In Anfangssilben. Ich kenne nur einen sicheren Beleg hierfür: Fi. moni, Gen. monen, wot. mont, estn. möni, Gen. mone, "mancher’; finn. monaa, Gen. monaan, defekt. (nebst den Adverbien monaasti ”oft” und monaanne ‘nach mehreren Seiten hin’), monias, monjas, monia (defekt.), monjo, moniaa, monjaa, monikas, moniahta, monjahta, moni- kahta, in Ingermanland moningas, moningahta "irgend einer, mehrere’ (s. die Wörterbücher von RENVALL u. LÖNNROT sowie THOMSEN, Einfluss, S. 156); estn. mönekas, mönikas, mönikene, mönin- gane, moningune "mancher, einige’, möningad Pl. "manche’ (WIEDEMANN-HURT, Wbch). Vel. noch liv. mönda, münda (eig. Kasus Partitivus = fi. monta zu moni) 'mancher, vielerlei, einige’. Als Ausgangsformen haben meines Erachtens finn. monaa, monjo, monias, monikas, estn. moni- kas, mönekas zu gelten: «C vorgerm. *monogho-s, urg. *managa-z bezw. vorg. *monigho-s, urg. *maniga-s : got. manags, aisl. spät mangr, auch in mengi t, aschwed. manger, as. and. manag, manig, ahd. manag, menig, ndl. menig, mnd. mannich, mennich, mhd. manec, menie, ags. manig, monig, menig, menig "mancher. Aussergermanisch entspricht nur aslav. månogi ’viel’, + vgl. mit Ablaut ir. menice "häufig, reichlich, oft’, eymr. mynych "frequenter" (urkelt. *menekki-s < *menegh-ní-s). ? Der Vokalwechsel in der Mittelsilbe des germ. Wortes entspricht genau dem der germanischen Ableitung -aga : -iga < idg. -oko- : -iko- od. -eko- : vgl. got. ainaha, ahd. einag : ags. «neg, ahd. einig (lat. ünieus), ahd. wuorag "berauscht': ags. werig 'müde', ahd. hruomag ’gloriosus’ : ags. hrémig ’exsulting”.* Die germ. Suffixform -aga- erscheint im Finnischen in vainaa (= vainaja) "Verstor- bener' < germ. *wainaga- "bejammernswert’ (got. wainahs, ahd. wenag), die Suffixform -iga- in finn. laupias ’misericors, clemens! — germ. *ga-laudiga- (ahd. giloubig, as. gilóbig, nhd. gläubig). Ein vorgermanischer Akk. Sg. *monogho-m blieb im Urfinnischen unverändert, als *monoyo. Diese Form scheint sich aber noch urfinnisch, durch Kreuzung mit der etwas jüngeren, urgermanischen Wortform *managa-, zu *monaya- verändert zu haben — die germanischen Lehnwörter des Fin- nischen vertreten auch sonst öfters verschiedene Entwicklungsstufen eines und desselben ger- manischen Grundwortes — und hieraus entstand lautgesetzlich das oben angeführte finn. monaa, ganz wie finn. vainaa "Verstorbener’ auf germ. *wainaga- zurückgeht, finn. ainoo "unieus, solus” auf germ. *ainogo- (*ainaga-), finn. herttua Herzog’ auf germ. *hertuga- u. s. w.* Könnte die finn. Diminutivbildung mononen = moni (monta monosta päivdä o: recht viele Tage) noch einen Überrest der indogerm. Wortform auf -ogho- bewahren? Finn. mono- würde sich zu ide. *monogho- verhalten etwa wie finn. dial. aimo (= ainoa, ainoo 'allein) zu urg. *ainoga-. ! Vgl. Fıck, Vergl. Wbch*, Bd. 1, S. 104, 508, BRUGMANN, Vergl. Grammatik?, Bd. 1, S. 583. Hier, PBB. 23, S. 343 vermutet dagegen dass slav. münog ein germanisches Lehnwort sei, bemerkt aber dass diese Annahme nicht ohne Schwierigkeiten durchführbar ist. Noch KLUGE, Urgermanisch S. 39, bespricht das slav. Wort als Entlehnung aus dem Germanischen. * Fick, Vgl. Wbech*, Bd. 2, S. 210. > KruGE, Nominale Stammbildungslehre*, $ 203— 4. * SETALA, Yhteissuomalainen äännehistoria, S, 60. N:o 2. 110 T. E. KARSTEN. Die zweite germanische Grundform, der indogerm. Nom. Sg. *monigho-s, tritt, was die Stammsilbe betrifit, noch zu Tage in finn. monias < urfinn. *moniyas (vel. fi. laupias < germ. *ga-laubiga-z, fi. autuas 'selig’ < germ. *auduga-z). In "mon?yos wurde die im Urfinnischen sehr seltene Ausgang -os gegen die sehr gewöhnliche Endung -as getauscht; vgl. das vereinzelte finn. ansos, Gen. ansoon, neben der gewöhnlichen Form ansas, Gen. ansaan, 'trabs sub ponte vel pavimento' (<< germ. *anso-z bezw. "ansa-z : got. ans m. (?) "Balken, aisl. “ss. m. dass)! Zu dieser Formveränderung kann ausserdem die jüngere und daher allgemeinere germanische Wort- form *manigaz beigetragen haben. Das indogerm. ó-Suifix ist möglicherweise noch in finn. dial. monjo = monias erhalten, denn diese Form kann einen vorgerm. Akk. Se. *monigho-m > urfi. *moniyo vertreten. Der urfinn. Nom. *moniyos, *moniyas tritt sonst lautgesetzlich mit schwacher Tenuisstufe auf: mit y gegenüber k; vgl. z. B. finn. rwis < urfi. *ruyis (germ. *rugi-z) neben dem Gen. Sg. rukim mit der starken Stufe. Auch der Gen. Sg. zu fi. monias müsste regelrecht *monikaan lauten, lautet aber tatsächlich moniaan : er hat sich dem Nom. angeglichen, wie der finn. Gen. Sg. laupiaan für *laupikaan des oben genannten Lehnwortes /awpias. Nach diesem lautgesetzlichen Gen. *monikaan und den zahlreichen anderen Kasus der Starkstufenform mit & ist indessen die neben finn. mon?as gehende gleichbedeutende Nominativiorm monikas, wie auch estn. mónikas, mönekas neugebildet. Die urfinnische Starkstufe unseres Wortes liegt ausserdem einigen finnisch-estnischen, schon oben verzeichneten Derivaten zu Grunde : fi. monikahta = moniahta und estn. mönikene. Finn. moningas, moningahta und estn. mönirgane, -une sind jüngere finnisch-estnische Umbildungen. Finn. mont (St. mone-), estn. món? (St. möne), wot. món ver- treten scheinbar den unerweiterten Stamm zu idg. *monighos (= germ. *manigaz). Da aber ein solcher Wortstamm weder im (rermanischen noch aussergermanisch nachweisbar ist, sind die finnisch-estnisch-wotischen Formen vielmehr als Umbildungen oder Kurzformen anzusehen. Seitdem der y-Laut in urfinn. *monzyo geschwunden war, wurde *monio zu mon gekürzt und zwar sichtlich in Anlehnung an die begriftlich nächstliegenden finnischen Bildungen : die Zahl- wörter yksö (yhte-) ”V', kaksi (kahte-) ”2, kolmi, kolme ’3', viisi (viite-) '5’, kuusi (kuute-) ’6'. Bei TuowsEN, Einfluss, S. 156 wird die hier besprochene ostseefinnische Worteruppe zögernd entweder zu got. manags, ags. mong, an. margr oder zu altslav. münogü, russ. MHOFiü mnogij gestellt. Slavische Herkunft ist aber schon aus formalen Gründen ausgeschlossen.? Noch in seinen „Beröringer mellem de finske och de baltiske sprog”, S. S9, Fussn. 2, bezeichnet THOMSEN die alte Gleichung finn. mon? = got. manags als zweïfelhaît. * Dass diese Zusammen- stellung noch von THomsens Standpunkt aus dunkel war, nimmt in der Tat kein Wunder, denn THomseN kennt noch kein indogermanisches à bei den germanischen Lehnwórtern im Finnischen. Jetzt lässt sich das im Finnisch-ugrischen sonst unbekannte Wort unschwer als ursprünglich germanisch fassen. Dies geschieht aber nur unter Voraussetzung eines im Finnischen erhaltenen indogermanischen Stammsilben -ö. Als eine hergehörige vorgermanische Entlehnung im Finnischen kommt meines Dafürhal- tens noch das folgende Wort in Betracht: 1 SETALA, Herkunft u. chronol, S. 23. ? Bei J. J. MIKKOLA, Berührungen zwischen den westfinnischen und slav. Sprachen (Helsingfors 1894) findet man daher nicht das Wort. 3 So auch SETÄLÄ, Fi.-ugr. F. 13, S. 412. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortsstudien. 111 Fi. koukot, kouko, Gen. Sg. koukon bezw. kouon 1) ”Tod” (bereits 1683), 2) ”Gespenst', 3) ’riesenhaftes Geschóp?, 4) ’Raubtier, bes. Bär’, 5) 'Laus, Ungeziefer’; estn. koww (kön), G. köue, köuu;, köue, G. kóue; auch köuk, G. köugu, nebst Ableitungen: 1) 'Ahnherr, Gespenst’, 2) 'Donner, Donnergott’, 3)? Bär. Belege bei Serätä, Fi.-ugr. Forsch. 12, 8. 183 fL, wo auch einige auf diesem Wortstamm gebildete Ortsnamen verzeichnet sind. Die anderen finnisch-ugrischen Sprachen bieten nichts hiermit sicher Zusammenstellbares. Serärä denkt daher! an Verwandtschaft mit lit. kaükas, apreuss. cawx (kauks). Das erstere be- deutet ‘ein unterirdisches Männchen’, 'ein ungetauft gestorbenes Kind’, "ein zwerghalter Geist, Kobold, Heinzelmännchen, Zwerg’ ete. Das altpreussische Wort hat die jüngere, wohl von dem Christentum beeinflusste Bedeutung "Teufel; vgl. ausserdem lit. kaukspennis, kañkspénis '"Donnerkeil, Donnerstein. Finn. kouko sei aus dem Baltischen entlehnt, also ein neuer Fall von finn. o gegenüber balt. a zu denen, welche schon THomsen, Beróringer S. 89 f., behandelt. SETALA hebt ausserdem die Möglichkeit hervor, dass finn. kouko direkt aus einem vor- litauischen (indogermanischen) *kouko- abzuleiten wäre. Gegen litauische Herkunft spricht aber erstens die Form: ausser der Stammsilbe auch die Endung -o, denn unter den bei THOMSEN, Beröringer, S. 112f., besprochenen litauischen maskulinen a-Stämmen findet man keinen einzigen, der im Finnischen ausschliesslich mit der Endung -o aufträte; nur in 2 Fällen wechselt -o mit dem gewöhnlichen Ausgang -a. In begrifflicher Hinsicht ist diese Annahme noch unwahr- scheinlicher. THOMSEN hat in seinen „Beröringer“ (S. 147) unter den zahlreichen litauischen Lehn- wörtern der Finnen nur ein einziges zu erwähnen, das mythologischer Art wäre : fi. perkele "Teufel’ (lit. perküunas), und auch dieses ist, wie wir oben (S. 20 ff.) gesehen haben, höchst wahr- scheinlieh germanisch.? Da fi. kouko mit Rücksicht auf die Endung -o, wie wir unten sofort sehen werden, unter den germanischen Lehnwörtern im Finnischen recht zahlreiche Parallelen hat und die mythologischen Entlehnungen der Finnen fast alle und zwar vor allem auch die Bezeichnungen auf dem Gebiete des Totenkultes (vgl. oben S. 45 ff.) eben von den Germanen herrühren, finde ich es nicht nur móglich sondern sogar wahrscheinlich, dass auch dieses Wort — das ja wegen seiner Verbreitung jedenfalls ein Lehnwort zu sein scheint — ursprünglich germanisch ist. In dem lit. Worte kaökas hätten sich nach Tr. v. GRIENBERGER in Jagié Archiv 18, S. 69 L. zwei Wörter gekreuzt: das eine gehörte zu der Sippe von germ. got. hauhs, bezw. aisl. haugr (vgl. bes. lit. kazkas ’Beule’ und Ortsnamen wie Kaukifnai und Kaukwieeziai, apreuss. ' In der Hauptsache in Anlehnung an J. Kroun, Suomalaisen kirjallisuuden historia, Kalevala, S. 497. > Als litauisches Lehnwort kommt an sich auch das oben S. 27 ff. behandelte finn. kavé, Gen. kape- (h)en "Weib, Mutter, Pl. kapeet 'genii, dii varii in Betracht (vgl. finn. emä-kave — lit. Mater-gabia 'Mutter- Geberin). Die Gleichung lit. -gabia : fi. kavé hat aber, was die Endungen betrifft, keine Entsprechung unter den bei THoMSEN in ,Beróringer*, S. I21 £L, aufgezählten einschlägigen Fällen. Man würde vielmehr eine nicht belegte lit. Grundform gabe (< *gabie) zu erwarten haben (THOMSEN, S. 124). Ausserdem spricht das etymologisch naheliegende finn. kapiot 'Brautgaben’ entschieden für germanische Herkunft. — Eine ferne Möglichkeit baltischer Abstammung besteht auch für finn. Awrko, Kurki 'ein böser Geist, Teufel, welches bei SETALA, Fi.-ugr. F. 12, S. 194 ff. mit apreuss. Currhe, Curcho ‘der Erntegott der heidnischen Preussen’, Gurcho 'Gott des Getreidesegens’ zusammengehalten wird. Der Ursprung des nur aus dem Preussischen bekannten baltischen Wortes ist aber bis jetzt ganz dunkel, die baltische Herkunft des finnischen Wortes daher recht unsicher. N:o 2. 112 T. E. KARSTEN. Caucaliskis u. s. w., eig. "Hochstátten', 'Hochlager), das andere hinwieder zu lit. Æaäkti ’heulen’ (vgl. lat. spiritus : spirare; aber daneben wäre auch die Möglichkeit in Betracht zu nehmen, dass kaukei eig. 'die Hohen’ d. h. ’die Mächtigen’ seien. Nach Serärä, Fi.-ugr. F. 12, S. 192, wäre die behauptete Verbindung des lit. kañkas mit der germ. Sippe von got. hauhs, aisl. hår, haugr nur unter der Begingung möglich, dass man die Kaukei als ’Bergmänner’, ’Hügelmänner’ aufzu- fassen habe. Er vergleicht einerseits (im Anschluss an SCHLEICHER, Lituanica, Sitzungsberichte der Wiener Akad. 1853, 9, S. 97) lit. kaukarus, kaukarius "Berggott/, kaukarei "Hausgötter’, kau- koras "Alraun', die alle mit lit. kaukara "Hügel zusammenhängen, anderseits (mit Hinweis auf die näheren Angaben bei W. v. Unwerra, Untersuchungen über Totenkult und Ödinnverehrung, Breslau 1911, S. 7—16 : Kap. 1, »die Toten im Berge», und bei H. CELANDER, Lokes mytiska Ursprung, Upsala Universitets Arsskrift 1910, S. 28 ff.) die sinnverwandten nordischen Zusam- mensetzungen aisl. haugbui "Hügelbewohner ('Verstorbener, welcher in dem Hügel wohnt, wo er begraben ist’ oder 'der in dem Berge wohnt’), neunorw. haugfolk, haugtussar, dàn. höjfolk, bjerg- folk (Sing. bjergmand), schwed. berggubbar, alle Bezeichnungen der Alraune, ferner isl. alfhaugar, norw. huldre-, vette- od. tussehaugar, dän. elverhöje, schwed. elvekullar, wie die Wohnstätten der Alraune benannt werden. Lit. katkas hätte demnach dieselbe Bedeutungsentwicklung erfahren wie finn. AZsi eig. 'Berghóhe, Hain, Opterstätte’, dann auch "böser Geist und wotj. lud 'Feld, Ackerfeld, der heilige Opferhain', auch ’böser Geist, der in einem /ud-Hain wohnt’. Ohne die Etymologie des litauisch-preussischen Wortes entscheiden zu wollen, findet SEtäLA es jedoch kaum zweifelhaft, dass die Urvorstellung dieses Wortes ’Seele des Verstorbenen’ gewesen sei. Anstatt nun mit SETALA das in Rede stehende baltische Wort oder dessen „vorlitauische (indogermanische)* Urform als die nächste Quelle des finnisch-estnischen Wortes zu betrachten, kann ich meinesteils den fraglichen baltischen Belegen nur einen mittelbaren Wert für diese Frage beilegen: den einer nahen etymologisch-semasiologischen Verwandtschaft mit den in Rede stehenden germanischen und finnischen Wörtern. Denn wie schon oben gesagt wurde, spricht sowohl Form als Bedeutung im Finnisch-estnischen entschieden eher für germanische als für litauische Herkunft. Daraufhin weist ausserdem die geographische Verbreitung des finnischen Wortes : das Fehlen desselben nicht nur im Wotischen und Wepsischen sondern sogar im Livischen, wenn auch dieser Umstand an sich nicht die Frage entscheiden kann. Ich verbinde daher fi. kowko zunächst mit der Sippe von aisl. haugr m., mhd. houc, Gen. houges, n. 'Hügel < urg. *hauga- < vorgerm. *kowkó-. Das altwestnord. Wort bedeutet nicht nur "Hügel i. Alle. sondern besonders auch ’Grabhügel’; vgl. aschw. högher m., agutn. haugr m. mit derselben Bedeutung. In diesem Sinne kommt das germ. Wort also dem finn. kouko in dessen primitivster (im Litauischen bis jetzt nicht belegter) Bedeutung = "Tod' auffällige nahe. An den beiden Stellen, wo das Wort kouko (nach SETÀL& a. a. O.) in der Bedeutung "Tod! belegt sein soll: in zwei Lie- dern von den Jahren 1683 und 1826 handelt es sich in der Tat nicht um den abstrakten Begriff "Tod' sondern vielmehr um den personifizierten Tod, den Geist des Todes. In diesem Sinne, wie auch in dem davon hergeleiteten 'Gespenst', erweist sich fi. kouko als Kürzung einer vorger- manischen Zusammensetzung = aisl. haug-bui ’Verstorbener, welcher in dem Grabhügel wohnt’. ! ! Die zusammengesetzten germanischen Lehnwórter im Finnischen erscheinen hier gewöhnlich nur mit ihren ersten Gliedern. Die Bedeutung ist trotzdem die des Kompositums. Beispiele oben S. 100 (unter dem Lehnworte fi. lietse‘). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 113 Diese Benennung hat gemeinnordische Verbreitung. Ausser den oben angeführten Ausdrücken norw. haugfolk, haugtussar, dän. höjfolk (vel. norw. alf-, huldre-, vette-, tussehaugar, dän. elver- höje) beachte man das mit altwestnord. haugbui, neunorw. haugbue (und haugbonde) ganz paral- lele finnländisch-schwedische, bei VENDELL, Ordbok, S. 386 aus Eig. Finnl. verzeichnete hög-bo (hyàügbo) m. ’vermuteter Einwohner in den steinernen Grabhügeln’; wenn Nebel über den Hügeln schwebt, sagt man:nu d hyögbon argär a: nun zürnt der högbo. Wesensgleich mit diesen Erdgeistern sind die oben (S. 30 u. 48) aus Süd-Österbotten erwähnten yndjibyggare, die islän- dischen undirbuar, die dänischen underjordiske, die schwedischen underjordiska, jordfolk, jord- byggare sowie die est-schwedischen underbyggare. Uralt und immer noch sehr allgemein sind im Norden, u. a. auch im schwedischen Estland und Finnland, die Vorstellungen von den Reich- tümern dieser Erdbewohner, von den nächtlichen Lichterscheinungen, den sogenannten Drachen- feuern (schwed. drakeldar, in Finnl. auch drakbon, drakgömmor, drakljus, draklyor genannt) bei den vergrabenen Schätzen dieser Geister. Wie ich in einem vorhergehenden Abschnitt, S. 38, Fussn. 2, bemerkt habe, erscheinen diese Feuer in Österbotten zuweilen in der Nähe der grossen Stein- hügel, der sogen. „Jättröjsur* (Riesenhügel), die sich öfters als vorhistorische Grabplätze erwie- sen haben. In der Bedeutung von finn. kouko 3) 'riesenhaftes Geschöpf’ schimmert die schwe- dische Vorstellung von den „jättröjsur“, den Riesenhügeln, tatsächlich noch durch. Da sich nun auch in Dänemark und Norwegen die Existenz der „Unterirdischen“ gewöhnlich mit alth-id- nischen Gräbern, mit den „haugar“, verbinden lässt, ! enthält alles dies wertvolle Andeutungen über die ursprüngliche Natur dieser Wesen, die also alle wohl als Totengeister zu betrach- ten sind. Die Anfänge des nordischen Grabhügels liegen archäologisch beurteilt in einer fernen Vor- zeit. Auf oder in einem Hügel erhob sich die älteste freistehende Grabkammer der Steinzeit, der sog. stendös. Ein Hügel umschloss, zur gleichen Höhe mit den Dachsteinen, auch das grosse Ganggrab sowie die Steinkiste, welche letztere sich am Ende der Steinzeit unter der Decke des Hügels vollends verbarg. Damit wurde der Hügel die Hauptsache des ganzen Grabdenkmals. Von der Bronzezeit an zeichnen sich die Grabhügel besonders in Dänemark und Süd-Schweden oft durch gewaltige Grösse aus.? Aus Finnland und zwar aus den westlichen und südlichen Teilen des Landes sind zahlreiche steinerne Grabhügel zu nennen, die vor allem wohl der Bronz-- zeit, z. T. aber auch der älteren und jüngeren Eisenzeit gehören. In sachlicher Hinsicht steilt sich also nichts gegen meine Annahme, dass das fragliche finn. Wort koukoi auf vorgermanisches *kouko- (= urg. *hauga-) in einer vorgermanischen Zusammensetzung = aisl. haug-biti, schwed.- finnl. hög-bo zurückginge. Eine vorgermanische Grdf. *kouko- führt regelrecht zu einem finn. Nom. Sg. *koukko mit dem Gen. Sg. koukon. Der älteste Beleg des finnischen Wortes ist in der Tat ein Gen. Sg. coucon (v. J. 1683), eine Form, die auch aus späterer Zeit bekannt ist. Der erwartete Nom. Sg. *koukko ist dagegen nicht belegt. Die Ursache ist sichtlich die, dass der ursprünglich voka- 1 GELANDER, a. a. O., S. 28f., 35f. 2 O. ALMGREN, Vikingatidens grafskick in „Nordiska studier tillegnade Adolf Noreen på hans 50-ärs- dag den 13 mars 1904“, Uppsala 1904, S. 310. 3 A. HACKMAN, die Texte zu den bronze- und eisenzeitlichen Karten im Atlas über Finnland ve J. 1910. N:o 2. 15 / 114 T. E. KARSTEN. lische Wortstanım analogice in die konsonantische z-Flexion übertrat. Dies beweist die Nomi- nativform coucoi v. J. 1745 (JUSLENIUS) — koukoi bei GANANDER (+ 1790), wie auch ein Werm- land-finnischer Gen. Sg. kouvo'n (s. SETALA, a. a. O., S. 1841). In der neugebildeten Nomina- tivform *kowkko; war die letzte Silbe geschlossen, weshalb die Tenuis £k hier lautgesetzlich als k auftreten musste. Der 2 mal belegte Nom. kowko? (s. oben) wurde aber wieder vokalisch, d. h. kouko, mit einem Gen. Sg. kouvon. Diese Formen sind beide belegt, u. a. in Ortsnamen: die starke Form (= estn. köuk) in Koukomäki "K.-Hügel' Koukkallio ’K.-Felsen’, ! vgl. auch Koukoola (< *Koukoila), Koukela, Gehöftsnamen, die schwache Form (= estn. köu) in Kouvola (Gehöftname), Kouvon korpi 'K:s Wald’, Kouvonniemi 'K:s Landspitze’ u. s. w. Bei der in Frage stehenden finnisch-estnischen Wortsippe sind die Beziehungen zum Totenkulte also nicht zu verkennen. Aber daneben nimmt man gewisse Anklänge an einen pri- mitiven Götterglauben wahr und zwar in der estnischen Bedeutung 2) = Donner, Donnergott’. Wenn unsere Zusammenstellung des finnisch-estnischen kouko-kouk mit germ. *hauga- "Hügel zutrifft, erinnert der estnische Wortgebrauch an den bekannten uralten, nach Bergen und Hügeln verlegten Donnerkultus, der unter den europäischen Völkern tatsächlich fast überall noch zu spüren ist. So führen in Deutschland mehrere bekannte Berge den Namen nach Donar : vgl. Donnershauk, Bergkuppe des Thüringerwaldes, sowie T’huneresberg c. 1100 in Westfalen, Don- nerberg, Weiler in der Rhenprovinz, Donnersberg, Berge in Bayern und Bühmen.? In Schweden gehören hierher Thorshughle bei Upsala, Torshögen in Nerike, Torsberg an mehreren Örtern, u.s. w.? Als Göttername lässt sich das estnische Æôuk ’Donnergott’ etymologisch wie semasio- logisch mit aisl. Hávi 'der Hohe’ (< *hauhan-) vergleichen, dem Beinamen Ödinns, des alten Totengottes, * in Hávamál (vv. 109, 111). Wenn auch dieser Beiname nur in einer ausgebildeten „Götterdichtung“ belegt ist, scheint er mit Rücksicht auf das estnische Seitenstück als altererbte heidnische Götterbezeichnung in Betracht zu kommen. In nordischen Quellen wird auch Ödinn in eine besondre Beziehung zum Berge gesetzt. So wird in Atlakvida 32 : 6 unter den Dingen, auf die Atli dem Gunnarr heilige Eide abgelegt hat, Sigtys berg ’Ödinns Berg’ genannt, und in einer Strophe der Reginsmäl (18: 6) nennt sich Ödinn karl af berge ‘der Mann vom Berge”. Ferner findet sich unter den in der Sn. Edda aufgezählten Namen Odinns auch fjallgeiguór, wörtlich ’Berg-Schädiger’ aber hier wohl am besten als Berg = Ödinn aufzufassen. 5 Mock und von UNWERTE $ sind sogar der Ansicht, dass die Valholl der altnordischen Dichtung ursprünglich nichts anders sei als der Totenberg, in den nach dem Volksglauben die Toten eingehen. Die Vorstellung vom Fortleben der Toten im Berge hat in der Tat, wie besonders von UNWERTH gezeigt. eins der wichtigsten Hauptstücke altskandinavischer Religion gebildet. Havi als Bei- name Odinns ist daher wohl als „der im Raume Hohe“, „der in der Höhe Hausende* zu fassen 1 Da finn. kouko nach der hier vorgeschlagenen Deutung ursprünglich 'Hügel', 'Grabhügel' bezeich- net hat, sind die Zusammensetzungen Koukomäki, Koukkallio besonders zu beachten. 2 J. Grimm, D. Mythologie*, Bd. 1, S. 141 f, RITTERS geographisch-statistisches Lexikon, Bd 1, S. 589. 3 E. BRATE, Arkiv f. nord. fil. 29, S. 108 ff. * VON UNWERTH, Untersuchungen über Totenkult und Ödinnverehrung bei Nordgermanen und Lap- pen, S. 80 ff. 5 VON UNWERTH, a. a. O. SASHA, 2074 S07. Tom XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 115 (vgl. Fritzwer, Ordbog?, hår 1) sowie got. Luc. 2:14: wulbus im haushistjam guda dof« Ev Örpioroıs Jew "Ehre sei Gott in der Höhe’. Im diesem Sinne wird auch dem Zeus bei Pindaros und den Tragikern das Epitheton vınoros erteilt (zu vue Adv. "in der Höhe’). ! Vgl. Exkurs 1. Andererseits erinnert estn. köuk, ków "Donner, Donnergott’ natürlich auch an lit. kauk- spennis "Donnerkeil’ und kaukarus, -ius "Berggott’ (s. oben). Wie gesagt bereitet aber die Her- leitung der finn. Wörter aus dem Litauischen gewisse Schwierigkeiten. Sind vielleicht auch lit. kaükas 'ein unterirdisch Männchen’ und preuss. cac "Teufel im Grunde germanisch (= urg. *yauxaz)? Die älteren germ. Lehnwörter im Litauischen und Preussischen substituieren urgerm. x mit #.? b. Indogerm. o in Mittelsilben. Fi. ainoa, ainua, ainoo, aino "unicus, solus”, estn. aimus, Gen. ainsa, ainuw, olon. ainavo (< -ago), wot. aimago, ainia, liv. ainagi dass. «C urg. *ainogo- (fi. anoo), *ainoga- (fi. ainoa) : got. ainaha sw. Adj. "uovoyerjs einzig", aisl. einga, asehw. enge, engha, ags. ånga dass., ahd. ezmae, mhd. einee, einig, as. @nag, ndl. eenig "einzig, allein’. Geht wot. aznia (vgl. finn. aznike', ainikki = ainoa) auf eine germ. Grdf. *ainiga- (= lat. änicus) zurück? Ebenso scheint fi. ainua eine dritte germ. Wechselform *ainuga- zu vertreten. Wegen des Suffixes -aga, -iga, -uga im Germanischen s. Kruse, Nominale Stamm- bildungslehre $ 203—7. Im Finnischen schwindet g in dieser Stellung lautgesetzlich.® Die Gleichung der germ. und finn. Wörter ist alt (s. Fi.-ugr. F. 13, S. 355), aber der finn. Suffix- vokalismus hatte bis jetzt keine befriedigende Erklärung gefunden. Der Mittelvokal in fi. ainoo, ainoa (*ainogo-, -ga-) kann nur das indog. à sein. Fi. etona, etana "schlechter Mensch, Bettel, Schlingel’, efana auch 'Schnecke, Regenwurm’ «C vorg. *edon-, urg. *etan- : ahd. ezo, ezzo swm. (Ahd. Gl. 1 : 122, 28) 'edax', filu-frezo Schlemmer’, man-ezzo "Menschenfresser', mhd. bröt-ezze swm. ”Diener'; hierher auch aschwed. tette swm., nschw. jätte ’Riese’ mit -/f- aus Paradigmformen auf der schwächsten Stufe des -0n- : -en- : -n-Sulfixes : urgerm. *efn-, vgl. z. B. got. Gen. Pl. abne ‘der Männer’ (Nom. Sg. aba), aühsne (Nom. Sg. aühsa). Aschwed. öetie verhält sich zu germ. *efan- + (ahd. ezzo swm ) wie z. B. nhd. wocken m., mnd. wocke, wocken, nnd. wocke, wocken, wucken 'Spinnrocken' aus urgerm. ı Ebenso ist wohl Odinns Beiname Här (Grimnismal 46 : 6) mit S. GRUNDTWIG als Hárr d.h. Háarr (*Hauha-hariR) zu verstehen. Diesen Namen erklären Derrer, PBB. 19, S. 503, Fussn. und NOnEEN, Aisl. Gramm.? 8 54:1 aus *Haiha hariR zu got. haihs, lat. cecus. Die skaldische Form des Namens ist aber Hoarr. Mit v. UNwerrH, Untersuchungen über Totenkult, S. 122 sehe ich folglich darin das Wort *hauha- 'hoch', das sich aber wohl nicht, wie v. UNvERTH meint, auf die hohe Stellung bezieht, die Ódinn in der systema- tischen Mythologie einnimmt, also nicht 'der hohe Herrscher bedeuten kann, sondern eine Parallele zu Hávi ist in dem von mir angenommenen Sinne des Wortes. Zu beachten ist, dass die Totenschar Ödinns eben mit dem Worte *harja- 'Heer bezeichnet wird, vgl. aisl. Herjann, den Beinamen Odinns, und das deutsche Wuotes-, Wutesheer, wuotigez her bereits im 12. Jh. (im Rolandslied des Pfafffen Konrad). *Hauha-hariR bedeutet also ungefähr ‘Führer eines in der Höhe (durch die Lüfte) schwebenden Heeres. Ödinn war ja zugleich ein Wind- und Sturmdümon. ? Hinr, PBB. 23, S. 344 ff. 3 SETÂLÀ, Yhteissuomalainen äännehistoria, S. 59. * NOREEN, Urgerm. Lautlehre, S. 155, Ashwed. Gramm. $ 342: 16. 116 T. E. KARSTEN: *wokkan- (*wwukn-) zu nnorw. oke (aisl. ok? m.) 'verworrene, verfitzte Masse z. B. von Zwirn, Schnüren' wie ahd. stöccho, mhd. s/écke, ags. stecca (aisl. stikka) zu ahd. stehho (aisl. stika) ’Stecken’, wie ahd. Zropfo aus *drupp- (< *drupn-) zu ahd. froffo swm., aisl. dropi "Tropfen, u. s. w.! Der in Frage stehende vorgerm. Wortstamm *edon- (= germ. *etan-) ist belegt in lat. edo, -onis "Fresser'. Finn. efona vertritt durch seinen Mittelvokal -o- die indogerm. und urgerm. Vollstufenform -on- des betreffenden Suifixes. Die Entlehnung ist wie sonst sehr oft von dem Akk. Sg. ausgegangen. Gerade in diesem Kasus zeigen die germ. en-Stämme die Suffixform -on-: vel. gr. jysuóve sowie got. hanan, ags. honan, aisl. hana aus urgerm. *yanonun. ? Im Finnischen ist der ö-Vokal des vor- und urgermanischen on-Suffixes auch sonst erhalten. Im Journal de la Société Finno-ougrienne (Helsingfors 1906), Bd. 23: 20 S. 5 habe ich eine Anzahl finnische Lehnwórter auf -o so aufgefasst: finn. verkko "Netz! < urg. *uerkon-, fi. sawvo ‘Quelle’ — urg. *sauuon-, fi. mako "Mage! < urg. *magon-, u. s. w. (sieh auch unten). Da das Finnische auch echtfinnische Akkusativformen auf -on besass und die entsprechenden finnischen Nominative wie noch jetzt auf -o ausgingen, wurden zu den urgermanischen Akkusativen auf -on- finnische Nominative auf -o gebildet. In dem vorliegenden finnischen Worte etona ist dagegen der vor- bezw. urgermanische Wortstamm *edon- um eine Silbe erweitert worden: der germanische Konsonantenstamm hat sich im Finnischen an die zahlreichen vokalischen Stämme auf -a analo- gisch angelehnt. Hat die ursprünglich 3-silbige urgermanisehe Akkusativiorm (vgl. got. hanan «C urg. *yanonun) bei dieser Umbildung mitgewirkt? Die finnische Neubildung etona ist sonst nieht die einzige ihrer Art. Wie ich schon in Nordiska studier tillegnade Adolf Noreen pä hans 50-ärsdag, Uppsala 1904, S. 53 annahm, ist finn. akana "Urteil, Verstand’ aus dem. urgerm. Akk. *ayan- zu got. aha swm. ‘roûc, Sinn, Verstand’ herzuleiten. > Dieselbe Umbildung finde ich jetzt in den folgenden bisher unbeachteten Fällen : finn. karfano "aula. area juxta domum, prædium’, auch in karja-kartano "Viehhof’, aus urgerm. *gardan- : got. garda. swm. ‘avi (Hürde) Viehhof (= fi. karja-kartano), as. gardo, afvies. garda, ahd. garto m. Garten’ + sowie in fi. kuupano "Heuscho- ber aus urgerm. "kuban- : nschw. dial. kave m. dass, vgl. isl KwWfr "rundlicher Gipfel (wor- über näher unten). Das hier besprochene aschw. iette 'Riese' ist also eine alte n-Bildung, aber daneben scheint schon urgermanisch eine a-Bildung von der Stammgestalt *efuna- vorgekommen zu haben; vel. aisl. iotunn m. ’mythisches Wesen menschlicher Gestalt aber übermenschlicher Stärke’ (FnrrzxER?, Bd. 2, S. 244), aschw. z@tun m., als Simplex nur im Plur. (risar oe tätnar, SÖDER- WALL, Ordbok, S. 639), vgl. aber den Ortsnamen jätundal v. J. 1483 (Sryrre, Skandinavien under unionstiden,? S. 313). Dazu adä. edem m., Plur. iatne (Tamm, Et. Ordb., S. 404), ags. eoten m. 'a giant, monster, Grendel', Gen. Sg. eofnes (SIEVERS, Ags. Gr.’ $ 144, a) mit der Ablei- tung eotonise, eotenise "belonging to or made by a giant’ und dem Kompos. eoton-weard ”giant- ı F, Kaurrmann, PBB.12, S. 504 ff, E. LIDÉN, Studien zur altind. u. vergl. Sprachgeschichte, S. 25, BRUGMANN, Vergl. Gramm.?, Bd. 2, S. 303. 2 STREITBERG, Urgerm. Gramm., S. 253 f. 3 Vgl mit Zustimmung zu meiner Deutung SETALA, Herkunft u. chronologie, S. 37, Fi.-ugr. F. 13, S. 356). 4 THOMSEN, Einfluss, S. 141, Beróringer, S. 171 und SETALà, Fi.-ugr. F. 13, S. 378 führen das finn. Wort auf den germ. a-Stamm got. gards, aisl. garür zurück, aber offenbar mit Unrecht. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. KT protection” (BoswortH-ToLLer, An anglos. dictionary, S. 256). Eine à. neuniederdeutsche Ent- sprechung *efen tritt zu Tage im Femin. nd. olde eteninne "alte Hexe’, als Spitzname, 1652 (bei LAURENBERG). ! Der urgerm. a-Stamm *efuna- entstand wohl aus dem vorgerm. »-Stamme *edon- nach dem Muster solcher germanischen Wechselformen wie aisl. aptann : aschw. apton '"Abend', aschwed. morghan : aisl. schwed. morgon "Morgen', as. Wódan : aschwed. (selten) Opun, got. (lat.) Ermana-rieus : aisl. Zormonrekr, aschwed. systkan : systkon, u. s. w.? Die Umbildung von germ. *edon-, *etan- zu *etuna- geschah wohl erst nach der hier vorgegangenen starken Bedeutungs- entwicklung : ”Fresser' > 'Riese', denn durch diese ging der alte Charakter des Wortes als eines Nomen agentis zum Verbum etan dem Sprachgefühl verloren. Bei aschwed. iette ’Riese’ kommt die ursprüngliche »-Flexion noch spurenweise zum Vorschein. Was die Bedeutung bei finn. efona "schlechter Mensch, Bettel, Schlingel’ betrifft, habe ich schon in den Neuphilologischen Mitteilungen 1906, S. 7, wo ich diese Wortgleichung zuerst vorlegte, auf die neunorwegischen Bezeichnungen des Begriffes ’Riese’, joful, jutul, jutel, hin- gewiesen, denn auch diese werden als Schimpfwörter für Menschen angewendet. Das begrifflich noch stärker differierende finn. efana "Regenwurm' ist mit fi. etona ursprünglich identisch : in for- maler Hinsicht ist es schon von der urgermanischen Form *etan- (= vorgerm. *edon-) beeinflusst worden; für die befremdende Bedeutung bietet sich eine gute Parallele in dem nordischen Riesen- namen nschw. troll, das nach Rırrz, S. 753 dialektisch auch ’Kriecher, Wurm, Insekt’ bedeutet (vgl. horn-troll "Lueanus cervus’, häfte-troll ”Oniscus asellus’), nnorw. troll, auch von ’kriechenden Insekten’ gebraucht (Aasen), urnord.-finn. Zurilas 1) Riese’, 2) ‘schädliches Bauminsekt etc. 3 Die genannten neunorw. Formen jotul, jutul, jutel wie auch aschwed.-finn. jatuli in Jatulin tarha "Steinhaufe, Grabhügel’ und jatulin letto "Insel, Klippe der Riesen’ sind Varianten mit {-Suffix zu dem hier besprochenen urgerm. *etuna- (aisl. iotunn u. s. w.). Es handelt sich wohl aber um eine nordische Neubildung, denn ahd. ezzal 'edax' ist sicher einzelsprachlicher Art. Sonst wechseln / und » wie bekannt auch in anderen Nominalstämmen : vel. got. mikils, aisl. mikill : aschwed. mikin ‘gross’, got. leitils, aisl. lítill: aschwed. ltin ”klein', as. ahd. aschwed. himil, afries. himul : got. himins, aisl. himinn, u. s. w.,* aber auch hier dürfte der Suffixwechsel öfters jüngeren Ursprungs sein. Zu den oben angeführten neunordischen Bildungen mit / für n, jotul, jatuli, bietet das Finnische durch das Adj. efolainen "widerwürtig, schlingelhaft’ (vgl etona "schlechter Mensch, Schlingel’) keine urnordische Entsprechung *efola, denn das hier er- scheinende Suffix -ola ist nicht urgermanisch (= gemeingerm. urn. -ala) sondern eine Umbildung der Ableitung -ona in fi. efona nach dem Muster der oben herangezogenen neunordisehen [-For- men desselben Wortes. Vgl. auch fi. perkule "Teufel < urg. *feryuniz (oben S. 21, 23). Ausdrücklich muss noch bemerkt werden, dass finn. efona, etola- mit den urnordischen Formen *efuna- (aisl. iotunn, aschwed. ietun) bezw. *etula- (nnorw. jotul, aschwed.-finn. jatuli nicht identisch sein können. Bei den nordischen Lehnwórtern im Finnischen sind die nord. * Tamm, Et. Ordbok, S. 404. Das bei NoREEN, Urg. Lautl, S. 63 und Verf, Neuphil Mitteilungen 1906, S. 7, angeführte asächs. etan 'Riese' ist zu streichen. ? NOREEN, Urgerm. Lautl, S. 63. ® Verf, Neuphilolog. Mitteil. 1906, S. 8. * NOREEN, Urgerm. Lautl., S. 193. N:o 2. 118 T. E. KARSTEN. Ableitungen -un (-on) und -ul immer durch -una bezw. -ula vertreten. Vel. einerseits fi. peruna ’Kartoffel’ (= schwed. dial. Finnl. pärun, päron),! fi. vaakuna ”Waffe” (vgl. schwed. dial. Finnl. väkn, vakn, väkän-hus),? fi. helluntai aus schwed. (All-)helghona-dag (vgl. fi. helkkuna, gelinder Schwur, zu ? schwed. helgon 3), anderseits fi. kakkula 'perticae junetae vehieulo, quibus ab equo trahitur” (schwed. dial. Finnl. skakul), fi. kapula "bacillus, fustis’ (schw. dial. Estl. kävul). fi. satula "Sattel (aschwed. sapul), u. s. w.* Meine Annahme, dass fi. etona indogermanisches ö enthält, wird sonst durch den kurzen t-Laut des Wortes kräftig unterstützt; darüber wird unten gehandelt werden. c. Indogerm. à in Endsilben. c. o/a-Stämme. Nom. Sg. Mask.: Fi. ansos, Gen. Sg. anso(h)on = ansas, Gen. Sg. ansa(h)an 'trabs sub ponte vel pavimento? (in den Wörterbuchern von JUSLENIUS, GANANDER, RENVALL u. LÖNNROT) «C urg. *ansoz > *ansaz : got. ans m.? (Dat. Sg. anza), ”Balken', aisl. dss m. "horizon- taler Balken’. Vgl. Serärä, Herkunft u. chronologie, S. 23f. u. WIKLUND, Le Monde Or. 5, S. 222; der Letztere bemerkt jedoch, dass der sehr seltene und noch ganz dunkle finnische Deklinationstypus ansos, Gen. ansoon sich am Ende vielleicht als eine dialektische, sekundäre Variante der finn. Ableitungen auf -os, Gen. -oksen erweisen wird. Mit Rücksicht aber auf die vielen anderen hier zusammengestellten finnischen Zeugnisse eines in verschiedenen Stellungen m bewahrten indogermanischen ó scheint mir diese Erklärung von fi. ansos die einfachste zu sein. Akk. Sg. Mask.: Fi. juusto, estn. just, Gen. -w, ’caseus’ < urg. *justo-: aisl. ostr m., aschw. osfer, mschw. öster m. (SópERwALL, Ordbok s. Y.), nschwed. dial. ast, Finnl. ost m. Vel. TnowsEwN, Einfl. 137; die Auffassung des finn.-o = idg. -ö zuerst bei SerALA, Herkunft u. chronol., S. 25. Fi. kapalo 1) "Windel, Einwickelung’, 2) dial. "Walze, Rolle’ (= kapula), 3) "Stückchen Holz, das an dem Seile eines Fischnetzes befestigt ist’ (LÖNNROT); estn. kabal, G. kabala, 'Seiten- stange des Pfluges, woran das Krummholz befestigt wird’, kabala-wö "Wickelband der Kinder, weps. kabal, -od "Windel’, kabalöitsen "wickele (ein Wickelkind), wot. kapaloittama dass., kapalo- vit = estn. kabala-wö, fi. kapalo-vyö, russ.-kar. kabalo = fi. kapalo «C urg. *kabalo- : aisl. kafl u. kafli m. ‘längliches rundes Holzstück’, norw. dial. kavl m., mangel-, rullkavl ’Rolle' (AAsen, Ross), nschwed. kavel m. 1) 'rundes Holzstück’, 2) "Holzrolle, um Wäsche zu glätten’, est-schwed. kävul, Pl. kävlar m., "Rolle, Walze’, finnl.-schwed. kavel m. 'Holzrolle’ (VENDELL, Ordbok, S. 427, 529). Daneben geht ein n-Stamm : aisl. kafli m. (s. oben), ‘ Näheres über diese Gleichung bei E. A. TUNKELO in Kaikuja Hämeestä, Bd. 8 (Helsingfors 1913), S. 52 ff. ? VENDELL, Ordbok, S. 1085, 1114. * Mündlich mitgeteilter Deutungsvorschlag von E. A. TUNKELO. + 'THoMSEN, Einfluss, S. 138, 140, 169. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 119 norw. dial. kavle m. (= rullkavl) ‘Rolle’ (vel. das Verb. kavla "sich zu einer Rolle zusammenrol- len’), aschwed. nschwed. kafle m. dass. — Finn. kapula "bacillus, fustis’ ist ein schon früher bekanntes (THOMSEN, S. 140), jüngeres Lehnwort = urn. *kabula- mit Suffixablaut zu dem hier vorausgesetzen urgerm. *kabalo-.! Die Bedeutungen bei finn. kapalo und kapula fallen z. T. zusammen : vgl. finn. kapulorta (zu kapula) = eine Holzrolle z. B. mit Gewebe umwickeln’. Aussernordisch entsprechen mnd. kavele i. ’zugerichtetes Holz zum Losen, Losteil (vgl. aisl. rénakefh), ndl. kavel m. "Los, Teil’, nhd. dial. kabel 'Losteil. An sich könnte fi. kapalo auch auf den oben genannten n-Stamm, aisl. kafli u. s. w., zurückgehen. Im Hinblick aber auf die est- und finnländisch-schwedischen Belege, kävul m. und kavel m., dürfte die urgermanische Grundform mit grösserem Recht als o-Stamm angesetzt werden können. Fi. lukkaro (u. lukkara) "runcina minor levigans’, ’Schlichthobel’ «C urg. *lukaro- : aisl. lokarr m. ’Hobel’, ags. locor, locer 'runeina’, vgl. ahd. lohheri dass. ? Fi. muho "terra paludosa’, "Sumpferde’ «C urg. *müho-: aisl. mör m. "Ebene mit sandigem Boden’, norw. d. mo m. ’Ebene, Sand-, Grieserde’, nschwed. mo m. 'sandige Heide’; vgl. fi. muha-maa = sehwed. mo-jord (s. oben S. 60 ff.). Fi. pankko, G. pankon, "Stelle vor dem Ofen, Ofenbank’ «C urg. *bankio- : aisl. bekkr m. (G. bekks, bekkiar, N. Pl. bekkir, A. Pl. -i) ‘Bank’, aschwed. benker m. (N. Pl. -iar, D. -iom) ’Bank’, ags. bené (*banki-, ahd. bank, Pl. benki ‘Bank’. Das fi. Wort wird zuerst herangezogen bei Busse, PBB. 13, S. 170, der es aber begrifflich wenig an- sprechend zunächst mit aisl. bakki m. (*bankan-) "Anhöhe, Uferbank, Wolkenbank, (Messer)rücken' verbindet. Fi. peikko, peiko 1) 'böser Geist, Gespenst‘, 2) 'boshafter Mensch, Raubtier’, olon. pei- goine, -ize ’(boshaft) arm, elend’ 3 «C vorg. *paikio-, urg. *faigia- : aisl. feigr 'dem Tode nahe, verfallen’, aschwed. faikian (Akk. Sg. Mask.) am Rökstein 'dem Tode anheimgefallen’, ‘tot’, + später fegher dass., nschwed. feg "mutlos, bange’, aber dialektisch noch in der älteren Bedeutung; vgl. as. fégi, afries. füch, fai, ags. fége (schott. fey), ahd. feigi, mhd. veige "dem Tode verfallen’, nhd. feige ’mutlos aus Furcht‘. Fi. peijainen, peijahainen "böser Geist’, peijas, Pl. peijaat, peijaiset "inferi®’, "Leichen- mahl’, liv. peijed ’Begräbnisschmaus’ vertreten eine jüngere urnord. Form *faigia-. Das Wort gehört etymologisch entweder zu einer idg. Wz. pik- in lit. paikas 'dumm, albern’ oder zu der Sippe von got. (filu)faihs, ags. füh, fág, ahd. féh bunt’, eig. 'gezeichnet, mit einer Marke ver- sehen’. Vgl. WErcANp, D. Wb.5 s. v. feig und die dort angef. Lit.5 Wegen des sekundär (finn.) entwickelten finn. Diphthong ei für a? vgl. die Parallelen bei SEr&r&, Herkunft u. chronologie, ! Ich bemerke, dass Torr, Wortschatz, S. 34, ohne das finnische kapalo zu kennen, für aisl. kafl, kafli m. eine urgerm. Grundform *kabala(n) ansetzt. ? FRITZNER, Ordbog?, Bd. 2, S. 557, STEINMEYER, Ahd. Gl. 1: 590, 43, M. Heyxe, Das altdeutsche Handwerk, S. 12. * In einem „Itkuvirsi“ (Jammerlied) aus Vieljärvi, s. A. GRNETZ, Tutkimus Aunuksen kielestä, S. 84. * S. BuGGE, Der Runenstein von Rök in Östergötland, Schweden (Stockholm 1910), S. 304. 5 Torr, Wortschatz, S. 223 vermutet eine Grundbedeutung 'strotzend' (idg. Wz pik- zu pi-, germ. fi 'schwellen’), vergleicht aber auch, wie Kluge Et. Wbch?, lat. piger (germ. *faigia- 'totmüde'?). N:o 2. 120 T. E. KARSTEN. S. 39f Die Zusammenstellung fi. peijaiset germ. *faigia- zuerst bei J. J. Mrkkora, Virittäjä, Bd. 9, S. 9, vgl. Fi.-ugr. F. 13, S. 423. Die finn. Nebenform peikko war bisher unerklärt; wegen der finn. Endung -o für -o vgl. die Parallelen fi. pankko 'Bank' < urg. *dankio- und fi. miekka "Schwert! < urn. *mekia-: got. meki (Akk. Sg.), aisl. mékir. Fi. pelto, russ.-kar. peldo, weps. pöld, peld, wot. pölto, estn. pold 'ager «C urg. *felho- : aschwed. urfielder m. 'ein abgesondertes Stück Land’, as. afries. ags. feld m. "Feld, Fläche,’ ahd. felp, feld, mhd. velt, -des m. ’Feld’. (THOMSEN, S. 162). Fi. puutio '"Wasserpfütze' < ? vorg. *bzdio-, urg. *pütia- : and. putti, ahd. phuzzi m. (phuzzai., mhd. phütze stswi., ags. pytt m., aisl. pyttr m., schwed. dial. (Rierz, S. 514) pytt *Wasserpfütze. Man nimmt allgemein Entlehnung aus lat. puteus "Grube, Graben, Brunnen’ an.! Die Sache steht vielleicht so, dass ein altererbtes germ. Wort von dem lateinischen begrifflich beeinflusst worden ist, denn z. B die ahd. und mhd. Bedeutung "Brunnen, Zisterne’ weist deutlich auf diese Einwirkung hin. Andererseits gibt es neben dem fraglichen Wort, aisl. pyttr u. s. w., echte nordische synonyme Bildungen wie norw. dial. putt, nschwed. putt, dial. pott m. (auch in Finnl.)? 'Wasserlache, -pfütze’, mit Ablaut norw. dial. poyta und westiäl. pöt (*pauta) dass.* Die germ. Echtheit dieser Wortsippe wird durch das seiner Form nach sehr altertümliche germ.-finn. puwutio noch weiter bestätigt.* Ein zuerwartendes aisl. *pftr, aschwed. *pyter ist jedoch nicht belegt. Sind aisl. pyttr, nschw. dial. pytt niederdeutsehe Lehnwörter (vel. mnd. putte, lies pütle, m. u. f. 'Grube, bes. eine Grube, in der Wasser steht : Pfütze, Cisterne, Ziehbrunnen, Gosse in den Strassen’)? Nschwed. dial. pytt kann aber auf aschwed. *pyter zurückgehen. Fi. (Ruko-)tiivo, Güttername < urg. */z4o- "Gott! (S. 6f. oben). Fi. (Zki-Murso 'ewiger Turs, Riese’ (in einer finnischen Legende)? < urg. *pwrso-; vel. das schon bei THOMSEN, NS. 178 verzeichnete fi. £ursas "monstrum maritimum fabulosum', estn. tursas, Name einer Meergottheit, — urg. *pursaz m. : aisl. purs, ags. pyrs, ahd. duris, durs "Riese, Dämon’. Nom. od. Akk. Sg. Neutr.: Fi. (LóxNRor, Supplementh.) aparo, auch apara (schwed.) ’jäst, draP, "Treber, Bierhefen’, in übertragenem Sinne : 'Abschlag bei der Brautwerbung', russ.-kar. aparo, -a 'Hefe des Nachbiers’ < urg. *abaro- : aisl. afr n. nach FnrrzxER?, S. 15 = 'eine Art Trank’ (1 mal, Egils saga), nach Tore, Wortschatz, S. 15 = "Nachgebrüw. Hierher auch got. afar, Präpos. "hinter, nach’, Adv. 'nachher', ahd. afar Adv. u. Konj. "wieder, dagegen, aber’ sowie das sw. Mask. as. abaro, ags. eafora, got. afara * "Nachkomme’. Gehört fi. äpärä ’spätgeborne Pflanze, Nachmahd, später Sprössling, ! Zuletzt E. SCHRÖDER, Reallexikon der germ. Altertumskunde, Bd. 1, S. 337. 2 Rıerz, S. 514, VENDELL, Ordbok, S. 719. 3 FALK-TorP, Et. Ordb., s. v. Pyt, Tore, Wortschatz, S. 219. * Ein urnordisches Substrat *patia- für finn. puutio vermutet schon R. SaxÉN, Den svenska bosätt- ningens historia i Finland, I, S. 262. Falls diese Deutung überhaupt richtig ist, setzt aber finn. puulio eine yorgerm. Form *badio- voraus. Urn. *patía ergäbe fi. *puuttia. 5 K. Kronn, Gött. Gel. Anz., Bd. 174, S. 220. " Wegen des got. Belegs s. PETERS, PBB. 30, S. 253, STREITBERG, Die got. Bibel, Bd. 2, S. 1. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 121 unechtes Kind’, als Adj. ’spätgeboren, spätgewachsen, unecht’ hierher?; vgl. russ.-kar. äbäreh ’Abkömnmling, Kind’, estn. äbar, G. äbara ’blüdsinnig, lichtscheu’, ! äbarik, G. -u ’Spätling (von Lämmern)’, 'zu früh gebornes Kind’ (Scherzw.). Fi. äpö ’spätgebornes Lamm, Sommer-, Herbst- lamm” ist wohl eine Kürzung von äpärä. Der finnische Vokalwechsel in apara — äpärä ist genetisch unklar. Hat man für die letztere Form eine germ. Grundform *adera- vorauszusetzen ? Diese könnte im Finnischen (durch sog. Vokalharmonie) möglicherweise zu äpärä Yübren.? In altind. éparas "hinterer, späterer, nachstehender’ ist diese Suffixform tatsächlich belegt. Das alte indogerm. Komparativsuffix -ero hat sich im Germ. z. B. im ags. nidera zu nidan erhalten ; vgl. das längere Sulfix -{ero in urn. after ‘nach’, ags. effer, ahd. affer; as. hweder, ags. hweder 'weleher von beiden’ : gr. mó-rsooc. Neben den Formen auf -ero gehen mit Ablaut z. B. ahd. hwedar, aisl. hvadarr, hvárr, ahd. obaro : ags. eafora. 3 Fi. juko, jukko, auch jukka. 'Joch', 'vorderstes Querholz am Schlitten’, "Zugstriek des Schlittens’, russ.-kar. jukko ’Strang aus Fell od. Rute am Vorderteil des lappischen Schlittens’ Nom. Sg. *arma-z : got. arms, aisl. armr, fi. armas. Der Wechsel m — p in germ. *armo- — fi. arpo ist finnischer Stufenwechsel. Fi. haltto "lahm’ (vel. fi. halttaus "Schlagfluss', olon. halttoa- ’lähmen’) < urg. *halto- : got. halts "lahm’, aisl. haltr "lahm, hinkend', aschw. halter, nschw. halt dass. Fi. kerno 'promptus, bereit, geneigt, willig’ «C urg. *gerno-, vgl. fi. kernas < urg. *gernaz : got. *gairns in faíhu-gaírns "habsüchtie”, aisl. giarn etc. THOMSEN, S. 143, Serätä, Herkunft, S. 24. Fi. malto- in malto-liha "das Magere, das Fleisch im Schweinefleisch’, malto-vesi 'stilles Wasser’, auch gekürzt malto, G. mallon, dass. | À < vorge. *maldo- (urg. *malta-) : ahd. mhd. malz "hinschmelzend, hinschwindend, kraftlos', isl. maltr 'verfault, bitter (Geschmack), nschwed. dial. (Rrærz, S. 455) malt, mältad ’verfault’; vgl. got. ga-malteins "'Auflósung! von *ga-maltjan zu got. *malts = isl maltr. Wegen fi. malto- liha vgl. besonders ahd. malz '"kraftlos, wegen fi. mallo-vesi wiederum das zur selben Wurzel gehörende lat. mollis (*moldvis) "sanft sich bewegend’ (m. fluvius)! sowie die Ableitungen der 1 Mit malto-vesi 'stilles Wasser verbinde ich auch den finnischen Seenamen Mallas-vesi in Tawast- land < vor- bezw. urgerm. *maldaz (= aisl. maltr) + fi. vesi "Wasser; vgl. besonders lat. fluvius mollis sowie den schwed. Seenamen Mullen, den HELLQUIST, Sjönamn, S. 412 zum stv. meltan 'schmelzen' stellt. Hierher gehört wohl auch der von HELLQUIST, a. a. O., S. 559 anders aufgefasste schwed. Seename Smälten; vgl. ags. smeolt (smelta-) 'ruhig, mild (z. B. v. Winde)', ndl. smout "ruhig (See). N:o 2. 126 T. E. KARSTEN. neben meld- gehenden volleren Wurzelform smeld-:ags. smolf, smylte, smeolt (smelta-) "ruhig, mild (Regen, Wind), ndl. dial. smout "ruhig (See), aschwed. smultna "still werden’, nschwed. dial. smulta, smylta 'still, klar werden (Wetter). Die isl. und nschwed. Begriffsnuance, maltr, malt "verfault, bitter (Geschmack), erscheint finnisch in russ.-kar. meldo- in meldo-maido "saure Milch’ (GENETZ, Venäjän Karjalan kielestä, S. 110) << vorg. *meldo- (urg. *melta-) mit Vokalablaut zu vorg. *maldo-:fi. malto- oben. Vgl. S. 124 fi. malto-, melto-rauta. Ein germanischer o-Stamm steckt möglicherweise auch in fi. hevo-nen, hepo Gen. hevon "Pferd" < ? urg. *ehro- m. 'Pferd' : got. aíhva-tundi 1. 'Dornstrauch', aisl. ór m., ags. eoh, as. ehu-skalk. Vgl. wegen der h-Metathese Fälle wie finn. pahna "Stroh, Streu’ «7 germ. *bansa- (aisl. báss, schw. bås), fi. vanha "alt : dial. vahna, fi. ihminen Mensch’ : inhimillinen menschlich’, fi. veneh und venhe ’Boot’ etc., vgl. Fi.-ugr. F. 13, S. 365 und Verf. Neuphil. Mitteil. 1914, S. 161, Fussn. B. -on-/-an- Stämme: Fi. kuhmo 'Beule, Schwulst’, in Ortsnamen = ’Anhöhe’: vgl. z. B. Kuhmoinen (Tawastland), ein sehr hügeliger Ort, besonders das Kirchdorf. Wie mir Dr. E. A. Tuxkero mitteilt, findet sich hierselbst ein Hügel namens Kuhma-mäki (= ’K.-Hügel’) und ein Fluss namens Kuhma-joki ’K.-Fluss’. Dieses finnische Wort habe ich schon in meiner Schrift , Svenskarnas bosättningar i Finland“ (Helsingfors, 1914), S. 30, 67 auf einen mit got. hiuhma swm. "Haufe, Menge’ eig. ’Hügel’ ablautenden, gleichbedeutenden Wortstamm urg. *huhmon- (eig. *xuhmeon-) zurückgeführt. ! Im Estnischen entspricht kuhm, G. kuhmi, -u ‘Beule’ (jä on kuhmis ’das Eis hat sich gehoben’). Vgl. oben S. 53. Wegen urg. y=1) fi. k, 2) fi. h sieh unten. In begriftlicher Hinsicht ist hier auf den Parallelismus in lit. kaäkas ‘Beule’: kaukara "Hügel hinzuweisen; vgl. auch fi. kuhlo ’Beule’ und germ. *hugila- 'Hügel (s. unten). Fi. kuuppo, G. kwupon 'Heuschober und estn. kupp, G. kupu, 'Haufen, Hügel (Erd- hügel od. Steinhaufen’) «C vorg. *gapon- (urg. *kuban-) : nschwed. dial. (Rrerz, S. 368) kave swm. 'Heuschober', ku(v)e swm. "rundlicher Haufe von acht Garben’, daher käva swv. 'Haufen machen (Heu od. Garben) = norw. d. (Ross) kava 'aufhüufen'; vel. isl. fr "rundlieher Gipfel’, aisl. kufottr "rund, kugel- förmig’, küfungr '"Schneckenhaus', aussergerm. z. B. gr. ys 'Hóhle', s. Tore, Wortschatz, S. 47. Dass fi. kuuppo einen germ. on-/an-Stamm vertritt, scheint mir aus dem gleichbedeutenden finn. kuupano hervorzugehen, denn dieses Wort ist wohl nur eine Erweiterung des germ. an- Stammes *kaban- (s. oben) mit einer finnischen o-Ableitung. Einen im Finnischen erweiterten germanischen 1 A. a. O., S. 30 habe ich den schwedischen Flussnamen Kumo, d. h. Kum-ä, in Satakunta hierher gestellt, vgl. schwed. Awm-nüs, fi. Kuuminainen, eine Landzunge an der Mündung des Flusses. Der Name Kümä wäre eine späturnordische Rückentlehnung aus dem frühurnordisch-finnischen *Awhmo-joki. In dem oben erwähnten Flussnamen Kuhma-joki in Kuhmois finde ich nun eine gute Stütze für diese Erklärung des Namens Kwmá. Dieser verhält sich lautlich zu Kuhma-(joki) wie scbwed. Runö (Estland) zu der estnischen Namensform Auhnu-sür. Vgl. auch die Ortsnamen Lójo und Pojo in Nyland aus fi. Lohja bezw. Pohja. Sema- siologisch ist zu beachten, dass der Fluss Kumä von den Finnen jetzt Aokemden joki ‘der Fluss von Koke- müki' genannt wird: fi. müki bedeutet 'Anhóhe', ganz wie urgerm. *huhmon-, *heuhnon- (got. hiuhma). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 127 n-Stamm habe ich früher in fi. akana "Verstand! erkannt: «^ urg. *axan- (got. aha swm. dass.) + fi. a.! Ein dritter Fall desselben Vorgangs ist das S. 116 erwähnte fi. kartano 'aula, area juxta domum’, 'Hofplatz, vgl. karja-kartano (Kalevala) ”Viehhof', körkko-kartano "area templi. Diesem liegt nicht der a-Stamm got. gards, aisl. garór, as. gard, ags. geard, ahd. gart zu Grunde, wie man bisher vermutet hat, sondern der an-Stamm got. garda "Viehhof, afries. garda, as. gardo, ahd. garto "Garten: fi. kartano < urg. *gardan- + fi. o.? Das in Rede stehende fi. kuuppo ist ein westfinnländisches Wort, denn in nschwed. dial. Finnl. kopw, koupu ”Heuschober’ (VENDELL, S. 477) ist das urnordisch-finn. Wort meines Erachtens wieder ins Schwedische aufgenommen worden. Fi. mako ’Magen’, wot. mago, estn. magu, mago, liv. ma’), Pl. -w’d dass. < urg. *magon- : aisl. magi m., ags. maga, ahd. mago ’Magen’. (THOMSEN, S. 153). Fi. mato "Wurm, Schlange’, kar.-ol. mado "Schlange, Wurm’, weps. mado ”Wurm', estn. madu "Wurm, Schlange’ < urg. *mapon-: got. mapa "Wurm’, aisl. maökr m. (Dim.) dass., as. matho, ags. mapa m., ahd. mado, mhd. made m. "Wurm', nhd. Made f. Wegen dieser Gleichung vergleiche man jedoch THOMSEN, S. 155, Fi-ugr. F. 13, S. 410. Fi. pullo "Blase, Wasserblase, Pokal, Tummler, Trinkbecher, Flasche; Netzfloss; Kiefer- rinde; Propf, Stópsel; Aufgeblasenheit, Rundheit, Fülle’ < urg. *bullon- : aisl. boll m. "Trinkschale von bauchiger Form’, aschwed. bulle bolle m., dàn. bolle dass., vgl. as. bollo m., ags. bolla m. dass., aber ahd. bolla f. ’Fruchtbalg od. Knoten des Flachses’, hirni-bolla f. "Hirnschale', nhd. Bolle t. 'langrundes Gefäss’ ete. (Verf, Neuph. Mitt. 1906, S. 4). | Fi. ruko 'kleiner Heuschober’, ru.-kar. rugo, estn. ruga, Gen. roa dass. < urg. *hrugon- : nschwed. råge m. 'Aufmass, Übermass’ (till råga på olyckan 'um das Unglück vollständig zu machen’), dial. (Finnl) råga m. dass. ? = aschwed. *rogha, Akk. Sg. zu einen Nom. Sg. *roghi m. mit Ablaut zu aisl. hrága f. "kleiner Haufen’, nschwed. dial. (Rrerz, S. 538) ruga f. dass. (auch roga f., vgl. *roghi m.). Daneben aisl. hroki m., norw. dial. roke ’Auf- mass, Übermass’, aisl. hraukr ’kegelförmiger Stapel’, norw. dial. rauk, à. dän. rog ’Kornhaufe’, schwed. dial. rök, ags. hréac dass. FArk-Tonp, Et. Ordbog, 2, S. 86 gehen, um dieses k für ursprüng- liches g erklären zu können, von einem zugrundliegenden urg. n-Stamm Nom. Sg. *hrugan, Gen. *hrugnaz > *hrukkaz aus. Wenn dies richtig ist, entspricht nschwed. räge m., aschwed. *rogh? > fi. ruko dem urg. Nom. Sg. dieses on-Stammes. # Fi. ruttio ’Sklave; Verwalter’ zweimal in der Übersetzung des Landsgesetzes des Königs Christopher von Lsungo TuHow (Anf. des 17. Jh.). Hier entspricht es dem bryti des altschwe- ! Verf, Nordiska studier tillegnade Adolf Noreen, Uppsala 1904, S. 53. ? Konsonantisch auslautende alt- und neuschwedische Wórter werden im Finnischen ebenfalls immer mit einem Endvokal versehen, vgl. z. B. fi. lakana "Laken' — mschw. nschw. lakan, fi. vaakuna 'Waffe' — aschw. vakn, nschw. dial. Finnl. väk(e)n. 3 Auch in rogafull "mit Aufmass’ (Vóra, Österbotten, s. A. O. FREUDENTHAL, Vörämalet, S. 108, VEN- DELL, Ordbok, S. 768). * H. SuoLaurı, Fi-ugr. F. 12, S. 105f. setzt eine germ. Grundform *hrugon f. an und vergleicht zu- nächst aisl. hríga f. Dies ist an sich möglich aber unwahrscheinlich; die finnländisch-schwedischen Mund- arten kennen nur ein Maskulinum räga < *hrugon-. N:o 2. 128 T. E. KARSTEN. dischen Originals. In anderer Form, ruttia, erscheint dasselbe Wort 1 mal in dem Gesangbuch von JAcoBus Fınno (1580—82); diese Stelle ist von dem nächsten Nachfolger Finnos, HEMMING aus Masku, in sein Gesangbuch (1610—14) aufgenommen worden. Zu Grunde liegt hier urg. *brution- bezw. *brutian-, wozu aisl. bryti, Gen. brytia, m. 'Hausvorsteher' (lat. villicus); in ältesten Zeiten war bryti nach FRITZNER, Ordbog?, Bd 1, S. 203 einer der vornehmsten Sklaven eines Herrn (in dem Manuale Finnonicum, Äbo 1646—7 wie in allen späteren finnischen Gesangbüchern ist das unbegreiflich gewordene Wort ruttia durch das echt finnische orja 'Sklave' ersetzt worden). Vgl. noch altschwed. bryti m., G. brytia, "Verwalter des Gutes eines Anderen’! und ags. brytta m. 'Austeiler. Zusammengestellt von SeräLÀ, Fi.-ugr. F. 12, S. 276—9. Doch ist Seräräs Tran- skribierung rutja, rutjo unrichtig : lies vielmehr ruttia bezw. ruttio, denn die Texte zeigen 2 mal ruttians und 2 mal ruttio (vel. z. B. fi. lattia "Fussboden' < urg. *flatia-). Fi. rutto = rutto-tauti "Pest, Seuche’ (fi. taut; ’Seuche’ < aisl. daudi) < urg. *pru- ton- : aisl. profi m. 'Ansehwellen, Geschwulst', vgl. aisl. pråtinn 'angeschwollen', ags. pråtian 'schwellen (von Stolz od. Zorn), got. präts-fill '"Azzoe Aussatz', pruts-fills ‘lemodc aussätzig”. Eine alte Zusammenstellung (s. Fi.-ugr. F. 13, S. 445). Hierzu gehört nach meiner Ansicht im Grunde wohl auch fi. rutto als Adj. "heftig, plötzlich, eilig, schnell’, z. B. rutto-kuolema "plótzlicher Tod’ (vgl. oben rutto-tauti, worin faut? ursprünglich wohl = Tod’) und als Adv. : ruttoon,rutosti "hastig, schnell’; vgl. estn. rutt, G. rutu, 1) 'Eile', 2) 'eilig, ruttama, ruttuma 'eilen', russ.-kar. rutto "heftig, schnell’, olon. rutioh Adv. 'plótzlich'. Die Nuance 'hastig, eilig’ erklärt sich auch aus aisl. prof n. 'Mangel an etwas’ (vgl. prióta "Ende nehmen, aufhören’), -Drota in hey-, lió-, mann-prota Adj." wer Mangel an Heu bezw. Volkshilfe leidet’, norw. dial. trut "Schluss, Ende, Aufhören’, nschwed. dial. trut "was aufgehört hat’; vgl. mhd. ende ’Ende’ : endec 'eitrig, schnell’, ende-haft 'eitrig, ungesäumt’, ende-liche Adv. ’eifrig, rasch’. Fi. valio "delectum quid” < ? urg. *walion- : got. Valia-, Personenname, s. oben S. 107. Fi. verkko ’Netz, Fischgarn’, kar.-ol. verkko dass., weps. 6erk, Pl. éerkod dass., estn. vörk, G. vörgu, "Netz, Gitter’, liv. virt od. virgo Pl. -od, vürt, Pl. vürgad "Netz! << ?urg. *werkon- : altschwed. verke m. ’Einrichtung im Wasser zum Fischfang’, neu- schwed. dial. (Rietz, S. 813), bes. auch in Finnl. (Venpezz, S. 1099) värke m. 'Damm mit einer oder mehreren Öffnungen für Fischreusen’. Das finnländisch-schwed. Wort heisst im Nom. Sg. värkka = Akk. Sg.; fi. verkko etc. wäre also eine urgerm. Entsprechung dazu. Oder auch könnte dem finnischen Lehnwort ein urg. neutraler o-Stamm, aschw. fiski-værk n. ’Flussdamm zum Fisch- fang’ zugrunde gelegt werden,? aber wohl nur ein Nom. Akk. Pl. auf -3 (vgl. unten). Das Wort erscheint ausserdem in zahlreichen westfinnländischen Ortsnamen: in Nyland (Finnby) Verkstrand (fi. Verka-ranta), im Eig. Finnl (Vemo) Werkholm 1375, Werkieholm 1383, in Sata- kunta (Sastmola) Verkviiki, in Österbotten Värkviken (Lappfjärd, Närpes, Vörå), Värkträsket (Vörå) u. s. w. Näher bei Verf., Eine germanische Wortsippe im Finnischen, Journal de la Soc. Finno- ougr. 23 : 20, S. 3—5. In dem altschwedischen verke swm. "Einrichtung zum Fischfang’ war die geflochtene Reuse (eig. wohl 'Rohrgeflecht'),? das ; Netz", das Wesentliche. Hierauf bezöge sich ! Im Kirchspiel St. Mårtens, Eig. Finnland, fand sich i. J. 1316 ein Gut namens Brytiatekt (tekt = täkt zu taka), s. Äbo Domkyrkas Svartbok, für 23. Juni 1316. ? So 'TUNKELO, Journal de la Soc. Finno-ougr. 23:31, S. 7—10. 3 Vgl. WALDE, Lat. Et. Wb. s. v. vergo. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 129 das finnische verkko; das estn. vörk bedeutet in der Tat auch 'Gitter. Vgl. dass lat. nassa, welches mit germ. natia- "Netz etymologisch verwandt ist, ! sowohl ’Fischreuse, geflochtener Korb mit engem Hals’ als auch "Netz, Schlinge’ bedeutet. 3. Indogermanisches a. a. In Anfangssilben. Unter den germanischen Lehnwörtern des Finnischen bisher unbelegt. b. In Endsilben. a. Fem. a -Stämme: Die urgermanischen fem. @-Stämme erscheinen im Nom. Sg. mit dem endungslosen Stamm. Dieser endigt späturgermanisch auf -o, das in dem einsilbigen got. so 'diese' erhalten ist, aber in mehrsilbigen Wörtern gekürzt wird, und zwar zu got. -a, nord- und westgermanisch -u. Der idg. Ausgang des Akkusativs Sg. ist -am, woraus in einsilbigen Wörtern -ö: got. po Akk. Sg. Fem. 'die. In mehrsilbigen fällt der Kürzungsprodukt von -am im Got. mit dem von -@ zusam- men, ist also -@. Im Nordgerm. dagegen ergibt -a wie gesagt w, während -am (über nicht be- legtes nasaliertes -3, vgl. urn. worahto, Tune, aisl. orta "wirkte zu -a wird. Diese Endung ist aber nur bei Adjektiven erhalten, z. B. blinda ‘blinde’. Bei dem Substantiv geht der Akk. auf -u aus, das dann teils wie im Nom. synkopiert wird, teils wie im Dat. erhalten ist, dies aber nur bei zusammengesetzten Personennamen und (seltener) Wörtern auf -/ng.? Unter den zu dieser Deklinationsklasse gehörenden finnischen Lehnwörtern erkannte THOMSEN in „Einfluss“ 3 Formengruppen : Wörter auf -o (airo "Ruder', autio "Wüste! etc.), auf -u (arkku "Kasten’, panku ’Spange’ ete.) und auf -a. Die beiden erstgenannten hielt er für ur- sprünglich urnordisch, die dritte, in allem 13 Beispiele umfassend, für gotisch. Hauptsächlich auf Grund dieser letztberührten Formenkategorie glaubte Taomsex sowohl in „Einfluss“ als noch in der Einleitung zu seinen „Beröringer“ die herkömmliche Lehre von speziell gotisch-finnischen Völkerberührungen aufrechterhalten zu können, und in dieser Auffassung trat ihm die spätere Forschung bei, z. B. WIKLUND noch i. J. 1901 („När kommo svenskarne till Finland“) und Serärä i. J. 1906 („Zur herkunft und chronologie der älteren germ. lehnwörter in den ostseefinnischen sprachen“) : die auf germanische @-Feminina hinweisenden finnischen Lehnwörter auf -a könnten nach diesem Standpunkt nur als gotisch aufgefasst werden. Die Schwäche in dieser Beweis- führung wurde zuerst vom Verf. hervorgehoben, in den Indogerm. Forschungen, Bd. 22 („Zur Frage nach den ’gotischen’ Lehnwörtern im Finnischen*). Die betreffenden finnischen Wörter nicht nur können urgermanische a-Bildungen sein sondern sind es mit aller Wahrscheinlich- keit: darauf deuten Fälle wie fi. kansa '"Volk' und akana 'Spreu', die sich wegen ihren k-Lautes (für germ. h d. h. x) als frühurfinnische Entlehnungen erweisen, und dafür spricht mittelbar 1 Torr, Wortschatz, S. 291, WALDE, Lat. Et. Wb. s. v. 2 STREITBERG, Urg. Gramm. $ 174; NonREEN, Gesch. der nord. Sprachen? $ 192, 1) u. 4). D 130 T. E. KARSTEN. auch der gänzliche Mangel an germanischen @-Femininen im Baltisch-Slavischen. Die Frage ist seitdem von WIKLUND in Le Monde Or. Bd. 5, 1911, S. 217 ff. („Zur kenntnis der ältesten germ. lehnwörter im finnischen und lappischen“) einer neuen, ausführlichen Behandlung unterzogen worden, wo der von mir eingenommene Standpunkt bestätigt wird.! Es gibt unter den lap- pischen Lehnwörtern einige Anzeichen dafür, dass das urg. -@ im Nom. Sg. der o-Stümme sogar nach der Trennung der Goten von den Skandinaviern, also in speziell urnordischer Periode, noch eine Zeit lang unverändert blieb. In der unten gegebenen erneuerten Sammlung der einschlägigen finnischen Fälle kommen die meisten schon bei Wıkrunp vor. Diese werden (mit einigen Bemerkungen und Nachträgen) auch hier kurz verzeichnet: Fi. wot. akana ’Spreu’, estn. hagan, liv. agan dass. < urg. *ayana (got. ahana) oder < *agana (aisl. ogn, ahd. agana); im letzeren Fall könnte man eher fi. *akano erwarten. '"Tuow- SEN, S. 129. Fi. ha(a)hla, -o, meistens Plur. -af, -ot ’Kesselhaken’, russ.-kar. hoahla "Kesselhaken, Ket- tengelenk’, wot. ahzla "Kette, Kesselhaken', estn. ahzlas, G. ahila oder ahelas, ahel, G. ahela, gew. Pl. -ad "Kette; Leine, Jagleine’, katla-a., küünla-a. '"Eisenstange den Kessel, das Licht zu halten’. «C urg. *hqhila, -0 : ahd. hahala, -ila, mhd. hahel ete. f. "Kesselhaken'. (J. J. Mrkkora in Suomen Museo, Bd. 2, S. 76, SEvirà, a. a. O, S. 32). Finnl.-schwed. (VEeNpELL, S. 379) hála swm. (*hqhilan-) "Ring oder Beschlag um einen Messergriff gehört wohl hierher. Fi. hartia, -io 'Sehulter! — urg. *harpia-, -i0: aisl. herör, Pl. -dar f. ’Schulter’. Tuow- SEN, S. 134. Fi. kansa ’Volk’, estn. kaaza 'Genosse, Gatte, Gattin’ — urg. *yansa : got. ahd. hansa. THOMSEN, S. 140. Die estnische Bedeutung beruht vielleicht auf Beeinflussung von seiten eines finnisch-ugrischen Wortes (vgl. die Fi-ugr. F. 13, S. 376 ang. Lit.). Fi. kasa, -o, estn. kaha 'Haufen' < urg. "kasa : aisl. bos f. (neben nschwed. dial. kas m., kase m., auch in Finnl., s. Rietz, S. 311, VENDELL, S. 425). THOMSEN, S. 142. Fi. kauta, -o und -u ‘Oberleder am Schuh’ — urg. *skaupa, -Óa : got. skauda- in skauda- raips "Lederriemen, Schuhriemen', vgl. aisl. skaudir Pl. 'Vorhaut des Pferdes’. WIKLUND verwirft diese Gleichung (THOMSEN, S. 91, 143) und stellt das fi. Wort mit got. skauts (oder skaut n.) ’Schoss, Saum’, aisl. skaut n. ’Zipfel, Ecke, Schoss’ zusammen : das Oberleder am finnischen Schuh sei in eminentem Grade zipfelförmig. Das betreffende finnische Wort bezieht sich aber, wenn es dem Urnordischen entlehnt ist, wohl nicht auf einen finnischen Schuhtypus sondern auf einen finnländisch-schwedischen, m. a. W. nicht auf den zipfelförmigen, speziell finnischen pieksu (Halb- stiefel), sondern auf den echt finländisch-schwedischen (österbottnischen) barka- oder barkna-sko stm. 'Schuh mit (weicher) Sohle aus unbereiteter Haut’ (VENpELL, Ordbok, S. 34). Bei diesem bildet das Oberleder tatsächlich eine Art Hülse um den Fuss (urg. *skauda eig. "Bedeckung, Hülse’ zur Wz. sku- 'bedecken', Tore, Wortschatz, S. 468). ? Dass fi. kauta, -o 'Schuhoberleder' ! Vgl. auch Verf, Die germanischen Lehnwörter im Finnischen und ihre Erforschung (Germanisch- romanische Monatschrift, 1914, H. 2). 2 Der barka-sko ist vorn nicht zipfelfórmig sondern im Gegenteil sehr weit, und zwar weil er des Winters der Wärme wegen mit Heu oder dgl. ausgefüllt wird. Die finnische Bedeutung ’eng’ in der Ver- bind. kautuat kengüt "enge Schuhe’ rührt wohl daher, dass diese Schuhe am Fussgelenk fest zusammen- Tom. LLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 131 auf urg. *skauda, -0 zurückgeht, bestätigt sich durch das finnl.-schwedische sköda swf., PL t. -or, 'abeenutzte Schuhe’, worin das urg. Wort (mit n-Erweiterung) fortlebt; daraus sköda swv. ‘einen schweren Gang haben’. Vgl. besonders dass fi. kauto-kenkä (fi. kenkä = schwed. känga Schuh’) in dem heutigen finnl.-schwed. (Satakunta, VENpELL a. a. O.) skö(d)-sko 'Schuh aus haus- gegerbtem Leder’ eine genaue Entsprechung hat. In fi. kauto "Holziutteral für die Axtschneide’ tritt die germ. Grundbedeutung klar zum Vorschein. Urg. *skauda in dem speziellen Sinn '"Schuhoberleder' ist ausser im Finnischen jetzt ausgestorben; im Schwedischen in Finnl. (Öster- botten) gibt es aber für diesen Begriff noch heute ein besonderes Wort : öulu swi. (VENDELL, S. 1160). Fi. kuja, -o, russ.-kar. kuja, olon. kujo "beiderseits eingezüunter Weg, Gässchen; Pferch’, estn. kuja "Gasse im Dorfe, Raum zwischen den Häusern etc. «C urg. "kura : aisl. kv/ f. 'Gasse, Pferch’, nsehwed. dial. Finnl. (VENpELL, S. 516) kjo, ko, tjyu swf. 1) kleiner Acker, kleine Wiese’, 2) "Gehege fürs Vieh’; davon das Derivat kya swv. ‘das Vieh in Gehegen halten‘. Wegen der Formentwicklung urg. "kytia > fi. kuja vgl. schwed. hvila ”ruhen > fi. hwilata. Vert, Ark. f. nord. fil. 22, S. 185, Neuph. Mitt. 1911, S. 182 f; ältere Lit. Fi-ugr. F. 13, S. 391. Wegen der germ. Etymologie s. Torr, Wortschatz, S. 63. Fi. laita "Weg, Richtung des Weges, Beschaffenheit’, estn. laid, G. laia, od. laed, G. lae "Art, Gattung’ (mit Metathesis) fi. aurtua :? vgl. anorw. ortog f., aschwed. artogh, ortogh, ortugh (-togh) fi. (*orti- < *aruti-). Eig. ’Erz-draht’ : and. arut m. 'Stückchen Erz’, ahd. aruzzi, aruz, mhd. arze n., auch ahd. arizei, erizzi, mhd. erze n. ‘Er, vgl. anorw. ertug, agutn. ertaug (ert- aus *ariti-); *-tuga (*-tauga) zur germ. Wz. tuh- "ziehen". Sieh Verf, Arkiv f. nord. fil. 22, S. 197, wegen der altnordischen Wörter E. LIDÉN, bei Larsson, Sódermanna- lagens språk 1, S. 49, Antiqv. tidskr. f. Sverge 12, S. 2, NOREEN, Geschichte der nord. Sprachen ? S 43, b, Torre, Wortschatz, S. 18. Neben fi. aurtua gehen in gleicher Bedeutung aurtova, 3 aurto. Fi menninkäiset 'Geister' < urg. *menpinga, s. S. 46 ft. Fi. muta, G. mudan "Schlamm, Moder, Kot’, estn. muda "Kot, Schlamm, Meerauswurf « ?urg. *mudda À. : mndl. modde "Schlamm, Dreck’, mengl. mudde, nengl. mud, mittel- binnendeutsch mot "Moor, Morast’, mnd. smudde, modde ’Schlamm’, nhd.-balt. (dial) modd "Sehlamm' (jetzt Mask. wegen „Schlamm“). Sieh G. v. SABLER, Der Ursprung der namen Pskov, Gdov etc. in Bulletin de l’Academie Impériale des Sciences de St.-Petersbourg, 1914, S. 834. Ich verweise noch auf die Ableitung nschwed. dial. (RrgTz, S. 446) muddig ’schlammig, nass, feucht’, auch in Finnl. (VENDELL, S. 618): muddog "locker, klamm, weich (v. Schnee)’. Nach SETAÁLA (s. Fi-ugr. F. 13, S. 414) sollte das fi. Wort „im fiugr. weit verbreitet“ sein. Wegen der vollständigen formalen und begrifflichen Identität mit dem germ. Wort ist wenigstens die Móglichkeit der Entlehnung nicht zu leugnen; vgl. das sinnverwandte finn. kura "Kot, Schmutz’ «C urg. *gura-: aisl. gor n. ’halbverdaute Mageninhalt, Kot’, s. Verf, Neuphil. Mitteil. 1911, 8 18371. ı O. MoNTELIUS, Kulturgeschichte Schwedens, S. 93. ? Der Schwund des g (3) im Finnischen ist lautgesetzlich, vgl. oben fi. ainoa < *ainoga- (S. 115). 3 Wegen des -v- vgl. H. OJansuu, Neuphil. Mitteil. 1907, S. 130. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 133 Fi. pantia (= pantio) 'runder Zaun zum Vogelfang’ — urg. *bandia(-0) : got. bandi f. "Band, Fessel’, finnl.-schwed. (VENDELL, S. 113) bünd, nur in : 2 b. "in der Klemme’, vgl. (mit n-Erweiterung) bända swi. ’Bedrängnis. Vel. Verf, Neuphil. Mitteil. 1906, S. 17. Fi. feura ’Steuer’ (äta Aeyóusvov in der fi. Übersetzung des schwed. Stadtrechts v. J. 1609) — urg. *steur(i)a@ : ags. stéor t. ‘Steuerruder, Lenkung ete.’, ahd. stiura f. ’Steuerruder’ aber stior-ruodar = ags. stéor-ródor; and. stiur-nagal m. 'Griff am Steuer’, stiur-röder n. 'Steuerruder', stiur-wwith 1. "Ruderband', afries. sure 'Steuerruder'. Vgl. H. SrRENG, Fi.-ugr. F. 13, S. 303 f, der, wie auch Ser&rA Fi.-ugr. F. 13, S. 458, falsch von einer germ. Grdf. *steurö herausgeht. Fi. vara ’copia, opes, subsidium, providentia, admonitio (in Komposs. 'vice-), "Vorrat, Vermögen, Vorsicht, Achtsamkeit, Sorgfalt! mit den Nebenformen varo und varu "providentia, cautio, admonitio', estn. wara "Vorrat, Vermögen, Kraft’, liv. vara dass. «C urg. *wara : as. wara 1. "Aufmerksamkeit, Obhut’, afries. ware f. "Verwarung, Besitz’, ags. waru f. "Aufmerksamkeit, Obhut’, ahd. wara f. dass., aisl. vara f. (n-Erweiterung), ags. waru L, mnd. ware, spàtmhd. war L, nhd. Ware ’Handelsware’. Fi. vara, varo, varu vertreten ver- schiedene urnord. Entwicklungsstufen des germ. @-Stammes *wara. Anders TuowsEN, S. 181. Fi. -ava in Flussnamen < urg. -Faua — agua *Gau- ı H. Hirt, Der indogerm. Akzent, S. 246. 2 Das finnische Wort kauha ’Schöpflöffel‘, eine Entlehnung aus dem Litauischen (THOMSEN, Berörin- ger, S. 184), wäre unbegreiflich in einem Flussnamen, wie auch die finnische Ableitung -va in Kauhava. 3 Auf die interessante Parallele Rautava : Rautajoki in Tyrvää hat mich Dr. E. A. TuNKELO mündlich aufmerksam gemacht. Belege bei R. Hausen, Bidrag till Finlands historia, Bd. 1, 2. H., S. 395. * O. RyGu, Norske Elvenavne, S. 186. $0, RyaH, a. a. 05 S: 66. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 135 zawa, fi. Kauhava) und *Rauda + awa (> *Raudawa, fi. Rautava) ist der Schlussvokal des Vor- dergliedes in *Wulla + awa regelrecht geschwunden; vgl. die bei BRUGMANN, Vergl. Gramm.2, Bd. 2, S. 82 angeführten Beispiele von der Behandlung der indogermanischen und germanischen femininen @-Stämme in der Komposition: gr. Niz-ırzos (vizn 'Sieg’), lat. lan-oculus (lana "Wolle’), lit. bal-àpé "Moorfluss’ (balà), ahd. erd-aphil "Gurke, Melone’ (erda) ete. Wegen der hier behandelten Flussnamen, Kauhava, Kauhajoki und Ullava in Österbotten sowie Rautava-Rautajoki in Satakunta, ist noch zu nennen, dass die älteste, archäologisch seit der jüngeren Steinzeit bezeugte Bevölkerung dieser Landesteile ihrer Nationalität nach germa- nisch d. h. schwedisch war. Bereits im 3:ten Jahrhundert n. Chr. und wahrscheinlich schon früher sassen in Satakunta und Österbotten aber auch Finnen. 8. Femin. einsilbige konsonantische Stämme. Die altnordischen Belege dieser Formklasse flektieren im Sing. ganz oder teilweise als o-Stàmme.! Diese Entwicklung muss schon frühurnordisch angefangen haben, denn mehrere der urnordischen Lehnwórter im Finnischen und Lappischen, die von dieser germ. Flexionsklasse ausgegangen sind, zeigen noch die frühurgermanische Endung a- (= idg. -@), woraus urnordisch später -0, -u.? Andere altnordische einsilbige Konsonantenstàmme (Feminina) scheinen, nach ihren finnischen Vertretern zu urteilen, alte es-Stämme gewesen zu sein (s. oben). Die hierhergebörigen finnischen Lehnwörter auf -a sind: Fi. wot. markka "Name einer Münze’, estn. mark, G. marga ’Pfund, abgemessenes Stück, Münze, Mark’, liv. märka 'Mark, 3 Kopeken' «C urg. *marka : aisl. mork, Pl. merkr 'Mark'. THomsen, S. 154. Fi. russ.-kar. nuotta, olon. nuottu (< -a), wot. nootta, estn. noot, G. nooda ’Zugnetz’ «C urg. "nota : aisl. nöt, Pl. nótr, dass. (THOMSEN, S. 158). Vgl. jedoch aisl. nötr m. = nót f. Fi. panka ’Spange aus Metall, metallener Schmuck; Tragband an einem Eimer, Band an einem Besen, Arm eines Spinnrads’, pankka 'Arm, Achsel, Flügel, pankka-reki ’Schlitten mit krummgewachsenen Rungen oder Ständern’, estn. pang, Gen. panga ”Spange, Armband, Hals- schmuck’ «C urg. *spanga (vorgerm.? *spanka): aisl. spong, Pl. spengr, i. ’Platte’, aschwed. spang, Pl. spänger u. spangar, 1) "Platte, Spange zum Heften eines Kleides’, 2) — nschwed. späng f. ’schmale Fussgüngerbrücke', auch in Ortsnamen, wie fi. panka z. B. in Panka-koski 'P.-Strom- schnelle’; ags. spang f. 'Schnalle' (engl. spangle "kleine Metallplatte’), ahd. spanga, mhd. spange f. 'Metall- od. Holzband, Querholz, Riegel, im Mhd. auch ’Schild- od. Helmbeschlag, Metallstück zum Heften eines Kleides od. als Schmuck’. Fi. panka ’Halfter des Renntiers, auch ’Halsfessel für Kühe’ ist mit fi. panka ’Spange’ im Grunde vielleicht identisch; vgl. mhd. spange "Band (aus Metall od. Holz) und die damit etymologisch verwandten? er. ognzow 'schnüre zusammen’, opn& "Wespe’ (’eingeschnürt’). Der ! NOREEN, Aisl. Gramm.’ 8 402, Aschwed. Gramm. $ 429, Gesch. der nord. Sprachen? 8 200, 1). ? THOMSEN, Einfl., S. 105 £, Verf, Arkiv f. nord. fil. 22, S. 178, Namn och bygd, 1913, S. 118, Wık- LUND, Le Mo. Or. 5, S. 236 ff. 3 TorP, Wortschatz, S. 508. f'© CU ^. ; CS^ 6 N:o 2. Sö 136 T. E. KARSTEN. Vergleich mit mhd. väch stf. (*fanha) 'capistrum, vinculum (des Waldesels) 1 liegt jedoch sehr nahe. Man beachte dass germ. *fanhan "Wangen! eig. "festnehmen' bedeutet und sich besonders auf den Tierfang bezieht; vgl. schon got. gafah n. 'Fischfang!, mhd. vanc m. 'Fang, das Auf-, Umfangende’, nhd. Fang auch "Einrichtung zum Fangen der Tiere. Im Finnl.-schwed. findet sich das dem fi. panka-, urg. *fanha ’Halfter’ begrifflich sehr nahstehende fangu swf. "Ring, Öse’? (vel. bes. fi. panko-karhu "ein Bär, welcher an einem Ring herumgeführt wird’). Fi. panka erklärt sich natürlich auch aus urg. *fanga (neben *fanha), wozu nschwed. dial. fangu eine n-Erwei- terung ist. Zu beachten ist, dass die germanisch-finnische Bedeutung ’capistrum’ im Finnisch- ugrischen sonst nicht nachgewiesen ist, denn lapp. bagge "capistrum’ ist wohl ein finnisches Lehn- wort und mordvin. pango 'Haube' ist, trotz Serätä, Neuphil. Mitteil. 1914, S. 167 —9, doch nicht mit fi. panka "capistrum' identisch: es kann wenigstens ursprünglich mit mordvin. pagga ’Schwanm, Pilz zusammenhängen (vgl. schwed. hatt-svamp "Hutpilz), wie Prof. H. Paasonex auf Grund des Aussehens dieser mordvinischen Haube vermutet.? In fi. panka, -o, -u sind vielleicht mehrere heterogene Wörter zusammengefallen. Anscheinend verwandte Bildungen und Bedeu- tungen kommen sogar im Ungarischen und Samojedischen vor (SErärä, a. a. O., S. 169); die Bedeutungen der finnisch-lappischen Wortsippe weisen jedoch zunächst auf das Germanische. Fi. wot. ranta, russ.kar. randa, olon. randu (< -a), weps. rand, estn. rand, G. ranna, liv. rända, rand "Strand" < urg. *stranda : aisl. strond f., Pl. strendr, strandir dass. (TrowsEN, S. 164). Vgl. oben fi. ranne', G. ranteen "Stelle am Ufer’. Fi. rinta "Brust < urg. *strinóa : aisl. strind f, vgl. oben fi. rinne', G. rinteen " Abhang?. Ein bis jetzt übersener Fall: Fi. Alpua, Name eines Dorfes an einem grossen, Alpuan-järvi genannten See im nörd- lichen Österbotten (Vihanti) | «C urg. *albuta: Nom. Sing. des Stammes *albut- "Schwan' in aisl. olpt f., aschwed. alpt-, estl.-schwed. ólmt, olmt f., olmta sw. t. (VENDELL, Ordbok, S. 672, 1154); ausserdem in zahlreichen See- und Ortsnamen in Schweden (Ai, Alpta, Älten, Älften, Älta-, Ältra-sjön, Anten, Ämten u. s. w.) und Finnland (Elpe, Ampertrásk, Ämtvattnet, Ämtviken, Ant-holmen, Ant-skären, Änter- skär). Im Urgermanischen bestanden für dieses Wort neben den Stammformen *albat- : *albut- : *aldit- (woraus aisl. alpt, olpt, elptr, mhd. elbiz, ags. œlbitu) + auch die nasalinfigierten *aldant- : *albunt- (*aldint-), worauf die schwedischen Formen mit m, n zurückgehen. Des näheren hier- über bei E. Herrquist, Svenska sjönamn, S. 34, 780—3, 784—6, A. Norgex, Namn och bygd, Bd. 1, S. 5 ff, Verf., ibid., S. 117—9 (wo die finnländischen Belege herangezogen werden) und K. F. Jonansson, ibid., Bd. 2, S. 212 ff. Das heutige finnische Alpua ist eine lautgesetzliche Entwicklung von urfinn. *Alpuda- (< urn. *albuta-), vgl. zunächst den aschwed. Dorfnamen Alpta, jetzt Alfta, in Hälsingland (Schweden). 1 Verf., Die mittelhochdeutsche Paraphrase des Buches Hiob, Wortreg., S. 274, Germanisch-roma- nische Monatschrift, H. 2, S. 78. 2 VENDELL, Ordb., S. 241. 3 Mündliche Mitteilung. * Ags. elbitu flektiert nach der iä- Klasse (SIEveRs, Ags. Gramm.’ S 258, 1). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 137 y. Nom. Akk. PI. Neutr. auf idg. Q-: Fi. nauta, RENVALL: bos, pecus, jumentum’, Rindvieh' < vorge. *nauda (urg. *nauta, -0): aisl. naut n. 'Stück Vieh, namentlich Hornvieh’, aschwed. ngt n. 1) ”Rind (Ochs od. Kuh)’ 2) als Koll. 'Rindvieh', atries. nåt ? m. ”Hausvieh’, ags. néat n. Stück Rindvieh, Tier’, ahd. mhd. nöz n. "Vieh (Nutzvieh, bes. Rind, Pferd, Esel und kleineres). Das Wort bedeutet ursprünglich "Ertrag, Eigentum’! (vel. got. niutan "treffen, erreichen’, ganiutan ’ergreifen’), dann 'Nutzvieh, Hausvieh’, ist also ein Kollektivum: vgl. fi. sarvi-nauta "Hornvieh', aslav. nuta "bos; boves. Dafür ist der kollektive neutrale Plural auf idg. @ die richtige grammatische Ausdrucksweise.? Vel. das spät- urnordisch-finnische joulu, eig. Nom. Akk. Neutr. Pl, das sich ursprünglich auf die verschiedenen Zauberbrüuche in der Julzeit bezieht.? "THowsEN, Einfl, S. 89 geht noch von einem Nom. Akk. Sg. *nauta- aus. Für die unregelmässige finnische Vertretung des germ. t hat er keine Erklä- rung. Hierüber näher unten. Fi. verka "Tuch! < vorg. *yerga "Geflecht (s. unten). Chronologische Übersicht der vokalischen Lautmerkmale. Vel. G. Werte, Die ältesten germanischen Personennamen, Beiheft der Zeitschrift f. d. Wortforschung, Bd. 12 (1910), besonders S. 78 ff. („Germanischer Vokalismus“), und M. Scnóxw- FELD, Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums bearbeitet (1911), bes. die Einleitung, S. XVIff., sowie die dort zit. Lit. 1. Entlehnung vor dem Lautwandel idg. e; > urg. z. WeERLE verlegt den Wandel ungefähr ins 3. Jh. n. Chr., aber ohne stichhaltige Gründe. Das inschriftliche Alateivia (vgl. oben S. 5) ist zeitlich unbestimmbar, wie auch die übrigen von W. herangezogenen Namen, die ausserdem z. T. wenigstens keltisch sein können, vgl. SCHÖNFELD, S. 93 (s. v. Freiatto). Fin- nische Belege (S. 75 fl.) : -teivas, keide', leiviskü, reipas. Da der urgermanische ei-Diphthong also auch in dem germanischen Lehngute des Finnischen sehr selten ist, gehört der Übergang ei > 7 ziemlich sicher in die Zeit um oder eher vor Christi Geburt. In der Sprache der ältesten nordischen Runeninschriften oder sonst interngermanisch ist der betreffende Diphthong jedenfalls nicht mehr nachzuweisen. Vor dem Übergange ei > ? hatten die Germanen jedoch im Westen schon den Rhein erreicht, vgl. ahd. Ai» ’Rhein’ aus urkelt. * reinos sowie das inschrift- liche Alateivia aus dieser Gegend. 2. Entlehnung vor dem Lautwandel urg. é > i vor ;» + k, g, xy, der schon in vor- ehristlicher Zeit stattfand; vel. Znguæones bei Prinius, Ingaevones, Ingwiomerus bei Tacrrus, Tulingi bei Caesar. — Finnische Belege (S. 781.) : rengas, tenho, lenko, lenkka, kenkkua. 1 Vel. lit. nauda f. "Habe, Nutzen‘. Da die Bedeutung ’Vieh’ dem Litauischen fehlt, kann das fi. Wort nicht litauisch sein. ? BRUGMANN, Vergleich. Gramm.', Bd. 2, $ 467, 511, STREITBERG, Urg. Gramm., $ 154. 3 R. MERINGER, Der Name des Julfests, Wörter u. Sachen, Bd. 5, S. 192. N:o 2. 2 18 138 T. E. KARSTEN. 3) Entlehnung vor dem Lautwandel urg. 6 — i vor n, m + Kons., der gegen Ende des 1. Jahrh. n. Chr. stattfand; vgl. Fenni, Semnones bei Tacrrus, Divvoı, ”Ivtoveoyor bei ProLe- mAıos. Wenn der Vólkername Cimbri germanisch ist, so wäre im 1. Jh. vor Chr. in haupttoni- ger Silbe vor m + Kons. wenigstens bei einzelnen Stämmen das & nicht mehr erhalten gewesen (SCHÖNFELD, S. XVIII) Vel. auch lat. Lehnwörter wie ags. enfe, ahd. minza aus lat. mentha, menta 'Münze’, ags. gimm, ahd. gimma aus lat. gemma ’Juvel’. — Finnische Belege (S. 781): menninkäiset (*menpinga),* kempo, ? kempale. 4. Entlehnung vor dem Lautwandel urg. 6 > i vor Kons. + à oder i. Vel. einerseits Sigimerus bei Verr. Par. (1. Jh. n. Chr.), Sigismundus bei Amm. Mare. (4. Jh.), andrerseits Segimundus bei STRABO, Tac., Segimerus, Herminones (vgl. ahd. Irmin-säl) bei Tac. Zu An- fang unserer Zeitrechnung war der fragliche germ. Stammvokal wohl weder ein € noch ein i, sondern ein Zwischenlaut, im Begriff sich zu i zu entwickeln; bei den Namen auf Sigi- ist Ein- fluss von keltisch Sego- denkbar (SCHÖNFELD, a. a. O.). — Finnische Belege (S. 79 f.) : Zeljo, erhe', keljailla, elkid. 5. Entlehnung vor dem Lautwandel urg. e > a. Das @ bestand bei den Oberdeutschen mindestens schon zu Beginn des 3. Jahrhunderts; im Norden erscheint es zuerst auf der Thors- bjærger Spange (mariz) nach Wimmer aus dem 1. Viertel des 4. Jh., nach Monrezrus und NOREEN aus dem 3. Jh. — Finnische Belege: die S. 80f. angeführten 14 Fälle. 6. Entlehnung vor dem Lautwandel urg. é > i in Mittelsilben. Dieser Wandel gehört nach Bremer, Zschr. f. d. Phil., Bd. 22. S. 251 (vgl. Brucmann, Vel. Gr.2, Bd. 1, S. 127) ins 1. Jahrh. n. Chr. In Betracht kommen u. a. die Taciteischen Namen Segimerus, Segimundus, Her- minones (ahd. Irminsäl), andrerseits Segestes, Venethi (ahd. Winida). Vel. jedoch ScHÖNFELD, S. XVIII f. — Finnische Belege (S. 82) : Venäjä, viheliäinen. 7. Entlehnung vor dem Lautwandel urg. é > à in Endsilben. Diese Entwicklung ist wohl etwa gleichen Alters mit der vorigen. Finnische Belege : die S. 82—103 erörterten zahl- reichen germanischen es-Stämme im Finnischen. Unter den dort aufgezählten finnischen Lehn- wörtern auf -es, -e', Gen. Sg. -e(h)en, bleibt mit dieser auf interngermanischen Gründen ruhen- LÀ 1 Wie S. 46 bemerkt wurde, zeigen einige westfinnische Mundarten die Nebenform münninkäiset. Wegen des Stammvokals & beachte man, dass das urgerm. & ein offener Laut war (ö), vgl BRUGMANN, Vergl. Gramm.?, Bd. 1, S. 88, 128. Ein bis jetzt unaufgeklürter Lautwechsel © — i kam übrigens, scheint es, bereits im Urfinnischen vor. Vgl. auch SETÄLÄ, Journal de la Soc. Fi.-ougr., Bd. 14:3, S. 43. Der soeben erschienene 1. Band des Werkes Suomen suvun uskonnot (= die Religionen des fin- nischen Stammes) von K. Kronn (Borgå 1915) bringt S. 42f. die lautlich unmógliche Zusammenstellung fi. menninküinen — nhd. Männchen, dial. mängen "kleiner Mensch. Das deutsche Wort ist ein junges Diminutivum auf -ken, -chen. Für die Altertümlichkeit des Stammvokals e in fi. menninkäinen spricht auch — darauf macht mich Dr. TUNKELO aufmerksam — die aus Askainen, Eig. Finnl, verzeichnete Variante mönninkäine (= men- ninkäine) ‘ein kleines Tierchen unbestimmter Art’ (mit ö aus e). Wegen der Bedeutungen ‘die Verstor- benen' — 'kleine Tierchen’ vgl. auch O. MONTELIUS, Kuiturgeschichte Schwedens, S. 311. eo D Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudten. 139 den Auffassung, wie wir gesehen haben, nur ein verhältnismässig kleiner Rest übrig, für den man finnische Flexionsübertragung annehmen muss. Finnische Umbildung in der für diese Ent- lehnungen bis jetzt üblichen grossen Ausdehnung ist bei der so auffallend genauen sonstigen finnischen Wiedergabe der altgermanischen Endungen auch an sich höchst unwahrscheinlich. S. Entlehnung vor dem Lautvandel ide. à > urg. d.: a) In starktoniger Silbe war der Übergang schon um Christi Geburt vollzogen. Vgl. Aayzö-Beodor, Langobardi (lat. longus) bei SrRABo und Tacrrus. Der Wandel zeigt sich auch in alten Lehnwörtern aus dem keltischen, z. B. ahd. Maginza "Mainz! = gall. Moguntiacwm, ahd. Wascono walt "Wasgenwald’ = gall. Vosegus, ahd. Masa 'Maas! = gall. Mosa. — Finnische Belege (S. 109—15) : mon? und ? koukoi. b) In nebentoniger Silbe dürfte der Wandel kaum jünger sein. Seit Carsams Zeiten erscheinen in allmählig zunehmender Zahl Namenbildungen mit a in nichthaupttoniger Silbe, besonders in einigen Ableitungen : -al-, -ar-, -ae- (-ah-), -an-, -au- (WERLE, S. 81). — Finnische Belege (S. 115—8) : ainoa, -00, etona. c) In schwachtoniger Silbe scheint uridg. ö etwas länger als ö geblieben zu sein, wenigstens in der Kompositionsfuge. Neben häufigerem @ findet sich hier nicht selten ö (vgl. Breuer, Idg. F. 14, S. 363 f). Vor und kurz nach dem Anfang unserer Zeitrechnung dürfte in dieser Stellung nur à bestanden haben, wie in Marco-manni (CAESAR), Asvdd-gı& (STRABO) etc.; erst in der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts tritt hier d auf. Das den- noch immer und immer wieder neben dem normalen 4 auftauchende à mag verschiedene Ursachen gehabt haben; u. a. hat vielleicht der Übergang zu à in dem einen Dialekt früher stattgefunden als im andern (ScHönrELp, S. XVII f.. — Finnische Belege (S. 118 —29) finden sich nur für das Endsilben-ö (vgl. jedoch uppo-rikas etc. unten) : «) urg. Nom. Sg. Mask. (ansos); 8) urg. Akk. Sg. Mask. auf -on:9 Fälle; y) urg. Nom. oder Akk. Sg. Neutr. auf -on : 9—10 Fälle; d) urg. ö- Adjektiva auf -on (Akk. Sg. Mask. oder Neutr.):5 Fälle; s) urg. -on- (-an-)Stämme : 9 Fälle. In den Gruppen f), y), d) und s) handelt es sich also um nasaliertes o, das sieh wohl länger erhalten hat als das -o- in der Nominativendung -oz, vgl. fi. -feivas aber -fivo S. 7 sowie z. B. fi. rengas, reipas, rietas (die beiden letztgenannten Wörter dürften vor der Lautverschiebung entlehnt sein, worüber unten) Für die längere Erhaltung des nasalierten ö spricht auch die verhältnismässig grosse Anzahl Fülle, in denen es im Finnischen vertreten ist. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eins oder das andere dieser Beispiele auf finnischer Neubildung beruhen kónnte. In den ältesten nordischen Runeninschriften erscheint dieses -o jedoch schon als -a, z. B. Gallehus horna ‘Horn’ (400—450), Tune staina ‘Stein’ (5. Jh.). 9. Entlehnung vor dem Lautwandel idg. à > urg. o, dessen Vollendung, wenigstens in haupttoniger Silbe, auf die Zeit von Christi Geburt angesetzt werden darf. Vgl. silva Bäcenis 'Buchenwald' bei Caesar. — Finnische Belege für haupttoniges Zz fehlen; das Endsilben -@ erscheint bei fem. a-Stimmen in etwa 24 Fällen (S. 129—34), bei ursprünglich (?) einsilbigen konsonantischen Stämmen in 6 Fällen (S. 135 f.); ausserdem im Nom. Akk. Pl. der neutralen ö-Stämme nauta und verka. Relative Chronologie : wie fi. lieko < urn. "lego (S. 80) und Ip. viekko N:o 2. 140 T. E. KARSTEN. '86 Pfund’ < urn. "ego (aisl. vägf.) zeigen, war der Lautübergang -à > -0 vor dem Über- gange e > a durchgeführt (s. Wırrunn, Le Mo. Or. 1911, S. 245). Die finnischen a-Formen erweisen sich durch nichts als „sicher gotisch“, wie noch E. N. Seräci, Zur herkunft und chronologie, behauptet. Sie nicht nur können urgermanisch d. h. frühurnordisch sein, sondern sind es tatsächlich, wie besonders die unten näher zu bespre- chenden Fälle fi. kansa ’Volk’ (mit & = germ. h, vorg. %k), fi. nauta, Gen. naudan, ’Vieh’ (mit t = d = vorg. d) wohl auch laukka (= lauka) "Salzlake’ mit kk = vorg. k (germ. g) bezeugen. Gegen „gotische“ Herkunft spricht ferner a) die grosse Zahl der Lehnwörter, welche bis jetzt nur aus Finnland (nicht zugleich aus den Ostseeprovinzen) belegt sind : hartia, kauta, lauka (laukka), aurtua, menninkätset, pan- tia, teura, Alpua und nauta. Unter diesen treten menninkäiset und teura ausserdem mit dem nicht-gotischen Stammvokal © auf. Wichtiger als dieses an sich nicht entscheidende negative Argument ist B) das Vorkommen einiger fennizierten urgermanischen Ortsnamen im westlichen Finn- land, die urgermanisches -@ zeigen : Alpua (urg. *albuta), Seename, unbelegt als Appellativum, sowie die 3 Flussnamen auf urg. -aua ’Fluss’ : Ullava, Kauhava und Rautava, die auch in ihren Vordergliedern germanischen Ursprungs sind. Dazu vergleiche man die vielen von WIKLUND, Le Mo. Or. 1911, S. 234—6 und 243—5. nachgewiesenen lappischen Lehnwörter, die früh- urnordisches -a voraussetzen. Die finnischen und lappischen Zeugnisse ergänzen einander. In allen diesen Fällen ist der Gedanke an gotische Herkunft ausgeschlossen. In Betreff der alten Hypothese von „gotischen“ Lehnwörtern im Finnischen sei hier noch bemerkt, dass estn. Æüblas, Gen. köbla, auch kobli, G. köbli, 'Hohlbeil, Erdhacke’ nach SETALa, Fi.-ugr. F. 12 (1912), S. 275 ein vorgotisches o-Femininum *skobla wiedergeben sollte; diese Form wäre zugleich eine Bestätigung des in Zweifel gezogenen a-Umlautes im Gotischen. Für das Gotische beweist aber dieses Lehnwort offenbar nicht das Geringste. Serärä hat übersehen, dass estn. kóbli — der estn. Nom. köblas ist, wie schon Seräzä bemerkt, sicher unursprünglich — sichtlich zunächst mit dem ostschwedischen, auch im Estländisch-schwedischen (Runö) belegten Dialektworte skövla, sköväl swf. Schaufel’! zu verbinden ist. Von den sprachlichen Gründen der Theorie eines speziell gotischen Einflusses auf die Finnen ist tatsächlich nichts Zwingendes übrig geblieben. Eine beträchtliche Anzahl der einschlägigen Fälle hat sich im Gegenteil als sicher nicht-gotisch erwiesen. Die archäologischen Beweise sind, wie von berufendster Seite schon längst anerkannt worden ist, ? noch schwächer. ! VENDELL, Ordbok, S. 821. 2 A. BEZZENBERGER bei R. Hausmann, Übersicht über die archäologische Forschung in den Ostsee- provinzen im letzten Jahrzehnt (Riga, 1908), S. 49. E Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortsstudien. 141 B. Konsonantismus. 1. Entlehnungen vor dem frühurfinnischen Lautwandel Z > h. In mehreren Lehnwórtern entspricht ein finnisches k einem germanischen A-Laut. Dies beruht zum Teil darauf, dass besonders der anlautende h-Laut im Urgermanischen noch spiran- tisch (als x) ausgesprochen wurde, aber hauptsächlich doch wohl darauf, dass es zur Zeit dieser Entlehnungen im Urfinnischen noch kein h gab. Erst während des Fortganges der älteren ger- manisch-finnischen Berührungen hat sich auch im Urfinnischen ein h-Laut allmählig entwickelt, und zwar hauptsächlich wohl aus i, erst später wenn auch noch urfinnisch aus z (vgl. die S. 148 unter 2, & angeführten Lehnwörter). Näher hierüber bei TnowsEN, Beróringer, S. 79, SETALÀ, Herkunft u. chronologie, S. 37 f. Urgerm. A (x) = urfi. k. e. Im Anlaut: Fi. kallas, G. kaltaan (< *kaltazen) 'abschüssig, Abhang’, estn. kallas, G. kalda ’Abhang’, fi. kalta, G. kallan = kallas, estn. kald, G. kalla = kallas «C urg. *xalpa-z: got. wilja-halpei "Neigung', aisl. hallr "vorwärts geneigt’, hallr m. "Ab- hang’, ahd. hald 'geneigt’, halda, nhd. Halde 1. (Tuomsen, S. 139). Fi. kallio ’Fels, Klippe', kar.-olon. kallivo dass., weps. kalli, Pl. kallod dass., estn. kalju, kaljo dass. < urg. *yallion : aisl. hella f., schwed. hälla t. "Felsengrund'. (THOMSEN, S. 139). Fi. kar.-ol. weps. wot. estn. kana, liv. kanà? 'Henne' < urg. *yanan-:got. hana, aisl. han? m. Hahn. (TmowsEN, S. 140). Fi. kansa ’Volk’, estn. kaaza 'Genosse, Gatte, Gattin’ < urg. *yansa : got. hansa ete. (vgl. oben S. 130). Eine vorgerm. Grdf. *kansa ist auch denkbar (s. u.). Fi. wot. karja, estn. kari, Gen. karja, liv. kora, kafa ’grex’, 'Rindviehherde? < urg. *yaria- : got. harjis m., aisl. herr m. ’Schar, Heer’, as. heri, afries. here, ags. here m., ahd. hari, heri n., nhd. Heer. THOMSEN, S. 141 zweifelhaft, wie noch Serärä, Fi.-ugr. F. 13, S. 378. Der Zweifel ist aber kaum berechtigt: vgl. die von THOMSEN und SETÄLA über- sehenen Bedeutungen bei estn.-fi. (Kalevipoeg)! karja = seurajoukkio "begleitende Schar, Gefolge (von Hexen) und aschwed. hunda-här ”Heer oder Haufen von Hunden’ (SöDErwALL, Ordbok öf- ver sv. medeltidsspräket, S. 521 b). Fi. karvas 'amarus! < urg. *yaruaz:mhd. hare flekt. harwer und häre fl. härwer, nhd. herb "bitter', mnd. herwen ”herb machen’. (Tmowsen, S. 141). Hierher vielleicht nschwed. dial. Finnl. (VENDELL, S. 330) harog od. -ot "trocken, gefroren (von der Erde), 2) ’kall, strenge (v. Wetter), eine Ableitung auf -og -of. Fi. kaura (kakra) etc. 'Hafer' < urg. *xagran- (s. unten S. 147). Fi. kauris etc. 'caper' < urg. *yabraz, -iz (s. unten S. 147). Fi. kides "tiefe Grotte’ < urg. *y;pez (s. oben S. 9, 85). Fi. kuiskata, kwihkata "Hüstern’ < urg. *hwisk-, s. unten S. 149. ! J, KRoHN, Suomalaisen kirjallisuuden hist, Kalevala, S. 173. N:o 2, 142 T. E. KARSTEN. Fi. kunta ”complexus, collectio, societas’, ursprünglich nur in Komposita: kymmenkumta ’decas’, 'Zehnzahl, fuhatkunta "Tausendzahl, ungefähr tausend’, lautakunta "die Geschworenen eines Bezirksgerichts’, huonekunta "Familie, Hausvolk’, kansakunta "gens, natio', ruokakunta "Tisch- gesellschaft’, perhekunta ’Familie’, kyläkunta ”Dorfschaft', kihlakunta ”Gau bei den Altfinnen’, ’Unter-Landrichtersdistrikt’, maakunta "Landschaft, valtakunta "regnum vel imperium”, kinkeri- kunta "Bezirk eines kirchlichen Leseverhörs’, päiväkunta "Tagreise’ (1. Kön. 19:4), suvikunta ‘einen Sommer alt’ (Kalev. 14: 291), vuosikuntainen "jahresalt’ (3. Mos. 9:3). Auch in Orts- namen steckt das Wort: Satakunta, dem Namen einer finnländischen Küstenlandschaft etwa gegen- über Uppland in Schweden, sowie in Paaskunta (1378 Padas(t)akunta, 1430, 1433 Pastakunt(h)a, 1437 Paastakund etc.), einem Dorfnamen in St. Karins, am Flusse Aura, unweit von Åbo (s. S. 88). Im Estnischen entsprechen: kond, Gen. konna ’Gesammtheit, Zusammengehóriges, Complex, Gan- zes, District, Abtheilung, Bezirk’ in kümme-k. "Haufe, Anzahl von zehn’, sada-k. 'eine Anzahl von hundert’, Zuha-k. 'eine Anzahl von tausend’, pere-k. "Familie, Hausgenossen’, ma-k. "Land, Kreis, District, Canton’, kihl-k., kirik-k. "Kirehspiel', küla-k. "Dorfschait, wald-k. "Gebiet, Herr- schaft, Reich’, ae-k. "Periode, p&ewa-k. ‘die ganze Dauer eines Tages’ und zahlreiche andere Kom- posita (s. WIEDEMANN-Hurt, Wbch). Auch hier begegnen einige zusammengesetzte Ortsnamen: Loppegunda, Murumgunde, Normegunda (Wormegunda), Namen von Landschaften, und Syde- gunde, Dorfname; vgl. noch Alistegundi = 'die Einwohner der Landschaft Aliste (jetzt Hallist)’; ! < urg. *yunda-:got. hund n., aisl in hundrad n., as. hund, ags. hund n., ahd. hunt (mhd. hunt selten) "Hundert. Daraus urg. *hwnda-rapa- (-rada-) n. Hundert’ in aisl. hundrad n., ags. hundrap etc. sowie urg. *hundaria- n. ’Hundertschaft’ in alemann. huntari (auch in Orts- namen auf -hunteri, s. FóRSTEMANN, Namenbuch, Bd 2?, Sp. 1507), lateinisch von den Franken durch centena übersetzt (daher mhd. zent stf. 'Gerichtsbezirk, Gericht’), aschwed. hundari: „ursprüg- lich wohl für eine nicht als Zahl von 100 oder 120, sondern als Menge zu denkende Volks- abtheilung, die einen rein persönlichen Verband, ein Heereskontingent und eine Geriehtsversamm- lung ausmacht, nachher erst, sicher aber schon in frühgeschichtlicher Zeit — als Wohnplatz die- ses Verbandes — räumlicher Begriff“ (K. vow Amıra, Grundriss des germ. Rechts? $ 28). In Schweden erscheint aber die hundare-Einteilung, die vielleicht erst in der Vikingerzeit aus den Rheingegenden hier eingeführt war, als Fortsetzung einer urschwedischen hund-Einteilung. Das Stammwort *yunda- 'hundert! wurde auch als allgemeine Mengebezeichnung verwendet; daran erinnern noch altnordische Komposita wie aisl. hund-djarfr "besonders kühn', hund-forn "perve- tustus’, hund-margr "überaus zahlreich’, hund-viss "besonders klug‘, und vor allem das oben ange- führte finnisch-estnische Lehnwort. Der im Finnischen und Estnischen noch deutlich hervortre- tende räumliche Begriff des Wortes (vgl. fi. kihla-kunta "Gau, maa-k. „Landschaft’, estn. körik-k. ’Kirchspiel’ ete., s. oben) hat sich in Schweden nur in Ortsnamen erhalten; vgl. besonders die alten Hauptteile Upplands: Attundaland (1231), Tiundaland (1231) und Fiedhrundaland (1252), ursprünglich von 8, 10 und 4 hunda- (d. h. hundare-)Gebieten zusammengesetzt, sowie alte upp- ländische hundare-Namen wie Norunde (1280), Norundh (1314), Hagund (1314), Laghund (1314) ete. Vgl. die oben herangezogenen finnischen und estnischen Ortsnamen, besonders fi. Satakunta, eine tautologische Bildung (fi. sata = 100", ein arisches Lehnwort). Sieh wegen der Zusammen- ! Seriptores rerum Livonicarum, Bd 1, S. 108, 160, 162, 252 Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 143 stellung fi. kunta — germ. *yunca- Vert, Virittäjä, 1906, S. 89 ff, Idg. Forsch. 22, S. 293, Studier i nord. fil, Bd 2:2, S. 12 ft, 46, Bd 5:2, S. 9 f, 11 £, S. TusBErG, Studier rörande Skandinaviens äldsta politiska indelning, Uppsala 1911, S. 186 ff. Die alte, noch von THOMSEN, Einfluss, S. 146 vertretene Auffassung von fi. kunta (= got. -kunds) ist semasiologisch unhaltbar. Neue Fälle: Fi. kamara in veitsen-kamara "Rücken des Messers’ = fi. hamara < urg. "*yamara-:aisl. hamarr, aschwed. hamar m. 'Hammer! etc. Die Bedeutung '"Schwiele, dicke Haut’ bei fi. kamara ist vielleicht übertragen; vgl. auch nschwed. dial. (Rrerz, S. 240) hamar m. "harte, steinige Erde’. Wegen fi. hamara s. THOMSEN, S. 134. Fi. kupu, G. kuvun 1) '"Kropf, Bauch (bei Tieren), 2) 'Mantel am Feuerherde', 3) ’Hut- kopf’, 4) "Buckel, Auswuchs am Halse’, 5) 'Garbe', 6) 'Krümmung, Rundung, Gewölbe’. Identisch hiermit sind wohl fi. Æupo, G. kuvon "Garbe, Bund, Bürde', heinä-kupo "Heugarbe', pellava-kupo ’Flachsbund’ sowie estn. kubu G. kubu, kubo G. kuo 1) "Magen der Vögel’, 2) "Bund (3 !/, Garbe) Stroh’, '"Schoosvoll Kienspäne’, kar. kupo (= fi. kupo), olki-kupo "Strohbund', kupu = fi. kupu, olon. kubu = fi. kupu, wot. kupo = fi. kupo, weps. kubw "Vogelkropf’, liv. kub, Pl. kubüd 'Haufen, Häufchen, Bastbündel. Ich vergleiche zunächst aisl. Afr (hubo-) Bauch des Schiftes’ = fi. laivan kupu (fi. laiva "Schiff) sowie wegen fi. kupu ”Hutkopf' aisl. hifa, schwed. huva, as. håva i.,mnd. háve "Haube, Bienenkorb’, aes. Ave f. 'Haube', ahd. hába, mhd. hübe, nhd. Haube (< *habdon-). Aussergermanisch gehören hierher lat. cåpa ”Gefäss, Tonne’, gr. zvxn 'Hóhle', xv- zeiAlov Becher’, skr. küpa m. 'Grube, Höhle’. Die Grundbedeutung der ganzen Sippe wäre 'etwas Gewölbtes’. Oder sind die finnischen Wörter mit germ. *£uóo- runde Erhebung’ zu ver- binden?: Vel. isl. kåfr "rundlicher Gipfel’, aisl. kéfungr m. ’Schneckenhaus’, ndl. kuif f. "Haube, Federbusch, Wipfel’, ags. c/f f. "Fass, Tonne’, as. kübin "Fass', ahd. kubil, mhd. kübel f., nhd. Kübel und die S. 126 zu dieser Sippe gestellten finnischen Wörter kuuppo, kuupano 'Heuschober'. Fi. kuukin, Inf. kuukkia "sich kauern, hocken' < ?urg. *hak-:aisl. hüka "hockern’ swv. (< urg. *hüken) und stv. (vgl. hokenn Part. Prát). Die urgerm. e-Verba flektierten auch mit Formen nach der z-Klasse (vgl. fi. kuukkia). Daneben geht fi. Auukku, G. kwukun "hockende Stellung’ sowie die Lautparallelen kyykky, kykky, kyky = kuukku und kyykkyä "hocken, kauern’. ? 8. Im Inlaut: Fi. akana ’Spreu’ < urg. *ayana od. *agana:got. ahana, aisl. ogn etc. (s. oben S. 130). Fi. varkia ’miserabilis, querulus, lamentabilis, amarus, permolestus, valde difficilis’, olon. vaigie "schwer ! Wegen der germanischen Wurzelvarianten kub- und huf-, hub- 'gewölbt sein, sich wölben’ s. TORP, Wortschatz, S. 47 u. 94. — Vgl. jedoch das von SETäLÄ, Zur frage nach der verwandtschaft der finn.-ugr. u. samojed. sprachen, S. 78 mit fi. kupo, estn. kubu ‘Bund’ verglichene samoj. kufu etc. 'Bett'. ? Fi. kyykkyä, kyykky, kykky werden von J. BupEnz, Magyar-Ugor Szotar, S. 63, O. DONNER, Vergl. Wbch der finn-ugr. Spr, Nr 13 und Y. WicHMANN, Fi.-ugr. F. 1907, S. 36 mit ungar. gugg 'sich bäcken, sich beugen’, guggad, guggon ul 'hocken, kauern' verglichen. | Diese Gleichung ist aber nicht ganz sicher. Die For- men mit yy, y könnten jüngere (analogische?) Nebenformen zu kwukkia, kuukku darstellen. Vgl. fi. iyhmä = tuhma, kyhmy = kuhmo, worüber unten. N:o 2. 144 T. E. KARSTEN. < urg. *waiyia- od. *waigia-, vgl. got. wáihjó t. 'ueyg Kampf, ahd. weigan, mhd. wei- gen ‘belästigen, quälen, vexare, aifligere, exagitare', as. wégian, weigan, wégan "quälen, peinigen, vexare, verberibus afficere', ags. wæégan 'afflict, frustrate, deceive'. Wegen der in fi. vaikia vor- liegenden Bedeutung vergleiche man aisl. sudrr "schwer, beschwerend, beschwert’ neben suárka 'sich beklagen’, ahd. swären "beschweren, belästigen’ und "in Schmerz od. Kummer bringen’. Verf. in „Nordiska studier tillegnade Adolf Noreen på hans 50-àrsdag*, S. 51 f, SeräLä, Her- kunft u. chronologie, S. 37. Fi. panka ”Halfter des Renntieres *hugila-z in einigen mittelschwedischen Ortsnamen: Hoghalby, Hu- geerby 1831, jetzt Hàgelby in Botkyrka, Södermanland, mit schwacher Form in Thorshughli, dem Namen eines Hügels bei Upsala (1334, 1415, 1418), ebenso wohl in Huglustum (1347), Hug- lestum (1356), Huglastum (1358), Hughulstom (1404), Hugilsthum (1408), jetzt Hugelsta in Klo- ster, Södermanland, Hogla in Kumla und Hugle (Hugla 1583) in Öster-Wäla, Wästmanland. ! Aussernordisch vergleiche man nhd. Hügel m. "mässige Erderhöhung’, md. 1517 hugel über einem Grab, 1512 den hugel hencken 'den Kopf hängen lassen, traurig sein'.? Oder sind die finnischen Wörter, wie THomsen, Berüringer, S. 262 meint, von finn. kwhja abgeleitet? Dies dürfte we- nigstens mit ingr. kuhjalas (= fi. kuhilas) der Fall sein. Aber andererseits deutet fi. kuhlo ’Beule’ (kuhloinen "beulig), das von fi. kuhilas kaum getrennt werden darf, auch für das Fin- nische auf eine allgemeine Grundvorstellung von ’Erhöhung’, die der in Rede stehenden germa- nischen Wortsippe eigen ist. Vgl. auch lit. kaäkas ’Beule’, kaukara ’Hügel’ und die wurzel- verwandten kuigis ’grosser Heuhaufen von mehreren Fudern’, kuguré "kleiner steiler Hügel’, lett. kaudse ’Haufen’. Fi. kuhilas, kuhlo wären, falls sie dem Germanischen entstammen, schon vor dem Wandel des h > zu g in der zweiten Silbe (also vor der Wirkung des VERNEr’schen Gesetzes) entlehnt worden. Der Schwund des Mittelvokales in fi. kuhlo (germ. *xuhilo-) und olon. kuhlas (germ. *xuhilaz) hat eine Parallele in fi. haahlo, hahlo (haahla, hahla) "Kesselhaken’ neben wot. ahila "Kette, Kesselhaken', estn. ahilas ’Kette’ und ahd. hähila, hähala 'Kesselhaken', aisl. hell (*hahila-) '"Pfahl, der in die Erde geschlagen wird um einen Strick daran zu befestigen’. ? Fi. kuhmo, kuhma ?Beule, Geschwulst < urg. *yuhmo- (s. oben S. 53, 126). 1 E. BRATE, Arkiv f. nord. fil. 29, S. 103 ff. 2 WEIGAnND, D. Wbch 5, KiuGe, Et. Wbch, s. v. 3 Die von NeuHAUS, Finnische Sprachlehre 142, vorgeschlagene Gleichung fi. kuhilas = nschwed. skjl 'Hocke' die auch SETALA Fi.-ugr. Forsch. 13, S. 390 für möglich zu halten scheint, ist ganz unannehm- bar; schwed. skyl gehört zu aschwed. skial:skal ”Hocke mit dem Ablaut 25:4 (NORBEN, Aschwed. Gramm. SS 170, 409:3, a). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 147 2. Entlehnungen aus der Zeit des urfinnischen Stufenwechsels. Ein dem Urfinnischen charakteristischer regelmässiger Wechsel zwischen gewissen stimm- losen und stimmhaften Konsonanten, worüber das Nähere bei SETárà, Journal de la Société Finno-ougrienne, Bd 14:3 (bes. S. 11 f.) und 23:1 (Herkunft u. chronol.), S. 38, wird von den in Rede stehenden Lehnwörtern in folgenden Fällen vorausgesetzt. a. Urfi. kl = yl (> ul): Fi. niekla, neula "Nadel, kar. niegla dass., olon. nieglu, G. -an dass., weps. negl Pl. -ad, wot. nigla, estn. (nördl.) nöel, G. nöela, südl. neg;l, Pl. negla, Part. Sg. nekla, dass., liv. nà'gl(o), ni'ggal dass. < urg. *nepla, s. oben S. 80. Fi. siekla, seula ’Sieb’, kar. Siegla dass., olon. sieglu dass., weps. $egl, Pl. -ad, wot. sigla dass., estn. (nördl.) söel, Gen. söela dass., südl. segil, Part. Sg. sekla dass., liv. sit gl(2), si gal dass. «C urg. *seóla-:aisl. såld n. (im Fi. kl — yl statt tl — dl, wie in miekla : neula oben, vgl. SETALA a. a. O., 23:1, S. 17). b. Urfi. kr = yr (> ur): Fi. kakra, kawra, kar. kagra, olon. kagru, weps. kagr, wot. kagra, estn. kaer, kaar, liv. ka ÿraz od. ka’ggarz 'Hafer < urg. *yagran- : agutn. hagri, schwed. und norw. dial. hagre 'Hafer’ (THOMSEN, S. 138, SETÄLÄ, a. a. O., S. 36 u. dort zit. Lit). Fi. vuokra und voura "pretium conducti, usura pecuniae' «C urg. *wökra-: got. wokrs m. "wóxoc, aisl. okr n. "Zins, afries. wöker "Zins', mnd. wöker "Zins, Wucher (and. wókrian "gewinnen, erwerben, ahd. wwohhar m. n. 'Ertrag des Bodens, Gewinn, Zins, Wucher’, ags. wöcor f. 'Nachkommenschaft, Zins’. (THOMSEN, S. 185). CUT P SEP Pur): Fi. kauris "caper, kar. kabris, G. kabrehen, dass. liv. ka briki od. ka'bborz : pitk?'z k. ’Beccasine’ (eig. "Ziege des Donners’) << urg. *yabraz (*yadriz), s. oben S. 86. d. Urfi. dr — dr (> ur): Fi. atra, aatra, ahra, aura, weps. adr, wot. adra, estn. adr (ahr), liv. adderz, adrs, adroz 'aratrum' < urg. *arpra-:aisl. arór, G. arörs m. ”Pflug”. (TuowsEN, S. 131). e. Urfi. à — dj (> lv): Fi. patja, dial. padja 'pulvinar longius, euleita inferior, pulvillus foeno refertus helciis et ephippiis equinis subjici solitus’, estn. padi, G. pad/ja, liv. pada "Kissen, Polster’ N:o 2. 148 T. E. KARSTEN. < urg. *baüia- : got. badi n. 'zodßparog’, aisl. beOr m. (THOMSEN, S. 162). Fi. vitja, dial. vilja "catena, torques’, weps. vidj, Pl. vidjad dass. < urg. *wipia-:aisl. vió, Pl. viójar, f. dass. (THowsEN, S. 184, vgl. Fi.-ugr. F. 13, S. 473). f Urfi v v (> lv): Fi. katve, kalve, kalvi ete. "Schatten? < urg. *skaöues-, s. oben S. 93 ff. LJ ı o Y Gn Ua, Gc 28 In vielen Lehnwórtern findet sich gegenüber germanischem s ein finnischer h-Laut, der eine urfinnische Zwischenstufe z voraussetzt. Fi. ahjo "ustrina, caminus fabrilis’, wot. ahjo, estn. ahi, G. ahju, liv. ai, oi 'Ofen' < urg. *asion-:schwed. dial. ässja "Esse', norw. dial. esja f. 'glühende Asche’, ahd. essa, nhd. Esse. (THOMSEN, S. 128). Fi. ahkio "traha lapponica” (lapp. akio, akje). -a(h)an, -ezen > -e(h)en, -izin > ih)in zu finnischen Nominativen auf -as, -es und -is, z. B. fi. armas (= urg. *armaz), G. arma(h)an, fi. tarves (= urg. *parbes-), G. tarpe(h)en "Bedürfnis', fi. kaunis (= urg. *skauniz), G. kaunifh)in. Der regelrechte Nom. Sg. auf -es (Gen. -e(h)en) erscheint am óftesten in einer nach dem Gen. Sg. und anderen schwachstufigen Kasus umgebildeten Form auf -e (aus ülterem -eh). Zu den obigen chronologischen Momenten von der finnischen Seite lassen sich folgende germanische hinzufügen: 3. Entlehnungen vor dem Lautwandel urgerm. ww > got. urnord. gg w. Diese Lautentwicklung muss als gemeinsame Neuerung des Gotischen und des Urnor- dischen einer Zeit gehören, in welcher die Goten mit ihrer alten Heimat in Skandinavien bezw. Gottland noch in lebhaftem Verkehr standen. Nach ihrem Aufbruch aus dem unteren Weichsel- gebiet, der nach der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. begann und wohl schon vor dem Beginn des 3. Jhs. abgeschlossen war, wäre dieser gemeinschaftliche Lautwandel jedenfalls nicht mehr möglich gewesen. Vel. R. Lawr, Die ethnische und sprachliche Gliederung der Germanen, S. 15 ff., A. Kock, Är Skåne de germanska folkens urhem? (Svensk Hist. Tidskrift, 1905) S. 20, O. vox FRIESEN, Till den nordiska spräkhistorien, Bidrag II (Skrifter utg. af K. Humanistiska Veten- skaps-Samfundet i Uppsala, IX), S. 5 f. Die beiden hergehörigen finnischen Entlehnungen fallen daher keinesfalls in eine spätere Zeit als in die um Christi Geburt. Fi. kuva ”imago, effigies’, russ.-kar. kuva ”Bild (eines Schuhes, eines Vogels)’, olon. kuva ”Bild', weps. kuva ”Schuhleisten', wot. kuva dass., fi. kuvainen "imaginem referens, similis", kar. kuvahaini, kuohane "Schatten", weps. kuvahaine dass., olon. kuvahaine dass. «C urg. *skwuan-, *skuwwan-: got. skuggwa m. ’?oorroov', aisl. skuggi m. "Schatten, Schattenbild, Gespenst’, ags. seu(w)a m. ’Schatten, Dunkelkeit, Schirm’, ahd. sefuwo, sei m. 'Schat- ten’, sceü-c(h)ar "Spiegel. Sieh wegen dieser Gleichung J. J. Mrkkora, Mém. de la Soc. Néo- phil. à Helsingfors, Bd 1, S. 390. Wir haben nur nicht, wie Mrkkora4 meint, von einer ,go- tischen“ Grundform *skuwwa herauszugehen, sondern von der oben angegebenen frühurnordisch- urgermanischen, wahrscheinlich von einem urg. Nom. Sg. "skuue (mit nasaliertem @, vgl. gr. zoıuyv). Die urnordischen an-Stämme zeigen in diesem Kasus in ältester Zeit die Endung -a, vgl. Noreen, Gesch. d. nord. Sprachen? 8 195:1. In der Zeit um Christi Geburt muss ein Akk. Se. von diesem Wort noch *skuug, *skuwwo (mit nasaliertem 0) gelautet haben, hätte also im Finnischen zu *£wvo geführt (vel. das folg. Lehnwort). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 151 Fi. sauvo 'Ouelle', estn. *sau in saune od. sauline "regnicht', etc. «C urg. *sawwg, entweder aus dem Akk. Sg. eines sw. Mask. ”"sawwon- (aisl. saggi, nschwed. dial. Finnl. sagge) oder aus dem Nom. Akk. Sg. eines st. Neutr. *sawwo- (ahd. sou n. "Saft, ags. séaw n. dass., vgl. geséaw 'suceulent’), s. oben S. 125. Fi. sauvo = urg. *saw»wo ist erst nach der urgermanischen Verschärfung des einfachen w entlehnt (vgl. skr. savd-s "Kelterung, Pressung des soma') Fi. kuva spricht dagegen eher für urg. *skuwan- als für skuwwan-; es ist daher vielleicht schon vor der gemeingermanischen Akzentregelung übernommen, denn die urgerm. Verschärfung von einfachem j und w scheint von dem j und nachfolgenden indogermanischen Akzent veranlasst zu sein. (BECHTEL, Gött. Nachr. 1885, S. 235 ff, TRAuTMANN, Germanische Lautgesetze in ihrem sprachgeschichtlichen Verhältnis, S. 42). Die Vermutung NorEEns, Geschichte der nordischen Sprachen? $ 57, dass der Übergang ww > ggw, nach dem finn. Lehnwort kura "Bild und urnord. Niuvila (Næsbjærg) zu urteilen, nicht der älteren urnordischen Zeit (vor 600) zuzuschreiben wäre, kann nicht richtig sein, denn fi. kuva ist, wie schon seine Verbreitung zeigt, sicher ein frühurnordisches Lehnwort und urnord. niuwila geht mit aller Wahrscheinlichkeit auf *Niujila (zu got. niujis) zurück (s. Bucer, Aarböger 1871, S. 217 f, Arkiv f. nord. fil. 8, S. 22, R. LEwE a. a. O., S. 5, O. v. FRIESEN a. a. O., S. 5, Fussn.). 4. Entlehnungen vor dem Lautwandel urg. z > urn. n. In folgenden Fällen entspricht inlautendes finn. À dem urg. z-Laut, der wahrscheinlich schon in den allerültesten urnord. Inschriften (aber noch nicht in den ältesten finnisch-lappischen Lehnwórtern) zu einem palatalen r-Laut geworden ist.! Fi. erhe', Gen. erhe(h)en (< *erzezen) "error «C urg. *erzes- : as. érrislo m. ’Irrtum’, ahd. #rrisal 'scandalum', ags. iersian (*irzison) 'zürnen', got. alrzeis "irre, ahd. ?rri "irre, erzürnt’, as. irri "zornig, erbittert’, ags. örre, yrre, eorre 'erzürnt, verwirrt, vgl. S. 87 oben. Fi. keihäs, russ.-kar. keihäs ‘hasta’ < urg. *gaizaz : aisl. geirr m. "Spiess', as. ger, aries. gór-, ags. går m., ahd. mhd. ger, nhd. Ger "Wurfspeer, vgl. gall. gazsos "Speer', gr. yeioc "Hirtenstab', skr. hésas mn. "Geschoss. Wegen fi. e; für ai vgl. fi. leipä "Brot: germ. *hlaiba- dass., fi. seisoa : südestn. saizma. Ent- lehnungen nach dem Lautwandel urg. 2 > urn. x sind fi. kaira 'terebra’, napa-kaira dass. < urn. *gaina-: aisl. geirr, ahd. nabager, aisl. nafarr. THomsen, S. 143, SeräLÀ, Herkunft u, chronol., S. 34, 39 f. Fi. nuha 'gravedo, coryza, tussis equina’, 'Sehnupfen', estn. noha, nohu, nohi, nohk G. nohu 'Schnupfen, (fliessender) Rotz (der Pferde), mwhw od. nukh G. nuhu '"Schnauben, Schnaufen, Schnupfen’ «C urg. *snuza- : aschw. agutn. snor, m., nschwed. snor, dial. snär, snör n. Sieh Vert, Ark. f. nord. fil. 22, S. 181, Seräzä, a. a. O., S. 19. ! NonEEN, Geschichte der nord. Sprachen? $ 62. 152 T. E. KARSTEN. Neue Fille: Fi. Kauha- in den österbottnischen Flussnamen Kauhava und Kauhajoki — urg. *Gauzá (oben S. 133 £.). Fi. rahna 'segmen ligni fissum, assula longa pini, ex qua tædæ finduntur' "lange Kien- spleisse' (RENVALL); daraus nach LÖNNROT das Subst. rahnikko "wer Schlingen oder dergl. flicht’ mit der verbalen Ableitung rahnikoita "drehen, zwirnen, flechten’, von dessen Gebrauch LÖNNROT folgendes Beispiel anführt : asunto ol; kokoon rahnikoittu puun oksista 'die Wohnung war aus Baumzweigen zusammengeflochten’; «C urg. *razna- : got. razn n. 'oixoz Haus’, garazna "ysérov Nachbar, garaznó ’7 ysirav Nachbarin’, aisl rann n. 'Haus, granne "Nachbar, rannsaka "untersuchen (z. B. ein Haus)’, aschw. nschw. nur in granne und ransaka, adä. nur in granne und ransakıe, ags. resn n. 'Planke, Zimmerdecke’”. Das angelsächsische Wort deckt sieh begriftlich mit finn. rahna (s. oben). Dass die mit diesem Wort bezeichneten „langen Kienspleissen* auch in Finnland bei dem ältesten Hausbau Verwendung fanden, ergibt sich aus der naeh Löxnkor oben zitierten finnischen Aus- drucksweise. Dieser Wortgebrauch lehrt, dass die in Frage stehende germ. Wurzel ras- schwer- lich auf die abstrakte Grundvorstellung vom "Ruhen, Weilen' zurückgehen kann, die man der germanischen Wortsippe bis jetzt allgemein zu grunde gelegt hat, dass mit anderen Worten die alte Annahme eines etymologischen Zusammenhangs mit der Sippe von nhd. „Ruhe“ (germ. ro-)! nicht richtig ist. Die wahre Grundbedeutung ist eine viel konkretere, anschaulichere. Zunächst verwandt ist die Sippe von nhd. „Rast“, germ. *rasto : got. rasta f. "Meile (Rast), aisl. rost f. 1) "Weg?, 2) ’Landstrecke’, 3) als Längenmass, ahd. rasta f. Wegmass von drei Wegstunden’, as. rasta, resta (*rastio) "Ruhelager, Totenlager', ags. rest, rest À. "rest, sleep, resting-place, bed, grave, tomb’; vgl. mit Ablaut germ. *rusto f.: mud. ruste, roste "Ruhe', als Längenmass "Strecke Weges, stadium’, rustelik "ruhig, unbelästigt, frei, in Frieden, in ungestórtem Besitz’, rusten SWV. ’ruhen’, refl. ’sich ausruhen’, rustich "ruhig, bequem, zufrieden’, spät mhd. rust "Ruhe, Rast’; aussergermanisch gehört hierher ir. drus (*ad-rostu-) "Wohnung’. Die zentrale Bedeutung der Wortsippe ist 'Lagerplatz : vgl. germ. *razna- 'Wohnung' und as. rasta, resta 'Ruhelager’, ags. rest ’resting-place’. Diese Ausdrücke beziehen sich wohl ursprünglich auf die primitiven und mehr oder weniger zufälligen Ruhelager eines zum Teil wenigstens noch nicht sesshaften Wan- dervolkes. In der Steinzeit und wohl noch lange später standen die Nordgermanen wenigstens zum grossen Teil auf dieser Entwicklungsstufe.? „Die Bedeutung von Zaste als Wegmass stammt aus der Zeit der Wanderungen: nur ein Wandervolk konnte das Ruhen, Lagern als Mass-stab für Entfernungen nehmen“ (Kruse, Et. Wbch, 'Rast). Die älteste und einfachste Art der germa- nischen Wohnung war nun wie bekannt „das geflochtene Haus“. Daran besitzen wir noch heute in allen germanischen Sprachen zahlreiche Erinnerungen : vgl. ahd. want "die Wand’, aisl. vanda- 1 Sieh Frck, Vgl. Wbeh?, Bd. 1, S. 530, P. Persson, Stud. z. Lehre von der Wurzelweiterung u. Wurzelvariation, S. 242, Fussn. 1 und z. B. KruGE, Et. Wbch?, WEiGAND, D. Wbch’, s. v. Ruhe, Torr, Wort- schatz, S. 346, Farx-Torr, No.-da. Et. Ordbog und Norw.-dän. Et. Wbch s. v. Rast, Hinr, Der indogerm. Ablaut, S. 77 (idg. Basis ero lieben"). 2 R. Norrey, När blev Sverges befolkning i egentlig mening bofast? (Svenska landsmälen, Bd. 19:4, Stockholm 1902). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 158 hûs '"Rutenhaus' zu windan, got. wandus, aisl. vondr 'Rute', ndà. dial. at vinde Væggene ’die Zwischenräume eines Balkengerüstes durch ein Flechtwerk aus Weidenzweigen (sogen. Vender) ausfüllen’, ags. windan stv. ebenfalls u. a. von der Wand, got. waddjus, aisl. veggr "Wand' zur Wz. wei- ‘flechten’, ahd. sweiga "Viehherde, Viehstall zu aisl. sueigia 'biegen', suigi 'dünner und biegsamer Stab’, norw. svig 'Biegung, dünne, biegsame Zweige’, schw. dial. sveg dass., aisl. kot n. 'kleine unansehnliche Hütte’, kytja f. 'Hütte', ags. cof n. 'Hütte, Haus’, cyte f. 'Hütte, Zim- mer’, mnd. cot n. 'Hütte' — norw. dial. koyta f. "Waldhütte aus Zweigen gemacht’, vgl. mhd. koetze, kütz t. 'Korb, Rückenkorb’, nhd. dial. kieze ’Bastkorb’ (Torr, Wortschatz, S. 47), russ. plótnikii ‘der Zimmermann’, o-plötü "die Mauer’, beide zu plestí "lechten', u. s. w.! Sachliche Bestätigungen dieser Etymologien finden sich mehrere und zwar besonders für den germanischen Norden. Bei O. Moxreuivs, Kulturgeschichte Schwedens, S. 16 liest man Folgendes: „Gewöhnlich, wenn auch nicht immer, waren die Hütten der Steinzeit nicht aus liegenden Balken gezimmert, wie die Häuser späterer Zeiten, oder aus aufgestellten Planken erbaut, wie die Stabkirchen des Mittelalters, sondern sie waren auf dieselbe Art aufgeführt, wie die in gewissen Gegenden von Schweden noch heute vorkommenden „Klenhusen“. Das Skelett eines solchen Gebäudes ist von Holzpfosten und dünnen ineinander geflochtenen Ästen und Zweigen gebildet und die Wände sind innen wie aussen mit einer dicken Lage Ton verklebt“. Ähnliche Rutenwände mit Lehmbewurf erwähnt O. ALMGREN, Fornvännen, 1912, S, 132 ff. aus der Bronzezeit in Uppland und schon während des römischen Eisenalters dürften so aufgeführte Hütten, wie mir Dr. A. Hackman mitteilt, auch im südwestlichen Finnland gebraucht worden sein. ?2 Dazu stimmt die von Tacrrus in Germania, Cap. 46 gegebene Beschreibung der ältesten finnischen Wohnung : Nec aliud infantibus ferarum imbriumque suffugium, quam ut in aliquo ramorum nexw contegantur; huc redeunt invenes, hoc senum receptaculum. (Die kleinen Kinder haben vor Tieren und Unwettern keine andere Zuflucht als ein Geflecht von Baumzweigen; da kehrt auch der Erwachsene ein und birgt sich der Greis). Derartige Rutengebäude scheinen unter den Finnen gelegentlich noch in neueren Zeiten im Gebrauch gewesen zu sein, wie die aus dem LówwRoTschen Wörterbuche angeführte Ausdrucksweise (asunto oli kokoon rahnikoittu pwun oksista ‘die Wohnung war aus Baumzweigen zusammengeflochten') beweist Germ. *razna- bezeichnet sonach, wie besonders das finnische Lehnwort rahna und die Ableitung rahnikko ’Flechter’ andeuten, ursprünglich wohl ’Flechtwerk, -material' d. h. ”Baum- zweig, Rute, Kienspleisse', dann auch 'Planke (beim Hausbau) = ags. resn; vgl. got. wandus, aisl. vondr ’Rute’ zu germ. windan und Wand. Zugrunde liegt wohl eine idg. Wz. rezg- 'fechten’ in lat. restis (*rezgtis) 'Seil, Strick’, lit. rezgå règsti ‘flechten, stricken, binden, schnüren', rêzgis ’Geflechte, Korb’, lett. re/chget 'flechten', re/chgis '"Flechtwerk', skr. rdjju-$ (*razg-) "Strick, Seil’, aksl. rozga "Zweig, Rute'.? Wie lat. restis auf *rezgtis beruht, können ir. érus "Wohnung’ (*ad- ! Vgl. RH. MBRINGER, Etymologien zum geflochtenen Haus, Festgabe für R. Heinzel, S. 173, Die Stellung des bosnischen Hauses und Etymologien zum Hausrat, Sitzungsber. d. Kais. Ak. d. W. in Wien, phil.-hist. Kl. CXLIV, Wien, 1901, Wörter und Sachen in Idg. F. 16, S. 101 f, 17, S. 100 ff., O. SCHRADER, Sprachvergleichung und Urgeschichte®, 1. Teil, S. 212 f., H. SPERBER, Wörter und Sachen, Bd. 6, S. 36—8. ? Sieh jetzt A. HACKMAN in Mannus, Bd. 5, S. 288. 3 Fick, Vgl. Wbch? 1, S. 529, BRuGMANN, Vergl. Gramm.* 1, S. 789, WALDE, Lat. Et. Wbch? s. v. restis, TORP, Wortschatz, S. 341. N:o 2. 20 154 T. E. KARSTEN. rostu-) auf idg. *rozg-tu-, germ. rasto, *rusto "Raste’ (eig. ”Ruhelager aus Flechtwerk’) auf vor- germ. *rozg-ta, *rzg-ta, germ. *razna- auf vorgerm. *rozg-no- > *rozno-! zurückgehen. Ohne konsonantische Ableitung erscheint die idg. Wz. rezg germanisch in ags. rese, resce. rise, risce, mnd. riseh ’Schilf, Binse’, mit Ablaut in norw. dial. rusk m., ryskje n. "Schmiele', ags. ryse, rysce f. "Binse’, mnd. rusch ‘Schilf, Binse’, mhd. rusche i. 'Binse. Wegen aksl. rozga "Zweig, Rute’ sind wohl auch nschwed. ruska f. 'abgebrochener, abgehauener Zweig’, dial. Finnl. rosk n. "Abfall, rosk-ved ”Brennholz von abgebrochenen Zweigen und ähnl.’2 sowie nschw. ndä. nnorw. dial. rask "Abfall, ® in Finnl. auch 'verfaultes Brennholz’, * nschw. dial. (Jämtland) raska f., (Norrbotten) ráska f. 'alter dürrer Baum’ hierher zu stellen.5 Die Formen rask, raska zeigen die Ablautstufe von aksl. rozga, urkelt. *ad-rostu- und germ. *razna-. Die Schwundstufe idg. *rzg- liegt vielleicht auch vor in norw. dial. ronne ‘verfallenes Haus’, falls = anorw. *rynna < "rugmon- = germ. *razna- 'Haus.* Dagegen gehören aisl. runnr m. ’Strauch’ (vgl. z. B. hrisrunnr), nschw. dial. (RıErz, S. 534) ränna m. 'Sammlung kleiner Sträucher (zum Brennen) nicht hierher, sondern zu germ. rennan stv. 'sich erheben’, vgl. norw. dial. rune m. 'Schóssling! (*runan-). ? Fi. rahna "Wunde, rahnaan, Inf. rahnata 'rauben, plündern, schneiden’, rahnon, Inf. rahnoa "schneiden, verwunden’ stellen sich hingegen zu germ. *rahna- in aisl. rån ”Raub', aschw. ran, nschw. rån dass., bezw. germ. *rahnon in aschw. rana, nschw. råna ’rauben, erbeuten', vgl. ahd. rahanen (*rahnjan) dass. (s. Verf., Ark. f. nord. fil. 22, S. 178, A. Kock, Svensk ljud- historia 1, S. 329, SerALÀ, Fi-ugr. F. 13, S. 433). ® Ein Fall von finn. h = urg. z liegt möglicherweise auch vor in Fi. tuho und tuhu 'nocivum vel damnosum quid, malum, nefas, 'etwas Schädliches od. Abscheuliches’, Zuho-työ "facinus nefandum; daraus Zuhoan, Inf. tuhota "Schaden, Böses tun’ u. a. Ableitungen (RENVALL, LÖNNROT); < ? urg. *fuz- 'übel-, miss-, schwer- : got. £wz-werjan ’zweifeln’, aisl. tor-, unzertrenn- liche Zusammensetzungspartikel wie aud- aber mit entgegengesetzter Bedeutung : 'schwer-, miss- (z. B. tor-bónn 'schwierig durch Bitten zu bewegen’, tor-fenginn, -fengr 'schwierig zu gewinnen’, ! In lat. restis (*rezgtis), urkelt. -rostu- (-*rozgiu-), germ. *rastä, *rustü (< *rushta < *ruskta < *rzgtä) ist der g-Schwund lautgesetzlich. Auch in der mir sonst unbekannten Lautverbindung -zgn- in idg. *rozgno- war die Unterdrückung des g-Lautes das phonetisch Natürlichste ; vgl. z. B. ahd. zeinen 'zeigen' < urg. *taignjan zu Wz. deik- (KLUGE, KZ. 26, S. 70, WILMANNs, D. Gramm., Bd. 1, S. 104). ? VENDELL, Ordbok, S. 754. 3 FALE-TORP, Ordbog s. v. Rask. Q! VENDELL, S. 737. 5 Rietz, S. 525. In germ. rusk- sind übrigens verschiedene Wörter zusammengefallen; vgl. noch nschw. dial. ruska 'schütteln' und 'regnen, nássen. Wegen dä. norw. schwed. rask 'Abfall, das mit nschw. Finnl. rosk (< *ruska-) "Abfall synonym ist, kann das offenbar nahe verwandte nschw. ruska f. 'abgebrochener Zweig' nicht, wie FArx-Tonp, Ordbog s. v. Rusme annehmen, zu einer idg. Wz. kreus- gehören. * FArk-Tonp, Ordbog s. v. Ronne. 7 FALk-Torr, Ordbog s. v. Runn, Torr, Wortschatz, S. 17. * Wegen der finnischen Bedeutungen rahna "Wunde' und rahnoa 'schneiden, verwunden "vergleiche man das etymologisch wohl verwandte skr. raks- ’beschädigen, verwunden'. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 155 tor-kenna 'unkenntlich machen’, tor-tima swv. "schaden, veröden’, for-éri = hall-&ri ”Missjahr'), ! aschw. tör-känna = aisl. tor-kenna, ags. tor-begiete ”difficult to get’, Zor-eierre "hard to convert’, ahd. zur-wäri ”verdächtig', zur-lust "Unlust', zwr-gang "defectus. Vgl. skr. dus-krtäs "übelgetan’, av. dus-, duë-, arm. Z- ”un-', gr. Óvc-uevijc "übelgesinnt', vel. skr. dusyati "verdirbt, wird schlecht, dustas ’verdorben, schlecht. Das im Finnisch-ugrischen isolierte fi. Zuho könnte eine aus den urgermanischen Komposita auf £uz- (vgl. fi. tuho-työ) hervorgegangene Kurzform sein, derselben Art wie die S. 101 und 112 angeführten Lehnwörter. 5. Entlehnungen vor dem urgerm. Lautwandel any zu ax und e»y zu X. Feste chronologische Anhaltspunkte fehlen. Der 1 mal belegte Burgundername Hanha- valdus aus dem 5/6. Jahrh. ist, wenn man nicht mit Kraus Hathavaldus zu lesen hätte, ? wohl nur eine ungenaue Wiedergabe der Ausspracheform *Zqhavalda (= ahd. Häholt) mit Nasalvokal, der noch nicht zum reinen Langvokal geworden war. Das Verklingen des » und die Entstehung des Nasalvokals, der sich mundartlich zum Teil sehr lange erhalten hat, war sicher ein urger- manischer Vorgang.? Aus noch erhaltener Nasalierung des Stammvokals erklärt sich auch der Völkername Tencteri. Dass dieser noch so spät wie im 5:ten Jahrh. mit e vor nht geschrieben wird, + beruht wohl nur auf Schreibertradition; der Name begegnet zuerst bei CæsaR. Fi. tanhu G. tanhun, tanhut G. tanhuen, tanhua "beiderseits bezäunter Weg, Viehhof, Regendach ohne Wände, Schuppen zwischen dem Viehstalle und der Futterscheune, Stall’, russ.- kar. tanhua od. tanhuo od. tahnua "beiderseits bezäunter Weg, der gemeinsame Stall und Vieh- hof‘, olon. tanhud G. tanhuon dass., weps. tannaz (statt *tanh), G. tanhan dass., estn. tanuv G. lanuva, tanu (< *tanhu), tanav, tanum, tannom etc. "Gasse, Weg zwischen Zäunen oder Häusern’ «C urg. *fanhu- : aisl. tå, tö n. "festgestampfter Platz vor dem Haus’, aschw. ta, te n. "schmaler Weg zwischen Zäunen, Dorfgasse’, nschw. dial, auch in Finnl. (VENpELL, S. 1060) tå, to n. dass., als Adj. in ags. töh 'zähe, tenax' (engl. tough), mnd. fa, täje, töje dass., mndl. faey 'tenax, lentus, flexibilis', ahd. záhz, mhd. zehe, zeh, zäch ”zähe, dehnbar, tenax’. Sieh E. BnaTE, Äldre Vestmannalagens ljudlära, Upsala Univ. Ärsskrift 1887, S. 4, Vert, Studier öfver de nord. språkens primära nominalbildn. 2, S. 198 f. Serärä, Herk. u. chronol, S. 30. Fi. hanho "Trinkgefáss mit zwei Handgriffen’ mit den gleichbedeutenden Ableitungen hanhikko und hanhinen < urg. *hanhu- : vgl. ahd. háhala, håhila f., mhd. hähel f., nhd. Schweiz häl, häle f., mndl. hael i., nhd. Hahl "Kesselhaken' (*hanhala, *hanhila), urnord.-finn. haahla, haahlo (hahla, hahlo) dass. (urn. *hqhla), vgl. auch aisl. hell m. (*hqhila-) "Pfahl, der in die Erde geschlagen wird um einen Strick daran zu befestigen’, nschw. dial. häl m. 'Holznagel', eig. wohl 'als Haken ! Vel. finn. halla-vuosi 'annus quo gelu læsit segetem' (fi. halla ”Nachtfrost + vuosi Jahr. Fi. halla ist aber nach THOMSEN, Beröringer, S. 220f. ein litauisches Lehnwort. ? Vgl. SCHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- u. Völkernamen, S. 126. > STREITBERG, Ürgerm. Gramm. $ 93, BRUGMANN, Vergl. Gramm.? 1, S. 382, KLUGE, Urgermanisch $ 51. + Vereinzelte Formen mit i (T'hinctheri, Tinctheri) sind belegt, s. SCHÖNFELD, S. 221 f. N:o 2. 156 T. E. KARSTEN. gewachsenes Holz’, s. oben S. 1441). Fi hanho entspricht meines Erachtens dem Vorderglied einer gekürzten Zusammensetzung = 'Haken-, Henkelbecher’. Das urnord. Substrat war wohl das oben S. 144 behandelte Wort *hqhu- 'Haken', woraus aisl. hår m. 'Ruderklamp'. Die altnordische Ruderdulle bezeichnet ursprünglich nichts anderes als ’Haken’, wie ein Blick auf die entsprechen- den Teile der uns erhaltenen prähistorischen Boote in den Nydam und Gokstad Funden lehrt. ı Die germanischen 4-Stàmme endigen im Finnischen zuweilen auch sonst auf -o, vgl. fi. Pellon- pekko und kanko, oben S. 9 und 144, sowie z. B. pallo "Ball < urg. *dallu-, aisl. bollr m., falls dieser u-Stamm nicht ein alter #-Stamm wäre (vgl. ahd. ballo m.), wie z. B. aisl. biorn = ahd. bero m. (*beran-). Fi. hanho ist, falls es für *hanhu steht, jedenfalls erst auf finnischem Boden umgebil- det worden. Die Herleitung des finnischen Wortes aus germ. *hanh- zuerst bei Serärä, Herk. und chronologie, S. 30, der jedoch das urnordisch-finnische *hanh-hanho mit dem der Form nach sehr abseits liegenden aschw. hankeï 'Henkel, Ruderband' zusammenwirit.? Die von Srrärä übersehene Grundbedeutung von urnord. *Aghu- macht die Heranziehung von aschw. hanker auch begrifflich überflüssig. In Lule-lapp. *haggnu- ’Ruderdulle’ hat urn. *Aghu-, aisl. har eine VERNER'sche Wechsel- form *hangu- (LIDÉN, Uppsalastudier, S. 89). Im Finnischen erscheint dieses Wort, ganz wie z. B. fi. harras, G. harta(h)am gegenüber got. hardus, als a-Stamm : hanka G. hangan und hangas G. hanka(h)an 1) '"hamus, uneus, ex quo quid pendet, 'Hüngehaken', hanka-rauta od. hanka-vitsa "ferrum v. vimen curvatum, parieti affixum, quo pelles subiguntur, peukalo-hanka "locus inter pollicem et indicem", 2) 'sealmus remi in cymbis', ’Rudernagel od. Haken’, hanka-vitsa "vinculum remi vimineum', 3) "furca', 4) "vinculum vimineum, quo sæpes ete. constringuntur'; kar. hanga, olon. hangu (mit u p), ?t — £t (75 t), kk m Ek (> k) geraten, ! nicht in die Reihe p — B, £ > d, k — y, wie man erwarten könnte (wegen der hierhergehórigen Ausnahmefälle vgl. unten). Die Grundursache dieser Lautvertretung liegt in dem auffallenden akustischen Unterschiede zwischen den germanischen (schwedischen) und den finnischen Verschlusslauten : die letzteren entbehren jede Aspiration und sind kvantitativ etwas kürzer als die entsprechenden schwedischen Laute; auch der expiratorische Druck ist bedeutend schwächer. Dieser Unterschied kommt auch ortographisch zum Vorschein, vor allem in einigen finnisch-schwedischen Ortsnamen, z. B. Paltamo — schw. Paldamo, Sortavala — schw, Sordavala, Pälkjärvi — schw. Pelgjärvi, Punkaharju — schw. Pungaharju, Satakunta — schw. Satagund, Satakunda, Haaparanta — schw. Haparanda, Kempele — schw. Kembele. ? Beispiele dieser Regeln sind (aus dem Finnischen): 3 a) Germ. p, $, Kin der Stellung nach kurzem Vokal. Germ. p—fi. pp: pippuri "Pfeffer — ags. pipor, aisl. piparr, aschw. pipar, nschw. dial. Finnl. pipar dass. ruppana 'schrumpfiger, armseliger Mensch’, in Savolaks auch von Haustieren — germ. *krupana : aschw. krupin, nschw. (hop)krupen "zusammengekauert! zu kriäpa 'kriechen'. * ! Vgl. THowsEN, Einfluss, S. 70, Beróringer, S. 74, SBTÄLÄ, Yhteissuomalainen äännehistoria, S. 47 —92, 120 f. ? SETÄLÄ, a. O., S. 13, SAxÉN, Finska lånord i östsvenska dialekter (Sv. landsmål 11:3), S. 66. Vgl. auch die oben S. 142 angeführten estnisch-schwedischen mittelalterlichen Namensformen Loppegunda, Murum- gunde, Normegunda, Sydegunde, Alistegundi mit estn. kond (= fi. kunta) als Schlussglied. * Wegen der unten angeführten Gleichungen sei hier auf das in Fi.-ugr. F. I3, S. 345 ff. gegebene "Bibliographische verzeichnis’ hingewiesen, wo die meisten verzeichnet sind. * Vgl. wegen der finnischen Bedeutung folgende finnl-schwedische Ableitungen der fraglichen Wz. krup- : krypi swm. (*krupjan-) 'armseliger Mensch’-(= fi. ruppana), krypjo swf. (*krupiön-) 'kleine alte und enge Stube’, krypjog 'verfallen (von Gebäuden)', krypu(g) 'runzelig', auch ’gebückt’ (VENDELL, Ordbok, S. 497). N:o 2. à 158 T. E. KARSTEN. Germ. $— fi. $t: lattia ’Fussboden’ — germ. *flatia- : aisl. flet n. mitta, Gen. mitan ‘Mass — germ. *mitian- : ags. mitta m., ahd. mezzo. mhd. mötze dass.; wegen des fi. ;-Sehwundes vgl. fi. miekka ’Schwert’ — germ. *mekia-, fi. rikas, Gen. rikka(h)an — germ. *rikia-, fi. pankko "Bank! — germ. *bankio- (oben S. 119). rutto, Gen. ruton 'Pest! — germ. *pruton- : aisl. prote '"Geschwulst! (s. S. 128). kattila "kessel' — germ. *katila- : got. katils. Germ. k —fi. Kk: jukko, jukka, Gen. jukon, jukan 'Joch' — germ. *juko-, *juka- : got. juk. ete. kakko, kakku, Gen. kakon, -un "Brotkuchen' — germ. *kakon- : aisl. kaka ete. lukko, -u, Gen. lukon, -un "Türschloss’ — germ. *lukon- : aschw. luka f. lukin, Inf. lukkia "verschliessen! — germ. *lukian : aisl. lykia. rakko in rakko-vuori = fi. Hitdenlinna (Lönnror) "Drachenberg’ — germ. *drakon- : ags. draca, ahd. trahho, aschw. draki m., nschw. dial. Finnl. draka (oben S. 113), vel. schwed.-finnl. Drak-ásen (Bergrücken) in Närpes, Süd-Österbotten und Draka-backa (Anhöhe u. Hof) bei Ny- karleby, Österb. sakko, Gen. sakon 'Geldstrafe' — germ. *sako- : aisl. sok f. etc. Auch in 3-silbigen Wörtern: kakkula "Gabeldeichsel’ — germ. *skakula- : aisl. skokull, nschw. dial. Finn]. skakul dass. kukkaro "Beutel’ — germ. *kukaro- : and. kokar m. 'Kócher' etc. (oben S. 121). lukkaro '"Hobel' — germ. *lukaro- : aisl. lokarr m. (oben S. 119). Fi. rukkaro "kleiner Hobel für eine Hand’ ist wohl Umbildung von lukkaro nach norw. dial. sérokar, nschw. dial. sträk-hövel, Finnl. strak-bänk "grosser, fester Hobel’. ! tikkuri "Bündel von 10 Fellen' — aschw. dikur, lat. decuria dass. Am Anfang der dritten Silbe: havukka "Habicht! — germ. *haduka- : aisl. haukr. laatikko "Lade, Kasten’ — aschw. ladika. putikka 1) Tasche’, 2) 'sehwüchliches Geschópf' — germ. *buöika- : aisl. buökr, aschw. bupker 'Büchse, Gefäss’ etc. Auch in dem spät entlehnten neilikka — schw. nejlika. Am Ende der zweiten Silbe in jüngeren Lehnwörtern: sinappi Senf’ — got. sinapis, aschw. sinapper, nschw. dial. Finnl. sinap. Jooseppi, Personenname — nschw. dial. Finnl. Josep (= Josef). sametti "Samt! — schw. sammet. räätikkä "Kohlrübe' — ags. redic, mnd. redie, ahd. ratich, retich, merraatich. türikka 'clavis adulterina’ — nschw. dyrk, dà. dirik, dirk, mod. diderik "Dietrich, Nach- schlüssel’. tupakka — schw. tobak; vänrikki — schw. fänrik, u. s. w. 1 VENDELL, Ordbok, S. 952. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 159 b) Germ. p, t, K in der Stellung nach langem Vokal. Germ. p=fi. pp: kaappi Schrank’ — aschwed. skap, nschw. skåp. piippu ”Pfeife' = aschw. pipa f. tuoppi "Trinkgefäss’ — mschw. stöp, stopp, nschw. stop. Neuere Lehnwörter: knaappi '"Standesperson, Knappe’ — mschwed. knäpe, mnd. knape; kraapin, Inf. kraappia ’kratzen’ schw. skräpa; kruoppi, krouppi "Grube’ — schw. grop. Germ. $ — fi. tt: luote‘, G. luotteen "Zaubergesang’ — germ. *blötes- : aisl. blöt n. (S. 102 oben). miettiä "nachdenken! — germ. *mit- : aisl. mát mn. ’Schätzung’. (Serätä, Herkunft u. chronol., S. 18). muotti ‘forma in qua metalla funduntur' — aisl. möt n. ‘Bild’. schw. dial. möt n. 'Guss- form’. Vel. aber fi. muoto unten. nuotta "Zugnetz’ — germ. "nota : aisl. nöt f. paatti "Boot’ — aschw. bater m. dass. pütta "Balken', vgl. aisl. biti, norw. bite, schw. dial. bita swm. (Rıerz S. 34b, VENDELL S. 43 b). saatto "acervus foeni in prato' — germ. *safon : aisl. sáta, aschw. sata f. dass. öyläätti 'Oblate" — ags. ofléte, aschw. oflæti, üfflæte, nschw. d. övlät dass. vaate, G. vaatteen "vestis! < ? urn. *vadi- (vgl. S. 108); um das fi. -tt- erklären zu kön- nen, dürfte man Beeinflussung durch mnd. wät n. 'Gewand, Kleidung’ annehmen müssen. Estn. watt, G. wati "Kleidungsstück, Kamisol, Jacke, Flausch' und liv. va? Pl. vat? d "Kleidung, Über- zieher sind schon bei SrEtärä, Herkunft u. chronologie, S. 4, Fussn. als niederdeutsche Lehn- wörter aufgefasst worden. Auf nordgermanischem Boden steckt das mnd. wät in dàn. norw. vadsek, schw. vätsäck, das aus mnd. wätsak, nhd. Watsack, eig. 'Kleidsack’, entlehnt ist. ! Neuere Lehnwórter: luuttu "Laute' — schwed. lata; nuotti 'Melodie, Musiknote' — schwed. not "Note' etc. Am Wortende nach haupttonigem Vokal: majesteetti — schw. majestä't; minuutti — schw. minät; planeetta — schw. planét; poeetta — schw. poét; profeetta — schw. profét; soltaatti — schw. soldát; tapeetti — schw. fapét (auch täpätti "Bettdecke’, vgl. mschw. täpete, täpette, mnd. teppet, teppet);? ärmätti — adà. ermede, schw. eremit u. a. Germ. K=fi. kk: miekka "Schwert! — germ. *mekia- : aisl. mékir. rikas, G. riikkaan "reich! — germ. *»?kiaz : aisl. rikr u. S. w. ruokkeet, Pl. 'Hosen' — germ. *brökes- : aisl. brökr (s. oben S. 91). 1 Fark-Tonmp, Et. Ordbog, s. v. Vadmel. 2 H. J. Streng, Nuoremmat ruotsalaiset lainasanat vanhemmassa suomen kirjakielessä, S. 245. 160 T. E. KARSTEN. ruokkia 'das Vieh füttern’ — germ. *rokian- : aisl. rókia 'sich etwas angelegen sein las- sen’, fi. ruokko "cura e. c. corporis — germ. *roko : ahd. ruohha "Acht, Bedacht’. vükko "Woche’ — germ. *w:ko : got. wiko, ags. wicu. Neuere Lehnwórter: Jaakko : schw. Jakob: kruukku "Topf? — schw. krüka; kyókki ’Küche’ — mschw. kökia f., nschw. kök, luokka 'Klasse' — schw. dial. loka "societas’; lyökki Lauch’ — nschw. lök; pükkı '"Pike' — nschw. pik; pyökki — aschw. nschw. dial. bök, nnd. böke ”fagus'; rkki — schw. rike; kuparryökki — schw. kopparrók; ryökkinä, -ynä (Ost.-Finnl.) — schw. fröken Fräulein’. Auch am Ende der zweiten Silbe, z. B. apteekki schw. apték, praktiikka — schw. vraktik. c) Germ. p, t, K in der Stellung nach Diphthong. Germ. p —fi. pp: kauppa "Kauf — germ. *kaupa- : aisl kaup n. raippa "funis! — germ. "raipa- : aisl. reip n. vaippa "Mantel — germ. *waipa- : aisl. veipr "Kopftuch'. Germ. t=fi. tt: nauttia "rui, uti' — germ. *nautian- : aisl. neyta (vgl. aber nauta "Rindvieh' unten). paittoan und peittoan "beize, prügele' — germ. *bait- : aisl. beita, aschw. nschw. beta, nhd. beizen. riutta 'scopulus in mari — germ. *griuta : aisl. griót "lapides". Röyttä, Ortsname e» germ. *greuta- > *griuta- (oben). Germ. k —fi. kk: Heikki — schw. dial. Finnl. Heik (Heinrik). jaukka "Zank, Zwist' — späturn. *jawka- < *jiuka- : got. jiuka (s. unten Exkurs 1). keikka "recurvatus' — aisl. keikr dass. laukka "Lauch' — germ. *lauka- : aisl. laur. leikki "ludus! — aisl. leikr, nschw. dial. Finnl. leik. meikkaan ’liebkose’ — nschw. smeka, dial. smeik. peikko u. peiko "Unhold’ — ? vorgerm. *paikio-, urg. *faigio- : aisl. feigr (oben S. 119). pleikki "Bleiche’ — nschw. bleke n. dass. mschw. blekegardher "Bleichplatz’; vgl. plei- kw unten. d) Germ. p, t, K in der Stellung nach Liqvida. Germ. p —fi. Dp: helppo "Hilismittel' — germ. *helpo : aisl. hjalp f.; tolppa ’Pfeiler’ — schw. stolpe. karppi 'cyprinus' — schw. karp, mnd. karpe, nhd. karpfen; korppi corvus! — schw. korp; korppw "panis bis coctus' — schw. skorpa. silppu "Brühfutter’ — isl. syrpa, schw. sórpa. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 161 torppa tugurium, casa cum agella’ — schw. torp; torppari = schw. torpare. velpperi ‘lagena 1. uter ligneus’, "hölzerne Flasche’ — mschw. värpil, olio värpil, anorw. verpil ”mit Boden an beiden Enden versehenes Gefäss für Flüssigkeiten’. J Germ. $ = fi. $t: alttari ’Altar’ — schw. altare; pelttari 'Gürtler' = aschw. bältare, mnd. belter; piltto(a) 'vir nefarius’ — aschw. biltogha "landesflüchtig'; pultti 'Bolzen' — aschw. bolt, nschw. bult; syltty '"Sülze' — schw. sylta; vältti "cylindrus’ — schw. vält. artti "Zwist, Zank’ — aisl. erta, aschw. erta, nschw. ärta ’aufreizen’; herttua Herzog’ — aschw. herloghi; kirtti(lä) 'glandula' — aschw. kirtel; kortti 'Spielkarte' = schw. kort; kurtta ‘Rock (Überhemd) — mhd. schurz, nhd. Schurz (*skurta-) 'gekürztes Kleidungsstück’ ; körtti 'Rock- schoos’ = schw. skörte; marttyyri — schw. martyr; portti ‘porta’ = schw. port; sortti 'anas fusca’ » schw. svärta; sortti "Sorte" — schw. sort; yrtti "Gewürz’ — aschw. yrt, nschw. ört. Germ. K=fi. kk: hulikka ‘vas recipiendi fluidi’ — aschw. holker ”eylindriskt träkärl, stäva';! kalkki 'Kalk' = schw. kalk; kelkka ”traha minor’ — aisl. kialke, aschw. kielke (*kelka-); palkki ”Balken” — schw. balk; palkku "Haublock' — aisl. bolkr, aschw. bolker (*dalku-); pelkko 'Balken' — aschw. bjelke, nschw. bjälke (*belkon-); silkki "Seide! — schw. silke; telkkä ”fuligula cristata — ? aisl. stelkr, nnorw. stelk ”totanus calidris’; tulkka ”Keil. — nschw. dial. tolk, tulk dass.; tulkki ”Dolmetscher' c aisl. tulkr, nschw. tolk; ulkku 'cottus scorpuus” — nschw. ulka dass. arkku 'arca! — got. arka, aisl. ork; kirkko "Kirche! — aschw. körkia; kurkku — urn. "kuerku- : aisl. kuerk f.; kurikka, poika-k. 'Bürschehen! — nschw. dial. gork ”Junge, Bursche' < urn. *gurka (wegen i in kurikka vgl. oben hulikka — schw. holk); markka ‘Mark’ — germ. *marka : aisl. mork f. "Wald; merkki 'signum' — aisl. merki; parkki 'Gärberlohe’ — nschw. bark; parkkari ’Lohgärber’ — aschw. barkare; parkkumi 'vestis xylina’ — schw. parckum, mnd. parchem; ? sarkki 'Hemd, Rock’ — aisl. serkr, nschw. dial. särk; sirkkeli — schw. cirkel; türkki 'amylum' schw. stärkelse; verkko "Netz! — urg.? *werkon- : aschw. wwrki m. ’Einrichtung im Wasser für den Fischfang’ oder eher — urg. *werko Nom. Akk. Pl. N.; värkkyä "bewirken, vorhaben’ — schw. verka. c) Germ. p, t, K in der Stellung nach Nasal. Germ. p=fi. pp: hamppu ‘cannabis’ — nschw. hampa; kemppi "hochmütig, stolz; Held’ = aschw. kämpe, mnd. kempe; kimppu '"Bündel — nschw. dial. Finnl. kimpo dass.; kumppani ’Kamerad’ — aisl. kumpän, aschw. kumpan; lamppu "Lampe! — schw. lampa; limppu "weiches Brot’ — schw. limpa; pumppu ?"Wasserpumpe' — schw. pump (vgl. aschw. pumpomakare); simppu 'cottus cataphractus’ ! H. J. STRENG, Nuoremmat ruotsalaiset lainasanat vanhemmassa suomen kirjakielessä, S. 35. ? H. J. STRENG gibt in der oben zitierten Arbeit, S. 145 (nach SCHRODERUS, Lexicon Latino-scon- dicum) eine finnische Ausspracheform parkumi an; das finnische Wort lautet jetzt tatsächlich parkkumi. SCHRODERUS schreibt auch z. B. marka für markka ‘Mark’, tärki für tärkki 'amylum', fampi 'seutica’ für tamppi. N:o 2. 21 162 T. E. KARSTEN. — schw. simpa; sumppu "Fischbehálter in Booten’ — schw. sump; tamppi 'scutica! — schw. tamp ; tamppu 'gestampfte Roggenähren’ — schw. stamp; timppi 'Haarbinde der Weiber’ — aschw. nschw. dial timp dass.; temppeli — schw. tempel; vamppu ’Schwamm’ — germ. *swampu- : aisl. suoppr, schw. svamp. Germ. t=fi. tt: minttu "Münze (Pflanze)! — schw. mynta; myntti 'Münze' — schw. mynt; mynttäri 'Mün- zer’ = schw. myntare; pantti '"Pfand' — schw. pant; planttu ’Pflanze’ — schw. planta; räntty "Rente’ — schw. ränta; präntti 'Buchdruck! — schw. pränt; tontti ’Hausplatz’ — schw. tomt; tonttu '"Schutzgott eines Hauses’ — schw. tomte; vanttu ’wollener Handschuh’ — aisl. vottr (*vantu-), schw. vante. 1 Germ. K=fi. kk: ankkwri ' Anker' — ags. ancor (lat. ancora), aschw. ankare; hankkilus "lorum gestatorium’ — germ. *hankila- : nhd. Henkel; kenkkään 'schenke' — schw. skänka; kinkku ’Schinke’ — schw. skinka; klinkku Klinke’ — schw. klinka; munkki Mönch’ — schw. munk; pankko 'Bank' — germ. *bankio- : aisl. bekkr, schw. bänk; penkki ‘Bank’ — nschw. bänk; vinkkeli — schw. vinkel. Germ. p, £ und % erscheinen also im finnischen Inlaut in zahlreichen Fällen geminiert, und zwar sowohl in der Stellung a) nach kurzem Vokal, als b) nach langem Vokal, c) nach Diphthong, d) nach Liquida (l, r) und e) nach Nasal. Diese Lautentsprechung ist bei den aus urnordischer Zeit herrührenden Lehnwörtern ausnahmslose Regel, denn sämtliche Ausnahmen davon sind, wie wir unten sehen werden, nur scheinbar. Beispiele einer abweichenden Lautver- tretung (finn. p, 7, & = germ. p, t, k am Anfang offener Silben) finden sich tatsächlich nur unter den jüngeren, alt- und neuschwedischen Lehnwörtern, dazu bloss in den Lautstellungen a), b) und c): naeh kurzem bezw. langem Stammvokal oder Diphthong. Dies erhellt aus der folgenden Übersicht : a) Germ. p, $, K nach kurzem Vokal = fi. p, t, K. Zweisilbige Wörter: haka 'Haken’, hakanen dimin. — aschw. haki m., nschw. dial. Finnl. haka dass.; katu "Gasse, Strasse’ — aschw. gata f., nschw. dial. Finnl. gatu f. maku 'Geschmack! — nschw. dial. Finnl.? smaku swf. im Ausdrucke va(ra) à smakun "betrunken sein’, vgl. smak(a) ’sich berauschen’, smaku-dag ’Schmaustag’, smaku-fang "Rohstoff ! Fi. kynttilä, estn. künal, G. kündla, -nla, 'candela', wot. küntteli, (&ünleli Wachslicht in der Kirche"), liv. kündöl, kündlö, kündil gegenüber aisl. kyndill, aschwed. kyndil 'candela', nschw. kyndelsmessa, dial. Finn]. kyndermessa ist wegen des finnischen und wotischen -i- ein Rätsel. Die Länge des » in nschw. kyndel, aschw. kyndil scheint im Finnischen und Wotischen auf den nachfolgenden Verschlusslaut übertragen worden zu sein. Vgl. aisl. Schreibungen wie endda 'enden', halldda 'halten' (NOREEN, Aisl. Gramm.’ $ 272, Gesch. d. nord. Spr. $ 133). ? VENDELL, Ordbok, S. 877. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 163 für die Bereitung der Speise’, smaku-kaku ’neubackenes Brot’ (kaku = 'Kuchen’), ill-smaku(gär) = fi. ilkeü-makwinen "übelschmeckend', u. s. w. piki "Pech! — aschw. bik, bäk, big, nschw. beck, dial. Finnl.! bik indekl. Adj. "pechig’, bika swv. intr. 'an etw. haften’, bikandi Adv. als Verstärkung. takaan, Inf. ta’ata "Bürgschaft leisten’, Zaka-vara "depositum" — aisl. tak n. "Bürgschaft’, aschw. tak n. 'Beschlag und Bürgschaft’, taka vb. "Bürgschaft stellen’, nschw. dial. Finnl. taka dass. ? tika-veitsi 'dolchartiges Schnitzmesser' — aschw. stikametz dass. vati, fati Schüssel’ — aschw. fat n., nschw. dial. Finnl. fåt, best. Form fatd. Dreisilbige Wörter: jatuli (fi. dial.) = jätti "Riese', vel. jatulin linna, j. tarha "Riesenhügel’, "Grabhügel’ (Nord- Österbotten), jatulin letto "Insel, Klippe der Riesen’ nnorw. jotul, jutul "Riese’, nschw. dial. Finnl. jättul, jättur, jätur dass. auch in Inselnamen.# Der ostnord. Lautübergang ia > ie (*jatul > jetul) ist erst um 1350 vollständig durchgeführt. * hakuli "Vorstadt, 'Schanzwerk' — mschw. hakulvärk, mnd. hakelwerk, estl.-schwed. hakul- gård "schlechter Pfahlzaun’. 5 sipuli "Zwiebel' — mschw. sipul, mnd. sipolle, lat. eepula dass. pitali "aussätzig’ — mschw. spital m. und n., spitali m., mnd. spetål '"Siechen-, Lepro- senhaus’. kupari "Kupfer — aschw. kopar, nschw. dial. Finnl. kopar, kupar (VEnDELL 477). pikari ”Becher' — aschw. bikar, bikare (mlat. bicarium), nschw. dial. Finnl. (VEnDELL 39) bigar, bigarä dass. pipari (-kakku) ’Piefferkuchen’ — nschw. dial. Finnl. (VENDELL 689) pipar-kaka, aschw. pipar, vgl. fi. pippuri oben S. 157. tikari "Dolch' — fi. tika(-veitsi), aschw. stika-(metz), umgebildet nach den ari-Wórtern. paperi ‘Papier’ = mschw. papir, paper, nschw. dial. Finnl. papär (VENDELL 685). sokuri, sokeri "Zucker = mschw. soker, sukir, zwker, socker, sucker, nschw. dial. Finn]. sokür, mnd. sucker, mhd. zu(c)ker, ahd. zucura, mlat. zueura, zuecarum. Fi. sokuri erinnert besonders an ahd. und mlat. zucura. apina, apinja 'Affe' — aisl. apynja, aschw. apinia (apina), nschw. dial. Finnl. apinjo, -u dass. (VENDELL 15). lakana "Laken' — mschw. lakan, nschw. dial. Finnl. läkan, spätanorw. lakan < asächs. lakan, mnd. laken. ! VENDELL, Ordbok S. 37. 2 Ibid. S. 999. 3 Ibid., S. 414. * NonEEN, Gesch. d. nord. Spr? $ 138 a) «), 5 SÖDERWALL, Ordbok s. v. hakulvärk. N:o 2. 164 T. E. KARSTEN. b) Germ. p, t, K nach langem Vokal oder Diphthong = fi. p, t. K. Zweisilbige Wörter: kaapu, G. kaavun (bei RENVALL auch kaappu, G. kaapun) 'Kappe, Mantel — aschw. kapa, nschw. käpa dass. klooti, klootu 'summum capuli globus’ — mschw. nschw. klot, mnd. klôt ’globus’. ! kraaku u. kraakku, G. kraakun "Kesselhebel, -tráger' (RENVALL) — nschw. dial. Finnl. kräko, -u f. dass., vgl. kräkträ dass. in Uppland. ? pleikaan (= pleikkaan) — schw. bleka swv., dial. bleik "bleichen'. pleiku 1) "Bleiche’ (== pleikki), 2) Kreide’ — nschwd. Finnl. (VENDELL 54) bláiku f. — pleiku 1), aschw. bleka f. "Kalk, Kreide’. plootu u. ploottu "Metallplatte' — nschw. plåt dass. ruuti u. kruuti "Pulver! nschw. krit. ruutu '"Scheibe — mschw. nschw. rata, dial. Finnl. rafu, lat. ruta. ruoto, ruotu u. ruoti 'Bauerzunft die einen Soldat od. Bettler ernährt’ — mschw. rote, mnd. rote, afranz. rote (mlat. rupta) "Schar, Abteilung (von Kriegern), nschw. rate ’Distrikt’. Aus finnischen Mundarten in Süd-Österbotten, Satakunta u. Tawastland seien noch erwähnt: fükata — schw. fika ’trachten, streben’; flaati — schw. flat 'verblüfft; kliitu — schw. krita, dial. Finnl klitu Kreide’; kluuki — schw. klok ’klug’; kluutan — schw. kläta ’mit einem Lappen abwischen’; knyyti — schw. knyte ’Bündel’; kriipaan — schw. gripa 'greifen’; pluutaan - schw. prata, dial. Finnl. plat "feilschen, handeln’; praataan — schw. prata 'schwatzen, plau- dern’, pruukaan — schw. bruka "pflegen’; auch faprüki schw, fabrik, apteeki — schw. apték, früheeti — schw. frihet "Freiheit. Dreisilbige Wörter: kükarı — schw. kikare ’Fernrohr’; leikari ’joculator, princeps ludi’, ’Spielmann’ — aisl. leikari, aschw. lekare dass. vgl. nschw. dial. Finnl. lezk swv. tanzen’ (VENDELL 543). lääkäri ”Arzt — aschw. lekiare, ostschw. dial. läkjare, läitjarä (VENDELL 579). moukari '"Schlàgel' — nschw. dial. mäkare dass. (VENDELL 627). suutari "Schuster' — aisl. såtari, aschw. sutare, lat. sutor. fröökynä "Fräulein — mschw. nschw. fröken, vgl. ryökkinä in Ost-Finnl. krükuna = nschw. krikon ”Krieche'. saatana — nschw. satan. vaakwna "Wappen’ — aschw. vakn, vapn, nschw. dial. Finnl. vàken, vaken-hus, vakn-hüs (VENDELL 1085, 1114). vükuna ’Feige’ nschw. fikon. Am Anfang einer offener Silbe erscheint germ. p, t, k in der Stellung nach kurzem Stammvokal also vielfach als kurz, und zwar nicht nur in Zweisilblern : haka, katu, maku, takaan, ! H. J. SRENG, Nuoremmat ruotsalaiset lainasanat vanhemmassa suomen kirjallisuudessa, S. 67. ? VENDELL, Ordbok, S. 498, Rrerz, S. 359. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 165 vali, piki, tika(-veitsi) sondern auch in 3-silbigen Wörtern (jatuli, hakuli, sipuli, pitali, kupari, pikari, pipari-, tikari, paperi, sokuri, -eri, apina, lakana). In den Fällen der erstgenannten Gruppe könnte die kurze Tenuis im Nom. Sg. (haka, katu etc.) an sich auf lautlicher Analogie beruhen, denn ein ursprünglicher Wechsel Nom. Sg. *kattu — Gen. Sg. *kafun (vgl. fi. lukko Gen. lukon "Türschloss’ < urn. "luko) hätte durch Formausgleichung den Nom. Sg. katu ergeben können. Die 3-sijbigen Wörter, jatuli ete., bei denen es einen Lautwechsel tt — t etc. nie gegeben hat, beweisen aber, dass die finnischen Nominative haka, katu etc. als keine Analogiebildungen auf- gefasst zu werden brauchen, sondern dass sie lautliche Entsprechungen zu den schwed. Substraten haka (Akk. Se.), gatu (Akk. Se.) etc. sind. Ebenso unbegründet wäre die Annahme von finnischer Analogiebildung für die Erklärung der vielen Fälle, wo sich germ. p, t, k (für zu erwartendes pp, tt, kk) am Anfang offener End- silben nach langem Vokal oder Diphthong befindet: kaapu, klooti, kraaku, pleiku, ruuti, ruutu, ruoto; fükaa, flaati, kliitu, kluuki, klwutaan, knyyti, kriipaan, pleikaan, pleiku, pluutaan, praataan, pruukaan. Dies scheint wieder aus den vielen 3-silbigen Lehnwórtern (kZkari, leikari, lääküri, moukari, suutari; fröökynä, krükuna, saatana, vaakuna, viikuna) hervorzugehen, bei denen die kurzen Tenues durch keine Formausgleichung erklärbar sind. Die Quantität der finnländisch schwedischen tonlosen Verschlusslaute p, {, k nach kur- zem oder langem Stammvokal oder Diphthong muss daher in spätaltschwedischer wie bes. in mittel- und neuschwedischer Zeit ein wenig kürzer gewesen sein als in den urnordischen und frühaltschwedischen Perioden, in denen dieselben Laute, wie zahlreiche damals übernommene, oben (S. 157—62) zusammengestellte Lehnwörter lehren, von den Finnen als lang aufgefasst und dem- gemäss geminiert worden sind. In den meisten heutigen finnländisch-schwedischen Mundarten — wenigstens in denjenigen, die von der in Finnland geltenden hochschwedischen Aussprache nicht in höherem Grade beeinflusst worden sind — dürfte tatsächlich jeder postvokalische Konsonant in offener Silbe kurz sein. Diese Beobachtung ist für die finnische Lehnwörterfrage bisher nicht verwertet worden, ist aber an sich keineswegs neu. Nach H. VrNpELL, Ordbok över de öst- svenska dialekterna, Einleitung („Översiktlig framställning av de östsvenska mälens ljud- och böjningsförhällanden“), S. XXIV f. sollten in der Mehrzahl der schwedischen Örter in Finnland — mit Ausnahme vor allem von Åland — alle postvokalische consonantes antecedentes — jedoch wohl nicht s vor #, p, t — kurz ausgesprochen werden können. Auch in dieser Hinsicht stehen unsere schwedischen Volksmundarten in schroffem Gegensatz zu der hochschwedischen Sprache unseres Landes. In den Volksdialekten ist also die Quantität z. B. von t und # in gåtu "Gasse, fätä 'das Fass’, häka ”Haken ganz dieselbe wie die der Laute d und g in lädu ’Scheune’ und häga 'eingefriedigter Weideplatz’, wie auch die finnische Wiedergabe der Wörter angibt (katu ’Gasse’, vati ’Fass’, haka "Haken! mit £, k ganz wie Zato ’Scheune’ und haka 'Weideplatz). Die finnländisch-hochschwedische Aussprache dieser Wörter ist dagegen gata, fatet, hake, bezw. lada, hage. Die neueren schwedischen Lehnwörter im Finnischen sind in der Tat ihrer Hauptmasse nach unseren Volksdialekten entnommen, nicht der Sprache der gebildeten Kreise; vgl. noch die 3-silbigen Wörter apin(j)a 'Affe' — schw. dial. apinjo (hochschw. apa), lükana — schw. dial. läkan (hschw. lakan), kupari — schw. dial. kupar, kopar (hschw. koppar), pikari — schw. dial. bigar, aschw. bikari (hschw. bägare), pipari-kakku ’Pfefferkuchen’ — schw. dial. pipar-kaku (hschw. 166 T. E. KARSTEN. pepparkaka), paperi — schw. dial. påpär (hschw. papper), sokuri, sokeri — schw. dial. sokär (hschw. socker). Die in Rede stehende jüngere Lehnwörterschicht mit einfachem p, t, k nach kurzem Stammvokal umfasst, wie gesagt, nicht nur ältere und jüngere neusch wedische Entlehnungen (S. 162 1.) sondern auch jüngere altschwedische: vgl. oben jatuli ”Riese', das spätestens vor etwa 1350 entlehnt sein dürfte, sowie die dem skandinavischen Norden aus Niederdeutschland im Mittelalter zugeführten Wörter fi. hakuli, sipuli, pitali, kupari, pikari, tika (-veitsi), paperi, sokuri. Die mit geminierten Tenues versehenen Lehnwörter dieser Art sind dagegen durchweg älter. Fi. tikkuri "Bündel von 10 Fellen’ ist mindestens frühaltschwedisch ; vgl. anorw. dekor m., aschw. dikur m. 'decuria, däcker, ett tiotal (skin) im Västgötagesetz 60 : 23,1 mnd. deker, mhd. Zecher, mlat. dacora, dacra, dicora.? Ins Finnische kam das alte römisch-germ. Kulturwort hinein zunächst aus dem Nordgermanischen. Fi. pippuri 'Pfeffer' tritt in formaler Hinsicht an die Seite von Zik- kuri; es entspricht wahrscheinlich einer späturnordischen Form *pipur = ags. pipor; vgl. den aus- gebliebenen a-Umlaut in aisl. piparr m. und aschwed. pzpar m. gegenüber and. pepar, mnd. peper und ahd. pfeffar, nhd. Pfeffer. Das germ. Wort ist wohl, wie Kruse Et. Wbeh von Anker sagt, ,ein früh in England eingebürgertes lat. Lehnwort, das sich wohl ehenso früh auch im kontinen- talen Deutsch und im Nord. eingebürgert hat: in den ersten nachchristlichen Jahrhh. am Niederr- hein und an der Nordsee entlehnt aus lat. ancora“ (vel. it. ancora, asl. ancura, ags. ancor, fi. ank- kuri). „Die frühe Übernahme des lat. Wortes [piper] ins Germ. wird durch die Geschichte bestä- tigt : 410 hat Alarich vor Rom einen Waffenstillstand gewährt, wogegen Rom u. a. 3000 Pfund Pfefter stellen musste“ (Kruar, Et. Wbeh s. v. Pfeffer). Fi. pippuri weicht schon durch seinen Mittelvokal von aisl. piparr, aschw. pipar, nschw. dial. Finnl. pipar ab. Wenn es eine finnische Umbildung von aschw. pipar nach dem finnischen uri-Typus wäre, wie Serärä, Bibliographisches Verzeichnis der in der literatur behandelten älteren germ. bestandteile in den ostseefinn. sprachen, S. 139 und nach ihm H. J. Streng, Nuoremmat ruotsalaiset lainasanat suomen vanhemmassa kirjallisuudessa, S. 156 behaupten, hätte man nämlich eine nirgends belegte fi. Form. *pipur: zu erwarten, denn die finnischen Lehnwörter auf -ari, die mit kurzem Stammvokal (kupari, pikari, pipari-(kakku), tikari, vgl. paperi, sokuri) wie die mit langem (käkari, leikari, lääkäri, moukari, suutari) geminieren nie eine inlautende Tenuis. Unbegreiflich wäre auch, warum sich eine verein- zelte Bildung der im Schwedischen und Finnischen so überaus zahlreich vertretenen ari-Wörter den finnischen wri-Bildungen angeglichen hätte, welche auch begriftlich ganz abseits liegen, in- dem sie Nomina agentis oder Nom. instrumenti sind.3 Ausgeprägt urnordisch sind auch die ! H. PrrrNG, Äldre Västgötalagens ordskatt (Acta societatis scient. fenn. Tom. XLII, N:o 4), S. 9. ? Der Name des: Dorfes Dickursby (fi. Tikkurila) bei Helsingfors gehört wohl auch hierher. Der nhd. Ausdruck Decher ist noch jetzt üblich im Leder- und Fellhandel. Deutsche Stämme trieben seit alters mit den Römern Pelzhandel, bezahlten nicht selten auch ihr Tribut in Tierfellen (s. F. SEr;ER, Die Entwicklung der deutschen Kultur im Spiegel des deutschen Lehnworts, T. 1, S. 30). Als Appellativ lebt das alte Wort in einem neuschwedischen Dialekt in Finnl. (Oravais) noch fort: dikur, nur im Sing., 'Schar, Haufe’ (VENDELL, S. 130). In fi. tikkuri hat sich die altgermanische Bedeutung des Wortes erhalten. 3 Vgl. Verf., Idg. F. 26, S. 249f., Zs. f. d. Wortforschung 12, S. 89, Germ.-rom. Monatschrift 6, S. 87. Hier wird u. a. darauf hingewiesen, dass auch die Schweden während der Vikingerzeit mit England und dem Niederrhein (vor allem mit den Friesen, die unter allen kontinentalgermanischen Stämmen mit den Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 167 übrigen 3-silbigen Lehnwörter mit geminierter Tenuis nach kurzem Stammvokal : fi. ruppana (urn. *krupana-), kattila (urn. *katila-), kakkula (urn. *skakula-), kukkaro (urn. *kukaro-) und lukkaro (urn. *lukaro), ebenso die 2-silbigen Wörter : *lattia (urn. *flatia-), mitta (urn. *mitia-), rutto (urn. *pruton-), jukko (urn. *juko-), kakko (urn. *kakon-), lukko (urn. *lukön), lukkia (urn. *lukian-), rakko (urn. *drakon-), sakko (urn. “sako). Eine urnord. Tenuis nach kurzem Vokal erscheint im Finnischen geminiert noch am Anfang der dritten (offenen) Silbe, vgl. havukka, laatikko, putikka (oben S. 158). Haben nun die geminierten Tenues der fraglichen urnord. und frühaltschwed. Lehnwörter des Finnischen einen historischen Zusammenhang mit den entsprechenden Geminaten der neuhoch- schwedischen Sprache in Finnland? Die Übereinstimmung fällt auf : fi. pippuri — neuhochsehw. peppar, fi. Tikkuri- — nhschw. Diekursby, fi. lukko — nhschw. lucka. Vgl. noch das über ganz Finnland verbreitete fi. pussi "Sückchen' (neben dial. pusa) — nschw. dial. Finnl. pósa, hoch- schwedisch påse aber mittelschwedisch (SöDERWALL, Ordbok, S. 212) posse, -a, mit 3 Belegen, und den schwed. Familiennamen Posse) neben mschwed. posi, pusi.! Diese Fälle von schwedischer Konsonantendehnung sind zunächst mit den bei NomEEN, Gesch. d. nord. Spr.? 8 185, €) erwähn- ten zu vergleichen. Nach haupttonigem kurzem Vokal — ausser a und c — wären k, p, t, s und zum Teil auch > gegen 1400 gedehnt worden, aber nur in der Mälar-Gegend und den nörd- lich angrenzenden Dialekten, z. B. drop(p)e "Tropfen, vita > vetta ’wissen’, mos(s)e' Moor’.? Diese Aussprache kennzeichnet zum Teil auch das heutige Hochschwedische in Finnland : wir sagen mosse und droppe, mundartlich aber mósa und dröpa.® Die Entlehnung von fi. puss? ’Säckchen’ stammt aber kaum erst von der Zeit gegen 1400 her. Die fragliche hochschwedische Dehnung erklärt sich vielleicht am Ende aus der durch das Finnische bezeugten urnordischen und frühalt- schwedischen halblangen Quantität bei p, {, & (und s) nach kurzem Vokal. Durehmustern wir nun die S. 159 f, 164 verzeichneten Lehnwörter, deren germanische Substrata ein p, 7, k nach langem Vokal oder Diphthong aufweisen. In Bezug auf die fin- nische Wiedergabe dieser Laute stellt sich auch hier sogleich heraus, dass die vielen sicher urnordischen Entlehnungen (luofte* G. luotteen, ? miettiä, nuotta, saatto; miekka, rikas G. rikkaan, ruokkeet, ruokkia, ruokko, vükko; kauppa, raippa, vaippa, nauttia, paittoan, riulta, Róyttà; joukka, keikka, laukka, ? peikko) ohne jede Ausnahme ihre Tenues geminieren. Die Geminierung kenn- zeichnet hier ausserdem sämtliche altschwedische und eine Menge der jüngeren Entlehnungen : kaappi, püppu, twoppi, knaappi, kraappia, kruoppi (krouppi); öyläätti, vaate G. vaatteen (vgl. ? mnd. wät), luuttu, muotti, nuotti, paatti, pütta; Jaakko, klookki, kruukku, kyökki, luokka, lyókki, Angelsachsen sprachlich nächst verwandt waren) in regen Verbindungen standen. Vgl. die bei A. GRAPE, Studier över de i fornsvenskan inlånade personnamnen (företrädesvis intill 1350), Uppsala 1911, S. 23 ff. gegebene Übersicht über die diese Frage behandelnde neuere Literatur. ! Vgl. auch neuhochsceh wed. vissen, norw. dàn. vissen aber aisl. visinn "welk. 2 Über eine scheinbar ganz regellose aisl. Konsonantendehnung nach kurzem haupttonigem Vokal S. NOREEN, Aisl. Gr. 8 271. > Neben neuschwed. dial. Finnl. drópa swm. kommt auch die Form droppu swf. vor (vgl. hoch- schw. droppe m.), neben mundartl. sopa, supa swm. (— aisl. no. aschw. sope) "Tropfen Milch etc. auch soppa swm. und soppu swf., vgl. hochschw. soppa "Suppe, s. VENDELL, Ordbok, s. vv. Die mundartlichen Formen mit Geminata (droppu, soppa, -u) beruhen wohl auf hochschwedischem Einfluss. N:o 2. 168 T. E. KARSTEN. pükki, pyökki, rükki, kuparryókki, ryökkinä, Heikki, leikki, pleikki. Die Lehnwörter mit kurzer Tenuis stammen alle erst von dem Mittelalter: (kaapu, kraaku, leikari, lääkäri, suutari, vaakuna) oder einer noch neueren Zeit her (fükaam, kliitu, klooti, kluuki, kluutaan, knyyti, krüpaan, plei- kaan, pleiku, pluutaan. praataan, pruukaan, ruuti, ruutu, ruoto; kükari, moukari, fröökynä, krü- kuna, saatana, viikuna), mehrere unter den jüngsten Lehnwörtern treten dazu nur in ganz ver- einzelten Mundarten auf (fikaan, kriipaan, kluuki u. a.). In der Stellung nach Liquida oder Nasal erscheint eine germanische Tenuis im Finnischen, wie die zahlreichen einschlägigen Fälle (S. 160—2) beweisen, immer geminiert. 1 In den beiden letztgenannten Fällen — wo also Liquida oder Nasal der Tenuis voran- geht — beruht die finnische Geminierung sichtlich auf der nordgermanischen Quantität der so gestellten Verschlusslaute. Diese ist heutzutage in Schweden wie in Finnland, hochschwedisch wie dialektisch, eine verhältnismässig lange.? Unsere finnischen Lehnwörter bezeugen nun die- selbe Aussprache für die älteren Perioden, die altschwedische wie die ganze urnordische, wenig- stens auf dem ostschwedischen Sprachgebiete. ? Aber auch in den übrigen Stellungen — nach haupttonigem kurzem Vokal wie nach langem Vokal oder Diphthong — lassen sich die geminierten Tenues der finnischen Lehnwörter wohl nur aus einer verwandten germanischen Aussprache erklären. Nach langem Vokal haben diese Laute in der neuhochschwedischen Aussprache Finnlands und zwar ganz besonders unter den älteren südfinnländischen Kulturkreisen in der Tat eine noch deutlich vernehmbare halblange Quantität. * Finnische Lehnwörter wie paatti "Boot! — schwed. båt (aschw. bat), kaappi "Schrank — schw. skåp, aschw. skap bestätigen diese Beobachtung. ® Die in der Stellung nach kurzem Vokal zu beobachtende hochschwedisch-finnländische vokalische bezw. konsonantische Dehnung z. B. in kak(k)a Pl. kak(k)or "Kuchen! (dial. kaku — fi. kakko), lucka Öffnung’ (dial. läku fi. lukko, -u "Türschloss’) ist wohl auch sie, wie schon bemerkt wurde, mit der im Finnischen her- vortretenden Tenuis-Gemination in Verbindung zu bringen. 1 Fi. sinkkeli (LONNROT) 'Klammer od. Krampe, welche an einer geborstenen Stelle befestigt wird, um die einzelnen Teile zusammenzuhalten' zu nschw. dial. Finnl. sinkel (sinkäl, sintjäl, sinkil) m. n. 1) 'me- tallene Krampe’, 2) ’Eisenring, der beim Zusammenstücken einer Kette angewandt wird’, 3) 'Strippe, die am Bord angewandt wird’ (VENDELL, Ordbok, S. 793) hat die Nebenformen sinkeli und sinkilä (RENVALL, LÓNN- ROT) mit ungeminiertem k-Laut. Diese Varianten sind vielleicht von dem in formaler Hinsicht sehr nahe stehenden finnischen Wort sinkula "Nabenbohrer beeinflusst. Schwed. dial. sinkel ist sonst wohl ein mittel- niederdeutsches Lehnwort; vgl. mnd. senkel 'Schnalle, Nestel, Schnürriemen’, mhd. senkel (sinkel) 'Senkel, Nestel; Anker; trichterförmiges mit Bleikugeln beschwertes Zugnetz’, ahd. senchil m., sinchila f. Anker, Zug- netz’. Im Altnorwegischen und Altschwedischen fehlt das Wort. 2 A. NOREEN, Vårt språk, nysvensk grammatik i utförlig framställning, Bd. 1, S. 95, H. PIPPING, Om det bildade uttalet av svenska sproket i Finland in Nystavaren, tidskrift för rättstavningsfrägor, Uppsala 1892—7, Bd. 4, S. 119ff, H. VENDELL, Ordbok över de östsvenska dialekterna, öfversiktlig framställning $ 36. 3 Vgl. einige literarische Anzeichen dafür bei NOREEN, Aisl. Gramm.?$ 272, Aschw. Gramm. $ 301, Gesch. d. nord. Spr. $ 185, 8). * In unseren Tagen ist die gebildete schwedische Umgangssprache in Finnland wegen einer sehr lebhaften Standescirkulation von den Mundarten in der Regel stärker beeinflusst als früher. 5 Vgl. PrPPrNG, Nystavaren, Bd. 4, S. 121, für das Altwestnordische NOREEN, Aisl. Gramm.? $ 270. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 169 Wenn nun also unsere finnländisch-schwedischen Volksmundarten ihre inlautenden Tenues nach kurzem und langem Vokal wie nach Diphthong von spätaltschwedischer Zeit an mehr und mehr zu kürzen geneigt sind, so beruht dieser Vorgang ohne Zweifel zunächst auf finnischer Einwirkung, denn die finnischen Tenues sind, wie schon gesagt, sowohl quantitativ kürzer als auch expiratorisch schwächer als die entsprechenden schwedischen Laute. In der heutigen schwedischen Volkssprache Finnlands ist der finnische Einschlag tatsächlich auch sonst ein sehr bedeutender. Unsere beiden Volkselemente haben sich, von den vielen Gegenden hinaus, wo sie seit alter Zeit gemischt oder jedenfalls in der unmittelbaren Nachbarschaft von einander gelebt, erweislichermassen auch in sprachlicher Hinsicht mit der Zeit gegenseitig mehr und mehr be- einflusst. ! Wo nun finnische Lehnwörter, die sicher urnordisch sind, in Widerspruch mit diesen Regeln gegenüber den germanischen einfachen Tenues p, t, k ungeminierte Laute aufweisen, erklären sich diese Unregelmässigkeiten aus dem vorgermanischen Konsonantenstand der urnor- dischen Substrata : die finnischen p, t, k vertreten hier vorgermanische (noch nicht verschobene) Mediae. Die einschlägigen Fälle sind: œ) Fi. p e vorgerm. b: Fi. kuve‘ (*kuBes) Gen. kupe(h)em (*kupezen) "Weiche bei den Hüften’, ‘Seite’, estn. kube, Gen. Sg. kubeme, kube, gew. im Pl. kubemed ‘der unterste Teil des Leibes' < vorg. *kubes- n. (urg. *hupes- > *hupi) 'Hüfte' (s. oben S. 103). Wegen des anlauten- den fi. k = germ. h vgl. unten. Eine urgermanische Grundform *hupes-, *hupi- hätte fi. *kupe’, Gen. Sg. kuppe(h)en gegeben. ? ! Vgl. R. SAxÉN, Finska lánord i óstsvenska dialekter (Sv. landsm. 11:3). Auch die auffallende sogen. finnische Brechung in der hochschwedischen Umgangssprache Finnlands, welche gerade durch diese von der in Schweden gesprochenen in so hohem Grade abweicht, dürfte zum grossen Teil durch unsere schwedischen Mundarten vermittelt sein; vgl. O. F. HurTMAN, Om uppkomsten av den bildade talsvenskan i Finland (Svenska litteratursällskapets i Finland skrifter: Förhandlingar och uppsatser 27, S. 246 f). ? Seitdem ich diese wie die meisten anderen in dieser Arbeit gegebenen neuen Wortgleichungen niedergeschrieben hatte, erschien das Heft 1/2 unserer Neuphilologischen Mitteilungen, Jahrg. 1914, mit einem Aufsatz von H. SvorAHTI, wo er das in Frage stehende finnische Wort kuve "Weiche, Seite’ von germ. *hupi- "Hüfte' herleitet, ohne sich aber auf die mit dieser Annahme verbundenen lautlichen Schwierigkeiten einzu- lassen. Germanische Entlehnungen wie kauppa, raippa, milla, sakko weisen freilich — meint S. — auf ein Paradigma *kupe(h) : *kuppe(h)en hin, aber es gäbe, wie schon THOMSEN Einfluss, S. 72f., Beröringer, S. 75 und SETÄLÄ, Fi-ugr, F. 12, S. 285 annehmen, auch Beispiele für die Behandlung der germanischen stimmlosen Verschlusslaute in der Weise des Paradigmas kuve(h) : kupe(h)en, z. B. fi. Juko Gen. juvon neben jukko Gen. Jukon, vati Gen. vadin. Diese Beispiele beweisen aber nichts für die Richtigkeit der Gleichung fi. kuve(h), kupe(h)en — germ. *hupi, denn fi. vati Gen. vadin entspricht neuschwed. fat mit geschwächter Tenuis (vgl. oben) und fi. juko ist, wie das -o zeigt, ein frühurnordisches Lehnwort, welches auf vorgerm. *jugo- zurück- gehen kann (s. unten). N:o 2. , 29 170 T. E. KARSTEN. Fi. kempo, Gen. kemmon (*kemßon) ’Zugnetzflüsse «C ? vorg. *gembon- (urg. *kempon-, *kimpon-) : nschw. dial. Finnl. kzmpa und kippa "Bund, Bündel’ und das finnische Lehnwort kömppu dass. (< aschwed. Akk. Se. *kimpu). Doch könnte fi. kempo auch auf urgerm. *kemb-, *kimb- zurückgehen, das für aisl. kimbull ’Bündel (in nefra-kimbull) vorauszusetzende Grundwort; vgl. fi. kimmo (= kempo, kimppu) aus einem Paradigma ? Nom. Sg. *kimpo, Gen. Sg. kimmen (s. oben S. 78 f.). Fi. kempo ist, wie das € vor m + p zeigt, jedenfalls eine uralte Entlehnung. Fi. kumpu, Gen. kummun (*kumßun) "Anhöhe, Hügel’ < vorg. *kumbu- (urg. *humpu-) : aisl. aptr-huppr m., norw. dial. hupp und hump m. "Weichen (beim Vieh), eig. ’Erhöhung’, vel. norw. hump ’Bergknollen, kleinere Unebenheit’, humputt ”uneben, knorrig’, nschw. dial. Finnl. humpel (hompil) m. 'Anhóhe', dàn. humpel ’ein grosses klumpenförmiges Stück’, in der Seemannssprache ’Hügel oder Anhöhe an der Küste’. Hierher stelle ich aus den Schären bei Wörä in Süd-Österbotten (FinnL) die Namen Humppum (Wiese), eine n-Erweiterung, und Hump-galten (Bergknollen bei der genannten Wiese). Zu der in Rede stehenden germ. Wortsippe gehören noch mnd. humpel, nd. hümpel ’Häufchen, kleiner Hügel, preuss. humpel, hümpel, hómpel "Erdhócker, Klumpenhócker, kleiner (z. B. Maulwurfs-) Hügel’, nengl. hump 'Buckel, Höcker, kleine Menge, Bisschen'; begrifflich ferner liegende germa- nische Belege bei H. ScHröper, Ablautstudien, S. 191. Vel. aussergermanisch skr. Kk/mba m. 'das dicke Ende eines Knochens’, gr. zUußn "Kahn, Becken, Kopf’, zUußos m. ”Gefäss', gall. cumba "Tal, s. Tone, Wortschatz, S. 94. — Eine lautverschobene germ. Grdf. *humpu- hätte finnisch *kwmppu Gen. Sg. *kumpun gegeben. Wegen des anlautenden fi. k = germ. h vgl. unten. B) Fi. € — vorgerm. d: Fi. etona, Gen. Sg. etonan "schlechter Mensch, Bettel, Schlingel’ «C vorg. *edon- + fi. a: lat. edo 'Fresser' ahd. ezzo 'edax', aschw. iette swm. ’Riese’, vgl. den a-Stamm aisl. zofunn, aschw. icetun, ags. eofom dass. Sieh oben S. 115—8, wegen der altschwedisch-finnischen Form jatuli S. 163. Fi. ruutana, G. Sg. ruutanan "malum quid, contagio', 'ansteckende Krankheit’, auch 'detes- tabilis (abscheulich) : voi sinua ruutanata *væ tibi detestabili (RENVALL), < vorg. *"irudono- (urg. *prütana-) : aisl. prütinn "geschwollen'; vgl. hann var allr prütinn ok blär, prütinn i andliti, kjótit var prátit (Quellen bei FRITZNER? 3, S. 1046) sowie die mit aisl. prütinn etymologisch verwandten got. pruds-fill n. "Aussatz, Druts-fills "aussätzie’, ags. prust-fell ’Aussatz’, aisl. prof? swm. 'Anschwellen, Geschwulst und das finnische Lehnwort rutto, rutto- tauti 'Pest, Seuche’ (s. oben S. 128). Man beachte fi. ruutana neben dem nach der Lautver- schiebung entlehnten rutto mit -/£. Wegen der Endung -ana für zu erwartendes -ono vel. fi. etana ’Schnecke, Regenwurm’ = efona (oben S. 115) sowie fi. ansas = älteres ansos (S. 118). Fi. puutio, G. Sg. puution ’Wasserpfütze’ << ? vorg. *budio (urg. *putia-) : and. putti, ahd. phuzzi m., mhd. phütze stswf., ags. pytt m. und ? aisl. pyttr, nschw. dial. pytt "Wasserpfütze' (s. S. 120). Das lange 4 in fi. puutio könnte finnische Verlängerung sein, vel. z. B. fi. viikko Woche’ — got. viko f., aisl. vika f. Zweisilbige Wörter: Tom. XLV. Germanisch-fimnisehe Lehnwortstudien. 171 Fi. muoto, G. Sg. muodon 1) "facies rei externa, forma rei’, 2) 'modus 1. ratio rei agendæ?, estn. mod’ G. moe, mod G. mou ’Art, Weise, Gestalt, Form, Format’, weps. mod Pl. -od 'facies’, liv. miod Pl. -od ’Art, Weise’ «C vorg. *müdo- (urg. *möta-) : aisl. möt n. 1) ’Bild’ (vgl. lapp. muotto ’Angesicht’), 2) ’Aussehen’, 3) "Beschaffenheit, Weise’. Vgl. das nach der Lautverschiebung entlehnte fi. muotti ’forma in qua metalla funduntur (mit -tt-) < alt- od. neuschw. mot n. 'Gusstorm' (s. oben S. 124). Für das hohe Alter des Lehnwortes muoto spricht auch die Endung -o (= indogerm. -o) gegen- über dem für die jüngeren Entlehnungen charakteristischen - in muotti. Für THomsen, Einfluss (S. 156), der noch keine Entlehnungen vor der Lautverschiebung, auch keine mit erhaltenem indogermanischen à kennt, musste das Verhältnis zwischen fi. muotti und muoto „zweifelhaft“ sein. Bei Serätä, Herkunft u. chronologie sind diese Wörter nicht einmal erwähnt; im „Ver- zeichnis“ (Fi.-ugr. F. 13, S. 413) versieht er fi. muoto mit ?. Auch nach ihm war die Lautver- schiebung vor den germanisch-finnischen Berührungen schon eingetreten (Herkunft S. 47). — Vel. die bei A. Hackman, Atlas öfver Finland, Text, Bd. 2: Förhistoriska fynd, S. 32 abgebildete eine Hälfte einer Gussform für Hohlkelte aus der nordfinnländischen Bronzezeit. Fi. nauta, G. Sg. naudan ’Rindvieh’ «C vorg. *nawda (urg. *nauta, -0) Nom. Akk. Pl. Ntr.: aisl. naut n. 'Stück Vieh, namentl. Hornvieh', aschw. nof n. 1) "Rind (Ochs od. Kuh), 2) als Kollektivum 'Rindvieh' ete. Nach Taomsen, Einfluss, S. 89 wäre fi. nauta = germ. *nauta- (Nom. Akk. Sg. Ntr.). Die Grundbedeutung war aber sicher eine kollektive, wie die etymologische Verwandtschaft mit dem germ. Zeitwort *neutan- "besitzen, geniessen’ lehrt (vgl. lit. naudi "Nutzen, Ertrag, Habe’), s. oben S. 137. Schon die Endung -a (= idg. a) zeugt also von dem höchsten Alter. Dass fi. nauta aut einer vorgermanischen Grundform *naud- beruhen muss, beweist aber vor allem das etymologisch nahstehende finnische Lehnwort nauttia "geniessen! zu urnord. *nautian- (aisl. neyta "benutzen, geniessen’) : hier erscheint der „verschobene“ germanische Wortstamm naut- mit regel- rechter Geminierung der Tenuis 7. In dieser Hinsicht verhält sich fi. nauta zu nauttia wie fi. muoto zu muotti (s. oben). Das litauische nauda kommt als mögliches Substrat für fi. nauta wegen der abweichenden Bedeutung nicht in Betracht. THomsEn, Einfl. S. 72 f. bespricht fi. nauta als eine der „verhältnismässig wenigen Ausnahmen“ von den Regeln für die Behandlung der germanischen Tenues im Finnischen. Diese Ausnahmen müssten „immer einigen zweifel an der zulässigkeit einer vergleichung erregen, wenn nicht andere gründe ganz entscheidend sind“. Fi. nauta ist aber nach THOMSEN entschieden germanisch. Fi. malto- in malto-rauta "weiches Eisen’ < vorg. *smaldo- (urg. *smalta-) : ahd. mhd. smalz n. 'ausgelassenes Fett, Schmalz, But- ter, das Lehnwort mlat. smaltum n. (ital. smalto m.) ’metallisches Geld, Schmelzglas’, vgl. ahd. smelzi m., nd. smalte, ndl. smalt f. 'SchmelZ. Daneben Fi. melto- in melto-rauta — malto-rauta «C vorg. *smeldo- (urg. *smelta-) mit Ablaut zu *smaldo- : aisl. smelt n. 'Schmelz', smeltr Adj. 'emailliert, mit Metallen belegt’, mud. smelt n. 'Sehmelz, metallisches Glas’, vgl. nschwed. ! Dagegen geht estn. naudi, naut, naud 'Geld' auf das synonyme lett. nauda zürück (THOMSEN, Beróringer, S. 202). N:o 2. 172 T. E. KARSTEN. järn-smälta 'sehmiedbares Eisen’ (s. oben S. 124). Die beiden bisher nur aus Finnland belegten Entlehnungen weisen darauf hin, dass das Eisen auch bei uns schon vor der Lautverschiebung, also mindestens einige Jahrhunderte vor Chr. bekannt war. Vel. die bei ©. MowrmErrvs, Kultur- geschichte Schwedens, S. 155 gegebene Abbildung eines einfachen Ofens für Eisenschmelzung aus einem frühen Teil der Eisenzeit. Fi. malto- in malto-liha "das Magere, das Fleisch im Schweinefleisch’, malfo-ves? oder nur malto Gen. mallon ’stilles Wasser’ < vorg. *maldo- (urg. *malta-) : ahd. mhd. malz "hinschmelzend, hinschwindend, kraftlos', isl. maltr "verfault, bitter (v. Geschmack), nschwed. dial. malt 'verfault, vgl. got. ga-malteins 'Auflósung! etc. (s. oben S. 125). Daneben Russ.-kar. meldo- in meldo-maido "saure Milch’ < vorg. *meldo- (urg. *melta-) mit Ablaut zu *maldo- (urg. "malta-) oben, vgl. nschwed. dial. mältad = malt ’verfault’ (s. oben S. 126). Fi. mallas (*malóas) Gen. Sg. maltalh)an (< *maltazen) "hordeum maceratum et tos- tum’, 'Malz «C vorg.-urg. *maldas (*maltaz): aisl. malt n., ags. mealt n., engl. malt, mnd. malt n., ahd. mhd. malz, nhd. Malz. Die für fi. mallas Gen. malta(h)an vorauszusetzende germanische Grundform *maldas ist nur bezüglich des dentalen Versehlusslautes vorgermanisch. Der Voka- lismus ist durchweg germanisch, wenn das germanische *malt- auf vorgermanisches *mold- zu- rückgeht, wie lat. mollis (*moldvis) und asl. mladü (*moldo-) "jung, zart’ andeuten.! Vgl. auch fi. malto- mit germanischem a in der Stammsilbe aber indogermanischem -o in der Endung. Asl. mlato und preuss. piwa-ınaltan sind germanische Lehnwörter. Fi. dial. verre* (*verdes), Gen. verte(h)en (< *vertezen) ’Bierwürze’ < vorg. *uerdes- n. (urg. *wertiz, *wirtiz) : aisl. virtr n. 'Bierwürze', mhd. wire n., vgl. mnd. werte, wert f. dass.? Die gewöhnliche finnische Form vierre Gen. vierteen beruht auf volks- , etymologischer Anlehnung an fi. viertää "volvere" und véerre Gen. vierteen "Wasserwirbel’, die finnische Nebenform ere ‘Bierwürze auf Anlehnung an den finnischen Verbalstamm vieri- 'volvi (vgl. Tuomsen, Beróringer, S. 244). Ostseefinnische Entsprechungen zu fi. verre, vierre* ’Bierwürze’ sind wot. virre, estn. wirre, südestn. werre, liv. virdog. Die genannten finnischen Formen und aisl. virtr sind zusammengestellt von Serärä, Äännehistoria, S. 64, 120, Fi.-ugr. F. 13, S. 471. Die deutschen Parallelen nennt er aber nicht, auch keine für das finnische Lehnwort vorauszusetzende germanische Grundform. Die finnischen Formen wären — fi. vierre mit Um- bildung nach fi. viertää — nach Serärä aus germ. wirt- (mit t) hervorgegangen, in derselben Weise wie fi. nauta "Rindvieh’ aus germ. "nauta- und fi. mallas Pl. malta(h)at ’Malz’ aus germ. *maltaz. Die Ansetzung eines germanischen Substrats mit 7 befriedigt aber hier ebenso wenig wie bei fi. nauta und fi. mallas. Finn. dial. verre" (*verdes), wohl auch südestn. werre, entspricht aber Laut für Laut einem vorgerm. es-Stamm *yerdes- (= urg. *wertiz "Bierwürze), muss daher die ursprüngliche Wortform sein. Fi. vierre und viere" = verre’ riehten sich wie gesagt nach 1 Torr, Wortschatz, S. 317. ? Das Wort ist zunächst verwandt mit germ *wurti f. Wurz, Kraut, Wurzel’ (got. waurts u. s. w.) und *wurtio f. "Gewürz’ (as. wurtia u. s. w.), s. ToRP, Wortschatz, S. 397. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 173 fi. viertää "volvere" bezw. fi. vieriä 'volvi’. Wot. virre, estn. wirre, liv. virdag mit i in der Stamm- silbe sind beeinflusst von fi. wot. virta, r. kar. virda ”flumen, aestus, impetus aquae’, fi. virtaa-n Inf. virrafa, virran Inf. virtaa, wot. virta-n ‘fluere’, estn. wirdama "sich kräuseln (von bewegten Flüssigkeiten), vgl. besonders ölut wirdab ‘das bier setzt Blasen (beim Gáren). Zu beachten ist auch, dass die späturgermanische Wortform *wirtiz (mit ? in der 1. Silbe) nachgewirkt haben kann. Die liv. Form virdag (*virtege) scheint sich an den finn. ege-Typus angelehnt zu haben. ! Der hier konstatierte vorgermanisch-urfinnische es-Stamm *verdes wurde in der obigen Behandlung der germ. es-Stämme im Finnischen (S. 82 ff.) aus Versehen weggelassen. Urfi. *verdes ’Bierwürze’ ist àlso ein germanisches Lehnwort derselben zeitlichen Kate- gorie wie das oben behandelte fi. mallas (*maldas) ’Malz’, das ebenfalls zur Terminologie des Biergewerbes gehört (s. E. SCHRÖDER, Reallexik. der germ. Altertumsk. 1, S. 279 ff). Die Kunst des Bierbrauens scheinen also die Finnen von den Germanen gelernt zu haben. Germanisch ist daher wohl auch das ostseefinnische Wort für "Bier : fi. out Gen. oluen (*oluden), dial. olu, olo, olon. olud, weps. olus Pl. olused, wot. estn. ölut, liv. völl (voll). Die finnische, wotische und est- nische Form auf -4£ sowie die olonetzische auf -ud liegt dem urgermanischen Wortstamm *alup ’Bier’ in aisl. ol n. "Bier, Trinkgelage’, oldr n. (*alupra-) "Trinkgelage', ags. ealop, ealo n. Bier”, as. alo- in alo-fat, mhd. al- in al-scaf "Trinkgefäss’ tatsächlich viel näher als dem lit. alü-s, lett. alus "Bier, preuss. alu ”Met. Da THowsEN, Beröringer S. 157 f., dennoch den litauischen Ur- sprung für wahrscheinlicher hält, berücksichtigt er vor allem den finnischen Stammvokal o (gegenüber germ. und lit. a), denn ein Vokalwechsel fi. o — lit. a (= vorlit. oder dial. o) in der Stammsilbe ist auch sonst nachweisbar. Wenn aber germ. alup, lit. alis "Bier' mit lat. alümen (*alüdmen) "Alaun' etymologisch verwandt ist — das Getränk also nach den herben oder bittern Zusatzstoffen benannt ist —, wie jetzt allgemein angenommen wird (Warpr, Et. Wbch s. v. FAnk-Tonp, Ordbog 2, S. 473, E. ScHRÖDER a. a. O.), so lässt sich fi. olut keinesfalls, weder als germanisches noch als litauisches Lehnwort, aus einer Grundform mit idg. o erklären Dagegen könnte der o-Laut in fi. olut ete., falls das Wort auf urgerm. alup zurückginge, sehr wohl aus der finnischen Nebenform olu = frühaltn. *qlu, *olu (aisl. ol) "Bier’ übertragen sein, vgl. fi. jowlu "Weihnachten! < frühaltschw. "ioulu.? Hierzu kommt dass auch lit. alis ”Bier', asl. olii, preuss. alu ”Met im Grunde vielleicht germ. Lehnwórter sind.? Dies ist jedenfalls der Fall mit asl. lato, poln. moto, preuss. piwa-maltan ?Malz' (< germ. *maltaz). y) Fi. Kr vorgerm. g: Fi- juko, Gen. Sg. juvon od. juon 1) 'Joch', 2) 'vorderstes Querholz am Schlitten’, 3) "Zugstrick des Schlittens’ «C vorg. *jugo- (urg. *juko-, *juka-): got. juk n., aisl. ok n., as. juk, ags. géoc n., ahd. joh, juh, mhd. joch, nhd. Joch; vgl. lat. jugum, gr. Cvyov, skr. yugd- n. dass. Die Varianten fi. Jukko, russ.-kar. jukko und fi. jukka weisen dagegen auf die Zeit nach der Mediaverschiebung ! 'lTHOMSEN, Beróringer, S. 244 hält das in Frage stehende ostseefinn. Wort (fi. werre, estn. wirre, werre etc. 'Bierwürze')für eine Ableitung aus dem finn. Verbalstamm viríaa ‘fluere’, aber sicher mit Unrecht. ? Vgl. NoREEN, Gesch. d. nord. Spr.? $ 44, b). 3 So E. SCHRÖDER a. a. O. N:o 2. 174 T. E. KARSTEN. hin: urg. *juko- bezw. *juka- (s. oben S. 121). Für die Altertümliehkeit der fi. Wortform juko sprechen die fi. Ableitungen jwkova (= jukeva) 'dick und feststehend, unbiegsam, nicht wankend', Jukomainen "steif, hartnäckig’ sowie die Komposita juko-aisat — fi. kakkulat, schwed. skaklar 'pertieze junctze vehieulo, quibus ab equo trahitur', juko-lauta ’vorderstes Querbrett eines Arbeits- schlittens, woran das Gelenk befestigt ist’, juko-rengas, juko-vaulo "Zugring, -gelenk’. Fi. vaon (*vayon), Inf. vakoa und vakoan, Inf. vaota 'speculor 1. exploro instar militum", 'auskundschaften’ mit den Ableitungen vako(o)ja 'speculator, explorator’, ’Spion, Kundschalter, Späher’, vakoilen, Inf. vakoilla 'spionieren'; «C vorg. "wagon- (urg. *wakon) : as. wakón, afries. waka, ags. wacian, ahd. wachön "wach sein oder werden, munter sein, auf der Hut sein, wachen’; daneben ahd. wachhen und aisl. vaka, aschw. vaka! nach der z-Klasse. Bei den germanischen schwachen Verben geht z- und o-Flexion nicht selten parallel.? Vel. H. Osansuv, Neuphil. Mitteil. 1911, S. 109, der von einem im Fin- nischen nirgends belegten Subst. germ. *wako(n) in aisl. vaka f. 'Wachen, vigilia’, ags. wacu À, dass. etc. ausgeht. Eine idg. Präsensableitung -970 ist in diesem Fall fraglich.? Falls ein Lehn- wort vorliegt, hat man wohl einen idg. Verbst. *yaga-, urg. *wako- vorauszusetzen. Der germ. Endsilbenvokal war zur Zeit der Entlehnung vielleicht ein Schwebelaut @ — ?, der von den Finnen in Anlehnung an den fi. verbalen -on, Inf. -oa-Typus durch o substituiert wurde. Wegen der fi. Bedeutung ’spionieren’ vergleiche man besonders estschwed. (VENpELL 1085) vaka swv. 'auf der Lauer sein’. Fi. Teuva, Name eines Kirchspiels (= schwed. Östermark), eigentlich eines an diesem Ort entspringenden mittelgrossen Flusses (Teuvan joki) in Süd-Österbotten, < vorg. *tegua f. (vgl. urg. *ahwa "Fluss’ und die finnischen Flussnamen Kauhava, Ul- lava, Rautava oben S. 133—5);* daraus zunächst urgerm. *bekwa- und altschwedisch *piokk-, *piukk- : nschwed. dial. Tjöck, eigentlich der Name des untersten Laufes desselben Flusses (Tiocko 1546, 1552, 1554, Tyocko 1556, Tiockoo 1553, 1557, Tiocköö 1552, Tjäck by, Tjäck yterby 1620, Öfirertiuk, Öfverteuk, Ytertiuk 1629, Öfvertiök, Ytertiöök 1647, Öffwertiockä, Yttertjocko 1655 ete.), jetzt aber eines an diesem Flusse gelegenen Dorfes im Kirchspiel Lappfjärd an der Meeresküste (vgl. die Namenbelege oben). Die Finnen nennen diesen Ort noch heute Tiukka : d. h. altschwed. *piokk-a, *piukk-a — neuschwed. Tjockä, in der lokalen Aussprache 776% (à). In diesem Namen habe ich schon in meiner 1905 herausgegebenen Schrift „Österbottniska ortnamn", S. 46 ff. das Adj. altschwed. piukker 1) dick, weit, von weitem Umfang’, 2) 'dick, träge fliessend’ (SÖDERWALL, Ordbok, S. 706) + a, 9 ’Fluss’ sehen wollen. Dieses Vorderglied steckt auch in anderen finn- ländisch-schwedischen Ortsnamen : Tjockfors, Stromschnelle in Teerijärvi, Österbotten, Tjockmo- halsen (tjökmohalsen), Waldgegend in Kvevlaks, Österb., Tjöckö, Insel vor dem in Rede stehen- den Dorfe Tjöck in Lapptjärd, vel. Tjockö im den Schären bei Stockholm. Das neuschwedisch- ' NOREEN, Aisl. Gramm.? $ 509, Aschw. Gramm. S 539, Anm. 4. 2 Verf, Zur Geschichte der 2-Verba im Altgermanischen = Mém. de la Soc. Neo-phil. a Helsingfors, Bd 25173: 3 Vgl. jedoch KLuGe, Urgermanisch $ 190. * Mit Rücksicht auf das Appellativum urgerm. *ahwa, *awa f. (got. ahva, aisl. & f.) 'Fluss’ sind die unzusammengesetzten urgermanischen Flussnamen als Feminina anzusetzen, vgl. norweg. Gaus f. (nach O. RYGH), urgerm.-finn. *Gauza-Kauha(joki). * Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 17 or mundartliche tjök by (= hochschwed. Tjåck by noch 1620) stellt sich, was den Hauptteil des Namens betrifft, an die Seite von aschwed. thiokker (= piukker) 2 mal bei SÖDERWALL, a. O. Während also der Unterlauf unseres Flusses in einem noch heutzutage schwedischen Küstengebiet, dem Kirchspiel Lappljàrd, liegt, fällt der Oberlauf desselben in das gegenwärtig von Finnen bevölkerte Kirchspiel Teuva und trägt den finnischen Namen Teuvan joki. Dass dieser Ort ursprünglich und zum Teil noch vor kurzem schwedisch war, beweisen die Ortsnamen und zwar vor allem der Name Östermark — fi. Teuva. Für alte schwedische Siedelung spricht auch die archäologische Hinterlassenschaft. Unweit vom Kirchdorfe wurde im Sommer 1914 ein steinzeitlicher Wohnplatz ausgegraben. Schon aus dieser Kulturperiode, die mindestens wohl etwa 3500 Jahre vor der heutigen liegt, dürfte der in Frage stehende Flussname Teuva (Teuvan joki) herrühren. Da die steinzeitliche Kultur im westlichen Finnland ethnographisch im Wesentlichen eine skandinavische war — darin sind unsere Archäologen einig —, ist der von finnisch- ugrischem Gesichtspunkt aus ganz unverständliche Name Teuva ursprünglich wohl germanisch. Das Adjektiv aisl. Diokkr, pykkr, aschwed. Diukker 'dick’, ags. picce, ahd. dicki, dihhi, nhd. dick setzt aber eine Grundform *pekwa-, *pekw (*pikwia-) voraus, ! aus welcher die finnische Form (Teuva) keineswegs erklärbar ist. Diese scheint zunächst auf eine urfinnische Form *Teyva zurückzugehen : vgl. fi. neula "Nadel < urfi. *neyla — fi. niekla (urg. *nepla). fi. seula 'Sieb' < urfi. *seyla — fi. siekla (urg. (seöla-). fi. kaura ’Hafer’ < urfi. *kayra — fi. kakra (*urg. *yazran-), fi. voura "pretium conducti < urfi. *voyra — fi. vuokra (urg. *wokra), s. oben S. 147.. Da nun aber ein finnischer Stufenwechsel kv — yo bisher nicht nachgewiesen ist, dürfte das für fi. Teuva vorauszusetzende urfinnische *Teyva tatsächlich auf germanischem Boden zu hause sein : eine ur- germanische Namensform *bekwa i. muss vor der Lautverschiebung *Tegva gelautet haben (vel. ir. fiug, kymr. korn. few < *tegu 'dick’). Die erste Berührung zwischen Germanen und Finnen hätte sich also an diesem Ort schon in vorgermanischer Zeit vollzogen, spätestens wohl einige Jahrhunderte vor Christi Geburt. In dieser Zeit lag die Mündung des in Rede stehenden Flusses wohl nicht weit von Teuva- Östermark. Dank ihrer finnischen Umkleidung ist die damalige Namensform noch heute erhalten. Seitdem hat sich aber hier wie überall an der Westküste Finnlands ein nicht unbedeutendes Landgebiet aus dem Meer erhoben. Die jetzige Mündung liest an einem schwedischen Ort und trägt einen neuschwedischen Namen. Dieser ist aber eine lautliche Entsprechung zu dem in Frage stehenden vorgermanisch-finnischen. Zwischen den Endpunkten Teuva (*Tegwa) — Tjöck (Tjocká) liegt das altschwedisch-finnische Téukka "Tjöckby’ als sprachliche Mittelstufe.? Doch beweisen diese Namensvarianten an sich natürlich nicht, dass das von ihnen bezeichnete Fluss- tal von der jüngeren Steinzeit an eine ununterbrochene feste Besiedelung gehabt hätte. In vor- historischer Zeit handelte es sich hier wie bei so vielen anderen Gewässern unseres Landes hauptsächlich vielleicht nur um einen wichtigen Verkehrswege. Auch so mag der uralte Name sich unschwer behauptet haben. ! Sieh z. B. Torr, Wortschatz, S. 176. ? Die Variante Tenka (d. h. Teuka) in Diplomatarium suecanum II (Nr. 1318) v. J. 1300 oder 1303, wie auch die vereinzelte Namensform (Öfver)ieuk v. J. 1629 (s. oben), ist wohl nur eine verschriebene Wie- dergabe von schwed. Tjockä oder fi. Tiukka. N:o 2. 176 T. E. KARSTEN. Fi. verka, Gen. Sg. veran (*veryan) "pannus laneus melior", ”feineres wollenes Tuch’ mit den Ableitungen verkainen ‘von dergl. Tuch, tuchreich’, vervoitan, veroitan "mit Tuch versehen’, auch in zahlreichen Komposita (RENVALL, LówxwROoT);! wot. verka ‘Seitenkeil an einem Kleid (z. B. e. Hemd) < vorg. *uerga (urg. *werka), Nom. Akk. Pl. Neutr. : aisl. verk n., aschw. verk n. "Werk, Tat, Arbeit’, as. werk n. "Werk, Tat’, ags. weorc n. "Werk, Handlung’ (auch 'Mühsal, Pein’), ahd. werah, werh, were, mhd. werch, werk n., nhd. Werk. Aussergermanisch gehören hierher u. a. gr. ,oyov "Werk, ir. fairged "machte', abret. gwerg "wirksam'. Die idg. Wz. *vereg- bedeutet ur- sprünglich "biegen, drehen, krümmen, winden’ :? vgl. lat. vergo 'sich neigen, sieh biegen, sich wohin neigen, sich erstrecken’, skr. vrnåkti, värjatı "wendet, dreht’ und vom Begriff des „gefloch- tenen* Zaunes aus u. a. skr. vrajá-s '"Pferch', vyjénam "Einhegung. Hof, ir fraig "Wand, gäl. fraigh "Wand aus Flechtwerk, Dach, Hürde’, ags. wrgnean "drehen, wrincle "Runzel', ahd. renken, nhd. Ranke, mit Auslautsvariation ags. as. wringan "fest zusammandrehen, winden', got. wruggo '"Sehlinge', as. wurgil, aisl. virgell ’Strick’ ete. Idg. wereg- wurde aber auch auf die Weberei an- gewendet. Nhd. wirken 'nähend, stickend, webend verfertigen’ war schon mittelhochdeutsch vorhan- den. Neuschwed. virka, dän. norw. virke dass. sind deutsche Lehnwörter. Hierher gehört auch germ. *werka- n. in ahd. werah, were, nhd. Werg, mndl. ndl. mnd. werk 'stuppa',? eig. "Flechtstoff, Stoff zum Bearbeiten’. * (Germ. werka- ”stuppa, Werg' und kymr. cy-warch dass. verhalten sich begriff- lich zu vorgerm.-finn. verka '(wollenes) Tuch’ wie z. B. schwed. blär, blänor, dàn. norw. Blaar ’Werg, grober Flachs’ (eig. Plur. von à. dän. blaa) zu nhd. Dlahe (*blahwo, *blawo) "grobes Leintuch zur Bedeckung bes. von Wagen’, aisl. bléja ’Bettdecke’, dán. norw. ble, schwed. blöja (*blahion), mlat.-langobard. blaio ’Leintuch’.° Im Nom. Akk. Pl. war das in Rede stehende Wort (vorgerm. *werga, urg. *werkü, -0) aber ein Kollektivum — nhd. Geflecht. Der kollektive Sinn tritt tatsächlich in einigen Komposita noch zu Tage : Flechtwerk, Gatter-Gitterwerk, schwed. spjäl- verk "Gittertor’ (schw. spjäla = 'Latte'), schwed. bakverk ’Gebäck’, nhd. Grawwerk, Laubwerk, Pelz- werk u. s. w. In nhd. Geflecht = Flechtwerk und Gebäck = schwed. bakverk kommt der kollek- tive Begriff durch das Präfix ge- zum Ausdruck. ® In vor- und urgermanischer Zeit wurde das Suffix -@ im Nom. Akk. Pl. der neutralen a-Stämme zum selben Zweck verwendet (vgl. fi. nauta oben S. 137 und die daselbst Fussn. 2 angeführte Lit... An den ursprünglich nur dem Plural eigenen uralten kollektiven Gebrauch des in Rede stehenden germanischen Wortes erinnern viel- 1 In einigen Kalevalaliedern erscheint -verka in Personbezeichnungen wie sini-verka juomingissa ‘der Blaugekleidete im Trinkgelage’, kaunisverkojen veossa ‘in der Wette der Schóngekleideten', s. K. Kroun, Kaleva und seine Sippe, S. 39. In dem ebenda angeführten Ausdruck Lirja-verkulam vakoista ‘aus den Schachteln des Buntgezierten’ scheint -verkula ein Diminutivum von fi. verka zu sein. 2 WALDE, Lat. Et. Wbch? s. v. vergo. 3 Ein mittelniederdeutsches Lehnwort ist wohl estn. würge G. wörke 'einfach aus Hede gedrehte Schnur, spec. die Schnur, welche in einer Garnsträhne die einzelnen Fitzen trennt, die Garnfitze selbst’. > Vgl. germ. *flahsa- n. m. ‘Flachs’ (ags. fleax, engl. flax, afries. flax, mnd. vlahs, ahd. flahs, mhd. vlahs) zur Wz. fleh- flechten’ (Torr, Wortschatz, S. 251). 5 KruGE, Et. Wbch’ s. v. Blahe. Fi. verka "Tuch' stimmt begrifflich bes. gut überein mit gr. ó75yos "Teppich, Decke’ von derselben Wz. wereg-, s. WALDE a. a. O. “ Über das germ. Kollektivpräfix ga- sieh z. B. WILMANNS, D. Gramm, Bd 2, $ 159. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 177 leicht noch die vielen altisl. Zusammensetzungen mit Gen. Plur. verka : verkaefni, verkafall, verka- kaup, verkakona, verkalaun, verkalÿèr, verkamaôr, verkamér +; vgl. dass das alte Kollektivum aisl. jól, Neutr. Pl. (eig. die Gesammtheit der Zauberbräuche des Julfestes) ? als erstes Kompositions- glied nur im Gen. Plur. erscheint (jolaaptann, jolaboù, jóladagr, Joladrykkia ete.) sowie dass das ebenfalls alte Kollektivum aisl naut n.? in derselben Stellung am öftesten im Gen. Pl. auftritt (nautabit, nautabrunnr, nautadaudavetr, nautaferill. nautafit, nautafjós, nautafjoldi, nautaflokkr, nautagarór, nautagwzla, nautahellir, nautahlada, nautahundr, nautahofn, nautamadr, nautamark, nautasveinn, nautatik, nautatım, nautavara). In den aufgezählten Zusammensetzungen auf verka- ist die Bedeutung dieses Worts freilich eine andere als die bei finn. verka "lueh', aber der begriftliche Unterschied ist eine sekundäre Entwickelung : da die Tätigkeit des Flechtens, Webens, Spinnens die häusliche Arbeit zer’ &£oyj» war, wurde die idg. Wz. uerg- auch zu einem Aus- druck für „schaffen, sich produktiv betätigen“ überhaupt (vgl. die oben herangezogene Sippe von nhd. Werk, gr. Zoyov u. s. w.). * Wollenes Gewebe aus der Bronzezeit. Halland. Dass das älteste wollene Gewebe auch bei den Nordgermanen ein 'Flechtwerk' war, beweisen die vorhistorischen Funde in Skandinavien; vgl. die hier nach O. Moxreuvus, Kultur- geschichte Schwedens S. 90 wiedergegebene Abbildung eines „wollenen Gewebes“ aus der Bronzezeit in Halland, Südschweden. Sprachlich lässt sich diese Tatsache noch z. B. durch die germ. Wortsippe *w2di- i. bestätigen : vgl. aisl. v4d f. 'Gewebe, Zeug, Zugnetz’, Pl. vådir ’Klei- der, as. wädi n. Kleidung’, ags. wéd f. "Kleid, Seil’, afries. wéd ’Kleidung’, ahd. wit G. wäti ‘Kleidung, Rüstung’ zur germ. Wz. wed- "flechten, weben’, vgl. skr. va- váyati ”webt, flicht’, gr. nroıov "Aufzug am Webstuhl’, lit. dudmi ”webe” etc. (s. Tore, Wortschatz, S. 386). Ein 'Geflecht? war in eminentem Grade auch das Netz: vel. das über fi. verkko, germ. natia-, lat. nassa oben S. 128 f. Gesagte sowie noch gr. w4szry 'geflochtenes Netz’ zu æééxe ‘flechte. Unter den ebenda vorgeschlagenen alternativen Herleitungen von fi. verkko "Netz' dürfte daher die zweite die wahrscheinlichere sein : fi. verkko < urg. *werko, Nom. Akk. Pl. Ntr., das der Form nach eine ! FRITZNER?, Bd. 3, S. 918. ? Vel. die S. 137 (unter fi. nauta ) zit. Lit. 3 Vgl. fi. nauta a. a. O. * R. MERINGER, Idg. F. 17, S. 153 ff, WALDE a. a. O. N:o 2. 23 178 T. E. KARSTEN. „lautverschobene“ Fortsetzung zu vorgerm. *xerga (fi. verka) würe.! Vgl. auch das etymologisch verwandte fi. verkka "assidue laborans’, ’emsig’, welches wie fi. verkko ebenfalls erst nach der Mediaverschiebung übernommen ist. Fi. lenko Gen. lengon ’Krümmung, Biegung, krummer Baum’, als Adj. 'senkrückig, krumm’ << vorg. *lengo- (urg. *lenka-, *linka-) : skr. langa- "lahm', mhd. line, nhd. link, nschw. dial. link-fotog = fi. lenkka-jalka "hinkend’ (schw. fot = fi. jalka "Fuss'), s. S. 78. Überblieken wir nun diese 18 Entlehnungen, die also der Mediaverschiebung zeitlich vor- angehen würden. Sicher vorgermanisch ist der Konsonantenstand vor allem in den dreisilbigen Wörtern etona, ruutana und ?puutio; auch die blosse Möglichkeit eines fi. Lautwechsels # té, der ausgeglichen werden kónnte, fállt hier ausser Betracht. Fi kuvé "Weiche bei den Hüften’ hätte, falls es von der germ. Form *hupi- ’Hüfte’ aus- gegangen wäre, mit analogischer Endung im Nom. Sg. regelrecht *kupe‘ (mit dem Gen. *kuppe- hen) gelautet haben. Von diesem Paradigma ist jedoch keine Spur vorhanden. Auch lässt sich das tatsächliche Paradigma kuve Gen. Sg. kupehen aus dem erstgenannten in keiner Weise er- klären. Die Annahme, dass die starkstufige Stammform (mit p), die dem Gen. Sg. kupe(h)en und den Lokalkasus : Inessivus Sg. kupe(h)essa, Pl. kupe(hissa, Elativus Sg. kupe(h)esta, Pl. kupe(h)ista, Illativus Sg. kupe(h)esen, Pl. kupe(hjisin, Adessivus Sg. kupe(h)ella, Pl. kupelh)illa, Ablativus Sg. kupe(h)elta, Pl. kupe(h)ilta sowie dem Nom. Pl. kupe(h)et, Gen. Pl. kupe(h)iden und Parti- tivus Pl. kupe(h)ita eigen ist, aus den schwachen Formen eines (dem germ. *hupi- entsprechen- den) Paradigma Nom. Sg. *kupé — Gen. Sg. *kuppe(h)en übertragen wäre und dass man den schwachstufigen Nom. Sg. kuve“ dazu neugebildet hätte, ist nicht möglich : die schwachen For- men der Beugung Nom Sg. *kupe Gen. Sg. *kuppe(h)en wären allzu wenig gewesen (nur Nom. Sg. *kupe‘, Partitivus Sg. *kupetta und Gen. Pl. *kupetten neben *kuppe(h)iden), um die sehr viel zahlreicheren starken Paradigmaformen mit pp (vgl oben die zu Nom. Sg. kuve‘ gehörenden starkstufigen Formen mit p) vollständig verdrängen zu können. Nur ein vorgerma- nisches Substrat *kubes- n. kann hier lautlich befriedigen. Fi. kempo Gen. Sg. kemmon "Zugnetzflósse und kumpu Gen. Sg. kummun 'Anhóhe würden, falls sie mit nschwed. dial. kimpa (urn. ”kimpon > fi. kimppu) 'Bund, Bündel’ bezw. nschw. hump (urn. *humpu-) 'Hügel' gleichzustellen wären, als urgermanische Entlehnungen den Regeln gemäss im Nom. Sg. *kemppo — Gen. Sg. *kempon bezw. *kwmppw — *kumpun lauten. Von diesen Paradigmen fehlt aber jede Spur. Dass die tatsächlichen Nominative kempo und kumpu nicht aus den schwachen Formen der erstgenannten Paradigmata (Gen. Sg. "kempon etc. ! Wie nahe die Bedeutungen 'Netz und 'Gewebe' sich berühren zeigen fi. hämmähäkin-verkko und estn. hämmelga-work = nhd. Spinnengewebe (aber nschw. spindel-nät), estn. seaze work 'Mückennetz aber fig. 'dünnes, loses Gewebe’, auch 'dünner Zaun‘. Fi. verka und verkko hängen daher etymologisch sichtlich zu- sammen; vgl. aisl. vá f. Gewebe' — 'Zugnetz. Die von WIKLUND, Le Mo. Or. 1911, S. 122 Fussn. (n ach Quic- STAD) aufgestellte Gleichung fi. verkko — lp. fierbme ist aus formalen Gründen schwer zu fassen. Tom. XLV. Germaniseh-finnische Lehnwortstudien. 179 bezw. Gen. Sg. *kumpun ete.) hervorgegangen sind, zeigen die oben S. 161 f. angeführten jüngeren Entlehnungen mit germ. -mp-:fi. hamppu, kemppi, kimppu, lamppu, timppu, pumppu, simppu, sumppu, tamppi etc. Hier sind analogische Nominative wie *hampu, *lampu, *limpw ganz un- bekant, auch in Landesteilen wo die schwedischen Substrate mit ihren langen Tenues unmittel- bar wenigstens keine erhaltende Nachwirkung ausgeübt haben. Dass fi. mallas (< *maldas) "Malz, Gen. Sg. malta(hjan auf keiner Ausgleichung eines urfinnischen Paradigma *maltas — Gen. Sg. "malttazen (< urg. *maltaz n.) beruhen kann, ist ebenfalls klar. Die schwache Stammform mit -/- wäre gegenüber den zahlreichen starkstufigen Kasus mit -//- viel zu spärlich vertreten gewesen — nur im Nom. Sg., Partitivus Sg. und Gen. Pl. (vel. das über das Lehnwort £uve — kupe(h)en Bemerkte) — um ein ganz neues Paradigma ins Leben zu rufen. Fi. mallas (*malóas) erklärt sich aber ungezwungen aus einem (vor)germa- nischen Original mit erhaltenem idg. d. Noch unzweideutiger tritt diese Grundform hervor in den Komposita fi. malto-liha "das Magere im Schweinefleisch’, malto-vesi 'stilles Wasser’ und ru.- karel. meldo-maido "saure Milch’. Hier erscheint das Wort nur als erstes Kompositionsglied, bei dem eine Uniformierung innerhalb des Kasussystems ausgeschlossen war; ausserdem zeigt es sowohl Stammsilbenablaut (malto- — meldo-) als erhaltenes indogerm. Endsilben-ó. Auch die mit den zuletzt erörterten Lehnwörtern etymologisch nahe verwandten Vorderglieder in malto- rauta und melto-rauta "weiches Eisen’ (vorgerm. *smaldo- bezw. *smeldo-) deuten ihr hohes Alter sowohl durch den Stammablaut als den Endsilbenvokal (idg. -ö) an. Ausgeprägt germanische Substrata (*malfo-, *melto- bezw. *smalto-, *smelto-) hätten sicher zu finn. *malfto bezw. *meltto geführt, wie die hergehörigen sowohl urnordischen als jüngeren Entlehnungen mit germ. -/f- (s. S. 161) beweisen. Bei finn. juko 'Joch', muoto ‘Form’, nauta "Rindvieh', lento "krumm' und verka "Tuch führt ein Vergleich mit den nächstverwandten Formen und Wörtern jukko, jukka "Joch', muotti ’Gussform’, nauttia "geniessen', lenkka "krumm' und verkka 'emsig'! ebenfalls zur Annahme vou Substraten mit vorgermanischem Konsonantenstand. Die Entlehnungen fi. vzerre® (verre) G. vierteen "Bierwürze' — germ. *wirtiz und fi. vakoa ’spähen, spionieren’ — germ. *wakón erweisen sich ebenso beim Vergleich mit Lehnwörtern wie fi. artti ’Zwist’ — aisl. erta, schwed. ärta 'auf- reizen’, fi. herttua "Herzog! — aschw. hertogi, fi. kortti "Karte! — schwed. kort, fi. yrtti 'Gewürz! ! Fi. virka, Gen. Sg. viran 1) 'occupatio quævis, negotium, functio', "Beschäftigung, Geschäft’, 2) 'munus publicum, officium a superioribus commissum, provincia, Amt, Dienst’ hat TrowsEN Einfluss, S. 184 zweifelhaft mit aisl. verk "Tat, Arbeit’ verglichen, aber Beróringer, S. 28 Fussn. 1 zieht er diese Gleichung zurück. Selber habe ich Journal de la Soc. Finno-ougr. 23:20, S. 1—2, Idg. F. 22, S. 98 das Wort zu germ. *wirkia- in aisl. virke n., aschwed. virke n. Tat, Werk' gestellt. Der k-Laut in fi. virka stimmt aber ebenso wenig mit germ. *wirkia- wie mit germ. *werka-. Die germ. Herkunft ist daher ganz aufzugeben. Nur eine junge begriffliche Beeinflussung (fi. virka = schwed. verk 'Amt, Dienst’) bleibt übrig. Das Wort ist zunächst wohl mit fi. virid, virkiä 'gnavus, assiduus, diligens, 'emsig, fleissig’ zu verbinden. Fi. permi-virka "Vogel- fang’ erinnert an fi. virilün verkkoa "Netz auslegen’, viritän ansoa l. jousta, decipulam 1. arcum tendo', 'aufspan- nen’, 'nachstellen, auflauern. Aus lautlichen Gründen bezweifle ich jetzt auch meine in Nordiska studier tillägnade Ad. Noreen, S. 53 (u. Idg. F. 22, S. 298) vorgeschlagene, von SEtäLÄ, Herkunft und chronologie, S. 15 beigetretene Zusammenstellung von fi. liuta 'Schmeichler und got. liuta 'Heuchler'; vgl. z. B. fi. riutta 'scopulus im mari (mit -ét-) — urn. *griuta- (aisl. griót n. ‘lapides'). Fi luta "Schmeichler' ist verwandt viel- leicht mit fi. liuta "nervus corporis’, 'Sehne', liukas "glatt, schlüpfrig, schnell, eilig, geschmeidig, listig”. N:o 2. 180 T. E. KARSTEN. c aschw. yrt bezw. fi. jukko, -a ”Joch' — germ. *juko-, *juka-, fi. kakko "Ikuchen' — germ. *ka- kon-, fi. lukko "Verschluss! — germ. *lukon-, fi. sakko "Geldstrafe’ — germ. *sako als deutlich vor- germanisch. In Betreff der oben erórterten Lehnwörter, die vor der Mediaverschiebung aufgenom- men wären, beachte man noch, dass sie fast alle auch in ihrem Vokalismus vor- oder frühur- zermanische Lautmerkmale aufweisen. Ich stelle die einschlägigen Fälle hier noch zusammen. Fi. o — idg. o (urg. o, a): In der Mittelsilbe : e£ona — vorg. *edon-. In Endsilben : puutio — ? vorg. *pudio-, muoto — vorge. *mödo-, malto-, melto-rauta = vorg. *smaldo- (? *smoldo-), *smeldo-, *malto-liha, -vesi, meldo-maido — vorg. *maldo- (? *moldo-), *meldo-, juko — vorg. *jugo-, lenko — vorg. *lengo-; Fi. -a = idg. -@ (urg. -G, -0): nauta — vorg. *nauda (*nowda), verka — vorg. *uerga. Fi e vor » + k = idg. e: lenko — vorg. *lengo- (vgl. oben). Fi. - = idg. -es (urg. -22): kwoe* m vorg. *kubes-, verre’, vierre — vorg. *uerdes-. In fi. Teuva < ? vorg. *Tegua 1. kann das -a = idg. a sein (vgl. lat. aqua, got. ahva À.) und in fi. vakoa ’spähen’ geht -o- auf urg. o, idg. à od. -o- zurück. In dem einzig übrig geblie- benen fi. ruutana zeigt -ana (für -ono) Ablaut zu idg- -eno- in aisl. prütinn. b. Die Tenuisverschiebung. Die indogermanischen Tenues p, 4, und Tenues aspiratae ph, th, kh wurden durch die germanische Lautverschiebung zu den tonlosen Spiranten f, p, x (= liter. h) verschoben. Die neuentstandenen urgermanisehen Reibelaute haben dann, wie auch der schon urindogermanische s-Laut, unter dem Einfluss der vorgermanischen Betonung, die im Urgermanischen noch herrschte, teilweise eine sekundäre Verschiebung zu den tönenden Spiranten 6 Ó 3 z erfahren. „Die nach Vollzug der germanischen Lautverschiebung vorhandenen vier harten Reibelaute h p f s sind ausser in den Verbindungen ht hs ft fs sk st sp erweicht, wenn der nächst vorhergehende Sonant nicht nach der idg. Betonung den Hauptton trug“ : das berühmte VERNER'sche Gesetz (Kuhns Zs. 23, S. 97) in der Formulierung von H. Pavr (Paul-Braunes Beitr. 6, S. 538). Als finnische Entlehnungen vor dem Lautwandel idg. p. t, k > urg. f, f, x kommen folgende Wórter in Betracht. «) Im Anlaut: Fi. kuve‘ (*kufes) Gen. kupe(h)en (*kupezen) "Weiche, Seite’ — vorg. *kubes- n. (urg. *hupi- 'Hüfte); die Entlehnung geschah auch vor der Mediaverschiebung (s. S. 169) Fi. kumpu Gen. kummun (*kumpßun) "Hügel — vorg. *kumbu (urg. *hwmpu-); auch vor der Mediaverschiebung entlehnt (s. S. 170). Fi. kansa '"Volk' — vorg. *kansa oder urg. *yansa. Fi. kansa ist jedenfalls ein älteres Lehnwort als fi. hanho "Henkelbecher’ — urg. *hanhu- (8. 155) und fi. hartia "Schulter — urg. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 181 *hartia (S. 130); bei dem esteren verträgt sich frühurg. -anh-, bei dem letzteren frühurg. -@ mit anlautendem finn. A. Falls die Tenuisverschiebung der Mediaverschiebung vorherging — dies ist jedoch un- sicher — könnten auch fi. kuve‘ und kumpu urgermanisches Anlaut-y vertreten. B) Im Inlaut: Fi. koukoi (*koukkoi), kouko, Gen. koukon bezw. kouon 1) Tod’, 2) ‘Gespenst’, 3) "riesen- haftes Geschüpf, 4) 'Raubtier, bes. Bär’, 5) ”Laus, Ungeziefer'; estn. köuk G. köugu; koww (köu) G. köue, köuu; köue G. köue 1) 'Ahnherr, Gespenst’, 2) ‘Donner, Donnergott’, 3) ?' Bär” < vorg. *koukó- (urg. *haugd-) = aisl. haug-bii, nschw. dial. Finnl. hög-bo "Verstorbe- ner, eig. 'Hügelbewohner. Meine Gesichtspunkte bei der Herleitung des finn.-estn. Wortes aus dem Germanischen (nicht aus dem Litauischen mit Serärä) habe ich oben S. 111 angegeben. Hier möchte ich noch die auf das Finnländisch-finnische und Estnische beschränkte Verbreitung des Wortes ausdrücklich betont haben, ebenso die im Lit. fehlenden übertragenen Bedeutungen finn. 3) ’Bär’ und 4) 'Laus', Ungeziefer, estn. 3) ?’Bär’, denn diese Entwickelung hat schlagende Beziehungen zu dem Germanischen : vgl. fi. menninkäiset "kleine fliegende Insekten’, mönninkäine ”ein kleines Tierchen’ (eig. von den Toten) — germ. *menpinga, fi. peikko 1) ”böser Geist, Ge- spenst’, 2) ’boshafter Mensch, Raubtier' — germ. *faigia- (oben S. 46, 138 Fussn. u. 119); ich erinnere noch an den Volksglauben der Vikingerzeit, dass die Verstorbenen ihr Leben nicht nur in Menschengestalt sondern auch als Schlangen (> Tomtormen») oder andere Tiere fortführten. ! Hierher gehört auch die von mir oben S. 113 erwähnte schwedisch-finnländische Vorstellung von drakeldar, drakbon, drakgömmor, drakljus, draklyor. Der drake (dial. in Finnl. draka) war eine Schlange, ursprünglich aber ein Totengeist. Der altnord. Fäfnir wird in ältester Zeit immer als ormr bezeichnet. Anstatt des Drachen erscheint in dieser Funktion bisweilen (in Dänemark und Deutschland) ein schwarzer Hund, zuweilen auch eine Henne oder eine Kröte. ? Fi. kuokka Gen. kuokan "instrumentum manuale uncatum confringendis glaebis et emo- vendae terrae, ligo, rastrum’, "Erdhacke', kar. kuokka dass., weps. kok Pl. kokad dass, wot. kokka dass. «C vorg. *kokhen (urg. *yoxæ) : Nom. Sg. eines sw. Mask. = got. höha 'Pflug', vgl. ahd. huohili "Furche. Der Nom. Sg. Mask. der gemeinnordischen an-Stämme zeigt in ältester Zeit die Endung -a, d. h. nasaliertes & (vgl. gr. zosuy'v); hieraus später urnord. -e und in der Vikin- gerzeit wie in der Literatur -, -e: vel. urnord. Overhornbæk (6. Jh.) Aupa (aisl. Aube), Veb- lungsnæs (7. Jh.) Wiwila (aisl. Vile) sowie finn. Lehnwörter wie kelkka "kleiner Schlitten’ (aisl. kialke), tiima (aisl. time).® Ein finnisches Lehnwort auf idg. zn, urg. -2 im Nom. Sg. habe ich früher in fi. kuva ‘Bild’ (urg. *skuwæ) erkannt (s. S. 150). Finnische Lehnwörter wie mako "Magen', pullo ’Flasche’ vertreten wohl nicht, wie NOREEN a. a. O. und schon SEtÄLÄ, Herkunft u. chronol., S. 27 annehmen, eine zweite idg.-urgerm. Endung im Nom. Sg. der mask. an-Stäm- me: die Suftixform -on (vgl. gr. &xuwr u. dgl.), sondern urgermanische Akkusative auf der Sui- ı O. Monrteuius, Kulturgeschichte Schwedens, S. 311. ? Ausführlich hierüber in der soeben erschienenen Untersuchung von Hy. LINDROTH: "Härnevi. Ett bidrag till frågan om beröringen mellan svensk och finsk mytologi” in Namn och bygd 1915, S. 58 ff. 3 NOREEn, Gesch. der nord. Sprachen? $ 195, 1). N:o 2. 182 T. E. KARSTEN. fixstule -on (vel. oben S. 116, 126 f). Zwei verschiedene idg. Suftixformen in demselben Kasus (Nom. Sg.) einer und derselben germ. Deklinationsklasse sind nieht wahrscheinlieh. Auch in den heutigen finnl.-schwedischen mundarten sind bei den mask. n-Stämmen die Akkusative (die a-For- men wie Yälka — nsehw. kälke) verallgemeinert worden. Die Zusammengehórigkeit von fi. kuok- ka und got. hoha swm. ”Pflug” vird schon bei SETArA, Herkunft, S. 36 geahnt. Da aber der got. Form im Fi. zunächst *£woka entsprechen würde, will Seräzä das fi. Wort von einer germ. Form mit inlautendem k (< kk — kn) ableiten und findet eine solche in ags. höe Haken’ (engl. hook), mnd. hök, hák (holl. hoek) "Winkel, Ecke’ (vgl. aisl. hökia f. "Krücken’). Die germ. Wort- sippe *hakan-, *hoka, *hzkan-, wozu die genannten Wörter gehóren,! bedeutet aber nur "Haken, hat nirgends, wie man in diesem Falle doch erwarten würde, die Nuance 'Hacke' oder ’Pilug’ . entwickelt. Die Gleichung fi. kuokka — ags. hóc ete. ist daher unwahrscheinlich. Sie ist auch überflüssig, denn fi. kuokka ist mit got. hoha swm. ”Pflug” im Grunde identisch: erklärt sich ungezwungen aus einem vorgerm. Nom. Sg. *kokhem = got. hoha.? Zunächst verwandt sind skr. cakha "Ast, lit. szakà ”Ast', lett. sakas "Mistgabel; vgl. weiterhin auch skr. cankuü- 'Pfahl, altsl. sqku "Ast und ir. cecht, manx keeaght ”Pflug”. (*kenktu-). Auch die slavische Sippe russ. soc ’Hakenpflug’, poln. socha ’Pflugsech’, kleinruss. pososcyna "Grundsteuer nach der Zahl der Pflüge' geht auf eine Grundbedeutung ’Knüttel’, "Ast, 'Baumstamm' zurück. „Es kann also nicht bezwei- felt werden, dass der àlteste europüische Pflug ein sogenannter Hakenpflug war und in seiner ältesten Gestalt einfach aus einem einzigen, hakenförmig gebildeten Ast bestand, der in sich Grindel und Schar vereinigte“ (ScHrADer, Sprachvergleichung und Urgesch.?, 2. T., S. 208f). In dem finnischen kwokka ”Erdhacke” (vgl. kuokko, kuokko-maa "behacktes Feld’) lebt dieser hakenförmige Ast oder Hakenpflug sachlich noch fort. Der heutige Pflug heisst finnisch afra, aura (germ. *arpra-, s. S. 147). Die Wortparallele fi. kuokka 'Erdhacke' — got. hoha "Pflug’ bestätigt also den Hackbau als „die älteste Epoche des Feldbaus* (Reallexikon der germ. Alter- tumskunde, Bd 2, S. 347). ? Fi. kuuppo Gen. kuupon '"Heuschober', estn. kupp Gen. kupu "Haufen, Hügel (Erdhügel od. Steinhaufen) < vorg. *gapon- (urg. *küban-) : nschw. dial. kave swm. "Heuschober', ku(v)e swm. 'rund- licher Haufe von acht Garben', kzva swv. 'Haufen machen (Heu od. Garben), norv. dial. Ava ’aufhäufen’, vel. isl. Afr stm. "rundlicher Gipfel’ ete. Finnl.-schw. kopw koupu "'Heuschober' ist Rückentlehnung,^ s. oben S. 126. Fi. laukka Gen. laukan (= lauka Gen. lauvan) ’salsugo, muria, "Salzlake’ 1 Torre, Wortschatz, S. 66. 2 Nach STREITBERG, Urg. Gr., S. 253 geht a in got. hana auf -en zurück. 3 Vel. auch H. Hinr, Die indogermanen, Bd. 1, S. 350: „Als primitive Hacke kann jeder Stock dienen, an dem sich noch das Ende eines schräg nach oben oder unten gehenden Astes befindet. — — Sicher ist aber schon frühzeitig neben die Hacke der Pflug getreten. Wenn man den Grabstock (woraus später der Spaten sich entwickelt) in der Erde vor sich herlaufen liess, so lockerte man den Boden rasch auf. Dasselbe konnte man erreichen, wenn man einen Haken, eine Hacke, hinter sich zog.“ ! Schwedische Rückentlehnungen aus dem Fi. gibt es auch andere, z. B. finnl.-schwed. vale (-a) swm. 'grosser Zugnetz (VENDELL 1092) aus finn. vata Gen. vadam dass. aus germ. *vada- m.: aisl. vaór m. 'Angelschnur', mhd. wate, wade f. "Zugnetz', aisl. vozt f. ’Fischplatz auf der See’ (*vada-sto), vgl. lett. wadus ‘grosses Zugnetz', asl. ne-vodit "Netz" (vgl. THOMSEN, Beróringer, S. 234). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 183 < ? vorg. *lauka (urg. *lauga) : aisl. laug t. "Wasser zum Waschen od. Baden des Kör- pers’, ahd. louga f. 'Lauge' ete., s. oben S. 131. Die vorgerm. Wz. ist luk, vel. ahd. Tuhhen ‘waschen’, schwäb. lichen, nordfränk. henneberg. lüen 'gewaschene Wäsche durchs Wasser zie- hen’ (KzuGe, Et. Wb; s. v.). Fi. pankka "Arm, Achsel, Flügel’, pankka-reki "Schlitten mit krummgewachsenen Rungen od. Ständern’ < ? vorge. *spanka (urg. *spanga), s. o. S. 135. Fi. peikko Gen. peikon 1) 'eacodaemon mythol.’, "böser Geist, 2) ‘homo malitiosus, vio- lentus nec non fera rapax terribilis’, "boshafter Mensch, Raubtier’, 3) 'apostata, desertor, homo vilis’, ’ein abtrünniger Mensch, Überläufer’ < ? vorg. *paikio- (urg. *faigia-) : aisl. feigr ‘dem Tode nahe’ ete. (s. o. S. 119). An sich könnte fi. peikko eine Kurzform sein zu fi. peijakas Gen. peijakkaan, peijakainen = peijainen ’büser Geist’, Ableitungen von fi. peijas = germ. *faigiaz (vgl. o. S. 45). Die reiche Bedeutungs- entwicklung bei fi. peikko macht jedoch einen ganz jungen Ursprung unwahrscheinlich. * Der fi. Nom. Sg. peiko (RENVALL) = peikko gehört zu dem Paradigma peikko Gen. peikon (aus *vorg. *paikio-), ist eine ? Neubildung nach den schwachen Kasus (mit %); ein fi. Paradigma peiko, Gen. *peijon (< ? urg. *faigio-) ist nicht belegt. Fi. reipas G. reippa(h)an "hurtig, rasch, flink. stattlich’ «C vorg. *reipos (urg. *reifaz, *ribaz) : aisl. rífr "freigebig, reichlich, heftig, begehrens- wert’, norw. dial. rzv u. a. 'eifrig". nschw. dial. »?v "rasch, betriebsam, fleissig, hurtig in der Arbeit’, ags. ríf "gewaltig, heftig! etc., s. o. S. 77 f. Urfi. *rezpas Gen. *reippazen hat sich an den finn. as-Typus angeschlossen. Fi. repas G. rieppa(h)an "hurtig, rasch’ < ? vorg. *krepios (urg. "krefiaz, *krebwaz) : alsl. kréfr "stark, tapfer’, norw. dial. krev tüchtig, stark, fleissig zu arbeiten’, s. o. S. 81. Oder steht riepas für reipas durch Metathese? Fi. rietas G. rietta(h)an und rietta G. rietan "foedus, obscenus, impudieus, turpis, defor- mis, taeter, al. malignus, malitiosus’, "schmutzig, schändlich, hässlich, boshaft’ «C vorg. *uretos (urg. wrepaz): got. wripus für *wrebus 'aysAn Herde (sc. sweina), adä. wräth "Schweineherde', ags. wréfp wréd m. ’Herde’, skr. vräta- ’Haufe, Schar’, vel. aisl rådi swm. "männliches Schwein’, råd n. "Befriedigung des Geschlechtstriebes', råda 'schwüngern', réôa "brünstig, geil, von der Sau’, nschw. dial. rá(d) "virginem gravidam facere! etc, s. o. S. 81. Urfi. "retas G. *rettazen (für *retos < vorg. *ur?tos) ist (wie fi. mallas, reipas, ? riepas) nach den überaus zahlreichen finn. Adjektiven und Substantiven auf -as umgebildet vorden; vel. fi. ansas = ansos oben S. 118. Fi. uppo- (und upo-) als erstes Kompositionsglied = "valde, prorsus, 'sehr, ganz’ in «ppo- noita ”magus valde peritus’, wppo-rikas "sehr reich’, uppo-sokia "ganz blind’, (wpo-valkia ^valde lueidus’), ru.-kar. wppo-sokie = fi. uppo-sokia ! Korrekturnote : In einem mir soeben zugegangenen Aufsatz von K. B. WIKLUND: „Nägra finska ord med —ij—* (Le Mo. Or. 1915, S. 12—16) wird fi. peikko alternativ als „Kurznamebildung“ erklärt, wobei fi. peijakas, peijakainen jedoch nicht erwähnt sind. Eine zweite Möglichkeit zur Auffassung dieses Worts verspricht WIKLUND an anderem Ort anzugeben. N:o 2. 184 T. E. KARSTEN. < vorg. *upo- (urg. *ufo-, *uba-): aisl. of- „intensivum“, unzertrennliche Partikel in zahlreichen Zusammensetzungen, z. B. ofåt n., ofáta i. "Fraadsery, ofbeldi n. ’Overmod’, ofbráó- liga Adv. i Overilelse eller Ubesindighed', ofbréO? f. 'Overilelse, Ubesindighed', ofdeild f. ”hef- tig Tvist, Strid', ofdirfó t. "Dristighed, Uforskammethed', ofdramb n. ’utilborlig Selvgodhed eller Selvraadighed', ofdrukkinn "beruset', ofdrykkia f. — ofdrykkni n. 1) 'umaadelig Drikken’, 2) "Drukkenskab', ofdrykkr m. 'for stor Drik, for meget at drikke paa en Gang’, ofdul t. ’Ind- bilskhed’, ofdulinn "indbilsk’, offors n. 'overdreven Tilboielighed til at holde sig frem’, offylli t. ’Fraadsen, Kresenhed', ofgangr m. "at noget tager Overhaand', ofgangs? Adv. 'overhaandtagende', ofgeigr m. 'stor Skade’, ofgeytlu t. 'Odselhed, Overdaadighed', ofgeyzla "Overflodighed', ofgiof = yfirgiof, ofhald n. = ofheldi n. "utilborlig Tilbageholden af hvad man skulde have givet fra sig’, ofharmr m. 'overvaettes storg Sorg', ofhiti m. 'overvsttes stærk Hede', ofhlätr m. 'overdreven, hoirostet, usommelig Latter', of-inndéli t. overdreven Magelighed', ofjarl m. "for stor, for mwgtig Jarl', orkapp n. 'Overmod', ofkátr 'uvillig el. udygtig til at styre sine Lyster' etc. (s. FRITZNER, Ordbog? 2, S. 870 ff.). Im Altschwedischen war das of- intensivum nicht weniger gewöhnlich, vgl. folgende hierhergehórige Komposita (fast nur Adjektiva) bei SöDErwALL, Ordbok : of-blidher, -blyger, -bradher (vgl. aisl. of bráóliga, ofbrédi), -bülde (= aisl. ofbeldi), -digher, -djuper, -diärver (vel. aisl. ofdirfö), -drukkin (= aisl. ofdrukkinn), -dyr, -far, -faster, -fiärre, -gamal, -giri, -giru- gher, -güver, -harper, -heter, -högher, -illa Adv., -kalder, -kater (= aisl. ofkätr), -kräseliker, -kür, -lagher, -langer, -lätter, -manger, -mattis Adv., -mykil, -när, -radher, -rasker, -riker, -rüdder, -san- der, -sidher, -skamber, -skür, -smäliker, -snar, -snima Adv., -snódher, -stakkotter, -starker, -stopa, -stor, -stunter, -veker, -vidher, -vredher, -üfle (= aisl. ofr-efli n.), -ätugher, -thunger, -unger. Der- artige Zusammensetzungen (auf o- = of-) kommen sogar noch in den neuschwedischen Mundar- ten in Finnland vor: vgl (nach VENDELL, Ordbok) o-ansenlig 'mycket ansenlig”, o-barbarisk 'ofantlig", o-djüvladt 'alldeles fórbannadt, o-förfanteligt "ofantligt’, o-fürfasligt ’alldeles fasligt’, o-fürfürligt "alldeles fórfárligt', o-förhiskeligt 'alldeles förskräckligt’, o-förkastlig 'i grund forkast- lie’, o-förmycket "alldeles fürmycket’, o-gemen ’synnerligen gemen', o-konst 'svàr konst’, o-men "besvürlighet/, o-miste Adv. 'miste i hög grad’, o-mune 'svàrm av myggor m. fl. insekter', o-mycket 'olantligt mycket” (vgl. aschw. of-mykil), o-ryslig 'rysligt, fórskrückligt, o-rádda "ästadkomma oordning”, o-stöklig, o-stökog 'ostàdad', o-stóra 'rubba, störa’, o-sär stn. 'elakt sär’, ovandes "rikli- gen’ (vgl. aisl. aschw. of- ’nimis’), o-vanskapad, o-vanskaplig ‘mycket vanskaplig’, o-viglen ”duglig, god’, o-viligt "alltigenom, särdeles’, o-vilt ”ofantligt', o-valdsamt "lörskräckligt, ofantligt', o-ävel n. ”våda, Sara’, o-ävla 1. ”olycka, missöde’ (vgl. aschw. ofäfle "övermakt', aisl. ofrefli, norw. dial. ov- evle 'obehag") Das in Frage stehende Präfix, aisl. aschwed. of-, ist etymologiseh nahe verwandt mit aisl. of n. und ofr n. 1) 'grosse Menge’, 2) "Übertreibung', 3) "Übermut’; eine grosse Zahl der aufgezählten aisl. Bildungen hat Nebenformen auf ofr- (ofrgangr m., ofrharmr, ofrhiti ete.). Aisl. of n., ofr m. ist eigentlich ein alter es-Stamm (urg. *ubes- n.) woraus das finn. Lehnwort wve' Gen. upe(h)en 'stolz, anmassend, ubermütig! (s. oben S. 105). Hierher gehören auch got. ufjo f. "Überfluss, Menge und ahd. wppi (*ubia-) "maleficus’. Zunächst ist das Präfix of- zu ver- gleichen mit der gemeingerm. Präpos. got. uf mit Dat. und Akk. 'unter, in Zusammensetzungen 'auf,, aisl. of mit Akk. über. über-hin, um, wegen’, ags. wfe in ufeweard "aufwärts gerichtet’, ahd. oba, opa, mhd. obe, ob Adv. ’oben’, Präpos. m. Dat. Akk. 'auf, über, nhd. ob. Ausser- cermanisch entsprechen gr. sso ‘unter’, lat. s-ub (ide. *wpo), skr. «pa Adv. '"hinzu', Präpos m. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 185 Akk. "hin-zu, m. Loc. ’an, auf, hinauf’, av. upa m. Akk. ‘zu, in, auf, m. Loc. ’bei, in’, ir. fo ”unfer” (*u(P)o). Das finn. Vorderglied in uppo-noita, uppo-rikas, uppo-sokia entspricht nun regelrecht einem vorgerm. *upo- = gr. vo, skr. dpa ete. Die finn. Nebenform upo- in upo-valkia geht auf eine „verschobene“ Grundform urg. *ufo- zurück: eine noch jüngere nord. Präfixform wf-, of- (mit geschwundenem Auslaut) scheint in fi. upi-laiska "valde piger’ vorzuliegen. In fi. uppi-niska ’cervix valde rigida’, woraus 'contumacia', 'Halsstarrigkeit', uppi-niskainen "contumax, obstinatus’ ist das Vorderglied eine Kontaminierung zwischen wppo- und upi-, vielleicht mit Anlehnung an schw. upp-käftig, upp-studsig ^widersetzlich'.! Sonst verbindet sich das finn. Präfix (wie das altnord.) sowohl mit Adjektiven : uppo-rikas (= aschwed. ofriker, vgl. aisl. ofríki 'überlegene Macht’), uppo-sokia, upo-valkia, upi-laiska, wie mit Substantiven : uppo-noita? und uppi-niska. c. Die Wirkung des Vernerschen Gesetzes. «) Der Lautwandel urg. x > 3: Fi. kuhilas, G. kuhila(h)an 'acervus minor segetis messae in agris", 'Hocke', olon. kuh’las, kar. Auilas, weps. kuhilas dass., estn. kuhelas, kuhilas "grosser Kornschober' < ?urg. *yuhilaz > *yugilaz : aschw. Hoghalby, Hugherby 1331, vgl. Thorshughli 1334, Huglestum 1356 u. s. w. (näher oben S. 146). Nhd. Hügel (got. *hugils) ist ein Diminutivum zu mhd. houc '"Hügel,? eig. —’kleine Höhe’ wie fi. kuhilas. + Fi. kuhlo "Beule’, kuhloinen "beulig" « ?urg. *yuhilo- > *yugilo- : vgl. oben fi. kuhilas etc., wegen der Bedeutung fi. kuhmo, -a "Beule' — Kuhma-müki (mäki = 'Hügel), lit. kagkas "Beule’ — kaukarà "Hügel. Der Schwund des Mittelvokals in fi. kuhlo ist parallel mit dem in fi. Aa(a)hla ’Kesselhaken’ < urn. *hqghila- : vgl. ahd. háhila "Kesselhaken', aisl. Ai] "Pfahl, der in die Erde geschlagen wird um einen Strick daran zu befestigen’; s. oben S. 53, 126, 146. Vgl auch fi. juhla ‘Fest’ — urn. *?whula, s. oben S. 55. Fi. maha ’venter, alvus, abdomen, 'Bauch' «C urg. *mah@, Nom. Sg. eines an-Stammes = aisl. magi m. 'Magen', airies. ags. maga m., mnd. mage m., ahd. mago, nhd. Magen, vel. ir. men "offener Mund’ — *makno-.* In fi. wot. mako "Magen, estn. magu, liv. mag Pl. magù'd liegt das germ. Wort mit seinem urgerm. Akkusativstamm (*magon- oder weniger wahrscheinlich *maxon-) vor.* Die Suftixform idg. -@n, ! Wegen der Bedeutung in fi. uppi-niskainen 'hartnäckig’ (zu niska 'Nacken') vgl. schwed. härd-nackad, nhd. hartnäckig, nhd. nschwed. halsstarrig und mhd. halsstare "hartnäckig. ? Wegen dieser Zusammensetzung (= 'magus valde peritus) vergleiche man aisl. of-jarl m. "for stor, for mægtig Jarl und ofr-garpr m. ‘særdeles dygtig, kraftig eller stærk Karl’. 3 Kruse, Et. Wbch' s. v. * Vgl. dass nhd. Hocke "Getreide- od. Heuhaufen' (tirol. hocken 'Haufe Heu’) mit nhd. hoch, Hügel wahrscheinlich verwandt ist, etwa wie lit. kugis grosser Heuhaufe' mit lit. kauguré 'kleiner steiler Hügel’ (Tone, Wortschatz, S. 91, vgl. KLuGe Wbch' s. v. Hocke). 5 Tore, Wortschatz, S. 304. * Est ist ganz unwahrscheinlich, dass fi. mako, wie NOREEN Gesch. d. nord. spr.* $ 195, 1) vermutet, N:o 2, 94 186 T". E. KARSTEN. urg. -@ in fi. maha ist dieselbe wie in fi. kuva (urg. "skuwe) Bild” und kuokka (vorg. *kokhen) ’Erdhacke’ (s. oben S. 150, 181 1). Fi. perhana "Teufel *sago f. : aisl. sog, aschw. sagh f., ags. sagu, sage L, mnd. sage, ahd. saga, mhd. sage (sege) i, nhd. Säge, vgl. lat. securis, asl. sekyra "Hacke, seeivo "Axt. THOMSEN Einfl. S. 74, Fussn. findet es zweifelhaft, ob A in fi. saha „ursprünglich oder vielleicht aus einem (gehauchten) g (y) entstanden ist“; „denn obwohl man hier nach der laut- verschiebung ein h erwarten sollte (vgl. lat. secare), so ist diess doch in keiner der germanischen sprachen erhalten. In fi. maha, bauch (vgl. mako, magen), könnte A vielleicht auch aus g ent- standen sein“. Spätere Literatur über À in fi. saha findet man Fi-ugr. F. 13, S. 447 (vgl. auch Ozansuu, Neuph. mitt. 1907, S. 93). Noch nach Wiknuwp Le Mo. Or. 1911, S. 233 wäre es zur Zeit kaum zu entscheiden, ob fi. ^ hier auf ein germ. -h- oder -3- zurückgeht. Die Endung -a = idg. frühurg. -@ (s. S. 132) scheint mir jedoch zu bestätigen, dass das fragliche h = urg. À ist. Das h befindet sich in den hier behandelten Wörtern (kwhilas, kuhlo, maha, perhana, saha) auf derselben Stufe wie das À in den S. 145 f. erórterten : fi. kazha (urg. ? *yaiha-), kuhjo (urg. *xuhio-) kuhmo (urg. *yuhmo-). Das inlautende urgerm. h war expiratoriseh schwächer als das unter Hochton stehende urg. Anlaut-h == (> fi. k), konnte daher, seitdem ein A-Laut auch im Urfinn. entstanden war (vgl. oben S. 141), mit diesem wiedergegeben werden. Alle diese Lehnwórter sind auch ihrer übrigen Lautform nach frühurnordisch. Es fehlt überhaupt an siche- ren Beispielen einer Lautvertretung fi. À — spätnord. g(h) : in fi. lohi-käärme "Drache! (käärme = ’Schlange’) aus altschwed. flogh-draki "fliegender Drache’ = aisl. flug-dreki, nschw. dial. Finnl. flog-orm (VENpELL S. 218) beruht das À in lohi (für zu erwartendes *"/ok;-) auf Dissimilation und volksetymologischer Anlehnung an fi. loh; 'Lachs; vgl. auch die Fi.-ugr. F. 13, S. 404 ver- zeichnete Lit. Eine Mittelstufe oder einen Schwebelaut zwischen inl. urg. Ah und 3 vertritt vielleicht das fi. -hk- in vihkiä (Prüs. Ind. 1. Pers. vihin) 'einweihen, ein Ehepaar trauen’. Die Form ist anscheinend eine Art Kontaminationsbildung zwischen urg. *wyran- und *wigian- : as. wihiam, ahd. wihen, (got. weihan) "weihen', aisl. vigia, schw. viga. Wie in fi. joulu "Weihnachten! ist ein altgermanisch-heidnischer Ausdruck hier von dem Christentum aufgenommen. Das urnor- dische Grundwort wiha- ’heilig’ (got. weihs, as. wih-, ahd. wih, wihi "heilig" aisl. vé n. 'Heilig- tum, Tempel’ etc.) steckt wahrscheinlich auch in den finnländischen Ortsnamen Vias, Veala (aus aschw. Via, Gen. PL, s. oben S. 50 f£). Über einen zu derselben germ. Wz. wih- gehörenden dritten Wortstamm *wihla in fi. vihlata "betóren, verleiten’ und aisl. vél f. "List, véla "über- listen’, norw. dial. vela ’verlocken’ s. u. (Exkurs II). auf einen idg. Nom. Sg. auf -on (vgl. gr. &xuov) zurückginge; in diesem Falle würden fi. maha und mako für denselben vorgerm. Kasus zwei verschiedene Suffixe vertreten. ''om. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortsstudien. 187 B) Der Lautwandel urg. p > à: Der Charakter des urgerm. 5 als einer harten interdentalen Spirans scheint in dem -ht- (für -Zh-) in fi. riehtilä (Karel., Savolax) = rietilä "Bratpfanne’ noch zu Tage zu treten; vgl. olon. riehtil, vu.-kar. riehtilä, weps. rehtil, wot. rehtilä dass. sowie estn. reht Gen. vehi "Rost, Brat- rost', kala-reht, kala-preht oder (p)reht-kalu "so viel Fische, wie zu einem Gericht nötig ist’, eig. wohl 'ein Rost voll Fische. Schon Mrkkora, Berühr. zwischen den westfi. und slav. sprachen I, S. 98 f, hat in den genannten fi. Wörtern ein gotisches nomen instrumenti *bredila- zu *bredan '"braten' sehen wollen. Obwohl dieser Wortstamm interngermanisch nirgends nachgewiesen ist, ist die Zusammenstellung als richtig zu betrachten. So auch Wikzuxp Le Mo. Or. 1911, S. 293 f., der jedoch das sehr verbreitete -hf- neben dem „vielleicht sekundären“ fi. -t- nicht zu erklä- ren weiss. Etymologisch vergleiche ich zunächst das in diesem Zusammenhang nicht erwähnte lat. fretale 'Bratpfanne. Die regelrechte fi. Vertretung von germ. p ist td (z. B. fi. mato Gen. madon < germ. *mapon-); dafür erscheint 5 in murha (germ. *murpa-) '"Mord', viheliäinen 'lahm, armselig, elend’ (germ. *wzpel/a-, s. oben S. 82) und huopa "Filz (germ. *pofan- : aisl. bôfi m.). Auch das expiratorisch starke urg. Anlaut-5 konnte also mit À wiedergegeben werden. In fi. riehtilä — urg. *brepila- ist der spirantische Charakter von p noch stärker hervorgehoben als in huopa, murha und viheliä-. Ob auch die fi. Variante rietilä eine germ. Grdf. *brepila- vertritt, bleibt unsicher; sie kann auch eine grammatische Wechselform *brzóila- wiedergeben. Wie die vor der Mediaverschiebung entlehnten Wörter weisen die vor der Tenuisver- sehiebung aufgenommenen auch in ihrem Vokalismus uralte, vor- oder urgermanische, Lautmerk- male auf. Von diesem Gesichtspunkt aus seien die hierhergehörigen Wörter noch zusammen- gestellt. Fi. o = idg. o (urg. a): Sowohl in der Anfangs- als der Endsilbe : koukoi = vorg. *kouko-. In Endsilben : kuuppo — vorg. *gapon-, peikko — ? vorg. *paikio-, uppo- — vorg. *upo-. Fi. -a = ide. -& (urg. -a, -0): kansa — vorg. *kansa (oder urg. *yansa), laukka — ? vorg. *louka (urg. *lauga), pankka- — ? vorg. *spanka (urg. *spanga-). Fi. -a = idg. -@n (urg. -@, urn. -a): kuokka — vorg. *kokhæn. Fi. -e = idg. -es (urg. -2z): kuve c vorg. *kubes- (urg. *hupiz). Fi. ei — idg. ei (urg. ei, ?): reipas — vorg. *reipos (urg. *ribaz). Fi. ie — idg. e (urg. 2, urn. à): rietas G. riettahan — vorg. *uretos (urg. *wrepaz). 188 T. E. KARSTEN. Auch diejenigen Wörter, die vor der Wirkung des Vernerschen Gesetzes übernommen sind, zeichnen sieh zugleich durch alte vokalische Lautcharakteristika aus. Fi. -o = idg. -o (urg. -a): kuhlo = urg. *xuhilo- (urg. *hugila-), vgl. kuhilas. Fi. -a = idg. -a (urg. -&, -0): saha = urg. *saha (> *sago). Fi. -a = idg. -@n (urg. -&, urn. -a): maha — urg. *malue (urn. *maga, aisl. magi). Fi. perhana zeigt das Suff. -ana mit Ablaut zu -unia- in germ. *Fergunia- (aisl. Fjor- gynn), fi. perkule. d. Einige Lehnwörter mit -hk-und -Kk- unsicheren Ursprungs. Fi. vihkiä — got. weihan, aisl. vigia wurde schon erörtert. Die idg. Mediae aspiratae bh dh gh sind im Urgerm. zu den Spiranten 5 Ó 3 geworden, welche sich gemeingermanisch grösstenteils zu Medien entwickeln. Die idg. Media aspirata gh oder — richtiger gesagt — ein noch stark spirantiseher 5-Laut spiegelt sieh meines Dafürhal- tens möglicherweise in fi. liehko = liekko "fach, nicht tie wieder, falls dieses Wort, wie Wix- LUND Le Mo. Or. 1911, S. 225 vermutet, mit aisl. ‚/ägr "niedrig" zusammenhängt. Das -hk- — -kk- macht, wie schon Wixzunp bemerkt, Schwierigkeiten. Da die finnischen A-Verbindungen öfters der Metathese unterliegen (vgl. oben S. 126 unter fi. hevo-nen "Pferd — ? urg. *ehuo-), finde ich es möglich, dass fi. liehko eine Wortform vorg. */zgho- — urg. *lego- vertritt. Wegen der Entwicklung liehko > liekko verweise ich auf fi. ahkio ”traha lapponica (< ? urg. *askion-, s. oben 'S. 148) = akkio.! Das etymologisch nahe verwandte fi. lieko ’umgefallener ‚Baumstamm’ (< urn. "lego : aisl. låg Ÿ. dass.) wäre dann eine etwas jüngere (wenn auch noch urgermanische) Entlehnung (s. S. 80). Fi. raukka, Gen. raukan und rukka, Gen. rukan "homo miser, misellus, miserabilis’, 'arm- seliger Mensch’, beide ausserdem 'Verstorbener; kar. raukka = fi. kulta, kultaseni ‘Liebchen’, rukka 1) dass., 2) "Verstorbener’; olon. raukku (raukka) und rukku (rukka) = fi. raukka, weps. rauk, Pl. -ad dass. < germ. *drauga m *druga- : ais. draugr 1) = dauór maór, 2) = haugbii, norw. dial. draug "Gespenst, as. gi-dróg '"Gespenst bezw. ahd. gi-trog, mhd. ge-troc (< *-druga-) "Betrug, Täuschung, teufliches Blendwerk'; s. oben S. 46. Die germ. Ablautstufe *druga- liegt auch in skr. drüh-as Pl. 'Unholde', av. druy$ "Unholdin, Gespenst’ vor.? Die fi. Wörter erscheinen auch mit dem Diminutivsuffix -()nen : fi. raukkalö)nen, rukka(i)nen, ru.-kar. rukkane (Gen. rukkaze), rukka- zeni = fi. kultanen, kultaseni "Liebchen'. Fi. raukka und rukka tragen also einen ausgeprägten Charakter von Koseformen. Da germ. *drauga-, *druga- '"Gespenst' auf die idg. Wz. dhreugh- in av. draoga- "ügnerisch', as. bidriogan, ahd. triogan ’trügen’ ete. zurückgehen, erklärt sich das 1 Wegen -hk- in fi. ahkio und vihkiä anders "THowSEN, Beróringer, S. 165 : das h wäre vor k später eingeschoben. Warum aber? 2 BRUGMANN, Vergl. Gramm.? 1, S. 618, TORP, Wortschatz, S. 213, C. C. UnrENBECK, Et. Wb. der aind. Spr., S. 139. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 189 fragliche fi. -kk- keinesfalls aus einem vorgerm. k. Die Tenuisgeminata ist vielleicht schon ger- manisch vorhanden gewesen, denn aisl. drokkr (dirokkr) m. "untauglicher Mensch’ (Sn. E. I 532, II 547, 610, s. FRaTZNER? s. v.) braucht nicht, wie FALK-Tore, Ordbog s. v. Drog annehmen, eine Entlehnung von mnd. droch '"Schelm, Betrüger’ zu sein: es könnte auch eine urnord. Grund- form *drukka- (— fi. rukka) wiederspiegeln. Zu beachten ist, dass die fi. Variante raukka, wie aisl. drokkr, auch als Scheltwort (,Taugenichts*) verwendet wird. Fi. raukka-, rukka- könnten in der Tat germanische Kosebildungen auf -kk- oder -gg- zu germ. *drauga-, *druga- "Trug- bild, Gespenst, Verstorbener vertreten. Gerade bei Wörtern von dieser Begriffskategorie sind geminierte Tenues oder Mediae sehr gewöhnlich. Die Gemination kam wohl beim Gebrauch solcher Wörter in gefühlvoller Anrede auf; vgl. K. Brucmann, Vergl. Gramm. Bd. 1, S. 817 Anm. 2, Bd. 2, 1, S. 43 1, E. HErrquisr, Nord. Tidskr. f. fil, 3 R., Bd. 12, S. 49 ff, Några an- märkningar om de nordiska verben med mediageminata, S. 3 ff, A. NOREEN, Värt språk, Bd. 5, S. 390 ff. Fi. turkka u. turka, Gen. turkan 1) "homo misellus, membris mutilus, deformis’, 'armse- liger, krüppelhafter, ungestalter Mensch’, 2) ’tætrum, turpe 1. detestabile quid’, 'etwas hässliches od. Abscheuliches’ mit der Ableitung Zurka(z)nen 'armselig, ungestalt, hässlich, abscheulich' < urg. *dwerga-: aisl. dwergr m., ags. dweorg, engl. dwarf, mnd. dwerch, mnd. dwarf, ahd. £were, mhd. twere G. twerges. nhd. Zwerg. Fi. furka verhält sich zu germ. *dwerga- wie fi. kurkku ’Kehle’ zu germ. *kwerku- (s. Verf. Ark. f. nord. fil. 22, 185—6); die von E. A. Tux- KELO hierfür (s. Fi-ugr. F. 13, S. 463) angenommene germ. Ablautform *dwrga-, die in aisl. dyrgia "Zwergin und dyrgill "Zwerg! begegnet, ist also für die Erklärung von fi. Zurka nicht nötig. Germ. *dwerga- "Zwerg! ist sonst verwandt mit skr. (ved.) dhvards f. 'ein dämonisches Wesen’, in letzter Linie auch mit der germ. Wz. drug- 'trügen' in *drauga-, *druga- "Gespenst’, also eig. = "Trugbild'. Wie das fi. -kk- in turkka- zu erklären ist, bleibt unklar. Die Ableitung turkanen deutet daraufhin, dass. -kk- sekundär ist. Hängt die finnische Geminierung damit zusammen, dass £wrkka ein Fluchwort ist? Unsicher ist u. a. auch, wie das -kk- in fi. pankka "Arm, Achsel, Flügel, vel. pankka- reki ’Schlitten mit krummgewachsenen Rungen oder Stündern' gegenüber fi. panka, panku "Spange aus Metall, metallener Schmuck; Tragband an einem Eimer, Band an einem Besen, Arm eines Spinnrads' zu beurteilen ist. S. 135 oben habe ich die Möglichkeit einer vorgermanischen Grundform *spanka (> urg. *spanga) vorausgesetzt; vgl. die idg. Wz. sphak- in gr. eqqxóo ’schnürre zusammen’. Von fi. pankka- könnte sich die Geminata auf die Nebenform pankku (= panku), die ein späturnordisches Substrat *spangu vertritt, analogisch übertragen haben. Nach Wskrunnp Le Mo. Or. 1911, S. 237 sei fi. pankku „wahrscheinlich ein diminutivum aus panka“. Chronologische Übersicht der konsonantischen Lautmerkmale. Von den hier oben jn den Abschnitten 1—6 behandelten konsonantischen Lautkriterien sind die beiden erstgenanten aus der finnischen Sprachgeschichte geholt. Diese Vorgänge, der frühurfinnische Lautwandel 4 > h und der urfinnische Stufenwechsel, liegen in einer Zeit, die mit der sogenannten urgermanischen zum Teil wenigstens zusammenfällt, aber näher lassen sie N:o 2. 190 T. E. KARSTEN. sich kaum zeitlich umgrenzen. Unter den vor der frühurfi. Entwicklung 3 > A entlehnten Wör- tern, die germ. h durch k ersetzen (S. 141—6), zeigen einige wenige noch die Endung -o = ide. -0 : kuhjo, kuhlo, kuhmo, die meisten schon die Endung -a = urg. -a(n) : kana, karja, kaura, kunta, kamara, elkid, ? kaiha, kuhja (= kuhjo) und kuhma (= kuhmo); vel. kallas, kuhilas. Auch die Entlehnungen aus der Zeit des urfinnischen Stufenwechsels (S. 147—50) stellen sich durch ihren Endvokalismus nur zum geringen Teil als frühurgermanisch heraus : niekla — neula mit der ide. Endung -& (urg. -0), kalwe‘ und ahne mit der idg. Endung -es (urg. -iz); eine ganze Anzahl rührt erst von einer germ. Sprachstufe her, die schon urg. -a(n) für frühure. -o(n) hatte : kakra cc kaura, vuokra — voura, atra — aura, patja — padja, vitja — vilja, ihra, kaisla, kihla, ? nahka, tuhka, tuhma. Wenn die finnischen Lehnwörter mit k für germ. h, wie es gewöhnlich angenom- men wird, vor der frühurfinnischen Lautwandel 3 > h übernommen sind, fallen also die ur- germ. Lautübergänge -o(n) > -a(n), und -os > -az, wie auch ei > : (fi. kzides S. 141), noch in eine frühurfinnische Periode. Von den germanischen Lautmerkmalen fällt 3): der Übergang urg. ww > got. urn. ggw (kuva, sauvo) in die Zeit um Christi Geburt und 4): der Lautwandel z > & in die Zeit vor der ältesten nord. Runeinschriften (aus den 3—5. Jahrhunderten n. Chr.) Der lautliche Vorgang 5) : die Entwicklung von urg. ax zu qx und ey zu 24 (hanho, tanhu, tenho und ? panka, ? kanki, -0) ist ebenfalls sicher frühurgermanisch : vgl. bes. fenho — got. peihvo (*piywon) und Mars Thingsus. Die finnischen Formen setzen noch germ. Substrata mit wirklichen Nasalen, nicht nur Nasal- vokalen, voraus. In finnischer Substitution hätte sich nämlich die Nasalität eines Vokales kaum erhalten, wie das Lehnwort hala)hla, -o "Kesselhaken' lehrt : die altertümliche fi. Endung -a > o = idg. urg. à > -0 (vgl. ahd. háhala, -ila f.) zeugt dafür, dass der Nasalklang des germ. Stamm- vokales hier noch nicht geschwunden war. Die betreffenden Wörter der Gruppe 5) — vel. besonders panka und kanki, -o mit k = urg. y — sind daher wohl schon in vorchristlicher Zeit entlehnt. Nach den ältesten vokalischen und bisher berücksichtigten konsonantischen Kennzeichen unserer Lehnwörter wäre also die Zeit um Christi Geburt und etwa ein paar Jahrhunderte der vorangehenden Zeit — vgl. besonders die vor dem Lautübergang e >: vor n+k, g, h ent- lehnten 5 Wörter (S. 137) sowie die 2 Wörter mit erhaltenem idg. ö in der Stammsilbe (S. 139) — als die Periode der ältesten germanisch-finnischen Beziehungen anzusetzen. Auf die vor- christliche Zeit weisen noch entschiedener die nicht wenigen Wörter, die vor der Lautverschiebung übernommen sind : a) kuve‘, kempo, kumpu, etona, ruutana, ? puutio, muoto, nauta, malto-, melto- rauta, malto-liha, -vesi, meldo-maido, mallas, vierre (verre), juko, vakoa, Teuva, verka, lenko, die der Mediaverschiebung vorangehen; b) kuve, kumpu, kansa,! koukoi, kuokka, kuuppo, ? laukka, ? pankka, ? peikko, reipas, ? riepas, rietas, uppo-, die der Tenuisverschiebung und c) kuhilas, kuhlo, maha, perhana, saha, die dem Beginn der Wirkung des Verner’schen Gesetzes vorangehen. Es fragt sich aber, ob die in Rede stehenden Lehnwörter der Gruppe a) einen reinlich vorgermanischen Konsonantenstand mit idg. b, d, g voraussetzen oder ob sie sich vielleicht ? Vgl. S. 192, Fussn. 1. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 191 aus irgend einer urgermanischen Vorstufe mit tonlosen Medien oder weichen (bezw. kurzen) Tenues erklären liessen. Im letzteren Fall stünden sie in einer Linie mit den oben S. 162—4 behan- delten mittel- und neuschwedischen Entlehnungen fi. apina — nschw. dial. apinjo, fi. jatuli — nschw. dial. jätul, fi. katu — nschw. dial. gatu, fi. vat? — nschw. dial. fåt u. a., ausserdem mit einigen uralten iranischen und litauischen Lehnwürtern 1 : fi. sata, Gen. sadan, mok$a-mord. $ada, ersa-mord. $ado, tscherem. Sido, Suda u. s. w. 100' — av. çata- u. s. w. dass.; fi. suka, Gen. suan (*suyan) 'Borste, Kamm’ — lit. (szuka) Pl. szükos, fi. luuta, Gen. luudan ’Besen’ — lit. szli fa, fi. kypärä 'Helm' — lit. kepüré, fi. ätelä, liv. addol ’Nachmahd’ — lit. atölas. Die’ lit. Entlehnungen geben die Tenues mit ungeminierten Lauten wieder sogar nach Liquida und Nasal, in Stellungen, wo die germ. Wörter, die älteren wie die jüngeren, überall geminierte Tenues zeigen : vgl. germ.-finn. markka, verkko, kortti, pultti, lenkka, pankko, hamppu, tonttu u. S. w., aber fi. malka Gen. malan (*malyan) "äussere Dachlatte’ — lit. målka, fi. talkoo 'Schmaus für Arbeiter’ — lit. Zalka, fi. kelta "gelbe Farbe’ Gen. kellan (*keldan) — lit. geltà, fi. mäntä Gen. münnün (*mändän), auch mäntty, "Butterstämpel’ — lit. mente. Diese abweichende finnische Behandlung der iranisch-litauischen und der germanischen Tenues erklärt Serätä, Äännehistoria S. 120 f., aus irgend einer in der Zeit zwischen den fin- nisch-litauischen und den ältesten finnisch-germanischen Beziehungen, etwa in den ersten Jahr- hunderten n. Chr., vollzogenen Veränderung innerhalb des urfinnischen Konsonantismus. Diese Annahme ist aber sicher falsch, denn bei den von SeräLi nicht beachteten jüngeren nor- dischen Lehnwörtern, ist die finnische Tenuis-Vertretung, wie wir gesehen haben, wieder dieselbe wie bei den iranisch-litauischen. Der wahre Grund zu dieser an sich auffälligen Verschieden- heit in der finnischen Tenuis-Wiedergabe muss also in der Originalsprache liegen : die Aus- sprache der iranischen und litauischen tonlosen Verschlusslaute war eine andere als die der urgermanischen.? Auch die allerältesten unter den germ. Lehnwórtern geminieren ihre Tenues : vel. fi. ruokkeet ’Hosen’ (urg. *brokes), luote^ Gen. luotteen '"Zaubergesang' (urg. *blötes-), lukkaro "Schlichthobel’ (urg. *lukaro-), kukkaro "Beutel (urg. *ku- karo-), rutto ’Seuche’ (urg. *pruton-), lautta "Viehstall’ (urg. *lauta), markka Mark’ (urg. *marka) u. a. oben S. 76—136 behandelte Fälle. Die dem Urnordischen eigene Tenuisquantität muss sonach schon frühurnordisch (= frühurgermanisch) gegolten haben. Nun herrschte aber bei den östlichen Nordgermanen, nach denjenigen Lehnwörtern zu urteilen, die der Tenuisverschiebung älter sind (fi. *koukko, Gen. koukon 'Verstorbener' — vorg. *kowko-, fi. kuokka "Erdhacke! — vorg. *kokhien, fi. uppo- 'valde' — vorg. *upo-, aisl. aschw. of- intensivum, rietas Gen. riettaan 'obscenus! — vorg. *uretos, urg. *wrepaz u. a.), diese Tenuisquantität auch schon während einer vorgermanischen Sprachperiode. Da aber die idg. Tenues beim Eintritt der germanisch-fin- nischen Berührungen ihre sicherlich langandauernde Entwicklung zu Reibelauten z. T. wohl schon angefangen hatten oder jedenfalls bald danach anfingen, richteten sich die durch die Mediaver- ! THOMSEN, Beröringer, S. 75. ? Im Lit. scheint die Aussprache (Quantität) der Tenues in verschiedenen Dialekten eine verschie- dene gewesen zu sein. Es finden sich auch lit. Lehnwörter mit geminierten Tenues: fi. harakka Gen. hara- kan 'pica' — lit. szárka, fi. laukki Gen. laukin "Tier mit Blesse' — lit. lackis, fi. ratas Pl. ratta/h)at ‘Rad’, "Kar- ren’ — lit. rdtas Pl. rátai, fi. pirtti Gen. pirtin "Badestube, Rauchstube’ — lit. pirüis, fi. tytär Gen. tyttären "Tochter — lit. dukte‘; s. THOMSEN, Beröringer, S. 74. N:o 2. 192 T. E. KARSTEN. schiebung entstehenden Ersatztenues auch in Betreff ihrer Quantität naturgemäss nach den alten Sprachgewohnheiten. Also: a) Die betreffenden Lehnwörter mit Z=idg. d, germ. t bezw. mit dem Stufenwechsel p — f, {1 —d, k— y gegenüber idg. b, d, g, germ. p,t, k — die Gruppe a) S. 190 — können nur aus Wortformen mit erhaltenen idg. Medien erklärt werden. b) Die fi. Lehnwórter mit dem Stufenwechsel pp, It — t, Ik = kgegen- überidg. p, £& k, germ. f (b), p (à), x —h (3) — bei dem fi. Práfixe uppo- war kein Stufenwechsel, also auch keine Ausgleichung móglich! — sind dem entsprechend nur aus Originalformen mit erhaltenen idg. p, £, k erklärlich. Hieraus folet c) dass die Wörter mit gegenüberidg. k, germ. g (kuhilas, kuhlo, per- hana, maha, saha) sich ungesucht auf die Zeit vor dem Beginn des Verner- sehen Wechsels zurückführen lassen. Mit diesen Folgerungen weicht meine Darstellung von der herkómmlichen Lehre wesent- lich ab. Virg. THOMSEN kannte noch keine Entlehnungen vor der Lautverschiebung (vgl. S. 65) und fast die ganze spätere Forschung hat auf die Worte des Meisters blindlings geschworen. In seiner dem Altersprobleme gewidmeten Schrift v. J. 1906: „Zur herkunft und chronologie der älteren germ. lehnwórter in den ostseefi. sprachen“ hat E. N. Serätä dieses Moment, das vielleicht wichtigste in der germanisch-finnischen Lehnwortsfrage, fast völlig übergangen; ganz beiläufig (S. 47) wird jedoch die alte Auffassung auch in diesem Punkte als die selbstverständ- lich richtige bezeichnet: „jedenfalls aber war die lautverschiebung vor diesen berührungen schon eingetreten“. An diesem Standpunkt scheint SETALA noch 1912 festzuhalten: „Auch kann ich nicht umhin der ansicht ausdruck zu geben, dass man über die herkunft und chronologie der älteren germanischen lehnwórter in den ostseefinnischen sprachen nichts ans licht gezogen hat, was die wesentlichen grundlagen der Taomsenschen auffassung erschüttern könnte“ (Fi.-ugr. F. 12, S. 289).? Der erste vorurteilsfreie Ausspruch in unserer Frage rührt von K. B. WIKLUND her. In Le Mo. Or. 1911, S. 217 bedauert er freilich, „dass die vorgeschichte der finnischen klusilen noch gar zu wenig bearbeitet ist, was besonders bei der behandlung der eventuell vor der germanischen lautverschiebung entlehnten elemente sehr lästig wirkt“, teilt aber dennoch S. 229, als Ergebnis eines folgenden (bis jetzt nicht erschienenen) Abschnitts seiner Untersuchung, vorläufig mit, dass es im Finnischen (und Lappischen) „recht deutliche spuren* davon gäbe, „dass die beziehungen der germanen zu den finnen-lappen schon vor der lautverschiebung an- gefangen hatten“. Obwohl WIKLUND seine provisorische Aussage bisher durch keine Beispiele gestützt hat, ist diese jedoch bedeutsam, besonders für den Germanisten : von finnisch-ugrischem Standpunkt aus ist damit prinzipiell zugestanden, dass die zum Teil schon von THOMSEN bemerk- ten „Ausnahmen“ von den Regeln für die finnische Behandlung der germ. Tenues durch keine ! Von den 13 Wörtern, die ich S. 190 unter der Gruppe b) aufgezählt habe, könnten kuve, kumpu und kansa auch auf die Grundformen *yubes-, *yumbu — kuve und kumpu wären also nach der Tenuis- aber vor der Mediaverschiebung entlehnt — bezw. *yansa zurückgehen; peikko ist möglicherweise eine fi. Kurz- namenbildung, riepas etymologisch unsicher. ? Ibid., S. 285 leitet SETALA fi. mallas G. mallaan tatsächlich aus einer germ. Form *maltaz her. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 193 ausschliesslich finnisch-ugrische Erklärungsversuche zu erledigen sind. Mit um so grösserer Zuversicht habe ich daher geglaubt meinen ketzerischen Meinungen in der Frage jetzt Ausdruck geben zu können. Damit habe ich natürlich keine Ansprüche darauf erhoben, alle Einzelheiten des aufgeworfenen schwierigen Problems gelöst zu haben, wie ich dies in mehreren Fällen auch angedeutet habe. Der Kern meiner Ausführungen dürfte jedenfalls richtig sein. Davon bin ich um so mehr überzeugt, als (ausser Prof. WskLunn) auch ein zweiter Finno-ugrist, mein Lands- mann Dozent Dr. E. A. Tunkero, wie er mir mündlich mitgeteilt hat, in der Hauptirage zu derselben Auffassung gelangt ist. C. Ergebnisse. Schlüsse auf die sprachlichen und ethnographischen Verhältnisse. 1. Die Sprachform des ältesten germanischen Lehnguts im Finnischen. Dasjenige Germanenvolk, welches den Finnen ihr ältestes germanisches Sprachgut ver- mittelte, war also in seiner sprachlichen Entwicklung zur Zeit des Eintritts dieser Völkerberüh- rungen wesentlich noch ein prägermanisches. Die Lautverschiebung — selbst das Hauptcharak- teristikum des Germanentums — und zwar sowohl die Tenuis- und die Mediaverschiebung als auch der nach dem erstgenannten Vorgang aber noch vor der germanischen Akzentregelung sich vollziehende Vernersche Wechsel war damals noch nicht durchgedrungen. Dass dennoch schon die älteste Periode des germanisch-finnischen Völkerverkehrs einen begonnenen Verfall des. indogermanisch-vorgermanischen Lautstandes bedeutet, erhellt nicht nur aus der verhältnis- mässig geringen Zahl der auf uns gekommenen ,unverschobenen“ Wortformen — im Ganzen etwa 30 Wörter, die unsicheren mitgerechnet — sondern auch aus der grossen Seltenheit der Wörter mit reinlich vorgermanischem Stammsilbenvokalismus : ich erinnere an die 4 Fälle von idg. ej — urg. ?, die 5 Fälle von idg. e vor 2 + k, g, h, die 3 Fälle von idg. e vor n, m + Kons. und an die 2 Wörter mit idg. o = urg. a: moni, kouko (s. oben S. 137 ff.);? zu beachten ist auch das gänzliche Fehlen an Wortformen mit idg. & in der Stammsilbe.? Dass die im Finnischen erhaltenen Überreste eines rein vorgermanischen Vokalstandes besonders zahlreich ! Berechtigte Zweifel an die Richtigkeit der herrschenden Ansicht von den Beziehungen der ältes- ten germanisch-finnischen Lehnwörter zu der Lautverschiebung war besonders das von mir in den Neuphil. Mitteilungen 1906, S. 7 gedeutete Lehnwort etona = urg. *elona- 'Riese' (schwed. jätte) wach zu rufen geeignet; hier konnte das ungeminierte -t- durch keine fi. Ausgleichung erklärt werden (s. o. S. 115). ? Zu bemerken ist aber, dass germ. a in der Stammsilbe lange nicht immer auf idg. o zurückgeht; er ist öfters = idg. a:z. B. in germ. *anges- n. = fi. ange "Bedrängnis’ (S. 100) — gr. äyym 'schnüre zu’, lat. angustus 'enge', zum Teil auch = idg. 2: im Urgerm. fielen uridg. a und 2 in a zusammen, dann erst dieses a mit uridg. o in a (BRuGMANN, Vgl. Gramm.? 1, S. 145, 162). Das idg. o war sonst ein offener Laut : (vgl. fi. moni d. h. máni, jukko d. h. jukká, tenho d. h. tenhá etc.), der dem germ. a recht nahe lag. , ? Germ. à in der Stammsilbe geht, wie bekannt, jedoch lange nicht immer auf idg. à zurück, son- dern vertritt öfters idg. a oder à (BRUGMANN, a. O., S. 150f., 156 ff). Das urg. ö wurde im Finn. durch uo, d. h. uà wiedergegeben (z. B. in kuokka d. h. kudkka 'Erdhacke' = got. hoha), war also ein offener Laut, der dem idg. z nicht besonders fern lag. N:0:2. 25 194 T. E. KARSTEN. wären, ist freilich auch nicht zu erwarten. Da die nachbarlichen Beziehungen zwischen Finnen und Germanen durch Volksvermehrung und fortgehende Einwanderung mit jedem Jahrhundert nur lebhafter wurden, gerieten die Lehnwörter der ältesten Zeiten unter einen mehr oder minder starken Einfluss von seiten der jüngeren Wortformen, die von einer immer zunehmenden Men- schenzahl gebraucht wurden, und konnten mithin leicht umgebildet werden. Nur so liess sich auch die volle sprachliche Fühlung zwischen den Finnen und den jüngeren Generationen unter den germanischen Nachbarn aufrecht erhalten. So erkläre ich mir die nicht allzu seltenen fin- nischen Wechselformen, die auf verschiedene germanische Entwicklungsstufen eines und des- selben Wortes zurückgehen. Solche Fälle sind: a) Der Stammvokal wechselt: (Runko)-teivas — (Ruko)-tiivo (urg. *teiwaz — *tnwo-) S. 4 ff., 76; keide‘ "liegende Stellung’ — küdes 'Grotte' (urg. *xeipes- — *xipes-) S. 9, 76, 85 f.; elkiü — ilkiä ’malitiosus’ (urg. *elyia — *iyia-) S. 79; lenkka-jalka "krummbeiniger Mensch’ — fi. linkutan ’hinke’ (urg. *lenk-— nschwed. linka "hinken’), S. 78; kempo — kimppu ’Zugnetzflösse” (vorg. *gembon- — aschw. kimpa), S. 78. b) Der Mittelvokal wechselt: etona — etana ’schlechter Mensch’ (urg. *efono- — *etana-). S. 115. c) Der Endvokal wechselt : In germ. o(n)- a(n)-Stämmen : aparo — -a "Bierhefen' (S. 120), jukko — -a 'Joch' (S. 121), muoto — muotti Form’ (S. 124), arpo — armas, haltto — haltta-us, kerno — kernas, malto- — mal- las (S. 125), ruttio — -a (S. 127), kuhjo — -a, kuhmo — -a (S. 145 £.). In germ. @-, o-(u-)Stümmen : ha(a)hla — -o, hartia — -o, kasa — -o, kauta e -0 — -u, kuja — -o, lauka — -o, multa — -o-, pantia — -o, vara — -0 — -u (S. 130-3) sowie in fi. panka — -u 'Spange', das ursprünglich ein einsilbiger Konsonantenstamm (S. 135) ist. In germ. es-, ?z-Stämmen : aine" — auni-koita (S. 86), tarve — tarvis (S. 102), uvé — upia (S. 105); vgl. noch fi. palj& (S. 87) — weps. palgis 'siliqua. | Viel weniger auffallend waren die vorgermanisch-finnischen Wortformen in Betreff ihres Konsonantenstandes, besonders auch der Verschlusslaute : die inl. vorgermanischen b, d, g mussten sich urfinnisch in den Stufenwechsel p — ß, { — 9, k — y einreihen, erschienen also in der star- ken Stufe regelrecht als p, t, k und kamen dadurch den aus Medien entstandenen germ. p, ?, k und ihren fi. Reflexen jp c p, & = t, kk = k akustisch sehr nahe (vgl. z. B. fi. muoto — urg. *möto-, fi. muotti). Die vorgermanischen p, 4, k wiederum traten urfinnisch in die Wechselreihe jp > p, ft ot, Ék = k über, während die verschobenen urgerm. Laute f, p, x bezw. à d 3 ebenda regelrecht zu p, t, k wurden. Eine nahe Berührung zwischen den vorgermanisch-finnischen und urgermanisch-finnischen Formen fand also wieder statt (vgl. fi. uppo-rikas — upo-valkia) : die erst- genannten konnten sich daher auch hier ohne Gefahr einer allzu grossen Differenzierung behaupten. Während also fi. mallas (*maldas) "Malz, malto in malfo-liha 'mageres Fleisch’, -vesi 'stilles Wasser’, malto-rauta "weiches Eisen’, nauta 'Vieh', etana "schlechter Mensch’, ruutana 'ansteekende Krankheit’, reipas Gen. reippaan ‘hurtig, rasch’, riétas Gen. riettaam 'obscenus' ihrem Konsonantenstand nach vorgermanisch sind, ist ihr Vokalismus — bei mallas im Stamm sowohl als in der Endung, bei malto- und nauta nur in der Stammsilbe, bei efona, ruutana, reipas, rielas nur in den Endsilben — schon ein rein germanischer. Falls got. höha ’Pflug’ auf eine Grdf. mit idg. Stammsilben-a zurückginge (vgl. skr. cakha), ist auch fi. kuokka ’Erdhacke’ Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 195 eine Mischform : mit kk < vorg. kh aber wo < urg. 5. Es handelt sich hier wohl um germa- nische Schwebelaute und finnische Lautsubstitution. So kann der Stammvokal im germ. Substrat für fi. mallas (*maldas) zwischen vorgerm. o und urgerm. a geschwankt haben : die jüngere Form siegte aber allmählich über die ältere. Auf die schwankende Aussprache der Übergangszeit zwischen einer vor- und urgermanischen Sprachstufe beruht wohl auch ein konsonantischer Wechsel wie der in fi. juko — jukko ’Joch’ (vorg. *jugo- — urg. *juko-), fi. lenko — lenkka "Krüm- mung’ (vorg. *lengo- — urg. *lenka-), fi. laukka — lauka ’Salzlake’ (vorg. *louka — urg. *lauga), fi. uppo-rikas 'sehr reich’ — upo-valkia "sehr hell (vorg. *upo- = urg. *ubo-). Vgl. auch fi. kamara — hamara (S. 143). Wie die vor der Tenuisverschiebung und der Wirkung des Vernerschen Gesetzes ent- lehnten Wörter lehren, sprachen die ältesten germanischen Nachbarn der Finnen noch mit dem ‚alten freien idg. Akzent. Daher kommt es, dass auch der idg. Ablaut noch damals ein lebendiges Wort- bildungsmittel gewesen zu sein scheint. Unter den fraglichen Lehnwörtern kommen tat- sächlich Ablautserscheinungen vor, die zu dieser Annahme führen. Die Fälle sind : a) In der Stammsilbe : Fi. parilas, parila ’Mistbahre; Bratrost; Feuerrost od. Feuerbahre beim Fischstechen; Fischgabel (?)’ — fi. purilas, purilo, purila "Tragbahre; ein primitives Fuhrwerk, aus zwei langen Stangen bestehend; Fischgabel « ?urg. *barilaz bezw. *barila- (Akk. Sg.) uud ? *ôurilaz bezw. *burilo-, *burila- (Akk. Sg.); die Wörter gehören zu der germ. Wz. ber- 'tragen', sind aber interngermanisch unbelegt (vgl. SEràrnà, Fi.-ugr. F. 12, 279—84; 13, S. 422, 430). Fi. raukka — rukka 'homo miser, miserabilis? < germ. *draukka- — *drukka- od. *draugga- — *drugga- (zu *drauga- — *druga-), s. oben S. 46, 188f. Im Germanischen ist das Wortpaar unbelegt. Fi. lako 'das Liegen des Getreides; vom Unwetter niedergeschlagenes Getreide! — luoko 'gemáühtes oder geharktes Heu’, luokoun 'vom Regen niedergeschlagen werden (v. Heu) < urg. *lago- n. — *lögo- n. (S. 1231). Eine dritte Ablautform liegt vor in fi. lieko 'lie- gender Baumstamm' < urg. "lego f. (S. 80). Im Germ. ist der Wechsel schon verwischt. Fi. malto- — melto- in malto-rauta, melto-r. "weiches Eisen’ «C vorg. *smaldo- — *smeldo- (S. 124). Im Germ. ist der Wechsel verdunkelt. Fi. malto- in malto-liha ‘das Magere im Schweinefleisch’, malto-vesi 'stilles Wasser’ — ru.-kar. meldo- in meldo-maido "saure Milch’ < vorg. *maldo- — *meldo- (S. 125 t.. Dem Germ. ist der Wechsel verloren gegangen. Fi. ranne‘ 'Strandgegend; Strich, Streifen, Rand, Kante’ — rinne ’hochliegende Stelle’ — runne ‘Rand’ << urg. *strandes- n. — *strindes- n. — *strundes- n. (S. 891.). Fi. kuhmo, -a ’Beule, Schwulst’, in Ortsnamen ’Hügel’ — schwed. Jomala, fi. Juomala (Ortsname in Äland) «C urg. *yuhmo- — *yeuhm-alh-, vgl. got. hiuhma swm. Haufe’ (S. 53, 126). b) In Ableitungssilben ; 196 T. E. KARSTEN. Fi. ainoa — ainua — ainia- "einzig? < urg. *ainoga- m *ainuga- — *ainiga- (S. 115). Fi. kapalo — kapula "Walze, Rolle’ «C urg. *kadalo- — *kabula- (S. 118 f.). Fi. perkule‘, perkuus, perhus — perhana < *feryuniz — *ferhana- (S. 20 ff., 186). Die aller ältesten germ. Lehnwörter des Ostseefinnischen setzen also eine Sprachform voraus, die erst im Begriff war sich zu einer ausgeprägt germanischen zu entwickeln. Noch unter den Wörtern, die sicher nach der Lautverschiebung empfangen sind, ist der Stamm- oder Endvokalismus bei einer grossen Zahl ein urindogermanischer geblieben. Beispiele: b) In der Stammsilbe: Fi. keide‘ liegende Stellung’ — urg. *xeipes- > *yipes- (S. 76). Fi.tenho'Zauberkraft! — urg.*peiohuo- 7» *piyu-,*ping- (vgl. got. beihvo u. Mars Thingsus). S. 18. Fi. lenkka "krumm etc.” — urg. *lenka- > *linka- (S. 78). Fi. kenkkua 'auf und nieder hüpfen' — urg. *kenk- > kink- (S. 79) Fi. elkiä 'malitiosus — urg. *elyia- (S. 79). b) In der Mittelsilbe : Fi. Venäjä — ahd. Pl. Winida.; viheliäinen 'lahm, armselig, elend’ — urg. *wipelja- (S. 82). c) In der Endsilbe: Mit erhaltenem idg. -o: Fi. aparo- 'Bierhefen' — urg. *abaro-, skr. áparas (S. 120). Fi. haltto "llahm' — urg. *halto- (S. 125). Fi. jukko ’Joch’ — urg. *juko- (S. 121). Fi. kukkaro "Beutel — urg. *kukaro- (S. 121). Fi. lukkaro "Schlichthobel — urg. *lukaro- (S. 119). Fi. mato "Wurm — urg. *mapon- (S. 127). Fi. ruko "kleiner Heuschober' — urg. *hrugon- < vorg. *kruk- (S. 127). Fi. rutto ’Seuche’ — urg. *pruton- (S. 128). Fi. ruttio "Verwalter’ — urg. *brution- (S. 127). Mit erhaltenem idg. -@: Fi. akana ’Spreu’ — urg. *ayana (S. 130). Fi. hartia ’Schulter’ — urg. *harpia- (S. 130). Fi. laita "Weg ete. — urg. *laida (S. 131). Fi. lauka ’Salzlake’ — urg. *lauga < *lauya (S. 131). Fi. lautta "Viehstall — urg. *lauta (S. 131). Fi. markka ’Mark’ — urg. *marka (S. 135). Fi. multa ‘humus = urg. *mulda — *mulpa (S. 131). Fi. nuotta '"Zugnetz! — urg. "nota (S. 135). Fi. panka 'Spange! — urg. *spanga < vorg. *spa(-n)k- (S. 135). Die letzte Gruppe (mit idg. -a) ist früher als speziell gotisch betrachtet worden, aber mit Unrecht (vgl. oben S. 139 f). In der germanischen Sprachform der ältesten germ. Lehnwörter des Finnischen ist keine dialektische Provenienz nachweisbar. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 197 2. Alter und Heimat der ältesten Lehnbeziehungen. Nach THomsex, Einfluss, wären die ältesten germ. Lehnwörter der Finnen „warscheinlich noch in den ersten jahrhunderten unserer zeitrechnung“ oder „vor wenigstens anderthalb oder zwei jahrtausenden“ in Mittelrussland oder eher in den jetzigen Ostseeprovinzen empfangen worden, wo die Völker des westfinnischen Stammes in der unmittelbarsten Berührung mit Germanen gewohnt hätten (vgl. oben S. 65). In den „Beröringer“ ist seine Heimatbestimmung etwas genauer. Die Wohnsitze der Ostseefinnen in der angegebenen Zeit — in den ersten Jahr- hunderten n. Chr. — wären unmittelbar nördlich oder eher nordöstlich von den baltischen Völ- kern (den Litauern und Letten) zu suchen, also wesentlich östlich von dem heutigen Livland und Estland, vom Finnischen Meerbusen und Ladoga im Norden bis gegen die Düna im Süden. Andererseits wären die Balten noch in diesen Zeiten, wenigstens in den Gegenden an der Düna und am oberen Dnjepr, so weit nach Osten hin ausgedehnt gewesen, dass sie die Slaven und Finnen vollständig getrennt hätten. Die ostseefinnischen Sprachen enthalten tatsächlich neben den germanischen Lehnwörtern eine grosse Zahl litauisch-lettische (sog. baltische), die nach THOMSEN etwa gleich alt oder zum Teil älter seien als die ältesten germanischen, sowie slavische Lehnwörter, die auch ihrer Sprachform nach jünger sind. In Betreff der germanischen Entlehnungen haben sich diese Ergebnisse nur zum Teil bewährt. a) Die Altersfrage. Die Thomsensche Auffassung glaubte Serätä noch i. J. 1906 (Herkunft und chronologie, S. 47) wesentlich bestätigen zu können. „Wie man auch die letztgenannte erscheinung [die Lautverschiebung, die auch nach S. vor der germ.-fi. Beziehungen schon eingetreten war] datiert, muss die zeit um Christi geburt und die nächstvorangehende zeit als die periode der ältesten finnisch-germanischen berührungen angesetzt werden“. Hatten diese Berührungen aber, wie ich glaube nachgewiesen zu haben, bereits vor der Lautverschiebung angefangen, muss ihr terminus a quo doch viel weiter zurück liegen. Wie lange ist nun eine „nicht verschobene“ Germanensprache denkbar in den Gegenden östlich von der Ostsee? Die ältesten nordischen Runendenkmäler, die aus Schleswig und Dänemark stammen und die sich wahrscheinlich schon aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. herschreiben, kennen nur verschobene Wortformen. Bei der sprachlichen Berührung von Germanen und Römern im Beginn unserer Zeitrechnung war die Lautverschiebung mitsamt dem Vernerschen Gesetz ebenso schon völlig durchgeführt. Dies lehren sowohl die lateinischen Lehnwörter im Germanischen (germ. kaisar, pund, strata, munit u. S. w.) wie die germanischen Vólker- und Personennamen in der klassischen Überlieferung (zur Zeit des Tacrrus und noch früher): idg. k erscheint als ch (x) in Cherusei, Chatti, Chauci, Chariovalda etc.; echtgerm. f in Frisiones, Canninefates, Fosi, Fenni etc.; germ. p in Nerthus = aisl. Niorór, Mars Thingsus; -ing, -ung aus -nko in Tulingi, Tervingi, Silingi; d aus p in Bur- gundiones — kelt. Brigantes, Thuringi — Hermunduri; w aus gw « hw in -avia (< *aguia < "ayuia) in Scadin-avia (Sceden-ig), Austr-avia, U. s. W. Auch der germ. Vokalismus galt bereits zur Römerzeit. Für idg. o erscheint in Tonsilben überall schon a, vgl. Lango(bardi) = lat. longus: im Finnischen erscheint o noch in mon und N:o 2. 198 T. E. KARSTEN. kowkoi. Lat. a wird in keinem einzigen Falle wie idg. a behandelt (vgl. palus, strata, cäseus etc.). Im Beginn unserer Zeitrechnung muss auch der jüngere germ. Akzent bereits geherrscht haben : dafür zeugt die frühe Existenz der Alliteration, die sich erst herausgebildet haben kann, nachdem die Anfangsbetonung durchgeführt war. MÜLLENHOFF weist ZfdA. 7, S. 527 an Fami- lienbenennungen nach, dass schon vor Tacitus” Zeit Alliteration bestanden hat : Segestes Segi- merus Segimundus; Inguaeones Herminones Istaevones u. s. w. Die germanische Akzentregelung hat sich tatsächlich erst nach der Wirkung des Vernerschen Gesetzes vollzogen und dieses wiederum setzt die Lautverschiebung voraus. Die erwähnten Ereignisse haben sich also in vier aufeinander folgenden Perioden abgespielt: die Reihenfolge ist 1) Lautverschiebung, 2) Vernersches Gesetz, 3) Akzentversetzung, 4) Ausbildung des Alliterationsprinzips in der Namengebung. Alle diese Vorgänge müssen noch in vorchristlicher Zeit erfolgt sein. „Jedes einzelne wird sich“ — wie H. Meyer in seiner schon oben angeführten Untersuchung „Über den ursprung der germ. laut- verschiebung“ (ZidA. 45, S. 102 ff.) sagt — „nicht auf einen schlag vollzogen haben, sondern im verlaufe eines langen zeitraumes, wie wir es später bei den umlauten, der hd. lautverschie- bung usw. beobachten kónnen. sie werden aber auch nicht schlag auf schlag in unmittelbarem anschlusse vor sich gegangen sein. denn sie sind alle ganz verschiedner art, setzen durchaus divergente ursachen und daher andre umstände voraus.“ Nicht leicht und schnell wäre u. a. eine so fundamentale Revolution der poetischen Technik, wie die Einführung der Alliteration war, durchgedrungen; sie müsste lange im Bewusstsein des Volkes eingewurzelt und gefestigt gewesen sein, ehe sie zum beherrschenden Prinzip der ganzen Namengebung werden konnte. Und wenn die Gewährsleute des T'Acrrus jene drei Stammes- und Heroennamen (Inguaeones etc. bezw. Segestes etc.) die ihnen offenbar als uralt galten, aus alten Liedern (carminibus antiquis) kannten, so werden sie nicht erst zwei oder drei Menschenalter vor TTAcrrus aufgekommen sein. Meyer wird daher sicher Recht behalten, wenn er für die Gesamtheit der erwähnten Vorgänge einen Zeitraum von 3—4 Jahrhunderten als bei weitem nicht ausreichend und ein Jahrtausend als kaum zu viel betrachtet : wenn er also mit BEtHGE (vgl. oben S. 66) die Lautverschiebung auf „vielleicht zwischen 1000—400 v. Chr.“ ansetzt und sie „sogar der obern Grenze näher (wenn nicht gar darüber hinaus)* rücken will. K Damit ist aber nicht gesagt, dass die Lautverschiebung auch bei den äussersten Vorposten des Germanentums gegen den Osten ebenso früh durchgeführt worden wäre. Muss doch der Vólker- und Handelsverkehr, wodurch neue Sprachelemente Verbreitung finden, sowohl im Westen wie im Süden des damaligen Germanengebietes ein sehr viel lebhafterer gewesen sein als in den entlegenen Ostmarken jenseits des Meeres. Die ältesten „lautverschobenen“ germ.-fi, Lehnwörter enthalten aber in sich einige wichtige Anzeichen dafür, dass die Lautverschiebung auch hier schon beträchtlich vor der eigentlich germanischen Sprachstufe vollzogen war. Es sind hier die schon oben (S. 196) zusammengestelten Fälle gedacht: fi. keide — urg. *xeipes-; *yihes-, fi. tenho — urg. *perhwuo- : *pixu-, ping- (got. peihvo, germ.-lat. Thingsus), fi. lenkka — urg. *lenka- : *linka-, fi. kenkkwa urg. *kenk- : *kink-, fi. elkiä — urg. *elyia- : *ilyia-, fi. viheliäinen — urg. *wpelja- (ahd. withillo); vgl. noch die vielen hierhergehórigen Lehnwörter auf -o = idg -0 (aparo, haltto, jukko, kukkaro, lukkaro, mato, ruko, rutto, ruttio) und auf -a = idg. -à (akana, hartia, laita, lauka, lautta, markka, multa, nuotta, panka). Die Lautverschiebung war also auch Tom. ALV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 199 im üussersten Norden vor den frühurgermanischen Lautübergängen e? > ?, e > i vor » + k, h und idg. -@ > urg. -0 schon erfolgt, d. h. fällt sicher auch hier in die Zeit vor Christi Geburt. Erwägungen verschiedener Art führen aber auch hier zu einem viel früheren Termin. Erstens können die vielen fundamentalen sprachlichen Vorgänge — die Lautverschiebung mitsamt der Wirkung des Vernerschen Gesetzes, die germ. Akzentversetzung sowie die eben (S. 196) genannten vokalischen Lautentwieklungen —, die in der urnordischen Sprachform der ältesten germ. Lehn- wörter des Ostseefinnischen noch nicht aufgetreten sind, samt und sonders aber schon in derjenigen der ältesten nordischen Runeninschriften (von c. 250 n. Chr. an), auf den kurzen Zeitraum einiger wenigen (4—5) Jahrhunderte unmöglich zusammengedrängt werden. Und zweitens. War die Lautverschiebung, wie oben hervorgehoben wurde, bereits in der Zeit zwischen 1000 und 500 v. Chr. in den germanischen Hauptländern allgemein durchgeführt, dürfte sie es schon um die Mitte dieses Jahrtausends oder jedenfalls in der zunächst folgenden Zeit auch im Osten des germanischen Sprachgebietes gewesen sein, denn schon in der jüngeren Bronzezeit (ca. 1100 — ca. 550 v. Chr.) war der Handels- und Völkerverkehr zwischen Schweden und den Gegenden östlich von der Ostsee, wie unsere Altertumskunde dargetan hat, ein recht lebhafter. Andererseits kann mindes- tens die Mediaverschiebung lange vor der angegebenen Zeit hier nicht zu ihrem Abschluss ge- langt sein. Auf Grund eines der oben behandelten Lehnwörter, die vor der Lautverschiebung über- nommen sind, lässt sich nämlich der Nachweis führen, dass die Verschiebungen der idg. Mediae in den in Frage stehenden östlichen Gebieten schwerlich vor etwa 500 vor Chr. durchgedrungen war: wie fi. malto-, melto-rauta "weiches Eisen’ aus vorgerm. *smaldo-, *smeldo- (s. oben S. 171) lehrt, waren die idg. Mediae noch einige Zeit nachdem die Schmiedekunst hierselbst bekannt geworden war, unverschoben geblieben. 1 In Schweden sind vereinzelte Eisenfunde bereits von der Zeit um 1000 vor Christus gemacht worden, aber zu allgemeinerem Gebrauch gelangte das neue Metall dort erst um 550 v. Chr. Auch in Finnland sind Eisengegenstände gefunden, die schon in die erste Stufe der vorrömischen Eisenzeit (nach MowrELius etwa 550—300 v. Chr.) gesetzt werden künnen ? : die Mediaverschiebung dürfte bei den östlichen Nordgermanen also erst nach der Zeit um 500 stattgehabt haben. Wäre sie schon um 500 allgemein durchgeführt gewesen, hütte das frühestens wohl um diese Zeit übernommene Wort *smaldo- : *smeldo- nicht mehr mit unverschobener Lautform ins Finnische eindringen können : statt malto- melto- hätte man diesenfalls fi. *maltto-, *meltto- zu erwarten. Das älteste Eisen im Norden war sonst ein sogenanntes Sumpferz, das man aus dem Boden der Seen und Flüsse aufsammelte um es in einfachen, aus Feldstein errichteten Öfen — vgl. die oben S. 172 erwähnte Abbildung — zu schmelzen. Von diesem Ursprunge spricht auch die Verwendung des fi. Lehnwortes rauta ’Eisen’ (vgl. aisl. rauöi m.) im Kalevala, wo es 9: 153 heisst (von „der Entstehung des Eisens“) : „An dem Ende dieses Tages ward das Eisen aus dem Sumpfe, aus dem Wasserland gegraben, nach der Esse hingetragen*.? Dass das Sumpferz auch in Finnland sehr frühe in Gebrauch gekommen war, beweisen — scheint es mir — die zahl- reichen das Wort rauta enthaltenden finnischen Fluss- und Seenamen : Rautava, Rautajoki 1 Fi. malto-, melto-rauta "weiches, schmiedbares Eisen’ kann sich natürlich nicht auf die Bronze bezogen haben. Diese wurde nicht erweicht und geschmiedet wie das Eisen sondern zu einer flüssigen Matallmasse geschmolzen und in Formen gegossen. ? A. HACKMAN, Mannus 5, S. 279. — ? SCHIEFNERS Übersetzung, s. THOMSEN, Einfluss, S. 165. N:o 2. 200 T. E. KARSTEN. (s. oben S. 134), Rautalampi, Rautavesi, Rautalahti u. s. w.1 (fi. lampi = "Teich, ves; = ”Wasser', lahti = Busen’). Hatte sich also die germanische Lautverschiebung auch auf dem (später sogenannten) ostschwedischen Sprachgebiete schon bald nach 500 vor unserer Zeitrechnung allgemein vollzogen, kann der Anfangs- terminus der germanisch-finnischen Berührungen keinesfalls später als in die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends gesetzt werden. b) Die Heimatfrage. In welchen Gegenden hat man nun die Heimat der ältesten Entlehnungen zu suchen : in den Ostseeprovinzen (wie TmowsEN meint) in Finnland (wie WIKLUND i. J. 1901 annahm ?) oder vielleicht an beiden Orten? Noch heutzutage wohnen wie bekannt mehrere finnische Stämme in den nördlichen Teilen des Ostbaltikums : die Esten in Estland und Livland (1 Mill.), die Liven auf der nördlichsten Landspitze von Kurland (2,000 P.), die Woten im Petrograder Gouvernement, in der Nähe der Stadt Narwa (kaum 1,000 P.),3 die Wepsen in den Gouvernements Olonetz und Nowgorod, am Onegasee östlich v. Ladoga (26,000 P.). Dazu kommen 200,000 Karelier im Russ. Karelien östlich von Finnland (von Kandalaks und dem Weissen Meere bis zu einem Stück westlich v. Onega) sowie 2,600,000 eigentliche Finnen in Finnland (Tawasten und Karelier), in Ingermanland, im nördlichen Schweden und Wermland sowie im nördlichen Norwegen. Die alte Frage nach der älteren Verbreitung der baltischen Finnen ist lange noch nicht klar. Nach Wrknruwp in Le Monde Oriental 1915 (De uraliska folken och språken, S. 4) umfasste das Gebiet ihrer ältesten erreichbaren Ausbreitung das heutige Estland zwischen dem Rigaer Busen, dem Finnischen Meerbusen und dem Peipussee, das südöstliche Finnland, Inger- manland sowie vielleicht eine Strecke östlich und südlich von Ingermanland. Von hieraus hätten sich die verschiedenen finnischen Stämme, teilweise zur See über den Finnischen Meerbusen, über Finnland und das Russische Karelien bis nach dem Weissen Meere verbreitet. Seit wann sitzen aber die finnischen Stämme an der Ostsee? Die ältesten bekannten Wohnplätze der finnisch-ugrischen Völker wären der oben zitierten Wiklundschen Übersicht, gemäss nach einem breiten Landstreifen von der Ostsee und dem Finnischen Meerbusen im W durch das mittlere Russland bis zu den südlichen Uralgegenden im O zu verlegen. Nun sind aber nach der neueren finnisch-ugrischen Sprachforschung die finnisch-ugrischen Sprachen mit den samojedischen urverwandt, d. h. gehören mitsamt diesen zu einem grossen sogenannten uralischen Sprachstamme. Nach WIKLUND a. a. O., S. 8 hätte die Urheimat der Samojeden irgendwo in den südlicheren Teilen des westlichen Sibiriens gelegen. Auf Grund einiger Fluss- und Orts- bezw. Volksnamen in Nord-Russland (in den Gouvernements Perm, Vjatka, Kostroma, ! Sieh das in unserem Historischen Museum deponierte handschriftliche Ortsnamenverzeichnis für Finnland. — Unter den von E. HELLQuisT, Svenska sjönamn S. 510 verzeichneten schwed. Seenamen auf Röd- enthalten die meisten wohl das betreffende Wort urn. *rauda 'Eisen, kaum das Adj, aisl, rauór ‘rot’, wie H. glaubt. ? Nàr kommo svenskarna till Finland?, S. 22 f. ? L. KETTUNEN, Vatjan kielen äännehistoria, S. 4. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 201 Vologda und Archangelsk) glaubt dagegen Y. WicHwANN (Historiallinen Aikakauskirja 1914, S. 320) ihre ältesten Sitze nach dem nördlichen Teile des heutigen europäischen Russland verlegen zu können, und SETALA hat sich neuerdings („Zur frage nach der verwandtschait der finnisch-ugrischen und samojedischen sprachen“ = Journal de la Société Finno-ougrienne 30:5, S. 100) in derselben Richtung geäussert : in dem Wortschatz des Samojedischen gäbe es nichts, was uns zwingen würde den Wohnsitz des „uralischen“ Urvolkes östlicher als in dem östlichsten Europa, diesseits des Urals, zu suchen. Ist dies richtig, lag natürlich auch die finnisch-ugrische Urheimat an der europäischen Seite des Urals. Die Ostseefinnen haben jedenfalls also erst etwas später die Ostseeküsten erreicht. Diese Schlussfolgerung bestätigt sich durch den soge- nannten baltischen, d. h. litauisch-lettischen Einfluss auf die Finnen. Wie 'THowsEN in seinen „Beröringer“ nachgewiesen (S. 148—55), ist dieser yon sprachlichem Gesichtspunkt aus wesentlich älter als der germanische und spiegelt demgemäss eine durchgehend einfachere Kultur wieder: während mehrere der von THomsen sogenannten gotischen Lehnwörter mit Notwendigkeit sowohl die Kenntnis des Meeres als das Leben am Meere zur Voraussetzung haben, scheinen die baltischen im Inneren des Landes, in wasserreichen Waldgegenden übernommen zu sein, nicht in der unmittelbaren Nähe des Meeres. Dass die Übernahme der baltischen Wörter schon vor dem Abschluss der finnischen Einwanderungen nach der Ostsee erfolgte, geht vor allem aus ihrer Verbreitung unter den finnischen Stämmen hervor : litauische Lehnwörter finden sich nämlich auch im Wolga-Finnischen (Mordvinischen), ! aber noch keine germanischen. ? Schwieriger ist die Frage nach der Zeitbestimmung der litauisch-finnischen Völker- berührungen. Nach THomsex wären sie keinesfalls später sondern eher früher als im Beginn unserer Zeitrechnung angebrochen, aber diese Ansetzung geschah noch unter der sicher falschen Voraussetzung, dass die Berührungen mit den Germanen erst in nachchristlicher Zeit ihren Anfang genommen hätten. Fällt aber der Beginn der letzteren, wie ich glaube wahr- scheinlich gemacht zu haben, mindestens schon in die Zeit um die Mitte des letzten Jahrtau- sends vor Christi Geburt, hat man denjenigen der baltisch-finnischen Beziehungen kaum viel später als um 1000 vor unserer Zeitrechnung zu setzen. Erst am Ende oder vielleicht erst nach dem Abschluss dieser Periode wären also die finnischen Niederlassungen an der Ostseeküste und die ersten Zusammenstösse der Finnen mit den mutmasslichen Germanenkolonien daselbst erfolgt. Der Anfangstermin dieser Berührungen lässt sich aber ebenso wenig wie derjenige der baltisch- finnischen sprachlich bestimmen. Die Ortsnamen bezeugen nur, dass die finnische Einwanderung mindestens schon um Christi Geburt sowohl die Peipus-Gegend als die livländische Küste oder deren unmittelbare Nachbarschaft erreicht hatte, denn spätestens zu dieser Zeit geschah wohl die Entlehnung des estnischen Flussnamens Pihkwa (urfi. *Pihkawa < urg. *Fiskawä) sowie des finnischen Wortes leiviskä < frühurg. *leiwiska- = urn. *lnwiska- livisch" (vgl. oben 8. 76, 133). Gab es aber schon um das Jahr 500 v. Chr. auch Germanen im Ostbaltikum? Was lehren uns die Altertümer in der Frage? Für das erste christliche Jahrtausend wird hier auch 1 THOMSEN, Beröringer, S. 153. * Dass vereinzelte germ. *punda, got. pund (< lat. pondo) in mordvin. pondo 'Liespfund' und tscher. pundo 'Geld', &-pundo 'Silbergeld' (vgl. fi. punta 'Pfund') kann auf dem Wege des Handels verbreitet worden sein. N:o 2. 26 202 T. E. KARSTEN. archäologischerseits germanische Besiedelung angenommen. Der Beginn der zweiten Hälfte dieses Jahrtausends, das 6—8. Jahrhundert, hat bis jetzt am wenigsten Ausbeute gegeben, aber auch damals ist keine vollständige Lücke vorhanden : es fehlt nicht an Übergängen aus der älte- ren Eisenzeit zu der jüngeren, durch welche eine kulturelle Verbindung zwischen den beiden Pe- rioden und eine ununterbrochene Besiedelung erwiesen wird. Wieweit die fraglichen Germanensie- delungen, die zunächst nordgermanischer Herkunft gewesen sein müssen, auch zersprengte Über- reste der alten Weichselgoten umfassten, lässt sich weder archäologisch noch sprachlich beweisen. In ihrer Hauptmasse war diese Bevölkerung keinesfalls gotisch. Da die Anzahl der gotischen und überhaupt älteren germanischen Lehnwörter des Preussischen und des Litauischen eine verhältnismässig sehr kleine ist, obschon die Träger dieser Sprachen in der nächsten Nähe der Weichselgoten sassen, ist die Massenaufnahme von gotischen Lehnwörtern in die finnischen Sprachen der nördlichen Ostseeprovinzen, wo keine Goten historisch oder sonst nachweisbar sind, von vornherein höchst unwahrscheinlich. Neben den Germanen wohnten aber in den ostbaltischen Landschaften schon damals sicher sowohl Letten-Litauer als Finnen. Die ersteren werden wie noch heute mehr südliche, die letzteren mehr nördliche Sitze innegehabt haben. „Mitten unter diesen Stämmen müssen sich aber zahlreiche germanische Kolonien befunden haben; denn nur unter dieser Voraussetzung findet der in den Sprachen sowohl wie in der eisenzeitlichen materiellen Kultur der Finnen und Letten-Litauer zum Vorschein kommende starke germanische Einfluss eine annehmbare Erklärung.“ ! Die vorchristliche Eisenzeit ist in den Ostseeprovinzen noch fast völlig dunkel. Die neo- litnische Steinzeit, die vielleicht auch hier schon im dritten Jahrtausend vor Christo angefangen hat, mag bis gegen den Beginn der christlichen Zeit gedauert haben und ist wahrscheinlich nur sehr allmählich erloschen. 2 Die Bronzezeit ist sehr spärlich vertreten : bis jetzt im Ganzen etwa durch 20 Bronzefunde, fast durchgehend Einzelfunde. Ein Grab dieser Zeit ist bisher in Livland nur einmal aufgedeckt worden. Die Frage nach der Nationalität der vorchristlichen Bevölkerung Ostbaltikums ist archäologisch wie sprachlich noch ungelöst. Zu beachten sind hier besonders die eben genannten Hvländischen Grabfunde aus der Bronzezeit. Diese stehen in naher Beziehung zu Schweden. Sie beweisen nach Hausmann eine Verbindung zwischen beiden Ländern seit dem zweiten Jahrtausend vor Christo.? Dass die Träger der steinzeitlichen und bronzezeitlichen Kultur der heutigen Ostsee- provinzen teilweise wenigstens germanischer Nationalität waren, wird gewissermässen auch 1 A. HACKMAN, Die ältere Eisenzeit in Finnland I, S. 335 ff. Vgl. R. HAUSMANN, Übersicht über die archäologische Forschung im letzten Jahrzehnt 1908 (Arbeiten des ersten baltischen Historikertages 1908) und Prähistorische Archäologie von Estland, Livland, Kurland. Dorpat 1910. > Eine dürftige Steinzeitkultur mit metallzeitlichem Einschlage bestand in den Ostseeprovinzen noch bis etwa um Christi Geburt. In Ösel dürfte sich diese ärmliche Kultur sogar noch länger gehalten haben; S. A. SPRECKELSEN, Das Gräberfeld Laakt, Kirchspiel St. Jürgens, Harrien, Estland, Dorpat 1914 (Korrek- tur), S. 78. * HAUSMANN, Prähistorische Archäologie von Estland, Livland und Kurland, S. 12. Anders M. EBERT in der Prähistorischen Zeitschrift 1913, S. 524 ff. : die fraglichen livländischen Bronzesachen weisen nach ihm zunächst auf Ostdeutschland hin, aber aus Estland erwähnt auch er einen bronzezeitlichen Fund, der sicher skandinavischen Ursprungs sei. Vgl. auch H. Schück, Svenska folkets historia, Bd 1, S. 59. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmrortstudien. 203 dadurch wahrscheinlich, dass die Steinzeit und Bronzezeit des anliegenden südwestlichen Finn- land überwiegend germanisch ist. Auch das ostbaltische Germanentum wurzelt also vielleicht schon in den Zeiten der ersten Besiedelung des Landes. Für diese Annahme lassen sich noch gewisse nicht unwichtige sprachliche Gründe anführen, die ich hier kurz erörtern werde. An einigén Orten der Nordwestküste von Estland und auf den benachbarten Inseln sowie auf Runö im livländischen Meerbusen wohnt noch heutzutage eine schwedische Bevölkerung, die in unserer Zeit zwar nur etwa 5000 Personen umfasst, die aber früher nur in Estland mehr als doppelt grösser gewesen, indem ihr Sprachgebiet durch die Esten im Laufe der Zeit in hohem Grade beeinträchtigt worden. Die genannten schwedischen Niederlassungen an der Ostsee treten zwar sehr spät, erst im 13. Jahrhundert (1294), in das Licht der Geschichte, ganz etwa wie die schwedischen Ansiedelungen in Finnland. Dass sie aber dort sowohl wie hier schon in vorgeschichtlichen Zeiten ihren Anfang genommen, ist nicht zu bezweifeln. In dieser Richtung äussert sich hierüber schon THomsEnN in seinem „Einfluss“ (S. 20): „ — — — man kann in dieser bevölkerung nur ein lebendiges zeugnis für die vorgeschichtliche stetige verbin- dung der Skandinavier, besonders der Schweden, mit den östlichen, von Finnen bewohnten gegenden erblicken.“ In Anlehnung an diese Ansicht bemerkt auch A. Erpmann, Über die Heimat und den Namen der Angeln, S. 93, dass die alte Anschauung, die Estschweden seien im 13. Jahrh. aus irgend einer Gegend Schwedens übergesiedelt, von den Sachkundigen längst aufgegeben worden sei. Sich darauf berufend, dass die etwaige Trennung des Estschwedischen vom Skandinavischen nach Prof. Noreens Ansicht schon um Christi Geburt stattgefunden haben müsse, wirft er die Frage auf, ob nicht diese in eine noch ältere Periode des Urgerma- nischen zu verlegen sei : er findet es möglich, dass die Estschweden, deren Sprache so viele Eigentümlichkeiten bietet, eigentlich ein Rest der alten Taciteischen Aestii seien, die er als Goten erachtet. Wie die Krimgoten sich bekanntlich bis in das 17. Jahrhundert erhielten, hätten sich die gotischen Aestii auf den Inseln und an der Küste Estlands bis in unsere Zeit hinein behauptet. Für das vorhistorische Alter der estschwedischen Besiedelung bin ich auch selber eingetreten : in meinem Aufsatze „Zur Frage nach den ’gotischen’ Lehnwórtern im Finnischen“ (Idg. F. 22, S. 297—307), aber nicht in dem Erdmannschen Sinne. Das Estschwedische bildet heutzutage einen Teil des weiten ostschwedischen Sprachgebietes® und dass es auch früher — schon in alter vorhistorischer Zeit — diesen Charakter getragen, liegt kein trifftiger Grund vor in Zweifel zu ziehen. Wäre ERDMANNS Gotenhypothese richtig, müssten sich doch die schwe- dischen Mundarten Estlands und Livlands zunächst an das heutige Gottländische — die Sprache der einstigen gotischen Urheimat — anschliessen. Im Ganzen ist dies aber nicht der Fall, wenn auch Berührungen vorkommen. Dass auch die früher sogenannten gotischen Lautmerkmale der finnischen Lehnwörter tatsächlich nichts beweisen, haben wir schon gesehen (S. 129, 139 f.). Von einer uralten germanischen und zwar ganz besonders nordgermanischen Bevölkerung in den nördlichen Teilen der Ostseeprovinzen zeugen auch ! A. NOREEN, Vårt språk, Bd. 1, S. 90f., G. DANELL, Nord. Tidskr. (Stockholm) 1907, S. 175 ff. ? In Skrifter utgifna af Humanistiska vetenskapssamfundet i Uppsala I, 1. 3 0. F. HULTMAN, De östsvenska dialekterna. H:fors 1894 (in „Finländska bidrag till svensk spräk- och folklivsforskning“). N:o 2. 204 T. E. KARSTEN. Die ostbaltischen Ortsnamen. In erster Linie kommen hier die Landesnamen in Betracht. Wir beginnen im Süden: Kurland, der Name des Vorsprunges des Landes vor dem Busen von Riga südwärts bis gegen das Kurische Haff, kann germanisch sein, wie ich schon oben S. 8, Fussn. 4 vermutet habe. Auch wenn das historische Kurenvolk livischer Herkunft gewesen würe, wie WIEDEMANN !, BrELENSTEIN ? u. à. bemüht gewesen sind zu erweisen, oder baltischer Herkunft, wie zuletzt J. ExpzELIN, Über die nationalität und sprache der kuren (Fi-ugr. F. 12, S. 59ff.) annimmt, braucht der Name seines Landes nicht liviseh oder baltisch zu sein. Aus diesen Sprachen scheint er befriedigend nicht erklärt werden zu können. Endzelin gibt dafür überhaupt kein Etymon an. Dagegen macht er die meines Erachtens richtige Bemerkung, dass eine geo- graphische Bedeutung des Kurennamens nicht undenkbar, sondern verständlich sei. Tatsächlich haben im Kurenlande, wie Bielenstein nachgewiesen, schon im 13. Jahrhundert Balten mit Liven gemischt gelebt. Wie sich nun der Livenname aus dem Landesnamen Livland erst sekundär gelöst hat (vgl. oben S. 7, 76), ist der Kurenname — glaube ich — erst später auf die Bewoh- ner des Kurenlandes bezogen worden. Das Volk heisst — s. Zeuss S. 681 — bei DusBuRG Curonenses, bei HEINRICH DEM LiTTEN Curones, bei Saxo GRAMMATICUS (uri, Curetes, bei Nesror Kors. Zuerst wird es in der Vita S. Anskarii genannt, die seine Kämpfe gegen die Herrschaft der Schweden und Dänen um die Mitte des 9. Jahrhunderts erzählt: „gens quae- dam longe posita vocata Cori, Sueonum prineipatui olim subjeeta fuerat. Das Land heisst bei DussunG Curonia, bei Apaw von BREMEN Curland: „et aliae (insulae) interius sunt, quae subjacent Sveonum imperio, quarum maxima est illa, quae Curland dicitur, iter octo dierum habens (De situ Daniae c. 223). Das latinisierte Cor? in Vita S. Anskarii und die frühere deutsche Form Xohrlünder? sprechen vielleicht für die Kürze des w in Curones und Curetes. Vgl. auch liv. Kur-ma, Kur-mo ’Kurland’; estn. Küramaü "Kurland' stammt wohl aus dem Deut- schen (Kürland). Nach den alten latinisierten Formen Curi, Curetes, Curones, aisl. Kürer zu urteilen, ist der Zischlaut in lit. Kursas oder Kurse, lett. Kursa, Kurse ’Kurland’, russ. Kopch sekundären Ursprungs. Ist er ganz einfach aus einem Kompositum = lett. Kur-zeme ’Kurland’ bezogen?4 Vgl. z. B. nhd. Schweden — aisl.: Sui-pióp ’Schweden’ : das p des aisl. zweiten Kompositionsgliedes hat in Übereinstimmung mit dem ahd. und and. Lautwandel th > d das deutsche d ergeben.5 Wegen des fraglichen Namens habe ich oben S. 8, Fussn. 4 den nor- wegischen Flussnamen Kure und Fjordnamen Kurefjorden verglichen; diese gehören wohl zu norw. dial kara 'zusammengebogen liegen’, kaure m. ’Locke’, aisl. kårr m. (*kavara-) Locke’, af-kárr ’verkehrt’, vgl. noch nschw. dial. Finnl. kura (kuru) i. 'enge Stelle, Ecke, Winkel’, 5 ! J. A. Sjögrens Livische Grammatik nebst Sprachproben, XIV ff. ? Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lett. Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert. 3 BrELENSTEIN, Die Grenzen des lettischen Volksstammes, S. 29. * Anders ENDZELIN a. a. O, S. 71 f. 5 Vel. bei JORDANES Suethidi und Suetidi, bei ADAM v. BREMEN Sveoniae vel Svediae (s. Zwuss, S. 514 f.). * VENDELL, Ordbok, S. 508. Vgl. aisl rå, ró f, schwed. vrå f. "Winkel, Ecke’ aus *wranhö : Wz. wrenh- wreng- "winden, ringen’ (Tore, Wortschatz, S. 416). T om. XLV, Germanisch-finnischen Lehnwortstudien. 205 gr. yvoos "krumm, gebogen’, yögos "Krümmung, Kreis’, arm. eu ’schief, krumm, gebogen’. Die kurländische Küstenlinie am und gleich südwärts vom Rigaer Busen ist wegen ihres bekannten Vorsprunges auffällig krumm. An der kurländischen Küste finden sich mehrere Ortsnamen, die altgermanisch zu sein scheinen. Die nördlichste Spitze des Landes trägt den schwedisch klin- genden Namen Domesnes (s. o. S. 8, Fussn. 4).1 Der Stadtname Zibau ist vielleicht mit dem Livennamen zu verbinden (s. unten). Von den beiden Nehrungen wurde ursprünglich die Benen- nung Neria, Nergia gebraucht (Neria Curonensis bei Dusburg, s. Zeuss, S. 669). Das Wort entspricht germ. *naria- oder *nario "schmale Landzunge’, das in drei schwedischen Ortsnamen belegt ist: in Närke, dem bekannten Landschaitsnamen in Schweden, Närsjö mit Närsjöfjärden, Närjeholme, Nürio aa oder Näria aa, See-, Insel- und Flussnamen in Sódermanland, sowie in När, dem Namen eines Kirchspiels in Gottland. Das wort Nehrung ist eine Ableitung von meria; vgl. nnorw. dial. näring ‘et Forbjerg, et stort Nes und den schwedischen Ortsnamen Näringsberg in Södertörn. Sieh hierüber J. SAHLGREN in Svenska landsmål 1911, S. 285 ff. und vor allem B. HesseLman in Namn och bygd 1914, S. 270f. Hesselman vermutet, dass das kur- ländische nerge eine mittelhochdeutsche Entsprechung zu nschwed. När wäre. Die Wörter Nerge, Nehrung lassen sich aber weder mittelhochdeutsch noch mittelniederdeutsch weiter ver- folgen.” Ist der Name *Naria, *Nario durch die Weichselgoten von Gottland hierhergebracht worden? Der Umlaut ist natürlich niederdeutschen Ursprungs. Dies ist auch der Fall mit dem des ostpreussischen Flussnamens Zlbing (Ilfing bei ALFRED), wenn dieser schon mit den Goten hierher gekommen ist (vgl. schwed. älv, aschw. «/f, aisl. elfr — nhd. Elbe, lat. Albis). Ist der Flussname Guthalus bei Puıwıus® (= Memel od. Pregel?) wegen eines bekannten Suffixwechsels = *Gutanus (vgl. aisl. himinn, aschw. himin, got. himins — as. ahd. aschw. himil; aschw. mikin c- got. mikils, aisl. mikell u. s. w.)? Dann wäre der gottländische Flussname Gute-an (*Gutan-?) zu vergleichen, woraus Hs. Lanprorx in Namn och bygd, 1914, S. 73 ff. den Gotennamen her- leitet. Seinem Genus nach richtet sich Guthalus wohl nach lat. fluvius. Livland, eig. ’Sumpfmark’, ’Küstenland’, enthält germ. *(s)zwa- in aisl. sly n. ’schleimige Wasserpflanzen’ ete. Eine frühurgerm. Wortform *(s)leiwa- (vgl. gr. Aetoc < *leinos "flach, von Örtern’, lett. leija "Tal, Niederung”) ist bewahrt in fi. leiviskä "Liespfund', eig. "livisches Pfund’, sowie vielleicht in dem Taciteischen Vólkernamen ZLeivont. Sachlich wird meine Deutung einer- seits durch die überhaupt sehr sumpfige Bodenbeschaffenheit der livländischen Küste gestützt, andererseits durch die soeben berührte archäologische Hypothese von bronzezeitlichen Verbindungen zwischen Livland und Schweden; s. oben S. 7 f., 76 f. und 202. Es sei hier noch hervorgehoben, dass der germ. Wortstamm *s/wa- ’Schlamm’ u. a. in den ostschwedischen Mundarten ein geläu- figes Wort ist: vgl. bei VENDELL, Ordbok, S. 864, 871 sí; n. 'Slem i sjó- 1. havsvatten, bero- ! Vgl. E. BRATE, Antiquarisk Tidskr. för Sverige, Del 10, S. 200. ? Vgl. KnuGE, Et. Wbch." s. v. : „Nehrung f. erst nhd., zu mhd. (14. Jahrh.) Nerge 'kurische Nehrung’, wohl ndd. Form für Niederung.^ Wie schon WEIGAND® s. v. bemerkt, ist diese Deutung natürlich falsch : vgl. (nach W.) die Belege Neerung 1584, Nüring 1639, Nerge f. (die kurische Nehrung) bei Jeroschin im 14. Jh. und noch 1599 bei Schütze. Da Nehrung einen engen Landstreifen, lat. angustia terrae bezeichnet, sieht schon WEIGAND darin eine Ableitung von asächs. naru 'eng.. * Zæuss, Die Deutschen, S. 16, MucH im Reallex. d. germ. Altertumskunde, Bd. 2, S. 304. N:o 2. 206 T. E. KARSTEN. ende på tillvaran av vissa vattenväxter därstädes”, sly n. dass.; es war hier schon urnordisch vorhanden, wie die Lehnwörter fi. liva "Schlamm' und estn. /zww Gen. lüwa ‘Sand’ beweisen (vel. Fi.-ugr. F. 13, S. 402). Nach G. von SABLER in der Beilage zur „Libauschen Zeitung“ Nr. 72 (1914)! sei das altgerm. s/z;ca- 'Schlamm' auch in dem bekannten ostbaltischen Stadt- namen Libau enthalten; der Name (1253 und noch 1508 Zyva) bezieht sich eigentlich auf ein am Libauschen See, resp. an dessen Ausfluss ins Meer, belegen gewesenes Dorf der Liven. Der Libausche See ist ein schlammiger, für die Schiffahrt untauglicher Braekwassersee. Es handelt sich jedenfalls nicht um einen „urdeutschen“ Namen, wie v. SABLER meint, sondern um einen ostgermanisch-urnordischen. Entsprechende Benennungen schlammiger Seen und Flüsse sind auf rein germanischem Boden — wie auch v. SABLER bemerkt — mehrfach nachweisbar. Selber habe ich schon in meinen „Österbottniska ortnamn“ (Helsingfors 1915), S. 52 wegen des öster- bottnischen Flussnamens Levajoki und des Seenamens Levälampi einige hierhergehórige nordische Flussnamen zusammengestellt. Das heutige Estland, aisl. Eistland bezieht sich auf das Land im Süden des finnischen Meerbusens, und der heutige Volksname Esten, aisl. Eistr, Eistir, Eistrir bezeichnet ausschliess- lich die eine finnische Mundart sprechende Bevölkerung in diesem Lande. Der Volksname ist aber, wie allgemein anerkannt wird, ursprünglich identisch mit dem alten Aisten-Namen : 1. Jh. n. Chr. Aestii, Estii (TAcrrus : Germ. 45), 6. Jh. n. Chr. Aesti, Haesti (Öassıoporus), Aesti, Aestri, Aestyi (JORDANES). Vgl. aus späterer Zeit (der 1. Hälfte des 9. Jh:s) Aisti in Emmarpı Vita Caroli cap. 12. Zæuss (S. 268) und MÜLLENHOFF (D. Altert. 2, S. 11—34) sind der Meinung, dass Aestii der Gesamtname war, mit welchem die Germanen ihre östlichen Nachbarstämme, Preus- sen, Litauer und Letten, bezeichneten.? Dem gegenüber nehmen O. Bremer im Literaturbl. f. germ. u. rom. Phil., Jahrg. 1888, Sp. 436 (vgl. Ethnogr. der germ. Stämme, S. 19) und G. Kos- SINNA in Zs. f. Ethnologie, Bd. 34, S. 214 f. die Aestii des Tacrrus u. s. w. für Finnen. Die vollständige Haltlosigkeit der letzterwähnten Vermutung haben schon A. ErpmAnn in der S. 203 angeführten Untersuchung über die Heimat und den Namen der Angeln, S. 87 ff, und R. MucH im Reallexik. d. germ. Altertumskunde, Bd. 1, S. 54 erwiesen. Vor allem ist Tacrrus' Mit- teilung über den von den Aisten fleissiger betriebenen Ackerbau mit gleichzeitigen finnischen Kulturzuständen — bemerkt MucH mit Recht — unvereinbar, und seine Aussage: quibus ritus habitusque Suevorum, lingua Britannicae propior, mag sie auch ungenau sein, lässt die Aestii als ide. Volk erscheinen. Die Bremersche Hypothese ist unwahrscheinlich auch vom Gesichts- punkte der soeben berührten Anschauungen über die ältesten Sitze der Ostseefinnen, und in Anbetracht der Sprachform des Namens ist sie noch weniger annehmbar : dieser könnte, wenn er sich auf die Finnen bezóge, nur finnisch oder germanisch sein, aber mit dem finnischen Sprachschatz entbehrt er jeder Anknüpfung — bei den Esten selbst kommt der Estenname erst in späterer Zeit im Gebrauch vor — und die Germanen hatten für finnische Stämme neben der uralten Benennung Jenni kaum noch eine zweite. ! Vgl. auch G. v. SABLER, Der Ursprung der Namen Pskov, Gdov etc. in Bull. de l'Acad. Imp. d. Scienc. de St.-Pet. 1914, S. 816. ? Dies ist immer noch die Vulgatansicht; auch W. Tuomsen, Beróringer, S. 15 findet sie 'offenbar' zutreffend. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 207 Aber auch die Zeuss-MüLtennorr’sche Auffassung, nach welcher Aestii ursprünglich und ausschliesslich eine gemeinsame Bezeichnung der drei baltischen Völker wäre, kann nicht die richtige sein. Zu Gunsten der Annahme spricht eigentlich nur die schon oben zitierte Bemer- kung Tacırus’, dass die Sprache der Aestii der britannischen näher stehe als der germanischen (suebischen). Aber alle übrigen Eigenschaften der Aestier bei Tacırus zeichnen diese mehr oder weniger deutlich als Germanen aus. Ihr ritus habitusque (vgl. oben) — ihre Gebräuche und Lebensformen sowie ihr Aussehen — waren die der benachbarten Ostgermanen (Suevorum). Ihr Götterkult — matrem deum venerantur — stand sichtlich im Zusammenhang mit dem der Isis bei einem Teil der Sueben des Tacırus (Germ. 9) und vor allem mit dem der terra mater Nerthus (Germ. 40), der germanischen Fruchtbarkeitsgóttin, die auch von den alten Svear, sogar noch von den Ostschweden in Finnland verehrt wurde (s. oben S. 39—44 : „Nerthusanklänge in finnländischer Volksüberlieferung*). „Selten gebrauchen sie Eisen, häufig Knüttel, — rarus ferri, frequens fustium usus. Ihre Kulturentwicklung zur Zeit des Tacırus ist also ungefähr dieselbe verspátete wie die gleichzeitige bei den finnländischen und ostbaltischen Germanen, wie diese uns durch die archäologische Forschung bekannt geworden sind:im Südwesten Finnlands wie im Ostbaltikum ist die vorchristliche Eisenzeit noch beinahe vóllig dunkel (s. S. 202, Fussn. 2). Die Aestier bauten aber ,Korn und die übrigen Früchte mit mehr Geduld als nach der gewóhn- lichen Trägheit der Germanen“ — Frumenta ceterosque fructus patientius, quam pro solita Ger- manorum inertia, laborant. Diese Trägheit der Germanen und ihre Vernachlässigung des Acker- baus war aber — bemerkt MÜrrENHorr (D. Altert. 2, S. 30) mit Recht — nur die Kehrseite des kriegerischen Sinnes. Die abseits wohnenden ostbaltischen Germanen waren natürlich auch in der Entwicklung der kriegerischen Tüchtigkeit zurückgeblieben; es ist daher erklärlich, wenn Tacrrus sie vor allem als Ackerbauer kennt. Tacrrus beschreibt die A estii ausserdem noch als Einsammler des Bernsteins. Dadurch kennzeichnet er sie in unzweideutigster Weise als Germanen: Sed et mare scrutantur ac soli omnium [Germanorum] suceimum, quod ipsi Glesum vocant, inter vada atque in ipso litore legunt etc. Schon mit den oben angeführten Worten : pro solita Germanorum inertia. schliesst Tacrrus die Aestier unlàugbar mit unter die Germanen ein, und in der in Rede stehenden Nachricht über das Bernsteinvolk ist zu omnium — wie auch MÜLLENHOFF bemerkt — Germa- norum notwendig zu ergänzen. Die Folgerung bestätigt sich durch die Angabe, dass die Aestier den Bernstein ?ps? glesum vocant, denn zur Zeit des Tacımus war gerade dieses Wort eine gewöhnliche germanische Bezeichnung des Bernsteins. Das wegen lat. glesum vorauszusetzende urgerm. *gleza(n)- lebt in ags. glér, mnd. glär '"Baumharz' noch fort. Die alte Bedeutung ist in der Ablautform ahd. glas 'electrum" (Gl. 1 : 653, 15) noch erhalten. Sonst erscheint auch diese Va- riante, germ. *gíása — *glazá-, in veränderter Bedeutung : ahd. mhd. glas n., as. gles, ags. gles, aisl. gler, à. dà. glar, (schwed. glas aus mnd. glas) — 'Glas. Von besonderem Gewicht ist — und dies hat man in der Aistenfrage bisher übersehen —, dass die in lat. gleswm, ags.. glér und mnd. glär vorliegende Ablautstufe sich auch nordgermanisch und zwar vor allem auch ost- schwedisch belegen lässt : vgl. aisl. gl&sa (glésta) "mit etwas Glimmerndem schmücken’, daraus glésiligr Adj. und glésiliga Adv. 'glimmend' — der Bernstein diente auch als Perlenschmuck —, nschwed. dial. (Rrgvz S. 201) glása f. (germ. *gleson-) 1) ’Lichtstreifen am Himmel’, 2) ’grössere Lichtung zwischen Bäumen’, daraus gläsug (*glesuga-) "leuchtend, von Stoffen mit prunkenden N:o 2. 208 T. E. KARSTEN. Farben’, estschwedisch (Nuckö, VENDELL S. 1178) glása f. (*gleson-), Name einer schmutzgrauen Kuh’; vgl. wegen der letztgenannten Bedeutung as. glaso m. 'Grauschimmel (Pferd). Da also *g/esa-, das urgerm. Wort für den Bernstein| wenn auch nur in verwandter Bedeutung, unter den skandinavischen und sogar ostbaltischen Germanen noch heutzutage fort- lebt, während die baltischen Völker den betreffenden Stoff ganz anders benennen — vgl. preuss. gentars, lit. gentáras, jentáras, gintaras, lett. dfintars. dfihtars. fihtars —, scheinen mir MÜLLEN- HOFFS Zweitel an dem Germanentum des Bernsteinvolkes des Tacrrus nicht berechtigt. Der nordeuropäische Bernstein stammt bekanntlich aus dem Samlande im Ostbaltikum. Von hier ist in präglazialer Zeit der Bernstein von den Flüssen über weite Strecken bis nach Dänemark transportiert und später in Moränen- und Sandschichten eingelagert worden. In post- glazialer Zeit hat das Meer an den nordischen und deutschen Küsten, besonders in Ost- preussen und an der dänischen Nordseeküste, den Bernstein aus den Moränen und Sandschichten losgespült und auf die Ufer geworfen. Dieser Strandbernstein ist es, nicht der tiefer eingelagerte, der im Altertum eine so grosse Rolle gespielt hat.! Im Norden Europas fanden sich seit uralter Zeit tatsächlich zwei grosse Bernsteingebiete : ein östliches (Samland) und ein west- liches (die jütische Halbinsel vom Elbemündungsgebiet bis zur Spitze, namentlich das Gebiet der Südwestküste). Die Wechselbeziehung zwischen dem Bernstein und den Metallen im Verkehr ist nun lange eins der wichtigsten Probleme der Handelsgeschichte gewesen und der Streit um den Vorrang der beiden nördlichen Fundgebiete ist jetzt zugunsten des westlichen entschieden wor- den : die Ausnutzung des östlichen Gebietes hätte im Handelsverkehr, wenigstens in grösserem Umfang, erst in der frühen römischen Kaiserzeit angefangen.? Doch ist natürlich damit nicht gesagt, dass der samländische Bernstein bis dahin eine nur unbedeutende Rolle gespielt hätte. Die Angaben bei Tacrrus, dass der Bernstein bei den Aestiern vorher lange unbeachtet unter dem übrigen Auswurfe des Meeres gelegen, dass erst römische Üppigkeit dem Produkte einen Namen gegeben und dass sie selbst sogar mit Verwunderung Bezahlung dafür in Empfang genommen hätten — Diu qun etiam inter cetera eiectamenta maris iacebat, donec luxuria nostra dedit nomen. Ipsis in nullo usu : rude legitur, informe perfertur, pretiumque mirantes accipiunt —, alles dies ist — wie auch Müziennorr S. 27 bemerkt — sicher „rhetorische Übertreibung“. Ein auf dem Gebiete der germanischen Altertumskunde so sachkundiger Verfasser wie O. SCHRA- DER sagt in seinem schon oben herangezogenen Aufsatze „Germanen und Indogermanen“ (Die Geisteswissenschaften 1913, Heft 8, S. 198) u. a. Folgendes : „Das — Wort — „Glas“ hat, wie niemand bezweifelt, in urgermanischer Zeit den eigentlichen Reichtum der Nord- und Ostsee, ? den Bernstein, lat. glesum, bezeichnet, und mit Recht nehmen die Prähistoriker an, dass es der Handel mit ihm gewesen ist, der auf dem Wege über das südöstliche Europa die wahrscheinlich in Mesopotamien erfundene Bronze nach dem Norden gezogen hat“. Es sei hier noch erwähnt, dass Perlen und andere Zierrate aus Bernstein sogar in Schweden schon während der jüngeren Steinzeit gebraucht wurden. In seiner „Kulturgeschichte Schwedens“ S. 22f. macht O. Monre- Lius folgende wichtige Bemerkung hierüber : „Selbst die weit von der Bersteinküste entfernten 1 Nach B. SCHNITTGER im Reallexikon der germ. Altertumskunde, Bd. 1, S. 260. ? Reallexikon d. germ. Altertumsk., Bd 2, S. 377. * Gesperrt von mir. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 209 Ganggräber in Westergötland bergen oft Bernsteinperlen in Menge. In einem solchen Grab ganz nahe bei Falköping fand man 1868 über zweihundert solcher Perlen. In den einer späteren Zeit angehörenden Gräbern, die unter dem Namen „Steinkistengräber“ bekannt sind, hat man hingegen höchst selten Bernstein angetroffen, was besonders beachtenswert ist, weil einige von den äusserst sorgfältig durchsuchten Gräbern dieser Art in demselben Gebiet liegen wie die bernsteinreichen Ganggräber. Dieser Umstand verdient unsere Aufmerksamkeit um so mehr, als Bernsteinperlen auch in schwedischen Gräbern aus der Bronzezeit sehr selten vorkommen. — Die Erklärung liegt ohne Zweifel darin, dass die Einwohner des Nordens durch den Verkehr mit anderen Völkern, welcher schon in der Steinzeit angefangen hatte, erfuhren, wie kostbar der Bernstein war. Die Folge davon war, dass schon in derjenigen Periode der Steinzeit, als die Steinkistengräber gebaut wurden — und ebenso in der Bronzezeit — Schmuck aus diesem kostbaren Material nicht mehr in die Gräber gelegt wurde, wie früher in der Zeit der Gang- gräber, als man hier den hohen Wert des Bernsteins noch nicht kannte. Andererseits hat often- bar der Umstand, dass die südlichen Völker Europas durch diesen Verkehr den Reichtum des Nordens an Bernstein kennen lernten, stark dazu beigetragen, wenn nicht überhaupt verursacht, dass der Handel mit unseren Gegenden zu der Bedeutung heranwuchs, wie die Geschichte der Bronzezeit zeigt.“ ! Welches ist nun das Etymon des Namens Aestii? Nach MüÜLLENHorFF a. a. O., S. 30 hätten die Germanen ihre baltischen Nachbarn wegen ihres friedfertigen Charakters — JORDA- NES bezeichnet sie als pacatum hominum genus ommino, Avam v. BREMEN als homines humanissi- mi — Aisteis oder Aistjus d. i. nach got. aistan 'aestimare, revereri' „die Achtbaren, Ehren- wehrten* genannt.? Dem gegenüber bemerkt Erpmann, Die Angeln, S. 87 mit Recht, dass Friedfertigkeit und Sanftmut bei den Germanen nur gering geschützt waren, dass es daher von vornherein ganz unwahrscheinlieh sei, dass diese Eigenschaften einem stammesfremden Volke solch einen Ehrennamen seitens dessen germanischer Nachbarn eingetragen hätten. Die von Grimm und MÜLLENHoFF aufgestellte Etymologie glaubt ERDMANN, der, wie oben schon bemerkt wurde, die Aest nicht für Balten sondern für Goten bält, jedoch in der Hauptsache aufrecht er- halten zu können. Auch er erachtet den betreffenden Volksnamen für einen «-Stamm : Nom. PI. * Aisteues, got. *Aistjus, den er aber auf ein Adj. *aistu- = "geehrt, in Ehren seiend’ zurückführt. Mit diesem Nominalstamm wäre der Volksname /stevones 'die ehrenvollen, berühmten’ etymolo- gisch zu verbinden. Nun gehört aber der Stamm Zstu- in *Istuaeones nach anderen Forschern — vgl. ScHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- u. Vólkernamen, S. 1481. — vielleicht zu aslav. istovu, istù "wahr, echt’. Much, Deutsche Stammeskunde, S. 33 lässt daher mit Recht unentschieden, ob der Name der Aisten mit got. aistan, lat. aestimare 'achten' oder mit aslav. ! Der samländische Bernstein scheint schon um das Jahr 2000 v. Chr. auch im inneren Russland bekannt gewesen zu sein. Die an der mittleren und obersten Volga damals erscheinende Kupferkultur (die sogen. Fatjanovo-Kultur) ist, wie ihre Tongefásse und vor allem einige neuerdings gefundene Bernstein- gegenstände sowie einige steinerne Nachbildungen derselben an die Hand geben, wahrscheinlich vom Ost- baltikum aus beeinflusst. (Mündlich mitgeteilt von dem gründlichen Kenner der ostrussischen Bronzekultur Herrn Dr. A. M. TALLGREN in Helsingfors). ? Vgl. schon J. Grimm, Geschichte der deutschen Sprache?, S. 122, 499ff., der in dem betreffenden Volke jedoch Germanen sieht. N:o 2. n2 - 210 T. E. KARSTEN. istu, istovu "echt! oder endlich mit ahd. gan-eista "Feuerfunke’, lat. aestus zusammengehört; in dem zuletzt genannten Falle würde er „die Hitzigen“ bedeuten. Im Reallexikon der germ. Alter- tumsk. 1, S. 54 macht derselbe Verfasser zu diesen Vorschlägen einen neuen : der Name könnte zu ags. dst (engl. oast), ndl. ees? "Darre' gehören und die bezeichnen, die in den Getreidedarren oder Riegen wohnen, in die man sich bei den aistischen (= baltischen) Stämmen in der kalten Jahreszeit einzuquartieren pflege; mittelbar hienge der Name mit dem von Tacrrus ihnen zu- geschriebenen fleissigeren Betrieb des Ackerbaus zusammen. Bedenkt man aber, dass der Name schon zur Zeit des Tacırus ein Gesamtname mehrerer Völker — Aestiorum gentes — war und dass er schon damals auch im Süden allgemeiner bekannt war — Tacrrus behandelt die Aestii in einem besonderen Kapitel, das unter den Suevi orientales et aquilonares, u. a. auch den sehr bedeutenden Suiones, gewidmeten Abschnitten das längste ist —, so fällt die Prägung desselben sehr wahrscheinlich in eine entlegene Vorzeit, wo sich die ausserhalb der grossen Verkehrswege wohnenden Träger des Namens kaum noch durch etwaige charakteristische Geisteseigenschaften oder eine höhere Entwickelung der Feldwirtschaft hätten besonders auszeichnen können. Die bisher aufgestellten Deutungen des Aistennamens scheinen mir daher alle verfehlt. 1 Dieser ist meines Erachtens ursprünglich ein geographischer : bezieht sich auf die sam- ländische Bernsteinküste. Noch lange nach den Zeiten TAcırus’ erscheinen die Aisten als ein besonderes Bernsteinvolk. CAssıoporus (Variarum lib. 5, 2) erzählt uns, wie die Aesti oder Haesti an den berühmten Gotenkónig Theoderie in Italien Bernstein als Ehrengeschenk senden. JORDANES (Get. 5. 17. 23) berichtet von ihrer Unterwerfung durch den Ostgotenkónig Ermanarik und spricht ihnen eine ausgedehnte Uferstrecke — longissimam ripam. Oceani germa- nici — als Wohnsitz zu, östlich von dem an der Weichselmündung lokalisierten Mischvolk der Vidivarii. Im 9. Jahrhundert kennt, wie schon gesagt, Ernxarr (Vita Carol. 12) sie unter ihrem alten Namen (A:sti) neben den Seiavi, und auf die alten Aestier beziehen sich deutlich auch die mehr oder minder volksetymologisch umgestalteten Namenformen in König ALFREDS Oros. 1, 1, 20 (9. Jh.) :? Estum (Dat. Bla), Estmere, Eastland. Wie schon Zeuss und MüLLENHOFF a. a. Oo. hervorheben, kann Estmere, das Aistenmeer, nur das heutige Frische Haff sein. Das Nord- ende dieses „Meeres“ liegt aber an der westlichen Küste Samlands, die eben der reichste Fund- ort des Bernsteins ist.? Das vorauszusetzende urgerm. *Aist-mari- ’Estmere’ bezw. *Aist-landa- ’Samland’ (vgl. Alfreds Éastland und aisl. Eistland, nhd. schwed. Estland) ist nun, meine ich, auch etymologisch eig. „das Bernsteinmeer“ bezw. „das Bernsteinland“. Als erstes Glied enthal- ten die Namen meiner Ansicht nach das germ. Wort *aistu- m. oder *aisto f. in ags. dst m. (?)'a kiln, siecatorium’, engl. oast ’Hopfendarre’,* mnd. eiste f. ’Darre’ 5, mnl. e(e)ste m. oder f. (?), nl. eest "l'rockenofen'.5 Im Lat. entspricht wstus (*aidh-s-t) m. "Hitze, Glut des Feuers’. Germ. ! Die von BrgLENSTEIN (Die Grenzen des lett. Volkstammes, S. 350, 373) vertretene Auffassung, dass die Aestii lediglich die „Leute des Ostens“ wären, braucht nicht widerlegt zu werden. ? Zeuss, S. 668 ff., MÜLLENHOFF, D. Altertumsk. 2, S. 12 f., Muc im Reallexikon d. germ. Altertumsk. 1, 8. 54. 3 Zeuss, S. 669, Fussn.**. + BoswoRTH-TOLLER, Dictionary, S. 55. 5 ScHILLER-LÜBBEN, Mnd. Wbch, Bd 1, S. 648. * FRANCK's Etymol. Woordenboek der nederl. Taal, 2. Druk door N. v. WiJK, S. 149. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. à 211 *aistu-, *aisto, lat. aestus ist eine idg. t-Ableitung zu skr. edhas n. 'Brennholz, gr. «Joc n. 'Glut, Brand’ und dem Grundwort für germ. *a/so(n) f. (aus *azdh-s-a) in aisl. eesa f. "Feuer, norw. dial. eisa f. ’Feuerstätte’, nschwed. dial. (Rrerz S. 4) ajsa f. 'Glut auf dem Herde’. Vgl. noeh wegen der Bedeutung das etymologisch verwandte gr. édæodc "rein, heiter’. In den genann- ten Zusammensetzungen *Aist-mari-, *Aist-landa- kann das erste Glied also die Bedeutung ’Glut, Glanz’ gehabt (vgl. lat. aestus 'Glut des Feuers’) und als Umschreibung des Bernsteins — der für die Bernsteinküste bezeichnenden ,Meerglut^ — gedient haben. Dass man sich den Bern- stein im Altertum vor allem als etwas „Leuchtendes, Glünzendes* vorstellte, beweisen die dafür angewandten Ausdrücke : germ. *gleza- (lat. glesum). *glása-, *glazá- eig. ‘das Glànzende, Glanz’ 1; aisl. rafr m, schwed. raf, nordiries. reaf "Bernstein, gelber Amber’, eig. vielleicht „der rötliche oder gelbliche* ?; fi. meri-kulta "Bernstein', eig. 'Meergold' (vgl. nhd. Rheingold), gr. r4exvoov ‘der Bernstein’, lat. electrum zu gr. à n4exroos 'der Strahlende’, /4exreo ’Sonne’; vgl. à. nhd. Agstein, Augstein (16—17. Jh.) "Bernstein’ aus lat. achates "Halbedelstein', nhd. Bernstein aus mnd. bernstén 1) ‘Bernstein’, 2) 'gebrannter Stein, Backstein ? zu mnd. bernen 1) intr. u. tr. "brennen, 2) als Münzausdruck 'schmelzen, schmelzend läutern’ (vgl. mhd. brennen ’destillieren, durch schmelzen läutern’), ahd. gismelzi n. 'Bernstein' zu smelzan, eig. wohl „das Geläuterte“. Möglich ist sogar, dass germ. *aist- hier keine nur zufällige Umschreibung des Begriffes "Bern- stein’ ist, sondern ein verloren gegangenes selbständiges Wort dafür vertritt. Da dem in Rede stehenden Produkte unter den Germanen der jüngeren Zeiten so viele verschiedene Bezeichnun- gen zu Teil geworden, ist es nicht undenkbar, dass es in urgermanischer Zeit neben *gleza- noch einen zweiten Ausdruck dafür gegeben hätte. Für den Begriff „Schwert“ z. B. waren im urgermanischen Wortschatz nicht weniger als drei verschiedene Ausdrücke vorhanden : nhd. Schwert (schwed. svärd), got. hairus und got. mekeis: von diesen hat sich nur der erstgenannte behauptet (vgl. auch fi. miekka). Es ist in der germanischen Sprachwissenschaft allgemein aner- kannt, dass besonders die Völker- und Ortsnamen aus dem fortlebenden oder in älteren Sprach- denkmälern erhaltenen Wortschatze vielfach schwer oder gar nicht zu deuten sind.5 Im vor- liegenden Falle handelt es sich sonst nur um eine abhanden gekommene Wortbedeutung : der germ. Wortstamm *aiso(n) "Feuer, Glut’ hat im Nordgermanischen mehrere gute Belege hinter- 1 Torr, Wortschatz, S. 147. 2 FALE-TorP, Norw. Et. Wbch s. v. Rav 1. 3 KLUGE, Et. Wbch' s. v. * Das Wort Bernstein lapis ardens’ bezieht sich jedoch zunächst auf die Brennbarkeit des Stoffes. Diese Eigenheit bei ihm wurde schon in frühem Altertum wahrgenommen. Nach Prıxıus, Naturalis hist. 37, 35 sei der Bernstein auf der Insel Abalus oder Basilia, die der Küste der Gutones vorgelagert war, statt des Holzes als Brennmaterial gebraucht worden: incolas pro ligno ad ignem uti eo provumisque Teutonis vendere (MÜLLENHOFF, D. Altertumsk. Bd 1, S. 476 ff.). Auch bei Tacırus, Germ. 45 heisst es: Si naturam succini admoto igne tentes, in modwm tedae accenditur alitque flammam pinguem et olentem; mox ut in picem resinamve lentescit. Auch von diesem Gesichtspunkt aus wäre germ. *aistu-, *aisto eine nahe liegende Bezeichnung für den Bernstein : vgl. ags. dst, ndl. eest "Ofen' (eig. ‘Feuerstätte’), aisl. eisa 'Feuer', norw. dial. eisa 'Feuerstátte', schw. dial. asa 'Feuerglut' sowie skr. edhas n., édha m., idhma m. 'Brennholz, gr. «?9o 'flamme', a/dog n. 'Glut, Brand’, «os "verbrannt, ags. dd, ahd. mhd. eit m. 'Glut, Scheiterhaufen' etc. 5 Vgl z. B. H. Hirt, PBB. 21, S. 125 f£, R. Mucn, D. Stammeskunde, S. 75, E. HELLQUIST, Svenska sjónamn (Sv. landsmäl 20:5), S. 107 ff. N:o 2. DD T. E. KARSTEN. lassen und die Z-Ableitung germ. *arst- ist bekannt aus dem Englischen, Niederdeutschen und Niederländischen, also gerade aus Gegenden, die dem westlichen Bernsteinfundgebiete sehr nahe liegen.! Auf die westliche Bernsteinküste hin weist auch der bei ProLemArus aus den Elbge- genden genannte Ortsname "4erovíe, im Cod. Mir. Kiotovia, der aber, wie schon Zeuss S. 267, Fussn. bemerkt, wohl als Arorovi« zu lesen ist? und mit dem Vólkernamen Aes/; zusammenhängt. Wegen der hier vorausgesetzten, später der Vergessenheit anheimgefallenen Bedeutung "Bernstein’ für das Wort *aistu- lässt sich germ. *gleza- (lat. glesum) vergleichen : auf nordgermanischem Boden ist es schon in altnordischer Zeit durch rafr ersetzt worden — germ. gleza- ‘Bernstein’ hat sich jedoch vielleicht auch hier spurenweise (in aisl. glésa 'schmücken') erhalten —, auf deutschem Boden durch ahd. gismelzi und nhd. Bernstein; vgl. daneben 1 mal die ahd. Glosse glas 'electrum'. Als „das Bernsteinland“ wäre das ursprüngliche Eistland (= Samland) somit eine begriff- liche Namenparallele zu den bei Prius, Naturalis historia 4, 97. 103 vorkommenden Inselnamen Glesaria und Glesiae : mit dem erstgenannten, der eine lat. Ableitung hat und die Entlehnung des germ. Wortes für den Bernstein ins Lateinische (als glesum) voraussetzt, bezeichneten die röm. Soldaten jene Nordseeinsel, deren einheimischer Name Austeravia ’Osterinsel’ war, während sich der letztere Name, der mittels des idg. zo-Suffixes von germ. *gleza- "Bernstein’ abgeleitet ist, auf die Britannien gegenüber im germanischen Meer verstreuten Inseln bezieht, die von den jüngeren Griechen Ælectrides genannt wurden, quod ibi electrum nasceretur.? Auf Grund der grossen Bedeutung des Bernsteins im Handel der Bronzezeit und der nachchristlichen Eisenzeit, besonders auch im Ostbaltikum, wo der Bernstein von den ersten Jahrhunderten n. Ohr. an bis ins 11. Jh. noch einmal als Perlenschmuck zu häufiger Verwendung kommt, + ist es aber erklärlich, wenn der Name Eistland unter den entfernteren germanischen Nachbarn allmählich auf die ganze ostbaltische Küste bezogen wurde. Verbreitungsnamen der- selben Art sind — um nur einige nahe liegende bekannte Beispiele herauszugreifen — u. a. fi. Ruotsi = Schweden, eig. bloss das heutige Roslagen (eine mittelschwedische Küstenstrecke), fi. Saksa = Deutschland, eig. nur das Land des östlichsten deutschen Stammes (der Sachsen), fi. Venäjä (*Venädä) = Russland, eig. das Land der Venden. Zur Zeit des Tacrrus war die begriff- liche Ausdehnung der Namen Eistland-Aesti zum Teil wenigstens schon vollzogen, denn die von ihm erwähnten aistischen Völker — Aestiorum gentes — umfassten doch sowohl Germanen als auch Balten.* Nur mit dieser Annahme versteht man die auffälligen ethnographischen Wider- ! Nach England ist das Wort mit der germanischen Besiedlung gebracht worden, entweder aus Jütland (der westlichen Bernsteinküste) oder aus dem sächsichsen Gebiete. Im Ndl. und Eng]. hat es bis in unsere Zeit fortgelebt. > Dass der Name so aufzufassen ist, zeigt auch der lat. Ptol. von Vicenza von 1475 und von Vene- dig 1511 mit der Form Aestwia. Wegen dieses Ortsnamens macht schon ZEUSS a. a. O. die richtige Bemer- kung, dass der Wortstamm im Volksnamen 4Aesti eher örtliche Bedeutung gehabt hat als dass er zu got aistan ‘honorare’ gehören würde. * R. MucH im Reallex. d. germ. Altertumsk. 2, S. 262. i * B. SCHNITTGER im Reallex. d. g. Alt. 1, S. 260. * Von einer Mischbevölkerung spricht tatsächlich der von JORDANES überlieferte Volksname der Vidivarii an der Weichselmündung, falls es sich hier um eiae hybride, baltisch-germanische Namenbildung Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 213 sprüche, deren sich der zuverlässige Gewährsmann hier schuldig macht. Sprachlich stehen seine Aesti, die sonst gute Germanen sind, den Britanniern näher als den übrigen „Sueven“ (Ost- germanen). Dies ist natürlich eine Zusammenwerfung zweier sprachverschiedenen Völker. R. MucH bemerkt in seiner D. Stammeskunde, S. 33, dass die Träger des Aistennamens — unter welchem auch nach ihm die Gesamtheit der baltischen Stämme inbegriffen wäre — ursprünglich mög- licherweise gar ein germanischer Stamm waren, der sich vor alters erobernd über das baltische Gebiet und einen angrenzenden finnischen Landstrich verbreitete und in den Unterworfenen auf- gehend ihnen seinen Namen vererbte.! Wie uns aber die oben angeführten Beispiele an örtlichen Verbreitungsnamen lehren, ist die Annahme, dass die Verbreitung eines Volksnamens die Ver- breitung des Volkes selbst zur Voraussetzung hätte, keineswegs notwendig. Dass besonders in Estland die finnische Bevölkerung an Stelle einer baltischen — „wirklich aistischen“ — getre- ten sei und von dieser den Namen ererbt hätte, wie schon Zeuss (S. 272) und MÜLLENHOFF (D. A. 2, S. 16) meinten, hat sich durch nichts bewährt. Die Verwendung des Namens Eistland in dem heutigen beschränkten Sinne — von dem Lande südlich vom finnischen Meerbusen — begeg- net zuerst in der altisländischen Sagaliteratur. Während die südlichen Provinzen, Livland und Kurland, immer noch mit ihren alten Sondernamen auftreten, trägt also der nördliche (estni- sche) Landesteil, der von den Finnen Vironmaa genannt wird — vgl. fi. virolainen "Este! und aschwed. run. Wirland® (Teil von Estland), Vironia bei Henricn d. LETTEN —, unter den Skandinaviern von altnordischer Zeit an einen Namen, der einstens wohl der ganzen ostbal- tischen Küstenstrecke gemeinsam war und der noch im 9. Jahrhundert — in zwei verschiedenen Quellen (EriNHARTS Vita Caroli und König ALFREDS Orosius) — auch von dem ostpreussischen Samlande gebraucht wurde (s. 0. S. 210). Dass der alte Gesamtname auf ein Teilgebiet über- tragen worden ist, lässt sich historisch erklären, denn mit keiner anderen ostbaltischen Land- schaft haben die Skandinavier und zwar vor allem die Schweden seit uralter Zeit und ganz be- sonders noch während der Vikingerzeit in so regen Verbindungen gestanden wie gerade mit Estland. Unzweideutige Zeugnisse davon sind uns die altnordischen Sagen, die schon oben er- wähnten zahlreichen Altertümer, die Zeugnisse der altschwedischen Runeninschiften, 3 die noch heute gesprochene estschwedische Volkssprache sowie die Ortsnamen. Die Sagen deuten an, dass der schwedische König zeitweise auch gewisse Teile der jetzigen russischen Ostseeprovinzen (Estland und Kurland) beherrschte, und die Gründung des russischen Reiches durch schwedische Vikinger ist eine geschichtliche Tatsache. Sprachliche Erinnerungen an die skandinavischen Heerfahrten nach Estland sind uns schon in den altwestnordischen Volks- und Landesnamen Eistir, Eistr, Eistrir bezw. Eistland erhalten. Nach dem Ynglingatal fällt König Yngvarr durch ein herr eistneskr und sein Sohn Braut-Onundr heisst Eistra dolgr. Die westliche Küste von Estland, die mit der heutigen Landschaft Wik zusammenfällt, heisst altisländisch Adalsysla, handelt: vgl. altpreuss. Wid-semme = ags. Wit-(Wid-) land, lett. Widsemme, liv. Vidumaa (Viduland) = Livland; s. MÜLLENHOFF, D. Altertumskunde 2, S. 347, ScHÓNFELD, Wörterbuch, S. 264. ! Vgl. die bereits oben S. 203 berührte Auffassung A. ERDMANNS. Auch H. ScHÜCK, Studier i Ynglinga- tal (Upsala 1907), S. 111 meint, dass die Aestiö des TAcrrUs wahrscheinlich ein germanisches Volk waren. :2 O. MONTELiUS, Kulturgeschichte Schwedens, S. 272. * Zusammengestellt bei T. J. Arne, La Suede et l'Orient, etudes archeologiques sur les relations de la Suéde et de l'Orient pendant l'àge des Vikings, S. 7 ff. N:o 2. 214 T. E. KARSTEN. und die Insel Ösel trägt ebenda den entsprechenden Namen Æysysla.1 Ich ervähne noch die estschwedischen Inselnamen Runö (im Rigaer Busen), Dagö, Nargö, Nuckö, Ormsö, Odensholm, Rägôarna.? Diese Orte sind noch heute von Schweden bevölkert. Wie sowohl die altnor- dischen Sagen als die Altertümer andeuten, waren die Vikingerfahrten nach Estland in der Tat nicht ganz zufällig : wirkliche Einwanderungen scheinen damals und schon früher auch dorthin stattgefunden zu haben. Dafür sprechen auch die estländischen Ortsnamen. Diese sind auf ihre sprachliche Herkunft bisher freilich nur zum geringsten Teil untersucht worden, aber mindestens einige von ihnen scheinen altgermanisch zu sein: Die Namen zweier am Bassin des Peipus, an der Mündung je eines Flüsschens gelegenen Städte — Pskov an der Mündung der Pskovå in die Welikaja, Gdov an der Mündung der Gdovka in den Peipus — sind nach G. v. SABLER als alte Flussnamen auf germ. *Fisk-awa Fischbach’ bezw. *Gud-awa zurückzuführen (s. o. S. 133); das Vorderglied des letzteren ist dunklen Ur- sprungs (vgl. den deutschen Stadtnamen Gotha, i. 8. Jh. Gothaha). Ein dritter innerhalb des Peipus-Bassins nachweisbarer und mit jenen beiden übereinstimmend gebildeter Flussname, der bis heute noch ausschliesslich Flussname geblieben ist, poln. Muldowa (vgl. rumän. Moldau) ent- spricht nach demselben Verfasser vielleicht einer germ. Grundform *Muldawä 'Sehlammbach'. Der estländ. Stadtname Pernau geht über mittelniederdeutsch Pernowe und altestnisch Perona- jógi wahrscheinlich auf einen altgermanischen Bachnamen *Beröna bakiz „der Bärinnen Bach“ zurück. Wenn der Ursprung des Ortsnamens Pernau also germanisch ist, lässt sich auch die neolithische sogen. Pernau-Kultur als germanisch denken. Das nähere hierüber bei G. v. SABLER, Der Ursprung des Namens Pernau (Sitzungsber. der Altertumforschenden Gesellschaft zu Pernau 1910—1912, Bd. VII), Pernau 1913; vgl. wegen der steinzeitlichen Pernau-Siedelung R. Haus- MANN, Prähistorische Archäologie von Estland, Livland, Kurland, Dorpat 1910, S. 7. Die erörterten Namen enthalten, wenn sie auch germanisch sind, von der näheren Nationalität der Namengeber dennoch nicht einmal eine Andeutung. An sich könnten sie ebenso gut gotisch wie urnordisch sein. Bedeutsamer ist daher die unten zu behandelnde, in diesem Zusammenhange noch nie beachtete Namengruppe, die uns auch über ihre ethnisch-geo- graphische Herkunft aufklärt. 1 Nach Ynglingatal 36 wurde König Yngvarr heygör par vid sjá sjálfam, pat er a Adalsyslu. — Saga Ölafs Tryggvasonar c.97 (Hernaór Eiríks { Austrveg) : En er hann kom or Gardariki, för hann herskildi um alla Adalsyslu ok Eysyslu — — —. — Saga Ölafs hins helga c. 7: Her segir svá, at Olafr konungr för, er véraüi, austr til Eysislu ok herjaëi, veitti par landgongu, en Eysyslir kómo ofan ok heldu orrostu vid hann. — — — Aisl, s/jsla f. ist "Distrikt. Das erste Glied in Adal-sysla deckt sich mit dem in aschwed. adhal-hus "Hauptteil einer Burg’, adhal-hür ”Hauptheer, Hauptstärke des Heeres’ u. s. w. (s. SÖDERWALL, Ordbok öfver sv. medeltids- språket, Bd. 1, S. 4). Hierher gehört auch der Kirchspielname Adhelunda 1404 (*Adal-hunda-), jetzt Alunda in Uppland. 2 Auch der oben genannte Name Wirland, fi. Vironmaa, lat. Vironia 'Estland' dürfte schwedisch sein. Vgl. den Wortstamm Vir- in den von HELLQUursT, Sjönamn, S. 719 behandelten schwedischen Gewässer- namen Viren, Virken, Virlängen, Virsjón, Virän u. s. w. Er vergleicht schw. vira 'umwickeln', aisl. vírr 'Fili- gran’, ags. vfr 'gewundener Schmuck’, ir. fíar 'schief', kymr. gwyr 'krumm, schief. Näher liegen ohne Zwei- fel die von HrrLQUIsT nicht erwähnten finnländischen Inselnamen ZLängviran (Nom. Sg. Fem., best. F.) im Finn. Meerbusen und Virum (Akk. Sg. Fem., best F.) in den Schären bei Wasa. Fi. Viro "Estland" und viro- lainen "Este' weisen auf urnord. *Wiron-, aschw. "Vira f. hin. Die nord. Inselnamen sind oft Feminina (vgl. Skandinavia — urn. *awiä f.). In fi. Viro, viro- ist der Stammvokal kurz: vgl. fi. rikas — germ. *rikiaz etc. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 215 Die soeben erwähnte, bei Pernau ans Licht getretene reiche Fundstätte aus der jüngeren Steinzeit ist nicht die einzige ihrer Art in Estland. Finer noch älteren neolithischen Zeit gehört die grosse Siedelstätte bei Kunda im Norden an der estländischen Küste an. Der Name des Ortes weist auf den mittleren Schweden hin, auf die uppländischen Landschaften. Er kann von den aus den mittelalterlichen Urkunden Estlands bekannten zusammengesetzten Ortsnamen auf -kunda meines Erachtens kaum getrennt werden: Loppe-gunda, Murum-gunde, Norme-gunda (Worme- gunda) Namen von Landschaften, Syde-gunde, Dorfname, Aliste-gundi 'die Einwohner der Land- schaft Aliste (jetzt Hallist); vgl. die oben S. 142 gegebenen ausführlichen Angaben über diese Wort- und Namengruppe. Die finnische und estnische Namenbildung auf -kunta, -kunda ruht sichtlich unmittelbar auf schwedischem Grunde. Wie die Entsprechung fi. k- — urg. x- zeigt, fällt die estnische Übernahme des Namens schon in die Zeiten um die Geburt Christi. Die estlän- dischen Landschaften umfassten ausserdem kleinere Kreise, die bei HEnricH d. LETTEN „kyle- gunda“, „kilegunda“, „kiligunda“ heissen. Dieser Name ist das estn. kihl-kond "Kirehspiel', eig. ein urnord. Lehnwort = *gzsla + *xunda-, vgl. fi. kihla-kunta "Gau’ (s. oben S. 142, 148). 1 Schwedischer Herkunft ist, vermute ich, auch der Name der nordestländischen alten Hansastadt Reval (finn. Rääveli), in schwedischer Sprachgestalt urkundlich zufrühst bekannt von den Jahren 1335 (Rwfle biscopsdöme), 1365 (til Reffla), ? 1404, 1409 (räflisker, räwelisker),® in lateinischer v. J. 1326 als Rxwalia,* sonst in der Form Revalia, Revaliensis. 5 Namenform und Ortslage deuten auf etymologischen Zusammenhang mit den nschw. dial. Finnl. Schärennamen Reveln (revlin), Revlarna (revlan), Bredreveln, Grüsreveln, Längreveln ete., worüber näher bei Verf., Österbottniska ortnamn, S. 69. Das zugrundliegende Wort ist schwed. revel, ä. dä. revel, reble, norw. revle 'kleinere Sandbank, Riff’ aus germ. *redila-. Die Namenform Refle ist wohl ein aschwed. Dat. Sg., Reffla wohl ein Gen. Pl. Verwandtschaft besteht mit germ. *redia- in aisl. rif n. "Rippe, Riff (vel. norw. ribbe ’Bergrücken’), and. ribbi, mnd. ribbe, rebbe "Rippe', rif, ref, ’Sandbank’, afries. rib n., ags. ribb n. 'Rippe' (engl. rib), ahd. rippi, ribbi, mhd. rippe, ribbe n. (mhd. auch f) "Rippe". Estschwed. und finnlànd. (VENpELL S. 776) revel stm. "Balken des Fuss- bodens’ : revu! (Nuckö, Ormsö), reväl (Dagö, Rágóarna in Estland, Österbotten), Pl. revlar (Estl., Österb.) gehört wohl auch hierher. * Zu beachten ist nämlich, dass germ. *rebja- "Rippe' mit gr. épéguw, égéatw ‘überdache’, ooogos m. 'Dachrohr, Dach’ verwandt ist (Tore, Wortschatz, S. 338), sowie dass schw. ribba (zu mnd. ribbe) langes und schmales Brett’ bedeutet. Der estnische Name des Ortes ist Tallinna (Tan-linna) 'Dànen-Burg', vgl. Danevirke. ! Die alte schwed. Reimchronik erwähnt 14 Gisela lagh benannte Gebiete, welche von den Schweden an ihrem ersten Kreuzzuge nach Karelien erobert wurden (vgl. SópERWALL, Ordbok öfver sv. medeltidsspr., Bd. 1, S. 403, A. AHLQvist, Die Kulturwórter der westfi. Sprachen, S. 224). Wegen eines Ortsnamens kiligunda in Nordwest-Kurland s. BIELENSTEIN, Die Grenzen, S. 272 ff. ? R. Hausen, Finlands medeltidsurkunder I, S. 303, 492. 3 SÖDERWALL, Ordbok, Bd. 2, S. 276. * HAUSEN, S. 130. 5 Die mittelalterliche und neuschwedisch-neuhochdeutsche Form Reval ist Umbildung : vgl. ? mnd. reval, (rewal, rival) 'Wasserbenedicten, Wiesengaraffel? (LüBBEN-WALTER, Mnd. Handwörterb., S. 300). * Vgl. bei Rıerz, S. 531 nschw. dial. revel Pl. revlar m. "Leiste, die zusammengefügte Bretter ver- bindet’ und S. 427 mull-rev m., mull-ribba f. 'Dachbalken für Rasendáücher', mull-revel "Balken unter dem Fuss- boden, woran die Bretter angenagelt werden'. j N:o 2. e lui LIBRARY | 35] ZA wem /2) 216 T. E. KARSTEN. Die urnordisch-schwedischen Niederlassungen in Estland hängen der Natur der Sache nach mit denjenigen unmittelbar zusammen, die ausserhalb der estländischen Ostgrenze, in der heutigen Landschaft Ingermanland aufzuspüren sind. Auch hier begegnen einige offenbar uralte Flussnamen, die mit grosser Wahrscheinlichkeit germanisch sind. Der aus dem Peipussee entspringende, in den Finnischen Meerbusen sich ergiessende Grenzfluss (russ.) Naroia wird von den Esten Narwa-jógi, von den Finnen Narvan joki sowie im Deutschen urkundlich seit dem 13. Jh. die Narwe genannt. Die estnisch-finnisch-deutsche Namenform ist die ursprüngliche und gehört wohl zum germ. Wortstamme narwa- ”eng” in as. naru, ags. nearu, engl. narrow; vgl. aisl. Nórfasund ‘Gibraltar’ und z. B. den nschw. Seenamen Naren, worüber s. HELLQuist, Sjönamn, S 425. Die Stadt Narwa trägt ihren Namen nach dem Flusse, an welchem sie belegen ist; sieh G. v. SABLER, Sitzungsberichte der Gel. Estn. Gesellsch. 1910, S. 165.1 Im Narvasalm: (fi. salmi = 'Sund') bei der Stadt Kuopio (Finnl.), einem Lan- desteile, wo es eine alte schwedische Besiedelung nie gegeben hat, kann das erste Glied ein appellativisches (sonst verloren gegangenes?) Lehnwort aus dem Urnordischen sein. Die Luga (finn. Laukaan joki) mündet nördlich von Narva in den Finnischen Meer- busen. Darnach sind genannt die Stadt Luga an dem gleichnamigen Flusse und ein Kreis im Petrograder Gouv. Die russische Namenform Zuga ist eine alte (vorgeschichtliche) Entleh- nung von der finnischen Zaukaa.? Diese wiederum imöchte ich auf einen urnordischen .Fluss- namen *Laug-ahwa zurückführen, dessen erstes Glied mit dem norwegischen Flussnamenstamme Laug- in Lau(g)dola, Laudal (1428 Laughadal) identisch wäre; sieh hierüber O. Ryc#, Elvenavne, S. 139, 324, der den Namen mit anorw. laug f. ’Vand til Tvætning, varm Kilde’ verbindet. Dieser Wortstamm sei nach O. Rven, Norske Gaardnavne, Inledning, S. 64 auch in dem norw. Seenamen Laugen enthalten sowie nach E. Hezrquisr, Sjónamn, S. 381 in den schwedischen Seenamen Lógesjón und Lögtjärn (der letztere an zwei verschiedenen Orten) sowie im Hofnamen Lögasiöö (1500). Zu beachten ist, dass das betreffende Wort, urnord. *lauga, *laugo, im Ostsee- Finnischen als appellativisches Lehnwort vorliegt: vgl. oben S. 131 fi. lauka "Salzlake', wot. lauko-päivä, fi. lauvantai etc. = schwed. dial. Finnl. lög-dag, norw. lau(g)-dag '"Sonnabend'. In der Vikingerzeit folgte der vom Finnischen Meerbusen aus nach Novgorod gehende Handel dem Lugaflusse. ? Der Landesname Ingermanland, fi. Inkerinmaa und Inkeri, estn. Ingrima, russ. Izerskaja zemlja, der in neuerer Zeit das grosse Landgebiet zwischen dem Finnischen Meerbusen, dem Ladogasee und dem Narowaflusse bezeichnet, bezieht sich ursprünglich nur auf die Umgebung des kleinen Flusses fi. Inkere, russ. Z$ora, der in die Newa füllt. Die russischen Chroniken des 11. Jahrhunderts kennen nicht den Namen, aber die päpstlichen Bullen der 12. und 13. Jahr- hunderte erwähnen schon auch die Heiden von Zngria : in terris videlicet Watlande Nouve, Ingriae et Carelae (1241), cum pagani Wathlandiae, /ngriae et Careliae (1255), paganorum Ka- ! Vgl. schon R. SAxÉN, Finskt museum 1899, S. 61, der von der Namenform Narowa eine alternative ganz unannehmbare Deutung gibt. 2 Das hohe Alter der Entlehnung zeigt sich in der Entsprechung russ. -u- — fi. -au-, s. J. J. Mix- KOLA, Journ. de la Soc. Fi.-ougr. 23 : 23, S. 10, J. Kauıma, Die ostseefinnischen Lehnwörter im Russischen (Helsingfors 1915), S. 59. 3 M, J. ARNE, La Suede et l'Orient, S. 15. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 217 relie, /ngrie, Lippie, Wathlandie (1275).1 Nach diesen Urkunden umfasste das Land schon damals vier Hauptteile : das Wotenland im W, /ngria in der Mitte (an den Ufern des Flusses Inger), Loppi im O und Karelien im N. Der Name des mittleren Teiles wurde später auf die ganze Landschaft bezogen.? Auch HEINRICH DER LETTE erwähnt zum Jahre 1221? sowohl das Land als die Bewohner : (Estones) transeuntes Narwam, terram vicinam spoliaverunt . . . (Livo- nes) abierunt eadem via et transeuntes Narwam, .processerunt via remotissima in terram, quae Ingaria vocatur, quae est de regno Nogardiae. Et invenerunt terram illam repletam hominibus, et nullis rumoribus praemunitam, et percusserunt Zngaros illos plara magna nimis. Wichtig ist die Bemerkung, dass die Zngaria zu dem Novgorodischen Reiche gehörte, denn dieses war nach Nesror, dem russischen Chronisten, im Jahre 862 von skandinavischen (schwedischen) Warjagern (Rus) begründet.* Die Richtigkeit der Erzählung Nesrors ist durch die Altertumskunde bestä- tigt worden: gerade um die Städte herum, die von Nesror warjagisch genannt werden — vor allem Novgorod, das altnordische Holmgarór — hat man eine Menge Gräber, Waffen und Schmuck- sachen besonders aus den 9. und 10. Jahrhunderten gefunden, über deren skandinavischen Ur- sprung kein Zweifel herrscht. Nestors Worte sind aber nicht so zu verstehen, als ob ein Volk mit dem Namen Rus erst zu der angegebenen Zeit von Schweden herübergekommen wäre. Die Beziehungen Schwedens zu diesen Gegenden und die schwedischen Niederlassungen daselbst waren, wie schon bemerkt worden ist, sicher älter.5 Nach den Zeugnissen der Altertümer waren die ingermanländischen Flusstäler schon in der jüngeren Steinzeit bevölkert. Neolitische Einzelfunde sind gemacht an der Landzunge zwischen den Flüssen Narowa und Luga, wie an den Ufern des Ingerflusses. Die ältere Eisenzeit ist spärlicher vertreten, aber die Vikingerzeit, wie gesagt, wieder reicher, besonders in den südlicheren Landesteilen. Die Funde weisen auf eine gemischte Bevölkerung hin. ® Sowohl der Landesname lat. Ingria, Ingaria, fi. Inkeri, altschwed. Inger (in den Verbin- dungen Inger ok Watland und Rytza ok Zngerboo in der altschwed. Eirichschronik 7), nschw. nhd. Ingermanland als der Volksname lat. Ingari(i) bei HEINRICH DEM LETTEN, fi. Inkeroiset, Inkaroiset, Inkerikot,® russ. ISerjani,® ISorci 1% — alle diese Namen gehen auf den entsprechenden Flussnamen zurück. Dieser heisst jetzt bei den ingermanländischen Finnen Inkere, Gen. Inke- reen, wie auch ein an dem Flusse gelegenes Dorf, aber die ursprüngliche fi. Namenform war ohne Zweifel Inger, Gen. Inkeren : auch andere finnische Wörter mit diesem Ausgang haben sich später an den Typus -ere‘, Gen. -ereen angeschlossen, wie z. B. manner, Gen. manteren, gewöhnlich ! R. Hausen, Finlands medeltidsurkunder Bd. 1, S. 34, 35, 44, 56. ? Tietosanakirja (das finn. Konversationslex.), Bd. 3, S. 974 ff. > Heinrici Chronicon Lyvoniae, ed. W. ARNDT (Monumenta Germaniae Historica, T. 23), P. 316; vgl. ZEUSS, die Deutschen, S. 689. * W. TuoMsEN, Der Ursprung des russischen Reiches, Gotha 1879. 5 Vgl. O. MowmELiUs, Kulturgeschichte Schwedens, S. 256. * Tietosanakirja a. a. O. 7 Hausen, Finlands medeltidsurkunder Bd. 1, S. 89, SöperwALL, Ordbok över sv. medeltidsspräket, Bd. 1, S. 595. 3 Tietosanakirja s. v. * Hausen, Finlands medeltidsurkunder Bd. 1, S. 34 f. '* Zguss, Die Deutschen, S. 689. N:o 2. 28 218 T. E. KARSTEN. mantere, Gen. mantereen, Tammer-koski "Tammerfors’ neben Tampere‘, Gen. Tampereen (die Stadt Tammerfors). Das finnische */nger- und die damit zusammenfallende schwedische Form verbinde ich mit dem von O. RycH, Norske Elvenavne, S. 118 (vgl Norske Gaardnavne 1, S. 247 I.) vorausgesetzten Flussnamenstamme Ing, Gen. Ingrar in Ingradalr, Ingrudalr, Ingrer- dal, Ingre- oder Ingertjern, Ingeroen und Ingardalr, jetzt Ingdalen (das letztgenannte jedoch vielleicht ohne radikales r). Ryan, Elvenavne vergleicht ausserdem den Seenamen Ingsjön und die zugehörigen Hofnamen Zngseros, Ingsered in Halland. Einige andere wahrscheinlich den- selben Wortstamm enthaltende Seenamen erörtert E. Herruist, Svenska sjónamn, S. 755 ff. : Yngaren (aschw. *Ingel oder *Yngel), Yngen (aschw. *Ynge, * Inge), Ingsjöarna und Ingelsjö.! Hezcquisr stellt die nord. Namen ohne Zweifel mit Recht zu dem idg. Stamme engh- ’eng’ in ir. ine "Enge! < kelt. *engos, kymr. ing 'straitness, distress’, adj. ’strait’, woher z. B. ingol ’ten- ding to straiten, distressing’, sowie zu den hiermit ablautenden got. aggwus, aisl. engr, ongr, ahd. angi, engi, lat. angustus u. s. w. ’eng’. Der idg. Wortstamm angh- ist aber ein alter s-Stamm : vgl. das von mir S. 100 behandelte fi. Lehnwort ange "Bedrängnis, Schwierigkeit’ < urg. *anges- — *angas n., wozu u. a. auch aisl. angr, aschw. anger m. n. '"Verdruss, Betrübnis’, aschw. ängsle "ängstlich’, ängsla 'àngstigen', nschw. dial. angse 'àngstlich', ahd. angust "Angst, skr. Gmhas- n. 'Not, lat. angor "Angst. Auch die Ablautvariante engh- ist daher wahrscheinlich ein neutraler s-Stamm gewesen, wie auch bei Frick, Vergl. Wbeh*, Bd. 2, S. 15 wegen kelt. *engos ’Enge’ vermutet wird. Wie der idg. s-Stamm *anghos- neben einem «-Stamme (got. aggrus, skr. amh-, asl qzü-kw ‘eng’) steht, steckt ein zu dem s-Stamme *enghos-, *enghes- gehórender u-Stamm *enghu- im germanischen Volksnamen /nguaeones und den Personennamen Inguio-merus, Inguo, aisl Yngvi, ahd. Ingu-, Ingi- ete., falls diese Namen, wie R. Mucx, Der germ. Himmelsgott (= Festgabe für Heinzel) S. 200 ff. und ScHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- und Vólkernamen, S. 147 annehmen, zu einem mit aggwus ablautenden Stamme Ingu- zu stellen wären. Der von mir wegen norweg. Ingr- und fi. Inkeri- (Inger-) vermutete urger- manische Flussnamenstamm *Ænges-, Ingiz- n. hätte seine nächste semasiologische und morpholo- gische Entsprechung im norwegischen Flussnamenstamme Ang-, der wohl, wie S. Buser bei O. RycH, Elvenavne, S. 5 annimmt, mit dem anorw. Adj. ongr ‘eng’ zusammenhängt. Dieser Wort- stamm (vgl. schw. dial. ång ’eng’) steckt nach Hxrrqursr, Sv. sjönamn, S. 787 auch im schwe- dischen Seenamen Ängaren, möglicherweise auch in Ängsjön. Urgerm. */ngiz n. ergab urnord. */ngir und altnorwegisch Ingr- (vgl. den bei Rvem, Elven. nachgewiesenen norweg. Flussnamen). Die entsprechende altschwedische Form wäre Inger- mit Svarabhaktivokal, der vor r zwar schon vorliterarisch, aber doch in vielen Gegenden wahr- scheinlich erst im 13. Jahrhundert eindringt.? Die russische Namenform Izera (Mocepu), I£ora wäre nach A. SosorEvski — den ich nach J. Kauıma, Die ostseefinn. Lehnwórter im Russischen, S. 17 zitiere — aus phonetischen Gründen als eine zu gemeinslavischer Zeit erfolgte Entlehnung aus finn. Inger- zu betrachten. Karma hält es aber selbst (S. 263) für chronologisch unmöglich, dass die Russen mit den ingermanlündischen Finnen schon in gemeinslavischer Zeit bekannt geworden wären : die russ. Namenform Howepa könnte daher an dem Lautübergang g > 4 nicht 1 Vel. auch 2 Seen Ingsjön in Schweden, Älvsborgslän, Bollebygds und Marks härad-Bezirken (Sver- ges Ortnamn I 4, S. 78). ? NOREEN, Geschichte der nord. Sprachen? $ 165, 1). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 219 teilgenommen haben, sondern wäre eine Lautsubstitution. Wenn nun auch die Entlehnung von russ. /Zera nicht auf eine gemeinslavische Zeit zurückgeht, ist sie wohl doch genug alt, um nicht erst nach der Entwicklung des altschwedischen Svarabhaktivokals in Inger- vollzogen zu sein. In der urnord. Form *Ingir war aber das i vielleicht schon um das Jahr 700 synkopiert, wie das späturnord. darutr (d. h. bryjtz, aisl. brytr, aus *driutir) "bricht in der kurz nach 700 datie- renden Bjórketorper Inschrift lehrt.! Eine nordische Form Zngr- musste nun in finnischer Aus- sprache zu /nger- werden und hiervon kann dass russ. Z£era entsprungen sein. Wäre aber die russische Entlehnung auch der urnordischen ;-Synkope älter — was doch kaum anzunehmen ist —, könnte man von einer urgermanischen Grundform */»gz- (urn. */ngz-) ausgehen, wo das Sulfix -es in seiner schwächsten Stufe (ohne Vokal) stünde. Der Suffixwechsel in *Zngiz- — *Ingz- (ahwa) wäre mit dieser Auffassung eine Parallele zu dem in Amsia (ames-) 'Ems' — Amsivarii (ams-) "Ems-Anwohner’, Sivini m Semnones, Varini — Varni u. a. Fällen, worüber näher bei SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. 19. In dem in Rede stehenden nordischen Flussnamen /rgz- konnte das x leicht als Nomi- nativzeichen aufgefasst werden. So erkläre ich mir die Variante /ng- in den oben angeführten norwegischen und schwedischen Wasser- bezw. Ortsnamen. Hierher stelle ich auch das nylän- dische (Finnl.) Ingå, den Namen eines kleinen Flusses, eines an diesem gelegenen Dorfes sowie eines Kirchspiels (schwed. à — Fluss) Oder hat man diesen Formen einen w-Stamm *Ingu = got. agguus (d. h. *aggus, *aggıria-) zugrunde zu legen? Zu dem urnord. Flussnamenstamme */ngiz-, *Ingin-, *Ingn- bildete man dann nach alter- erbtem germanischem Muster einen Volksnamen nach der -Deklination : urn. Nom. Pl. */ngiziz (= got. *Ingizeis) > *Ingirir > *Ingrir > aisl. aschw. *Ingrer. Der öfters vorkommende latini- sierte Landesname /ngria, wie auch das finnische Inkeri "Ingermanland' geht wohl zunächst auf diesen urnordischen Volksnamen zurück. Dass die germanischen Völkernamen am öftesten als i-Stàmme flektieren, ist bekant : vgl. z. B. aisl. piler "Leute von pelamorE', Sygner "Leute aus Sogn’, Firder ’Leute aus den Fjorden', Strender "Leute von Strond’,? ags. Dene, Engle, Myrce, Gyrwe, Noröhymbre.® Zu beachten ist besonders der letztgenannte Name, weil auch er — wie die Ent- spechung ags. Sudhan-hymbre, Sudhymbre — auf einem Flussnamen (Æumber) gebildet ist.* Es mag als weitere Stütze für meine Deutung der Namen Ingria und Inkeri noch bemerkt werden, dass auch viele slavische Stämme sich nach Seen und Flüssen benannt haben, und zwar ent- weder mit dem’ blossen Flussnamen als Bewohner des ganzen Territoriums an dem Flusse — wie in dem in Rede stehenden Falle urn. */Zngir (der Fluss) *Ingiztr (das Volk) —, oder als Bewohner hinter, jenseits, diesseits um den Fluss herum 5 (vgl. ags. Noröhymbre und Sudhymbre). ! NoREEN, Geschichte der nord. Sprachen‘, S. 8, 85. > Hierher gehören noch z. B. Eysyslir ‘die Bewohner von Eysysla’ (oben S. 214, Fussn. 1) und aschwed. Oner (aisl. Eynir) die Bewohner von Öland’, auch ‘die von Önninge’ in Åland, s. Verf., Svenskarnas bosättningar i Finland, S. 46. * Kruse, Nominale Stammbildungslehre $ 5. * — —, tota Nordhwmbrorum progenies, id est illarum gentium, quae ad boream Humbri fluminis inhabitant. — Mercii, qui dicuntur Suthumbri, weil sie an der-Südseite des Humbers wohnten (Zeuss, Die Deutschen, S. 497). * J. PERWOLF, Archiv f. slay. Phil, Bd. 7, S. 601. N:o 2. 220 T. E KARSTEN. Während die finnischen Volksnamenformen Inkerikot und Inkeroiset, beide — 'Ingerman- länder’, siehtlich unmittelbar von dem fi. Flussnamenstamme *Inger, Gen. Inkeren mit dem finn. Suffixe -ikko Pl. -ikot bezw. -oinen Pl. -oiset gebildet sind, erheischen die Namenformen Ingari ‘die Ingermanländer’ und /ngaria ’Ingermanland’ bei HEINRICH DEM LETTEN sowie die in Inger- manland neben Inkeroiset noch heutzutage angewandte Namenform Znkaroiset? eine besondere Erörterung. Bei ihrer Erklärung stellen sich zwei Möglichkeiten dar: a) Ingari, Ingaria, Inkaroiset könnten auf einen urnord. Volksnamen *Ingazır (got. *Inga- zeis) zurückgehen, der von einer mit urg. *Ingiz- ablautenden Flussnamenform *Ingaz- abgeleitet wäre; vgl. die S. 88 verzeichneten finnischen Reflexe eines urgermanischen Suffixablauts -es — -as bei den neutralen s-Stämmen : fi. röinne — weps. rindas, fi. turves turvas, la'es — la’as (urg. *slages — *slagas) etc. b) Der betreffende Volksname könnte zu dem bekannten altgermanischen Volksnamen- typus auf urg. -warioz, aisl. -verjar, ags. -ware gehören, der mit as. waron, waran "hüten, besit- zen, bewohnen’ (that land uuaran Genes. 216) zusammenhängt. Vgl. die z. T. schon bei TAcrrus überlieferten Chasuarii 'Hase-Anwohner. Angrivarii ’Bewohner von Engern’, eig. "Wiesen- Bewohner’, Amsivarii ‘Ems-Anwohner’, mlat. Ripuarü = ahd. Riphera (zu lat. ripa ”Ufer', Baio- ari (*Baivarü) = aisl. Beiarar, ags. Bégeras, ahd. Peigira, nhd. Baiern sowie das bei JORDANES (Get. e. 5, 17) erwähnte Mischvolk der Vidivarıi an der Weichselmündung.? Aus dem Angel- sächsischen gehören hierher Hetware (Beowulf) = Xarrovdoıoı (Chattuarii) bei SrRABo, Contware, Wihtware, Merscware 'Einwohner von Kent, Wight’, Römiare 'Römer’, burgware 'Stadtbewohner', aus dem Altwestnordischen Manverjar = ags. Manware "Einwohner der Insel Man’, Vikverjar 'Einwohner von Vik, Buchtanwohner, Rémverjar = ags. Römware, vgl. auch skipverjar und skipverar "Schiffsleute. Im Althochdeutschen hat das Kompositionssuffix sein w lautgesetzlich eingebüsst und sich mit dem entlehnten Suffix -arius verschmolzen : daher ahd. Beiari, Nom. Pl. Beiara, Römäre, burgáre, die sich in ihrer Flexion also den Nomina agentis auf -ari angeschlos- sen haben; ahd. Burguntäre, Elisüzzüre, Tenimarkäre sind jüngere Erweiterungen. Vgl. auch aisl. Beiarar (s. oben), borgari (= ags. burguare, ahd. burgäre) sowie ags. (biblisch) Moabitare, Elamitare, Ammonitare neben Syrware, Sodomware.* Die in Frage stehende lat. Form Ingari (nur im Akk. Pl. Ingaros) könnte sonach älteres *Ingz-vari(i) wiedergeben. Wie die oben genannten Angrivari mit Dissimilationen später Angrarü, Angari (vgl. nhd. Engern) heissen, 5 kann sich *Ingzvari(i) zu *Ingrari, Ingari entwickelt haben. So aufgefasst wäre der Name eine Parallele zu den schon oben herangezogenen Chasuari 'Anwohner an dem Fluss Hase’ und ! Das altschwed. Inger (Ingerboo) geht ebenfalls zunächst auf das finn. "Inger zurück. Das neu- schwed. Ingermanland ist wohl in Anlehnung an Västmanland, Södermanland, Ängermanland in Schweden gebildet. Im 17. Jahrhundert war Ingermanland politisch eine schwedische Landschaft. ? Wie mir der Ingermanländer Herr Oberlehrer P. TomkA in Helsingfors mitteilt, werden die Namenformen Inkeroiset, Inkaroiset in unserer Zeit in verschiedenen Teilen Ingermanlands angewandt. Die dritte Form Inkerikot wird hauptsächlich in Finnland gebraucht. 3 Das erste Glied deckt sich wohl mit dem in Witland (für Widland) in ALFREDS Orosius, vgl. lett. Widseme, liv. Viduma 'Livland' (s. Zeuss, Die Deutschen, S. 668, vgl. oben S. 7, Fussn. 5, 212, Fussn. 5). + Kruse, Nominale Stammbildungslehre $ 33, SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. 18 und passim. 5 R. MvcH, ZidA, Bd. 40, S. 301, FÓRSTEMANN, Altdeutsches Namenbuch?, Bd. 1, S. 82. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 221 Amsivarii "Anwohner der Ems (Amisia); vgl. auch die Ripuarii (oben) sowie die N?d-uari 'die Pikten’ (bei Bepa, Vita S. Cuthberti) die so nach dem Flusse Neth genannt sind.” In dem hier vorliegenden Falle ist doch die Annahme einer Zusammensetzung mit -vari vielleicht gar nicht nötig : die oben berührte Volksnamenform urn. */ngziz kann nach dem Muster der erwähnten germanischen Vólkernamen auf -ari umgebildet worden sein, denn zur Zeit HEINRICHS DES LET- TEN (im Beginn des 13. Jahrhunderts) und wahrscheinlich schon viel früher muss der germ. Volksnamentypus auf -ar; auch im Norden bekannt gewesen sein. Gelegentlich hat er noch in neuerer Zeit Neubildungen geschaffen : in Süd-Österbotten, Korsnäs (Finnl.) heissen die Anwohner des Dorfes Blacksnäs Dlacksnäsaran, und die Besitzer der Höfe Västerdal (Korsnäs), Krokbäck, Vik (Lappijärd), Hatt (Esse) u. s. w. können dementsprechend ganz einfach Västerdalaren, Krokbäckaren, Vikaren, Hattaren benannt werden. Zu bemerken ist noch, dass fi. /nkeri von finnisch-ugrischem Gesichtspunkt aus etymolo- gisch ganz dunkel ist. Während also das ursprüngliche „Eistland“, das wir im heutigen Samland zu finden glaubten, einstens und zwar noch zu den Zeiten des Tacırus mindestens teilweise wohl von Goten bevölkert war, ist die germanische Kultur des heutigen Eistland von den ältesten Zeiten an — vgl. die Namen auf kunda — bis auf unsere Tage schwedisch gewesen. Wie weit sich das Gebiet der Weichsel-Goten nordwärts erstreckte und wie lange sich diese im Ostbaltikum behauptet haben, entzieht sich unserer Erkenntnis. Wegen ihrer bereits nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. begonnenen und in der Hauptsache wohl etwa im Beginn des 3. Jhs ab- geschlossenen Auswanderungen nach dem Schwarzen Meere hin können jedenfalls nur unbedeu- tende Reste des Volkes an der Ostsee zurückgeblieben sein. Für die Richtigkeit dieser Fol- gerung spricht auch die verhältnismässig geringe Anzahl der gotischen Lehnwörter in den Sprachen der litauischen Stämme. Die ältesten germanischen Nachbarn der Ostseefinnen waren daher — von welchem Gesichtspunkt aus man die Frage auch betrachten mag — mit aller Wahr- scheinlichkeit schwedischer Abstammung, und wenn man unmittelbare Berührungen zwischen Finnen und Goten überhaupt annehmen dart, fallen diese sicher in eine Zeit, wo von einer greif- baren speziell gotischen Lautentwicklung noch keine Rede sein kann. In unserer obigen Untersuchung der Landesnamen Livland, Kurland und Estland sind die entsprechenden Volksnamen unberücksichtigt geblieben. Wenn die ersteren ursprünglich also geographischer Art sind, folgt daraus, dass die zugehörigen Volksnamen — Liven, Kuren und Esten — in Widerspruch mit den bisherigen Anschauungen jenen gegenüber sekundär sind. Die germanischen Völkernamen beziehen sich wie bekannt auch in mehreren anderen Fällen auf die geographische Lage oder die natürliche Bodenbeschaffenheit des Stammsitzes. So sind die Mareomanni m. PL. der die Donau entlang wohnende bekannte Völkerbund (s. ScHÖNFELD, S. 161), die „Männer der Mark, der Grenze“, die Aviones (ScmówrELD, S. 40) nach ihren Wohn- orten (Dittmarschen und Umgegend) die , Au-Bewohner*, die Vangiones (SCHÖNFELD, S. 256) wahr- scheinlich die , Wiesenbewohner*, die Falahi m. Pl. in Westfalahi und Ostfalahi (Stamm *falaho-), die „Flachländer, Bewohner des ebenen Landes“; vgl. die slavischen Volksnamen Poljane (NEstor), > KLUGE, Nom. Stammbildungslehre $ 33, Anm. 1. N:o 2. 222 T. E. KARSTEN. Polacy Pl. vom Sg. Polak (= germ. *falaho-) zu pole ’Feld’ (= germ. *falo- in schwed. Falbygden, Falköping, Falun, „pa Falan“ — in der Ebene), ! sowie die oben S. 71. genannten Volksnamen Rändalist = „die Strandbewohner* (die Liven), die Samogitier (lit. Zemaitis, -céio) = „die Nieder- länder“, die Pommern, bei ADAM v. BREMEN Pomorani, bei Nesror Pomorjane = „die Küsten- bewohner“. ) Die in Frage stehenden Volksnamen : Livones, russ. Kron. Lib, lett. Libeschi Pl. von Libetis, nhd. Liven, schwed. dàn. Liver, lat. Curi, Cwurones, nhd. Kuren, aisl. Kürer, lat. Aesti(i), aes. Ósti, Estum (Dat. PL), aisl. Eistr, Eistir, Bistrir, nhd. Esten, schwed. dàn. Ester haben sich meines Erachtens von den zugehörigen Landesnamen etwa in derselben Weise losgelöst wie u. a. folgende andere germ. Volksnamen: Lat. Burgundiones, Burgundii '"Burgunden' (SCHÖNFELD, S. 55) zu aisl. Burgundar-holmr ’Bornholm’. Lat. Dani, aisl. Danir, ags. Dene, mhd. Tene (ScHönrELD S. 70) zu aisl. Dan-mork. Lat. Gauti, aisl. Gautar, schwed. Götar, ags. Géatas (SCHÖNFELD S. 103) zu aisl. Gaut- land, schw. Öster-, Väster-Götland, eig. 'die Gegend um Gaut d. h. Götaälv’ (Noreen, Spridda studier 2, S. 139). Lat. Gutones, agutn. Gutar, aisl. Gotar, ags. Gotan (SCHÖNFELD, S. 120) zu Got-land, eig. 'die Gegend um den Fluss Gute’ (Hs. LixpRorHg, Namn o. bygd 1914, S. 75 ff.). Lat. Gran(n)ü, aisl. Grenir ‘die Bewohner der Landschaften Gren-mar und Gren-land (SCHÖNFELD, S. 113). Aisl. Háleygir ‘die Bewohner der Landschaft Aaloga-land’ (Mucn, ZidA. 39, S. 40). Lat. Harudes, aisl. Hordar (*Harudar), ags. Hwredas zu aisl. Horda-land ?das Land um den Hardangerfjord’ (SCHÖöNrELD, S. 128). Lat. Chaidini (gr. Xœdsivoi, Xaudıvoi), aisl. Heinir (*Heiönir) "die Bewohner von Heió- mork od. Heiör’, vel. 'mid Héênum’ (Wids. 81), s. SCHÖNFELD, S. 124. Aisl. Raumar, ags. Reamas = lat. Raumariciae ‘die Bewohner von Raumariki ringsum den Fluss Raum-elfr’ (ScHÖNFELD, S. 186, NOREEN, Spridda studier 2, S. 139). Lat. Rugi(i), aisl. Rygir ‘die Bewohner von Roga- (eig. Rugi-) land’ (SCHÖöNFELD, S. 195). Aisl. Vermir und Vermar ‘die Bewohner von Wermland, des Landes am See Wärmeln’ (NOREEN, Spridda studier 2, S. 139). Aisl. pilir ‘die Bewohner von Dela-mork’ (Zeuss, Die Deutschen, S. 507, 519). Lat. Ihrondi (Saxo), aisl. préndir 'die Bewohner von pránd-heimr! (Zeuss, S. 520). Die meisten von diesen Volksnamen haben die Form eines i- (ja-)Stammes : ? Burgundi, Dani, Grenir, Häleygir, Heinir, Rugi(i), Vermir, pilir. Zu diesem Deklinationstypus gehören nun auch die in Rede stehenden lat. Aesti(i), aisl. Bistr, Eistir,® schwed. Ester und lat. Curi, aisl. Kürer + (got. *Küreis), wohl auch schwed. dän. Liver (got. *Leiveis). Die latinisierten ! A. ERDMANN, Die Angeln, S. 76. ? Vgl. Kruse, Nom. Stammbildungslehre* $ 5. 3 Vgl. NOREEN, Aisl. Gramm.’ $ 404. Die Nebenform Eiströr beruht wohl auf Anlehnung an aisl. Eystra salt ‘die Ostsee’. + Vgl. NoREEN, Aisl. Gramm.’ 8 377. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 228 Namenformen Æstones, Livones, Curones (s. Zeuss, S. 681, 689) sind wohl Nachbildungen nach germ.-lat. Gutones (= got. *Gutans, aisl. Gotar, Gen. Pl. Gotna, ags. Gotan), Teutones etc. * * * Die neuere Archäologie sowohl als die ostbaltischen Ortsnamen bestätigen somit einiger- massen die alte Annahme, dass die ersten Berührungen zwischen den Germanen und den Finnen in den Ostseeprovinzen stattgefunden. Die betreffenden Ortsnamen vertreten gerade solche Begriffseruppen, Landes- und Flussnamen, die anerkannterweise zu den ältesten ihrer Art gehö- ren. Die Zeit ihrer ersten Entstehung ist nicht genauer zu ermitteln, aber mit aller Wahr- scheinlichkeit fällt sie schon in diejenige der ältesten Besiedelung des Landes. Auch von diesem Gesichtspunkt aus steht also nichts im Wege, den Terminus der ältesten Beziehungen zwischen den in Rede stehenden Völkern in den von mir behaupteten Zeitpunkt zu setzen : spätestens etwa in die Mitte des letzten Jahrtausends vor Christo. Der weitaus grösste Teil der germanischen Lehnwörter des Finnischen ist aber sicher nicht in den Ostseeprovinzen sondern in Finnland, von den seit neolithischer Zeit an dort ansässigen Germanen empfangen. Wann nehmen diese Völkerberührungen ihren Anfang? Wäh- rend man die Einwanderung der finnischen Stämme nach Finnland früher erst um das Jahr 700 erfolgen liess (W. THOMSEN u. a.), neigt die neuere Altertums- und die neuere Sprachforschung dazu, den Finnen in ihrem jetzigen Lande ein höheres Alter zuzuweisen. Die finnische Einwan- derung hätte nach A. HackmaAn, Die ältere Eisenzeit in Finland, I (Helsingfors 1905), S. 318 ff, schon im 4. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlich aber noch früher, ihren Anfang genommen. In einem Aufsatze v. J. 1913, „Die ältesten eisenzeitlichen Funde in Finnland“ (Mannus, Bd. 5), behandelt derselbe Verfasser ein neuentdecktes grosses Gräberfeld in der Landschaft Satakunta (zwischen Österbotten und dem Eigentlichen Finnland) und sieht im den dort gefundenen Alter- tümern, deren grosse Mehrzahl ein in chronologischer Beziehung einheitliches Gepräge habe und mit ziemlicher Bestimmtheit ins zweite und höchstens in den Anfang des dritten Jahrhunderts n. Chr. verlegt werden dürfe, die ersten Spuren einer finnischen Ansiedelung in West-Finnland. Sprachliche Erwägungen haben etwa zum selben Ergebnis geführt. Serärä, Herkunft und chronologie, S. 49 verlegt den Anfang der finnischen Immigration nach Finnland in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte (spätestens in das 4.). Selber gab ich in der Germanisch-roman. Monatschrift Bd. 6 („Die germanischen Lehnwörter im Finnischen und ihre Erforschung“), S. 84, als ein Ergebnis der neueren Archäologie und Sprachforschung an, dass die Nachbarschaft zwischen Finnen und Germanen in gewissen Teilen der Ostseeprovinzen wie auch im südwestlichen Finnland „mindestens schon während des ersten christlichen Jahrtausends bestanden zu haben scheint“. Ich bemerkte daselbst auch, dass von dem ältesten germanischen Lehngute des Finnischen, welches noch ein urgermanisches Gepräge habe, die den finnländischen und eigentlichen Ostsee-Finnen gemeinsamen Wörter in vielen Fäl- len wahrscheinlich aus der Ostseeheimat nach Finnland mitgebracht worden seien, dass aber die grosse Zahl der nicht gemeinsamen Lehnwörter an sich eine parallelgehende finnländische Ent- lehnung vermuten liesse, die sich auch in den Ortsnamen offenbare. Die onomatologischen Ergebnisse habe ich in meiner Schrift „Svenskarnas bosättningar i Finland“ (Helsingfors 1914) übersichtlich zusammengestellt. N:o 2. 224 T. E. KARSTEN. Treffen wir nun einige sichere Spuren ostbaltischer Bevólkerung schon im 2. oder jeden- falls am Anfang des 3. Jahrhunderts im Kumotale, Satakunta, und schon im 4. Jahrhundert in Österbotten, ist es — da die aus dem Ostbaltikum auswandernden finnischen Scharen sich wohl zunächst an der Südwestküste (im Eigentlichen Finnland) niederliessen und sich von dort wohl nur sehr langsam über die nórdlicheren Landesteile verbreiteten — von archáologischem Gesichts- punkt aus nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass die ersten Anfänge dieser Ein- wanderungen viel weiter zurückliegen. Ich erinnere hier ausserdem an die von G. KossrNNA! und O. ALMGREN? vorgeführte Hypothese, dass die Urfinnen bereits in der Steinzeit auch in Finnland gesessen und dort in direkter Berührung mit den Skandinaviern gelebt hätten, durch die sie aus dem Südwesten des Landes ostwärts verdrängt worden wären. Die allerneusten Funde aus Südwest-Finnland sind diese apriorische Annahme zu stützen geeignet.? Sind die ältesten in Finnland übernommenen germanischen Lehnwörter durch etwaige vereinzelte Über- reste dieser steinzeitlichen Finnen vermittelt ? Die sprachlichen Verhältnisse sind beweiskräftiger : das hier herangezogene neue Material zwingt zu der Annahme, dass der Beginn der germanisch-finnischen Berührungen auch in Süd- west-Finnland auf eine frühere Zeit zurückgeht, als man bisher hat annehmen können. 1) Auch unter den ältesten Lehnwörtern lässt sich eine beträchtliche Anzahl nur aus den finnischen Mundarten Finnlands belegen. Obwohl diese Schlussfolgerung e silentio nicht über- schätzt werden darf — die ostbaltischen Schwestersprachen sind lexikalisch zum Teil noch un- zureichend bekannt und früher vorhandene Wörter könnten verloren gegangen sein —, entbehren die fraglichen Wörter nicht einer gewissen Bedeutung für die hier behandelte Frage; dazu sind sie viel zu zahlreich. Besonders wichtig ist, dass sie auch im Estnischen fehlen, einer Mund- art, von deren Wortschatze wir durch das reichhaltige WrepEMANN-HunT'sche Wörterbuch doch eine recht gute Kenntnis haben. Schon das von THomsex in seinem Einfluss zusammengestellte Wortmaterial ist, wie K. B. WIKLUND in seiner 1901 herausgegebenen Schrift „När kommo sven- skarne till Finland“, S. 22 hervorhebt, etwa zu einem Drittel im Estnischen unbelegt, und von den später gefundenen Lehnwörtern, auch denjenigen, die zum ersten mal hier vorgeführt sind, zeigt ein recht grosses Prozent etwa dasselbe Verbreitungsbild. Es gehören hierher: a) Entlehnungen vor der Lautverschiebung : kempo, kumpu; etona, ruutana, ? puutio, nauta, malto-, melto-rauta, malto-liha, -vesi (russ.-kar. meldo-maido), mallas (S. 170—2); juko, verka, lenko (S. 173—8); reipas, rietas, fi. russ.-kar. uppo- (S. 183 f.). b) Entlehnungen vor dem Vernerschen Wechsel: maha perhana, saha (S. 185 f.). c) Lehnwörter mit Ablauterscheinungen in der Stammsilbe : malto- melto-rauta, malto-liha — kar. meldo-maido, parilas — purilas, raukka c rukka (S. 195). d) Lehnwörter mit £ für germ. h: karvas (S. 141), kamara (S. 143), ?kaiha (S. 145), kuiskata (S. 149), keide = küdes (S. 9, 85). ! Der Ursprung der Urfinnen und der Urindogermanen (Mannus, Bd. 1, 1909). ? Nägra svensk-finska stenäldersproblem (Antiquarisk Tidskrift f. Sverige, Del 20, Nr. 1, 1912). 3 Sieh Finskt Museum, Jahrg. 1915, S. 1 ff. Tom. XLV. 1697 IV 2 Germaniseh-fimnisehe Lehnwortstudien. e) Lehnwórter mit Spuren des urfinnischen Stufenwechsels : ahkio — ? germ. *askion, ihra — germ. *"in)stra-, kuiskata — kuihkata, tuhma (auch karel.) — germ. *dusma- (S. 148 ff.). f) Lehnvörter mit urgermanischem Stammvokalismus : -leivas, keide', leiviskä, reipas (S. 76 1.); rengas, menninkäiset, lenko, lenkka, kempo, kenk- kua (S. 781); erhe, keljailla (S. 79); lieko, kielo, rievä, ? liehko (liekko), rietas, riekkua (S. 80 T.) &) Lehnwórter mit urgerm. Mittelsilbenvokalismus : viheliäinen (S. 82), etona (S. 115). h) Lehnwórter mit urgerm. Endvokalismus : kiides, aine, erhe‘, pade (S. 85—7), ranne (S. S9), ruokkeet.! kaiteet (S. 91), katve* (S. 93), laes, pelle" (S. 99), tade', ange" (S. 100), luote, ruode (S. 102 1), wveé (S. 105); ansos (S. 118), lukkaro, pankko, ? puutio, -tiivo, -turso, aparo, juko, jukko (S. 119—21), malto-, melto- (S. 124), fauno, arpo, haltto, kerno, malto- — meldo- (S. 125 1.); pullo, ruttio, valio (S. 127 1.); hartia, -o, kauta, -o, -u (S. 130), aurtua, menninkäiset, pantia, teura, -ava (8S. 132 f.); nauta, verka (S. 137). 2) Finnländische Ortsnamen mit frühurgermanischen (bezw. frühurfinnischen) Laut- merkmalen. Wir beginnen im Süden: Fi. Teijo, schwed. 7ykö, Dorfname im Eig. Finnland, Bjärna (1379 Tiyocke und 2 mal Tiycke, 1378 Tyioki), bewahrt in seiner finnischen Form den frühnrgerm. Diphtong ei > urg. urn. 2. Eine hybride Bildung : frühurg. * Teiw-ahwa > fi. *Teiv-joki "Teiv-Fluss’ mit dem Gen. *Teiv-joen, woraus ein neuer Nom. *Teivjo > Teijo; die schwed. Form Tykö geht über Tyjoki auf urnord.-fi. *Traw-joki zurück (vel. 1379 Tiyocke). Näher hierüber oben S. 13. Fi. Paaskunta (1378 Padasit)akunta, 1430, 1433 Pastakunt(h)a, 1437 Paastakund u. s. W.), Dorfname in St. Karins, am Flusse Aura, unweit von Åbo, ist eine Zusammensetzung von *Pada- sta(d)- und frühurn. *yunôa- Distrikt', also eine Bildung derselben Art wie die bekannten Namen der uppländischen grossen 'Folkland' : Attunda-, Fieprunda-, Tiunda-land, in denen das Schluss- glied -hunda sein h eingebüsst hat. Auch kleinere Bezirke tragen in Uppland mit -hunda zu- sammengesetzte Namen : Lagund-hundari mit Lagundzberg, Östrunde, Kirchspiel (1343), Haghund- hundari, Norundh oder Norunda hundare, Adhelunda, jetzt Alunda, Frösunda (1401), Uphunde, vgl. Borghunda, Kirchspiel (1399) in Västergötland. Näher hierüber in des Verfassers Schrift ,Aldre germansk kultur i Finland“, Studier i nord. fiL, Bd. 2:2, S. 12 ff, vgl. oben S. 88 und 142. Eine zweite finnländische Ortsbezeichnung auf urnord. *yunda- ist Fi. Satakunta, der Name einer südwestlichen Küstenlandschaft etwa gegenüber Uppland in Schweden. Urnord. *yunóa- wurde auch in der Bedeutung '100' gebraucht und die upplän- dischen Landnamen Attundaland, Fjädrundaland und Tiundaland waren mit Zahlworten zusam- mengesetzt, indem sie Landschaften von 8, 4 bezw. 10 hundare-Bezirken bezeichneten. Fi. Sata- kunta, worin Sata — ein arisches Lehnwort = skr. éafím, av. salam — ‘100 bedeutet, ist also N:o22.. 29 226 T. E. KARSTEN. eine volksetymologische und tautologische Bildung nach dem Muster der genannten uppländischen Ortsnamen auf -hunda. Die Namen Paastakunta und Satakunta entstanden schon frühurnordisch und frühurfinnisch : in einer Zeit, da urn. *hwnóa noch mit y ausgesprochen wurde, einem Laute, den die Finnen durch Kk ersetzten. In dieser Zeit wurde also die Zahl '100' urnordisch noch (wie bei Wulfilas) durch das einfache *hunda (= aisl hundrad, aschw. hundrap) ausgedrückt. Ich bemerke noch, dass Paastakunta und Satakunta die einzige bekannten finnischen Ortsnamen auf -kunta sind. Und übrigens : wenn Paastakunta erst später mit dem fi. Appellativ -kunta weitergebildet wäre, hätte man eine Zusammensetzung mit dem Genetiv des Vordergliedes zu erwarten (* Paastan kunta), vgl. die heute üblichen Ausdrücke Lohjan kunta 'die Gemeinde Lohja', Kaarinan kunta 'die G. Kaarina” u. s. w. : hier liegt ein gewöhnlicher Genetivus definitivus vor. Schwed. Kumo (kamä), den Namen des Hauptflusses in Satakunta, habe ich oben S. 126 auf frühurnord.-fi. *Kuhmo-joki zurückgeführt, worin ein urgermanischer Stamm *yuhmon- ’An- höhe’ (mit Ablaut zu got. hiuhma swm. 'Haufe vorläge. Neuschwed. Kumd wäre also eine Rückentlehnung aus dem Finnischen. An sich könnte das vorauszusetzende fi. *Kuhmo-joki (vgl. Kuhma-joki in Kuhmois, Tawastland) auf das fi. appellative Lehnwort kuhmo ’Beule’, in Orts- namen ’Anhöhe’, gebildet sein; da aber der Name der Landschaft Satakunta, die in ältester Zeit mit dem niederen Teile des Kumo-Tales (dem heutigen Kirchspiel Kumo) zusammenfällt, ur- sprünglich schwedisch ist, darf man wohl auch für den Flussnamen eine urnordische Grund- form, "Huhm-ahwa oder ein Simplex *Auhmä stf., annehmen. Das Kirchdorf und das Kirchspiel Kumä, welches nach dem Flusse benannt ist, hat seit lange eine reinlich finnische Bevölkerung und heisst unter den Finnen Kokemäki (St. koke- "untersuchen, prüten’, sc. Fanggeräte, z. B. verkkoja ”Netze + müki "Anhöhe’). Das Schlussglied ist hier synonym mit dem Vordergliede in fi. *Kuhmo-joki, d. h. es handelt sich um eine alte Wortübersetzung. Auch archäologisch gehört das Kumo-Tal zu den urnordischen Hauptzentren West-Finnlands.! Lautchronologisch stellt sich der Flussname Kuma also an die Seite des Namens Satakunta. Fi. Rautava, eine v. J. 1487 2 mal bezeugte Variante zum heutigen Fluss- und Orts- namen Rautajoki im südöstlichen Satakunta (Tyrvää), setzt eine urgerm. Grundform *Raud-awä voraus; vgl. norw. Rau(d)-aaen, Rau(d)elven und urn. *rauda- > fi. rauta "Eisen. Fi. -ava ent- spricht urg. *awa < *ahwä, lat. aqua (s. oben S. 133 f.). Fi. Kauhajoki, Fluss- und Ortsname in Süd-Österbotten, ist eine hybride Bildung : mit fi. joki "Fluss verbindet sich als Vorderglied fi. Kauha- < urg. *Gauza = anorw. *Gaus f. in den norw. Flussnamen Gausa, Gausaa, Gawsen; vel. norw. dial. gaus m. 'Ausstrómung'. Der Flussname *Gauza aus *Gdusa zu aisl. giósa stv., nschw. dial. Finnl. gjasa, Prät. göus 'mit Gewaltsamkeit hervorströmen’ scheint in dem vom Vernerschen Gesetze verursachten urgerm. Lautwandel s >'z teilgenommen zu haben, denn ein entsprechendes Appellativ *gauza f. (mit tónender Spirans) ist nirgends belegt (vgl. norw. Gaus- in Flussnamen und gaus m.) Näher hierüber oben S. 133 f. Dieser Flussnamenstamm steckt wohl auch in Kauhala d, dem Namen ! Vel. meine Schrift ,Svenskarnas bosättningar i Finnland“, S. 5, 8, 11, 14 f, Tom. XLV. -] Germanisch-finnische Lehmwortstudien. 22 eines Flusses zwischen den Seen Isojärvi und Vähäjärvi in Esbo (Nyland). Das Suffix -/a rührt von dem Namen des Gutes Kauhala her, das an der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt. Ein mit nord. Gaus-, giösa verwandter Wassernamenstamm @%s- steckt vielleicht in Kuusanlampi, dem Namen einer seegleichen Erweiterung des Kymmene-Flusses (Ost-Nyland), Kuusankoski (Stromschnelle in demselben Flusse) und Kuusanniemi (ein anliegendes Dorf) Der möglicher- weise hier eingehende nordische Wortstamm ist zunächst mit den norwegischen Flussnamen- stàmmen Gus-, @ys-, ferner auch mit ahd. Gusaha, Gusau zu vergleichen (s. O. Ryan, Elvenavne, S. 86 f., FónsTEMANN, Altdeutsches Namenbuch?, Bd. 2, 682). Fi. Teuva, der Name eines Kirchspiels (schwed. Östermark) in Süd-Österbotten, ursprüng- lich ein Flussname (= Teuvan joki) wurde oben S. 174 auf vorgerm. *Tegua 1. zurück- geführt. Diese Grundform ergibt urgermanisch *fekwa (-ahwa oder -awa) sowie altschwedisch *biokk-, piukk-, woraus der finnische Dorfname Tiukka und der entsprechende neuschwedische Tiokko, Tiockoo (= Tjocká) 1546 u. s. w, Tjäck by 1620 u. s. w., jetzt Tjöck by. Der Name des obersten Flusslaufes, fi. Tewva, drang also schon vor der Mediaverschiebung ins Finnische. Kauhava, der Name eines Nebenflusses zum Lappo à sowie eines Kirchspiels in Österbot- ten, dürfte, wie ich oben (S. 1331.) zu zeigen versucht habe, einem urgerm. Flussnamen *Gauz- awa entsprechen. Der Quellsee des Flusses heisst Aauha-järvi (fi. järvi "See') Das fennizierte Vorderglied erscheint auch in Kauhajoki (s. oben), das zweite Kompositionselied auch in Rautava (s. oben) sowie in Fi. Ullava, dem Namen eines Nebenflusses zum Gamlakarleby älv in Österbotten. Diesen habe ich oben S. 134 als urgerm. *Wull-awa aufgefasst, worin das erste Glied mit den See- namen Ullen, Ullvättern sowie mit dem Flussnamen Ullälven in Schweden wohl verwandt ist: vel. norw. dial. olla f. (*wwllon-) ”Quell” und aisl. vella stv. ’sprudeln’. Fi. Alpua (urfi. *Alpuda), der Name eines Dorfes an dem nordósterbottnischen, südöst- lich von der Küstenstadt Brahestad gelegenen See Alpuanjärvi, gibt einen urgerm. Wortstamm *albuta f. ’Schwan’ wieder (vel. aisl. olpt t, aschw. alpt- u. s. w., s. oben S. 136). Da ein appellativisches fi. Lehnwort a/pua ganz unbekannt ist und das betreffende Wort sich in den schwedischen Ortsnamen Österbottens öfters wiederfinden lässt, wie ich a. a. O. und vor allem in Namn och bygd, Bd. 1, S. 117 ff. gezeigt habe, ist das in Rede stehende fi. Alpua wohl als urnordischer Seename ins Finnische gedrungen. Der See Alpuanjärvi ist durch den grossen Fluss Pyhäjoki mit dem Meere verbunden. In diesen Gegenden finden sich auch vereinzelte andere alte schwedische Gewässernamen. Fi. Aavasaksa, der Name eines weit bekannten Berges in Nord-Österbotten (im Kirch- spiel Yli-Tornio, schwed. Over-Torneà), enthält fi. aava ”flach oder offen’ und saksa, das ich Stud. i nord. fil. 2: 2, S. 22 als Entlehnung aus urnord. *sahsa- n. aufgefasst habe. Im Germanischen ! Dies vermutet schon RH. SAxÉN, Stud. i nord, fil. 1:3, S. 29, N:o 2. 228 T. E. KARSTEN. bedeutet dieses Wort überall nur "Messer, Sachs, kurzes Schwert’ (s. Torr, Wortschatz, S. 424), aber formell entspricht es lat. saxum "Felsstück'. Dass das Wort einstens auch im Germanischen diese Bedeutung und die daraus entwickelte Nuance ’Berg’ gehabt hat, zeigen einige damit ge- bildete Bergs- und Ortsnamen in Schweden : Saxeknut, hoher Berg in Wärmland, Saxen, Name mehrerer Seen, die in der Nähe von Bergshóhen gelegen sind, Gladsax (schon 1227), Name eines hochgelegenen Hofes u. s. w. (s. Hezrquisr, Svenska sjónamn, S. 5231). Auch in einem fin- nischen Appellativ : saksaan, Inf. saksata "schwere Steine mit Eisenstangen verrücken' schimmert die alte Bedeutung noch durch (s. Verf. a. a. O.). Der Gebrauch des germ. Wortes saksa- 'Messer' in dem Sinne ‘Stein weist aber auf eine ferne Urzeit — eine vor- oder urgermanische, : z. T. wenigsteins noch steinzeitliche Kulturperiode hin. Für ahd. Sahsaha, Sahsbach vermutet. FÖRSTEMANN, Altd. Namenbuch?, Bd. 2, 1206 denselben Ursprung. Die finnischen Einwanderungen nach Finnland hätten sich also z. T. vollzogen a) vor dem urgerm. Lautwandel e? — 7: Teijo — Tykö, b) vor dem urg. Lautwandel & > 0: Rautava, Kauhava, Ullava, Alpua; e) vor dem urn. Lautwandel 2 > x: Kauha-joki, Kauhava (fi. h setzt urn. z voraus); d) vor der Entwicklung eines urfinnischen Anlaut-k : Paaskunta, Satakunta, Kuma; in dieser Zeit hatte das urnord. Anlaut-h noch den Lautwert y; e) vor dem Lautwandel vorgerm. g > urg. k: Teuva. Die Lautmerkmale a), b), c) und d) weisen mindestens auf die Zeit um Christi Geburt hin, das letzte Merkmal dagegen — die Entlebnung vor der urgermanischen Mediaverschiebung — auf eine vorchristliche Periode, die wenn man einerseits den sprachgeschichtlichen Stand der ältesten nordischen Runeninschriften und andererseits die sehr langsamen Fortschritte der ältesten nordgermanischen Sprachentwicklung gehörig berücksichtigt — kaum viel später als in die Zeit um 500 vor Christo gesetzt werden darf. In der archäologischen Chronologie findet diese sprachliche Folgerung, wie wir oben sahen, keine ganz sichere Stütze, aber sie wird von ibr auch nicht widersprochen : ist doch die Kenntnis der materiellen Kultur unseres Landes im letzten halben Jahrtausend vor der christlichen Zeitrechnung immer noch höchst lückenhaft, ein Umstand, der aber auf Zufall beruhen kann. ! Die Volksnamen Fenni und Sithones. Es erübrigt hier noch die Frage, ob die Bewohner Finnlands in den Zeiten um Christi Geburt der damaligen grossen Kulturwelt wenigstens dem Namen nach schon bekannt waren. Wo wohnten erstens die Fenni des Tacırus? Der römische Verfasser erwähnt die Finnen gleich nach seiner Schilderung der Venedi (Slaven), welche um diese Zeit wahrscheinlich nördlich von den Karpaten zwischen der oberen Weichsel und dem mittleren Laufe des Dnjepr wohnten, ? und er zweifelt, ob er diese Völker (wie auch die Peucinen) zu den Germanen oder zu den Sarmaten zählen soll. Gemeint sind wohl die Ostseefinnen, die finnischen Stämme im Ostbaltikum, welche ! A. HACKMAN, Die ältesten einsenzeitlichen Funde in Finnland, Mannus, Dd 5, S. 281. ? MÜLLENHOFF, Deutsche Altertumskunde, Bd. 2, S, 89, 90, Tom, XLV. — Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 229 uach unseren obigen Ausführungen damals wohl schon seit Jahrhunderten in diesen Sitzen wohn- halt waren. Diese Auffassung bestätigt sich durch ProLemarvs, der seine Finn: (Divvoe) unter den kleineren Stämmen Sarmatiens nennt und sie an der Weichsel wohnen lässt, südlich von den Goten (/Y9cevsc) und Venedern (Overédc), welchen letzteren er die ostpreussische Küste zuweist. Nur sind die Finnen natürlich wee von der Weichsel und weiter nordöstlich zu brin- gen, ! wie die Heimat der Veneder offenbar falsch nach der Bernsteinküste verlegt ist. In die- sem Gebiete dem kulturellen Einfluss der Germanen und Litauer ausgesetzt, können die Finnen aber — bemerkt A. Hackman in seiner hier öfters zitierten Arbeit „Die ältere Eisenzeit in Finnland I“, S. 339f, — schwerlich auf einer so niedrigen Kulturstufe gestanden haben, wie dies nach Tacırus’ bekanntem Bericht der Fall gewesen wäre. Es sei vielmehr bestimmt anzunehmen, dass Tacitus” Schilderung sich nicht auf die Fenni, die er nördlich von den Slaven wohnen lässt, sondern auf die Lappen bezieht, von denen er ebenfalls gehört und die er mit den Fenni verwechselt haben müsse, weil sie offenbar schon damals von den Germanen mit demselben Namen bezeichnet wurden wie die Finnen. Mit dieser Auffassung erkläre ich mich um so eher einverstanden, als die Berührungen der Finnen sowohl mit den Litauern-Letten als mit den Ger- manen, meinen obigen Ausführungen gemäss, beträchtlich früher angefangen haben, als man bis- her vorausgesetzt. Schon zur Zeit der baltisch-finnischen Beziehungen kann der Finnen Art durchaus nieht mehr die „ausserodentliche Unkultur“ und „abstossende Dürftigkeit“ gewesen sein, die Tacırus ihnen zuschreibt — dies geht doch zur Genüge aus der Thomsenschen Lehn- wortforschung hervor, ? und eine ganze Anzahl der älteren germanischen Lehnwörter setzt bei den Finnen eine recht hochentwickelte Kultur voraus : man beachte die noch mit rein urger- manisehen Lautmerkmalen versehenen Entlehnungen auf dem Gebiete des Staats- und Rechts- wesens : kuningas, ruhtinas u. a., auf dem des Ackerbaus, wie rwis '"Roggen', und besonders die Lehnwörter mallas, vierre auf dem Bereiche des Biergewerbes, nauta auf dem der Viehzucht, verka auf dem der Kleidung, malto-, melto-rauta auf dem der Schmiedekunst, welche alle sogar auf vorgermanische und vorchristliche Herkunft hinweisen. Wie nun Tacırus’ Aestii ein Mischvolk von Germanen und Balten waren, sind seine Fenni wohl aus einer Verwechselung von Finnen und Lappen hervorgegangen. Wenn seine Worte auch niehts vom Renntiere und vom Gebrauch der Schneeschuhe wissen. passen sie jeden- falls besser für die letzteren. Nur die Wohnsitze gehören wohl den Ostseefinuen an. Bereits in dieser Zeit wurde der Finnenname tatsächlich auch den Lappen beigelegt. Proremagus kennt ausser den oben erwähnten Finnoi an der Weichsel andere Finnoi,3 die den nördlichen Teil der Insel Scandia bewohnten und die — ähnlich wie die Skrithifinen des Prokop, die Skrerefennen des Jordanes, die Scritobinen, Scritofinnen des Paulus Diaconus, die Seredefenni des Kosmogra- phen von Ravenna, die Scridefinnas in Alfreds Orosius, die Scritefinni Adams v. Bremen, die Seriefinni des Saxo Grammaticus — offenbar die Vorfahren der heutigen Lappen waren. Im skandinavischen Norden lag auch das Finnaland des Beowulf (V. 580), und als Finner (= Finnar der altnordischen Quellen) werden noch heute in Norwegen die Lappen bezeichnet. ! ! MÜLLENHOFF a. a. O., S. 17f. ? Vgl. Beróringer, S. 145—50. 3 Hs- X des PTOLEMAEUS Geographiae lib. II, cap. 11, 16. + Vgl. R. MucH im Reallex. der germ. Altertumskunde, Bd. 2, S. 51 ff. N:o 2, 230 T. E. KARSTEN. Was bedeutet aber der Volksname der Finnen? An Deutungsversuchen hat es nicht gefehlt. Ein paar ältere, die aber nicht befriedigen können, verzeichnet R. Mvcn a. a. O. Die wesentlich ohne Zweifel richtige Deutung ist schon i. J. 1896 von O. F. Hurrwaw (im Finskt Museum, 3. Jahrg., S. 81 ff.) gegeben; im Jahre 1903 wurde sie von A. Norzen (Spridda Stu- dier 2, S. 147 ff.) in einigen Einzelheiten modifiziert. Der Name gehört zu der grossen germ. Wortsippe von ahd. fendo, mhd. vende m. '"Fussgünger (*fanpian-), ahd. fandon, ags. fandian "untersuchen, prüfen’, mhd. vanden "besuchen’, nhd. vahnden, as. fundon "sich aufmachen nach. streben, gehen, eilen', ags. fundian, ahd. funden dass. und got. finpan, ahd. finthan ete. "finden, wahrnehmen, erfahren. Die germ. Grundform des Namens ist *fenpan- — *fenpn- swm.; die erstere Form ergab ahd. findo ‘Finder’ und den ostnordischen Volks- und Personennamen Finne, die letztere den vorzugsweise westnordischen Volks- und Personennamen Finnr; vel. die paral- lelen n-Bildungen aisl. Biorn — Biari, *Biwri, Orn — Are, aisl. nafn, rafn — nhd. Name, Rabe u. s. w. Der Finnenname bezeichnet daher ursprünglich ein primitives Wandervolk auf der sogenannten Sammlerstufe, also ein Fischer- und Jàgervolk — ein Jägervolk waren ausdrücklich die Fenni des TAcrrus —, nicht sesshafte Ackerbauer. Er bezieht sich eigentlich vielleicht auf die paläolitbische Urbevólkerung Skandinaviens, die vielerórterten Träger der sogen. Kjokken- modding-Kultur, von welcher M. OLSEN in den oben S. 73 berührten norwegischen Vist(r)- Namen einige sprachliche Denkmäler zu finden geglaubt hat. Auch während der schwedischen Steinzeit erscheinen an mehreren Orten, und zwar noch so nördlich wie in Uppland, neben der hóheren, sicher indogermanischen Ackerbaukultur vereinzelte Spuren einer niedrigen Fischer- und Jägerkultur. Hiermit haben die vielbesprochenen südskandinavischen Finn-Ortsnamen : Finn- veden in Småland (Finnaithae bei Jordanes), Finhult in Schonen, Finholt in Romerike u. a. möglicherweise einen Zusammenhang.? Keinesfalls dürften diese Namen, wie man früher annahm, auf Lappen und noch weniger auf Finnen zu beziehen sein: in den südlicheren Teilen Schwe- dens kennt die Sprachwissenschaft keine Spuren von diesen Völkern aus älteren Zeiten.? Da aber diese Urbevölkerung zu den Zeiten des Tacırus als ethnographische Einheit schon längst ver- schwunden war und die Lappen, deren ältere Kulturstufe ebenfalls eine höchst primitive war, ihren Lehnwórtern nach zu urteilen ® damals schon seit Jahrhunderten in den nördlichen Teilen von Skandinavien wohnten, lag es natürlich sehr nahe, den alten Finnennamen zunächst auf diese zu übertragen. Die älteren skandinavischen Finnen-(= Lappen-)Gebiete — die altnordische Fmnmork — umfassten jedenfalls nur ein sehr begrenztes Landgebiet : den äussersten Norden. Der alte Finnenname konnte sich dadurch leicht zu einer Art geographischer Bezeichnung für entlegene Grenzmarkbewohner entwickeln. Schon in einer frühen Periode der Vikingerzeit scheint diese Bedeutungsveränderung vollzogen gewesen zu sein, denn nur mit dieser Annahme versteht man, wie das südwestliche Küstengebiet unseres Landes, das in dieser Zeit zu einem grossen Teile noch ' Vgl. wegen dieser schwierigen Probleme die orientierende Übersicht von R. MUCH a. a. O.; dazu ganz besonders noch O. ALMGREN, Några svensk-finska stenäldersproblem. Antiquarisk "Tidskrift för Sverge, Del 20, n:o 1 (1912). 2 K.B. WIKLUND, De uraliska folken och språken. Sonderabdruck aus Le Monde Oriental, Bd. 9, 1915. 3 Nach einer vorläufigen Bemerkung K. B. WIKLUNDS in Le Mo. Or. 1911, S. 229, gäbe es auch im Lappischen urnordische Lehnwörter, die vor der germ. Lautverschiebung aufgenommen wären. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 231 von Schweden bevölkert war und ursprünglich überwiegend schwedisch gewesen, in den altnordischen Quellen Finnland heissen kann. Dass dieser Name in ältester Zeit auf das schwedische bezw. zweisprachige südwestliche Finnland — also auf die dem Schweden nächstliegenden Gegenden des Landes — beschränkt war, geht aus dem heutigen Landschaftsnamen „Eigentliches Finnland“ (schwed. , Egentliga Finland“, finn. , Varsinaissuomi“) hervor. Sowohl in Aland als in Schweden ist der Finnenname im volkstümlichen Gebrauch tatsächlich noch heuzutage eine geographische Bezeichnung = 'Finnlànder', ohne jede Rücksicht auf die Nationalität. Wenn daher der Name des Kirehspiels Finnstróm (finnastrom 1328) in Aland neuerdings von einem schwedischen Sprach- forscher — Hs. Lixprorx, En nordisk gudagestalt i ny belysning genom ortnamnen (Antikvarisk Tidskrift 20), S. 47 — als einen Beweis für echt finnische Bevölkerune in Äland hervorgehoben wird, ist diese Foleerung sachlich verfehlt, und dies Urteil gilt in noch höherem Grade von der Annahme desselben Verfassers, dass eine Anzahl dem Anschein nach uralte Ortsnamen auf Finn- in Schweden und Norwegen finnische Besiedelung voraussetzten. In gewissen inneren und nörd- lichen Teilen Schwedens, wie in Wärmland, gibt es gewiss Ortsnamen auf Finn-, die sich auf finnische Nationalität beziehen, aber diese beruhen auf einer späten, erst in den 1570:er und 1580:er Jahren begonnenen finnischen Immigration nach ‘Schweden. Aus Namen wie Finninge in Schweden (Södermanland) und den 13 schwedischen sowie den 4 norwegischen Finnsta-Orts- namen für die betreffenden Orte mit LinprorE eine finnische Urbevölkerune foleern zu wollen, ist dagegen entschieden unzulässig. Diese Ortsnamentypen, der auf -inge und der auf -stad, werden wie bekannt beide am öftesten mit Personennamen gebildet, und Finn muss doch auch im Norden ein uralter Personenname sein — vel. aisl. Finnr, Finni, aschw. Fin, Finne und z. B. den finnländischen Hofnamen Finne —, da es ja schon im Althochdeutschen, Altsächsischen und Angelsächsischen als solcher erscheint : im Beowulf heisst der König der Nordfriesen und Eoten Finn, in Suffolk gab es schon in angelsächsischer Zeit einen Ortsnamen Finningas® und in Deutschland, nach FÖRSTEMANN, Altd. Namenbuch?, Bd. 2, 884f. die Ortsnamen Finninga, Fin- ningen, Vinhem, -heim; vgl. noch ahd. Finngast, Finnold, Finnolf, aisl. Finnviör, aschw. Fin- vidh, adä. Finwith.* Da die westeermanischen Finn-Namen nichts mit finnischer Nationalität zu tun haben können, liegt es auf der Hand, dass die in Rede stehenden skandinavischen — Finninge und die Finsta-Namen, auf welche LixpRorH ein besonderes Gewicht zu legen scheint, — ethno- graphisch nicht zu verwerten sind. Eigennamen sind überhaupt nicht übersetzbar.? In den sonstigen wirklich alten Æinn-Namen in Skandinavien — denjenigen, die sicher oder wahrschein- lich nicht den Personennamen enthalten, wie z. B. die obengenannten Finnaithe bei Jordanes (= Finnveden in Småland) und Finhult in Schonen — hat man, wie gesagt, vielleicht das dem Volks- und Personennamen ursprünglich gemeinsame appellative Grundwort zu suchen, also wohl sprachliche Überreste aus den Zeiten der ersten indogermanischen Besiedelung Skandinaviens von der Art der norwegischen Vist-Namen. In anderen Fällen wiederum kann der Volksname Finn Die Bewohner Älands nennen sich noch heutzutage ålänningar, weder svenskar noch finnar. > Wegen Finninge sieh E. HELLQUIST, Om de svenska ortnamnen på -inge etc., S. 27. * HELLQUIST a. a. O. + Vólkernamen sind wenigstens dem Anschein nach nicht selten in Personennamen enthalten; vgl. Kruse, ZfdWortf. 8, S. 141, A. GRAPE, Studier över de i fornsvenskan inlånade personnamnen I, S. 32 ff. 5 E. SCHRÖDER, Die deutschen Personennamen, S. 7, SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. XII. N:o 2. 232 T. E. KARSTEN. — 'Lappe' (auf dem Wege des Handels) über sein eigentliches Gebiet getreten sein. So ist es jedenfalls dem Urtypus der westeermauischen Personennamen aul Finn- gegangen, dessen nor- dische Herkunit kaum zu verkennen ist. Schliesslich hat man wohl in Skandinavien wie auf dem Kontinent mit Finn-Namen ganz anderen Ursprungs (Terrainbezeichnungen) zu rechnen; vgl. den Gebirgsnamen Zinne in Thüringen, dem Mürrennorr, D. Altertumskunde 2, S. 234 brit. penn, gall. penno "Kopf, Gipfel’ zugrunde legen will; vel. (Alpes) Penninae bei Frick, Vol. Wb. 2, S. 591 Unter den Schweden Finnlands dagegen ist der Finnenname in seiner uralten ethno- graphischen Bedeutung erhalten geblieben. Dass die schwedischen Urbewohner West-Finnlands ihre aus dem Ostbaltikum eingewanderten finnischen Nachbarn seit ältester Zeit an, wie noch heutzutage, Finnar benannt haben, ist nicht zu bezweifeln. Wegen der grossen Verbreitung des Namens in Skandinavien muss derselbe aber schon daselbst, wohl vor der Besiedelung Finnlands, geprägt worden sein. Von den ostbaltischen Finnen wie auch von ihren östlichen Stammver- wandten in Russland ist der Gesamtname Finnen — wenn wir die offenbar falsch lokalisierten und daher zweifelhaften Dérror bei ProLemArus sowie die Fenni bei Tacrrus ausnehmen wollen — weder bei den alten Schriftstellern noch später im Gebrauch gewesen. ? Auch ein anderer Taciteischer Volksname, derjenige der Sitonen (Sithones), wird her- kömmlicherweise auf eine finnische Bevölkerung bezogen: auf die Quänen, ais. Kvenir oder Kvénir, ags. Cwénas, einen Zweig der karelischen Finnen im Nordosten Skandinaviens. Der (Juänenname wäre eine germanische Wiedergabe des entsprechenden finnischen Kainulaiset d. i. „Nieder-“ oder „Flachländer“ (die Bewohner des österbottnischen Flachlandes). Die ger- manische Umbildung des Namens wäre schon so früh vollzogen, dass sie — da im Germani- schen "gend, *qeniz ’Weib’ bedeutete — zu der bei lacrrus überlieferten Fabel von einem Wei- bervolke oder Weiberreiche hätte führen können. Die hergebrachte Auffassung des Namens Sithones — worüber besonders Zeuss, Die Deutschen, S. 157, MérrENHorr, D. Altertumskunde 2, S. 6 ff. und R. Mvcn, D. Stammeskunde, S. 30 zu vergleichen sind — ist aber, wie A. Hack- MAN, Die ältere Eisenzeit I, S. 340 Fussn. 1 und vor allem W. Lunpsrröm in Xenia Lideniana, S. 266 fi. hervorgehoben, sicher unrichtig. Die in der Vikingerzeit um das Nordende des Bott- nischen Meerbusens wohnenden, zuerst im 9. Jahrhundert genannten finnischen Quänen können mit den Sithonen kaum identifiziert werden : dass die Finnen sich am Anfang unserer Zeitrech- nung längs der österbottnischen Küste bis nach Wästerbotten ausgebreitet hätten, dafür fehlen alle archäologische Belege. Ganz unwahrscheinlich ist ferner, dass Tacırus oder seine Quelle diejenige tiefe Kenntnis in der germanischen Sprache gehabt hätte, dass er den Quänennamen mit germ. *geno hätte verwechseln können. Warum hat er überhaupt den Sithonennamen ange- wandt, wenn er den ersteren Namen kannte? Die Sithonen wohnen nach Tacırus an der östli- chen Seite der Ostsee, nördlich von den Aestii. Sie sind in Allem — ausser darin, dass sie von ! Vel. R. Mucn, Deutsche Stammeskunde, S. 56 und andererseits H. Meyer, ZfdA. 45, S. 124. Auf ein terrainbezeichnendes Wort finn unklarer Bedeutung ist Hz. LINDROTH a. a. O., S. 70 geneigt, auch den Volksnamen Finn zurückzuführen, eine Annahme, die aber von der schon in ältester Zeit erfolgten weiten Verbreitung des Namens widersprochen wird. ? Vgl. Zguss, Die Deutschen, S. 688. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 233 einem Weibe regiert sind — den Suionen ähnlich (Suionibus Sithonum gentes continuantur . cete- ra similes, uno differunt, quod. femina dominatur) Sie sind die äussersten unter den germani- schen Stämmen (hie Sueviae finis), aber die Nachbarn der Suionen, mit denen sie in unmittelba- ren Berührungen stehen (continuantur). Die Taciteischen Sithonen dürften daher mit der ger- manischen Bevólkerung Finnlands, eventuell auch mit derjenigen der est- ländischen Küste identisch sein. Soweit bin ich LuxpsrROÓw gefolgt. Ein Versuch zur Namendeutung sei hinzugefügt. In der altwestnordischen Literatur begegnet öfters Balagards sida als Bezeichnung der südlichen oder eher wohl der südwestlichen Küste Finnlands. Zuletzt erscheint der Name (Balgardz siidha) in einem von €. G. SrvrrE in ,Bidrag till Skandinaviens historia ur utländska arkiver*, Bd. 5, S. 358 veröffentlichten schwedischen Briefe vom ‚Jahre 1509.. Der erste Teil der Zusammen- setzung, Bálagarór, ist mehrdeutig. Ich verweise auf die bei H. Pıprıng in Namn och bygd 1913, S. 21 ff. gegebene neue Erklärung des Namens sowie auf die Ergänzung derselben von R. PreerNG in Namn o. bygd. 1915, S. 54ff. Als Schlussglied enthält der Name aisl. sida f. 2) bei FRITZNER? : ’Kyst, fr. côte, nht. Küste (mlat. costa maris); vgl. aschw Aafsidha 1. ’Küste’ und nschw. dial. Österb. (VexpELL, S. 790) sidland "Küste! sowie aussernordisch as. sida, afries. ags. side (engl. side), ahd. sifa, mhd. site, nhd. Seife. Zugrunde liegt das Adj. aisl. stör 'herabhüngend, lang’. afries. side "niedrig", mnd. sit, side dass. u. s. w.; vgl. den Dorfnamen S;deby (sidby) an der südösterbottnischen Meeresküste. Der fragliche Volksname Sifhones enthält nun wahrschein- lich dieses Substantiv als Grundwort : urg. *sapon- > *sidon- (vgl. lit. sétuva "tiefe Stelle im Fluss’), bedeutet also '"Niederlànder'. '"Flachlànder. Das synonyme fi. Kainnlaiset "l'ieflandbewoh- ner (vel. fi. kainu "Tiefland’, kaino "niedrig, das sich nur auf die Ostküste des Bottnischen Meerbusens bezieht, ist eine bewusste oder unbewusste Übersetzung der germ. Urform des Taci- teischen Sithones, falls meine Deutung dieses Volksnamens zutrifft. Die Variante Sitones (Tac.) ist solchenfalls fehlerhaft. In der römischen Wiedergabe germanischer Namen findet sich, nament- lieh in jüngerer Zeit, auch sonst öfters t für th (s. ScHönreLp, Wörterbuch, S. XXI). Die Hauptergebnisse des vorstehenden Kapitels über das Alter und die Heimat der ältesten Lehnwörter wären also: 1) Die ältesten germanisch-finnischen Völkerberührungen fallen in eine Zeit, wo die ger- manische Lautverschiebung noch nicht durchgeführt war und die germanische Sprachform auch sonst in vielem noch ein vorgermanisches bezw. frühurgermanisches Gepräge trug (vgl. den vor- hergehenden Abschnitt: „Die Sprachform des ältesten germ. Lehnguts im Finnischen“), daher spätestens in die Mitte des letzten Jahrtausends vor Christi Geburt. Ihr Schauplatz lag in den nördlichen Teilen der Ostseeprovinzen, zum Teil vielleicht auch schon in Finnland. 2) Der Anfang der finnischen Finwanderungen nach Finnland lässt sich nicht näher bestimmen. Jedoch scheinen Germanen und Finnen auch daselbst mindestens schon einige Jahr- hunderte vor Christi Geburt zusammengelebt zu haben. 3) Ihrer Nationalität nach waren die fraglichen ostbaltischen und westfinnländischen Germanen — die Sithones des Tacırus —, welche den Finnen ihr ältestes germanisches Lehn- gut vermittelten, eine Verzweigune der Nordgermanen, zunächst der Vorfahren der späteren Schweden. N:o 2. 30 234 T. E. KARSTEN. 4) Nach den einstimmigen Zeugnissen der Lehnwórter und der Ortsnamen sowie der neuesten Ergebnisse der Altertumskunde war der sprachliche Stand der ältesten finnischen Bevölkerung West-Finnlands noch ein urfinnischer. Die sogenannte ostseefinnische Urheimat umfasste demzufolge ein sehr weites Gebiet: nicht nur die nördlichen Teile der Ostseeprovin- zen, etwa von der Düna-Gegend im Süden bis zu dem Ladogasee im Nordosten (einschliess- lich des südöstlichen Finnland), sondern in etwas jüngerer Zeit — wesentlich aber erst nach der Periode des mindestens wohl schon etwa um 1000 v. Chr. angebrochenen litauisch-lettischen Einflusses auf die Ostseefinnen — auch bereits das westliche Finnland bis auf das mittlere Österbotten im Norden. 3. Die absolute Chronologie der germ. Lautverschiebung. Wenn also die älteste Germanenbevölkerung der Ostseeprovinzen und Finnlands die gemeingermanische Lautverschiebung noch nicht mitgemacht hatte, so bilden die unter diesem Gesamtnamen bekannten Vorgänge hinsichts ihrer Beendigung durchaus keinen zeitlich einheitli- chen Lautprozess, der, wie bisher allgemein angenommen worden ist, schon in einer den ger- manischen Stämmen einstens gemeinsamen Urheimat durchgeführt wäre:ihr Abschluss weniestens fand sicher erst einzelsprachlich statt, also in einer Zeit, da die Germanen längst nicht mehr „ein wenig zahlreiehes Volk waren, das auf engem Raum in ununterbrochener Kontinuität und ohne trennende Verkehrshindernisse zusammen wohnte“ (vel. S. 67). Bereits in der alten Bronze- zeit, also schon lange bevor die Lautverschiebung in den Ostseeprovinzen und in Finnland vollzogen war — dies geschah, wie wir gesehen haben, frühestens wohl um das Jahr 500 vor Chr. — waren die Germanen der neueren Archäologie zufolge tatsächlich über ein Gebiet ver- breitet, das mindestens von der schwedischen Provinz Medelpad und von Wasa und Helsingfors in Finnland bis nach dem mittleren Lauf der Ems, von Drontheim bis nach Halberstadt und Stargard in Pommern reichte (s. S. 68). Aus der einstigen sogenannten germanischen Urheimat — sie umfasste nach landläufiger Auffassung Nord-Deutschland zwischen Oder und Weser im Süden und die alten dänischen Länder einschliesslich Skäne im Norden — hat sich also die Lautverschiebung mit der fortgehenden Besiedelung, d. h. durch stetige Nachschübe von Besied- lungsscharen aus älteren Volkszentren nach verschiedenen Richtungen hin — offenbar nur sehr langsam — verbreitet. Die für das völlige Durchdringen dieser Verschiebungen und ihre Verbreitung über das germanische Sprachgebiet früher üblichen chronologischen Ansätze — unbedeutende Zeiträume von höchstens einigen wenigen Jahrhunderten: das 4. oder das 3. Jh., 400—250, 400—100 oder 500—200 vor Christi Geburt (s. S. 66) — sind also auch von dem hier erörterten Gesichts- punkt aus, demjenigen des ältesten germanischen Lehnguts im Finnischen, alle sicher verfehlt : wäre die Lautverschiebung in der germ. Urheimat erst so spät wie um oder nach 500 vor Chr. durchgedrungen, könnten die zahlreichen vor oder gleich nach unserer Zeitrechnung übernomme- nen germanischen Lehnwörter des Finnischen diese nicht so allgemein voraussetzen, wie sie es tatsächlich tun (vgl. oben S. 196). Der ganze Vorgang wird in verschiedenen Gegenden zu sehr Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 23: verschiedener Zeit vollzogen sein und hat offenbar eine sehr lange Reihe von Generationen ge- dauert. Doch kann man seinen Eintritt nicht mit Kossımsa (vel. oben S. 68) bis zu der Periode der Ganggräber (,ca. 3000 v. Chr.*) hinaufrücken : in diesem Falle hätte doch wohl kein einziges ,unverschobenes* germanisches Wort die ostbaltischen und finnländischen Finnen erreicht. Die eigentliche Steinzeit war auch in Nordeuropa noch vollends das Zeitalter der indogermanischen Ursprache, wenn auch die späteren nationalen Sonderentwickelungen geographisch und politisch zum Teil schon damals vorgezeichnet und kleinere mundartliche Unterschiede überall vorhanden waren. ‚Jene Sprachveränderungen, durch die sich das Germanische mehr und mehr von den verwandten Sprachen als etwas Besonderes abhebt — also vor allem die der Lautverschiebung — fallen, wie schon R. Mucx hervorgehoben hat (vgl. S. 671.) und wie die hier behandelten ältesten germanisch-finnischen Lehnwörter zu bestätigen scheinen, mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Bronzezeit und zwar vielleicht erst in den späteren Teil der Periode : die Zeit um 1000 vor Chr. ! Von den keltischen Lehnwörtern der Germanen wird diese Datierung durchaus nicht widersprochen. Mehrere unter diesen — got. reiks "Kónig', nhd. Eid, Erbe etc. — sind anschei- nend vor der Lautverschiebung entlehnt, weil sie dieselbe noch mitgemacht haben. In die kel- tisch-germanische Entlehnungsperiode fällt aber auch die Übernahme des deutschen Wortes Eisen aus altgall. isarno. Da nun nach den Feststellungen der Prähistoriker eine eigentliche Eisenzeit in Mitteleuropa erst um 900, in Nordeuropa um 500 v. Chr. angebrochen wäre, folgert ScHRA- DER, Germanen und Indogermanen (= Die Geisteswissenschaften 1913, S. 197), wie andere, hier- aus (vgl. oben S. 70), dass die erste Lautverschiebung bei den Germanen erst nach dieser Zeit (500 v. Chr.) stattgefunden haben könnte. Dabei ist aber — was schon H. Meyer ZfdA. 45, S. 123 gegen die keltisch-germanischen Beweisstücke einwendet — zu berücksichtigen, dass Ger- manen und Kelten aller Wahrscheinlichkeit nach schon lange, ehe sie in die historischen Sitze einrückten, also auch lange vor dem Eintritt einer germanischen Eisenzeit, vielleicht überhaupt immer Nachbarn gewesen. ! In der grossen Arbeit von MAGNUS OLSEN : „Hedenske Kultminder i norske Stedsnavne*, die mir erst neulich — nachdem diese Schrift zum grössten Teil schon gedruckt war — zugegangen ist, wird (S. 95 f.) auch die germ. Lautverschiebung gestreift. Die alte aber sicher falsche Annahme, dass die Lautverschie- bung erst einige Jahrhunderte v. Chr. auf einem verhältnismässig begrenzten Gebiete in Südskandinavien und (oder) Norddeutschland vollzogen sei, wird hier als bewiesene Tatsache betrachtet. Den schwerwiegen- den Widerspruch von seiten der neueren Archäologie, dass die nordgermanische Besiedelung Skandinaviens schon damals weit nach Norden gelangt war, sucht OLSEN mit Hilfe der SERNANDER'schen Theorie von einer während des ersten Teiles der Eisenzeit eingetroffenen skandinavischen Temperaturverschlechterung zu erle- digen. Die damalige Bevölkerung Nord- und Südskandinaviens hätte sich aus diesem Grunde mehr oder weniger vollständig nach Süden hin verschoben und bei ihrer später erfolgten Rückwanderung nach den nördlicheren Teilen des Landes eine ,lautverschobene* Sprache mitgebracht. Diese Theorie schwebt aber gänzlich in der Luft. Dass die Lautverschiebung überhaupt erst nach 500 v. Chr. eingetreten wäre, ist — wie wir gesehen haben — schon aus allgemeinsprachlichen Gründen höchst unwahrscheinlich. Berücksich- tigt man dazu noch die finnischen Lehnwörter, wird die Hypothese unmöglich. Auch im Ostbaltikum und in Finuland muss die Lautverschiebung bereits einige Jahrhunderte vor Chr. durchgeführt gewesen sein. Hier kann sie doch nicht auf einer späten Einwanderung aus Südskandinavien oder Norddeutschland beruhen. N:o 2. 236 T. E. KARSTEN. Da die fraglichen Lautveründerungen hinsichts ihres definitiven Vollzugs also einzel- sprachlicher Art sind, dürften die früher wie noch jüngst gemachten Versuche, ihre Grundursache in irgend einer Rassenmischung — sei es mit Kelten oder anderen Vólkern — zu suchen, wesent- lich verfehlt sein. Die überall völlig einheitlichen Ergebnisse der Lautverschiebung würden diesen- falls voraussetzen, dass das fremde Volk, durch dessen sprachliche Beeinflussung sie hervorgerufen wären, überall ethnisch und sprachlich dasselbe war, aber diese Annahme ist bei der archäolo- eisch wie sprachlich erwiesenen sehr frühzeitigen Ausdehnung der Nordgermanen nach Osten hin doch ganz unmöglich. Sowohl der besonders früher vermutete keltische Einfluss in West- oder Süddeutschland als auch die von Feist vorausgesetzte, noch vor der keltischen Expansion in der ersten Hálfte des letzten Jahrtausends v. Chr. vollzogene sogenannte Indogermanisierung Nordeuropas durch ein selbst dem Namen nach verschollenes anderes indogermanisches Herr- schervolk fällt für die ostbaltischen und finnländischen Prägermanen vollends ausser Betracht, da diese mit den Kelten oder mit jenem x-Volk nie in direkte Berührungen getreten sind. Denkbar und sogar wahrscheinlich ist dagegen, dass die Prägermanen bereits in der nordeuropäischen (frühneolithischen) Urheimat unter der sprachlichen Einwirkung irgend eines paläolithischen Nichtindogermanenvolks gestanden. durch welche ihrer sprachlichen Weiterentwickelung eine feste Richtung erteilt wurde. Doch muss eine Beweisführung immer hypothetisch bleiben. Die besonders in den letzten Jahrzehnten so eifrig erörterte Frage nach den Grundursachen der Lautverschiebung gehört überhaupt zu denjenigen "Rátseln der Sprachforschung, die ihrer Art zufolge unlósbar sind. Ein bescheidenes /gnoramus wird wohl für immer hier die einzig rich- tige Antwort sein. Die auftállige Kousequenz und vollständige Gleichmässigkeit, womit die Lautverschiebung auf dem ganzen germanischen Gebiete durchgeführt ist, setzt jedenfalls eine schon in der Ur- heimat vorhanden gewesene entschiedene Prädisposition einer übereinstimmenden gleichartigen Entwickelung voraus. Diese Gleichmässigkeit: kommt nun aber auch und zwar in nicht weniger auffallendem Grade in dem ältesten germanischen Vokalismus zum Vorschein. Die Fortentwicke- lung der vorgermanischen Vokale und Diphthonge zeigt dieselben Ergebnisse in den frühurnor- dischen Lehnwörtern der Finnen und der Lappen wie in den ältesten Runeninschriften Däne- marks und den ältesten westgermanischen Orts- und Völkernamen — überhaupt in den ver- schiedensten Teilen des schon weit ausgedehnten urgermanischen Sprachgebietes. So haben sich die vorgermanisch-urgermanischen Lautübergänge ei 72, e 7»? vor Nasal + Kons., e >: vor Kons. 4-2, 7, wie auch ó > « und à 7» 0 sowohl im Ostbaltikum bezw. in Finnland als an- dererseits weit im Westen und im Süden Deutschlands ganz selbständig vollzogen : vgl. z. B. ei > iif Runko-teivas — lat.-germ. Alateivia (s. oben S. 5, 76); e>i:fi. menninküiset "die Verstorbenen’ — urg. *menpinga (s. S. 46 ff. 78, 138) — lat.-germ. Fenni (Tacırus), fi. erhe* ‘error? (urg. *erzes-, ahd. irri, s. S. 87) — lat.-germ. Alaferhviae (urg. -“ferhioz, aisl. firar, as. Gen. Pl. firiho ’Männer’, s. S. 5 und Fussn. 1); o > a : fi. moni "mancher', ansos, ansas ‘trabs sub ponte’, juusto 'Käse’, pello ' Acker etc. (s. S. 109, 118 ff., 139) — lat.-gall. Mosa = ahd. Masa ags. Masu, lat.- gall. Vösegus = nhd. Wasgau, lat.-gall. Voleae = ahd. Walhá, lat.-gall. Moguntiacum = ahd. Magunza, nhd. Mainz, lat.-gall. Boihaemum = mhd. Béheim (*Baihain-) ferner Völkernamen wie Marco- manni (CAESAR), Lango-bardi (Tacırus) u. a.; à > 9: fi. akana 'Spreu’ < urg. *axand, aisl. ogn À, fi. multa "Erde! und multo- in multo-kuro "Assel’, fi. kauta und kauto, -u 'Oberleder am Schuh’ Tom. XLV. zi Germanisch-finnische Lehnworlstudien. 23 ete. (s. S. 130 ff., 139 I.) sowie mehrere lappische Belege (WiKLUND, Le Mo. Or. 1911, 8. 243 ff.) — lat.-kelt. Danuvius = ahd. Tuonowwa "Donau, lat.-germ. (silva) Bacenis = ahd. Buohhunna, gall. braces "Hose! = ags. bróe; vgl. in nichthaupttoniger Silbe lat. Romani = got. Rümöneis sowie die urg. fem. @-Stämme, die urnordisch und westgermanisch im Nom. Sg. auf -o, -u endigen. ! Dementsprechend scheinen andere kontinentalgermanische Ortsnamen uns darüber zu belehren, wie weit sich die Verbreitung der Germanen im heutigen Deutschland vor der Laut- verschiebung erstreckte, und mehrere solche Beweisstücke sind in der einschlägigen ethnogra- phischen Literatur (vel. oben S. 65 ff.) tatsächlich angeführt worden. Die betreftenden Glei- chungen sind aber lange nicht alle über jeden Zweifel erhaben, z. B. Finne, der Name eines Gebirgszuges in Thüringen, — brit. penn 'Kopt' und aisl. Harfada fjoll — Carpathi. Der ahd. Name des Erzgebirges Fergunna ist doch wohl ein einheimischer Name, keine Entlehnung aus dem kelt. Hercynia silva (< *Erkunia < *Perkunia). Aber auch die ganz sicheren Entlehnungen sind chronologisch kaum zu verwerten, z. B. der kelt. Volksname Volcae — ahd. Walha, ags. Wealas, aisl. Vulir und der kelt. Flussname Vacalus (Caesar) — Vahalis (Tacırus), Vachalis (APOLLINARIS SIDONIUS), jetzt Waal, denn wir können den Lautwert des damaligen keltischen e nicht sicher ermitteln : vielleicht war der Laut schon im Keltischen aspiriert (vgl. H. MEYER, ZidA. 45, S. 125) Wenn ich also den in letzter Zeit mehrfach ausgesprochenen Zweifeln an der vollen Beweiskraft des aus dem Keltischen oder anderen Fremdsprachen herrühren- * den, nur urkundlich belegten altgermanischen Lehnmateriales für die Chronologie der Laut- verschiebung beitreten muss, so möchte ich dem gegenüber den lautehronologischen Wert des finnischen Materiales nochmals besonders hervorgehoben haben : handelt es sich doch hier um eine lebende Sprache, deren lautlicher Charakter zur Zeit der Aufnahme der ältesten germa- nischen Lehnwörter besonders in den finnländischen Mundarten nach allen Anzeichen derselbe war wie noch heute. Unter den Nordgermanen kam jedenfalls die Lautverschiebung, wie die ältesten finnischen Entlehnungen beweisen, zu ihrem Abschluss erst in einer Zeit, als die nordgermanische Besie- delung u. a. schon sowohl Teile von den Ostseeprovinzen als die finnländischen Süd- und Westküsten erreicht hatte. Hieraus lässt sich folgern, dass auch die Südgermanen schon weit nach Westen und Süden hin gelangt waren, ehe diese fast den gesamten Konsonantenbestand durchgreifende lange Reihe von Lautprozessen völlig durchgedrungen war. Die Annahme bestätigt sich durch die soeben berührten, erst weit im Westen und Süden erfolgten frühurgermanischen vokali- schen Lautübergänge : e > 7, 0 > a, à > 0 u. s. w. Dass die bunten Erscheinungen der Laut- verschiebung sich auf diesem überaus grossen Gebiete so völlig ungestört verbreitet haben, wie sie es getan, beruht natürlich nicht allein auf einer bereits oben vorausgesetzten starken ur- sprachlichen Vorbestimmtheit, sondern auch auf dem archáologisch erwiesenen sehr lebhaften Völkerverkehr der Bronzezeit. Schlagende Parallelen hierzu bieten sich in der etwas jüngeren, 1 Im Got. ist das -a doch wohl keine direkte Fortsetzung des idg. urg. -à, wie WIKLUND, Le Mo. Or. 1911, S. 243 annimmt; auch hier hat es wohl eine 9-Stufe gegeben : vgl. die einsilbigen Formen got. Nom. Sg. Fem. so 'diese', Akk. Sg. Fem. po ‘die sowie die got. a-Feminina auf -y im Slavischen : abg. buky — got. boka, abg. choragy — got. hrugga 'Stab', abg. loky — ags. lacu 'Lache' etc. (vgl. Verf, Ide. F. 22, S. 294 f. und daselbst zit. Lit.). N:o 2. 238 T. E. Karsten. über noch grössere Gebiete gehenden Verbreitung des gemeingermanischen Runenalphabets, der Wochentagsnamen und der Auslautsgesetze. Die Entwiekelung der prägermanisch-indogermanischen Ursprache zu einer ausgeprägt ur- germanischen und gemeingermanischen wurde also, und zwar in Bezug auf den Konsonantismus sowohl als auf den Vokalismus, wesentlich erst einzelsprachlich abgeschlossen : in einer Zeit, als sich die Germanen im Süden wie im Norden und Osten bereits über sehr weite Gebiete ausgebreitet hat- ten. Das urgermanische Sprachgebiet umfasste sonach im Norden fast die ganze skandinavische Halbinsel nebst einigen Küstenstrecken in den Ostseeprovinzen und in Finnland, im Süden Teile des germanischen Kontinents zwischen dem Rhein, der Donau und vielleicht den Karpaten (vel. ? aisl. Harfada fioll). Hinsichts seiner Verbreitung lässt sich das Urgermanische also mit dem — wie ich oben wahrscheinlich gemacht zu haben glaube — über sosehr weite Gebiete ausgedehnten Urfinnischen vergleichen. Urgermanisch in dem alten Sinne dieses Worts — eine völlig aus- geprägte eermanische Ursprache auf einem Verkehrsgebiet, das sich nur über Norddeutschland, die dänischen Inseln und Südschweden erstreckt hätte — hat also nie existiert. „In den Zeiten, da die Germanen auf dieses enge Besiedlungsgebiet beschränkt waren, bildeten sie noch mehrere urindogermanische Völkerstämme, die ethnisch und sprachlich aber nahe verwandt waren. In der vorliegenden Arbeit bezieht sich der Ausdruck ,Vorgermanisch* auf eine älteste urnordische Sprachstufe, die vor der Lautverschiebung liegt, der Ausdruck ,Urgermaniseh* auf die nächstfolgende Stufe, die etwa derjenigen der ältesten nordischen Runeninschriiten vorangeht. Das wahre Urgermanisch erschien also. gewiss in vielem bereits als eine dialektisch gefärbte Mundart, aber in ihren Hauptzügen war diese Sprache nichtsdestoweniger doch wohl dem gesam- ten damaligen germanischen Gebiet gemeinsam. Tom. XLV. Nachträge. S. 4ff. Meine hier vorgeschlagene Deutung des fi. Gottesnamens Æunkoteivas-Rongo- Zeus erschien in zusammengedrängter Fassung schon in „Namn och bygd”, Bd 2, Jahre. 1914. S. 195—204. Dieser Aufsatz ist in der Untersuchung E. Brares : „Vanerna, en mytologisk undersökning” (in „Svenska Humanistiska förbundets skrifter" 21, Stockholm 1914) berücksich- tigt worden und zwar in der Hauptsache mit Beipflichtigung meiner darin verfochtenen Ansich- ten. Ich betone hier noch den formalen Parallelismus zwischen den finnischen Kompositen Runko- teivas "Roggengott', Ruko-tivo ”Pferdegott” und den altisländischen Sig-tyr, Hanga-tjr, Farma- tjr, Reidar-tÿr, Vera-tÿr : sowohl im Altisländischen als im Finnischen steht das zweite Kompo- sitionsglied, das sich mit verschiedenen Vordergliedern verbindet, offenbar appellativisch = 'Gott'. Der Himmelsgott war der oberste Gott, der Gott zer 8£oyyv; sein Name konnte sich daher leicht zu einer allgemeinen Bezeichnung der Gottheit entwickeln : vgl. skr. devás, lat. deus ’Gott’ — gr. Zevc ete. Wichtig ist Brares Nachweis, dass in Schweden (Östergötland) noch am Ende des 17:ten Jahrhunderts Johannisbäume auf den Getreidefeldern gebraucht wurden, denn diese sind offenbar wesensverwandt mit dem in der Gestalt eines Baumstammes (runko) verehrten finnischen Roggengott Runkoteivas. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der von M. OLSEN in ,Hedenske Kultminder*, S. 257 behandelte uppländische Ortsname *Njardarstafr. Nach diesem zu urteilen, wurde Njord, der Vater Freys, also ein Gott der Fruchtbarkeit, unter offenem Himmel in einem stafr, einem Holzidole, verehrt. S. 21, 23. Wegen des Suffixwechsels n — / in germ. *Ferguniz — fi. perkule vel. zu den dort genannten Parallelen noch fi. myrtteli(puu) — schwed. myrten(trä) 'myrtus’. S. 34 ff. und 39ff. Meine schon in Finsk Tidskrift 1912, T. LXXIII veröffentlichte Erklärung der St. Märten-Tradition in Oravais sowie der mit Ortsnamen auf Brud- verbundenen finnländischen Brautsagen wird von BraTE a. a. O., S. 21f. genehmigt. B. erinnert zutreffend daran, dass Freyja in der Sn. Edda (1, 350) den Beinamen Vanabrüór trägt sowie dass die Göttin Skade in Grimnismäl skör brédr goda heisst (vgl. noch ihren Beinamen goObrá?r bei pörör Sjá- reksson, im 11. Jh.) S. 35. Wegen der Zusammenstellung des uppländischen Ortsnamens Härnevi mit aisl. Horn, dem Beinamen der Freyja, s. jetzt anders Hs. LinprotH, Namn och bygd 1915, S. 57 ff. („Härnevi. Ett bidrag till frågan om beröringen mellan svensk och finsk mytologi"). Die ursprüngliche Form des schwedischen Ortsnamens wäre Aernavi. Hierin sieht L. den Namen eines alten Schatz- N:o 2. 240 T. E. KARSTEN. dàmons = fi. Aarni(o), das auf germ. *arni- in got. arniba 'doq«Aóc sicher’ (Me. 14:44), aisl. ern "dygtie til sin Gjerning, brugbar til sit Oiemed’ (FarrzxER?), schwed. dial. (Västg.) ernig 'stadig, om hästar’, arnig liflig, rask, flitig” (Rıerz S. 121, 13) zurückginge. Diese Hypothese ist aber mehr als unsicher. Die herangezogenen germanischen Wörter zeigen interngermanisch nicht die geringste Spur einer mythologischen Verwendung; man verbindet sie mit der Sippe von nhd. Ernst "Kampf sowie mit skr. drnas 'wallend, flutend, Woge, kKampfgewühl, Strom’, av. aranav- "Wettkampf. Dazu lassen sich die schwed. Ortsnamen auf Aerna- auch anders deuten. Die Hauptschwierigkeit liegt jedoch auf der finnischen Seite und ist lautlicher Art : die zahlreichen fi. Belege der Sippe Aarnio erscheinen samt und sonders mit langem Stammvokal, obwohl die germanische Grundform mit dieser Deutung kurzvokaliseh wäre, aber in den westfinnländischen Mundarten, wo auch die- ses Lehnwort zu Hause sein müsste, wäre, wie der eründliche Kenner dieser Dialekte Dr. H. OrzaAwsuu mir mitteilt, die Vertretung eines germanischen kurzen Vokales durch langen Vokal eanz alleinstehend. Das Verhältnis wäre um so unverständlicher, als die fraglichen Mundarten die langen Vokale vor Konsonantenverbindungen der Regel nach gekürzt haben. Die Gleichung upplünd. Aerna- — germ. *arni- — fi. Aarnio wird also zulässig erst nachdem der angemerkte lautliche Widerspruch beseitigt worden ist. S. 53. Die hier vertretene Auffassung des äländischen Ortsnamens Tosarby (eig. *pors- ala- "ein dem Thor geheiligter Ort) wird von Hs. LixpRorH, Från filologiska föreningen i Lund, Spräkliga uppsatser IV. S. 70 abgelehnt, aber entschieden mit Unrecht. Der älteste Beleg ist das von mir genannte j Zorsalby (1431), vel. noch 1544, 1545 Toszalabı, (Hausen, Bidrag till Finlands hist. 2, S. 32, 41). Dazwischen liegen Torssarby 1537, 1538, Torsarby 1538 (Hausen, S. 1, 6, 18). Die ar-Formen sind leicht begreifliche Umbildungen: vgl. die aländischen Dorf- namen Ödkarby (Saltvik). Emkarby (Finnström) u. s. w. Auch das bei Lixpnoun v. J. 1646 belegte Tosareby richtet sich nach der in den finnländisch-schwed. Hofnamen so sehr häufigen ar(e)-Bil- dung : vgl. bloss aus Nyland Sköldargärd (Ekenäs), Domarby (Helsinge), Skomarböle (Helsinge, Mörskom), Xrämars, Sägars (Inga), Mjôlnarby, Sutarkulle, Svarvarböle, Fiskars (Pojo) u. s. w. Die von LrixpnorH für das betreffende äländische Tosarby behauptete Grundform *pordhs-arva-by fällt, wenn man die Belege berücksichtigt, ganz ausser Betracht. Die Namen auf -arva sind in Finnland im Mittelalter und später noch ganz durchsichtig: vgl. in Nyland Bromarf kapell, Häkansarf (in Bromart), Gäsarf (1545 Godasarff, Sjundeå), Gretarby (1351 Greetarvaby), Pälarf (Tenala), Finarf (Finby), in Aland Sonnröda (Saltvik), 1431 Sonarffödha.* Unter den vielen älteren Formen des Namens Tosarby (Aland) weist keine einzige auf -arva hin. — Für die Rich- tiekeit der Herleitung Torsalby, Toszalaby < *pors-ala spricht sonst auch die Lage des Ortes. In der nächsten Nähe liegt das alte Krongut (Kungsgård) Kastelholm, gen. zum ersten mal 1388. An der Mündung des nach Kastelbolm und Tosarby leitenden Sundes liegt eine Insel namens Tingön. Die heidnischen Kultstätten und die alten Thingplätze fielen öfters zusammen (vgl. oben S. 18 und Fussn. 5). S. 58. Wegen meiner Deutung von ahd. mäspilli verweise ich auf den soeben erschie- nenen Aufsatz W. Brauxes über dieses Wort PBB. 40, S. 425 fL, wo er seinen alten Standpunkt in der Frage ausführlich und überzeugend als den einzig möglichen erweist. Auch hier hat | Vgl. R. SAxÉN, Finska fornminnesföreningens tidskr. 21:3, S. 35. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 241 Braune kein Etymon zu bieten, das ihm befriedigen könnte, aber seine sachlich wohl begründete Ansicht dürfte sich durch die von mir gegebene Deutung auch sprachlich bewährt haben. Wie ich S. 63 hervorgehoben habe, lässt sich aisl. Muspell in der von mir vorgeschlagenen Interpre- tierung nur als westgermanisches Lehnwort mit ahd. mäspilli verbinden. Braune hat ohne Zwei- fel Recht darin, dass der eddische mythologische Eigenname Muspell als Lehnwort aus der deut- schen Kirchensprache ganz undenkbar ist. Eine vorchristliche Entlehnung dieser Art ist dage- gen sehr möglich. Auch Braune meint, dass, da im Norden für den Untergang der Erde und der Menschen der Fimbulwinter und das Versinken ins Meer die altheimischen und volkstümlichen Ursachen waren, der Untergang durchs Feuer, das muspell, hauptsächlich bei den Westgerma- nen zu Hause gewesen sei und aus Deutschland eingedrungen sein könnte. Aber nicht erst im 9. Jh., sondern viel früher, vielleicht gleichzeitig mit der Verehrung des Wödan-Ödinn. Ich bemer- ke noch, dass das westgermanische Wort nach Norden jedenfalls erst in einer Form gelangt sein kann, die schon etymologisch verdunkelt war, d. h. in welcher das h vor sp geschwunden war (vgl. got. anabusns zu anabiudan). 3 S. 74, Z. 5-6 v. u. Marstrand (aisl. Másstrand, nschw. dial. Masstran) ist nur eine Ana- logiebildung (NonEEN, Aschw. Gr. SS 276, 333, Anm.) Vgl. aber hraipmarar, Gen. Sg. in der Inschrift von Rök = 'die Ostsee’ oder 'das Mittelmeer’ oder 'das adriatische Meer’ (s. S. BUGGE, Der Runenstein von Rök, S. 45, 306) sowie Austmarr — "die Ostsee’ bei piodolfr von H vin (Yng- linga saga, c. 36). Z. 12 v. o. Füge hinzu : Urn. *elhila-, die für aisl. illr ete. vorausgesetzte Grundform, würde sich zu urn. *elhia- in fi. elkiä verhalten ganz wie germ. *ubila- (got. ubils ete.) zu germ. *ubia- in ahd. uppi 'malefieus', fi. upia "übermütig.. Diese Deutung von aisl. illr finde ich jetzt wahrscheinlicher als die von mir alternativ vorgeschlagene, nach welcher das Adj. illr vom Adv. illa beeinflusst wäre. Die letztere Annahme setzt voraus, das illa das Suffix -la enthielte (vgl. aschw. ärla ‘irüh’, d@rla "vielleicht", gorla genau’ zu gor, aisl. gorr "gemacht, pykla ‘'oft zum Adj. pykkwa-, hardhla "sehr u. s. w.); doch kann natürlich das Adv. illa auch auf -a (got. -o) gebildelt sein, d. h. zum Adj. illr gehören (s. NonEEN, Aschw. Gr. $ 471 : 1). S. 80, Z. 11 ff. v. u. Fi. miekka auch karelisch, estnisch, wotisch, olonetzisch und livisch, fi. niekla und siekla auch karelisch, olonetzisch, wepsisch, wotisch, estnisch und livisch, fi. riehtilä auch karelisch, olonetzisch, wepsisch und wotisch belegt. S. 81, Z. 2 v. o. Fi. levi auch karelisch, olonetzisch, estniseh und livisch belegt. S. 87, Z. 15 v. o. Zu fi. pale, palje vgl. weps. palgis dass., auch "Erbsenschote', s. S. 83. S. 87, Z. 20 v. o. Zu fi. hame vgl. estn. hame, ame, liv. amm. S. 88, Z. 6 v. o. Der Dorfname Paastakunta heisst in heutiger fi. Aussprache Paaskunta. S. 96 ff. Wegen meiner Deutung von Scadinavia-Skadesisuolo als die "Schatteninsel vgl. jetzt Hs. LixpRorH, Är Skåne de gamles Seadinavia? in Namn och bygd 1915, S. 10 ff, wo derselbe Gedanke ausgesprochen wird. Auf Lindroths Hauptfrage gehe ich nicht ein, bemerke nur, dass der von ihm (nach meinem Aufsatze in Stud. i nord. fil. 5:3, S. 15) herangezogene finnländische Ortsname Rävaskäni nicht, wie Lindroth meint, das Wort isl. skán f. 'Skorpe' ent- hält, sondern, wie ich a. a. O., „Nägra tillägg och rättelser till SNF V. 2 och 3*, S. 2 selber berichtigend hervorhebe, das neuschwedische skarn = finnl.-dial. skån "Mist". N:o 2. 3l 242 T. E. KARSTEN. S. 99, Fussn. 2: Fi. lakia 'offen, eben, glatt’ ist wohl keine „schwache Stufe“ zu fi. lak- kia. Könnte es aber nebst fi. laaja "weit (vgl. fi. makia — maajas ’süss’) zu einem vorgerm. Wortst. *plagio- = germ. *flakia- (> fi. lakkia) gehören? S. 102. Zu der unter 8) aufgeführten Gruppe von germ. es-Stämmen gehört auch das S. 172 erörterte fi. Wort verre‘, vierre‘ (*verdes-). S. 110, Z. 14 v. o. Fi. moni(g)as Gen. Sg. moniaan und laupilg)as Gen. Sg. laupiaan sind, was die Flexion betrifft, in den finnischen Typus armias Gen. Sg. armiaan 'gnádig', falvias Gen. Sg. talviaan ’der einen Winter überlebt hat’, vuotias Gen. Sg. vuotiaan "-jáhrig! übergetre- ten (vgl. A. Anrqvisr, Suomen kielen rakennus, 5S. 61). S. 113. Wegen aisl. haugbüi, finnländ. högbo "Verstorbener, welcher in dem Grabhügel wohnt’ vgl. in sachlicher Hinsicht H. ScmEgTELIG, Folketro om gravhauger in Svenska landsmål 1911, S. 206 ff. S. 162. Fi. makia und maajas — *magjas (s. Serivä, Äännehistoria, S. 151) ’wohl- schmeckend, leckerhaft' sind wohl zu trennen von fi. maku "Geschmack, falls dieses ein schwed. Lehnwort ist. Auch die Bedeutungen weichen beträchtlich ab. In den entfernteren finn.-ugr. Sprachen sind diese Wörter — wie mir Prof. PAAsoxEN mitteilt — bisher nicht sicher belegt worden. S. 1881. Dass die Tenuisgemininata in den fi. Kosewörtern raukka — rukka und turkka (> turka) „in gefühlvoller Anrede“ auch erst auf finnischem Boden entstanden sein kann, bewei- sen die fi. gelinden Schwüre helkkuna! und helkkari!, wenn diese Formen, wie ich wahrschein- lich finde, auf die schwedischen Substrate helghon "Heilige(r) (vgl. S. 118) bezw. helga Maria 'saneta M.' zurückzuführen sind. Wegen des letzteren Ausdruckes vgl. fi. armas od. arpo Maria! (oben S. 125) sowie die fi. Beteuerungen on mar 'gewiss ei mar gewiss nicht’ < Maria (Fi.-ugr. F. 13, S. 409). S. 195. Im vorgerm.- fi. Ablautwechsel malto- — melto- (*smaldo — *smeldo- bezw. *maldo- — "meldo-) könnte die e-Stufe auf Anlehnung an die st. Verba smeltan: bezw. meltan beruhen. Die Umbildung geschah aber diesenfalls schon vor der Lautverschiebung. Tom. XLV. Exkurse. I. Einige Heldennamen des Kalevala. Finn. koukoi und estn. köuk, köu "Totengeist, Ahnherr, Gespenst’ sind vielleicht von einem S. 111 ff. besprochenen vorgerm. Kompositum = aisl. haug-biii ausgegangen, während sich estn. köuk 'Donnergott' mit einer vorgermanischen Form des Wortstammes *hauha(n)- in aisl. Hávi, dem Beinamen Ódinns, vergleichen lässt. Aber auch in einer jüngeren, urgermanischen Gestalt *xauxo- ist dieser Wortstamm im Finnischen möglicherweise erhalten. Hier findet sich nämlich ein Per- sonennamenstamm Kauka als Simplex (Kauko) wie in der Komposition (Kaukalempi, Kaukamieli, beide auch im Estnischen, Kaukamoinen u. s. w.!) Dieser Name kann an sich finnisch sein: vgl. fi. kauka ’das Ferne od. Langwierige, kauko "fern wohnender Mensch’ und 'entlegener Wohnort’, kaukainen 'entlegen' (RENVALL). Anderseits gibt es aber in verschiedenen germanischen Sprachen zusammengesetzte Personennamen mit dem Wortstamme *hauha- ”hoch” als erstes Glied: vgl. ags. Héah-ferd, Heah-mund, Héah-stán, ahd. Hóh-már, Hóh-rid, an. Håkon u. s. w. Hier- her auch der germanische Vólkername Cac? (*Chauchi) = got. *Hauhôs.? Finn. Kauko entspricht regelrecht dem genannten germ. Wortstamm *xawxo-; es ist daher wenigstens möglich, dass es als Personenname germanischer Herkunft ist.* Darauf deutet gewissermassen die Verbreitung des auf den Personennamen Kauko zurückgehenden finnischen Dorfnamens Kaukola. Dieser kommt, scheint es, hauptsächlich in Gegenden vor, die auf dem Gebiete unserer vorhistorischen Schwedenbesiedelung liegen. Der Personenname Kauko erscheint ausserdem schon in den Kale- vala-Liedern, wo einer der bedeutendsten Kalevalahelden so genannt ist. Neuerdings hat aber K. Kronn * wahrscheinlich gemacht, dass die Lieder, wo Kauko und eine Reihe andrer Namen der vormaligen Häuptlinge und Vornehmen in Finnland und Estland vorkommen, einen historischen ! A. V. FORSMAN, [Suomen kansan] Pakanuudenaikainen nimistö (Helsingfors 1891), S. 157. ? F. Kruse, Zs. f. d. Wortforsch. 8, S. 142, M. ScHÖNFELD, Wörterbuch der altgerm. Personen- und Vólkernamen, S. 132. > Schimmert die alte Bedeutung des vorgerm.-finnischen kouko'= aisl. haugbui 'Verstorbener auch in dem urgerm.-finnischen *yauyo: Kauko noch durch? Der altisl. Mythus von dem Tode Balders hat wie bekannt in dem finnischen Liede von der Erlegung Lemminkäinens eine merkwürdige, schon von J. KROHN beachtete Parallele (vgl. K. Knonw, Kalevalan runojen hist. S. 581 ff.). In einer ingrischen Variante dieses Liedes erscheint Lemminkäinen unter dem Namen Kaukamoinen (Kaukomieli), s. K. KnoHw, S. 587 f. * ,Kaleva und seine sippe* in Journal de la Société Finno-ougrienne, Bd 30: 15. N:o 2. 244 T. E. KARSTEN. Hintergrund haben: sie seien entweder an der Westküste des estnischen Sprachgebietes oder an der Südwestküste Finnlands entstanden, wo sich die Finnen in direkter Verbindung mit Germanen (Gottland) befunden haben. Die betreffenden Namen wären teilweise fremden und zwar germani- schen Ursprungs. Dieser sollte, meint Knonw, darauf hinweisen, dass auch die mit diesen Namen bezeichneten finnischen Häuptlinge zum Teil germanischer Abstammung waren. Darauf sollten auch die ihnen in den Liedern zugeschriebenen allgemeinen Charakterzüge hindeuten. „Sprach- lich müssen sie sich aber an die masse der bevölkerung bald angeschlossen haben. Denn die lieder, die sie unsterblich gemacht haben, sind in finnischer sprache verfasst und nicht bloss von dem gemeinen manne des volkes*. Schon Jurrus KroHN war davon überzeugt, dass die Heldenlieder des Kalevala von vornehmen Sängern gedichtet waren. Nun sind aber, wie K. Kronn a. a. O. gezeigt hat, gerade die Träger der erwähnten Namen auch durch ihre poetische und musikalische Begabung gekennzeichnet. Solche Namen sind Kaleva, Osmo, Rüko, Vedra, Kauko, Ahti, Väinämöinen, Joukamoinen u. s. w. Einige von diesen Namen sind bei K. KroHn jedoch wohl falsch gedeutet worden. Die Zusammenstellung des estnischen Veering, Veerik mit schwed. Väring, des estnisch-finnischen Osmo mit an. Asmundr scheint richtig zu sein, und die Verbindung des Kalev, Kaleb mit russ. Kolbjagi (aus isl. Kylfingar) dürfte wenigstens als möglich gelten kónnen.! Aber der Name Vedrik, Vidrik, Vietrikkä und Vedra (eine Kurzform), für den Kronn eine Normalform Vetrikka ansetzt, kann mit den Veder-geatas oder Vederas im Beowulf doch wohl nichts zu tun gehabt haben. Denn wie könnte dieser in Skandinavien nie angetrof- ! Finn. Kaleva, estn. Kalev, Kaleb kann natürlich mit aisl. Kylfingar keinesfalls unmittelbar zusam- menhängen, wie K. KmonHw alternativ zu vermuten scheint. Die russischen Kolbjagi waren aber mit diesen identisch (s. FRITZNER, Ordbog,? Bd 2, S. 378: Kylfingar m. pl. 'Kolbjager, ein Völkerstamm in Gardariki'; Kylfingaland, pat kollum ver Gardariki an zwei bei FRITZNER zitierten Stellen); sie wurden von den Russen auch Warjagi genannt, eine Benennung, die dem skandinavischen Wäringar entspricht. Der russische Held Kolyvan, Kolyvanov (auch Kolybanov) Kolyvanovié ist dem Namen nach identisch mit dem finn. Kaleva und estn. Kaleb. Die Festung der heidnischen Esten bei Reval wurde noch um 1200 Kolyvan 'Kalevas (Burg) genannt (K. KROHN, a. a. O., S. 3). Was das lautliche Verhältnis zwischen russ. Kolbjagi und aisl. Kylfingar betrifft, ist die russische Form zunächst von der nicht umgelauteten nord. *Kuldinga- ausgegangen. Diese ist meines Erachtens mit aisl. kolfr m. 5) bei FRrTZNER?, Bd. 2, S. 313 f. zu verbinden: 'gesellschaftliche Zu- sammmenkunft zwischen Leuten, die ein Gastgelag, ein gildeslaug, auch überh. eine Genossenschaft bildeten’. Die russische Wiedergabe (Kolbjagi) des nordischen *Kuldinga- lässt Beeinflussung von Seiten des Stamm- wortes kolfr (— *kolba-) vermuten; vgl. die aisl. Komposita hikolfr, huskolfr "Zusammenkunft mehrerer Leute in einem Hause zwecks gesellschaftlicher Fróhlichkeit. Ebenso bedeutet das deutsche Kolben (= lat. compo- tatio) nach Per. Dasypopıus, Dictionarium lat. germanicum (s. FRITZNER): ‘ein schlegel oder kolben das ist wann man ein gastung lasst umgehen’ und nach DWb., Bd 5, 1609: ‘also ein kränzchen, wobei ein reihe um gehender „kolben“ die meldung oder mahnung verrichtete, wie in dorfgemeinden ein herumgehender „klöp- pel, hammer, pfeil“ o. dg. zur versammlung lud. Kylfingar ist also begrifflich verwandt mit aisl. veringiar PI. 'nordische Männer im Dienste des griechischen Kaisers’, vgl. ags. wer-genga m. ‘one seeking protection, client; stranger; das russ. warjagi ist von einer nicht umgelauteten nordischen Form *var-gangja ausgegan- gen, vgl. das entsprechende langobard. waregang, griech. varangoi und arab. varank (THOMSEN, Ryska rikets grundläggning, S. 104). Ist auch aisl. Kylfing- eig. als *Kuld-, *Kolb-gangja zu verstehen? Der Parallelismus Kylfingar : Veeringjar (Kolbjagi: Warjagi) berechtigt zu dieser Vermutung. Vgl. über solche scheinbare Bildun- gen auf -inge S. BuaGe, Arkiv f. nord. fil. Bd 2, S. 224, F. KruaE, Nom. Stammbildungslehre ?, S. 13, A. No- REEN, Aisl. Gramm ® $ 223, Geschichte der nord. Spr. 8 85:10. Jedenfalls sind die Kylfingar-Kolbjägi ety- mologisch als "Mitglieder einer Genossenschaft (kolfr)', d. h. derjenigen der veringiar in Gardankij zu fassen. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 245 fene, für den Stil eines Volksepos bezeichnende angelsächsische Beiname der Gauten Estland oder Finnland erreicht haben? Der fragliche Name Vetrikka kann aber dennoch sehr gut ger- manischen Ursprungs sein. Ich vergleiche den ostgotischen Königsnamen Vidiricus, Vitrieus, Vede-, Vetericus, der schon vom 4. Jahrhundert n. Chr. an durch zahlreiche Belege dokumentiert ist.! Wie das neben Vedrik gehende Vedra ein Kurzname ist, kann der Name Reiko als Kür- zung eines der zahlreichen altgermanischen Vollnamen auf -rîicus (u. a. Védi-r?eus) gelten. Vgl. finn. Riika = Erika und Fredrika. Ebenso könnte estn. Rego, ein andrer dieser Heldennamen, von den altgermanischen zusammengesetzten Namen auf Zeei- (Reco-) ausgegangen sein. ? Den Namen Ahti bezeichnet Kroun als etymologisch unklar, aber wie Kaleva, Vedra, Osmo u. a. Namen sollte auch dieser sichtlich die Bedeutung eines Vornehmen gehabt haben. Auch hier steckt, vermute ich, ein alter Vikingername: eine Kurzform des urnordischen *Aht-harix, woraus der altsch wed. Königsname Ottar (Ynglingatal) eine lautgesetzliche Entwicklung ist. Derselbe Name begegnet im Beowulf in der Form Öht-here, sein erstes Glied vielleicht schon bei Ta- crrus in Actumerus (*Aygtumerus). Das aisl. Off, ags. Öht- und Actu- bei Tacitus werden mit as. ahta, ags. óht (*aryto) "Verfolgung? (vel. as. ahtian "vertolgen') zusammengestellt. * Neben finn. Ahti gehen nach RENVALL Ahto, dea mythol. maris und die Ableitung Ahtolainen ”ge- nius mythol. in clivitatibus commorans, viatoribus molestus. Vel. bei Lünnror: Ahti 1) ’See-, Meergott', 2) "Vorname Lemminkäinens’, Ahtola 'Heim und Hausgesinde Ahtis’, ahtolainen 1) Bewohner Ahtolas’, 2) "Berggeist (an Wegen und Bergen). Im Kalevala geht Lemminkäinen Die alte unmittelbare Zusammenstellung mit aisl. kolfr, kylfa Keule’ ist abzulehnen. Der zuerst von A. SCHIEFNER (Bull. de l'Aead. Imp. des Sc. de S:t-Pétersbourg V, 1863, S. 179 ff.) ausgesprochene Gedanke, dass auch finn. Kaleva und russ. Kolbjägi etymologisch verwandt wären (vgl. R. HEINZEL, Sitzungsber. d. Wien. Ak. 114 (1887), S. 502 ff.) verdient nun auch er ernstlich erwogen zu werden. Das o der russischen Form erscheint im Finn. regelrecht als a, wie z. B. in fi. akkuna < urruss. *okbno "Fenster, fi. tappura '"Streitaxt «ru. ronops (vgl. J. J. MIKKOLA, Ber. zwischen den westfi. u. slav. Spr, S. 36). Das e in fi. Kaleva dürfte ein ursprünglich nichtfinnischer Svarabhaktivokal sein. Dafür spricht schon die schwankende finnische Vokalqualität: neben Kalevan poika finden sich nämlich die Formen Kalovan, Kal'ovam und Kalavan poika, sogar Califa bei DALIN, Svea rikets hist. 1747 (Belege bei E. N. Serärä, Fi-ugr. F. 7, S. 225 ff). Nun zeigt sich aber im Urnordischen seit 500 und noch in den spätesten Inschriften in Verbindungen von I! mit einem folgenden Konsonanten, bes. auch zwischen / und 5, svarabhakti: vgl. -wulafr (aisl. ulfr), Krimuluf (Grimulf), hialibi (hialpi) "helfe, s. NOREEN, Gesch. der nord. Sprachen? 8 48. Zunächst stammt der finn. Svarab- haktilaut o (a, e, i) jedoch aus dem Russischen. Im russ. Gesetzbuch (Pravda russkaja) aus dem 11. Jh. finden sich neben Kolbjagå auch die Formen Æolobjagi und Kolibjaga, und im Nowgorodschen Gouv. bei Pskow kam noch im 16.—17. Jh. ein Dorf namens Kolobjagi vor (s. F. MikrosicH, Archiv f. slav. Phil, Bd 10, S. 1ff, R. HEINZEL a. a. O.), Estn. Kalevi-, -e dürfte sich aus *Kalevja erklären, dieses aus russ. Kolibjaga. Mit der von A. Anrqvisr, Kulturwórter d. westfi. Sprachen, S. 58 und SETALÀ a. a. O. vermuteten litauischen Grundlage (kalwis 'Schmied') bleibt der finnische Mittelvokal genetisch dunkel. Was die sachliche Seite der Deutung fi. Kaleva < ru. Kolibjaga anbetrifft, verweise ich auf J. R. AsPELIN, Erik Edmundsson och ryska rikets grundlàggning in der Festschrift O. Montelius 1913. Die Finnen hütten an der Gründung des russi- schen Reiches teilgenommen. ! SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. 264. ? SCHÖNFELD, S. 186 ff., 305 f. > Sieh z. B. NOREEN, Abriss d. urg. Lautl.. S. 25, Geschichte der nord. Sprachen’f$ 85:12, BruG- MANN, Vergl Gramm.*, Bd 1, S. 382; wegen Actumerus anders SCHÖNFELD, Wörterbuch, S. 61 f. N:o 2. 246 T. E. KARSTEN. auch unter dem Namen Ahti Saarelainen ’Ahti der Inselbewohner’. Sein Heim heisst auch Zuo- tola ’Inselheim’. Von hier unternimmt er seine kriegerische Seefahrten und Raubzüge, wofür er besonders bekannt ist. Man vergleiche den Namen Zuotola mit Luotolaiset "Inselbewohner' bei Asrıcora (in der Vorrede seiner Übersetzung des Neuen Testaments 1548), der mit dieser Be- zeichnung die schwedische Schärenbevölkerung Südwest-Finnlands von den auf dem Festlande wohnenden Finnen unterscheiden will. Es ist also sachlich wohl begründet, in dem finnischen Ahti einen Vikingernamen sehen zu wollen. Der Begriff ’Seeräuber’ entwickelte sich leicht zu dem eines "Wegrüubers. Die urnordische appellativische Bedeutung des Wortes war bei seiner Übernahme ins Finnische vielleicht noch lebendig. In finn. Ahto- ist die urnord. Stammform *ahto- treu erhalten und das Attribut „molestus“ (RENVALL) erinnert sehr an den Begriff „der Verfolgung“. Von den übrigen Helden des Kalevala ist uns der junge Joukamoinen bekannt fast nur wegen seines tragikomischen Wort- und Gesangwettstreites mit Véinämüinen, dem nam- haften, alten Sänger und Weissager. Auf diesen Wettkampf enthält sein Name meines Erach- tens ursprünglich eine Anspielung. Der Name erscheint zufrühst in der Form Jowklavainen, in einem den Gesangwettstreit behandelnden ósterbottnischen Liede, das schon bei Lexcavist, De superstitione veterum Fennorum (v. J. 1782) und GANANDER, Mythologia fennica (v. J. 1789), vorkommt: ,Joukkavainen, en jätte som ville täfla med Wäinämüinen“ (Ganander). Dieselbe Namensform findet man bei Renvazz, lexicon linguæ finnicæ (1826): Joukkavainen 'gigas juve- nis mythol. valde petulans, mythol. übermüthiger junger Riese! Den Wortstamm Joukka- möchte ich mit folgenden finnischen Wörtern verbinden: jukka, Gen. jukan 'ejusmodi certamen, culpae in alium rejectio, tereiversatio’, 'Streit, Wettstreit, bes. Wortstreit, Zänkerei; Widerstrebung, Bestrebung einem anderem etwas schuld zu geben’; daraus: jukin, Int. jukkia ?emulando colluctor, certo max.verbis, refractarius sum, tergiversor, "wettei- fernd ringen, streiten; schelten; widerstreben, sich gegeneinander reiben’, Jukitan, -ttaa ’impello, exempli eausa jumentum, incito', 'antreiben'; verwandt sind gewiss jaukka, Gen. jaukan altereatio vel rixa", '"Zank, Zwist und daraus jaukkaan, -kata ’zanken, schelten’, jaukkainen ”zän- kisch', jaukka-hammas "Zünker! (eig. "Zankzahn"), jaukutan, -ttaa 'altercor, eadem verba malitiose repeto, irrideo vel convieior’, ’zanken, schelten'. Die finnischen Wörter jukka (Subst. und juk- kia (Vb.) sind von E. Lapin, Fi-ugr. F. 11, S. 127 f, zweifelsohne richtig mit der folgenden gotischen Wortsippe zusammengestellt worden; (jiwka), Pl. jiukos ’evıdeiaı Streitereien; Jwoí Zornausbrüche', waurda-jiukos ’loyouæyiær Wortstreite’; denom. Vb. jiukan, Prät. -aida 'mvx- teveıv kämpfen; Uzesorix&v obsiegen’, perfektiv ga-jiukan "viz&v besiegen; zaraßoapevsıv um den Siegespreis bringen. Was die germanische Provenienz dieses Lehnwortes betrifft, kann es, wie schon LIDÉN bemerkt, sowohl gotisch (jiuka) als auch urnordisch sein, indem wir, wie auch [x- DÉN in Anlehnung an Verf, Idg. F. 22, S. 296 einräumt, auch für das Urnordische eine ältere Form auf -& annehmen dürfen. Dass diese finnische Entlehnung in der Tat aus dem Urnor- dischen stammt, wird durch die oben angeführte gleichbedeutende finnische Nebenform jawkka sowie durch den Wortstamm Joukka(vainen) höchst wahrscheinlich, ja sicher. Lipen, a. a. O., zieht in Zweifel, ob fi. jaukka mit julka überhaupt verwandt ist. Ebenso SrErärä, Fi-ugr. F. 13, S. ' Vgl. J. KROHN, Suomalaisen kirjallisuuden htstoria, I: Kalevala, S. 142, SETÄLÄ, Väinämöinen und Joukahainen, S. 39 (Mémoires de la Soc. Fi.-ougr. 35 : 13). Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 247 170. Bei der begrifflichen Identität ist aber die etymologische Verwandtschaft meines Dafür- haltens nicht in Abrede zu stellen. Aui dem von LipEN und SErärk in Betracht gezogenen Wege, durch Annahme einer urgermanischen Grundform *jauka-, ist eine Verbindung der Wör- ter jedoch nicht möglich, denn eine germ. Ablautstufe mit au scheint, wie schon LIDÉN be- merkt, in diesem Falle nicht vorzukommen. Die finnischen Formen jaukka, Joukka- können aber jüngere urnordische Entwicklungsstufen des urgerm. *jeuka- (got. jiuka) vertreten. Der frühur- nordische Diphtong eu hat sich nämlich späturnordisch (gemeinnordisch) zu iau > iou entwickelt. ! Die Stufe zau erscheint z. B. in älteren dänischen, schwedischen und gutnischen Runeninschriften (vgl. Rök piaurikr "Theodorik', Nörre Nærà Imperat. niqut "geniess’), die Stufe zo« u. a. im fin- nischen Lehnworte joulu Jul’, urn. Neutr. Pl. = aisl. ?ól. Neben fi. joulu geht das frühurnordisch- finnische juhla ’Fest’, worüber oben (S. 55.). Zu diesem verhält sich, was die Stammsilbe betrifft, fi. joulu wie das fragliche finn. Joukka(vainen) zu fi. jukka. Auslantendes urgerm. -@ (= jünge- res -0) wäre also nach finn. Jukka ’Wettstreit’ (urg. *jeuka) zu urteilen noch nach der urnord. Lautentwicklung jeu- > (j)iu einige Zeit (dialektisch) erhalten geblieben. Für die chronologische Fixierung dieser Lautprozesse fehlt es leider an beweisenden Fällen. > Sonst könnte ju- in finn. jukka auch urgermanisches jeu- substituieren, denn die Verbindung jeu- (wie auch jiu-) ist dem Finnischen fremd. In der Zeit der ältesten Berührungen zwischen Finnen und Germanen war das anlautende urnord. 7, wie finn. juko ’Joch’ und juusto "Käse’ beweisen, noch nicht geschwun- den. Bei den zwei übrigen finnischen Formen dieses Wortes, jaukka und Joukkalvainen), steht das auslautende -a sicher analogisch für -w: Beeinflussung von Seiten des gleichbedeutenden jukka ist in der Tat leicht begreiflich. Die vorauszusetzende späturnordische Stammform *auku (> *iouku, vgl. finn. joulu) scheint aber in dem finnischen denominativen Zeitwort jaukuttaa ’schelten’ noch erhalten zu sein. Mit dieser Deutung ist Joukkavainen etwa 'der streitsüchtige’; -vainen ist finnische Ableitung wie auch -hainen in Joukkahainen und -moinen in Joukkamoinen, Varianten desselben Namens3. Der gemeinsame Wortstamm Joukka- ist ein schwedisches Lehnwort spätestens aus dem 9. Jahrhundert, eine etwas jüngere, sonst unbelegte aber lautgesetzliche Entsprechung des finnischen Appellativums jaukka — jukka. Die Namensformen Jouhkavainen, Joukamoinen, (mit % für kk) sind jüngere Umbildungen des seiner Bedeutung nach nieht mehr verstandenen Wortes *oukka. Vgl. fi. joukea ’stattlich’. Der Liederwettstreit ist von E. N. Serätä, Väinämöinen und Joukahainen, S. 47 f. mythisch gedeutet worden und zwar als ein Kampf zwischen dem Geist des Wassers und dem Geist des Eises: dieser versucht jenen zu überwinden, aber in dem Wettstreit unterliegt er schliesslich doch. K. Kmgonw hebt in dem genannten Aufsatze „Kaleva und seine sippe*, S. 31 hervor, dass die fragliche Episode vielmehr als Heldengeschichte aufgefasst werden muss. Für ! Sieh über dieses Lautgesetz H. PrPPING, Guta lag, S. LXII ff, Grammatiska studier, S. 26, O.'F. HurTMAN, Hälsingelagen 1, S. 87, Note 3, 89, NonEEN, Geschichte der nord. Sprachen? S{44. ? In fi. vaaka f. "Wage, Wagschale, Gewicht’ = aisl. väg f. "flikka in mnd. vlecke f. oder einem urg. an-Stamme in ahd. fléccho, mhd. vlöcke entsprechen, im letzterem Falle wohl einem Nom. Sg. auf idg. -@n, wie fi. kuva ‘Bild’, maha ’Bauch’ und kuokka "Erdhacke’ (s. oben S. 150, 181 f£, 185 E). Eine ide. Suffix- form -o oder -o» hätte finn. -o ergeben. N:o 2, 256 T. E. Karsten. In dem Parallelismus der beiden Bedeutungen der fi. Wortsippe /ma:1) 'Burg, 2) ‘Stadt’ spiegeln sich meines Erachtens altgermanische Verhältnisse wieder. Die älteste altgerm. Burg, zufrühst bezeugt in den Ausdrücken saltus Teutoburgiensis (TAcrrus Ann. I, 60) und Asci- burgium (Proremzus II, 11. 27), war eine Volksburg (Fluchtburg) mit offner Siedelung, gewöhnlich auch einem Herrenhof an ihrem Fusse (s. Scaucanarnr im Reallex. der germ. Altertumsk. 1, S. 353). Marbods Residenz umfasste eine regia castellumque iuxta situm (Tacınus Ann. II, 62). Fi. kar. linna, ol. linnu, liv. nn "Burg! beziehen sich auf den alten Herrenhof, die später stark befestigte ,Herrenburg*, kar. linna, ol. linnu, estn. linn, liim, wot. lidna, weps: l'idn ‘Stadt’ wiederum auf die umliegende Volkssiedelung. Die beiden finnischen Bedeutungen können sonach wesentlich schon ursprachlich vorhanden gewesen sein. Bewährt sich diese Deutung — selber kann ich nicht umhin, sie für wahrscheinlich zu halten —, wäre damit die in letzter Zeit so sehr angezweifelte urgerm. Assimilierung 3%, gn > kk tatsächlich bewiesen. Vgl. wegen dieser Zweifel R. Trautmann, Germ. Lautgesetze in ihrem spraehgeschiehtlichen Verhältnis (1906), S. 62 ff, J. Janko, Idg. Anz. 19, S. 46. Die Entspre- chung fi. linna — germ. *flizn- od. flign< > *flikk- > *flekk- wäre ausserdem eine weitere Bestä- tigung des in dieser Arbeit gewonnenen Ergebnisses, dass die germanisch-finnischen Beziehun- gen schon vor der Mediaverschiebung begonnen. Wegen der in Rede stehenden Assimalations- gesetze verweise ich auf die Formulierung derselben bei BRuGMANN, Vergl. Gramm.? 1, S. 383; vel. auch O. v. Friesen, De germ. mediageminatorua (1897), S. 2. Wortregister. I. Appellativa. 1. Finnisch (unbezeichnet) mit Karelisch, Estnisch, Livisch, Wepsisch und Wotisch. (Bei gemeinsamen Wörtern ist der Regel nach nur die finnische Form angeführt. Finnische Wörter, die im „Bibliographischen Verzeichnis der in der Literatur behandelten älteren germ. Bestandteile in den ostseefinnischen Sprachen“ (Finnisch-ugr. Forschungen 13, Jahrg. 1913) A. estn. *abi 106. estn. ahilas 130. 156. ahjo 148. ahkio, akkio 100. 148. 188. 225. ahku 100. 148. tahne', -as 88. 104. 105. 107. 148. 190. aine 86. 107. 194. 225. ainikoita 86. ainoa 109. 115. 125. 139. 196. airo 129. estn. *aiteh 15. akana "Spreu 85. 129. 130. 143. 196. 198. 236. akana "Urteil' 116. 127. alttari 161. *ange 100. 104. 193. 225. ankkuri 162. ansaita 104. ansos, -as 110. 118. 225. 236. *apara (äpürä) 120. 150. 194. 196. 198. 225. apin(j)a 163. 165. 191. wot. apinikka 106. apteekki 160. 164. *apw 106. N:o 2. fehlen. sind mit einem * versehen). arkku 129. 161. armas 125. 150. 194. arpi 98. 102. 105. 106. *arpo 125. 194. 225. artti 161. 179. *asikainen 251. *asikko 251. asnaan 104. 148. atra, aura 84. 106. 147. 190. *aunikoita 86. 194. aurtua 132. 140. 225. auskari 121. autia 107. autio 129. autuas 110. *avittaa 106. avustaa 106. *eivaro 252. weps. elgendam 79. *eljet 79. "elkiä 79. 138. 144. 190. 194. 196. 198. 241. *emükave 111. erhe° 79. 81. 83. 87. 104. 107. 138. 151. 225. 236. etana, -ona 115. 139. 170. 178. 180. 190. 193. 194. 224. etolainen 117. E: faprüki 164. fati, vati 163. fiikata 164. 168. flaati 164. früheeti 164. fröökynä 164. 165. 168. H. ha(a)hla 130. 146. 155. 156. 190. 194. *haani 252. haka 162. 164. 165. hakuli 163. 165. 166. hallavuosi 155. halttaus 125. 194. *haltto 125. 194. 196. 198. 225. olon. halttoa 125. hamara 106. 143. 195. hame° 88. 87. 108. 241. : *hamila-puoli 252. hamppu 161. 179. hangas 156. 258 hanhi 106. hanho 108. 155. 180. 190. hanka 156. hankkilus 162. harakka 191. harju 52. 106. harras 81. 156. hartia, -o 130. 140. 180. 194. 1961985223: hattu 106. havukka 158. 167. *helkkari 242. *helkkuna 118. 242. helluntai 118. helppo 160. herttua 109. 161. 179. hepo, hevonen 126. hipiä (hiviä) 32. 106. hiisi 112. *hulikka 161. 252. huojis 86. 106. huokia 32. 107. huopa 82. 187. huovi 101. hämmäkinverkko 178. it ihminen, inhimi- 126. ihra 148. 190. 225. ilkenen 79. *ilked 19. 194. ilki-työ, -teko ete. 79. Jaakko 160. jatuli 23. 117. 163. 165. 166. ONE jaukka 160. 246. *joukka- 167. 247. joulu 55. 137. 173. 186. 247. Juhla 55. 185. 247. jukko, -a 121. 158. 167. 179. 180. 193. 194. 195. 196. 198. 225. 246, Juko 121. 173. 179. 180. 190. 224. 247. jukoaisat 174. Jukol auta 23. Ak 19; KARSTEN. Jukova 174. jwmala 16. 53. | juusto 7. 118. 236. 247. jätti 163. K. *kaappi 159. 167. 168. kaap(p)u 164. 165. 168. estn. kaaza 130. 141. kaide 83. 91. 225. *kaiha 145. 190. 224. kaihla (kaisla) 148. 190. kaira 151. kakko 158. 167. 168. 180. kakkula 118. 158. 167. kalkki 161. kallas 141. 190. kallio 141. kalpei (kalve‘) 86. kalta 141. kalve 190. *kamara 143. 190. 195. 224. kana 141. 190. kangas 94. *kanki, -0 144. 156. 190. kankuri 95. kansa 129. 130. 180. 187. 192. *kapalo 118. 196. *kapeet 20. 27. 111. *kapiot 27. 111. kapula 118. 119. karja 141. 190. "karna 252. karppi 160. karsikko 11. kartano 116. 127. karvas 141. 224. kasa, -o 130. 194. kattıla 158. 167. katu 162. 164. 165. 191. katve* (katvi, kalvi) 93. 98. 102. 105. 106. 148. 225. kaunis 86. 150. kaunisverka 176. kauppa 160. 167. kaura (kakra) "Hafer’ 85. 141. 147. 190. *kawra '"Flechte 252. 140. 141. kauris 86. 141. 147. kauta, -0, -w 130. 140. 194. 225. 236. : *kave , kavea 27. 29. 108. 111. *keide 9. 76. 86. 137. 194. 196. 198. 224. 225. keihäs 151. keikka 160. keljailla 79. 138. 225. kelkka 161. 181. kelta 191. *kempale 19. 138. *kempo 78. 138. 170. 178. 190. 194. 2247225. kemppi 161. *kenkkua 78. 137. 196. 198. 225. kenkkään 162. kernas 125. 194. kerno 125. 194. 225. kielo 81. 225. kihla 148. 190. kihlakunta 142. 148. 215. kiides 9. 85. 102. 107. 141. 190. 194. 224. 225. kükari 164. 165. 166. 168. kiltis (kilti, killi) 86. 106. *kimmo 78. 170. *kimppu 78. 161. 170. 194. *kinkku 162. kirjaverkula 176. kirkko 161. kirttilä 161. klinkku 162. kliitu 164. 168. klookki 167. klooti, -u 164. 165. 168. klwuki 164. 168. kluutaan 164. 168. *kluvat 92. knaappi 159. 167. knyyti 164. 168. estn. köblas (kobli) 140. *koukoi (koukko) 50. 111. 112. 113. 139. 181. 187. 190. 191. 193. 243. korppi 160. korppu 160. kortti 161. 179. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. *kraak(k)u 164. 165. 168. kraappia 159. 167. kraiti 45. krükuna 164. 165. kriipaan 164. 168. (k)ripa 254. kruoppi 159. 167. *(k)ruppana 254. kruukku 160. 167. (k)ruuti 164. olon. *kubaida 103. kuhilas 146. 185. 190. *kuhja, -o 145. 190. 194. ingr. kuhjalas 146. *kuhjata 145. *kuhlo 126. 190. *kuhmo 53. 126. 146. 194. 195. kuiskata (kuihkata) 141 224. 225. kuja, -o 131. 194. *kukkaro 121. 158. 167. 196. 198. kulottaa” 123. kulo 123. *kulolintu, -rastas 123. kulo-valkea 123. kumppani 161. *kumpu 170. 178. 180. 192... 294. kuningas 229. -kunta 142. 190. kuokka 85. 181. 182. 187. 190. 191. 193. 194. *kuova 252. kupari 163. 165. 166. kuparryökki 160. 168. | *kupo 143. *kupu 103. 143. kura 132. kurikka 161. 252. kurkku 161. 189. kurtta 161. *kutta 253. *kuukkia 143. | | | | 168. 146. 185. 188. 190. 149. 191. 190. “kuupano 116. 126. *kuuppo 125. 126. 187. 190. kuva 97. 150. 181. N:o 2. *kuve 103. 169. 178. 187. 190. 192. kypärä 191. kyykkyä 148. kyökki 160. 167. körtti 161. 180. L. laatikko 158. 167. *la'es, la'as 88. 99. 225. laita 131. 196. 198. lakana 168. 165. lakı 99. lak(k)ea 99. 242. *lako 99. 123. 195. laminas 84. 88. lamppu 161. 179. lanka 144. lannas 84. lanne 83. 107. lantio 107. lato 165. lattia 128. 158. 167. lauantai 131. laukka "Lauch’ 160. 167. lauk(k)a "Salzlake' 131. 140. 182. 187. 190. 194. 195. 196. 198. laukki 191. laupias 109. 242. lautta 131. 191. 196. 198. leikari 164. 165. 166. 168. leikki 160. 168. leipä 85. 151. lewiskä 7. 9. 76. 137. 201. 205. 225. *lenkka 78. 137. 179. 196. 198. 225. lenkka-jalka 78. 178. 194. *lenko 78. 137. 178. 179. 180. 190. 195. 224. 925. liehko (liekko) 81. 188. 225. lieko 80. 124. 139. 195. 225. lietse (liehde) 81. 100. 101. | lietsi 101. lievä 80. 241. liiva 206. limppu 161. *linkuttaa 194. | 195. 259 *lÀmma (wot. lidna, weps. l'idn) 84. 255. liuta 179. lohikädrme 186. loitsuruno 56. lukkaro 119. 158. 167. 191. 196. 198, 225. lukkia 158. 167. lukko 158. 165. 167. 168. 180: lunastaa 84. lunnas 84. luntio 107. luode 99. luokka 160. 167. *luoko 124. 195. luote 56. 102. 159. 167. 191. 225. luottehikas 56. 102. luuta 191. luuttu 159. 167. lyókki 160. 167. lääkäri 164. 165. 166. 168. M. maajas 242. estn. maa-linn 255. maha 185. 188. 224. mahti 106. majesteetti 159. makia 242. mako 127. 181. 185. *maku 162. 164. 242. malka 191. mallas 84. 172. 179. 194. 224. 229. doa oso A ol 179. 180. 190. 194—5. 199. 224. 225. 229. 242. markka 135. 161. 191. 196. 198. marttyyri 161. mato 127. 187. 196. 198. meikkaan 160. r.-kar. *meldomaido 126. 172. 190. 195. 224. 225. 190. inelto- 124. 171. 179. 180. 190. 195. 199. 224. 225. 229. 242, 260 *menninküiset(männinkäiset) 15. 20. 46. 55. 78. 132. 138. 140. 181. 225. 236. 249. merikulta 211. merkki 161. miekka 80. 120. 167. 241. miettiü 159. 167. minttu 162. minuutti 159. mitta 158. 167. moni 109. 110. 139. 193. 197. 236. monias 109. 110. 242. monikas 109. mononen 109. estn. mööt 80. 124. moukari 164. 165. 166. 168. muha, -o, -u 60. 119. *muhe 109. multa 131. 194. 196. 198. 236. munkki 162. muoto 124. 159. 171. 179. 180. 190. 194. muotti 124. 159. 167. 171. 179. 194. murha 82. 187. murkina 101. muta 132. myntti 162. mynttäri 162. myrttelipuu 239. mäntä (mäntty) 191. 158. 159. N. nahka 100. 148. 190. napa 131. napakaira 151. estn. naudi 171. nauta 137. 139. 140. 171.172. 179. 180. 190. 224. 225. 229. nauttia 160. 167. 171. 179. neilikka 158. neula (niekla) 80. 132. 147. 190. 241. nuha 151. T. E. KARSTEN: nuotta 135. 159. 167. 196, 198. nuotti 159. *olut 173. P. paalu 106. paatti 159. 167. 168. pade 83. 87. 88. 225. pahna 126. paikka 255. paita 132. paittoan 160. 167. pale 83. 87.88 101. 194. 241. weps. palgis$ 83. 194. palkki 161. palkku 161. palle 83. 108. pallistan 83. pallo 156. | pank(k), panku 135. 144. 156. 183. 187. 189. 190. 194. 196. 198. pankko 119. 158. 162. 225 pantia, -0 132. 140. 194. 22 panttı 162. paperi 163. 165. 160. parilas 195. 224. *parkkari 161. parkki 161. parkkumi 161. patja 147. 190. olon. peigoine 119. peijas, -aiset 20. 45. 49. 119. peijakas 183. peikko 45. 119. 160. 167. 181. 183. 187. 190. peittoan 160. pelkko 161. pellava 35. , "pelle" 99. 225. pelttari 161. pelto 7. 85. 100. 120. 236. D | penkki 162. *pentele 23. estn. perkuninol' 20. *perhana 20. 9281. 55. 186. 188. 196. 224. *perhus 20. 196. *perkele', perkule 20. 23. 29. 55. 108. 111. 117. 196. 239. *perkkaan 253. permi-virka 179. *persana 23. *perttana 23. , peruna 118. pükki 160. 168. püppu 159. 167. pütta 159. 167. pikari 163. 165. 166. piki 163. 164. pilkka 255. pilttoa 161. pino 62. pipari- 163. 165. pippuri 157. 163. 166. 167. pirhana 24. | pirtti 191. *piru 20. 21. 24. pitali 163. 165. 166. planeetta 159. planttu 162. ple:k(k)aan 164. 167. pleikki 160. 164. 168. pleik(k)u 160. 164. 165. 168. ploot(t)u 164. pluutaan 164. 165. 168. poeetta 159. pohja, pohjonen 97. estn. pörgu 21. 24. porras S4. 88. 103. portti 161. portto 101. praalaan 164. 165. 168. praktiikka 160. profeetta 159. pruukaan 164. 165. 168. präntti 162. pullo 127. 181. 225. pultti 161. pumppu 161. purilas 195. 224. estn. purres 88. 103. pussi (pusa) 167. | putikka 158. 167. Tom. XLV. puutio 120. 170. 190. 224. 225. pyókki 160. 168. R. rahna "Wunde! 154. *rahna 'Kienspleisse' 152. rahnikko 152. rahnikoita 152. estn. raibe 253. raippa 160. 167. *raivo 'eranium! 253. *raivo 'Riss’ 253. rakko 167. ranne "Rand, Kante’ 89. ranne 'Strandgegend' 83. 89. 136. 195. 225. ranta 89. 136. *rapia (ravia) 32. 81. 93. *rapuli 253. rata 132. rattaat Pl. 191. raukka, *rukka 46. 188. 224. 242. rauta 199. *reipas 9. 77. 137. 139. 183. 187. 190. 194. 224. 225. rengas 15. 78. 137. 139. 225. estn. *ribil 254. riehtilä (rietilä) 80. 187. triekkua 81. 225. riepas (rieppa) 81. 183. *rielas (rielta) S1. 139. rievä 81. 225. Ruka, Riiko 245. rükki 160. 168. rikas 158. 159. 167. riksi 101. weps. rindas 88. rinne 83. SS. 89. 136. rinta 89. 136. ripa "Weberkette' 254. wot. *ripila 254. riutta 160. 167. wot. ruhipuu 105. ruho 56. ruhtinas 229. N:o 2. 178. 180. 195. 190. 183. 187. 190. 191. 194. 224. 225. 195. Germanisch-finnisches Lehnwortstudien. ruis 85. 86. 110. 229. *yukka. Sieh raukka. rukkaro 158. ruko 12. 127. 196. 198. *rukoella (rukous) 56. runko 10. 239. runne 88. 90. 195. runo 56. ruode 103. 225. ruokkeet PI. 83. 91. 159. 167. 1912 223. ruokkia 160. 167. ruokko 160. 167. ruoste 108. ruoto, -u, -à 164. 168. ruppana 157. 167. 186. ruttio, -a 127. 194. 196. 198. 229. rutto 128. 158. 167. 170. 191. 196. 198. ruuhi 105. *ruutana 170. 178. 180. 186. 190. 224. rwuti 164. 168. | ruutu 164. 168. rynnäs 88. 90. 160. 164. 168. räntty 162. räätikkä 158. S saatana 164. 165. 168. saatto 159. 167. saha 132. 186. 188. 224. sakko 158. 167. 180. *saksata 228. sametti 158. sarkki 161. sata 142. 191. satula 118. estn. sauline, saune 125. sauvo 125. 151. seisoa 151. seula (siekla) 80. 147. 241. silkki 161. silppu 160. simppu 161. sinappi 158. siniverka 176. sinkilà 168. 261 sinkkeli 168. sipuli 163. 165. 166. sirkkeli 161. sokuri 163. 165. 166. soltaatti 159. sortti "Sorte" 161. suka 191. sumppu 162. suutari 164. 165. 166. syltty 161. 168. T lade 100. 225. tadikko 100. taivas 5. 6. 13. takaan 163. 164. talkoo 191. tamppi 162. tamppu 162. tanhu 108. 155. 190. tapeetti 159. tarves, -€, -is 102. 150. 194. *fauno 57. 125. 225. tauti 128. olon. tehno 78. -teivas 20. 137. 189. 225. teljo 79. 138. telkkä 161. temppeli 162. *tenho 14. 15. 17. 20. 55. 78. 108. 137. 156..190. 193. 196. 198. teura 133. 225. teuras 57. 84. *frikka 158. -tivo 20. 139. 225. *hikari 163. 165. 166. likaveitsi 163. 165. 166. tikkuri 158. 166. 167. timppi 162. liuris (tyyris) 86. estn. töbras 57. tolppa 160. tontti 162. tonttu 45. 162. torppa 161. torppari 161. *tuhka 148. 190. *tuhku-sade 149. 262 *fuhma 149. 190. 225. *tuho 154. tulkka 161. tulkkı 161. | tuohi 106. | tuoppi 159. 167. *fuora 25. 32. lupakka 158. turilas 117. turk(k)a 189. 242. tursas (-turso) 120. 225. *hurvas 84. 91. turve 83. 88. 91. tyhmä 149. tytär 191. estn. tänu 14. 15. täpättı 159. | tärkki 161. | U. ulkku 161. upia (-ias) 105. 107. 194. 241. *upilaiska 185. *wpovalkia 183. 185. 194. 195. *uppiniskainen 185. “uppo- (upporikas etc.) 139. 1837187. 29019192: 194. 195. 224. urme 108. uve 105. 107. 184. 194. 225 n2 akio 148. » awdas 107. . avnas S6. ». haergalak 21. » bagge 136. fierbme 178. ung. gugg 143. d, 6 138. afr 120. alfhaugar 112. T. E KARSTEN. Ve vaakuna 118. 164. 165. 168. vaate 108. 159. 167. vaikia 143. vainaa, -aja 109. 125. vaippa 160. 167. vakoa 174. 179. 180. 190. *valio 107. 128. 225. vamppu 106. 162. : *vannas (weps. wot. wadnaz) 84. 255. vanne 101. vanttu 106. vantus 106. vara, -0, -w 133. 194. vata 182. vati 165. *veko, -w 254. velpperi 161. venäläinen 82.” verka 137. 139. 176. 179. 180. 190. 224. 225. "verkka 178. 179. verkko 128. 161. 177. 178. verre 172. verta 106. viere 172. vierre 172. 179. 229. 242. 162. 180. 190. *yihelidinen 82. 138. 187. 196. 198. 225. vihkiä 186. 188. vihko 149. *vihlata 186. 254. viikko 160. 167. 170. vitkuna 164. 165. 168. vinkkeli 162. virittää 179. virka 179 virkiä (viriä) 179. estn. wirre 172. vitja 132. 148. 190. vuokra (voura) 147. 190. vältti 161. vänrikki 158. värkkyä 161. Y. yrtti 161. 179. D À. ärter 121. "äpärä 120. äpö 121. ärmätti 159. ätelä 191. äyri 121. äyskäri 121. ó. öyläätti 159. 167. Andere finnisch-ugrische Sprachen. lapp. haggnu- 156. (samoj. kufu 143). lapp. meädus (mientus, min- bys) 47. 49. lapp. muotto 124. mordv. panna 136. pirgene 21. 3. Westnordisch. (Altwestnordisch = aisl. unbezeichnet). angr 100. annast 104. apynja 168. arör 85. 147. lapp. raugga 46. mordv. sada 191. tscher. sido 191. lapp. tarbes 102. 104. mordv. toldaks 149. lapp. viekko 139. armr 125. aska 100. áss 110. 118. ausker 121. Tom. XLV. bakki 119. bass 126. beita 160. bekkr 119. 162. belgr 83. beör 148. biti 159. blåstr (blóstr) 81. 101. bleza 102. blöt 56. 102. 159. bolli 127. borö 103. bolkr 161. brök (brökr) 83. 91. 159. buökr 158. D. dänardagr 45. daudi 128. dekor 166. norw. dosme 149. drafl(i) 253. draugr 46. 188. drokkr 189. duergr 189. norw. duskregn 149. dyrr 86. E. efni 86. 107. einga 115. eisa 211. norw. elgia 80. erta 161. norw. eskja 101. 148. F. faldr 83. 89. feigr 119. 160. 183. ferstrendr 89. firar 236. flet 158. flöö 99. flugdreki 186. flémingr 249. N:o 2. fold 100. frekr 253. G. garór 127. norw. gaus 135. gefianda guö 28. geirr 151. geisl 148. giarn 125. gildr 86. 106. gísl 148. glésa 201. gler 201. gor 132. griót 160. haf 74. hafr 86. hallr 141. haltr 125. hamarr 143. hamr 83. 87. hamla 252. hams 87. hanı 141. hár 144. 156. haugbüi 1271132242245: norw. haugfolk, -tussar 112. iS haugr 111. haukr 158. hella. 141. herör 130. herr 141. hiö(i) 9. 85. 102. 107. hjalp 160. hlaup-rifr 77. hler 81. honk 156. horgr 52. hrär 81. hrüga 127. hré 253. hüfa. hüfr 143. huiskra 149. hüka 143. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. norw. hump (hupp) 170. hund- 142. -huppr 170. hüsl 63. hell 144. 155. 185. högr 32. 107. illr 79. iól 55. iór 126. iorö 61. iorvi 61. iotunn 23. 116. 170. istr 148. norw. jotul 23. 117. 163. K. kafl(i) 118. kaka 158. kärr 252. kaup 160. keikr 160. kialke 161. kimbull 170. norw. kinka 79. kol(a) 123. kolblár, -svartr 123. kot 153. kongur-vafa 95. kos 130. kréfr 81. 183. kuerk 161. küfóttr 126. isl. kufr 116. 126. 182. kui 131. lag 123. läg 80. lägr 81. lakan 163. lamb 88. laug 131. 183. laukr 160. norw. laut 131. leikari 164. 2 26: 2 264 leid 131. lend 83. 107. lengia 144. li(f)spund 77. lóg 124. lokarr 119. 158. lundir 107. Iykia 158. lyndi 107. M. må 61. magi 127. 185. malt 172. maltr 125. 172. mangr 109. marr 74. mat 80. 124. 159. maókr 127. merki 161. minning 46. 48 ff. 249. moló 131. norw. moldvand 59. móa 61. mör 60. 63. 102. 119. möt 194. 159. 171. mork 135. 161. mekir 80. 120." 159. N. nafarr 151. nål 80. naut 137. 171. 177. neyta 160. nöt 135. 159. nötr 135. nof 131. näring 205. 0. of- intensivum 184. of Adv. 105. of, ofr n. 85. 105. ofsa 105. ofsi 85. 105. APR okr 147. T. E. KARSTEN. norw. olla 134. ormr 108. ostr 118. 0. ogn 130. 143. ol, oldr 173. olpt 136. 227. onn 104. ork 161. OS: P. piparr 157. 166. | portkona 101. pyttr 120. 170. norw. poyta 120. R. norw. raa 253. rafr 211. ran 154. rann 152. råd 81. 183. råda 81. ráói 81. 183. reginnagli 12. rifr 254. rifr 77. 183. ríkr 159. norw. rind(e) 83. 90. rond 83. rost 152. rünar 56. réàa 81. rókia 160. roynir 16. S. isl. saggi 125. 151. serkr 161. skål 81. skarn 252. skeió 83. 91. skrekia 81. skuggà 97. 150. slagr 99. slattr 99. sly 7. 205. smelt 124. 171. smeltr 124. 171. sog 132. sok 158. spong 135. stelkr 161. strind 83. 89. 136. norw. strokar 158. strond 83. 89. 136. suéa god 30. suoppr 106. 162. sütari 164. syrpa 160. isl. sóggr, norw. sogg 125. T: tá 155. tafn 57. 125. tak 163. tad 100. tivar 4. 22. tor- 154. torf 83. 91. tröd 103. troö 132. tulkr 161. -tjr 4. 12. tisdagr 16. pilia 79. Ping 17. 18. | piórr 57. pófi 82. borf 102. bra 57. prábónn 57. brö 105. brot 128. -brota 128. broti 128. 158. 170. brütimn 128. 170. 186. burs 120. Tom. XLV. U. isl. undirbuar 30. 113. uvarr 252. vaka 174. valr 107. vangsni:85. vara 133. anger 100. ankare 162. an(n) 104. apinia 163. artogh 132. B. barkare 161. bater 159. beta 160. bik (big) 163. bikar 163. biltogha 161. biælke 161. bleka 164. blik 255. bledsa 102. blester 81. 101. bolker 161. bolt 161. brok 91. bryti 127. bulle 127. bupker 158. bæltare 161. bænker 119. D. dikur 158. 166. draft 253. draki 158. N:o 2. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. våd 108. vaór 182. ve 51. 186. vegr 254. veipr 160. vel 186. 254. verk 176—9. verpil 161. virke 179. virtr 172. 4. Ostnordisch. a) Alt- und Milttelschwedisch. E. engha 115. faikian 119. fane 252. fat 163. fegher 119. fielder (ur-) 7. 99. 120. floghdraki 186. fendin 23. G. gilder 86. 106. H. agutn. hagri 147. haki 162. hakulverk 162. halter 125. hamar 143. hanker 156. agutn. haugr 112. holker 161. hundaher 141. hundari 142. hıriska 149. hertoghi 161. högher 112. visk 149. vidjar Pl. 132. 148. vondr 102. 153. vottr 162. norw. vreda 81. 9. orr 105. ortog 132. -1 n iamrivcer illa 79. ister 148. iul 55. wette 115. 170. icetun 116. 170. kapa 164. kirkia 161. kirtel 161. knape 159. kodde 253. kogher 122. kol 123. kopar 163. krupin 157. kumpan 161. kempe 161. I. ladika 158. agutn laut 131. lekare 164. luka 158. lund 107. lekiare 164. lend 107. lat 131. 34 manger 109. mot 124. 171. muldvarper 59. myntare 162. N. not 137. 0. of- intensivum 184. oflıeti 159. ofse 85. oster 118. P. papir 163. pipa 159. pipar 163. 166. pos(s)e 167. pumpomakare 161. T. E. KARSTEN. rote 164. | ropskarlar 101. | s. | | sata 159. | sinapper 158. sipul 163. | skap 159. | slat, sletter 99. smultna 126. snör 151. spang 135. spital 163. stenpro 105. stikametz 163. stop 159. sutare 164. ta 155. taka 163. talurwer 78. b) Neuschwedisch. timp 162. teepete 159. tor- 155. P. barf 102. prägha 56. V. vakn 164. vander 102. 009 Ile verk, -veerk 128. 176. verki 128. 161. veerpil 161. cengsla 100. erta 161. «) Ostschwedische (finnländisch-estschwed.) Dialekte. R. ransaka 152. rwer 18. A. | anfırga, -fürga 22. 24. | ann 104. | apinjo 163. 165. | askfis 251. asku 148. 4 | barkasko 130. | bigar 163. bikk 163. | björnhader 9. 86. 102. bläiku 164. | bås 126. bänd(a) 133. D. dosma 149. dosmog 149. draka 158. 181. drakbo, -eld, -gömma, -ljus, -lya 38. 113. 181. dänska 250. fan 23. fangu 136. 156. fargen 22. fat 163. 165. feg (fäig) 46. fegd (fäigd) 45. fegljus 45. fräken 253. fändern 23. G. gatu 165. gjusa, Prt. göus 133. gläsa 207. 208. gork 161. gripan 254. H. haga 165. haka 162. 165. Tom. XVL. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. hakulgärd 163. hampbräka 35. harog 141. hider 102. humpel (hompil) 170. hå 144. häl(a) 130. 145. hälla 141. hôgbo 113. 181. 242. lügjas 131. löta àv 131. mar 74. motan 124. muddog 132. mäkare 164. 0. o- intensivum 184. | pada 87. I. ilja 80. illgärd 79. illsmakog 79. J. jättröisa 38. 113. | jättul, -ur 163. K. kas(a) 130. kavel 118. kimpa (kippa) 78. 161. 170. kinka 79. koddar Pl. 253. kolblà 123. kolstimmande 123. kopa 125. 127. 182. 253. krita (klitu) 164. kroppun 254. kråka (-u) 164. krypjo, -og 157. kupar 163. kura (-u) 204. kävul 118. kya (kyo) 131. köurog 252. lädu 165. läkan 163. lek (läik) 160. linka 78. linkfotog 78. 178. läitjarä 164. lögdag 131. N:o 2. papär 163. pipar-kaku 163. pott 120. pruta (plut) 164. R. rask 154. riva, rivu 254. rivlig 78. roga 127. rogafull 127. rosk, -ved 154. rådande 81. regn (räin) 54. r&vul 215. sagg 125. sagga 125. sagge 125. 151. sinäp 158. sinkel 168 skakul 158. skarn (sküm) 241. 252. sköväl 140. skratte 45. skrek 81. sköda (sköuda) 131. skü(d)sko 131. sli, sly 7. 205. slått 99. 267 smaku 162. smeka (smäik) 160. snår 151. sokär 163. stabbdansen 35. stråkbänk 158. svärta 161. sylta 161. särk 161. sörpa 160. tadda 100. taka 163. tomte(gubbe) 45. tora 15. 25. tür(in) 25. 26. tröd 103. trästabba 35. tröda 132. tá 155. U. underbyggare 113. ost, ust 118. vander 102. vangs 85. vata 182. 253. vid 132. visk 149. vüken 164. vürka 128. Y. yndjibyggare 30. 48. 113. À. äldsta husbond(en) 45. ö. öulu 131. öuskar 121. 268 ajsa 211. angse(n) 100. 102. 104. dosmer 149. elvekullar 112. faryn, fóryn 22. gil, gjàl 79. grepel 254. hagre 147. jordbyggare, jordfolk 113. Järnsmälta 124. 172. kangero 95. kangs 95. koltrast 123. kuva 126. küve 116. 126. 182. lag 124. lagn 124. legn 124. kaager 122. underjordiske 30. 113. A. afara 120. aggwus 100. 218. agis 85. aha 116. 127. ahana 130. 143. ahva 138. aihvatundi 126. ainaha 115. airzeis 79. 83. 87. 104. 107. ale alhs 52. ans 110. 118. arka 161. arms 125. arwjo 78. asneis 104. 107. T. E. KARSTEN. B) Reichsschwedische Dialekte. leidakorn, -säd 124. loka 160. lynder 107. löt 131. mal 1252 172% mo 60. 63. 119. modd 62. moe 60. mojord 119. mollkvadd 59. mot 124. 159. mudder 62. mullsork, -vad 59. mältad 125. 172. parckum 161. putt, pytt 120. 170. raska 154. riv (rwande) 78. 183. €) Dänisch. vaand 59. vinde væggene 153. 5. Gotisch. awiliup 106. azgo 148. B. badı 148. balgs 83. bandi 133. blotan 56. boka 237. F. faírguni 21. 24. flodus 99. fotubaurd 103. frauja 32. -friks 253. ruga 127. rå(d) 81. 183. ränna 154. skadd, skadda, skädda 93. smulta (smylta) 126. sygg (sögg) 125. tad 100. tarvsen 102. 104. trut 128. underjordiska 113. vand 59. vann (vänn) 102. vanne (vänna) 102. våtsäck 159. vände 102. övlät 159. vrath 81. 183. vrimpel 59. gabei 28. gafah 136. -gaírns 125. garda 116. 127. gamalteins 125. 172. gaminpi 48. H. haihs 115. 145. halts 125. -halpei 141. hana 141. hansa 130. 141. hardus 81 harjis 141. Tom. XLV. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 269 hauhs 111. P. b. hiuhma 53. 126. 146. 195. hiwi 32. 106. hoha 181. 194. paida 132. barba 102. | Deihs 17. 18. : eihvo TD T6 72982 0 hraiwadübo 253. x us e 2 ie huhjan 145. vis , BE VS dnd Ben Br n brätsfill 128. 170. hunsl 63. runa 56. hups 103. U. J. = | ubils 80. 241. Jiuka 160. 246. saiws 74. 15. ufjo 105. 184. Jules 65. sinapis G. Sg. 158. | juk 1212 158-2173. skadus 93. 98. | | -skadiwjan 93. W. L. skaudaraips 130. I m | ae. BE | waihjo 144. lamb 88. wainahs 45. 109. skohs 252. walisa 104. 107. skuggwa 150. hit slahs 99 wandus 102. 153. maihstus 63. stiur 57. waürts 172. malma 61. weihs 186. manags 109. 110. wigs 254. mapa 127. T. uwtko 160. mekeis 70. 120. | taihswo 63. wokrs 147. mükamodei 62. | *tibr 57. wrıpus 81. 183. mulda 131. | tuz- 154. 6. Westgermanisch. (Althochdeutsch unbezeichnet. Gemeinwestgerm. Wörter sind in der Regel nur aus dieser Sprache angeführt). A. as. abaro 120. ags. aesc 101. 148. afar 120. agana 130. agiso 85. aha 133. as. ahta 245. alah 52. as. alofat 173. ags. ancor 162. anaust 100. aran 104. N:o 2. arawın TS. arnen, -ón 104. aruzzi 132. asco 251. as. asna 104. asni 104. 107. ags. dst 210. B. bank 119. bidarb 102. 104. mnd. bernsten 211. bidarbison 102. blåst 101. ags. bletsian 102. mnd. blek (blik) 255. bolla 127. bort 103. ags. broc 237. ags. brytta 128 C. ags. colmdäse 123. chalbire 88. chol(o) 123. cochar, cochari 121. 270 ags. cocur 122. ags. codd 253. D. darba 102. mnd. deker 166. mnd. diderik 158. nhd. Dienstag 16. dilla 19. ding 17. mnd. d?ngesdach 18. donar 15. ags. dose 148. drüh 105. duris 120. E. ags. ealop 173. as. ehuskalk 126. einac 115. nhd. Fisen 70. mnd. eiste 210. mhd. endee 104. 128. ags. eoton 23. ero 61. essa 148. nnd. eteninne 117. ezzal 117. ezzo 115. 170. EE mhd. väche 136. 156. fald 83. 88. faldistöl (veldi-) 83. 88. feh 119. feigi 119. feld 99. 120. langob. fereha 21. fereheih 21. ags. firgen- 21. as. ftriho (x. Pl. 236. fizison 104. fizus(heit) 104. flec 255. fléccho 255. fluot 99. as. folda 100. "DT, E. KARSTEN. forha 21. ags. frigea 32. frawida 32. freh 253. G. garto 116. 127. geisila 148. ags. gelagu 123. ags. geohhol 55. ger 151. as. gidróg 46. 188. giloubig 109. gisal 148. gismelzi 211. gitrog 46. 188. ags. glér, mnd. glár 207. glas 207. as. glaso 208. nnd. grepel 254. H. mnd. haf 74. hähala (hähila) 130. 145. 155. 185. 190. hald 141. hamal 252. hansa 130. mhd. hare (harwer) 141. hari 141. ahd. harug, ags. hearg 52. nhd. Henkel 156. 162. nhd. Hocke 185. ags. hop 103. mhd. houe 112. hréo 253. huf 103. nhd. Hügel 185. nengl. hump 170. mnd. humpel 170. hunt 142. huntari 142. huohili 181. ags. hwiscettan 149. I. irmingot- 11. 12. as. irminsül 35. irri 79. 83. 87 107. 151. irrisal 87. 104. 151. joh 173. K. mnd. kavele 119. and. kokar 121. 158. nhd. Kohlamsel 123. L. as. lakan 163. lenka 78. lenti 107. mhd. line 78. 178. mud. //vespunt 77. ags. locor 119. » lög 124. lohheri 119. ags. löhsceaft 144. louga 131. 183. luhhen 183. lunda 107. luntussa 107. luog 124. M. mado 127. mago.127. 185. malz 125. 172. manag 109. manezzo 115. afries. mar 74. mhd. marktfleck 255. melm 61. ags. mere 75. merimanniu 47. meriratih 75. mezzo 158. ags. mitta 158. ags. molde 63. molt 60. moltwerf 59. 62. md. mot 63. 132. as. möt 124. Tom. XLV. mnd. mudde 62. 132. muor 75. as. mudspelli 58. müspilli 58. 240. müwerf 59. 62. N. naba 151. nabager 151. ags. naesc 100. 148. nöz 137. 0. ags. ofléte 159. p pad (pfad) 69. 83. 87. pfeffar 166. phuzzi 120. 170. ags. pipor 166. plözhüs 102. nhd. dial. pöt 120. and. putti 120 170. R. ags. redic 158. rahanen 154. rasta 159. ratich 158. ags. ráw 253. ags. ríf 18. 183. rinda 90. mnd. risch 154. rost 108. rima 56. mndl. runde 90. dmhas 100. dparas 121. dpnas 86. dvas 106. upa 184. edhas 211. dus- 155. N:o 2. Germanisch-finnische Leknwortstudien. ruohha 160. mnd. ruste 152. S. saga 132. mhd. salzse 75. mnd. sipolle 163. scato 93. 98. mhd. schurz 161. scûwo 150. sinchila 168. slag 99. SORT. smalz 124. 171. mnd. smelt 124. smelzi 124. 171. ags. smolt 126. mnd. solte water 75. sou 125. 151. spanga 135. stior 57. stiura 133. aes. ndl. strand 89. sweiga 153. T. langob. fhinx 18. ags. tiber 51. tiuri 86. ags. liwesdæg 16. trahho 158. trata 132. twere 189. U. mhd. ungezzver 57. uppi 105. 107. 184. : 7. Altindisch. devás 4. drühas Pl. 188. barhis 87. mätra 62. yugam 121. rekhä 253. langa- 78. 178. W. wachôn 174. mhd. wade 182. waganso 85. wa(h)smo 63. walh)st 63. ags. wand, wandewcorpe 59. wara 133. wüt 108. and. ;reggà 85. weigan 144. wénag 45. 109. werah, were 176. ags. w?cw 160. wihi 186. wihrouch 63 ags. wil 255. mnd. windeworp 59. mhd. wirz 172. wise 149. withillo 82. 198. ags. wipl (widlian) S2. » wrép 81. 183. ». Wwudufin 62. wuohhar 147. wurm 108. zaturra 100. zepar 57. zeso 63. ziestag 16. zucura 163. zur- 155. surba (zurf) 91. züht 155. vräta 81. 183. savd- 125. canku 144. 182. catá- 191. cakha 182. n2 -11 n2 aidoc 211. «Ac 75. Boorty 16. 20. yian 126. Övc- 155. &vyóv 121. xaxıdnc 80. «stus 210. alumen. 173. amarus 75. ancora 162. angor 100. aqua 133. cecus 115. 145. cantare 56. cubare 103. mlat. cucurum 122. capa 143. daps 57. decuria 158. deus 4. 22. alkas (elkas) 52. alktı 80. alüs 173. preuss. cawx 111. 115. dewas (deiwas) 4. 5. 84. deiwaitis 19. preuss. deywis 84. kaukarû 112. alükati 80. buky 237. divi 22. russ. kukorü 122. mladà 172. T. E. KARSTEN. 8. Griechisch. xexoc 80. zoioavoc 186. mer. zoVzovoov 122. »vßoc 103. Asioc 7. 205. uvxoc 62. uvsoc 102. 9. Lateinisch. mlat. dicora 166. dies Martis 16. divus 13. edo 116. electrum 211. error 87. 104. mlat. faldistolium 89. flamen 56. fretale 187. fuscus 148. glisum 70. 211. incantatus 56. jugum 121. mare 74. 10. Baltisch. (Litauisch unbezeichnet). kaukarus 112. 115. kaükas 111. kaukspennis 111. 115. lett. leija 7. 205. märes 74. preuss. mary 74. nauda 171. perkünas 20. 84. 111. 11. Slavisch. (Altslav. unbez.). mlato 172. poln. «oto 173. morje 74. münogu 109. 110. nevodü 182. opvıc 85. cxotToc 94. cxoTioc 94. vo 184. vıwıoros 115. Martinalia 37. mollis 125. 172. mäcor 61. 102. puteus 120. quercus 21. restis 153. sale 15. saxum 228. mlat. smaltum 124. 171. sutor 164. vermis 108. vitiwm 82. vomer 85. mlat. zucura 163. lett. perkünis 21. 84. preuss. percunis 21. 22. ». püucamaltan 172.173. rezgù 158. lett. wadus 182. preuss. wagnis 84. nuta 137. prégyni 21. 24. taca 15. Tom. XLV. gall. braces 237. „ camisia 87. II. Orts-, A. Aarnio 239. Aavasaksa 227. Ahti 244. 245. Ahto(la) 245. Alpua 136. 140. 227. ! Amper-, Amt-, Ant-, Änt- in Seenamen etc. 136. -ava in fi. Flussnamen (Kau- hava Rautava, Ullava) 133 1,2140» 0159 9174. 225. 227. B. Bálagarós sida 233. Bejar 76. Bjärnä (Perniö) 13. Blacksnäsaran 221. Brud- in Ortsnamen : -fallet -forsen, -hamnen, -hol- marna, -hällan ete. 39. 40. 239. D. Dagsmark 13. Dickursby 166. 167. Drakabacka 158. Drakäsen 158. E. Eugmo 60. F. Finnland 231. Finnpadda 87. N:o 2. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. 12. Keltisch. ir. ele (ole) 80. „ fiothal 82. ir. menice 109. Völker-, Götter- und Personennamen. 1. Finnland. Flaaminki 76. 249. Flander 76. Flemming (Flämming) 76. 249. Früsilä 76. Frise 249. Frönäs 32. Frösö 30. 32. 39. 44. 55. H. Haaparanta 157. Hankmo 60. Hattaren 221. Heikki 160. 168. Hüden kangas 52. Hüidenlinna 158. Hiisi 52. Helga 14. Heligän 51. Hof, -kullen, Hofman 51. Hofva 51. Hofvas 52. Holländar 76. Humpgalten 170. Humpun 170. Hällnemossen, -ängen 51. Häme 8. Härjebacka, -fjärden 52. Härkmärfjärden 52. Härkälähde 52. Härkämeri 52. Ikiturso 120. Ilmajoki 13. (Neder-, Över-)Inge 32. Ingemari 32. Inger 32. Ingers, -folk 32. Ingman 32. Ingo 32. Ingves 32. Ingå 219. Inkala 32. Inkilä 33. Inkinen 32. Inkiniemi 33. Inkoinen 32. Iskmo 60. | Jaakko 160. | Jomalsund 53. Jomalvik 53. 55. Jooseppi 158. Joukamoinen 244. 246. Joukas 247. Joukkahainen 247. Joukkavainen 246. Joukko 247. | K. Kainulaiset 233. Kaleva 244. Kauhajoki 134, 152. Kauhajärvi 134. Kauhala 226. Kauhava, s. -ava. | Kaukamoinen 243. Kauko 243. 249. Kaukola 243. Kempele 157. Kiitosoja 40. Kokemäki 226. 35 274 Koukela 114. Koukkallio 114. Koukomäki 114. Koukoola 114. Kouvola 114. Kouvonkorpi 114. Kouvonniemi 114. Krokbäckaren 221. Kruunukivi 40. Kuhma-mäki, -joki 126. 185 226. Kuhmoinen (Kuhmois) 53. Kuhmoniemi 53. Kumnäs 126. Kumä 125. 126. 226. Kurko 111. Kuuminainen 126. Kuusankoski 227. L. Larsmo 60. Lemminkäinen 249. Levajoki, -lampi 206. Lohja 126. Lojo 125. 126. -Iund (Stor-, Lill-) 52. Lundberget 52. Lundä 52. Luotola 246. Längviran 214. M. Maksmo 60. Mallasvesi 125. Maren 74. Mono 60. Morsiusvuori, -kivi 41. Muhois 61. Munsmo 60. (St.) Märten 34. 38. Mörtmark (Myrkynkylä) 13. N. Narvasalmi 216. 0. Odensö 53. Offerkällan 38. 41: Osmo 244. T. E. KARSTEN. P. Paasto 88. Paas(ta)kunta 88. 142. 225. 241. Pada 87. Padas- 84. 88. Padasjärvi 88. Paddais 87. Paltamo 157. Pankakoski 135. Paro 87. Pekko 117. Pellervoinen 35. Pellonpekko 9. 15. 156. Petsmo 60. Pietari 101. Piemento(la) 97. Pirjen vuori 24. Pirun vuori 24. Pohja (Pojo) 126. Pohjola 97. Punkaharju 157. Pyhäjoki 14. Päiväniemi 13. Pülkjärvi 157. R. Radbandstaken 11. 33. Radbandstenen 11. 33. Rakkovuori 158. Rauni 15. 20. 22. 27. Rautajoki 134. 199. Rautalahti 200. Rautalampi 200. Rautava 134. 174. 199. 226. Rautavesi 200. Revel 215. Riiko 244. Rongoteus 4. 9. 10. 239. Rukoti(i)vo 4. 6. 7. 10. 12. 120. 194. 239. Runkoteivas 4. 5. 6. 9. 10. 45. 76. 194. 236. 239. Ruotsi 101. 212. Rävaskani 241. käyrinki (Röringe) 121. Röyttä 160. 167. Saima 75. Saksa 76. 212. 249. Sariola 97. Sassi 76. 249. Satakunta 142. 157. 22 Sauvo (Sagu) 125. Sideby 233. Sithones 228. Soinila-Svensby 248. Qt IR Tacksamwiken 38. Tahvanus 6. 7. Taivassalo (Töfsala) 13. Tegneby (Tennby, Täinby) 54. Teijo 225. | Teivaala 14. Teivanmäki 14. -teivas (-tiivo) 55. Tenala 53. 541. Tenhola 54. Teugmo 60. Teuva 174. 180. 190. 227. Thordns gildhe 25. Tikkurila 166. Timanter 6. 7. Tiukka 114. 227. Tjäckby 175. Tjockmohalsen 174. Tjóck 174. 227. Tor(s)by 26. Tor(s)grund 26. 27. Tor(s)holm(en) 26. 27. Tors 26. 38. Torsbacka 26. Torsborg 26. Torsböle 26. Torsfladan 26. Torskulla 26. Torskär 26. 27. Torsnäs 26. Torstila 51. Thorsundfjärden 26. Torsviken 26. Torsön 26. 30. 44. 53. Toräng 26. 27. Tuoni 45. Tom. XLV. Tuori(la) 26. 39. Tuorlaksi 26. Turenki 26. Turisas 6. 25. Tuuri 25. Tykö (Teijo) 13. 2: Täinal 54. Uhrikivi 40. Uhrikoski 40. Uhrimäki 40. Aija 6. 25. Horagalles 25. Finnström 231. Adalsıjsla 8. 213. Curi, -ones 204. 222. 3. Curonia 204. Dagö 8. 13. 214. Domesnäs 8. 205. EBistir 213. 222. Eistland 213. 221. Elbing 205. Estland 206. Estones 223. Eastland 210. Estmere 210. Estum D. Pl. 210. 222. Eysjsla 214. Gdówa 133. 214. -gunda in estn. Ortsn. 142. 157: 215. Guthalus 205. Holmgarór 217. Ingari 217. Ingermanland 216. N:0 2; Germanisch-finnische Lehnwortstudien. Ukko 6. 16. 25. | Ullava 134. 140. 174. 227. v. | Vedra 244. Verkholm, -strand, -träsk, -vik) 128. Vetrikka 244. Vias, -gränd 51. 186. Viasvesi, -vuorti 51. Viborg 51. Vüainen 51. Vàala 51. 186. 2. Lappland. Raudna 27. Skadesisuolo 95. 241. 3. Åland. Jomala (Juomala) 53. 195. Die Ostseeprovinzen u. Russland. Ingria 216. Inkaroiset 217. 220. Inkeri 216. Inkerikot 217. Inkeroise 217. 220. Isora 216. 218. | Kolbjági 244. | Kurisches Haff 8. | Kurland 8. 204. Kürer 222. | Laukaan joki (Luga) 216. Libau 206. Lüvinmaa, Liven, Livland 12:85195.2052 222. Livones 77. 922. 223. Livonia 77. Muhumaa 61. Muldowa 133. 214. Nargö 214. Narwajógi 216. Neria (Nehrung) 205. n2 =] ou Vikaren 221. Wirancannos 9. Virun 214. Visas 51. Visasbacken 51. Visborg 51. Väind, -ó 248. Väinämöinen 244. 248. Vänni 248. Västerdalaren 221. Ä. Aijün poika 6. 25. Veralden olmay 33. Tosarby 53. 55. 240. Nuckö 214. Odensholm 214. Ormsö 214. Pernau 8. 214. Pihkwa 101. 133. 148. 201. Pskov 133. 214. liv. Rändalist 7. 222. Reval 215. Runö (Euhnusar) 126. 214. Rägöarna 214. Rääveli 215. Tallinna 215. Tar-abita 25. Tar-isa 25. Venäjä 82. 121. 138. 196. 212. Viduma 8. 220. Widseme 8. 220. Wirland 213. 214. Virolainen 213. Vironia 213.. 214. Vironmaa 213. 214, 276 Alir 52. Al(p)t-, Ant- etc. in Seena- men 136. Attundaland 142. 225. Brudberget, -bäcken, -stenen. 44. Dagsmosse, -näs 13. Fader Toren 6. 25. Friedhrundaland 142. 225. Finhult 230. Fin (Finne) 231. Finnaithae 230. Finsta 231. Frösäker, -lunda, -tuna, -vik 31. 38. 50. Gobonden, -far, -gubben 25. Harg 50. Hof 50 Hoghalby 146. 185. Hraibmar 241. Huglustum 146. -hund(a) in Ortsnamen 142. 225. Härnavi 35. 239. Ingi-, Ingunarfreyr 33. 218. letundal 116. Jävjan 28. Gottland 8. 205. Gevno 21. Hargby 50. AU 52. Åsaråll 52. Aurr 73. Austmarr 241. Dagr lifski 76. T. E. KARSTEN. 5. Schweden. Kornbonden, -gubben 26. 32. Lund(a) 50. 52. -lunda (Odins, Tors-, Früs-) 52. Lög- 216. Maren 74. Marstrand 241. Medelpad 87. Multen 125. Naten 73. Norrala 52. Näringsberg 205. Närjeholme 205. Närke 205. Nürsjü 205. Odensala 31. Odenshargh 50. 52. Odenslunda 50. Onsänge 26. 31. Pasta 88. Posse 167. Runamo 60. Saxen 228. Skadalunda 94. Skadevi 94. Skadur 94. Skand (Shäne) 95. 6. Gottland. Guteån 205. 7 7. Dänemark. Tislund 12. Viberg 51. 8. Westnordische Namen. (Altwestnordisch unbezeichnet). Danir 222. Eistir 206. Eynir 219. Finnar 229. Finnr 231, Skederid 94. Skövde 93. Smällen 125. Söderala 52. Tegneby 54. Thor 25. Thorgubben 26. Thorsaker, -lunda, -tuna, -vi 31. Thorsherghy 52 I horshughli 114. 146. 185. Tiveden 12. 13. Thorsberg(et), -vi, -å, -äker, -ünge, -ön 26. 31. 38. 50. 114. Ull-in Wassernamen 134. 227. Ulleräker 38. Ullänger 31. Vata 73. Vi, Via 501. Visby 51. Värnamo 60. Vetur 73. Äkergubben 32 Yng- in Seenamen 218. Yngvefreyr 33. När 205. Vium 51. Fiorgyn(n) 15. 20. 21. 186. Firöer 219. Elémingi 250. Freyia 16. 29. 32. 239. Freyr 32. 43. Tom. XLV. Fulla 16. Gaus- in norw. Flussn. 133. 226. Gautar 222 Gefion (Gefn) 27. 28. 30. Gersimi 30. Godmarr 74. norw. Goe 73. Grenir 222. Grenmarr 74. norw. Gus-, Gys- 227. Hakon 243. Háleyger 222. Här 115. Harfada fioll 237. Hävi 114. 243. Heinir 222. norw. Helgoy 27. Herjann 24. 115. iS6. Hnoss 30. Holmgardr 217. Horn 35. 43. Ingr- in norw. Flussn. 218. -1 -awa in Flussn.^133. mhd. Böheim 236. Buohhunna 237. ags. Cwénas 232. ags. Dene 219. Donar 15. 19. 26. Donareseiche 22. nhd. Donnersberg, -hauk 114. » Elbing 205. ags. Engle 219. Fergunna 21. 24. 237. Finn- 231. ags. Finnaland 229. kläminge (mhd. Vlemine) 249. 250. Gusaha 227. N:o 2, Ingunarfreyr 33. 42. Iormunr 12. Jómsborg 53, Karl af berge 114. norw. Kure, -fjorden 8. 204. Kürer 204. Kvenir 232. Kylfingar 244. norw. Laugen 216. Lifskeland 76. lifskr 76. Mengloó 30. norw. Mjcr (Mors) 73. Muspell 63. 241. Nanna 16. Norfasund 216. Odinn 24. Öttarr 245. Raud- in norw. Flussn. 134. 226. Raumar 222. Sigtys berg 114. 9. Gotisch. Rumoneis 237. 10. Westgermanische Namen. (Altdeutsch unbezeichnet). ags. Gyrwe 219. Hludana 30. ags. Holmryge 77. Höh- 243. -hunteri 142. Ingi-, Ingu- 218. as. Irminsül 11. nhd. Kuren 204. 222. Maginza 236. Masa 236. ags. Myrce 219. » Noröhymbre 219. „ Ohthere 245. „ Östi 222. Phöl 11. nhd. Pommern 8. 222. Germanisch-finnische Lehnwortstudien. | Skade 94. | Skadvin 93. | norw. Strind(ar) 83. Suipiop 204. Strender 219. Sygner 219. norw. Tastad 73. Tyr: 4. 9. bjr 4. 12. 239. Diler 219. norw. Thorekarl 25. bórr 10. 19. 20. 25. bröndir 222. Ulla- in norw. Flussn. 134. Ullaráll 52. Veralüargoù 33. Vermir 222. Vindr 82. norw. Vist(ér) 73. 231. Volsungr 107. norw. Yrja 73. Rin 137. Sahsaha, -bach 228. | ags.!Scedenig 95. nhd. Schweden 204. ags. Tiw-, afries. Ti- 4. | | Tuonouwa 237. | ags. punor 19. | Walhá 236. | ags. Welse 107. | nhd. Wasgau 236. Welisung 107. Winida 82. 196. ags. Witland 213. Wuotan 24, 186. 241. mhd. Wuotesher 115. Ziu 4. T. E KARSTEN. 11. Germanische Eigennamen bei klassischen Schriftstellern. Aestii 8. 206: 229. Alaferhviae 5. 236. Alagabiae 27. Alateivia 4. 5. 137. 286. Amsivarii 220. Angrivarii $220. ”Aotovia (Aestwia) 212. Bäcenis (silva) 237. Burgundu 222. Chaidini 222. Chasuarii 220. Cuuci 243. Gauti 222. (rlesaria 212. Glesiae 212. (glesum 207. 208). Gran(n)ü 222. Guthalus 205. Gutones 203. 222. Harudes 222. Inguaeones 137. 218. Inguiomerus 137. 218. Langobardi 236. Leivonii 77. 205. | Nerthus 29. 41. 207. mlat. Ripuarii 220. Rugü 77. 222. Scadinavia 95. 96. 241. Segimundus 87. Sithones 232. Teuloburgiensis 256. Teutoni 77. Tulingi 137. Ulmerugi 77. Valia 107. 128. Valiaricus 107. Fenni 138. 228. 236. Mannus 48. Venedi 82. Finnoi 138. 229. Marcomanni 236. | Veterieus 245. Gabiae 27. 28. Mars Thingsus 14. 16. 17. | Garmangabis 27. 28. 30. 19. 190. 196. 198. 19. Lat.-keltische Namen. Boihaemum 236. | Moguntiacum 236. Vaealus 231. Dänuvius 231. | Mosa 236. | Volcae 236. Hereynia 21. 237. | Ollogabiae 27. 28. | Vosegus 236. 13. Altindisch. Dyüus 9. 25. 14. Griechische Namen. Charis 30. Moira 30. Mevns 48. Ileooeyorn 94. | 15. Römische Namen. Mars 16. | Mercurius 19. Jupiter (figillus) 11. 25. 16. Baltische Namen. (Lit. unbezeichnet). Létuviai 8. Zemaitis 8. 222. Perkunas 22. 186. | preuss. Curche 111. Kaukiénai 111. 17. Slavische Namen. Perkunjivrh 24. Perünü 20. 22, 24. 26. Poljane 221. Tom. XLV. Verzeichnis wichtigerer Literatur (bes. über finnische Sprachen). Abkürzungen für häufiger angeführte Werke und Zeitschriften. Aasen, J., Ordbog = Norsk Ordbog, Christiania, 1873. Ahlqvist, A., Die Kulturwörter der westfinnischen Sprachen. Helsingfors, 1875. Suomen kielen rakennus, Helsingfors, 1877. » Votisk grammatik jämte spräkprof och ordfórteckning (Acta societatis scientiarum fennicæ, T. V, Helsingfors, 1858). Ahd. Gl. = Die althochdeutschen Glossen. Gesammelt u. bearbeitet von E. STEINMEYER und E. SIEVERS. Ark. f. nord. fil. = Arkiv för nordisk filologi, Christiania. 1883 ff. Dasilier, H., Vepsäläiset Isaijevan voolostissa (Journal de la Société Finno-ougrienne, T. 8). Bezz. Beitr. — Beiträge zur Kunde der indogerm. Sprachen, Göttingen, 1879 ff. Brugmann, K., Verel. 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Streitberg, nebst Zdg. Anz. = Anzeiger für indogerm. Sprach- und Altertumskunde, hrsg. von W. Streitberg. Kluge, F.. Wbeh = Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 7. Aufl, Strassburg i. E., 1910. » Urgermanisch = Vorgeschichte der altgerm. Dialekte, 3. Aufl., Strassburg, 1913. K. Z. = Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, Berlin, 1852 ff. Le Mo. Or. = Le Monde Oriental, Uppsala, 1907 ft. Lönnrot = E. Lönnrot, Finskt-svenskt lexikon, Helsingfors, 1874-86. Maal og Minne = Maal og Minne, norske Studier, udgit av Bymaalslaget ved M. Olsen, Kristiania, 1909 ff. O. A. F. Mustonen, Muistoonpanoja vatjan kielestä in „Wirittäjä“, Bd 1, Helsingfors 1883. N!0*27 . 280 T. E. KARSTEN. Namn och bygd = Namn och bygd, tidskrift för nordisk ortnamnsforskning, Uppsala, 1913 ff. PBB. = Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, hrsg. von Paul, Braune und Sievers, Halle 1874 ff. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Strassburg, 1911 ff. Renvall = G. 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Thomsen, Beröringer = V. Thomsen, Beröringer mellem de finske og de baltiske (litauisk-lettiske) Sprog, Kobenhavn, 1890. | Thomsen, Einfluss = Derselbe, Einfiuss der germanischen Sprachen auf die finnisch-lappischen, Halle, 1870. Torp, Wortschatz = A. Torp, Wortschatz der germanischen Spracheinheit = A. Fick, Vergl. Wör terbuch, 4. Aufl., 3. Teil. Uifalvy, Ch. E. de, Essai de grammaire vépse ou tschoude du nord, Paris, 1875. Vendell, Ordbok = H. Vendell, Ordbok över de östsvenska dialekterna, Helsingfors, 1904—1907. Weigand, Wbch5 = Fr. L. K. Weigand, Deutsches Wörterbuch, 5. Aufl, Giessen 1909—1910. Wiedemann-Hurt, Ehstnisch-deutsches Wörterbuch, St. Petersburg, 1893. Wirittäjä, Kotikielen seuran aikakauslehti, Helsingfors, 1883 ff. ZfdA. = Zeitschrift für deutsches Altertum, Leipzig und Berlin, 1841 ff. ZfdPh. = Zeitschrift für deutsche Philologie, Halle a. S., 1869 ff. ZfdWortf. = Zeitschrift für deutsche Wortforschung, Strassburg i. E., 1901 ff. Tom. XLV. N:o 2; Sonstige Abkürzungen. a = alt abe. = altbulgarisch adän. = altdänisch afries. — altfriesisch ags. — angelsächsisch ahd. = althochdeutsch aisl. = altisländisch an. = altnordisch (= aisl.) and. = altniederdeutsch apreuss. = altpreussisch arm. = armenisch as. = altsächsisch aschw(ed). — altschwedisch av. = avestisch awn. = altwestnordisch (= aisl.) cymr. = eymrisch dän. = dänisch dial. = dialektisch engl. = englisch estn. = estnisch fi., finn. = finnisch gall. = gallisch germ. = germanisch got. = gotisch gr. = griechisch Grdf. = Grundform gutn. = gutnisch hess. — hessisch idg. = indogermanisch ingr. = ingrisch ir. = irisch isl. = isländisch kar. = karelisch kelt. = keltiseh langob. = langobardisch lapp. = lappisch lat. = lateinisch lett. — lettisch lit. = litauiseh lid. = lüdisch m- = mittel- md. = mitteldeut sch mengl. = mittelenglisch mer. mittelgriechisch mhd. = mittelhochdeutsch mnd. = mittelniederdeutsch mndl. = mittelniederländisch mordv. = mordvinisch n- = neu- nd. — niederdeutsch ndl. — niederländisch nhd. — neuhochdeutsch nord. — nordisch norw. = norwegisch nschwed. = neuschwedisch 0. = oben poln. = polnisch preuss. = preussisch I. ru., russ. — russisch s. = siehe samoj. = samojedisch schw(ed). = schwedisch skr. sanskrit slav. = slavisch St. = Stamm tscher. — tscheremissisch u. — und, unter ung. = ungarisch urg(erm). = urgermanisch urn(ord). = urnordisch wed. = wedisch weps. = wepsisch vgl. = vergleiche vorg(erm). = vorgermanisch wot. = wotisch Wz. = Wurzel DOSSIER 5 PH SEA 19, 2. 16 v. u. Druckfehler. lies 59 ff. st. 594. , abg. laca. . malignus st. magnus » gegeben. *Skadiz-auia bezw. *Skaóuz-awin. . ags. pearf St. pearf. . mangr St. margr. , erórterten. aisl. mát st. möt. , idg. -4. alsl. visk. ". u.: sinappi u. Jooseppi gehören zur 5. 159. . lies rikkaan st. rükkaan. kluutaan st. kluutan. » skr. cata- st. av. çala-. 241315313 t . skr. catám. ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. N:o 3. ZEHN ALTBABYLONISCHE TONTAFELN IN HELSINGFORS AUTOGRAPHIERT, TRANSKRIBIERT, ÜBERSETZT UND KOMMENTIERT VON HARRI HOLMA DOZENT AN DER UNIVERSITÄT ZU HELSINGFORS MIT EINEM ANHANG: ZUR DATIERUNGSWEISE DER ALTBABYLONISCHEN GESCHÄFTSURKUNDEN HELSINGFORS, 1914 HELSINGFORS 1914, DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITTERATURGESELLSCHAFT, _ — Inhalt. nam, a vd oet sir ee me aL DC t re vu er 4 a Eee dtp. er Pe I es he | NM RATS CRUTRUN EN Mw ene ET SL A EPA EN ER LERNT Nino uittunsgeineriDattelliererung 5:9 A. «9 400 00 MCE ATEN MORE mee INS TASSE o Nr. 3, » x Baer Aa re EEE IR td: 4, á 3 B d SIE UO Se EN Cr, ur rt HE SUNL ATO cn INT: 5, 5 5 2 PO TS CS ee BR TILA NDERIT ER oos TEE Es o BeBriehtdeszhrb-Sınzans Nüir-Saması EE NE OR OO JI Ze m N ar Aro UTI, an Ana NaDt-taklälkıe 4-925 9928 102 9059 29-0297 2097 22-322 NESS S „ Aplum an Ubarrum Da Lie, s ec Oo er pe FX 9, , der Ibni-Marduk und Ali-talimi an Ibni-Marduk(?), Nabü- ..... und die Ältesten der Stadt KE a te. D mU um EE INIO (IN ON ON OS OS ED fanns VR ser SSE E EE EE INO BAUER SIN osier EN ee caeco M MM ur ue S TA cT E NM HO Anhang: Zur Datierungsweise der altbabyl. Gescháftsurkunden. . . . . . . . . . . , . . . . . 31 Imdices . << Ta a ee pl ime ae LER M n oA RD Taff. 1—6 Autographierte Texte Vorwort. Die hier veröffentlichten Tontafeln stammen insgesamt aus den Händen eines Pariser Anti- quitätenhändlers und bilden einen Teil einer Sammlung von Keilschrifttateln, die im Jahre 1913 für private Helsingforser Kollektionen erworben wurde. Der Fundort wurde bei keiner Tafel näher angegeben; jedoch ergibt es sich, dass Nris 1 und 10 aus Warka stammen: jene ist eine Tauschurkunde aus der Zeit Rim-Sins, diese enthält eine sumerische Bauinschrift Sin- gäsids, des auch sonst bekannten Königs aus der zeitlich noch unbestimmbaren, vorhammurapischen Uruk-Dynastie. Nris 2—5 sind Quittungen von Dattellieferungen, Nris 6—9 Privatbriefe, sämt- lich aus der Zeit der Hammurapi-Dynastie. — Im Anhang wird eine neue Datierungsweise bei Regentenwechsel, die sich aus dem Datum der Tafel Nr. 5 ergibt, näher besprochen. — Die Ver- kürzungen dürften dem Fachmanne ohne weiteres verständlich sein. Bei der Entzifferung einiger schwierigeren Zeilen hatte ich mich des wertvollen Beistandes des Herrn Prof. K. TarrQvist zu erfreuen. — Denjenigen Herren, die die Erwerbung der Tafeln ermöglichten, vor allem meinem Freunde, mag. phil. Kat Donner, spreche ich auch hier meinen herzlichsten Dank aus. Helsingfors, im November 1914. HER AL CB 0. Aa SOLE TN 4 RE \ Ro; y VAN So |c»| ME. ^ E E | = 2, zJ re 7 v P P «1 res N v / Le £9, es \ i { el iu j , ] N ï \ | Le * " 1! ‘ Ux | I t f , à , { + 11 i 0 = I "| | | i D itla , k - il .ı x m 2 MUS m e s A Nr. 1: Tausch von Gärten. Gut erhaltene Tafel mit schöner Schrift, wohl aus Warka stammend. Grösse 9!/, x 51/, em. Datum: am 16. Tesrit, im Jahre, „da den König Rim-Sin die Göttin Nin-Mah im Tempel von Kös, | Temen- ; 5 g n I anki, zum Kónigtum über die Gesamtheit des Landes gross erhöhte]*. Transkription. Vorderseite. 1. 1 GAN 30 SAR aburri” 'skirin pát-BI? 1 bit li-a-ta-mar püt-BI* 2 "skira A-hu-ni töhi” "La-li-ja )c Ar bic Os : à tehi” A-wi-il-"Samas An kir lli-a-ta-mar a-na pu-uh-tà. "kiri-$u 8 GAN eqlim aburri 5kirim püt-zw 1 "Sim-im-ni-a-ni 10. püt-zu 2 E-a-ki-ma-ili-ia téhi” "Nergal-ü-du-u-am iu Pu-Sü-illat-zu sa Ili-i-ma-" We-ir ana Lli-a-ta-mar NI.GAB 15. 2$-ku-nu à 2 GUR SE.BAR a-na ku-bu-ur kiri-5 " ]Hi-i-ma-"Woe-ir ana Ili-a-ta-mar NI.GAB Rand. id-di-nu 20. la-a i-tu-ru a-hu-um 8 HARRI HOLMA. Rückseite. a-hu la i-ba-ga-ru-u-ma nis "Nannar "Samas INTIN MAR à "Bi-im-"Sin itmár'? 25. mahar A-na-pa-ni-"Sin-na-di Sandabakkum mahar "Amurrum-ma-lik ra-bi-a-nu-nm mahar Salma(-ma)-ki-ma-ili-ia NI.GAB ImJahar E-a-ga-mil ‘"DI.KI [maJhar Nu-ür-" Amurrim NI.GAB 30. [mah]ar Warad-za NI.G Ab [maha]r Ki-is-ti-" Amurrim satamımım warah tasritim äm 106% mu "Ri-im-"Sin "NIN.MAH 6 Kies Von den Siegeln sind meistens nur Spuren zu erkennen. a) Ü.SAL. — b) US.SA.DU. Zur Lesung vgl. UNGNAD, Dilbat 30, DEL, Sumer. Glossar 55. Nach Brüss. Vok. V 44 dagegen itü, — c) DU ist, wohl versehentlich, ganz wie US geschrieben. — d) /L().PAD.MES. — e) E.DUB.SA. Übersetzung. 1 GAN 30 SAR eingehegten(?) Garten — seine eine Frontseite ist das Haus des Ili-atamar, seine andere Frontseite ist der Garten des Ahuni, (auf den Langseiten) angrenzend an Lalija (5) und an Awel-Samas — der Garten des Ili-atamar. Als Tausch seines Gartens: 1/,, GAN Feld (und) eingehegten (7) Garten — seine eine Frontseite ist Sin-imniani, (10) seine andere Frontseite ist Ea-kima-iljja, angrenzend an Nergal-udüa und lluiu-illatsu —, das Ilima-Wer dem lli-atamar dem NLGAB (15) umgesetzt und wofür Ilima-Wer dem Ili-atamar dem NLGAB 2 GUR Gerste als Zuschlagszahlung zu seinem Garten gegeben hat. (20) Nicht sollen sie darauf zurückkommen; der eine soll gegen den anderen keine Anspruchsklage erheben. Bei Nannar, Samaë, Nin-mar und Rim-Sin haben sie geschworen. (25) (Zeugen.) Vor Ana-päni-Sin-nadi dem Sandabakku, vor Amurrum-malik dem Präfekten, vor Salmu(?)-kima-ilija dem- NI.GAB, vor Ea-gamil dem ..... , vor Nür-Amurrim dem NLGAB, (30) vor Waradza dem NI.GAB, vor Qizti-Amurrim dem Tempelverwalter. Im Monat Tesrit, 16. Tag, Jahr. da den Rim-Sin die Göttin Nin-Mah im Tempel von Bemerkungen. Inhalt: Ili-atamar tauscht seinen Garten gegen den Garten Ilima-Wérs aus und erhält von diesem als Begleichung 2 Gur Gerste. Tom. XLV. Zehn. altbabylonische Tontafeln in Helsingfors. 9 Z.1u 8. aburru vgl. DHWB 10: und SAI. 1990. 4335. Mit Derirzson, wegen aburris „in Verborgenheit“, sicherlich als „Umschliessung“, „Einhegung“ o. à. zu Tassen (Stamm abäru „binden“, „einschliessen“, Gxs.-Buur!^ 209"; vgl. Horma, Quttulu p. 23). Dazu stimmt II R 38 d 8 fL, wo páfw, pät kiri, egli, mát d.h. „Grenze, Umschliessung eines Gartens“ ete. und aburru, bit aburri, igar aburri aufeinander folgen.! aburri ki? also „Umschliessung, Einhegung eines Gartens“, dann, wie unsere Stelle zeigt, auch ein mit solch einer Einhegung versehener Garten, „eingehegter Garten“. Vgl. auch K. 2035 A III 27: sát aburri, von WxissBACcH (ZDMG. 1899, 657) als „sicheres Land“ übersetzt. Z. 2—3. Das doppelte Suffix, sum. BI + sem. zw, zeigt — was übrigens auch Zz. 16 u 24 an den Tag legen (vgl. unten) — dass der Schreiber dieser Tafel des Sumerischen nicht ganz mächtig war und dass die sumerischen termini techniei ihm unverständlich gewesen sein müssen. Z. 9—10 steht nur das semitische Suffix. Der betr. Garten grenzte also eng an das Haus desselben Ili-atamar, der in der Urkunde seinen Garten tauscht. 7.4. Für Lalija, karitative Weiterbildung von Lalt, s. Horwa, Quttulu p. 58 oben. Z. 7. Für die Tauschurkunden der altbabyl. Zeit s. nünmehr besonders Scnorr in VAB V p. 159 if. — Statt ana pühti steht gewöhnlicher die Pluralform ana pühäti. Jedoch begegnet uns auch sonst der Sing., vgl. z. B. RANkE BE VI, 1, Nr. 64, 2: a-na pu-uh-tün. Z. 9. Das Element #mniani — Form von man wie ibniani von band — ist in den Namen ziemlich selten (vgl. Sin-man? VSchr. VII 8,6. 10. 18. 26; 9,6. 11. 20. 28; 37,22). Bedeutung: ,Zuteilen*: also „Sin hat mir zugeteilt“. Z. 11. Zum Elemente udüa „mein Licht“ vel. die Nn. prr. Ud?a, Udåa bei Tauuovist, Neubab. Nbuch 301^". — Der Lautwert u für den Winkelhaken ist in dieser Zeit bekanntlich selten, vgl. z. B. VAB V p. XXVI. Z. 13. Der Name wird der Form nach ähnlich wie Ii-(i-ma-a-bi, Ili-ma-a-hi u. à. zu erklären sein. Vgl. Ranke, Pers. Names s. v. Z/ima-We-ir also: „Fürwahr ist mein Gott der Gott We-ir*. Zu diesem Gottesnamen nebst seinen Nebenformen Bur, Me-ir u. a. vgl. RANKE a. a. O. 135, 205, wo er Pir gelesen wird, ferner TH.-DANGIN, Lettres et contrats p. 51. 63. 68, Jasrrow, Die Religion I 146*. 167, HowwEr Aufsätze 220, usw. Z. 14. Zur Lesung des häufigen Titels NZ.GAB, den auch drei der unten erwähnten Zeu- gen führen, s. jetzt SAL 3682, wonach die Lesung “tü, von atí „sehen“, also etwa .Aufseher“, gesichert zu sein scheint. ScHorr in VAB V 572 liest nach Mvss-AnNorT 850* noch pifá „Tor- wüchter*. Vgl. ferner KzauBer, Beamtentum p. 4 und vor allem Torczvxer, Altbab. Tempel- rechnungen p. 67, der diesen Titel in den Urkunden der Kassitenzeit überall itt, von demselben Stamme, lesen möchte. Vgl. endlich Muss-ARNOLT 126^, und 1282 ittu 6; LANGDON, Archives of Drehem p. 176. Z. 16. a-na ku-bu-ur kann dem Sinne nach nichts anderes als „als Zuschlagszahlung^ be- deuten. Soweit mir bekannt, ist dieser Ausdruck nur hier zu belegen; in den Urkunden der altbabyl. Zeit wird dieser terminus bekanntlich durch »ipiltu, Plur. n?pláti ausgedrückt (s. UNGNAD ! Es folgen: biritum, bit birili, igar biriti. Zu igar biriti ,'l'rennungsmauer* vgl. MEISSNER APR p. 123 und GGA 1914, 223 (zu VSchr. VIII 22-23, 2). N:o 3. to 10 Hann: HOLMA. in DLZ 1909, 2774; Konter-Un@enav, Ges. Hamm. II 155%; Scnorr in VAB V 160), in neu- babyl. Zeit steht dagegen fakpuru, takpustu in demselben Sinne (Belege s. Muss-AnNorT 1158"; ferner VSchr. V 18, 15 u. ö.). Es liegt nahe, unser ku-bu-ur gerade mit diesem takpuru sprach- lich und begritilich zusammenzustellen. Was die Etymologie dieser Wörter betrifft, so könnte man allerdings an Verwandtschaft mit dem assyr. kuppuru in der spez. Bedeutung „sühnen“ (vel. Grs.Bvnr!5 355»; cfr. arab. kaffaratw" „Ersatz“ u. à.) oder aber mit dem von diesem Stamme kuppuru zu trennenden(?) arab. kafara „decken“ (kuppuru, takpüru also „das was sich mit etwas anderem deckt“) denken. ‚Jedoch ist hier sumerische Genesis keineswegs ausgeschlossen. In den (allerdings spärlichen) sumerischen Tauschurkunden wird die Begleichung entweder verbal durch bir (Br. 327; vel. 344 pasáru) „lösen“ (vgl. z. B. Scnorr in VAB V p. 160 Anm. a und Nr. 115, 16: in-na-an-bir) oder durch das daraus gebildete subst. Deriv. ki-bér(-ru) (vgl. SCHORR a. a. 0. Nr. 190, 15) ausgedrückt. Es scheint mir äusserst wahrscheinlich, dass der sumerische Ursprung dieses kibur allmählich vergessen und das Derivat als ein semitischer Stamm behandelt wurde, vielleicht sogar unter volksetymologischer Anknüpfung an die oben erwähnten semitischen Stämme. Die Entlehnung muss dann schon in altbabyl. Zeit stattgefunden haben, was aus unserer Urkunde tatsächlich hervorgeht. Dass das monströse kubur anstatt kibur gerade in diesem Texte vorkommt, beruht auf der auch sonst nachweisbaren mangelhaïten sumer. Sprach- kenntnis des Schreibers dieser Tafel. Æibur-kubur-takpuru wäre also ein interessanter Typus von Semitisierung sumerischer Fachausdrücke. 7. 23. Zur Göttin NIN.MAR*" „Herrin der Stadt Mar“ vel. z. B. SAT. 11368 (CT XXIV 48, 11.17); VABIp.61 14 und p. 265; Jasrrow, Die Religion I 94. 167 f. In Schwurleistungen z.B. TH.-DANGIN a.a. O. Nr. 232, 19. Vgl. Mrıssser APR Nr. 43. 7. 94. il-pád-mes anstatt des richtigen ?n-pád-mes bestätigt das zu Zz. 2 und 16 Gesagte. 7. 25. Die Lesung des Namens A-na-pa-ni-"Sin-na-di ist sicher, im Hinblick auf CT IV 11, Bu. 88—5—12, 183, 18, wo folgendermassen zu ergänzen sein wird: [A-na-pa]-ni-"Samas-na-di „vor Samas (Sin) liegt er“ (wörtlich: ist er niedergeworfen, prostratus). Auch der .altbab. Name Ana-pâni-ili dürfte auf einen ähnlichen Vollnamen zurückzuführen sein. — Der Titel am Ende der Zeile kann nichts anderes sein als é-dub!-$à, wohl = é-så-dub, bekanntlich das Ideogramm für Sandabakku, Saddabakku (< 3à-dub + akku), wofür s. Wbb. s. v. und SAT. 4470. 7. 27. Das dritte Zeichen kann m. E. nur ma (geschrieben wie am Ende der Z. 21) oder eventuell la (weniger sicher) sein. Die Lesung bleibt mir trotzdem unklar. Ob NU = Salmu (mit phon. Kompl. -ma oder mit angehängtem hervorhebendem -ma), das bekanntlich in den Eigennamen als Gottesaequivalent vorkommt !? nu-ur ist ausgeschlossen. 7. 28. Der Titel bleibt mir unklar. Oder liegt hier ein Ortsname vor? 7. 33%. Zum Jahresdatum vel. BA IV 3831, VAB I 237, V 613, Lixpr, Priester- u. Beam- tentum Nr. 1000 und S. 476 f., RA VIII 81 ff.: AO 5478. Diese Verkürzung des Datums ist, soviel ich sehe, neu. 1 Vel. z. B. TALLQVIST, Neubab. Nbuch u. Assyr. Pers. Names s. v. Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln in Helsingfors. 11 Nr. :2. Quittung einer Dattellieferung. Vorzüglich erhaltene Tontafel mit deutlicher Schrift. Grösse 5!/, x 4!/, em. Undatiert. Transkription. Vorderseite. l. suluppion qur-nu-um | suluppitin: damquan napharım“ | 6 Gur > Gur 120 Qa 9 Gur 120 Qa | A-hu-wa-gar ah Pir-ha-ni 290 Gur 15 Gur 210 Qa 45 Gur 210 Qa | SinP-igisam" 7 Gur > Gur 30 Qa 10 Gur 30. Qa | E-til-ma-an-sım-mi 5. 6 Gur 5 Gur 150 Qa 11 Gur. 150 Qa | Ta-ri-bu-um 76 Gur 210 Qa suluppim Rückseite. nam-ha-ar-ti " Ma/Ba-as-qum i-na itti " A-?-ma-tim 10. 20 Gur 150 Qa A-hu-Si-na 5 Gur damqim 6 gur-nu-um ? In-bu-Sd napharum 31 Gur. 150 Qa pi duppi tu-up-Si-ik-ki Rand. 108 Gur. suluppim 15: nam-ha-ar-ti " Maj Ba-as-qum a) Br. 9251; für diese Form s. z. B. BE VI (1) Schrifttafel Nr. 142. — b) Drei Winkelhaken. — c) GA. BA. Übersetzung. Vorderseite. 1. Getrocknete(?) Datteln | Frische Datteln Summa (Name des Lieferanten) 6 Gur | 3 Gur 120 Qa 9 Gur 120 Qa | Ahu-waqar, Pirhäni’s ) | | Bruder 30 Gur i | 15 Gur 210 Qa 45 Gur 210 Qa Sin-iqisam 7 Gur | 3 Gur 30 Qa |10 Gur 30 Qa Etil-mansummi Fe 6 Gur 5 Gur 150 Qa 11 Gur 150 Qa | Taribum 76 Gur 210 Qa Datteln Nota. 12 HARRI Horwa. Rückseite und Rand in Empfang genommen von Masqum aus der Hand ..... -matims. — (10) (Dazu) 20 Gur 150 Qa (Datteln von) Ahusina sowie 5 Gur frische und 6 Gur getrocknete (?) (Datteln von) Inbusa. Summa: 31 Gur 150 Qa gemäss der Tafel der Frohnarbeiter. — (Summa summarum) 108 Gur Datteln (15) empfangen von Masqum. Bemerkungen. Z. 1 ist natürlich als eine Art von Kolumnenüberschrift zu fassen. damqu als Epitheton von suluppu ist auch sonst häufig und wird gewöhnlich dureh „gut“ (prima) wiedergegeben. Ob dies nun richtig ist, scheint mir, besonders im Hinblick auf diese und ähnliche Stellen, etwas unsicher. Wenn dem so wäre, müsste das in deutlichem Gegensatze zu damqu stehende gurnu (auch Z. 11), dessen phonetische Lesung durch die Sehreibarten gur-nu und gur-nu-um gesichert zu sein scheint, eine minderwertige Qualität bezeichnen. Dass aber die Verwaltungsbeamten andere als prima Datteln empfangen hätten, scheint mir weniger glaub- lich. Vielmehr wird die Sache so zu fassen sein, dass damgu und gurnu entweder besondere Arten von Datteln, von denen es natürlich schon damals mehrere gab!, oder vielmehr, besonders im Hinblick auf den deutlichen Gegensatz der beiden Ausdrücke, den Zustand bezeichnen, in dem die Datteln geliefert wurden, d. h. ob sie frisch oder getrocknet waren. In der Tat ist die Verwendung von gurnu als Epitheton von suluppu nieht auf diese Stelle beschränkt, obgleich man seine Bedeutung bisher nicht hat ermitteln können. Wir begegnen ihr ausser Z. 11 auch Nr. 3, 1 sowie an den etwas schraffierten Stellen VSchr. VII 41, 2 und 165, 1, ferner TH.-DANGIN, Lettres et contrats 138, 5, geschrieben gw'-nu bzw. gur-nu-um?, überall als Oppositum von damqu. Die Tatsache nun, dass gurnu immer zusammen mit damqu, nie alleinstehend oder in anderer Verbindung vorkommt, macht die Annahme, dass wir es hier mit verschiedenen Dattelarten zu tun hätten, äusserst unwahrscheinlich. Dann bleibt nur die zweite Alternative übrig, wonach damqu und gurnu sich auf den Zustand beziehen, in dem die Datteln geliefert werden sollten. Auch von sprachlichem Standpunkte lässt sich die oben ausgesprochene Vermutung, dass damqu und gurnu „frisch“ bzw. „getrocknet“ heissen, so viel ich sehe, vorzüglich bestätigen. damqu heisst bekanntlich „glänzend“, „hell“ d. h. wohl im Hinblick auf die goldgelbe, durehschimmernde Farbe der babylonischen Datteln (vel. z. B. XENOPHON, Anabasis II 3, 14) „frisch“, „noch nicht schrumpfig“ o.ä. gurnu (an den zitierten Stellen als plur. masc. gurnû(m) zu fassen) möchte ich dagegen vom Stamme grn ableiten (davon bekanntlich das gemeinsemitische Wort für „Dresch- tenne“), mit besonderem Hinblick auf arab. gurnu”, darin", migranu" „locus ubi siccantur dactyli*! gurnu wäre dann ursprünglich die Stelle, wo man die Datteln (in der Sonne) trocknete bzw. einstampfte (vgl. talm. 277; Krauss, Talm. Archäol. II 246). dann die dort ‚getrockneten Datteln ! Vgl. die Anm. unten. ? UNGNAD in Ges. Hamm. Nris 664. 666. 1187 lässt das Wort unübersetzt. 'Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. 13 selbst bzw. als Adj. „zum Trocknen aufgehäuft*, „getrocknet“ (gesagt von Datteln)'. — In VSchr. VII 41 u. 165 sowie Tr.-DanGın 138 sollen die gurnu-Datteln im Marcheswan geliefert werden. Da die Dattelernte gewöhnlich im Tesrit stattfand, könnten die Datteln sehr gut schon im Marcheswan — wenn die Ernte normal verlief — getrocknet geliefert werden. Weiteres lässt sich aus den leider spärlichen Daten der betr. Urkunden m. E. kaum entnehmen. Auch dies spricht also wenigstens nicht gegen unsere Vermutung. Zu beachten ist endlich, dass ein Wort für getrocknete Datteln im Assyr. bis jetzt noch nicht belegt war. Hoffentlich wird neues Material diese Frage näher beleuchten ?. Z. 4. Für den Namen vgl. Raxke, Pers. Names p. 83%, 212% sowie TH.-DANGIN a. a. O. Nr. 77,21. Die phonetische Endung -mi, die Schreibung mit e- statt mit sonstigem e- an unsrer Stelle, sowie die Schreibung é-fi(-an-na) CT VIII 14a 22 weisen entschieden auf phonetische Aussprache des Namens hin. 2. 7. Zu namharti (auch Z. 15) im Sinne von „in Empfang genommen von, durch“ s. Score VAB V p. 311. 27.8. Der Name könnte sowohl Masqum als Dasqum gelesen werden. Im Hinblick aber auf den Namen Mas-qum bei RANKE a. a. O. 123^ möchte ich jene Alternative bevorzugen. Z. 9. a ifti ist auffällig gegenüber dem in dieser Redensart sonst gewöhnlichen, blossen itti. — Wie der Name zu lesen sei, bleibt mir unklar. Móglich ist, dass alles was vor ma steht, ein einziges Zeichen bildet. Nicht ganz ausgeschlossen ist jedoch die Lesung a-ru-a = qistu, Sirigtu „Geschenk“. Für Litteratur verweise ich hier nur auf OLZ 1914, 420 u. Anm. 1. Vgl. RU = „schenken“. Also etwa Qisat-måtim? ' Mit gurnu, arab. gurnmu" etc. sind wohl ferner arab. gjurämun, jarimu" „getrocknete Datteln“ stamm- verwandt! Hierher gehört vielleicht endlich das im Ges. Hamm. vorkommende gurunnu „Haufen“ (sowie das davon denominierte (?) gurrunu „aufhäufen“), wenn man dies als „das zum Dreschen bzw. Trocknen Auf- gehäufte“, d. h. „Haufen“ fasst. 2 TH.-DANGIN 139, 8 wird eine mit AR bezeichnete suluppu-Art erwähnt. Da für AR — wenn die Lesung richtig ist — nur der Stamm namäru „hell sein“ phonetisch belegt ist, so könnte in diesem Ausdrucke eine mit dem oben besprochenen damgu etwa synonyme Bezeichnung stecken. Dieses jedoch mit allem Vorbehalt. — Unter suluppu wird man — auch wo der Zustand der betr. Datteln durch damqu nicht besonders hervor- gehoben wird — meistens frische Datteln verstehen müssen. Diese Art von Dattellieferung scheint daher die ungleich gewöhnlichere gewesen zu sein, was auch eo ipso am nächsten liest. Es sei nebenbei bemerkt, dass der Dattelhandel im alten Babylonien nicht denselben Umfang auf dem Markte gehabt zu haben scheint wie später in der neubabyl. Zeit, wo er den Hauptzweig des Handels bildete (vgl. z.B. BA III 462). Die Urkunden über Dattelkultur aus altbabyl. Zeit sind verhältnismässig spärlich. Was ist VSchr. VII 35, 2: suluppüm kimrü? st kimru Ortsbezeichnung? Man hat wohl kaum d/timru zu lesen und dies mit dem gemeinsemitischen, vom Stamme {mr abgeleiteten Worte für getrocknete Datteln zu verbinden? — Interessant ist Nd. Nr. 149, 1, wo im Elul 2 Gur suluppi labirüti geliefert werden sollen. Das waren im Tesrit des vorhergehenden Jahres geerntete Datteln, die noch elf Monate später auf den Markt geschickt wurden. Vel. BA IV 558. Für mit der Dattelkultur verknüpfte ass.-bab. Ausdrücke s. jetzt MEISSNER, Ass. Stud. VI 39 ff. Vel. auch Löw, Aram. Pflanzennamen Nr. 78 und Henn, Kulturpflanzen u. Haustiere ® 270 ff. Etwas veraltet ist TH. FISCHER, Die Dattelpalme (PETERMANN's Mitteilungen, Erg. Heft 64; 1881) p. 7 f. Das Buch enthält jedoch auch für den Sprachforscher manche wertvollen Angaben. N:o 3. 14 HARRI HOLMA. 7. 13. Die m. W. erstmalige Schreibung tu-up-$i-ik-ki legt endgültig dar, dass das Wort in der ins Assyrische hinübergenommenen Form besser Zupsikku als dupsikku zu lesen ist. Z. 14. Die Angabe der Gesamtsumme, 108 Gur, ist nicht ganz exakt; sie müsste 108 Gur 60 Qa (= 76 Gur 210 Qa + 31 Gur 150 Qa) sein. Dies Versehen mag darauf beruhen. dass in Z. 13 „150 Qa* etwas flüchtig geschrieben ist und ganz wie „90 Qa“ aussieht. In Z. 10 steht aber ganz deutlich 20 Gur 150 Qa, weshalb die Summe Z. 13 31 Gur 150 Qa sein muss. Bei näherem Hinsehen steht in der Tat 150 (Qa da. Hierdurch erklärt sich die um 60 Qa zu niedrige Totalsumme: der Schreiber addierte nur die Summen in Zz. 6 und 13, ohne sie nachzuprüfen, und las in Z. 13 90 Qa statt 150 Qa. Nr. eo. Quittung einer Dattellieferung. Tontalel mit deutlicher Schrift. Vorderseite vorzüglich erhalten, Rückseite oben links etwas beschä- digt. Grösse 8!/, x 5'/, cm. Datiert am 6. Ab, in Samsu-ilunas 4. Jahr. Transkription. Vorderseite. l. suluppüm damqum — | suluppüm gur-nu | Sumsu” 36 Gur 210 Qa | Pu--ri-ri 4 Gur 200 Qa | 8 Gur 270 Qa | Me-ni-hu?-um > Gur | 9 Gur 210 Qa Warad-"Uras” 5. à Gur 240 Qa | 7 Gur | Sin-bi-lah 6 Gur 50 Qa | 31 Gur. 210 Qa | Ilu-$u-ib-ni-Su 9 Gur | 381 Gur 120 Qa | Ta-ri-bu-um à Num-ra-am-Si-ru-ur 5 Gur 14 Gwr 120 Qu Sin-a-ha-i-din-nam 15 Gur 210 Qa | Da-ki-rum 10. 19 Gur | Sin-mu-Sá-lim 12 Gur 150 Qa | Sin-i-din-nam i Si-li-lum Rückseite. 2 Gur (?) | Warad-"Rabisim 3 Gur 150 Qa (2) | | Sep-Istar 2 Gur 210 Qa (?) | 2 | Ta-ri-bu-um ""gallabum 15. 3 Gur 210 Qa 7 Gur 240 Qa A-hu-wa-qar ! Malahim'i" 4 Gur | | Ba-za Tom. XLV. Zehn. altbabylonische Tontafeln. 15 240 Gur 180 Qa suluppim ina hb-bi 150 Qa. hu-bu-ul warah Abim im 0*«m 20. mu id Sa-am-su-i-hu-na-he-gal a) mu-ni-im. — b) #IB. — c) PA + MASKIM. — d) MÀ.DU.DU. Übersetzung. Vorderseite. ile Frische Datteln Getrocknete (?) Datteln Sein (des Lieferanten) Name 36 Gur 210 Qa | | Pwriri 4 Gur 200 Qa 8 Gur 270 Qa Menihum (?) ) Gur 9 Gur 210 Qa Warad-?'Uras 5. 3 Gur 240 Qa 7 Gur | Sin-bilah 6 Gur 30 Qa 31 Gur 210 Qa | Ilusu-ibnisu 9 Gur 31 Gur 120 Qa | Taribum und Namram-Sirür 5 Gur | 14 Gur 120 Qa Sin-aha-idinnam 13 Gur 210 Qa Däkirum 10. (19 Gur Sin-musallim 12 Gur 180 Qa Sin-idinnam und Sililum Rückseite. 2(?) Gur Warad-"Rabisim 3 Gur 150®) Qa. | Sep-IStar 2 Gur 210 Qa Im? Taribum der Barbierer 15. 8 Gur 210 Qa | 7 Gur 240 Qa |! Ahu-waqar, (von der) Stadt | der Schiffsleute 4 Gur | Baza (Zusammen) 240 Gur 180 Qa Datteln, davon 180 Qa Zins. Monat Ab, Tag 6., Jahr, da er (der König) den Kanal Samsu-iluna-hégallum [geegraben hat]. [s] ce ie ts Bemerkung en. ZI us ONE ING 2 1: 7.2. Putriri bzw. Bwriri scheint im Hinblick auf den reduplizierten letzten Radikal ein elamitischer Name zu sein. Soweit mir bekannt, nicht früher beleet. N.o 3. 16 Harri Horvma. 7. 3. Das zweitletzte Zeichen ist etwas unsicher, jedoch wohl hu. Menihwm möchte ich mit den in assyrischen Texten belegten, westsemitischen Namen wie Me-ni-hi-im-me, Mi-nu-uh-mu, Mi-nu-hi-im-mu etc. (Bibl. M*nahem), die man bei TALLQvist, Ass. Pers. Names 138? zusammen- getragen findet, identifizieren. 7. 7. Beachte die Schreibung -37rá:; gegenüber -Sarár in Namram-Sarür CT VIII 33 (487) 5, Rec. de Trav. XVII 35 Nr. XVI, Mreissxer, Altbabyl. Privatrecht Nr. 99, 24 und TH.-DANGIN, Lettres et contrats p. 374. 7.9. Zu dem westsem. Namen Dükirum (auch Nr. 5, 14) s. RANKE p. 77°. 7.11. Zu Sum bzw. Zililum s. ausser bei RANKE jetzt TH.-DANGIN a. a. O. p. 662; CT XOSJD SI, 118) 7. 12. Das aut #u folgende Zeichen kann m. E. nichts anderes sein als Br. 5659. Es han- delt sich natürlich um den Schutzgott Aabisw, nicht etwa den Dämon. Mit dem Gottesdeter- minativ kommt das Wort auch KB VI(1) 76, 6 vor. Vgl. auch den Gottesnamen SAI. 10767. 7. 15. Zu “Malahum* vgl. wenigstens HARPER, Letters 701, Rev. 1: "*""Ma-la-ha-a, ferner MDOG 29, 45; vel. auch Sanh. Tavron I 42 V 37, Sanh. KING I 53. 7. 16. Zu Ba-za s. z. B. TH.-DANGIN a. a. O. Nr. 167, 19 (weibl.. Für weitere Namen von demselben Stamme s. TALLQVIST a. à. O. s. v. 7. 17. Die Totalangabe der Lieferung — 240 Gur 180 Qa — kann wegen des schlechten Zustandes der Zz. 12—14 nicht nachgeprüit werden. 7. 20. Die vellständige Datierungsformel des 4. Jahres Samsu-ilunas lautet bekanntlich: mu id Sa-am-su-i-lu-na-hé-gál. mu-un-ba-al. S. 7. B. VAB V 594. NT Quittung einer Dattellieferung. Tadellos erhaltene Tafel mit schöner, grosser Schrift. Grösse 6 x 4 em. Datiert am 12. Sebet, in Samsu-ilunas 2. Jahr. Transkription. Vorderseite. 1. 2 Gur 210 Qa suluppim ""Se-i-gum A-hu-ni Xá-il ga-du-um 150 Qa Så zu-ha-ri-im 1 (Gur) 30 Qa “"Se-i-gum Så Ardi(di)-ia 3 (Gur) 120 Qa """Se-i-gum »T-din-" Amurrum or ga-du 270 Qa så zu-ha-ri-im Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. 17 Rückseite. 7 Gur 60 Qa suluppim 10. 3d mägesr-gu à zu-ha-ru så Dür-KA.GUR.SÜ.PAP. HA.AR.SU ^! AS-Sag-kur-ra Sêp "Sin-ri-me-ni 15. à "ISkur-ra-ma-an-sum Rand. warah Sabätim tm 12^" mu ama-ar-gi Übersetzung. 2 Gur 210 Qa Datteln vom $égu Ahünis, des säl, nebst 150 Qa von (seinem) Vogte. 1 Gur 30 Qa vom Sequ (5) Ardijas. 3 Gur 120 Qa vom séqu Idin-Amurrums, nebst 270 Qa von (seinem) Vogte. (Rs) (Zusammen) 7 Gur 60 Qa Datteln (10) von den ségws und den Vögten des Ortes Dár-KA.GUR.SU.PAP.HA.AR.SU. (Empfangen) in der Stadt A$-$ag-kur-ra unter Kontrolle von Sin-rimêni (15) und ISkurra-mansum. Monat Sebet, 12. Tag, Jahr, da er die Freiheit [von Sumer und Akkad bewirkt hat]. Bemerkungen. Z. 1. Den Titel $e-i-gum (wohl phonetisch so zu lesen, nicht etwa häsil $e-2, weil man dann Se-im erwartete) habe ich mir sonst nicht notiert. Etymologie und Bedeutung bleiben mir unklar. Vgl. arab. sa'iqu" „Kutscher“ ? Z. 2. Zum Priestertitel d'u s. Muss-ARNOLT 997" KrAusER, Beamtentum p. 3. Ohne Zweifel von $a’älu dem term. techn. für ,.Betragen* der Gottheit abzuleiten (trotz DHWB 634°). Also eine Art Wahrsagepriester. Z. 3. Zu dem in den Geschäftsurkunden und Briefen dieser Zeit häufigen Titel suhäru s. SCHORR, Altbab. Rechtsurk. I 58; WZKM XXIV 335; PSBA 1911, 126, etc. Z. 9. In der Totalsumme sind nur die Abgaben der $équs mitgezählt, die 420 Qa der su- härus sind dagegen ausser Acht gelassen. Die Angabe in Z. 10 ist also nicht strikte richtig. Z. 13. Die Zeile kann m. E. trotz des fehlenden Determinativs ^ nur als Stadtname ge- fasst werden. Der Ort der Lieferung wird allerdings ebensowenig wie bei Vertragsschliessungen überhaupt erwähnt. Vgl. VAB V p. XLVII Anm. 4. Z. 14. Zu GIR= sep „unter Kontrolle von“ vgl. VAB V p. 310 und Nris 255, 256. Z. 15. Zur Lesung des Gottesnamens vgl. HrozxŸ in ZA XX 424; Tu.-Daxarx, Lettres et contrats p. 62; GGA 1914, 233, etc. RANKE p. 202 las ? Mir-ra. Z. 17. Das Jahresdatum ist bekanntlich das zweite Samsu-ilunas. Vgl. z. B. VAB V 594. N:o 3. 3 18 Harrı HOLMA. Quittung einer Dattellieferung. Vorderseite ziemlich gut erhalten, ausser auf dem rechten Rande, Rückseite dagegen etwas schraffiert, besonders unten. Grösse I1x6 em. Datiert am 10. Ab, in Hammurapis letztem und Samsu-ilunas erstem Jahr. Transkription. Vorderseite. 1. 55 Gur suluppim "Adad-ra-bi 15 Gur 90 Qa Ta-ri-bu-um mår Sa-ri-qum 6 Gur Pir-ha-tum i Hu-za-lum 55 Gur 210 Qa Gur-ru-rum 5. 26 Gur 260 Qa A-hu-ni 51 Gur 20 Qa Za-am(?)-zu(?)-Sarrum à A-hi-. ..... 37 Gur 140 Qa Ri-me-ia Se-ri-it- Tispak” 58 Gur 30 Qa Se-ri-il" Tispak? 40 Gur 180 Qa E-babbar (?) 10. 16 Gur 70 Qa Warad-" Tispak" mår Niin(l)-nu- S Gur 180 Qa Bitum-ki-ma-ili-Se-me 14 Gur 240 Qa Sin-mu-Sd-hm 59 Gur 120 Qa A-hu-ni så-bi-ir Már- "Samas 31 Gur 230 Qa Da-ki-rum 15. 30 Gur 40 Qa P/Bu-hu-um à Warad-"Samas 49 Gur Ilu-sü-ib-ni à AZAG.UD-Sin Rückseite. 10 Gur Ku-su(!)-ba-tum 10 Gur ? Qa Ku(l)-su(!)-ba-twm mår A-ha-am-ar-3i 31 Gur ? Qa Sin-i-din(!)-nam 20. 26 Gur 160 Qa Sép-Istar 20 Gur 280 Qa A-ti-du-um 1 Gur 20 Qa Da-aq 30 Gur Ku-su-ba-tum 150 Qa Ta-ri-bu-um mår " Samas-a-bu-um 32 Gur 60 Qa I-bi-"Nin-Subur” 20 Gur Sá(?)-bi-"Samas 33(?) Gur 210(?) Qa Bu-ri-ia a-hi Mär-Nin-sun‘ n2 cQ Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. 19 76(2) Gur ? Qa Bu-ur-Za-mà(2)-ma(?) à. Mär'Samas napharum 600 + 180 + 26(2?) Gur 110 Qa suluppim 30. ga-du-[um] 15(?) Gur SO Qa suluppim Ta-ri-bu-um warah Abim üm 10*«m sa Satti Sippar" à Satti Sa-am-[su]-i-lu-na lugalt a) BE VI, 1, Schrifttafel Nr. 30. — b) DAL? Nr. 29. — c) DAL? Nr. 246. Übersetzung. 35 Gur Datteln haben Adad-rabi, 13 Gur 90 Qa Taribum, Sohn des Säriqum, 6 Gur Pirha- tum und Huzälum, 35 Gur 210 Qa Gurrurum, (5) 26 Gur 260 Qa Ahuni, 51 Gur 20 Qa Zamzu(?)- Sarrum ü Ahi-..... , 37 Gur 140 Qa Riméja (und) Serit-Tispak, 58 Gur 30 Qa Serit-Tiipak, 40 Gur 180 Qa E-babbar (?) (10) 16 Gur 70 Qa Warad-Tispak, Sohn des Ninnü, 8 Gur 180 Qa Bitum- kima-ili-émé, 14 Gur 240 Qa Sin-muiallim, 59 Gur 120 Qa Ahüni, der Schreiber des Mär-Samag, 31 Gur 230 Qa Dákirum. (15) 30 Gur 40 Qa P/Bühum und Warad-Samas, 49 Gur Ilusu-ibni und AZAG.UD-Sin, (Rücks.) 10 Gur Kusubatum, 10 Gur X Qa Kusubatum (!), Sohn des Aham- arti, 31 Gur X Qa Sin-idinnam, (20) 26 Gur 160 Qa Sep-IStar, 20 Gur 280 Qa Atidum, 1 Gur 20 Qa Dáq, 30 Gur Kusubatum, 150 Qa Taribum, Sohn des Samas-abum, (25) 32 Gur 60 Qa Ibi-Nin-Subur, 20 Gur Sa-pi(?)Samaz, 33(?) Gur 210(?) Qa Bürija, Bruder des Mär-Nin-sun, 76(?) Gur X Qa Bür-Zamama(?) und Már-Sama& geliefert. Zusammen 806(?) Gur 110 Qa Datteln (30) nebst 13(?) Gur 80 Qa Datteln (von) Taribum. Monat Ab, Tag 10, im Jahre, da Sippar..... und im Jahre Samsu-ilunas, des Königs. Bemerkungen. 7. 2. Zu Sáriqum s. meine Schrift „Quttulu* p. 48. AZ. 4. Gurrurum ist m. W. bisher nur einmal belegt. S. darüber ,Quttulu* p. 43. 7. 6. Die Lesung Za-«m-zw ist nicht ganz sicher. Das zweite Zeichen könnte auch gu, das dritte ur sein. Zu Zagur-Sarrıım hätte man vielleicht JADD 176, 2. 6: Za-ku-ri, TH.-DANGIN a. a. O. Nr. 74, 29 und Siegel: Za-ku-rum/ru-um und vor allem MAPR Nr. 54, 17 = VSchr. IX 160, 16— 161, 17: Za-ku-ur/ra-a-bi zu vergleichen. Überdies wäre die phonetische Schreibung des Gottes- namens gegenüber der gewöhnlichen ideographischen "UD (ausser in den Kónigsnamen Samsu- ditana und Samsu-iluna) auffällig. Vgl. andererseits jedoch RaAxxE 178": Zamzwm; BE VI, 1 p. 572, 63^; Tauoovıst, Ass. Names 191 f. Das zweite Element des letzteren Namens vermae ich nicht zu entziffern. Am nächsten liegt die Lesung -Se-ri-ma. Z. 7. Zu Ri-me-ia vgl. Kıns. Hammurabi IIT. Nr. LIV, 8: Ri-mi-ia. Zum elamitischen Gottesnamen Tispak (auch Zz. 8. 10) s. RAnkE p. 207^ und zuletzt Tr.- DANGIN a. a. O. 67" sowie Uxewsap in ZDMG 65, 380. Das erste Element $e-ri-it liegt vor im altbab. Se-ri-tum (RANKE 150") und in den Namen der Kassitenzeit Se-ri-za-a-mur, Ri-Sat-i-na- $Se-ri-ti (CLAY, Cass. Names 1972). Seritu bzw. Sérfu haben wir wohl von $erü ,wachsen* abzu- N:o 3. 20 HARRI HOLMA. leiten, also „Wuchs“, „Keim“; vel. auch Muss-Anxorr 1123" unten. — Die Kopula zwischen den beiden Namen scheint versehentlich weggelassen zu sein. 7. 9. Das erste Zeichen des Namens ist entweder GIS oder E. Das zweite Zeichen könnte eventuell PI sein; dann hätte man vielleicht an das Ideogramm @I8.PI', das gerade in alt- babylonischer Zeit für uznu belegt ist?, zu denken. Zunächst würde man aber bei dem Namen Uznu eher eine phonetische Schreibung erwarten, zweitens ist das zweite Zeichen eher UD als PI, das zu jener Zeit etwas anders geschrieben wurde. Wenn meine Fassung der Zeichen als E.Babbar (auch sonst häufig statt vollständigeren E.BAR.BAR.RA) sich bewahrheiten sollte, möchte ich darin eine Verkürzung aus etwa Ebabbar-lümur o. ä. erblicken. Z. 10. Ninnû auch STRASSMAIER, Warka Nr. 54, 27. 7. 11. Bitum-kima-ili-Sémé ist m. W. als Namentypus neu: „Der Tempel ist wie ein Gott erhórend*. Z. 15. Zum Namen P/Bu-hu-um s. ,Quttulu* p. 80. — AZAG.UD-Sin auch CT VIII 18, 227, 6. Rücks. Zz. 17. 18.23. Ku-su-ba-tum dürfte eine Nebenform zu den von mir ,Quttulu* p. 64 besprochenen Namen Kunzubtum und Kuzabatum darstellen. Auffällig ist, dass Z. 18 der Träger dieses Namens? ein Mann zu sein scheint, wenn nicht märu versehentlich statt mûrtu steht. 7. 22. Da-aqg wohl = Daqqum, Diqqum „klein“; s. .Quttulu* p. 46. 25. Zur Lesung Nin-subur (Ranke: Nin-Sah) s. jetzt TH.-DANGIN a. a. O. 651. SAT 8437. 11347. 7. 26. Lesung unsicher. Man würde statt bi eher KA = pü erwarten, wenn auch die Sehreibung bi für p? nicht vereinzelt dasteht. sa ist allerdings etwas unsicher. 7. 27. Der Góttinnme am Ende kann kaum ein anderer sein als der von RANKE 205* (und Notes 1—2) besprochene NIN.SUN. 7. 29. Addiert man die allerdings nicht überall ganz gut erhaltenen Zahlen, so scheint die Summe etwa 805-810 Gur zu sein. Nun ist in der Tat in Z. 29 die Zahl 600 + 180 relativ sicher zu erkennen, auch dürfte am Ende 16 richtig sein. Es wäre dann an der schraffierten Stelle nur ein Winkelhaken zu ergänzen, in Summa also 806 Gur, was zu stimmen scheint. N 7. 32. Für das Jahresdatum s. den Anhang. Auffällig ist 5a vor Sattu, was ich mir sonst auf keinem anderen Dokumente notiert habe. ! lies gis-gestu und s. Sum, Glossar 97. 2 VABT 22€ 2,9. Y 3 Die Spuren lassen keine andere Ergänzung zu. Dazu ist -/wm ganz deutlich, o [s] o Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. 21 Nr. 6. Brief des Erib-Sin an Nür-Samaë. Schöne Schrift, auf der Rückseite teilweise weggebrochen. Grösse 6 x 4 cm. Transkription. Vorderseite. 1. a-na Nu-ür-"Samas ki- bé- ma um-ma E-ri-ib-"Sin-ma "Samas à "Star li-ba-al-lil-tu-ka 9. "E-ti-rum mår Ba--lu-ga-a ma-har ”Warad-ili-$u i3-ku-un-ma "Warad-ii-$& a-na wa-ar-ki-az(2)-2u(?) pa-ra-si-im. 1q-bi-a-am ki-ma dup-bi Sa ug-dam-ru 10. ni-pu-ut-ki wu-uS-Se-ir Rückseite. ma-ra-am ki-ma ag-bi me- . . .. wa-[ar-ka-a]t a-wa-tim Su-a-ti ONUS CON LT MACRO SOT NO IHRER Übersetzung. Zu Nür-Samai sprich: so (sagt) Erib-Sin. Sama und IStar mögen dir Leben schenken! (5) Etirum, der Sohn Ba’lugäs, hat vor Warad-ilitu Bericht erstattet, und Warad-ilisu hat zu mir betreffs Untersuchung seiner (Étirums) Sache gesprochen. Gemäss der Tafel. die (nunmehr) er- füllt worden ist, (10) liess los deinen Schuldhäftling. (Rücks.) Den Jungen, wie ich gesagt habe, Nc ! Die [Angelegenheit] jener Sache [untersuche?]; ......, was er gestohlen hat...... (Rest weggebrochen). Bemerkungen. Inhalt Zz. 1—4 Gruss. 5—8 Meldung betretfs einer Untersuchung. 9—10 Aufforderung einen Schuldhäftling freizugeben. 11—16 Aufforderung die Sache eines jungen Diebes(?) zu untersuchen. N:o 3. IV n2 HARRI HOLMA. Z. 5. Ob in Ba--lu-ga-a das westsemitische Element Ba'lu vorliegt, erscheint mir recht unsicher im Hinblick auf die unerklärliche Endung. Vielmehr haben wir es mit einem fremd- ländischen Namen zu tun. Die Lesung Bahlugá ist nicht ausgeschlossen. 7. 7. Die zwei letzten Zeichen sind etwas unsicher; jedenfalls liegt aber hier die aus dem Gesetze Hammurapis und aus den Briefen (z. B. King, Letters III p. 22?) bekannte Redensart warkát N.N. paräsu „jemandes Sache untersuchen“ vor. Z. 9. Die Lesung ug-dam-ru dürfte sicher sein. Stamm gamäru „vollenden“, II 2 „voll- endet werden“, hier wohl „erfüllt werden“ o. à. II 2 ist soviel ich weiss sonst nicht zu belegen. Z. 10. Zu nipütu = ,Schuldháüftling* (Stamm np’ „als Pfand wegführen“, „in Schuldhaft fortführen“, Ges. Hamm.) s. vor allem OLZ 1909, 479 t, wo UNGNAD eine ganz Ähnliche Stelle anführt. Das Verbum scheint auch die ursprünglichere Bedeutung .wegreissen* u. à. bewahrt zu haben, woraus die spezielle, sekundäre „als Pfand nehmen“ sich erst entwickelt hat; beachte die von Muss-Arnorr 634" unter nabü 5 angeführten Belege. Zu diesem Stamme scheint arab. nafa „vertreiben“, ,verbannen*, „fortreissen“ u. à. etymologisch gestellt werden zu müssen. — ussuru ,begnadigen“, „freigeben“, bisweilen auch „senden“, ist häufig in den Briefen OT XXIX und TH.-DANGIN, Lettres et contrats. Vgl. schon DHWB 148: (dazu Borssrgg, Choix II 34, 1). Rev. Z. 11. Das letzte Wort ist mir unerklärlich geblieben. Ob me-si(?), Imp. vom Stamme masü „linden“? Also: mache ausfindig. Unsicher. 7. 12. Die Lesung ist nach CT VI 34%, 26 f. vorgenommen, wo dieselbe Redensart sich findet. Man erwartet allerdings nachher etwa purus, was aber wenigstens in Z. 13 nicht ge- standen zu haben scheint. — ZA. 14. Das letzte Wort ist deutlich is-ri-ku, von $aráqu „stehlen“. Nm. 77: Brief des Mär-Amurrim an Ana-Nabuü-takläku. Tontafel mit grosser, schöner Schrift, leider teilweise sehr beschädigt. Grösse 8 x 5 cm. Transkription. Vorderseite. 1. a-na A-na-"Na-bi-wm-takl-lal-ku! ki- bé- ma um-ma Már-" Amurrim-ma "Samas à "Marduk da-ri-i$ ümê(-mi) 5. li-ba-al-li-tu-ka ina gi-ri wa-a3-ba-ak-ku OR Uy) S à d à à 60 oc Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. 23 MARTENS NET EE SEN QT DEEE RENE 10. SamasSammum(9?)......... [e-pu- us Zz. 11—13 unleserlich. Rand. RIO ER. SO mE ERG S QNO c SB Rückseite. 15. [as]-Sum eqlim Sum-ma eglam a-na? ...... ha-aS-ha-at-t 50 Gur eqlam e-pu-[us] [tle-öm-ka Så eqlam e-pu-us Sü-[up|-ra-am-ma a-na ir-ri-Si (AED GET ae: -ma eqlam lil-pu-us 20. is-tu it-tfal-kja a-di i-tu-r[u] e- pu- us Bemerkungen. Inhalt. Der stellenweise lückenhafte Zustand der Tafel macht eine Übersetzung unmöglich. Zz. 1—5 Gruss. 6—? Meldung betreffs des Aufenthaltsorts des Absenders. 15—21 die Bewirt- schaftung eines Feldes betreffend. 2. 6. gi-ri von ger(r)um „Weg“, ,Karavane“. Vol. auch LANDERSDORFER, Privatbrieie p. 64. „Auf dem Wege bin ich“. Z. 7. wa-di-e wohl von adå (primae w) „Satzung“, „Gesetz“ u.ä.! — Vielleicht ist zu ergänzen E-ba[bbar]. Z. 10. Die Lesung SE.IS.NI ist sehr unsicher. Vielleicht ist das zweite Zeichen GUR; dann wäre am Anfang eine Zahlangabe (40? 50?) zu ereünzen; vgl. Z. 16? Z. 15 ff. würden in Übersetzung etwa foleendermassen lauten: „Was das Feld betrifft, so sollst Du, wenn Du das Feld ....... wünschest, das Feld (mit) 50 Gur besäen (eig. bebauen). Sende mir Nachricht, wer das Feld bestellt hat, und dem Pächter und (?) dem er soll das Feld bestellen. Von da an wo sie wegeehen, bis sie zurückkommen, sei in Arbeit.“ Z. 16. hashatti steht statt richtigerem hashäta/u. — Die Kürze des Ausdruckes: X Gur eglam epesu ist auffällig, über den Inhalt kann man aber kaum unsicher sein. — epus, wie in Z. 21, fasse ich als Imp., in Z. 17 dagegen als Prt.: épus. ! Oder hat man KinG, Hamm. III p. 114, 5: wadt, plur. wadütim, etwa „Kapitän“, zu vergleichen? Cfr. Br. 1654 f. S. auch BA IV 496. N:o 3. 24 Harrı Hor ma. Nr. 8. Brief des Aplum an Ubarrum. Tontafel mit deutlicher Schrift. Die unteren Zeilenenden der Vorderseite und die ganze Rickseite, bis auf winzige Spuren, sind weggebrochen. Grösse 8!/, x 5'/, em. Transkription. Vorderseite, l. a-na U-bar-rum ki- bé- ma um-ma Ap-lum-ma "Samas à "Marduk ds-SÜ mi-ia 5. di-ba-al-li-du-û-k[a] ki-ma -la-mu-ka i-na a-...... a-ha-am iv ki-ir-bil-|fam ?] at-ta EU ae: ina bi-ti-im a-ha-k[a] TON ta-na-d[w] mi-ti-i-ma(? da?) i-na "Båbilli""] is-ak-ku as-ku-u[n-ma] Su-lu-ka i-la-m[?-id-su] ta- AS-pu-ur Rückseite weggebrochen. Unterer Rand. . så da(?)-mi i-na i-ni-ka(?) ü-sa-ma i-ni-im u-ul 1-il(?)-[li?] Linker Rand. (NN be-el-ti-ia dà2- RE Bemerkungen. Der lückenhafte Zustand der Tafel macht eine fortlaufende Übersetzung unmöglich. Der Inhalt der Vorderseite dürfte etwa folgenderweise zu fassen sein. „Zu Ubarrum sprich: so sagt Aplum. Sama$ und Marduk mögen Dich meinetwegen am Leben erhalten. Wie längst vor Dir (der Fall gewesen ist), so hast (auch) Du in....... weder die Seite noch die Mitte...... Tom. XLV. Zehn. altbabylonische Tontafeln. 25 Was das Haus betrifft, sollst Du nicht nachlässig sein ...... In Babylon habe ich den Be- vollmáchtigten(?) gelassen. Darüber was Du gefragt hast, habe ich ihn(?) unterrichtet. Du Sehriebsti. 2 s. 7.6. 4-la-mu-ka fasse ich als ullänuka, wie VAB V Nr. 2, 9: si-la-mu-ma* Tür ullanuma „früher?“ steht.? «mw bedeutet bekanntlich „zeitliche Ferne", sei es in der Vergangenheit oder in der Zukunft; hier sicherlich in jenem Sinne zu fassen, im Hinblick auf ullånåa „vor mir“ in den historischen Inschriften. Zu ullänu s. übrigens LANGDON in PSBA 1913, 193 ff. AJSL XXX, 80. ullänuka also etwa „von je her vor Dir", „längst vor Dir" o. à. — Wie am Ende dieser Zeile zu lesen ist, kann ich nicht ermitteln. Lieet hier ein Ortsname vor? Nicht ausgeschlossen ist ina má[rim]; dann müssten in 7. 7 ahum und kirböltum] etwa als „Ufer“ und ,Flussbett* gefasst werden. Dass hier ahum „Seite“ und Körbiftum]) „Mitte“ als deutliche Opposita stehen, scheint mir ziemlich sicher, ihre Bedeutung hängt aber ganz und gar vom letzten Worte der vorangehenden Zeile ab. körbitu bekanntlich = einfachem körbu, vgl. „Körperteile“ 68 f. Z. S. Leider ist das Verbum am Ende der Zeile weggebrochen. Das auf ul folgende Zeichen scheint du zu sein; man würde eher fa erwarten! Praeter. in der Übersetzung ist natürlich nur erraten. 7.9. Die Lesung ina ga-ti-im ist nicht ausgeschlossen; dies müsste dann irgendwie zum. vorangehenden Satze gehören. Die obige Lesung scheint jedoch, als Gegensatz zu dem am Ende der Z. 6 zu ergänzenden Worte, besseren Sinn zu geben. — aha nadü ist die bekannte Redens- art für „nachlässig sein“ (s. „Körperteile“ 113) und begegnet uns auch sonst in den Briefen dieser Zeit. Vel. CT II 19, 7, wo jedenfalls be [ni]-di a-hi ina muhhra irsi zu ergänzen ist. MontGomerv, Briefe (Diss. Nr. 2, ergänzt nadi, vel. aber dieselbe Redensart nd; ahım rat z. B. TH.-DANGIN, Lettres et contrats 47, 11—12; 50, 98, Uwewap, Dilbat p. 58, etc. Ferner CT VI 19 b 20 f: a-na kaspim Sd-tu a-ah-ka la ta-na-ad-di „in Bezug aut jenes Geld sollst Du nicht nachlässig sein“. Die Stelle ist weder von MONTGOMERY, Diss. p. 19, noch von LANGDON, Leetures on Babylonia and Palestine p. 171, richtig verstanden worden.* Z. 11. Das erste Wort ist mir völlig unklar geblieben. Das etwas schraffierte vierte Zei- chen kann entweder ma oder da sein. Sollte mittma < matima (mit Assimilation des ersten Vokals an das lange ? der zweiten Silbe) zu lesen sein? Jedoch müsste miföma, wenn zum Vor- ! S. allerdings Meıssners (APR Nr. 90) Kopie, die eher für wl-la-nu-ma spricht. Ob Scnonn die Stelle kollationiert hat, ist mir nicht bekannt. * i-la-mid-ka („wie ich Dich [früher] unterrichtet habe“) zu lesen, ist aus mehreren Gründen unmöglich. Zunächst ist das dritte Zeichen ziemlich sicher nu, zweitens fordert die Konj. kima regelrecht relativen Endvokal, drittens kann ich mich nicht erinnern, dass BE in dieser Zeit den Wert mid gehabt hätte. 3 Die von DHWB als 3:0 gegebene Bed. „Abwesenheit“ (ullänuka = „ohne Dich“) scheint hier keinen Sinn zu geben. 4 LANGDONS Ergänzung: ana kaspim 54 [is]-tu a-ah-ka etc. ist unmöglich, weil der Text nach id keine Lücke hat. Auch seine Übersetzung scheitert daran, dass la nur in Prohibitivsätzen gebraucht wird (in Aus- sagesätzen steht immer ul), sowie daran, dass fanaddi unmöglich von nadänu abgeleitet werden kann. Auch sonst wird seine Übersetzung den einzelnen Wörtern nicht ganz gerecht. N:08. 4 26 Harri HOLMA. angehenden gehörig, wie gewöhnlich vor der Negation stehen !; es zum Folgenden zu stellen, verbietet der Inhalt. Vorläufige ist mir daher keine Entscheidung möglich. 7. 12. Die Lesung is-ak-ku = iSSakku dürfte sicher sein. Vgl. für die Bedeutung Muss- AnNOLT s. V. Ba. auch den Gebrauch von pates? in abgeblasster Bedeutung „Beamter“ o.ä. in den Briefen dieser Zeit (s. King, Hamm. III Index). Z. 13. su-lu-ka leite ich von sa’älu „tragen“ TI 1 Inf. ab. — Ergänze vielleicht (-la-m[i-2d-su]; Snuffix dann auf iSakku bezüglich. Möglich wäre auch “-la-m[i-id-an-ne]. Subjekt dann isakku. Auf der Rückseite sind nur hie und da einige Zeichen sichtbar. Der untere Rand scheint von irgend einer Augenkrankheit des Adressaten zu sprechen. Wenn in Z. 2 wirklich da-mi zu lesen ist (da jedoch unsicher), wäre zu übersetzen: „Blut ist aus Deinem Auge (3) gekommen, und das Auge geht nicht aut(?)* Auf dem linken Rande ist nur a-na be-el-ti-ia mit Sicherheit zu erkennen. Nr. 9, Brief des Ibni-Marduk und Ali-talimi an Ibni-Marduk, Nabü-.... und die Ältesten der Stadt Ka-ri ... Ziemlich gut erhaltene Tafel mit teilweise schwer zu lesender Schrift. Grösse 8 x 41/, cm. Transkription. Vorderseite. [a-na T]b-ni-"Marduk ” "Na-bi-um- . 2.2.2... i Si-bu-ut Ka-ri-[..... a ki- bé- ma um-ma Ib-ni-"Marduk à A-li-ta-li-mi-ma 5. "Samas li-ba-al-li-it-ku-nu-ti ás-S&wm. hu-ul-gi $å I-bi-" Nin-Subur mår rab-KU(?) Xá d-na bi-ta-ti vidüte" kaspam tu-Sá-ad-di-na(?)-ma Vidüte? ma-har Be-li-ja 13-ku-nu »T-bi-"Nin-Subur ma-ah-ri-ni 10. ki-a-am àX-ku-un. um-ma su-u-ma . „du-um us-ta-ad-di-im-ma s »-za-am-ma id-di-nu-nim 11 a-we-lu-t ik-ka-lu-ma kaspam im-hu-ru-ma d-ta-á3-Se-ru-Sii-nu-li 15. ki-a-am ik-bi-a-an-ni-a-Si-im [a-nu]-um-ma dup-pa-ni nu-us-ta-bi-la-ak-ku-nu-si-im ı Wenn es nicht absichtlich, wegen grösseren Nachdruckes, interjektionell nach dem Satze, den es negiert, gestellt worden ist! „Sei nicht nachlässig! Niemals!“ Tom. XLV. Zehn altbabylonische Tontafeln. IV -1 Rand. . dup-pa-ni ta-am-ma-ra Rückseite. [2-n]a(?) kul?) ma(?) så "Marduk i-na! kul?) ma(?) Sa " Adad kaspam 34 i-na bi-ta-ti ridüter 20. u$-ta-ad-di-nu bi-ir-ra-nim di niat scm -am te(?)-ir-ra-ma ku-un-ka iu 11 a-we-li-e Så tu-wa-ds-Se-ra a-[na] I-bi-"Nin-Subur bi-ig-da-ma [i-na?] e-li ma-az-za-as-tim li-Sd-dS-kin(?)-Sd-nu-li i at-tu-nu it-ti-$4 a-li-a-nim bz e u-ul ta-al-la-nim-ma kaspum ma-du i-na mu-uh-hi-ku-nu iS-ta-ak-ka-an Übersetzung. [Zu] Ibni-Marduk, Nabü-.... und den Ältesten der Stadt Ka-ri-.... sprich: also sagen Ibni-Marduk und Ali-talimi. (5) Sama$ mag Euch am Leben erhalten! Betreffend das, was Ibi- Nin-Subur, der Sohn des Ober-Schneiders (?) verloren hat, durch dessen Vermittlung Ihr Geld in den Kasernen der Soldaten geliefert habt (wörtlich: den Ihr Geld in den K. d. S. habt geben lassen) und wovon die Soldaten vor Belija Bericht erstatteten, hat Ibi-Nin-Subur vor uns (10) fol- gendermassen Bericht erstattet. So hat er gesprochen: ....... ist geliefert worden, ..... haben sie (hat man?) mir gegeben. 11 Leute wurden verhaitet, sie haben das Geld genommen, man hat sie aber frei gelassen. (15) So hat er zu uns gesprochen. Nun haben wir unsere Tafel zu Euch geschickt, (Rand) ..... Ihr werdet unsere Tafel sehen. (Rücks.) In (? mittels?) . . . . Mar- duks, in (? mittels?) . . . ... Adads sollt Ihr das Geld, das in den Kasernen der Soldaten (20) ge- liefert worden ist, untersuchen. sendet zurück und siegelt 1 ...... Die 11 Leute, die Ihr trei gelassen habt, sollt Ihr dem Ibi-Nin-Subur anvertrauen, er mag sie unter Bewachung stellen. (25) Und Ihr sollt mit ihm ......; Ihr habt ja das noch nicht getan. Viel Geld lastet auf Euch. Bemerkungen. Inhalt. Der Brief scheint von einer Geldlieferung zu sprechen, die unterwegs von 11 Leuten geraubt(?) worden ist. Rücks. gibt darüber Autschluss, wie man mit dem zurechtgefun- denen Gelde und mit den Räubern (?) verfahren soll. Die Einzelheiten sind mir nicht ganz ver- ständlich. Z. 1. Der Gottesname Marduk scheint mir ziemlich sicher. Einer der Adressaten und einer der Absender trugen also denselben Namen. N:o 3. 28 HARRI HOLMA. 7.2. &-bu-ut kann m. E. nur im Sinne von „den Altesten“ gefasst werden. Sicher kein Name. Zu 3Xibu s. zuletzt Scnorr in VAB V p. 366. Am Ende muss demnach ein Ortsname gestanden haben, der mit Æa-ri-..... anzufangen scheint. Vgl. TH.-DANGIN, Lettres et contrats 1, 15: Ka-ri-sw]"? — Da es sich in unserem Briefe um gerichtliche Massnahmen gegen mehrere dwélí's handelt, erklärt sich die offizielle Adresse an die Stadtältesten. 7.4. Al-talimi „A. ist mein Zwillingsbruder* kommt auch CT VIII 6, 5. 22 vor. Z. 6. hu-ul-gi jedenfalls von Aaláqu. etwa statt hullugi. hulgi bezieht sich hier, soviel ich sehe, nicht persönlich auf Ibi-Nin-Subur, wobei man es natürlich „Flucht“, , Entrinnen* zu über- setzen hätte, schon weil im Folgenden Ibi-Nin-&ubur als Anwesender auftritt, insbesondere aber weil von ihm keineswegs als von einem Flüchtlinge gesprochen wird (Z. 23 #.!)!. hulgi scheint vielmehr unpersönlich als „der Umstand, dass ihm etwas entronnen ist“, dann konkreter „das ihm Entronnene, abhanden Gekommene“, „das von ihm Verlorene* — auf das zu liefernde Geld, wovon im Folgenden die Rede ist, sich beziehend — gefasst werden zu müssen. Dafür spricht auch der sonstige Inhalt des Brieles. — Der Name auch oben Nr. 5, 25. — Das letzte Zeichen ist nicht sicher, scheint aber AU zu sein. Zu “KU „Schneider(?)“ s. z. B. SAT. 8005, Torczy- NER, Altbabyl. Tempelrechn. 118%. 7. 1. nadanu III. 1, gewöhnlich ,(sich) verkaufen lassen“ d. h. „kaufen“ (vel. BA IV 492 King, Hamm. HI Index, u. ö.), hat hier deutlich seine ursprüngliche kausative Bedeutung bewahrt (mit 2 Ace.): „jemanden etwas abliefern lassen“ d.h. „durch einen Vermittler etwas ablietern“ o. à. ]bi-Nin-Subur war also ein "Imusaddinu „Agent“, „Kommissionär“; s. OLZ 1908, 533, LANDERS- DORFER, Privatbriefe 71, ScHorrk VAB V p. 87, ete. — na in fusaddiná ist etwas undeutlich, scheint aber sicher zu sein im Hinblick auf das lange -4, worauf alle 2 Pers. Plur. masc. in diesem Briefe enden (fanumará, birranim, tirrá, twwassSerá ete.). — Das rückweisende Objektsutfix des Relativsatzes fehlt hier sowie in Z. 22. Z. 11—12. Die Anfänge dieser Zeilen sind leider schraffiert und schwer zu ergänzen. Dadurch bleibt das für den ganzen Inhalt des Briefes wichtige Zeugnis Ibi-Nin-Subur’s teilweise unverständlich. Z. 11 nadanı III, 2 muss m. E. im Hinblick auf Z. 20 als Passiv von III, 1 gelasst werden, also etwa „geliefert werden“. Was aber davor steht, bleibt mir unverständlich; [ga]-du-um ist aus mehreren Gründen ausgeschlossen. Die Spuren könnten auf [ma-a]-du-um hin- weisen; zunächst wird aber dies Wort sonst ohne -a- geschrieben, zweitens gibt es hier keinen belriedigenden Sinn. Z. 12 Anfang kann ich nicht ergänzen. Was nadånu I, 1 hier bedeuten mag, bleibt daher unklar. 7. 131. Hier scheint die wichtige Mitteilung zu stecken, dass 11 Leute als des Diebstah- les(?) des Geldes verdächtig zunächst verhaftet, dann aber unbehelligt gelassen wurden. Das könnte darauf hinweisen, dass awélu hier nicht einfach als „Mann“, sondern in dem spezielleren Sinne „Edelmann“ (vgl. Unaxan, Dilbat 32 ff.) gefasst werden muss; mit gewöhnlichen Leuten hätte man wohl den Prozess kurz gemacht — gesetzt dass unsere Auffassung dieser Stelle rich- tig ist. ökkalü kann hier unmöglich von akåluv (Praes.) abgeleitet werden. Es bleibt dann nur die ı Höchstens könnte von einer vermeintlichen Flucht des I. die Rede sein, die von den Adressaten in einem früheren Briefe supponiert worden war. Der Inhalt der folg. Zeilen scheint aber auch diese Ver- mutung nicht zu befürworten. Tom. XLV. Zehn altbaylbonische Tontafeln. 29 Möglichkeit übrig, es als kalt IV, 1 „eingesperrt, verhaftet werden“ zu deuten. Dafür spricht auch wfasserüsunüt? der fole. Zeile, das als Gegensatz zu ?kkalü zu stehen scheint. Stamm be- kanntlieh 43r (s. oben Nr. 6, 10)! II, 1 „frei lassen“; II, 2 auch in Ges. Hamm. Die im Codex gewöhnliche passive Bedeutung von II, 2 gibt aber hier keinen Sinn, da w/as$ser& Objektsulfix hat. Wir müssen es daher transitiv übersetzen.? Dass diese Auffassung der Zz. 13—14 richtig ist, scheinen Zz. 22—24 zu bestätigen. Hier sollen die von den Adressaten(!) freigelassenen 11 Leute wieder unter Aufsicht gestellt werden! Die Übersetzung der Z. 14 setzt voraus, dass imumurü und utasserü in Gegensatz zu einander stehen: sie haben das Geld genommen, trotzdem hat man sie gehen lassen. Andererseits könnten die zwei Handlungen in temporalem Verhältnis stehen, wobei auch das erste Verbum unpersón- lich zu fassen wäre: seitdem man (ihnen) das Geld weggenommen hatte, hat man sie gehen lassen. Welche Alternative vorzuziehen ist, möchte ich nicht entscheiden. Sachlich wird unsere Aulfas- sung dadurch nicht geändert. 7. 17. Im Anfang ist vielleicht nu ma o.ä. zu ergänzen; die Zeile müsste dann syntak- tisch mit dem Folgenden verbunden werden. Rücks. Z. 18. Der Sinn dieser Zeile bleibt mir gänzlich dunkel. Da die Zeile allem An- scheine nach zum Folgenden gehört, könnte man in Marduks und Adads ku?-ma? die Namen ver- schiedener offizieller Geldprüfungsbureaus sehen. Was aber sprachlich damit anzufangen sei, weiss ich nicht. 7. 20. u&Saddinü s. aben Z. 11. — börränim leite ich von bart „nachsehen“, „prüfen“, „untersuchen“ ab. Kaum von ha rw ,zuerkennen*, .anweisen*, VAB V 513. 7. 21. te- in tirrå ist etwas schralliert, dürfte aber sicher sein. Was für etwas gesiegelt und zurückgeschickt werden sollte, kann ich nicht entzillern. Ein Eigenname (mit Determinativ) ist ausgeschlossen wegen kumka. 7. 92. tuwasserd s. oben Z. 14. 7. 23. bi-ig-da natürlich von pagädu abzuleiten. 7.24. mazzastu < massartu (nasäru) schon bei Muss-Arxorr. KinG lasst es dagegen < mazzaztu (nazäzu). Bedeutung hier jedenfalls „Bewachung*, „Aufsicht“ o. à. — kin in usaskın ist etwas unsicher, dürfte jedoch die einzig mögliche Lesung sein. 7. 25.26. Hier scheint ein neues Verbum alt vorzuliegen. e// kann wegen des a in alid- nim nicht in Frage kommen. Man erwartet eine Bedeutung wie „sich versöhnen*, „sich ver- bünden* o. à. Vel. hebr. >. arab. „N IV „schwören“, arab. z/w" „Bündnis“, „Eid“. Ges.- Bus 15 38^, Dies jedoch mit allem Vorbehalt. ! Vgl. auch UNGNAD, Dilbat 42. > Vielleicht hat die unpersönliche Ausdrucksweise eine mediale Form befürwortet. Vgl. dagegen 7. 22 II, 1 (persönliches Subjekt), ohne Zweifel gleichbedeutend mit II, 2 in Z. 14. N:o 3. 30 HARRI HOLMA. NEO: Tontafel mit historischer Inschrift. Tontafel mit schöner, altertümlicher, liniierter Schrift, die sich auf den Tempelbau Sin-gåsids, des Königs von Uruk, bezieht. Sumerisch. Grösse 8?/, x 51/, cm. Stammt aus Warka, Transkription. Vorderseite. 1. Sin-ga-Si-id nitag esig-ga lugal Unug"-ya lugal Am-na-nu-um D. Ur 6-an-na, Rückseite. e-gal nam-bugal-la-ka-nı mu-da Übersetzung. Sin-gäfid, der mächtige Mann, König von Uruk, König von Amnanum, der für den Eanna Tempel sorgt, hat den Palast seines Königtums erbaut. Bemerkungen. Die Tafel ist ein Paralleltext zu den bisher bekannten Bauurkunden Sin-gäsids, des Königs von Uruk, die man Tn.-Daneın VAB I p. 2221. findet. Zu dieser Dynastie von Uruk s. ibid. p. 288 Anm. g. 7. 2. Zur Lesung esig-ga (KAL.GA) s. jetzt Der., Sum. Glossar p. 36. 7.4. Zu Am-na-nu-um ctr. Sippar-Amnani bei Ta-Danaix, Lettres et contrats, Index; BE VI, 1, 69, 3. 9; 80, 5. 8 etc. 7. 5, s. Der., Sum. Glossar p. 38. Tom. XLV, Anhang. Über die Art der Jahresbezeiehnung zur Zeit der ersten babylonischen Dynastie be- sitzen wir schon ziemlich genaue Kenntnisse. ! Zunächst sei hier die Frage kurz gestreiit, ob die Babylonier zu dieser Zeit das Jahr nach einem Ereignisse des vorhergehenden oder nach einem für das betreffende Jahr geplanten Unternehmen benannten. Soviel ich sehe, haben RANKE (a. a. O.) und UNGNAD (a. a. O. p. 4 ff.) diese Frage unter Heranziehung mehrerer bin- dender Beweise endeültie zur Lösung gebracht: das Jahr wurde nach einem für dieses ‚Jahr geplanten Tempel-, Kanalbau o. à. benannt, wobei im Laufe des Jahres ein eventuelles politisches Ereignis, wie die Eroberung einer Stadt, Niederwerfung eines feindlichen Heeres u. s. w.. den Anlass zur Umnennung des Jahres geben konnte. Diese Auffassung scheint mir schon deshalb die einzig mögliche zu sein, weil bei einer Postdatierung sich später eine verwirrende Konfusion der historischen Ereignisse hätte einstellen müssen. Auch wäre es schwer zu erklären, weshalb man bei einer derartigen Postdatierung es für nötig erachtet hätte, den Namen eines ‚Jahres zu ändern, da ein wichtigeres Ereignis für die Benennung des nächsten Jahres gespart werden konnte. Unter solehen Umständen wäre ja eine Änderung der Jahresformel gänzlich sinnlos gewesen, wogegen sie bei der Annahme eines für das nächste Jahr geplanten Unternehmens, nach dem dieses benannt wurde, ohne weiteres erklärlich erscheint. Auch für die vorhammurapische Zeit — seitdem man einmal angefangen hatte, nach Jahren zu datieren — dürfte diese Sitte anzunehmen sein. Dafür sprechen wenigstens die für die Zeit Dungis belegten Änderungen der Jahresformeln (vgl. UNGNAD a. a. 0. p. 5 E), die m. E. nur in dieser Weise zu erklären sein dürften. Für eine gegensätzliche Auffassung kann, soviel ich sehe, die von Wxipxer in OLZ 1912, 392 f. veröffentlichte Tafel aus dem 54. Jahre Dungis nicht ver- wendet werden. Wie Wripxer richtig bemerkt, stammt die Tafel vom Ende des ‚Jahres (aus dem 11. Monate), als schon der Erlass betreffend der Datierung des nächsten Jahres notwendig kundgemacht worden sein muss. Das 55. Jahr Dungis heisst bekanntlich: Jahr. wo Urbillum verheert wurde. Warum der Schreiber nun am Ende des vorhergehenden ‚Jahres dieses als das ! Zur Literatur vel. Lispr, Die Datenliste der ersten Dynastie von Babylon (BA IV); UNGNAD, Chro- nologie der Regierung Ammiditanas und Ammisaduga's (BA VI); RANKE in BE VI, I p. 11 ff; ScHORR in VAB V p. XLVII ff., 582 ff. Daselbst weitere Literaturangaben. Dazu noch ScHei, La Chronologie recti- fiée du règne de Hammourabi (1912). Für die Jahresnennung der vorhammurapischen Zeit s. VAB I 224 ff. N:o 3. 32 HARRI HOLMA. Jahr vor dem, wo Urbillum verheert wurde, und nicht wie sonst als das, wo Simurru und Lulubu zum 9. Male verheert wurden, bezeichnete, hat natürlich einen besonderen Grund, den wir kaum mehr eruieren kónnen.' An sich bedeutet aber diese vereinzelte Datierungsweise nichts weiter als dass die Formel des folgenden ‚Jahres schon im 11. Monate des vorhergehenden bekannt war. Auf die Frage, wovon hier die Rede ist, bleibt dagegen diese Tafel gänzlich belanglos. Weın- vers Konstruktion beruht auf einem circulus, der die eigentliche Frage umgeht. Auch wenn Werpsers Theorie betreffs der Datierung zur Zeit der Ur-Dynastie sich bewahrheiten sollte — was allerdings, wie wir sahen, nicht aus der von ihm veröffentlichten Tafel hervorgeht —. so ist dies noch kein bindender Beweis für die Datierungsweise zur Zeit der ersten Dynastie. Aus dieser Sitte, das Jahr durch ein geplantes Unternehmen zu bezeichnen, folet notwen- dieerweise, dass die grösste Vorsicht betreffs der Wahl der Formel geboten war. Trotzdem kam es nicht selten vor, dass das Jahr, wie wir sahen, umeenannt werden musste, sei es dass das offizielle Regierungsprogramm nicht eingehalten werden konnte, sei es dass ein Freienis, das wichtiger als das erschien, wonach das Jahr ursprünglich benannt war, den Anlass zur Umnen- nung gab. Uwcwap hat richtig darauf hingewiesen, dass die meisten Jahrestormeln, besonders aus der Zeit der späteren Herrscher, bezeichnenderweise nach Ereignissen privater und fried- lieher Natur gewählt worden sind. Ich möchte hinzufügen, dass ein nach einem militärischen Unternehmen benanntes Datum, wie z. D. „Jahr, wo die X-Stadt verheert wurde“, gewissermassen als ein hyperbolischer Ausdruck zu fassen ist, dem wir den Sinn ,Jahr, wo ein Unternehmen gegen die X-Stadt stattgefunden hat“ implicite beigeben können. Hat sich ja doch der offizielle Chronikenstil niemals um die wirkliche Geschichte bekümmert! Wenden wir uns nun der Frage zu, wie das erste Reejerungsjahr eines Herrschers zur Zeit der ersten Dynastie bezeichnet wurde. Ich glaube, die ungewöhnliche Datierung der Tafel Nr. 5 wird uns hier ein Stück weiter bringen können. Als Regel gilt bekanntlich, dass, wenn der Herrscher im Laufe des ‚Jahres starb. die Doku- mente bis zum Ende des betr. Kalenderjahres nach der einmal gegebenen Formel fortlaufend datiert wurden. Dies hat UwewAD a. a. 0. durch Heranziehen mehrerer entscheidender Beweise für die Zeit Ammiditanas und Ammisadugas endgültig dargeleet, und dies wird wohl zur Zeit der späteren Herrscher dieser Dynastie allgemeine Sitte gewesen sein. Das erste ‚Jahr des neuen Königs, das man kurzweg als mu X lugal-e „das Jahr des Königs X* bezeichnete, begann also am 1. I. des folgenden Kalenderjahres. Von dieser Regel gibt es nun bekanntlich zwei Abweichungen, die beide in die erste Hälite ! Vielleicht hatte man den für das 55. Jahr geplanten Feldzug früher als ursprünglich beabsichtigt, unternommen, oder man legte ihm ein besonderes Interesse bei o. ài. Man könnte sogar vermuten, dass der für das 54, Jahr in Aussicht genommene Feldzug gegen Simurru und Lulubu. nach dem das Jahr benannt wurde, keinen glücklichen Verlauf gehabt hatte und dass man nach der Kundgebung der neuen Jahresformel es vermied, dureh Benutzung der eigentlichen Datierung den unglücklichen Feldzug wieder ins Gedächtnis zu rufen. Tom. XLV Zehn altbabylonische Tontafeln. 33 der Dynastie fallen. Leider ist das urkundliche Material aus der Zeit der ersten Herrscher nur spärlich, weshalb wir der Datierungsweise bei jeweiligem Regentenwechsel nicht nachgehen können. So fehlen Urkunden aus dem letzten Jahre Sumuabums und dem ersten Sumulailums gänzlich. Aus dem Jahre, wo Zäbium den Thron bestieg, ist dagegen eine Urkunde erhalten (MEISSNER 79). Erfreulicherweise gibt die Datierung dieser Tafel willkommenen Aufschluss über die damalige Sitte, das Thronbesteigungsjahr zu benennen. Das Datum lautet nämlich: sanat Za-bu-um a-na bit a-bi-$ù iru-bu „Jahr, da Zäbium in das Haus seines Vaters eingetreten ist“. Ähnlich wurde das Jahr auch beim folgenden Thronwechsel benannt (Apil-Sin). ! Diese Sitte, die Zeit vom Thronwechsel bis zum 1. I des folgenden Jahres mit einem be- sonderen Namen zu benennen, die in der Kassiten- und neubabylonischen Zeit zur Regel erhoben wurde, beschränkt sich innerhalb der ersten Dynastie auf den 2. und 3. Thronwechsel. . Später ist sie abgekommen, und man fing an, das Thronbesteigungsjahr bis zum Ende nach der ursprüng- lichen Formel zu datieren. Dies war, wie wir schon oben sahen, die Sitte unter Ammiditana und Ammisaduga und scheint mittels urkundlichen Materials schon für die Thronbesteigung Hammurapis bezeugt werden zu können. Von den drei erhaltenen Urkunden aus dem letzten Jahre Sin-muballits trägt nämlich eine (Gautier 22) auch ein Monatsdatum und zwar VII. Von den acht Urkunden des ersten Jahres Hammurapis ist eine (CT VIII 8°) schon am 21. I datiert. Dadurch wird bezeugt, dass das mu Hammurapi lugal-e am 1. I des ersten Kalenderjahres nach der Thronbesteigung anfing. Nun könnte allerdings diesem Jahre ein Thronbesteigungsjahr vor- angegangen sein, das dann frühestens im VII. Monat angefangen hätte. Zunächst ist aber GAUTIER 22 die einzig datierte Urkunde aus dem letzten Jahre Sin-muballits, wodurch keine Fol- gerung e silentio möglich ist. Ferner ist jedes Jahr Hammurapis urkundlich reichlich vertreten, weshalb es auffällig wäre, dass keine Urkunden aus dem Thronbesteigungsjahre erhalten wären. Allem Anscheine nach hatte man also schon damals angefangen nach der späteren Sitte zu da- tieren.? Jedenfalls steht fest, dass das erste Jahr Hammurapis ein anderes war als das letzte seines Vaters. Um so merkwürdiger ist deshalb die aus der Datierung der Tafel Nr. 5 hervorgehende Tat- sache, dass neben diesen zwei Datierungsweisen noch eine dritte im Gebrauch gewesen zu sein scheint. Das doppelte Datum dieser Tafel: mu Seppar*? à mw Sa-am-[su!]-i-lu-na lugal kann m. E. nur in der Weise erklärt werden, dass das betr. Jahr ein doppeltes Datum trug. Da nun das letzte Jahr Hammurapis gerade mu Sippar“ (vel. z. B. FRrEpRICH Nr. 7 und VSchr. IX 69) und das erste Samsuilunas mu Samsu-iluna lugal(-e) hiess, so scheint die einzig mögliche Schluss- ! Wir besitzen ferner eine Urkunde (CT VIII 422) aus dem letzten Jahre Zäbiums. Sie ist datiert im Monat VI (Tagesdatum fehlt). Da nun die einzige Urkunde aus demselben Jahre nach der Thronbesteigung Apil-Sins (CT VI 482) das Datum 29. VI trägt, so muss der Tod Zábiums zwischen 1. VI und 29. VI statt- gefunden haben. — Da die Urkunde MEISSNER 79 nur das Jahresdatum trägt und Urkunden aus dem letzten Jahre Sumulailus fehlen, bleibt eine ähnliche Fixierung des Todestages Sumulailus vorläufig unmöglich. ? Das urkundliche Material aus dem letzten Jahre Apil-Sins und dem ersten Sin-muballits ist zu knapp, um irgend eine Schlussfolgerung zu ermöglichen. Dasselbe gilt für die Thronbesteigung Abi-eiuhs. — Móg- lich ist immerhin, dass ein besonderes Thronbesteigungsjahr ausser den zwei oben erwähnten noch auf- tauchen wird. Für die letzten Herrscher der Dynastie ist dies aber, wie UNGNAD bewiesen hat, unmöglich. —< > Beachte die Schreibung UD.KIB.NUN.NA!KI. N:0 3. co 34 Harri Holma. folgerung aus diesem vereinzelt dastehenden Datum diejenige zu sein, dass Samsuilunas Thronbesteigungsjahr mu $5. lugal hiess, wie sonst immer das erste Kalenderjahr nach der Thronbesteigung. Diese auffällige Datierungsweise scheint auch durch eine genaue Untersuchung der Daten der sonstigen Urkunden aus diesem Jahre an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Zunächst ergibt sich allerdings, dass man neben dem neuen Datum auch die ursprüngliche Jahresformel bis zum Ende des Jahres benutzte! — wie dies schon damals, wie wir sahen, gewöhnlich war. Wir be- sitzen nämlich Urkunden vom 25. XI (RAnkeE 33) und sogar vom ?. XII (CT VI 48°, kann aber auch aus dem 25. Jahr H.’s sein) aus dem mu Sippar“. — Andererseits setzt das befremdende Doppeldatum der Tafel Nr. 5 (datiert 10. V) m. E. notwendig voraus, dass der Tod Hammurapis und die Thronbesteigung Samsuilunas kurz vorher stattgefunden hatten. Dann müssten natürlich alle Urkunden aus dem Jahre mu S. /wgal später als 10. V datiert sein. Dies ist nun tatsächlich der Fall, denn von den 14 Urkunden dieses Jahres tragen 9 auch das Monatsdatum und zwar sind alle 9 nach dem 10. V datiert! Die erste ist 2 Wochen nach unserer Urkunde abgefasst (Posez Nr. 62: 24. V), die letzte (CT VIII 92) trägt das Datum 6. XII. Dies möchte ich nicht dem blossen Zufall zuschreiben. Nebenbei sei bemerkt, dass Hammurapis Tod also aller Wahrscheinlichkeit nach Ende IV. oder Anfang V. anzusetzen ist. -- Die Regierung Samsu-ilunas war also um 1 Jahr kürzer als bis jetzt angenommen. Damit, wie diese neue Datierungsweise zu beurteilen ist, möchte ich nicht viele Worte ver- lieren. Dass sie auch dem babylonischen Schreiber befremdend vorkam, beweist die Doppelda- tierung unserer Tafel. die mir sonst nicht bekannt ist und die schon an und für sich die Unge- wöhnlichkeit dieser Jahresnennung am besten hervorhebt. Vielleicht können wir auch hier das stetige Eingreifen Hammurapis in alle Fragen des öffentlichen Lebens spüren. Dass es aber diesmal nicht von bestehender Art war, sahen wir schon oben. ! Dies wird übrigens auch von unserer Tafel eo ipso vorausgesetzt, da sie ja nach Hammurapis Tode abgefasst ist. Tom. XLV. ———— Indices. 1. Personennamen. Adad-rabi, 5, 1. | Gurrurum, 5, à. Aham-arsi, Vater Kusubatums, 5, 18 | Huzälum, 5, 3. Ahi-?, 5, 6. Ibi-Nin.subur, 5, 25. Ahuni, 1, 3; 5, 5. Ibi-Nin.subur. Sohn des rat-KU?, 9 Ahuni, Sekretär des Mär-Samas, 5, 13. | Ibni-Marduk, 9, 1. 4. Ahuni, säl, 4, 2. Idin-Amurrum, 4 7. Ahusina, 2, 10. | Îli-atamar, NI.GAB, 1. 2.6. 14. 18: Ahu-wagar, Bruder Pirhanis 2, 2. | Ilima- Wér, 1, 13. 17. Ahu-wagar, “Malahim, 3, 15. Iluxu-ibni, 5. 16. Ali-talimi, 9, 4. 1lusu-ibnisu, 3, 6. Amurrum-malik, rabianum, 1, 26. IluSu-illatzu, 1, 12. Ana-Nabü-takläku, 7, 1. | Imbusa, 2, 12. Ana-päni-Sin-nadi, sandabakkum, 1, 25. |— IPkurra-mansum, 4, 15. Aplum, 8, 3. (0 Kusubatum, 5, 17. 23. Ardija, 4, 5. | Kusubatum, Sohn Aham-arsis. 5, 18. Atidum, 5, 21. | Lalija, 1, 4. Awel-Samas, 1, 5. || Már-Amurrim, T, 3. AZAG.UD-Sin, 5, 16. | Már-Nin.sun, Bruder Bürijas. 5. 27. A-?-mâtim, 2, 9. | Már-Sama*, 5, 17. 28. Ba’lugä, Vater Étirums, 6, 5. Maïqum, 2, 8. 15. Baza, 3, 16. (0 Menihum, 3, 3. Bélija, 9, 8. IVa ON Bitum-kima-ili-3émé, 5, 11. | Namram-irür, 3, 7. Bürija, Bruder Már-Nin.suns, 5, 27. Nergal-udüam, 1, 11. Bür-Zamama?, 5, 28. | Ninnû, Vater Warad-Tispaks, 5, 10. Däkirum, 3, 9; 5, 14. | Nür-Amurrim, NI.GAB, 1, 29. Däq, 5, 22. Nür-Samas, 6, 1. Ea-gamil, «mélD1.KI, 1, 28. Pirháni, Bruder Ahu-wagars, 2, 2. Éa-kima-ilija, 1, 10. Pirhatum, 5, 3. É-babbar?, 5, 9. | Pwriri, 3, 9. Erib-Sin, 6, 3. | Püpum, 5, 15. Etil-mansummi, 2, 4. | Qi:at?-mátüm, 2, 9. Etirum, Sohn Ba'lugás, 6, 5. |o Qisti-Amurrim, Satammum, 1, 31. N:o 3. 36 HARRI HOLMA. Riméja, 5, 7. Rim-Sin, König, 1, 24. 33. Sép-Istar, 3, 13; 5, 20. Samsu-iluna, König, 5, 32. Serit-Tispak, 5, 7. 8. Säriqum, Vater Taribums, 5, 2. | Taribum, 2, 5; 3, 7; 5, 24. 30. Sililum, 3, 11. | Taribum, gallabum, 3, 14. Sin-aha-idinnam, 3, 8. | Taribum, Sohn Sáriqums, 5, 2. Sin-bilah, 3, 5. Ubarrum, 8, 1. Sin-gäsid, König, 10, 1. Warad-Misu, 6, 6. 7 Sin-idinnam, 3, 11; 5, 19. Warad-Rabisim, 3, 12. Warad-Samas, 5, 15. Warad-TiXpak, Sohn Ninnüs, 5, 10. Warad-Uras, 3, 4. Waradza, NI.GAB, 1, 30. Zamzu?-Sarrum, 5, 6. Sin-imniani, 1, 9. Sin-iqitam, 2, 3. Sin-muSallim, 3, 10; 5, 12. Sin-rimeni, 4, 14. Salma-kima-ilijja, NI.GAB, 1, 27 Sa-bi-Samas, 5, 26. 3. Namen von Ortschaften. “Malahumki, 3, 15. Amnanum, 10, 4. | | Karisu?, 10, 2. al 4S-Sag-kur-ra, 4, 13. aBäbiliki, S, 11. Dür-KA.GUR.SU.PAP.HA.AR.SU, 4, 11. Unugki, 10, 3. 3. Besprochene Wörter (in Auswahl). Samaëï-abum, Vater Taribums, 5, 24. aburru „Einhegung“ 9 nadänu IT, 1 : aha nadü 25 napü „in Schuldhaft ne alt . 29 NIGAB, Titel ätt, Titel 9 ilNin.Subur . à : bart „prüfen“ 29 niputbu „Schuldhättling- £ damqu. „frische Datteln)‘ 12 pühtu „Tausch“ amélDI.KI? . , 8 Sa’alu ll, 1. gamäru I, 2 22 K@’ilu, Priestertitel . girru „Weg“ 23 Sandabakku, Titel. gurnu „getrocknete Datteln)“ 12 Xe-i-qum, Titel gurrunu „aufhäufen“ 132 Seritu „Wuchs“ gurunnu „Haufen“ 13! suhäru „Vogt“ haïâhu „wünschen“ 23 suluppu „Dattel“ hulqu . 28 suluppu AR i8Sakku 26 UTispak d. itä, Titel. 9 tupsikku ,, Frohnarbeiter* kalá IV, 1 28 ullanu . kimru . 132 US.SA.DU amé KU RE 28 wade kubur „Zuschlagszahlung“ . 9 warkát N.N. parâsu . manü (in N. pr.). 9 itWe-ir mazzaïtu ,Bewachung" 29 wir IIl, II2 mitima 25 Zakurum TAFEL 1. 777 JESUS MS ded PE mad = 5 RER N» bez) TE IR SA ER Fr [cog nd S3 b Mod «P ode e ocv BAR br FRA Y/ AR PF 47 57 Bb Se M MORI ee dence ser dues ES UB cov E EF 4 UR Ir EÆEËrd À 1 AU RE FASER Bam > ^d FEË 1 BF kr Nee Be RP 69 BE 4 nog % | JH S BK F1 BE ra) I dy PR Sys to mpg) FRE pr —3 2i Hoo de BRI de cg d 44 Br do aw FD 37 + yn, Eee pb D Pa ps jp | © SE Mw pgBImS mx RE. Pr AW pr Nee esr e eos Arr ds de avv eps FE Pol By = 1 Hu) | 0 puro und ops rr Eu 7 pede jos m BE SBA BR» > 'pueg 19193u[ *93I98J9 DIO A. 'eyrosxong TAFENL- 2. HUC» RCBERLYRPOH Sy Buy Fb Der ie 2l» &À Ju gm 4E 20.5 JS Dae e Dr ‘PUB 191040 $ =) Di BIR -» ne WE ip HÅ 2 SERRE iur | G3 HE BS RSS Nosyony a XP Be en a ne er er ig Mio |y pus ddb dob ESF S de vl we EE 27 x$ de ^ HE Er) À [2-47 | HÄ FPS 2 BR kv | x» pr == ; DH —v -p eg ES Wd: 54 prs p TX Ag» e | BS: Ru edid Tick Red dun | EEE '9319819p10 A "FR IN FREE Ar Bieb x3 ee => EP ugyc HE ode 513 IE NE EE ES te d 2p LA 'oytesxonqy le Hp ME dr dl JE xu «e d jit] J Hr te Ex 2) TAFEL 3. Vorderseite. Rückseite. | | SET Éd ie Lars ae : «CE ee DA SX ART Sfr | RE GOAT se CARE Ax af RD an «« stadt AT AR] Ar ERY ar at | TE | feige wre OF 2 AE KT AX CA EIY 2 de dl MS er eva < (T ELLE CRE «& x ES cf av rad H1 CH fa hr 5 West | 2 dd Vorderseite. Rückseite. 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Introduction Resultat des mesures Repartition de la quantite: comparaison entre les dialectes La quantité absolue des sons A Les voyelles I Monosyllabes . IT Dissyllabes . 3c. BEIriSvllabes EE RS IV Analyse des diphtongue B Les consonnes I Monosyllabes II Dissyllabes . III Trisyllabes . C Variations dans le paradigine . Conclusions générales . P- " & 4 m TE 9r » TE " ww 1 Ld " P. ] Ain fal E s ne abo . essen nb. Ael oe da, AH iet o WS ^ i H I. Introduction. J'ai institué il y a quelques années, sur la proposition et avec le concours de M. Mrx- KOLA, quelques séries d'expériences avec un programme restreint en vue d'étudier l’accent et par surcroit aussi la quantité en lette. Les sujets d'expérience étaient des Lettes réfugiés à Helsingfors aprés les troubles de 1905, ou de passage dans cette ville. Je voudrais exposer dans le présent travail le résultat des mesures relatives à la quantité, Les conditions d'expérience étaient aussi simples que possible: enregistrement sur papier noirci, enregistreur Brix-SANpsTRÓw à vitesse pratiquement constante, courant d'air phonateur transmis par une embouchure large à une oreille inscriptrice de Rousselot. Pour les études de quantité, l'oreille était recouverte d'une baudruche de batteur d'or, qui, tout en donnant les vibrations vocaliques, fournit des déplacements latéraux assez grands; pour les études d’accent linstrument portait une membrane de parchemin végétal plus dure, qui ne donne pas de déplacements latéraux, mais marque bien le son, et, sans inscrire fidélement le timbre, fournit cependant pour des sons différents des périodes assez nettement distinctes pour per- mettre en général l'analyse p. ex. de diphtongues. Le sujet d'expériences était invité à répé- ter un mot à intervalles réguliers et assez espacés; le mot était inscrit plusieurs fois (en moyenne 7—10) sur le tour du cylindre. — M. MıkkorA a assisté aux expériences avec le premier de ces sujets, M. SKALBE, et servi d'interpréte (M. SKALBE ne parle que le lette et le russe) Les trois autres sujets parlant l'allemand, j'ai pu me tirer d'affaire seul. Le pro- gramme primitif avait été dressé par M. MrkKora. Sur le conseil de M. LzskiEN, jy ai ajouté dans la derniére série l'étude de paradigmes nominaux. Voici les données nécessaires sur les séries d'expériences: 1ère série. Sujet d'expériences: M. SKALBE, instituteur et écrivain estimé, originaire d'Alt-Pebalg (prés de Wolmar en Livonie) Vitesse d'enregistrement (en millimétres) pour toute la série 98,3 + 0,02; expériences les 6, 7, 8 et 10 décembre 1906. 2° série. Sujet M. Banwick, agronome, originaire de Bauske (sud-est de Mitau en Courlande). Vitesses d'enregistrement: pour les spécimens d’accent 48,5 + 0,02 pour les spé- cimens de pure quantité 97,1 + 0,03; expériences les 23 et 26 avril 1907. 3° série. Sujet M. WALTER, ingénieur, originaire de Libau (Courlande). Vitesse d’en- registrement: accentuation 95,9 + 0,03, quantité 47,9 + 0,04; expériences le 29 mai 1907. 6 JEAN POIROT. 4° série. Le sujet, Journaliste, alors réfugié à Helsingfors, y vivait sous le nom d’em- prunt de Braun; il est originaire de Livonie (j'ai malheureusement oublié de noter le lieu de naissance). Vitesse: accent 95,0 + 0.04; quantité 47.4 + 0,02; expériences les 30 septembre, 9 et 10 octobre 1907. L'objet principal de ces expériences, comme je l'ai indiqué plus haut, était l'étude des différentes formes d’accent syllabique. Le grand dictionnaire d’Urmann !), dont on a suivi en principe lorthographe, distingue les voyelles bréves (p. ex. bads), les voyelles longues (la longueur étant marquée par la lettre muette h aprés la voyelle) avec accent trainé (gedehnt, p. ex. raht) et les voyelles longues avec accent frappé (gestossen, Stosston) marqué par une apostrophe (p. ex. bwht). J'ai reproduit dans la liste des mots ces désignations du dietion- naire d'ULMANN, sans me prononcer encore sur leur valeur, ce qui ne pourra se faire que dans l'étude ultérieure de l’accent. Je note seulement que le „coup de glotte* lette comporte, comme je l'ai indiqué ailleurs, non une fermeture de la glotte, mais seulement une réduction subite et trés forte de l'intensité des vibrations vocaliques qui se marque sur les tracés par une trés grande diminution de leur amplitude. Dans la prononciation de M. SKALBE cette réduction frappe la fin de la voyelle, dans celle de M. WarrkR elle est située dans le corps de la voyelle, et la partie réduite est entourée de parties à intensité normale. La voyelle marquée de l'aecent frappé se divise donc chez M. SKALBE en deux, chez M. WALTER en trois parties. Chez M. Barwicx on ne remarque aucune réduction de ce genre, et, à en juger par un spécimen que j'ai déjà sommairement étudié, l'aecent correspondant serait un accent musical uniformément descendant. Chez M. Braun l'accent frappé semble encore revétir une autre forme qui ne pourra guére s'analyser que sous le microscope; j'ai dü par suite, pour la quantité, mesurer la voyelle en bloc. D'une facon générale c'est dans les tracés de M. War- TER que l'existence de l'aecent frappé se reconnait le mieux; c'est le cas surtout quand cet accent porte non sur la voyelle, mais sur une consonne. Dans les tableaux qui suivent j'ai donné le résultat des mesures parallelement pour chacun des sujets, désignés par les abréviations S, Ba, W et Br. Les tableaux comprennent, pour chacun des éléments phonétiques (son, partie de son, groupe de sons non analysable ou Dt — durée totale du mot): a) la durée moyenne Dm résultant du nombre d'exemplaires mesuré et indiqué entre parenthéses dans la rubrique; b) l'erreur moyenne E de cette durée, calculée d'après la méthode des moindres carrés, pour indiquer en quelque sorte les limites entre lesquelles la moyenne peut étre regardée comme valable; c) les écarts (éc. mx) entre la moyenne d'une part et de l'autre la plus grande valeur (+) et la plus petite (—). L'unité de temps adoptée est le centiéme de seconde. Les valeurs des quantités différent beaucoup, comme on le verra, d'un sujet à l'autre. D'une facon générale, on constate que S et Ba offrent les valeurs les plus faibles, W et Br les plus fortes; le plus souvent c'est W qui a la prononciation la plus lente, Ba peut-étre dans la majorité des cas la plus rapide. En faisant la somme des durées totales pour 36 mots com- muns aux 4 séries, je constate que si, en moyenne, on représente par 100 la durée d'un mot chez S, on a pour Ba 101, pour W 131, pour Br 124. De là deux conséquences: 1) ULMANN, Lettisches Wörterbuch, vol. 1, Riga 1872. Tom. LXV. Contribution à létude de la quantité en lette. -1 1° pour savoir dans quelle catégorie de quantité (p. ex. bréve, semi-longue, longue) on doit faire rentrer un son dans une combinaison phonétique déterminée, il faut tenir compte de la rapidité du débit propre à chaque sujet. ll est évident p. ex. qu'une durée absolue qui, dans la prononciation de W, ne représenterait encore qu'une semi-longue, peut étre déjà une longue chez Ba. 2° pour voir si, d'un dialecte à l'autre, il y a des différences notables dans la répartition de la quantité totale du mot entre ses divers éléments, il faut réduire pour chaque sujet ces quantités en pour cent de la durée totale. C'est ce que j'ai fait dans un tableau joint aux quatre autres. Les pour cent sont calculés à l'aide de la table de ZIMMERMANN à une unité prés; cette approximation étant plus que suffisante, puisque l'erreur moyenne E de chaque son atteint jusqu'à 1?/, de la durée totale du mot, je ne me suis pas soucié, dans les cas où la somme des pourcent atteignait 99 ou 101, de la ramener à 100. — J'indiquerai ici aussi que la conversion des longueurs mesurées en durées a été faite soit à l'aide d'un graphique, soit à l'aide des tables de Crelle en multipliant chaque longueur par linverse de la vitesse. Les sommes de plusieurs éléments (p. ex. durée totale du mot ou d'un son avec l’accent frappé) sont caleulées directement de la méme maniére, et peuvent par suite présenter avec la somme des éléments une différence d'une unité. — Les mesures ayant été prises avec une échelle graduée au 0.1 mm et à une unité prés de l'échelle, qui représente selon le cas 1 ou 2 millièmes de seconde, les valeurs moyennes sont exactes à une unité décimale pres. Liste des mots. L'orthographe adoptée est celle d’Urmann; 0 est le signe de la diphtongue .w0, ee celui de la diphtongue ie. Il y a des syllabes marquées chez Urwaxw de l'accent frappé, p. ex. a’hbols, où je n'ai pu méme chez W constater de réduction d'intensité; je me suis borné à traiter la voyelle en bloc, réservant pour un autre travail la question de l'accent. — Pour des raisons typographiques j'ai då adopter les signes s et z pour les sifflantes sourde et sonore, et par analogie dz au lieu de ds chez ULMANN. Le genre des substantifs n'est pas indiqué dans la liste; le masculin se distingue par la désinence s du N Sg qui manque au féminin. Je rappelle que la déclinaison comporte le nominatif, l'accusatif, le genitif, le datif et le locatif. Les mots sont 1 puht, Inf, pourrir, se gäter. 11 kauls, N Sg, os. 2 pwht, Sg 2 Impér., souffle. 12 wa’hrds, , , mot. 3 bwht, Inf., être. 13 wa hkt, Inf., moissonner (dans le dialecte 4 raht, Inf., injurier. de W: recueillir). 5 ka' hts, N Sg, tige, manche. 14 katls, N Sg, chaudron. 6 po’hds, , , vase. 15 wilks,‘ , ,loup. 7 bads, SRF. 16 tilts, "pont. 8 peens, nola: 17 dürbs; 5 „travail, 9 seens, SESSION 187 Trust 10 bass, — p VOTE: 19 jauns, N Sg M, jeune. N:o 4. 8 JEAN POIROT. 20 kalns, NSg, montagne. 45 adiht, Inf., tricoter. 21 spo’hsts, „ , piège. 46 zadiht, „ , blàmer. 22 pirksts, „ , doigt. 47 bahba, N Sg, vieille femme. 23 mati, N Pl de mats, cheveu. 48 ah da, » » peau. 24 rats, N Sg, roue!); 25 rata G Sg; 26 49 mahte, , , mère. ratam D Sg; 27 ratá L. Sg; 28 rat; N Pl; 50 bihtees, Inf., moyen, avoir peur. 29 ratu G Pl; 30 rateem D Pl; 31 ratus 51 w?htols, N Sg, saule. A Pl; 32 ratohs L Pl. 52 a'hbols, » » pomme. 33 bite, N Sg, abeille. 53 duhmi, , ; fumée. 34 wakar, hier. 54 kamaols, » > pelote (ULMANN kamolis). 35 aka, N Sg, puits; 36 aka L Sg.; 55 dzelons, » > alguillon. 37 akas, G Sg ou N Pl; 38 akám D Pl; 56 o’hso’ls, , chéne. 39 akas, I. Bk 57 milti, farine. 40 akots, N Sg, barbe d'un épi 58 awahrna, » Corneille. 41 apalsch, N Sg M, rond. 59 appim, » , houblon. 42 zakis, N Sg, lièvre. 60 adata, » aiguille. | 43 abi, N PI, tous les deux. 61 Zabais, N Sg M, forme définie, le bon. 44 waga, N Sg, sillon. 62 labá, N Sg F, " , , la bonne. Il. Résultat des mesures. Skalbe | Barwick Walter Braun 9/5 Elém Dm | E CES mx Dim! E E ecu Dm| E LES = Dm | E ES S | Ba | W | Br +|- + | = +|- + | = 1 puht (16 Ex) || puht (11 Ex) puht (6 Ex) puht (21 Ex) püht p I9.6| 0.9 5.8| 78| 14.3, 0.3 | 1.6| 1.3 || 17.7 || 0.3| 04| 1.4 || 16.1| 6.3 2.3 | 2:2" Mago" fons Coma Mo» 7 29.7| 08| 68| 3.8 ||21.7| 0.4 | 2.2| 1.7 ||44.2| 1.2| 3.4| 3.5 ||36.9| 0.7 | 5.1 | 6.7 || 45 | 37 | 53 | 50 t 17.5| 0:5| 53 3.2||21.9| 0:51 2.6| 2.3 |21.3| o.5| 1.5| 1.7 ||20.7| o5| 7.1 23|| 27 | 38 | 26 | 28 Dt 66.4 | 1.6 |15.1 78 | 57:9 | 09] $5| 3.9. 83.1| 0.8| 3.1 | 23 || 73-7 | 0.9| 8.4 | 87 2 pwht (18 Ex) | pwht (15 Ex) || pu’ht Imp. (9 Ex) || pw'ht (36 Ex) pu’ht p 17.0| €.4| 4.2| 2:4 | 13.9| o.2| 1.8] 21| 168| 0.4 | r5| 20|| 15.7] o2| 3.5] 2.1|| 27 | 24 | 23 | 24 u T1959: 2077: 6:5 | 3:9] 3:6 19.6 | 0.6 | 3.8| 2.2 33 27 2€ 9 7:8! 16:3 |-2:3/| "22m 6.1| 0.3 | 2.2 | 0.9 I3 8 E m | 47| 02109] ro | 6 7 28.5| 0.7| 5.2| 3.8 || 23.3 | 0.6| 5.1| 4.1 |30.3 | o.5 | 2.3 | 1.8 || 29.2 | 0.4 | 6.0| 5.4 || 46 | 40 | 42 | 44 t 16:7: 16:3; | 2:6] xri] 21.4 | 0,4 | 3.5|| 2:6,|| 25-2; 0.7] 1.7.| 3,6.||21.721.0:3,| 3:6|5:74110 272 372. 13501053 Dt 62.3 | 0.7| 9:3 | 5.3 || 58.6] 0.9 | 9.8 | 3.8 || 72.3 | 0.8 | 3.8 | 3.2 || 66.5 | 0.6 |11.0| 9.0 !) Les nos 24—26, 29—32, 36—39 et 61—62, qui ne se trouvent que dans la série BRAUN, à la fin des tableaux. sont reportés Tom. XLV. - Contribution à l'étude de la quantité en lette. 9 Skalbe Barwick Walter Braun ge Ec mx Ec mx Ec mx Ex mx Elém DAME Dit ——|ıDn — DIN ES S | Bal W | Br + | = + | + | +|- 3 bu’ht (14 K) bu’ht (14 K) bwht (9 K) bwht (22 K) bw ht b 16.9 | 0.6| 4.9| 3.4 || 13.9 | o.2| 2:01 r.5 || 16.8| o3| 1.1| 1.7||13.6| o4| 3.11 1.9 || 20 | 23 | 21 | 21 à 1e p 1&1 04\19| 21 19.8 | 6.8| 4.0| 2.9 32 25 2° p 6.6 | o.2| 1.6 | 0.8 7.311 0:4.| 1.3 2:2 II 9 SEUD 54|04| 1.5 | 1.5 7 u 24.7 | €.5| 3.1| 3.1 122.3| 0.5| 2.4| 3.7 || 32.5 | 0.8| 3.2| 3.1 ||28.2| 0.4| 4.6| 2.7 || 43 | 37 | 4x | 43 t 15.6 | 0.3| 2.3| 2.1||23.8| 0.5 | 4.6| 3.6 || 29.1 | 0.7 | 2.5 | 2.8 ||24.1| 0.5 | 4.0| 4.6|| 27 | 40 | 37 | 36 Wd 57.5 | 0.5 | 3:6| 3-6 || 60:1 | 0.9 | 5.4| 4.9 || 78.4 | 1.1 | 5.6| 4.4 || 66.2 | 0.7 | &2| 5.4 4 raht {22 Ex) raht (10 Ex) raht (8 Ex) raht (9 Ex) raht T 10.3 | 0.3 | 2.0| 2.3|| 9.3] o3| r4| 1.5 ||rr.8| o5| 24] 1.4 || 12.7 | o5| 2.1| 19|| 20 | 18 | 17 | 19 ü 27.2 | 0.6| 4.2| 6.6 ||22.1| 6.5 | 3.2| 1.9 || 33.4 O.1 | 1.5 | 1.4 [| 32.5 | 0.7| 3.2 3.6|| 52 | 43 | 49 | 49 t 15.4 | 0.3| 2.3| 2.5 |20.1| 04| 1.9| 1.5 ||23.2| 0.9| 42| 3.4 |\21.5 | o.3| 1.7| 1.2|| 29 | 39 | 34 | 32 Wd 52.8 | 0.4 | 4.2| 5-5 || 51.5 | 0.8 | 3.71 2.9 68.4 | 1.1 6.9 | 3.3 || 66.6 | 1.0] 4.1 | 4.1 5 ka’ hts (15 Ex) | ka’hts (10 K) ka hts (18 K) ka hts (yo K) ka hts k 12.3 | 0.4 | 2.5 | 2.1 | 14.2 | 0.3 | 1.9| 1:4 || 14:9] 05| 3:5 | 30| 14-2| 04 | 1.2] 1.5|| 18 | 21 | 18 | 18 a 1ère D |21.2| 04| 32) 2.3 17.3 | 0.4 | 2:9| 3.1 | 32 21 2° p 8.5 | 0.6| 4.1| 3.6 7:7\'0:3| 3.0| 2:3 13 9 Su D 5.6| :0.4 | 4.6| 2.2 | 7 ü 29.7 | 0.4 | 2.4 | 3.6 || 22.8] 0.6| 4.8| 1.8 || 30.7 | 0.6 | 60| 5.2 || 31.9 | 6.9] 42| 5.5 || 44 | 34 | 38 | 40 t 14-4 | 0.5 | 4.3 | 3.4 | 15.9| 0.4 | 1.6| 1.9 || 17.3 | 0.4 | 3.4 | 3.3 ||20.6| o.5 | 1.6| 3.7 || 22 | 24 | 21 | 26 8 10.5 | o.2| 2:2| 1.3 || 14.1| 0.6| 3.0| 1.5 ||18.7| 06| 49| 32| 130| 0.3 | r.2| 161) 16 | 21 | 23 | 17 Dt 66.9 | 0.6| 4.3 | 4.1 || 66.6 | 1.0] 4.7 | 4-9 || 81.6] 1.1 |10.2 10.4 || 80.3 | 1.1 | 5.0| 3.7 6 po'hds (18 K)| po’hds (9 K) po hds (9 K) po hds (9 K) pohds p 12.1| 0.4| 34| 2.8 || 13.6| 0.2) 0.4| 0.8 ||13.6| 0.4| 1.7 | 1.5 || I3.1| 04 | 1.9| 1.3 || 21 | 19 | 18 | 17 uo re p 19.9 | 0.5| 2.5| 2.3 27 2° p 65| o3! 1.6 | r3 9 sr 37| 05| 1.3 | 12 5 uo 27.8| 0.3 | 3.0! 2.0||24.7| 0.4 | r.2| 2.2 || 30.1 0.5 | 2.3| 1.9||31.0| 05| 28| 3.8]| 47 | 35 | 40 | 40 d 95|03| 29| 1.7 | I7.1| 0.3 | 1.7| I-0|| 14.7 0.5. 2.4 | 1.7 || 19.3 | 0.5 | 2.6 | 2 16 | 24 | 20 | 25 E] 9.3 | 0.3| 1.9 | Z1| 148| 0.4 | 2.1| 1.6 || 163 | 04| I.5 | 1.7 || 14.8 0.5| 2.9| 1.5 || 16 | 21 | 22 | 19 Dt 58.7 | 0.5 | 5.4 | 3.9 | 70.1 | 0.6| 2.4 | 1.9 || 74.7 | 0.9 | 5.2 | 4.4 || 78.3 | 0.9 | 3.5 | 5.4 7 bads (18 K) bads (10 K) bads (8 K) bads (8 K) bads b | 15.0 | 0.3| 27| 4.0 || 13.3 | 0.3 | 2.0| 1.1 || 14.0] 0.5 | 2.1| 1.7 | 15.0] o5| 2.3| 2.1|| 22 | 22 19 | 21 a 17.3 | 0.4 | 3.6| 3.5 || 10.1 | 0.3 | 1.2 | 1.0 || 12.4 | 0.4 | 1.3 | 1.6 | 14.4 | 0.4 | 1.2| 2.2|| 25 | I7 | 17 | 20 d 19.4 | 0.7 | 4-8] 6.7 || 18.6| 0.9 | 3.9| 3-8 || 27-2 | 0.9| 2.5 | 3-8 || 24.3 | 0.6| 1.7 | 3.6|| 28 | 31 | 36 | 34 $ 17.0| 0.3 | 2.3 | 2.7| 17.8| 0.7 | 4.0| 4.0|| 21.6| 0.6| 3.5 | 1.8 ||18.0| 0.7| 3.3| 2:2 | 25 | 30 | 29 | 25 Dt 68.5 | 1.0| 5.8 |rr.o || 59.7 | 10| 2.7 | 80 || 75.1 | 0.6| 3.4 | 1.6 || 71.8| 1.1 | 6.6| 4.2 | TG «Sc 607" N:o 4 få - : has LI@R iz : v e. es 10 JEAN POIROT. Skalbe Barwick Walter Braun D à Ec mx Ec mx Ec mx Ex mx Elém Dm L——— gon c 38) Hosni Dm| E | — S | Ba| W | Br ae imeem +l= = 8 peens (20 K) peens (9 K) peens (9 K) peens (14 K) peens p 128| 0.3 | 25| 3.3 |12.4| o2] 0.9| 1.0 || 160 | 04 | 1.8 | 1.6 164 0.3| 1.7| r.2|| 20 | 18 | 2o | ro ie 28.0 | 0.4 | 3.0| 2.9||20.9| 0:7 | 4.2| 2.0||27.2| 0.5 2.7 | 1.3 |\33.7| 1.1) 0.8| 5.2]| 44 | 30 | 34 | 40 n 11.6 | 0.3 | 3.8 | 2.0 || 12.5 | 0.6| 3.7 | 1.7 || 12.6 | 0.5 Se 2.8 || 15.7 | 05| 3.5 | 2.8|| 18 | 18 | 16 | 18 S ILI! 0.4|4.7| I.7 | 23.6 0.7 | 3-1 239 m 0.9 29| 4.8 || 19.3 | 0.9] 6.0| 62|| 17 | 34 | 31 | 23 Dt [63.5| 0.9 | 6.1 | 7.8 69.4 1.0 | 4.1 | 62| 8r.1| r1 3.9 | 47 85.0 | 1.3 11.9 | 8.7 9 seens (13 K) seens (10 K) seens (8 K) seens (9 K) seens S 14.4 | 0.6| 3.2 | 3.8 || 18.9 | os 1.3 | 2.6 || 17.2 | 0.3 1.0 | 1.1 || 20.6| 0.6] 2.2| 2.9 || 23 | 27 | 23 | 25 de 23.7| 0.6| 4.3| 2.1 [16.5 | o.5 | 2.1| 27 | 2-3 | 6.5 2.9 | 1.9 || 26.81 0.6| 3.4 | 2.1|| 38 | 24 | 29 | 32 n I23| 0.4| 1.3| 2.5 ||I0.0| 0.3 | 1.1) 2:4 || EE9| O3| 1.1| 1.5 ||13.0| 0.2| 05| 1.2|| 20 | 15 | 16 | 16 Ei 12.5 | 0.9| 5.2| 2.6123.8| 0.6| 4.0| 2.2 || 23.4 | 0.7 | 40 2.9 || 226| 0:5 | 2.1| 3.4 || 20 | 34 | 32 | 27 Dt |63.0| 0.6| 36| 2.9 || 69.0| o.7| 3.5 | 3.5 | 7371 0.7 | 46| 1.7 ||82.9| 0.8] 3.7 | 3.0 | 10 ba'lss (10 K) ba’lss (15 K) ba’lss (17 K) ba’lss b 4 12.8 | 0.2| 1.2| 0.6 || 14.0| 0.4 | 2.1 | 2.7 || 14.6| o.2| 2.1| 1.7 19 | 18 | 18 a 9.5| 0.3| 1.2| 1.7 || 109| o.2| 2.1| 2.1 || 18.4 | 0.5| 3.1| 2.4 14 | 14 | 23 ] ere 9 80| o2| r6| 1.3 IO 2 7) 6.7| o.2| 2.3| I.I 9 SED 6.3| 04| 3.9| 2.5 8 ! 17.5 | 0.7\ 23| 3.5||21.1| 0.6| 7.1, 38||206| 0.3 | 1.9| 2.0 26 | 28 | 26 SS 27.7 | 0.6| 2.6 | 2.4 || 30.5 | 0.8| 5.0| 8.4 || 26.4 | 0.7 | 2.9| 6.1 41 | 40 | 33 Dt 67.4 | 0.9 | 3:0| 5.2 || 76.5 | 0.3 |II.4 |t5.0 || 80.1] 0.7 | 6.5 | 6.8 11 kauls (21 K)| kauls (9 K) kauls (8 K) kauls (8 K) kauls k lın5| 0.3 | 2:4 | 2.3 || 14.5 | 0.4 | 2.1| 1.8 || 14.2| 08| 38| 2.5 |) 15.6 0.2| r1| 0.6 || 20 | 20 | 17 | 17 Au 22.6 | 0.4 | 3.7| 3.8 || 17.4| 05| 2.1| 2.9 || 30.2| 0.5 | 2.0| 2.0|| 33.3 | 0.8| 3.2| 3.1 || 40 | 24 | 36 | 36 l 8.6| 0.5 | 49| 3.0\|15.8| 0.7| 3.1 | 4.4 || 15.71 0.3 | 0.9| 1.4 || 10.8 | o.5 | 1.3| 2.1 || 15 | 22 | 16 | 22 | s 14.3| €.4| 3.7| 4.1 || 24.6| 0.6| 2.66 3.1 ||25.9| 0.6| 25| 2.7 || 22.8| 0.7| 2.3| 2.8|| 25 | 34 | 31 | 25 Dt 57.0| 1.0 7.8 |1.00 27.3 | 1| 3:9| 6.4 ||84.1| 1.0| 3.4) 4.2 || 91.5 | 1.3] 4.4 | 7.8 12 wa hrds (16 K)|| wa’hrds (xo K) | wa’hrds (9 K) wa hrds (8 K) wa hrds ro No 4827722080) 16:3) 91572) 91:6) NT STAN SSE RISE Er | qae 15.2 | 0.4 | 2.4 | 1.8 20 2° p rea! More: r2! o7 7 SEED 4.4 | 0.2] 1.0] 0.6 6 (7 20.1 | 0.4 | 3.0| 3.1 || 25.4 | 0.6| 2.2| 3.1 || 24.9 | 0.4 | 2.1 | 1.9 || 34.3 | 0.7| 3.0| 2.2 || 44 | 36 | 33 | 40 Ka (HIF AT FNS ze | os IS 72 NN 7 21 No 21 fort 12702 NN d 11.4 | 07| 48| 4.4 |\16.1| 0.5| 29| 2.5 || 165| 1.1] 23| 7.5 ||20.5 | 65 31, 1.1 || 17 | 23 | 22 | 24 S 8.6| 0.2| 1.9| 1.3 || 14.0] 0.8| 44| 2.9 || 16.8] 1.4 |10.2 | 2.6| 14.4 | 0.6| 2.1| 2.6| 13 | 20 | 22 | 17 Dt 65.8| 0.9 | 6.7 | 6.2 || 71.3 | r2! 59| 5.6 ||75.2| ro! 5.0| 3.8||86.2| 1.1| 5.2] 5.5 | Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 11 Skalbe Barwick Walter Braun % Ec mx | Ec mx | Ec mx Ec mx | ! Elém Dm RET ED El DrulTE Dr S|Ba|W|Br | + |< + | = + = 13 wa'hkt (16 K)| wa'hkt (10 K) wa’hkt (7 Ex) || wa’hkt (13 Ex) wah kt v 10.8 | o.5| 30[| 3.4 || 8.9] 0-3 | ro L9|| 82|03|ro| r3|| 95l 03| 25| 30|| 17 | 16 | 12 | 12 ge» 14.8 | 0.4 | 2.5| r.2 21 2° p 6.4 | 0.2| 0.7 | Lo 9 3° p | 4.6 | 0.2 | 0.8 | 1.5 6 a 27.1| 0.4 | 2.2| 3.5 || 19.9] 0.5 | 1.9 1.7 || 25.8| 0.5 | 3.0! 2.2|| 28.5 | 0.9| 4.0| 5.1|| 42 | 34 | 36 | 37 | | I k 14.0| 0.3 | 2.6| 1.5 || 11.7| o.4| 25| 1.2 | 17.2| 06| 3.1| 3.0||21.3| TO 5.9| 5.9|| 22 | 23 | 24 | 27 t 130| 0.3 ZI LI [7.1 | 0:4 | 2.3 | 1.6 || 20.0| 0.7| 4.2| 2.0 || 18.3 | 0.7 | 7.0| 3.3 || 20 | 30 | 28 | 24 Dt 63.1| 0.9| 5.6| 6.5 || 57.5 | 0:7 | 3.1 | 3.8 || 71.2] 1.3 | 7.9| 4.8 || 77.6 | 2.6 |13.2 |13.8 14 katls (12 K) | katls (10 K) katls (16 K) katls (10 K) katls k 12.2| 0.4| 25| r8|| 125| o.2| r.1| 0.7 || 13.8| 0.3 | 3.3 | 2.1 || 13.2| o.2| 1.4| r.o|| 17 | 18 | I6 | 17 a 12.2 | 0.4 | 26| 1.8|| 9:0] 04| 28| 1.4 || 10.0] 0.3| 26| 2.5 || 10.7 | 0.3| r.1| 1.2|| 17 | 13 | I2 | 54 k | 18.5 | 0.4 | 3.0 | 2.5 || 16.7| 0.7] 29| 4.5 || 22.9] 0.6 | 6.1| 2.9 || 16.7| 0.3| 0:81 1.3 || 25 | 24 | 27 | 22 e | 13.3 | 0.9| 4.2 | 4.6 || 10.3 | 0.3 | 1.5 | 1.4 || 17.6 | 0.6| 2.2 4.3 || 1&0] 0.7| 2.9| 22|| ı8 | 15 | 21 | 23 s 16.5 | 04| 2.4| 1.7 ||22.5| 0.4 | 2.2| 2.1 || 20.7 | 0.6| 4.6| 4.6|\18.9| r.1| 37| 54|| 23 | 32 | 24 | 25 Dt 72.8| 0.7| 41! 3.1 || 70.6] 0.81 3.7| 3.9 ||84.8| 1.2] 8.11 9.2 || 77.1! 1.5 | 5.5 | 5.9 | IS wilks (7 Ex) || wzlks (10 Ex) wilks (9 Ex) wi'lks (8 Ex) wi lks v 10.0| 0.5 | 2.0) 24| 7.2| 03| r4| 1.6 || 10.1 | 04| 24| 1.5 || 10.4 | 05| 2.3 | 24|| 17 | II | 14 | 13 i 12.1| 0.6| 1.8| 2.6|| 11.5 0.4| 25| 2.2|| 96| 0.3 | 1.5| 1.0||14.0| 0.5 | 1.8| 20|| 21 | 18 | 14 | 17 jeep 9.8 | 0.5 | 2.3 | 2.1 14 2500 6.4 | 0.4 | 1.7 | 2.0 | 9 l | 9.5 | 0.5 | 27| o9 || 11.0] 0.5 | 3.2| 1.5 || 16.1 | 0.81 4.2] 2.3 || 20.3] 0.9 | 2.9 | 3.2|| 16 | 17 | 23 | 25 k 13.0 | 0.3 | 1.2| 09||11.0| 1.3| 1.4 | 1.5 || 15.4 | 08| 3.8 | 4.5 || 18.01] o.3| 2.9 | 1.5 || 22 | 17 | 22 | 22 s 14.1| 0.4| 1.2| 8] 24.8| 0.6| 2.21 3.8|| 19.2| 1.2| 7.1| 67||20.0| 04 | r9| r6]| 24 | 38 | 27 | 24 Dt 58.7 | 0.7| 2.3| 2.5 || 65.5 | 1.2| 7.0| 6.0 || 70.4 | 2.0 |11.4 |10.5 || 82.8| 1.1 | 4.4| 6.7 16 tilts (20 Ex) tilts (10 Ex) tilts (15 Ex) tilts (8 Ex) tilts t 13.5 | 0.3| 3.3| 2:31) 13.3 | o.2| 0.7 | 0.5 ||15.6| 04 2.8| 2:2 Her 0.4 | 1919| 25 | I9 | 19 | 17 i 10.6 | 04| 3-9| 2:6 || II.5 | o.3| 2.3| 2]| 14.9| 0.3| 9| 2.4 || 14-2, O.4 | 8| 1| 19 | 17 | 18 | 17 l 13.2 | 0.3 | 2.3 | 2.2 || 12.6 | 0.3 | 1.4 | 1.7 [20.4 | 0.6 | 5.1 | 2.8 27.4 | 1.0] 5.3| 2.9 || 24 | 18 | 24 | 33 t 11.3 | 0.3] 3.5 | 1.7 || 15.8| 0.5 | 2.4| 28 ||18.0| 0.5 | 4.8| 3.0 || 15.8| 0.6| 2.8| 1.8|| 21 | 23 | 23 | 19 S 6.2 | 0.6| 5.3 | 2.7 || 16.3 | 1.0| 4-5 | 5-0] 13.6 | 0.3 2.9 | 1.6 10.9 | toc eee 07:61 iow 17242 2062 ere Dt 54.8 | 0.6| 5.3 | 4.2 || 69.4 | 1.1 | 62| 4.8||83.4| 1.0] 5.2| 6.2 || 82.5 | 0.9 | 2.2 | 5.0 17 da’rbs (15 Ex) | da’rbs (9 Ex) da rbs (8 Ex) da rbs (8 Ex) da’rbs d 12.4 | 0.4 | 1.7| 2.1 || 14.2| 0.2 | 1.3] 06||13.7| o3] o9| 1.81 15.0] 0.6 | 1.9| 2.6 ||, 20 | zo | 16 | 18 a 13.4 | 0.7| 6.1| 3.9 || 10.8 | 0.4 | 1.2 | 2.11] 24.1 | 0.5 | 4.1] 22| 29.1| 04| 1.7 | | A| ae 7 8.7 | 0.2 1.2 | LI| 55|o5|34| 22) 94|o5|1.7| r9|| 79| 0.4 | 2.5| 1.5|| 14 IE ES b 11.7| 0.5 | 4.0| 3.3 || 16.7 | 09| 3.3 | 371 19:0] 0.5 | 4.0| 23 14.0 | SN L4| LI| 19 | 24 | 22 | 17 S 16.4| 0.8| 7.8| 3.4 ||23.3| 0.8| 28| 3.7 ||18.6| 0.3 | r9| r7] 197| 04 | 2.0| 1.3 || 26 | 33 | 22 | 23 Dt 62.6| 1.0] 4.6| 7.4 || 70.4 | 2.0] 7.2 | 9.4 || 84.9 | 1.3 | 3.8 | 8.3 || 84.8] 6.9 | 4.1 | 4.1 12 JEAN POIROT. Skalbe Barwick Walter Braun 0 | — | Ee mx Ec mx | Ec mx | Ec mx Elém |Dm| E —— —|Dm| E —— Dal NE |Dm| E — S |Ba| W | Br > = +] = +|- + | = 18 dra ugs (15 K) | dra’ugs (9 K) dra ugs (9 K) dra'ugs (8 K) dra ugs d |ILI| 0.1) L4| O5 || I24 | 0.3 1.6| 1.1||13.3| 0,3 | 26| r6| 14.5| 0.3 | rr| 4| 16 | 17 | 15 | 15 f | 6.3 | 04 25| 23|| 80| o4| 2ı| 2| 75|0o2| 1.1| o8| 7:01 0-4 | r9| r5 9| xr VB S a 15.5 | 04 | 2.9| 2.4 23 u 7.3| 0.2| 1.5| 14 | II qu 22.7 17.6| 0.3 | 1.4 | 1.7 || 27.6) 0.8| 4.2| 4.2 ||35.9| 0.6| 3:3| 2.8|| 33 | 25 | a1 | 39 g 11.5| 0.3| 3| 1.9 || I23| 0.6| 4.2| 1.8 || 14.6| O:4 | 2.3| 2.5 | 165| €.5| 2.1| 2.8|| 17 | 17 | 16 | 18 S 16.3| 0.4| 2.5| 2:41) 21.5 | 0.7| 2:2| 3.2 | 26.6| 0.6| 3.5 | 38| 19.3, o.3| 1.6| I2 24 | 30 | 30 | 21 Wd 68.8 | 0.9| 5.3| 5.9 || 71.8] o.9| 2.7 | 4.1 || 89.4 | 1.7| 7.9| 9.5 || 93.2 | 1.0| 2.9 | 62 | I9 ja uns (6 Ex) | ja uns (10 K) ja uns (9 K) ja'uns i 94| o.1.| o2| 0.5 || 79| o2| r2] 0.9 10.4| €.5| 3-5| 1.7 || I4 | II I3 a 18.0 | 0.7 | 2.9| 2.0 i 27 u 9.2| 0.3| 0.9| 1.0 14 ou |27.1| 0.7 | 2.4 | 2.4 || 24.5 | 0.7 | 3.3 | 2:9 34.3 | 0.5 | 1.8| 2.4|| 41 | 36 43 n 15.6 0.3 | 1.3 | r1|| 145| 07| 3.2| 44 13.9| 0.5 | 1.71 2.3|| 24 | 2ı 17 | E) 14.0| €.5| 1.4 | 1.8||22-0| 0.7 | 3.5 | 4.3 21.81] (O243| TAN Mrs) 22 27 Wd 66.1 | 0.9| 20| 2:9 || 68.8| r2! 7.0| 4.6 80.4 | 0.8| 3.0| 3.9 20 ka'lns (19 K) ka’lns (7 K) ka Ins k I3.8| o:2| r.5| r4 14.9 | 0.7| r.8| 2.2 20 I5 a 10.4 | 03| 3.2| 1.9 18.2 | 1.0| 2.7 | 3.6 15 18 l 13.6 | 0.4 | 3.5 | 2.7 25.5 | 1.0 | 3-4 4.8 19 26 N 10.6 | 0.3 | 2.0| 2.3 17.4 | 0.7| 1.8| 3.5 15 18 | S 224 | 0.5 46| 4.2 22.7 | 0.6| 3.0| 3.1 32 23 Wd | 70.5 | 0.7 | 6.5 | 4.6 987| 1.8| 60| 47 21spo’hsts(20Ex) spo' hsts (7 Ex) | spo'hsts (13 Ex)| spo'hsts (8 Ex) spo'hsts s 9.7| 0.2| r5| 1.5 |17.4| ro| 4.2| 3.2||16.1| 0.8 48, 34 13.1 | 0.7| 2.5| 3.0|| 14 | 20 | 16 | 14 | p 10.5 | 0.2| 1.2| 2.3 || 12.1] 0.3 | 6.9, 1.2 || 10.4 | 0.3 | 3.0| 1.4 9.8| 0.3 | 0.8| 1.4 || 15 | 14 | ro | ro uo 1e p 17.9 | 0.5.| 2.3 | 3.1 || 18.3 | 0.6| 2.21 2.9 18 | 19 2° p | 5.9 | 0.2| L6| r1! 66|03|08| r5 6| 7 SU 5.5| 0.3| 2.0| Z2||IL4| 0.5| L9| ZI 5| 12 uo 22.4| 0.5| 33| 3.4 ||20.6| 0.4 | 1.2| 0.9 | 29.4 | 0.4 | 3:1| 2.2 || 36.3| 0.6| 27! 1.7|| 33 | 23 | 29 | 38 s 9.8| 0.5 | 4.1| 2.4 || 16.9] 0.4 | r5| 12 | 16.7 | 08| 5.0| 5.011 16.4 | 1.01 68| 3.3]| 15 | 19 | 17 | 17 t 7.9| 0.3| 3.0| 1.7:| 10.3 | 0.3| 1.2) 1.6||15.4| 0.7| 4.4 | $3||13:0| 0.4 | 1.6| 2.7 || 12. | 12 | I5 | 14 S 8.1| 0.3| 2.1| 1.8||12.2| o4| r2|r9|126|o5| 30| 34|| 72,02, r2|09| 12| 14 | t3 | 8 Dt 68.2| 0.6! 4.2| 3.7 || 89.3 | 1.3 | 6.5 | 3.8 ||1o0.5| 23. |14.3 |11.2 |! 95.7 | 1.7| &.8| 8.9 Tom. XLV. N:o 4. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 13 Skalbe Barwick Walter Braun on | Ec mx Ec mx Ec mx | | Ec mx | Elém ne JE = Dee Bor DE = S | Ba| W | Br + = ie +1 = RENE | 22 pi'rksts (5 Ex) || pörksts (9 K) pirksts (8 K) pÜrksts (7 K) pÜrksts p 10:2 | 0:2 | 0:6 | 0.4 || 11.9] o3| rx| r.4 | 13.9] 03 | 1.6| 1.2 || 12.7| 04| r4| 1.3|| 16 | 15 | 15 | 13 i 12.9| 0.2| o:5 | 0.5 || 11.3) 0.4| 1.9| 1.6||13.0| o0.3| 1.6| 1.1||10.3 | 0.3| 1.5 | 0.6|| 21 | 15 | 14 | 1o r &6/-6.5 | 2:0] 1-.311|28.4.| 6:8. | 1.1 1-21] ^ 7-5 | 6:4 | X5 | 17 17.0103 | 124 1:3: | 34 | xr | 8| 7 k 87| o5| 1.1| 1.2||108| 04| 20| 1.7|| 16.7| 65| 2.1, 1.7 || 24.8 | 09| 3:1| 3.7|| 14 | 14 | 18 | 25 Ei 8.7! o0:3| 0.9| 0.8|| 14.8! 07, 32, 3.0|| 13.2| 07 2.2| 25||167| 0:7 | 25| 24|| I4 | 19 | 14 | 17 t 7.2| 0:3| 0.7| 0.8|| 10.2] 0.6| 24.| 3.0|| 19.0] 0.8| 2.5| 4.0 ||21.6| 0.6| 5.2| 7.3|| 12 | 13 | 20 | 21 s 60| o.2| 0.7| o.5 || 10.2| 0.6| 3.8| 1.5 ||10.0| 05| 25| 25|| 8.4| 0.6| 1.9| 2.5|| 10 | 13 | ıı | 8 Dt 62.2| r.1| 3.6| 2.7 || 77.6| 1.6| 4.8| 7.4 || 93.4 | 1.3 | 3.9.| 7.6 ||1o1.4| 1.9 | 5.9 | 7.2 23 malti (23 K) mati (10 K) mati (10 K) mali (7 K) mati m | 10.9 | o.1| r6| 1.2|| 831 0.2| 0.81 0.9 || 10.51 0,3) 18 rr|1r3| o2 2705| 17 | 14 | 15 | 16 a 12.5 | 0.3| 3.5 | 2.7 || 12.2| 0.5| 28| 2.1 || 10.2| o.2| 0.9| 1.0 || 12.5| 05| 1.4 | 1.9 || 20 | 20 | 15 | 17 t 28.8 | 0.6 | 5.2| 4.4 ||29.8| 1.0| 5.2| 4.3 ||33.5| 0.8| 5.0| 5.3 || 31-6 | 0.6| 1.8| 2.4 || 45 | 49 | 49 | 45 i 11.6 | 0.3| 3.6| 2.7 ||10.3 | 0.5| 2.3| 2.9 || 14.9 | 0.9| 3.7| 5.3 || 16.1| 1.0 | 4.6| 26|| 18 | 17 | 22 | 22 Dt 63.8| 0.7 | 5.4 | 5.2 ||60.5 | 1.1 | 5.6| 4.1 ||69.1 | 1.1 | 3.2] 5.9 || 72.5 | 0.9 | 4.0| 2.1 28 rati (23 K) rati (9 K) rali (8 K) rati (17 K) rati 7 | 87| 031 23| 1.9|| 9.2| 0.6| 26| 24|| 93, 0.4 | r8| 09|| 95|03| 27| 7| 15 | I5 | 12 | 14 a 10.9 | 0.3| 3.0| r9|| 96| 0.4| 2.2| o9| 11.2 | 0.4 | r3| 1.2|| 93| 0.31 38| 25|| 19 | 16 | 14 | 14 t 27.8 | 0.6 | 6.9| 3.9 || 30.6| 0.7 | 3.4 | 3.8||37.8| 1.0] 5.21 3.3 || 32.6 | 0.6] 4.7| 3.1|| 47 | 51 | 47 | 49 D IL4| 0.3 | 23| 2.8||10.7| 0.5 | 2.7 | 2.01] 21.4 | 0.61 3.0| 3.2 || 14-7, 0.6| 3.1| 39 || 19 | 18 | 27 | 22 Dt 58.9 | 0.6 | 7.9| 5-1 || 60.1| 0.9 | 3.11 3.7 || 79.8| 1.2] 62| 4.9 || 66.0| 0.8| 5-4 | 5.7 33 bite (32 K) bite (x1 K) bite (8 K) bite (10 K) bite b 114 | 0.2 | r7| 2.2 || 120| o2 0.6 | 1.1 || 14.9| 0.4 | r.2| 1.1 || 14.3 0:3 | r3| o8| 18 | 21 | 20 | 21 . | 1 127, 0.3| 34| 34|| $3, 0.3| ro| z1| GT o3, 11| TO 9.1|0.5| 2.1| r9|| 20 | 14 | 12 | 13 t | 26.4 | 0.7 7.8| 8.0 || 27-8 | 0.6| 23| 3.9 | 33.7| 0.8| 3.3 | 4.2 ||30.7 | 1-0] 4.1] 3.3 || 41 | 48 | 44 | 44 e | 13.3 | 06|12.5 | 4.0|| 9.8| o3| 2.0| 1.1 | 18.6] 0.6| 3.3 | 2.1 || 15.5 | 0.6| z9| 1.8|| 21 | 17 | 24 | 22 Dt 63.7 | 0.8 |11.9 | 9.0 || 57-81 0.6| 1.9] 4.9 | 76.2| 1.5 | 6:5 | 7.8 69.7 | 0.9 | 4.2] 4-4 || 34 wakar (21 K)| wakar (9 K) wakar (8 K) wakar (15 K) wakar v 8.8] 0.2 | 2.0] 1.5 || 60|o5| 14| 1.61] 9:91 0.3 | 1.4 | 1.3|| 84| 0.4 | 2.8) Br TON F2 NIET; a 11.6| 0:2 | 1.9| 2.3 || 8.4| 0.4 |-1.7| 1.2 || 12.9 | 0.51 30| 1.4|| 93| o.1| 2.5| 1.9|| 19 | 15 | 16 | 14 k 22.3 | 0.6| 7.7| 4.2 ||18.6| o.4| 2.2| 1.3 ||29.0| 0:7 | 28| 3.1||21.9 04| 2.6| 2.7|| 37 | 34 | 36 | 34 a 9.2| 0.3| 2.1| 3.8 || 12.5 | 0.3| 2.1| 1.0||13.5| 0.6| 3.8| 1.6||12.4| 04| 2.81 2.7|| 16 | 23 | 17 | 19 | 1 7-6| 0.21 3.0| r4| 97 0.6! 2.3 | 1.9 || 15.4 | 0.6| 2.2| 3.5 13.3 | 0.5 | 1.9| 40| ı3 | 18 | 19 | 20 Dt 59.6 | 0.6 | 3.8 | 5.6 || 55-0 | 0-8 | 3.9 | 3.1 | 80.7 | 0.8| 3.21 3.9 ||65-4 | 1.3 | 7.6| 8.6 35 aka (13 K) li os aka (8 K) aka (33 K) aka a II.9| 0.5 | 4.5| 2.6 15.6| 0.4 | 1.3| 2.2||11.8| 0.3 2.4| 3.1 || 24 22 | 20 k 27.0| 0.7| 4.7| 3.2 35.0| 1.0| 2.0| 6.4 || 31.2 | 0.6 |11.0| 8.3 || 56 49 | 52 a 9.8 | 0.5 | 4.6 | 1.6 20.3 | 0.7 | 3.1| 2.3 || 16.9] 0.5 | 6.11 5.3 || 20 29 | 28 Dt 48.7. | 1.3| &9| 6.3 70.9 | ro| 1.7 | 6.6 || 59.9 | 1.0 |14.7 |12.2 14 JEAN Pornor. Skalbe Barwick Walter Braun Ec mx | Ec mx Ec mx Ec mx | Elem Dame = Da I EEE MD an RE — || Dm EL S | Ba, W| Br PART + +1 = + lo | 40 akots (13 Ex) akots (7 K) akots (16 K) akots a | 10.0] 0.2) 0.8| 0.8 11.2| 04| 1.5| 1.6|| 10.1 | o.2| r9| 1.7 || I5 an k 15.7 | 0.4 | 1.6| 2.9 30.1| 0.7 | 3.1| 2.3 || 28.4 | 0.6| 2.81 4.1 || 24 30 | 31 u 7208| TON rem 6.1| 04 | 2.3| I.I II 6 I5.3| €.3| 1.3 | 1.6 20.2| 0.7| 2.2| 2.6 23 20 uo 22.5 26.3 | 0.7| 3.0| 2.5 || 26.0 | 0.4 | 1.8| 2.8|| 34 26 | 28 t 8.9 | 0.4 | 2.5| 1.8 16.3 | 0.6| 3.1| z1||166| 0.3 | 1.8| 2.7 || 14 16 | 18 s 8&1|o3|r5|07 17.3| 1.1| 44| 5.2||122| 0.3| 2.1| 29|| 12 17 | 13 Dt 65.3 | 0.6| 4.2| 3.1 101.1| 1.4| 4:7 | 5.7 \|93.3 | 0.6 | 3.9 | 5.2 41 apalsch (19 Ex)| apalsch (9 Ex) || apalsch (13 Ex) apalsch a 12:4) 672, | 2:3. 22T 6.7 0.5| 2.4| 2.8 || 11.6| o3| 1.3| 1.4 TO] rper p 18.1 | 0.4 | 1.8| 3.1 ||13.3 | 0.5 | 2.6| 2.4 || 20.8| 1.4 | 7.6| 68 27.0212 828 a 12.7 | 0.4| 3.4 | 4.0 || 16.4 | 0.7| 4.0| 3.2 || 16.2| 0.6| 3.2 | 3.2 19 | 26 | 18 l |10.2| 0.4| 2.5 | 4.1 || 7:5| 0.6| 3.0| 2.3 | 16.6| o4 | 2.4| 2.5 x5 1221,19 tj 14.5 | 0.5 3.0| 4.8||19.8| I.I | 4.5| 4.1 || 23.6] 0.7 | 4.0| 3.1 270 03370027, Dt 68.0| 0.8| 5.7 | 8.9 || 63.6 | 1.4 | 5.2 | 7.6 || 88.7 | 2.4 |11.3 [10.5 zakis (12 Ex) | | 2 12:5 |10:5,|3.81 10.6 a 12911102 re k 24.9| 1.4| 7.2| 5.4 i &1|0.2| r2| ro S 14.0 | 0.6 | 2.2| 3.1 Dt 71.9 | 1.7 |10.6 | 7.3 43 abi (22 K) abi (11 K) abi (9 K) abi (13 K) abi a 16.3 | 0.6 | 2.6 | 6.7 || 14.8 | 0.4 | 3.3 | 1.3 || 23.8] 0.6 | 3.8| 2.1 || 18.6 0:31 2.11 2:01] 38 | 41 | 47 | 34 b 12.8 | 0.5 | 3.4 | 5-3 || 104| 0:3 | 1.4| 2.6 || 12.7 | 0:3| 0:9| 1.6 || 14.1 | 0.3 | 1.5 | 1.9|| 30 | 29 | 22 | 26 D 13.3 | 03| 3.1| 1.6||ı1.3 | o.3| 1.4| 1.5 ||2r.3 | 0.8| 4.2| 2.7 ||22.3| 1.4 | 7.2| 7.4 | 32 | 31 | 37 | 40 Dt 42.4 | 0.7 | 5.2 |ır.7 | 36.1 | 0.5 | 1.8| r9 || 57.7 | 0.4 | 64 | 5.6 ||55.0| 1.1 | 4.5 | 6.1 | 44 waga (20 K) waga (11 K) waga (8 K) waga (9 K) waga vU IL2 | 0.4 3.9 | 3.0 79| 0.2 | 1.4 | 0.7 || 12.7| 04 1.7 | 1.4 9:3 | 0,5 2:51 IZI] 2220 a 16.9 | 0.3| 2.3 | 1.7 || 13.0] 0.6| 3.3 | 2.3 | 24.0| o.5| 2.3| 2.9 | 18.8| 0.4 | 3.1| 1.5 || 32 | 34 | 29 | 30 g 9:5 | 0.5| 5.3| 3.1 || 10.1 | o.2| r.o| 1.4 | 19.2] 1.2| 3.6| 69 13.3 | 477.31], TSE IST || m a 14.5 | 0.4 | 29| 4.8 | 7.8| 0.21 1.1 | 0.81| 26.1 | 0.81 3.81 4.0 | 208 0.8| 2.6 | 4.1 || 28 | 20 | 32 | 34 Dt 52.1 | 0.8 10.5 | 6.8 |8.83| 0.7 | 4.2 | 3.6 || 82.0 | 1.4 | 6.9 | 5.8 || 62.1 | 0.7 | 3.2 | 2.2 | Tom. LXV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 15 Skalbe | Barwick Walter Braun um 7 | Ec mx | Ec mx | Ec mx | | Ec mx Elém Bm, ie | Dm —— Da | BN py GS; S Ba | W | Br | +] | +|—- ESAE + — | m | 45 adiht (17 K) adiht (9 K) adiht (16 K) adiht (17 K) adiht a 15:5 | 0.3 | r9| 30 || 10.6] 0.5 | 2.0| 2.3 || 14.5 | 0.4 | 23 | 2.6 || 168| 04 | 27 | 1.9|| 27 | 19 | 19 | 15 d | 95 | 0.4| 26| 2.4 || 10.3 | 0.7 | 3.3 | 2.7 || 16.8] 0.81 4.9 | 4.6 | 13.0 | o5| 63 | 3.3|| 17 | 18 | 22 | 18 D 18.6 | 0.6 | 3.8 | 3.5 || 20.6| 0.7 | 4.3| 24 | 22.8 0.5 | 3.1| 2.6||27.1| 0.6| 3.1| 5.4 || 32 | 37 | 30 | 38 t 13.7 | 0.5 | 4.3 | 3.1 || 16.3 | 0.8 | 2.91 40| 22.4 | 0.5 | 2.5| 3.31|19.8| 0.3] 1.7| 2.7|| 24 | 27 | 29 | 28 Dt 57.3 | 0.6| 5.0| 28!|56.7| 1.2| 5.9 | 4.6 || 76.5 | 1.7 |10.5 |11.4 | 708 | 0.7 | 97| 3.8 46 zadiht (19 K) 2 14.4 | 0:4 | 2.7 | 2.9 a 16.0 | 0.5| 2.7| 3.5 d | 9.2 | 0.4 | 3.2| 1.8 7 15.3 | 0.4 | 2.5 | 2.6 | t 13.8 | 0.7 58. 6.4 | Dt 68.6 | 0.8| 5.9 | 5.3 47 bahba (6 K)| bahba (10 K) bahba (15 K) bahba (15 K) bahba b 10.8 | 0.5 | 1.6| 2.3 13.6 | o.1| 0.6| 0.4 || 13.81 o3| r2| 3.2|| 14.1 | 0.3| 26| 2.0|| 18 | 21 | 15 | 18 a 32.1 | 0.4 | mr! 1.7 || 30.1] 09| 7.0| 2.9 || 41.5] 1.11 88) 7.0 ||32.4| 09! 6.4! 5.5 || 53 | 47 |.46 | 42 b .2|o3| rr| Lr||Io.1| o03| 1.2| 1.8||12.6| o.5| 2.7| 3.1||11.7| 05|50| 2.2|| 15 | 16 | 14 | I5 a 89 | '0:5 | 22| ro|| rr2| 0:3 | 2.21 1.9 || 23.0 0.8 | 5.8 | 5.4 || 19.0 | 0.6! 4-4 | $2] I5 17-125 | 25 Wd |61.0| 0.7 | 28| 1.4 || 64.8| 0.8| 5.4 | 3.8 || 90.8 1.6) 9.1 | 9.7 77.4 | r.r| &2| 7.3 48 a'hda (35 K)| ada (10 K) a hda (14 K) a hda (15 K) a hda a 1ère p |266| o4 | 4.8 | 5.2 5 21.5 | 0.6| 5.6| 2.7 47 25 2€ p 6.4 | 0.2| 2.4 | 2.4 89| 0.7| 45| 3.2 II II SD 15.0 | 0.6| 3.2| 3.9 18 a 33.0 | 0.4 | 4.7 | 5.2 || 29.5 | 0.7 | 5.5 | 2.3 || 45.3 |'o.5 | 3.8| 4.2 || 34.3| 0.3 | 2.4 | 2.4 || 58 | 60 | 55 | 56 d 10.4 | 0.2 | 3.2 | 2.01] 88| o.2| 1.1| 1.0 |] 15.1 | 0.81 5-4 | 4.4 || 10.8] 0.51 4.0] 1.1 || 18 | 18 | 18 | 18 a 13.0| 0.3 | 3.7 | 3.2 || I0| 0.6| 3.8| 1.9 || 22.2| 0.4 | 20| 3.1/| 164| 0.3| 20| 1.8|| 23 | 22 | 27 | 27 Wd 56.7 | 0:6 | 6.5 | 5.4 || 49.2 | 0:7 | 3.7 | 3.7 || 82.6| 1.3 | 72 = 61.5 | 0.4| 2.7 | 2.8 49 mahte (17 K) || mahte (18 K) mahte (9 RK) mahte (7 K) mahte m | 11.9 | 0.2| 2.0| 1.1|| 98| o2 zal 1.5 || 10.9| 02| 0.8| 1.3 || 12.2| 65! r7! 25|| 18 | 16 | 15 | 16 a 26.1| 0.7| 4.4 | 5.6||21.7| 0.6| 5.7| 4.6||27.8| 0.8| 5.4| 3.4 ||34.0| 0:7 | 2.7| 2.1|| 41 | 36 | 38 | 43 t 16.2 | 0.2 | 1.3| 2.0 || 18.8 | 0.4 | 3.0| 3.3 21.6| 0.5 | 24| r8|185| o5|1.5| r4|| 25 | 31 | 30 | 24 e 10.2 | 0.3| 2.2| 1.6 || 10.0| 0.4 | 3.4 | 3.0 12.7 | 0.7| 2.8| 3.1||139| 1.1| 5.1| 29|| 16 | 17 | 17 | 18 Wd | 64.4 | 1.0| 5.8| 7.1 ||60.2 | 0.8| 7-5 | 4:8 || 73:1 | 1.2| 64 | 6.2 || 78.7 | 20| 8.1 | 77 | JEAN Pornor. Skalbe Barwick Walter | Braun 0/0 1 Ec mx Ec mx Ec mx Ec mx Elém Dial DE s | DE ENA Dm E | — Dm. | Ej —— = wt "Ba wir Nui tud En URN RP LE ESRB E ee scies es 50 bihtees (14 K) | bihtees (9 K) bihtees (8 K) bihtees (7 K) bihtees b 10.6| 0.4| 24| 2.3|| 13.0| 05| 27. TGN I39 |0o3| 1.1] r2| 4.8. 03, E2| E3|| 14 | 16| 14| 15 ? 19.1 | 0.6| 4.9| 2.3 || 15.8 | 0.6| 3.0| 1.8||18.4 |o3|r2| 1.3||180 |0.3| 3.1| 20 || 25| 19| 18 | 18 D 13.9| 02 | L2| L5| I14-5| o3| 1.4 | E3178 | o3| r2| r3||167 |o2| 66 o9|| r9| 17| 18| 17 i 84° 04 ef rem 8 e 169 |0o4| r1| 1.6 17 ie 19.9 | 0.5| 30! 50 | I5.t| O.5| E4| 2.7 || 25.3 27.2 |o.7| 1.9| 3.4 | 27| 18| 25| 28 S 11.5| 0.6| 4.1 | 2.8|\25.1| 0.6| 3.5 | 2.2|| 24.5 | 1.2| 6.8| 3:4 ||21.9 |0.9| 4.9| 2.5 || ı5 | 30 25| 22 Wd 75.0| 0.6| 3.6| 3.6 ||83.4 | 1.3| 5.8| 64999 | 1.5 | 9.4| 2.8 ||98.6 |1.2| 6.21 4.6 514% htols(17 Ex)| uwihtols (9 Ex) wi htols (7 Ex) wi htols (9 Ex) wi htols w 8.3 | 0.2| 08| 07|| 76|o3|21|r2|irgo |os|r7 r2| 83 jo4| r6| 18|| 111 9| 12| 9 i 20.7| 0.3| 1.9| 24||I35| €.5| 32| 2.2 ||15.0 |07| 2.6| 2.3 || 1-8 |o3| r4| 7| 27| 17! 15| 15 t 10.1 | 63, 2.3| 1.5 | 9.9| 0.3 | 1:21] ro||ı53 |06| 2.0 2-1 || 15.8 |o3| 0.9 08|| 13 | r2| 16| 16 u 4.9 | 0.1 | 0.8| 6.7 ||” 5:50 4110:2)50:31|10:7 6 6 0 10.0 | 0.2 | 2.0| 0.9 15.0 | 0.7| 2.6| 3.3 13 15 uo 14.9 17.3| 0.5| 2.1| 2.9||205 | 06| 2.5| 4.0 19 | 21| 21 I 9.5 | 0.2 | 2.5 | 1.4 || 94| 0.5 | 24| 1.6 || 12.8 |o4| 1.2 | 2.4 ||35.5')|0.8| 4.8| 2.8|| 121 121 13 | (37) E 13.7 | 0:4 | 30| 2.4 || 22.9| 0.5 | 2.8 | 1.7 || 23.5 | 06| 24| 3.0 | 21.9 |ro 3.6| 6.1|| 18| 28 | 241 23 Dt 77.1 | 0.6| 2.4 | 6.7 ||80.7| 0.6| 2.5| 2.9|| 989 | 1.6| 5.3 | 5.8 ||96.3 |0.9| 40 | 44 | 52 a’hbols(17Ex) || a'hbols (9 Ex) a hbols a'hbols (18 Ex) a hbols a 10.5 | 0.5 | 3.1| 2.4 || 164 | 0.5 | 1.6| 1.6 | 246 |o5| 2.11 1.8/120.8 |0:5| 3.0| 5-0| 301241 25 | 25 b 8.7| 0.3| 2.0| 20| &9|0o3| 1.4| 1.3||12.1 | 0:51] 2.9|1.7||110 |03| 2:0| 3.2|| 13|13| 12 | 13 u 4.4 | 0.2| 5.5| LO 7 0 9.5 | 0.2] 1.4 | 13 15 uo 13.9 15.1| 0.3| 1.2| 0.7 21 | 22 l 8:8 | 0.2 | 1.2| 2.2|| 8&3 0.5 | 2:4| 1.5|| 32.2 1)| 0.5 | 25| 1.7 || 28.82)|0.4| 2.6| 2.6 | 13 | 12 | (32)) (34) S. 14.4 | 0.4 | 4.1| 3.2 || 20.2| 0.4 | 1.6| 1.8|| 31.0 | 0.4| 1.6| 5| 232 10.4) 25| 2.7 | 22|30| 3I 28 Dt 65.3 0.7 | 5.9| 3-3 || 68.6 | 0.5 | 2.6| r5| 99.9 | o.3| 0.7 | 1.61) 83.8 10.9] 6.6 |104 | 53 duhmi (12 Ex)|| duhmi (11 Ex) || duhmi (13 Ex) duhmi (14 Ex) duhmi d 15.9 | 0.6| 3.2| 2.4 12.6 | 0.1 | o.2| 0.4 || 15.6 |o3|r7|18||150 lo3| 2.1 | 3.1|| 23| 201 18| 18 u 31.5| L1| 83| 5:1 || 32.4 | 0.7 3.8| 3.8 || 42.0 |'0.8| 4.4 | 61/378 |0.8| 5.2| 4.9|| 46| 51 | 49| 45 m &9|o4| r5| 2:04) 99|04 23|27| 114 | 04|3.4| 17||106 |o3| r8| 26| 13 | 16| 13| 12 2 12.1| 0.4 | 30| 19 8.6| 0.3| r3 1.8 || 16.4 |o8l62|71|2rs |os5| 1.9| 4.2] 18| 14| 19| 25 Dt 68.5 | 1.4 | 7.5| 7-5 || 63.5 oc 2.4 | 3.3 || 85-4 sal 8.8 | 7.3 || 84:9 |ro|57| 42 | d 1) Pour tout le groupe xol, non analysable sur les tracés. 2) Le groupe uol n'est analysable que sur 10 tracés, qui donnent: xol 28.4, 40 16.5, I 11.9. Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 17 || Skalbe | Barwick Walter Bran un Cd | AE. Ec mx dl 2 Ec mx 3 Nec | Ec mx er. || | i. ffi | D Dm — S |Ba|W| Br | +l- | | I+l- + | = £l- 54 kamols(14 Ex)| kamols (9 Ex) | kamols (6 Ex) kamols (8 Ex) kamols k 12.2| 0.2| 1.0| 09 || 14.1 | 03| 0.9 | 0.9 || 15.0| 0.3| o9| 1.0||149 | 0.3| 0.7| 22| 16 | 17| I5 | I5 a 12.5 | 0.6| 3.8| 2.9 || 151, 1| 7.2| 3.3 || I28| 1.12] 5.0| r9]|| 102 | OR 22| I.1|| I7 | 13| I3| 10 m 7.1| 0.3| 1.7| o9|| 88|o5|28|r8| 7.9| 0.6| 1.9| 1.6|| 11.9 |0o4|r4,20]|1o|rIr| 8| 12 u 49| 0.2 | 1.3 | o8 5.6| 0.3| 0.9| 0.8 6 6 0 10.4 | 0.3 | 2.11 2.6 14.2| 0.7| 2.5| 2.5 14 14 uo I5.3 17.3 | 0.6| 29| 3.7 || 19.8 | 0.8| 2.3| 2.7 20 | 21 | 20 l | 11.5 | 0.3 | 2.2| 2.01] 881 0.3 | r3| r2| 14.9] 0.7| 20| 1.7 || 38.6')] 0.4 | 28 "2.3 || 15 mn 15 (39) s | 16.9| 0.3 | 1.6| 1.7 ||21.8| 1.0| 3.5 | 4.5 ||27.5 | 1.1| 3.4 | 2.6 22.4 0.6| 2.5 | 30|| 22 | 27 | 281 23 Dt 75:6 | 0.6| 2.7 | 6.2 ||8r.o| ro! 6.5 | 3.0 || 98.0] 1.5 | 3.7 | 68 ||97.9 | 0.91] 3.5 | 5.0 55 dzelons (s K) || dzelons (8 Ex) || dzelons (6 Ex) dzelons (7 Ex) dzelons d 10.0 | 0.2 | 0.4 | 0.6 || I1.0 | 0.3| 1.2| 1.3 || 12.8| 0.4 | 1.8| 1.1 || 11.6 2:91 27 ara || ra: o3, 12 2 ai 02 | 07| 07 || "3.3 | om) ox) 06) 59/03 1.4 0091| 312” | 02105 | oA -4 | 4| 6| 3 dz 13.1 | 0.3| 0.8| 1.0 | 14.3 | 0.3 | 2| 0.9 || 18.7 14.7 7 rt PETI). TS e 12.7| 0.3 | 0.6| o8||12.0| 0.3 | 1.0] 1.1 || 10.6 | 0.3 | 1.5 | 08|| 90 | 0.3] 0.9| ro|| 16 | 14 | ır | 10 l 63|04|07| 1.2|| 96| 0.3| r5|o7]| 87|0.2| 0.3| 0.6|| 95 |o3|15|04|| 8 T2 9| 10 u 5.0| 0.2| 0.8| 04 5 | 0 19.5 | 0.9 | 2.2| 2.8 20 uo 21.5 | 0.4 | 1.4| 06||16.2| o4| 1.8| 2.0||24.5| 0.9| 3.1| 2.8||26.0 | 0.6| 1.6| 3.0|| 28 | 201 251 27 n 12.5| 0.4| 1.1| 1.2|| 10.5 | 04| 1.5| 1.8|| 14.2| 0.7 | 2.1| 2.5 ||164 | 0.6| 2.4| 18|| 16 | 13| 14 | 17 s 10.5 | 0.3 | 0.7 0.8||20.3| 0.5 | 9| 1.7||22.8| 0.7 | 2.1| 2.3 || 20.4 LI 43 35 |\'14 | 25| 23| 21 Dt 76.5 | 0.7 | 1.6! 2.3 ||82.8| 08| 4.7 | 2.7 || 99.6| 1:01] 4.0| 3.4 || 96.9 | 1.3 | 7.4 | 40 56 o’hso’ls (13 Ex)|| o'hso'ls (17 Ex) || o'hso'ls (7 Ex) o'hso'ls (8 Ex) 0' hso' ls u 73. e.2 | n3 | TS 79 |o.3| 6| ri | ro 9 0 17.5 | 0:5 | 2.5| 2.3 15.0 | 0:5| 2.3 | 2:1 || 24 T7 uo 24.8 19:5 | 0.6| 4.4 4.7]|| 2-3 | 0.8| 4.1| 2.4 || 22.7 | o.7 41 2.4 || 34 | 24 | 25 | 26 € 9.1| 04| 1.5| 25| I27| 0.3| 23, 2.6|| r90| 0.8| 25| 29 | ir3 | 03, 1.8) ro || 13 | 16| 20| 13 u 3.5 | 0.2| 0.9| 0.9 4.8| 0.2| 0.6| 0.4 5 | 5 0 10.5 | 0.2|1.4| Lo 12.1 | 0.6 | 2.1| 2.1 14 | 13 uo 14.0 15.7| 0.8| 2.7| 1.7 || 16.9| o5| 1.8| 1.9 | 19 | 19 | 18 l 10.2 | 0.4 | 2.3| 1.2|| 10.0 | 03 1.8| 2.0 || 13.4| 0.4 | 1.2| 1.3 || 32.6?)| o.5 2.2| 2.6|| 14 12 | 14 | (37) S I5.1 | 0.4 | 2.0 | 1.8 || 23.1 | 0.5 | 4.3 | 29| 22.3 | 1.1| 6.11 r8| 223 | 0:71 2.21 4.81] 21 | 291 23125 Dt 73.3 | 1.3 | 7.6 | 6.1 || 80:7 | 0.81 6.6 | 3.7 || 95-9 | 1.8 | 6.4 | 7.8||89.0 | r2| 3.9 | 5.8 1) Pour le groupe «ol non analysable. 2) Pour tout le groupe wol. 18 JEAN Porror. Skalbe Barwick Walter Braun %, 7 Ec mx Ec mx Ec mx ||. Ec mx Elém Dim M E = Dm = Dm | E = Dm) Tier) S | Ba | W | Br + | = +l- +l- +|- 57 milli (18 Ex)|| miti (10 Ex) milti (17 Ex) milti (15 Ex) milti m 11.4 | 0.5 | 3.6| 29 | 9.2| 0.1 1.3 | 1.4 || 12.2| o3| 3.1| 1.5 || 105 | o4| 2.6| 2.3 || 18 | 15 | 14 | 13 i 12.1 | 04 | 4.1| 2.6 | 10.5 | o0.3| 1.3 | 2.2||15.9| 0.5 | 3.0| 2.9 || 13.4 | 0.4 | 2.6| 2.6 || 20 | ı7 | 18| 17 l 13.0 | 0.2| 1.8| r.1|,15.0| 0.4 1.5 | 2.2 || 21.4 | 0.7 | 7.8| 3.5 || 10.6 | 04 | 27| 2.7 || 21 | 24 | 25 t 16.3 0.4 | 2.8| 3.5 || 18.4 | 0.6| 34| 3.1 || 20.2] 0.5 | 5.3| 4.5 || 19.8 | 0.4] 2.4 | 3.0 || 26 | 30| 24 | 25 i 8.6 | 0.3 | 2.6 1.5 || 85|o3| 2.0] 1.9 17.1| 0.6| 5.0| 3.9 || 15.4 | 0.9| 3.8| 5.3 || 14 | 14 | 20 | 20 Dt 61.6 | 0.8 | 7.3 | 6.2 61.5 | 1.1| 2.3 | 9.211 86.8] 1.4 | 7.7| 9.4 || 78.6 | 1.6) 8.0] 84 58 wahrna(18Ex)| wahrna (9 Ex) || wahrna (8 Ex) wahrna (9 Ex) wahrna v 9.5 | 0.3| 42| 28|| 87|03| 1.8| 0.9 || 135| o.7| 32] 33 9:7 | 03 ^T: | 1.3 ||M16L | 12 15 | 12 a 28.2| 0.3| 2.8| 1.9 || 30.1 | 0.8| 3.1| 7.6 ||38.3| 1.4 | 6.4 | 5.7 || 34.3 | 0.4| 20| 1.8 || 46 | 43 | 44| 42 T 4.0] 0.2 | L2| 1.3 || 10.7 | 0.4 | 1.7 | 24 7.6 0.6| 2.6| 1.8|| 84 | 0309| 19| 7° ı5| 9| ıo n 10.5 | 0.5 | 4.4 | 4.0 9.1 | 0.2| 1.0| 1.3 ||12.7| O5| 15| 2.7 13.5 | 0.3! 19| o8|| 17 | 13| ı5 | 17 a 84\o02|15| 2.3 11.5 | 0.5 | 2.3| 2.0||15.6| 0.7| 2.6| 3.9|| 15.7 | o5| 2.7| 2.4 | 14 | 16| 18 19 Dt 61.1| 0.4 | 381 3.4 || 70.0| 1.3 | 7.4 | 6.4 ||87.8| ro| 5.1 | 3.1 || 81.6 | 1.0| 4.6| 4.3 59 appini (23 Ex)| appini (rr Ex) | appini (11 Ex) appini a 13.6 0.2|1.6|30| 7.8| 0.5| 2.9| 1.6||13.4| o3| 0.8| 21 20 | 15| 15 | pp 21.1 | 0.5 | 4.2 | 5.2 || 18.9 | 0.6| 3.5 | 3.0 ||25.5 | 0.7 | 3.1| 3.3 31 | 36 29| | à I20| 04| 43| 21| &8| 0.3| r5| 20 ||128| o5| 2.5| 27 I8 | 17| 15 N 8.6| 0.3| 3.7| 3:5 || 9.4| O:3 1.7 | 20| 12.2| r2| &1| 4.5 I3 | 1ı8| 14 2 12.5 | 05| 4.7! 3.5|| 7.9| 0.3| 2.2| 1.5 || 22.9| 08| 5.3| 3.7 19 | 15 | 26 Wd 67.8 | 0.6 | 4.0 | 4.6 | 52.7| 0.61 4.5 | 3-7 || 86.7 | 2.5 |12.9 |11.8 | 60 adata (28 Ex) || adata (11 Ex) adata (14 Ex) adata (22 Ex) adata a 14.8 | 0.3 | 4.1| 2.0 || 11.3| 0.4| 2.7 | 2.4 ||15.6| 0.6| 2.7| 3.1|| 14.7 | 0:3| 3.4 | 2.3 || 24 | 22| 19| 24 d 7-9 | 0.3 | 3.1| 24|| S2| 0.3| 2.1 | ro || 12.3 | 0.3 | 2.1 | 2.0 96 | o2| 2.0| 1.5 || 13 | 16| 15| 16 a 8.9 | 021 r8 20|| 7.7| 04 Em 2.3 || 12:4 | 04 | 1.6| 1.5 7.9 | o.2| 1.7| L8|| 15 | I5| I5| 13 i 15.4| 0.3| 39| 3.2 || 15.2| 0.3| 1.9| 24]||23:0| 0.9| 54| 5-2 | 14.5 | 04| 3.6| 4.2 | 25 | 29| 28 | 24 a 13.8 | 0.4| 4.8| 5.2|| 9.8 o5 2.6| 2.4 || 19.5 | 0.5 | 3.5| 2.8|| 14.1 0.31 4.3| 2.3 || 23 | I9| 24 | 23 Dt 60.9 | 0.6| 7.6| 5.3 || 52.3 | 0.8| 4.7] 2.5 II 82.9] 0.9 | 4.8 | 4.4 || 60.9 | 0.7 | 9.0) 5.8 Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 19 Braun. ; | Ec mx å X Ec mx x | | Ec mx | Elém.| Dm | E |— |Dm °/,|| Elem. | Dm | E ——|Dm °/, || Elém. | Dm —— di SR +] = | = +] =] 24 rats (9 Ex) 30 rateem (8 Ex) 33 akdm (18 Ex) 2 10.4 | 0.5 | 1.6 | r.7 | 16 T &6|o2'rr|o8 12 a IO.2 | 0.2 | x8] | 1.1 I3 a 10.7 | 0.5 | I.7 | 2.0 16 a 7.011, 0.AD|F2T2 E75 9 k 28.2 | 0.7 | 4-9 | 4.5 35 t | 30.2 | 0.8 | 3.8 | 34 | 46 t | 240 | 04 | 22 | 14 | 32 & | 310 | 04 | 36 | 38 | 39 s | 14.2 | 0.8 | 2.9 | 58 22 ge | 22.3 | 0.3 | ird I es 30 ME OS NE) | 14 DEI N65:0, 7a ar m |129[06| 3123| ı7 Dt | 80.2 | 0.8 | 6.4 | 5.2 | Dt | 748 | 07 | 38 | r9 | 25 rata (9 Ex) 37 akas (16 Ex) r IO. 0.3 IE IRA | 76 31 ratus (9 Ex) a 11.6 | 0.3 | 2.0 | 2.1 15 a eeu ros EISE | 14 T 8:5 Kos IAI I2 k 30.6 | 0.4 | 2.6 | 3.0 39 t 31.1 | 0.8 | 4.6 | 35 49 a 7-3 | 0.2 | 0.7 | 0.8 IO a 125 | 04 | 3.0 | 2.8 | 16 a 14.2 | 0.6 | 2.7 | 2.8 22 t 24.9 | 0.8 | 4.0 | 3.4 35 E 22.7 | 0.4 | 2.4 | 24 29 Dt | 6&1| 1.1 | 40 | 40 U 8.9 | 0.4 | 1.2 | 17 13 Dt 774207152147 S 20.7170:74| 3:04] 3:0 30 27 ratå (9 Ex) Dt | 704 | 09 | 42 | 41 | 39 akás (15 Ex) 2 8.5 | 0.4 | r4 | zo 12 a 9:3. 0.3 2.3.1 1:9 10 a 7.2 | 0.2 | 0.8 | 09 | IO 32 ratohs (9 Ex) k 1 29.5 | 09 | 6.6 | 5.8 | 33 Kr 0275 06 2:3 234 | 39 r 79 | o4 | z2 | r. 10 0727.81 6:62 E4198 a2 ES T |l 46 |268\o5|2r|27| 38 a 6.9 Joz | 15 | 14 8 8 | 22.2 | o5 | 3.6 | 4.7 | 45 Dt | 60.9 | 0.8 | 2.4 | 5.9 t | 219 | o4 | 2.4 | 21| 27 Dt | 88.8 | 07 | 3.8 | 4.0 UO | 25.3 | 0.8 | 3.8 | 3.4 31 29 ratu (9 Ex) 8 |190|o8|34| 38 | 23 62 labá (16 Ex) Y 8.8 | 0.3 | 1.1 | 08 | 14 Dt | 81.1 | 11 | 3.8 | 3.8 ! 78 | 0.3 | 1.3 | 2r| xe a SONO SA rs 7.2 13 d a &31F0.20] 1.21 ERES 13 t 1295104 | 1.7 | 12 | 48 36 akd (20 Ex) b |134l0o5|55l26| 21 U | 15.9 | 0.6 | 3.7 | 2.2 | 26 a | 96 | o4 | 35 | 37 14 á | 359 | 9:4, | r.3 | 2.1 55 Dt | 62.1 | 0.8 | 5.5 | 3-0 | k | 30.2 | 0.2 | 1.2 rez] 043 Wd | 65.2 | 0.7 | 2.3 | 32 6 | 30.5 | 0.8 | 74 | 8.6 | 43 . 26 ratam (9 Ex) Dt | 703 | 09 | 54 [16.3 61 labáis (10 Ex) r 8.4 | 04 | 1.5 | r9 | 12 0 77:9: 103 | 26 EESTI 10 a 75|o4|22| 16| r1 a | 78 Kos re ET RS Qj "296 | xr 35 14:9 | "42 b|I133lo3|ro|17 | 16 0 1040612734 15 dit) | 333 | 08 | 5.9 | 25 | 40 m | 15.0 | 04 | 19 | 19 | 21 s | 20.5 | 0.0113:.0, 62:4] 25 Dt | 710|21|86/|97 Wd | 42.7 | 07 | 37 | 4.1 N:o 4. !) di analysable seulement sur deux tracés qui donnent [y Se 23.6 13.7 37.3 20 JEAN Pornor. III. Répartition de la quantité: comparaison entre les dialectes. Une comparaison systématique des chiffres indiquant la répartition de la quantité donne les résultats suivants !). I. Voyelle. A Monosyllabes. a) voyelles longues diphthongues avec accent traine (N 1, 4, 8, 9, 11) S Ba W Br 44 36 40 41: le maximum se trouve 4 fois chez S, 1 chez W, le minimum les 5 fois chez Ba; W offre 2 fois des valeurs inférieures à Br, 2 fois des valeurs égales. b) id. avec accent frappé (N° 2, 3, 5, 6, 12, 13, 21) 43 34 37 40: le maximum est 5 fois chez S, 2 chez Br (dont une coincide avec S), le minimum 6 fois chez Ba, 1 fois chez W; W est 2 fois égal, 5 fois inférieure à Br. c) voyelle brève devant muette (N° 7, 14) | 21 15 14 17% maximum les 2 fois chez S, minimum 2 fois chez W, 1 chez Ba (coincidant avec W). d) voyelle brève devant liquide non atteinte de l’accent frappé (N° 16) 19 17 18 17: différences insignifiantes, le maximum pourtant chez S, le minimum chez Ba (et Br). e) id. devant liquide, accent frappé (N° 17) 21 15 28 34: le minimum est chez Ba, le maximum chez Br. Presque partout (13 fois sur 14) le maximum de quantité relative se trouve donc chez S et le minimum chez Ba; les valeurs offertes par W et Br sont généralement intermédiaires, mais celles de W le plus souvent inférieures à celles de Br (11 fois et 1 fois seulement su- périeure). | B Disyllabes. 1. Voyelles de la 1*'* syllabe (tonique). a) voyelle brève devant ténue, 2° syllabe brève (N° 23, 24, 33, 34) 20 16 14 14: le maximum est les 4 fois chez S, 1 fois en méme temps chez Ba, le minimum 3 fois chez W, 2 chez Br. b) id. devant moyenne, 2° syllabe brève (N° 43, 44) 35 38 35 32: !) Quand une catégorie est représentée par plusieurs mots, je n'ai bien entendu tenu compte dans la formation des moyennes que de ceux figurant dans les 4 séries. En répartissant les mots en catégories de grande extension, j'ai fait entrer sous la méme rubrique des phonèmes où la quantité relative du son en- visagé peut être trés variable (il est évident p. ex que la voyelle dans bwht doit avoir une quantité relative plus grande que dans spo'hs/s); mais, commme il s'agit ici non de fixer la quantité relative, mais seulement de voir si elle se distribue de méme dans les dialectes, ce procédé sommaire est sans inconvénient. Tom. XLV. Contrtbution à l'étude de la quantité en lette. 21 le maximum se trouve les 2 fois chez Ba, 1 fois chez W, le minimum 1 fois chez Br, 1 fois chez W. Le fait que W offre pour lun des deux mots la valeur maxima, et pour l'autre la valeur minima montre que le hasard a dû jouer un rôle dans cette catégorie peu nom- breuse. c) id. devant moyenne 2°, syllabe longue (N° 45) S Ba W Br 27 19 19 15. d) id. devant nasale, 2° syllabe longue (N° (54) 17 13 13 10. e) id. devant liquide, 2° syllabe longue (N° 55) 14 11 10. f) id. devant un groupe de consonnes, 2° syllabe brève (N° 57) 20 17 18 7: g) voyelle longue devant tenue, 2° syllabe breve (N° 49) 41 36 43 43. h) id. devant tenue, 2° s. longue (N° 50, 51) 25 18 16 16: maximum les 2 fois chez S, minimum chez W et Br; mais il y a une grande marge entre les valeurs de S et celles des 3 autres series, qui different assez peu entre elles. i) id. devant moyenne, 2° syllabe brève (N** 47, 48) 56 54 50 49: le maximum est 1 fois chez S, 1 chez Ba, le minimum 1 fois chez W, 1 chez Br. J) id. devant moyenne, 2° syllabe longue (N° 52) 30 24 25 25. k) id. devant nasale, 2° syllabe brève (N° 53) 45 51 49 45. Il) diphtongue devant spirante sonore, 2° syllabe longue (N° 56) 34 24 25 26. m) voyelle longue devant un groupe de consonnes, 2" s. longue (N° 58) 46 43 44 42. Les relations sont plus variables que dans les monosyllabes; pourtant on voit que S offre les valeurs maxima dans 13 cas sur 18, et ne présente jamais le minimum; Ba, sur 19 cas, a 6 fois les valeurs maxima, 3 fois le minimum; W a 1 fois le maximum, 7 fois le mi- nimum, Br 1 fois le maximum, 12 fois le minimum. 2. Voyelles de la 2 syllabe en position finale (quantité brève dans tous les exemples). a) aprés 1** voyelle brève (N°: 23, 24, 33, 43, 44, 57) 22 20 27 27: le minimum est 6 fois chez Ba, 1 fois chez S, le maximum 4 fois chez W, 4 chez B (donc coïncidant 2 fois dans chacune 2 séries). b) après 1*"* voyelle longue (N° 47, 48, 49, 53, 58) sig 17 21 23: N:o 4. 22 JEAN Porror. les valeurs maxima sont les 5 fois chez Br, et 2 fois chez W, le minimum 3 fois chez S et et 2 fois chez Ba. On a donc pour les 11 exemples: maximum 9 fois chez Br, 6 fois chez W; minimum 8 fois chez Ba, 4 fois chez S. En outre on peut dire d’une facon generale que les valeurs se distribuent en 2 groupes: valeurs plus élevées pour W et Br, plus basses pour S et Ba. Mais il faut noter que, dans des expériences de ce genre, le son placé à la finale peut faci- lement subir un allongement anormal et variable de sujet å sujet, ce qui restreint la valeur des conclusions qu'on peut tirer de cette catégorie. 3. Voyelles de la 2° syllabe couvertes. a) longue après voyelle brève (No 34) S Ba W Br 16 23 17 19, b) breve apres breve N° 45) 32 37 30 38. c) longue apres longue (N° 50) 27 18 25 28. Le maximum est donc 2 fois chez Br, 1 fois chez Ba, le minimum 1 fois chez S, Ba et W; mais, comme S offre aussi une fois une valeur voisine du maximum, et l’autre foıs une valeur basse, on ne voit pas de relation nette en ce qui concerne cette serie; le nombre des exemples est d’ailleurs bien restreint. C Trisyllabes. 1. Voyelles de la 1° syllabe. a) breve devant tenue (N° 59) S Ba W Br 20 15 15 — b) id. devant moyenne (N? 60) 24 22 19 24. 2. Voyelles de la 2° syllabe. a) brève devant ténue (N° 60) 15 15 15 13. b) bréve devant nasale (N° 59) 18 17 15 = 3. Voyelles de la 3° syllabe (breve, en position finale, N? 60) 23 19 24 23. Ici encore S a les valeurs maxima, Ba et W en general les valeurs minima. On voit donc que, d’une façon générale, c'est S qui, pour les voyelles, présente la quantité la plus élevée, du moins pour celles qui ne sont pas situées à la finale. Les valeurs minima se trouvent pour les monosyllabes chez Ba, pour les dissyllabes surtout chez Br. Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 23 II. Consonne. A Monosyllabes. 1. à l’initiale. S Ba W Br a) liquide devant voyelle longue (N? 4) 20 18 17 19 b) spirante sonore „ t 3 (N°5 12, 13) 16 14 12 12 c) 4 sourde , = j (N° 9) 23 27 23 25 d) moyenne - - n (N° 3) 29 23 21 21 e) à n 5 bréve (NE AL) 21 21 18 20 f) ténue & „ur lonener (Nes 1, 2,5, 6,2351) 23 21 20 20 N wor n = brève (N°: 14, 16) 21 18 16 17 Pour ces 15 exemples, la valeur maxima se trouve 11 fois chez S, 6 fois chez Ba, 1 chez W; le minimum se rencontre 2 fois chez S et Ba, 10 chez W et 7 chez Br, c. à d. que les valeurs les plus grandes apparaissent surtout chez S et Ba, les valeurs inférieures chez W et Br. 2. à la finale. S B W Br a) ténue (N°5 1— 4, 13) 26 35 31 31 b) s. voyelle longue (N° 5, 6, 8, 9, 11, 12, 18, 21) 18 26 20 20: en général Ba et W offrent les valeurs supérieures, S et Br les valeurs inférieures. c) s. voyelle brève (N°: 7, 14, 16, 17) 21 30 28 22: les valeurs données par Ba sont sensiblement supérieures à celles des 3 autres séries. Le maximum se trouve 14 fois (sur 17) chez Ba et 3 fois chez W, le minimum 13 fois chez S, 2 chez W, 4 chez Br. 3. à l'intérieur du mot. a) consonne antépénultiéme après voyelle longue: «) liquide ou nasale (N° 8, 9, 11) S Ba W Br 18 18 16 19 B) muette (N?* 5, 6, 13, 18) 19 20 21 24 b) id. aprés voyelle brève (N° 7) 28 31 36 14. Dans ces 8 exemples on voit que le maximum se rencontre 5 fois chez Br et 1 fois chez S, W et Ba; le minimum est 3 fois chez S et W, 2 fois chez Ba. Il ne se dégage donc comme résultat net que la présence chez Br des valeurs maxima. c) groupes de 3 consonnes (N* 12 et 16). On ne trouve pas ici de résultats constants; cependant on peut noter une certaine tendance selon laquelle, si, dans une série, la 1ère consonne du groupe offre des valeurs relatives inférieures, la 2* montre au contraire une va- leur supérieure, sans pourtant que les maxima et minima coincident toujours. Mais on ne voit pas que les maxima et minima soient représentés de préférence par une ou deux séries, et il y a aussi des exceptions à la tendance indiquée plus haut. N:o 4. 24 JEAN Po1ror. B. Dissyllabes. 1° à l'initiale. S Ba W Br a) liquide devant voyelle brève (N° 24) 15 15 12 14 b) nasale 3 1 * (Nes 23, 57) 17 14 14 14 (OL E " » longue (N° 49) 18 16 15 16 d w " » brève (N° 34, 44) ISLE 14 June o)alız 5 » longue (N° 51, 58) 14 10 14 10 f) moyenne , , brève (N° 33) 18 21 20 21 g) 3 ^ „ longue (N° 47, 50, 53) 18 19 15 17 h) x 5 » brève (N° 54) 16 17 15 15 Sur 13 cas nous trouvons le maximum 8 fois chez S, 5 chez Ba, 1 chez W et les valeurs minima 1 fois chez S, 4 chez W et 6 chez Br. Il est donc visible que S offre en général les valeurs les plus grandes, W et Br les plus faibles, Ba des valeurs variables, 20 à la finale. S Ba W Br a) liquide après voyelle brève (N° 34) 13 18 19 20 b) ténue „ E longue (N° 45) 24 27 29 28 c) s n , . (Ne 50-52, 54, 56) 20 29 26 24 le minimum se trouve les 7 fois chez S, le maximum 3 fois chez Ba, 3 chez W, 1 chez Br. 3° consonnes simples à l'intérieur. a) ténue entre voyelles brèves (N° 23, 24, 33, 34) 42 45 44 43 [NR , longue et brève (N° 49) 25 31 30 24 9 » longues (N° 50, 51) 16 14 17 16 d) moyenne entre breves (Nes 43, 44) 24 28 22 24 e) T » brève et longue (N° 45) 17 18 22 18 f) " , longue et brève (N° 47, 48) 16 17 16 16 g) 5 » longues (N° 52) 13 13 12 13 h) nasale » longue et brève (N° 53) 13 16 13 12 1) mA » bréve et longue (N° 51) 10 11 8 12 j) liquide 2 "e (N° 55) = 12 9 10 k) spirante sonore , , longues (N° 56) 13 16 20 13 Les valeurs sont souvent égales ou presque égales, de sorte que dans certains cas (p. ex. f) et g) on ne peut parler ni de maximum ni de minimum. Sur ces 16 exemples on constate la précence de valeurs maxima chez S 3 fois, chez Ba 7, chez W 4 et chez Br 3 fois; le minimum se trouve chez S 6 fois, chez Ba 3, chez W 3, chez Br 5; il ne ressort done au- eune tendance nette. 4? groupes de consonnes à l’intérieur (N° 57, 58). La compensation se remarque nette- ment dans 58 wahrna, mais non pas dans 57 mülti. Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 25 Les résultats ci-dessus peuvent se résumer dans le tableau suivant, d’où on a exclu les trisyllabes comme trop peu nombreux. Voyelles Maximum Minimum S Ba W Br S BAM Er MonosyIlAbEs NU ALCAS) EM esa 0 2 1 0 13 0 4 missyil 1 vsyllaber(18:cas)ineml]allk RAS 6 1 1 0 3 7 12 Total (32) 26 6 3 2 0 16 1 16 DRE al NI) ITE 0 0 6 9 4 8 0 0 5 ? on werten) M 0 1 0 2 1 1 0 0 Total (14) 0 1 6 11 5 9 Consonnes Initsles-zmongsalld)...r ar vred allen Li 6 1 0 2 2 10 7 SER RER) Re LE WE BC b) 1 1 il 4 fi 6 Total (28) 19 11 2 1 3 6 17 13 Eimales-monos (ld) une sum M. 10 14 3 0 13 0 2 4 er ET 0 3 3 1 7 0 0 Total (24) 0 17 6 1 20 0 2 Intérieures: diss. intervocaliques (16) . . 3 7 4 3 6 3 á : en groupes de consonnes (8) 1 5 1 il 3 0 Total (24) 4 12 5 4 9 3 6 7 On voit donc que Skalbe présente des valeurs élevées pour les voyelles (sauf à la 2° syllabe) et les consonnes à l'initiale; pour les voyelles atones et les consonnes dans les po- sitions autres qu'à l’initiale il offre plutôt des valeurs faibles. Barwick présente pour les voyelles, sauf à la finale, des valeurs plutôt moyennes, et à la finale des valeurs faibles; pour les consonnes il présente des valeurs relativement élevées, en particulier à la finale. Les valeurs que l’on constate chez Walter ne penchent nettement ni dans un sens ni dans l’autre; quant à Braun il offre des valeurs faibles pour les voyelles (sauf à la finale où elles sont élevées) et, à un degré moindre, pour les consonnes. D'une façon générale les valeurs n’offrent pas de variations trés considérables; même pour les voyelles on peut remarquer que, exception faite de S, qui se détache le plus souvent nettement des 3 autres séries, celles-ci ne différent qu'assez peu entre elles. La distribution de la quantité, sauf la réserve ci-dessus, reste essentiellement la méme. N:o 4. 4 26 JEAN Porror. IV. La quantité absolue des sons. A. Les voyelles. I. Monosyllabes. 1. Type voyelle longue ou diphtongue + occlusive. S Ba W Br a) accent traine (Nos 1, 4) 28.4 21.9 38.8 34.7 b) accent frappe «) type pwht (No 2) 28.90 23:9, S0:308 72912 B) » buwht (No 3) 24] 203 325 28:2 y) » ka'hts (No 5) 290 22.8807 — 91,9 0) „ poh’ds (No 6) 2758 247 301 31.0 Il ne semble pas qu'il y ait de différence sensible dans la durée totale de la voyelle longue ou diphtongue quel que soit l'accent. Chez Skalbe, qui distingue entre les formes 2 put et 3 bát (dans la notation de M. Endzelin), on constate, il est vrai, que à est un peu plus court que i; mais, pour être certain qu'une différence aussi légère est bien réelle, il faudrait des expériences portant sur une série de cas analogues. Chez W et Br la quantité de # dans 1 puht parait un peu exagérée. La présence du suffixe nominatif -s, bien qu'allon- geant la durée totale du mot, n'influe pas sur la durée de la voyelle pour l'abréger un peu. En faisant la moyenne de ces 6 exemples on a pour la durée de la voyelle 27.9 22.8 37.0 31.6. 2. Type voyelle breve + occlusive. (N° 7) 173 10.1 12,400) "dd: on voit d’une part que cette voyelle est brève (sauf chez S où elle serait déjà semi-longue, ce qui peut tenir au hasard). En tenant compte d’autre part de ce qui a été dit plus haut sur 1 puht chez W et Br, on peut dire que la longue est égale à 2 fois la brève. En comparant chez Braun les voyelles de 7 bads (14.4) et de 24 rats (10.7), on constate une certaine différence de quantité: devant la moyenne étymologique (assourdie) la voyelle tend déjà vers la quantité semi-longue, tandis qu'elle est nettement brève devant la ténue. Ces exemples n’autoriseraient pas à eux seuls à affirmer la réalité de cette différence; mais, en les rapprochant du faic qui apparait clairement dans l'examen des dissyllabes, que devant une moyenne la voyelle est semi-longue, et bréve devant une ténue, on peut regarder comme possible que le résultat obtenu pour les nominatifs ne soit pas l'effet du pur hasard. — Ce- pendant on ne remarque pas de sembable différence de quantité entre la voyelle de 5 ka’hts et la diphtongue de 6 po’hds; le probléme reste donc ouvert. 3. Type dra'ugs (N* 18) 22.7 17.6 27.6 39.5. Sauf chez Braun, la quantité de la diphtongue est partout inférieure à celle de 6 po’hds, ce qui tient selon toute vraisemblance à ce que r absorbe une partie de la quantité totale. Tom. XLV. IX - Contribution à létude de la quantité en lette. 4. Diphtongue devant nasale + s (Nos 8, 9, 19) S Ba W Br 26.3 20.6 24.2 31.9 5. id. devant liquide + s (No 11) 22.6 17.4 30.2 33,3 6. Voyelle longue (frappée) devant 2 occlusives (No 13) 27-1 19.9 25.8 28.5 7. id. devant liquide + ocelusive + s (No 12) 27.1 25,4 24.9 343 Diphtongue (frappée) + sts (No 21) 22.4 20.6 29.4 36.3 Les quantités sont en somme partout longues, mais variant d’une limite à l’autre de la e durée longue, car chez Barwick elles se rapprochent beaucoup de la semi-longue, et chez Braun de l'ultra-longue. 9. Voyelle bréve + liquide + s double (No 10) — 9.5 10.9 18-4 10. id. + 2 + occl. + s (Nos 15, 16) 11.4 115 12 ll. id. + r + ocel. + s (No 17) 13.4 108 24.1 29.1 12. id. + r + 4 consonnes (N» 22) 12.9 11.3 13.0 10.3 Pour 17 darbs il y a une grande divergence, S et Ba présentant une quantité brève, W et 14.1 19 Br une quantité longue. Autrement les valeurs concordent assez bien, et on peut dire que devant liquide couverte la voyelle a une durée située à peu près à la limite entre les quan- tités brève et semi-longue. 13. Brève + occl. + liquide + s (No 14) 12.2 9.0 10.0 10.7 La quantité est brève. Phonétiquement parlant le mot katls appartient d'ailleurs déjà aux dissyllabes. II. Dissyllabes. A. Voyelles de la 1°“ syllabe. 1. Type voyelle + occlusive. a) devant tenue + voyelle brève (N°2 49) accent trainé 26.1 21.7 27.8 34.0 b) devant moyenne + voyelle brève «) accent trainé (No 47) 32.1 30.1 41.5 32.4 B) , frappé (No 48) 33,0 0029500 14587 343 Moyenne 32.6 298 434 334 c) devant ténue + longue ou diphtongue (Nos 50, 51) !) 19.9 14.6 16.7 16.4 d) devant moyenne + longue ou diphtongue (No 52) 19.5 16.4 24.6 20.8 La comparaison de 47 bahba et 48 «’hda montre que, dans les 4 séries, la différence d'aecent n'entraine pas de difference de quantité. (Il en est de méme de 7 dans 50 bihtees et 1) L'aecent frappé indiqué par Ulmann pour 51 wihlols et 52 a’hbols ne se découvre pas même dans les tracés de la série Walter. N:o 4. 28 JEAN POIROT. ‚?’htols, même si une étude détaillée de l'accent devait confirmer l'existence de l'accent frappé dans le second de ees mots). En comparant d'une part 49 mahte et de l'autre 47 bahba et 28 a'hda, on voit que, de- vant la sourde, la voyelle est plus courte que devant la sonore, sauf chez Braun. longue devant ténue 26.1 21.7 27.8 34.0 »5 P moyenne 32.6 29.8 43.4 33.4. Il est possible que le hasard ait chez Br aplani la différence, qui chez Skalbe et Barwick atteint presque une more, et chez Walter nettement une more. La comparaison de 50 bihtees, 71 wihtols avec 52 a'hbols montre aussi que devant moyenne, la voyelle longue est plus longue que devant ténue, sauf chez Skalbe. Celle des catégories a), b) et c), d) établit enfin que la quantité de la voyelle de la dere syllabe varie en raison inverse de celle de la 2* syllabe, l'excès de la quantité dans a), c) par rapport à b), d) allant selon les séries de 50 */, à 100 °/6. 2. Voyelle longue + nasale + brève. S ba W Br (No 53) 31.5 32.4 42.0 37.8 3 Diphtongue + spirante sonore + diphtongue. (No 56) 248 195 243 22.7. Ces exemples confirment encore les observations précédentes: la voyelle 4 de 53 duhmi atteint une valeur qui rappelle celle des voyelles devant moyenne, donc consonne sonore; et comparativement à cette voyelle devant atone bréve, la diphtongue de 56 o'hsols devant atone longue rappelle la quantité de a dans a’hbols. 4. Type longue (traînée) + groupe de consonnes + breve. (No 58) 28.2 30.1 383 343 La durée de la voyelle dans 58 wahrna est moindre que dans le type dwhm? p. ex. chose naturelle puisqu'elle est en syllabe fermée; mais on voit par la comparaison avec 49 mahte qu'elle rentre dans la catégorie des longueurs devant sonores et 2* voyelle bréve. Il serait à souhaiter, pour établir plus solidement ces conclusions, que des expériences portassent sur d'autres mots à consonnes sourdes de types correspondants. 5. Type voyelle brève + occlusive. a) devant ténue + voyelle breve finale (Nos 23, 28, 33, 35) 12.0 10.0 11.5 10.7 b) id. + voyelle breve en syllabe fermée (Nos 34, 42) 12.0 84 12.9 9.3 c) id. + syllabe longue (Nos 40, 41) 10.0 6.7 11.4 10.1 Les exemples ne sont pas tous représentés dans les 4 séries; mais les résultats parlent tous dans le même sens. La voyelle est incontestablement brève. d) devant moyenne + voyelle brève finale (Nos 43, 44) 16.6 13.9 23.9 18.7 Ici la voyelle, en tenant compte des différences dans la rapidité de prononciation, est somme toute semi-longue. e) id‘ + voyelle longue couverte (Nos 45, 46) 15,8 10.6 14,5 10:8 Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 29 La voyelle est chez S un peu, chez les autres sensiblement plus courte que devant brève finale. Dans les 2 exemples de la série Skalbe elle se maintient encore dans la quantité semi-longue; pour les autres c'est déjà, ou méme absolument une quantité brève; mais, comme on n'a qu'un exemple, le hasard peut avoir joué un róle. 6. devant + nasale + syllabe longue (N^ 54). S Ba W Br 12.5 10.3 12.8 10.2 7. devant + liquide + syllabe longue (No 55). 12:00] Bf vg La voyelle est ici breve 8. devant groupe de consonnes + brève finale (No 57). 12.1 10.5 15.9 13.4 Les valeurs sont ici encore bréves, mais s'approchent, au moins chez W et Br, de la quantité semi-longue, si on tient compte du fait que, en syllabe fermée, la voyelle doit perdre un peu de sa durée au profit de la consonne. On retrouve donc pour les voyelles brèves des relations analogues à ce que l'on consta- tait pour les voyelles longues: 1° devant sourde la voyelle est plus courte que devant sonore (difference de la breve à la semi-longue). 2» devant une syllabe longue la voyelle est plus courte que si cette syllabe est bréve. B. Voyelle de la 2° syllabe. 1. Brève à la finale. a) aprés brève + ténue (Nos 23, 28, 35, 35) 11.5 10.3 18.8 15.8 b) , longue + ténue (No 49) 10.2 10.0 12.7 139 C) » brève + moyenne (Nos 43, 44) 13.9 9.4 23.7 21.6 d) , longue + moyenne (Nos 47, 48) 11.0 11,1 22.6 17.7 e) , longue + nasale + (No 53) 12.1 8.6 16.4 21.5 f) „ brève + groupe de consonnes (No 57) 8.6 85 17.1 15.4 8) , longue + groupe de consonnes (No 58) 8.4 11.5 15.6 15.7 La quantité est partout brève chez S et Ba; chez W et Br elle oscille autour de la semi-longue, ce qui peut tenir à un allongement anormal. Elle ne semble pas liée par une relation nette ni à la quantité ni à la qualité des sons précédents. 2. Voyelle brève devant consonne simple (après brève et ténue, Nos 34, 42). 8.6 12.5 13.5 12.4 La quantité est brève. 3. Voyelle longue devant consonne simple (après moyenne, Nos 45, 46). 17.0 20.6 22.8 27.1 La quantité serait plutôt semi-longue chez S, longue chez Ba, W et Br. N:o 4. 30 JEAN Pornor. 3. Diphtongue devant consonne simple (apres ténue, No 50) S Ba Ba Br 19.9 15.1 25.3 0 27.2 La quantité est longue pour W et Br, plutöt semi-longue pour S et Ba. III. Trisyllabes (toutes voyelles brèves). 1. Voyelles de la 1°'° syllabe. a) devant ténue (No 59) 13.6 78 13.4 — b) devant moyenne (No 60) 14.8 11.3 15.6 14.7 La quantité est brève, mais devant moyenne la durée est plus grande que devant ténue. 2. Voyelles de la 2° syllabe. a) devant tenue (No 60) 8.9 Ted 12.4 7.9 b) devant nasale (N°59) Mêmes remarques. 3. Voyelles finales (N** 59, 60). 13.2 8.8 16.2 14.1 Quantité brève, si on tient compte de la tendance à l'allongement chez W et Br. IV. Analyse des diphtongues. Les diphtongues ne sont pas toujours analysables. En se basant sur les résultats obte- nus, on peut dire que, chez S et Br, la proportion entre l'élément consonantique et l'élément vocalique de la diphtongue est d'environ 1:2, chez W, au moins pour la diphtongue wo, plutót 1:3, dans l'unique exemple de 7e 1:2. B. Les consonnes. I. Monosyllabes. 1°. Consonnes à l’initiale. a) ténues devant voyelle longue ou diphtongue (Nos 1, 2, 5, 6, 8, 11) 14.2 13.3 15.5 15.2 b) id. devant voyelle breve (Nos 14, 16, 20, 22) 12.2 12.9 14.4 13.7 La difference de longueur est insignifiante, et tient surtout à ce que les mots a voyelle brève ont à la finale des groupes de consonnes plus considérables que ceux de la première catégo- rie. En ce qui concerne cette dernière, on remarque que la ténue dans 1 puht et 2 pu’ht est sensiblement plus longue que dans les 4 autres mots terminés par consonne + s. c) moyenne (Nos 27, 10, 17, 28) 13.8 13.3 14.4 14.5 d) spirante sourde s (No 9) 12.4 18.9 17.2 Do 20.6 e) s devant consonnes (No 21) 9.7 17.4 16.1 lan! f) à (No 19) | BM 36 19.94 Ara) odd g)r (No 4) 1051 . 858: MBL. 18% b)v (Nos 12,13, 15) 103: "80 " 94 195 Les consonnes-bruits (spirantes et occlusives) ont donc une durée notablement supérieure à celle des consonnes-sons (liquides, semi-voyelles); la spirante sonore v suit la 2* catégorie, sans doute à cause de son origine. C'est là du reste un résultat qui semble trés général. Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 31 29. Consonnes prévocaliques aprés l'initiale. S Ba W Br r (No 18) 6.3 8.0 7.3 7.0 v (No 21) 105: 121 104 08 La quantité est sensiblement abrégée par rapport à celle de consonnes initiales de méme nature. 3°. Consonnes simples à la finale (seulement /) (N° 1—4). 16.3 21.8 24.7 22.0 4°. Groupes de 2 consonnes postvocaliques. S Ba W Br a) ténue devant s, voyelle longue (No 5) 14.4 15.9 17.3 20.6 b) moyenne , „ E E (Nos 6, 18) 10.5 14.7 14.6 17.9 c) » LEES » breve (No 7) 19.4 18.6 27.2 24.3 d) nasale um o = longue (Nos 8,9, 19) 13.2 12.3 12.2 14.2 e) liquide „ , 2 c: No 11) 8.6 15.8 13.7 19.8 f) liquide , s double, voyelle brève (No 10) 17.5 21.6 20.7 La comparaison de b) et c) montre que la quantité de la consonne varie à l'inverse de celle de la voyelle. Les valeurs de / dans 11 kauls varient fortement entre les 4 séries, car elles sont en somme bréves chez S et W (en tenant compte de la rapidité du débit) et semi-longues chez Ba et Br; mais sur cet unique exemple on ne peut rien bätir. g) s finale simple aprés consonne (exemples ci-dessus sauf 10) 13.0 20.0 22.5 18.6 On ne constate pas de différence systématique de longueur selon la nature de la con- sonne précédente. La valeur semble étre celle de la semi-longue. h) ténue + (No 13) 1ère ténue k 14.0 11.7 17.2 21.3 2e ini 13.0 17.1 20.0 18.3 Le rapport des 2 consonnes varie entre les series; pourtant on peut dire qu’elles tendent toutes deux vers la quantite semi-longue. i) s finale double après consonne (No 10) — 27.7 30.5 26.4 La différence d’une more avec les valeurs de la catégorie g) apparaît nettement. 5°. Groupes de 3 consonnes postvocaliques. a) liquide dans le groupe liq. + occlusive + s r après voyelle longue (No 12) 6.6 7.8 7.1 7.4 Tr; 3 bréve (No 17) 8.7 DIO 9.4 7.0 on ne voit pas de difference nette et uniforme dans la quantité, partout brève. l aprés voyelle brève (No 15) 9.5 11.0 16.1 20.3 ls 7 » (No 15) 13.2 12.6 20.4 27.4: il semble que la liquide avec accent frappé soit un peu plus courte que celle qui n'offre pas cette forme d'accent. b) occlusive dans ce méme groupe moyenne (Nos 12, 17) 11.6 16.4 17.8 17.2 ténue (Nos 15, 16) 12.2 12.9 17.2 16.9 on ne remarque pas de différence caractéristique ni selon la nature de la consonne, ni selon N:o 4. 32 JEAN POIROT. la quantité de la voyelle de l’accent syllabique. La durée tend vers la quantité semi-longue, sauf chez Skalbe ou elle est plutöt dans les limites de la quantité bréve. c) liquide et nasale dans le groupe liquide + nasale + s (No 20) Ba Br l 13.6 25.5 n 10.5 17.4. La nasale est plus courte que la liquide (semi-longue). Une répartition analogue se remar- quait chez Braun pour le groupe liquide + occlusive (+ s), mais à un moindre degré chez les autres. d) occlusive et liquide dans le groupe ocel. + liq. + s (No 14) t 18.5 16.7 22.9 16.7 l 13.3 10.3 17.6 18.8: sauf chez Braun, l’occlusive est un peu plus longue que la liquide. e) s + t (+ s) (N° 21). — La spirante est un peu plus longue que l'occlusive. Mais comme, dans la delimitation du groupe s + dentale (ou dentale + s) je compte la spirante jusqu'à l'ocelusion (ou depuis le début de la réouverture), on peut, si on veut attribuer la fermeture de la bouche à la ténue, regarder les 2 consonnes comme égales. f) s finale dans les groupes de 3 consonnes. De l'examen des 7 exemples ci-dessus il ressort seulement que s aprés occlusive dentale, méme en la délimitant comme je le fais, est plus courte qu'aprés les autres consonnes. On a en effet: s aprés occl. dentale (Nos 12. 16, 21) 7.6 14.2 14.0 9.4 Be autregconssn(Nosi 142197, 1720) 15.6 23.2 19.5 20.3 6°. Groupe de 5 consonnes N° 22 pérksts. Il y a de sensibles divergences dans les 4 séries. Tandis que chez Skalbe les consonnes, toutes brèves, sont de durée sensiblement égales, chez les autres les consonnes du groupe kst sont inégales entre elles, et en général sensiblement plus longues que les consonnes extrêmes du groupe. Chez Ba c'est s qui est la plus longue des 3; chez W et Br c'est au contraire la plus courte. II. Dissyllabes. 1. Consonnes initiales. a) ocelusives: «) tenue (No 54) 12.2 14.1 15.0 14.9 B) moyenne (Nos 35, 47, 50,53) 12.2 12.8 14.6 14.6: on se remarque pas de différence de quantité selon la nature de la consonne ou la quantité de la voyelle suivante. b) nasale (Nos 23, 49, 57) 11.4 9.1 11.2 11.3 c) liquide (r, No 28) 8.7 9.2 9.3 9.5: les valeurs qu'offre Braun pour r et / dans les paradigmes rats et /abá sont analogues, celles pour / un peu plus courtes que pour r. d) v (Nos 34, 44, 51, 58) 04 LAG Mp0 aso e) z (Nos 42, 46) 13.4 — — —. On remarque ici encore que la spirante sonore v se distingue par sa brièveté de la spirante primitive z. f) dz (No 55) i33 Was "187^ 34 la durée de l'élément fricatif varie du cinquième au tiers de la durée totale, qui, comme on on le voit, ne diffère pas sensiblement de celle de l’occlusive pure correspondante. Tom, XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 33 2°. Consonnes finales simples. a) ténue (Nos 45, 46) 13.8 15.3 28.4 19.8 b) s (Nos 42. 50) 12.8 25.1 24.5 21.9 c) r (No 34) 7.6 975 4000133 3°. Groupes de consonnes finales. a) t + s (No 40) t 8.9 — 16.3 16.6 8 8.1 — 17.8 12.2 b) n + s (No 55) n 12.5 10.5 14.2 26.0 8 10.5 20.3 22.8 16.4 €) après / (suffixe -ols Nos 51, 52, 54, 56) 15.0 220 25.8 22.4 On remarque, surtout pour s finale, que Skalbe présente en général des valeurs beaucoup plus faibles que les 3 autres séries. Dans le groupe final ns la spirante est plus courte que la nasale chez S et Br, et beaucoup plus longue chez W et Ba. Les quantités des consonnes initiales et finales sont d’une facon générale semblables à ce qu'on trouvait pour les monosyllabes. 4°. Consonnes simples intervocaliques. a) ténue après voyelle brève: a) 2e voyelle brève. syll. ouverte (Nos 23, 28, 33, 35) 27.5 29.4 35.0 31.8: la quantité est nettement longue. B) 2e syllabe couverte par 1 consonne (Nos 34, 42) 21.8 16.0 24.9 21.9: si on doit en juger par l’unique exemple 34 wakar, la ténue, encore longue, présente pourtant une durée moindre que dans la catégorie précédente. y) 2e voyelle couverte par 2 consonnes (No 41) 18.1 13.3 28.8 — : on constate une nouvelle réduction, et la durée tombe en somme aux proportions d’une semi-longue. 5) devant diphtongue couverte (No 40) 15.7 — 30.1 284: les valeurs ne s'accordent pas, celle de S étant une semi-longue, les deux autres des longues. b) ténue après voyelle longue a) 2e voyelle brève (No 49) 16.2 18.8 21.6 18.5: la quantité semble n'être que semi-longue. B) 2e voyelle longue ou diphtongue (Nos 50, 51) 12.0 12.2 16.6 16.2: la réduction de quantité quand la 2° syllabe croît en longueur apparaît ici encore trés nette, la ténue tendant évidemment à tomber à la quantité bréve. c) aprés voyelle brève «) devant voyelle bréve à la finale (Nos 43, 44) 11.2 10.2 16.0 13.7 8) devant voyelle longue couverte (Nos 45, 46) 9.4 10.3 16.8 13.0 N:o 4. 34 JEAN POIROT. d) moyenne apres voyelle longue «) devant voyelle brève finale (Nos 47, 48) 9.8 9.4 13.8 11.2 ß) devant voyelle longue ou diphtongue couverte (No 52) 8.7 8.9 12.1 11.0. D'une façon générale on observe encore une certaine tendance à la réduction de la quantité au voisinage de longues; mais, comme la quantité, dans le cas où elle peut atteindre son maximum (entre brèves) est déjà celle d’une brève, les réductions ne peuvent être qu'in- signifiantes. e) nasale. «) entre brève et diphtongue (No 54) 7.1 8.8 7.9 11.9 B) entre longue et brève (No 53) 8.9 9.9 114 10.6 f) liquide / entre brève et diphtongue, No 55) 6.3 9.6 8.7 9.5 g) spirante sonore (z, entre diphtongues, No 56) 9.1 12,7 19.0 11.3: les valeurs sont brèves, sauf pour z chez Ba et W, où on trouve une quantité semi-longue. 5°. Groupe de consonnes intervocaliques. a) liquide + occlusive (No 57) l 13.0 15.0 21.4 19.6 t 16.3 184 20.2 198 la quantité est semi-longue (sauf peut-être chez Skalbe), sans qu'on voie de differences bien tranchées entre les deux consonnes. b) liquide + nasale (No 58) r 4.0 10.7 1.6 8.4 n 10.5 9.1 12.7 135 La quantité de la liquide semble anormale chez Ba par sa longueur, et chez S par sa brièveté. La nasale est partout brève, mais (sauf chez Ba) plus longue que la liquide; il est vrai que cette liquide est r, qui est d’une façon générale la plus courte des deux. III. Trisyllables (voyelle partout brève). ténue entre lére et 2e syll. (No 59) 21.1 18.9 25.0 — À » 98- "8e SON 60) 154 TR 939 145 moyenne , ère , 2e „(No 60) 7.9 8.2 12.3 9.6 nasale De 6 EE ONCE) 8.6 9.4 12.2 — La ténue semble d'une facon générale plus courte entre la 2* et 3* syllabe qu'entre la 1ère et la 2°; elle est plutôt semi-longue, mais tend dans le premier cas vers la quantité lon- gue. La moyenne est bréve et de méme la nasale. C. Variations dams le paradigme. Braun offre seul la matiére à une étude du paradigme. 1" L'examen des paradigmes rats et aka montre que partout la premiere voyelle est bréve et la ténue partout longue; mais la durée de la ténue varie de l'une à l'autre des limi- tes que l'on peut assigner à la quantité longue (22 à 31 centiémes). 2° En comparant G rata et L raté, ou N aka L aká, ou NPl akas LP] akás, on voit que Tom. XLV. Contribution à l'étude de la quantité en lette. 35 la quantité de la 1?* voyelle varie en raison inverse de la seconde. La quantité de la ténue parait aussi varier dans les mémes conditions, ce qu'on constate surtout en confrontant des cas tels que D Sg ratam et D Pl rateem ou A Pl ratus et L Pl ratohs. 3° La différence de quantité entre les voyelles telles que a et d est d'une facon géné- rale celle de la bréve à la longue. Naturellement la voyelle a à la finale est un peu plus longue qu'en position couverte (cf G rata et AK ratam), et elle peut encore avoir subi un allongement anormal, les valeurs se rapprochant souvent de la quantité semi-longue. Conclusions générales. Les matériaux, comme on l'a indiqué au début, ont été choisis surtout en vue d'étudier l'accent, et n'offrent par suite, pour la fixation de la quantité, qu'une base insuffisante: cer- tams types ne sont pas représentés, d'autres ne le sont que par un exemple. Tels qu'ils sont, les matériaux permettent cependant certaines conclusions générales, et fournissent à tout le moins une orientation en vue de recherches ultérieures éventuelles. Il ressort en premier lieu de ces matériaux que lon peut en lette se contenter de dis- tinguer 3, au plus 4 degrés de quantité: bréve, semi-longue, longue, et peut-étre ultralongue. En second heu, il apparait avec évidence que la quantité d'un son dépend étroitement de la quantité des sons voisins: on a pu voir p. ex. que la longue dans bahba est vraiment une longue, tandis que celle de bihtees n'est plus guére qu'une semi-longue. En troisieme lieu la quantité dépend de la nature des sons environnants: devant une moyenne intervocalique la voyelle est plus longue que devant une ténue. Par contre il ne parait pas que la nature de /'accent syllabique influe dans un sens dé- terminé sur la quantité des sons. Les règles de quantité sont donc à la fois traditionnelles et phonétiques au sens de Sievers. L'étude comparative des 4 séries montre d'autre part qu'il n'y a pas de différences systéma- tiques notables entre elles dans la répartition de la quantité. Il semble done que, si on veut entreprendre plus tard une étude détaillée de la quantité en lette, on puisse prendre comme base n'importe quel dialecte. Au contraire le fait que les 4 séries présentent 4 formes d’ac- cent dit frappé montre qu'il faudra une enquéte faite avec un programme restreint (choix de types caractéristiques), mais étendue à l'ensemble du domaine linguistique, pour déterminer les formes d'accent existantes et leur diffusion géographique. Les résultats obtenus peuvent se résumer dans les conclusions suivantes: 1° La voyelle orthographiquement longue est, dans les monosyllabes, /ongue, avec ten- dance à passer à la quantité ultra-longue. 2° Les diphtongues des monosyllabes sont aussi longues, et se décomposent en un élé- ment consonantique bref et un élément vocalique semi-long. 3° Les voyelles bréves ont aussi, en somme, la quantité bréve; mais selon la nature des consonnes finales du mot, leur durée varie de la limite inférieure de la quantité bréve (de- vant consonnes-bruits, surtout quand elles sont sourdes) jusqu'à la limite inférieure de la quantité semi-longue (devant consonne-son). N:o 4. 36 JEAN Pornor. 4° Les consonnes initiales prévocaliques sont ou semi-longues (bruits) ou brèves (conson- nes-sons, y compris v, vu son origine etymologique). Il semble en être de même à la finale, méme en tenant compte de l'allongement anormal dans les conditions d'expérience. Dans les groupes prévocaliques les consonnes-bruits tombent à la quantité bréve. Dans les groupes postvoealiques des monosyllabes, la quantité de la consonne qui avoisine la voyelle semble dépendre de celle de la voyelle précédente; c'est un résultat qui se rapproche des régles qu'on observe pour les polysyllabes. 5° Dans les dissyllabes, les relations entre la quantité des voyelles et celle des conson- nes simples intervocaliques peuvent se formuler ainsi: a) la voyelle orthographiquement brève est toujours brève devant ténue; elle est semi- longue devant moyenne ou consonne-son suivie d'une voyelle bréve, mais tombe déjà vers les valeurs supérieures de la quantité bréve quand la 2* syllabe s'allonge. b) la voyelle orthographiquement longue, quand la 2* voyelle est bréve, est, devant con- soune-son ou moyenne, longue ou méme ultra-longue; devant ténue elle n'est que longue, et plus courte que dans le cas précédent; la différence peut être regardée comme d'une more. c) devant 2* syllabe longue la voyelle orthographiquement longue suivie d'une moyenne tombe aux valeurs inférieures de la quantité /ongue, et devant ténue on peut méme dire qu'elle n'est plus que semz-longue. d) la ténue intervocalique est nettement /ongue entre voyelles brèves, mais tend vers la semi-longue quand la 2* syllabe est fermée; aprés voyelle longue elle est, semble-t-il, semi- longue ou breve selon que la 2° syllabe est bréve ou longue. — Ces régles a)—d) se résume- raient done schématiquement dans un tableau comme celui-ci : 2* syllabe bréve |?* syllabe longue ténue intervoc. | après brève après longue longue semi-longue devant ténue brève brève 1ère voyelle orthograph. : : : E P devant moyenne semi-longue breve breve ou cons.-son 1** voyelle | devant ténue longue semi-longue orthograph. | devant moyenne ultra-longue longue longue ou cons.-son semi-longue brève On constate donc partout le passage d’une catégorie de quantité à la catégorie inférieure quand la syllabe suivante augmente de quantité. Si on convient de définir par une more la Tom. XLVL Contribution à l'étude de la quantité en -lette. 37 différence d’une catégorie à une autre, on peut dire que l'allongement d'une syllabe atone fait perdre une more aux éléments phonétiques qui précèdent. e) La moyenre est toujours brève; mais sa quantité varie selon les mêmes règles entre les deux limites c la quantité brève. Il en est de méme sans doute des liquides et nasales. f) Les voyell brèves de la 2° syllabe sont brèves; les voyelles longues semblent être ou longues ou semi-longues. 6° Dans les trisyllabes on remarque les mémes régles, sauf que la quantité absolue di- minue, comme il est naturel. 7° Dans les diphtongues l'élément consonantique semble constituer le tiers, l'élément vocalique (semi-long) les deux tiers de la durée. Se 8 0 N:o & | Mh. © Alla Mit e v» a ie: " E hh abe usd LA , mods pdollys sånt Lou as lu sb vu ii dap. ie ae ( | AC | x VE af LL i rdg she RL T N "hy ' AS. junii 2313 ef UHR HE QUOTE ^g gd aos po. * Amann m nobii ib nal. rank iis ail E ay, 248 ^n. gud me Puno daler man: def palm CHEF ALTO fs m OMNE ar! aad Máy qi Mo gunt fed { IN ] MD SV ' RT Härmed jw M MA ts ih. gna nor V. DET [o I TULTU! PIT -— al pu Eig A Vue far REC ni dit un p j "S dagli Arsen kr ‘saupli kind, rang Die ıllazer ul n id; jv m lalliva, El sh da vit su y # d T RU E . ! i M | À K LÀ | um— ee HÖRS um, "a "b Suede ^naanp sl Xurp hun alpha Mil airo qo. ahnen ant erat 1 in p mm A Mur po ” Ju y Ub Abah xeu) vat dal get w^) NT E "A UT MW ; i mj lions " i ' i x + L] d l +, D u r D n m * id J i N ' i 1 L , | ad . à) | =“ D 1 | 1 Pr ñ Å ' ; n" á DR ^ AG 1 mr a B » TE ' LJ m ï . V -— i | i À À r 2 » a rn r L ] H i D | N T | Mu ” LT | i ' P + ^ f » it" du * I T 0 j E å 0 LE Li E - " ^ »1 LI i a npe , LL LL = # T Y 1 ! b K L (vl bou x (d ' uj x T LE . X rate , E M à ee c» " * E : P. 3 - * - . ^ zn x er = - s - VE. c uem. Pepe Duero n, n AA A : 5 N EEE BEE xà CU 5 x Rex X : ipM + u DE e NE Ku i M ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. MINN Boa E SENATORN, FIL. OCH JURIS UTR. DOKTORN LLOPOLD HENRIK STANISLAUS MICHELIN HÅLLET VID FINSKA VETENSKAPS-SOCIETETENS ÅRSHÖGTID DEN 25 MAJ 1914 AF EVA NOW EEG ES I EE — EXE HELSINGFORS 1914, FINSKA LITTERATUR-SÁLLSKAPE TS TRYCKERI, à JAA | l 1 í ; i Aa ! » A | : U a CRE | BI. e ‘ UN LA 25 Dar I y Ay M BA den mg mi "nj air, CA y u 2n ROME MUSA i NDS) FAT3IQOS ATOA = VAR MON fe* es ^ n 4% i Pi | ut 4 * LAST BE I } NATUREL a PLAIT) ur a — ^ —— —" 2 -— Pu v a Mar i umge M | Ber de z Fu free -- —— M Å ed Fill Fa Lat i i uS I T | D^ = f e M^ A E x Lä 5 ES | EI. : | ; uM = 5 4 3 PE À iz 3 = ü vå 2 “ AM: | ay | é + u + (s + Högt ärade församling! ') Att några månader efter Leo Mechelins död gifva en helst närmelsevis fullständig teckning af hans rika och betydelsefulla lifsgärning samt hans ädla och hugstora per- sonlighet är redan för ämnets omfattning omöjligt. Mechelins verksamhet var så om- fångsrik, så mångsidig och djupt ingripande på olika områden af Finlands kulturella och isynnerhet dess politiska utveckling att en ingående skildring däraf skulle innebära en framställning af Finlands historia under hela det senaste halfseklet. Härtill kom- mer att denna verksamhet står oss alltför nära för att kunna klart öfverblickas samt fullt opartiskt och riktigt bedömas. Det kan därför här endast blifva fråga om att meddela några spridda drag däraf, isynnerhet sådana, som från synpunkten af Veten- skaps-Societetens ändamål kunna erbjuda intresse, samt att sålunda söka framkalla de mest framträdande konturerna af den bortgångne store statsmannens och fosterlandsvän- nens bild. Den fullständiga teckningen måste blifva framtiden förbehållen. De yttre dragen af Mechelins lif och verksamhet äro följande. LEoPoLD HENRIK STANISLAUS MECHELIN föddes i Fredrikshamn den 24 november 1839. Hans föräldrar, läroinspektorn vid finska kadettkåren, statsrådet Gustaf Johan Mechelin, och Amanda Gustava Sagulin, tidigare gift med häradshöfdingen i Lappvesi domsaga, Gustaf Julius Costiander, voro båda begåfvade och fint bildade personer. I detta hem fick 'sonen Leo inhämta den bildning, som endast ett godt hem kan skänka, samt för- värfvade sig redan i barndomen, utom ett ledigt och fint umgängessätt, kunskap och färdighet i tyska, franska och ryska språken samt i någon mån äfven i finskan. Han åtnjöt någon tid undervisning i fröknarna Forsbloms förberedande skola samt genomgick senare på två år stadens högre elementarskola. För öfrigt leddes hans studier i de flesta ämnen, ända tills han blef student, af fadren, som var ovanligt kunskapsrik och i kadett- 1) Af efterföljande minnesteckning bortlämnades vid det muntliga föredraget särskilda partier. 4 R. A. WREDE. kären under olika tider handhaft undervisningen i ett flertal ämnen. Det synnerligen skarpa spräksinne, som utmärkte Leo Mechelin, var ett arf ej blott efter fadren, utan äfven efter farfadren, kyrkoherden i Jaakimvaara Henrik Mechelin. Af fadern ärfde Leo Mechelin äfven den starka och resliga kroppsbyggnaden. Bland kadetter, med hvilka Mechelin under denna tid umgicks och knöt vänskaps- band, må, utom halfbröderne Robert och Torsten Costiander, nämnas Robert Lagerborg och Woldemar von Daehn. Då Mechelin, efter att den 4 februari 1856 hafva aflagt studentexamen, trädde ut i lifvet, skedde det under en tid af den starkaste väckelse i politiskt, nationellt och kulturellt hänseende, som Finlands folk någonsin genomlefvat. De intryck, som den rikt begåfvade och vakna unga mannen under denna tid och den minnesrika första hälften af 1860 talet mottog, hafva, enligt hvad han själf betygat, ristat sig djupt i hans sinne, ja blifvit bestämmande för hans lif. Vid universitetet studerade Mechelin i främsta rummet estetik och nyare litteratur, därnäst historia och filosofi, i hvilket sist nämnda ämne han åhörde J. V. Snellmans föreläsningar, samt äfven latin och finska. Under ett år konditionerade han hos grefve Nikolai Steven-Steinheil på dennes egendom i närheten af Wiborg. Såsom en behållning af estetikens studium torde få anses den varma kärlek till skön konst, som alltid utmärkte honom, samt måhända äfven det sinne för en vårdad och elegant framställning, som så klart framträdde såväl i hans tal som i hans skrifter. Historisk-filologisk kandidat den 18 maj 1860 mottog han lagerkransen vid den ryktbara promotionen den 31 i samma månad. Snart därefter öfvergick Leo Mechelin till Juridiska fakulteten, bland hvars ämnen statsrätten och de s. k. statsvetenskaperna särskildt intresserade honom. Först nämnda vetenskap representerades på denna tid vid universitetet på ett framstående sätt af pro- fessorn Vilhelm Rosenborg. Vid samma tid börjas äfven, kan man säga, Mechelins litterära bana. Han publicerade nämligen uppsatser i tidningarna Barometern (1861) och Helsingfors Dagblad (från 1862) samt i Litterär tidskrift (1864). Sekreterarebiträde vid Vetenskaps-Societeten från den 1 oktober 1860 till utgången af år 1861 och t. f. amanuens vid universitetets konsistorium under vårterminen 1861, fann han äfven tid att deltaga i både kamrat- och sällskapslifvet. Till hans närmaste vänner, hvilkas um- gänge utan tvifvel på honom utöfvat varaktigt inflytande, hörde flere af den tidens bäste och mest framstående unge män, såsom Anders och Johan Jakob Chydenius, Karl Col- lan, C. G. Estlander, Robert Lagerborg, Robert Montgomery och August Schauman. Juriskandidatexamen aflade han den 23 februari 1864. Näst föregående år hade hans fader aflidit. Den 11 oktober 1864 antogs Mechelin till e. o. kopist i Senatens ekonomiedepar- tement och den 29 juni 1865 utnämndes han till kopist i finansexpeditionen, från hvil- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 5 ken tjänst han afgick den 6 maj 1867. Under läseäret 1864—1865 hade han där- jämte fungerat såsom lärare i sjö- och växelrätt vid navigationsskolan i Helsingfors. Leo Mechelin ingick år 1865 äktenskap med Alexandra Elisabeth Lindroos, dotter till kommerserådet Johan Henrik Lindroos och Cecilia Meyer. Kort därefter företog han, i sällskap med sin unga maka, en längre resa till utlandet, därunder han från november 1865 till april 1866 för idkande af studier uppehöll sig i Paris. Vid 1867 års landtdag fick Mechelin för första gången deltaga i landtdagsarbetet. Han fungerade nämligen då såsom sekreterare i sammansatta stats- och bevillningsut- skottet. För det sätt, hvarpå han skötte detta värf, fick han röna stort erkännande. Samma år tog han de första stegen på en bana, åt hvilken han sedan skulle egna flere år af sitt lif. Efter att hafva en kort tid suttit i Föreningsbankens direktion såsom vikarie för Robert Montgomery blef han i december 1867 invald såsom ordinarie med- lem af direktionen och kvarstod i denna befattning till juni 1872. Att han då lämnade densamma berodde därpå att professor Rosenborg den 13 juli 1871 aflidit och Mechelin, efter någon tvekan, beslutit att söka den efter honom lediga professuren. Emellertid var han under nästan hela första hälften af år 1872 upptagen af landt- dagen, till hvilken han vid nyss fyllda 32 års ålder blifvit vald såsom en af Helsing- fors stads fyra representanter i borgarståndet. Han utsågs här till medlem af stats- och bankutskotten. Efter landtdagens afslutande företog han en kort studieresa till Stock- holm och Uppsala, men var därefter länge sjuk, så att han först senare på hösten kunde börja med det egentliga arbetet på sin licentiatdisputation, hvilken den 15 februari 1873 ventilerades „under inseende af“ professorn Karl Gustaf Ehrström. Ämnet för af- handlingen var: Öfversikt af svenska riksrådets statsrättsliga ställning från Gustaf I till 1634. Juris licentiat blef han den 5 därpåföljande mars och juris doktor den 17 maj. Emedan speciminationstiden för professuren utgick i september samma år, fanns ej lång tid öfrig för professorsdisputationen. Strax efter undergången licentiatexamen begaf sig Mechelin för studier i ämnet för denna disputation till Berlin samt vistades sedan till utgången af maj månad dels här och dels i Wien, i hvilken sist nämnda stad han bl. a. studerade unionsförhällandet mellan Österrike och Ungern. I september speciminerade han för professuren med afhandlingen Om statsförbund och statsunioner, första häftet, samt utnämndes den 14 februari 1874 till professor i kameral- och politilagfarenhet samt statsrätt. Höstterminen samma år begynte han sin lärarverksamhet vid universitetet med en föreläsningskurs i Finlands statsrätt, hvilken inleddes med en öfverblick af den stats- rättsliga utvecklingen i 19:de seklet. Han föreläste sedermera mest öfver Finlands statsrätt och dess finansrätt, men äfven öfver finsk förvaltningsrätt, allmän statsrätt, m. m. Sin största betydelse hade dessa liffulla och medryckande föreläsningar genom Tom. XLV. 6 R. A. WREDE. - att hos den studerande ungdomen väcka intresse för statsrätten samt sprida kännedom om grunderna för Finlands rättsliga ställning. Tyvärr fick Mechelin icke ens närmelsevis odeladt egna sig åt lärarverksamheten och vetenskapen. Redan i oktober 1873 och februari 1374 hade han kallats till ledamot i fyra särskilda kommittéer, hvilka hade till uppgift att utarbeta författningsförslag an- gående artistik och litterär eganderätt, rörande handels- och näringslagstiftningen, om utvidgad religionsfrihet, samt om fiskevattens skyddande mot fabriksaffall m. m. Här- till kom 1876 ledamotskap i kommittén för införande af guldmyntfot i landet, därvid hans förslag till frågans lösning blef lagdt till grund för lagen i ämnet. Samtidigt togs hans förmåga på ett ansträngande sätt i anspråk äfven för kommunala värf. När det gällde att organisera hufvudstadens förvaltning på grundvalen af 1873 års förord- ning om kommunalförvaltning i stad, blef Mechelin i december 1874 vald till stadsfull- mäktig och mottog i början af det följande året af stadsfullmäktige det betydelsefulla uppdraget att fungera såsom deras första ordförande. Dessutom skötte han äfven tvenne landtegendomar. År 1863 hade hade han inköpt Laitiala gård i Hollola socken, och åren 1866—1876 förestod han under sin svägers, J. Lindroos”, minderärighet, dennes egendom, Botby i Helsinge. Bland anmärkningsvärda tilldragelser under denna tid må nämnas Mechelins del- tagande 1875 i nordiska studentmötet i Uppsala, därvid han genom sitt glada, öppna väsen och sin ideella syn på lifvet helt och hållet vann de unga färddeltagarnes hjär- tan, äfvensom Kejsar Alexander II:s besök i Helsingfors vid industriutställningen 1876. Det lysande sätt, hvarpå han vid sist nämnda tillfälle representerade hufvudstaden, an- ses hafva varit en af orsakerna till att han ännu samma år blef upphöjd i adligt stånd. På sin vapensköld lät han rista orden. Pro lege, hvilket valspråk ock blef ledstjärnan för hans verksamhet under hela lifvet. Emellertid hade Mechelin icke uppgifvit afsikten att fortsätta sina vetenskapliga ar- beten och särskildt afhandlingen för professuren, hvilken ju endast utgjorde första häf- tet af ett planlagdt större arbete. I sådant syfte uppehöll han sig under våren 1876 sex veckor i Kristiania, hufvudsakligen för studier rörande den svensk-norska unionen. Därjämte åtnjöt han under en del af året 1881 befrielse från föreläsningsskyldighet för att kunna författa en lärobok i Finlands statsrätt. Men förhållandena omintetgjorde dessa planer. Från början af år 1877 deltog han, såsom medlem af ridderskapet och adeln, i 1877—1878 års landtdag samt var därunder medlem af statsutskottet, värne- -pliktsutskottet och allmänna besvärsutskottet. Samtidigt förordnades han att jämte sin egen professur förestå den efter Axel Liljenstrands afgång lediga professuren i national- ekonomi och ekonomisk rätt, hvilket uppdrag fortfor så länge Mechelin tillhörde univer- sitetet och, enär han därunder tidtals äfven föreläste nationalekonomi, betydligt ökade Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus -Mechelin. 7 hans arbetsbörda. Vid landtdagen 1877—1878 blef han äfven af borgarståndet vald till bankfullmäktig för tiden intill nästa landtdag. När sedan den af ständerna antagna värnepliktslagen i december 1878 vunnit sanktion och utfärdats, tillsatte regeringen år 1879 en stor skattekommitté med Mechelin såsom ordförande, hvilken kommitté 1881 afgaf sitt betänkande. Det kan därför icke förvåna att han, under den tid han var professor, ej fick tid att utgifva vetenskapliga arbeten. Från samma tid är ännu att anteckna att Mechelin år 1878 på inbjudning deltog i den internationella penitentiärkongressen i Stockholm och samtidigt fungerade såsom ordförande för den jämväl där pågående nordiska fångvårdskongressen, samt att han i mars 1881 såsom representant för universitetet närvar vid Alexander II:s begrafning. År 1880 på hösten hade han, under medverkan af R. Lagerborg och R. Castrén utar- betat det liberala partiets program, hvilket den 5 december samma år publicerades i Helsingfors Dagblad. Vid 1882 års landtdag var han ordförande i statsutskottet. Den 11 maj 1882 kallades Leo Mechelin till medlem af senatens ekonomiedepartement och biträdande chef för dess finansexpedition. Ordinarie chef för samma expedition var senatorn Clas Herman Molander. De till expeditionens handläggning hörande ärendena voro redan på denna tid faktiskt delade mellan dess båda chefer, så att hvardera tämli- gen själfständigt skötte sin afdelning däraf, hvilket förhållande dock icke uteslöt samrå- dan och samarbete mellan dem i viktigare frågor. Det innebar fördenskull ej någon större förändring i Mechelins ställning att han, när handels- och industriexpeditionen genom förordningen af den 9 augusti 1888 utbröts ur finansexpeditionen, utnämndes till chef för den sålunda tillkomna nya expeditionen. Såsom senator fick Mechelin tillfälle att kraftigt befordra handeln och industrin, särskildt genom grundandet på hans initiativ af handels- och industriskolor samt handt- verksskolor och genom inrättandet år 1884 af industristyrelsen, hvaremot ett af honom 1889 väckt förslag om grundandet af ett högre handelsläroverk, ehuru omfattadt af se- natens flesta medlemmar, ej ledde till påföljd. Sjöfarten befrämjades i hög grad genom väsentliga förbättringar på lots- och fyrväsendets område, och genom anskaffandet af den första isbrytaren, „Murtaja“, möjliggjordes en regelbunden vintersjötrafik. Af be- tydelse voro äfven de lagstiftningsåtgärder, som blefvo följden af tvenne till ständerna vid 1888 års landtdag öfverlämnade propositioner angående skydd för arbetare i de in- dustriella yrkena och om skydd för varumärken. Senaten uppdrog flere gånger åt Mechelin att fullgöra viktiga värf. Sålunda fick han redan år 1882 företaga en resa till S:t Petersburg för att med finansministern Bunge öfverenskomma om likviderandet af de 2'/, miljoner rubel, som utgjorde Rysslands an- del i Riihimäki—S:t Petersburgs järnväg. Denna resa, hvarunder han äfven mottogs i audiens af Kejsar Alexander III samt för statsverkets räkning afslöt köp af Lintula Tom. XLV. 8 R. A. WREDE. donationsgods, medförde i alla afseenden goda resultat. Vidare utsågs Mechelin till se- natens ombud vid andra allmänna kyrkomötet i Åbo 1886, i hvars dissenterlagsutskott han var ordförande. Af ännu större betydelse var dock att han år 1887, såsom af Kejsaren och Storfursten utsedd plenipotentiaire, jämte ryska sändebudet i Spanien, furst Gortschakoff, medverkade vid afslutandet at handelsfördraget med detta land af den 2 juli samma år. Detta fördrag, för hvars skull Mechelin mer än tre månader uppehöll sig i Madrid samt både före och efter resan dit hade företräde hos Kejsaren, var af utomordentlig betydelse för Finlands handel med Spanien. År 1887 på hösten uppgjorde Mechelin utan erhållet uppdrag ett förslag till för- ändrad organisation af senatens ekonomiedepartement. Detta förslag, hvilket han enskildt utdelade bland senatens medlemmar, innebar bl. a. inrättandet inom ekonomiedeparte- mentet af en justitieexpedition samt inrättandet inom senaten af ett särskildt kolle- gium för afgörandet af förvaltningsrättsliga tvister. Vid denna tid begynte de angrepp från Ryssland emot Finlands rättsliga ställning, som därefter under tre decennier fortgått, och samtidigt fick Mechelin börja det arbete med försvaret mot dessa angrepp, som han ända till sin död på ett så glänsande sätt utförde. Början härtill var följande. År 1884 hade minister-statssekreteraren Theodor Bruun, i anledning af de upprepade angreppen i den ryska pressen mot Finland, upp- manat senaten att låta uppsätta en kort framställning af Finlands statsrätt, hvilken se- dan skulle öfversättas till ryskan och spridas bland högre tjänstemän och andra infly- telserika personer i kejsardömet. Senaten uppdrog åt senatorerne Ehrström och Meche- lin samt prokuratorn Montgomery att författa skriften, hvilken sedan granskades af öf- riga medlemmar af senaten och därefter sändes till Bruun. Denne fann den emellertid ej vara lämplig för det afsedda ändamålet. Då beslöt Mechelin att i eget namn och på eget ansvar utgifva en framställning af Finlands statsrätt. På detta sätt tillkom 1886 hans berömda Précis de droit public du grand-duché de Finlande, hvilken längre fram utgafs jämväl på ryska och engelska. Sedermera utkom år 1889 hans Staatsrecht des Grossfärstentums Finnland i Marquardsens Handbuch des öffentlichen Rechts. Emellertid fortfor undermineringsarbetet mot Finland och resulterade i slutet af år 1889 i nedsättandet af tre kommittéer med uppgift att åstadkomma unifikation i afseende à mynt-, post- och tullväsendet. Medan finanschefen Molander var upptagen af kom- mittéarbetet, förestod Mechelin hans expedition och tillhandagick därjämte Molander med anskaffandet af upplysningar, bevismaterial m. m., för att användas i kommittén. När sedan myntfrågan år 1890 återkom till senaten med förslag af kommittén om införande af rubeln såsom myntenhet, fick Mechelin i uppdrag att affatta senatens bemötande. Han gjorde det med sådan framgång att finansministern Wischnegradsky, som tidigare omfattat förslaget, numera afstyrkte detsamma, hvarför det förföll. Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 9 Härmed var ock Mechelins verksamhet i senaten för den gängen afslutad. Hans förhällande till generalguvernören, grefve Heiden, hvilket allt sedan utgifvandet af hans „Preeis“ ej varit godt, förvärrades under den följande tiden till följd af meningsolikhe- ten i de politiska frågorna allt mera, och hade på våren 1890 blifvit så spändt, att Mechelin fann sig föranlåten att den 31 maj inlämna sin afskedsansökan. Denna, som var villkorlig, men torde hafva föredragits utan den af honom anförda motiveringen, bifölls den 7 därpåföljande juli. Underrättelsen härom väckte i vida kretsar smärta och bekymmer. Man anade instinktivt att en ny period, en tid af oro och pröfningar nu inbrutit för Finlands folk. Sedan Mechelin blifvit senator, hade han (1883 eller 1884) sålt Laitiala. Han tillbragte därefter jämte hustru och dotter somrarna först på Edishem i östra skärgär- den, men efter år 1890 på sin hustrus ärfda egendom, Löyttymäki i Janakkala. Leo Mechelins fosterländska arbete upphörde ingalunda med hans afsked från se- naten; det antog blott delvis andra former. Dock var han ännu efter sin afgång i till- fälle att enskildt bistå sin åldrige förre kollega, senator Molander, som i tullkommittén med prisvärd fasthet kämpade för Finlands rätt och bästa. Och när den af general- guvernören på hösten 1890 tillsatta, af finska senatorer och ryska jurister bestående s. k. kodifikationskommittén sammanträdde, kunde kommitténs finska medlemmar åter påräkna bistånd af Mechelins skickliga penna. Ännu under hösten 1890 utgaf Mechelin broschyren Står Finlands rätt i strid med Rysslands fördel, hvilken utkom jämväl i finsk och rysk öfversättning, och sedan följde med kortare eller längre mellantider denna långa rad af politiska skrifter, i hvilka han med oförliknelig klarhet och reda på det mest bindande sätt vederlade de ryska an- greppen mot Finland och vantolkningarna af dess rätt. Bland dessa skrifter må från 19:de seklets sista årtionde följande här omnämnas. Emedan ryska utrikesministeriets officiella organ, Journal de S.t Petersbourg, i december 1892 innehållit en, synbarligen för utländska läsare afsedd artikel, som gaf en vrängd framställning af Finlands rätts- liga ställning, publicerade Mechelin i början af det följande året en vederläggning af densamma under rubriken: La question finlandaise. Lettre ouverte à M. le rédacteur resp. du Journal de S:t Petersbourg. Ar 1896 innehöll den ansedda franska tidskriften Revue politique et parlamentaire en uppsats af honom i den finska frägan, hvilken upp- sats i särtryck spriddes i Ryssland, och 1898 ingick af honom i Finsk tidskrift artikeln Fortsatta angrepp mot Finlands rätt, hvilken jämväl publicerades i den ryska tidskriften Vjestnik Jevropy. När sedermera ryska regeringen, i anledning af den opposition, som manifestet af den 15 februari 1899 väckt i Finland, lät författa och sprida en broschyr med titeln: Le manifest imperiale du 3 fevrier 1399 et la Finlande, skref Mechelin och lät i Paris trycka en vederläggning (Réponse) af broschyren, hvilken visserligen ej ut- Tom. XLV. : 10 R. A. WREDE. kom i bokhandeln, men det oaktadt erhöll ej ringa spridning. Är 1900 utgaf han tvenne arbeten pä franska, nämligen dels en broschyr med titeln La situation politique de la Finlande (säsom särtryck ur Revue de Droit international et de Legislation com- parée) dels, i förening med andra jurister, en på lagtexterna grundad framställning af Finlands konstitution (La constitution du grand-duché de Finlande). Dessutom hade han på begäran af Folkupplysningssällskapet författat den förträffliga lilla skriften Finlands grundlagars innehåll, som af nämnda sällskap utgafs på de båda inhemska språken och utkom i tvenne upplagor (1896 och 1899). Men Mechelin ville äfven genom ett större arbete, som i ord och bild skulle skildra Finlands natur och folk samt de olika sidorna af dess kultur, göra detta land, sådant det då var, kändt och uppskattadt i hela den civiliserade världen. Denna tanke realiserades på ett synnerligen framstående sätt, då han, under medverkan af en mängd författare och konstnärer, utgaf Finland i 19:de seklet. Det omfattande och betydelse- fulla arbetet utkom år 1893 på svenska och finska samt år 1894 på ryska, tyska, franska och engelska. Vid landtdagarna kunde Mechelin, sedan han afgått från senaten, nedlägga vida större kraft på landtdagsarbetet än medan senatorsämbetet hindrade honom att vara leda- mot af utskott samt i öfrigt tog hans tid och krafter i anspråk. Han var vid landt- dagen 1891 ordförande i bank- och expeditionsutskotten, vid 1894 års landtdag medlem af statsutskottet samt 1897 oeh 1900 ordförande i sist nämnda utskott. Störst och vik- tigast var under denna tid otvifvelaktigt det inlägg han gjorde vid urtima landtdagen 1899, såsom ordförande i värnepliktsutskottet. Utom i landtdagarna deltog Mechelin, såsom representant för Hollola domsaga, i kyrkomötet 1893, och var ordförande i dess lagutskott. Han var äfven ordförande i 1898 års kommitté för revision af näringslagstiftningen. Därjämte togs Mechelin, efter sin afgång från senaten, åter i anspråk såväl af Helsingfors kommun som af enskilda föreningar och samfund. Redan 1890 i december valdes han till stadsfullmäktig samt blef af stadsfullmäktige utsedd till ordförande för hvart och ett af åren 1892—1899. Vid aftäckningen af Alexander II:s staty 1894 representerade han Helsingfors stad, och på hösten samma år, vid kejsar Alexander III:s begrafning, var han medlem af hufvudstadens deputation. I slutet af år 1899 afsade han sig stadsfullmäktigskapet. Likaledes ingick Mechelin för andra gången i Föreningsbankens direktion 1893, men lämnade denna befattning åter 1896, för att kunna mer odeladt egna sig åt den uppgift han betraktade såsom sin främsta, eller försvaret af Finlands rätt. Dock till- hörde han 1898—1903 Föreningsbankens bankutskott såsom dess ordförande. År 1894 stiftade han jämte andra intresserade personer Ekonomiska samfundet. Han deltog seder- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 11 mera ständigt med stort intresse i dess sammankonsster, hvilka han ofta illustrerade med sina formfulländade föredrag, samt blef såväl vid samfundets stiftelse som senare uppre- pade gånger utsedd till dess ordförande. Slutligen bör nämnas att han år 1896 valdes till ordförande i Finska konstföreningen och år 1896—1899 var Finska hushållnings- sällskapets ordförande. Under denna för landet bekymmersamma tid höllos flere politiska möten, vid hvilka Mechelin spelade en framstående roll. Af dessa må följande här omnämnas.” Det första, som var föranledt af utfärdandet af förordningen af den 20 juni 1900 angående införande af ryska språket såsom officiellt språk i landet, ägde rum den 22 i samma månad i riddarhuset och bestod af medlemmar af den nyss afslutade landtda- gen. Det resulterade däri att en skrifvelse i saken till minister-statssekreteraren von Plehwe uppsattes af Mechelin, undertecknades af medlemmar af de olika stånden samt den 26 juni öfverlämnades åt Plehwe genom två af mötet utsedda personer '). Seder- mera affattade Mechelin i anledningen af det genom förordningen uppkomna sakläget en synnerligen upplysande skrift, som till följd af den rådande censurregimen endast på enskild väg spriddes i landet. Ett annat, vida talrikare besökt möte hölls den 3 augusti 1901 å Turholm, ute i det fria. Vid detta möte, där Mechelin fungerade såsom ordförande, behandlades före- trädesvis frågan huruvida deu olagliga värnepliktsförordningen af den 12 juli samma år borde kungöras i kyrkorna. Den 12 november 1902 hölls ett stort medborgerligt möte i Helsingfors, närmast i anledning af de den 20 september samma år utfärdade förordningarna angående tjänste- männen m. m. På de för det passiva motståndets politik betydelsefulla beslut, som vid mötet fattades, utöfvade Mechelin en afgörande inverkan. I april 1903 begagnade sig generalguvernören Bobrikoff för första gången af den honom kort förut medgifna diktatoriska makten att i administrativ väg förvisa finska medborgare. Denna väldsätgärd träffade Mechelin i den form, att han, som för tillfället befann sig i Stockholm, fick mottaga förbud att återvända till hemlandet och där uppe- hålla sig. Landsförvisningen, hvarunder han fortfor att vistas i Stockholm, varade till slutet af år 1904, då han i anledning af att ständerna nyss sammanträdt till landtdag, jämte några andra landtdagsmän, som befunno sig i samma läge, fick återvända till Finland för att intaga sin plats inom representationen. Då Mechelin i Stockholm träffades af förvisningsordern, höll han på att lägga sista handen vid en broskyr, som utgör ett af hans mest glänsande inlägg i striden om Finlands rätt. Denna, som bär titeln Till frågan om Finlands autonomi och grundlagar, !) Se härom von Born, i publikationen Från brytningstider I s. 169 ff. Tom. XLV. 12 R. A. WREDE. utgör ett bemötande af en af professor N. D. Sergejevsky i S:t Petersburg utgifven skrift. Mot slutet af samma är utgaf han pä franska och svenska broskyren: Herr von Plehwe och den finska frågan. För öfrigt var Mechelin under den tvungna vistelsen i Stockholm sysselsatt med åtskilliga arbeten, mest sådana, som hade afseende på äter- ställandet af rättstillståndet i Finland, men äfven andra. Så utarbetade han, på begä- ran af några ryska framstegsmän, ett förslag till konstitution för kejsardömet. Han hade, efter att några månader hafva bott på hotel, hyrt en privat våning, där han sedan bodde tillsammans med sin hustru och dotter. Sedan Mechelin återvändt till hemlandet, egnade han sig helt åt landtdagsarbetet, i hvilket han såsom ordförande i det för de politiska frågorna tillsatta särskilda besvärs- utskottet samt i stats- och expeditionsutskotten blef den ledande kraften. Ständernas s. k. stora petition, som utgjorde det viktigaste resultatet af denna landtdags verksam- het, var väsentligen hans verk. Innan landtdagsmännen den 15 april 1905 åtskildes, utsågo de konstitutionella landtdagsgrupperna, den svenska och den ungfinska, en gemensam af tjugufyra medlem- mar bestående delegation, hvilken fick i uppdrag att följa med de politiska händelsernas gång och vidtaga de åtgärder, som omständigheterna kunde föranleda. Delegationens ordförande blef Mechelin. Emellertid utvecklade sig händelserna till och med snabbare än man kunnat vänta. Den 30 oktober utfärdades i kejsardömet det bekanta manifest, hvari utlofvades bl. a, pressfrihet, församlingsfrihet och personlig oantastbarhet, och samma dag utbröt i Fin- land den s. k. storstrejken. Under denna hörde Mechelin till den fåtaliga grupp af medborgare, hvilka från början riktade sina bemödanden på att bringa till stånd ett ma- nifest, genom hvilket lagliga förhållanden skulle återställas i landet. Förslaget till mani- fest utarbetades inom denna grupp hufvudsakligen af Mechelin och underställdes, innan det öfverlämnades åt generalguvernören, furst Obolenski, den ofvan nämnda delegationens granskning. När manifestet den 4 november utfärdades, kunde Mechelin känna till- fredsställelsen af att ett betydelsefullt resultat ändtligen uppnåtts. Tyvärr blef detta re- sultat ej af lång varaktighet. | Den 1 december tillsattes den nya senaten, efter sin främste man vanligen kallad den mechelinska, och den 4 i samma månad begynte den sin verksamhet. Mechelin var, då han för andra gången och det såsom viceordförande i ekonomiedepartementet in- tog sin plats i senaten, redan 66 år gammal. Och dock var den arbetsbörda, som nu lades på hans skuldror, måhända tyngre än någon, som han förut burit. Han bar den utan att svikta, men sannolikt är att härvid hans fysiska krafter brötos. Tyvärr fick Finland icke länge åtnjuta förmånen af att hafva Leo Mechelin i spet- sen för sin styrelse, Redan på hösten 1907 började en reaktionär strömning åter göra Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 13 sig gällande i Ryssland samt, därvid i viss mån gynnad af osunda företeelser i Finland, såsom Röda gardet och Voimaförbundet, äfven rikta sig mot detta land. I början af år 1908 nödgades landets lojale generalguvernör, verkl. geheimerådet Gerhard, afgå från sin plats, och snart därefter befanns äfven senatens ställning vara undergräfd, hvartill kom att förhållandet till landtdagen gestaltade sig mindre tillfredsställande. Resultatet blef att Mechelin jämte senatorerne Ignatius och Stjernvall äfvensom prokuratorn Gro- tenfelt på våren samma år nödgades afgå. Underrättelsen härom väckte sorg och oro i vidsträckta kretsar. Tecknen på att en förändring i landets förhållanden åter inträdt voro alltför tydliga för att kunna missförstås. Denna förändring, i förening med den ledighet, som Mechelin numera åtnjöt från ämbetsgöromål, verkade att han med ifver hängaf sig åt uppgiften att i polemiska skrifter försvara Finlands rätt emot de ryska angreppen samt utreda tvistefrågorna mellan detta land och Ryssland. Redan 1908 utgaf han broskyren Olika meningar i rysk-finska frågor, föranledd dels af interpellationerna i riksduman under maj månad och minister- presidentens då hållna tal rörande den finska frågan, dels af ministerrådets den 20 maj (2 juni) nådigst fastställda protokoll angående föredragningen af finska ärenden. Under det följande året utkom ett flertal broskyrer dels på de inhemska språken och på ryska dels på franska och tyska, och år 1910 publicerade han sin skarpa och grundligå Granskning af den ryska lagen af den 17 (30) juni 1910, om hvilken det utan öfver- drift kan sägas att en mer mördande kritik väl knappast någonsin kommit en lagstift- ningsprodukt till del. ' Men hans verksamhet för värnandet af landets rätt inskränkte sig icke hártill. Ehuru redan 70 är gammal, lät han är 1910 välja sig till medlem af landtdagen samt mot- tog, sedan den dà valda kammaren pà hósten samma är blifvit upplöst, àter fóljande àr mandat såsom landtdagsman. Han deltog sålunda i enkammarlandtdagens arbeten åren 1910—1913 samt var, ehuru försvagad af ålder och ohälsa, äfven här ojämförligt den främste. Vid 1910 års landtdag var han ordförande i grundlagsutskottet, 1911 och 1912 i statsutskottet samt 1913 ånyo i grundlagsutskottet och i adressutskottet. Under dessa sista år af Mechelins lefnad infaller äfven hans deltagande i arbetet för fredssaken, sådan han fattade denna. Han deltog med betydelsefulla initiativ och inlägg i de internationella fredskongresserna i Stockholm 1910 och Genéve 1912 samt öfvervar på inbjudan af den ryska fredsföreningen Mir dennas möte i maj 1913. Bland händelserna under dessa år bör nämnas att Mechelin vid 1910 års promo- tion mottog jubelkransen. Efter återkomsten från landsförvisningen hade Mechelin under somrarna uppehållit sig först på Löyttymäki, sedan i regeln dels i utlandet dels på sin dotters villa i Bro- marf. En sommar tillbragtes på grund af senatorskan Mechelins sjukdom i Helsingfors. Tom. XLV. 14 R. A. WREDE. Är 1909 den 13 juli afled efter Jängvarig sjukdom Mechelins ädla och hängifna maka. Hans egen hälsa hade, allt sedan han afgick frän senaten, varit starkt angri- pen, och ofta kände han sig mycket trött. Men han betvang bäde sjukdom och trött- het samt egnade sig med rastlös ifver åt arbetet. Väl företog han under de tre sista åren regelbundet hvarje sommar en resa till badorten Gastein i Österrike och vistades tidtals äfven i Saltsjöbaden invid Stockholm för att återställa sin hälsa. Men sjukdo- men kunde ej mer öfvervinnas. Å andra sidan lämnade Mechelin ej ens medan han undergick kuren i Gastein fullkomligt sin författarverksamhet, och det ansträngande samt rifvande arbetet vid landtdagarna var gifvetvis ej egnadt att förbättra hans hälso- tillstånd. Under landtdagen 1913 angreps han starkt af sjukdomen, men repade sig åter, och kunde, om ock med svårighet, hålla sig uppe och arbeta tills han i juni, på resan från Gastein till Saltsjöbaden, mycket häftigt insjuknade. Härefter lämnade sjukdomen och smärtorna honom endast för korta mellantider och äfven då blott ofull- ständigt någon ro. ; Ännu vid den fest, som den 18 september 1913 å femtioårs dagen efter öppnandet af 1863 års landtdag begicks till minne af landtdagarnas återupplifvande, höll Mechelin å riddarhuset det svenska festtalet. Men så anslående detta tal än var, framstod det klart för enhvar att hans kraft nu var bruten. Något senare på hösten utkom det sista ar- betet af hans hand, den intressanta och upplysande uppsatsen Ny regeringsform, i publi- kationen Från brytningstider. Andra planlagda arbeten, bland hvilka en del hänförde sig till fredskongressernas arbetsprogram, måste lämnas outförda. Likaledes måste en planerad resa till S:t Petersburg inställas. I början af januari innevarande år inträffade i sjukdomen en afgörande vändning till det sämre, och den 25 i samma månad lämnade Leo Mechelins upphöjda ande det jordiska. Ehuru sjukdomen varit plågsam, ofta till och med i mycket hög grad, kom slutet stilla och lugnt, utan smärtor. Under Mechelins lifstid hade talrika yttre utmärkelser kommit honom till del. Utom att han erhållit flere både ryska och utländska ordnar hade han, såsom redan nämndes, 1876 upphöjts i adligt stånd. Sedermera hade han år 1893 af Uppsala uni- versitet hedrats med värdigheten af honorär filosofie doktor, samt på särskilda tider kal- lats till korresponderande medlem af flere vetenskapliga samfund, nämligen Svenska ve- tenskapsakademien, Svenska landtbruksakademien, Vetenskapssocieteten i Uppsala, Veten- skaps- och vitterhetssällskapet i Göteborg, Société des Economistes, Société générale des Prisons och Société de législation comparée i Paris, äfvensom Gesellschaft für ver- gleichende Rechtswissenschaft und Nationalökonomie i Berlin. Är 1909 blef han kallad till medlem af Finska Vetenskaps-Societeten och höll här 1912 ett föredrag om Politi- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 15 ken såsom vetenskap, hvilket senare utkom i tryck. Han var ock hedersledamot af Nyländska studentafdelningen, af Konstnärsgillet och Handelsgillet i Helsingfors samt af Juridiska föreningen i Finland. Därjämte rönte han af medborgarene i landet flere gånger bevis på erkännande och sympati. Så skedde i vidsträckt mån redan vid hans första afgång från senaten 1890. Då han år 1899 fyllde 60 år, blef han föremål för en storartad hyllning, därvid bl. a. till honom ófverlimnades en af skulptören V. Vall- gren modellerad medalj. Vid sin hemkomst efter landsförvisningen i slutet af år 1904 blef han åter entusiastiskt hyllad, och då han år 1909 fyllde 70 år, mottog han ånyo varma och vördnadsfulla bevis på sympati och tacksamhet. Vid detta tillfälle upp- ställdes i Ateneum en byst af honom i brons. Men ännu vida större än den hyllning, som i lifvet kom Mechelin till del, var den som egnades honom efter hans död. Det var såsom hade det då för alla blifvit klart hvad han för Finland varit. Det är, såsom af det föregående framgår, en sällsynt omfattande och mångsidig verksamhet på samhällslifvets olika områden, som Leo Mechelin utöfvat. Vill man nu bestämma hvad i denna rika lifsgärning är det största och betydelsefullaste, det så att säga centrala, måste resultatet blifva att denna plats tillkommer hans politiska verk- samhet, den som hänförde sig till statslifvets område, till främjandet och värnandet af de offentligt-rättsliga villkoren för finska folkets utveckling såsom ett äfven i politisk mening särskildt folk. Leo Mechelin var framför allt statsman och fosterlandsvän. Denna verksamhet åter, som äfven den var ovanligt mångsidig, står emellertid i nära samband med de flesta andra grenar af hans samhällsarbete. I främsta rummet med hans vetenskapliga sträfvanden. Mechelins politiska åsikter hvilade på statsrättslig grund, hans verksamhet i det praktiska statslifvet bestämdes till både riktning och me- del väsentligen af den uppfattning han bildat sig genom studium närmast af statsrätten och folkrätten, men därjämte äfven af historien, nationalekonomin och filosofin. Likaledes stod hans deltagande i arbetet för fredssaken, genom den riktning det från början erhöll, i samband med hans politiska arbete i hemlandet och för värnandet af dess rätt. Äfven de mängahanda praktiska värf, som Mechelin vid sidan af sin vetenskapliga och politiska verksamhet utöfvat, voro af stor betydelse för hans statsmannagärning. Att han omkring femton år varit stadsfullmäktiges i Helsingfors ordförande och härige- nom förvärfvat en ingående kännedom om hufvudstadens förvaltning, att han flere år Tom. XLV. 16 / R. A. WnEDE. varit en af stándernas bankfullmáktige och under ett antal àr tillhórt styrelsen fór lan- dets största privata bankinrüttning och för flere industriella fóretag samt sälunda vunnit en klar inblick i affärslifvet, liksom ock att han af egen längvarig erfarenhet var för- trogen med landets modernäring, har utan tvifvel i hóg grad ókat hans kompetens för behandlingen af en mängd bäde lagstiftnings- och förvaltningsärenden. Helt säkert vore det af stort intresse att närmare utreda det samband, som sålunda ägde rum mellan de olika sidorna af Leo Mechelins verksamhet, liksom ock att påvisa de yttre omständigheter, som medverkat till gestaltningen af hans lifsgärning, sådan den nu för oss föreligger. Allt detta skulle emellertid föra för långt. Här skall därför närmast endast blifva fråga om sammanhanget mellan Mechelins statsrättsliga stånd- punkt och hans politiska verksamhet. I afseende å den förra är hans för professuren utgifna afhandling Om statsförbund och statsunioner af stor betydelse. Visserligen meddelar denna afhandling, emedan den såsom bekant blef ofullbordad, icke egentligen något angående Mechelins teoretiska uppfattning af förhållandet mellan Ryssland och Finland, hvilken uppfattning i så hög grad gaf gestalt åt hans verksamhet såsom praktisk politiker. Men den innehåller dock utgångspunkten för hans åsikt i saken, och hvad där säges kan genom uttalanden i andra skrifter kompletteras. Enligt den vid tiden för denna afhandlings framträdande rådande uppfattningen i fråga om föreningarna mellan stater skilde man å ena sidan mellan statsförbund och förbundsstat samt å den andra mellan real- och personalunion. Såsom väsentligt för ett statsförbund ansågs vara att de enskilda, med hvarandra förenade staterna voro suve- räna, men genom ett folkrättsligt fördrag förbundna till en viss gemensam statlig verk- samhet, samt att de för denna hade ett eller flere gemensamma organ. Dessa hade lik- väl icke att utöfva en egen statsmakt, ty genom föreningen mellan staterna hade ej en ny stat uppstått, utan endast ett rättsförhållande, snarlikt det som i privaträtten äger rum vid bolag (societas). I motsats till statsförbundet stod förbundsstaten, för hvilken det var utmärkande att genom föreningen mellan de enskilda staterna uppstått en ny stat, medan äfven dessa det oaktadt fortforo att vara stater. Den centrala eller gemensamma staten var, så ansåg man, suverän, men endast på sitt område, d. ä. inom den verkningskrets, som statsförfattningen anvisade densamma, och de enskilda staterna voro likaledes inom sin verkningskrets suveräna. Medan föreningen mellan de Nordamerikanska fristaterna in- till år 1787, då den erhöll sin konstitution, varit ett statsförbund, bildade den sagda år ingångna unionen en förbundsstat, och det senare gällde äfven det Schweiziska eds- förbundet efter år 1848. Gentemot denna uppfattning, hvilken såsom sagdt var den allmänt rådande, hade Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 17 den amerikanska juristen Joux C. Canuouw sökt göra gällande att Amerikas Förenta stater icke genom antagandet af konstitutionen af år 1787 upprättat en ny statsmakt och således icke heller tillsammans bildade en stat, utan endast voro folkrättsligt med hvarandra förbundna suveräna stater. Unionen mellan dessa stater hade uppstått genom ett folkrättsligt fördrag, och ett sådant kunde ej gifva upphof åt en statsförfattning, som vore en öfver de enskilda staterna stående lag. Suveräniteten vore ock något für begreppet stat väsentligt, och något som ej kunde delas. Enahanda uppfattning häfda- des sedermera af Max SzvpEL beträffande Nordtyska förbundet och Tyska riket"). Dessa författare synas hafva påverkat Mechelins uppfattning i förevarande fråga. Med en argumentering, som likväl delvis är en annan än deras, söker han visa att förbundsstat och statsförbund icke äro väsentligen olika begrepp, utan utgöra ett enda slag af föreningar eller associationer af stater, ehuru de kunna förete olika nyanser. Han indelar därför de permanenta statsförbindelserna i statsförbund, vid hvilka en för ändamålet inrättad förbundsstyrelse handhar de för de förbundna staterna gemensamma angelägenheterna, och statsunioner, för hvilka det är väsentligt att regenten i den ena staten tillika är regent i den andra. För att komma till detta resultat, anser Mechelin det icke vara nödigt att närmare undersöka begreppen stat och suveränitet, men yttrar angående den senare bl. a. föl- jande. „Det är hvarje stats oförgripliga rättighet att utan främmande makters inbland- ning ordna sitt inre lif, bestämma sitt styrelsesätt, stifta sina lagar, förfoga öfver sina tillgångar. Denna rättighet utgör suveränitet, statshöghet. Den är oskiljaktig från staten. Förloras den, har staten upphört att vara till” (sid. 12). Då nu en stats su- veränitet, enligt Mechelin, „hvilar på ofvanangifna exklusiva rättighet i afseende å dess inre förhållanden", är det honom möjligt att skilja mellan statsrättslig och folkrättslig suveränitet samt att uttala att väl den folkrättsliga suveräniteten, men icke den stats- rättsliga, kan blifva föremål för reduktion utan , skada för statens tillvaro såsom sådan" (sid. 13). Efter att hafva redogjort för några i äldre tider förekommande föreningar mellan stater söker Mechelin i förevarande arbete ådagalägga att Nordamerikas Förenta stater icke tillsammans bilda en stat, oaktadt 1787 års konstitution i kongressen, presidenten, högsta domstolen m. m. skapat gemensamna organ för både lagstiftning, styrelse samt förvaltning och lagskipning. Denna uppfattning grundar han ej därpå att konstitutionen kommit till genom ett fördrag, — han erkänner tvärtom att en verklig statsförfattning 1) Se CALHOUN, A Disquisition on Government and a Discourse on the Constitution and Government of the United States (Columbia 1851), samt SEYDEL, i Thübinger Zeitschrift für die gesammte Staatswissen- schaft, bd 28 (1872) och Commentar zur Verfassungsurkunde für das deutsche Reich (Freiburg 1873), inled- ningen. Sist nüàmnda skrift var ej kànd af Mechelin. Tom. XLV. 3 18 R. A. WnEDE. üfven pà detta sátt hade kunnat fastställas (sid. 108). Men han sóker genom en ana- lys af konstitutionens stadganden ädagalägga att dessa icke gjort slut pà de särskilda staternas suverünitet „och säledes ej heller pà deras tillvaro säsom stater^. Konsti- tutionen ür resultatet af ett fördrag, hvarigenom staterna, med bibehällande af sin su- veränitet, åt gemensamma organ delegerat vissa i statsmakten liggande befogenheter, dem de velat hafva gemensamt utöfvade af dessa organ för de suveräna staternas räk- ning (sid. 83, ff., 110 ff., 120, 124, 127, 130). Enahanda betraktelsesätt anser han kunna tillämpas äfven på det Schweiziska edsförbundet efter 1848 och på det nuvarande Tyska riket, ehuru han ej utfört detsamma, af orsak att arbetet, såsom sagdt, ej blef slutfördt. Af nästnämnda orsak har Mechelin ej heller utvecklat sin uppfattning angående statsunionerna. Emellertid finner man af andra skrifter att han icke godkänt den gängse indelningen af unionerna i personal- och realunion; den förra utgjorde enligt honom icke någon verklig förening mellan stater. Föreningen mellan Ryssland och Finland har han uttryckligen karakteriserat såsom en union. Denna tanke har han utvecklat i sitt i Marquardsens Handbuch ingående arbete öfver Finlands statsrätt. Han visar här (sid. 246—249, 340 f.): att kejsar Alexander I vid Borgå landtdag stadfäste och till ständerna öfverlämnade stadfästelsen à en författning, som utgjorde konstitutionen för en stat, icke en blott provinsialförfattning, och som blott i ett statsväsen kunde för- verkligas samt enligt uttryckliga bestämningar icke kunde ensidigt, d. ä. utan ständer- nas samtycke, upphäfvas eller ändras, vidare att kejsaren själf så uppfattade saken, samt å andra sidan att ständernas vid samma tillfälle aflagda trohetsed utgjorde ett Finlands folk för alla tider förpliktande erkännande däraf att det städse skulle vara en Rysslands kejsare tillkommande rätt att såsom Finlands storfurste utöfva härskarmakten i detta land enligt dess konstitution. På grund häraf gestaltade sig föreningen icke så- som en inkorporation, utan som en union. Denna har af honom i tidigare skrifter stundom betecknats såsom en dynastisk union), men karakteriseras i förevarande ar- bete såsom realunion. Däremot har han aldrig betecknat Finlands förening med Ryss- land såsom en personalunion. Af Mechelins uppfattning af begreppen stat och suveränitet följer att han icke an- såg Ryssland och Finland tillsammans bilda en stat. Han talar därför om en dualism (a. a. sid. 340), men betecknar denna uttryckligen såsom statsrättslig och be- tonar att densamma i förhållandet till främmande makter träder tillbaka för den kol- lektiva riksenheten. Då han vidare säger att de grundlagar, som bilda Fin- 1) Se t. ex. hans anmälan af BRACHELLI, Die Staaten Europas, i Finsk tidskrift, tom II (1877), sid. 107. Denna uppfattning har han senare öfvergifvit. Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och jur. utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 19 lands författning, blott i finsk lagstiftningsordning kunna ändras och på grund häraf betecknar Finland såsom en med Ryssland förenad, i statsrättsligt hänseende med kejsardömet koordinerad konstitutionell monarki, så hindrar detta icke honom att erkänna det Ryssland i andra hänseenden kan hafva företräde framför Finland, eller att Finland har vissa förpliktelser gentemot Ryssland. Den finska staten bildar i folk- rättsliga relationer icke något särskildt rättssubjekt, och Finland har därför väl statsrättslig, men icke folkrättslig suveränitet. En följd häraf är ock att Finland ej har något eget organ för utrikes angelägenheter: det ryska utrikes ministeriet företrä- der Finlands intressen ej blott i frågor, som beröra hela riket och således äfven Fin- land, utan ock när ófverenskommelse med främmande makt skall träffas i en fråga, som rör endast Finland och icke kejsardömet. Den uppfattning af Finlands rättsliga ställning, som Mechelin sålunda framställt, blef han under hela sin långa offentliga verksamhet obrottsligt trogen. Att han på se- nare tid undvek att för denna ställning använda den ej fullt tillämpliga beteckningen union är ju närmast en etikettfråga, som ej inverkar på själfva saken. Sin åsikt om Finland såsom en i sitt inre fullkomligt själfständig, om ock med Ryssland oäterkalle- ligt förenad stat har han under skiftande tidsförhällanden oböjligt vidhällit och utan att tröttas försvarat. Den framträder såväl i hans många till försvar för Finlands rätt utgifna skrifter som i de talrika framställningar till monarken, dem han såsom senator och som landtdagsman utarbetat eller varit med om att utarbeta. Men måhända allra mest har den tryckt sin prägel på hans arbete i värnepliktsutskottet vid landtdagen 1877—1878. Väl är det sant att värnepliktsutskottet, förutom Mechelin, hyste äfven andra för- mägor, bland hvilka fackmannen i militära fràgror, senatorn K. T. Oker-Blom bör sär- skildt omnämnas. Men dä man känner Mechelins äsikter och hans sätt att ät dem gifva uttryck, kan man icke betvifla att flere och just de viktigaste af de ändringar, som af utskottet gjordes i propositionen i frågan, härrörde från honom, liksom ej heller att be- tydande delar af utskottets väl affattade betänkande flutit ur hans penna. Mechelin betraktade det nämligen såsom en själfklar konsekvens af Finlands rätts- liga ställning, sådan han uppfattade densamma, att landet borde hafva ett eget samt fullständigt och såvidt möjligt effektivt nationalförsvar. I enlighet härmed säger utskot- tet att det tillstånd af vapenlöshet, hvari Finland då befann sig, ,hvarken synes egnadt att ingifva nationen ett för hennes politiska själftillvaro nödigt förtroende till egen kraft, ej heller kan inför andra folk intyga hennes allvarliga sträfvan att upprätthålla sin plats bland nationernas antal. — — Utgående från öfvertygelsen därom att såväl finska folkets statliga autonomi som den unionella förbindelsen med kejsardömet jämte därur flytande förpliktelser med nödvändighet ålägga detsamma att — — uppställa och Tom. XLV. 20 R. A. WREDE. för framtiden uppehålla en själfstäende nationell armé, har utskottet" — —. Och litet längre fram talas om att „nationen, för erhållande af en dess politiska själfexistens motsvarande militärisk organisation, måste ikläda sig uppoffringar” 0. S. V. (sid. 2). Af de ändringar äter, som utskottet vidtog i propositionens förslag, hänförde sig den måhända viktigaste till reservinstitutionen. Knligt propositionen skulle de, hvilka fullgjort sin tjänstgöring i de aktiva trupperna, ófverfóras till reserven, hvars uppgift var att bringa de aktiva trupperna till krigsnumerär. De åter, som ej uttogos till aktiv tjänst, skulle inskrifvas i landtvärnet och blifva utan all öfning. Däremot skulle enligt utskottets, sedermera af ständerna godkända förslag alla uppbådade, som voro till krigs- tjänst dugliga och ej utlottades till aktiv tjänst, tillhöra reserven och öfvas under sam- manlagdt 90 dagar. Denna förändring, hvarmed afsågs att bibringa Finlands hela man- liga, till krigstjänst dugliga befolkning öfning i vapens bruk och hvarigenom den före- slagna värnepliktsinstitutionen blef någonting väsentligen annat än i propositionen åsyf- tats, motiveras af utskottet hufvudsakligen därmed att den ej blott tillgodosåg billighet och rättvisa, utan ock utgjorde den enda utvägen att , skapa och för framtiden upprätt- hålla ett starkt nationalfórsvar*^ (sid. 15). En annan viktig ändring, eller bortlämnandet från förslaget af bestämningen att de aktiva trupperna skulle utgöras af „skarpskyttebataljoner“, motiveras sålunda. „De fordringar, hvilka med skäl kunna ställas på ett finskt nationalförsvar, hafva nämligen synts utskottet endast i ringa mån tillgodosedda, ifall detsamma fotas blott på ett enda vapen. En fullständig krigsmakt, sammansatt såväl af fotfolk, som af artilleri — — äfvensom af rytteri och ingeniörtrupper samt, om förhållandena det i en framtid medgifva, äfven af ett billigt kustförsvar, synes vara det mål, till hvilket Fin- lands krigsförfattning bör sträfva", o. s. v. (sid. 10). Fullständigt öfverensstämmande med Mechelins uppfattning om Finlands ställning äro äfven de principer utskottet söker göra gällande i fråga om de finska truppernas uppgift i krig. Denna borde omedelbart hänföra sig till Finlands äfvensom tronens för- svar, men medelbart äfven gå ut på kejsardömets försvar ($ 123 mom. 1); Finlands krigsmakt bör ock vara tillräckligt stark för att hålla stånd mot fientliga angrepp, som riktas mot detta land eller genom detsamma mot Ryssland. Utskottet säger: , När lag- stiftaren — — påbjuder allmän värneplikt, så ligger rättsgrunden för denna åtgärd en- dast i nödvändigheten för hvarje nation att värna sin tillvaro, sina vitala intressen, sin lagliga regering, sitt fortbeständ såsom stat“ (sid. 43). Och beträffande Finlands för- pliktelser mot kejsardömet uttalar sig utskottet på ett par sidor (s. 47—49) lika öppet som träffande. Meningen var icke att de finska trupperna under inga villkor finge fö- ras utom landets gränser; det kunde ske, om sådant „för tronens och fäderneslandets Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 21 försvar“ erfordrades. Äfven detta framgår af särskilda uttalanden i betänkandet (sid. 18 och 24). I sammanhang härmed anför utskottet huruledes, då anfall i Finland med mycket talrika truppstyrkor till följd af landets läge och beskaffenhet knappast kunde göras, den föreslagna härordningen enligt utskottets tanke ,icke blott motsvarar alla bil- liga fordringar på ett finskt nationalförsvar, utan därjämte bör kunna med framgång hämma sådana krigsföretag, som öfver Finland kunde riktas mot kejsardömet Ryssland eller dess hufvudstad*. På Mechelins statsrättsliga uppfattning hvilar slutligen äfven följande af utskottet gjorda ändring. Enligt propositionens förslag ankom det à krigsministern i kejsardömet att handlägga och för monarken föredraga en del de finska trupperna rörande angelägen- heter. Här tillade utskottet att detta tillkommer krigsministern i kejsardömet ,i ena- handa egenskap för den finska militären” (Vpl.lagen $ 119). Det kan naturligtvis icke bevisas alla dessa och andra dylika ändringsförslag och uttalanden i värnepliktsutskottets betänkande faktiskt härrörde från Mechelin. Men äf- ven om så icke varit fallet, är det obestridligt att de grundsatser, som i dem funnit ut- tryck, af honom betraktats såsom nödvändiga konsekvenser af hans uppfattning af sta- ten och af Finlands politiska ställning, liksom ock att han energiskt förfäktat dessa sat- ser ej blott i utskottsbetänkandet, utan ock genom sina yttranden i ridderskapet och adeln '). Det är således fullt berättigadt att betrakta dem såsom karakteristiska för hans statsrättsliga uppfattning. A andra sidan ådagalägga de på det mest slående sätt det samband, som förefanns mellan Mechelins statsrättsliga uppfattning och hans politi- ska ståndpunkt eller huruledes den senare bestämdes genom den förra. Enahanda uppfattning igenfinnes, ehuru icke lika fullständigt utlagd och motive- rad, i senare landtdags- och andra akter, som härröra från eller påverkats af Mechelin. Så framför allt i det betänkande, som under hans ordförandeskap afgafs af värneplikts- utskottet vid urtima landtdagen 1899. Det säges här bl. a. , Storfurstendömet Finland är finnarnes fädernesland, liksom kejsardömet Ryssland är ryssarnes fädernesland. Men emedan Finland genom sin oupplösliga förening med kejsardömet utgör en del af en uti internationell mening enhetlig makt, det Ryska riket, kan den patrioti- ska plikten att försvara fäderneslandet aldrig af Finlands folk utöfvas annorlunda än såsom ett deltagande i hela rikets försvar, vare sig att striden utkämpas inom Finlands 1) Så t. ex. säger han: „Man har sagt: den (finska staten) har icke själfständighet; den har icke suve- ränitet; men det är icke så. Det finnes ingen stat, som icke vore suverän och själfständig“. Litet längre fram betecknas saknaden af ett försvarsväsende såsom en väsentlig brist i den finska statens organisation. Och i ett annat yttrande heter det: ,Jag kunde fråga huru mycket af hvad vi nu i landet äga såsom väl- signelserika, bestående statsinstitutioner skulle finnas till, om vi under missmodets dagar skulle hafva sagt: det är ett fantom att vilja ernå ett fullständigt statsskick." Ridd. o. Adeln protokoll, V, sid. 1326, 1327, 1332. Tom. XLV. 22 R. A. WREDE. omräde eller utom detsamma. Härom är man i Finland fullt medveten. Af denna so- lidaritet gentemot främmande makter följer dock ingalunda att den hittills bestäende ät- skillnaden mellan finska och ryska trupper borde utplänas“, o. s. v. (sid. 12, jfr. sid. 117). Vidare i behandlingen af frågan om de s. k. militärmiljonerna såväl vid 1904 —1905 års landtdag som i senaten år 1907, därvid Mechelin kraftigt häfdade den asikten att ett dylikt finansiellt vederlag för den personliga värneplikten kunde godkän- nas endast för en kort, begränsad tid, och att uppställandet af finska trupper enligt en därför afsedd, i grundlagsenlig ordning stiftad lag icke finge utöfver det nödvändiga fördröjas. Samma uppfattning återkommer slutligen äfven såväl i det år 1907 i sena- ten utarbetade förslaget till regeringsform, hvilket väsentligen var Mechelins verk, som i det likaledes af Mechelin affattade samt af honom jämte R. A. Wrede undertecknade petitionsmemorialet med förslag till riksakt, hvilket inlämnades vid 1913 års landtdag. Mechelin förblef den således intill det sista trogen. Det vore lätt att uppvisa huruledes Mechelins statsrättsliga uppfattning gjorde sig gällande i en mängd andra frågor än militärfrägan. Men detta är ej nödigt. Rikt- ningen af Mechelins politiska verksamhet bestämdes äfven af andra faktorer än hans statsrättsliga åsikter, och det är därför skäl att göra oss reda för hans politiska stånd- punkt öfver hufvud. Denna ståndpunkt var framför allt frisinnad eller, såsom man under senare delen af 19 seklet gärna uttryckte sig, liberal, men liberal i ordets vackraste mening. I början af Mechelins politiska bana var äfven hans liberalism formad efter det teoretiska, något abstrakta frihetsideal, som på den tiden var rådande och hvars främsta sats var att sta- ten borde såvidt möjligt afhålla sig från inblandning i de enskilda medborgarnes verk- samhet; men den antog senare under inflytande af lifvets erfarenhet en mera praktisk eller realistisk karaktär. I det liberala partiets år 1880 publicerade program, hvilket till stor del var Me- chelins verk, karakteriseras partiets politik såsom „en den jämna, på historisk grund fortgående rättsutvecklingens politik“. Den från föreningen med Sverige ärfda rättsord- ningen, som utgjorde den friska kärnan i vårt samhällsskick, borde bevaras, men tillika utvecklas. „Det goda i våra institutioner, den frisinnade och folkeliga anda, som hör till deras väsende, bevaras bäst därigenom att oafbruten utbildning af dem äger rum i mån af tidens växande anspråk och fordringar.” I främsta rummet borde „det kon- stitutionella systemet" säkrare och fullständigare genomföras i Finland samt själf- styrelsens princip utvecklas genom att tillämpas på större områden än kommunerna. På det ekonomiska lifvets område bör frihetens princip på den ekonomiska vetenska- pens grund tillämpas samt staten afhälla sig från allt reglementerande för det produk- tiva arbetet, men befrämja jordbruk, industri och handel genom att förbättra de all- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 23 männa villkoren för dessa näringar samt aflägsna hinder och svärigheter. Säsom en af statens högsta uppgifter betecknas befordrandet af vetenskap, konst och allmän bildning. Beträffande programmets ståndpunkt i språkfrågan är det intressant att observera dess öfverensstämmelse med den uppfattning Mechelin på teoretisk väg bildat sig af be- greppen nation och nationalitetsprincip. I afhandlingen Om statsförbund och statsunio- ner (sid. 7) förklaras nationalitetsprincipen såsom ,hvarje nations rättsanspråk att få be- stå såsom en själfständig stat eller bilda en sådan. Men begreppet nation bör då icke fattas blott etnografiskt". Det bör fastmer tagas i betydelsen af politisk nationalitet eller „den enhet, till hvilken befolkningen i ett land, äfven om den företer olikheter till härkomst och språk, efterhand utvecklats genom gemensamma historiska öden och tra- ditioner, gemensamma lagar och gemensamt kulturarbete*. I enlighet härmed häfdas i programmet den uppfattningen att språkfrågan icke borde utgöra grunden för den po- litiska partibildningen i landet eller bestämma de politiska sträfvandenas riktning och innehåll. Landets båda språk borde vara med hvarandra lika berättigade och således finskan höjas till en med svenskan på alla områden jämbördig ställning, men den svenska bildningsformen äfven framgent bevaras jämte den finska. Att denna stånd- punkt helt och hållet var Mechelins framgår äfven däraf att han, ännu långt sedan det liberala partiet praktiskt taget upphört att existera såsom politiskt parti samt finska språket blifvit lika berättigadt med det svenska och jämväl börjat på vissa områden undantränga detta, undvek att ansluta sig till det svenska partiet och sålunda kom att stå utom språkpartierna och språkstriden. Först när svenska folkpartiet anhöll att få uppställa honom såsom en bland sina kandidater vid landtdagsmannavalet 1910, ingick han i detta parti. Mechelin var ock en deciderad anhängare af kvinnans rätt att ernå vetenskaplig bildning och vinna tillträde till de flesta grenar af offentlig verksamhet, ja äfven af hennes valrätt och valbarhet till landtdagen. Var Leo Mechelin demokrat? Det liberala partiets program ansluter sig till demokratins princip i betydelsen af „allas likhet inför lagen, d. ä. lika rätt för enhvar — — att göra sina anspråk rätts- ligen gällande, jämte i lika proportion utmätta rättigheter och skyldigheter gentemot det allmänna", men förkastar , det demagogiska yrkandet af en krass, abstrakt jämlikhet, inför hvilken den olikhet i begåfning, uppfostran, bildning, förmögenhet och inflytande, som enligt naturens lagar och alla nationers erfarenhet städse förekommit, borde utplå- nas“. I enahanda riktning uttalar sig Mechelin sedermera uti en i festskriften „Ny- länningen“ år 1896 publicerad uppsats, Jämlikhetsidealet. Däremot kan det icke nekas att 1906 års representationsreform, vid hvars tillkomst Mechelin kraftigt medverkade, gick längre i demokratisk riktning än hans ståndpunkt, sådan den här antydts, hade Tom. XLV. 24 R. A. WREDE. betingat. Härvid bör dock beaktas att förslaget till landtdagsordning icke fullt motsva- rade hans önskningar — han hade velat vid sidan af enkammaren ställa en genom val af särskilda korporationer och samhällsgrupper tillsatt rådgifvande församling. Men å andra sidan ansåg han reformen nödvändig, emedan det i vårt politiska läge var af vikt att folket i sin helhet kände sig solidariskt med landtdagen, och han hyste tillika den öfvertygelsen att de folkklasser, som dittills saknat politiska rättigheter, endast ge- nom delaktighet i deras utöfning kunde lära sig att rätt bruka dem. Enligt min uppfattning var Mechelin väl i den meningen demokrat att han erkände berättigandet af demokratiska grundsatser och i handling tillämpade sådana. Så t. ex. sökte han såvidt möjligt befrämja alla reformer, som hade till syftemål arbetsklassens väl, liksom han ock redan tidigt yrkade på den politiska rösträttens utsträckning till alla lager af samhället. Men det oaktadt var Mechelin ej i egentlig mening demokrat. Oafsedt det aristokratiskt förnäma i hela hans väsen, var hans samhällsideal icke det demokratiska, enligt hvilket ,folkviljan“ borde vara högsta lag, utan ett annat eller „rätts- staten", ej blott i den meningen att allt som i staten tillgjordes borde ske i üfverens- stämmelse med den gällande rättsordningen, utan ock i den att den fria verksamheten på statslifvets område borde behärskas af rättens och rättvisans principer. Jag hänvi- sar åter till afhandlingen Om statsförbund och statsunioner (s. 10 f.). Sedan förf. ka- rakteriserat furstesuveräniteten såsom regentens rätt att inom staten oinskränkt utöfva den högsta makten och folksuveräniteten såsom den allmänna viljans öfvermakt öfver hvarie enskild vilja, säger han: ,Med nutidens rättsståndpunkt är den absoluta suverä- niteten oförenlig, såväl i det förra som i det senare fallet. Obegränsad makt tillerkän- nes numera ingen, hvarken i den monarkiska eller republikanska staten. Huru än den högsta makten är organiserad, måste den i sin utöfning såsom verkställande makt vara bunden af lagen, såsom lagstiftande åter förbunden att respektera individens mänskliga rättigheter. — — Äfven den högsta makten är icke makten att förneka det rätta. Rättsstaten utesluter absolutismen; således äfven den absoluta suveräniteten.“ Man fin- ner häraf att Mechelin såsom högsta principer för statslifvet uppställde, icke jämlikhe- ten, utan rätt och frihet. Denna frisinnade politiska ståndpunkt blef Mechelin i olika lefnadsställning och un- der fortskridande ålder ständigt trogen. Han hörde ej till de frihetsvänner, hvilka så- som oppositionsmän larma för friheten, men komna till makten, själfva blifva despoter. Ej heller bragte „ärens snö” värmen för hans ungdomsideal att svalna. Om äfven hos den af de olika fordringar, som ändrade tidsförhållanden ställa på frågornas lösning. I grunden förblef hans vackra lifsåskådning alltid densamma. Till följd af sin statsrättsliga och politiska ståndpunkt kom Mechelin såsom stats- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 25 man att egna sitt mest hängifna arbete ät sädana frägor, som hänförde sig till utveck- landet, stärkandet och bevarandet af Finlands statsskick. Att detta arbete in re publica constituenda i början mer var riktadt på reformer och mot slutet hufvudsakligen kon- centrerade sig på försvaret för det som förefanns berodde äfven det på tidsförhällan- dena, ej pa en ändrad uppfattning. För öfrigt förbisag han icke ens under de mest kritiska tider behofvet af statsskickets utveckling. Till denna sida af Mechelins offentliga verksamhet hör framför allt hans arbete för ny regeringsform. Säsom bekant hade 1860 talets konstitutionella reformarbete, som afsåg äfven ny regeringsform, stannat med antagandet och utfärdandet af landtdagsord- ningen 1869. Då likväl 1772 års regeringsform, som jämte förenings- och säkerhets- akten af 1789 bildar vår viktigaste grundlag, är åldrig, delvis otydlig och i flere punk- ter icke ens omedelbart tillämplig samt till följd häraf lämnar möjlighet för vantolkning, hade det varit af stor betydelse, om Finland erhållit en regeringsform, hvilken såvidt möjligt uteslöt faran af misstydningar. Om därvid äfven några förbättringar kunnat vidtagas, hade vinsten varit så mycket större. Ledd af dessa synpunkter väckte Meche- lin vid 1877—1878 års landtdag förslag om aflåtande af en petition rörande revision eller åtminstone kodifikation af regeringsformen samt förenings- och säkerhetsakten. Pe- titionen omfattades af ridderskapet och adeln samt borgarståndet, men förkastades af de två öfriga stånden och fick därför förfalla. När sedermera den år 1884 under A. B. von Weissenbergs ordförandeskap till- satta kommittén för kodifikation af Finlands grundlagar 1 december 1886 afgifvit sitt förslag till regeringsform samt senaten efter långt dröjsmål på våren 1890 upptagit ären- det till behandling, fick Mechelin såsom medlem af det för dess beredning tillsatta se- natsutskottet utarbeta en sammanfattning af de viktigare till regeringsformen hörande stadgandena. Beträffande denna frågas vidare öden kan hänvisas till Mechelins egen framställning i den redan nämnda uppsatsen Ny regeringsform. Af samma uppsats framgår ock att han under sommaren 1905 enskildt utarbetade ett fullständigt förslag till regeringsform, hvilket sedan låg till grund för det i senaten uppgjorda förslaget till regeringsform, som år 1907 öfverlämnades till generalguvernören för att af honom in- sändas till monarken. Jämväl detta förslag redigerades, med ledning af diskussionerna i ett senatsutskott, af Mechelin. Förslaget, som icke inskränker sig till en kodifikation af gällande rätt, utan äfven i åtskilliga punkter tillgodoser behofvet af konstitutionens utveckling, torde kunna betecknas såsom mycket framstående. Att det icke ledde till positiva åtgärder är kändt. i Näst arbetet på ny regeringsform bör nämnas det öfriga lagstiftningsarbete på den offentliga rättens område, som under Mechelins ledning utfördes under hans andra sena- torstid. Då tillkommo den nya landtdagsordningen och vallagen, grundlagen om ytt- Tom. LXV. 26 R. A. WREDE. rande-, församlings- och föreningsfrihet, lagen om allmänna sammankomster och tjänste- mannalagen. Dessutom utarbetades förslag till tryckfrihetslag, till lag om föreningar, lag om rätt att granska lagligheten af styrelseledamöternas ämbetsätgärder och lag om högsta domstol, ehuru dessa förslag tyvärr ej ledde till slutligt resultat. Till Mechelins verksamhet pä det konstitutionella omrädet hör vidare hans arbete för utvecklingen af landtdageus budgeträtt, hvilket till största delen utfördes i ständer- nas statsutskott. Vid de första landtdagarna hade något fullständigt förslag öfver stats- verkets inkomster och utgifter för nästföljande landtdagsperiod ej blifvit uppgjordt. Då det likväl utan en dylik beräkning ej är möjligt att pröfva huruvida statsverkets ordi- narie tillgångar skola förslå för bestridandet af dess utgifter, eller om och till hvilket belopp bevillningar kunna erfordras, är det klart att representationens skattebevillnings- rätt ej kan på detta sätt effektivt utöfvas. På dessa skäl föreslog Mechelin redan i 1872 års statsutskott att ett budgetförslag skulle uppgöras för nästa femårsperiod, men uppgiften ansågs af utskottet vara omöjlig. Vid 1877—1878 års landtdag lyckades han emellertid, sedan han på egen hand uppställt den erforderliga kalkylen, genom- drifva sin åsikt, och därefter har vid hvarje landtdag ett dylikt förslag blifvit i stats- utskottet utarbetadt. Dessa förslag hafva gjort det möjligt för representationen att fak- tiskt utöfva sin grundlagsenliga rätt att granska statens finansförvaltning samt afslå för- slag om nya bevillningar, hvilka funnits vara öfverflödiga. När efter novembermanifestet 1905 förslag till ny Jandtdagsordning skulle uppgö- ras, yrkades såsom bekant att man därvid borde utvidga landtdagens budgeträtt. Men Mechelin, hvilken såsom viceordförande i senaten och ordförande i det för frågans be- redning tillsatta senatsutskottet ledde arbetet för uppgörande af proposition i ämnet, motsatte sig dessa yrkanden, emedan han med skäl befarade att deras förverkligande i förslaget skulle hafva till påföljd att detta ej blefve fastställdt. I stället utarbetade han ett särskildt förslag till „lag angående statsfórslaget^, hvilket genom sin klara och knappa affattning samt de sunda principer, åt hvilka det ger uttryck, utgör ett synner- ligen godt lagförslag. Af politiska skäl blef förslaget icke insändt till monarken. Seder- mera fick Mechelin i enkammarlandtdagen försvara landtdagens rätt med afseende å budgeten mot ingreppen från regeringens sida samt söka få till stånd en sådan upp- ställning af budgeten att landtdagen, utan att godkänna den olagliga militärkontributio- nen, kunde trygga anslagen för kulturändamäl. De förslag han i sist nämnda afseende gjorde, blefvo likväl endast delvis af landtdagen antagna. Att hans arbete på budget- rättens område byggde på rent statsrättslig grund behöfver knappt framhållas. Ytterligare ett område, som omfattas af Mechelins konstitutionella verksamhet, bil- das af de framställningar från landtdagen och senaten till landets monark, hvilka inne- bära yrkanden på upprätthållandet eller återställandet af grundlagarnas herravälde samt Tom. LXV. Minnestal öfver senatorn, fil. och jur. utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 27 aflägsnande af lagstridiga öfvergrepp och missbruk. Bland dylika framställningar, i hvil- kas tillkomst Mechelin hade en betydande andel, mä frän ständslandtdagarnas tid näm- nas den af ständerna 1894 aflätna adressen samt den s. k. stora petitionen vid 1904— 1905 års landtdag. I enkammarlandtdagen utarbetade han ett flertal både adresser och petitioner rörande det politiska läget samt utöfvade såsom ordförande i 1910 års grund- lagsutskott ett afgörande inflytande på landtdagens svar à propositionen med , lagförslag beträffande ordningen för stiftande af lagar och författningar af allmän riksbetydelse, som angå Finland“. TI detta samband bör äfven nämnas det redan åberopade petitions- memorialet till 1913 års landtdag, med förslag till riksakt, hvilket har sin betydelse däri att det anvisar den väg, på hvilken en uppgörelse med Ryssland, när tidpunkten för en sådan en gång inträder, kan bringas till stånd. Likaledes affattade Mechelin såsom senator flere hemställningar från senaten till monarken i enahanda syfte. I alla dessa hänvändningar till Finlands storfurste gjorde sig hans statsrättsliga insikter och glänsande stilistiska förmåga på bästa sätt gällande. Om det försvar för Finlands rätt, som han presterade genom sina talrika publika- tioner i politiska ämnen, har redan varit fråga. Mechelins politiska verksamhet omfattar sålunda tre särskilda sidor, af hvilka en- hvar är af den betydelse att den ensam för sig kunde tillförsäkra honom ett fram- stående rum i Finlands politiska historia, nämligen hans deltagande i landtdagarna, hans arbete i senaten samt hans öfriga, till stor del privata verksamhet i politiskt syfte, hvar- till isynnerhet hör utgifvandet af politiska skrifter, förbindelserna med andra länders statsmän och rättslärde samt i viss mån arbetet för fredssaken. Af Mechelins verksamhet vid landtdagarna hafva de viktigaste momenten redan blifvit berörda. Men hans intresse sträckte sig äfven till andra landsdagsfrågor än de rent politiska. särskildt till sådana som hänförde sig till myntväsendet och Finlands bank, till handel och näringar, samt isynnerhet till dem, som rörde andliga eller kultu- rella intressen, såsom vetenskap, konst, undervisningsväsende m. m., och för öfrigt till frågor af de mest olika slag. Hans inflytande vid landtdagarna var stort och berodde ej blott på hans eminenta begåfning, hans stora insikter och erfarenhet samt glänsande vältalighet, utan delvis äfven på andra omständigheter. Till dem hörde, utom annat, hans försonliga ställning till partierna i landet, hvilken väl möjliggjordes genom den centrala ställning han intog i språkfrågan, men innerst grundade sig på en djup öfver- tygelse om nödvändigheten af ett enigt uppträdande i landets lifsfrågor. Hans sträfvan att förena alla partier till ett samfäldt försvar för Finlands konstitution blef visserligen såtillvida endast delvis realiserad, att enkammarlandtdagens största parti ej kunde för- mås att ens i denna fråga fullt sammangå med öfriga grupper. Till den sammanslut- Tom. XLV. 28 R. A. WREDE. ning, som vid de senaste landtdagarna ägt rum mellan de s. k. borgerliga partierna har han emellertid verksamt bidragit. Såsom medlem af senaten fick Mechelin naturligtvis taga befattning med ärenden af de mest olika slag. Och detta skedde aldrig på ett byråkratiskt slentrianmässigt sätt, utan städse med en sjudande arbetslust och en rikedom på initiativ, som måste väcka beundran. Föremål för hans omsorger voro under den första senatorstiden isynner- het handeln och industrin samt sjöfarten, men därnäst äfven en mängd andra samhälls- intressen. Hans andra senatorstid åter, som varade endast två och ett halft år, var framför allt en återuppbyggandets, men därjämte äfven en det intensiva arbetets tid. Det gällde att efter den destruktiva regim, som under flere år varit rådande, återställa lag- liga förhållanden på alla områden samt att tillgodose samhällets behof af reformer. En större uppgift än den, för hvilken Mechelin då ställdes, har säkert aldrig förelagts en en finsk statsman. Redan de konstitutionella lagar, som omedelbart måste utarbetas, voro, såsom vi nyss sågo, icke få, och till dem anslöt sig ett stort antal andra förslag till lagar och förordningar, en del af betydande omfattning. Men dessutom kräfde för- valtningen, utom de vanliga omsorgerna, ett stort och svårt arbete för botandet af de skador, det föregående laglösa systemet medfört, och slutligen var förhållandet till den ryska regeringen, oaktadt oktober- och novembermanifesten, delvis ganska ömtåligt. Huru hela denna för landet betydelsefulla verksamhet afbröts, innan dess frukter ännu hunnit mogna, har redan framhållits. Jag kommer nu till den del af Mechelins politiska verksamhet, som faller utom hans arbete vid landtdagarna och i senaten. Härvid bör främst nämnas författandet af skrifter till utredande af politiska tvistefrågor samt till försvar för Finlands rätt. Raden af sådana skrifter är mycket lång, och att här närmare redogöra för dem kan därför ej komma i fråga. De viktigaste af dem hafva för öfrigt redan blifvit nämnda. Äfven på detta område har Mechelin presterat vida mer än någon annan finsk man. Ifrågavarande skrifter hafva utgifvits på flere olika språk, än på svenska eller de båda inhemska språken och vanligen därjämte på franska eller ryska, stundom äfven på ty- ska, än åter uteslutande på ett främmande språk, som då vanligen varit franskan. Ge- nom det fullständiga herravälde öfver sitt ämne, hvaraf de präglas, genom sin bindande bevisning samt sin klara, ofta nog glänsande stil bilda de ett af de viktigaste momenten i försvaret för Finlands rätt. Till försvaret i vidsträckt mening måste äfven det arbete hänföras, som gick ut på att göra Finland, dess kultur och dess rättsliga ställning kända såväl i Ryssland som i Vesteuropa. Hit hör utgifvandet af den redan nämnda monumentala publikationen Fin- land i 19:de seklet. I enahanda syfte grundade Mechelin år 1900 den franska tid- skriften ,l Européen“, som innehöll artiklar äfven rörande Finland, samt medverkade på Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 29 ledande sätt i den tyska Finnländische Rundschau. Han tog äfven initiativ till grun- dandet af den ryska tidskriften Finljandia, som från år 1909 under redaktion af kap- ten Igelström utgafs af D. Protopopoff, men redan påföljande år indrogs. Och för samma ändamål verkade han äfven genom artiklar i åtskilliga andra utländska tidskrifter. Men det var icke blott genom utgifna skrifter som Mechelin förfäktade Finlands sak i utlandet och där gjorde sitt land kändt i vida kretsar. Han gjorde det äfven genom direkt utbyte af tankar med framstående rättslärde och politiker i olika länder, dels muntligen vid personligt sammanträffande under sina talrika resor, dels genom en omfattande brefvüxling. I sådant afseende må några antydningar här meddelas. Sin första bekantskap med ryska statsmän gjorde Mechelin vid de resor han i bör- jan af 1880 talet i offentliga uppdrag företog till S:t Petersburg. Förbindelserna fort- sattes och utvecklades genom sändningen till Spanien 1887 och resor till S:t Petersburg under 1890 talet. Under den bobrikoffska tiden knöt han närmare förbindelser med medlemmar af framstegspartierna i Ryssland. När sedan, efter Bobrikoffs död, ständerna kallats till landtdag i slutet af år 1904 och Mechelin återvändt från landsförvisningen, trädde han åter i beröring med representanter för den ryska regeringsmakten. Salunda företog han, efter det ständernas stora petition blifvit expedierad, på grund af ett vid ett privat möte af landtdagsmän fattadt beslut, jämte professorn Otto Donner och bank- direktören Felix Heikel en resa till S:t Petersburg. Här besökte alla tre den 18 ja- nuari 1905 generalguvernören, furst Obolenski, och följande dag, den 19, gjorde Meche- lin ensam ett besök hos ministerpresidenten Witte, med hvilken han redan förut var bekant. Ändamålet med besöken var att verka för ett gynnsamt svar å den stora pe- titionen och särskildt för upphäfvande af den olagliga värnepliktsförordningen af 1901, eller åtminstone för inställande af dess tillämpning, 1 hvilket sist nämnda afseende ända- målet jämväl vanns. Den hållning de resande i denna fråga intagit blef vid möten, som elter hemkomsten höllos med landtdagsmän, af dem godkänd. Sedan besökte Meche- lin under årets lopp upprepade gånger furst Obolenski och jämväl ett par gånger Witte i S:t Petersburg. Hans relationer med ryska statsmän under den tid han var senator kunna här förbigås. Med den dåvarande lojala generalguvernören, geheimerådet Ger- hard, stod han på förtrolig fot. Bland medlemmar af framstegspartierna i Ryssland, med hvilka han under de senaste åren stod i vänskapligt förhållande, må här endast nämnas furst P. D. Dolgorukoff, dumamedlemmarne Miljukoff, Jefremoff och baron von Meyerdorff, riksrädsledamoten, professor Grimm samt litteratören Protopopoff. Med rättslärde i Europas kulturstater stiftade Mechelin första gängen bekantskap under sina studieresor till Berlin, Wien och Paris. Bekantskapen underhölls och ut- vidgades genom andra resor till utlandet, bl. a. äfven genom deltagandet i penitentiär- kongressen i Stockholm 1878. Men det var dock först under sista decenniet af 19.de Tom. XLV. 30 R. A. WREDE. seklet samt därefter, som han trädde i närmare relationer med flere af den internatio- nella rättens främsta representanter i särskilda länder. Sälunda stod han i vänskapligt, delvis intimt förhållande till bl. a. von Bar i Göttingen och Westlake i London, Lyon- Caen, Anatole Leroy-Beaulieu och de Lapradelle i Paris, Ernest Nys i Brüssel, van der Vlugt och Oppenheim i Leyden samt Getz och Hagerup i Kristiania, äfvensom till flere ledande statsmän i Sverige. Öfverallt åtnjöt han högt anseende och uppriktig aktning. Af stor betydelse i politiskt hänseende är slutligen det inflytande Mechelin utöfvade på allmänheten i sitt eget hemland. Helt säkert har ingen i så hög grad som han bi- dragit till att hos denna allmänhet utbreda kännedom om Finlands statsskick samt en konstitutionell uppfattning i våra politiska frågor. Han gjorde det såsom professor ge- nom sina liffulla och medryckande föreläsningar, vidare genom sina skrifter och hela sin politiska verksamhet. Att han genom denna delvis omedvetna inverkan på sina landsmän afsevärdt stärkt sitt folks motståndskraft, är uppenbart. Oaktadt den bestämda ståndpunkt Mechelin intog i fråga om Finlands rättsliga ställning och den energi, hvarmed han försvarade landets konstitution mot alla angrepp, förde han alltid striden på ett ädelt sätt. Å ena sidan ville han att motståndet skulle stå på lagens grund och endast lagliga medel användas, å den andra erkände han oförbe- hållsamt Finlands förpliktelser mot Ryssland samt var beredd att tillmötesgå skäliga el- ler berättigade anspråk från rysk sida, blott Finlands konstitution därvid respekterades. Detta framgår såväl af särskilda af hans politiska skrifter — se t. ex. den redan an- förda broskyren I frågan om ett närmare ordnande af de rättsliga förhållandena mellan Ryssland och Finland — som af värnepliktsutskottets vid urtima landtdagen 1899 be- tänkande och flere vid landtdagarna under hans medverkan tillkomna framställningar till monarken. Det bästa vittnesbördet därom är likväl det ofvannämnda, till 1913 ärs landtdag inlämnade petitionsmemorialet med förslag till riksakt, hvilket tillika visar att han äfven under den svåraste situation icke ville inskränka sig till protester, utan äfven vidtaga positiva åtgärder för framtiden. Ett indirekt bevis härpå är äfven den vänskap och högaktning han åtnjöt från framstående ryska patrioters sida, ty ett sådant förhål- lande hade icke varit möjligt, om hans ståndpunkt gentemot Ryssland varit oförsonlig eller intransigent. j Ehuru Mechelins verksamhet såsom politiker och statsman var så omfattande att den mer än väl kunnat utfylla en äfven efter stort mått tilltagen lifsgärning, inskränkte sig hans arbete och intresse ingalunda till hithörande frågor. De sträckte sig tvärtom till snart sagdt allt slags kulturarbete, så att han i sanning kunnat om sig själf säga: nihil humani mihi alienum est. Och på alla områden, å hvilka han försökte sig, gjorde sig hans eminenta begåfning på sådant sätt gällande att han på hvart och ett af dem kunnat blifva en af de främste. Sälunda är det icke tvifvelaktigt att han, om förhål- Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 31 landena medgifvit honom att mer odeladt egna sig ät vetenskapligt arbete, hade blifvit en mycket framstående vetenskapsman, helst äfven hans sinne för rättvisa tycktes göra honom särskildt fallen för rättsvetenskapen. Emellertid måste jag lämna hans verksam- het såsom vetenskapsman och universitetslärare med de antydningar som därom redan gjorts. Och helt och hållet måste jag förbigå hans arbete vid tvenne kyrkomöten och i en mängd kommittéer, liksom ock hans verksamhet såsom ordförande för Helsingfors stadsfullmäktige, såsom fullmäktig för Finlands bank samt medlem af Föreningsbankens direktion och bankutskott, och i ett flertal föreningar och samfund för olika ändamål, hans medverkan i särskilda industriella företag och hans verksamhet såsom jordbrukare, äfvensom hans sträfvanden för konst och litteratur. Däremot är det nödvändigt att i korthet beröra hans deltagande i fredsrörelsen, ty detta sammanhänger i viss mån med hans politiska verksamhet öfver hufvud. Mechelins första åtgärd i fredsvänligt syfte är så karakteristisk att den bör här omnämnas. År 1900 på våren hade professor von Bar i Göttingen i en broskyr ') föreslagit inrättandet af en själfständig, af rättslärde från olika länder sammansatt in- ternationell akademi, hvilken genom att grundligt och opartiskt utreda internationella tvistefrågor samt i dem afgifva utlåtande, skulle verka för fredens bevarande. Mechelin upptog tanken på en internationell institution eller akademi, men ville gifva den ett vidare syfte. Enligt honom skulle dess uppgift vara att uppställa och söka göra gäl- lande vetenskapliga och rationella grunder för staternas politik, m. a. o. att bereda rätts- vetenskapen ökadt inflytande på politiken samt därigenom gifva denna, som i regeln var moraliskt underhaltig, en högre etisk halt. Då han samma år på hösten skulle göra en resa till utlandet i finansiellt syfte ”), beslöt han att tillika söka verka för realise- randet af denna plan. Han besökte i sådant afseende främst v. Bar, vidare Westlake i England samt särskilda målsmän för den internationella rätten i Frankrike, Neder- länderna, Belgien, Tyskland och Danmark samt fann hos de flesta förståelse och intresse för saken. För att i finansiellt hänseende möjliggöra planen, beslöt han, efter förnyad öfverläggning med v. Bar, att söka intressera den norska Nobelkommitténs styrelse för densamma och besökte för ändamålet kommitténs ordförande Getz, äfvensom Hagerup, i Kristiania. Sedermera inlämnade både v. Bar och Mechelin på våren 1901 till kommitténs styrelse motiverade betänkanden i frågan, därvid Mechelin ånyo besökte Kristiania. På grund af dessa betänkanden utarbetade Getz ett förslag till organisation med de nobel- 1) „Der Burenkrieg, die Russifizierung Finnlands und die Haager Friedenskonferenz.^ 2) För att bringa till stånd ett internationellt kreditinstitut för tillgodoseende af Finlands och de skan- dinaviska ländernas kreditbehof. Detta syfte uppnåddes icke. Tom. XLV. 32 R. A. WREDE. ska medlen af ett nobelfredsinstitut i Kristiania, i hufvudsaklig öfverensstämmelse med Mechelins plan, och besökte i slutet af oktober denne i Stockholm. Kort därpå afled Getz, till oberäknelig skada för saken. Frågan föredrogs därefter i kommittén, som emellertid uppsköt organiserandet af nobelinstitutet på obestämd tid. Mechelins initia- tiv ledde således ej till direkt resultat. Han hade emellertid utsått tankar, som i en framtid kunna bära frukt. Det nästa steget af Mechelin till förmån för fredssaken var hans deltagande i 18:de internationella fredskongressen i Stockholm i augusti 1910, hvilket skedde på grund af officiell inbjudning och blef betydelsefullt ej blott därför att Finland var med, utan ännu mer för sättet, hvarpå landet företräddes, och den riktning han i visst afseende gaf kon- gressens sträfvanden. Vid kongressen, där Mechelin utsågs till ordförande för den finska gruppen, i hvilken egenskap han var en af viceordförandena vid kongressens allmänna möten, samt till medlem af dess lagutskott (commission de législation) refererade han frågan „les causes des guerres“ och föreslog därvid att den internationella fredsbyrån skulle uppmanas att tillsätta en kommitté af sakkunniga personer för att utarbeta en redogörelse för de verkliga orsakerna till de krig, som ägt rum sedan år 1815. I sitt referat framhöll han bl. a. vikten af att undersöka hvilken inverkan regeringarnas inre politik utöfvat på den yttre och betonade starkt att endast den fred, som är grundad på det rätta, är en verklig fred. Förslaget godkändes och för dess realiserande anslog Carnegiefonden 1911 ett belopp af 120,000 dollars. I förbigående må nämnas att äfven den finska frågan behandlades vid kongressen, som därvid enhälligt antog en resolution till förmån för Finland. Mechelin och hans landsmän vid kongressen deltogo hvarken i förberedelserna eller diskussionen rörande denna fråga. Äfven till den 19:de internationella fredskongressen, som skulle hållas 1911 i Rom, men inhiberades och hölls i september 1912 i Genéve, erhöll Mechelin inbjudning. I en redogörelse, som han 1911 afgaf rörande finska folkets ställning till fredsidén, heter det bl. a.: „Den yttre fredens välsignelser äro paralyserade öfverallt, hvarest det rättas herravälde icke är realiseradt i statens inre lif. — — Fredsrörelsen, ehuru i främsta rummet hänförande sig till internationella förhållanden, skall på samma gång utöfva ett hälsosamt och ett alltmer oemotståndligt inflytande på den inre politiken i hvarje stat, „qui aspire à l’honneur d’être reconnue comme un garant de la paix“. Vid kongressen, där Mechelin beklädde samma funktioner som i Stockholm, refererade han ånyo frågan „les causes des guerres“. ] referatet framhåller han, under anslutning till ett af frans- mannen Arnaud väckt förslag om kodifiering af den internationella offentliga rätten, att enligt denna kodifikation de allmänna principer, som behärska den offentliga rätten, böra tillämpas på hvarje stat eller folk, vare sig det är suveränt eller icke. Folkens offentliga samvete får icke förblifva likgiltigt gentemot de nationaliteters öde, som bero Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och jur. utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 33 af andra, mäktigare folk. Dessa nationaliteter mäste, säger han, kunna hos den inter- nationella rättvisan päräkna skydd mot en förtrycksregim, som hotar att förstöra deras autonomi eller deras nationella kultur. Mechelins uttalanden, som vid båda kongresserna mottogos med stort intresse och lifligt bifall, hafva utan tvifvel väsentligen bidragit därtill att de internationella freds- kongresserna, som tidigare sysselsatt sig nästan uteslutande med förhållandet mellan su- veräna stater och medlen att förekomma krig mellan dem, begynte rikta sin uppmärk- samhet äfven på stater, som sakna suveränitet, och på folk, som bero af andra, starkare folk, samt att öfver hufvud tillerkänna rättssynpunkter större betydelse än förr. Sin uppfattning i fredsfrägan utvecklade Mechelin ytterligare vid ryska fredsförenin- gen Mir’s möte i Moskva, i maj 1913, i hvilket han, ehuru angripen af sjukdom och trött af den nyss afslutade landtdagen, på grund af personlig och förnyad inbjudning deltog och där han ej blott rönte varm sympati, utan äfven fick mottaga en storartad hyllning. Vid ett möte af samma. förening efter Mechelins död höll den kända freds- vännen, furst P. D. Dolkorukow ett tal till hans minne; däri han prisade den aflidnes förtjänster om fredssaken och lyckönskade Finland till en sådan medborgare och patriot, hvilken ställde det rätta såsom grund för sin politiska och allmänna världåskådning. Mechelin var fredsvän, men han ville icke fred till hvad pris som helst, icke en sådan fred som t. ex. den heliga alliansens, en yttre fred mellan de mäktiga, med för- tryck i det inre och mot de svagare. Han ville fred på det rättas grund, och hans strätvan såsom fredsvän gick därför ut på att väcka, utbreda och fördjupa det interna- tionella rättsmedvetandet hos folken, så att en dylik förtryckspolitik ej längre skulle to- lereras. Betecknande är i sanning att det sista arbete han planlagt och hvars innehåll han såtillvida redan genomtänkt att han hade kapitelrubrikerna antecknade, bar titeln: Rätt, frihet och fred, politiska studier af L. Mechelin. Sålunda koncentrerades hans sträfvanden, isynnerhet vid slutet af hans lif, kring en enda brännpunkt, det rättas förverkligande. Han lif blef alltmer, ju längre det led, en kamp för rätten och särskildt för hans fosterlands rätt. Åt detta mål egnade han sin lysande begåfning, sin varma hängifvenhet och sin fenomenella arbetsförmåga. Mechelins. intelligens var af en isynnerhet för våra förhållanden sällspord klarhet, skärpa och omfattning. Den var därjämte förenad med en sällsynt förmåga att i tal och. skrift gifva uttryck åt sina tankar. Mechelin var liksom född talare. Redan den imponerande gestalten med det värdiga och otvungna uppträdandet, den manligt vackra, bärande stämman och den urbana tonen utgjorde yttre företräden, som verkade att man gärna hörde honom. När därtill innehållet var värdefullt, slutsatserna grundade på bin- dande skäl samt disposition och uttryckssätt rediga och träffande, kunde verkan ej för- felas. Likaledes var stilen i hans skrifter utmärkt af en kl h elegans, som en- Tom. LXV. 34 R. A. WnaEDE. dast sällan påträffas. Mechelins arbetsförmåga åter var så stor att äfven den som kunde på nära håll följa med hans arbete, hade svårt att förstå när och huru han medhann allt det som han faktiskt utförde. Såväl i de landtdagsutskott han tillhörde, som i senaten, medan han var medlem af denna, affattades de svåraste och mest makt- päliggande framställningarna i regeln af honom. Och städse hade han utom sina offentliga värf en mängd sådana af mera enskild art. Detta berodde därpå att han, till följd af sin godhjärtenhet och i medvetandet om sin snart sagdt obegränsade presta- tionsförmåga, hade svårt att svara nekande, när hans medverkan begärdes för någon allmännyttig uppgift eller hans råd söktes i svårare frågor. Han kunde ju till och med knappast vägra att mottaga ett vanligt besök, äfven då tiden var fullt upptagen af viktigare göromål. Under senare delen af hans lif tog äfven hans korrespondens, isyn- nerhet den utländska, hvilken han för öfrigt skötte med samma ordning och plikttrohet som allt annat, en betydande tid i anspråk. Följden häraf blef att han måste använda en ej ringa del af nattens timmar till arbete. Och ehuru han arbetade lätt och snabbt, blef hans arbetsdag på detta sätt oftast mycket lång. Emellertid skulle Mechelin, oaktadt sin strålande intelligens och enastående förmåga icke hafva blifvit den han var, om ej till dessa egenskaper kommit hjärtats godhet och värme samt karaktärens adel. Redan från hans barnaår berättas att han aldrig gjorde sina föräldrar bekymmer, utan alltid var älskvärd, god och välvillig. Sådan förblef han hela sitt lif. Medan hans hemlif gestaltade sig så harmoniskt som möjligt, var han till- lika i sällskap gladlynt, kvick och angenäm, i vänskap pålitlig och trofast. Han kunde ock mer än de flesta glömma personliga oförrätter, men glömde aldrig en honom gjord tjänst. Och liksom han i det enskilda umgänget ofta glömde sig själf för tanken på andra, hade han ock förmågan att helt offra sig för det allmänna, för fosterlandet. Denna rena och varma fosterlandskärlek var kanske hans största egenskap och erkändes obetingadt äfven af hans motståndare. | I hans hängifna och svära kamp för Finlands rätt upprätthöllos hans krafter och styrktes hans mod af hans ljusa, harmoniska lifsäskädning. Han trodde, till och med när det såg som mörkast ut, på kraften hos de ljusa och goda makter, åt hvilkas tjänst han helgat sitt lif; han bibehöll, äfven när våldet triümferade, den orubbliga tillför- sikten att rätt och sanning dock till slut skola segra. Det har sagts att Mechelins lysande gåfvor ej hade rum att utveckla sig i våra små förhållanden, att han i vidare förhållanden hade kunnat blifva en storhet efter högre mått. Må så vara; Leo Mechelin var en statsman, som i hvilket land som helst hade kunnat intaga en af de främsta platserna. Men å andra sidan var det mål han före- lagt sig, att för ett land i Finlands läge bevara och utveckla dess historiskt gifna, på germansk, frisinnad grund uppvuxna samhällsskick, högt nog för äfven den störste och Tom. LXV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 35 bäste. Att han klarare än kanske nägon annan fattade detta mäl samt med vida större förmåga än någon af sina landsmän och med en aldrig svikande hängifvenhet och till- försikt arbetade för dess förverkligande, däri ligger hans stora och för alla tider blifvande betydelse för Finland. Han blef symbolen för detta sträfvande, förenings- bandet mellan och ledaren för dem som kämpade för samma mäl. Gentemot utlandet består hans betydelse däri att han framför andra utgjorde repre- sentanten för det bästa Finland äger, dess samhällsskick och kultur, samt mer än nå- gon annan bidrog att sprida kännedom om Finlands rättsliga ställning samt att väcka sympati för dess rättvisa sak. Äfven i detta afseende blef hans namn en symbol. Lik- som Finlands fiender pä honom koncentrerade den ovilja de hyste mot detta land, tänkte dess vänner, när fråga var om Finland, vanligen främst på Mechelin och öfverflyttade på landet den sympati, hvarmed de omfattade hans person. Att Finland kunnat frambringa en statsman och fosterlandsvän af sådan storhet och ädel läggning som Leo Mechelin, en man, som med sådan förmåga, hängifvenhet och trohet kämpat för dess rätt, skall alltid utgöra en ära för landet och äfven efter hans död lända detsamma till styrka. Det skulle icke förunnas Mechelin att se den ljusning för landet gry, som han så ifrigt väntat och för hvilken han så troget arbetat. För en man som han, hvars hela lif uppgick i sträfvandet att trygga sitt folks framtida välfärd, särskildt genom beva- randet och utvecklandet af den rättsordning, som utgjorde det främsta villkoret för en sådan lyckligare framtid, måste det mer än för andra kännas bittert att se denna rättsordning bit för bit förstöras. Sorgen häröfver, i förening med öfvermåttet af ar- bete, bröt hans starka krafter, så att han ej mer förmådde motstå sjukdomens angrepp. Man säger att ingen människa är oersättlig. Säkert är dock att Leo Mechelins plats hos oss ej kan fyllas. Men minnet af det mod och den tillförsikt han städse vi- sade, af hans fasta tro på det rättas seger och sitt folks framtid, skall alltid för hans landsmän utgöra en maning att utan misströstan arbeta för Finlands rätt. Tom. XLV. 36 R. A. WREDE. Förteckning öfver senator Mechelins i tryck utgifna skrifter. Statsrättsliga arbeten. Öfversikt af Svenska Riksrädets statsrättsliga ställning från Gustaf I till 1634 (akademisk af- handling). Helsingfors 1873. Om statsförbund och statsunioner I (akademisk afhandling). Helsingfors 1873. Storfurstendömet Finlands grundlagar, jämte bihang. Helsingfors 1877. G. W. Edlund. An- dra upplagan 1891. Äfven på finska. Kort framställning af storfurstendömet Finlands statsförfattning och förvaltning. Helsingfors 1885 (jämte K. G. Ehrström och R. Montgomery). Äfven på finska. Précis de droit public du grand-duché de Finlande. Helsingfors 1886. A Precis of the public law of Finland. Translated by Charles J. Cook. London 1889. Chap- man and Hall. Samma arbete på ryska. Das Staatsrecht des Grossfürstentums Finnland (i Marquardsen's Handbuch des öffentlichen Rechts). Freiburg i. B. 1889. Mohr. Finlands grundlagars innehåll. Helsingfors 1896. Folkupplysningssällskapet. Äfven på fin- ska. Andra upplagan 1899. La Constitution du grand-duché de Finlande. Paris 1900. Société nouv. de librairie et d’edition. Mindre skrifter af statsrättsligt eller politiskt innehåll och polemiska skrifter. Om de politiska studierna (inledande föreläsning höstterminen 1875). Finansfrågor ur Helsingfors Dagblad, 1877. Förteckning öfver skrifter i rätts- och statsvetenskapliga ämnen samt lagsamlingar m. m., ut- gifna i Finland åren 1809—1878. Står Finlands rätt i strid med Rysslands fördel? Ett inlägg i tidens frågor. Helsingfors 1890. G. W. Edlund. Äfven på finska och ryska. La question finlandaise. Lettre ouverte å M. le rédacteur resp. du Journal de S:t Petersbourg. Helsingfors 1893, Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och juris utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 37 Finlande. Lettre de M. Mechelin a propos de la question de la prospérité finlandaise etc. (särtryck ur Revue politique et parlementaire). Paris 1896. Réponse a la brochure officielle „Le manifest imperial du 3 février 1899 et la Finlande.“ Paris 1899 (ej i bokhandeln). La situation politique de la Finlande (särtryck ur Revue de droit international et de legisla- tion comparee). Paris 1900. Till frågan om Finlands autonomi och grundlagar. Kritik af en — — af prof. em. N. D. Sergejeffsky i S:t Petersburg utgifven broskyr. Stockholm 1903. Äfven på ryska. Herr von Plehwe och den finska frägan. Stockholm 1903. Äfven pä franska. Olika meningar i rysk-finska frågor. En granskande öfversikt. Helsingfors 1908. G. W. Edlund. I frågan om ett närmare ordnande af de rättsliga förhållandena mellan Ryssland och Finland. Helsingfors 1909. G. W. Edlund. Äfven på finska och ryska. Documents, concernants un conflit entre les gouvernements de Russie et de Finlande. Hel- singfors 1909. Aktenstücke einen russisch-finnländischen Rechtskonflikt betreffend. Helsingfors 1909. Den ryska lagen af den 17 (30) juni 1910, ang. etc. Helsingfors 1910. G. W. Edlund. Äfven på ryska. Uppsatser i sammelverk, tidskrifter och tillfällighetspublikationer. I Öfversikt af Finska Vetenskaps-Societetens förhandlingar, Politiken säsom vetenskap (föredrag i Societeten den 19 februari 1912). I Tidskrift utgifven af Juridiska föreningen i Finland, Om en internationell domstol. 1873. Robert von Mohl. 1878—1879. ' | Lagstiftningen om naturalisation i Finland. 1878—1879. Minnesord öfver Bluntschli. 1881. Rudolf von Gneist. 1896. Från rättspolitikens område. 1912. I Finsk tidskrift, 4 Konstitutionell politik. 1876. De fyra ständen. 1876. A. Hedin, Den östeuropeiska frägan. Anmälan 1877. Politik och kongresser. Öfversikt. 1877. Frans Ludvig Schauman. 1877. Synpunkter i värnepliktsfrägan. 1877. Brachelli, Die Staaten Europas. Anmälan. 1877. Johan Jakob Nordström, I och II. 1878. Robert Björkenheim. 1878. Internationella penitentiärkongressen. Öfversikt. 1878. Lagus, Johan Jakob Nordström. Anmälan. 1878. Tom. XLV. 38 R. A. WREDE. Meurman, Om kronoutskylderna. Anmälan, 1878. De politiska partierna. 1879. Castren, Finska deputationen. Anmälan. 1879. I fräga om partierna i Finland. Polemik. 1879. Värnepliktens genomförande. 1881. Om Finlands deltagande 1 utställningen i Köpenhamn. Polemik. 1888. Danielson, Finlands förening med ryska riket. Anmälan. 1890. Vid årsskiftet. 1891. Om lagkodifikation i Finland. 1892. Vid ingången af det nya året. 1897. Fortsatta angrepp mot Finlands rätt. Publicerad i rysk öfversättning 1 tidskriften Vjästnik Jevropy. 1898. Juhani Aho, Panu. Anmälan. 1898. Robert Montgomery. 1898. Vid begynnelsen af året. 1900. I det tjugunde seklets gryning. 1901. Solidaritet. 1901. En blick 1 rättshistorien. 1901. I Januari 1905. Vid ärsskiftet. 1909. Arbetet för freden. 1910. I Finland à 19:de seklet, hvilken publikation under medverkan af flere författare och konstnärer år 1893 utgafs af L Mechelin och utkom på sex språk, har utgifvaren författat afhandlingarna Politisk öfversikt, samt Landtbruk, industri och handel. I Atlas öfver Finland, utgifven af Sällskapet för Finlands geografi, 1910, artikeln Politisk och administrativ organisation. I verket Finska militären, Stockholm, 1902, Wahlström & Widstrand, författat Företalet. I festskriften Nylänningen, Jämlikhetsidealet, 1896. I publikationen Från brytningstider, Ny regeringsform, 1913. I publikationsserien Ekonomiska samfundet 1 Finland, föredrag och förhandlingar, En mängd föredrag, minnesord m. m. Bland öfriga tal och föredrag, som särskildt publicerats, kunna nämnas talen: Vid festen i Helsingfors för Z. Topelius d. 14 januari 1888. Vid folkupplysningssällskapets sång- och musikfest i Åbo 1892. Vid aftäckningen af statyn öfver Alexander II, den 29 april 1894. Vid Kejs. Finska hushållningssällskapets hundraårs högtid den 1 nov. 1897 (i en publikation med detta namn, Åbo 1898). Tom. XLV. Minnestal öfver senatorn, fil. och jur. utr. doktorn Leopold Henrik Stanislaus Mechelin. 39 Vidare har Mechelin publicerat en mängd uppsatser i Litterär tidskrift, 1863, 1864, de ryska tidskrifterna Vjästnik Jevropy och Finljandia, de tyska Die Nation och Finnländische Rundschau, de franska Revue politique et parlementaire, Revue de droit international et de lé- gislation comparée och La Nouvelle Revue, äfvensom i Bulletin de la Société de législation com- parée och Les bulletins officiels des Congrés universels de la paix, studenttidskriften Holmia i Stockholm, samt i tidningarna Barometern 1861, Helsingfors Dagblad 1862—1885, Hufvud- stadsbladet, Nya Pressen, Aftonbladet, Stockholms Dagblad, le Temps och Indépedance belge. LIES '' Vie - | L Fr * übel me j TA usó 4 Sio Nevis va ï 2124 " à "TY i TRIST n ur Ho df TATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. Not UN ei EUR: DER BILITERDUR NATIONALE an ' LOO v DE US MEUS DANS v À » ; ! ACTA SOGIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. N:o 2. EIN BEITRAG ZU,DER VR AW VON | T. E. KARSTEN Mit 3 Tafeln im Texte. Manu t | . HELSINGFORS 1915, | DRUCKEREI DER FINNISCHEN LITERATURGESELLSCHAFT, | WWW Y ki hmi 1 D 1 "à 1 W Kor J í SON : ‘ 3 VAN À LE vy. hj UR Ug j y { | Jj ur AU NON M A ANS j 1 | ^ 4 ADU AM wr un VOU / y ! Ne i AND, N À l4 1 4 1 y i À N i^ 7 p T dust j [ "S i ) / 4 i i | US Ti | Y Wir i ! N 1 | : | jl : P ; N i utes Å % 2 4 ' \ \ | | A N EN) i { \ d. 4 27 Y Lj t i | (Um unn h i 11 À | " | y \ | ' AA ^ Ÿ JAN ^ \ " \ N WI I I 1 k | I P 1 TATIS SCIENTIA | . TOM. XLV. No 3. FENNICE N ^ N d ^ j : : Y 1 ar M LA ES DE EN HR CA LE CE HS ER RENE GI EU ra] URAN IBI nn { D: d NET NAE P MEC TE tI ea Ns, CM HE "i YH N ta LM RS "n an 1 N IDLUDENN IV» 4 DIN NUT ^ 4 7 To VIAL YU SPARE ERST p 4 zu i 1 ^ Fer tt) 1 ; 3 | : RN 1 iP LT P N. A t 1 "Y . SV 14 RUHR ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. N:o 4. Contribution a l’etude de la quantite en lette par Jean Poirot (Travail du laboratoire de phonétique à l'université de Helsingfors) Helsingfors 1915, Imprimerie de la Société de Littérature Finnoise. f A^ f eS SN Bow , j À / ' i i \ MN 4 jJ | 2:2) n I n / y 1} | " B) n { T : " 1 ACTA SOCIETATIS SCIENTIARUM FENNICÆ TOM. XLV. MINNESTAL ÖFVER SENATORN, FIL. OCH JURIS UTR. DOKTORN LEOPOLD HENRIK STANISLAUS MECHELIN HÅLLET VID FINSKA VETENSKAPS-SOCIETETENS ÅRSHÖGTID DEN 25 MAJ 1914 HELSINGFORS 1914, FINSKA LITTERATUR-SÁLLSKAPETS TRYCKERI, NN Ty Uh ur TY BRENZ Dictons edel punt fe H L " ren "" e us i riri t hå KRA ved ren RE RI D Uses ee he Lea ee nes rot enter ee a ET EST el T ed ee ee ea ie ae e Meere n (aee " ji vi oo. rete tn eje nes ete! ee ee pied Fer rte TRACE der. h reli m" postes n ) på qme BE + EH aui 1t 3 à jon us n nu mud H H Wintit + FREINER uuu EN in 8i ibus Hu ib nnd HARAS BARRE | N N | EH m M epum ee ea mn n deret "DET mu iretur quuin i rgeieieta tr ais 1 4 it * Der Me een e Vine sie tra m fö et reed] 4 Hip [LH MEURT et t e GUI eI none ninm Rea nå " : ted "c » : i - z higher pet nero 3 d M qi | : | RUE N) up RS n | à ARES à il | m | M n m il iin | | i! il SÖN : SÖN SÖN i His RARE SISTER SFS area RENT ete rene pére tee ne steder mt ee a ee Te stets n : iU B H n i DOOR i IN 11i : à H + i tit ARR EN Un iu RH } qi i dubbi i Mur qu 5 - iH uu | icd Aint | nn Bui Hinr iH i ii Rs 1 n du 3i B n \ Wand un firat di r Hii NE "Bb s tmt ee? * LEE be or MEN ed e" " ne epa tee escis rob T mint enin Mert IH a cnm Peas arr Ma Rennes 7 - - : : a à M 4 ee e Fl Ren E dn ee aa re ^ ee D mereners . sacr i 2 cet eere Teribeipo sad uv nn * 4 Let hir = ne nee rar res ws ent pus e iiir FIR re HR in : in 1 tipp utn M nonni mu 1 et Z — Mieten minier = hatet perit 2 eres ieget rin 4 Temi darts ei ‚om jr ans ai Cr a" Pro erred au woniwin io e en Le oam " " nr p " ri " en i eel tete . u ae FE uni ie I Trier rere aies ee ne "t "m ^ jeder simt Dies purent DL nt ee " get " etaim ire Connie we ^ e ee A m * - Hae M ejui t rir Ier eia be zs rir " 1 "1 eet Chen eate Pto : een rungen Me Tee darti Tm sed | + M " + n nr en aene = tern ca ee Di pere 2 Prairie rien ie ^8 evecaóa a0 - mo qereqersipie te: meinte